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THE GIFT OF
Henry V). Sage
1891
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGIE.
ZEITSCHRIFT
»Ob
NATURGESCHICHTE UND URGESCHICHTE DES MENSCHEN.
JIEGRÜNDKT VON
A. ECKER cnii L. LINDENSCHMIT.
Organ
der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie undUrgeschichte.
Unter Mitwirkung
vun
A. Bastian in Berlin, O. Fraas in Stuttgart, F. v. Hollwald
in Toll, W. Hi* in Leipzig, H. v. Höldor in Stuttgart, I>. BQtimoyor in Baad,
U. Schaaffhauaen in Bonn, C. Semper iu WOrzburg, B. Virchow in Berlin, C. Vogt
in Genf. A. Vom in Berlin und H. Wolckor in Hülle,
hernuagegeben und redigirt
von
L. Lindenschmit in Mainz und J. Ranke in Manchen.
Neunzehnter Band.
Erstes und zweites Vierteljahrslieft.
(Auagegebon Januar 1SÜO.)
Mit in den Text eingedruckten Abbildungen und drei Tafeln.
BRAUNSCHWEIG,
DRÜCK UND VERLAO VON FRIEDRICH VIEWBOUND SOHN.
18 9 0.
INHALT DES ERSTEN UND ZWEITEN HEFTES.
Solt«
I. Verbindungen zwischen Skandinavien und dem westlichen Kuropa vor Christi Geburt. Von Pro-
fessor Oscar Montelius. Mit 14 Abbildungen 1
II. Arm und Reich zur Mcrovinger Zeit. Von I>r. C. Mehlis . 23
III. Oie Tatfhtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. Von Dr. von Luschan.
Mit fünf Abbildungen und einer Curventafel 31
IV. Knpfmessiiugeu kaukasischer Völker. Von vou Erekert. (Fortsetzung aus Band XVIII.) .... 65
V. Hügelgräber bei Frankfurt a. M. Von A. llamnieran. Mit Tafel I, II, III 86
Referate :
1. Die Prähistorie in Oesterreich. Von Dr. Moritz Hoernes. (Schluss.) IUI
2. Graf Alexei Bobrinskj. Die Kurgaue und die zufälligen archäologischen Funde in
der Nähe der Ortschaft Sniela. Tagebücher fünfjähriger Ausgrabungen. St. Petersburg
1887. Folio. 170 S. Text mit 2 Karten und 24 Tafeln. (Russisch.) Von L. Stieda . . 110
3. Dr. Leopold von Schröder. Die Hochzeitsgebräuche der Esten und einiger anderer
finnisch-ugrischer Völkerschaften, in Vergleichung mit denen der indogermanischen Völker.
Ein Beitrag zur Keuutniss der ültestcu Beziehungen der finnisch-ugrischen und der indo-
germanischen Völkerfamilie. (Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesellschaft zu
Dorpat. BdL XIII. Dorpat 1888; 8. 149 lös 408») Von L. Stieda 114
4. Die Grüssenverhältnias© der Schulkiuder im Schulinspcctionsbezirke Freiberg von Modi*
cinalrath Dr. Arthur Geissler und Richard Uhlitzsch, Kami. d. höh. Schulamtes.
14 S. 4°. Mit einer Tafel. (Separatabdruck aus Heit I und II des Jahrgangs XXXIV
der Zeitschrift de» königl. sächsischen statistischen Bureaus.) Von L. Stieda 118
5. Dr. Adalbert Bczzenbcrger, Professor au der Universität Königsberg i. Pr. Di©
h’ arische Nehrung und ihre Bewohner. Mit einer Karte und acht Textilluetrationen.
Stuttgart, Verlag vqn A. Engelhorn, 1881t. 300 S. 8°. (Forschungen zur deutscheu
Laude»- und Volkskunde, herausgegeben von Kirchhoff in Halle. III. Bd.. 4. Heft.
Von L. Stieda 120
C. I. Somatiache und criminelle Anthropologie. Von Dr. Busch an (Wilhelmshaven) . . . 122
II. Verschiedenes 131
7. Aus der Italienischen Literatur. Von Dr. med. et pliil. llusc hau 134
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGIE.
XIX. BAND.
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Holzstiche
»■ den x jrlographUchen Atelier
von Friedrich Vieweg und Sohn
in Brmunechweig.
Papier
au* der raec haniacben Papier- Fabrik
der Gebrüder View eg zu Wendhausen
bei ßraunaebwetg.
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ARCHIV
FÜR
ANTHROPOLOGIE.
ZEITSCHRIFT
rot
NATURGESCHICHTE UND URGESCHICHTE DES MENSCHEN.
BEGRÜNDET VON
A. ECKER usD L. LIND ENSCH MIT.
Organ
der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie undUrgeschichte.
Unter Mitwirkung
von
A. Bastian in Berlin, O. Fraas in Stuttgart, F. v. Hollwald
in Tölz, W. His in Leipzig, H. v. Holder in Stuttgart, L. Rütimoyer in Base],
II. Schaaffhausen in Bonn, C. Semper in Würzburg, R. Virchow in Berlin, C. Vogt
in Genf, A. Voss in Berlin und H. Wolckor in Halle,
heruu&gegcbeu und redigirt
von
L. Lindonschm.it in Mainz mul J. Rankö in München.
Neunzehnter Ban d.
Mit in den Text eingedruckten Abbildungen und zwölf Tafeln.
BRAUN SCHWEIG,
DRÜCK LND VERLAG VON FRIEDRICH VIEW BQ UND SOHN.
1 89 1.
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INHALT DES NEUNZEHNTEN BANDES.
a«it«>
I. Verbindungen zwischen Skandinavien unr! dem westlichen Europa vor Christi Geburt. Von Pro
fessor Oscar Montclius. Mit 14 Abbildungen 1
II. Arm and Reich zur Merovinger Zeit. Von Dr. C. Mehlis . 23 "
III. Die Tachtadschy und andere Fehi-rrcstc der alten Bevölkerung Lykiens. Von I>r. von Lnschan.
Mit fünf Abbildungen und einer Curventttfcl 21
IV. Kopftnessungen kaukasischer Völker. Von von Erckert. ((Fortsetzung aus Band XVIII.) .... 22
V. Hügelgräber bei Frankfurt a. M. Von A. Hammerau. Mft Tafel I, II, III *. 22
VI. Feber I. jeder und Bräuche Ihm Hochzeiten in Kiirnten. Von I>r. Kinanuel Ilcrrinann. Mini»
sterialrath uud Pofessor in Wien 167
VII. Zur Geschichte der Suastika. Von Michael v. Zmigrodzki. Mit vier Figuren im Text und
Tafel IV lös VII . 122
VIII. Fel>er meuscliliehe Polymastie und über Fterus bicornis. Von Carl Hennig 122
IX. Ein interessanter Befund am Chiasnm nervorum opticorum des Schimpanse. Von Dr. Johannes
Möller, Pmmtnr in Basel. Mit Tafel VIII 2üu
X. Kopftnessungen kaukasischer Völker. Von von Erckert. (Fortsetzung.) 211
XI. Daa etruskische Schwert aus den üruhern von Hallstedt nnd das vorgeschichtliche Eisenach wert
nördlich der Alpen. Von L. Bindenschinit. Mit Tafel IX und X 3Ü2
XII. Die Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg, Von Oberstabsarzt Mcisner. Mit einer
Taltelle und zwei Karten auf Tafel XI 212
XIII. Kopfmessungen kaukasischer Völker. Von von Erckert. Mit einer Kartenskizze auf Tafel XII.
(Fortsetzung und Schluss.) 331
Referate.
Salto
1. Die Prähistorie in Oesterreich. Von Dr. Moritz Hoernes. (Schloss.) lül
2. Graf Alexei Bobrinskj. Die Kurgaue uud die zufälligen archäologisch en Fundo in
der Nähe der Ortschaft Smcla. Tagebücher fünfjähriger Ausgrabungen. St. Petersburg
1887. Folio. 170 S. Text mit 2 Karten und 24 Tafeln. (Russisch.) Von L. Stieda . . llü
3. Dr. Leopold von Schröder. Die Hochzeitsgebräuche der Esten und einiger anderer
finnisch-ugrischer Völkerschaften, in Vergleichung mit denen der indogermanischen Völker.
Ein Beitrag zur Kenntniss der ältesten Beziehungen der finnisch-ugrischen und der indo-
germanischen Völkerfamilie. (Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesellschaft zu
I)orp«t. Bd. XIII. Dorpat 188*?, S. 140 bis 4<lrt.) Von L. Stieda 114
4. Die GrössonvcrhältnisHe der Schulkinder im Schulinspcctionsbezirkc Freiberg von Modi-
cinalrath Dr. Arthur Geiasler und Richard Fhlitzsch, Gand, d. höh. Schulamtes.
14 8. 4°. Mit einer Tafel. (Sonderabdruck aus Heft I und II des Jahrgangs XXXIV
der Zeitschrift des königl. sächsischen statistischen Bureaus. Von L. Stieda ..... 118
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VI
Inhalt.
5. Dr. Adalbert Be/./ctibergor. Professor an der l'niver*ititt Königsberg i. Pr. Die
Künsche Nehrung und ihre Bewohner. Mit einer Karte und acht Tcxtillustrationcn.
Stuttgart. Verlag von A. Kng»lhoru. 1**9. 2HJ0 S. 8n. 1 Forschungen zur deutschen
Lande«,- und Volkskunde, h< iuno,o g»-h. n y.»n Kirchhoff in Halle, Hl. IM., 4. Heft,
Von I. Miedu 120
C. 1. Somatische und criminelle Anthropologie. Von Dr. Bu schau (Wilhelmshaven) . . . 122
II. Verschiedenes IÜI
7. Aus der Itiiligaiffchra Literatur. Von I)r. und, et |.lul. Husch an UM
8. Neue Werke aber »Ho älteste ISw* «Ikfrumr Kleinanen*. Von Fr. llommel
1. Pauli.tarl, Kino vorgnecinselie Insehnft von Lomnos. Leipzig l*rti tBartht.
£l iü uu'i eilig Taid 12Il1
2. Peterson. Kugfi», und Luachan. Felix v.. Brisen iu Lvkicn . Milvag und
Kihyratis, ausgeführt auf Veranlassung der österreicbiBchcn Gesellschaft für archao«
log ine he Erforschung Klcina«ien». unten- dienstlicher Forderung durch Seiner Majc»
stät Baddawpfcr Taurus Commandaut Baritx von Ikwfalva beschrieben und
heran vg«-g«-lH>n. Mit -ln Tafeln mol zahlreichen Illustrationen im Text. Wien 1**9
d itrl Gerold'»» Nohn,* ~ Weisen im »ndwost liehen Kleitiasicn. besehriehen und heraus*
gegeben im Aufträge de* k. k. Ministeriums für t'ultur und l' nt erricht. Bd, II.
221» S. in Fol, u. XL Tafeln 2*>I
9. I'>r. Ingvuld Fndsct über «las Buch von Loratige: Di«? Schwerter «len jüngeren Eisen*
alter». (An* «1er Z»dt>ehnft „Vtd;tra !•**!». Heft 1 und ■*»,) 200
liL Sophu* Itugge, Studien über die Kutstchung der nordischen Götter» mul Heldensngeu,
übersetzt von Brenner. München, t'hr. Kai -er. Ins;», .vki S. Von \V. Golther . . 201
1 L Pr. H u g <» .1 ett t M-h, 1 >i«- imilii^loriseh« ii Alterthumer ans dem Madt» und Lmdkreise
Guben. Hin Heit mg zur Frgcftchichte »1er Niede rlansitz. IV. Heft n>it einer lithogra-
phischen Tafel. Guben In*!». (Sondcrahdraek aus «lein Guhener Gyinnaaialprogramm.) 270
1. H. Sr li n;> ffiian » i-ii . I Me alt»-n V ölker Europa», S.mdcrnMnick an« iler Zeitschrift
«Gueu* |KS9, 1, S. t»5 big 72 272
2- Martin Zimmer. Assistent am Museum Bchlesineher Altert Immer: j>io bemalten
Thongefas*c .Schlesiens au» vorgeschichtlicher /eit. Namens de* Verein« für das
Museum schlesischer Alterthumer mit l'ntendntzung der Provinzialverwaltung
he rau* gegeben voll M. Z. Mit sielten Bildtafeln um! einer Karte von Schlesien.
Br»*luu l*-*1. M. NVo\m»od. Von 1 >r, Bu»c|nm 273
12. IHe Gebäude »ler < er sroissj a . Mordwinen» Egten and Finnen, von Pr. Axel <>. Heikel.
Ilebingl'or« 1***; l)nn:kerei der tinm»rlien Litcrnt i.irgeselbehaft , \X\ ]Qpd 302 S. in
gr. 8°, Von J. Hunzikcr 273
13. Sprachvergleichung und Urgeschichte. LinguiBtisch-hi«toriachc lh-itrüge »ur Erforachang
<b < lffiugei-in.mi^rli.'ii AlterMinmt v.<n O. > hiNi'iiT, Z\v- il-' \ olNl.in-iig n:::gr;>r b»'ifi'1e
uml lietriiehtlich vermehrte Auflage. Jena, Coatenohly, 18t>0. 8a. tl*l 8. Von O. Brenner. 212
y 14. Die deutschen Uuuemienkimiter, herausgegeben von nudolf Henning. Mit 4 Tafeln
und 20 Holzschnitten. Mit Unterstützung der künigl. pmiaa. Akademie der \Vi»nem
schäften. Strasahurg. l>ei Trubuer. 1889. VIU uud loO S. Text in Fol. 25 Mark.
Von G. Unmut: r 2IÜ
üb Aus der franxö*i»t;hen Literatur von l>r. med. ct pbil. Georg Busch an 2*4
Bulh tins de U soeiete iVAuthropohigie de Paris. Tmue XI. <II1C se-rie.) 1'ari* !>■*■«<.
G. Masson, editeur 2*4
16. Zur Namen- und Volkskunde der Alpi n. Zugleich ein Beitrag zur Gesehichte Bayern-
Oesterreichs von I>r. A. Br iu/.inger der Acltere, Khrenmitglie»i der Gesellschaft für
Salzburger Landeskunde. Mit zwei Tafeln. Mflnchcn, Theodor Ackermann , königlicher
Hofbuchhandlcr. 1890. Von II. Arnold H.r>7
17. Die G>>!<lfun<ie vou Sziligy-Somlyö, Denkmäler der Völkerwanderung. Von Kranz von
l'uls/ky. Mit seehr.elm lllustratimien im Text und einer Tab). Budapest., KriedricI7
Kilian, konigl. ungariochc Univcrsitätsbuchhandlung, 1890. Von II. Arnold ’»57
Kunsth»st«iriselicr Atlas. Heraupgogehen von der k. k. Gentralcommission zur Krforschung
und Krhaltung derKuiiHt« uml hiwtori-*ehen Denkmale unter d»T Leitung Seiner Kxeellen/.
de» Präsidenten Ihr. Joseph Alexander Kreiherrn von Helfcrt. 1. Ahthcilnng:
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Inhalt.
VII
Snmmlnng top Abbildungen vorgeschichtlicher und frühgeschiohtlicher Funde am» den
Landern «irr österreichisch - ungarischen Monarchie. Kcdigirt von l»r. M. Much. Mit
100 Tafeln und ahlfeiolien Abbildungen im Texte. Wien 18*9. Au» kaiserlich-
königlichen Hof- »ml Stnatwdrui-kerei, \«*n H. Arnold 050
lü. Aue der tkimdiuavig^iim Literal iir. Vim J. Mi:starf m Kid . = i « . . . » . • . . , -3431
l>ünc!üärk ■- t «. t 8 ,««» t i »«, * > i «» r i r s «> i :» i i ■K’l
1. Aarboger f. nordisk Oldkyndighed og Historie lftfte, lieft 3 u. 4 361
2. Huhnaon, Kr. ]>i>- Nephrit» und .lnd<‘tt frage in Kumpa .'Mi2
3. Hannen, Sören. ITel>er vorhistorische Trepanation in Dänemark . . - 363
4. Fndset. Om den Xordiake Stenaldera Tvedeling 303
Schwein t„fc. ,,A .. > .... 3»>4
1. Hildebrand, Ihn». Das germanische Hau«. (Svcnska Fornrolnne» foreningens
Tidskrift VH, 2. Xr. 30, p. 192 — 214 304
2. Nonlin. Frcdrik. I>:h liralifcld hei HU*nnng«. Pfarrbe/irk Ve«tkinde {Gotland).
fSvenska Fornniinncsförcningons Tidskrift Vll, 2t Nr. 20.» 365
3. North ii, F. Gotlands n. k. Kainpagnifvi r 300
4. Heikel, A.O, Fynd frin Brontaldero in Finlaml. (Mänadabladet 18H8, p. 74 — 83.) 867
5. Hildebrimd. M. Hadeboda fyndet M 7
0. Ymer. . Jahrgang !***!>. Heft 3. 4. In der Sitzung der schwedischen Anthropologischen
Gemdlschaft am 1*. Janu»u^lldJJiw.‘|t Prüf. Gustav Storni a *jg <.'Ij.riütlania tmeil
Vortrag Aber die ehemalige Verbreitung der l«appen mul deren Verhältnisse in
politischer Beziehung 368
7. Stolpe Hjahnar. Kthnographische Beobachtungen in der Magelhacn>tra*g>e.
(Vnicr. Sit/nng-»h>‘rlehto vom 2q Januar l*-- j .MlS
>, Stolpe. I nteiMiohungcn in polt, ne*j»chcn Hcgn>hm»»höhleii. lYniff, .lahrg. 1**9,
3. und 1. Heft.? :w;>
Norwegen 370
1. Jahresbericht f. l-sss der Fnrening til Nor»kc Mindi-Miicrkers ltcvaring. Kristiania,
W. nn r ^ Co, 370
2. Kunst og Haandverk fra Xorgca Fortid, udgivet af Foreningen til Xorsk Fortid»-
mindesmerker» Bcvaring veil X. Nicolaysen, Heft IX, Taf. LXII Ins LXXl und
Text, S. 25 Ms 28 370
3. Lorangc, A. L. De» yngre Jernalders Svaerd. Kt Bidnig til Vikitigetidotis Hi-
storie og Teknulogi med 8 Planchcr. Kftcr Forfatu- rt'tis JV.d og j folge hau»
Bergen, .lohn Griog» Bogtrykkeri. IS*'!», so S. in Folio mit * Tafeln und mehreren
Figuren im Text und einem Rcsurne des Inhaltes in französischer Sprache , « . . 371
Einnland • ................
1. Inscription» de FJcnimei, recueilliea et publice» par laSocietc finlandaiso d1 Archäo-
logie. Helsingfor», linprinierie tle ln ’siMMt-t»- de li.it»;rnture tinnoi-p. 1HSQ, 17. -S.
in Folio mit 14 Figuren in> Text, XXXII Tafeln mit Inm-hrifVu und .S TulVIn in
Photographie und mehreren Venteichni»sen 372
2. Aspelin: Type» de peuplem de Tancienne Asic centrale, Souvenier de PJenissei
dedie ä la Societe impi rinlt» d'archt-ologie de Mom-ou Io 20. (8.) Janvier lflPO.
13 S, in 8U. mit 13 Figuren im Text 374
20, Aua der buhmischen l.iteratur. Von I>r. Lubor Xiederle iri Prag 375
1. Cerrnak, Klimont. Archacologicke prispevky z iaalavska. (Arehaologigclie Bei*
träge am dem Caalaocr Kreise. Forachnngcn am Hradek in Cailau.) Mit 2 Photo-
typien. Cäslau 1888 376
2. Dr. Gireeek. Konstantin: (Vsty ;>o Dnlharsku. (Keinen in Bulgarien. Verlag
de» bohm. Museum. Prag 1888.) 375
3. L)r. Krise Martin; Kiilmt n Kostelik. <Zwei Hohlen in der Devonkalkuteinfor-
mation in Muhren. Hrünn 1S3P. Verlag des Uriinner Musennivereins ) 37G
4. Iloudek. V.: O »taroslovanakvch hradeeh. <Feher die altsluvischen Bürgen,
Zeitaehrift de» imtriot juchen Museal verein» in Olinütz. Jalirg. 1KH7, S. 7, 5‘«, HX», IM.) 376
5. I>r. Wanke! , .lindrich: Kolove atavhy v Olonnmci. (Die Pfahlbauten in Olmutz,
Zeitschrift de» patriotische :n Musealyerein» in Ulmiity.. Jnhrg, 1967. S. &s.) .... 376
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VIII
Inhalt.
Ml«
6. M ttakn, Karl dar.: Novo vy/kumv v jcR-kynurh Etramherakvch. fXoue Ent-
deckungen in den StramlHTger Hohlen. Zeitschrift dcB patriotischen MuBcalvercin»
zu Olmät». Jahrgang 1888, S. 124.) 377
7. l'itlltardi . Jarurlnv: iYvdhi*toiickö pamätky nnnta Xnojnm. (Prähistorische
Denkmäler der Stadt Ztiaim. Zeitschrift des patriotischen Muacalvercins in Olmütz.
Jahrgang 1883, S. 53, 115, 150,) 377
I>r. l*i c . J. L.: Diiziie Kt«ronlovi*m»kc. (l>her die alttdaviachen Hader. Archäolo-
gische und topographische Denkmäler. Jahrgang 1887, S. 07.) 378
9. Dr. rirt .1. L-: Jak vypudali »um prnlkov ? (Wie gkg unacrc Vorfahren Ml?
Archäologische uiul topographische Denkmäler. Hand XIV. lloft 1, 8. 13, Jahr-
gang 1387.) 378
10. Dr. lloatai, Karl; Mobyly nalluring. {Die Grabhügel am Huiiu. Archäologische
uuil topngraphimdie Denkmäler, Hd. XIV. Heft 1, S. [ 1 ] mul Heft 5, fr. 2’>7
[Um].) 378
11. Smolik, J. : Hrohy v Libcevri. (Die Gräber in Ltbceve». Archäologische und
topographische Denkmäler. Bd. XIV, Heft 7, S. 363. Jahrg. lfeHg.) 375
12. Zihrt l'oui’k I>r. : StnrocP*ke oh\7;ep\ pro»tonärodni svykv, povery, ulavnowti. hry
a zälmvy. (Die althöhmiachen Sitten, volkathümliche Gebräuche, Aberglauben,
K ’i ^tln-likojtfii. Spiele und 1'ntcrliHh ungen. ao wio sie in älteren litcran-ehm Denk-
mälern enthalten Bind. Prag 1880.) o7*J
VIII. Congrew rowiacher Xaturforacher und Aerztc in St. Petersburg ltgli). Von IVofegwr
L. Stic da in Königsberg i. Pr 330
Verzeiohnias der anthropologischen Literatur.
Sette
I. Urgeschichte und Archäologie. Von Pr. E. Fromm in Aachen 1
(Die nordische Literatur [Dänemark, Schweden, Norwegen, Finland] ist , wie bisher, von
Fräulein J. Mostorf in Kiel znsanimeugOBtolh , die polnische und russische von Herrn
Prof. Dr. A. Wrocsniowski in Warschau, die böhmische um! mährische von Dr. Lubor
Niederle in Prag. Ausführlicheres über die norcliachep Arbeiten thcjlt Fräulein J.Mcstorf
unter der Rubrik Kcfcrate mit.)
L Duütgdihiid : « . , » , , , , « . . . i... 1
1L Oesterreich Kl
Ik'Imi'.Il I . - . . . . . . a. x 1 . , ...... ................ 21
III. Schwei» 23
IV. (irosf-hritnniiicn 28
V. Dallf mark . . • 3}
VI. Schweden . . , ■ ■ - itft
VII. Norwegen 26
Finlund 37
Viii. Eaünkli ;a
IX. Italien . . • ‘2*1
X. Poleu und Kuaaland • 31
XI, Amerika , ; .... . » 33
U, AUitlÜ : • r . , t * - , t . t « I T y • • i . 34
Somatische Anthropologie von Polen und Uusgland. Von A. Wrzcsniowaki 34
Polnische Literatur (1869} ... 34
HasBiBche Literatur (1889) . , . . . 35
Polnische ] Literatur (1889) 35
lliiBoiBrhe Literatur |lk>9) 35
III. Völkerkunde (1687). Von Dr. U. Scheppig in Kiel 30
1. (Juel Ion künde . I-K»
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde 36
a. Bibliographien 36
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Inhalt.
IX
• Hrim
b. Jahre.bcrichlf um! kritiiche Itevurn 37
c, ZeiUcbriftgq . 37
«L Congrees« 37
2. Mu»een uu<l Anwt^gngea 37
IL Ethnologie .38
1. Methodik 38
2. Allgemeine Anthropologie. Raaaencharaktere 38
8. Einfluss Je» Klimm und ifcn -Miliu» 8»
4. Allgemeine Sociologie - . ■ - £2
6. Specielle Sociologie 39
Kwimlig r . t i « . . . 32
Staat und Recht : t > • t • t «•,« r ».«i 39
Körperliche Veraluiinneluugcn . . - 39
Religion und Cultu» 40
Sprache und Schrift 40
WtEggRgyhaft ...... . . . i ........ i . i ...... 4Q
Cultnrpflanzen und Hausthier*' 41
Technologie. Waffen 41
ygrKhfetkflyg » .»«»•.«.».«».. . ........... 41
III. Ethnographie 41
1. l'rgeHehiclitH 41
2. Allgemeine Kthnogmphie 41
3. Specielle Ethnographie 42
A. Europa 42
1. Allgemeine» und Vermischte» 42
Arier ,42
28 Die Deutlichen t ,,,, t ; 42
a) Alterthum 42
h) Neuzeit 43
3. Die Skandinavier 43
4. Die Bewohner der Britische» Iascln 44
Kflkn . . , : , i . , , . . . . . • . . i x . . . . . . . . . . . . . . 44
&_t>ie.Bywuhnfr J>«Lkmciiä-_i_._ i-,. •
a) Alterthum 44
h) Neuzeit 44
6. Die Bewohner dir IWrix-lit-t. Hblbim-I - • 45
Baaken . . . . 4fi
7, Die Beyphner jt^liepg t , . . . . - , ........ AS
a\ Alterthum 45
Ktru.ker 45
b) Neuzeit 45
$T Pjc Griechen . t . t t 4S
a) Alterthum 46
b) Neozeit 4G
9^j>ie Albanesen , ; , . . : , , ; , : .. , : . , ; . ; • ; , ; , , - , iÜ
H>. Die Humanen 1<;
11. Die Slaveo 4G
a) Nordalaveo 46
1>) Sudtlaycn 47
12. litten und Litauer 47
13. Lappen, Finnen und Verwandte (am* wer Magyaren) . 47
14. Magyaren . .18
lör Türken . ............. 4^
16. .. ,. ........ ..AB
17. Zigeuner 48
g«_A.Pigü , A - «... t i » - t - t t ...
1. Allgemeinen und Vermischte« 48
2. Kleinasien. Armenien, (‘yprns , . . 4fe
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X
Inhalt.
49
4. Peraien, Afghanistan, Belutchistau
a) Gfwhiohtliohes
b) Neuzeit . . . . .
a) Geschichtliche»
«> Palästina. Phönizien, Syrien
(t) Arabien. Islam
v) Kuphrat- und Tigrialänder
1») Das heutige Syrien. Palästina, Arabien und Mesopotamien . . . - . .
a) Geschichtliches
»2
b| Die Keligioueu Indiens
52
c) Gegenwart
7. Ceylon und Malediven . . .
8. Hirvli'rimjii-u
53
.) AHsenx-inc.
53
b) Purina, Pegu
0) Malakka
54
e) Cambodgn und Cochiuchina
f) Annam und Tougktng
9. Iusuiiudia
a) Allgemein»*»
55
bl Andamanen und Niooljoron
55
c) .Sumatra etc
55
d) Java
55
e) Borneo
55
0 Hnlmahera und Celebes .
r>5
g) Kleine Sundainscln etc. .
öfi
h) Philippinen
Die Religionen China» ....
Chinesische Inseln
57
11. Tibet
12. Korea . . . . •
13. Japan
Aino»
59
14. Central* und Nordasien
Mongolei und Mandschurei
69
Sibirien und Amurgebiet
r,
Australien . , .
flo
1. Oeeanien überhaupt
2. Neuguinea und das übrige Melanesien
3. Neu Seeland, Polynesien. Mikronesien
4. Festland von Australien . . . . .
Ü3
I>,
1. Allgemeine» und Vermischtes
2. Atlaelümler, Tripolis. Sahara
3. Aegypten
a) Alterthum .
b) Neuzeit
4. Nordostafrika
«5
6. Obere Nillünder und östlicher Sudan ...
6. Mittlerer und westlicher Sudan und Küstenländer
. * . . . «li
7. Wcstafrikanische Inseln
«7
8. Itantuvölkcr
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Inhalt.
.XI
galt»
ft. HottcntoHpn lind Biisrhmätmpr <ift
10. Qgtftfrikatiim'he Imi-ln Sä
E. Amerika ■ . . . . ZÜ
1. Allgemeines 70
2. Nordamerika t » i ..... ...» ... - 20
*) Eiagewandcrtc Hamen 70
b) Eskimo. Allgemeines ül»cr Alaska 71
c) Indianer 71
tt) Allgemeines 71
fl) Spccieüeg 72
Athw—ken 72
Algonqoin * . 72
l>»kota etc _ . 73
Irokesen ,« ... 1Ä
Tliokitcn. Sdish etc 73
Mykoki eta. za
Südwestern Sonor»-, Shoahnnegtämme etc 7:4
Mtmudbuildcrs 74
1 Mcarico und l>cntn»!amenk» !«.>, .i.« . . . . li
4. • f ,t,.. , ZG
5. Südamerika 76
n) Allgemeine*. Einwanderer 7 ft
b) Indianer 7b
r<> Kmibcti. Arawaken. Guarani etc . 76
fl) Peruanische und Cliihcha-Völker 77
y) Chilenen, Pampagindianer, Patagonier, Feuerlandcr 78
<T) Volker am ()>t,il>liun<M- .i« t rnnlill.-vcti 78
IVL_ Zoologie« Literaturbericht in Beziehung zur Anthropologie mit Kinschlusa der fottilen und
rccenteu Saugethiere für daa Jahr 1887. Von Max Schlosser in München 78
A. Menschen- und Säugethmrreste aus dem Biluvium 78
B. Saugethiere aus dem Diluvium oh in? nähere Beziehung zum prähistorischen Menachen ■ ■ *7
C. S&ugethiere aus der meaoioischen Zeit und dem Terti&r 90
Kecciito Saugethiere nebst Morphologie und Systematik , 99
I^iteralurbericht. für Zoologie in Beziehung zur Anthropologie mit Einschluss der fossilen und recenten
S&ugethiere für du Jahr 1868. 117
A. Menschen und Säugethierreste aus dem Diluvium und der prähistorischen und römischen
Zeit - , 117
B. Saugethiere au» dem Diluvium ohne nähere Beziehungen /um grthigtoritchea Menschen . lli-r>
Saugethiere amt der mesozoischen Zoit und dem Tertiär 1HO
D. Recente Sängcthicrc, sowie Systematik und SUminyciichichte der Säuger und de« Menschen 148
Nachtrag zu 1887, 1688 163
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I.
Verbindungen zwischen Skandinavien und dem westlichen
Europa vor Christi Geburt.
Von
Professor Oscar Montelius
Mil 14 Figuren.
\
Die alten Culturvölker um Mittelmcere habe« lange Zeit einen starken Einfluss auf die
nördlich der Alpen liegenden Lander geübt, einen Einfluss, der, Wenngleich durch die grösst*
Entfernung abgeschwächt, schon früh auch bis nach unserem Norden hinaufdrang. Es ist daher
begreiflich, dass die Wege, längs welchen man diesen Einfluss im allgemeinen am stärksten
spült, diejenigen sind, welche die Küsten des Mittelmeercs mit denen der Ostsee und Nordsee
■direct verbinden, folglich die Wege, die vom Süden nach Skandinavien hinauf führen.
Neben diesen giebt es noch andere, weniger gerade Wege, welche in der langen vorhisto-
rischen Zeit den Norden mit den Ciilturländern des Mittel ineergebietes verbanden: der eine
mehr midi Osten, der andere mehr nach Westen gelegen.
Der erstgenannte, der von Schweden über die Ostsee und weiter durch Hussluml führte,
die grossen Flüsse (namentlich den Dniepr) entlang, die ins Schwante Meer münden, war gegen
da» Ende unserer heidnischen Zeit von grösserer Bedeutung, als die allgemeine lieerstrasse, längs
welcher die Wäringer nach Miklag&rd wunderten, und auf der ein kleiner Theil von der Pracht
de» Byzantinischen Reiches bis in unsere entlegenen Gegenden hinaufdrang. In älterer Zeit,
namentlich in den Jahrtausenden v. Chr., scheint dieser Weg dahingegen von geringer oder
keiner Bedeutung gewesen zu sein.
Wichtiger war schon zu jener Zeit der Weg, welcher durch das westliche Europa einen
mehr oder minder directen Verkehr zwischen Skandinavien und den Mittelmeerlätidern ermög"
liebte. Wir dürfen hierbei nicht sowohl an den Seeweg denken, welcher um Frankreich und
die spanische Halbinsel herum ins Mittelmeer führt, sondern an einen Verkehr theils zwischen
Skandinavien und den Ländern zu landen Seiten des Canals, theils über Land mitten durch
Frankreich an die Rhonemündutig , wo schon früh das phönicische Massilia gegründet ward.
Zwischen diesem Punkte und dem Canal ging der Weg längs den eine fast gerade, ununter-
brochene Linie bildenden Flüssen Seine, Saone und Rhone. Nach schriftlichen Nachrichten
*) Deutsch vou J. Mestorf.
Archiv für Anthropologie. Dd. XIX. ]
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2
Prof. Oscar Montelius,
bewegte «ich in historischer Zeit »1er Handel läng* diesem Wege; nach archäologischen Zeug-
nissen war derselbe schon in vorhistorischen Zeiten eine Hnndelsstnisse.
Kinen Verkehr zwischen unserem Norden und dem Mittelmeere in so »her Zeit darf mau
sich indessen weder aut* »lein westlichen Wege, noch auf dem, welcher über »len Continent g»*n
Süden führt, als einen direct<*n vorstellen. Es ist damit nicht gesagt, dass damals Nordleute
bis ans Mittelmeer gekommen oder die Handelsleute des Südens bis zu uns heraufgedrungen
seien. Waaren, Wissen, Sitte und Brauch aber wurden in der angedeuteten Richtung von Volk zu
Volk getragen, bis sie nach längerer oder kürzerer Zeit vom Süden herauf endlich nach »lern
Norden gelangten.
Eine ähnliche indirecte Verbindung zwischen weit von einander entfernten Gegenden haben
wir noch in tler Gegenwart studieren können. An manchen Urten vollzieht sich nämlich noch
heutigen Tages ein Verkehr in derselben Weise, wie er im Alterthum in Europa statt gefunden
hat. (u Ccntralafrikft z. B. sind — schon eher die Europäer dort ihre Thätigkeit zur Ordnung
«ler Hamlelsverlialtnisse begonnen — Waaren von »1er Ostküste bis an die Westküste vertrieben
und zwar dergestalt, »lass sie erst von Sansibar an «len Tanganjikasee gelangten , von dort auf*
«lic Märkte tiefer ins Laml liineingebracht wurden, und durch fortgesetzten Tauschhandel in die
Ilfuulc der von Westen kommenden Kaufleute geriethen, bis sie von Iland zu Hand «*ndlich an
die Mündung des Niger gelangten. Ein Hlick auf die Karte zeigt uns, dass die Entfernung
von »lort nach Sansibar eine ungleich grössere ist , als «lie vom Mittelmeer »juer durch »len
eur«>paiscben Continent an »lie Ost- oder Nordsee.
Wir können jedoch die Frage, betreffend den Alteren Verkehr zwischen Skandinavien und
«len MittelmeerlAndern, auf diesem oder jenem Wege hier nicht in ihrer ganzen Tragweite er-
örtern und müssen uns »leshalb »Inrauf beschranken , einige Spuren dieser in ältester Zeit
zwischen unserem Norden und Westeuropa stattgehabten Verbindung in Betracht zu ziehen.
Da man weiss, dass die westlichen Lander schon sehr früh von »lern Einflüsse der Cultur-
völker dt« Südens Itcrührt wurden, wird inan verstehen, «lass auch uns manches Samenkorn einer
beginnenden Civilisation über diese Länder zugeführt werden konnte, vorausgesetzt, »las» wir in
«len hier fraglichen, fein lii*gen«len Zeiten einen Verkehr zwischen Skandinavien und West-
«‘tiropa nachzuweisen vermögen.
Dass beim Aufdätumern unserer historischen Zeit ein lebhafter Verkehr zwischen den ge-
nannten Ländern staftfaml, ist allbekannt. Englische Missionare hatten grossen Anthcil an der
Verbreitung den Christ entliums unter den Völkern, die so lange ihre Küsten geplündert und
ihre Kirchen niedergebninnt hatten. Die von den britischen Inseln und aus Frankreich heitn-
kehrcmleu Wikinger brachten manche Productc westeuropäischer Arbeit, manchen Anflug höherer
Bildung nach Hans. Schon um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Chr. verräth der nor-
dische Knnsitleiss eine Beeinflussung durch die Ornamentik, welche der Nordländer in Irland
bewundern gelernt hatte x).
Alle» »lies ist wohl bekannt. Weniger bekannt aber ist, «lass schon um die Mitte des letzten
Jahrtausend» vor Chr., uml noch viel früher, ein Verkehr zwischen Skandinavien und West-
europa stattgehabt hat. Dies ist indessen Thatsache.
*| Sojilm« Müller: Die Thierornamentik im Norden (Hamburg. Otto Xeiuner, ItJSl), 8. 71 — 122,
vNoFdi«ch<iri«cbe Ornamentik' und Aarbuger f. nord. Üldkyndighed, |»so, 8. 265 ff.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor dir. Geb. 3
in die Augen fallend, wie die Beweisstücke für die Verbindung mit dem südlichen
sind zwar diejenigen für den Verkehr mit dem Westen nicht, doch lassen sie sich ohne
Schwierigkeit erkennen. Wir können nämlich heutzutage sehr gut sowohl die Arbeiten
unterscheiden, welche so charakteristisch für den Norden sind, dass sie als nordisches
Fabrikat betrachtet werden müssen, als diejenigen, welche auf den britischen Inseln,
in Frankreich oder in anderen Ländern Kuropas angefertigt sind. Wenngleich einige
einfachere Formen als grösseren Gebieten gemeinsam gelten dürfen, können wir doch
in den meisten Füllen bestimmen , welche Typen in diesem oder jenem Lande die
einheimischen sind.
Findet inan in Skandinavien einen Gegenstand von einem Typus, der dort selten,
in einein anderen Lande dahingegen, z. B. in England, so häutig vorkommt, dass er
offenbar dort heimisch ist, so darf man als wahrscheinlich an nehmen, dass dieser
Gegenstand in der Vorzeit von England nach Skandinavien hinüber gebracht worden
ist. Diese Annahme wird aber desto sicherer, wenn dieser Typus keinem anderen
Lande, sondern ausschliesslich England angehört.
In gleicher Weise lässt sich nachweisen, dass die bei uns heimischen Typen
die bisweilen auf den britischen Inseln Vorkommen, aus Skandinavien dorthin gelangt
sein müssen. Ein interessantes Beispiel hierfür gewähren für spätere Zeiten die in
England, Schottland und Irland gefundenen ovalen Spangen, die offenbar in den
letzten Jahren unseres heidnischen Zeitalters durch nordische Wikinger dorthin
gebracht sein müssen 1). Selbstverständlich kann in allen diesen Fällen nur von
solchen Gegenständen die Bede sein, von welchen es durch sicheren Fundbericht
ausser Frage steht, dass sie in der Vorzeit an den Ort gelangt, wo sie in der
Gegenwart wieder ans Licht gekommen sind. Sachen, die möglicherweise in
späterer Zeit einem Lande aus einem anderen zugeführt worden, kommen natürlich
hier nicht in Betracht.
Uehrigens können auch Nachbildungen und Abbildungen von bestimmten,
dem einen Gebiete eigenen Typen, wenn sie auf dem anderen Gebiete zur Erscheinung
kommen, als Erinnerungen an einen zwischen Skandinavien und Westeuropa statt,
gehabten Verkehr gelten. Und zwar bezieht sich dies nicht nur anf Gerät he und
Ornamente, sondern auch auf die Formen der Gräber und «ähnliche Dinge.
Brooj<**chuprt Als Andenken sin den von uns ins Auge gefassten Verkehr mit dem west-
V* liehen Europa dürften solche Bronzeschwerter, wie das hier als Fig. 1 abgebildete
zu betrachten sein, welches in Schonen gefunden ist und in dem Museum zu Lund bewahrt
wird 2). Ein auf Oland gefundenes Schwert von derselben typischen Form besitzt das Staat*-
muscuin in Stockholm s).
*) 8. Monte lins: Om d« ovala «pftnnbueklorna, im Mitnadtblftii 1*73, 8. 182. 183.
3) Die* Schwert, int bereits abgebildet in Nilsnon: Ureinwohner de* skandinavischen Norden«;
Jlronzealter {Hamborg. Otto Meissner, 1866), Taf. I. Fig. 7.
*) Stockholmer Museum 7513. Da* Schwert ist bei Tnlbv im Kirchspiel Segerstad gefunden.
1*
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4
Prof. Oscar Montelius,
Auf <len hrit wehen Inseln und in Frankreich sind Schwerter gleich diesen allgemein1); irr
Belgien und Holland kommen sie bisweilen vor*). * Das Charakteristische dieses Typus besteht
darin, dass die nach oben verhältnismässig schmale Klinge am breitesten wird an einem l*unki,
der der Spitze näher als dem Griffe liegt. Die breite, glatte, gewölbte Mittelpartie der Klinge
ist beiderseits begrenzt durch eine schmale Furche, welche der Schneide parallel läuft. Bronze-
schwerter dieses Typus sind indessen nicht nur im westlichen Europa zahlreich, sondern auch
weiter nach Osten*), besonders in Ländern, die, gleich den britischen Inseln und Frankreich,
von Altera her keltische Bewohner gehabt. Es ist deshalb immerhin möglich, dass die hier frag-
lichen, in Sftdachweden gefundenen Schwerter in der Vorzeit nicht aus dein Westen, sondern
vom Süden , aus Mitteleuropa, herauf gekommen sind, allein gewisse, scheinbar unwesentliche
Details, z. B. die ungewöhnlich starke Ausbiegung am unteren Grilfende, scheinen für einen
westeuropäischen Ursprung des unter Fig. 1 ahgehildctcn Schwertes zu reden4).
Gewisse auf der skandinavischen Halbinsel gefundene Broii zeuch werter von sehr ähnlicher
Form wie Fig. 156 in Montelius; Antiquites suedoiscs, und Fig. 102 in Hygh: Norskc
Oldsager, dürfen dahingegen ohne Bedenken als mitteleuropäischen Ursprunges betrachtet wer-
den. nicht aber als von den britischen Inseln ini|>ortirt, weil sie dort absolut fehlen.
Bronzeschwerter von dem Typus Fig. 1 gehören dem Ende des eigentlichen Bronzealters
im Norden an, d. I». der Zeit um die Mitte des letzten Jahrtausends v. dir. oder etwas früher6).
Aus ihnen entwickelte sieh der Typus, welcher in den Gräbern Mitteleuropas aus der U Über-
gangszeit vom Bronze- ins Kisenalter, dem älteren Theilc der sog. Halstat tperiode8), so zahlreich
vertreten ist.
Wollte man noch schwanken in der Annahme, dass die in Schweden gefundenen Schwerter
von gleichem Typus wie Fig. 1, vom Westen oder Süden heraufgekommen sind, so kann doch
kein Zweifel darüber obwalten, dass der Schild, den wir auf einem Bilderfelseu bei Nedre
Hede, Kirchspiel Quille in Bohmdün, erblicken (Fig. 2), einen britischen Typus veranschaulicht.
In England sind, wie Dr. Kokhoff in seiner Beschreibung dieses Felsenbildes richtig bemerkt,
durchaus gleichartige Schilde gefunden 7). Fig. 3 zeigt einen englistdien Bronzeschild dieser
J) Evans: Th« ancieut Bronze implements of Great Britain and Iveland, 8. 292.
*) Sach freundlicher Mitthcilung des Docenteu Bv. Köderberg in Lund befindet sieh «in Br- »uzeschwert
dieses Typus im Museum zu Brüssel (Porte de Hai) und eines im Museum zu Leeuwardeu ; letzteres ist im Sud-
osten der Provinz Friesland gefunden.
*) de Moriillet: Muse« preh i*mr iq ne, Fig. Il»9 und I2o0 (Frankreich); Li ad en sch mit: Die
Alterthttmer unserer heidnischen Vorzeit I, III, PI. 3 , Fig. 4 — 6 (südwestliches Deutschland);
Photographisches Album der Ausstellung zu Berlin 1980, IV PI. 1, V Tat. 3 . VII Taf. 11
(Deutschland!; v. Sacken: Da« Grabfeld von Hallstatt, Taf. V, Fig. 7. (Hallstatt in Oesterreich ;
wahrscheinlich wird nach oben nicht viel fehlen).
4) Vergl. Evans; Bronze implements, Fig. 356. — Auch Docent Söder her g ist, wie er mir wagt,
der Meinung, das* das «<ub Fig. 1 abgebildete Schwert aus dem westlichen Emo|» nach Schwellen gekommen
sein müsse.
*) Montelius: Om t i d s bestii m n i n g iuom Bronsäldern in Bd. 30 der Verband hingen der Kgl.
Vitterhets etc. Akademie, S. KW.
®) Kiue in die Augen fallende Verschiedenheit besteht darin, dass die Griftzunge iu einen dünnen aufwärts
gerichteten Zapfen endigt, der iu einem, den hier in Frage stehenden Sch weitern eigenthümlicheu grossen Knopf
eingeschlossen ist.
T) Eckhoff: Quille härads fasta fornlemuingar in den Bidrag tili Kilnnedom om Göteborgs
och Uohnsläns fornminnen och historia, Heft 6, S. 156.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor Chr. Geb. 5
Form. Er ist, wie der rniter Fig. 2 abgebildete, in der Mitte* mit einem Buckel geziert, der
von zwei oonoentriflehen Kreißen gleichartiger Buckeln umgeben ist, die auf beiden Schilden
durch einen erhabenen Streifen getrennt sind.
Kg. 2.
Kebenbilil bei Nedr« Hede, Klrcli»piel Quill«, Itohulän.
Das Original zu Fig. 3 ist bei Littlc Wittenham bei Dorcestcr gefunden, in dem alten
Klussbettc des Isis, nicht weit von dessen Muinlung in die Themse. Es befindet sich im British
Museum *). Ein durchaus gleicher Schild, der mit einer grossen bronzenen Speerspitze bei
Athenry, Grafschaft Gal way , im westlichen Irland, gefunden worden, befindet sich jetzt in der
Fig. 4.
Handball« an der Rückseite de»
Schildes Fig. 3.
Sammlung des Lord Londesborough *). Fenier ist gleichfalls im
Flusse Isis bei Eynsham Bridge ein kleiner Bronzeschild gefunden,
der Ähnlich wie Fig. 3, «loch nur mit einer Kcilic Buckeln verziert
ist*). Bei allen diesen Schilden sind die Buckeln, und el>enfalls die
erhabenen Keifen, wie Fig. 4 es veranschaulicht, von getri cl>en er
Arbeit. So weit mir bekannt, sind auf dem Continent keine
absolut gleichartigen Schilde von Bronze gefunden. Im west-
lichen Deutschland kennen wir allerdings mehrere mit erhabenen
J/ con Cent rischen Keifen geschmückte Bronzeschilde, die unleugbar
mit denjenigen von den britischen Inseln nahe verwandt sind;
allein an diesen deutschen Schilden fehlen die für Fig. 2 und 3
charakteristischen Buckeln A y
*) Kemble: llorae Orales, PI. XI, Fig. 2; — Archaeologia XXVII, PI. XXII; — Worette: Th«
primeval antiquities of Den mark, 8. 32; — Kran« a. a. ()., S. 343.
*) Kemble a. a. O., PI. XI, Fig. 1; Kvans a. a. O., B. 343.
*) Kemble a. a. O-, PI. XI, Fig. 3; Evans a. a. O., 8. 34b.
4) Liudenschmit: Die Alterthürner unserer heidnischen Vorzeit I, XI, PI. 1, Fig. 4, ä. Das Original
betiudet sich nebst einem zweiten Schilde im Museum zu Mainz; beide sind in der Umgegend von Mainz
gefunden.
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6
Prof. Oscar Montelius,
Der Umstand, dass der oben beschriebene irländische Schild mit einer Speerspitze von
Bronze zusammen gefunden ist, zeigt, dass solche Schilde, wie Fig. 3, auf den britischen Inseln
dem Bronzealter angeboren. Da wir über die Form der Speerspitze nichts Näheres wissen,
können wir aus derselben keine Schlüsse ziehen hinsichtlich der Periode des Bronzealters
Melcher der Fund allgehört. Es ist jedoch Grund zu der Verimithung, dass derselbe nicht aus
dein letzten Theile des Bronzealters stammt.
Ty pologische Grunde scheinen nämlich dafür zu sprechen, dass derartige Schilde, wie Fig. 3,
etwas älter sind, als einige andere britische Bronzeschilde, die, so weit wir benrtheile» können,
gleichfalls dem Bronzealter zugesp rochen werden müssen. Fig. 3 hat nur zwei Buckelkreise,
die durch einen erhabenen Beifen getrennt sind; zahlreiche andere auf den britischen Inschi
gefundene runde Bronzeschilde haben eine viel grössere Anzahl erhabener Bänder und Kreise
von Buckeln, die desto kleiner werden , je mehr die Zahl der Beifeu Machst. Eh ist wahr*
scheinlich, dass durchschnittlich die Schilde mit weniger Beifen älter sind, als die mit
mehreren.
Einige offenbar zu dieser Gruppe gehörende Schilde haben nur erhabene concent rische
Beifeu '), andere sind ausserdem mit concentrischen Buckeln verziert, obgleich dieselben nicht in
geschlossenen Kreisen stehen, wie bei Fig. S.
Das Britische Museum besitzt einen in der Themse gefundenen, dieser Serie angehörenden
Bronzeschild von 21 engl. Zoll Durchmesser, mit vier erhabenen Beifen und vier Buckelreilien *).
Ein anderer, bei Ilarlecli iin nördlichen Wales gefundener Schild, hat sechs erhabene conccn-
trisehe Beifen (ohne den Band)* aber keine Buckeln, und einen Durchmesser von 22 engl. Zoll*).
Bei anderen von gleichem oder wenig grösserem Durchmesser ist die Zahl der orliabenen Beifen
und dazwischen liegenden Buckelreilien bedeutend grösser. Es giebt Exemplare mit 11, 12, 13,
19, 20, ja bis zu 30 solcher Kreise, und dabei ist wohl zu bemerken, dass der Durchmesser
keineswegs im Verhältnis* zur Anzahl der Kreise steht. So hat z. B. ein 20 engl. Zoll grosser
Schild nur 12 Kreise, Mährend ZM*ei andere von 22 1 i und 231/* Zoll 29 und 30 Kreise zeigen4).
Ich habe diese englischen Schilde etMas ausfCilirlicher behandelt, weil ein dieser Gruppe
angehörender Bronzeschild in Dänemark gefunden ist, der sonach als westeuropäischen Ursprunges
betrachtet Morden muss. Es ist ein runder Schild von gleicher Dimension Mio die grösseren
englischen, mit einem grossen Buckel in der Mitte, und ringsum fünf erhabenem schlichten
Beifen (ohne den Baud). Zwischen diesen befinden sich eine Menge kleiner getriebener Buckeln,
die jedoch keine zusammenhängenden Kreise bilden ; es stehen zwei Beihen solcher Buckeln
zwischen jedem Beifen paar’). Dieser, jetzt im Altnordischen Museum in Kopenhagen befindliche
Schild ist auf der Insel Falster, ZMei Fuss tief im Moor, bei Lommelöv gefunden. Dicht da-
neben lag der untere Theil eines dickMandigen Thongotasses. ln einer Entfernung von 24 Fuss
waren früher einmal zwei Kriegsliömer und zwei ScliMerter von Bronze nebst einem lialbmond-
I
*) Deshalb dürften, wie sehen gesagt, die in der U nirgend von Mainz gefundenen Schilde mit den britischen
nahe verwandt «ein.
* *| Evalin a. a. Ö., 8. 345».
*) Evans a. a. O., 8. 345.
4) Evans a. a. 0- 8. 349 bis 352.
b) Abgebildet bei Worsaae: KordiskeOldsager, Fig. 200; Atlas for Xordi sk O I d k y n d i g h ed ,
B. V, Fig. o. Madien: B roncea Id er« n , 1, PI. 17, Fig. 3 und 3a (die Mitte der Rückseite).
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/
Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. west). Kuropa vor dir. fiel). 7
förmigen Flintgeräth gefunden. Dan ganze Moor sali übrigens voll Knochen gewesen «ein *).
Die Schwerter haben eine ziemlich schmale, rundliche, vielkantige Grifffttange und eine Klinge
mit Mittelgrat, ohne NieUöoher am oberen Ende. Sie repräsentiren einen Typus, welcher in
der vierten Periode des Hronzealters verkommt5)* Das« auch die Homer aus dieser Periode
flammen, zeigen die charakteristischen Ornamente an den scheibenförmigen unteren Enden*). Der
bei Lommeldv gefundene Schild wäre demnach ein Hinweis auf einen im 8. oder 9. Jahrhundert
v. Chr. stnttgehabten Verkehr mit den britischen Inseln.
Einen anderen Hinweis auf eiuen solchen Verkehr während der letzten Periode unseres
Bronzealters hat mau in den an einem Hinge herabhängenden runden Scheiben von Bronze
(Antiquites sued. Fig. 22b) zu finden gemeint4).
Auch für altere Abtheilungen des Bronzealters fehlt es nicht an deutlichen Spuren eines
Verkehrs zwischen genannten Landern.
Dos Kopenhagener Museum erhielt mit der Sammlung König Friedrichs VII. einen Bronze-
schaftcelt mit Absatz für die Schafthahn von einem Typus, der auf den britischen Inseln sehr
häufig %'orkoramt, in Skandinavien dahingegen nicht heimisch ist. Derselbe ist wahrscheinlich
in Dänemark gefunden, doch weis» ich nicht, ob über den Fundort und die Fund umstünde
näheres bekannt ist5)* Sollten keine zuvorliisslichen Nachrichten darüber vorliegen, so dürfen
wir selbstverständlich diesem Olt keine grössere Bedeutung znmessen.
Um so wachtiger sind für die uns beschfiftigende Frage einige andere Bronzecelte, von
denen man mit Gewissheit weiss, dass sie in skandinavischer Erde gefunden sind und über
deren britischen Ursprung eben so wenig Zweifel obwalten kann, wie darüber, dass sie aus der
ersten Periode unseres Bronzealte i*s herrühren, also aus einer so fernliegenden Zeit, wie dem 14.
oder 15. Jahrhundert v. Chr.
Einen dieser Celte veranschaulicht Fig. 5, a. f. 8. Er ist auf dem Gute Selschausdal bei Slngelse
auf Fünen gefunden Ä). Er gleicht hinsichtlich der Form und Ornamente den britischen Scliaft-
celten und der cigcnthüinlich gewellte Contonr der Schmalseiten macht es unzweifelhaft, dass
*) (Dänische) Antiquarisk Tidskrift, 1*46 bis 1848, 8. 20 und 198. I)»s halbmondförmige Flintgeräth
soll in einem liölzerm*n Griff gesteckt haben, welcher zerfiel.
*) Sie gehören zu dem Typus, der in meiner Tidsbestamuing inom bronsälder», 8. .*»9, mit g he*
zeichnet und S. 89 als charakteristisch für die viert« Periode aufgeführt ist.
*) Die beiden Hörner sind einander völlig gleich, aber zerbrochen. Das eine ist Abgebildet bei Wo raufte
a. a. Ü., Fig. 200, das andere im Atlas f. nord. Oldkyndigli., B VH, Fig. :i und 3b (Detail) und 4a und 4b
(die Kette); auch bei Madsen u. a. O., I, Taf. 18, Fig. 3. Die Ornamente sind wiedergegehen im Mänadsblad
1881, B. 24, Fig. 56; vgl. S. 38. — Hin wohlcrhwltene* Bronzehorn mit ähnlichen Verzierungen an dem Schall*
blech ist abgebildet bei Madsen a. a. ö., Taf. 19, Fig. 5, und in der (dänischen) Antiquarisk Tidskrift 1861
bis 1863, 8. 25. Es ist mit einem zweiten Exemplar zusammen gefunden bet Maltelwk im Amte Ttipwi (Jütland)
und beide sind aufbewahrt im Kopenhagener Museum.
4) Bophus Müller: Die nordische Bronzezeit und deren Periodentheilung. Jena, Costenoble, 1878,
8. 122, Note 4. — Evans a. a. O., B. 404, Fig. 507, und M&nadsbladet, 18H7, B. 14» und 167.
*) Sophue Müller a. a. O., 8. 122, Note 4 (Aarböger t nord. Oldk., 1876, 8. 297, Note 2), Fig. 47. —
I>er in derselben Note erwähnte kleine Hohlcelt von Bronze mit niedriger Tülle ist freilich von einer dem nörd-
lichen Frankreich eigenthümlichen Form, aber da man nichts weiter über seine Herkunft weiss, als das** er
ehemals dem Kunstmuseum angehört, hat man keine Sicherheit, dass er wirklich in Dänemark gefunden ist.
•) Im Besitze des Gutsherrn C. Beischau. — Vgl. Evans a. a. O., 8. 48 — 67.
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Prof. Oscar Montelius.
wir in diesem schönen Bronzecelt ein Beweisstück für eine Verbindung zwischen Skandinavien
und den britischen Inseln in der ersten Periode unseres Bronzeallen» besitzen.
Ein zweites derartiges Beweisstück besitzen wir in einem bei Storeheddinge auf Seeland
gefundenen Schaftoelt. Auch dieser zeigt an der Schmalseite die schräge, breite Heifelung,
wie Fig. 51).
Ebenso sind einige Bronzecelle mit Ornamenten, wie Fig. 6, britischen Ursprunges. Das
Original ist in Schonen gefunden und iin Besitz des Museums zu Lund*). Ein anderer Celt
Fig. 6.
Fig- 6. c mit denselben Ornamenten
ist auf Fünen in einem
Moor bei Flenstofte ge-
funden und jetzt im
Kopenlnigener Museum 3).
Bronzecelte mit eben
solchen wagereeht ge-
strichelten Dreiecken sind
in England gefunden4).
Britischen Ursprunges
dürften ferner einige an-
dere in Dänemark und
Schonen gefundene bron-
zene Schaftcolte sein, die
vou fast gleicher Form
wie Fig. 6 und aus der
ersten Periode des nordi-
schen Bronzealters sind 5).
Ungefähr derselben
Zeit gehören zwei merk-
würdige Goldgeschmeide an, die unbestritten briti-
schen Ursprunges, aber in Dänemark gefunden sind.
Der eine, in halber Grösse als Fig. 7 abgebildet,
ist auf Fünen bei Skogshöierup, Kirchspiel Näsbyhoved,
gefunden. Die vorhandenen Nietlöcher zeigen, dass
er schon in der Vorzeit au zwei Stellen zerbrochen gewesen und durch Nietung reparirt
wurden ist. Er wurde vor nicht langer Zeit beim Eggen auf einem Acker gefunden ;
Bronzecelt, gefunden in
Schonen, Vj-
Bronzecelt, gefunden auf Pli neu, V*-
*) Abgebildet bei Woraaae; Nordiske Oldaager, Fig. 179, und bei Madaen, Broucea ldere n 1,
pl. 21, Fig. 7. Dieser Celt ist . nebst drei kleineren von gleicher Form, aber ohne Verzierungen, unter einem
groaaen Steine gefunden.
*) Früher schon einmal abgebildet in der Sv. Fornm.-fbren. Tidakrift, 111. Bd., S. 43.
*) S. die Mimische) Antiq uariak Tidakrift, 1861 — 1863, 8. 24.
*J Ein engliacher Celt dieses Tv|>ua ist abgebihlet von Evans a. a. 0., S. 60.
6) Hierher gehören unter Minieren ein auf Möen gefundener Schaftcelt iiu Kopeuhagener Museum iR 494)
und ein in Schonen gefundener Schaftcelt, abgebildet in der Sv. Forum in nea-fören. Tidakrift, Ud. 111,
S. 44. Vgl. letzteren mit Evaua: Bronze implementa, Fig. 8 bis lo.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor dir. Geb. 9
da.« grössere Stück mit dem wohl erhaltenen Kode war ein Jahr früher an denselben Stelle
gefunden ').
Ein Gohlschtnuck derselben Form war schon einmal zu Anfang dieses Jahrhunderts auf
der Feldmark Grevinge in der Ods-IIarde auf Seeland gefunden. Kr lag unter oder dicht neben
dem einen Ecksteine einer läng-
lich viereckigen Steinsetzung,
ca. 250 Schritt vom Mecresufer
entfernt
Achnliche Goldgeschmeide sind
ausser den genannten in Skandi-
navien nicht bekannt, wohingegen
eine grösst! Anzahl völlig gleicher
Schmuckstücke auf den britischen
Inseln gefunden sind, namentlich
in Irland, dessen Goldreichthum
iin Bronzealter erstaunlich ist 3).
Die an diesem Schmuck häufig
vorkommenden Ornamente zeigen,
dass sie einer frühen Periode des
britischen Bronzealters angehören,
was auch durch einen in Cornwall
gehobenen Fund bestätigt wird.
Bei Hatlyn, unweit Padstow, sind
nämlich zwei Goldgeschmeide der
hier fraglichen Form mit einem
bronzenen Schafteclt zusammen
gefunden ; letzterer von einer Form,
welche den ältesten Theil des
Bronzealters kennzeichnet 4).
Hshsrhmuek IH Gofct, Brfuwten >.f Fünen, Vr K* "chei,,t mir n,chl nnn,ög-
lieh, dass diese von Westen her
in Dänemark eingeführten Halsgeschmekle in einem gewissen Zusammenhänge stehen mit dem
Bronzehalsschmuck, den man hei Worsaao: Nord. Old*., Fig. 220, ahgehildet findet. Diese
*) Beide Stücke Bind jetzt im Besitz des Kopeuliagener Museums; das erst gefundene unter der Nummer
B 3596, da* letztere unter B 3705.
9) Gleichfalls im Kopnnhagener Museum (Nr. 101) und ahgehildet bei Woraaae: Nordiske Oldsager,
Fig. 249; desgl. in Bo3*e’s Oplysende fortegnelse over de gjenstande i det Kgl. Museum for Nor*
diske Oldsager i Kjöbenhavn, der ere forarbeidede af eller prydede in cd aedle Metaller. (Kopen-
hagen 1859.) 8. 3.
3) Das Dubliner Museum und das British Museum besitzen eine Menge solcher Goldgeschmeide aus Irland.
Wilde: Catalogue of tlie antiquities of Gold in tlie Museum of the Koyal Irish Academy, p. lo IT.
Auch in England und Schottland sind ähnliche Schmuckstücke gefunden. Anderson: Scotland in pagan
times, the Bronze and Stone Ages, p. 222 — 223 (die Enden sind nicht gleich uuserer Fig. 7).
4) Evans: Bronze Implements, S. 42.
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX. 2
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Prof. Oscar Montelius,
sind zwar hier im Nonien angefertigt und dem sog. „dimlemlormigen“ lldmohninck () nahe
verwandt, allein ihre Form und der Umstand, dass sic beinahe platt sind, könnten immerhin
daraut' hindeuten, dass sie Einfluss von dem hier
besprochenen britisch-irländischen Goldgeschmeide
erfahren haben. Unter den letztgenannten sind
manche ungefähr ebenso breit und von gleicher
Form, nur mit dem Unterschied, dass die Enden
langer und schmaler sind.
Andererseits ist es vielleicht nicht un wahr-
scheinlich, dass der unter Fig. S »(»gebildete
irländische Goldschmuck einen Einfluss durch den
oben genannten, im südlichen Skandinavien nicht
seltenen „diadomühntichen* Halsschmuck von
Bronze vorräth. Sowohl die Form als die vielen
schmalen, gerundeten, parallelen Beiten finden
sich bei diesen irländischen und skandinavischen
Geschmeiden, während ähnlicher Schmuck in
anderen Landern nicht bekannt sein dürfte. Das
Original zu Fig. 8 ist in Irland bei Tory Hill,
Grafschaft Limerick, gefunden.
H«l-fe hmuvk von Gold, gefunden in Iriaml, ca. %.
Da mehrere in Dänemark gefundene Goldsachen nachweislich von den britischen Inseln,
wahrscheinlich aus Irland, dort oingefÜhrt sind, liegt der Gedanke nahe, ob nicht etwa auch ein
grosser Theil der anderen im südlichen Skandinavien gefundenen Goldsachen aus dem Bronze-
alter irländischen Ursprunges seien.
Dass die meisten dieser Sachen hier in Skandinavien angefertigt worden, ist allerdings klar,
weil sie Typen repräscnliren, die nur hier Vorkommen, und es ist sogar möglich, dass zu jener Zeit
ein kleiner Theil von ihnen aus einheimischem Golde aiigefertigt ist. Allein die vielen hin auf
den heutigen Tag erhaltenen Funde zeugen davon, dass die Anwendung des Goldes hier schon
im Bronzealtei* eine so allgemeine war, dass die heimische Production für den ganzen Bedarf
kaum genügt haben durfte. Es ist deshalb die Vermut Innig begründet, dass ein grosser Theil
dieses Goldes importirt und alsdann hier verarbeitet oder umgearbeitet ist, und wir dürfen mit
einer gewissen Berechtigung annehinen, dass das Land, von woher wenigstens ein Theil des
hier iniportirten Goldes gekommen, Irland ist. Diese Insel war nämlich während der Bronze-
zeit eines der goldreichsten Länder Europas *).
Montelius: Antiquität« suädüiMJ*, 122; W Omaner Kordiake Oldtinger, Fig. 213.
*) Wilde n. a. O. , 8. 4. — Wibcl: Die OuUur rl«*r Bronzezeit Nord- und XitMleuropM, im 23. Herieht
der 8clilL>»wi|'-||oNt«iti* LcoienburK bcli^n (i^ell^cbaft für die Sammlung und Erhalt uni; VfttwlAndnehqr Alter-
ttiüiiier, 8. SV (im Jahre 1796 goll da« in Irlund in zwei Monaten erworbene Waschgold den Werth von
JöOnö Pf. 8t. erreicht haben).
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. (L westl. Europa vor Chr. Geb. 11
Man hat versucht , über den Unsprung de« hier verarbeiteten Goldes Auskunft zu erlangen
durch chemische Analysen von Goldarbeiten aus der Bronzezeit, die auf nordischem Gebiet
— wozu auch die nördlichsten Lander Deutschlands gehören — gefunden waren. Diese Analysen
ergaben einen Goldgehalt von nur 81 bis 87 Proc.; der Best besteht hauptsächlich in Silber, welches
in den untersuchten Proben zwischen 10 und 12 Proe. schwankt. Die ausserdem nachgewiesenen
Spuren von Platina führten einige Forscher auf den Gedanken, dass das Gobi aus dem Ural
herrühren könne. Diese Annahme hat schon aus dem Grunde geringe Wahrscheinlichkeit, weil
aich für damalige Zeit kaum eine Verbindung zwischen den» hier fraglichen nordischen Gebiet
und dein Ural nachweisen lassen dürfte. Bei der Untersuchung des Goldes vom Ural hat sich
auch herausgestellt , dass dieses kein Platina enthalt. Andererseits sollen in allem Goldsand,
auch in dem irländischen, kleine Quantitäten Platina vorhanden sein, und demnach wäre das
Vorkommen genannten Metalls in dem Bronzealt ergolde des nordischen Gebietes kein Hindernis*,
dass wenigstens ein Theil desselben au» Irland hierher geführt sei. Ausserdem hat es sich
herausgestellt, dass auch die irländischen Goldfabrikate aus jener Zeit ungefähr den gleichen
Silbergehalt wie die nordischen (11 bis 24 Proc.) haben1).
Dass Skandinavien seinen Bedarf an Gold während der Bronzezeit aus Irland erhielt, ist
um so wahrscheinlicher, als damals der Weg zwischen diesen beiden Ländern bereits dem Handel
offen lag, und erstgenanntes ein werthvolles Product für den Tauschhandel in seinem Bernstein
besass.
Nun hat man auf den britischen Inseln in den Gräbern der älteren Bronzezeit in der That
mehrfach Bernsteinsachen gefunden, und zwar sind dieselben bisweilen recht bedeutend gewesen.
Aus einem Bronzealt ergrabe in Wiltshire z. B. wurden über 1000 Perlen nebst einigen grösseren
Bemsteinschmucksachen *) gehoben, und in einem Grabhügel derselben Zeit bei Hove unweit
Brixton fand man in einem Baumsarge eine Steinaxt mit doppelter Schneide, einen Bronzedolch
und ein prächtiges kleines Bernsteingefiis» in dqr Form einer Tasse mit Henkel1).
An der Ostküste von England soll allerdings nativer Bernstein gefunden werden, oh der-
selbe aber jemals in solcher Menge vorhanden gewesen, dass er für den zu jener Zeit bereits
recht ansehnlichen Bedarf genügte, ist ungewiss. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass wenigstens
der grössere Theil des während der Bronzezeit auf den britischen Inseln verarbeiteten Bern-
steins aus Skandinavien stammte. Zu Strabo’s Zeit, also zu Anfang unserer Zeitrechnung, ge-
hörte der Bernstein zu den Waaren, die von Gallien nach Britunnia ausgeführt wurden4). Oh
nun der im letztgenannten Lande in der Bronzezeit verarbeitete Bernstein — wenn derselbe,
wie ich glaube, grosNonthoil» dort importirt ist — über Gallien, an» Dänemark oder auf directe-
rem Wege über die Nordsee aus Jütland gekommen, wird sieh gegenwärtig wohl kaum ent-
scheiden lassen.
*) tu neuerer Zeit in Irland gewaschenes Gold enthielt nach einer Analyse ft Proc., nach einer anderen
etwas über ft Proc. Silber. Wibel a. a. O., 8. ft» und ßt», und Tal». VI. Vgl. Morlot: Sur le* m^taux
emplojta dans l'äge du bronze (Meinoires de la Soctetc Royale den antiquaire* dn Nord 1836, p. 30), und
Wilde a. a. O., S. 4.
*) Evans: The ancieut «tone implements, weapon* and ornamenta of Great Britain, p. 414.
>) Evans: 8 tone implements, p. 402, Fig. 387.
4) Evans: Bronze implementa, 8. 484 und 4ft6. — Vgl. Stolpe im Conipte reudu du Congres de Stock-
holm, 1874. S. 780.
2*
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Prof. Oscar Montelius,
Die in England gefundenen BernstdnBchmnckaachen zeigen allerdings nicht «licselbcn For-
men, wie die in Skandinavien üblichen ’ K »her dieser Umstand kann nicht als Beweis gegen
den Import aus dem Norden gelten, denn auch die in Mitteleuropa mul die in den Mittelmeer-
landern gefundenen Arbeiten aus nordischem Bernstein sind in ihren Formen von den skandi-
navischen verschieden. Eine naturlieht1' Erklärung dieser Erscheinung timlet siclr in der An-
nahme, dass der Bernstein im Alterthume wie noch heutigen Tages meistens im unbearbeiteten
Zustande ausgeführt wurde.
Ein Andenken an eine schon vor dem Beginn des Bronzealters statt gehabt e Verbindung
zwischen Schweden und England besitzen wir in einigen Bernsteinschmuckstficken, die bei
Hogoii, Kirchspiel Skredsvik iu Bohuslün, in einem Torfmoore gefunden sind3). Eines dieser
Sclunu ckstileke veranschaulicht Fig. 9 in natürlicher Grösse, Es ist ein runder, flach konischer
Knopf mit last planer Unterseite, die zwei neben einander stehende schräg gebohrte Löcher
zeigt, die unterhalb der Oberfläche zusummenstossen.
Knöpfe von genau derselben Form wie Fig. 9 und mit derselben eigentümlichen Bohrung
sind oft in englischen und schottischen Gräbern gefunden, von denen die meisten «lein begin-
nenden Bronze alter angehören, etliche
Fig. 9.
vielleicht bis an den Schluss «Ich Stein-
alter» hinanreichen. Diese Knöpfe sind
bald von Stein oder Jet, bald von Bern-
stein oder von Hol» mit Goldhclng, bald
von Knochen oder Elfenbein *).
Achnlichc runde, fluchkonischc Knüpfe
mit zwei sehnig gebohrten Lochern wie
bei Fig. 9 sind auch in Frankreich und
auf der spanischen Halbinsel in Gräbern
aus «lein Ende des SteinalterH oder «lern
Uebergang in das Bronzealter gefunden4),
ln südlich oder südöstlich von Skandinavien liegenden Ländern dürften sie dahingegen nicht
Vorkommen 4).
Knopf von Bcrn*t«iti, gef. in bohtolün, Yj
M Evans: Bronze implement«, p. 4R
*) Es waren Ihrer vier, die angeblich, als *ie zu Tag« kamen, in einem Stück vermoderten Tbierfclles
M« «en, da« sofort zerrieb Einer» dieser interesiianten Knöpfe wurde jemandem geschenkt, der seitdem nach
Amerika ansge wandert ist; die übrigen drei sind von Br. Hk hoff für da* Stockholmer Museum erworben, wo
Mi« unter Nr. 3311# auf bewahrt werden.
*) Kvmn: Slone iinplemcnu, S. 406 ff. — Greenwell: British fcarrow«, 8. 33 und 766. — Tburuam:
Archaeidogiti XLII1, S. 503, 310, 61t.-— Ei» eng lincher Knüpf diemT Form int. ahgebild*t im Manadsblad f. 1886,
S. 4», Fig. 3.
*) Cazalifl de Fondouce: All^e* oou verte» de la Provence II, 8. #, pl. IV, Fig. 11 (au* zwei Gräbern
am niederen Lauf des Khöne). — Cartailhac; Le* Agw prchtMtoritiue* de TPlspagne et du Portugal, S. 17H;
▼ergl. 8. 102 (Portugal).
&) In daoizcllett Gribem an« dem jüngeren Theil des Steinalters sind bisweilen runde, an der Oberseite
mehr oder weniger convexe Bernsteinknöpfe gefunden, di* an der Unterseite mit einer Art Oese versehen waren,
die sich von «len Löchern der Fig. 9 nnr dadurch unterscheidet, ihn die untere Seite in der Mitte etwa* vor-
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westL Europa vor Chr. Geb. 13
Die Fnml Verhältnisse geben leider keinen Aufschluss filier das Alter der Bohnslunscheu
Bern stein knöpfe-, doch ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmcn, dass sie aus dem Ende unseres
Sieinalters stammen.
Dies wird durch einen in Schonen gehobenen Fund bestätigt. In einem Grabe bei Östra
Olinge, Kirchspiel Knislinge, im nordöstlichen Schonen, fand ich nämlich vor einigen Jahren
einen llängeschinuck von grauem, glimmerhaltigen Stein, den man im Miinndshlud f. 1880,
S. 48, ahgebildet findet. Der obere Theil ist von gleicher Form und in derselben Weist* durch-
bohrt wie Fig. 9, der untere Theil bildet einen kleinen, an der Aussenseite gereifelten King1).
Dan Grab, in welchem dieser Schmuck unten am Hoden lag, war eine Steinkiste (hällkista),
folglich dem Schluss des Stein alters an gehörend.
In dänischen Gräbern aus genannter Periode sind ferner noch etliche* andere Dinge ge-
funden, die gleich dem als Fig. 9 abgehildeten Gegenstand auf Beziehungen zu dem westlichen
Kuropa h'mweisen. Fig. 10 veranschaulicht einen solchen in halber Grosso. Es ist eine schwach
gewölbte vierseitige Platte von einem feinkörnigen rothen Steine (Schiefer), mit
einem Loch in jeder Ecke. Ausser dem Original zu Fig. 10 besitzt das
grosse altnordische Museum in Kopenhagen nur einige wenige ähnliche Objecte.
Eines derselben, gleichfalls eine Platte von rothem Schiefer mit einem Loch
in jeder Ecke, äst jedoch kleiner als Fig. 10, und fast quadratisch. Etliche
andere sind von Hein, länglich viereckig und nur mit zwei Löchern, welche
nicht an den Ecken , sondern weiter nach der Mitte »licht neben einander
steheir1).
Das Original zu Fig. 10 lag in einem „Steinhau* (Stendys.se) oder einer
ovalen Steinkammer mit Eingang“, also in einem Ganggrabe, bei Heinas, unweit.
Asse ns auf Fönen. Die zweite Steinplatte ist. nebst einigen Steingeräthon und
Bemstcinperleu bei Stensbjerg unweit Hadersleben in Schleswig gefunden, ob
in einem Grabe ist nicht gesagt. Die beulen Platten von Knochen lag«*» jede
in einer 5 bis ß Kuss langen Steinkiste in einem Grabhügel auf Langeland.
Fig. 10.
Gewölbte Fistle von
rothem Schiefer,
gefunden m
Diitenta rk, %.
springt, und in Folg« dfmeu di*- Bohrung mehr m) selirüg einwärts gerichtet zu w-crd«n l>rnucht**. 8. M ü Iler:
Ürdning of Dnomark» olthager, Hteimldereu, Fig. 269. Vergl. Aurboger f. nonl. Oldk. 1888, 8. 291.
lieber ähnliche in gleicher Weine wie Fig. 1» gebuhl te Knüpfe von KUrrxnho, die bei Mollen» In, Kr. Suldiii in der Xrumark
mit Bronzcsachcn xu-ftunneo in einem Moor gefunden *ind, hiebe Verhandlungen der Berliner Antbropol. (!f*cll-
ht-haft vom US. April lttssj desgleichen vom HO. Juni, S. 273 und von» 20. October, 8. 440 fl'. BhenÜla Gros«:
ProtoIidvltM, Tai. 23, 3, pnsf. 79. — Aelmll« he , in derselben Weise gebohrte Knöpfe von Elterzahu , uieim- ich
auch im Museum zu Jena gesehen zu habrn. Auf eine darauf bezügliche Anfrage Ihm Prof. K|t»pflei*cb Kt
bis jetzt keine Antwort erfolgt. In der Sammlung des Dr. Much in Wien rinden sirh ebenen gebohrte Knüpfe
von Stein au« dem Motidhee, und unter den Fundsachen von L<*ngvel (Ciigurnl befindet «ich ein Hach konischer
Knopf mit gleichartiger Bohrung, zu weichem eine gro*«e Schnecke du- Malerin] geliefert hatte. M.
1) Ringförmige HÄngezierrathe von Bein sind mehrmals iu skandinavischen Steinaltergräbern gefunden.
S. Mo n teil uk: Antiqui«'** 8iu*d., Fig. «2; — H. Werner: Antujvariskn berattelner ufgiftm tili Westergüt-
Innd" Fornminuesforemng, I, 8. 10, pl. II, Fig. 1 d (in den» Hing wäre nach Wmiuthnng de» Verf. eine Bern-
nteinperle gefasst geweseul. 8. Müller». u. O. , Fig. 2.>0. lu 0*tpr*u*«cii sind ringförmige Ilern- Lrinfierlen
mit durchbohrtem Stiel gefunden , die mit den letzterwähnten Schmurkulücken »um I>ü nennt tk Aehnlichkrit
haben. Aarh. f. nord. Oldk. 18HK, 8. 2s.**. Note. — Vergl. einen iu England gefundenen IlitngeM'hmnck von
Jet, gleich drei neben einander liegenden, ziisaiuniengewtichseuen Hingen. Kvhiih: Sione implementi», 8. 417,
Fig. 381,
2) lieber das Exemplar von Stein, vergl. Kngrlhardt. Aarb. f. nord. Oldk. 186«, S. 100 ; — S. Möller,
Btenaldcrrn, Fig. 241. — Exemplare von Knochen: Animier for nortL Oldk vndighed 1840 bi« 1841,
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Prof. Oscar Montelius,
Die Form der Gräber sagt an», das« die beiden letztgenannten dem Ende des Steinalter« in
Dänemark angeboren, während das Original zu Fig. 10 etwas älter sein durfte.
Aehnlicbe Steinplatten sind in grosser Anzahl in englischen, schottischen und irländischen
Gräbern au« dem Ende des Steinalten» oder dem beginnenden Bronzealter gefunden1) und des-
gleichen, in Gräbern derselben Periode, in Frankreich und auf der iberischen Halbinsel *). Alle
diese Platten sind sehr dünn, flach oder etwas gewölbt und entweder länglich viereckig oder
quadratisch. Einige der ersterwähnten sind schmal, mit einem Loche an jedem Ende. Andere
haben zwei Löcher an jedem Ende, andere nur zwei an einem Ende oder weiter nach der Mitte.
Ihre Bestimmung war offenbar die, den Arm des Bogenschützen beim Abdrücken des
Geschosses vor dem Schlag des Bogen Stranges zu schützen. Sowohl die Bogenschützen des
Alterthums in Aegypten wie diejenigen späterer Zeiten in Europa haben Seliutzplatteii von
ähnlicher Form am Ariu getragen, und in Indien bedient man sich noch heutigen Tages ähn-
licher von Elfenbein 5).
Dass die hier besprochenen Objecte aus der Vorzeit im nördlichen und westlichen Europa
dieselbe Bestimmung gehabt haben, ist nicht nur eine auf Vergleich mit den erwähnten Arm-
schienen beruhende Vcrmuthnng, wir flndcii dieselbe durch einige in England und Schottland
gehobene Fumle bestätigt.
Als man im Jahre 18*21 in Aberdecnshire einen grossen Grabhügel öffnete, fand man in
demselben eine Steinkiste mit den Skeletten eines erwachsenen Individuum«, eines Kindes und
demjenigen eines Hundes, und ausser anderen Dingen sieben Flintpfeilspitzen und eine Stein-
platte, wie Fig. 10. In England hat man in zwei Gräbern aus derselben Zeit wie das vor-
beitannte eine Steinplatte gleicher Art unmittelbar an dem Unterarmknochen liegend gefunden,
also gerade an der Stelle, wo der Bogenschütze eine solche zu tragen pflegt4).
Unter den Gräbern auf den britischen Inseln, in welchen runde Knöpfe, wie Fig. 9, und
„AriUÄclmtzplatton“, wie Fig. 10, gefunden wurden, enthielten mehrere auch irdene Gelasse von
eigenartiger Form und Ausschmückung. Aehnlicbe Tliongefasse sind, wie wold selten, auch in
dänischen Gräbern aus einer späten Periode des Steinalters gefunden worden. Fig. 11 vor»
B. 166. VTortaae: Nortliake Oltlaager, Fig. 85; — M ««Isen, K t en * 1 «1 r re n , pl. 25, Fig. 16; —
8. Müller ». a. ()., Fig. 244.
*) Evans: Krone implementa, 8. 380 ff; — Anderson; Scotland in pagan timen, the Bronze und
Ktonv Age, 8. 15 — 18 und 51; — Wilde; Catalogue of tftie antignitic* of «tone in the Museum of the Royal
irisl» A«*ademy, 8. 89.
*) Cazalia de Fondouce a. a. O. II, 8. 14, Taf. IV, Fig. 1 (Grotte de Castellet bei Arles); Cartai lliac,
a. a. O. , 8. 179 (Grab bei Lissabon); — Henri et Louis Siret; Lu« premier» agua du metal dann le Sud
Eat de l'Espagne auf mehreren Tafeln.
Vergl. Meckleoh. Jahrbücher 1879 , S, 72. Eine ähnliche Platte von braunrothem . feinkörnigem Stein,
»*/," lang, 2" breit, */gM dick. Die untere Seite concav and geglättet, die obere convexe Seite polirt. ln den
vier Ecken runde Löcher, welche Ton der unteren Seite konisch durchbohrt sind. Gefunden in einer Mergeigrube
bei Valtuhn, unweit Zarrentin. Und. 1880, S. 265 wird Uber eine ähnliche II cm lange, 4,5 cm breite und
0,3 cm dicke, gebogene Platte von festem feinkörnigem Sandstein berichtet, die cu Kleptow bei Prcnxlau angeblich
in einer L’rn« gefunden ist und «ich im Betdtx des Märkischen Museums in Berlin befinde;. — Eine ähnliche
Platte von Knochen ohne Löcher befindet »ich unter den Fundsachen aua dem Pfahlbau hei Wismar. Im Museum
in Neu-Sfrelitx sah ich eine ähnliche Platte von Knochen, Über die der Dirtttor I)r. v. Buchwald mir schreibt,
dass sich über den Fundort derselben nichts Sicheres aussagen lasse , da sie der „Rudolph Ischen Sammlung4
angehört, jedoch die Annahme, dass sie in Meeklenburg-Strelitx gefunden, alle Wahrscheinlichkeit für sich habe.
M.
8) Evans; Stoue implement», 8. 384.
4) Amlerroa ». ». O., 8. 17.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor Chr. Geb. 15
anschaidicht ein solches GefHss in 1 * seiner Grosse« Sie sind becherförmig; der untere TUeil
ist bauchig, der obere mit mehreren horizontalen Bändern einfacher, eingedrückter Linienorna-
mente geschmückt.
Da« Original zu Fig. 11 stammt aus «einer Steinkammer“ auf einem „Dysse“ bei Gaalu'inm
auf Falster. Das Grab enthielt ausser diesem Gefass noch zwei andere von ähnlicher Form
(das eine bei Wor&a&e: Kord. Old«, sub Fig. 286 abgebildet), vier
Speerspitzen und einen nach oben sich stark verjüngenden Hohlmeißel
von Flint und einen Steitdmmmer ohne Schaftloch. Eilt anderes Tlmn-
getTiss von fast gleicher Form wie Fig. 1 1 wurde nebst zwei Stein-
Itütmticm und 11 kleinen durchbohrten Bernsteiustfickru vier Fu*» üher
dem Boden eines Hügels bei Traeden unweit Varde im westlichen Jütland
gefunden. Ein ähnliches Thongpfäs.% wie Fig. 2H(i hei W oraaae a. a. O.,
»her noch mehr abgespitzt nach nuten, wurde nebst einigen Flint gerathen •
aus einem Ganggrabe von jüngerer Form: rechteckige Kammer mit
einem von der einen Giebelseite auslaufenden Gang, bei Orebygaard auf
Lnnlund, zu Tage gefordert l).
Tliongelttssi* von der durch Fig. 11 veranschaulichten Form kann
rnan über Holstein und Holland bis ins nordwestliche Europa verfolgen3).
Dort findet man diese Gelasse häufig, namentlich in Großbritannien und in Frankreich J), wo sie
dem Schluss des Steinalters und dem beginnenden Bronzealter angeboren4). Es verdient erwähnt
zu werden . dass ein Gelass dieser Form ans einer Steinkiste mit kreisförmigem Ausschnitt wie
Fig. 13 gehoben wurde. Die Kiste stand in einem ovalen Grabhügel bei Kerlescant unweit
Carnac *).
Die Form der fraglichen becheritlmlichen Thongetusso au» den britischen und nordfranzösi-
«clien Gräbern ist zwar wechselnd, aber sie haben sich offenbar ans einer gemeinsamen Grund-
form entwickelt, die man sowohl in den Gräbern der genannten iJindcr, als weiter nach Süden
trifft: in Südl rankrcich , auf der iberischen Halbinsel und auf Sicilien. Die Aehnlichkeit ist so
vollkommen, dass sie auf einem, wenn auch mittelbaren Verkehr »wischen den genannten Län-
dern und auf einem schon am Schlüsse der Steinzeit oder in der Uebergangszeit zum Bronze-
alter von den Mittelmeerländern auf das nordwestliche Europa geübten Einfluss beruhen muss.
Im südliehen Europa sind nämlich diese Gefüsse, wie aus den Gräberfunden hervorgeht, der
letzten Periode der Steinzeit eigen4).
TtioiijEr&ft*, gefunden auf
Fahter,
*) Henry Peleraen: Dü* verschiedenen Formen d**r Hteinaltergrätar in Dänemark etc. Archiv für
Anthropol., 1kl. XV, 8. 150. (Aarbüger etc. 1£»1, 8. 343.) 8. Müller: SUnsldaltD, Fig. 225.
3) Mcatorf: Vorgeschichtliche AUerthümer ®u« 8chh»«wig-Hol»tein , Fig. i:tl (u. 136). Pleyte: Neder-
Undnehe Oudbeden, Diente, Taf XLV n. LXIX (rergl. XV, XVIJ. LXXJV u. LXXV1).
*) Fnglaml und Schottland : Green well: Hi*iti»h barrown, 8. 1*4, 0*>, 241 etc.; — Thurnnm in Arclmstlogia
XL1JI , 8, 308 ff. und pl. XXXI. In Irland scheinen »in zu fehlen; Green well a. a. O., 8, #4. — In Nord*
frankreich: De Morüllet: Muih* pr^histnriijue, pl. LV , FJg. 531 (vergl. pl. LVI , Scherben); Maieriaux ponr
J’hietoire de l'homnie 1H?9, Pl. VI, Fig. 2, 8. 153 (vergl. 8. IM).
4) Green well ». h. O., 8. 273 (mit einem Broiizepfricrtien zti»nimnt*n gefunden). A reime* dogia XL111,
K. 380.
6) Fergu«son: linde »tone monument», 8. 357.
*"1 Für du» südliche Frankreich: Matcriaux 1801, 8. 531 u. pl. XVII (D6p. IlMttt>FyriM4w); Antiqua
1884, S. 151 und pl. XXXVI, Fig. 2o? und 2oä (Umgegend von Nizza); Cnzali* de Fondouce: Alices con-
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Prof. Oscar Montolius,
3
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Vc'brigcns erreichtet» <J»e*e tyjiinclien Geßiwe tl:»* mittlere Europa auch auf östlichem Wege:
Ungarn, Böhmen und Deutschland. Audi dort gehören nie den» Steinalter an1).
Unter diesen Verhältnissen müssen wir der Krage, in wiefern man in den dänischen Ge-
lassen gleich Kig. 11 einen von Südosten über Höhmen oder einem vom nordwestlichen Europa
erfahrenen Einfluss zu erkennen hat, eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Was wir bi»
jetzt darüber wissen, scheint für letztgenannte Alternative zu roden. Die dänischen und hol-
st rimscheii liefasse gleichen hinsichtlich der grösseren Höhe im Verhält-
nis* zur Breite und der Bodenforiu mehr den englischen als den böhmischen.
Bei einigen auf den dänischen Inseln und auf der kimbrischen Halbinsel
gefundenen Getässen ist nämlich der Boden nicht gerundet , wie bei den
böhmisch-ungarischen, sondern er ruht auf einer kleinen Platte, die gleich-
sam einen niedrigen Kuss bildet1),* und einen eben solchen Boden zeigen
mehrere englische Gelasse. Auch die einfache Ausschmückung der dänischen
und holsteinischen Gelasse zeigt mehr Aehnliclikeit mit den englischen als
mit den böhmisch-ungarischen.
Freilich fehlen hei den nordischen Gelassen an der unteren Hälfte die
Ornamente, wahrend die englischen und französischen last ohne Aus-
nahme hin an den Boden hitiah verziert sind. Aber auch die böhmischen
mul ungarischen Gelasse sind bi» an den Boden mit Ornamenten bedeckt, während in Holland
Gelasse der fraglichen Form Vorkommen, die an der unteren Hälfte glatt, ohne alle Ornamente
siudsj, und folglich in dieser Beziehung den nordischen gleichen. Unter diesen Verhält-
nissen scheinen wir ohne Bedenken in letztgenannten Beweise für einen Einfluss auf den
Norden von Westeuropa erblicken zu dürfen.
Einen anderen Beweis von einem Einfluss, der in der fraglichen Culturperiode vom Westen
längs der Küste der Nordsee bis nach Skandinavien fühlbar war, haben wir in Thon gelassen
verte* de Iw Provence II, 8. 28 , 1*1. V, Fig. I (Arles); Ca rtailhac: Le* ägei pr6b ialoriq uci de
l'F.ApHgne et du Portugal, 8. 117 (Bretagne, Arle* uud Hwute*-Pyreuees). — - Portugal: Matlriaux 1*76,
S. 446 u. pl. VI II, Fig. 6; Cartailhao *. w. 0., 8. II* tT. — Sizilien: v. And rinn: Prähistorische Stu-
dien aus Hicilien, 8. 40, |d. IV, Fig. 7; Rulleitino di P&lettiologia itaüana 1*82, 8. 30 u. pl- II,
Fig. I; Cartailhwe a. n. ()., 8. 117.
*) Ungarn; Hampel: Antiquität prdhislorique* de la Hongrie, pl. VI (richtiger V), Fig. 7 — i».
(Vergl. Hampel; Catuloguc de Fex position prehistoriq ue ä Budapest 1878, K. SM). — Rühmet»:
Parnätky archaeologike a mistnpisne X, 2, 1871», 8. 30» u. Tafel, Fig. Verhandlungen d. Berliner
Authropol. Getellscb. 1878, ilen 16. Februar, Taf. VI, Fig. P. — Deutschland: Tischler: Westdeutsche
Zeitschrift für Geschichte und Kunst, V, 8. 174. Im Stralsunder Museum habe ich zwei üt* Hisse des
hier fraglichen Typus gesehen, beide atu» Pommern ; das eine auf Rügen» das andere auf dem Festlande gefunden-
*) Vergl. Mestorf: Vorgeschichtliche Altert hüiner ans Schleswig-Holstein, Fig. 131.
Dieselbt- Elgenthiimlicbkeit zeigen noch vier sintere hol-leittl »che GeFSase die»«!* Typus, alle vier im Besitz des
Kieler Muwum*. Zwei davon gehören zu den älteren Beständen der Sammlung. Vnn dem einen lä»<t sieh der
Fundort nicht genau fest« teilen, das zweite stammt aus einem Steinnit er grabe Uri Rurdeahotro. Die beiden Anderen
K. S. «;ui» und 6849 sind kürzlich erworben. Sie wurden bei Knsks unweit ltrehu« gefunden und gewahren
gleich dem Gelass* von Grimlh.tl (Alterth. am Schleswig-Holstein 1.31) ta*onderes Interesse durch die Art der
Grsber, nun denen de gehoben sind. Die*e Gräber bekleben in niedrigen Mügeln, oftmals kaum merklichen Boden-
au«chwe!luiigen, in welchen die muUeiifnriiiige Gruft unter BodmoiveM hegt, meisteus ÜM jegikhlBtriaietiUg.
I>a» f»efü>* Ton Gräntbnl a. h. 0., Fig. 131 wurde mit einer nur an der Vorderteile geschliffenen Flintart ge-
funden. Mit dem einen Gelass von Kanks (K. S. 85uM| fand man ein kleines 2 im langes Bernstein gehängr. —
Eingehendere Mit! bedungen über diese muldenförmigen Gräber iintrr Boden tmeau , deren ich jetzt gegen 30 in
Holstein kenne, sind in Vorbereitung. M.
®) Pley tu: Nedarlandske Oudhcdv», DrenU*, pl. LXIX.
Kig. 12.
TbongHaes. gefunden in
Dänrmurk, */t.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor Chr. Geb. 17
von der Form wie Fig. 12. Solche Gefasst? sind in Dänemark in mehreren Exemplaren au»
einer späten Periode der jüngeren Steinzeit gefunden l). In Mecklenburg ist dieser Typus
nicht zur Erscheinung gekommen, wohl aber in Hannover, Oldenburg und Holland3).
Manche andere Fundsachen aus dem nordischen Steinalter — z. 15. die Flintäxte mit spitz-
ovalem Durchschnitt, wie Fig. 12 und 13 in Montelitis: Antiquitcs sticdoises — würden eben-
falls eine eingehende Besprechung von diesem Gesichtspunkte aus verdienen, wäre nicht der
Hauin für diese Abhandlung zu kurz bemessen.
Ans demselben Grunde kann ich nicht allen im westlichen Europa verkommenden Typen,
die hier in Betracht kommen, die gebührende Aufmerksamkeit widmen. Nur einige Funde
seien in Kürze genannt.
In dem ersten Bande von Wilson** Prehistoric Annals of Scotland, 2. Auflage,
findet man (Fig. 17) eineu Gradmeissei um! eine Axt von Flintstein abgebildet, von welchen
S. 187 gesagt wird, dass sie bei Strachur in Argyleshire (West - Schottland) gefunden seien
und Typen repritaentiren , die in Dänemark allgemein sind, in Schottland aber, oder sonst an
irgend welchem Theilc der britischen Inseln, selten gefunden werden*). Wäre diese Fund-
angabe sicher, da könnte kein Zweifel obwalten, dass diese beiden Flintgcrüthe aus Skandinavien
dorthin gebracht sind. Die Nachricht ist indessen nicht völlig zuverlässig. Ich richtete, weil
die Sache mir verdächtig erschien, an Mr. Joseph Andersen, den Vorsteher des Museums in
Edinburg, die briefliche Anfrage, oh er diesen Fund für sicher halte. Er antwortete verneinend,
und unter diesen Umständen können wir die beiden Objecte nicht in Rechnung stellen.
Dahingegen besitzt das Museum in Newcastle einen in England gefundenen Steinhammer,
der von skandinavischem Typus sein soll4). Dieser Hammer ist etwas oberhalb des Ausflusses
des Wear bei der Stadt Sunderland im Schlamm gefunden und von einem feinkörnigen, grau-
gelben und schwarzen Gestein. Die Form ist einfach, „aber“ — so schreibt mir Docent Söder-
berg — „sowohl Mr. Read vom British Museum als Mr. Robinson, in deren Gesellschaft ich
Newcastle besuchte, und die beide als Kenner des britischen Steinalters gelten dürfen, erklärten,
dass kein zweiter Hammer von diesem oder ähnlichem Typus jemals auf den britischen Inseln
gefunden sei. In unseren Museen sind diese Hämmer dahingegen gewöhnlich. Das Museum zu
Lund besitzt vier Exemplare, iin Stockholmer Museum sind deren mehrere und ebenso in Kopen-
hagen, weshalb es ausser Zweifel stehen dürfte, dam dieser Hammer von Skandinavien (oder
Norddeutschland) importirt worden ist. Canon Greenwell in Dnrhaui, gleichfalls ein gründ-
licher Kenner des britischen Steinalter», wollte den skandinavischen Ursprung des Hammer»
nicht ableugnen, meinte indessen, er könne in neuerer Zeit, z. B. von einem Seemann mit-
gebracht sein, was Mr. Robinson wegen der localen Verhältnisse, unter welchen der Hammer
gefunden war, für durchaus unwahrscheinlich erklärte“.
*) W'omh ae: Nord. Old*.. Fig. 101; Madien: Stenalderen, pl. 44, Fig. 21; Sopltu* Müller:
ft ten aide ran, Fig. 230.
*) Henry Petemen: Die verschiedenen Formen der Stcinaltergräber in Dänemark. Archiv f. Anthropol.
Rd. XV, 8. 140. Aarb. f. north Oldk. 1881, 8. 344.
3) Die beiden Flintgeräthe *tnd auch in der ersten Auflage von Mr. Wilsons Werk auf 8. 13o ahgeUildrt,
Alter ohne Fundangabe.
41 Nach freundlicher Mittheilung des Herrn Docenten Sven Söderberg io Lund. Ich kann leider keine
Abbildung diese* für unseren Gegenstand »o wichtigen Objecte* geben, weil die Herrn Söderberg versprochene
Zeichnung noch nicht hatte geliefert werden können.
Archiv für Anthropologie. 1hl. XIX. 3
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Prof. Oscar Montel) us.
Besondere Aufmerksamkeit scheint mir der Umstand zu verdienen, dass mehrere von den
liier besprochenen Gegenständen — Knopfe wie Fig. 9, „Ann schienen“* wie Fig. 10, Thongeflsse
wie Fig. 11 — auf dem nordischen Gebiete unter Verhältnissen zu Tage gekommen sind, welche
darthun, dass sie einem späten Theil unseres Steinalters angehören. Dieser Umstand ist von
Wichtigkeit, weil dieselben Typen im westlichen Europa auch dort in den Schluss des Stein-
alters oder in die dort beginnende Bronzezeit gesetzt werden müssen. Thongefasse vom Typus
Fig. 11 sind ja auch in den Mittelmeerländem gleichzeitig mit der letzten Periode des Steinalters.
Hieraus erfolgt, dass der Zeitunterschied zwischen dem ersten Auftreten der Bronze einer-
seits im westlichen und südlichen Europa, andererseits hier im Norden, nicht so gross gewesen
sein kann, wie man ihn sich bis jetzt gewöhnlich vorgestellt hat. Dass ein solcher Zeitunter-
schied stattgehabt haben muss, liegt in der Natur der Sache, doch hat derselbe vielleicht nicht
mehr als einige Menschenalter, höchstens einige Jahrhunderte umfasst. Da Skandinavien bereits
wahrend des Steinalters mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, ist es begreiflieh, dass
die Kenntnis» von der Nutzanwendung der Bronze in verhältuissmässig kurzer Zeit auf dem
lange vorher erschlossenen Wege bis hier herauf gedrungen sein muss.
Auch die nordischen Sleinalterg rüber verrathen in ihrer Form und Bauart einen Einfluss
der westeuropäischen Lander, oder eine über diese Länder vom Süden ausgehende Einwirkung.
Wir kennen in MittelftChweden eine Art gar nicht selten vorkommender Steinkisten ans der
letzten Zeit des Steinalters, die an der einen Giebelwand eine Oetthuiig zeigen. Ein solches
Grab wurde bei Köd, Kirchspiel Lommelanda, im nördlichen Bohuslän aufgedeckt J). Mehrere
ähnliche sind aus Westergötland3) bekannt — sowohl im Elfsborg- als Skaraborglän — und
eines aus dem westlichen Theil von Östergötland 3). Das Loch ist entweder halbrund oder
mehr gerundet. Im letzten Fall ist es bald aus einem Stein ausgehauen , bald in zwei Hälften
aus zwei neben einander stehenden Steinen. (Fig. 13.)
Es verdient Beachtung, dass sämmtliche hier aufgeführte Gräber im mittleren Schweden
liegen. Aus dem südlichen Schweden und dem an Steinnltergräbern noch reicheren Dänemark
ist, so weit mir bekannt, kein einziges Grab dieser Art jemals aufgedeckt worden.
Ausserhalb Schwedens treffen wir ähnliche Steinkisten mit einer grossen Oeflfnung an einem
Giebel im südlichen England und in Nordfrankrcieli 4). In Mitteldeutschland sind einzelne
Beispiele einer ähnlichen Gruhform bekannt5).
*) Ridrag tili känuedom om Göteborgs och Bohusläns fornminnen och liiBtoria I, p. js.
s) Mehrere G rüber dieser Art sind in meinem överiges Forntid, Text, 8. 124—127 aufgeführt. Seitdem
sind noch mehrere aufgedeckt worden. Siehe z. B. Compterendu du Congre» de Stockholm 1874, p. 172,
und M »nadsbladet 1877, p. 425 (Karleby in der Vartofta Harde) ; Comptereudu du Congrea de Budapest 1876,
p. 200 (Herrljunga im Klftborglän , ». Fig. 13); 8ven»ka fornmin nesföreni iigens tidskrift, lid.
8. 8. (Hrunnsgärd in der Gudshem Hsnle und Üfre Sunna in der Kkaning Harde.) Noch andere sind bei
ilacka und üglunda, beide in der Yalle-Harde auf Kinnekulle, aufgedeckt worden.
*) S v e n h k a forn minnesföreningens tidskrift, Bd. 6, 8, 47 (Sjögestad im Ksp. Kloster Vreta).
4) Fergusson: Rüde »tone monument», 8. »37, Note (Südenglaud ; genau wie unsere Fig. 13), 344 und
337 (Nordfrankreicb, Dep. Oise und Morbihan ; das letztere genau wie unsere Fig. 13); Mortillet; Muste prehi-
Ntori(|Ue, pl. LVII, Fig. 354 und 555 (Nordfrankrcieli, l>(*p. 8eine-et-Oise und Oise).
a) Kruse: Deutsche Altertliümer , 1 u. 2, S. 37 u. 38; Klopfleisch: Vorgeschichtliche Alterthümer der
Provinz 8aeh*en, 2, 8. 73.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. weatl. Europa vor Chr. Geb. 19
Die Aehnlichkeit zwischen den hier beschriebenen schwedischen Steinkisten und mehreren
Steinkisten in den Ländern an beiden Seiten den Canals ist so gross, dass man sie nicht wohl
anders als durch eine Einwirkung von Westeuropa auf unser Land erklären kann1).
Allein der ebeu angeführte V instand , dass solche Steinkisten nur aus dem mittleren
Schweden bekannt sind, scheint auf eine unmittelbare Verbindung zwischen diesem Theil unseres
Landes und Westeuropa hinzudeuten, eine Verbindung, die alsdann nur durch directe Schifffahrt
zwischen den genannten Ländern bewerkstelligt werden konnte.
In historischer Zeit ist freilich eine solche Schifffahrt zwischen England und dem Ausfluss
der Götaelf lange Zeit von grosser Bedeutung gewesen, wie sie auch heute noch besonders leb-
haft betrieben wird, doch ist es schwer, sich von diesem Verkehr eine Vorstellung zu machen
Fig. 13.
Wuddrin au» einer Steinkiste
bei Herrtjunga in Weatergothusl.
in einer Zeit, wo man wahrscheinlich keine anderen Schifte als die
aus einem gehöhltem Baumstamm bestehenden Canoes (Einbfiume)
besass. Es ist ja allerdings eine, wenngleich nicht grosse Möglich-
keit vorhanden, dass der Verkehr, der sich in den oben beschriebe-
nen Gräbern offenbart, sich längs den Küsten der Nordsee bewegt
habe, doch ist weder an der deutschen Küste noch in Dänemark
oder Südschweden ein einziges derartiges Grab bekannt
Die wenigen Gräber dieser Art, die man in Mitteldeutschland
nachgewiesen, dürften sich aus einem directen Einfluss von Frank-
reich aus erklären, und brauchen deshalb mit den schwedischen Steinkisten nicht in irgend
welchem Zusammenhang zu stehen.
Mehrere Funde zeigen, dass die schwedischen Steinkisten mit einem Loche an der Giebel-
wand dejn letzten Theil der Steinzeit angehören, einer Zeit, wo die Bronze bereits im Lande
bekannt zu werden begann. Und in den Steinkisten bei Oglumla, Karleby und Ilerrljunga ist
in der That Bronzegeräth gefunden. Bei den erstgenannten ist cs unwiderleglich, dass die
Bronzen mit dem übrigen Inhalt de« Grabe« gleichzeitig sind, weil sie am Boden zwischen den
Skeletten und Artefacten aus dein Steinalter lagen. Auch in dem Grabe von Ilerrljunga fand
man die Bronzen am Boden neben den Uebcrresten des Skelets an der mit einem Loche ver-
sehenen Giebelwand und es ist absolut kein Grund vorhanden, sie für jünger als das Grab selbst
zu halten.
Aelter als die Steinkisten sind die im südlichen Skandinavien so häutig vorkommenden
Ganggräber. Die grosse Aehnlichkeit zwischen diesen und manchen Stcinaltergräbern in Deutsch-
land und Nordfrankreich, sowie auf den britischen Inseln*) stellt ausser Zweifel, dass wir auch
in dieser Grabform einen Einfluss des westlichen Europas zu erblicken haben. Dass diese Gräber
als Nachbildungen ähnlicher Wohnhäuser zu betrachten seien, wie deren noch heute in den
Polarländern existiren, ist zwar wahrscheinlich, doch erfolgt daraus nicht noth wendig, dass die
skandinavischen Ganggräber nach dem Muster skandinavischer Wohnhäuser gebaut sind*).
l) ln ftveriges forntid, p. 12.» habe ich (1874) freilich die Ansicht ausgesprochen, dass das Loch an der
Giebel «and bei den schwedischen Steinkisten gewissertnaassen als eine Erinnerung an den Eingang der liang-
gräber zu betrachten sei. Eine eingehende Untersuchung aller mit dieser Frage zusammenhängenden Verhält-
nisse hat mich indessen davon überzeugt, dass diese Erklärung nicht nach jeder Richtung zutrifft.
*) Moutelius: Bverige» Forntid, Text 8. 137.
Montelius: a. a. O. 8. 83.
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Prof. Oscar Montelius,
Die interessante Frage, hinsichtlich iles Zusammenhanges zwischen Wohnung und Grab in dieser
Beziehung, ist so verwickelt, dass ich mich auf eine eingehende Mitthcilung über die Resultate
meiner Untersuchungen nach dieser Richtung hier nicht weiter einlassen kann.
Noch Alter als die Ganggrüber sind die sogenannten Steinhäuser oder Steinbetten (dös),
welche ebenfalls in Sudskandinavien sehr zahlreich sind. 'Auch im nordwestlichen Deutschland,
Holland, Belgien, Frankreich und England findet man diese eigenthilmliche Gräberform ]). Auch
sie zeugt unbestritten von einem obschon mittelbaren Verkehr zwischen Skandinavien und
dem westlichen Europa, lange vor dem Abschluss des Steinalters, also in einer Zeit, die minde-
stens *2000 Jahre hinter dein Beginn unserer Zeitrechnung zurückliegt.
Eig. 14. Weil nun die hier besprochenen Gräber in
Westeuropa Vorkommen, in den nach Süden und Süd-
osten von Skandinavien liegenden Ländern aber
fehlen, kann kein Zweifel darüber herrschen, dass ihr
Erscheinen bei uns auf ciuem Einfluss von Westen
her beruht.
Schwerer und für den Augenblick vielleicht
unmöglich dürfte die Entscheidung sein, oh die
Bewohner Skandinaviens die ersten Hausthierc und
die Kenntnis» des Ackerbaues, die sie schon während
der jüngeren Steinzeit hesassen, vom Westen oder
Süden her empfangen haben. Dass diese wichtigen
Culturelcmente aus fremden Ländern hier eingeführt,
steht ausser Frage, allein der Weg, den sie bis so
hoch nach Norden verfolgt, lässt sich noch nicht
nachweisen.
Wir haben gezeigt, dass schon zwei Jahr-
tausende v. Chr. Geb. Beziehungen zwischen unseren
Gegenden und dem westlichen Europa sich nachweisen
lassen. Es ist nicht unmöglich, dass in noch viel
älterer Zeit wenngleich schwache Spuren eines solchen
Verkehrs wahrnehmbar sind.
Es sind nämlich in den westlichen und süd-
Ruh bebauen» Flintgeritb, gef. im Kirchspiel Tanum. liehen Küstendistricten in Schweden und in Dänemark
gewisse roh geschlagene Flintgeräthe gefunden, die
trotz der Einfachheit ihrer Form eine so augenscheinliche Aehnlichkeit mit englischen und
französischen Flintwerkzeugen der älteren Steinzeit verrathen, dass irgend welcher Zusammen-
hang zwischen ihnen sich nachweisen lassen dürfte. Fig. 14 veranschaulicht ein solche«
Flintgeräth aus Bohusläu*).
*) .Montelius: a. n. 0.. S. 137. Steingräber der hier fraglichen Art fiudet man auch in anderen Ländern,
doch liegen diese zu entfernt, um im Zusammenhang mit obigen iu Betracht zu kommen.
*) Montelius: Sverige» forntid, 8. 36 and in den Verhandlungen der elften Versammlung der Skandina-
vischen Naturforscher in Kopenhagen 1873, B. 624.
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Verbindungen zwischen Skandinavien u. d. westl. Europa vor Chr. Geb. 21
Schon vor mehr aU zwanzig Jahren hat der dänische AHerthumsforschcr Zinck1) eine
Aehulichkeit zwischen acht verschiedenen dänischen und französisch -englischen Typen dieser
Art nachxnwcisen versucht, doch scheint seine Auflassung der Frage nicht ganz mit der
meinigeti flbereinzustimmen. Unter den von ihm vorgelegten Typen scheint indessen einflr oder
scheinen einige einer späteren Periode des Steinalters anzugehören.
Wenn wir zu so primitiven Formen und in so fernliegende Zeiten gcrathon, da hält es
allerdings schwer, zu entscheiden, ob eine nnableughare Aebnlichkeit auf Beeinflussung eines
Volkes durch ein anderes beruht oder darauf, dass der Mensch zur Befriedigung gleicher
Bedürfnisse sich gleicher Mittel bedient. Kann man aber in Ländern, die nicht weiter von
einander entfernt liegen, als die hier in Frage stehenden, eine solche Aclmlichkeit nicht nur in
einem einzigen, sondern in mehreren Fällen nachweisen, da dürfte man doch berechtigt sein, an
eine Einwirkung zu denken, die durch einen Verkehr von Land zu Land herbeigeführt wor-
den ist.
*) Zinck; „OI'l*agfiUj<]e»e i de gaml« lk>«lgru»lag “ in den Aarböger f. nonl. Oldkyndighed, 1907, 8. 333 ff.
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II.
Arm und Reich zur Merovinger Zeit.
Von
Dr. C. Mehlis1).
ln dienern Aufsätze seien in Kürze die Schlüsse gezogen, welche sich für die soziale
Stellung und materielle Lage der im bekannten Grabfelde von Obrigheim bei Worms
Bestatteten aus den Grabbefunden ergeben. Es dürfte diese Art der archäologischen Conclusion
wesentlich Neues bieten. — Zuerst einige kurze Mittheilungen über das Grabfeld. Obrig-
li e i m (= Oberheim) liegt in der Klicinpfalz am linken Ufer der Eis (urkundlich Ina) zwischen
«len aus dent Alterthurae berühmten zwei Orten, im Westen Eisenberg = «lein Hufiana «les
Ptolemaeu», im Osten Worms = Borbetomagoa desselben Geographen.
l.)ie Umgegend von Worms bildet den classischen Boden für die fränkisch -alamanniseheu
Keihengribcr, welche aus dem 5. bis 11. Jahrhundert nach Christus herrühren und ihren Namen
davon tragen, dass die Todten auf ihnen in regelmässigen H eiben im Erdboden begniben sind.
In der Literatur sind bekannt die reichen Grabfelder der Stadt Worms selbst, ferner das
von Dr. Ludwig Lindenschmit ausge beutete Grabfeld von Selzen und der von Dr. Ivo bl
aufgedeckte Friedhof von Wiesoppenheim. Ueber die Alterthümer dieser Periode liegt ein
elastisches Werk vor, verfasst von Dircctor Dr. Lindenschmit, betitelt: „Die Alterthümer
der merovingischcn Zeit“, Braunschweig 1880 — 1889, das besonderen Bezug auf die Mainzer
und Wormser Gegend nimmt.
Ein in der Pfalz neu aufgefnndencs Grabfeld dieser Art schliesst sich den früheren aus
dieser Gegend würdig an und bildet mit seinen Funden einen weiteren Beweis für «lie Eigen-
artigkeit «1er Cultur bei «len germanischen Bewohnen! des Wormser Gaues zur Zeit «1er zweiten
festen Niederlassung, welche im Laufe des 5. Jahrhunderts n. Chr. am Mittelrhein stattfand.
Auf die ersten Spuren dieses Grabfeldes stiess man, als die Zuckerfabrik zu Offstein an
«ler Ei«, zwei Stunden westlich von Wonns, bei Obrigheim in einem Hohlwege, welcher gen
Xortlwcrsten nach Boekenheim zufuhrt, Kies graben liess. Mau fand hierbei in regelmässig cin-
*) Vergl. dazu de» Verfasser» «Studien zur ältesten Geschieht«; «ler Rheinlands* , IX. Abtli. „Das Grahfeld
von Obrigbeiru*, Leipzig lbbö.
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Dr. C. Mohlis,
gesetzten Gräbern Eisenwaffen, Thongelasse von «chnner mul rother Farbe, ferner Perlen ver-
schiedener Art, Schnallen mit eingesetzten Almandinen, eine Broehe mit Silberlndeg, welche in
Stanzung einen stilisirten Vogel mit grossem Schnabel und roher Ornamentik trägt, eine Zier-
scheibe aus Elfenbein mit einer zierlich vingcschnittcnen ISosette u. s. w. Diese Gegenstände
befinden sieli im Besitze des Herrn cand. phiL Hacker zu Offstein. Im Anschlüsse an diese
zufälligen Ergebnisse veranstaltete der historische Verein der Pfalz auf den unmittelbar
anstos senden Aeckern systematische Ausgrabungen, deren Leitung dem Unterzeichneten über-
tragen ward. Dieselben nahmen eine Zeitdauer von vier Jahren in Anspruch und lieferten die
Ausbeute von 284 Gräliern. Die Kesuluite waren sehr günstige zu nennen.
Die Gräber befanden sich in einer von 0,C0 bis 2,30m wechselnden Tiefe und zwar lagen
alle Leielten mit dem Gesichte nach Osten zu. Theilweisc «raren die Todten ursprünglich in
Särgen aus Eichenholz beigesetzt, von denen sieh zahlreiche Spuren fanden, theilweiae waren
über ihnen in der aus Lehm und Sand bestehenden Bausehicht rohe Steinschüttungen , welche
an kleine Tumulis erinnerten, angebracht. In letzteren fanden sich mehrfach Beste von römischen
tegulae hamatae, von Leistenziegeln. Als eine gesicherte Beobachtung kann man die bezeichnen,
dass die höher liegenden Skelette allerdings zumeist wohl erhalten waren, jedoch vielfach
besserer und werthvollerer Beigalten entbehrten. Entweder lag bei denselben absolut kein
Gegenstand von Beachtung, oder nur eine schwarze Grahurnc, eine gelbrothe Schale, ein
eisernes Messer, der Sax, eine oder mehrere Pfeilspitzen; in Fraueugrübeni solcher Art fand
sich ein Kamm von ziemlicher Länge und zwei Kcihcn von Zähnen , einige Thonperlen , ein
Spinnwirtel aus Thon , zerfressene Beschläge und verrostete Gürtelfragmente. Bei einer dieser
ärmlich ausgestatteten Fraueuleichcu sieht man in der Kopfgegend zwei kleine Bronzeringe
aus Draht, welche mit zurückgebogener Schleife in ein Ohr eingehängt waren. Die sonderbare
Form dieses Schinuckgcgeustandes erinnert frappant an die sogenannten slawischen Schläfen-
ringe (vergl. „Zeitschrift lür Ethnologie*1, XVI. Jahrgang. Verhandlungen S. 200 bis 202).
Auffallend erscheint ferner das Oniament, welches sich ziemlich häufig auf den wohl durch
Schmauchfcner geschwärzten Graburnen vorfindet; nämlich parallel gezogene Wellenlinien.
Von zehn schwarzen und rollten Ge fas seil sind zwei, in manchen Lagen (1887) vier mit Wellen-
linien deeorirt. Als charakteristisch gilt nun gerade dies Ornament für die Produetc altslaw ischer
Keramik. In den fränkischen Grabfehlern zu Kirehhrim a. d. Eck, Wiesop|>enheim und anderen
dieses Gaues, des allen Wormazfcldes, fanden sich dicscllten Gelasse in ähnlichem Zahlen-
vcrhültnias. — Soll man nun zur Erklärung annehmen, dass schon damals Hörige und Frei-
gelassene slawischer Kation den fränkischen Colonistcn beigeiuengt waren oder hat sich diese
Ohrringform und dies Ornament von den Franken und von ihrem Culturkreise uaeh dem Osten
verbreitet? Die Wahrscheinlichkeit scheint in höherem Grade für den ersteren Schluss zn
sprechen! Diesen Schluss unterstützen die von uns gerade bei ärmeren Gräbern beobachteten
hrachycephalen Schädel, während sonst bei reinen Franken nur Langschädel Vorkommen. —
Andere Gräber liegen bedeutend tiefer, und gerade bei diesen stiess man auf bessere Bei-
gaben, welche von einem v erhält n iss massig günstigen Besitzstand der betreffenden Todten Zcitg-
niss ablegen. Offenbar suchten ihre Augehörigen die mit werthvollen Waffen und seltenem
Schmuck noch nusgestatteten Leichen vor Leiehenraub durch ein möglichst tiefes Grab sicher
zu stellen, und dieser Zweck ward auch bis auf den heutigen Tag erreicht. —
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Arm und Reich zur Merovinger Zeit.
Die Ausbeute im Einzelnen zu schildern, dürfte für vorliegende Zwecke zu weit führen.
Um den Unterschied der Gräber im Inventar zu beleuchten, geben wir die Ausbeute der
Männergr&bcr, welche etwa */s der gesammten Gräber (von 284 = 114) ausmachen mögen,
in folgender Tabelle an und zwar nur Waffen und wichtigere Geräthe.
Es fanden sich zu Obrigheim 1884 bis 1887:
Lanzen • 31
Schwerter 7
Schildhucke! 16
Saxe . 13
Beile 6
Messer (vollständige) 42
Pfeile . . . . 36
Zäume
5
Eimer
7
Scheeren
4
Wie oben schon bemerkt, hatten viele der in der zeitlich etwas späteren oberen Schicht lie-
genden Skelette geringe oder gar keine Beigaben; doch ist leider zwischen diesen beiden Schich-
ten keine genaue Trennung zu machen, da es dem Leiter der Grabungen nicht immer vergönnt
war, denselben beizuwohnen. Immerhin geht da« Verhältnis® der Männergräber mit und ohne
Waffen aus obiger Zusammenstellung hervor.
Waren nun damals im ft. Jahrhundert, als die ersten neugermanischen Ankömmlinge hier auf
dem dem Römervolke abgenommenen Aekcrgrundo ihre Angehörigen znr ewigen Ruhe nieder-
legten, die Lebensverhältnisse dieser freien Bauern noch in einfacher Weise geregelt, so war
deshalb doch eine Gleichheit nicht vorhanden, wie schon ans dem Vorhergehenden hervorgeht.
Diese Ungleichheit nach den verschiedenen Abstufungen der Stände beweisen die Nachrichten
der claasischen und zeitgenössischen Autoren, vor allem die des Tacitus und de« Bischofs Gregor
von Tours. Sagt doch ersterer „reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt“. Die Ungleichheit
des Besitzes aber beweisen zwingend unsere Ausgrabungen, wenngleich nach Caesar und Tacitus
(de bello gall. VI. 22 nnd Germania 26) ein jährlicher Wechsel des Ackerfeldes vorgenommen
werden sollte. Entweder ist der Ausdrnck Dignatio bei Tacitus, auf dessen Aussage hier das
grösste Gewicht fällt, in subjectivem Sinne = Dignitas zu nehmen und bedeutet demnach die
Stelle: „sie vertheilen die Felder unter sich nach dem Range“, oder cs ist anznnehmen, dass
seit des Tacitus’ Zeit bi» zur Völkerwanderung eine Entwickelung vom Communntbositz zum
Privatbesitz stattgefunden hat. Unsere Ansicht baut sich auf die in die Augen springenden
Werthe der Beigaben bei den Leichen der fränkischen Grabfelder auf. Gehen wir ins Einzelne!
Die Gräber der Armen und Reichen liegen auf dem Obrigheimer Grabfelde durch einander ohne
jede nach dem Stande angeordnele Einthcilung de» Friedhofes in eine Abhtcilung für Edelinge,
Freie, Freigelassene. Kommen nun auch mehrmals zwei Schichten von Leichen vor, die über
einander lagern, so spricht doch sonst kein Merkmal für die Ansicht, es stammten die Grab-
»ctzungen aus »ehr verschiedenen Perioden — eine Meinung, aus der «ich Gründe gegen unsere
Schlussfolgerungen ableiten lassen könnten. Ein Grab, das eines Erwachsenen, wie wir aus der
Grösse der Knochen schliesscu, enthält keine Spur von Beigaben; höchstens denten einige über
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX. 4
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Dr. C. Mehlis,
der Leiche im Grabschntt gefundene Gefftssstücke an, da*» auch bei diesem armen Leichen-
begängnis» von Beiten der Angehörigen die Sitte des Lcichcnmahlcs nicht ausser Acht gelassen
ward. Auch die »weite Leiche, welcher zur Abwechselung der Schädel fehlt, enthält an Bei-
gaben der Liebe nicht«, als eine schwarze mit Wellenlinien gezierte Graburne. — Das Ornament
der Wellenlinie ist übrigens auf den geschwärzten Urnen, welche gleiche Höhe und Durch-
messer haben, ziemlich häufig zu finden. Von zehn Gefusaen, kann man rechnen, sind
zwei mit dem mehrfachen Zuge regelmässiger Wellenlinien geschmückt Andere Gelasse dieser
vom Schmauchfeuer geschwärzten Art haben starke Riefen als Verzierung erhalten, andere Zick-
zackstreifen, wieder andere kleine Quadrate oder buchstmbenförmige Zeichen. Die Abwechslung
der Ornamcntation ist nicht gross. — Bei einem dritten Skelet, das dicht daneben lagerte,
findet sich an Beigaben nichts als zur rechten Seite das Messer, der Sax, ein Instrument von
9 bis 16cm Länge, welches der Frau als Werkzeug, dem Manne auch als Waffe gedient hat
Achnliche Knicker tragen noch jetzt die Bewohner des bayerischen Hochlandes im Sacke stets
bei sich. Und in derselben Reihe stowen wir auf ein weibliches Grab, welches in der Ilals-
ijcgend eine Garnitur von einem Dutzend durchbohrter Perlen tragt, welche aus gebranntem
Thon oder aus Glaspasten bestehen. In der Mittu derselben findet sich eine viereckige Gold-
verzierung etwa in der Grösse eine» Halbmarkatückes , auf dessen erhabener Oberfläche drei in
der Form einer 8 geflochtene kunstreiche Filigran Ornamente angebracht sind. Ausser mehreren
Eisenringeil, welche zu einer Gürtclkettc gehörten, birgt dies Grab noch drei Iihuinkiesel von
»ler Gröa»e einer Haselnuss. Auch lvamm und Messer fehlen dieser freien Frankin nicht, deren
Vermögen auf das einer wohlhabenden Bauersfrau zu schätzen ist. Und bei einem freien
Bauern, dessen llofgut etwa ebenbürtig war dem der eben beschriebenen Bäuerin, lag zur Rechten
das scharfe eiserne Speereisen, die Hauptwaffe jedes Freien bei den Germauen, welche Tacitus
mit dem vielumstrittenen Worte „framea“ (= Pfriemen) benennt. Mit Speer und Schild machte
»len jungen Frankensohn der Stammesfürst oder der Vater in der Volksversammlung wehrhaft
(vergl. Germania 13). Ein Bronzebescbläg, ein Kamm aus Horn mit doppelter Zahnreihe und
ein schwarzes Grabgefiiss bilden die weitere Ausstattung dieses Mannes, der bei L'bzeiten dem
guten Mittelstände an gehört hat.
Aber neben diesen Beigaben, welche auf Bestattung von Freigelassenen und Freien hin- •
weisen, stiessen wir auch auf reiche Grabbeigaben, deren Besitzer nur Edclinge, Adelige gewesen
sein können. So sieht sich der Inhalt des 10. und 16. Grabes vom Jahre 1885 von Obrigheim
an. Bei den zum grössten Theil in einer Tiefe von 2,30 m verwesten Knochen lag ein 55 cm
tanger Speer mit rautenförmigem Eisen (vergl. Lind enscli mit, „Handbuch der deutschen Alter-
thumskunde*, 1. Lief., S. 174, Kr. 66), eine Franzisea, das Wurfbeil dieses Kriegers, der helm-
artig mit Bronzenägeln an der Bordüre besetzte Schildbuckel (vergl. a. a. O., S. 243, Nr. 76),
ein eiserner Sporn mit Bronzebescbläg (S. 285, Nr. 222) am Ende des Bügels; zu Füssen lag
ferner eine römische Kaisermünze, eine weitbauchige Urne und in derselben ein 10 cm hoher
mit Reifen versehener gläserner Trinkbecher. In einer Tiefe von 80 cm lag ausserdem der
eiserne Bax, während sich in einem zweiten ähnlichen Grabe das fränkische Kurzschwert, der
Scramasax, das einschneidige Hiebmesser der altdeutschen Kämpen, befand. An Reichheit und
Vollständigkeit des Schmuckes lässt sich mit dieser Waffeugarnitur der Inhalt des Grabes Nr. 16
vergleichen. Diese weibliche Leiche war in einer Tiefe von 1,75m bestattet; auch von ihr waren
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Arm und Reich zur Merovinger Zeit*
nur noch spärliche Knochenreste vorhanden; der nasse Lehm hatte die Knochenmasse aufgelöst*
In der Hüftengegend lag ein Eisenmesser und daneben mehrere kleine eiserne Ringe, sowie ein
kronenartiges, a jour gearbeitetes Gürtelbeschläg von 5,5 em Liinge und 4,5cm Breite. In der
Gegend des Hauptes lagen zwei Ohrringe von 4,5 cm Durchmesser. Als Halsschmuck diente
ein Gehäng von circa 180 Perlen. Der Stoff derselben besteht aus Bernstein, Thon, Glasparten,
Glas. Das Farbenspiel dieses hervorragenden Schmuckes ist ein vom lichten Hell bis rum
Dunkelrothen und Dunkelblauen wechselndes. Da» Mittelstück des Colliers bildete eine soge-
nannte Bulla, d. h. ein eiförmiges aus Eisen gearbeitetes Flacon mit Bronzebesch lüg. Eine pfeil-
artige Nadel gehörte wohl zum Haarschmnck. Das Gewand der Leiche hielt eine Broche von
6 cm Durchmesser und 0,7 cm Höhe zusammen. Dieselbe besteht aus zwei gestanzten Bronze-
blechen, welche durch einen Bronzereifen verbunden werden. Auf der Oberfläche sind in Fas-
sungen primitiv geschliffene Edelsteine, Steinchen, Amethyste, Rheinkiesel, Perlmutterscheiben etc.
angebracht. RömermOnze, Kamm und Messer bildeten die weiteren Beigaben dieses reichen
Grabschmuckcs. Den Mittelfinger zierte ein Bronzering; ein mit Bronze beschlagenes Kärtchen
enthielt wohl kleinere Toilettegegenstände.
Beide Gräber reichen weit über das sonst auf dem Obrigheimer Leichenacker gewohnte
Mittclmaass ; die hohe Stellung jenes in Grab Nr. 10 bestatteten Edelings bekundet die Thatsache,
dass zu seinen Füssen das Skelet eines Pferdes bestattet lag. Neben dem Reiter schläft das
Ross den Todesschlaf.
Noch ungleicher wird das Verhältnis» zwischen Reich und Arm bei der dritten Grabung
vom Frühjahr 1886. Auf 20 Gräber treffen nur zwei mit vollständiger Armatur: Lanze, Schild,
Schwert. Bei einem dritten Grabe liegt wenigstens ein Messer und eine Bronzeschnalle.
Ebenso bei der Grabung im Spätjahrc 1887. Auf 28 Gräber kommen nur zwei mit Waffen.
Das eine Nr. 51 enthielt einen Scramasax, das andere Nr. 63 ein Lanzeneisen.
Es ergiebt sich daraus das Verhältnis» der Kdelinge zu den Hörigen oder beten (Täten)
nnd den Knechten (farauli)1) wie zehn zu eins, d. h. auf je zehn Knechte ein Höriger Mann,
ei« Edeling. Die letzte Abtheilung des Grabfeldes gehört nun nach mehrfachen Kriterien
späterer Zeit, etwa dem 7. Jahrhundert an, während die erste und zweite in eine etwas
frühere Periode, etwa das 5. — 6. Jahrhundert, zu setzen sein wird. Da nun bei den letzteren
Abtheilungen fast alle Leichen Beigaben hatten und besonders die Lanze, die Waffe der
Gemeinfreien, ziemlich häufig vorkam, während solche Anzeichen bei der letzten Abtheilung
fehlen, so ist hieraus der Schluss zu ziehen, dass Ende des 6. und Anfang des 7. Jahrhunderts
bereits die Anzahl der Gemeinfreien abnahm und jene der Halbfreien eine Mehrung erfuhr.
Anders dürften sich solche Differenzen innerhalb des unendlichen Grabfeldes nicht erklären
lassen *).
Bemerkenswerth erscheint noch, dass sich in dem Inventar des Grabfeldes bei Selzen,
welches L. Lindenschmit beschrieben hat, ein solcher Unterschied in der Qualität und
Quantität der Beigaben nicht erkennen lässt. Dort sind die Leichen fast gleich mässig aus-
gerüstet, hier unglcichmässig bestattet. Sollte diese Differenz sich durch Zuwanderung slavi-
*) Watts: „Deutsche Verfawningigcschichte'* , 2. Bd. , 2. Aull,, 8. 16» bis 169. Waits kommt au*
anderen Erwttgungen zu demselben Resultate, der Znu&htne der Unfreien im Rbeinl&nde.
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Dr. C. Mehlis,
scher Bevölkerungselemcntc erklären lassen, welche von den Ufern der linksrheinischen Wesch-
nitz und den Slavemlörfern Lautenbeschnitz, Wendenheini, Wendeneck auf das gegenüberliegende
Ufer an der Ei» einwanderten *). Dafür Boheinen auch die Wellenlinien auf den fränkischen
Gelassen dieser Gegend zu sprechen, ein Ornament, das zu der Zeit als specifisch »lavische
Eigentümlichkeit bezeichnet werden musste, ferner mehrere spützeit liehe , dem Osten entstam-
mende Wenden-Fibeln und die Thatsache, dass selbst an der Iscnach hinter Dürckheim slavische
alte Ortsnamen Vorkommen, z. B. Slavinerberg. —
Es lässt aber die Vorsehiedenheit dieser Grabausstattungen auch einen sicheren Schluss
auf den Stand der Vermögensverhältnisse der Bestatteten zu; denn es lässt sich bei den
gleicbmässigen Sitten der damaligen Zeit kaum die Annahme verteidigen, dass der eine reiche,
der andere ärmliche, der dritte gar keino Beigaben ohne Rücksicht auf seinen Vermögensstand
mit in das Grab erhalten hätte. Im Gegenteil: alle Analogien sprechen dafür, dass die Grab-
Ausstattung im Verhältnis» zum Vermögens- und Besitzstand des Betreffenden gehalten wurde.
Daraus und aus den Befunden geht aber wiederum der Schluss hervor, das» die Vermögens-
Verhältnisse sehr verschiedene schon zu damaligen Zeiten waren.
Wie erhielten jedoch diese Bauern dio wertvollen Schmucksachen aus Bronze, Gold,
Silber, Perlen, wie die wohlgeschmiedcten und künstlich gearbeiteten Waffen? Gewöhnlich©
Speereisen und Wurf heile, Messer und Geräte mochte schon damals die Hand des Dorfschmiedes
hergestellt haben, aber niemals konnte Filigranarbeit und Tauschierung, Punzung und Einlcg-
arbeit von einem Dorfkünstler geliefert werden. Ohne Zweifel kamen diese vollendeten Artikel
aus einer Handels- und Industriestätte, in welcher sowohl schon der Verkehr auf einer hohen
Stufe stand — denn manche der Perlen, besonders dio Glaspasten, konnten damals nur in
Sitzen altrömischer Mittolmeercultur vollendet werden, ebenso die mit Almandinen eingelegten
Filigranarbeiten — als auch das Kunsthandwerk auf einer verhültnissmässig hohen Stufe
stand. In nächster Nachbarschalt liegt nun das altgallischc Borbetomagus, das altgerma-
nisclie Vangiones, das fränkische Worinazc, wo sicher auch schon zur Merovin geizeit „Waffen-
schmied“ und Handelsmann wohnte. Die Bewohner des Wormazfeldes, des sogenannten Wonne-
gaues, mussten schon damals wohlhabend werden durch den Betrieb des Ackerbaues in
diesem wonnigen Lande, dessen Producte sie auf die Märkte der benachbarten Städte, besonder»
nach Worms brachten. In Worms und Alzey konnten sie im Tausohhaudel die schneidigen
Waffen, das blitzende Geschmeide erhalten, und die reichen Edelinge und wohlhabenden Hof-
bauern verschallten sich auch solche Artikel, während der Freigelassene an Messer und Hacke
Genüge finden musste und der Hörige, der ohne Schmuck durchs Leben ging, auch im Tode
desselben entbehren musste. Und heute noch ist cs, wie damals vor 1400 Jahren. Der wohl-
habende Mühlcnbesitzer von Obrigheim gab erst jüngst seiner Tochter einen Goldschmack und
eine goldene Uhr im Werthe von mehreren Hundert Mark ins Grab mit, während sich des
armen Hintersassen Tochter mit dem neugesponnenen Todtcnhemde begnügen muss. Und so lässt
der Unterschied in den T odtenbed gaben mit ziemlicher Sicherheit auf die seit Anfang der germani-
schen Colonisatiou bestehenden Unterschiede in den Besitz- und Vermögensverhältnissen schließen.
*) V«rgl. L. n. W. Lindennchmit: „Pa* germanische Todtenlagcr bei Selzen“, 8. 20 bi» 22. — Yergl.
W. Müller: „Au* dem Lande der Nibelungen“, in Beilage zur »Al lg. Zeitung“, 1880, Nr. 256, und Mnrjan:
„Rheinische Ortsnamen“, IV. Heft, Aachen 1884, 8. 23 bi» 38.
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Arm und Reich zur Merovinger Zeit.
Dürfen wir von den hier und überhaupt in fränkischen Ueihengriibem vielfach beobachteten
Verschiedenheiten in den männlichen Gräbern auf den Stand einen Schluss ziehen, so ward der
Edeling — nobilis — der zugleich ein ausgedehntes Erbgut — altod — besass, im vollen Schmuck
der Armatur unter der Erde bestattet: Speer, Scr&masax, Franzisea, Schild, Messer gingen mit
ihm zu Grabe. Dem Freien — ingenuus — ward in erster Linie des freien, deutschen Mannes
Symbol, der Speer, ins Grab mitgegeben. Für den Freigelassenen — lims, mancipiutn, baro —
genügte das nothwemllgste Werkzeug, der einfache Sax. Der Knecht — servus — braucht so
wenig im Leben, wie im Tode eine Waffe (vergl. „lieber die Stünde in Deutschland zur Mero-
vingerzeit“; Waitz, „Deutsche Verfassungsgeschichte“ , TT. Bd., 2. Aufl. , S. 1G5 bis 304). —
Am Beispiele des von uns untersuchten Obrigheimer Grabfeldes, in dem die Todten unmittel-
bar nach dem Abzug der letzten Hörner seit Mitte des 5. Jahrhunderts bestattet sein mögen
suchten wir den Beweis beizubringen, inwiefern die Archäologie die Cult Urgeschichte auf socialem
Gebiete wirksam unterstützen kann. Auch die anthropologischen Momente kommen solchen
Untersuchungen zu statten. Tn beigabenarmen oder beigabenlosen Gräbern beobachteten wir
öfters brachycephale, also nicht germanische Schädelbildungen, während dagegen in Gräbern mit
reichen Beigaben, sowohl Männer- wie Frauengräber, nur exquisite Dolielioccphale (mit Indices
von 65 bis 70) beobachtet wurden. —
Mögen weitere Untersuchungen den betretenen Weg weiter verfolgen und ebenso den
exacten Versuch machen, die socialen Institutionen des Frühmittelalters durch archäologische
Urkunden zu verfolgen und zu erhärten!
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in.
Die Tachtadschy und andere TJeberreste der alten
Bevölkerung Lykiens.
V on
Dr. von Lusohan.
Hit fünf Abbildungen and einer Curventafel.
Vergl. Petersen und v. Luschun, Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratu. Wien, C. Oerold’a Sohn, 181*9,
wo die Tafeln XXXII bis XXXIV und die Figuren 86 bis 9* eine gut« Vorstellung von dem Aeusseren der
Tachtadschy geben. Das XIII. Cspitel dieses Buche« enthält neben der hier abgedruckten Abhandlung über die
Tachtadschy auch eine Beschreibung der Jürftcken und Mittheiluugen über mittelalterliche Gräber in Lykien.
Für die Erlaubnis«, die vorliegende Abhandlung hier nochmals drucken zu dürfen, bin ich der geehrten Ver-
lagsbuchhandlung um so mehr zu Danke verpflichtet, als die kostbare Ausstattung und die kleine Auflage des
oben angeführten Werkes es naturgemias nur eine geringe Verbreitung werden finden lassen; trotzdem muss
hier nachdrücklich auf den bildlichen Theil jener Arbeit verwiesen werden, besonders auf die heliographi-
«eben Tafeln, welche, dank der Muniflcenz des österreichischen Unterrichtsministeriums und des Verlegers,
wohl zn den schönsten Abbildungen gehören, welche die anthropologische Literatur aufzuweisen hat.
Die Hauptmasse der Bevölkerung Lykiens besteht, wie man sich gemeinhin ausdrückt, ans
„Türken“; inan würde aber sehr irren, wenn man unter diesen sogenannten Türken irgend etwas
Anderes verstehen wollte, als türkisch redende Mohammedaner. Das Wort gilt also vom lin-
guistischen nnd, wenn man will, vom religiösen Standpunkte, nimmermehr vom allgemein ethno-
graphischen. Es verhält sich mit den lykischcn Türken nicht viel anders, als 7« B. mit den
bosnischen Mohammedanern, welche man auch schlechtweg als Türken bezeichnet, obwohl man
doch wenn, dass sie Südslaven sind, welche erst seit 1463 die Religion und nicht einmal die
Sprache ihrer osmanischen Bezwinger angenommen. Eigentliche Türken, d. h. Angehörige von
Turkstämmen, giebt es in Bosnien fast gar keine. Ebenso finden wir nun auch in Lykien und
überbanpt im ganzen südwestlichen Kleinasien, dass sich die dortigen „Türken“ bei näherer
Betrachtung durchweg als directe Nachkommen der vortürkischen Bevölkerung erweisen. Sie
haben die Religion und, gefügiger als die Bosniaken, auch die Sprache der erobernden Osmanen
angenommen, aber sie haben ihre physischen Eigenschaften bewahrt.
Welcher Art diese früheren Bewohner gewesen, wird im Laufe dieser Zeilen zur Genüge
erläutert werden, einstweilen sei hier damit begonnen, eine Gruppe von Menschen ausführlich zu
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Dr. von Luschan,
32
schildern, welche sich durch Sitten und Lebensweise von ihren Nachbarn derart unterscheidet,
dass seihst Laien auf dieses Verhältnis« aufmerksam geworden sind — die Tachtadschy. In
sehr beschränkter Anzahl, vielleicht 1000 Familien oder 5000 Seelen stark, findet man in Lykien
Leute verbreitet — man möchte sagen versteckt — , welche im westlichen Lykien, wohl als An-
hänger Alfs, „Allevi“ genannt werden, sich seihst aber Tachtadschy, d. h. Brettmacher oder
Brettschneider nennen; es sind auch in der That Leute, die, im Gebirge wohnend, sich
hauptsächlich mit Holzgewinnung beschäftigen. Ihre Verbreitung ist nicht auf Lykien beschränkt,
auch in den benachbarten Berglandern tauchen sie auf, aber es scheint, dass sie sich in Lykien
reiner und unvcrmischter erhalten haben, denn anderswo. Officioll gelten sie als Mohamme-
datier, sie sprechen nur türkisch, werden Beit mehreren Jahren auch zur Wehrpflicht herangezogen
und haben auch sonst nie als „Rajah* gegolten, wie z. B. die armenischen und griechischen
Unterthnnen des türkischen Reiches; ihr Zusammenhang mit dem Islam ist trotzdem nur ein
scheinbarer, eigentlich sogar ein fingirter. Ueber die wirkliche Religion der Tachtadschy sind
verschiedene Erzählungen im Umlaufe, von denen die meisten als wenig glaubwürdig am besten
übergangen werden; sie selbst beobachten strenges Stillschweigen über ihren Glauben und führen
nicht einmal ihre eigenen Frauen in die letzten Geheimnisse desselben ein, „denn die Zunge
des Weihes gleicht dem siedenden Wasser*.
Acusserlich unterscheiden sie sich auf den ersten Blick wenig von ihren Nachbarn; sie sind
in ihrem ganzen Benehmen vielleicht noch um eine Stufe ernster als die „Türken*, auch ihre
Lebensweise ist eine eigenartige, doch wird der flüchtige Reisende, besonders wenn er ihnen
nicht in ihrem Lager, sondern unterwegs im Walde begegnet, sie leicht ganz übersehen; nur
wenn Frauen unter ihnen sind, wird man sofort aufmerksam, denn diese gehen, auch so lange
sie jung und schön sind, immer un verschleiert , und es würde ihnen nie eiufallen, sich zu ver-
hüllen, selbst wenn sie einen fremden Europäer erblicken. Ausserdem wird auch ein flüchtiger
Reisender, wenn er nur die Landessprache versteht, bald merken, dass seine moliammedanischen
Diener diese Leute als wesentlich unter sich stehend betrachten; man wird sie ihm mit derselben
Miene und mit demselben Tonfalle als „Tachtadschy* bezeichnen, mit dom man bei uns
von einem grossen Banquier sagen würde, dass er schon im Zuchthause gewesen. Formell werden
ja die Tachtadschy als rechtgläubig behandelt, in der That aber hält sie jeder richtige Moham-
medaner für „Kalir* und sich selbst für berechtigt, schlecht von ihnen zu roden. Zwar, dass
sie stehlen oder betrügen, oder dass ihre Weiber etwa liederlich seien, wird ihnen nicht nach-
gesagt, denn die Frauen, wenn sic auch nn verschleiert und reich geschmückt einhergehen, sind
völlig ehrbar, und auch die Männer sind redliche und zuverlässige Arbeiter. Gleichwohl werden
ihnen, ähnlich wie den Christen der ersten Jahrhunderte, die grössten Laster zugeschrieben, und
besonders von ihren großartigen Orgien wird unaufhörlich erzählt. Ein- oder mehrmals im
Jahre, nach anderen Berichten sogar allwöchentlich, kamen alle Einwohner eines Dorfes des Nachts
zusammen, tränken Wein nnd hielten lange aufregende Roden, dann würden plötzlich die Lichter
verlöscht, und was dann vorgeht, das wird in der Phantasie türkischer Saptiehs und Pferdeknechte
natürlich in satten Farben ausgemalt, aber auch intelligenten Türken kann man nur schwer be-
greiflich machen, dass diesen Märchen zunächst die actuolle Grundlage fehlt — nämlich der
grosse Raum, in dem mehrere Familien sich versammeln können, und der dann plötzlich völlig
verdunkelt wird. .Dass derartige Räume nirgends vorhanden sind, wo es Tachtadschy« giebt.
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 33
wollen die Lento schwer zugeben, wahr sei die Sache doch, und „vielleicht hülfe ihnen der
Teufel dabei, den sie ja ohnehin anbeten, und da«« bei ihnen Brüder ihre eigenen Schwestern
heiratheten, sei ja sicher, und wenn sie das thäten, dann könne ja auch alles Andere wahr sein“ *).
Diesen Fabeln und Uobertreibungen gegenüber kann als Thatsache hingestellt werden, dass
die Tachtadschy ganz einsam und abgeschlossen im Gebirge leben, meist in Höben von 1000
bis 1500 Meter, dass sie nnr in seltenen Ausnahmefallcn feste Häuser besitzen, und in der Regel
jahraus jahrein, Winter und Sommer, in kleinen runden, mit Filzplatten gedeckten Zelten wohnen,
deren Gerüste reifrockartig aus Zweigen zusammengebunden sind. Nur wenn sie längere
Zeit an einem und demselben Orte, hoch in den Bergen oder sonst an einer besonders unge-
schützten Stelle, zu bleiben Vorhaben, improvisiren sie eine Art Häuser, welche ihren Zelten
nachgebildet und, eigentlich nur eine Vergrösserung und Versteifung derselben darstellend,
einen völlig kreisrunden Grundriss und etwa vier Meter im Durchmesser haben. Die Mauer ist
wenig über einen Meter hoch aus Klaubsteinen oder auch aus roh zugeschlagenen Bruchstücken
aufgebaut, für die Thürstöcke sind meist antike Werksteine verwendet, die wohl auch sonst
manchmal der Mauer eingefügt sind. Ein Thürsturz scheint nie vorhanden zu sein, wohl aber
wird auf die runde Mauer ein spitzes, kegelförmiges Strohdach aufgesetzt, das, ohne eine mittlere
Stütze, auf 12 bis 20 oben verbundenen Holzknütteln aufruht und rings um die Spitze mit
einigen Steinen beschwert ist. Der runde Thürspalt, über den das Dach eben hinwegsetzt, muss
auch zum Abzug des Rauches dienen, für den eine zweite Oeffnnng nie vorhanden ist Ganz
ähnliche Kegellmuser, aber sesshaften, wirklichen Mohammedanern angehörig, habe ich in Gedschi,
unweit von Sidyma, gesehen, und auch bei Dodurga-Assari, wo sie aber nur als Stallungen,
nicht zur Wohnung dienen. Reste ganz ähnlicher Anlagen aus prähistorischer Zeit sind übrigen«
auch in unseren Alpen ländern wiederholt naebgewiesen ; unweit vom Warmbad Villach habe ich
solche selbst untersucht, aber ausser sicheren üerdspuren nichts weiter in denselben ermitteln
können.
In die Dörfer nnd Städte kommen die Tachtadschy nnr, um ihre Bretter und Balken za
verkaufen oder gegen ihren geringen Bedarf an europäischen Marktwaaren auszntauschen ; im
Uebrigen sind sie völlig auf sich selbst gestellt, weben und färben ihre eigenen Stoffe nnd sind
auch in ihrer Nahrung noch unabhängiger von der Aussenwelt, als die übrigen Gebirgsbewohner
Kleinasiens, welche ja ohnehin schon selbst den Reis für den Pilaw durch geröstete Gerste
(Bulgur) zu ersetzen pflegen. Aus vielfachen Gründen, hauptsächlich aber, um nach Möglichkeit
dem Militärdienste und dem Stcuerzahlen zu entgehen, trachten sie, jede unnöthige Berührung
') Heirathen zwischen Geschwistern kommen thatsächlich vor, ich kenne zwei vollkommen sichere Fälle von
solchen. Hingegen scheint es, als ob die Gerüchte von den nächtlichen Orgien der Tachtadschy wenigsten» theilweise
darauf zurückzu führen sind, dass die Frauen regelmässig an den Mahlzeiten der Familie theünehmen, eine Sitte,
welche den meisten Türken völlig ungeheuerlich erscheint. Jeder Kenner des türkischen Volksgeistee wird auch
«insehen, dass ein klemasiatischer Türke, nicht einer aus Smyrna, aber einer, der nie früher von europäischen
Sitten gehört, wenn er zum ersten Male ein Ballet, und gar , wenn er eine Tanznnterh<ung bei einer noch so
anständigen deutschen Familie sieht, ohne Weiteres beides für die denkbar schamlosesten Orgien halten wird —
man darf daher auch den Erzählungen über die Zusammenkünfte der Tachtadschy kein zu grosses Gewicht
beilegen. Es giebt übrigens unter den lykischen Tachtadschy» Stämme, bei denen das geistliche Oberhaupt, der
„Dede*, ein jus primae noctis besitzt, wenn auch nicht regelmäßig ausübt, und andere, bei denen ihm das Recht
zosteht, bei den jährlich abgehaltenen religiösen Versammlungen eine beliebige Frau zu wählen, deren Gatte
sich durch diese Auszeichnung sehr geehrt fühlen soll.
Archiv für Anthropologie. Bd XIX. 5
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Dr. von Luschan,
mit ihren Nachbarn zu vermeiden; ebenso wird jede Frage, die nur einigcrmaassen bo anssicht,
als ob sie einen statistischen Hintergrund haben könnte, nur mit äusserstem Misstrauen, vor-
sichtig und ausweichend beantwortet; auch sonst sind sie ängstlich bemüht, ihre thatsachlich
fast vollkommene Unabhängigkeit zu verbergen. Wenn sie daher unter Türken verkehren
müssen, so schliessen sie sich ihnen äusserlicb an, thun auch, wenn ea sich gerade trifft, des-
gleichen, als ob sie im Ramasan fasten würden — aber sie trinken Wein, essen Schweinefleisch
und beten auch nicht die fünf rituellen, öffentlichen Gel>ete der Türken. Wie sic es sonst mit
dem Koran halten, ist schwer zu erfahren; die directe Frage danach — kitab war? — wird
von ihnen selbst natürlich bejahend beantwortet, wogegen aber etwa anwesende Moslim sofort
mit einem energischen Yok-dur zu proteatiren pflegen. Sehr sonderbar ist ihre Vorliebe für
gewisse Namen, wie Achmed, Ali, Hassan und Mehmed, während sie andere Namen, wie Omar,
Bekir und Osman, perhorresciren und sich geradezu scheuen, mit Türken, welche so heissen,
auch nur zu sprechen. Hasen und Truthülmer halten sie für unrein und würden sie nur mit
dem Hussersten Widerstreben berühren oder gar verspeisen, hingegen betrachten sie den Pfau als
Sinnbild, ja als Verkörperung des Teufels, und dabei gleichzeitig als ein Thier, das unter Um-
ständen wieder zu einem höheren Wesen, zu einem guten Menschen oder gar zu einem „Heiligen“
werden könne. Sie haben nämlich sehr entwickelte Vorstellungen von Seelen wandernng und
glauben, dass böse Geister, d. h. Dämonen, welche sich ähnlich wie unsere gefallenen Engel
versündigt haben, wieder zu guten Geistern werden können, nachdem sie durch verschiedene
Thierleiber gewandert. Dabei haben sie eine ängstliche Sehen vor den Dämonen, welche sie
stets um sich vorhanden glauben, und vermeiden daher sorgfältig jeden Ausdruck, der sie ver-
letzen könnte. Besonders das Wort „Scheitan“, Teufel, ist ihnen ein Greuel, und man kann
einen Tachtadschy kaum in grössere Verlegenheit bringen, als wenn man in seiner Gegenwart
ein munteres Pferd oder ein übermüthiges Kind nach türkischer Redeweise als Scheitän be-
zeichnet. Aber nicht nur böse Dämonen, auch lasterhafte Menschen werden nach ihrem Tode in
Thiere verwandelt und müssen als Hasen oder Truthühner ein neue» Leben beginnen, gute
Menschen hingegen erscheinen wiederum als Menschen, und zwar, ihren Tugenden entsprechend,
in höherer oder niederer Lebensstellung. So sind auch die vier grossen Propheten, Moses,
David, Jesus und Ali, nur verschiedene Incarnationen desselben Wesens in immer mehr vor-
geschrittener Läuterung. Die späteren Schicksale dieses WeaenB scheinen nun einen nicht
geringen Bestandteil der religiösen Gcheimlehre zu bilden, und mehrere anscheinend ganz
absurde Geschichten, welche von den rechtgläubigen Türken spottweise weiter verbreitet werden,
gehören wahrscheinlich in diesen Vorstellungskreis. So soll, als Ali’s Leiche von einem Kamcel-
treiber gefunden und auf ein Kameel geladen worden, sowohl dieser Treiber als auch da«
Kameel selbst Ali geworden sein; und auch von einem Esel wird erzählt, dass er, allzu grausam
geprügelt, mit einem Male seine Last abgeworfen und mit menschlicher Stimme zu reden ange-
fangen habe, woraus daun die Brettschneider gesehen, dass sie Ali geschlagen hätten. Träger
und Apostel der Gcheimlehre sind die „Baba“ oder „Dedc“. Jeder Stamm, ob er nun an»
wenigen Dutzend oder aus viel mehr Familien besteht, hat seinen „Baba“, der weniger poli-
tisches als religiöses Haupt desselben zu »ein scheint; diese Würde ist nur innerhalb de» Stam-
mes erblich, weshalb der Dede keine Frauen aus fremden Stämmen berühren darf. Seine Seele
kann in einen seiner Söhne übergehen, aber auch in andere Menschen, so dass seine Würde
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 35
nicht immer direct erblich sein muss. Ein solcher Baba besucht alljährlich sümmtliche Familien
seiner Herde nnd veranstaltet entweder in einem Zelte oder im Freien, angeblich auch in
Höhlen, religiöse Zusammenkünfte, die des Abends mit Gesang und Tana beginnen und um
Mitternacht mit grosser Zerknirschung enden. Was dazwischen liegt, scheint sich im Wesent-
lichen auf die Hervorrufung von hypnotischen Zuständen und hsllucinatoriseken Erregungen zu
beschränken. Nach den übereinstimmenden Berichten von zuverlässigen Augenzeugen wird eine
eintönige Melodie so lange wiederholt, bis ein längst verstorbener „Baba“ oder gar Ali selbst
in Action tritt und durch ein auserwähltes Mitglied der Gemeinde seine Anschauung über reli-
giöse und andere Fragen, wohl auch über den neuen Pascha, die bevorstehende Recrutirung
oder den nächsten Itegcnfall verkündet; auch werden Kranke geheilt und sonstige Wunder ver-
richtet, die zum Theil sehr an unsere spiritistischen Sitzungen erinnern; ferner kann durch eine
Art von Beichte, und nachdem dio Sünden des zerknirschten Brettschneiders unter allerhand Mani-
pulationen des Baba in einen mit bunten Lappen umwickelten Knüttel übergegangen, durch
Verbrennen desselben volle Absolution erlangt werden, nur muss die Asche dann sorgfältig
vernichtet, d. h. vergraben oder von fliessendein Wasser weggeschwemmt werden. Eine ver-
wandte Anschauung liegt vielleicht auch der einmal mitgethcilten (nicht weiter erwiesenen)
Sitte zu Grunde, bei der Bestattung einer Leiche am offenen Grabe ein Stück von den Kleidern
des Todtcn auf einem dürren Aste zu verbrennen und etwas von der ABche aufzubewahren.
Völlig unklar in seiner Bedeutung, aber durch oftmalige eigene Beobachtung bestätigt ist der
Gebrauch, auch kleine Trinkgefässe stets nur mit beiden Händen zu ergreifen. Ebenso scheeren
sich die Tachtadschy nie das Haupt und kürzen auch das gewöhnlich sehr lang getragene
Haupthaar nur selten, während ja die rechtgläubigen Moslim den Kopf entweder völlig scheeren
oder nur jene Locke stehen lassen, an welcher sie Mohammed dereinst in das Paradies ziehen
wird. Auch die reinliche Sitte der Türken, sich die Haare des Schnurbartes zu stutzen, wird
bei den Tachtadschy vermisst; dafür pflegen diese, wie die Perser, ihre Hände vom Ellbogen
gegen die Finger zu waschen, während die Türken umgekehrt bei ihren rituellen Waschungen
Seife und Wasser von den Fingerspitzen gegen die Ellbogen hinaufstreichen, ein Gebrauch, der,
was hier nur nobenbei bemerkt sein soll, nicht ohne Einfluss auf die Richtung der Härchen an
der Streckseito des Vorderarmes geblieben ist.
Vergleicht man nun aber das Wenige, was über Sitten und die religiösen Anschauungen
der Tachtadschy als feststehend mitgetheilt werden konnte, mit den Nachrichten, die wir über
die verschiedenen schiitischen Völker besitzen, ferner aber mit unseren gleichfalls nicht über-
mässig reichen Kenntnissen von den Fcllach oder Ansarieh in Nordsyrien, den kurdisch redenden
Kysylbasch in Westkurdistan und den Jczydcn im mittleren nnd oberen Mesopotamien1), so
ergiebt sich eine so grosso Summe von ähnlichen oder übereinstimmenden Details, dass man
die Frage aufwerfen muss, ob dieser offenbar nnd zweifellos vorhandene Zusammenhang ein
aiter ist oder nicht, ob er der vor- oder nachmohammedanischen Zeit angehört, mit anderen
Worten, ob wir bei diesen verschiedenen Secten die zerstreuten Reste einer gemeinsamen,
uralt heidnischen Cultur zu erkennen haben, oder nur allerhand in wüsten Bergländcm und
armseligen Landschaften allmälig und nach verschiedenen Richtungen hin degenerirte Ausläufer
Ueber diese and die Ali-Iüähijs siehe vor Allem: Layard, Nioevrli I. 8. ZSS ff.
5»
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86
Dr. von Lu sch an,
dos schiitischen Islam. Auch dieses wäre in mancher Beziehung merkwürdig, jenes aber, was
wohl den thatsächlichcn Verhältnissen nach als allein richtig angenommen werden darf, würde
uns nicht nur in den Stand setzen, eine alte Religion so zu reconstruiren, wie wir nach späteren
Repliken uns ein verloren gegangenes Kunstwerk wieder zu versinnlichen pflegen, sondern auch
ermöglichen, aus der geographischen Verbreitung dieser Reste auf die Ausdehnung des alten
Gebietes dieser Religion zu schliessen. Doch würde ein weiteres Eingehen auf die angeregte
Frage hier zu weit führen, und es erscheint für die Zwecke dieser Abhandlung wichtiger,
zunächst die physischen Eigenschaften der Tachtadschy festzustellcn.
Abergläubische Vorstellungen sowohl, als besonders die Angst vor Assentirung und neuen
Steuerauflagen, welche den Leuten als der einzig denkbare Zweck von anthropologischen Mes-
sungen erscheinen können, machen es sehr schwierig, solche anzustcllen, und es konnten aus
etwa hundert Familien, die im Laufe der Jahre zur Beobachtung gelangt waren, im Ganzen
nur dreizehn Männer gemessen und photographirt werden, während sich nur ein einziges Mal
die Möglichkeit ergab, von einer Anzahl Weiber, ohne dass diese davon wussten, Momentauf-
nahmen zu machen. Von den 13 Männern leben drei an den Süd westabhängen des Nifdagh,
die übrigen Sommers über an der Nordostabdachung des Tachtaly, im Winter aber am Rande
der grossen pamphylischen Ebene, unweit von Tschibuk-Chan. Die Tabelle l am Schlüsse dieser
Abhandlung giebt die wichtigsten Maasse und eine Beschreibung der wesentlichsten Eigenschaften
dieser Leute. Mit aufgenommen in diese Reihe zind zwei Schädel, welche gleichfalls männ-
lichen Tachtadschys angehören; der eine wurde durch einen glücklichen Zufall iu der Nähe des
Tschibuk-Chan erbeutet, der andere aber für das enorme Bakschisch von fünf türkischen Gold-
pfunden bei Usümly (Kadyanda) ausgegraben. Aus der Betrachtung dieser fünfzehn Individuen
geht zunächst hervor, dass es sich um eine recht homogene Gruppe von Menschen handelt,
deren Kopfmaatvse nur innerhalb enger Grenzen schwanken, andererseits aber wird sofort klar,
dass man es mit ungewöhnlich breiten und hohen, sowie entsprechend kurzen Köpfen zu
thun hat.
Die Frage, die sich nun zunächst aufdrängt, ist die nach irgend einem Anschlüsse an ähn-
liche Formen; und nach solchen braucht man in Lykien nicht lange zu suchen. Vor Allen
sind es die Bektasch, welche ebenso wie durch ihre religiöse Sonderstellung, so auch in ihren
physischen Eigenschaften vielfach an die Tachtadschy erinnern; allerdings sind sie Stadtbewohner
und besonders in Elmaly, der grossen Binnenstadt Lykiens, leben viele Bektasch als reiche
Grundherren und in sehr angesehener Stellung, aber sie sind doch auch Sectirer und gliedern
sich schon dadurch von ihren Nachbarn ab. Genaues über ihre Religion zu erfahren, ist bisher
unmöglich gewesen; dass sie Wein trinken und den Ramasan nur zum Schein halten, inner-
halb ihrer vier Mauern aber ihre gewöhnlichen Mahlzeiten einnehmen, ist sicher, und auch ihr
Verkehr mit geheimniasvollen , fremden Derwischen ist stadtkundig, aber im Uebrigen sind sie
bestrebt, als gute Mohammedaner zu gelten. Die Türken erkennen das auch in der Regel an,
erklären sie aber doch auch wieder manchmal als „halbe Christen“1). Viel wichtiger als ihre
Europäische Beisende von Distinction werden in den Binnenstädten Kieinasiens von den Behörden «ehr
häufig bei reichen Armeniern oder Griechen untergebrscht , viel seltener bei Mohammedanern , nicht nur, wie
meist angegeben wird, wegen der Beligionsverwandtachaft, sondern hauptsächlich, um den türkischen Frauen
die Ungelegenheiten zu ersparen, welche männliche Gäste auch in die Clausur des Harems bringen müssten.
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 37
schwer tu gtndironden und sorgfältig verborgen gehaltenen religiösen Anschauungen sind die
physischen Eigenschaften der Bektasch, welche in der Tabelle II zum Ausdruck gelangen; es
ergiebt sich aus den Messungen, welche an vierzig Bektasch aus verschiedenen Gegenden Lykiens
vorgenommen worden, dass dieselben unter einander auffallend übereinstimmen und eine in sich
völlig homogene Gruppe darstellen; es ergiebt sich aber femer, das» die Bektasch jene Eigen-
schaften, durch welche sich die Tachtadschy besonders auBzeichncn, in gleichem oder sogar er-
höhtem Grade besitzen, so dass sie anatomisch von diesen gar nicht zu trennen sind. Wir
müssen also bis auf Weiteres annehmen, dass diese beiden Gruppen unter einander nahe ver-
wandt und nur durch sociale Verhältnisse geschieden sind. Die Frage nach der Herkunft der
Tachtadschy wird indess durch diese Erkenntniss kaum gefördert, es erweist sich vielmehr als
nöthig, in den Kreis dieser Betrachtung auch die eigentlichen, rechtgläubigen Mohammedaner
zu ziehen, welche gegenwärtig die Hauptmasse der Bevölkerung des alten Lykiens bilden. Das
hierfür gewonnene Material — cs sind Messungen an 187 Individuen gemacht worden — kann
indess erst nach einigen Vorarbeiten benutzt werden; es wäre ein arger Fehler — wenn auch
im Geiste vieler Anthropologen — , aus den Maassen dieser 187 Individuen einfach etwa die
arithmetischen Mittel zu ziehen und diese dann als die authentischen Maassverhältnisse des lyki-
schen Mohammedaners zu proclamircn. Vielmehr ist es nöthig, das gesammte Material erst
nach einem Principe, sei es nun nach dein Langsbreiten-Index, oder nach dem Verhältnisse der
Höhe zur Länge, oder nach irgend einem anderen Factor, zu ordnen. Man wird dann durch
die Thatsachc überrascht, dass es sich bei dem lykischen Moslim um gänzlich verschiedene
Elemente handelt, welche noch dazu sehr ungleich massig im Lande vertheilt Bind. Nur in den
In Elmaly aber ist es du im vornehmsten und besten Stadttheile gelegene Haus eines Bektasch, Muss« Elfendi,
io welchem fremde Reisende einquartirt und, wie ich aus eigener Erfahrung zufügen kann, in der gastlichsten
'Weise anfgenommen werden. Allerdings war es gänzlich unmöglich , irgend einen Aufschluss über das that-
sächliche Verhältnis* zu erlangen, in dem diese Bektasch zu den Derwischen gleichen Namens stehen; diese,
völlig unseren Bettelmönchen analog, leiten ihren Ursprung von dem im Dorfe Bektasch bei Koniah geborenen
Hadschi Baktaschy Wely ab und werden in den grossen Städten von den Franken meist als heulende Derwische
bezeichnet, im Gegensätze zu den tanzenden, den Mewtawi , deren erbliche« Oberhaupt, ein Nachkomme der
letzten Seid schucken -Sultane , als Tschelebi-Effendi noch heute in Koniah residirt. Diese sind häutig sehr ge-
bildete, wohlanständige und auch innerlich vornehme Menschen, während die Hauptregel der Bektasch brutaler
Cynismus bildet. Sie sagen, dass, wenn erst einer einmal seine Rechnung mit Allah gemacht and von ihm für
gut befunden worden, er nachher dann tbun und lassen könne, was er wolle. Thataächlich gehören die gröbsten
Excesse in B. e. V. zur Tagesordnung eines Bektasch, und je zerlumpter nnd schmutziger ein solcher ist, uud
je öfter er tranken and bewusstlos auf der Strasse aufgelesen wird, in desto grösserem Ansehen steht er. Da-
neben gehören auch auffallende Trachten, hohe Mützea und lange Rosenkränze aua faustgrossen Perlen gleich-
sam mit znm Handwerk; ebenso auch der unglaublichste Ohrschmuck, ln dem kleinen Bektaach-Kloster, welches
hart bei dem Theater von Limyr« steht, waren 1684 zwei Derwische einquartirt, von denen der eine eiu
europäisches Hufeisen im Unken Ohrläppchen hängen hatte, und der ander« eine vielleicht zwei Pfund schwere
ß förmig gebogene 8Uberstange von der Dicke eines kleinen Finger«; beide machten den Eindruck von ebenso
dummen als boshaften Gaunern, waren nie ohne die Mastika -Flasche, verweigerten aber standhaft, sich pboto-
graphiren zu lassen, obwohl sie wussten, dass ich nnseren gemeinsamen Gastfreund Mussa Effendi in Elmaly,
von dem der eine eben gekommen war, in seinem eigenen Hause photographirt hatte. Es ist sicher, dass
diese wandernden Bektasch , während sie einerseits AU*** thun , um beim Volke al» Sonderlinge und Narren —
somit nach türkischen Begriffen als Heilige — zu erscheinen, andererseits doch wieder grosse und beschwerliche
Reisen unternehmen , und durch diese den Verkehr zwischen den einzelnen Klöstern unter einander und
dem obersten Haupte des Ordens aufrecht erhalten; darüber aber, in welchem Zusammenhang« eigentlich die in
Lykien sesshaften Bektasch mit den wandernden Derwischen gleichen Namens stellen , konnte Klarheit bisher
nicht gewonnen werden.
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38
Dr. von Luscban,
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ablegcnsten Gebirgsdörfern , wie in Dodurga Assari (Sidyma), in U sflmly (Kadvanda), Minara
(Pinara), in den Dörfern «wischen Gjölbaschi nnd Andiphilo, «um Theil noch in den kleinen
Dörfern nördlich und nordwestlich von Makri, welche »ich um Karadschnlfa gruppiren, sowie
ferner in gewiesen, durch Sümpfe isolirten Gebieten, wie in Joludsch, halbwegs «wischen Xanthos
und Pydnai, finden wir eine einheitliche homogene Bevölkerung; in den Städten aber, an der
Küste und auch im breiten Thalc des Xanthos finden wir die Bevölkerung merkwürdig gemischt,
ebenso auch längs der ganzen Ostküste Lykiens.
Eine Tabelle, in welcher die Maasse, wie von den Tachtadschy und den Bektasch nach
dem Längs-Breitcn-Index geordnet sind, würde daher viel weniger instractiv sein, als wenn wir
die grosse Menge der Messungen vorerst noch nach den Loealitiiten in Gruppen bringen.
Zudem erscheint es überflüssig, liier die sämmtlichen Einzeimaasse in Betracht r.u riehen; für
den vorliegenden Zweck genügt cs, nur Länge, Breite und Höhe der Köpfe «n vergleichen,
was sieh auch schon deshalb empfiehlt, weil gerade ans einzelnen dieser Gegenden, tpcciell aus
Minara und von der Honte Gjölbaschi-Tschardakly vollständigere Messungen überhaupt nicht
vorliegen nnd dort nur die oben angeführten Maasse genommen werden konnten. Eine
gedrängte Uebersicht über diese Verhältnisse vermitteln die folgenden Tabellen:
A. Längsbrei ten-Iudices.
Zahl der
Gemessenen
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Die Taclitadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 39
B. Läng s-0 hr liöh cn-Indices.
Zahl der
Gemessenen
Ortschaft
57
58
59
60
62
03
64
66
06
07
69
69
70
71
72
73
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10
Dörfer nördlich und westlich
von Makri
1
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1
1
14
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Dörfer am östlichen Akdagh .
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1
2
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1
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—
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Es geht aus dieser Zusammenstellung hervor, dass wir unter den lykischen Türken zunächst
zwei Schichten zu unterscheiden haben, eine knrzköpfigc, die sich hauptsächlich im Gebirge und
in den Sümpfen verbreitet, und eine langköpfige, welche in den Städten und an der Küste über-
wiegt. Ja, es scheint sogar, dass diese letztere Schicht keine einheitliche ist, denn es würde schwer
halten, die Zahlen, besonders die Höhenindices von Makri, Xanthos, Kekowa und Myra in irgend
einen greifbaren Zusammenhang mit denen von der lykischen Ostküsto zu bringen. Nur der
alte Stadtbezirk von Li myra scheint da gleichsam eine vermittelnde Rolle zu spielen. Wir werden
uns mit diesen Langköpfen noch später zu beschäftigen haben und dann auch versuchen, sie
weiter zu theilen, für jetzt möge genügen, darauf aufmerksam zu machen, wie auffallend die
Leute aus den Gebirgsdörfcrn und die von Joludsch mit unseren Taclitadschy und den Bcktasch
übereinstimmen.
Die Bedeutung dieser Thatsacho wird aber erst klar, wenn wir unsere Betrachtung auch
auf die lykischen Griechen ausdehnen, oder präciscr gesagt, auf die Lykier griechischen
Glaubens; auch da erstaunen wir zuerst über die unendliche Mannigfaltigkeit der Typen in
einer Bevölkerung, die man bisher für völlig homogen gehalten hat. Da eine ausführliche
Behandlung des für die heutigen Griechen Lykiens vorliegenden Materials hier zu weit führen
würde, kann in der nebenstehenden Tabelle nur an dem Vcrhältniss von Länge zur Breite
des Kopfes — jene gleich 100 gesetzt — gezeigt werden, wie verschieden dio Elemente sind,
aus denen sich dieselben zusammensetzen. Im Ganzen sind von mir in Lykien 81 Griechen
gemessen worden, 17 in Levissi, 13 in Makri, 14 in Elrnaly, 20 in Myra und 17 in Limyra; mit
diesen bitte ich zunächst nur 98 weitere Griechen aus der Umgebung Lykiens vergleichen
zu dürfen, aus Rhodos, von den kleineren Inseln Symi, Chio, Kos, Kalymnoa, aus Adalia, aus
Alaja und aus der Eolide. Ferner dürfte es sich empfehlen, hier auch 93 Schädel aus Adalia
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40
Dr. von Lusclian,
mit in Betracht zu ziehen, welche «ümmtlich der modernen griechischen Bevölkerung dieses
Ortes angehören. Die Anordnung der Tabelle selbst bedarf wohl keiner weiteren Erklärung^
nur das sei besonders vermerkt, dass die beiden fett gedruckten Verticalen, welche die Indices
von 77 bis 81,9 ein schli essen, die mesocephnlen Köpfe begrenzen sollen. Für den trockenen
Schädel zwar hat eine internationale Vereinigung die Grenzen der Mesocephalie mit 75 nnd
79,9 festgesetzt, für den Kopf der Lebenden aber verschieben sich diese Zahlen und man kann,
natürlich nur praeter propter, sagen, dass der Kopfindex ungefähr um 2,0 grösser »ei, als der
Schiidelindex desselben Individuums1).
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Längen -breiten -
Indices
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70
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Betrachten wir nun diese Tabelle und die aus ihr abgeleitete Curvent&fel näher, so können
wir au« ihr eine grosse Summe von Belehrung schöpfen. Die meisten sogenannten Anthropologen
freilich würden au» diesen Zahlen sofort einen Mittel werth berechnen, und dann als grosse Entdeckung
mittheilen, da»» die Griechen iu Lykien und den Nachbarländern einen mittleren Längen-Breiten-
Indcx von 80,0 haben, eine Thatsache, welche in wahrhaft überraschender Weise mit dem Resultate
von Weisbach überein»timmt, der für seine 95 Schädel von asiatischen und europäischen Griechen
— also für „die“ (sic!) Griechen — diese Zahl 81,2 mit berechnet hat und mit dem von Clon
1) Diene Annahme int nicht einwandfrei, ja es ist möglich, dass bei gewissen Messmethoden die Indices
beim Lebenden mir wenig oder gar uicht grösser gefunden werden, als am Schädel. Bei oberflächlicher Be-
trachtung könnte dann allerdings der Werth der obigen und der nächstfolgenden Tabelle geschmälert erscheinen.
Die Indices der Lebenden und der Schädel als gleich angenommen , würde sich nämlich eine grössere
Anzahl von Mesocepbalcn ergeben, als die Tabellen in ihrer gegenwärtigen Fassung aufweisen; so würde speciell
die Tabelle mit den Längen-Breiten-Indice« der Griechen statt 16 volle 40 Mesocephale aufweisen; ich brauche
aber wohl kaum zu bemerken, dass die ganze Grappirung nach Indices keine natürliche ist, sondern eine künst-
liche uud willkürliche; an der Thatsache also, dass die Mehrzahl meiner Griechenköpfe sich um die Indices von
72 und von 88 herumgruppirt, und nicht am den idealen Index von .80 — - an dieser Thatsache ändert eine Ver-
schiebung der Grenzen oder des Begriffes der .Mesocephalie" natürlich nicht das Allermindestc.
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Die Tacht&dschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 41
Stephanen*, der im Dict. encyclop. des Sciences med., Paris 1884, in seiner sonst so ganz vorzüg-
lichen Monographie über Griechenland allen Ernstes mittheilt, dass der Längen-Breiten-Index der
europäischen Griechen 80,8, der der asiatischen Griechen 80,7 betrügt. Wenn nun in einer Stadt
Kleinasiens die Griechen einen mittleren Index von 70 haben, und in einer anderen einen
solchen von 90, und man dann hergeht und sagt: „die Griechen Kleinasiens haben einen
mittleren Index von 80“, so wäre das für den unbefangenen Laien allerdings der ausgesuchteste
Unsinn, — gewisse Anthropologen aber würden das als ein „definitives Resultat“ anerkennen.
Mit demselben Rechte allerdings könnte einmal auch ein besonders fleissiger und strebsamer
Forscher vielleicht den Nachweis liefern, dass die Bewohner der nördlichen Erdhälfte irgend
ein Schädelmaass im arithmetischen Mittel genau ebenso gross hätten, als die der südlichen,
dass also die Menschen der ganzen Erde, anthropologisch genommen, nur eine einzige Rasse vor-
stellen können, und wir werden es daher für kluger halten, das gefährliche Spiel mit Mittclxahlcn
ganz zu vermeiden und uns lieber die Einzelwertlie genau betrachten. Wir finden dann zunächst
in unserer Tabelle, dass sie sich ans 79 Lang- und aus 84 Kurzköpfen zusammen setzt, zwischen
welchen nur lfi Mesocephale stehen; dies weist mit zwingender Gewalt zu der Annahme, dass
in dieser Tabelle zwei ganz verschiedene Reihen in einander laufen, lind zwar eine ausgesprochen
dolichocephale und eine nicht minder zweifellos brachycephale ; nur 9 Proc. unserer Köpfe stehen
in der Mitte zwischen diesen beiden Reihen, und der berühmte „mittlere Index“ der ganzen
Serie findet sich nur bei vier Individuen, also nur bei 2,2 Proc*. Dafür beträgt der mittlere
Arjhir für Anthropologie. Od. XIX. |{
42
Dr. von Lu sch an,
Index der 79 Langschudel 72, der der 84 Kurzköpfe aber 88, und wir würden die beiden Zahlen
nur wieder zusammen zu legen brauchen, um sofort die famose Zahl 80 wieder neu auforgtehen
zu sehen; statt dessen wollen wir aber lieber darauf Gewicht legen, dass in der Serie sich einer-
seits so verschwindend wenige Mesocephale befinden, und dass die grosse Menge der übrigen
Köpfe sich um zwei weit von einander entlegene Zahlen grnppirt, und dass andererseits auch
die geographische Verbreitung dieser verschiedenen Typen eine abgegrenzte ist — so sind alle
17 Levissisten brach ycephal, und unter 27 Griechen von Sytni, Ohio, Kos und Kalymnos sind
21 Langsehädol , nur 4 Mesocephale und 2 Kurzscbädel. An anderen Orten habet» sich beide
Typen neben einander erhalten, so in Myra und Limyra, von wo wir zusammen 15 Lang- und
21 Kur/köpfc zählen, aber nur einen einzelnen Mesoeephalen. So liefert uns diese Tabelle den
klaren Beweis, dass ebenso wie unter den lvkischen Türken auch unter den Griechen mindestens
zwei ganz verschiedenartige Elemente neben einander existiren und eine genaue Prüfung des
vorhandene» Materials lasst es auch weiter noch als gesichert erscheinen, dass die kurz- und
hochköpfigen Leute unter den Türken mit denen unter den Griechen auf das Engste verwandt
sind, und auch ein Zusammenhang der langküpfigen Elemente beider Völker unter einander
lässt sich nicht verkennen. Sehen wir aber, wie der erstere Typus sieb am reinsten im Hoch-
gebirge, in schwer zugänglichen Sumpfgegenden und an Orten erhalten hat, die, wie Levissi,
vom Meere durch Klippen, vom Festlande durch hohe Berge getrennt sind, oder unter abgeson-
derten religiösen Secten und in manchen altaristokratischen Familien, so müssen wir nothgedrungen
zu dem Schlüsse kommen, dass die hypsibrachycephalen Menschen, welche sich im ganzen
Lande unter Türkei» und Griechen zerstreut vorfinden, und nur da in dichten, compacten Massen
anftreten, wo äussere Verhältnisse der Erhaltung alter Formen besonders günstig waren, die
Nach kommen einer alten, und zwar einer vorgriechischen Bevölkerung sind. Untersuchungen,
welche nicht in den Rahmen dieser Arbeit gehören, haben ausserdem gezeigt, dass gleichartige
Reste einer gleichartigen Urbevölkerung auch überall in den Nachbarländern Lykiens gefunden
werden. Zunächst steht die Annahme einer einheitlichen Urbevölkerung für das südwestliche
Klcinasier», zu welcher die anatomische Untersuchung unabweisbar geführt hat, nun allerdings
im Widerspruch mit «len bisherigen Anschauungen über die alten Bewohner Kleinasiens; wir
hören ja immer von den vielfachen Rassen, die da gelebt haben sollen, von den vielen Sprachen,
die gesprochen worden seien, und die allgemeine Annahme geht ja dahin, dass di© Lykier,
Carior, Pamphilicr, Pisidier, Cilicier u. A. nicht nur politisch von einander getrennt waren, son-
dern auch ihrem Ursprünge nach völlig auseinander gehen.
Es kann nun hier meine Aufgabe nicht sein, diese bisherigen Anschauungen und „allgemeinen
Annahmen“ zu prüfen, oder auch nur zu versuchet», sie in Einklang mit dem thalsächlichen
Befunde zu bringen — dies würde eher einem Philologen als einem Anatomen zustehen — , ich
werde mich vielmehr darauf beschränken, die anatomischen Thatsaehen möglichst klar darzu-
s teilen , Anderen überlassend, darauf weiter zu bauen. Wenn es also schon nach dem bisher
Gesagten mehr als wahrscheinlich ist, dass alle die so auffallend hypsiccplmlen Leute unter den
gegenwärtigen Bewohnern des südlichen Kleinasiena Reste einer einheitlichen Urbevölkerung
sind, so würde diese Annahme doch noch wesentlich an Sicherheit gewinnen, wenn es gelingen
sollte, erstens in der Nachbarschaft alte verwandte Können nachzu weisen, zweitens die Herkunft
der übrigen nicht hypsibrachycephalen Elemente der Bevölkerung zu ergünden, und wenn dritten»
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 43
die Schädel aus den ältesten Gräbern des Landes oder aus anderen, der ältesten Zeit an gehörigen
Fundorten sich gleichfalls als extrem hoch und kurr. erweisen würden. Von diesen drei Forde-
rungen ist nur die letzte bisher nicht genügend erfüllt, denn bisher ist meines Wissens erst
ein einziger Schädel aus einem altlykiscben Felsengrabe aufgefunden worden, und Schädel aus
noch älterer Zeit, welche zweifellos noch vielfach erhalten sein müssen, sind überhaupt noch
nicht bekannt geworden; es kann dies nicht Wunder nehmen, denn noch nirgends ist in Lykien
eine der zahlreichen Höhlen untersucht worden und noch nirgends ist irgend Jemand durch
Ausgrabungen in ältere prähistorische Schichten eingedrungen, von denen doch auch sonst noch
manche lehrreiche Auskunft zu erwarten wäre. Dass auch die Felsengräber, welche in so un-
geheurer Menge im ganzen Lande zerstreut Vorkommen und deren Beschreibung einen so
wesentlichen Theil diese» Bandes bildet, eine so kärgliche craniologiscbe Ausbeute gegeben, ist
aber um so trauriger, als auch für alle Zukunft kaum mehr eine bessere zu erwarten ist. Es
scheint, dass die alten Lykier sich nicht auf die äussere Ausstattung ihrer Gräber beschränkt
haben, sondern dass sie ihren Todten auch reiche und kostbare Beigaben mit in das Grab
gethan. Dieser Brauch hat nun wahrscheinlich die nächste Veranlassung zu einer so systemati-
schen Plünderung der Felsengräber und Sarkophage gegeben, wie eine solche vielleicht auf
der ganzen Erde ihres Gleichen nicht gefunden hat
Unter diesen Umständen gewinnt der einzige Schädel, den wir aus einem iykisehen Felsen-
grab« besitzen, doch mehr Bedeutung, als einem einzelnen Stücke sonst zugeschriehen werden
dürfte. Dieser Schädel stammt aus einem Grabe von Liinvra mit lykischer Inschrift; dieses
war zwar auch nicht intact-, und ein Defect an der Verschlussplatte war gross genug, dass man
durch ihn in das Innere gelangen konnte, aber das Grab war ganz mit eingeschwemmter Erde
angefüllt und jeder Wahrscheinlichkeit nach wenigstens seit der ursprünglichen Plünderung
völlig intact geblieben, so dass wohl angenommen werden darf, dass der Schädel wirklich dein
Erbauer des Grabes angehört, dessen Name Pizziti gewesen zu sein seheint. Von anderen
Knochen war wenig gut erhalten, aber es ergab sich doeli, dass ursprünglich mindestens vier
Leichen in dem Grabe heigesetzt waren — ausser dem Manne, dessen Seliädel vorliegt, noch
eine Frau und zwei Kinder, das eine unter, das andere etwas über zehn Jahre alt, doch waren
die Knochen der letzteren so schlecht erhalten, dass eine Bergung derselben ohne Zweck ge-
*) Dies« Plünderung hat wohl schon in »ehr alter, venmithlich griechisch-römischen Zeit begonnen; wenig-
stens kann dies für zwei Orte, für Mvra und Limyra, mit grösster Wahrscheinlichkeit angenommen werden.
An beiden Orten nämlich hat sich in historischer Zeit durch LoasbUdnng eine bedeutende, bis zu acht Meter
betragende Erhöhung des Bodens vollzogen, und zahllose alte Gräber sind dadurch völlig unsichtbar geworden.
Ausgrabungen, die IS82 in Myra läng» der Felswand bei dem Theater unternommen worden sind, und meine
Arbeiten bei Limyra bei zwei verschiedenen Punkten der ausgedehnten Nekropole haben über ein Dutzend
grosser alter Felsengräber frei gelegt, von denen entweder gar keine Spur sichtbar gewesen oder gerade nur die
obersten Balken aus dem Löss hervorgeragt hatten — trotzdem erwiesen sich auch diese Gräber sämmtlich ge-
plündert, und zwar technisch in genau derselben Art, wie die höher gelegenen, also alleZeit sichtbar gewesenen
Gräber — ; Störungen der Lössschichten , wie sie durch Ausgrabungen wohl unvermeidlich entstanden und
bemerkbar geblieben wären, Hessen sich aber nirgends nachweisen; wohl aber fand sich einmal in Limyra an
eiuer kaum fünf Meter von der die Gräber enthaltenden Felswand entfernten Stelle ein aus Platten gebildetes
Erdgrab mit einem weiblichen Skelett« und goldenen Ohrringen, deren Styl und Technik auf die letzten vor-
christlichen Jahrhunderte schliessen lässt. Beide Erscheinungen im Zusammenhänge lassen es als sehr wahr-
scheinlich, wennschon nicht sicher erscheinen, dass die systematische Plünderung der lykischen Felsengräber
achon in vorchristlicher Zeit erfolgt ist.
6*
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44
Dr. von Lu sch an»
wesen wäre; leider war aber auch der Unterkiefer des Mannes nicht aufzafinden. Der erhaltene
Schädel ist in Fig. 15 ahgebildet; vergleichen wir ihn mit den beiden Schädeln von Tach-
tadschy, von denen der von Kadyanda in Fig. 16 abgebildet ist» so ergiebt sich allerdings eine
sehr weit gehende lieberem Stimmung, welche noch mehr zum Ausdruck gelangt mul an Bedeutung
gewinnt, wenn man auch die Maas*» desselben mit denen der beiden Tachtadschyköpfe und denen
der lebenden Tachtadschy vergleicht, wozu Tabelle 1 am Schlüsse dieser Abhandlung Gelegenheit
giebt. Es ist indessen sowohl überhaupt verwerflich, als gerade bei der vorliegenden Arbeit,
welche sonst auf einem so grossen Material an Zahlen und Messungen beruht, doppelt ungehörig,
auf solche Uehcrcinstimmung einzelner Schädel, welche schliesslich doch auch eine zufällige sein
könnte, grosses Gewicht zu legen. Wir werden also von den drei oben gestellten Forderungen
die dritte einstweilen offen lassen and ihre Erfüllung von der Zukunft erwarten. Um so leichter
ist es aber, den beiden anderen gerecht zu werden. Was zunächst die Herkunft der nicht bypsi-
brachycephalen Elemente unter der gegenwärtigen türkischen Bevölkerung Lykiens und der
Nachbarländer angeht, so zeigt ein Vergleich mit den heutigen Inselgriechen mul mit den
Schädeln, die wir aus alten griechischen Nekropolen besitzen, in denen wir also gute Repräsen-
tanten des alten Typus vor uns hüben, dass ein grosser Tlieil der kleinasiatischen Mohamme-
daner diesem Typus entweder völlig entspricht oder ihn wenigstens in abgeschwächter Weise
wied ergiebt. Zwar sind die absoluten Maasse des Himsehädels nicht selten wesentlich reducirt,
aber im Gesichte und in den relativen Verhältnissen des Schädels finden sich so wesentliche
Uebereinstimmungen, dass wir mit Sicherheit diesen Tlieil der mohammedanischen Bevölkerung
als die Nachkommen alter Griechen erklären können, auch wenn wir der Versuchung wider-
stehen müssen, hier auf die Herkunft der Griechen überhaupt und auf die Unterscheidung dori-
scher, hellenischer und anderer Stämme einzugehen. Nicht so einfach aber gestaltet sich die Sache,
wenn wir an die Bevölkerung von Phineka (Limyra) und der Ostküste von Lykien gelangen; hier
konnten nur wenige Messungen gemacht werden, und diese blieben lange Zeit völlig unver-
ständlich. Unter 41 Individuen, von denen 15 auf das Gebiet von Liinyra, 26 auf die Orte Tekir
Owa, Kerner und Gunnah entfallen, scbliessen sich, wie die Tabelle (auf S. 38) angiebt, 29 im
Grossen und Ganzen an den antik griechischen Typus oder an Abschwüchungen desselben
an, nur zwei erinnern mit Längen - Breiten - Indices von 860 und 876, nnd Längen -Höhen-
Indices von 811 und 802 au unseren Hochtvpus, zehn Köpfe aber, also ein Viertel aller Ge-
messenen, waren so laug, schmal, niedrig, und vor Allem derart von vorn nach hinten gleich-
sam verschoben, dass zunächst an künstliche Verbildung gedacht werden musste; doch erwies
sich diese Annahme bald als haltlos, da diese Sitte sich in den betreffenden Familien absolut
nicht nachweisen lies» and auch an den Köpfen selbst nicht abzusehen war, wie eigentlich der
verschnürende Apparat hätte beschaffen sein müssen, um gerade eine solche Form hervorzu-
bringen. Klarheit kam in die Sache erst 1885 mit jener prächtigen Reihe von 93 modernen
Griechenschädeln aus Adalia, von der schon olien die Rede war; unter diesen befinden sich
fünf, welche genau dieselben Formen aufweisen, und gut ein Viertel der übrigen lässt Anklänge
an diese extremen Formen wahmchmcn. Die Fig. 18 (a. S. 46) giebt einen dieser Schädel wieder;
man sieht vor Allem in der Seitenansicht, wie unglaublich stark die Himkapael gegen das Gesicht
zurück tritt; die directc Messung ergiebt, dass eine auf die Ohröffnung gezogene Vertieale nur
44 Proe. der Schädellänge vor sich und 56 Proc. hinter sich hat, ein Befund, der zunächst sehr
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 45
vereinielt in der craniologischen Literatur dasteht. Nur Schade! von Beduinen aus der Gegend
von Palmyra lassen sich einigermaa^sen diesen Adalioten annähern. Vier solche befinden sich
Fig. 15.
S«hidel r\o* einem aklykisehen FdetBfrmbe Id Limyra.
Fig. UL
Sehiütei eine» Tarhtadsehy von Kailyanda.
Fig. 17.
ScItfcM eine* Armeniers.
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46
Dr. von Luschan,
in meiner gegenwärtig im Berliner Königl. Museum für Völkerkunde aufgestellten Schädel-
»ammlung, ebenso ein fünfter von ganz gleicher Art aus einem mohammedanischen Friedhofe
am Ostende von Damascus. Andere Schädel von demselben Friedhöfe weisen ganz andere
Formen auf und gehören offenbar nicht Beduinen, sondern der vielfach gemischten eigentlichen
Stadtbevölkernng an, auf die weiter einzugehen hier nicht der Ort ist- Uns genügt einstweilen,
zu wissen, wo etwa dieser eigentümliche Typus des östlichen Lykien seine Anlehnung Anden
könnte. Uebrigcns ist es notorisch, und selbst von den oberflächlichsten Heisenden bemerkt
worden , «lass sehr viele Griechen in Adalia und besonders die dortigen Frauen ganz exquisit
Fig. 18.
Sehldel einr* modernen „Griechen“ atu Adalia.
Fig. 19.
Srhädrl Beduinen au* der Umgegend von Palmyra.
semitisch aassehen, wie man uns denn auch schon in Khodu* von nichts weniger als wissen-
schaftlicher Seite darauf vorbereitet hatte, dass die Griechen von Adalia nur türkisch verstünden
und aussühen wie Juden. Dieser eigentümliche Eindruck, dem sich Niemand verach Hessen
kann, der aucli nur einen flüchtigen Gang durch die Ycni Mahalc von Adalia gemacht hat,
wird noch erhöht durch die bei den Frauen in Adalia (und auch noch weiter östlich in Alaja)
herrschende Sitte, das Haupthaar in 30 bis 40 Flechten geteilt zu tragen, was sofort an
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Die TachtadBchy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 47
archaisch semitische Darstellungen erinnert. Dieselbe Haartracht kann inan auch hei mohawine-
dänischen Frauen in Gurniah und in Kerner finden, nie aber im centralen oder im westlichen
Lykien, so dass t hatsächlich ein geographischer Zusammenhang zwischen dieser Haartracht und
der besprochenen niedrig flachen Schädelform nicht abznlehnen ist.
liier wäre nun der Platz, auf die alt-aramäische Inschrift von dem Felsengrabe von Limyra
hinzuweisen und auf die Etymologie von Fhineka, Sura, C'himaira, Solyma u. dcrgl., auf die
wiederholten Versuche, epiehoriseh-pamphylische Texte auf das Palmyreniseho zurückzufuhren,
und auch auf die zahlreiehen Angaben der C'lassiker über phüuikische Colonien im südwestlichen
Kl einasien, — das in dieser Abhandlung bisher so streng festgehaltene Princip, nur über den
anatomischen Befund und über eigene di recte Beobachtungen zu berichten, soll aber auch hier
beibehalten werden. Nur das vielfach, aber meist unvollständig eitirte Fragment des Choirilos
sei hierher gesetzt, nicht weil es die Solytner zu Phönikern stempelt, sondern weil der ethno-
graphisch interessante Schluss fast unbekannt ist. Es wird von den Sclmaren gehandelt, die
Xerxes gegen die Hellenen führt; dann heisst es1):
Tiäv d’ ojfi fcv dttßouvi yivog dm*p ottirov tdio&cu,
yX iöOOuv fglv <t>oivt(SOuv aitu örofiuujv u<puvrig,
axfov ö* iv £oXvfung ogtöi nXotritj im Xi^vt/
rxv^imXioi xogvtpdg , rpogoxorpadt*, «er «q V7UQ&tv
Tx txav ÖCtQzil TfQÖöan i(pOQH)V iäxXtJXOTCC XöTl'td.
Also Leute, staunenswert!» anzusehen, die phdnikisch reden und in den Solymcr Bergen
wohnen, an dem weiten See, struppig auf dem Scheitel, mit rad förmiger Schur, aber darüber
tragen sie als Helme abgezogene Pferdegesichter, gedorrt im Hauche*). Inwiefern die ganze
Stelle ernst zu nehmen ist, ob sie sich wirklich auf die lykisclien Solymer bezieht oder auf
Hierosolymer, ob der „weite See* der Sögüd Gjöl ist oder nur eine metrische Bedeutung hat, —
all dies kommt hier nicht weiter in Betracht und mag von Anderen ausgemacht werden, —
cs steht auch ohne die alten Autoren fest, dass die niedrigen Langschädel von
Adalia und der Ostkiiste Lykiens nur als Nachkommen alter Semiten verständlich
werden. Und «lass getrennte Typen auch trotz einer durch Jahrtausende fortgesetzten, ununter-
brochenen Vermischung durch Mischlieirathen sich noch immer scharf nuscinanderlialten,
erscheint zwar auf den ersten Blick höchst überraschend und wenig wahrscheinlich; man wird
sich alter daran gewöhnen müssen, einzusehen, dass es schliesslich ebenso wunderbar wäre, wenn
umgekehrt durch fortgesetzte Kreuzungen schliesslich eine Mischform entstehen würde* Gegen- *
wärtig scheint allerdings % Mehrzahl der Antliropotogen noch der Ansicht zu Min, dass
sogenannte Mischrassen überall da entstehen, wo zwei «der mehrere verschiedene Völkertypen
lange Zeit neben und mit einander existirt haben. Wenn überhaupt, ist das jedenfalls nur in
ganz beschränkter Weise richtig und ermangelt noch des Beweises; a priori ist vielmehr zu
erwarten, entweder dass der eine oder der andere dieser Typen rasch im Kampfe ums Dasein
unterliegt, dem anderen das Feld räumt und ausstirbt, oder aber, dass beide Typen trotz fort-
*) Joseph u* c. Apion 1, 22, p. 4 54. Kinkel. Fragment« epicorum graacorum I, p. 2ßS, n. 4.
*) Vergl. die sicher noch ältere Berliner Vase, FurtwHn|rl**r Nr. lfl»7.
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48
Dr. von Luschun,
gesetzter Blutmischung Jahrhunderte und Jahrtausende lang neben einander hergehen, ohne dass
sie wesentlich an Originalität einbüssen und ohne dass sie sich anders verändern, als sie dies
auch jeder einzeln, ohne den Einfluss des andern, rein durch physikalische Ursachen gethan
haben würden. Dass der Laie eine Gesellschaft von Mulatten als den Anfang einer wahren,
echten und dauerhaften Mischrasse betrachten wird, ist am Ende begreiflich; wir wissen aber,
dass die scheinbare Homogenität einer solchen Gesellschaft nur eine ganz oberflächliche ist,
das« sie gleichsam nur in der Haut liegt und bald wieder auf die ursprünglichen Typen zurück-
geht, sobald die Neubildung ins Stocken geräth. Von den Thierzüclitern hätten wir e.» langst
lernen könuen, dass durch Kreuzungen keine dauernden Miechrassen entstehen und dass selbst
bei anscheinend dauerhaften Mischformeu ab und zu Auffrischung nüthig ist; ebenso lehrt uns
die tägliche Erfahrung bei Kreuzungen und bei Mischehen, dass die Jungen und Kinder ent-
weder dem Vater oder der Mutter nachgcrathen oder mindestens weit entfernt davon sind, in
ihren Eigenschaften etwa das arithmetische Mittel zwischen ihren Eltern zu verkörpern. Je ver-
schiedener die Eltern unter einander sind, desto lehrreicher und auffallender ist das Resultat.
Eine« der schönsten Beispiele hierfür hat Plönnis1) mitgethoilt, welcher von einem weiblichen
Seidenhündchen von 4,5 Kilogramm Gewicht und einem männlichen Neufundländer von
43,4 Kilogramm Gewicht zwei Junge erzielte, von denen das weibliche Thier sich vollständig
nach dem Vaterthier entwickelte und mit vier Monaten schon doppelt so schwer als seine
Mutter war, während du* männliche Junge durchaus der Mutter nachartete, alle Eigen-
schaften eines Seidetihümlchens zeigte und in der Entwickelung weit hinter dein weiblichen
.Tungen zurückblieb. Wir sehen in diesem Falle, wie echte Geschwister sich in jeder Richtung,
namentlich in Bezug auf Körpergrösse, verschieden Verhalten können: die Tochter schlägt hier
vollkommen dem Vater, der Sohn der Mutter nach.
Ganz ebenso lehrreiche Beispiele aber kann inan jederzeit unter den Griechen von Adalia
beobachten, wo gleichfalls Geschwister von zweiffellos denselben Eltern in ihrer Schädelform bis
fast an die bekannten Extreme auseinander geben. Aus dortigen Messungen sind die folgenden
Zahlen von zwei Familien hier aufgeführt; die Bezeichnungen für Länge, Breite und Höhe und
die Indicc* sind scUislverständlich.
Familie A.
<
4»
U.
0
i«
£
£
U
~ u
•iflQ
i
o. a*
e c
Ja
Familie B.
k
£
u.
c
3
|
11
Z 4 »
= ja
—
Vater
45
167
146
124
874
742
Bruder d. verat.
Vaters ....
1»
1Ä6
132
110
702
585
Mutter ....
35
178
190
110
780
618
Mutter ....
60
160
140
119
675
744
Sohn
•20
187
131
116
700
620
Sohn
30
168
149
123
822
732
Sohn
16
160
147
123
670
726
Tochter . . .
28
176
132
110
750
020
Vergleicht man diese Zahlen mit denen der Tabelle auf S. 40, welche in der untersten
Zeile die Serie der 93 Griechenschädel ans Adalia enthält, so sieht man, dass die Verschieden -
*) Künstliche Befruchtung rtc. Inaug.-DiM. Rostock 1876. Sieh«* auch : Bollingnr, Leiter Zwerg- und Ri«*«n-
wuctis, in Virchow-Hollzendortr, Heft 45.“», und auch «I. Hanke, Per Meuach II, 8. IIS*.
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 49
heit innerhalb einer einzelnen Familie bi« faat an die Grenze der durch die Stammeseigen-
sc haften gesetzten, absoluten Möglichkeit hinaufreieht. Aber ebenso wie hier manifeste Eigen-
schaften der Eltern ganz und nngetheüt auf die Kinder vererbt werden, so kann dies auch mit
latenten Eigenschaften geschehen, und es lässt sich erwarten, was freilich spätere Unter-
suchungen erst noch zu bestätigen haben werden, dass selbst vorübergehende und numerisch
beschränkte Beimischungen in einem sonst homogenen Volke sich noch nach unbeschrankt
langer Zeit ab und zu werden noch weisen lassen, indem eiuzelne abweichende Eigenschaften der
fremden Einwanderer in den Naclikommcn derselben nicht gänzlich verschwinden, sondern latent
sieh weiter erbend manchmal wieder an bestimmten Individuen ganz und voll zur Beobachtung
gelangen können.
So wäre also nun die Herkunft des nicht hypsicephalen Theiles der Bevölkerung Lykiens
nachgewieseu — er setzt sich aus griechischen und semitischen Elementen zusammen, welche
beide schon im fernsten Altcrthume, diese von O., jene von W. her eingedrungen sind — und
es bliebe jetzt nur mehr die erste der auf S. 42 aufgestellten Forderungen zu erledigen, die
Untersuchung, wo sonst noch in der Nachbarschaft Hochschädel Vorkommen, welche den alt-
lykischen ähnlich sind, mit anderen Worten: die Frage nach der Herkunft dieser ältesten
Bevölkerung. Und da ist es nun ein Volk, auf dem der suchende Blick sofort hallen bleibt.
Schon beim ersten Anblick von Armeniern wird man auf die enorme Ilypsicephalie aufmerksam,
die ihnen allen gleichraässig /.»kommt. Noch wichtiger aber sind die Resultate von Messungen,
die von mir an 121 Armeniern aus den verschiedensten Gegenden Kleinaaiens angestellt worden;
diese, sowie die 22 Armenier aus dem Kaukasus, über welche von Erekert1) berichtet, und die
26 armenischen Schädel meiner Sammlung, die meist aus Aintaab und Damaskus stammen9),
geben uns ein vollendetes und abgerundetes Bild der physischen Eigenschaften des armenischen
Volksstamme« und lassen erkennen, dass dieser nicht nur seiner Sprache und Religion nach
homogen erscheint, sondern es in seinen physischen Eigenschaften auch in der That ist Eine
derartige Homogenität , welche in gleichem oder auch nur fthnlichem Maasse bisher bei keinem
anderen Culturvolke gefunden worden, ist schon an und für sich geeignet, Interesse zu erregen,
weil sie zeigt, wie sich durch die strenge geographische, religiöse, sprachliche und politische
Isolirung des gross-armenischen Reiches während seiner Entwickelung und Blilthezeit der Typus
der Bevölkerung so rein erhalten und derart consolidirt hat, dass er auch heute noch, viele
Jahrhunderte nach dem Sturze des Reiches, fast vollkommen einheitlich geblieben ist*). Da
aber für eine eingehendere Schilderung desselben hier der Platz fehlt und diese an einem
anderen Orte in nicht zu ferner Zeit wird erfolgen können, so haben wir uns jetzt mit den
Armeniern nur insoweit zu beschäftigen, als zum Vergleiche mit den lykischen Türken und
Tachtadschy nothweiulig erscheint. Für diesen Zweck genügt es, hier hervorzuheben, dass
von einigen krankhaft veränderten ^Köpfen abgesehen , die Längen - Breiten - Indiers zwischen
80 und 91, die Längen-Ohrhohen-Indices zwischen 64 und 75 schwanken.
*) Der Kaukasus untl aeine Völker. Leipzig, Frohbtrg, 1S87.
*} Oie von Armeniern aus dem nördlichen Kleinsten stammenden 43 Schädel der im Wiener Hofmueeum
befindlichen W ei sbac h’ sehen Sammlung waren mir, der dortigen Umstellungwarbeiten halber, bisher noch
nicht zugänglich.
*) Kaum zehn Procent der armenischen Bevölkerung Kleinasiens gehören anderen Typen an und zeichnen
•ich zunächst durch hellere Haare, Haut und Augen, sowie durch grössere Kör j erhöhe aus.
Archiv far Anthropologie. IM. XIX. n
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50
Dr. von Luschan,
Das Resultat ist überzeugend und es ist schon nach diesen wenigen Ziffern kaum mehr
nöthig, den Zusammenhang zwischen diesen beiden Gruppen noch weiter zu beleuchten — er
kann als erwiesen betrachtet werden. Daraus folgt nun aber weiter, dass Ihr einen grossen
Thcil von Kleinasien eine völlig einheitliche Urbevölkerung anzunehmen ist, welche »ich in
Armenien noch bis auf den heutigen Tag in com|>acten Massen erhalten hat, sonst aber in ihren
Resten auch in den übrigen Theileu des Landes, zuniiehst unter den Türken1) und den moham-
medanischen Seelen, aber auch unter den Griechen nachgewiesen werden kann.
Das Gebiet dieser alten homogenen Bevölkerung erstreckt sich nach den bisherigen Unter-
suchungen mindestens über die ganze südliche Hälfte von Kleinasien; im Nordosten reicht es
sogar über den Kaukasus hinaus, im Osten bis an den oberen Euphrat. Ueber die Nord grenze
wissen wir gar nichts; es ist möglich, dass unsere Ilypsicephaleu sich bis an das Schwarze
Meer erstrecken, aber es ist anzunehmen, dass im nordwestlichen Kleinasien noch grosse U Über-
raschungen, auch für den Ethnographen, verborgen liegen. Einstweilen liegt von da nur spär-
liches Material vor, wenn auch durch Virchow’s glänzende Studien über die Schädel von Troja
und von Asros bereits die Fundamente für die weitere Arbeit auf diesem Gebiete gegeben
sind. Auch die Sfidwostgrenze ist noch nicht genügend festgestellt; zwar liegt schon ein be-
trächtliches Material von Messungen aus Syrien vor, aber die Untersuchungen sind da noch
nicht zum Abschluss gekommen; es steht fest, dass durch ganz Syrien neben der semitischen
eine andere Bevölkerung verbreitet ist, welche als hypsibraehyeephal sich sofort von jener trennen
lässt; im Libanon ist gegenwärtig der Hauptsitz derselben, sie lässt sich aber auch in den
anderen Gebirgsgegenden nach weisen, in allen grossen Städten Syriens ist- sie vertreten, und
selbst auf dem flachen Lande giebt es Dörfer, welche völlig frei von semitischem Einfluss zu
sein scheinen. Wahrscheinlich gilt das auch für Palästina; obwohl von dort noch wenig Mate-
rial vorüegt, so kann es doch schon jetzt mit einiger Sicherheit ausgesprochen werden, dass
auch in Palästina sich zahlreiche Reste einer — zweifellos vorsemitischen — kurz- und hoch-
köpfigen Bevölkerung erhalten haben. Natürlich gilt das auch für die Juden, welche gegen-
wärtig ausserhalb Palästinas leben, und wir gewinnen damit einen wichtigen Aufschluss über
die grossen Verschiedenheiten innerhalb des jüdischen Typus. Nur die absolute Kurzsichtigkeit
konnte diese verkennen, und manche Ethnographen waren schon bemüht gewesen, sie zu erklären.
Für die europäischen Juden lag es nahe, Vermischung mit Europäern anzunehmen, aber
diese allein würde niemals ausreichen, die gegenwärtig vorhandenen Typen zu erklären, hierzu
bedarf es der Erkenntnis«, dass schon von Haus aus nicht alle Juden Semiten gewesen. Das
Material, welches bis jetzt über die vorsemitische Bevölkerung Syriens vorliegt, ist allerdings
nicht ausreichend, um diese schon jetzt in ein bestimmtes Verhält» iss zu der Urbevölkerung des
südlichen Kleinasiens bringen zu können, es ist aber mit einiger Sicherheit vorauszusehen, dass
beide Gruppen direct zusammengehören und Theile eine? gemeinsamen Ganzen bilden. Sei
*) Wenn hier von „Türken* und „Griechen“ die Rede lat, so geschieht dies ebenso der Kürze als des all-
gemeinen Sprachgebrauches wegen; es ist aus dem Zusammenhänge klar, dass wir Mohammedaner meinen und
griechische Orthodoxe, nicht wirkliche Türk -Völker und echte Grieche»». Eigentlich« Türken giebt es in
Lykien nur vereinzelt, und kaum 1 Proc. der Bevölkerung erinnert durch leicht geschlitzte Augen und grosse
Backenknochen an tärkischeu Ursprung. In compacteren Gruppen fanden wir auf unserer Route von 1B«2
echte Türken erst im Norden der Kibyrmtis, von dem Dorfe Pederbey ingufengen.
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Die Tachtadschy und andere Ueberreste der alten Bevölkerung Lykiens. 51
dies nun der Fall oder nicht, jedenfalls wäre die Aufgabe, die wir uns gestellt, nicht erschöpft,
wenn nicht wenigstens der Versuch gemacht würde, auch den weiteren Ursprung der ältesten
Bewohner Klcinasicns zu verfolgen. Aus rein geographischen, ebenso wie aus anthropologischen
Betrachtungen geht hervor, dass dies nur nach Osten hin geschehen kann, nur in Asien, nicht
in Europa oder Afrika. Aber auch das südliche, ebenso wie das nördliche und östliche Asien
hat hier ausser Acht zu bleiben, wie jede anthropologische Vergleichung überzeugend darthut
— so bleibt nur das eigentliche Mittelasien übrig, diese ungeheure und noch so völlig räthsel-
hafte Matrix gentium, ein Gebiet, weit grösser als Europa, das bisher nur von wenigen Gelehrten
berührt worden, und aus dem kaum einige hundert Körpermessungen vorliegen. Es wäre
also leichtfertig, sich hier in directe Vergleiche einzulassen, doch mag angedeutet werden, dass
die Galtsehen und eine Reibe von anderen Völkern Fcrghauas, welche v. Ujfalvy studirt hat1),
mit unseren lykischen llochschädcln in solcher Art ühereinstimmen, dass man es wohl als eine
Art Aufgabe der Zukunft bezeichnen kann, diesem Verhältnisse weiter nachzuspüren.
Diese Aufgabe wird um so lohnender sein, als wir dann endlich zum ersten Male auch
Aufschluss über die Abstammung eines Theiles der europäischen Bevölkerung erwarten dürfen;
es ist nämlich nicht unmöglich, dass die kleinen brünetten Kurzköpfe '), welche schon mehrfach,
zunächst aber in den westlichen Alpen, die Aufmerksamkeit dev Craniologen erregt haben und
welche zweifellos den Rest einer sehr alten Bevölkerung repräsentiren, in irgend einem directen
Zusammenhänge mit einem centralasiatischen Volke stehen.
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Mchmed . .
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Allo Gemessenen haben braune Augen, schwarzes Haar, dunklen Teint.
*) Ex !»•<]. seien tiflqu« en ßuaiiie etc. Taris, Leroux, 1878.
Vergl. ilis um! Riitimeyer'B Disentis-Typiw, die Savoyarden etc. etc.
7*
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52
Dr. v. Luschan
Die Körperhöhe ist in Centimes«™ angegeben, alle übrigen Maassc sind in Millimetern zu
verstehen.
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Drei weitere in Lykien gemessene Bektasch sind hier nicht berücksichtigt. Ein Seapho-
ceplialus mit einem Liingen-Breiton-Index von 611, ein Thurmschudel mit gleichfalls zweifellosen
Naht Verwachsungen , und ein dritter mit einem hochgradig unsymmetrischen Kopfe. Die Leute
Nr. 10, 24, 26, 30 und 40 stammen aus Elmaly, die übrigen von der Ostküste Lykiens. Nr. 11
hat blaue Augen und hellbraunes Haar, Nr. 19 hellgraue Augen und blondes Haar, Nr. 22 ist
leicht albinotisch, aber aus einer brüuetten Familie; alle übrigen Gemessenen haben braune, zum
Theil fast schwarze Augen, schwarzes lloar und hellolivenfarbencn Teint.
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
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von Erckert,
Genauere Beschreibung der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle IX: Le« g hier: Südöstliche Gr uppeod er Kürini«chGV«ilk»stämme.
1. Eigentlich« Knriner.
1. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade, gross. Stirn gerade. Kopf in der Mitte atu
höchsten ; Hinterkopf bemerkbar. Kopf von hinten etwa« spitz, von oben oval. Backenknochen zur Seite.
Gesicht keilförmig. Haare schwarz und rasirt. Kurt dicht. Typus arabisch.
2. Augen hellblau. Nase gerade. Stirn gerade. Kopf in der Mitte am höchsten; Hinterkopf bemerkbar.
Kopf von hinten flach und mit eingebogenen Enden der Seiten; von oben sackförmig, hinten breiter. Backen-
knochen gross und seit wärt» gekehrt, so das« der Kopf oben sich abtbeUt ; Untergesicht keilförmig. Prognath.
3. Ganz andere« (tatarisches) Gesicht. Augenbrauen stark und zusammengewachsen. Nase gerade, fein.
Stirn über den Augen entwickelt, «sonnt gerade, etwas zurückgebogen. Kopf oben flach; von hinten niedrig,
etwas dachförmig, aber abgerundet; von oben sackartig: hinten breiter und sehr breit. Haare schwarz,
rasirt, au den Seiten stehend gelassen (wie häutig bei den Aberbeid schan-Tataren). Bart dünn. Gesicht mit
geraden, senkrechten Seitenflächen, dann in gerader Linie zum etwa» vorstehenden Kinn, Prognath. Dicke
Unterlippe.
4. Augeu braun. Nase gerade, schmal, vorstehend; Zipfel wie abgeschlagen. Stirn hoch, gerade, kurz.
Kopf in der Mitte am höchsten, flach nach hinten abfallend. Starker Hinterkopf. Kopf von oben eiförmig.
Backenknochen ausserordentlich gross, so dass der Kopf oben sich ganz abtheilt; ausserordentlich grosse
Einbiegung des 1’ntergesichts, so da»» der Mund mit dem Kinn wie ein senkrechter Erker vorstchcn und
daneben da» Untergewicht ganz zurücksteht. Etwas prognath. Haare schwarz, rasirt. Bart voll. Augen
schmal, etwas schief. Typus sonst arabisch. Ausdruck böse.
5. Dem vorigen ähnlich. Augen braun. Nase gerade, Augenbrauen dicht, xosammengewaeheen. Stirn
über den Augen entwickelt, sonst gerade, kurz. Kopf oben flach. Hinterkopf flach. Kopf von hinten flach.
Die Seiten unten eingebogen; von ölten sackförmig, »ehr breit. Prognath. Unterlippe dick. Backenknochen
auffallend gross, so dass der Kopf sich oben abtheilt; das Untergewicht tief eingefallen, ganz wie bei dem
vorigen. Typus arabisch.
<i. Augen gelb -grünlich. Nase kaum gebogen und sehr vorstehend. Wimpern lang, wie bei allen hier.
Augenbrauen sehr fein, schmal, aber dicht. Stirn gerade, senkrecht. Kopf in der Mitte am höchsten; ziem-
lich starker Hinterkopf. Kopf von hinten flach, sehr niedrig; von oben sackartig, kurz, hinten breiter uud
abgerundet. Backenknochen mittelgross; Kopf t heilt sich dadurch oben ab. Gesicht unten keilförmig. Haare
rasirt. Bart dicht. Typus etwa arabisch.
7. Aberbeidschonischer (tatarischer) Typus. Augen braun , etwa* schief. Wimpern lang. Augen tief-
liegend. Augenbrauen «licht, breit, zusammengewachsen. Nase etwas gebogen, vorstehend. Stirn gerade,
zurückgclKjgen. Kopf hinten höher. Freier Hinterkopf; von hinten der Kopf breit und flach, rund; von
oben sackartig, hinten breiter. Backenknochen etwas vorstehend. Etwas prognath. Gesicht plätteiseiiforinig.
Kinn lang, gerade. Unterkiefer theilt sich ah. Haare rasirt.
8. Augen hellbraun. Nase gerade, schmal, vorstehend. Zipfel spitz. Stirn gerade, kurz; Kopf hiuten
höher; steil nach hinten abfallend zum mittel massigen Hinterkopf. Kopf von hiuten rund; von ol>en sack-
artig. breit, hinten breiter. Ohrläppcheu angewachsen. Oberzähne übergreifend. Durch die Backenknochen
der obere Kopf etwa» ahgetheilt, und auch der Unterkiefer, der dann in gerader Linie zum gespaltenen Kinn
geht. Augen tiefliegend. Eigener Typus (arabisch), überall, wenu auch nicht oft in Daghestan verkommend,
wie schon früher erwähut wurde.
9. Ganz anderer Typus. Neger. Mops. Augen gelblich - braun. Nase aufgestülpt, breit, flach, mit
dickem Zipfel. Stirn gerade, voll. Kopf in der Mitte am höchsten. Hinterkopf mittelinässig. Kopf von
hinten breit, niedrig; von oben sackartig, breit, hinten breiter und rund. Backenknochen voll, so «lass «1er
Kopf sich oben abtheilt. Untergewicht in Plätteiseufonn , aber breit. Haare rasirt. Bart breit, nicht dicht.
Etwa» prognath. Obren abstehend. Ausdruck gutmüthig.
10. Augen hellblau. Na*e gerade, breit, ungewöhnlich lang; Zipfel voll. Stirn gerade. Kopf oben
horizontal; flach nach hinten herahgehogen zu starkem Hiutorkopf. Kopf von hinten rund, fein gewölbt;
von oben oval. *lwr schief, da er rechts vorn und links hinten ausgebogeu. Gesicht breit; gerade Linie dann
zum stumpfen Kinn. Prognath. Haare rasirt. Bart dicht. Ausdruck ernst, russisch. Nasenlöcher geöffnet.
11. Arabischer Typus. Augen tiefliegend, braun. Augenbrauen dicht, fein. Nase gerade, zurück-
gebogen, unten sehr vorstehend und mit langem Zipfel. Stirn gerade, senkrecht. Kopf flach, nach hiuten zum
Hiuterlcopf schräg abfatleud. Von hinten fast viereckig und abgerundet; von oben sackartig, breit, hinten
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69
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
breiter und abgerundet, Prognath. Grosse Backenknochen, die den oberen Kopf abtheilen, der etwas dach-
förmig ist. Geeicht eingefallen , unterster Theil ganz «ehmal vorn. Kopf rasirt. Haare schwarz wie bei
allen. Hart dicht
12. Augen hellbraun. Gesicht arabisch, oder überhaupt semitisch; angenehm, gutmiithig. Nase etwas
gebogen, vorstehend, fein, mit spitzem Zipfel. Stirn senkrecht, hoch, kurz. Kopf in der Mitte am höchsten,
Hach zum starkeu Ilinterknpf abfallend; von hinten rund, flach; von oben als länglicher Sack, hinten breiter
und abgerundet. Backenknochen «ehr gros». Kopf hoch und «ich oben abtheilend. Grosse Einbiegungen
im Untergesicht wie bei den meisten, und auch in der vorhergehenden Ortschaft. Haare grau, rasirt.
Bart dünn.
13. Voriger Typus. Gesiebt dunkel. Augen braun. Na«« etwas gelungen, mit langem Zipfel. Stirn
gerade, lang, etwas zurückgebogen. Kopf oben flach; von hinten viereckig, abgerundet und au den Seiten
eonvergirend ; von oben sackartig, hinten breiter. Prognath. Die Backenknochen theilcn den Kopf oben ab;
Kinnlade sich abtheilend. ITiterthcil des Gesicht« «ehr schmal vorn. Haare rssirt. Bart schwarz, dünn.
14. Augen hellgrün. Augenbrauen dicht. Nase fein, gebogen, vorstehend ; kleiner, dicker Zipfel. Stirn
gerade, niedrig. Kopf hinten etwa« höher; von hinten rund, an den Seiten unten eonvergirend; von oben
oval, hinten etwas breiter. Backenknochen stark, voll; der Kopf, der oben niedrig erscheint, t heilt sich von
ihnen ab; Untergesicht vorn sehr schmal. Hinterkopf voll. Haare schwarz, rasirt. Bart dünn. Ohren alf-
stehend. Ausdruck gutmüthig.
15. Ganz andere«, europäisches Gesicht. Augen hellbraun, gross, schräg. Gesicht vornehm. Nase mit
kleinem Höcker, fein, schmaler Zipfel. Stirn gerade, senkrecht. Kopf hinten höher; flach zum starken Hinter-
köpf abfallend. Kopf von hinten niedrig, rund, von oben eiförmig; hinterer linker Theil hervortretend. Das
ganze Gesicht in Plätteisenforni. Backenknochen flach. Kinn gespulten, vortretend. Haare dunkel, rasirt in
der Mitte, wie häutig bei A der beid sch an -Tataren. Augenbrauen dicht, fein. Wimpern lang. Bart dünn.
Ausdruck sympathisch.
IC. Ganz anderes Gesicht. Augen hell -grünlich- gelblich. Nase gebogen , unten breit, platt; dicker
Zipfel. Stirn senkrecht, kurz. Kopf in der Mitte am höchsten. Hinterkopf stark gewölbt. Kopf von hinten
rundlich; Seiten unten eonvergirend; Kopf von oben oval. Etwas prognath. Gesiebt in Plüttci«enforun
Backenknochen flach. Kopf vorn hoch, theilt sich ab. Wimpern lang. Haare schwarz, rasirt. Augenbrauen
dicht. Bart dicht. Ausdruck europäisch, angenehm.
17. Ganz andere«, europäisches Gesicht, gutmiithig. Augen braun, etwa« schief; der Augapfel bläulich.
Augenbrauen schmal. Wimpern lang. Nase vorstehend, zurückgebogen, unten breit; Zipfel breit. Stirn
senkrecht, voll. Kopf oben flach. Hinterkopf ein flacherer Bogen. Kopf von hinten rund, fluch; von oben
wie ein kurzes Ei. Lippen eingekniffen. Gesicht und Backenknochen breit, der Kopf oben sich dadurch ab-
theilend. Haare rasirt. Bart mittelmüssig. hell.
18. Ganz anderes, jüdisches Gesicht. Augen blau. Nase platt, zurückgebogen ; Zipfel nach unten.
Oberlippe kurz und sehr vorstehend, dadurch besonders jüdisch erscheinend. Kinn vorstehend. Stirn gerade,
kaum gebogen, lang. Kopf in der Mitte sehr hoch, «teil zum abgerundeten Hinterkopf abfallend, Prognath.
Backenknochen seitwärts sehr vorstehend ; Kopf von oben dadurch sich abtheilend. Gesicht unten in Plätt-
eisenform. Kopf von hinten rund, die Setten unten eonvergirend; hoch, voll. Kopf von oben sackartig,
hinten breiter. Hintere rechte Seite hervorstehend. Obren abstehend. Haare rasirt. Schwarzer, dichter
Hart. Solcher Typus häufig in Achty.
19. Ganz anderes Gesicht. Ein Typus, der (wie schon früher oben einige Male bemerkt) ülterall. wenn
auch nur vereinzelt, vorkommt. Augen grünlich-braun. Nase etwas gebogen, schmal. Typus sehr vornehm.
Augenbrauen dicht. Stirn ziemlich hoch . etwas zurückgebogen, voU. Kopf hinten viel höher. Hinterkopf
voll, rund. Kopf von hinten abgerundet, viereckig. Seiten unten eonvergirend. oben eine flache Einbiegung.
Kopf von oben ein kurzes Ei darstellend. Ihts ganze Gesicht keilförmig; Backenknocheu platt. Kiuulnde sich
abtheilend. Kopf rasirt. Bart dicht, braun.
20. Gesicht gewöhnlich, russisch. Ziemlich hübsch. Augen gellt-braunlich. Nase gebogen, platt, mit
langem, wie abgeschlagenem Zipfel. Stirn gerade, etwas zurückgebogen. Kopf oben flach. Hinterkopf rund ;
Kopf von hinten rund; von oben sackartig; hinten hreiter und sehr stark gerundet. Zähne nach einwärts.
Kinn vorstehend. Gesicht voll, rund. Kopf theilt sich oben ab. Haare in der Mitte rasirt, schwarz. Kein Bart.
21. Ganz besonder« edler jüdischer Typus, den gebildetsten ('lassen entsprechend. Augeu hellbraun-
grau. Augenbrauen dicht, fein. Stirn gerade, voll. Kopf oben horizontal. Voller, runder Hinterkopf. Kopf
von oben oval. Nase »ehr gebogen, fein, schmal, vorstehend, «ehr lang, mit spitzem Zipfel. Etwas prognath.
IJntergesicht plfttteisenartig. Backenknochen etwa» spitz, Haare schwarz, in der Mitte geschoren. Fast
kein Bart.
22. Gewöhnlicher jüdischer Typus. Unterer Theil de» Gesichts und der Backenknochen wie oben l»o-
«ch riehen, arabisch. Augen hellgrün und vorstehend. Nase gelmgen, breit; Zipfel schmal, spitz. Nasenlöcher
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70
von Erckert,
breit. Sehr prognath. Stirn gerade, voll, au rück gebogen. Kopf hinten höher und etwa» ipiti. Ilinterkopf
Hach. Kopf von hinten rund; von oben wie ein kurzer Sack, hinten breiter: die rechte hintere Seite her-
vorstehend. Backenknochen »ehr gross. Per Kopf t heilt »ich oben »ehr ab; untere» Gesicht vorn ganz eng;
obere Kinnlade »ich abtheilend. Huare schwarz, rasirt. Bart hell, dünn. Ausdruck stumpf.
23. Gesicht stumpf, unsympathisch, vogelartig, thicrisch, jüdisch. Sehr pragnath. Lipi»cn dick. Augen
grünlich-gelblich, tiefliegend, zur Erde blickend. Nase gebogen, breit, vorstehend; schmaler Zipfel. Stirn
gerade, hoch, zurückgebogen. Kopf am höchsten in der Mitte, ja fast vorn; flach abfallend zum runden
Hinterkopf. Von hinten der Kopf rund, niedrig, von oben fast oval; vorn flacher, hinten schärfer gebogen.
Linke hintere Seite vorstehend. Backenknochen voll, auffallend gross, so das» der Kopf oben sich abtheilt.
Untergesicht arabisch, d. h. vorn ganz schmal. Kopf rasirt. Bart dunkel, dicht.
24. Gross von Wuchs. Augen hellblau. Typus arabisch, aber der Ausdruck der Augen uud das Gesicht
ganz deutsch. Nase gebogen, vorstehend, fein; zurückgebogener Zipfel, der voll und lang. Stirn eingebogen,
kurz. Kopf oben horizontal; »teil zum flachen Ilinterkopf abfallend. Kopf von hinten rund, aber linke
hintere Seite vorstehend; von oben der Kopf wie eiu langer Sack, fast oval, ganz schief, da die rechte vordere
Seite ebenfalls vorsteht. Rechte Bucke mehr entwickelt. Obren sehr zurückstehend. Pas obere Gesicht
theilt sich ab. Oberxähne übergreifend. Kopf rasirt, kahl. Bart sehr dicht, grau.
25. Ganz anderer Typus, etwa russisch-mongolisch. Augen braun. Nase grob, flach, aufgestülpt. Stirn
senkrecht. Ueber den Augen die Stirn entwickelt. Kopf oben horizontal, im Bogen zum vollen Ilinterkopf.
Kopf von hinten rund, flach, von oben fast rund. Prognath. Lip)K*n dick. Gesicht in Plätte isonfonu. Leber
den flachen Backeukuocbcu eine grosse Einbiegung, von der das Obergeaieht sich ganz abtheilt, Haare
schwarz, in der Mitte geschoren. Wenig Bart. Ausdruck sehr einfach, stumpf.
2ü. Augen braun. Nase gebogen, dick. Stirn über deu Augen entwickelt. Augenbrauen dicht, *u-
aammcn gewachsen. Prognath. Stirn gerade. Kopf hiuten hoher. Hioterkopf flach. Kopf von hinten rund,
flach, von oben ein sehr kurzes Ei bildend. Backenknochen fluch. Kopf oIhmi sich abthcilend und, wie bei
vielen oben erwähnten Personen (arabisch) ; das Gesicht unten vorn ganz schmal erscheinend. Haare schwarz,
raairt. Bart dünn.
27. Arabischer Typus, Augen hellbraun, tiefliegend. Nase gerade, schmal, ungewöhnlich hoch, so da»»
der Zipfel wie eine Kugel vorsteht. Pie Nase am Ende vier Centimeter abstehend. Stirn senkrecht. Kopf
hinten viel höher, steil zum vollen Ilinterkopf abfallend. Kopf von hiuteu rund, von obeu sackförmig, hinten
breiter und rund. Etwas proguutli. Kinn vorstehend. Backenknochen zur Seite, das Obergesicht ahthcilcnd;
die Backen unten ganz eingefallen, das ganze Gesicht einen Keil bildend. Haare schwarz, rasirt. Bart dicht.
28. Arabischer Typus. Augen braun, tiefliegend. Wimpern laug. Augenbrauen grob, dicht. Nase
schmal, gerade, vorstehend. Stirn senkrecht, kurz. Kopf in der Mitte am höchsten. Hach zum langen Hinter-
kopf abfallend. Kopf von hinten fünfeckig. Seiten unten convorgireud. Kopf von oben sackförmig, hinten
breiter, aber scharf gerundet. Backenknochen vorstehend. Ohren weit hinten. Kopf »ich oben abtheilend.
Backen unten eingefallen. Gesicht (ohne Backenknochen) einen Keil hildeud. Haare rasirt. Bart dicht.
Ausdruck ehrwürdig.
29. Arabischer, aber viel breiterer Typus. Augen braun. Nase dick, etwa* gebogen. Augenbrauen
und Wimpern dicht. Stirn hoch, voll, flach zurückgebogen , platt, dann im Bogen zum Kopf, der hiuteu
höher und iu flachem Bogen »teil nach hiuten abfällt. Kopf von hiuteu einen flachen Bogen bildcud ; von oben
wie ein kurzer Sack, hinten breiter. Rechte hintere Seite vortrotend. Backenknocheu flach. Per flache
Kopf theilt sich ab. Gesicht breit. Etwas prognath. Unterlippe dick. Haare rasirt. Bart schwach.
30. Ganz anderes Gesicht. Augen braun. Augenbrauen fein, dicht. Nase oben ganz platt, unten rund,
mit grossem Zipfel. Stirn voll, eingubogen, laug. Kopf in der Mitte am höchsten, iu regelmässigem Bogen,
ilinterkopf voll. Kopf von hinten rund, von oben ein kurze» Ei bildend. Gesicht unten etwas breiter als
oben. Kopf oben sich kuppelartig abtheilend. Kiun kurz uud zurückgebogen. Prognath. I nterlippe dick.
Kopf in der Mitte rasirt. Bart dicht, rasirt. Gesicht gutmuthig, aber gewöhnlich. Mund geöffnet.
31. Ganz andere» Gesicht. Ausdruck etwa süddeutsch. Augenbrauen und Wimpern lang. Augen
braun. Nase etwas gebogen. Stirn senkrecht. Kopf liintcu höher, im Bogeu nach hinten. Kopf von hinten
rund, flach ; von obeu ein kurzes Oval bildend. Linke hintere Seite vorstehend. Etwas prognath. Kinn lang.
Mund geöffnet. Gesicht voll. Backenknochen wenig bemerkbar. Gesicht unten breiter. Haare schwarz,
in der Mitte rasirt. Bart dicht.
32. Anderer Typus. GutraiHhig, etwa russisch. Augen grünlich-gelblich. Nase gerade, grob. Stirn
eingebogen. Kopf hinten höher. Hinterkopf bemerkbar. Kopf von hinten rund, von oben eiförmig. Die
Backenknochen t heilen den Kopf oben ab; Unterkiefer »ich abthcilend, sonst da» Gesicht einen Keil bildende
Etwas prognath. Ilaare schwarz. Bart dicht.
33. Ganz anderer Typus. Ueberall, wenn auch nicht oft. vorkomuieud (siebe oben). Augen grünlich-
gelblich, gross. Augenbrauen breit, dicht. Wimpern laug. Fast keine Nasenwurzel, Nase gebogeu, vor-
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7]
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
stehend, lehr schmal. Stirn gerade, voll, zurückgebogen. Kopf in der Mitte am höchsten. Entwickelter
Hinterkopf. Kopf von hinten fünfeckig, Seiten unten convergirend, Hach; von oben fast rund, etwas eiförmig.
Backenknochen das Obergesicht abt heilend, sonst tla» Gesicht im Ganzen einen Keil bildend. Kinn vor-
stehend. Überzitbne übergreifend. Unterlippe dick. Kinn eingebogen. Haare schwarz, rasirt, Bart dünn.
Ausdruck stumpf.
34. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen breit, dicht. Nase gerade. Nasenlöcher seitwärts
geöffnet. Nasenspitze abgehauen. Oberzähne greifen über. Mund und Kinn vorstehend. Unter den Wangen-
beinen eine rechtwinkcligc Einbiegung. Kinn gerade und laug-, Unterkiefer theileu sich ab. Ueber und unter den
spitzen Backenknochen befindet sich eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade; über den Augen entwickelt. Kopf
am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen erscheint er wie ein Bogen, von oben wie ein »ehr kurze»
Ei. Ohren breit. Bart dicht und breit.
35. Jüdischer Typus. Augen grau -braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Kinn vorstehend.
Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine
tiefe Einbiegung. Stirn hoch, gewölbt. Kopf am höchsten hinten; nach hinten flach abfallend; von hinten
gesehen erscheint er wie ein abgerundete» Fünfeck, von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart dicht
und breit.
96. Jüdischer Typus. Augen hellbraun. Nase gebogen, l'nterzähne greifen über. Kinu vorstehend.
Kinnlade kervorstehend. Heber und unter den »pitsen Backenknochen befindet sich eine tiefe Einbiegung. Stirn
gerade; über den Augen entwickelt. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Kopf am
höchsten iu der Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben wie ein langer, hinten brei-
terer Sack.
97. Anderer Typus, einfach. Augen hellgrau. Augenbrauen breit. Muud vorstehend, geöffnet. Gesicht
in Plätteisen form. Ueber den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn niedrig; über den Augen ent-
wickelt. Kopf hinten am höchsten. Kein Hinterkopf. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein hoher
Bogen, von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Wenig Bart. Haare auf Aderbeidschan-'J atariscb mitten
auf dem Kopfe kurz geschoren. Wuchs hoch.
98. Anderer Typus. Augen hellbraun. Nase gebogen. Mund vorstehend. Unterkiefer theilt sich »tb.
Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gewölbt; über den Augen ent-
wickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen erscheint er wie ein an den Finden eingeltogener
spitzer Bogen, von oben oval, llaarc duukd.
3U. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dünn. Nase gerade. Kinu vorstehend. Unter deu
Wangenbeinen eine rechtwiukelige Einbiegung. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine flache
Einbiegung. Stirn seukrecht. Kopf von hiuteu gesehen wie eiu flacher, an den Enden eingebogener Bogen,
von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Saek.
40. Augen hellgrün. Augenbrauen dünn. Nase gebogen. Nasenspitze vorstehend. Mund vorstehend.
Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine
tiefe Einbiegung. Stirn über den Augen entwickelt. Kopf hinten um hüchateu ; von hinten gesehen wie ein
an deu Finden eingebogene» F'unfeck, von obeu wie ein kurze» Ei.
41. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen breit. Nase gebogen. Uberzähne greifen über.
Muud und lange» Kinu vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Eiubiegung. Stirn seuk*
recht; über den Augen entwickelt. Kopf oben flach; von hinten gesehen wie ein flaches, abgerundetes Viereck,
von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart dicht und breit.
42. Augen hellgrau. Haare blond. Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend. Von den Unterkiefern
geht eine gerade Einbiegung zum geraden Kinu. Stirn gerade; über den Augen entwickelt. Kopf hinten
am höch»ten ; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben wie eiti schiefe» Oval. Bart dicht.
43. Augen braun. Nase gebogen. Kinu vorstehend. Unter den Wangenbeinen eiue rechtwiukelige
Flinbiegung. Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stiru senkrecht; über den Augen
entwickelt. Hinterkopf platt. Kopf von hinten gesehen wie ein au den Enden ein gebogene» flache» Fünfeck;
von oben gesehen wie ein hinten viel breiteres Oval, Bart breit.
2. A g u 1 e n.
1. Typus etwa» jüdisch. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Uuterzühne greifen älter.
Mund vorstehend. Ueber den Backenknochen eine fluche Einbiegung. Stirn senkrecht; über deu Augen ent-
wickelt Kopf am höchsten in der Mitte. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein an den Finden
eingebogene», abgerundetes Viereck, von oben eiförmig. Bart dicht und breit.
2. Typus etwas jüdisch. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund und Kinn vor-
stehend. Unter den Wangenbeinen eine recht winkelige Fliuhiegung Leber den spitzen Backenknochen eine
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72
von Erokert,
liefe Einbiegung. Stirn gerade, zurückgebogen. Kopf am höchsten hinten: von hinten gesehen wie ein
hoher Bogen, von oben wie ein schiefes Oval. Bart dicht und breit.
3. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen dünn. Nasenspitze herabgebogen. Zahne vorstehend. Mund
und Kinn vorstehend. Gesichtsfonn keilförmig. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Ein-
biegung. Stirn gerade: über den Augeu entwickelt. Kopf ain höchsten in der Mitte; von oben gesehen wie
ein schiefes Oval Bart dicht.
4. Jüdischer Typus. Augeu braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Oberzahne übergreifptid.
Mund und Kinn vorstehend. Lip(»cu dick. Gesichtsfonn wie ein breites Platteisen. Stirn gerade; über den
Augen entwickelt. Kopf ain höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck» von
oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit.
6. Jüdischer Typus. Augeu braun. Wimpern lang. Augenbrauen dicht Nase eingebogen. Mund vor-
stehend. Gesichtsfonn wie ein Plätteisen. Stirn oben gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten
gesehen wie ein an dpn Enden eingeborenes Fünfeck, von oben wie ein breiter, hinten breiterer Sack. Bart
dfian.
6. Augen braun. Augenbrauen schmal. Gesicht gewöhnlich. Nase ciugehogcn, breit. Mund vorstehend.
Von den Kinnladen geht eine cingelmgene Linie /.um spitzen Kinn. Stirn gerade. Kopf am höchsten in der
Mitte ; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben oval.
7. Augen braun. Haare dunkel. Augenbrauen dünn. Nase gerade, platt. Zähne nach innen gebogen.
Mund vorstehend. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn senkrecht; über
den Augeu entwickelt. Kopf am höchsten in der Milte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck,
von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart dicht.
8. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Mund und Kinn vorstehend. Ueber und
unter den Backenknochen eine dache Einbiegung. Stirn gerade. Kopf hiuten gerade abfallend; von hinten
geseheu wie ein an den Enden eingebogeuer Bogen, von oben wie ein hinten breiterer, langer Sack.
Bart dicht.
9. Augeu grau - bräunlich. Nase gerade. Mund vorstehend. Ueber und unter den grossen Backen-
knochen eine flache Einbiegung. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten hinten: von hinten gesehen wie ein an
den Enden eingeborener got hi scher Bogen, von oben wie ein langer, schiefer Sack, hinten breiter. Bart dicht
und breit.
10. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase gclmgeu. Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen
eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und nntcr den spitzeu Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn
senkrecht; über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten, zum Genick gerade abfallend; von hinten
gesehen wie ein gothischer Bogen, von olien wie ein hiuten breiterer Sack. Bart dicht und breit. Gesicbts-
ausdruck stumpf.
11. Augeu braun. Gesicht zart. Augenbrauen schmal, zueammengcwachsen. Wimpern lang. Gesichts-
protil jüdisch. Nasenspitze herabgebogen. Mund und Kinn vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine
rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den vollen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade.
Kopf am höchsten in der Mitte, sanft zum Hinterkopf abfallend. Kopf von hinten gesehen wie ein niedriges
Fünfeck, von oben wie ein kufzes Viereck, hinten breiter. Bart dünn.
12. Rein jüdischer Typus. Augeu braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Oberzähne greifen über.
Mund geöffnet. Kinn vorstehend. Gesicht voll, herabhängend. Stirn zurückgebogen. Kopf am höchsten in
der Mitte; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen, von obeu wie ein kurzes Oval. Bart dünn. Ohrläppchen
angewachsen. Haare vor den Ohren in jüdischer Art-
13. Jüdischer Typus. Augeu hellbraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Nasenlöcher seitwärts
geöffnet. Kinn vorstehend. Unter den Waugenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den
spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn zurückgebogen. Kopf am höchsten hinten; von hiuteu
gesehen wie ein hoher, spitzer Bogen, von oben wie ein langes, abgerundetes Viereck. Bart dicht und breit.
3. T i I) a « i a r i p e r.
1. Angen braun. Augenbrauen zusammengewachsen. Wimpern lang. Nase gerade. Kinn vorstehend.
Ueber den Backenknochen eine flache Einbieguug. Stirn gerade; über den Augen entwickelt. Kopf am
höchsten in der Mitte; von oben gesehen wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit und dünn.
2. Augen braun. Wimpern lang. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Uuterxähne greifen über. Mund
vorstehend. Unter deu Wangenbeinen eine recht winkelige Einbiegung. Ueber und unter den Backenknochen
eine tiefe Einbiegung. Oberkopf wie eine Kuppel sieh abtheilcnd. Stirn senkrecht, über den Augeu ent-
wickelt, oben gewölbt. Kopf um höchsten in der Mitte, flach nach hinten abfallend; von hinten gesehen
bogenförmig, von oben oval. Bart breit.
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73
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
3. Augen grau. Gesicht gewöhnlich, an deutsches erinnernd. Augenbrauen dünn. Nase gerade. Kinn
vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Kinbiegung. Heber und unter den Backenknochen
eine flaehe Einbiegung. Stirn nie<irig, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; vou
hinten gesehen wie ein hohes, abgerundeten Viereck, von oben wie ein kurzes Ei. Haare dunkel. Hart dünu.
4. Augen braun. Augenbrauen zusam menge wachaeu. Wimpern lang. Nase gebogen. Mund vor-
stehend. Unterzähne vorstehend. Kinn vorstehend, lieber und unter den spitzen Hackenknochen eine tiefe
Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte. Hinterkopf spitz. Kopf von hinten gesehen
wie ein an den Enden eingebogener hoher bogen, von oben oval. Hart dünn.
5. Typus wild und roh. Augen braun. Nase breit, Unterzähne greifen Über. Mund vorstehend,
lieber den Backenknochen eine flaehe Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten
gesehen wie ein gothiseher Bogen, von oben wie ein lauge« Oval. Bart dicht.
6. Typus deutsch. Augen braun. Augenbrauen zusatnmcngcwachscn. Nasenspitze vorstehend. Kiun
vorstehend, lieber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirft gerade, über den
Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein Bogen, von oben gesehen
oval. Haare dunkel. Bart breit.
7. Augen gross und braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund vorstehend. Heber und unter
den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten hinten. Kein Bart.
8. Augen grau * bräunlich. Nase gerade, dick. Mund vorstehend, lieber den Backenknochen eine
flache Einbiegung. Stirn über den Augen entwickelt. Kopf von hinten gesehen wie ein flacher Bogen, von
oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart (licht.
9. Augen hellgrau. Oesichtsausdruck ehrwürdig. Augenbrauen breit. Nasp gebogen. Überzahlte
übergreifeud. Mund und Kinn vorstehend. Heiter den Backcuknochen eine flache Einbiegung. Stirn
gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von oben oval.
Bart breit.
10. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen zusammengewachsen. Nase gerade. Mund vorstehend. Von
den breiten Kinnladen geht eine gerade Einbiegung zum spitzen Kinn. Heber und unter den Backenknochen
eine tiefe Einbiegung. Der Oberkopf theilt sieh kuppelfürtnig ab. Stirn über den Augen entwickelt. Kopf
am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von oben gesehen wie ein
hinten breiterer Sack. Haare dunkel.
11. Augen grau - bräunlich , tiefliegend. Augenbrauen dicht. Wimpern »ehr lang. Nase hoch und ge-
bogen. Nasenlöcher »ehr eng. Kinn vorstehend. Seitenflächen des Gesichts fast senkrecht, nach unten du»
Geeicht dann keilförmig. Backeukuockcn wenig vorstehend. Stirn überden Augen entwickelt, darüber eine lange
Einbiegung zeigend. Kopf am höchsten hinten. Hinterkopf senkrecht. Von hinten gesehen erscheint der Kopf
wie ein hoher Bogen, von oben wie ein langer, hinten breiterer, »chicfer Sack. Bart »ehr dicht und breit.
12. Augen grau- bräunlich, tiefliegend. Augeubraueu dicht, zusammengewachaen. Nase gebogen, sehr
vorstehend und schmal. Nasenspitze lang. Naseulocher schmal, nach der Mitte aufgestülpt. Mund sehr vor-
stehend. Von den Kinnladen eine gerade Einbiegung zum spitzen, vorstehenden Kinn. Heber und unter deu
seitwärts stark hervorstehenden Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten
in der Mitte, zum eckigen Hinterkopf gerade abfallend. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein ab-
gerundetes Fünfeck, von oben eiförmig, vorn platter. Wenig Bart. Ohren breit. Haare schwarz.
19. Augen braun, tiefliegend. Augenbrauen breit, dicht. Wimpern laug. Nase gebogen. Kinn vor-
stehend. Gesichtsform wie ein breites Plätteisen, l'eber deu etwas verbringenden Backenknochen eine
flache Einbiegung. Stirn senkrecht, oben gewölbt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein
flaches, abgerundetes Fünfeck, von oben wTie ein breites Oval, vorn platter. Pockennarbig. Ohrläppchen an-
gewachsen. Bart sehr breit.
14. Anderer Typus; nicht asiatisch. Gesicht keilförmig. Augen grau-bräunlich. Wimpern sehr lang.
Nase gerade, »ehr platt. Augenbrauen breit, dicht, zusani menge wachsen. Stirn seukrecht. Kopf am höchsten
hinten: von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben wie ein breiter, hiuten breiterer Sack. Bart breit.
15. Typus wie der vorige. Augen grau - bräunlich. Wimpern lang. Augenbrauen dicht und breit.
Nase gerade. Kinn vorstehend. Gesichtsform wie ein breites Plätteiseu. Heber den Backenknochen eine
flache Einbiegung. Stiru gerade. Kopf am höchsten in der Mitte, zum runden Hinterkopfe gerade abfallend ;
von hinten gesehen wie ein flacher Bogen, von oben oval. Pockennarbig. Bart dicht und breit. Haare mitten
auf dem Kopfe geschoren.
Hi. Dem vorigen ähnlich. Augen gross, braun. Augeubrauen fein, schmal. Nase gerade. Unterhalb
der eckigen, grossen Backenknochen geht das Gesicht spitz zu. Heber und uutcr den Backenknochen eine
grosse Eiuhieguog. Kinn hoch und gerade. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten
gesehen wie ein flacher Bogen , von oheu rund. Wenig Bart, llaaiv mitten auf dem Kopfe geschoren.
Archiv für Anthropotofri«. Bd. XIX.. jq
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7»
von Krckert
17. Typisches Gesicht. Äuget] braun, tiefliegend. Wimpern lang. Nase gebogen, hoch; Spitze lang,
lieber und unter den grossen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Mund sehr vorstehend. Stirn senk-
recht. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen; von oben oval. Bart dicht
und breit.
18. Typus wie 14, 16, 16. Augen hellbraun. Wimpern sehr lang. Augenbrauen dicht, breit, zusammen-
gewachsen. Mund sehr vorstehend. Lippen dick. Oberzähne stark tibergreifend. Gesicht keilförmig, aber
unten abgerundet. Unter den spitzen Backenknochen eine Einbiegung. Stirn hoch und senkrecht. Kopf
am höchsten in der Mitte; von hinten wie ein hohes, abgerundetes Viereck, von oben wie ein langer, hinten
breiterer Sack ; vorn platt. Bart und Ohren »ehr breit.
11). Typisches Gesicht. Angen hellbraun, tiefliegend. Wimpern lang. Augenbrauen dicht, breit,
zusammengewachsen. Nase gerade; Spitze abgestumpft, lang. Mund vorstehend. Gesicht in schmaler Platt-
einenform. Ueber und unter den grossen, vorstehenden, schief herabstehenden Backenknochen eine lange
und tiefe Einbiegung, wie mehr oder weniger bei allen. Oberkopf kuppelförmig »sich abtheilend. Stirn
senkrecht, ol>en scharf zum Kopfe gewölbt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher
Bogen , von oben oval, vorn platter. Bart dicht und breit.
20. Augen grau-bräunlich, tiefliegend. Augenbrauen in hohem Bogen. Wimpern lang. Nase gebogen,
hoch, sehr schmal. Mund sehr vorstehend. Geeicht keilförmig, unten abgerundet, lieber und unter den
spitzen, seitwärts gekehrten Backenknochen eine Einbiegung. Stirn über den Augen entwickelt, oben
gewölbt. Kopf um höchsten in der Mitte; von hinten wie ein flacher Bogen mit spitzem Auswuchs oben.
Bart dicht und breit. Unterzähne vorstehend.
21. Augen grau -braun. Wimpern lang. Nase gerade. Gesicbtsform wie ein Plätteisen. Kinn vor-
stehend. Augenbrauen breit, zusammen gewachsen. Stirn über den Augen entwickelt, senkrecht, oben
gerundet. Kopf am höchsten in dor Mitte: von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben oval. Haare
dunkel. Bart, breit, dicht,
22. Augen grau-blau. Nase gebogen. Augenbrauen dicht , zusammcugewachsen. Wimpern lang. Stirn
Aber den Augen entwickelt; wenig zurückgebogen. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein
hoher, oben flacher Bogen , von oben wie ein kurzer, hinten breiterer -Sack, llaare dunkel. Bart roth, dünn.
23. Anderer Gesichtstypus ; wild, böse. Augen braun, tiefliegend. Wimpern lang. Augenbrauen dicht.
Nase gerade. Stirn gerade, vorgebeugt, Backenknochen stark. Kinnladen sich abtrennend durch lange
Kiubiegung. Kopf am höchsten hinteu; von hinten gesehen wie ein schmaler Bogen, von oben eiförmig.
Haare schwarz. Bart diinu. Dunkle Gesichtsfarbe.
24. Schwester des vorigen. Augen braun. Augenbrauen sehr zart , schmal. Nase gerade , kaum
gebogen, fein; Spitze laug und fein. Gesicht in Plätte iaen form. Kinu abgerundet. Stirn senkrecht. Mund
etwas vorstehend. Kopf oben sich ahhebeud. Haare schwarz. Typus bescheiden, schüchtern; sehr fein
und vornehm. Kleidung persisch. Ein flach auf dem Kopfe liegendes gesticktes Tuch bedeckt hinten die
Zöpfe.
25. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen dicht. Wimpern lang. Nase gerade, kaum gebogen, lieber
den seitwärts vorstehenden Backenknochen eine flache Einbiegung. Kinn vorstehend. Gesicht keilförmig.
Stirn gerade, znrückgebogen. Kopf am höchsten in der Mitte; zurück steil nhfailend zura tiefliegenden
spitzen Hinterkopf. Kopf von hinten gesehen wie ein flacher Bogen, von oben wie ein breites Oval. Ohren
breit; Ohrläppchen au gewachsen.* Ilaaro schwarz. Bart breit und dicht. Vornehmer Typus.
26. Augen grau, tiefliegend. Nase wenig gebogen, hoch. Stirn über den Augen entwickelt; senkrecht.
Ueber und unter den seitwärts sehr vorstehenden Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Kopf am höchsten
in der Mitte; zum runden Hinterkopf gerade abfallend. Kopf von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von
oben wie ein breites Oval. Haare dunkel. Bart dicht, breit. Ohrläppchen angewachsen.
27. Augen grau-bräunlich. Nase gerade, schmal. Nasenwurzel tief eingebogen. Backenknochen voll
und platt. Gesiclitaform wie ein breites Plütteisen. Kiuu hoch. Kinnladen etwas eingebogun. Ueber den
Backenknochen eine flache Einbieguug. Stirn über den Augen sehr entwickelt, hoch, eingebogen, flach.
Kopf am höchsten in der Mitte. Gerade Linie zum vorstehenden Hinterkopf. Kopf von hinten gesehen wie
ein abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein kurzes Oval, vorn platt. Haare schwarz. Bart breit. Ohr-
läppchen angew'acbscn.
28. Typus besonder» semitisch. Augen braun. Wimpern laug. Nase gerade, hoch, schmal. Gesichts-
form keilförmig. Backenknochen nach aussen gekehrt. Uuterlippe vorstehend und breit. Stirn über den
Augeu entwickelt; senkrecht, in «1er Mitto eingebogen. Kopf am höchsten hinten, Hinterkopf platt, Kopf
von hinteu gesehen wie eiu flacher Bogen, von oben wie ein schiefer, hinten breiterer Sack. Ohren lang.
Bari dünn und schmal.
21). Augen gelblich-braun. Augenbrauen breit. Nase eingebogen, mit dickem Zipfel. Kinn vorstehend.
Gesicht wie hei vielen Kaitachen. Unterer Theil des Gesichts theilt sich ab. Ueber den grossen spitzen
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Kopfinessungen kaukasischer Völker. 75
Backenknochen eine lange Einbiegung; unter ihnen eine flache. Stirn senkrecht, oben gewölbt. Kopf oben
horizontal. Ziemlich starker Hinterkopf. Kopf von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben
oval, vorn glatt Haare schwarz. Bart dicht.
30. Ganz anderer Gesichtsausdruck. Deutsche Augen , graublau. Nase gebogen. Profil polnisch.
Spitze dick, breit. Sehr starke Backenknochen, seitwärts gekehrt. Unter den Wangenbeinen eine recht-
winkelige Einbiegung. Ueber den Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade; über den Augen
stark entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen bogenförmig ; von oben oval, vorn
platt. Ergraute schwarze Haare. Bart dicht, breit. Ohren gross.
31. Augen hellbraun, tiefliegend. Augenbrauen sehr stark. Nase gebogen. Gesichtsform keilförmig,
breit, eckig. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkcligo Einbiegung. Stirn gerade, zunickgebogc».
Kopf am höchsten in der Mitte ; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen ; von oben oval. Haare schwarz.
Ohren gross. Wenig Bart. Böser Ausdruck.
32. Anderer, aber ab uud zu vorkommender Ausdruck. Augen braun. Nase gebogen. Backenknochen
gross; über und unter ihnen eine Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten hinten; von hiuten
gesehen wie ein hoher Bogen; von oben oval, schief. Haare schwarz. Bart breit.
33. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht, breit. Nase gerade. Unterlippe vorstehend. Oberzähne
ül»ergreifend. Gesicht keilförmig. Stirn hoch, flach. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen
wie ein an den Enden eingebogener flacher Bogen; von oben oval, vorn glatt. Haare schwarz. Bart dicht,
breit. Öhren gro§B.
3-1. Augen hellgrau. Augenbrauen dicht, breit, zusummengewachsen. Nase wenig gebogen. Keine
Nasenwurzel sichtbar. Gesicht keilförmig. Mund vorstehend. Kinn zurücktretend. Stirn gerade. Kopf
hinten am höchsten; von hinten gesehen der Kopf bogenförmig; von oben wie ein hinten breiterer Sack.
Backenknochen gross, unter ihnen eine Einbiegung. Wimpern ganz ungewöhnlich lang. Haare schwarz.
Bartwuchs mittelstark. Ohrläppchen angewachsen.
4. H u t u 1 e r.
1. Hoher Wuchs. Augen braun. Augenbrauen dicht und breit. Nasenspitze herabgebogen. Kinn
vorstehend. Gesicht hängend. Uobcr und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn über
den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; steil zum Hmtcrkopf abfallend. Kopf von hinten geseheu
wie ein abgerundete« Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart schmal. Pockennarbig. Ohr^
läppchen angcwachsen.
2. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund geöffnet. Ueber und
unter den spitzen Backenknochen eine flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige
Einbiegung. Stirn gewölbt. Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein Bogen; von obeu wie
ein kurze» Oval.
3. Etwas jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nasenspitze herabgebogen. Oberzähne
übergreifend. Mund und Kinn vorstehend. Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung.
Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein flacher
gothincher Bogen; von ohen oval. Bart dicht.
4. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen
eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber uud unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn
gerade. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben wie ein langer,
hinten breiterer Sack.
5. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Kinn und Mund vorstehend. Ueber und unter
den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf oben horizontal; von hinten gesehen
wie ein flacher gothischer Bogen; von oben oval. Bart dünn.
0. Jüdischer TypuB, Augen braun. Nase gebogen. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige
Einbiegung. Kopf oben sieh kuppelförmig ahthcilend. Ueber den Backenknochen eine flache Einbiegung.
Stirn oben gewölbt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben
wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Bart dicht,
7. Jüdischer Typus. Augen braun. Nase gerade. Mund und Kinn vorstehend. Gesicht wie ein
breites Plätteisen. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen,
obeu eingedrückt ; von oben gesehen oval. Bart dicht.
8. Typisches Gesicht. Augen braun, schief stehend. Augenbrauen dicht. Nase eingehogen. Mund
und Kinn vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwiukelige Einbiegung. Ueber und unter den
10*
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von Erckert,
7fi
Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn oben gewölbt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen
wie ein flacher gothischer Bogen ; von oben wie ein kurzes Oval, hinten breiter. Wenig Burt.
9. Jüdischer Typus. Augen grau. Augenbrauen dicht. Haare dunkel. Nase gelegen. Kinn vor-
stehend. lieber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gerade, zurückgebogen , über
den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen; von oben
wie ein kurzes Ei. Bart dicht.
10. Jüdischer Typus. Augen braun. Augeu brauen breit. Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend,
l'ntcr den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung, lieber und unter den spitzen Backenknochen
eine tiefe Einbiegung. Stirn oben gewölbt. Kopf am höchsten hinten ; von hinten gesehen wie ein an den
Enden eingebogenes Fünfeck; von oben wie ein langer, hinten breiterer Sack. Bart dicht
11. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Kinn vorstehend. Ueber und
unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine rochtwinkelige
Einbiegung. Stirn gnade. Kopf am höchsteu hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck;
von oben wie ein Sack, hinten breiter. Bart dünn. Dummer Gesichtsausdruck.
12. Augen gelblich -grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend. Ueber
und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte;
von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein Ei. Bart dicht und breit.
13. Augen gelblich -grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogeu. Oberzähne übergreifend. Mund sehr
vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den sehr starken
Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in
der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein kurzer, hinten breiterer
Sack. Bart dicht.
14. Augen braun. Hoher Wuchs. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Mund vorstehend. Unter den
Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung, lieber und unter den grossen Backenknochen eine flache
Einbiegung. Stirn senkrecht , über den Augen entwickelt, Kopf am höchsten hinten ; von hinten gesehen
rund ; vou oben wie ein hinten breiterer Sack. Pockennarbig.
15. Jüdisclier Typus. Haare dunkel. Angen hellblaugrau. Nase gerade. Mund und Kinn vorstehend.
I nter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber uud unter den spitzen Backenknochen
eine flache Einbiegung. Stirn niedrig, zurückgebogen; über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten
in der Mitte; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen; von oben oval, hinten breiter. Bart dicht
und breit.
16. Augen grau-braunlich. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Kinn vorstehend, lieber und unter
deu spitzen Backenknochen eiue tiefe Einbiegung. Kopf oben kuppcl förmig sich abtbeileud. Stirn gerade,
zurückgebogen. Kopf am höchsten in der Mitte; gerade zum spitzen Hinterkopf abfallend; von hinten
gesehen wie ein abgerundetes, au deu Setten eiugcbogeues Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer Sack.
Bart dünn.
17. Augeu hellgrau mit Flecken. Augenbrauen dicht. Nase gebogeu, sehr hoch. Oberzähne über-
greifend. Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter
den grossen spitzen Backenkuochen eine tiefe Eiubiegung. Stirn vorstehend, oben gewölbt. Kopf am höchsten
hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck: von oben wie ein abgerundetes Viereck. Bart
dicht.
IS. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Mund vorstehend. Lippen
dick. Unter den Wangenbeinen eiue rechtwiukelige Einbiegung. Ueber und unter den grossen Backen-
knochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von
hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; tob oben wie ein langer Sack, hinten breiter. Pockennarbig.
Bart dicht.
19. Jüdischer Typus. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen zusammengewaclisen. Nase gebogen, mit
spitzem Zipfel. Mund und Kinn vorstehend. Gesicht hängend, unter den Waugenbeineu eiue recht-
winkelige Einbiegung. Ueber und unter den spitzen Backenkuochen eine tiefe Einbiegung, Stirn eiugebogen,
über den Augen stark entwickelt. Kopf am höchsteu in der Mitte; vou hinten gesehen wie ein flacher
Bogen, oben dachförmig erhoben ; von oben wie ein' abgerundetes Viereck. Bart dünn. Haare dunkel.
20. Jüdischer Typus. Augen brauu. Augenbrauen dicht. Nasenspitze herabgebogen. Mund und Kinn
vorstehend. Gesiebt hängend. Ueber und unter den flachen Backenknochen eine fiacho Einbiegung. Stirn
zurückgebogen, über den Augen entwickelt, Kopf am höchsten hinten, flach zum Hinterkopf abfallend; von
hinten gesehen bogenförmig, oben spitzer; von oben gesehen oval, hinten breiter. Bart breit.
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Kopfmessungen kaukasischer Völker. 77
5. T s a c li u r e d.
1. Jüdischer Typus. Augen grau-bräunlich. Nase gebogen. Mund voratehend. Lippen dick. Ge»icht
wie ein breites Plätteisen. Leber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht.
Kopf am höchsten hinten, flach zum spitzen Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen der Kopf wie ein
hoher Bogen ; von oben wie ein lange» Viereck. Bart dicht und breit.
2. Jüdischer Typus. Augen grau -grünlich. Augenbrauen dicht, zusammeDgewachten. Nase gerade.
Mund und Kinn vorstehend. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn
gerade. Kopf am höchsten hinten , zum Iliuterkopf flach abfallend ; von hinten gesehen der Kopf wie ein
abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart dicht und breit.
8, Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen fein. Nbbü gerade. Oberzähne übergreifend. Mund
mit den starken Lippen sehr vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber
und unter den platten Backenkuochen eine flache Einbiegung. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten hinten;
von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben wie ein abgerundetes langes Viereck. Bart
schmal.
4. Jüdischer Typus. Augen gelblich-braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Nasenlöcher seitwärts
geöffnet. Oberzahnc übergreifend. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten;
von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben wie ein schiefe» Oval. Bart dicht.
5. Jüdischer Typus. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen schmal. Nase gerade. Oberzähne über-
greifend. Kinn vorstehend. Gesicht in Platt eisen form. Ccber und unter den Backenknochen eine flache
Einbiegung. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten hinten; flach zum spitzen Hinterkopf abfallend, von hinten
gesehen wie ein Bogen ; von oben wie ein langer, hinten breiterer Sack. Bart dicht
I». Jüdischer TypuB. Augen hellbraun. Augenbrauen fein. Nase gebogen und hoch. Mund vorstehend.
Gesicht in Plälteisenform. Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Kopf oben kuppel-
förmig »ich abtheilend. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein flacher,
an den Enden eiugchogener Bogen, oben etwas dachförmig; von oben oval. Bart dicht, breit.
7. Jüdischer Typus. Augen braun. Nase gebogen. Oberzähne ubergreifend. Mund und Kinn vor-
stehend. Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Kopf am höchsten hinten. Bart
dicht und breit.
6. D s h e k.
1. Augen gelblich-blau , tiefliegend. Gesichtsausdruck böse. Nase gerade. Zähne vorstehend. Mund
und dicke Lippen vorstehend. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine flache Eiubiegung. Stirn
cingeltogcu. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben
wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit.
2. Augen hellblau. Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine recht-
winkelige Einbiegung. Ueber den spitzen Backenknochen eine grosse Einbiegung. Stirn senkrecht, über
«len Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein au den Enden eingebogener
Hogeu ; von oben wie ein abgerundetes längliche» Viereck. n»are dunkelblond. Bart dicht und breit.
3. Augen braun. Nase gerade. Mund vorstehend. Ge»icht»form keilförmig. Ueber und unter den
hohen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinteu ;
von hinten gesehen wie ein hoher Bilgen ; von oben wie ein schiefes Ei. Bart dicht.
4. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund uud Kinn vorstehend. Ueber und unter
den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn oben gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte,
flach zum Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben oval, vorn
spitzer. Bart dicht und breit.
5. Jüdischer Typus. Angen braun. Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend. Ueber und unter
«len Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten
in der Mitte; von hinten gesehen wie ein gothiaeher Bogen; von oben oval, vorn spitzer. Bart dicht
und breit.
ß. Augen hellblau. Augenbrauen dicht. Nase gerade, dicker Zipfe). Mund vorstehend. Backen-
knochen nach vorn vorstehend. Stirn gewölbt. Kopf am höchsten iu der Mitte ; von hinten gesehen wie
eiu schmaler Bogen ; von oben wie ein langer, hinten breiterer Sack.
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78
von Errkert
7. Auge» grau - bräunlich. Typu* aderbeidzan * tatarisch. Nase gebogen. Mund sehr vorstehend.
Gesicht in PlMteisenform . Kinn gerade. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte: von hinten
gesehen wie ein an den Kuden eingeborener Bogen : von oben wie ein kurzer , hinten breiterer Sack.
Wenig Bart.
8. Augen braun. Augenbrauen breit. Nase gebogen. Oberzihne übergreifend. Mund und Kiun vor-
stehend. lieber und unter den Backenknochen eine tlache Einbiegung. Stirn gerade, zurüekgebogeu . über
den Augen entwickelt. Kopf oben und hiuteu mit einer Kinbieguug; von hinten gesehen wie ein abgerun-
detes Viereck; von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Sack.
9. Augen grau-bräunlich. Nase gebogen, Zipfel vorstehend. Mund vorstehend. L’nter den Wangen-
beinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter deu spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung.
Kopf am höchsten hinten ; von hiuteu gesehen wie eiu hoher Bogen ; von oben wie ein langes Ei.
10. Augen braun. Gesichtsausdruck böse. Nase gerade. Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen
eine rechtwinklige Einbiegung, lieber und unter den Backenknochen eine Hache Einbiegung. Stirn gerade,
über den Augen entwickelt. Kopf steil zum Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen ;
von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit.
7. B u d u c h e n.
1. Jüdischer Typus. Augen hellblau. Nase gerade. Oberzähne übergreifend. Heber den Backen-
knochen eiue flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten hinten; in gerader Linie zum vollen
Hinterkopf abfallend; von hiuten gesehen wie eiu an den Enden eiugebogener flacher Bogeu; von oben wie
ein langer, hinten breiterer Sack. Bart dicht.
2. Augen hellgrau. Nase wenig gebogen. Augenbrauen zuaammeugewachsen. Oberzahne übergreifend.
Mund vorstehend, lieber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am
höchsten hinten; zum tiefliegenden Hinterkopf gerade abfalleud; von hinten gesehen wie ein Bogeu; von
oben wie ein hinten breiterer Sack, vom eckiger. Wenig Bart. Gesiohtsausdruck gutmüthig.
8. Augen hellgrau, gross. Nase gebogen. Kinn vorstehend. Gesichtsausdruck wie bei den Aderbeidian-
Tataren. lieber den sehr grossen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade . über den Augen
entwickelt, Kopf am höchsten hinten; flach zum Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen wie eiu schmaler
Bogen ; von oben wie eiu schiefes Oval. Bart breit, dicht. Geaichtsausdruck gutmüthig.
4. Jüdischer Typus. Augen grau. Nase gerade. Nasenlöcher seitwärts geöffnet. Gesichtsform keil-
förmig. lieber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten
hinten; von hinten gesehen wie ein an den Enden stark eingebogenes , hohes, oben flaches Fünfeck; von
oben wie ein langer, hinten viel breiterer Sack. Bart schmal, dicht.
5. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Obcrzühne ubergreifend. Von den Kinnladen
geht eiue Einbiegung zum Kinn. Ueber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung.
Kopf oben sich kuppelform ig abhebend. Stirn senkrecht. Kopf biuten höher. Hinterkopf platt. Kopf von
hinten gesehen wie ein an den Enden sehr eingebogener Bogen; von oben wie eiu kurzes abgerundetes
Viereck. Bart breit.
6. Augen braun. Schönes Gesicht. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund vorstehend. Gesicht
stark herabhäiigend ; unten breiter. Ueber und unter deu Backenknochen eiue flache Einbiegung. Stirn
oben gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte; sehr flach zum spitzen Hinterkopf abfalleud. Von hinten
gesehen der Kopf wie ein schmales Fünfeck ; von oben wie ein langes Oval. Bart breit.
7. Jüdischer Typu*. Augen grau-bräunlich. Augenbrauen dicht. Wimpern lang. Nase gebogen.
Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den Backen-
knochen eine flache Einbiegung. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein Bogen; von
oben wie ein abgerundetes Quadrat. Bart dicht und breit.
8. Augen grau. Nase gebogen. Mund vorstehend. Ueber und unter den Backenknochen eine flache
Einbiegung. Kopf hinten am höchsten, zum spitzen Hinterkopf in gerader Linie abfallend. Von hinten
gesehen wie ein an den Enden eingebogenes, abgerundetes Viereck; von oben wie ein abgerundetes Viereck.
Bart dicht und breit.
9. Augen grau -braun. Augenbrauen zusammengewaebsen. Nasenspitze herabgebogen. Mund vor-
stehend, Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn niedrig, über den Augen
entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; flach zum ILnterkopf abfallend. Kopf von hiuten gesehen wie
ein abgerundetes Fünfeck; von oben oval. Bart breit und dicht.
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7!)
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
10. Adcrheidiau-tatarischer Typus. Augen hellbraun. Nase gerade. Mund vorstehend. Stirn senk-
recht. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben oval.
Hart dicht und breit.
8. C h i n a 1 u g e n.
1. Auge» gelblich-braun. Augenbrauen zusammengewachsen. Nasenspitze herabgebogen. Kinn vorstehend.
Unter den Waugenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den ausserordentlich grossen
Backenknochen eiue tiefe Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der
Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben wie eiu kurzes Oval. Bart breit, dicht.
2. Augen braun. Augenbrauen dicht. Wimpern lang. Nase gerade. Mund vorstehend. Lippen dick.
Ueber und unter den Backenknochen eine fluche Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der
Mitte; von hinten gesehen wie ein schmaler, au den Enden eitigebogener Bogen ; von oben oval. Ohrläppchen
angewachsen. Bart breit und dicht.
3. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen zusammengewachsen. Nase gebogen. Oberzahne
übergreifend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den Backen-
knochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein
Bogen ; von oben oval, hinten spitzer. Bart breit.
4. Augen gelblich-braun. Wimpern lang. Nase gerade. Mund vorstehend. Unter den Wangenbeinen
eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn vorspriugeud.
Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie gin Bogen; von oben oval. Bart breit. Pocken-
narbig.
5. Augen grünlich-gelb. Nase gebogen. Oberzähne greifen über. Mund und Kinn vorstehend. Ueber
und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn gewölbt , über den Augen entwickelt. Kopf
am höchsten hinten; von hinten gesehen rund; von oben wie ein langes Oval. Bart dicht und breit.
6. Augen hellbraun. Nase platt aber gebogen. Mund vorstehend. Ueber und unter den Backen-
knochen eine flache Einbiegung. Stirn oben gewölbt, über den Augen entwickelt. Kopf um höchsten in
der Mitte; von oben gesehen wie ein langer, hinten breiterer Sack. Bart dicht und breit.
7. Augen grau - grünlich. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Mund vorstehend. Unter den
Wangenbeinen eine rechtwinkelige Einbiegung. Ueber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung.
Kopf gerade zum liiuterkopf abfallend. Kopf am buchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher,
hu den Enden eiogebogener Bogen. Pockennarbig. Bart breit.
8. Schönes Gesicht Augen grau-bräunlich. Augenbrauen zart. Nase gerade. 01>erzähne greifen über.
Mund vorstehend. Gesicht keilförmig. Stirn senkrecht, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten
hinten; von oben gesehen beinahe rund. Bart dünn. Typus jüdisch.
9. Typus aderbeidün-tatariach. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Oberzähue über-
greifend. Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen voll. Stirn gewölbt. Kopf oben horizontal; von
hinten gesehen wie ein flacher Bogen, oben eingebogen; von oben gesehen wie ein hinten breiterer Sack.
Pockennarbig. Bart dünn.
10. Jüdischer Typus. Augen braun. Nase gebogen. Oberzähue übergreifend. Mund vorstehend.
Lippen dick. Ueber den Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf oben horizontal;
von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben wie ein kurzes Oval. Pockennarbig. Bart dicht
und breit
9. Artschiner.
1. Augen braun. Nase gerade, mit Zipfel. Xasenlüchur zur Nasenspitze gekehrt. Mund vorstehend.
Lippen dick. Stirn gerade, kurz. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen rund; von oben wie ein
kurzes Ei. Haare dunkelblond. Bart dünn. Angenehmer Gesichtsausdruck ; etwas jüdisch.
2. Augen grau. Nase gebogen mit dicker Spitze. Stirn gerade, niedrig. Kopf hinten viel höher; von
hinten gesehen rund , hoch , nach unten hin seitwärts eingebogen ; von oben gesehen wie ein abgerundetes
Viereck; biuteu breiter und rund. Backenknochen sehr vorstehend; unter ihnen eine Einbiegung, die das
Obergesicht abtheilt. Gesicht in Plätteiaonform. überzahlte übergreifend. Kinn vorstehend. Haare dunkel.
Bart dicht, gefärbt. Ganz besonderer Gesichtstypus; vornehm. Fast keine Nasenwurzel bemerkbar.
3. Gesichtnausdruck europäisch. Augen gran-grünlich. Nase gebogen, sehr schmal, zart, mit langem,
spitzem Zipfel. Stirn hoch , gerade. Kopf oben horizontal. Backenknochen vorstehend , seitwärts. Bas
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60
von Erckert,
Untcrgesieht geht in gerader Linie zum breiten, vorstehenden Kinn. Der Kopf von hinten gesehen rund
und niedrig; von oben rund. Dunkelblonde Haare. Hart dünn.
4. Augen hellblau. Nase gerade, mit spitzem Zipfel. Mund sehr vorstehend. Nasenlöcher zur Nasen-
spitze gekehrt. Kinn Bebr vorstehend. Stirn gerade , zurückgehogen. Kopf am höchsten in der Mitte.
Starker Hinterkopf. Kopf von hinten gesehen erscheint rund; von oben rund. Gesicht oval. Backenknochen
und Kinnladen vorstehend. Haare dunkel. Bart dünn, blond.
5. Jüdischer Typus. Vornehm. Augen hellblau. Augenbrauen dicht, zii'ammengewacksen. Nase
gebogen , mit langem Zipfel. Kinn vorstehend. Gesicht in Plätteisenform. IJeber und uuter den langen,
spitzen Backenknochen eine kleine aber tiefe Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf
am höchsten hinten ; steil zum Hinterkopf abfalieud ; von hinten gesehen wie ein an den Enden eingebogene»,
abgerundetes Viereck ; von oben wie ein kurzes Oval , vorn eckig. Pockennarbig. Haare dunkel. Bart
dicht und breit.
6. Ganz anderer Typus, wenn auch jüdisch. Augen braun, grosse Augenbrauen dicht. Nase eingebogen.
Uebtr und unter den sehr grossen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine
rechtwinkelige Einbiegung. Wimpern lang. Stirn gerade. Kopf am höchsten in der Mitte; »teil zum
Hinterkopf abfallend. Von hinten gesehen wie ein hoher Bogen. Öhren hübsch, wie bei allen. Bart
breit«
7. Gesiebt typisch artachinisch. Augen hellgrün, gross. Augenbrauen dicht. Nase wenig gebogen,
lang, wie bei den meisten. Kinn spitz Unter den Wangenbeinen eine rechtvrinkelige Einbiegung, lieber
und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade. Kopf hinten am höchsten; von
hinten gesehen wie ein an den Enden eingebogener* Bogen; von oben wie ein schmaler, hinten längerer
Sack. Ohren breit. Bart dicht. GesichUausdruck semitisch; sympathisch.
8. Ganz anderes . jüdisches Gesicht. Augen braun. Wimpern ausserordentlich lang. Augenbrauen
dicht. Nase gebogen, breit; Zipfel nach oben gekehrt. Mund und Kinn vorstehend. Gesicht in Plätteisen-
form. Kopf sich oben kuppelförroig abtheilend. Stirn senkrecht. Kopf 8m höchsten hinteu; von hinten
gesehen wie ein Bogen ; von oben oval, vorn breiter. Bart dicht und breit.
9. Hübscher Jüngling. Augen hellblau, etwas schief stehend. Wimpern lang. Augenbrauen breit
und dicht , zusammengewachsen. Vornehmes Profil. Nase gebogen. Mund vorstehend. Gesicht eckig,
allmälig nach oben breiter werdend. Stirn senkrecht, flach gewölbt. Kopf am höchsten in der Mitte;
von hinten gesehen wie ein an den Enden eingebogener flacher Bogen; von oben wie ein kurze* Oval.
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Kopftnessungen kaukasischer Völker. 81
X. Lesghier. Südöstliche Gruppe oder Küriniache Volksstömme.
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I>ie Bezeichnungen sind von 0 bis 4,9 Proc. der Kopfzahl für jode Anzahl in Procenten der Iudices der gemessenen Individuen
mit gewöhnlichen Ziffern gedruckt.
B „ 5 „ 9,9 mit kleinen Cursivziffern gedruckt.
• n . .10 > 14,9 „ grossen „ »
9 „ n n 15 „ 19,9 „ kleinen fetten Ziffern gedruckt.
• „ * » 20 „ 85,0 „ grossen * » »
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
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82
von Erckort,
X. Lesghier. Südöstliche Gruppe oder Kürinisehc Volksstämmo.
b3
Kopfinessungen kaukasischer Völker.
n*
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84 von Erckert, Kopfineseungen kaukasischer Völker.
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V.
Hügelgräber bei Frankfurt a. M.
Von
A. Hammeran.
Mit Tufrl I, II, III.
Im Stichwahl«» von Frankfurt a. M., auf dein linken Ufer de» Maines, befinden »ich mehrere
Gruppen von Hügelgräbern, die gut erhalten und noch wenig von Grabungen berührt sind. Die
nächst derjenigen des Unterwalde» umfangreichste derselben umfasste über 40 Hügel, von denen
jetzt sechs durch systematische Abgrabung ganz in Wegfall gekommen, andere früher ungesehen
zerstört sind; sie ist der Stadt zunächst gelegen und erstreckt sich über einen grossen Theil
des Walddistriets „Holzheeke“. leb nenne sie, der Kürze halber, nach dem nahe gelegenen
früher v. Bcthtiiann’schcn , jetzt städtischen Hofgute „Sandhof“ die Sandhof-Gruppu. Die
Zahl dieser Hügel war ehemals eine noch grössere; nach unzweifelhaften Nachrichten und nach
Ausweis einiger Funde von Stcinpackuiigen enthielt der im Osten des Waldes gelegene soge-
nannte Forstamtsacker , der vor längerer Zeit gerodet, sjwlter wieder bepflauzt wurde, eine
Anzahl Hügel, welche die Fortsetzung und die Grenze der Grup|>e nach Osten bildeten.
In früheren Jahren sind Kiuzelfuude in Folge von Wühlarbeiten und namentlich Slrassen-
verbreiterungen hier öfters vorgekommen; zusammengestellt habe ich alles Bezügliche in den
„Miltheilungen“ des Frankfurter „Vereins für Geschichte und Alterthumskundc“ 1881. In den
Jahren 1875 und 1870 konnte ieli zwei Hügel der Gruppe abgraben, worin ein reicher Fund
seltener Bronzen und mannigfacher Thongetasse vorkam (Mittheil. V, 3).
Es waren somit noch wenig systematische Untersuchungen hier vorgenomuicn worden, und
um so freudiger musste es begrüsst werden, dass durch die im Frühjahr 1888 erfolgeiule An-
lage der Waldhahn eine Reihe Hügelgräber, welche in deren Trnee fielen, vollständig abge-
graben werden durften. Die städtische „Commission für Kunst- und Alterthumsgegenstände“
bewilligte die Mittel hierfür und wir begannen Anfangs Mai mit der Abhebung. Die Herren
Conservator O. Cornitl, dessen ausgezeichneter Mühewaltung auch die hier beigegehenen
Tafeln verdankt werden, Oberstabsarzt Dr. Kuthe und Baumeister Thomas bethätigten sich
wechselweise aufs Lebhafteste bei der Untersuchung, die etwa 20 Tage in Anspruch nahm, und
leisteten mir werthvollen Beistand; die Bergung und musterhafte Restauration der Funde,
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86
A. Hamme ran,
besonders der Thongefilsse , ist dem Aufseber Weyland au verdanken. Die Grabung wurde
nach dem bei uns bereits bewährten System concentri scher Parallelen durchgefuhrt, bei welchem
die ausgehobene Erde nirgends hinderlich werden kann. Ein orientirtes Kordelkreu* ward
jedesmal vor der Grabung über den Mittelpunkt des Hügels gezogen.
Hügel 1.
Am östlichen Waldrande, dicht an der Ecke der Niederräder Landstrasst* gelegen, bot
dieser Hügel, da er durch die in früher Zeit erfolgte Anlage der Strasse ein Drittel ver-
loren hatte, leider nicht mehr einen intaoten Befand. Gleichwohl war gerade bei ihm die Er-
wartung eine grössere und schliesslich gerechtfertigte, weil er ln*i Weitem der höchste und
umfangreichste der zu untersuchenden war. Er ergab 15 Gräber; diese bildeten das Inventar
kaum der Hälfte des ursprünglichen Hügels, allerdings der wichtigsten. Wir mussten hier eine
Modifikation der Parallelgralmng insoweit zur Anwendung bringen, als wir nur zwei Grüben
(von Westen und von Osten aus) führen konnten, da die Südseite durch die Anlage der Strasse
zerstört, die Nordseite (etwa ein Viertel) durch Waldlreatand zunächst der Untersuchung ent-
zogen war. Die Höhe de» Hügels über dem Strassenniveau Iretrug 2,20 m, sein Durchmesser
in der (allein nahezu erhaltenen) Ost* West-Time 36,00 m.
Fund a, Grab 1 (s. Taf. I). Auf der Ostseite traf die Grabung zuerst in einem Abstande von
ß,32m von der Mittellinie1) auf eine Anzahl einzeln liegender Steine, welche in einem Umkreise
von 1,80m und 0,80m Gesammthöhe ein unten förmige» Thongefäss umgaben. Das letztere
lag 1,20 ui tief unter der Leine und enthielt als EiiisatzgeOlss ein zweites kleineres, unten spitzes
Gefäss, 0,070m hoch und 0,085 m breit; dieses stellt ein Exemplar der bei uns in den Hügel-
gräbern überaus häufigen, zierlichen, xwiehelfunnige» Töpfchen dar, die fast stets ohne Orna-
ment sind.
Das grössere erwies sich nach der Reinigung als eine der werth vollsten Darbietungen der
gesainmten Ausgrabung. Es ist 0,13 m hoch, hat am Bauch 0,20iu grössten Durchmesser und
0,17 m Randdurchinesser. Das Gelass ist im oberen Theile hellrot h bemalt (die Farbe erscheint
ziemlich dauerhaft, aber nicht eingebrannt); über die Bauchung sind langgestreckte, auspunktirte,
liegende Vierecke (Rauten) gezogen, deren Spitzen seitlich zuaammenstoseen, und längs de» Randes
zieht »ich ein mit Graphit aufgemalter schwarzer Kreis hin. Einmal läuft ein breiter, senkrechter
Grapbitstrich mitten durch eine Raute; an seinem oberen Ende, nahe dem Rande, erhebt sich
eine rautenförmige Erhöhung, daneben ist auf jeder Seite* ein Loch — offenbar intendirte der
Künstler eine Miuiatur-Gesichtsume. Auch Ramilinie und Bauchlinie sind derl» (überall strich-
artig) punktirt, erstere dop|>elt. Analoge Funde dieser fein bemalten und graeiös gebildeten
Gefasst* sind bekanntlich vorzugsweise in Süddeutschland beobachtet, am häufigsten am Ober-
rhein (Baden, Eisass), doch auch vereinzelt in Mitteldeutschland. Ich kann aus unserer nächsten
*) Ich gel>e ira Folgenden überall nur die zur Beschreibung noth wendigsten Man**e im Text, da dieTafelu
alle Dimensionen nach Tiefe und Abstand genau verzeichnen und deren Angabe unnütze Wiederholung wäre.
Zudem beschwert dieseltie die Beschreibung meist allzu sehr; wer genau verfahren will, darf sich nicht damit
begnügen, die Al*t*nde vmn Mittelpunkte oder von einer Nord- und Kiidlinie zu verzeichnen, sondern er musn
z. B. detiniren : 2 m südlich von der Ost-West-Llnie und östlich von der Nord-8ftd-Lini«.
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Hügelgräber bei Frankfurt a. M. 87
Umgebung zwei frühere Funde, aus den Hügeln am Grafenbruch bei Heusenstamm und au»
der Schwaoheimer Gruppe, namhaft machen (ersteren erhob ich selbst), woraus hervorgeht, dass
sie im unteren Mainthule nicht allzu selten sind.
Fund b. Grab II. Während bei Fund a. kein Rest de* Bestatteten selbst gefunden
ward (unzweifelhaft, handelte es sich jedoch um ein unverbranntes Grab, worauf schon die vor-
zügliche Erhaltung der Thongefasse hinwies), ergab dieser weiter nach Westen gelegene Fund
geringe Ueberbleibsel des ebenfalls unverbrannl Bestatteten; Stücke eines schwarz vermoderten
Unterkiefers mit zwei Zähnen und Bronzofarbung. Dabei lag wagerecht ein glatter, ge-
schlossener Bronzering (in der Grosso eines Hsdsringcs, Durchmesser 0,14 m) mit Gusszapfen,
sowie ein Thonring (Durchmesser 0,055 in, Dicke 0,007 in, lichte Weite 0,040m), dessen Be-
stimmung jedenfalls nicht die eines Untersatzringes für ein spitzes Gelass gewesen ist, zumal
sich hier kein solches vortand. (Aelmliche Ringe finden sich bekanntlich vielfach in den Pfahl-
bauten.) Ein solches GelusM*lien konnte wohl nur ein Trinkbecher sein und musste bei seiner
geringen Capacttut auf einen Schluck geleert werden; es wurde dann jedenfalls einfach auf die
Mßudung gestellt, nicht feierlich und zwecklos auf einen bereit gehaltenen Thon ring.
Fund c, d, e. Ein Sandstein und drei Kalksteine, vereinzelt liegend, anscheinend keine
Grabfunde bezeichnend.
Fund f, Grab 111. In einer Tieft* von l,80m ergab sich ein un verbranntes Grab, ent-
haltend: eine Bronzefibel mit einem aus acht Windungen gebildeten spiral ischen Bügel, eine
Bron zelamel le, wie ein Stück einer Messer- oder Schwertklinge aussehend, 0,054m lang und
0. 030 in breit, etwas Eisenrost und kohleuartig vermoderte, bis 0,08 in lange Holzstücko.
Steine fehlten hier vollständig.
Fund g, Grab IV. Anscheinend Brandstelle, darauf zwei im Durchmesser 0,010 bis 0,018m
messende, glatte, zusntniiiengelmgene (nicht geschlossene) Bronze rin gehen, eher Finger- als
Ohrringe.
Fund h, Grab V. Eine Lagerung von sieben Thongefässen (meist Schalen) in nicht
verbranntem Grab. In einer der Schalen fand sich ein 0,23m langes, 0,04m breites Eisen-
messer mit geschweifter Klinge, fdmlich dem bei Rudeslieim gefundenen, obwohl kleiner (Lin-
den sch mit, Alterth. II, 6, 4, Fig. G); das Messer lag derart auf dem Rande der Schale, dass
der Eisenrost noch jetzt fest an diesem haftet. Die Gefasst* sind von folgender Beschaffenheit:
1. zwei glatte, nicht ornnmenlirte; unbcmalte, aber wahrscheinlich graphitirtc Schalen; 2. zwei
Schalen mit einem innen und aussen am Ramie schwarz aufgemalten Graphitbande und einem
innen durch den Mittelpunkt sorglos gestrichenen breiten, nach dem Kreuzungspunkte hin schmäler
werdenden (oben 0,050 bis 0,075m, unten 0,035 breiten) Graphitkreuze; die Farbe des Thones
ist auf der Oberfläche hellgrau, iin Bruch schwarz, das Graphitband des Randes ist innen nur
0,005 in breit, die Schalen sind sämmtlich fein protilirt, haben 0,21 bis 0,23 m Durchmesser
am Rande und 0,07 bis 0,08 ni Höhe; 3. ein kleines Urnen förmiges, am Rande mit punktirtem
Kreist» umzogenes Geföaa mit hellrot her Bemalung; nur ein kleiner Tlieil desselben konnte
restaurirt werden; 4. zwei Urnen von grösserem Umfange; eine derselben bat 0,22m Höhe
und 0,33m Durchmesser; die zweite ist nur im unteren Theilo zu restauriren gewesen; sie hat
etwa 0,40 bis 0,45m Durchmesser. Alle diese Gelasse lagen dicht zusammen, theilweise in
einander geschichtet. Darüber schien eine Schicht verwitterter Kalke zu liegen, Steine fehlten.
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88
A. Hammerau,
Fund i, Grab VI — IX. Grosse Steinpackung von 2,00 in Höhe, deren Sohle 3,33m unter
der Leine lag, so dass sie noch über 1,00m unter das umgebende Bodenniveau reichte und
demnach in den ursprünglichen Grund vertieft war. Die Packung erschien etwas zusammen-
gcHunken, obwohl sie regelrecht gestückt war. Sie war von unregelmässig viereckiger Gestalt
(s. d. Maasse auf Taf. I) und bestand aus theilweise gewaltigen (durchschnittlich 0,50 bis 1,00 m
grossen) Blöcken aus Kalksteinen, wie sie auf den» benachbarten Sachsenhäuser Berge gebrochen
werden, Sandsteinen, einzelnen grossen Quarziten und ganz wenigen anderen Gesteinsarten; die
Kalksteine bildeten die bei Weitem grösste Masse. Mehrere besonders grosso Blöcke lagen
obenauf (ein solcher maass 1,35 m Länge und 0,60 m Breite) und bildeten gleichsam einzelne
Gipfel. Die höhere Erhebung des ganzen Baues lag nach Westen.
Grab VI. Es fanden sich unter der oberen Steinlage in ziemlicher Höhe (2,50m tief)
Um en roste, die an der Nordseito der Kammer, etwa in ihrer mittleren Höhe, lagen. In
einer Entfernung von 1,00 m nach Westen traf die Grabung auf mehrere kleine Bruchstücke
eines menschlichen Schädels, einen Röhrenknochen, eine Bronzefihel in Stücken und
andere gänzlich zu Schlacken verbrannte kleine Bronzen, sowie Kolilenreste. Alle diese
Fundst ticke bildeten die Bestandteile eines Grabes, des ersten Brandgrabes. Der Schädel lag
am westlichen Ende desselben, der Schenkelknoehen in einer Entfernung von 0,80 in nach Osten,
die Urnenreste verbreiteten sich auf der Südseite der ganzen 0,80 m breiten und 1,70 m langen
Lagerung, die Gewandnadel lag inmitten des Grabes. Ans den l'menrcstcn ergab sich zwar
hei der Herstellung kein ganzes Gefiiss, doch sind die Stücke sehr interessant: eine glänzend
schwarze, feine Keramik, die in exacten, mehrfach parallelen Strichen unter dein breiten Rande
das Vorhangoniamcnl mit Kreisen darunter und feine gekerbte Handlinien zeigt.
Grab VII. In geringer Entfernung von Grab VI nach Süden fand sich ein zweites Brand*
grab, das jedoch noch spärlichere Ausbeute ergab. Auf seiner ganzem Länge waren Thon*
Scherben zerstreut, ferner traf man auf Aschenstellen; ein grösserer Knochen fand sich, aber
er zeigte keine Brandspureii. Es ist ein menschliches Schienbein mit etwas Platyknemie.
Grab VIII. Hier zeigte sich die gleiche Erscheinung: ausgedehnte Scherhcnlagen und
einige verbrannte Knochen. Zwei Thongefasse von grossen Dimensionen ergalien sieb aus den
Scherben und wurden im Museum prächtig restaurirt. Sie sind beide glänzend schwarz. Das
eine ist 0,17 m hoch (nur eine Ilalhseite ist erhalten), maass mindestens 0,34 in im Bauch, 0,25 in
am Rande. Es zeigt ein Draperieomament von hängenden Handlinien. Die gleiche Verzierungsweise
hat die andere Urne; sic* ist 0,22 m hoch, 0,40 m breit im Bauch, der Rand 0,03 m breit und die
Mündungsweite zwischen den äusseren Handlinien 0,27 m. Sie unterscheidet sich von der anderen
dadurch, dass jene zwischen dem Faltenornament eine hei dieser Verzierungsweise fast nie feh-
lende Scheibe aufweist (die auch als Kreis oder Doppelkreis mit erhabenem Mittelpunkte, einer
Brustwarze gleichend, anftritt und stets zwischen die convex zusammenstossenden beiden Spitzen
des Falten Ornaments sich einschiebt), während eine solche bei dieser fehlt. Die Handlinien
sind sonst öfters aus zwei* bis vierfachen parallelen Strichen gebildet; auch nach anderer Rich-
tung wird das Ornament, mittelst geperlter Handlinien u. s. w., vervollkommnet (s. Grab VI).
Gral> IX. Die vorbeschriebeTien Gräber lagen, der gegebenen Reihefolge nach, immer je
0,20 bis 0,30m tiefer, das hier zu beschreibende schliesslich um 1,00 in tiefer als Grab VI.
Es war demnach das unterste und wahrscheinlich älteste Grab der Kammer uml des Hügels.
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Hügelgräber bei Frankfurt a. M. 89
Man hatte die ganze Packung nach und nach äiwwrut behutsam abgeriiumt; dabei war zu be-
merken, das« überall über den einzelnen Gräbern innerhalb der Kammer Steine vork&men
und somit das Innere derselben vollständig von solchen ausgefüllt war; offenbar waren die ein-
zelnen Gräber jedesmal bei der Bestattung mit Steinen bedeckt worden, die Packung war nach
und nach entstanden, sie war ursprünglich keine Gesammtanlage. Die Sohle von Grab IX bil-
dete eine 0,20 bis 0,25 m dicke Letten schiebt, deren südlich«; Begrenzung noch 1,45 m von «1er
Südseite der Packung entfernt war; sie liatto 1,1)0 m Lungcnausdchmmg. Darauf fanden sich
zahlreiche Scherben, ineist von dünnwandigen, scharf gebrannten Schalen, verbrannte Knochen
(meist Röhren), zwei pfeilförmige Kalksteine (von bezw. 0,00 und 0,09m Lange), ein äugen-
förmiger Kalkstein von 0,10 tu Länge und 0,10m Breite; er hat die Komi einer flachen, an
beiden Enden spitz zulaufemleu, beiderseits convexen, handgroßen Scheda*, platter als römische
Schlenderbleie. Die drei Steine scheinen irgend einem praktischen Gebrauche gedient zu haben,
wenn auch nicht als Werkzeug«*; eiue künstliche Bearbeitung des Steines ist wenigsten» nicht
gesichert. Endlich fand sich uooh ein winziger, nur 0,025 m langer und in «1er Mitte 0,007 m
breiter Bronzegegenstand (Schmuckstück?), der ebenfalls annähernd die Form eines Auges
bat, aber an beiden Enden mehr pfeilformig gespitzt ist, während sein mittleres Drittel gleich
«lein Oehr einer Xälma«lel mit einer 0,005 m breiten, länglichen Oeflfnung versehen ist, als sei
er nufgereiht gewesen. Auch diese Bronze konnte im Feuer gewesen sein, doch lässt sich das
nicht bestimmt behaupten, «la sie ausnahmsweise gut erhalten ist und keine Schmelzspuren zeigt.
Vielleicht wurde sie nach «lern Brande ins Grab gelegt, wie das ebenfalls vorkommt.
So weit waren wir vom 7. bis 15. Mai gekommen; die Packung war ganz abgeräumt und
es war fest gestellt , dass nur Brnndbestattung in derselben vorkam. Der Gegensatz zu sämmt-
liclien oberen Gräbern (auch allen noch weiterhin gefundenen) dos Hügels, die un verbrannte
waren, war einleuchtend1). Eine Zeitdiiferenz dieser Beerdigungen und «1er übrigen musste
noth wendig angenommen werden, zumal die Packung die uuterste und folglich erste Anlage
(einen nahezu centralen Kern) des Hügels darstellte. Nie zuvor hatte sich in dieser Hügel-
gruppe Brandbestattung gezeigt, auch die unmittelbar nachher untersuchten Hügel bargen nur
iinverbraunte Gräber. Es ist allerdings für eine vorsichtige und vorartheilslose Forschung auch
heute noch misslich, Brand- und Skeletgräber in solcher Frühzeit zeitlich auseinander zu halten,
«lie einen für jünger als «lie anderen zu erklären. Es muss vielmehr jeder einzelne Fall erwogen
werden; mit den Schlagworten von älterer Hallstadt-Zeit u. s. w. ist nicht auszukomiuen (die
älteste Bestattung* weise ist die unverbrannte Beisetzung, es folgte Brandbestattung, diese ver-
schwindet und ist in gallischen Gräbern wieder vorhanden), ebenso wenig wie ohne Weiteres
auf eine ethnische Ursache des Uebergangs ( Bevölkertiiigswechsel) zu schl i essen ist. ln unse-
rem Falle war die Feuerbestattung die frühere; ob aber gerade der Zeitunterschied gross zu
sein braucht, dürfte ernstlich nicht behauptet und begründet werden können. Vielleicht sind
«lie unteren Gräber kaum ein halbes Jahrhundert, vielleicht noch weniger älter, die Conti-
miität von Familiengräbern liegt auf der Hand.
Unter «len Thongcfässen haben einzelne bedeutende Dimensionen, wie diejenigen in
*) E* fanden »ich noch einig«* Brawlgräber in Hftgel 1 (Orab X, XI); «sie lagen bedeutend tiefer wie «lie
übrigen, beinahe ebenso tief wie die der Packung, 2,00 bi» 2,50 m.
Archiv ftir Anthropologie. HA XIX. ]2
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90 A. Ham me ran,
Gmb VIII. Im Gänsen lässt sich eine Zahl von etwa einem Dutzend Getanen aus den vier
Grobem constatiren. Von den dünnwandigen Schalen in Grob IX, die als Scherben sich fanden,
Hessen sich drei hersteilen. Ich habe genau die gleichen Getitoe von vorzüglicher Technik
( schalenförmig und papierdünn) bei Niederursel, dicht hei einem fränkischen Grabfelde, aber von
diesem aeparirt, sowie im Walde von Lorsch an der Bergstrasse gefunden, beide Male in Brand-
grobem. Sie scheinen für den alteren Bestand unserer mittelrhcinischen Hügel charakteristisch
zu sein; bezüglich ihrer Form hat Herr Donner- v. Richter in einem ausführlichen, sachver-
ständigen Berichte über unsere Funde (s. Zwölfter Jahresbericht des „Vereins für das Historische
Museum in Frankfurt a. M.u, 1888) sehr glücklich an die gleichen etruskischen Schalen er-
innert, deren Verwandtschaft nicht abgclengnet werden kann. In Nauheim («licht beim soge-
nannten „chat tischen“ Grabfelde, das Herr Dieffenbach uufdecktc, das in Wahrheit aber gallisch
genannt werden muss) ergaben sich ebenfalls die gleichen schönen Graphiturnen mit Bogen*
linien und Brustwarzen, auch unsere Schalen, im unverbrannten Grobe; noch viel näher liegen
uns eine Anzahl ähnlicher Funde aus Hügeln des Frankfurter Waldes, die im vorigen Jahr-
hundert zu Tage kamen und in unserem Museum geborgen sind. Unsere in Grob IX gefun-
denen Schalen haben gebrochenen Rand, der äusserst fein gebildet und scharf gebrannt ist;
die eine ist 0,040 m hoch und misst 0,150 m von Rand zu Rand. Eine kleine Urne ist 0,090 m
hoch, hat 0,135 m Bauchdurchinesaer und 0,1 10 in Mündungsdurchmesser; sie zeigt ebenfalls das
Rraperieornament, dazwischen Kreise. Ferner kamen dicke Grnpliitgcfasse mit zierlichen und
mannigfaltigen Strichveröerungen vor, die aber meist Bruchstücke blieben. Am Südrande der
Packung traf man eine Schicht ockerartig gefärbter Erde, die jedoch bei näherer Unter-
suchung kein oxydirtes Eisen vorstellte, vielmehr natürliche, in diesen Sandlagem öfters vor-
kommende Nester bildet.
Fund k, Grab X. In einer Tiefe von 2,20 in im Norden der Packung stiess die Unter-
suchung auf eine ausgedehnte Lage einer verbrannten Bestattung ohne irgend welche Stein-
bedeekung. Es konnte zweifelhaft erscheinen, ob es sich um ein Grob oder um zwei solche
handelte; im letzteren Falle war jedenfalls zu bemerken, das» beide dicht zusammen und in einer
Ebene lagen. Da die Gcsammtlangc beider 2,50 in betrug, so ist die Annahme eines einzigen
Grabe» die unwahrscheinlichere. Die nördlichere Lagerung zeigte eine durchschnittlich 0,10
bis 0,15 m dicke und 1,80 in lange, tiefschwarze Brnndschicht , wie ich sie hei den Gräbern der
Packung nicht beobachtet hatte (offenbar hatte die Verbrennung hier auf dem Platze statt-
gefunden); dieselbe war am muthnuuisslichcn Kopfende des Grabes 2,00m breit, weiter nach
unten (Süden) 1,80 m. Es fanden sich zunächst am Nordoatemle des Grabes eine Zahl stark ver-
brannter Bronze re st e auf einem Raume von 0,80 m Länge und 0,40m Breite. Unter ihnen
lassen sich noch, trotz vollkommener Verschlackung , erkennen: eine Spiralrnndfibel, zwei
schnallenförmige Bronzen, ein lialhhufeisetiförmiges Stück (am ä «»»ersten Kopfende ge-
legen); dazwischen lagen ein schleifsteinartiges, linealförmiges Steinchen mit Durch-
bohrung, verschiedene kleine Knöchelchen, durch den Brand stark calcinirt(l). In einer Entfer-
nung von 0,70 in nach Süden von dieser Kopflage fand sich abermals ein Knöchelchen, sowie ein
kleiner Bronzecylinder und einige Scherben (3); weiter nach Westen eine grössere Menge der
letzteren, darunter schön grapliitirte, mit Handornament (5, C). Das südliche Ende der Lagerung
(möglicherweise Grab X, I») bezeichn eten Scherben von mindestens zwei Thongefässen (2)
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91
Hügelgräber bei Frankfurt a. M.
mul zwei winzige Knöchelchen (4). Auf «1er Tutel bezeichnen die beiilen schmftirlcn Stellen
des Fu ml platzen k im Wesentlichen die Brandschichlcn, nicht die Längeuerstrccknng , die wenig-
stem bei X u. eher in der Richtung Xord-Süd verlief.
Fund I, Grub XI. In 2,30m Tiefe fand sich, südlich von der Packung, eine Brandstelle,
die früher offenbar noch umfangreicher gewesen sein musste, da die Strassenherstellung sie im
Süden abgegrabeu hatte und ein vom Strasaengraben aus bis an den Kami der Ligerung hoch
aufgeworfener Wall abgegmbener Erde die Störung des Grabes deutlich bezeichnet«. Funde er-
gaben sich ausser der Asche nicht,
Fund in, Gral» XII. Das höchstgelegene Grab des Hügels, dessen Fuudstücke durch-
schnittlich 0,90 bis 1,00 m tief gebettet waren (am 16. Mai gefunden). Mit dieser Lage stimmt
überein, dass der Charakter der Beigalnni und die Bestattung*. weise eine jüngere Zeit Anzeigen.
Von Südwest nach Nordwest erstreckte sich ein prachtvoll erhaltenes und durch die Fuudstücke
in den einzelnen Abmessungen der Gliedmaasseil (obwohl nur ein U nterschenkelknochen noch
erhalten war) genau zu eontrolirendes Grab: am südlichen Kopfende lagen zunächst sechs (oder
Hieben?) höelist elegante Bronzeringchen , meist in Bruchstücken (sie wurden zum Theil im
Römisch-Germanischen Central inuseum zu Mainz schön wieder hergestellt). Dieselben sind hohl
gearbeitet (um mittleren Theil 0,008 m dick), das eine Ende lfm ft iu eine scharfe Spitze aus,
mit welcher es sich in das andere etwas dickere einf> und somit einen ursprünglich wahr-
scheinlich federnden Schluss bildete; ihre Form ist ein wenig oval (im grösseren Durchmesser
0,024 m, im kleineren 0,021). Die Arbeit würde unserer heutigen Goldschmiede- oder Metall-
technik Ehre machen. Ich halte die Ringehen für Bestandtlieile eines Ohrgehänges, obwohl
auch die Annahme eine« llalsgeschnicides nicht ausgeschlossen erscheint. «In einander hingen
die Ringe bei der Auffindung nicht1). Dicht dabei (und von der Bronze grün gefärbt) fand ich
zwei flache Knochenpartikelchen (von 0,020m Breite und 0,025m Länge), die wohl zu dem
Schädel der bestatteten Person gehörten. Genau 0,60 m nach Nordost lag ein 0,073 m im
Durchmesser haltender, glatter Armring aus Bronze (ein zweiter fand sich nicht), und abermals
1,00m entfernt traf man auf zwei 0,008 m dicke Bronzeringe von 0,110 m Durchmesser (Bein-
ri n ge), in deren einem noch die Tibia steckte. Die Länge des Körpers kann demnach keine
geringe gewesen sein, sie muss (das Auseiuuiidcrfalleii der Gebeine in Betracht gezogen) minde-
stens 1,70 m betragen haben. Hochinteressant ist die Beschaffenheit der beiden Beinringe,
die eigentlich vier Ringe darstellen. Jeder derselben besteht nämlich ans zwei mit platter
Fläche auf einander gesetzten, im Durchschnitt halbe jTmdrischen Theilcn, welche durch Löthung
verbunden zu sein scheinen (sic können auch auf andere Weise verbunden und nur zusammen-
gerostet sein); nur einer der Ringe ist noch mit seinem Gegenpurt verbunden, der andere
ist losgelöst und gewährt die Möglichkeit der Untersuchung. Das Grab hatte keine Stciu-
bedecknng.
Fund n, Grab XIII (?). An dieser Stelle (s. Tafel I), zumeist nach Westen (der Hügel
ergab im grösseren Theile seiner Westhilfte keinen Fund), fand aicli, ganz isolirt, ein mensch-
licher Armknochen, unverbrannt, in 1,30m Tiefe. Es ist sicher ein Grab nnzunehnien , alle
*) Genau die gleiche Form siebe z. iS. in LindenNchiuit’s Valerl. Altcrthümern der fiirsil. Hohenzollern-
«chen Sammlungen zw Signmringeu, Tafel 17, h, au* einem Grabhügel bei Cappel. Auch dort wird das Stück
al« Ohrring erklärt.
12*
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92 A. Hammerau,
anderen Skelcltheile und etwaigen Beigaben werden verfallen »ein. (Vielleicht gehurt Fund c>.
dam.)
Fund o, Grab XIV, Nicht weit von dem vorigen Funde, aber 0,30 m tiefer (so das« es
wenigsten» nicht sicher erscheint, ob er ztt demselben gehört), traf man auf einen einzelnen
grossen Bronzering ohne Ornament (0,120 in Durchmesser- und 0,012m Dicke), ». Fund n.
Fund j». Grab XV. Hier fand sich ein Feuerstein in einer Tiefe von 2,60m. Kein
weiteres Fundstück.
Hügel II
Der Hügel war weit kleiner wie Hügel I, nämlich nur 1,30 m vom Bodenuiveau hoch (bis
auf den gewachsenen Boden 2,00 m), sein Durchmesser betrug 8,50m. Eine kleine Parcellc (etwa
1,00 in) war durch den Strassengrahen abgeschnitten worden, an der Nordseite waren 4,00 m
durch Beholzung entzogen. Seine Kuppe wies eine ziemlich beträchtliche muldenförmige Ver-
tiefung auf, die nur eine Eingrabung (vonuuthlich beim Fällen grosser Baume verursacht) «lar-
stellen konnte. Sie hatte 0,50 m Tiefe und eine Ausdehnung von 5,00 m. Am 17. Mai Nach-
mittags begannen wir mit der Abgrabnng.
Fund a. Kalksteinblock, 0,83 m lang, 0,80 m breit, 0,22 m dick (lag 0,60 n» tief).
Fund b. Kalkstein, 0,38 in lang, 0,25 m breit, 0,20m dick (lag 0,40iu tief).
Fund c- Kalkstein, 0,90 m lang, 0,58 m breit, 0,25 m «lick (lag 0,60 m tief).
Fund d, Grab I. Diese oberste Bestattung des Hügels, wie alle dessellw?n nnverbrannt,
hatte nicht die geringste Steinbedeckung und lag in Folge der oben abgehobenen Erde sehr
flach unter dem Boden. Es fanden sieh in der Mitte de» Grabes kleine Knochen (ff1) und
Scherben (<?*), sowie im Süden weitere Thongeßssstücke und Kohlen. An der Stelle d*
lagen U nt ersehen kelk nochen. Die Erstreckung «Ich Grabes ging nordsüdlich, im Norden
lag das Kopfende.
Fund e, Grab II. Hier fand sich, 1,40m tief, nur eine Urne und Kohlenstückchen.
Fund f, Gral» III. Unter einer ungeregelten läge von 25 kleineren Steinen, die gleichsam
nur als leichte Decke dienten (von 0,70 bis 1,00m tief liegend; »io waren 0,15 bis 0,20 ui gross), traf
man auf ein grösseres Gral», «las sehr interessanten Befund ergab. Es lag ziemlich im Mittelpunkte
des Hügels und erstreckte sich über einen ho bedeutenden Flfnlienraum (2,50 m), dass mau auch
zwei benachbarte Gräber aimehinen konnte; als«lann wäre jedoch nur das östliche durch die Steine
b«?deckt gewesen. Die Fundstücke lagen im Westen. Es ergaben sich vier ganz gleiche, glatte
Bronzeringc (Armringe) von 0,055m Durchmesser und 0,003 ni Dicke (offen und federnd, die
Schlussenden treffen fast zusammen); ferner ein schmales, baudartiges Elsen he schläg, ein
Knochen, eine Thonscherbe und eine Anzahl kleiner couvexer Brouzebeschlüge mit
vermoderten Ilolzreaten. Die Beschläge sind der Zahl nach etwa 24 StiVk, wovon die Hälfte
soweit erhalten ist, das» sie (nach der trefflichen Herstellung im Kötnisch-Gcrmani scheu Central-
museuni) einigerinftasscn ihre Bestimmung erläutern. Es sind papierdünne, flache Bronzeschalen
von 0,021 l»is 0,023m Länge und 0,020m Breite, «leren Grundform ein Viereck ist, bei denen
aber zwei gegenüberliegende Erken nach der concaven Seite hin umgeschlagen sind. Die Ver-
tiefung der schalenförmigen Höhlung l>eträgt durchschnittlich bis zu «len Spitzen der umge-
»chlngencii Ecken 0,008 in. Lindenschmit hält die Beschläge für Buckelverziorungen von
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» Hügelgräber bei Frankfurt a. M. 93
Lcdergürteln, «He mit den Ecken zur Befestigung umgeschlagen seien. Sie erscheinen für diesen
Zweck nur etwas zu schwach, wenn nicht der Gärtet geradezu ein Streifclien war. Auch fanden
»ich beträchtliche Beste von etwas ovalem Ilolz (bis zu 0,5 in Jang) unmittelbar dabei und die
Buckel waren zum Theil darauf angerostet. Ausserdem sind zwei flache Br onzcbä ndclicu
von je 0,028 m Lange und 0,017 m Breite dabei gelegen, deren eines einen aufgesetzten, flachen,
runden Knopf von 0,014 in Durchmesser und 0,008m Hohe zeigt, welcher wiederum im Mittel-
punkte mittelst eines eisernen Nagels auf das Band aufgeheftet ist- Auch sonst muss Eisen in
der Nähe gewesen sein: ein Rest eines Eisenbaud ca ist bereits erwähnt, das zweite Stück
der Bronzebändcben zeigt Eisenrost. Auch ein kleiner platter Knochen kam vor, wie vom
Schädel.
Fund g. Grob IV. liier fand sich, 1,20m tief, ein kleiner, ganz dünner Bronzering
(Fingerring?) mit Fr neust ficken zusammen. Er hat 0,015 m Durchmesser.
Fund h, Grab V. Nabe dem Mittelpunkte de» Hügels und jedesfalb» das ursprünglichste,
also unterste Grab bildend, lag diese Fundstätte 1,00 m tief. Sie enthielt einen festge braun teil,
gut erhaltenen, gelblichen Topf aus derbem Thon, wagereelit liegend, nel»on einem schwach ge-
höhlten rothen Sandstein (Schleifstein); auf letzterem, der 0,16 m lang und 0,07 in breit ist,
fand sich ein Feu erat ei um esse r und ein schönes Stein heil (grünlichgrau) von 0,08 m Länge.
Diese sämmtliehen Gegenstände lagen auf einem Baume von nur etwa 0,50 in, die Urne 0,30 m
vom Feuersteine entfernt. Die Urne hat den Uharakter jener, die man mit Vorliehe neolithisch
nennt (wie sie sich in den Dolmen Norddentschlands finden); dass ich diese schematischen Be-
zeichnungen für gänzlich trügerisch und werthlos halte, glaube ich jedenfalls bemerken zu müssen.
Es ist reiner Zufall, wenn nicht Eisen und Bronze dabei liegt. Sie zeigt hohen, sich nach oben
erweiternden llals, der das Gefuss inmitten einkuickt; vom Bande bis zum grössten Bauchungs-
kreise läuft ein je im halben rechten Winkel abwechselnd nach rechts und nach links
gewendetes einfaches Strichsystem, das bekannte Flecbtornament. Das Gefäss hat eine Höhe
von 0,18 m, einen Bauclidurchinoser von 0,14 m und ebenso grosse Mündung. Ein Schnecken-
haus fand sich noch dabei, aber kein Knoebenrest des Bestatteten.
Fund i, Grab VI. Es fand »ich ein Thon ge fass und ein faust grosser Stein. — Die
sä m mt liehen Grälwr des Hügels waren unverbraiintc. Grab III batte eine Steinbedeckuug,
aber eine sehr summarische; die übrigen keine.
Hügel 111.
Höhe 0,50 m, Durchmesser 10,00 in. Die Funde ergaben «ich fast ohne Ausnahme unter
dem Boden-Niveau.
Funde a, b, c, d. Einzeln liegende Steiue von durclisclinittlich 0,40 bis 0,50 ui Grösse.
Funde e, f, g, Grab I. Nur bedeckende Steinlage; darunter zwei wenig zerbrochene
Thongefüsse (eine Urne, 0,17 m hoch, 0,25m Bauchdurchiuesser, 0,165m Mündungsweite),
sowie eine eingezogene Schale von 0,19 m Durchmesser und 0,075 m Höhe. Nördlich davon
ein durch Bronze (die nicht mehr vorhanden) grün gefärbter kleiner Röhrenknochen. Die
Lage war nordwestlich ausgedehnt. 1,90 m lang, 0,90 m breit.
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94
A. Hammerau
Fun«l h, Grab II. Eine grössere Urnenlage, 1.50m tief« über eine Länge von 1,15m und
eine Breite von 0.40 in sieb aasdehnend. Dicht neben den Gefässeu östlich zwei Bronzeringe
von 0,095 m Durchmesser mit Beinknoehen. Auch etwas Holz niit Brniizerost. Es fanden
sich im Gänsen sechs Geffisse. Eine grosse Urne war in Trümmern, ist aber völlig wieder
hergestellt. Sie misst 0,40 m Bauclulnrchmesser und hat 0,33 m Höhe. Sie hat ein Ornament
von derben Graphitstrichen, die sorglos und mit kecker, aber sicherer Hand bis zum Bauch
geführt sind: nahe dem Kaude lauft ein aus mehreren Strichen gebildetes Zickzack, an dessen
Spitzen sich nach unten gerichtet ein System von jedesmal in der Zahl wechselnden senk*
rechten Parallelstrichen anscldiesst ; es sind deren bald neun, bald sieben oder sechs. Darin lag
ein Einsatzgetasschen und nördlich daneben in schöner Reihe, fast unversehrt, drei Schalen vor»
bezw. 0,205 m (diese Schale bat ein Ornament von sieb kreuzenden Grnpliitstrichen, die recht-
wiukeüg schief carrirl über einander liegen), 0,165 und 0,120 m Durchmesser mul 0,05 bi*
0,07 m Höhe, in deren grösster wieder ein Gcfässclieii lag, das, 0,07 m hoch, ein Loch im Bande
zeigt. Zwei der Schalen sind ohne Ornament und gehören zu der in unseren Hfigelgruppen
öfters verkommenden jüngeren Kategorie, die durchweg gefällige, an etruskische Thonwaaren
erinnernde Formen zeigt. Steinbedecknng fehlte bei Grab II. Kein Brandgrab kam vor.
Hügel IV.
Höbe 0,60 m. Durchmesser 12 bis 13 in. Wie der vorige Hügel ungewöhnlich niedrig.
Fund a, Grab I. Regelrechte Steinkammer (Stockung) von 1,20 m Tünge und 0,50 m
Breite; schon 0,45 m tief beginnend. (Von XS. nach O 2.61 m; von OW. nach N. 2,90 in.)
Eine solche war bisher noch in keinem der Hügel vorgekommen, obwohl ich im Jahre 1876
in derselben Gruppe diese Stücknngen mehrfach fand und auch andere Gruppen des Frank-
furter Waldes, z. 15. Königsliaide, sie früher auf wiesen. Die Stückung zeigte zwar Lücken, doch
fand sieb z. B. ein fast 1 * in grosser 15h>ck in der Decklage. Der geringeren Lange nach schien
dieselbe ein Kindergrab zu enthalten. Merkwürdigerweise fand sich nichts im Inneren (resp. der
Iulialt war vermodert), nur ein Schneckenhaus lag in der Kummer.
Fund b, Grab II. Fast dicht an Gral» 1 stossend erschien eine zweite, noch sorgfältigere
Stückung. Sie lag fast nordsüdlich, im höchsten Punkte 0.90 m tief, also tiefer als die erste.
(Von OW. nach X. 1,70 m, von XS. nach O. 3,40 in.) Die Lange betrug 1,44 in, die Breite am
Kopfende 0,69 m, am Fassende 0,40 m. Das Grab war sicher ein Kindergrab; nicht nur die
Dimensionen der Kammer, sondern auch namentlich die Fuiidstücke bewiesen das. Vom süd-
lichen Kopfende 0,47 m entfernt fanden sich zwei kleine glatte Ringelten aus 0,002 m dünnem
Bronzedraht von 0,035 m Durchmesser, deren Enden noch 0,020 ?n über einander gelegt sind.
Es sind jedenfalls Armringe. Etwa 0,50 m weiter nördlich lagen zwei 0,005 m dicke Bein-
ringe von 0,042 m lichter Weite, beide mit Gusszapfen; einer derselben ist fast kreisrund, der
andere etwas oval, 0,040 auf 0,045 in lichter Weite. Wo letztere lagen, betrug der Zwischen-
raum zwischen den Steinen nur 0,27 m.
Fund c, Grab TII. Stückung, ohne Fund; 1,05m lang, 0,80 m breit. Nur vier Steine
bildeten die Decke, auch war keine grössere Steiningo darunter f Kindergrab). (VonOW. nacliX.
2,40 m, von XS. nach W- 3,80 in.)
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Hügelgräber bei Frankfurt a. M.
Wir liAtten somit drei Kiudergräber, auffallender Weise sämmtlich nahe der Peripherie des
Hügels; von Skelettheilen war nichts darin enthalten, kein ThongefiU» noch der Rest eines
solchen fand sich.
Fund d, Grab IV. Eine 1,73m lange und 0,77m breite, sehr sorgfältig angelegte Steiu-
atöckung in 0,65m Tiefe, mit ziemlich entwickelter Wandung bis zur Sohle des Grabes durch*
geführt. Es waren darunter, in der mittleren Lage, Blöcke von 0,46m Länge. Obenauf lagen
16 Steine, die nur die Mitte frei Hessen . Auch hier, wo der Länge zufolge nur das Grub eines
Erwachsenen zu suchen war, traf man kein Fundstüek an. (Lage von OW. nach S. 0,03 m, von
NS. nach O. 3,90 m.)
(Fund e, 0,80m tief, auf OWn von NS. nach O. 4,60 m entfernt, lasse ich ausser Betracht,
da der hier allein liegend gefundene Gegenstand, eine Thon- oder Steinkugel, genau wie unsere
sog. ,, Klicker“, die Spielkügelclien der Jugend, geformt, auch ebenso fest gebrannt, wohl nicht
alt ist und durch Zufall aus der oberen Eidlage beim Abgraben hereingernthen sein mag.)
Fund f. Einzelner Kalkstein, 0,39 m lang und 0,25 tu breit. Von NS. nach O. 1,60m,
von WO. nach N. 1,20 m.
Fund g. Grab VI. Kleine Knochenröhre, vielleicht zu Fund f. gehörig; 0,70m tief.
Von OW. nach N. 0,40 m, von NS. nach O. 1,50 m.
Fund h. und i. Kalksteine, einzeln liegend.
Fund k. Grab VII. , Die umfangreiche Steinbedeckung dieses Grabes begann, genau im
Mittelpunkte des Hügels, bereits 0,19 m unter der Oberfläche; sie setzte sieh etwa 1.00m tief
fort und hatte oben einen ausgesprochen pyramidalen Charakter. Von einer kammcrart-igeii
Setzung war keine Rede, die Steine folgten vielmehr ziemlich ungeordnet über einer kleinen
Fläche liegend. Die Lage enthielt nur einige Knochen und Scherben, letztere lagen tiefer.
Das Ganze hatte etwa l,50iu Dimension von O. nach W.
Fund I, Grab VIII. Da« interessanteste Grab des Hügels war auch hier wieder das
tiefste. In etwa 1,00 m Tiefe traf inan auf eine Steinhiiufiing, deren Fundlage bis zu 1,60 m
Tiefe reichte. Kopflage unter der OW.-Linie, Küssende von OW. 1,90 m nach S. mit 0,75 m
Abstand aus NS. nach W. Ueber dem Kopfende des Grabe« lagen einige Kalksteine dicht
gehäuft, nordöstlich daneben fanden sich acht durchbohrte Berns! ein per len (drei grössere
von 0,013m Durchmesser und fünf kleinere), ein Knöchelchen, zwei menschliche Zähne
und eine 0,13 m lange Bronzenadel mit feinem, spiralisch gewundenem Köpft heil. Inmitten
der 1,70m lnngcn und 1,40 breiten Lagerung fanden sich einzelne Urnenreste. Am Küssende
war eine besonders umfangreiche Steinsetzung zu bemerken, die sieben Thongefüsse umschloss.
Ki sind die» eine Urne und »eclis Schalen, von den gewöhnlichen leinen Formen; letztere sind
innen graphitirt und haben bezw. 0,050 bis 0,085 in Höbe. Kein Brandgrab kam in dem Hügel vor.
Hügel V.
Dieser Hügel gehörte nicht zu der seither behandelten Gruppe, vielmehr lag er im District
Königshaide nach Isenburg zu, mu»»te aber aus dem gleichen Grunde wie die anderen (da er
in die Trace der neu anzulegenden Waldbahn fiel) beseitigt werden. Sein Profil war sehr
schwach (etwa 0,50 in Höhe), es führte der Welschen weg darüber und es schien, das* er, viel-
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A. II um nie ran.
leicht aus diesem Gmude, früher bereits umgegraben war, denn die Lagerungen waren unvoll-
kommen uml anscheinend gestört, und trotz fünftägiger Arlwit ergab sich nur ein innerst
spärlicher Befund. Die 0*4 hälfte war beträchtlich auf der Oberfläche vertieft (stellenweise um
0,50 m), vielleicht nur durch natürliche Abschleifung in Folge des Wagen verkehr« auf dem Wege,
vielleicht auch durch die Herstellung des Wegen selbst; gegen letztere Vermuthung spricht
indessen die Thatsache, dass der Hügel stets eine beträchtliche Erhöhung des Weges bildete,
dass inan sich also ursprünglich wohl nicht die Mühe nahm, ihn zu planiren.
Kund a. und h. Einzeln liegende Sandsteine.
Fund c, Grab 1. Eine Schiebt schwarzer, mit Kohlen durchsetzter Knie, auch etwa«
Holzkohle, fand «ich in einer Tiefe von 1,20 in ; sie reichte 0.50m in die Tiefe, war 0,80 m
lang und 0,50 in breit. Kein Fundstück. Ob ein Braiulgrab %vorlag, war unsicher.
Fund d, e, f. Sandsteine, vereinzelt, ohne weiteren Fund.
Fund g. Grab II. Vereinzelt eine Bronzefibel, 0,048m lang, mit «ungeschlagenem,
geripptem Bügel; die Nadel ist am Kopfe zweimal spiralisch gewnnden. Ein Bronzefingerring
(grösster Durchmesser 0,024 m, kleinerer 0,020 m), nicht geschlossen, mit einigen einfachen Kreisen
am etwas dickeren Ende.
Fund h, i, Grab III. Zwei Bronzebeachläge in Form 0,005m breiter Bänder, deren
beide Enden umgeschlagen sind (ur>prünglich in Leder oder Holz eingelassen?); Das grössere
ist 0,080 m, das kleiner«? 0,040 m lang. Sie lagen 1,20 m von einander entfernt, in fast gleicher
Klxme. Wahrscheinlich gehörte auch Fund g ursprünglich dazu; «las Grab war gestört. — An
vereinzelten Stellen de« llilgel« kamen dicke, rohe Scherben vor.
Ergebnisse und allgemeine Bemerkungen.
Wie überall in den Hügelgräbern Deutschlands, ist die lh^tattungs weise in «len vorl»esi*hrie-
beucn Hügeln eine sehr verschiedenartige gewesen. Nur lässt sich im Allgemeinen als N«mn
erkennen, dass «lie oberen Gräbcrlagen meist summarischer (besonder« bezüglich der Steili-
hedockungj behandelt sind, «lass in der Mehrzahl der Hügel nicht ein oder zwei, sondern mehr
(im Durchschnitt sechs bis acht) Grabstellen sich Anden, und dass «lie letzteren ihrer Lage nach
einer bestimmten Himmelsrichtung nicht entsprechen. Zum ersten Malt* fand ich im Frankfurter
Walde bei eigener Untersuchung Brandgräber (in Hügel I), aber nur in einem Hügel, und
zwar in dessen untersten Lugen; bei «len Imgrabenen Leichen kamen aber diesmal, vermutblich
in Folge der ungünstigen sandigen Boden beschaffen heit, Skelett«» gar nicht vor, nur einzelne
Scheiikelknochen und geringe Schädeltheile fanden sich. Umfangreichere, wenn auch nicht ganz
solid durchgefuhrte Kammer - Steinstückungen traf ich nur in Hügel IV. Eisen fand «ich mehrfach,
darunter ein Messer; kein Mahlstein (während ein solcher in einem früheren Hügel derselben
Gruppe vorkam), wohl aber ein schönes geschliffenes Steinbeil und einige Feuersteine. Die
Bronzen waren zum Theil künstlerischer Art, wie «lie Ohrringe in Hügel I, aber es war nur
Schmuck und Geräth, keine Walle fand sich; auch kein Bronzel>eil. Mehrfach war «lie geläu-
figste! Grabau*stnttung, der Bronzering, vorhanden: Arm-, Bein-, Finger- und Ohrring«*, ein Hals-
ring, eine Nadel; die Fibeln waren nicht zahlreich. Ein Grab hatte einige Bornsteinperlen
(Hügel IV), eines einen Thonring (Hügel If. Einen Schleifstein für «las Steinbeil ln>t Hügel 11.
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Hügelgräber bei Frankfurt a. M. 97
Die ThongefiUse waren sehr mannigfaltiger Art, sie sind ini Vorangehenden näher beschrieben;
hervorragendes Interesse gewähren die bemalten in Hügel I. Alle Thongefasse sind ans freier
Iland geformt und sicher keine importirte Waare.
Es ist mir nicht zweifelhaft, dass sich im Allgemeinen Höhe nml Umfang der Hügel nach
der Zahl der Bestatteten richten. Der Hergang bei der Anlage ist ganz einfach so zu denken,
dass stet« die erste Anlage des Hügels beim ersten Begräbnis* klein war, die ersten Gräber
sogar häufig in den Boden versenkt wurden und dann mit neuen Bestattungen jedesmal neue
Anschüttungen, natürlich in der ganzen Peripherie, erfolgten. Niemals hat man einen Hügel
in seiner jetzigen Höhe angelegt (sie sind sämmtlich abgeflöset und dadurch liegen die oberen
Bestattungen häufig ganz flach) und bei späteren Bestattungen Löcher hineingegrahen ; das
musste allein schon wiegen der Gefahr, ein älteres Grab zu zerstören, vermieden werden. Nahezu
bewiesen wird die Theorie der Anlage durch die Thatsacho, dass niedrige Hügel in der Regel
wenige, grosse Hügel zahlreiche Gräber anfweisen, mindestens durchweg mehr als kleine, oder
anderenfalls durch besonders reiche Ausstattung ausgezeichnete. Auch findet sich das unterste,
also erste und älteste Grab meist ziemlich central angelegt; die jüngsten konnten begreiflicher
Weise sowohl nahe der Kuppe wie in der Peripherie liegen; häufiger findet sich der erste re
Fall. Die Erde zu dem Hügel ist auch in unserem Falle, Nvie dies öfters anderwärts festgestellt
wurde, nicht dem umgebenden Boden entnommen, sondern von einem anderen Orte herbei-
geschafft; nirgends finden sieh nämlich Vertiefungen in der Nähe, und der Hügel ist aus gutem
Humtts, nicht ans dem Sande dos Ortes gebildet. Steinringo um die Peripherie kamen nicht
vor; dagegen waren einzelne Blöcke scheinbar regellos, doch wie in gewiesen Abständen vom
Centrum hier und da vertheilt; oh als Richtsteine bei einer V ergröMerung des Hügels?
Die mehr oder weniger grosse Solidität der Steinbedeckungen der einzelnen Gräber giebt
offenbar ein Criteriuin für die Zeit, allerdings nur insoweit, als wir sorgfältig ansgeführte und
voll umschließende Stückungen mit zusammenhängender Wandung für älter halten dürfen, als
lückenhafte oder blosse Deckungen; wo Gräber ohne irgend welche Steinumgcbnng bei uns
vorkamen, wie in Hügel I, II und HI, waren sie jedesmal jünger als die grossen Steinkammem.
Plattenkammern giebt es in unserem Gebiete nicht. Die grosse Steinpackung in Hügel I ist
nur ein in grossem Stile ausgeführtes Stücknngs-Begräbniß , es ist wahrscheinlich ein Grab an
das andere angebaut, und vielleicht jedesmal an den Seiten neu gemeinsam gefestigt; anderen-
falls müsste die Packung bei jeder neuen Bestattung aufgebrochen und wieder geschlossen
worden sein. Gegen letzteres Verfahren spricht der Umstand, dass kein gruftartiger leerer
Kaum bestand, sondern das ganze Innere mit Steinen gestückt war.
Aus dem nachweisbaren zeitlichen Auseinanderliegen der einzelnen Gräber eines und des-
selben Hügels, wie es sich uns nicht nur aus der Anlage desselben, sondern auch aus den
Fundstücken mit Noth Wendigkeit ergiebt, dürfen wir gleichw'ohl nicht Veranlassung nehmen,
allzu kühne Schlüsse bezüglich der Dauer der Benutzung dieser Hügel zu ziehen. Im Gegen-
theil gebietet eine kühle Erwägung und vorsichtige Betrachtnahme aller maassgebenden Um-
stände, die Zeitspanne recht kurz zu setzen. Nehmen wir, wofür die höchste Wall rach ein lichkeit
spricht, den einzelnen Hügel als ein Familiengrab, sc» haben uTir im Durchschnitt sechs Gräber
(mitunter sogar bei ganz niedrigen Hügeln, die jedoch dann gewöhnlich grösseren Durchmesser
haben), welche sich bei einer Mortalität, die unter dem Normalen bleibt, doch nicht wohl über
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX. jj
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9B
A. llarameran,
mehr als anderthalb oder zwei Jahrhunderte erstrecken konnten. Nun wäre der Fall denkbar, dass
eine und dieselbe Familie, nachdem ihr Grabhügel gleichsam besetzt und genügend hoch aufgebaut
war, einen neuen anlegte, der dann ein zweites und drittes Jahrhundert zur Bestattung diente. Dem
widerspricht aber sehr bestimmt der stets relative und gleichmäßige Charakter der jedesmal je in den
unteren und je in den oberen Schichten einer Gruppe erhobenen Funde. Wäre anderenfalls jene
Voraussetzung zutreffend, so müsste häufig das, was in den obersten Lagen eines Hügels vor-
kommt, in den untersten eines zweiten als gleichsam modern , als herrschende Mode sowohl des
Geschmacks wie der Bestattung» weise anzutreffen sein. Das ist indessen nirgends der Fall, die
unteren Lagen haben durchweg einen älteren, glcichmäsHigen Charakter und der Befiiud ist in
einzelnen Hügeln derselben Gruppe ziemlich confonn. Wir müssen sonach für die Benutzung
der gleichen Gruppe die parallele Zeit annehmen. Sicherlich gilt dies auch von bouachbarteu
Gruppen, wie ich es von sämmtlichen fünf des Frankfurter Waldes bestimmt nachweiscn kann;
in jeder dieser Gruppen ist kein wesentlich anderer Befund wie in jeder anderen. Woraus
die theilwcise beträchtliche gegenseitige Entfernung der einzelnen Gruppen zu erklären ist, ob
aus der Verschiedenheit des betreffenden Wohnsitzes oder der Ungunst des Terrains (bei der
Sehwanheimer und der Königshaide -Gruppe sind die Anlagen gerade an den Grenzen der be-
wässerten und Sumpfgebiete erfolgt), ‘dürfte nicht leicht zu entscheiden sein.
Die Hügel mit gallischen Funden auf der rechten Rheinseite (wie sie z. B. Wilhelmi
untersuchte und beschrieb) komineu niemals in der gleichen Gruppe vor mit denjenigen, welche
altitalische Bronzen bergen. Die Zeitdifferenz beträgt hier vier bis fünf Jahrhunderte und
diese Zeitspanne ist an einem und demselben Orte nirgends überbrückt. War die gleiche Be-
völkerung so lange dauernd irgendwo und irgend einmal angesessen, so müssten sogenannte
La Teno -Hügel (sie heissen besser gallische und sind längst vor der neueren Namen-
gebung bei uns in Deutschland untersucht) und älteste Hügel neben einander, d. h. in einer
Gruppe, Vorkommen. Wir können demnach, da dies nicht der Full ist, für jedes einzelne
Ilügelgrahgebiet nur eine bestimmte, nicht allzu ausgedehnte Zeitspanne ermitteln, wie sie sich
jeweils aus den Funden und der Zahl der Bestatteten ergiebt — hoch gegriffen, zwei bis drei
Jahrhunderte.
Die feineren und »ungebildeteren Formen importirter italischer Bronzeindustrie (wenn wir
von den lioehalterthümliehen absehen) fallen etwa in das dritte und zweite vorchristliche Jahr-
hundert; dieser Zeit werden auch unsere Frankfurter llügclbauten angeboren.
Sehr zahlreich kann diese hier ansässige Bevölkerung nicht gewesen sein; die 40 Hügel
der Sandhofgruppe ergeben beim Durchschnitt von sechs Begrabenen 240 Menschen, die s&inmt*
lichen fünf Gruppen mit ziemlich 170 Hügeln 1020 Menschen. Nun finden sich allerdings in nicht
allzu grosser Entfernung (schon bei Heusenstamm und Dietzenbach) wieder drei Gruppen mit
zusammen ca. 55 Hügeln, überhaupt war der ganze Reichsforst, bis nach Danustudt hin, in der
Urzeit und Römerzeit für so unzugänglich und culturlos gehalten, mit Hügeln besetzt. Aber
wir können für unser Gebiet doch wohl nur die Wohnstätten in der Nähe der Grabhügel
in Betracht ziehen, und somit war die nächste Umgebung von Frankfurt und Sachsen hausen,
wenn wir eine liomogeue Bevölkerung vor der Uömcrzcit annehmen, von nur etwa KHK) Men-
schen während zwei bis drei Jahrhunderten bewohnt , d. h. von 300 bis 400 während eines
Jahrhunderts — eine wahrhaft klägliche Zahl; dio Mortalilätsziffer wird in jener Frühzeit überdies
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Hügelgräber bei Frankfurt a. M.
aus mannigfachen Gründen eine nn günstigere gewesen sein, als heutzutage bei unserer Land-
bevölkerung, selbst wenn wir ein verhältnissmässig friedliches Dasein von Fischern und Jägern
voraussetzen.
Es geht daraus hervor, dass man im Allgemeinen die in den Hügelgräbern unseres Landes
bestattete Urbevölkerung quantitativ ausserordentlich überschätzt (ich spreche nicht von der in
unserer Gegend später auftretenden germanischen Bevölkerung, die Bestatteten der Hügel-
gräber kann ich in keinem Punkte mit dieser identificiren) und dass man, da doch alle An-
gehörigen jenes Volkes in den Hügeln bestattet sein müssen, vielmehr Grund hätte, ihr jede
Beziehung zur späteren Landesbevölkerung, welche der Ilügelerbauer in Cultur und Sitte so weit
hinter sich lässt, abzusprechen. Auf alle Fälle aber muss das bestimmte Fehlen einer Conti-
nuität von Ansiedelungen und späteren Ortschaften constatirt werden. Nur die Ringwälle und
die Pfahlbauten zeigen einen inneren Zusammenhang mit dem Hügelgrabvolke; jene sind nicht aller
Orten benachbart (in unserem Falle gt»w»ss nicht), diese dürften bei den Gräbern häufiger Vor-
kommen, alN man glaubt, sie sind nur schwer aufzufinden; ich nehme an, dass bei uns das dicht
austossende Sumpfgebiet, jetzt Wald, solche Pfahlbauten bergen dürfte. Beide AusiedelungH-
arten aber sind recht eigentlich in unseren Gebieten ausser aller Beziehung zu genannten
historischen Wohnstätten, sie sind frühzeitig verlassen, sie lagen in der Einöde, iru Wasser,
auf Bergen, an Orten, wo germanische Völker niemals wohnen mochten, und nur Cäsar bringt
uns noch dunkle Kunde von ihnen, wenn er von den „oppida“ im gallischen Lande und den
-Pfahlbauten“ der Helvetier erzählt
13*
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Referate
1. Pie Prähistorie in Oesterreich. Von
Dr. Moritz Hoernes. (Schluss.)
IV. llallstatt-Periode.
Während für Nordenropa die reine Bronzezeit
die eigentlich glänzende und überraschende Er-
Bcbeinung in der Urgeschichte darstellt, bildet für
Oesterreich , wie auch für weite Gebiete der be-
nachbarten Länder die Hallstatt-Cultur den
Schwerpunkt der Thatsachen und ihrer Betrach-
tung, welcher zuerst in ausgedehntem Maasse die
Aufmerksamkeit fesselte und prähistorische Stadien
ton weittragender Bedeutung hervorrief. Den
Fundstätten, welche diesen Zeitraum illustriren,
wird, zumal in den Ländern südlich der Donau,
noch immer der Löwenantheil der praktischen Ar-
beiten zugewendet, wie denn auch die Ergebnisse
dieser Bemühungen in den urgescbichtlichen Collec-
tionen von Wien bis Triest und Purenzo, ja bis
Sarajewo hinab, den breitesten Raum eiunehmen.
ln der Uebersicht der Funde aus dieser Periode
lasscu wir die Ausgrabungen in Hallstatt selbst
vorangehen, weil dieses berühmte G rahfeld , trotz
der bedeutenden Entdeckungen ähnlicher Nekro-
polen in Kram und dem Küstenlande, an Zahl und
Mannigfaltigkeit der Funde noch immer unerreicht
dasteht. Die Alterthümer von Hallstatt sind jetzt
nach den handschriftlichen Aufzeichnungen Kam-
sauer's gräbei weise geordnet in der prähistorischen
Sammlung des k. k. n. h« Hoftuuseutus zu Wien
aulgvstellt. Neuere Grabungsberichte gaben die
Mitth. d. prähist. Commission d. k. k. Akad. d.
Wiss. Nr. 1, Wien 1888 (über die Arbeiten der
Jahre 1878 und 1886). Hier giebt Szombathy
auch ein Resume dessen, was au praktischer Thn-
tigkeit bisher für diesen classischen Fundort ge-
leistet worden. Die systematischen Ausgrabungen,
welche unter Sacke n’s Leitung und Ritinsauer
1847 bis 1864 ausgeführt wurden, erlitten später
durch das An flaue hon anderer dringender Auf-
gaben manche Unterbrechung, und daun gewaun
wohl das Interesse von Privaten uud auswärtigen
Museen Einfluss auf die Grabungen und brachte
Unordnung in dieselben. Doch wurde der Faden
systematischer Durchforschung immer wieder von
berufener Seite aufgenomraen. So 1871 vom Mu-
seum Francisco-Carolinuui in Linz und 1877 durch
Hochitetter. Diese späteren Grabungen wurden
auch, durch aufmerksame Conservirung der Skelet-
reste, den früher zu Gunsten des archäologischen
Standpunktes vernachlässigten Anforderungen der
Authropologie gerecht Im Einzelnen sind fol-
gende Grabungen auf dem Sal/.berge zu ver-
zeichnen.
1. Baron Sacken und Bergraeister Rain*
sauur (1846 bis 1863): 980 Gräber (Nr. 1 bis
980).
2. Baron Sacken und Bergrath Schubert
(1864): 13 Gräber (Nr. 981 bis 993, 1. uud 2. ed.
Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt in Ober-
Oesterreich uud dessen Alterthümer, Wieu 1868).
3. Bergverwalter Hutten: 3 Gräber (Nr. 994
bis 996, ed. Sacken, lieber einige neue Funde
im Grabfelde von Hallstatt, Mitth. d. k. k. Centr.-
Comm. f. K. u. hist. Denktn., N. F., Bd. 1. Wien
1875).
4. v. Hochstetter und Bergrath Stapf
(1877): 8 Gräber (Nr. 997 biß 1004. ed. v. Hoch-
stetter. Neue Ausgrabungen auf den alten Grii-
berst litten bei Hullstatt, Mittb. d. Autlir. Gesellseh.
Bd. VII, Wien 1878).
5. Dieselben (1878): 19 Gräber (Nr. 1005 bis
1023, ed. Heyer, Bericht über die 1877 und 1878
von dem k. k. n. b. Hofmuseum am Salzberge und
am Ilallberge bei Hallstatt ausgeführten Ausgra-
bungen, Mitth. d. prfib. Com in. 1. c. S. 33).
6. v. Hauer und Oberbergverwalter Hutter
(1886): 13 Gräber (Nr. 1024 bis 1036, ed. Szom-
bathy 1. c. S. 1 und Taf. I mit dem UebersichU-
plan säm tätlicher bisheriger Grabungen).
Leber die wahrscheinliche Volksznhl and Dauer
der Ansiedelung hat A. B. Meyer (Das Gräberfeld
von HiiUstatt. Dresden 1885) einige Berechnungen
augestellt, die von der Kritik wohl mit Recht als
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102
Referate.
vage bezeichnet sind, die aber doch von dem Be-
streben zeugen» »len localen Verhältnissen auf
Grand statistischer Anhaltspunkte näher zu treten.
Meyer veranschlagt die Gräbcrzahl auf 1*59, die
Zahl der Begrabenen auf rund 3000, und findet,
dass dies bei einer Bewohnerzahl von 230 Köpfen
eiuen Zeitraum von 500 Jahren, bei 1000 Ein-
wohnern einen solchen von 120 Jahren entspräche.
Indessen sind die praktischen Localforsehungcu
in Hallstatt doch noch lange nicht zu Ende. Aus
den für weitere Grabungen gesammelten Anhalts-
punkten ergiebt sieb, dass das alte Gräberfeld »war
nahezu erschöpft und andere Stellen wegen der Ge-
fahr für den Baunwald nicht abbanfähig seien, dass
aber noch — abgesehen von den römischen Wohn-
und Grabstätten in der Lahn bei Hallstatt — die
Siedulstätten der prähistorischen Bewohner, welche
Dach sicheren Anzeicheu oberhalb der grossen
Nekropole auf dem Salzberge lagen, zu untersuchen
seien. Einige Versuche nach dieser Richtung
wurden 1687 von den Herren v. Hauer undSzom-
bathy unternommen. Die von Überbergverwalter
Hutten geleiteten Grabungen auf der Damm wiese
führten zur Aufdeckung alter Holzbauten mit Mas-
sen grauer Thonscherbcn und einem Goldblättchen.
Nach den keramischen Ri sten zu scbliessen, wor-
unter sich auch ein i mportirt es italisches oder grie-
chisches Geiaas befindet, würden diese Wohnplätze
der I.a-Tene-Period© zugehören; eine Publication
ist darüher noch nicht erfolgt. Seit kurzer Zeit
nimmt uueh der jüngst gegründete Hallstätter
Musealverein au den Grabungen theil. Im Sommer
1869 sollen sehr nah inhafte Entdeckungen ultcr
Wohnstätten mit reichem Inhalt gelungen sein,
worüber mir nähere Nachrichten noch nicht vor-
liegen.
Aus der Fülle uralter, hochansehnlicher Cultur-
reste, welche dieser Puudplatz im Herzen der
Alpenzone geliefert hat, sind mannigfache, zum Theil
sehr widersprechende Meinungen abgeleitet wor-
den. liu Allgemeinen darf man noch immer sagen,
dass — wenn sich in krainiachen und küstenlän-
dischen Nekropolen eine durch die Nähe des halb-
classischen Veneter- Landes, durch die Gesamm liege,
Fruchtbarkeit' und Wegsamkeit der bezüglichen
Gebiete wohl erklärliche Ansammlung von Reich-
thum und mannigfachem Culturbesitz gezeigt bat —
diese Gründe auf Hallstedt keine oder nur be-
schränkte Anwendung finden. Hallstadt bildet eine
Erscheinung, die nicht anders erklärt werden kann,
als durch die Einträglichkeit des Salzhandels, der hier
über die Maassen schwunghaft betrieben worden ist.
Im Uebrigen sind Archäologen wie Li u d en sch mit
und Genthe einer-, Hochstetter andererseits mit
extremen Ansichten hervorgetreten, zwischen wel-
chen der besonnene Herausgeber der Haupt fuud-
masHc. von Sacken, eine Art Mittelstellung cin-
nirnuit. Er betrachtet » inen Theil der vorzüglichen
Bronzetechnik und des archäischen Stils in Schmuck
und Geräth der Funde als Gemeingut der ganzen
mitteleuropäischen Völkergruppe und lässt zu, dass
die minder werthigen Objrcte dieses Formenkreises
auch in den Alpen selbst und nördlich derselben
angefertigt sein können. Für die vorzüglichsten
Bronzen aber — Helme, Vasen, Gehingfibeln u. dgl.
— nimmt er etruskischen Ursprung an und be-
trachtet sie als liuportwnure aus Italien. Linden-
schrait und Genthe wollen dem Einfluss dieser
Handelsbeziehungen fast gar keine, durch eigene
Kunstübung im Norden gezogene Grenze setzen.
Undset stimmt im Wesentlichen mit Sacken über-
ein. Alt-norditalische Arbeit siebt er in den
Formen der Bronzegefässe und Bügelfibrlu, dagegen
ein Reis von dem jüngeren Stamme der voll ent-
wickelten etruskischen Cultur in dein bekannten
Kiincrdcckel mit getriebenen Figuren , in dein an
der Scheide ebenfalls figural verzierten La-Tene-
Schwert, sowie in den Elfenbein-, Glas- und
Bernsteinsachen. Einheimische Arbeiten erkennt
er in den Waffen, Spiralfibeln und anderen typischen
Objecten, wie die Stärke der alpinen Industrie
überhaupt in der Behandlung der Bronze, die man
zu Platten und Drähten von wunderbarer Eben-
mäßigkeit Auszuhäininern verstand, zu suchen sei.
Dieser Auffassung des Hallstätter Fundes als
der Ueberliefernng einer schwer zu analvsirenden
Mischcultnr hat auch Hochstetter in seinem mit
Deschmann verfassten Berichte über «prähistori-
sche Amdedlungeu und Begräbnisstätten in Krainu
(Denkschr. s. kais. Akad. d. Wisa. Bd. XLII, 1879)
beigestimmt und die „ überwiegende Mehrzahl der
Wätscher Funde“ wegen ihrer durchgehenden
Aebnlichkeit mit den Funden von Hallstatt .aus-
wärtigem und zwar wahrscheinlich etruskischem
Ursprung“ zugeschrieben. Aber die weiteren er-
folgreichen Ausgrabungen in Watsch und St. Mar-
garethen verleiteten ihn bald nachher zu einer
abweichenden, durchaus neuen Anschauung über
den „ Hallstätter Culturkreia“. Die Annahme eines
Masseuexports etruskischer Bronzen uach dem
Norden erscheint ihm als eine haltlose Hypothese,
wobei ihm daß geringe Maass von Sachkenntuiss,
welches Genthe in seiner bezüglichen Aufstellung
an den TAg gelegt , sehr zu statten kam. Auch
für hervorragende Einzelfunde, welche schon früher
die Aufmerksamkeit der Archäologen erregt hatten,
wollte er jetzt lieber griechischen Ursprung zuge-
stehen, und hier boten ihm wieder die Aufschlüsse
in älteren griechischen Culturschichten , welche ja
vielfach einen Wendepunkt in der Betrachtung der
archäischen Kunst stufe bezeichnen, willkommene
Anhaltspunkte. Wie wenig der hochverdiente
Hochstetter trotzdem das Zeug zu einem Archäo-
logen besass, zeigt der verhüllte Angriff auf
Sacken (S. 14 seiner zweiten Abhandlung). Dieser
feinsinnige Gelehrte batte das Bildwerk auf dem
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Referate.
103
Situladeckel von Hallstatt mit trefflichen Worten
charakterisirt, welche llochstetter anlässlich der
Figurenreihen auf der Situla von Watsch paro-
dirernl wiederholt, um sie als leere Phrasen zu be-
zeichnen, und beiznfügun, dass er von ulled^ni
nichts zu erkennen vermögt». Das Letztere war
denn auch richtig, nur lag die Schuld darau
uicht bei Sacken.
Nach llochstetter wahrte die Hallstätter
Culturperiode in den AlpenUnderu Oesterreichs
wenigstens U)U0 Jahre, d. h. bis zum Beginn
unserer Zeitrechnung, und wird hier erst durch
den römischen Einfluss abgelöst. Sie ist gleich-
zeitig der Brouzeperiode im Norden Europas sowie
der Entwickelung der Mitteliueervülkcr zu ihrer
damischen, von Griechen, Etruskern, Hörnern ge-
tragenen Kunst und Cultnr. Der Hallstätter
Culturkruis ist sonach ein specifisch mitteleuropäi-
scher, unabhängig von der mediterranen, aber in
enger Beziehung zur nordischen Cultur, die er mit
»einen Vorbildern beeinflusst. Er ist ein eminent
arischer Culturkreis, der wohl auch die altgriechi-
sche und altitalische Cultur umfasst, der aber mit dem
Schwerpunkt »einer Entwickelung durchaus nörd-
lich in die Alpengt! biete fällt, von wo ja auch
Italiker, Etrusker und Kelten in die Poebeno hin-
abgestiegen sein sollen. Wo der Ursprung dieser
mitteleuropäischen Cultur, die sich unabhängig
von den Sudvölkern unsere» Continent» mit semi-
tischen Formelementen bereichert habe, zu suchen
fyi — ob iu Europa oder Asien — diese Frage
hänge mit derjenigen nach der Herkunft der ari-
schen Völker überhaupt zusammen und können
uur von Historikern und Ethnologen gelöst werden.
Funde wie die Situla und das Gürtulblech von
Watsch nöthigten nun auch die Archäologen im
engeren (auf das griechisch-römische Alterthum
beschränkten) Sinne zur Stellungnahme in dieser
schwierigen Frage. In einer Discussion iu der
Anthrop. Gesellsch. zu Wien (s, Mitth. dir«. XIV,
1884, 8. [40]) äusserte Prof. Benndorf seine von
llochstetter1» These gründlich abweichende An-
sicht über die figural verzierten Bronze -Objecte
des Hallstätter Culturkreises. Er findet, dass man
es hier mit den Erzeugnissen eines Volkes zu thun
habe, das von den höher entwickelten Griechen
mit eiuer ähnlichen Freiheit zu lernen verstand,
wie diese selbst einst von der orientalischen Kunst
gelernt batten. Fremdes und Einheimische», Ent-
lehntes nnd frei Erfundenes oder dem eigensten
Leben Nachgebildetes sei iu diesen Bildwerken za
einer vollkommen gleichwertigen Masse verschmol-
zen , und jede Analyse könne nur da« Bild eiuer
Mrichcultur detailliren, in welchem plumper und
gröber, aber kunstgeschichtlich nicht weniger lehr-
reich sich der nämliche Process wiederhole, der
uns die Anfänge der hellenischen Kund so
uleressnnt macht. Ala dieses Volk betrachtet
Benndorf uuf Grund vielfacher Analogien zu süd-
österreicbischeu Fuudstüoken, welche in den Ausgra-
bungen von Este vorliegeu, die Euganeer. Ihre
Lehrmeister seien die griechischen Colonistcn ge-
wesen, welche in Adria au der Pornündung Fu.ss ge-
fasst halien. Unsere Alpenfunde, welche zu so
kühnen Hypothesen Aulaas gegeben haben, tugeu
sich dergestalt iu eiuen wohlverständlichen ge-
schichtlichen Zusammenhang ein, ohne daps wir
genöthigt sind, den ErfahrungNsatz umzustossen,
dass Cultur nicht in ubgeschiedcuen Gebirgswinkeln,
sondern in fruchtbaren, dem Verkehr offenen Tief-
ländern entsteht.
Dieser Auffassung dürfen wir uns in Allgemeinen
auschliessen , im Einzelnen werden etwas andere
Ansichten (über die Rolle der Colonie Iladria,
über den Volksuauieu der Culturtrüger von Este,
s. Mitth. d. A. G. XVIII, S. [57]) zulässig sein.
Von Watsch und Este hat llallstatt und die nach
ihm benannte Cultur ciu ungeahntes neues Licht
erhalten. Der ausserge wohnliche Beicht hum K ra i n h
hu prähistorischen Ansiedlungen und Begrübui&s-
plätzuu ist erst durch Deschtnann und Iloch-
stetter’s vereinte Bemühungen unserer Kenntniss
erschlossen worden. Früher ging man fast aus-
schliesslich den Strnsseuzügen und Niederlassungen
der Römer nach, und erst die Pfahlbaufunde im
Laibacber Moor eröffneten einen Ausblick in die
älteren Culturperiodeu des Landes. Bald füllten
sich die Lücken zwischen der jüngeren Steinzeit
der Pfahlbauten und dem Zeitalter der römischen
Colonisation durch zahlreiche Entdeckungen aus
der Hallstätter Periode, und eben als man sich an-
schickte, damit, den antiken Entwicklungsgang der
Landesgeschichtu für vollkommen reprusentirt an-
zusehen, schoben sich reichliche Funde aus der
La-Tene-Periode zwischen die beiden letzt gedach-
ten Zeiträume ein.
Die Ausgrabungen in Wat9ch begannen 1^78,
und sind von verschiedenen Seiten bis auf den
heutigen l ag fortgesetzt worden. Diu Funde ge-
langten theils in die prähistorische Sammlung des
k. k. Ilofmuseums zu Wien, tbeils in das kraiuische
Landesinnseum zu Laibach , dessen neuer Leiter,
A. Müllner, seine Thätigkeit in diesem Jahre
wieder mit Arbeiten in Watsch inaugurirte. Im
Besitze des Fürsten Ernst zu W indischgrätz be-
findet sich unt«?r Anderem das bekannte, mehrfach
abgebildete Gürtelblech (Mitth. d. Anthr. Gesell sch.
XIV, Taf. IV), während diu vielbesprochene, zuerst
von Dusch in a n n nach antiquirler Auffassung als
„Kunstwerk altetrnskischer Metalltechnik11 (in den
Mittb. d. k. k. Centr. -Comm. 1883) publicirte
Situla dem Kudolfintnn in Laibach zußel. Die
Pablicntion der Fnodbe richte ist dagegen in den
Anfängen, welche Deschmann nnd llochstetter
1870 und 1883 gaben, stecken geblieben, und man
muss lebhaft wünschen, dass mit derselben uicht
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104
Referate.
Jünger gezögert werde. Einstweilen sind wir auf
Behelfe angewiesen, welche zwar übersichtlich, aber
lange nicht erschöpfend sind. Die Abbildungen
der nuB hallstättiscben Fundorten Kraina stammen-
den publicirten Alterthümer sind jetzt gesammelt
in dem von der k. k. Central -Commission heraus-
gegebenen Knnsthistorischen Atlas, I. Abtheilung
(vor- und frühgeschichÜ. Funde) von Dr. M. Much,
Wien 1889, Taf. LI bis LXI1I l). Ein Resumö
der Kunde gab Prinz Ernst zu W indisch grätz
auf der Klagenfurter Versammlung der Wiener
A.Ö. (s. Mitth. XV, 1885, S. (90)), wo er vor Allein
den Unterschied in der Bestatt ungHweise betonte.
Die Brandgräber seiet» durch das Fehlen der Waffen,
Seltenheit der Schm ncksachen. Vorherrschen schwar-
zer, tonnenförmiger Urnen und einfacher Bogen-
fibeln ebarakterisirt. In den Skeletgräbern fanden
sich dagegen vorwiegend EisenwaflVn, Bronze-
Schmucksachen, Schlangen- und Cerlonofibeln, roth
und schwarz bemalte oder einfarbige Vasen mit
hohlem Fuss uud Bronzegefasse. Da diese so ver-
schieden ausgestatteten Gräber keinerlei Schichtung
zeigen, somit gleichzeitig sind, hätten wir es hier
mit zwei Nationen zu thun, welche neben einander
Unterkraiu bewohnten. Die eine reichere und
herrschende Nation, welche ihre Todten un ver-
brannt begrub, hält Prinz zu Wind iscligrätz für
die geschichtlich bezeugten Taurisker, die andere,
welche die Leichen Verbrennung übte, für die Ur-
ahnen der heutigen slaviscben Bevölkerung, bei
welcher gewisse Thongefitssformen, wie sie m den
Brandgräbem Vorkommen, noch heute lin Gebrauche
seien. Dein gegenüber wurde hervorgehoben, dass
in der Hallstätter Periode die Sitte der Leicheu-
verbrennnng die ältere sei gegenüber der Todten-
bestattung, und dass neue Gebräuche erfahrungs-
gemäß von der social höher stehenden , reicheren
Ulasse zuerst aufgenorarnen wurden. Gentilicische
Verschiedenheit wurde immerhin als eine mögliche
Ursache der Erscheinung zugegeben. Für die
Urslaven - Hypothese trat nur Alfons Müllner
mit warmen Worten eiu. Dieser Letztere soll
übrigens kürzlich doch eine zeitliche Trennung
der verschiedenen Gfäber entdeckt haben und er-
kennt nun in den Brandgräbern eine untere (vor-
0 Dieses für die österreichisch ■ ungarische Urge»
scbicliUforscliung sehr wichtige Tafel werk »st erst
kürzlich mich dem Erscheinen der ersten Abschnitte
dieses Referates herausgekommen und soll im Folgen-
den als „Kunstliistor. Atlas d. k. k. Cent!*. • t'umm, 1.“
citirt werden. Wir bemerken nachträglich, das* darin
auf Taf. I bis XVI Funde aus der älteren und jüngeren
8teiuzeit, auf Taf. XVII bis XXXIX solche aus der
lironzezeit <btrge»tellt siud. Von Taf. XL bis LXXIX
reichen die Funde aus der Hallütat (-Periode. Voll-
ständigkeit ist in diesem verdienstlichen Werke, welches
ursprünglich i.ur eine systematische Wiederverwendung
der von der k. k. Ceotr. - l'omra. gesammelten Glicht*
bezweckte, nicht angestrebt.
etruskische), in den Skeletgräbern eine obere
(etruskische) Schicht. Auf die Beweise für diese
neue Hypothese darf man mit Recht gespannt sein.
Sacken, welcher Hallstatt- und La-T ene-Cultur
noch nicht genau unterscheidet, sondern beide
Perioden als ältere Eisenzeit zusaiumenfasst und
bis an den Beginn unserer Zeitrechnung dauern
lässt (s. jedoch auch seine Grabfunde von Hallstatt,
S. 131, Anm. 1), betrachtet als Träger dieser Cul-
tur in Sfidösterreich, speeiell in Hallstatt, die Tau-
rihker, welche die Römer in diesen Gegenden
kennen lernten, und setzt, älteren Richtungen fol-
gend , Auch noch die Bronzecultur auf Rechnung
keltischer Stämme. M. Much, der die La-Tene-
Cultur bereit« unterscheidet, hält noch immer
daran fest, dass die Hallstätter Periode das kel-
tische Zeitalter sei , die La- Tene- Periode gilt ihm
mit demselben Rechte als das germanische, ln
diese letztere setzt er auch den Beginn der grossen
Befestigungsbauten, an welchen Oesterreich-Ungarn
ko reich ist. Auf der Salzburger Wanderversamm-
lung der Wiener Anthropologischen Gesellschaft
suchte derselbe, gestützt auf Zeugnisse alter Schrift-
steller und symbolisch gedeutete Fundstücke, sogar
nachzuweisen , dass die Noriker (Taurisker) als
Germanen anzuseben seien und mit diesen zu dem
weit verbreiteten Volke der Kelten gehörte. Doch
ist damals Virchow für Julius Cäsar, welcher
Kelten und Germanen genau unterscheidet, ein-
getreten. (S. Mitth. d. Anthr. (»es. Bd. XII, 8.21).
Jene Discussionen über das geistige Mutterland
der I lallst att-Unltur und über die nationale Zuge-
hörigkeit ihrer Träger in unserer Heimuth haben
das Gebiet der Fundberichte eingeengt, nnd noch
muss man die Museen durchpilgern, um in Wien
nnd Ijaibach die Belegstücke zur Charakteristik
so wichtiger Plätze wie St. Margarethen, Rovisce,
Tendiere bei Zirknitz, Podsemcl, Mariathal u. s. w.
stndiren zu können. Die Funde von St. Michael
sind in den Mitth. d. Anthr. Ges. XVIII, S. 217
vom Ref. edirt worden. Einiges ans den anderes
genannten Fundorten ist im Kunstbistor. Atlas d.
k. k. Centr.-Comm. I, Taf. LV hi» LVII zusammen-
gestellt. Ein gewisses, allerdings bequemes Ent-
gegenkommen hat auch De sch mann (laich die
Verbreitung photographischer Aufnahmen der be-
deutendsten Fundstücke der Krainer Landessarom-
long bewiesen. Indes» war dieser thütige Mann
bis zu seinem kürzlich erfolgten Ablebeu auch
durch Fundbericht« aus seiner Provinz in der
Fachliteratur häufig vertreten (s. z. B. Mittb. d.
Anthr. Ges. XIII, 177; XIV, 49). Eine gedrängte
Ucbersicht der hallst attischen Funde in Krain und
den henuchbarten Ländern gab 1884 E. Chantre
in den MAterianx pour Phistöire primitive et na-
turelle de Thomme (XVIII, 120, 805). Der Autor
findet hier die Veranlassung zu sehr weit reichen-
den Hypothesen. Er nimmt au . dass (len ersten
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Referate.
105
Einwanderern aus Asien, welche die Kenntnis» der
Bronze mitgebracht h&tten, ein zweiter Völker-
stamm gefolgt sei, dem unser Erdtheil die Hallstatt-
cnltur zu verdanken gehabt. An dem Felsenwalle
des Kaukasus h&tten sich die Wogen dieses Stro-
mes geschieden. Ein Theil sei über Armenien,
Tross und Hellas an die Mittelmeerküsten gelangt,
wo später aus solchen Anfängen die griechische
und etruskische Cultur erblühte. Der andere habe
um die Kordküste des Pontus herum Dnjepr und
Donau erreicht, sei, von Nord west nach Süd fort-
schreitend, in die Ostalpenl&nder eingedrungen
and habe sich hier und weiter südlich mit den
Ausläufern der anderen Linie wieder vermengt.
Dieser Fusion seien die Erscheinungen der Nekro-
polen von Corneto, Bologna, Este und vielleicht
auch Watsch zuznschreiben. AU typische Stücke
des asiatischen Erbtheils betrachtet er dio Bogen-
fibel, das Eisenach wert mit Füblhörnergriff, die
Armspiralen, spiral- und thierförmige Anhängsel.
Fremder Import (aus Aegypten oder Vorderasien)
seien die kleinen Opferwagen , welche in Bosnien,
Steiermark, Böhmen und Norddeutschland Vorkom-
men. Dazu kommt noch ein starkes Element
localer Fabrikation, das sich in den verschiedenen
Landstrichen different aasbildet. Die künstleri-
schen Erzeugnisse der Fundstätten von Corneto,
Bologna, Este and Watsch (Listen, Helme u. s. w.)
zeigen so sehr eine gewisse Familienähnlichkeit,
dass sie vielleicht einer und derselben Gruppe ge-
schickter Arbeitskräfte zuzuschreiben seien, deren
Heimatb in Kleinasien oder auf dem griechischen
Archipel zu suchen wäre. Ihre Anknüpfung an
die spätere, specifisch griechische oder etruskische
l'ultur sei als Anachronismus zu verwerfen.
Wie die krainischen Grabfunde, sind auch die
neuen Entdeckungen auf der Halbinsel Istrien
zum Ausgangspunkte speculativer Betrachtungen
geworden , welche über tausend Hindernisse hin-
weg vorschnell den äussersten Zielen zustreben.
Istrien ist 1883 und 1884 durch Ausgrabungen
wichtig geworden, welche tbeils von Triest aus
durch die Herren Moser und v. Marchesetti
für die Museen in Wien und Triest, tbeils durch
die Giunta provinciale Istriana für das Museum
in Parenzo an zwei Stellen unternommen wurden.
S. O. Moser, Aufdeckung des prähistorischen
Gräberfeldes bei Vermo unweit Pisino (VII. Ber.
d. pr&histor. Comm. d. Akad., S. 11 bis 32), Wien
1884; C.- Marchesetti, La necropoli di Vermo
(Bollett. dellaSoc. adriatiea di sc. nat VIII), Triest
1884; P. Orsi, Sopra le recenti scoperle nell1
lfltria e ncllc Alpe Giulie (Bull, di paletn. ltal.XI,
1885) und zuletzt, Juni 1889: Dr. Andr. Amo-
roso, Le necropoli preistoriche dei Pizzughi (Atti
e memorie della soc. Istriana d’archeol. V). Hier
ist namentlich Orsi ’s weitblickende Studie hervor-
zuheben. Der Autor siebt in den archäologischen
Archiv für Anthropologe. Bd. XIX.
Verhältnissen der Ostalpen und ihrer Fortsetzung
auf der Balkanhalbinsel Spuren der illy rischen
Nation und einer ihr eigentümlichen Cultur
(teracce di illirismo). Diese sei bei vielfacher Ver-
wandtschaft deutlich unterscheidbar von der kelti-
schen Cultur, die von den britischen Inseln bis
Iberien hin geherrscht habe, und von der italischen,
deren Spuren sich von den Tridentiner Alpen bis
nach Campanien hinabziehen. Wie die westliche
und die südliche Gruppe müsse auch diese süd-
östliche in mehrere nach Zeit und Ort geschiedene
Untergruppen zerfallen. Orsi erkennt vorläufig
zwei Mittelpunkte derselben: Este und Watsch.
Noch fernere seien weiter nördlich zu suchen, ln
Este musste die illyrische Civilisation notbwendig
andere Züge tragen, als bei dem verwandten,
aber ärmeren Volkszweige, der seine Todten auf
dem Uroenfclde von MariaraBt in Steiermark be-
grub. Die Illyrier in Krain nehmen eine Art
Mittelstellung ein. Zu ihnen wie zu den Venetern
sei die südliche Cultur auf einem doppelten Land-
wege durch die Balkan - und die Appeninenhalb*
insel, sowie anf dem Seewege durch die Adria vor-
gedrungen. Die gallischen Invasionen zerrissen
das Band zwischen den Illyriern in Italien und
jenen ausserhalb Italiens. Die glänzende Cultur
dieser Nation erlosch im nördlichen Verbreitungs-
gebiet derselben unter dem Druck der culturfeind-
lichen Eroberer, und als die Römer sicher vor-
drangen, betraten sie reines Barbarenland.
Deutsche, Slaven und Italiener haben in so
verschiedener Weise die Formel gefunden zur
Lösung der paläo- ethnologischen Fragen, welche
das heutige triplex confiniura dieser Nationen in
der Urzeit darbietet. Wir freuen uns, aus aller-
jüngster Zeit hier mittheilen zu können, dass
Dr. 0. Tischler, der verdienstvolle Specialforscher
auf dem Gebiete der vorgeschichtlichen (’ultur*
kreise Osteuropas im Anschluss an die gemein-
same Versammlung der Deutschen und der Wiener
Anthropologischen Gesellschaft zu Wien abermals
die südösterreichischen Museen vergleichende Stu-
dien gewidmet hat. So gründliche und umfassende,
dabei vorurteilslose Detailforschungen, wie sie
der genannte Gelehrte anstellt, müssen mit der
Zeit zu einer scharfen und klaren Abgrenzung der
localen Gebiete*, in welche die Ilallstattcultur
Mitteleuropas zerfällt , führen und damit die Vor-
bedingung erfüllen, von welcher alle feineren Ein-
sichten in die Herkunft und dss Wesen dieser
Cultur abhängig sind.
Sehr stiefmütterlich ist in der Literatur, trotz
seines Reichthums an Grabfeldern and Funden,
das Küstenland behandelt worden. Marchesetti
publicirte seine Ausgrabungen in Sta. Lucia vom
Jahre 1884 (la necropoli di S. Lucia presso Tolmino,
Triest 1886) und gab von den ferneren Funden —
im Ganzen 2111 Gräber — kurze Auszüge in der
14
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Referate.
Atti des Triestcr Museums 1887 and im Jabreshor.
d. Wiener Antbr. Gesellsch. 1888. Szombathy
veröffentlichte nur einen summarischen Bericht über
seine Grabungen vom Jahre 1876 in den Mitth.
d. A. G. VII, 1886 und Notizen über den erstaun-
lichen Fortgang dieser Arbeiten in den Annalen
des k. k. naturhistor. Hofmuscums. Vergleiche
noch Much in den Mitth. d. k. k. Centr-Comm.
1884, 8. CXL. Szombathy findet in demCultur-
bilde von Sta. Lucia ausser den für die Localitüt
ganz eigentümlichen Elementen sehr ausgespro-
chene Analogien mit drei verschiedenen Nekropolen,
und zwar mit Watsch, mit St. Michael und mit
der Hallstätter Schicht von Este, ein Befund,
welcher mit der geographischen Lage des Ortes
ausgezeichnet übereinstimmt, Die Nekropole von
Karfreit steht hinsichtlich des Altera wie der An-
lage und Ausstattung der Gräber mit derjenigen
von Sta. Lucia auf gleicher Stufe. Auch hier sind
bis 1888 von Marcbesetti schon 623 Gräber ge-
öffnet worden. In den prähistorischen Bewohnern
des gebirgigen oberen Isonzothales , welcbe diese
Grabstätten hinterlassen, erkennt MarcheBetti
dasselbe Volk, welches im offenen Mündungslande
der oberitalischen Ströme die Cultur von Este ge-
schaffen, Einwanderer aus der Balkanhalbinsel, an
deren Wege und Schicksale die Mythen vom Argo-
nautenzuge nur mehr dunkel erinnern. An die
Euganeer, welchen Benndorf diese Cnltur zu-'
schreiben wollte, ist dabei kaum zu denkeu, wahr-
scheinlicher an die Veneter, welche nach der Ver-
treibung jenes Volkes das Gebiet zwischen den
Alpen und der adriatiBcben Nurdwestküst© be-
wohnten. (Enganeisque, qui inter mare Alpcsque
incolebant, pulsis IlenetosTroianosque eas tenuisse
terra». Liviti I, 1.)
Kärnten ist dadurch ausgezeichnet, dass hier
noch Niemand den archimedischen Punkt gesucht
hat, von dem sich alle Schwierigkeiten, die an den
urgcschichtlichen Fundeu in den Alpenläudern haf-
ten, mühelos beheben lassen. Das Land war bis vor
kurzer Zeit arm an Funden der Hallstätter Periode;
s.Hochstetter’s Abhandl. üb. d. neuesten Gräberf.
von Watsch etc., S. 36. Durch dio Entdeckung
der Nekropole von Frög- Velden oder Kosegg hat
sich das geändert. Vgl. Hauser, Leber prähisto-
rische Funde in Kärnten (Mitth. d. Antbr. Ges.
XV, S. [66]), Beine Berichte über Frög: Mitth.
d. k. k. Centr. -Comm. 1884, f. 1887 bis 1889,
Mitth. d. Anthr. Ges. XIV, 141; XVIII [88], die
Funde sind abgebildet im KnnsthiBtor. Atlas d. k. k.
Centr. -Comm. I, T&f. XLVll bis L, die Originale
befinden sich theils im Rudolfinum zu Klagenfurt,
theils im k. k. naturhist. Hofmuseum zu Wien.
Die Gurina im oberen Guilthale, ein Fnndplatz,
welchem A. B. Meyer schon kurz nach dom Beginne
der Localforschungen eine stattliche Edition ge-
widmet bat (Dresden 1881), kommt hier nur so-
weit in Betracht , als die Besiedelung diese» Indu-
strial- und Bergwerksortes schon in der vorkeltischen
Zeit beginnt; seine Blüthe müssen wir später an-
setzeu. Er ist urgescbichtlich namentlich wegen
der nicht unbedeutenden Anzahl vorrömiseber , in
uneigentlichem Sinne „ nordet ruskischa genannter
Inschriften bemerkenswert)], welobe sich hier auf
Bronzcblecben und Thongefässen gefunden haben.
Kärnten, das Gebiet der Drau and ihrer Nebenflüsse,
ist durch seine geographische Bildung von der
frühesten Zeit an vorzugsweise östlichen Einflüssen
zugänglich gewesen. Die illyrische und später
die slavische Einwanderung geschah auf dem natür-
lichen Wege längs der Flussläafe. Etruskische
und später römische Einwirkung sind in transver-
saler Richtung über die Alpenpässo erfolgt. Etwas
anders steht es um Tirol, dessen nach Süden
geöffnete Thäler schon in der vorrömiachen Periode
einen regen Verkehr mit Italien vermittelten. Wie
weit die StammesverwandUchaft der rh&tiachen
Alpenbevölkcrung mit den alten Bewohnern und
Beherrschern überitalieo* dieses Verhältnis» be-
günstigte, lässt sich mehr andcuten als nachweisen.
In der Nekropole von Platten zwischen den Por-
phyrwänden des Mittelberges und der Etsch bei
Botzen findet Orsi (II sepolcreto Italico die Vadeoa,
Rovereto 1883) das italische Element grundlegend
vertreten. Dieses Gräberfeld reicht aus der Bronze-
zeit bis ins 4. Jahrh. v. Chr. herab und nimmt
©ine Art Mittelstellung zwischen dem Friedhof
von Bologno und der Hallstätter Schichte von
Este ein. Keltisch ist nur die Form einiger Fibeln.
Dagegen führt uns dio Nekropole von Machet im
Nonsthale (Carapi, il sepolcreto di Meolo nella
Naunia, Archivio Trentiuo III, 191, IV, 61, Mitth.
d. Anthr. Ges. XV, 100 und Mittb. d. k. k. Centr,-
Comm. 1885, S. CXIV) mit einem immer breiter
werdenden Strome von Formen aus der Hallstätter
durch die La* Teno- Periode bis in die römische
Zeit, Eine eigentümliche Zusammensetzung aus
römischen und gallischen Waffenstücken mit figural
verzierten Uronzegefässen hallstättisohen Charakters
zeigt der bekannte Fund vom Tscbegglberge un-
fern Moritzung bei Botzen (Orgle r, Botzener
Gynin.-Progr. 1870 bis 1871); etwas einheitlicher
ist der Depotfuud von Obervinti im Pustcrthale
(Campi, Mitth. d. k. k. Centr. -Comm. 1887,
S. LXXII). Am Nordfusse des Brenner sind Matrei
und Sonnenburg, aus der Umgebung von Innsbruck
Völs und Götting als Gr&berfuudstelleu mit archai-
schem Inventar zu nennen. (Matrei: Giovonelli,
Le antichita- nezio- ctrusche scoperte presso M.,
Trento 1861, Ferdinandeums - Zeitschrift 187G.
Völs und Götting noch nicht publicirt; die Funde
im Innsbrucker Landesmuseum.) Die Fiacbgräber
des Inutbales sind, wie der bayerische Forscher
Fr. Weber kürzlich (in seiner Studie über die Be-
siedelung des Alpengebietes zwischen Inn und
Google
Referate.
107
Leoh und des Iunthales in vorgeschichtlicher Zeit,
Beitr. zur Anthr. und Urgesch. Bayerns 1888)
hervorhob, von den Hügelgräbern Viudeliciens in
der Ausstattung vielfach verschieden, namentlich
die Thongefäsw) in Form und Verzierung abwei-
chend, gelbgrAn und ohne bunte Bemalung; sie
erinnern an die ebenfalls einfarbigen italischen
Gofasse der älteren Periode. Dann ist die Selten-
heit der Fibeln und das Vorherrschen der langen
Gewandnadeln bemerkenswert!*. Daher findet
Weber eine ausgeprägte Hallstattcullur wie in
Oberbayern trotx einseiner Fnnde im Innthal noch
nicht nachweisbar, was ihm die Richtigkeit der
Angaben der Alten Ober die raaenische (tuskische)
Herkunft der Rhäter zu bestätigen scheint.
Auch in Steiermark kann man eohon nach
den bisherigen Erfahrungen verschiedene Einflüsse
und Anlehnungen, welche theils nach dem Süden,
theils nach nördlichen Fundgebieten hinweisen,
erkennen. Die Urnen nnd Bronzen des Flach-
gräberfeldes von Mariarast bei Marburg (edirt
von Graf G. Warmbrand, Archiv f. Anthr. Bd.
XI, S. 231, vgl. Mitth. d. k. k. Centr.-Comm. 1875,
S. 59) unterscheiden eich scharf genug von dem
Inhalt der Hügelgräber der Wies bei Leibnitz in
Mittelsteiermark (herausgeg. v. Radimsky und
Szoinbathy, Mittb. d/Anthr. Ges. XV, 117). Da«
Einzige, was sie gemein haben, ist eine gewisse
allgemeine Ähnlichkeit der Culturstufe, für die
wir sehr ungern den Terminus „hallstattisch* ge-
brauchen, and der Umstand, das« sich an beiden
Fundorten auoh Gräber mit gleichartigem römischem
Inventar gezeigt haben. Sonst ist der Charakter
des Urnenfeldes von Mariarast entschieden alter-
tümlicher and zeigt eine gewisse Verwandtschaft
mit den ältesten italischen Begräknissplätzen der
ersten Eisenzeit, während die nächsten Parallelen
zu den Funden von der Wies in den mittleren
Donaugegenden und in einer anscheinend ent-
wickelteren Culturphase gesucht werden müssen.
Allbekannte Fundstücke von ganz abweichendem
Charakter, die als Importwaare angesehen werden
müssen, sind der figurenreiche Bronzewagen von
Strettweg bei Jndenbnrg ( Mittb. d. hist. Ver. f.
Steierm. III, 68) ans einen Flachgrabe nnd die cigen-
thöinlich verzierten Bronzen aus den Hügelgräbern
von KJein-Glein bei Wies (ebenda VII, 185), bei
den letzteren ein griechischer Panzer, endlich der
Nagauer Depotfund von 20 Bronzehelmen, wovon
zwei mit etruskischen Inschriften. (Näheres und
die Literatur über diese Stücke zusammengestellt
bei Genthe, Ueber den etruskischen Tauschhandel
S. 140 f. Die durch epigraphische Funde in den
Alpenländern angeregten Fragen sind in jüngerer
Zeit behandelt von Oberziner, i Reti in relazione
cogli antichi abitatori d'Italia, Roma 1863 und von
Pauli, die Inschriften nordetruskischen Alphabets,
Leipzig 1885. Eine Fortsetzung der .altitaliscben
F orschunge u “ des Let zteren, welche sich ein gebender
auch mit diesen Problemen beschäftigen wird, steht
in Aussicht.)
Während Oesterreich ob der Enns durch die
Fülle seiner in Uallstatt ausgegrabenen Bronzen
glänzt, finden sich in S iederösterrei eh aus diesem
Zeiträume vorwiegend Gräber mit zahlreichen
keramischen Beigaben and relativ wenig Metall-
objecten. Sonst ist in den Nekropolen derselbe
schürfe Unterschied wahrzunehmen, wie in Steier-
mark. In Stillfried an der March und in Haders-
dorf am Kamp sind Urnen felder erschlossen worden
mit ziemlich gleichartigem Inhalt (in beiden u. a.
dieselben geschweiften langen Dronseme*ser und
dieselben Fibeltypen der ungarischen Bronzezeit.
Stillfried inMucVs Privatsammlung, a.Knnsthistor.
Atlas d. k. k. Centr.-Comm. I, Taf. XXXVIII bis
XXXIX; lladersdorf im k. k. Ilofmusoum, noch
uuedirt). Ganz andere Charakter zeigen, indem
sie sich näher an die Tntnulasfande von der Wies
anschl lassen , die Urnen und Beigaben aus Hügel-
gräbern bei Gemeinletarn (im k. k. Hofmusoura,
unedirt; dio Flachgräber neben den Tnmulis ge-
hören verschiedenen Stadien der reinen Bronzezeit
an); Pilliohsdorf (Mittb. d. Anthr. Ges. IX, 70,
229); Zegersdorf (1. c. IV, 71, 175; V, 209, 212)
und Marz (schon in Ungarn, IV. Ber. d. prähist.
Co mm. d. k. Akad., S. 45.; Jahrber. d. Anthrop.
Ver. zu Graz II, 1879). Hier herrscht trotz einer
gewissen Armuth an werthvolleren Beigaben die
voll entwickelte Hallstattcultur, während in jenen
Flachgräberfeldern eine (übrigens auch in nörd-
licheren Fnndgebieten — Schlesien — wohlbezeugte)
Vorstufe derselben vorliegt. Am interessantesten
sind die keramischen Typen von Gemeinletarn
durch bunte Bemalung, reiche Ornamentik nnd
namentlich durch den plastischen Schmuck von
Thierköpfen uud thierisebvn wie menschlichen
Figuren, welche theils aus den Gefässen horaus-
wachsen, theils separat geformt und durch einen
Harzkitt mit denselben verbunden sind. In ge-
branntem Thon liefert dieser Fundort eine höchst
instrnctive, in gewissem Sinne gleichwertige Er-
gänzung zu den Alterthümem von Hallstatt, bei
weloben wir ja den Verlust der Thongefäsae zu
beklagen haben.
In Mähren überstrahlt ein Fundort aus
der llalistattperiode alle übrigen Denkmalstätten
dieser Cultur. Es ist die räthselbafte Höhle
Ryciskala bei Blansko, erforscht von Wankel
(Mitth. d. Authr. Ges. II, 307; III, 106; VII, 125
und dieselben Bilder aus der mährischen Schweiz;
einige Hauptstücke der jetzt im k. k. Hofmuseum
zu Wien befindlichen Sammlung abgebildct im
Knnstbist. Atlas d. k. k, Centr.-Comm. I, Taf.
LXXIV f.), eine seltsame Hinterlassenschaft, der
wir als Gesammtbild aus Oesterreich kein zweites
Depot vergleichen können. In Böhmen ist es
14*
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108
Referate.
wieder die jüngst so gut erforschte Umgebung
von Pilsen, welche aus ihron Tumulis namhafte
Beiträge zur Kenntniss der Hallstattcultur in den
Norddonauländern geliefert hat. Vgl. Szombathy’ s
Bericht in den Annalen des k. k. n. h. Hofmuaeums
Bd. III, Notizen, S. 89 und 129, ferner Pa-
matky archaeologicke, Bd. XII, S. 289, 343, Taf.
XV bis XVI. Im Gebiet des Uslawaflnsses hat die
Bevölkerung zur Hallstätter Zeit, wie schon er-
wähnt, theilweise die älteren bronzezeitlichen
Tumuli zu ihren Bestattungen benutzt. DieGrab-
hQgel, welche sie selbständig errichtete, sind stets
niedrig, oft so klein, dass sie kaum über das um-
gebende Niveau hervorragen. Die Leichen wurden
in einzelnen Fällen unverbrannt beigesetzt, in an-
deren verbrannt und in Urnen bestattet. Charak-
teristische Beigaben sind: eiserne Lanzenspitzen
and Hackmesser, kleine Messerchen. Bronzearm-
ringe, darunter ein grosser hohler Oberarmwulst,
desgleichen auch die Byciskäla zwei Stücke geliefert
hat. Fibelu sind selten, Thongefäase dagegen sehr
häufig — bis zu 25 Stück in einem Grabhügel —
und meist graphitirt, Ein besonders merkwürdiger
Fund besteht in den Resten eines Wagens und
reichen Pferdegoschirres, wobei wir uns erinnern,
dass auch unter den Byeisk&ln-Funden Bruchstücke
eines prunkvollen Fürstenwagens eine besondere
Rolle spielen. An fünf Orten fanden sich h&ll-
stättische Grftberdepots un vermischt, in ebenso
vielen in und zwischen den bronzczeitlichen Tumulis.
In der näheren Umgebung von Pilsen sind zwei
Orte dnreh Grabhügel aus gleicher Zeit bemerkens-
wert!), worin sich charakteristische eiserne Schwer-
ter und Lanzenspitzen, grosse Armringe, breite,
mit Bronze verzierte Lcdergürtel, Pferdegeschirr,
Bronzeschüssel mit getriebenen Figuren u. dgh
gefunden haben. Szombathy bemerkt , dass das
südwestliche Böhmen geradezu ein classischer Bo-
den für das Stadium der wichtigsten Perioden
unserer Urgeschichte ist und findet die Bedeutung
dieses Gebietes speciell in dom glücklichen Um-
stande begründet, dass in diesen Grabhügeln so-
wohl Hallstatt- als Bronzezeit durch zahlreiche,
deutlich getrennte Funde charakterisirt seien. —
Dio in älterer Zeit bekannt gewordenen Funde
aus der Hallstattperiode Böhmens sind von Undset
(das erste Auftreten des Eisens, S. 43 f.) nach
seinen Studien im Nationalmuscum zu Prag zu-
sammengesteüt worden.
Wir können uns nicht mehr dabei auf halten,
Böhmen und Mähren als Fundgebiet der aus den
Publicationen hinlänglich bekannten Urnenfelder
näher ins Auge zu fassen. Diese Depots mögen
von einer ärmeren Bevölkerung herrühren, als die
Erbauer der Tnmuli waren, nnd reichen wahr-
scheinlich aus der jüngeren Steinzeit in die ver-
schiedenen Metallpcrioden, manchmal sogar bis in
die La -Tene- Periode herunter. Niedorösterreich
nördlich der Donau bildet hier eine Fortsetzung
der Sudeteuländer. Aus Böhmen sind zu nennen:
Libocbowan nächst Tatschen (ed. Heger, Mitth.
d. Anthr. Ges. XIII, 180), Horcnowco, Racitz,
Hohentraut bei Königgrätz (ined.), Rossitz bei
Pardubitz (Andrian in Mitth. d. Anthr. Ges. I,
227) and Ncudorf bei Cholzen (Heger im V.
Ber. d. präbist. Comm. d. k. Akad. d. Wissensch.),
aus Mähren Muglitz nnd Trschitz, Mönitz, Brano-
witz und Prikaz, zumeist von Wankel erforscht,
in dessen Sammlung Undset 1876 die jetzt im
k. k. Hofrouseum bewahrten Funde studiren konnte.
Neben unverzierten Gelassen von alterthümlicher
Plumpheit und Formlosigkeit, welche fast in all
diesen Friedhöfen Vorkommen, erscheinen hin and
wieder Vasen mit feinen und charakteristischen Or-
namenten, wonach man zu Schlüssen auf das Alter
und die Dauer dieser Gräberstatten theilweise be-
rechtigt ist. Immerhin gehört die Zeitbestimmung
derselben zu den schwierigsten Fragen, welche der
Urgeschichtsforschung in einem weiten Gebiete
Mitteleuropas gestellt sind.
V. La-Tene- Periode.
Noch vor sieben Jahren fand Undset, als er
im einleitenden Capitel seines Werkes über das
erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa die
archäologischen Fundgruppen im südlichen und
mittleren Theile des Contineuta in Umrissen dar-
stellte, die älteBto Eisenzeit in Mitteleuropa durch
zwei nicht nur zeitlich, sondern auch räum-
lich gesonderte Alterthümergrnppen vertreten.
Scharf ausgeprägt, schienen sio zugleich verschie-
dene Gebiete zu beherrschen. Die La-Tene-Gruppe
schien sich in einem Gürtel durch das mittlere
Deutschland bis nach Böhmen zu ziehen und ab-
wärts durch das westliche Ungarn nach Italien
hinabzugreifen , wodurch sie bogenförmig ein
Gebiet umspannte, auf welchem die andere, die
Hallstattcnltur , besonders stark auftritt. Es be-
zeichnet einen der erheblichsten Fortschritte der
österreichischen Urgeschichtsforschung, dass wir
seither zu ganz anderen Gesichtspunkten über dio
Vertheilung dieser Gruppe gelangt sind — und
das wesentlich durch die Arbeit de« Spatens. Höch-
st etter wollte 1883 der Hallstätter Cultur die ganze
lange Dauer des letzten Jahrtausends vor unserer
Zeitrechnung zutheilen,dennnin den österreichischen
Alpen kennen wir bis jetzt wenigstens noch keine
Gräberfelder aus der La-Tene- Periode*. Aber schon
auf der Klagenfurter Wauderversammlung der
Wiener Anthropologischen Gesellschaft 1885 konnte
J. Szombathy uuter Hinweis auf eine Reihe
jüngst erhobener Docnmente eine gänzliche Ver-
änderung der Sachlage constatiren. Die Ent-
deckungen auf der Gurina in den Gräberfeldern
von Nassenfuss, Wallitschendorf, St. Michael in
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Eeferate.
109
Krain, Prozor io Kroatien and Mechel io Tirol be-
rechtigten ihn zu dem Ausspruch, dass schon dieses
Material binreiche, um in das Profil der prähisto-
rischen Schichten der Ostalpen die La-Tcne-Periode
definitiv als durchgehende Schicht aafzuoehincn
(Mitth. d. Anthr. Ges. XV, S. [103])« Während St.
Michael mit dem gemischten Inventar seiner jünge-
ren Gräber aus der spät-hallstättischen in die
La-Tene-Zeit hineinreicht, zeigen die Nekropolen
von Prozor, Nassenfusa und Mechel, sowie die An-
siedelung auf der Gnrina einen noch längeren Be-
stand, da sie mit ihren Fundstücken bis in die
römische Cultnrperiode hinübergreifen , woraus
hervorgeht, dass an diesen Localitäten beiläufig
während der ganzen Dauer des weströmischen
Reiches eine Bevölkerung ansässig war, welche
alle Wandelnngen der Cult ur mitmachte, ohne sich
von ihren Wohn - und Begräbnissplätzen völlig
wegrücken za lassen.
Ohne die wichtigen Resultate der Ausgrabun-
gen zu kennen, welche die Herren Ljubic, Besch-
ul au n und Campi in kroatischen, krainischen und
tirolischen Nekropolen eben damals gemacht hat-
ten, war Dr. 0. Tischler auf Grund des von der
Gurina und einzelnen anderen Fuodplätzen vorlie-
genden Materials zu derselben von Hochstetter's
These abweichenden Ueberzeugung gelangt (in
Meyer's rGurinatt, S. 36 f.). Kr findet in Oester-
reich alle die einzelnen Phasen der La-Tene-Zeit,
wie man sie westlich constatirt hat, vertreten,
und wenn sie noch nicht überall in gleicher Voll-
ständigkeit vorliegen, so giebt nichts Anlass, eine
längere Dauer der vorhergehenden Cultur anzu-
nehmen. „Wir haben also nicht verschiedene
gleichzeitige locale Gebiete vor uns, sondern überall
dieselbe Folge.“
Dabei ist jedoch, wie die Fund Verhältnisse der-
zeit liegen, ein Hauptunterschied zu beachten,
auf welchen zuletzt Sznmbathy in den Mitth. d.
Anthr. Ges. XV11I, S. [93], anlässlich der Vorlage
von Gräberfunden aus Nassenfuss aufmerksam ge-
macht hat. Während das nördliche Verbreitungs-
gebiet der La-Tene-Cultur in Oesterreich (Böhmen)
in besonders starker Weise an der älteren Stufe
dieser Cultur theilnimmt und hierdurch als homoge-
nes Glied der von der Champagne durch Süddeutsch-
land bis in das westliche Ungarn reichenden Zono
erscheint, fällt es auf, dass in den krainischen und
küstenländischen Nekropolen die Früh - La - Tene-
Formen nahezu gänzlich fehlen und dass selbst in
der Uebergangsatation St Michael die Mittel -La-
Tüne-Fibel (mit verbundenem Schlussstück) bereits
in Gesellschaft der spät-hallstattiscben Certosofibel
auftritt. Dieses Verhältnis kann dazu dienen,
die Zeit etwas näher zu bestimmen, in welcher in
Krain die ältere Cultur von der gallischen abgelöst
wurde. Da sich einzelne Früh-La-Tene-Formen
isolirt schon in vielen Nekropolen der Hallstatt-
Periode gefunden haben, so scheint es doch, dass
die Herrschaft der letzteren Cnltur in den Ostalpen
etwas länger gedauert hat, als in Frankreich and
Süddentscbland. Das Volk haftete mit zu grosser
Zähigkeit an seinem alten Formenschutz, als dass
sich eine wirkliche Früh - La - Teoe - Cultur hätte
etablireu können, und so kam es, dass die gallische
Cultur erst etwas später mit den Kelten selbst zur
Herrschaft gelangte.
In dem folgenden Nachweis der Hanptfunde
aus den beiden grossen Verbreitungsgebieten der
La-Tene-Cultur in Oesterreich bestehen derzeit
noch viele Lücken; aber wir sind mit Tischler
(in Meyer's „Gurina“, S. 36) der Ansicht, dass sich
diese immer mehr füllen werden. Die bis 1881
bekannten La-Teoe-Funde aus Böhmen hat Und-
set (Das erste Auftreten des Eisens, S. 45 ff) zu-
sammengestellt. Dazu kam seither hauptsächlich
der Massenfund von Dux (s. Berger in den Mitth.
d. k. k. Centr.-Comm. 1882, S. LXXX; Hey er io
Mitth. d. Antbr. Ges. XI, 80, und Parnatky,
Archaoologicke XII, Taf. III f.), die Reihengräber-
fände von Neu-Bydzow (s. Schneider in Mittb.
d. k. k. Centr.-Comm. 1882, S. 84, und 1884,
S. LXVIII) und die reichen Grabbeigaben von
Ober-Kschel (Parnatky XII, Taf. XXII f.) Einige
kleinere Funde aus Böhmen und Mähren sind im
Kunsthistorischen Atlas der k. k. Centr.-Comm. I,
Taf. LXXXIX zusamuiengestellt, andere habe ich
in den Sitzungsberichten der Wiener Anthropolo-
gischen Gesellschaft Bd. XVIII und XIX nach-
gewiesen. Ueber La-Tene-Funde in Niederöster-
reich vergleiche des Referenten Aufsatz in den
Mitth. d. Anthrop. Gesellsch. Bd. XIX. Salzburg
hat in Gross -Arl und auf dem Dürenberg bei
Hallein, Vorarlberg in Lautrach (s. Mitth. d. k. k.
Centr.-Comm. 1881, S. 88), Tirol in Moritzing
und Mechel La-Tene-Funde aus Gräbern geliefert
(s. Kunsthistor. Atlas d. k. k. Centr.- Com miss. I,
Taf. XC, LXVIII und LXV). Aus Oberösterreich
ist das in Hallstatt gefundene Prachtschwert, wel-
ches Lindenschmit in der A. u. H. V., Bd. IV,
Taf. 32 eben jetzt wieder abbildet und kurz als
etruskisches bezeichnet, zu erwähnen (s. Sacken
in Mitth. d. k. k. Centr.-Comm. 1875, S. 1). Aus
Kärnten kommen namentlich die Funde von der
Gurina hier in Betracht. Aus Krain war der Ilelm-
und Fibelfund von Weisskirchen unweit St. Mar-
garethen schon früher bekannt (s. Mitth. d. Anthr.
Ges. XIII, 210), wurde aber als vereinzeltes Vor-
kommen nicht in Rechnung gezogen. Die erste
Nachricht von den epochemachenden Entdeckun-
gen gallischer Bcgräbnissplätze bei Nassenfuss und
Wallitachondorf gab Deschmann in einem Vor-
trage auf der Klagenfurter Versammlung der An-
thropologischen Gesellschaft 1885 (Mitth. XV,
S. [70]). Vergl. das von Deschmann heraus-
gegebeue photographische Album des Laibacher
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110
Referate.
„Rudolfinum“. Die Tafeln zu einer in Vorberei-
tung begriffenen Puhlication über diese Funde
waren fertig, als Deschmann unlängst starb. In
den Mitth. d. Anthr. Ges. XVIII, S. [93] zieht
Szombathy eine Parallele zwischen Nassenfuss
und St. Michael, und findet die Gräber an erste-
rem Orte etwas jünger, als die an dein letzteren.
Die allgemeinen Unterscheidungsmerkmale für den
jüngeren Fundort seien: vollständiges Aufhören
der Hallstatt-Typen, Seltenerwerden der Beile, Ver-
mehrung der Schwerter, Auftreten von Schildern
mit den charakteristischen Buokeln und von ver-
schiedenen jüngeren Formen bei Waffen und
Scbmncksachen. Der Autor vermuthet, dass die
von Westen einherschreitunde gallische Transgrea-
sion dos östlicher gelegene Naaseufuss um so viel
später erreicht habe, als den Fundort von St.
Michael.
Die bedeutendsten Ausgrabungen allerjüngster
Zeit sind im Küstenlande gemacht worden, woran
die La -Tone -Periode (abgesehen von einigen in
die Uebergangsperiode aus der ersten Eisenzeit
fallenden Grabfunden von St. Lucia) namentlich
mit dem reichen und mannigfaltigen Inhalt der
Flachgräber von Idria bei Baca theilniramt. Leider
ist über diese jetzt im k. k. Hofmoseum ausgestell-
ten Funde noch keine Publication erschienen. Ein
Theil der eng begrenzten Nekropole zeigt noch, wie
in don jüngeren Gräbern von St. Michael Hallstatt-
Formen mit den La-Tene-Typen vergesellschaftet
sind. Die Mehrzahl der Gräber ist von solcher
archäischen Beimischung vollkommen frei und steht
— worauf namentlich die Geräth- und Werkzeug-
formen hindeuten — bereits unter dem Zeichen
des beginnenden römischen Einflusses.
Soviel in raschem Rundblick über die bisheri-
gen Arbeiten und Ergebnisse anf dem Gebiete
der österreichischen Urgeschichtsforschung. Wir
scblieeseu hier ab, ohne die für unser Ländergebiet
quasi geschichtlichen Perioden der römischen Welt-
herrschaft und der Völkerwanderung zu berühren,
obwohl dieselben in Museen und Zeitschriften meist
neben den bisher betrachteten Culturstufen dar-
gestellt und behandelt werdeu. Diese Trennung
lässt sich theoretisch leichter durchführen als
praktisch. Unabweisliche Forderungen, insbeson-
dere manche Lücke, welche die archäologischen
und historischen Studien hier noch empfinden
lassen, nöthigen auch die Urgeschichtsforscher
Oesterreichs, wenn sic ihrer Aufgabe, den Anschluss
an die Zeiten gesicherter historischer Kenntniss
zu erreichen, genügen wollen, diese späteren Knt-
wickelungsphasen in den Kreis ihrer Forschungen
aufzunohwen.
2. Graf Alexei ßobrinskj. Die Kurgane und
die zufälligen archäologischen Funde in der
Nähe der Ortschaft Smela. Tagebücher fünf-
jähriger Ausgrabungen. St. Petersburg 1887.
Folio. 170 Seiten Text mit 2 Karten und
24 Tafelu. (Russisch). Kypruflu n. cjy-
i'HÜHbiH apxeojornrecKiJi hhxojkh 6jh3%
JCkcTl’MKU. CMtiU. /f HCBHIIKH nflTHJ liTHW XI
pacKonotnb Tp. AjckcIm üoöpiiucKaro. C.
ilcTepöyprfc 1887.
Graf Alexei Bobrinskj, Präsident derkaiserl.
russischen Archäologischen Commission in St. Peters-
burg, veröffentlicht in einem glänzend anBgestatte-
ton, vortrefflich gedruckten und reichlich mit Abbil-
dungen versehenen Werke die Resultate seiner Aus-
grabungen in den Jahren 1879 bis 188t» im Kreise
Tscherkask (Gouvernement Kiew). Die Kurgane
bei Smela haben das gewöhnliche Ansehen , es
sind kuppelförmige Erdaufschüttungen von ver-
schiedener Höhe und verschiedenem Umfange.
Gräber finden sich sowohl in den Erdaufschüttnn-
gen als auch darunter im Erdboden selbst. So-
genannte Maidane, d. h. ringförmige Kurgane,
sind selten. Ebenso selten sind Erdwälle, bis-
weilen sind zwei bis drei KurgAne durch einen
Krdwall mit einander vereinigt. Hier und da
fanden sich Gorodischtschen (alte Wohnplätze).
Kurgaue sind über ganz Russland verbreitet ;
im Norden sind wenige, im Süden viel vorhanden.
Die Fragen, was für eia Volk die Kurgane er-
richtet bat, wann das geschehen, sind noch immer
nicht beantwortet.
Der Verfasser beschreibt der Reihe nach die
aufgegrabenen Kurgane und die daselbst gemachten
Funde. Wir können hier bei diesem Referate nioht
alle Einzelbeschreibungen wiedergeben, sondern
müssen uns auf die allgemein zusamraenfassendeu
Resultate beschränken.
I. Die Kurgane zwischen dem Flusse Sere-
brjanka und dem Sumpfe Irdyn. Von 30 hier
befindlichen Kurganen wurden 11 untersucht.
Der Kurgan Nr. II ist interessant., er enthält Gr&bsr
aus zwei verschiedenen Zeitepochen; einige Ske*
lette liegen unter dem Niveau des Erdbodens in
hölzernen Grabgewölben, einige Skelette liegen
darüber in der Erdaufscbüttung; die ersten
sind älter, die andern sind jünger. Offenbar ist
der Kurgan ursprünglich wegen der vier Leichen
errichtet worden, die unter der Erdaufschüttung
Kegen. Die Grabgewölbe (Grabkam tnern) bestanden
aus einem hölzernen Boden, auf welchem vier
Säulen standen, die ein Dach trugen; in den so
gebildeten Raum war derTodte gebettet. Darüber
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Referate.
111
wurde der Kurgan errichtet. In diese Erdauf-
Bchüttung bettete man später andere Leichen, wahr-
scheinlich wurde d&bei der Kurgan durch neue
Erdinatsen vergrossert. lieber die Zeit der Be-
stattungen lässt sich nichts sagen; die Knochen
sind fast ganz zerfallen; Gegenstände wurden bei
den tiefer liegenden Skeletteu nicht gefunden. Boi
den oberflächlich liegenden Skeletten fand man
Bronzesachen nnd thönerno Urnen. Zwischen
den Bestattungen der tiefen nnd der oberfläch-
lichen Schicht scheint ein grosser Zeitraum zu
liegen.
Auch in den Knrganen (VIII bis XII) fanden
sich zwei verschiedene Beatattun gs weisen : ältere
Skelette unter den Erd bügeln in besonderen
Gruben, jüngere Skelette im Hügel selbst.
Unter jedem Kurgane liegen einige Meter tief in
dem weiblichen Lehmboden die eigentlichen Gräber :
in jedem Grabe ein menschliches Skelet mit dem
Kopfe nach Westen, die Beine meist gekrümmt;
in einzelnen Gräbern haben sich nur die Reste
des hölzernen Grabgewölbes erhalten. Die Knochen
sind eigentümlich roth gefärbt. Neben den
Knochen liegen nur kleine geschliffene Feuer-
steine und einzelne Thonscherben. Die Gräber
selbst sind meist 1,4 bis 2,1m lang, 0,70 bis
1,75m breit, 0,18 bis 1 in tief. Der Kurgan IX
gehört einer späteren Periode an ; das Skelet liegt
im Hügel selbst, beim Skelette liegen Topfscberben,
Schafsknochen, grob gearbeitete Schmucksachen
aus Knochen. Die Knochen sind roth gefärbt.
Auf der Brust des Skelettes ein geschliffener Feuer-
stein.
Der Kurgan VIII enthielt thönerne Scherben,
eiserne Gegenstände, verbrannte Menschenknocben
und sehr viel verbrannte Thierknochen. Ans dem
ermittelten Befunde lässt sich auf folgenden Bau
schliessen :
Im Erdboden werden Gruben gemacht, in
welche man die Todten bettet. Ueber den Todten
wird aus Holz ein Grabgewölbe errichtet, dann
wird das Grab mit Schwarzerde gefüllt, ein Scheiter-
haufen aufgebaut, angezündet und Thiere geopfert.
Nnn wird ein Hügel aufgeworfen von etwa 2,5 m
nnd mit dicken Balken in Form eines zugespitzten
Daches belegt und abermals ein Scheiterhaufen
errichtet. Beim Verbrennen des letzteren ver-
brennen natürlich auch die Balken des Daches.
Nun wird früher oder später die Erdaufschüttung
bis auf 4,2 m erhöht und abermals mit Balken
belegt, welche beim Opfern verbrennen. Schliess-
lich wird Alles mit Erde beschüttet.
Auf der Juijew-Höhe stehen fünf Kurgane,
darunter ein sogenannter Maidan; in den Kor-
ganen wurden nur vermoderte Meoacbengebeme
gefunden. Der Maidan bot aber ein besonderes
Interesse, weil er Gräber beherbergte. (Die
Maidane sind ringförmig, an einer Stelle offen
und enthalten keine Gräber, es sind dieselben also
nicht als Grabhügel aufzufssaen.) Die Skelette
lagen in dioken, ausgehöhlten Baumstämmen :
darüber waren sehr starko Stämme gelegt , nur
einzelne Thonscherben befanden rieh bei den ver-
fallenen Knochen. Ob der Maidan ursprünglich
als Grabhügel aufgeschüttet worden ist, oder ob
ein einfacher Kurgan nachträglich zu einem
Maidan umgeformt worden ist, lässt sich nicht
entscheiden.
Man muss schliessen, dass das Volk, das diese
Kurgane errichtete, auf einer sehr niedrigen Cnl-
turatufe stand; es besoss Feuerstein geräthe und
grobe Thongeschirre, begrub »eine Todten. Bei
weitem entwickelter ist der Volksstamm, welcher
die schon fertigen Hügel benutzte, indem er seine
Todten in dieselben hineinbestattete. Hier Anden wir
Urnen, Schalen, Teller, Feuersteingerathe, knöcherne
Gegenstände; in der oberen Schicht eines Hügels
sogar ein bronzenes Pferdegobiss, eine Pfeilspitze,
in einer anderen ein eisernes Pferdegebiss and
ein eisernes Messer. Was das für Völker waren,
lässt sich nicht feststellen.
II. Die Kurgane am rechten Ufer der
Serebrjanka gehören in dieselbe Zeit hinein.
Die Gräber liegen unter dem Erdhügel, jeder
Hügel bedeckt vier Leichen. An Gegenständen
wurden noch gefanden, einige geschliffene Feuer-
Hteingerfithe, einige Thonscherben ; bei einer Lei che
lag am Halse ein kupferner Schmackrest; im
Grabgewölbe eines Knrgans lagen thönerne Töpfe,
eine kupferne Urne und ein kupfernes Pferde-
gebiss. Keine Spur von Eisen. Unter den knö-
chernen Gegenständen ist der Mittclhandknoohen
eines Rindes mit zwei gebohrten Löchern erwäh-
nenswert!). Reste eines Scheiterhaufens, verbrannte
Thier- nnd Menschenknochen sind nachweisbar.
Handelt es sich dabei um Menschenopfer oder um
Menschenfresserei ?
In einem der zwei Kurgane, welche denen am
linken Ufer der Serebrjanka sehr ähnlich sind,
stiess man bei einem Skelet auf ein eiserne»
Schwert, doch stammt das betreffende Skelet offen-
bar aus einer viel späteren Zeit als der Kurgau
selbst. Im Kurgan Nr. XIV waren neben dem
Grabgewölbe, in wolohem das Skelet eine» Menschen
lag, kleine Gräber, gefüllt mit Thierknochen,
Fruchtkernen, aber auch darunter menschliche
Knochen. Auffallend ist die Menge kleiner Knochen
von Nagern an verschiedenen Stellen der Kurgane.
Dienten die Nager den damaligen Menschen als
Nahmng? Wurden sie vielleicht als Opforthiere
benutzt? Vielleicht geschah beides.
III. Die Kurgane am linken Ufer des Flusses
Tjäamin. Aus der grossen Zahl der hier befind-
lichen Kurgane wurden 15 (XVI bis XXXI) auf-
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112
Referate.
gegraben. In zwei KurgAnen zerfallene Knochen
in hölzernen Grabgewölben , einige Feuerstein-
messer; die Knochen haben eine eigentümlich
rothe Färbung; eine bronzene Platte, ein eisernes
Messer , Bruchstücke eiserner Sachen scheinen
zufällig in den Kurgan geraten zu sein, vielleicht
gehören sie zu einer später im Kurgan bestatteten
Leiche.
Unter vielen kleinen Kurganen befand sich bei
Cholodnj Jar ein grosser Kurgan in der Gestalt
eines anregelmässigen Maidans. Beim Nachgraben
erwies sich die centrale Einseukung des Kurgans
als eine frühere menschliche Wohnstätte: zer-
spalten«? Thierknochen, Feuersteingeräthe, rothe
Topfscherben wurden daselbst entdeckt. Im Kur-
gan selbst stiess man auf zerschlagene Menschen-
knochen, die mit Thierkuochen untermischt waren.
Hatte hier ein Menschenopfer stattgefunden? Auch
das Sprungbein (Talus) wilder Ziegen wurde ge-
funden — Spielknochen V Die in der Umgebung
liegenden kleiueu Kurgane sind nur theilweise
Grabhügel ans alter Zeit; in einem Grabe wurde
ein geschliffenes Steingeräth aufgefunden. Einige
Kurgane waren l>ereits früher aufgegraben und
beraubt Die gefundenen menschlichen Knochen
sind woiss. Die Skelette sind nicht geknickt,
sondern liegen gestreckt auf dem Rücken. Alles
deutet darauf hin , dass es Gräber einer viel
späteren Zeitepoche sind ; die alten Gräber wurden
nie ausgeraubt Zu lläupten der Todten lagen
Knochen von Rindorn und Schafen, einmal auch
von Schweinen; stets handelte es sich nnr um einige
wenige Knochen; daneben lag ein eisernes Messer.
Wahrscheinlich war es die dem Todten mitgege-
bene Nahrung. An Culturgegcnst&nden wurden
entdeckt: thönerne Gefasse, Spuren hölzerner
Gegenstände, Reste von Geweben, allerlei Sachen
aus Stein, Glas, Bronze, Gold, Cbalcedoo , auch
Luxussachen und WTafTen, die Reste der Lanzen-
schäfte noch hier und da nachweisbar. Interessant
sind grosse platte Scheiben aus Birkeurinde zu
den Füssen des Todten; vielleicht die Reste einer
Fussbekleidung. Daneben grosso steinerne Platten,
kleine abgerundete Steine (Schleudersteine V), vier-
eckige, dünne Schieferplatten (Schleifsteine?) und
Pfeilspitzen, Messergriffe aus Knochen, bronzener
Spiegelgriff, durchbohrte Thierzähne, Sprungbein
von Ziegen (Spielknochen V) Das interessanteste
Stück ist ein aus Knochen geschnitzter Thierkopf;
Löwenkopf mit geöffnetem Rachen und vorgestreck-
ter Zunge; wohl der Griff oder Knopf einer Waffe
(abgebildet S. 70). Ferner Perlen ans Glas, aus
Knochen, aus Bernstein, kleine rundliche Platten
aus glasäbnlicher Masse, welche durch Einwirkung
der Luft in Staub zerfielen. Auf einer solchen
Platte war eine weibliche Fignr zu erkeunen;
eiserne Lanzenspitzen, bronzene, dreikantige Pfeil-
spitzen, Spiegel, Armbänder, Ringe, Ohrringe, die
über das Ohr gehängt wurden. In einem offen-
bar früher schon ausgeraubten Kurgane: kleine,
viereckige goldene Plättchen mit der Abbildung
eiues Greifs; ein Cylinder aus Chalcedon , auf
welchem ein gesatteltes Pferd mit gestutztem
Schweif und Mähne, darüber eine assyrische ge-
flügelte Kugel, die geflügelte Sonne, Zeichen der
Gottheit, eingeschnitten int.
Welchem Volke gehörten die Kurgane der
gefundenen Gegenstände an? Waren es vertriebene
Hellenen ? Waren e« Gelonen ?
IV. Bei Gnläi-Gorod, eine Ortschaft nahe bei
Smela, stehen ausserordentlich viel Kurgane, wohl
400 dicht gedrängt bei einander; sie gehören aber
einem anderen Typus, als die bisher beschriebenen
Kurgane an. Es wnrden 20 Kurgane untersucht
(XXXIII bis L1II), doch waren viele davon bereits,
um beraubt zu werden, schon aufgegraben worden.
Es lassen sich zwei Arten der Bestattung unter-
scheiden: Bei der einen Art hat man eine grosse
Grube 2 m tief, 7 m lang und breit gegraben ; am
Boden dieser Grube machte man vier kleine Gruben
und in jeder der letzteren bestattete man einen Tod-
ten; daneben standen einige thönerne Gcfässe, kei-
nerlei andere Gegenstände. DieW'ände der Gruben
waren aus Holz, darüber lag ein hölzerner Deckel,
der die Grabkammer verschloss. Auf diesem Deckel
fanden andere Leichen ihren Platz in einem Raume,
der auch durch einen Deckel verschlossen wurde:
es lagen somit die Leichen in zwei Etagen über
einander. Die roh gearbeiteten Urnen zerfielen
an der Luft sofort in Stücke. Der Kurgan der
anderen Art war folgendvrmaassen errichtet:
Im Erdboden eine viereckige Grube , 2 m tief,
2,8 m im Durchmesser; der Boden mit Holz aus-
gelegt; an den Ecken vier Säulen, welche einen
hölzernen Deckel tragen, durch welche die Grab-
kammer verschlossen wird. An den Wänden der
Grabkammer liegen die Skelette auf dem Rücken,
den Kopf nach Westen; die Knochen zerfallen bei
Zntritt der Luft in Staub. Als Beigaben der
Todten bronzene und eiserne Gegenstände, Spiegel,
Nadeln, Pfeile, ein Pferdegebiss, eine sehr einfache
(Taf. IX), aus einem gebogenen Draht gemachte
Fibel, allerlei Sachen aus Stein, Glas, Knochen,
Holz, Thon und Leder, gar keine ans Gold and
Silber. Bei einem Vergleich der Knrgane von
Guläi-Gorod mit denen in Smela ergeben sich
folgende Unterschiede: die Gräber io Guläi-
Gorod sind reich an Bronzegegeustftuden von
bestimmter, aber grober Beschaffenheit; die Bronze
erinnert an die des Kubanfundes im Kaukasus, Edel-
metalle sind nicht vorhanden. Die Gräber bei
Smela dagegen besitzen Gegenstände von etwas
weicherer Bronze, hier ist der Einfluss griechischer
Kunst offenbar zu spüren.
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Referate.
113
V. Ein Standquartier und eine Werkstitte
aus der Steinzeit am Fasse des Jurjewhügels. Am
Ufer den jetzt völlig versumpften Flusse» Irdyn,
der vielleicht einst ein schiffbarer Zufluss des
Dnjepr war, wurden bei Gelegenheit eines Strassen*
baue» allerlei Sachen unter der Humusschicht ent-
deckt: Scherben, tbönerne Geschirre, Schalen,
irdeDe Spinnwirtel, etwa 1500 Feucrsteinsplitter,
ein Schleifstein, verschiedene Steingerät he, Feuer-
steinmesser, Schaber, dreikantige und vierkantige
Pfeilspitzen und viele Nuclei. Ferner stiess mau
auf Spuren einer Feuerstätte, auf Kohlen und zer-
Bpaltene Thierknochen. Unter den Thierknochen
liesaen sich erkennen : Pferd, Kind, Schwein, Hirsch,
Fuchs, wilde Ziege; die grossen Knochen waren
der Länge nach gespalten , einzelne Knocheu
schienen bearbeitet. Die thünernen Schalen stamm-
ten von dickwandigen Gebissen, welche nicht auf
einer Drehscheibe gefertigt worden waren. Der
Thon war stark mit (^uarzkörneru durchsetzt.
VI. Anthropologische Bemerkungen.
(Hierzu die Tabelle auf umstehender Seite.) Der
Verfasser bat die in den Kurganeu gefundenen
Schädel und Knochen gemessen und die Maasse
tabellarisch zasammengestellt. Die Maasse sind
nach Broca und Topinard genommen. Den
Bemerkungen, welche der Verfasser der Tabelle
voranschickt, entnehmen wir Folgendes:
Es ist jedesmal der grösste Längsdurchmesser,
sowie der grösste Q ucrdurch messe r genommen
worden. Geschlecht und Alter der Skelette ist
durch Combination der Merkmale an den einzelnen
Knochen bestimmt worden. Die Enden der Kranz-
uaht waren an den Schädeln der Kurgane sehr
häufig verknöchert; es scheint die Verknöcherung
früher einzutreten, als Topinard annimmt,
lieber etwaige Verunstaltungen der Schädel will
der Verfasser sich nicht äusaern, weil die sich bei
der Bcurtbeilung der fraglichen Verhältnisse ent-
gegenstellenden Schwierigkeiten sehr gross sind.
Alle gut erhaltenen Schädel , die offenbar einer
späteren Zeitepoche angehören, lassen keinerlei
Verunstaltung wahrnehmen. Die Schädel der
älteren Zeit sind grötintentheil» zerbrochen, aus-
einandergefallen ; nur selten gelang es , einige
Stücke zusammenzuklche». Die ältesten Schädel
sind auffallend lang, einige so lang, dass sie schwer
als menschliche Schädel zu erkennen sind. Zum
Theil mag die LaBt der Erde die Schädel zusammen-
gepresst und dadurch verlängert haben, zum
Theil scheint es aber doch , als ob die Schädel
künstlich zuHam mengedrückt »eien; danach wäre
die auffallende Länge- der ('harakter einer be-
stimmten Kasse. Viele der Schädel, sowie der
Schädelfragmente siud, wie bereits oben bemerkt,
roth gefärbt und haben dadurch ein eigentüm-
liches Ansehen. Unregelmäßigkeit der Nähte ist
Archiv für Anthr«fH>ii>gie. Dil. XIX.
selten. Grosse Wormsche Knocheu sind »eiten.
Die Foraraina parietulia sind oft gross. Das Pterion
hat stets die Gestalt eines U. Die Schläfenlinie
schneidet die Sutura coronalis mitunter sehr hoch,
in Folge dessen sind die beiden Frontaldurch-
messer, der oljere wie der untere, bei den ältesten
Schädeln einander fast gleich. Bei einigen der
ältesten Schädel fehlen die Areas superciliaris ;
bei eiuigcn Schädeln liegt zwischen den Stiru-
höckern und den Are. supercil. eine etwas vertiefte
Zone, wodurch die Stirn ein eigentümliches An-
sehen erhalten hat. Die ältesten Schädel haben
eiue stark fliehende Stirn, die Schädel der ober-
flächlichen Schichten buben eine senkrecht auf-
steigende, »teile; die Schädel au» den Gräbern bei
Cholodnju halten etwa die Mitte. Die obere Fläche
der Schädel ist meist platt und eben. Die Protub.
occipitalis externa (posterior) ist gewöhnlich stark
vorspringend und deutlich, der untere Abschnitt
des Hinterhauptsbeines ist flach. Abgeplattet. Die
Knochen sind zart, doch tritt das Jochheiu stark
vor; die Schädel sind prognath, die Kinnbacken
oft sehr kräftig. Die Zähne meist noch aus-
gezeichnet erhalten; sie siud oft, z. B. bei den
Schädeln der ältesten Zeit stark abgeriebeu. Die
Knochen des Stammes und der Extremitäten sind
gross und stark mit starken Mnekelhöckero; die
Musculatur der Oberarme und Vorderarme muss
eine sehr kräftige gewesen sein. Die Fossa ole-
crani ist oft durchbohrt. Das .Schenkelbein ist
oft „s&ulenartig“ ; Lin. asper. fern, kräftig. Das
Schienbein ist mitunter säbelförmig, du» Waden-
bein oft gekrümmt. Viele Knochen zeigen Spu-
ren von Schlägen, von vernarbten Wunden und
Narben. Im Stirnknochen aus dem Kurgan
XXII steckte ein Pfeil. Au zwei oder drei Schä-
deln des ältesten Typu» sind runde Löcher zu
bemerken, die vielleicht als Trcpaülöcher zu deu-
ten Bind. Die Capacitat der Schädel konnte wegen
des schlechten Zustandes derselben nicht gemessen
werden.
VII. Zum Schlosse berichtet der Verfasser
über eine lieihe zufällig gefundener Gegenstände,
welche einzeln beschrieben und abgebildet worden
sind. Wir müssen uns hier damit begnügen, nur
ganz allgemein die Kategorien zu nennen, nach
denen die gefundenen Sachen geordnet sind. Es
werden beschrieben : 1. Steingeräthe. 2. Brouzuge-
räthe. 3. Gegenstände aus Eisen, 4. Gegenstände
aus Knochen. (Darunter ist aafgezühlt und auf der
Tafel VI, Fig. 11t in natürlicher Grösse ein Würfel
abgebildet, der an einer Fläche das Bild eines
Hammers zeigt. Der Verfasser weiss nicht, wie
er diesen Fund deuten soll. Offeubar ist es ein
Würfel, der zu dem bekannten Spiel „Glocke and
Hammer“ gehört I) 5. Gegenstände aus Thon.
6. Gegenstände aus Gla». Perlen: 7. Eine Perle
15
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Skelette
114
Referate.
Referate.
115
der finnisch-ugrischen und der indogermani-
schen Völkerfamilie. (Verhandlungen der
gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat.
Bd. XIII. Dorpat 1ÖÖ8, S. 141» bis 408.)
Unter dem angeführten . etwas langem Titel,
giebt der Verfasser eine tleissige, sehr lesens-
werthe Zusammenstellung der Hochzeitsgebräuche
der Esten und Finnen im Vergleich mit denen
der Germanen. Diese Zeilen sollon den Zweck
haben, durch Mittheiluug einer ganz allgemeinen
Uebersicht des Inhaltes die Aufmerksamkeit der
Anthropologen und Ethnographen auf die genannte
Abhandlung zu lenken.
Die Frage nach etwaigen alten Beziehungen
zwischen den finnisch-ugrischen und germanischen
Völkern ist bisher nur auf Grundlage sprach-
licher Forschungen zu lösen versucht worden.
Der Verfasser hat es unternommen, durch ethno-
graphische Forschung die Frage zu beleuchten, und
hat dazu das Gebiet der Ilochzeitsgebräuche
gewählt. Der dabei auftaucheuden Schwierig-
keiten ist er sich wohl bewusst. „Sitten und
Bräuche haben eineu vageren , unbestimmteren
Charakter als sprachliche Formen, und die Quellen
aus alter Zeit tliessen uns hier viel spärlicher,
als auf sprachlichem Gebiet. Wer vermag uns
mit Sicherheit Kunde zu geben von den Sitten und
Bräuchen der alten Gothen? während doch ihre
Sprachen in der Bibelübersetzung Ulfila's für alle
Zeiten in herrlicher Klarheit vor uus dasteht.**
Der Verfasser nimmt nicht eine Urverwandt-
schaft jener beiden grossen Völkergruppen an,
16*
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116
Referate.
wie Anderson und Koppen es wallen. Er
hält ira Hinblick auf die Verschiedenheit der
Sprache eine Urverwandtschaft, nicht für wahr*
scheinlich. Wohl «her scheint ihm das sprachliche
Material darauf hinzuweisen, dass die finnisch-
ugrischen Völker schon in uralter Zeit mit Völkern
oder einem Volke indogermanischen Stammes
dauernd in naher oder nächster Berührung gelebt
hülien müssen — „eine Berührung, welche schwer-
lich ohne theilweiee Verschmelzung durch Blut-
mischnug gedacht werden kanu“. Der Verfasser
vermuthet, dass ein Stamm de» Gothenvolke» »ich
bi» zu einem gewissen Grude mit deu finnischen
Völkerstämmen vermischte und in ihnen aufging.
Abgesehen von diesem uralten Einfluss eine» ger-
manischen Volksstumuie* auf die finnisch-ugrischen
Stämme sind insbesondere die Esten dem Einfluss
anderer Völker unterstellt gewesen; russische,
schwedische, lettische und deutsche Einflüsse haheu
sich zeitweilig vorübergehend oder dauernd geltend
gemacht. Das darf nicht übersehen werden.
Der Verfasser versucht nun festzustellen, in
wie weit eine Uebereinstiinninng zwischen deu est-
nischen und alt-indogermanischen IlochzeiUgebräu-
chen wirklich vorliegt. Wie man diese Uebereio-
stimmung »ich zu erklären hat, ist eine weitern
Frage, und utu zur Beantwortung derselben Boden
zu gewinnen, muss der Vergleich der Hochzeit«-
gebrauche auch auf andere finnisch-ugrische Stämme
ausgedehnt werden.
Auf eine Wiedergabe der ausführlichen Einzel-
Schilderungen und der »ich daran auknüpfenden
Erörterungen muss hier verzichtet werden; e» kann
hier nur im Ganzen und Grossen der Inhalt au-
gedeutet werden.
Es werden nun der Reihe nach besprochen:
1, Ueberreste einer filteren Form der Eheschlies-
sung: Frauenraub und Kauf. 2. Werbung und
Verlobung. 3. Der Bettelgang der Braut. I. Die
passende Zeit. 5. Die Eintheilung der Hochzeit,
und die officielleu Personen, welche bei derselben
fungiren. fl. Das Verleugnen und Verstecken der
Braut, Verschliefen und Verrammeln de» Braut-
hause» u. dgl. in. 7. Unterschiebung oder Vor-
führung einer falschen Braut. 8. Das Verhüllen
der Braut. 0. Da« Betreten des Heims. 10. Das
auf den Fush treten. 11. Enges Zusammendrüngen
des Brautpaares. 1 2. Gemeinsame Speise resp.
Trank. (13. und 14. fehlt! warum?) 15. Das
Heben und Tragen der Braut und Xiedersetzen
derselben auf eine Decke oder ein Fell. 16. De«
Bräutigams Hut wird der Braut aufgesetzt.
17. Die Brautfahrt. 18. Da» Bestreuen mit
Körnern oder dergleichen. 19. Die Ceremonie
mit den Knaben. 20. Da» Umwandeln des Feuers:
Feueropfer. 21. Die Wnsserceremonien : Spenden,
die dem Wasser dargebracht werden; Ausgieseen
von Wasser; Besprengen mit Wasser. 22. Dm
Führen zum Herde und Anlegen von Brennholz.
23. Das Entlaufen oder Entfliehen der Braut.
24. Die Ceremonie der Ilaubuug. 25. Selbst-
gefertigte» Hemd, als Geschenk der Braut an
den Bräutigam. 26. Geschenke der Braut au
die Hochzeitsgesellschaft. 27. Bus Besteigen des
Brautbette« in Zeugengegenwart. 28. Tanz,
Musik und Gesang bei der Hochzeit. 29. Die
Dauer der Hochzeit. 30. Eine Zeit lang geübte
Enthaltsamkeit.
Ref. hat die Ueberaohriften der einzelnen
Capitel initgetheilt, weil aus denselben am besten
der reiche Inhalt der Abhandlung hervorgeht
(zn bedauern ist, dass ein besonderes Inhalts-
verzeichnis» der Abhandlung nicht hinzugefugt
ist). Der Verfasser hat die einschlägige Literatur
mit grossem Fleiss benutzt, doch sind ihm einzelne
wichtige die Esten und Finnen betreffende (Quellen
entgangen; so z. B. eine vortreffliche Schilderung
der finnischen Hochzeitsgebräiiche von C. H- Busch,
Ergänzungen der Materialien zur Geschichte und
Statistik des Kirchen- und Schulwesens der evan-
gelisch-lutherischen Gemeinde in Russland. 1. Bd.
St. Petersburg und Leipzig 1867, S. 145 bis 159,
(Die Finnen im Gouvernement St. Petersburg,
daselbst S. 146 bis 155, eine ausführliche Schilde-
rung der Hochzeitsgebräuche). Der II. Band.
S. 1003 bi« 1008 schildert da» Ilochzeitgfest bei
den Esten. Nicht berücksichtigt i»t ferner: Ueber
das Hauben der estnischen Dirnen (Neue Nord.
Mise. XI. Bd. 1795, S. 559 hi« 568) und Luce,
Ueber die Hochzeit» Tauf- und Begräbniss-
gi brauche der östlichen Esten (Kotzehue’a
Monatsschrift für Geist und Herz II, 199 bi» 215,
III, 275 bi« 287). Zu bedauern ist ferner, das«
der Verfasser die bezüglichen russischen Quellen
nicht ausgiebiger benutzt hat. Die umfangreiche
Abhandlung M a i n o w 1 s (Schriften »1er geogra-
phischen Gesellschaft in St. Petersburg 1885) hat
ihm im Original nicht Vorgelegen, Auch die
russische Abhandlung Schnnujew's in der Samm-
lung von Nachrichten über die kaukasischen Berg*
Völker (Bd. IV, Tiflis 1870, Hochzeit bei den Nord-
Osseten) scheint nicht in seinen Händen gewesen zu
Min; die bis zum Jahre 1876 erschienenen Bunde
jener Sammlung, sowie eiuzelne Aufsätze in den
bis jetzt erschienenen sechs Bänden der Sammlung
von Materialien zur Beschreibung der Gegcuden
und Völker Kaukasiens (Tiflis 1881 bis 1888) hätten
dem Verfasser viele Beiträge zur Charakteristik
der Hochzeitsgebräuche geliefert. Vor Allen aber
ist zu bedauern, dass der Verfasser von der treff-
lichen Arbeit de« Ethnologen N. F. Saumzow’s
in Charkow „Ueber die Hochzeitsgebräuche, ins-
besondere über die ruasischen“ (Charkow 1881,
206 S.) keine Kenntnis» gehabt hat.
Wir bleiben nach dieser Abschweifung hei
den Krgobni»sen de« Verfasser» etwas stehen
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Referate«
117
(S. 348 bis 364). Der Verfasser kommt zum Schluss,
«dass die estnische?» Hochzeitsgebräuche
mit denen der indogermanischen Völ-
ker augenfällig ü b o r e i n s t i m m c u“. Wie
ist diese Gebereinstimmung zu erklären V Darf
man daraus auf eine nähere, engere Beziehung
«genealogischer oder historischer Natur“
der Indogermanen zu den Fin n o-U grieru ,
namentlich zu den Feten schliessen, oder ent-
wickelten sich auf allgemein menschlicher Veran-
lagung in beiden Völkergruppen die gleichen Ge-
bräuche selbständig?
In Betreff der zweiten Frage ist hervorzuheben,
dass allerdings einige der eben erörterten Bräuche
allgemein menschlicher Art sind : so Ilaub und
Kauf der Frauen, die Feier der Hochzeit durch
Gesang, Musik und Tanz, die Freibewerbung.
Diese Gebräuche, da sie in den verschiedensten
Formen über die ganze Erde verbreitet sind,
können zur Begründung näherer Beziehungen
der betreffenden Vötkerfamilicn nicht verwerthet
werden. Von vieleu anderen Bräuchen kann mau
da-* nicht sagen. «Ich habe mich nach Möglich-
keit bemüht“, schreibt der Verfasser (S. 350), «mir
einen Geberblick über die Hochzeit sgchräuche
aller Völker der Erde zu verschaffen und biu dabei
zu den Ergebnissen gelangt, dass wiraller dinge
den einen oder den anderen Brauch verein-
zelt bei diesem oder jenem Volke wieder-
finden, nirgends aber begegnet uns die
ganze Serie der eben beschriebenen
Bräuche oder auch nur ein grösserer
Th eil derselben — mit Ausnahme eben
der indogermanischen und der fiuno-
ngri sehen Völker.*4
Hiernach darf man sagen, dass eine Erklärung
der vielfachen Geborcinstimmmigcn in den Hoch-
zeitHgebräucben der finnisch-ugrischen und der
indogermanischen Völker aus der allgemein
menschlichen Veranlagung unmöglich ist. Man
muss daher eine andere Erklärung suchen und
findet dieselbe in der Hypothese : Beide Völker-
gruppen haben entweder genealogische oder
historische Beziehungen zu einander. Iiu ersten
Falle weist die Uebereinstimroung auf die Urzeit,
wo beide Völkerfamilien noch ein ungetrenntes
Ganzes bilden; wir müsseu folgern, dass die Völker
stammverwandt sind. Irn anderen Falle soll die
Ucbemnstimmung durch historische Berührun-
gen und damit verbundene Beeinflussung, even-
tuell durch Mischung erklärt werden (S. 359).
Eine genealogische Verwandtschaft ist
von mehreren Forschern behauptet worden; Ander-
son und Koppen versuchten dieselbe durch
den Nachweis sprachlicher Uebereinstimiuuug zu
begründen. Nach Schröder' s Ansicht ist dieser
Versuch als verunglückt zu bezeichnen. Im
Gegi ntbcil, im Hinblick auf die grosse Verschieden-
heit und den grammatischen Bau der betreffenden
Sprachen ist die Hypothese etwas unwahrscheinlich.
Die Uebereinstimmung von den Hoch zeitsgebri* li-
ehen beider Völkerfumilien spricht eher dafür
als dagegen; «aber“, sagt der Verfasser (S. 359),
«wir haben kein Recht, dieser Erklärung Kaum zu
geben, so lange eine genealogische Verwandtschaft
der finnischen und indogermanischen Sprache so
wenig naebgewiesen erscheint, als es jetzt der
Fall ist. Vor der Hund tnnss von einer genealo-
gischen Verwandtschaft der beiden grossen
Völkerfamilien abgesehen werden.
Ein anderer Weg der Erklärung der Ueber-
einstimmung in den Hochzeitsgebräuchen liegt
nun in der Annahme historischer Berührungen
und Beeinflussungen der beiden Völkerfamilien
untereinander. „Es erscheint wahrscheinlich, «lass
der finnisch-ugrische Stamm, als er ungetrennt
eiu finnisch-ugrische* Urvolk bildete, also ganz in
prä historischer Zeit, bereits mit Indogermanen
— sei es nun mit einem oder mehreren Stämmen, sei
es auch mit dem indogermanischen Urvolke selbst —
in nahe Berührung und Beziehung getreten ist.“
Damals nahmen dieselben von den Indogermanen,
mit denen sie sielt zum Theil wohl auch mischten,
Wörter und Wurzelworte auf. In jener Periode des
prähistorischen Zusammenleben* könnet» nun
ebenso auch eine Reihe von Hochzeitsgehräucheu
von den Indogermanen auf die Fiuncu übergegatigen
■ein. Später haben dann einige der finnisch-ugri-
schen Stämme noch andere und wiederholte Beein-
flussungen durch indogermanische Stämme er-
fahren; in Folge dessen konnten sich noch mehr
indogermanische Sitten und Gebräuche ••inbürgern.
Dies gilt namentlich von den Esten; bei ihnen tritt
unter allen finnisch-ugrischen Stämmen die Ueber-
einstiinuiung ihrer Hockzeitsgebräucke mit denen
der Indogermanen an stärksten hervor. «Betrachtet
mau ihre Hochzeit »gebrauche speciell (§. 363), so
erscheinen die hatten geradezu wie ein „Bruder-
volk“ der indogermanischen Völker, was »ich von
den anderen finnisch-ugrischen Stämmen, ver-
schieden abgestuft , nur im geringen Grade
behaupten lassen“.
Gegen das Ergebnis» Schröder’«, dass aus
der Thatsache der vielfachen Gebereinstimmungen
in den Hochzeitsgebräuchen auf eine lange an-
dauernde Berührung der Finno-Ggrier und der Indo-
germanen geschlossen werden muss . ist gewiss
nichts einzuwenden ; zumal da die Resultuto der
Sprachforschung dieses Ergebnis« bestätigen. Man
darf, hierauf »ich stützend, annehmen, dass in vor-
geschichtlicher Zeit Finnen, Ugrier und Indoger-
maneti ihre Wohnplätze neben einander gehabt
und auhalteud mit einander in Verbindung ge-
standen haben. Aber sollte »ich für diese Bezie-
hung in prähistorischer Zeit kein anderer
Ausdruck finden als historisch? wie der Verfasser
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118
Referate.
«ich ausdrückt. Es ist doch sehr sonderbar, von
einer historischen Beziehung zweier Völker-
gruppen in prähistorischer Zeit zu reden!
Sollte »ich nicht ein anderer Ansdruck zur Be-
zeichnung der Beziehungen finden lassen?
Auch gegen den Ansdruck „Brudervolk* muss
lief. Bich wenden. Da» Wort „Brudervolk* bedeutet
itn ethnographischen Sinne unbedingt eineStanim-
ver wandt Bchaft ; davon will der Verfasser aber
nichts wissen; er gebraucht das Wort nur im über-
trageneu Sinne und erzeugt dadurch vielleicht
Missverständnisse.
Die Esten sind unzweifelhaft ein „Brudervolk*
der Finnen und der Liren , aber niemals ein
Brudervolk der Germanen !
Die letzten Aeusserungen des Verfassers
(S. 354) verlassen gänzlich den Boden ethnogra-
phischer Forschung und leiten anf da» Gebiet
baltischer Politik hinüber — was sollen dieselben
hier? Sie hätten füglich fortbleiben müssen!
Zum Schlüsse kann der Berichterstatter eine
Bemerkung nicht unterdrücken. Der Verfasser
wendet neben zahlreichen Fremdwörtern sehr viele
haitisch-deutsche Wörter an. z. B. Marschall (statt
Brautführer oder Schaffer), Ehesack, quästen (mit
Ruthen in der Badstuhe schlagen), Brautkasten,
Hr&utkastentanz und andere mehr. Solche Worte
sollten entweder vermieden oder mindestens er-
klärt werden. — in.
4. Die Grösseuverhältnisse der Schul-
kinder im Schnlinspectionsbezirke
Freiberg von Mediciualrath Dr. Arthur
Geissler und Richard Uhlitzsch, Kmid.
d. höh. Schulamtes. 14 Seiten. 4tt. Mit einer
Tafel. (Separatabdruck au» Heft I und II
d. Jahrg. XXXIV der Zeitschrift des köuigl.
sächsischen statistischen Bftreaus.)
Die vorliegende statistische Abhandlung bietet
dem Anthropologen viel Interessante» und Neues
dar und das ist der Grund, warum wir hier Über
dieselbe so eingehend berichten. Seit Quetelet
hat man da» Ziel der Anthropoiuctrio darin gesucht,
alles Typische iin Menschen zu erforschen , bei
gleichzeitiger Beobachtung aller der Verschieden-
heiten, wie aie durch Geschlecht, Alter, Rasxe,
sociale Lage u. s. w. gegeben sind. Messungen
erwachsener Personen mit besonderer Bevorzugung
des männlichen Geschlechts sind vielfach ans-
geführt, Messungen noch nicht ausgewachsener
Personen sind seltener gemacht worden, obgleich
dieselben wegen der Wachst hums Verhältnisse ein
besonderes Interesse in Anspruch nehmen. Die
Verfasser berichten in Kürze über die Unter-
suchungen von Bowditch in Boston 1879. von
Robert» 1877, von Pagliani 1879, von Eris-
mann (Russland 1888), von Ketelmann in
Hamburg 1877. Im Jahre 188b hat dann der
köuigl. sächsische Bezirksschulinspector Schulrath
Lohse eine Messung Ȋmratlichor Schulkinder
des Bezirks Freiberg augeordnet, weil er beob-
achtet hatte, dass die vorhandenen Schulbänke
für einen grossen Theil der Kinder nicht passten.
Die Zeit der Messungen fiel in den Monat
Peceniber; für jedes Kind wurde eine Zählkarte
ausgestellt und auf derselben Ort, ('lasse, Namen,
Geburtsjahr und Tag und die Korpergrosse in
Centimetem verzeichnet. Da Herr Schulrath
Lohse in Folge seiner Versetzung nach Zwickau
die Bearbeitung des durch jene Erhebung gewon-
nenen Materials nicht übernehmen konnte, so über-
gab er das Material der Direction des königlich
sächs. St&t. Büreaun, woselbst die oben genannten
Herren die Bearbeitung Vornahmen.
Eine Tabelle A. (S. 12 und 13) lässt die Vor*
theilung der Schüler auf die eiuzeinen Lebensalter,
sowie auf die beobachtete Körperlänge erkennen.
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, dass im Ganzen
21 173 Kinder im Alter von G'/j bis 14 Vf Jahren,
darunter 10343 Knaben und 10 830 Mädchen,
gemessen wurden.
Die Kinder schwanken in den einzelnen Lebens-
altern zwischen folgenden Grenzen :
Alter
Knaben
Mini
»hen
6*/| ht»
7 .Jahre
104
bi«
1 1 3 cm
103
bis
112 cm
7 *
8
„
108
■
117
107
a
117 .
8 .
9
„
114
*
122
j*
112
„
120 „
9 n
10
„
118
128
116
.
126 ,
11
„
123
131
121
131 „
11 *
12
n
127
136
.
125
„
136 a
1 2
13
s
131
m
140
„
132
„
140 B
13 *
14
i»
136
146
a
137
,
148 „
ober
14
*
139
n
150
*
13«
a
152 „
Weiter bestimmen die Verfasser das arith-
metische Mittel der Körperlängo und erhalten
dann :
«va
Atter
bis 7
Jahre
Knaben
108,6 cm
Mädchen
107,9 cm
7
•
8
.
112,6 ,
112,0 „
8
9
,
117,6 „
116,7 „
9
a
10
•
122,1 a
121,5 ,
10
*
11
„
126,7 „
126,1 „
11
a
12
»
130,6 „
131,0 „
• 12
*
13
135,5 „
135,5 .
13
„
14
*
140,1 ,
141,6 „
über
14
a
144,1 ,
145,5 .
Hieraus erhellt als wichtigstes Resultat, dass
die Mädchen hiszura 11. Jahre hinter den
Knaben an Grösse, wenn auch nur um
ein Weniges, zurückblieben, dass aber
von diesem .fahre an die Mädchen das
U e berge wicht gewannen und behielten.
Dies Resultat weicht von dem t^uetelet’schen
ganz und gar ab, ist aber auch schon anderweitig
festgestellt worden.
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Referate.
119
Weiter ist bemerkenswert!»: Die dem Berg-
mnnnsstandc entstammenden Kinder sind fast aus-
nahmslos kleiner, die Kinder der Bürgerschulen
dagegen durchweg grösser, als die überhaupt ge-
messenen Freiberger Kinder. Es bleibt das gültig,
auch wenn mau die für die Mittrdwcrthe berechneten
Correcturen nnbringt. Man darf danach annehmen,
dass die verschiedenen socialen Verhältnisse, unter
denen die genannten Kinder leben, die physische
Entwickelung derselben wesentlich beeinflussen.
Eine Tafel stellt graphisch in sehr übersichtlicher
Weise das betreffende Verhältnis« der Grösse dar.
Im Weiteren prüfen nun die Verfasser die
Mittel wert he. Sie berichten kurz über die ver-
schiedenen Methoden , die Schwankungen der
Mittelwerthe Zu erkennen und zu kennzeichnen.
I h e r i n g schlug den Oscillationaexponenten vor ;
Wagner, Mayr, Oettingen haben die durch-
schnittliche Abweichung der Einzelglieder von ihrem
Mittelwerth als Kriterium und Maassgrösse der
Schwankungen betrachtet, lieber die Genauigkeit
der Mittelwerthe, sowie über die speciellere Grup-
pirnng der Einxetmeisongen geben die Oscillations-
exponenten aber keine Auskunft. Das kann aber ge-
schehen durch Anwendung der Wahrscheinlichkeits-
rechnung, und zwar durch die Methoden, die aus
dem Gaus»1 sehen Fehlergesetz hervorgehen, wie
zuerst Quetelct, dann Lexis, dann Ref.
(L. Stieda, Die Anwendung der Wahrscheinlich-
keitsrechnung in der anthropol. Statistik iu diesem
Archiv Bd. XIV, 8. 167) gethan. Die Verfasser
machen nun einige Bemerkungen über die Berech-
tigung dieses Verfahrens und unterziehen dann die
gefundenen Reihen einer näheren Prüfung mit
Hülfe der Formel
ZÖ
r — ± 0,8453
n
Hiernach sind die Abweichungen Ö ohne Rück-
sicht auf die Vorzeichen zu addiren, die Summe
durch die Zahl der Einzelrnessungen zu dividiren
und der (Quotient mit 0,8453 zu mnltipliciren,
um die wahrscheinliche Abweichung r der Einzel-
messungen zu erhalten.
Die genannte Rechnung für die Reihe aus-
geführt, ergiebt für die einzelnen Altersgruppen
folgende Wert he für r:
Alter
Knaben
Mädchen
6*/
2 bis
7 Jahre
4-
3,4488 cm
4-
3,5926 cm
7
8
»
3,6841 „
3,7362 ,
8
9
■
3,8546 *
3.8293 h
9
10
n
4,0067 .
3,7785 ,
10
11
4,2181 ,
4,2265 ,
11
n
12
fl
4,2434 .
4,4125 „
13
■
13
,
4,5984 n
4,8013 „
13
n
14
„
4,7844 „
5,2155 ,
über
14
•
5,1479 „
4,8520 „
Hieraus geht hervor, dass diu Intervalle (4;)
mit dem Alter im Allgemeinen zuuehmen. Es ist.
das ganz natürlich, da die das Wachsthum hemmen-
den oder fördernden Ursachen bei den meisten Indi-
viduen wahrscheinlich dieselben bleiben und deshalb
den Unterschied in der Grösse der Individuen immer
merklicher hervortreten hassen. Auch hinsichtlich
des Geschlechts ist ein Unterschied deutlich be-
merkbar; die Mädchen zeigen vou 11 Jahren
grössere Schwankungen als die Knaben. Auf eine
eingehende Wiedergabe der anderen Berechnungen
müssen wir hier verzichten; diejenigen, welche ähn-
liche Berechnungen vornehmen wollen , verweisen
wir auf die Originalabhandlung , in welcher eine
Auseinandersetzung der Formel und des in An-
wendung gezogenen Integrals geliefert wird.
Sehr lehrreich ist die graphische Darstellung
eines Vergleichs der beobachteten und der berech-
neten Zahlen in Form zweier Curven (Nr. II der
beigegebeuen Tafel).
Zum Schluss stellen die Verfasser einen Ver-
gleich ihrer Resultate mit denen anderer Erhebun-
gen an. Zunächst vergleichen sie die Freiberger
Grössenvorhültnisso mit denen , die für da* ge-
saimnte Königreich Sachsen als normal betrachtet
werden, nämlich für das
normal Freiberg
Alter von
die tiröaiiie von
die Grösse von
6
bis
8 Jahren
112 bis
121 cm
107,5
bis
115,1 cm
8
10 „
12J .
131 .
1 15,7
a
124,1 .
10
.
12 „
132 „
ui -
124,2
H
133,1 „
12
•
14 »
142 „
151 „
132,8
•
142.8 .
Die normalen Maasse , verglichen mit den
Messungen im Freiberger Bezirk, ergeben als
Resultat, dass die Freiberger Kinder entschieden
kleiner sind, als nach der Verordnung der säch-
sischen Schulcommisflion angenommen wird.
Sind die Kinder des Freiberger Bezirkes aber
wirklich kleiner, als die Sclmlkindc«* in Sachsen
im Allgemeinen, so bedürfen die Maasse der ein-
zelnen Subsellientheile für die Kinder des Frei-
berger Bezirkes insoweit einer Abänderung, als sie
zu hoch sind. Besonders wird die Bankliöhe nicht
den Grössen Verhältnissen der Kreiberger Schul-
kinder entsprechen, ein Theil der Kinder würde
den Fusaboden, resp. die Fussleiste nicht erreichen.
Das hatte Herr Schulrath Lohsc damals beobachtet
und diese Wahrnehmung hatte ihn zu den Messun-
gen veranlasst. Jetzt wird die Richtigkeit der
Wahrnehmung ziffernmässig bestätigt.
Weiter vergleichen die Verfasser ihre Resultate
mit denen von Bowditch, Erismann und Que-
telet und stellen die arithmetischen Mittel in
folgender Tabelle zusammen :
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120
Referate.
Aua dieser Tabelle ergebt sich nun eine sehr
bemerkenswert!!« Tbntsnche. Nach Quetelet sind
die Knaben durchgehend grösser als die Mädchen
und dies ist bis auf den heutigen Tag als gültig
angesehen worden. Die Ergebnisse der Messun-
gen von Bowditch, Erismann, sowie die des
Freiberger Schulinspectionsbezirk* sind aber anders.
Nur bis zu einem gewissen Alter sind die
Knaben grösser, als die Mädchen gleichen Alters;
von da an werden die Mädchen grösser
als die Knaben; nach Bowditch und den
Freiberger Messungen mit dem 11. Jahre, nach
Erismann bereits mit dem 9. Jahre. Bow-
ditch und Krismaun haben dann weiter fest-
gestellt, dass diese Ueberlegenheit der Mädchen
nur bis etwa zum lti. Jahre anhält, dass dann aber
das männliche Geschlecht wieder die Oberhand
gewinnt und behält. Dass diese wichtige That-
sache nicht schon früher bekannt geworden ist, liegt
nach den Verfassern zum Theil an den seltenen
Beobachtungen über die Grösse der Mädchen.
L. Stieda (Königsberg i. Pr.).
5. Dr. Adalbert Bezzenberger, Prof, an der
Universität zu Königsberg i. Pr. Die Kuri-
Hche Nehrung und ihre Bewohner. Mit
einer Karte und acht Tcxtillustrationen. Stutt-
gart, Verlag von A. Kngelborn, 1889. 300 S.
8°. (Forschungen zur deutschen Landes- und
Volkskunde, heruusgegeheu von Kirchhoff in
Halle. III. Bd., 4. Heft.)
Der gelehrte Verfasser, der zu wiederholten
Malen das Gebiet der Kurischen Nehrung durch-
wandert hat, schildert Land und Leute der Nehrung
in eingehendster Weise. Wir lassen hier die auf
genauen archivaiischen Studien beruhenden histo-
rischen Mittheilungen über die Nehrung bei Seite
und heben zunächst hervor, dass im IV. Capitel
(S. 242 bis 283) eine U ebersicht über die prähi-
storische Zeit, sowie eine kurze Skizze der Gräber-
funde der Nehrung gegeben ist. Entsprechend
der Lage der Kuriachcm Nehrung innerhalb des
ehemaligen nördlichen Glacialgebietes, findet sich
auf der Nehrung wie in ganz Ostpreussen nichts
I’aläolithische*. Dagegen tritt auf der Nehrung
die Cultur der neolithischen Periode und
zwar der ostbaltisohen einheitlichen Cultur der
jüngeren Steinzeit mit angemeiner Deutlichkeit
hervor. Im Einzelnen stützt sich der Verfasser
auf einen Bericht Tisch ler’s und die Schriften
der physiko - ethnographischen Gesellschaft zu
Königsberg, XVIII. Bd. , woselbst die reichlichen
Ueberreste der Steinzeit der Kurischen Nehrung
in vortrefflicher Weise geschildert sind.
Bemerkenswert!» sind die Mittheilungen des
Verfassers über die Bewohner der Nehrung;
die Nehrung wird, was keineswegs allgemein be-
kannt ist, zum grossen Theil von einer lettisch
redenden Bevölkerung bewohnt. Die Familien-
gprache der eingeborenen Bevülkcruug ist beute
theil» deutsch, theils lettisch, theils littauisch,
ausschliesslich deutsch in Rositten. Neu-K unzen,
lettisch in Nidden, Preil, Perwelk, in Sarkau deutsch
ausser bei einigen älteren Leuten, die unter ein-
ander auch lettisch sprechen. In Pillkalln kann
nur eine Familie als lettisch bezeichnet werden ;
die übrigen verkehren unter einander tlieils in
deutscher, theils in littauischer Sprache, und in
Schwarzort dürften sich Lettisch und Littauisch
in den Besitz theilen. Den Ausgleich bildet in
diesen Gegensätzen theils das Hochdeutsche, theils
das eamlündiachc Platt. In Nidden und Schwarz-
ort ist das Littauiscbe zugleich Kanzelsprache, in
Sarkau und Rositten wird deutsch gepredigt. Der
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Referate.
121
Verfasser prüft nun eine Reihe literarischer Quellen
darauf hin , was darin Uber die Sprache der
Nehrungsbewohner in früherer Zeit zu ermitteln
sei, und kommt zum Schluss, dass schon io früheren
Jahrhunderten eine zum Theil lettische Bevölke-
rung auf der Nehrung sass.
Die Letten der Nehrung nennen sich „Kursi-
neeki“, d. h. Leute aus dem Kurenlande oder Kuren;
ihre Sprache nennen sie „Kursiueeka waloda“,
kurische Sprache, während die I-etton in Kurland
und Livland sich „Latweeschi“ nennen. In
Kurland ist nun aber vor dem 17. Jahrhundert
die Bezeichnung „lettisch“ nur vereinzelt aazu-
t reffen ; bis etwa 1630 nannte man die in Kurland
beim Landvolk übliche Sprache „kuriscb“ , und
ähnlich ist bb wohl auch mit dem Namen Kuren
für Lotten ergangen. Man muss daraus schließen,
dass die Lettcu der Nehrung zu einer Zeit aus
Kurland eingewandert sind, wo die Letten in
Kurland noch Kuren genannt werden. Es ist
zu verinuthen, dass die Letten aus Südwestkurland
gekommen seien. Die lettische Sprache der
Nehrungsbewohner ist theilwei.ie altertümlicher
als die ältesten lettischen Texte. Die Letten sind
nicht dainuls auf dio Nehrung gelaugt, als die
Letten Kurland und Livland in Beschlag nahmen,
sondern viel später. Auch an der sa inländischen
Küste haben in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts Letten gewohnt; dafür sprechen die
Namen der Urte: Cranzkahren, Neu-, Gross- and
Klein-Kubren. Gegen das Ende der Steinzeit und
wahrscheinlich auch während der Littanerkriege
des Ordens hatte sich die Einwohnerschaft der
Kurischen Nehrung erheblich verringert. Als fried-
lichere Zeiten kamen, ting die Kurische Nehrung
an, ihre Nachbaren in dem Grade an sich zu ziehen,
in welchem dieselben die Fischerei liebten , vor-
zugsweise also ihre lettischen Nachbareu. So ge-
wannen die Letten nicht allein anf der Kurischen
Nehruug , sondern auch auf der samländischen
Nordküste eine überwiegende Stellung.
Der Schluss der Abhandlung bringt einig«*
Bemerkungen über dieSitteu und Gebräuche, auch
über die Kleidung der Nehrungsbewobner. Heute
ist die Bevölkerung gemischt; von einem einheit-
lichen körperlichen Typus kunn keine Bede sein.
In Tracht und Sitten besteht zwischen den Letten
der Nehrung und den Littauern kein erheblicher
Unterschied. Auffallend ist die grosse Armuth der
Nehrangsletten an lettischen Liedern; nur drei
Volkslieder in lettischer Sprache sind bekannt; von
Märchen ist keine Spur zu finden. Der Haupt-
t-rwerbszweig der Bewohner i*t die Fischerei;
Acker- und Landbau sind nur in geringem Mausse
entwickelt; diu Jagd ist massig; der Handel ist
auf Fiachexport und das Kramgeschäft beschränkt.
In Schwarzort wird Bernstein gewonnen.
Der Abhandlang ist eine Karte der Kurischen
Nehrung heigegehen ; auf dieser Karte ist die alte
Pofitstrasse, welche 1828 aufgehoben wurde, genau
eingetragen. Bis 1828 war die Nehrung doch im
gewissen Sinne besucht , jetzt liegt sie still und
vereinsamt da.
Königsberg 1889. I- Stic da.
Archiv für AnUimpoU»«!«. Bd. XIX.
10
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1. Somatische un<l criminelle Anthropologie
von
Dr. Bußchan (Wilhelmshaven).
1. I.’onfo bregmatico (anti epilepti cn ra).
Studio di Michele Centonze (cou tavola).
Napoli 1889. (lieber das os bregtnati-
cum, Sonderahdruck au« der Societä
Italiuna delle scienze, Tora. VII,
Serie 3a, Nr. 3.)
Verfasser giebt am Eingänge seiner 12 Quart-
seiten umfassenden Monographie über das os breg-
inaticuni s. suprafrontale eine kurze Definition
dieses ubnorm selten au Bietenden Knochens: als
Schaltkuocheu zwischen Stirnbein und beiden
Seitenwandbeinen an Stelle der früheren grossen
Fontanelle, und schickt seinen eigenen anatomischen
Studien noch eine kurze chronologische Mittheilung
über die Kenntnis* von dieser Abnormität voraus.
Kr hält als seinen wahrscheinlichen Entdecker
(i ui utero (Günther?), der diese« „osHiculum ver-
trau trianguläre, wie es dieser Anatom benannte,
an den Stellen des menschlichen Schädels beobachtet
haben will, uhi suturae committuntur, und gleich-
zeitig r1k divinum remedium gegen die Epilepsie
»*r wähnt, si quidem Paracelso fides adhibenda
est. Somit würde dem Paracelsus, falls er wirk-
lich diesen Scbuliknochen gekauut haben sollte,
nach Centonse die Ehre der Entdeckung gebüh-
ren. Nach Hyrtl's Untersuchungen jedoch ist
unter Paracelsus der Schweizer Phil. Hüche-
n er zn verstehen, der sich selbst zu diesem grossen
Arzte latinisirte und monarcha medicomm nannte.
Derselbe empfahl den calcinirten und pulveri*»irten
Foutauellknochen gegen die fallende Sucht; von
ihm stammt daher auch der Ausdruck os antiepilep-
ticura, den man heutzutage lieber als nicht mehr
zeit gemäss fallen lassen und nicht, wie es Cen-
tonze noch thut, als gleichbedeutend mit den
modernen anatomischen Bezeichnungen bestehen
lassen sollte. — Die erste Abbildnng des uns in-
teressirendeu Schaltknochens gab Turin in seiner
Onteographin (Paris 1753); fast gleichzeitig erwähnt
seiner der Akademiker Jos. Bert in (1754). —
In neuerer Zeit beschäftigten sich mit dem os
bregmaticum eingehender Chambellan, Ficnlti
und Calori, welch letzterer für dasselbe die morpho-
logisch gerechtfertigte Bezeichnung os iuterparietale
anteriut* vorseblug. Wir Deutschen bezeichnen
diesen Schaltknochen als Fontanellknochen, x«r
Die deutschen Arbeiten, insbesondere die
eingehenden Aufsatz» von W. Gruber (in den ver-
schiedensten Jahrgängen des Vircbow' sehen Ar-
chivs) scheinen Centonze nicht bekannt gewesen
oder wenigstens von ihm nicht berücksichtigt worden
zu sein.
Centonze hat vier in der Uuiversitatssaimn-
lung zu Neapel (anthropologisches Cabinet) auf-
bewabrte Schädel mit ob hreginaticuin zum
Gegenstände »einer Untersuchung gemacht. Wir
lassen eine kurze Beschreibung dieser vier Fälle
folgen.
1. Männlicher Schädel, einem »ehr jungen In-
dividuum angehörig, aus Veröl i. Am Bregma ein
rechtwinkliger Knochen zwischen den beiden Seiten-
wandbeinen, nach rechts hin Btärker als nach links
entwickelt. Derselbe dringt in das Stirnbein (»mm
weit vor. Nähte desselben fein gezähnt. Seine
grösste Länge betragt 25 rum. seine grösste Breite
22 mm,, der (IinfAug gegen 84 mm. A ungenommen
eine leichte Plagiocephalie, weist dieser Schädel
keine weiteren Anomalien auf. Längen-Breiten-
Indcx 77,34, mithin mesocephal.
2. Gleichfalls jugendlicher männlicher Schädel
aus San Chirico. Hier zeigt der betreffende Scbalt-
knochen eine dreieckige Gestalt, und zwar mit der
B*sis nach dem Stirnbeine zu. in welche» er um
4 mm vorspringt. Er ist nach dem linken Seiteo-
waudbeiue hin stärker als nacli dem rechten hin
entwickelt. Sein» Näht» sind ebenfalls deutlich
gezähnt. Die Höhe de* Kuochendreicck» beträgt
19 mm, die Ba*is 15 mm und der Umfang ungefähr
53 mm. Sonstige Anomalitäten fehlen. Maasse
waren nur in ganz beschränktem Maasse zu nehmen;
wahrscheinlich mesocepbaler Schädel.
3. Ebenfalls jugendlicher männlicher Schädel
aus San Giovanni Campano. Der ßrcgnmknochen
zeigt ebenfalls dreieckige Gestalt , aber mit abge-
»chnittener Spitze, also ein Trapez. Er springt
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Referate.
123
mit 3 mm ins Stirnbein vor; im (Jebrigen int er
gleichmäßig nach den Seitenwandbeiuen hin ver-
breitet Die Höhe des Trapeze» beträgt 2b mm,
die Basis 20 mm, die obere Grundlinie 10,5 mm,
der Umfang ungefähr 75 mm, Lüngen-ßmteu-Iudex
32,94 mm; mithin brachvcephaler Schädel.
4. Schädel eines erwachsenen männlichen In-
dividuum» au» Altamura. Form de« Schaltknochens
ein unregelmäßige» Viereck, das vorn recht» ein
wenig ins Stirnbein vorsprmgt, sonst Aber nach
beiden Seitenwandbeinen zu gleichmäßig vertheilt
ist Seine grösst« Länge beträgt 26 mm, seine
größte Breite 20,5 mm, der Umfang ungefähr
78 mm. Die Verbindung mit dem linken Seiten-
wandbeine »st im Verknöchern begriffen, im
Ucbrigeu ist am gauzen Schädel eine links-
seitige unvollständige Synostose zu bemerken.
Längen -Breiten- Index 72,28; mithin dolicho-
cephaler Schädel.
Math dieser Beschreibung variirt die Gestalt
de» vorderen Fontancllknocheiis bedeutend, indem
derselbe bald dreieckig, bald trapezförmig oder
oblong erscheint. G ruber beobachtete ausserdem
noch verschiedene andere Formen, wie runde, ovale,
T-förmige, bis^uitformige etc. Stirnzwickelbeine.
Centonze kommt in Folge seiner Untersuchungen
zu dem Resultate, dass die rechtwinklige Form die
ursprüngliche »ei und verweist hierbei auf ein
ähnliches Vorkommnis» bei den Sauget hie reu; aus
diesem Grunde führt er die Bregmakuochen auch
auf Atavismus zurück. Wie weit Centonze Hecht
zu gehen ist, lässt »ich bi» jetzt schwer entscheiden,
zumal, da G ruber einige Falle beigebracht hat, die
da« Gegen theil zu beweisen scheinen. Die übrigen
Modilicationen in der Form de» betreffenden Scbalt-
knochcns sind nach unserem Autor als Folgen einer
stärkeren odor schwächeren Entwickelung der an-
grenzenden Kopfkuochen aufzufasseii. Wenn sich
nämlich jene vier, die grosse Fontanelle im fötalen
Zustunde cinschlicsseri Jen Kopfknochen gleich-
raäiBig entwickeln würden, so würde nu Stelle
dieser membranösen Haut der etwaigenfalls ent-
stehende ZwtHrlienknoclien ohne Weitere» die Form
derselben, also rhombische Gestalt, annehmen, eine
Thatsache, die mit Ficalti’s Beobachtungen an
Cebus- und Ateles- Arten vollständig übereinstimmt.
Nun synoatirt aber beim Menschen die satura
frontali» s. metopica, trotzdem sie verhältnissm Aasig
spät angelegt wird, dennoch bedeutend früher, als
die Interparietalnaht. Das in der Fontanelle ent-
stehende Knochenhein «tönt somit in seiner wei-
teren Entwickelung an der Stirnseite auf Wider-
stand, während es nach den anderen Richtungen
zu, als dem locns minoris resistentiae. unbehindert
an Ausdehnung znnehinen kann. Mit dieser Theorie
Centonze’» lmrmonirt auch da» auHSchliesiiche
Vorkommen von rhombischen Zwickelbeinen bei
den sogenannten Kreuzköpfen. Hier, wo die Stirn-
naht postembryonal noch offen bleibt, wird dem
Wachsthum de» Oßificationspunktes nach dieser
Richtung hin kein Widerstand entgegengebracht.
G ruber beschreibt ebenfalls einen rhombischen
Bregmaknochen bei erhalten gebliebener sutura
cruciata und Centonze führt selbst als Beweis für
seine Hypothese einen von Sergi beobachteten
ähnlichen Fall an. den er Überdies seinem Schrift-
chen in Abbildung beifügt.
Unser Autor verwahrt sich ferner gegen die
falsche Auffassung, als ob das üb bregmnticum von
einem normalen Verknöcherungspunkte seinen Ans-
gang nähme. Es glückte ihm in der That nach
langem Suchen, unter einer grossen Anzahl embryo-
naler Schädel schliesslich einen zu entdecken, der
für seine Ansicht einen sichtlichen Beweis lieferte.
Es handelte sich in diesem Falle um einen Fötus-
schädel von 4 Monaten und 20 Tagen aus der
Sammlung des anatomischen Museums in Neapel
(Fig. 7 der uns tangirenden Schrift), welcher
in seiner un verhältnismässig grossen Fontanel!«*
(20:15 mm bei 35 nun Schädchiurcbraesser) zwei
longitudinal verlaufende Zonen knöchernen Geweihs
aufwies. Die grössere dieser Koochenapangen hatte
eine Länge von II, 5 mm bei einer Breite von 1 mm,
während die kleinere nur 3: 0,9 mm maass. Wenn
dieser Fötn* am Leben geblieben wäre, so schließt
Centonze richtig, und der eine oder der andere
dieser Knochenbeine »ich nicht mit den Nachbar*
kuoohen vereinigt hätte, so wäre au» ihnen ent-
weder ein grosse« os wormianum oder ein getheilte»
os bregmaticum entstanden. — Für diese Ent-
stehung de» Fontantdlknocheus au» einem beson-
deren, also anormalen oder überzähligen Ossifi-
cntionsceutrnm glaubt Centonze ein Analogon bei
den Cebiden zu finden. Bei diesen Affen nämlich
existirt in dem in seinen mittleren Partien in die
Läugc gezogenen Stirnbeine, und zwar gerade in
diesem Tbeile, der sich gleichsam keilförmig
zwischen die Seiten wand ln> ine hiueinsebiebt, ein
besonderer Verknöcherung« punkt tür diese Stirn*
heiupurtie, welcher dem Oaaificationsceutruiii des
menschlichen o» bregmaticum entsprochen dürfte.
Hierdurch gewinnt die Auffassung Ton einem ata-
vistischen Ursprünge diese» Knochens eine feste
Stütze.
Was die Häufigkeit des Bregtnuknochens be-
trifft, so beobachtete Centonze diese Knochen*
anonialie viermal unter 400 Schädeln, mithin in
1 Proc., und zwar, wie derselbe Autor ausdrücklich
hervorhebt, nur an Schädeln männlicher Individuen.
Wenn man auch au» dieser geringen Zahl der
Fälle keinen weiteren Schluss auf das häufiger*
Vorkommen der erwähnten Abnormität bei dem
einen oder dem anderen Geschlecht ubleitcn darf,
so scheint doch nach Gruber's Untersuchungen
16*
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124
Referat«*
das männliche Geschlecht den entschieden grösseren
Procentsatz für dieselbe zu stellen. G ruber con-
statirte unter 5li mit ob bregmaticum behafteten
Schädeln aus drei Serien allein 49 männlich»
Schädel; iiu Ganzen hat er unter 11 928 Schädeln,
die durch seine Hände gingen, den vorderen Fon*
tanellknochen an 70 Exemplaren beobachtet, mit-
hin in O'ti Proc. der Fälle. Anch Sergi fand an
seinen Schädeln ungefähr denselben (0,5 Proc.) Pro-
centsatz.
Zum Schluss macht Centonze noch anf die
grosse Bedeutung dieses Knochens für den prak-
tischen Arzt aufmerksam. Nicht uur für den Gynä-
kologen ist es wichtig, die Existenz des os breg-
raaticum zu kennen, damit derselbe sich nicht beim
Touchiren etwaiger knöcherner Strange au Stelle
des zu erwartendeu grossen Fontanelle zur falschen
Diagnose verleiten lasse, sondern auch der Chirurg©
muss von ihm unterrichtet sein, auf das« er sich
nicht beim Trepanircn der Brcgmastelle — eine
Operation, der man wegen des darunter verlaufen-
den Längsblutleiters, wenn irgend möglich, aus
dem Wege gehen wird — in dem Glauben, dass
die Kronennaht vorliege, durch die Nähte zwischen
Schaltknochen und Seitenwandbeinen irre führen
lasse.
2. Sul crauio di un idiota, studio del Mi-
chele Centonze. Napoli 1889. Stab.
Tip. F. Lubrano, S. Sebastiano 5. (Ueber
einen Idiotenschädel.)
Wie Verfasser am Anfänge seines Aufsatzes
sogleich hervorhebt, bandelt es sich in demselben
nicht um eine eingehendere anthropologische Stu-
die, sondern nur um einen Vergleich zwischen dem
Schädel eines 31 jährigen Idioten mit vollständiger
Verblödung (che non hanno neppure an lampe di
ragione) und 20 männlichen normalen Schädeln
aus demselben Orte, Colla San Maguo (Terra di
Lavoro).
Auf don ersten Anblick lässt sich an dem in
Frage kommenden Idiotenschädel nichts Abnormes
entdecken. Er ist von mittlerer Capacität (1420 ccm)
und normaler Höhe, im Uebrigen mesocephal, wie
die anderen Schädel aus Terra di Lavoro. Die
Umrisse sind scharf markirt, die Muskclansätzc
schwach entwickelt. Gleichzeitig besteht mässige
Scbläfenenge. Der Gesammtanblick dieses Schädels
ist demnach gerade kein schöner, wenigstens nicht
so harmonisch, wie an den übrigen Schädeln aus
diesem Bezirke.
Centonze gieht im Anschlüsse hieran eine
ausführliche Beschreibung des krankhaften Schädels,
wobei er die Nähte im Besonderen berücksichtigt,
und stellt folgende mi ihm gefundene 15 Ab-
weichungen vom normalen Typus dieses Gebie-
tes auf:
1. Die Paccbioniscben Granulationen sind viel
ausgesprochener, als an den normalen Schädel»
(von diesen nur an fünf vertreten).
2. Atrophie der laraina perpendicularis oseis
sphenoidei.
3. Das Vorhandensein von zwei Foramina caro-
tido-clinoidea (auch au vier normalen).
4. uud 5. Das linke Felsenbein ist kleiner
als rechts; der obere Rand ist au beiden ab-
gestumpft.
6. Das Foramen rotundum ist linkerseits
grösser als recht« (auch an fünf normalen Sohftdeln
zu finden, von denen zwei nor die erste Anomalie
aufweisen).
7. Grosse tu bereu! a innominata.
8. Foramen lacerum anteriu» sehr weit.
9. Foramen lacerum posterius links grösser als
rechts.
10. Foramen condyloideuin posterius .rechts
sehr klein und fehlt links vollständig.
11. Fehlen der Foramina supraorbitalia, die
durch einen Ausschnitt am oberen Augen höhlen-
randc ersetzt sind (an zwei normalen Schädeln
findet sieb dieselbe Anomalie, and zwar an dem
einen beiderseits, an dem anderen nur rechts.
12. Fissura spheno-sphenoidaliH ist klein und
kurz, speciell im Gegensätze zu der normalen fis-
sura spheno-tnaxillari*.
13. Fehlen des Foramen roalare (auch an fünf
normalen Schädeln, von denen zwei die dritte
Anomalie aufweisen).
14. Foramen parietale sinistrum liegt unmittel-
bar an der Pfeilnaht, das Foramen dextrum dagegen
fehlt (auch an einem der normalen Schädel; der
umgekehrte Fall an zwei anderen von ihnen).
15. Der canalis incisivus anterior ist sehr
klein.
Ueber die Schädelmaasse lässt sich kurz Fol-
gendes anfübren: Die Capacität liegt wenig unter
dem Mittel der normalen Schädel, ebenso der Index
cepbalicus (77,27) und verticalis (74,43).
Wenn wir uns aus dieser Zusammenstellung
einen Schluss gestatten dürfen, so bestände derselbe
darin, dass wir unsererseits, gestützt auf eigene
Studien an vielen Irrenschädeln , die durch unsere
llände gegangen sind, und auf diesbezügliche
Untersuchungen deutscher Autoren (u. A. Som-
mer) so geringe Abweichungen vom normalen
Schädel, wie sie Centonze hervorhebt — wir
halten verschiedene derselben entschieden noch für
normal — nicht als charakteristisch für Geistes-
kranke aufzufassen gewillt sind, geben jedoch mit
Centonze gern zu. dass das Zusammentreffen einer
gewissen Anzahl von Abnormitäten an einem ein-
zigen Schädel, die sich an diesem oder jenem nor-
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Referate.
125
malen zerstreut vorfindeo, als pathologisch bezeich-
net werden können. Indessen sind bisher noch
nieht durch irgend eine diesbezügliche Arbeit
sichere Charakteristica für Irrenschädel aufgestellt
worden.
3. Ministers du commerce et de I’indn-
strie, exposition universelle interna-
tionale de 1889: Deuxiemo congrea in-
ternational d’anthropologio criminelle.
Session de Paris 1889.
Auf dem ersten fotigresse für criminelle Aiif
thropologie, der bekanntlich vor vier Jahren (1885)
in der italienischen Metropole tagte, war in der
Sitzung vom 22. November 1885 eine permauentc
Commission eingesetzt worden, deren Aufgabe darin
bestehen sollte, die erforderlichen Vorarbeiten für
eine zweite Hauptversammlnng auf demselben
Gebiete, nnd zwar in Paris im Jahre 1889 einzu-
leiten. Da dieselbe sich aus den psychiatrisch-
anthropologischen und gerichtlich -medicinischen
Koryphäen der vier Cultorstaaten Frankreich,
England, Italien and Deutschland zusammensetzte,
so wurde von ihr der einfacheren Gpschlftrieitung
wegen ein Untercomite mit den Arrangements
dienet »o hochwichtigen und viel versprechenden
zweiten C-ongresses betraut, das ausschliesslich aus
französischen Gelehrten besteht. Wir finden unter
dem Ausschuss* desselben folgende fünf Hauptver-
treter der angedenteten Richtung: Brouardcl
(als Ehrenpräsident), Koussel, Laransagne und
Mot et (als Präsidenten resp. Vicepräridenten) und
schliesslich Magitot (als Gesammtnchriftführer).
Unter den Übrigen 25 Comitcmitgliedcm rangiren
Männer wie Ball, Bertillon, Duval, Fauvelle,
Mauouvrier, Topinard, Voisin u. A. unter die
medicinisch-anthropologischen Capacitäten der fran-
zösischen Republik.
Die zweite Sitzung des internationalen Con-
g resse s für criminelle Anthropologie, die während
der Tage vom 10. bis 17. August d. J. in dem
grossen Amphitheater der raedicinisehen Facultät
zu Paris tagen soll, verspricht unter so bewährter
Leitnng schon an und für sich viel des Wissens*
werthen und Belehreuden zu bieten und dürfte
gewiss in dieser oder jener noch schwebenden Streit-
frage der jüngsten unserer Wissenschaften eiue
endgültige Entscheidung herbeiführen. Dafür
bürgen aber ausserdem noch eine Anzahl höchst
anregender Berichte und Vorträge aus dein Munde
von Fachleuten aller Nationen, welche auf die
Tagesordnung gesetzt sind.
Wir beschränken uns, aus dem uns vom Mini-
ster« du commerce et de Industrie zugegangenen
ausführlichen Prospecte die wichtigsten der bisher
angekündigten 31 Vorträge und Referate wieder-
zugeben :
I. Berichte, Referate und Fragen aus der
criminellen Biologie und Sociologie.
1. Manouvrier: Giebt es für Verbrecher be-
sondere anatomische Anzeichen? Wie muss man
dieselben deuten.
2. Bordier: Ueber Atavismus bei deu Ver-
brechern.
3. Ferri, Sergi und Co) Ajauni: Ueber deu
relativen Werth der individuellen, physischen und
sociulen Bedingungen, welche ein Verbrechen ver-
anlassen.
4. Taverui und Magnan: Die Kindheit der
Verbrecher, in ihren Beziehungen zu der ange-
borenen Disposition zum Verbrechen betrachtet.
5. Alvarez Taladriz (Madrid): Ueber das
Verbrecherthum in seiner Beziehung zur Ethno-
graphie.
6. Berenini nud Puffliese: Der ('ritninal-
process hinsichtlich der Sociologie.
7. Florette, Puglia, Alimena, Caluci und
Lessona: Die Anwendung der Anthropologie auf
die Gesetzgebung und die emlrechtlicben Fragen.
II. Sonstige Vorträge.
8. Manouvrier: Die criminelle Anthropologie
als ein Zweig der gerichtlichen Anthropologie; ihr
Platz in der Lehre vom Menschen.
9. Lacassagne (Lyon): Der Unterricht in
der gerichtlichen Mediciu auf der Rechtefacultät.
10. Anfossi und Romiti: Ueber die Möglich-
keit, dass die Mittel und Lehren der criminellen
Anthropologie zu polizeilichen Recherchen Anwen-
dung linden können.
11. Coutagne (Lyon): Einfluss des Handwerks
auf das Verbrecherthum.
12. Helmoudo und Marro: Ueber Degeue-
rationszeichen und biologische Abnormitäten bei
verbrecherischen Frauen und Mädchen.
13. Laschi: Das politische Verbrechen und die
Anthropologie.
14. de Bella: Die criminelle Anthropologie
in ihreu Beziehungen zur Sociologie.
15. Beauregard: Die criminelle Anthropologie
in der alt-ägyptischen Gesellschaft.
Mit dem genannten Congresse wird Ausserdem
eine darauf Bezug nehmende anthropologisch-cri-
minelle Ausstellung verbunden sein.
Die Theilnahme an ihm (diesbezügliche An-
meldungen sind an M. lt* docteur Magi tot, secri-
taire general da Comite d'orgnnisAtion . rue des
Saints- Peres Nr. 8 ä Paris zu richten) beträgt
20 Fr„ wofür den Mitgliedern die ("omptes ren-
ducs des travuux de 1h Session gratis zngestellt
werden.
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126
Referate.
4. M. Erb, Ueber Akromegalie (krankhaften
Riesenwuchs). Deutsches Archiv für
klin. Medicin. Leipzig 1888. .42, Bd.,
Heft 4. Mit 2 Tafeln. — J. Adler« lieber
einen Fall von Akromegalie. County
med. Abkoc. of New York 1888. —
0. Früntzel, Ueber Akromegalie.
Deutsche mediciriische Wochenschrift
1888, Nr. 32. — W. A. Freund, Ueber
Akromegalie. Mit 3 Lichtdrucktafeln.
Sammlung klinischer Vorträge, ber-
ausgegeben von H. v. Volkmnnu. Leip-
zig 1889. — R. Virchow, Vorstellung
eines Falles und einen Skeletten von
Akromegalie. Sitzungsbericht derBer-
liner mediciniscben Gesellschaft vom
1 ti. .1 a u uar 1889.
Unter dem Namen Akromegalie wurde im
Jahre 1886 von P. Marie in Paris (sur deux cas
d’neromegalie, Hypertrophie siugulicre non con-
genitale des extremites superieures, inforieureK et
cephali«|ue. Revue de Medecine 18*6, p. 297 — 333
eine neue Krankhuitserscheiming in die medici-
lösche Wissenschaft eiü geführt, die seitdem etwa
15 mal zur Beobachtung des Arztes gelangte.
Wie schon der Name besagt, handelt es sich hier-
bei um ungewöhnliche Grüssenverhältnisse an «len
Enden verschiedener Körpeitheile. Es fällt dies«!
Erscheinung im Allgemeinen zweifellos unter den
Begriff des partiellen Riesenwuchses und ist somit
auch für den Anthropologen von Wichtigkeit.
Schicken wir aus diesem Grunde eine kurze
Schilderung der in Betracht koitiiiiend«*n Symptome
voraus, wie sie Erl» an der Haiul von 1 1 bis zum
Erscheinen seiner Abhandlung beobachteten Fällen
in übersichtlicher Zusammenstellung entworfen hat.
„Meist im jugendlichen und mittleren, zuweilen
erst im späteren Lebensalter, bei beiden Geschlech-
tern — vielleicht mit Vorliebe heim männlichen —
entwickelt sich langsam und schleichend ein Leiden,
unter mancherlei unbedeutenden Symptomen (ner-
vöse Erscheinungen). Die Füsse und Hände, entweder
zu gleicher Zeit oder bald nach einander, beginnen
grösser, plumper, unförmlich, ungeschicktzu werden.
Die Fass- und Handgelenke nehmen an Umfang
zu, ebenso die, Unterschenkel und Vorderarme,
während die proximalen Tbeile der Extremitäten
mehr oder weniger verschont bleiben. Charakteri-
stisch sind die tatzenartige Entwickelung der
Rieaenhftnde, die dicken, oft kolbig aufgetrieheuen
Finger, die verbreiterten, gerieften Nägel, die ele-
phantiastUche Für ^Veränderung der Unterschenkel
und der gigantischen Füsse und Zehen. Bald kommt
es auch zu Veränderungen im Gesicht. Vergröaae-
rung der Nase, der Lippen. Hängen der gewulstetcn
Unterlippe, Vortreten des Unterkiefers, Vergrösse-
rung der Znnge, plumpere Sprache, eine mehr
Tangsovale Form des Gesichtes zeigen sich. Später
tritt dazu noch eine gebücktere Haltung durch
Veränderungen an der Wirbelsäule.
Dan Leiden schreitet allmälig, anfangs «»ft in
etwas rascherem Tempo, fort bis zu einer gewissen
Höhe, die etwa nach drei bis fünf Jahren erreicht
ist. um dann stationär zu bleiben, oder doch nur
noch ein ganz langsames Fortschreiten erkennen
zu lassen. Die Untersuchung lässt dann leicht
festste Han, dass es im Wesentlichen die Knochen
sind, welche di«* Missbildung bewirken, dass da-
gegen die Hautgebilde und das Unter baut zcllge webe
uur am Kinn uud an den Lippen, an den Händeo
und Fingern (besw. an den Fusssoblen und Zehen)
einen gewissen Antheil an derselben haben. .. .**
Wir ersehen aus dieser Schilderung, dass sich
manche Erscheinungen ergeben, aus denen wir
auf eine gewisse Verwandtschaft zwischen par-
tiellem (Akromegalie) und allgemeinem Rieseu-
wuchstf schltessen dürfen. Andererseits lassen sich
aber doch zwischen beiden pathologischen Zustanden
haarscharfe Grenzen ziehen. Wie Virchow her-
vorbebt, sind es bei der Akromegalie stet« nur
einzelne Knochen, die übermässiges Wachsthum
zeigen. Dies tritt am deutlichsten bei einem Ver-
gleiche zwischen den Längcnverhültnissen von
Fugs und ganzem Körper zu Tage. Beim normalen
Menschen verhalten sich die Fusslunge zur Körper-
lange wie 1 : 6; bei universalem Riesenwachsthum
wird «lieRes Verhältnis* entsprechend der Zunahm«-
der Körper länge abnehmen. Bei partiellem Riesen-
wacitsthuni dagegen nimmt es zu. wie folgende Ta-
belle zeigt:
—
Normal’
Kiese
Kiese
Ries*’
Fall von
Fall von
Mensch (
Murphy
Winkelineyer
Ütte
Virchow
Freund
Verhältnis)« der PusttUlng«» zur
ganzen Körperlänge . . . .
1 : 6
1 : 7
1 : «,:* 1
1 : H,4
!
1 :
l : 5. V
Das excessive Wachst hu in betrifft, wie schon
oben hervorgehoben , uur die Knochen. Genauere,
bei einigen Sectionen Angestellte Untersuchungen
haben ergebet), dass an dieser Erscheinung im
Wesentlichen eine Hyperplasie und östeopbyten-
hiidung des K nochenge webe« schuld ist. „Von
den Knochen der Phalangen au, durch die Mittel-
hand- und Mittelfusskuochen . durch die lland-
und Fusswurzel hindurch bis zu den Knochen des
Vorderarmes und Unterschenkels, viel seltener
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.Referate.
127
den Oberarmes and Oberschenkels lässt sich diese
Hyperostose constatircu. Sie betrifft viel weniger
den Längs - als den Breiten* und Dickendurch-
messer der Knochen und ist an dein epiphypären
Abschnitte mehr ausgesprochen als an der Dia*
physe.“
Ueber die Natur nnd insbesondere die Aetiologie
der Akromegalie besitzen wir bis jetzt noch zu
wenig Anhaltspunkte. Die Fälle von Leontiasis
ossea können zum Vergleiche nicht mehr heran*
gezogen werden, denn bei diesem Zustande bleiben
die Kxtremit&ten fast immer von den knolligen
Knochenanftreibungen frei, und umgekehrt sind
bei Akromegalie in keinem der bisher beobachteten
Fälle wesentliche Veränderungen im Gesichte jemals
constatirt worden. Auch die Osteitis deformens
muss vom Vergleiche ausgeschlossen werden; es
fehlt ja bei der Akromegalie die eigentliche Diffor-
raität der Gelenke, die von jener Affection mit Vor-
liebe befallen werden.
Das bis jetzt vorliegende Sectionsiuaterial ist
zu spärlich, als dass man aus ihm Aufschlüsse er-
halten könnte. Klubs fand bei seinen Obductionen
allgemeine Hyperplasie des Bindegewebes und ex*
cesaive Proliferation des Blutgefässapparates bis
in die kleinsten Gefasso hinein, sowie Hyperplasie
der Thymusdrüse und der Hypophysis de« Gehirns.
Erb führt drei Möglichkeiten für die»« Organ Ver-
änderungen an; entweder entstehen sie auf dem
Wege des tropheneurotischeu Einflusses, oder durch
Production von chemischen Stoffen, oder endlich
durch Anssendung von mit grösserer plastischer
Energie, mit abnormer Keim- und Vermehrungs-
fähigkeit begabten Elementen, welche in den ver-
schiedenen Körpergeweben diese Wucherungen
veranlassen. Klubs schliesst sich der letzten
Möglichkeit an. Er hat die Hypothese aufgestellt,
das« di«* persitttironde und hyperplastische Thymus-
drüse An giobl asten in erhöhter Menge liefere, und
in den Itlutstrom entsende, und dass diese dann
der Ausgangspunkt für die weit verbreitete Gelass-
und Gewebswucherung worden. Jedoch ist diese
Theorie sehr ins Wanken gebracht worden durch
einen von Ewald beobachteten Fall, bei dem von
einer Schwellung der Thymus nicht die Hede war.
Einen gunz anderen Weg zur Aufklärung der
uns interessirenden Affection schlägt Freund in
Meinem Aufsatze ein, indem er ihre Entstehung auf
die Entwickelungsgeschiclite zurücki’übrt.
Wie hinlänglich bekannt, überwiegt beim Neu-
geborenen im Vergleich zum erwachsenen Menschen
die Schädelkapsel anverhältnissmassig den Gesichts*
schädel, nnd ebenso der Rumpf die Extremitäten.
Mit fortschreitender Entwickelnug gestaltet sich
dieses Verhältnis« aber umgekehrt. — Das Grösse n-
wachsthum des Menschen ist hauptsächlich auf ein
Wachsen der Gnterextreinität zurückzuführen.
Bisher war die Annahme allgemein üblich, dass
das von den horizontal aaegestreckten Armen ge-
gebene Maas« die Gesaunutkörperlituge daratellc.
Freund verwahrt sich entschieden gegen eine
allgemeine Gültigkeit dieses Grundsatzes und will
ihn nur für die Vorpubertätsperiode gelten lasten:
nach der Geschlechtsreife nämlich bildet sich das
Verhältnis» zu Gunsten des Arinmaasses. Wie
Roberts gezeigt hat, nimmt der Arm im Alter
zwischen 4 und ö Jahren nur um das Doppelte,
bei voller Entwickelung aber uro das Vierfache zu.
Die Unterextremitäten wachsen aber noch schneller
und in relativ grösserem Verhältnis» als die Ober-
extreinit-äten, denn mit 25 Jahren haben sie sich
gegen die Gebart verfünffacht. Die Kopfböhe
nimmt von der Geburt an bis zur vollendeten Ent-
wickelung nur um das Doppelte zu.
Wir hohen oben schon hervor, dass beim kind-
licben Kopfe der Gesichtstheil relativ viel kleiner
ist, als die Scbädelkapsel. Nach Langner nehmen
bald nach der Geburt schon alle drei Hanptdimen-
sionen des Gesichtes mehr zu, als die entsprechen-
den des UirnschudeU. Auch die Zunahme der
einzelnen Gesichtstheile ist verschieden. ( j u c t e -
let’s Messungen haben ergeben, dass der untere
Tbeil des Gesichtes bi» zur Geschlechtsreife wieder
schneller wächst, als der obere. — Das Negerkind
wird nach Pruner-Bey ohne Prognathie zur
Welt gebracht und erhält erst bei beginnender
Mannburkeit die vom Weiten so charakteristisch
abweichende Umwälzung in den Formen nnd Ver-
hältnissen des Skelets. Die Kinnladen erhalten
das Uebergewicht ohne eine genügende (Kompen-
sation des Gehirns. „ Wahrend bei dem Weisaen
das massige Wuchsthum der Kinnladen und der
üe»icht*knochen vollständig erreicht, ja noch ü ber-
ieten wird durch die Entwickelung oder vielmehr
die Vergrösserung des Gehirns, namentlich der
\ orderlappet] desselben, so liudct das Gegentheil
beim Neger >tatt. Die Prognathie kann wenigstens
tbeilweise als das Resultat der Wirkung der Unter-
kinnlade auf den conccntrisclien Bogen des Ober-
kiefer» betrachtet werden. An das Zustandekommen
der Prognathie hat der Kiefer einen wesentlichen
Antheil. Der Unterkiefer ist weit kräftiger, mas-
siver als beim Wuissen.“ Ganz dieselben Er-
scheinungen zeigen sich beim Affen. ln ihrer
Jugend sehen die Anthropoiden dem Menschen
noch am ähnlichsten; je weiter ihr Alter fort-
sebreitet, um so mehr tritt ihre abschreckende
Thierälmlichkeit zum Vorschein, die sich vor Allein
in dem schnauzenartigen Vorspringen der unteren
Gesichtspartien kund giebt. Dieselben Vorgänge,
wie beim Neger und beim Affen, lassen sieb uach
Freund auch beim Akromegalisclien constatiren.
Hier erreicht der Unterkiefer ebenfalls eine exces-
•ive Grösse.
Komim-n wir jetzt noch einmal auf die Extre-
mitäten zurück. Schon White hatte im Jahre
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128
Referate.
1794 am Lebenden die Beobachtung gemacht, dass
der Unterarm beim Neger im Vergleich «um Ober-
arm länger sei ala beim Europäer. Uumpbry
machte später auf dieselben Verhältnisse am Beine
aufmerksam. Nach C. Vogt tritt diese Umwand-
lung beim Neger zur Zeit der Mannbarkeit ein
und stimmt ganz mit denselben Erscheinungen
überein, welche sich bei den Anthropoiden zeigen.
„Der Oberarmknochen übertrifft hei allen mensch-
lichen Kassen, sowie bei allen menschenähnlichen
Affen die Unterarmkuochen unzweifelhaft an Länge,
allein während das Uebermaass bei der weinen
Rasse am grössten ist, nimmt es beim Neger
schon ab, sinkt beim menschenähnlichen Allen
anf das kleinste Maas» und schlägt endlich bei den
amerikanischen Affen in das Gegentheil uro.1* —
Die Aehnlichkeit in der übernormalen Wachsthums-
zunahme am Unterarme und U nterachenkel bei der
Akromegalie und den gleichen Processen bei den
Affen und Negern springen ohne Weiteres in die
Augen. Es dürfte sich somit bei der Akromegalie
am einen Rückschlag, um einen atavistischen Vor-
gang handeln. Diese Theorie von Freund hat
zweifelsohne viel für sich und giebt zur Zeit eine
genügende Erklärung.
Als eigentliche Endursache der geschilderten
Vorgänge dürfte die Klebs’sche Hypothese von
der excessiven Gefässentwickelung hcrbuiznziehen
sein. Für die enorme Entwickelung der Theile
des Negergesichtes, welche durch ihre Ausdehnung
und Vorsprung anf einen Rückschritt in der Bil-
dung weisen, die Schläfenbeine und Kiefer, glaubt
Pruner-Öey eine Vergrösserung der carotis ex-
terna, welche genannte Gebiete mit Blut versorgt,
als Ursache aunchmen zu müssen. Für die An-
thropoiden fehlen bisher noch die dieshezüglchen
Untersuchungen. Freund räth daher, dieser Frage
auch experimentell näher zu treten. Vielleicht
besteht bei Akromegalie ehenfalls eine weite carotis
externa; an den befullcnen Knochen und Knorpeln
wenigstens fand Klebs „allenthalben übermässige
Vnscularisation*, worauf die Wucherungen der-
selben zurückznführeu sind. Unzweifelhaft besteht
bei Akromegalischen eine gewisse Diathese für
Erweiterung und Wucherung der Gefäase, die sich
sogar vererben kann, wie der von Fräntzel beob-
achtete Fall von gleicher Erkrankung bei Vater
und Tochter beweist. — Der Umstund, dass die
meisten der bisher bekannten Fälle mit der Zeit
der Pubertät zusammentielen, hat Freund dazu
bestimmt, grosses Gewicht auf diesen Zusammen-
hang zu legen. Doch scheint die Geschlechtsreife
für diu abnormen Waebsthurasvorgänge nicht die
grosse Rolle zu spielen, welche ihr Freund zn-
dictirt. Denn in dem FräntzeF sehen Falle zeigte
die Tochter schon vor dem elften Jahre deutliche
Erscheinungen derselben Affection.
5. Binder, I. Assistenzarzt an der Königlichen
Heil- und Pfleguanstalt Schossenried. Das
MoreFscbe Ohr. Eine psychiatrisch-
anthropologische Studie. Mit einem
Holzschnitte. Berlin 1889. Hirschwald'*
Verlag, gr. 8".
Die sogenannten Dogenerationnzeichen , d. h.
das Zusammentreffen von abnormen anatomischen
Merkmalen mit Symptomen von Geistesstörung
sind sowohl von Seiten der Psychiater, als auch
der Anthropologen mehrfach schon zum Gegen-
stände wissenschaftlicher Untersuchung gemacht
worden, insbesondere beschäftigten sich Morel,
Wildermuth, Knecht, Lombroso und v. Hol-
der erfolgreich mit dieeem Thema.
Binder hat von diesen vielen als „Stigmata
hereditatis“ beschriebenen Merkmalen auf körper-
lichem Gebiete eines herausgegriffen, das jedweder
Untersuchung leicht zugänglich ist, und dasselbe
zum Gegenstände seines Studiums gemacht: die
degenerirten Ohrformen. Dass Verfasser gerade
das Ohr zum Gegenstände wählte, dazu veranlassen
ihn Beweggründe mancherlei Art: einmal der Um-
stund, dass gerade die Ohrverbildungen mit den
Störungen der psychischen Functionen iu keinem
directen Zusammenhänge stehen, wie die« etwa bei
Asymmetrie des Gesichtes oder abnormer Gaumen-
bildung der Fall ist, zum andern, dass diese Miss-
bildung vorzugsweise bei Geisteskranken sehr
häufig angutroffen wird, and endlich, dass, wie wir
soeben erwähnten, die Ohrmuschel sehr bequem
der Inspection zugänglich ist. Diesen letzteren
Vortheil suchte Binder auch auf alle nur mög-
liche Weise auszunutzen, d. h. überall, wo er mit
grösseren Menschoumassen in Berührung kam, wie
auf Aasstellungen, Volksfesten, Eisen ha bnfahr-
ten u. a. m. So wurde es ihm auch möglich, an
der Hand eines überaus reichlichen Materials ein
abgeschlossenes Ganzes in Gestalt des uns vor-
liegenden Aufsatzes zu liefern.
Es sei uns gestattet, die interessantesten Re-
sultate in Kürze daraus wiederzugeben. Was zu-
nächst das Verhalten des Läppchens betrifft, io
konnte Binder an Geisteskranken 38 Proc. abnorm
gestalteter Läppchen constatiren: von ira Ganzen
354 geisteskranken Personen besassen 22ü normale
Ohrläppchen, 1 23 dagegen die genannte Missbildung.
Unter diesen 128 abnorm gestalteten Läppchen fan-
den sich 29 total fehlende, 83 breit und spitz an-
gewachsene, 12 äusserst dürftig gestaltete und
4 Fälle, wo das Läppchen nur auf einem Ohre ab-
norme Gestalt aufwies. Sollen diese Zahlen von wirk-
lichem Werthe sein, so muss mau ihnen die Häufig-
keit der in Betracht kommenden Abnormität bei
Gesunden gegenüberstellen. Da überrascht es nun,
von Binder zu hören, dass ein Drittel Gesunder,
also annähernd so viel wie Geisteskranke, ange-
w ach so ne Läppchen aufwoiseu. Da Bind er sich hier-
Digitized by Google
Referate.
129
bei anf ein Material von mehreren Tausend Per-
sonen stutzt, so ist seiner Statistik mehr Werth
beizulegen als der anderer Autoren. Frank el z. B.
fand unter 730 Hccruten nur 60 = 8 Proc. mit der
angedeuteten Missbildung. Freilich soll da« Verhal-
ten des OhrliippchenR nach der localen Verbreitung
einem ziemlichen Wechsel unterworfen «ein; denn
Binder konnte die interessante Thaisache con-
statiren, dass im schwäbischen Oberlande viel mehr
a n gewachsene lobuli angetroffen werden, als z. B.
im Untorlande, oder namentlich auf der Rauhen
Alb. Unter diesen Umstünden schliesst unser
Verfasser von vornherein das einfach angewachsene
Ohrläppchen von den Degencrationszeichen aus
and zieht nur das unter spitzem Winkel in die
Wanuenhaut übergehende, sowie das ganz fehlende
Läppchen iu Betracht. Trotz alledem lasst sich
der Satz aufrecht erhalten, dass das augewuchsene
Ohrläppchen wenigsten* als /eichen der geistigen
Inferiorität au fzu fassen ist. Denn zieht man einen
Vergleich zwischen dern Verhalten de* Ohrläpp-
chens bei Geisteskranken and hei Personen, die
sich in Bezug auf ihre Gehiruthütigkrit über das
Niveau des gewöhnlichen Durchschnittsmenschen
erheben, so sieht man zu seiner Verwunderung,
dass sich bei letzteren nur 15 Proc. abnorm be-
schaffene Ohrläppchen vorfinden — eine Beob-
achtung, welche Binder an zahlreichen Abbil-
dungen berühmter Männer and Frauen (Schrift-
stellern, Musikern, Gelehrten. Militärs) angestellt
hat. — Int Anschluss hieran noch ein paar Worte
über den KinHuss der Erblichkeit auf das Verhalten
von Läppchen bei Geisteskranken. Vor» 169 nicht
hereditär belasteten Irren hatten 67,5 Proc. nor-
male, 32,5 Proc abnorme Läppchen; bei erblich
belasteten dagegen gestaltet sich dasselbe Verhält-
nis« wie 60:40 Proc. Von diesen 40 Proc ab-
normen Ohrläppchen kommen 34 Proc. auf direct,
42 Proc. auf indirect Belast etc.
Wir gehen jetxt zu den Missgestaltntigeu des
eigentlichen Ohres über. Hierbei wollen wir vor-
auBBchicken. daas Binder 21 verschiedene Typen
von degenerirten Ohrformen gefunden Zn haben
glaubt, die sich seiner Ansicht nach anch leicht
au« einander halten lassen.
Wir müssen darauf verzichten, die einzelnen
Typen namentlich aufzuführe» und verweisen hier-
bei auf das Original. Wir beschranken Uns nur
auf allgemeine Wiedergabe der diesbezüglichen
Statistik.
Von 186 Männern war bei 107 s=r: 57 Proc.
das eigentliche Ohr degenerirt; von diesen 57 Proc.
waren allein 52 Proc. erblich belastet, und zwar
vom Vater direct 7, von der Mutter direct 12, von
beiden Eltern 3, durch Trunksucht 9, indirect
25 Proc.
Bei den Frauen gestaltet sich diese« Zahlen-
verhältuiss in derselben Weise: von 168 Frauen
Archiv für Antlif opoUigi«. Kd. XIX.
besagen 98 = 59 Proc. degenerirte Ohren, 55 Proc.
unter deueelben waren erbliche Fälle, und zwar
10 direct vorn Vater, 13 vou der Mutter, 11 in-
direct. — Von Personen mit nicht degenerirten
Ohrformeu waren hei den Männern 49 Proc., bei
den Weibern 51 Proc. belastet.
Oder zusammen: Von 354 Geisteskranken waren
überhaupt 52 Proc. belastet,
von Geisteskranken mit degenerirten Ohren
53,6 Proc.,
von Geisteskranken mit nicht degenerirten Ohren
50 Proc.
Kehren wir diese Statistik nm, so erhalten wir:
Von Geisteskranken haben überhaupt
58 Proc.,
von erblich belasteten Irren im Ganzen
59 Proc. (davon 61 Proc. direct, 74 Proc.
durch Trunksucht und 53 Proc. indirect),
von nicht belasteten Irren im Ganzen
56 Proc, das Morel’sche1) Ohr.
Fasst man das „angelöthctc Ohrläppchen“
ebenfalls als Degenerationszeichen auf und ver-
rechnet man die Häufigkeit seine« Vorkommens
mit den soeben wiedergegebenen Zahlen, so er-
gjebt »ich:
Von erblich belasteten Irren haben 67 Proc.,
von nicht belasteten Irren 60 Proc. degenerirte
Ohren (inclusive Anwachsen des Läppchens).
Dies näher specialisirt ergiebt:
für vom Vater Belastete 75 Proc.,
„ von der Mutter Belastete 66 Proc.,
„ von beiden Seiten Belastete 57 Proc.,
„ durch Trunksucht Belastete 85 Proc.,
„ indirect Belastet« 61 Proc.,
Das Endresultat der Binder'schen Studie
würde somit darin gipfeln, dass hereditäre Be-
lastung ein grosseres Conlingcut (67 Proc.) für
Ohrdeformationen »teilt, als das Gegentheil
(60 Proc.) Dieser Einfluss der Erblichkeit wird
aber noch schroffer, wenn wir in Betracht ziehen,
dass Binder nnter die nicht erblichen Fälle auch
die fraglichen mitgerechnet hat und dass beim
Herüberuehmen von diesen zweifelhaften Fällen
zur ersten Kategorie der Procentsatz bei erblich
belasteten Geisteskranken noch steigen würde.
Bemerkens werth ist schliesslich noch, dass die
durch Tranksucht Belasteten relativ das weitaus
grösste Uontingent bei der Ohrdegeneration liefern.
An 11 Tafeln illustrirt Binder das relative
Verhältnis« des Vorkommens einzelner Ohrfehler
und Ohrformen (21 Typen).
Verbildung der Ohrmuschel ist somit
nach Binder als echtes stigina hereditatis
*) Iler Ausdruck .MorePsclifts Ohr1* als allgemeine
Bezeichnung für deformirte Ohrformen ist nach dem
französischen Psychiater Morel gewählt, der zum
ersten Male auf der» Zusammenhang zwischen Irren
und körperlichen Verbildungen hhtgawiasen hatte.
17
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130
Referate.
aufzu fassen. Es wird vielfach von anderer Seite
entgegnet, daN« auch bei Nichtgeisteskrankcn Miss*
bildungen der Ohren zu beobachten seien, ßinder
entledigt sich dieses gerechtfertigten Einwurfes in
der Weise, dass er au den 33 im Laufe der Jahre
ausserhalb der Anstalt beobachteten Trägern ab-
norm gestalteter Ohren stets nachweisen konnte,
dass dieselben entweder von geisteskranken Eltern
abstammten, oder geisteskranke Geschwister be-
Rnssen, oder schliesslich selbst geistig Verkrüppelte
oder Trunkenbolde waren, wo nicht gar früher
oder später im Irrenhause lebten.
Am Schlüsse seines lehrreichen Aufsatzes giebt
Binder noch einige Bemerkungen über die Art
und Weise der Vererbung von Ohrformen der
Ascendenten auf die Desoendenteo. Es sei auf-
fällig, wie überaus oft die identische Vererbung der
Ohren vom Vater auf das Kind erfolge, sogar in
der Weise, dass der Vater sein normales Ohr über
ein degenerirtes der Mutter hinweg auf seine
Kinder vererbe. Der alte Ausspruch des Pbysio-
gnomikers Joux ist somit nicht ganz unberech-
tigt: montre-moi ton oreille, je te dirai, qui tu es,
d'oü tu viens et oü tu ras! Indessen kommen
auch genug Ausnahmen von der :i »gedeuteten
Regel vor. So können in einer Familie der Vater
seine Ohrform auf die eine Hälfte der Kinder, die
Mutter die ihrige auf die andere Hälfte vererben,
oder es kommen bei den Kindern neue Ohrformen,
selbst degenerirta trotz wohlgestalteter Ohren der
Eltern, zum Vorschein u. a. m. Vielleicht handelt
es sich im letzteren Kalle um einen Rückschlag zu
den Ahnen. — Bei der Vererbung der Ohren Geistes-
kranker, beziehungsweise bei der Vererbung dege-
neririer Ohrformen, gelten ähnliche Gesetze, wie
bei Gesunden, doch giebt es hierbei ebenso viele
Ausnahmen. Ein allgemein gültiges Vererbungs-
gesetz lässt sich zur Zeit noch nicht aufstellen.
6. Professor Dr. Julius Wolff, Ueber einen
FallvonangeborenerFlughautkildnng.
Mit einem Bilde. Separatabdruck aus
Langen beck's Archiv für klinische
Chirurgie. Bd. 38. S. 66. Berlin 1868.
Dieser von Wolff am zweiten Sitzungstage des
XVII. Coogresses der deutschen Gesellschaft für
Chirurgie zu Berlin 1888 vorgestellte und als
„patagtum i. e. Flughaut“ beschriebene, entwiche-
Inngsgeschichtlicb höchst interessante Fall ist ein
llnicnm in seiner Art. Es. handelt sich uni ein
mehrfach missgebildetes Kind gut gebauter Eltern.
„ Die Weichtheile der Beugeseite der linken unteren
Extremität setzen sich in eine dreieckige, platte,
*/t bis 2 cm dicke, gegen die Basis des Dreiecks
hin sich verdünneude, in ihrer ganzen Ausdehnung
weiche und überall von normaler Haut bedeckte
Masse fort. Die Höhe der dreicckigeu Masse iu der
Gegend des Kniegelenkes beträgt etwa 11cm, die
Höhe des ganzen Dreiecks bis zum höchsten Punkte
der spitzwinkligen Erhebung des Kniegelenkes etwa
16 cm. — Die vom Fersenhöcker gegen den Sitz-
höcker hin verlaufende Basis des Dreiecks stellt
bei der maximalen Knicgelenksstrcckung von 100*
eine gerade Linie dar, während sie bei ruhigem
Sitzen des Kindes, wobei dag Kniegelenk in einem
etwas weniger als einen rechten betragenden
Winkel steht, eine leichte Convexität nach oben
durbietet. Längs der Basis des Dreiecks fühlt man
einen deu Fersen- und Sitzhocker verbindenden
straffen und unnachgiebigen Sehnenntrang vou
ungefähr 1 2 cm Durchmesser. Parallel dem unteren
Ende dieses Stranges, zwischen ihm und dem Cal-
caneus, fühlt man die auffällig schlaffe und uicht
»ehr deutlich gelegene Achillessehne, sowie ihre
Fortsetzung nach oben in die sich breit in die
platte übrige Mosculatur des Gebildes verlierenden
Muskclm A8*en des oberen Gastroknemius und So-
leus. In der Oberschenkelpartie des Gebildes fühlt
man handbreit oberhalb des straffen Rasisstrange*
etwa iu der Mitte zwischen diesem und dem Knie-
gelenk die Sehnen de» M. semitendinosus und semi-
membranosus, die sieb nach unten undeutlich gegen
das obere Ende der Tibia hin verfolgen lassen,
dagegen i-t die Bicepsschne nicht zu fühlen. Die
Patella fehlt.“
Neben diesem eigenartigen Gebilde besitzt das
Kind noch eine Anzahl zum Theil merkwürdiger
Missbildungen, so dass Wolff dasselbe fast als
Raritutencabinet bezeichnen möchte. Der Fugs
der linken , mit der Flughaut behafteten l ’nter-
extremität ist itn Ganzen rudimentär entwickelt.
Es fehlen an ihm die zweite und dritte Zehe, sowie
von deu dazu gehörigen Fusswurzelknochen die
der dritten Zehe. Der erste und zweite Metatarsus
scheinen mit einander verwachsen zu sein. Dazu
kommt noch pathologische Stellung des Fasses zum
Lnterschenkel , als auch der restirenden Zehen
unter sich, ln gleicher Weise verharrt der rechte
Fuss in exquisiter Kluinpfuaaatellung. — Während
die linke Hand normal ist, weist die rechte eine
Svmlaetylie auf, und zwar zwischen den Spitzen des
zweiten bis vierten Fingers, die überdies in Folgt*
von Phalangeudefecten verkürzt erscheinen. —
Neben dem zweiten Lendenwirbel , etwas nach
rechts von der Mitte abweichend, bemerkt man auf
einer 4,5 cm breiten und 2 cm hohen, narbigen Er-
habenheit der Haut ein 3,5 cm langes und 1,5 cm
breites, Bchwanzähnliches Gebilde Aufsitzen, das sich,
wie häufig, als hängeude Fettgeschwulst charakteri-
sirt und an seiner Lnterfläche noch zwei kleinere
Knoten von derselben Beschaffenheit trägt. Oben
und recht« von diesem Gebilde siebt man ferner
eine 2 cm hohe, 3 cm breite und 0,5 cm dicke Haut-
brücke von narbigem Aussehen, welche schräg auf-
wärts nach ausseu über die Gegend der elften und
zwölften Rippe weg bis zur rechten Axillarlinie
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Referate.
131
verläuft uml unter welcher der kleine Finger mit
Mühe passirbar ist.
Uns Anthropologen interes&ireu von den er-
wähnten Missbildungen hauptsächlich der schwanz-
artige Aubang und die Flughaut. Erster« r ist
schon öfters Gegenstand wissenschaftlicher Unter-
suchung gewesen und bestätigt die von den Autoren
gewonnenen Ergebnisse. Kt was guuz Neues auf
eutwickeluugsgesckichtlichem Gebiete ist dagegen
die Flughautbildung! Haben wir es hier mit einem
Rückschläge zu thun? Diese Frage beschäftigt
uns in erster Linie. Zu diesem Zwecke wollen
wir uns im Tbierreicke nach Analoga umgehen.
Eine Flughaut zwischen Ober- und Unterschenkel,
wie in unserem Falle» existirt nirgends bei Tbieren.
Das einzige Geschöpf, welches insofern eine Ähn-
lichkeit bieten könnte, wäre der Vogel; denn er
besitzt eine Flughaut (patagiumj zwischen Ober-
und Vorderarm. Bei den fliegenden Säugern, wie
Fledermaus» fliegendes Eichhorn u.a. ra.» an welche
man von vornherein denken könnte, sind die be-
treffenden lläute zwischen Oberextreinität einerseits
und Unterextremität andererseits ansgespanut.
Bei den Flugeidechsen ferner hat das bewusste
Organ mit den Extremitäten überhaupt gar nichts
zu thun, da sie durch fadenartige Fortsätze der
Hippen gestützt werden. Von den verweltlichen
Sauriern endlich käme nur der Pterodactvlus in
Betracht. Bei diesem Reptile aber breitete sieb
die Flughaut» wie aus den bet .Soleubofeu gefunde-
nen Abdrücken bervorgeht, zwischen dem auffallend
stark verlängerten kleinen Finger der Vorderextre-
mität und dem Hiuterkörpcr aus.
Das einzige Organ, welches mit unserem Ge-
bilde einigermaassen Aehulichkeit bieten könnte»
wäre die Flughaut (patagium s. plicu alaris) der
Vögel. Dieselbe setzt sich eigentlich aas zwei
Hauten zusammen: eine hintere zwischen, dein
Rumpfe und der inneren Fläche des Oberarmes»
und eine vordere zwischen Ober* und Vorderarm.
In die letztere begeben sich zwei Muskeln, der
von der Schultergegend kommende m. teusor patagii
anterioris longus und der Biceps. — Aber auch
dieses Gebilde ist nicht im Stande, uns Aufklärung
über die von uns beschriebene Abnormität beim
Menschen zu geben. Wir stehen hier vor einem
Uäthsel. Vielleicht dürfte es sich am eiue abnorme
amniotische Anheftung der Unterextremität han-
deln, worauf auch die strungförmigen Gebilde
(UeberbrOokuog) auf der Haut des Kückens zu
deuten scheinen, Wolff selbst giebt nur die
blosse Schilderung des betreffenden Falles und
stellt ihm zwei etwa ähnliche Bildungen ans dum
Tbierreiche gegenüber, enthält sich aber jedweder
Schlussfolgerung.
Dr. Bus eh an.
II. Verschiedenes.
7. Dr. A.Carlier, Etüde sur ForgaiiiBatiun
et la dispositiou des cinq vertebres
cephuliques. La troisieme paire des
roembres cbez Flloinme et les untres
Vertebres. J. B. Bailiiere, Paris. 1. vol.
8. Avec 2til figurce intercalees dans le
texte.
Carlier überrascht ans in der soeben citirten
Arbeit, die wir leider nur in einem kurzen Aus-
züge von Constant Houlbert (in le Naturalist«
1888, Nr. 42, p. 275) kennen, mit der wissen-
schaftlich höchst interessanten Entdeckung, dass
der Unterkiefer der Sauget liiere als drittes Paar
Gliedmanssen, entsprechend der Ober- und Unter-
extremität, aulznfassen ist.
Stellen wir uns vor, so führt Carlier aus. die
Ellenbogen wären gebeugt an den Körper gedrückt,
und die Hände beide nach vorn gefaltet, so hätten
wir einen Unterkiefer in groben Umrissen vor uns.
Derselbe würde sich in diesem Falle aus einem
horizontalen Tbeile. bestehend aus den zusammen-
gefalteten Händen, sowie dem Vorderarme und aus
einem aufsteigenden Aste, dem Oberarme, zusam-
mensetzen. Eine Aebnlichkeit de« Unterkiefers mit
der Oberextremität ist iu der Tbat, wenn wir bei-
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132
Referate.
stehende Figur betrachten, allerdingc nicht weg-
xuleugnen. Doch genügt diese ausserlichc Aehnlich-
keit nicht, sofern nicht anch ihr morphologischer
Zusammenhang bewiesen ist. Leider sind wir aber
nicht in der Lage, die Beweisgründe, welche Car-
licr für aeiue Theorie herbeibringt, mittheüen zu
können, da uns das Original, wie schon erwähnt,
nicht zugänglich war.
Beschränken wir uns daher auf eine Wiedergabe
dos kurzen Geeanimtresultates der Carl i er1 sehen
Studie:
Da» Schulterblatt findet «ein Analogon in der
Schuppe des Schläfenbeins, das Schlüsselbein in
dem oa malare und dem proceasu» coracoideua; der
humerns entspricht hei den Oviparen dem viel um-
strittenen Os quadratum, hei den Säugethieren
dem aufsteigenden Aste des Unterkiefers* weniger
dem proceasu» coracoideus.
Die ulna und der radius stellen den horizontalen
Unterkieferast dar, dessen beide Segmente zu einem
verschmolzen und verbreitert sind.
Die distalen Enden der Extremität endlich sind
im Unterkiefer zn einem einzigen Knochen ver-
einigt, der mit dem entsprechenden auf der anderen
Seite verschmolzen ist.
Da wir die Beweisgründe für diese interessante
Entdeckung Uarlier's nicht kennen, so müssen
wir es uns versagen, ein Urtheil über dieselbe ab-
zogeben.
8. Soren Hansen, Bidrag til Ostgrönlaen -
dorne« A uth ropologi. -Saertrvk af Medde-
lelser om Grönland. IX. Kjöbenhavo
1886. (Beiträge zur Anthropologie der Üst-
grüuländer. Separatabdrnck aus Meddelelser
om Grönland.)
Hansen verdankt seine Stadien Aber die
Ostgrünländer den Mitteilungen des (’apitüns
G, F. Holm, der als Leiter einer dänischen Expe-
dition in den Jahren 1883 bis 1ÖH5 läugs der
bisher noch wenig erforschten östlichen Küsten-
striche Grönlands im Verein mit dem Schiffsofticier
V. Garde sich den anthropologischen Beobach-
tungen in grossem Umfange gewidmet hatte.
Die östlichen Grönländer sind von unter mittel-
grossem Wuchs; jedoch machen sich locale beträcht-
liche Unterschiede geltend. In Angraagsalik (65* j
bis C6 Grad nördh Breite), woselbst Holm über-
winterte, weist die männliche Bevölkerung im Mittel
1647 mm auf, in den südlichen Landstrecken da-
gegen nur 1604 mm an der Ostküste und 1576 mm
an der Westküste.
In den mittleren Districten der Westküste,
d. h. ungefähr auf demselben Breitengrade wie
Angmagsalik, fand Hansen 1606mm als Dnrch-
schnittsmaass.
Folgende Tabelle veranschaulicht die Maass-
Unterschiede hei Männern und Frauen der Ost- und
Westküste :
cf
9
Nördliche Ostküst«
Südliche Ostküjrte .
Südliche Westküste
Mittlere Westküste
Zahl Jer
Messungen
Maxim um
Minimum
Mittel
,1,,r Mn slmum
j Mesmwgen
Minimum
Mittel
31
mo
1340
1647
13
1630
1430
1661
‘22
1682
I486
1604
23
1634)
1430
1629
21
1684
1320
1378
24
J 1602
1432
ir.li*
140
1773
1470
1666
110
1 1640
1370
1506
Diese localen Verschiedenheiten in der Grösse
sollen nach Hansen zum grossen Theil durch
grössere oder geringere Reinheit der Rasse bedingt
sein, ln Angmagsalik hat die Bevölkerung ihre
ursprüngliche Reinheit noch am meisten bewahrt,
während sie umgekehrt gerade an der Westküste
mancherlei Vermischungen eingegangen ist.
Der Rumpf der Bewohner des östlichen Grön-
lands ist gut entwickelt, vor Allem aber die Brust.
Die Männer weisen hier einen Brustumfang von
397 mm, die Frauen einen solchen von 856 mm auf.
Der Umfang des wenig prominenten, gut ge-
hanten Abdomens ist gegenüber dem der Brust
viel geringer. Dib Brüste der Frauen sind oft
zugespitzt und fangen frühzeitig an, hcrabzuhfin-
gen. — Von besonderem Interesse ist die ungleiche
Entwickelung der Gliedmaassen. Die Arme sind
von gewöhnlicher Längo, dabei stark rnusculös;
die Beine dagegen sind kur*, schlank und vou
schwacher Muscnlatur. Hansen glaubt den Grund
für diese auffällige Erscheinung in der Beschäfti-
gungsweise der Eskimos gefunden zu haben. Schon
von der frühesten Jugend an wird der Arm durch
Harpunenacblöudcrn und Werfen von anderen Ge-
schossen gestählt; die Unterextremitäten dagegen
bleiben, weil bei dieser Beschäftigung der Eakimo
fast den ganzen Tag im engen „Kajak“ zubringt,
in Folge von Innctirit&taatrophie in der Entwioke-
lung weit zurück. Am exquisitesten treten diese
Folgen der Beschäftigung an den Bewohnern der
West- und Ostküste in ganz verschiedener Weise
zu Tage: Dort, wo die Bevölkerung während des
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Referate.
133
Sommer!» der Jagd de« Rennthieres obliegt und
eich somit mehr der Bewegung aubsctzt, sind die
Unterextremitäten weit kräftiger entwickelt, als
im Osten, wo, wie gesagt, die Jagd auf dem Wasser
in Folge der beständigen Rübe im Boote das gerade
(iegentheil bewirkt.
Wu« die Schädelmaaase betrifft, so differiren
dieselben sehr, je nachdem man sie nm Lebenden
oder am skelettirten Schädel genommen hat.
Nach Holm und Garde, die 13b Individuen
maassen, beträgt der mittlere Längen - Breiten-
Index bei den Männern 76,9, bei den Frauen
75,6, d. h. es herrscht an der Ostköste die Meso-
cepbalie vor.
Längen - Breiten-Index.
Cf
S
Zahl der
Messungen
Maximum Minimum
Mittel
; Z.lll in
Meinungen
Maximum Minimum
Mittel
Nördlich« Ostküst** . . .
31
72,5 f
77,8
15
1 - 80,7 j
70,2 ]
78,5
Sudliehe Ostküste ....
22
78.« |
71,8
75.7
23
81,2
69,9
75,0
Südlich« Westküste . . .
21
72,6
-
i
78,1
1! 24
II
1 84,5
1 1
70,5
76,8
Der Gesichts-Index beträgt 103,8, mithin lepto-
prosop; der iudex gomo-zygoinaticns 82,3. Diese
beiden letzteren Maas^e sind insofern von antbro-
pometrisch höchst wichtiger Bedeutung, als sie die
höchsten Maaase darstelleu, die bis jetzt unter den
menschlichen Rassen gefunden worden sind. I in
(Jebrigen besitzt das Gesiebt eine ovale Form; die
unteren Partien sind verhältnissmüssig breit Die
Nase ist schmal und vorspringend; ihre Form er-
innert manchmal an die Adlernuso.
Von den Maaasen , die llanseu an den skelet-
tirten Schädeln genommen hat, lassen wir nur die
wichtigsten hier folgen:
Maximum
Minimum
Mittel
Capacität
1655
1165
1446
Grösste Länge ....
197
178
183
Grösste Breite ....
142
124
133
Stirabreite ......
114
#8
105
LAngen-Breiten-Iudex .
78,0
68,0
72,8
Lau gen- Höhen -lud ex .
69.2
77,6
74,3
Basislilng«
112
»2
103
Horizontaluiufang . . .
540
495
512
Hagif talumfaug ....
548
484
518
Gesicht** Itxlex ....
100,0
85,9
93,1
Jochbreite
126
104
m
Orbital-Index
»7,5
81,0
87,4
Nasal-Index
45,1
34,5
44,0
Gaumen-Index ....
»0,0
. *3,8
78,1
Demnach würden den skelettirten Eskimoschä-
del folgende Eigenschaften auszeickuen: Dolicbo-
cephalie, Ortbocephalie, Lcptoprosopie, Hypaicon-
chic, Leptorrhinie und Leptoataphylie.
Die Geschlechtsuuterscliiede sollen nicht beson-
ders deutlich hervortreten.
Die Dentition bietet mancherlei Unregclmaseig-
keiteu. Dass ein oder mehrere der drei Mahlzähne
fehlen, ist keine Seltenheit. Diese Anomalie beob-
achtete Hansen unter achtzehn Schädeln acht-
mal. Ein oder zwei Schneidezähne waren an zwei
Schädeln mangelhaft entwickelt; die Kckzühue
batten oft die Form von Keilen.
Was die Farbe der Haut betrifft, so muss man
zwischen den unbedeckten und bedeckten Körper-
stellen unterscheiden. Die erster«» sind im All-
gemeinen braungelbschwarz mit leichten Nüau-
cirungen; die letzteren heller und fast blaugchwarz,
d, h. ungefähr wie eine helle Olive. Die Frauen
sind gewöhnlich etwas heller als die Männer.
Die Augen sind stets braun und dies meisten »
in derselben Schattirang. Nur ein einziges Mal
bot sich den Unterguchern eine Abweichung dar,
eine junge Frau mit blauen Augen.
Die Haarfarbe schwankt zwischen Tiefschwarz
und Dunkelbraun; bei den Fraueu ist sie duukler
als bei den Männern, für gewöhnlich die Folge von
eigentümlichen' Waschoperationen mit Urin. Im
Uehrigen ist der Haarwuchs kräftig. Die Ilaare
selbst sind glatt, und zwar beim weiblichen Ge-
schlecht durchweg feiner als beim männlichen. —
Die Unsitte der Depilation an den verschiedensten
Körperstelleu existirt bei beiden Geschlechtern.
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Aus der Italienischen Literatur
von
Dr. tncri. et pbil, Busch an.
1. Archivio per TAntropologia e la
Etnologia , organo della Societa Ita-
liaua di Antropolugia, Etnologia e psi-
cologia comparata; publicato dal Dott.
Paolo Mantegrazza, Prof. ord. di antrop.
nel r. istituto suporiore iu Firenze. Diciot-
tosimo volumo Fironze 1888. Bd. XVIII,
lieft 1. 1. Üott. G. Bellucci. sopra duePin-
taderas rinvenute nell’Umbria (über zwei
in Umbrien gefundene Pintaderas).
Unter der Bezeichnung piniadera (»panische*
Wort; bedeutet eigentlich ein Instrument, mit
welchem man das Brot stempelt, bevor es in den
Backofen kommt) hat Verneau (las pintaderas de
Uran Cauariu in anales de la Sociedad Espanola de
liistoria natural de Madrid. Tomo XII, p. 319,
1883, Uebersetznng iu die französische Sprache
von Hamy in Revue d'Ethnographie 1884, p. 193)
ein eigentümliches Geräth in die Wissenschaft
eingeführt, welches, sowohl was die Form als auch
den Zweck au betrifft, an unsere Petschafte er-
innert und in grosser Menge bei den alten Be-
wohnern der Cauariseben Inseln, zu Galdar, Agüi-
mes und Tirajana, im Gebrauch gewesen ist.
Verneau unterscheidet zwei Typen dieser cana-
rischeu Instrumente. Die eino Form stimmt so
ziemlich mit einem Petschaft überein, insofern
sie eine bald ruude, bald viereckige Platte dar-
stellt . in welche eine Zeicbnuug eingravirt ist
und an welcher sich ein Handgriff, der für ge-
wöhnlich durchlöchert ist, ansetzt. Der andere
Typus hat die Gestalt eines cyliudrischen Kegels,
dessen Grundfläche gleichfalls Zeichnungen auf-
weist und zuweilen gezahnt erscheint. Das obere
Ende des couisch zulaufenden Gerüthc* ist meistens
durchlöchert. Auf den Uanarischen Inseln dienten
diese Geräthe, nach dem Zeugnisse der alten
Schriftsteller zum Stempeln der Körperoberflüche
mittelst bunter Farben.
Die Pintaderas bieten ans insofern ein grosses
ethnologisches Interesse, weil sic nicht nur hei
modernen Völkerschaften noch in Gebrauch sind,
sondern auch bei denen aus vorgeschichtlicher.
selbst der Steinzeit wahrscheinlich zu demselben
Zwecke schon Verwendung fanden. Ausser auf
den Cauariseben Inseln wurden Instrumente, ähnlich
den Pintaderas, von Mondiere bei den Negern von
Assinia (Goldküste), von anderen bei den Indianern
ain Orinoco und den Guabibos am Rio Vichado be-
obachtet.
Die amerikanischen Pintaderas sind aus Holz
verfertigt und dienten zum Schmucke (Stempeln
mittelst Farbe) des Körpers. Bei den Negern er-
füllen sie den Zweck eines Heilmittels gegen
Lenden- und Brustschmerzen oder eines Zauber-
mittels bei seltenen Naturereignissen; in beiden
Füllen werden einzelne Körperstellen mittelst der
verschiedenartigsten Farben gestempelt.
Was die Verbreitung der Pintaderas in vorge-
schichtlicher Zeit betrifft, so ist ihr Vorkommen
sowohl für Amerika (Mexico, Yucatan, Venezuela
und Cundinamarca) als auch für Europa verbürgt.
In Italien wurden sie bisher in Ligurien, und zwar
zwei in derCaverna delle Areue Candide bei Final-
inarina (A. Issel, nuove ricerche sulle caverne
osaifere della Liguria. Roma 1878, p.19 und Bullet,
di Paletn. ital. 1886, p. 132), eine in der Grotta
di Pollera (Bullet, di Paletn. it 1886, p. 227) und
Emilia, bei Cumpcggiue (Bullet. 1877, p. lü) ge-
funden. Dazu kommen noch zwei Funde aus der
jüngsten Zeit und zwar aus Umbrien; sie sind die-
jenigen, welche Bell ucci im vorliegenden Aufsatzo
abbildet und beschreibt. Beide Pintaderas stammen
aus der Umgebung von Perugia, die eine aus
Castiglione del Lago, die andere aus Bettona.
Uebcr ihr Alter lasst sich wenig Sicheres ermitteln.
Der eine Fundort lieferte bisher eine reichliche
Ausbeute von Gegenständen aus der neolithischeti
und Bronzezeit; der andere, der letztere, haupt-
sächlich solche aus der Steinzeit. Das eine Stück
ist vom Typus Nr. 1 (nach Verneau). und beträgt
37 nun Höhe bei eiuem Basisdurchmesser von
17 mm. Da» Ornament auf der Grundfläche besteht
in zwei peripheren Kreisen, zwischen welchen eine
ebenfalls kreisförmig angeordnete Punktreibe ein-
geschaltet ist, und aus fünf um das Centrum herum
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Referate.
135
strahlenförmig an geordneten Winkeln. Das andere
Object hat die Form eines abgestumpften Kegels
und misst 34 mm in der Höhe. Heide Grund-
flächen sind mit eingravirten Zeichnungen, Winkel,
deren Scheitelpunkte nach dem Centrum, einer
runden Vertiefung, zu gerichtet sind, bedeckt. Heide
Gegenstände sind aus feiner Thonerde aus freier
Hand gearbeitet und stark gebrannt. Ihre Farbe
ist. rothschwarz.
Die Bedeutung dieser eigentbümlicheii Thon-
gehilde war anfangs vollständig iu Dunkel gehüllt,
bis zuerst de Albertis (Crociera del Corsaro alle
iaole Madera e Canario, Genova 18S4, p. 122), der
die im maseo canario di Santa Cruz di Tenerife
befindlichen Pintaderas in Augenschein genommen
hatte, auf die Aehnlichkeit der letzteren mit den
aus der Vorzeit Italiens stammenden Objecten die
Aufmerksamkeit lenkte. Zweifelsohne dienten die
prähistorischen Pintaderas zu demselben Zwecke,
wie die noch hente bei afrikanischen Völkern üb-
lichen Gegenstände desselben Namens.
Auf Tafel 1 giebt Hellucci zur Illustrirung
seines Aufsatzes einige Abbildungen von Pintaderas
ans Ligurien, Mexico, Gran Cnnaria und Umbrien.
2. Sergi Guiseppe, Antropologia flsicia dolla
Fuegia, nuove osservazione di S. G.
(physische Anthropologie der Be-
wohner dos Feuerlandes).
Verfasser berichtet über ein neues vollständiges
Skelett eines Feuerländers, welches er durch Pigo-
rini von Dr. Dali1 Ort o aus Colonia del Sacramento
in Uruguay als Geschenk erhalten hatte. Dasselbe
gehört einem männlichen Individuum aus dem
Stamme Jagan an. Der Schädel ist massiv gebaut
und mit starken Muskelansätzen ausgestAttet.
Seine Nftthe haben sich zum grössten Theil voll-
ständig geschlossen, so dass man einen Greiaen-
schüdelvon mindestens 70 Jahren vor sich zu haben
glaubt. Nach den sonstigen Skeletverhältnissen,
besonders nach dem Zustande der Zähne zu ur-
theilen, betrag das Alter des Individuums vielleicht
40 Jahre.
Seine hauptsächlichsten Maasse sind folgende:
Cubikcentimeter
Capacität 1 305
Länge . . 179
Breite . . 146
Höhe 138
Horizontalumfang 515
Sagittalamfang 368
Trans versalumfang 322
Gesichtshöhe ....... 120
Ohrgesichtshöbe 72
Jochbreite 144
Längenbreitenindex .... Hl
Längenböhenindex ..... 74,8
Ohergesichts- (Gesichts-) Index . 50 (83.3)
Cubikcentimeter
Na»enindex ....
. . . 40.9
Augenhöhlenindex . .
. . . 80
Gaumeuindex. . . .
... 72
Der Schädel ist somit hrnchyceplml.orthocephal,
chamäprosop. chamäcouch, leptorhin, leptostaphylin
und prognath.
Im Allgemeinen lässt sich über diesen .Schädel
sagen, dass er demselben Typus entspricht, welchen
der Verfasser schon für frühere fünf Schädel auf-
gestellt hat. (Sergi, Anthropologin tisica della
Fuegia, atti della R. Accademia inedica di Roma,
anno XIII, 1886 bis 1887, serie 11, vol. 111).
Mantegazza und RegAlia (Archiv per l’antro-
pologia XVI, 1886) wollten verschiedene Typen
an den von ihnen untersuchten Feuerhimlerschadelu
aufgefunden haben , einen plumpen Typus (grosso-
lano), einen, welcher an den uiongoloiden erinnert,
und einen dritten, den sie nur einmal beobachteten
und nicht weiter benaunt haben. Die weiblichen
Schädel rechnen zu der erstcren Kategorie. Wie
Bchon erwähnt, konnte Sergi an seinen Schädeln
nur eiuen Typus aufstcllen, der aber mit dem
ersten der Mantegazza-Regali a'sclien Finthei-
lung zusammenfallen soll.
Im Anschlüsse an seine Schädelschiiderung
giebt Sergi eine Zusammenstellung der Resultate,
welche Muntegazza, Re galin (Florentiner Samm-
lung), Garson, Turner (englische Autoren) und er
selbst an Feuerländerschfideln gewonnen hüben.
Unter 47, von den genaunteu Forschern unter-
suchten Schädeln, finden sich Ü hrachycephale,
27 meaocephale und 11 dolichocephale; nufer
44 aus denselben Sammlungen 18 bypsicephule,
22 orthocephale und 4 cbamäcephale, unter 39
derselben 21 leptoprosopo und 18 chatnäpro-
sope Schädel. Hierbei ist noch zu bemerken, dass
Sergi als Ubergesiclitsindex für 16 männliche
Schädel 50,8, für 10 weibliche 48,6 erhielt, die
Florentiner Gelehrten dagegen einerseits viel höhere
Zahlen (für 12 mäunlicbe 51,7, 6 weibliche 52,2),
andererseits das umgekehrte Verhältnis» für die
beiden Geschlechter constntirteu.
Als Nasenindex fand Sergi an seiueu Schädeln
44,8 iin Mittel für Männer und Frauen, die Floren-
tiner Forscher dagegen 48; in der letzteren Samm-
lung waren zwar leptorhioe Schädel, oder auch
platyrhine, sogar bi» 57,78 vertreten.
Vom Rumpfe und den Extremitäten will ich
noch folgende lndices wiedergehen. Der Scapulur-
index an dem uns interessirenden Skelette ist sehr
hoch, 71,5, im Vergleich zu dem der 13 früheren
Skelette (64,5). Der Iudex cncmicus (67) ent-
spricht der Mittelzahl der übrigen Skelette. Viel
höher ist dagegen der Index bumero-radialis (82).
Der Index femoro tibialis beträgt 71,7.
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136
Referate.
3. Carlo de Stefani, di alcune proprietä
collottivo noll’ Appennino e degli ordina-
menti relativi. (Ueber einige Coliectiv-
beeitzungen im Appennin und »ich dar-
auf beziehende Anordnungen.)
In einzelnen Gegenden des Appennin linden sich
noch die Spuren eines Systeme» , welches die
moderne Ockonomie als Collectiviemus bezeichnet.
In diesen Gemeinden nämlich, z. B. in den coinuni
di Vagli, di Villa Collcmandina, di Sillano u. a.,
Ixrsteht der durch Decrete am dem Anfänge des
17. Jiihrhunderts verbriefte Uhus, dass die Gebirgs-
wiesen oder sonstigen Landenden Gemeindeeigen-
thum sind und jedesmal nach einem Umlauf von
einer gewissen Anzahl von Jahren (z. K. 1 oder 5
oder 0 Jahren) unter die einzelnen Familien oder
auch unter verdienstvolle Männer vertheilt wenlen.
Wenn die Zeit der Ernte gekommen ist, wird ein
Sendbote durch die Gemeinde geschickt, welcher
die Mitglieder derselben für einen bestimmten
Tag einladet, um die ansgesäeten Früchte etc. zu
sammeln. Stefani glaubt diese Einrichtung auf
die vorhistorische Zeit zurückführen zu dürfen . in
welcher noch Ligurier jene (regenden bewohnten.
4. Paolo Mantogazza, il Tatuaggio nelT an-
tico Peru (Tätowiren im alten Peru).
Wir besitzen verschiedene Beweise dafür, dass iu
der vorgeschichtlichen Zeit hei einzelnen Völkern die
Sitte des TätowirenB schon bestanden hat. Fletcher-
Wnshingtou erwähnt eiserne und knöcherne In-
strumente au« den alt ägyptischen Gräbern, welche
zu besagtem Zwecke gedient haben mögen. Tato*
wirte Mumien wurden bisher indessen nicht ge-
funden, ebensowenig ist ein Wort aus dem Alt-
ägyptischen für diese Sitte bekannt geworden.
Mantegazza schliesst sich daher der schon von
Joest aUHgesprochenenen Ansicht an, dass die
alten Aegypter die Sitte des Tätowiren» nicht
kannten, sondern sich und ihre Todten nur bemalten.
Die Mutnie Rarases'II. hatte roth gefärbte Hände. Da-
gegen tätowirteu sich die alten Assyrier und viel-
leicht die alten Bewohner von China. In diesem
Lande besteht wenigstens heute noch dieser Usus.
Desgleichen ist erwiesen , dass sich die alten Ein-
geborenen Amerikas, vom Cap Horn an bis zum
Polarmeere, tätowirten. Von den alten Peruanern
wissen wir nicht nur durch Schriftsteller, die dar-
über berichten, sondern auch au» den Funden,
welche hauptsächlich in der Totenstadt Aucon von
lteiss und Stübel gemacht wurden. Einzelne
daselbst aufgedeckte Mumienreste zeigten noch
deutlich in Schwarz gehaltene Muster von Linien,
Sternen, Punkten u. s. w. auf der Haut des Arme»,
der Hand und einzelner Huinpfpartien. Ein zweiter
Beweis wird uns durch zwei au8 Alt- Peru stam-
mende Gebisse iui Berliner Völkermuaeuin geliefert,
aufw'elchen zwei menschliche Figuren mit schwarzen
Tätowirungen dargestellt sind.
ln Mantegazza'« Besitz gelangte in jüngster
Zeit durch Professor Mazzei ein Vorderarm ans
einem peruanischen Grabe, der auf beiden Flächen
Spuren des Tätowiren« darbot, Dia Ornamente
der Zeichuung bestanden hauptsächlich in Mftander-
linien, mehr oder weniger complicirt . und aus
symmetrischen Reihen vou Curven , welche an die
Zahl Ü im Anssehen erinnerten.
Auf zwei Tafeln (tavola II e III) illustrirt
Mantegazza die letzteren.
5. Dott. Jacopo Danielli, il Corridore Marti-
nen!, osservazioui antropologiche
(über d ou Schuollläufer Marti uelli).
Nicht nur der normale Mensch und der Geistes-
kranke oder Verbrecher sind Gegenstand der an-
thropologischen Untersuchung, sondern in gleicher
Weise jedes Individuum, welche» in seincu Ver-
richtungen von dem alltäglichen physiologischen
und anatomischen Verhalten abweiebt. Von diesem
Grundsätze ausgehend, unternahm es Daniolli auf
Anrathen seines Meisters Mantegazza, den be-
rühmten italienischen Schnellläufer Mart in eil i im
anthropologischen Institute zu Florenz zu messen
und zu untersuchen.
Aus dein Vorleben diese» vierzig Jahre alten
Manne» ist hervorzuheben , da»» er aIb Kind
rhuchitisch war, and dies in solchem Grade, dass
er bis zu seinem siebten Jahre ohne Stützen nicht
aufrecht gehen konnte. Im Alter von 28 Jahren
erwachte in ihm hei Gelegenheit einer Schauvor-
stellung das Verlangen, »ich zu seinem jetzigen
Metier auszubilden. Es gelang ihm sogleich, 8 km
in 32 Minuten, mithiu 1 km in 3 Minuten, zurück*
zulegen; wenige Tage später wiederholte er dieses
Experiment, indem er 12km in 50 Minuten, also
1 km in 4 Minuten, durchlief. Später brachte er
es zu solcher Fertigkeit, dass er einmal 8 kiu in
23 Minuten, mithin l km in nur 2,8 Minuten im
Laufe zurftcklegte.
Von deu Schüdolmaassen , die Danielli auf-
führt, will ich nur erwähnen, daRR dieselben sich
zwischeu den normalen Grenzwerthen bewegen.
Mehr dürfte den Anthropologen resp. Physiologen
da» Verhältnis der Gliedmassen zum Kumpfe, die
Brustmaaese und die vitale Capacit&t de» Schnell-
läufer» interessirvn. Bei der Frage nach deu kör-
perlichen Proportionen muss man freilich in Be-
trachtziehen, dass dieselben in Folge der erwähnten
Kinderkrankheit nicht mehr in normalen Verhält-
nissen geblieben sind uiul somit eigentlich keinen
Vergleich mit Personen anderer Profeasionen zu-
lassen ; dessenungeachtet versucht e» der Verfasser,
einen Vergleich mit Männern aus derselben Gegend,
von wo Martinolli herstammt, zu ziehen.
I
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Referate.
137
Martinelli iat 1,434 in hoch, somit von nie-
driger Statur. Dies ist um so mehr bemerkens-
wert!}, als die Männer seiner Heimat!). Camajore
in der Provinz Lucca, unter die grössten Männer
Italiens zähleu (uueh Loinbroso im Mittel 1,72 m).
Auf überstandene Rachitis lassen unter anderen
folgende Residuen schliessen: die ungleiche Schulter-
höhe. leichte Säbelheine, proeminenter Unterkiefer
und lange Arme. Die Armläuge beträgt 706 mm;
im Verhältnis* zu der Körperlänge, diese gleich
1«K) gesetzt, 47,6. Die Uuterextremitäten sind da-
gegen als kurz zu bezeichnen. Die Lunge derselben
beträgt 722 mm (im Verhältnis» zur Körperlänge
48,0), und zwar kommen deren auf den Ober-
schenkel 282mm (19,0), auf den Unterschenkel
375 mm (24,0) und auf die Fussböhe 83 mm (5,5
zur Körperläuge).
Um einen Anhalt für die Beurtheilung des
Plattfusses zu haben, hat Danielli den Index
platipodiciis, wie er ihn nennt, ausgerechnet; der-
selbe beträgt 5,7. Er versteht darunter das Ver-
hältnis» zwischen der Höhe des inneren Fussrandes
einerseits und der ganzen Fusslänge andererseits,
die letztere gleich 100 gesetzt.
Für die Beurtheilung der Brustmaasse Marti-
n eil Fs zieht Danielli eineu Vergleich zu den
Mittelmaßen , welche Maestrelli (Archiv d’Antr.
e Ktnol. Vol. XI) an 100 Soldaten mittlerer Grösse
gewonnen hat. Folgende Tabelle veranschaulicht
diese Verhältnisse :
Absoluter
Thorax-
Absoluter
Querdurch-
1 Absolute
■ Brustbein- j
Thorax-
umfang
Querdurch-
messe r des-
selben
Brust bein-
länge
umfang
messe r
länge
bezogen auf die Körperlänge (= 100)
Maasse nach Martinelli ge-
nommen
mnt
295
168
60,1
19,5
11,1
äoldatemnaa&se nach Mae-
8*0 .
strelli
262
162
53,0
13,7
9,7
Unterschied zwischen beiden
zu Gunsten de» oraleren .
1° n
33
4
«.»
I
3,6
1,4
Es geht ans dieser Tabelle deutlich hervor,
dass Martinelli, wie auch seinem Berufe nach za
erwarten war, über grössere Thoraxdiinensionen
verfügt, als es der Durchschnitt bei Soldaten mitt-
lerer Grösse der Fall zu sein pHegt.
Was die vitale Capacität der Längen betrifft.
so ist auffällig, dass dieselbe, was die absolute
Menge der eingeathraeten und ausgeathmeten Luft
betrifft, ziemlich hinter der Capacität von gesunden
Soldatenlungen zurücksteht, dass sie dagegen aber,
auf die Grösse des Körpers bezogen, jene weitaus
übertrifft.
Absolute vitale Capacität
Soldaten nach Maestrelli ♦ . . 3911 (3?oo — 4601)
Martinelli 2692
Dicsell*? auf die Körper-
lange {= 100) bezogen
1410
1810
Der Puls Martinelli'« vor dem Laufen (55
Schläge in der Minute) ist nicht so frequent, als
es die Physiologie nach ihren Erfahrungen (in
Italien für Männer von 19 bis 60 Jahren 60 bis
68 Schläge) verlangt; nach dem Datierlauf betrug
er 95 Schläge.
Die Athemfreqnenz ist ebenfalls geringer (17
Athemzüge), als es für gewöhnlich bei gesunden
Männern der Fall zu sein ptlegt. Während l>ei
diesen ein Athomzug auf vier Pulsschläge kommt,
gestaltet, sich bei Martinelli dasselbe Vcrbfiltniss
wie 1 : 8*
Archiv für Anthropologie. IW. XIX.
Das Endresultat, zu welchem Danielli durch
seine Beobachtung des Schuelllänfers Martinelli
geführt wird, gipfelt darin, dass Letzterer desshalb
im Stande ist, lange Läufe ohne Beschwerden aus-
zuführen. weil er, einmal trotz sonstiger physischer
Fehler doch über einen guten Brustkorb verfügt,
und zum anderen durch stete, systematische Hebung
seineu Organismus zu diesem seinen Handwerk
ausgebildet hat.
G. Heft II. Prof. Paolo Mantogazza, gli
atavismi psichiei (über psychischen
Atavismus).
18
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138
Referate.
Dein Atavismus auf anatomischem Gebiete stellt
der Verfasser einen ebensolchen aus dem Geistes-
und Seelenleben des Menschen (atavismi psichici)
zur Seite. Wie dort, grenzt auch hier der Rückschlag
oft an das Pathologische und Teratologische. — Un-
ter psychischem Atavismus versteht Mantegazza
daher, zum Unterschiede von der psychischen Ver-
irrung (Pathologie), die plötzliche Wiederkehr von
psychischen Charakteren unserer uuthropumorphen
Vorfahren bei Menschen höherer Rasse. Dieses
regressive Phänomen des Denkens und Empfindens
documcntirt sich heim Menschen auf zwei ver-
schiedene Weisen: einmal durch Steheubleiben der
psychischen Entwickelung in seinem kindlichen
Stadium , zum anderen durch Auftreten von ste-
rischen Eigenschaften, welche eine Anzahl Genera-
tionen übersprungen haben oder wenigstens in
denselben nicht olfeuhündig aufgetreten sind, und
nun auf einmal wieder, wenn sich männliche und
geistige Keimproducte das Gleichgewicht halten,
zum Vorschein kommen.
Was den ersten Punkt betrifft, ho durchläuft
die geistige Entwickelung des Menschen vom Kinde
zum Erwachsenen in kurzer Zeit dieselben Stadien,
welche einst die Menschheit in ihrem Kntwickc-
lungsgange durchlaufen hat, und in deren einzelnen
Phasen die Naturvölker noch heutzutage verharren.
Der Australier ist der Diluvialmensch der Jetztzeit
und besitzt die Intelligenz und die Gefühle eines
Kindes vom civilisirteu Europäer. Der einzige
Unterschied zwischen ihm und dem lezteren besteht
darin, dass er fast immer auf derselben Kntwicko-
lungastufe stehen bleibt, wahrend das europäische
Kind auf psychischem Gebiete Fortschritte macht.
Das Kind civilisirter Völker heisst, kratzt und
wälzt sich auf der Erde, wie der Affe und der
Australier; es fertigt Zeichnungen an, die in allen
mit denen hottentottischer Künstler und solcher
aus der Ronthierperiode identisch sind.
Die zweite Form des psychischen Rückschlages
vergleicht Mantegazza mit dem Auftreten der
blauen Feder der wilden Taube (1’Adomo dei co-
lumbe) bei der Brut von solchen Tbieren, die ent-
gegengesetzte Farbenkleider aufweisen und ver-
schiedene Rassen vertreten. Aehnlich ist es beim
Menschen. Hier entwickeln die Söhne von Eltern
entgegengesetzter Charaktere oft Eigenschaften,
welche in Allem von denen ihrer Erzeuger abweichen
und somit, nachdem sie sich Generationen lang
lateut gehalten haben, bei jenen als Rückschlag
auf entfernt« Vorfahren aufzu fassen sind. Wie
Mantegazza annimmt, hat die Erziehung während
soundso vieler Jahrhunderte die Hemmungscentren
im Gehirne feentri cerebrnli moderutori) gelehrt,
diese brutalen Erionerungeu an den wilden Zustand
zu verbergen ; die letzteren kommen aber zum Durch-
bruch, wenn diese Centren ihre Functionen einstellen
oder der Automatismus der früheren Macht die
Oberhand gewinnt. Auf diese Weise ist das Auf-
treten einzelner Fälle von Anthropophagie bei
unseren Zeitgenossen zu erklären. Entweder ist
es ein Idiot, der Caunibale, wie unsere Vorfahren,
wird, weil die Atrophie und Degeneration der
Heimnani'seentreu die progressive Entwickelung
der Civilisation mächtig macht, oder es ist anderer-
seits ein Rasender, der bei souBt gesundem Ver-
stände den Mitmenschen anfisst, weil er von einem
unaussprechlichen Hass beseelt ist, welcher in
seiner ungewöhnlich ausgebildeten Stärke die Thä-
tigkeit der Iicmiuuugscentren zum Schweigen bringt.
Jener Menschenfresser ist ein Kranker und seine
Gelüste sind als pathologisch aufzufasspn, er ist
somit für seiue That nicht verantwortlich; dieser
ist ein gesunder Mensch mit psychischem Atavis-
mus und gehört vor den Gerichtshof.
Mantegazza theilt den psychischen Ata-
vismus in verschiedene Gruppen ein.
1. Atavismus bei der Ernährung (utavismi
alimentari);
2. Atavismus bei der Mu-kelbewegung (ata-
vismi tmi8Colari) ;
3. Atavismus in der Gcachlechtssphäre (ata-
vismi geuitali);
4. Atavismus, welcher sich durch Grausamkeit
üussert (ata vismi crudeli);
5. Atavismus, welcher sich durch Befassen mit
schmutzigen Dingen äussert (atavismi bu-
dici);
6. Atavismus, der sich auf verschiedenen Ge-
bieten äussert, bisher aber sich nicht unter*
gruppiren lässt (atavismi diversi o incertae
sedis).
Die atavismi alimentari treten am deut-
lichsten beim kleinen Kinde zu Tage. In den
ersten Jahren seines Lebens liebt der Mensch Kraut,
Früchte, saure und süsse Speisen. Er ist vor-
wiegend frugivor, Vegetarianer. Carnivor wird er
erst iti) Jünglingsalter und bleibt dies während
der ganzen Periode seines Lehens. Ebenso war
das Menschengeschlecht in den ersten Jahren seiner
Kindheit frugivor, wie es noch beute die niedrigsten
Völkerschaften sind , und ging erst später zum
Fleischgenuss über. Dass bei dieser Umwandlung
von vegetabilischer zur animalischen Kost der
Mensch zuerst rohes, resp. ungekochtes Fleisch
genoss, dafür bietet ein noch über den ganzen
Erdkreis verbreiteter Atavismus einen Beweis: die
Vorliebe aller Völker für Austern und andere
Mollusken.
Die atavismi muscolari o mimici treten
in den Bewegungen der Kinder zu Tage. Das
ilerumwälzen auf der Erde gehört 2U den Haupt-
vergnügungen derselben. Wir Erwachsenen thun
dies nicht, oder wenigstens nur heimlich, weil wir
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Referate.
13t)
uns vor unseren scheinheiligen College!) scheuen.
Uebrigens linst sich dieser Atavismus sehr häufig
hei Geraütbseffeiten teststellen. Der Argentinier
z. fl., wenn er nach langjährigem Aufenthalte in
den hochgelegenen wüsten Gegenden llolivias in
die üppigen und blühenden Getilde seiner Heimat
zurückkehrt, fühlt in sich oft das Bedürfnis», vom
Pferde auf den blumenreichen Krdboden herabzu-
springen und sieh auf demselben hemmzuwiilzen,
wie es Affen und Kinder tbun.
Auch die unwiderstehliche Lust der Kinder,
auf Büume zu klettern und sich zu schaukeln, gehört
hierher. Desgleichen ist unbewusstes Heissen von
Gras und Knabbern an Strohbalmen , oder Hin-
strecken auf grünerWicse tief ins Gras, ohne dass
uns Jemand sieht, oder Anhäufen von feuchtem
Sand, wie dies alles Erwachsene thnn, als psychischer
Atavismus zu deuten.
Die atavismi genitali nusseru sich in Hissen
und anderen automatischen Thitlichkeiten, welche
so oft die gegenseitigen Liebkosungen beider Ge-
schlechter begleiten, oft genug sogar in verabscheu-
ungswerthen Liebesbezeugungen, welche den Men-
schen zum Tbiere machen. Mantegazza rechnet
daher unter diese Kategorie von psychischem Atavis-
mus auch eine grosse Anzahl perverser Geschlechts-
Verirrungen ; dieselben grenzen aber schon mehr
an das Pathologische.
Unter atavismi crudeli versteht der Ver-
fasser die Ueberreste von Grausamkeiten unserer
Urväter, wie sie sich heutzutage noch in der Jagd
und im Kriege äussern. Heide Handwerke sind
nur verdeckte Grausamkeiten. Tödten ist mensch-
lich, kann sogar eine heroische That sein, wie es
in den Augen der ältesten Menschen sicherlich der
Fall war; aber Tödtou auf grausame Weise ist
gewaltiges Unrecht und zu verabscheuen. Kanonen
sind erlaubt, vergiftete Pfeile dagegen verboten.
Eine Stadt darf man clnäscliern, dagegen nicht
dem Feinde das Trinkwasser vergiften. Es ist
dieses Verhalten alles nur Scheinheiligkeit eines
Wesen», welches sich civilisirter Mensch oder Christ
nennt. — Mantegazza hat zu wiederholten Malen
an Physiologen, Chirurgen, Soldaten im Kriege
und anderen „Mördern von Beruf“ unwillkürliche
Muskelznckungen beobachten können, welche das
Wohlgefallen derselben am Tödten beweisen sollen.
Dieselbe „grausame atavistische Mimik“ kann man
an vielen Kindern sehen , wenn sie mit Ucber-
legtheit einer Fliege oder einem Vogel die Glieder
utiareissen. — Der Atavismus der Rohheit kann sich
sogar an wohlerzogeneu christlichen und vollständig
moralischen Personen offenbaren. Von den vielen
Beispielen erwähnt der Verfasser das eines Advo-
raten, welcher seine Lieblingsbeschäftigung darin
fand, auf Muuercidechsen mit einer gewissen Grau-
samkeit Jagd zu machen, oder das eines Edelmannes,
welcher mit Vorliebe in einem mittelst Gitters ver-
schlossenen Kochtopfe lebende Katzen ganz all-
untlig sieden liess und an diesem langsamen Todes-
krampfe seine Augen w'eideu liess.
Auch die Hahnenkäinpfe und Stiergefechte ge-
hören unter diese Rubrik.
Die atavismi sudici ausseru sich in der Be-
schäftigung mit schmutzigeu Dingen. In dersel-
ben Weise wie Affen ihren eigenen Koth zu kne-
ten und wie Modcllirthon zu formen pflegen,
besteht diese üble Angewohnheit bei vielen Kin-
dern , nml nicht »eiten ist sie bei wohlerzogenen
und sonst moralischen Erwachsenen beobachtet
worden. Dieselben sind ebenfalls unbewusste Trä-
ger iles atavistischen Keimes.
Zu der Rubrik der atavismi diversi o iu-
certuesedis schliesslich gehören alle Rückschläge,
welche sich in die vorherigen Gruppen nicht ein-
reihen lassen. Hierzu rechnen geistige und seelische
Fähigkeiten von Voreltern, welche bei einem Nach-
kommen Auftreten, ohne duss dieser jemals soust
physisch ähnlich ist. Als Beispiel dafür stellt Man-
tegazza sich selbst auf; er, der seiner UrgroM-
rnnttcr väterlicherseits in GesichtszUgen nichts
weniger als ähnlich ist, besitzt von ihr aber die
ausgeprägte Vorliebe für Gartenbau. Napoleon ist
ein ferneres Beispiel für Atavismus, welcher auf
Julius Cäsar und Augustus znrückgreift. — Die
Indianer Bolivias erscheinen nicht »eiten vor dem
Richter mit der Bitte um Stockschläge. Dies ist
auch als Atavismus bei einer Rasse zu deuten,
welche während vieler Jahrhunderte dem Despo-
tismus der Incas unterworfen war. — Auf ähnliche
Verhältnisse, die in der Vorzeit bestanden, ist der
Umstand zurückzuführen, wenu Frauen in höchster
Liobcsleidcuschaft sich von dem Gegenstände ihrer
Liebe geschlagen wissen wollen und dabei träu-
men. dass nie bei der Umarmung zerrissen oder
bis aufs Blut gepeinigt werden; eine Erinnerung
an jeue alte Zeit von Despotismus, welcher den
Mann zum Henker und die Frau zum Schlachtopfer
machte.
Die furchtsamen und angstvollen Bewegungen
der Hebräer sind auch uur eiue Form des psychischen
Atavismus, welcher auf die langjährigen Verfol-
gungen von Seiten der Christen zurückzuführen
ist, gerade so wie der würdevolle Gesichtsausdruck
des letzten Römers, der au ein Volk erinnert, welches
während vieler Jahrhunderte den Weltkreis be-
hauptete, oder wie die Majestät eines castiüauischeu
zerlumpten Bettlers, die an die frühere Grösse
Spaniens erinnert.
. Mantegazza hat durch diese seine Studien
über „psychischen Atavismus“ ein Gebiet der An-
thropologie und Psychologie eröffnet, welches neu«
Bahnen für die Erklärung der geistigen und see-
lischen Vorgänge beim Menschen zu schaffen ver-
16*
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140
Referate.
spricht. Freilich bietet der vorliegende Aufsatz
ans die ersten Anfänge dazu und manchem der
angeführten Beispiele dürften viele Fachgenossen
mit Skepticismus gegenübertreten.
7. Dott. Francesco Davcgno, le supergti-
xioni di Portoflno ( Liguri« - Ri viern di
Levante). (Aberglauben in Portofino.)
Diese Abhandlung bringt eine Anzahl localer
Sagen uud Spukgeschichten aus dem Menschen-
und Thierreiche.
8. G. Sergi e L. Moschen, crani della Papu-
asia, studio di G. S. e L. M. (Stadien
über Papnnnerschüdel) mit 3 Tabellen
und Tafel IV.
Die beiden Verfasser haben 12 Papuanerschädel
zum Gegenstände ihrer Untersuchung gemacht.
Dieselben stammen von den D'Eutre casteaux-Inseln
her, und zwar 5 Schädel von der Insel Goulwain,
2 von der Insel Fergusson, 3 von dur Insel Ileath,
1 von der Insel Teste und 1 von Neu-Irlaud.
Die Form der Schädel ist polyedrisch. Die
Nor tun verticalis bildet ein Hexagon mit einer ab-
gesebnittenen Ecke; die Norma frontalis ist pen-
tagonal; die Noriua occipitalis endlich stellt ein
reines Pentagon dar. Die Stirn ist schmal, dabei
hoch und leicht fliehend; beim weiblichen Geschlecht
ist sie fast steil. Die arcus supraciliaris sind beim
Manne mftssig entwickelt. Die Augenhöhlen sind
rechteckig und weichen in ihrer Stellung bei ein-
leinen Exemplaren am lateralen Ende ein wenig
von der Horizontalen nach unten zu ab. — Die
Nasenbeine sind kurz, schmal und wenig pro-
minent. Den unteren abgestumpften Rändern der
Naseuöffnung lagert eine Priinasalgrube vor.
Anomalien am Pterion sind keine Seltenheit.
Ein Schädel weist eine unvollkommene Trennung
des grossen Keilbeinllügcls vom Scheitelbeine auf ;
sechs dagegen eine vollständige Trennung. Und
zwar kommt dabei ein einfacher Stirnfortsatz
des Schläfenbeins dreimal, ein solcher mit Ein-
schaltung eines Wormianischen Knochens zweimal,
und mit Einlagerung zweier Schaltkoochen zwei-
mal vor.
Was die Käthe betrifft, so sind sie im Allge-
meinen als einfach zu bezeichnen Ein einziger
Schädel besitzt Schaltknochen in den Käthen, einer
nur solche im rechten Schenkel der A-Nath, ein
anderer desgleichen nnr in der sutura mastoideo-
orcipitalis-sinistra. — Die Stirnnath ist einmal
vollständig offen geblieben (also in 8,1 Proc.)
Auffällig ist an allen Schädeln die geringe
Grösse und damit zusammenhängend ihre kleine
Schädeloapacit&t. Einige Maasse mögen dies er-
läutern.
Maximum
bei beide
Minimum | Mittel
Geschlechtern zusammen
Mittel
bei männlichen
Schädeln
Mittel
bei weiblichen
Schädeln
C’ajiaeität
1373
1020
1186
1236
1125
Grösste Lauge ....
1*2
163
173,8
176,6
171
Grösste Breite . • . .
m
n«
125,6
129,1
122,1
Kleinste Stirnbreite . .
92
83
87,7
89
86,5
Höhe
138
127
132,8
134
130,5
Horizontnlumfang .
511
464
485
492
47»
Sagit talumfang ....
386
338
359
368
349,4
Uiruumfaug .....
317
2*4
303,5
310,7
359
Obergesichtshöhe . . .
67
57
61,6
61,3
62
Jochbreite
131
116
124,5
127
122
Na», Höhe .....
51,5
44
47,4
■*7,1
47,7
„ Breite
28
22,5
25,0
25,2
24,8
Orbita, Breite ....
39
35
37,6
38,2
37
„ Höhe .....
32,5
29
31,4
31
31,7
Gauineu, Länge . . .
55
45
50,4
49,6
51,5
* Breite . . #
37
31
34,4
33,8
35
Profil winke!
.83°
75°
7», 5“
79,7°
79,3»
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Referate.
Der Index cephalicus übersteigt die obere
Grenze der Dolichncephalie an einem Schädel:
derselbe ist mcsocephal (76,6); an den übrigen 11
Schädeln ist die Dolichocephalie (74,8 bia 68,6) rein
««»geprägt. Der Längenhöhenindex schwankt
zwischen 74,1 bis 76,5. 4 Schädel sind hypsi-
ccphal, 2 orthocephal, die Höhe der übrigen lieas
»ich nicht mehr bestimmen. Der Obergesicht»-
index variirt zwischen 44,2 und 53.4: 5 Schädel
sind chainäprosop. 7 leptoprosop. Die Grenzen des
Orbitalindex liegen zwischen 74,3 und 92,8:
3 Schädel sind chamäconch, 6 mesoconch, 3 hypsi-
conch. Der Xasuniudex schwankt zwischen 47,9
und 60,8: 4 Schädel sind mesorhin, die Übrigen
platyrhin. Der Gaumenindex (nach Virchow)
endlich bewegt sich zwischen 56,3 und 80,4: alle
6 Schädel, an denen der Gaumen vollständig er*
halten war, sind leptostaphylin.
Die Schädelcapacität beträgt im Mittel
1186 ccm, and schwankt zwischen 1020 und
1373 ccm. Alte weiblichen Schädel, bis auf einen,
weisen eine C'apacität auf, die unter 1 150 ccm liegt,
alle männlichen bis auf einen eine Capacität, welche
diese Grenze übersteigt.
Vergleicht man mit den soeben wiedergegebe-
nen Maasszahlen diejenigen, welche Krause an
150 Schädeln von den Inseln Neu- ßritannia und
Mioko (Museum GodefTroy) erhalten hat, so erscheint
es anfangs auffällig, dass die Ilnuptiuaasse dieser
Sammlung um ein Bedeutendes die correapondiren-
den Maasse der von den beiden italienischen
Forschern gemessenen Schädel übertreffen ; wenn
man aber die Mittelnäthe mit einander vergleicht,
so erhält man nur gauz geringe Unterschiede
zwischen diesen.
Was die Hasseneinheit der in Betracht kommen-
den Schädel anbetrifft, so halten Sergi und Mos-
chen ihre 12 Papuanorscbädel nicht für Repräsen-
tanten einer reinen Papuarasse, sondern für eine
individuelle Abweichung derselben.
9. Francesco Marimo. dottore in inedicina
ed in scienze naturali, Sülle osaa intor-
parietali e preinterpariotali nel cranio
umano. (Ueber Interparietal- und Prä-
interparietalknochen am menschlichen
Schädel.)
Die neuen embryologischen und vergleichend-
anatomischen Untersuchungen, besonders die italie-
nischen Forscher, haben gelehrt, dass man unter
den .Schaltknochen iu den Lambdanäthcn des
menschlichen Hinterhauptes, welche bisher ins-
gemein als os incal oder os epactale etc. bezeichnet
wurden, drei Kategorien unterscheiden müsse:
des resp. die ossa interparietalia , des resp. die
ossa praeinterparietalia und die gewöhnlichen ossa
Wormiana.
141
Unter dem os interparietale (von Homiti so
genannt) versteht man bekanntlich jenen, für ge-
wöhnlich dreieckigen Schaltknochen , welcher zwi-
schen den Schenkeln der Lambdauath durch eine
Qnernath vom eigentlichen Hinterhauptbeine abge-
trennt wird und seinerseits wiederum durch Secun-
därn&thc in zwei resp. drei Unterseginente zerfallt.
Morphologisch betrachtet, ist er als eine Kntwicke-
lungsheinmuug aufzufassen, welche auf zwei resp.
drei gesonderte Knochenkertie zurückznführen ist»
— Normaler Weise ist die Existenz dieses Zwitchen-
knochen« consta nt während einer kurzen Periode
des intrauterinen Daseins des Menschen nachge-
wiesen. im vierten Monate der Schwangerschaft
verschmilzt er schon bei normalem Vorgänge mit
den übrigen Hiuterhauptsknochen. Am Ittiopsiden-
und Vauropsideu- Schädel kommt er noch nicht
vor, ebensowenig am Schädel der diesen um näch-
sten stehenden Säugethiere, Dagegen tritt er
constant, und zwar gutheilt, um Schädel der übri-
gen Säugethiere im erwachsenen Zustande auf.
Am menschlichen Schädel ist das Vorkommen
des angetheilteu Knochens eine sehr grosse Selten-
heit; zwei bis drei Zwiachenschcitelbeine sind da-
gegen hier schon häufiger, aber immer auch noch
eine seltene Erscheinung. Je nachdem der linke
oder der rechte Knochenkern iu seiner weiteren
Entwickelung da» Uebergewicht gewinnt, liegt der
grössere von beiden genannten Scbaltknochen auf
der linken oder rechten Seite. — Bei drei gethcilten
Zwischenscheitelheinknochen ist das Entstehen
dieser Abnormität auf drei besondere Knochenkerne
zurückzuführen. Mit dieser Ansicht ateht der Ver-
fasser mit der von Virchow und Ficalbi aufgo-
stellten Theorie über den Ursprung des dritten
Knochen» im Widerspruche. Mehrere recht charak-
teristische Beispiele von os interparietale tripacti-
titurn, deren wohl gelungene Abbildungen Marimo
seinem Aufsatze beifügt, sprechen für seine Auf-
fassung: dass das dritte Zwischenscheitelbein aus
einem besonderen dritten Knochenkern entsteht.
Der zweite iu Betracht kommende Schaltknochen
des os praeinterparietalc lässt sich am Schädel
des menschlichen Embryo nicht conntant nachweiwen.
Denn wie Bionchi’s Stadien über diesen Punkt
gelehrt haben, kommt das os praeinterparietalc am
fötalen Schädel nur selten zur Beobachtang:
Unter 45 Uranien aus den verschiedensten Schwan-
gersch&ftemouaten konnte dieser Forscher es nur in
drei Fällen constatirec. Auch bei den Säugethieren
ist sein Vorkommen ebensowenig constant, als
beim Menschen. Eine Ausnahme hiervon bildet
nur die Gattung Equei. — Dos os praeinterparie-
tale ist somit nicht als ein Stehenbleiben auf einer
niederen Entwicklungsstufe zu deuten, nicht als
ein moustrum per defectum, wie das os interparie-
tale, sondern vielmehr als ein monstrum per
excessum. Trotzdom kommt dasselbe weitaus
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142
Referate.
häufiger vor, ab das letztere. Viele der als ossa
Wormiana heschrielwnen Zwinchenknochen sind
nach Mari mb als eigentliche ossa pruointerparie-
talia aul'zu fassen.
Es fragt eich nun, welche Unterscheidungs-
merkniale für den einen oder den anderen der
beiden Schaltknochen maassgebend sind. So lange
«las oh interparietule got heilt erscheint, hält die
Entscheidung nicht schwer, wenn man uiit Romiti
bedenkt, dass diese Zwischenbeine zweiter Ordnung
am Asterion an zu treffen Kind. Fxistirt dagegen
nur ein einziger Schaltknochen, so ist für die Beur-
theilung desselben einmal der grössere Abstand
des os p raeinterparietale von Inion, zum anderen
der charakteristische Verlauf der Trenuuugsnath
vom Hinterhauptbeiue von Wichtigkeit. Beim os
interparietale verläuft diese Nath nämlich im deut-
lich convexen Bogen , beiin oh praeintcrparietale
dagegen ist dieselbe eine gerade Linie, welche der
Basis der beiden um die Knocbenkerue entstehen-
den Dreiecke entspricht. Schliesslich wäre noch
das ülx-raus seltene Vorkommeu des ersten Knochens
im Vergleich zu letzterem für die Bestimmung von
Wichtigkeit.
Bei der Unterscheidung des os praeinterparie-
tale von einem gewöhnlichen Schaltknochen muss
man die Lage des ersteren, in der Mitte, an Stelle
der früheren Fontanelle, sowie seine Gestalt, drei-
eckig, i|iiadratisch oder rhombisch, jedenfalls regu-
lär und symmetrisch, und seine grössere Länge
im Verhältnis zur Breite, auch seinen Mangel an
starker Zähnung der Nftthe in Betracht ziehen.
Ueber die Häufigkeit des os interparietale und
praeintcrparietale beim Europäer, gesunden und
geisteskranken, einerseits und den übrigen Hassen
andererseits giebt uns folgende, von Marirnü auf-
gestellte Tabelle Aufschluss:
Zahl
der beobachteten
Os interparietale
Oh praeinterparietale
Schädel
Procent salz
Prozentsatz
.Europäer
1580
0,5
1,3
Toskaner (normale; .
5Slt
o,56
4,8
To»kaner (geisteskranke)
250
2,00
1.4
Mongo leiden und Mongolen
117
0,8!»
4,0
Hindus
40
0,00 *
10,0
.10
0,00?
6,6
Alte Aegypter
25
o.OO ?
4,0
Peruaner
2-21)
2,18
13,1
Papua»
21 K
3.21
io, ot
tSiamesiiu
26
19,4?
16,00?
Es geht aus dieser Zusammenstellung deutlich
hervor, dass das os praeinterparietalo bei allen
Ra« hu mehr oder minder häufig vorkommt, dass
dagegen das os iuterparietale nur bei den niederen
Rassen verhältnismässig hantig, bei den höheren
äuhserst «eiten angetroifen wird, wo es gleichsam
nur eine Ausnahme bildet.
„Sein absolute?! Fehlen bei den europäischen
Rassen, sein relatives und progressives Auftreten
bei niederen Völkerschaften und »eine grössere
Häufigkeit bei Geisteskranken und vielleicht auch
hei Verbrechern'* stempeln da» os interparietale zu
einem anthropologisch richtigen Knochen: sein
Auftreten ist als ein Zeichen von Atavismus, von
Inferiorität zu deuten. Von dem praeinterparietale
lässt sich ein Gleiches nicht behaupten , vielmehr
dürfte es als ein Zeichen relativer Supcriorität
gelten, gerade «o wie das Auftreten des getheiiten
Stirnbeins bei höheren Rassen.
Man hat die Hrachycephalie und die Deforma-
tion als prädisponirend für die Entstehung der
Schaltknochen überhaupt, als insbesondere der
beiden llauptschaltknochcn am Hinterhaupt, mi-
schen zu müssen des öfteren geglaubt. Marimö
weist beide Entstebungsuiomente, wenigstens was
das os iuterparietale betrifft, energisch zurück,
giebt aber einen gewissen Einfluss des urstcreu
von beiden angeführten Ursachen auf das Ent-
stehen des ob praeinterparintaln zu. Brachycephale
und Präinterparietale stehen hier zu einander im
Verhältnisse, wie Ursache und Wirkung, womit
nicht gesagt sein soll, dass alle brachycepbalen
Schädel besagte Abnormität aufweisen müssten.
Ficalbi, Anutschin, Romiti, Sorgi und
Minigazzini fanden das Präinterparietale an
brachycephalen und hypsicephnlen Schädeln; nach
Calori fehlt es au dolichocephalen Negerschfideln.
— Oe fiten ist da.« Auftreten des zuletzt genannten
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Referate.
143
Schaltknochens auch durch Rachitis und Hydro«
cephalie bedingt.
Was schliesslich noch die ossa Wnrmiana im
Allgemeinen betrifft, so ist von verschiedenen Ana-
tomen die llebauptung aufgestellt worden, dass
ein zahlreiches Auftreten derselben einen Atavis-
mus, eine pithecoide Eigenschaft bedeute. Die
jüngsten vergleichend- anatomischen Untersuchun-
gen von Corvenin und Ficalbi haben indessen
gezeigt, dass gerade an den Thierschädeln die
Schaltknöchelchen äusserst selten auftreten. und
wenn dies der Fall ist, nur in den Natben des
Gesichtsschädels. Ficalbi constatirte au HO
Affenschädeln nur in drei Fällen Schaltknochen,
während sie beim Menschen «ehr häutig sind. Um
hierzu ein Beispiel anzuführen, verzeichneten
Canestrini und Moschen 23 Fälle von spcciellcm
Auftreten der ossicnla Wormiana in der Lambda-
nath unter 35 Tarent inerschädeln.
Am Schlüsse seines Aufsatzes giebt der Ver-
fasser eine „Bibliografia cronologica*. eine chrono-
logisch geordnete Aufführung aller ihm bekaunt
gewordenen Abhandlungen über sein Thema (im
Ganzen 86 Arbeiten) aus der italienischen und
fremdländischen Literatur.
Tafel V und VI vergegenwärtigen durch Abbil-
dung acht exquisite Fälle von einfachen und mebr-
getheilten ossa interparietale und praeioterparietale
und von combinirtcm Auftreten beider Abnormi-
täten.
10. E. Rogalia, orbita e obliquitä doll' oochio
mongoiioo, nota di G. R. comunicazione
fattanell'Adunanza del 10. Aprile 1888«
(Die Orbita und die schiefe Lage des
Mongolenauges.)
Wie bekannt, ist von den meisten Autoren
bestritten worden, dass hei der Bildung den soge-
nannten Mongolcnaugos noch die knöcherne Orbita
hetheiligt sei, vielmehr behauptet worden, dass
diese Erscheinung nur auf ein eigentümliches
Verhalten des obereA Augenlides zurückgeführt
werden müsse. Regalia bringt durch seine Mes-
sungen an einigen Schädeln der gelben und weissen
Rasse hierzu den Gegenbeweis.
Wir beschränken uns darauf, aus der vorlie-
genden Arbeit die Methode uud die Resultate der
Augcnhöhlenmcssungen Regal ia’s wiederzugeben.
Für den ersten Punkt, die Methode der Messung,
ist von Wichtigkeit, dass der Verfasser von ver-
schiedenen, anatomisch festen Punkten des Augen-
höhlenrandes Senkrechten auf die Horizontalebene
projicirt, welche durch den aiu tiefsten gelegenen
Punkt des unteren Augenhöhlenrandes geht, und
die Länge derselben in Beziehung zu derGesammt-
höbe der Orbita bringt, diese gleich 100 gesetzt.
Als Gesammthöhe A bezeichnet der Verfasser die-
jenige Verticale, welche er von dein höchsten Punkte
des oberen Augenhöhlenrandes — die incisura
supraorbitnlis ausgeschlossen — auf die Horizontal-
ebene durch den niedrigsten Punkt des unteren
Randes fällt. Die übrigen Projectionen benennt
er folgendermaassen :
Höhe li vom Fronto-Malar-Punkt (6), d. h. der-
jenigen Stelle, wo die sutura zygomntico - frontalis
den Angenhöblenrand schneidet.
Höhe D vom Maxillo-Lacrymal-Punkt (d), dem
Dacryou.
Höhe K vom Maxillo-Malar-Punkt (e), der Stelle,
wo die sutura rnaxillo- zygomutica den uuteren
Augenhöhlenrand trifft.
Höhe C vom mittleren Maxillarpnnkte (c), den
man sich in der Weise construirt, dass man mit
der Hälfte der geraden Entfernung von Punkt d
und e mit <? einen Kreisbogen schlägt. Wo dor
letztere den unteren Augonhöhlenraud nach innen
zu trifft, dort liegt der betreffende Punkt (c).
F die Entfernung zwischen den Punkten b uud d.
Die Resultate der an einer Anzahl Mongolen
und Nichtmongolen - Schädel gewonnenen Messun-
gen hat der Verfasser in H Tabellen zusammen-
gestellt. Wir wollen dieselben nur in so weit
wiedergeben, als sie für das Verständnis von
Wichtigkeit sind.
I.
Mans.se (in
M i 1 1 i m e
tern) und Indices von A
ugen höhlen der
ex strem
sten F o
rmen.
Mo
n go 1 o i d
e n
Ar
ler
Feuerländer
Peruaner
Peruaner
Kirgise
Kalmücke
Pampa
Toacaner
9
cf
alter c f
alter cf
9
cf
Höhe
A
41,0
39,5
35,4
36,0
35,3 1
39,2
39,0
39,0
37,5
w
n
20,4
25.6
23,8
24.4
22,3 1
26,6
| *M
23,3
22,8
»
D
23,0
20,0
17.3
15,2
16,5
17,9
1 4,5
23,0
26,7
*
E
— 0,7
0
— 0,13
— 0,85
— 0,8
— 0,3
0
L2
2,1
_
C
*.s(»)
5,3
4.»
5,1
3,1
5,2
3,2
10,0
10.5
*
F
30,7
41,5
38.9
1
35,6
35,5
38,2
i 41,5
37,5
40.5
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H4
Kefui-.ite.
Aus Tabfile II. Grösste, mittlere und niedrigste lndices.
Toskaner
iK-ut-che
Ostjaken
Samojeden
Chinesen
Siamesen
•* C f | j ?
5 er
fl cf 1
6 $
7 cf
1 3 ?
3 ö* ;
S $
4 ö- j
s 9
UM) . Iß
Höchster .
64,3 56,9
59,8
48,6
, 52,7
50,7
52.7
51,5
1 51,«
5«, 4 1
52,1
A
Mittlerer .
50,06 . 55|58
55,44
45,95
4«, 51
45,07
{ 48,13
47,63
| 5ü,65
49,97 *
49,75
Iudex
Niedrigster
51,1 52,1
53,5
38,1
39,1
40,6
43,3
41,4
49,7
!
«•* |
47,4
Aus Tabelle 111. Mittel der lndices (Gesnmmtresultat).
Männliche Schäd
e 1
;> Toakaner + 3 Deutsche j 21 Mongoloiden
1 Unterschiede zwischen
lieiden Kassen
lon. n
i
50,75 46,7.1
— 10,02
A
t
100. C
24,73 14,32
— 10,41
.4
Ivo. E
— 5,24
A
100.(1)./))
F
6.35 14,9»
-4- 8,55
Tabelle VI. Mnxhuum und Minimum aller lndices (an allen gemessenen
Augenhöhlen).
17 Arier
41
Mongoloiden
Unterschiede zwischen beiden
Gruppen
Unterm -Inril /wiM-iien Maximum der
•lew Mnxiiuitl werth Mongoluidcn,
der Arier und Minimal- Minimum der
werth der Mongoloiden Arier
100./)
| Maximum . .
71.2
} so'' !
58,3
34,0 | 7,2
A
1 Minimum . .
51,1
37,2
1 2,J
IflO.C
A
Maximum . .
Minimum . .
32.7
18.7
«V* {
23,5
5,7
1 ,7-8
27,0 ' 4,8
'
lort . E
Maximum . .
13,7
! ,2-5 1
7,8
!j
1.1,7 • 1 «,2
A
1 Minimum . .
1.4
0
HtO.fÄ
.4
— /)) (Maximum
1 Minimum
13,5
— 9,6
1 *»•> !
26.0
3,7
] 22,3
9,8 35,6
Aus den aufgeführten M aassresultaten leitet
Regalia folgende Betrachtungen ab.
1. Da« Dacryon liegt am Mongolenauge viel
tiefer als am Auge der Arier.
2. Der untere Angenhöhlenrand steigt am
Mongolenauge weniger nach aufwärts, d. b. er
weicht weniger von der Horizontalen ah. Denn
seine beiden Partien, das Jochbein sowohl, als
auch der Augcnhühleniörtsutz des Oberkiefers, die
bei allen übrigen Rassen nach innen zu aufzu-
steigen pflegen . thun dies hier in mindererem
Grade.
3. In selteneren Fällen kommt es sogar vor,
das« die Malarportion des Orbitalrandes nach innen
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Referate.
145
zu nicht nur nicht aufsteigt, sondern in ihrer letz-
ten Strecke horizontal bloiht, oder sogar contiuuir-
lich von der sutura fronto-zygouiatica an bis zur
sutnra maxillo-zygnraatica absteigt. Im letzteren
Falle liegt der tiefste Punkt des unteren Augen-
höhlenrande* in der sutura uiaxillo -zygoinatica.
Noch seltener beobachtet man , dass sich die ge-
nannte Portion des Jochbeiues in noch stärkerer
Neigung, als im vorigen Falle, continuirlich nach
innen zu senkt und mit einer abgerundeten Kante
endet, welche einen rapiden Abfall bezeichnet,
ähnlich einer Stufe.
4. Der obere Augenhüblenrand kann am Mon-
golenauge , anstatt von dem Punkte neben der
Jnciaur an bis zur sutura fronto-zvgomatica conti-
nuirlicb abwärts zu steigen, auch nach aufwärts
sich erbeben, und zwar speciell, wenn keine Incisur
vorhanden ist, bis zur Entfernung (von innen nach
aussen) von */i* der Orbitalbreite oder noch mehr,
5. Wenn der zuletzt genannte Fall nicht ein-
tritt, sondern der obere Hand continuirlich schnell
absteigt und gleichzeitig sich der untere in der
uuter Nr. 3 geschilderten Weise erhebt, so nimmt
der Einfang der Augenhöhle eine charakteristische
Figur an, welche man folgendermaassen beschrei-
ben kann. Wenn man vom oberen Angeuhöhlen-
rande auf den unteren zwei verticale Linien in
der Weise fällt, dass sie auf der Medianlinie
(Breite der Augenhöhle) senkrecht stehen und die-
selbe gleichzeitig in drei gleiche Tbeile theilen, so
sieht man, dass die innerste Senkrechte länger ist
als die äussere, dass somit die Augenhöhle ihre
grösste Höhe im inneren Drittel besitzt.
6. Jene Erhabenheit der facies interna s. or-
bitalis des Jochbeines, welche dem ligamentum pal-
pehrale internuin als Ansatzpunkt dient, liegt beim
Mongolenschüdel höher, als bei den anderen Kassen,
und dies nicht blo&B absolut, noch auch im Ver-
gleich zu dem höchsten Punkte der sutura maxillo-
lacrymalis.
Es fragt sich nun, ob die geschilderten Formen
der knöchernen Augenhöhle am Mongolenschädel
auf die Lagerung der Weichtheile des Auges,
beziehungsweise auf die Richtung der Lidspalte von
Einfluss sind. Regal ia glaubt diesen Einfluss be-
jahen zu müssen. Denn die tiefe Lage des Dacryon.
d. b. des höchsten Punktes der sutura maxillo-
lacrymalis, muss zur Folge haben, dass die Ausfluss-
Öffnung der Thränenröhrchen , somit anch des
Thrünensückchons, tiefer zu Hegen kommen. Diese
Gebilde werden überhaupt vom ligamentum inter-
iium und dem musculus Horneri, beides Antheile des
Augenringinuskels resp. seiner Sehne, beeinflusst.
Es kommt somit auch der innere Augenwinkel tiefer
zu liegen als der äussere; die Lidöffnung gewinnt
also ein schiefes Aussehen (die beiden Achsen der-
selben scheiden sich im spitzen Winkel), wie es
für das Mongolenauge charakteristisch ist.
Archiv für Anthropologie. Bit XIX.
Atu Schlüsse der Abhandlung ist vom Verfasser
noch eine Zusammenstellung der einschlägigen
Litteratur beigefügt. (15 Abhundlungen ausschliess-
lich französischer Autoren).
11. Hoft III. Prof. Giov. Zoja, intorno al
mucronc doll’ angolo della mandibola
del Sandifort (apofisi lemurinica doli*
Albrecht), nota del G. Z. (lieber den
von Sandifort aufgefundenen Fortsatz
am Untorkiefer winkel.)
Zoja giebt in dieser Abhandlung eine Zusammen-
stellung aller bisher bekannt gewordenen Falle von
apophysis lemurinica (Albrecht).
Die ersten Mittheilungen Über diesen abnormen
Fortsatz am menschlichen Uuterkieferwinkel ver-
danken wir dem Anatomen Ed. Sandifort (um
1780), welcher ihn als r processus insignis sive
mucro, in quem angulus maxillae desinit“ in die
Wissenschaft einführte. Nach ihm beschrieb J. F.
Merkel eine apophysis anguli mnndibulae, als
Vorkommen bei den Marsnpialiern und Carnivoren
unter gleichzeitiger Angabe, dass dieselbe beim
Affen und auch beim Menschen nicht mehr anf-
trete. Cuvier, Th. Siebold und II. Stannius
bestätigten das Vorkommen dieses eigentümlichen
Gebilden bei vielou anderen Säugetieren.
Seit Sandifort war der Erste P. Albrecht, der
die genunnte Anomalie beim Menschen wieder
beobachtete. Auf dein ersten internationalen Con-
gresse für criminello Anthropologie zu Rom demon-
strirto derselbe der Versammlung ein Präparat
des menschlichen Unterkiefers mit einer apophysis
lemurinica, wie er diese Erscheinung nannte, und
einer iucisura lemurinica, einem Ausschnitte, welcher
sich an der Basis der Apophyse vorfindet. Gleich-
zeitig legte Albrecht zwei Abbilduugeu vor, von
denen die eine dieselbe Anomalie an einem an-
deren menschlichen Unterkiefer aufwies, die andere
am Unterkiefer eines Lemurineti.
Nicht lange nach diesem Uongresse veröffent-
lichte Prof. Tenchini aus Parma, durch A 1 brecht’»
Vortrag angeregt, eine neue Beobachtung von apo-
physis lemurinica, und zwar an einem 28jährigen
Verbrecher, der überdies einen überzähligen Wir-
bel hatte.
Zu diesen bisher bekannt gewordenen Fällen
fügt Zoja zwei neue Beobachtungen aus der Samm-
lung des Istituto anatomico dell1 Universita de
Parma hinzu. In dem einem Falle handelt es sich
um den Schädel eines Malabaresen (suhhrachyce-
phnl, t'apacität 1440 ccm, Zahugebiss vollständig,
Unterkieferwinkel 112 Grad), welcher eine deut-
lich hervortretende apophysis und incisura lemu-
rinica aufwies ; im anderen Falle um den Schädel
eines 05jährigen italienischen Landmamies (auch
snhhrachyrephnl, deutliche fossa mediana, Gebiss
unvollständig, Unterkieferwinkel 08°), bei welchem
19
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146
Referate.
dieselbe Abnormität ebenfalls deutlich aasgeprägt
war. Auf Tafel VII linden sich die beiden Präpa-
rate in vortrefflicher Ausführung dargestellt.
12. BafTaello Zarapa, il tipo umbro (der
umbrische Typus).
Nicola cci hatte es zuerst versucht, nn den in
Villanova und Murzabotto aufgefundenen Schädeln
unter Eliminirung des etruskischen, gallischen
und römischen Elementes einen eigenen Typus für
den Umbrer anfzustellen ; nach ihm in gleicher
Weise Calori an den Skeletten aus Camerino,
einer Gegend, in welcher, wie die Geschichte lehrt,
riust Umbrer nnsäßhig gewesen waren. Diu Resul-
tate beider Messaugeu waren ziemlich überein-
stimmend: demnach sollte der Schädel der alten
(Jinbrer dolichocephal gewesen sein. (Xicolucci
fand für den Index cephalicus im Mittel 78,9,
Calori 77 bis 78.) Leider aber war das Material,
auf welche« sich die genannten Forscher stützten,
wenig zuverlässiger Natur, weil vou keinem Schä-
del verbürgt war, ob er wirklich einst einem Um*
brer angubört habe. Zampa nchlug daher den
umgekehrten Weg ein und trat der Frage nach
dem ursprünglichen Umbrer-Typus in der Weise
nahe, dass er ans der heutigen Bevölkerung des
eigentlichen Uuibrieu einen besonderen Typus atif-
zustellen suchte, wie es schon Livi gethan batte.
Deuu da gerade die centralen Theilo Umbriens
vou den Völkerwanderungen, welche Italien über-
dutheten, am wenigsten berührt worden sind, so
musste man annehmen , dass seine Bewohner den
alten Typus in ursprünglicher Reinheit am meisten
noch bewahrt hätten.
IHe Grenzen des ethnischen Umbrien, wie sich
Zampa ausdrückt, d. h. jenes Gebietes, wo den
historischen Ueberlicferungen und dem Dialecte
nach die Nachkommen der alten Umbrer noch au-
zutreffen sind, stimmen im (irossen nnd Ganzen
mit den Grenzen überein, welche für diese Völker-
schaft von Augustns gesteckt wurden. Es umgreift
die Provinzen Pcsaro und Urbino mit Ausnahme
einiger Gemeinden an der Moerogküste (gallisches
Gebiet), den grössten Theil der Provinz Ancona
ebenfalls mit Ausnahme eines Küstenstreifens im
Norden des Esino (gullischea Gebiet) und der
äussersten Hügel im Süden desselben Flusses,
ferner diu Bezirke Camerino, Foligno, Spoleto,
Terni and Perugia in seiner Gesammtheit.
Wir gehen sogleich zu Zarapa’a SchiidelmeB-
sungen über nnd wollen zunächst den Längen*
Breiten-Index betrachten. Für das gesammte eth-
nische Umbrien, dessen Ausbreitung wir soeben
geschildert haben, fand Zampa im Durchschnitt
einen Index cephalicus von 82,8. Die höchste
Zahl, 86,0, erhielt er für die Bewohner von Peru-
gia; Urbino, l'esaro, Foligno nnd Terni ergeben
schon niedere Ziffern, 82,2 bis 83,6, Camerino,
Spoleto und Ancona noch niedere, 80,1 bis 81,6;
diese Bezirke verrathen mithin schon die Mischung
mit dem Nachbarvolke. Sobald man aber über
die geschilderten Grenzen hinansgeht. sinkt der
Index noch mehr. Für Teramo und Ascoli be-
trägt er schon 80,0, für Aquila und Lazio 78,8,
für Süditalien, Apulien, Calabrien, Sicilien nur
78 bis 76.
Der Umbrerschüdel ist somit massig brachyce-
phal oder subbrachycephal. Als eine weitere
Eigeuthüinlichkeit desselben ist die Breit« des Ge-
sichtes zu erwähnen. Während der kleine Frontal-
durchmesser bei den Bewohnern des übrigen
Italiens im Durchschnitt 106 bis 107 mm beträgt,
erreicht er beim Umbrer allein 108 mm. Die
Gesichtsbreite beträgt iin übrigen Italien nnr
127 bis 12.r>mm, bei dem Umbrer dagegen 130tnm.
Die Höhe des Gesichtes ist bei allen Völkerschaften
Italien* annähernd dieselbe; in Oberitalien 130 bis
131, in Umbrien 130, in Süditalien 130 bis
128 mm. Das Gesicht des Unihrers ist somit
quadratisch zu nennen; sein Index beträgt 100 im
Gegensätze zu dem im übrigen Italien, wo er für
gewöhnlich etwas über 97 liegt.
Für die Charakteristik des Umbrerschädels ist
ferner sein Quernmfang von Wichtigkeit. Für
Oburitalicn stellt sich derselbe auf 355 mm , für
Unteritalien auf 345 bis 350; in Umbrien über-
steigt er dagegen sogar noch 365 mm.
Was den Gesichtswinkel betrifft , so neigt der
Umbrertvpus hierin allein mehr za dem Typus des
südlichen Italien hin. ln beiden Landstrichen
beträgt er 76°; iu Obcritalien schwankt sein Mittel-
wert h zwischen 76 und 77**
IHe Körpergrösse des Umbren ist ein wenig
niedriger, als die der Bevölkerung in den vier
cirumpedenischen Gebieten und auch der von Tos-
kana; sie beträgt 1,63 bis 1,65 m.
Hinsichtlich der Farbo der Haut, Haare und
Augen (Typus chroraaticas) nähert sich der Umbrer
inehr dem Bewohner Unteritaliens. Der braune
Typus herrscht in Umbrien im Proceutsatx von
83 auf 100 vor; in Süditalicn schwankt er zwischen
75 und 92 Proc., in Oberitalieu dagegen nur zwischen
62 bis 71 Proc. Folgende Tabelle möge das procen-
tualische Verhältnis» der einzelnen Elemente, welche
den danklen Typus zusam inensetzen , in Italien
veranschaulichen :
Ober-
Italien |
Proc. 1
Puter- i
Italien
Proc.
' Umbrien
| Proc.
Dunkle Haut
H8 — 74
51 — 77 |
62
Schwarze Haare . . .
10—16 ,
16 — 41
37
Braune Augen ....
52 — 82
63 — 78
72
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Referate.
147
Die Verbreitung de« blonden Typu» gestaltet
sich folgendermaasscn :
OtMtf-
Italien
17 ntev-
Italien
Umbrien
Proc.
Proc.
Proc.
Blonde Haare ....
16 — 21
; 2 — 4
noch nicht !i
Blaue Augen
11 — 18
! 3—10
i 6 — 7
Der Typus des Umbrer» würde sich nach den
angeführten Beobachtungen Z&mpa’s wie folgt
gestalten: Der Schädel ist massig brachycephal,
dabei hoch , mit breiter Stirn und quadratischem
Antlitz. Kr zeigt Neigung zur Prognathie. Der
Körper ist von mittlerem Wüchse« untersetzt und
im Allgemeinen kräftig entwickelt. Die Farbe der
Haut, Augen und Haare ist gröBstentheils dunkel.
Hauptsächlich durch die Subbrachyceph&lie unter-
scheidet sich der Umbrer von den nmwohnenden
Volkerstämmeu : den brachycephalen Felten im
Norden, den mesocephalen Etruskern im Westen,
den subdolichocephalen Sabinern und Picenern im
Süden und Osten.
Die Umbrer sind als stammverwandt mit den
Gelten aufzufassen, mit denen sie als umbrisch-
celtiacher Zweig der arischen Rasse auf ihrem
Zuge nach Europa in die nördlicheren Gegenden
einwanderten , während der griechisch - italischo
oder italisch - pelasgische Zweig sich mehr nach
Süden wandte. Am Fusse des Kaukasus theilten
sich die Umbrer von ihrem Bruderstamuie und
schlossen sich den Itali oder Osci an . mit denen
sie sich in Besitz Italiens, die Umbrer vorzugs-
weise Oberitaliens, setzten. Gleichzeitig theilten
sich die Celten in zwei Unterabtheilungun; die
eine derselben zog längs des Laufes der Dunau
dem Westen zu, die andere folgte der Sau und ge-
langte nach Oberitalien, wo sie sich im Gebiete
des Po nioderliess.
Zawpu ist der Ansicht, dass die physischen
Merkmale des Urubrertypn* sich mehr denen der
Celten Oberit&liens, als denen der Osker ausckliessun,
womit aber nicht gesagt sein soll, das» Celten und
Umbrer zu indentificiren seien, eine Theorie, wie
sie von Fröret durch kuriose Spracliableitungun
aufgestellt and von Thierry weiter ausgebuut
worden ist.
Auf der anderen Seite hat man auch versucht,
den Umbrer mit dum Osker zu indentiliciren.
Zampa hält beide Völkerstämine für grundver-
schieden vou einander. Der Osker- (Sabiner-)
Schädel ist nach seinen Beobachtungen subdolicho-
cepbal; das Stirnbein ist schwach geneigt; die
Augenhöhlenwulste treten wenig hervor; die Augen-
höhlen selbst sind viereckig und geneigt, die Joch-
beine schmal; das Hinterhaupt springt uicht sehr
hervor ; an einzelnen Exemplaren ist leichter
Prognathismus, au anderen Orthognatbismus des
Oberkiefers vorhanden. Im Allgemeinen weist der
Oberschädel zarteren Bau und kleinere Maasse auf,
als der Umbrerschädel. Somit dürften die meisten,
wo nicht alle aus vorgeschichtlicher Zeit Umbriens
stammenden Schädel den Oskern zuzuschreiben
sein und prähistorische Umbrerschädel überhaupt
nicht vorhanden sein. Denn, wie Zampa hervor-
hebt, fehlt es nicht an Beweisen, da** die (älteren)
Umbrer ihre Todteu verbrannten, die (jüngeren)
Sabiner dagegen sie bestatteten.
13. A.B. Meyer, sulla capacita dei crani Pa-
puan! (über dieCapacität der P a p u -
anerschädel).
In einer kurzen Notiz bestätigt der Dresdener
Ethnologe die Beobachtungen von Sergi und
Moschen (siehe oben S. 140), wonach die von
ihnen gemessenen Schädel von den Inseln Südost-
Guineas die kleinste bisher beobachtete Capacität
(123t> ccm für Männer, 1 125 ccm für Frauen) besitzen
sollten. Meyer fand als Dnrchscbnittscapacität der
Dresdener Papuaner - Schädelsammlung für den
männlichen Schädel 1308, für den weiblichen
1275 cum, mithin weit höhere Zahlen. Ein Schä-
del (von der Insel Mysore) war aber darunter,
welcher den niedrigsten der vou Sergi und
Moschen angegebenen Werthe (1120 ccm für
Männer) noch nicht einmal erreichte; denn seine
Capacität betrug nur 1120 bis 1115 ccm.
14. Enrico H. Giglioli , ossa uraana portate
come ricordi o per ornamonto o usate
como utenaiü od armi, nota die E. H. G.
(Ueber Muuscheuknocheu, die zur Er-
innerung oder als Schmuck getragen
wurden, und als Werkzeuge oder
Waffen im Gebrauch waren.)
Zu allen Zeiten und in allen Ländern hat der
Brauch bestanden, dass leicht zu conservironde
Ueberreste des menschlichen Körpers als Amulette
oder Siegettropk&een getragen wurden. Von dem
Bestehen desselben auch bei der prähistorischen
Bevölkerung Europas haben sich noch die Sparen
in dem modernen Reliquienhandel mit Ileiligen-
uud Märtyrerknochen bis auf unsere Tage erhalten.
Ueber die Verehrung menschlicher Schädel von
Seiten der Bewohner Afrikas, wie Zulu, Dahouii.
Amazonen , Ascianti und Kaffern, hat uns Wood
in seiner Natural Hintory oi'Mau I. Afrika (London
18(38) dea Ausführlichen berichtet. Auch das Vor-
antragen eines Penis oder der Scrotumbaot iu den
Krieg, ein Brauch, wie er bei den Galla besteht,
gehört hierher. Iu Asieu ist die Verehrung be-
stimmter menschlichen Körpertheile eine ziemlich
vereinzelte Erscheinung. Mantegazza sammelte
19*
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148
Heferate.
auf seiner asiatischen Heise hei den Buddhisten
von Sikkim zwei interessante Belege für diese
Sitte, eine Trompete aus einem menschlichen Ober-
schenkel verfertigt und eine Trommel, welche sich
aus zwei Schädel decken zusammensetzte und mit
Kopfhaut bespannt war. — Die Dajak sind eifrige
Sehadeljäger, sie pflegen die Schädel ihrer Feinde
zu bcschnitzen und mit Metuliumsken zu schmücken.
— Die Nicobaren üben ebenfalls die SchAdelver-
ehrung, desgleichen die Andatnanen.
Was ferner Amerika betrifft, so ist bekannt,
«lass die alten Cariben und Azteken »ich Flöten
aus menschlichen Oberschenkelknochen anfertigten.
Bei den Jivaro von Napo und den Mundurucü von
Madeira werden die Schädel ihrer Feinde entweder
durch »llmfiliges Austrocknen oder durch I)urch-
trftnken mit Harz, beziehungsweise Oel conservirt
und von tapferen Kriegern bei Festlichkeiten ge-
tragen.
Australien endlich, „das gelobte I.and für die
Ethnologie*1, bietet auch für unsere Frage eine
reiche Fundstätte. Menschliche Unterkiefer als
Amulette in Gestalt von Armbändern werden von
den Bewohnern Neu - Guineas getragen. d*Al-
bertis erwnrb am Orangerie - Flusse eine Glocke,
welche au» einem menschlichen Schädel angefertigt
war und beim Tanze um den Hals gehangen wurde
u. a. m. Auf den Admiralitatsinseln werden roth
gemalte Oberarmknochen in einem Futterale aus
Blättern am Körper getragen. In Neu-Britannien,
wo im Uebrigen menschliche Knochenstücke zu
mannigfachen Zwecken Verwendung finden, werden
Oberarmknochen al» Lanzensch&fte und auf den
Neil-Hebriden menschliche Knochensplitter alsLan-
zennpitzen benutzt. — Auf den Salomens- Inseln
tragen die Krieger Strumpfbänder von aufgereihten
menschlichen Zähnen als Trophäen.
Die Bewohner vom Albert -See in Australien
verwenden heute noch menschliche Scbädelgewölbe
zu Trinkschalen, wie eB vor ungefähr 1000 Jahren
in Europa schon Rosamunde zu thun durch Alboin
gezwungen wurde.
15. Enrico II. Giglioli, note etnologicho dalle
iaole Marchesi (ethnologische Bemer-
kungen über die Marquesas-Inseln).
Die Markesmcben Inseln (las Marquesaa, les
Marquesiens) liegen ungefähr 900 Meilen n. ü. von
Tahiti, zwischen dieser und dem Aequator, und
bestehen aus fünf grösseren Inseln, Nukativa.
Uahuga, Ohevatoa, Tahnata und Fetuiva, und
mehr als hundert kleineren Eilanden; sie sind
Ȋmmtlich vulcanisclien Ursprunges.
Die Bewohner der Marqnesaa sind nach Giglioli
die schönsten und reinsten Vertreter der poly-
nesischen Rasse. Ehemals verstanden »ie es, ihre
Reize durch Tätowirung in den complicirtesten
und buntesten Arabesken zu erhöhen ; für jeden
Körpertheil besessen sie eine besondere Zeichnung,
die sie auch besonder» benannten. Heute ist die
Sitte des Tätowirens in Misscredit gekommeu.
Dagegen bieten die Markt-siner noch allerlei Ver-
stümmelungen des Körpers, wie Durchbohren der
Ohrläppchen , Spalten des Präputium beim männ-
lichen Geschlecht uud künstliche Verlängerungen
der kleinen Schamlippen durch fortgesetztes Ziehen
beim weiblichen Geschlechte. Eine andere Unsitte
besteht in der künstlichen Deformation de» Schädels
(in Zuckerhutform) und der Nase, sowie in der
besonders bei Frauen üblichen Depilation.
Zur Bekleidung dienten in früherer Zeit Taya-
stoffe au» der Rinde von Brou»sonetia papyri-
fera, Ficus prolixa und Artocarpus incisa, heute
hat europäischer Luxus die ursprüngliche Kleidung
verdrängt u. a. m.
Iß. S. Sommier, note di viaggio di S. S.
Esposizione Uralo-Siboriana di Ekaterin-
burg. Ceremissi dogli Urali e del Volga.
Reisebericht über die uralisch-sibi-
rische Ausstellung in Katb arinenbnrg
und den Volksstamm der Ceremissen
im Ural und an der Wolga.
Verfasser, welchem von der Societ» Italiana di
Antropologia etc. der ehren werthe Auftrag zu-
theil geworden war, dieselbe auf der Ltralisck-
Sihirischen Ausstellung zu Jekaterinburg (Katha-
rinenbnrg) im Jahre 1887 zu vertreten, giebt in
vorliegender Reisonotiz eiue ganz kurze Ueber-
sicht der auf derselben ausgestellten Gegenstände,
sodann einen ausführlichen Bericht über »eine
Studien am ('eremisscn-Volksstamme.
Genannte Ausstellung trug vorwiegend einen
ethnologischen Charakter; von den sibirischen
Völkerschaften waren die Dunganen, Soioten, Kir-
gisen, verschiedene Tnrtaren Stämme, Tungusen,
und Jakuten, von den Uralstämmen im Besonderen,
die Vognlen, Ba&kiren uud drei Stamme finuischer
Abstammung au» d«.*in europäischen Russland,
nämlich die Votiachen, Permi an er und Ueremi&Ben
theils persönlich, oder wenigsten» durch eine aus-
gewählte Sammlung von Photographien, tfaeila
durch allerlei Landesindustrieartikel , wie Beklei-
dung»- und Scbinuckgcgenstünde, üeräthschafteu
und Werkzeuge der verschiedensten Art vertreten.
Die lebenden Repräsentanten dieser Volksstäinme
waren aber schon vor Sommier* s Ankunft in
ihre Heiinath zurückgekehrt.
Eiue Anzahl (25) Baskirenschädel , welche
Nikolsky auf die Ausstellung geschickt und
Sommier daselbst gemessen hatte, werden dem-
nächst von Letzterem veröffentlicht werden.
Die archäologische Abtheilung der Ausstellung
wurde hauptsächlich durch die Bronzen der finnisch-
ugrischen Gruppe repräsentirt.
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Referate.
149
Nach zehntägigem Aufenthalte in Katharinen-
bürg unternahm Sommier eine ethnologische Ex-
cursion in das Gebiet der Ceremissen , eines finni-
sche» Volksstammes, welcher hauptsächlich im
Gouvernement Kasan uud Viatka, minder zahlreich
in Kostroma und Xijoi-Nowgorod , sowie in den
uralischen Gouveneinents Ufa uud Perm ansässig
ist und nach der letzten Schätzung 259745 Seelen
zählt. Die Ceremissen des Gouvernements Kasan
theilen sich wiederum in solche der Tiefebene
(Wiesen auf dem linken Wolgaufer) und solche
der Berge (Anhöhen am rechten Ufer dieses Flusses).
Wir müssen uns versagen, auf den ausführlichen
Reisebericht des Verfassers, der das Lehen und
Treiben dieses Volksstaranie« behandelt, einzugehen,
und beschränken uns darauf, seine uns am meisten
iutoressirenden somatisch-anthropologischen Beob-
achtungen kurz wiederzugeben.
Im Allgemeinen sind die Ceremissen von
schwächlichem Aeusseren, jedoch sind unter ihnen
Männer von kräftigem Körperbau und besonders
Mädchen von anmuthiger Friscbheit und Drallheit
keine Seltenheit. Die Körpergrösse ist als sehr
niedrig zu bezeichnen, wenigstens erreicht sie noch
nicht die menschlichen Mittelwerthe. Im Durch-
schnitt waren die Männer im Alter von 20 bis
50 Jahren 1 «SO cm (149 bis 173), die Weiber im
Alter von 20 bis 45 Jahren 150 (147 bis 156) cm
gross. — Die Hände und Fasse sind ziemlich klein,
die Zähne weiss und durchweg gesund. Die Brüste
der Weiber sind wenig entwickelt und fast hängend.
Die Hautfarbe der Ceremissen ist iro Allge-
meinen blond mit leichtem Uebergatige in Braun,
besonders an den der Luft nusgeseUten Korper-
partien. Die T'arbo der weichen Haare sowie der
Augen durchläuft alle Nüaucirungen vom hellsten
Blond bis zum dunkelsten Braun. Das Verhältnis*
der Blonden zu den Brannen (in Bezug auf die
Haar- und Augenfarbe) gestaltet sich nach So in in i er
folgendermaasseu :
Haar
färbe
A ugenfa rbe
hellblond
dunkel*
■ blond
i
1
hellbraun
dunkel-
braun
fast
schwarz
| schwarz
Mau bis
hellgrau
graupelt» ,
und
hellbraun
braun
Beobachtet au Per-
sonen .....
IS
10
11
14
5
15
19
17
davon Männer . .
8
7
1 10
7
5
i
10
12
14
Krauet!
• 1
1
a
| 1
1
’
«
0
5
7
3
Was den Schädel betrifft, so sind die Cere-
missen als mesocepbal mit Uebcrgang in Subbrachy-
cephalie zu bezeichnen. Von 3?« Männern, welche
Sommier gemessen hat, waren 13 dolichocephal,
11 roesocephal und 14 brachycephal. — Die Bra-
chycephalie der an und für sich dolichocephalen
Ceremissen führt der Verfasser auf Kreuzung mit
hrachycephalen tartarischen und baskirischen Ele-
menten zurück.
Das Gesicht ist breit im Vergleich zur Höbe,
somit die Ceremissen chamüprosop. Der Gesammt-
Gesichtsindex betrug beim männlichen Geschlecht«
im Mittel 109,57 (96,8 bis 118,1), beim weib-
lichen üeschlecbto 108,0 (95,0 bis 118,7).
Die Augen sind klein, wenig geöffnet und tief-
liegend; öfters verlaufen ihre Queraxeu schief
zur Horizontalen (Mongolenauge), vielleicht die
Folge der Mischung mit Tartaren,
Sommier glaubt in den Ceremissen zwei Ty-
pen wiederzufinden, welche er Bchon weit entfernt
bei den Finnen des nördlichsten Finnlands beob-
achtet hat. Der eine Typus zeigt einen niedrigen
Wuchs, blonden Teint, breites Gesicht und kleine
Käse; der andere eine grössere Statur, dunkleren
Teint, ein mehr längliche« Gesicht mit feinen
Zügen und eine mehr vorstehende, sonst regel-
mässige Nase. Ketzius unterschied diese Typen
als Tavstlandesen und Karelo.
Am Schlüsse seine« interessanten Berichtes
giebt der Verfasser eine Zusammenstellung der
einzelnen Körpermaasse, Haarfarbe, Augen färbe und
Anzahl der Kinder von 55 Ceremissen männlichen
uud weiblichen Geschlechts. Ausserdem sind dem-
selben, abgesehen von einer Anzahl Abbildungen
im Text, vier Lichtdrucktafeln mit charakteristischen
Porträts beigegeben.
17. Pio Mazzucchi, legende, pregiudisi o
superstizioni del volgo nell’ Alto Pole-
öine, scrie soconda. (Sagen, Yorurtbeile
uud Aberglauben beim Volke in Ober-
Polesine.)
Wie die Uebenchrift schon besagt, giebt der
Verfasser in seiner Abhandlung eine Sammlung
von allerlei Thier- und Menschen-, auch Heiligen-
Sageti, Sympatliiemitteln gegen Krankheit (Berg-
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150
Referate.
krankbeit, Augenleiden. Rückcuscbwcrzen, Humor*
rhoiden u. a. m.) und abergläubischen Gebrauchen,
wie dieselben im Volke in Ober-Polesine noch fort-
leben.
18. Bullettino di Paletnologia Italiana,
fondato da G. Chierici, L. Pigorini e
P. Strobel, diretto da L. Pigorini e
P. Strobel. ColUborator» P. Castei-
l'ranco, A. Issel, G. Nicolucci, P. Orsi
ed J. Uegazzoui. Serie II. Toxno IV.
Anno XIV. Parma, Luigi Battei,
1888. Jahrgang XIV. Nr. 1 und % mit
Tafel 1 bis 3. Pigorini, cuspidi di aelce
ouoidali dell* Italia giudicate archeoli-
tiohe da Adriano de Mortillot (über
ouoide Silexspitzen aus Italien, die von
A. de Mortillet für arch äolithiscli ge-
halten worden).
Mortillet hatte in einem Artikel der Zeit-
schrift Lllomme (1887, p. 864 bis 368), be-
titelt Le Sulutreen er» Italic, die Behauptung auf-
gestellt, dass jene auf beiden Flächen fein behauenen
Silexspitzen, in Lorbeerblattform , die zu Moliua
delle sculucce in der Gemeinde Brooniu (Provinz
Verona) aufgefunden wurden . als wirkliche Ver-
treter des Typus von Solutre aufznfassen seien und
somit einen Beweis für das Bestehen einer epoque
solutreenne auch in Italien lieferten. Pigorini
verwahrt sich in seiner Erwiderung, die einen ziem-
lich polemischen Ton auschlägt. in energischer
Weise gegen eine solche Auffassung und schreibt
die FunJstückeaus Molina der neolithischen Periode
zu. Zur Stütze seiuer Behauptung weist derselbe
auf die grosse Aehnlichkeit bin, welche zwischen
dem genannten Funde und den Gräbern zu Uenie-
dello im Gebiet von Bresciu besteht. Diese Gräber
von Kemedfllo enthielten gleichfalls Lanzenspitzen
derselben Form, ausserdem aber noch Waffen aus
Kupfer und Bronze: sie gehören somit der neoli-
thischen Periode an. Ein anderes Seitenstück zu
den Funden aus Molina bieten Lanzenspitzen der-
selben ouoideu Form aus liocca di Hicole (in der
Provinz Verona). Auch diese Station gehört der
jüngeren Steinzeit an. Somit dürfte darüber kein
Zweifel mehr bestehen , dass die Pfeilspitzen aus
Molina nicht aus der Periode von Solutre, sondern
auB der neolithischen Zeit stammen müssen. — ln»
Uebrigen bringt Pigorini jener Eiutheilnng der
palaolithischen Zeit nach der Form und Bearbei-
tung der Steingeräthe, wie sie von französischen
Forschern aufgectellt und scheinbar durchgeführt
worden »st, berechtigten Zweifel entgegen.
19. Dott. Sac. N. Morolli, antichi raanufatti
motallici rinvenuti nella Liguria, con
tavola 1 e 2 (antike Metallgegenstände
ans Ligurien).
Wahrend das paläolithische und ncoüthiscbe
Zeitalter in Ligurien ziemlich zahlreich durch
Fnnde vertreten ist, lässt sich ein Gleiches von der
Metallzeit nicht behaupten. Morel li kannte bis*
her nur etwa 30 Gegenstände aus der ligurischen
Bronzezeit; durch eigene Ausgrabungen sowohl
als auch durch Nachrichten anderer Forscher ge-
lang es ihm, weitere 22 Gegenstände aus der Bronze-
und Eisenzeit Liguriens zusammenzustellen und
abzubilden. Dieselben stammen aus der Höhle
Pollcra bei Piatnmarino (in der Gemeinde Final-
borgo), einer Hohle bei Galuzzo (in der Gemeinde
Verezzi) und aus der Umgegend von Bobbio.
DerZeit nach vertheilen sich dieso Gegenstände
folgendermnas*en. Der Bronzezeit gehören an :
drei Dolchklingen ans Kupfer (lanzettförmig, davon
zwei mit Rückeukiel), ein Meisscl, eine Ahle (V qua-
dratisches Prisma mit spitz nusgezogenen Enden),
zwei Ringe (der eine einfach, der andere spiral ig).
drei Schaft krlte, eine runde Platte, eiue Haarnadel,
fünf Armbänder (rund, massiv, einfach) und eine
Fibel (einfache Bogenfibel) — säinnitlich aus Bronze
verfertigt.
Der Eisenzeit dagegen: ein Armband (einfacher
Typus, massiv, breit, mit Andreaskreuz-ähnlichem
Ornament), ein Xadelknopf, eine Fibel (Discusfibel)
und ein Schaftkelt (mit rechteckigem Scbaftloch) —
ebenfalls uns Bronze verfertigt.
Dos seltene Vorkommen von Metallgeräthen in
Ligurien findet nach Morelli dann seine Erklä-
rung. das» die alten Ligurier sich nicht selbst mit
der Metallurgie befassten, sondern den Bedarf an
Waffen etc. durch Import deckten. Beweis dafür ist,
dass mau in dieser Provinz bisher nirgends auf
Gnssformen oder Schmelzstätten, beziehungsweise
Schlacken gestoesen ist.
20. Campi, di aloune epade di bronso trovato
nel Veneto, nel Trentino et nol Tirolo
(über einige Bronzeachwerter aus Vene-
tien, Trient und Tirol.)
Die in Venetien, Trient und Tirol aufgefunde-
nen und vom Caropi zum Gegenstand der Be-
trachtung gemachten (auf Tafel III abgebildeten)
Bronzeachwerter ebarakterisiren sich im Allge-
meinen durch ihre lanzettförmige Klinge, dio ent-
weder direct in den Griff übergeht, mit ihm also
in einem Stück gegossen ist, oder mit dem Griff',
der sich zumeist halbkreisförmig gegen die Klinge
absetzt, durch Nieten in halbkreisförmiger Anord-
nung verbunden ist. Die Klinge ist stets doppel-
schneidig und weist sehr oft eine mediane Rippe
auf, die an einem Exemplare als erhabenes Dreieck
hervortritt. Diese Mittelrippe durchlauft die Klinge
in ihrer ganzen Länge und wird öfters noch von
zwei, der Schneide bis zur Spitze parallel laufenden,
an einem Exemplar aber pfeibpitzcmirtig sich
schon im unteren Drittel vereinigenden, Furchen
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Referate.
151
begleitet. Auch der Gritf kann verziert sein; An*
tenneu kommen an ihm nicht vor.
Hinsichtlich des Altera dieser Schwerter kommt
der Verfasser zu dem Schlüsse, dass die einerseits
nicht mehr mit den Schwertern ans dem Ausgange
der oberitalieniscben Terramarenzeit. also der reinen
italienischen Bronzeperiodo , in eine Parallele ge-
stellt werden können, andererseits aber auch noch
nicht der llallstattcultur zugerechnet werden dürfen.
Sie gehören somit einem Zeitalter an. welches un-
mittelbar auf dos der Terramareu folgte.
21. Nr. 3 und 4. Gnoli e Pigorini, stazioni
deir etä della pietra nel Camerinose
(Stationen ans der Steinzeit im Gebiete
von Camerino).
In der Umgegend von Catneritio (Provinz Mace-
rata), wo man schon früher wiederholt auf Gegen-
stände der Steinzeit gestoasen war, wurden vou
Gnoli zu Serrapetrona und Torr« di Beregna
zwei Stationen aus dieser Periode aufgedeckt. Was
im Besonderen die zu Torre di Beregna gesammelten
Steingegenstände betrifft, so bestanden nie in Flint-
steinen von allerlei Formen (vorwiegend rothor
Feuerstein), die zum Theil unbearbeitet, zum Theil
als Messer, Schaber, Splitter in den verschieden-
sten Stadien der Bearbeitung auf dem Boden in
eiuer Ausdehnung von 300 qm zerstreut herum
lageu und somit den Eindruck einer steinzeitlicheu
Werkstatte machten.
In Serrapetrona wurden ähnliche Objecte zu
Tage gefördert, wie Messer, Schaber etc. aus Silex
und Stücke rohen Topfgeschirres. In derselben
archäologischen Schicht landen sich aber auch
Gegenstände aus der Eisen- und der Römer -Zeit.
Der Eisenzeit gehörten unter anderen Waffen,
Bronzefibelu , und eine durchbohrte Muschel an;
römischen Ursprung verrietben ein Snlhenfläschcheu
aus Glas und eine thönerne Oellanipe. Pigorini
hält dieses Zusammentreffen von Gcrüthschaften
der verschiedensten Perioden für zufällig und nimmt
au, dass die Bewohner im Gebiete von Camerino
in der ersten Eisenzeit ihre Todtcu in einem Bodeu
beisetzten, der Gegenstände aus früheren Perioden
schon enthielt.
Auf Tafel IV finden sich von Gnoli eine Anzahl
Gegenstände aus beiden Stationen durgestellt.
22. Stofhno de’ Stcfani, stazione litica a Giaro
nel comune di Prun veronese (steinzeit-
liche Niederlassung zu Giara).
Die vorliegende Abhandlung von Stefano de*
Stcfani ist hauptsächlich durch die ihr beigege-
benen Abbildungen (auf Tafel VJ nnd VII) der
seltsamsten Lauzenspitzeuformen aus den stein-
zeitlichen Niederlassungen in der Gemeinde Prun
höchst interessant.
Die meisten derselben sind durch dreieckige
Pfeilspitzen vertreten, deren Basis Üügelformige
Fortsätze besitzt und entweder concav ausgehöhlt
oder mit einem Stiel versehen ist. Eine in den
dortigen steiuzeitlichen Höhlen noch häufiger vor-
kommende Form sind mandelförmige Lanzon-
Bpitzen vom sogenannten St.- Acteul- Typus (grandi
ascie a mandurla tipo Saiut-Acteul nach Stefan i).
Die übrigeu eigenartigen, änsserst seltenen Formen
lassen sich in folgende Gruppen theilen:
1. Pfeilspitzen mit geschweiften Scitenräudern
and concaver Basis, die den Eindruck machen,
als ob der Künstler hei ihrer Anfertigung sich ein
Blatt von hedera polymorph» zum Vorbild nahm.
2. Pfeilspitzen mit gesägten Seiteu rändern und
concaver oder gestielter Basis. Dieselben erinnern
an die Harpunen aus der französischen Rennthier-
zeit. Bei ihrer Anfertigung dürften dem Künstler
missgestaltete Blätter der Eiche oder Cichorie vor-
geschwebt hal>en.
3. Pfeilspitzen, die nicht an den Seitenrändern
gesägt sind, sondern an der sehr verbreiterten Spitze
Zähne tragen. Es ähnelt diese Form einem ge-
stielten Kamme (daher von Stefani für sie die
Bezeichnung selci foggiate a pettiua vorgeschlagen),
oder noch besser einem Grasrechen mit nach vor-
wärts gerichteten Zinken. Verfasser, der von der-
selben noch drei weitere Exemplare in dem cüvolo
delP orso fand, hält diese Gebilde für Kämme,
mit denen die steinzeitlichen Ansiedler die Felle
ihrer Ziegen, von denen zahlreiche Knochen unter
den Speiseresten enthalten waren, auszukämmen
pflegten.
4. Pfeilspitzen von der Gestalt eines Kreuzes.
Zwei ähnliche Exemplare hob Stefani in dem
oövolo doi disertori und in dem cüvolo della statione
di Fontanella (beides in Prun). Sie dürften seiner
Ansicht nach nicht als Waffen getragen worden
sein, sondern zu Werkzeugen oder Ainuletten ge-
dient haben.
Im Allgemeinen lässt sich von diesen Pfeil-
spitzen sagen, dass sie süm tätlich aus grauem Feuer-
stein hergestellt worden sind und auf beiden Flächen
Bearbeitung mit muscheligem Bruche aufweiseu.
23. Dott. Riccardo Loronzoni, la Grotta Nico-
luoci prosso Toronto.
In der Umgegend von Soreut, in der sogenannten
Couca, entdeckte Lorcnzo eine Tropfsteinhöhle,
welche er nach dem italienischen Anthropologen
Nicolucci so benannte. Dieselbe setzt sich aus
zwei über einander gelegenen Abtheilungen zu-
sammen, von denen die ol»ere wiederum in Unter-
abtheilangen zerfallt. Unter einem Erdhaufen, in
welchem einige Scherben und füufGefässe enthalten
waren, sties« Lorcnzo auf eine 7 bis Sem dicke
Tropfsteiunchicht, uuter dieser wiederum auf eine
Schicht schwarzer, feuchter, fettiger Gartenerde,
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152
Referate.
welche direct dem Boden in einer Hohe von ungefähr
2in auflag. In letzterer kamen Stein gerät he, Gefasx-
restc, SjHjisoübiTreste und ein Bronzegegenstand
zum Vorschein.
Was zunächst die bearbeiteten Steiugeräthe
betrifft, so ist von ihnen za bemerken, dass sie in
grosser Menge in den verschiedensten Tiefen auf*
gefunden wurden und aus <|narzreicbem , hartem,
gelbem oder grauem Sandstein , einige Exemplare
nach aus Feuerstein angefertigt waren. Lorcnzo
konnte unter ihnen Sägen, Messer, Lanzen- und
Pfeilspitzen in Mandelform, Lanzenspitzeo mit Stiel
und flügelähnlichen Fortsätzen au der Basis, ilaud-
härann-r und Aexte unterscheiden. Ausserdem
kamen zwei Netzaenker. einer aus Sandstein, der
andere uns Thon, sowie eiu Stück llespis und Ob«
sidian zum Vorschein.
Das Topfgeräth bestand zumeist in Unmassen
von Henkeln, Rändern, Boden und Seitentheilen ;
vollständig oder annähernd vollständig waren nur
fünf Ge fasse erhalten. Die Gefässreste, zum Theil
aus grobsaudigem, zum Theil aus feinem, geschlämm-
tem Thon hergestellt, waren sichtlich Handarbeit,
einige wenige Hessen auf Anfertigung mittelst einer
Drehscheibe schliessen. Soweit es möglich war, aus
deu Scherben eine Gefiissforin zu reconatruiren. war
die Keramik durch Becher, kleine Krüge, Näpfe,
Töpfchen mit ebenem oder erhöhtem Boden ver-
treten. Die Henkel waren entweder horizontal
oder vertical aufgesetzt; an einzelnen Gelassen
fehlten sie gänzlich oder waren nur durch Buckel
oder durch Löcher ersetzt. Eine besondere Eigen-
tümlichkeit mehrerer Gelasse bestand in gehörn-
te u Henkeln, d. b. in Henkeln, die sich vom oberen
Rande erheben und bei ihrem Umbiegen nach aussen
und unten zu sich gabeln, so dass das Bild eines
Halbmondes mit mehr oder weniger verlängerten
Hörnern entsteht. Mau hatte diesen GefiUstypus
lange Zeit als charakteristisch für die Terramareu
Emilias augesehen; neuere Untersuchungen be-
wiesen aber auch seine Verbreitung im übrigen
Italien. — Die Verzierung des Topfgeräth es war
entweder durch Aullagerung oder Vertiefung ver-
schiedener Muster hervorgebracht. Die erst vre
Art bestand in Knoten oder Schnüren, die entweder
horizontal oder vertical, bald einfach, bald in
doppelter Anordnung um das Gelass verliefen.
Eine besondere Form desselben war eine Reibe
von S-förmigen Figuren. Die Basrelief» bestanden
in geraden Linien, die öfters mit besonderem Kunst-
sinn zu kleinen Quadraten oder Mianderzeich-
nungen zusammengestellt waren. Das Vorkommen
des griechischen Mäanders, und zwar in vollkom-
mener Ausführung, beschränkt sich auf zwei Geiass-
fragmente, welche noch wegen der ausserordent-
lichen Feinheit des Thones und der eigentümlichen
Ausführung der Decorutiou , rothe Figuren auf
schwarzem (»runde, besonderer Erwähnung ver-
dienen. Da dieselben aber in deiu obersten Erd-
haufen lagen, so dürften sie einem jüngeren Zeit-
alter angehören.
Aus den Knochenresten Heesen sich mit Sicher-
heit Riud, Schaf, Ziege, Schwein, Fuchs und einige
kleine Nagetbiere nachweisen. Fünf Knochen-
Stücke waren jeder zu einem Gründer, davon einige
mit 6pateltürmig zulaufendem Endstück, umge-
arbeitet
Für die chronologische Bestimmung der er-
wähuten Fundstücke ist schliesslich noch ein bogen-
förmig gekrümmter Bronzedolcb mit zugespitzten
Enden, vielleicht eine Haarnadel, von Wichtigkeit.
Da derselbe unter der Tropfsteinschicht zum Vor-
schein kam, mithiu gleichaltrig mit den Steinge-
rätheu ist, so dürfte die Nicol ucci-Gruppo nicht
nur in der ueolithi wehen Periode, sondern auch
noch wahrend des Ueberganges derselben in die
Bronzezeit bewohnt gewesen sein. — Die Abbil-
dungen der hauptsächlichsten Fandst ücke finden
sich auf Tafel X und XI.
24. Pigorini, ripoBtiglio di grandi pugnali di
bronzo a lama triangolare sooperto nolla
vicinanao di Ripatranaono (Marcho). (Ein
Depotfund vou grossen ßronzedolchen mit
dreieckiger Klinge in der Nachbarschaft von
Ripatransone.)
Iu diesem Depotfunde bandelt cs sich um fünf-
undzwanzig ßronzedolche. welche ein Bauer in
der Nähe der Stadt Kipatransoue in der Provinz
Ascoli Piceno beim Ackern unter einer Steinschiebt
aufdeckte. Andere Bronzegeräthe sollen nicht
dabei gelegen haben. Pigoriui hat von diesen
fünfundzwanzig Dolchen nur vier in den Händen
gehabt, die er in dem vorliegenden Aufsätze be-
schreibt. Es genügt, die Beschreibung des eiuen
Dolches, des grössten, wiederzugeben; denn die
Übrigen stimmen, was die Form und Ausstattung
betrifft, mit diesem im Grossen und Ganzen überein.
Die Länge der Dolche schwankt zwischen 18,5
und 2ticm; die dreieckige Klinge des grössten
Exemplares misst in der Länge 17 cm, an der Basis
in der Breite 75 mm; ihr Ornament besteht in
breiteren und schmäleren Flächen, welche parallel
der Schneide laufen und an der Spitze convergiren.
In den Zwischenräumen zwischen diesen Linien
ziehen sich Reihen kleiner, »chraffirter Dreiecke
(Wolfszahnornament) entlang. Der Griff, der mit
seinem bogenförmig ausgeschweiften Ende an der
Klinge mittelst Nieten befestigt ist, trägt einen
ovalen Knauf, welcher fein polirt erscheint und
mit einem eingravirten Kreuze geschmückt ist.
Er ist gleichfalls glatt. Die übrigen Dolche, auch
diejenigen, welche Pigorini nicht zugänglich
waren, belassen eine dreieckige Klinge. An den
zwei kleinsten der von Pigorini beschriebenen
Dolche sass kein vollständiger Handgriff mehr.
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Referate.
153
Sein Ende hatte ursprünglich aus llorn oder
Knochen bestanden, wie einige Partikelcben diese«
Stoffe« beweisen, die daran hängen geblieben waren.
Dolche mit einem ähnlichen Handgriffe sind vom
Gardasee und den britischen Inseln her bekannt.
Pi gor ini schreibt den Fund von Ripatransone
der Bronzezeit und nicht der ältesten Eisenzeit
zu, wie Mariotti angenommen hat. Es ist dies
«eines Wissens nach der dritte Fund von grossen
Bronzedolchen mit dreieckiger Klinge, welche bisher
in Italien gemacht worden sind. Die früheren
stammen der eine aus Castione dci March esi (in
Parma), der andere aus Campoeacro in der Gemeinde
Loreto Aprotino (Teraroo) her.
25. Stefano do’ Stefeni, intorao alle scoperte
fette n el 1 a grotta dei camerini nel comune
di Breonio, con tavola XIII e IX. ((Jeher
Funde aus der Grotta dei camerini in
der Gemeinde Breoaio.)
Auch diese Höhle förderte ähnlich wie die
«teinzeitliche Niederlassung zu Giare in der Ge-
meinde Prun (cf. dieses Referat p. 151) eine Menge
neuer und höchst interessanter Pfeilspitzen etc.
aus Silex zu Tage. Beiden Stationen gemeinsame
Formen sind die kammförmigen (ohne Stiel, nach
Stefan i stromenti foggiati a pettine), reebenför-
migen (mit Stiel) und kreuzförmigen (selce fog-
giata a croce) Geräthe. Von neuen, dieser Grotte
specifischen Formen sind solche in Gestalt eines
Dreizacks (selce a tridente), eine« sechsstrahligen
Sternes (selci a «teils), eines Zwirnwickels (mit
vier Strahlen), eineß Messers mit doppelter Schneide
(coltcllino a doppio taglio) u. a. m. zu erwähnen.
Tafel VII 1 und IX geben die hauptsächlichsten
Formen in schöner Ausführung wieder.
Die in einer Seitenaushöhlung der Grotte in
Fragmenten aufgefundenen Skelette (7? an der
Zahl) gehören einer viel jüngeren Zeit, als die
Silexinstrumente an. denn in ihrer Nahe lagen
einige Geräthe aus Eisen. Soviel sich an den
Schädelresten noch festetellen Hess, gleicht ihr
Typus einer Form des heutigen Venetertypus.
26. Strobel, anelli gemini problomatici con
t&v. XII. (Doppelringe unbestimmten
Charakters.)
Gozzadini hatte im Jahre 1865 unter der Be-
zeichnung anelli gemini ein eigentümliche* Gebilde
beschrieben , dessen Zweck und Bedeutung bisher
donkel geblieben ist. Dasselbe besteht ans zwei
Ringen, welche durch eine Platte in einer Ebene
einander verbunden »ind. Auf der einen Seite
dieser Platte sitzen für gewöhnlich zwei, manch-
mal anch drei oder gar vier Stacheln oder Zähne.
Im Museum zu Parma, dessen Material Strohei
zur Grundlage seiner Untersuchungen benutzte,
befinden sich 15 der soeben beschriebenen Geräthe;
Archiv für Anthropologie. Bd. X£X.
drei Exemplare davon besitzen vier Stacheln , wei-
tere drei davon drei, die übrigen neun nur zwei
Stacheln. Somit bekannt, bestehen alle diese
„Doppelringe“, mit Ausnahme eines einzigen eiser-
nen, aus Bronze. Strobel giebt in der vorliegen-
den Studie eine befriedigende Erklärung für diese
bisher räthselhaften Gebilde.
Er hält sie für ein Werkzeug, welche« den
Pferden über der Nase befestigt wurde uud mittelst
Kotten, welche durch die Ringe liefen, bald an
dieselbe fester herangezogen, bald loser gelassen
werden konnte. — Der Gebrauch ähnlicher In-
strumente hat sich noch bis auf die Neuzeit er-
halten. Zum Vergleiche bildet Strobel ein solches
aus dem 17, Jahrhundert und eines ans der Neu-
zeit auf der beigefügten Tafel XII ab.
27. Nr. 7 und 8. Pigorini, Ornamenti dl
oonohiglie rinvenuti in antiobe tombe di
Vald'Aosta. ( Mu-schelschmnck aus alten
Gräbern im Thale von Aosta.)
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit
dem Vorkommen von Muschelschmuck in vier
Fundstätten aus Spanien, Frankreich und beson-
ders Italien, die in Bezug auf die Anlage und Bei-
gaben viel Uebereinstiromendes darbieten und somit
ein und derselben Zeit angeboren dürften. Es
sind dies die Grabfunde von Pnlaces am Rio Alman-
zora im 8üdoeten Spaniens, aus der Pueva de la
mujer bei Alhambra in Granada, von Ez-Lentillöres
in der Nähe von Dijon und von Arvier im
Thale von Aosta. In allen vier Fällen handelt es
sich um Beisetzung in Gräborn, deren Wände
aus Fliesen oder aus bis zu einer gewissen Höhe
aufgeschichteten Steinen eich zusammensetzen,
denen Boden und Docke aber fehlten. Die bei-
gesetzten Skelette waren mit Hals- oder Armbändern
geschmückt, welche aus aufgereihten Muschel-
schalen, wie Cardium, Pectunculus, Venus und
Cythcraea, bestanden. Der Fund ans der Cueva
de la mujer ist erwiesene rmaassen neolitbiscb.
Pigorini trägt daher kein Bedenken, auch die
übrigen Mnschelschmuokfunde wegen ihrer über-
einstimmenden Aehnlichkeit der jüngeren Steinzeit
zuzuschreiben.
28. Pigorini, abitasioni laouatri di ArquA-
Potrarca in provinoia di Padova (Nieder-
lassungen im See von Arquä-Petrarca).
Im Grunde des Sees von Arquä (zwischen den
euganeischen Hügeln in Padua), dsr in früherer
Zeit sich weit mehr als heutzutage ausdehnte,
entdeckte Cordenons unter einer ungefähr 1 m
dicken Torfschicht, die aber keine späteren Anti-
caglien in sich schloss, an zwei verschiedenen
Stellen Pfahlbautenreste, die in der üblichen Weise
auf dem schlammigeu Untergründe errichtet worden
waren. Dass diese längere Zeit bewohnt gewesen
20
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154
Referate.
«ein müssen, beweisen neben Animalischen und
vegetabilischen Speiseresten zahlreiche, in der ar-
chäologischen Schicht nufgefundene Topf- und
Stein gerat he.
Von llausthieren scheint den Bewohnern des
Sees von Ar<|uii das Schwein, dus Rind und das
Schaf bekannt gewesen za sein. Von wilden Thieren
dienten der Hirsch, das Reh uud der Schwan zur
Nahrung. Spuren vom Hunde Hessen »ich zwar
nicht feststellen *); da aber für alle übrigen Pfahl-
bauten der oberitalienischen Alpengegenden das
Vorkommen des Hundes erwiesen ist, so dürfte
man dasselbe auch für die Pfahlbauten von Arquü
annehmen. — Die vegetabilischen Speisereste be-
standen in zahlreichen Kornelkirschcn-Steincu uud
in Unmassen von Eicbelschalon ; ob die letzteren
dem Menschen oder dem Vieh zur Nahrung dienten,
bleibe dahingestellt. Getreidekörner wurdeu nicht
gefunden.
Topfgeräth wurde in -grosser Menge zn Tage
gefördert, doch nur in Scherben. Dasselbe scheint
localen Ursprunges zu sein, weil zu seiner Her-
stellung der Trachvt der euganeischen Hügel
verwendet worden ist. Den meisten Gefilssresten
fehlt jegliches Ornament, ln sehr mannigfaltiger
Weise sind dagegeu die Henkel vertreten; man
findet unter ihnen auch sogenannte gehörnte For-
men. — Das Steingeräth bestand in bearbeiteten
Lanzen- nnd Pfeilspitzen, durchbohrten Aextcn,
Messer- und Sägeklingen , Hämmern n. a. m. In-
teressant sind ferner einzelne Geräthe aus Knochen
und Hirschhorn, darunter einige aus dein letzteren
Materiale angefertigto Ringe, die Pigorini für
Sch muck gegen stände hält.
Was schliesslich die Zeit anbet rillt, welcher
diese Funde aus dem Pfahlbau vou Arqua ange-
hören dürften, so glaubt Pigorini dieselben den
schweizerischen Pfahlbauten aus der scheuen Bronze-
zeit an die Seite stellen zu müssen, /war sind im
See Arquä ausschliesslich Steingerathe zu Tage
gefördert worden, einzelne Gegenstände indessen,
darunter ein schöner Beilhammer aus polirtem
grünen Serpentin mit einem Loch für den Stiel,
sprechen dafür, dass diese Station nicht mehr der
eigentlichen Steinzeit angeboren könne.
29. Nr. 9 und 10. Lo acoperte paletnologiche
nei comuni di Breonio e di Prun in
provincia di Verona. (Paiethnologische
Funde aus Breonio nnd Prun in der
Provinz Verona.)
Die von de* Stefani in den Territorien von
Breonio und Prun (s. dieses Referat S. 153 und 151)
aufgeftindenen Steingerathe von seltsamen Formen
hatteu trotz der Bürgschaft von Seiten des geuann-
*) Hiebe hierzu weiter unten (8. 155) den Aufsatz
von Canestrini.
ten Entdeckers dennoch bei Vielen den Verdacht
auf Fälschung erregt. Um allen Zweifel hierüber
zu beseitigen, hatte sich die Generaldirection der
Altert h ümer und schönen Künste an den Minister
des öffentlichen Unterricht« mit der Bitte gewandt,
durch Pigorini uud Uastelfranco amtliche Aus-
grabungen im Gebiete von Breonio anstellen zu
lassen. Der Erfolg dieser Missiou entsprach allen
Erwartungen, die man hieran geknüpft hatte,
insofern als unter den Augen amtlicher Zeugen
zahlreiche Steingerathe von denselben Formen,
wie sic schon früher aufgefuuden waren (Kamm-
form, Krenzform u. a. in.), in unversehrten Schich-
ten in der Nähe des Monte Loffa angetroffen
wurden. Ein hierüber ausgestelltes Protokoll wurde
von neun Personen unterschrieben und gelangt in
vorliegendem Artikel des Bullettino zum Abdruck.
30. P. Castelfranco, ripostiglio dolla Casoina
Ranza fuori di Porta Ticineso (Mailand)
cou tav. XIII. (Depotfund vou Cascina
Ranza ausserhalb der Porta Ticineee io
Mailand.)
An der genannten Fundstätte wurden in der
Tiefe von ungefähr 1,50 m einer Thongrube theils
von Cast el fr Anco, theils von Anderen eine grosse
Anzahl Bronzesachen gehoben, welche der Verfasser
der ersten Periode des BronzezeitalterR, der Epoche
von Morges nach Mortillet, zuzuschreiben ge-
neigt ist. Der ganze Depotfund wog, soweit er
sich noch znsammenbriogen Hess, 8667 g und
setzte sich aus 52 Einzclstüeken zusammen. Die
letzteren bestanden in Kellen, Lanzenspitzen,
Schwertklingen und Dolchen, die zum Theil noch
gänzlich ungebraucht waren, zum Theil nur zer-
stückelt vorgefunden wurden. Wir unterlassen cs,
die einzelnen Formen dieser interessanten Objecte
wiederzugeben und verweisen hierüber auf die
Originalurbeit, der eine Tafel mit den hauptsäch-
lichsten Repräsentanten derselben beigegeben ist.
31. Ippoiito Cuflci, bronzi della prima etü
del ferro scoporti a Tre Canali nel Vizzi-
nese (provincia di Catania) con tav. XIV
e XV. (Bronzen aus der ersten Eisen-
zeit. zu Tr« Canali im Gebiete von Viz-
zini gefunden.)
ln einer kleinen Aushöhlung im Basalt -Tuff
von Tre Canali — ob in einer natürlichen oder
iu einer künstlichen Anlage, lässt sich nicht mehr
entscheiden — fand ein Bauer, mit einer dünnen
Schicht Erde bedeckt, ein Thongefäss mittlerer
Grösse, dessen Inhalt eine Anzahl Bronzen, theils
in Barren form, theils in Form von Fibeln, Lanzen etc.
bildeten. Die erateren lagen zu unterst auf dem
nicht gewölbten Boden de« Gelasses. In der Nähe
desselben sollen Aschen- und Kohleureste, Knochen,
Beigefüsse und Schmelzformen aus Sandstein oder
anderem Material herumgelegen haben.
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Referate.
155
Von den genannten Fandst ückeu intercssiren
uns Am meisten die Fibeln und eine Lanzenspitze.
Die erstercn , dreizehn au der Zahl, gehören zum
Typus der Schlangenfibelu : an dem schlangenförniig
gekrümmten Bügel lassen sich zwei scharf von
einander abgesetzte Thoile unterscheiden. Der eine,
die Fortsetzung der Spiralfeder, lauft im convexen
Bogen (convex zur Nadel hin) in der ungefähren
Länge der Nadel und knickt sodann im scharfen
Bogen senkrecht ab, nm in den zweiten Theil über-
zugehen, der senkrecht zur Nadel (im geschlossenen
Zustande) hcrabsteigt und mit einem scheidenför-
migen Nadelhalter ab*cbliesst. Beide Thoile des
Bügels sind in der Mitte verdickt und verjüngen
sich jeder nach den Enden zu. Das Ornament
besteht zumeist in vertieften Hingen, welche in
dicht gedrängter Anordnung um den Bügel ver-
laufen und in bestimmten Entfernungen von glatten
oder ebenfalls gerieften Bändern unterbrochen wer-
den. Nadel und Bügel bilden ein Stück. Taf. XIV ver-
anschaulicht diese Fibelform in G Exemplaren.
Die drei Lanzenspitzen weisen mit Ausnahme
der gröfisten von ihnen keine bemerkenswertheu
Eigentümlichkeiten auf. Diese letztere trägt an
ihrer Basis zwei kräftige, Hügelformige Anhänge
(28 mm lang), die von einem Hinge au*gehen. welcher
die Basis umgiebt. An seiner breiten Seitenfläche
tragt derselbe je drei longitudinal verlaufende
Kiele. Wie Pi gorini versichert, sind Lanzeunpitzen
des geschilderten Typus bisher in Italien noch nicht
veröffentlicht worden. Am meisten dürfte demselben
eine Lanzenspitze nahe kommen, welche aus Finn-
land stammt und in den Antiquites du Nord Finno-
Ougrien, fase. I, p. 53, fig. 17 Ga abgebildet ist.
Von dem sonstigen Inhalte des Gelasses sind
noch ein lanzettförmiger Dolch und ein kleines
Beilchen mit abgerundeter Schärfe, sowie einige
andere Bronzesachen in Buchform zu erwähnen.
Ohne Zweifel nmcht dieser Bronzefund den
Eindruck einer vorgeschichtlichen Schmelzstatte.
Cafici aber schliesst diese Deutung von vornherein
von der Betrachtung aus und sieht in dem Depot-
funde von Tre Canali ein Weihgeschenk für irgend
eine Gottheit. Gründe, warum er die erstere Hypo-
these verwirft und die zweite dafür annimmt, sind
aus seiner Arbeit nicht zu ersehen.
32. Prof. Giovanni Canestrini, oenni augli
avanzi animali della palafltta di Arquä.
(Bemerkungen über die ThierreRte aus
dem Pfahlbau zu Arqu/t.)
In seinem Berichte über den Pfahlbau zu Ar-
quk (dieses Bulletino Nr. 7 und 8) hatte Pigorini
das Fehlen des Haushundes unter den thierischen
Knochenresten als eine auffällige Erscheinung her-
vorgehoben. Canestrini, der die animalischen
Ueherbleibsel dieses Pfahlbaues einem eingehenden
Studium unterwarf, entdeckte Bpäter unter den
von Cordenons daselbst ausgegrabenen Knochen
noch die Unterkiefer zweier Hnnde und bestätigte
somit die Vermuthung Pigorini’s, dass sammt-
liehen Pfahlbauern Oberitaliens der Haushund schon
bekannt gewesen sei.
Canestrini glaubt dem Unterkiefer nach zwei
Hassen dieses Hansthierea unterscheiden zu müssen:
eine kleinere und eine grössere. I>er Unterkiefer
derersteren ist nicht nur klein, sondern auch niedrig.
Er ist im Allgemeinen dem eines Fuchses zum Ver-
wechseln ähnlich, unterscheidet sich indessen von
diesem durch seine kurze Schnauze. Canestrini
vermuthet, dass diese kleinere Art mit derjenigen
identisch sei, welche Strobel als Canis Spalleti
beschrieben bat. — Die grössere Hasse ähnelt dem
canis familiaris minor (Canestrini), aus den
Terramaren Emilms.
Auch vom Schwein unterscheidet Canestrini
zwei Hassen, bei deren Bestimmung die Grösse des
Thiere» von Wichtigkeit ist. Die eine, die grössere
Hasse, steht zwischen su* scrofa antiqutis Can.
und dem heutigen Schwein, schliesst sich aber
mehr an das erstere an; die Existenz der kleine-
ren Art, die sich in den Terramaren Modenas nicht
vorfiodet, ist noch nicht sicher erwiesen.
Das Kind, von dem der Pfahlbau eine Unmasse
von Knochen enthielt, ist in vier Rassen vertreten.
Die eine derselben zeichnete sich durch ihre Grösse
aus und kommt dem bos priinigeuiu* sehr nahe.
Die drei anderen Arten unterscheidet Canestrini
als bue agile delle terremare, bue mezzano und
bue maggiore.
Am zahl reichsten von allen Thieren ist aber
der Hirsch in dem Pfahlbau von Arquä vertreten.
Es verdient dieser ['instand besondere Erwähnung,
da in den Terramaren Hirschknochen bisher stets
spärlich gefunden wurden. Der Pfahlbautenhirsch
unterschied sich, abgesehen von seiuer etwas
grösseren Körpergestalt, fast gar nicht von unserem
heutigen Thiere gleichen Namens. Umgekehrt
gestaltet sich das Grössenverhältnius beim Klein-
vieh. Die Ziege und das Schaf aus dem Pfahlbau
zu Arquä stehen den heutigen Arten an Grösse
nach.
Einerseits die grosse Uebereinstimmung der
ThierreRte mit denen ans den Terramaren, anderer-
seits einige Hirschhorngeweihstückc, die eine deut-
liche Bearbeitung mit Metallgeräthen verrutben,
sprechen dafür, dass der Pfahlbau von Arqnä der
ersten Bronzezeit angehören müsse.
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VI
lieber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
Von
Dr. Emanuel Herrmann,
Minlsterisirath and Professor in Wien1).
Die Brauche bei Hochzeiten in Kärnten gleichen jenen der übrigen AlpenUnder, aber sic
•ind dabei doch eigenartiger und alterthflinlicher. Ganz besonders aber bilden die Hochzeits-
lieder eine Spccialitfit dieses kleinen, nur 80 Quadrat nie i len und 350000 Einwohner umfassenden
Kronlaude*.
Allerdings beginnt auch in Kürnten die moderne Allerweltform der bürgerlichen Hooh-
’zeiten sich in den Städtchen und Marktflecken zu verbreiten, bei welcher nicht mehr die Gold-
hauben und die farbigen Brocatleibchen der ehrsamen Bürgersf rauen von alter Wohlhabenheit
zeugen, sondern das weissc Brautkleid nach Pariser Mode, der Brautschleier und der Myrthen-
oder Orangen blüthenkrauz andeuten sollen, dass auch eine Schneiders* oder Schusterstochter aus
dem Landstadtchcn mehr auf Bildung als auf materielle Mittel Anspruch macht, und dass sie
die den Frauen durch die französische Sitte gewährten Vorrechte, welche bei der Trauung im
Vorantritte und in dem besonderen Schmucke des weiblichen Geschlechtes vorzüglich zur Geltung
kommen, wohl zu behaupten versteht. Die moderne bürgerliche Hochzeit hat sich zur Schenk-
hoch zeit im Hause der Eltern der Braut ausgestaltet, wahrend die altbürgerliehe und die
jetzige bäuerliche Hochzeit noch immer auf Kosten der Gaste und in einem öffentlichen
Locale gefeiert wird, wobei die Braut im Sonn tagsge wände und ohne Schleier, höchstens eit»
Krünzlein auf dem Kopfe, eine sehr bescheidene Holle spielt. Von Hochzeitsreisen und der-
gleichen Neuerungen im städtischen Familienleben ist bei den Bauern und Landbürgen» schon
gar nicht die Rede. Dafür wird aber auch die Ilocbzeitsfeier nicht nach modernem Schnitte
l) Vortrag, gehalten bei der gemeinsamen Versammlung der Deutschen und der Wiener anthropologischen
«Gesellschaft, iss».
20*
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Dr. Einanuel Herrmann,
immer mehr zugcslutzt, bis sie zur rasch abgewickelten Trauung in «ler Kirche mal einem
Dejeuner ä la lourchette zusammenschrumpft, sondern besteht dieselbe aus vielen gleich wich-
tigen und durch alten Brauch wohl gesonderten Abtheilnngen, und bildet die kirchliche
Trauung nur einen der zahlreichen Acte, ja im Grunde den unbedeutendsten derselben. Dagegen
wird das Festmahl zu einer möglichst allgemeinen öffentlichen Feier erweitert, dauert tage-
lang, ist mit Tänzen und allerlei besonderen Bräuchen verbunden, und gilt erst der weihevolle
Eintritt des jungen Ehepaares in sein neues Heim (zumeist das Bauerngut des Vaters de»
Bräutigams) als Abschluss der Kette von Festen.
Diese durchgreifenden Unterschiede zwischen der bürgerlichen und der bäuerlichen Hochzeit
entspringen vor Allem den ganz verschiedenen wirthschafllichen Verhältnissen der Brautpaare
aus Bürgerskreisen und aus dem Bauernstände, ln der Regel ist die Ehe für die Bürgers- oder
Beamtentochter «las lang ersehnte Ziel «ler Versorgung. Die Last der Arbeit obliegt da vor-
wiegend dem Manne, während sieh die Frau eines sorgenfreieren und geachteten Daseins
erfreut. Die Bürgerseho bietet somit die grösseren Vortheile auf Seite der Braut, und das
weibliche Geschlecht bctliciligt sich daher auch mit viel lebhafterem Interesse uml mit beson-
derem Franke in Kleidung und Schmuck an der Feier der Hochzeit, deren Kosten von «leu
Eltern der Braut bestritten werden.
Bei der Hochzeit im Bauernstände hingegen tritt die geschäftliche, «lie wirthschaftliche
Frage ganz in den Vordergrund. Wie wir weiter unten nachweiscn werden, sind in Kärnten
fast nur die Besitzer selbstständiger Baucrnrealitüten (Huben) in der glücklichen Lage, lieirathen
zu können, während sich die Besitzer von Kleinliaueru- und Taglöhnerbehausungen (Keuschen)
und die als ländliche Dienstboten auf der Realität des ältesten Bruders oder iu der Fremde-
beschäftigten jüngeren Geschwister des Bauern selten des Glücks der Ehe erfreuen können,
sondern vielmehr in der Regel die Liebe nusserehelich verkümmern lassen müssen. Uebrigons
kommen in Kärntens Landwirthscliaft so wenig Grossbetriebe vor, dass Pächter und Tagelöhner
nur seltene Ausnahmen bilden.
Der Besitzer eines Bauernhofes oder einer kleineren Bauernrealität von etwa 10 bis 30
Jochen Ackergrnndes '), wie sie in Kärnten die Regel bilden, muss nicht nur seine eigene
Familie, sondern auch «lie alten Eltern (Auszügler in der ßadstuhc) und die unverehelichten
Geschwister stimmt deren unehelichen Kindern erhallen, oder diesen letzteren die Erhanthcile
bar atisbczahlen. Darum kann er nur eine vermögende Braut wählen, mul muss von Liebe ganz
absclien. Die junge Frau muss sich an den Arbeiten im Hause uml auf dem Felde wie eino
Mag«! betheiligen; ihre Lage ist wahrlich keine beneidensworthe, da sie mit ihrer Person und
ihrer Halte eigentlich nur zur Aufbesserung der Realität ihres Gatten dient. Eine Folge davon
ist bei der Hochzeit die vorwiegende Feier <lc* jungen Ehemannes als klugen Bereicherers
seines Besitzes, der Vortritt der männlichen Gäste, der Mangel an besonderen Hoclizeitstoiletten
bei dem weiblichen Theile der Hochzeiter uml Hochzeitsgäste, uml das Bestreben, einerseits
«lie gesammte Dorfbevölkerung am Feste Theil nehmen zu lassen, andererseits das Hinaus-
heirathen reicher Bräute ans detn Dorfe möglichst zu verhindern und durch Itesouderc Bräuche
als Unglück zu kennzeichnen. Die Hochzeit erscheint als eine richtige öffentliche Angelcgen-
0 Eid J«tch fdsich 1S00 Quadratktafler.
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Ueber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
159
heit der gesaminten bäuerlichen Bevölkerung des Dorfes. Da nun aber auch solche Hochzeiten
in Kärnten, wie die nachstehende Tabelle zeigt, immer seltener werden, und das aussereheliche
Leben immer mehr überwiegt, ist es wohl begreiflich, dass solche Ausunhmefölle ganz besonders
festlich begangen und unter Festhaltung an mailten Bräuchen dnrehgeführt werden.
Id den
Bezirkshauptmann-
schaden *)
entfallen auf 1000
selbstständige
Besitzer unselbst-
ständige landwirt-
schaftliche Arbeiter
Auf 10000 Ein-
wohner entfallen
Trauungen
Von 100 jähr-
lichen Geburten
sind uneheliche
Auf je 10t) weihl.
Einwohner ent-
fallen ledige
Frauen im Alter
v. 16 bis 40 Jahren
Von jo 100
Bräuten stehen
im Alter bis zu
25 Jahren
St Veit , . . . .
6461
40,0
66,35
31,6
25,0
Wolfsberg ....
4540
—
—
_
Volkermarkt . . .
4409
—
39,41
27,7
29.0
Spital ......
4103
—
—
—
KJagenfurt ....
3840
48,2
48,24
29,4
26,2
Hermagor ....
8185
58,0
28,76
24,4
31,6
Villach .....
3020
64,5
36,24
25,3
31,2
Aus der Tabelle geht klar hervor, dass die Verhält uisszahl unselbstständiger landwirth-
schafUiclier Arbeiter in geradem Verhältnisse zur Anzahl der unehelichen Kinder und zur An-
zahl lediger Frauenspersonen im gebärfahigen Alter, dagegen im umgekehrten Verhältnisse
zur Anzahl der Trauungen und zum jugendlichen Alter der Bräute steht.
Die Ziffern dieser Tabelle zeigen nur in den Bezirksbauptinnnnschaftcn Völkermarkt und
Hermagor, in welchen die shtvisebo Nationalität (Wenden) flliorwiegt, kleine Abweichungen,
weil die Wenden sich leichter und in frtiherem Alter zum Heiratheu entschliessen , als die
Deutschen.
Vergleicht man aber die Ziffern der Trauungsfrequenz und der unehelichen Geburten in
Kärnten mit jenen anderer Kronländer Oesterreiehs oder anderer europäischer Staaten, dann
zeigt sich die Ausnahmestellung Kärnten« erst in ihrer ganzen kaum erklärlichen Grösse.
So zählte z. B. 1887 die österreichisch -ungarische Monarchie auf je 10000 Bewohner
83 Trauungen, Ungarn allein 89, Oesterreich allein 78. Innerhalb Oesterreichs zählten die
Bukowina 94, Galizien 88, Dalmatien 80, Steiermark 07, Tirol 04 (beide Länder Kärnten zu-
nächst liegend), Kärnten aber nur 54!
Auf je 1000 Geburten kommen in Oesterreich-Ungam 118, in Oesterreich allein 149, in
Ungarn allein 81, innerhalb Oesterreichs in Dalmatien 35, in Tirol 54, im Kästenlandc 57, in
Niederösterreich 257, in Salzburg 271, in Kärnten aber 454 uneheliche. In Europa
wird Kärnten nur vom Canton Luzern ftbertroffen in Betreff der geringen Anzahl der
Trauungen (eine Trauung anl' 242 Einwohner gegen 218 in Kärnten), von keinem Staate jedoch
hinsichtlich der grossen Anzahl unehelicher Kinder, denn sogar Bayern, der in dieser Hinsicht
äbelst beleumundete Staat, hat es nur auf 22 Proe. unehelicher Geburten gebracht *), also nicht
t) Dies« Zusammen, tellungen sind entnommen den Aufsätzen von Sanitätarath Dr. F. Wittmann, Die
unehelich Geborenen in Kärnten, siehe Cariuthia, lssj, 8. 33 u ». f-, und Kärntner Gemeindeblatt 1885, 8. 267.
*) hielte Otto Hausner. Vergleichende Statistik von Europa. I. Band, 8. ISO u. 20S.
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160
Dr. Emanuel Herrmann,
einmal auf <lie Hälfte der Durchschnittszahl Kärntens (45,4 Proc.). Dieses unglückliche T,:iml
stellt sich darin nur jenen von Naturvölkern bewohnten Gegenden Australiens und Inuerafrikas,
sowie Hinterindiens gleich, in welchen noch das Mutterrecht gilt, das ja auch in Kärnten durch
die österreichische Civil-Gesctzgebung (Erbrecht unehelich Geborener lediglich nach der Mutter)
statuirt worden ist.
Zwischen Bauern und Städtern findeu eheliche Verbindungen in Kärnten fast gar nicht
statt, ja die Nacltbarschaftsehen schränken sich auf so enge Kreise ein, dass fast nur innerhalb
der Dörfer Verbindungen eingegangen werden, demnach die Eudogamic fast ausschliesslich
herrscht *).
Unter solchen Verhältnissen erscheint cs erklärlich, dass die in Kärnten mit 68 Proc. der
Bevölkerung überwiegende Bauernschaft (gegen nur 40,9 Proc. in Böhmen und 27,2 Proc.
in Niederösterreich) an alten, ihren wirtschaftlichen Verhältnissen allein angepassten Gebräuchen
zähe festhält.
Wir wollen nun die einzelnen Hauptabtheilungen de» Hochzeitsfestes in der
Reihenfolge ihrer Zeitanordnung näher betrachten.
Charakteristisch ist bei allen das Bestreben, die Vermählung und deren vorangehende
Acte zu öffentlichen, aller Welt zur Beurteilung und Prüfung zugänglichen zu machen. Zu
diesem Zwecke wir,! auch die Gewohnheit primitiver Culturcn, die dabei am meisten beteiligten
Personen auch noch durch Stellvertreter zu repräsentiren, in ausgiebigstem Maassc eingehalten.
So erscheinen z. B. schon die Bittelsmänner, d. h. die Vertreter des Bewerbers um die
Braut, heim Vater derselben in feierlicher Weise. Wird von diesem die Verbindung gutgeheissen
(denn um die Herzenswünsche der Tochter wird in den seltensten Fällen gefragt), dann schreitet
inan zur Beschau des „Ocrtela“, d. h. der Besitzung des Bewerbers, und zur Ausfertigung des
Heirathscontractes*). Nun wandert der Ladner, d. h. der als Anorduer der h estlichkeiten
die Stelle des Bräutigams vertretende Freund dcssellien, von Hans zu Hans, Und ladet, festlieh
gekleidet, Hut und Stab mit buntfarbigen, künstlichen Blumen nnd Bändern geschmückt, die
sämmtlichen grundbesitzenden Familien mit feierlichen, altherkömmlichen Reimsprüchen zur
Thoilnahme am Feste ein. Nur in ganz armen Gebirgsgegenden wandern die Brautleute selbst
als „Latiner“ umher.
Gewöhnlich wird der Faschingsonntag als Hochzeitstag bestimmt, oder ein Tag zwischen
Heiligen drei Könige (6. Januar) und Aschermittwoch, da sich die stille Winterszeit tu solchen
Festen ganz, besonders eignet und dann im beginnenden Frühjahr der eigene W irthschaftsbetrieb
vom jungen Paare passend angegangen werden kann.
Am Vorabend des Hochzeitstages wird im Hause der Braut [besonders im slavisclien
Gailthale und im deutschen Möllthale, dessen Bevölkerung ühjägens einige Jahrhunderte hindurch
(von 600 bis etwa 1000 v. Chr. Geburt) auch eine slavische gewesen zn sein scheint, was noch
viele Ortsnamen bezeugen] das Kranzelbindcn gefeiert, als ein Abachiedsfest der Braut vom
elterlichen Hause und von ihren Anverwandten und Freundinnen. An diesem Abend langen im
') Sielte Cultur- und Laudscliaftabllder au» Steiermark und Kärnten von Micliel Kmttl. Klagenfnrt iss»,
2.
2) Siehe Cultur- und Lebensbilder au« Kärnten von Rudolf Weiler. Klagenfurt 1BS2, 8. 11.
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lieber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten. 1G1
Hanse der Braut von ihren Anverwandten die Geschenke an, welche ans Küehongeriithen,
Kleidern, Linnen, Einrichtungsstücken , eventuell auch Putzsachen bestehen. Dieselben sind in
Korbe wohlverpackt. Die leeren Körbe werden dann mit Gegengeschenken der Braut, besonders
mit Backwerk und anderen Erzeugnissen der Küche gefüllt, znrüokgesendot.
Nun veq»ackt die Braut ihre Kleidung und Leibwäsche in eine oder mehrere bunt bemalte,
manchmal auch geschnitzte Truhen. Neben diesen werden möglichst viel Bettzeug, Tischwäsche,
einige Frauenanzüge, eine Wiege und ein schön verziertes Spinnrad mit dem Hocken als Braut*
schätz oder Valis vorgesehen. Bei reichen Bräuten umfasst der Valis auch mehrere Bettstellen,
Kästen, die gesammte Kücheneinriehtung, eine oder mehrere Kühe, Getreide, Speck und Sclch-
fleUch etc. Nach M. Lexer, kämt. Wörterbuch, stammt das Wort Valis von vales m., der
Brautkasten (französisch valtsc, aus lat. vidulus, daraus entstellt Felleisen). Zur Ucbernahme
des Valis erscheinen junge Bursche aus dem Dorfe, und werden mit Selchfleisch, Speck, Wein
oder Branntwein bewirthet. Die Braut darf die Truhe nicht berühren, wenn dieselbe fort-
getragen wird, auch soll ein Kind im Hause (etwa eine jüngere Schwester der Braut) weinend
und schreiend die Valis -Führer am Wegtragen hindern, bis es durch ein Geschenk beruhigt
wird.
Der Valis wird aut* einen oder mehrere Schlitten geladen, und da es gewöhnlich schon
sehr dunkel geworden , mit brennenden Pechfackeln durch das Dort* geleitet. Gehört der
Bräutigam ausnahmsweise einem anderen Dorfe an, dann wird an der Grenze der Ileimath der
Braut eine Mauth errichtet, d. Ii. ein Waldbanm sammt Aesten quer über den Weg gelegt,
und von den Dorfburschen als Wache besetzt, welche den Brautscliatz nur nach längeren Unter-
handlungen und gegen Lösegeld freigiebt *).
In diesen Bräuchen erkennen wir die Macht der Emlogamie und die alte Tradition, dass
die Braut von ihrer Familie und ihren Verwandten nur gegen Lösegeld (Geschenken des
Bräutigams an diese) scheiden darf.
• An» Morgen des Hochzeitstages erscheint frühzeitig vor dem Hause der Braut der Ladner,
um sie abzuholen. Man verweigert ihm dieselbe, und wirft ihm endlich eine «aus Stroh
angefertigte und wie die Braut gekleidete Puppe, das Strohweih, in die Arme, gegen dessen
Empfang er laut Einsprache erhebt. Diese Sitte scheint den Widerstand symbolisch anzndeuten,
welchen die Braut und deren Familie »in» des ihr bevorstehenden harten Loose* willen zu leisten
wohl berechtigt wäre. Nun erst lässt man den Ladner in die Stube eintreteu, wo die Braut
in ihren Sonntagskleidern wartet. Sie trägt im Haare einen Kranz aus Rosmarin, zeichnet sich
aber weder durch einen Schleier noch ein anderes bei bürgerlichen Trauungen übliches Ab-
zeichen (Brautkleid, Blumenslrauss etc.) aus. Der Ladner hält eine feierliche Ansprache an den
Vater oder Vormund der Braut, bei welcher die Familie derselben einer» Kreis bildet, und bittet
diesen im Namen der Braut um Vergebung für alles Unrecht, das sie in ihrem bisherigen
Leben begangen. Diese Ansprache rührt alle Anwesenden zu Thränen, und nun kniet die Braut
vor dem Vater nieder, um persönlich die Abbitte zu leisten. Sie empfängt den Segen desselben
und nimmt von ihren Angehörigen Abschied. Im Lavantthale er*eheii»t gewöhnlich auch der
Bräutigam im Hause der Braut, und deren Vater segnet das Paar und giebt dessen Hände
*) Siehe üeu Reiimprueh an <Jer Valis 'Klause, au» Schlüsse.
Au luv fitr AnUimpnloftt. Btl. XIX. 21
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16*2
Dr. Emanuel Herr mann.
zusammen. Diese Situ* erhielt sich noch aus jener Zeit, in welcher nicht die Kirche, sondern
der Vater der Braut, oder deren Vormund und Vertreter die Trauung als feierlichen Familien*
act öffentlich vornahm. Die Kirche hat sieh ja erst »eit der Deformation, und die katholische
insbesondere seit dem Conciliuin zu Trient das Hecht ausschliesslich Vorbehalten, Brautleute im
Gotteshause und vor kirchlichen Zeugen zu trauen l).
Einen wichtigen Bestnndtlieü des Festes bildet nun der Ilochzcitszug.
An demselben nehmen ausser dem Brautpaare die beiderseitigen Anverwandten und Gäste
wohlgeordnet Thcil. Der Zug wird, falls das Elternhaus der Braut nicht im Dorfe selbst ist,
in jenem Gaathanae gebildet, in welchem nach der kirchlichen Trauung das Festmahl statt-
linden soll.
Im Lavantthnle theilen im Gasthause die Altbraut, d. h. die Stellvertretern! der Mutter der
Braut, und die Kranzelbraut, <1. h. die Stellvertreterin der Braut, an die Gäste Bou<|Ueta (ßluamen-
busch’n) aus, die erstere den Verheirathetcn , die letztere den Ledigen. Die Verheirathetcn
tragen den Busch’ u auf der rechten Seite, die Unverhciratheten auf der linken Seite des Hutes.
Im Hochzeitszuge, der von Musikanten eröffnet wird, hnl»en die Männer den Vortritt. Die
männlichen 1 [ocbzeitsgüat e ordnen »ich paarweise ein, dann folgt der Bräutigam mit »einem
Beistände al» letzter in dem Zuge der Männer. Den Zug der Weiher eröffnet 'die „Altbraut ü mit
ihrem Beistände. Die Mutter der Braut hingegen darf weder im Hochzeitsziige noch beim Hoch-
zeitsmahle erscheinen. Als Grund dieser seltsamen Sitte wird vorgeschützt, das» die Mutter ja auch
nicht der Taufe der Braut ungewohnt hübe. In Wahrheit scheint jedoch die durchgehend»
strenge festgehaltene Stellvertretung die Ursache zu sein. Nun folgt die Braut mit dem
Brautführer, oder eigentlich führt der Brautführer die erstgenannte an seiner Seite, denn auch
hier gebührt dem Manne der Vorrang. Dahinter gehen der Kmnzclführer mit der „Kranzel-
brautu, und wenn zufällig noch mehrere Kranzeljungferu vorhanden sind, folgen diese paarweise.
Büdlich reihen sich alle übrigen Weiber dem Zuge paarweise au.
Im Gailtlinle, wo die wendische Bevölkerung sich durch Pferdezucht anszeichnet , reiten
«lie ledigen Gäste zur Kirche und die verheirathetcn fahren in Wagen dahin. Auch im deutschen
Krapfcldc mit reichem Ackerbau wird die Kirchfahrt zu Wagen unternommen.
In der w'cndischen Umgebung des Wörthersees herrscht der Brauch, dass die ledigen Gäste
hellfarbige Blumeristräusso , die verheiratheten malt- oder dunkelfarbige von der Kranzeijungfer
empfangen, nur die Sträusse für den Bräutigam, seinen Beistand (Altvater) und den Führer der
Altbraut stellt die Braut selbst bei. Dort tragen Braut und Kranzeijungfer weis» gestickte
Zeugdchuhe als besonderen Hochzeitsputz. Im Gailthale erscheint die Braut im weizsen Schleier,
mit breitem farbigem Gürtel ungut hau. Die Kraimdjungfer trägt einen blanken Teller, auf
welchem der Brautkranz und die Eheringe liegen. Hier werden auch noch verschiedene andere
Symbole verwendet. Der Ladtier muss mit hreitkrümpigetn Hute, einer rotheu Schürze und
einem mit Blumen geschmückten Bohrstocke ausgestattet sein, während der Brautführer mit
den Symbolen: Gabel, Kerzlein und Hahn, dann einem Hüflerkeile*), der Bräutigam mit einer
Fahne und die Brautjungfer mit einer Zinnkanne erscheinen. Die Gabel bedeutet die Sorge der
l) Vergl. Dr. O. L. Kriegk, Deutsche» Biirgerthum im Mittelalter. Neue Folge. B. 224. a) Keil* zum
Befestigen der liolien Stangen zur AufsehichtUüii ilva lleue» auf den Wiesen.
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lieber Lieder und Brauche bei Hochzeiten in Kärnten. 163
Braut tur die Mahlzeiten im llause, das Kerzlein ihre Wachsamkeit, der Hahn ihr frühes Auf-
ziehen mul fürsorgliches Walten. Dort sind auch die Criste mit rothen Bändern geziert, sogar
die Pferde tragen bochrothen Schmuck.
Vor der Trauung sammeln sich die Gäste in der Kirche und umgehen in der gleichen
Ordnung wie im Zuge den Altar, wobei sie auf einen Opferteller Silber- und Kupfermünzen als
Gaben für den Pfarrer niederlegen. Nach der Trauung wird der Johannessegen getrunken*
welchen der Pfarrer in einem Becher allen Gästen reicht. Braut und Bräutigam werfen kleine
Kupfermünzen unter die Menge der Zuschauer, theilen auch Brot und andere Gaben aus, um
sich reichlichen Segens im Hanse zu versichern. Dabei werden besondere Vorsichten gebraucht.
So darf im Gaiithale die Braut die Goldstücke etc. nur nach rückwärts, der Bräutigam nach
vorwärts werfen, auch werden des Kindersegens wegen kleine Münzen n. dergl. in einen
Brunnen geworfen.
Beim Zuge von der Kirche in das Gasthaus oder in das Haus, in welchem das
Festmahl stattfindet, geht die Braut voran, der Bräutigam zur Linken, der Brautführer zur
Hechten.
Die Abhaltung des Festmahles im Gasthause hängt mit der Absicht enge zusammen, der
Oeflentlichkeit wegen möglichst viele Gäste an demselben theilnehmen zu lassen, welche im Hause
des Bräutigams kaum den nöthigen Kaum finden würden. Wir erinnern uns dabei der germa-
nischen Bräuche im deutschen Mittelalter, welche das Festmahl in öffentliche Gebäude, so z. B.
zu Frankfurt a. M. in das Hatlihaiis, verlegten1). Auch die Sitte, das Mahl nicht als Schenk-
mahl der Eltern der Braut, sondern als Freihochzeit, welche von den Gästen bestritten
wird, zu behandeln, ist eine altdeutsche. Das Mahl besteht aus vielen Gängen, zwischen welchen
lange, durch Tanz, Gesang lind Schwänke ausgefüllte Pausen eingeschoben sind. Im Lavant-
thalc fungirt der ßassgeigor als obligater „Lustigmachcr“, aber auch junge Bursche erscheinen
in allerlei Verkleidungen als lustige Personen und zeichnen sich durch heitere Schwänke aus.
Das Mahl dauert vom Vonnittage die ganze Nacht hindurch oft bis zum Mittage des anderen
Tages, ja es wird bei grossen Hochzeiten reicher Bauern sogar über mehrere Tage ausgedehnt.
Um Mitternacht schreitet man zum Kran zel- Abtanzen. Die Braut wird vom Bräutigam
in eine an den Gasthofsaal anstoßende Stube geführt und verweilt mit demselben etwa eine
halbe Stunde darin, während die Musikanten vor der Thüre dieser Stube aufspielen und die
„Burschen“ allerlei mehr oder weniger verfängliche Lieder singen. Ist die Braut schon mit
Kindern gesegnet (was bei der grossen Zahl unehelicher Nachkommenschaft in Kärnten sich
nicht eben selten ereignet), so muss die Kranzelbraut mit ihrem Kranzelf uhrer in der Kammer
deren Stelle vertreten. Dieser Brauch wird besonders hei den Wenden in der Umgegend des
Wörthersees eingehalten und hat nicht selten Folgen, welche in der Statistik der Geburten
einige Zeit nachher zum Ausd rucke gelangen.
Nach diesem an alte barbarische Gebräuche der Germanen und insbesondere auch der
heutigen Juden in Galizien erinnernden Acte werden Braut und Bräutigam von den Gästen
mit Jubel empfangen, der Braut wird von den weiblichen ledigen Hochzeitsgästen der Kranz
vom Haupte genommen, rücksichtlich der Kranzeljungfer, wenn die Braut sich durch ihr Vor-
') V«rg). Krieifk a. a. O. S. 247.
21*
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164
Dr. Eraanuel Herrin an n,
leben einen Kranzes unwürdig gezeigt hat, der gleiche Dienst geleistet. Der Kranz wird unter
ein Bett oder über den Hausgang (Balkon aus Holz) hinabgeworfen, allerlei Backwerk, Cigarren
u. dergl, , werden unter die herumstehende Menge gestreut, welche die Gaben mit grossem
Lärmen empfatigt.
In manchen Gegenden, so besonders im Lavantthale, bilden, während Braut und Bräutigam
in der Kammer verweilen, die ledigen Mädchen einerseits und die verkeiratheten Weiber
andererseits zwei Parteien, welche wechselseitig Vierzeilige singen und dabei von der Musik
begleitet werden. Die Mädchen spotten über die verlorene Jnngfrauschnfl und die Leiden einer
jungen Frau, besonders das Aufgeben des Putzes, das Kiuderwarten und die traurigen Scenen
an der Seite eines häutig betrunkenen Gatten, wogegen die Weiber den Stolz der verheiratheten
Frauen, ihre äusseren Vorrechte und die Entbehrungen Unvermählter d»r6lellcn. Ich lasse hier
als Beispiele einige Kranzelabtanzlieder folgen, welche ich theils in dem Werke: Deutsche
Liebeslieder aus Kärnten, Graz 1869, pubhcirt,
1. Anrede des Lustigmachers:
Ei mei habe Braut
Bereu’ Deine Sund',
Hiaz wird de Muettcr bald sag'u:
B’fuut (behüt’) di Gott, mei liest»» Kind!
Ei schöner Brautam (Bräutigam),
An anzige Bitt,
Hast a schön* I handle glieirat’.
Sei z’frieden damit.
l'nd ös (ihr) meiue Spielleut’.
Lasst es (das) Geißle nar kling*,
|Tnd jez wer’n halt die Weiber
Ihre Oarkreuzer *) bring’.
Ei dö« meine Menscher (Mädchen)
Und für enk (euch) is hart leb’u.
Und ös (ihr) müessts enka (eure) Lohule *)
Den Spielleut'n geb'n.
2. Spott der Mädchen:
Hiaz (jetzt) hat sic schon g’heirat,
Das junge Diamlie,
Werd im Himmel schon glanz’u
Ihr Heirat »ringle.
Ei mei habe Braut
Mir hedaur'n di schön:
I>aB Kranzl afn Kopf
Das werd ja uiarner grücii.
Diandle tschin, tschin3)
Dei Kranxel is bin,
Wo hast’* denu verschlaf n?
In Knmmerlau drinu!
*> Oarkteuier . Eierkreucrr , d b. «I*. dnrcli den heimlichen
Verkauf der Hier «»wurbenr and «r»|>»rte Oold *> Lohnt« , d. h.
kleine Iiobmr<[>inii»< *) teebin. Itrhln i,t die ipottvciir Nach»
nhtnuiur der Mu«tk <T ««liindcmaj, w.lcho »or der Kaniiwrrthüf
«ufiptlH.
ils zur Veröffentlichung gesammelt habe:
N* Jungferukrauz weg
Und’s llaubele her,
Amal Jungfrau gewös’u
Und hiaz uiamertnehr
Hiaz ham se das Kranzh*
Schon aberg’riss'n,
Untern Bräutam »ei Bett
Ham sa’s eine g’schmiss'n.
Jetz zicchcns ihr schon ab
Die Juugfrauschücchlau,
Jetz legen’* ihr schon au
Die Weiberplan • plan •)•
Jet* hat sie schon g'heirat
Die hluetjuuge Braut.
Jetz muess sie erst scch'u.
Wie das Haus’u ( Wirtschaften) ausschaut.
Heirat« nur. heirats nur.
Wauu's schon sein muass.
Kriegt’s h zottete Kcusch’u 8),
I» gauz voller Hunss.
3. Vcrt heidiguug der Weiber:
llab's Kranzh* getrag’n
Bi« vierundzwanzig Jahr,
Kei*) nii weiter nix drum.
Bin i los von der G’fahr.
I« da* Krauzl scho weg
Kei mi weiter nix drum.
Bind gl ei ’* Hanrlu schön acher (herab)
Uud’s Häublc schöu um.
Is das Kranzh- schon weg.
Und das Matthum *) is zua.
Und hiaz hab’n halt die Menscher
Und die Weilier a Kuali
*> DU* schweren llolxirhulic der Wribtr . wt-lcli« im Stall«
izttnureit werd mi- Eine irruutle . baufällig,' Kliiril>eU»u*ung,
dt« »oll Rauch and Ru»* i*t. ■*> Krim, luinmrrn. *» Madch«ruhum
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Ueber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
165
4. Schimpf der Mädchen:
Heirat» nur, heirat» nur,
1 wünsch enk viel Glück,
Heirat’» raues» mar no,
Wann da» »i schickt.
Und dass die Dräut Mat (Mädchen) U,
Da» i» ja derlog'n
Und ihr Kranzl is lang sehn
In» Haherstroh g’flog’n.
5. Die Weiber entgegnen:
Ei dös meine Menscher
Derfta enk nit a *o reiss’n,
Enkere *) Kränx sein nix werth,
Al» in d’ Dank eini schmeiss’n.
Menscher, wann's wollt’» heirat’u,
Heirat’» nar schnell,
Enkere Kranzlau
Wer’n a »chon ganz gell (fahl).
Was hilft mir denn» Heirat’n,
Was hilft mir der Mann,
Wenn i a'n andern Buah’n sieg,
Schau i ihn a wieder an.
Was ham denn die Weiber
Mit die Menscher z’schafFn,
Sie hab’n »elber ihr'n Maun,
Und ihr Bett zu’n schlaf n.
Die Weiber seint falsch.
Wie der Dach» in der Gruab’n,
Harnt eh ihre Maunder,
Hint’n noch gern Buab’n.
7. Die W'eiber:
Da ham halt die Menscher
Mit de Buab’n a Gebar *)
Und nachher gchu's wieder frag'«
Ir ka Badntub'u nit lar*)?
Mi g’freul »im*ter nix,
Al» das anzige Ding,
I)a»» i g’heirat »chon han.
Und nit laut» (nur) altan bin.
Lustig is wohl.
Wenn er drinn liegt in Bett,
Die Menscher müass’n wart’n,
Kimmt er her oder net.
Kimmt er heut nit, kimmt er morg’n,
Kem thuet er g*wi»»,
Wia länger nit, dass er kimmt,
Wia lustiger is.
Die (di kan Mann hat,
Und noch kan bekimmt,
Mun»s untern Zaun vrart'n.
Dass der Schwitz uberinut.
Wann die Ptingsttagnacht kimmt,
Geh’n die Menscher nit lirg’n.
Sie gch’n lei utner
Und schmier’» die Thür».
Jet* hat aie schon g'heirat.
Und da« Ding i» g’scheid.
Derf »ie nit a so umschleich'»
Auf freier Weid’.
8. Die Mädchen:
in der Badstub’n, in der Badstub’n,
Da i« ja guet sein,
Die Bäurin bringt die Semmel,
Und die Buabman den Wein.
Gott Vater hat die Semmel
Für die Weiber erschaffen,
Und jetz wird» ja für die Menscher
Viel öfter gebachcn (gebacken).
9. Die Weiber:
Die Buabman zahln n Seit’l Wein,
Die Mannder a Mas».
Von den Buabman ihr’n Wein
Wird an der Kragn *) nit nass.
I» nix mit enkere Buabman,
I* kaner gar rar.
Wenn er a Seitl zahlt.
Is der Geldbeutel lar.
Geh’n die Menscher in» Wirthshaus,
Steh’n sie hinter der Thür,
Mir W'eiber mit die Maunder
Geh’u schön brat er für.
li. Die Mädchen:
l>a ham halt die Weiher
Mit’n Heirat’» a G’müeth.
Uud nachher jammert a jede:
Wann i g'heirat nit hiet!
•) Kur»».
Dös habt’» ka (*tdd nit zau Handel.
Kau Grund zau W'atz »uan.
Zan Hausbau’» kan Platz
So geht’» dir und Dein Schatz.
•) G«balirvn, l’mrtAndr ibrcIi»d. *) HiuUtube, (Im? Ah «Uflli-r»
wohuUbtf fUr AU* uimI Gebrechliche. ■•) Sclilnu>l.
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Dr. Emanuel Horrmann
166
10. Die Mädchen:
Die Weiber daham
Trink’u Kriiutlachsupp'u,
Mir Menscher mit die Buabn
Thucm’r Weinlan pupp’n *)
Wann die Menscher mit die Buab’n
Gehn Weinlan pupp’n,
Müass'n die Weiber dahani
Bei der Wiag'n huck’n.
Seimer lei lästig
In lödigen Stand,
Las» mer audre Leut krei«t’u,
Di«* z'samm g’heirat harnt.
Heiraten, heirat’n
*s i» a rechts G’frött,
l>a hat m’r da» Kindcrgeschra
Schon allweil ums Bott.
Ei mei linbe Braut,
Hiaz muesst e» schon leid’n,
Hiaz m neust Du deine Hera ater
Zan Windeln zucschneid’n.
11. Die Weiber:
Schöner »eint noch
Die Kinderwintl,
Al» wie eukere rotteten
Unter kittl.
12. Die Mädchen:
Oe» Weiberleut hab's na kan Putz,
Der is ja zan Tanzen nix nutzl
Ziecbt’« Spenserl und kurz Kittl an.
Das» a niade si leicht bucken kann.
Afn Kopf an Zopf, sunst nix dazue,
Da is h saubere Gsicht schon gnue.
13. Die Weiber:
He dös meine MenHchcr,
Seit« net weis» und net gell.
Schaut*» grad a so aus
Wie a W eiflsgarberfelL
Ki du mei Diandl
Del Sinn kimmt mer rar für
Schaust selber Mach aus,
Ganslgelb und zaundürr.
Iliaz hat siu schon g’heirat
Is niemer ledig.
Hiaz mnass sie schon anher»
Di«; Mannderpredig.
He Du mei Braut,
Hiaz derfst di nit riegl,
Hiaz kriegst von dein Mann
Schon immer nur Prügl
Wann i amul hei rat,
f? Recht lass i nit au»,
Afn BmPn rieg i ihn umer.
Die Haar reise i ihm au».
Hab i hu »chlimmen Maun,
Gott hilf ihm au»,
Die Hand schlag i ihm ab.
Lud die Haar reis« i ihm aus.
Heirat'n thua i nit
Es that mi glei reu’n,
E» deucht mir der ledig«? Stand
Viel lustiger z’sein.
G’heirat i» bald.
Aber ’s Hansen is rar.
Da glabcn die Leut,
Wcnn’s nar z’iarnm’ g’heirat war.
15. Die Weiber:
G'hcirat i» bald,
Aber d* Badetub’n is kalt,
lind drause’n in Stroh
I« a glei so so.
16. Die Mädchen:
Sei hin in der Badstub’n,
Is denna aU's ans,
Bist Du a wol a Baurin.
Hast denna ka klane.
17. Die Weiber:
Und wann halt die Weiber
Alle Jahr an» inöcht’n haben,
Wo timten dann die Menscher
Ihnere Pamper 0 hin tragen?
14. Die Mädchen:
Hiaz hast Du schon g’heirat,
Hiaz hast Du schon an Mann.
Iliaz werst Du bald ausschann
Wie a rostige Pfann.
•) Pari'’« oder plppeln, »:i der Pipp* trinken. d. h. genügend
Wein haben.
18. Die Mädchen:
He du raci Habe Bäurin.
Derfst die a nit übernehm’,
Za Dir bin i a noch
Mit mein Pamper nia kem!
'I Pamper oder Popper, kleine» Kind.
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lieber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
167
Solcher Liederstreit artet, wie obige Proben andeuten, von allgemeinen Bcurthoilungeu
ehelichen und ehelosen Lebens ausgehend, in persönliche Anwürfe und Herabsetzungen aus,
und fuhrt deshalb nicht selten zu Thütlichkeiten zwischen einzelnen Streitenden, ja artet sogar in
eine allgemeine Rauferei zwischen der Partei der Mädchen und jener der Weiber aus, welche
dann vor Allem der Ladner zu schlichten bestrebt ist Der Inhalt der Lieder gicdit uns ein
lebendiges Bild der Anschauungen über die Ehe, er zeigt, von welch’ unidealein, materiellem,
ja geradezu zügellosem Sinne die weibliche Bauernbevölkerung Kärntens beseelt ist, und lässt
uns erst dadurch die Ueberzahl eheloser LiebesbündnUsc begreifen, die zu mehr als 50, ja in
manchen Bezirken bis 75 Procent anehelicher Gehurten fuhrt. Die Schilderung ehelichen Glücks
ist eine so traurige, dass diese weibliche Bevölkerung desselben kaum theilhaftxg zu werden
wünscht. leb könnte noch viele Kranzolahtanzlieder anführe», welche der schreienden Kinder,
des betrunkenen Mannes und der Prügclseenen gedenken, die im Hause zur Tagesordnung
gehören, wenn das Weih zu altern beginnt. Dass der Brauch des Kranzelahtanzens auch in
Deutschland geübt worden sei, bezeugt Weiuhold, Die deutschen Freuen in dem Mittelalter,
S. 270, wonach seit dem 16. Jahrhundert »las „Hauben“ gewöhnlich unmittelbar nach dem
Hochseitaessen durch die Brautfrau geschieht, welche die Haube der Braut als Geschenk über-
giebt, und wobei ihr der Kranz aus «lern Haar genommen und das (Tanze mit Tan» und
mancherlei Scherz begangen wird.
In einem an Tirol grenzenden Tlialc Kärntens, dem Lesaehthale, welches zur Bczirks-
hauptmatinschaft Hermagor gehört, und in welchem die Heiratheu häufiger, die unehelichen
Gehurten weit seltener Vorkommen (nur 10,33 Proc.), herrscht der Brauch, das Festmahl durch
ein Hocbzeiulied zu verherrlichen, dessen Inhalt von Mathias Lex er mitgetheilt wurde. Bei
dem anthropologischen Interesse, welches solche Volksanschauungen in Liedform haben, die im
Gegensätze zu den Kranzelabtanzliederu der übrigen Thäler Kärntens ausnahmsweise «1er Ehe
aus Gründen der Menschennatur und der Sitte günstig sind, theile ich dieses „Hoasatlied“
liier vollinhaltlich mit.
Lustig is af der Welt.
Wann ma recht thuot.
I>o braucht rna Credit und Geld,
Aft i* »chon guot, wasst wohl,
Aft is schon guot.
Hat ma Geld woltan viel.
Mag ma thuon, was nta will,
Hat ma kau*, is schau aus,
I» schan verhaust, wasst wohl,
Is schau verhaust.
Auf die Gman kimm is nil.
Wenn1» Gottes Willen is,
Kinder geits et *) viel a.
Bell is ka Gfa, wasst wohl.
Bell is ka Gfa.
I (iah das Sacrameut.
Da* i* mei Ziel und End.
Lödig bleiben thuo is nit,
’S lat mer kan Fried, wasst wohl,
’S lat mer kan Fried.
I brauch kan Bader net,
Liaber a Weib,
I spür ja kan übrig« Ulnot
In meinem Leih, wasst wohl,
In meinem Leib.
Die Gütsehe *) hat’» selber g’sagg.
Sie ist ja klan verzagg,
Sie will ins Wasser H)*ringg,
Wann is et nimm, wasst wohl.
Wann is et. nimm.
ü liebe Baur’u mein.
Lat mi grad hcirath’u fein,
Lat mi net untergenn,
Bitt enk recht schean, wasst wohl,
Bit! enk recht schean.
Gea hin, zi’n Baders Buhn,
Lass der die Adi aufthnou,
Aft a) werts schon rinn das Bluot,
Aft is schan guot, wasst wohl,
Aft i« schan guot.
Seil wolle Gott hiwahr'ii.
Kannst mit ihr Kifcheu fahr’«,
Wo’a an heisst, kratzt ma geru.
Aller in Karn, wasst wohl.
Äffer in Earnf
Diese praktische Erkenntnis« der Gesetze der Bcvölkerungaverraehrung , welche aus dein
durchaus ehrenfest und glaubenstreu gesinnten Liede hervorleuchtet, entspringt dem besonders
!) *t = nicht. 9) aft, arten , nachher. J) Mädchen, Dirne.
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168
Dr. Eraanuel Herrin an n,
auf Erwerb und Sparsamkeit gerichteten Sinne der Lesachthaler, welche die einstigen unter allen
Bewohnern Kärnten», ihren Lebensunterhalt als hausirende Kleinkriimer oder Viehhändler etc.
auch ausserhalb de» Landes suchen, und von ihrer dem Händler eigenen Glätte und Zuvor-
kommenheit auch den Spottnamen rWedlerU|) fuhren »ollen. Gäbe es in Kärnten, dessen
Montanindustrie in stetigem Ruckgange begriffen ist, dessen Ackerbau unter der Concurrens
Ungarns, dessen Pferde- und Rinderzucht unter den Zollschranken Italiens und Deutschlands
leiden, nur irgend einen Hausindustriezweig, welcher der Bevölkerung für diese Verluste einen
Ersatz böte, so würden die traurigen Ehe- und Familienverhältnisse der Landbevölkerung nicht
einen so unglaublichen Grad der Zerrüttung erreichen.
Nach den aufregenden dramatischen Scenen de» Kranzelabtanzens , welche noch durch
manchen Scherz der Zuschauer vor dein Gasthause und manche Neckereien der Burschen aus
dem Dorfe eine heitere Würze erhalten, wird zur Abweisung geschritten, nämlich zum Ein-
santmeln der Beitruge, die von den Gästen dem Ladner gemäss einer gerechten Vertheilung der
Kosten nach der Kopfzahl in Barem geleistet werden. Nur die Musik bestreitet der Kranzei-
führer. Dagegen empfangen die Gäste von den Ueberresten der Mahlzeit den ihnen gebührenden
Antheil, damit sie denselben zu Hause al» Erinnerung an da» Fest ihren Angehörigen, welche
daran nicht theilnehmen konnten, übergeben. Diese Gaben heissen das B’schadesscn, von
ihrem Zwecke: Bescheid zu thun.
Während die Aufmerksamkeit der Gäste durch diese prosaische Angelegenheit gefesselt
wird, geht man in manchen Bezirken, so besonders im Gailthale, an das B rau ist eh len. Hinter
dem Rücken des Brautführers, der sie besonders zu überwachen hat, wird die Braut von den
Burschen der geheimen Verabredung gemäss in ein anderes Gasthaus gebracht, wo man sich
auf Kosten des Brautführers, der die Zeche zu bezahlen hat, so lange gütlich thut, bis dieser
die Braut entdeckt und unter dem Spotte der Entführer abholt.
Auch ein Ehren tanz kommt in manchen Gegenden, meist an Stelle de* Krcnzclabtanzens,
vor; hei diesem eröffnet der Brautführer den Reigen mit der Braut, ist aber dann verpflichtet,
der Reihe nach mit jedem weiblichen Hochzeitsgaste ein Tänzchen zu unternehmen, wozu häuflg
noch die Situation passend beleuchtende Vierzeilige den Musikanten vorgesungen und von
diesen l>egleitet oder nachgespiclt werden.
Gewöhnlich wird erst am Morgen des anderen Tages der Heimgang angetreten. Bei
reichen Bauern feiert mau die Hochzeit sogar mehrere Tage hindurch und verbraucht dabei
ganz unglaubliche Mengen von Ochsen-, Hammel- und Schweinefleisch, Kälberbraten, Krapfen
ui»«! anderen Mehlspeisen und von Getränken. Im Gailthale reitet das junge Ehepaar auf einem
Rosse, der junge Gatte das Fähnlein in der Hand, nach Hause.
Im Hause ist alles für den Empfang vorbereitet. Aber dieser ist mit Hindernissen ver-
bunden. In den meisten Bezirken Kärntens findet das junge Paar die Hausthür versperrt.
Auf sein Klopfen wird geöffnet und auf einer Schüssel demselben der Schlüssel zum Eingänge
überreicht, wobei die alte Hausmutter an der Spitze des Gesindes erscheint und die junge
Frau herzlich hegrüsst.
*) Sieh« Franz Francisci, Culturatudien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten. Wien
1X7», 8. 3t».
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Ueber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
169
Bei den Wenden im Gailthale bringt die alte Hausmutter dem jungen Ehepaare einen
Laib Brot* auf welchem zwei Schlüssel in Kreuzform liegen, und spricht zur Schwiegertochter:
Schneide ab von der Gottesgabe,
Die Dir nie mangeln soll.
Diese schneidet das Brot in Stückchen und vertheilt dieselben unter die umstehenden Armen.
In das letzte Stückchen drückt sie eine (leidmünze (etwa einen Silberzehner), und ein Knabe
läuft damit um das Haus, auf dass es vor Unglück bewahrt bleibe.
Nun übergiebt ihr die Hausmutter ein Gefiiss mit Weihwasser und Lässt eine Henne als
eine Art Sühnopfer Über den Kopf der Braut in das Haus fliegen. Die Henne übernimmt
alles Böse, das etwa den Brautleuten oder dem Hause angewünscht worden ist. Mit dem Weih-
wasser besprengt dann die Braut das Haus und alle Räume desselben1).
Im Gailthale sollen die Brautleute verpflichtet sein, noch drei Nächte nach der Hochzeit
auf der harten Bank zu schlafen. Dort wird auch noch acht Tage nach der Hochzeit das
Schüssel werfen geübt, ein Brauch, der den bis heute in Deutschland erhaltenen Polterabend*
scherzen gleicht. Während die Dorfburschen die alten Töpfe und Schüsseln vor der Ilausthür
der Neuvermählten in Trümmer schlagen, singen sie folgende Verse:
Es schlaft Alles schon,
Wo wir jetzt klopfen an.
Der Tag hat sich geendet,
Die Hochzeit ist vollendet.
Braut uud Bräutigam
Schlaft nun in Gottes Kam.
Beisammen müsst ihr hleihen,
Bis Euch der Tod wird scheiden.
Wir wünschen Euch den liehen Gsund
Alle Tag und alle Stand.
Wir singen Euch zum Beschluss
Mit einem Freudenschlus«.
So viel als Häfenscherben,
So viel soU'n Kinder werden.
Amen, das werde wahr,
A Spross in jedem Jahr2).
Dem abgewogenen Freier aber wird das Zeichen eines Hammers mittelst Pechöles an die
Aussenwand seines Hauses gemalt. Francisci vermuthet darin eine Erinnerung an Thor**
Hammer und die daran geknüpften Sagen.
In verschiedenen Gegenden Kärntens blieb aucli noch das Schub treten uud das Gürtel-
werfeu als ßestaudtheil der Hochxeitsbräuche erhalten. Ja im Markte Weitensfeld im Gurk*
thale wird sogar alljährlich das Brautlauffest gefeiert, als Erinnerung an das Ereigniss,
dass eine Pest die ganze Bevölkerung bis auf das Burgfräulein und droi junge Bürgerssöhne
hinwegraffte, und diese drei nun um die Braut einen Wettlauf ausführten, damit der Sieger
sie zur Frau gewinnen und den Ort wieder bevölkern konnte. Dieser Wettlauf wird zu Pferde
abgehalten. Der Sieger empfangt als Preis einen Blumenkranz (Brautkranz), der letzte aber
einen mit Bändern umwundenen Kranz und Schweinsborsten als Spottgabe 5).
Zum Schlüsse müssen wir noch des schönen Brauches gedenken, der im Möllthale bis heute
erhalten blieb. Es ist die dramatische Volksscene, mit welcher man das Hochzeitspaar sauunt
den Gästen auf dem Gange zur Kirche oder zum Gasthausc an der Grenze des Dorfes unter
dem Vorwände eines kriegerischen Ueberfalles, der Klause, feierlich empfangt.
Doch kommen solche Klausen auch in dem Falle vor, als der ßrautschatz (Valis) am Vor-
abende der Hochzeit über die Grenze des Dorfes hinaus hinweggeführt wird. Nur ist dann das
*) Franz Franc isci a. a. O., 8. ÖS. 2) Ebendas., 8. 70. 3) Ebendas.. 8. 30.
Archiv für Anthropologie. Hd XIX. 22
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170
Dr. Euianuel Herrmann
Wortgefecht «wischen der Klausenbesatzimg und »len ValistiUirern weit eher friedlich beigelegt,
weil ja Braut und Bräutigam .hei der Scene nicht initwirken.
Als Beispiele mochte ich daher zuerst einen Rcimspruch der Valisklause und dann einen
Holcheji der Brautklause folgen lassen.
1. Valisklauso.
K lausen Wächter:
Wer kommt hei später Nacht
Anher auf unsere Wacht?
V alisfuhrer:
Mit Jungfrauwaare uud Ifeirnthspracht
Kommen wir auf Kure Wacht.
Klausenwächter:
Es muss verbotene Waare sein.
Weil Ihr nicht fahrt bei Sonnenschein.
Valisführer:
Ihr dürft Euch nicht lauge «petzen,
Wir hauen euch gleich zu Fetzen,
llauptmanu der Klausenwache (der eine Wein-
flasche uud Gesetzbücher , dann als Canzleirequi-
siteu einen Suppennapf an Stelle des Tintenfasses,
eine dreifüssige durchlöcherte Aschenpfaune an
Stelle der Streusandbüche, und Holzspäne an-
statt der Schreibfedern vor sich auf dem Tische
liegen hat und thut, als wäre er eben von schwe-
rem Schlafe aufgeweckt worden):
Zu Haus schlaf ich ruhig und still.
Hier trünmt mir von Kriegaheeren viel.
Nach einem längeren Scheingefechte, an welchem
auch der Schalksnarr, der Kuhglocken rings um
den Leib gebunden trägt, mit allerlei Scherzen
Theil nimmt, spricht dieser letztere:
Jetzt macken wir den Freudeuschluss,
Anf keiucr Seite ein Verdruss,
Ich stecke ein mein Schwert und liegen,
Und wünsche Euch viel Glück und Segen *)•
2. Brautklauso.
Der Hauptmauu spricht:
Ich Hauptmaun und Feldmarsehall
Werde mich bringen in die Qual,
Derweilen ich bin hergestellt.
Vom Kaiser sclbsten« auser wühlt,
Drum werd ich Euch gefangen nehmen
Festgefesselt in Arrest.
Ich schreibe hin aufs Regiment:
Ihr habt Euch gewiss zu hoffen ein schlechtes
End.
') Frsnciaci a. a. O., S. 14.
Der Hochzeitsladner:
So lang’ müsst Ihr hier bleiben steh*n.
Dass von uns ein Gesandter kann zum Kaiser
geh’n.
Bis er die Kundschaft bringt von Kaisers Hand,
So lang* dürft Ihr mit Eurer Waare nicht fahren
durch unser Land.
Der Hau ptmaun:
Ich hab’ die Sach’ also befunden,
Ihr seid mit Falsehstricken ganz verbunden,
Darum habt Ihr mich jetzt recht entzünden,
Mit Euch zu streiten ist meine Freud',
Wenn es schon dauert lange Zeit,
Sollte es dauern drei Tag* und Nacht,
So lang* ich oft hab durchgemacht.
Aschenpudel:
Zum Heden bist Du trefflich gut,
Fasst aber nicht den Uinterhut,
Darum hast ein solches Keim gedieht.
Wer allzeit das Gleiche spricht.
Die wahren Keime sind bei Dir thuner,
Führst immerzu die alte Leier.
Kann mir*s nicht anders bilden ein,
Du musst ein damischer Wildprainer sein.
Der Hauptmann:
Wir haben die Gewalt von Ihro Majestät,
Welcher kein König in Ungarn oder Böhmen
oder in Dänemark,
Und schon hat er uns die Gewalten
Und Macht gegeben, hier Schildwacht zu halten.
Denn der die Mauth nicht zahlen will,
Dass man ihm soll den Kopf zerspalten.
A sehen pndel:
Ihr müsst uns nicht gar vernichten,
Ihr müsst erst Euren Reim z’amdichteu,
Und seid ja ganz schwach beim Glauben.
Weil Ihr erst müsst in das Register schauen.
Der Hochzeitsladner:
Franz Joseph, unser österreichischer Kaiser,
Gewaltiger Weltdurchreiser,
Er verschafft uns Brot uud Geld,
Hat uns auf diese Wacht gestellt;
Wenn Ihr wollt durch unsre Länder reisen,
Müsst Ihr ein guten Bas» vorweisen.
Und wenn bei Euch dieser fehlt.
So kostet es Euch ein grosses Geld,
Oder vielleicht wohl das Leben.
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Ueber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
171
Der Haupt manu, nachdem er vom Bräutigam mit
Geschenken abgefertigt worden, spricht nun den
Wunschreim;
Brüder, was wollt Ihr doch wagen.
Worin wir doch lassen weiterfahren
Mit Eurer tugendsamen Braut,
Die Euch von Gott ist anvertraut.
Gebet nur dem Kaiser, was ihm gehört,
. So wird Euch schon alles aufge*i**rrt.
Wenn Ihr aber das nicht wollt.
So wird Euch freilich alles eingestellt.
Der Ladmann und der Bräutigam,
Die Braut ist auch daneben,
Sie haben schon eine lange Zeit
Müssen um unser umbestreben.
Ich weis* schon, was söner Wunsch, was sie von
uns begehren:
Sie haben uns alle freundlich eingeladen,
Wir sollten sön helfen, den hochzeitlichen Tag
verehren.
Das ist auch unsre Schuldigkeit und unsre Pflicht,
Man weisa nicht, wo Glicht und Segen ist.
Auf dem Weg tum Ehestand hin
Werden wir das Brautvolk begleiten.
Wir führen sie in die Kirchen ein,
Die Glocken lassen wir alle läuten. *
Wir führen sie in die Kirchen ein,
I>er Priester wird da zugegen sein,
Wir stellen sie vor den Hochaltar,
Wo Christus selbst zugegen war,
Alldort werin sie empfangen ohne End1
Das allurheiligste Sacrament.
Ihr empfangt alls noch viel mehe,
Ihr empfangt das Band der Ehe,
Du« Baud kann Niemand zertrennen.
Bis Gott wird das Leben nehmen.
Ach Gott sei Dank nmb diesen Tag,
Mit Freuden ich im Herzeu sag,
Dem Herrn und sein Hofgesmd,
Wie mau sich hier au der Wacht besinnt.
Der Bräutigam ist ganz tugeudreieh,
Wie auch die Jungfrau Braut zugleich.
Ich dank’ für das Geschenk, für das Präsent,
Jetzt nimmt die Schildwacht ein End.
Ist die Braut am Berg oder am Land,
Denn Alles steht in Gottes Hand.
Lasst ilm walten wie er will,
Denn Unrecht thut er Niemand viel.
Insonderheit, wenn Gott es wollt.
Dass, wenn einer sterben sollt,
Zusammen kämen wir gewiss einmal
Alldorten im Josaphat * Thal.
Wir wünschen dies beineben,
Dass Euch Gott soll mit Kindern segucu,
Und dazu den lieben Gsnnd,
Dass Ihr sie recht erziehen ' könnt.
Wir wünschen Euch auch recht viel Glück und
Segen,
Dies wollt Euch Gott vom hohen Himmel geben.
Und hier auf Erden ein langes Leben,
Dazu Frieden und Einigkeit.
Und dorten die ewige Seligkeit*1).
Die Klausenreime sind Producte männlichen Geistes. Wie sehr sterben dieselben durch
herzinnigen Ton und sittliche Auflassung des Moments von den Kranzclnbtanzliedern ah, die
weiblichen Ursprungs sind. Nicht ohne Interesse ist auch der Umstand, dass die Männer
gerade die weihevollen •Augenblicke des Scheidens des Brautschatzes oder des Grenzüber-
schreitens der Brautleute mm Anlässe ihrer Aeussorungen des Mitgefühls nehmen, in welchen
nur die allgemeinen Fragen der Ehe und Familie und der Emlogamie zum Ausdrucke gelangen,
während die Weiber und Mädchen zwar eine sehr verfängliche und an längst überwundene
Sittenzustände erinnernde Situation des Bräutigams als Ausgangspunkt verwenden, dann aber
sofort in die Darstellung ihrer eigenen Lage und persönlichen Verhältnisse überspringen.
Während die Männer durch eine Klause andeuten, dass vor Zeiten andere rauhere Sitten ge-
herrscht haben, in welchen man nur mittelst Streite«* und Kampfes Brautgut und Braut entfahren
konnte, und dann das Scheingefecht durch einen allseitig befriedigenden „Freudenschluss“
beenden, geratlien die Weiber in Folge ihrer Leidenschaft in ernsten Streit, und häufig ist
das Fest durch eine allgemeine Balgerei des schönen Geschlechts, sehr charakteristisch die
niedrige Culturstufc desselben bezeichnend, um den Abschluss gebracht. Bemerkenswerth
erscheint auch der Unterschied in der Form der Klausenreime und der Kranzelnbtunzlieder.
Die ersteren halten an einer alten, den Weihnachtsliedern eigenen Spruch- und Sangweise
fest, die letzteren hingegen sind moderne Vierzeilige, wie die Liebeslieder, welche im Volke
*) Dieser letztere Klaimeoreim «lammt aus dem Müllthale und wird hier zuni ersten Male veröffentlicht.
22*
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172 l)r. E. Herrmann, Ueber Lieder und Bräuche bei Hochzeiten in Kärnten.
noch fortan neu entstehen. Die ersteren wurden ein- für allemal geschaffen, als bei allen
ähnlichen Gelegenheiten tren festgehaltene universelle Sprüche unbekannter Verfasser, die
letzteren sind individuelle, im Momente und speciell für diesen entstandene Eingehungen der
bei der llochseit anwesenden weiblichen Gäste.
Ob die Gesinnungen, welche aus diesen Kranzelabtanzliedem hervorleuchten, in ihrer leicht-
fertigen Sinnlichkeit, in ihrer fast cynischen Auffassung des Geschlechts- und Ehelebens nicht
auch als ein Beweis datilr aufzufassen wären, dass das weibliche Geschlecht in Kärnten die
Hauptschuld an den traurigen Ehe- und Geburtsverhältnissen trügt, muss wohl dahingestellt
bleiben; aber man ist stark versucht, diese Lieder als einen Spiegel der Seele des Volkes ernster
zu nehmen, als die Anlässe es sind, welchen sie ihre Entstehung verdanken.
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VII.
Zur Geschichte der Suastika.
Von
Hichael v. Zmigrodzki1).
Mit vier Figuren im Text und Tafel IV bi* VII.
Noch in der ersten Phase meiner Studien, weiss ich wohl, dass es schon eine grosse,
diese Frage behandelnde Literatur giebt, und zwar von Cclebritäten wie Ilaug, Gregy, Bur-
nouf, Letronne, Raoult, Kocher, Mortillct, Ktlhn, Linden schrait, Schlieinann,
Bertrand, Müller, Gobclet d’Alvicla, Ansault und mehreren Anderen. Doch habe
ich diese ganze Literatur fast ausser Acht gelassen, denn ich wollte zuerst soviel Monumente
wie möglich zusammenstellen, um auf dem Wege des Vergleichens zu irgend einer sich schon
klar darstellenden Idee zu kommen, jedoch stets mit dem Vorbehalt*1, den ich vor mir selbst
und vor Ihnen, hochverehrte Versammlung, ausspreche, dass es in Zukunft, wenn ich die oben
angeführte Literatur in Rechnung ziehe, vielleicht geschieht, dass ich Vieles, was ich bis jetzt
für Wahrheit halte, werde über Bord werfen müssen. Bis heute in dieser ersten Phase meines
Studiums, wollte ich von jedweden Einflüssen frei bleiben. Ich lege Ihnen, hochverehrte Ver-
sammlung, vier Tafeln vor, auf welchen ich 26G Gegenstände zusammenstellte, auf denen wir
entweder die reine, oder die ornamental veränderte, oder sogar abgekürzte Form der Suastika
vorfinden.
Ich habe diese Tafeln in fünf E|K>ehen eingetheilt, die, wenn auch nicht ganz genau, so doch
auf einander folgen.
Es sei mir erlaubt, vor Ihnen, hochverehrte Zuhörer, das Studium meiner Tafeln mit lauter
Stimme durchzufuhren, ebenso wie ich es in der Stille meines Arbeitszimmers gethan habe.
Dadurch werde ich am besten die Genesis meiner Gedanken aufklären können, und Ihr Urtheil,
je schärfer es ausgesprochen werden wird, wird desto schätzbarer für mich sein, denn der Tadel
zeigt viel mehr als das Lob den richtigen Weg zur Wahrheit, und der ist es gerade, den
ich erstrebe.
*) Au» dem Polnischen übersetzte Vorlesung, ursprünglich für die gemeinsame Versammlung der deutschen
and der Wiener anthropologischen Gesellschaft, Wien 1 809, bestimmt , dort aber, weil Verfasser am Erscheinen
verhindert war, nicht zuro Vortrag gelangt. — Wir glaubten diese begeisterte Arbeit hier roittlieilen zu «ollen,
behalten uns aber eine wissenschaftliche Beurtheilung derselben vor. Die Red.
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174
Michael v. Zmigrodzki,
Als diu ältesten Abbildungen der Silastik» muss ich sicher diejenigen annehmen, welche
wir in den Ausgrabungen Dr. Sehliemnnn's in Ilissarlik 7 bis 10 Meter tief vortiuden. Der
Berg Ilissarlik, auf welchem wir in dieser Cultnrschicht das erwähnte Symbol in sehr vielfachem
Gebrauche finden, liegt viel au weit von der Urheimatli unseres Stammes, als dass wir nicht zur
Einsicht kommen müssten, dass dieses Symbol »eit Jahrhunderten in Iran und Indien liekannt
gewesen sei. Doch reichen die ältesten Reste, die wir bis jetzt in diesen Ländern kennen,
leider nicht weiter als 500 Jahre vor Christo. Die ganze Vorepoche müssen wir mittlerweile
bei Seite lassen. Aus dieser Ursache habe auch ich bis heute die Literatur recht vernach-
lässigt, da sich dieselbe meistens mit jener indischen in den literarischen Monumenten sich
findenden .Suastika beschäftigt, und ich mich erst mit der monumentalen beschäftigen wollte.
Ich beginne also mit den Schliemann’scheu Ausgrabungen. Ich wollte mit lß Meter
anfangen. Dort zeigte Dr. Scliliemann in seinem Atlas Nr. 732 ein prächtiges Exemplar
an, welches er jedoch leider in Uios in die obere Schicht versetzte. — Ich schrieb flehentlich
an ihn, er möge die Geschichte der Suastika nicht so empfindlich beeinträchtigen, aller es war
umsonst. — Wir müssen also erst mit 10 Meter tief anfaugen.
•Die Zeitbestimmung für diese Cnlturscbicht 7 bis 10 Meter tief ist folgende. Wenn wir
die goldenen, in dieser Schicht gefundenen Sachen mit den ähnlichen in Myccne und Tirynt
vergleichen, so müssen wir sagen, das« dieselben chronologisch wenigstens hundert Jahre von
einander entfernt sind. Da nun die Kunsthistoriker vollkommen darüber einig sind, dass die
myeenisch-tiryntische Kunstepoche in Griechenland im 10. Jahrhundert vollständig zum Abschlüsse
komme, so müssen wir da» 11. Jahrhundert v. Uhr. als späteste Epoche für die verbrannte
Stadt in Hissarlik annehmen.
Jetzt wollen Sie mir erlauben, die ganze Reihe jener Symbole vorzulcgcu, die sich in jener
Schicht finden. Ich mache die hochverehrten Herren auf folgende zwei Formen aufmerksam:
Man behauptet, dass die Suastika die Maschine sei, mit welcher man das Feuer
durch Reihung erzeugt habe, und das» die vier Funkte die Nägel seien, welche die Maschine
unbeweglich machen sollten. Wir werden sehen, wie oft sich die Form wiederholt.
Ich behaupte, dass dies keine Ornamente, sondern religiöse Symbole sind, weil sie zu nach-
lässig und flüchtig gezeichnet sind. Wir haben doch viele andere Gegenstände aus dieser
Schicht, die uns bezeugen, dass jene Leute des Zeichnens nicht unkundig waren. Diese Flüch-
tigkeit des Zeichnens bedeutet also, dass diese Figur den Bewohnern so liekannt war, dass
selbst die vernaehlässigste Ausfilhrung für sie geuügte. Dies geschieht immer mit den Sym-
bolen. Köunte Jemand, der keinen Begriff vom Christcntliume hat, uns sehen, wenn wir uns
bekreuzigen, er würde glauben, dass wir die Fliegen wegjageu, die uns belästigen, und doch
»ersteht ein Jeder von uns vollkommen diese in Eile gemachte Geste.
Sobald wir annehmen, dass es ein Symbol sei, so müssen w-ir uns auf die nächste Frage
antworten, welchem Cultus dasselbe angehörte.
Betrachten wir die Aceessorien, in welchen sich dieses Symbol vorfindet, ln dem Schlie-
mann'srhcn Atlas habe ich ungefähr 000 ornamentirtc Gegenstände gezählt, unter denen ich
55 mit reiner Suastika gefunden, dann 114 Kreuze (darunter 35 mit vier Nägeln), 102 dreiarmige
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Zur Geschichte der Suastika.
175
Silastiks oder Triqnetrum, 20 vierarmigo, 62 sccbsarmige, 82 Stcrnoniamentc, 70 Sonnen, 42
Palmen, 27 Foueraltäre und 15 Thiere, wie Kinder, Hirsche, Antilopen, Hasen, Störche, jedoch
niemals irgend ein Ratibthier. Diese Statistik der Ornamente, in deren Umgehung wir das
religiöse Symbol Suastika finden, deutet uns an, dass der C'ultus von mildem Charakter war,
dass das göttliche Wesen mild und menschenfreundlich gewesen. Die Sterne, Sonnen und Fener-
altäre lassen uns ihn den Gott des Feuers und des Dichtes neunen. — Betrachten wir nun auch
noch das Idol der Venus (Nr. 20), welche auf ihrem Gcschlechtstheile eine Suastika trägt, und
ziehen wir einen Vergleich mit der Grabnme (Nr. 47), auf welcher wir ebenfalls ein Fudendum
mit dem religiösen Symbol sehen , und vergessen dabei nicht die grosse Anzahl von Palmen
und Baumzweigen, so werden wir ihrem Gotte noch ein Attribut geben müssen: er war der
Gott, der Leben und Wachsthum giebt und erhält. Da wir dieses Symbol auf den Grahumen
sehen, so müssen Wir annehmen, dass diese Leute an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt
haben, denn sonst wären diese Symbole auf den Graburnen eine höchst unlogische Ersohci-
nnng. Denn in der That müsste man einer Gottheit, welche dem Menschen Leben giebt und
daran Freude hat, ohne denselben mit Seelenunsterblichkeit zu beschenken, unbedingt Gonse-
qnenz und dadurch die Gottheit absprechen.
Also ans diesen spärlichen Uebcrresten jener Cultnr 7 bi» 10 Meter tief am Hissarlikbcrge
müssen wir schliessen, dass jene Leute an einen Gott glaubten, an einen Gott des Lichtes, des
Lebens, der Güte und der Unsterblichkeit.
Wenn wir zu der oberen Schicht der Schlieuiann’scheu Kunde übergehen, so begegnen
wir denselben Symbolen und denselben Umständen. Doch ein Punkt ist ganz neu. Hier lege
ich Ihnen die ganze Reihe der Formen der Suastika vor, denen wir in den unteren Schichten
nicht begegnet sind.
Es sind die Formen
, welche wir den Ausgangspunkt der grie-
chischen Ornamentik nennen können.
Wenn wir über da« Aegeisehe Meer gelangen, d. h. wenn wir zu den mycenisch-tiryntisehen
Ausgrabungen übergeben, so finden wir zwar das reine Symbol sehr oft, doch die ornamentale
Richtung stellt «ich uns noch klarer dar, als in den oberen trojanischen. Nur eine Bemerkung
muss ich noch hinzufugen, nämlich, dass hier da« sogenannte römische Trii|uetram »ich schon in
total ausgebildcter Form vorfindet, und zwar in unverleugbarer Verwandtschaft mit der Suastika,
denn wir sehen jene sehr wichtigen Zuhälter. Während wir jedoch l>ei der Suastika vier Nägel
finden, so hat dos Triijuetrum nur deren drei.
Gehen wir jetzt zur zweiten, rein griechischen Epoche über, liier leider sind »ehr grosse
Lücken. Als ich die griechischen Vasen studirte und die speciellen Werke hierzu unter der Hand
hatte, verfolgte ich andere Ziele, als die Geschichte der Suastika, und was ich hier vorlege,
obwohl eine ansehnliche Zahl, hat sieh nur zufällig in meinen Heften gefunden.
Wir sehen dieses Symbol auf dem Kleide de* Apollo und der Minerva (Nr. 103. 112).
Diese trägt auf dem Halse ein Kreuzchen, welches gewiss ein Symbol ist, denn in der Blüthezoit
der griechischen Kunst hätte man der beliebtesten Göttin gewiss etwas mehr Aesthctisches zum
Halsschmucke gegeben, wäre es nicht aus Rücksicht auf die religiöse Bedeutung jenes einfachen
Kreuzchens. Auch sehen wir dieses Symbol in Verbindung mit dem Gott der Mimik, — der
Mnsik. welche in Griechenland Alles in sieh einsclilieast, was den Menschen am meisten veredelt
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176 Michael v. Zmigrod*ki,
und erhellt, der Musik, welche die Welt alles dessen bildet, was edel und menschlich ist, was
man national, patriotisch und religiös nennt; ferner in Verbindung mit Athene, der beliebtesten
Tochter des Zeus, des Lichtgoltes, der Göttin der Vernunft, des geistigen Lichtes, jenes edelsten
Funken», der vom Himmel herab in die Menschenbrust gefallen ist. So sind wir wieder Ange-
sichts der Gottheit de» Lichtes, der Ordnung und der Harmonie, wie die Musik sie fordert,
eine* guten, gerechten und menschenfreundlichen Gotte», dem die monumentalen Gebäude als
Tempel gewidmet waren, auf deren Altären symbolische Gnbcu und Rauchwerk geopfert wurden. —
So sehen wir einen opfernden Genius mit dem Kreuze am Halse. So sehen wir auch den
Priester in würdevoller Haltung, den Lnrbrerkranz auf der Stirn und die heilige Suastika auf
der llnist. (Nr. 105. 10G. 108. 115) Er war aber auch ein Gott der Scelcnunsterblichkcit , da
wir sein Symbol auch auf den Aachenurnen findou.
Dieser Glaube und »ein symbolisches Zeichen beherrschte so vollständig den Geist jener
Leute, dass die ganze Ornamentik sich auf der Grundform jenes Symbole» ausbildcte.
Dieselbe Erscheinung haben wir im frühen Mittelalter. Die ganze romanische Ornamentik
ist nur eine symmetrische Zusammenstellung religiöser Symbole. Nachdem die romanischen Sym-
bole zahlreich waren, wurde hierdurch auch ihre Ornamentik mannigfaltiger. Der Grieche hatte
nnr ein Symbol, deshalb auch eine einfache Ornamentik. Schliessen wir in der romanischen
Ornamentik alles Symbolische aus, so bleiben uns geometrisch gczcielmcte Pflanzen. Ebenso
bleiben uns, wenn wir aus der griechischen Ornamentik Alles ausschciden, was stilistischen
Charakter trägt, nnr geometrische Pflanzengebilde.
Comhiniren wir die ganze Suastika, dann ihre Hälfte und zuletzt ein Viertel, so bekommen
wir das Ornament, gewöhnlich griechischer Mcander genannt (Nr. 118 — 131). Man hat mir
Vorwürfe gemacht, dass ich von einer halben und viertel Suastika spreche, was doch eigentlich
nur einen doppelten oder einfachen Haken bedeutet, weshalb ich bitte, mir Gerechtigkeit
widerfahren zu lassen, denn wenn es dem Heraldiker von llalhkreuzen und anderthalb Kreuzen
zu sprechen erlaubt ist, obgleich cs nur eigentlich anderthalb oder zwei und ein luilhes Stäbchen
sind, so kann es mir auch erlaubt sein, von der Hälfte and einem Viertel Suastika zu sprechen.
Die ursprünglich reine Gottesvorstcllung ändert sich manchmal sehr bedeutend im Laufe der
Zeit. — Der Grieche gab »oiuem Gott Blut und Körper und was hieraus folgt. Der Römer
hat seine Gottheit in der Theorie aufgelöst. Zuletzt haben beide an die Werke ihrer Phantasie
und Speculation zu glauben aufgehört, worauf, Staatshefehlen gemäss, diu Epoche der religiösen
1 ly pokrisie folgte, welche auch leider die Epoche der drückenden Leere de» menschlichen Her-
zens im Gefolge hatte. So war besonders der Geisteszustand der gebildeten Classe der Gesell-
schaft beschaffen. Das einfache Volk glaubte am meisten an seinen Vater der Götter und
kehrte, ohne es zu wissen, zu dem Urbegriffe der Gottheit zurück. Bei dem allgemeinen Skep-
ticismus verwischte sich die Gestalt des Jupiter und verfloss in Unglauben, während der
Vrbegriff des allmächtigen Gotte* der Güte, des Lichtes und de» künftigen Lebens wieder vor
dem Geiste anftauchte. Von der Gestalt de* Zelts- Jupiter blieb nur die Gottesidcc, dieselbe,
welche vor Jahrhunderten jenes Material gegeben, ans welchem der künstlerische Grieche »ich
seinen Zeus und den ganzen Olymp gebildet hat, um hiernach mit denselben nach dein Capitole
zu wandern. Im Geiste der damaligen Zeit ereignete sich nicht selten ein solcher Procesa in der
Gnltnrgrsehichte der Menschheit, dass, wenn sie nach der laugen Periode der Ausbildung irgend
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Zur Geschichte der Suastika. 177
einer Idee müde war, enttäuscht wieder zu den primitiven, einfachen, aber klaren und wahrh ei tz-
vollen Principien zurückkehrte. Die Menschheit war zur Uridee der Gottheit zurückgekommen. —
Und diese war auch jener Deus ignotus, dem die Römer zur Zeit Jesu Christi ihre Altäre
anfgerichtet hatten.
Schrecklich lag der Drtu-k auf der ganzen damaligen Gesellschaft und besonders auf dem
armen Volke, Jupiter und seine ganze Sip|>schaft blutarmer Götter leistete keine Hülfe. Der
Glaube an ihre Gottheit schwand immer mehr, und die Menschheit wendete sich mit Sehnsucht
jenem vergessenen und verlassenen, aber wahren Gotte zu.
Jene ganze, durch den religiösen Zweifel verzerrte Gesellschaft des universalen römischen
Reiches, besonders aber das arme unterdrückte Volk, drängte sich mit ganzem Herzen an jenen
unbekannten Gott, auf ihn nur setzte cs Glaube und Hoffnung und mit Sehnsucht wartete es
seiner Ankunft. Und gerade das arme Volk war es, welches zuerst das Christenthum ange-
nommen hat. Bald darauf sehen wir ein sonderbares riesenhaftes Ereigniss. Kaum dass der
heil. Paulus den hartnäckigen Juden zugernfen: «ich verlasse Euch und gehe zu den Heiden-,
und die Schwelle Europas betreten hat, da verbreitet sich das Christenthum wie ein Lauffeuer
über den ganzen Coutineiit, um daselbst im Laufe der Jahrhunderte eine höhere Cultur anf-
blüheti zu machen. Im Osten und Süden sehen wir nicht dieselbe Erscheinung. Gnosti-
cismus und Materialismus nagen schon von Anfang an dem Bau der dortigen Kirchen, weil ihre
Völkerstämme ihre Wut- und rachedQrstigen Götter mit den Principien des Jesus von Nazareth
verbinden wollten. Einige Jahrhunderte später sehen wir, wie sich dort der Moliammedanisimis,
jener Glaube von einem Gott des Fatums, der Eroberung und der Siunenlust, mit derselben
Schnelligkeit verbreitet, wie bei uns das Christenthum, und eine besondere Cultur entwickelt.
Unsere Vorfahren haben ungesäumt die Lehre Christi anerkannt, weil sie schon damals auf
der Höhe des reinen Gottes begriffea waren. Man kann es sich in der Thal nicht anders
denken. Wir kennen die Lehre Christi, jene Lehre «ler Nächstenliebe , ohne irgend welche
nationale oder Stand esrQcksicht, die Lehre der Gerechtigkeit, der Milde und der Vergebung.
Und könnte man jenen Jesus von Nazareth hienieden anerkennen ohne den festen Glauben, dass
dort im Himmel ein ebenso edles, gütiges, reines und erbarmungsvoll es göttliches Wesen thront.
Und dies war jener Deus ignotns. Und deshalb hat sich auch die Geschichte jenes Zeichens
so gestaltet, welches wir in den Katakomben Korns auf dem Grabe eines Märtyrers finden, wo
dicht unter dem Monogramm Christi, dem Anker, der Palme und dem Kreise, auch unsere
uralte, heilige Suastika, ebenfalls vom Blute roth gezeichnet, steht (Nr. 132).
Man lxdiauptct, dass die ersten Christen deswegen die Suastika öfters gebraucht haben,
weil in ihr das crux simulata sich findet. Betrachten wir jedoch jenes Zeichen auf dem Grabe
eines Märtyrers, so finden wir das ganz ausführlich gezeichnete Monogramm Christi und die
allbekannten Symbole. Nun ist die Frage, was man hier noch verhüllen wollte, nachdem die
obige Inschrift ja schon ein ausführliches Protokoll darüber ist, was der Mensch, der daselbst
liegt, und der, der dies geschrieben, waren und glaubten; welchen Sinn hatte also hier noch
die siinulatio enteis? Dieses Zeichen spricht jedoch in ganz anderer Weise zu uns. — „Jesus
Christus, dessen Monogramm hier mit Blut gezeichnet steht, für dessen Lehre der Mensch, der
hier liegt, den Märtyrertod erlitten, welchen er nicht als Niederlage, sondern als Sieg betrachtet
hat, in der Hoffnung, dass ihm durch Jesus ewiges Leben wird, ist derselbe Gott, der Gott
Archiv fnr Anthropologie. B<L XIX. 23
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Michael v. Zniigrodzki,
«lej» Lichte«, der Liebe und de« ewigen Lebens, an den die Arier unter diesem Symbol seit
jeher geglaubt haben.“ So muss man auch die zweite Inschrift (Nr. 134) lesen und in dem-
selben Sinne die Darstellung Christi verstehen in der Gestalt des guten Hirten mit der Suastika
auf dem Kleide (Nr. 133). In der That hat auch das Christenthum nie gegen jene heidnischen
Symbole und Ideen gekämpft, welche es mit der Lehre Christi hat vereinigen können, und
viele jetzt christliche Handlungen stammen formell aus der vorchristlichen Zeit.
Betrachten wir jetzt eine ganze Reihe, es sei mir zu sagen erlaubt, christlicher Suastika:
eine Tiara des heil. Gaudenz, eine Stola des heil. Viligius, weiter sehen wir die Altäre, die
Cimborien und verschiedene cultlicho Sachen und zuletzt die Kathedrale von Kruswica und
Inowroclaw.
Zur prähtstoriachen Epoche in Europa übergehend, mache ich darauf aufmerksam, dass die
Glaubensprinoipien dieselben bleiben, denn die Unsterblichkeit der Seele und was damit Zusam-
menhänge sind unleugbar vorhanden. Wir sehen eine grosse Reihe von Grabumen, auf welchen
dieses Symbol Gottes gezeichnet steht. Nun herrscht aber gegen den Symbolismus dieses
Zeichen» seitens einer grossen Anzahl von Areliäologen eine besondere Abneigung, welche die-
selben zu sonderbaren Verirrungen fuhrt. Einer von ihnen behauptete bei Besprechung der
prachtvollen Urne von Norfolk, dass inan es ganz klar daran* ersehe, dass dieses Zeichen kein
Symbol »ei, weil sich dasselbe 16 mal wiederholt. Bitte mir mm aber auch nicht übel zu nehmen,
w'enti ich behaupte, «lass das Gebäude, welches am Stephansplatze steht, ganz sicher keine Kirche
ist, denn das sechsmal wiederholte Kreuz au derselben beweist genügend, dass diese Figur
liier keine symbolische Bedeutung hat. Folglich: die Stephanskirche ist keine Kirche. Betrachten
wir ferner andere Funde, so werden wir finden, wie tief jenes Symbol in der Seele der Leute
lag, und wie diese Leute trachteten, dieses Symbol überall aufzuzcichnen.
Beim Durchsuchen der Fibelsanimlungen finden wir vier suastikal geordnete Spiralen, ferner
auch dreiarmige Suastika, deren vierter Arm deshalb weggelassen w*urde, w eil er die Kehle drückte
(Nr. 205. 204). Dr. Lindenschmit behauptet jedoch, dass derselbe abgebrochen sei; mir
scheint es aber nicht so, denn nuf dem mittleren Schilde sehen wir nur drei Strahlen ganz
genau auf die drei Spiralen gerichtet, was doch bedeutet, dass ein vierter Spiralkreis gar nicht
beabsichtigt war. Aus Bc«|uemlichkeitsrück»ichten wurde noch ein Kreis w'eggenommen, und
die Zahl der vier Kreise der Originalsuastika ist nur durch die zwei mittleren Voluten gerettet,
s. Nr. 206. Nun folgt Nr. 203. Wir sehen hier ein sehr interessantes Beispiel. Nachdem der
Fabrikant die Form der Suastika vollständig verloren hat, so zeichnet er, um dieselln? zu ersetzen,
die Kreuze auf beide Voluten.
Die eigentliche Form der Suastika verliert sich mehr und mehr, bis zuletzt nur zwei solche
zusammenhängende Voluten bleiben, wie wir sie auf den griechischen Altären sehen (Nr. 106).
Erhöhen wrir aber dieselben, so erhalten wir die jonisch© Säule (Nr. 108), d. h. die jonisch©
Tempelaüule ist nur ein erhöhter Altar mit suustikaler Bedeckung, es hat »ich nämlich die
Suastika den Anforderungen der Architektur utigepasst. Zweiarmige Suastika finden w’ir noch
in den einfachen Fibeln, und zuletzt verliert sich auch diese in die einfache Volute.
Betrachten wir jetzt die Schwertersnminlungei». Als Analogie erwähne ich einen sehr be-
kannten Typus, den polnisehcn Säbel au* dem 16. und 17. Jahrhundert, auf dessen Klinge ein
Kreuz um! eine Goldmünze mit der Mutter Maria incrustirt ist. Hier sind zwei myceniscbe
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Zur Geschichte der Suastika.
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Schwerter mit Suastika und Triquetruiu auf der Klinge (Nr. 182. 183). liier bleibt nur eine
Hallte der Suastika auf dem Ende des Griffes (Nr. 192), und die Militärs werden wohl xuge-
stehen müssen, dass dies im höchsten Grade unbequem ist, besonders wenn mau erwägt, dass
diese Schwerter wehr als Stoss- als wie Hiebwaffen zu betrachten sind, weshalb wir annohmen
müssen, dass dies aus symbolischen Rücksichten boibehalten wurde. Wir sehen ferner, wie
sich diese Spiralen an den Seh wertgriffen immer mehr verflachen, bis man zuletzt kaum noch
die ursprüngliche Form zu errathen im Stande ist (Nr. 188). Um aber selbe zu retten, zeichnete
man die Suastika auf die Scheide. Auf einigen Schwertern erscheint uns du Ornament nur
als Wellenlinien, wenn wir es aber vergrößernd analysiren, finden wir eine versteckte Suastika
darin (Nr. 193. 194).
Wir sehen also, dass das sogenannte Spiralornament der prähistorischen Epoche ebenfalls
auf der Suastika basirt, und es sei mir hier noch erlaubt, die Bemerkung anauschliesscn, dass
die Benennung irgend eines, z. B. persischen, indischen oder chinesischen Ornamentes nicht
bloss eine Zeichnungsdefimtion, sondern auch ein cultnrhistorischer Begriff ist. Deshalb ist die
Benennung Spiralornement eine unvollständige, weil sie bloss die Form berücksichtigt. — Wäre
es nicht möglich, dieselbe mit Suastikaomament zu ersetzen?
Unser altes Symbol erhält sich noch bis zum heutigen Tage und zwar als Symbol auf den
Ostereiern in der Ukraine und in Mähren , und als suastikales Ornament in den Stickereien der
ukrainischen und bretonischeu Bauern.
Was die Ostereier in der Ukraine besonders aubelangt, so kann ich diese Zeichen für
nichts Anderes als religiöse Symbole halten, denn diese Eier, welche man in die Kirche
zum Weihen bringt (bemalte oder beschriebene), sind ohne diese religiöse Handlung noch keine
„pisanki“. Erat nach der Weihe bringt man dieselben als Ehrengabe dem Gutsherrn, dem
Pfarrer, den alten Verwandten, oder als Ostergeschenk den Freunden. Schon am Palmsonntage,
wenn die Leute mit den Weidenruthen aus der Kirche gehen, schlagen sich Freunde und gute
Bekannte gegenseitig mit denselben und sprechen freudevoll den Heim; „Nicht ich, sondern
die Weide schlägt; in einer Woche kommt der grosse Tag; nicht weit ist schon das
rothe Ei.“ Auch an einem der letzten Faschingstage bewirthet und beschenkt der Bursche das
Mädchen mit einem Bande oder etwas Aehiilichem, und am Ostermontage erhält er als Wieder-
gabe eine Anzahl von den bemalten Eiern. Diese jungen Leute sind gewöhnlich • ein künftiges
Ehepaar.
Bei Uebcrgabe dieser Eier spricht man feierlich: „Christus ist erstanden“, worauf die
Antwort folgt: „wahrhaft auferstanden“. Dann nimmt die schenkende sowie die beschenkte
Person je ein Ei in die Hand und stossen die Spitzen derselben gegen einander, bis sie zer-
springen, worauf sie das gesprungene Ei unter einander vertheilen und verzehren, wobei sie
»ich gegenseitig beglückwünschen. Diese Theilung der Ostereier, obwohl nicht rituell, ist noch
in ganz Polen, und zwar in allen Schichten der Gesellschaft ein religiöser Gebrauch, ln jeder
Familie stehen an den zwei ersten Ostertagen Teller mit geschnittenen Eiern und zwei Gabeln
vorbereitet. Sobald ein Gast kommt, tritt ihm der Familienvater und dessen Frau mit solch
einem Teller entgegen, worauf jeder ein Theilstückchen eines Eies nimmt und verzehrt und
sich gegenseitig beglückwünscht. Dies sind die Tage der Versöhnung nnd der Erneuerung der
Freundschaftsbündnisse.
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Michael v. Zniigrodzki,
Auch du scheu w ir wieder unser Symbol in Verbindung uxit ileui Frühling, mit den emjior-
«prictwnden Baumzweigen , in Verbindung mit der Bekräftigung der Nächstenliebe, mit dem
Anknüpfcn der Faimlicnbttudnissc, mit der Auferstehung und mit der Unsterblichkeit der Seele.
Zehn Meter tief um Berge Hissarlik und im 19. Jahrhundert in der Ukraine dasselbe
Symbol, derselbe (Haube.
Und doch wirft mau den Volkloristen vor, dass sie mit Docuiucntcu arbeiten, deren Alter*
thum durch nichts erwiesen ist. — Ist ein vor Tausenden von Jahren in Bernstein eingeschlossenes
Insec.t nicht ein wichtiges Documcnt für den Entomologen? Auch in der Mensehenbrust ist
eine solche Bernsteitisehieht, die Schicht des religiösem Gefühls, denn was dort hinfallt, bleibt
unbeweglich inmitten der allgemeinen Beweglichkeit.
Bezüglich der Volksstickerei iu der Ukraine hätte ich rat bemerken, das» dieselbe auf weisser
Leinwand mit rotlier und blauer Wolle ausgeführt wird, denn mir mit diesen Farben angefer-
tigte Muster haben da« charakteristische Gepräge. Das Gebiet, in welchem dieselben im Ge-
brauche sind, erstreckt sielt auf die östliche Hälfte Galiziens, auf Volhynien, Podolien, die
Ukraine und jenseits des Dnicpr auf die Gouvememonte Czcrnigow, Charkow und l’ullawa.
Jenseits der östlichen Grenze findet man noch dasselbe Fabrikat, doch die Muster verlieren dort
ihren Charakter, denn die sttastikaleii Ornamente werden durch Menschen- iittd Thierßgtireti
ersetzt. —
Hiermit bin ich zu Ende mit dem Studium meiner Tafeln. Jedoch glaube ich noch Fol-
gende.» atisehliesaen zu müssen. Wenn ich auf meinen Tafeln den sofort erkennbaren Abbildungen
der Suastika attelt solche Ornamente, in welchen man die Abbildungen erst sticken muss, angereiht
habe, »o will ieit damit nicht behaupten, dass diese Ornamente, z. B. der griechische Mennder und
die Volksstickerei der Ukraine und der Bretagne, auch Symbole vorstellen, sondern ich behaupte
nur, dass sieh diese Ornamente aus der Suastika entwickelt Italien. Ich behaupte, das« jenen
Ornamenten ein unbewusstes, symbolisches Gefühl zu Grunde gelegen ist, welches ihnen den
Charakter gegeben luit.
Erlauben Sie mir au einem Beispiele zu erklären, wie ich jenes unbewusste Gefühl verstelle.
Wie werden wir zwei sich kreuzende Flächen omamentireu ? ! Wir beabsichtigen kein Kreuz
zu machen, aber diese Figur seiten wir täglich so oft als religiöses Symbol, dass sie ganz unbe-
wusst unseren Geist in Folge dessen so beherrscht, das» wir uns eilte dergleichen Figur nicht
anders vorstclien können, als in vertical- horizontaler Lage, und demgemäss werden wir diese
Flächen auch ornamentiren. Anders jedoch würde in diesem Falle der Japanese handeln.
Nachdem bei ihm keilt Gefühl für das Symbol vorhanden ist, wird es ihm auch vollständig
gleichgültig sein, oh diese Flächen vertical -horizontal oder
inclinirt gestellt werden, demgemäss bringt er die Orna-
mente an. — Schliesslich komme ich noch auf den ameri-
kanischen Meartder zu sprechen, welcher auf den ersten
Blick mit dem griechischen identisch ist. Doch nur auf den
ersten Blick. Wenn irgend einem Ornamente ein Symbol zu
Grunde liegt, d. It. wenn eine und dieselbe Figur sieh symmetrisch wiederholt, müssen sich die
Zwischenräume auch symmetrisch aushilden, iu welchem Falle die verbindenden Ornamente recht
identisch sich gestalten. Die Ornamente bekommen dann nothwendiger Weise eine Continuität,
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Zur Geschichte der Suastika.
181
Bl
\
einen metrischen Rhythmus, was hei dem griechischen Meander der Fall ist. Betrachten wir
aber jetzt zwei typische amerikanische Ornamente, so finden wir an ihnen eine omamentale
Combination der gebrochenen Linien. Wenn wir jedoch hier eine Swastika suchten, welcher
Gedanke sich einem Jeden, der einen Begriff
von derselben hat, aufdriingt, so müssen wir
eingestehen, dass es dem Amerikaner viel zu
gleichgültig war, die Verbindung herzustellen,
was der Grieche und Römer gewiss nicht
unterlassen bitte. Auch die zweite in Amerika
gebräuchliche Form ist weiter nichts als ein ornamentales et cetera, ganz und gar entgegen
dem griechischen Geiste.
Es bleibt mir nur noch ein Wort zu sagen übrig.
Das letzte Ziel, nach welchem ich durch meine Arbeit strebe, ist, zu beweisen, dass die
Arier seit jeher edlere und höhere Lebeusanscbammgeii hatten, als andere Stämme. Diese
hatten wohl prächtige Staatseinrichtungeii, prachtvolle Städte und Monumente, aber ihre Götter
waren bl ul* und rachedürstige Götzen. Wohin diese Minier auf ihren Eroberungszügen kamen,
überall wurden die verödeten Felder mit dem Blute Gefallener getränkt und mit Asche gedüngt.
Wir dagegen sind .Schritt für Schritt gegangen, und überall blühten Felder und Gurten.
Tn der materiellen Cnltur standen wir Arier vielleicht den anderen Stämmen nach, aber
nicht in Beziehung auf alles das, was sich das Edle, das Wahre und das Menschliche nennt
mul die Suastikft ist unser Wappen.
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1S2
Michael v. Zmigrorizki
Verzeichniss der Figuren und die Zusammenstellung derselben.
Anvnrrk u n g. Die sehnig stehenden Nummern sind die Reihennummern. Die gerade sttdiendeit Nummern
bestimmen, mit welchen Figuren die gerade vur uns liegende zu vergleichen ist.
L Epoche, Klein- Asien nnd seine Einflüsse. Anmerkung. Auf dieser Tafel sind noch die Nummern
in den Klammem, das sind die Nummern des Schliemann’schen Atlas. Von Nr. 1 Ins HL Sehliemann, 1L
Atlas des antiquites Troyciiues. 4°. Paris H74. Nr. L (729) 36, Nr. A (7**2), Nr 3 <1421. Nr. 1 (2*71. Nr. 5.
(61), Nr. ti (457) XL $*L 66, 04. 8L Nr. Z (28021, Nr. ö (285), Nr. 0 (460), Nr. lü (3468», Nr. U (3466), Nr. 12.
<2921. Nr. 11 (2071), Nr. 11 (203 >. Nr. 11 <lGo). Nr. 10 (2964), Nr. R (291), Nr. 1* (541) 34, Nr. 11 (250) 32,
Nr. iO, Schlicinunn, llios. Paris 1883 (S. 404, Nr. 283) 42- Von Nr. AL bis ft), Schliemann, Atlas w. o.
Nr Al (383) 4h, 62, 164, Nr. AA (297), Nr Al (2780) 94, 38. Nr Al (301) 24£^^^6^70,0^801 14«,
23*, 07, 82, 2ü 223, 2UL 268, 43, 269, U5* 203, 200, 193, 257, 215, Nr. 25 (61) 89. 24, Nr. Aß 1124] Go, 24,
Nr. 17 (357 ) 24, 57, 270, 139, 137, Nr Aß. (2445) 139, 137, 48, Nr. Aß (2941 6, Nr. 30, 3± (20?, 3124) 2HL 217,
109, 68, Ul, Mo, 239, bis 97, 266, 204, 198, 217* 201 246, 269, 155, 247, 2äL 183, 194, 46, Nr. 12 (593) 248,
243. 19. 108. 39. 45. 68. 00. Nr. 11 { 1) 48. 136. 83. Nr 11 (36]i 271. 120. 54. 18. 57t 65. 64. 46. 45. fr». Nr .15
<3oh) 32, Nr. 36, 31 (2984, 295 ) 24, 112* Nr. äß (382) 23. 00. 29, 143. 88, 66. 73. 78. 44. 212. 63. Nr. 39 (344)
98, |o5, 187, 203, 249, 255, 206 bis 209. 40. 257, 101, 91, 90, 93. 200. 225* 1^7t^U)0,^^l^l!l9i !>&
bis 192, Nr. Hl (333) 124, UH, 136, 137, 195, 39. 42, K5, 59, Nr. 11 (3347) 83, S2^ Nr. 12 (3291) 40, 121, Nr. 11
(2554 ) 24, Nr. 11 (296) 38, Nr. ±2 (2379) 31, 32, 34, Nr Iß (279) 34, Nr. 47 (1275) 4«, 20, Nr Iß (2642) 2L 47,
^^^PHiMll^lJ^li4,2f^nV4, Nr HL i2S9i. Nr 50 (2:185). Nr 11 (3187), Nr. 3A (2385), Nr. 12
(3111) 34, Nr. 51 (2377). Nr. ü (3341) 24, Nr jß (2993) «, Nr. 5£ (452) 27, 34, Nr. 5ß (274i 34, Nr. Hl U6*j
39, 40, Nr tiß (3312) 26, Nr. Ul (2450) 30, 31, Nr <12 019) 48, 21, Nr. 03 (23^) 38, Nr 64 (2389) 6, 34, Nr Ult
(270) 116. 34, Nr {iß (299) 38, 6* Nr UZ (2514) 24, 200, 248, 2*1* 175* 2*i5* 146, 218, Nr. 68 (2802) 24, 32, 31*
Nr Ql (237] 24, Nr. ZlL (242) 24, Nr. U (2617), Nr ZA (2528) 38, Nr. 73 n«0), Nr. ZA (2806), Nr 75 (2976),
156. 114, 111, Nr. ZJi 07M 39, 2u5* 174, Nr 72. (538) 90, Nr. Iß (472) *W), Nr 79 (3290), Nr. 80 (2516). Nr. ßl (548) 6,
Nr ßl (2447) 90. 24, 83, 41, 107, 182, 249, 251, Nr. *3 (2497) 82, 48* 33, 41. 184. Nr. 84 (2725) 67, Schliemann,
Tiryns. Leipzig 1886, Nr. 85, 40, Nr 86, JH* Schliemann. Mycencs. Paris 1879, Nr. 87, 92, 210. 203.
178. 159, Nr 88, 38, Nr. 89, 25, 240, 145, Nr 90, 82, 41, 97, 39, 77, Nr. 97* 39* lfiö bis 192, 2 o9* 197, 105,
lOj, 20S, 257, lHi, 246, Nr 92, 210, 236, 195, 172, 173, 87, 1UJ* 1U5, 99, 161* 178, 159, 243, Nr. 93, 39. 208,
209, UM. 255, Nr. 94, 23, Nr. 95, 96, 30. 31. Nr. 97, 30, SU 90. Schlietnann. Tiryns, Nr. 98, 39, 20L Nr 99,
221. 2.3, 32, 38, ft/, Nr. 100 39, 126, Nr. TOT. lüL
II. Griechisch- Römische Epoche. Nr 702, 111, Milingen, griechische Vasen, pl. 2L Nr. 1U3. 92. Elite
des innnumcnt* ccram., Leuorniant, pl. ZlL Nr 704, 48, 21, 111 , Gerhard, griechische Vasen, pl. UL
Nr 705 , 131 , 92 . 39 . 201. 91. 2ü9, 263. Lenormant, pl. SLL Nr. 100. 125. 227. S a I z in u n n , Nccropol de
Camiros. Palis 1876. Nr 707, 82 , 41. L. C. Gobi et d’AlvicIla, La croix gamnn-e. Bruxelles 1889.
Nr 468, 91, 32, Lenormant, pl. 67. Nr. 709, 30, ÜL Nr. T/o, 31. 117 Alviella. Nr UH 102, 113. 115. 104,
1 12. 1 1h, 75. Goldblech, naturl Grosse, vier Löcher in den Ecken beweisen, dass es an dein Kleide mit
Fäden befestigt sar. Man findet solche Goldbleche von verschiedenen Formen und eine sehr grosse Zahl.
Antiquites de Bosphor Cimerien. Petersburg, pL XXII, 1IL Nr. 7/2, 30* 37* 1 1 1. Nr. 113, 264, 131,
1 1 1- Nr. 114, 75, Gerhard, pl. 13* LZI und 259. Nr / /■>, 111, 1 33, 1 45. 136, 1 ^7, Grabplatte, gefunden in
Capua. Photogr. im Album der Snastika, gesammelt von 1L Alexandre Bertrand, im Museum
von st. Germain. Nr 110, 65. Gerhard, pl. 281. Nr. 117, 3»\ 31. 155, 1 IQ, Lenormant, pl. VIII. Nr. Uß
bis 131, graphische Zeichnungen (Nr. 78* 111, Nr /9* 123* 264. Nr. 29, 34. Nr, 27. 42* 124. Nr 22* 258, Nr. 23*
119, 39. Nr. 24* 121, 40* Nr. 25, 106, Nr. 26, 100. 39, Nr 27* 28, 259, Nr« 29, 242, Nr. 30, 220* Nr 3/, 165,
263, 113).
III. Christliche Epoche. Nr. 732. 134, 14q, Louis Pcrrct, Le» Catacombes, Nr. 133, 136, 116.
Nr 131, 1 >8, 132, Album in St. Uennain aus Boldetti. Nr. 135, 1 1 5. 136. L. Perrct, Cat. Nr. 130, 33. 48.
115. 195, 135. 133, 137, 40. Kohault de Fleury, l/F.vatigile. Kavcnna, fi, Jahrh. Nr 737. 27. 26. 1 15. 195*
40, 136. Hohanlt de Fleury, La Messe, Ravenna. 6, Jahrh. Nr IW, 149. Cahier, Melange« d’Areheo*
logie, •bthrli. Nr 739, 28. 27. Nr HO, 141. 147. H. de Fleury, J.a Messe. Opferbrot, Reliquiarium,
goldener Altar in St. Ambrosin zu Milan. iL Jahrh. Nr. 142, 252. Luszczkie w icz. Jahrbuch der Akademie
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Zur Geschichte der Suustiku.
1H3
«1er Wissenschaft in Krakau. Alte Kathedrale au» dem L2* Jahrhundert in Kmswica bei Posen. Suastika
ist im Granit auf der Aussenmauer gravirt. Nr. 14X. 22-t. 146. 38. 67. 24. Coiisecrations Grosses. .Salisbury
Cateder. Archenlogin. London 188Ö. Nr. 744. 4*. Kirche in Inowroclaw lici Posen, vermuthlich «na
dem 11. Jahrh. In dieser Kirche im Inneren des Presbyteriums bei dem Hauptnltar auf der linken Seite
folgen nach einander iu derselben Schichte sechs Granitblöcke. Auf einem von diesen Steinen ist da» auf
der Tafel Nr. IM dargestellte Kreuz gemeiaselt. Auf weiteren Steinen sind noch drei Kreuze, eine Figur
dem E ähnlich und letztens ein Hund mit einem Schweine. Wichtig zu liemerken ist, da*s der letzte Stein
so gelegt ist. dass Hund und Schwein mit den Füssen nach oben sieh uns darstellen. K» ist ein Beweis,
das« diese Steine von einem abgebrochenen Gebäude auf bewahrt worden sind Ihi nun diese Thiergebilden
und noch zwei andere, die sich in derselben Kirche auf anderen Plätzen finden, gar keinen christlichen
Charakter trugen, und diese Kirche zu den erst gehn utcu in dem noch halldieidnischen I«ande gehört,
schliesslich diese Steine konnten früher nur irgend einem heidnischen Tempel angehören. Nach der brief-
lichen Mittheiluug des dortigen Pfarrers LL Anton Lnuliitz. Nr. 74>. 6b. 24Q, Todtentuch aus dem
LL Jahrh, aus dem Kloster de* griechischen Kitus in Put na auf der Bukowina. Seidenstickerei, darstellt
eine Moldauische Prinzessin. Gezeichnet nach der Beschreibung von l>r. Mar ja» Sokolowski iu den
Jahrbüchern des Historischen Vereins in Lemberg l8Slt. Nr. 116. 67, 223. 24. 143. l'ahier, Melange*, liie
Schuhspitzc eines Heiligen. Nr. 147. 141, Hefner-Alteneok, Die deutschen Trachten des Mittelalter».
Stola des heil. Yiligius, Erzbischof iu Mainz, lil Jahrh. Nr. 746, 132. 13t. Christlicher Sarkophag in St.
Amhrosio zu Milan. Nr. 140, 138. Nr. 750, 213, Ilomeyer, Haus- und Hofmarkeu, Taf. 4 und LL Nr. 15t.
Wo laut ki, Briefe ülier slavische Alterthümer, Taf. V, Nr. 5, Nr. LL W. entziffert au* der Huneniuschrift
die Worte lai, Isi, Issisi Cisl uud erklärt der Vitae S. Otto ui» zufolge, dass die hciduischeu Pom-
mern, nachdem sie den heil. Otto 1124 allgewiesen haben, uni sieh nun vor dem polnischen König
Boletlaw III zu rehabilitiren. halten J. Christum als Gott der Zimmerleute < bezuglieh auf heil. Joseph)
anerkannt uud diesen Goldhracteat gemacht, ln der heutigeu Sprache wäre der Iusrhrift folgend Jcxu!
Je zu! Jczusie (sehr gebrauchte Voeativform) Ciesla, d. h. Zimmermanit. Nr. 152. 16. Polnische Münze
Miecislaus L gest. 996. Bibliothek in Sucha. Nr. 153, 46. Nr. 154, 46. Mortillet Gab., Le signe de la
croix avant 4. Chr. Paris lnti4J. Nr. 155, 31, 1 17, IIP, Drognmir und Nr. 156, 76. Boreyko, Polnische
Adelswappen. Niesiecki, Herharz Polski, lää auch Familie Stuart in England uud Hubenstein in
Franken. Aehnlich dem lüfi. Familie Imlig in der Schweiz.
IV. Prl historische Epoche. A. Süd • Euro/to. Nr. 757. ZXL Nr. 15*. 76, Bertrand, Alex., Archen-
logie ccltique (Italien). Nr. 150, 02. 87. Mortillet, Musee prehistorii|Ue (Cypern). Nr. 160. ^trll*.
Grafkärl Funna (Melos). Nr. 161, 02, Mort.. Musee (Laybaehl. Nr. 162, Sträle, s. o. Nr. 165. Mort.,
Mus. (Bologne). Nr. 164 . 21, Mort., Le signe. Nr. 165, Sträle. s. o. Nr. 166, Mort., Mus. Nr. 167 ,
Mort., Mus. (Cypern). Nr. 16s, Mort., Mus, (Beotie). Nr. 160. 243. 23 1 , Mort., Mus. (Bologne). Nr. 170.
Mort., Mus. (Vatican). Nr. 77 1, 76. Lindensc h m it, B. I (Albanergebirge). Nr. 172, Mort., Mus. (Italien).
Nr. 173. 92, Mort.. Mus. | Italien). Nr. 174. Z*L Carlo Ceci, Piccoli Bronzi del Museo Borbonico.
Nr. 17'», 24. 67, Lindenscli mit . II. II (EStrnskisch). Nr. 176. Album St. (ierumiu. Nr. 17 ? . Hort, Mut.
(Griechenland). Nr. 178, 97, H7, H >, Mort., Mus. (Italien). Nr. 170, Mort., Mus. (Nea|>el). Nr. Iso, 107, 3b,
L i ndenseh mi ♦ , B. L Nr. 787, Mort., Mus. (Neapel). Nr.. 182, 62. 41. Nr. 763, 31. 30. Naue, Julius, Die
prähistorischen Schwerter (Mycena). Beiträge zur Anthro|mlogie und Urgeschichte Bayern». 11. Mittel- Europa.
Nr. 764. 63. Bähr. Die Gräber der Liven. Nr. 765. 166. 232. Mort., Mus. Nr. 1*6. IM. Krakauer Universität*-
Museum (Orig.) Nr. 767, 33, Krak. Un.-Mus* (Orig.). Nr. 766, 33. 31. Mort., Mus. (Berne). Nr. 766, 33. 31,
Museum in Flensborg. Nr. 10t), 33, 31, Fürsten Czartoryski Museum in Krakau (Orig.) Nr. 101 , 33, 31.
Bastian u. Voss, Bronzeschwerter. Berlin 1678. (Merseburg). Nr. 102, 33. 31. Mort.. Mus. (Lyon). Nr. 103,
24. Krak. Un.-Mus. (Zeichn. [Posen]). Nr. 104, 3». 31, Lindcnschmit, 11. L Nr. 103, 32. 40. 137. 13»>. Mort.,
Mus. Der gallische Götze (Lyon). Nr. 106, 232, 166. Album in St. Germaiti. auch Eigenthum des Hm. Major
Würdinger in München. Nr. 737. 31, 31h l6t>, Lindcnschmit , B. V (München). Nr. 10*, 31, Vocel,
Pravek (Böhmen). Nr. 100, 33. 33. Bertrand. Archcologie Fclthpie (Cote d’or). Nr. 200, 33. 07. 24. Lin-
densclimit, B. L Nr. 201, 105, 36, 31, 30, 203, 233, Musee de St. Gcniinin (Orig.). Ex voto. Weisser
Sandstein. 0.2» cm hoch (Pyrenäen). Nr. 202, Krak. Un.-Mus. (Zeichn. (Wolynien)). Nr. 203, 39. BL Franc,
Horae Fcrales (Fitzen). Nr. 204. 30. ;1L Nr. 205, 24, 67. Lindcnschmit, B. L (Hallstedt). Nr. 206. 33.
Fürsten Fzartoryski Museum in Krakau (Orig). Nr. 207, 33. Krak. Un.-Mus. (Orig.). Nr. 206. 39. 33. 31.
Mort., Musee. Nr. 203, 91, 93* M», 105. Lindcnschmit, B. III. Nr. 270. 32. üL. Nr. 277. 241. 242. 235.
Tyszkiewios, Hügelgräber in Litauen (polnisch). Nr. 212. ifcL Nr. 213, I ►. Nr. 214, Vocel, Pravek
(Böhmen). Nr. 215, 24. Lindcnschmit, B. L Nr. 216, 30, 3L Biisching, Die Heidnischen Alterthümer Schle-
siens. Nr. 217, 3Q, 81 , Lindcnschmit, B. 111. Nr. 2/6. 07, Büschiug, w. o. Nr. 210, Krak. Un.-Mus.
(Zeichn. fI«egowice|). Xr. 220, 13Q, Holtmann, Imrzau. Nr. 221, 99, Virhof, Zeitschrift für Ethno).,
Berlin. Nr. 222, 77, Krak. (Jn.-Mus. (Zeich. [Legowice]). Nr. 223 , 143, 39 . 1 1(>, Virhof, w. o. Nr. 224.
Bertrand, Arch. (Cannes). Nr. 225, 33, Eigenthum des verstorb. H. Kirkor in Krakau, 0.05 cm gross.
Nr. 226, 227, HWi, Ilostmann, Darzau. Nr. 226, 75, Krak. Un.-Mus. (Legowice [Zeichn.]). Nr. 220, liL
Nr. 230, 46. Tyszkiewicz, w. o. Nr. 231, 213, 109. Krak. Un.-Mus., Zeichn. von J. Köpern irki (Ukraine).
Nr. 23 2, 190. 1.-5, Tyszkiewicz, w. o. Nr. 2-7.7. 24. Dydynski, Die Urnen mit den Kreuzen (polnischl.
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IM
Michael v, Zmigrodzki, Zur Geschichte der Suastika.
(üncscu). Nr. 2 ) 4 . Friderico F'ranciscoum in Meeklcraburg. Nr. 211 , 241 , 242, Mort., Muse©
(Chuuibcry). Nr. 230, 03. Tfi «kiewict. w. o. Nr. 237, 238 , Virhof, VorgMch. Altert humer, M. Uran-
detnhurg. Nr. 2 39, 20 1 . 30, 31 , 206. Tyszkiewicz. w. o. Nr. 240, 80. 14j. Mort., Muiee (Chautbery).
Nr. 241, 242, 235, 211. Dydyntki, w. o. (Masovien). Nr. 242, 120. 241. 233. 211. ,1 axdzevrski, Archen-
logische Notizen der wis*©n«ch. Gesellschaft iu Posen (polnisch). Nr. 243, 24b. 82, 92. 231, IGO. Franc,
Hora*? Ferale*. Mort., Le signe de la croix. Nr. 244, 24, Sträle. Gratkarl Funna. Stockholm 1878.
Nr. 243, Köngoligc Sammlung in Flensborg. Nr. 246, 31, 01, Album iu St. Genuain. James Simpson,
Archaics sculptur ( Irland). Nr. 2 47, 31, Flensburg, w. o. Nr. 246 , 32, 2 *3, 67, Album iu St. Ueriuaiu.
Stvinsculptur (Irland). Nr. 21V, 30. 62. 41. Lindensch m it, B. L Nr. 230, Engelhard, Vimose- Fund.
Nr. 231, ■M, 31j Kngelhard, Mosefuud, Nr. 232, 142. C. Goblot Alviclla, w. o, Nr. 233, 18, Mort,
Mus. Nr. 234, Ul Nr. 233, 03. 30, Flensburg, w. o. Nr. 236, Engelhard, Mosefund. Nr. 237, 30, 91.
Franc, Hora© Ferales.
V. Epoche, UL Jahrhundert. Nr. 238, 122. Nr. 231), 12b. Nr. 200 , 201 , Volksstickereien aus der
l’kraine. Ethnographisches Mn sc um des l>r. Adryan H&raniecki in Krakan. Nr. 262, 263 , 106, 113. 131.
Nr. 264 , 110. Nr. 263, 76. Volksstickereien aus der frans. Bretagne. Stadtmuseum in Vannci. Kleider-
laden in St. Malo. Nr. 266, 30 , 201 . 230. Nr. 207, 24, 82. Nr. 268, 24, Ostereier in der l'kraine. Mus.
Uaraniecki. w. o. Nr. 26V, 31^ öL Nr. 270, 27. Nr. 27/, 34, Ostereier aus Mähren. Vaukel, Mährische
Ornamente. Oimutz 1889.
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VIII.
Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicornis1).
Von
Carl Hennig.
Seit die EntwickclungsgeschichU', die Paläontologie und die von Charles Darwin neu an-
gefachte Vererbungsklire kräftiger in einander greifen, haben Abweichungen vom Beständigen
aufgehört, als N&turspiclc und Verirrungen des Bildungstriebes zu gelten, un«l fangen sie an,
der planmässigen Untersuchung willkommene Vorwurfe au sein. Die Auslegung der Schöpfung**
gesotze gilt immer mehr als würdige Naturphilosophie in neuerem, nämlich auch in teratolo-
giftchem Sinne*).
Meist bringt der Zufall die Themata.
Der Gegenstand, welche die heutige Betrachtung angeregt hat, ist ein gynäkologischer. Ich
halte es für die Discussion zweckmässig, zuerst die vorhandenen Beispiele, in Gruppen geordnet,
vorzuf&hren, und darauf die Deduction folgen zu lassen.
Die griechische Mythologie hat die Fruchtbarkeit versinnbildlicht in Diana Ephcsia. Sie
trägt die Mauerkrone und hat ihre Brüste entblösst, deren Zahl freilich die bekannten Beispiele
brustreicher Frauen um da« Dreifache übersteigt. Ob dieser symbolische Vorwurf, dessen sich
die Plastik nachmals bemächtigt hat, einer persischen oder phünicischen Gottheit entstammt,
konnte ich nicht ermitteln. W. Vollmer (Wörterb. der Mythologie, Stuttgart 1836, S. 603)
deutet auf beide Quellen. Die Figur bestand ursprünglich aus einem nach unten verjüngten
Säulenschafte mit Kopf, Händen und Füssen, ähnlich der des Apollo AraykUos. Das schleier-
artige Gewand ging vom Kopf bis zu den Händen herab; um den Hals Goldschmnck, trug sie
unter den Busen mindestens fünf Reihen kleiner Bilder von Vicrfusslern oder von allen Gattungen
der Geschöpfe. Im Atlanten von Clarac (Museo de sculpture IV, pl. 561 — 564 C. Paris 1836)
*) Vortrag, gehalten io der Julisitzung des anthropologischen Vereins zu Leipzig 1H*e.
In der Sitzung vom IS. Mai 1880 hat, wa» unterem Autor unbekannt geblieben, Herr D. Hansemann
einen Vortrag in der Berliner anthropolog. Ge». über Polymastie gehalten, voran »ich eine eingehende Dis-
cursion, an welcher sich Max Bartel«, Virchow und Nehering betheiligteu, anschlos*. Verhandlungen
d. B. a. G. 1889, 8. [434] o. [445], cfr. dort weitere Literatur, namentlich die wichtigen Untersuchungen von
M. Bartels über dieselbe Frage in Reichert und du Boi«- Rey mond's Arehiv 1872. 8. 304 ff. und 1875,
8. 745 ff. Pie Red.
Archiv für Amhr«|Kilofl». Ki XIX. 24
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186 Carl Hennig,
werden meist Marmor- oder Alabastcrstalucn abgobildet en face: Nr. 1195, 1198, 119811.
und C., 1199 und U98A.
Die Brösle, rundlich oder eiförmig, prangen in drei bis vier Reihen über einander symmetrisch,
einige median; jede Reihe enthält fünf bis sechs, die mittlere bis zu sieben, die unterste bis zehn
Mammae; in 1198 C. sind zwei seitliche Brösle unter einander herabhängend theilweis mit einander
verschmolzen.
Der erste geschichtliche Nachweis einer Ueborznlil von Brüsten bezieht sich auf die edle
Julia, Mutter eines der besten römischen Kaiser, des Alexander Severus; eie ward mit dem
Beinamen Mammaen ausgezeichnet- l'nter den eigentlichen mcdieinischen Schriftstellern lierichtet
G, llanuneus 1686 von einer zweiten linken Milclvdröse, welche ebenso gross und milckreich
wie die regelmässige gewesen ist (*. Bonetus, Med. septentr. collatitiae, p. II, 4, 155) in Genf.
Diese Frau eröffnet die Reihe der
a. D r e i b r 0 s t i g c u.
Die erste Stufe zur eigentlichen Ueberzahl betreten die nicht seltenen menschlichen Indivi-
duen, welche auf einer Milchdrüse zwei Saugwarzcn neben einander sitzen haben. Und selbst
hierzu giebt es eine noch entferntere Anlage in Form milchgebender Höcker itn Warzenhofe
neben der ausgebildcten Warze, eine Form der Montgomery’schen Drüsen, wovon später.
Und auch diese Form werden wir durch eine unscheinbare halb krankhafte Bildung vorbereitet
sehen durch das farbige Mal. Z. B. Fall von Shannon (s. unten) rechts zwei Warzen mit
besonderen Höfen; über dieser Brust noch eine Milchdrüse wie links, aber auf der rechten
überzähligen noch ein Naevus pigmentatus. Dieser scheinbar unbedeutende Naevns wird Gegen-
stand der Teratologie in folgendem Beispiele: G. de Mortiilet bemerkte unter der Unken
Brustdrüse an ihrem äusseren Umfange eine kleine dritte Brust mit guter Warze und dunklem
Hofe. Diese Nebenbrust war vorher immer Ar ein gefärbtes Mal angesehen worden. Während
der Schwangerschaft wuchs dieses angeborene Mal, juckte und lies« leicht Milch ansdrücken.
Während der zweiten Schwangerschaft verhielt sich dieses milchende Muttermal desgleichen.
Zwei Warzen (links) an einer Brust beschreibt noch Vrolik; in erblicher Folge bildet
sich die Polymastie mit Variationen aus in einer von Robert (Baltimore Joum. IV, 1834) be-
obachteten Familie: eine Frau besass zwei Warzen auf einer Brust, ihre Tochter eine dritte,
milchgebende Matmnn am Oberschenkel (s. später), die Enkelin zwei Zoll unter der rechten
Warze eine zweite, welche in der Schwangerschaft einen Hof und Milch erhielt; links sass unter
der eigentlichen Brust noch eine ansgcbildete, aber ein Drittel kleinere, welche in zwei Schwanger-
schaften Milch gab — cs wurde aber nur die eigcntUche Brust zum Stillen benutzt.
Ich fand kürzlich an einer Amme nach aussen von der rechten Warze eine viel kleinere
Nebenwarze, welche jedoch flotter milchte als die primäre.
G. Hannacns fand an der rechten Mamma zwei, au der linken derselben Person sogar
fünf Waiv.cn.
Auch an überzähligen Brustdrüsen hat man doppelte Papillen gefuudcn.
Den Uebergang von mehrfachen Warzen zu überzähligen Drüsen bildet eine im Wochen-
bette verstorbene Wienerin, an welcher Ktob (Pathologische Anatomie der weiblichen Sexunl-
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187
Ueber menschliehe Polymastie und über Uterus bicornis.
Organe S. 484, Wien 1864) eine tiefe Lappung der Hinlänglichen Brnsulrüne von beiden Seiten
herein vorfand, wiihrend die Warzen auch entsprechend MUisen, ho dass eine Theilung der normalen
Drüse in zwei angedeutet erschien. — Fünf Minner hatten je eine Nebenbrust.
Mitten zwischen den normalen Drüsen beobachteten je eine Milchdrüse Percy und Bartholin.
Auf der rechten Seite aas« nahe der gewöhnlichen Brust die Ueberzablbrust in dem Beispiele
von Rinsig; auf der linken in denep von Leclerk, Vrolik, Davies, Dixon, Oberstadt,
v. Siebold (zwei Beispiele), Drejer, Froriep, Boreil, Blasius und in Folgendem: Die 20 jäh-
rige, ziemlich kräftige und breit angelegte Pauline Koppit ans Oberschlesien sah Anfang März
in etwa sechs Wochen ihrer zweiten Niederkunft entgegen. Während ich die etwas hängende
linke Brust nntersuchte nnd zu diesem Zwecke da» Hemd etwas tiefer hcrahzog, gewahrte ich
ein wenig nach innen und unter dem Centrum der Milchdrüse eine dritte, viel kleinere, mit
niedlicher, von bläulichem Hofe umsaumter Warze, welche, am Grunde sanft gedrückt, ans zwei
Oeffnungen wcissc Misch austreten lies«. Die Befragte gab an, nach der ersten Gehurt 15 Wochen
als Amme gedient, aber erst wahrend der gegenwärtigen Schwangerschaft das Nebenbriist-
chen bemerkt zu haben. Ein entsprechender Griff stellte alsbald fest, dass unter dem Warzenhofe
ein rundlicher, unter der angrenzenden Haut verschiebbarer Drüsenkörper mir Enwickelung ge-
kommen war.
Die Maasse sind folgende:
Neben drüse
Rechte Drüse Linke Drüse Abstand von der linken Drüse
I cm
lAngeninaass 19,5 16 0,8
QuermaasB ••••««. 25,5 25,5 1
Gewebe der „Fleischbrüste** — Höhe der Warze 0,4
Wider Erwarten vergrößerte sich die junge Drüse nicht weiter, ja es versiegte die Saft-
quelle in derselben fast ganz, wobei auch die Färbung des Warzenhofes bis »um Unscheinbaren
hinschwand.
Im Zusammenhänge damit trat denn auch sonderbarer Weise nach der am 9. April erfolgten
Geburt, welche leicht wie die erste verlief, nicht die bei Zweitgebärenden regelmässige grössere
Milchmenge in die normalen Brüste, sondern eine geringere als beim ersten Male, so dass eine
in Aussicht gewesene Ammenstolle diesmal nicht angetreten werden konnte nnd das Nebon-
brüstchen nur unter Mühe etwas Colostrum Ausdrücken liess.
Ich schreibe diesen Ausfall der Stadtluft zu, in welcher sich das Gebirgskind schon seit
Monaten befunden hatte.
Hierzu stellen sich zwei Gegenstücke: 1) Thursfield (Lond. Med. Gaz. 21, 666) erzählt,
dass die wallnussgrosse, rechts unter der normalen befindliche Nebenbrnst zum Stillen be-
nutzt ward; 2) (vgl. im nächsten Abschnitte und Hartung’« Dissertation) M. E. Martin: jeder-
seit» eine warzenlose Achseldrüse; sic wachsen während der Schwangerschaft und gaben an deren
Ende und im Wochenbette Milch, während sich die eigentlichen Brustdrüsen verklei-
nerten! Trank da« Kind an diesen, so ging aus jenen Milch ab.
Eigentümlich gestalten sieb die Erblichkeitsverhältnisse. Von solchen handeln
A. Jussien, Darwin, Scalzi. In der Beobachtung von Petreqoin erstreckte sich die Erb-
lichkeit auf sechs Familienglieder (Gaz. nu*d. Nr. 195, 1837): ein Mann hatte links zwei Brüste;
24*
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188
Carl Hennig,
er bekam fünf Kinder — drei Knaben mit je zwei rechtzeitigen, zwei Mädchen mit je zwei
linken Nebenbrüaten. Robert (vgl. Auboau, le* monströs multiples. Mouveni. med. p. 567,
1873 — s. oben S. 186 uud später unter *Schenkeldrüsenw). Tarnier (vgL Caxeaux, Traitt* de
l’art des acoouchem. 9. ed. Paris 1874, p. 87).
Folgende Beispiele finden sich zusammengestellt bei Alf. C’orradi, Dell1 ostetricia in Italia,
Bologna 1874, p. 1409:
1. Gius. Lanxoni (Op. oinn. I-ausan. 1738, II, 276) wahrscheinlich pectoralor 8itz der Neben-
brust. Fenier pectorale:
E. Deslongchaiu ps (Gaz. med. de Paris 1852, p. 163); Ledere (da», p. 191); Alb.
Pueeh (Les maraellc* et leur anomalies. Paris 1876, p. 114); Scholf. Johnson (Gaz. des hop.
1862, p. 323 — die Warze erhob sich jedesmal nur während der Schwängern* liafton) alle vier
liukerseits. Cruveilhier (Anal, descript Pari» 1852, III, 731) roohterseits, milchend.
2. Axillare: Gabr. Minervini (Bullet, scienc. med. 1858, X, 461) links; C. Hare (Lancet,
27 Oet. 1867) und Perreymond (LT'nion med. 1874, XVIII, 864 — gab nur Colostrum) — ■
beide rechts.
Kerkring: Die accessorische Drüse nass „in der Ach*ellinieu ; sie milchte mehr als die
normalen.
d’Outrepont (vgl. Flechsig, de polymastia, Schneeherg 1839): Nebendrüse in der linken
Achselhöhle; mit Warze. In der Schwangerschaft wuchsen die normalen, aber fast totalen Brüste
— die rechte bis zu Apfelgrosse, die linke wenig; die Achselbrust erreichte den Umfang eines
Hühnereies.
Klob beschreibt (a. a. ö. S. 483) aus Rokitansky1* Mustuni von einem Manne die beiden
um gewöhnlichen Orte sitzenden Drüsen als nur linsengrus«; die Warzen und ihre Höfe dunkel-
farbig, kleiner als an der überzähligen. Letztere sass an der linken Schalter gerade über
der stärksten Wölbung des Delta -Muskels; die pigmentlose Warn* 3'” hoch, rnndlich - kegel-
förmig; die dazu gehörige Drüse nahezu wallnussgross im Unterhautfettgewehe. Ihr Gewebe,
auf dem Durchschnitte dicht gleichartig weidlich, bewährte sich mikroskopisch als Bindegewehs-
lager, worin blind endigende Milchgange mit Epithel ausgekleidet, wie bei einer Jungfrau.
Die Papille ist mit vielen Tust Wärzchen ausgestattet, der Hof jedoch nicht fettlos, ohne
M on tgo mery’schc Drüsen.
3. Bartholin erwähnt eine .überzählige Brust am Hückeu. Foerster, auch Puech erklärt
diesen und alle dorsalen Fälle für zweifelhaft. Wir werden aber im nächsten Abschnitte (Tetra-
inazic) mehrere beglaubigte Beispiele functionirender Rückendrüsen aufstellcn. Ausserdem ver-
weisen wir auf die Rückenmilchdrüsen der Thicrgattung Mvopotaraiis weiter unten. Die
Bartholin’sche Angabe (ohne Hof uud ohne Warze, Ami. secund. Ephemer, natur. onrios. obs.
72) bezieht sich auf eine Frau, welche heiser war und hüstelte.
4. Inguinale Milchdrüsen des Menschen erhärtet Mnraltus (vgl. Bonetus 1. c. p. 570):
Eine kiss gestielt (angeboren) in der rechten Leiste, mit drei Warzen. Während der Periode
schwoll diese* Drüse an; mit 29 Jahren war sie kopfgross. Die Trägerin starb mit 39 Jahren
abgeraagert» Damals ragte dieses hypertrophische, von Manchen (Puech) für ein Fibrom ge-
haltene Gebilde bis zum Boden und wog 73 Pfund. Es besäe» „drüsigen Ban“ , war fett, und
«•rliielt ein Gelass aus der Iliaca. Eine Saugwarze ward nicht bemerkt.
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Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicornis. 189
Wirkliche Leistcnmilchilrüstii melden noch an Koben (Journ. gen.) und Jnasiuu (Sociele
pliilomatiqne).
5. Fern orale .Prägen, bei Cupromyn normal. Am Menschen : Anna von Bolcyn, Heinrich
de« VIII. Uc-mahlin, belass an jeder Hand sechs Fiuger, ausserdem eine Schenkelbrast.
An der Aussenseitc de» linken Oberschenkels, 4" unter dem grossen Rollhügel, battete die
Nebenbrust der S. 186 geschilderten Frau aus der Familie mit Polymastia hereditaria.
Testut in Bordeaux (ungodruokte Mittheilung): die vom und innen am rechten Oberschenkel
aufgoaprosstv Drüse, dicht unter der Leistenfurohe, sonderte während des Stillens reichlich aus.
6. Ovariell. Der wunderbarste Platz einer Milchdrüse ist im Eierstocke. E. Ilnfftcr
(Archiv der Heilkunde XVI, 56, 1875): in der Wand einer Dermoidcyste des Ovarinms Milch-
drüse mit Milchkügelchen. Der feinere Bau entsprach der Drüse eines Älteren Embryos nach
Langer. Patholog. Inuit. Leipzig.
b. V i e r b r ü s li g c.
Die Tctramazic ist stets symmetrisch, ausgenommen den höchst merkwürdigen, später zu
beschreibenden Fall von zwei Schamlefzenbrüsten.
1. Französin mit vier Brüsten am Thorax; das Bteissboin zu einem .Schwänze“ ver-
längert, am Ende kuhschweifartig behaart nach Voltaire (Dict. philos. XI, p. 211, Paris 1832)
und Peroy (Dict. des Sciences mini. : „Mnlthnamme“ ). Dies ist vielleicht dasselbe Individuum,
von welchem Napoleon erzählt.
H amy entdeckte an einem jungen Manne unten uml innen von jeder gewöhnlichen Brust-
drüse eine überzählige.
Faiuilienanlage tritt in folgendem Beispiele hervor: Zwei erwachsene Brüder belassen
unter den beiden normalen Drüsen noch je eine rudimentäre (S. Milne Edward«, Anatomie
et phyaiologie contparöe). Ausserdem sind noch Hochs Männer mit je zwei überzähligen Brüsten
verzeichnet.
Shannon (vgl. Birken, Dublin (juarterly Journ. Febr. 1848) nah eine 34jährige Frau mit
vier Brüsten, die überzähligen oberhalb der normalen, Hchwaneneigros*.
W. E. Whitford (The Chicago med. Journ. and Examiner p. 528, Mai 1884): 35jährige
Mutter von fünf Kindern; 3" unter den beiden Brüsten je eine kleine, welche doch nach jeder
Niederkunft zwei Monate lang Milch gaben.
In Montijo (Badajoz) lebte nach Siglo medico (nacherzählt in Lyon medical 42, p. 391,
1883) eine Frau mit Tetramazie; sie stillte mit allen vier Brüsten — die acccssorischon , auch
mit Warze begabten, standen 2 cm unter den gehörigen.
Die Mammae aooesBOriao spuriae 2. in den Achselhöhlen sind wahrscheinlich häufiger als
die pectoralen, werden aber gewiss oft übersehen oder als etwas Anderes gedeutet, davon später!
Den Uebergaug von den pectoralen zu den axillaren bilden jene Fälle, welche uns schon hei
Trimazie begegneten, in denen die Nebenbrust mehr nach aussen als die physiologische steht.
Förster: Eine Brust unter der linken, aber kleiner; zugleich eine krebsige in der Achselhöhle!
M. E. Martin: Jederzeit« eine warzen lose Achseldrüse; sie wuchsen während der letzten
Monate der Schwangerschaft und im Wochenbette und milchten, während sich die eigent-
lichen Brustdrüsen verkleinerten. Trank das Kind an diesen, so ging aus jenen Milch ah.
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190
Carl Ueunig,
Boi einer Krau füllton »ich die Achsehlrüson (Hartung) nur in der zwoiteu Schwanger-
schaft! Vgl. meinen Kall von Trimazia pectoralis 8. 187!
Achtzigjährige Krau, in jeder Achsel eine acoessorischo Brust; diese ijchmerztcn in der
Menstruation, nieht die pectoralen. Am Tage nach der Geburt gab e« in den Nebenbrüsten
Colostrum, aln-i- weniger gelbes als in den normalen: Quinquuud, Kev. pbotogr. dee hop.,
p. 16—19, 1879.
3. Dorsale. Uonet: Krau in Celebes; jederzeit« aut' dem Kücken eine Nebenbrust • — die
Süllende zog sie unter den Achseln hervor, um sie dem Kinde zu reichen. Noch drei solcher
Kälte milchender HilckenbrQstc sammelte Hartung („Ein Kall von Mamma accessoria“, Inaugural-
dissertation, Erlangen 1871); demselben vordanken wir ausser einer sorgfältige« Zusammenstellung
noch folgendes Curiosum:
4. Mamma pudendalis bigcmina. Präparat in Erlangen, lleidenrcich und Dietz haben
das Object in Nürnberg exstirpirt.
Stiel an der Innenfläche der linken grossen Lefze, nahe am unteren Rande. Die Ge-
schwulst hing senkrecht nach abwärts, wurde von der 30 jährigen Krau seit mehreren Jahren
bemerkt. Während sie stillte, entleerte sich aus einer oberflächlichen Gcschwürstelle Milch.
Der Stiel ward Umschnitten, wobei milchige Klüssigkeit abflos«.
Hartung (s. oben) fand unter der gemeinsamen Hautdecke zwei Tumoren, einen
grösseren und einen kleineren, wallnussgrosscn. Zwischen beiden machte die Haut einen Um-
schlag, eine Art Vorhaut, in deren Tasche etwas Smegma steckte.
I. Geschwulst, schwaneneigross, 9cm lang, Süel noch 1cm lang, daumendick. Auf dem
Scheitel der Geschwulst ein ovaler dunkler Hof, 5cm lang, 3cm breit; darauf eine flache
Warze mit Milchgängen, davon zwei für die Sonde durchgängig, führen in Sinus lactiferi und
Milchdrüsen ginge.
II. Die warzcnlosc Drüse steht 1 cm nach unten und aussen von der 1., ist gelappt und
besitzt Gänge, welche möglicherweise in die I. münden.
Dazwischen ein Papillom von Stecknadclkopfgrösac. Das Täschchen ist 1 cm breit, 0,4 tief
mit aufgeworfenen Kündern; daneben ein zweites Täschchen von 0,3 cm Durchmesser dicht dabei.
Ausserdem rings auf der ganzen Hautoberfläche eine Menge kleinster Krypten.
l>ie Milchgängc enthalten eine Schicht dichtes, niederes Cylinderepithel.
c. K ü n f b r ü s t i g e.
Kille von Mortillet und Gorrö: zwei Nebenbrüste sitzen symmetrisch unter den wahren,
etwas der Mittellinie genähert, die fünfte auf der letzteren, zwischen drei und vier und dem
Nabel.
d. Sechsbrflstige.
Die Brüste standen symmetrisch unter einander in zwei Keihen: L. Testnt, Bullet, anthr.
3. *er„ VI, p. 049. Das Beispiel Mortillet’s (Bullet, d'anthropoh, 7 Juin 1883) betraf einen
kräftigen Rekruten in Saint-Ucrmain en Laye (Seine et Oise) von normalen Aeltcrn. Sämmtliche
Warzen waren erectil.
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Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicornis.
191
Zur Literatur.
li. Blanchard: Sur un ca« de polymastie, ib. p. 458, 1883.
Pnech: Le« mamelle« et leurs auomalies, Pari« 1876, bringt »eit Anfang de» 18. Jahr-
hundert« 74 Fälle nebst drei eigenen ntsammen.
Qodfrain: Essai »nr les mamelle» snrnumer. These. Paris 1877, noch sechs Fälle.
G. Machat: Contribution a l’etude de» anomalie» de la mamelle. These. Paris 1883, vier
Beispiele.
Leichtenstern: Virchow’s Archiv 73, S. 222, 1878, zählt noch vor dem 18. Jahrhunderte
die sicheren Fälle hinzu, im Ganten 105.
Ueberiicht.
Ich verfüge über 116 Beispiele, indem tu den von Leichtenstern (1878) aufgestellteu
105 noch 11 neuere hinzukommen ; darunter sind 21 männliche.
3 Brüste weiden beschrieben von 51,
4 „ » . »33,
& » » » » 2,
0 „ » » » 2.
Bei den übrigen fehlt die Angabe der Zahl der Nebenbrüste.
Einseitig kamen sie vor, soweit die Angaben reichen, in . . .
doppelseitig
am Brustkörbe vom . ,
in der Achselgegend
auf der Schulterhöhe
am Rücken
in der Leiste
an der Ausscnfläcbe des Oberschenkels .
in der Schamlefze (doppelt) * . . .
im Eiorstocke
Unter den au den Thorax gehefteten sassen
unter der regelmässigen Mamma
Ober „ s *
in ihrem Niveau, aber nach aussen
eine über, eine unter der Mamina, aber beiderseits
nach unten und innen . . .
genau nach unten
in der Mittellinie, unten
nach unten und aussen
35 Beispielen,
25
105
3
»
1
103
3 „
3
1 „
37
9
5
1
Die von mir in dieser Arbeit berücksichtigten 1 16 Fiillc sind theils physiologisch, thoils
anatomisch erwiesen. Ueber das Topographische werden wir uns später unterhalten
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192
Carl Hennig,
Besondere Bemerkungen.
In heissen Klimateu (Antillen) kommt die Anomalie nach Hartung öfter vor. — Männer
von weiblichem Baue und mangelhaftem Genitulsysteme tragen sie öfter als normale ; dabei sind
die Warnen bisweilen klein, blind. Kl ob vermuthet, dass sie deshalb häufig übersehen wird.
Auf der anderen Seite ist, wie Albert bemerkt, bis jetzt unter den Fällen weiblieher Polymastie
noch nicht Verdoppelung der Scheide oder der Gebärmutter ingleich vorgekommen '). Dagegen
sollen vielbrüitige Frauen auch öfter Zwillinge geboren haben (Hartung); auf diesen wichtigen
Umstund kommen wir später zurück!
Selten ist Polymastie mit einer anderen angeborenen Deformität eombinirt (einmal mit
Sehwanzbildung am Steisse, s. S. 189; einmal mit Polydacty lic , S. 189). Kur einmal ward die
Xebenbrust bösartig.
M. E. Martin, Flechsig und Förster erklären die axillaren Nobenbrüate (Br blosse
Zellgcwebslücken , also fär Lymph - oder gehäufte Saftspalten; aber S. 189 sind Warten be-
stimmt von Achselmilchdrüsen jener Spanierin beschrieben, und dass ihnen bisweilen die
Warze abgeht, kann nicht gegen drüsige Natur sprechen, da wir anderen Orts anatomisch sichere
Nebenmilchdrüsen ohne Warzen angeführt haben.
Um das Biologische und Topographische unseres Gegenstandes anzutreten, und zugleich
um die phylogenetische Bedeutung der Polymastie zu untersuchen, muss die vergleichende
Anatomie und die Entwiekclungsgeschiohte herangezogen werden.
A. Zur vergleichenden Anatomie.
Die Milchdrüsen, das Vorrecht der Säuger, ketten deren Mütter inniger und länger an
deren Brut. Die Milchbcreitung in jenen zarten Organen ist das letzte und feinste Glied in
der Hcihc der weiblichen Gcschlechtsvcrrichtungen ; ist doch die Milch der Stoff, aus welchem
sich all die verschiedenen Gewebe und Organe des Säuglings aufbanen, eine Fortsetzung der
„Uterinmilch**, jenes Saftes, welcher theils unmerklich, theils in Form einer abgeschlossenen
Schicht zwischen Mutter- und Fruelitkuclien das mütterliche Blut verlässt nnd mit Sauerstoff
geschwängert der Frucht bis zu deren Geburt im Schoosse der Trägerin znfliesst
Die bildende und erhaltende Thätigkeit richtet sich demnach, sobald das Junge den Frucht-
träger verlässt, unwiderstehlich nach aussen und sammelt ihr Erzeugnis» in besonderen Organen,
den Milchdrüsen, deren Ban wir nachmals genauer beleuchten werden, deren Sitz aber, in den
verschiedenen Säugerclassen , wie auch an Anzahl verschieden, uns zunächst zu denken giebt
und bis in die neueste Zeit die Vertreter der czactcn Wissenschaft beschäftigt.
Bei denjenigen Vierfüssleni nämlich, welche, wie die Ziegen, die Zitzen nahe dem Geburts-
schlaucbe haben, ist der Mechanismus der Milchfalirik leidlich offenbar; es geht ein Zweig dos
Nervus pudendus extenras unmittelbar zur Zitze. Wo eine Reibe von Milchdrüsen, die untersten
hypogastrisch, über einander sitzt, kann man sich nun vorstellen, dass das Milchgeschäft nach
einander durch die Nähe, gleichsam durch Ansteckung in sämmtiiehen erwacht Wie aber ist
*) Nämlich den Beobachtern. Bekanntlich wird Vagina duplex häufig übersehen. Ausserdem sind nicht
alle polymastische Weiher auch an den unteren Genitalien untersucht worden.
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Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicomis. 193
Jas Rälhsel bei den Geschöpfen an' lösen, welche nur Brustdrüsen besitzen? Allerdings
sitzen die Drüsen , wenn deren mehr als ein Paar vorhanden , längs den mit den Arteriae
epigastrieae in offener Verbindung stehenden inneren Brustdrüsenschlagadem — und die mit
allen Arterien sich hinaufrankenden Zweige des sympathischen Ncrvcngcflcchtes, welche den un-
willkürlichen thicrischen Verrichtungen verstehen, können leicht den Verkehr zwischen Uterus
nnd Mammae vermitteln — , aber dann bleiben noch die Milchdrüsen mit ihren crectilen Warzen
und Höfen an Achsel und Rücken unerklärt. Man muss sich mit der Deutung begnügen, dass
das Geschlechtliche zur rechten Zeit den ganzen Körper aufregt und an gehörigem Orte zur
Mitwirkung oder vielmehr zur Fortsetzung des Zcngcgcschüftes (das Weib stillt gewöhnlich so
lange sie getragen hat — neun Monate lang — manchmal aber zwei Jahre und darüber, selbst
wenn sie unterdess wieder schwanger geworden) geschickt macht und mit der nöthigen Kraft
ausrüstet.
Manche Forscher sagen allerdings, jede llautstelle, sofern sic nur Talgdrüsen enthält, sei
zur Entwiekolung eines milchenden Organes geeignet. Dein ist aber nicht durchweg so. Erstens
sollen nach Gegenbaur die Zitzen der Monotremata mehr den Schwcissdrüscn als den Talg-
drüsen gleichen — ich beschreibe »io später — zweitens sind durchaus nicht alle Körperstellen
der Säuger geeignet, Hautdrüsen in Milchorganc umzuwandeln, so nicht der Kopf, der Hals
nicht Unterarme, nicht Beine. Auch nimmt Rauher (Sitzungsberichte der Naturforschenden
Gesellsch. Leipzig, Nr. 4 bis 9, 1878) an, dass ein Milchorgan eine Talgdrüse wohl der Form,
nicht aber der Verrichtung nach sei; es ist eben in der functionirenden Milchdrüse ein spooi-
tiseher (Emnlsiv-) Saft.
_ Das Geheimnis» der Milcherzeugung fangt, wenn inan die Ordnungen der Säuger von der un-
vollkommenen Stufe aufwärts verfolgt, gleich mit einer doppelten Ueberrasehnng an: mit dem
Auftreten des eierlegenden Schnabollhieres und des ihm morphologisch verwandten Aincisenigel».
Während sieh nämlich bei den Ameisen nnd Bienen zwei Individuen in Gebären und Er-
nähren der Nachkommenschaft thcilcn, und während bei den Taulien ein und dasselbe Indivi-
duum stets die Milchkammer — den Kropf, eine erweiterte Stelle der Speiseröhre — hoi sich
trägt, wird bei den Echidnae die Milchwirthschaft erst während des Saugens nusgebildet:
Das urspünglieh flache, schwer erkennbare „Drüsen feld“ am Unterhandle ist in die Tasche
eingesenkt, in welche das Ei aus der Cloake schlüpft und das Junge gebiert. Dieses fast ganz
hinten zwischen den Füssen liegende Drüsenpaar hat je 60 Oefftntngen (Owen). Eine centrale
Erhebung des Drüscnfoldes bildet sich nun zur l’npillc aus — alsbald hilft das Saugen des
Jungen diese Warze weiter entwickeln.
Diese „Mainmartasche“ ist ein periodisches Organ; Gegenbaur (Morpholog. Jahrb. IX,
604, 1884) fand sie bei E. setosa nicht, Owen bei E. bystrix neben einem geborenen Jungen.
Der Warzenhof geht aus dem Hantbeutel hervor; ein starker symmetrischer Hautniuskel unter-
stützt durch Druck den Austritt der Milch. Dieser vergängliche Hantbeutel besitzt höhere
Eigenwärme als der übrige Körper des Mutterthieres, welches, obgleich noch mit den Gabel-
beinen der Vögel begabt, tiefere Blutwärnie als die übrigen Säuger hat (W. Ilaakc: „Humboldt“,
6. lieft, 1887).
Das Schnabelthier birgt, ohne Hauttasche, von reichlichen Haaren bekränzt, jederscit*
läO bis 200 gruppirte Dräschen, wovon jede Gruppe sich zu einem Ausführgange vereint. Bei
Archiv für Anthropologl*. Bd. XIX. 25
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104
Carl Mennig,
den höheren Säugern gleichen die Milchdrüsen mehr der Ohrspeicheldrüse oder der Bauch-
speicheldrüse (Milne Edwards). Ornithorhynchu* legt bis in neun Eiern (Holmes: „Nature“,
11. Peeember *1884). Diese Eier waren schon den Wilden bekannt und P. Hill gemeldet
(1822), endlich von Murdock gesehen (Lesson in Duperrcy*» Reise 1826, 132) und von
Caldwell 1887.
Kverard Home (1802) halte am Schnabelthiere keine Zitzen finden können. Man sprach
nun dem Ornithorhynchu» paradox»* die Milchdrüsen ab, was nur für das Männchen gilt — dies
und die Anwesenheit der weiblichen Drüsen zeigte «T. Fr. Meckel 1824. Dagegen entbehrt
das Sehnabclthier des Nabels (Owen).
Nach diesen merkwürdigen Eifahrungen gehen wir zu den mit den Monotremata ver-
wandten, al>er höher organisirten Sängern über.
M&raupialia.
Bei einigen Beutlern hat der Fötus inehr Zitzen als «las Erwachsene. Auf diesen denk-
würdigen Umstand kommen wir wieder zurück.
Ferner stehen hei mehrereu Marsuqualien , z. B. Didelphys murina, die Zitzen im Kreise
oder Ovale, in dessen Mitte sich ein Paar oder nur eine Zitze in der Mittellinie des Bauches
befindet (Carus et Otto, Tab. anat. coinpar. illustr. p. V, pL 8, Fig. 3).
Bei llalmaturus wiederholt sieh (s. oben die Monotremata S. 193) die sccundäre Bildung
der Saugwam* ohne Hof (Gegen baur); lK*im Kletterbeutler Phalangista gehen zwei Gebilde
in die Saugwarze über: Die primäre Erhebung des Cutiswallc* und die spätere Erhebung des
Drüsenfeldes zur Papille (Herrn. Klaatach: Morpholog. Jahrb« IX, 253).
Beim Raubbeutler Perameles Gunnii liegt eiu dilfereuzirtes Areolargewebe zu Grunde. Die
Lederhaut bildet einen Wall um die Mammartascbenanlage, der hier ganz in den Bereich der
Arcolnrzone gehört. Diese Anlage hat mit der Milchdrüsetianlage nichts zu schaffen.
Das Känguruh birgt die Drüsen tief zwischen den Muskeln; es giebt einen Sphincter und
einen Expressor Inctis (Morgan, Owen).
C e t a o e a.
Die Brüste sitzen neben dem After. Die Milchkammcr (Cistcrnc, sinus lacteus), welche
beim Menachen nin Grunde der Warn* Platz findet, ist tief in die Drüsensubstanz hinein, nahe
an deren Grund gerückt; vor der Kammer, also der Zitze näher, befindet sich ein Muskel,
welcher die Milch dem Jungen in den Schnabel spritzt; der Ausführungsgaiig ist von einem
llautwalle umgeben, welcher vor dem Eindringen de» Wassers schützt (Rapp).
P i n n i p e d i a.
Während auch der Delphin nur ein Drüsenpaar neben dem After bat, rucken die Zitzen
der Robben schon seitlich in die Weichen oder dem Nabel näher (je ein Paar); die Walrosse
haben vier Zitzen 15 Zoll von einander an den Seiten des Nabels, welcher drei Schuh vor dem
Schwänzende liegt (Oken).
Die Manntis finden weiter unten ihre Stelle.
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lieber menschliche Polymastie und über Uterus bicomis.
195
P a c li y <1 crnuta. Soli <1 u n g n I a.
Die SaugwaiM des Schweines entbehrt des Hofes; sic ist eine primäre Bildung, da sie
dein Cutiswalle der Mammartaschc ihre Entstehung verdankt. Letztere Tasche besteht l>ei dem
Erwachsenen fort; ihr Innenrauiu wird r.n dem kurzen Ausführgange. Der Zitzen giebt es fünf
Paare, beim Tapir nur ein Paar, so auch bei der Stute. Die Pferdezitze entsteht ans einer
doppelten Mammartascbonanhige > zwei primären Zitxcnbildnngen entsprechend. Die Mainmar-
iasehen bleiben dem älteren Thiere vollständig bestehen; ihr Innenraum wird zum paarigen
Ausfilhrgange , bisweilen von einer grossen Talgdrüse begleitet Das Gebiet der Areola ist im
Inneren der Ausführgänge. — Die nnsführenden Apparate der Pferdezitzc sind denen anderer
Sängethiere , weiehc die gleiche Zahl von Ausführwegen besitzen, analog, keineswegs aber
homolog (Klaatsch).
Die eigentlichen Rüsselthicre gehören einer anderen Reihe an (s. später).
Ii ti m i n a n t i a.
Das Rind bietet ähnliche Verhältnisse wie das Pferd, nur ist die Taschenanlage einfach.
Färsen tragen nicht selten bis acht Zitzen (Daubenton), und auch das erwachsene Thier
manchmal noch bis sechs; dann sind zwei davon „taub“; Schafe vier bis sechs (Sanson).
Reim Kameclc sitzen die Zitzen, wie bei der Stute, in den Leisten; bisweilen sind fünf
vorhanden.
Diu Ausfiihrungsgängc münden auch bei den Wiederkäuern in den „Strichcanal“.
Das auskleidendc Epithel des ('anales ist anders gebaut als heim Pferde (s. C. Gegenbaur:
Morpholog. Jahrb. I, 2GG, 187G).
Wenn die Warze beim menschlichen Weibe den Ban des Strichcanales beibehält (vgl.
unten die EiitwickelnngsgescUelite), so giebt es eine zum Stillen wenig geeignete „lloliiwarze“,
eingezogene Warze.
Diese ('lasse trägt meist vier Zitzen: Ziege und Schaf zwei grosse und zwei bisweilen
nachwachsende kleine.
1{ o d e n t i a.
ln dieser Classe kommen eigeuthümliche Phasen der Zahl, Stellung und Bedeutung der
Striche, stellenweise ein Vorgreifen in künftige, höhere ('lassen vor.
Der Hase Iml fünf Paare, Aguti sechs bis sieben Paare, welche jederzeit» einander über-
greifen; dies erinnert an den von Iil ob am Menschen beobachteten Fall (s. oben S. 18G). Das
Meerschwein hat nur ein Paar; sie liegen zwischen den geraden Bauchmuskeln und einem Ilaut-
muskel (Kuhn).
Sitz: meist Bauch and Leisten. Spalax typhlus nur au den Leisten, Eloliius talpinus mir
am Bauehe, Paca an Leisten, Bam-h und Thorax (Cuvier), Lemming an jedem der drei
Orte ein Paar; Drüse herzförmig, nur je ein Ausführgang.
Capromys Fournieri: Zwei hinter den Achseln, zwei vor den Oberschenkeln, seitlich,
dem Rücken näher als dem Bauehe (Desinarest: Art. „Mainelles“ im Dict. des Sciences
naturelles, t. 28, p. 4G8).
25*
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196
Carl Hennig,
Myopotamus coy pus, ein grosser südamerikanischcr, bi bcrähnlicher Nager, auch auf dem Rücken,
wenig entfernt von der Wirbelsäule (C'hristy, Procoed. Zoolog. Societ. 1835, p. 182).
Bei den Leporiden Anden sich häufig zwei pcctorale Paare und drei abdominale. — Bei
Mus Myodes und Meerschwein wird die Zitze von nur einem Ansführgangc durchbohrt.
I n s c c t i v o r a.
Sorex crassicaudatus trägt die Zitzen unter der Schwanzwurzel. Bei den übrigen Insecten-
fresscru sind tlieils der Rauch, theils die Leisten mit Milchdrüsen besetzt.
Bei der Spitzmaas münden zwei Austührnngsgfinge in eine gemeinsame Vertiefung auf der
Spitze der Zitze (vgl. oben S. 195 die Stute!).
Carnivora.
Die Zitzen haften am Bauche; sind ihrer sehr viele, so kommen zwei auf die Brust.
Hund fünf Paare — doch manchmal schlagen ein oder zwei Zitzen fehl — , Katze vier Paare.
Bär drei, Löwe zwei Paare.
Während bisher die Brust nur gelegentlich mit Zitzen geziert wurde, ist der pcctorale
Sitz in den nun folgenden Classcti so gut als Regel.
S i r e n i a.
Hierher gehört die ostindische Meerkuh, der Dujong (Halicore): sowohl Männchen als
Weibchen zeigen dicht hinter den Brustflossen je eine deutliche Brustwarze, daher „Meerweibchen“.
Proboscidca.
Der Klcphnnt ist ebenfalls mit nur eiuem vorderen Paare begabt.
Kdcntatz
Der Atislülirgang der Zitze ist einfach und weit (Klaatsch). Von den laufenden Gattungen
besitzt der zweizeilige Ameisenbär zwei Drüsen am Bauche, zwei an der Brust, von den Gürtel*
thieren Dasypus novemcinctus ein Leisten* und ein Brustpaar; der grosse Ameisenfresser und
das Seliuppcnthicr (Manis) ebenso wie die mit dem Kopfe nach unten hängenden Faulthiere
Ai (Bradypus) und Unau (Cboloepus), nach Bellingeri, zwei Brustdrüsen.
Sonach wird in Ansehung der Brüstestellung mehreren Säugerclassen eine andere Einreihung
als nach den Zahnsystemen u. a. zu TheiL Wir nahem uns immer mehr den vollkommncrcn,
edleren Formen.
Chiroptera.
Hier und in der folgenden Classe kommen neben den Brnstmilchdrüsen in einzelnen Fami-
lien noch l'nlerleibsdrüscn vor.
Otolicnus und Mikrocebus tragen inguinale, abdominale, epigastrische und pcctorale Zitzen
zugleich — vgl. unter Quadrumana.
Das Junge der Iihiuolophen hängt sich zuerst an die rudimentären Leistendrüsen und
klettert erst dann an die Brustdrüsen, wo es auch Milch findet.
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Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicornis. 197
Bei den pachystomcn Fledermäusen sitzen die Milchdrüsen vor den Armen, bei anderen in
den Achseln.
Qnadrumana.
Die meisten Lemuren und alle Primaten besitzen pcetorale Nährorgane, die Makis vier
Brustdrüsen (Deniker). Otolicnus, ein flederthierartigcr Affe, hat drei Paare; „die übrigen
Lemuriden wohl alle nur ein Paar“.
Der Halbaffe (’hiromys hat die beiden Zitzen in der Leistengegend — die anderen Prosi-
miae haben sie an der Brust. Bei Tarsius liegt das obere Paar fast in der Achselhöhle, das
untere in der Höhe des Nabels.
Ein Stenopsmännchcn trag eine wirkliche Mammartaschc. — Mapale entbehrt der Areola.
Die Saugwarze der Affen ist secundär, menschlich. Die rechte pcetorale ist immer viel
länger als die linke, weil sich das Junge beim Klettern und Springen der Alten, wie ich ge-
sehen habe, daran mit festhält. Ich wurde durch den Direetor des Zoologischen Gartens iu
Leipzig, Herrn Pinkert, darauf aufmerksam gemacht.
Mieroccbus Smithii (s. oben Chiroptera) hat bald einen, bald zwei AusfBhrangsgänge —
die übrigen wahren Affen empfingen 10 Gänge auf eine Zitze.
B. Die Zahl der Brüste.
Die auf- und absteigende Lobenswelle spiegelt sich „in der Erscheinungen Flucht“ auch
bei der Polymastie wieder.
Wir sahen, dass bei einigen Beutlern die Fötus mehr Zitzen aufweist, als das Erwachsene
(s. oben S. 194, aus: Eydoux et Laurent, Voyagc de la Favorite sous le commendcment du
Capitaine Laplace, t. V, p. 7G).
Bei einer Art von Sängern werden überzählige Drüsenanlagen während der Zunahme der
anderen kleiner, taub, oder umgekehrt; bei anderen bilden sich erst während der Tragzeit, j:i
erst während der zweiten Schwangerschaft aus unscheinbaren Anlagen Mammartaschcn (auch
vorübergehend), Höfe, Zitzen oder wirkliche BrÜBte heraus.
Als Urtvpu» müssen wir wahrscheinlich acht Paare annehmen; beim Menschen geht man
phylogenetisch auf 2*/* Paare aus, oder auf drei primäre nach dem Nabel hin sich einander
nähernde Paare; unsere Dcductionen werden uns auf noch tiefere Entwickelungsstufen auch
beim Menschen zurückführen (H. Blanchard, Sur un cas de polymastie. Bull, de la societe
d’anthropologie , 3. »er., VI, p. 458, 1883). Im Allgemeinen tragen in der Jetztzeit kleinere
Säuger bis zu sieben Paare; die grossen Thierc haben fast alle nnr ein Paar: H. Milno-
Edwards, Le^ous snr la physiologie et l'auatomie comparee de rhomme et des animaux,
t. IX, p. 124. Paris 1870. Bei den kleineren schlagen manchmal eine oder zwei Zitzen fehl.
Wir sehen ferner, das* ausser diesen individuellen Schwankungen in den verschiedenen Arten
einer Gattung bald mehr bald weniger Milchdrüsen constant auftreten, vgl. Otolicnus, Cavia u. a.
C. Die Vcrtheilung der Brüste am Körper.
Die Topographie der Milchdrüsen ist keine ubiquitäre, keine willkürliche. Z. B. sind die,
ausser dem Humpfinncm am meisten mit Blut und Nerven versorgten Thcile, Kopf und Hals,
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108
Carl Hennig,
nie mit milchzeugenden Apparaten besetzt, auch niclit monströs, nicht parasitisch uticr durch
Versprengung von Keimen; und selbst die einzigen Gliedmaassen, welche poiteutos beim Men-
schen, regelmässig in gewissen SAugorclagacn die Obersehenkel oder Oberarme lteselzt erhalten,
tragen Brüste nur in den obersten, dem Rumpfe nächsten Bezirken. Brüste am Rücken sind
ebenfalls normal bei tiefer stehenden Säugern, wie wir eingangs sahen — und das Auftreten
einer wahren Milchdrüse in einer Kierstocksgeschwulst betritt! eine Cyste, welche, lederhautartig
ausgekleidet, alle möglichen anderen dermoiden Produete zu bergen fähig ist, als da sind: Haare,
Fett- und Schweissdrüsen , Zähne, Kielerstücke. Ferner zweigt sich ein Ast des Nervus sper-
maticus externes zum runden Muiterbande ab und erreicht mit diesem längs der Arteria spenn.
vxt. den Uterus. Ausserdem lässt sich vermuthen, dass ungewöhnlicher Sitz der Milchdrüsen
beim einzelnen Individuum an periphere ausschreitendc Bogenschlüsse der letzten Verzwei-
gungen der betredenden hypogastrisch-epigastrischen und rnammar-axilluren Nerven und Gelasse,
z. B. mit Rückenästcn aus den spinalen und sympathischen Geflechten, gebunden ist.
Obgleich also die Milcherzeugung in letzter Linie stets ein Räthsel bleiben wird, so ist es
doch gestattet, das Auftreten der dazu bestimmten Organe einer philosophischen Betrachtung
zu unterwerfen. Die Induction wird auf sehr frühe Zustände der Menschen, ja der Schöpfung
der Säuger überhaupt zurflekgreifen müssen.
Wenn Blanehard wegen Erblichkeit der Anomalie und auch aus anderen Gründen ver-
niuthet, dass in der Polymastie Atavismus vorliege, so ist er in dcu Angen der neueren Kri-
tiker noch zwingendere Beweise schuldig.
Ich traf auf eine Aeusserung von Nicolas, welcher das „atnviqne“ dem „anecstrale“ vorzieht;
es fln%Jj‘ieh nämlich, was ein früherer, etwa vollkommenerer Zustand war. Er (ährt fort: „Ent-
sprechend den Mammalien war jedenfalls bei unseren Vorfahren mehr als ein Paar ltöthig, weil
Vielgeburten Regel waren.“ Dieser Nachsatz sehien mir höchster Beachtung werth; er
fällt mit dem zusammen, was ich seit zwei Jahren meinen Zuhörern bei Gelegenheit deg mensch-
lichen Uterus bicornis zu ermessen gebe.
Im Allgemeinen sind den Säugern noch jetzt etwa so viele Brüste zugetheilt, als Junge zu
erwarten sind.
Alles Bisherige drängt zu der Annahme hin, dass im Urzustände der Säuger, auch Vorfahre
iles Menschen beiderlei Geschlechtes, mindestens in der Anlage acht Paare Milchdrüsen bcsass,
welche in einer symmetrischen Doppelreihe den Bauch der Länge nach besetzten, wahrscheinlich
durch den Nabel halhirt. Folgerichtig schlicsst sich daran die Hypothese, dass Ertiährnngs-
und Anpassqngavcrhältnisse die Zahl der Brüste in den verschiedenen Gattungen verschieden
beschränkten, über Schwankungen und Rückschläge zuliessen.
Auf die vorwaltende Einlings- und seltene Zwillingsgeburt der gegenwärtigen vollkommeneren
Sänger und des Menschen kommen wir noch einmal hei Betrachtung des Gehärorganes.
Was die Ernährung betrifft, so ist ansgemaehl, dass der Mensch früher mehr und festere
Zähne, stärkere Beissknochen und Kaumuskeln bcsass. Der Gesichttheil des Kopfes war, ähnlich
«lern Affenkopfe namentlich männlichcrseits, etwas im Vortheile gegen den Schädvltbeil. Also
war auch die Vielgcburt häufiger — diese Schlussfolgerung ist den Landwirthen entnommen,
welche längst «las Abhängigkeitsverhältniss «1er Trachtenzahl und Gute von «1er Fütterung
kennen.
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lieber menschliche Polymastie uncl über Uterus bicornis. 1D9
In Hinsicht der Vertheilung der Brüste nun wird mir, wie ich sehe, von Klonisch
(Morph. Johrh. IX, S. 284) bestätigt, dass der peelorale Sitz der Mammae sich bei denjenigen
vollkommener gebauten Vierfüsslern schön ausbildet, welche beim Klettern das Junge besser
zwischen den Brustgliedom bergen konnten, während es ihnen, an den Unterleibszitzen hangend,
hinderlich sein musste. Dies dürfte auch vom Meerweibchen gelten, welches ja viel aufrecht
sitzt, und selbst vom Elephauten, soweit er seine Nahrung meist von Zweigen oder hohen Gras-
hlüthen herabholt; auch seine Stellung in Kampfbereitschaft dürfte hier mitsprechen.
Ich stelle mit vor, dass unter den acht urspünglichen Zitzenpaaren, von unten herauf ge-
zahlt, das erste und siebente (pectorale) sich vorzugsweise zu entwickeln pflegten.
Je nach abnehmendem Bedürfnisse verkümmerten dann im Laufe der Jahrtausende ein
oder mehrere Paare.
Beweise: Die grössere Zitzenzahl des Fötus l>ci etlichen Beutlern (s, oben S. 194); das
Eingehen der Milcherzeugung in den Leistendrüsen zu Gunsten der Brustdrüsen l«d den Rhino-
lophen (S. 19G); die nicht seltenen überzähligen Zitzen an Ziegeu und Kühen. Auf der anderen
Seite ist aber auch dem zu grossen Rückschreilen in der Natur gewehrt: wir sahen, dass die
Milchorgane sich bei den Echidnae erst während des Saugeus ausbilden, dass manchmal beim
Menschen auch die überzähligen Drüsen milchen und vom Säuglinge mit benutzt werden oder
dass die Nebendrüsen die Hanptdrüscn vertreten, ersetzen (S. 187 bis 189).
D. Anatomie und Entwickelung der Milchdrüsen.
Die Zergliederung ist am fruchtbarsten an der menschlichen Nährdrüse. Sie stellt eine
Talgdrüse in edlerer Form dar, jedenfalls in höherer Verrichtung. Reichliche Blut- und Lymph-
gefässe umspinnen die Verzweigungen des Nährorgane». Die Nerven werden einer späteren
Untersuchung aufgehoben — man kennt bisher nur die Nerven der überziehenden äusseren Haut.
Das Folgende lBt ein Auszug aus C. Langer’» Untersuchungen (Denkschriften der Akademie
der Wissenschaften, Wieu 1850). Die erste Anlage ist ein linsenförmiger Körper. Ihm ent-
sprechend erhebt sich bei Embryonen von 7,5 ein lünge die Hautoberilächc hügcltormig ; eine
mittlere Grube wird von einem hellen Kreise, der späteren, glatte Muskeln besitzenden Areola,
umgeben. Bei Embryonen von lOcin Länge beginnt die Bildung der Milchgünge. Es zer-
fällt nämlich die Voranlage in mehrere Sprossen. Dieselben liegen, von dem centralen Grübchen
ausstrahlend, neben einander, mit ihren blinden, kolbenförmig aufgetriebenen Enden gegen die
Peripherie gewendet.
Die Mamma nasche, welche den tiefststehenden Säugerfanlilien für Lebenszeit verbleiht
und dem Beutel verwandt ist, erseheint in höheren Ordnungen nur vereinzelt, bez. vorüber-
gehend. Beim mcnschlischen Früchtchen ist sie regelmässig vorhanden, nmwallt
von der schwach erhobenen Lederhaut. Vom Boden jener Anlage, dem Drüsenfelde (s. S. 193)
aus, sprossen die Milcligäugc.
Max Muss sagt (Jcnaisclie Zeitschrift für Mcdicin VII, 1873): „Bis zu einem gewissen
Stadium verläuft die Entwickelung der Milchdrüse bei Mensch und Rind gleich — sic gellt
aus einer taschenförmigen Anlage hervor, die von dem ölten beschriebenen Walle umgehen
ist.“ Auel) Küllikcr fand, dass, während beim Rinde die Erhebung des Cutiswalles zur Bildung
der Zitze führt, die von einem einzigen, weiten Ausführgange durchbohrt wird, Iteim Menschen
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200
Carl Hennig,
die Erhebung des im Inneren iler Tasche gelegenen Drüsenfeldes die Entstehung der Saugwarze
bedingt, an deren Bildung sieh der Cutiswall der Tasche nur in untergeordneter Weise be-
theiligt.
Auch die Nebenbrüste gehen aus papillösen (nävusartigen) Anfängen hervor.
G. Hein (Areh. f. tnikroskop. Anatomie XX, 1882) versuchte eine neue Entwickelungslehre.
Es gicbt also zwei Typen: den Striehcanal der Wiederkäuer «ml Eiuhufer und die
l’apille der übrigen Monudclphyda — bei allen Säugern entspricht schliesslich die Ontogenie der
Phylogeuic; selten bleibt es beim Menschen bei der „Hohl warze“ , welche für den Säugling
sehr schlecht passt.
Die Längsslreifung der Epithel-CylinderzeUen, die Membrana propria und ihr inneres Endothel
au den Drßsengüngcn entdeckte Hauber (Sitzungsbcr. der Natnrf. Ges. zu Leipzig, 1879).
Die Milch. Der kindliche, der jungfräuliche und der Männerbusen.
Die Milch ist eine Emulsion von mikroskopischen Fettkügelchen, welche in einer Lösung
von Eiweissstoffen, Zucker und Salzen, also in einer Art Blutwasser, schwebend erhalten werden.
Genetisch verwandt ist aber die Milch mehr dem Eiter als dem Blute; schon Empedokles
nannte die erste Milch weissen Eiter; Aristoteles empörte sich zwar gegen diese Bezeichnung,
leitete aber doch Milch und Menstrualblut aus derselben mütterlichen Quelle ab, sofern das
.Gargekochte“ aus dem Blute des Säugers vor der Geburt des Jungen durch die Nabelgefässc,
nach der Geburt durch die Milchdrüsen dem letzteren geliefert werde. Hauber hat dies
analytisch bestätigt (daselbst 1878, S. 33), indem er die im Inhalte de« Doltersaekes der Säuger
nachgewiesenen geformten Körperchen als gleichwerthig mit den Körpern der V ormilch , des
Colostrums, erkannte.
Im Jahre 18fi8 habe ich (vgl. die Inauguraldissertation von Zocher über die menschliche
Milchdrüse) sowohl die erweiterten Lymphgefasse der Brust Stillender, als auch die citorähnlichcn
Körperchen abgebildet, welche sich in der thätigen Drüse zwischen den Cylindcrzellcu der
Drüsengänge hindnrehdrängen, ins Freie gelangen und anfänglich noch einen bis mehrere deut-
liche Kenie enthalten. Dies sind die an Grösse zunehmenden, endlich (nach Räuber durch ein
Ferment) zerfallenden, in die Milchkügelchen sich auflösenden Colostrum-Körperchen. Dies
sind also die Abkömmlinge der aus den Gelassen auswandernden und in die Lichtungen
der Milchcanäle sich eiudrängenden weissen Blut- oder Lyinph- (Eiter-) Körperchen. Die
Canäle der Jungfrau enthalten für gewöhnlich keine Lichtung.
In acuten Krankheiten und in den seltenen Vorkommnissen, wo Stillende menstruiren, liefert
die Milchdrüse wieder vereinzelte Colostrum-Körperchen ( Dünne).
Das Wach'thum der Drüse erfolgt schubweise während der jungfräulichen Menstruation
(Osiander, Carl Mennig), Langsamer in der Schwangerschaft, am reichlichsten in den ersten
Tagen de» zweiten Wochenbettes.
Den rechten Warzenhof fand ich schon bei wilden Frauen durclischnittlicb etwas grösser,
ilie rechte Brustdrüse bei Europäerinnen etwas schwerer und grösser als die linke; auch erkrankt
die rechte Brust öfter als die linke (Carl Mennig, Archiv für Gynäkologie, 1881).
So wie es nach Waldcyer keinen mit unseren Sinnen erkennbaren Unterschied zwischen
der männlichen und der weiblichen Keimdrüse in der ersten Anlage hei der Frucht giebt, so
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Ueber menschliche Polymastie uml über Uterus bicornis. 201
ist auch das neugeborene Kind beiderlei Geschlechtes im Stande, einige Tage nach der Ge-
hurt wahre Milch an liefern, und kann Entzündung der kleinen Brüste erfahren. Ob der Druck,
die Reibung der mit zahlreichen Nerven versehenen Brustwarzen während des Durchganges
durch die mütterliche Beckenwand dafür zu beschuldigen sind?
Bei einigen Kindern, welche sich, besonders in heissen Klimatcn, vorzeitig entwickeln,
kann irr den ersten Lebensjahren sowohl ein wahrer Busen, wie auch Menstruation zu Stande
kommen.
Wenn eine Katzenmuttor umkommt, so nimmt bisweilen die Grossmutter die noch unselbst-
ständigen Kätzchen an ihre Zitzen, welche denn auch nicht selten, durch das Saugen angereizt,
nachzeitig wieder wahre Milch geben.
Dass nie geschwängerte, auch 50jährige Frauen mit Erfolg Säuglinge angelegt haben, er-
zählen Agoatinacchio und G. Buzzi (Filiatre Sebezio, 1838, XVI, 209 und Giom. per i
Progress! della Patol. 1834, I, 368).
Bei Schwangeren entwickeln sich auf dem Warzenhofe meist Knötchen (Montgomery),
welche sich nach der Geburt, mit Saft, selbst mit wahrer Milch füllen können. Sie sind ent-
weder veränderte Talgdrüsen (II en nig) oder ^abgesprengte“ wahre, nur winzige, wenig verzweigte,
traubciiförmige Milchdrüsengänge. Sie sind ein werthvolles, leider nicht ganz sicheres Zeichen
für Schwangerschaft.
Aeuascrat selten sind die Beispiele milchender Jungfrauen. Das älteste betrifft wohl
das Mädchen, welches in rührender llingatM- ihrem zum Ilungertode verdammten Vater durchs
Gefängnissgitter hindurch ihren Busen reichte ; das regelmässige längere Saugen lockte wirklich
Nährsaft herbei.
Ferner traf Morgagni bei der Zergliederung eiues geschlechtlich nie berührten Frauen-
zimmers die jugendlichen Brüste von Milch strotzend (Epist. unat. XVI, §. 34). Montcsanto sah
eine hagestolze Hündin drei Junge sängen (G. Veratti, Bonon. Instit. Comment. II, P. 1, p. 154).
Endlich ist auch unserem Scanzoni eine Jungfrau mit wahrer Milchzeugung vorgekomincn.
Während das „Männerwochenbett“ als verrückte Sitte einiger nordamerikanischer Stämme
den Anthropologen bekannt ist, hat da* männliche Stillen als Seltenheit eine nalurgeschicht-
liehe Bedeutung.
Wir sahen schon vorhin die Milch Neugeborener unter beide Geschlechter vertheilt; schon
Aristoteles (I, 163) kannte diese Erscheinung. Ein 22jähriger Soldat (Schmotzer) war
periodisch mit Milch gesegnet; die milchende Brust war die linke (Nelalon); v. Humboldt
(lieise II, 40) berichtet von stillenden Männern; einer vertrat mit dieser kostbaren Verrichtung
seine kranke Frau fünf Monate hindurch.
Im landwirtschaftlichen Institute Leipzig diente ein Ziegenhook mehrere Jahre hindurch
zu chemischen Milchbestimmungen. Wenn eine neue Arbeit in dieser Richtung angetreten
ward, bedurfte es jedesmal nur anhaltenden Melkens der Striche, um Milch herbeiströmen zu hissen.
Wir haben gesehen, dass auch Polymastie, wenngleich viel seltener als bei Frauen, einem
männlichen Individuum zukommen kann.
Fassen wir das durch die bisherige Betrachtung Gewonnene zusammen, so ergiebl sieh:
1. Die Milchzeugung ist in grossartiger Weise Vorrecht des weiblichen Körpers, aber der
männliche ist von dieser Verrichtung nicht ganz ausgeschlossen.
Archiv for Anthropologie. Bd. XIX- 2ti
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202 Carl Hcnnig,
2. Pie Polymastie ist ebenfalls auf Weiber reichlicher vertheill; es kommen auf einen männ-
lichen Polymastos 4,5 weibliche.
3. Pie überzähligen Kruste sitzen nicht an beliebigen Stellen (1er Körperobcrfläehe, sondern
nur am Rumpfe und an den ihm nächsten Bezirken der Gliedmaassenhnut.
4. Polymastie ist nicht dem Menschen allein eigen, sondern wird auch an Vierfttsslern
wahrgenommen.
5. Polymastie kann vererben.
6. Polymastie ist in einer Säugergattung regelmässig nur fötal. Ries erinnert an den regel-
mässigen (C. Ilennig) Befund überzähliger Schwanzwirbel in frühester Fötalzeit des
Menschen.
7. Pie überzählige Brust lässt sich nicht immer durch Spaltung einer Zitzenanlage er-
klären. Doppelte und mehrfache Saugwarzen können gelegentlich durch Hereinwachsen von
Lederhautgewebe in eine Warzenanlage entstehen. Am wenigsten lässt sich Spaltung des
Keimes für diejenigen Nebenbrüste verwerthon, welche unterhalb des Nabels denjenigen Säugern
zuertheilt wurden, deren Milchdrüsen für gewöhnlich nur oberhalb des Naltels sitzen. Auch
•die median gestellte Nebenbrust gehorcht nicht der Spalltheorie.
8. Vieles drängt zu der Annahme, dass alle Säuger, den Vorfahren des Meuschen einge-
schlossen, in der Urzeit Leistenbrüste und eine grössere Anzahl symmetrischer Brustpaare als
jetzt trugen, entsprechend einer grösseren Fruchtbarkeit; so dass mehr als ein Prüsenpaar der
regelmässigen Schwangerschaft mit mehr als einem bis zwei Jungen entsprachen.
Per zweihörnige Uterus.
Pie letzte These fuhrt uns auf einen Beweis, welcher von einem anderen Gliede der Ge-
nitalkette ausgeführt werden soll.
Bekanntlich ist der Entwickelung der Gebärmutter der Säuger ein von J. Müller und
C. Thiersch entdeckter Typus vorgezeichnet. Pie Fäden, welche, von der Untiere- jederzeit«
herabkommend, mit den Harnleitern sich kreuzen und im kleinen Becken an einander heran-
treten, werden hohl und stellen die Anlagen der Eileiter, des Uterus und der Sclteide dar.
Ihr oberer Verschmelzungsthei! wird zum Fruchthalter, die untere Strecke zum Scheiden-
schlauche.
Je höher das Säugethier in der Schöpfungsordnung steht, tun so grössere Strecken der
die parallelen Rühren trennenden Scheidewand werden allmätig aufgesogen, so dass schliesslich
bei einer Anzahl von Säugerfamilien und beim Menschen die Gebärmutter ein einfaches Hohl-
organ darstcllt, an welches sieh die Scheide ebenfalls cinröhrig anschliesst, um in der Scham-
öffnung zn enden.
Aber schon das Vorkommen des Hymen biforis beim Weibe deutet auf die embryonale
Anlage eines Poppelcanals: bei einigen Frauenzimmern ist das Jungfernhäutchen keine halb-
mondförmige, nach oben concave Klappe, sondern eine vom hinteren Rande der Harnröhre-
mündung abgehendc, sich im Vorhofe unten hinten befestigende Säule mit je einer Oeffnnng
rechts und links — also eine symmetrisch durchbrochene Scheidewand. Manchmal löst sich
die Säule am oberen oder am unteren Ansatzpunkte ab und hängt beim neugeborenen Mäd-
chen als „Polyp“ zur Schamspaltc heraus (Ilennig).
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Ueber menschliche Polymastie und über Uterus bicornis. 20T
Nun macht aber die menschliche Frucht gewissermaassen alle die Zwischenstufen der
Entwickelung vor der Geburt durch, welche, wenn Hemmungen eintreten, thierähnliche Spaltern
am Grunde der Gebärmutter und Scheidewände in Uterus und Vagina zurück lassen.
Daher der Uterus duplex (didelphys), bicornis, bilocnlaris, subseptns, vagina duplex.
In einzelnen Füllen macht das Weib während einer oder der folgenden Schwangerschaft
denselben Fortschritt durch, den die Stute durchmaeht in jeder Tragzeit, nur dass die Stute
nach der Geburt wieder einen sattelförmigen Uterus erhält (Jörg), während die Frau, mit
Uterus incudiformis oder bicornis angeboren begabt, wenn sie einmal das Versäumte mittels der
Schwangerschaften nachgcbolt hat, den menschlichen Uterus ovnüs non septus für ihre übrige
Lebenszeit behält (C. llennig, Fr. Schatz, s. Sitzuugsbcr. Nat. Ges. Leipzig, XI, 1884, S. 46).
llohl beobachtete, dass bisweilen der Uterus areuatus sich erst während der Schwangerschaft
ausbildet, indem sich die Kreisfasem stärker entwickeln, welche die Tubenmündungen an den
oberen Winkeln des Fruehtträgcrs umfassen, und dass sich der dadurch gebildete Sattel nach
dem Wochenbette wieder verliere.
Ein zweiter hier in die Wagschalc fallender Umstand ist die Längsscheidewand des Uterus
bitocularis. Sie ist immer sagittal gestellt (A. Kussmaul, Von dem Mangel und der Ver-
doppelung der Geliärmutter. Würzb. 1859). Ist nun in jedem Fache eine Frucht, so kamt die
Scheidewand gedehnt, verdünnt werden.
Sind diese Zwillinge von verschiedenem Alter, so giebt es gelegentlich eine Abnutzung,
eine Durehreibiuig oder Zerreissung der Scheidewand. Das Gleiche wird der Fall sein, wenn
gleichaltc Zwillinge sich zu verschiedener Grosse entwickeln oder wenn einer abstirht und noch
einige Zeit in seiner Kammer verweilt.
Hierbei ist Gelegenheit zum Schwinden der Scheidewand gegeben — noch mehr
aber, wenn der zweifächrige Uterus mehrmals nach einander nur eine Frucht austrägt. Und in
der Timt findet inan Fruehthaltcr, welche nur oben eine mit schmalem Saunte an der hinteren
Wand herablaufende sichelförmige Scheidewand tragen.
So gut also der embryonale, zweihömige Uterus regelmässig vor der Geburt und der an-
geborene zweihörnige Uterus mittels der Schwangerschaften noch bei der Erwachsenen allntälig
in den iingchürnten überzugehen vermag, so wird auch der zweikammerige Uterus thatsächlich
hei Einzelnen cinknmmcng.
Analog sehen wir AÖViigcsclilcehter niederen Hanges, wie die Lemuren, mit zweihörnigem
Uterus behaftet im Hinblicke auf die Bestimmung, dass jedes Ilorn mehr als ein Junges
birgt. Dagegen siml die Uteri der menschenähnlichen Atfen, welche in der Kegel, wie die
Stute, nur Einlinge austragen, einfach und hornlos.
Welcher Unterschied von «len langen, darmähnlich hingestreckten Hörnern des Schweine-
fruchthalters, welcher allerdings in jedem Home sechs bis acht Junge auszttbrüten hat!
Ich komme zu dem Schlüsse, dass unsere Urvorfahren gehörnte Uteri auch nach der Ge-
burt behalten haben; ich habe demgemäss seit zwei Jahren meinen Zuhörern den Satz zur
Beurtheilung vorgelegt, dass die Mütter der frühesten Menschcngenerationen regelmässig
mindestens Zwillinge, meist aber drei bis fünf Früchte (bis sechs!1) zugleich ausgetrngen haben.
Und dieser Fruclitxahl würden mehr als eip Paar Brüste entsprechen. Hier kommen
wir mit der früheren Behauptung (S. 202) zusammen.
26*
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204
Carl Henttig, Ueber menschliche Polymastie etc.
Auch kommen, wie wir oben Baben, mehrbrüstigen Frauen noch jetzt häufiger Zwillinge zu.
Diener Hypothese entsprechend, trägt z. B. Lemur gracilis auf Ceylon, welchem auf jeder
Brustdrüse zwei Zitzen hinter einander zugethcilt sind, gewöhnlich vier Junge aus (Soba,
Thesaurus 1. I, 1734, 55, tah. 35, Fig. 1, 2).
Nur die Görtolthicre scheinen sieh dieser Schlussfolgerung nicht zu fügen : sie tragen meist
mehr als zwei Junge aus: Dasyptts septctnrinctus 5 bis 12, D. unicinctus 4 bis 5; doch sind
die Uteri kaum gehOrnt, höchstens amboalormig. Die Erklärung hierfür liegt darin, dass die
Jungen eines Wurfes stets gleiches Geschlecht haben, also entweder lauter Männchen oder
lauter Weibchen sind, bereits von Azara (Quadrup. II, 186) bemerkt. Beim kablschwänzigen
Gürtelthierc wenigstens liegen diese Jungen, «de auch die gleichgeschlechtigen Mehrlinge
beim Menschen, stets in einem gemeinschaftlichen Chorion, wie um eine Achse gruppirl
und selbst die Sehafhüute erfahren in späterer Tragzeit Lücken — daher der einkaramerige
Uterus der jetzt lebenden Arten.
Mai 1889.
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IX.
Ein interessanter Befund am Chiasma nervorum opticorum
des Schimpanse.
Von*
Dr. Johannes Möller, Pronector in Basel.
Mil Tafel VIII.
Im XVII. Bande (3, S. 180) dieses Archivs berichtete ich bei der Beschreibung eines
Schimpansegehirnes in Kürze über einen Faserstrang, welcher am Chiasma 11. o. dieses Gehirns
in oberflächlich freier Luge sich vorfand, und erklärte es für wahrscheinlich, dass derselbe
einen geschlossenen Fasciculus von ungekreuzt verlaufenden Nervenfasern darstelle. Durch
weitere Beobachtungen1), zu denen sich mir seitdem Gelegenheit bot, habe ich mich nunmehr
überzeugen können, dass das Vorkommen dieses Faserstranges beim Schimpanse ein constantes
ist, und dass die von mir ausgesprochene Vermuthung eine völlig richtige war. Zugleich konnten
noch weitere, der Oberfläche des Chiasma, der Nervi und der Tractus optici — sowohl hinsichtlich
des Faserverlaufes, als auch in anderer Beziehung — zukoinmende Eigentümlichkeiten festgestellt
werden. Zwar waren dieselben in den zur Beobachtung gelangten Fällen nicht immer oder
wenigstens nicht in gleich deutlicher Weise sichtbar. Dies hing indessen lediglich von der Art
der Conservirung und Härtung ab. Unter den fünf von mir untersuchten Chiasmen waren
drei zusammen mit dem Gehirn mit Clilnrzink und Alkohol behandelt worden und zeigten sieh
für die Feststellung jener Eigentümlichkeiten nicht besonders geeignet. Die übrigen zwei
wurden mit dem Gehirn, das eine nur auf kurze, das andere auf längere Zeit (etwa drei Monate)
*) cf. AnMotubiclier Anzeiger, IV. Jahrg., issy. Kr. 17.
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20C
Dr. Johannes Möller,
in Müller’sche Flüssigkeit gelegt, dann vom Geliim losgetreunt, mehrere Stunden ausgewäseert
uml schliesslich in 90 procentigen Alkohol gebracht. Dasjenige Präparat, welches längere Zeit mit
MüllerVcher Flüssigkeit behandelt worden war, erwies sich als das für unsere Untersuchungen ge-
eignetste Object. Ks soll deshalb der folgenden Schilderung in erster Linie zu Grunde gelegt werden.
Es wurde dieses Chiasma erst, nachdem es einige Zeit in Alkohol gelegen, so das» cs
nunmehr gut gehärtet, jedoch nicht brüchig geworden war, vorsichtig von der Pia befreit.
Hierbei neigte sich, dass das Verhältnis» der letzteren zum Chiasma und den nächst angrenzen-
den Stücken der Sehnerven nicht das gleiche ist wie beim Menschen. Bei diesem liegt die Pia
den genannten Gebilden, gleichwie es auch an den Tractus der Fall ist, bekanntlich nur locker
auf; erst in einem Abstande von 4 bis 6 mm vom Chiasma beginnt sic sich mit dem Sehnerven
inniger zu verbinden, d. h. zur eigentlichen Pialscheide zn werden; nach ihrer Entfernung erseheint
daher ins zu der genannten Grenze die Oberfläche überall völlig glatt. Beim Schimpanse erstreckt
sieh die Pialscheide, wenigstens an der ventralen Seite, bedeutend weiter rückwärts, nämlich bis
zu einer später noch genauer zu bezeichnenden , bis über das Chiasma sich hiuziehenden Grenz-
linie; in Folge dessen zeigt sich nach ihrer Entfernung das eutsprechende Gebiet der Oberfläche
nicht glatt wie beim Menschen, sondern es treten hier die oberflächlich verlaufenden Nerven-
bündel, indem das zwischen ihnen eindringetide Pialgewebe herausgerissen wurde, mit grösster
Deutlichkeit zu Tage. An der dorsalen Seite beginnt die Pialscheide zwar auch schon weiter
rückwärts als beim Menschen , jedoch nicht /o weit wie an der ventralen ; ihre hintere Grenze
befindet sich hier an den Sehnerven — und zwar zunächst an deren seitlichen Rändern — in
einem Abstande von 1 bis 2 mm vom Chiasma.
Das Gcsaninilbild, welches nach Ablösung der Pia an der Oberfläche des Chiasma sich dar-
bictet, ist folgendes.
An der ventralen Seite (Fig. I) lassen sich nach ihrer verschiedenen Richtung vier Faser-
gruppen unterscheiden. Die die Hauptmasse ausmachende und zugleich die gröbsten Bündel
aufweisende Gruppe zeigt einen im Wesentlichen der Längsachse der Sehnerven parallelen Ver-
lauf (1). Da ihre Fasern von letzteren aus nicht weiter rückwärts bis ins Chiasma verfolgt
werden können, so lässt sieh nicht ohne Weiteres entscheiden, ob dieselben gekreuzte oder ungo-
kreuxte sind. Indessen darf man wohl eher vermutlien, dass es sich um gekreuzte (Commisstira
ernciata Hannover) handelt, und zwar deshalb, weil sie mehr oder weniger deutlich geschieden
sind von den beiden folgenden Gruppen, von denen die eine ohne Zweifel, die andere mit
grösster Wahrscheinlichkeit aus ungekreuzteu Fasern besteht.
Die erstgenannte von diesen bildet den anfaugs erwähnten Faserstrang, der hier als Fasci-
cultis medial is bezeichnet werden soll (2). Derselbe geht aus der Spitze eines keilförmig ge-
stalteten, ventral wärt» sich vorwölbenden Wulstes hervor, welcher als unmittelbare Fortsetzung
des Tractus sieh nicdian-vorwärU über das Chiasma erstreckt. Indem der anfangs sehr schmale
(etwa 1 nun im Qucrdiirchtnesser betragende) und zunächst ein geschlossenes Bündel bildende
Strang die Richtung dieses Wulstes beibehält, zieht er — mit der vorhergehenden Fasergruppe
sieb kreuzend und sie von der ventralen Seite her bedeckend — zur Innenseite des gleich-
seitigen Sehnerven. Hier angelangt, beginnt er sich aufzulöscn, derart, dass seine Fasern
fläelienhaft sieb ausbreiten und zugleich in steiler Spirale sielt zur dorsalen Seite des Sehnerven
hvrumschlagen.
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207
Ein interessanter Befund am Chiasma n. o. des Schimpanse.
Nicht mit der gleichen Deutlichkeit wie an dem in Rede stehenden Chiasma lässt sich der
Fasciculus mcdialis an den Übrigen Chiasmen verfolgen. Er ist hier als Strang huutig nicht
einmal zu erkennen, und zwar hauptsächlich deshalb nicht, weil sein lateraler Contour zu wenig
oder gar nicht sichtbar erscheint. Das einzige, aber auch nie fehlende Kennzeichen für das Vor-
handensein <les Fasciculus besteht dann darin, dass er und der genannte keilförmige Wulst durch
ihren inneren Rand, der entweder leicht auswärts gebogen ist ml er an der Stelle, wo jene beiden
in einander übergehen, einen stumpfen Winkel bildet, auffallend scharf abgeeetzt sind gegen die nach
innen von ihm liegende, dorsalwiirts zuriickweichende, gegen die Mitte allerdings sieh wieder hervor-
wölbende Partie des Chiasma (Fig. III u. IV)1). Es schien mir dies auch an dem Chiasma
eines Gorilla der Fall zu sein, so dass wahrscheinlich auch diesem Anthropoiden der Fascieuln«
mediabs zukommt. Mit Bestimmtheit wage ich »lies deshalb nicht zu behaupten, weil ich bisher
nur einen Fall unter die Augen bekam und in diesem das schon sehr lange Zeit, mit dein Gehirn
in Alkohol gelegene Chiasma nicht mehr den wünschenswerthen Erhaltungszustand aufwies.
Einen gerade entgegengesetzten Verlauf als der Fasciculus mcdialis zeigt dio dritte, diesen
zugleich an Masse etwas Übcrt reffende Fasergrnppe (3). Ihre Bündel nehmen die laterale Partie
der ventralen Fläche der Sehnerven, zum Theil auch noch des Chiasma ein, ziehen in schräger
Richtung lateral- vorwärts und winden sich in steiler Spirale um die laterale zur dorsalen Seite
der Sehnerven hemm. Es hat den Anschein, das« sie ans dem gleichseitigen Traetus hervor-
gohen (s. besonders rechts), so dass sie demnach wahrscheinlich den Hannoverschen Fasci-
culus lateralis bilden. Beim Menschen sollen allerdings nach diesem Beobachter die ent-
sprechenden Fasern in umgekehrter Richtung, nämlich von der dorsalen Seite, um den lateralen
Rand herum, zur ventralen Seite verlaufen.
* Die vierte Gruppe ist an dem vorliegenden Chiasma nur auf der linken Seite sichtbar (4).
Sie besteht aus einigen äusserst feinen Bündeln, welche in der Richtung vom Tuber cinercum
herkommeiid , über die ventrale Fläche des Traetus schräg nach aussen ziehen, um sich zur
lateralen Seite des gleichseitigen Sehnerven zu wenden, wo sie sich den Bündeln der vorher-
gehenden Abtheilmig anschliesson. Es handelt sich um Fasern, welche der Commissura ansata
Hannover zugehören.
Aus der Beschreibung der Fasergruppirung ist theilweise schon ersichtlich und es ergiebt
sich dos Weiteren aus der beigefügten Abbildung (Fig. I, s. besonders rechts), «lass die oben
erwähnte hintere Grenzlinie des ventralen Theiles der Pialacheide am äusseren Rande des keil-
förmigen Wulstes beginnt und dann eutlang dem inneren Rande des Fasciculus mcdialis verläuft.
Das gesammte, nach hinten und innen davon gelegene Gebiet erscheint natürlich an der Oher-
IlScbe völlig glatt.
An der dorsalen Fläche (Fig. II) ist in erster Linie auffallend ein die Anfangsstücke der
Sehnerven anshöhlender Halhcanal, der auch an den übrigen Präparaten in verschieden deut-
licher Weise sichtbar ist. Derselbe, hinten geöffnet und weit, wird nach vorn zu durch das
Convergircn der Wülste, die ihn von der Seite her begrenzen, allmälig enger. Auf dem Quer-
schnitt zeigt also der Sehnerv eine in mehr oder weniger ausgesprochener Weise hufeisenförmige
l) ln den Abbildungen (Fig. Vll und KI1) meiner oben genanuteo Abhandlung Ul der Faitciculu* medialU
»ehr ungenau wiedergegeben.
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208
Dr. Johannes Möller,
Gestalt. Ob dieser Halltcanal sich noch weiter nach vorn fort® eilt, habt* ich noch nicht fest*
«teilen können. Er wurde bisweilen auch bei anderen Säuget hie rvn (auch beim Menschen)
beobachtet ‘) und erinnert an die bei niederen Wirbelthicrcn vorkomiuende Form des Sehnerven
die hier einer gefalteten Membran ähnlich Ul
Die genannten seitlichen Wülste, von denen der innere im Querschnitt etwas starker
erscheint als der äussere, bezeichnen, wie schon oben angedeutet wurde, die Stelle, von wo ab
dem Sehnerven au der dorsalen Seite eine Pial scheide zukoimut. Von den hier frei liegenden
Nervenfasern schlagen einige eine entschieden schräge Richtung ein, und zwar die am äusseren
Wulst von aussen nach innen, die am inneren umgekehrt; letztere entstammen, wie aus dem
Obigen hervorgeht, dem Faaciculua internus, erstere der als dritten beschriebenen Fasergruppe.
Mit diesen schräg verlaufenden Fasern ist ein Theil der übrigen, welche der geraden Richtung
sich mehr nfdierti, verflochten. —
Der neue Reitrag, welchen der hier vorliegende Befund zur Frage des Faserverlaufes im
Chiasma liefert, erscheint mir in zwei Hinsichten von Wichtigkeit, nämlich einmal, weil es sich
weder um einen pathologischen, noch auf experimentellem Wege erzeugten, sondern um einen
rein normal-anatomischen Befund handelt, sodann weil wir es dabei mit einem derjenigen Tliiere
zu thun haben, welche dem Menschen am nächsten stehen. Von diesen aus ist natürlich am
ehesten ein Rückschluss auf den Menschen gestattet, bei dem ja, wie hei den Säugethieren
überhaupt, bekanntlich immer noch die widersprechendsten Ansichten über den Faserverlauf im
Chiasma herrschen.
Das Chiasma des Schimpanse bestätigt von Neuem das von verschiedenen Seiten — auch
neuerdings wieder — in Abrede gestellte Vorkommen von geschlossenen Faserbündeln und
lässt dies daher auch beim Menschen kaum als zweifelhaft erscheinen; damit ist natürlich keinem
weg® ausgeschlossen, dass ungekreuzt o Fasern ausserdem auch zerstreut, mit gekreuzten gemischt
verlaufend, im Chiasma Auftreten2).
Der Fasciculus medialis des Schimpanse stimmt mit dem von v. Gudden zuerst beim
Hunde, dann auch heim Menschen beschriebenen, ungekreuzten Bündel hinsichtlich der Richtung
seines Verlaufes zwar im Wesentlichen überein, weicht jedoch dadurch ah, dass er nicht wie
jenes dorsal, sondern ventral gelegen ist.
Dass neben dem mediale» zugleich ein lateraler Fasciculus vorhanden ist, erscheint wie
für den Schimpanse, so auch für den Menschen als sehr wahrscheinlich. Der Traetus würde
demnach die ungekreuzten Fasern, soweit dieselben in coni|>acten Bündeln Auftreten, in zwei
verschiedenen Richtungen, nach aussen und nach innen, zum gleichseitigen Nerven entsenden.
Von den meisten derjenigen Beobachter, welche für das Vorhandensein von gcschlosseneit
Fasciculi eintreten, nehmen die einen nur den medialen, die anderen nur den lateralen an. Oh
•) Hannover, Das Auye. Leipzig 16Ä2 (8. 6). Kähmen, De cliiattnatis optici textura. Dorpat 1854 (8. 12).
*) Nach den neuesten Untersuchungen von Singer und Münzer ( Beiträge zur Kennt nim der Sehuervcn-
kreuzung. Mathematisch - uaturwiseenschafUiche Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien,
1hl. 5S) und von Uernlieimer (l>ber die Kutwickelung und den Verlaut' der Markfaeern im Chiasma n. o. des
Menechen. Archiv für Augenheilkunde, Bd. 20, 1. u. 2. Heft) werden die uugekrenzten Fasern bei Kaninchen,
Katze. Hund. Mensch nur gemischt mit gekreuzten angetrofTen, und zwar beim Menscheu (Bern heim er), wie
es scheint, fast ausschliesslich in der oberen (dorsalen) Chiasraahalfte ; compacte Bündel «ollen Iwi «len genannten
Thiereu wiw.c beim M**nschen gänzlich fehlen.
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Ein interessanter Befund am Chiasma n. o. des Schimpanse. 2091
letzterer thntaiichlich cxintirt, wird vielleicht die noch vorzunehmende mikroskopische Unter*
»Hebung1), über die ich späterhin zu berichten gedenke, ergeben. — Um den Verlauf de« Fasei-
cttlus medial»« auf mikroskopischen Schnitten gut verfolgen zu können, halte icli ausser Quer-
schnitten vor Allem solche Sehrägschnitte geeignet, welche genau in der Längsrichtung dieses
Strange«, also zugleich auch des Tractus, gelegt werden.
*) Da die mir zur Verfügung stehenden Präparate zur Demonstration auf der letzten Anatomen Ver-
sammlung bestimmt waren, wurde von der mikroskopischen Untersuchung derselben vorläufig abge-ehen. Eine*
wurde allerdings geschnitten, ich kam aber dabei, weil die Schnitte zu bröckelig waren, leider zu keinem
nennenswerthen Resultat.
Erklärung der Tafel VIII,
Fig. I. Ventrale Ansicht eines Chiasma n. o. vom -Schimpanse. Vierfache Grösse. (Behandlung: Müller’sche
Flüssigkeit etwa drei Monate, Auswassern, Alkohol von 90 Proc., F.ntfemung der Pia.)
Fig. II. Dorsale Ansicht desselben Chiasma.
Fig. III. Ventrale Ansicht eines Chiasma u. o. vom Schimpanse. Natürliche Grösse. (Behandlung: wie oben,
jedoch nur kurze Zeit in Müller5 scher Flüssigkeit.)
Fig. IV. Desgleichen. (Behandlung: Chlorzink und Alkohol.)
ArclÖT für Anthropologie. 1hl XIX.
27
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X.
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
Von
von Erckert.
(Fortsetzung.)
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212
von Erekert
II. Tschetsohenzen. deutliche
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Kopfinessungen kaukasischer Völker.
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ArchiT für Anthropologie. Bd. XTX. 28
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21fi
von Krckert,
CLenaaere Beschreibung der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle II. Tschetschenzeu. Oest liehe Tschetschen zeu (A-uch).
1. Jüdischer Typus. Augen tiefliegend, gelhlichhrauu. Augenbrauen lang. Nase gebogen. Mund
vorstehend. Lippen dick. Stirn gerade, zurückgebogeu . über den Augcu cutwickelt. Backenknochen lang,
spitz ; über und unter ihnen befindet «ich eine flache Einbiegung. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten
gesehen erscheint er wie ein hoher llogen, von oben wie ein ganz kurzes Oval. Ohrlap|»clitm angewachsen.
Bart düun.
2. Etwas jüdischer Typus. Augen hellgrau. Angenbrauen dünn. Käse gebogen mit langer Spitze.
Oberzahne weit übergreifend. Muud vorstehend. Backenknochen gross, spitz; über und unter ihnen eine
grosse Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine fast rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade, oben
girhngeu ; über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten wie ein abgerundetes
Viereck, etwas dachförmig, von oben gesehen wie ein breites Oval, vorn und hinten glatt. Bart dicht, breit.
3. Etwas jüdischer Typus. Augen tiefliegend, hellblau. Augenbrauen breit, dicht, lang. Nase gerade;
Spitze vorstehend. Zähne vorsteheud. Stirn gerade, zurückgebogeu. Kopf am höchsten hinten; von hinten
gesehen wie ein niedriges, abgerundetes Viereck, von oben oval mit gradeu Enden. Bart breit, dicht.
4. Ganz anderer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nasenwurzel tief eingcschnitten, in con-
cavem Bogen. Nase platt, breit. Unterlippe vorstehend. Von den Kinnladen geht ein gerader Einschnitt zum
Kinn. Ucber uud unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine fast
rechtwinklige Einbiegung. Stirn senkrecht ; über den Augen entwickelt. Kopf oben horizontal ; von hinten
gesehen wie ein schmaler, hoher, an den Seiten uuteu ein gebogener Bogen, von oben wie ein lauges Oval.
Bart dicht. Ohrläppchen angewachsen.
6. Typus semitisch. Augcu graugelblich. Augenbrauen dünn. Nase gebogen, mit langer Spitze. Kiun
vorsteheud. Backenknochen laug, spitz; über und unter ihnen eine grosse Einbiegung. Stirn gerade, oben
stark zurücktretend. Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein hohes, abgerundetes Fünfeck,
von oben oval, vorn platter. Bart breit.
ü. Jüdischer Typus. Angen hellblau. Augenbrauen düun. Nase gebogen, schmal, mit langer Spitze,
Mund und Kinn vorstehend. Gesicht keilförmig, lieber uud unter dun Backenknochen eine flache Einbie-
gung. Stirn senkrecht, oben zuriiektretend. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein
abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein hinten breiter Sack. Bart breit, dicht. Wuchs sehV hoch.
7. Jüdischer Typus. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen mit langer Spitze. Kinn
vorstehend. Oberlippe ganz kurz. Von den Kinnladen geht eine gerade Vertiefung zum spitzen Kiun. Heber
und unter den Backenknochen eine kaum merkliche Einbieguug. Stirn gerade, über den Augen entwickelt.
Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, oben etwas dachförmig, von
oben gesehen wie ein langer, hinten breiter Sack. Wenig Bart.
b. Etwas jüdischer Typus. Augen graubraun. Augenbrauen diinu. Nasenspitze zurückgcbogeu. Unter-
lippe ciugekniffen. Mund und Kinn vorstehend. Gesicht in Plätteisenform, Stirn senkrecht, Kopf am höch-
sten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, oben abgeplattet, von oben gesehen wie ein
kurzes Ei. Bart breit, dicht.
fl. Vornehmer Typus, arabisch, etwas jüdisch. Augcu tief, braun. Augenbrauen dünn. Nase gebogen,
schmal, mit langer Spitze. Nasenlöcher seitwärts geöffnet Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen
laug, spitz; über und unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Stirn eiugcbogen, da besonders stark über den
Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein au deu Eudeu eingebogener
Bogen, von oben sackförmig, hinten breit. Bart dicht, breit
10. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gerade. Ziihue nach inneu gekehrt,
oberzahne übergreifend. Kiun vorstehend. Gesicht keilförmig, lieber und unter den Backenknochen eine
grosse Einbiegung. Stirn senkrecht Kopf am höchsten hiuten. Hiuterkopf platt. Von hinten gesehen
erscheint der Kopf wie ein abgerundetes Viereck, von oben wie ein Sack, hinten breit. Bart breit, dicht.
Pockennarbig.
11. Jüdischer Typus. Augen tiefliegend, braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit langer Spitze.
Uuterzahne greifen üln?r. Muud vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine tiefe, rechtwinklige Einbiegung.
Ueber und unter den Buckcukuochen eine flache Einbiegung. Kopf sieh oben kuppelartig vom Uutergesicht
uhhobend. Stirn sehr rund. Kopf von hinten gesehen wie ein hohes Fünfeck, von oben gesehen ganz schief.
Bart dicht breit.
Digitized by Google
Kopfmessupgen kaukasischer Völker. 219
12. Jüdischer Typus. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht. Wimpern lang. Nase gebogen, breit,
mit langer Spitze. Lippen eingekniffen. Kinn vorstehend, Stirn gerade. Kopf in der Mitte am höchsten ;
von hinten gesehen wie ein hohes Fünfeck, von oben oval. Bart breit, sehr dicht.
13. Jüdischer Typus. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht, laug. Nase mit zurückgezogener Spitze.
Nasenlöcher ganz seitwärts geöffnet. Kinn vorstehend. Backenknochen stark, spitz; über und unter ihnen
eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine tiefe rechtwinklige Einbiegung. Stirn senkrecht, über
den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck,
von oben eiförmig. Bart dicht, breit.
14. Etwas jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen breit, dicht. Nase gerade, mit langer Spitze.
Mund etwas vorstehend. Von den Kinnladen geht eine gerade Einbiegung zum Kinn. Gesicht keilförmig,
lieber and unter den spitzen Backenknochen eine fluche Einbiegung. Stirn eingebogen; über den Augen
entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hohes Fünfeck, von oben wie ein
breites Ei. Bart dicht.
15. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen breit, dicht Nase ausserordentlich gross, gebogen,
mit dicker Spitze. Backenknochen gross, spitz; über und unter ihnen eine grosse Einbiegung. Stirn sehr
zurückstehend und flach mit Kopflinie verlaufend; über den Augen sehr entwickelt. Kopf in der Mitte am
höchsten; von hinten gesehen wie ein hohes Fünfeck, von oben wie ein langer, hinten breiter Sack; vorn
sehr eckig. Bart dicht, breit.
16. Jüdischer Typus. Augen braun. Nase gebogen. Überzähne übergreifend. Mund und Kinn vor-
stehend. lieber und unter den spitzen Backenknochen eine grosse Einbiegung. Stirn gewölbt; über den
Augen sehr entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck,
von oben wie ein langer, hinten breiter Sack, vorn eckig. Bart breit, dünn.
17. EtwaB jüdischer Typus. Augen grau. Nase gebogen, mit langer Spitze. Ueber und unter den
spitzen Backenknochen eine grösste Einbiegung. Die Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am
höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein langer, hinten breiter
Sack. Bart dicht, breit.
18. Etwas jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit spitzem Zipfel.
Zühuc nach innen gekehrt. Kinn vorstehend. Kinnladen sondern »ich von den Backenknochen durch Ein-
biegung ab. Unter den Wangenbeinhöckem eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn niedrig, senkrecht. Kopf
am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein niedriger gothischer Bogeu, von oben wie ein sehr kurzes
Ei. Wimpern lang. Bart dicht, breit.
19. Vornehmer Ausdruck. Augen tiefliegend, hellblau. Augcnbruuen dicht, zusammengewachspn.
Nase gebogeu. Von den Kinnladen geht ein gerader Einschnitt zum Kinn. Uel>er und unter den langen,
spitzen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung.
Stirn gerade; über den Augen entwickelt. Kopf ain höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein ab-
gerundetes Viereck, von oben wie ein Sack, hinten breit. Bart dünn.
20. Gesicht hat einen nicht gewöhnlichen , anständigen Ausdruck. Augen gelblich - hellblau. Augen-
brauen dicht, zusammengcwachscn. Nasenspitze zurückgebogen. Mund und Kinn vorstehend. Von den
Kinnladen geht eine Einbiegung zutn Kinn. Ueber und unter den vollen Backenknochen eine grosse Ein-
biegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen ent-
wickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein Fünfeck, von oben wie ein langer
Sack, hinten breit Bart dicht, breit
21. Augen graubraun. Augenbrauen schmal. Nase gebogen, dick, mit spitzem Zipfel. Oberzähno
greifen über. Ueber nnd unter den Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern
eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte,
flach nach hinten abfallend; von hinten gesehen wie ein abgerundetes, an den Enden eingebogenes Viereck,
oben' gesehen wie ein langer Sack, hinten breit. Bart dicht, breit.
22. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit geradem, langem Zipfel. Oberzähno über-
greifend. Mund vorstehend; über und unter den spitzen Backenknochen eine grosse Einbiegung. Unter den
Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn eingebogen, über den Augen entwickelt. Kopf am
höchsten in der Mitte, flach zum Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen wie ein abgerundete«, Fünfeck,
von oben wie ein langer, hinten breiter Saek. Bart dicht, breit.
28. Hoher Wuchs. Gesicht schön, vornehm. Augen grau. Nase gebogen, mit spitzem Zipfel. Zähne
nach innen gekehrt. Oberzähne übergreifend. Mund und Kinn vorstehend. Die Unterkiefer durch Vertie-
fung getrennt von den Backenknochen. Gesichtsform wie ein Plätteisen. Stirn hoeh, senkrecht. Kopf hinten
am höchsten ; von hinten gesehen wie ein hoher, an den Enden eingebogener Bogen, von oben wie ein kurze»
Ei. Bart breit.
28 ♦
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220
von Erckert,
2-1. Etwas jüdischer Typus. Augen graubraun. Augenbrauen dicht. Nase gerade, breit. Zähne zu-
rückgebogen. lieber und uuter den grossen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbein-
höckern eino rechtwinklige Einbiegung. Kopf am höchsten hinten, steil zum Ilinterkopf abfallend; von
hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von obeu wie eiu langer, hinten breiter Sack. Bart dicht, breit.
25. Schönes Gesicht. Augen graugelhlich. Nasenwurzel tief eingeschnitten. Nase gerade, breit, hoch,
mit langer Spitze. Grosse Nasenlöcher, seitwärts geöffnet. Uberzähne übergreifend. Kinn vorstehend. Ueber
und unter den spitzen Backenknochen eine grosse Eiubieguug. Stirn eingebogen, über den Augen stark
entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte, flach zum Ilinterkopf abfallend ; von hinten gesehen wie ein ab-
gerundetes Fünfeck, von oben wie ein langer Sack, hinten breiter, vorn eckig. Bart dicht, breit.
26. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nasenwurzel tief eingeachnitten. Nase gebogen, mit spitzem
Zipfel. Oberzähne sehr übergreifend. Mund vorstehend. Lippen dick. Unterkiefer sich merklich abtheilend.
Ueber den Backenknochen eine flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Ein-
biegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt Kopf am höchsten in der Mitte, steil zum Hinterkopf
abfallend; von hinten gesehen wie ein hohes, schmales Fünfeck, von oben oval. Bart breit, dicht.
27. Augen gelblichbraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Kinn vorstehend. Ueber und unter
den Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung.
Stirn hoch , senkrecht . über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte , flach zum Hinterkopf
abfallend; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck, von oben wie ein langer Sack, hinten breiter.
Bart breit, dicht.
28. Besonderer Typus. Augen gelbgrau. Augenbrauen dicht. Wimpern lang. Nase gebogen, hoch,
mit spitzem, grossem Zipfel. Muud und Kinn vorstehend. Gesichtsausdruck etwas böse. Unter den Wangen-
beinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn senkrecht, eingebogen , über den Augen entwickelt. Kopf
am höchsten hinten. Hinterkopf glatt. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein hoher, oben flacher,
au den Seiten eingebogener Bogen, von obou wie ein kurzes Ei, dabei schief. Bart dicht, breit.
29. Jüdischer Typus. Augen graubraun. Wimpern lang. Augenbrauen dicht, breit. Nase gebogen,
hoch, mit langer Spitze. Nasenlöcher lang, schmal. Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen gross,
über und unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung.
Stirn zurückgebogen , flach zum Kopf verlaufend; über den Augen nach aussen hin entwickelt Kopf am
höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie eiu schmales, abgerundetes Fünfeck, von oben oral, vorn
platter. Bart dicht, breit.
SO. Augen grau, gross. Gesichtsausdruck soldatisch. Augenbrauen breit, dicht Nase gebogen. Nasen-
löcher etwas baschkirisch, d. h. eigentümlich geöffnet. Oberzähnc übergreifend. Mund and Kinn vorstehend.
Backenknochen spitz; über uud unter ihnen eine grosse, flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern
eine rechtwinklige Einbiegung. Oberer Theil des Kopfes sich kuppelartig abtheilend. Stirn gerade und mit
hohem Kopf verlaufend; über den Augen nach aussen hin stark entwickelt. Kopf am höchsten hinten, steil
zum platten Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen der Kopf wie eiu hoher, an den Enden eingebogener
Bogen, von oben dachförmig, von oben gesehen wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit, dicht Pocken-
narbig.
31. Augen braun, tiefliegend. Augenbrauen dicht. Nase eingefallen. Kinn vorstehend. Gesicht keil-
förmig. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn senkrecht, oben gewölbt zum
Kopf verlaufend; über den Augen nach aussen hin entwickelt. Kopf am höchsten hinten, steil zum Hinter-
kopf abfallend; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von oben eiförmig, vorn breiter, kreis-
förmig. Bart dünn.
32. Jüdischer Typus. Augen graubraun. Hoher Wuchs. Augenbrauen dicht, zusammengewachsen.
Nasenspitze zurückgebogen. Zähne nach innen gekehrt. Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen gross,
spitz; über ihnen eine tiefe Einbiegung, uuter ihnen eine flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern
eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn eingebogen, nach aussen hin über deu Augen entwickelt. Kopf am
höchsten in der Mitte; von hintcu gesehen wie ein an den Euden eingebogener gothischer Bogen, von oben
gesehen oval, schief. Ohrläppchen angewachsen. Bart dicht, breit.
33. Jüdischer Typus. Augen graubraun, schief stehend. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit
langem Zipfel. Nasenlöcher ausserordentlich gross, lang, seitwärts geöffnet. Zahne nach innen gekehrt.
Oberlippe kurz. Kinn sehr vorstehend. Backenknochen wie bei dem Vorgenannten lang und spitz, über und
unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Unter deu Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stiru
niedrig, flach, über den Augen entwickelt. Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie eiu hohes,
schmält», abgerundetes Viereck, von obeu gesehen wie ein langes Ei. Ohrläppchen angewachseu. Bart
dicht, breit.
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Kopfmeisungen kaukasischer Völker. 221
34. Jüdischer Typus. Augen graubraun. Nase gelegen. Oberzähne übergreifend. Mund und Kinn
vorstehend. Backenknochen spitz, laug; über und unter ihnen eine (lache Einbiegung. Von den Kinnladen
gebt eine Einbiegung nach dem Kinn. Stirn senkrecht, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten
hinten ; von hinten gesehen rund, von oben oval. Bart dünn.
35. Jüdischer Typus. Augen hellgrau. Augenbrauen breit, dünn. Nase gebogen. Obercähne über-
greifend. Mund uud kurzes Kinn vorstehend. Backenknochen lang, spitz; über and unter ihnen eine tiefe
Einbiegung. Stirn gewölbt, unten senkrecht. Kopf aiu höchsten hinten, iiach zum Uinterkopf abfallend;
von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck, von oben ovaL Bart breit, dicht.
36. Jüdischer Typus. Augen gelblichbraun. Augenbrauen schmal. Nase gerade, Spitze vorstehend
und zurückgebogen. Oberzähne übergreifeud. Mund vorstehend. Kinn zurückstebend. Von den Kinnladen
geht eine gerade Eiubiegung zum Kinn. Backenknochen gross, lang; über und unter ihneu eine grosse Ein-
biegung. Gesicht in Plitteisenform. Stirn ganz zurückgebogen, über den Augeu sehr entwickelt, mit dem
Kopf verlaufend, der in der Mitte am höchsten ist; von hinten gesehen wie ein hoher, an den Enden einge-
bogener Bogen, von oben wie ein langes Oval, vorn gerade. Bart dünn.
37. Jüdischer Typt». Augen grau. Augenbrauen dicht, breit. Nase gebogen, zurückgebogene, lange
Spitze. Mond, Zähne und Kinn vorstehend. Von den Unterkiefern geht eine gerade Vertiefung zum geraden
Kinn. Stirn gerade. Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen, von oben wie ein
sehr kurzes Ei. Ohren breit. Fast kein Bart.
38. Jüdischer Typus. Augen braun. Wimpern lang. Augenbrauen dicht, fein. Nase gebogen. Zähne
vorstehend ; Oberzähne übergreifend. Von den Unterkiefern eine gerade Einbiegung zum Kinn, lieber und
unter den Backenknochen eine Einbiegung. Stirn hoch , senkrecht. Kopf am höchsten hinten ; von hinten
gesehen wie ein abgerundetes Viereck, oben etwas dachförmig, von oben wie ein hinten breiterer Sack.
Bart breit.
39. Jüdischer Typus. Augen graubraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Nasenlöcher seitwärts
geöffnet. Mund und Kinn vorstehend. Von den Unterkiefern geht eine gerade Einbiegung zum Kinn. Ge-
sicht oben viel breiter werdend. Backenknochen platt. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte;
von hinten gesehen wie ein niedriges, abgerundetes Fünfeck, von oben rund, vorn etwas spitzer. Bart schmal.
40. Rein jüdischer Typus. Augen grüngelblich. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit zurückge-
zogener langer Spitze. Nasenlöcher seitwärts geöffnet. Zähne nach innen gekehrt. Mund vorstehend. Eine
gerade Einbiegung von den Unterkiefern nach dem Kiun. Backenknochen lang, spitz; über and unter ihnen
eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht Kopf am höchsten in der Mitte. Starker Hinterkopf. Von hinten
gesehen erscheint der Kopf wie ein hoher Bogen, von oben oval, vorn platter. Fast kein Bart.
41. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen breit, dicht. Nase gebogen. Nasenlöcher seitwärts
geöffnet. Unterzähne znrückgeliogen. Mund vorstehend. Lippen dick. Gesichtsform wie ein schmales
Plätteisen. Backouknochen lang, über und unter ihnen eine Hache Einbiegung. Unter den Wangenbein-
höckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie
ein flacher goth »scher Bogen, von oben wie ein langes Oval. Bart dicht, breit.
42. Jüdischer Typus. Augen graubraun, schief stehend. Augenbrauen breit, dicht. Nase sehr breit;
Nasenspitze zurückgebogen. Backenknochen stark, über und unter ihnen eine flache Einbiegung. Unter
den Wangcubeinhöckcrn eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn eingebogen. Kopf am höchsten in der Mitte;
von hinten gesehen wie ein flacher gothischer Bogen, von oben oval. Bart breit, dicht.
43. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen schmal, fein. Nase gebogen, mit langer, zurück-
gebogener Spitze. Grosse Nasenlöcher, seitwärts geöffnet. Mund uud Kinn vorstehend. Von den Unter-
kiefern eine gebogene Einbiegung zum geraden Kinn. Backenknochen spitz, lang; über und unter ihnen eine
flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn hoch . zurückge-
bogen, über den Augen sehr entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein an
den Enden eingebogener hoher Bogeu, von olwn oval, schief, vorn eckig. Ohren breit. Bart dicht, schmal.
Mittlere Tschetschenzen.
1. Etwas jüdischer Typus. Augen gelbgrünlich. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, dick, mit langer
Spitze. Zähne nach innen gekehrt Oberzähne übergreifend. Kinn vorstehend. Gesicht in Plätteisenform.
Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf hinten am höchsten ; von hinten gesehen wie ein etwas dach-
förmiger Bogen, von oben wie ein kurzes Ei. Bart breit.
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222
von Erckert,
2. Europäisches Gesicht. Augen hellgrau. Wimpern lang. Nasenspitze dick, zuriickgebogen. Kinn
vorstehend. Gesicht wie ein sehxnaJer Keil. Unterkiefer theilen sich vorn Gesicht ab. lieber den Backen*
knocheu eine flache Einbiegung. Unter den Wangenbeinhockern eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn senk-
recht. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher, an den Enden eingebogener Bogen;
von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart blond, dünn.
3. Augen hellbraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mnnd und Zähne vorstehend. Von den
Unterkiefern eine gerade Einbiegung zum langen Kinn. Unter den Wangenbeinhöckero eine rechtwinklige
Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt, oben hervortretend. Kopf am höchsten hinten. Spitzer
Hinterkopf. Kopf von hinten gesehen wie ein an den Enden eingeborenes, abgerundetes Fünfeck, von oben
oval, vorn gerade. Bart dicht, breit.
4. Vornehmer Typus, arabisch. Augen braun. Augenbrauen dicht, breit. Nase gebogen, dick, Spitze
vortretend. Mund vorstehend. Lippen dick, lieber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung.
Stirn Benkrecht, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte. Hinterkopf stark. Kopf von
hinten gesehen wie ein hoher, enger, an den Enden eingebogener Bogen, von oben wie ein sehr langes Oval,
vorn platt, Bart sebr dicht, breit.
6. Besonderer Typus. Augen grünlicbkrauu , tiefliegend. Augenbrauen dicht. Nase gerade, schmal,
mit langer Spitze. Nasenlöcher seitwärts geöffnet. Zähne vorstehend. Gesicht keilförmig, lieber und unter
den Backenknochen eine flache Einbiegung. Kopf oben kuppelförmig. Stirn senkrecht, an den Seiten ent-
wickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein niedriges, abgerundetes Fünfeck, von
oben oval, schief. Ohren sehr breit. Bart dicht, breit.
fl. Europäische« Gesicht. An gen graur. Angenbrauen breit, dicht. Nase gerade, dick, boch. Nasenlöcher
seitwärts geöffnet. Oberzähne übergreifond. Mund vorstehend. Lippen dick. Gesicht iu Piuttcisenform.
lieber uud unter den spitzen Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn rund, unteu eingebogen-, über
den Augen entwickelt, Kopf in der Mitte am höchsten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck,
von oben wie ein langer, hiuteu breiterer Sack. Bart dicht, breit.
7. Vornehmer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht, zusammengewachscu. Nase gebogen, mit
zu rückgebogener Spitze. Nasenlöcher seitwärts geöffnet. Zähne nach innen gebogen. Mund und Kinn vor-
stehend. Von den Unterkiefern eine sehr eingebogene Vertiefung nach dem Kinn. Backenknochen voll,
übor ihnen eine flache Einbiegung. Stirn gerade, hoch, zurückgebogen. Kopf am höchsten in der Mitte; von
hinten gesehen rund, von oben fast rund, ein ganz kurzes Oval bildend. Bart dünn.
8. Besonderes Gesicht. Augen braun. Augenbrauen dicht, zusammengewaebseu. Nase gerade. Ober-
zähue übergreifend. Mund und Kinn vorstehend. Unterkiefer sich abtheihmd. lieber und unter den Bpitzen
Backenknochen eine grosse Einbiegung. Oberer Kopf sich kuppelförmig abtheilend. Stirn gerade, hoch.
Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher, an den Euden einaebogener Bogen, von oben
wie ein langer, hinten breiterer Sack, schief. Bart breit.
9. Hoher Wuchs. Gcsichtaausdrnck würdig, russisch. Augen hellblau. Augenbrauen dicht. Nase ge-
bogen mit langer Spitze. Nasenlöcher seitwärts geöffnet. Oberzähne übergreifeiid. Gesicht in Plätteiscnform.
lieber und unter den Backenknochen ciuo kaum merkliche Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen ent-
wickelt. Kopf um höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wio ein hoher Bogen, von oben wie ein sehr
kurzes Oval. Bart dicht, breit.
10. Augen dunkelbraun. Augenbrauen dicht. Nase gerade mit spitzem Zipfel. Mund und Kinn Vor-
stehern). Lippen dick, Gesicht keilförmig. Backenknochen platt. Stirn senkrecht Kopf am höchsten
hinten; von hinten gesehen wie ein hohes, abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein langes Oval. Bart breit.
11. Augen grüulichblau , tiefliegend. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Zähne vorstehend. Mund
vorstehend. Ueber und unter den grossen Backenknochen eine tiefe Einbioguug. Stirn zurückgebogen,
eingebogen, über den Augen stark entwickelt Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein hoher
gothischer Bogen, von oben oval, vorn breiter. Bart dicht, breit
12. Augen braun, tiefliegend. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, mit langer Spitze. Unter den
Waugenbeinhöckern eine rechtwinklige Einbiegung. Ueber und unter den grossen Backenknochen eine tiefe
Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte, gerade znra Hinterkopf abfallend; von hinten
gesehen wie ein hoher, schmaler, an den Enden eingebogener Bogen, von oben oval. Bart dicht, breit.
13. Augen grünlichblau, tiefliegend. Augenbrauen dicht. Naue gebogen, schmal, mit langer Spitze.
Uberzähne Abergreifend. Mund vorstehend. Gesicht keilförmig. Ueber und unter den Backenknochen eine
flache Einbiegung. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte, zum Hinterkopf in eingebogener Linie
abfallend; von hinten gesehen wie ein an den Seiten schräges, abgerundetes Fünfeck, -von oben wie ein
hinten breiter Sack. Bart dicht, breit.
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Kopfnicssungen kaukasischer Völker. 223
14. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht, zuBainmengcwachscn. Nase gebogen. Mund
vorstehend. Lippen dick. Leber und unter den grossen Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn senk-
recht. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hohes, abgerundetes l-’üüfeek, an den Enden
eingebogen, vou oben eiförmig. Bart dicht, breit.
15. Ehrwürdiges Gesicht. Augen graubraun, tiefliegend. Augenbrauen dicht, zusammcngowachseu.
Nase gebogen. Mund und Kinn vorstehend. Leber und unter den spitzen Backenknochen eine tiefe Einbie-
gung. Stirn senkrecht, oben gewölbt. Kopf am höchsten hinten; vou hinten gesehen wie ein abgerundetes
Viereck, von oben wie ein kurzer Sack, fast dreieckig. Bart dicht, breit.
16. Etwas jüdischer Typus. Augen braun, Augenbrauen breit-, dicht. Nase gebogeu, mit feiner Spitze.
Leber und unter den Backenknochen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade, zurückgebogen. Kopf oben hori-
zontal; vou hiuten gesehen wie ein flacher Bogen, ol*en dachförmig, vou olieu gesehen wie, ein langes Oval.
Bart dicht, breit.
17. Jüdischer Typus. Augen graublau. Augenbrauen dicht. Nase gerade, schmal, sehr stark vor-
stehend. Oberzähne sehr weit übergreifend. Mund vorstehend. Gesicht keilförmig. Stirn senkrecht , hoch.
Kopf am höchsten hinten; vou hinten gesehen wie ein gothischer Bogeu, von oben oval. Bart breit, dicht.
Id. Etwas jüdischer Typus. Augen graubraun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund vorstehend.
Gesicht in Plätteisenform. Leber und unter den platten Backenknochen eine flache Einbiegung. Stirn seuk-
recht. Kopf am höchsten in der Mitte. Hinterkopf spitz, sehr tiefliegend; von hiuten gesehen erscheint
der Kopf wie ein an den Enden eiugebogenes Fünfeck, von oi*en wie ein langes Oval. Bart dicht, breit.
19. Gesicht vornehm. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase grade mit spitzem Zipfel, der vorsteht.
Zähne nach innen gebogen. Gesicht keilförmig. Von den Backenknochen nach oben zu schmaler werdend.
Stirn eingehogen, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein
flacher Bogeu, von oben wie eiu breiter, hinten breiterer Sack, schief. Hoher Wuchs. Bart dicht, breit.
20. Gesichtsausdruck eiufach. dumm, russischer Typus. Augen hellgrau, blau Wimpern laug, dünn.
Nase platt, breit. Mund und Kinn vorstehend. Gesicht in Platt eiseuform. Stirn gerade, zurückgebogeu.
Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein an deu Seiten schräges Fünfeck, von oben oval.
Fast kein Bart.
21. Jüdischer Typus. Augrn graugelblich. Augenbrauen breit. Nase gebogen. Zähne nach innen
gebogen, Lippen dick. Gesicht in Plittcisenform. Stirn oben gewölbt Kopf hiuten am höchsten , steil
zum Hinterkopf abfallend; von hinten gesehen wie ein flacher, an deu Enden eiugel*ißener Bogen, von oben
sackartig, hinten breiter. Bart dicht, breit.
22. Augen grau, etwas schief stehend. Augcnbraueu dünn. Gesiebtsausdruck gutmüthig, würdig.
Nase gebogen; über den Backenknochen eine kaum merkliche Enhiegung. Iler Kopf hebt sich oben hoch
kuppelförmig ab. Stirn gerade, zurückgebogeu, filier den Augen entwickelt. Kopf hinten am höchsten; von
hinten gesehen wie ein hoher, an den Enden eingebogener Bogen, oben etwas dachförmig, von oben oval.
Bart breit, dicht.
23. Jüdischer Typus. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nasenwurzel nicht bemerkbar. Nase gebogen,
schief. Zähne nach iuueu gebogen. Uelier deu Backenknochen eine flache Einbiegung. Oberer Theil de*
Kopfes sich kuppelförmig abtheilend. Stirn senkrecht. Kopf am höchsten in der Mitte, nach hinten flach
abfalleud: von hinten gesehen wie eiu an deu Eudeu eingebogenes , abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein
schiefeB Oval. Bart breit, dicht.
24. Jüdischer Typus. Augen braun, tiefliegend. Nase gerade, hoch. Unter den Backenknochen eine
unmerkliche Einbiegung. Stirn grade, über den Augen entwickelt. Kopf hinten bei weitem höher als vorn,
hinten platt; vou hinten gesehen wie ein hohes, an den Seiten eingebogenes Viereck, von oben oval. Bart
dicht, breit.
25. Augen hellblau, tiefliegend. Augenbrauen dünn. Nase gerade, breit, platt. Backenknochen stark;
über und unter ihnen eine flache Einbiegung. Stirn gerade, über deu Augen entwickelt, zurückgebogen.
Kopf am höchsten in der Mitte; vou hiuten gesehen wie ein abgerundetes Viereck, vou oben wie ein hinten
breiter Sack. Bart breit, dicht.
20. Augen grau-braun. Augenbrauen schmal. Nasenwurzel tief eiugcschuittcn. Nase gebogeu. Ober-
zähne übergreifend. Lippen voll. Backenknochen stark, über und unter ihnen eine tiefe Eiubiegung Stirn
senkrecht, ül»er den Augen entwickelt. Kopf in der Mitte am höchsten; von hinten gesehen wie ein abge-
rundetes Viereck, oben etwas dachförmig, von oben gesehen wie ein schiefes Oval. Bart breit, dicht.
27. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen schmal. Nase gebogen. Backenknochen stark,
über und unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade, ülw»r den Augen entwickelt. Kopf am höchsten
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von Erckert,
in der Mitte, flach zum llinterkopf abfallend ; von hinten gesehen wie ein abgerundetes, unten etwa» breitere*
Viereck, von oben wie ein schiefes Oval. Bart breit, dicht.
28. Jüdischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. NaBe gebogen. Backenknochen voll , über
und unter ihnen eine tiefe Eiubieguug. Stirn vorstehend. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen
wie ein an den Enden eingebogeues, abgerundetes Fünfeck, von oben gesehen oval. Bart breit, dicht
29. Angxm braun. Augenbrauen dünn. Nase gerade. Mund und Zähne vorstehend. Gesicht keilförmig.
Backenknochen spitz; über und unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Stirn senkrecht, über den Augen ent-
wickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein hoher, an den Seiten eingebogener
Bogen, von oben wie ein kurzes Ei. Bart dünn.
30. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Backenknochen ungewöhnlich stark; über und
unter ihnen eine tiefe Einbiegung. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten ; von
hinten gesehen wie ein hohes, abgerundetes Viereck, von oben wie ein langer, hinten breiterer Sack. Bari
breit und dicht.
31. Augen dunkel, grünlichsehwärzlichbraun. Nase gebogen, mit flacher, etwas tiefer Nasenwurzel,
stark vorstehend, breiter werdend, mit flachem, breitem Zipfel. Nasenlöcher seitwärt« nach oben geöffnet.
Stirn gerade, hoch, ziemlich zurückgebogen. Kopf in der Mitte am höchsten. Hinterkopf ziemlich platt.
Ohrmuschel ziemlich breit. Augen gerade, gross, länglich. Augenbrauen stark, fast zusammengewachsen.
Backenknochen wenig vorstehend. Gesicht in Plüttjeisenform. Kopf von oben gesehen sackförmig, hinten
breiter, vorn flach gebogen.
32. Augen schwärzlichbraun. Nase kaum gebogen. Augenbrauen voll. Stirn gerade und ziemlich zu-
ruckgebogen. Kopf hinten am höchsten. Hinterkopf voll und gerundet. Backenknochen seitwärts ziemlich
spitz vorstehend; darüber ist das Gesicht eingebogen. Gesicht in Plätteisenform. Ohren breit. Kopf von
oben gesehen eiförmig.
33. Anderer Typus; dumm ausgehend. Augen braun. Nase lang, etwas schief, ziemlich hoch. Mund
stark vorstehend. Stirn fast gerade, etwas zurückgebogen. Backenknochen sehr vorstehend, daher Gesicht
unten eingefallen und mager; spitz zum Kinn verlaufend. Kopf am höchsten hinten, hinten einen flachen
Bogen bildend; von oben gesehen sackförmig, hinten breiter. Kinn ziemlich breit, flach gerundet, sich
abtheilend.
34. Ganz anderer Typus. Augen hellbraun. Kopf oben voll und breit, unten schmaler und allmalig
zum Kinn sich verengend. Stirn senkrecht, hoch, oben flach gewölbt, dann steil zum Kopf übergehend.
Kopf oiu höchsten in der Mitte; gleicbmässig nach vorn und hinten abfallend. Hinterkopf ganz platt. Von
oben gesehen der Kopf wie ein kurzer, hinten- breiterer Sack. Gesicht spitz, plätteisenfönnig. Kinn schmal
uud etwas vorstehend.
35. Dem vorigen ähnlich. Augen braun. Stirn wenig gebogen, hoch. Gesicht in spitzer Platteisen-
form. Kopf oben sehr rund und voll. Nase mit flachem Zipfel. Mund vorstehend. Lippen dick. Typus
etwas mongolisch- (nogaisch). Nase gurkenartig, am Gesicht wie angeklebt. Mund sehr klein. Unterlippe
dick. Augen mandelförmig, aber nicht schief stehend. Kein üinterkopf. Kopf oben ziemlich flach; von
oben gesehen oval.
Alle Tschetschenzen fast ausnahmslos haben schwarzes, dichtes Haar.
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
225
Genauere Beschreibung der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle III. Tioherktisen. Eigentliche Tscherkessen (Adighe).
1. Augen hellblau. Von hinten gesehen bildet der Kopf einen hohen Bogen. Stirn gerade. Ohren breit.
Haare schwor*. Nase spitz, wie bei den meisten.
2. Augen braun. Haare schwarz. Kopf von hinten gesehen rund. Ohren breit. Stirn gerade, hoch.
Kopf in der Mitte »ehr hoch. Nase gebogen, aber ziemlich platt. Bart dünn. Semitischer Typus.
3. Sehr hoher Wuchs. Augen braun. Kopf von hinten gesehen wie ein hohes, abgerundetes Fünfeck.
Genick breit. Ohren breit. Nase breit, nicht gros», gebogen, mit zurückgebogener Spitze. Stirn »ehr zurück-
gebogen, mit Kopf verlaufend. Haare schwarz. Bart dicht. Augenbrauen stark; Stirn über den Augen sehr
stark entwickelt
4. Augen braun. Nasenspitze ziemlich lang. Haare schwarz. Kopf von hinten gesehen ruud , oben
platt. Stirn gerade und in scharfem Winkel zum Kopf übergehend.
5. Sehr typisch. Haare schwarz. Gesichtsausdruek kriegerisch und räuberisch. Kopf schön, hoch,
birnenförmig. Auf der Stirn sehr starke Falten. Sehr dunkle Hautfarbe. Bart sehr dicht. Ohren gross,
breit, dick. Stirn gerade, senkrecht. Naae unten vorstehend und mit stark zur Lippe gebogener Spitze-
Augen wie mit Blut unterlaufen, hell. Sehr typischer Kopf; vom vorderen Haarrande scharf nach hinten ge-
bogen, so dass der Kopf hinten bei weitem am höchsten ist. Hinterkopf platt. Nägel breit, flach und hell.
Nase in dreieckiger Form, breit und hoch ; wenig gebogen.
0. Schönes, sympathisches Gesicht. Stirn sehr stark zurückgeneigt. Kopf hinten etwas höher als vorn ;
an den Seiten und hinten birnenförmig zum Hals herabfallend. Hals dick. Kopf von hiuten gesehen ziemlich
«chmal. Augenbrauen sehr dicht und gewölbt. Nase gerade, breit, hoch und dreieckig. Ohren nicht sehr
breit. Haare schwarz, auf dem Kopf nicht sehr stark , aber Bartbaar sehr dicht. Augen grünlich , wie mit
Blut unterlaufen, etwas schief stehend. Nägel hell, glatt, mit grossen weissen Flecken. Hüllen sehr stark
und hoch.
7. Haare schwarz. Kein Bart. Kopf platt; von hinten gesehen rund. Ohren breit Augen hellblau-
gelblich. Ganz anderer Typus wie der der Vorgenannten. Gesicht oben breit Kinn schmal. Nase grade.
Oberzähne übergreifend.
fl. Haare schwarz. Augen braun. Kopf sehr hoch. Ohren breit. Nase spitz und gebogen. Stirn
kurz, sehr niedrig, im Bogen mit dem Kopfe verlaufend, der hinten viel höher als vorn. Oberzähne zurückstehend.
9. Semitischer Typus. Augen braun. Nasenspitze lang. Kopf von hinten gesehen rund. Haare
schwarz. Bart dicht Zähne vorstehend. Stirn kurz, grade. Kopf am höchsten hinten.
10. Augen hellblaugelblich. Nase sehr spitz. Haare schwarz. Kopf hoch, rund. Stirn schmal, gerade.
Kopf hinten am höchsten.
11. Tatarischer Typus. Ohren breit, wie Flügel. Augen etwas schief stehend. Nase wenig gebogen,
dreieckig. Haare schwarz. Bart dunkel. Kopf oben platt. Stirn gerade, etwas zurückgezogen. Gesicht oval ;
oben und unten gieichmässig breit mit geraden Seitenflächen. Augenbrauen dicht und breit. Hai» sehr breit
12. Augen sehr schief stehend, blutunterlaufen, braun. Jüdischer Typus. Backenknochen vorstehend.
Stirn zorückgebogen , wie das ganze Gesicht, parallel mit dem Ilintorkopf. Kopf nach hinten zu steil an-
steigend, wie bei Nr. 5. Augen tief in grossen Höhlen liegend und sehr gross. Ohren ziemlich breit. Nase
stark gebogen, sehr lang, mit langer Spitze. Haare schwarz. Bart dicht Kopf an der Stirn sehr rund.
19. Augen braun. Kopf von hinten gesehen rund, aber mit einigen Vorsprüngen. Ohren breit. Stirn
gerade, schmal, zugespitzt. Kinn vorstehend. Nase gebogen. Überzühnc stark übergreifend. Haare schwarz.
Backenknochen Behr vorstehend. Semitischer Typus.
14. Semitischer Typus. Augen braun. Stirn sehr hoch, gerade, in scharfem Winkel zum Kopf über-
gehend. Haare schwarz. Kopf von hinten gesehen breit, rund. Ohren breit. Kinn schmal, vorstehend in
Dreiecksform. Nase gebogen, gurkenartig.
15. Angen hellblau. Nase platt. Stirn gerade. Kopf von binten gesehen wie ein hoher Bogen. Ohren
breit. Haare schwarz. Zähne vorstehend. Bart dicht.
Archiv fnr Anthropologie. JhL XIX. 29
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220
von Erekert
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Individuen mit gewöhnlichen Ziffern gedruckt,
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Zahl der gemessenen Individuen:
85 Tschetschenien,
30 Tscherkcsscn.
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KojifmesHungeu kaukasischer Völker.
229
I
IX.
X.
XI.
XU.
der Indice, der beiliegenden MeRnungntahellen.
und T.cherkc« »en.
I
100 . Genichtshöhe
(Na»enwur*el bi* Kinn)
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100 . Mittelgeaichtsbreit«
(Nasen wurzel b. Kmle »I. Oberzähn*)
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(Nasenwurzel h. Kmle *1. OWrzähnc)
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2,3
-
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1,2
| -
91
-
! 3,3
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230
von Erckert,
16. Haare schwarz. Außen braun, etwas schief stehend. Nase gerade. Kopf von hinten gesehen rund,
hoch; hinten der Kopf am höchsten. Stirn gerade. Nase spitz. Überzahne übergreife ml. Hart dicht.
Semitischer Typus.
17. Haare schwarz. Hart schwarz. Augen braun. Nase gebogen. Kopf von hinten gesehen rund und
hoch, llals breit. Stirn schmal, gerade. Kopf oben platt. Zähne vorstehend.
18. Haare schwarz. Augen braun. Kopf von hinten gesehen rund, hoch; sehr viel höher hinten als
vorn. Stirn gerade. Nase spitz. Oberzähne übergreifend. Bart dicht. Semitischer Typus.
19. Haare schwarz mit vielen ausgerupften Stellen, wie fast bei allen (statt des Hasirens). Augen
braiingrünlieh. Nase gerade, dreieckig. Kopf rund. Ohren breit. Kopf am höchsten hinten. Stirn niedrig
und ruud. Zähne etwas vorstehend.
20. Haare schwarz. Augen dunkelbraun. Nase spitz, klein. Kopf rund. Ohren breit. Stirn gerade,
hoch, über den Augeu entwickelt. Zahne etwas vorstehend.
Kabardiner.
1. Haare schwarz. Kopf von vorn gesehen viereokig. Stirn gerade, hoch. Kopf am höchsten in der
Mitte. Nase etwas gebogen. Augeu hellbraun, etwas schief stehend.
2. Kopf von hinten gesehen hoch und rund. Stirn verläuft oben mit dem Kopfe. Nas« gerade, mit spitzem
Zipfel. Augeu braun. Ohren gross. Haare schwarz. Bart dicht. Semitischer Typus.
3. Kopf von hinten gesehen rund und hoch. Stirn gerade, oben etwas vorstehend. Kopf am höchsten
in der Mitte. Augen dunkelblau. Nase wenig gebogen, spitz. Gesicht ganz oval. Haare schwarz. Bart dünn.
4. Augen braun. Kopf von hinten gesehen ründ, aber nicht hoch; am höchsten hinten. Stirn gerade,
zurückgebogen. Nasa gerade, voll. Hart schwarz, dicht. Kopf oben dnehfünnig.
5. Haare schwarz. So wie bei fast allen, stark ausgerupft oder rasirt. Augen grünlichbrnun. Kopf
von hinten gesehen rund. Uhren breit Kopf oben platt; nach vorn und hinten gerade abfallend. Stirn
gerade, zurückgebogen. Untergesicht vorstehend. Nase gerade, mit abgerundeter Spitze, (ienick breit.
Semitischer Typus.
6. Augen hellbraun. Kopf und Gesicht plätteisenfürmig. Kinn abgerundet. Kopf von hinten gesehen
ganz rund, Kopf ol>en horizontal. Stirn gerade, etwas zurückgebogen. Nase gerade.
7. Typus der wenig an Kabardiner erinnert. Augen gross, hellgrün. Lippen sehr dick. Gesichtsaus-
druck vornehm, gutmuthiß, aber wenig intelligent. Bart nicht dicht. Augen gerade stehend. Haare schwarz,
etwas gelockt, aber anliegend.
8. Augeu braun. Stirn hoch, gerade. Ohren dick. Von hinten gesehen erscheint der Kopf rund.
/ Haare schwarz, Überzähne übergreifend. Kinn sehr Bchmal. Gesicht nach unten in spitzer Dreiecksform
verlaufend.
Digitized by Google
Kopfiiiessungeu kaukasischer Völker.
231
Genauere Beschreibung- der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle IV. Georgier oder Grusiner im weiteren Sinne des Worte«.
1. Gru«iner im engeren Sinne de« Worte«.
6. Haare schwär*. Nase lang, gebogen. Augen hcUgrünlich -bläulich mit Flecken. Zähne vorstehend.
Ohren breit. Stirn huch, gerade, etwas zurückgebogen. Backen voll. Das Gesicht keilförmig. Unterkiefer
hinten dergestalt breit, da»* eine Vertiefung sie vom übrigen Gesicht abtreimt.
7. Haare schwarz. Profil senkrecht. Nase sehr gross, dreieckig, pyramidal. Ohren stehen senkrecht.
Augen gross, hellbraun. Hinterkopf platt. Kopf von hinten gesehen erscheint etwas hoch und Bteil au den
Seiten: von oben fast rund, hinten etwas breiter. Gesicht oval. Stirn kurz und allmälig zum Kopf über-
gehend, hoch nnd gerade. Augenbrauen dicht.
8. Haare schwarz. Profil nach hinten gebogen. Neb« stark gebogen , gross , unten sehr vorstehend.
Ohren gauz am Kopf anliegend. Augen hcUgrünlich. Stirn hoch, gerade, eckig au beiden Knden und nach
oben zum Kopf hin. Kopf von hinten gesehen erscheint oben rund; an den Seiten steil abfallend. Starker
Hinterkopf. GeBichtsfomi oval. Backenknochen vorstehend. Typus derselbe wie der vorstehende. Augen-
brauen dicht. Von oben gesehen erscheint der Kopf wie ein breites Oval.
9. Haare schwarz. Profil gerade. Hoher Wuchs. Augen blau. Nase leicht gebogen, mit wenig ent-
wickelter Spitze. Backenknochen vorstehend; über und unter ihnen wird das Gesicht in gerader Linie
schmaler. Hinterkopf wenig entwickelt. Kopf von hinten gesehen steil und hoch. Stirn gerade und sehr
niedrig. Ohren breit.
10. Haare schwarz. Backen sehr gross, gewölbt und roth. Augen blaugelblich. Nase schmal, gebogen,
mit lauger Spitze. Kopf sehr hoch über den Ohren hervorragend, steil hiuten abfallend und oben platt.
Starker Iliuterkopf. Obren breit und senkrecht. Stirn gerade, niedrig und eckig zum Kopf übergehend.
Gesicht schmal, vornehm, an den Seiten gerade. Kopf von hinten gesehen wie ein flacher Bogen, steil an
den Seiten abfallend. Kopf von oben gesehen wie ein kurzer, hinten breiter Sack.
11. Haare schwarz. Augen blaugrünlich. Obren breit, am Kopfe anliegend. Kopf hiuten höher als vorn.
Hinterkopf platt. Stirn gerade und zurückgebogen, etwas kurz, an den Seiten allmälig zum Kopf über-
gehend, mit geringer Einbiegung an den Schläfen. Nase gross mit Btarker Spitze. Backenknochen vor-
stehend. Gesicht oval. Kopf von oben gesehen wie ein an den Seiteu abgeschrägtes, abgerundetes, langes
Viereck, hinten breiter.
Bei allen sechs vorstehenden Individuen ein schläfriger Ausdruck.
12. Sehr typisches Gesicht. Haare duukel. Augen braun. Nase gebogen und breit Stirn platt und
zurückgebogen. Hinter köpf platt. Kopf hiuten viel breiter als vorn. Augen etwa« schief stehend.
13. Kein typischer Ausdruck. Mehr an Imerether erinnernd. Haare dunkelbraun. Angftu blau. Nase
gerade. Stirn gerade. Kopf von hinten gesehen erscheint wie ein abgerundetes Viereck; oben geruuilet.
Backenknocheu sehr stark. Stirn geht an den Seiten gerundet zum Kopf über. Geber den Hacken kuochcu
eine Einbiegung. Hiuterkopf platt. Kopf hinten viel breiter als vorn.
14. Haare sehr dunkelblau. Nase gurkenartig. Backenknochen sehr stark. Stirn gerade. Hinterkopf
platt. Kinn vorstehend. Kopf hinten breiter als vorn.
15. Haare schwarz. Augeu braun. Nase gebogen, mit sehr starker Spitze. Backenknochen »ehr stark.
Hiuterkopf platt. Kopf von hinten gesehen erscheint rund; hinten ist er breiter als vorn. Stirn eingebogeu.
10. Typisches Gesicht. Züge und Ausdruck erinnern an einen Mopshuud. Haare schwarz. Augen
hellbraun. Nase etwas platt cingesattclt und dick. Gesicht breit. Gesichtsform keilförmig zum spitzen, au
den Seiten abgerundeten Kinn. Stirn etw'as zurückgebogen und eingebogen. Backenknochen voll. Kopf
von hinten gesehen erscheint viereckig, oben gerundet; hinten viel breiter als vorn. Zähne vorstehend.
Kinn stark zurückgebogeu.
17. Ganz anderer Typus. Stupider Gesichtsausdruck. Augen blaugrünlich. Nase gerade, unten etwas
herabgebogen. Backenknocheu schwach entwickelt. Gesicht unten oval. Stirn gerade, etwas zurückgebogeu.
Der Kopf von hinten gesehen erscheint wie ein flaches Dach mit sehr steilen Abfallen nach unten, und etwas
abgerundeter Spitze; von oben steil von der Stirn nach hinten zu ansteigend; von hinten steil abfallend.
Platter Hinterkopf. Zähue etwa« vorstehend.
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232
von Erckert
IV. Georgier oder Grusiner
Nr.
2
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Ortschaft
Kopf* und Gesichts*M aaste.
1. Grusiner im engeren
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Kopfmessungen kaukasischer Völker
233
im weiteren Sinne de* Worte».
Sinne des Worte*.
66
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51,1
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79,2
Archiv für Aalhropolofli*. Bd. XIX. 30
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234
von Erckert
IV. Georgier oder Grusiner
186 124 — 146
193 135 — 160
181 118 — 138
167 119 — 145
5. Min
201 I 155 | 136 183 | 123 | 76 137 »4 106 , 28 91 I 53
201 I 150 | 130 182 130 «4 150 103 113 ; 30 | 92 61
192 | 150 I 127 187 129 63 145 106 121 33 96 59
175 156 J 125 180 118 78 140 98 101 31 87 60
192 151 122 179 116 76 141 1U5 105 29 87 54
189 i 162 132 173 116 67 144 111 115 35 91 50
194 156 127 171 120 78 135 84 104 30 88 65
185 155 120 180 119 78 | 142 83 113 32 101 55
183 147 115 174 117 80 | 134 103 103 1 33 93 62
174 151 113 180 112 76 | 135 105 106 J 32 86 | 55
1 26 Ahlras-Tumau 182 160 114
2 20 „ 180 158 125
3 20 „ 174 158 132
4 23 „ 186 151 115
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
235
im weiteren Sinne de» Worte».
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183,7
173,1
84,3
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170,5
170,5
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110,5
110,5
53,9
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61,1
5
64
39
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85,7
69,8
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155,9
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104,5
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40,5
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6
63
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62
81.4
66,4
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126,7
203,6
164,4
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142,9
115,4
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7
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64
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77,4
126,9
216,9
159,3
83,8
143,4
105.3
54,9
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56,4
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66
36
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60
78,2
61,2
78,2
129,9
168,9
169,9
87,3
113,6
113,6
59,7
77,7
69,2
9
59
34
49
58
86,8
64,9
74,8
133,9
171,4
169,8
83,0
106,7
105,7
56,3
71,7
61,8
10
30*
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236
von Krckert,
Id. Sehr dunkle Gesichtifarbe. Augen braun. Lippen dick, \or*tehend. Naw gerade mit stark her-
vortretendem Zipfel. Gesicht au den Seiten gerade, dann eckig zum schmalen Kinn sich biegend. Stirn
gerade. Kopf von hinten geseheu hoch uud bogenförmig; am lürahstcn in der Mitte. Gesicht saus-
druck stumpf.
19. Etwas jüdischer Typus. Augen etwas schief stehend, hellblau. Nase dreieckig mit breiter Basis :
der sehr lange Zipfel ist herabgebogen. Oberlippe sehr kurz. Kinn gerade. Die Nase hat zwei platte Höcker.
•Stirn gerade, sehr hoch und stark zurückgehngeu. Hinterkopf platt. Kopf oben sehr kurz und flach gewölbt.
Backenknochen vorstehend; unter ihnen eine Einbiegung. Kopf oben voll und breit. Haare dunkelbraun.
20. Haare dunkel. Augenbrauen sehr dicht. Nase gebogen mit langer Spitze. Stirn niedrig und kur*.
Hinterkopf platt. Kopf vou hiuten geseheu wie ein flacher Bogen. Gesichtsform unten oval.
21. Ganz anderer Typus (vielleicht griechischen Ursprunges). Haare schwarz. Augeu röthüchbraun.
Kim schwach gewölbt. Stirn gerade, etwas eiugebogen. Unterkiefer hinten hoch ansichend. Gesichtsform
unten eckig. Mund vorstehend. Haare sehr dicht uud kraus. Kopf olran ziemlich platt. Hinterkopf platt.
Ohren sehr klein, dünn, zart. Pockennarbig. Gesichtsfarlra sehr dunkel. Lippen platt, breit. Unterlippe
vorstehend.
2. Imerier oder Imerether.
1. Nase gerade, etwas getragen. Lippen dick. Zahne stark vorstehend. Stirn gerade uud senkrecht,
etwas eiugebogen. Haare bloud. wie es häufig bei Mingreliern verkommt, uud in Imeretien in der grossen
Ortschaft Senaki. Ilinterkopf ziemlich platt und breit, sehr steil abfallend. Gesieht unten keilförmig und
zum ganz schmalen Kinn noch scharf im Winkel zugespitzt. Augen hellblau; Augenbrauen fast weis*.
3. Gesicht zart uud breit. Sehr schöne braune Augen. Haare schwarz. Stirn gerade« niedrig, etwas
eingebogen. Untergesicht keilförmig zum sehr schmaleu Kinn. Nase etwas gurkenfortnig; etwas gebogen
mit stark hervortretender Spitze. Kopf vou hinten gesehen rund. Sehr sympathischer Ausdruck.
4. Haare schwarz. Pockennarbig. Augen dunkelbraun. Böser Gesichtsausdruck. Backenknochen
wenig vorstehend. Gesicht unten keilförmig. Nase gebogen und vorstehend. Stirn eingebogen und zurück-
gebogen. Kopf von hinten gesehen rund; hinten höher als vorn. Etwas griechischer Typus.
f>. Haare schwarz. Augen hellbraun. Das Weiwe im Auge bläulich. Bart dicht, schwarz. Augen
gross. Nase etwa» gebogen, schmal, mit breitem Zipfel. Backcukuochen vorstehend; unter ihnen eine Ein-
biegung. Augenbrauen sehr dicht, zusammeugewuchsen. Stirn über den Augeu stark hervortretend, gerade,
lang. Kopf hinten viel höher als vorn. Hinterkopf steil.
6. Haare dunkelbrauu. Augen grünlichbläulich. Stumpfnase. Nase sehr breit Stirn gerade. Hinter-
kopf gewölbt. Kopf hinten höher als vorn. Gesicht in Plätteisenform. Kinn kurz.
3. G u r i e r.
1. Ganz anderer Typus als der mingrelische und an ganz eigeuthümlich Jüdisches erinnernd. Augen
klein, gelblich braun. Gesicht oval. Untergesicht in breiter Plätteisenform. Kinn sehr schmal, lieber dcu
Backcukuochen verengt sich da* Gesicht. Stumpfnase. Nase oben platt; Zipfel kurz. Augen etwas schief
stehend. Kopf hiuten wenig höher als vorn. Stiru sehr hoch, gerade. Hinterkopf oben stark vorstehend.
Profil senkrecht. Unterlippe etwas dick.
2. Haare schwarz. Bart »ehr dicht uud dunkel. Augen hellgrau, gross. Nase gebogen , mit starkem
Zipfel ; oben sehr schmal ; unten sehr breit Ueber den vorstehenden Backcukuochen eine Einbiegung.
Stirn hoch, gerade. Kopf oben platt. Starker Hinterkopf.
4. Adshareu.
1. Nase geradr, mit herabgebogener langer Spitze. Die Nasenflügel sind so kurz, das» die Nasenlöcher
seitwärts ganz offen stellen. Zähne vorstehend. Stirn gerade uud senkrecht. Kopf von hinten gesehen rund;
obeu platt und in scharfem Winkel zur Stirn gebogen. Augen schmal, braun, etwas grünlich. Augenbrauen
dicht, gewölbt. Haare dunkel. Das unten schmale Gesieht wendet sich in scharfem Winkel spitz zum Kinn.-
2. Untergewicht keilförmig und scharf zum Kinn im Winkel abbiegend. Haare dunkel. Gesichtsfarbe
dunkel Lippen dick. Augen braun, gross. Augenbrauen gro»», stark gebogen. Zähne vorstehend. Kopf
von hinten gesehen niedrig und platt, breit; nach ol*eu hin schmaler werdend. Stirn fast gerade. Nasen-
spitze in die Höhe gebogen.
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KopfmesRungen kaukasischer Völker.
237
5. M i u g r e I i e r.
1. Harne schwarz, sehr dicht Kopf oben platt. Stirn gerade, sehr hoch und senkrecht. Gesicht lang,
au deu Seiten gerade. Untergesicht in Huchem Bogen. Bart dünn. Augen braun. Nase wenig gebogen ;
Spitze dreieckig. Lippen dick. Oberlippe vorstehend. Ausdruck böse. Mund klein.
2. Haare schwarz. Bart dunkel. Augeu blüuüchgrau mit gelbem Schimmer. Nase stark gebogen,
schmal; Zipfe) dreieckig, Mund vorstehend. Oberlippe über die Luterlippe ülwrgreifend. Backenknochen
sehr breit. Gesicht oben viel schmaler, Untergewicht keilförmig. Sehr schönes Profil. Stirn hoch, gerade,
etwas zurtickgebogen und fast in einer Linie mit der Nase verlaufend. Kopf oben horizontal. Hintcrkopf
sehr stark. Gesicht schön, vornehm.
8. Haare schwarz. Augeu graubläulich, fast l>rauu mit gelben Pünktchen. Stirn hoch, iu scharfem
Winkel zum Kopf übergehend , der oben sehr platt. Hinterkopf gross. Backenknochen sehr stark. Unter-
gewicht keilförmig, L'uterkiefer breiter als das Gesicht, darüber. Nase mit feiuetn und laugctn Zipfel. Kopf
von hinten gcschcu wie ein uiedriger Bogen; unter dem Hinterkopf eine Einbiegung. Lippen dick. I’nau-
geuehmer Gesichtsausdruck. Haare vorn tief hcruntcrgewacliscu. Kopf hinten viel breiter.
4. Haare schwarz. Bart hell und dünn. Augen grünlichgelblich. Stirn sehr hoch, gerade, in scharfem
Winkel zum platten Kopf, der hinten höher als vorn. Hinterkopf platt. Nase zart; Spitze klein. Mund
vorstehend. Oberlippe überstellend. Kinn sehr zurückstehend, aber stark sich uM heilend. Unterkiefer breit.
Augenbrauen breit, nicht dicht.
ö. Haare schwarz. Gesichtsfarbe zart. Gcsiclitsau&druck ernst, zart; Form oval, unten spitz. Backen-
knochen nicht stark. Nase mit langer Spitze. Augen schmal und gerade. Ohren sehr weit nach hinten
stehend. Stirn gerade, senkrecht. Mund vorstehend. Lippen dick. Kopf oben platt.
6. Gesicht vornehm, ernst. Augen braun. Backeuknochen nicht stark; über ihnen eine Kitibieguug.
Haare schwarz. Bart sehr dicht, Gesicht lang. Stint hoch , gerade , etwas eingebogeu. Kopf am höchsten
hinten. Nase dreieckig mit sehr grosser Basis. Kinn vorstehend. Kopf schön geformt. Ohren am Kopfe
anliegend. Oberlippe sehr kurz. Profil senkrecht. 1‘ntergesicht in Plätleisenform. Kopf oben sehr breit,
hinten viel breiter als vorn; von hinten gesehen sehr hoch und breit
7. Jüdischer Ausdruck Haare schwarz. Augen gross, brauu. Mund vorstehend. Nase fein, gebogen
mit vorstehender Spitze. Gesicht in der Mitte etwas breiter, scharf gebogen zum schwachen Kinn abfallend.
Augenbrauen gewölbt und lang, Hinterkopf hübsch geschnitten. Kopf oben platt Stirn gerade, hoch. Kopf
von oben gesehen wie ein breites Ei. Lippen dick. Oberlippe sturk vorstehend. Kinn stark vorstehend.
8. Ganz anderer, besonders zarter Typus. Gutraüthiger Ausdruck. Augen gross, geöffnet, grau, etwas
gelblich. Nase kurz, klein, dick, mit kurzem dickem Zipfel. (Was häufig bei Mingrelicrn vorkommt.)
Stirn gerade, hoch, in scharfem Wiukel zum Kopf übergehend. Hintcrkopf sehr platt. Backen breit, voll,
hängend. Profil gerade. Gesicht oben breit Haare fast schwarz
ff. Tscherkessi weher, etwas jüdischer Typus. Gesichtsfarbe gelblich. Augeu dunkelbraun. Nase ge-
bogen. Nasenlöcher seitwärts gekehrt Stirn gerade. Kopf platt, hinten etwas höher. Hiuterkopf vorstehend.
Gesicht oval. Backen voll. Nase gebogen und breit. Kinn kurz, spitz. Untergesicht in Pliitteisenform.
Ohren am Kopfe anliegend.
10. Gesichtsfarbe gelblich, blass. Haare schwarz. Jüdischer Typus. Augen etwas schief, sehr gross,
braun. Nase sehr gebogen, laug; Spitze vorstehend. Lippen sehr gross. Stirn hoch, oben gewölbt; zum
platten Kopf in scharfem Winkel übergehend. Hinterkopf platt. Kate an der Wurzel ganz platt.
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238
von Erckert
n.
Die lateinischen Nummern entsprechen der Reihe)
Indices. IV. Georgier oder Grusinei
100
. Breite
100
. Ilüho
Länge
Lunge
Indices
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Indices
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Individuen mit gewöhnlichen Ziffern gedruckt.
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Zahl der gemessenen Individuen:
21 Grusiner,
6 Imerether,
2 Gurier,
4 Adsharen,
10 Mingrelier.
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Kopfmessungeii kaukasischer Völker
23»
iiu weiteren Sinne des Worte».
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240
von Erckert
1
Die lateinische« Nauien entsprechen der Reiben
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Kopfniessungen kaukasischer Völker.
241
folge der Indicea der beiliegenden Me»«uDg*tabellen.
Archiv for Anthropologie. Dd. XIX. 3J
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242
von Krckert
V. Armenier.
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und (jesich ts*Mna»se.
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30
182
153
133
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113
—
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246
von Erckert.
Genauere Beschreibung der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle V. Armenier.
1. Gesicht oval. Stirn und Nase in einer geraden Linie. Haare kraus. Lippen dick. Augen sehr
gross, grünlich.
3. Gesicht unten eingefallen. Kinn »ehr spitz. Backenknochen breit.
5. Das Gesicht läuft spitz werdend zu dein spitzen Kinn zu.
8. Backenknochen sehr stark. Augen blau. Typus gar nicht armeuisch.
14. Her Typus ist ein durchaus verschiedener von dem armenischen, den man im Allgemeinen in Tifli»
wntrifft. Der armenische Typus überhaupt tritt sehr verschieden auf Augen röthlichbraun.
Stirn gerade. Der Unterkiefer ist so breit, das» dus Gesicht eine Birnenform aufweist. Mund etwas vor-
stehend. Haare, wie eigentlich bei allen, schwarz. Kopf ziemlich flach oben. Wenig Hinterkopf.
15. Jüdischer Typus. Angenehmer Gcsichtsausdruck. Augen braun, glanzend. Nase gerade, mit zu-
rüekgebogener Spitze. Mund vorstehend. Lippen ziemlich dick. Stirn gerade. Der obere Tlieil des Kopfes
hebt sieh kuppelförmig ab; der Kopf ist in der Mitte am höchsten. Schwacher Hinterkopf. Gesichtsfarbe
zart. Ausdruck zart und gescheut.
10. Kein an armenischen erinnernder Typus. Augen gross, dunkelbraun. Nase laug, gerade, mit sehr
hervortret euder Spitze. Stirn gerade, zurückgeliogcu. Kopf auffallend hoch in der Mitte. Backenknochen
breit. Gericht lang, eingebogen, an ein »pitzes Dreieck erinnernd. Kopf von hinten gesehen bildet zusammen
mit dem breiten Halse eine Art abgerundetes Dreieck.
17. Weib. Augen blau, oval, gross. Backenknochen breit. Unterkiefer breit, so dass das Gesicht eine
Art hängenden Eindruck macht. Kinn platt. Nase mit herabgehogeuer Spitze. Stirn gerade. Der vordere
Theil de» Kopfes oben stark gerundet. Typus (aus Kleinasien) an den erinnernd, den man häufig in Tiflis
autrifft.
18. Besonder» gemeiner Typus. Augen braun. Nase mit kleiner Spitze. Gesicht in Plütteisenfonii.
Mund vorstehend. Lippen dick. Stirn gerade und fast senkrecht. Der Kopf am höchsten in der Mitf«*.
# Kopf überhaupt hoch. Nase laug.
19. Stirn hoch, gerade, in ganz flachem Winkel zur Nase verlaufend. Augen braun. Biiekeuknoehcii
»ehr stark. Gesicht unten keilförmig. Kopf am höchsten in der Mitte.
20. Weib. Sehr typisch. Gesicht zart. Oberlippe dünn; Unterlippe herabgebogeu. Augen gros»,
braun, jüdisch , mit sehr bläulichem Weis« im Auge. Ohren stark zurückgobogen. Kinu sehr platt. Kopf
hinten etwa» höher. Schwacher Hinterkopf. Nase gebogen, mit starker spitze, aber fein und schmal. Stirn
gerade, hoch.
2t. Augen etwas schief stehend, hellgrüuliehbrauu. Nase etwas gebogen. Stirn kurz, hoch. Unterer
Theil des Gesichte» in Plätteiftenform. Kopf ol*en fa»l horizontal. Schwacher Hinterkopf.
VI. Osseten
9. Der Kopf von hinten gesehen erscheint hoch, oben etwa» breiter. Ohrläppchen uugewuch»cti. Stiru
niedrig, gerade. Kopf hiuteu höher als vorn. Backenknochen »ehr vorstehend, über ihnen eine grosse Ein-
biegung. Nase dreieckig, Spitze berabgebogen. Augen etwas schief Btchend. gross, röthlich. Das Weisse
im Auge »ehr geröthet. Augen tiefliegend. Augenbrauen in starkem Bogen. Stirn stark gefaltet. Bart
dunkel, »lieht. Haare dunkel und wie bei allen kurz geschoren. Hände und Finger dick, kräftig. Nägel
glatt und weis». Haare schwarz.
10. Kopf von hinten gesehen erscheint hoch, schmal und rund. Ohren breit. Stirn geratle. Backen-
knochen vorstehend, über denselben eine Einbiegung. Nase gebogen, gerundet, unten breit. Nasenlöcher
gross. Augen braun, mandelförmig. Gesicht unten eckig, zum Kiuu spitz zulaufend. Haare und Bart wie
fast l>ei allen schwarz. üesichtsauadruck semitisch. Zähne vorstehend. Finger und Nägel kurz ; letztere
« glatt und weise.
11. Kopf von hinten gesehen rund. Hinterkopf rund. Kopf hinten höher als vorn. Stiru rund. Nase
dreieckig, etwas platt, gelniguu und spitz. Augeu gross, hrauu. Ohren klein. Gesicht voll, etwa* breit,
uuteu oval zulaufeud. Backenknochen »ehr stark, aber platt. Haare und Hurt schwarz.
12. Kopf von hinten gesehen rund. Ohren breit. Hai» dick. Hinterkopf etwas gewölbt.. Kopf hinten
höher al» vorn. Gericht breit. Nase genule. Nasenlöcher gross, stark geöffuet. Ueber den Backenknochen
eine Einbiegung. Bart stark, kastanienbraun. Augen gross, hellbraun, etwa» schief stehend. Finger sehr
kurz, dick um! glatt, vielleicht weil der Mauti das Sclnuiedehaudwerk treibt.
13. Finger sehr lang und fast glatt. Kopf von hinten gesehen hoch Ohren breit. Nase gerade, unten
gerundet. Nasenlöcher gross Ulid geöffnet. Oberzähne nach innen gekehrt. Augen gross. Backenknochen
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247
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
stark hervorstehend ; über ihnen eine Einbiegung. Stirn gerade, Mund vorstehend. Kinn zurückstehetid.
Kopf hinten sehr viel hoher als vorn. Hinterkopf rund. Ohren Bturk nach hinten sitzend. Gesicht sausdruck
gutmüthig. Hart schwach. Angen dunkel.
14. Kopf von hinten gesehen rund. Ohren obeu sehr breit und mit grosser Oeffnung. Stirn niedrig,
gerade, kurz. Gesicht oval, breit. Nase gebogen. Nasenlöcher g»*öffnet. Augen gross, braun. Haare und Hart
schwarz, dicht. Unterzähne nach innen gekehrt. Starker Haarwuchs auf der Brust und auf den Händen.
VII. A i s s o r e u.
1. Haare schwarz. Augen rüthlichbrauii. Nase sehr dick, etwas eingedrückt. Lippen dick. Gesiebt
voll. Stirn gerade, zurückgebogen. Kopf hinten viel höher als von». Hinterkopf ziemlich platt. Ol*erlippe
stark vorstehend; Unterlippe «ehr dick.
2. Dem vorigen ähnlich, aber zarter. Adlernase. Lippen sehr dick. Augen glänzend, hellbraun.
Haare schwarz. Stirn hoch , gerade. Gesicht in IMütteiaenform. Hackenkuocheu wenig vorstehend. Kopf
oben platt. Kinn kurz.
3. Gesichtsansdruck angenehm. Haare schwatz. Augen grüulichhraun. Lippen dick. Gesicht zart,
in Plätteisenform. Stupsnase. Stirn hoch, in scharfem Winkel zum Kopf übergehend, der am höchsten in
der Mitte ist.
4. Haare schwarz. Nasenwurzel platt. Augeu schmal, braun und gross. Unterkiefer stark entwickelt.
Mund vorstehend. Untergesicht in gerader Liuie zuui Kinn sich verengend. Backenknochen wenig vorstehend.
Stirn gerade. Hinterkopf stark. Kopf hinten viel breiter als vorn.
5. Jüdischer Typus. Augen gross, braun, röthlieh. Haare schwarz. Nase gerade. Mund vorstehend.
Lippen dick. Backenknochen stark. Stirn gerade, zurückgebogen. Kopf binten höher als vorn. Gesicht
oben schmaler als uuten.
VIII. B e r g - J u d e n.
1. Echt jüdischer Typus. Kleines Käppchen auf dem Kopfe, und die Haare nach persischer und
adcrbeidschan -tatarischer Art oben in breitem Durchschnitt kurz geschoren, wie diese uralte, wohl all-
gemein orientalische Sitte sich auf den ägyptischen und anderen Steinfiguren zeigt . wobei die Seitenhaare
(zum Theil noch heute hei vielen .luden) stark entwickelt und sehr laug über den Ohren getragen wurden,
woraus die Erzählung vom falschen Smerdes erklärlich wird, uur mit »lern Unterschiede, dass er unmöglich
eine persönliche Tracht hatte einführeti können; er benutzte bloss die übliche allgemein lange Haartracht über
die Ohren verlängert. Augen braungelblich. Gesicht ganz schmal über den seitwärts stark hervortretenden
Backenknochen. Kinn zurückstebeud. Nase laug, breit. Stirn senkrecht. Kopf hinten höher ab vorn; von
hinten gesehen erscheint er rund, von oben wie ein kurzer, hinten breiter Sack. Lippen dick. Bart dicht.
2. Echt jüdischer Typus. Nase gebogen. Kopf hinten höher als vorn; von hinten gesehen wie ein
Huches, abgerundete» Viereck, von oben wie ciu kurzer, hinten breiter Sack. Untergesicht wie beim Vorher-
gehenden zum Kinn schräg zugespitzt
3. Echt jüdischer Typus. Untergewicht wie bei beiden Vorhergehenden. Mund etwas vorstehend. Kopf
von oben gesehen wie ein hinten breiter Sack. Bart wie l»ei allen dicht.
4. Jüdischer Typus. Gesichtsform wie ein breites Oval. Mund vorstehend. Kopf hinteu höher als
vorn ; von hinten gesehen erscheint er rund, von oben wie ein kurzer, hinten breiter Sack.
5. Jüdischer Typus. Kopf hinten höher als vorn; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck,
oben gerundet ; von oben gesehen wie ein hinteu breiterer, vorn altgerundeter Sack.
ö. Jüdischer Typus. Stirn senkrecht. Lippen stark. Untergewicht keilförmig. Kopf am höchsten in
der Mitte; von hinten geseheu erscheint er rund, von obeu wie ein hinten breiter Sack. Alle diese Juden
tragen kleine Käppchen, und sind nach persischer Art geschoren.
7. Gesicht ziemlich länglich. Kopf von hinten gesehen hoch. Nase dreieckig, gerade. Stirn hoch.
Hinterkopf gauz platt. Augeu braun. Haare schwarz.
•*. Grosse gebogene Nase. Stirn niedrig, gerade. Kopf von hinten gesehen hoch. Augen hrauugriin-
lich. Gesichtsausdruck jüdisch (Oebirgs- Jude). Stirn kurz. Kopf vou oben gesehen wie ein sehr kurzes
Ei. Naaeuspitze dick.
9. Nase gebogen, »ehr lang. Stirn niedrig, kurz. Kopf von olicn geseheu eiförmig. Augen braun-
grünlich. Mund vorstehend.
10. Haare schwarz. Kopf von oben gesehen oval. Kein Hinterkopf. Augen braungrünlieh. Mund
vorstehend. Kinn kurz, üesichtsforra oval. Nase gerade. Stirn niedrig. Nase breit.
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inrsfM rj.linl | lirnrhy ceplial | hrpert'rmhv,<'|ihal I ultralmchyrepha]
248
von Erckert
I.
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VII.
Die lateinischen Nummern entsprechen der Keilui
Indicea. V. Armenier. VI. Osseten
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
249
olge tler Indices der beiliegenden MemungsUIxillen.
."II. Aissoren. VIII. Herg-Juden.
HX) . Gesichtflhulm
(Nasenwurzel bis Kinn)
HK) . Mittelgesichtsbreite
(Nasenwurzel 1». Kn«le «1. OWrföhno)
100 . Mittelpcsielitsbreite
(Niwnwurz.4 1>. Emlo i!. OWrxkhno)
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I
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX. 32
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Referate.
8. Neue Werke über die älteste Bevölkerung Kleinasiens.
1. Pauli, Carl, Eine vorgriechische Inschrift
von Lemnos. Leipzig 1886 (Barth), 81 S.
in 8". und eine Tafel.
2. Petersen, Eugen, und Luschan, Felix v.,
Reisen in Lykien, Milyaa und Kibyrati», aus-
geführt auf Veranlassung der österreichischen
Gesellschaft für archäologische Erforschung
Kleinagien* unter dienstlicher Förderung durch
Seiner Majestät Raddampfer Taurus Comraan-
daut ßaritz von Ikafalva beschrieben und
herausgegeben. Mit 40 Tafeln und zahlreichen
Illustrationen im Text. Wien 1889 (Carl Ge-
rold'» Sohn) = Reisen im südwestlichen Klein-
arien, beschrieben und herausgegeben im Auf-
träge des k. k. Ministeriums für Cultur und
Unterricht. Bd. II. 226 S. in Fol. u. XL Tafeln.
Obwohl dieses Referat sich in erster Linie mit
Felix von Luschan’s epochemachenden anthro-
pologischen Beiträgen zum II. Bande der eben
citirten „Reisen in Kleinasien“ beschäftigen soll,
schien es doch gerathen, eine bisher nicht gewür-
digte kleinere Schrift de» Etruskologcn C. Pauli
gleich mit zu besprechen ; denn es wird sich zeigen,
dass v. Losch an und Pauli auf gaöz verschiede-
nen Wegen zu nahezu dem gleichen Resultate ge-
langt sind, und das» wiederum von ganz anderer
Seite her der Verfasser dieses Referate», der dem
gleichen Problem zu Leibe ging, zu Ergebnissen
kam, welche in überraschender Weise die For-
schungen Luschan's und Panli’B bestätigen, er-
gänzen und zu ungeahnter Einheit verbinden *)•
*) Meine diesbezüglichen Arbeiten sind:
Die suraero-akkadmehe Sprache und ihn- Verwandt-
schaft» verhaltmB»* (S. 16t bi* 17», 193 bi« 221 and
323 bi* 342 de* I. Bande* der von mir begründeten
Zeitschrift für Keilschrittforschung), Leipzig l»H4, darin
B. 330 bi* 340 (im Separat-Abdruck 8. 53 bis #3) der hier-
her gehörende Excurs über eine neue, die sogenannte
alarodiache, Sprachfamilie, *u der ich itn fernen Weiten
auch das Baskische zahlte.
Th. Linschmsnn , Die Bedeutuug der ba«kisch-
iberischen Forschung, Nachschrift: Vergleichung der
Um nun gleich zu dein oben erwähnten Reise-
werke zu kommen, mit dessen prächtiger Aus-
stattung sich die österreichische Regierung ein
schönes Denkmal gesetzt hat, so zerfallt dessen
hier zu besprechender zweiter Band in dreizehn
Capitel, von denen die Mehrzahl in kürzerer Weise
und meist aus der Feder E. Petersen'» die Reise
seihst schildert (so z. B. Cap. 1 „Von Makri nach
Gjölhaschi“; Cap. 2 „Trysa, Kyaneai, Iloirau“
Cap. 3 „Myra, Andriake, Sura“ ; Cap. 4 „Kekowa
und Umgegend“; Cap. 5 . Antiphcllos“ : Cap. 6
„Limyra“; Cap. 9 „Gjölbaschi, Adalia, Elmaly“;
Cap. 10 „Von Trysa nach Elmaly“ ; Cap. 11 „In
der Myliaa“ und Cap. 12 „Von Elmaly nach Ki-
byra“), natürlich überall mit besonderer Berück-
sichtigung der archäologischen Erforschung der
betreffenden Gegend. Zwei Capitel dagegen sind
es, welche sich in mehr als einer Hinsicht («o auch
schon, was den Umfang anhingt) von den übrigen
abheben, nämlich das siebente (bearbeitet von
einem weiteren Theilnehroer an der Reise, Loewy),
Rhodiapolis betitelt, S. 76 bi« 138, worin die
griechische Rieseninschrift des Opramoasbaue»,
deren Text allein die Seiten 82 bi» 101 (Umschrift
in gewöhnliche griechische Buchstaben Seite 102
bis 115) einnimmt, publicirt und besprochen wird,
und das dreizehnte (und letzte) von Felix v. Lu-
»chan, „Anthropologische Studien“, S. 198 bis 226
(nebst Tafel XXXII bis XL). Ausserdem bat
v. Luschan noch Cap. 8, „Die Chimaira“ (Erd-
feuer von Yanar-tasch in den Solymer Bergen) zu
baskisehen Zahlwörter mit den sumerischen und alaro-
dischen (Mittli. von mir au Herrn L.) Zeitsclir. Euskara,
Jahrg. 1 (Berlin IHSßJ, B. 3.
Bildlich die „Nachschrift“ meines Referates über
neue Werke über die Urheimat h der Imlogormaaen. iu
dieser Zeitschrift, 1833, 8. 167, wo ich auch die „Li*
gurier und Ktrurier wie die älteste Bevölkerung Griechen-
lands'* (also noch vor dem Erscheinen von Pauli'»
Schrift!) zur alarodisclien Spruch- und Völkergruppe
rechnete, und verschiedene Stellen meines Werke» „Ge-
schichte Babyloniens und Assyriens" Berlin 1885— 1889.
32*
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252
Referate.
dem zweiten Bande geliefert, wodurch endlich die
griechische Mythe von dein in den lytischen Bergen
hausenden und feuerspeienden Ungeheuer ihre be-
friedigende Erklärung findet.
Die erwähnte Inschrift, welche mehrere Seiten
des Opramoasbaues bedeckt, ist eine Sammlung
von 6t Urkunden, darunter 12 Kaiser-, 19 Statt-
halter- und Procuratorenbriefe und 33 Bundes-
beschlösse, die sich alle auf die Verdienste eines
Mannes beziehen und hier wie zu einem Archive
vereinigt wurden, eben jenes Opramoa«1), nach
dem man passend den ganzen Prankbau nennt,
des Sohnes des Apollonios und Urenkels des Kal-
liades. Es werden darin viele lykiscbe Städte
erwähnt, so Üinoanda in Kabalieo, Kalyuda, Krya
(neben Kryassa), Telinessos, Kadyunda, Arvkanda,
Aperlai. Akalihsoa u. a., deren eigentümliche
Nnmenförmnng uns weiter unten noch beschäftigen
wird, ferner worden Hadrian, Autoniuus Pius und
andere Kaiser dieser Zeit erwähnt, was also in das
zweite nachchristliche Jahrhundert als Abfassungs-
teriuin führt; auch wird auf ein Erdbeben, womit
nur das vom Februar 142 n. Chr. gemeint sein
kann, angespielt.
Doch so interessant diese Inschrift »ach nach
den verschiedensten Seiten hin sein mag und so
Manches auch an diesem Ort noch über sie zu
sagen wäre, so ist für uns heute weit wichtiger
das letzte Capitel, in welchem Felix von Luschan
die so hoch bedeutsamen anthropologischen Ergeb-
nisse jener klein asiatischen Forschungsreise uieder-
gelegtbat*). Im Hinblick auf dieses Capitel heisst
es in der Vorrede, das» es klar ist, dass nur ein
genaues Studium der somatischen Verhältnisse es
dermaleinst ermöglichen wird , zu einer sicheren
Erkenntnis» der Yölkermischungen Kleinasiens zu
gelangen; denn ohne ein solches würde G. Rosen
Recht behalten, welcher es ofTen ausgesprochen
hat, was sonst meist nur zwischen deu Zeilen der
gelehrten philologischen Arbeiten zu lesen ist,
dass nämlich zu den leider keine Lösung mehr
verhei&cenden Problemen dasjenige der ethnogra-
phischen Verhältnisse Kleinasiens gehört. Die
Vorrede schliesst sodann mit den Worten: „Es
sollen hIso in dem letzten Capitel dieses Bandes
Zum Namen vergleicht Loewy Vrainmooo (pisl-
disch), Kidramuas, Moagctes (und Bachofen, das
lykisch« Volk. B. 1», 6); die*?* kleinasiatische Element
Mo«- erkenne ich auch in dem bekannten lydiseheu
Konigsnamen Myattes (ursprünglich etwa 3Ioa-Oate
und also mit Moageten eiuiach identisch).
a) Wem der zweite Band des grossen Beistwerkes
nicht zugänglich ist, der findet in der auch einzeln zu
habenden ersten Nummer des fünfzehnten Baude* der
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
(Berlin IHM, Preis I Mk. 20 Pt), 8. 47 bis 00, eine
Art Auszug aus der Feder F. v. Luschan’* *e]b*t
unter den« Titel: Herr I>r. v. Luschan: Ueber seine
Reisen in Kleinasien (7. Januar 1BH8) — darin das An-
thropologische 8. 51 bis 57 (bezw. 58 oben).
nur einige Resultate anatomischer Betrachtung
niedergelegt werdeu; Anknüpfungen an historische
Thatsachen und an philologische Studien sind durch-
aus vermieden, können aber vielleicht um so eher
von anderer Seite erwartet werden-“ Ich freue
mich um so mehr, au letztere Worte dies Referat
anzuknüplen . als sich in demselben zeigen wird,
dass Pauli's uus dem Fundort der etruskischen
Inschrift in Lemnoa und der kleinasiatischen Orts-
namen und mein» aus den Keilinschriften durch
linguistische Folgerungen entnommenen Resultate
mit den auf anthropologischem Wege von Felix
v. Luschan gewonnenen in schönstem Einklang
stehen und so jeder von uns dreien durch die beiden
auderen das Seinige, das allein noch nicht die
gewünschte Beweiskraft haben mochte, l>estätigt
siebt, die skeptischen Worte Rosen'* aber zu deu
glücklich überwundenen Standpunkten gerechnet
werden dürfen.
Ara interessantesten und für unsere Zwecke
am wichtigsten ist vom Capitel F. v. Luschan*»
der Anfang (S. 198 bi* 213): „Die Tachtadscby
(d. i. Bretmacber, eine türkische Benennung) und
andere Ueberreste der alten Bevölkerung.“ Dann
folgt nur noch (S. 213 bis 223) ein kleinerer Ab-
schnitt über die [nicht mit den türkischen Jürüken
(Turkmenen) im östlichen Kleinasien zu ver-
wechselnden) Jürüken (d. i. Nomaden), die
physisch mit den Zigeunern verwaudt sind und
neben dem türkischen ein noch unbekanntes Idiom,
ihre eigentliche Sprache, reden; ihre Sitte, die
Köpfe der Kinder durch binden umzugestalten, ist
jetzt im Ahnehmen begriffen. Mit einigen Notizen
über mittelalterliche Gräber in Lykien (S. 223
bis 225), woran sich noch S. 225 und 228
Messungstabellen über die lykischen Tachtadscby,
die Jürüken und die lykischen Zigeuner reihen,
schliesst das Capitel, dessen ersten Theil wir nun
genauer aualysiren wollen.
Die Tachtadscby werden von F. v. Luschan
mit Recht als die Nachkommen einer vorge-
schichtlichen Bevölkerung betrachtet; er schätzt
sie auf circa 5(H)Ü Seelen. Sie sprechen heute nur
türkisch, wohnen im Gebirge in Filzzelten und sind
uusscrlich Muhammedaner. Doch trinken sie Wein
und essen Schweinefleisch, auch gehen ihre Frauen
un verschleiert, leben aber dabei ganz ehrbar. Des-
halb werden sie auch vou den wirklichen Muham-
medanern als Kufir, d. i. Ungläubige, bezeichnet,
und es werden ihnen von denselben nächtliche
religiöse Orgien augediebtet. Die Namen Ali,
Hassan, Achmed und Mechmed sind bei ihnen
häufig, Omar, Bekir (vergl. Abu Bakr) und Osraan
dagegen sind perhorrescirt. Dies und der Umstand,
dass sie Alawi (d. i. Aliden) genannt werden, lässt
auf eine gewisse Beziehung ihrer Religion mit der
muhamincdanischeu Secto der Schiiten schliosaen,
genügt aber nicht, um ihre höchst eigentümlichen
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Referate.
253
religiösen Anschauungen und Gebräuche au er*
klären. Sie lehren vor Allem ein guten und daneben
ein böses Princip (letztere« als Pfau verkörpert
gedacht, wie sie auch Hasen und Truthübuer für
böse Dämonen halten), ferner Seeleu Wanderung;
Mü'C8, David, Jesu« und Ali sind ihnen nur ver-
schiedene Incarnationen desselben Wesen«. Bei
ihren nächtlichen religiösen Zusammenkünften
scheint die Hervorrufuug hypnotischer Zustüude
eine Holle zu spielen. Nimmt man das und noch
andere mehr unwesentliche Züge zusammen, so
ergiebt sich, wie Luschun zeigt, eine auffallende
Verwandtschaft ihrer Religion mit der der Fellach
oder Ansarijeh in Xordsyrien, der der kurdisch
redenden Kysylbasch in Westkurdistan und der
der Jeziden im mittleren und oberen Mesopota-
mien. Gewiss gehören hierher auch noch die von
F. v. Luschan wohl nur vergessenen Drusen im
Libanon. Was aber das Merkwürdigste ist, so
stehen diese alle auch in gegenseitiger physischer
Verwandtschaft; all diese geheiinuissvollcn Sectirer
stimmen nämlich körperlich fast vollkommen unter
einander überein , und es bestehen kaum irgend
welche anatomische Unterschiede zwischen den
tvkischen Tacbtadschy und den niesopotamiseken
Teufelanbeteru oder Jeziden, trotz der grossen
räumlichen Entfernung, indem «ic gleichmütig
durch ausserordentlich hohe, sowie entsprechend
kurze bezw. breite Schädel (hy psibrachycepbal
lautet hierfür der anthropol. terrn. techn.) ausge-
zeichnet sind 1). Luschan nimmt sie deshalb and
wie ich glaube, mit vollem Rechte, als die zerstreuten
Reste einer gemeinsamen uralten heidnischen Cultur
in Anspruch. Ich möchte hierzu auch noch die
Ueberreste alten Heideuthums im inesopot&mischen
Harran (llaran der Genesis), von denen die ara-
bischen Autoreu in den ersten Jahrhunderten des
Islam berichten, zählen7). Mit anduren Worten,
Luschan betrachtet sie alle zusammen als die
Reste eines vorhistorischen Volkes, von welchem
uicbt einmal der Name bekannt ist, und fügt noch
hinzu, dass „ebenso wie man nach späteren Replikeu
ein altes längst zerstörtes Kunstwerk wieder gleich-
sam reconstruircn kann, es vielleicht einmal mög-
lich werden wird, auch dieses längst verschollene
*) Aehniich die Bektasch in Elmaly (auch eine Beete,
aber Stadtbewohner).
2) Vergl. Aug. Müller, Der Islam, Bd. I (Berlin
1885), 8. 513: „Fant so alt wie die orientalische Welt
überhaupt hatte sich dies vermeintliche Wissen (die
Astrologie) besonders in den Kreisen der »jrischeu
Heiden von Harran erhalten , die einige Jahrzehnte
nach Ma’imin (Anfang des 9. Jahrhunderts n. Ohr.)
den Bitz ihrer Tlmtigkeit ebenfalls nach Bagdad ver-
legten ... — ein charaktervolles Geschlecht, welches,
den trefflichen Thübit Ilm Kurra au der Spitze, Glau-
ben und Wissen der Vorfahren aller islamischen Ver-
ketzerung zum Trotz noch lange mannhaft, vertreten
hat." Harrün (Carrhae der Claasiker) war in grauester
Vorzeit gleioh LTr ein Heiligthum des Mondgottes Bin.
Volk au» seinen Resten Wiedererstehen zu lassen1* J).
Dass die« Volk die Hethiter waren , darüber kann
nach den neuesten Fuudeu, sowohl archäologischen
nl« insbesondere linguistischen, kaum mehr ein
Zweifel sein, wie weiter unten sich noch genauer
zeigen wird.
Doch kehren wir zunächst wieder nach Klein-
asien, bezw. Lykien, zurück. Wie die anthropo-
logischen Untersuchungen v. Luschan1« ergeben
haben, finden sich unter den lykischen türkisch
redenden Muhammedanern wie Griechen verschie-
dene Typen, kurz- und laugköpfige (brachy- wie
dolichocepbale, letztere den ursprünglich griechi-
schen, indogermanischen Typus darstellend), woraus
mau ja keinen Mittelwerth berechnen darf7). Kurz-
um! hochköpfige (hypsi - brachycephale) sind am
reinsten im Hochgebirge und in schwer zugäng-
lichen Gegenden oder unter abgesonderten Secten
(eben den Tachtadscby, siehe oben) und ergeben
sich schon deshalb als Nachkommen einer vor-
griechischen Bevölkerung.
Dazu stimmen die Funde in alten Gräbern,
wenn auch leider durch die Gräberraube die meisten
Schädel vernichtet worden sind ; so zeigt z. B. ein
Schädel aus einem Grabe in Limyra mit Ivkischer
Inschrift deutlich den hypsi-hrachycephalen Typus.
Daneben ergeben die Messungen in Phinekn
(Limyra) und der OstkUste Lykiens für ein Viertel
(gegenüber */«• welche altgriechischen Typus auf-
wiesen) lange, schmale und niedrige Schädel, von
vorn nach hinten gluichsam verschoben, wobei
künstliche Verbildnng aus verschiedenen Gründen
gänzlich ausgeschlossen ist: ebenso waren unter
93 modernen Griechenschädelu aus Adalia 5 eben
solche, während der übrigen wenigstens Anklänge
zeigte. Dies ist der semitische Typus, wobei zu
beachten, dass, derselbe dein dolichocephalen (alt -
griechischen) und hypsi-bracbyccphalen gegenüber
auf ein enger begrenztes Gebiet beschränkt ist,
eben die Umgegend von Adalia und die Ostküste
Lykiens, also der Küstenstrich vom Chelidonischen
Vorgebirge in Süden bis nördlich zum alten
Attalia, was mit den historischen Thatsachen
(phönizische Besiedlung Kleinasiens nur an einigen
Theilen der Südküste) stimmt. Auch die bei den
Fraueu iu Adalia (wie auch noch östlich davon in
AlajaJ herrschende Sitte, das Haupthaar in 30
bis 40 Flechten zu tragen, erinnert sofort «u
archäisch- semitische Darstellungen; dazu kommt
weiter, dass nach Luschan auch die Männer
(Griechen) dort vielfach semitisch nussehen. Endlich
erinnert Luschan an ein höchst interessantes
Fragment des griechischen Dichters Choirilos,
1) Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde,
a. a. O.. S. 54.
2) Die &ehr häufigen dolichocephalen Muhamme-
daner Kleinaflieun sind Nachkommen der alten (ein-
gewanderten) Griechen.
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254
Referate.
wovon „Leuten, Staunens werth anzu*ehen, diepböni-
kisch reden und in den Solymer Borgen wohne»,
an dem weiten See, struppig auf dem Scheitel,
mit radförmiger Schur, aber darüber als Helme
abgezogene, im Rauche gedörrte Pferdegesichter
tragend*", die Rede ist l\
Sehen wir uns mich dieser Abschweifung auf
die Semiten nun im übrigen Kleinasien nach anthro-
pologischen Verwandten der hypsi-brachycephalen
Urbevölkerung Lykiens um, so treten uns da vor
Allem die Armenier entgegen. Damit, dass
v. Losch an auch dies nachweist, gewinnt er für
einen grossen Theil Kleinusicns eine Urbevölkerung
mittlerer Statur, von dunklem Teint, dunklem
schlichtem Haar, dunklen Augen (also ganz der
Dissentistypus der Herren Hia und Rütimeyur);
genauer: die ganze südliche Hälfte Klein-
asiens3), im Nordosten über den Kaukasus hinaus,
im Osten bis an den oberen Euphrat, Nordgrenze
dagegen noch unbestimmt, vielleicht aber bis aus
Schwarze Meer. Auch für Syrien ist v. Losch an
iin Stande, einen hypsi-brachycephalen Typus
neben dem semitischen nachzuweisen, dessen Haupt-
Ritz im Libanon3) ist; im ferneren Nordosten ge-
hören z. B. die Galtscheu und eine Reibe von anderen
Völkern Ferghanas (vergl. Ujfalvy) hierher.
Soweit die anthropologischen Resultate F. v. Lu-
scban's über Kleinasien. Von hoher Bedeutung
ist davon Zweierlei: einmal, dass der kleinasiatische
Urtypus, der hypst-brochyccphale, bis nach Syrien
sich erstreckt, und zweitens, dass auch die Armenier
denselben aufweisen. Dasjenige Volk, welches nach
den neueren historischen Forschungen sich von
Nord Syrien bis zur Westküste Kleinasiens in mehr
oder minder deutlichen Spuren nach weisen hisst,
sind die Hethiter, ein entschieden weder semi-
tisches noch indogermanisches Volk*); und dass
die Armenier erst seit den iranischen Einwande-
rungen des siebenten vorchristlichen Jahrhunderts
indogermnnisirt. worden sind (Ähnlich war es mit
den Kurden der Fall), während sie vorher eine
mit dem heutigen Georgisch und wahrscheinlich
*) v. Lunch au weint noch auf ilie „sicher noch
altere Vase, Furtwftugler Nr. 1«97* zu obiger Stelle
des C beinlos hin ; bei letzterem war von den Bchaaren
die Rede, die Xerxes gegen die Griechen führte.
*) Vergl. dazu weiter unten das ganz gleiche Er-
gebnis* Pauli* s.
*) Vergl. dazu ilas oben von mir über die Drusen
Bemerkte.
*) Vergl. den interessanten Aufsatz A. H. Sayce’s:
.The mooument* of tbe llittite*“, Trans. Bibi. Arcb.
Hoc., Vol- VII (lß«ö), p. 24# — 293 (nebst Kartei. Für
ganz verfehlt sind die Resultat« des Aufsatzes: .Iranian
names arnong the Hetta“ von Rev. C. J. Ball (Proc.
Bibi. Arch. 8oc., X, laß«, p. 424 — 43«) zn halten; da-
gegen stellt Bayce richtig einige sprachliche Er-
scheinungen hethitiaoher Eigennamen mit solchen
der aHarmeni sehen (vorindogerman.) Inschriften zu-
sammen.
auch mit dem bis jetzt leider nur aus Eigennamen
bekannten Hethitisehen *) verwandte Sprache rede-
ten, geht bis zur Evidenz aus den von Sayce und
Guyard entzifferten armenischen Keilinschriften
von Van hervor.
Doch bevor ich diese historisch - linguistischen
('oiucidenzen weiter ausführe, sei der Inhalt des
zu Anfang dieses Referates dem Titel nach ange-
führten Büchleins von C. Pauli kurz angegeben.
Denn dieser Forscher kam durch eine Analyse
kleina-ifttischer Ortsnamen zu einem ganz ähnlichen
Resultat wie Luschan durch seine anthropolo-
gischen Messungen, -dass es nämlich in Vorder-
asien eine Yölkerecbicht gegeben hat, die weder
semitisch noch indogermanisch war und zu der
eben die Lykier, Karer und Lyder gehörten“
(Pauli, a. n. (X, S. 72), mir dass ihn dabei seine
Untersuchung noch über die Grenzen Kleinasiens
hinaus, aber nicht, wie es bei v. Luschan der
Fall war, nach Osten, sondern vielmehr nach Westen
zu führte, was er in folgenden Sätzen zusannnen-
fasste (S. 73): „Die Sprachen der Pelasger auf
Lemuos (der bekannten der Troas gegenüberlie-
genden griechischen Insel) und der Etrusker sind
nahe verwandt mit einander.“ (Vergl. dazu die
Angaben der Alten über die Nationalität der
letzteren wie auch die weitere Angabe, die Tyr-
rheuer seien aus Lydien gekommen, S. 73 unten);
ferner (S- 74 oben) „eine Verwandtschaft dieser
letzteren (nämlich der Spracheu der Lyker, Karer
und Lydier) mit dem Pelasgisch-Etruskischen lä«st
sich nach dem Gesagten mit grosser Wahrschein-
lichkeit vermuthen u, und einige Zeilen weiter: „Es
stellt sich aber als letztes Resultat die doreinstige
Existenz eines grossen weithin verbreiteten pel alo-
gischen Sprachstammes heraus, dessen am
weitesten nach Westen vorgerückter Zweig die
Etrn«ker waren.“
Wie kam nnn Pauli zu diesen kühnen, aber
zweifellos richtigen Aufstellungen, die sich in Vielem
so merkwürdig mit denen v. Luschan's berühren?
Das ging so zu. Auf der oben erwähnten Insel
Lemnos wurde vor wenigen Jahren eine in archai-
schen griechischen Zeichen geschriebene, aber der
Sprache nach nicht griechische Inschrift, die aus
dem siebenten vorchristlichen Jahrhundert stammt,
gefunden. Sie lautet in Transscription:
A. I. erirfho teronaith
sialpsvcis ans
maras m ans
II. holaie s naphoth siasi
l) Nur Ja*« die Pronominalsuftixe der ersten und
zweiten Person Bing, -mi und -ti lauteten, was durch-
aus mit dem georgischen mi und si („ich“ und „du“)
ülwreriustimnit, lässt sich au* einer kürzlich gefundenen,
aus Rcseph stammenden lietli irischen Tafel in Keil-
»chnftcharakteren «cb dessen.
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Heferate.
255
III. vawalanial zeronai tnorinail
aker tavarzio
zitai
B. I. rot m ha rat io zitai eptezio (?) arai tiz (?)
phokels (?)
zitai ariz sialpsriz mtraztn ariz aotuai
II. holaiezi phokiasiate zcronaith et ist ho
toveroma .
Sofort hatte Pauli erkannt, dass die Sprache
der Inschrift, wenn nicht mit dem leider immer
noch nicht vollkommen entrütbaelteu Etruskisch
geradezu identisch, so doch nahe verwandt sein
müsse *). Nachdem nun Pauli die Annahme, dass
dieselbe der einstigen thrakischen Bevölkerung der
Insel angehöre, zurück wei»t, da ja die ans be-
kannten Ueberreste des Thrakischen sicher indo-
germanisch, und noch specieller eranisch seien*),
erbringt er sodann , der treffliche und bewährte
Erklärer etruskischer Inschriften, den, wie mir
scheint, unantastbaren Nachweis, dass die Sprache
dem EtruBkischeu so nahe wie nur möglich stehe
und die Inschrift somit nur den tyrrhenischen
Pelasgern angehören könne (S. 30 bis 40). In
fast zu vorsichtigerWeise fasst Pauli dies Resultat
in die Worte: „Es wäre voreilig ..., nun aus dieser
einen Inschrift schon schliessen zu wollen, da«s
dereinst auf Lemnos Verwandte der Etrusker ge-
wohnt hätten ; dazu würdeu doch erst noch weitere
Inschriften reicheres Vergleichungsmaterial bieten
müssen. Aber das kann man doch jetzt bereits
s&geu, dass das Etruskische mit der Sprache unserer
Inschrift sehr zahlreiche und sehr unffrllige Ver-
gleichungspunkte bietet“ *). Unter dieser (wie ich
glaube unnötbigen) Reserve geht nun Pauli daran,
die sich daraus für dio Ethnologie des Alterthums
ergebenden Folgerungen zu ziehen, wna er mit den
Worten einleitet: „Wir hätten dann also die Be-
stätigung der alten Ucberlieferung. dass die Etrusker
pelasgischen Stammes seien, und damit würde dann
die vielberühmte Pelasger frage aufgerollt sein“
(S. 41).
Schon auf S. 10 seiner Schrift erwähnt Pauli,
dass nach den ausdrücklichen Angaben der Alten
dereinst auf Lemnos nnd den benachbarten Inseln
thrakische Stämme gewohnt hätten, nämlich Sintier
auf Lemnos, Saier auf Saiuothrake ; ebenso bestimmt
’) Unabhängig von ihm hatte im gleichen Jahre
der norwegische Gelehrte 8. Bunge in «einer
Schrift: „Der Ursprung der Etru»k»*r durch zwei lem-
nische Inschriften erläutert", dasselbe erkannt, wenn
er auch andere Folgerungen als Panli daran* zieht.
*J Mit Hinweis vor Allen» auf IV de Lagarde’s
Gesammelte Abhandlungen, 8. 27H bis 2H3 ; der be-
treffende Abschnitt bei Pauli fällt die 8. 19 bis 29
seiner Schrift.
8) Meinem Dafürhalten nach lausen dieselben keine
ander»* Erklärung zu : für den . der sehen will, genügt
das von Pau|i Beigebrachte vollständig.
aber sei überliefert, dass im 6. Jahrhundert, als
die Griechen sich dieser Inseln bemächtigten, dort
tyrrhenische Peius ge r wohnten. „Die Sintier (so
fährt S. 20 Pauli fort) rind die frühere Bevölke-
rung, die tyrrhenischen Pelasger die spätere; jene
kennt auf Lernuos Homer und zugleich schon die
Phryger in Asien, die Wanderung der thrakischen
Stämme (Her. 7, 73. wonach auch die Phryger von
Thrakien her eingewandert seien) ist also damals
bereits geschehen.“ Nun sind (vergl. schon oben)
die Thraker, wie die Glossen der Alten und die
Eigennamen lehren, entschieden Krim i er , und
waren es wahrscheinlich (vergl. die Orte- und Per-
sonennamen) schon, soweit zurück wir überhaupt
Kunde haben. Ob aber die interessante Notiz
Herodot’s, der im fünften vorchristlichen Jahr-
hundert lebte, dass „die Phryger, wie die Mace-
donier versichern, so lange sie in Europa mit den
Macedoniern zusammen wohnten, Briger hiessen,
und sich erst nach ihrer Ucbersiedelung nach
Asien Phryger genannt hiitteu“ *), nicht eine miss-
verstandene Erinnerung nn die Kimmeriereiufulle
des siebenten vorchristlichen Jahrhunderts und die
gewiss erst dadurch erfolgte theilweisc Kranisirnng
Westkleinasiens ist*), ist nach den neuesten Er-
gebnissen der Keilschriftforschung durchaus nicht
unmöglich. Im Jahre 678 tauchen nämlich die
eranischen Gimirri oder Kimmerier zuerst im Nord-
osten Assyriens auf und bedrängen im Verein mit
den Aschguzäeru (Askaniern), Mannaern (nördlich
vom Urmiasee) und Mederstämmen den assyrischen
König Asarhaddon; erst um 660 erscheinen die-
selben Kimmerier weiter westlich, in Lydien, wo
sie dem Gyges zu schatten machen, der deshalb
die Assvrer zu Hülfe ruft. Sie werden also wahr-
scheinlich über den Kaukasus von Südrussland her
gekommen sein, deun die Araxesebene ist die erste
historisch beglaubigte Station ihres Auftretens in
Asien; erst dann warfen sie sich nach Kleinanien,
wo wir sie unter Assurhauipal schon bis zum Westeu,
nach Lydien, vorgedruugeu finden, was natürlich
einschliesst, dass sie znvor Phrygien verwüsteten
und eroberten s). Araxesebene (im Nordosten von
Assyrien), Kappadokieu (vergl. den armenischen,
von P. de Lagarde aufgedeckten Namen dieses
Landes, Gamir, das sind, gleich hebräisch Gomer,
eben wieder die Kimmerier), Phrygien (vergl. den
Namen Askanien, unten Anm. 2) und Lydien —
*) Her. 7. 73; im gleichen Abschnitt findet sich die
Notiz, daas die Armenier (hier natürlich die indoger-
manischen Armenier gemeint! ursprünglich phry gische
Colon ist en (*/»pe^,u>e urtoixm) seien.
a) Damals wird Phrygien den anderen Namen A«-
cania (Ashkenaz der Völkertafel) von dem Phrvgien
überschwemmenden Kimmerierstamme Ashgunza tiekom-
men halten . vergl. meine Geschichte Babyloniens nnd
Assyrien«, 8. 723, Anm. 1.
3) Vergl. Anm. 2 und ausführlicher in meiner dort
citirten Geschichte, 8. 721 — 726.
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256
Referate.
das sind nach einander die verschiedenen Stationen
der gleich einer Völker Wanderung Kleinasien über-
schwemmenden eranischen Nomaden. Also von
Ost nach West, nicht von West nach Ost, ging di«
geschichtlich bezeugte indogermanische Besiedelung
des vorher wohl noch grösstentheils von der hypsi-
brachvcephnlen Urbevölkerung bewohnten Landes l).
Oh unter diesen Umstanden nicht doch die tyrrhe-
nischen Pelasger die Urbevölkerung von Lemuos
(ja vielleicht sogar von Thrakien) und demnach
dann mit den t [irakischen Siutiern geradezu iden-
tisch sind, möge jetzt aufs Neue untersucht und
erwogeu werden. Ueherall sind ja die Pelasger
die vorgriechische (und gewiss auch vorindoger-
manische) ältere Bevölkerung, die aber deshalb
ja nicht mit den Griechenland nur an einzelnen
Küstenplätzen besiedelnden Semiten, den Phöni-
kiern, glei obgesetzt werden darf2).
, Und nun folgt hei Pauli auf S. 43 bis 52
(bezw. bis 58) der meiner Ansicht nach geradezu
glänzende Nachweis der folgenschweren Thatsacbe,
-,da*a sich durch ganz Vorderasien, Thrakien,
Makedonien und gewisse Theile Griechenlands
Ortsnamen von einem bestimmten charakteristischen
Geprug« hindurchziehen , und dass diese Namen
von ein und demselben Volke herrühren - (a. a. 0.,
S. 52). Es sind das vor Allem die eigentümlichen
Ortsnamen mit den Suffixen -ss- (-S-) und -nd-
(bezw. auch nur -d-), wie z. B. Abtaioe in Phry-
gien, Kephinsos und Permesso» in Böotien , oder
Aknnda, Telendos in Lykien, Kalandos in Indien,
Mokkada und Synnada in Phrvgien, Korinthos u. a.
iu Griechenland, bei denen natürlich das ange-
hftngte -os nur die erst von den Griechen angefügte
Nominativendung ist. Besonders hftntig sind diese
Namen in Karicn und Kappadocien, also im äusser-
sten Westen und Osten, aber auch Lykien und Pi-
sidien, Lykaonien und Phrygien, wie auch Mysien
sind genügend vertreten, während im Norden
wenige (so in Bithvnien, Galation nnd Pontus)
oder gar keine I Paphlagonien) derartige Namen
sich finden, so dass also der Süden Kleinasiens
ah das eigentliche Centrum ihrer Ausbreitung gel-
ten muss. Erinnern wir uns hier einstweilen daran,
dass gerade die südliche Hälfte Kleinasiens es war.
welche v. Luschan für die hypsi - brachycephnle
Urbevölkerung in erster Linie in Anspruch nahm.
Weiter ist von besonderer Bedeutung für die Ethno-
logie des Alterthums, dass diese Namen auch in
*) E* sei hier zugleich daran erinnert, das» die den
Assyrern des achten Jahrhunderts bekannten Armenier,
wie die Sprache ihrer Inschriften ausweist, noch eine
vorindogermanische Bevölkerung sind, wklnvnd da» uns
aus iiHchchmtliclier Zeit bekannte Armenisch eine dem
Krauisrhen nahestehende, aber viel mit Altarinenischem
versetzte indogermanische Sprache ist.
*) Diese Ansicht Kiepert'» ist definitiv aufzugeben ;
vergl. Pauli'» Schrift, S. 41 bis 43, welcher Ausein-
andersetzung ich mir beistimraen kann.
einem grossen Theile des südöstlichen Europa
wiederkehren, und, ein Zeichen hohen Alters, vor-
wiegend an Gebirgen und Flüssen haften. Ich
muss mich hier begnügen, auf das reichhaltige
Verzeichnis« Pauli’s zu verweisen. Aber auch
noch andere eigenartige Suffixe, wenn auch in
geringerer Zahl im Verhältnis» zu s und nd, be-
gegnen uns auf diesem Gebiete, so -mos (wo -ob wie-
der mir die griechische Nominativendung ist), wozu
ich gleich jetzt die hethitischen Namen l'nnammu
und Tutamrou vergleiche, -ra, -la, -ka, -ta, -ha (uliI
-pa) uud-ua (über letzteres noch weiter unteu).
Auf S. 52 wirft nun Pauli die Frage auf, ob
etwa auch die Etrusker an diesen Saftixbildungen
theilnehmen. Antwort: was die Ortsnamen anlangt,
nicht, denn diese sind meist italischen Ursprungs,
da die Etrusker erst von Norden her eingewandert
sind, aber wohl in der sonstigen Wortbildung ihrer
Sprache (vergl. die Beispiele auf S. 52 f.)
Folgen wir nun der weiteren Beweisführung
Pauli’s, so handelt es sich, nachdem die obigen
Resultate gewonnen, um die Frago (S. 53). welchem
Sprachstamm denn diese eigenartigen Bildungen
augehören. I)a wird zunächst mit triftigen Gründen
der Indogcrmanismus der betreffenden Namen und
Suffixe (bes. des -ss- und -nd-) zurückgewiesen
(S. 53 bis 58). was schliesslich (3. 58) in folgenden
Satz gefasst wird: -Alles in Allem muss ich also
meinen völligen Unglauben an den Indogerma-
nismu* unserer vorderasiatischen Ortsnamen be-
kennen; da sie aber, was der erste Blick lehrt,
auch semitisch nicht sind, so wird Kiepert (Lehr-
buch der alten Geographie, 73, Antn. 1) wohl recht
haben, wenn er sie auf eine den arischen und
semitischen Einwanderungen vorangegan-
gene Bevölkerungsschicht zurückführt. In
dieser vorsemitischun und vorindogermauischen
Bevölkerungsschicht nun sehe ich Stammverwandte
der Pelasger, als deren Ausgangspunkt sich nach
dem oben Gesagten also das südliche Kleinasien
ergeben würde.“ Sodann tritt Pauli der weiteren
Frage nahe, ob nicht auch die sonstigen Sprach-
reste d«r klein asiatischen Völker (lykische In-
schriften, karische und lydische Personennamen
sowie die verschiedenen von de Lagarde ge-
sammelten (Hassen) als pelasgiscb (wio nun Pauli
jene vorindogermanische Schicht nennt) in An-
spruch zu nehmen sind (S. 59 bis 72, ein durch
Kinzuluntcrsuchungeu besonders reichhaltiger Ab-
schnitt). Gleich zu Anfang seiner diesbezüg-
lichen Kxcurses macht Pauli darauf aufmerksam,
dass man nicht vou vornherein «in derartiges Re-
sultat erwarten müsste, da ja für die einzelnen Ge-
hietstheile Kleinasiens von den Alten verschiedene
Völker genannt würden, so für Lykien die Solvmer
und Lvkier, für Karien die Leleger und Karer, für
Lydien die Mäonier und Lyder, wobei die an zweiter
Stelle genannten ja stets eine spätere Einwande-
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Referate.
257
rang darstellen können (oder umgekehrt); ich
möchte hierzu gleich an die im siebenten Jahr-
hundert erfolgte «ramsche Ueberllutbung erinnern.
Weun also z. 11. die Irdischen Glossen oder gar
die lykischen nnd kariseheu Inschriften sich als
indogermanisch, bezw. näher eranisch, Herausstellen
würden (worüber die Forschungen noch nicht ab-
geschlossen sind), so würde doch das obige Resultat
von. der pelasgischeii Urbevölkerung dadurch keine
Einbussc zu erleiden brauchen. Aber Pauli glaubt
nach einer eingehenden Untersuchung, die sehr
beachtenswerthe Momente enthält, sich für den
nichtindogerraanischen Charakter auch der ge-
naunteu lykischen. karischen und Irdischen Sprach-
überreste (zumal der beiden erstem») erklären zu
sollen. Nachdem er noch einige etwaige mehr
nebensächliche Einwärn^ zurückgewiesen (S. 72
bis 74, wobei ich für die nach Pauli zwei wieder
ganz verschiedene Volks- und Sprachelemente bil-
denden Meder, bezw. Elamiten und Sumero-Akka-
dier auf den letzten Abschnitt dieses Referates
verweise), fasst er alles Bisherige in folgende
Worte zusammen (S. 73): «Die Sprachen der Pe-
lasger auf Lemnos und der Etrusker sind nahe
verwandt mit einander. Damit würden also die
Angaben der Alten über die Nationalität, der letz-
teren bestätigt, und es gewinnt auch ihre weitere
Angabe, die Tyrrhener seien aus (S. 74) Lydien
gekommen, uu Glaubwürdigkeit. Diese Glaub-
würdigkeit wird erhöht durch die Thatsache, dass
sowohl in den pelasgischen Gegenden, wie nuch in
Lydien und dcu angrenzenden Provinzen Klein-
asiens sich die eigentümlichen Ortsnamen auf
-nd- und -sä- finden. Diese ergaben sich als
weder semitisch noch indogermanisch. Als weder
semitisch noch indogermanisch stellten sich danu,
abgesehen von einzelnen Lehnwörtern, auch die
unter sich und mit jenen Ortsnamen verwandten
Sprachen von Lykien, Karien und Lydien heraus.
Eine Verwandtschaft dieser letzteren mit dem Pe-
lasgisch-Etruskischeu lässt sich nach dem Gesagten
mit grosger Wahrscheinlichkeit vermuten, obwohl
sich zur Zeit der directe Beweis hierfür noch nicht
führen lässt. Es stellt sich also als letztes Resultat
die dereinBtige Existenz eines grossen weit-
hin verbreiteten selbständigem pelasgischen
Sprachstammcs heraus, dessen am weitesten
nach Westen vorgerückter Zweig die Etrus-
ker waren/
Was nun die Frage anlangt, auf welchem Wege
die Pelasger in grauer Vorzeit aus Kleinasieti nach
Europa gekommen sind, so schliesst Pauli (S. 75)
aus dem Umstande, dass das Suffix -nd- nördlich
von Thessalien wie überall als -nd- auftritt, während
es in Griechenland als -nth- erscheint, auf eine
doppelte (wahrscheinlich auch zeitlich aus einander
liegende) Wanderung, eine zu I*atide über Thrakien
bis Makedonien uud dann die Donau aufwärts and
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
schliesslich über Rhütieu nach Italien, die andere
zur See von Halikarnasso» «über die Inseln Lebin-
thos, Naxos, Pa ros, Prepesiuthos nach dem Pelo-
ponnes hinüber in einer sehr deutlich hervortreten-
den Kette, die schwerlich anders denn als eine
Marschroute aufgefasst werden kam/. Von Argolis
uud Koriuth aus «ergoss sich ein Strom durch
Aebaja und Elis nach Zakvnth, ein anderer zu den
ozolischen Lokrcrn und nach Phokis, von hier aus
einerseits nach Thessalien uud Creston , anderer-
seits nach Böotieu und Attica; von hieraus daun
weiter über Euböa und Skyros, theils nach Lem-
nos. Imbros, Samothrake, theils nach Lesbos“. In
diesem Falle (wenn auch die zweite Hälfte des
skizzirten Wege» vielleicht noch zu modificiren
ist) hätten wir dann in einem Theile der Pelasger,
der vielleicht eine etwas spätere, etwa in die letzte
Hälfte de» zweiten vorchristlichen Jahrtausends zu
setzende Wanderung darstellt, ein wirkliches See-
volk vor uns, und es wundert mich, dass Pauli,
der doch diesen Umstand besonders hervorhebt
(S. 76), hierbei nicht an den bekannten Einfall
der Seevölker in Aegypten gedacht hat, welcher
unter dem Pharao des Auszugs, Mernephtach (circa
132U v. Chr.), wie nachher in verstärkter Auflage
unter Kamee» III. (circa 1250) stattgefundcu hat.
Schon unter Rarnses II., dem Grossen, Mer-
nephtach’s Vater, werden als hethitisebe Hülfs-
völker die Kelkash (d. i. Cilicier, beachte die En-
dung, die jenem -cuSdat; entspricht), Mös (Mysier),
Luk(Lykier), Pcdas (PisidierV), Darden (Dardaner),
Kazuaden (vergL Kadyanda in Lykien), Mnshairat
und Maun (Mäonier?) erwähnt, wohl die älteste
Bezeugung kleinasiatischpr Völker in der Ge-
schichte 1). Unter Mernephtach landeten sodann
ebenfalls von Kleinasien (wahrscheinlich der Süd-
westküsto) stammende Seeräuber an Aegyptens Ge-
staden, wo sie plünderten und sich später mit den
gleichfalls in Aegypten einfalleuden , ihnen wohl
stammverwandten*) Libyern vereinigten: es waren
dies ausser den Luk, die auch hier wieder erschei-
nen, noch die Akiwash, Turesb, Shekl&sh und
Sharden, von deneu die letzteren, wie ihre auf-
fallende, auf den Denkmälern abgebildete schwere
Rüstung beweist, sicher den Sardiniern gleich
zu setzen sind, wobei jedoch offen bleiben muss, ob
sie schon damals die später nach ihnen genannte
*) Wie mir Herr W. M. Müller in Nswyork, dem
ich auch die richtige Transscription der oben giuiaun-
ten Namen verdanke, mittheilte, beruht die Erwähnung
von Seeräubern des Mittelmeere» <z. B. der Shnrdaua)
schon unter Kamses I. (circa 1400 v. Chr.) a»»f einem
Missverständnis«, indem Chainp. Mott. 2R9 nur vou
Libyern die Kede ist.
“) Die auf den Denkmälern abgebildeten hellfarbigen
Libyer waren gewiss von Europa oder Kleinasien ur-
sprünglich herüber gekommen; später wurden sie von
den aus Nubien ein wandernden Berbern (hatni tischen
Stammes) absorbirt.
33
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258
Referate.
italienische Insel inne batten and «Iso von dort
kamen, oder ob sie, was wahrscheinlicher, noch an
der Süd- oder Westküste Kleinasiens wohnten.
Unter Kamses III. (circa 1250) wiederholte sich
dieser Kinfall; diesmal kamen sie sogar in ganzen
Karawanen. Weiber und Kinder auf Ochsenkarren
mit sich führend, mit Lendenacburs bekleidet und
mit Federkronen geschmückt l), mit kleinen Schil-
den und langen Schwertern streitend, und zwar
offenbar stets der Küste entlang wandernd, von
Kleinasien, da es von ihnen heisst, sie hätten die
Cheta (Hethiter), die Kedi (Krt u$ in Westcilicien?)
und die von Karchemish und Aradus (Arvad an
der phönizischen Küste) zuerst über den Haufen
geworfen; von Nortlsvrien aus drangen sic dann
verwüstend weiter nach Süden vor, indem sie stets
gleichzeitig (in parallelem Weiterrücken mit dem
Landzug) Schiffe begleiten. In Südpbonizien wurden
sie endlich von den Acgyptern gestellt nnd ge-
schlagen. Es werden die Puraat (oder Pulaat,
vielleicht die Philister, wozu mau die heWüischo
Tradition über deren Herkunft nnd die Kretim,
d. i. Kreter, al* Abtheilung der Philister vergleiche),
Zakkur, Don, Uashnsh, aber auch wieder die Shek-
lash (die später Sicilieu den Namen gaben), Shar-
den und Turesh als die einzelnen Thciinehmer
dieses Seeräubereinfalls genannt; dass die Tnresh
die Tyrrhenen oder Tyrsener sind, wie schon
Ed. Meyer zugab, kanu keinem Zweifel unter-
liegen. Die letzteren und die Sharden bildeten
von dieser Zeit an die Hauptmacht der ägyptischen
Soldnertruppen , hatten sich also theilweise fried-
lich unterworfen. Bei diesen Namen ist wiederum
die charakteristische Endung -ash fKelkash, Tu-
resh, Shekiasb, Uashash, Akiwafdi) bemerkens-
wert!): auch das Suffix -n in Sharden, Darden,
Kazuadeu ist, wozu man Pauli, S. 51, ver-
gleiche, zu beachten, ja vielleicht liegt auch dem
Namen Musbanat, der ebenso gut Musbant ge-
lesen werden kann, eine peinsgische Form wie
Mvöavda oder ähnlich zu (»runde *), während der
Aulaut von Uashash sofort an Namen wie UviOudot
(in Lykaouien), Oinaddo** (in Karien), mit welch
letzterem es vielleicht sogar identisch ist, er-
innert *).
Indem ich nun vom Buche Panli's, der „den
Math, zu irren** (S. 81) gebäht zu haben, nicht zu
bereuen braucht, Abschied nehme, wende ich mich
*) H**rr W. M. Müller aus Newyork mach) mich
darauf aufmerksam , da*!« auch a«f assyrischen Reliefs,
da wo Hethiter und Kleinasiaten altgehildet werden,
dieser eigentliüniliche Kopfschmuck wiederkehrt, wie
auch nach Herodot bei den Lykiern nnd in den per-
- suchen Satrapenlisten die „Kronen tragenden Jonier“.
*) Oder es ist an klcinasiatiscke Namen auf -ata.
•ita etc., cf. Pauli, 8. 51. zu erinnern.
s) Ucberbanpt ist der Diphthong ua im Pelasgischeti
ziemlich häufig, wie »ich noch weiter unten in den
alarodifichcn Eigennamen zeigen wird.
zuletzt zu meinen eigenen Aufstellungen vom Jahre
1884 (bezw. Ende 1883) und 188!».
Auf S. 330 (= 53 des Separat- Abd ruck *)
des ersten Bandes der Zeitschrift für Keilschriftf.
(Leipzig 1884) lieaa ich Folgendes drucken: „Was
nun die andere S. 161 f. (=■ S. 1 f.) erwähnte
Gruppe nichtsemitischer mit Keilschrift geschrie-
bener Sprachen (nämlich altarmenisch, kossäisch,
susisch und neusnsisch, letzteres die Spracht» der
Achämenideninschriften zweiter Gattung) anlangt,
so gründet sich meine Einsouderung derselben in
eitie besondere (die alarodische) Sprachdasu?
hauptsächlich auf meine Entdeckung der engerett
Zugehörigkeit des sogenannten KeiLchriftidioms
zweiter Gattung zum Georgischen ’); mit diesem
Keilschriftidiom ist aber das Elamitische (in
Konigsnamen von 2300 Chr. an , in Inschriften
erst im siebenten Jahrhundert v. Chr.) fast iden-
tisch (Oppert und Sayce).“ Während beim Ela-
mi tischen oder Susi Heben uns neben den Eigen-
namen, bei denen -nd- wie auch die Endung -fish
als besonder» charakteristisch aufiallen (z. B. Kndur-
n<ntfilnut(li% Kinda-karhu. Indabigash, Undaah-angaK
üudadu, Ghaltimash , Sumuntuitash, Gkumbani-
(/ash etc. etc.), vor Allem die Grammatik feste Ver-
gleichungspunkte darbietet, so besteht beim Kos-
säi sehen, der Sprache der Bergbewohner östlich
von Babylonien, und den nördlich angrenzenden
verwandten Idiomen, unser Material nur aus
Kigcunamen nnd einzelnen (uns durch ein kos-
säisch-babylonisches Vocabular erhaltenen) Voca-
beln; doch Kar<t • indaah (vergl. elamitisch Inda-
bign-sh), Kinkinda (letzteres O.-N.), Parainda
(ebenfalls O.-N.), Gizdbttmla, Arshnlu , Anishtua,
Z<nnua , Ghubushkia , Parana , UashtaJ , Uishdish
(alles Ortsnamen), Kara-buriash , Nati- murudafh,
Shagaahaltiaa, Kara - ghardusk (wieder Personen-
namen) etc. etc. zeigen unverkennbar da* gleiche
*) In diesem Jahr** erschien die Einleitung der im
Druck befindlichen grösseren Arbeit von F. H. Weis-
bach: „Die Achänienideninschriften zweiter Art* (die
der Verfasser mit einem guten Ausdruck „neu&usisck"
nennt) als Dissertation (Leipzig !*&#). Daselbst heisst
es auf 8. 1<>: „So dunkel die Sprache der zweiten Art
in manchen Beziehungen eeiu mag . *o viel i«t gewis-,
dass sie fimm tatarisch („turatiiiwh") ist, allerdings mit
arischen Fremdwörtern etwas reichlich versehen.* Eine
nochmalige Prüfung hat mir le'liglich die Richtigkeit,
meiner früheren Aufstellung betreffs der Verwandtschaft
mit dem Georgischen bestätigt ; vergl. z- B. nur den
charakterbt ischen Plural auf -W und die dritte Singu-
laris auf -ns, -t* — und vieles Andere. Ja es kann
dem 1H84 Gedruckten noch manches Wichtige hinzu-
gefügt werden, wie oeususisch Genetiv -»«, -law» und
Proii. der zweiten Singulari« ni, vergl. mit georgischem
Genetiv - iaa , -st und dem Pron. der zweiten Sing.
»ri», st (»t zii »i vermittelt durch ji), oder neususisch
ii»4« .wir" und lazhch »kti .wir“ (mingrelisch rHA»),
endlich neusnsisch gfc», ghu und gcorgitch t gi ,er*.
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Referate.
259
Gepräge wie die elamitischen Namen, wobei ich
ausser dem -ud- und *sA noch auf den häufigen
Diphthong w « (im Auslaut wie Anlaut, daneben
auch in und iii, in Klam z. ß. hubin , Ri sin und
ko&säitch tri „Land“! aufmerksam mache. Gehen
wir weiter nach Norden, immer den Gebirgs-
zügen folgend, so kommen wir zu dem Gebiete
zwischen l’rmia- und Vansee und von letzterem
ins armenische Hochland; auch da treten aus in
den Ortsnamen die gleichen Erscheinungen ent-
gegen. Man vergleiche Mannn.sh (Minni de» Pro-
pheten .leremia), Sugunin, Arzuniu (Flussname).
Lukin (ebenso), Ir Hin , Mi nun sh (P.-N,), Mnnda
(allgemeiner Name der in diesen Gegenden hausen-
den Barbaren). Inei (= Iudi?), Hinzu ( Hindu V),
Kukusuushu , II ist nt sh u , Lukndnusha , Dnnziun und
viele andere. Zu diesen armenischen Personen-
namen (ausser Minuash z. B. noch Argistitik, lshpni-
nish , Ghuldish und anderen) und OrtBbeneonungen
kommen aber erfreulicher Weise noch eine Anzahl
von zusammenhängenden in assyrischer Keilschrift
überlieferten Texten aus dem achten vorchristlichen
Jahrhundert, welche uns eine Keihe interessanter
Voeabeln (z. B. tbali „Jahr“, tddu r Kamel“, turuni
„zweiter“, shishtini „dritter“, zndu-bi „ich vollen-
dete“, omi „Wasser“, tnrshunni „Menschen“, ensh-
gu-bi „ich tödtete“ , nid in „Beute“, du-bi „ich
machte“ u. s. w.) und grammatischer Formen
(vergl. das individualisirende -s/i, die erste Singular
des Verbums auf - fr# bezw. -r *, die Pluralendung
-»», was auch im Georgischen neben ‘hi den Plural
der Nomina bildet, jc-sh „ich“, und nie -sh, ini, ashi%
situ ff h i „er“, die Purticipial- und Ableitungsuffixe
auf -fi. den Genitiv auf -j» u. shi , andere). Dio
schon von Lenormant und Snyce ausgesprochene
Verwandtschaft des Altarmenischen mit dem Geor-
gischen wird durch die ältesten Traditionen der
Georgier und Armenier selbst wie auch durch
ethnologische Erwägungen lediglich bestätigt.
Bevor wir uns von Armenien direct nach Klei n-
aaien wenden, wo ja ebenfalls die Assyrer uns eine
gauze Anzahl von Orts-, Völker- und Personen-
namen in ihren Inschriften aufhewahrt haben, bitte
ich die Leser, mir von Vansee aus nach Südwesten
zu, an den oberen Tigris und Euphrat (Nord-
m osopotamien ) und weiter von dort über den
Euphrat hinöher nach Nordsyrien zu folgen.
Auch hier treffen wir wieder die gleichen eigen-
artig gebildeten Namen, und zwar schon vom
14. vorchristlichen Jahrhundert an, neben semiti-
schen. Beispiele sind: Kashiari (Masiusgebirgo),
Lish ittish (Stadt), Tarchunu , TirknchuH , Tnrrha-
nabi Di Shulinnei (lauter Gebirge), Ghimun, Uirnmy
') Tarcha ist ein viel verbreitetes hethitischea Wort für
„Fürst, König*, womit die Hethiter auch ihren obersten
Gott bezeichneten, wie die ägyptisch«!! Inschriften lehren.
Deshalb kehrt auch daa Kleinem torttu, tarku und ähn-
liche ao oft au den verschiedenen Stellen alarodiech-
Shururin . Ilurin, Xnznbia (vgl. nazi im Komi-
schen), tshpilibria (im Kashjargcbirge), Ir sin, Sh i n -
(fish, Dirria; Gargamisk , Kutin hm (am Örontes),
Aribua , Alnshin , oder Personennamen wie 'l'itrchu -
Inra1), Knrpnrunda (Var. Kurp< tri/da /), Kundnspi ,
Katariti , Kah-antiru (vergl. dio kleinasiatischen
Namen auf rzrdpos), Sadi-antcni (cf. Sady-attes),
letztere vier Könige von Kuminuoh oder Comma-
geue, ferner Irrhulini (von Harnath). Luhtrnn . Sn-
paluhni (vergl. den hethitischen Namen Snplit in
den ägyptischen Inschriften), Tnrchundaradu u. a.
Diese Namen alle gehören den südlichen Ausläu-
fern und Verwandten des seine Ursitze in Ost-
Kappadocien (Melitene) habenden , seinem Cultur-
einflu&H nach aber einst über ganz Kleiuasien
herrschenden Volke der H eth i t er(Cheta der ägyp-
tischen. Cbatti der assyrischen Inschriften) an.
Die in einer eigentümlichen Bilderschrift geschrie-
benen hethitischen Denksteine, welche man in Ha-
raatb. Karchemish und in verschiedenen Gegenden
Kleinasiens gefunden hat , sind leider noch nicht
entziffert, dagegen besitzen wir seit Kurzem aus
dem berühmten Thontafelfund von Tell-Amarna in
Aegypten (Briefwech-cl von Pharaonen des 15. vor-
christlichen Jahrhunderts mit babylonischen, assyri-
schen und syrischen Fürsten in Keilschrift, und zwar
meist in babylonisch-assyrischer Sprache) auch einige
Texte in Keilschriftzeichen, aber in einem nichtsemi-
tischcn Idiom (so besonders einen längeren Brief
des Tarcbundaradu von Iieseph am Euphrat),
woraus man zunächst sieht, dass das Suffix der zwei-
ten Sing, -ti , das der ersten Sing, -rai (s. schon
oben S. 254, A.) war, wie dass bihbit „Streitwagen“
hieu» (vergl. Wiueklor, Verzeichnis etc., S. tf).
Eine andere derartige Tafel aus MitAnu (zw.
Euphrat und Belieb V) weist Namen wie Gilin,
Asalin. Artishshu-pa und Wörter wie puzu.pnendu ,
shinippiush . shinippitn , shinippiui1 , piritn, pashshu,
pashshippi, dtipsnrippi (Plur. des assyrischen Lehn-
wortes dupsar „Tafel“ V), shirnshshi (d. i. shirash)
und ein einige Male wiederkebrendes Wort oder
Suffix -nnn auf, die der Bildung und dem Klange
nach wieder ganz an das Idiom der altarroenischeu
Keilinschriften und an das Georgische erinnern.
Gehn wir wieder nordwärts, so sind wir nord-
westlich von der durch Lucian bekannten Kuphrat-
stadt Samosata schon an der Grenze Kleinasiens.
Nicht weit davon liegen Marasch. wo F. v. Luschau
die jetzt in Berlin befindliche Pannminustele ') und
eine Menge hethitischer Kunstdenkmäler ausgegra-
ben hat, und nordöstlich davon, nicht weit vom
lietbitischen Kprachjfebiauche* wieder; verisl. da« kon-
säiache Wort turugh-ua „König“ (so, nicht „Wind* wird
hier t*h&ru aufzufasaeii *ein) und in Karlen den 0-N.
Tarkondaru.
i| Zu Pituammu. vergl. Tntummu (Fürst von Chat-
ti» am Orome»), Ar<iwti vou Armenien, uud die klein-
asiatischen Namen auf «ue*, »pof etc.
33*
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260
Referate.
Euphrat entfernt, Malaiin . da» alte Milid. Hier
in Melitene. also schon im östlichen Kappadocien,
ist Gross -Chetaland der ägyptischen Inschriften,
Chani-rabbat der assyrischen Denkmäler zu suchen,
das Centrum und die Urheimat h des Hethiter-
Volkes und seiner Cultur. liier treffen wir Kanten,
wie Targu - naei (vergl. oben Targu oder Tarchu
und im Koesftischen das Element Sulumal ,
Salli, diese von Milid seihst, Uassurmi, Ghulli, Aim-
baridit Amris, diese von Tabal (Tibarener), Santhi-
sarmi und Satuhutrri von Cilicien u. a.
Somit bin ich wieder bei unserem Ausgangs-
punkte Kleinasicn angi-laugt, und wir sehen, dass
aus linguistischen wie geographisch-ethnologischen
Gründen der ganze Kranz von Gebirgen, der sich
um die semitischen Länder von Elam au bis nach
Cilicien zieht, von Völkern eines .Stammes1) im
Alterthum bewohnt war, zu denen auch noch die
Hethiter, als die am weitesten in semitisches Gebiet
Eingedrungenen , gehörten. Ihnen schließt sich
jetzt ungezwungen das übrige Kleinasien bis nach
Griechenland hin au; sind ja, wie nach den» Auf-
geführten (Pauli und Hotninel) klar ist, die
Endungen der Kamen Parnassos, Kephissos, Korin-
tbos, und der clamitisch-kossäischen Kamen Um-
liash, Uishdish und Parsindu, ursprünglich die
ganz gleichen pelnsgisch-ahtrodischen Suffixe. Und
anthropologisch wird das Ganze bestätigt durch
die nun erst in helles Licht tretenden wunder-
baren Funde F. v. Lnschan'g. Aber man kann
noch einen Schritt weiter gehen; einmal gehörten,
wie ich schou 1885 vermuthete, in Europa noch
die Rhätier, Ligurer (hier berühre ich mich mit
den Resultaten des zu früh verstorbenen Ludw.
Steub, dem ich meine Funde noch mündlich mit-
theilen konnte) uml Etrusker, zu dieser grossen
vorindogermanischen Völkerschicht, was jetzt durch
PaulFs Ausführungen nahezu gewiss geworden
ist, und wozu auch das wenige Grammatische, was
wir vom Etruskischen kennen, ausgezeichnet
stimmt (vergl. Pauli, S. 31, die Gcnitivcnduug
-si und das Ableitungssuffix -iale (eratere# wie im
Georgischen, letzteren im Altarmenischen ganz ge-
wöhnlich), vielleicht auch das Wort avil „Jahr“
and alturmeuisch sh/ilc*)., ferner das Ableitung*-
Kttffix ~x !*• B. llumax „Römer“ . ebenso im Alt-
armenischen das Suffix -/i), wie auch -1 (z. B.
Truinl „Trojaner“, ebenso im Altarmenischen und
*) Da, wie ich auch jetzt noch annehmen möchte,
ihr älteste» Centruin zwischen Armenien und Georgien,
im Laude Ararat lü rartu) lag, so nannt»- ich dieselben
Alarodier, alnrodiscke Sprach* und Völkergruppe, was
»ich heute etwa zu peia»gi»cli - alarodisch erweitern
li esae.
Möglicher Weite ist sogar armenisch »errf und
arisch »arrfa nur alarodisches Lehnwort, und demnach
die älteste Form *»rd (vergl. nitarmenisch mW« „Ka-
mel“, in dop. armenisch oiilt d<* Lagard<‘, Am». Stud.
S. 121, assyrisch udm und perrisch imAfrn).
im Georgischen die vielen auf -li endenden Nomina,
wie das Suffix -*?/, z. B. TphiMi „der Tifliser“, und
endlich das Locativsufnx -ff, wozu man georgisch
-»a (aus ff«) ungezwungen vergleicht, zumal that-
sächlich der Locativ iiu Altarmenischen durch An-
fügung von -du gebildet wird. Zweites gehören
im Westen Europas auch noch die Iberer dazu,
wie der letzte Uebcrrest dieses längst indogerma-
nisirten Volkes, die Basken im Korden Spaniens,
mit ihren Sprnchformen beweisen. Jedoch über
die letzteren, wie über die entferntere, aber darum
doch bestehende Verwandtschaft der drei grossen
Sprachgroppen, des Pelasgisch - Alarodiscben, des
Ural-Altaischen (wozu als ältester Vertreter das
Suraero-Akkadische gehört) und des Indogermani-
schen unter einander will ich ein anderes Mal und
an einem anderen Orte ausführlicher handeln. Für
heute genügt es, die wirkliche Existenz des grossen
pelasgisch - alarodiscben Stammes in Europa und
Vorderasien nachgewiesen zu bähen; die eminente
Wichtigkeit und Tragweite für die Urgeschichte
unsere** Welttheiles dürfte jedem Anthropologen
und Ethnologen sofort einleuchteu *). Am meisten
freut mich bei der Sache, dass die Anthropologie
uud Linguistik , von deren Zusammenwirken sich
so manche Forscher gar nichts mehr erhofften, in
dieser Frage, unabhängig von einander, so über-
raschende und sich gegenseitig bestätigende ge-
meinsame Resultate zu Tage gefördert haben. Jo
weiter wir zurückgehn , desto mehr decken sich
eben noch Volk und Sprache: aus den heute und
theilweise schon im Alterthume bestehenden Ver-
mischungen und Sprach Übertragungen mit Hülfe
anthropologischer, historischer und linguistischer
Forschungen jene ursprüngliche Congruenz heraus-
zufindeu, das ist die Aufgabe der wahren, über die
engen Grenzpfähle des Fachstudiums binaumhauen-
den Wissenschaft.
Schwabing bei München,
Anfang December 1889.
Fr. Hommel.
9. Dr. Ingvald Undset über das Buch
von L orange: Die Schwerter des
jüngeren Eisenalters3). (Aus der Zeit-
schrift „Yidar“ 1889, Heft. 4 und 5.)
Als der norwegische Archäologe Lorange iin
September 1888 seinen Leiden erlag, betrauerten
Freunde und Collegen nicht nnr den Verlust des
thätigen jungen Mannes selbst, sie mussten zugleich
*) Eine ganze Reibe von Ergebui»*en sind jetzt
darauf hin auf» Ni-u« zu prüfen, so z. B. , ob nicht
manche der von Hchliemann a ulgedeckten alten Bau-
werke in Griechenland <li<-ten Pelasgera (man vergleiche
hier auch dis ältesten heiliitischen Denkmale; ange-
hören n. a. m.
*) Vgl. die Referate über norwegische Literatur im
folgenden Hefte.
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Referate.
2<»1
beklaget), das» es ihm nicht vergönnt war, eine
lange vorbereitete Arbeit au vollenden , auf die er
grosses Gewicht legte: sein Werk über unsere
Schwerter des jüngeren Eisenalters, von dem ver-
lautete, dass es neue und interessante Hochachtun-
gen bringen würde. Glücklicherweise war jedoch
die Arbeit so weit vorgeschritten, dass sein Mit-
arbeiter in den rein metallurgischen Fragen, Herr
Ch. De Igobo, auf Wunsch des Verstorbenen, die
Herausgabe derselben übernehmen konnte.
Man kannte seit langen ein iu Norwegen gefun-
denes Schwert mit Spuren von Schrift reichen auf
der Klinge, die lateinischen Buchstaben glichen.
Dieses Schwert gehörte zu der Sammlung norwe-
gischer Altsachcn, welche der Capitiin und ehe-
malige Chef der norwegischen Kriegsschule und
spätere dänische Obcratlieutcnant C. II. Sommer
während seines Aufenthaltes in Norwegen zusammen-
gebracht batte, und die im Jahre IS 12 in den Besitz
des altnordischen Museums in Kopenhagen über-
gegaugen war. Man nahm an, dass die Inschrift den
Namen des Fabrikanten enthielt, oder des Mannes,
für den das Schwert seiner Zeit nngefertigt
worden; gelesen war sie nie. Die Waffe wurde
als ein ziemlich vereinzeltes, im Westen fahri-
cirtes Object betrachtet. Wo in Westeuropa oder
in auderen Ländern ähnliche Schwerter gefunden
wurden, brachte man sie mit dem Besuch nordischer
Wikinger in Verbindung. Uebrigens besass man an
Schwertern und ähnlichen Dingen aus der jüngeren
Eisenzeit in den Ländern ausserhalb des Nordens
äusserst wenig. Dort war bereits fast überall dio
christliche Lohre eingeführt und hatte der heid-
nische Brauch, Waffen, Geräth, Schmuck und was
der Todte sonst ira Leben benutzt, mit ihm ins Grab
zu legen, ein Ende genommen. Aus dem Grunde
wussten wir so gut wie nichts von der Form der
Schwerter und sonstigen Sachen, die in jener Zeit
nnswürta im Gebrauch gewesen. Uebrigens fehlte
«•» liier iin Norden nicht an Leuten, die hinsicht-
lich des Ursprunges mancher in den Funden aus
der jüngeren Eisenzeit vorkommender Dinge leise
Zweifel hegten, besonders hinsichlich unserer
Schwerter, die alle in der Ilauptform u. s. w. mit
dem in Norwegen gefundenen Schwerte mit In-
schrift in lateinischen Buchstaben eine auffallende
Ähnlichkeit zeigten. Diese Zweifler hatten jedoch
wenig, worauf sie sich butten stützen können, und
publicirt war »eit dem letzten Jahrzehnt so gnt
wie nichts, was die Frage lierührte, da alle nor-
dischen Archäologen wussten, dass Lorange ein
grössere» Werk darüber vorbereitete.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich 187ö
hei meinem ersten Besuche in Mainz eine nicht
geringe Anzahl am Rhein gefundener Eisenschwer-
ter fand, die unseren nordischen völlig glichen
und die ich aus Wor»aae’a Schriften als Beweise
kennen gelernt hatte, dass die norJischen Wikin-
ger den Rhein so weit binaufgekommen »eien. Als
der Director des Mnseuma, der alte Lindeuschmit,
äusserte, da hätte ich doch die Beweise vor Augen,
wie gut meine Vorfahren und die Nordländer
Überhaupt sich auf ihren Wikingerfahrten nach
den mitteleuropäischen Ländern mit Schwertern etc.
versorgt hätten , da stutzte ich und erwehrak fast,
das» er glauben könne, unsere Schwerter der jünge-
ren Eisenzeit »eien kein einheimisches Fabrikat,
sondern Raub- und Beutestücke aus fremden Län-
dern. Es hatte aber doch einen starken Eindruck
auf mich gemacht. Uud als ich auf einer späteren
Reise im östlichen Europa an deu Grenzen , wo
die Germanen unter und auch nach Karl d. Gr.
mit den Slawen und anderen von Osten andrän-
genden Völkern gekämpft hatten, dieselben Schwert -
lörmen sah, und als ich vollends in Ostpreußen
ein Schwert, von gleicher Form und mit derselben
Inschrift sah, wie das in Norwegen gefundene in»
Kopenhageoer Museum, da wurd»* mir meine
Kinderweisheit bedenklich. Als ich danach in
Ungarn mehrere ähnliche Schwerter mit derselben
Inschrift fand, und später in Kngland und West-
europa wiederum dieselben Schwerter, die dort als
in jenen Jahrhunderten heimisch galten, da wurde
es mir klar, dass die Waffen io jenen Zeiten fuat
überall dieselben Formen gehabt, dass folglich
jene Schwerttypen nicht einzeluen Ländern, son-
dern dem Zeitalter eigen waren.
Geleitet von dem richtigen Gedanken, dass es,
um Klarheit über das antiquarische Material aus
dem jüngeren Eisenalter zu gewinnen, gerathen
»ei, von einer hervortretenden Gruppe auszugehen
und diese zum Gegenstände eines gründlichen Stu-
diums zu machen, nahm Lora n ge vor etlichen
Jahren dio Schwerter des jüngeren Eiiiennlter.s in
Angriff. Es ist allbekannt, dass un*er Land, wo
das Ueidenthuui und folglich auch heidnischer Ile-
grähnissbrauch sich länger ala in den meisten
anderen europäischen Ländern behauptete, auch ein
weit reicheres Material aua der Zeit vom 8. bis
11. Jahrhundert aufweisen kann, als irgend ein
anderes Land in Europa. Nach einer im Jahre
1881 von Herrn Prof. Rygh vollzogenen Zählung
hesns-en wir schon damals in unseren Funden aus
genannter Periode nicht weniger als co. 1500
Schwerter.
An der Hand dieses reichen Materials unter-
nahm nun Lora n ge seine eingehenden Unter-
suchungen. Bei sorgfältigem Reinigen und Ab-
schieden der besser erhaltenen Klingen fand er,
das» ein grossor Theil derselben eine Art Damit-
ciruiig zeigten, manche auch eingelegte Zeichen
und Inschriften in lateinischen Buchstaben, wie
jenes norwegische Exemplar in Kopenhagen. Die
vertiefte Mittelfurche, also die Mittelpartie der
Klinge, bestand, wie sich heraußtellte, zum Theil
aua zusAmracngeachweisBten gewundenen Stäbeu,
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2G2
Referate.
die ans xusammengewundeuen Eisen- und Stahl-
d ruhten gebildet waren. Die Schneide war beider-
seits dnrch aufgelegte Stahlschienen gebildet. In
der vertieften Mittelpartie fand man auch häufig ver-
schiedenartige Zeichen : gerade Striche. Kreise u. s. w.
und Inschriften in lateinischen Buchstaben. Diese
Figuren waren mit dem Meissei eingeschlagen und
die Vertiefungen mit Eisen- oder Silberdrabt aus-
gefüllt. Den am häufigsten vorkommenden Namen,
der auch auf dem genannten Schwerte in Kopen-
hagen steht, und den L orange auf nicht weni-
ger als 20 Klingen nach weisen konnte, las er
VLFBERHT, und war der Ansicht, dass derselbe
nach dem westlichen Frankreich und auf fränkische
Fabrikation hinweise. Ich glaube, dass der Name
richtiger YLFBERX gelesen wird. Der letzte
Buchstabe ist nämlich fast ebenso geschrieben
wie auf dem S. 16 von ihm abgebildeten Schwerte
von Uppsala, wo der Name INGELRAX gelesen
werden muss. Hinter dem Namen steht auf unse-
ren Schwertern (wie auch auf jenem) stets ein Kreuz;
Lorange aber muss zu Gunsten seiner Lesang
annehmen, dass das Kreuz immer vorangestellt ist,
welches er als letzten Buchstaben T liest. Ich
meinestheils glaube nicht . dass das letzte Zeichen
ein Buchstabe ist, vielmehr betrachte ich dasselbe
als senkrechten Schlussstrich, demjenigen, der stet«
vor dem ersten Buchstaben steht , entsprechend,
und der folglich den Anfang und den Schluss des
Namens bezeichnet. Namentlich wo keine Buch-
staben . sondern nur Zeichen Vorkommen, findet
man oft dieselbe Combination von Kreuz und senk-
rechtem Strich am Anfang und am Schluss (vergl.
z. B. PI. I, Fig. 1 c). Hinsichtlich des kleinen hori-
(Fig. U.)
zontalen Striches an der Spitze, welcher Lorange
veranlasst, dieses Schlusszeichen als T zu lesen,
lässt sich zum Vergleich auf das PI. III, Fig. 5a
abgebildete Kreuz hinweisen, wo alle vier Arme
mit einem solchen kleinen Querstrich versehen
sind. Am Ende anderer verticaler Stäbe u. s. w.
findet sich ausserdem häufig ein ähnlicher Strich.
Besonders machen, wie mir scheint, die Fig. lb
« WSS> M «
(Fig. 4 b.) (Fig. 1k)
und 4 h auf PI. 1 und die S. 19 im Holzschnitt
ahgebildeten Schlusszeichen es klar, dass der Name
nicht auf h t, sondern auf n endigt. Das eigent-
liche Resultat, zu dem Lorange kommt, wird durch
die von mir vorgesehlagene Lesung kaum berührt.
Ulfberu ist ebenso wenig ein nordischer Name
wie Ulfberth; — bern ist eine häufig vorkom-
mende Endung in deutschen Personennamen, und
mag wohl auch fränkisch gewesen sein. Auf diese
sprachliche Frage werde ich jedoch nicht weiter
eingehen.
Die schriftlichen Quellen aus jener Zeit geben
manchen Fingerzeig, daw der Norden in der
Wikinger Zeit Waffen aus dem Westen, von
Welschland, empfing. Allgemein bekannt ist der
Vers des Hornklove über die Schlacht im Hafrs-
fjord, wo von „Fahrzeugen (Schuten) die Rede ist,
die mit welschen Schwertern von Westen kommen“.
(Fig. &*.)
Der Skalde S igh v at singt von den Jugendkämpleu
Olafs des Heiligen in England und dass dort „die
welschen Schwerter hissen gut“. Von dem be-
kannten Schwerte des Hakon Adelstenfustri:,
Kvärnhit genannt, heisst es, es sei das beste,
das jemals nach dem Norden gekommen. Ande-
rerseits fehlt es in den fränkischen Quellen nicht
an Spuren einer dortigen Waffenindustrie. Im
Jahre 811 erliesa Karl d. Gr. von Boulogoe aus
eiu Verbot gegen dou Verkauf vou Waffen an aus-
ländische Männer — doch wohl um zu verhindern,
dass die gefährlichsten Feinde des Reiches, die
Wikinger, sich mit den Erzeugnissen dortiger In-
dustrie ausrüsteten — , und in dem Edictuui Pisten««
von 864 wird ein ähnliches Verbot verschärft.
Auch der arabische Reisende und Schriftsteller
Ibn-Fozzlan spricht von den berühmten frän-
kischen Schwertern. Hier iin westlichen Franken-
reich scheint demnach die Heimstätte der Industrie
gewesen zu sein, aus welcher die Ulfbern-Klinge»
und wohl überhaupt die meisten Wikingerschwerter
hervorgegangen sind. Damit ist aber keineswegs
erwiesen, dass alle Schwerter, die den Namen
Ulf bern tragen, von demselben Fabrikanten oder
aus derselben Werkstatt geliefert sind ; wahrschein-
lich stand, wie dort bemerkt wird, diese Marke in
dem Rufe, die vortrefflichste von allen zu sein,
weshalb sie von mehreren Fabrikanten adoptirt
wurde, wie es im spateren Mittelalter, „dem Gold-
alter der Schwertklingen mit der Wolfs- und
Ferraramarke geschah.
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Referate.
263
Ich habe bereits erwähnt, dass die Ulfberu-
Klingen nicht nur im Norden gefunden werden,
(sondern auch in Ostpreussen, Ungarn und des-
gleichen in Irland (Lorange, S. 24, nach von
mir erhaltenen Mittheiluugen); auch Ibn-Fozzlan
wusste, wie schon gesagt, dass die russischen
Waräger im Besitz fränkischer Schwerter seien.
Interessant ist der Abschuitt, welcher von unse-
rer nationalen Schmiedekunst handelt, wie man
noch vor nicht gar langer Zeit bei unseren Bauern
eine ArbeitH- und Härtungsmcthodc fand, die gewiss
von altersher geübt worden. Du* Ausschmelzen
des Basen eisen erzes hat sich bekanntlich an man-
chen Orten bei uns bis vor wenigen Menschen-
altem erhalten.
Lorange erinnert daran, dass es oftmals aus
unseren alten Quellen hervorgeht , dass ein tüch-
tiger Schmied zu sein, Anspruch auf Ehre und
Ansehen verleiht; zugleich aber lenkt er die Auf-
merksamkeit auf das charakteristische Schweigen
unserer historischen Quellen hinsichtlich der ein-
heimischen WafTenfabrikation , dass niemals ein
Kecke seine selbst angefertigten Waffen rühmt,
oder der Name eines Waffenschmiedes hoch
gepriesen wird. Hieraus darf man gewiss mit
dem Verfasser schliessen, dass die guten Schwerter
nicht hier im Lande gemacht, sondern von aus-
wärts eingefübrt sind. Die einheimische Schmiede-
kunst dürfte sich hauptsächlich nur mit der An-
fertigung vou Geruthcn und überhaupt von ein-
facheren Dingen befasst haben; zu Schwertern
eignete sieb kaum das einheimische Material. —
Dahingegen werden dio nordischen Aexte beson-
ders gerühmt — und in diesen dürfen wir wohl
die ursprüngliche nationale Waffe erblicken; ein-
heimisches Fabrikat mögen auch die getriebenen
Schildbuckel gewesen sein, wozu das aus dem
Kaseneisenerz gewonnene ziihe Eisen sich vortreff-
lich geeignet haben dürfte. Inwieweit die Schwert-
griffe. die häufig mit Silber- und Bronzefäden in-
crustirt sind, gleichfalls importirt oder im Lande
angefertigt worden, muss Gegenstand einer weite-
ren Untersuchung werden. Ebenso wird es sich
erst nach einer genaueren Prüfung des Materials,
aus dem die Schwertklingen gemacht sind, hcraus-
stcllen , oh nicht auch manche derselben inländi-
sches Fabrikat sind. Ich gedenke hier besonders
gewisser einschneidiger Exemplare, unter welchen
die importirten Scramasaxe sich leicht hcransken-
nen lassen. Unter den übrigen einschneidigen
Schwertern, deren Form durch jene (ausländischen)
bestimmt sein dürfte, scheinen hei oberflächlicher
Betrachtung manche sich durch ein gröberes, ntin-
derwerthiges Material zu unterscheiden.
An mehreren Stellen lässt Verfasser dureb-
blicken , dass er geneigt ist , auch ältere Sachen,
z. B. die grossen Prachtfibeln der mittleren Eisen-
zeit, die bisher stets als inländische Arbeit be-
trachtet sind, für Importwaare zu halten; ja,
S. 58 ftus&ert er, dass auch dio ovalen Spangen
von answärts eingefübrt sein dürften. Hierin geht
er indessen offenbar zu weit; man glaubt fast, Lin-
denschmit selbst zu hören. Pass Lorange stark
beeinflusst war von der Ansicht des genannten
Forschers, dass es den Nordländern an Geschick
gefehlt habe, selbstständig etwas ordentliches in
der Metallindustrie zu leisten, hatte ich mehrfach
hei mündlicher Unterhaltung zu bemerken Ge-
legenheit. Wenn er S. 12 vermnthet, dass auf
der bei Uvgh, Norske Oldsager 8. 044 a abgebil-
deten schalenförmigen Spange die längs der Mitte
ziehenden Strichornamente eine Fabrikmarke bilden,
da irrt er sich unbedingt; sie stehen da offenbar
nur als Ornament.
Gegen die ausländische Herkunft dieses Schmuk-
kee spricht nicht nur der ihnen eigene Ornament-
stil, der in dieser Entwickelung und Composition
ausserhalb Skandinaviens absolut unbekannt ist,
sondern auch der Umstand, dass man an der Hand
des nordischen Materials die Entwickelung des
Typus nud die Entstehung der Spange aus gewissen
Spangen in Thiergostalt verfolgen kann, die im
frühen Mittelalter, namentlich innerhalb der Gren-
zen des o&t römischen Reiches, so häufig Vor-
kommen. (In Betreff der ältesten Entwickelung
wären z. B. zu vergleichen; Aspel in, Anticjuites
Finno-ougriennes , Fig. 508; Vedel, Bornholms
Oldsager, Fig. 340 bis 344, 3G6 und 404; Mon-
telius im Mftnadsblad 1876.) Auch für einen
anderen speciell nordischen Schmuck, dio kleeblatt-
förmige Fibel, sind jetzt die Prototypen im Osten
Mitteleuropas gefunden. (Exeuiplaru von Eisen
im Museum zu Budapest; vielleicht ist auch Aspe-
lin a. a. 0. Fig. 1107 zu vergleichen und der
dreiarmige Goldschmuck aus dem Funde von Hoen.)
Eine andere wohl zu beachtende Frage ist die,
dass bandwerksmüssige Arbeiten an verschiedenen
Fabrikationscentren innerhalb des nordischen Ge-
bietes eine grössere Rolle gespielt haben können,
als man bis jetzt gedacht hat. Die Klärung dieser
Frage ist eine Aufgabe für künftige Forscher. DaB«
aber der Verkehr mit fremden, in der Cultur höher
stehenden Völkern und ein Waarenimport von
auswärts während des jüngeren Erieualters von
grösster Bedeutung für den Norden gewesen, steht
ausser Zweifel. Aach hier hat die Forschung
manche interessante Frage zn lösen, bevor diese
Verhältnisse klar vor Augen liegen.
An manchen Stellen merkt man, mit welch
entschiedenem Misstrauen Verfasser die Resultate
der typologisch-statifttißchen Methode in der archä-
ologischen Forschung ansieht. Wenn sich nicht
nach weisen lässt, dass die in Frage stehenden Gegen-
stände hinsichtlich der Technik und des Stils mit
nachweislich inländischen Fabrikaten zusammen
hängen, und andererseits ebenso wenig, dass
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264
Referate.
gleichartige Geräthe and Schmuckgegenstände
aller you verschiedenen Fonneu gleichzeitig auf
ausländischem Gebiete dem Gebrauche gedient
haben, da inu.su man ihm ja in diesem Misstrauen
Recht geben.
In diesem posthumen Werke ist dem verstorbe-
nen Verfasser ein schönes Denkmal gesetzt. Merkt
man allerdings in mancher Hinsicht, dass er nicht
seihst die letzte Hund an dasselbe hat legen können,
und dass der Herausgeber nicht selbst Archäologe
ist1), so ist doch der Name Do rau ge damit für
alle Zeiten in die Reihen der norwegischen Archäo-
logen eingetragen. Fr hat neue Wege gezeigt,
auf welchen die nordische und speciell die nor-
wegische Archäologie wichtige Resultate zu gewin-
nen hat.
Auch auf dem Gebiete einer anderen Wissen-
schaft ist von hier in neuerer Zeit der Blick nach
Westen gerichtet worden , indem man auf den
reichen Stoff für Sagenhiidttng und Dichtung hin-
gewiesen hat, den unsere Vorfahren von dort ge-
holt. und auf die Begabung und Tüchtigkeit, mit
welcher sie denselben umgeschatfen zu der reichen
Mythologie und Dichtung, die wir hei den alten
Nordländern autreffen. Ich gedenke hier, wie man
errathen dürltc, der Untersuchungen des Professor
Bug ge. Mit Bezug auf die materielle Cultur hat
nun dies Lo ran ge' sehe Werk einen Stoff vor-
gelegt, der gleichfalls um dieselbe Zeit aus dem
Westen geholt ist, wenngleich aus anderen Gegen-
den. Weitere Untersuchungen werden uns erken-
nen und übersehen lehren, was unsere Vorfahren
sonst noch aus den verschiedenen Ländern, die sie
auf ihren Heerfahrten besuchten, hei in gebracht
haben, — aber sie werden auch lehren, wie sie aus
dem fremden Stoffe vielfach Nutzen gezogen und
ihu umgeinodelt und mit der merkwürdigen (’nltur
jenes Zeitalters verweht haben, die wir mit vollem
Rechte die nordische nennen.
10. Sophus Bugge, Studien über die Ent-
stehung der nordischen* Götter- und Helden-
sagen. übersetzt von Brenner. München,
Chr. Kaiser, 1889, 8. 690 S.
Noch selten bat eine gelehrte Ansicht so grosses
Aufsehen erregt, so viel Widerspruch und zum
Theil Verwirruug hervorgerufen, als die von Bugge
bereits im Jahre 1679 in einem Vorträge in der
*) Man merkt dies nicht nur an mehreren wirk-
lichen Fehlern und l’iigetmuigkeiten in der Form,
sondern namentlich auch in den flüchtigen oder gar
irrtliümlichnu, zum Theil nur dem speciellen Fachmann
verständlichen Citaten. Wenn *. B. 8. 15 auf Wor-
snae: „Aandsliv“ hinge wiesen wird, dürft« doch
R osenberg: ,Xordhaenie* AamLIiv“ gemeint sein.
Auf 8. 23 „H. 11. S. 125“ soll wohl auf ein Ruch von
11. iltldehraud hiuweiM-u; 8.50 8 Word S. 41 wahr-
scheinlich auf Burton: The book of the »word,
welches freilich sonst uirgend citirt ist u. s. w.
wissenschaftlichen Gesellschaft zu Ghriatiaoia (vgl.
das dortige Aftern blad vorn 3. November 1879) vor-
getrageue Lehre, welche allerdings unsere Ansich-
ten über deutschen und nordischen Gott ergla üben
von Grund aus unmodern muss, da eben von An-
fang an einige tiefgreifende Fehler gemacht wor-
den sind. Es war begreiflich, dass Gelehrte,
welche die deutsche Mythologie hatten auslmucn
helfen, mit Vornrtheil den verblüffenden Ergeb-
nissen gegenüber stehen mussten ; vornehmlich war
es Möllenhoff, der im fünften Bande der Alter«
thumskunde mit Schärfe und Entschiedenheit
Bugge entgegentrat, aber unseres Erachtens ohne
Glück. Wohl vermochte sein Machtwort und sein
Ansehen zu verhindern, dass mau Bugge *s Ar-
beiten, welche in Zwischenräumen erschienen, mit
dem richtigen Verständnis» in Deutschland auf-
nahm; doch kann es sich bei der klaren und jeden
Unparteiischen vollständig überzeugenden Beweis-
führung Bugge’s nur um ein rascheres oder lang-
sameres Durchdringen »einer Lehre bandeln, aus
dem Wege schaffen und unterdrücken lässt sie sich
nimmermehr.
Bugge geht von der Thatsache aus, dass der
nordgennanische Stamm im Götterglanben und in
der Heldensage so viel verwandte Züge mit den
Südgermaneti aufweist, dass der Schluss auf eine
ihnen gemeinsame urgcrin&uischc Grundlage sol-
cher dichterischen Anschauungen unzweifelhaft
sicher ist. Jedoch hat inan in zweifacher Hiusicbt
gefehlt indem man einmal der nordischen Sonder-
ent Wickelung zu wenig Gewicht beimaass, so dass
eine grosse Anzahl von ausschliesslich nordischen
Zügen für geineingermanisch uod damit auch süd-
germanisch gehalten wurde, und ferner allzu ein-
seitig den Blick nur gerade auf diejenigen Bc-
standtheile richtete, die in ihrer Wurzel nordisch
oder gesamuitgennauisch sind, dagegen die Augen
verschloss gegen die im übrigen Europa herrschen-
den Vorstellungen, oder doch Aehnliebkeiten nor-
discher Mythen mit denen anderer europäischer
Völker aus Urverwandtschaft ableitete. Nun fin-
den sich zahlreiche Uebemnstiramungen nordi-
scher Sagen mit christlichen und antiken Erzäh-
lungen, wie sie im Mittelalter weit verbreitet waren.
Darum durfte kecklich behauptet werden, dass viele
nordische Götter- und Heldensagen Lichtungen
oder Legenden, religiöse oder abergläubische Vor-
stellungen wiedergeben, oder wenigsten unter Ein-
wirkung von solchen entstanden, welche kalbbeid-
nische und heiduische Nordlente in den Wikinger-
zeiten auf den britischen Inseln, zum Theil auch
an deutscher Küste, in Friesland und im Franken-
reich, wo die Heerschiffe häufig anliefen, von Chri-
sten, und zwar von Mönchen und von Leuten, die
in Mönchsschulen erzogen waren, vernommen
haben. Daneben wirkten auch antike Dichtungen
des Mittelalters ein, wie sie die lateinischen Mytho-
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Referate.
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graphen und Commentare zu viel gelegenen Schrift-
stellern, z. B. Virgil, in Mengt* enthielten, und zwar
in kürzester, leicht fasslicher und ohne jede Ge-
lehrsamkeit verständlicher Form, was nicht im
geringsten befremden darf, da die frühe christliche
Dichtung antike Elemente auf Schritt und Tritt
aufweist. An zwei Mythen, der von Baldr und
der Weltesche Yggdrasil!, legte liugge diu hier
angedeuteteu Grundsätze in ausführlichster Weise
dar. Natürlich ist damit der fast überreiche Stoff
nicht zur Hälfte erschöpft und stehen noch Unter-
suchungen über wichtige Fragen, z. B. die nor-
dische Kosmogonie und den Weltuntergang, in
baldiger Aussicht *). Baldr, der lichte Gott, der im
vollen Glanze der Jugeud&chüne von des blinden
Ilödr Speer duhingestreckt wird, ist eine Gestalt
der nordischen Phantasie, ein ergreifend schönes
Dichterbild, von Meisterhand entworfen, aber kein
Gott , au den das germanische Urvolk je geglaubt
hätte. Wir betrachten freilich das Wort Baldr
als einen Eigennamen, und da derselbe Name auch
im Merseburger Zauberspruche vorkommt, so lag
der Schluss nahe, auch für dieSüdgerinanen einen
Gott Baldr vorauszusetzen. In Wahrheit aber ist
baldor ursprünglich ein Appellativum, wie es in der
angelsächsischen Dichtung ganz gewöhnlich ist, und
bedeutet Herr, König. Mit Vorliebe wird der
Christeugott als bealdor bezeichnet. Die einzelnen
Züge der Geschichte von Baldr» Tod berühren sich
auffällig mit mittelalterlichen apokryphen Erzüh-
luugen von Christi Tod; dieser Zusammenhang
erklärt sich einfach dadurch, dass die Nordlcute
bei den Angelsachsen Geschichten vorn lichten,
weisseu Herrn (bealdor), d. h. Christus, hörten,
und diese nun iu ihrer Weise nacherzäklten. Wie
hatte auch der wilde kriegerische Geist der nor-
dischen Wikinger dazu kommen sollen, die Gestalt
des sanften, lichten Friedensgottes zu erschaffen!
Diese ward ihm vielmehr aus einer anders gearte-
ten Gedankenwelt zugeführt. Der süddeutsche
„Balder11 ist demuHch als gar nicht vorhanden zu
streichen, und der Merseburger Spruch zu über-
setzen: Phol und Wodan fuhren zu Holze, da
ward dem Fohlen de» Herrn (demo holderes volon)
sein Kuss verrenkt. Der Spruch wird viel klarer
bei der Voraussetzung, dass nur von zwei Göttern
die Rede ist und nicht von dreien. Die bei dem
dänischen Geschichtsschreiber Saxo überlieferte
Form der ßaldrsage, die sieb von der isländischen
vielfach unterscheidet, weist auf antike Vorlagen,
die Sage vom Trojanerkrieg, zurück, wie sie in
den Erzählungen des Dures Phrygius und Dictys
Cretensis vorliegt. — Odin erzählt von sich sel-
ber: „Ich wei.-g, das» ich hing am windigen Baum
*) Ist unterdessen zum Theile geschehen in der
Schrift von H. v. Meyer, Völuspa, eine Unter-
suchung, Berlin 1839.
Archiv für Anthropologie. Bd XIX.
volle neun Nächte, mit dem Geer verwuudet und
dem Odin gegeben, ich selbst mir selbst, an dem
Baum, von dem Niemand weiss, aus welche» Bau-
mes Wurzeln er sprosst“ Wort für Wort lassen
sich die Ausdrücke, die hier von Odin gebraucht
werden, in lateinischen und angelsächsischen Schrif-
ten wiederfinden: es ist Christus am Kreuze,
('hristus hing aut Galgen. „Er stieg auf den Baum
und vergoss sein Blut Gott am Galgeu durch sei-
ne« Geistes Kraftu, heisst es im angelsächsischen
Gedicht von Christ und Satan. Im wilden Winde
hing er, mit dem Gere des Longinus verwundet.
Jesus opfert sieb selber GottVater am Holz; Chri-
stus und Gott Vater sind eins, darum kann es
wohl auf Odin übertragen heissen : Odin gegeben
dem Odin selber. Auch der Buuin, dessen Wur-
zeln keiner kennt, klingt an christliche Sagen an.
Neun Tuge und neun Nächte sind in einer shet-
lämlischen Ballade angeführt. Odin aber spähte
nieder, nahm geheiinnissvolle Zeichen auf, fiel
herab vom Holze und liegann wieder zn wachsen
und zu gedeihen. Auch Christus steigt vom Kreuze
herab, dringt in die Geheimnisse der Unterwelt
üud steht wieder auf von den Todten. Iu der
nordischen Dichtersprache wird Odin geradewegs
in Folge dieses Mythus als der „Gehängte11 bezeich-
net. Der Gehängte (sc nhanguu) ist in angelsäch-
sischer Poesie und Prosa eine Benennung für
ChrtBtuB. Es liegt klar am Tage, dass ein solcher
Mythus unmöglich auf einem auf rein nordischem
Grunde erwachsenen Glauheu beruhen kann. Wohl
war es alter Brauch, die Kriegsgefangenen durch
Tod am Galgen dem obersten Gott zu opfern, aber
da» galt als eine schimpfliche Todesstrafe. Wie
hätte man nun dazu kommen sollen, den Gott
selber diese erleiden zu lassen , wenn nicht auch
hier die Veranlassung eben von aussen her dun
Nordleuten zugekoiumeu wäre? — Yggdrasill ist
die Weltesche benannt, ein heiliger Baum, uu
dessen Kusse ein Quoll entspringt, der Brunnen
der Urd, der Nom. Von den Germanen ist wohl-
bezeugt, dass sie im Ileidenthura , wie ja heutigen
Tages noch, nur in entsprechender christlich-legen-
darischer Umformung, dem Baum- und Quellcult
gehuldigt. Wald- uutl WaaHerimuuen beleben die
heiligen Wälder und Gewässer. Durum darf die
Anschauung eines heiligen Baumes, an dessen
Wurzel der Quell hervortprudelt, wo weise Frauen
wohnen, als durchaus germanisch betrachtet wer-
den, und natürlich bildete dieser alte Glaube auch
die Grundlage für den Yggdrasill- Mythus. Aber
ebenso entschieden wie dieser gemeingermanische
Urgrund löset! sich anderweitige Bestuudthcile ab,
die unmöglich germanisch sein können, sondern
auf Entlehnung hin weisen. Yggdrasill ist ein
Ausdruck, den die überaus verküustultu nordisch”
Skuldcuspracbe schuf, seine Deutung ist : «D»*»
Yggr Ross**. Yggr war ein Beiname Odins.
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Referate.
Der Galgen wurde häufig in der Dichtung euphe-
mistisch als das Ross bezeichnet, das der Gerich-
tete reitet. Also ist Yggdrasil Odin1« Galgen.
Der Naine des Weltbaumes setzt den Mythus vom
gehängten Odin voraus. Christi Galgen ward in
germanischer Zunge von Alters Vier das Kreuz be-
nannt (vgl. bei Wulfila: gulga Xristaus). Die
christliche Dichtung des Mittelalters sah in» Kreuze
du« Symbol der Welt; nicht allein das Marterholz
Christi bedeutete es, sondern auch den I#el>ensbaum.
Als aller Räume bester beschatteten seine Zweig«
all« Welt und erquickender Th au träufelt« herab.
Ein hoher Raum, flbergossen mit weissem Nass, steht
Yggdrnsill vor uns. Im Wipfel des Weltbaumes
sitzt ein Adler, in der Tiefe benagt eine Schlange
die Wurzeln, zwischen beiden eilt geschäftig ein
Eichhorn hin und wider, ntn Laube nagt ein
Hirsch. Auch der christliche Kreuzesbaum ist von
einer Schlange umzingelt. Auf englischen Stein-
kreuzen sind öfters die Seitenflächen mit dem
christlichen Symbol der Weinrauken geziert, in
diesen sitzen wohl nur der Ausschmückung halber
verschiedentlich« Thiere. zu oberst ein Vogel, unten
nagt ein Vierfüseler am Laubwerk und in der Mitte
sitzt ein Eichhorn. Somit weisen alle ins Auge
fallenden Eigenschaften des nordischen Weltbau-
raes. vornehmlich auch seine Auffassung als Mittel-
punkt der Welt, eben darum, weil er den höch-
sten Gott getragen, mit unleugbarer Deutlichkeit
auf fremde Vorbilder, und das angestammte Heiden-
thum verweigert dafür jedweden triftigen ErkU-
rungsgrund. — Solche Züge, von denen wir hier
nur wenige und besonder«* hervorstechende namhaft
machten, enthält Rugge’s Schrift in Menge, so
reichlich , dass sie jeden unbefangenen Reurtheiler
überzeugen müssen, und wie bereits bemerkt, bie-
tet die nordische Mythologie noch ein weites Feld
für Vergleichung, das im vorliegenden Ruche un-
berücksichtigt blieb. Allein schon die Ueberein-
fcitimmnngcu legen auf schlagende Weise klar, dass
ein Zusammenhang zwischen den nordischen Dich-
tungen und den ungezogenen mittelalterlichen
Quellen besteht. Trotzdem wäre ein Zweifel zur
Notli gerechtfertigt und mau könnte sich ja auf
das freilich etwas wunderliche Spiel des Zufalls
hinausreden, falls nicht anderweite Erwägungen
zur Ueberzeugung führten, dass ßugge nichts Un-
wahrscheinliches und Unerhörtes behauptet, son-
dern im Gegeutheil unter gegebenen Verhältnissen
geradewegs Not 1» wendige». Wir prüfen Rugge’s
Lehre von zwei Standpunkten aus: vom geschicht-
lichen und vom rein pbsy chologischen. Wenn
irgendwo eine Dichtnng au« der Vergangenheit vor-
liegt. so wird die Forschung nicht bloss dabei
stehen bleiben, diese zu lesen und wieder zu lesen,
als etwas für sich Alleinstehende« zu betrachten,
vielmehr wird man, wo es möglich ist, auch da-
nach fragen, wer waren die Schöpfer. Mit der
Individualität des Künstlers haben wir doch bei
seinem Werke stets zu rechnen und vieles Seltsame
und Wunderliche, das ohne weitere Erklärung an
der Schöpfung selber unverständlich bleiben müsste,
wird in diesem Lichte sehr wohl begreiflich sein.
Wo wir dieser Hülfe entrathen müssen, was inFolge
der Ungunst der Verhältnisse meistens der Fall
sein wird, lässt sich natürlich nichts machen, wir
sind auf eigene Combinationen angewiesen ; aber
wo die reichlichsten Mittel ganz von selbst sich dar-
bieten, da ist es eine schwere Unterlassungssünde,
deren die Nichtbeachtung sich schuldig macht.
In dieser Lage befinden sich aber viele deutsche
Forscher den nordischen Quellen gegenüber, indem
zwar die mythischen Sögur, die Edden, wohl be-
kannt und viel gelesen sind, aber die unendlich
werthvolleren geschichtlichen Quellen, die längst
in vortrefflichen deutschen und nordischen Werken
(vgl. Maurer1« Ilekehrung de» norwegischen
Stammes zum Christenthum; P. A. Munch, Det
norske folks historie; Steenstrup, Norroannernc)
verwertbet sind, unbeachtet beiSeite gelassen wer-
den. Darin kommen uns die wichtigsten Auf-
schlüsse über die Schöpfer jener phantastischen
Sagenwelt in reicher Fülle zu. Als J. Grimm »eine
deutsche Mythologie schrieb (1*44), suchte er aus
den kümmerlichen Ueberresten de» deutschen Volks-
glaubens ein Bild von dem Götterglauben unserer
Vorfahren zu gewinnen. Dabei stellte sich bald
heraus, das« dem nordischen Glauben und dem
deutschen Vieles gemeinsam war, und darum wohl
dies und das mit Hülfe des nordischen erst erklärt
werden müsse. Eine gemeinsame Grundlage vor-
ausgesetzt, war es ja wohl erklärlich, wie Vieles
bei den Deutschen, die bereits im siebenten und
achten Jahrhundert bekehrt wurden, in Folge
kirchlicher Einwirkung zerstört werden konnte,
was sich im Nordischen erhielt, da die Nordger-
manen, insbesondere der norwegische Stamm, erst
am Ende des 10. Jahrhunderts zum christlichen
Glauben übertraten, und auch dann stand die
Kirche, zumal auf de m für die nationale Literatur
so wichtigen Island, iu freundlichem Verhältnis«
zu dorn Althergebrachten, Volkstümlichen; die
auf heidnische Mythologie gegründete Skulden-
dichtnug ward nach wie vor ungestört, weiter ge-
pflegt. Die Eddalieder galten als ziemlich alte
unverfälschte Denkmäler der volksmassigen Dich-
tung, und von diesem Standpunkte aus lag in der
Tbat die Versuchung äusserst nahe, hei der Ro-
trachtung de« zerstreut und bruchstückweise iin
Deutschen Ueberlieferten das Nordische zu Hülfe zu
nehmen, falls »ich dort Anklänge aufdecken Hessen.
Im Nordischen stand Alles iu einem festen System
eingeordnet, in der grossen Welttragödie von der
Schöpfung der Welt au» dem Chaos, vom Werden
der Götter und Menschen, von ihrem Ende in den
Flammen des Weltbrandes und vom Auflauchen
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Referate.
267
einer neuen schönen Welt, in der allein das Gate
herrschen wird and alle Gegensätze sich Ausglei-
chen. J, Grimm verfuhr aber mit Vorsicht, er
erkannte in der Edda doch allzu viel Nordisches,
uni diese Sagen ungefragt ins Deutsche hinüber
zu tragen. Anders S im rock, für den es als
ausgemacht galt, dass nordische und deutsche My-
thologie aus einer Wurzel erwachsen; was das
Deutsch»* verloren, batte sich im Nordischen erhal-
ten, und das erstere war darum unltedingt aus dem
letzteren zu ergänzen. „Wenn Grimm hoffte, dass
endlich der Zeitpunkt erscheinen werde, wo der
Wall zwischen deutscher und nordischer Mythologie
zu durchstechen sei und beide zusammen rinnen
können in ein grösseres Ganzes, so ist für uns die-
ser Zeitpunkt schon erschienen/ Simrock’s Ruch
gewann Verbreitung iu die weitesten Kreise und
hat namentlich bei I*aien freudige Aufnahme ge-
funden; aber es trug auch eine ganz falsche Hypo-
these iu die Welt hinaus, die sich auf Simrock’B
Autorität bin zum Glaubensartikel auswuchs, bo
dass die geklärte und richtige Auffassung des Ver-
hältnisses zwischen deutscher und nordischer My-
thologie einem argeu Vorurtheil begegnet. Die
jüngste Zeit hat zwei wichtige Punkte festgestellt,
von denen aus besehen Vieles wesentlich anders
sich ausnimmt. Keines der Gedichte, die uns
Zeugnisse von der Aseureligion geben,
kann älter sein, als das neunte Jahrhun-
dert. Auf deu nordischen Runensteinen herrschte
bis etwa ÖUO eine Sprache, die von der-
jenigen der mythischen Gedichte sehr verschieden
ist. Die Kdd&gedichte sind iu strenger Metrik
verfasst, die auf Silbenzüliluug beruht. Vor 800
waren die Endungen der Wörter voller; die in
Uuneuinschriften bezeugten Formen können in den
Eddaliedern, nicht eingesetzt werden, ohne dass
dadurch das Metrum vollständig verloren geht,
ei u untrüglicher Ile weis dafür, dass jene Dichtung
erst aus einer hinter 800 liegenden Zeit entstammt.
Der mächtige Wellenschlag der Wikinger zeit
war es, der erst die ganze uns erhaltene mythisch-
heroische Dichtung hat emportauchen lassen. Bis
zu jener Zeit hatte sich das Lehen der nordischen
Völker in ziemlicher Abgeschlossenheit vollzogen.
Zumal die Norweger hatten so gut wie keine Be-
rührung mit der Aussenwelt, jedenfalls ver-
mochte das Fremdländische keinen nachhaltigen
Einfluss auf die Nordleute zu gewinnen. Es ist
ein Grundzug des germanischen Weseus, sich frem-
den Verhältnissen rasch auzupa&sen, die Errungen-
schaften einer anderen Cultur sich anzueignen, oft
bis zur Vernichtung der eigenen. Die südlichen
Stämme und ihr Schicksal in den Reichen der
römischen Nation legen nur zu beredtes Zeugniss
davon ab. Gleich bei der ersten Berührung hatte
einer der südlichen Stämme, wahrscheinlich ein
gotischer, von den Römern die Schrift sich au-
geeignet und zum Ranenalphabet umgewandelt,
das nun rasch von dort aus zu den verwandten
Stämmen gelangte. Diese erste germanische Ent-
lehnung auf geistigem Gebiete ist charakteristisch,
indem zwar etwas ganz Fertiges, Feststehendes über-
nommen, aber in durchaus eigener, origineller Weise
verarbeitet wird, so dass man die germanischen
Runen wohl als Schöpfung germanischen Geistes be-
wundern kann, unbeschadet dem, dass seine Eigenheit
am F remdeu sich bethütigte. Die Gertnauen verfuhren
z. B. hierbei viel freier als einst die Römer, da sie
dem griechischen, die Griechen, da sie dem semi-
tischen Alphabet ihre Schriftzeichen nachgebildet
hatten. Vorerst waren die Nordleute von einem
unmittelbaren Zusammenstoss mit südländischen
Cultureo ausgenommen , ihre nächsten Nachbarn
nach Süden wareu germanische Stammravettern,
die ebenfalls noch auf ursprünglicher Entwicke-
lungsstufe verharrten. Diese Zustände wurden aber
mit einem Schlage geändert, als das Drachenschiff
den Wikinger hiuauaführte auf das Westmecr.
Diese von den davon betroffenen Küsten so sehr ge-
fürchteten Fahrten begannen etwa um 800, zunächst
als bloaae räuberische Streifzüge, bald aber mit
wohlüberlegtem Plane, indem es nicht darauf
ankam, im Handstreich einen Landstrich auszu-
plündern, sondern darauf festen Fuss zu fassen.
Die Wikinger fuhren auch in friedlicher Absicht
an, um feste und dauernde Siedelungen zu grün-
den. Zumal als im Heimathlande die Monarchie
ihr Haupt erhob, als in Dänemark, Schweden mul
Norwegen die vielen kleinen Stammkönige immer
mehr iu ihrer Selbstherrlichkeit bedroht wurden
und endlich ganz nnfgingen, da war für viele und
gerade die edelsten Häuptlinge der Gedanke nahe-
liegend, ganz die Heimat zu verlassen und im
Westen drausseu neue Sitze zu crriugcD. In jenen
Zeiten wurden die nordischen Reiche im Frankeu-
lande (Normandie), England, Irland gegründet.
Von den Wikingern wurden die seither unbewohn-
ten Inseln des Westmeeres, die Färöer nnd Island
entdeckt and bald am Ende des 9. Jahrhunderts
lebhaft besiedelt. Alle diese Siedelungen standen
in fortwährendem Verkehr mit den Stammt andern.
In jenen fremden Ländern nun trafen die Nord-
leute auf reich entfaltete Cultureo, Angelsachsen,
Iren und Franken waren zum christlichen Glauben
bekehrt. Mit diesen Völkern suchten die Nord-
leute auch friedlichen Verkehr, zahlreiche Wechsel -
heiratheo sind bezeugt. Kurzum, neue Welten
thaten sich dem nordischen Geiste auf. wahrhaftig
ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zum vor-
hergehenden Jahrhundert, wo die hohen Gebirge
die Norweger von jedem Luftzug von aussen her
abgeschlossen hatten. Was aber wird die dich-
tende Phantasie eines lebenskräftigen Volkes in
höherem Maasse zum Schaffen Anreizen, als solcher-
lei Erlebnisse, die mit einem Male so unendlich
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Referate.
vieles Neue dem Auge eröffnen! Es wäre wider-
natürlich, falls nicht gerade in den geistigen
Schöpfungen der Nordleute jene Zeiten sich wieder-
geüpiegelt hätten. Man erwäge zum Vergleich die
ungeheure Bedeutung der Kreuzzüge für die Dich-
tung der abendländischen Völker. Die alte Zeit
versank beinahe gänzlich in Vergessenheit, fast
keine Dichtung giebt Kunde von den Abschnitten,
welche den Wikingerzügen voraus liegen. Um so
glänzender und reicher mussten die Bilder sein,
die unter den neuen Eindrücken entstanden. Es
int eine natürliche Folge dos fortschreitenden Ver-
kehrs mit christlichen Völkern, wenn in die nordi-
schen Dichtungen Züge von christlichen Sagen Ein-
gang fanden. Die Nordleute sahen die Kirchen-
hauten, die glänzenden Processionen, die Gebräuche,
wie die Taufe u. A., und sie forschten wohl auch
der Bedeutung aller dieser Dinge nach, ln ihrer
Art erzählten sie das Vernommene wieder. Von
dem idealeu Behalt des christlichen Glaubens ver-
mochten sie als Heiden natürlich nichts zu fassen,
darum hafteten ihrem Gedächtnis* nnr die einzel-
nen äusserlichen Züge, di« ihnen gleich einer selt-
samen Dichtung erschienen. Wenn wir bedenken,
dass in lateinischen Quellen, und noch mehr im
Angelsächsischen Christus als König der Herrlich-
keit, Herr, mächtig in der Schlacht, Krieger und
Feldherr, Siegesheld, bewunderungswürdiger Strei-
ter benannt wird, dann versteht man wohl, wie
ein Wikinger dazu kommen konnte , Züge des
christlichen Erlösungshelden auf seinen Schlachtan-
gott Odin zu übertragen. Eine Mischung heidni-
scher und christlicher Elemente melden aber von
einzelnen Leuten ausdrücklich die geschichtlichen
Quellen. Bereits unter den ersten Ansiedlern
Islands befanden sich Männer, die vordem der
Heerfahrt im Westmeere abgelegen und bei solcher
Gelegenheit nus mehr oder weniger äusserlichen
Gründen die Taufe genommen hatten, ohue deshalb
vom Heidenthum abzulassen. Auf diese Art ver-
mochten sie unbehindert unter Heiden und Chri-
stenleuten zu wohnen. Audr, eine Tochter des
norwegischen Häuptlings Ketill Flatoefr, der
nach den Hebriden nusgewaudert war, hatte sich
in Irland mit dem Könige des dort begründeten
neuen Reiches, Olafr hviti, vermählt. Nach dessen
Tode fuhr sie mit vielen Begleitern nach Island
und gehub sich dort mitten unter den Heiden
drin als eifrige Christin. Kreuze lies» sie auf-
richten, doch bei ihrem Tode verlangte sie alther-
gebrachte heidnische Sitten. Nach ihrem Tode
verfiel die gesaramto Verwandtschaft wieder dem
Heidenthum, doch die durch Kreuze ausgezeichnete
Gebetstelle der Ahn mutter ward nach wie vor
heilig gehalten und zu einer heidnischen Opfer-
stätte umgewandelt. Helgi binn magri war
väterlicherseits von götlandischor, mütterlicherseits?
von irischer Abkunft*, auf den Hebriden erzogen.
kam er in mehrfache Berührung mit dem Christen-
thum. Er hatte auch die Taufe empfangen und
glaubte an Christum; daneben aber wandte er
sich in allen Nöthen der Seefahrt an Thorr. Ihn
hatte er auch am den Ort befragt, an dem er seine
Niederlassung in Island gründen sollte. In England
legte eine Wikingersehaar den Eid zugleich auf
den heidnischen Opferring und auf christliche Reli-
quien ah. Ilrolf (Hollo), der Herzog der Normandie,
war zum Glauben übergetreten, nach einem Siege
wandte er sich mit Dankopfern sowohl an die
Kirche, als auch an die alten Heidengötter. Solch«
Fälle%ind noch mehr bezeugt (vgl. Maurer, Be-
kehrung I, §. 9 u. ö.). und sie beweisen, dass die
Voraussetzung keineswegs in der Ln ft steht, die
heidnischen Wikinger hätten Kenntniss christlicher
Sagen und Mythen gehabt. (Jeher 200 Jahre lang
erstreckten sich die Berührungen zwischen Heiden-
thum und Christ enthum, ehe das letztere staatlich
anerkannt und gesetzlich eingeführt wurde. Die
christliche Lehre war dem Wikinger eine merk-
würdige Erscheinung, wie die vielen anderen, denen
er in der Fremde begegnete; er nahm von dieser
wie von jenen eben nur soviel auf, als ihm passend
schien. Die Wikingerzeit war aber für die geistige
Entwickelung der Nordleute von tiefgreifender Be-
deutung. Die Quellen lassen erkennen, wie ein-
zelne Leute sich zu merkwürdiger geistiger Reif«
entfalten. Offenbar entstand ein Zwiespalt zwi-
schen dem, was der heimathliche Götterghmbe dem
Gemüthe in einfach schlichten Zügen dargeboten
hatte, und den weiten Ansblicken, die sich nun
plötzlich eröffneten. Der altgermanische Volks-
glaube genügte dom höher veranlagten Manne nicht
mehr; so berichten die Quellen von Männern, die
an keine Götter jnehr geglaubt hätten, sondern allein
an sieh selber und an ihre Kraft. * Hsllr und
Helgi führen den Beinamen godlnns, gottlos; an-
dere suchten zu einer vertieften Gottesidee sich
darchzuriugen; Thorkell tnani liess sich in seiner
Tode*krankh<it in den Sonnenschein hinaustragen.
und befahl sich in die Hände des Gottes, der die
Sonne geschaffen habe. Eben eine Frucht solcher
Stimmung ist der nordische Mythus, wie er in den
Eddaliedern vorliegt. Nicht mehr mit einem
Volksglauben haben wir es zu thun, sondern
mit einer Dichtung der Vornehmen, gepflegt
von den Skalden und zum grössten Theil auch von
ihnen geschaffen. Die Masse des Volkes stand ihm
fremd gegenüber; was sich in ihren Sitten and
Gebräuchen, im Rechtsleben zeigt, das trägt einen
wesentlich anderen Charakter, es sind Züge, denen
wir auch anderwärts begegnen und die auf altererb-
tein, rein germanischem Gut beruhten. Wenn wir
die nordischen Mythen als Dichtungen auffassen, be-
greift es sich, dass die endliche Bekehrung die Stel-
lung des Skalden den Mythen gegenüber nicht im
geringsten berührt, Wohl aber war dadurch mittel-
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Referate.
269
bar dem Christenthnm die Bahn geebnet, das bei
den Führern He» Volke» auf aufgeklärte Geister
utieu, die nicht feindselig in eng gezogenen Grenzen
eine« heidnischen Glauben« mehr verharrten, sondern
denen Ha» Ileidenthum und der Götterglaube zu
einer Sache der dichteudcn Phantasie geworden,
nicht mehr Uerzentüberaeugung war. Darum
vermochte er auch nach wie vor in dieser Gestalt
«ich zu erhalten. Unsere« Krachten« entfallt
von diesem Gesichtspunkte au« auf viele Er-
scheinungen der Rekehrungsgeschichte des nor-
wegischen Stamme« neue« Licht. „Dieses nordische
Heidenthum hatte nicht hinter den hohen Berges-
rücken, die jeden Luftzug von aussen abspprrten,
sein Wacbathum vollendet, und war nicht aus-
schliesslich aus heimischer Saat gesprosst. Im
Gegenthcil! E» war drausaen in der. Wiege des
Meeres aufgewachsen, umsaust von allen Winden,
geschaukelt von Strömungen ans allen Richtungen,
genährt mit Früchten au« wärmeren und reiche-
ren Landern, zu milderem, tieferem Sehen und zu
höherem Flug durch früher nicht gehörte Stim-
men erweckt" (Bugge, S. 560). Damit ändert
sich der Standpunkt, den wir bei Beurtheiluug
des Verhältnisses zwischen Dichtungen und Sagen,
Hie in nordischer and deutscher Ueherlieforung
vorliegen, einzunehmen haben; man darf nicht
das Deutsche aus dem Nordischen erklären, als
wäre dort das Uralte, Heidnische erhalten gehlie-
ben. währenddem im Deutschen sieh Vieles verlor.
Die einfachen Verhältnisse der deutschen Quellen
entsprechen eher dem Ursprünglichen, z. B. auch
in der Nibelungensage, wo Odin, die Valkyrje
Sigrdrifu BryuhiMr. überhaupt das Herreinragen
der Valballwelt gänzlich fehlt; im Nordischen wur-
den sie weiter entwickelt zu grossartig schönen
Bildern, die aber vom Ursprünglichen weit ab-
stehen. Nicht auf die Grundzüge urgermanischen
Oötterglaubciis treffen wir dort, vielmehr auf die
spätesten eigenartigsten Ausläufer des germani-
schen Heidenthums, und an dieser Entwickelung
trugen die geschichtlichen Verhältnisse schuld. Es
war falsch, sich auf süddeutsche Quellen, wie da«
Wessobrunner Gebet und Muspilli zu berufen, um
mit ihrer Hülfe zu behaupten, die darin aultauchen-
den Vorstellungen von Weltanfang und Weltbrand
stammten aus dem germanischen Heidenthnm.
Unbefangene Forscher, wie Za rucke (Berichte
der sich». Ges. d. Wiss. 1860, S. 191 ff.; vergl.
auch Vetter, Zum Muspilli, Wien 1872), haben
längst darauf hiugevnesen , dass in den süddeut-
schen Quellen nicht» Heidnisches enthalten, viel-
mehr alles auf rein christliche Vorstellungen
zurückzuführen sei. Durch eine vortreffliche, ein-
leuchtende Erklärung de» Ausdrucks müdspell hat
Bugge (S. 417 ff.) die Richtigkeit dieser Annahme
bestätigt. Natürlich stanuneu die Uebereinstim-
mungeu zwischen den südgerinaiiischen und nord-
germanischen Denkmälern in diesem Falle eben
aus ihrer gemeinsamen Quelle, den christlichen
Dichtungen.
Es dürfte au« den oben angezogenen Stellen
wohl erhellen, dass man im Recht ist, die Schöpfung
einer Mythologie wie der nordischen der Wikin-
gerzeit zuzuBchreibcn , weil die geschichtlichen
Verhältnisse alle die hierfür nothwendigen Vor-
aussetzungen in sich vereinigen. Die Ansicht
Bugge’« steht darum auf festem Boden und be-
hauptet keine Unmöglichkeiten. Aber auch eine
psychologische Betrachtung führt dazu hin. Falls
wir irgend eine geistige Schöpfung im Einzelnen
prüfen, wird sich diesc»r und jener Zug als „ent-
lehnt*4 bezeichnen lassen. Beim modernen Dichter
vermögen wir mit I^eichtigkeit anzngeben, was er
au« der Lcctüre anderer Werke in Bein eigenes über-
nahm. Fast in jedem Kunstwerke sind Bausteine
eingefügt, die auch sonst bereits Verwendung fan-
den, und Niemandem wird e« einfallen, diese offen-
kundige Thutsache zu leugnen. Aber verliert
etwa dadurch ein Kunstwerk irgendwie an seinem
eigenen Werth, wenu wir anerkennen, dass dem
Schöpfer die Bestandteile im Einzelnen von au««cu
her kamen? Die Vereinigung de» vorher Getrenn-
ten und Vereinzelten zur Einheit ist die eigene
selbstständige That des Dichters. Als gelungen
wird da« Kunstwerk gelten, wenn eine Grundidee
alle Theilo beherrscht. Eben dieses Zusammen-
fügen des Einzelnen, an »ich vielleicht ganz Fremd-
nrtigen, zur harmonischen Einheit ist du« geheim-
nisvolle Walten des Genius, dem dadurch koiu
Eintrag geschieht, falls wir auf die Einzelheiten
Hinweisen, die durch äussere Zufälligkeiten ihm
nahe geführt wurden. Durch deren Aufnahme
und Verarbeitung werdeu «ie eeiu Eigentum.
Genau so verhält es sich aber mit jener alten nor-
dischen Geistesschüpfuiig. Wir treffen auf ein be-
wundernswerte* Werk der Nordleute, da« ihnen
zugehört und von ihnen ersonnen ward, trotzdem
dass ihnen der Austos« dazu von au«sen her zukam.
Mit Recht bemerkt Bugge (S. 16): „Man wird
an Shakespeare’» Verhältnis« zu seinen Quellen
erinnert.*4 Der dichterische Werth jener Sagen
wird nicht geschädigt, wenn wir ihre Herkunft an-
erkennen. Wer das nordische Alterthum allein
von der Seit© de» HKthetisrhen Gefühles betrachtet,
hat also ebenso wenig Veranlassung, sich der
überzengenden Lehre feindselig gegenüber zu »tei-
len. Sic vertragt jeden Standpunkt und wirkt auf
allen Seiten lichtbringend.
Das vortreffliche Werk, dessen Lectüre aufs
Angelegentlichste empfohlen werden muss, darf
nur richtig aufgefasst werden, um die aus den
scheinbar überraschenden Ergebnissen entspringen-
den Bedenken niederzuachlagen. Ea bedeutet
keineswegs eine Zerstörung und Trübung unserer
Ansichten über altgermaniscben Götterglauben,
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Referate.
vielmehr eine Klärung derselben, indem dadurch
verhindert wird, das» alle möglichen fremdartigen,
ursprünglich aus semitischem Glauben entkeimten
Vorstellungen, wie die der Kosmogonie und Escha-
tologie, kritiklos in die germanische Urzeit zurück»
getragen werden. Mit dem, was aus vereinzelten
Bemerkungen antiker Autoren über den Urglauben
unserer Väter zu lernen ist, wären solcherlei Dinge
völlig unvereinbar. Ebenso gelangen wir vom Stand»
punkte der vergleichenden Sprach- und Cultur-
wissenschaft der Indogermanen zu Ansichten über
diesen Glauben , die das Vorhandensein jener Ele-
mente nicht gestatten. Eine Scböpfungslehre z. B.
aus dem Chaos heraus ist, wo sie bei indogerma-
nischen Stämmen erscheint, wie z. B. bei Griechen
(Ile sind) und Eraniern, anerkanntermaassen auf
semitische Entlehnung zurückzuführen. Natürlich
stammt sie auch im Christenthume aus derselben
Wurzel, daher die Uebemnstiniinung in allen die-
sen Lehren. Wie hätten nun plötzlich die Ger»
niauen ganz von selber dazu kommen sollen ?
Auch sie entlehnten natürlich und zwar zu einer
festbestimmten Zeit und mit Beschränkung auf
einen Stamm. Für das nordische Alterthum er-
halten wir aber auch werthvollate Belehrung. Wir
gewiiiucti doch wahrhaftig einen weitaus klareren
Einblick in die Schöpferkraft germanischer Dich-
tung, falls wir auf der einen Seite die an sich
weniger bedeutenden Quellen, auf der anderen
die daraus hervorgewachsene Schöpfung vor uns
sehen; dieses Verhältnis» sagt uns ungleich mehr,
als die vage Annahme, dass jene Sagen irgend
einmal in der Urzeit von der verschwommenen
Masse de« Volkes gedichtet worden seien. Die
Auffassung Bugge's wird den geistigen Fähig-
keiten und den thatsächlichen Verhältnissen in
gleicher Weise gerecht. Bugge’s Buch bezeich-
net einen Merkstein in der germanischen Alter-
thumskunde , soweit sie sich mit den Erzeugnissen
d~r Dichtung befasst. Es ist an der Zeit, dass
wir auch iu Deutschland uns davon überzeugen
und die mit Nothweudigkeit gegebenen weiteren
Folgerungen daraus ziehen. rIcb hin fester als je
davon überzeugt, dass die hier begründete Auf-
fassung des Ursprunges nordischer Götter- und
Heldensagen in der Hauptsache richtig und des-
halb lebenskräftig und fruchtbar istu, äasaert sich
Bug ge im Vorwort, Dass der und jener Punkt
im Einzelnen auch anders aufgefasst werden kann,
unterliegt keinem Zweifel, aber der Grundgedanke
des Buches ist als ein auf klarer . einsichtsvoller
Beweisführung vollkommen erhärteter wissenschaft-
licher Satz zu erachten. Die Aufgabe der nor-
dischen M yt hen forsch ung liegt nunmehr
für immer darin, zu bestimmen, was im
einzelnen Falle altererbtes, germanisches
Gut. was fremdes, eingeführtes ist, und
wie aus einer Vermischung dieser zwei
Hauptströmungen die grossartigen und er-
greifenden Gebilde des nordischen Dichter-
geistes erstanden.
München, Juli 1889. W. Golther.
11. Dr. Hugo Jcntsch, Die prähistorischen
Alt er th Urner aus dem Stadt- und Land-
kreise Guben. Ein Beitrag zur Urge-
schichte der Niederlausitz. IV. Heft
mit einer lithographischen Tafel. Guben
1889. (Sonderabdruck aus dein Gubeuer Gym-
nasialprogramm.)
Der rühmliche bekannte Forscher iu der Vor-
geschichte Mitteldeutschlands, speciell der beiden
Lausitzen, uud umsichtige Vorsteher der reich-
haltigen Gubener (tymiiasialsammlung (Bericht
über dieselbe vom Referenten siehe Correspondenz-
blatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft
1888, Nr. 6) giebt uns im vierten Hefte seiner Bei-
trage zur Urgeschichte der Niederlausitz wiederum
einen schätzenawerthen Bericht über den Fort-
schritt der Prähistorie seiner engeren Heimath.
Wie bekannt, verdient gerade Jcntsch neben
Virchow Als derjenige genannt zu werden, dem
wir eine bis ins kleinste Detail gehende Beschrei-
bung uud Charakteristik der Funde vom sogeuann-
ten Lausitzer Typus, die derselbe in zahlreichen
Publicationeu niedergelegt hat, verdanken. Von
demselben Autor rührt auch die erste, mit den bis-
herigen Funden vollständig harmonirende, chrono-
logische Eiutheilung der genannten Urnonfelder her.
In der gestimmten Niederlausitz ist bisher noch
keiu einziges Grab aus der Steinzeit bekannt ge-
worden; denn die bisher daselbst aufgefundenen
wenigen Geräthe aus geschlagenem (nicht geschliffe-
nem) Stein, unter denen eine im letzten Jahre aus
einem Grabfunde von Gros» - Gastrose stammende,
wundervoll gearbeitete, 3 dm lange Speerspitze
Erwähnung verdient, gehören nach Jentsch einer
viel späteren Zeit an, woselbst sie noch itn Gebrauch
waren. Zu den sogenannten Scbatzfundeu gehört
die Gruppe Oegeln, Kummeltitz, Beitseh, in welchen
starke C- förmige Armringe überwiegen, vielleicht,
wie Jentsch vermuthet, ein örtliches Product;
ferner der bekannte Goldfund von Vettersfcldo,
welcher aus den griechischen Colonien am nörd-
lichen Rande des Schwarzen Meeres herstamraen
soll. — Unter den Einzelfuuden deuten die Schaft-
lappenzclte auf einen Zusammenhang mit Ungarn
hin. — Die ältere Hallstadtzeit, welcher ein Theil
der Urneugräher vom Lausitzer Typus entspricht,
findet sich durch eine bronzene Armspirale aus
Oegeln vertreten; die für diese Gruppe so charakte-
ristischen Prachtgegenstände, wie Spangen mit
breiteu Spiralscheiben oder kettenreicher Klapper-
schmuck, wurden bisher noch nirgends in dem von
uns zu betrachtenden Gebiete, wobl aber in den
angrenzenden Bezirken beobachtet. An die spä-
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271
tcrc Hallstadtperiode dagegen erinnern die Ton
0. Tischler als Schwanenhalsnadeln gekennzeich-
neten Nadeln (von Reichersdorf , Guben-Chöne,
Ilanso. Strega), sowie jene Bronzenadeln {von
Reichersdorf und Haaso), an welchen der Schaft,
gleichsam über die Knopfplatte hinaus sich ver-
längert. In ihnen sieht Jentsch gleichzeitig
Uebergänge zu der La-TeOe-Cultur, deren ältere
Gruppe durch zwei vorgeschichtliche RundwiUle in
der Niederlansitz vertreten ist. — Für die mittlere
La-Tene-Cultur, die nach Jentsch etwa seit dem
vorchristlichen Jahrhundert einen sehr wesentlich
umgestnltenden Einfluss auszuüben begann, sind
die Fibeln mit luugeschlagenem Fasse (von Guben,
Scblagsdorf , Koseben, Wirchenblatt , Liehesitz,
Haaso) höchst charakteristisch. Hie Funde von
Koschen und Lieberitz, vielleicht auch die von Guben
S.-W, letten schon in die darauffolgende provinzial-
römische Periode über, deren weitgehende Han-
delsverbindungen wir aus zwölf Münzen von zehn
Fundstätten des Gubener Kreises, sowie aus Grab-
einschliissen (von Homo, Reichersdorf N.-W.) und
Schatzfunden (vonStrega und Amtitzer Weinberg),
unter Anderem eine Karueolgemme, in ziemlichem
Umfange kennen lernen.
An die frühslavischc Zeit finden wir An-
knüpfungspunkte durch die einzige bis jetzt aua
der Niederlausitz beglaubigtu Leichenurue von
sl arischem Typus aus Wirchenblatt. Die slaviscbe
Periode selbst findet sich durch eine grosse An-
zahl von Funden aus Burgwälien, Pfahlbauten
und Skeletgräbern vertreten. Ilervorzuheben wäre
hierbei noch, dass unter den gestammten Funden
Blaviecher Abstammung bisher nirgendwo weder
Schläfenringe noch Hacksilber angetroffen wurden.
..Die Funde des Gubener Kreises führen uns
also von der Mitte des letzten vorgeschichtlichen
Jahrtausends, von dem Goldfunde von Vettersfelde
an, bis ins elfte Jahrhundert unserer Zeitrechnung
eine anderthalblnusendjührige Culturentwickclnug
vor Augen*, und es sind darunter, wie Virchow
hervorbebt, „Funde ersten Ranges und von höch-
ster Seltenheit, um nicht zu sagen einziger Art*.
Durch diese kurze chronologische Uebersicht,
deren Ausführung die früheren drei Hefte brach-
ten, orientirt uns Jentsch im Allgemeinen über
die Urgeschichte der Gubener Kreise. Im Ein-
gehenden beschäftigt er sich in dein lins vorliegen-
den vierten Hefte mit dem Rundwalle im „heiligen
Lande zu Niemitfch“, dessen wissenschaftliche
Bedeutung weit über die localen Grenzen bekannt
ist. Dieser Burgwall baut sich aua zwei streng
von einander zu scheidenden Schichten auf, von
denen uns die tiefere, die vorslavische Schicht ain
meisten interessirt. In letzterer gelang es Jentsch,
die Ueberreste von mehreren vorhistorischen Hans-
anlagen aufzndecken. Diese Gebäude bestanden
aus starken Balken, die ihrerseits wieder mit
fingerdicken Stäben ausgeflochten waren, und ent-
hielten in ihrem Inneren Ilausstandsgerüthe allerlei
Art, wio thönerne Töpfe, .Schüsseln, Flaschen, die
vielfach noch mit Lebensmitteln theils vegetabili-
schen, theils animalischen Ursprunges angefüllt
waren, Sicheln, Getreidequetscher, Spinnwirtel;
daneben auch Schmucksachen und Waffen. Aas
solchen Fundgegenständen dürfen wir auf einen
ziemlich hohen Culturgrad der Nietnitscher Rund-
wallbewohner scblieasen. Für eine gewisse Sess-
haftigkeit diesen Volksstammea sprechen neben der
umfangreichen Erdanhäufung vor Allem die Spuren
von Viehzucht und Ackerbau. Die Handfertigkeit
des Weben» ist aus den zahlreich aufgefnndenen
Spinnwirteln und Webegewicbten ersichtlich.
Gerade die letzteren sind insofern für die Cultur-
gcscliichte von grosser Wichtigkeit, weil ihre
charakteristische Anordnung in zwei Reihen (ent-
sprechend den geraden nnd ungeraden Ketten-
faden) zusammen mit Balkenüberresten einen
Rückschluss auf die ('onstruction der in vor-
geschichtlicher Zeit üblichen Webestühle gestatten,
ebenso wio der Robonbausencr Fund, woselbst
Messikomrocr Webegewichte unter denselben
charakteristischen Lagerungsverhältnissen beob-
achtete.
Es ist somit ganz klar, dass der Xiemitscher
Burgwall in vorslavischor Zeit nicht einen Cultus-
zweck erfüllte, sondern, wie Jentsch noch einmal
im Besonderen betont, als Wohnstätte Aufzufassen
ist. Ob aber Jentsch ’s Annahme, dass diu An-
siedelung durch Feindeshand ihren Untergang
Tand, berechtigt ist, wollen wir dahin gestellt sein
lassen; so viel steht indessen fest, dass dieser
Burgwall , nachdem er von Beinen vorslavischen
(germanischen) Bewohnern verlassen war, nach
unseres Verfassers Ansicht vom vierten vorchrist-
lichen Jahrhundert an auf lange Zeit unbuwohnt
geblieben ist. Denn es findet sich in demselben
keine Spur weder von Funden der mittleren, noch
von solchen der jüngeren La - Tune- Zeit oder der
römischen Provinzialcultur. Erst nachdem die
Wogen der Völkerwanderung verrauscht waren,
dürfte er frühestens wieder in Besitz genommen
sein. Das in den oberen Schichten überaus zahl-
reich vertretene Topfgerüth mit seiuen specifisch-
riavi sehen Ornamenten beweist dies zur Genüge.
Da unter diesen Funden ebenfalls das Hausgerätb
bei Weitem überwiegt, ho nimmt Juntscb keinen
Anstand, auch die slavischen Schichten des Niernit-
scher Burgwalleg als Ueberreste früherer Haus-
haltungen anzusprechen. — Eine von Jentsch
seiner Abhandlung beigefügte Tafel, deren Aus-
führung, wahrscheinlich aus pecuniäreu Rücksich-
ten von Seiten des Gubener Gymnasium*, massig
ausgefallen ist, ontbält die Abbildungen derGeräthe
vom Niemitscher Burg wall aus voralavischcr und
slavischer Zeit in instructiver Zusammenstellung.
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272
Referate.
1. H. Schaaf fhaUHcn , Die alten Volker
Europas. Sonderabdruck aus dt-r Zeit-
schrift „6«eiu 1, S. 6.r» hin 72.
Verfasser bringt im vorliegenden Aufsatze zur
Verfechtung der von ihm schon früher aufgestellten
Theorie über die Ureinwohner Europas, wonach
in der vorgerinanisohen (ueolithischen) Zeit ein
den Lappen verwandtes Volk Xorddeutschland und
Skandinavien, vielleicht auch Mitteleuropa, be-
wohnt haben soll, eine Anzahl Thatsuchen herbei,
aus denen or seine diesbezüglichen Schlüsse herleitet.
Abgesehen von der schon von Xilsson hervor-
gehobenen Aehulichkeit zwi-eheu den Wohnungen
und den Artefacten der heutigen Grönländer einer-
seits und den megalithischen Ganggräbern — sogar
in Westfalen in der Nfibe vou Beckum bei Winter-
galen finden sich ähnliche Anlagen — und Werk-
zeugen der nordischen Steinzeit andererseits, scheint
für Schaaffhmnsen hauptsächlich die grosse Ver-
breitung der mit dem Lappentypas überein-
stimmenden brachycephalen Schädel aus der Stein-
zeit für seine Hypothese von Bedeutung zu sein.
Dieser Schädeltypus findet sich über England,
Frankreich und Deutschland verbreitet. Dass
Lappen einst bis nach Westfalen vorgedrungen
aind, beweist ein 27 Fuss im alten Bette der
Lippe bei Hamm aufgefundener Schädel, den
Schaaf f hausen aus diesem Grunde als einen
lappischen beschrieb. Auch fUr Kurland hat
üuvaroff gezeigt, dass die finnischen Meriaa
sich an der Wolga viel südlicher ausbreiteten als
die heutigen Finnen. Für die That&ache, dass lV
den Gräbern der Bronzezeit noch kurzköpfige
Schädel Vorkommen, oder dass in einem und dem-
selben Grabe öfters doliehocephale und bracby-
cephale Schädel zusammen gefunden worden, glaubt
Schaaff 'hausen dadurch eine Erklärung zugeben,
das» er aunimmt, die germanischen Eroberer, die
Repräsentanten des langköpfigeu Typus, hätten
sich entweder ans der Mitte des unterjochten Volkes
beweibt — als Beispiel dazu diene ein im llolz-
•arge von Borum-Kschui aus der älteren Bronze-
zeit ruhende» weibliches Skelet, da» den Schädel
einer Lappin uufweist — oder wären umgeben
von ihrer uus dem lassiegteu Volke hervorgegau-
genen Dienerschaft bestattet worden — , so in
. einem Kegelgrab bei Schaan in Mecklenburg, wo-
selbst ein wagerecht bestatteter Leichnam, dessen
doliehocephale Sohädelform den Germanen verrieth,
vou einer grösseren Anzahl hockender Skelette mit
brachyceplialeu Schädeln umgeben wur.
Die Germanen, welche im Beginne der Bronze-
zeit in Xordcuropa ein wunderten , sollen nach
Schaaff hause u ihren Typus noch un vermischt
in den hentigen Bewohuern von Skandinavien
hinterlassen haben. Gegenüber der Hypothese vou
einer nordischen Herkunft der Germanen, wie sie
unter Anderem Peuka aufgestellt hat, hält
Schaaf f hausen entsprechend dem Standpunkte,
auf welchem die meisten namhaften Anthropologen
noch heutzutage «toben, an einer asiatischen
Abstammung aller Indogermanen fest, giebt indessen
die Möglichkeit zu, dass die germanischen Stämme,
die jetzt den Westen Europas bevölkern, auf ihrem
Zuge aus Asien zuerst im Norden ankumeu und
dort einige Zeit sesshaft waren, bevor sie weiter
südwärts zogen.
Fusseud auf Darwinistischen Priucipien, hält
der Verfasser die helle Hautfarbe der germanischen
Stämme für Folge des nordischen Klima* und der
Cultur; er ist sogar davon überzeugt, dass alle
blonden Völkerschaften voll einer hrannen Rasse
abstarnmen müßten, denn unter den modernen
Rasten exi&tirt kein blonder Typus. Demgemäss
wäre der letztere ebenfalls das Product klimatischer
und cultureller Einflüsse. Analoga dazu bieten
sich dem Verfasser in der Thierwelt.
Eine kaukasische Rasse existirt für Schaaff-
liuuscu nicht; denn er steht auf dem Stand-
punkte, dass mau hei der Eiiitheiiuug des Menschen-
geschlechter nur zwei Menschenrassen anfstellen
dürfe: den Neger und den Mongolen. Diese beiden
Typen , die mit einander nicht» gemein haben,
deuten auf eine doppelte Wiege der Menschheit,
die eine in Afrika, die audere in Asien. Der afrika-
nische Neger ist langköpfig und schwarz, der
Mongole Asiens kurzköpfig nud gelb. Ebenso ist
nach Schaaf i hausen dieser Unterschied des
Schädel baue* sowie der der Hautfarbe auc!» an
den Anthropoiden beider Erdtheile nachweisbar.
Der Gorilla ist dolichocephal, der Orungutnn
brachycephal. In Westeuropa, woselbst in der
Tertiärzeit schon höher entwickelte Affen uuftratcu,
wie der Dryopithecns und ein zwischen Schimpanse
uud Gibbon stehender Affe aua dem Saude von
Eppelsheim beweisen, wurde die Fortentwickelung
der thierischen Organisation bis zu einer dem Gorilla
und Orang gleichstehenden Stufe durch den Eintritt
der Eiszeit gebindert. Somit erhielt unserer Erd-
theil seine Einwanderer, Menschen sowohl als auch
Thier«, aus Asien und Afrika, init denen er eiust zu-
Bammenhing.
Was nun im Besonderen die kaukasische Rasse
betrifft, so fülitt Schaaff hausen ihren Ursprung
auf die Mougolen zurück. Die Gothen, die mau
allgemein für Indogermanen erklärt, ideutificirt er
mit den Scythen und leitet sie somit ebenfalls in
letzter Linie von der mongolischen Rasse ab. Die
heutzutage bestehenden Verschiedenheiten in den
Schädelformen sind die Folge von einem entwickel-
teren Gehirn; sie siud Bomit indirect abhängig von
der Cultur, die gerade dieses Organ am roeisteu
verändert. Denn der Mensch ist nichts weniger
als ein Dauertypus.
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Referate.
273
2. Martiu Zimmer« Assistent am Museum
schlesischer Altert hümer: Die bemalten
Thongefässe Schlesiens aus vorge-
schichtlicher Zeit Namens des Vereins
für das Museum schlesischer Altert hümer mit
Unterstützung der Provinzialverwaltung her-
ausgegeben von M. Z. Mit sieben Bild-
tafeln und einer Karte von Schlesien.
Breslau 1889. M. Woywood.
In derselben prächtigen Ausstattung, wie wir
sie aus früheren Veröffentlichungen des Vereins für
das Museum schlesischer Altert hümer, speciell aus
den Sakrauer Fundberichten schon gewohnt sind,
repräsentirt sich uns das vorliegende Werk. Auf
sieben grossen Foliotafeln giebt Zimmer in
sauberer und kunstvoller Ausführung 87 Abbil-
dungen von ihm zugänglich gewesenen bunten
Thongefässen aus Schlesien und den angrenzenden
Gebieten.
Was den Inhalt betrifft, so bebt Verfasser im
Vorwort, von selbst hervor, dass die Darstellung
nur in Form einer nackten Beschreibung gehalten
ist. Da die diesbezüglichen Fundberichte etc.
fehlen, so ist man aus diesem Grunde nicht im
Stande, einen Schluss aus dem vorliegenden, im
Uebrigen mit grossem Fleisse zusammengetragenen
Materiale zu ziehen. Soviel wollen wir nur her-
vorhebeu, dass diese eigentümlichen Erzeugnisse
der TöpferkunBt, die grössteutheils als Hache und
niedrige Schalen oder kleine Näpfchen Auftreten,
aus sandfreiem Thon in den zierlichsten Formen
hergestellte und mit bunten Farben reich bemalte
Gefässe darstellen. Ihr Verbreitungsbezirk ist
hauptsächlich Mittelschlesien und der südliche
Theil Posens. Die Zahl der in Schlesien meist
einzeln, zusammen mit gewöhnlichen unbemalten
Grabgefässen gefundenen bunten Thongebilde be-
läuft sich nach heutiger Zählung auf etwa 160 Stück
aus 43 Fundstätten; 19 von letzteren kommen anf
das rechte, 24 auf das linke Oderufer. Sie befinden
sieb znm grössten Theile im Besitze des Museums
sclilesisoher Alterthümer in Breslau.
Weitere Untersuch ungeu über die Farben der
bemalten Thongefässe, über das Material, über
Formen und die Herstellungsweise, über die Ge-
brauchsbestimraung, über die Ornamente und sym-
bolischen Zeichen, über die Herkunft und über
mchUchlesische bunte Thonwaaren in den Ländern
uro Schlesien im weiteren Kreise will Zimmer
demnächst in einer SonderabhAndlung veröffent-
lichen. Wir versprechen uns viel von dieser sicher-
lich höchst interessanten Fortsetzung und wünschen
dem Autor, der leider zu oft durch Krankheit an
der Ausführung dieser Arbeit verhindert ist, viel
Glück zum neueu Werke.
Dr. Buschan.
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
12. Die Gebäude der Ceremissen, Mord-
winen, Esten und Finnen, von Dr.
Axel 0. Heikel. Helsingfors 1888; Druckerei
der finnischen Literaturgesellschaft , XXX
und 352 S. in gr. 8°.
Im Frühjahr 1888 erhielt ich durch freund-
liche Vermittelung des Herrn Bibliothekars Dr.
Müller in Zürich ein kleines Buch, betitelt
„Rakenuukset Teremisseiltä , Mordvalaisilla,
Virolaisilla ja Suomalaisilla. Akatcmiolliuen väi-
töskirja kirjoitanut A. 0. Heikel, fil. raaisteri.
HelsiugUsu 1887.u Ein flüchtiger Blick auf die
zahlreichen beigegebenen Holzschnitte belehrte
mich , dass hier ein Quellenwerk ersten Ranges
vorliege, und dass überdies die finnischen Bau-
formen manche auffallende Uebereiostimmung oder
doch Aehnlichkeit mit deutschen, speciell auch mit
oberdeutschen , zeigen. Leider war der finnische
Text für mich ein Buch mit sieben Siegeln, das
sich auch mit Hülfe von Wörterbuch und Gram-
matik nur zum kleinsten Theil erschlieasen liess.
Da führte mich iro Herbst vorigen Jahres ein
glücklicher Zufall mit Ilorru Prof. Dr. Misteli in
Basel zusammen, einem der seltenen Kenner der
ugro- finnischen Idiome. Ihm eröffnete ich mein
Anliegen, und er hatte dioGüto, mir einige Stellen
des Buches zu übersetzen. Dabei machte er aber
zugleich die Entdeckung, dass inzwischen bereits
eine vollständige deutsche Uebersetzuug erschiuucu
sei. Der Titel derselben ist der oben stehende. Das
Buch ist untadelhaft ausgestattet; auch enthält es
einige Capitol, die im finnischen Texte fehlen.
Des Deutschen war der Ucbersetzer nicht voll-
kommen mächtig, daher einzelne Unklarheiten
Vorkommen.
Damit gehen wir zur Sache selbst über, und be-
merken sofort, dass der erste Blick uns nicht, ge-
täuscht batte, dass vielmehr mit Rücksicht auf Reich-
thum und Genauigkeit des* Materials, uud auf die
Tragweite der Ergebnisse der Untersuchung dieses
Buch in der gesammteu Hausliteratur nur wenige
seinesgleichen findet. Wohl hat der Gegeustand
selbst dazu beigetragen, denn nicht mit Unrecht
sagt der Verfasser in der Vorrede: „Die Alter-
tumsforscher Skandinaviens behaupten, die Haupt-
ursache, dass die vergleichende Altertumsforschung
gerade dort am höchsten steht, sei die, dass das
Heidenthum sich länger in Skandinavien gehalten
hätte, als im übrigen Europa. Dadurch ist die
vorhistorische (heidnische) Culturin den nordischen
Ländern unserer Zeit näher getreteu als in den
südlicheren Theilen Europas, und ist besonders
dazu geeignet gewesen, die Aufmerksamkeit der
Forscher auf sich zu lenken. — Auch unter den
finnischen Stämmen hat das Heidentum lange ge-
herrscht, — ja bei einigen Stämmen und in eini-
gen Gegenden herrscht es heute noch. Darum
35
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274
Referate.
Iiut der Alterthurasforscher — wenigsten« in dieser
Beziehung — einen günstigen Boden.“
Noch eine andere Ursache hat günstig mitge-
wirkt. Man verspürt, durch die wissen sch ait lieh ob-
jective Darstellung hindurch den warmen Athcm-
zug uatiounlcr Gesinuung. Es scheint, dass gleich-
seitig mit der kosmopolitischen Tendenz der
Gegenwart, welche die unterscheidenden Charakter-
züge der Völker mehr und mehr zu verwischen
droht, als natürliche Gegenströmung das Erwachen
des nationalen Bewußtseins auch nuter Völkern
sich mächtig regt, wo man es vielleicht am wenig-
sten vermuthet hätte. Bezeichnend in dieser Be-
ziehung ist die Schlußäussening Dr.O. Ahlquist’»
in seinem hier öfters anzuführenden Werke „Die
CulturwÖrter der weatftnnischen Sprachen“. Sic
lautet; „Durch ein solches Geständnis* (dass
nämlich die Finnen da» Meiste ihrer Cultnr von
gebildeten Nachbarvölkern entliehen haben) hat
man nicht sein eigenes Unvermögen oder die
Ueberlegenlieit des Nachbars an geistiger Begabung
ausgesprochen, sondern nur die Thatsache, dass
man in der Geschichte jünger sei. Und glück-
licher Webe ist die Geschichte noch nicht aus.
Obgleich die uml-altaischcn Völker noch nicht
ander* als passiv an der Culturarbeit der Mensch-
heit Theil genommen haben, so kommt doch sicher
eine Zeit, wo auch einige von ihnen in selbst-
ständiger Weise die von den Nachbarvölkern em-
pfangene Cultur bearbeiten und weiter führen
werden.“
Das Buch Heikel'* eröffnet uns mit einem
Schlage den vollen Einblick in dieWohnungB- und
Culturverhältnisee desjenigen Volkes im äussersten
Nordosten Europas, welches seine angestammten
Ueberliefcrungen am vollständigsten bewahrt hat,
und es gestattet zugleich einen entsprechenden
Ausblick auf die weiter vorgeschrittenen Nachbar-
völker. Vorerst Orient i reo wir nn* über da* un-
mittelbar Gelmtene.
Wie das Vorwort sagt, ist die Arbeit au* den
Forschungsreisen hervorgegangen, welche der Ver-
fasser im Aufträge des finnläudischen Ministeriums
in den Jahren 1883 bis 1885 xu den Cercniissen,
Mordwinucu und Cuwaschen io den Gouverne-
ments Tainbuw, Saratow, Knzan, Nischnij-Novgo-
rod , Wjätka, Ufa, Simbiraki , Samara, Pensa
unternommen. Dazu kamen, ebenfalls lW8!>„
Reisen in Est- und Livland, 1886 in Olonetz uud
Finnland. Frühere Reisen in Finnland waren auf
Kosten der finuischeu Lituraturgesellschaft und
der Wisscnschaftuocietfit in Ilelsingfors ausgeführt
worden.
Diese Forschungen umfassen also so ziemlich
alle finnischen Stumme vom Bottnischen Meerhusen
bis zum Ural , von den Polargegenden bis an den
mittleren Lauf der Wolga.
Die einschlägige Literatur ist fleißig »unge-
nutzt, vorab da* erwähnte Buch von Ahlqnist und
der .Katalog über die ethnographischen Samm-
lungen der finnischen Studentencorporat innen in
Helfiogfon.“
Entsprechend der Entstehung des Buche* zer-
fällt es in zwei IJaapttheUe ; in die Darstellung der
Bauten der Wolgastämme und derjenigen von
Estland uud Finnland. Zwischen beide Tkeilc
“•■hiebt sich ein Abschnitt über die Häuser in
Rowisch-Karelien.
Ein Schlussbericht fasst die Ergebnisse zu-
sammen wie folgt:
Lage und Form der Feuerstätte erweisen sich
als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal.
Ausgegangen wird von halbunterirdischen Gebäu-
den. welche theils als Riege (Tenne), thrils als
Bud stube, tbeils als Wohnung dienen.
Die Feuerstätte der Riege ist ursprünglich ein
offener Herd in Mitte des Bodens, die Riege selbst
ein kegelförmiger, au» Stangen errichteter Kota-
(Uütteu-) Bau.
In allmäliger Entwickelung wurde jener Herd
danu durch einen Ofen ersetzt, der zuerst ira
Hintergründe der Thür gegenüber steht, später
aber neben di« Thüröffnung vorrückt, — die kegel-
förmige Kota ihrerseits durch ein viereckiges, ge-
zimmerte» Haus.
Diesem Urtypus am nächsten kommt die
ceremissische Kinin, die als Küche dient und nur
ira Sommer bewohnt wird. Sie hat die Thür
meist au der Gichelxcite , und vor dieser erstreckt
»ich ein Schutzdach. Oft schließt sich noch eine
heilig gehaltene Hinterkammer für Opfergerät he
an. — Auf die grosse Aelmlichkcit dieses dreitei-
ligen Baue* mit dein ostdeutschen Hause (vergl.
Henning, Das deutsche Haus, S. 7t) ff.) sei hier
gleich hingewiesen.
Ob auch der Badstube die conische Form je-
mals eigen gewesen, bleibt dahingestellt. Ebenso
wenig lässt »ich für dieselbe ein offener Herd
nachweieen. Vielmehr sagt Heikel: „Eine Bad-
stub« iu nördlicheren Gegenden ist wahrscheinlich
auch immer mit einem Ofen versehen gewesen,
dessen Ursprung und Anwendung besonders zu
Schwitzbädern man wohl im Orient suchen muss.“
Bei den Badstubcn an der Wolga wird die
Ofettöffuung oft statt zur Thür hin gegen die
Seiten wand gerichtet, wo ein Fenster Lutt gieht.
Diese Stellung erscheint als typisch hei Mordwinen
und Gereroissen, bei der moksan scheu Stube (kud)
und bei einem Theile der Hausbnuten in Estland.
Ein audercr Typus entsteht, wenn der Ofefl in
den Winkel neben die Thür vorrückt, mit »einer
Oeflnung gegen die andere Seitenwand gekehrt.
Heikel betrachtet diese Stellung des Ofens in den
Riegen und Badestuhen auf cercmissischem und
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Heferate.
275
mordwinischem Gebiet als Uebergang zu dem
eigentlich russischen Typus; der im Winkel neben
der Thür stehende Ofen kehrt hier seine Oeffnung
Ahlquist dann eine Anzahl sprachlicher Gründe
bei, die wir hier übergehen müssen.
Hei der Durchsicht des Heikel’ sehen Buches
haben wir uns aber überzengt, dass die Analogien
mit deutscher Bauart, und zwar theils skandina-
vischer, theils ostdeutscher, theils aber auch ober-
deutscher, sich anf ein weit reicheres Detail er-
strecken, als Ahlquist und Heikel selbst es
bemerklich machen, und dass diesen constructiven
Analogien sprachliche zur Seite treten , welche
jeden Gedanken an bloss zufällige Aebnlichkeiten
beweiskräftig ausschliossen.
Zum Eiuzeineu übergehend werden wir also
Constrnktives und Sprachliches absichtlich nicht
trennen, sondern möglichst verbinden.
Das finnische Haus ist auch heute noch so aus-
schliesslich im Block verband aufgel'ührt, dass
Heikel eine andere Gunst ructious weise in Holz
gar nicht erwähnt. Er kennt zwar verschiedene
Block schnitte, unter weichender sinkka-salwo gn-
genauntc mit schw. sinka, d. sinken, nach Baut und
Bedeutung Überei u stimmen dürfte. Er bringt aber
keine allgemeine Benennung der ganzen Bauweise,
entsprechend den deutschen Verben wetten und
stricken, welche das Eugen der Hölzer so treffend
bezeichnen. Wir vermissen sie ungern. Denn
gerade die äussere Erscheinung des Blockbaues,
jene Eugung, giebt dem finnischen Hause eine auf-
fallende Aebnlicbkeit mit dem Alpenhause, und
legt die Eragc nahe, ob diese Aebnlicbkeit nur eine
zufällige sei, eine Anpassung an örtliche Verhält-
nisse, oder oh Ueberti'Hguug und Vererbung mit
im Spiele. Ohne auf die Frage naher einzutreten,
bemerken wir vorläufig bloss , dass die scheinbare
Bohrung der beiden grossen Gruppen von Block-
bauteu in den Alpen und itn skandinavisch-finnisch*
fdavischen Norden doch wohl nur eine später eiu-
gel retene ist, da sich einst vorhandene Zwischen-
glieder zwischen beiden auf weite Strecken nach-
weisen lassen.
Zur Blockbuuhütte gehört der Keaaelhaken.
So weit der Mensch sein erstes Obdach nuter
einem Bau mast sucht, so weit mag auch der vom
Zweige herabhangende Haken als unvermeidlich
gelten. Wenn aber die entwickeltere Form dieses
Kesselhnkens vom Bottnischen Meerbusen zu den
Juragegeuden durchaus dieselbe bleibt, wie das
faktisch der Fall ist, wir meinen jeneu gezahnten
hölzernen Haken , von dem das finnische Rath sei
sagt:
.Am Herde sitzt auf einer Stange, die zwölf
Zähne hat , ein schwarzer Vogel, der auf rothen
Eiern brütet,4
— wenn auch der eherne Kochtopf, der daran
hängt, über das ganze ungeheure Gebiet, so weit
wir conBlatiren konnten, überall dieselbe zier-
lich gebauchte Bildung zeigt, so muss wohl auch
hier ein geschichtlicher Zusammenhang mit unter-
laufen. Diese Veruiutliuug wird unterstützt durch
der Hiuterwand zu. wo die Fenster sich befinden.
Dieser russische Typus hat sieh im Laufe der
Zeiten auch unter den finnischen Stämmen sowohl
au der Wolga wie in den Grenzgegenden Finn-
lands verbreitet, am meisten iu Kussisch-Karelien.
Die estnisch- finnischen Häuser weichen aber
vom russischen Typus noch in zwei anderen Haupt-
punkten ab: Sie haben ursprünglich nur ein
Stockwerk; das russisch- uowgorodsebe Wohnhaus
hat deren zwei, indem das Erdgeschoss als Keller
und Stall dient; und die CHtnisch-fiuuischen Feuer-
stätten bestehen meist aus Ofen und Herd, wäh-
rend der Herd dem russischen Ofen fehlt, weil der
Kusse sein Essen im Ofen huckt.
Zugleich während er mit «lern Ofen in Verbin-
dung tritt, entwickelt sich der estnisch - finnische
Herd zur sogenannten takka (sknnd. stftkke), die
von einem KaminschosH überwölbt und mit einem
Schornstein versehen ist. In dieser tukka findet
Heikel das charakteristische Kennzeichen der
tawastländischen Bauart. Daneben steht das est-
nisch-karelische tukkakiuas, eine Verbindung des
Ofens mit offenem Herd. Tritt endlich die takka
nicht vor, sondern neben die Ofenüffnung, von
derselben durch eine Mauer getrennt, so erhalten
wir den skandinavisch-östcrbottnischen Typus.
Zum Schlüsse sagt Heikel: „Beim Forschen
nach den Urtypen der estnischen Gebäude haben
wir gefunden, dass ursprünglich die Wohn-
stubezugleich Bad stube und Itiege gewesen,
und es hier und da noch ist. An diese Urzelle
schloss sich zunächst ein Vorhaus an, oft noch als
Stungeuflur in tonischer Form. Später trennte
sich auch die Dreschtenne vom Vorhalts, and an-
dererseits traten mehrere Kammern hinzu.4
Umgekehrt erscheinen in Finnland, entsprechend
der Bauweise in Skandinavien und Eitthauen,
Wohnstube, Tenne und Bndstulie ursprünglich als
ganz getrennte Gebäude.
Wir treffen also hier auf einen ähnlichen Unter-
schied, wie auch der sächsische uud der fränkische
Baustil ihn zeigen.
Ungefähr zu dcnsolbeu Resultaten war auch
schon Ahlquist (s. o.) gelangt. Er constatirt.
dass die kegelförmige kota1) mit der FeuersteiU-
in der Mitte vor der Verbreitung des Ackerbaues
bei den finnischen Völkern allgemein war, und dass
dieselben ausserdem als Winterwubuung in die
Erde gegrabene Höhlen besessen, deren Dachstuhl
uud Dachluke sich über dem Erdboden befanden
(vgl. Heikel, S. 247 ff.). Diese Winter wohn an g
*) Irrrhilmlloh stellt er (S. li»5) Hütte, schw.
hydda mit lat. casa zusammen.
35*
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276
Referate.
hicaa sauna. Später wurde eie ala Badstube be-
nutzt.
Für die Annahme, dass die Finnen bei ihrer
Ankunft in die Oataeelander gezimmerte Häuser
nicht gekannt oder nicht benutzt haben, bürgt
der Name. Die ahd. hübala, alera. beli kehrt
wieder im Finnischen haablat, und die zweite finni-
sche Benennung kraakku klingt an an das nid.
kram, au/ welches Diez («Wörterbuch) die romani-
schen und mittellateiniachen Formen des Wortes
znröckführt.
Im russisch - karelischen Hause findet sich ein
als Keller dienendes Erdgeschoss; es heisst karsina.
Wo das Erdgeschoss fohlt, rückt die karsina in
das Wohngeschoss auf (in Sawolaks. Oesterbotten).
Dieselbe Einrichtung treffen wir wieder im schwä-
bischen Hause, und jener Raum trägt hier den
Namen eher (eher, ehern ; ker, hem, ker, kfir, kaer,
kar). Ob dieses Wort das d. kar , GefH-ss, soi,
scheint zweifelhaft; möglicherweise ist kar, Stock-
werk (vgl. Leser), davon zu trennen und mit un-
serem ehern und dem russisch -finnischen karsina
zusammenzustellen.
Das estnische Haus umgiebt seine Wohnstube
öfter nicht nur von rechts und links mit anderen
Stuben, sondern auch vom und hinten mit
schmalen Kammern, deren äussere Wand mit dem
tief herabreichenden Dache auf Stockhöhe ztisam-
menBtösst. Die Wohnstube selbst kann also nur
Oberlicht haben, und das Haus ist ein Innenhuus
im strengen Sinne des Wortes. Ueber ähnliche
Einrichtungen im nordischen und im russischen
Hause s. Henning, d. d. H. S. 101 f. Auch der
Innenraum des burgundischen Hauses hat heute
noch nur Oberlicht (s. Literaturblatt für germ. und
rom. Philologie, 188Ö, Nr. 7). Dasselbe scheint
der Fall zu sein mit den Wohnräumen auf dem
bekannten Baurisse des Klosters St. Gallen aus
dem 9. Jahrhundert.
Die Einzelstellung der Tenne (f. rihi oder
rehcaluno, awnja, an) erscheint nochmals im tief-
sten Süden, im Wallis. Hier heisst das zugleich
als Getreidescheune und als Tenne dienende Ge-
bäude heute rakar, in Urkunden des XIII. u. XIV.
Jahrhunderts rascardus. Verwandt ist damit das it.
rascenna = d. Feldharfe. Eine deutsche Form
hist oder birst kommt in Graubünden vor.
Der in einigen Theilen der Schweiz übliche
Narao wölbi oder wolbi = Stul>endecke war bislang
ein Räthsel. Es ist mir aber geglückt, einige alte
Häuser nufsnfinden , in denen die Decke wirklich
gewölbt ist, und zwar meist als Tonnengewölbe,
einmal auch als Kreuzgewölbe. Also die Wölbung
war wirklich vorhanden , aber wie kam man dazu,
eine solche in Holz zu erstellen? Heikel ant-
wortet hierauf: „In Finnland erscheint die ge-
wölbte Decke als zweites, inneres, unter der First
erhöhtes Dach.“ In einem Hause aus Nyland be-
schreibt er sie so (S. 292): „Die Decke war un-
eben und ungespündet ; zwei starke Stämme (Streck-
balken) tragen diese Decke, die in der Mitte
zwischen den beiden Ständern eben ist und sich
zu beiden Seiten senkt.“ Und in einem Hause
ans Sakylft im Gouverucment Abo: „Die Wände
tragen die durchbrochene Decke (wälikatto), deren
Bretter auf drei Dachbalken und zwei an der Ofen-
wand befestigten starken Leisten ruhen. Die Decke
ist am höchsten bei dem mittleren Sparren; von
dort senkt sie sich gleichraässig zu den Seiten-
und Ofenwänden hinab.“ Diese Decke, „ein be-
sonderes Zwischendach“, ist in der Mitte durch-
brochen , um den Rauch des Kienspanfeuera
entweichen zu lassen. „Aber, wie die durchbro-
chene Decke zeigt, hatte die Stabe im Anfang nur
ein Dach, und solche alte Häuser sieht man
noch.“ (S. 271 f.)
Die Entwickelung des finnischen Daches und
Dachstuhles (f. taakstooli) ist belehrend für dio
Kenntnis» des unseligen. Das einfache Stangen-
dach besitzen wir allerdings nicht mehr, aber der
Name der Riegeostange (rawa) kehrt wieder in
unserer rafe; diese selbst heisst finnisch rawelot.
Durch Wegfall der Blockbalken, die das Doch ur-
sprünglich tragen (Dachpfetten), wird die ehemalige
Stangenlatte zu unserem Dachsparren, worüber dio
jetzige neue Latte horizontal sich legt. — Sehr
beachtenswertb ist auch das finnische Rinnendach,
bestehend aus zwei Schichten gehöhlter Latten,
von welchem die untere dio Höhlung nach oben
kehrt, während die obere sich mit der Höhlung
über die Fuge legt: es ist haarscharf der Prototyp
unseres doppelten Hohl Ziegeldaches.
ln der Badstube der Bergceremissen (S. 23)
ist oberhalb des Ofens ein Topf eingemauert, in
dem man das Wasser wärmt. Solche eingeroauerte
Töpfe, genannt hellhafen, kennt auch Schmeller
(Bayer. Wörterb. I, 1080). In der Schweiz, wo sie
rollhafen heissen, habe ich nur noch wenige Exem-
plaro getroffen; in der Kindersprache spielt der
Name eine grosse Rolle: .Bis ordlig“, heisst es,
oder „du chunst in rollhafe" abeDU — . „Als Zierde
dos Ofens [bei den Mordwinen] dienen röhren-
förmige Vertiefnngcn am Ofengesims.“ Ich besitze
die Photographie eines derartigen Ofen« aus der
Umgegend von Triberg im Schwarzwald. — Der
Raum zwischen Ofen und Wand, allgemein deutsch
hell, hölle, heisst fioniHch kroko ($. 275 f.), in der
östlichen Schweiz ofe-chruz oder -chraz. Neben
dem Ofen steht hier wie dort ein Lotterhett , fin-
nisch kosnna, Fchweizerd. gütsche. — Endlich
der Platz vor der Ofenöffnung heisst finnisch
kruuhu = Grube, erinnernd an d. Feuergrube.
Der Russe hat ein Haus ohne Herd; im Winter
kocht er in Lehmtöpfen im Ofen, im Sommer zündet
er anf der Dorfstrasse ein Feuer an ; drei über
demselben zusammengefügte Stangen tragen den
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Referate.
277
Kessel (S. 86). Das lftngo bardische Blockhaus in
der Küdschweiz bcsass ursprünglich auch keine
Küche, später wurde sie unter den Wohn raum
▼erlegt.
Virehow (Verband!» der Berliner anthropolog.
Gesellschaft vom 14. Oct. 1887, S. 585) macht
aufmerksam auf die Aehnlichkeit des norwegischen
stabbur mit dem Speicher des alem.-schweiz. Ge-
birges. Fügen wir hinzu, dass derselbe, wesentlich
gleich gebaut, über da* ganze Gebiet auch des drei-
sässigen (s. Anzeiger für schweizerische Alterthums-
kunde, Nr. 1, 1889) und des langobardischen Hauses
verbreitet ist. Der Stützei mit der Steinplatte
darüber zur Abwehr der Mäuse ist allgemein. Be-
sonders auffallend ist die Aehnlichkeit des Walliser
Speichers mit dem der Bergceremissen : beide haben
die Thür auf der Traufseite und im Oberstock
eine vortretende I.aube. Warum wohl der Speicher
im Deutschen durchweg diesen lateinischen Namen
trägt? Im Tessin heisst er torba, im Rhatoroiuani-
schen truasch (vgl. d. dorf).
Der oberste Boden des Hauses heisst finnisch
wintt, schw. vind, alem. winde; dazu finnisch
wintti-kamari = Dachkammer.
Ziehbrunnen mit hoher llenkelsäule, die oben
gegabelt den langen Wagcbalkcn trägt, sind in
Finnland allgemein. Dieselbe BruDoenform trafen
wir im südlichen Elsnss und dem angrenzenden
Theile von Frankreich.
Die finnischen Brote ( juuri - leipft) sind runde
flache Schwarzbrotkuchcn mit einem Loch in der
Mitte zum Aufreiben an Stangen. Genau dieselbe
Brotform und Aufbewahrungsart (doch tritt an
Stelle der Stange ein dünnes Seil) kehren wieder
im Wallis.
Es mögen hier noch einige unzweifelhafte Ent-
lehnungen aus dem Deutschen in bunter Reihe folgen:
Im russisch-karelischen Haus gehen zwei Balken
(finnisch balgi, sonst palk) dem Zimmer entlang
und tragen die Lage (finnisch lagi). — wes’ämpär
= Wnssereimer, — waatc-huone Wat-
kammer, — winkkeli-kanpi = Winkel-schaft, —
kellnri-traput = Keller-treppe, — tukki = Hau-
stock, — korsteini = Schornstein, — salkkari =
Salz-fass (kar). — Die Wände der finnischen
Wohnstube und der Backstube ruhen auf einem
Sockel. An der inneren Seite dieses Sockels, unter
der Stubendiele, sind Erdwälle (finnisch roultapenkki,
schw. mullbank, d. etwa Moltenbank) aufgeworfen;
innerhalb dieser Erdwille liegt der Keller. — Die
nordische Loft stabe ist bekannt, sie heisst finnisch
lnhti.
Diese wenigen Notizen mögen genügen, um
auf die reiche Ausbeute aufmerksam zu machen,
welche Heike Ts Buch der deutschen Hausfor-
schung bietet.
Noch erübrigt die Frage, wie man »ich die
vielfachen Analogien finnischer Bauart mit deut-
scher zu erklären habe, ob als directe (Jeher tra-
gnng und Vererbnng, oder so, dass das finnische
Haus eine frühere Culturstufe darstellte , von
welcher im deutschen Hause, das diese Stufe im
Ganzen längst überschritten, einige analoge Ueber-
reste stehen geblieben wären. Meiner Ansicht
nach dürfte letzteres der Fall sein z. B. beim Block-
bau, ersteres aber namentlich überall da, wo mit
der Sache auch das deutsche Wort ins Finnische
übergegnngen ist.
Ans der Vergleichung der Grundrisse finnischer
Wohnungen, wie wirsie bei Heikel, S. 207 ff. zn-
sammeugestellt finden, mit den Grundrissen ost-
deutscher Häuser, welche Henning (D. d. H., S. 80 f.)
giebt, erhellt bis zur Evidenz, dass die Eintei-
lung beider in ihren Hanptzügen identisch oder
doch sehr ähnlich ist. Die übrigen Analogien
hinzngenomtnen, dürfen wir es wohl auszunprechen
wagen : Das finnische Haus ist in wesentlichen
Theilen ein nord- oder ostdeutsches, und die zuerst
befremdenden Aehnlichkeiten und Lebereinstim-
mungen mit einzelnen Theilen und Zubehörden
des oberdeutschen Hauses beruhen auf dem ge-
schichtlichen Zusammenhänge des nordischen und
des ostdeutschen mit dem oberdeutschen Haustvpus.
Aarau, d. 31. Juli Ins9. J. llunziker.
13. Sprachvergleichung und Urgesohichte.
Linguistisch- historische Beitrage zur Erfor-
schung des indogermanischen Alterthums von
0. Schräder. Zweite vollständig umgear-
beitete und beträchtlich vermehrte Auflage.
Jena, Costenoble, 1890. 8. 684 S.
Die Quellen, aus denen wir die Kenntnisse des
indogermanischen Alterthumes schöpfen, sind
wesentlich dreierlei. Alt« L'eberlieferungen sagen-
hafter Art. denen aus geschichtlichen und geogra-
phischen Ueberliefemngen gewonnene Analogien
als Stütze dienen, erhaltene greifbare Leberblei bscl
aus der Urzeit selbst, endlich die Sprachen der
indogermanischen Stämme. Ans diesen letzteren
ist bekanntlich erst der Begriff „indogermanisch“
gewonnen worden, und in der Entfaltung der Ur-
gcschichtswissenschaft sind sie die Wegweiserinnen
und Leuchten gewesen. Schräder stellt im ersten
Theile seines Buches ausführlich dar, wie die Sprach-
forschung seit J. Adelung, oft fehl greifend, doch
immer fortschreitend, sich an der Erschliessung
der Cult ur des indogermanischen Urvolkes betheiligt
hat. Man ist, wenn man die vorliegende Auflage
von Schrader’s Buch mit der ersten vergleicht,
versucht anzunehmen, die „linguistische Paläonto-
logiu“ habe den Höhepunkt ihrer Leistung schon
überschritten und sei in der Zersetzung begriffen.
Während die prähistorische Archäologie an Halt
zusehends gewinnt und allmälig bestimmter sich
ausser» kann, muss die Sprachforschung jetzt erst
mit aller Behutsamkeit die Grenzen ihrer Aufgabe
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278
Referate.
und ihres Vermögens finden, die Unzulänglichkeit
des Materiales oder die Verarbeitung desselben
bekennen, und sie hat für die wichtigsten Fragen
gar keine Hoffnung auf neues auf klärendes Material
mehr; was sie mit dem Vorhandenen nicht zu leisten
vermag, wird von ihr überhaupt aufgegeben werden
müssen. Sch rader hat dus Verdienst, die Schranken
der Sprachforschung vielleicht am schärfsten, nach*
drückt ichsten betont zu haben. Sein Huch enthalt
ferner so ziemlich Alles, was die Sprachen für dio
Aufhellung der alten Culter Sicheres bieten und
dazu eine Fülle von Mittheilungen aus jenen Quellen,
die ieh oben als erste Gattung bezeichnet«}. Wenn
ich im Folgenden einige kritische Hemerkungen zu
dein vorliegenden Huche mache, so beschränke ieh
mich auf das mir und dieser Zeitschrift um nächsten
liegende Gebiet, auf die Germanen und Deutsch-
land. Was nun die Verwert hung der germanischen
Sprachen aulangt, so ist der Verfasser nicht durch-
weg ganz sicher *)t er scheint mit einiger
Schwierigkeit die II ülfs mittel erstes Hand zu he*
nutzen. So ist die Anwendung der Wellentheorie
auf die deutschen Dialekte S. 94 IF sehr unbefrie-
digend ausgefallen. Da» Kriterium uo : ua hätte
ganz wegbleiheu dürfen, da un sich auch im Bay-
rischeu findet; hei den übrigen tritt die ganz be-
sonders wichtige zeitliche Aufeinanderfolge nicht
hervor. Was Schräder in seiner Karte S. 95
Kiisaminengenomtnen hat. lässt sich als Analogie
für die Urzeit nicht verwert hen, da wir in Deutsch-
land zwei sprachlich durch altere Trennung unter-
schiedene Gruppen neben einander haben, bei denen
gegenseitiges Uebersch lagen der Verändern ngs-
welton durch die schon bestehende Kluft fast ganz
verhindert wurde. Nur für die tlmtsächliche Ver-
breitung von Sprach&n der ungen in wellenartigem
Fortschreiten überhaupt ist die Verbreitung der
sogeuannten «weiten Lautverschiebung, dann aber
auch die Wandlung von i. u, ü in ai. au, eu auf
oberdeutsch -fränkischem Gebiete beweisend. Zur
Veranschaulichung der Wellen hätte aber die Karte
ganz anders gezeichnet werden müssen als es von
Schräder geschehen ist. In grammatischen Dingen
ist unser Verfasser nicht immer verlässig. Es ist
hier nicht der Ort, dies ausführlich zu begründen,
ich verweise deshalb in aller Kürze auf Folgendes.
S. 1 53, Anra. *•*) statt büit bitiini sollte es wohl behalte
(bebaite) hitume heissen; S. 117 angelsächsisch
cyse giebt es nicht, es muss eyee oder (älter) cese
heissen; S. 17H althochdeutsch bahhan darf doch
nicht = griechisch cj tSyu gesetzt werden, obwohl
es vorn gleichen Stamme ist. S. 180 sind sehr
wichtige (Jcbereinst im mutigen zwischen dem Latei-
nischen und Germanischen überleben, so die Prono-
mina gothisch hwashnn , nwazuh == lateinisch
*) Seine Baiipülürk« «iud die arischen Sprache«
uud Cultun-n in Asien.
quisqunm, ijuisque, der Adverbia jau. nauli, f>au,
|>au = lateinisch jain , nunc, turn, tarn; sie all*»
deuten anscheinend aut lange Berührung der Italer
und der Ostgermanen. Was heisst 8 304 „der ger-
manische Ausdruck für das Eisen l rauta =■ rnudi)“ ?
rauta ist finnisch uud geht auf germanisch rautha
zurück, bietet aber nicht seihst eine germanische
Form. S. 343 scrama kann mit altnordisch
skalm schlechterdings nicht vereinigt werden.
S. 3fi9 sundh, Süden, soll zu „aund“, Meer, gehören;
das ixt unmöglich; warum nimmt Schräder die
Beziehung zu sunna, Sonne, uicht an? S. 37 1 gothisch
bleiduma ist doch wohl Superlutiv, und kann, ehe
es die Bedeutung „links” annahni, nicht „schief“,
sondern höchstens „am abschüssigsten“, „am tief-
sten” bedeutet haben; dass es den Gegensatz zu der
Grundbedeutung von „rechts" gebildet habe, ist ganz
willkürliche Annahme; im Gothischen, wo das Wort
bleiduma allein vorkommt, heisst „rechts“ immer
taihsva, d. i. mittelhochdeutsch zeswe , lateinisch
dex-ter. Für sktldux, das Schräder 8. 335 uner-
klärt lässt, liegt der Zusammenhang mit skcllan.
dröhnen, nahe nicht bloss wegen der von Tacitu»
erwähnten Sitte, sondern auch wegen des fest-
stehenden I’rädicates, z. B. hei den Angelsachsen:
dvuedoii scildas, es dröhnten die Schilde. Der
Name der nordischen Münzen, isländisch eyrir.
dänisch öre, kann, wenn er südländisch ist, nicht
wohl r= aurura, sondern nur = aureus (aurius)
sein; wäre also völlig gleich unserem „Gulden“.
Eibe und Bogen sind nicht nur im Altnordischen
(Schräder S. 337) Synonyme, sondern auch im ( Alt-
hochdeutschen ? und) Mittelhochdeutschen. Staim-
hört im Hildcbruudslied ist nicht = Steinaxt, denn
hört ixt nun einmal nicht = barta, am ehesten
Imdeutet es Steinschild, d. i. mit Steinen verzierter
Schild (angelsächsisch [»rvdbord sicunn, eiueu Schild
mit Steinen besetzen); jedenfalls darf das Wort
nicht als Beweis für das Fortdauern steinerner
Aexte verwendet werden. — Da» germanische Alter-
thum ist an einzelneu Stellen von Schräder etwas
obenhin behandelt worden. Von mythologische u
Dingen will ich wegen der jetzt im Umschwung
begriffenen Meinungen absehem. Aber die Isländer 1 1
hätte der Verfasser nicht mit «len Römern verbinden
sollen, wie er es S. 256 gethan hat! Den isländischen
Kämpen Skallagrimr, eine historische, uns ziemlich
genau bekannte Persönlichkeit, hätte er nicht
nelteu Jung Sigfried (als Schmied) stellen sollen.
Was heisst S. 226 „schon im Rigsmäl begegnet
ein Smidhr“? Vcrk««r »st vom hohen Alter der Be-
zeichnung „Sch inid“ die Rede; das Gedicht Rigsmäl
ist aber jünger als z. B. Kart der Groase. Du
germanische „Sturmgabel“ S. 341 ist mir bishei
unbekannt gewusen; Schräder hätte doch einen
Beleg für diese deutsche Waffe bringen sollen.
*) IxUml wurde wil etwa 874 besiedelt.
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Heferate.
279
Dürfen wir mit Schräder 8.257 wirklich «»nehme»,
«lass zu Herodot's Zeiten die Germanen in der
Nachbarschaft von Siebenbürgen sassen? *) Geogra-
phische Bedenken erweckt mir auch diu Bemerkung
S. 2SJI , dass das Kupfer vom hohen germani»» bell
Norden (d. i. wohl Skandinavien?) in du* Irische
und Cornische, Finnische, Lappische, Estnische
«ingedruugeu sei. icli weis* nicht, wann bei den
Iren das Kupfer zuerst Auftritt; jedenfalls liegt es
näher, an Entlehnung von den Angelsachsen za
denken, die ja das Wort auch besassen, als an Ent-
lehnung von den Nordlnuten, die erst um 800 in
Verbindung mit den britischen Inseln traten und
aller Wahrscheinlichkeit nach dort erst da* Wort
Kupfer (coper) kennen lernten. Sollten aber nicht
die Iren direct vou dun Kornern die Bezeichnung
entnommen haben?
Ich will von ähnlichen Schwachen absehen und
zum Schluss den Hauptmangel des Buches berühren.
Die prähistorische Archäologie war dem Verfasser bei
tler Bearbeitung der ersten Auflage so gut wie
ganz fremd geblieben. Ich wies in einer Bespre-
chung derselben auf den Mangel hin und zählte die
Namen der bahnbrechenden nordischen Forscher
auf, in der Hoffnung, bei einer zweiten Atillage
deren Arbeiten verwertbet zu sehen. Schräder
hat dieselben über ungelegen gelassen, sich darauf
beschränkt, die von mir genannten Namen gleich-
falls in einer Anmerkung aufzuzählen. Inh brauche
hier keine Lanze für die nordische Bronzezeit und
Bronzeruit ur zu bivehen, nicht auf die Bedeutung
tler Hallstadt- und La Tine - Periode einzugehen,
sondern kann mich darauf bondiränken, recht nach-
drücklich darauf hinzu weisen, dass Schräder durch
die einseitige Benutzung der Lindenschm it’schen
Werke sich werthvoller Stützen seiner Darstellung
beraubt hat und das» er durch Benutzung der nor-
dischen Arbeiten *) in den Stand gesetzt worden
wäre, manche nichtssagende Angabe durch be-
stimmtere. manche Verkehrtheiten (wie von den
iranischen Schwertern bei den Ostgermauen S. 342)
durch richtige Mittheilungen zu ersetzen.
Der Prähistoriker wird also die Verbindung
seiner Resultate mit deuen der Sprachvergleichung
— und letztere giebt trotz kleiner Verstösse
Schräder im Ganzen verlässig — seihst her-
stellen müssen; eine Aufgabe, die zu gründlicher
Durchforschung des Sch rüder' sehen Buches reizen
dürfte. Ich möchte von den fleiwsig gearbeiteten
Buche nicht scheiden, ohne nach dem Tadel noch
einmal das Lob ausgesprochen zu haben, dass ea
*) Sieh«* Much’« Bemerkungen KorrenpomleitzhlaU
18, 8* 188 tf.
*) Natürlich auch der sich anschließenden deutschen,
soweit sie den Tj|)«n der lSodenfuode gerecht, werden;
ein misAtnnienfasMUide* Werk üt er die Bronze- und
Kineiir.eit haben wir vou deutschen Forschern noch
nicht.
eine Fülle interessanten Stoffes und eine Menge
sicherer Ergebnisse enthält. (Zur Ergänzung wird
das gegen di« erste Auflage gerichtete, aber erst
jüngst erschiene Buch von Rrudko: „lieber Me-
thode und Ergebnisse der arischen Alterthum»'
Wissenschaft" benutzt werden müssen, das mir
jedoch noch nicht zugänglich ist,]
O. Brenner.
14. Die deutschen Kunendenkmäler heraus-
gegeben von Rudolf Henning. Mit 4 Tafeln
und 20 Holzschnitten. Mit Unterstützung
der köuigt. pruuss. Akademie der Wissen-
schaften. Strasburg bei Trübucr, 188!). VIII
und 156 8. Text io Fol. 85 Mark.
Der R u neu 1« »racher muss immer noch seine
Materialien au weit aus einander liegenden Orten
zusumnt! ii holen. Noch besitzen wir keine Sammlung
der norwegischen, der gesummten schwedischen,
keine genügende der dänischen und angelsächsi-
sche» Kunendenkmäler, noch vor Kurzem auch keine
der festländischen. Demi das grosse Werk von
George Stephens: „The Old Northern Itunic
Monuments'“, 3 Vol. in Fol., und der Auszug dar-
aus: „Haudhook of the ON KM “ , enthält wohl so
ziemlich Alles, was von alten Runenmschrifie»
bewahrt ist in schöuen Nachbildungen, meist auch
genauer als in den früheren Veröffentlichungen,
alier immer noch auch in der mechaui&cbcu Wieder-
gabe nicht ganz genügend ; die Lesung und Deu-
tung der Inschriften bei Stephens aber sind nach
Methode und Erfolg ganz und gar misslungen.
Stephen s stellt auf dem Gebiet der Kunenforschung
jenen auch »onst weit verbreiteten Typus de» fana-
tischen, mit reichen äusseren Mitteln arbeitenden
Gelehrten dar, der weito Kreise bestrickt, indem er
durch grosses Material ihre Bewunderung erregt,
durch schön ausgestattet»' Bücher Leser gewinnt,
durch scharfe, verächtliche Kritik sich einen
Nimbus giebt und endlich seinen Lesern dadurch
schmeichelt, das» er ihnen wenig zumut het; es er-
giebt sich eine schöne Behauptung nach der anderen
ohne Schwierigkeit, da» zuletzt gewonnene Resultat
ist glatt, ohne Lücken und leicht in Schlugworteu
wiederzugoben. Schade für die Summen, welche
auf die Herstellung der Monuments und des ILtnd-
lmok verwendet wurden; auch für die Arbeit die
sich Stephens dabei selbst zugeiuuthc-t hat! Sind
eimuul die Denkmäler des Nordens und Englands
in EinzeDammlungen wissenschaftlich verarbeitet
— wozu enibte Vorbereitungen schon längst ge-
troffen sind — , dann werden die stattlichen Bände
der Monument» nur mehr als Curiosa und als
Bilderbücher angesehen werden. Für die deut-
schen Runen ist durch Henning schon ge-
leistet, was im Norden erst angestrebt wird.
Nicht als ob ich die „Kunendenkmäler" schlechthin
als Jdeul eine» Runenwerxes bezeichnen wollte. Im
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280
Referate.
Gu^'cntlieil, ich habe einige grnnilaStjIiche Au»-
Stellungen über die ganze Erscheinungsweise za
machen. Man sieht nicht recht ein, für welche
Leser oder Käufer da« Buch bestimmt ist Die
Ausstattung and der Preis lassen vermuthen, dass
es als Prachtwerk and Schaustück für Liebhaber-
bibliotheken gedruckt ist. zum Durchblättern and
Naschen. Ein Blick in den Text dagegen belehrt
uns sofort, dass der Schein uns trog. Es wird dem
Leser ganz gehörige Arbeit zugomuthet und eine
Summe von sprachgeschichtlichen und archäolo-
gischen Kenntnissen bei ihm vorausgesetzt, wie sie
hei „Bücherfreunden44 nur selten sich finden dürften.
Das inschriftliche Material nimmt hier einen an-
gleich beschränkteren Kaum ein als z. B. im Corpus
inscriptionnm Latinarum, der monumentale Theil
des Ganzen, dem allein die Ausstattung angemessen
ist, Hesse sich auf den achten Theil des Buches
zusa tu tuend ran gen *). Die grosse Breite in der
Darstellung des inschriftlichen und archäologischen
Befundes mag immerhin geboten gewesen sein, um
Abschliessendes zu liefern , die umständliche Be-
gründung von Deutungsversuchen, die der Heraus-
geber selbst wieder verwirft, würde aber auch iu
einem Artikel in einer Fachzeitschrift etwas be-
fremden. Henning*» ..Methode44 schenkt eben
dem Leser gar nichts. Ist nun alter auch durch
die Zerdehnung des Stoffes und die Ausstattung
de« angeschwellten Buches der Preis desselben
über Gebühr gesteigert, seine Verbreitung in den
Kreisen der berufsmässigen Forscher bedauerlich
eingeschränkt , so bleibt es doch ein hochbedeut-
sames Werk, eine verlässige Quelle, eine gesicherte
Grundlage und oiu gutes Vorbild für künftige For-
schung. Die nordischen Inschriften haben in Sophus
Dugge und Ludwig Wimmer behutsame und
mit den uöthigen Kenntnissen ausgestattete Er-
klärer gefunden, das Verständnis» der festländischen
ltunendenkmäler aber Hess auch nach den Arheitcn
von W. Grimm, Konrad Hofmann, K. Möllen-
hoff, Riogor, Dietrich n. A. bis auf die Gegen-
wart herab viel zu wünschen übrig. Henning
hat nun zum ersten Mnle sümmtliche festländischen
(deutschen, wie er sagt) Runen Inschriften vereinigt
und systematisch erklärt. Natürlich kamen ihm
die Forschungen der nordischen Uunologen über
die nordischen Runen und deren Vorgeschichte auf
Schritt und Tritt zu statten ; ist doch das von ihnen
behandelte Material viel viel grösser und ausgie-
biger als das „deutsche“. Dass es überhaupt deutsche
Rauen gab, hat Henning nicht zu beweisen ver-
sucht; wohl mit Recht. Die Ansicht Stephens,
dass alle in Deutschland gefundenen Runenstückc
„Wanderer** seien, verirrte nordische oder angel-
') Eine kurze Zusammenfassung, die Manchem schon
genügen wird, hat Henning Mlust auf Seite 1&& bis
141 gegeben.
sächsische Erzeugnisse, bedarf keiner Wider-
legung.
Die von Henning besprochenen und abge-
bildeten Denkmäler sind 19 an der Zahl; die
Inschriften finden hier in aller Kürze Platz (ich
gebe sie nach Henning'* Letuug, unsichere Zei-
chen in Cursiv):
1) Speer von Kowel: T1LARIDS (Name).
2) Speer von Müncheberg: RAN NG A (Name).
3) Speer von Torcello: JMN NG A (Name).
4) (»oldring von Pietroassa: GUTAXIO WI
HAILAG („Das gotische heilige Göttereigen-).
5) Spange von Ciurnsy (Burgund):
FUlWRKGWIIXIJ ' : ZSTBEM (Alphabet),
U’FXPAl i II) | DAN i KIANO I EIA („Es
möge die Gattin des Idda sie [die Runen]
herausfinden44).
6) Spange von Osthofcu (Hessen):
GO : ; FURAD : : D : : OFILEG,
ergänzt GO /AE FURAD LODAJtO FILEG
(„Befiehl den Weg der Hinfälligkeit Gott-?).
7) Spange von Freilauber-dieim (Rheinhessen) :
BOSO : WRAET RUXA : l‘[I]K . DA PEN A :
GO : D : („Boso ritzte die Rune, dich, Da-
theua, begrüsste er44); das letzte Wort er-
gänzt Henning: GOIDA
8) Grössere Spange von Nordendorf (Schwaben) :
LOGA PORE WODAN. WIGI PONAR („Die
Heirath ersiege Wodan! Weihe Donar!“).
Und von anderer Hand: AWA LEUBWIN1E
(„Awa dem Leubwine“).
9) Kleinere Spange von Nordendorf:
BIULNIO ELK („Der Schenkin Elk44).
10) Emser Spange: UBADA MADAX („Wada
dem Mado44).
11) Friedberger Spange (Wetteraa):
MJRUMIILD (Name).
12) Berliner Ring: ALU (V Formel?).
13) Bracteat von Waptio; SABAR (Name).
14) Zweiter Berliner Bracteat: WAIGA (Name).
15) Dannenberger Bracteaten : GLEARGIZ
REURGZ („Glearg der Schwache41).
IG) Bracteat von Heide (Ditiuarschen):
ALU (siehe Nr. 12).
17) Berliner Thonkopfchen : FULGIA („Folge-
geist-).
iS) Spange von Enger* (Kheinprovinz):
LEUB („Lieb44? Name), vielleicht gefälscht.
19) Spange von Kehrlich (Rheinprovinz):
WODAXA HAILAG (Fälschung).
Die Inschriften sind ihrem Inhalt nach höchst
unbedeutend; alle sind in ungebundener Rede ab-
gefasst und kurz. Von historischer Bedeutung ist
allenfalls Nr. 4, für die Mythologie Nr. 8 zu ver-
werthen. Dennoch sind sie uns werthvoll. Einmal
als Zeugnisse für die Verbreitung der Runenschrift.
Mag Henning’» Liste auf S. 141 auch etwas
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* Referate.
281
unsicher sein, wonach wir gothischc, hurgundischc
und rngische (?) Denk ml ler neben westgermanischen
[fränkischen, alemannischen, langobardisch*- sächsi-
schen (?)] Inschriften zu unterscheiden hätten l), so
ist doch die gotische Herkunft von Nr. 4 sicher,
von Nr. 1 wahrscheinlich, die burgundische von
Nr. 5, die fränkische von 7, 10, 11, die aleman-
nische von 8, 9 unzweifelhaft, die niederdeutsche
von 15, 10 durch den Fundort zwar nicht bewiesen,
aber doch glaubhaft gemacht. Die sämmtlicheu
germanischen Stämme oder Stannngruppen kannten
und verwendeten somit die Runen, und zwar in den
gleichen Formen, denen des früher für jünger ange-
gebenen Futharkea von 24 Zeicheu. Recht auffällig
ist, dass unter den sicher zu lesen deu Worten der
Inschriften so wenige sofort bekannt erscheinen, dass
auch die Namen zum allergrössten Theil sich in
anderen Ucberliuferungen nicht in entsprechender
Gestalt auffinden lassen. Man wäre fast versucht,
den Metallarbeitern des Südens noch geringere
Fertigkeit im Schreiben zuzutrauen als deu nordi-
schen Steinmetzen. Vor Allem scheint die Isoli-
rung der Laute ihnen Schwierigkeiten bereitet zu
haben, trotzdem sie eigentlich in ihrer Poesie, im
Stabreim, Anleitung und Uebung hierfür hatten.
Aber freilich anlautende Buchstaben sind leichter zu
isoliren als inlautende.
Für die Geschichte der Runenschrift ergiebt
sich, wie Henning ausführt, aus der vergleichenden
Betrachtung der „deutschen“ Zeichen nicht eiue
endgültige Lösung der mancherlei noch bestehenden
Zweifel, aber doch ein etwas festerer Boden für
künftige Arbeiten. Dass die Runen aus dem Süden
stammen, und zwar aus einem Vorbild, das den
italischen Schriften am nächsten stand, wohl aus
einem italischen Vorbild selbst, daran wird man
nicht mehr rütteln dürfen ; seit Wim mer’s gründ-
lichen Untersuchungen ist für die meisten Runen-
zeichen das Vorbild festgcstellt. Einige Gleichungen
des verdienten Dänen glaubt Henning nicht aner-
kennen zu dürfen , ohne durchweg andere an die
Stelle setzen zu können. Hier hat die Zukunft,
vielleicht ein neuer Fund, vielleicht eine neue
Analogie, Aufklärung zu bringen. Wichtig ist, dass
s£hoii in den ältesten Inschriften des Südens wie
des Nordens einige Runen in verschiedener Gestalt
erscheinen, die nach Henning nicht aufeine Runen-
form zurückzuführen wären, sondern deren ver-
schiedenes Aussehen auf wiederholter Beeinflussung
durch die lateinische Schrift beruhte. An und für
sich ist Henning’» Auffassung recht wohl mög-
lich. Der Vergleich mit der lateinischen Schrift,
2. B. auf Münzen, lag nicht nur nahe, sondern ist
auch nachweisbar gemacht worden. Man batTheile
lateinischer Inschriften auf Bracteaten in Runen
umgesetzt, siehe S. Bugge: Aarb. f. nord. Old-
l) Die Fragezeichen setzt Henning selbst.
Archiv fttr Anthropologie. IW. XIX
kynd, 1871, S. 173 ff. Aber ich sehe nicht, dass
wirklich die Runeuzeiclien durch auswärtigen Ein-
fluss geändert sein müssen. Künftige Funde werden
auch hierüber — und die Frage ist nicht gleich-
gültig — Aufschluss gelien.
Für ein Zeichen, nämlich für J nimmt Hen-
ning eine andere Bedeutung an als Wimmer.
Währeud dieser hierfür deu Lautwerth eu auf-
stellt, entscheidet sich Henning in Anschluss an
eine Acusserung Möllenhoffs für den Werth e
oder i, der an den wenigen Stellen, an denen die
Rane vorkouunt, in der That gut zu passen scheint.
Woher stammt aber der angelsächsische Name eoh
und die Bedeutung eo (nicht eo, der Diphthong
ist, wie uns das Runenlied lehrt, lang)? ftoh ist
ein Baum, nnd zwar kann es nur die Eibe sein,
die gewöhnlich sonst im Angelsächsischen ew, 6ow
heisst; althochdeutsch iwa ist anderen Geschlechtes
und anders declinirt, aber der gleiche Stamm. Es
kann eoh nicht aus iw entstanden sein, noch um-
gekehrt. Wohl aber können heide Formen in
Verbindung mit einer dritten, die als Runenname
uns überliefert ist, nämlich ih, d. i. ib, gebracht
werden, gerade so wiegleo, Jubel, neben sich gliw
und glig (s glib) haben kann. Aber die Form
mit eo und mit h ist die allerjüngste Entwickelung
und erst im späteren Angelsächsischen durch (’om-
promiss ins Dasein getreten. Hat die Eibe bei der
Schöpfung des Runenalphalret s einer Rnne den Namen
geliefert, konnte dieser Name uur iwaz oder iwiz
lauten und die Rune nur ! bedeuten. Es ist aber
sehr unwahrscheinlich, dass i und i unterschieden
wurden, wo a uud ä, e und e. u und ü, o und 6
zusawmenfielen. Wir kennen die urgerinanischen
Vocnle genau; alle sind in der alten Runenreihe
vertreten; die Diphthonge ai und au wurden in den
ältesten Denkmälern durch zwei Vocale aasgedrückt,
nämlich ai durch ai oder (nach römischer Weise)
durch ae, au durch an (wenigstens im Norden, im
Süden ist kein au gefunden); auch für eu linden
wir e u geschrieben, so in Nr. 8. I)ns e in eu
ist aber doch wohl nicht gleich dem sonstigen e,
d. i. e* (wie im deutschen „er“, „wer“, „berg“), ge-
sprochen worden, sondern — worauf der Überall
erfolgte Uebergang zu iu deutet — geschlossen.
Uebcrhaupt muss der Laut des eu ein eigentüm-
licher, schwer zerlegbarer gewesen sein, wenn cs
wirklich als Diphthong, d. h. mit ununterbrochenem
Stimmton, gesprochen wurde. So lag es nahe
— da man über seine Bestandteile nicht klar war
und den Anlaut des Diphthonges nicht als e (a)
empfand — das ganze Lautgefüge mit einem Zeichen
auszudrücken. Bald lernt« man — vielleicht an
der lateinischen Wiedergube durch eu — deu
Diphthong trennen und schrieb e-f u, behielt aber
das nun einmal als Zeichen im Futhark gefestigte
| bei unter dem alten mit eu beginnenden Namen,
vielleicht in der Bedeutung des geschlossenen c.
86
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282
Referate.
Nr. 15 oben zeigt den Uebergang, wir dürfen hier
| als eu lesen in Glctmrgiz, als e in reurgz. ln
andcreu Inschriften wird J für e schlechthin ge-
braucht. Im Norden ist eu bald in iu überge-
gangen, daher die Verwendung des Zeichens eine
sehr kurze Geschichte hat; in Deutschland kam iu
später auf; die neue Aussprache hat wohl auch
hier die Verwendung der eu - Runo noch mehr be-
schränkt oder ganz beseitigt. Bei den Gotheu war
das Zeichen wohl vorhanden, aber da schon bei
Ülfilus iu für eu auftritt, bald in andere Bedeutung
ubergegangen, worauf der unklare Name nueer
in dem gothischen Alphabet hinznwuisen scheint.
Eine ganz besondere Geschichte hatte Name und
Zeichen bei den Angelsachsen. War die Bedeutung
der Rune ursprünglich, wenn auch nur vorüber-
gehend eo, so kann der Name nicht von der Eibe
genommen sein; auf die Bedeutung eo weist aber
die sonstige Bedeutung iu, denn germanisches iu ist
angelsächsisch eo. Auch das h in eoh lässt vermntben,
dass die Bedeutung des Runennamens ursprünglich
eine andere war; das h ist aber an zwei weit von
einander gelegenen Stellen in dem Namen bezeugt:
eoh. ih. Wir müssen also schliossen, dass dem nicht
mehr verstandenen Namen eine neue Bedeutung,
die eines gleich oder ähnlich klingenden Wortes
erst nachträglich wieder beigelegt wurde, vielleicht
erst vom Dichter des Runenliedes, wo allein J als
llaum bezeichnet wird, selbst. Der gemeinen Form
eoh . deren nordumbrische Entsprechung eh oder
ih ist, geht eine ältere euh voran, die wir als
Name der germanischen Rune bis auf Weiteres
festhahen können. Aber was bedeutet dieser Name V
Ich weis*) keinen bestimmten Stamm euh im Ger-
manischen anzugeben. Nur im Nordischen haben
wir jügr, jür, Euter, ein Wort, das gothisch iubs,
iugs, althochdeutsch ioh , iuh, iokt iuk (pl. iuhir,
iugir) oder iobs, iubs, im Angelsächsischen eoh oder
eohs, später auch eh, lb, eh», ihs lauten musste, im
Germanischen der älteren Zeit, also der Zeit der
Kuuenbenennung. hätte das Wort euhaz zu heissen.
Was nun die Verwendung des Zeichens bei den
Angelsachsen an langt, so entspricht sie, wie es
scheint, ganz den Veränderungen des Namens; J
erscheint, wo wir überhaupt eine l.esuug ver-
suchen küuneo, als eo oder eo (ausser im Runenliede
wohl in der Inschrift von Thornhill in Eatpeonne;
die Rune nach t kann kaum durch Mi d. i. e, richtig
wiedergegeben sein), als i (i) auf der Inschrift von
Dover, endlich, was Henning nicht zugestehen
will, als — h, d. i. ch, in Almehttig auf dem be-
rühmten Kreaz von Ruthwell; tt kann hier nicht
nach nordischer Weise aus ht entstanden sein, und ei,
ee wären der Aussprache nicht angemessen. Dass
die Rune eoh (»pr. eoch) für ch verwendet wurde,
darf uus nicht wundernehmen : war sie zu ech oder
ich geworden, so war sie überflüssig; dagegen ent-
behrte das Alphabet eines Zeichens für ch (h hatte
man in der hiegl-Rune); man half sich wie bei
der x-Runc, wie im Nordischen bei der R - Rune,
wie von Anfang an bei der ng-Rune: man gab
dem Zeichen den Werth des Namensauslautes. Dass
öfter die gleiche Rune ungefähr gleichzeitig und
beim gleichen Volke in verschiedener Bedeutung
verwendet wurde, lehren nns die nordischen In-
schriften.
Ich bin in der Besprechung der Rune J . die
allein noch ein Rüthsei ist, etwas ausführlicher ge-
worden und muss deshalb auf die übrigen priu-
cipiellen Fragen hier einzugehen mir versagen.
Nur das möchte ich hinzu fügen, dass wir Henning’*
Annahme, dass die Ausbildung des Runensystemes
im Nordosten sich vollzogen habe, von vornherein
grosse Wahrscheinlichkeit hat. Die archäologischen
Erwägungen machen es mir glaublicher als einen
südöstlichen oder südwestlichen Ausgangspunkt.
Die Erklärungen Henning's sind, wie es sich
von selbst versteht, nicht durchweg als völlig ab-
schliessend zu betrachten. Um so bedenklicher ist
es, wenn er an einzelnen Stellen auf die Erklärung
weitere Schlüsse baut. Das zeigt sich gleich bei
der ersten Inschrift. Henning bringt den Namen
Tilarids mit dem Namen rid Reiter in Verbindung;
es ist möglich, dass er Recht hat ; es ist aber auch
möglich, dass rid = red ist, unserem rät in Dankrüt,
Fasträt. Und wäre auch Henning's Ableitung
völlig gesichert, ist es nicht zu kühn, mit diosem
Namen den Umstand in Verbindung zu bringen,
dass in der Nähe des Fundortes (doch nicht in
allernächster!) das Heiligthum der Nahanarvalen
gelegen zu haben scheint, in welchem zwei Brüder
göttliche Verehrung genossen, die Bich möglicher-
weise (historische Nachrichten darüber fehlen
vollständig) die betreffenden Germanen beritten
verstellten? Ebenso kühu ist es, aus der Peitsche
auf Nr. 2, wenn es eine solche ist, auf das Ansehen
zu schliessen, „in dem die Kunst des Rosselenkens
bei den alten Germanen stand*. An die Be-
deutung, die Henning dem Fundorte der Denk-
mäler zuschreibt, kann ich nicht in allen Fällen
glauben. Es können einzelne Stücke gewandert
sein, ohne dass der ganze Stamm, dem es ursprüng-
lich «uguhörte, mit wunderte; es kann ein bei den
Westgothen entstandenes Stück auch bei den Ost-
gothen oder Langobarden copirt worden sein, ja,
wenn die Copie andere Technik zeigt als das Ori-
ginal, müssen wir vielleicht gerade umgekehrt
schliessen, als es Henning S. 20 gethan hat.
An der sehr ansprechenden Deutung der In-
schrift von Charnay macht mich nnr irre, dass
dabei ein so tiefgehender Einfluss des Romanischen
auf das Deutsche der Burgunder vorausgesetzt
werden muss. Henning operirt mit diesem Ein-
fluss als etwas ganz Selbstverständlichem, aber ich
kann mir denselben nicht recht vorstellen; nur wenn
ein Burgunder lateinisch oder ein Proviociale bnr-
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Referate.
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gundisch sprach, konnten die beiderseitigen Lautu
ao vermengt werden, wie es Henning annimint.
Sollen wir am Ende glauben, diu Runeninschrift
sei von einen Romanen gemacht worden?
Es ist hier nicht der Ort, weitere linguistische
Bedenken au Henning' s Ausführungen zn knüpfen;
über die Bedeutung des d in Tilarida, Ober die Casus-
form dieses Wortes, über die Ableitung schwacher
Verba von starken (siehe Zacher's Zeitschrift II)
u. a. liesse sich streiten. Endlich möchte ich eine
gewisse Nachlässigkeit der Sprache nicht unerwähnt
lassen, die zu dem Buche schlecht passt, so wenn
(S. 50, Anm. 2) ein Gegenstand „meistbietend ver-
steigert wurde“, wenn S. 56 von „blanker Unmög-
lichkeit" geredet wird; auch der Ausdruck „stark
romanisch beeinflusste Sprechgewöhnung“ würde
Henning’s Lehrer Möllenhoff nicht ungerügt
gelassen haben.
Doch ich will nicht mit einem Tadel schliesseu;
das würde bei einem Buche sich nicht eignen, aus
dem der Berichterstatter so uiuuche Belehrung und
Anregung schöpfen kounte. Auf dem Gebiete der
deutschen wie der romanischen Sprachgeschichte,
Orthographie, Namenkunde, der Archäologie von
Europa und Asien, der Sittenkunde und Mythologie
findet der Leser Anknüpfungen in den Unter-
suchungen Henning's und wir brauchen bloss
die Werke von Stephens zu vergleichen, um den
Werth des neuen Runeuhuches voll zu würdigen.
Möchten doch neue Funde einmal eine neue Auflage
oder Fortsetzung nöthig machen l).
München, Decembcr 1889. 0. Brenner.
,) Ein solcher ist bereits durch Dr. ßw. Söder t>er*
au* Lund im ßtuttgavter Museum gemacht worden.
Nähet** darüber werden Nauea präb. Blätter iu Bälde
bringen.
✓
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Aus der französischen Literatur
iS.
von
Georg Busohan, Dr. med. et phil.
Bulletins de ln suciete d’A nth ropolo-
gie de Parts. TomeXl. (III® Serie.) Paris
1888. G. Masson, editeur.
Sitzung vom 5. Januar 1888. Variot
stellt eine Missbildung der linken Oberextre-
mitftt, einen Kall von sogenannter Plioco-
melie, vor. Es handelt sieb hierbei um einen
fünfundzwanzigjährigen Mann, dessen directe Vor-
fahren (Vater und Mutter) wohlgebildet sind, dessen
eine Cousine aber ausser einer U nt erextreraität mit
einem Kusse nur Stuimnelgliedcr besitzt. Abge-
sehen von der sogleich zu beschreibenden MoiK
fctroKitüt bietet unser Kall keine weiteren Abweichun-
gen von der Norm.
Beim flüchtigen finsseren Anblick fallt sogleich
die Kleinheit der linken Hand (um die Hälfte)
gegenüber der rechten auf; ihre Grösse entspricht
ungefähr der eines Kindes von 10 Jahren. Die
einzelnen Theile derselben haben im Uebrigen
ihre normalen Können und Umrisse bewahrt. Das
Handgelenk ist mit Haaren stark bedeckt. Die
Hand selbst sitzt an einem nur wenige Centimeter
langen Vorderarmstück, das seinerseits direct aus
dein Schulterstummel zu entspringen scheint.
Beim näheren Abtasten der Extremitätenreste
bemerkt man, dass die am weitesten vorspringende
Partie des Schulterblattes von einer Erhebung des
ausseren SchlüsselbeinendeB gebildet wird, das im
Uebrigen gut entwickelt ist. Ebenso ist die Schul-
terblattgrul»o , abgesehen von einer Atrophie des
Akromions, normal gebildet.
Das Abtasten der uns hauptsächlich interessi-
renden Armfragmente ist wegen des stark ent-
wickelten Fettpolsters sehr schwierig; jedoch gelingt
es bei längerer Untersuchung, an dem Vorderarm
zwei Knochenrudimente, Ulna und Radius, in einer
Länge von ungefähr f> ern deutlich zu unterschei-
den. Dieselben stehen nach hinten zu und bilden
mit einem dritten kleinen Knochenfragmente, das
offenbar als Humerus anzuuehen ist, ein Ellen-
bogengelenk. Dass es sich hier in der That um
ein wirkliches Gelenk handelt, beweist der Um-
stand, dass mau bei fixirtem Oberarm mit der
Hand und dem Vorderarmstummel leichte Be-
wegungen um ein nach hinten gelegenes Charnier-
getenk auszuführen im Stande ist. Das eine Ende
des Hamerns , an welchem keine kopfahnliche Ab-
rundung durchzufühlen ist, kann der Vorsprung
unter dem processus coracoideus sein; das andere
Ende liegt unter den Muskeln vergraben, welche
die Achselhöhle nach hinten zu begrenzen. Die
Phalangen und Mittelhandknochen sind, wie schon
erwähnt, regelmässig gebaut und mit einander
durch normal functionirende Gelenke verbunden.
Soviel vermag man durch Inspection und Palpation
zu eruiren.
Was die Musculatur betrifft, so scheint der
muscnlus deltoideu* vollständig zu fehlen . der
m. supraspinatus ist im Verhältnis* zur anderen
Seite wenig entwickelt. Geher den mm. infra-
spinatus und subscapularis lasst sieb wegen der
subcutanen Kettschicht kein sicheres Urtheil ab-
getan. Aus gewissen Stellungen des Armes darf
man jedoch zchliesMn , dass die am Humerus inse-
rirenden Schulterblattmuskeln, wenn auch atro-
phisch, so doch zum mindesten theilweise ausge-
bildet sind. Desgleichen scheinen die Beuger und
Strecker der Kinger erhalten zu »ein, nur ihre
Länge steht in keinem Verhältnis* zu den Phalan-
gen, welche sie bewegen sollen. Trotz dieser ver-
hältnissmÜBtig starken Difformität ist der Betreffende
im Stande, leichte Gegenstände zu halten, sich hei
gebeugtem Kopfe hinter dem Ohre zu krümmen u. s. w.
Auch ein leichter Radialpuls ist durchzufühlen.
1 in Uebrigen scheinen die physiologischen Functio-
nen, wie Circulation, Ernährung, Wärmeproducti on
und Sensibilität unbeeinträchtigt zu sein.
Olli vier Beauregard spricht sodann
üherdas senkrechte Steuer an malayischen
Schiffen im Indischen Archipel und kommt
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Heferate.
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eu dem Resultate, dass die Bewohner der östlichen
Erdhälfte von Palästina bis Japan die Kenntnis*
derselben den Westeuropäern verdanken, bei denen
die Erfindung den senkrechten Steuers aus dem
XI 11. Jahrhundert datirt.
M. Letourneau zieht einen Vergleich
zwischen der bei den Abessy niern üblichen
Phallotomie und einem ähnlichen Brauche
im alten Sparta. Bei jenen besteht nämlich die
Unsitte, dass der Krieger dem besiegten Feinde
den Penis abschneidet und denselben nach einer
besonderen, üblichen Präparation als Siegeszeichen
un den Thürpfosten auf hängt. Bei deu G rossen
dieses Landes kann inan lange Ketten dieser Kriegs-
trophäen, die sich oft aus 50 bis GO Stück zu*am-
nien setzen , hängen sehen. Die Kebsweiber der
Häuptlinge verfehlen nicht, in ihren poetischen
Ergüssen diese Thatcu ihres Herrn und Gebieters
lobend hervorzubeben; ein Krieger, der diese
Siegeszeichen nicht aufzu weisen vermag, fällt in
Missachtung bei seiuer Frau. — Ein ähnlicher
Usus soll nach Letourneau bei den alten Spar-
tanern bestanden haben. Wenigstens scheint eine
Stelle aus den Liedern des Tyrtäus, die bisher
den Erklärern viel Kopfzerbrechen machte, darauf
hinzudeuteu. In derselben heisst es folgender-
maassen: «.Es ist schmachvoll, den Leichnam
eines Greises in erster Reihe vor den jungen Leu-
ten liegen zu sehen. Mit sebneeweissem Haupte
und bleichem Kinne haucht er im Staube seine
greise Seele aus, indem er mit seinen schützenden
Händen seine blutenden Schamtbeile zu verdecken
sucht (cufUKtOiVt' aidoia «pi'Acu? **’< Jftpffiv
i%ov ra). Ein hässlicher und schändlicher Anblick
— dieser nackte Körper. Aber für junge Leute
schickt sich dies alles.“ Letournenn vennuthet,
dass dieser Brauch der Phallotomie mit der Isis-
legcnde in Zusammenhang zu bringen ist. Isis
bemühte sich , deu von Typhon iu 40 Stücke zer-
schnittenen Osiris wieder zusammen zu setzen. 39
Theile sind ihr geglückt, nur der letzte, der Phal-
lus, ist nicht wiedergefunden , da derselbe im Xil
von einem Fische verschlungen wurde. In Folge
dessen sieht sie sich in die Sothwendigkeit ver-
setzt, diesen Thoil des Körpers iu Holz zu er-
setzen etc. — Mondiere will die Phallotomie au
den Leichnamen der Feinde in Cochinchina beob-
achtet haben.
de XadaillAC führt iin Anschlüsse an eine
Meinungsverschiedenheit, die sich zwischen ihm
uud Mortillet über den Ursprung der An-
thropophagie in der vergangenen Sitzung ent-
apouneu hatte, des Weitereu aus, dass der wahre
Beweggrund, der deu Menscheu zu dieser Unsitte
trieb, nicht religiöse Gebräuche oder Riten ge-
wesen seieu, wie Mortillet unzuuehmeu geneigt
ist, sondern einzig und allein der Hunger, oder
eine von den Vorfuhren vererbte Geschmacksver-
irrung. Man kann die Beobachtung machen, dass
durchweg in deu Gegenden, wo die Anthropophagie
festen Fubb gefasst hat, sonstige animalische Nah-
rung entweder gur nicht, oder nur in so geringem
Maasse vorhanden ist , dass sie unmöglich für die
Erhaltung der daselbst suslsriglO Menschen hin-
reicht. Die alten Mexikaner z. B. belassen nach
den Nachrichten der ersten Entdecker »unser klei-
nen Hunden kein einziges Haust hier; die weni-
gen wilden Thiere, wie Wapitihirsch und Bär,
reichten nicht aus. um den Xahmugsbedarf dieses
Volkes zu decken, nnd dies um so weniger, wenn
man in Betracht zieht, dass der Mensch diesen
mächtigen Thieren nur mit Waffen aus Obsidian
und Silex zu Leibe gehen konnte. Ea war somit
nur der Hunger, «1er die Mexikaner dazu trieb,
sich von Menschcnfleisch zu nähren. Ein anderes
Beispiel bieten die Bewohner des traurigen Feuer-
landes. Hier, wo Elend und Lebensmittelmangel,
zutnal im Winter, herrschen, bleibt seinen an-
glücklichen Bewohnern nur die Wahl zwischen
dem Hund und den alten Weibern; jene sind als
liausthiere schwer zu entbehren, diese den An-
gehörigen nur zur Last. Die Wahl ist somit schnell
getroffen. Das Opfer wird über Feuer halb erstickt,
dann erdrosselt-, und nachdem es zerthcilt ist, mit
Gierigkeit verzehrt. — Das gerade Gegenthcil zu
diesen trostlosen Gebieten an der Südspitze Ame-
rikas bieten die fruchtbaren Gefilde zwischen Uro-
guay und Guyanoe, im Gebiete des Amazonen-
stromes und seiner Nebenflüsse. Hier, wo die
Natur in aniserst- verschwenderischer Hülle und
Fülle ein wahres Paradies in Bezog auf Fauna und
Flora entfaltet hat, nähren sich noch heutzutage
mehr als 80 000 Menschen vom Fleische ihres
Gleichen, de Xadaillac sicht hier in dpm Canni-
balismus eine Folge der Geschmacksverirrung, des
thierischen lnstiucts. — Die ältesten Spuren dieses
verdorbenen Geschmacks conatatirt der Vortragende
schon in den Samba«|uis. den Kjökkenmöddings
der alten Bewohner der atlantischen Küsten, die
am zahlreichsten in den Provinzen Purana und
Espiritu Santo (Brasilien) anzntreffen sind. Unter
«len zahlreichen Funden kommen auch Menschen-
knochen zum Vorschein, die, weil sie zerbrochen
waren, ohne Zweifel zur Nahrung dienten. Auch
in Nordamerika wurde vor wenigen Jahren Aehn-
liebes conatatirt. Wyman fand in einem Küchen-
übfalle beim Monroe-See (Florida) unter den thieri-
Hchen Knoohenretten auch viele in Stücke zer-
brochene menschliche Röhrenknochen. Dass man
es hier nicht mit Grabfunden, sondern mit Speise-
Überresten zu thnn hatte, ging aus dem Umstande
hervor, dass die menschlichen und thierißchen
Knochen beide auf dieselbe Weise geöffnet worden
waren. Funde unter ähnlichen Umständen, z. B.
im Osceola Mound, sowie in den Mounda Xeu-Kng-
lauds. bestätigten diese Vermuthung. In letzteren
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Referate.
iu uchtc Mau ly Ilurdy die Beobachtung, dass die
kleineren Knochen, sowie die Rippun and Wirbel
stet* fehlten, and dass die U eberreiste dieses ean-
uibali*cbcn Mahles sich oft noch auf durch Rauch
geschwärzten breiten Steinplatten (Feuerherden)
feststellen Hessen.
Afrika bietet ähnliche Geschmacksverirrungen
seiner Volker. Stanley traf die Anthropophagie
bei den Völkern um Livingstoneflussc, Mechow an
einem Nebenflüsse des Congo, andere Forscher
auch im Sudan an. Im Kaffernlande existirt eine
Grotte, im Gebirge Theba-Bosigo, wo der Boden
mit menschlichen Ueberresten wie besäet erschien.
Die Schadeiknochen and sonstigen markreichen
Knochen waren in gleicher Weise wie die Renn-
thierknochen in den Höhlen von Perigord auf-
geschlagen; der Rauch un der Decke zeugte von
den früher hier stattgefundenen Mahlzeiten, deren
»ich noch die Aeltesten der Bewohner mit eiuer
gewissen Genugthuaug erinnerten.
Auf den Inseln des Stillen Oceans, wo die
üppige Vegetation zu einem glücklichen Leben
uichts zu wünschen übrig lässt, wie Java. Celebes,
Xeu-Guinea, Xord-Caledonien, Nen-Hebriden, Neu-
seeland u. a. in., war bis in die neueste Zeit die
Menschenfresserei üblich. Auf dem asiatischen
Festlande lassen sich ebenfalls die Spuren dieser
barbarischen Sitte nuchweiseu. Auch ans der vor-
geschichtlichen Zeit sind dieselben bekannt; so
aus den prähistorischen Gräbern Georgiens und
den Kaukasusgrotten, ferner aus den Kjökkenmöd-
dinger bei Jeddo u. s. w.
Die Schriftsteller der Alteu berichten uns von
einem Ähnlichen Brauche bei den Völkern am
Pontus Euxinns; auch die mittelalterlichen Histo-
riker von oben solchen bei den Galliern in Schott-
land und den Skandinaviern. Noch zur Zeit des
römischen Kaisers Commodos genossen, wenn wir
PI in i us Glauben schenken, die Günstlinge die-
ses Herrschers die Brüste und Gescblechtstheile
der Frauen als Leckerbissen, ln diesem Falle ist
die Anthropophagie zweifelsohne auf perversen
Geschmack zurückzuführen.
Ein anderer Beweggrund, welcher in manchen
Gegenden die Menschen veranlasst« , ihre Mitmen-
schen zu verspeisen , ist der Aberglauben. Die
Vorstellung, dass sich durch Einverleibung des
menschlichen Fleisches uud Blutes auch des Ge-
nossenen gute Eigenschaften und Vorzüge einver-
lciben lassen, trieb z. B. die Sandwich- Insulaner
dazu, die Leichen ihrer Prinzen zu verzehren, die
Neu-Seelinder die Angen, das Herz oder die Ge-
schlechtsthcile ihrer Opfer zu geniesaen , die Utes,
das Blut ihrer Feinde zu trinken und Aehnliches.
Nach alle dein, so folgert de Nadaillac, ist
die Annahme Mortillet’s, wonach für die Ein-
führung der Menscheufreaserei religiöse Bestim-
mungen geltend waren, zu verwerfen. Nur ein
Umstand dürfte scheinbar für dieselbe sprechen:
dies wäre die alleuthallieu verbreitete Sitte, dass
Kinder ihre bejahrten Eltern oder Mannschaften
ihre berühmten Krieger verspeisen. Nadaillac
giebt aber auch hierfür die zuletzt erwähnte Er-
klärung, und führt diese Art von Anthropophagie
ebenfalls auf Aberglauben zurück.
Die Spuren der Anthropophagie ans der neo-
lithischcn Zeit sind nach de Nadaillac überaus
zahlreich. In Frankreich haben die verschiedenen
prähistorischen Stationen aus dieser Periode, wie
die von Midi, aus den Pyrenäen, von Bruniquel,
Lourdus. Gourdan, die Grotte von la Barme in Sa-
voyen, menschliche Knocbenreste zu Tage geför-
dert, die, mit Ueberlegung geöffnet, mitten unter
Thierknochen lagen. Die Schädel der Menschen
waren aufgebrocheu ; die Unterkiefer liefen die
Spuren von Schlägen oder Abnagen mittelst der
Zähne erkennen. Am deutlichsten zeigte die Grotte
von Montesquien-Aventes diese Verhältnisse. Auf
den britischen Inseln, in der Höhle von Keuts-Hole
bei Torquay oder bei Scarborough, in Portugal in
den Grotten von Peniche, Cesareda, Casa-da-Moura
führten diesbezügliche Untersuchungen prähistori-
scher Ueberreste zu ähnlichen Schlüssen.
Mortillet erwidert auf diese Ausführungen,
dass er an einem religiösen Ursprünge der Anthro-
pophagie festhalten müsse. Bei den Mexikanern,
die de Nadaillac als Beleg für seine Theorie an-
geführt hatte, wäre dies sicher der Fall, wie aas
den Manipulationen beim Schlachten von Seiten der
Priester hervorgehe. Was ferner die Feuerländer
beträfe, so wäre der Mangel an Nahrungsmitteln
bei ihnen nicht erwiesen; denn Fische, Mollusken.
Krebst hiere und andere Producte des Meeres ge-
nügten für sie, und im Uebrigon wäre es mit der
Jagd auf wilde Thiere nicht so schlecht bestellt,
wie die zahlreichen Mäntel ans Thierfellen bezeu-
gen. Die beiden Beweise, auf welche sich de Na-
daillac für die neollthische Zeit beruft, entkräftet
Mortillet in folgender Weise. Die zerbrochenen
menschlichen Knochen sind nicht absichtlich, son-
dern zufällig, durch eine nicht mehr näher zu be-
stimmende Ursache, zerbrochen worden. Im Uebri-
gen hätte das Aufschlagen der menschlichen
Knochen nur äuaserst wenig Nutzen bringen kön-
nen; denn im Gegensatz zu den Knochen der
Thiere ist das Mark bei jenen nur mässig, die
Knochenwände dagegen stark entwickelt. Der
zweite Punkt, auf welchen de Nadaillac so viel
Gewicht legt, betrifft das Angebranntsein dieser
Knochen. Mortillet ist der Ansicht, dass diese
Erscheinung vom Leichen brande herrühre, der am
Kude der neolithischen Periode, während welcher
die Todten in Höhlen and Dolmen unverbrannt
bestattet wurden, eingeführt wurde.
Letourneau nimmt zu der angeregten Frage
eine vermittelnde Stellung ein and hebt hervor.
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Referate.
287
■lass lifii manchen Völkern Mentchenfleisch ein
Nahrungsbedürfnins sei.
Sitzung vom 19. Januar 1889. Fauvelle
spricht über einen festen Punkt am Schädel,
der als Merkzeichen bei SchüdtdmcBsnngen
dienen kann. Ausgehend von dem Grundsätze,
dass die Kraniometrie die Kunst ist, den Schädel
mit Hülfe der Arithmetik, Geometrie und Trigono-
metrie zu beschreiben, verwirft Fa u veile alle
bisher als sogenannte feste Punkte angenommenen
Schädelstellen , wie das üasiou , Nasiou , Opbryon,
Bregma, die Glabelln u. a. in., da ihre Bcatändig-
keit an derselben Stelle im anatomischen Sinne
unhaltbar sei, und glaubt einen solchen am cerebru-
leo Ende der Wirbelsäule gefunden zu haben. Heim
Embryo ist diese Stelle, welche als Ausgangspunkt
für alle Maasse am Schädel dienen kaun, durch
das vordere Ende der Chorda dorsalis charakterisirt.
Beim Erwachsenen durch die hintere Wand des
Türkensattels. Um für die letztere nun auch
äusserlich einen Anhalt zu gewinnen , ist es inter-
essant, von Fa u veile zu hören, dass ihr am Ur-
sprünge des Joobheinfortsatzes des Schläfenbeines
vor dem äusseren Gehurgange eino Erhöhung ent-
spricht, die beim Lebenden leicht durchzufühlen
ist. Vermittelst dieses äusseren Anhaltspunktes
hält es nicht schwer, auch den festen Punkt in
der Mitte der Schädelbasis zu ltestimmen. Wenn
man den letzteren auf den grössten Längendnrch-
messer des Schädels überträgt , so lassen sich alle
Maasse. welche sich auf die vordere und hintere
Hälfte des Schädels beziehen, auf ihn zurückführen.
Bordier entwickelt in einem Vorträge
seine Ansichten über die Anthropophagie.
Die Anthropophagie ist nicht ursprünglich gewesen,
sondern bat sich erst später entwickelt. Wie alle
Anthropoiden, lebte auch der Mensch anfangs von
Früchten, denn sein Gebiss spricht nicht für eine
carmvore, sondern frugivore Bestimmung. Später
wurde er Fleischfresser, die Jagd auf Thiere wurde
seine einzige Beschäftigung. Sei es nun, dass die
erlegte Beute den Nahrungsbedarf nicht mehr
«lecken konnte, oder dass eine Auswanderung den
Menscbtm in (fegenden, die an Wild arm waren,
führte, eines von beiden war für ihn bestimmend,
dass er auf seines Gleichen Jagd za machen begann.
Die Häufigkeit der Anthropophagie auf den poly-
nomischen In sein dürfte auf die letztere Ursache
zurück Zufuhren sein. Umgekehrt wäre hierdurch
ein Beweis für die Lehre von den polynesisclien
Einwanderungen gegeben. — Das Vorkommen der
Anthropophagie inmitten civilisirter Völker, wofür
Bordier eine Anzahl Beispiele anführt, erklärt
derselbe, wie jede andere Missgeburt, als Atavismus,
und zwar in diesem Falle als einen Rückschlag
auf mcnscbenfleiacbfressende Vorfahren. Für die
gewohnheitsmässige Anthropophagie, welche auf
Geschmack und Appetit nach Mensch enfleisch ba-
sirt, führt der Vortragende, ähnlich dem Ausdruck
Exogamie in der Ehe, den Namen: menschliche
Exophagic (exophagic huniaine) oder Anthropo-
exophagic ein. Die bei mehreren Völkern , auch
abgehungertc», noch übliche Sitte der Nekrophagie
hält Bordier für «len Ursprung des Leichen -
schmausen. — Die Menschenopfer sind indireet
von der Anthropophagie abzuleiten. Da der Mensch
in allen Religionen den Göttern, «lie er anbetet,
dieselben menschlichen Leidenschaften und Ge-
lüste zuschreibt, und die höchst«? Verehrung der
Gottheit in seinen Opfern documentirt, so gipfelt«*
zweifelsohne «las grösste Vergnügen «les Menschen
ehemals «larin, dass er von Seinesgleichen aan.
Die christliche Legende von Jesus, «ler zu dem
Zwecke fctarb, um die Welt von den Sünden zu
erlösen, ist «las letzte Echo der Menschenopfer. —
Mit der Zeit ist die Anthropophagie rein symbo-
lisch geworden. Auf Tahiti beschränkt sich der
Häuptling darauf, nur das linke Auge des unter-
legenen Feindes zu verzehren ; die Königin Poman*
nannte* sich vor ihrer Thronbesteigung Ai mata, d. i.
eine, die das Auge isst. Die christliche Religion
endlich bietet insofern den letzten Anklnng an die
Anthropophagie, als ihre Anhänger die Eigen-
schaften ihres Erlösers mit dessen „Fleisch und
Blut“ sich einzuverleiben trachten.
Sitzung von 2. Februar 1888. Simoneau
legt der Gesellschaft eineAnzahl behauener
Kiesel ausdemTerretoire deJeuilly (Yonne)
vor. Im Besonderen ergab eine pruhi «torische
Niederlassung beim Weiler Pierrefitt«* eine immense
Ausbeute von Stein Werkzeugen der verschiedensten
Art: geschlagene Beile; fünf potirte Aexte , dar-
unter eine aus Diorit; Schaber, Messer, Stichel,
Pfriemen. Hammer, Nudens und fein behauene
Pfeilspitzen, daranter eine mit einem Stiel ver-
sehen. Alle dies«? Silexgegenstünde, von denen
fast der vierte Theil den Einfluss des Feuers ver-
räth . wurden auf der Oberfläche des Bodens ge-
funden und gehören zum grössten Theile der
neolithischen Zeit an.
E. d’Acy bespricht die Grabstätten des
paläolithischen Menschen. Als Beispiele hier-
für greift der Vortragende von den vielen Höhlen
aus diesem Zeiträume (Solutre, Cro-Mugnon,
Sordes, Furfooz etc.), in denen gleichfalls Skelette
der älteren Steinzeit aufged<*ckt wurden, die Höhlen
von Mentone, richtiger von les BaouKse-Roussö,
und von Spy heraus. Die natürliche Lagerung
der Skelettknochen in der Höhle zu Mentoue. der
Todtenschmuck , bestehend aus durchlochten Mu-
scheln, sowie die dicke Schicht pulverisirten Roth-
eisensteins (? fer oligiste), mit welchem sich nicht
nur der ganze Rumpf bedeckt fand, sondern auch
einzelne Gesichtstheile, wie «ler Mund und die
Nasenöfl'nungen , besonders reichlich bemalt waren
— alles dieses ein demi - sarcophAge naturel, wie
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Referate.
•ich d'Acy Aasdrückt — , scheint entschieden für
eine Grabstätte zu sprechen. Murtill et hatte
die Zeitperiode beanstandet, welcher diese Skelette
angehören sollten, und dieselben der neolithischen
Zeit zugeschrieben. D'Acy tritt für Mortillet’»
Auflassung den Gegenbeweis an. Erstens «eien
Knochengeräthe derselben Art, wie bei den Ske-
letten, in summtlichen Grotten von les Baoussc-
Kousse (Meiitone) und überdies in den verschie-
densten Schichten, selbst in einer unterhalb der
Skelette gelegenen Schicht angetroffen worden.
Zum andern kämen dieselben Muscheln, wie an
den drei Skeletten, ebenfalls in ganz verschiedenen
Tiefen und Schichten vor. Endlich seien in sUnimt-
lichen Grotten nirgends Gegenstände, die etwa für
die neolithische Zeit Charakteristisches darboten,
bisher anfgefunden worden. Die einzigen Gerät k-
schaften, welche aus der letzteren Periode stammen
könuteu. der Beat einer polirtcn Axt und ein Stück
platten Stein ringe.*, seien in den obersten Schichten
zu Tuge gekommen und obendrein in solchen
Grotten, die keine Skelette einschlössen. Somit
dürfte die Gleichzeitigkeit der menschlichen Ske-
lette aus der Höhle zu Mentonc und die Funde,
welche sie umgaben, als erwiesen zu betrachten
«ein und es sich um ein wirkliches Begräbnis« aus
der Alteren Steinzeit, oder noch genauer bestimmt,
aus einer Epoche zwischen der von Monstier
und der von Solutre handeln.
Desgleichen gehören die drei über einander
lagernden Schichten in der Grotte von Spy und
somit auch die dort aufgedeckteu Skelette der
paläolithischen Periode an ; denn die letzteren
rnhten über der untersten Schicht. Dass es sich
in diesem Falle ebenfalls um Grabstätten handle,
gehe aus der Haltung des einen Skelettes, welches
auf der Seite liegt, zur Genüge hervor; denn wenn
die Ueberlebenden den Todten nicht mit Erde, wie
im vorliegenden Falle, bedeckt haben würden, so
hätte sicherlich die Höhlenhy&ne oder irgend ein
anderes Kaubthier Beine Gebeine zerstreut, und die
Kuochcn könnten nicht mehr in dem Zustande,
wie sie siod, «»getroffen werden.
In der Discussion, welche sieh zwischen Mor-
tillct undd'Acy über die chronologische Stellung
der genannten Funde entspinnt. betont ersterer,
dass sich Grabstätten immer in einer Erdschicht
(Culturschicht) frühen Datums befanden, weil sie
in einem Terrain angelegt zu werden pflegen, das
unter der Oberfläche des Bodens liegt — eine Be-
hauptung, der d’Acy insofern nur Berechtigung
zuspricht, als mau unter Grab eine bald tiefere,
bald flachere Grube in einem schon früher existi-
rendeu Bodeu versteht. D'Acy dagegen f«6Bt die
Grabstätte zu Mentone in der Weise auf, dass die
Ueberlebenden den Todten auf den flachen Bodeu
ihrer Wohnung hinlegten uud mit Erde bedeckten.
Mortillet will ferner nicht einige wenige, sondern
eine ziemliche Anzahl polirter Steingeräthe aus
der Grotte zu Mentone kennen, die zusammen mit
ncolithischem Topfgeräth die paläolithischen Schich-
ten bedeckten. Nach alledem wäre es seiner Ansicht
nach du» Natürlichste, die Skelette für neolithische
anzuschen. In gleicher Weise dehnt er diese Forde-
rung auch auf einige Werkzeuge, insbesondere auf
einen knöchernen Dolch aus, der auf der Stirn des
eilten Skelettes lag. Von indirecten Beweisen scheine
ihm schliesslich das äusserst seltene Vorkommen
von pulverisirtem Rotbeisensteiu für die chronolo-
gische Bestimmung von Bedeutung zu sein : Aus
der paliiolithiachen Zeit ist dieser Farbstoff bisher
noch nicht bekannt geworden; der einzige Fund,
den seiue» Wissen nach Pigorini in einem Grabe
aus Roms Umgebung verzeichnet hätte, gehöre
der jüngeren Steinzeit an.
Was den Fund aus der Grotte zu Spy anbe-
trifft, so giebt Mortillet zwar zu, dass diese
Skelette in der That der paläolithischen Periode
angehörten, lässt sich abor von dem Vorhandensein
einer Grabstätte nicht überzeugen. Er nimmt
vielmehr an. dass die betreffenden Menschen un
Ort und Stelle starben und zufällig durch Erde,
vielleicht in Folge eines Erdsturzes, verschüttet
worden »eien.
Auf Mortillet’s Einwurf, betreffend die rothe
Farbe, erwidert d’Acy schliesslich noch, das«
dieselbe nicht nur das Skelet überzogen habe,
sondern auch in Schichten angetroffen wurde,
welche selbst Mortillet für paläolithisch ansehe.
Er könnte «ich nicht gut vorstellen, dass die
Menschen der jüngeren Steinzeit beim Begrabeu
ihrer Todten in eiuer Tiefe von 2,bü m die Erde
noch bis zu 1,35 tiefer durchwühlt haben sollten,
bloss um „diesen Schatz1* in einer fl in laugen,
90 cm breiten uud 20 cm dicken Schicht niederxu-
legen.
ln der Fortsetzung der DiscuHsion über
die Anthropophagie (Sitzung vou 5. Januar)
führt Ollivier Beauregard zu Gunsten der
Nadaillac'schen Auffassung dieser Sitte in der
vorgeschichtlichen Zeit eine hieroglyphieche In-
schrift an, die ungefähr 3700 Jahre von unserer
Zeitrechnung an zurück datirt (aus der Grab-
pyramide des Königs Pepi I.). Die aus derselben
entzifferte Darstellung verräth ganz deutlich Remini-
scenzen an frühere Menschenopfer und anthropo-
phagische Mahlzeiten, welche die nothwendige Folge
von jenen waren. — Zum Schlüsse entspinnt sich
eine kurze Debatte darüber, ob der Mensch als
herbivor oder carnivor anfzufassen sei. Magitot
sieht das Gebiss nicht allein für die fleisch - oder
pflanzenfressende Natur eines Geschöpfes als maass-
gebend au, sondern legt in gleicher Weise auf die
Form des Intestinaltractns, vor Allem aber auf die
Beschaffenheit der Darmdrüsen , Gewicht. Dem
Zahnsystem nach wäre der Mensch omnivor. eine
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Referate.
289
Ansicht, welcher Sauson beipflichtet. Auch Fau-
veile hält deu Menschen für omni vor. wenn auch
»einer Meinung nach das Gebiss auf Pflanzenkost
hindeute. Die vier rleutes cauini. die sich übrigens
auch beim Pferde, einem wirklichen Herbivorcu
vorfänden, dürften nicht maassgebend sein. Denn
auch bei solchen Thiercn, bei denen diese Zähne
stark entwickelt sind, dienten sie nur zum Zu-
greifen und Anpacken , nicht zum Kauen. Das
Einzige, was das fleischfressende Thier charakte-
risire, wären die schneidenden Prämolarzähne, die
bei der Katze ihre grösste Entwickelung gefunden
hätten.
Durand giebt Beiträge zur Ethnologie
der Bewohner der alten Provinz Kouergue
(jetzt Aveyron), der früheren Hutkeni. Der
Grundstock der daselbst ansässigen Bevölkerung
scheint iberischen Ursprunges zn sein. Die Depar-
tements Tllerault , l'Aveyron nnd la Lozere
bilden an der Ostköste die Grenzen eines in sich
zusammenhängenden eigeuthümlichcn Sprachge-
bietes, welches das ganze alte Aquitanien umfasst
und sich auf die Iberische Halbinsel fortsetzt. Das
Baskische, ein Idiom, welches zweifelsohne mit
dem Iberischen auf denselben Ursprung zurück*
zufübren, wo nicht mit ihm identisch ist, war
wahrscheinlich die älteste Sprache dieser in Be-
tracht kommenden Völkerschaften Südwestfrank-
reichs; denn die Uoberreate derselben lassen sich
noch heutzutage in der Aussprache der Landbe-
wohner Nachweisen. Besonders sind es zwei Con-
sonanten, welche dem Baskiscbeu fremd sind, und
welche auch das französische Platt Südwestfrank-
reichs nicht kennt: einmal der lateinische Buch-
stabe V, wofür das B einen Ersatz bietet — schon
Scaliger erwähnt dieser sprachlichen Eigentüm-
lichkeit in den genannten Völkergebieten, indem er
sagt; 0 felices populi, quihus vivere est bibere —
zum andern der Buchstabe F, der durch eine ein-
fache Aspiration wiedergegeben wird. Dieses
letztere Charakteristicum ist in Gegenden , die
äusseren Einflüssen sehr exponirt gewesen sind,
im Verhältnis» zu dem erstereu weniger ausge-
prägt; das erster« dagegen hat sich bis auf unsere
Tage behauptet Als materielles Hinderniss für
die Ausbreitung der geschilderten Eigentümlich-
keiten ist die Ga rönne aufzufasssen, die auch heute
noch eine phonetische Grenze bildet. Im Korden
dieses Stromes besitzt das rouergatische Platt
überall den Buchstaben F, im Süden dagegen fehlt
er ihm. Am auffälligsten tritt dieser Unterschied
im Tuulouaer Gebiete zu Tage. W ährend die Be-
wohner des rechten Garouneufers die lateinische
Aussprache, z. B. fenna, filha, ferre (für fnraina,
filia. ferrura), bewahrt haben, sind die des linken
Ufers zur Aussprache von henna, bilha, herre ver-
urteilt und schliessen sich der spanischen Zunge,
hembra, hijo, hierro, somit an. — Wras die andere
Archiv für Anthropologie. 1kl XIX.
Eigenschaft de« Südwestfrankreich eigentümlichen
Idioms, das Fehlen des Consonenton V, betrifft, so
lässt sich dieselbe noch in dem WTorte Ga&cogno
nachwei-sen. Die Form gascon oder gase, Nominativ*
form in der Lauguo d’oe, findet mit dem Stamm«1
base sein Prototyp im lateinischen vasco.
Das Resultat, zn welchem Durand durch seine
vergleichenden Sprachstudien gclungt, glaubt der-
selbe in dem Satze zusammen fassen zu dürfeu, das»
einst alle diese Gegenden baski*ch gewesen, und
erst allmälig anfangs keltisirt, dann romanisirt
worden sind. Die Bewohner von Kouergue und
ihre Nach hären von Gevaudan, die Nachkommen
der alten Gabalen, sind die heutigen Repräsen-
tanten der altaii iberischen Station. Sobald man
nach le Gard und 1‘Ardiche oder im Norden nach
der Auvergne gelangt, macht sich das Auftreten
des V schon bemerkbar.
Der keltische Einfluss hat im Lande der
Rouergaten wenig bleibenden Einfluss hinterlasseu.
Das Einzige, was auf eine frühere gallische Mund-
art hinweist, sind eine Anzahl Eigenuainen, haupt-
sächlich Namen für bewohnte Stellen, Flüsse, Bäche,
Berge und Wälder. Die Silbe ac, auf welche viele
Namen von Weilern, Flecken und Dörfern aus-
lauten, soll nach Durand’« Forschungen im Galli-
schen eine Eigenschaft bezeichnet haben , welche
von dem Namen des Besitzers des genannten Ortes,
oder von einem Hauptworte abgeleitet wurde, da»
einen Gegenstand oder eine charakteristische Eigen-
tümlichkeit dieses Ortes ausdrückt. Aus diesem
Grunde endigen die Städtenamen nie auf diese«
Suffix, sondern nur Namen von ländlichen Be-
sitzungen.
Auf die Periode der keltischen Unabhängigkeit
folgte die des gallisch-römischen Einflusses. Die
Ortsnamen auf ac nahmen in derselben zwar im
Kouergue zu, haben aber sämmtlich als Wurzel
einen römischen Familiennamen. Hauptsächlich
waren es römische Grosagrundhcsitzer , welche diu
gallischen Ländereien in Besitz nahmen und sich
daselbst anhauten. Auf diese Weise entstanden
die römischen Namen der Landgüter mit der kelti-
schen Endsilbe ac. Manche dieser Namen besitzeu
noch eine zweite, eigentliche römische Form auf
ium ; die letztere scheint gegen Ende der römischen
Herrschaft die allein übliche gewesen zn sein,
während die keltische Bezeichnung gauz in Ver-
gessenheit gerieth. Von den römischen Eigen-
namen Albinus, Campanus, Crassu», Flavin iui*.
Julia» etc. z. B. stammen die Ortsuameu Albinia-
cum und Albinium (heute Alhignac und Aubin),
Campaniacum und Campanium (Campaguac und
Campan), Crasriacum und Crassium (Crayssac und
Cray»), Flaviniacum und Flavinium (Flangnac und
Flavin), Juliacum und Juliuin (Juillac und
JuilleJ etc. — Bemerkenswert!! int hierbei, dass die
römischeu Ansiedler ihre Villen fast ausschliesslich
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290
Referate.
au den Stellen des Departements anlegten, die bis
vor Karzern noch ein Monopol Tür Weizenausfuhr
belassen, — in denselben Gegenden, wo die meisten
Dolmen der Steinzeit angetroffen werden und wo
Taasende von Jahren später auch die Klöster vor
der Revolution ihre Domänen hatten.
Hauptsächlich widmeten sich die römischen
Ansiedler, wie schon hervorgehobun , der Land-
wirtschaft; anch die einheimische Bevölkerung
lag in gleichem Maa&ae dieser Beschäftigung ob.
Jedes Vorwerk war nicht nur im Besitze eines
Hnufgartens (canebeira, canebol, canabola) behufs
Anfertigung von Gewebestoffen , sondern verfügte
auch über ein Stück Weinberg. Vorzüglich wid-
mete man Bich der Baurozucht. Durch den Einfall
der Barbaren (in der Völkerwanderung) wurde
dieser blühenden Landwirtschaft ein jähes Ende
bereitet. Die Westgothen nnd Franken , welche
mit dieser Einwanderung auch nach dem Südwesten
Frankreichs gelangten, uud sich hier ebenfalls
autfiedelten, suchten die römische Eigentümlichkeit
iin Namengeben beizubehalten , indem sie ihrem
Eigennamen in gleicher Weise das Suffix ium oder
ia zufügteo. Fast ein Drittel der gegenwärtigen
Geschlechtsnamen verrätb deutschen Ursprung; die
Ortsnamen auf den alten Landkarten sind durch-
weg noch germanisch. • — Schon einige Jahr-
hunderte früher, ehe die Wogen der Völkerwande-
rung die rouergatischen Landstriche überfluteten,
hatte sich zeitweilig germanischer Einfluss daselbst
geltend gemacht. Durand führt die Entstehung
de« noch heute gebräuchlichen Wortes Imria (Be-
zeichnung für Wirtschaft, Meierei) auf eine
germanische Einwanderung vor der Völkerwande-
rung zurück. Böria soll vom deutschen Stamme
l>or= Bauer (angelsächsisch boor, dänisch bor etc.)
abzuleiten sein und somit die Wohnung eines
deutschen Bauern bezeichnen.
Ueber den äusseren Habitus der in Rouergue
ansässigen Bevfdkerung lässt sich Folgendes
sagen. Die ältesten Bewohner waren, wie wir
schon sagten, die Iberer. Durand hält die Be-
schreibung, welche uns die alten Schriftsteller über
die Ilierer auf der spanischen Halbinsel geben
(braune Haut, schwarze geringelte Haare), nicht
für übereinstimmend mit den Resultaten, welche
man durch Beobachtung der heute noch restirenden
Bevölkerung iberischer Abstammung gewinnt.
Zur Zeit der gallischen Unabhängigkeit schil-
dern uns die Griechen und Römer die Gallier als
grosse Individuen mit blondem Haar (aurea cae-
saries) und milchfarbenem Teint (lactea cutis.);
auch die Kutinen im Speciellen werden flavi ge-
nannt. Mustert man dagegen die modernen Be-
wohner von Rouergue, so fällt die Häufigkeit des
brünetten Typus auf. Nach den anthropologischen
Erhebungen, welche Durand an der Bevölkerung
von Aveyron angestellt hat., kommen nur zwei er-
wachsene Blonde auf 15 Brünette. Durand glaubt
diesen Widerspruch zwischen seiner Statistik und
den Nachrichten der Alten in der Weise erklären
zu können, dass er annimmt, die griechischen und
römischen Schriftsteller hätten nicht das eigent-
liche gallische Volk beschrieben , sondern nur die
Elite desselben, die Vornehmen und Adligen, die
sich zumeist in Rom als Gesandtrehafter repräsen-
tirten. Die wahre gallische Bevölkerung sei dunkel
und untersetzt gewesen. Dieselben Unterschiede
lassen sich noch au der modernen Bevölkerung
von Aveyron wahrnehmen. Während die Grund-
besitzer auf dem Lande, soweit sie von altem Adel
sind, durchweg bloud und hochgewachsen erschei-
nen, ist die übrige Landbevölkerung zum grössten
Theil brünett. Auch in Toulouse, wo derselbe
Kastengeist unter den Vornehmeren herrscht, tritt
dasselbe Verhältnis» zn den übrigen Einwohnern
zu Tage. Nach Durand's Ansicht waren die alten
Gallier somit von untersetzter Gestalt und von
brünettem Teint, wie es auch heutzutage noch der
Durchschnittsfranzose ist.
ln der Discussion erinnert Lagneau daran,
dass »ich nach den Nachrichten der Alten (Strabo)
die Aqnitanier im SQdwe*ten Galliens nicht nur
durch ihre Sprache, Bondern auch durch ihr Aeosse-
res von den Galatern unterschieden und zu den
Iberern hingeneigt hätten.
Manouvrier sprach über die Körpergrösse
der Pariser. Itu Anfänge dieses Jahrhundert«
batte Villerme bei den militärischen Aushebun-
gen im Departement de la Seine während eines-
Zeitraumes von acht Jahren Beobachtungen über
dieGrössenverhältniese der daselbst einzustellenden
Kecruten gesammelt und dabei folgende zwei höchst
interessante Thatsacben feststellen können : Die
mittlere Körpergrösse der Militärpflichtigen von
Paris ergab eine höhere Ziffer als die aus den
Laudbezirken von Sceaux und Saint-Denis. Aehn-
liche Resultate batte Villerme schon in den frühe-
ren Jahren bei ähnlichen Gelegenheiten aus Lyon
und dem Bezirke Villefrancbe . sowie ans Haute-
Vienne und seiner Umgebung gewonnen (Villerme,
Etüde sur la taille en France in Annalen d'hvgnne
publique et de medecine legale. T. I, 1829). Das
andere bemerkeuBwerthe Ergebnis« der Aushebun-
gen Villerme'* betraf das Grösseu verhält« iss von
Reichen und Armen. Leute, die in wohlhabenden
Bezirken lebten, wiesen im Durchschnitt eine
höhere Körpergrösse auf, als die aus ärmeren und
schmutzigeren Stadtvierteln. — Seit dem Jahre
1816, in welchem Villerme seine Studien ange-
stellt hatte, änderte sich in Paris vieles; die wohl-
habenderen Bezirke verarmten nnd frühere arme
Bezirke wurden im Laufe der Jahre reich. Für
den, der die Villerme’ sehe Arbeit kannte, lag
die Frage sehr nahe, ob die mittleren Grö*senver-
häknisse der Pariser den Umsturz Verhältnissen
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Referate.
291
«ich «»gepasst hätten, und oh dieselben noch heut*
zutage, entsprechend dem Keichthuiu und der
Wohlhabenheit der einzelnen Bezirke, in diesen
grosser geblieben wären, als in de» ärmeren Be-
zirken. Manouvrier unterzog sich dieser Auf-
gabe und konnte die von Vil lernte gewonnenen
Beobachtange» vollständig bestätigen, ln den irme-
reu Bezirken oder auch in solchen , deren Bewoh-
ner sich eines gewissen Wohlstandes zwar erfreuen,
dabei aber in höchst ungesunden und schmutzigen
(fassen wohnen, betrug die Körpergrösse der Mili-
tärpflichtigen im Durchschnitt stets weniger, als
in den fashiouublen und wohlhabenden Bezirken
der Ilauptstudt. Beobachtungen, die Manouvrier
anch im folgenden Jahre anstellte, ergaben diesel-
ben Verhältnisse unter den einzelnen Bezirken.
Zur Illustration giebt Manouvrier eine Anzahl
Tabellen und eine Stadtkarte, welche für den, wel-
cher die Pariser Stadtverhältnisse genauer kennt,
viel des Interessanten bieten mögen.
In Anderen Ländern haben die Statistiker ähn-
liche Beobachtungen über die Grösse der Bevölke-
rung anstellen können, ßeddoe (On the stature
und bulk of man in the British isles, Bristol 1867)
fand, dass in England gewisse Handwerke der
Grössenzunahme günstig wären; zn diesen zählte
er die Schmiede, Maurer, Landarbeiter, überhaupt
alle Professionen in der freien Luft Die kleinsten
Individuen dagegen stellte das Handwerk der
Schneider, Schabmacher, überhaupt alle Zimmer-
arbeiter. Auch Koberts (Manual of anthropo-
metry, London 1878) konnte in England consta-
tiren, dass die Dnrcbschnittsgrösse derer, die in
Wohlhabenheit aufwuchsen, in jedem Alter (0 bis
80 Jahren) mehr betrug, als die Grösse in Arbeiter-
familien. Cowel (aus Quetelet, Physique sociale,
t. II, p. 91) machte dieselbe Erfahrung an den
Kindern der Freien und Fabrikbeamten in Man-
chester and Stockfort; Pagliani (Lo sviluppo
umano etc., Milano 1878) desgleichen an den
Schulkindern Turins; Bowditsch (The growth of
cbildren, Boston 1877) an denen Amerikas (sehr
umfangreiches Material) u. a. in. (P. Riccardi,
Stature e condizone sociale, Firenze 1885; J. Gur-
ret, fitudes sur les Savoyards; E. llouzü, La
taille etc. des Flamands et des Walions, Societe
d'antbropologie de Bruxelles 1888.)
In der Discuseion hob Lagneau hervor, dass
Champoui llon, Costa, Davcsne und Aubert
zu denselben Resultaten wie Manouvrier gekom-
men wären, Sanson betont, dass auch in der
Thierwelt die Körpergrösse von der guten Nahrung
und dem reichen Boden abhängig sei. Ein augen-
scheinliches Beispiel bieten die kleinen Ponnys auf
den Shetlandsinseln einerseits und die kräftigen
Pferde aus Leon am Nordufer der Bretagne ande-
rerseits. Beide stammen von derselben Rasse ab;
jene sind auf spärliche Nahrung, zumeist auf Flech-
ten , schon seit zahlreichen Generationen angewie-
sen, diese weiden auf den saftigc*u Triften dir Bre-
tagne. Auch in Aveyron dürfte man zwei Varietäten
des Schafes unterscheiden: die eine, welche in den
fruchtbaren Gegenden aufgezogen wird, ist üppig
entwickelt, pflanzt sich zahlreich fort und giebt
grosse Quantitäten Milch ; es ist die Varietät von
Larzac: die undere dagegen, die in unfruchtbaren
Gegenden nur zum Zwecke der Wolle und des
Fleisches aufgezogen, pflauzt sich weniger zahlreich
fort und ist im Uehrigen auch weniger entwickelt,
— und doch sind beide Schafsorten nur Varietäten
einer und derselben Rasse.
Sitzung vom 1. März 1888. Herve zeigt
den Schädel eines erwachseneil Gorilla vor,
dessen Nasenbeine folgende Abweichung
von der Norm darbieten. Während bei den
katarrhineu Affen die beiden Nasenbeine für ge-
wöhnlich schon sehr frühzeitig verschmelzen (beim
Cbimpanse kann diese Synostose schon mit dem
zweiten Jahre beendet sein, bei deiu Gorilla nnd
den Pitbeciern ist sie es noch eher), ist bei dein
vorliegenden erwachsenen Exemplare die sntura
na*alis noch offen, wie dies beim Menschen die
Regel zu sein pflegt.
Mortillet macht der Versammlung Mittheilung
von einem Kupferfunde, welchen da Silva aus
Lissabon hei der Stadt Leiria in der portu-
gisischeu Provinz Estremadura zwischen
den Wurzeln eines Baumes gemacht hat. Es waren
zumeist breite Aexte und grosse Messer, aus reinem
Kupfer verfertigt, im Ganzen gegen 20 Geräth-
üchaften. Dieser Fand giebt von Neuem einen
Beweis dafür, dass einst anf der Iberischen Halb-
insel ein reines Kupferzeitaltcr bestanden haben
muss.
V ariot macht eine Mfttheilung über Nigrities
beim Hunde (braune und weisse Flecken
auf den Schleimhäuten der Lippen, des
Gaumens, der Bindehaut u. 8. w.) im Ver-
gleich zu dieser Erscheinung beim Men-
schen.
E. Riviere bespricht eine prähistorische
Niederlassung (Atelier) aus der jüngeren
Steinzeit, genannt le Buisson-Pouil leux, in
der Nähe von Champignv (Seine), die schon
seit dem Jahre 1867 ausgebeutet wird. Die da-
selbst aufgefundeneu Gegenstände bestehen zumeist
in kleinen Messern, von welchen sechs Stück eine
leicht gekrümmte Form aufweisen (18 bis 23 cm
Länge, 24 : 25 mm Breite), Schabern. Kratzern, sehr
niedlichen Pfeilspitzen mannigfacher Form, theils
mit Stiel versehen, theils au der Basis abgerundet,
polirten Aexten, Steinsplittern and Naclei — alle!«,
aus Silex. Auch eine dünne kleine „Rondelle“ mit
concentrischem Loche ans einem Kalksteinstück,
desgleichen mehrere Fragmeute von Steinringen
befanden sich unter der Ausbeute, beiden wahr-
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Referate.
scheinlich als Amulett«» oder, wie Hi viere ver-
uiuthet, auch als Armbänder getragen. Das Topf-
geräth, welches nur in geringer Anzahl vertreten
war, wies grobe Formen und grobe Ornamente
auf. Desgleichen waren Speisereste spärlich ver-
treten. Folgende fünf Thierspeeie» liessen sich
aus den Knochonüberrustcn noch feststellen: Pferd,
Ilausschweiu, Hirsch, Rehbock und Rind. Dass
die Bewohner von Champigny auch schon mit dem
Ackerbau vertraut waren , beweisen an derselben
Stelle anfgefundene Mahlsteine.
Alle anfgeführten Objecte, im Ganzen über 200,
ruhten, vermischt mit Aschen- und Kohlenresten,
in einer Schiebt vegetabilischer Erde, unmittelbar
auf dem Kalksteinbodeu.
Wahrend die bisher geschilderten Steingeräthe
in einer auf dem steinigen Untergründe gleich-
massig ausgebreiteten Culturschicht lauerten, wur-
den andere, derselben Periode ungehörig . in un-
regelmässig angelegten Gruben angetroifeu. Diese
künstlichen Erdaushöhlungen waren unterhalb der
vegetabilischen Erde, dir«*ct in die Kalksteinschicht
hinein angelegt und hatten eine Tiefe von 40 cm
bis 1,50 m bei einem oberen Durchmesser von 1 bis
2,50 m. Ihre Form wur bald rund, bald elliptisch.
Jede von diesen Gruben enthielt mehr oder weni-
ger Ueberreste von Kohlenstückchen, »ehr wenigen
Knochen, Topfgeschirr und zahlreichen Silcxgeräth-
schaften allerlei Art. Unter letzteren verdienen fol-
gende einer besonderen Erwähnung: eine präch-
tige Lanzen spitze, vollständig erhalten, auf der
Oberfläche fein bearbeitet und stark convex ge-
krümmt (Länge 14 cm), fünf kleine, sehr feine, an
der Oberfliicho besondere gut überarbeitete Pfeil-
spitzen, die einen in Weidenblattform, die anderen
mit Stiel, eine Art Streitaxt, aus Basalt verfertigt,
abgerundet, von vorzüglicher Form mit vollständig
runder Durchbohrung n. a. m.
Menschliche Knochpnüberreste wurden in der
neolithischen Station von Champigny bisher nirgends
beobachtet, ebenso wenig ein aus Knochen ange-
fertigtes Geriith.
Den Schluss der Sitzung bildet ein Vortrag von
Laborde, experimentelle Studie über das
Pfeilgift bei den Negritos auf der inalay-
schen Halbinsel und bei den Wakamba. Von
demselben findet »ich in «len Bulletins nur die Dis-
cuaaion abgedruckt.
Sitzung vom 15. März 1888. Manonvrier
legt der Versammlung das erst vor Kur-
zem erschienene vortreffliche Werk von
E. Chantre, Recherche» anthropologiq ues
dans le Caucase, vor und giebt eine Eintheilung
des in demselben verarbeiteten Stoffes, dem sich
eine kurze Inhaltsangabe anschliesst.
De Nadaillac berichtet über einen Fall
von angeborener Taubstummheit und
Rlindheit, welchen das in Newyork erscheinende
Journal Science veröffentlicht hat
Laloy stellt darauf einen Indianer aus
Central- Amerika vor und macht einige Mitthei-
lungen über seine Abstammung und somatischeu
Eigenthümlichkeiten.
Marcanu bespricht unter Demonstration
der diesbezüglichen Fu ndobjecte präcolu m-
biRche Grabstätten aus Venezuela. Dieselben
scheinen den alten Mcregotos anzugehören, einem
ausgestorbenen Volksstamme, welcher im nördlichen
Venezuela, südöstlich vom Lago de Valencia, ge-
wohnt hat. Diese Grabstätten sind Tumuli, deren
man mehr als fünfzig an Ort und Stelle zählt.
Der Durchmesser dieser Hügel (cerritos genannt)
schwankt zwischen 10 und 300 m. Die Einschlüsse
bilden neben menschlichen SkeletreRten Steinwerk-
zeuge, Musehelreste, Topfscherben, die Feuerspuren
aufweisen , und andere Hausstandsgeräthe , wie
Knochennadeln, Weheschiffchen und Glätter zum
Webegebrauch. Es handelt sich demnach in den
präcolumbischen Grabstätten von Venezuela um
eine Cultur, welche in der Mitte zwischen den
grossen civilisirtcn Staaten ('entral-Amerikas und
den wilden Völkerschaften steht.
Fast die Hälfte der Schädel ist deforroirt, die
einen in stärkerem, die anderen in geringerem
Grade; und zwar beruht diese Deformität auf einer
Verkürzung des Längendurchmessers und beson-
ders des verticaleu Durchmessers. Alle übrigen
Durchmesser sind vergrössert. — Eine weitere
Ausführung dieses Vortrages von Marcano findet
sich in den Memoire» de la societe d'antbropologie
de Paris 1889, p. 1 — 86 veröffentlicht.
Zum Schlosse berichtet Olli vier Beanregard
über die Anthropophagie auf Madagascar
um die Mitte des 17. Jahrhunderts nach den
Mittheilougen des damaligen Cominandanten dieser
Insel.
Sitzung vom 5. April 1888. Bonneniere
berichtet über einen vorgeschichtlichen
Kirchhof bei Saint-El lier im Departement
Marne-ot-Loire. Die Skelette lagen, dicht an
einander gedrängt, alle auf der Seite; eine Hand
deckte das Gesicht. Die einen von ihnen sahen
nach Mittag, die anderen nach Sonnenaufgang. Ein
Schädel befand sich darunter, in dessen Schläfen-
bein noch eine Lanzenxpitze von Feuerstein steckte.
Au der Seite der Skelette traf mau fast regelmässig
schwarze Topfscherben, öfters auch geschlagene
Feuersteine an. leider aber gingen alle diese
kostbaren Ueberreste verloren.
Der Sage nach »oll an dieser Stelle einst eine
grosse Schlacht geschlagen worden sein , und die
daselbst begrabenen Skelette die Leichen der Ge-
fallenen (larstellen. Soviel stebt aber fest, dass
wenige hundert Meter von dem genannten prähisto-
rischen Kirchhofe eine grosse Fahrstrasse entlang
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Referate.
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führt«, die zweifelsohne den Römern znzurch rei-
ben ist.
Ploix sprach sodann über die Aphasie, und
M ortillet übermenhirs nummelleg auf
Sardinien. Er versteht darunter conisch zu-
geformte Steine, von denen jeder zwei balbkugel-
fürmige, runde Erhöhungen besitzt, welche einer
weiblichen Brust nicht unähnlich sehen. Man
nennt sie aus dicBom Grunde auch pieres a seins.
Diese Steine sind als Reste eines Cromlech aufzu-
fassen.
Sitzung vom 19. April 1888. Georges
Herve theilt seine neueren Untersuchun-
gen über die Broca’sche Stirnwindnng bei
den Prismaten mit. — Lenret und Gratiolet
stellten bekanntlich zuerst den Grundsatz auf, dass
die Primaten drei longitudinale Hirnwindungen
besässen , die denselben Windungen am mensch-
lichen Gehirne entsprechen sollten. Diese Unter-
suchungen der beiden genannten Forscher bildeten
die Grundlage, auf welcher die späteren Anatomen
weiter bauten.
Um die Richtigkeit dieser jetzt allgemein üb-
lichen Ansicht zu prüfen, muss man die Stirnhirn-
entwickelung durch die Reihe der Primaten hin
▼erfolgen. Bei den beiden niedrigsten Familien
derselben, den Pitheciern und Cebiern, beginnt das
Frontalgehirn sich als solches von der übrigen
Hiruraasse za ditferenziiren und einen relativen
Grad von ("oraplication schon aufzuweisen, denn
es machen sich an ihm zum ersten Male zwei Fur-
chen bemerkbar. Die eine von ihnen entspringt
über dem Winkel der Fossa Sylvii und verläuft
parallel zur Rolando'schen Spalte, und etwas vor
derselben von unten vorn nach hinten oben. So-
bald sie die halbe Höhe des Frontallappens erreicht
hat, biegt sie plötzlich nach vorn und innen am.
Es entsteht so ein spitzer Winkel mit dem Scheitel-
punkt nach hinten; im Allgemeinen gesagt, bildet
die genannte Furche eine nach vorn offene con-
vexe Krümmungslinie (daher nach de Gromier
sillon courbe frontale, nach Broca wegen der
Aehnlichkeit mit einem Y sillon hipsiloide oder
en upsilon). Die nndere Furche liegt gleichsam
in dem spitzen Winkel der ersteren eingekeilt.
Indem sie nämlich dicht an der Umbiegungsstclle
dersellen entspringt, steigt sie von hinten und oben
nach vorn nnd unten herab und erreicht direct
die Spitze (rostrum) des Frontal lappe ns (nach
Broca daher als sillon rostral bezeichnet).
Leuret und Gratiolet erblickten in den bei-
den geschildeiten Furchen ein Analogon für die
erste und zweite Stirnfurche am menschlichen Ge-
hirn. Nach ihrer Auffassung müsste das Affen-
gehirn ebenfalls drei Stirn windungen aufweisen. Die
meisten der Gehirnanatomen , wie Wagner,
Pansch, de Gromier, selbst Broca, schlossen
sich derselben an.
Herve lehnt sich in seinem Vortrage gegen
diese bisher üblich gewesene Lehre auf und beweist
an der Hand der vergleichenden Anatomie, dasH
am Stirnhirne der Pithecier und Gebier nur zwei
Windungen (etages) oder Priinitivlappchen existi-
ren , welche durch die Kostralfurche von einander
getrennt werden. Indessen entsprechen dieselben
nicht der ersten und zweiten horizontalen Stirn-
windung (F* und F*) am menschlichen Gehirne,
sondern die obere Windung entspricht der ersten
(F1) und oberen Hälfte der zweiten (F3*) mensch-
lichen Stirnwindung, die untere der unteren Hälfte
der letzteren (F3"). Der umgebogene Ast der
krummen Furche (sillon courbe) ist somit kein
Analogon für die erste Stirnfurche; vielmehr lässt
die obere (suprarostrale) Windung die F*, wenn
wir die Gehirnentwickelung weiter aufwärts ver-
folgen, durch Verdoppelung ihrer seihst entstehen;
an einzelnen Exemplaren der genannten Affengut-
tung ist die erste Stirnfurche schon angedentet- Eben
so wenig existirt bei den Pitheciern und Cebiern
die Broca’sche Windung; letztere bildet sich nach
Herve, wie wir sogleich sehen werden, gleichfalls
durch Verdoppelung, und zwar durch Verdoppelung
der F*. Dass am Gehirn der beiden niedrigsten
Affengattungen nur zwei horizontale Windungen
das Normale sind, beweist ferner der Umstand,
dass beide Primitivwindungen, jede nur mit einer
Wurzel, aus der Aufsteigenden Gehirnwindung ent-
springen. Nach der G ratiolet’schen Eintheilnng
besitzt demnach die F* keine eigene Wurzel.
Zu denselben Forschungsergebnissen gelangte
in seinen anatomischen Studien der russische Ana-
tom Chudzinski. Herve hat diese Theorie nun
für die höheren Affen weitergeführt.
Die niedrigste Stufe unter den Anthropoiden
nimmt der Gibbon ein; er ist so zu sagen ein
Mittelding zwischen den Pitheciern und den grossen
Anthropoiden. Den ensteren nähert er sich durch
die Einfachheit seines Gehirns. Die beim Gibbon
zum ersten Male auftretende Ausdehnung des Vorder-
hirns im Längs- und Breitendurchmesser erstreckt
sich auch auf den Frontallappen. Die Spitze des
Vorderhirns (bec de Tencephale), sowie die scharfen
Ränder, besonders zwischen dem Frontal- und
Orhitaltheil (etage metopique und orbitaire) begin-
nen sich abzurunden. Die excessive Liingcn-
zunahme de» Stirnlappens gestattet diesem Hirn*
theil, sich an den Grenzen zwischen den beiden
Etagen , und zwar vor der Insel und um den vor-
deren Zweig der Sylvi’schen Grube herum, in
Falten zu legen; hierdurch wird die erste Anlage
der Broca1 sehen Windung (FJ) geschaffen. Beim
Gibbon reprüsentirt sie sich zwar nur als eine ein-
fache, sehr kurze Schlinge, welche aus dem unteren
Ende der aufsteigenden Gehirnwindung entspringt
und sich über den vorderen Ast der Sylvii 'sehen
Grube legt. Was die Rostralfurche anbelangt, die
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Referate.
294
beim Gibbon schon deutlich hervortritt, so ist für
dieselbe von Bedeutung, da»s sie weit höher als die
in Betracht kommende rudimentäre Stirn windung
gelegen ist und an deren Bildung keinen Antbeil
nimmt. Es geht daraus hervor, dass die Broca'sche
Windung (F* der Autoren) nur als eine Theilung
de» subrostralen Läppchens atifzufasscn ist, auf
Kosten dessen sie *ich bildet. Beim Gibbon ist
diese Theilung der Biibrostralen Windung in zwei
untere Falten noch unvollständig und, wie schon
erwähnt, nur durch eine oberflächliche, seichte
Furche angedeutet. Dagegen ist die erste Stirn*
furche, über der Uostralfurchu verlaufend, beim Gib-
bon schon deutlicher entwickelt als bei den niede-
ren Aßen. Das Frontalhirn setzt sich somit bei
diesem Thiere schon aus vier horizontalen Win-
dungen zusammen, sobald mandie kleine B roca’scbe
Windung als solche noch mitzählt. Beim Gorilla,
dem nächst höheren Affen, bildet sich die dritte
Stirn windung (F8) auf dieselbe Weise wie heim
Gibbon; nur ist sie bei jenem, entsprechend der
relativ stärkeren Grössen zunah me der Stirulappen,
ebenfalls stärker entwickelt. Nach vorn und unten
zu ist sie, wie heim Gibbon, durch die äussere Or-
bitalfurche sehr deutlich von der zweiten Orbital-
windung ahgegrenzt. Dazu kommt noch, dass
ihre obere Greuze gegen die F1" hin deutlicher
ausgeprägt ist, als beim Giblion, und zwar ge-
schieht dies durch eine kurze geradlinige Furche,
welche sich von der unteren und äusseren Partie
der praerolandischen Forche abzweigt: die zum
ersten Male hier auftretende zweite Frontal furche.
.Somit ist die F* nicht nur gegen die Orbital fläche,
sondern auch gegen den suhrostalun Thcil (F*”)
der zweiten Frontalwimluug zu, mit welcher sie
durch eine Anastomose bisher Zusammenhang, deut-
lich abgegrenzt, oder mit anderen Worten, wir
haben jetzt eine wirkliche vierte Windung am Go-
rillagchirn aus der grossen etage sous-rostral pri-
raitif entstehen sehen. Du man aber der Rostral-
furche zwei Wurzeln, mithin auch zwei Wiuduiigeu
zählt, so ist auch für den Gorilla der Satz gerecht-
fertigt, dass das Anthropoidengehirn aus vier ho-
rizontalen Stirnwindungen sich zusammensetzt.
Individuelle Abweichungen von dem angedeu-
teten Vicrwiudungstypus kommen ebeuso gut wie
beim Menschen so auch beim Gorilla vor. Nähert
sich der letztere auch durch die Grösse seines
Stirnlappens dem Menschen mehr als irgend ein
anderer Anthropoide, so steht er doch, was die
Faltencntwickelung aubctriilt. wegen seiner ver-
hältnissmässig grossen Einfachheit noch uuter dem
Chitupansen. Dieser steht wiederum in dieser Hin-
sicht ein wenig hinter dem Orang.
Die Lage, Grenzen und sonstigen Beziehungen
der F* sind bei diesen beiden Anthropoiden keine
anderen als beim Gorilla. Du diese Windung jetzt
fast ganz über dem lobulus orbital» liegt, so ist
im Allgemeinen von ihr wenig auf der convexen Ober-
fläche sichtbar. Die Verhältnisse sind bei diesen
Tbieren noch complicirter, als bei den niederen
Anthropoiden. Der Vierwindungstypus tritt beim
Chitupansen und Orang ebenfalls sehr deutlich
hervor, beim Menschen erreicht er seine höchste
Entwickelung.
Recapituliren wir zutu Schluss die Ergebnisse der
liervu’achen Forschungen; bei den Cebiern und
Pitbeciern fehlt die Ilroca sehe Stirnwindung voll-
ständig ; hei dem niederen Anthropoiden tritt
sie zuin ersten Male auf, und zwar in Gestalt einer
Schlinge, eiucs einfachen Mäanders; hei den höhe*
reu Anthropoiden erscheint sie schou ein wenig
entwickelter und beim Menschen vollends bat sie
nicht nur un Länge und Breito zugenommeu, son-
dern zerfällt schon wiederum in Ncbcnwindun-
gen. — Ilerve schliesst aus diesem grossen Unter-
schiede zwischen den höchsten Anthropoiden und
dem Menschen, dass der Uehergang von erstereu
zu letzterem nicht direct geschehen ist, und nimmt
eine besondere Uehergangsform an, einen viiri-
table homme-signe oder anthropopitheque, welcher
indessen der Spracho uicht so beraubt gewesen
sein soll, wie cs sich Häckel denkt.
Die Breitcnent wickelang dar Bro ca’ sehen Win-
dung hat zur Folge, dass die Subrostralwinduug
(dritte Stirn wiudung nach Ilerve), von welcher
sic jetzt durch die zweite Frontalfurche (bei den
Anthropoiden nur augedeutet) getronuthst, zurück-
gedrängt wird, ln gleicher Weise kann dies bei
der Suprarostral windung in Folge übermässigen
Breitenwachsthuros der ersten Frontulwiudung der
Fall seiu. So in die Enge und Tiefe gedrängt,
zeigen die beiden Rostralwindungen die Neigung,
zu einer einzigen zu verschmelzen, was auch an
einer Anzahl menschlicher Gehirne thatsächlich
beobachtet worden ist. Oberflächlich betrachtet,
glaubt man es im speciellen Falle mit nur drei
Stirnwiuduugeu zu tbuu zu haben, in Wirklichkeit
aber ist durch diese der Vierwiiidungslvpus nur
verdeckt. Denn stets lassen sich untrügliche Zei-
chen einer ursprünglichen Zweitheilung der mit-
telsten Windung, unter Anderem aus dem Ursprünge
mit zwei Wurzeln, nach weisen. Diese scheinbar»'
Verschmelzung der zweiten und dritten Stirnwin-
dung (nach Ilerve) dürfte die meisten Anatomen
veranlasst haben, nur drei Stirnwindungen als
Typus des menschlichen Gehirns aufzustellen und
vier Windungen als eine Abnormität, z. B. bei Ver-
brechern, zu betrachten. In Wirklichkeit sind es
stets vier Wiudungen.
Sitzung von 3. Mai 1888. Pietremeut be-
schäftigt sich io einem längeren Vortrage mit dem
Ursprünge und der intellectuellon Ent-
wickelung des Hühnerhundes (chien d'arret).
Nach des Verfassers Ansicht ist diese Ilundc-
■pecies aus dem Jagdhaude durch Züchtung von
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Referate.
295
Seiten unserer Vorfahren hervorgegangen. Obwohl
den alten Aegyptem schon mehr als 14 Hundearten
bekannt waren, wie die altägyptischen Inschriften
und Malereien tou Beni-Hnssan bezeugen, so
geschieht doch nirgends im Alterthume, weder auf
diesen oder auf den assyrischen Denkmälern, noch
von den griechischen oder römischen Claasikern
des Hühnerhundes Erwähnung, Es muss somit
der letztere als das Züchtungsprodnct einer ver-
hält nissmiissig neueren Zeit angesehen werden.
Pietrement bringt das Hervorgehen des
Hühnerhundes ans dem Jagdhunde in dierecte
Verbindung mit der Falkenjagd im Abendlande.
Die Jagd mittelst des Falken war, wie der Ver-
fasser des Weiteren ausführt, Bchon den alten
Griechen und Römern bekannt; nach Westeuropa
gelangte die Kunde von diesem Handwerke, sei
es aus Asien oder sei es aus Thracien , erst im
5. Jahrhunderte. Die älteste Erwähnung des
Hühnerhundes reicht nicht über das 7. Jahrhundert
n. Chr. zurück. In den ( apitularien Dagobert’* I,
aus dem Jahre 630, speciell in demjenigen Theile,
welcher das bayerische Gesetz . betrifft, wird im
cap. XIX, 6 derhapichunt (inVarianten bapihuhunt
oder hubnghunt) angeführt. Dieses Wort, das sich
offenbar aus hapich = Habicht und hund zusammen-
setzt, bezeichnet somit einen Habichthund, caniB
acciptoricius. Mit Habichthund ist aber ohne
Zweifel der Hühnerhund gemeint; denn jenem lag
die Pflicht ob, das Wild aufzusuchen und aufzu-
Hcheuchen, sodann aber von der weiteren Verfol-
gung abznstehen, damit der zweite Jagdgefährte,
der llabicht oder Falke, seinerseits in Action treten
konnte. — In den ältesten Zeiten dürften dieses
Amt des Aufspürens and Aufjagens bei ähnlichen
Gelegenheiten berittene Mannschaften übernommen
haben, wie dies z. B. noch heute in Algier der Fall
zu sein pflegt. Mangel an genügendem Personal
veraulasste die Jäger sodann . anstatt der Reiter
Jagdhunde zu diesem Handwerke heraDzuziehen.
Es müssen hierzu selbstverständlich die folgsamsten
und gelehrigsten Thiere ausgesucht und nlltnälig,
sei es durch Sanftmut!) und Liebkosungen oder
durch Drohungen nnd Schläge, dressirt worden
sein. Durch Vererbung dieser anerzogenen guten
Eigenschaften entstand somit eine neue Hunde-
gattung, die nicht mehr, wie ihre Vorfahren, das
Wild zu Tode hetzte oder sogar zerfleischte,
sondern die unter Hintansetzung dieses ihreB
natürlichen Triebes vor dem anfgescheuchten Wilde
anhielt, um die weitere Verfolgung dem Falken
oder später dem Schosse des Jägers zu überlassen.
Der Hühnerhund ist somit aus dem Jagdhunde
entstanden. Da derselbe ferner ausserhalb Europas
nur in denjenigen Landstrichen anzutreffen
ist, wohin Europäer früher oder später ihren Fuss
setzten , und ausserdem von den Eingeborenen
dieser Gegenden die Jagd mit dem eingeführten
Hühnerhunde nur wenig oder gar nicht betrieben
wird, so schliesst Pietrement weiter, dass diese
Veredlung deB Jagdhundes zum Hühnerhunde nur
in unserem Ahendlande ihren Ursprung genommen
haben könne.
Topinard demonatrirt der Versammlung die
Abgüsse zweier Röhrenknochen aus §py
(Femur und Tibia) und knüpft hieran einige Be-
merkungen. W äs an dem Schienbeine sogleich
in die Augen fallt, ist eine winklige Knickung
seiner oberen Partie. Ahmt man nämlich die auf-
rechte Stellung am Lebenden nach, indem man
die obere Articulationsfläche der Tibia horizontal
hält, so springt die Diaphyse in ihrer ganzen Aus-
dehnung deutlich nach hinten vor. Es scheint
somit, da*H der Mensch von Spv sich , ähnlich den
Anthropoiden, auf halbgebeugten Untcrextremitäten
fortbewegte. — Bei dem Gorilla ist diese Beugung
nach Fraipont’s Untersuchungen sehr ausge-
sprochen, bei den niederen Rassen nur noch in
massigem Grade vorhanden nnd beim Europäer
verschwindet sie fast gänzlich. Die Ra?se von
Spy bildet das Bindeglied zwischen den Anthro-
poiden und den inferioren Kassen.
In der Discussion will Manonvrier, dem
diese schiefe Stellung der oberen Schienbein - Ge-
lenkfläche schon früher an platyknemischen Exem-
plaren aufgefallen ist, die von Fra ipont gegebene
Erklärung nicht gelten lassen; er führt vielmehr
diese abnorme Erscheinung auf häufige nnd ange-
strengte Märsche des Menschen von Spy zurück,
in Folge deren, auch beim aufrechten Gange, ein
beständiger Druck von Setten der Oberschenkel -
condylen auf die hintere Partie des Tibiaköpfchens
ausgeübt wird.
Simoneau legt der Versammlung eine An-
zahl behauener Silexgegenstände (Schaber,
Messer, Beile, Pfeilspitzen der verschiedensten
Typen) vor, die er bei Pierrefiette in der Um-
gebung von Toucy (Yonne) in grosser Menge
gesammelt hat.
Moreau präsentirt ferner ein polirtes
Ilämatitbei! aus den Korallenriffen im Ar-
chipel von Tonamotou, das nach Mortillet’s
Ansicht insofern ein grösseres Interesse verdient,
als es das erste ist, welches aus Occanicn stammt.
Mahondeau theilt seine Beobachtungen
über die Gruppirnng der grossen Pyra-
m id enzellen* in der motorischen Region der
Gehirnrinde mit.
Während die Anatomie bisher lehrte, dass in
der sogenannten dritten Schicht der grauen Hirn-
rinde die grossen Pyramidenzellen ganz gleich-
mässig vertheilt seien, nur mit dem Unterschiede,
dass sie in der oberen Hälfte dieser Schicht spär-
licher und seltener, in der unteren dagegen dicht
gedrängter nnd zahlreicher anzutreffen sind, er-
gaben Mahoudoau’s histologische Untersuchun-
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liefe rate.
296
gen, d«“H in der Vertheilung genannter Riesenzellen
eine bestimmte Anordnung herrscht. Betrachtet
man nämlich die betreffende Schicht z. ß. in der
aufst'-igeuden Frontalwindung, so falleu kleine
Gruppen von Zellen auf, die in bestimmten Ent-
fernungen in derselben liegen und sich aus einer
Anzahl Zellenelemente zusammen setzen. An der
Basis genannter Windung sind es drei oder
▼ier, weiter hinauf fünf bis acht oder mehr
Zellen, die zu einem ( omplex vereinigt Hind. Am
Scheitel der aufsteigenden Stiruwindung sind diese
Zellengruppcu am zahlreichsten auzutreffeu ; hier
weisen sie auch eine gewisse Complicatiou auf,
insofern ihre Elemente in Bezug auf Grö-s« und
Volumen mannigfaltigen Variationen unterworfen
sind. Dessen ungeachtet lassen sich diese Zell-
gruppeu von ihrer kleinzelligen Umgebung iu
deutlicher Weise abgrenzen. Dieselbe Anordnung
der Pyramiden zellen lasst sich in der aufsteigenden
Parietulwiudung und dein Vereiniguugspuukte der
beiden Centralwindungen nachweisen.
Aber Auch am Gehirne der Säugethiero konnte
Mahoudeau analoge Verhältnisse oonstatiren.
Bei den Meerkatzen setzen «ich die Pyramidenzell-
gruppen uns nicht mehr als drei bis vier Zellen
zusammen; die letzteren sind hier aber sehr ent-
wickelt und ähneln in ihrem Ausseheu mehr den
Zollen der Vorderhüruer des Rückenmarkes, als
den beschriebenen am menschlichen Grosahirn.
Sie bilduu somit ein Mittelding zwischen beiden.
In ihrer Umgebung bemerkt man überdies noch
kleinere Zellen von rein pyramidalem Charakter.
Bei Katzen and Hunden im unausgewachsenen
Zustunde beobachtete Mahoudeau dieselbe An-
ordnung der Zellen, wie wir sie beim Menschen
soeben kennen gelernt haben. Im erwachsenen
Zustande dagegen ist dieses Bild weniger deutlich
ausgeprägt, weil sich um die betreffenden Zell-
gruppen immer ueue Zellen des verschiedensten
Charakters nnd der verschiedensten Grösse an-
samnieln.
Der ScLlnss, welchen Mahoudeau aus seinen
Beobachtungen zieht, ist für die Gehirnphysiologie
von der weittragendsten Bedeutung. Die Riesen-
zellengruppen in der dritten Schicht sind als kleine
motorische Ceutren aufzufaasen, die an bestimmten
Bezirken wiederum vereinigt ein grosses moto-
risches Uentrum ausmachen. Je höher ein Geschöpf
in der Thierreihe steht, um so zahlreicher und um
so complicirtcr traten die Zellencoinplexu auf; denn
eine jede Gruppe ist die Folge einer erworbeneu
Vervollkommnung.
Mahoudeau’ s Studien geben weitereu Unter-
suchungen Veranlassung. In Bezug Auf die mikro-
skopische Technik ist noch hinzuzufügeu, dass die-
selbe in Färbung mit Alauncarmiu besteht.
In der Debatte macht II ervey auf die eminente
Bedeutung aufmerksam , welche des Vortragenden
Entdeckung im Besonderen für die Thiere mit
glatter Gehirnoherfläcbe (lissencephalc Thiere) habe,
die trotz ihres fultenlosen Gehirnes in gleicher
Weise wie die gyrencephalen Geschöpfe fähig
wären, die complicirtesten Bewegungen auBZuführeu.
Er empfiehlt Mahoudeau, seine Untersuchungen
auf die linsencephalen Thiere, speciell auf das
Uistitiäffchon , auszuduhucn. — In den eutdeckt«u
Zellencotnplexen wären somit mikroskopisch nach-
weisbare Centreu gefunden , von denen jedes mit
einer bestimmten Gruppe motorischer Fa»eru in
Verbindung zu stehen scheine.
Variot hebt hervor, dass man bei einzelnen
Fällen von amyotropbiicher Laturalsklerose einen
Ausfall der betreffenden Zellen der dritten Schicht
habe nachweisen können, der mit Veränderungen
in den Pyramideubabnen, dem Bulbus, der Capsula
interna und dem Centrum ovale in Zusammenhang
stehe.
Derselben Sitzung liegt ein Bericht von
Bink vor, der die Beantwortung der von der Ge-
sellschaft über die Eingeboreneil N eu-Guineas
gestellten Fragen ethnographischen und socio-
logen Inhaltes betrifft. Bink, der sich während
der Jahre 1871 bis 18S3 in der dortigen Gegend,
speciell am Golf von Geelwink, aufhielt, hat in
diesem Berichte seine daselbst gesammelten reichen
Erfahrungen widergelegt.
Zum Schlüsse der Sitzung spricht Nicolas
über Grabstätten von Gadagne im Departe-
ment Vaucluse.
Dieselben liegen in der Richtung von Nord
nach Süd gebettet und bestehen aus 5 bis 6 cm dicken
KalksteinÜiesen, die vertical als Seitenwände und
horizontal als Decke verlaufen. Die Decke lag
30 bis 40cm unter der Erdoberfläche. — In ein-
zelnen Gräbern fanden eich die Ueberreste mehrerer
Personen (bis zu 25 Schädel) bestattet; in anderen
lagen dieselben ohne anatomische Ordnung.
Die Beigaben bestanden zumeist in kleinen
Thongefässeu , einige darunter mit schnauzeuarti-
gem Ausguss, alle mit grossen Henkeln versehen;
ferner in einem Glasbecher mit langem Fuss, einer
doppelt durchbohrten Piigermuschel (Pecten Jaco-
baeus) und einigen undurchbohrten fossilen Hai-
fischzähnen. — Nicolas setzt diesen Kirchhof von
Gadagne in die Zeit zwischen Stein- und Metall-
periode.
Mortillet erwidert hierauf, dass er nur die
Topfgcräthrcste als ausschlaggebend für die chrono-
logische Bestimmung des Fundes gelten lassen
will. Danach wäre derselbe als mittelalterlich
(postkarolingisch) auxusuhen. Auch die Pilgcr-
muschel, mit welcher in der damaligen Zeit die
Pilger ihre Mäntel zu schmücken pflegten, deute
darauf hin. Das Zusammentreffen von Kuochen-
resten mehrerer Personen wäre durch wiederholtes
Benutzen desselben Grabes zu erklären.
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Referate.
297
Sitzung vom 7. Juni 1888. Sanson stellt
der Versammlung ei neu Fall von frühzeitigem
Ergrauen der Haare vor, der beweist, dass
dieser Process an der Wurzel beginnt und offen-
bar auf Ernährungsstörungen . im »pecietlen Falle
in Folge von Tubcrculose, zurückzuführen ist.
Die freie II «Ute des Haares ist noch pigmenti rt,
der Rest aber bi» zur Wurzel bin erscheint weis».
Hier ist der Haarschuft im Durchmesser auch ver-
kürzt. — Hei den Pferden treten ähnliche Erschei-
nungen in Folge von Verletzungen durch das Ge-
biss oder durch einen Fall auf die Knie auf.
Herve hebt in der Discussion hervor, dass der
Pelz bei einer Anzahl von Säugethiercu im Winter
ergraue und sieht die Ursache hierfür allenfalls in
veränderten Kmährnngsvorgäugen. Pietreraont
bestätigt Sanson'» Beobachtungen und will sogar
das Gegeutheil davon constatirt haben, dass näm-
lich PfVrtle mit heller Hautfarbe in Folge von Ver-
wundungen au der betreffenden Stelle dunklere
Haare aetjuirirten. Auf die Anfrage Variot’s. wie
Sanson »ich da» plötzliche Ergrauen über Nacht
bei heftigen Gciuüthsbcwegungcii erkläre, antwortet
dieser, dass alle derartige Fälle bisher noch nicht
wissenschaftlich beglaubigt worden seien. Auch
die bekannte Geschichte von Maria- Antoinette sei
in das Gebiet der Fabel zu verweisen ; denn ihre
Uaaare ffngen schon lange vor jener unglücklichen
Nacht an zu ergrauen , wie thatsäohlich nachge-
wiesen ist.
Cuyer machte darauf eine Mittheilung über
Form Veränderungen des Handgelenkes bei
Supination und Pronation, sowie über Grös-
sen u nterschiede an den Köpfchen derMcta-
carpnlknochen der skelettirten und der nur
von der Haut entblössten Hand.
Hei der Supinutionsstellung ist der proccssus
styloidcus ulnae der einzige Theil dieses Knochens,
der direct unter der Haut sichtbar und fühlbar ist.
Denn die Sehnen der museuii extensor digiti
uiiuimi und ulnaris exteruns (cubital posti'rieur)
liegen dioht an einander. Hei der Pronations-
stellung dagegen wird durch Anscinanderwcichen
der genannten Muskelsehuen di« vordere Gelenk-
ffttebe des Köpfchens der Ulna bloss gelegt. Das
»uboutane Vorspringen diese» Knochen» am Hand«
des Handgelenkes tritt somit hier stärker als bei
der Supinationsstellung zu Tage. — Die andere
Beobachtung Cuyer’ s betrifft das stärkere Ilervor-
treten des zweiten oder dritten Metacarpalknorhens,
je nachdem man die skelettirte oder die mit Mus-
keln bedeckte Faust betrachtet. Hei jener über-
ragt im Heugcznstande der Finger das zweite
Metacarpal köpfchen das dritte; bei dieser ist das
Umgekehrte der Fall. Denn die Sehne de» musc.
extern«, comm. ain dritten Metacarpalknochen , die
über das betreffende Köpfchen verläuft, ist. dick
und fast cylindrisch; am zweiten Metucnrpalknochen
dagegen abgeplattet und gleitet beim Beugen der
Finger überdies ein weuig nach auswärts vom
Köpfchen.
Gaillard spricht sodann über die Dolmen
von Kergo im Departement Uarnac, aus denen
er Geräthse haften und Topfgeschirr der jüngeren
Steinzeit zu Tage forderte, and über die uligue-
ments deraenhirs im Departement Morbi-
han und deren Bedeutung. Der Vortragende
versucht für diese Systeme von Menhirreihen eine
Erklärung zu geben, die sich auf einige überein-
stimmende Beobachtungen an den grossen Systemen
von Menac, Kermario und Kerlescan (im Departe-
ment (’amac) stützt. Bei allen derartigen Bau-
werken fällt immer zwischen zwei Alignement»
ein Menhir von besonderer Form auf. Gaillard
vermuthet, das* diese Anordnung durch eine reli-
giöse Sitte jener Zeit bedingt sei, welche mit dem
Aufgang der Sonne zur Zeit der Jahreswende oder
der Wende der Jahreszeiten in Zusammeuhang
stehe.
Maurel berichtet. til»er seine Stndien über die
Lange der ersten und zweiten Zeh« bei den
Mongolen- Rassen.
Des Vortragenden Beobachtungen erstrecken
sich auf folgende ost- und südostasiatiachc Völker-
stämme: Aunamitcn, Chinesen, Khmers (ursprüng-
lich indo- germanischer Zweig, jetzt Mischung
zwischen Gangesbewohneru einerseits und Chinesen,
sowie Annamiten andererseits), Thiams (nicht mon-
golischer Abstammung), Malayen und Wildo au»
Kambodscha (unter letzteren sind die Autochtonen
zu verstehen, wie Penongs, Roongs, Noong» und
Kodais). Um einen Vergleich mit der europäischen
Bevölkerung ziehen zu können , »tudirte derselbe
ausserdem die Längenverhältnisse der betreffenden
Zehen an den Küstenbewohnern de» nördlichen
Frankreich, uud zwar aus den Dejmrtements du
Nord, du Pas -de -Calais, de la Seine- Interieure
und de la Manche. Von 300 Individuen aus diesen
Gebieten besassen nur sechs eine grössere Länge
der zweiten Zehe; bei 21 Personen waren beide
Zehen gleich lang, und bei dem Rost (273) die
erste Zehe die längere. Dieser Längenuuterschied
betrug 2 bi« 5 mm, in drei Fällen sogar 12mm.
Es übertrifft somit bei der französischen Kttsten-
bevölkeruug die erste Zehe in den überaus meisten
Fällen die zweite an Grösse.
Die ost asiu tische Bevölkerung weist theil« ähn-
lich«, theils abweichende Verhältnisse auf. Folgende
Tabelle veranschauliche dieselben:
Archiv far Atithfi>|i<il<>gie. Bd- XIX.
38
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29b
Referate.
1. Zehe die größte 2. Zehe die grössere Beide gleich lang
Anuamiten (100 Beobachtungen) . .
. . 61
30
9
Chinesen (10)
. . 0
3
1
Khmers (84)
. . 53
24
7
(darunter 12 Frauen) ....
. . 5
5
2
Thiams (11)
. . 10
1
l
Malayen (10). . .
. . 8
i
0
Wilde aus Kambodscha (15). . . .
. . 15
0
0
Franzosen (300) . .
. . 273
(3
21
Der Vortragende schließt aus dieser Zusammen-
stellung, dass der immer hin hohe Procentsatz der
grösseren Lange der zweiten Zehe für die mongo-
lischen Rassen charakteristisch ist, dass ferner die
Khmers, die heutzutage deutlich mongolische Mi-
schung verrathen, in dieser Hinsicht sich den
Mongolen nähern, und dass schliesslich dieThiains
und sogenannten Wilden Kambodschas wegen der
grösseren Lange ihrer ersten Zehe den indoeuro-
päischen Völkern näher stehen. Im Allgemeinen
lässt sich noch hiuzufügen, dass bei allen Rassen
die erste Zehe die längste ist, eine Beobachtung,
die mit den anderen Autoren, wie Harrison,
Barroil, Schaaffhauseu etc. übereiustimmt.
In der Discu&sion bestreitet Lag ne au, dass
die Häufigkeit der Läugc der zweiten Zehe ein
C'karakteristicam für die mongolische Rasse bedeute.
Seiner Ansicht nach dürfte nur das constante
Vorkommen einer Eigeuthümlichkeit als Rassen-
merkmal aufgefasst werden.
Duhonsset macht darauf einige Bemerkun-
gen über das Wort e m pan = Spanne der
Hand. Kr verwirft diese Bezeichnung als wissen-
schaftlich anthropologisches Maass, weil dasselbe
ungenau und daher nicht mehr zeitgeuiäas sei.
Die Maassangaben der Alten indeotificiren die
Spanne mit der Haudhreite (palina). Hieraus er-
gaben sich schon ziemlich bedeutende Differenzen
für dieses Maass. Bei den Griechen betrug die
Spanne 23 cm, bei den Römern nnr 22, bei den
Aegyptern 22,5 und heutzutage ist sie filr 24 cm
noch bei den Bewohnern von Languedoc und
Montpellier als Maass üblich. Auch die Ellen-
bogenläuge stellt keine einheitliche Maassau-
gabe dar.
Schlicsslioh giebt Duhousset eine Zusam-
menstellung der gegenwärtig herrschenden
Ansichten über das Längun Verhältnis» des
Zeige- und Ringfingers.
Nach den. Untersuchungen von Gerdy, llyrtl,
Henle, Laugier, Casanova und Mautegazza
übertrifft der Ringfinger an Länge im Allgemeinen
den Zeigefinger; Ecker wies dieselben Längen-
verbähuisse für die Anthropoiden nach. Weber
und Car us kamen hei ihren Beobachtungen über
die menschliche Hand zu den entgegengesetzten
Resultaten. — Um vom künstlerischen Standpunkte
aus ein Urtkcil über diese Streitfrage zu erhalten,
studirte Duhousset die antiken Bildwerke der
Griechen, Assyrier und Aegypter (Statuen, Male-
reien u. a. in.) und fand, dass bei diesen der Ring-
finger stets grösser dargestellt ist, als der Zeige-
finger. Die Alten, die ohne Zweifel einen hohen
Sinn für Kunst und Schönheit besasseu, fassten
demnach die grössere Länge des vierten Fingers
als ein Zeichen einer wohlgestalteten Hand auf.
Ecker freilich hält ein Vorherrschen dos zweiten
Fingers an Länge für ästhetisch schöner und
schreibt aus diesem Grunde dem weiblichen Ge-
schleckte eine grössere Häufigkeit dieses Längeu-
verhältnisses zu.
Sitzung vom 21. Juni 1888. Vauville
legt der Versammlung eine Anzahl Silexge-
räthe vor, welche aus einem Grabe mit
Leicheubrand hei Vie-sur- Aisne in derCom-
rnane Montigny- TEngrain (Aisne) stam-
men und der jüngeren Steinzeit, vielleicht
auoh schon der frühesten Bronzezeit ange-
hören.
Die Grabstätte liegt in einer rechtwinkligen
(1,90 : 1,25 m) Erdaushöhlung in einer Tiefe von
1,30 m unter der Erdoberfläche. Diese künstliche
Grotte ist mit Steinen (Mauern) ausgekleidet und
theilweise überwölbt Der Eingang zu ihr scheint
nach Norden gelegen zu haben; von hier aus muss
auch die öftere Benutzung zu Beerdigungszwecken
erfolgt sein. Die Beigaben der verbrannten Skelet-
reste bestanden in 98 polirten Silexgeräthen (Beile,
Sägen, Pfeilspitzen, Schaber, Dolche etc.), groben
Topfscherben, Aschen- und Kohlenreaten.
Letourneau bespricht darauf die Sitte des
Messens des HaUunifangcs zum Beweise
der Pubertät bei den Bretonen und Kaby-
len. In der Bretagne kann man recht häufig
beobachten, wie junge Mädchen sich mittelst eines
Fadens gegenseitig den Halsurofang messen, dar-
auf die beiden Fadenenden zwischen die Zähne
nehmen und die Schlinge über den Kopf zu schie-
ben versuchen. Gelingt diese Manipulation, so ist
das junge Mädchen keiruthsfukig. Ein ähnlicher
Brauch besteht hei den Kabvlen.
Da bei diesem Volke für die Majorennerklärung
nicht das Alter, sondern die Geschlechtsreife maass-
gebend ist, so muss in dem Falle, dass die Familieu
die cingetretene Pubertät ihrer Söhne zu verheim-
lichen suchen, die Messung des Halses und das
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Referate.
299
Dnrchsteeken des Kopfes durch die mit den Zähnen
festgehaltene Fadenschlinge ausschlaggebend sein.
Geht die Schlinge über den Kopf, so wird der Jüng-
ling für gescblecbtsreif erklärt und in die Gemein-
schaft der Männer aufgenomroen. Der Vortragende
vermutbet, dass die Entstehung dieser Sitte anf
vorgeschichtliche Zeiten zurückzuföhren sei ; denn
die Rasse von Cro-Magnon scheint oine Berberrasse
gewesen zu sein. Auch Manouvrier hält die-
selbe für sehr alt. Schon Catn 11 erwähnt ihrer
in seinen Epithalamium Thesei et Thetidis. —
Hervc hebt in der Discussion hervor, dass in man-
chen Gegenden Frankreichs dieselbe Sitte existire,
wo sie aber nnr dazu diene , eine etwaige Deflora-
tion zu constatiren. Denn hier glauben die Mütter,
dass nach der ersten geschlechtlichen Vereinigung
der Hals des Mädchens resp. der jungen Frau an
Umfang zunebme, eine Beobachtung, die den aus
der Physiologie gewonnenen Ergebnissen (Zunahme
des Larynx, insbesondere der Thyreoidea Heim
Eintritt der Pubertät, und bei der Frau während
der Schwangerschaft und nach der Nioderkunft)
vollkommen entspricht.
Auch Manouvrier hält ein plötzliches An-
schwellen des Halses, zumal bei der ersten geschlecht-
lichen Aufregung, nicht für physiologisch unmög-
lich. Was aber die bei den Kabylen herrschende
Sitte an belangt, so sieht er in derselben entweder
eine einfache Ceremonie, oder einen auf alter reli-
giöser Lieberlieferung beruhenden Brauch.
Gaillard macht eine Mittheilung über
den Verlauf der Restanrirungsarbeiten des
Tumulns von Kerle sc an, der ursprünglich aug
einem Dolmen und einem Cromlech bestand und
erst später durch Erdanh&ufung über diesen sich
bildete.
Fauvello schliesslich bespricht die
Wichtigkeit des Kauapparates für die an-
thropologische Forschung.
Ausgehend von dem Einflüsse, welchen die
Form der Nahrung auf die Gestalt, Anzahl und
Lage der Zähne bei den Fleisch- und Pflanzen-
fressern ausübt, macht der Vortragende sodann
auf die Form und die Dimensionen des Unterkie-
fers aufmerksam, die beide gleichfalls mit der Nah-
rung Zusammenhängen. Für gewöhnlich ist der
Unterkiefer um so länger entwickelt, je schlechter
die oberen Extremitäten angelegt sind; denn beide
ergänzen sich beim Zerreissen der Nahrung. Bei
den Camivoren liegen die Gelenkenden des Unter-
kiefers zu zwei Drittel in einer tiefen Pfanne in
der Basis der apophysis zygomatico-temporalis ver-
steckt. Es ist dieses Gelenk dem Ellenbogengelenk
vergleichbar, d. h. es ermöglicht die Beugung und
Streckung. Bei den Omnivoren und Frugivoren
ist die Beweglichkeit der Condylen eine freiere,
denn es ist hier noch eine seitliche Bewegung mög-
lich, die bei den Wiederkäuern am ausgiebigsten
erscheint. Bei den Nagern im Besondern ist die
grosse Axc des ('ondylua von vorn nach hinten
gerichtet und zwischen Schläfenbein and dessen
Jochbeinfortsatz eingefügt. Es wird hierdurch
eine grosse Genauigkeit in der Annäherung der
Kiefer erzielt.
Die Kaumuskeln variiren gleichfalls nach der
Nahrung« weise. Die Ptcrygoidei sind bei den Car-
nivoren, zumal bei den Felinen, wenig entwickelt.
Dafür besitzen bei ihnen aber die Masseteren und
Schläfenmuskeln eine um so enormere Kraft. Bei
den Frugivoren und Omnivoren sind die letzteren
ebenfalls noch gut entwickelt; bei den Herbivoren
schon weniger, und bei gewissen Nagern verschwin-
den sie vollständig. Die Masseteren dagegen be-
wahren allein überall ihren Einfluss.
Nicht minder steht die Grösse der Rachen-
Öffnung mit der Form der Nahrung im Zusammen-
hang. Bei den Fleischfressern, die ihre Beute ziem-
lich ungekaut verschlingen, reicht das Maul fast von
einem Condylus bis zum anderen; bei den Alles-
fressern reicht es nur so weit, als die Mahlzähne
reichen ; bei den Pflanzenfressern gebt es wenig
über die Eckzahne hinaus, und hei den Nagern
schliesslich ist die Breite der Maulöffnung auf die
Breite zweier Schneidezäbn* beschränkt.
Nach alledem ist den Elementen des Kanappa-
rates, den Zähnen, den Kieferknochen, den Kau-
muskeln und der Rachenöflhung, eine gewisse an-
thropologische Bedeutung nicht abzusprechen. Die
Primaten, inclusive des Menschen, rechnet Fau-
velle zu den Säugethieren, welche sich von pflanz-
lichen Prodncten nähren. Die Form ihres Unter-
kiefers und die Anordnung ihrer Kaumuskeln be-
rechtigen zn solcher Classification. Trotzdem unter-
scheiden sieb Affe und Mensch gewaltig durch die
Dimensionen ihrer Kauwerkzeuge. Beim civilisirten
Europäer z. B. stehen die Schueidezähne senkrecht;
die Eckzähne besitzen weniger Höcker und liegen
mit den spät auftretenden Mahlzähnen ziemlich in
demselben Niveau , so dass sie mit diesen sich zu
einer Function verbinden. Kurz gesagt, der ganze
Kauapparat ist beim Europäer reducirt. Die natür-
liche Folge davon ist eine proportionale Abnahme
der Unterkieferdiraensionen. Hand in Hand mit
dieser Zurückbildung des Kanapparates beim ciri-
lisirten Menschen geht eine Zunahme des Gehirns.
Die Intelligenz tritt vicariirend für jene ein.
Dieser Uebergang von der anthropoiden Form
zu der des niedrig stehenden Wilden nnd weiter
von diesem zum höchst civilisirten Menschen hat
sich sehr allmälig vollzogen. Die meisten der
ethnographischen Grnppen stehen noch auf ver-
schiedenen Stufen dieses Entwickelungsganges.
Leider ist bisher von den Anthropologen dieser
Thatsnchc sehr wenig Beachtung geschenkt wor-
den. Sie conBtutiren zwar, dass bei den niederen
Rassen der Unterkiefer massiver gebaut ist, sie
38*
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300
Referate.
messen den Symphysen- und Mendibulsrwinkel, eie
suchen die Prognathie zu bestimmen , berechnen
die Wölbung des Gaumens u. a. in. , nie lmbcu sie
aber bisher die feste Insertion der Kaumuskeln, die
Starke der .Jochbeine und Pterygoidealfortsätze,
die Ausbreitung und Tiefe der Schläfen grübe, die
Grosse der Mundöffnung u. *. w, beachtet Kurz,
eine gute Beschreibung des Kauupparutea bei den
verschiedensten , sogar bei den um besten bekann-
ten Menschenrassen mangelt noch.
Sitzung vom 5. Juli 1N88. Letourneau
berichtet über Ueberbleibsel des Regime
vom gemeinsamen Eigent hum, wie sie sich
noch auf den Inselu Hoedic und Houat, an
der Küste von Morbihan (nicht weit von Belle-
Isle-eu-Mor) vorfinden uud fuhrt diese archaisti-
schen Gewohnheiten auf das alte Regim des kel-
tischen Clan zurück.
Sitzung vom 19. Juli 1888. Variot be-
richtet über ein neues Verfahren zur Zer-
störung von Tatuirungen der Haut und ver-
spricht sich von demselben ei neu gleichen Erfolg
bei dem Entfernen von naevi pigmentosi.
Mortillet giebt darauf einen Ges&wmt-
überblick über seiue jüngste Reise nach
Algier, und
Chudzinski spricht schliesslich unter Hinweis
auf eiu ausgestellte« Schi iu pausenskelett Über
das os sacrum diese« Thieres.
Dieses Kreuzbein lallt auf den ersten Blick
durch seine Lunge auf. Es misst (mit dem Band-
maasse gemessen) 119 mm in der Länge uud 75 mm
in der Breite und setzt sich aus sieben Wirbeln
zusammen, eine Abnormität, die Chudzinski bis-
her an keinem Anthropoidenskelett gesehen hat.
Sitzung vom 4. October 1888. Nachdem
Verueau ein Tintinnabulum aus Peru vor-
gestellt hat, berichtet Letourneau über Lang-
lebigkeit bei den Berberrassen.
In Frankreich giebt es eine bestimmte Gegend,
in welcher drei- oder viermal so viel Leute hundert
Jahre und darüber alt werden, als anderswo. Die-
ses wohl abgegrenzte Gebiet umfasst die drei
Pyrenäendeparteinents Haute« -Pyrenees, Baase* -
Pyrenees und Artege. Letourneau glaubt diese
einzig dastehende Erscheinung mit der Berberrasse
in Verbindung bringen zu dürfen, die in vor-
geschichtlicher Zeit im Süden von Frankreich, auf
der Iberischen Halbinsel uud in Nordafrika an-
sässig war und deren Repräsentanten man za Cro-
Magnon uud auf den C'anaren aufgefunden hat.
Schon die Schriftsteller der Alten, wie Hero-
dot, Diodor u. A., erzählen uns von der Lang-
lebigkeit der Aethiopier (d. i. Berber); desgleichen
berichten die neueren Reisenden, unter ihnen
* Duveyrier, dass bei den Touaregs der .Sahara
Greise von 120 und mehr Jahren keine Seltenheit
seien.
M. Ploix hält den Bericht Herodot’s über
die Langlebigkeit der Aethiopier für ein« Legende,
wie ja überhaupt dieses Volk nur als ein sagen-
haftes aufgefasst werden dürfe, wogegen Letonr-
neau betont, dass im vorliegenden Falle nicht
blos* Ilerodot, sondern auch andere Schriftsteller
die Langlebigkeit der Aethiopier bezeugen und
somit diese Berichte Glauben verdienen. — Esche-
n auer ist der Ansicht, dass man die Langlebig-
keit in den genannten Departements in erster Linie
der einfachen, sorgen losen and arbeitsamen Lebens-
weise seiner Bewohner unter einem blauen Himmel
und iu einer gesunden Luft zuschreiben müsse;
der grosse Rasseneinfluss, der Atavismus, komme
erst in zweiter Linie in Betracht.
Zum Schluss spricht Maricourt übur Aber-
glauben der Bewohner von Wales. Dieser
Vortrag findet sich in den Memoires de la societe
d'anthrop. de Paris, Bd. IV, Heft I, veröffent-
licht.
■Sitzung vom 18. October 1888. Variot
legt einen discusförmigen Kupferstempel
zum Tatuiren vor, an dem gegen hundert feine
Nadelspitzen zum Durchbohren der Hautoberfläche
angebracht sind.
Leon Don na t macht darauf die Mittei-
lung, duKK im nüohstcn Monat auf das Pro-
gramm der Sorbonne eine neue biologische
Vorlesung: „Entwickelung der organisir-
ton Wesen“ gesetzt werden wird, die eine Stif-
tung der Stadt Paris ist.
Manouvrier berichtet kurz über seine auf
Manicipatkosten unternommene anthropologi-
sche Reise nach Deutschland, Oesterreich-
Ungarn und der Schweiz.
Mortillet macht einige Zusätze über das
von Verneau in der letzten Sitzung be-
sprochene Tintinnabulum aus Peru, worauf
Beauregard schliesslich über das Alter-
thum in Aegypten spricht.
N ach L e p s i o s1 gründlichen Untersuchungen über
die den alten Aegyptcrn bekannten Metalle ist
ein bestimmtes Zeichen, das Komt gelesen wird
und oftmals, manchmal auch iu Variationen, wieder-
kehrt. der griechische Ausdruck für das Kupfer.
Für die Bronze dagegen existirt in der ägyptischen
Bildersprache kein besonderes Wort oder Zeicheu.
Uud dennoch waren die Bewohner der Nillander
mit der Herstellung dieser Metallmischung bekannt,
dies beweisen eine Anzahl Fundstücke, wie Sta-
tuetten, Spiegel, Pfriemen, Waffen u. a. m. Man
nimmt allgemein an, dass die Verwerthung der
Bronze nicht über die XV111. Dynastie, d. h. über
das 17. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung,
humusreiche, weil Bronzcgegenntande an« einer
älteren Zeit bisher nirgend bekannt geworden sind.
Für die Bearbeitung des Kupfers besitzen wir
schon sichere Zeugnisse aus den Zeiten der ersten
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301
historischen Dynastie Aegyptens. Die Minen von
Ouadi-Magharah auf der Halbinsel Sinai lieferten
schon damals eine erkleckliche Ausbeute. Der
Pharao Snefru (i. e. Wohlthäter) soll die erste mi-
litärische Kolonie zum Schutze dieses Staatseigen-
thums am Sinai gegründet haben. Sein Andenken
ehrte die Nachwelt durch ein mächtiges Bildnis»
inStein an den Felsen von Ouadi-Magharah. Jahr-
hunderte hing blieben die Kupferminen am Sinai
im Flore. First zur Zeit des Königs Ramses 111.,
d. h. vom 12. Jahrhundert v. Chr. an, begann die
Ausbeute, die bis dahin noch sehr lucrativ war,
zu stocken und bald gänzlich zu versiegen. Fr« atz
dafür bot der reichliche Import aus den unterjoch-
ten Xachbargcbictou (Persien, Cypros u. a. m.).
Die Art des Bergbaues der genannten Kupfer-
minen geht deutlich aus den von ihm hinterlasse-
nen Spuren hervor. Die Ausbeute selbst geschah
mittelst Steinbämmer und dreieckiger F'euerstein-
ineissel, von denen abgenutzte Exemplar»* in grosser
Menge im Sande vor dem Flingange zu deu Schach-
ten herumliegen.
Wie schon erwähnt, erscheint die Bronze iu
Aegypten zur Zeit der XVIII. Dynastie. Sie ist
eine Mischung von Kupfer und Zinn. Aber weder
Aegypten noch seine Umgebuug belassen jemals
Zinuminen, aus deuen seine Bewohner das Zinn
gewinnen konnten. Durch Handelsverbindungen
oder Kriegszüge mit China und Indien kann dieses
Metall unmöglich nach Aegypten gekommen sein;
denn, wie Beauregard des Weiteren uachweist,
begannen die Beziehungen mit den genannten
Ländern erst zur Zeit des Königs Salomo, d. h.
mit dem ersten Jahrtausend v. Chr., ihren Anfang
za nehmen. Um diese Zeit dürfte auch das erste
asiatische Zinn, und zwar aus Malacca, nach den
Nilländern exportirt worden sein. Ks bleiben aber
immer noch sieben Jahrhunderte zwischen diesem
Erscheinen des Zinns und dem ersten Auftreten
der Bronze übrig.
Beauregard vermathet, dass die Einfuhr dcB
Zinns in der ersten Zeit aus Westeuropa erfolgt sei.
Wir kennen alte Zinnbergwerke aus Spanien,
F'rankreieh (Morbihan, Fini*töre in der Bretagne,
Maine-et-Loire, Haut-Vienne, Umgegend von Bellec
and Saint-LtVonard, Yautry, Montpellier) und Corn-
wall», deren Bewohner zweifelsohne in der alte-
ateu vorgeschichtlichen Zeit einen ausgedehnten
Handel mit Zinn betrieben, Ks existirt eine In-
schrift in dem Grabe des Rekhmara (Würdenträger
am Hofe Thothmes III. aus der XVIII. Dynastie)
des Inhalts, dass die Anführer von Kefa (i. e.
Phönicien) und „der Inseln in der Mitte des
Meeres“ dem Könige Thothmee Geschenke darbrach-
ten. Unter letzteren sind, wie aus einer anderen
Nachricht bervorgeht, die Anführer der Tursha
<Tyrrhener und Osker), der Sakalas (Sikuler) und
der Surdaina (Sardinier), mithin aller Völkerschaf-
ten an den Küsten des Mittelmeerrs zu verstehen,
die wohl im Stunde waren, ihren Tribut in Zinn
aus Spanien, Frankreich oder Coruwallis zu ent-
richten. — Die Flinführung des Zinn ging fast
unbemerkt vor sieb, denu sie hatte weder eine
Umwälzung der Sitten noch der Künste, oder der
Industrie zur F'olge. Nicht einmal ein besonderer
Name wurde dom neuen Metall zu Theil.
Sitzung vom 15. November 1*88. Abbe
Blanquct lugt der Versammlung eine Anzahl
Silexinstrumente aus der palüolitbischen
Station am Mont Roty (Gemeinde Saint -
Georges du Vievre, Arrondissement Pont -Au*
denier) vor, die siimmtlich der Epoquo chelleenc
und inouatiürienne anzugehören scheinen. Km
Dutzend derselben stellt indessen einen neuen, bis-
her noch nicht beschriebenen Typus dar, für wel-
chen Blanquet diu Bezeichnung disque - r&cloir
(scheibenförmige Schaber) vorschlägt Ihre con-
vexe Oberfliehe bietet nichts Besonderes; sie ist
in grossmuscheligem Bruche bearbeitet. Die Unter-
fläche dagegen zeigt eine eigene Anordnung, die
an allen Exemplaren wiederkebrt, Die Mitte stellt
deu Abdruck eines grossen Splitters dur, der durch
Schlag auf deu Rand an der Basis des Discus ab-
gesprengt wurde. Um diesen grossen Abdruck
verläuft am Rande eine grosse Reihe kleiner Splitter-
abdrücke, die vom Künstler scheinbar recht sorg-
sam mit Ueberlegung hergestellt wurden. Die
Grösse der geschilderten scheibenförmigen Schalxr
betrügt 5 bis lücm im Durchmesser, ihre Dicke
2 bis 6 cm.
Chervin macht sodann Mittheilungen über
die Zahl der Gehurten im Verhältnisse zur
Bevölkerung Frankreichs.
Schon lange war den Statistikern aufgefalleu,
dass in F'rankreieh die Bevölkerung in weit ge-
ringerem Grade zunehme, als in den übrigen
Ländern. Drei Ursachen: eine starke Sterblich-
keit, eine geringe Zahl der Flhen und oiuo geringe
Fruchtbarkeit in denselben wurden zur Erklärung
dieser auffallenden Kncbebung herangezogen. Für
die erstere Behauptung wies Berti llon pere das
Gegentheil nach; denn während in Frankreich die
Mortalität 23 : 100 beträgt, stellt sie sich für Hol-
land auf 25, für Preussen und Deutschland auf 27,
für Spanien und Italien auf 30, für Oesterreich auf
31 and Ungarn sogar auf 30 : 100. Ebenso wenig ist
die zweite Ursache, diu geringe Lust. Ehen einzu-
geben, als stichhaltig befunden worden. Auf 1000
unverehelichte F' rauen kommen im Jahre durch-
schnittlich in Irland 21, in Schweden 33, in Belgien
und Schweiz 36, in Griechenland und Norwegen
39, in F'rankreieh 44, iu Deutschland, Niederlande,
Oesterreich und England je 46, in Italien und
Dänemark 47, in Ungarn schliesslich 70 Filien.
Die Schuld für die schwache Bovölkerungszuuahme
muss demnach die Kinderlosigkeit der Ehen tref-
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302
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fen. Leider fehlen bisher irgend welche statistische
Aufzeichnungen hierüber. Es wurde somit einem
längst gefühlten , wissenschaftlichen Bedürfnisse
abgeholfen, als der Conseil superieur de statistiqne
bei der Volkszählung des Jahres 1886 anf die
Zählkarten eine diesbezügliche Frage über die Zahl
der Kinder setzte.
Trotzdem bei dieser Stellung der Frage (com-
bien avez - Tons d'enfants actuellement vivant«)
mancher Irrthnm untergelaufen sein wird — denn
einmal mögen zahlreiche nicht verehelichte Perso-
nen darauf geantwortet, zum anderen verehelichte
Personen ihre nicht legitimen Kinder aufgezäblt
haben, so bleibt dos Resultat dieser Volkszählung
doch immerhin in seinen Ilauptzahlen interessant
und belehrend. Chervin clasHificirte dasselbe in
folgender Weise:
2073 203 Familien haben keine lebende Kinder . . ,
. . = 200
pro Mille
2 542 611
n
«
nur ein lebendes Kind . *
. . = 244
2 265 317
•»
n
zwei lebende Kinder . . .
. . = 218
n
1 512 054
»
drei , .....
. . =■ 145
u
936 853
fl
n
vier „ .....
. . = 90
54» 693
n
7»
fünf »
. . — 52
»
313 400
fl
Pech» „ .....
. . = 29
232 188
n
fl
mindestens sieben Kinder . .
. . = 22
fl
10425 321
= 1000
Bei der Kinderlosigkeit fällt der ziemlich hohe
Procentsatz auf; denn der vierte Theil aller Verbin-
dungen besitzt keine Kinder, womit aber nicht
gesagt ist, dass der vierte Tbeil aller Ehen unfrucht-
bar wäre. Man muss nämlich hierbei in Betracht
ziehen, dass eine gewisse Anzahl Familien, die ihre
Kinder durch den Tod verloren haben, sieb zweifels-
ohne als kinderlos bezeichn eten. Wie gross der
Procentaats dieser Familien sein kann, darüber sind
wir durch eine andere Statistik annähernd unter-
richtet, Von 10 000 Familien, denen einer der
Gatten entrissen war, gab sich der überlebende Theil
in 1114 Fallen sls kinderlos aus, trotzdem er 1,
2 etc. bis 7 Kinder besessen hatte. Ucberträgt mau
dieses Verbältniss auf die kinderlosen Ehen, so er-
giebt sich, dass von 10 425 321 Familien 1 161 380
früher Kinder besessen hatten, und dass von den
2 073 203 eingesebätzten Familien nnr 91 1625
übrig bleiben, die absolut kinderlos sind; mithin
sind 8 Proc. aller Familien als steril zu bezeichnen.
Diese Zahl stimmt mit den Resultaten anderer
Autoren annähernd überein.
Was die geographische Verbreitung der kinder-
losen Familien betrifft, so ergab die Statistik, dass
die Normandie, lc Maine, l’Jle- de- France, die
Champagne und Lothringen eine zusammenhän-
gende Zone bilden, in deren Departements die Fa-
milien ohne Kinder am zahlreichsten vertreten
sind. Zwar kommen noch einige Gruppen von
Departements hinzu, bei denen solche Familien auch
noch einen auffälligen Procentsntz ausmachen, aber
doch nicht in einem so hohen Grade, wie oben.
Chervin giebt in seinem Vortrage eine über*
sichtliche Zusammenstellung der einzelnen Departe-
ments nach dem Procentsatze der Familien mit
2, 3, 4, 5, 6, 7 und mehr Kindern (für jede Kinder-
Zahl existirt eine besondere Tabelle).
Im Durchschnitt kommen in Frankreich auf
100 Familien mit Kindern 259 Kinder, ein auffäl-
lig schwacher Procentsatz. Die Departements, in
denen die Zahl der Kinder am meisten beschränkt
ist (200 bis 228 auf 100 Familien), theilen sieb
in fünf Gruppen: im Nordwesten TOrne, le Calva-
dos, l'Eure, l'Oise, la Scine-et-Oise und la Seine;
im Nordosten l’Aube und la Cöte-d’Or; im Süd-
westen la Cbarente-Inferieure , la Gironde, le Lot,
le Lot-et-Garonne, le Gers, le Tara-et-Garonne;
im Südosten le Gard und les Bouches-du-Rhöne ;
im Inneren lTndre-et-Loire ot le Rhone.
Die Departements, wo die Kinder am zahlreich-
sten sind (285 bis 340 anf 100 Familien), finden
sich in la Bretagne und le Poitou einerseits, in la
Savoie, l’Auvergne und in einem Theil von le Li-
mousin und le Berry, andererseits im Norden in
les Flaudres und TArtois. Hierzu kommen noch
einige isolirt liegende Departements: les Basses-
Pvrenees, la Haate-Garonne , l’Aveyron, l'Ardeche
und la Corse. Alle übrigen Departements nehmen
eine Mittelstellung hinsichtlich der Kinderzahl
ihrer Einwohner ein. Auf jeden Full gebt aus
dieser Zusammenstellung hervor, dass die Frucht-
barkeit der Ehen in ganz nngleicher Weise auf
das französische Land vertheilt ist. — Die Ursachen
für diese schwache Vermehrung der Bevölkerung
können freiwillige und unfreiwillige sein. Die
Anhänger der erstereu Theorie sehen in einer be-
vorstehenden Zerstückelung des Besitztlmmes bei
einer grösseren Kinderzahl, im Schwinden des re-
ligiösen Gefühls und in der Zunahme des Wohl-
befindens einen Grand, warum die Ehegatten sich
auf eine geringe Vermehrung ihrer Familie be-
schränken. Die Anhänger der unfreiwilligen oder
pathologischen Unfruchtbarkeit führen als Ursache
die Zunahme des Alkoholismus und der Syphilis
oder das Auswandern der gesunden Landbewoh-
ner in dumpfe Städte an. ln Wahrheit lässt sich
die Unfruchtbarkeit der Bewohner Frankreichs
weder anf die eine noch auf die andere Weise
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303
allein erklären, sondern alle angeführten Ursachen
sind im Verein mit vielen anderen noch unbekann-
ten Ursachen in gleicher Weise auf dieselbe von
Einfluss. Ehe man die amtlichen Bücher der ein-
seinen Communen oder Präfectureu darauf hin
nicht geprüft hat, wird man nicht im Staude sein,
ein sicheres Urtheil über die wahre Ursache für
die häufige Unfruchtbarkeit der Ehen, mithin für
die geringe Bevölkerungszunahme Frankreichs ab-
zugeben.
In der Debatte will Sanson auf den über-
mässigen Alkoholgenuss und die Syphilis ein nicht
ao grosses Gewicht gelegt wissen; er sieht vielmehr
in dem Wunsche der Eltern, das Besitzthnm un-
geteilt den Kindern zu hintcrlassen, und so den-
selben eine bessere Existenz zu bereiten, die Ur-
sache der wahrhaft freiwilligen Sterilität. Aach
Lagncau schliesst sieb dieser Auaicbt an. Im
Uebrigen scheint ihm der Procentsatz der absolu-
ten Unfruchtbarkeit der Ehen (8 : 100) zu niedrig
gegriffen ; denn die Statistik der Stadt Paris, wo
nachweislich grosse Kindersterblichkeit herrscht,
lässt sich nicht ohne Weiteres auf gauz Frankreich
an wenden. Er hält das Verhältnis» 12 : 100 für
richtiger.
Sitzung vom 29. November 1888. Collin
und Rene Lair berichten über einen Be-
gräbniBsdolmen bei Layou - Benrrefrais in
der Comm uue Peroy -les -Gombrie» (Canton
de Nanteuil-le-lloudouin, Departement l'Oise). In
demselben lagen die Ueberreste von ungefähr 15
Individuen beerdigt; einige der Knochen wiesen
Braodspuren auf. Die Beigaben bestanden in zwei
Topfscberbeu und einer Anzahl Silexgeräthe.
Manouvrier macht einige Bemerkungen über
die Knoche nreste aus dem Dolmen von
Nanteuil-le-IIoudouin. Der Index cepbalicus
an den beiden nuvollständig erhalteneu männlichen
Schädeln beträgt (39,47 und 71,78; ein männliches
Stirnbein stellt eine Minimalbreite von 94,5 mm.
Ein Unterkiefer fällt durch seine Kürze im sagit-
talen Sinne, seine Schmalheit und die hyperboli-
sche Form seines Zahnbogens auf. Ausserdem
erscheint seine Dicke anormal.
Von den drei Tihien sind zwei platyknemisch.
Mehrere Femurrest« besitzen einen troclianter tertiua
und eine fossa hypotrochanterica. Zwei Frngmento
zeigen im oberen Theil eine sehr deutliche Ab-
plattung von vorn nach hinten. Dieselbe verdankt
ihre Entstehung einer Crista für den Muskelansatz
unterhalb des grossen Trochanters, der die Breite
des Femur an dieser Stelle um uugefähr 1 cm
erhöbt. Manouvrier hat diese eigentümliche
Erscheinung schon häufig an prähistorischen Kno-
chen beobachtet.
Octave Vauville spricht über eine prähisto-
rische Station beiFrileuse in der Gemeinde
Boy n es (Departement Seine -et -Oise). Er sam-
melte daselbst auf einer Oberfläche von uugefähr
1 ha. 145 Silexgegp« stände (Steinkerne, Hammer,
Schaber, Sagen, Messer u. a. m.), die der jüngeren
Steinzeit auzugehören scheinen. — Mortillet er-
innert hinsichtlich der Formen und der schönen
weipseu Patina au die aus dem Bassin der Seine,
welche der Epoche von Robeuhausen angeboren,
insbesondere an die Formen von Camp Barbet im
Departement l'Oise.
Mahoudeau tb eilt ein neues Verfahren
mit, um histologische Sohnitte, die mit
Paraffin bearbeitet sind, zu durchtrfinken.
Diese Mischung besteht aus Eiereiweiss und Gly-
cerin.
Zum Schluss berichtet Topinard über die
Studien von Fallet und Alezais über den
Schädel und das Gehirn der Mörder Espo-
sito und Teganri.
Zur Charakteristik der beiden Verbrecher diene
Folgendes aus ihrem Vorleben. Esposito ist 24
Jahre alt, Tegami 21; jener von Profession ein
Schuhmacher, dieser ein Schneider. Sie gehörten
beide einer Bande an, die den Zweck verfolgte, Leute,
die Abends die Strassen passirten, auszuplünderu
und im Nothfaile auch zu schlagen. Bei einer
solchen Gelegenheit tödtete Tegami mit einem
Dolch einen Arbeiter, während Esposito einen
Handelsmann mittelst einer Pistulenkugel erschlug.
Beide leugneten hartnäckig, selbst noch in der
letzten Todesstunde, ihre That. Besonders Tegami
trug ein besonderes trotziges Beuehmen zur Schau.
Hinsichtlich der Arbeiten Fnllot’s nnd Ale-
zais* begnügen wir uns mit einer Wiedergabe des
Resume's.
1. Esposito. Schädel ist symmetrisch, doliclio-
cepbal. Sein Index cephalicns beträgt 71,81. Das
Verhält uias des Präauricularumfunges zur gesam in-
ten Oberfläche ist 44,59.
2. Die unteren und mittleren Partien der Stirn
laufen im Spitzbogen zu.
3. Die Ossification derNäthe ist am Stirntheile
weiter vorgeschritten, als am Hinterhaupttheile.
Insgesammt weisen die Nätbe auf ein höheres
Alter, als es wirklich der Fall ist. Keine Osteo-
porose.
4. Das Endocrauiura weist sehr deutliche Im-
preasiones digitatae und Juga cerebralia in den
vorderen Partieu der Basis und des Schädelgewölbes,
besonders au der linken Seite, auf, ausserdem tiefe,
zahlreiche, verzweigte Gefassrinnen , keine fossa
vermiana.
5. Das Gebiss ist schön erhalten und vollstän-
dig. Die starken Mahlzähne besitzen fünf Ilöcki-r;
am Unterkiefer sind die drei Mahlzähne stärker
entwickelt als die ersteren.
Atlas. Der Eindruck am hinteren Bogen für
die liuke Arten« vertebralis ist in ein Loch ver-
wandelt.
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304
Referate.
Gehirn. 1. Der llaoptanldick «1er Gehirn-
windungen ist ein massiver, ausgenommen die
vordere Partie «1er rechten Stirnregion.
2. An beiden Seiten sind die au (steigenden
Windungen breit nnd massiv entwickelt. Die auf-
steigende Frontal Windung ist in ihrem mittleren
Thoil durch eine tiefe Furche getheilt, welche die
Verbindung zwischen der Itolandischen und prä-
rolandiscken Spalte herstellt. An der linken Seite
ist das obere Segment durch eine aufsteigeude
Furche in zwei parallele Abschnitte getheilt.
3. An der linken Seite setzt sich die erste
Stirnwindung an der facies intern«'! aus zwei Eta-
gen zusammen.
4. Der lohule ovalaire ( lobul aa paracentraiis)
ist durch »eine grossen Dimensionen, beson<lers an
der linken Seite, bemerkenswert}].
f». DerTheilder zweiten linken Orbitalwinduug,
der hinter dem quer verlaufenden Aste der H-fÖrmi-
gen Furche verläuft, bietet einen abnormen Vor-
sprung.
6. Die zweite linke und die erste rechte Parie-
talwindung sind massiv und wenig cmnplicirt.
7. Die zweite linke Uehergangsfalte zwischen
Scheitel- und Hinturhauptshirii liegt tief.
8. Der lobus occipitalis besitzt eine deutliche
Unabhängigkeit, besonders an der linken Seite.
9. Die fiinite Temporal windung (lobe limbique)
ist auf beiden Seiten selbstständig entwickelt.
10. Die rechte Windung am corpus callosum
ist in seiner vorderen Partie fast ebenso stark, wie
in seiner mittleren entwickelt.
11. Tegam i. Schädel. 1. Der Schädel ist asym-
metrisch, plagiocephal und brachyccphnl. Sein
Index betragt 80,35.
2. Die Nfttbe sind complicirt und noch nicht
geschlossen, ausgenommen die Stirunaht. Die
Pfeilnaht begleitet an der Innenfläche au jeder
Seite eine Art von Knocbencrista.
3. Die link« seitliche Schädelgrube ist «ehr un-
deutlich ansgeprägt; das linke foraiuen lacerum
posterius zerfallt in drei Unteröffnungen. Die
rechte seitliche Schftdelgrube und das rechte fora-
men lacerum sind sehr entwickelt. Die crista occi-
pitalis interna springt vor. Anf dem oberen
Theile der Hinterhauptsschnppe finden sich zahl-
reiche Gefn »Hoffnungen.
4. Das Gebiss ist gesund und bis auf «Irrt noch
nicht entwickelte Weishcitszähne vollständig.
Gehirn. 1. Im Allgemeinen existiren zahlreiche
ungewöhnliche Anastomoseu zwischen «len Spalten
und Furchen.
2. Die post- und prärolandischen Furchen sind
an ihrem unteren Ende »ehr tief und münden mit
breiter Oeffnung in die fissnra Sylvii.
3. Auf der rechten Seite ist diese Anordnung
übertrieben in Folge der imvollstäudigcu Ent-
wickelung der beiden Wurzeln der zweiten Parie-
talwindung, besonders der unteren, die im Grund
einer tiefen Grube liegt.
4. Das untere Viertel der aufsteigenden Parie-
talwindung (gyrus centralia posterior) jst auf beiden
Seiten «iünn und von dem übrig bleibenden Theile
der Windung durch eine von vorn uach hinten
verlaufende Furche getrennt, welche die post-
rolandische Fnrche mit der Holaudischen Spulte
verbindet.
5. Die erste Stirnwindung ist sehr entwickelt,
besonders rechterseits.
6. Ihre Spitze ist links verdoppelt.
7. Die Parallel furche hat eine beträchtliche
Lange linkerseits.
8. Auf beiden Seiten findet sieb eine inter-
parietale Uehergangsfalte.
9. Der Pli teraporo- limbique liegt tief, beson-
ders rechts.
10. Die fünfte Temporalfalte (Uonvolution lim-
bique) ist auf der linken Seite sehr selbstständig
entwickelt.
11. Die zweite linke Parieto -occipital-Ueber-
gangsfalte ist sehr tief; die erste rechte ist hcrab-
gedrückt.
Von einem Schlüsse ans diesen beiden Ge-
sammtresultaten sieht der Vortragende ab; er be-
gnügt sich damit, einen Beitrag zur criminellen
Anthropologie geliefert zu haben.
Iru Anschluss an den Ausdruck: criminelle
Anthropologie giebt Topinard seine Bedenken über
denselben kund. Es giebt keinen anthropologischen
Typus eines Verbrechers in dem Sinne, wie man
ihn diesem Worte beilegt.. Die vermeintliche
Anthropologie criminelle ist Sociologie, gerichtliche
Medicin, Jurisprudenz und Statistik. Höchsten»
könnte für sie das Wort Criminalogie passen.
Man ouv rier ist der entgegengesetzten Ansicht.
Den Schluss der Sitzung bildete ein Bericht,
von Luinholtz, der die Beantwortung der von
der Gesellschaft über die Australier vom
Herbert-River in Nord-Queensland gestell-
ten ethnologischen Fragen enthält. Derselbe ist
nach demselben Schema ausge arbeitet , wie der
Bericht von Bink über die Eingeborenen von
Guinea (cf. Sitzung vom 3. Mai). Luinholtz
war mit einer wissenschaftlichen Mission von
Seiten der Universität Christiaoia betraut worden
und hattu während eines einjährigen Aufenthaltes
in Nordqueen sl and reichlich Gelegenheit , die
Australier in sociologischer nn«l ethnographischer
Beziehung zu studiren.
Sitzung vom fi. December 1888, Letoor-
neau verliest einen Aufsatz von Arnaud übor
eine heidnisch-christliche Procession, die
am St. Johanni« -Tage zur Beschwörung und Seg-
nung der Seen von den Bewohnern d««s Dorfes
Lanzet (Clinton des Ha« «es -Alpes) unternommen
zu werden pflegt.
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Referate.
305
Mortillet verliest darauf eine Abhandlung vou
Ohnefalsch Richter über das Hakenkreuz
(croix gamuiee) und das Kreuz mit vier
Punkten (croix cantonnee) auf Cypern.
Trotzdem die Bewohner von Hissarlik und der
Insel Cypern einem und demselben Volksstamiue
nngebört haben , finden eich dennoch an beiden
Orten zur Zeit der Bronzeperiode mancherlei lo-
cale Eigenthüinlichkeiten: die auffällipte der-
selben ist die Anwesenheit , resp. das Fehlen des
Hakenkreuzes (Swastika) und des Kreuze» mit
vier Punkten. Zu Hissarlik sind beide Zeicben
in grosser Menge verbreitet; nur in den ältesten
Schichten, der ersten und zweiteu Stadt, fehlen
sie. Desgleichen fehlen sie vollständig auf Cypern
in der Bronzezeit, der reinen Periode der rothen
Gelasse mit Haut- und Basreliefs; und selbst in
den übrigen Abschuitteu der vorphöuizischen
Bronzezeit begegnete mau bisher nur einem ein-
zigen Hakenkreuze. Hingegen tritt das Kreuz mit
vier Punkten schon gegen das Kt»de des Bronze-
alters, aber nur in einigen sehr seltenen Fällen auf.
Die Swastika erscheint und verschwindet auf
Cypern mit dem phöniziaehen Einfluss. Phönizier
brachten dieses Ornament aus Indien nach Klein-
asien und Cypern. Zwar kennen wir bisher noch
keine Alterthüuier mit Hukenkreuzornament aus
der indischen Vorzeit; au« analogen Erscheinungen
sind wir aber zu dem Schlnssc von der indischen
Heimath derselben berechtigt. Ursprünglich diente
es als Ohr- und Nasenschmuck. Nach Richter'«
Beobachtungen wurde die Göttin Aphrodite*Astarte
mit einem solcheu Nasenriuge dargesudlt, auch
auf den Bildnissen vou Cypern. In Indien tragen
die Frauen noch in unseren Tagen das Hakenkreuz
als (Ihren- und Nasenschmuck ; in ähnlicher Weise
schmücken »ich die Fellachin nen Aegyptens, obgleich
aus der vorgeschichtlichen Zeit dieses Landes kein
Beispiel von solcher Anwendung bisher nachge-
wiesen ist. Der Nasenring ist im Alterthume aller
Länder, die Cypern umgehen, unbekannt gewesen.
Was dagegen Cypern selbst betrifft, so gelaug es
Dichter, hierselbst die Sitte des Nnseuringt ragen s
nachzu weisen, nnd zwar in den beiden Städten
C’hytri und Iduhiim, sowie in drei verschiedenen
der Aphrodite- Astarte geweihten Heiligthümern.
Alle daseihst gefundenen Gelasse mit der Swastika
verrathcn pböniziscbon Einfluss, was deutlich ati*
den vom Verfasser bei gefügten Abbildungen her-
vorgeht. Das Hakenkreuz galt in Cypern für ein
heiliges Symbol gerade sowie der Stern, derSonnen-
discus, der Blitz u. a. m. Das eine dieser Zeichen
ersetzte das andere. Daher bezeichnet? die Swa-
stika in gleicher Weise die Sonne, den Blitz, das
Licht, den Regen, den Sturm und die Jahreszeiten.
Vorzüglich war sie ei u Symbol der grossen Landes-
pöttiu Astarte. Man stempelte mit diesem Zeichen
nicht nur die Arme und Schultern der Idole,
Arrhlv für Authropolo^M. 114. XIX.
sondern auch Priester nnd Priesterinnen brannten
oder tätowirten sich dasselbe auf die Haut, ln
späterer Zeit begnügte man sieb damit, die heiligen
Gewänder mit diesem Symbole der Göttin zu
schmücken.
Das Zeichen, womit die Indier ihre llausthiere
stempeln, ist nach Max Müller als vier Haken-
kreuze aufzafiisseu. Das Sauskritwort nthakarna
wurde als vier Hakenkreuze gestempelt und tnto-
wirt, nnd zwar in der Weise, dass die beiden Ele-
mente, welche ein Kreuz zusaiumeusetzm, viermal
neben einander abwechselnd zu stehen kamen. In
der Atharva - Veda wird ein Knpferinstrument
(audum barousih) empfohlen, um das Hakenkreuz
zu stempeln. Die Swastika ist somit auf indischen
Ursprung zurückzuführen.
Herve verliest sodann einen Aufsatz von
Lombard über das Centruin der Schöpfung
und des ersten Auftretens der Speciea
Menscli. Wie Sa porta an derllaud der fossilen
Flora nachgewiesen hat, enstnnden die Pflanzen-
specics, welche gegenwärtig die Erdoberfläche be-
decken, zuerst in den Polargegenden und breiteten
sich vou hier in langsamer, aber stetiger Bewe-
gung nach dem Süden zu ans, wobei die jüngsten
Species die älteren verdrängten oder ganz zum
Verschwinden brachten. l)ie Ursache, naf welche
die Bildung neuer Species in den Polnrregionen
zurückzuführen ist, war dieselbe, wie die, welche
die Wanderung nach dem Süden veranlasst«: die
mehr und mehr zunehmende Abkühlung derPolor-
Innder.
Während der Steinkohlenperiode war die Tem-
peratur über dem ganzen Erdkreise eine gleich-
massige; dem entsprechend war auch die Flora.
Wahrend der Juraformation blieb die Temperatur
annähernd dieselbe. Spitzbergen beaass anfangs
noch mit dem übrigen Europa eine gemeinsame
Flora; bald differenzirten sich daseihst aber zwei
Species von Fichten — das erste Zeichen einer
iK'ginnenden Erkaltung des Nordens. Während
der Kreidezeit nahm dieses Phänomen ou Aus-
dehnung und Mächtigkeit zu, und in der Glncial-
epoche erreichte die Abkühlung der nördlicheu
Hemisphäre ihre grösste Intensität.
Derselbe Rückgang in der Temperatur und
derselbe Einfluss des veränderten Klimas auf die
Pflanzenwelt machte sich in gleicher Weise in
Amerika nnd Asien geltend. Aus diesem Grunde
iihnelu sich die Floren von Nord - Enropa, Sibirien
uud Nord-Amerika so sehr. — Andererseits ist man
aus dieser Aebnlichkeit zu dem Schlüsse berechtigt,
dass ungefähr bis zur Mitte der Quartärzeit Europa
mit Amerika durch eine Brücke im Zusammenhänge
stand, welche den Norden von Schottland und
Skandinavien mit Spitzbergen, Island und Grön-
land einerseits, und England mit Frankreich anderer-
seits verband. Gleichzeitig bildeten die Sahara,
SU
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306
Referate.
das Rhonethal, ein Theil der Schweiz, Italiens und
der Halkuuhalbinsel , dun Donaubeckeu eine ein-
zige ungeheure Meeresflfiche , welche durch da»
Schwarze Meer und den Kaspieee mit dem Nörd-
lichen Eismeere zusammenhing und sich ülier
Centralasien bis China und Japan ausdehnte.
Saporta’» Theorie von einem polaren Ursprünge
der Flora läset sich auch auf die Fauna übertragen.
Einige Beispiele mögen zur Erläuterung dienen.
Jene Kiesenvögel, welche noch in unserer Zeit-
epoche auf einigen isolirten Inseln, wo sich oft
kein Säugethier tindet, Neu -Seeland, Madagascar
und den Maskarcnischen Inseln, existirten, reichen
bis in die Triardörmation zurück (rother Sandstein
der Vereinigten Staaten). Sie lebten während der
JurAepochc noch in unseren Gegenden und ver-
schwanden von hier in der Pliocäuzeit. Der
Gastornis aus dem Eocan von Heims ist einer
ihrer letzten Repräsentanten. Die Üeutelthiero,
die Edentaten. die Probosciden, die Lemuren u. a. in.
bieten eiu analoges Beispiel zur Wanderung von
Nord nach Süd.
Auch der Mensch machte zweifelsohne dieselbe
Wanderung durch. Er erschien znerst in den
Polargebieten und breitete sich von hier über die
südlicher gelegenen Landstrecken aus, indem er
».ich den Zügen der Thiere amchlosa. Alle ver-
schiedenen Menschenrassen würden demnach auf
eine einzige Species zurückzuführen sein , die sich
auf ihrer Wanderung erst in eine Menge Rassen
verwandelte. Wie nachgewiesen ist, existirt der
Mensch schon seit dem Beginne der Quartärzeit;
wahrscheinlicher Weise lebte er schon gegen das
Ende der Pliocänepoche und erschien während der
Miocuuzeit, und zwar zuerst am Nordpol. Die
Silex von Thenay würden demnach nicht von einem
Menschen, sondern von einem seiner noch unbe-
kannten Vorgänger benutzt worden sein.
M an ouvri er spricht über die erste Schläfen-
windung an beiden Uirnhemisphären von
einem Tauben auf dem linken Ohre (Ber-
ti 11 on). Der Vortragende machte das Gehirn
Adolf Bertillon‘s, der von früher Jugend au (un-
gefähr seit dem zehnten Jahre) auf dem linken
Obre an Taubheit litt, zum Gegenstände der ana-
tomischen Untersuchung, in der Erwartung, dass
mit dem Verlust der Gebürfuuction eiue Atrophie
oder ein Wegfall bestimmter Gehirnbezirke ver-
knüpft »ein würde. In der That zeigte das Gehirn
Berti 11 oii's ausgesprochene Entwickelungsuuter-
sebiede zwischen der linken und der rechten ersten
Schläfenwindung. Auf der rechten Hemisphäre
erscheint dieselbe schmal und verläuft in gerader
Linie; auf der linken dagegen ist die entsprechende
Windung breit, lang und geschlängelt; mehrere
Uuterabtheilnngen und Einschnitte deuten auf
eine beginnende Verdoppelung derselben, die nach
dem lliiiterbauptfcende zu vollständig ist. — Es
geht aus dieser Beobachtung zur Genüge hervor,
dass die erste Temporalwindung wirklich der Sitz
für die Geliöremptindung ist. Hiermit stimmen
auch Ferrier’s Experimente überein, der bei
Affen, denen er die obere Schläfenwindung kauteri-
sirte, einen Ausfall der Gekürwnhrnelimung con-
statirte.
Manouvrier konnte au der Gehirnoberfläche
Bertillons noch andere interessante Erscheinungen
wahroehmen.
1. Bertillon war in seiner Kindheit links-
händig; mithin übte er die rechte Hemisphäre, ins-
besondere den Bezirk, in welchem das Sprach-
ccntrum zu suchen ist. Dem entsprechend ist die
dritte Stirowindnng anf der rechten Seite viel ent-
wickelter, als auf der entgegengesetzten. Bertillon
sprach also mit der Hemisphäre, auf welcher er
tanb wurde, und befand sich anderen Menschen
gegenüber im Nachtheile, wenn er sich mündlich
ausdrücken wollte.
2. I)a Bertillon auf einem Ohre taub war, so
blieb er mehr auf meinen Gesichtssinn angewiesen.
Dem entsprechend müsste das Sehcentrum anf der
tauben Seite stärker entwickelt sein. Und in der
That, der gyrus angularis (pli courbe, P*) zeigt
rechts stärkere Dimensionen als links; der übrige
Theil des Parietallappens bietet dagegen das umge-
kehrte Bild.
3. Schließlich erscheint auch die aufsteigende
Parietalwindung (gyrus centralis posterior) auf
der linken Hemisphäre hypertrophisch, auf der
rechten umgekehrt mässig breit; eine Erscheinung,
die ihre Erklärung in den Beziehungen findet,
welche zwischen den psycho-motorischen Reizen
der Gliedmaasseu uud den ideo-scusorielleu Er-
scheinungen auditiven Ursprunges existiren.
Herve findet in der Discnssion analoge Verhält-
nisse am Gehirne Gaiubettas. Gambetta war
rechtshändig, demnach sprach er mit der linken
Hemisphäre, an der die dritte Stirnwindung am
das Doppelte in der Entwickelung zunabm. Des-
gleichen überwiegt hier die erste linke Schläfen-
windung, der Sitz der Gehörwahrnehmuug, an
Breite und Falteureichthum die entsprechende
Windung anf der rechten Seite. — Da Manouvrier
die histologische Untersuchung der in Betracht
kommenden Gehirn bezirke für wünschenswert!» hält,
w ird auf seinen Antrag eine diesbezügliche Com-
mission gewählt.
Sitzung vom 13. December 1888. Topi-
nard giebt einen Bericht über die bei der
Bewerbung um dun Brocapreis eingelau-
fenen Originalarbeiten vonCollignon einer-
seits und Fraipont und Lohest andererseits.
Die erstere (Studien über die allgemeine Ethno-
graphie von Tunis) erhielt den vollen Preis, die
andere (ethnographische Untersuchungen über die
menschlichen Knochen aus den quaternen Ablagerun-
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Referat <>.
307
gen der Grotte zu Spy) wurde mit einer silbernen
Medaille ausgezeichnet.
Sitzung vom 20. Decembor 1888. Manou-
vrier zeigt der Versammlung vier Kinder-
skelette vor, die aus einem verlassenen
arabischen Kirchhofe bei Ain-el-Faurd
(Provinz Oran) stammen. Topinard bestreitet
deren arabischen Ursprung und Uhudzin ski will
in zweien von ihnen Ungarechädcl erkennen.
Letourneau macht im Anschlüsse an die in
der Februarsitzung besprochene Phallotomie bei
den alten Spartanern und Abcssynieru einige Mit-
theilungen über die Phallotomie bei den
Aegypteru.
Das Monument zu Karnak, auf welchem ein
Feldzug der Aegypter unter ihrem König Meneph-
tah (XIX. Dynastie, gegen 1300 v. Chr.) gegen die
Libyer und die mit ihnen verbündeten Völker-
schaften des Mitte Iraeeres verherrlicht wird, hat
eine Anzahl merkwürdiger Inschriften erhalten,
unter Anderem des Inhalts, dass Esel mit den der
libyschen Nation um! ihren Verbündeten (Sikuler,
Etrusker. Sardinier, Achiier) abgeschrittenen Genita-
lien und Händen beladen wurden. Ein Text von
Medinet-Habou lasst diese Verstümmelten sieh auf
12 535 (an Händen und Phallus) belaufen. Die
Abessynier überkamen diese Sitte, ihre Feinde zu
verstümmeln, offenbar von den alten Aegyptern.
de Mortillet berichtet über einen alten
Kirchhof in der Umgegend von Biskra in
Algier.
Die Todten lagen in mächtigen bauchigen
Amphoren, aus sehr feinem, homogenem, rothem,
gut gebranntem Thon hergestellt und mit kräf-
tigen Henkeln armirt. Von den Gebissen war immer
eines in das andere eingeschachtelt ; in dem einen
Ingen der Kopf und der Rumpf der Bestatteten,
in dem anderen dio Extremitäten. An einzelnen
Stellen lagen zwischen dem erwähnten feineren
Topfgeschirr andere rothe Scherben von gröberer
und soliderer Consistenz. Mortillet konnte an
den Lagerungsverhältnissen derselben nachweisen,
dass diese Stücke einst grosse (1,05 :0,5dm aussen,
Wamldeekc 0,0 cm) Tbousürge in Form abgerun-
deter Rechtecke zusammensetzteu. Etwas Aehu-
lichcs ist bisher in Algier nirgends beobachtet wor-
den, dagegen ist man an verschiedenen Punkten
von Algier und Tunis auf grosse Krüge gestoben,
deren Inhalt Menschenknochen bildeten, z. B. zu
Cliernga bei der Stadt Algier.
Pietrement lässt beide Sorten Topfgeschirr
an Ort and Stelle entstanden sein, und zwar das
gröbere durch die Eingeborenen, das feinere durch
die Römer. Zu jenem bot die allernächste Um-
gebung, wie auch noch heute zur Anfertigung von
t «arten mauern , zu diesem die weite Ebene von
Kl-Outaia im Norden von Biskra genügendes
Material.
Vinson verliest eine Studie von Arsene
Iiumont über die Natalität auf der Insel
Breh&t (Cötes-du-Nord).
Nach Quatrefages soll die Bevölkerung dieser
Insel das KreuznngsreMiltat baskischer Schiffer
mit Armorikern sein. Nach Duroont’s Beobach-
tangen sind unter ihr blauo Augen fast nur mit
schwarzem Haar, Brachycephalie und grossem
Wüchse combinirt; blonde Haare finden sich da-
gegen bei Brachycepbalen von kleiner oder mitt-
lerer Statur, deren Augen alle Nüaocirungea des
Tabakbraun wiedergeben. Blaue Augen und
blonde Haare, an einem Individuum vereinigt, sind
eine sehr seltene Erscheinung.
Nach der Statistik uns den Jahren 1803 bis
1883 blieb die Natalität seit Anfang dieses Jahr-
hunderts annähernd dieselbe, d. h. sie war und
ist noch sehr schwach. Auf 1000 Einwohner
kamen nämlich in den angeführten Jahren 20,8
bis 20.4 Geburten. In der Decade (1823 bis 1833)
nach den beständigen Reibereien mit England stieg
die Natalität auf 29,4; in der folgenden sinkt sie
dagegen schon wieder auf 20,6 zurück, und in den
letzten fünfzig Jahren fiel sie stetig. Hand in
Haud mit dieser Abnahme der Gchurteu geht eine
Zunahme der Todesfälle. Während die Mortalität
nämlich in der ersten Decade dieses Jahrhunderts
nur 17,2 auf 1000 Einwohner betrug, beläuft sie
sich gegenwärtig schon auf 23,6.
Was die Zunahme der Kinder in der Ehe be-
trifft, so konnte Dumont nach weisen, dass die-
selbe nur in der zweiten Decade den statistischen
Ansprüchen genügte, dagegen in den übrigen Jahr-
zehnten hinter der Norm zurückblieb. Die Schuld
dafür trifft in der ersten Decade die allzu geringe
Fruchtbarkeit der Ehen, in der zweiten einen
grösseren Ausfall der einzugehenden Ehen, in den
letzten fünf Decaden beide Ursachen in gleicher
Weise. Die geringe Lust, Heirathen zu schlies&e-n,
ist nach Brchut durch die katholische Religion
bedingt, die das Cölibat als einen Vorzug vor der
Ehe predigt.
Für die geringe Natalität lassen sich verschie-
dene Gründe anführen. Die absolutu Sterilität
ist es nämlich nicht allein, vielmehr die beträcht-
liche Anzahl der Auswanderungen. Denn wenn
auch die wirkliche Unfruchtbarkeit der Eben einen
immerhin hohen Procentsatz stellt, so muss dabei
doch in Betracht gezogen werden , dass einzelne
Familien sich als fruchtbar, sogar als sehr frucht-
bar erweisen. Mehr ins Gewicht fallen dagegen
die häufigen Auswanderungen der Einwohner, und
damit im Zusammenhänge der Wegfall der ausser-
halb der Communen stattfindenden Geburten für
die Insel. Von 100 Einwohnern wurden nach der
letzten Zählung allein 21 ausserhalb geboren, ein
bedeutender Procentsatz mit Rücksicht auf die
insulare Lage und die Dichtigkeit der Bevölkerung.
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3US
Referate.
Herve vermisst in der Du mo nt '«eben Stati-
stik die Zahl der Ehen unter Blutsverw’andtcn.
Ohne Zweifel bildet die luzneht einen Factor bei
der Unfruchtbarkeit der Ehen. San non sieht in
der Zunahme des Wohlstandes und in dem Wunsche
der Eltern, ihren Kindern ebenfalls eine sorgen-
freie Existenz zu sichern, die Ursache der gerin-
gen Kinderzahl. Nach Lngneau trifft die Schuld
dagegen einzig und allein die grosse Anzahl von
Auswanderungen , in Folge dessen da* weibliche
Geschlecht an Personen bei Weitem überwiegt und
keine Ehen einzugehen im Stande ist. In England,
wo erw'iesenermaassen grosser Wohlstand und
Keiclithum iu den Familien herrscht, ist die Na-
talität eine bedeutende.
Ausser den Sitzungsberichten enthalten die
Bulletins des Jahres 1**8 iu extenso noch einen
Vortrag Bordier1« über die Mikroben und
den Transformismns, den derselbe auf der,
den Manen Darwin'» geweihten, sechsten
Transformisteuverssmmlung hielt. Der Red-
ner übertragt die Grundsätze der Lehre dieses
grossen Reformators auf die niedrigsten Lebewesen
und gelangt au der Hand einer grossen Anzahl
classischer Beispiele zu den weittragendsten
Schlüssen für die Kutwickeluug und Veränder-
lichkeit der Bacterien, speciell tür die Patho-
genese der Krankheiten und die Immunität (Accli-
matisation).
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Tafel IX.
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XI.
Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt und
das vorgeschichtliche Eisenschwert nördlich der Alpen ')
Von
L. Lindensobmlt.
Mit Tttfol IX und X.
Wir gehen hier die Abbildung einer Watle, welcher »ogieich nach ihrer Entdeckung 1876
der Verfasser des „Grabfeldea von Hallstadt4* Herr v. Sacken, die eingehendste Betrachtung
schenkte, die aber lange nicht genug die verdiente Aufmerksamkeit fand, ja von «len nordischen
Gelehrten als eine ihre Anschauungen beeinträchtigende Erscheinung möglichst unbeachtet
gelassen wurde.
Das Grab des Kriegers, dem das Schwert entnommen wurde, enthielt ausser demselben
noch einen Eisenbelm, ein Hiehmesscr und zwei Lanzen, von Gelassen nur einen Seiher aus
Bronze.
Von den Beigaben ist die wichtigste das Schwert, da es in allen Einzelheiten die Form der
Wallen zeigt, an welchen jetzt, nach dem Namen des Fundortes viel späterer wenn auch gleich-
artiger Schwerter, die Bezeichnung la Teno haftet.
Die ganze äussere Erscheinung desselben bezeugt* dass diese eigentümliche Art nicht neu
aufgebracht, sondern bereit« zu vollkommener Sicherheit der Darstellung gelangt war, was durch
die mit leichter Gmvirung hergestellten Verzierungen ebenso bestätigt wird, als auch durch die
unverkennbaren Anzeichen der ersten Anwendung von Email.
Die Scheide zeigt einen Zug Bewaffneter zu Pferde und zu Fura, der nicht wohl als eine
pompa, als ein feierlicher Umzug zu betrachten ist, denn einer der Reiter hat einen hin-
gestreckten Feind unter seiner Lanze.
Oberhalb und unter dieser Darstellung halten in genau abgesonderten Feldern je zwei
Jünglinge ein achtopeicbiges Rad, welches sie zu drehen scheinen, und in «1er Spitze gegen
das Ende der Scheide zu ist ein Ringkampf dargestellt, in welchem ein Besiegter am Boden
liegend die nach seinem Gesicht gerichtete Faust des Siegers erfasst.
Diese Darstellungen sind mit Verzierungen umrahmt, welche durch Gitter, Zickzack und
eine Art einfachen Mäanders gebildet sind. Der Schluss der Scheide zeigt einen etwa« ab*
*) Cf. Lindeiiach tu i t, Altcrtiiuiiivr der Utidnifchen Vorzeit. ISd. IV, 32 und 32 b.
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310
L. Lindenschmit,
stehenden Erzbügel, der mit zwei Schlangenköpfen die Randleisten der Scheide fasst, die bis zu
ihrem Mundstück hinauf laufen, wo sich dieselbe mit vorspringender Ausbiegung dem sich ein-
wärts biegenden Schwertgrift* anschliesst.
Der letztere hatte als Abschluss einen Knopf, der von zwei kleinen Vogelküpfen gebildet wird.
Die Angen derselben, früher mit Ernail geschmückt, wie die Augen der Schlangenköpfe
am Bügel der Scheide und die vorspringenden vier Knöpfe, von welchen sich je zwei bei den
das Rad haltenden Jünglingen befinden, zeigen noch die weisse Unterlage, welche dieser Art
der Schmelzverzierung eigentümlich ist.
Das Auftreten des Emails aber knüpft sieh an gewisse ans dem südlichen Auslande stam-
mende Können von Waffen und SchmuckgenUhen des 4. und 5. Jahrhunderts vor unserer Zeit-
rechnung.
Was die Funde des westlichen Deutschlands betrifft, so ist es von Wichtigkeit, dass der
Dolch von Weisskircheti *) an dem Abschluss seiner Scheide nahezu dieselben Fonnen der
emaillirten Einlagen und der Gürtelkrappen desselben Grabhügels *), wie auch ein Kuppelring *)
dieselbe Unterlage des alten Emails zeigen. Dieses war, nach dem Zeugnis» einer wohlerhaltenen
Stelle an der Fibula eines Niersteiner Grabhügels von rother Farbe, die nur die weisse Masse
bedeckte, welche die Grundlage der emaillirten Felder bildet. Roth ist auch daa Email an den
Schwertern und Schilden aus der Themse und dem Withamflusa, die Franks in den horae ferales
von Kein hie abbildete und der letzten keltischen Periode zuweiften will.
Jedenfalls sind diese Roste des Altcrthnms besser erhalten, als die emaillirten Grabhügel-
funde Deutschlands, beide deuten aber unabweislich auf dieselbe Zeitperiode ihres Ursprungs
und der Verbreitung des Emails.
Das vorliegende Schwert bildet den ausgesprochensten Gegensatz zu den übrigen Waffen-
funden von Hallstadt, zu den grossen Schwertern mit ihrem Elfenbeingriff und ihren in der
Mitte an schwellenden Klingen, zu dem gleichbreiten Eisenschwert und dem mit Erzstreifen
umwickelten Kurzschwert, sowie zu den vielartigen Dolchen in Scheiden von Erz und Gold.
Wir haben hier bei dem unbestrittenen Alter seiner Verzierungen das eigentliche Vorbild aller
spateren Schwerter dessell»en Charakters und besonders jener von.la Time, au welchen bereits
die Zierde des unteren Scheidebügels verschwunden ist.
Wir waren seiner Zeit nicht im mindestens überrascht, als zu den vielen unzweifelhaft
etruskischen Bronzegefässen auch dieser Nachweis südlicher Herkunft eines wichtigen Bestand-
teils de» alten Gräberfeldes hinzutrat, und geben jetzt zur Veranschaulichung des Einflusses,
welcher dieser Form zukommt, auf beiliegender Tafel eine Ueberaicht der Entwickelung des
Eisenschwertes bis kurz vor und während dem Alles umwandelnden Einfluss der römischen
Kaiserzeit,
Werfen wir einen Blick auf die Fortschritte in der Kenntnis» unserer Vorzeit innerhalb der
letzten 50 Jahre, so muss es uns zu nicht geringer Freude gereichen, dass unsere Forschung, den
Abenteuerlichkeiten früherer Zeiten abhold, den sicheren Weg vergleichender Untersuchung
gewfihlt und eingehalten hat,
*) Altert hiimer der heidnischen Vorzeit, band II, lieft VII, 2, 3.
*) Ebendaselbst, Rand II, lieft IV, Tafel 2, Figur 7-
*) Ebendaselbst, Rand 11, Heft VIII, Tafel 3, Figur 3.
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Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt etc. 311
Wir sehen an dein Anfang und dem Ende vorgeschichtlicher Zeit zwei grosse Zeiträume,
in deren ersterem unser Volk unbeirrt bei dem Gebrauch ursprünglicher llülfsmittel beharrte,
in dem anderen von dem Einfluss seiner durch die Mittel der Natur und des Klimas begün-
stigten Nachbarn berührt, sich mit den Erzeugnissen ihrer Industrie überströmt fand. Erst nach
Ueberwindung dieser von fremder Seite (angebrachten Cultur konnte sich die innere Kraft der
Nation entfalten und ein neues Leben beginnen, welches zu den Zeiten des Mittelalters ganz
Westeuropa beherrschte. So viel wird jetzt allgemein zugestanden, dass die von Süden ein-
gebrachte fremde Culter nicht mit einem Male gleichmäßig wirksam »ein konnte.
Gewisse Strömungen zeigen sich, von welchen der Import seinen Ausgang genommen und
die Wege, die der Handel über den Hhein und die Donau bis in den Norden verfolgte, freilich
mit grosser Wagnis», wie die zahllosen Funde vergrabener Erxgerftthe (die sogenannten Deposit-
funde) bezeugen.
Das glänzende Licht, welches der entlegenen Vorzeit unseres Landcg durch die Annahme
einer selbstständigen, hoehvolleudeten Metalltechnik zugewendet wurde, erlosch vor der Thatsache
des plötzlichen Verscbwiudens derselben mit dem Schluss der Römerherrschaft, und zwar nicht
in Folge unglücklicher Kriege und des Schicksals der Eroberung, sondern glcichmässig in allen,
auch von den Confiictcn mit den Körnern unberührten Ländern, von Irland bis in das Ostseegebiet.
In der gesainmtcn Hinterlassenscliaft der germanischen Völker ist keine genügende Erklärung
geboten für den auffallenden und durchgehenden Wechsel des Styl» zu Zeiten der Völker-
wanderung, und den plötzlichen Uebergang von dem Gebrauch der gewählten Formen des Imports
zu der selbstständigen Entwickelung eines vollkommen wilden Geschmacks, der als Zeugnis» der
ersten Versuche kunstvoller Metallarbeit in der merovingischen Zeit zu betrachten ist. Naive
Barbarei hat sich niemals aus einem Uebcrmaaas der Cultur entwickelt, wenigstens nicht in der
Weise eines fruchtbringenden erneuten Schaflens zu einem vollkommen selbstständigen Auf-
schwünge.
Wir schicken dies voraus sowohl zur Bezeichnung unserer Ansichten über den Grad des
Einflusses der fremden CulturQberUcferungen, als im Besonderen zur Begründung dieses Einflusses
auch auf die Form der ältesten Eisenschwortcr.
Die Gestalt des zweischneidigen Eisenschwertes aus dom Hügelgrab vom Sternbcrge auf
der rauhen Alb ist keine vereinzelte, sie kehrt wieder in den vier schönen Schwertern von
Ilallstadt, deren Griffe von Bein mit Bernstein eingelegt und theilweiae mit Goldblech verziert
waren, ferner in den von Dr. Naue aus den Grabhügeln bei den Seen des bayerischen Ober-
landes erhobenen fünf Waffen, in den zwei der Landshuter Sammlung, in den je drei, welche
das Wiesbadener und Darmstüdter Museum besitzt, in den zwei zu Hannover befindlichen und
den drei Exemplaren von Mnnnheim und Mainz, überall von einem für eine Handwaffe unge-
wöhnlichen Gewicht und Lüngenmaassc. Erscheint ihre Form nach dem eingezogenen Griff-
bügel und der in ihrer Mitte zu grösserer Breite anschwollenden Klinge den älteren Erz-
schwertern verwandt, so sind doch ihr ganz besonders geformter Knauf, die Länge der Klinge,
die Art der Verzierung des Griffs durch Erz, Gold oder Bernstein, vor Allem ihre Scheide aus
Holz als Eigentümlichkeiten anzuerkennen, die sich vereinigt nur bei den ältesten zweischnei-
digen Eigenwaffen Deutschland» und des östlichen Frankreich naehweisen lassen. Wenn irgend
eine Form für einheimische Nachbildung des Erzschwertes gelten kann, so ist es diese Vor-
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312 L. Lindensclimit,
mischung l>arliarinclieii Geschmacks in der GrifTbildung mit der vergiijsserten Copie der in der
Mitte anschwellenden Klinge.
ln diesem Punkte unterscheiden sie sich auf das Bestimmteste von der zweiten Art des
Eisen sch wertes, welches mit einer sorgfältig in Erz ausgeführten Scheide versehen ist. Diese
passt nur für eine gleichbreite Klinge von so auffallender Lange, wie sie in den Berichten der
Hörner den Kriegern der nordischen Stiiinme in den Kämpfen um den Besitz Ober- Italiens
zugetheilt werden. Sie liegen in der Länge von 97 und 94 cm und Breite von 5 cm aus den
Museen von Stuttgart, Speyer und Sigmnringcn vor, und sind auf beiliegender Tafel unter Nr. 2
wiedergegeben.
Sehr bemerkenswerth zeigt die Scheide ausser dem horizontalen Abschluss oben, nächst dem
Griffe, einen eben solchen am unteren Ende. Hieraus ergiebt sich ein wesentlicher Unterschied
von allen übrigen vorgeschichtlichen Waffen und zeigt mit dem gallischen Schwerte in Beziehung
auf dessen ausschliessliche Brauchbarkeit für den Hieb die nächste Verwandtschaft.
Nicht ohne Bedenken haben wir diesen Waffen als den Nachfolgern der alterthümlichsten
Form diese Stelle gegeben, denn wer kann sieh von den so vereinzelten und zerstreuten Ueber-
resten aus den letzten Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung eine solche umfassende Kenntnis»
Zutrauen? Es war bestimmend für uns, dass die Vorliebe für grosse Waffen nicht plötzlich und
bei allen Stämmen zugleich verschwinden konnte mul es erschien cinigennaassen gerechtfertigt,
dieselben, wenn auch ihnen keine Zeitangabe zur Seite steht, hier der Länge ihrer Klinge nach
einzureihen. Bi» ein neuer Fund besseren Nachweis bringt, lassen wir sie an ihrer Stelle als
Nachfolger der älteren Form, statt sie mit derjenigen zu vereinigen, die eine weit auffallendere
Breite hat und einer Zeit angehört, welcher das Eisenblech zu Scheiden im Ueberfluss zn Ge*
bote stand.
Was die dritte Art der am häufigsten vorkom inenden Eisenschwerter betrifft, so deutet ihre
Gestaltung in all ihren Einzelheiten auf südliche Herkunft.
Wir lullten dies für vorzugsweise zu betonen, weil mit ihr der Fortschritt der Entwickelung
am erkennbarsten hervortriit.
Das etruskische Schwort, welches auf dein Ilallstadter Begräbnissplatz entdeckt wurde, ist
das Vorbild der in der Schweiz bei der Station la Tene, sowie aller gleichartigen und ähnlichen
seitdem in Deutschland und Frankreich aufgefun denen Waffen. Wir gaben auf Tafel X von
diesem merkwürdigen Schwerte eine Abbildung und glauben es dem Urtheil der Sachverständigen
ruhig überlassen zu können, oh dasselbe einen über alle Frage echten Charakter zeigt oder nur
als Copie einer etruskischen Waffe zu betrachten bleibt.
Es ist nur die Sorge, überall aufgenommenen Ansichten nicht zu widersprechen, welche
Undset vermochte, seine UclHrzeugnng von der Echtheit dieses Schwertes zurückzuhalten und
die Eigenthünilichkeiten desselben aus italischen Einflüssen zu erklären.
Wir haben hier eine jener den Nordländern so geläufigen Redensarten von gleichzeitigen
geschickten Nachbildungen, die zu Liebe einer imaginären heimischen Entwickelung es im
Ungewissen lassen wollen, ob wir hier ein Original oder eine gleichzeitige Copie einer Industrie
vor uns haben, die ohne Kenntnis» der antiken Keramik, Plastik und Architektur doch wenigsten»
in diesem Fache die Fähigkeit gewinnt, mit dem südlichen Kunstgewerbe gleichen Schritt zu
halten.
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Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt etc. 313
Die Form dieser nach dem Funde bei la Tene benannten Schwerter ist die zahlreichste
der Eisenwaffen, die sich in Deutschland vom Rhein bis nach Thüringen and Rohmen und
nordostwürts bis nach Marienwerder finden. Sie trennen sich in solche, deren Scheide nur auf
einer Seite mit Erz beschlagen ist und solche, die eine ganz eiserne Scheide besitzen.
Die letzteren, welche als die zeitlich späteste Erscheinung dieser Waffen zu betrachten sind,
können deshalb nicht als Muster und Typen derselben gelten, da die vollendete Geschicklichkeit
ihrer Ausführung, zumal der in der Schweiz gefundenen, sowie ihre praktische Lange sie auf
das Bestimmteste von der übertriebenen Grösse und Art der alten Eiseuschwerter unterscheidet.
Da es nicht gebräuchlich ist, Erscheinungen von Jahrhunderte langer Dauer nach ihrer
spätesten Entwickelung zu benennen, so erscheint die Bezeichnung der Schwerter mit dem Worte
la Tene, welches von dem Schweden Hildebrand zuerst gebraucht wurde, unrichtig und
geschmacklos. Um vieles zutreffender bleibt die von den Römern überlieferte Benennung der
Hiebwaffe mit dem Namen epatha1), der auf die eigentliche Bezeichnung dieser Waffe hinweist.
Welche von beiden aus den Gräbern von llallstadt vorliegenden Formen zuletzt die herr-
schende wurde, kann nicht zweifelhaft sein, da das etruskische Schwert von maassvoller Länge
bei den Grabhügelfunden des Rheingebietes wie jenen der Marne bis in die Zeit des Eindringens
römischer Herrschaft vollkommen vorwaltet.
Von den übergrossen Eisensch wertem, welche die Schriftsteller den gallischen Eroberen»
von Nord -Italien zutheilen, ist noch keines in jenem Lande gefunden. Die wenigen in den
Gräbern von Marzabotto entdeckten Waffen haben übereinstimmende Dinge mit den zahlreichen
des Mamegebietes. Die grösseren Klingen scheinen eine Eigenthömlichkeit der nordischen
Stämme geblieben und erst nach und nach verschwunden zu sein.
Später, im 3. Jahrhundert (n. Chr.), einer Zeit, aus welcher die Funde von Ny dam und
Taschberg vorliegen, batten sich die Verhältnisse längst schon so weit geändert, dass die Waffen
in Staatsfabriken nach dem herrschenden Gebrauche gefertigt wurden und die spathae der
Auxiliären nicht mehr dem Geschmacke derselben überlassen blieben, sondern wie alle übrigen
römischen Schwerter den horizontalen Abschluss des Griffes erhielten.
Wenn es nicht an der Art der Wallen, sondern an ihrer Führung lag, dass Gallien unter
dem römischen Gladius gebeugt wurde, und die nordischen Stämme Deutschlands ihre Unab-
hängigkeit behaupten konnten, so vermögen wir uns nicht darüber zu ereifern, ob die ältesten
Eisenschwerter auf einheimische oder italische Anregung ihre Gestaltung erhielten.
Der Fund des etruskischen Schwertes auf dem Gräberfeld« von llallstadt giebt uns, wenn
auch keine bestimmte chronologische Notiz, jedoch einen verbürgten Fingerzeig ülrer den
Ursprung jener Waffenform zu einer Zeit, die noch ziemlich weit von dem Conflicte mit den
Römern ablicgt.
Er gewährt uns zugleich einen Einblick in die Zeitfolge der Entwickelung der spalha, wie
sie auf beiliegender Tafel X dargestellt ist.
Wir sehen hier die verschiedenen Gruppen der Eisenschwerter in bezeichnender Weise
nach ihren Scheiden von Holz, Erz und Eisen geordnet, von welchen die mit Ilolzschcideii, als
*) Et »i auxilmribus reaisterent, gltuliU ac pilis lcgionariorum, »i huc vertsrent, Kpathi* »*t liasti» auxiliariuui
aterni'bantur. Taclt. annnl. XII, 35.
Archiv Ar AnCiropolutfi«. Bi. XIX. _|(j
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314 L. Lindenschinit,
die älteste Art derselben, mit ihren eigonthümliehen Griffbildungon sich von allen späteren
Krscheinungen ablöscn.
Von diesen ist Nr. 1 dem Grabhügel 4 bei dem Dorfe Aidling entnommen *). Xr. 2 ist
das merkwürdige Schwert von Hallstadt •) und Nr. 3 da» nicht minder gewichtige vom Slem-
herg *).
Hei diesen Schwertern fand sieh keine Spur von Metallscheiden, sondern nur Heste von
Holzscheiden, die theils mit feinem Wollenzeug umwickelt, theils mit einem Reste eines dünnen
Hronzestreifens umwunden waren.
Die folgenden drei Eisenscbwerter haben vollständige Erwcheiden, welche ihre Vorder- und
Rückseite bedecken. Xr. 4 ist gefunden bei Ulm und jetzt im Museum von Stuttgart bewahrt,
während Nr. 5 bei Ludwigshöhe aus dein Rhein gehoben, jetzt im Museum von Speyer aufbe-
halten ist und Nr. 6 in Wäringenstadt bei Sigmaringen gefundeu, der Sammlung Sr. KönigL
Hoheit des Fürsten angchörb
Die nächsten auf dieser Tafel abgebildeten Schwerter haben uur Scheiden, deren Vorderseite
aus Erz gebildet ist, das auf der Rückseite nur etwa ein Drittheil der Klinge von der Spitze
gegen den Griff zu hinanfreichb Nr. 7 ist das etruskische Eisenschwert aus einem Grabe zu
Hallstadt, das schon oben die nähere Beschreibung fand; Nr. 8 ein Kurzschwert aus den
Grnbfeldcrn an der Marne, mitgetheilt von dem Musee de Sb Germain; Nr. 9 ein Dolch
aus dem Grabhügel bei Weisskirchen an der Saar; Nr. 10 ein Schwert aus dem sogenannten
Kuchshügel bei Ottweiler, unweit Weisskirchen, Mus. von Trier; Nr. 11 ein ebensolches aus
einem Grabhügel bei Langenlonsheim, aufbewahrt im Museum zu Bonn, und Nr. 12 eines ans
den Grabhügeln des Marnegebictes 4J.
Alle diese Schwerter zeigen eine massige Länge, welche auch mit denjenigen übereinBtimmt,
die vollständige Eisenscheiden haben, obwohl unter denselben »ich hier und da einige finden,
welche die durchschnittliche Grösse bedeutend überschreiten. Wir können dies nur als eine
lange Zeit haftende Erinnerung an die älteste Gestaltung des Schwertes im Rheinlande betrachten,
und halten die bei weitem überwiegende Mehrzahl, welche der abgebildeten Form entspricht,
für die eigentliche Repräsentantin der Classe.
Nr. 13 ist ein Schwert aus den berühmten Waffen von la Time, welche jetzt in dem
Museum von Zürich aufbewahrt werden.
Nr. 14 ist eines der bei Alesia gefundenen, zum Theit zusammengebundenen Schwerter, von
denen jedoch fünf schon den geraden Bügel der Scheide haben. Aua dem Museo de Sb Germain.
Nr. 15 ist ein zusammengebogenes Schwert des Berliner Museums, welches einen horizontalen
Bügel und einen stachelförmigen Fortsatz des unteren Scheidebeschlägs zeigt, der an die phan-
tastisch gestalteten Ansätze an den Scheiden merovingischer Schwerter erinnert.
Nr. 16 giebt ein Schwert aus einem Grabe bei Weisenau unweit Mainz, dessen in einer
Eisenscheide geborgene Klinge die ungewöhnliche Länge der ältesten Schwerter hat.
*) An» der Schrift von Dr. J. Naue: Die Hügel-Gräber zwischen Ammer- und Staffel«:«, Tafel 14, Fig. 4.
*) Da« Gräberfeld von Haltstadt, von Dr, Kduard v. Sacken, Tafel 4, Fig. 5. 1
*1 Jetzt in dem Museum von Stuttgart, mitgetheilt durch Herrn Dr. Ludwig Mayer, Director der dortigen
antiquarischen Sammlungen.
4) Double sepuhure gauloise de la Gorge-Meillet par Kd, Fourdrlnguier.
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Das etruskische Schwert aus den Gräbern von Hallstadt etc. 31 j
LT eberschauen wir die Reihe dieser Formen, so sehen wir, dass zwei vorherrschende Gestal-
tungen unter denselben vertreten sind. Die eine ist mehr aus alten Ueberltefcrnngcn licrvor-
gcgangen, Gruppe I; die andere in Gruppe III dargestcllte ist zum Theil etruskischer Herkunft,
Nr. 7, 8, 9. Beide sind in den Funden von Ilallstadt reprüsontirt, die orsteren in llolzscheiden,
die anderen in Sietallscheiden, welche wir mit einer Vorderseite aus Erz und eiserner Rückseite
hergestellt sehen. Die spätere Form dieser Schwerter zeigt ganz eiserne Scheiden.
Mil dem Niedergange der Uömerherrsehaft verschwand für die lange Zeit des Mittelalters
dieser von dem Süden her eingeführte Brauch und die mit Leinwand und Leder überzogenen
llolzscheiden dienten znr Bewahrung dieser wichtigen Waffe.
Wir können nur bedauern, dass das vor langer Zeit nnfgcfundcne etruskische Schwert von
Hallstadt so wenig Berücksichtigung fand bei den nordischen Collcgen.
Es dient jedoch vortrefflich dazu, ihre Eintheilungen, bei welchen sie den ältesten Erschei-
nungen bestimmte Namen geben, die den spützeitliehcn Formen entnommen sind, in ihrem
wahren Werthe zu zeigen.
4U*
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Taf.XI.
1 . Schleswig .
/ Uadersleben
1 Aprvmdr
3 Sonderburg
4 Tatuifm
5 HuSUOt
6 flmaburg
7 F.uirrxtcdi
8 Schleswig
9 Eckern forde
n. Holstein
fO .V Dithmarschen
fl S Dithmarschen
S Rendsburg
13 Steinburg
/♦ Pinneberg
13 . <ltona
Kl Segeberg
77 Kiel
U Plan
!9 Oldenburg
tO Stormam
tf Ltuienburg
III. Ilansestadlp etc .
ff Fürst: Lübeck
93 Lübeck
?4 Hamburg
93 Bergedorf
96 Bremen
IV. Stade.
t7 Achim
98 Verden
99 Rotenburg
30 Xerm
3t llhtmenlhal
3t Osterhol x
33 Bremervörde
34 Gealenuuule
33 Lehe
36 Hadeln
37 . 4 Auhaus
38 Kehihngrn
39 Jork
30 Stade
V. Meklenbury. /?
♦/ Schönberg j (
tf Grerismiüilrn, fyz)
43 Wismar
44 Doberan
43 Rostock
S6 Ribnitx
47 Ousti'ow
* 8 Malchin
49 Waren.
50 Neubnuulrnbiu'g
3t . % eustn hl x
.59 Parchim
S3 Schwerin
.74 Ludwigslust
SS H eigenem
Karte der Grossen und Übergrossen,
Übergrosse
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hellgrün
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Minderniässkje und Kleine . Millelgrosse.
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4 '■ 30’.
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dunkelroOi 2.1'.
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XII.
Die Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg.
Von
Oberetabsant M e 1 s n e r.
Mit einer Tabelle und zwei Karten auf Tafel XI.
Quellen:
Auaser den auf Seite 235 de» XIV. Bandea und auf Seite 101 de» XVIII. Bande» angegebenen Quellen
»ind benutzt:
Gleinitz, Der Boden Mecklenburgs.
Beiträge zur Statistik Mecklenburgs, X. Band.
Boll, Mecklenburg» deutsche ('olonisation.
Lisch, Ueber die Heimath der Colonietcn Mecklenburg». (Jahrbücher de» Verein» für Mecklen-
burgische Geschichte, 13. Jahrgang.!
II. Ernst, Die Colonisation Mecklenburgs im XII. und XIII. Jahrhundert. (Beiträge zur Geschichte
Mecklenburg», 2. Band.)
IL Ernst, Die Colonisation von Ostdcmtachland. (Progr. Nr. 465, 1888.)
Vorarbeiten und Untersuchungsplan.
Wie früher l) für die Provinz Schleswig-Holstein, die liansestiidtc und den Ilogiorungsbczirk
Stade ist mit Genehmigung des Königlich Preussischen Kricgsministeriums eine Zusammenstellung
der verschiedenen Grössengruppen der Bewohner Mecklenburgs nach dem von Kanke gegebenen
Vorgänge auH den VorstellungNli steil der 34. (Grossherzoglich - Mecklenburgischen) Infanterie-
Brigade für die einzelnen Aushohungslwzirke dieser Brigade gemacht worden. Diese Bezirke,
welche an Umfang und Einwohnerzahl ungefähr den Kreisen in den preußischen Provinzen
Schleswig-Holstein und Hannover entsprechen, sind auch für andere statistische Erhebungen, so
für Stadt- und Landbevölkerung, Sterblichkeit, Farbe der Haut, Augen und Haare der Schul-
kinder, benutzt worden und gestatten somit die Vergleichung auf diesen Gebieten. Eine Ver-
t heil ui ig der einzelnen Grössengruppen auf die einzelnen Kirchspiele, wie sie für Schleswig-
>) Bd. XIV. u. XV I1L
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318
Meisner,
Holstein ausgefÜhrt wunle, war für Mecklenburg nicht ausführbar, für welches überhaupt das
Qnellenraaterial in dem Umfange, wie es für Schleswig - Holstein der Fall war, nicht zur Ver-
fügung stand.
Wenn auch hierbei, wie für die vorangegangenen Studien, noch Vieles, so besonders auch
umfangreichere Körpermessungen , fehlt, um endgültige Schlüsse zu ziehen, so glaubte sich Ver-
fasser nicht auf die blosse Thätigkeit der Feststellung nackter Thatsachen zu beschränken, son-
dern auch auf Grund seiner unmittelbaren Anschauung von band und Leuten in einem zeit-
lichen und räumlichen Umfange, wie schwerlich einer anderen Berufsart gewährt sein dürfte,
seinen Gedanken in Bezug auf die Klärung der gefundenen Thatsachen nach bestem Können
Ausdmck zu geben.
Geologische und ethnologische Vorbemerkungen.
Mecklenburg stellt in geologischer Hinsicht im Wesentlichen die Fortsetzung des östlichen
Höhen zuges dar, welcher dem östlichen Theilc von Schleswig und Holstein die eigenartige grosse
Fruchtbarkeit und landschaftliche Anmuth gegeben hat.
Indem die Ostseeküste an der Mündung der Trave ihre vorwiegend meridionale Richtung
in eine dem Breitengrade nach Osten folgende verändert und die Elbe sich mehr und mehr
südwärts wendet, ist diesem Höhenzuge hier ein viel grösserer Raum zur Entwickelung gewährt.
Er erreicht hier die ansehnliche Breite von 15 Meilen und steigt im ganzen südlichen Theile
des Landes zu einer mehr zusammenhängenden Höhenschichte von über 100 m mit Erhebungen
bis 170 m und darüber an.
Iin Allgemeinen stellt er aber auch in Mecklenburg ein durchschnittenes Gelände dar mit
einzelnen oder zu Ketten verbundenen Hügeln, die durch vielfach gewundene Thäler oder breite
kesselartige Vertiefungen von einander getrennt sind, in denen die Flüsse ihren Lauf nehmen,
oder sich zu mächtigen, fischreichen Landseen von einem sonst in Deutschland nicht erreichten
Umfange ausbreiten, so dass z. B. der Müritzsec bei Waren in Deutschland an Grösse nur von
dem Bodensee übertrofTen wird. Aber auch tiefere Schluchten durchziehen das Gelände, in
denen die dem Geschiebelelmi entstammenden Steinblöcke wild durch einander liegen und Bilder
schaffen, die an den Harz und an Thüringen erinnern. Indessen der bei Weitem grösste Theil
dieses Geländes stellt zwischen den Erhebungen und Senkungen des Bodens weite ebene Hoch-
flächen aus Geschiebemergel dar, die meistens zu fruchtbaren Aeckern bestellt sind, während die
Niederungen um die Flussläufe und Wasserbecken ergiebiges Wiesenland bilden. Die Küste
endlich fallt theilweise mit steilen Abbruchufern, welche von einem Kranze erratischer Blöcke
umsäumt sind, in das Meer oder bildet, wo die l'ferlandsckaft flach ist, Dünen, welche die
Mündung der grösseren Flüsse abgrenzen und zum Theil. die haffartige Verbreiterung derselben
bewirken.
Unterbrochen ist dieses Gelände an einzelnen Stellen durch mehr oder weniger ausgedehnte
Ilaidestrecken.
Die grösseste, in den Aushebungsbezirken Ludwigslust, Hagenow und zum Theil auch
Parchim, also im Südwesten des Landes gelegen, bietet neben den sumpfigen, flachen Niederungen,
welche die Wasserläule begleiten, und den mühsam bebauten Kornfeldern, vorwiegend nur
llaidekrautstrccken Und trockene Kieferwaldungen.
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319
Dio Körporgrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg.
Das zweite Haidegebiet, das im Süden des Bezirkes Güstrow gelegen ist und gewisser-
maassen nur einen abgesprengten Theil des ersten darstellt, zeichnet sich durch Seen- und Wald-
reichthum aus.
Das dritte endlich zieht von der Mündung in nordöstlicher Richtung im Bezirk liibnitz
längs der Küste hin, an welcher der vorherrschende Nordwestwind allinalig seinen reichen Wald-
bestand lichtet.
Aber auch dieso Haiden sind nicht so unergiebig wie in Schleswig und Holstein; denn sie
zeichnen sich ausser durch ihren Rcichthum an Wald auch durch einen solchen an lieh- und
Dam- und selbst Edelwild aus.
Es sei hierbei erwähnt, dass durch diese Bodenbeschaffenheit auch Verhältnisse gegeben
sind, welche einen sehr grossen Theil der Bevölkerung Mecklenburgs der Land- und Forstwirt-
schaft zu weisen, von der man annimmt, dass sie auch einen das Körperwachsthum (ordernden
Einfluss ausübt.
ln den einzelnen Bezirken von Mecklenburg -Schwerin gehören von 1000 Einwohnern dem
Berufe de» Land- und Forstwirtes an in :
Schwerin 408
llagenow 631
Ludwigslust 582
Parchira 545
Wismar 480
Grevesmühlen 644
Doberan 612
Rostock 286
Ribnitz 542
Güstrow 579
Malchin 567
Waren 622
im Durchschnitt . . • 529
Diesen gegenüber stehen im Deutschen Reiche nur 425 pro Mille, während allerdings die
preussischen Provinzen Preussen, Posen und Pommern und Oberbayern zum Theil sogar erheb
lieh mehr bis 650 pro Mille aufweisen. In Mecklenburg-Stnelitz, welches der grösseren Städte
entbehrt, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Verhältnis» noch wesentlich günstiger
gestalten, als in Mecklenburg-Schwerin, und zum mindesten die Zahlen der am Besten gestellten
Bezirke diese« Landes erreichen.
Bemerkenswert ist ferner, dass von dem Küstengebiet der Bezirk Wismar die meisten
nämlich 151/, pro Mille, Fischerei treibende Einwohner gegen 41/* pro Mille in ganz Mecklen-
burg-Schwerin besitzt.
Hand in Hand mit diesen einer möglichst vollkommenen Körperen twiekelung auch in Bezug
auf das Grössen Wachstum günstigen Fruchtbarkeit» - und Berufsvcrhältnissen gehen die Er-
nährung und die sonstigen Lehensbedingungen der Einwohner Mecklenburgs, die in den Sterb-
lichkeitszahlen dieser Länder zum Ausdruck kommen.
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320
Meisner,
In einer 64 jährigen Beobachtungsleit, von 1818 bis 1881, starb hier von allen Lebenden
im jährlichen Durchschnitt ungefähr der 4Gste. Danach würde Bich die Sterblichkeit etwa ebenso
wie in Schleswig- Holstein -Lauen bürg, besser wie in Oldenburg und sehr viel besser als im
Königreich Preussen stellen. Dagegen ist die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre,
ausschliesslich der Todt geborenen, in Mecklenburg mit 168 pro Mille, erheblich grösser ul* in
Schleswig-Holstein und Oldenburg mit 134 pro Mille, und zwar ist sie in den Bezirken, deren
Hauptbestandteil eine grössere Stadt bildet, wie Rostock, Wismar, Schwerin, oder deren Boden
geringere Fruchtbarkeit zeigt, wie Ludwigslust, am grössesten, wahrend die fruchtbareren Be-
zirke, wie Grevesmülilen , Doberan, Kibnitz, durch die geringste Kindersterblichkeit aus-
gezeichnet sind.
In ethnologischer Beziehung zeigt Mecklenburg ein wesentlich anderes Verhalten, als sein
Nachbarland Schleswig - 1 lolsteiu ,
zunächst in
Bezug auf
das Vorkommen der Blonden und
Iiraimcn :
Von 100 Schulkindern
Auf 100
waren
Blauäugige
Blondhaarige
llellüugige
blond
kommen
Grauäugige
Braunäugige
Braunhaarige
ln Schleswig- Holstein ....
. . 43
7
33
23
40
„ Mecklenburg
. . 43
10
42
30
37
Blonde sind somit ebenso häufig wie in Schleswig-Holstein; häufiger aber sind die Braunen,
Braunäugigen und Braunhaarigen, seltener die Grauäugigen.
Die Blonden sind am häufigsten in Grevesmfthlen, llibnitz, Schönberg, Doberan und Parchim,
am seltensten in Ludwigslust, Waren und Schwerin; die Braunen am häufigsten dort, wo die
Blonden am seltensten waren, und ausserdem in Neustrelitz, Neubrandenburg und Wismar, am
seltensten in Grevesmülilen, Schönberg und Doberan.
Im Uebrigen verhält sich Mecklenburg ähnlich wie Holstein, indem es die Fortsetzung des
■ norddeutschen Gebietes darstellt, auf welches sich die vorzugsweise vom Niederrhein und Friesland
und von Westphalen aus nach Osten gerichtete Colonisationsbewegung vom 12. Jahrhundert an
erstreckt hat* Indessen, wenn es sich in Holstein und Lauenburg aller Wahrscheinlichkeit nach um
eine Regennanisirung dos von slavischen Stämmen besetzten Landes gehandelt hat, so wird man
wenigstens von dein östlichen Theilc Mecklenburgs, der auch heute noch der wendische Kreis
heisst, annehmen können, dass 09 sich hier um die Niederwerfung einer sesshafteren und filteren
slavischen Bevölkerung gehandelt hat. Denn hier finden wir nicht bloss die slavischen Orts-,
sondern auch die slavischen Familiennamen in ausgedehnterer Verbreitung, hier in der That
noch typische Reste einer slavischen Bewohnerschaft, hier in alten Sagen und Gebräuchen An-
klänge nicht an den deutschen Wodan, sondern an den slavischen Radagast, dessen Ilciligthnm
— die Rhctra — hier zu suchen und wohl auch zu finden ist l), hier ein viel langsameres Fort-
schreiteu der Colonisationsarbeit, als wie in Wagrien und Polabien, d. h. im östlichen Holstein
und Lauenburg *).
*) Neuerdings wunle eine klein«* Insel im Tolleni****** hei Wustrow dafür gehalten.
*) Sk» fand ihren Abschluß erst nach 12M> durch Gründung der Städte Grabow , Neubrandenburg uud
Friedland, durch Besiedelung der Tehlau uud durch die Anlegung der llägerxtörfor.
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Die Kürpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg. 321
Diese Colonwation nahm ihren Anfang 1160 mit der Besiegung Niklot’s durch Heinrich den
Löwen, welcher Parchim, Malchow im Bezirk Waren, Schwerin und Ihlow östlich und das alte
Mecklenburg südlich von Wismar an seine Hnuptleute gab, die diese Bezirke wohl vorzugsweise
mit Leuten aus ihrer Heimath, aus der Gegend von Braunschweig , Hildesheim und Hagen in
W estphalen besetzten; nur die Burg Mecklenburg erhielt eine flam ländische Besatzung, die indes»
dem bald nachher erfolgten Angriffe der Slaven in schrecklichem Blutbade erlag. Heinrich
drängte zwar in der Folge die Slaven bis nach Vorpommern zurück, trat aber dann, als ihn
innere Wirren in die Heimath riefen, das ganze Land mit Ausnahme von Schwerin an Pribislaw,
den Sohn Niklot’s, ab, der viele des Ackerbaues und der Anlegung von Wohnstätten kundigere
Niedereachsen zu den eingeborenen Slaven herbeizog und Burgen, Städte und Klöster, so •
Doberan 1171, durch sie gründete. Ausser diesen deutschen Elementen kamen aber auch zu
jener Zeit von Seeland CisterzienBcnnönche und Laienbrüder über die Ostsee und Hessen sich
im Osten nieder in Kibnitz, wo ein Dänendorf und eine Dänschenburg noch von ihnen kündet,
und in Malchin, wo das Kloster Dargun westlich von Demmin von ihnen angelegt wurde. Das
Kloster Broda in der Nähe von Neubrandenburg gründeten dagegen Pramonstratcnser, die dem
Bisthum llavelberg angehörten.
Unter deutscher Oberhoheit blieb nur das Land im Süden und zu beiden Seiten des
Schweriner Sees. Hier vollzog sich besonders auch mit Hülfe der geistlichen Herren die Be-
setzung de« Landes mit Weatphalen so schnell und so vollständig, dass sehr bald fast alle »lavi-
sehen Dörfer verschwanden. Ausserdem aber hatte sich auch eine einigennaasseu geschlossene
deutsche Bevölkerung in den sogenannten schwarzen Dörfern erhalten, die sich 14 oder 15 an
der Zahl von Doberan bis an die obere Warnow hinziehen. Diese der ältesten Einwanderung
angehörigen Colonnen zeichnen sich noch heute durch eine eigentümliche Tracht und durch
eine gewisse Abgeschlossenheit in Bezug auf ihre Heiraten aus.
Rein slavisch blieb damals um 1230 noch der ganze südöstliche Theil von Mecklenburg
— NcustreUtz, Ncubrandenburg mul der grösste Theil von Malchin, Güstrow und Waren —
wo unter den slavischen Circipanern und Luitizen das Heiligthum — die Rhctra — blühte.
Ausserdem aber sassen noch geschlossene slavische Reste vorwiegend in den Gegenden, in
denen den Deutschen wegen der Magerkeit des Bodens der Anbau nicht lohnend genug erschien,
so um Malchow* und Röbel im Bezirk Waren und besonders in den Ländern Jabel und Weningen,
d. i. dem Bezirke Ludwigslust mul einem Theile von Hagenow, wo nach Reuter der Herrgott
bei Erschaffung der Welt seine Streusandbüchse ausgestreut hat, und in den jetzt zu Hannover
gehörenden rechts- und Linkselbischcn Thcilon der Aemter Dannenberg und Lüchow, deren
Bewohner am Ende des 18. Jahrhunderts noch wendisch sprachen. Im Gegensatz zu den
schwarzen Bauern bei Doberan heissen heute noch die Anbauer im alten Jabel die grauen
Bauern und um Röbel und Malchow finden »ich noch häufig die slavischen Namen der Gamm,
Pritzbuer, Dargatze, Steusloff u. a.
Ausserdem hielten sich Slaven noch ziemlich lange auf der Insel Pöel vor Wismar.
Indes» auch der fruchtbare Südosten von Mecklenburg wurde nach erneuten Niederlagen
der Slaven durch den Bischof von Schwerin lind den Fürsten von Rostock mehr und inehr von
Deutschen besetzt, die grössten theils der Heimath der alten Besiedler Mecklenburgs entstammen,
tbcilweise aber auch von Süden, aus der Mark Brandenburg, vom Bisthum Havelberg herbei-
Archiv für Anthropologie. IM. XIX.
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322 Meisner»
zogen, und so unter Anderem wohl auch wieder flamlündische Elemente in jene Gegenden
gebracht haben.
Noch »pater sogen sowohl die grösseren Städte wie auch die grossen Guter fremdartig©
Elemente aller Art in das Land. Wie besonders die Hafenstädte Rostock und Wismar ihre
Thore dem Zugang einer bunt gemischten hamlel- und schifffahrttreibenden Bevölkerung öffneten,
so erschienen auf den grossen Gütern die sogenannten Hofgänger als Vertreter fast jeglichen
Standes und jeglicher Herkunft. Vorwiegend aber waren es dort die Juden und hier die Polen,
welche sich zu den früheren An bauern des Lande* gesellten; auch Holländer und Dänen sind
den ersten Ansiedlern aus ihren Ländern gefolgt, diese vorwiegend au die Küste, wo sie Schiff-
♦ fahrt treiben, jene auf da* I*aml, wo sie als Viehzüchter und Meier thätig sind.
Die Hauptmasse der Mecklenburger stammt aber auch heute noch aus Westphalen und
Niedersachsen. Die Bauernhäuser mit Giebel und Scheuerdielc ohne Schornstein, der Pflug mit
Ochsen im viereckigen Doppeljoche, die lange, schmale, dünne Sense, das Sielengeschirr der
Pferde, die Gleichartigkeit der plattdeutschen Mundart, die Dorfnamen mit der Endung auf
hagen — alles dieses sind Erinnerungen an die Einwanderung dieser Ansiedler. Der Name
Wcstphal ebenso wie der Name Sass ist »ehr verbreitet; unter den rund 5500 Wehrpflichtigen
führten ihn je 20 Familien. Dem entsprechend sind auch die meisten Familiennamen nieder-
deutschen Ursprungs.
Demnächst sind die wendischen Namen am häufigsten, die etwa 9 Proc, von allen aus-
machten; der Name Wendt fand sieh als Familienname elfmal. Man muss indes* unter den
wendischen Namen solche unterscheiden, die sich gewissermanssen den ältesten Formen an-
schlicsscn, wie Bcgahl, Jalass, Jastram, Vcnzicr, Sabahn, Passehl, Laodan, Porthun u. su, und
solche, die auf die Endung — ow ausklingen, wie Pamlekow, Levetxow, Siggelkow u. a.; letztere
findet man ziemlich gleichmässig filier das ganze Land, seihst bis in das Schön bergsche hinein,
erstere drangen »ich an den Wohnsitzen der ältesten wendischen Einwohner, »in I^ande Jabel
und im Lande Turne, d. i. Ludwigslust und der südwestliche Theil von Waren, zusammen. Nur
vereinzelt finden sich die Namen Dahn, Dehn = Däne, Flemming ~ Vläminger, Frank und
Holst =■ Holsteiner. Indes» gelang der Nachweis von Familiennamen inseldänischen oder hollän-
dischen Ursprunges nicht, cs sei denn, dass Plog und Lau auf ersteron hindeuten. Auch süd-
deutsche Elemente sind sicherlich durch die Errichtung von Städten und Klöstern in das Land
gekommen, so durch die Prämonstratenser, welche das Kloster Broda bei Ncubraudenburg
errichteten, und später noch durch die Hansa und durch den 30jährigen Krieg.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung führen aber schliesslich zu der Annahme,
dass auch noch eine Einwanderung anderer Art, als die oben geschilderte, »tattgefunden haben
muss, weil diese das Vorkommen der zahlreichen grossen und übergrossen Menschen in Mecklen-
burg nicht zu erklären vermag. Als Vertreter dieser Grössen gruppen werden auch liier wieder
die Friesen gesucht werden müssen, von denen es an sich schon nicht wahrscheinlich ist, dass
sic auf ihrem Ansiedlungszuge gen Osten im östlichen Holstein plötzlich Halt gemacht haben
werden. Und in der That, den Namen Freese trugen unter 5500 Wehrpflichtigen Mecklenburgs
18 Familien, und Namen, wie sie im Eiderstedtischen Vorkommen, als Jensen, Peters, Harms,
Jöns, Eggers, u. a., waren nicht weniger als 250 unter den 5500 zu finden.
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Die Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg.
323
Die Kleinen und die Grossen in Mecklenburg.
Im ganzen Lande finden »ich unter 100 Wehrpflichtigen 13 Kleine unter 162 cm, 48 Mittel-
grosse von 162 bi» 169 cm und 39 Grosse über 169 cm Leibeslänge. Von ersteren sind 2
Mindormässige unter 156 cm, von letzteren 14 UebergrOMe über 174 cm Leibeslänge. Diese er-
reichen als äusscrstc Grenze in einem Falle 190 cm, über jene konnte eine solche nicht
ermittelt werden.
Der Index, d. h. die am häufigsten vorkommende Leibesläuge der Mecklenburger beträgt
167, die Durchschnittsgrössc 168 cm. Eine Vergleichung mit seinen westlichen Nachbarländern
ergiebt Folgendes:
Mindar-
IUÄB*jß
Klein
Mittelgron»
Gros*
UeWrgro**
Darchichnitt»-
grosse
Index
Schleswig
.... 1!)
128
479
393
136 pr. M.
163 cm
167 cm
Holstein
.... 19
129
493
377
127 jf
169 „
168 „
Stade
.... 47
167
479
356
07 „
164 „
165 „
Mecklenburg. . . .
.... 20
127
479
394
135 „
168 „
167 „
Nur wenig macht »ich der städtische Einfluss in Mecklenburg auf die Vertheiltmg der
Grossen und der Kleinen geltend. Denn von den drei Bezirken, deren Mittelpunkt eine grössere
Stadt bildet, hat nur Schwerin eine grössere Anzahl Kleiner und Wismar eine grössere Anzahl
Mindermässiger aufzuweisen, während Rostock eine grössere Anzahl Mittelgrosser »teilte. Frei-
lich fehlt hier bei Einwohnerzahlen von 31000, 15000, 40 0U0 Köpfen der eigentliche die Zahl
der Kleinen und Mindermässigen sonst steigernde Einfluss der Grossstädte.
In Wismar fallt, ausserdem die vcrhältnissmässig hohe Zahl der Seefischerei treibenden Be-
völkerung mit dem häufigeren Vorkommen der .Mindermässigen zusammen. Dasselbe gilt viel-
leicht auch von Ribnitz, in dessen Bezirke sich viele Seefahrer stellten.
Die grössere Fruchtbarkeit deckt sich mit der grösseren Häufigkeit der Grossen und der
Uebergrossen in Schönberg, Grevesinühlen, Wismar, Doberan, Parehim und Neubrandenburg,
die geringere mit der grösseren Häufigkeit der Kleinen und der Mindermässigen in Ilagenow,
Ludwigslust, zum Theil auch wohl Schwerin, Ribnitz, Güstrow, in deren Bezirken mehr oder
weniger grosse Haidestrecken eingestreut sind.
Die grössere Kindersterblichkeit fallt in Bezug auf die Unfruchtbarkeit de» Kinde* nur in
Ludwigslust, in Bezug auf den städtischen Einfluss nur in Wismar und besonder* in Schwerin
mit dein häufigeren Vorkommen der Kleinen und der Mindermässigen zusammen.
Sehr viel anders stellt eich die Sache schon bei einer Vergleichung der verschiedenen
Grössengruppen mit dem Vorkommen der Blonden und der Braunen in Mecklenburg.
In überraschender Weise filllt hier da» Auftreten der Blonden mit demjenigen der Grossen
und der Uebergrossen in Sohönberg, Grevcsmühlen, Doberan zusammen, in deren Bezirken sich
die Procentzahlen nach beiden Richtungen hin weit über den Durchschnitt de» ganzen Landes
erheben und ebenso die übrigen Gruppen der Kleinen und Mindermässigen, wie die der Braunen
weit unter dem Durchschnitt Zurückbleiben. Die einzige Ausnahme von der Regel macht der
Bezirk Ribnitz, wo die Blonden mit den Kleinen und Mindermässigen zusammen häufiger auf-
treten.
41*
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324
Meisner,
Die Braunen zeigen sich in Gemeinschaft mit den Kleinen und zum Theil auch Minder-
massigen in Schwerin, Ludwigslust, Neustrelitz, sowie auch vorwiegend in der Gestalt der Braun-
haarigen in liagenow. Ausnahmen sind Waren, wo sie mit den Mittelgrossen, Neubrandenburg
und Wismar, wo sie mit den Grossen und Ue borg rossen, in letzterem Bezirke allerdings auch
zugleich mit den Mindermässigen auftreten.
Was die Grauäugigen betrifft, so sind sie ohne Betheiligung anderer Grössen- oder Farben*
gruppen mit «len Mittelgrossen zusammen in den Bezirken Malchin und Güstrow. Ausserdem
aber neben Kleinen und Braunen in Ludwigslust und Waren. Diese Ergebnisse würden somit
die Ansicht begründen, dass die Grauäugigen nicht, wie angenommen worden ist, die charak-
teristische Eigenschaft eines slawischen V olksschlage*, sondern den Ausdruck einer Vermischung
eines blonden und eines braunen Volksschlages darstellcn; denn umgekehrten Falles würde man
die Grauäugigen und Mittelgrossen ohne Betheiligung anderer Gruppen in jenen Bezirken zu
suchen haben.
Eine Bestätigung dieser Ansicht findet man auch in dem Verhalten der einzelnen Gruppen
in dem Bezirk Rostock, in welchem Blonde und Braune und Grauäugige ohne jegliches Vor-
wiegen der einen oder der andern nur mit dem häufigeren Auftreten der Mittelgroßen zusam-
men Vorkommen. Ausnahmen bieten nur Schwerin, liagenow und Wismar, wo die Grauäugigen
mit den Kleinen, in letzterem Bezirk mit den Grossen Zusammentreffen.
Daraus erhellt, dass auch hier in Mecklenburg, sowie in Schleswig - Holstein und dessen
Nachbarländern vorwiegend der ethnische Einfluss auf das Vorkommen der Grossen und der
Kleinen wirksam gewesen ist.
Wenn in Schönberg, Grevesmühlen und Doberan, unter Ausschluss der übrigen Grössen-
und Farbengruppen, die Blonden mit den Grossen und U ebergrossen in demsellien Verhältnis«
wie in den nachweislich vorwiegend von Friesen besiedelten Kreisen an der Nordsee und Elbe
Vorkommen, so kann man schliessen, dass auch in diesen Bezirken das häufigere Vorkommen der
Grossen und der Uebergroesen auf friesischem Einfluss beruhe.
Dasselbe gilt auch wahrscheinlich noch von dem Bezirke Rostock, in welchem unter dem
vorwiegend städtischen Einflüsse sich das Mischungsverhältnis* in den meisten Grössen- und
Farbengruppen genau dem Durchschnitt des ganzen Landes anpasst. Von letzteren sind nur die
Braunhaarigen, von enteren die Mindermässigen und die Kleinen, sowie die Uebcrgrossen
seltener, wogegen die Mittelgrossen häufiger werden. Der Ausfall der Kleinen und Braun-
lmarigen deutet auch hier auf eine ursprünglich vorwiegend grosse und blonde Bevölke-
rung hin.
Etwas anders im Gegensatz zu diesen Bezirken gestaltet sich das Verhältnis* in Parchim,
wo die Grossen und Ucbergrossen in grösserer Zahl auftreten, ohne dass sich das Vorkommen
der Blonden über den Durchschnitt des Landes erhebt und die Braunbaarigen sogar häufiger
sind. Es hängt die» vielleicht damit zusammen, dass die erste Besiedelung wegen der Unfrucht-
barkeit des Bodens spurlos an diesem Bezirke vorüberging. Es bildet ferner gewissermaassen
den Uebcrgnng zu Neubrandenburg und Wismar, wo Grosse und Uehergrosse mit Braunen,
Braunäugigen und Braunhaarigen sehr viel häufiger werden als sonst Diese Verhältnisse dürften
sich vielleicht durch die Niederlassung von Ansiedlern, deren Eigenart auf eine südlichere Ab-
stammung hinweist, erklären lassen. Erwähnt sei nur, da**, während im Norden längs der Küßte
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Die Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg. 325
die Cisterzienser ihr Colonisationswerk verrichtet haben, hier die Prämonstraienaer, indem sie
das Kloster Broda bei Neubrandenburg gründeten, von dem benachbarten Havelberg aus sich
auabreiteten. Aehnliche Verhältnisse zeigten auch die Bezirke Bremen, Lübeck nnd Kiel, in
deren Bereich die ansehnlichen Klostergüter der ebenfalls dem Süden entstammenden Bene*
dictiner liegen. In der Probstci im Kreise Kiel linden sich noch Künste rxeugniase , die dem
fernen Süden entstammen, ao die eigenartigen Spitzen, die italienischen Mustern (points de
Venia©) entsprechen.
Auch die Anlage fester, wall- und grabemimwehrter Städte, die sehr bald sich zu ansehn-
lichen Ilandelaemporen aufschwangen, haben sicherlich auch südliche Elemente herangezogen.
Einzelne Theile von Wismar und Neubrandenburg erinnern an Nürnberg, Strasacnbcnennungen,
wie Beguinenatrasse, Beguinenberg, an süd westdeutschen Ursprung. Die grossen braunen Men-
schen in diesen Bezirken, unter denen übrigens die Uebergronsen seltener sind, als in deu
eigentlichen Friesenbezirken, zeigen nur zu häufig iu ihren körperlichen Eigenschaften Ab-
weichungen von dem sonst über das Land verbreiteten Friescntypus, ao besonders in Bezug auf
die grosso runde Schädelform und den kurzen Fass.
In Wismar kommen aber auch ausserdem noch andere Elemente zur Wirkung, welche theil-
weise über die Ostsee von den dänischen Inseln herkamen, theilweise aber auch noch der
ältesten slavischen Besiedelung, die Bich auf der Insel Poel lange erhalten hat, angehören
mögen. Durch aio mag sich die grosse Zahl der Mindermässigen erklären, die hier auf-
treten.
Kleine und Braune finden aich unter Ausschluss der übrigen Grössen- und Farbengnippen
vorwiegend in llagenow nnd Ludwigaluat und demnächst in Schwerin und Neustrelitz, mithin
in denjenigen Bezirken, in denen dos slavischo Element sich ain längsten gehalten hat und, wie in
jenen ersten Bezirken, sich noch hält In Schwerin mögen vielleicht jüdische Einflüsse aich an
dem häufigeren Auftreten der Kleinen und der Braunen betheiligt haben; ausserdem aber deutet
die Zahl der Uebergrossen, welche hier den Durchschnitt des Landes erreicht, auf die oben ge-
schilderten Einflüsse.
Weniger zum Ausdruck kommen diese Verhältnisse, wo eine noch umfangreichere Ver-
mischung dea alaviscben Elementes mit den deutschen Ansiedlern stattgcfurulen hat, in Güstrow
und Waren und schliesslich auch in Malchin. Hier ergiebt sich dasselbe Bild wie in Rostock,
indem auch hier allein die Mittelgrossen den Durchschnitt des Landes übersteigen; indess mit
dem Unterschiede, dass Kleine and Mindermässige und, mit Ausnahme von Malchin, auch die
braunen Elemente häufiger sind. Somit würde sich hier ein früheres Vorwalten slavischer Be-
völkerung ergeben, die in der That sich noch in geschlossener Weise westlich des Müritz in
kleineren Bezirken erhalten hat,
InRibnitz endlich, wo Mindormässige, Kleine und Blonde vorwiogen, wird man nngezwungvn
inscldüuiBchen Einfluss annehmen können. Denn denselben Verhältnissen begegnet man im
Kreise Hadersleben, und dieser Thcil des Landes streckt sich am weitesten nach Norden den
dänischen Inseln entgegen und weist, wie bereits geschildert ist, in einzelnen seiner Ortsnamen
auf dänische Besiedelung hin.
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326
Moisner,
Schlussbcmerkungen.
Die beigegebenen, nach dem von Hanke gegebenen Vorgänge angefertigten Karten geben
ein Bild der Vertheilung der einzelnen Grössengruppen in den Aushebnngsbestrkcn des ganzen
deutschen Küstengebietes zwischen Weser- und Keeknitzmündung.
Dieselbe dient zugleich zur Erläuterung der in Hd. XVIII enthaltenen Ausführungen über
die Vertheilung der Grossen und der Kleinen in dein grösseren Rahmen der einzelnen Aus-
hebungsbezirke in der Provinz Schleswig-Holstein, den Hansestädten uml dem Regierungsbezirk
Stade.
Für Mecklenburg ergiebt sich aus dieser Karte, dass es in Bezug auf die Grössenverhält-
nisse seiner Bewohner ebenso günstig gestellt ist wie Schleswig, besser wie Holstein und sehr
viel besser wie Stade.
Grosse und Ucbergrosso finden sich auf der Strecke von der Trave- bis zur Warnowmüu-
dung in derselben Menge, Ucbergrosso verhält mssmässig sogar noch häufiger, als in den friesi-
schen Bezirken von Schleswig, Holstein und Stade; ausserdem aber noch in Neubrandeuburg
und Parchim ebenso häufig, wie in und zwischen den alten Culturstätten Bremen und Verfielt
au der Weser* In den slavischen Bezirken Hagenow und Ludwigslust sind sic ebenso selten,
wie unter inseldänischem Einflüsse auf Alsen und unter grossstädtischem in Hamburg; sind aber
trotzdem noch sehr viel häufiger, als auf der ganzen Geest von Stade.
Kleine finden sich ausser in den erwähnten slavischen Bezirken noch in Schwerin ebenso
häufig, wie in den unter inscldänischem Einfluss stehenden Bezirken Nordsohleewigs, wie in
Rendsburg, sowie südlich und nördlich von den Gressstädten Hamburg und Altona längs der
Elbe; seltener indessen wiederum, als auf der ganzen Geest von Stade. Mindermüssige sind nur
dort häufiger, wo, wie auf Alsen, dänische Einflüsse angenommen werden können, in Wismar
und Kibnitz; sehr viel seltener aber sind sie, wie in Hamburg und Altona und im ganzen
Regierungsbezirk Stade, mit Ausnahme der äussersten friesischen Nordspitze und der Bezirke
Bremen, Achim, Rothenburg, Verden. Am seltensten sind die Kleinen in Grevosmühlcn uml
Doberan, so selten wie sonst nur in Eiderstadt, Ebendort, sowie in Schönberg und in Neu-
strelitz und Waren, sind die Mindermäasigen ebenso selten, wie in Tondern, Stormarn und
Oldenburg.
Indess erst wenn man diese Karten mit den Karten der Blonden, Braunen, Braunäugigen
Braun liaarigon und Grauäugigen vergleicht, fallen gewisse Eigentümlichkeiten der Mecklen-
burger auf.
Neben den Blonden, welche liier ebenso häufig &ind, wie in Schleswig und Holstein, und
nur in den Bezirken Schwerin, Ludwigslust und Waren in gleicher Weise seltener werden, wie
in Lübeck, Rendsburg, Schleswig, Eiderstadt, Altona, den hannoverschen Elbmarschen und Bre-
men, erreichen die Braunen nur hier, mit Ausnahme von Lübeck, und zwar vorzugsweise in
Wismar, Schwerin, Ludwigslust, Waren, Nenbrandenburg und Neustrelitz, in den ganzen unter-
elbischen Ländern mehr als 10 Proc. gegen 7 Proc. in Schleswig- Holstein, (» Proc. in Stado
und 8 Proc. iu Bremen.
Dem entsprechend sind auch die Braunäugigen häufiger, ungefähr 42:33 sonst, und zwar
verteilt über das ganze Land, mit Ausnahme von Malchin, Ribnitz, Doberan, Grevesmühlen,
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Die Körpergrösse (1er Wehrpflichtigen in Mecklenburg. 327
Schönberg, wo theils dänischer, theils friesischer Einfluss vorwaltot. Indess sie finden sieh,
abgesehen von Lübeck, auch in Bremen und weseraufwürts in derselben Menge und sind im
grössten Theile von Stade, in ganz Holstein, in Eiderstedt und an der Ostküste von Schleswig
immer noch in einer Menge von 30 bis 40 auf 100 Blauäugige vorhanden. Daraus lasst »ich
erschließen, dass die Braunäugigkeit nichts eigentümlich Slavisches ist.
Anders verhält es sich mit der Braunhaarigkeit. Dieselbe ist für das Gebiet von Weser
bis Recknitz etwa» eigentümlich Mecklenburgisches. Nur hier drängen sich die Braunhaarigen
in Mengen von 30 gegen 18 bis 23 auf 100 Blondhaarige, und zwar in Hagenow, Ludwigslust,
Wismar, Güstrow, Parchim, Waren, Neubrandenburg und Neustrelitz, also in den Bezirken, in
denen slavisohe Elemente den längsten Widerstand geleistet haben, zusammen. Von den west-
lich gelegenen Bezirken überschreiten nur in Lübeck und Rendsburg die Braunhaarigen die
Zahl 25, die sie sonst auch in ganz Mecklenburg, mit der einzigen Ausnahme von Schönberg,
erreichen.
Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich, dass die Zunahme der Braunen nur anf Kosten der
Grauäugigen geschehen konnte, die sich mit Ausnahme von Schwerin und Ludwigslust, wo sie
am häufigsten sind, in ähnlicher Weise gleichmäßig vertheilen, wie in Stade, wo sie sonst nur
im Bremischen und in den Elbmarschen häufiger werden. Tn Holstein und Schleswig sind sie
dagegen viel häufiger, indem sie sich besonders von dem unteren Laufe der Elbe über den
Rücken von Holstein nach der Ostküste von Schleswig liin verbreiten. Mecklenburg steht
dadurch in einem gewissen Gegensätze zum Regierungsbezirke Stade, wo nicht die Braunen,
sondern die Blonden auf Kosten der Grauäugigen häufiger sind. Auch aus diesem Umstande
dürfte zu erschliessen sein, dass die grauen Augen nicht der Ausdruck eines besonderen Volks-
schlage«, sondern derjenige der Vermischung verschiedenartiger Volksschläge ist.
Blonde über 40 Proc. triflt man in diesem ganzen Gebiete überall da, wo mehr als 35 Proe.
Grosse und 10 Proc. U ebergrosse Vorkommen — die einzigen Ausnahmen von dieser wenigstens
in Schleswig -Holstein und Mecklenburg ausgedehnten Verbreitung der Grossen sind: Sonder-
bnrg, wo die Grossen fehlen, Eiderstedt, Schleswig, Rendsburg, Altona, Kchdingen, Jork, Bre-
men, Lübeck, Schwerin und Waren, wo die Blonden seltener sind. Wo Grosse über 40 Proc.
Vorkommen, da finden sich überall auch Blonde über 40 Proc., mit Ausnahme von Eiderstedt,
Bremen und Lübeck. Wo sich beide zusammen finden, wird mail wohl ohne Bedenken das
Vorkommen friesischen Einflusses annehmen können.
Kleine über 20 Proc. und Mindermässige über 2 Proc. und Blonde über 40 Proc. finden
sich zusammen vorwiegend auf der Geest des Regierungsbezirks Stade (Neuhaus, Lehe, Geeste-
münde, Bremervörde, Zeven, Rothenburg, Osterholz, Blumenthal), im nördlichen Schleswig
(Iladersleben, Sonderburg, zum Theil auch Flensburg) und an der mecklenburgischen Küste
(Ribnitz, Wismar). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass, wie bereits erwähnt worden ist, das
gemeinsame Vorkommen der Kleinen und Blonden an der Ostseeküste von inseldänischen Ein-
flüssen alihängt, während das Auftreten derselben in Stade sich nur durch Einwanderung aus
dem Süden erklären lassen dürfte. Möglich ist es, das» sich dieser Zug auch weiter nach
Norden bis auf die dänischen Inseln fortgepflanzt hat; andernfalls würde mau die Wurzeln des
kleinen blonden Volksschlages, wie an den Ostseeküsten in den russischen Ostseeprovinzen, ander-
wärts zu suchen haben. Dies vorausgesetzt, dürfte es sich hier vielleicht um finnische Elemente
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328 Meißner,
handeln, von denen aueh schon Beda spricht, dort aber um Gelten, deren Zug nach Norden
weserabwärts Virchow annimmt1).
Braune über 10 Proc. treten mit Grossen über 35 Proc. und Uobergrosscn über 10 Proc.
nur auf in Nenbrandenburg, Neustrelitz., Waren und Schwerin; Braunäugige über 40 Proc.
dagegen ausserdem in Rostock, Wismar, Güstrow, ferner in Lübeck, Bremen, Achim, Verden;
Braunhaarige über 30 Proc. nur in den angeführten mecklenburgischen Bezirken von Rostock,
Schwerin und Parchim. Grosse über 40 Proc. finden sich zusammen mit Braunen nur in Neu-
brandenburg, mit Braunäugigen in Neubrandenburg, Wismar, Lübeck, Altona, Bremen, Achim
und Verden, mit Braunhaarigen ausserdem in Parchim, Neubramlenburg und Wismar. Es ist
Hchon oben darauf hingedeutet worden, dass die Heimath der grossen braunen, besonders braun-
äugigen Menschen vielleicht am Main und noch weiter südlich zu suchen ist.
Braune über 10 Proc. und Kleine über 15 Proc. oder Mindermässige über 2 Proc. treten
nur in den mecklenburgischen Bezirken Neuhramlonburg, Ludwig»lugt, Schwerin und Wismar,
Braunäugige über 40 Proc. ausserdem in Güstrow und llagenow', Braunhaarige über 30 Proc.
auch noch in Parchim, aber nicht in Schwerin zusammen auf. Sie verbreiten sich also über
Gebiete, die zum Theil noch slavische Bewohner haben, zum Theil erst spät colonisirt worden
sind *).
Grauäugige über 40 l*roc. treffen mit Kleinen über 15 Proc. und Mindermassigen über
2 Proc. zusammen in Ludwigslust und Schwerin — hier wohl als Mischungsergebniss zwischen
Friesen und Slaven — ; in den hannoverschen und holstcinBchen Elbmarschen — hier als solches
mit Holländern, in Rendsburg und in Sonderburg. Andererseits finden sie sich mit Grossen
über 40 Proc. und Uebergrossen über 15 Proc. in Lübeck, Oldenburg, Kiel, Steinburg, Eider-
stedt, Bremen, Achim, Verden — also zum grössten Theil in Gegenden, wo dio ultesten Cultur-
stätton des lindes liegen, vielleicht als Mischungsergebniss mit grossen braunen Menschen,
deren Heimath am nördlichen Fubsc der Alpen zu suchen ist
*) Die Finnen (E#then, Liren) gelten allgemein für klein und weisen viele Blonde auf (Vircbow); dasselbe
kann von den Celteu angenommen werden, denn die Einwohner von Wale» folgen in der Reihe der Groefteti
hinter den Deutschen (Baxter) and unter den Basken kommen ebenfalls viele Blonde vor (Peachel). •
*) 1882 waren in Russland von den Wehrpflichtigen 27 pro Mille kleiner als 153 cm und nur 118 pro
Mille grosser als 188 cm (»pect. mil.); in Oesterreich lieferten die Deutschen, die Czechen und die Kroaten
unter 10 Proc., die Rumänen, die Magvaren , die Huthener von 10 bis 20 Proc., die Slovaken und die Polen
über 20 Proc. Wehrpflichtige, durchschnittlich 12 Troc. uuter 155 cm Leibesgrösse.
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Die Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg.
329
Tabelle.
DczTrlce
Von
100 Ein-
wohnern
waren
■5 1 M
3 .ä
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Voi
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■s s
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Von
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Braun-
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Auf 100
Blond-
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korgmeu
Braun-
haarige
Hell-
äugige
Grau-
äugige
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41
2
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36 14
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11
50
M
41
Ilagpnow ....
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3
18
47
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41
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45
53
2
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46
43 15
43
10
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I.udwigfdust . .
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2
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Malchin ....
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2
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51
37 13
42
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27
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Güstrow ....
42
58
2
13
51
36 10
41
10
43
31
40
Kibnitx
46
54
4
14
48
36 10
48
9
33
27
31
Rostock ....
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2t)
1
11
50
39 13
43
10
42
26
37
Doberan ....
39
61
i
10
46
44 15
45
8
36
27
35
Wismar ....
52
48
4
12
47
41 18
41
11
42
37
89
G re vesm üblen . .
36
04
2
9
46
45 19
49
8
30
28
31
Schönberg . . .
?
?
1
12
35
53 24
46
7
35
21
36
Neustrelitz . . .
t
?
1
14
49
37 13
43
11
43
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Karten - Skizze der Völker des Kaukasus .
(Die nicht sckraffirten Flächen, sind von arischen und tatarischen VoUcem berechnt.)
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XIII.
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
Vom
von Erolcert.
(Fortsetzung.)
Mit einer Kartenskizze auf Tafel XII.
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101,7
53,0
0*1,1
80,6
i«
6«
38
52
79
78,8
65,0
82,6
124,5
178,7
151,4
83,9
120,4
104,0
53,0
66,6
69,1
7
60
40
49
69
81,2
60,9
75,0
118,2
159,6
140,0
72,1
106,1
85,4
48,7
57,7
78,4
"3
53
39
63
71
85,8
60,9
71.0
125,6
161,2
158,5
79,2
101,7
100,0
52,3
66,1
76,5
9
51
38
45
65
82,5
61,1
74,4
121,9
171,1
149,6
80,0
113,6
99,2
63,4
65,5
73,1
10
AroJtlr fOr Aolhropokofl«. B<1 XIX.
43
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338
von Erckert,
Genauere Beschreibung: der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle X. Tataren des Kaukasus. 1. Aderbeidshan-Tataren.
10. Augen braun, dunkel, glänzend. Haare wie bei den meisten in der Mitte des Kopfes in schmaler
Strasse wegrasiert. (Erinnert an die Spliuyo in Egypten, an die altpersischo Haartracht, in so fern, als zu
beiden Seiten des Kopfe» die Haare in dichtem Büschel, die Ohren verdeckend, herabhängen, daher auch der
falsche Smerdes seine abgeschnittenen Ohren verdecken konnte, da es im Orient nicht denkbar i*t, da»»
jemand eine eigene und nicht die Nationaltracht und -Sitte befolge.) Naa© breit, roh. Stirn kur«, fast gerade,
hoch. Der hohe Kopf hat, von hinten gesehen, die Form eines flachen Bogens. Die höchste Stelle des
Kopfes liegt nahe des Hinterkopfus. Backenknochen und da« Gesicht überhaupt »ind breit. I>a» Gesicht
unten oval und über dem Backenknochen eingebogen, ala ob das obere Gesicht »ich vom unteren abtkcile.
11. Augen gelb-braun. Haare braun-röthlich. Nase gerade, fein. Gans anderer Typus. Backenknochen
breit. Gesicht nuten breiter. Stirn gerade, sehr zurückgebogen. Hinterkopf schwach entwickelt. Lippen
»ehr dick. Angenehmer GeBichtsausdruck.
12. Augen braun, glänzend. Nase platt. Mund vorstehend. Bucken voll. Unterkiefer breit. Stirn
breit. Kopf, wie fast bei ullen Aderbeidshan-Tataren, steigt, von der Seite gesehen, steil nach hinten zu an,
wahrscheinlich in Folge künstlicher Entstellung. Kopf von hinten gesehen »ehr hoch uud spitz.
13. Augen dunkelbraun , glänzend. Backenknochen sehr hervorstebend. Die Couturen des Gesichts
haben, wie bei vielen Aderbeidshan-Tataren, die Form gerader Linien, die zuletzt im Kinn Zusammenflüssen.
Unterkiefer breit. Mund hervorstehend. Nase etwas gebogen, lang, mit langem Zipfel. Obren am Kopf
anliegend. Stirn gerade und niedrig. Kopf typisch, hinten sehr hoch.
14. Typus ganz mongolisch oder kalmykisch. Gesicht angenehm. Augen braun, glänzend und schmal.
Nase gerade, platt. Mund vorstehend. Backenknochen voll. Untergesieht in Piatteiseuform. Unterkiefer
breit. Kopf hoch, aber hinten nur wenig höher als vom. Ganzes Gesicht platt.
15. Gesicht einfach, nichtssagend, gutmnthig. Augen dunkelbraun, glänzend, und, wie fast bei allen
Aderbeidshan - Tataren , nicht schief. Nase in der Mitte plutt. Backenknochen sehr voll. Der breite Unter-
kiefer tritt über die Couturen de* Gesichts hervor. Mund sehr vorstehend. Stirn gerade. Kopf steil, nach
hinten zu ansteigend. Ilinterkopf stark entwickelt. Stirn sehr kurz. Ueborhaupt sehr an Negertypus
erinnernd.
16. Angenehmes Gesicht. Augen gross, hellbraun, schön. Nase schön, gebogen. Stirn kurz, gebogen.
Kopf oben steil nach hinten zu ansteigend. Unterkiefer breit, stark vom Kinn sich abtheilend.
17. An Neger-Typus erinnernd. Augen braun, etwa« schief und schmal. Nase gerade. Lippen dick
und sehr vorstehend. Mund vorstehend. Kinn Bpitz. Gesicht oval. Unterkiefer verleiht dem Gesicht einen
hängenden Ausdruck. .Stirn steil und hoch. Huarc schwarz und ziemlich kraus. Der Kopf ist oben in der
Mitte am höchsten.
18. Der Kopf, wohl in Folge künstlichen Einflusses, steigt oben sehr steil nach hinten zu an. Augen
braun , etwa» schief. Lippen dick. Kopf von hinten gesehen etwas dachförmig. Hinten der Kopf etwas
breiter als vom.
19. Die Haare vorn bis zum Scheitel ausrasiert , aber an den Seiten stehen gelassen. Augen braun,
gross, etwas schief. Backenknochen voll. Untergesieht fein und schmal. Der Kopf ist typisch, hinten sehr
hoch. Lippen dick. Stirn gerade, etwas zurückgebogen.
20. Negertypus. Gesicht sehr angenehm. Mund sehr vorstehend. Augen gross, braun, etwas schief.
Lippen dick. Haare schwarz, etwas kraus. Stirn steil. Backenknochen stark entwickelt. Untergesicht keil-
förmig. Der Kopf, wohl durch Kunst, hinten viel höher. Backenknochen sehr stark. Ausdruck »ehr
vornehm.
21. Haare schwarz, vorn ausgezupft, an den Seiten aber stehen gelassen. Augen mandelförmig, braun,
etwas schief. Nase gerade und dick. Gesicht breit, voll. Von hinten gesehen erscheint der Kopf oval.
Stirn senkrecht. Kopf obeu steil nach hinten ansteigend.
22. Haare schwarz und nur über den Ohren vorhanden, da sonst ausrasiert. Augen gross, braun.
Nase gerade, unten zurückgebogen. Stiru gerade, etwas zurückstehend. Kopf auffallend »teil, oben nach
hinten zu ansteigend. Muud etwas vorstehend. Lippen dick. Ausdruck gutmüthig.
23. Haare schwarz, in der Mitte ausrasiert. Typische» einfaches und sympathisches Gesicht. Augen
gross, dunkelbraun. Nase gerade, breit, spitz. Lippen dick. Gesicht breit, die Seiten in gerader Linie zum
Kinn gehend. Stirn gerade. Kopf sehr typisch.
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339
Kopfmessungen kaukasischer Völker.
24. Ganz anderer Typus. Gesicht herubhünpend. Mund vorstehend. Lippen dick. Gesichtsfarbe gelb-
lich. IJclicrhaupt der Typus mehr mongolisch oder nogaisch. Augen braun, Stirn sehr vorstehend. Kopf
nach hinten zu oben wenig ansteigend. Nase gebogen.
26. Persischer Typus. Augen gross, braun, etwas schief. Nase gebogen, Lippen ziemlich dick. Mund
etwas vorstehend. Kopf oben nach hiuten zu ansteigend. Blickenknochen vorstehend.
26. Ausdruck vornehm. Augen braun. Nase etwas gebogen. Gesicht oval. Stirn hoch. Kopf oben
iu der Mitte am höchsten. Gesichtsfarbe gelblich-dunkel-rölhlich.
27. Angenehmer Gesichtsausdruck. Augen braun. Kopf sehr typisch . d. h. hinten sehr hoch. Haare
vorn ausraniert. Nase etwas gebogen, dick. Der Unterkiefer sehr vorstehend. Gesicht «um Kinn in gerader
Linie abfallend, Mund etwas vorstehend.
28. Haare schwarz. Augen gross, braun. Gesicht oben und unten fast gleich breit, Nase gerade.
Stirn gerade, zurückgebogen. Kopf von hinten gesehen wie ein flacher Bogen.
2K ilaure schwarz. Augen braun, etwas schief. Unterlippe sehr dick. Obwohl der Typus tatarisch,
so doch verschieden von aderbeidsbunischen. Nase gebogen. Mund vorstehend. Backenknochen nicht gross.
Kinn breit, gerade. Ohren unten sehr breit. Stirn hoch, sehr zurückgebogen.
3t). Haare schwarz, wie bei allen. Augen tief liegend, hellgrau. Gesicht keilförmig. Unterlippe dick.
Stirn gerade und sehr zurückgebogen. Kopf flach, in der Mitte etwas höher. Starker Hinterkopf.
31. Augen braun, fast gerade. Backenknochen stark. Gesicht voll, pockennarbig, über den Backen-
knochen eingebogen, so dass oberes Gesicht sich abthcilcnd. Kopf hinten am höchsten. Hinterkopf entwickelt.
Nase gerade. Mund vorstehend.
32. Haare vorn ausrasiert. Augen braun. Gesicht am breitesten in der Mitte, in gerader Linie zum
Kinn verlaufend, welches breit und stumpf ist. Mund vorstehend. Nase und .Stirn in feiner Linie gebogen.
Kopf hinten am höchsten.
33. Gesichtsausdruck stumpf. Gesicht voll. Backenknochen gross; über ihnen eine Einbiegung. Ge-
sicht in gerader Linie «um sehr «urücktretenden Kinn abfallend. Nase fein. Kopf hinten ein wenig höher
als vorn. Haare vorn nnd oben in der Mitte ausrasiert. Augen braun, schmal.
2. Kumyken.
1. Haare schwarz. Augen braun. Augenbrauen breit. Nase stark gebogen , hoch. Mund und Kinn
vorstehend, Ueber den Backenknochen eine flache Einbiegung. Unterkiefer durch eine tiefe Einbiegung sich
abtheilend. Stirn gerade. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen erscheint er wie ein hohe«,
gerundetes Viereck; von oben oval. Bart breit, dünn. Gesichtsausdruck vornehm.
2. lloaro blond. Augen hellbraun-bläulich. Nase schmal, gebogen. Backenknochen stark entwickelt.
Unter den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Slirn niedrig, gerade. Kopf am höchsten hinten;
von hintcu gesehen wie ein abgerundete* unten eingebogenes Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer
Sack. Bart dicht und breit. Semitischer Typus. Ausdruck sehr vornehm.
3. Haare schwarz. Augen braun. Wimperen laug. Augenbrauen schmal , aber zusammengewachsen.
Nasenlöcher in der Mitte etwa« aufgestülpt, Oberzähne übergreifend. Mund vorstehend. Ueber und unter
den Backenknochen eine flache Einbiegung. Gesicht hängend. Unterkiefer eingebogen. Stirn gerade. Kopf
hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben oval. Wenig Bart.
4. Jüdischer Typus. Haare schwarz. Augen hellbraun. Wimpern laug. Augenbrauen dicht-, xusammen-
gewachecn. Nase mit langem Zipfel. Zähne., Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen stark entwickelt.
Unter den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn senkrecht.. Kopf oben horizontal; von hinten
gesehen wie eiu an den Enden eingebogener Bogen; von oben wia ein kurzes Oval. Ohrzipfel ungcwachsen.
Bart dicht, breit. Pockennarbig.
6. Haare schwarz. Augen grünlieh • bräunlich. Augenbrauen breit. Nase gerade mit spitzem Zipfel.
Oberzähne übergreifend. Mund geöffnet, vorstehend. Von den Kinnladen geht eine Einbiegung zum spitzen
Kinn. Stirn gerundet. Kopf um höchsten in der Mitte; von hiuten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck;
von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Bart dünn. Pockennarbig.
6. Jüdischer Typus. Haare schwarz. Augenbrauen breit, dicht. Wimpern lang. Nase gebogen. Zahne
und Mund vorstehend. Ueber und unter den starken Backcuknochen eine grosse Einbiegung. Unter den
Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade, znrückgebogen. Kopf am höchsten in der
Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben wie ein Oblongum. Bart dünn.
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340
von Erckert,
7. Jüdischer Typus. Haare schwär*. 'Augen gran -bräunlich. Augenbrauen schmal. Nase gebogen.
Oberzihne f» bergreifend. Mund und Kinn vorstehend. Lippen dick, lieber uud unter den Backenknochen
eine flache Einbiegung. Stirn senkrecht , ausserhalb über den Augen entwickelt. Kopf am höohsteu in der
Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein breite« Oval. Bart breit.
8. Haare schwarz. Gesicht vornehin, dunkel. Augen gross, braun. Augenbrauen breit. Nase gebogen.
Mund und Kinn etwas vorstehend, lieber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Von dem
Unterkiefer geht eine gerade Einbiegung zum Kinn. Stirn hoch, gerundet, zurückstehend, mit oberem Kopf
verlaufend. Kopf am höchsten in der Mitte; vou hinten gesehen wie ein an den Enden eingebogener Bogen,
oben dachförmig; von oben gesehen oval. Ohrläppchen angewachsen. Fast kein Bart.
9. Rein jüdischer Typus. Haare schwarz. Angen braun. Augenbrauen dicht. Die lange Nasenspitze
zurückgebogen. Mund geöffnet, vorstehend. Kinn vorstehend. Lippen dick. Uebcr und uuter den Backen-
knochen eine Einbiegung. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade, oben ge-
wölbt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein flacher Bogen; von oben wie ein
hinten breiterer Sack. Bart dünn. Pockennarbig.
10. Jüdischer Typus. Augen braun. Wimpern laug. Augenbrauen dicht, Nase gebogen. Kinn vor-
stehend. Backenknochen gross; über und unter ihnen eine fluche Einbiegung. Stirn senkrecht, über den
Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck;
von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Bart breit, ziemlich dicht.
11. Jüdischer Typus. Augen grau •bräunlich. Nase gerade. Gesicht in Plättcisenform. Stirn gerade,
oben gewölbt, über den Augen entwickelt. Kopf hinten am höchsten; von hinten gesehen wie ein an den
Enden cingebogcuer Bogen; von oben wie ein sehr kurzes Oval. Bart dicht, breit.
12. Jüdischer Typus. Augen grau - bräunlich. Augenbrauen breit, dicht. Nase gebogen. Oberzähne
übergreifend. Heber und unter den vollen Backenknochen eine grosse, flache Einbiegung. Stirn gerade;
über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher, steiler Bogen;
von oben wie ein vorn plattes Oval. Bart sehr breit und dicht.
13. Sehr hoher Wuchs. Augen grau-bräunlich, tiefliegend. Augenbrauen dünn. Nase schmal, gebogen.
Oberlippe sehr zurückgebogen. Backenknochen breit; über und unter ihnen eine grosse, flache Einbiegung.
Stirn zurückgebogeu , mit Kopf verlaufend; über den Augen stark entwickelt. Kopf am höchsten in der
Mitte; von hinten gesehen wie ein niedriger gothischer Bogen; vou oben wie ein langer, hinten breiterer
Sack. Mund vorstehend. Bart sehr dicht, breit.
14. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nasenspitze vorstehend. Mund und Kinn vorstehend. Backen-
knochen gross, über und unter ihnpu eine flache, grosse Einbiegung. Stirn zurftckgebogen. Kopf ain höch-
sten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit,
sehr dicht. Jüdischer Typus.
15. Jüdischer Typus. Haare schwarz. Augen hellbraun. Wimpern lang. Augenbrauen dicht. Nase
gerade, lang. Nasenlöcher geöffnet. Oberzähne übergreifend. Mund und Kinn vorstehend, Backenknochen
ausserordentlich entwickelt; über uud uuter ihnen eine tiefe Einbiegung. Untergesicht sich ganz abtheilend
und keilförmig. Stirn eingebogen, über den Augen sehr entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von hinten
gesehen wie ein flaches, abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein hinten breiterer Sack. Bart breit, dünn.
16. Haare dunkel. Augen braun. Augenbrauen sehr dicht. Nasenspitze zurückgebogen. Backen-
knochen sehr entwickelt; über und unter ihnen eine grosse Einbiegung. Unter den Waugenbeinen eine
rechtwinklige Einbiegung. Stirn »pnkrecht, über den Augen entwickelt. Kopf am höchsten hinten; von
hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben wie eiu hinten breiterer Sack. Bart sehr dicht und breit.
17. Haans schwarz. Vornehmer arabischer Typus. Augen braun. Augenbrauen dicht. Nase gebogen.
Kinn vorstehend. Unter den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Stirn gerade. Kopf am höchsten
in der Mitte; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben fast rund. Bart dicht, breit.
Mund vorstehend.
18. Haare roth. Augen grau. Nase gerade. Kinn vorstehend. Gesicht in Plätteisenform. Stirn senk-
recht, oben gerundet. Kopf viel höher hinten; von hinten gesehen wie ein Fünfeck, oben eine Einbiegung,
von oben gesehen wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Bart breit, sehr dicht.
19. Haare schwarz. Augen grau. Augenbrauen dicht. Nase gebogen. Mund vorstehend. Gesicht
keilförmig. Stirn hoch, oben gerundet. Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundete«
Fünfeck von oben wie ein kurzer, hinten breiterer Sack. Bart dicht, breit.
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
341
3. Nogaier.
1. Augen hellbraun. Augenbrauen zart. Augenlider typisch für Baschkiren und Mongolen. Nase
gerade, platt, mit spitzem Zipfel. Mund vorstehend. Gesicht in PläUeisenform. Stirn gerade, über den
Augen cutwickelt, oben gerundet. Kopf am höchsten hinten, von hinten gesehen wie ein abgerundetes Vier*
eck; von ol>en oval. Wenig Bart.
2. Haare schwarz. Augen braun, gross, etwas schief. Augoulider typisch für Baschkiren und Mongolen.
Augenbrauen dicht, hreit. Nase etwas platt, unten die Spitze zuriiekgebogeu. Nasenlöcher geöffnet . wie bei
den Baschkiren. Oberzähne stark übergreifend. Mund und dicke Lippen sehr vorstehend. Backenknochen
gross und nach vorn hervortretend. Unter ihnen eine Hache, grosse Einbiegung. Von den starken Unter-
kiefern gebt eine gerade Einbiegung zum sehr spitzen Kinn. Stirn senkrecht, oben gewölbt Kopf um höch-
sten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein ziemlich hoher Bogen; von oben wie ein vorn breiteres Oval.
Bart schiual, dünn. Mongolischer Typus.
3. Ganz kalmykischer Typus. Augen bräunlich • gelblich , schief. Augenbrauen dicht. Nase gebogen,
platt. Spitze zurückgebogen. Zähne, Mund und Kinn vorstehend. Backenknochen ungewöhnlich stark. Ge-
sicht platt, l'ebcr und unter den Backeuknochen eine grosse und tiefe Einbiegung. Von dem Unterkiefer
geht eine gerade Einbiegung zum spitzen Kinn. Oberkopf sich kuppelförmig abtheilend. Stirn senkrecht,
dann scharf zum oltcrou Kopf gebogen. Kopf atn höchsten in der Mitte; von hinten gesehen wie ein
schmales, abgerundetes Fünfeck, von oben wie ein vorn abgcschnittenc» Oval. Bart dünn.
4. Ganz kalmykischer Typus. Augen grau-blau, schief. Wimpern kurz. Augenbrauen schmal, dicht.
Nase grob, etwas platt. Oberzähne ubergreifend. Mund und Kinn vorstehend, Backenknochen gross; über
und unter ihnen eine tiefe Einbiegung, Von der Kinnlade gellt eine gerade Einbiegung zum Kinn. Stirn
gerade, zurückstehend. Kopf am höchsten hinten; dort steil abfallend; von hinten gesehen wie ein flacher
Bogen, etwas dachförmig, von oben wie ein sehr kurzer, hinten breiterer Sack. Bart dünn. Gesicht glatt.
5. Ganz kalmykischer Typus. Augen braun, gerade, schmal. Nase breit, gebogen, mit langer, zurück-
gebogener Spitze, l'nterzähne übergreifend. Mund und Kinn vorstehend. Unterlippe hoch bervorstchend
zum Nasenzipfel hin. Ucber und unter den Backenknochen eine flache Einbiegung. Von dem Unterkiefer
geht eine gerade Einbiegung zum spitzen Kinn. Uutcr den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung.
Stirn senkrecht, schroff zum Kopf oben gebogen, der am höchsten hinten, steil zum spitzen Hiutcrkopf
abfallend. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein flacher Bogen, etwa» dachförmig; von oben fast
rund. Bart dünn.
6. Kalmykischer Typus. Augen grau-grünlich, etwas schief, mandelförmig. Wimpern laug und dünn.
Augenbrauen dicht, zusammengewachsrn. Nase gerade, oben platt; der Zipfel etwas nach innen gebogen.
Oberzähne etwa» übergreifend. Mund etwas vorstehend. Backenknochen ausserordentlich Btark und nach
vorn vorstehend. Unterkiefer theilt »ich ah, darüber eine Vertiefung zum spitzen Kinn. Stirn gerundet.
Kopf am höchsten hinten, llinterkopf sehr stark. Kopf von hinten gesehen wie ein gothischer Bogen; von
oben wie ein breites Oval. Wenig Bart.
7. Weniger kalmykUoher Typus. Augen braun. Wimpern dünn, lang. Augenbrauen schmal. Nase
platt, sehr breit, eingebogen. Mund, Zähne und Kiun vorstehend. Ueber und unter den Backeuknochen
eine flache Einbiegung. Gesicht keilförmig. Stirn senkrecht, daun mit Kopf verlaufend. Kopf am höchsten
in der Mittu; von hinten gesehen wie ein flaches, abgerundetes Fünfeck; von oben wie ein schiefer Sack.
Bart sehr dünn.
8. Augen grau - bräunlich , gross, sehr schief. Augenbrauen diinn. Nase breit, gebogen. Mund vor-
stehend. Ucber und unter den starken Backeuknochen eine flache Eiubicgung. Um den Unterkiefer geht
eine gerade Einbiegung zum spitzen Kinn. Stirn niedrig. Kopf am höchsten in der Mitte;, von hinten ge-
sehen wie ein abgerundetes Fünfeck ; von oben oval, vorn eckig. Bart dünn.
9. Sehr hoher Wuchs; sehr typische* Gesicht, Augen fast ganz geschlossen durch die Lider; wenig
schief stehend. Augenbrauen dünn. Nase platt, breit, Zipfel etwas zurückgebogen. Mund und Kinn vor-
stehend. Backenknochen sehr gross, über und unter ihnen eine flache Einbiegung. Von dein Unterkiefer
geht eine gerade Einbiegung zum spitzen Kinn. Stirn oben zurüekgebogen und zum Kopf verlaufend, der
am höchsten in der Mitte. Von hinten gesehen erscheint der Kopf wie ein hoher, schmaler Bogen; von
oben wie ein breites Oval Bart dünn.
10. Weniger typisch, etwas jüdisch. Augen dunkel-grau. Augenbrauen breit. Nase dick, hoch, gebogen.
Zähne ganz nach innen gebogen, Kinn vorstehend. Grosse Backenknochen nach vorn vorstehend; über und
unter ihnen eine flache Einbiegung. Untergesicht keilförmig. Stirn senkrecht, über den Augen entwickelt.
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342 von Erckert,
Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein hoher Bogen; von oben oval, vom und hinten platt.
Bart dicht.
11. Weniger typisch. Augen grau - bräunlich. Augenlider typisch mongolisch. Augenbrauen dicht.
Nase gebogen, breit. Oberzähne ül>ergreifond. Backenknochen nach vorn vorstehend. Von dem Unterkiefer
eine gerade Kinbiegung zum spitzen Kinn. Stirn gerade, daun im Bogen zum Kopf verlaufend; über den
Augen entwickelt. Kopf am höchsten in der Mitte; eckig zum spitzen Hinterkopf abfallend; von hinten
gesehen wie ein schmales Fünfeck; von oben wie ein schiefes Oval. Wenig Bart.
12. Augen grau, etwas schief, schmal. Augeulider dick. Augenbrauen dünn, breit. Nase gebogen,
breit, mit spitzem Zipfel. Backenknochen gross, spitz; über und unter ihuen eine tiefe Einbiegung. Stirn
gerade, oben scharf zum Kopf übergehend. Kopf oben platt, von hinten gesehen wie ein ganz Haches an
den Seiten eingebogenes Fünfeck; von oben wie ein »ehr kurzer, hinten breiterer Sack. Bart sehr dünn.
Gesichtsausdruck vornehm.
IS. Augen hellbraun, schmal, schief. Augenlider mongolisch. Augenbrauen dicht. Nase gebogen, breit,
mit spitzem Zipfel. Backenknochen ausserordentlich gross, nach vorn vorstehend, über und unter ihnen eine
tiefe, grosse Einbiegung. Stirn gerade, zurückgebogen; über den Augen nach aussen hin stark entwickelt.
Kopf am höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Fünfeck; von oben eiförmig. Bart
breit, dicht.
14. Besonders typisch. Augen grau -bräunlich. Augenlider mongolisch. Augenbrauen breit. Nase
gerade, platt, mit spitzem Zipfel. Backenknochen sehr stark; über und unter ihnen eine grosse Einbiegung.
Unter den Wangenbeinen eine rechtwinklige Einbiegung. Ueber dem Unterkiefer eine gerade Einbiegung
zum Kinn; von hinten gesehen wie ein an den Enden eiDgebogenes Fünfeck; von oben wie ein abgerundetes
Quadrat. Wenig Bart. Vornehmer UesichtBausdruck.
15. Besonders typisch, affenartig. Augen hellbraun, gross, schief. Augenbrauen Bchmal. Nase gerade.
Nasenlöcher aufgestülpt. Oberzähne übergreifend. Mund sehr vorstehend. Lippen dick. Backenknochen
voll. Gesicht in Plätteisenform. Stirn gerade, über den Augen entwickelt. Kopf atu höchsten in der
Mitte; von hinten gesehen wio ein an den Enden eingebogenes, abgerundetes Fünfeck; von oben oval.
Wenig Bart.
16. Augen hellbraun. Augenbrauen zart. Augenlider typisch. Nase gerade, platt, mit spitzem Zipfel.
Mund vorstehend. Gesicht in Plätteisenform, Stirn gerade, über den Augen entwickelt, oben gerundet.
Kopf atn höchsten hinten; von hinten gesehen wie ein abgerundetes Viereck; von oben oval. Wenig Bart.
4. Karatschaier.
1. Semitischer Typus, wie auch bei den übrigen, die der Aehnlichkeit wegen besonders ausgesucht
wurden, um den Normaltypus leichter festzustellen; da er durch viele Blutroischung »ehr verschieden ist.
Augen hell-grau-blau. Na*e »ehr gebogen. Stirn niedrig und kurz. Der Kopf im Bogen nach hinten zu
Aufsteigend. Von oben gesehen hat der Kopf die Form eines Eies. Augen gerade.
2. Semitischer Typus. Augen gerade, blau. Gericht oval, in der Mitte bedeutend breiter. Nase ge-
bogen, aber ziemlich platt. Uinterkopf stark entwickelt Kopf von obeu gesehen oval.
3. Semitischer Typus. Augen etwas schief. Lippen »ehr dick. Nase gerade mit stark vorstehender
Spitze. Stirn gerade, kurz. Kopf hinten »ehr viel höher als vorn. Backenknochen sehr vorstehend. Kopf
von oben gesehen wie ein kurzes Ei.
4. Augen gerade, mandelförmig, röthlich-braun. Stirn gerade. Kopf oben voll. Gesicht in Plätteisen-
form. Nase gerade mit stark vorspriugender Spitze. Kopf hinten am höchstem Kopf von oben gesehen wie
ein hinten breiterer Sack.
5. Gesicht lang. Augen brau - gräulich. Stirn gerade, niedrig. Kopf sehr steil, nach hinten zu an-
steigend; hinten zuerst steil abgeschnitteu, dann hervorstehend. Nase gebogen. Kopf von oben gesehen wio
ein langer, hinten breiterer Sack. Augen schief, d. h. nach aussen hin herabsteheud , gerade umgekehrt wie
üblich bei Mongolen.
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
343
Genauere Beschreibung der gemessenen Köpfe.
Zu Tabelle XI. Mongolen. (Kalmyken.)
1. Gericht oval, unten in Pl&tteisenform. Hundes Kinn. Kopf rasiert. Augen braun. Nasenlöcher
sehr offen. Oberlippe vorstehend. Backenknochen stark, aber platt. Stirn sehr rund. Kopf hinten viel höher
als vom. Hinterkopf schwach entwickelt.
2. Augen etwas schief, sehr schmal, braun. Gesicht sehr volL Backenknochen stark aber platt. Nase
etwas gebogen. Nasenlöcher sehr geöffuet. Kinn zurücksteheud. Mund vorstehend. Stirn zurückgebogen.
Kopf oben platt.
3. Ganz mongolischer Typus. Augen etwas schief und sehr schmal, braun. Backenknochen sehr stark.
Untergesicht sehr breit. Oberlippe vorstehend. Stirn gerade, etwas zurückgebogen. Kopf oben in gerader
Linio nach hinten ansteigend.
4. Haare schwarz, wie bei allen. Kräftiger Körperbau. Oberlippe vorstehend. Kopf platt. Die Schien-
beine unten stark naeh aussen gebogen.
5. Mädchen. IG Jahr alt. Sehr typisch. Augen ganz schmal und schief. Nase ganz platt und Nasen-
löcher geöffnet. Mund etwas vorstehend. Kinn ganz kurz. Stirn sehr steil. Oh reu fast viereckig. Kopf
flach und nach hinten oben ein wenig ansteigend. Starker Hinterkopf. Backenknochen stark, aber platt.
6. Ganz platte, tiefe Nasenwurzel, wie bei allen. Augen ganz schmal und schief. Backenknochen stark.
Seiten des Gesichts in fast gerader Linie. Gesicht unteu platt. Nase gerade, platt, unten breit. Mund etwas
vorstehend. Oberlippe besonders dick. Stirn platt und zurückgebogen. Kopf hinten am höchsten.
7. Augen braun, wie bei allen; etwas schmal und ganz gerade. Nase schmal; Nasenlöcher geöffnet.
Backenknochen stark, aber platt. Stirn hoch und sehr zurückgebogen. Gesicht unten ein wenig schmaler.
Pockennarbig. Kopf von der Seit« gesehen im Bogen zum höher liegenden Hinterkopf ansteigend.
* 8. Gesicht breit, voll. Stirn gerade, niedrig. Gesicht besonders breit unten. Kinn platt, kaum be-
merkbar. Nase sehr breit. Augen gross, etwas schief. Kopf am höchsten in der Mitte.
9. Augen etwas schief. Nase platt. Mund vorstehend. Lippen dick. Backenknochen stark und voll.
Kopf am höchsten in der Mitte. Hinterkopf oben wie abgeschlagen, dann hervortretend, zum Genick ab-
fallend. Kopf von hinten gesehen dachförmig. Lippen sehr dick.
10. Augen sehr schief. Nase ganz platt. Backenknochen sehr stark. Unterkiefer sehr breit. Stirn
niedrig, gerade, dann oben allmählich zum Kopf Abergehend, der in gerader Linie nach hinten zu uusteigt.
llintcrkopf oben zuerst wie abgeschlagen, dann zum Genick in flachem Bogen verlaufend.
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344
von Erckert
IX. Kaukasische Tatarei
Kopfmessungeu kaukasischer Völker.
345
Archiv für A&UiropoUitft«. IM XIX.
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34G
von Erckort
Vergleichende Uebersicht der T.ndices der Haupt
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Tataren
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myken
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1 1 1
Z
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0,7
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353
Kopfmessungen kaukasischer Völker,
ind zusammengesetzten Völker des Kaukasus.
XIL
15 :_11
Nuten höbe zur Nusenbrcita
Indices
Lei*
(filier,
TscEe-
tschen-
«*n
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Geor-
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Osseten
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myken
11
IV
V
VI
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VIII
X
X
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XI
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-
-
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—
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—
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—
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—
—
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—
—
47
0,2
2,3
—
—
-
—
43
-
-
r~
*
r1“
-
-
-
-
-
Archiv fQr Anthropologie. IW. XIX.
45
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354
von Erckert
Vergleichende Uebersioht
der charakteristischsten Indioes verschiedener Volker des Kaukasus und einiger
ihrer Unterablheilungen.
I.
(Verhältnis* der Länge rar Breite des Kopfes.)
1
11
111
IV
V
VI
VII
VIII
X
X
X
XI
Iltilict*
L«b*
ghi*r
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tM'hcnzen
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ren
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, e[^" beuUhan*
Jw‘" T.tsr«.
Ku-
myken
Xo-
gaier
Kal-
myken
85
— 89 hypcrbrachycephal
47,1
37,5
16,7
22,2
51,9
14,2
60,0
60,0
1L8
50,1
31,4
20.0
80
— 84 brachyeephal . . .
33,1
47,1
43,3
40,2
33,2
21,3
40,0
30,0
29,6
87,5
49,9
40,0
75
— 79 mesocephal . . . .
8,6
10,6
30,0
30,8
43
61,5
■
47,2
8,2
*“
30,0
(Verhält nisa
der
II
Länge
zur
Höhe
des Kopfes.)
I
11
HI
IV
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VIII
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X
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XI
75
— 79 hypaiccphal . . •
5,3
4,8
—
4.2
14.2
7,1
—
—
14,2
—
—
—
70
— 74 orthocephal . . .
25,6
20,0
30,0
15,0
52,3
28,6
40,0
10,0
35,1
41,7
12,4
—
09 chamaecuphal . .
69,1
75,2
70,0
80,8
.33,6
64,3
60,0
90,0
50,0
58.3
87,6
100,0
in.
(Verhältniss
der Breite
zur
Höhe
des Kopfes.)
I
II
UI
IV
V
VI
VII
vm
X
X
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XI
80
— 84 chamneccphn) . .
34,0
37,6
56,7
53,9
38,1
28,6
f.0,0
40,0
26.5
36,9
12,6
20,0
75
-79
87,4
35,2
16,6
19,9
19,1
50,1
20,0
60,0
11,8
57.9
56,2
40,0
70
-74
9,1
7,2
—
7,9
4,7
7,1
—
10,0
5,2
12,5
20,0
VII.
(Verhältnis* der Jochbreite tur Gosichtshöhe; Nasenwurzel bis Kinn.)
I
II
HI
IV
V
VI
VII
VIII
X
X
X
XI
90-
-94
Icptoprosop . .
. 13.3
16,6
23,2
16,1
11.2
28,5
—
30,0
26,5
26,1
—
—
85-
- 89
chamaeproaop .
. 37,0
28,1
48,5
46,9
23,9
35,8
40,0
40,0
26,5
87,3
18,7
20,0
80-
-84
»» • •
. 34,9
3»,7
30,0
84,1
38,1
35,7
00,0
20,0
20,7
29,2
49,9
40,0
X.
(Verhältniss der Jochbreite zur Mittelgesichtshöhe; Nasenwurzel bis zum unteren Kunde
der Oberzähne).
1
II
III IV
V VI
VII
vm
x
X
X
XI
55-59
—
26.7
30,4
— 67,5
66,7 —
60,0
«6,7
56.0
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20,0
50 — 64
—
53,8
47,1
— 25,3
883 -
20,0
22,2
12,0
34,8
57,2
50,0
I.
(Lunge zur Breite.)
L e s g h i e r.
Awaren
Aodier
Dido
Laken
Dargua
KQriner
86 — 89 hyperbraehycephal . .
. 56,7
47,8
30,9
69,9
48,4
41,3
80 — 84 brachyeephal . . . .
. 32,8
33,3
38,4
25,8
31,6
36,3
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Kopfmessungen kaukasischer Völker.
355
Küriner im weiteren Sinne des Wortes.
Eigentliche , ,
Kürin. r A«u|pn
Ti»btts»u-
raner
Hutuler
Twichuren
Dshck
Uuduchen
China
lugen
65
— 89 hyperhracbycephal
46,6
43,0
58,8
35,0
42,9
30,0
30,0
30,0 54,6
80
— 84 brachycephal . . .
25,5
42,8
29,5
50,9
57,1
30,0
30,0
30,0 36,3
75
— 79 meaocephal . . . .
— —
—
—
—
20,0
90,0
40,0 —
O eorgier, oder Grusiner im weiteren Sinne des Wortes.
Gruriner im
engeren Sinn«
Imerier
Ad* Karen
Miugrclicr
85 —
89 hyperbrachycephal
. . 23,9
16,6
50,0
20,0
80 —
84 brachycephal . * . .
. . 47,7
83,3
60,0
20,0
75 —
79 meeoccßhal .....
14,2
—
—
40,0
II.
(Länge zur Höhe.)
Lesghier.
Awaren
Aodier
Dido
Laken
Dargun
Küriner
75 — 80 hypaiecphal .
...
8,6
72
—
11,5
1,5
3,4
70 — 74 orthocephal .
. 41,2
332
16,0
22,9
18,7
22,0
60 — 69 chamaecephal .
•
. 50,2
59,4
84,0
65,6
78,8
73,5
Küriner i m weit
eren Sinne des
Worte».
Eigentliche
Küriner
A guten
Tnbatsa*
raner
Rutaler
Tsuchuren
Dahek
Bildlich
China*
lugen
ArUchinei
75 —
79 — —
—
—
—
—
—
—
’ —
22,6
70 —
74 orthocephal . . 82,7
7,1
17,6
15,0
14,3
30,0
30,0
30,0
22,8
60 —
69 chamaecephal . 65,0
92,9
82,4
80,0
85,7
70,0
70,0
60,0
■ 54,6
Georgier, oder Grusiner im weiteren Sinne des Wortes.
* Imerier Adaharcn Mingrdier
engeren Sinne •
75 — 80 hypsicepbal 4,7 16,6 — —
70 — 74 orthocephal 47,6 16,7 — 10,0
60 — 69 chamaecephal 38,2 66,7 100,0 90,0
in.
(Breite zur Höhe.)
ml — 64
75- 79
Lesgh ier.
Awaren
Andier
Dido
Laken
Dargua
Küriner
80 — 84 42,8
44,9
33,8
35,8
22,2
34,0
76 — 79 36,7
21,7
46,2
26,7
50,2
44,6
Küriner im weiteren Sinne
des Wortes
X»7*
Tabaaaa-
raner
Hutuler Taachuren Dahek
liuduch
China* . ,
lug.» Artwh'n.r
20,5
60,0
28,6 60,0
20,0
40,0
22,8
53,1
36,0
57,2 30,0
50,0
30,0
86,4
Georgier, oder Grusiner im
weiteren Sinne des
Worte».
Gruriner im
engeren Sinne
Imerier
Adtharen
Mingrelier
80 — 84
38,0
66,7
25,0
40,0
65 — 79
19,2
—
60,0
30,0
45*
Digitized by Google
83 s
356
von Erckert,
VII.
(Jochbreite zur Gesichtshühe.)
L e s g h i e r.
Awaren
Andier
Dido
Laken
Dargua
Kannst
00 — 94 leptoprosop .
12,9
17,5
12,5
2,9
1G.9
20,4
80 — 89 chamaeprosop
29,9
89,2
36.4
31,4
4t), 8
42,6
80 — 64
B
42,9
34.7
34,9
46,4
25,3
21,0
R fl r i n e r im
weiter
en Sinne de» Worte».
Eigentlich*
Küriner
A guten
Taba»*a«
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1! ul ul er
Tsachuren
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— 94 leptoprosop .
. 16.3
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—
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30,0
50,0
27,2
— 89 chamaeprosop
. 37,3
42.9
35,4
20,0
71,4
70,0
40,0
30,0
36,3
-84
. 30,3
35,8
29,4
20,0
—
20,0
10,0
20,0
22,«
Georgier, oder Grusiner im weiteren Sinne des Wortes.
Grtuinrr im
engeren Sinne
Imerier
Adsharen
Mingteliei
90
— 94 leptoprosop . . . .
14,3
56,7
—
—
65
— 89 chamaeprosop . . .
. . . 43,0
16,7
25,0
50,0
80
-64
... 26,6
16,6
75,0
50,0
X.
(Jochbreite zur Mittelgesichtshöhe.)
I.es
g h i e r.
Awaren
Andier
Dido
Laken
Dargus
Küriner
55 — 59. .
.... 25,4
29,2
20,4
28,2
27,4
27,9
50 — 64 . .
.... 63,9
53,8
58,5
69.5
61,0
47,2
Küriner im
weiteren Sinne des Wortes.
Eip-BtHcbc A n
hurinrr *
TstlASM-
raner
Ruinier
Tsachuren iHhek
Buduchen
China Artaehiner
lugen
65 — 69
29.8 21,5
26,4
21,0
14,3 22,2
28,6
. 60,0 38,9
60 — 54
. 46,3 50.0
59,0
30,5
71,4 55,6
14,3
40,0 55,6
Georgier, oder Grusiner im weiteren Sinne des Wortes.
55 — 59
50 — 54
Grusiner km
engeren Sinne
50,0
31,2
Imerier
50,0
50,0
Mingrelier
70.0
20.0
I>ic iu den Messungen, Indicu* und Tabellen gegebenen Zahlen mögen auch ohno Commentar genug
Stoff für Betrachtungen und Vergleiche bieten; hier mag nur kurz angegeben werden, da»« die Kopfform
chamaeprosop-brachycephal bei Nogaiern am intensivsten, bei Lesghiern, Armeniern, Aissoren, Kumyken
weniger intensiv vorkommt, d. li. in diesen Zusammenstellungen wenigstens. Georgier sind chamaeprosop-
mesocephal und chamaeprosop-brachycephal. Die Osseten chamaeprosop («um Theil leptoprosop-) mesocephal.
Die Berg 'Juden fast gleich leptoprosop und chamaeprosop* brachycephaL Die Ailcrbcidshan - Tataren fast
gleich leptoprosop und chamaeprosop-brachycephal und leptoprosop und chamaeprosop- mesocephal. Die
Kalmyken und Nogaier hervorragend chamueprosop , dabei erstere zum Theil mesocephal, letztere sogar
hyper* und ullrabrachycephaL
Man könnte sagen, dass hiernach die Osseten dränier) die verhiütnissmässig edelst«, die Nogaier die
wenigst edle Kopfbildung aufweisen. Die Berg-Juden aber diu edelsten Nasen aufweisen.
Die auffallendste Erscheinung dürfte die sein, dass mit Ausnahme der Osseten und Tscherkesson , und
zum grössten Theil der Georgier, der semitische und spucicll jüdische Typus überall so stark hervortritt. —
Au Hallig i8t auch die l’ebereinstimmung der Iudiccs der Berg -Juden und Kumyken, auch nach der Be*
-clir.il.mijf, v„n Erckert.
« Digitized by Google
Referate.
16. ZurNamen- and Volkskunde der Alpen.
Zugleich eiu Beitrag zur Geschichte Bayern*
Oesterreichs von Dr. A. Prinzinger der
Aeltere, Ehrenmitglied der Gesellschaft für
Salzburger Landeskunde. Mit zwei Tafeln.
München, Theodor Ackermann, königlicher
Hofbuehh&ndler, 1890.
Bekanntlich huldigt bei weitem die Mehrheit
der Forscher der Anschauung, die Germanen hätten
ihren Ursprung iin Osten Europas oder in Asien
zu soeben, sie seien erst von den Wogen einer
grossen Wanderung in die Sitze getragen worden,
in welchen die Geschieht« sie zuerst trifft, nnd ihre
Vorgänger in den südlichen, mittleren und west*
liehen Strichen des gegenwärtigen Deutschlands
seien die Kelten gewesen, welche ihnen allenthalben
weichen mussten. Dagegen ist die Zahl und das
Ansehen der Forscher nicht gering, welche an die
östliche Heimat li und an die Wanderungen der
Germanen nicht glauben, sondern sie für Einge-
borene auf norddeutschem oder skandinavischem
Boden erklären, und die frühere lächerliche Kelto-
manie hat sogar einen Rückschlag in der Richtung
hervorgerufen, dass namhafte Männer die Existenz
von Kelten auf dem jetzigen deutschen Gebiete
vollständig leugnen und die für Kelten ausgege-
benen Stämme in Bayern und Oestorreich zu Ger-
manen stempeln wollen, insbesondere in Oesterreich
ficht eine kleine, aber tapfere Schaar üherzeugnngs-
treu für das Germanenthum der Noriker, welche
echte Germanen von Fleisch und Blut gewesen und
denen das Unglück der Unterwerfung wie der Ver-
wechselung ihrer Nationalität durch die Römer
widerfuhren sei. Für diese Behauptung ist zu
wiederholten Malen als streitbarer Kämpe der Salz-
burger Advocat Dr. Prinzinger eingetreten und
seine neueste Schrift sucht iu Salzburger Orts- und
Bergnaroen neue Beweise für diese Theorie beizu-
bringen, indem er davon ausgeht, dass die Berg-
namen ausschliesslich deutschen Ursprungs seien
(Tennengebirge, Göll, Uutersberg, Staufen, Kees),
während eine grosse Zahl von römischen Ortsnamen,
insbesondere den Köiuerstrasscn entlang, die Wohn-
sitze der Eindringlinge in die uralte Bevölkerung
bezeichnen. Haben sich diese fremden Namen
erhalten, sagt er, so müssten auch die keltischen
Namen der Berge auf uns gekommen sein; weil
aber jede derartige Ueberlieferung fehlt, ist offen-
bar der Schluss gegeben, dass keltische Namen für
die Berge niemals existirten, also auch niemals
Kelten in den Bergen, und hinwiederum folgt daraus,
dass ihre gegenwärtigen deutschen Namen auch die
ursprünglichen, in die Urzeit zurückreichenden seien.
„Saxa loquuntur“ also mit untrüglichem Zeag-
nisse, dass stets Germanen in den Thälern hausten,
durch welche die deutsche Zange klingt. Die Ge-
danken des Verfassers enthalten manches Beachten*-
werthe und die Schrift bringt höchst schätxens-
werthe Beiträge in vielen Einzelheiten , wie sie
nur eiu Eingeborener, mit Land nnd Leuten voll-
kommen Vertrauter liefern kann. Allein das Rüst-
zeug, mit welchem der emsige Verfasser arbeitet,
steht nicht auf der Höhe seiner selbstgestellten
Aufgabe; es mangelt ihm die Vertiefung wissen-
schaftlicher Schulung und die prüfende Selbstkritik,
so dats er ahnungslos auf Holzwege gerat li. Anstatt
die Thatsachen sprechen zu lassen und ihr Ergebniss
zu einem kunstgerechten Baue zu fügen, modelt
er voreingenommen an ihnen so lange und derart
herum, bis sie scheinbar in seine Gedankenreihe
passen. Bedauernswertster Weise kaun inan dem-
nach dem Werkchen trotz der wohlwollendsten
Absicht einen Werth nur in Hinsicht auf die vielen
örtlichen und mundartlichen Details heilegen.
H. Arnold.
17. Die Goldfunde von Szilägy-Somlyö,
Denkmäler der Völkerwanderung. Von
Franz v. Pulszky. Mit sechzehn Illustratio-
nen im Text und einer Tafel. Budapest,
Friedrich Kilian, königl. ungarische Univer-
sitätsbuchhaudlung, 1&90.
„Ungarn war stet» die ileerstrasse der Völker-
wanderungen*, der Tummelplatz der Vandalen,
Westgothen, Hannen, Ostgothen, Langobarden und
Vandalen. Vielfach fanden sich durum auf seiuern
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Boden die Reste ihrer Hiuterlasseuschaft, ihre
Todten und ihre vergrabenen Schlitze. So kommen
auch in der Niihc der siebenbürgischen Stadt
Szilftgy-Somlyö wiederholt Denkmäler des ältesten
germanischen Knnststiles 7.11 Tage, welche die
grösste Aufmerksamkeit zn fesseln im Staude sind.
Schon 1797 wurde dort durch Zufall ein grösserer
Schatz entdeckt, von welchem nur drei Gegenstände
abhanden, die übrigen in das k. k. Antikcncabinet
nach Wien kamen; eine Doppelkette ans Gold-
draht mit reichen Anhängseln, 25 Ringe, ein Be-
schlugstück aus getriebenem Goldblech, eine Bulla
aus schwerem Goldblech,' eine Scbliesae aus Gold-
blech, 14 grosse Goldmedaillen» der römischen
Kaiser Maximian, Constantia, Constantia«, Valenti-
nian, Valens, Grutinu. Unweit des Fundortes des
ersten Schatzes stiess man 1889 auf einen zweiten,
der viel mehr Abwechselungen bietet als der erste
und für den Kunstgeschmack der Völkerwande-
rungszeit, speciell der Weitgothen viel lehrreicher
ist. Kr besteht aus sieben goldenen Spaugeniibel-
paaren verschiedener Grösse, aber gleicher Gestalt,
die auf der Rückseite mit Silber gefüttert, vorn
mit Granaten reich verziert sind; ferner aus einer
eleganten Goldfibel, die gleichfalls mit granateu-
heaetztem Zcllengoldschmiedewcrk verziert ist ;
einem goldenen Fibelpaare, dessen Hauptbestand-
teil ein liegender Löwe bildet; einem Paar schalen-
förmiger Ge wandspangen mit Bechs getriebenen, sich
bäumenden Löwen und Granatenzier, einer Männer-
tibel von ungewöhnlicher Grosso mit einem grossen
Surdonyx in der Mitte; einem weiten Armringe;
zwei grösseren und einer kleineren üoldscbale mit
Granaten&climuck , drei fragmentarischen Zier-
stücken, einem kleiuen Hundskopfe mit Glasaugen,
wahrscheinlich Schlti&sstück eines Armbandes.
Beidu Funde sind offenbar Theile des nämlichen
Fürstenschatzes, der an zwei verschiedenen Orten
behufs grösserer Sicherheit vergraben worden ist.
Die Gegenstände des zweiten Somlyoer Schatz-
fundes — den Armring ausgenommen — zeigen das
charakteristische mit Granaten verzierte Zelleugold-
schraiedewerk, eiuo künstlerische Technik, welche
niemals in römischen Gräbern gefunden wurde,
dagegen in den Grabfelderu und Schätzen »ä m röt-
licher germanischer Stämme, der Gothen, Longo-
bardon, Angelsachsen, Bnrgunder, Alamannen,
Frauken und Bajuwareu eine stehende Erscheinung
bildet. Es währte ziemlich lange, bis die vom
Grafen Lasteyrie aufgeetellte Behauptung, duss
diese Technik überall ausschliesslich germanischen
Völkern zuzuschreiben sei, sich Anerkennung ver-
schaffte, indem man byzantinische Arbeiten in den
betreffenden Kunstgegcnständen zn erblicken ge-
neigt war. Herr v, Pulszky will nun gerade
nicht behaupten, dass diese eigenartige Technik als
Erfindung den germanischen Stämmen zugehöre,
allein er bebt die gewisse Thatsache hervor, dass
dieBor Kunststil, der vom vierten Jahrhunderte an
bis in die Karolingerzcit von Ungarn bis zum
Atlantischen Ocean herrschte, nicht aus Byzanz in
die neuen Staaten eingeführt, sondern von den
germanischen Eroberern mitgebracht worden sei,
und deutet auf den Einfluss, welchen die inixbelle-
nischc Cnltur der griechischen Städte an der Küste
des Schwarzen und Asowachen Meeres uud die
Berührung mit den persischen .Sassaniden auf die
östlichen Germanen ausgeübt hübe.
Die Gräber, in welchen solcher Schmuck ge-
funden wird, pflegt man Fürsteogr&ber zu nennen,
was auch durch die Tradition einiger Kircheuscbätze
nnd den Grabschatz Childerich’s zu Dornik be-
stätigt wird. Acht dergleichen sind bis jetzt auf
ungarischem Boden entdeckt worden ; keiner ver-
mag dem Somlyöer Schatz gleichgestellt zu werden,
dessen eingehende Beschreibung Herr v. Pulszky,
der Director des ungarischen Nationalmuseums zu
Pest, an der Hand vorzüglicher Abbildungen liefert.
Fünfzehn Fibeln besitzen die Grundform der
Spangeufibelu ans der Merovingiscben Epoche,
welche in Gräbern der spätrömischen Zeit gefunden
werden; vierzehn sind mit Silber gefüttert, eine
Technik, welche die späte römische Kaiserzeit
charakterisirt und sich bis in die byzantinische
Epoche erhält; hervorzuhebeu ist ferner noch die
Goldkörnerverzierung, eine am Schmucke der Völker-
wanderungszeit häufig, auf den römischen Denk-
mälern kaum, aber auch auf etruskischem Gold-
schiuuck sehr oft mit höchster Vollkommenheit
auftretende Erscheinung. Der von Lindenschinit
besonders betonte individuelle Charakter der ger-
manischen Schmuckstücke, im Gegensätze zu dem
fabrik massigen der Gegenstände römischen und
etru rischen Ursprungs, äussert sich hei dem Somlyöer
Schatze in einer gänzlichen Verschiedenheit der
Grauaten- nnd Gronulationsverzierung, ungeachtet
der Gleichheit der Hauptform.
Lässt auch die wechselvolle Oroaraentation der
Merovingiscben Fibeln die Keime eines eigentüm-
lichen germanischen Kunststiles erkennen, so darf
doch der deutliche Einfluss elastischer Traditionen
nicht verläugnet werden. Die Arbeiten barbarischen
Geschmackes zeugen von einer solchen Sicherheit
und Fertigkeit der Hand, von solcher Geschicklich-
keit und feiuer Ausführung, dass sie nur durch
ein Monachenalter hindurch fortgepflanzte Kunst-
übnng erlangt werden konnte. Deshalb entsteht
die Frage nach den Verfertigern dieser interessanten
Dinge. Der Verfasser beantwortet sie dahin, dass
die Schätze der Barbnrenfürsten in der Völker-
wanderungszeit ihren Ursprung zum Theile Ge-
schenken der Römer, Tributleistungen, verdanken,
zum Theile Beutestücke der Ranhzüge, zum Theile
Erzeugnisse der heimischen Industrie siud. Den
grössten Theil des ersten Somlyöer Schatzes, nament-
lich die ungewöhnlich grossen vierzehn Kaiser-
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Referate.
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medaillons, rechnet er in die erste Gruppe, ebenso
da« Goldfibclpaar des zweiten Fundes, während er
die schweren Gehre and Kähmen, die schöne Bulla
des ersteu und die meisten Gegenstände des zweiten
Fundes in die dritte Kategorie stellt. Deren Er-
zeuger mögen römische Kriegsgefangene oder bei
den Barbaren weilende Abenteurer und ihre
Schüler gewesen sein, welche nach dem Geschraacke
ihrer Herren und Gebieter mit althergebrachter
classischer Kunsttechnik die Schmuckstücke her-
stcllten. Vollkommen mit dieser Anschauung ein-
verstanden möchte Referent sich nur die Bemerkung
erlauben, dass gerade im Hinblicke auf das häufige
Auftreten dieser Technik nnd auf ihre weite Ver-
breitung gewiss an die Existenz eines einheimischen
Goldschmiedegewerbes zu glauben ist; denn Jahr-
hunderte durch standen römische Lehrmeister nicht
zu Gebote.
Die Zeitbestimmung für den Somlyöer Fund
gestatten die Medaillons, welche denselben in dio
Zeit Valentinian’s, Valens, Gratia»’» (364 bis 385
n. Cbr.) versetzen, und der Fundort an der Nord-
ostgrenze Daciens weist ihn den Westgothen zu,
welche nach der Preisgcbung Daciens durch Aurelian
270 diese Provinz besetzten nnd ein Jahrhundert
durch beherrschten, bis sie 375 vor den eindringen-
den Hunnen flüchteten und durch Valens in Mösien
angesiedelt worden. Bei ihrem Abzüge muss der
Schatz in der Erde geborgen worden sein.
Nach unserm vorstehendem Auszuge aus der
fesselnden Abhandlung des gefeierten magyarischen
Forschers wird man bereit« die grosse Wichtigkeit
dieses höchst interessanten Fundes — eines Seiten-
stückes zu dem berühmten von Potreossa — be-
messen haben; seine Schrift ist sowohl im Worte
wie im Bilde der Bedeutung desselben ebenbürtig.
Sehr gelangen sind die klaren Ausführungen über
die Zellengoldschmiedetechnik und zweifellos die
chronologische Beweisführung. H. Arnold.
.18. Kunsthistorischer Atlas. Heraasgegeben
von der k. k. Centralcommission zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kunst- und histo-
rischen Denkmale unter .der Leitung Seiner
Excellenz des Präsidenten Dr. Joseph
Alexander Freiherrn v. Ilelfert.
1. Abtheilung: Sam mlung von A bbil-
dungen vorgeschichtlicher und früh-
geschichtlicher Funde aus den Län-
dern der österreichisch - ungarischen
Monarchie. Kedigirt von Dr. M. Mnch.
Mit 100 Tafeln und zahlreichen Abbildungen
im Texte. Wien 1889. Aus der kaiserlich-
königlichen Hof- nnd StaaUdruckerci.
Die Wirksamkeit der k. k. Centralcommission
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- nnd
historischen Denkmale in der österreichisch-unga-
rischen Monarchie hat seit ihrem 34 juhrigen Be-
stehen mit dem Kufe ihrer Leistungen die Welt
erfüllt Sie erstreckt sich auf die Erfüllung von
zwei ihr gestellten Aufgaben. Fassen wir zunächst
die eine derselben, die Erbaltnng, ins Ange, so ist
kaum zu ermessen, wie viele Denkmale der Kunst
und Geschichte ihr nicht bloss die Kewahrung vor
dem Verfalle, sondern geradezu die Kettung zu
verdauken haben, wenn ihnen durch die Unbill der
Zeit oder der Witterung, durch böswillige, unkun-
dige oder restaurirungslustige Hände Verderben
und Zerstörung, oder durch Bammel- und handels-
eifrige Unternehmer Verschleppung und Ver-
schachcrung drohte. Wie erfolgreich sie der Losung
ihrer zweiten Aufgabe, der KrforMchung, nachkam,
beweisen eine Reihe von 39 reich ausgestatteten
Bänden und viele Sonderwerke, welche sie der
Üelfentlichkeit übergab.
Obgleich nun dus Gebiet der prähistorischen
Forschung nicht eigentlich in den Bereich der
Aufgaben gehört, welche der Ceotralcommiasion
ursprünglich zugewiesen sind, wendete sie derselben
schon frühzeitig eine besondere Aufmerksamkeit
zu; heieits die ersten Bändo ihrer Publikationen
legen dafür ein sprechendes Zeugnis» ab und seit-
dem die Verbreitung des Interesses für die ur-
geschichtliche Forschung die letztere fast zu einem
Gemeingute der Gebildeten werden liess, wuchs
auch die Menge der darauf bezüglichen, oft reich
mit Abbildungen ausgestatteten Mittheilungeu
immer mehr an.
Weil sich aber dabei der Ucbelstaud heraus-
stellte, dass diese Nachrichten unter dem natürlich
weit überwiegenden Materiale ans anderen Disci-
plinen, welche den Urgeschichtsforschern ferner
liegen, sich zerstreuten, und hierdurch ihre Nutz-
barmachung erschwert war, so suchte die Central-
commission nach einer Abhülfe nnd fand sie darin,
dass die Neuausgabe des kunsthistoriachen, bisher
nur Gegenstände kirchlicher Kunst enthaltenden
Atlasses auf das gesammte archäologische Gebiet
erstreckt wurde; zur Vervollständigung des Bildes
der kunat- und culturgeschichtlichen Entwickelung
der Monarchie sollte daher auch auf die Funde
aus den vorgeschichtlichen Perioden und auf die
Zeit der Römerherrschaft die entsprechende Rück-
sicht genommen werden.
Die erste Abtheilung dieser neuen Ausgabe des
kuusthistoriseben Atlasses ist daher ausschliesslich
für die Aufnahme prähistorischer Gegenstände be-
stimmt, unter geographischer Beschränkung auf die
Länder der österreichisch -ungarischen Monarchie.
Ueber deren Grenzen wurde nur da hinausgegriffen,
wo Funde unmittelbar an derselben erschienen
und ihr helles Licht auch auf die benachbarten
Strecken hi n über warfen ; die politischen Grenz-
pfähle dar Gegenwart stellen ja schlechterdings
keine Scheidemarken vorzeitlicher Culturgebiete
vor. So wurden die Funde im Pfuhlbau von
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Referate.
Peichiera und in der Muszickaliökle bei Krakau
anfgenommen , weil sie unmittelbar an der öster-
reichischen Staatsgrenze von Oesterreich ern ent-
deckt, von österreichischen Gelehrten untersucht
und beschrieben und österreichischen Museen ein-
verleibt wurden. Dagegen trat eine gewisse Be-
schränkung insofern ein, als die Entdeckung der
Funde vom Zufall abh&ngt, also in ungleichem
M nasse 8 taUhat und die Wirksamkeit der Cantral-
commiasion und der meisten jener Institute und
Fachmänner, durch welche dem Werke eine Forde-
rung zu Theil wurde, den westlichen und nördlichen
Kronländern angehört.
Bei der Anordnung des Stoffes waltete die
Absicht ob, soviel als möglich die chronologische
Reihenfolge eintreten zu lassen, sie konnte aber
wegen Rücksichten anderer Art, z. B. wegen der
Beisein menhalt ung eines geschlossenen Fundes,
nicht ausschliesslich zur Geltuug gelangen. Auch
die Fände einzelner Länder suchte man möglichst
wenig zn trennen, soweit die Ausnutzung des
Uauines auf den Tafeln nicht binderte. Ueber-
baupt ist noch in Rechnung zn ziehen, dass weder
bei der Aufnahme des Materiales noch bei dessen
Anordnung der Herausgeber mit vollkommen
freien Händen zu schalten vermochte, da sowohl
dem vorhandenen Materiale der Cliches, wie dem
ästhetischen Bedürfnisse der Gefälligkeit Spielraum
gestattet werden musste.
Wie der Herausgeber selbst sich gnftnssert hat,
liegt das Hauptgewicht in den Tafetn, neben welchen
der Text sehr knapp gehalten wurde; weitläufige
Beschreibungen sollten hinter den Abbildungen
zurücktreten. Es fand in letzterem daher die Be-
schränkung auf die Bezeichnung des Gegenstandes,
und wo es nöthig war, der „vergesellschafteten“
Fände, dann des Materiales, des Fundortes, des
Ortes der derzeitigen Aufbewahrung und auf den
Nachweis des ersten Fundbcriehtee statt. Ein
Hinweis auf verwandte Erscheinungen oder auf
Funde von derselben Fundstätte griff nur dann
Platz, wenn der betreffende Gegenstand im Atlas
selbst abgebildet ist.
Um einen Begriff von der Reichhaltigkeit der
100 Tafeln zu geben, wollen wir die Abbildungen
der hauptsächlichsten beuennen. Sie zeigen:
Stein- und Ktiochengcräthe, sowiu Tbuugef&sse
und -Scherben von Stillfried, aus der Sipka-,
Byciskäla- und Maszicka- Höhle, Steinhuminer
und -Beile aus Böhmen, Niederösterreich und
Dalmatien,
Knochen* und Steingerätbe, Bronze Werkzeuge,
-Schmuck und -Waffen aus den Pfahlbauten im
l.aihacher Moore, im Atter-, Mond- und Gardasee,
Goldene Ziorscheiben von Stollhof, Kupfergc-
rätlie- und Waffen aus den Bergwerken de» Mitter-
berge.s bei Bisckofaboieu , ans den Pfahlbauten im
Atters*«, aus der Sipka -Höhle und verschiedenen
Fundorten in Böhmen und Ungarn,
Urnen, Bronzeschmuck und -Geräthe aus den
Grabfeldern von Mikluszowice , Wegrzce und
Krzetuienica (bei Krakau),
Bronze -Waffen, -Schmuck uud -Geräthe, Tbon-
gsfliM vou verschiedenen Fundorten in Vorarlberg
Tirol, Liechtenstein, Salzburg, Kumtheu, Böhmen
(darunter auf vier Tafeln den Fund von Krendorf
nächst Laun in Böhmen), Ungarn, (darunter zwei
Thonfigürcben, Nachbildungen der kyprischen
Venus von Sercth in Ungarn ), in der Herzegowina
und in Dalmatien,
Bronzegegenstände und Thongefässe von einem
Urnenfelde bei Stillfried, uud aus dem Grubfclde
bei Maria Rast; den Bronzewagen aus dem Grabe
bei St reit weg nächst Jadenburg in Steiermark,
den Panzer und die Votivhände aus Bronze,
Geräthe und Schmuck aus Brouze, Thongefässe
aus den Grabhügeln vou Wie« und Umgebung in
Steiermark auf fünf Tafeln,
die Funde aus dem Grabhügelfelde von Frögg
nächst Veldes-Rosegg am Wörthersee in Kärntheo
auf vier Tafeln: Bronzescbmuck , die Thier- und
Menschenfiguren, sowie Wagen raste aus Blei,
Bruiizegefiisse,
die Funde von den Gräberfeldern bei Watsch
Rovisce, St. Margarethen, St. Michael, Zwetesek,
Oberschlcinitz in Krain auf dreizehn Tafeln : Helme,
Lanzeuspitzen , Fibeln aller Art, die berühmte
Situla und dieBruuhstückdWou zwei anderen Situlae,
eine Gürtelschliesae aus Bronzeblech mit Darstellung
eines Gefechtes von Reitern und Fussvolk, Bronze-
ringe, Thongefässe, Sicheln, Kctteii, La-Tene-
Schwerter, Lanzeospitzeu und Streitäxte aus Eisen,
Glasperlen, n. s. w.,
Bronzefibeln, eine verzierte Situla, Thongefässe
aus dem Grüberfelde von St. Lucia im Küsten-
lande,
Funde aus Tirol: Bronzefibeln und -Ringe mit
Glas- und Emaileiulugc von Meckel in Xousbcrg,
Bronze-Haarband und Halsriug aus einem römischen
Grabe bei des, Bronzehelm von Ambras, Fibeln
und eine genietete Sitnla von Dercolo, Schmuck-
stücke von Gamprin im Liechtensteinischen, An-
sichten der geöffneten Gräber vou Stadlerhof bei
Kaltem (darunter eines mit einem Denkstein nebst
etruskischer Inschrift), die Fuudo von Moritzing
(Bruchstücke einer Situla mit getriebenen Mcnscken-
und Thierfigoren, Eigenheim uud La-Tene-Sch wer-
ter); hölzerne Tragkörbe, Axtstiele und Krücken
aus den Salzgruhen des alten ManncB bei Hallstatt;
den Bronzehelm aus dem Passe Lueg; Steinblöcke
mit etruskischen Inschriften von Buchenstem,
Funde vom Hallstätter Grabfelde anf zwei
Tafeln: Schwerter und Lanzenspitze von Eisen,
goldenes Diadem, Thongefässe, Eimerdeckel und
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Schwertscheiden ans Bronze mit reicher Figuren-
verzierung.
Schmuckstücke, Gefässe und Gräberdurch-
schnitte aus Böhmen,
Fände aus der Bycfak&la - Höhle in Mähren:
Schale aus einem Menschenschädel ; Becken, ge-
rippter Eimer, Stierfignr, Scepter aus Bronze, Ge-
fitose; Schmuck aus Bronze, Haarband aus Gold,
Millefioriperlon,
Bronzegegenständo und GefUsse aus Thon von
Grabfeldern in Mähren, Schlesien und Galizien,
Urnen, Thongefässe, Fibeln aus dom Urnen-
felde von Felsö- Kuhin in Ungarn, aus Croatien
und Istrien; ein getriebener und genieteter Helm
aus Bronze vom Grabfelde bei Pizzughi in
Istrien,
Freihandgef&sso und Beigaben, Zeichnung eines
geöffneten Grabes aus dem Grabfelde von Libocho-
wau in Böhmen auf drei Tafeln,
Abbildungen und Situationspläno der prähisto-
rischen Befestigungen uud Wallburgen: Götscben-
berg, Grafendorf, der „HausbergeL‘ von St. Ulrich,
Stronegg and G eisei berg, der Tumuli von Lichten-
wörth, ObergAnserndorf; Steieregg, Kürnberg,
W&ldegg, Polheim; der Wallbnrgenkette zwischen
Poik und Reka (nebst Uebersichtskarte) : Unter-
Zemou, Zagurjc, Grafenbruun, St. Peter, Dorncgg,
Leonhardsberg, Vladar, Hradist, Plesivec, Knezi-
hora, Zdar, Radelsteio, Hradecek, Poiiesic, Baba,
Na hradu, Podcap, Vidice, auf einer Tafel und drei
Doppeltafeln,
Probestücke (Fibeln, Fingerringe, Armspangen)
aus dem Massenfunde von Dux,
Funde uub den Reihengräbern von Neu-Bydzow
(Böhmen): Thongefässe, Lanzenspitzen, Schwerter
mit Scheiden, Fibeln, summtlieh aus Eisen,
Bronzeholm und La-Tene-Fibel ans St. Marga-
rethen; Bronzeketten, Thierfibel aus Bronze, Bcrg-
mannsknppe und Lodertasche aus dem Salzberge
bei Hallern, Ringe und La-Tene-Fibel aus Silber
vou Lautrach; La-Teac- Fibeln aus Ungarn,
Keltische Münzen (Regenbogenschüsselchen) auf
zwei Tafeln.
Gcfässo vom Grabfeldo bei Birgolstein , von
Stillfried, der Heidenstatt bei Limberg,
Funde aus den Reihengräbern bei Igels (nächst
Innsbruck), Freundorf, Morii titsch ; Zierscheiben,
Riemeubeschlftge, Fibeln (darunter eine goldene
aus Sicbeubürgou) aus Böckenv-Mindszent, Spaten,
Skramasaxe, Sporen, Axt, Pfeile, Schüsseln von
St. Georgen, Kaplitz, Tlumatscbau, Wien, Deutscb-
Altenburg,
Funde aus longobardischen Gräbern von Civez-
zano und Cividalo (Särge, Goldhlnttkreuze, Spaten,
Skramasaxe, Scbildbuckel, Beschläge),
Reiheugräbcrfundc (Zierstücko uud Gefusse) ans
Kettlach in Niederösterreicb, Salzburg und Mähren.
Schläfen ringe, Thongefässe, EUcngcrüthe aus
Böhmen uud Mähren.
Was uns der Atlas bietet, ist nicht mehr und
nicht weniger als ein vollständiges Lese- und Hand-
buch für den Anschauungsunterricht; er wird nicht
bloss dem Orientirang suchenden Laien auf diesem
Gebiete, sondern auch dem Fachmanno als eine
reiche Quelle der Förderung dienen können. Vor
Allem lobt er die kundige und sorgsame Hand
seines Meisters, des Herrn Dr. Much.
II. Arnold.
19.
Aus der skandinavischen Literatur.
Von
J. Mestorf in Kiel.
Dänemark.
1. Aarböger f. nordiak Oldkyndighed
og Historie 1888, Heft 3 u. 4.
Madsen A. P. Undcrsögclse af Kjükken-
möddingen ved Meilgaard 1888. Petersen, Joh.
und Herluf und Olaf Winge: Dyrelevningcr
fra äldre og yngero Stennlders Bopladser.
In dem durch S teemtrnp's vortreffliche Unter-
suchungen allgemein bekannt gewordenen Kjökkeu-
Arcliiv rar Authrop*>lt4|t<>. Bd. XIX
inödding bei Meilgaard in Jütland, wo auch Wor*
saae und Sehestedt seiner Zeit gegraben, hat.
im Jahre 1888 wiederum eine planmAssig ans-
geführte AuFgrabung stnttgcfonde». Von Kopen-
hagen betheiligten sich an derselben die Herren
Capitän Madsen und Dr. phil. C. II. Joh. Petersen,
die Sammlung zu Randors war durch Herrn Lehrer
Andersen vertreten. Die bei dieser Gelegenheit
zu Tage geforderten animalischen Ueberroste sind
»pater von den Herren Dr. Herluf undOlnf Winge
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Referate.
bestimmt. Die Loyalität ist aus Steen. strup’s
Umschreibung bekannt. Bemerkenswert!) ist jedoch,
dass nach dort ausgt'führteu Messungen das um-
liegende Sumpf- und Wiesenland 15 bis 10 Fass,
der eigentliche W oh u platz aber 20Fu*s über dem
Meere liegt und da nunmehr auch nördlich und
Büdlich des Sumpfes mehrere andere Küchenabfall-
haufen, wenngleich in kleineren Dimensionen, ent-
deckt sind , die in gleicher Höhe liegen , so darf
man wohl annehmen, dass die Niederung sur Zeit
der Besiedelung unter Wasser gestanden and eine
Bucht des Kattegats gebildet hat, — Die Aus-
grabungen wurden dadurch erschwert und be-
schrankt, dass der Ort mit Buchen und Fichten
bestanden war. Eine interessante Beobachtung,
die, so weit mir bekannt, vorher nicht gemacht
worden, ist die, dass stellenweise Haufen gleich-
artiger Thierreste beisammen lagen, die auf den
Gedanken führten, dass dieselben zu einer Zeit
entstanden seien , wo diu Bevölkerung sich vor-
herrschend von einer Thierart genährt, was auf
einen reichlichen Fang gerade dieser Thiere zu
bestimmter Jahreszeit hindeuten könnte. So fand
man z. B. au einer Stelle hauptsächlich Austern-
schalcu, au anderen llaufeu von Cardium und
Littorina, an anderen Ueberreste von Fischen
oder solche von Wirbelthieren. Für diese neuen
Untersuchungen lieferten die letzten Ausgrabungen
der oben genannten Herren bei Meilgaard das
lieste und reichhaltigste Material. Der dortige
Wohnplatz gehört, gleich noch einigen anderen
am Mariiigorijord und au anderen Orten aufgedeck-
ten Küchenahfallhaufen, der älteren Periode des
Steinalters an. Unter den dort zu Tago geförder-
ten animalischen Ueberresten ist ausser dem Hunde
kein Haustbier nachgewiesen.
Au anderen Dingen wurden gefunden : Flint-
gerüthe, Flintkernsteine und Späne, Aerte von
Hirschgeweih , Nadeln and Pfriemen von Bein,
irdene Topfscherben u. s. w. Unter 3924 Fund-
stücken war keines, welches man der jüngeren
Steinzeit hätte zusprechen müssen. An den Stellen,
wo man Steine in einer Anordnung liegen fand,
die auf eine Feuerstätte schließen liess, fand man
einmal ausser Asche and Kohlen viele Vogel-
knochen, Nudeln und Pfriemen von Bein undTopf-
sc herben. I>io Lage der einzelnen Gegenstände
wurde überall genau notirt, so dass eine tabellari-
sche Uebersicht der Funde gegeben werden konnte.
Auf den oben erwähnten kleineren Wohnplätzen
am Itande der Niederung waren die Erscheinungen
ähnlich. Auf einer derselben kam ein Schädel
von Alca impennis zn Tage, der erste, der bisher
in Dänemark gefunden ist.
Im Rosborger See, westlich von Viborg, bei
Svendborg (Christiansminde) und an mehreren
anderen Orten auf Fünen, sind dahingegen ähn-
liche Wohnplätze aufgedeckt, die, nach dem Zeug-
niss der dort gefundenen Steingcralhe, der jüngeren
Steinzeit angeboren und in allen diesen sind zwi-
schen den Muschel- und Austernschalen auch Kno-
chen von Hausthieren gefunden. Ob daa Rind
damals gezähmt gewesen, lässt sich nicht mit Sicher-
heit bestimmen. Als Hausthierö siud nachgewiesen :
Schaf und Ziege uud zura erstenmal, wenngleich in
spärlichen Resten, HuuBftchwein und Pferd. Die
zoologischen Bestimmungen führen demnach zu
demselben Ergebnis» wie die archäologischen. Beide
nöthigeu uns, das neolithische Steinalter in eine ältere
und jüngere Periodo zu scheiden. Die Knochen der
Säugethiere wurden von Herrn Museumsassistent
Dr. Herluf Winge bestimmt, die Vogelknochen
von Dr. Olaf Winge, die Sehalt hiere von Dr. Joh.
Peter sen. Diese mühevollen Bestimmungen der
animalischen Ueberreste sind ungemein wichtig
und werthvoll für die Kcnntuiss der einheimischen
Fauna, indem sie einestheils das Vorkommen von
Thierarten bestätigen, welche jetzt im Lande längst
aasgestorben sind, anderenteils sichere Ausknnft
über das erste Auftreten der Haustiere gewähren.
Dies hebt auch Sophus Müller hervor in seiner
Einleitung zu dem Artikel über die animalischen
Ueberreste von Wohnplätzen aus der älteren und
jüngeren Steinzeit in Dänemark.
Jahrg. 1889, Heft 2. S. 149 bis 169.
2. Bahnson, Kr. Die Nephrit- und Jadeit-
frage in Europa.
Dr. Bahnson giebt den I^esern der Aarböge r
einen Einblick in die Nephritfrage, indem er die
Entstehung, Entwickelung und den gegenwärtigen
Standpunkt derselben ausführlich darlegt. Däne-
mark ist freilich nicht direct an diesen Forschun-
gen betheiligt, denn, dass die schönen Jadeitäxte
im Museum za Cassel nach dem dortigen Museums-
catalog in Dänemark gefunden Hein sollen , ist ein
Irrtbum. Rufer, erinnert dieselben 1878 dort be-
wandert, aber die Fondangabe schon damals an-
gezweifolt zu habcu. Bis jetzt ist in der ganzen
nordischen Gruppe prähistorischer Alterthümer
kein einziges Nephrit- oder Jadeitgeräth gefunden
worden. Verfasser weist gründlich nach, dass die
vor Jahren ausgesprochene und mit Wärme ver-
fochtene Vermuthung, dass alle Nephrit- und
Jadeitgerätho mit den Einwanderern der jüngeren
Steinzeit aus ihrer Urheimath nach Europa ge-
kracht, oder durch mit derselben unterhaltenen
Verkehr und Handel von dorther bezogen seien,
aller Grundlage entbehrt.. Die scheinbar fest-
gestellte Thatsacbe, dass das Gostein in Europa
nicht vorkomme, hatte dieselbe wachgerufen und
gestützt. Bahnson behandelt die Frage vom
archäologischen Standpunkt. Unter den Gründen,
welche gegen einen Import sprechen, hebt er her-
vor, dass, wie auch die Fuudtabellen Fischer’«
darthun , das örtliche Auftreten des Nephrits ein
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3G3
Anderes ist als dasjenige des Jadeits. Von 1100
in der Schwei* gefundenen Nephritartefacten sind
1000 vom Bodeusec, 100 aus der Weataehweis,
wohingegen ira Bodensee nur 27 Jadeitbeile ge-
funden sind, in der Westschweiz 177. Zweitens
macht er geltend, dass nach den mikroskopischen
Untersuchungen die Stractur der Objecte je nach
den Localitäten eiue verschiedene ist, wonach man
auf verschiedenen Ursprung des Gesteines schliaaaen
darf. Verfasser hebt als boachteiiswerth hervor,
dass die kleinen in der Schweiz gefundenen Beile
offenbar aus Geröll angefertigt sind und sich von
den schlanken Jadeitäxten der Rbeiniande auch in
der Form auffällig unterscheiden. Er macht als-
dann alle ihm sicher erscheinenden europäischen
Fundorte rohen Nephrits namhaft: Monte Viso,
Steiermark (Geröll), Schlesien (kleine Knollen).
Hoher Jadeit ist in Graubündten zu Tage gekom-
men. Das Ergebnis« aller bisherigen Forschungen
deutet hin auf das Vorhandensein der genannten
Steinarten in Europa, wenngleich die ursprüng-
lichen Lagerungen noch nicht entdeckt sind. Die
Theorie, dass die Verbreitung sAmmtlicher Jadeit-
heile von einem Centrum ausgegaugen, ist als
unhaltbar aufgegeben.
S. 170 bis 185.
3. Hansen, Sören. Ueber vorhistorische
Trepanation in Dänemark.
Verfasser hat die Literatur über vorhistorische
Trepanation in ihrem ganzen Umfange verfolgt
und unch diu verschiedenen Ansichten über Zweck
nnd Nntzen derselben kritisch abgewogen. Er
hat sich niemals zu der Ansicht bekennen können,
dass diese Operation zum Theil lediglich znr Ge-
winnung der als Amulete begehrten runden
Knochenplatten unternommen sui. wie er überhaupt
keinen Fall von posthumer Trepanation oder von
der Benutzung der „Rondellen“ als Amulet als
ansser Zweifel stehend, anerkennt. So weit er zu
urtheilen vermag, geschahen diese chirurgischen
Eingriffe nur zur Heilung schwerer Leiden. Er
bespricht alsdann ausführlich die bis jetzt in Däne-
mark bekannten vier trepanirten Schädel aus
vorgeschichtlicher Zeit. Der erste, aus der Stein-
zeit stammend , wurde zu Nae« auf Falster gefun-
den. Ansser dem durch Schabung entstandenen
Loch zeigt er keine Spur äusserer Verletzung.
Die OefTnung ist 53 und 43 mm gross. Die Ope-
ration wurde wahrscheinlich zur Heilnng eines
Gehirnleideus vollzogen. Das ältliche Individuum
scheint dieselbe lange überlebt zu haben; — der
zweite Schädel, ans einem Ganggrabe (Grydchöi)
auf Aero, zeigt ein 30 mm grosses, kreisrundes
Loch. Ausser diesem erkennt man an demselben
eine Hiebwunde, welche das Stirnbein 4 bis 5 cm
lang gespalten hatte, ohne jedoch den Knochen zu
zersplittern. Die Operation scheint nicht unmittel-
bar nach der Verwundung stattgefanden zu haben,
sondern zur Heilung eines Leidens unternommen
zu sein, das sich in Folge der Verletzung ein-
gestellt hatte. Auch hier scheint der Kranke noch
lange Zeit nach der Operation gelebt zu haben.—
Der dritte Schädel, aus einem Bronzegrabe bei
Lundtofte, im Amte Kopenhagen, zeigt einen
9 und 12 cm grossen Ausschnitt. Die technische
Ausführung ist dieselbe wie hei dem von Topi-
nard beschriebenen Schädel von Feigneux (Bulletin
de la Societe d'Authropologie 1887, p. 585). Zu
welchem Zwecke diese erstaunlich kühne Operation
unternommen, ist nicht ersichtlich. Man würde
noch hente Bedenken tragen, einen so gewaltigen
Eingriff zu wagen, den der Besitzer des Schädels
von Landtofte in dcrThat nicht überlebt zu haben
scheint. — Der vierte Schädel ist aus den be-
kannten Gräbern der älteren Eisenzeit bei Var-
pelev auf Seeland und ist ausführlich beschrieben
von Professor Schmidt in den Aarbögern 1877,
S. 300. Auch an diesem ist, wie bei dem Gang-
bauschädel von Aerö, eine Wunde wahrnehmbar,
ein Schwerthieb. An beiden Enden der Hieb-
wunde hatte der Schädelknochen einen Bruch er-
litten und war zersplittert. Der Operateur hatte
die Wundränder mit einer Säge geebnet und eine
von dem Hieb und dem hintern Bruch begrenzte
Knochenfläche mit der Säge entfernt. Die Be-
schaffenheit der Wundränder iiess erkennen, dass
der Mann bald nach der Operation gestorben war.
Der Schädel von Varpelev zeigt sonach deut-
lich, dass die Trepanation zur Heilung eines durch
äussere Verletzung entstandenen Leidens unter-
nommen ist. Nr. 1 und 3 lassen nur erkennen,
dass auch bei ihnon die Operation zu Lebzeiten
der Menschen vollzogen war. Der Zweck könnte
immerhiu die Heilung solcher Krankheiten sein,
welche nach damaligem Glauben durch dem Patien-
ten innewohnende böse Geister verursacht wurden
und nur dadurch geheilt werden konnten, dass
man ein Loch in den Schädel bohrte, durch welches
der Dämon hinausfahren konnte. Aber das ist
keine Mystik, sagt Verfasser, sondern eiue dem
Gedaukengange damaliger Zeiten entsprechende
rationelle Chirurgie; gleichwie man noch in viel
späteren Zeiten trepanirte. um den intracraniellen
Druck zu vermindern, der nach damaliger An-
nahme durch abnorme Steigerungen gewisse Krank-
heitserBcheinungen veranlasse.
S. 192 bis 198.
4. Undset. Om den Xordiske Stenal-
ders Tvedeling.
Wir babcu in letzter Zeit wiederholt Gelegen-
heit gehabt zu der Bemerkung, dass der zwischen
den beiden berühmten Gelehrten Steonstrup und
Worsaae vor Jahren entbrannte Streit über eine
Scheidung des Steinalters in eine ältere und
46*
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364
Referate.
jüngere Periode, nnn, nachdem Worsnae's Mund
verstummt, von dem hochbetagten Steenstrnp
wieder auf genommen ist und dass jüngere Collegcn,
wie Sophus Müller, Undset u. A. »ich ver-
anlag«! gefunden, für Worsaae einzutreten. In
»einer letztgedruckten Abhandlung in den Sitzungs-
berichten der Kong). Vidunskabselflkab f. 1863,
fertigt Steonstrup die jüngeren Gelehrten ab, in
Ausdrücken, die wir vou den Lippen des hoch-
geehrten Manne» lieber nicht vernommen hätten.
Undset fand »ich danach veranlo»et, dem Gegner,
sowie den Archäologischen Kreisen im allgemeinen,
die Hauptpunkte des Streites noch einmal in Kürze
vorzulegen. — Er rügt zunächst als unbillig,
Worsaae für »eine vor 30 Jahren gefiusserte
Vermntbung hinsichtlich des Abstande» zwischen
der älteren und jüngeren Steinzeit noch jetzt ver-
antwortlich zu machen. Mit den in Westeuropa
und im Norden seitdem sich mehrenden Funden
und Entdeckungen erweiterte sich der Gesichts-
kreis, änderten sich die Ansichten der Forscher
und Worsaae selbst stand in der hier behandelten
Frage anf demselben Standpunkt, den seine jünge-
ren Collegen vertreten. Steonstrup ist im Irr-
thum, wenn er behauptet, dass die Anhänger
Worsaae’s die dänischen Kjükkenmöddinge in die
paläolithische Zeit setzen. So wird doch niemand
Undset*» Worte auffassen, dass dieselben „die
jüngsten und ftussersten Ausläufer des in Westeuropa
so gut gekannten Steinalters bilden, das in »einen
älteren Phasen bis in dio geologischen Perioden
hineinreicht*1. Undset und seine Collegen spre-
chen sich im Gegentheil deutlich dahin aus, dass
beide Perioden nicht nur unmittelbar aufeinander
gefolgt sind, sondern sich berühren und zwar der-
gestalt, das» die Vertreter derselben noch eine
Zeitlang neben einander im Lande gewohnt haben.
Steenstrnp rügt es, dass dio Geräthe au» dein
Kjökkenmöddingen roh genannt sind und macht
geltend, dass, wer »o lange Flintspäne, wie man
deren zwischen den Kjokkenmüddingen findet, zu
schlagen versteht, eine Meisterschaft in der Be-
handlung des Steines erworben, die auch die fei-
neren Stcinwcrkzeugu schlugen und schleifen
konnte. Nach Undset*» Meinung kommen für
die Entscheidung des Streites hauptsächlich zwei
Punkte in Betracht :
1. Die Art und die Form der Geräthe aus den
Kjokkenmüddingen nnd aus den Steingräbern.
2. I)a» Vorkommen von Hausthieren in diesen
und jenen.
Die typische Kjükkeumödding-Axt mit der ge-
schlagenen, niemals durch Schleifen hervorgebrach-
ten Schneide, findet sich in der ältesten Steinzeit
in Westeuropa, in Italien, in den mährischen
Höhlen, in Amerika, Neuseeland u. s. w. Dass sie
als Axt gebraucht worden, bezeugt ein Exemplar
aus Dänemark, das, als man es fand, noch mit
einem Stiel versehen war. Steenstrnp erklärt
diese Geräthe für Senksteine. — Was den zweiten
Punkt betrifft, so »agt Steenstrnp selbst, dass die
Kjökkenmöddingmenschen kein anderes llausthier
als deu Hund besnsseu. In den schweizer Pfahl-
bauten, in schwedischen Steingrübe ru waren seit
lange Beste von Hausthieren und aus den Knochen
von Hau»thiereu augefertigte Geräthe gefunden
und nach den Untersuchungen und Bestimmungen
der animalischen Ueberreste aus dänischen Kjök-
kenmöddingern und Steingräbern sehen wir diese
Erscheinung nunmehr auch für Dänemark bestätigt.
Auch dio geographische Verbreitung der Kjökkon-
inöddingtypen kommt hier in Betracht. In Schwe-
den findet man sie nur in Schonen, in Norwegen
nur an der Jütland gegenüberliegenden Küste und
sehr spärlich, wohingegen die Geräthe der jünge-
ren Periode in grosser Anzahl weit nach Norden
hinauf Vorkommen und in Schweden die Stein-
gräber an der Westküste hinauf und weiter ins
Land reichen. Hätten die Menschen, von welchen
die Muschelhaufeu herrühren, unsere Hausthiere
besessen, da wäre es, wie Verfasser sich ausdrückt,
doch seltsam , dass sie sich nur von Wild und
Schalthieren genährt und niemals ein Schaf oderein
Rind geschlachtet und verspeist hätten. — Undset
schliesst seine Entgegnung mit folgenden Worten:
„Etatsrath Steeustrup kündigt eine Fort-
setzung seiner Abhandlung an. Ich hoffe in der-
selben mehr Belehrung zu finden, als in dem ersten
Abschnitt und speciell hin ich gespannt auf die
Aufklärungen und Beweise, die wir vou den scharf-
sinnigen Beobachtungen des hochverdienten Ge-
lehrten erwarten dürfen in Betreff der beiden
Punkte, die ich als die wichtigsten für die Frage
der •Zwuithcilung den Steinalters vorgelcgt habe.
Ferner hoffe ich iu dem zweiten Abschnitte weni-
ger absprechende und zornige Ausdrücke über die
vorgeschichtliche Archäologie zu finden , die sich
nun doch einmal auch mit den Ueberresten aus
dem Steiualter befassen muss. Diese missbilligen-
den und heftigen Ausdrücke gipfeln in dem S. 33
gebrauchten Worte pia fraus, dessen er Bich in
einer Weise bedient, welche den Lorbeeren, die
der hoch betagte Forscher durch seine langjährigen
Arbeiten geptlückt, wahrlich kein neues Reis hin-
zufügt.
Schweden.
1. Hildebrand, Haus. Das germanische
Haus. (Svenska Fornminnes föreningen»
Tidskrift VII, 2, Nr. 20, p. 192 — 214.
Dio in den letzten Jahren mit Eifer betriebe-
nen Forschungen über die Entwickelung des ger-
manischen Hauses und die örtliche Verbreitung
der einzelnen Formen und Nebenformen konnten
einen so belesenen Forscher wie Uildcbrand
nicht unbekannt bleiben, um so weniger, als er in
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Referate.
365
seinem Werke; Schweden im Mittelalter, der Ent-
wickelung des nordischen Wohnhauses besondere
Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Ausser der oft genannten durch den Aufenthalt
Gustav Wasa’s historisch merkwürdigen Ornüs-
stngu in Dalarne giebt es in Schweden kein Bauern-
haus mehr, welches in so alte Zeiten zurückreicht ;
doch lässt sich aus handschriftlichen Urkunden
die bauliche Einrichtung eines Gehöftes noch bild-
lich zusammenstellen. Ein Gehöft bestand in der
Hegel aus ebenso vielen eiuzelueu Gebäuden wie
heutzutage das Haas abgetheilte Räume enthält:
Wohnhaus, Küche, Vomthshiuser, Ställe u. s. w.
Die Grundform des eigentlichen Wohnhauses war
nach Hildebrand's Untersuchung ein Rechteck
mit einer Thür an der schmalen oder Giebelseite.
Die Thür führte in einen Vorraum, der die ganze
Breite des Hauses deckte. Die Thür, welche aus
diesem Vorraum ins Freie führte, lag nicht der-
jenigen gegenüber, durch welche mau in den
inneren Raum gelaugte, sondern An der Schmal-
seite des Ganges. Durch eine Scheidewand konnte
dieser Vorderraum in zwei Räume: Eingang und
Kammer, geschieden werden. Baute mau nun an
den Vorderraum noch eine zweite Wohnung in der
Weise, dass or einen Gang zwischen zwei grossen
Stuben bildete, der vorn ins Freie, rechts und links
in eine Stube führte, so erhält man nach Hilde-
brand die gewöhnliche Grundform, diejenige des
heutigen schwedischen Bauernhauses. ln ein
neueR Stadium trat die Entwickelung des Wohn-
hauses, als man einige der Nebenhäuser so nah an
das Hauptgebäude zu rücken begann, dass sie
scheinbar eins bildeten und als uian auf die Vor-
ratshäuser ein zweites über den Unterbau hiu-
ausragemleH Stockwerk zu setzen begann, welches
auch für menschliche Wohnungen eingerichtet
wurde. Der von anderen nordischen Forschern
mit vieler Gelehrsamkeit vorgetragenen Ansicht,
dass die Entwickelung des rechteckigen Wohn-
hauses aus der runden Erdhütte oder dem Zelte
sich im Norden vollzogen, tritt Hilde brand
mit Hecht entgegen.
Leider bat man in älteren Zeiten das Bauern-
haus keiner ausführlichen Beschreibung werth ge-
halten. Einige Andeutungen gewähren alte Ge-
setze und Urkunden. Im Ilclsingelag wird z. B.
die Strafe für begangenen Hausfriedensbruch nach
der Grösse des Verbrechens und nach dem Ort be-
messen , wo dasselbe geschehen ist. Als ver-
schiedene Grade sind genannt: zwischen Schwelle
und Heerd — am Heerde — zwischen lleerd und
(iiebelbank — auf der Giebelbank — zwischen
Giebelbunk und Frauenhank — auf der Frauen-
hank — ira Bett, Die Pfarrhöfe beständen nach
mittelalterlichen Urkunden aus hieben Gebäuden:
Wohnhaus (Stube) Kochhaus, Scheune, Herberge,
Vorrathshaus, Nähhaus und Viehhaus. Da jedes
einzelne Haus einem besonderen Zweck diente, so
musste diu Construction desselben diesem ent-
sprechen. Das vornehmste Gebäude war das
Wohnhaus, stuga (Stube), so benannt, weil es heiz-
bar war (engl, stove). Es bestand in einem ein-
zigen Baum, ohne Boden, d. h. nicht durch eine
Decke von dem Dache getrennt. Man sah von den
Bänken hinauf zum Dache, in welchem sich eine
Üeffnung befand, durch die das Tageslicht herein
und der Rauch hinausdrang. Ein zweites Stock-
werk erhielten zuerst die Vorrathshäuser, die auf
gewaltigen Ecksteinen ruhten oder an den Enden
durch eine Balkenlage gestützt waren, damit die
Luft darunter durchziehen konnte und das Ein-
dringen schädlichen Gewürmes verhindert ward.
Verfaaser vergleicht mit dem schwedischen das
norwegische Haus und verweist zum Studium des-
selben auf das schöne, auch hier oft genannte
Werk „Kunst og Haaudverk“, wo die norwegischen
Holzbauten bis in die kleinsten Details beschrieben
und bildlich dargestellt sind. Auch auf altere und
neuere Werke anderer nordischer Gelehrten über
isländische und dänisohe Bauten geht er ein und
ebenso hält er nach Henning'» „das deutsche
Haus“ unter den Bauten deutscher Stamme flüch-
tige Umschau, durchdrungen von der Wichtigkeit
die Grundform, die Construction und die Raum-
eintheilnng auch des nordischen Hauses so weit wie
möglich zurück zu verfolgeu, nicht nur als Beitrag
zur Entwicklungsgeschichte des germanischen
Haukes, sondern iu der Hoffnung, durch diese auch
die Frage nach der arischen Urheimath ihrer Lö-
sung näher zu führen.
2. Nordin, Fradrik. Das Grabfeld bei Blas-
nungs. Pfarrbezirk Ve.-tkinde (Gotland).
(Svenska Fornuiinnesföreuiugcus Tiilskrift
VII, 2, Nr. 20.)
In unseren früheren Berichten haben wir wie-
derholt der Untersuchungen gedacht, welchu Dr.
Nordin mehrere Jahre auf der Insel Gotland voll-
zogen, woselbst er Auch bei Blüsnnngs (Vestkinde)
ein grosses Gräberfeld vollständig und methodisch
aufdeckte. In vorliegendem Hefte giebt er einen
Ueberblick der GesamintreRultate. Die Gräber,
durchschnittlich arm an Beigaben, würden, von
Unwissenden durchwühlt, ohne Bedeutung sein,
wohingegen sie, Dank der feinen Beobachtungen
uud der unermüdlichen Gründlichkeit des Herrn
Nord in, jetzt ein schiitzenswerthes Capite] iu
der Vorgeschichte der Insel bilden. Es wurden
im Gauzen 167 Gräber untersucht, welche dar-
thaten. dass der Ort von der Steinzeit bis in das
sogenannte mittlere Eisenalter hinein als Begrub-
nissplatz für die Bewohner gedient hatte. An-
genommen, dass das Gehöft immer an derselben
Stelle gelegen, wie heute, da würde man an dem
entferntesten Ende, im Westen, begonnen und sich
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306
Referate.
im Laufe der Jahrhunderte den Wohnungen der
Lebenden immer mehr genähert haben. Im
Westen fand Herr Nordin nämlich die Steinalter-
gräber. freilich nur noch drei an der Zahl. Die
Steinkisten waren von grossen Dimensionen und
eine derselben ntnschloBs die Ueberreato mehrerer
Leichen. Oben in diesem Hilgel stiess man auf
eine kleine Kiste, die mit feinem Sande gefüllt
war und verbrannte Gebeine nebst einem kleiuun
Tliongef&sa und zwei Bronzegegenstände enthielt.
An diese Gräber schlossen eich nach Osten 100
Gräber der vorrömischen (la Töne) Eisenzeit an,
dann folgten, inderseiben Richtung fortgehend, die
Gräber der römischeu Eisenzeit und an diese
schlossen sich einige Gräber der sogenannten mitt-
leren Eisenzeit. An der Scheide der la Töne- und
der ^römischen“ Gräber bemerkte man deutlich,
dasB die jüngere Cultnr einen Einfluss auf die
ältere zu üben begann. Die la Töne -Gräber
bestanden in kleinen Itodenanschwellungen von
3 bis 5 m Durchmesser, einige mit Fussring. Sie
waren meistens von Granitgeröll und Erde, seltener
von Kalksteinen aufgeschlittet, obwohl letztere
dort reichlich vorhanden sind. Die Krdfüllung
war oft weitwegs herbeigeholt. Die Leichen
waren thcils uuverbrannt bestattet, theils verbrannt,
doch war die Verbrennung nicht am Grabe selbst
vollzogen. Die Richtung der Skelette war stets
N.-S., bisweilen mit einer Neigung nach N.-W.,
niemals aber N.-O. — S.-W. Einigo Gräber ent-
hielten eine Steinkiste, in anderen bildeten einige
grosse Steinplatten die Grabstätte; bisweilen war
die Leiche in eine Grube gelegt und mit Steinen
bedeckt. In einigen Hügeln hatte man, um den
Druck der Dccksteine und der Steinschüttung zu
verringern, uin die aus aufgerichteten Steiuen
gebaut« Kiste noch einen Rahmen flachliegender
Steinplatten gelegt. Die Brandgräber waren in
der Mehrzahl (fiO). Die Loichenreide waren bald
in einer kleinen Kiste, bald in einer Grube bei-
gesetzt. Die Beigaben waren eher spärlich als
ärmlich; denn wenn Herr Nordin in einem Grabe
über das Skelet in seiner ganzen Länge die be-
kannten kleinen Brouzebuckeln (Montelius, Antiqu.
sued., 362 und 363) ausgestreut fand und wohl mit
Recht vermnthet, dass sie von einem damit be-
setzten Gewebe herrühren, da zeugt doch ein
solches Prachtgewand von einem gewissen Reich-
thnme.
Auch unsere Urnengräber aus der früheren
Eisenzeit sind durchweg spärlich mit Beigaben
ausgestattet, weshalb man wohl vermuthen darf, dass
diese Erscheinung richtiger auf derzeitigen Brauch
zur fickzuführen, als durch die Armnth der Be-
völkerung zu erklären ist. Die Beigaben in den
Bläsnunger Gräbern bestanden in einem silbernen
Fingerring, sechs Fibeln (jüngere Form, eine von
Eisen), Gürtelbeschlägen , Knöpfen , Messern , zwei
Schwertern, einem Speor, Thongef&asen , Mahl-
steinen u. s. w. Bemerkenswerth sind auch eine
Auzahl in Gräbern gefundene flache Steine (auf
schwedisch varpor) deren man sich noch heute zu
einem Spiele bedient, welches darin besteht, dass
man in abgemessener Entfernung zwei Stäbe in
die Erde senkt und mit dem Stein abwechselnd
nach denselben wirft; 12 Treffer verleihen den
Sieg. Auch das bei uns bekannte Spiel, einen
flachen Stein über die Wasserfläche hiutaazen zn
lassen, nennt der Schwede noch hent« kasta varpa.
Der Fund solcher Steine in den Gräbern langt
vermuthen, dass das Spiel schon vor zwei Jahr-
tausenden auf Gotland gekannt und geübt ward.
Die Gräber der folgenden Periode waren min-
der zahlreich ; doch können deren manche zerstört
sein, da selbst während der Jahre, wo Herr Nor*
din dort grub, mehrere Kisten in der Zwischen-
zeit verschwanden. Die Gräber der „römischen“
Eisenzeit bestehen in kleinen Steinkisten ohne
Deckelstein. (Wir haben diese Gräber in einem
früheren Hefte des Archivs beschrieben); auch in
Steinschüttungen, die aber nicht aaB Granit, son-
dern Kalksteinen bestehen. Auch grössere Kalk-
steine findet man auf diesen Gräbern aufgerichtet,
was auch hoi den la Töne-Gräbern öfters vorkara.
Beigaben spärlich. Zwei kleine Silberringc, Fibeln,
Ringu, Spange, Haken, Beschläge, ein eiserner
Mei*sel — alle Gegenstände grösstentheils uur in
einem Exemplar; Thongefässe, Perlen, Bruch-
stücke von einem Glasgefass, Beinkamm, Pfeilspitzen
von Bein u. s. w.
Die jüngsten Gräber (der sogenannten mittleren
Eisenzeit) waren kaum von aussen bemerkbar.
Sie enthielten Skelette, die wie in ältoren Zeiten
in der Richtung N.-S. begraben waren. Unter
den Beigaben sind einige Fiebeln genannt, ein
Armring, ein Beschlag, ein Bracteat von Bronze, ein
Speer, ein einschneidiges Schwert, eine Axt, drei
Messer, eine Schnalle, ein Ring etc. vou Eisen;
ferner drei Thongefässe und einige Perlen, ein
Beinkamm und etwas Harzkitt. — Wie viel vou
dem hier beredeten Begräbnissfelde früher zerstört
ist, entzieht sich jeder Berechnung: so viel aller
lehren die von Nordin anfgedcckten Gräber, dass
der Ort, die Stein- und Brouzegrfiber ungerechnet,
ein Jahrtausend hindurch ohne merkliche Unter-
brechung bewohnt gewesen ist.
3. Nordin, F. Gotlands s. k. Kämpagrafver.
Fortsetzung der Unter»uchnngen jener merk-
würdigen vorhistorischen Denkmäler, die, wie die
scharfsinnige ti Beobachtungen Nordin’s ergaben,
keine Gräber, sondern Spuren alter Wohnstätten
sind und zwar, wie einige Fundstücke vermuthen
lassen, au» der Zeit um 400 n. Uhr. Diese Fand-
st ücke sind dürftig; einige Wetzsteine, Spindel-
steine, ein Messerheft von Bein, Messer und Schlüssel
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Referate.
3G7
(Fragment) von Eisen; hauptsächlich irdene Scher-
ben von Thongcfässen , wie sie dort für die ältere
Eisenzeit charakteristisch sind. Auffällig ist ein
kleiner viereckiger Fuss eines Gefässes, der eine
grauu Glasur zeigt. Die Häuser scheinen durch
Feuer zerstört. F.rhalten ist nur der Unterbau,
der in ciuem 1 bis 2 m breiten Wall von Steinen
und Erde besteht. Interessant ist es, dass, nach
dem von Nordin mitgetheiltcn Grundriss zu
schließen, an dem einen Giehelende sich ein Vor-
raum befunden hat, wie llildebraud (s. oben)
denselben als charakteristisch für das schwedische
Bauernhaus beschreibt; doch lag die Thür nicht
an der Seite, sondern vorn, so dass sie derjenigen,
welche von dem Vorraum in das Innere führte,
gegenüber lag. An dom Grundriss eiues zweiten
Hauses fehlt derselbe scheinbar und Hoffnungen an
beiden Schmalseiten lassen vermuthen , dass an
beiden Enden eine Thür sich befunden. Eine
Steinreihe an dem einen Giebelende führt indessen
auf den Gedanken, ob etwa ein Vorbau aus Holz
vorhanden gewesen , und durch eine jetzt nur an
einer Seite erhaltene Steiulage gestützt gewesen ist.
4. Heikel, A. 0. Fynd fr&n Bronsäldern
in Finland. (Mänadshladet 1Ö88, p. 74
— 83).
Verfasser giebt eine Hebe reicht der in Finland
gefundenen Dronzealterfunde, die allerdings schon
zum Theil in den Antiquitos Finno-Ougriennes von
Aspel in abgebildet sind; doch findet sich in der
Uebersicht Manches, was Beachtung verdient.
Wir zählen in dem Verzeichnis« zwei Bronse-
schwerter, Aspelin a.a.O. 390, 391, zwei Bronze-
dolche ibid. 392 und Text, Figur 45; drei Kopf-
ringe, eine Fibel, Aspelin a. a. 0. 393, ein Messer
mit aufgerollter Spirale am Grillende, ibid. 394,
vier Scbaltcelte (ibid. 400) sieben Hohlcelte ibid.
896 bis 398. Einer dieser Hohlcelte ist von sibiri-
schem Typus. Eine wohlerhaltene Gaasform für
einen llohlcelt, wie deren nach Aspel in um circa
3(H) v. Chr. an der Kama in Gebrauch waren;
die einzige wohl erhaltene, vollständige Gussform
für ein Object der altaisch-uralischon Bronzccultur,
die mau bis jetzt besitzt. Der vom Verfasser als
Fig. 45 abgebildete Bronzedolch wurde in einem
Grabhügel gefunden, der auf der fiussersten steil
abfallenden Spitze einer Landzunge lag. (Lang-
nfisdden am Dragsfjord, auf der Feldmark des
zum Hüttenwerk Dal gehörenden Gehöftes Opp-
g&rd).
Der Hügel war aus kopfgrossen Steinen auf-
geschüttet 12,70 m lang, 1,50 m hoch. Am Boden
zeigte sich nach Abräumung der Steine ein Stein-
kreis von 6 und 2 m Durchmesser. In der Mitte
desselben lag eine gelbliche Masse, die, als man sie
durchscbnitt, feine der Länge nach ziehende Höh-
lungen zeigte und auf, zum Theil in der Masse
drei kleine Knochen, scheinbar Rückenwirbel. Der
Dolch lag an der Südseite ausserhalb des Stein-
ringe«, sorgfältig mit Steinen bedeckt. Der Rand-
stein oder „Tböntein* neben dem der Dolch lag,
war mit 24 kleinen rundeu Grübchen bedeckt, die
in Reihen geordnet waren. Damit wäre in einem
Grabhügel der Bronzezeit in Finland
ein Schalenstein nachgewiesen.
5. Hildebrand, H. Badeboda fyndet.
Der erstaunliche Reichthum an Gold- und
Silberfanden in Schweden mehrt «ich mit jedem
Jahre. Im November 1887 wurde dem Stockholmer
Museum ein Silberschatz eingesandt, der auf der
Feldmark Badeboda in der Landschaft Värend
von zwei Kindern in einem Steinhaufen gefunden
war, welcher in einem Wäldchen, 2000 Schritt von
der Landstrasse lag. Der Schatz besteht in einem
FrauenBchinuck, der nachbenannte Gegenstände
enthält. Eine Krone von vergoldetem Silber; neun
Beschläge von vergoldetem Silber in Form von
stilisirten Lilien; zwei Rosetten von gepresstem
Silberblech ; zwei sechsblätterige, doppelte Blumen
von vergoldetem Silber mit einem (jetzt ausgefalle-
nen) Stein als Mittelpunkt; ein grosser runder
Hängeschmuck von Silber mit stilisirtem Pflanzen-
ornament; zwei kleinere dito; eine grosse prächtige
Spange von vergoldetem Silber, mit aufgelötheten
phantastischen Thieren und Steinen in ovaler und
runder Fassung reich geschmückt. Ein gewölbter
Schmuck mit ovalem Stein, der von cylinderförmi-
g»*n Knöpfen mit Steineinlage umgeben ist, füllt
den kreisförmigen Ausschnitt und bedeckt den
schwachen Dom, welcher den Schmuck an das
Gewand befestigte. Ferner eine runde Spange
von Silberdrahtwerk ; Bruchstücke einer stark ge-
wölbten runden Spange von Silberdrahtwerk mit
Steinen besetzt; desgleichen von einer zweiten
Spange; Bruchstücke von mehreren Agraffen; ein
silberner Fiugerriug; ein Stück von einem Finger-
ringe; ein Ohrring von Drahtwerk mit Stein oder
Perle in der Mitte; Bruchstücke von Silherblech;
ein 16 cm lange«, 3 cm breites Beschläge von ver-
goldete^ Silber mit romanischem Blattornament;
eine vergrösaerte Nachbildung einer byzantinischen
Silbermünze, geprägt für Basilius II. und Constan-
tia XI. mit mehreren Löchern und aufgelötheten
Silbemtückchen, und endlich ein Gewicht von Eisen
mit Belag von Bronzeblecb in Form einer abge-
platteten Kogel und eine kleine Kugel von Blei
oder Zinn. — Verfasser gedenkt nach der Beschrei-
bung dieses überaus kostbaren Silbe rschatzes einer
Anzahl anderer Schatzfunde von Oeland oder dem
Kalmar lün , 1 von Westgötland, 2 aus Schonen,
die ungefähr gleichen Alters sind und von dein
Luxns damaliger Zeiten (Ende des 12. Jahrh.)
zeugen und zugleich auf bekannte historische Er-
eignisse Hinweisen. Die Geschichte berichtet von
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368
Referate.
don Kämpfen, durch welche König Knut, der Rohn
Erich de« Heiligen, die Herrschaft über Schweden
gewann; über andere Fehden (einige Raubzüge
von Osten her ausgenommen) schweigt sie. Was
die historischen Aufzeichnungen nicht wissen,
offenbaren die zu beiden Seiten des Kalmur-Sumh's
vergrabenen Schatze, die doch auf kriegerische,
unruhige Zeiten hindeuten, wo keiner seines Eigen-
thums sicher war, sondern, um es zu sichern, in
die Erde grub. Wenn schon das Museum zu
Stockholm rin Dutzend solcher Schatzfan de aus
derselben Zeit aus genannter Gegend besitzt, da
dürfen wir doch immer anuehtnrn, dass sie nur
einen Thcil von dem bilden, was damals vergraben
worden ist.
6. Yraer, Jahrgang 1889, Heft. 3, 4. In der
Sitzung der schwedischen Anthropologischen
Gesellschaft am 18. Januar 1889 hielt Prof.
Gustav Storni aus Christinnia einen Vortrag
über dio ehemalige Verbreitung der
Lappen und deren Verhältnisse in
politischer Beziehung.
Die Lappen bilden den westlichsten Zweig der
finnisch-ugrischen Völker ; weiter nach Osten folgen
die Finnen, Karelen and Esthen, danach die Nord-
vineu uud Tscheremissen an der Wolga, die Wot-
jaken. Permen und Syrjänen westlich vom Ural,
und im Osten desselben die Ostjaken und Wogulen
und endlich die Ungarn, die sich früh vou den
anderen getrennt und sich im mittleren Europa
n ngesiedelt haben. Alle diese Völkerschaften waren
Jäger oder das Reut hier züchtende Nomaden;
jetzt aber haben die meisten feste Wohnplätze nnd
treiben Ackerbau nud Viehzucht Ein gemein-
samer Zug hei allen genannten Stämmen ist der,
dass sie ohne politischen Mittelpunkt in einzelnen
Familien beisammen lebten, was der Grund sein
dürfte, dass sie fremden Eroberern keinen Wider-
stand leisten konnten. — Die westlichen Stämme
dieser Völker, die Lappen nnd Finnen, zeigen in
sprachlicher Beziehung grosse Aehnlichkeit. Man
hat angenommen, dass sie lange örtlich getrennt
gewesen, dass die Finnen erst um 600 bis 70U in
ihre heutige Heimath oingewandert seien. Dr.
Storm tritt dieser Ansicht entgegen, indem er
duruuf hiuwcist, dass nach dom Ergebuiss sprach-
licher Untersuchungen die Finnen damals schon
lange mit nordischen nnd lettischen Völkern in
Berührung gekommen waren, und dass die römi-
schen Autoren die Finnen schon als in Finland
ansässig gekannt haben. Dio Lappen sind früh
auf der skandinavischen Halbinsel erschienen, wahr-
scheinlich schon in der jüngeren Periode des nor-
dischen Steinaltera, Auch die alten c]as«ischcn
Schriftsteller scheinen Kunde von den herum*
Greifenden Luppen in den Gebirgen nördlich deB
Polarkreises gehabt zu haben. Weiter gen Süden
und gen Westen an das Meer scheinen sie aber
viel später gekommen zu sein. Um 1138 wird
erzählt, dass dio Lappen sich im Winter in Ofoton
anfhaiten, 1170, dass sie «ich an der Frühlings-
lischerei au der Westküste der Finmarken be-
theiligten. Ein späterer Zuzug von Lappen scheint
im 15* Jahrhuudert statt gefunden zu haben, als
die Engländer sich der Fischereien bei Island be-
mächtigt hatten und der Fang im nördlichen Nor-
wegen eine grössere Entwickelung erfuhr. Um
dieselbu Zeit, als dio Norweger sich bei Tromeö
auf den Inseln an der Küste der Finmarken an-
sioilelton, Hessen die Lappe u als Fischerlappen sich
an den inneren Fjorden wohnlich nieder. Die
südliche Grenze ihres Wohndistrictes war damals
ungefähr am 64. Grude nörill. Br.,d. h.bis an den Nor-
den Jemtlands. In der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts hatten gewisse Stcuermaassrcgeln dor
schwedischen Regierung zur Folge, dass die Lappen
sich weiter nach Süden uud Westen ausdehnten.
Dass dies nicht früher geschehen, ist durch histo-
rische Urkunden in schwedischen und norwegischen
Archiven zu beweisen. Demnach steht fest , dass
die Lappen nicht früher den südlichen Theil der
Halbinsel bewohnt haben und von den Skandi-
navon gen Norden zurückgedrängt sind, sondern
das« ihre Bewegung in entgegengesetzter Richtung
stattgefunden hat — In Betreff ihror politischen
Stellung erwähnte l)r. Storm, dass die Lappen
jetzt dreien Staaten unterthan sind: Norwegen,
Schweden und Russland. Die historische Ver-
anlassung dieser Trennung ist darin zu suchen,
dass sie den Herren der genannten Länder steuer-
pflichtig waren. Diese Steuerpflichtigkeit hat Ur-
sache za territoriellen Ansprüchen und vielen
Streitigkeiten gegeben, die erst spät durch Grenz-
regulirungen beigelegt sind. — Prof. Ketzins
fügte dein Vortrage die Bemerkung hinzu, dass
die archäologische, kraniologische und ethno-
logische Forschung zu demselben Ergebnis«
gelangt sei, wie Professor Storm auf dom
Wege der historischen Untersuchung, dass näm-
lich dio Lappen in Schweden und in Finland
niemals weiter nach Süden gewohnt haben , al«
heut zu Tage.
7. Stolpe Hjalmar. Ethnographische Be-
obachtungen in der Magelhaenstrasse. (Y mer,
Sitzungsberichte vom 20. Januar 1888.)
Als die schwedische Fregatte Vanadis die
Magelhacnstrassc pa-ssirte, befand sich ein Lootse
an Bord, der viele Jahre theils als Lootse, thuils
als Seehundjäger die dortigen Gewässer befahren
hatte und deshalb Land und Leute genaa kannte.
Von diesem erhielt I>r. Stolpe, der als Ethno-
graph die Reise initmachte , manche wcrthvolle
Auskunft.
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Referate.
369
Der Mann sagte ihm, dass die drei Haupt-
stamme Onas, Jagan und Alakaluf sich in ihren
Sitten und ihrer Lebensweise sehr ähnlich seien;
doch führte er unter den Verschiedenheiten an,
dass die Jagau keine Bogeu und Pfeile mit gläser-
nen Spitzen führten wie die Onas. Letztere be-
nutzten zur Anfertigung ihrer Pfeilspitzen alte
europäische Glasilaschen. Sie wickelten ein Stück-
chen Glas in ihren Mantel von Guanacofell und
gaben demselben die gewünschte Form, indem sie
auf das Fell bissen, wonach sie mittelst Schläge
nnd Klopfen mit einem Knochen vom Albatros»
die Arbeit vollendeten. Dass auch die Alakaluf
sich gläserner l'feile bedienten, verrauthete Stolpe
ans dem Inhalte eiues Kästchens, das er von
einem Manne dieses Stammes erwarb. Ks enthielt
eine Anzahl fertiger und unfertiger Pfeilspitzen
von Glas, ein Knochenstückchen (das Werkzeug?)
und einen feinkörnigen Saudstein mit ausgeschliffe-
nen Furchen, der nach Anssago des Lootsen zum
Glätten der Pfeilschäfte diente. Wie weit die
Alakaluf sich nach Norden ausduhnen, konnte Herr
Stolpe nicht erfahren, doch lies» der gleichartige
Han der Wohnungen bis weit in die patagonischen
Canäle hinauf vermuthen, dass auch dasselbe
Volk dort wohnte. Ausser der Besatzung zweier
Nachen traf die Vanadis auf ihrer Fahrt durch
die Magelbaenstrasse kein menschliches Wesen.
Dahingegen gewährten eine Anzahl verlassener
Hütten und Speiseabfallhaufen bessere Auskunft
über die Lebensweise, Nahrung u. s. w. der Be-
völkerung, als sie von dieser selbst hätten erfragen
können.
ln der Roija-Bai traf man an mehreren Orten
so wohl erhaltene Hütten , dass mau ihre Bauart
deutlich erkennen konnte. Zweige einer klein-
blätterigen Buche waren in einem Kreise von S bis
IOFupb Durchmesser in die Erde gesenkt, bienen-
korbartig zusammengebogen nnd oben mit Halmen
von Juncus granditlora zuaam mengebunden, ln
nnd neben diesen Hütten lagen die Abfälle nnd
Rückstände ihrer Mahlzeiten angehäuft; haupt-
sächlich Reste von Seetbieren : Mvtilus Magellanicus,
ein grosser Seeigel, ein paar Arten der Patella und
anderer Schnecken, die Reste eines Vogelskelets,
der Radius einer Seehnndart, Walfischknochen und
endlich die grossen Balänen, welche in dem Sundo
zahlreich Vorkommen, in solchen Maasen, dass es
schien, als hätten sie die hauptsächlichste Nahrung
der Bevölkerung gebildet. Auf der Isola di Gi-
glioli gaben die Muschelliaufen eine etwas andere
Speisekarte, indem die Seehunde und andere
Wiederkäuer dort reichlicher Vorkommen als in dem
Sunde. Auch ein Kindcrspielzeug fand man, näm-
lich ein kleines Boot, welches aus den blasen-
formigen Anschwellungen einer grossen Alge
(Macrocyatis Magellanica) angefertigt war.
Archiv fnr Autbrojiologie. fkl. XIX.
8. Stolpe. Untersuchungen in polyoeaischen
Begräbiiisshöhlen. (Ymer, Jahrgang 1888,
3. bis 4. lieft)
Auf Nukahivit bot sich Dr. Stolpe auf seiner
Reise an Bord der Vuuadis die erste Gelegenheit
zur Untersuchung dortiger Gräber. Der Ein-
geborene, welcher ihn an einen Bagrübnissort zu
führen versprochen hatte, schien dies seiner Lands-
leute wegen nicht zu wagen, doch brachte er dem
Reisenden fünf Schädel aus einer Grotte, die nach
seiner Aussage so hoch luge, dass man sich mit-
telst eines Taues hiuaufziehen lassen müsse. Ein
am Orte wohnender Europäer bestätigte diese Aus-
sage. Auf Tahiti fand Stoppe in einer 300 m hoch
au einer steilen Felsen wand entdeckten Höhle nur
einen Schädel, weil ihm die Werkseuge zu oiucr
gründlichen Untersuchung fehlten. Reichere Aus-
beute gaben zwei Begrübnisshöhlen auf der Insel
Oahu, nicht weit von Honolulu. Auf der Fahrt in
das Thal, wo sich nach der Aus.-age eines dort
heimischen Kaoaken diese Gräber befanden, ge-
sellten sich noch zwei andere Eingeborene zu
ihnen. Als man aber die Wanderung den Berg
hinauf begann, weigerten sie sich, mitzugehen.
Der engagirte Führer suchte die Aufmerksamkeit
seiner Landsleute abzulenken und zeigte dann den
Fremden durch Pantominen den Ort, wo sie Gräber
zu suchen hätten. Dieselben waren in der That
bald gefunden. Es waren zwei Grotten. Die erste
enthielt ausser einigen losen Skelottheilen eiuen
roth gemalten Sarg. In der zweiten standen drei
Särge. In einem derselben lag eine Leiche, die
erst vor einigen Monaten dort beigesetzt war, in
der zweiten eine Menge loser Knochen nnd Schädel,
in der dritten eiu vollständiges, wohl erhaltenes
Skelet, ein znsam men geknotetes roth seidene« Tuch,
ein neues Testameut in hawaiischer Sprache, ge-
druckt im Jahre 1830, und eine hawaiische Kupfer-
münze. Als Dr. Stolpe nach seiner Heimkehr
diu Schädel messen wollte, fand er in einem der-
selben zwei Stücke Tapazeug, welche darauf hin-
deuten, dass or nach dem auf Hawaii herrschenden
Brauch bestattet worden. Die Leiche pflegt erst
in der Nähe der Familienwohnung begraben zu
werden, nnd erat nachdem alle Weichtheile auf-
gelöst sind, hüllen die Hinterbliebenen die Gebeine
in das Festkleid des Verstorbenen, das sie zu dem
Zwecke bewahren, nnd tragen sie in die fern
liegende Begräbniashöhle. Auf eine solche zwei-
malige Begräbnissceremonie denten die Tapastück-
eben in dem einen Schädel und der Inhalt des
rothseidenen Tuche». — An einem anderen Orte
der Insel, auf einem Flugsandfclde im Südosteo,
fand Stolpe vier wohl erhaltene Skelette, die mit
aufgezogenen Knien im Sande logen, wie die
peruanischen Mumien. Den Brauch, die Leichen
mit aufgezogenen Knien zu begraben, kennt man
sonst in Folynecticn nicht.
47
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370
Referate.
Norwegen.
1. Jahresbericht f. 1888 der Forening
iil Norske 31 indesmerk ers Bevaring.
Kristiania, Werner & Co.
Nicolaissen, 0. Bericht über die von ihm
1888 ausgeführten archäologischen Unters ach an gen
in den Acmtern Nordland und Tromsö. Aufnahme
der in den verschiedenen Districtan noch vorhan-
denen und zerstörten Grabhügel und anderer Denk-
mäler und Beschreibung der von ibm selbst anf-
gedeckteu Gräber. Nach seinen Beobachtungen
scheinen die Inseln und die Küste in beiden ge-
nannten Aemtern schon in heidnischer Zeit recht
dicht bevölkert gewesen zu sein, wohingegen das
nördliche Tromsö spärlich besiedelt gewesen zu
sein scheint; vielleicht nur auf den grösseren In-
seln und günstig gelegenen Plätzen an der Küste.
Die Ufer der Fjorde scheinen erst in späterer Zeit
unter Bodencultur gelegt zu sein. Sichere Zeug*
nisse von einer ansässigen norwegischen Bevölke-
rung in den nördlichsten Bezirken des Amtes sind
die, wenngleich nicht zahlreichen Grabhügel und
Funde an Schmuck, Geräth und Waffen aus der
jüngeren Eisenzeit, aämmUich von gleicher Form
und Art, wie die Funde aus derselben Zeit in süd-
licheren Provinzen. Dahingegen sind die nicht
eben selten gefundenen Scbiefergeräthe (Speere
and Pfeilspitzen, Messer und Meissel) den nomadi-
sirenden Lappen znzusprechen , die wie beut zu
Tagu auch in alten Zeiten mit ihren Rcnthiercn
durch das Land gezogen sein werden. Nicht so-
bald aber kamen diese lernte mit der in Besitz
eiserner Geräthe sich befindenden ansässigen Be-
völkerung in Berührung, als sie ihre leicht zer-
brechlichen Schieferwerkzeuge und Waffen gegen
Bolche von Eisen vertauschten. In Besitz von
Bnmzegeräthen sind diese Menschen sonach nie-
mals gekommen und sind auch solche in der That
so weit nach Norden niemals gefunden worden. —
Auf dem Gehöfte Skatvik , auf der Senjenö fand
Nicol aissen bei den Bewohnern den Bronzegriff
eines Dolches oder grossen Messers, der vor *50 bis
70 Jahren mit Bruchstücken von einem Schwerte
und Menschenknochen aus einem der dort liegen-
den Grabhügel ausgegraben sein soll. Dieser
Bronzcgriff hatte seitdem dazu gedient -.Gewächse“
und andere Leiden zu enriren. Nach in dem
ganzen Amtsbezirk herrschenden Glauben wohnte
nämlich einem Stück Metall, das mit menschlichen
Gebeinen im Erdboden gefunden worden, besondere
Heilkraft inno. Verfasser meint, dass dieser Glaube
mit der irrthümlichen Annahme zusammenhängt,
dass alla in ungoweihter Erde gefundenen mensch-
lichen Ueberreste von hingerichteten Missetbätern
licrrühren. Dem Werkzeuge aber, Axt oder
Schwert, mit welchem die iliurichtung vollzogen
und da« mit dem Leichnam verscharrt worden,
wurde nach dem Volksglauben Heilkraft für be-
sondere Krankbeiten zugeschrieben.
Die Alterthumssammlung des UniversitäU-
museums erfreute sich nach dem Verzeichniss des
ProfessorO. Rygh eines Zuwachses von 344 Num-
mern. Von diesen fällt nur eine in die Bronze-
zeit. aber 172 sind aus der Steinzeit, freilich
grossentheils Einzelfunde; dahingegen umfassen die
97 Nummern aus der jüngeren Eisenzeit, gleichwie
die 43 aus der älteren Eisenzeit manche grösseren
Gräberfunde. Die übrigen Nummern gehören dem
Mittelalter oder der Neuzeit an, oder Bind unbe-
stimmt. Unter den Fanden uus der älteren Eisen-
zeit befindet sich als Nr. 220 ein ungewöhnlich
reicher Grabfund von Koligheden Kircbspiel Hedrurn
im Amte Jarlsberg und Larvik. Unter zum Thei]
kostbarem anderen Gold- und Silberschmuck be-
findet sich eine silberne Fibel von gleichem Typus
wie Rygh; Norske, Oldsager 368. Das Ornament
an der oberen und mittleren Platte, ich möchte es
kerbschuittartig nennen, ist nämlich dasselbe, wie
es ein Scbwertscheideubcscblag der neuesten Funde
aus dem Nydam Moor zeigt. Die Abweichung ist
nicht grösser, als dass sie sieb durch den begrenzten
Raum oder missverstandenes Zusammenstellen der
einzelnen Bänder erklären Hesse. Die übrigen Fund-
stücke bestimmen Prof. Rygh den Fund spätestens
um 600 n. Chr. zu setzen. — Aus einem Grabhügel
anf Tveide, Kircbspiel Birkene, Nedenes Amt,
wurde gleichfalls ein reicher Fund an Schmuck-
sachen gehoben (Nr. 331), worunter sich eine so-
genannte Dreirollenfibel von Bronze befindet,
wie deren bei Sakra u in edlem Metall gefunden
und von Geheimrath Grerapler beschrieben und
abgebildet sind. Bei dem hier fraglichen Exem-
plar ist die Sehne nur um den untersten Stab ge-
schlungen, der mit den beiden darüber liegenden
durch kleine, an den Enden übergeschobene Platten
verbunden und gleich diesen schnurartig geritzt
ist, als Reminiscenz der um die Axe liegenden
Drahtrolle.
Iu Nicol aissen 's Accessionsvcrzeichniss des
Museums zu Tromsö, zählt man unter 21 Num-
mern fünf arctischo Steingeräthc, eine moderne
Holzschnitzerei, im übrigen Waffen und Geräth
aus der vorhistorischen Eisenzeit. — Unter dem
Zuwachs von 30 Nummern des Museums zu Sta-
vanger überraschen uns zwei aus der Bronzezeit (ein
Schaftcelt und ein Hohlcclt) und 13 Flintgeräthe
(Pfeilspitzen, Schaber, Meissel, Speer und Axt).
2. Kunst og Ilaandverk fraNorges For-
ti d, udgivet af Foreningen tilNorsk Fortids-
mindesmerkora Bevaring ved N. Nicolaysen.
Heft IX, Taf. LXII bis LXX1 und Text, S. 25
bis 28.
Dieses in allen bis jetzt erschienenen Heften
gleich schön ausgeführte und stattliche Werk bringt
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Referate.
371
diesmal Hauten aus Telcmnrken, Hallingdal und
Numedal. Er wähnens werth sind Malereien an
einem Wohntiausc aus dem Ende des 15. Jahr-
bunderts. Leider sind nur Ileste derselben zu
beiden Seiten des Portals erhalten. An einer Seite
erblickt man Adam und Eva in dem Kostüm der
vornehmen Stünde jener Zeit. Adam ergreift den
riesig grossen Apfel, den Eva ihm über den Raum
hin reicht. An der anderen Seite ist nur ein
Blumenomament erhalten. Sehr schön sind auch
einige Schnitzereien im Rococoetil an Gebäuden
von 1775 und 17119. An einem Hause mit der
Jahreszahl 1799 findet sich als Ornament eine
Brachenfigur nordischen Stils, das einzige Beispiel
aus so später Zeit.
3. L orange, A. L.t Den yngre Jernalders
S va erd. Et Bidrag til Vikingetidens Hi-
storie o g Teknologi med 8 Plancher. Efter
Forfatterens Död og i fölge hans Onske udgived
ved Cb. Del gebe. (Paa Bckostning af Jo-
achim Frieles Legat.) Bergen, John Griegs
Bogtrykkcri, 1889, 80 S. in Folio mit 8 Ta-
feln und mehreren Figuren im Text und
einem ReBumö des Inhaltes iu französischer
Sprache *).
In dem Nachruf, den wir in dein letzterschiene-
nen Hefte des Archivs dom verstorbenen norwegi-
schen Archäologen Lorange widmeten, wurde
auch eines vou ihm hinterlassenen unvollendeten
Werkes gedacht, auf das er selbst grossen Werth
Betzte und von dem seit Jahren verlautete, dass
es völlig neue und höchst interessante Beobach-
tungen zur Kunde bringen wurde. Die Arbeit
war glücklicherweise so weit vorgeschritten , dass
er seinen Freund und Mitarbeiter in metallurgi-
schen Fragen, Herrn Ch. Delgobe, mit der Her-
ausgabe beauftragen konnte. Herr Delgobe hat
diese Pflicht nach bestem Vermögen erfüllt.
Das uns vorliegende Buch ist mit Pracht aus-
gestattet. Das Bergenscbe Museum , welches die
Herausgabe besorgte, bat dom Verstorbenen da-
mit ein würdiges, schönes Denkmal gesetzt.
Wir hatten oft Gelegenheit, darauf hinzuweisen,
dass im nördlichen Europa kein Land so reich an
Uebcr re Rteu aus der letzten heidnischen Zeit ist,
wie Norwegen. Lorange hatte über den Cha-
rakter der Cultur „des jüngeren Eisenalters“ Beino
eigenen Ansichten. Als sich dieselbe, nachdem
das Vordringen Kaiser Karl’s an der Eider eine
Grenze gefundeu, zu entwickeln begann, geschah
dies nicht so einheitlich, wie man anzunehmen
sich gewöhnt hatte. Dazu war das Gebiet zn gross.
Vielmehr machten sich in den drei nordischen
Reichen locale Eigentümlichkeiten geltend. Lo-
l) Vergl. Und »et: Uebtr obengenannte» Werk
von Lorange, Archiv f. Anthr. Bd. XIX, ß. 260.
ränge konnte sich ferner nicht zu der Ansicht
bekennen, dass alle Watten und Geräthe, die aus
deu Gräbern jener Zeit zu Tage gekommen, heimi-
sches Fabrikat seien. Von dem richtigen Gedan-
ken geleitet, dass mau, um Licht über eine Cultur-
periode zu breiten, eine Gruppe von Gegenständen
herausgreifen und diese nach allen Richtuugen zu
verfolgen und studirun suchen müsse, wählte er zn
einer solchen gründlichen Untersuchung die Schwer-
ter der jüngeren Eisenzeit, deren man nirgend so
viele erhalten findet, wie in Norwegen. Vor
fast ei ui* m Jahrzehnt zählte Professor Rygh deren
schon 1600.
Au der Hand eine9 so reichhaltigen Materials
begann nun Lorange seine Forschungen, Nach-
dem die besser erhaltenen Klingen gereinigt waren,
zeigte es sich, dass die Mehrzahl der zweischneidi-
gen Schwerter (Langschwerter) schön damascirt
oder mit Zeichen (Fabrikmarken) und Inschriften
in lateinischen Buchstaben versehen waren. Unter
letzteren fand Lorange 30 mal den Namon Uif-
berht1); ausser diesem kamen Ingelrad und
Ingelram vor. Diese fremdländischen Namen
bestärkten Lorange in Beiner lange gehegten Ver-
muthung, dass die Schwerter des jüngeren Eisou-
alters nicht nordisch, nicht in Skandinavien
f&bricirt, sondern von auswärts und zwar aus frän-
kischem Gebiete importirt seien.
Seine sämmtlichen nordischen Collegen waren
bisher underer Meinung. Das typische Wiking-
schwert, das in Skandinavien und vorzugsweise in
Norwegen zu hnuderten gefunden worden, fehlte
in allen übrigen Ländern Europas, oder kam doch
nur in einzelnen Exemplaren und zwar dort vor,
wo der Aufenthalt der nordischen Seehelden histo-
risch nachweisbar ist, folglich waren sie voll-
berechtigt, dieselben als nordischen Ursprunges zu
betrachten. Seitdem nun aber in den letztverflosse-
uen Jahrzehnten auch in anderen Ländern die
prähistorische Forschung eifrig und mit Methode
betrieben worden, kamen im Westen und Osten
Schwerter zu Tage, die nicht nur in der Form den
nordischen gleichen, sondern hier und dort auch
dieselben Marken und denselben Namen, Ulf her kt,
tragen.
Verfasser lehrt uns, dass der Nutzbrauch des
Gruheneisens nicht weiter als ins Ende des 16. Jahr-
hunderte zurückreicht. Das Rasen- oder Sampf-
eisen taugt aber zu Schwertklingen nicht. Eine
damascirte Kliuge aus Raseneisen ist gar nicht
herzustellen. Sehr hübsch ist der Excurs über die
Technik der ächten und unächtcn Damascener-
kliugen und besonders interessant und lehrreich
auch die ausführliche Buschruibung des Ausschmel-
zens des Sumpfeisenerzes, das noch an einigen
Orten in Norwegen zu Anfang dieses Jahrhunderts
*) Ueber diese Lesung vergl. Undset u. ». O.
47*
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372
Referate.
in derselben primitiven Weis« geübt wurde. Es
eignet sich vorzüglich zu Aexten , Schildbuckeln
und allem häuslichen (iernth. Die norwegischen
Aexte waren berühmt; König Knut bestellte deren
Dutzende nach England, und Verfasser meint, dass
die Angelsachsen die Axt als Waffe von den Nord-
inänncru adoptirt buben. Von der Fabrikation
der Schwerter ist in keiner Tradition die Rede;
wohl aber erzählen einige Sagen, dass Fahrzeuge
von Westen her mit welschen Schwertern ange-
kommen, und dass die welschen Schwerter „gut
bissen“. Auch der oft genannte arabische Reisende
und Schriftsteller Ihn Fozslan erzählt, dass
die Waringer mit vorzüglichen fränkischen
Schwertern ausgerüstet seien. Und in Westfrank-
reich und dem westlichen Deutschland sucht auch
Lorange die grossen Fabrik statten, aus welchen
vom 8 bis 1 1. Jahrhundert die prächtigen Schwer-
ter hervorgegangen. Die damascirten Schwerter
aus dem Nydamer Moor hält Lora n ge für nori-
sche Arbeit. Wenn er aber meint, dass das ein-
schneidige Schwert zuerst mit den heimkehrenden
Wikingern auftritt, da ist doch daran zu erinnern,
dass unter den Fundsachen ans dem Torsberger
Moor ein Haudgriff für oiu einschneidiges Schwert
vorhanden, nnd auf dem Umenfriedhof bei Ober-
jersdal (Nordschleswig), der aus derselben Zeit
herrührt , wie die Torsberger Moorfnndobjecte,
Schwerter mit einschneidiger Klinge gefunden sind.
Die prächtigen Wikinger Klingen können
nicht das Werk norwegischer Dorfschmiede sein,
sagt Lorange. Abgesehen davon, dass ein solcher
nicht den Namen eines ausländischen Fabrikanten
in correcten lateinischen Buchstaben darauf würde
angebracht haben, reichte für die Herstellung der
„ wurmbunten“ (damascirten) Klingen seine Ge-
schicklichkeit nicht ans. Dazu gehört langjährige
handwerksmäßige Uebnng, und die konnte er sich
schon aus dem einen triftigen Grunde nicht er-
werben, weil ihm das geeignete Material fehlte.
Die Beschaffenheit des Materials war die Haupt-
ursache, weshalb der sonst durch seine Leistungen
berühmte Schmied kein Wikingerschwert machen
konnte. Die Ausführung des Verfassers ist so
lichtvoll , dass man ihm seine Zustimmung nicht
versagen kann. Wenn er aber auch gewisse
Sckmucksachen etc. als Importwaaro betrachtet,
da geht er, wie anch Undset aasspricht, zu weit.
Ein grosses Verdienst bleibt dem verstorbenen
Forscher für alle Zeiten, nämlich, dass er Fragen
ans Licht gerückt hat, deren Lösung er gleichsam
als Vermächtniss seinen Collegeu hinterläast, ja
zur Pflicht macht. Das« unter diesen schon man-
cher ähnlichen Gedanken nachgegangen , zeigt
IJndset's Besprechung des posthoraen Werkes
Beines Collegen.
Lorange entwickelt in der Darlegung seiner
ForschuugsreBultate eine grosse Belesenheit. Be-
sonders anziehend ist seine Art, die Gräberfunde
mit der Sagenliteratur mit bestimmten Persönlich-
keiten in Beziehung zu setzen, worauf wir bereits
früher mehrmals aufmerksam gemacht. Da nun
Herr Delgobe dem norwegischen Text ein Besame
in französischer Sprache augefügt hat, ist das vor-
treffliche Werk einem weiteren Leserkreise zugäng-
lich gemacht.
Finnland.
1. Inscriptions de l'Jenissei, recneil-
lies et publikes par la Societo fin-
landaise d'Archeologie. Helsingfors,
Imprimerie de la Societe de litterature fin-
noise, 1889. 17 S. in Folio mit 14 Figuren
im Text, XXXU Tafeln mit iDHchriften and
8 Tafeln in Photographie und mehreren Ver-
zeichnissen.
Seit mehr denn 150 Jahren kennt man im Ge-
biete des oberen Jenissei in Sibirien merkwürdige
Inschriften- uud Figurensteine. Sie habeu wieder-
holt die Aufmerksamkeit der Gelehrten gefesselt-,
sind aber inzwischen wieder in Vergessenheit ge-
rat hen. Diese bis zu 16 Fass hohen Steine findcu
sich an den FJussufern in der Nähe von alten
Gräbern, öfters unter den Umfassungssteinen der-
selben. Die Figuren bestehen in Jagdscenen,
Opferscencn , bei denen grosse M<-tallke*sel eine
Rolle spielen, Thierbildern, uieuschlicheu Angesich-
tern und Ornamenten. Die Inschriften bilden
senkrechte Reihen. Entziffert sind sie trotz man-
chen Versuchen bis jetzt noch nicht *)•
Die eminente Bedeutung dieser Denkmäler für
die Geschichte Centralasieus veranlasst« die finn-
lüudische archäologische Gesellschaft, die bis jetzt
bekannten Inschriften zu sammeln und schon jetzt
zu veröffentlichen, obgleich das Material keines-
wegs vollständig vorliegt Die Anregung dazu
gab hauptsächlich Professor J. Aspelin, dessen
archäologische Schriften im Archiv f. Anthropo-
logie wiederholt eingehend besprochen Bind. Nach-
dem er zwei Expeditionen nach dem Fundgebiete
dieser räthsolhaften Grabdenkmäler geleitet, über-
nahm er die Herausgabe des geplanten Werkes.
Als er den Text fertig gestellt und die ersten Ab-
züge der Tafeln geprüft hatte, musste erdieUcber-
wachuug der weiteren Arbeit Herrn Professor
Donner überlassen, weil er sich mit einer dritten
Expedition nach dem Jenissoigchict anf den Weg
machte.
Das aus vorliegende Werk ist Dank einer Sub-
vention der finnländischen Regierung mit Luxus
RURgpfltatlet. Das Unternehmen erfreut Bich iiu
Lande allgemeiner Theilnahine. Gelehrte Corpo-
*) Yergl. Aspelin: Antiquität flnno - ougriennes
I, p. 335 — 346.
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Referate.
373
rationell, Privatpersonen unterst ützten es in ver-
schiedener Weise, auch von den russischen Auto-
ritäten, namentlich von der Kaiserlichen archäolo-
gischen Commission wurde alle w Ansehens werthe
Hülfe gewährt.
Da der Text des stattlichen Werkes in franzö-
sischer Sprache ahgefusst und sonach jedermann
verständlich ist, können wir uns hier auf eine
knrze Angabe des Inhaltes beschränken.
Professor Aspelin beginnt mit einer ausführ-
lichen Geschichte der Entdeckung dieser Denk-
mäler und schliefst mit seinem eigenen Antheil an
denselben, ohne seinerseits eine Entzifferung, der
Inschriften zu versuchen.
Der erste Iuschriftenstein wurde zu Anfang
des 18. Jahrhunderts von dem Naturforscher
Messersch m idt aus Danzig entdeckt, der im
Aufträge des Czaren Peter d. Gr. in Sibirien reiste.
Er fand unweit der Mündung des llibat in den
Abakau eine kleine Steppe mit zahlreichen alten
Gräbern nnd dazwischen den merkwürdigen Stein.
Nach seiner Rückkehr übergab er der Kaiserlichen
Akademie in Petersburg seine Zeichnungen, diu
1726 von derselben veröffentlicht wurden. In
Abakansk traf M esse rsc h m id t mit dem Capitän
Tabbert (später v. Strahlenberg) zusammen
und fand mit ihm ein zweites Monument (siehe
v. Strahlen herg: Der nördl. nnd östl. Theil
von Europa, 1730).
Auch Pallas hat den Inschriftsteinen am
Jenissei seine besondere Aufmerksamkeit zuge-
wandt, und als die Kaiserin Katharina II. von
denselben erfuhr, sandte sie einen Courier an den
Gouverneur von Irkutsk mit dem Befehl, weiteren
Denkmälern derselben Art nachzuforschen. Der
Abgesandte brachte wirklich die Copie von fünf
neu entdeckten Steinen, die später von Pallas
publicirt sind. — Zu Anfang des 19. Jahrhunderts
fand und zeichnete Bergwcrksintendant Sparaky
mehrere Steine. Diese Zeichnungen, die er der
französischen Akademie mitgctheilt hatte, waren
die Veranlassung, dass Abel Reinusat den sibi-
rischen Inschriften seine Aufmerksamkeit zuwandte.
Alsdann hat Klapproth sich eingehend mit den-
selben beschäftigt. — Später finden wir den finni-
schen Archäologen Castren der den District von
Minusinsk bereiste, um alte Gräber aufzudecken,
auch auf dem Gebiete der noch immer rätsel-
haften Steine (1847). Naoh ihm hat sich niemand
mit denselben beschäftigt, bis in den Jahren 1871
bis 1874 Aspelin Kenntniss von denselben er-
hielt und, nachdem er sämmtlichc Zeichnungen von
denselben verglichen nnd geprüft batte, endlich
Gelegenheit fand, dies Studium an den Originalen
fortzusetzen, indem er zweimal an die Spitze der
Expeditionen trat, die zur Nachforschung und
Untersuchung der Inschriften nach Minusintk ge-
sandt wurden.
Ueber die Versuche, die Schrift- nnd Bilder-
rätsel dieser sibirischen Denkmäler zu lösen, er-
erfahren wir Folgendes:
Strahlenberg hielt die Schrift für scythiscb
oder tschudisch, weil die dortige Bevölkerung alles,
was aus der Vorzeit stammt, den Tschuden, als den
ältesten Bewohnern, zuspricht. Auch mit den nor-
dischen Runen erkennt er eine grosse Aehnlichkeit.
Dieser Ausspruch Strahl enberg’s gab Ver-
anlassung zu dem lange in Skandinavien gängigen
Gerüchte, dass in Sibirien Runeninschriften existir-
ten. — Pallas findet auf den vier zuerst ent-
deckten Steinen so viele gleichartige Schriftzeichen,
dass er daraus schliesat, dass eie von einer Völker-
schaft herstammen. Er erkennt altgriechiache.
etruskische, runischo, ja phönicische Zeichen und
legt die leider wenig correcten Copien dem Pro-
fessor Tychsen in Bützow zur Begutachtung vor.
Tychsen ist der Ansicht, dass die Steine aus
einer Zeit herrühren , wo in Sibirien Scytben
wohnten.
Er erkennt keltische und gothische Schrift-
zeichen, die in anderen asiatischen Alphabeten
fehlen. Die Schrift muss nach ihm von rechts
nach links gelesen werden. Aus dem Grunde
kann sie weder den Persern, Sinesen und Arabern
noch den Ktdten oder Gothen zugesprochen wer-
den, weil diese sänimtlich von links nach rechts
schreiben. Bis 400 bis 500 v. Chr. schrieben da-
hingegen die Griechen von rechts nach links. Diu
Soythen, welche vor diesem Zeitpunkt Sitte und
Brauch von dun Griechen ammhmen, müssten denn
auch ihre Schrift sich angeeignet haben, weil sie
sonst gleich allen anderen Völkern, welche die
griechiacho Schrift später adoptirten, von links
nach rechts hätten schreiben müssen. Damit will
Tychsen nicht sagen, dass die sibirischen Steine
ans dem 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. stammen.
Die Scytben konnten die Schreibweise von rechts
nach links lange heibehalten; dahingegen hält er
für erwiesen , dass sie nicht von dun Kelten oder
Gothen herrühren könne.
Klapproth verwirft die Sparsky 'sehen
Copien als unrichtig and legt andere vor. Er
hält dafür, dass sie aus einer Zeit stammen, die
der russischen Eroberung vorausging. Er kennt
ähnliche Denkmäler in den Steppen zwischen dem
Schwarzen Meer und dem Caspisee, nördlich vom
Kaukasus, die man den Komnnen zuspricht. Schon
100 v. Chr. sansen zwischen Ob und Jenissei Kir-
gisen, die unter dem Namen Hakas bekannt waren.
Sie unterhielten einen lebhaften Handelsverkehr
mit den Cbazaren und konnten sehr wohl mit
mancherlei Waarcn auch die Schrift derselben
kennen lernen und sich aneignen.
Castren erzählt, dass die Tataren die Gräber
und Inscbriftsteine den mythischen, blauäugigen
Tschuden zusprecheu. Ihm scheiut dies nicht
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Referate.
glaubwürdig, weil die Tschuden eine finnische
Völkerschaft waren und man, wenn diese Denk-
mäler von tschadischen, d. h. finnischen Stämmen
errichtet waren, deren ähnliche in Finnland, Lapp-
land und Nordrnssland antreffen müsste. Castren
copirte mehrere Inschriften, in keinem der von
ihm geöffneten Gräber fand er Kisen, sondern
nur Kupfer (Bronze?). Dass die Gräber und
Figurenstcine in Zusammenhang stehen, bezweifelt
er nicht. Er versäumte es, sieb nach den Kirgisen-
gräbern zu erkundigen. Solche wurden zuerst
von Kadlow entdeckt.
Aspelin’s Kenntuiss der Jenissei- Inschriften
datirt von der Zeit, als er (1871 bis 1874) sich in
Russland aufhielt, um die Alterthüraer der finnisch-
ugrischen Völkerschaften zu studiren.
Als er sich mit den Gräbern von Minusinsk
beschäftigte, die von Castren und Kadlow der
Bronzezeit zugeschrieben worden, fand er auch die
Abbildungen der mit den Gräbern in Zusammen-
hang stehenden Steine l). Er copirte die Zeich-
nungen , verglich und prüfte die Schrift und er-
kannte, dass sie nicht weniger als 42 Buchstaben
enthielt und, wio schon Tychsen gefunden, von
rechts nach links zu lesen sei. Um diese Zeit
war in MinuBinsk ein Museum sibirischer Alter-
thümer gegründet und das Interesse für die Reste
der Vorzeit auch in weiteren Kreisen geweckt. In
Irkutsk wurde ein Curaus über Minusinsks Vorzeit
eröffnet; mehrere Druckschriften behandelten das-
selbe Thema uud alsbald mehrte sich die Zahl der
Inschriftsteioc. Als Professor Aspel i n 1887 end-
lich selbst das Ziel seiner Wünsche erreichte, ging
er mit seinem Begleiter, Herrn Appelgren, zu-
nächst daran, correcte Copien von den Inschriften
zu gewinnen, durch Abklatsch, Photographien und
Zeichnungen der Steine uud Gräber. Da stellte
sich denn heraus, dass die älteren Copien sehr
mangelhaft und ungenau gewesen waren. Sechs
Werst oberhalb der Mündung dos Tschakont in
den riukera fanden die Herren vier nene Steine
in der Entfernung von je 20 bis 40 Schritt. Die
Dauorn betrachten sie mit Ehrfurcht. Aspelin
beobachtete einen Alten, der sich vor jedem Stein
verneigte und ein kurzes Gebet sprach. Von dort
ansässigen Leuten erhielten sie Nachricht von
mehreren ähnlichen Steinen in der LTngegend.
Nördlich vom Ulukem fanden sie Gräber von
gleicher Constructiou, wio die von Minnsinsk, wie-
wohl kleiner: eine viereckige Steinsetzung, aus
deren Mitte ein grosser Stein emporragt. Auch
an den Nebenflüssen und anderen Gewässern der
Gegend fanden sie Gräber derselben Art. — Nach
Beendigung der zweiten Reise (1888) batten die
Herren 22 Steine copirt (schon bekannte und
neu aufgefuudene). Im Ganzen sind nun 32 In-
*) Vevgl. Aspelin a. a. 0. 1, Fig. 32».
sebriften bekannt und ein weiterer Zuwachs steht
in Aussicht.
Das Resultat der beiden von der finnländischen
Archäologischen Gesellschaft ausgesandten Expe-
ditionen fasst Aspolin in folgenden Sätzen zu-
sammen :
Im Gebiete der Kama trifft man die Reste
einer sogenannten älteren Eisenzeit, die durch
mythische Tbierfiguren in Brouzeguss mit oderohne
phantastische Attribute charakterisirt ist. Diese
Gruppen lassen sich im ganzen nordwestlichen
Sibirien und nach Osten bis an den Tom verfolgen.
Uebprgangsfunda von einer Bronzezeit in eine
Eisenzeit finden sich nicht nur an der Kama, son-
dern auch am Tobol und Tom. Aspelin schliesst
hiernach auf eine ungestörte Culturent Wickelung
der altaisch-uralischeu Bronzezeit, die allinälig in
die Eisenzeit hineinführte.
In den Districtcn Atchinsk und Minusiusk feh-
len die mythischen Bronzefignren gänzlich. Man
findet dort in den Gräbern ausser Bronzesacheu
nur einzelne Dolche und Messer von Eisen,
und zwar von der Form der Bronzedolche und
Messer1). Aspel in schliesst hieraus, dass
am oberen Jeuiflsei die während der Bronzezeit
beginnende Civilisation eiue Störung erlitten hat
in dem Zeitpunkte, wo dort das Kisen kaum zur
Erscheinung gekommen war, wohingegen sie im
Nordwesten, die Gegend des Tom einbegriffen,
während der älteren Eisenzeit fortdauerte uud vor-
wärts schritt.
Ira ganzen nordwestlichen Sibirien fehlen dahin-
gegen die Figuren- und lnschriftsteine, die sich
vom oberen Jenissei in der Richtung des Schwar-
zen Meeres und des Caspisees bis ius südliche
Russland verfolgen lassen.
2. Aspelin: Types de peuplcs de l'an*
eien ne A sie centrale. Soavenier de TJe-
nissei dedie h la Sociotu imperiale d'archeo-
logie de Moscou le 20. (8.) Jan vier 1890.
13 S. in 8°, mit 13 Figuren im Text.
Die fortgesetzten Forschungen und Unter-
suchungen der alten Gräber in Centralasien führen
zu der Aufgabe, zu ergründen, von welchen Völker-
schaften die Inschriften am Jenissei herrühren.
Dazu sind aber ein grosses Material, grosse Energie
und grosser Scharfsinn erforderlich. Hinsichtlich
des Materials ist viel gesündigt worden. Zum
Reden kann man die Inschriftsteine nur bringen,
wenn sie an dem Orte bleiben, wo sie dereinst auf-
gerichtet worden, und in Begleitung des sachlichen
Iubaltes der Gräber. Nun aber sind viele dieser
Schriftsteine fortgeführt in die Museen, Figuren-
steine siud von Privatsamiulern zerschlagen, denen
es nur daran lag, die bildlichen Darstelluugcu für
*) Vergl. Aspelin a. o. 0. 1, 8. 119.
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Referate.
375
ihre Sammlungen zu erwerben. Die schönen Silber-
schalen in Penn haben ihren eminenten historischen
Werth nur dadurch erhalten, dass man ihren Fund-
ort genau kennt und dadurch unbestrittenes Zeug-
nis» für einen in fernen Zeiten statt gehabten Handels-
verkehr besitzt. Die Bedeutung der Menschen- und
Thierfiguren und der mannigfachen Zeichen zu or-
kenneu, ist keine leichte Aufgabe. Aspel in zeigt
an einigen Figuren, dass die Kleidang und Küstuug
beachtenswert he Fingerzeige nach dieser Richtung
geben, namentlich wenn man sie mit dem sachlichen
Inhalt der Gräber vergleicht. Schon erkennt er
U**bergangsformen zwischen don Gräbern in der
Steppe und den Cairns der Kirgisen auf den Bergen,
ln einem Grabe mit Inschriftsteiu fand Dr. Heikel
ein Pferdegebiss von Eisen und acht Kiemen -
bcschlüge und Schnallen von Gold von anderen
Formen, als sie dem dortigen Ilronzealter eigen
sind. Dahingegen weisen der Brauch, die Gräber
in die Steppe zu verlegen, und die errichteten
Figuren- und Inschriftsteine auf Beziehungen zur
Bronzealtercultur; diese zu klären, ist Aufgabe der
Forscher, welche jene Gegenden zum Gebiet ihrer
Thätigkcit erwählten.
Aus der böhmischen Literatur1).
V on
20. Dr. Lubor Niederle in Prag.
1. Cerraäk, Klimcnt. Archaeologickü pris-
p« vky z Ciialavska. (Archäologische Bei-
träge aus dem Cuslauer Kreise. Forschungen
am Hradek in Cäslaa.) Mit 2 Phototypien.
CÄslau 1888.
Oberhalb der Stadt Cäslaa erhebt sich eine
prähistorische Burgstätte, genannt Hradek. Das
Feld, welches den Gipfel dieser Burgstätte bedeckt,
hat der k. k. Conservator K. Cermak in Caslaa
mit Hilfe dos k. k. Ministeriums für Cultus und
Unterricht and des archäologischen Vereins „Vcelau
in Cäslau bereits zum dritten Theile nmgegruhon.
Auf zwei Stellen Bticss man au oine Grabstätte
(auf der ersten Stelle fand man 72 Skelete mit
S-förroigen Ringen auf der Stirn, auf der zweiten
drei Skelete). Sonst fand man Sparen einer steten
Bewohnung deB Hrüdek seit der neolithischen bis
l) Da die bohmiiiche Literatur bi* jetzt an wirk-
lich wirtschaftlichen Abhandlungen arm int, «ehe ich
mich gezwungen , den groMten Theil der böhmischen
Artikel in die Literatur für ,Oest erreich" , wo der In-
halt derselben inögliclmt kurz angezeigt wird , aufzu-
nehmen. Oft Win in den Aufsätzen ein höchst inter-
essanter Fund behandelt, aber wegen einer unzu-
reichenden Beschreibung — gewöhnlich ohne jede
Abbildung «— vermag ich hier nicht über die Bache
»tisftihrliclier und mit exacter Gewissheit, zu referiren.
Beide U ebersiebten umfassen das Jahr 1887 bis 1888.
Lubor Niederle.
zur historischen Zeit in drei Culturscbiehten. Der
hauptsächlichste Werth dieser Forschung besteht
darin , dass man hier systematisch gegraben und
unversehrte Skelete gefunden hat. Wir wollen
hier auf eine Dctailbeschrcibang verzichten, indem
wir den Leser auf die deutsche Abhandlung von
K. Benes: Das Schloss Hradek in Caslau (Prag
1888) verweisen.
2. Dr. Jirecek, Konstantin: Costy po Bul-
harsku. (Reisen in Bulgarien. Verlag des
hühm. Museum. Prag 1888.)
Einer der besten heutigen Kenner der Bulkan-
gegenden, Dr. K. Jirecek, Professor an der böh-
mischen Universität in Prag, bietet hier in einer
leicht zugänglichen Form eine Beschreibung von
Bulgarien. Der Verfasser durchreiste als General -
secretär des CultosministeriumB und später selbst
als bulgarischer Minister sein ganzes Verwal-
tuogsgebiet, und dadurch ist es ihm möglich
geworden, den Zustand des Landes und Volkes
gründlich kennen zu lernen ; dies begünstigte
noch der Umstand, dass er schon früher das Sta-
dium deB Balkans — besonders der bulgarischen
Verhältnisse — betrieb. Er hat auch bisher die
beste Geschichte von Bulgarien herausgegeben (auch
in deutscher Uebersetzuug; ef. auch seine Schrift:
Handelsstrassen von Serbien und Bosnien während
des Mittelalters, Prag 1879). Der Roisebescbrei-
bung liegt ein Tagebuch zu Grunde. Dieselbe
enthält einen wahren Schatz von verschiedenen
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Referate.
Studien and Berichten, grössteutheils historischen
und topographischen Inhalts. Doch enthalt sie
uueh zahlreiche Beitrüge zur Prähistorie, Ethno-
graphie und Mythologie, dass dieselben allen For-
schern der Anthropologie der Balkuuhalbiusel,
spucicll der Bulgaren, willkommen waren. Leider
ist hier das Aofailhlen dieser im gauzen Bache
zerstreuten Details unmöglich.
3. Dr. K i i i Martin: Kulna a Kostelik. (Zwei
Höhlen in der Devonkalksteinformntion in
Mähren. Brünn 1889. Verlag des Brünner
Museum vereine.)
Es ist der erste Theil der Monographie über
diese zwei Diluvialhöhlen. Den zweiten ©ideolo-
gischen Theil verspricht der Herr Verfasser mög-
lichst bald heranszugeben. Dr. Kriz hat gewissen-
baft und sorgfältig in früheren Jahren die beiden
Höhlen durchgraben. Dieselben liegen nordöstlich
von Brünn und waren schon öfters Gegenstand
einer aufmerksamen Forschung; cf. darüber vor-
läufige Berichte im Werke des Prof. K. Maska:
Der diluviale Mensch in Mähren. Die Schichten
des Aufscbwerams durchforschte Dr. Kriz mit
Hülfe von Quergräben uud von zur Oberfläche
verticulcn Schachten, deren er in der Höhle
Kulna 18, in Kostelik 4 graben Hess. In der
Külnahöhle fand er auf der Oberfläche eineCultur-
scbichte schwarzer Erde mit kleinem Schotter
untermischt, welche bei der oberen Ooflhung
schwach, aber bei der unteren 1,20 ra stark ist;
darunter fand er eine Diluvialschicht von gelbem
Lehm, der bis 14,80 ra tief war. ln der Kostelik-
höhle sind die t'ultursohichten ähnlich, aber die
diluvialen viel schwächer, ln beiden Höhlen sind
nach I)r. Kriz*» Behauptung die Schichten deut-
lich getrennt und die beiden unteren unversehrt,
ln der unteren fand man über 90 000 Stück
Knochen. Man fand Ueberreate namentlich fol-
gender Thiere: Elephas primigenius, Hhinoceros
tichorhiuus, Ursus spelaeus, Ilyena spelaea, Felis
spelaea, Canis lagopus, Yuco borealis, Cervus tu-
randus, Lepus variabilis, Lagomys fusillns. Myodes
lemnus, Myodes torquatus, Arvicola nivalis, Arvi-
cola ratticepa, Lagopus alpiuns, Lagopus albus.
Diese Schiebt wird von Dr. Kriz überflüssig pa-
läozoisch und die darüber liegenden Schichten neo-
zoisch und azoisch genannt, da diese Termini für
andere Begriffe schon fest gestellt sind. Die An-
wesenheit des diluvialen Menschen bezeugen
über 1000 Stück gefundene verschiedene Feuer-
stein-, Stein- und KnochcninHtruinente und eine
Anzahl von Aschen- und Feuerstätten in der Form
von seichten mit weissgraucr Asche und Stücken
Kohle gefüllten Gruben. Thonscberben fand man
in der diluvialen Schicht keine, bloss vier Stück
von Steingefassen; dafür aber fünf Knochen, auf
denen Dr. Kriz einen Versuch von Zeichnungen
des Pferdefiuses zu sehen glaubt, von denen eine
gelungen sein soll (eine Abbildung findet mau im
Buche nicht), and mehrere absichtlich verschieden
geritzte Knochen. Diese Dinge fand man in der
unversehrten Schicht sararat den Knochen der oben
genannten diluvialen Thiere, und sie bilden dem-
nach einen neueu Beweisgrund für die Anwesen-
heit des Menschen in Mähren während der dilu-
vialen Zeit, ln der darüber liegenden Schicht
fund mnu zahlreiche Ueberreate der jetzigen llaus-
t hiero, geglättete Steininstrumente, Scherben von
Thongcfnssen, Ringe und verschiedene Bronze, in
der obersten Schicht auch eiserne Gegenstände.
In dieser ersten Abtheilung seines Werkes hat
Dr. Kriz trotz einer oft sehr unwissenschaftlichen
Form viel Interessante* geliefert. In der zweiten
Abtheilung seiner Schrift ist er bemüht zu be-
weisen, dass die vorarischen Bewohner von Europa
weder Eskyraos noch Finnen, sondern Baskeu
waren. Seinen Beweis baut der Schriftsteller auf
der unsicheren etymologischen Grundlage, uamout-
lich nach Chareucy's und van Eysa’s Werken.
Schräder' s Werk ist dem Verfasser allem An-
scheine nach unbekannt.
4. Uoudek, V.: 0 staroslovannWch hradcch.
(Ueber die altslavischen Burgen. Zeitschrift
des patriotischen Muaealvereins in Oltnütz.
Jahrg. 1887, S. 7, 58, 106, 154.)
Dieser hübsche und floisaige Aufsatz behandelt
die Bedeutung des Wortes „hrad“ (Burg) bei den
alten Slaven. Einige Historiker erklärten dieses
Wort im Sinne der mittelalterlichen Burgen, andere
hielten wieder die Burgen und Burgstetten bloss
für Zufluchtsorte in Kriegszeiten. Herr Verfasser
leugnet völlig die erste Meinung uud liefert viele
schlagende Beweise für die Ansicht, dass altslavisch
„hrad“ der Stadt in unserem Sinne gleicbkam,
nämlich einer »täten, dauernden Wohnstätte einer
oft mehrere Tausend Bewohner zählenden Gemeinde
(ähnlich wie bis jetzt das russische gorod). Diese
Burgen — Städte — verkamen in Böhmen und
Mähren zu der Zeit, als die letzten Preinvslidoa
deutsche Colonisten in das Land schaarenweise
riefen und ihre Ansiedelungen durch viele Privi-
legien gegen einheimische Bewohner beförderten.
Aus den deutschen Colonien sind viele unserer
Städte entstanden und die alten Burgen sind
grösstent heile zu Dörfern geworden, gewöhnlich
unter der Burgstätte.
5. Dr. Wankel, Jindrich: Kolove stavby v
Olomouci. (Die Pfahlbauten in Olmütz. Zeit-
schrift des patriotischen Museal vereine in
Olmütz. Jahrg. 1887, S. 68.)
Bei dem Baue des böhmischen Xationalhauses
in Olmütz stiess man plötzlich auf Ueberreate von
Pfahlbauten, welche allem Anscheine nach iden-
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Referate.
377
tisch sind mit denen, die schon früher Professor
Jeittelee durchforscht hatte. Unter der Schotter*
Schicht fand mau zuerst einen starken Aufochwemm
sumpfigen Bodens, in welchem man zweierlei Pfahl-
bauten traf. Der obere Pfahlbau reichte bis in das
spätere Mittelalter, was man aus den in derselben
Tiefe vorkommenden Gelassen, Münzen u. Acbnl.
schließen kann. Der untere reichte dagegen bis
in die Bronzezeit zurück und war wahrscheinlich
mit den unlängst in Näklo in Mähren entdeckten
Pfahlbauten gleichzeitig, woher das Olmützor Mu-
seum etliche prächtige Bronzegefässe batte, darunter
eine Situla, die mit den in Hallstatt befindlichen
identisch ist. Die in den unteren Pfahlbauten ge-
fundenen Gegenstände stimmen völlig mit denen
Qberuin, welche schon früher, im Jahre 1864, am
unteren Ringplatze in Olmütz Professor Jeitteles
gefunden und in den Mittheilungen der anthropo-
logischen Gesellschaft in Wien, 1. Bd., S. 244 ff.,
beschrieben bat Durch diesen Fund wurde die
Richtigkeit der historischen Nachricht sicher ge-
stellt, dass ein Arm des Marchflusses früher über
Olmütz ging und erst vom Fürsten Vratislav in
den Jahren 1050 bis 1060 ins heutige Bett geleitet
wurde.
Die Pfahlbauten verbreiten sich gewiss weit
unter den heutigen Bauten und Häusern von
Olmütz. Dr. Wankel schliesst weiter aus der
Continuität der Cultur beider Pfahlbauten, dass
schon vor Christo die Slaven in Mähren ange-
siedelt waren. Diese Frage, welche mit einer
grossen Vorliebe fast von allen mährischen Archäo-
logen, namentlich von denen, welche sich in dem
OlmüUer Musealvereine versammelt haben, ver-
tbeidigt wird, ist eine von den Grundfragen der
böhmischen Archäologie. Aber meiner Ansicht
nach kann diese Frage nicht durch die Archäologio
allein gelöst werden. Aehnliche Cultur bezeugt
noch nicht auch dieselbe Rasse oder Nation.
6. Maska, Karl Jar. : Nove vyzkumy v jea-
kynich strainberskych. (Neue Entdeckungen
in den Stramberger Höhlen. Zeitschrift des
patriotischen Musealvereins in Olmütz. Jahr-
gang 1888, S. 124.)
Mähren ist durch seine Höhlen bekannt. Die
diluvialen Aufschwemme blieben dort fast unbe-
rührt und daher der Forschung sehr günstig. In
Mähren ist einer der ersten Forscher Professor
Maska. Die berühmten Höhlen bei Stramberg
auf dem Hügel Kotouc „Sipka“ und „Certova dira-
hat er selbst in den Jahren 1879 bis 1883 durch-
graben bis anf einige Ueberreste, in welchen er
erst 1887 fortfuhr. Er fand auch mehrere inter-
essante Beiträge, die er hier mittheilb Der dilu-
viale Aufrchwemm — circa 3 m stark — hat in
zwei von einander verschiedenen Culturschichten
von Neneno eine Fülle von Thierknochen geboten,
Archiv fUr A othropologi«. Bd. XIX.
zweimal auch unwiderlegliche Beweise von der
Anwesenheit des Menschen. Die Thierüberreste
sind sehr interessant. Es überrascht uns nament-
lich ein Aufschwcmm von Millionen winziger
Knochen, der Ueberreste von kleinen Xagethieren,
namentlich Erdm&uscn. Bloss der Hälften von
Unterkiefern der Erdmäuse zählte Maska aus der
Certova dira über 20000. Und zwar herrschte iu
der oberen Cultiirachicht die Gattung Myodes tor-
quatus Pallas vor, ohne dass ein einziges Knöch-
lein des Myodes lemnus Pallas dort vorkäme. In
der unteren befand sich nur dio zweite Gattung,
ohne jede Spur von der ersteren. Die beiden
Schichten sind sichtlich in verschiedenen, von ein-
ander weit entfernten Zeiten entstanden. Maska
beschäftigt sich weiter mit der Frage, auf welche
Weise sich diese Knochen gesetzt haben. Früher
neigte er sich der Ansicht zu, dass es Ueberreste
waren, welche die Raubvögel wieder ausgeworfen
batten , aber jetzt leugnet er diese seine Meinung
und ist der Ansicht, dass es Ueberreste vom
Schmause der marder- und hundeartigen Raub-
thiere sind. Nichtsdestoweniger ist die haufen-
weise Setzung dadurch nicht erklärt.
7. Palliardi, Jaroslav? Predhistoricke pa-
mätky mesta Znojma. (Prähistorische Denk-
mäler der Stadt Znaim. Zeitschrift des pa-
triotischen Musealvercins in Olmütz. Jahrg.
1888, S. 53, 115, 150.)
Auf der Anhöhe der Stadt Znaim war eine
prähistorische ßurgstälte. Beim zufälligen Gra-
ben bei der im elften Jahrhundert aufgebauten
Capelle fand man sechs Culturschichten. Die zwei
oberen Schichten gehören der neueren Zeit an, die
dritte ist vermischt, und erst die vierte aschen-
artig (20 bis 65 cm stark). In derselben fand man
zahlreiche Scherben von Gefassen, die auf einer
Drehscheibe gemacht und namentlich mit dem
Wellenornamente verziert sind; dann zwei S-för-
mige Ringe, eine Brouzenadel, mehrere Spinnwir-
bel, einen Spielwürfel und zahlreiche gerade
eiserne Messer.
Aus der letzten, sechsten Culturschicht ge-
wann man viele, ohne jede Drehscheibe gemachte
Scherben, welche Palliardi in vierGrnppen classi-
ficirt. Mehrere Spinnwirbel, steinerne Hacken,
Lehrogewichte, bearbeitete Thierknochen und meh-
rere andere Kleinigkeiten, darunter ein einfacher
kleiner Bronzering, lagen dabei.
Auch auf anderen Stellen der Burgstätte, na-
mentlich als man später neue Kloaken anlegte, faud
Palliardi analogische Schichten. Das Interessan-
teste vom letzten Fnnde ist ein Gefäsabodon mit
eingedruckten Runen. Prof. W. Jagic in Wien
erklärte es wirklich für eine Schrift, doch wurde
keine Erklärung gegeben.
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Referate.
8. Dr. P(o, .1. L: Lasse staroslovanske. (Geber
die ultslaviscben Bäder. Archäologische und
topographische Denkmäler. Jahrgang 1887,
S. 67.)
Die wichtigste Quelle für Nachrichten über alt*
slavische Bäder ist die rassische Chronik des Chro-
nisten Nestor, welcher gleich am Anfänge seines
Werkes von der Heise des heiligen Andreas über
Russland erzählt, und über die Einrichtungen der
Bäder, welche jener Heilige im russischen Novgorod
sah. Aehnliche zwei Nachrichten von Slaven ver-
zeichnen zwei arabische Geographen Al-Bekri
— was wahrscheinlich dem W erkedes A I-Maruda’s
entnommen ist — und Ibn-Pasta. Namentlich
der Erstens berichtet sehr umständlich Folgendes:
In einem besonderen hölzernen Hause, dessen Bal-
ken sorgfältig verstopft sind, schüren die Slaveu
Feuer an. Wenn die Feuerstätte recht glühend
wird, macht man die Fenster und die Thür zu,
begiepst die Feuerstätte mit Wasser und verweilt
in dem dadurch entstandenen Dampfe, indem man
ein Büschel dünner Aeste schwingt und dadurch
den Dampf im ganzen Gemache verbreitet Dieses
Haus wird al-atbbft genannt.
Aehnliche Bäder giebt es bis jetzt in Russland,
Galizien und auch in Böhmen sind Nachrichten
über ähnliche alterthümlicbe Einrichtungen vor-
handen.
9. Dr. Pie, J. L.: Jak vypadnii nasi pfedkove?
(Wie sahen unsere Vorfahren aus? Archäolo-
gische und topographische Denkmäler. Band
XIV, Heft 1, 8. 13, Jahrg. 1887.)
In diesem Aufsätze sind etliche sehr interessante
Nachrichten für die böhmische Anthropologie ge-
sammelt. Der Historiker Prokopius (De hello
gothico 1. III. c. 14) schildert den Typus alter
Slaven, allem Anscheine nach derSüdslaven, folgen-
dermaassen: „Ja nicht einmal durch das Aenssere
unterscheiden eie sich von einander. Sie sind
nämlich alle recht gross und ungewöhnlich stark;
was den Teint und die Hautfarbe betrifft, sind sie
weder zu weias oder blond, noch sind ihre Haare
ganz schwarz, sondern sic sind alle röthlich.* Auch
Ihn Foszan und andere arabische Reisende be-
stätigen den hohen Wuchs der Russen, ihr blondes
Haar und rothe Waugen.
Ganz anders lauten aber die Nachrichten über
die Böhmen. Der jüdische Reisende Ibrahim Ihn
Jakub, der um das Jahr 965 das böhmische Land
durchreiste, erzählt, dass die Bevölkerung einen
dunklen Teint und schwarae, selten blonde Haare
hat. Auch alte einheimische böhmische Denkmäler
(die Legende vom heiligen Prokop, der Chronist
Cosmas, Dalimil u. A.) berichten über schwarzes
Haar und Bart der Böhmen, dagegen über blond-
haarige Sachsen. Im Widerspruche mit diesen
Nachrichten sind die Böhmen in den Miniatur-
bildern des im elften Jahrhundert geschriebenen
Wolfenbütt ler Codex fast sämmtlich mit blondem
Haar und Bart bemalt.
Diese Nachrichten sind höchst interessant. Die
Südslavcn schilderte Procopius als bloud, jetzt
sind sie fast alle brünett; auch bei den Rossen
und Böhmen herrscht der dunkle Typus vor.
10. Dr. Hostas, Karl: Mobyly na Husine. (Die
Grabhügel am IJuBtn. Archäologische und
topographische Denkmäler. Bd. XIV, Heft 1,
S. 3 [1887] und Heft 5, S. 257 (1888].)
Auf der Anhöhe Ilusin bei Klattau befanden
sich circa 27 Grabhügel, die von Dr. Hostas ziem-
lich systematisch durchgraben worden sind. Die
Grabhügel waren 2 bis 3 m hoch, einige aber ganz
niedrig. Sie bestanden aus Erde und Steinen,
die grösstentheils nur schlechtweg aneinander ge-
häuft waren. Nur bei einigen waren die Steine
regelmässig gelegt und dann mit Erde verschüttet.
Einmal wechselu die Schichten der Steine und der
Erde mit einander ab. Im Inneren auf dem Boden
fand mau gewöhnlich Aschenkrüge und Gvfässe von
verschiedenen Formen, gewöhnlich schön ornamen-
tirt- Das Ornament bestand meistens aus gestem-
pelten sch ra flirten Dreiecken ; aber als charakteri-
stisch erwies sich für diese Gruppe von Grabhügeln
das Ornament folgender FormC\^\5\S>sS^^^>
Vou Gaben fand man nebst einigen eisernen Gegen-
ständen, die evident Ueberreste von Schwertern,
eisernen Ringen und Achnlichem waren, mehrere
Bronzegegenatände. Charakteristisch sind kleine,
schwaobe Stürxeu mit zwei Löchern zum An-
nähen versehen, offene, glatte Armringe mit einem
ovalen, viereckigen und auch dreieckigen Durch-
schnitte, die sich zur Spitze verengen, Bronzedolche,
Nadeln and besonders Vogelkopffibel.
Diese Grabstätte stimmt mit mehreren bayeri-
schen durch Dr. Naue gemachten Entdeckungen
überein. Sie fällt in die zweite Hallstädter Periode,
vielleicht schon in die UeborgangBperiode zur La-
Tene Cultur.
11. Smolfk, J.: Hroby v LibÖevai. (Die Gräber
in Libceves. Archäologische und topogra-
phische Denkmäler, ßd. XIV, Heft 7, S. 363,
Jahrg. 1888.)
In Libceves bei Bilin im nordwestlichen Böhmen
wurde voriges Jahr einer der schönsteu böhmischen
Funde gemacht. Auf einem Felde traf man einige
Gräber und Skelete, die frei in einer erdigen mit
Asche untermischten Schichte in einer Tiefe von
ungefähr 80 cm uuter der Oberfläche lagen. Ich
erfuhr später selbst mündlich, dass einige Skelete
sich in einer hockenden Lage vorfanden, was in
dem Aufsätze nicht angeführt wird. Einen Theil
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Referate.
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von reichen Bronzen — glücklicherweise die besten
Stücke — widmete der Grundbesitzer, nämlich der
Prager Cardinal Erzbischof Franz Graf v. Schön-
born, dem Prager Nationalmuseura, der andere
Theil geriet h auf dem bei uns gewöhnlichen Wege
in unberufone Hände und so sind die Sachen in
privaten Sammlungen zerstreut. Der Inhalt der
Libeevesg rüber ist sehr ähnlich den Fundstücken
aus den Gräbern bei Ilorni Kiel in Böhmen, theil-
weise wiedernm dem Inhalte hei Kreuznach iu der
Unterpfalz, theil» dem Inhalte aus dem Torsberger
Muore bei Sneder-Brarup in Schleswig. Alle Sachen
weisen deutlich auf die Cultur von La-Tene hin.
Das grösste Kleinod dieses Fundes ist ein ge*
gliederten völlig erhaltener Bronzegürtei, ähnlich
dem Gürtel aus den Gräbern bei Kreuznach und
dem Torsberger Moore. In Böhmen sind bis jetzt
nur vier ähnliche gefunden worden, von denen
drei bloss in Ueberresten and nur ein einziger fast
identisch mit dem vou Libceves, in Stradonic bei
Peruc, gefunden worden ist und auch iro böhmischen
Museum bewahrt wird. Weiter fand man vier
schöne Bronzeringe mit hohlen Halbkugeln, von
denen drei ganz glatt, der vierte, sofern es be-
kannt ist — Prof. Smoiilc, der mit allen euro-
päischen Museen sehr bekannt ist, behauptet, dass
er bis jetzt keinen ähnlicheu gesehen hatte — , ist
ein Unicom unter ähnlichen Armringen. Die
Halbkugeln sind durch Verflechtung von zwei
Kränzen gebildet und die ganze Oberfläche ist wie
von einem feinen Griese bestreut. (Die Abbildung
dos ganzen Fundes von Libceves siehe anf Ta-
belle I. desselben Heftes der Archäologischen und
topographischen Denkmäler.) Prof. Smolik liefert
dabei eine Uebersicht der bisherigen Entdeckungen
von Armringen mit hohlen Halbkugeln in Böhmen
und Mähren. Ausserdem fand man noch etliche
Bronzeringe und zwei schöne gläserne (ähnlich
denen von Kreuznach), einer vou dunkelblauem
Glase, der andere von hellgrüoero, und beide tbeil-
weiso mit einer blassgelben Patina bedeckt, und
einem glatten Lignitarmring. Obzwar alle diese
Objecte schon präcis die Zeit der Beerdigung als
Teneperiode bezeichnen, so beweisen diesen Typus
dennoch drei Bronzespangen von einem charakteri-
stischen Tunegepräge. Von der völtigon Einheit
der Typen weicht bloas eine kleine Bronzesicbel ob,
und eiuige Knochengegenstände gröberer Arbeit.
Diez veranlasst Prof. Smolik zu der Meinung,
dass die Grabstätte von Libceves nicht aus einer
einzigen Zeit stammt. Das ist schwer zu ent-
scheiden, denu bei der Entdeckung des Fundes
war kein Kenner zugegen und man kann nicht
mit Sicherheit bestimmen, wo die letztgenannten
Gegenstände eigentlich gefunden wurden.
12. Zibrt Cenck Dr.: Staroc eske obyceje, prosto-
närodni zvyky, povery, slavnosti, hry a zabavy.
(Die ultböhmischen Sitten, volksthümlichu Ge-
bräuche, Aberglauben, Festlichkeiten, Spiele
und Unterhaltungen, so wie sie in älteren
literarischen Denkmälern enthalten sind. Prag
1889.)
Der Inhalt dieses Buches ist vollständig durch
den Titel angezeigt. Aus den alten Chroniken,
Annalen uud verschiedenen anderen literarischen
Denkmälern, welche in den Bibliotheken und
Archiven sowohl böhmischer als auch ausländischer
Städte aufzutinden sind, die einzelnen Brosame des
culturelten Lehens de» böhmischen Volkes zusammen
zu stellen, ist wohl eine lauge Zeit und unermüd-
lichen Fleisa erheischende Aufgabe. Der junge
böhmische Schriftsteller hat dieselbe grösstoutheils
schon glücklich gelöst, und ist volle Hoffnung vor-
handen , dass er in kurzer Zeit das ge&ammto
Material vollständig beherrschen wird. Bei dem
Erscheinen dieses Buche» war e» nicht der Fall,
die Vollständigkeit desselben lässt wohl noch
Manches zu wünschen übrig, — was aber hier
gesammelt und zusammengestellt ist, zeigt aner-
kennenswertheu Fleiß« und Gründlichkeit. Auch
ist Herr Dr. Zibrt auf dem besten Wege, »ich die
strenge wissenschaftliche Methode anzuuignen.
Das Werk wurde von der ge»ammten böhmischen
und ausländischen Kritik mit allgemeinem Beifall
aufgenommen, uud als eine Sammlung bisher
unbekannten und unverarbeiteten Materials erfor-
dert ea auch unsere vollste Anerkennung.
Das Buch schildert die auf verschiedene Zeiten
und Festtage in der Zeitfolge des Bürgorjahres
sich beziehenden Gebräuche, Sitten und Aber-
glauben in einer Reihe vou folgenden Capitcln :
Das Neujahr, der Dreikönigstag, der Fasching und
folgende Sonntage, März, der Tag des heiligen Grego-
rius, Ostern, April, der erste Mai, der Volksgebrauch
an dem Hiramelfahrtstage des Herrn, Pfingsten,
Frohnleichnamsfest, der Tag des heiligen Johannes
des Täufers, die Wallfahrt, vor der Ernte nud
nach der Ernte, dA» Kirchenfeat, am Allerseelen-
tage, der Tag des heiligen Martin, Vigilien vor
dem Tage des heiligen Andreas, die Spinnabende
mit ihren Erzählungen von Kobolden (böhmisch
sotek, sk ritek, dibli'k, hospoduricek etc.), vom Wasser-
mann, vom „Zmeku, vou den Wampyren, Irr-
lichtern, Wildmenschen , von der Macht einiger
Heiligen, — Winter, der Tag des heiligen Nikolaus
und der heiligen Lucia, die Weihnachten. Vom
höchsten Interesse sind die Capitel, welche den
Glauben an verschiedene übernatürliche Wesen
erörtern und einen werthvollen Beitrag zur Völker-
psychologie bieten.
48*
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VIII. Congress russischer Naturforscher und Aerzte in St. Petersburg 1890.
Von
Professor L. Stieda in Königsberg i. Pr.
Der achte Congress russischer Naturforscher
und Aerzte tagte in St. Petersburg vom 28. De-
cember 1H89 (9. Januar 1890) bis zum 7. Januar
(19. Januar) 1890. 2200 Mitglieder nahmen Theil
an 70 Sitzungen, in denen gegen 400 Mittheilungen
gemacht worden. Der Congress gliederte «ich iu
zehn Sectionen, darunter eine Scction für Geo-
graphie, Ethnographie und Anthropologie.
Ueber die Verhandlungen dieser Section, welche
sechs Sitzungen hielt, soll hier in Kürze auf
Grundlage dea während des Congresses veröffent-
lichten Tageblattes (.Dnewnik“) berichtet
werden.
Erste Sitzung am 29. December: Vorsitzender
Professor D. N. A nut sc hin.
M. J. Kulischer sprach über Wanderungen.
Er stellte folgende Thesen auf: 1) Es exiatiren
anthropologisch -geographische Bedingungen, die
einerseits die Colonisation bestimmter Gegenden
begünstigen, andererseits die Colonisation bindern
oder sogar unmöglich machen. 2) Solche Bedin-
gungen sind: die Unmöglichkeit der Colonisation
nördlicher Gegenden durch Einwohner süd-
licher Gegenden; die Richtung der Wander-
bewegung von Nordosten nach Südosten, in deren
Folge die östlichen Bewohner durch die von Westen
Kommenden aus ihren Wohnsitzen verdrängt
werden.
Professor N. J. So graf theilte aus seiner Ab-
handlung: „Antbropometrische Unter-
suchungen an Gross-Russen der Gouverne-
ments Jaroslaw, Kostroma und Wladimir“,
Einiges mit. Er macht einige Angaben über die
Vertheilung der Körpergrösse in jenen Gouverne-
ment» und weist auf die vorhandene Abweichung
vom durchschnittlichen Maaes der Körpergrösse. Er
erklärt die Abweichungen durch historische That-
sachcn und betont, dass das Studium der Local-
geschieht« zur Erklärung jener Abweichungen sehr
wichtig ist.
A. 8. Kachanow: Ueber die ältesten Wohn-
sitze der Grusier in Kleinasion. Der Vortragende
wies darauf hin, dass zwei grusische Stämme, die
Iberer und die Mescher, identisch seien mit dem
Tubal und dem Meschech der Bibel, mit den Tiba-
renern und Moschern des Herodot und Strabo;
er schliefest daraus, dass zur Zeit Moses das Gebiet
der Grusier den Floss Galiss (jetzt Kisil-lrmak)
überschritten hätte. Das wird durch die geogra-
phischen Namen bestätigt. Im Süden war das
armenische Hochplateau bis zum siebenten Jahr-
hundert von den Grusiern eingenommen.
Ant. Iwanowski berichtet über seine anthro-
pologischen, archäologischen und ethnographischen
Untersuchungen in Tarbagatai. 2899 Kurgane und
Gräber wurden beschrieben und in die Karten ein-
gezeichnet, 9 Gräber wurden anfgedeckt. Es wurden
12 Steinfiguren (Baben) abgezeichnet, ebenso Thier-
darstellnngen an Felsen und alt - tibetische Grab-
stc in schrift en copirt. 126 Kirgisen, 30 Kirgisinnen
und 73 Targouten wurden gemessen, 14 targou-
tische Schädel wurden gesammelt (darunter einer
mit einem Os japonicum). 100 kirgisische Sprücb-
Wörter, 100 Sagen, 60 Gesänge wurden aufge-
zeichnet Die Lebensweise, die Sitten und Ge-
bräuche der Targouten wurden beschrieben.
Prof. D. N. Anutschin: Zur Geschichte
der primitiven Cultur (kein Auszug vorhanden).
Zweite Sitzung am 30. December 1889 (11. Ja-
nuar 1890), unter dem Vorsitz von A. Tillo,
danu J. Stebnizky.
Cepitän Makarew: Ueber die Niveau-
verschiedenheiten der die Küsten Europas be-
spülenden Meere.
N. J. Andruaow: Ueber die Noth Wendigkeit
das Schwarze Meer zu untersuchen.
A. N. Krasnow: Die Bedeutung der Erfor-
schung des Diluviums in Rußland für das Studium
der Pllauzcngeographie.
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Referate.
381
I). N. Anutückin: 1) lieber die Reaultate
einiger von Moskauer Studenten ausgeführten Ar-
beiten. 2) Ueber gemeinschaftliche Arbeiten russi-
scher Geographen und Ethnographen. Im Verlauf
dieser Mittheilung machte Anutschin folgende
Vorschläge: 1) Eiu Werk über Geographie and
Ethnographie Russlands auf Grund gemeinschaft-
licher Forschung russischer Geographen und Eth-
nographen herauszugebrn. 2) Ein Journal oder
Zeitung zu gründen. 3) Eine Anleitung zur Unter-
suchung Russlands in geographischer und ethno-
graphischer Hinsicht zu verfassen. — ■ Die Vor-
schläge wurden angenommen.
Dritte Sitzung am 31. December 1889 (12. Ja-
nuar 1890), unter dem Präsidium N. W. Latkin's.
Ant Charusin: Ueber die alten Grftber
bei Gurzuf und Gügusck an der Südküste
der Krimm. Die Gräber gehören in das siebente
und achte Jahrhundert hinein, es sind Gründe
zur Annahme vorhanden, dass die Gräber von den
Goten errichtet wurden. Die in den Gräbern ge-
fundenen Schädel sind charakteristisch durch viel-
fache Deformationen, durch das Vorkommen einer
Stirnnabt, durch das späte Verwachsen der Schädel-
nähte. Der betreffende Volksstamm batte theils
schwarze, theils dunkelbraune Haare.
Ant. Charusin: Ueber die Kurgane in der
Steppe von Bukejewsk (am linken Ufer der
Wolga, nördlich vom Kaspischen Meere). Der Vor-
tragende ist der Meinung, dass die daselbst befind-
lichen Kurgane (Hügelgräber) in das vierzehnte
Jahrhundert gehören, d. h. in die Zeit des Zerfalls
der goldenen Horde der Kirgisen. Das Volk, dessen
Glieder in jenen Kurganen beerdigt sind, bestand aus
sehr verschiedenen Elementen, vielleicht aua Ab-
kömmlingen verschiedener Gegenden, die hier
zufällig zasamraengetroflen waren. Das türkische
Element mit schwach ausgesprochenen mongoli-
schen Zügen waltet vor. Mit diesem Element hatte
sich ein zweites, auch türkisches Element gemischt,
in dem da« Mongolische wenig hervortrat; ausser-
dem sind auch andere Elemente, sowohl mongo-
lische als auch indoeuropäische, in jenem Kur-
ganenvolke vertreten.
A. N. Charusin: Ueber den Typus der
Kirgisen. Die Kirgisen sind kein einheitlicher
Volksstamm in anthropologischer Beziehung; im
Gegentheil ergeben anthropologische Analysen, dass
der kirgisische Stamm aus einer Kreuzung ver-
schiedener Volkselemente entstanden ist. Das Ge-
sicht der Kirgisen besitzt nur zum Theil die mon-
golischen Züge, die bei jugendlichen Individuen,
besonders bei Knaben, schärfer ausgeprägt sind,
als bei älteren. Ira Allgemeinen bietet der kir-
gisische Typus in den verschiedenen Alteradassen
grosse Schwankungen dar.
Fürst W. J. Massalsky: Ueber die Bevöl-
kerung der Gebiete von Kars. Der Vortra-
gende wies auf die politischen Umwälzungen in
dem betreffenden Gebiete und anf die Verschieden-
heit der nationalen Elemente hin. Im Gebiete von
Kars leben 174 000 Menschen, darunter Hassen
6,1 Proc., Griechen 13,5 Proc., Kurden 15,1 Proc.,
Armenier 21,3 Proc., Türken 23,9 Proc., aderbeid-
sch mische Tataren 13,9 Proc., Turkmenen 5,1 Proc.,
anderen Nationalitäten gehören nur 0,9 Proc.
D. N. Anutschin: Ueber Anomalien der
menschlichen Schädel in anthropologischer Hin-
sicht (kein Auszug vorhanden).
Sach. Alb. Blum: Ueber anthropologische
Untersuchungen an den Volksstäm men des
Kaukasus. Im Ganzen wurden zwölf Volks-
stärame untersucht: die (irusier, Imeretiner, Min-
grelier, Pschawen, Swaueten, Tuschier and Chew-
suren erscheinen alle aU gemischte Rassen. Der
armenische Volksstamm, zur iranischen Groppe
gehörig, besitzt hinreichend physische und geistige
Kräfte, um seinen physiognomiachen Typus rein zu
bewahren. Dio Osseten (Ossen), die ebenfalls zur
iranischen Gruppe gehören, erscheinen ihrem Ge-
sichtsauedmcke nach als ein Gemisch semitischer
oder indoeuropäischer Stämme; ihren physischen
Eigenschaften nach sind sie ans sehr verschiedenen
anthropologischen Elementen zusammengesetzt. Die
Abchasen, ein Völkerstamm der westlichen Berg-
völker, sind ebenfalls ein gemischter Stamm, in den
insbesondere dolichoccphale Rassen Eingang ge-
funden haben. — Znm Schlüsse muss es betont
werden, dass es unter allen erforschten Stämmen
des Kaukasus keine reine Rasse giebt.
D. P. Nikolskj sprach über die Baschkiren.
Die Baschkiren sind noch nicht genügend erforscht;
sie sind nicht die Urbewohner jener Gegenden, in
denen sie jetzt leben. Genaue Angaben über die
Zahl der Baschkiren Hegen nicht vor. Es giebt
mehr Männer als Frauen unter den Baschkiren ;
auf 100 Männer kommen 80 bis 90 F raoen. Hinsicht-
lich ihrer geistigen Entwickelung steht der Basch-
kire höher als die anderen (nicht rassischen) Ein-
geborenen jener Gegenden. Die ökonomischen
Verhältnisse haben sieb allmälig verschlechtert.
Ihre häuslich -sanitären Einrichtungen sind sehr
schlecht. Ihre Nahrung ist unzureichend. Die
Zahl der Erkrankungen ist besonders unter Män-
nern sehr gross, die Zahl der Geburten sehr klein
(37 bis 40 auf 1000), cs werden weniger Knaben
als Mädchen geboren (95 Knaben auf 100 Mädchen).
Auf 100 Individuen kommen nur & bis 8 Hei-
rathen. Die Zahl der Sterbefällo ist geringer, als
im Durchschnitt im russischen Reiche (25 bis 30 auf
1000 Einwohner). Die Kindersterblichkeit ist gering,
was von der gnten Pflege der Kinder abhängig ist.
Es ist wünschenswerth , dass die Gründe der Ab-
nahme der Baschkiren eingehend studirt werden.
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382
Referate.
X. W. Latkin macht den Vorschlag, die nörd-
lichen Gegenden Russlands, specieli die Halbinsel
Kola, und die Nordküste von Sibirien, zu erforschen.
Vierte Sitzung am 3. (15.) Januar 1890. Es
prasidirt P. A. Put jätin.
L. P. Dolinskj: Ueber Spaltenbildungen und
Erdcinatürze am Boden der Stadt Odessa.
K. J. Shuk: Ueber die Dichtigkeit und die
Temperatur der Schneedecke während des Winters
1888/1889 in Kiew.
A. J. Wojeikow: Ueber die jährlichen Tcm-
peraturperioden in St. Petersburg und einigen
anderen Gegenden der Erde.
B. J, Sresnewsky: Ueber die Geschichte der
in Russland ausgeführten Versuche, meteorologische
Beobachtungen vom Luftballon aus anzustellen.
Th. M. I Storni e: Einige Bemerkungen über
die Ethnographie des Gebietes Petschora. Der
Vortragende theilt das Petschora- Gebiet in sechs
verschiedene ethnographische Bezirke, die er im
einzelnen kurz charakterisirt.
Fünfte Sitzung vom 4. (16.) Januar 1890. Es
pr&sidirt A. J. Pulikowski.
P. J. Leeshaft: Ueber anthropologische
Untersuchungen: 1) beim Messen eines leben-
den Menschen muss man gut bestimmbare anato-
mische Punkte wählen, bei deren Benutzung jeg-
liche Willkür ausgeschlossen ist, dann wird man
die Möglichkeit haben, die von verschiedenen
Forschern ermittelten Thatsacheu mit einander zu
vergleichen; 2) bei der anthropologischen Beob-
achtung eiues Kindes ist zu beachtet! : das Tem-
perament, der Tvpua und der Charakter.
P. Orschanski (Charkow) berichtet über seine
cranometrischen Untersuchungen an (russi-
schen) Verbrechern: 1) Unter den Verbrechern
sind psychische Krankheiten nicht häufiger, als
uuter den übrigen Menschen im Allgemeinen
(3 auf 1000). 2) Der Kopfumfang eines (russi-
schen) Verbrechers schwankt zwischen 50 bis 55 cm.
was keine Abweichung von der Norm bedeutet.
3) Unregelmässigkeiten und Asymmetrie des Kör-
pers finden sich unter den Bewohnern der Gefäng-
nisse nicht häufig. 4) Das (russische) Verbrecher-
thum steht iu engster Verbindung mit den
Lebensbedingungen des Volkes. 5) Der Grnndzug
des (russischen) Verbrecherthums ist die Einfach-
heit der Cultur- und Geistesanachauungen.
E. J. Petri: Ein Ausflug in die kirgi-
sische Steppe. Der Vortragende erörtert zuerst
die „Kingeborenen-Frage* vom wissenschaftlichen,
ökonomischen und ethischen Standpunkte aus.
Dann wendet er sich zu den Kirgisen. Als be-
sonders charakteristisch für das Leben der Kir-
gisen im Gebiete von Turgai hebt er hervor:
Der allmiilige Uebergttng der Kirgisen vom Noma-
denleben zur Sesshaftigkeit und zum Ackerbau —
allraulige Annahme der rassischen Cnltur. Die
Befähigung der Kirgisen zur Fortbildung ist nicht
anzuzweifeln. Die Kirgisen sind so wenig fana-
tisch, dass der Islam unter ihnen kein Uiuderniss
für den Culturfortschritt darbietet. Die russische
Gesetzgebung ist in Bezug auf die Eingeborenen
(russisch luorodzi d. i. Nichtrussen) stets human;
ebenso human verhält sioh auch das russische Volk
zu den (einzelnen) Nichtnissen. Deshalb ist eine
günstige Losung der „ Eingeboren- Frage“ in Russ-
land eher zu erwarten als io anderen Culturstaaten.
Fürst P. A. Putjätin sprach über die Me-
thode, die während der neolithischen Periode an-
gewandt wurde, um Löcher in die thöneruen Ge-
fasse zu machen. Er demonstrirte die verschiedenen
Methoden der Durchstechung und Durchbohrung
und die verschiedenen Formen der Löcher. Iin
Jahre 1885 fand der Vortragende bei Rologoje ein
grosses jurtenförmiges (kegelförmiges) Gefäss aus
Thon, das er für einen Bienenkorb mit einem Flag-
loche hält. Er knüpft hieran einige Bemerkungen
über die Bienenzucht in alter Zeit.
Wd. W* Rndin: Ueber einen Versuch der An-
wendung der Atithropometrie zur Beurtheilung der
physischen Ausbildung der Zöglinge einer Tnrn-
schule in Mologa. Im Laufe dreier Jahre, 1886
bis 1889, hat der Vortragende 368 Knaben nach
einer bestimmten Anweisung gemessen. Von diesen
368 Knaben waren 231 nicht systematisch mit
Körperübungen (Turnen) beschäftigt. Diese Kna-
ben dienten dem Vortragenden zur Aufstellung
eines mittleren anthropometriachen Knaben von
Mologa; dann verglich er die übrigen 137 Knaben,
welche sich eine Zeit lang täglich in der gymna-
stischen Schule (Turnsohule) beschäftigt batten.
Der Einfluss der körperlichen Uebungen machte
sich im günstigen Sinne bei der Messung geltend;
bomerkensworth ist, dass die guten Turnsohüler
zugleich die besten Schüler der Stadtschule waren.
N. J. Dinnik: Ueber die Gletscher des Kau-
kasus.
Sechste Sitzung am 5. (17.) Januar 1890. An-
fangs unter dem Präsidium des Prof. D. J. Sarao-
kwassow, später unter dem Präsidium von N. J.
Rajewsky.
Prof. D.J. Saraok wassow : Ueber die Kur-
ganbevölkerung Südrusslands. Der Vor-
tragende weist nach, dass auf Grundlage histori-
scher Zeugnisse und unter Beihülfe archäologischer
Th ut Sachen die Möglichkeit gegeben ist, das in
den KurgAnen Süd- und Mittelrusslands aufgo-
fundene Material ethnographisch zu verwerthen.
Man könne entsprechend den fünf historischen
Epochen auch fünf Abtheilungen unterscheiden:
Die k immer) sehe Epoche vom siebenten Jahr-
hundert bis zur Geburt Christi; die skythische
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Referate.
383
Epoche vom siebenten Jahrhundert vor Christi bis
zum ersten Jahrhundert nach Christi; die sar-
tnatische Epoche vom ersten bis zum sechsten
Jahrhundert nach Christi; die russisch - el a-
vischo Epoche vom sechsten bis zum zehnten
Jahrhundert nach Christi; die mongolisch -
tatarische Epoche — die Zeit der Herrschaft
der Mongolen in Russland. — Der Vortragende
charakterisirt den Bau and den Inhalt der Hügel-
gräber der genannten Epochen und deroonstrirte
besonders typische Fundstücke seiner archäolo-
gischen Sammlung.
A.W. Jelessejew: Ue her die vorgeschicht-
lichen Bewohner des Süd-Ussuri* Gebietes.
Im Gebiete Süd-Ussuri gab es zweifellos eiue
Steinzeit, und zwar sowohl eine paläolithisebe wie
eine neolitbiBche Epoche; das beweisen die Funde
des Vortragenden, sowie die der beiden Forscher
Margaritow and Jankowski. Die Reste der
Steinzeit sind: Küchenabfalle, Werkzeuge und Ge-
rüthe aus Stein, Horn und Knochen, die znm Typus
i der arktischen Civilisation gehören und den in
Nordeuropa gefundenen Gegenständen gleichen.
Der Typus der Menschen der Steinzeit nähert sich
— soweit die craniologischen Thatsacben einen
Schluss gestatten — dem Typus der jetzigen Orot-
hc honen. Die Schädel sind bracbycephal und oft
deformirt
Frau A. M. Kalmykowa: Ueber die be-
sondere Bedeutung geographischer Kennt-
nisse in den russischen Volks- Elementar-
schalen.
J. A. Ochatin: Ueber die Ursachen der
verschiedenen llautfärbnng bei verschie-
denen Rassen und Stämmen. Es werden kli-
matische Bedingungen als Ursachen angesehen
werden müssen; die Hauptrolle bei der Bildung
des Pigments ist offenbar dem Sonnonlichto zuzu-
schreiben. Der Zweck der Pigmentirung scheint
mit der Regulirung der Wärme im Körper und
Kleidung zu stehen.
A. J. Oatroumow sprach über die Nothwen-
digkeit, eine Expedition zu den Wogulen auszu-
iüsten, da dieser Volksstamm im Untergange be-
griffen sei.
W. W. Ptizyn macht Mittbeilungen über die
tibetische Mediciu.
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REGISTER DES NEUNZEHNTEN BANDES
(Abhandlungen, Kleinere Mittheiluugen und Referate.)
Beile
Alpen, Kamen* und Volkskunde derselben .... $57
Aissoren, Kopfmessungen 245
AltbÖhtni*che Sitten 37»
Alte Völker Europas . . .* . . ♦ . 272
Altslavische Bäder 378
„ Burgen (hrad) 376
Anthropologie, somatische und criminelle .... 122
Antike Metallgegenstände aus Ligurien ISO
Archäologische Funde in Russland 113
, und topographische Denkmäler
Böhmens 378
Arm und Reich zur Merovingerzeit 23
Armenier, Kopfmessungen 243
Atavismus, psychischer 137
Bauernhaus, germanisches 365
BegTäbniashöhlen, polynesische 369
Bergjndpn, Kopfmessungen 245
Böhmische Archäologie 375
Bronzeeelte auf Fünen 8
Bronzedolche von Ripatransone 152
Bronzefunde in Finnland . 367
„ in Italien 152, 154
„ in Oesterreich* Ungarn 360
Bronzeschwerter H
. aus Venetien, Triest und Tirol . 150
Bronzeschilde aus England 5
Bulletins de la soci£t4 d’ Anthropologie de Paris . 284
<’e»tralasien, alte Gräber 374
Ceremisaen ira Ural und an der Wolga ..... 148
Cltiasma nervorum opticorum des Schimpanse . . 205
Criminelle Anthropologie 122
Depotfunde von Bronzen in Italien .... 152, 154
Diluvialböhlen in Mähren 376, 377
Eisenschwert , vorgeschichtliches, nördlich der
Alpen 3t>9
Eisenschwerter aus Norwegen ...... 260, 371
Esten und Finnen, Hochzeitsgebräuche 114
Estisclie und Annisehe Gebäude 273
Etruskisches Schwert aus den Gräbern von Kall-
stadt . 309
Europas alte Völker 272
Figurensteine am Jenissei, Sibirien 372
Filmische Häuser 275
• Hochzeitsgebräuclie 114
Finnland, BronzeaUerftinde 367
Funde, vor- und frühgescbichtliche, in Oesterreich-
Ungarn 359
Archiv fUr Aatlir>>|xilofie. Bd. XIX
Seil*
Oebüude der Curemissen, Mordwinen. Esten und
Finnen 273
Georgier und Grusiner, Kopfmessungen 389
Gold fände in Dänemark 8, 9
„ von flzilägy-Somlyö, Ungarn 357
Gold- und Silberfunde in Schweden 367
Grabfeld bei ßlänuugs auf Gnthland 365
„ vom Hailberge bei Hallstatt 101
, von Kallstadt 309
„ von Obrigheim bei Worms 23
Gräber in Centralasien . ........... 374
* in Libceves bei Bilin . 378
„ in Xordland und Tromsö 370
, in Russland 110, 381
„ im Btadtwalde hei Frankfurt a. M. ... 85
. von Worms 23
polynesische 369
Grössen Verhältnis* der Schulkinder im Freiberger
Bezirke 118
Grotta Nicolucct, florent 131
Ouhener Grabfunde 270
Hallherg bei HalMutt (Oesterreich), Ausgrabungen 101
Hallstadt (Bayern). Grab, etruskische« Schwert . 309
Haus, estisclie* und Annisches 273, 275
„ germanisches 364
Hochzeitsgebriiuche der Esten und Finnen ... 114
, in Kärnten ......... 157
Höhlen in Mähren 376, 377
Hügelgräber bei Frankfurt a. M 85
Inschriften* und Figurensteine am Jenissei . . . 372
luterparietal* und Präinterparictalknochen am
menschlichen Schädel 141
Jenisaei. Sibirien, Inschriften* und Figureusteiue 372
Jürhken (Nomaden) in Kteinasien 252
Kalmücken, KopAneäsungen 345
Kärnten, Lieder und llochzeitegebräQChe .... 157
Kaukasische Völker, Kopfmessungen . . 55, 211, 331
Kleinasien, älteste Bevölkerung ... 251
Körpergrösse der Wehrpflichtigen in Mecklenburg 317
Kurgane bei Sinela in Russland 110
Kurische Nehrung und ihre Bewohner 120
Kürinisclie Volksatämme, Kopfmessungen .... 56
Lappen, ehemalige Verbreitung * . 368
Ltsghier, Kopfniessuugen u. Köpft schrei bung 57. 6k
Lykien, die Tachtadschy und andere Uel>erreste
der alten Bevölkerung ......... 3|, 252
45»
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386
Register.
geilt
Magelhaen.strasse. ethnographische Beobachtungen 36b
Maidane in Russland US
Mecklenburg, Kdrpergrflm dpr Wehrpflichtigen . 317
Merovingerzeii, Arm und Reich . 23
Mongolen, KopfnttiMiingen 336
Mongolenauge und Mongolenschadel 143
Namen- und Volkskunde der Alpen 337
Nephrit- und Jadeitfrage in Europa 362
Nordische Götter- und H«Mwaagt, Rntstehnng . 264
Norwegen, Schwerter de» jüngeren Eisenalter» 260, 371
Obrigheim hei Worms, Grabfeld 23
Oesterreich , PrÄhislorie 101
, vor- und frühgeachiehtliche Funde . 359
Osseten, Kopfmessungen 243
Palethnologische Funde in Verona . 154
Papuanerschädcl • . . 140, 147
Pfahlbauten in ülmütz 376
Pfeilspitzen aus den steinzeitlichen Niederlassun-
gen in Prun (Italien) 151
Polymastie, menschliche, und Uterus hicornis 165, 202
Polynesische Begrähnisshöhlen 369
Prähistorie in Oesterreich 101
Prähistorische Altert hüraer aus Guben 270
Reihengräber bei Worms 23
Runendenkmäler, deutsche ........... 279
Russische Naturforscher und Aerzte, Congress . . 390
Russland, Ausgrabungen, Kurgane .... 110, 381
Schädel aus einem altlykiwchen Felsengrab* ... 45
Schädeluntersuchungen der somatischen und crimi- '
nellen Anthropologie 122
Schaltknochen am menschlichen Schädel .... 141
Schimpansegehirn, Chiasraa 205
Schlesiens bemalte ThongeßUse aus vorgeschicht-
licher Zeit 273
Schnellläufer Martim-lli, anthropologische Unter-
suchung desselben 136
Schulkinder im Freiherger Bezirke, Grössenver-
hältniss* 11b
Schweden, Gold- und Silberfunde 387
Schwerter des jüngeren Eisenalters 280
Selzen, Grabfeld 23
Sibirien, Jenisseier Inschriftensteine 372
Silber- nnd Goldfunde in Schweden 367
Silexapitzen aus Italien 150
: Skandinavien und westl. Europa, Verbindungen
vor Christi Geburt 1
Sociätd d’Anthrojxjlogie de Paris, Verhandlungen 284
Somatische und criminelle Anthropologie .... 122
Sprachvergleichung und Urgeschichte ...... 277
Steinzeitetat innen von Camerino und Giara ... 151
Stramherger Hohlen in Mähren . 377
Suastika, zur Geschichte derselben 173
SziUgy-8omlyö, Goldftind 357
Tachtadschy Lykiens * .31, 252
Tataren, Kopfmessungen 333, 344
Tätowirung im alten Peru 136
Thierreate aus dem Pfahlbau zu Arquä ..... 155
ThongefäKse aus den Hügelgräbern bei Frank-
furt a. M 87
Thongefäme aus nordischen Gräbern ...... 15
„ bemalte vorgeschichtliche, Schlesien* 273
Trepanation, vorgeschichtlich«, in Dänemark . . 363
Tropfsteinhöhle „Nicolucci“ bei Sorrent ..... 151
Tschertschensen und l’scherkessen , Kopfmesaun-
gen 213, 227
Uelierreste der alten Bevölkerung Lykiens ... 31
Unibrischer Typus . 146
Uralisch-sihirische Aufstellung in Katharinenburg 14b
Ureinwohner Europas 272
Uterus bicoroi* 202
Verbindungen zwischen Skandinavien und West-
Europa vor Christi Geburt 1
Wickingachwert 260, 321
Zweihomiger Uterus 202
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Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
I.
Urgeschichte und Archäologie.
(Von Dr. E. Fromm in Aachen1).
(Die nordische Literatur [Dänemark, Schweden, Norwegen, Fi n In ml] ist,
wie bisher, von Fräulein J. Mestorf in Kiel zusammengestellt, die polnische und russische
von Herrn Prof. I)r. A. Wrcesniowski in Warschau, die böhmische und mährische von
Dr. Lulmr Xiederlo in Prag. Ausführlicheres über die nordischen Arbeiten theilt Fräulein
J. Me stör f unter der Rubrik Referate mit.)
I. Deutschland.
Abeking. Ueber prähistorische Funde von Zinnowitz
auf Tsedom. (Verhandlungen d«-r Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 333
bis 334.)
Abeking. Ueber Moorfunde von Marienbad, Böhmen.
(Hufeisen und Hammer.) Mit zwei Abbildungen im
Text. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie *tc., Jahrg. i8K*, 8. 394«)
Die Hufeisen gehören nnch Gestalt und Gewicht dem
Mittelalter an.
Alsberg, Morita. Anthropologie mit Berücksichtigung
der L'rgeschichtp des Menschen allgemein fasslich
dargestellt. Stuttgart, O. Weisert, 1888. 40? S. Mit
2 Karten, 2 lithogr. Tafeln und 134 Abbildungen im
Text. 8".
Das Werk, dessen erste Lieferung im voijährigen Lite-
raturberieht angezeigt werden konnte, liegt nunmehr voll-
endet vor. Es vereinigt — vergl. die Bc*prei hung von
Rud. Virehow in der Zeitschrift für Ethnologie — zwei
grosse Vorzüge : einmal den einer gedrängten und leicht
verstand liehen Darstellung, zum anderen den einer fleißigen
und umsichtigen Verbreitung.
Alterthümer, Vorgeschichtliche, der Pro v in*
Sachsen und angrenzender Gebiete. Herausgegeben
von der historischen Commission der Provinz (Sachsen.
.Erste Abtheilung, Heft IX. Halle, Heudel. 1888. Fol.
3 Mark.
Inhalt: Die Begräbnisstätte Wi llornsömmeru in Thü-
ringen von G. Reischcl. — Untersuchung eines Grab-
hügels «uf dem Dachsberge bei Hohen im Snalkreise von
Dir. Oberst a. D. H. v. Bor ries. — Die Griibcr auf den»
Wiudmühlenberge bei Hliersdorf von E. Erfurt. (18 S.
mit eingedruckten Abbildungen und zwei Tafeln.)
Altrichter, Karl. Ueber Triquetruin und Gemme.
Mit zwei Abbildungen im Text. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
1883, 8. 558 bis 583.)
Ammon. Anthropologisches aus Badeu. (Allgemeine
Zeitung, München. 1*88, Beilage Nr. 38.)
Andrea, R. Ein Opferaltar (?) auf der Hörnekupp«-.
((-’orrespondenz-Blau der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie etc., XIX. Jahrg.. München 1883, 8.1.)
Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen
auf Reisen in Einzel - Abhandlungen , verfasst
von P. Ascherson, A. Bastian, C. Borgen,
H. Bolau, O. Drude, G. Fritsch, A. Gärtner,
A. Geratäcker, A. Günther, J. Hann, G. Hart-
laub, II. Hartinann, K. Uoffmann, W. Jordan,
O. Krümmel, M. Lindemau, Ritter v. Lorenz-
Liburnau. v. Martens, A. Meitzen, K. Möbius,
*) Die fUr die Bearbeitung des Verzeichnisses in Aussicht genommene Zeit ist dem Referenten durch eine Veränderung
seiner amtlichen Stellung und seines Wohnsitzes wesentlich verkürzt worden. Die ira Vorjahre in Aussicht gestellte Literatur
Holland-Belgiens, Spanien-Portugals, sowie Asiens musste daher auch dieses Mal noch zurück gestellt werden, wird aber im
nächsten Jahre um so eingehendere Bearbeitung finden. Aus dem gleichen Grunde werden auch für die Abtheilungen VIII.
(Frankreich) und XI. (Amerika) noch einige Nachträge zu geben sein.
Archiv für Anthropologie. Hit. XIX |
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2
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
G. Xeiiinaycr, A. Orth. F. v. Rieht liufvu.
H. Behüben, G. Heit weinfurth. H. 8t*-int linl,
F. TirtjfD, R. Virohow, K. Weit», H. Wild,
II. Wittmatck und heraii»g«g*lH*n von Director
1) r. G. Neu in a y 0 r. Zweite völlig u ingen rb«itete
und vertu«*! »rt« Auflage in zwei Händen. Mit zahl-
reichen Holzschnitten und zwei lithograpliirten Tafeln.
Her! in, Oppenheim, 18*8. XV, 65;t und V, H27 8. 841.
18 M. und I« M.
Im zweiten Rand« dieser „Anh-it unj»“ liehanJctl Rudolf
Vircbow di« Ant|]ru}i«h»i;jv und priilu*t4>n»t he FftfM'liung.
Archiv für Anthropologie. Zeitac lirift für Natur-
gvschic lile und Urgearhichte «len Menschen. Begründet
v. A- Ecker und I<- hiniltuirhmit. Organ der
deutschen Gesellschaft fiir AuthropotOgie. Ethnologie
und Urgeschichte. Unter Mitwirkung von A. Basti« n,
O. Fraa», F. v. lieiiwaid, W. Hi» etc. heraus-
gegeben um) redigirt von I.. Li »den »chm it in
Mainz und J. Ranke in München. Achtzehnter
Baud. Mit in den Text eingedruckten Abbildungen
und Midi» lithogiapliirten Tafeln. Ilraiuneliueig.
Fried r Vieweg und Sohn, 1889, 1 Erst*-* und zweites
Vierteljahrsheit len», dritte» und vierten Viertel*
j;\li r-ltelt I > M.» . > XI. ’*7 S. und Vrrzi-n !mi*s der
anthropologischen Literatur, 152 8. 4°.
Arnold , H. Au» Vnllatum. (KorrespondenzhlnH de»
Gejoinimtvereln» der deutschen Geschieht*- und Alter*
thnmsvereine. dH. Jahrg., 1888, 8. 71, 72.)
Asbach , J. I>ie UwlierlielVning der germanischen
Kriege de» Augustin«. (Jahrbücher de» Verein» von
Alterthum»freundeu im Rheinland»1. Heft LXXXV,
Bonn IHM«, S. 14 bi» *»4.)
Inhalt : 1 1 Die Feldzüge de» Nern Claudiu» Drnsm.
2) Die Feldzüge deVTibcnu» in den Jahren 4 und 5 n. Chr.
3) Die Vnrux-Sirhhu'ht. •
Asbach, J. Die Anfänge der Ubiervttult. Ein Vortrag.
(Jahrbücher de» Verein» von Alteithuinafrcuuden im
Rhein lande, Heft lxxxvi, Bonn 1333» 8* 121 hifl34.)
Aab&ch, J. Zur Literatur über den römischen Grenz-
wall. (Jahrbücher de» Verein» von Alt«*rtlium»freun-
den im Rheinland». Heft LXXXVI, Bonn IHHH, 8.271
bi» ■.■77 1
Ausgrabungen in Cobem - Gondorf a. d. Mosel,
Regierungsbezirk Coblenz: Din Gräberfelder d«*r alten
„Covern«* und »Contrua*. (Kölnische Zeitung 1888,
Nr. 2, abgedruckt im: Komwpondcnzblatt de» Ge-
summt verein* der deutschen Geschieht»* und Alter-
thumxvereine, Jahrg. ÜA, 1888, 8. .Hö, SB.)
Ausgrabungen in Fninutigeti bei Launigen. (Corre*
»pondenz - Blatt der deutschen Gesellschaft für An-
thropologie Hc., XIX. Jahrg., München 1888, 8. 55.)
Ausgrabungen bei Immenstedt <1879 bi» ikhu). Mit
drei Figuren im Texte und einer Tafel. (Mittheiluugen
de* Anthropologischen Verein* in Schleswig-Holstein,
Heft 1, Kiel 1888.)
Basana vitiuB, J. Geber die Bestimmung der Bchaaf-
»clieere in lithauischen Gräbern. (Correnpondenz-BIatt
der deutlichen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX. Jahrg., München 1888, 8. 1 bi» 4.)
Bastian, Adolf. Allerlei au» Volks* und Menschen-
kunde. Zwei Bünde, Mit 21 phoiolithogr. Tafeln.
Berlin, E. Mittler und Hohn, 1888. XI, 512 und
CXX, 380 8. gr. 8". 18 M.
Bastian, Adolf. Bunt« Bilder für die Spielständen
de» Denken* auf 20 Tafeln. (Au*: .Allerlei au» Volks-
und Menschenkunde. Bd. I und II*.) Berlin, E. Mitt-
ler und Sohn, 1888. VI, 140 8. gr. 8°. 3 M.
Baumann, K. Urgeschichte von Mannheim und Um-
gebung. (Mit Karte.) (Vereinsvorträge des Alter-
thum» verein» in Manuheim, II. Serie, Mannheim,
T. Löffler. 8. 1 IT.)
Becker. Belicht iilier Alterthütner aus der Provinz
Sachsen. Mit acht Ahhildungeu im Text. II Urnen-
Friedhof auf dem Galgenberge bei Friedrichsaue ;
2) Versuch einer Deutung der ■‘•''genannten Netz-
beschwerst1 al* Schleiulersteine. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Aiiii»rup>*tugi* eto,, Jahrg.
1888, 8. 4h hi» 52.)
Behla, Robert. Die vorgeschichtlichen Kundwälle im
o*t Indien Ih-’itschland. Eilte vergleichend arrha« du-
gische Studie. Mit einer prähistorischen Karte,
1 1 ii.Vmmmi. Berlin, Aslicr u. Co., 18*8. X, 210 8.
gr. h‘\ «.ho M.
Itrhla grlüngt zu drin Krir«lum»e, du*» ««wollt Germanen
ah Sliivrn eilten wenn nmh oft v«rsrlm-d«a gfarlrten All*
(heil ;»u den Rund wällen haben, und «bla» cn gri>*M*r Theil
«ImelWii m< ht zu V*rlh«idi>'uii£‘<*wei'keii errichtet wurde,
welche Best iin mutig ihnen emo einseitige AmicliHUung ge-
geben h»t, «otidern als Werk« von r-liglöser Itedeutaug
»ufgvfns*>t «retden müsf-ea. Vergl. die Resprechung von Mach
in den MitrUcilungcn der Miitbnci|i<ito!£i«cttrti Ge*rll*ch>dt in
Wien, XVIII. Rd., 1888. 8. 53.
Behla, Robert. Ueber neu bekannt gewordene Rund-
wälle im Kreise Lucka 11. ( Verhandlung« n der Ber-
liner Gesellscliaft für Authro|>ologie etc., Jahrg. 1888,
8. 25«.)
Behla, Robert. Ueber 11*11 bekannt geworden« Rund-
wall«* im Kr<*t** Lö wen berg (Provinz Schlesien). (V«r-
hamllniigen «l«r Berliner Gjrselltchnft für Anthro|M>-
logie etc., Jahrg. 18^8, 8. 321.)
Behla, Robert. Uelier Rmidwalle in Hachsen und
Schlesien. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Antltro|Hdogie etc,, Jahrgang 1888, 8. 433.)
Beitrüge zur Anthropologie und Urgeschichte
Bayerns. Organ der Münchener Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 11er-
ansgegebeu von W. <1 tun hei, J. Kol 1 mann,
F. O hie 11 »chlager, J. Hanke, X. Rüdinger,
J. Wtird » nger , t'. Zittel. Bedaotion: Johanne»
Ranke 111. d Nicolau» Rüdinger. Achter Baud.
31it 17 Tafeln uud mehreren Abbildungen im Texte.
München. Literarisch - artistische Anstalt, Theodor
Riedel , 1889. (l. bi* 3. lieft. 1888; 4. lieft. 1889.)
201 8. und 42 8. Verhandlungen der Münchener
anthropologischen Gesellschaft. 4°.
Bericht, Erster, über die vom Alterthumaverei»
Kempten (a. V.) vorgenomtneneu Ausgrabungen römi-
scher Baureste auf dem Lindenberge l>ei Kempten.
Kempten, J. Ku. »«|, 1888. 45 8. mit 21 zum Theil
farbigen Tafeln und zwei grossen Plänen, gr. 8°.
Die PublkatioD tührt die Ke*t« dr* rr*tcn in SiiddeutM-li-
Und entdi-rktrn itltromiu hru Btadt • Forum* in mustergül-
tiger Darstellung vor.
Berasteinfuiid , Der, von Butzke. (Munatsblktter.
HerauÄgegetwn von der Gesellschaft für Pomuiersche
Geschichte und AUerthumskunde. Erster Jahrgang,
Stettin 1887, 8. 11 bi» 16.)
Binzer, von. Ueber Ausgmbuugen im Dasskndorfer
Busch im Kreise Hsrsogthuni Unmbnrg. Mit sechs
Abbildungen im Texte. (Verhandlungen der Berliner
QcsoUschaft für Anthropologie etc., Jahrg. ihhh,
8. 596 bin 300.)
Borries, H. von. Untersuchung eine» Grabhügel»
auf dem Dach»berge bei Hohen im Saalkreise.
Vergl. vorgewhichtiiehe Alterthütner der Provioi Sachsen.
Bronze- und Eiaenfünd von Briet zig, Kreis Pyrit*.
(Monatsblatter. Herau*gvgeb«n von der Gesellschaft
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Urgeschichte und Archäologie.
für Poinineiwche Geschieht« mul Alt«rtlnuii“kuude,
erster Jahrgang, Stt-tiii» U)K7, S. 125 bis 127.)
Bronzeftmd von Wödtke. (Monatsblatter. HerauH-
ge geben von der Gesellschaft für Pomniersclio Ge-
schichte um) Alterthumskunde, zweiter Jahrgang,
Stettin 1888, S. 134 bi« 137.»
Der Final »etzt «ich zuatmtmrn *«•> zwei grinsen Hohl*
wiiltten, von .lenen der eine einen inneren l)ur<'lime»*rr
von nicht weniger *1» 14 ein hat, zwei Hn]*ri»gen und
vier Ihdil-ArnmngeQ. Alle zeigen es deutlich, »In«» *ie der
IlfllUtnttrr |Vn<«le uugehöreii , deren Kette im Kreue
Luuenbnrg bisher wlioii zahlreich nsrhgewteM-n »iml.
Brutsch. Bronzene und eiserne Schmuck gegenstände
und Watfenstucke. sowie Proben von Obsidian aus
Hufgedeckten Gräbern iut Kaukasus. <’ Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Authropolngie etc.,
Jahrg. 1888, s. 808, 808.)
Vergl. unten Virchow: , Ihn Gräberfunde von Kedubeg.“
Buchholz, R. Bericht über eine Ausgrabung t*»i
Kiekrz. nordwestlich von Posen. (Protokolle der
Generalversammlung des Gesammt Vereins der deut-
schen Geschieht« • und Alteithumavereine zu Posen,
18H«, 8. 39 bis 42.)
Buchholz, R. Bericht üla?r die SondemussteHung des
Märkischen ProvinzialmuMunw zu Berlin gelegentlich
der General Versammlung des Gesammt verein« der
deutschen Geschieht*- mul AUerthumsvereina zu
Po-ieu. (Protokolle der Generalversammlung, Berlin
18*8, S. 80 bis 84.)
Das Märkische I’rurmziftlrauseum hatte die Posrner Aus-
stellung mit »Xmintlu'hen in »einen Besitz gelangten, aus
der Provinz Posen herriihrenden Alterthum»gegeuständen,
welche sich auf 39 Fundorte vertheilten, beschickt.
Büchner, O. Die SteindimkmiUer der Bretagne. (Mit
zwei Abbildungen.) (Gaea. Natur und Leben. Cen-
tralorgan zur Verbreitung naturwissenschaftlicher
und geographischer Kenntnisse. Herausgegeben von
Hermann J. Klein. 24. Jahrg. , 1««8, 8. 151
bis 134.)
Büchner, Ludwig. Der Mensch und seine Stellung
in Natur und Gesellschaft, iu Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft. Öder: Woher kommen wir? Wer
sind wir? Wohin gehen wir? Allgemein verständ-
licher Text mit zahlreichen wissenschaftlichen Er-
läuterungen und Anmerkungen. Dritte, sehr ver-
mehrte und zum Tbeil ganz umgi-arbeitete Auflage.
Leipzig, Thomas, 1««h. XVI, 276 S. und Anmerkun-
gen etc. 178 8. gr. 8®. 6 M.
Bürclmer, L. Archäologische* von Kypros. (Corre-
spondenz - Blatt der deutschen Gesellschaft für An-
thropologie etc., XIX. Jahrg., München, 1888, 8.158.)
Anzeige einer itn Manu*. rlpt vollendeten Arbeit des
Herrn Mai Ohnefalsch — Richter, Superintendent of Hz*
cavations at Cvprus , worin er über die Topographie, die
Culte und HriliglhÜmer und die Kunst von I dal Um bandelt.
Ausser den phüuikischen und hellenischen Nekropolen,
welche die Stadt in zwei r.mcent rischen Kreisen umgeben,
fand er Spuren mehrerer prähistorischer Nekropolen in der
näheren Umgebung der Stadt. Unter Anderem wurden
auf diesen Stätte» Komquetsrher, wie in Hisssrlik, und
GeOtsse, welche den mjrkeniscben ähneln (Import woar« ?),
getänden.
Bürger. Bericht über die vom Verein für Kunst und
Alterthum in Ulm und Oberschwaben im „Lühle*
bei Obentetteo Im Jahre 1887 ausgegrabene römische
Niederlassung. Mit einer Abbildung in Lichtdruck.
(Wttrttemberguehe V iertelj ahrahefle für Lande«-
geschieht«. Herausgegelien von dem konigl. statisti-
schen Laudesamt, Jahrg. XI, 18«8, Stuttgart 1888,
K. 28 bis 36.)
Burgwall von Stettin, Der. (Monntsblätter. Heraua*
gegeben vou der Gesellschaft Air Punnuersche Ge-
schichte und Allerthumskunde , zweiter Jahrgang,
Stettin 1888, S. 101 bi* 104.)
Buachan, Georg. Heber prähistorische Gewelie und
Gespiuuste. (Untersuchungen über ihr Rohmaterial,
ihre Verbreitung in der präUi*iori»cheu Zeit im Be-
reiche de« heutigen DeutMdiland», ihre Technik, so-
wic ülwr ihr« Veränderung durch Lagerung in der
Erde-) (Archiv für Anthropologie, XVIII. Bd., 1889,
8. «33 bi* «62.)
Buachan , Georg. Ueber Aufdeckung einer Gräbar-
statte iu üleimtu, bei Leubus. Vortrag, gehe heu im
Verein für das Museum schlesischer Alterthümer in
Breslau am 6. Februar 1888. (Correspondenz - Blatt
der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX. Jahrg., München 1888, 8. 31.)
Buachan, Georg. Die dritte Hauptversammlung der
N iad«rhtu*iUter Gesellschaft Itir Anthropologie und
Urgeschichte in Guben (22. Mai 1888). (Correspon-
den« -Blatt dar deutschen Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., XIX. Jahrg., München 1888, 8. 41 bi* 44.)
Buachan, Georg. Berichte über Funde in Schlesien
und Pueen. Mit 15 Abbildungen im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner G«-*»h11 «lieft für Anthropo-
logie etc., Jahrg. 1888, 8. 131 bis 134.)
Buachan, Georg. Ueber einen spätelaviicben Burg-
wall t**i Sommerfeld. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologin etc., Jahrg. 1888,
8. 433 bis 4 14 )
Buachan, Georg. Ueber ein GräWfeld bei Gleinau
a. d. Oder (Schlesien). Mit einer Skizze und 2« Ab-
bildungen im Texte. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft Air Anthropologie etc-, Jahrg. 1888,
8. 35 bis 67.)
Cohausen, A. von. AoU<| uarisch-technischer Führer
durch das Alterthumsnmseum zu Wiesbaden. Wies-
baden. Beehtbold n. Comp., 1288* 312 8. mit acht
Abbildungen. 8°. 1,50 M.
Vergl. die Besprechung im Korrespondenzblatt der west-
deutschen Zeitschrift für Geschickte und Kunst, Jahrg. VII,
Trier 1888, S. 174 hi* 176.
Cohausen, A. von. Die Mauervevbänd« hü alten Bau-
werken des Bbeioludia. (Zeitschrift Air Bauwesen,
redigirt vou Sarrazin und Schäfer, Jalirg. 37,
1887. S. 51 bis 68, 231 bis 244, 387 bis 600.)
Die Abhandlungen Cohausen'* enthalten folgende Unter-
titel : (Juaderbau der Kumer, Bearbeitung harten Gesteins
bei den Körnern, öu*derb»u zur Zeit der Völkerwanderung,
der karolingischen, der hohen*t*uHscheit Zeit. Mörtel -
in «uer verband. llandquaderverhiiitd. Der Netzverband.
Maoennosaik. Rauhmauerwerk. Fischgräten verband. Ziegel-
bau. Verbindungsniittel. Der Lehm. Der Kalk. Der Gyps.
Cohausen, A. von, und Floreohüta. Urnen harz.
Mit oiuer Abbildung. (Jahrbücher des Vereins von
Altcrthumsfreunden im Kheinlamlc , Heft LXXXVI,
Boun 188«, S. 135 bi* 147.)
Correspondenz-Bl&tt dor deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte.
XIX. Jahrg., 1888. Redigirt von Prof. Pr. Johannes
Rauke in München. München, Akademische Buch-
druckern von F. Straub, 1888. 158 8. 4,J.
Cramer. Die Aufgaben und das Ziel der anthropoln-
logisclien Forschung. Eine Umarbeitung des Vortrag* :
.Die Hauptstromungen auf dem Gebiete der Anthro-
pologie." Gehalten am 8. Februar 1887. (Zehnter
Jahresbericht des Verein» für Erdkunde zu Metz Air
1867/88. Metz 1668, 8. 41 bis 68.)
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4
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Dahm, O. Uebergftng de« Limes iilier den Doppelbier-
grabensttmpf iu der Hulau bei Hanau. Mit einer
Tate|. (WdMculKhl Zeitschrift für Geschichte und
Kunst, herausgegeben von Hettner u. La mp recht,
Jahrg. TU, Trier 1888, 8. 81 bi* 82 u. Tafel I.)
Denkmäler, Vorgeschichtliche, in Siidfrankreich. (Mit
vier Abbildungen ) (Gaen. Natur uud Leiten. Cen-
tralorgan zur Verbreitung naturwissenschaftlicher und
geographischer Kenntnisse, 24. Jahrg., 1888, 8. 34
bi« 39.)
Beschreibung der in Jeu Jahren 1875 uud 1878 im Clin-
ton Ihicneres-'le*Lu('hon auf dem Berge Etplaut entdeckten
vorgeschichtlichen Denkmäler. Vergl. Mntei taux jKiur l'hi»toire
primitive de rhotnm«, 1878, p, 246 — 269.
Deschmann, Karl. Leber Bronzesachen von der
Kalpa. Mit zw*i Abbild ttogeo Im Texte. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Authropologie etc.,
Jahrg. 1888, S. 246 bis 247.)
Dreyaigacker , C. Bericht über vorgeschichtliche
Gräber in der Kaltenataude bei Meiningen. (Neue
Beiträge zur Geschichte deutschen Altert hum«. Her-
ausgegeben von dem Hennebergischen nlterthums-
forsebenden Verein. Fünfte Lieferung, Meiningen
1888, 8. 190 bi« 19.6.)
Dreyaigacker, C. Leiter das vorgeschichtliche Grä-
berfeld bei l/>imbach unter Salzungen. (Neue Bei-
träge zur Geschichte deutschen Alterthums. Heraus-
gegeben von dem Hennebergisclien altert humsforschen-
den Verein. Fünfte Lieferung, Meiningen 1888, 8. 195
hi» 226.)
Dreysigacker , C. Ueber einen l>ei Saalfehl (Saale)
gefundenen Sclnnuckriug. (Neue Beiträge zur Ge-
schichte deutschen Altertbums. Herausgegelieu von
dem Hennebergisclieu aiterthumsforschenden Verein.
Fünfte Lieferung, Meiningen 1888; 8. 226, 227.)
Der Ring ist beschrieben und n I. gebildet iu den von dem
Hennebergischen Verein veröffentlichten «Beitragen zur Ge-
schichte deutschen Aberthums *■, vierte Lieferung, Meiningen,
1842, 8. 185. Die Buckel de* hohl gearbeiteten Srhtnnck*
ringe* zeigen #1* eine besondere und selten* Zierde eine
theilwei*« erhaltene, oberflächlich etwa* verwitterte Einluge
von bis«« gelhlk'hcruuem Austcheu , in welcher mau da-
mals die Schnehlerähue eines Nitgethiere» glaubte erkennen
en müssen. Die chemische Untersuchung hat nun ergeben,
da** die Einlage aus Koralle besteht.
Düntzer, Heinrich. Die römisch* Grabkammer zu
Köln unter der Casino»! rn*»e. (Jahrbücher de« Ver-
ein* von Altert hum» freunden »in Rheinlands. Heft
LXXXV, Bonn 1886, 8. 74 bi» 84.)
Düsseil. Das Gräberfeld zwischen Nieder- uud Ober-
bieber, nördlich von Neuwied. (Jahrbücher des Ver-
eins von Altertbumsfreundeu im Itheinlande. Heft
LXXXV, Bonn 1888, 8. IM bis 165.)
Ehrenberg. Urnenfund in Bytkowo. (Zeitschrift der
Historischen Gesellschaft fiir die Provinz Posen, her-
ausgegebeu von R. Pr Ürners, dritter Jahrgang,
Poeen 1888, 8. 468, 459.)
Eidam. Grabhügel bei Kamsberg, Mischelbacli. Dit-
tenlteim. (Corres pondenz-Blatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie etc., XIX. Jahrg., München,
1868, 8. 35, 30.)
Erfurt, E. Die Gräber auf dem WiodiuÜlilenberge
bei Ilhersdorf.
Vergl. Vorgeschichtliche Aherthümrr der Provinz Sachsen.
Erman, Ad. Mittheilung über das frühzeitige Auf-
treten von Einen iu Aegypten. (Mit einer Abbildung
im Texte.) (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jahrg. 18»8, 8. 180.)
Ernst, A. Leber prähistorische und ethnographische
Gegenstände au« Venezuela. Mit einer Tafel. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie etc.. Jahrg. 1*88, 8. 417 und Tafel VIU.)
Evans, John. Usbor dia altbritischen Münzen. (Corre-
»poudenx- Blatt der deutschen Gesellschaft für An-
thropologie etc., XIX. Jahrg , München 1886, 8. 147,
146.)
Faasel, A. H. Leiter ein Skeletgrab und eilte alte
Srhauze hei T »-plitz, Böhmen. 11 Ein Skeletgrab in
Schönau bei T? plitz, im Juli 1888 aufgefuuden. Mit
zwei Abbildungen im Texte. 2) Eiu Opferhügel bei
Sohrusan mit angrenzendem Lmeufeld und in Ver-
bindung mit der dort befindlichen „SchwedenÄchan**“.
Mit zwei Tafeln. (Verhandlungen der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 479
bi» 485 und Tafel IX und X.)
Faudel et Bleichor. Maicriaux pour uns 4tude prö-
hi»lori<|U* de TAIsace, 5. puldication. Colmar, Barth,
IMS. ISS S. mit 17 Tafeln, gr. S®, 4,50 M.
Scpnrntsbilrui'k »u* dem .Bulletin de I» «ociete d’histoire
naturelle «le Colmar“.
Feilenberg, Ed. von. Ueber alte Schweizer-Häuser.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Authro-
pologl« *tc., Jahrg- 1888, 8. 312 bi» 310.)
Fellenberg, Ed. von. Ueber das Vorkommen von
Jadeit bei Borgonuovo in Graubümlten. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. IBM, 8. 316, 317.)
Festschrift, der XIX. allgemeinen Versammlung
der deutschen anthropologischen Gesellschaft
gewidmet von dem Verein von Alterthums-
fTeundon im Rheinlande. Bonn, Marcus, 1888.
III. 147 8. mit eingedruckten Figuren und drei zum
Theil farbigen Doppeltafeln. Lex.-8°. 5 M.
Inhalt: t) II. Schaafl hausen , Die vorgeschichtliche
Ansiedelung in Andernach. 2) A. Witilensun, Die
Unsterblichkeit der Seele nach altägyptischer Lehre.
3) H. Schaaffhnuscn, l{egenbogen*chöi«*elchen am Rhein.
4) J. Klein, Die Hügelgräber bei Hennweiler. 5) J. A»-
l»ach, Die Anfänge der Ubier« ladt. 6) v. Cohausen und
Florschütz, Urnen harz. (Nr. 1, 3, 4, 5 und 6 sind in
dieser Uebersicht auch einzeln aufgeführt.}
Flacho, Carl. Bericht Aber Ausgrabungen im Jahr*
1887. (Zeitschrift de« HGtorischeti Vereins für Schwa-
ben und Neuburg, XIV. Jahrg-, Augsburg 1887, 8.61
bi« 65.)
Flacho, Carl. Der Fund. von Altstetten. (Zeitschrift
d*?s Hi »torisch eil Verein» für Schwallen und Neuburg,
XIV*. Jahrg., Augsburg 1887, 8. 8« bi» 88.)
Flaeho, Carl. Ausgrabungen im Jahre 1888. (Zeit-
schrift de* Historischen Vereins für Schwaben uud
Neuburg, XV. Jahrg., Augsburg 1888, 8. 152 hi» 157.)
Florschütz, siehe Co hausen.
Fooke, W. O. Ueber den Drachenstein bei Donnern
unweit Bremerhaven. (Verhandlungen der Berliner
G *-*el l »dm ft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 30
bi» 32.)
Föhr, von. Ueber die auf der Münsinger Alb unter-
nommenen Ausgrabungen. Vortrag, gehalten im An-
thropologischen Verein zu Stuttgart. (Korrespondenz-
Matt der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte
und Kunst, Jahrg. VII, Trier 1888, Sp. 253, 254.)
Forrer, R. Leber die gekrümmten Bronzenadeln von
der Kulpa. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 467.)
Frledel. Ernst. Der Riesenring von Gros*- Buchholz.
Festschrift zur Hauptversammlung des Gesammtver-
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Urgeschichte und Archäologie.
«ins der deutlichen Geschieht«- und Alterthumsvereine
vom 10. bis 12. September l«8b zu Po««n. (Sonder-
ausgabe des Berichts au« dem Korrespondenz hielt
de* Gesammt verein», 8. 102 ff.) Berlin 188«. 32 8,
mit acht Abbildungen im Texte, 8°.
Nachträge xu dieser Festschrift von A- Friede rieh,
J. Naue, H. Lerne. ke, H. Jentseh ln den Protokollen
der (jei]eralver*aaimluDg de» Gesammtverein* der deutschen
Geschieht«- und Alterthiunsvereine zu Posen, 1888, 8. 45
bis 51.
Priedel^ Ernst. Die Brand pleiter von Wllhelmaau.
Aufdeckung eine* germanischen Gräberfelde* aus der
Zeit der Völkerwanderung in der Provinz Branden-
burg. Mit 16 Abbildungen im Texte. (Korrespon-
denzblntt de* Gesammtverein« der deutschen Ge-
schieht«- und Alterthiunsvereine, Jahrg. 36, Berlin
1M8, 8. I bi* 7.)
Fr 1 edel mnrht e* wahrscheinlich , das* das Brand-
pletterfeld von Wilheltnsau an der Spree dem grrroanis* heu
Stamme der Heruler xuzuM-hreibcn »ei.
Priedel , Ernst. Bericht über das Museum der Pol-
nischen Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
zu Posen. (Protokolle der Generalversammlung des
Gesftumitvereiu* der deutschen Geschieht*- und Alter-
t bums vereine zu Polen, Berlin 168#. 8. SS bi* 36.)
Da» Museum besitzt «ine intere*Minte Sammlung prä-
historischer liefen »fände au» drr Provinz Posen. E* soll
demnächst ein Album mit deutschem uod polnischem Texte,
welches di« wichtigsten Gegenstände aus dieser Sammlung
enthält, durch die Urnen v. Jazdzew»ki und Ihr. Er-
zepki zur Ausgabe gelangen.
Priedel) Ernst. Die prähistorische Sammlung der
Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. (Pro-
tokolle der Generalversammlung de* Ge*amnit.vereins
der deutschen Geschieht*- und Alterthumsvereine zu
Po*eu, Berlin 1888, 8. 87 bis 91.)
Ihe Sammlung der Poseoer Historischen Gesellschaft
gilbt namentlich für die Cultur der ost germanischen (oder
sogenannten Lausitzer) Grälwrfelder höchst dankenswertem
Aufschlüsse.
Priedel , Ernst. Ueber deu Kiesenring von Gross-
Buchholz. Kreis West-Priegnitx. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc. , Jahrg.
1 888, 8. 587, :>88.)
Priedel, Emst. Ueber den Hammelfund von Brouze
au* Murchlu in Neu -Vorpommern. Mit sieben Ab-
bildungen im Texte. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888,
8. 588 bis 591.)
Priedel, Ernst. Ueber einen Grabfund von Bildende-
Laakwitz an der anhaitischen Eisenbahn bei Berlin.
Mit neun Abbildungen im Texte. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1886, 8. 591 bis 593.)
Führer durch das knnigl. mineralogisch -geologische
und prähistorische Museum zu Dresden. Mit einem
Plane de» Museums. H«-rausgegebeu von der General-
direction der königl. Sammlungen für Kunst und
Wissenschaft. Dresden, Baensch, 1887. 57 8. 8°.
0,50 M.
Pund, Der, zu Dattenberg bei Linz am Rhein. (Köl-
nische Zeitung, 1688, Nr. 125; abgedruckt im Korre-
spondenzblatt des Gesammtvereius der deutschen
Geschieht»- und Altertliumsvereine, 36. Jahrg., 1888,
8. 82.)
Aufdeckung einer fränkischen Begräbni***liüte au» der
Zeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert.
Generalversammlung des Geaammtvereina der
deutschen Geschichte- und Alterth ums vereine
zu Posen. Protokoll der Sitzung der ersten und
zweiten Beet io n vom 12. September 1888. | Protokolle
der Generalversammlung, Berlin 1888, 8. 51 bis 59.)
Disrussion über die Kruge: Welche* ivt die Leihe der
hi* jetzt fe*tge*tellten «stlhhsten und nördlichsten Punkte
in den Provinzen Posen und Pommern, bi* zu denen Funde
de» sogenannt eu Lausitzer ForuienkreLc* . in*lie*oiHlere
Huckelurneu, nugenannte Käuchergefä*»e und getheilte Ge-
fii**e, vorgekommen sind?
Gore, Howard. Die Anthropologie unter der Leitung
der Vereinigten Staaten. (Correspondenz - Blatt der
deutschen Gesellschaft Für Anthropologie etc., XIX.
Jahrg., München 1888, 8. 137 bis 144.)
Eine Beschreibung der drei Institute der Vereinigten
Staaten, deren Aufgabe es ist, Auskunft aller Art über dir
rinlieimisrhe Bevölkerung zu sammeln, des Smithsonian-
Instituts, de* ArmyMedical-Mu*eum, des Bureau of Ethno-
logy.
Gräberfeld, Fränkisches, bei Dattenberg bei Linz.
(Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift
für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier 1888,
8p. 99, 1U0; nach der Kölnischen Zeitung.)
Grexnpler. Der 1L und III. Fund von Backrau.
Namens de« Vereins für das Museum schlesischer
Alterthtimer in Breslau unter Subvention der Pro*
virizialverwaltung bearbeitet und he rausgegeben mit.
freundlicher Unterstützung des Herrn A. La »gen hau.
Mit sieben BildertalVIn. Berlin, Hugo Spanier, 1888.
15 8. gr. Pol. 8 M.
Wieder wie die J. eine Prachtpublkation in jeder Be-
ziehung.
Grimm, K. Culturgesoliicbtliche Denkmäler in Ost-
afrika. (Bonner Zeitung, Morgenblatt vorn 28. August
1888; abged ruckt in «len Jahrbüchern des Vereins
von Alterthumsfrennden im Rheinlande, Heft LXXXV'I,
Bonn 1888, 8.' 280, 28 L)
Gross, V. Ueber ein bei Corcelette« im Neuenburger
8ee gefundenes Pferdegebias au« Hirschhorn und
Knochen. Mit einer Abbildnng im Texte. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1H88, 8. 180.)
Gross, V. Ueber die Verwendung von Kberzälineu an
Pfahlbau • Artefacten. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie etc. Jahrg. 188«,
8. 439, 440.)
Guttmazm und R. Buckholz. Bericht über die Solider-
au«st«llung des Historischen Verein* für den Netze-
district zu Bromberg. (Protokolle der General-
versammlung de» Genammtvereins der deutschen
Geseliicht*- und Allertliumsvereioe zu Posen, 1888,
8. 79, ho.)
Handelmann, H. Ueber ein Steingrab (Gangbau) bei
Wittstedt in Nordschtawig: Ilolraslmus-Hügel. (Corre-
Mpottdeuz- Blatt der dsutaclisa Gesellschaft für An-
thropologie etc-, XIX. Jahrg., München 1888, 8. 14
und 23, 24«)
Handelmann, H. Zu der Kröte von Crobern. (Cor-
renpondenz ■ Blatt «1er deutschen Gesellschaft für An-
thropologie eto., XIX. Jahrg., München 1888, 8.57,58.)
VsrgL dasselbe Cwftn*exltM*BlsM 1*86. s. 44; i«**7.
8. .12 und 49; 1888, & 9.
Vergl. unten Heunig.
Handelmann) H. Hufeisen, insbesondere als Grenz-
bezeichnung. Mit sechs Abbildungen im Texte.
(KorrcspundenzbbUt de» Gesammtverein« der deut-
schen Geschieht»- und Alterthum* vereine, Jahrg. 36,
1889p S. 45, 48.)
Handelmann) H. Da* Reitergrab bed Immenstedt.
Mit einer Phototyp ie. (Zeitschrift der Gesellschaft
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6
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
für Schleswig • Holstein • Lauenburgische Geschichte,
XVII. Baud, Kiel I WH7, 8. 201, 202.)
Handclmann , H. (Jeher ThorsliHinmer. (Verhand-
lungen der Heiliuer Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 168», 8. 77 bi» 7».)
Handelmann, H. Maclitväge zur >1 it tli«ilun>f Über
Thorshamnier. | Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie etc. , Jahrg. ins», 8. 122,
\X\.)
Handtmann , E. Feber A]terllium»!ör*chungen ln
Lenzen uud V lllgegend , Kreis Westpriegnitz. (Ver-
ba nd hingen der Betliner Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., Jahrg. 1868, 8. 558 hi» 558.)
Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie
und Ethnologie. Heransgegebeit von A. lteiche-
dow. Unter Mitwirkung von J. Dewitz, B. Dü-
rigen, H Griesbach etc. Mit Holzschnitten.
Fünfter Band. Breslau, Trewemlt , 18H». 64'» 8.
Lex.-"". Di M. (Enter bis fünfter fiaml: 78 M.)
Vergl. den vorjährigen Bericht.
[HarBter.] Katalog der historischen Abtheiluug des
Mu-eum« in Speier. Speier 1868. 116 B. mit einer
Tafel in Lichtdruck. B0.
Iler historische Verein der l’fnl* hat im Lunte der Zeit
eine der intprc««nntri»ten rheinischen Altorthn?n***mmlunt;eii
zusanimenccbotcht ; sie enthält nu» allen Kategorien eine
Anzahl ca«* hervorragend guter Stücke, welche fiir die
Wohlhabenheit der Pfalz auch in prähistorischer Zeit sicheres
Zeugnis» ablegen. Man braucht unter den prähistorischen
Stücken nur an das Otterstadter Nephritbeil, an die Mecken-
heitner Gus-formeii , die Leimershcimcr Halsreife, an den
Rodenhaiher Grabhügelfutwl. den Dürkheimer Gnldschmnck,
die l(as»locher Hronzrräder zu erinnern. Der Katalog ist
mit musterhafter Sorgfalt gearbeitet.
Harstcr. Bericht über die Ausgrabungen in Altrip
und Bliesdalheun iu den Jahren 1686 bis 1888. Mit
einem Gruudris* des daselbst aufgedecktan römischen
UänerwwkM. (Mittheilongcu des historischen Vereins
der Pfalz, XIII, 8peier 1888, S. l»o bis t»2.)
Hart wich, C. Ueber prähistorische Funde. (Zwei-
undzwanzigstcr Jahre»! erieht des Altmärki«clieu Ver-
eins für vaterländische Geschichte und Industrie zu
Salzwedel. Abtlndluug für Geschichte. Heraus-
gcgclteu von Th. Fr. Zechlin, zweite» Heft, Magde-
burg 1*89, 8. 154 bis 163.)
Hasaelmann, Fritz. Die Steinbruche des Donau-
gebietes von Regensburg bi* Ncuburg. Technisch
und historisch betrachtet. Seiner Vaterstadt Regens-
burg in dankbarer Anhänglichkeit gewidmet. München,
£. Pohl, 1888.
Haaselnmnn, Fritz. Ucber altägyptiscbe Textilfunde
in Oberägypten. Vortrag, gehalten in der Müuchener
Anthropobtgischeo Gesellschaft am 21. Februar 1888.
(Correspondenz - Blatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie etc., XIX. Jahrg., München 1888,
8. 45 bis 48 und S. 51, 52.)
Haxthausen, von. Au« dem Spessart im alten Ost-
franken - Land. Aufdeckung eines altgermanischen
Urnengrabes. (Korrespondenzblau des Gesammt ver-
zins der deutschen Geschieht«- und Alterthumsve reine,
Jahrg. 36, Berlin 1888, 8. 59.)
Heierli, Jacob. Der Ursprung der Htadt Zürich. Mit
vier Tafeln. (Zeitschrift für Ethnologie. Organ der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Bd. XX,
1888, S. 137 bis 145 und Tafel II bis V.)
Heierli, Jacob. Pfahlbauten, neunter Bericht, (Mit-
t he ihm gen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich.)
Leipzig, Hiersemann, 1888. 66 S. mit 21 Tafeln,
meist Lichtdruck. 4°. 6 Frcs.
Von b.wni<ter«»i Interesse ist eia Capitol , da* un* eine
endgültig« Erklärung der bisher noch immer ntth*«lhaitoa
Limtnntftinde gieht. Heierli wei«t nach, da»* die vorge-
bihirhthchrn Kumte in der Limtuat ebenso wie die eben-
dort gefundenen römischen und mittelalterlichen Objeite
hergrM'hwemmt warilen «ein mii«»cn, und zwar von iler
Wiege de« alten ZUrirb : dem Lindenhof und «einen Ab-
hängen, wo «ich navh dem Verla»*en ihrer SeewiiMedlungen
die Bronzeleutv Zürnh» festgesetzt haben mü»«en. Vergl.
die Anzeige von K. Forrcr in der Antiqua, 16*8, Nr. 3,
8. 28 und K«>rre«|xindenzbUtt der We*.tdeut>* ben Zeit»* hrift
für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII, 1888, S. 176 bi» 178;
die Be«|<nvhung von Muvh in den Mitteilungen der
Anthropologischen Ge«ell»ehalt in Wien, XVIII. Bd., 1868,
8. 53, 54.
Heim , J. lieber einen Grabfund am Zigeunei-holze
bei Weisehau, Amtsgericht Sotinefeld, au« dem .Jahre
186". (l'orrespoiideuz- Blatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie etc., XIX. Jahrg., Mün* ■dien
1888, K. 54, 55.)
Hellwald , Friedr. von. Die menschliche Familie
nach ihrer Entstehung und natürlichen Entwickelung.
Lieferung 2 bis 5. Leipzig, K. Günther, 1868. ä Liefe-
rung t M.
Hennig, Carl. Bemerkungen zu dein Krötenfunde bei
Cr ober n. (Correspondenz-Blatt der deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie etc., XIX. Jahrg., München
1868, 8. 9. 10.|
Vcrgl. oben Handel mann.
HertBog, Aug. Die Ku«*chcnftinde von Vöklinshofen
(Ober- Elsas«). (Correspondenz-Blatt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie etc., XIX. Jahrg..
Müncheu 1888, 8. 155 bis 157.)
Die Vüktiunhoier Fundstätte hat nicht allein einen geolo-
giscb-paläontulogiM'hen, sondern auch noch eitlen prähisto-
rischen Werth. Neben den Thierre*ten landen sich auch
Gegeuntämle, welche «ich direct auf den Menschen bezogen,
iah I r«ii. he Feuerstein waflen und — Messer. Di« Feuerstein-
Waffen sind alle au» der Steininaxsc herausgesplittert,
reichen also in die paläolithische Periode hinein. Menschen-
knochen wurden bis jetzt noch keine gefunden.
Hoefer, Paul. Die Varusschlacht, ihr Verlauf und
ihr Schauplatz. Leipzig, Duncker u. Humblot, Imhh.
XII, SÜ3 S. mit einer Karteuskizze. gr. iA 7,20 M.
Vcrgl. die Besprechung von V. und W. Fischer im
IVirrespondeuz-Blntt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc-, XIX. Jahrg., München 1888, S. 82 bis 65.
Höfler, M. Yolksmedlcin und Aberglaube iti 01**r-
Innern* Gegenwart und Vergangenheit. Mit einem
Vorworte von Friedr. v. Hellwald. München,
Stahl aeu., 1886. XII, 244 S. mit zwei Lichtdruck-
Tafeln. gr. 8U. 2,80 M.
Hopf, Ludwig. Thierorakel und Orakelthiere in alter
und neuer Zeit, eine ethnologisch-zoologische Studie.
Stuttgart, Kohlhammer, 168». XI, 27u 8. gr. »'*.
4 M.
Eine Fundgrube der wichtig»ten Volksgedsnkeu.
Hoornos, Moritz. Die Prähistorie iu Oesterreich.
(Archiv für Anthropologie, XVIII. Bd., 18*9, S. 28»
bis 295 und 346 bis 36».)
Hügelgräbern, Aufdeckung von drei, im Berger Walde,
1887. Auszug aus einem Berichte des Vorstände* de*
Hauaner Bezirksvereina für hässliche Geschichte und
Landeskunde. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1868, S. 115
bis 117.)
Jacob, G. Zwei noch nicht erklärte La Tene- Funde
vom kleinen Gleichberg bei Römhild i Herzogt hu tn
Meiuingen, Kreis Hildburghausenl. Mit drei Abbil-
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Urgeschichte und Archäologie. 7
»Um gen im Texte. (Archiv für Anthropologie, XVIII.
I'.muiI. 1889, 8. 171», 176.)
Jacob y G. Eiserne Ilolilf«clilt'ie»el vou «lern kleinen
Gleichberge bei Römhibl. Mit vier Abbildungen im
Texte, i Archiv für Anthropologie, XVIII, DA., 1889,
8. 28;l, 284.)
Jahrbücher dos Vereins von Altorthumsfreunden
im Rheinlande. Heft LXXXV. Mit 6 Tafeln
und 4 Holzschnitten. Bouu, peil ruckt auf Konten
de« Vereins, 1888- IV, IM 8. 8f\ — Heft I. XXXVI.
Mit t:l Tafeln und Hl Holzschnitten. Ebenda »eiltet
lW*8 IV, 804 8. 8*
Jahresbericht dos Römisch • Gcrmanischon Cen-
tral'Musouras in Mains. (Protokoll? der General*
vci Sammlung de* Gesiintnt Vereins «1er deutschen
Geschieht* • und Altert bum* vereine zu Posen, 1888.
8. |A Ins 11«.)
Jannasoh. I’eher die Textilindustrie bei den Gr* und
Naturvölkern. {Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft fiir Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 85
hi« 94.)
Jonisch, H. Di«- urgeschichtliohcu Alterthümer der
Nieder! susitz. IX. Die jausten germanischen Funde.
(Frankfurter Oder-Zeitung, 1888. St*. 2nH.)
Jont9ch, H. Geber Eisenfumle aus Sachsen und der
Lausitz. I. La-Teue-Fund von Schmetzdorf, Provinz
Sachsen. Mit sechs Abbildungen im Texte. II. Eisen-
fund von Rampitz. Kreis West-Sturnlierg. Mit zwei
A bhildiiiigen im Texte. III. Diu eiserne Axt von
ih>ruo, Kreis Gubeu Mit einer Abbildung im Texte.
(Verhandlungen der Berliuer Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., .billig 1888, 8. 52 bis 55.)
Jentaoh, H. Flurnamen aus dem Kreise Crossen.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., Jahrg- 1888, 8- 124.)
Jontsch, H. Geber einen La Tene-Fund von Giess-
mannsdorf (Xiederlausitz). Mit einer Abbildung im
Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 123, 124.)
Jontacli , H. Geber nicderlausitzer Alterthümer.
I. Funde von Droakan, Kreis Sorau, Nieder- Lausitz.
Mit sechs Abbildungen im Texte. II. lluckeluruen
von Bertinrhen, Kreis Soldin. III. K reuzzeirheu auf
einem slavischen Scherben von Zahsow, Kreis Cott-
bus. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Authropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 253 bis 256.)
Jentaoh , H, Bericht über Alterthümer aus dem
Gubener Kreise und von Magdeburg. I. Geschlagene
Hpeerspitxe aus Feuerstein von Gross-Gastrose, Kreis
Gülten. Mit fünf Abbildungen im Texte. II. Erz-
mtinze der Fnustina aus dem Stadtkreise Gülten.
III. Die Hügelgräber von Homo, Kreis Guben. Mit
drei Abbildungen im Texte. IV. Mittelalterlicher
Fund. Mit einer Abbildung im Texte. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1888, 8. 283 bis 287.)
Jentach, H. Geber Funde in den Kreisen Guben und
Wrst-8tcruW>rg. I. Bronzefuud von Cumraeltitx, Kreis
Guben. II. Provinzial-römische Funde von Liebesitz,
Kreis Guben. Mit acht Abbildungen im Texte.
IIL Steinerne Scheiben von Starzeddel, Kreis Guben.
Mit einer Abbildung im Texte. IV. Hügel- und
Flacligralter l>ei Biberteich . Kreis West - Sternberg.
Mit einer Abbildung Im Texte. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc. , Jahrg.
lass, s. 434 bis 438.)
Jentaoh, H. Geber Alterthümer aus den Provinzen
Sachsen und Brandenburg. 1) Syenithamraer von
Adenleben, Provinz Sachsen; 2) Verzierter Bronze-
•piralring von Za u diel . Kreis Borau, Xiedsr- Lausitz;
:i) Blavisrbe Funde; 4) Mittelalterliche Funde. Mit
13 Abbildungen im Texte. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888,
8. 56 't bi* 568.)
Ihering, H. von. Uaber die Verbreitung der Anker*
Äxte in Brasilien. Mit einer Abbildung im Text«.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 18*8, S. 217 bis 220.)
Katalog der Anthropologischen Ausstellung zur
XIX. allgemeinen Versammlung der Deutschen An
ihropolngischeu Gesellschaft zu Bonn vom 6. bis
8. AugitHi 1H88. Bonn, C. Georgi, 1868. 16 8. 8°.
Katalog dor Ausstellung von Alterthümcrn aus
Kölner Privatsammlungen zu Ehren der Autliro*
pologen- Versammlung zu Bonn. Veranstaltet am
8. Aupust 18*8 im Museum der Stadt Köln, 12 8.
8n. Mit 211 Nummern autographirt.
Keller, Jacob. Römische« aus Rl»*inhe««eu. (Jahr
biieher des Vereiu» von Alterthmu«fr«*undf,n im Rhein-
land«. Heft LXXXV, Bonn 1H8H, ü 96 bis |05.)
Keller, Jacob. Aufdeckung eines fränkischen Grab-
feldes bei Schwabsburg, Kreis Oppenheim. iKorre-
spondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift für
Geschichte und Knust , Jahrgang VII . Trier 1888,
8p. 72 bi« 76.1
Da» «afgeileckte Grahfeld ist ein zum Theil elion früher
ilurchwühlti-r fränkischer ItcilieiigratierfnMlh-if au« raerovin-
giseber Zeit , >ui «len einerseits Spumi friüigt-riiumi««' her
Woliaplätz«- (kenatliili durch A*ctan«'liicliteo und Topf*
.«cherben au« »«hierin gHirunntrm, porösem, mit (juarzsnnil
stark durchsetztem Thone von QrlSssen , dir ohne Hülfe
der Scheibe geformt sind), andererseits Spuren friihgenna-
nischer Gitter an«tiessen.
Kloin, Jofief. Zur älteren Geschichte der Stadt Bonn.
(Correapondenz- Blatt der duutac heu Gesellschaft für
Anthropologie etc.. XIX. Jahrg., München 1888, 8. 84
bis 98.)
Klein, Josef. Kleiner*» Mitthulhiugen aus dem Pro-
vinzialniusHutn zu Bonn. Mir einem Holzschnitte.
(Jahrbücher de» Vereine von Alterthumsfreuudei» im
Rheinland**. Heft LXXXV, Bonn 188H, 8. 85 bis 95.)
Inhalt : 26) Rüimscbe In »rh ritten von Bonn. 27) Grnh-
fund von Köln (au.« der zweiten Hälfte de» zweiten Jahr-
hunderte). 28) Verzierter Metallbuckel.
Klein, Josef. Die Hügelgräber bei Ileunwuiler. Mit
20 Abbildung» !!. (Jahrbücher dN Vsreios von Alter-
ihunisfreunde» im Rheinlande, Heft LXXXV! , Bonn
1888, S. .«:» bis 120 I
Klein, Josef. Römische Inschriften aus Köln. (Jahr-
bücher des Verein» von Alterthumsfreunden im Rhein-
land?, Heft LXXXVI, Bonn 1888, 8. 287, 288.)
Kluge, O. Geher Ausgrabungen im Forstrevier Hove-
mark, Kreis Jericbow II. (Hierzu Taf. VII, Fig. 2
bi» 6.) (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, H. 431, 432.)
Koller, Fnedr. Die alt« Main brücke bei Seligen-
stadt. | I>arm«tadt**r Zeitung vom 26. OctoW 1887,
I ; abgedruckt in den Jahrbüchern des Vereins von
Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft LXXXV,
Bonn 1888, S. 169, 170.)
Koller, Friedr. Die llinkelsteine uud Langusteinu im
Groasherzogthum Hessen. (Korrespondenzblatt des
Gesamratsverein» d**r deutschen Geschieht»- und Alter-
thumsve reine. 38. Jahrg., 1889, 8. 126 bis 188»)
Koflor, Friedr. Geber eiu muthmiMssliche* Limes-
castell bei Burn. (Korreapoudenzblatt der West-
deutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1888, 8p. 60, 61.)
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8
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Kofler, Friedr. Aufdeckung eines Mithraum» in tler
unmittelbaren Nähe des Castells von Ober* Florstadt.
Mit einer Abbildung im Texte. (Korrespondenzblatt
der Westdeutschen Zeitschrift für Geschieht* und
Kumt, Jahrg. VII, Trier 1*8*. 8. dr> bis 7t.)
Kofler, Friedr. Die Römerstrasj-en bei Kloratadt.
(Konespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift für
Geschichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier 18*8, 8p. 132,
138.)
Kofler, Friedr., Aufdeckung von Grabstätten der
Sput-Ia-Tene-Zeit auf dein Muhlberge bei Geisenheim
im Rheingau. (Koirespondenzblatt der Westdeutschen
Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII,
Trier lfMM, 8p. 133, 134.)
Kofler, Friedr., Zeitbestimmung eines bei Waller-
Städten, Provinz Starkenburg, aufgedeckten Hügel-
grabes mit Uronzebeigabcu. (Korrcspondenzhlatt der
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1888, 8p. 144.)
Vergl. dasselbe Korre*pondvnzblatt, Jahrg. V’, S, 165, 166.
Kofler, Friedr. Zwei Gräber der La -Tene- Periode
beim Schönauer Hofe. (Korrespondeuzblatt der West-
deutschen Zeitschrift fiir Geschichte und Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1688, Sp. 163 bis 165.)
Kofler, Friedr. Der Ringwall „Heimeburg* bei Lieh-
feuberg im GroBsherzogthum Hessen. Mit einer Tafel.
I Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Jahrg. Ml, Trier 1888, 8. 313 bis 317 und Tafel 11.)
Koehl. Steinwerkzeuge mit wagerechter Schneide,
<Korre*p*»mleuzlilatt der Westdeutschen Zeitschrift für
Geschichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier 1888, 8p. 101
bis ||3.)
Koenen, Constantin. Die ethnographischen Mit-
theilungeu von J. Caesar und Tacitu«, verglichen
mit den unterirdischen rheinischen Culturresten prä-
historischer Zeit. (Correspondenz-Blatt. der deutschen
Gesellschaft fiir Anthropologie etc. , XIX. Jahrg.,
München 1888, 8. 148 bis 152.)
Koenen , Constantin. Zur älteren Geschichte der
Düsseldorfer Gemarkuug. (Jahrbücher des Vereins
von Altert humxfrennden im Rheinland«. Heft LXXXV,
Bonn 1338, 8. 147 bis IM.)
Koenen, Constantin. Zur Erforschung von Kouaeaium.
(Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinland«, Heft LXXXV, Bonn 1888, 8. 165 bis 169.)
Narbung zu Jahrbücher desselben Vereins, LXXXIV,
S. 231, Mise. 17.
Koenen, Constantin. Die vorrömischen, römischen
und fränkischen Gräber in Andernach. Mit zehn
Tafeln. (Jahrbücher des Vereins von Alterthums-
freunden im Rheinland«, Heft LXXXVI, Bonn 1868,
8. 148 bis 28<> und Tafel IV bis XIII.)
Korreapondenablatt des Gee&mmtvoreina der
deutschen Geschichte* und Alterthununrereine.
Im Aufträge des Verwaltungs- Ausschusses des Ge-
«iMiimt Vereins herausgegeben von Dr. Richard Bd-
ringuier. 36. Jahrg. Berlin, Ernst Siegfried Mittler
und Sohn, 188«. 180 8. 4°. 5 M.
Enthält zahlreiche Mittheilungen über prähistorische
Denkmäler, Kunde und Ausgrabungen.
Korreapondenablatt der Westdeutschen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst, zugleich
Organ der historisch-antw|uarischt*n Vereine zu Back-
nang. Birkenfeld , Dürkheim, Düsseldorf, Frankfurt
a. M,, Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Neu»», Speyer,
Stranburg, Stuttgart und Worms, sowie des anthro-
pologischen Verein* zu Stuttgart. Redigirt von Hett-
ner und Lamprecht. Jahrg. VII. Trier. Verlag
der Fr. Lintz'schen Buchhandlung, 1888. 288 8p. 8°.
Kraus, Fr. X. Badische Literatur, 1885 bis 1888.
1. Archäologie und Kunstgeschichte- (Zeitschrift der
Gesellschaft fiir Beförderung der Geschieht*-, Alter-
thurns- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau
und den angrenzendst) Landschaften, VII, Bd., Frei-
burg i. Br., 188*, 8. 1*9 ff.)
8. 180 bi» 181 : Prähistorische* uud Römische Alter-
thfimer.
Lange, Theodor. Prähistorische Funde vom Schloss-
berge bei Dohna. (Ucber Berg und Thal. Organ
des Gebirgsvereius für die sächsisch-böhmische Schweiz.
Elfter Jahrgang, Dreaden 1888, Nr. 11, S. 281, 262.)
Lemeke, Hugo. Ueber einen Moorfuud von Mellentin
in der Neunwirk. Mit einer Abbildung im Texte.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1888, 8. 199, 200.)
Leakien. lieber da» ausgestorbene Slaventhum in
Norddeutschland. Vortrag, gehalten im Anthropolo-
gischen Verein zu Leipzig am 9. December 1867.
(Correspondr ux- Blatt der deutschen Gesellschaft fiir
Anthropologie etc., XIX. Jahrg., München 1888,
8. 52, 53.)
Liliencron , R. von. Der Runenstein von Gottorp.
König Sjgtrygg’s Stein im Schleswig -Holsteinischen
Museum vaterländischer Altertliümer zu Kiel. Eine
Abhandlung. Mit einem Anhänge von H. Handel-
mann. Herausgegeben von der Gesellschaft fiir
Schleswig- Holste iu- Lauenbur gische Geschichte und
dem anthropologischen Verein in Schleswig-Holstein.
Kiel, Universitäts-Buchhandlung, 1888. 32 8. gr. 8®.
1,2« M.
Liliencron, R. von. Ein Runenfund. (Correspondcuz-
Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX. Jahrg., München 1888, 8. 25 bis 27.)
Lissauor, A. Die prähistorischen Denkmäler der Pro-
vinz Westpreusaen und der angrenzenden Gebiete.
Mit fünf Tafeln und der prähistorischen Karte der
Provinz Westprensaen in vier Blättern. Mit Unter-
stützung des westpreutsischen Provinzial - Landtages
herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft
zu Danzig. Leipzig, Kngelmann in Comm., 1887.
XI, 210 8. gr. 4°. 20 M.
1» einer iir» Man*** tat* 1:300 000 vorzüglich au-ge-
ftihrten grossen Kurte und in fünf (der neolithi»chen, Hall-
stätter, La Teile, römischen nnd arabis«- h -nordischen Epoche
entsprechenden) genauen, bündigen und nuch in Bezug nuf
ihre äussere Ausstattung mustergültigen Fundkatalogrn
finden wir nicht weniger als 1491 Fundorte von West-
preuftseu und den nächst anatosaendrn Gebieten verzeichnet.
Die Kataloge enthalten die Fundorte narb natürlichen
geographischen Gnip|«n geordnet, mit den wichtigsten
Kundangai>cii und mit allen wüiiM-hanswerthen Literatur-
und Sammlung» • Nachweisen. Vorangestellt ist eine Ein-
leitung, welche eine (Jebersicht über die Bodengestaltung de*
Gebiete», die diluviale Vergletscherung und die beim Rückzüge
der nordischen Gletscher eingetretenen Verhältnisse gleht ;
den einzelnen Perioden sind „Culturldlder4* gewidmet, welche
den Fundregistern voraufgehen.
Vergl. die Besprechung von Szorobnthv in den Mit-
theilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien,
Bd. XVIII, 1888, 8. 208, 209.
Lote. Ein (wohl) römischer Strasaendurchschnitt ober-
halb Frankfurt a. M. (Mit Abbildung.) (Korrespon-
denzblatt de» Geaammtverems der deutschen Ge-
schichte- und Alterthuinavereine, 36. Jahrgang, 1888,
8. 64 bi» 66.)
Lots. Ueber den Weg der Langobarden. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1888, 8. 570 bis 572.)
Vergl. unten Vircbow.
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9
Urgeschichte und Archäologie.
Mehlis, C. Studien zur illu-»w-u Geschieht* der Rhein-
land*. Zehnte Abtheilung. Mit vier lithographirten
Tafeln. Herausgegeben vom Alterthumsverein für
den Cantou Dürkheim. Leipzig. Duncker u. Hum-
blot, 1 888. III, 113 8. gr. 8« 3 M. (Abthl. 1 bis 10
30,20 M.)
Inhalt: I. hi* 6. Unter*uchungen zur Ringmauerfrage.
7. An der F.iM*ri*tra**e und dem alten Rothenberge. 8. hi*
11. Alle Hurg»tellcn. 12. Urnenfiind hei Kqmlzl.nui.
13. Ein prähistorischer Schmuck. 14. Prähi»toriM-be F.iaen*
harren vom Mittelrheinlande.
Mehlis, C. Eine uuU-rgvgaugene Burg bei Dürkheim
und die Klont er bürgen der Abtei Limburg (mit zwei
Zeichnungen). (Jahrbücher de* Verein* von Aller-
thumsfreunden im Rheinland«, Heft LXXXV, Bonn
1888, S. 144 bin 147.)
Mehlis, C. Bronxeftmd im Westrich, bei Nanzdiez-
weiler am oberen Glan. (Korrespondeiizblatt des
G*wammtv«rein* der deutschen Geschieht«- und Alter-
thum» vereine, $6. Jahrg,, 16*8, 8. 33.)
Mehlis, C. Archäologisches von der Kaiaerhurg zu
Nürnl«*rg. (Korrespondeuzblatt des (le-animtvereins
der deutschen Geschieht« * und Alterthumsvereiua,
33. Jaiirg., 1883, 8. 61, 62, 94 bis 96, 139 bis 142.)
Mehlis, C. Die Ausgrabungen auf der Heidenburg
beim Kreimbach. i Korrv-pondenzblatt der West-
deutschen Zeitschrift für Geschichte uud Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1888, Sp. 4, 5; nach einem Auf-
satz* von Mehlis in der Berliner philologischen
Wochenschrift.)
K» kaun besonders nach den Münzen keinem Zweifel
unterliegen , da** diese Burg aU Zuflucht**tättc in der
zweiten Hilft« de» 4. Jahrhunderts für die umwohnende
Bevölkerung gedient hat. Au* einem aufgefundenen Bronze-
messer wie au* dem Kunde zweier gallischer Münzen »ieht
man, da** die Stätte schon in prähistorischer Zeit als
Refugium benutzt wurde.
Mehlt«, C. Fund von Steinwi ,-rk zeugen au* neolitbi-
scher Zeit hei OtTsteiu in Rhein-Hessen. (Komwpon-
deuzhlatt der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte
und Kunst, Jahrg. VII. Trier 1888, Sp. 19 bis 21.)
Mehlis, C. I 'elter einen grosseren Rronzcfuud im
Westrich bei Nanzdiezweiler. (Korrespondenzblatt der
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1688, Sp. 97 bis 99.)
Nach allen Anhaltspunkten ist in diesem reichen Bronze-
funde der Schmuck einer im IVbergnnge von der reinen
älteren Bronzezeit zur älteren Eisenzeit (HnlUtatt periode)
in einem Tmnulu* bestatteten weiblichen Person zu »eben.
Der Fund wurde für da* Kreismuseuin zu Speyer erworben
und ergänzt die Bronzeluude von Aschbach, Potzhach, Bern*
heim und and«ren Orten de» Westrich» wesentlich.
Mehlis, C. Funde geschliffener Stein werk zeuge int
obereu Glangebiet« (Korre*[K>ndenzblatt der West-
deutachen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Jahrg. VII, Trier 1888, 8p. 99.)
Mehlis, C. Fund von sechs prähistorischen Eisen-
barren im Woogthal, westlich von W eitlen beim am
Berg. (Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier
1688, 8p. 179.)
Mehlis, C. Funde von geschliffenen Stein Werkzeugen
im Hartgebirge, namentlich bei Bergzabern in der
Südpfalz. ( Korrespnndenzblatt der Westdeutschen
Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII,
Trier 1868, 8p. 207 bis 218.)
Mehlis, C. Die Hallstatt- Fund* von Beckerslobe bei
Nürnberg. (Berliner philologische Wochenschrift, 1888,
Nr. 12 bis 14.)
Archiv für Anthropologie. IW. XIX.
Wrgl. Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift
für Geschichte und Kumt, Jahrg. VII, Trier 1888, Sp. 24.%.
Meisner. Geber den Bau msarg-Mcn sehen des Bronze-
alters aus einem Kegelgrab auf Nübel- Feld (Kirch-
spiel Jordkirch, Kreis Apenrade). | Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc-, Jahr-
gang 1888, 8. 477, 478.)
Mongo. Der vorgeschichtliche Mensch. Vortrag, ge-
halten im Altert humsverein Baiigerhansen. Banger-
hausen, Franke’« Verlag, 1888. 98 8. gr. 8°. 0,60 M.
Menge. Die Pfahlbauten. Vortrag, gehalten im Alter-
thumsverein Sauger hu Ilsen. Sangerliauseti , Kranke'*
Verlag, IHaH. 8 & S. gr. «°. tyttf 31.
Merkbuch, Alterthümer aufzugraben und aufzu-
bewahren. Eine Anleitung tiir das Verfahren bei
Aufgrabungen, sowie zum Conserviren vor- und früh-
geschichtlicher Alter»!» unter. Heransgegeben auf Ver-
anlagung des Herrn Minister* der geistlichen , Unter-
richts- und Medunnalangelegenheiten. Berlin, 8. Mittler
uud Sohn, 1888. 70 8. mit vielen Abbildungen. 12°.
0,40 TA.
.In seiner Kürze und absoluten Sachlichkeit eine wahre
Musterleistung, zu der wir unserer Wissenschaft und unseren
Alterlhümern gratuliren dürfen. Einzeln erschirnen au*
dem verdienstvollen Werkelten einerseits der Fragebogen,
welcher in gedrängtester Kürze alle Momente ZttMunmenflisst,
auf welche bei dem Finden vorgeschichtlicher Altert hiiiner
geachtet werden muss, — - andererseits in PUcatform gedruckt,
die kurzgefassten Regeln zur Conservirung von Altert hümern.
Diese Mittheilungen sind in hervorragendem Maas*« ver-
dienstvoll , da sie nun raiiglirhst allen Altrrthümern in
Privat - uud öffentlichen Sammlungen zu Gute kutumen
können, deren Brwuhruug noch immer zum Tbell über-
raschend mangelhaft ist."
Die Begleitworte , mit denen der Herr Minister da*
3lerkbücb)ein hinaussendet, lind» sich abgedruckt im
Correspondenz-Blntt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., XIX. Jahrg-, München 1868, S. 81 ff.
Messikommer, H. Ausgrabungen auf der sogenann-
ten .Burg* in Robank bei Wezikon. (I>aa Ausland,
61. Jahrg., 1866, 8. 527.)
Meaaikommer, Jakob. Die Nachgrabungen auf der
PfeUburti Robrabaawn im Jahre ikht. (D.i* Aus-
land. Wochenschrift für Länder- und Völkerkunde,
öl. Jahrg., 188«, Stuttgart und München, J. U. Cotta,
S. Ö48, 649.)
Meßtorf, J. Aua der *ka udinavischen Literatur. (Archiv
für Anthropologie, XVIII. Band, 1689, 8.361 bis 384.)
Mestorf, J. Zur Geschichte der Besiedelung de» rech-
ten Klbufera. Mit zwei Abbildungen im Texte. (Zeit-
schrift der Gesellschaft für 8ehleawig-Holnt*in- Lauen-
bur gische Geschichte. XVII. Band, Kiel, 1867, 8. 203
bis 213.)
Moßtorf, J. Der Luits barg l>ei Tintdah), Gemeinde
Ri»*en, (Zeitschrift der Gesellschaft für Schleawig-
Holstein -Lauen borgiache Geschichte, XVII. Band, Kiel
I8«7, 8. »21» bis 219.)
Der l.uusbnrg bei Tiiisdahl umschließt, gleich demjenigen
bei Hnlber»tadt, eine Anzahl Gräber und andere Ueberreste
der Vorzeit.
Miller und Beta. Nachgrabungen am Haldenrainhügel
bei Riedlingen. (Korrespondenzblatt der Westdeut-
schen Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahr-
gaug VII, Trier 1668, 8p. 161 bis 163.)
Die Nachgrabungen haben weder Geftsae noch Scherben,
Mindern nur Knochen von verschiedenen Hausthieren, Hörner
von jungen Stieren , Eberzähne unter gebrannten Steinen
und Kohlen zu Tage getördert. Der Hügel scheint somit
kein Grabhügel zu »ein, sondern als Opferbügel gedient zu
2
i
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10
Verzeichnis» der anthropologische!) Literatur.
hüben, der über den RtMen der geopferten und verbrannten
Thiere uufceworfett wurde.
Mittheilungen des Anthropologischen Vereins
in Schlewig-Holatein. Heft l. Kiel. Universität»-
Buchhandlung, 188s. 32 8. und eine Tafel, gr. h®. 1 M.
MonteliuB , Oßcar. Das Alter der Runenschrift im
Norden. Ueberaetxt von J. Mestorf. Mit 21 Abbil-
dungen im Text-, (Archiv für Anthropologie, XVI11.
Band. 1881», S. 151 bi« 170.)
Da« Original de* Aaüatns findet «ich in der Sve«»ka
K*>rnminnr»töreniit£en» tidxkritt, Hctt 1H, 1887. Da* Resultat
der Untersuchungen Monte litis* i»t wesentlich verschieden
von demjenigen , zu welchem Wimmer in der deut»chen
Feber »et zunt »eine» Werke« : ..Die Runenschrift" (von
Dr. Holthausen) gelangt. Während Wimmer hier die
An»Lhi au'-pric-lit. du«« die Runenin*>hriitrn au« dem Tor**
herger Moor — die ältesten nordischen Runen, deren Alter
er fest «teilen zu können glaubt — au* dru» 5. Jahrhundert
•uler frühesten* au* der Zeit um 400 n. Clir. «lammeu.
«urht M«nteliu*zu erweöen, da.*» die ältesten gegenwärtig
(«•kannten Ruueiiin»chriHen iiu Norden dem dritten Jahr-
hundert n. Chr. angeboren, da»- aber, da »ie derzeit schon
aut »ulchen Dingen. wie Waffen. Werkzeugen etc. Vorkommen,
mit Fug und Recht angenommen weiden könne, der Gebrauch
der Runen sei wenigstens um einige Meuschenalter früher
hier eingetubrt worden.
Moorfund von Mellontin. (Monatsblätter. Heraus-
gegeben von der Gesellschaft für Pümmtrteliv Ge*
schichte und Alt**rthuimkumle , zweiter Jahrgang,
Stettin 1838, 8. 181 bis 1*5.)
Moser, Karl. Bericht über die Ausgrabungen in der
Thnminz - Grotte au der unterirdischen R«*k» bei
St. l’anziati im österreichischen Littorale. (Das Aus-
land. Wochenschrift für Länder- und Völkerkunde.
61. Jahrg. Stuttgart, J. 0. Cotta. 1888. S. 827 bis 8*28.)
Mummenthey, K. Erat e* Verzeichnis« der Stein- und
Eril-D>*iikiuäier de« Siideriande* unbestimmteu Alter«.
Aufgestellt im Aultrage des Vereins fftr Orts- und
Heimat hknnde im Süderbwde. Mit sechs Hutdikizscn
in Lichtdruck. Hagen, Butz in Commission. 1883.
31 S. gr. 8®. 1 M.
Mummenthoy, K. Das Siiderland unter besonderer
Berücksichtigung seiner Stein- und Erddenkmüler.
(CotTe«pondeuz -Blatt der deut scheu Gesellschaft für
Anthro|Mi|ogie etc,, XIX. Jalirg., München 1888,
8. 127 bis 129.)
Müsohner. Mittheilungen über die Ortsnamen Nie*
mit sch und Sackrau. ( Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie etc. Jalirg. 1888,
S. 7t*-. 77,1
Museographie über das Jahr 1887. 1) Schweiz,
Westdeutschland, Holland. Redigirt von F. Hettner.
*2) Decouvertes d'antii|uites en Helgi<|tie Par H.
ächuerman«. (Westdeutsche Zeitschrift für Ge-
schichte und Kunst, Jalirg. VII, Trier 1888, S. 278
bis 311»)
Nachtrag, I. zum Berichte der XV’ 1IL Allgemeinen
Versammlung der deutschen anthropologischen Ge-
sellschaft zu Nürnberg 1887, siehe F. Roediger.
Nagel, A. Bericht über die Eröffnung eine» Hügel-
grabes bei M Utzhausen. Bezirksamt Burglengenfeld
(Oberpfalz). Mit vier Abbildungen im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie, Ethnologie und Urgeschichte, Jahrgang 1888,
8. •_'.*> bis _'s.)
Der Fund liefert eine vortreffliche Illustration der Gräber
der llsllststtzeit aus der Oberptalx, namentlich kann ein
berrKehe« TbongeffD« als eine der vorzüglichsten Leistungen
jener Zeit gelten.
N nehcr, J. Die römischen Militär*! rasten und Han*
delswege in der Schweiz und in Süddeutschland, ins-
besondere iu Etats-Lothringen. Zweite Auflage, nehst
zwei Karten, titratsbnrg. Noiriei in Comm. IV’.
33 S. gr. 4°. 4,ttu M.
Vergl. die He-prechung vor» Hoerne- in den Mittbeilungen
der Anthropologischen Gesellschaft ln Wien, XVIII, IM,,
188a, S. 55.
Naue, J. Die Bronzezeit in Cypern. (Correspondenz-
Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX. Jahrg.. München 1888, 8. 123 bis 127.)
Naue «teilt **« als unzweifelhaft hin, da*« die ältesten
Xekropoleu auf Cypern einer vorphöaiki*rh«n Binnenbe-
▼ölkernng angeboren , deren l*eberre*te mit der von
Hchliemnnn bei lfi«»aThk aafgedeckten Cnltnr eine »o
weit in* Einzelne grhrude Urbereinstimmung Zeigen, da«»
Identität der Bevölkerung angenommen werden muss. Die
Rr*te dieser Bevölkerung reichen minderten« bis zur dori-
schen Wanderung herab, aufwärts wahrscheinlich bis in
du» vierte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Diese
vurpbönikifclie Bronzezeit Cypern« zerfällt in zwei growie
Theile, die durch die Gräbrranlagcn und da* GraLinventar
(hier besonder* durch die ThongeßUse) clmrnkteri»irt werden.
Die erste Periode enthält nur Erdgriher, Schniuckgegenstän le
von Kupfer oder Bronze fehlen In den Gräbern dieser
ersten Hauptperiode gänzlich ; Eisen kommt nie vor.
In der zweiten Periode sind die Gritor nicht mehr in
der Erd* angelegt . «oodern in Felsen gehauen mit einem
Zugang in Schmhtform. Ein neue« Element in der Aus-
schmückung «Irr Geft**e beginnt, da* «icher auf ueue, von
au**en kommende EinHü**e zurück Zufuhren Ist: die Vasen-
malerei tritt auf.
Naue, J. Etarm*« Dolchinewer au« dem Ga rd aste.
Mit einer Tafel. (Jahrbücher de* Verein* von Alter-
thutnstreunden im Rheinland*, Heft LXXXV, Botin
1*88, R. 1 bi* 5 und Tafel I.)
Das in der Sammlung Je* Herrn Naue befindliche, hoch-
intere«*nute und wegen der vortrefflichen Erhaltung der
reich mit Efcenbeerhlag verzierten Holz-heide bi* jetzt
einzig dastehende Messer au» der jüngeren Hal!«tut1 periode
wurde im Herh*t 18*6 in der Nähe von Pescbierm au«
dem Gardasee getischt.
Nauo, J. Vorgeschichtliche Arbeiten und Studien
in Skandinavien und Deutschland. Vortrag, gehalten
im hi*tori*chen Verein für Schwaben uml Neuburg
(4. November 1887). Zeitsc hrift de« Historischen Ver-
eint für Schwaben und Neuburg. Vierzehnter Jahr-
gang. Augsburg 1337, S. ;;«• bis 4t*.
Nehring. Leiter vereinzelt gefundene Hornkerne des
lb>s primigeuiut. Mit einer Abbildung im Texte.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc.. Jahrg 1333, 8. 841, 842»)
Nehring. l’eber ei«»* Knocbenharpnne aus dem Moor
von Barnow. Mit einer Abbildung im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., Jahrg. 1888, 8. 343, 344.)
Nekropolen, Althabyloninche. (Bericht Ermau's
Al«r die in den Jahren 1888 87 in dem südlichen
Theile Babylonien* unternommene deutsche Expe-
dition.) (Berliner Philologische Wochenschrift, Jahrg.
1888. Nr. 3.)
Abgedrucktin den Jahrbüchern de» Verein« von Alterthum«-
(nuin in Rheinland«, Heft LXXXV, Botin 1**8, s. 136.
Ohlenschlager , F. Da* germanische Gräberfeld bei
Thalmässing. Aua der Allgemeinen Zeitung. Zweite
Beilage. Nr. 187 und 188, 1887. (Beiträge sur An-
tliro|>ologie und Urgeschichte Bayerns, VUI. Band,
1889, 8. 93 bi« 101.)
Olahauaon. Ueber die farbigen Einlageu einer Bron ze-
ll bei von hchwabsburg iu KtHÜnhewen , Kreis Mainz.
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11
Urgeschichte und Archäologie.
(Mil einer Abbildung irn Texte.! (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
IMS, 8. 141 Ms 151.)
Olshausen. Uel»er zwei neue Gemmen vom Aloen»
typiis. Mil zwei Abbildungen im Texte. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Antlin>[»o]o«:ie etc..
Jahrg. 1888, S. 247, 24*.)
Olshausen. Uel*er den Moorfund von Mellentin, Neu-
mark. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. l*eä, 8. 273. 274.)
Olshausen. l'eber eine Alsengemme aus Enger. Re-
gierunu*dM>zirk Minden. (Verhandlungen der Berliuer
Gescllschaft für Amhropologie etc.. Jahrg. 1888,
8. 308, 307.)
Olshausen. Uel*r den Moorfund von Mellentin und
die Bearbeitung und Verwendung von Etx-rbauern in
vorgeschichtlicher Zeit. Mit fünf Abbildungen im
Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. Ie*s, 8. 44U bis 4.V*.)
Olahausen. Ueber Warhsfüllung in Brouzeriugen.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro*
pologie etc., Jührg. 1888, S. 450| 481.)
Oppermann, Aug. von. Atlas vorgeschichtlicher Be-
festigungen in N»oder*ach*en. Originalnuthahinen und
Ortsuntersuchungen, im Aufträge des historischen
Vereins für Niedermehnen mit Unterstützung des
königl. preuss pichen Ministeriums der geistlichen.
Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, des han-
noverschen Provinziallandtag» und der Wedekind -
scb«n Preisstiftung sti Göttingen bmrUitet. 1. lieft.
Hannover, Huhn, 1**7 Kol. |8 Tafelu.) 5 M.
Das Heft enthält genaue Pläne folgender Plätze: «) Die
Hnnenburg auf dem Sesselberg«* bei Alteoluigeu, 6 km südlich
von Springt*, Kegierungsboitirk Hannover; b) Die Beonigser
Bvrg bei Steinkrug, am östlichen Ende de» Deister», dkm
nordöstlich von Springe ; r) Die Helsterburg auf dem
Deister, 5 km südöstlich von Nenndorf; dl Den altger-
manischen Wallring auf dem Wittekiadsliercr des We*er-
thorc» bei Porta; c) Bahilunie im Wjchrngehirgo bti 0lera
Mehnrn, 4 km südwestlich von Lübbe, kc. Kegierungsbezirk
Minden (2 Blätter) ; f) Du» idtgerniaui». he Heerlager im
WUhengehirge W» K.'ittlugliausen , Kreis Wittlage. * km
nördlich vou Melle , lN-oiernng»Wzirk Osnabrück ; g) Die
Wittekindsbuxg hei Kulle. 6 km nördlich von < Hnahritck.
Oaborne, W. Ursprung. Entwickelung und Ziel* der
prähistorischen Forschung. (Gaea. Natur und Loben.
Centralorgnn zur Verbreitung naturw issenschaftlicher
und geographischer Kenntnisse. Ileransgegelieu von
H. J. Klein. 24. Jahrg., 18s«, S. 475 bi* 4*9.)
Aligedrutkt aus dem Sitzung*-beri«'hten und Abhandlung«-»
der naturwisscoMbatthcheu Gesellschaft iu Dresden, 1*87,
& 88 ft
Ossowidzki. Uelser einige Alterthllmer aus der Mark
Brandenburg. Mit 30 Ahhildungen im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner GesolUchafL für Anthropo*
logie etc., Jahrg. 188n, 8. 157 bis 159.)
Ponka , K. Ueber die Zelt des ersten Auftretens der
Buche in Nordeuropa und die Krage nach der Hei-
inath der Arier. (Globus. Dd. LI II. Braunschweig
1*8*. Nr. 18.)
Pfeffer. Ausgrabung römischer Reste in «1er Hauser»
Au. Mit einer Plan* und Situatioiiazeichnung. (Col-
lectaneenblatt für die Geschichte Bayerns, in»i »-sondere
des ehemaligen II erzogt hum* Neuburg. herausgegel»*n
von dem historischen Vereiu Neuburg a. D. 51. Jahr*
gang, 1887, 8. 1**, 1*9.)
Philippi, R. A. Ueber verzierte Knochenscheihen aus
alten Gräbern von Caldera. Mit neun Abbildungen
im Texte. (Verhandlungen der Berliuer Gesellsclutft
für Anthropologie et«-., Jahrg. 1888. 8. 31*. 819.)
ln den Verhandlungen derselben Gesellschaft, Jahrg. 1**7,
8. 487 , bildet »ich di« Abbildung von zwei knöchernen
Gegenständen aas dem Burgwall Hrndok in Caslsu. Beide
Stücke, die nach der Ansicht de* Herrn Kliment Cerwok
zur Befestigung eines Hede» an eiuetn Messer gedient
hnbrii, zeigen genau dieselben Verzierungen, wie Schmuck*
gegenstände von den alten chilenischen Gräbern von Caldera,
uud „wenn e* nicht eine reine l’nmögliehkeit wäre, •«»
möchte man darauf schwören. «Ins* diese beinernen Werk*
zeuge von den Gräber« der alten Chilenen stammten*. Sie
sind das schlagendste Beispiel , «lass weit von einander
entfernte Völker nicht nur die gleiche Form von Werk-
zeugen unabhängig von einander erfinden, sondern dass »je
»«►gar auf dieselben Verzierungen kommen konnten.
Pick. R. Aufdeckung von Resten ein«* spätest«!»» der
Römerzeit, Angehörigen Pfahlbau«*» in dem sogenann-
ten Graa. «lein vormaligen Ruthhau*. in Aaeh«>n.
(Korreapondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift für
Geschieht* und Kunst, Jahrg. VII, Trier 18*8, Sp, 5, 6.)
Pindur. Bericht über Ausgrabungen heidnischer Grab-
stätten in Hessen 18*7/88. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie etc., -Jahrg. 1**8,
8. 430, 431.)
Protokolle der Generalversammlung des Ge-
Bammt Vereins der deutschen Geschichte- und
Alterthums vereine zu Posen. < Separat* hdruck
aus dem . K«urespondeuzbhitt de» Gesummt verein«
der deutschen Geschichte- und Alirrthutnsvereine*,
18*8.) P«*h>ii, Mittler u. 8ohn, 1**8. 91 8. *°.
Ranke, Johannes. I 'eher Funde an« den Reiln-ngräbern
von Altstetten bei Fischen. (Beitrage zur Anthropologie
und Urgeschichte Bayerns. VIII. Baud, München
1*89, 8. 41 u. 42 der Verhandlungen.)
Ranke, Johannes. Referat Über; Heinrich Schneide*
in nuu* I, Ueber HügeJgiaberfuude bei Paratierg, Obi-r*
pfalz. Patftberg. im Selbstverlag« des Verfasser». Iu
Cotumi»»ion bei F. P. Atn-nkof«-r in Land»hut, 16*8.
24 S. uml VIII litliogr. Tafeln, gr. 6°. (Beitrüge* zur
Anthropologie und Urgeschichte Bayerns. VIII. Bd.,
1*89, 8. 102 bis 105.)
Hanke bezeichnet die Schrift als eine Fundgrube inter-
essanter Resultate für die Altert hutm-kunde, «üe Niemand,
welcher sich tnr die Vorgeschichte Bayerns und Deut»«-hland*
interr»*irt, unhea«-htet luven darf. Die Beschreibung d«*r
Funde i»t eine vollkommen sachkundige, die Darstellung
auch für diesen Forschung et» FcnirrMehemte anziehend
und fesselnd.
Ranke, Johannes. Bericht über di«* XIX. allgemeine
Versammlung der deutschen Anthropologischen Ge-
sellschaft zu Bonn den tt. bi* io. August 1*88. Nach
stenographischen Aufzeichnungen redigirt. (l'orre-
spou«ienz-Biatt «ler deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., XIX. Jahrgang, München 1**8, 8. «7
bis 15*.)
Ranke , Johanne«. Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die Fortschritte «ler antbro|>ologi»che!i Forschung.
(CotrespomltDS* Blatt der deutschen Gesellschaft ilir
Anthropologie etc., XIX. Jahrgang, München 1888,
8. 79 bis 91.)
Rau , L. von. Ein römischer Prtüger. Vortrag übet
eiue unbeachtete antike römische Mäunargrup|te iu»
Berliner königl. Museum, gehalten in» Verein für
Geschichte uud Alterthumakttnde zu Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M.. H. Keller, 18*8, 16 S. mit einer
Photo! ithogiaphie. gr. 4°. 1,50 M.
Rau, L. von. Bericht über die Ausgrabungen in «len
Heizwiesen bei Bliesdalheim. Mit einem Plaue. (Mit*
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12
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
theilungen den historischen Verein« der Pfalz. XIII,
8|*>icr t *88, 8. 192 bis 18«.)
Rautenberg, E. Römisch© und gemtniwli« Alter-
thttmer au» dem Amte Ritzebüttel uih! hu* Altcuwalde.
Mit 9 Tafeln. (Jahrbuch der wisi«i*U!Mtluu'!lich«ii An-
stalten zu Hamburg IV, Ihh7.)
Reischei, G. Die Begräbnisstätte bei Hornsömmtra
in Thüringen. Vergl. Vorgeschichtliche AJterthümer
der Provinz Sschwm.
Richter, Johanne«. Bericht über Ausgrabungen am
7. und 8. August 1888 in Asch bei Lamlsberg. (Zeit-
schrift des Historischen Verein* für Schwaben und
Neuburg, XV. Jahrg.. Augsburg 1888, 8. 158 bis 160.)
Die Funde der sechs auti;edrcktcn Grabstätten sind
»äunntlirh der älteren Brunstzeit zuzureihen und belinden
sich jetzt im MasnndianvMuseum in Augsburg*
Roediger, Fritz. Die Druiden-, Feen-, Teufels-, Heiden-,
Schak'U-Xäpfchen und Beckensteine oder wie sie sonst
noch da und dort heissen mögen, und ihr© wahre
Bedeutung. (Nachtrag zum Bericht«- der XVIII.
Allgemeinen Versammlung der deutschen anthropo-
logischen (»«Seilschaft zu Nürnberg 1887.) (Dorre-
sitondenz- Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., XIX. Jahrg., München 18M8, 8. & bis 8.)
Rütimeyer, L. Zur Frage über das Torfschwein und
das Torfrind. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8* 550 bis 556.)
Salawa, W. Pogrzeh krölewski. Z wycieczki archeo-
logicznej »kresl. (Ein kütiiglichea Begräbnis*; ent-
worfen nach einem archäologischen Auslluge.j Poznan
1**7. 4:. 8. 8*
Eia Versuch, ähnlich demjenigen Weiniund’s (Kula-
in an. 1876), die Ergrbni**« prähistorischer Forschung in
dem YoIkstliiimlicliiMi Schmucke einer rulturhistorischrn
Erzählung weiteren Kreisen zugänglich zu ouicben. Den
Mittelpunkt der Erzählung bildet die Schilderung der Be-
erdigung Pisst*, die Verbrennung der Königin Rzepiclia
auf dom 4 i rohe des Gemahl», sowie die BeM-hreibung der
Gaben , welche dem königlichen Paars ins Grab gelegt
worden sind. Per Verfasser lect da* Hauptgewicht darauf,
die am Goplout nufgegrabeiien Funde durch diese Schilderung
ZU erklären.
Sammlung von Vorträgen, gehulteu im Mauuheimer
Altcrthumsvercin. Zweit© Serie. Mannheim , Löffler
1888. 121 8. 8*. 1,541 M.
Enthalt unter Anderem: 1) Karl Üaumann, Ur-
geschichte von Mannheim und Umgegend. (Eine gut orieu-
tireude Ueherslcht Über die Vorzeit der Mannheimer
Gegend hi» aut 'die Herrschaft der Franken.) Karl Christ,
römische Feldzüge in der Pfalz, insbesondere die Befestigungs-
anlagen des Kaisers Vnlentiuian gegen die Alamannen.
Sand. Bericht über Ausgrabungen und Funde in der
Gegen«) vou Ulm . Aisliogeu , Lauingen. (Zeitschrift
de* H ist« irischen Vereins für Schwaben und Neuburg,
XIV. Jahrg., Augsburg 1687, 8. 88 bis 92.)
Schaaff hausen , H. Der N«-atid*rthaler Fund. Der
Deutsch*!! Anthropologischen Gesellschaft zu ihrer
XiV. allgemeinen Versammlung in Bonn gewidmet.
Bonn, A. Marcus, 1888. 5ü 8. mit etagodr. Figuren
und 3 Tafeln. 4°. 6 M.
Bohaaffhausen, H. Uaber die Bedeutung der Rhein-
ludl für die prähistorische Forschutig. Rede, gehalten
zur Eröffnung der XIX. allgemeinen Versammlung
der deutschen anthropologischen Gesellschaft zu Bonn
den 6. August 186$. (Correapondenz-BIatt «1er deutschen
Gesellschaft für Anthropologie etc. , XIX. Jahrg.,
München 1888. 8. 71 bis 77.)
Schaaff hausen, H. Eine in Kölu gefundene römische
Terracotta • Büste. Mit einer Tafel. (Jahrbücher
des Verein« von AlUuthumafreunden itn Rheinland*.
Heft LXXXV, Ihmn 1888, 8. *5 bi* 73 und Tafel 111.)
Di« Auffindung dieser römischen Büste in Lebensgrö**«
ist merkwürdig, einmal weil sie der einzige bekannt ge-
wordene Futul dieser Art im Rheinland ist, andererseits
weil di« lUi-te eiue Persönlichkeit de* Alterthums dar* teilt,
die zu den bekanntesten gehört halten muss, wie man aus
der Häufigkeit ihre* Vorkommen* *rh)ie**«n «Urf. Wiewohl
man schon vor 300 Jahren diese» Bikini«* kannte, wi**en
wir jedoch heut« noch nicht mit Sicherheit anzugelieu,
wen e» vorstellt. Schaaft hau*en stellt die verschiedenen
Erklärungen dieser Büste zusammen und hält die Deutung,
da*« sie den Philosophen Scneea darstelle, für mehr be-
griiiidct wie jede andere.
Bchaaffhaunon, U. Die voraeachichtiiche Ansiedelung
in Andernach Mit drei Taft-lu und fünf Abbildungen
Im Text©. (Jahrbücher des Vereins von Alterthum*-
freiiml*» im Rltvinlande, Heft, I, XXX VI, Botin 1888,
S. I hi« 41 und TulVl I bis III.)
Schoaffhauzen , H. Regenbö genschtlsaelchen am
Rhein. Mit drei Abbildungen im Text«. (Jahrbücher
•les Vereins von Atröiihuinsfreundeu Im Rheinland©,
Heft LXXX VI, Bonn 1888. 8. 64 bis 84.)
Schaaff hausen, H. Die hockende Bestattung. (Jahr-
bücher ile* Verein* von Alterthunisfreunden im
Rheinlande, Heft LXXX VI, Bonn 1888, 8. 278 bis 280.)
Behaaffhauaon, H. Die eisern«* Statuette von Plitters-
dorf. eine Berichtigung. (Jahrbücher de* Vereins
von Alterthumsfreunden im Hheinlnude, lieft LXXX VI,
Bonn 1888. 8. 888.)
Vergl. Heft LXXXV derselben Jahrbücher.
Schiller, Heinrich. Der Hömerhügel bei Kellmünz
an der Iller. Ein Begrabt) isspl&tz au« der Bronze-
zeit. Mit drei Tafeln. (Beiträge zur Anthropologie
und Urgeschichte Bayerns. VIII. Barul, München
1889, 8. 8 bis 21 und Tafel I und II und Karte 1
auf Tafel III.)
Schliemann, Heinrich. Ueber die Mykentr König*-
grübe r and den prähistorischen Palast «l«r Könige von
Tiryns. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 23 hi* 25.)
Abwehr der Angriffe Still man’.* in der „Time*“ vom
April 1887, in welcher dieser behauptete, da»* die Ton
Schliemann entdeckten König-grüber in Mvkenae relti-
«rhen Barbaren aus dem dritten Jahrhundert r. Chr. an ge-
hurten. und dass der von Schliemann aufgedeckte Palast in
Tiryns au* sehr später byzantinischer Zeit stamme.
Schlosser, Max. Ueber Höhleufund© von Feldmühle
bei Eichstädt. Ausgrabungen von Herrn Baron
v. Tu eher auf Feldmühle. I. Untersuchung. (Dorre-
•pondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., XIX. Jahrg., München 188H, 8. 10, 11.)
Schmidt, Albert. Noch einmal die Druiden-, Teufels-,
Hexen - Schüsseln und öpfersteine. (Uorrespoudenz-
Blait der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX- Jahrg., München 1888, 8. 33, 34.)
Vergl. oben Roediger.
Schmidt, Emil. Anthropologische Methoden. An-
leitung zum Beobachten und Sammeln für Labora-
torium und Reise. Mit zahlreichen Abbildungen im
Texte. Leipzig, Veit k Comp., 1888. IV, 336 8.
8°. 6 M.
«Hier wird die Methodik der ge**tumt*n somatisch-
nnthropotogi*chen Beobachtung gelehrt, man kann dieselbe
danach jetzt wirklich lernen, wozu uns bisher deutsche
Hnlftmittcl noch tä*t ganz fehlten. “
Schmidt, Emil. Ueber die Methoden bildlicher Dar-
stellung in den Naturwissenschaften, apeciell in «1er
Anthropologie. Vortrag, gehalten im anthropologischen
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Urgeschichte und Archäologie. 13
Verein zu Leipzig MD 4. November IHM“. (Corre-
»p«>ndei>z-B)att der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc.. XIX. Jahrg., München las«, 8. 30.)
Bch neide mandel . Heinrich. Teller Hügelgräber-
funde bei Parsberg, vergl. J. Hauke.
Schneider, J. Die alten Heer- und Handebwigo der
Germanen, Homer und Franken im deutschen Itridi«.
Nach «»r«)ic)i**ii Untersuchungen darge*t*dlt. 6. Heft.
DülWldorf, P. Hagel in (Vmuu., 18h«. .11 S. gr.
1 M. (1. bi* 6. Heft 1<> M.)
Brhiuidelt vorgeschicht liehe Handel** und Verkehrswege:
1) von Marseiile ln*, zur WesermBndattg . 2) von Xuzit
nach der Kheiniiiüadung , S) von Genua bis zur Elbe-
tniindung. 41 von der KutMiiündung in südöstlicher Rieht uug
ln* zur Donau , 5) von der Eni* he» Laiben in östlicher
Richtung bi* zur Elite, u,| von der Ein* bei Ungen in
östlicher Richtung bi* zur Elbe, 7) vom Rheine lad Xanten
bi» zur Elbe bei Stade. Anlage A : Urtier <U> rechts-
rheinische Koinertand am Xicdrrrlieiu.
Schneller, E. Vorgeschichtliche Spaziergänge in der
Umgebung von München. Alte» und Neue». Mit
2 Tu fein. (Beiträge zur Anthropologie und Urge-
schichte Bayern», VIII. Band, 1889, S. 127 bi« 146
und Tafel IX und X.)
Schollen, M. Aachener Volks- und Kinderlieder,
Spielli«ler und Spiele. (Zeitschrift de» Aachener Ge*
Schichtsvereins. Herausgegeben von R. Pick. 9. Band.
Aachen 18»?, 8. 170.)
Schreiber. Römiwrh" Funde in Augsburg au* den
Jahren 1886 und 1887. (Zeitschrift de* Historischen
Verein* fiir Schwalten und Neuburg, XIV. Jahrg.,
Augsburg 1887, 8- 74 bis 80.)
Schroeder, L. von. Die Hochzeit*brüuche der Esten
und einiger anderer finnisch-ugrischer Völkerschaften
in Vergleichung mit denen der indogermanischen
Völker. Ein Beitrag zur Kenntnis« der ältesten Be-
ziehungen der finnisch - ugrGchen und d«r indoger-
manischen Völkerfamilie. Berlin . Ashtrr & Comp.,
1888. VIII, 265 fe. gr. 8W. 5 >1.
Iter Verfasser venvdit den Xachwei« , du** zwischen
den finnisch -ugrischeii Völkern, insbesondere den Knien,
einerseits und den Indogennauett andererseits ein näherer
Zusammenhang bestehe. Fast die ganze Reihe der indo-
germanischen Ilorhzeitsgebriache findet »ich nach »einen
vergleichenden Forschungen bei den rinni*cb - ugrinhen
Völkern wieder, namentlich in der estnischen Hochzeit
kehren alle wesentlichen Momente der indogermanischen
Hochzeit wieder. Aut' eine Urverwandtschaft zwischen
Finnen und Indogermauen *cblje**t Schrueder daran» nicht,
er folgert nur, du»» diese beulen Vülkergruppen schon in
ältester Zeit ln naher oder nächster Berührung lebten,
da»* schon in prähistorischer Zeit ähnliche Beziehungen
zwischen ihnen bestanden, wie sie in historischen Zeiten
bi« auf den heutigen Tug immerwährend bestunden haben.
Schumann. Nene Gräberfunde auf dem Gutsbe-
zirke Leliehu bei Grambow. 1. Neolithisch«*» Skelet-
grab in SteinkUte. II. Flachgrab in Steinpack ung
mit Leichenbraud und La Töne-Beigaben (Typus der
Uruenfelder). (Monatsblätter. Herausgegeben von
der Gesellschaft für Pominerncbe Geschieht* und
Alterthutuskunde. Erster Jnbrg., 1887, Stettin 1887,
8. a 9 bi» 42.)
Schumann, lieber einen Depotfund von Steinwerk*
zeugen im Haiidowtlial. Kreis PrenzJau. Mit eiuer
Tafel Abbildungen. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft fiir Anthropologie etc., Jahrg. 1888,
8. 117 bis 121.)
Schumann. 8t«iukist«ngräb*r bei Blumberg an der
Randow. Mit 7 Abbildungen im Texte. (Verhand-
lungen ‘der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Jahrg. 1888, 8. 264 bi» 266.)
Schumann. lieber alte Gräber und Burgwäll« in
Vorpommern. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie etc.. Jahrg. 18«*, 8. 469.)
Schumann. Ueber Armringe von Gold und Bronze
au« d»*m Randowthale. Mit zwei Abbildungen im
Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 563, 561.)
Schuarmane, H. Deeouvertea d’antiquitos en Belgiern*.
Vergl. Museogrsphit ülwr d*» Jahr 1887.
Schutz der Landeaalterthümer, Der, und da* künf-
tige deutsche Civil rech*. (Coneapondess- Blatt der
deutschen Gesellschaft für Anthropoh»gie etc., XIX.
Jahrg., München 1888, 8. 82, 83.)
Sohwartz, W. Der Blitz al» geometrisches Gebilde
nacli prnhistorischer Auffassung. (Festschrift zum
fünfzigjährigen Jubiläum de» Naturwissenschaft liehen
Verein» der Provinz Posen , 1837 bi» 1887, Posen,
E. RelneM, 1««7, Nr. 6.)
Schwarte ) W. Di«? roftsgestaltigen HimrneDärzte bei
Indern und Griechen. (Zeitschrift für Ethnologie.
Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc.,
Baad XX, 1888, 8. 881 bis 880.)
Schwarte, W. Ueber einen grossen Bronzefund von
Mellenau in der Uckermark. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
1888, S. 506, 507.)
Schwarte, W. Zwei llexeugeschichteu au« Walfers-
hausen in Thüringen nebst einem mythologischen
Excur« über Hexen • und ähnliche Versammlungen.
(Zeitschrift für Völkerpsychologie, herausgegeben von
Bteinthal und Lazarus, 1888, 8. 395 bis 419.)
Beier, Ed. Die alten Ansiedelungen im Gebiete der
lluaxteca. Mit 17 Abbildungen im Texte. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie ettu,
Jahrg. 1888, 8. 451 bis 459.)
Seyler. Bericht ülusr vorgeschichtliche Forschungen
am Osifusse des „Gü rauer Anger*“. (Archiv für Ge-
schichte und Alterthuimkunde von Obcrfranken.
XVII. Band. (Als Fortsetzung de» Archiv« für Bay-
reuthesche Geschichte und Alterthumskunde, XXI. Bd.]
Htntuagegeben vom historischen Verein für über-
franken zu Bayreuth. Heft 1, Bayreuth 1887, S. 272
bi* 278.)
Seyler. Bericht über die vorgeschichtlichen For-
schungen des historischen Verein» im Jahre 1688/89.
(Archiv für Geschichte und Altert huraaknnde von
Oherfranken. llarausgagcban vom historischen Verein
für Oberfranken zu Bayreuth. XVII. Baud, Heft 2,
Bayreuth 1888, 8. 59 bis 36.)
Siebke. üeher die Hochäcker bei Tarbek im Kreise
fiegeberg. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
fiir Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 478, 479.)
Steinkreiso bei Glendelin, Kreis Demmin. (Monats-
Mat t er. Herausgegeben von der Gesellschaft für
Pomtnersch« Gesell ii’lite und Alferthuniskunde, erster
Jahrgang, Stettin 1887, 8. 61, 62.)
Stieda, h. Der VII. (Russische) Archäologische Congrw
in Jaroslawl. (Archiv fiir Anthropologie, XVIU. Bd.,
1889, 8. 385 bis 397.)
Uirlit unter Anderem Referate über Vorträge von Bran-
denburg ; die Kigenthüralichkeitcn der Gräber der heidnischen
Maren in Nord-Russland; von Fürst I*. A. I'utjitin: Was
für ein Vclksstaram hinteriir** in Russland Knocheawerk-
zeiige und KürhennhfiiHe V (Kjökkenmöddinger); von N. A.
Tolinntscbew : ein Besuch des Begräbnissplatze« in
Ananjinsk im Jahre 1879.
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14
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Strass, G. Futxlatllcke von Haltnau, gesammelt 1*87.
Beitrag zur Geschichte «1er Pfahlbauten. (Schriften
de* Vereins für Geachiclite des Hodensees und seiner
Umgebung, 16. Heft, Lindau 1667, fk 7h bis 64.)
Stromberger. Verschiedene Kunde bei Lembach im
Säuert tut le, Kreis Weiswnbun i. £. (Korrespondenz*
blatt der Westdeutschen ZeitM'hrift für Uescbiehtu
und Kunst, Jahrg. VII, Trier 1888, Sp. 129 bis 132.)
Struckmann, C. Lrgeschichttiche Notizen aus Han-
nover. Mit einer Tafel. (Archiv für Anthropologie,
Will Baud, 1«hw, 8. 171 bis 173 und Tafel V.t
1. lieber den Fund eine» Schädel» vou Uvil«o* u>i>s«.-katu»
t tu diluvialen Flwakle» bei Ibiuu In an der Weser; 2. Die
Reiltengriber von Ahlten U-i Lehrte , unweit Hannover
(Struck mann setzt diese Gräber in «lie Uebergsngsperiotie
zwischen llridenthum und ChrUtenthum, an den Ausgang
de« it i htcti Jahrhunderts mu h Christi |. 3. Nurhtrigliehe
Funde im Selilaninie de* Dümmer See» (vergL den Auf-
satz: „Ei ui.* Ansiedelung au» der uorddeuts« heu Renutlnerzelt
um Dümmer See* iui Corres pondenz- Blatt der deutschen
Gesells« hart für Anthropologie etc., Jahrg. VIII, 18*7. Nr. 2).
4. Eine vorhistorische L»nipe au» dein älteren Alluvium
im leinet hale.
Taubner. Beitrag zur Kenutui&s der vorschristlicheu
rechtwinkligen Kreuzzeichen. I. Stein mit ein-
gemeisseltem rechtwinkligem Kreuz in der Nähe eines
^Schlosslierges*. II. Rechtwinkligur Kreuzstein in
der Nahe d»*s Schloesbcrg«-* liei Neustadt, West-
prensaten. Mit mehreren Figuren im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., Jahrg. 1888, S. 331 bi» 333.)
Taubuer sucht «Ile Ansicht zu »tiitzen, dass vorchrist-
liche rechtwinklige Kreuxxetchen »ich au« der graphischen
Darstellung der Bewegung de* «lern Naturmenschen zuerst
und um na« hhultig*trn imponimwlen Himmelskörper» , der
Sonne, entwickelt hat.
Taubner. Leber westpreussiicbe Burgwälle. 1) Hurg-
wallanlage bei Abbau Prissnau im Kreise Putzig;
21 Der ächlossberg bei Tillau - Lubotzin ; 3) Der
B8cblossberg* (die ,, Wenden bürg") bei Zarnowitz. Mit
vier Abbildungen im Texte. (Verhandlungen der Ber-
liner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888,
8. 5o2 bi» 303.)
Tompole, Kntdeckutig eine» etruskischem (Kölnische
Zeitung vom 24. Juni 18»7, li.; abged ruckt in den
Jahrbüchern de« Vereins vou Alterthumsfrcundeu im
Kht-inlnnde, Heft I.XWV, Bonn IW»W, 8. 134, 135.)
Bei Givita Laste! Uns hat man «Ipu ersten «‘tru*ki*iln-n
Tempel , «1er In jetzt gefunden, «u^ctlokl. Die Ausgra-
bungen halx-n «Li» erste und einzige Beispiel de» üruud-
risae» eines grossen etruskischen Tempel» zu Tage gefordert.
Tewes, Friedrich. Unser« Vorzeit. Kin Beitrag zur
Urgeschichte un«l Altert linmskuude Niedersachseus.
Mii. 14u Abbildungen. Hannover, Schmort u. v. See-
leid, 1666. VI. 46 S. gr. h. l M.
Towee, Friedrich. Ueber Alterthiimer und Stein-
denkmäler im Osnabrückscheu. Mit zwei Abbildungen
int Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
. für Atitbro|>ologie etc., Jahrg. 1888, S. 205 bi» 208.)
Tischler, Otto. Ueher da» Gräberfeld von Oberhof
bei Meiuel. (Lorrespondenz- Blatt «ler deutschen Ge-
sellschaft fiir Autliro|>ol«igie etc-, XIX. Jahrg., München
1888, 8. 118 bi» 122.)
Tischler, Otto. Leiter einige Bronze- Depot -Funde
au» 0*t preiisaeu. Vortrag, gehalten am 2. Februar
18H8. (Schriften der pli vsikaliftcli-okonomiftchen Ge*ell-
schaft zu Königsberg, XXIX, 1888, 8. 5 ff.)
Tischler, Otto. Da« Gräberfeld bei Oberhof, Kreis
Memel. Vortrag. (Schriften der physikalisch-ükono-
mischen Gesellschaft zu Königsberg in Preussen.
XXIX. Jahrg.. 1888. 8. 14 ff.; auch »»-parat: Königs-
berg, Koch, 1888. 10 8. gT. 4“. 0'3U M.)
Tischler, Otto. 0«lpreu»id»che Grabhügel. Mit zwei
Tafeln. (Schriften der physikalisch • ökonomischen
Gfüi-Llsehalt zu Königsberg in Preasaen, XXIX. Jahrg.,
1888, 8. 106 ff.; auch separat: Königsberg, Koch,
1888. 32 8. gr. 4°. 1,50 M. I.: und II. 5,50 M.)
Treichel, A. Nachtrag zum Schulzeustab, »«»wie ver-
wandte Comntuoicatiotiflmlual. Mit i Abbildung im
Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 16o bis 172.)
Treichel, A. Leber den Burgwnll von Schiwialkeu,
Kreis Prstua. Htargnrtlt, Mit einer Skizze. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie er«., Jahrg. 1666, S. 173 bis 175.)
Treichel, A. Leber westpreussisebe Borgwälle. 1) Zorn-
kowisko bei GoeUmiie, Kreis Cartbau». Mit 2 Abbil-
dungen im Texte. 2) Die Stolinka int Garczin-8ee;
3) Kein« 8ch wedpusch« nie l»ei Kchwetzki - Ostrow ;
4) Vermeinte Brücke beim Schweinezagei im Kudomie-
See; f») Der Sclilossberg vou Spengawsken am Zduny-
See. Mit 2 Abbildungen itn Texte. (Verhandlungen
der Berliner Gesellschaft für Authropologie etc., Jahrg.
1686, 8. 257 bis 263.)
Treichel, A- Die SdiwedenacUanze lad Stocksmühle,
Kreis Marienwerder. Mit 2 Skizzen im Text«. (Ver-
handlungen «ler Berliner Gesellschaft für Authropo-
logt* etc., Jahrg. 1866, S. 860 bis 868.)
Treichel, A. Pferdekopf und Storchschnabel in
\V«**tpreii*»eu. (Verhandlungen der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 295
bis 267.)
Treichel, A. Ueber eine Gesicht»- und eiue Spitz-
mütxeo-Urue vou Strzejxsz. Mit 5 Abbildungen im
Text«. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 321 bis 323.)
Treichel , A. lieber weatpretiaiisclie Schloss • und
Burgb«-rgc. 1) Tier Srhlossbcrg bei Neustadt , West-
preussen. Mit 25 Abbildutit'en im Texte. 2) Giadepka-
Burgberg von Klein -Schlatau, Kreis Neustadt. Mit
1 Abbildung im Texte. 3) Mergelberg liei Pelzau, ob
ein Burgwall ' Mit zwei Abbildungen im Texte. (Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie ere., Jahrg. Ih»h, S. 889 bis 996.)
Treichel, A. Ueber w«-*tpreus*ische BurgwJUle. l) Der
Burgwall von St. Johann , Kreis Preu*«. Stargardt.
3Iit zwei Skizzen im Texte; 2) Der Burgwall von
Owidz-Gut, Kreis Preit«*. Stargardt. Mit einer Skizze
im Texte. 3) Kin historischer Burgwall hei Czeclmczln,
Kreis Neustadt, nicht anfzutinden. (Verhaml hingen
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
1888, 8. 494 bi» 502.)
Treichoi, A. Leber Reisig- und Steinhäufung bei
Ermordeten oder Selbstmördern. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthro|»ol<>gie etc., Jahrg.
1888, 8. 568 bi* 570.)
Tröltach, von. Beschreibung der Fund*- auf dem Reihen-
gvälierfelde in Gutenstein l*?i Sigmaringen. Nachtrag 2
zum Bericht« über die XIX. allgemein« Versammlung
«ler deutschen authro|)o)ogiftch«n Gesellschaft in Benin.
(Correapoiulenz- Blatt der deutschen Gesellschaft für
Anthropologie etc., XIX. Jahrgang, München 1888,
S. 187, 166.)
Tröltach, von. Vergleichende Betrachtung der cnltur*
geschichtlichen Bedeutung »ler Pfahlbauten d«» Boden-
see*. (Schriften des Verein« für Geschichte de»
Boden»*-«« und seiner Umgehung. XVI. Heft, Lindau
1887, 8. 89 bis 92.)
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Urgeschichte und Archäologie.
15
Urnenfeld, Da», am Rakow berge bei Falkenburg.
iMuuutxbiatirr. Herausgegeben von der Gesellschaft
für Pommemhe Geschieht« uiul Alterthutnskunde.
I. Jahrg., Stettin 1HK7, S. 163 bi« I7u.)
Veckenetedt. Die Kundmarken , ovalen und Längs*
rillen an den romanischen und gothischun Kirchen,
die ovalen und RnndiiiHrkeu in den Tetlfelsteinen
bei Zerbst und Triebe). (Correspomlenz • Blatt der
deutschen Gesellschaft für Anthvopologi« etc., XIX.
Jabrg., München 1888, S. 59 bis fll.)
Veith, von. Kümerbad Bertrich und seine alten Wege.
Mit einer Tafel. (Jahrbücher den Verein« von Alter-
th um «freunden im Kheinlaiide. Ueft LXXXV, llonn
188«, S. fl bis 13 und Tafel II.)
Wege au» der Römewit : A. Alf- Bcrtrub-BouslMfuren-
Keil. B. Bert rirli- Kl len mühlc-Hunt hei tn. C. Die Riian*r*tra>*e
T riet • A nderuuch - Cobleuz.
Veith, von. Udtar den Gomlorfer Thurm an der
Mosel. (Jahrbücher de» Verein« von Alt* rihum*-
freunden im Rheinlande, Heft LXXXV, ßonu 1888,
K. 157, tftS.)
Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
BmHgirt von Bad« Virchow* jskig, ihh«. Herlin,
Verlag von A. Anher & Comp., 1888, 626 8. 8°.
VevgL „Zeitschrift für Ethnologie“.
Verzeichnis«, Amtliche«, nebst Beschreibung der vor-
christlichen Denkmäler im Kreise Bleckede (Provinz
Hannover). (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
für Anthropologie etc., Jabrg. 1h«h, S. 4H4 bi» 491.)
Virchow, Rudolf. Ueber den Trausformismus. Vor-
trag, gehalten in der zweiien allgemeinen Sitzung
der 60. Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Wiesbaden. (Archiv für Anthropologie,
XVIII. Band, 1889, 8. 14.)
Virohow, Rudolf, und Dr. Sohliemann in Aegypten.
Zwei Briefe Virchow'* an Woldt’s Wissenschaft-
liehe Korrespondenz. (Lagsor Theben, den 21. März
1888, und Alexandrien, den 15. April 1866.) (Corre-
»pomlenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., XIX. Jabrg., München 18*8, 8. 39, M.)
Virchow, Rudolf. Ueber die Anthropologie Aegyp-
tens. (Correspoiidenz-Blait der deutschen Gesellschaft
für Authrojiologie etc., XIX. Jahrg., München 1888,
8. 105 Ws 113,1
Virchow, Rudolf. Ucber ein poürte» SUinlwil au»
Hornblendeschlefer von Pürsclikan in Niederechleeien.
Mit zwei Abbildungen im Texte, (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
1868, 8. 28, 28.)
Virchow, Rudolf. Leber den neuesten Fund au» der
Bibtcimn- Höhle bei War*tein. (Correspomlenx - Blatt
der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.,
XIX. Jahrg., München 1888, 8- 129, 130.)
Virchow vrnnuthet , da»» die hier zugleich mit einem
Kenuthierkaoc heu Vorgefundenen Ceberreste ton vier oder
fünf menschlichen Individuen einer späteren Zeit augehören
und erst durch eine Umwühiung der Höhle in die tieferen
tagen hineingelangt »ind.
Virchow, Rudolf. Wetsmarken und Näpfchen an
altlgyptischen Tompein. Mit zwei Abbildungen im
Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie etc.. Jahrg. 1868, 8. 214 bis 217.)
Virohow, Rudolf. Die chemisch« Zusammensetzung
der Bronzen von 8, Lucia m Tolmein. (Wrliaud-
luugen der Berliner Gesellschaft, für Anthropologie etc.,
Jahrg. 188K, 8. 289, 230.)
In Marrbcsetti's Beschreibung de* merkwürdigen
Gräberfeldes von S. Lucia in Tuliuein (Triest 1886) findet
sich die Angabe, dass nach der im chemischen Laboratorium
zu Triest veranstalteten Analyse bemerkenswert he Bei-
mischungen von Zink, bis zu 4 Pro«.., in den Bronzen ent-
halten »ein sollten. I)ie*4* Angabe widersprach der bisherigen
Annahme, dass in so alter Zeit Zink überhaupt noch nicht
zur Herstellung von Bronze verwendet »ei, so »ehr, dass
Herr Virchow eine neuerliche Analyse jener Bronzen ver-
anlasst«. In keinem der drei untersuchten Stücke L»t Zink
aufgefunden worden, es bat sich vielmehr die takannte
classisrhe Mischung von 10 Proc. Zinn mit 90 Proc. Kupfer
ergeben.
Virchow, Rudolf. Miltheilungen über alte Bauer -
hauser in Deutschland nnd der Schweiz. Mit neun
Abbildungen im Texte. (Verband hingen der Berliner
Oe-elUc.huft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888,
8. 297 bis 306.)
Virchow, Rudolf, l'eber die von Herrn Bnigsch
vorgelegten Gräberfund« von Kedalieg. (Verhand-
lungen der Berliner Gesellschaft für Ant hropologie etc.,
Jahrg. 1038, S. 309.)
Vergl. ol«*n B rüg sch.
Virchow, Rudolf. Importirte Feuerstein knol len au»
der Bcliwel*. Mit Mehl Abbildungen im Text«.
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1888, S, 317, 318.)
Virohow, Rudolf. Die nienticlilichen Ueberrast« aus
der Bilsteiuer Höhl** bei Warstein in Westphaleu,
(Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
pologie etc., Jahrg. 1863« 8. 333 hfe838 u. 8. 423, 424.;
Virchow, Rudolf. Heber einen Metalleimer (Mörser)
von Lübtow hei Pyrit*, Pommern. 3Iit. einer Abbil-
dung im Texte. (Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie etc., Jahrg. 1888, 8. 338
bis 340.)
Virohow, Rudolf. Leber die vorhistorische Zeit
Aegyptens. Mit 49 Abbildungen im Texte. (Ver-
handlungen der Berliuer Gesellschaft für Anthropo-
logie etc., Jahrg. 18*«, 8. 344 bis 393.)
Virohow, Rudolf. Die im Verlaufe des Jahres 1887
ausgelübrten Untersuchungen von Gräbern und Pfahl-
bauten in Ostpretissen. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Authropologie etc., Jahrgang 1888,
8. 426 bi» 430.)
Virohow, Rudolf. Leber ein 8tück Knochetihrecci«
aus einer asturischeu Höhle. (Verhandlungen der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie etc., Jahrg.
1888, 8. 466.)
Da» Stück hat viel Aehnlichkeit mit den Knochen-
brwrien anderer prähistorischer Höhlen , nn denen Nord»
Spanien reich i*t; rin chronologisches ürtheil will Virchow
jedoch erst nach wettereu Untersuchungen abgehen.
Virohow, Rudolf. Leber Reiseergobuisse auf dem
Wege der Langobarden. (Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Authropologie etc., Jahrgang 1888,
8. 508 bis 532.)
K* i*t nicht möglich, den überaus reichen Inhalt dieser
Arbeit auch nur andeutungsweise anzageben. Vergl. auch
oben den Beitrag von Lotz.
Virchow, Rudolf. Leber Gräberfunde von Radewegv
und Butzow bei Brandenburg a. H. (Verhandlungeii
der Berliner Gesellschaft Ar Anthropologie etc.,
Jahrg. 1 Hs« , 8. 581 bis 586 mit acht Abbildungen
im Texte.)
Vierling , A. Prähistorisch« Hügel au der Waldnab
und Luit«. (Correspondenz* Blatt der deutschen Ge-
sellschaft für Anthropologie etc., XIX. Jahrg., München
1888, 8. 49 bis 51.)
Vorgeschichtliche* au« Pommern. 1. Reste der
Steinzeit aus Hinterpommern. 2. Zwei Bronzefund«-:
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IG
V erzeichniss der anthropologischen Literatur.
h) Brouzefund von Misdroy, b) Bronze -Moor- Fund
von Alt-Grape, Kreis Pyrits. 3| Zorn Ua'-ksillierfund
von Polzin. (Monatsblütter. Ilerausgegekxm von der
Gesellschaft Air Pommrr«ehe Geschichte und Alter*
thumakuDd«, i. Jahrnn 8Uttia 1887, 8. 187 hi* 141.)
Wagner, E. Grabhügel-Untersuchungen. (Karlsruher
Zeitung vom 25. November 1888: nbgedruckt im
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift Air
Geschichte und Kunst, Jahrgang VII, Trier 188»,
8p. 257 bis 260.)
I) Entdeckung rinn» Hügels aus der Brouciril in Hrrttrn
im Lrbnrald. 2) Aufdeckung eines GrsMiügvD nm Süd-
abhange «le« KaUer«ttihl» im Gemeindewald von Uerdingen. All*
Brrisarh. Die gefundenen Stücke, IVlirrMnlsd eine« zwei*
riderigen Wagen*, eine prächtige , furhig verzierte Urne etc.
gehBren der vumimmchen, wahrechrinlnh der »ogrnannten
„HalUtatt* Periode- an.
Wagner, E. lieber alte Schmuckstücke au* Gagnt-
kohle und verwandten Stoffen. Mit zwei Abbildungen
im Texte. (Korrcspoudenzlduft der Westdeutschen
Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII,
Trier 1688. Sp. 20* bis 216.)
Weber, Fr. Die Besiedelung des Alpengebiete« zwischen
Inn und Lech und des Innthales in vorgeschichtlicher
Zeit. Mit einer Kurte, (Btlträn zur Anthropologie
und Urgeschichte Bayerns, VIII. Band. München
188!', K. 22 bis 36 und Karte 2 auf Tafel Ul.)
Weimann. Die Römerbrücke bei Stepperg. (Cnllek-
taneen- Blatt für die Geschichte Bayern«, insbesondere
des ehemaligen If erzogt hum* Neuburg. herau*gege!>en
von dem historischen Verein Neuhurg n. I). 51. Jahrg.
1887, S. 188 bi* I$7.)
Werveko, N. van. Fund eines Frauengrmbes aus
germanischer Zeit zu Hüustorf in Luxemburg. IKotre*
Hpotidenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift Air Ge-
schichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier Iss», 8p.
617.)
Wervoke, N. van. Fund römischer Gräber tiei Fels
in Luxemburg. (Korrespondenzblau der Westdeutschen
Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Jahrg. VII,
Trier 1888, Sp. 22, 23.)
Wibel, F. Chemisch * antiquarische Mittheilungen:
1. Thonerdehydrophosphat als pseudomorphe Nach-
IL O e s t
Andrian - Worburg, Ferdinand Freiherr von.
Jahresbericht Über die Thntigkeit der Anthropo-
logischen Gesellschaft in Wien im Jahre 1867. (Mit*,
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien. XVT1I. Bund. 1888, Sitzungsberichte S. 21
bis 29.)
Ausgrabungen, Fortsetzung der, auf dem Ilrsidek in
Cäslau iu Jahre 1887. (Mit theilungen der K. K.
Centrale« unmission zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und historischen Denkmale. XIV. Jahrg.,
Wien 1888, 8. 65.)
Die Ausgrabungen «len Jahres 1887 ergaben Int Wesent-
lichen <la« selbe Bild der in prähistorischer Zeit hier be-
standenen Ansiedelung, wie e» die früheren Ausgrabungen
zeigten. Unter den /um Vorschein gekommenen tliieruichen
Knochen «ioii l>emerken*.werther Weis« die Knochen der
Hnusthiere vorwiegend vertreten and jene des Wilde* nur
in vcrhültuiMmaseig geringer Menge.
Bahnson, Kristian. l’eber ethnographische Museen.
Mit besonderer Berücksichtigung der Sammlungen
in Deutschland, Oesterreich und Italien. (Aus der
bildung eitle* Gewebes oder Geflechtes. 2. Basen-
ei-enerz, Kiftenhcldacke oder oxydirtc* Eisen. 3. Analyse
einer aitmexikanischen Bronzcuxt von Atobmilco.
I. Abhandlungen aus dem Gebiete dar Naturwissen-
schaft. Band X, Hamburg 1887.)
Wiedemann, A. Babnstis. Ausgrabung des grossen
Tempels. (Jahrbücher des Vereins von Altert hutnv
freunden im Ilheinlande, Heft LXXXV, Bonn 1888,
8. 140 bi* 142.)
Wiedemann, A. Römische Zi»-gelftinde bei Mehlem.
(Jahrbücher de» Vereins von Alierthumsfreunden im
UheinJaude, Heft LXXXV. Bonn 1888, 8. 161, 162.)
Wiedemann, A. Thoiitnfelnfund in Teil el Amarna
(Mittelägypten). (Jahrbücher des Verein* von Alter-
tliunisfmmden im Rheinlande, Heft LXXXV, Bonn
1 886, 8. 177.)
Vergl. den Beruht von F.rman und Schräder in
den Sitzungs^ierichten der Berliner Akademie der Wissen-
schaften. 1984, 3. M.u. S. 533 ff.
Zapf, Ludwig. Alte Befestigungen zwischen Fichtel-
gebirge und Frankenwald, zwischen Saale und Main.
Mit Karte. (Beiträge zur Anthropologie und Ur-
geschichte Bayerns, VIII. Band, 168* , 8. 41 bis 48.)
Zapf, Ludwig. Slavisch« Fundstätten in Franken.
Mit einer Tafel, r Beitrüge zur Anthropologie und
Urgeschichte Bayerns, VIII. Rand, München 1880,
8. D)7 bi* 116 uud Tafel V.)
Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Ge-
sellschaft für Anthropologie , Ethnologie und Ur-
geschichte. Redsctxuiscommission: A. Bastian,
K. liarttnann, 1t. Yirchow, A- Vos*. XX. Band,
1886. Mit zehn Tafeln. Berlin, Verlag von A. Äther
4c Comp., 188H. VIII, 256 und 626 S. gr. 8°. 24 M.
Den Anhang zur Zeit*« hrtf’. bilden die „Verhandlungen
der Berliner Ge«elUrh;ift fiir Anthropologie*' u. s. w,
(626 S.).
Zschiesohe, Paul. Beitrag zur Vorgeschichte Thü-
ringens. 1. Die Besiedelung des unteren Gerathaies
wahrend der jüugaren Steinzeit. II. Grabstätte aus
der Bronzezeit bei Walterslelwn. Mit acht Tafeln.
(Mittheilungen des Vereins thr die Geschichte uud
Alterthum*kunde von Erfurt. Dreizehntes Heft.
Erfurt 1887. 8. 269 bi» 2*1.)
i r r e i c h.
dänischen Zeitschrift : „Aarboger for nord. Oldk. og
Historie“. üliersHtzt «lurch J. Mestorf.) (Mittheilungen
der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. XV III,
1868, H. 10* bi* 164.)
Bauer, Alexander. Chemische Analyse der von
Pr. Jenny in Hard bei Bregenz aufgefundenen
Fibel. (Mittheilungen der K. K. GentralcOfumiasiou
zur Erforschung uud Erhaltung der Kunst- and histo-
rischen Denkmale. XIV. Jahrgang, Wien 1886,
8. 256, 257.)
Begrfibnissstfitte , Auffindung einer prähistorischen,
im Buben der l'ark in Prag. Mit einer Abbildung
im Texte. (Mittheilungen «)er K. K. Centralcommmnn
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmal«. XIV. Jahrg., Wien 1868,
8. 55, 53.)
Da* intrrn*uig»t« Fuud»lück der Stätte ist ein Messer
von Feuerstein von einer »ebenen sic bei Artigen Form,
lH'/fCtu Ung und 2 cm breit , auf Wäien Seiten scharf
geschlagen, oben in eine Spitze und unten in eine All
Griff endend.
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Urgeschichte und Archäologie. 17
Borger , Stephan. Depotfund»; und Gn***tüu«n au*
d**r Bronze * Periode in Böhmen. Mit vier Abbil-
düngen im Text«. (Mittbeilungen der K. K. Central-
Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrg.,
Wien 1**8, 8. Ifll bin 168.)
Borwerth , Frita. lieber drei Jadi-itbeilchen und
einen Serpcntiuhammer von Zala Apätlii (Ungarn).
(Miltheiluugeu tler Anthropologischen Gesellschaft in
Wies* ZVfflt Del., D86, Sitzungaberichte 8.12 bia 14.)
Vcrgl. unten Szombathy.
Bizarro, Paul von. Dan Standlager in Heidenschaft.
(Mittheilungcn der K. K. Centralcommiasion zur Er-
forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmal.- , XIV. Jahrg., Wien 1688, 8. 215 bi« 217.)
Brunsmid, Jos. Tragovi predhistorvskih naseobina
U Srictnu. (Mit. einer Tafel.) Spuren einer prähi-
storischen Ansiedelung in Syrmien. (Viestnik llrvats-
koga nrkeolngickoga druztva, Godina X, Agram 1888,
p. 65 bis 71 und Tafel II.)
Campi , Luigi de. Gräber der ersten Eisenzeit, ge-
funden bei Komagnano. (Mittheilungen der K. K.
Centralcommistion zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrg-,
Wien 1888. S. 154 bis 156.)
Den Gräbern fehlen alle die Merkmale der reinen Bronze-
zeit und die charakteristischen Produkte der etruskUcbeu
Industrie, daher können sie nur einem Volke zugeschnebon
werden, welche* vor den Etruskern , zur Zeit de* ersten
Auftreten« des Eisens, in Italien gewohnt hat. Es können
nur drei Völker in Betracht gezogen werden : die Italiker,
die t'mbrer und die Ligurer. Campi entscheidet sieh für
die letzteren.
Campi, Luigi de. Stazioue preistoric« al .Dos de!
Gianicol“ presso Tucirao, (Archivio Trent ino, Trent. >
1888, 13 pp.)
De8ohmann, Karl. Neuest« Funds römischer Stein-
»arge in Laibach. Mit zwei Abbildungen im Texte.
(Mittheilungen der K. K. Centralcommission zur Er-
forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmal«, XIV. Jahrg., Wien 1888, S. 5 bis 7.)
Faaal, A. H. Die Schwedenschanze und andere vor-
geschichtliche Reste von Sobnitaan bei Teplitz. (Mit-
theilungen der K. K. Centralcommission zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kuust- und historischen
Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 48.)
Faaal, A. H. Heber heidnische Gräberfelder bei Prit-
scliapl und Eidlitx nächst Teplitz in Böhmen. (Mit-
theilungen der K. K. Centre Icommiwaiou zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale, XIV, Jahrg.. Wi«u 1888, B. 111, 112.)
Faaal, A. H. Miltheilungen Über vorgeschichtliche
Funde iu der Umgebung von Teplitz (IJebshauaen).
(Mittheilungen der K. K. Ceiitralcoininission zur Er-
forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale, XIV, Jahrg., Wien 1888, 8. 132.)
Faaal, A. H. lieber die Aufdeckung eines prähisto-
rischen Grabes in Teplitz l Böhmen). (Mittheilungen
der K. K. Centralcommi*'-ion zur Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale.
XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. S04.)
Faaal, A. H. Heber einen Gräberfund l**i Schönau
(Böhmen). (Mittbeilungen der K. K. Ceutralcommis-
Sion zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale, XIV. Jahrgang. Wien 1H88,
S. 256.)
Frankl, lieber Spuren einer prähistorischen Befestigung
in Wölch lm mittleren Levanttlmle. (Mittbeilungen
der K. K. Centralcommission zur Erforschung und
Archiv fOr Anthropologie. Bd XIX.
Erbaltum; der Kunst- und historischen Denkmale
XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 281, 282.)
Fund einer Bronzenadel hei Hohi-nem*. Mit einer
Abbildung im Texte. (Mitt heil ungen der K. K. Cen-
tralcommission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale, XI V. Jahrgaug,
Wim 1888, 8. 288.)
Die Nadel sch lies* t sich ihrer typischen Erscheinung
nach den früheren Kunden in der liegend von Hohenems
bis Feldkirch hinauf an, welche dimmtlich grösste Feber*
ehi»tinunung mit jeneu aus den schweizerischen Pfahlbauten
der reinen Bronzezeit zeigen.
Fund einer Urne mit Ringen und Beilen bei Ober-
klee, Böhmen. (Mittheilungen der K. K. Central-
commissinn zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrgaug,
Wien 1888, 8. 182, 183.)
Funde, ArcMologische, bei Nizburg und Tejfov. Mit
einer Abbildung im Texte. (Mittbeilungen der K. K.
Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrg.,
Wien, IB88j S. 55.)
Funde, Prähistorische, bei Attache. (Mittbeilungen
der K. K. Centralcommission zur Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale,
XIV. Jahrg., Wien 1868, S, 112.)
Funde von Resten der jüngeren Steinzeit zwischen
Lipa utul Chlum. {MUtheilung*-u der K. K. Central-
Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888,
8. ly.*.)
Fundstätte, Vorgeschichtliche, iu Janneric bei Znaim.
(Mittbeilungen der K. K. Centralcommission zur Er-
forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1868, 8. 281.)
Gefäss- und Knoohenfund bei Prenzig in der Nähe
von PfitSOl, Station der BustZ-hradcr Eiacrihahn. (Mit-
theilungen der K. K. Centralrnmmbsiou zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kunst - and historischen
Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 47, 48.)
Grösser. Ueber den Fund eine» römischen Inschrift*
Steines und mehrerer liest« antiker Grundmauern in
Btwvadorf, Gemeinde Althofen, Kärnten. (Mitthei-
lungen der K. K. Centralcommission zur Erforschung
und Erhaltung der Kunst- und historischen Denk-
male, XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. *205, 208.)
Der Schriftstein bestätigt eine von Dr. Kenner vor
langer Zeit ausgesprochene Verraothung, «ln*» in Althofen,
wie auch im nahen Altcnmark Bestandtbrilc einer römischen
Ortschaft und der Straaaeastntion mutarmum zu suchen
seien.
Gurlitt, W. lieber das Frnenfeld von Borvtendorf
(Mähren). (Mittbeilungen der K. K. Centraleommia-
siou zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 18H8,
8. 122 bis 124.)
Der Frnenfriedhof M-hlie«*t slch»ler von lngvald Undsid
(Das erste Auftreten de* Eisen* in Nord-Europa) zu*ammeo-
gestrllten alteren Gruppe von Fpienfeldcm an, welche in
Mähren um! Böhmen zahlreich vertreten sind. Vorsichtig
nuagedriiekt , würde also die letzte Bronze- und älteste
Efaeazrit fQr das Urnen leid von Bontendorl in Anspruch
zu nehmen «ein.
Gurlitt, W. Die Tumuli an f dem Loibenberge bei
Videm an der Save iu Steiermark. Mit einer Ab-
bildung im Texte. (Mittheiluugen der K. K. Central-
commimoa zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888,
8. 175 bis 179.)
3
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18 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Gurlitt, W. Das Urnen fehl von Bonstendorf in Mäluvn,
iMittheilutigen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Bd. XVIII, 12*8, S. SOI, 2»:).
Gurlitt, W. Die Hügelgräber vom Loibenberge bei
Vielem an der Save in Steiermark. Mit zwei Ab-
bildungen ini Texte. (Mittheiluugen der Anthropo-
logischen Gescllwlnft in Wien, 1hl. XVIII, 1888,
S. 202 bi* 204.)
Hauser, Karl. Das Gräberfeld in FrOgv im Jahre
1887. Mit zwei Abbildungen. (Mitt bedungen der
K. K, Centralcoumiisaion zur Erforschung und Er-
haltung der Kunct* und hiatoriioluni Denkmale,
XIV. Jahrg., Wieu 1888, 8. 81 bis 88.)
Die Au^rubungrti iiu Sommer 1887 gebürten zu den
erfulgreicbsten müi Jahren. Von büihstem Interesse sind
die in einem der Tumuli gefundenen Dleifigurrn und war
»«•wohl ihrer Masse nl» auch ihrer l'ornn wegen. Am
uhirrirbsten waren die niuktru inrnsdiliclirn und zwar
durchaus männlichen Figuren vertreten , Uber 80 Stück ;
nächst den Männchen waren die Reiter aus Blei am zahl-
reichsten, ungefähr 80 Stück. Man wird diesem Massen-
fund von lileitigureo gegenüber wohl toii der ursprüng-
lichen Meinung, die l»eitn ersten Vorkommen solcher Figuren
gefasst worden ist, dass sie nämlich Kinderspielzeug seien,
Abkommen tnii«s«n und wird vielmehr an eine Oromonie,
einen Begrähnl »»brauch zu denken haben. Möglicherweise
war es ein ganz localer Gebrauch, der durch den Umstand,
dass die Blingrwinnung und Verwerthang hier, ebenso wie
die Gewinnung uud Vrrwerthung des Salzes in llallstatt,
die Ursache de* grösseren Wohlstandes der Bevölkerung
gewesen, auch vollkuromeu gerechtfertigt wäre.
Hauser, Karl. Mittheilung über die Aufdeckung
eines kleinen •Amphitheaters an der alten Homer-
Stätte von Garmmtum. (Mittheiliingeii der K. K. Cen-
tralcomtuission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrgang,
Wien 18*8, H. 202.
Man hat die Unterbauten der beiden oblongen Umfassungs-
mauern uud die strahlenförmigen Kinltautcn sowie im
Mittclruuioe Theile der Pflasterung gefunden.
Heger, P. Bericht über die in den Jahren 1877 und
1878 von dem k. k. unturhistorischeu Hofmuseum
am Salz berge und am Hallia-rge bei Uallstatt nus-
geluhruui Ausgrabungen. (Mittheiluugcu der Prä-
historischen Commission der kaiserlichen Ak.olcmie
der Wissenschaften, Nr. 1, Wien 1888, 8. 33 If.)
Hoernes , Moria. Die Grät*erfelder an der Wallburg
von 8t- Michael bei Adelsberg in Kraiu. Mit vier
Tafeln und sechs Illustrationen im Texte. (Mitthei-
lungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien.
XVllL Bd., 1888, 8. 217 bis 248 und Tafel 11!
bis VI.)
Inhalt ; I. Der Fundort: 1. tage und Umgebung. 2. Der
„Grad“ und die Gräberfelder. — 11. Fund bericht: 1. Frühere
Funde. 2. Ausgrabungen im Jahre 188ü: a) Za Polln**,
b) Pod Kazulem, c) Pod liackovcam, d) Mackove. 3) Aus-
grabungen im Jahre 1888: a) Z» l’olsno, b) Pod Ka/ulem,
c) Grad und Msckovc. — Hl. Verzeichnis» der Kunde:
A. Pod Kazulem. 1. Thongcfju*c: a) Urnen, b) Schalen.
2. Beigaben : a) Bronze, L) Eisen, «) Perlen. B. Zn Folio«.
1. BronzcKchmucksachen uud Ferien. 2. Eisen warten und
eiserne Srhtuuckgegeiutäade. C. Pod Mackovratn. D. Mac-
kove. K. Jüngere Gräberfelder (vorwiegend I’od Mackovcam,
einiges auch Za l’olsno). 1. Bronzen. 2. Ferien. F. Zer-
streute Funde. — IV. Zur Vorgeschichte de* Kundgebietes.
1. Nachrichten Straho**. 2. Angaben de* Flinius.
3. Berichte Appian’s. 4. Die Grenze der eis- und trans-
alpinen Japuden. 5. Schlusshemerkungen.
Hoernes, Moria. Generalbericht über die Ausgra-
bungen auf der Gurina. (Mittheilungeu der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien, XV111. lld., 1888,
Sitzungsberichte S. 53 bis 53.)
Hoernes, Moriz. Zur Frage der ältesten Beziehungen
zwischen Mittel- und 8üd-Ruro|a. (Mittheilungen
der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd .
•1888, Sitzungsberichte S. 57 bis 61.)
Hoernes, Moriz. Bericht Uber die F.xenrsion der
Anthropologischen Gesellschaft nach Hip|iersdorf und
Groas-Weikersdorf zum Besuche verschiedener urge-
srhichtlicher Fundplätze und Bauwerke, ausgeführt
am 17. Juni 1888 unter der Führung des Herrn
Ignaz Spöttl. (Mittheilungen der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd., 18H8, Sitzungs-
bericht«- S. 71, 72.1
Hoernes, Moria. Notizen und Nachträge zu älteren
Erwerbungen und Mittheiluugeu der Anthropologi-
schen Gesellschaft. (Mit »heil ungen der Anthropolo-
gischen Gesellsehalt in Wmb, XVIII. Bd. , 1888,
Sitzungsberichte 8. 88 bi» 88.)
Hoernes, Moria. Fernere Zusätze zu älteren Mit-
thciluiigeii der Antliropologischen Gesellschaft. (Mit-
tlieilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wieu. XVIII. Bd., 18M8, Sitzungsberichte 8. 94, 95.)
Hrase. Prähistorische Funde in Nabofsa l>ei Neu-
stadt ». d. M. ( Mittheilungen der K. K. Central-
commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
nnd historischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888,
8. 221.)
Hrase. Mittheilungen über eine Heidengrabstätte bei
Bechyn. (Mittheilungen der K. K. Centralcommission
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und histo-
rischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 281.)
Jakach, August von. Bericht über den Homer* tein-
fund zu Allersdorf im Lavautthalc. Mit einer Ab-
bildung im Texte. (Mittheilungen der K. K. Central -
Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrgang,
Wien, 1888, 8. 134, 135.)
Jelinek, Bretialav. Auszüge urgeschichtlicben In-
halts aus den Pnmätky Archscologickä a Mtstopisod,
Bd. XJV, Prag 1887. (Mittheilung* n der Anthropo-
logischen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd., 1888,
Sitzungsberichte 8. 62.)
Jenny, Samuel. Bauliche L’eberr**te eines Privat*
bade* in der Oberstadt von Brigantium. Mit einer
Abbildung im Tezte (Mittheilungvii der K. K. Oen-
tralcommi»sion zur Erforschung und Erhaltuug der
Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrg., Wien
1822, 8. 3 bis 5.)
Jenny, Samuel. Fund einer eisernen Schwenkung«
im Hafen von Bregenz. (Mittheiltnigen der K. K.
Ceiitralcommissjon zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und historischen Denkmale, XIV. Jahrg.,
Wien 1888, 8. 280, 28!.)
Fundort, Form und Bc«*:]ia(fenhett der Klinge weiwn auf
die La Tene-Zeit.
Kaltenegger, Fd. Zur Kritik des Herrn Professor
Dr. Martin Wilcken* über die Abhandlung:
„Iberisches Hornvieh in den Tiroler und Schweizer
Alpen.* {Mittheilungen der Anthropologischen Ge-
sellschaft in Wien, XV1I1. Bd., 1888, Sitzungsberichte
S. 40 bi* 42.)
Vcrgl. ßd. XIV* um! XV Jcr MtUhetlungrn der Anthro*
|Hilugi»thni Gesellschaft in Wien und uuten Wilckens.
Karner, Lambert. Künstliche Hohlen in Biberbach
(Ninderö*t«rreich). (Mittheilungen der K. K. Cen-
tralcotnmUsion zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und hiHtorischeu Denkmale, XIV. Jahrg.,
Wien 1888, 8. 221 bis 224.)
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Urgeschichte und Archäologie. 19
Koudelka, Florian. Vorgeschichtliche Altert Immer
Hin Uheintorge bei Eiben«chitz in Mlibmn. (Mit-
t heil uugen der Anthropologischen GeMlIncImlt in Wien,
XV UL Bd., iphh. Starangzberichte s. 49 bis 51,)
Krahuletz, J. lieber urge«chicbt liehe Kunde und
Fundplätze in Niedsrösterreick. iMittheilungeu der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Will, Bd.,
1888, Sitxuugstorichte 8. 85, 86.)
Inhalt: I. Grübe r toi $t»iz«iid«rf nirlwt Eggenburg.
2. Aschengruben in drr Näh* von Eggenburg. 3* Fund-
stelle „Brtindl* bei Pulknu. 4. Fundstelle Gri>**-Rciperj*-
dort'. 5. Pfarrern' ald toi Mürtersdurf. 6. Funddelle Mi«*
eingdorf.
Kupferbeil, Ein prähistorisches, aus Kremsier. Mit
einer Abbildung im Texte. (Mittheilungeu der K. K.
Centralcommissiou zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst* und historischen Denkmale, XIV. Jahrg.,
Wien 1888, 8. 48, 4«.)
Leger, Frone, lieber einen Depotfund von Bronze-
celten bei Krön- Koritschcu. iMittheilungeu der Au*
thropologi«chen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd.,
1888, Ritzuiigstorichte 8. 37, 38.)
Leinmüller, l'eber Gräberfunde in einer IlügelUdme
von Gross - L»k in Unter* Krain (politischer Bezirk
Rudolf* werth). (Mittheilungeu der K. K. Central*
oonuDiMion sor Eriimoliuag and Erhalt oog der
Kunst- und historischen Deukniale, XIV, Jahrg.,
Wien 1888, 8. 195, 196.
Ljubic , B. Prvo odkric« predhistorickog selista ix
kamene dobe u nuscj zemlji. (Erste Aufdeckung
prähistorischer Wohnstätten in Kroatien.) Mit einer
Tafel. (Viestnik Hrvatskoga arkeologiekoga druztva,
Uodina X, Agram 1888, 8, I, 2.)
Ljubic, S. Npoineuici osobita lika i* kamene dobe,
odkritf u Daliuaciji, a sada u arkeol. muzeju u Za*
grehu. (Usborreste von eigenthiimlicher Form aus
der Steinzeit, aufgefunden in Dalmatien, jetzt im
archäologischen Muo*um in Agram befindlich.) Mit
einer Tafel. (Viestmk Hrvatskoga arkeologirkoga
druztva, Godina X, Agram 1888, 8.» bi* 5 u. Taf. I.)
Lüsaner. Archäologische Funde bei Lipany und in
Kuniggrktz. Mi t zwei Abbildungeu im Texte. (Mit-
theilungen der K. K, Ceiitralcouimisuoii zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kunst* und historischen
Denkmale, XIV, Jahrg., Wien 1888, 8. 253, 256.)
M&kowsky, Alex. Der Löss von Brünn und »eine
Einschlüsse an diluvialen Thiereti und Menschen.
Mit sieben Tafeln. (Verhandlungen des naiur forschen-
den Vereins in Brünn, Bd. XXVI.)
MaakA, Karl J. Bericht über den Fund eines dritten
Jadeittoilr* in Mahren. Mit einer Abbildung im
Texte. (Mittlieiluiigen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien, 1kl. XVIII, 1888, Sitzungsberichte
8. I bis 6.)
Mittheilungen der K. K. Centralcommiaaion zur
Erforschung und Erhaltung der Kunst* und
historischen Denkmale. Herausgegeben unter der
Leitung Sr. Excellenz des Präsidenten dieser Com-
mission Dr. Joseph Alexander Freiherrn v. Hel*
fort. XIV. Jahrgang. Neue Folge der Mittlieilungen
der K. K. CoDtralcommission zur Erforschung und
Erhaltung von Baadenktnalen. Redacteur: Dr. Karl
Lind. Wien, in Commission toi Kutosta und Voigt,
1888. 289 8. mit IS Tafeln und 139 in den Text
gedruckten Illustrationen. 4°. 8 fl.
Mittheilungen der Prähistorischen Commission
der kaiserlichen Akademie der Wissen achaften.
Nr. 1, 1887, Herausgegeton von der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften in Wieu. Mit einer
Karte und MO Abbildungen im Texte. Wien 1888.
40 8. 4°.
Mittheilungen der Anthropologischen Geaell-
aohaft in Wien. Redactionscomit^ : Franz Kitter
von Hauer, M. Much, Friedrich Müller,
8. Wahrmann, A. Weisbach, J. Woldrich.
Redacteur: Franz Heger. Will. Band. (Der neuen
Folge VIII. Band.) Mit acht Tafeln und 79 Ab-
bildungen im Texte. Wien, in Commission toi Alfred
H61der, 1888. VI, 288 8. und 96 8. Sitzungsberichte. 4°.
Moser, Carl, lieber Funde auf zwei Castellieri in
Istrien. (Mitthsilungeu der Authro|>ologischen Ge-
sellschaft in Wien, XVIII. Bd., 1888, Sitzungsbericht«
S. 89.)
Gefunden wurden zahlreiche Thongefässe, Bronzen, Iw-
artoitete Thierknoehen etc., die «ich nicht wesentlich von
den auf dem Gräberfelds in Piuai'tu gemachten unter-
scheiden und von deouclton Volke torauruhreu scheinen.
Moser, Carl. Untersuchungen prähistorischer und römi-
scher Kundstätteu im Küsteulande in Krain. (Mit*
theilungen der Prähistorischen Commission der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften , Nr. I. Wien
1888, 8. 7 f.)
Much, Matthäus. Der Bnmzeschatz von Grehin*
Gradac in der Herzegovina. Mit elf Abbildungen im
Texte. (Mittheilungen der K. K. OntnUcominiHifion
zur Erforschung und Erhaltung der Kunst* und histo-
rischen Denkmale, XIV. Jahrg. , Wien 1888, 8. 7
bl« 15.)
Müllner, Alphonao. Römische Fund« in Laibach.
Mit einer Abbildung im Texte. (Mittheilungen der
K. K. Centraleommisaion zur Erforschung and Er*
haltung der Kunst- und historischen Denkmale,
XIV. Jahrg., Wien 1888. 8. 173 bis 175.)
Pichler, Frit*. Das Zolfeld in Kärnten. (Gesatnnil-
iitorsicht seiner antiquarischen Schätze.) iMitthei-
lutigen der K. K. Centralcommission zur Erforschung
und Erhaltung der Kunst* iiud historischeu Denk-
male. XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 247 bis 254.)
Polak, J. E. Die Metalle nach persischen Quellen.
(Mitthei lungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien. XVlll. Bd., 18*8, Sitzungsberichte 8. 6 bi* 8.)
Radio, Frano, I Vuletic -Vukasovid. Tri nova
prvdhiatoricka predmeta s otoko Korcule. (Drei neue
prähistorische Gegenstände von der Insel Curzola.)
(Viestnik Ilrvatskoga arkeologickoga druztva, Go-
dina x, Agram imhh, k. 4«, 47.)
Radimnky, V., und J. Bzombathy. Ur geschieht liehe
Forschungen in der Umgegend von Wies in Mittel-
Steiermark. III. HH 46 Text ■ Illustrationen und
3 Tafeln. (MittheiUingen der Anthropologischen Ge-
sellschaft in Wien, XVIII. Band, 1888, 8. 77 bis 108.)
Drr erste und zweite Bericht finden sich in den Mit-
iheilungcn derselbe« Gesellschaft, Baad XIII, S. 41 ff. und
Band XV, 8. 117 ff. Inhalt: B. Tumult der römischen
Periode.
Riohter, Johannes. Belicht iitor Ausgrabungen und
Funde aus vorgeschichtlicher ’/^it in Schwaben. (Mit*
tbeilangen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
XY11I. Bd-, 1888, Siumigsttenchte 8. 17 bis 30.)
Schneider, L. Eine Werkstätte von Feuerstein-
Instrumenten toi dem Dorfe Bukvice unweit Jicln.
(Mittheilungen der K. K. Centralcommission zur Er-
forschung und Erhaltung d«*r Kunst- und historischen
Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888, 8. 202, 203.)
Sitzungsberichte der anthropologischen Gesell-
schaft in Wien. Anhang zu den Mittheilungen der
Gesellschaft und sepzmtim. 1888, Nr. I bis 8, Januar
bis December 1888. 96 8. 4*.
3*
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2«
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Strnad. Ueber einen kupfernen Flachtneissel aus
Prisimasy bei Böhmisch- Brod. Mit einer Abbildung
im Taste. (Mittbeüungen der K. K. C«ntr»U«un-
mission sur Erfoncbung und Erhaltung der Kunst-
und liUlorbcheu Denkmale, XIV. Jahrg., Wien 1888,
8. Ul.)
Strnad. Uelwr die Ergebnisse einer im Frühjahre
1887 auf dem Berge Hradistc ausgeführteti Eröffnung
einen Urnen felde*. < Mittheilungen der K. K. Central-
Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Baudenkmal«, XIV, Jahrg., Wien 1888,
8. 200.)
Dn* Grsbfeld, nn der Stra*»e von ßlntaa nach I’i-ek
beim Dorfs Skvorrtic gelegen, «dl narb den abweichenden
Meinungen 100 bi* 500 Gräber enthalten. Säwmtlir he
Gräber «cbeinen Stcinkbtengräber gewesen au sein und der
HalUtätter Periode anaugrhoren.
Szombathy, Josef. Drei Jadmtbeilchcn und ein 8er-
|M*ntiiihammer von Zala ApAtlii (Ungarn). Mit zwei
Abbildungen im Text*. (Mittheilungen der Authro-
pologbcht-n Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd., 1*888,
Sitzungsberichte 8. 11, 12.)
Vergl. oben Fritz Berwerth.
Szombatliy, Joaef. (Jeher einige Fundatücke aus
Gräbern bei Klein -Hademdorf nächst Poisdorf in
Viedsrihtsmiefa. Mit einer Abbildung im Texte.
4 Mittlieilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, XVIII. Bd., 1888, Sitzungsbericht« 8. 14 bis 18.)
Szombathy, Josef. Ceber drei eigenthümliche Bronze-
ach werter, angeblich aus einem Tumulua in der Ge-
meinde St. Michael, Bezirk Bleiberg in Kärnten,
stammend. Mit einer Abbildung im Texte. (Mit-
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, XVIII. Bd-, 1888, Sitzungsbericht# 8. 16.)
Szonibatliv hält dies« drei Schwerter nicht für echt
und alt.
Szombathy, Josef. Heber moderne Fibeln aua dem
Gebiete «1er Büdost- Alpe». Mil 5 Abbildungen itn
Text«». (Mittheüungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien, XVIII. Bd., 1888, Sitzungsberichte
8. 17.)
Bcombathy, Josef. La T&ne-Funde von Nassen fass
in Kraiu. iM>tt bedungen der Anthropologischen Ge-
sellschaft in Wien, XVltL Bd., 1888. Sitzungsberichte
8. 82 bis 94.)
Szombathy, Josef. Ausgrabungen am Balzberge bei
Hall-tatt. 1886. Mit einer Kart«. (Mittheilungeu der
Prähistorischen Commission der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften, lieft 1, Wien 1888, 8. 1 f.)
Tappeiner, Franz. Grabungen und l-'unde im Puster-
und Kisackthale im Jahre 1887. (Mittheilungen der
K. K. Centralcommission zur Erforschung und Er-
haltung der Kunst- und historischen Denkmale,
XIV. Jahrg., Wie« 1888, 8. 100 bis 108.)
1) Bruneck. 2) Bad Bergfall bei Olsog im Pu»t«rthsle.
3) Lienz. 4) Ampezzo. 5) Elvas bei Briten: Aufdeckung
dreier germanischer Reihengriber de* Uajuvaris* hen Hauses.
6) Sterziug.
TeglAs, Gabriel. Prähistorische Gold- und Stein-
g ruhen hau werk zeuge aus Dacien. Mit einer Tafel,
{üestenviclilsche Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen, XXXVI. Jahrg., 1888.)
Tomaschek, Wilhelm. Die Zinngewinuung und
lironzelMürejtuug in Asien. (Mittheilungen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd., 1888,
Sitzungsberichte B, 8 bis 11.)
Trapp, Moriz. Weitere Berichte ütmr Erdställe in
Mähren. 1. Die Erdlöcher von Syrovin bei Bisenz.
2. Btribrnic unweit Buchlau. 3. iiozna nächst Bern-
stein. 4. Wrahowitx bei Frossnitx. 5. Die unter-
irdischen Gänge zu Brangendorf bei Zwittan. (Mit-
theilungen der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, XVIII. Bd., IBM, Sitzungslkericht»* &SBUl4k)
Trapp, Moriz. Verzeichnis* der bisher bekannten
Erdntälle (Lochy) in Mähren. | Mittheilungen der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XV UI. Bd.,
1888, Sitzungsberichte 8. 61, 62.)
Vieatnik Hrvatskoga arkeologickoga druztva.
Godina X. t* Zagreb» 1888. 128 S. 8°.
Vulotic - Vukazovic. Biljiske o predhistorickij«m
goniilania. spiltuna i t. d. 11 Herceg-Bo«ni. (Bemer-
kungen über prähistorische Hügel, Höhlen etc. in der
Herzegowina und in Bosnien.) (Viestnik Hrvatskog»
arkeologickoga druztva, Godina X, Agrain 1888,
S. 110 bis 118.)
Wang, N. Die Ergebnis«? der Urgeschichtsforschong
in Oesterreich -Ungarn. (Oesterreichiach • ungarische
Revue, Jahrg. 1887.)
Wankel. Das Museum in Ohnütz. Mit drei Abbil-
dungen im Texte. (Mittheilungen der K. K. Central-
Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale, XIV. .Jahrg,, Wien 1888,
B. 243 bis 246.)
Beruht über die Thfttlgkeit Wanke l’s und «Je* Museums
in Ulmin? in der letzten verHoMeneo Zeit : a) Nachgra-
bungen auf dem UrnenfeMe von Tr sic beiUlmüti; b) Unter-
suchung «Irr Kügelgrälwr bei Kremser ; c) die im Jahre
1H87 im Weichbilde der Sta.lt Ulmütx aufgeschlossenen
Ptshlbaureste.
Wiener, Fr. R. von. Ein Seitenstuck zur Fibula de«
Frankonkönig* Childerich I. Mit «‘iuer Tafel. (Zeit-
schrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg,
llorausgegebeu von dem Verwalt ungsausachuase des-
selben. Dritte Folge, 32. Heft. Innsbruck 1888, 8.123
bis 188.)
Eine hSckst interessante Fibula au* der Volkerwande-
rvngsperiode, in der arrhäo|ogi*chen Sammlung de» Ferdi-
nandeum* befindlich , welche unter den frühgerroanischen
Schmuckgegenstäiolen eine hervorragende Stellung ein-
uiimtit. Es i»t eine „Arrabrust-Oiarnier-FibuU mit Zwiebel-
kuoj-'teii“ von sehr eigcnthüinlicher Con*trurtJon. Ein her-
vorragende* artliäologiftche* luteres«* wird ihr durch den
Um-tuml verliehen, da?«* sie mit der Fibula de* Franken
konig« Childerich I. in der frappantesten Wei*r uberein-
stimmt. Wieser setzt beide Fibeln in die zweite Hälfte
re*p. den Ausgang de* 5. Jahrhunderts.
Wilkens, Martin. Erwiderung auf die .thatsäc bliche
Berichtigung- di* kaiserl. Bithit Prof. Ftfd. Kal-
ten eggt-r über iberisches Hornvieh in d<*n Tiroler
und Schweizer Alpen. (Miuheilnng-n «1er Anthropo-
logischen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd. , 1888,
Sitzungsberichte 8. 55, 56.)
Woldfich, J. N. Anseigi der in bulgarischer Sprach©
und Schrift verfassten Publication «ler Gebrüder
Bkorpil: Pamvtnici iz ßulgarvko. Dil I, cast I,
Trakia. S jedua tabliea, I© Hgury a jedna kartuka
v tekst. (Denkmäler Bulgariens. Erster Bund, erster
Theil . Thracieo, mit einer Tafel, zehn Figuren und
einer Karte im Texte. Sofia 1888.) Mit sechs Ab-
bildungen im Texte. (Mittheilungeu der Anthropolo-
gischen Gesellschaft in Wien, XVIII. Bd. , 1888,
8. 285 bis 288.)
Woldrioh, J. N. Neue Funde aus Jinonic, üross-
Lipno und Ploscha in Bobinen. (Mittheilungen der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XVllI. Bd.,
1886. Sitzungsberichte 8. 67.)
Woainaky, Mauritius. Das prähistorisch* Schanz-
werk von Lcngyel , seine Erbauer und Bewohner.
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21
Urgeschichte und Archäologie.
Eilten H**ft. Autoriftirt« deutsche Au^al»*. Buda-
pest, Madrid» Kiliii« 10*8.
Verjl. die Besprechung im Correspondeiiz • Ulatt der
deutschen GeHrlUchuit für Anthropologie etc., XIX. Jahrg.,
München 1888, S. *24.
Böhmen.
(Von Dr. Lubor Niederlo.)
BakoBovn. L. Pnudiiiitorickr patnatky I. Poiouostrov
Krym. (Prähistorische Denkmäler I. der Halbinsel
Krim.) Zeitediriftdaa patriot. MoMQnvtniM, Bd. IV,
8. 21. Olmfitz 1887.
lieber die Höhlenwohnungen (pe-cery) in Krim.
B&koBOva, L. SlovanakA pountaony a Klältcry t. zo.
meteöry. (Die elawiscbt-n Einsifdlergrotteu und F*l*en-
k lost er, sogen. Meteoren.) ZeitM-hritt den patriot.
Museum Vereines, Bd. IV*. H. 13*2. Olmiitz 1887.
Bericht über den Vortrag des Prof. Anton ovic heim
letzten ar.häol. CongrehS zu Odessa. Frau Bnkelov«
meint, das» die mährischen Höhlenwohnungen , sogenannte
„lochy“, eine analoge Bedeutung hatten, wie die „Meteoren“.
Cfutopia. Vlastenecketro muzejniho *polku olouuickfdin.
(Zeitschrift de» patriotischen Museum vereine« in Ol-
uiutz.) Redactor Dr. II. Wanke 1, K. K. Consarvator,
und W. Houdek. Jakrg. IV, V. ülmötz 1887, 1888.
Cerm&k, KU. Archacologick£ pfispeoky * CA»lav»ka:
Vyzkumy na Ilrüdku v Cäslavi. (Archäologische
Beiträge aus der Gegend von Caslan : Die Forschnn-
gen auf dem „HAdrek* hei Caslau.) OlllU 1888.
Siehe die Hubrik der Referate.
CermAk , Kl. Bavek lidatva evropak4ho. I. Doba
Khiihih*. (Die Urzeit. Europa». L Die Steinzeit.)
Prag 1887.
Ganz populär.
CermAk , Kl. HrAdek pod Viel Skalou nad Bilym
Podolem ve vych Cecbäch. (Die UurgstAtte unter
der Viel Skala lau Jlily Podol in Oatbühmeu.)
Arehäolog. und topograph, Denkmäler, bd. XIV, Heft 2,
8. y». Prag 1887.
Enthält auch einen Bericht über die Burgstätte bei
Trebnnin bei Caslau.
CermAk, Kl. ZprAva o nftlezu u Koudelova blize
Caalavi. (Bericht Über einen Fund bei Koudelov in
der Nähe von Caslau.) Archaolog. und topograph.
Denkmäler. Bd. XIV', Heft 3, 8. 158. Prag 1887.
Leider ohne Abbildungen.
Comto, Auguste. Bociologie. Nach dem Auszüge
von J.Rig übersetzt von R. Brejcba. Prag (L. Ma-
mryk) 1889. (Böhmisch.)
Divis Cistocky, W. Pracov, »tat»' hradiste na ree©
Chrudimce. (Pracov, alte BiirgiUtte an dein Flusse
(Ilirudimka.) Arehäolog. und topograph. Denkmäler,
Rd. XIV, Heft I, S. 45. Prag 18$?.
Im Walle wurden Broiuesachen gefunden.
Divis - Cistecky , W. ZprAva o pohrebisti u Truovä
u Pardubic. (Bericht über eine Grubatätte bei TrnovA
bei Pardubic.) Arehäolog. und topograph. Denk-
mäler, Bd. XJV, lieft I, 8. 52. Prag 1887.
Hasoovec, L. O kapacite leliecene a jejSro merenl.
(Ueber die BchildelcapacitÄt und ihre Messung.) In
der Zeitschrift „V©wnlrJ, Bd. XVIII, 8. 2.30, 50, 80,
98. Prag 1888.
Km Auszug au» der Abhandlung von H. Welcher „die
Ciipat Hat und die drei HaupldurrhmeKver der Schädel*
kapoel* im Archiv für Anthropologie, Jahrg. 1888.
HnvelkovA, VI. O »tarobylosti närodrniho vy&WAni
tnoravsklho. (Ueber die Alterthünillchkeit der mähri-
sehen Nationulsliekerei) Zeitschrift de» patriot,
Museum vereine«, IW. V, 8. 9. Olmiitz 1888.
Havelkova, VI. (> »tarobyloeti rcmesla Kovnnklho
ii Hlovanü. (Ueber die Altert hfimlielikeit dr» Schmied-
Handwerke» bei den Slawen.) Zeitschrift de» patriot.
Museum vereine». Bd. V. 8. 106. Olmiitz 1888.
Heyduk, J. 0 mohvlovych pnmätntcich zApadniho
Kitvkazu. (Ueber die grabhögriurtigen Denkmäler
im westlichen Kaukasus.) Zeit«chrift des patriot.
Muneumvemn©», RI. V, 8. 101, |rtö Olmütz 1888.
Holuby, J. L. Este nieco o nälezDkAch »tamzitnoetl
v Bosackej doline. (Einige Nachträge zu dem Be-
richte über die Fundstätten von Alterthftmern in der
Bosackw Dolina.) Hlovenske Pohladv 1888, 8. 18, 30.
Holuby, J. L. Naleziska starozitnosti v Bosäckej
Doline v jlbosäpaduotn K nte trrncauskej stolice. (Die
Fundstätten von Alterth Ürnern in der Bosncka Dolina,
in dem südwestlichen Winkel des Trencinez Stuhles,
Ungarn.) Sloveunke Pohlady 1887, S. 217.
Ueber einige Burgstatten in der ungarischen Slowakei.
Hostas, K., Dr. Mohyly na llusine u Klatov. (Die
Grabhügel auf dem Berge Husin bei KlatUu.)
Arehäolog. und topograph. Denkmäler. Bd. XIV,
Heft l, 8. 3. Prag 1887.
Siehe die Rubrik der Referate.
Houdek, W. Hradisko Hcwtynskl. (Die Burgstätte
auf dem Berge Hostyn in Mähren.) Zeitschrift des
patriot. Museum vereine», Bd. V, S 1. Olmiitz 1888.
Houdek, W. O »taroslovanskych hradech. (Ueber
die altslawischen Burgen.) Zeitschrift des patriot.
Museum vereine», Bd. IV, 8. 7, 58, 100, 154. Olmütz
1887.
Siebe die Rubrik der Referate.
Jirecek , Konst. , Dr. Ceetv po Balharsku. (Rei-
»en in Bulgarien.) Lin Aufträge de» böhmischen
Museums. Prag 1888.
Siebe die Rubrik der Referate.
Kram Ar , J. O Kulr.urnitn vyxoamu prAdla. (Ueber
die culturelh* Bedeutung der Weberei.) Zeitschrift
des patriot. Mu-euniven-iiten, Bd. IV, 8. 152. Olmütz
1887.
Krch, H. Octeni studänek, Kamenu a etromii. (Ueber
Quellen-, Steine- und Bäumeverohning.) Zeitschrift
de« patriot. Museum vereine*, RI. IV, 8. 81. Olmütz
1887.
Erklärung zu einer Stelle de» Chronisten Coaina* über
diesen Cultu«, der l>ei den nlteu Böhmen noch während
der christlichen Zeit bestand.
Lang, Fr. Mohyly v Okoll MUavecakAm a ChrA»tav»*
kem ti Domasllc. (Di© Grabhügel in der Umgehung
von Milavec und Clirastava l»ei Tau*.) Archäolog.
und topograph. Denkmäler, Bd. XIV, Heft 6, 8. 307,
407. Prag 1888.
Uenclirelbuii|£ einiger höchst interessanter Funde aus den
Grabhügeln der Bronzezeit Böhmens. Leider entbehrt die
Beschreibung der erwünschten Pracision. Ist ohne Ab-
bildungen erschienen.
Leger, Fr. NAU-z piUxtavu pod Tamachovem. (Ein
Pnud von Palatiibvu bei Tamachov.) Architol. und
topograph. Denkmäler, Bd. XIV, 8. 259« Prag 1888.
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22
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Im Jahre 1887 wurden hei Tnmarhnv auf einem Fehle
mehrere l’alstäbe (MurtilleUa hkchet« k aileron) gefunden,
von denen Herr Leger 3 bekommen hat. AU die Nach-
richt d.ivon nach Wien gekommen , bee achte gleich Herr
Custos Sxombnthy den Ort und erwart* noch weitere
8 Stücke für 4m Wiener Museum. Es war dort augen-
Mi'hcinlich ein Depot vorhanden. {Cf. Sitztuigsber« «l. Wiener
intbrop» Gesellschaft ikhh, s. :>7.i
Maaka, K. J. Pfispevky k poznAni praveku rouravs-
keliu 81ovt*nska. (Beiträge zur Erkenntnis« der Ur-
zeit der mährischen Slowakei.) Zeitschrift des patriot.
Musemm •-reine*. Bd. V, 8. 17, 64. Oltnutz 1888.
NAvod. Ku sbirAui a zachranovnni starozitiiosti. (An-
l«itimg zum Sammelt) und Aufb« wahren der Alter*
thiimer.) 20 S. mit vielen Abbildungen. Oltnütz 1888.
Palliardi, J. Fred ln stör kk«* pumutky mc*tn Ztiojmn.
{Die prähistorischen Denkmäler der Stadt Zuaim.)
Zeitschrift des patriot. Museumvereiues, Bd. V, S. 33,
113, IM*. Olmütz 1888.
Siebe die Rubrik der Referate.
Palliardi, J. O provrtanyoh nAstrojich Kamenuych
na Zuojeuisku nakzenych. (Uel>er die durchbohrten
Steiuworkzeug«*, gefunden in der Umgegend von
Znaim in Mähren.) Zeitschrift des patriot. Museum*
vereine*, Ild. V, 8. 27. Olmütz 1888.
Pamütky arehaeologickd a rniztopienö. {DU» archäo-
logischen und topographischen Denkmäler.) Bodactor
Dr. J. I«, Pic. im. xiv, J*hrg. 1887. INI. Prag.
Die einzelnen Artikel siehe unter «1er Rubrik der Refe-
rate und Literatur.
Pic, J. L. Dr, Jak vypadali nasi predkovd. {W i®
unsere Vorfahren kumlicn.) Archäolog. und topu-
graph. Denkmäler, Bd. XIV, Heft 1, 8. 14. Prag 1887.
Siehe die Rubrik der Refrrate.
Pid, J. I*. Dr. LAzuo itaroslavauskA, {Alulavisclie
Bäder.) Archäolog. und topograph. Denkmäler,
Bd. XIV, Heft 2, H. dl. Prag 1H«7.
Siehe die Rubrik der Referate.
Pic, J. L., Dr. Muzsky a jelm okoli v oldedu arclmeo-
loglckem. {Der Burg .Muzsky“ und seine Umgebung
iu archäologischer Hinsicht.) Archäolog. und topo-
graph. Denkmäler, Bd. XIV, Hell 7, 8. .'129. Prag
1888.
Auf dem Berge .Mnzsky* bei Müuchengrätx beiindet
■ich eine grosse Hurgstätte und andere in der Umgebung.
Aurh einige Grabstätten sind entdeckt (beim Dürfe Srijany,
Snvenice, Dobri Viidn, Sol* o. n.) Das gröwte ltitere*.«*
erwecken die alten FeLen Wohnungen ( in denen aber nur
Scherben von (tefässen spateren Typus gefunden sind.
Einige sind bis jetzt bewohnt (hei Vaiecov.) Von dieser
Gegend aus zieht »ich eine zweifache Reihe von Burg*
statten nach Osten bis /um Koniginhof and Hark. Herr
Pic gelangt nun /um Schluss, dass sich hier die befotigte
Grenze zwischen zwei althöhmisrhen Stämmen, Chorvaten
und Psovaner, befand.
Pliftke, K , Dr. Hin Beitrag zur Errichtung von
ethnographischen Sammlungen im ueueu böhmischen
Museutn. (Böhmisch in der Zeitschrift Vesmir 1888,
8. 206.) Prag.
Podhorsky , J. M. O ndpndkovyrlt hromadnch eilt
kjokkcuruiidditigäch dänakyeh. (IVber die Kjökken-
möddinger in Dänemark.) ln der Zeitschrift .Vesmir“,
Bd. XVIII, 8. 23. Prag. 1888.
Pokorny, W. tlromnduy nälex brouzovycli artefaktü
im Stnizi h Radetic. {Kitt De|k»lfund von Bronze,
artefucteri auf der HtrAz bei Kad«’-tire.) Archäolog.
uud topograph. Denkmäler, Bd. XIV, Heft 3, 8. 130.
Prag 1887.
Ein Depotfund von zerbrochenen Artefakten. (Sicheln,
Haarnadeln, Draht»piralen.) Typus der Uebrrg;*ng*aeit von
Bronze zur HalLtattperiode.
Popelka, B. Obraty z praveku evropskfho lid«tva.
(Bilder au« der Urzeit de* europäischen Menschen.)
S. 164. Gross-Mesekitscli 1889.
Populäres Bock.
Schmidt, W. Xjilezistc stai-ozitnusti .na Bcchove“
„Zooknovsl“^ (Die Fundstätte von Alterthümern
„na Bechove* bei Zo«denove*.) Archäolog. und
topograph. Denkmäler, 11*1. XIV, Heft. 2, 8. 97. Prag
1887.
Gruben mit Asche, Schellen und Knochen.
Slavik , Prokop. NAIez v N’rne« kem Drude. (Bin
Fund in DeuUrhbrod.) Archiiol. und topograph.
Denkmäler, Bd. XIV’, Heft 3, 8. 161. Prag 1*87.
3 Gruben mit Scherben und ganzen Gelassen in mehreren
Etagen über einander. Auch ELeusaehen dabei vorhanden,
Smolik, J. Hroby u Libcevsi. (Gräber bei Libcevea).
Archäolog. und topograph. Denkmäler, Bd. XIV,
Heft 7, 8. 363. Prag 1*88.
Siehe die Rubrik der Reterate.
Smolik, J. I.ti Tru*. Archäolog. und topograph.
Denkmäler, Bd. XIV, Heft 3, 8. I. Prag 1888.
Ein Resutne der Resultate , hauptsächlich nach dem
Werke: ,La Tene, un oppidnm helrete“ von V. Gross.
Spöttl, J. MedeuA tu-kera nalezcnA na Moravc. (Ein
Kupferbeil, gefunden in Mähren.) Zeitschrift des
patriot. Muzeum vereine« , Bd. IV , 8. 101. Olmiiu
1887.
Ein kupfernes Pracht beit, gefunden bei llodontn.
StrAncckA, Fr. O srnonalosti jmen Halir a Hall.
(Uelw die Uchereinstinimung der Namen , Italic *
(Galicien) und Hall ) Zeitschrift des patriot. Museum-
Vereine», Bd. IV, 8. 14. Olmütz 1887.
Beide Namen werden von «lera griechisch«» üXf (Salz)
abgeleitet.
Strnad, J, ZurovA hroby u bkvoretic u HlutuA. (Die
Brandgräber bei Skvoretic* bei BUtnA.) Archäolog.
und topograph. Denkmäler, Bd. XIV', n«ft 6, 8. 322.
Prag. 1888.
lu der Nähe vom genannten Orte befand «Ich ein Einen*
fnedbuf mit ca. '*00 Gräbern, wurde jedoch ziemlich unwissen-
scbaftln h vom linron Koller ausgebeutet. Fast in jeder
Grube liefand sich unter einem Gewölbe Urne mit Bei
gabrn (aus Bronze und Ki»rn). Auch GHasse aus Bronze
wurden gefunden. Alles beiindet sich in der Sammlung
de« Schlosse* in SkvoTvtir.
Vlach, J., Dr. Ethnographie. II. Theil. (Böhmi*<'li.)
Der erste Theil de» 1888 er Jahrganges des Mali«1«
Lidu.) Prag 1888.
Ein populäres Buch.
Vlach, J., Dr. Ueber einige Ansichten der Kingebn-
rvnen Afrika». (Böhmisch.) Vesmir, Jahrg. 1888.
Prag.
Wankel, H. , Dr. Kolov«* »tavby v Olomüci. (Die
Pfahlbauten in Olmütz.) Zeitschrift des patriot.
Mummhii vereinen, Bd. IV', 8. 68. Olmütz 1887.
Siehe die Rubrik der Referate.
Wunkcl, H., Dr. Iteckd Colon ie na brehQ «rnomors-
kem. (Die griechischen Colouien am Schwarzen
Meere.) Zeitschrift de* patriot. Museum Vereines,
Bd. IV, 8. 147. Olmütz 1887.
Unter Anderem wird hingewiesen auf eine Aehnlichkeit
des kleinen Engel* liei der Madonna di San Sisto mit einem
Engelehen auf einem goldenen Bleche in der Sammlung
de* Herrn Lern me.
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23
Urgeschichte und Archäologie.
W aalt© 1, II., Dr., Straneeka, Fr. a. HavelkavA, VL
Moravske Ornamenty na motavskyeh Kraslicich.
(Die Ornamente auf den mährischen Ostereiern.) Auf
Steiu gemalt von Marie Waukel. mit Text von Dr.
H. Wanket Olmüts 1888. (lin Aufträge ri«» patrioti-
schen Museum vereine* in Olmütz.)
.Siehe CorrespwidciuMntt der DtuUcben anlhr. («ri. 1889.
Zibrt, Cenek, Dr. Konzla n CAry starych Cechu. I.
(Di«* ZauWrkünste der alten Böhmen. 1. Amulette
III. s 0
Antiqua. UntorhaUtingshlatt für Freunde der Alter-
thuuiskunde. Jahrg • VI. Kcdarlion: R. Forrer.
Zürich 18W,
Anzeiger für Schwoizorisoho Altcrthumakunde.
Indicateur d’totftqoiUi Suiascs. Zürich. Ein-
undxwauzigster Jahrgang. 1888. Zürich, Commission*-
Verlag von E. Herzog, 1888. 140 8. 8°.
Birmann, M. Die Hinrichtung deutscher Stämme auf
dem l*i -ih n H«-Ivntien*. 66. Neujahrshlutt , heraus-
gegolten von der Gesellschaft zur Beförderung de*
Guten und Gemeinnützigen in lht*el. Bund, J. G. Maar,
1888.
Brandstetter, L. J. Der Gräberfund in Hochdorf.
(Gest-hichUfreund. Mitt heilurigen des historischen
Verein* der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unter-
walden und Zug, Dd. XLU, Kinsiedeln 1888.)
Bri öre. Uno nou veile trouvaille de la Station de Cor*
i-elcttc». (Anzeiger für Schwoiserloebo Alrerthum*-
künde, Jahrg. 61. Zürich 1JW8, s. 69.)
Forrer, R. La Teno- Grab von Biel. (Antiqua. Unter-
h»ltung*blatt für Freunde der AUerthumskunde,
Jahrg. vi, Zürich 1866, Nr. 2 u. ff.»
Forrer, R. Ueber primitive men schliche Statuetten.
(Antiqua. UnUrhaltungKhlatt für Freunde der Alter-
thumskunde. Jahrg. 1686, Zürich 1868, 8. 60 bis 64,
48 bi* 52 und 90, 91, mit drei Tafeln.)
Forrer, R. Die Pfahllmutenmmmlung im Hundes,
palas* zu Item. (Vom Jura zum Schwarzwald. Ge-
schichte, Lage, Land und Leute, Ikornusgegeben von
F. A. Stock er. IW. IV. Halt 6. Aarau, Sauer-
länder, 18H7.)
Qronat, A. Vorgeschichtliche Ueberrooto auf dem
M«*nt • ä • Tschuai (d. h. Opferberg). (Allgemeine
Schweizer-Zeitung vom 1. CM ober 1887, Nr. 232.)
Qronat, A. Fundbericht- au* Walli*. (Anzeiger für
Schweizerische Altert humskunde, 21. Jahrg., Zürich
1888, S. 2 bis 4.)
Heierli, J. Vorrömiaehe Gräber im Canton Zürich
(Fortsetzung). (Anzeiger für Schweizerische Alter-
thumskunde, 21. Jahrg.. Zürich 1888, 8. 4 bis 6,
und Charaktere.) Archäol. und tupograph. Denk-
raftlor, Bd. XIV, S. 86, Ul, 181, 863. Prag 1867.
Zibit Ccnok , Dr. RtaroeeskA nbyceje, prosiunArodnf
zoyky, poverv, «lavnooti, hry a »ibavy. (Altbohmi-
sebe Sitten, volk-thiimliche (iebräuche, Aberglauben,
Festlichkeiten. Spiele und Unter haUungeu.) Prag
1889.
Siehe die Itubrik der llefernte.
weiz.
:»4 bis 39, M bi* 68, 78 hi* 106 und Tafeln VII und
VIII )
Heierli, J. Zwei Gräberfelder im Canton Tessin. (Xn-
zeiger für Schweizeriaclie Alterthuinskunde, Jahrg, 21,
Zürich 1888, 8. 69 bis 71.)
Hotz, R. Frühes La Tene-Grab bei Basel. (Antiqua.
Unterhalt ungHhiiUt für Freund# der Alterthumskunde,
Jalirg. VI, Zuricli 1888, Nr. 4.)
Hunziker, J. Ueber traditionel)« Hau» typen »1*
Gegenstand ethnologischer Forschung. (Fernschau.
Jahrbuch der mittelschweizerischen geographisch-
comme reichen Gesellschaft in Aarau, Bd. II, Aaran
1887, S. 180 bi* 184.)
Vorgl. Verhandlungen der Berliner Gesellschaft fiir An-
thropologie etc., Jahrg. 1888, S. 298 bi* 300.
Küchler. Antiquarisches ans Obwalden. (Anzeiger
für Schweizerische Alterthumskunde, Jahrg. 21, Zürich
1868, S. 71, 76.)
Measikommer, H. Das Gräberfeld in der Speck.
(Antiqua. U nterhaltungsblatt für Freunde der Alter-
thumakunde, Jahrg. VI, Zürich 1889, Nr. 5.)
MoBoikommor, H. Grabfund auf der .Burg“ in Ko-
b©nk ls-i Wetzikon. (Antiqua. U nterhaltungshlatt
für Freunde der Altert humikunde, Jahrg. VI, Zürich
1888, Nr. 7, 8.)
Meaaikommer, H. Ueber die Refugien der Schweiz.
(Antiqua. Unterhaltungsblnt.t für Freunde der Alter-
thumaknnde, J.ahrg. 1888, S. 73 f.)
Au» der Vergleichung von ToptVehrrben ftcltliesst Mr»»i-
ko Hinter, dass die Bewohner der Refugien entweder den
Pfshlbauern vor&ngegsngen sind, oder aber eine, neben
jenen, mit ihnen parallel gegangene selbst -.tau di ge Land-
bevölkerung gebildet haben.
Kober, B. Thier- und Memtchenreate aus Pfahllmnten
dos Canton* Thurgau. (Antiqua. Unterhaltungahlatt
für Freunde der Alterthumskunde, Jalirg. VI, Zürich
1888, Nr. 3.)
Vouga, A. Nouvelle* f»*uilleB de la T&ne. (Antiqua.
Unterhaltungsblatt für Freunde der Altert humskundc.
Jahrg. VI, Zürich 1988, Nr. 4.)
IV. Grossbritannien.
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of England, an estimated from the Long Bone*.
(Journal of the Anthropological Institute of Great
Britaiu and lreland, VoL XVII, London 1888, p. 202
— 209.)
Bell, A. M. The later Age of Stone, eopecially in
Connection with reinain* found near Limpsfield.
Westerham 1888.
Clinch, Goorg©. Ön eotne supposed pit-dwelllt»gl at
Hayee, Kent. (Proceedingo of the Society of Anti-
quaries of I^ondon, Second Serie*, Vol. XII, Nr. 3,
188P. p. 666 — 284.)
Cookburn, J. On palaeolithic implcraent* from
the Drift Gravel* of the Singrauli Basin , South
Mirzapore. (Mit einer Abbildung ÜB Texte.)
(Journal of the Anthropologien) Institute of Great
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24 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Britain und Ireland, VoL XVII, Ijondon 1888, p. 57
— 64.)
Conder, C. K. Hittite Ethnology. (Journal of the
Anthropological Institute of Great Britain lud Ire*
Und, Vol. XVII, London 18*8, p. 137 — 158.)
Cowper, H. Sw&ineon. Note« on reeent discoveries
in Whint'ell Tarn, We*tmor«dund. (Proceeding* of
lln$ Swiei v of Antiquar!«« of London, Second Serie«,
V..|. XII, Vr. t, 168g, p, 224—227.)
Eeurwukor, J. P. The Uecent Discoverie* of Konmn
Remain« found in repairing the North Wall of tlie
City of Chester. Manchester 1888. 8°.
Elger, Thomas Öwyn. Discovery of archaeological
relic» in Red foril. (Anglo-Saxon comb.) (Mit drei Ab-
bildungen im Texte.) ( Proceedings of the Society of
Antiquarien of London, Second Seiles, Vol. XU, Nr. 1,
I8H8, p. 11«, 117.)
Ferguson, R. S. Note on reesnt discoveries at Car-
lide. (Proceedings of the Society of Antiquari*»» of
London, Second Series, Vol. XU, Nr. t, I8«8, p. 111
— IBM
Foster, W. E. Remark« on the opening of a mound
at H< dl fach, Lineolnshiru, in 18«7. (l'roceedings of
the Society of Antiquaries of I«ondon, Ki-cuud Serie«,
Toi. XII, Nr. l, 1666, p. 41—46.)
Qalton, Francis. Address delivered at the Anniver-
sar}' Meeting of the Anthropological Institute of
Great Britain and Ireland, January 24th, 188«.
(Journal of the Anthropological Institute of Great.
Britain and Ireland. YoL XVII. 1/ondon 188«, p. 346
— 354.)
Oomme, Q.Jj. On the Evidence für Mr. Mc L*nnan‘«
Tbsory of the Primitive Human Horde. (Journ. of
the Atuhrnpological Institute of Great Britain and
Ireland, Vol. XVII, London 1888, p. 118— 134.)
Vergl, unten Wake.
Harley, George. Coniparison between the Recnpera-
tlve Bodily Power of Mau in a Rüde and in a Highly
Civilised State, Illustrative of the Probable Kecupera-
tive Capacity of Men of the Stone-Age in fiurvps.
(Journal of the Anthropological Institut*» of Great
Britain and Ireland, VoL XVII, I*uidou 188«, p. 108
— 114: Discusaiou p. 114—118.)
Horsley, Viotor. Trephining in ehe Neolithic Period.
(Journal of the Antliropological Institute *»f Great
Britain and Ireland, Vol. XVII, London 1888, p. 100
— 102; Discussion p. 102—106.)
Journal, The, of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland. Vol. XVII. London,
Träbner & Co., 1888. VIII, 384 pp. und acht Tafeln.
8°. 20 »h.
Lanciani , R. Ancient Rome in the light of recent
diaiNiverie». London 1888. XXIX, 600 pp. 8°.
Capite) II: The foundntion and prebütoric life of Rornn,
p. 66 — 46*
Lewis, A. L. 8 tone Circle« near Aberdeen, (Mit einer
Tafel.) {The Journal of the Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland, Vol. XVII, London
1888, p. 44 — 57.)
Mayhew, A. L. The finnic origin of the Ary ans.
(Academy, A Record of Literatur« etc., London 1888,
April 21, p. 27«.)
Mit Bezug auf den unten genannten Au(*at* Taylor’».
Middleton. Note on the discoverv «*t‘ a Saxon ceme-
tery at Cambridge. (Proereding* *»f the Society of
Antiquaries of London, Second Serie«, Vol. XII, Nr. 2,
1888, p. 132 — 134.)
Müller, F. Max. Biographie» of wnrds and the lioine
of the ArvaiiH. London 1888. XXVII. 278 pp. 8°.
Mat Müller unternimmt e* in diesem Werke, dir neue
europai*r!ie Theorie Über die Herkunft der Arier zu be-
kämpfen an«l die alte Anriebt von der Herkunft der Arier
au« Arien, laexiehungKweisr (Yntralnricn, gegen die An-
griffe, die diexelhe erfahren, zu vertlieidigen. Vergl. die
eingehende Besprechung von K. Penka in den Mittbei-
lungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Will. Bd.,
18H8, 8. r*y bi« «2.
Nichols, W. J. Note» on recent discoveries at Toot
Hill Wood, near Beckenham. (Proceeding« of the
Societv of Antiquaries of London, Second Series,
VoL XII, Nr. 3, 1666, p. 64«, 347.)
Parker, John. Remark» on some example« of British
urn* recently discovered near Wycombe. (Proceedings
of the Rocietv of Antiquaries of London, Second
Serie«, Vol. XII, Nr. S, 1669, p. 686—646.)
Pitt Rivers, Lieutenant -General. Kxcavations in
Cranltorne Chane, near Kusbtnore, on the borden» of
Dornet and Wilt». Vol. 1. Printid privately. 1887.
254 pp. und 74 Tafeln. 4n.
Fine iiberau« gründliche und elien»o übersichtliche Dar-
«tcllung der Au*grabungen auf «lern Fundgebiete Crnnborue
Chase, welche als Vorbild fiir die Bearbeitung und Edition
ähnlicher Anlagen dienen kann. Vergl. die Anzeige von
Nadaillac in der Kerne d' Anthropologie, dirigee par
P. Topinard, XVII. annce, Pari* 1888, p. 361 — 386,
und die ltc*prrehuug von Ivudolf Virchow in der Zeit-
schrift für Ethnologie, Bd. XX, 1888, S. 162, 163.
Pitt RiverB, Lieutenant- Gonoral. On an ancient
British settlement excavatod near Kunhmor**, Salis-
bury. (Journal of the Anthropological Institut« of
Great Britain aud Ireland, Vol. XVII, London 1808,
p. 180 — 201.)
Prooeedings of the Society of Antiquaries of
London, Second Serie«. Vol. XII, Nr. 1 — III. Lon-
don 1888— 1889. 356 pp. 8®.
Read, C. U. On a bronze apearhead of unusual
form, fouml nt Hampton. (Mit einer Abbildung im
Text«*.) (Proceeding* of the Society of Antiquaries of
London, Second Serie«, Vol. XII, Nr. 3, 188», p. 274,
276.)
Review, The Archaeological, a Journal of Historie
and Prehistoric Autiquitie»; Editor: G. L. Gomtne.
Vol. 1, Nr. I. London Ihkx. 8®.
Hat dem Referenten nicht Vorgelegen.
Sayce, A. H. Add re» io the Anthropological Section
of th« British Association at Manchester. (Journal
of the Anthropologie*! Institute of Great Britain and
Inland, Vot XVIl. lioudon 1**8, p. 16« — 181.)
Skertchly, Sydney B. J. On the Occurrenre of
Stone Mortars in the Anr.ient (Pliocene?) River Gra-
vels of Butte County, California. (Mit einer Tafel )
(Journal of t)i« Anthropological Institut« of Great
Britain and Ireland, Vol. XVII, London 1888, p. 332
— 336.)
Taylor, Canon Iaaae. The Origin and Primitiv«
Seat of the Ary ans. (Journal of the Anthropological
Institute of Gn«*t Britain aml Ireland, Vol. XVII,
London 1666, p. 236 — 246.)
Inhalt: 1. History of the Queriion. View» of Mnx Mül-
ler» l.n th nin, Geiger, Kick, Penks, Schräder.
2. The Anthropulogicsl Argument. The Ary an Pliyrical
Type. 3. Probable Direction of Migration. 4. Physiral
K*'»erabl»nce of Finnic and Aryan Type*. 5. Ancient Es-
teioion of the Kinn«. 6. The Crndle of the Aryan Rare.
7. Philologirad Argument. Identity of Pruto-Arysn and
Proto- Finnic Tongur«. 8. The Separation of Aryan« and
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Urgeschichte und Archäologie. 25
Finna. 9. Linguistic Evideoon u to the Civilixation u the
Time of Uie Separation,
Es folgen S. 269 bis 27 5 Bemerkungen van Krane,
Rouverie-Puaey, Glennie, Hyde-Clarke; vergl. oben
May he w und Th« Antiquare XVII, 98, S. 79.
Taylor , Isaac. The flnnic origin of th« Aryans-
Finnisli numerali. (Academy. London 1888, April 21,
p. 277; May 5, p. 311.)
Gegen Mayhew.
Taylor, Michael W. Kote« on Borne rec-ent Diggiug«
in Pre • historic Grave« in Wynaad, Southern indin.
Exeter 1888. 8°.
Wako, C. Staniland. The primitive Human Horde.
(Journal of tlie Anthropologic&l Inatitute of Great
Britain and lreland, Vol. XVII, London 1888, p. 27«
— 282.)
Vergl. oben G. L. Gotniae.
V. Dänemark.
(Von J. Meatorf. )
Aarhöger for nordiak Oldkyndighed og Historie.
Jalirg. 1888. 2. 8er., Bd. III, Heft 8 u. 4.
Inhalt: Maditn, A. I*. : Neue Untersuchungen in dem
Kiökkriunödding hei Mrilgaard im Sommer 1888. —
Pet«r»en Joh., Winge Hcrluf und Olaf: Animalische
Ueberreate aut* Wolui plätzeu der alteren und jüngeren
Steinzeit. — Magntiaaon, Eirikr: Anmerkungen, l>e-
treffend FornyrdadrÄpa und die „Sammlung isländischer
Sprichwörter . Kopenhagen 188«. — Vedel, E. : Rede,
gelegentlich de« Jubiläurostcstc« der OUbkrilWUkab auf
dem Schlosse Amalien l«>rg den 15. Decemher 1888 xur
Feier des 25 jährigen Präsidiums Sr. Majestät den Königs
Chriatian IX.
Aarböger for nordiak Oldkyndighed og Historie.
Jalirg. 1889, II. Ser., Bd. IV.
Heltl, Inhalt: II ug ge , Soph uh : OtnVeraenri Kormaks
Saga. — * Peteraen. Henry: Eu Altertavle aom Minde»-
inuerke ora Biskop Jen« Anderten Baeldenak. — Heit 2,
Inhalt: Erster, Kr.: Unionsbrevet fra KalnmruiikM
1.197. — Bah n« on, Kr.: Neffit-og Jadeit sager i Europa.
(S. d. Referate.) — Hansen, Süren: Om forhi«t<rri*k
Trepanation in Dunmark. (S. d. Referate.) — Und «et,
lugvald: Om den nordiske Stenalderv Tvedrling. (S. d.
Referate.) — Heft 3, Inhalt: Physiologus I tu isluuLke
hrarbejdel«er , heransgegel«*« mit Einleituug und Er-
Uiutrmngrn von Verner Dahlerap. (Mit einem litho-
graphirten Facsimile.)
Fetorson, Henry. Dingen paa Gent« Beffroi. Separat-
abdruck aus der Historiak Tulskrift, 8. Ser., II.
Kopenhagen , Bianco Lmio« Kgl. Hofbuchdruckerei
(F. Dreyer), 1889. 10 Seiten. H .
In den Verhandlungen der Videnskaberne« ScNksb ran
1889 veröffentlichte der veratorbene Professor F. Schiern
eine Abhandlung Uber die Drachentigur, welche nach einer
alten Tradition ron Sigurd, dem Jerusalemfahrer, bei «einer
Abreise von Constantinopel im Jahre 1111 auf der Sophien-
kirche nufgvpHnnzt wurde. Prof. Schiern suchte nnchzuwei-
sen? das« dieser Drarhe nach der Einnahme von Constanti-
nopel 1204 durch dir Kreuzfahrer mit anderen Kostbarkeiten
narb Flandern gebracht ttnd von dem Grafen Balduin der
Stadt Brügge zur Zierde ihre« Glockeuthurme« geschenkt
worden aei. Bei der Plünderung der Stadt durch die
Bürger von Gent 1382 hätten die«« auch den Drachen
geraubt und den Glockenthurm ihrer Vaterstadt mit dem*
«elbcn geschmückt. — Dr. Peteraen bringt nnn deu Be-
weis, dass dieser Tradition absolut der Boden fehlt. Die
Drachen von Gent bestehen ln Kupferplatten til**r einem
eisernen Gertist und sind für die Entfernung berechnet ;
wohingegen die nordischen Drachenköpfe an den SchilTs-
schnilteln von Hol* waren, vielleicht bisweilen mit Metall-
platten überzogen. Der Stil der Ihnrheo ron Gent ist
ausserdem ein anderer, jüngerer, als derjenige der Wikinger-
zeit. Als Dr. Petersen 1871 in Gent anwesend war,
hörte er, da»« man die Ansichten des verstorbenen Schiern
über den Ursprung der Drachen dort keineswegs theilt.
Es gelang in der Tbat, aus alten Rechnungen zu beweisen ,
dass der Thurm za Gent im 14. Jahrhundert erbaut und
1377 bis 1378 durch Aufbringen der in Geilt angefertigten
Drachen vollendet «ei. Der Brauch , die Glockenthürme
mit DraHhentiguren zu schmücken, war in den flandrischen
Städten allgemein Üblich. Es ist , meint Verfasser,
immerhin ghtublirh, dass der Rauh des Drachen zu Brügge
durch die Bürger von Gent uud die Aufpilanzuug einer
ähnlichen Figur auf dem Thurm zu Gent von der Sage
dergestalt in Zusammenhang gebracht worden, das* letzterer
mit der in Brügge gerauhten Figur identisch sei. Der von
Sigurd Jorsalnfurer in Constantinopel aufgrpflanztr
Drache kommt hier jedenfalls nicht in Betracht.
VI. Sohweden.
(Von J. Meatorf.)
Antiquarisk Tidakrift för Bverige. Herauagegeben
von der Kgl. Vitterheta-, Historie och Antii|vitft«
Akademie durch Han« Hildebrand. Bd. X, Heft 5.
Inhalt: Brate, E. Runverser. Fortsetzung.
Bvenaka Fornminnetföreniugens Tidskrifl,
Bd. VII, Heft 2, Nr. 20.
Inhalt: Nordin Fredrik: öfversigt ttfrer graffalte
vid Bläsnungs i Veatkinde socken pa Gotland. Mit einer
Karte. ($. d. Referate.) — Gustafson, Gabriel:
Ganggriftrn vid Berg in Bokenas sorken, Bohutdin. Nach-
trag. — Montrliu». Oscar: Forbindelsen meltsn Skandi-
navien och vestra Europa fHre Kr. fodelsc. Mit 17 Figuren,
(ln deutscher Uebersetxutig erschienen im Archiv f. Anthr.
B<l. XIX. Heft 1 u. 2.) — - Eichhorn, C.: SvartsjÖ «lotts
bvggnad*hi*toria under renässancen. Mit 2 Figuren. — Nord-
Azcikiv fOr Anthropologie. Bd. XIX.
lande r, Johan: Anteckningnr om nigra norrländskn
ortsnamn. — Vibirg, Anselm: Sägner pA Rt*lagMu&l
frü Valö socken. — Hildebraud, Han«: Det gertnniiskn
huset. Mit 11 Figuren. (S. d. Referate.)
Bvenaka konatminnen fr.nn medeltiden och B.e-
nÄHaancon. Aft«-cknade och bekrittln pA furnnstal-
tande af Svenskit Fornminnes foreningen. In Folio.
Stockholm, Sv. Forum, foreningen« for lag.
•Schweiiisehe Kunstdenkmäler ans dem Mittelalter and
der Renaissance- Periode. — Heft I, Tafel 1 bis 4 und Text,
Dir Kirche zu Dalhrm auf Gotland (vor 1300) mit schönen
Glasmalereien , alten ChurslUhlen und altrrtliümlicheu Re-
liefs. — Heft II: Die Kirche zu Ly« auf Gotland, mit Text
von Eichhorn. 1200 bi« 1804). Schöne Glasfenster.
Heft Ul: Schloss TynneUö in Södcnnanland. Test von
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Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Eichhorn, mit 5 Tafeln und mehreren Fi euren. Ein
schöner merkwürdiger Hau, zuerst genannt IMS al* Benitz
des Bischof» von Strcngnä». Ihi* jetzige Schl»»* ist 1M2
erbaut. Eh war lange Königliche» Schloss und i»t »pater
io andere Hände übergegangen. Die vorhandenen Rech-
nungen gelten Auskunft über die baulichen Reparaturen
und Veränderungen. Die schönen, mit Intarsia geschmück-
ten Thüren »ind jetzt thril» im Privat lte*itz , theil* dem
Museum ln Stockholm überliefert- — Heit IV und V : Die
Kirche zu Vrigilad in Sinaland, mit 4 Tafeln in Chromo-
lithographie und Text von Han# Hildebrand. Au* der
zweiten Hälfte de* 12. Jahrhundert*. Schöne Wand-
malereien. Die Schnitzwerke an den Balken und Leisten
im Stil der nordischen jüngeren F.i*enzeit; die lnsrhrittrn
in Runen, x. B. das Ave Maria auf der Glocke und auf
Grabsteinen, überraschen angesichts der künstlerisch fein
ausgefiihrten Ornamente in den Wandmalereien.
Mttnadsblad > berauagegelien von der Konglig
Vitterheta Historie och Antiquität* Akademie 4888.
Inhalt: Der Silberfund von Badeboda. (S. d- Referate.) —
Ueber schwedische* Münzwesen. — Der neue Stadt-
plan von Visby. — Aus den Sitzungen der Akademie. —
Au« den Verhandlungen und Schriften gelehrter Gesell-
schaften. (Eine Kritik über von Cohausen's Führer durch
daa Museum zu Wieabuden.) — Kordin: Die sogenannten
Kiesengräber auf Gotland. (S. d. Referate.) — Seger-
ated: Ein Archiv auf einem Bauernhof in Värmlaud. Zu
dem Hofe Lind«* im Pfarrbexirk O. Fogelrik gehört ein
Gehöft, genannt der Finnenhof, der noch jetzt von den
Kacbkoinmen des* Maiinrs (eine* Finneu) bewohnt wird,
dem es im 17. Jahrhundert vom König Karl IX. geschenkt
ward. Ausser dein Schenkungsbrief vom Jahre 1808 wer-
den auf dem Hofe eine ganze Sammlung wichtiger Acten
aus dem 17. und 18. Jahrhundert bewahrt, die nicht nur
für die Familie de* Besitzen», sondern von allgemeinem
Wert he sind, weil ule über manche jetzt in Vergessenheit
gcrathene Zustände und Verhältnisse Auskunft geben. Auch
zwei bunt gemalte Glasfenster au* dem alten Hause mit
der Jahreszahl 10 IH wurden dort bewahrt. Verfasser halt
für wünschenswert h, »las* man auch jetzt noch auf jedem
Hofe ein bok’hea Familiraarrhiv anlege und wohl bewahre.
Waren denn die Huuspostille und Hauschronik unserer
alten Bauern fumiliea nicht etwas AehnlichesV Darin wur-
den alle Familienereignisse, alle merkw ürdigen Begebenheiten
im Lande, Wittcrungsembeinungen etc. ausgezeichnet.
Wo aber sind diese nlten Chroniken geblieben? — Heikel,
A. O., Bronzealterfunde in Finland. (8. d. Referate.) —
Kunde auf dem Helgeandsholm in Stockholm. — Sitzungs-
berichte. — Jahrgang 188». Bericht de* Keirlisantiquareu
an da* Ober-Intendanten-Amt, betreffend die beabsichtigte
Restauration der Klosterkirche zu Varuhem. Ein erfreu-
licher Beweis, dass man in Schweden so wichtige Arbeiten
nicht dem Gutachten des Baumeister* anheim stellt, son-
dern dessen Pläne und Vorschläge einer strengen Prüfung
unterzieht, bevor man die Wiederherstellung historisch be-
rühmter Baudenkmäler in Angriff ulmtut.
Ymer. Tidskrift utgifveu «f Svenskn 6ftll*kftp«t für
Antropologi och Geografi. Jnhrg. 1888. Mit ö Karten
und Abbildungen tiu Text.
Inhalt: Montelins, 0.: Da* Bronzealtcr in Aegypten
(wird in deutscher Spruche erscheinen). — Junker, Wil-
helm: Meine letzte Reise in den Negeriändern. — Die
letzte Besteigung de» Kilitnandcharo. Sitzungsberichte. —
Stolpe, Hjulmar: Ethnographische Beobachtungen in
der Hagel bnn*irn**e. (S. d. Referate.) — Gullberg, 0. A-:
lieber den Waltischfang. — Fora»trand, C. W. : Plan für
eine Reise nach den Bermudas. — Norden skiüld: Ein
Werk über die Geschichte der Kartographie vor dem Jahre
1800. — R o »e u , I*. H.: Ueber den mittleren Wo»*er*tand
in der Ostsee und die Hebung der schwedischen Küste. —
Winter'* Mittheilungen über die Tonga-Inseln, aufgezeichnet
von Lilieböök. — Piehl, Carl: Da* Bronzealter in
Aegypten. — Generalstabskarte über das Lin Norbotten in
1 : 200 OÖ0. — Neu entdeckte Binnenseen in Central-
ufrika. — Die Kartographie der Kamerunlindrr. — Sitzungs-
berichte. — Hildebrand: Ueber die im A uslande ungestellten
Untersuchungen der Augen-, Hunt- und Haarfarbe. — Stolpe :
Untersuchungen polynesischer Begribnisshöhlen. (S. d.
Referate.) — Bovalliu»: Mittheilungen Über den ameri-
kanischen Cougress in Berlin. Dahlgren: Neue For-
schungen. betreffend die Vinlandtahrten der Nordländer;
derselbe: Nansen'* Reise quer über da* grönländische
Binnenmeer. — Montelins und Piehl: Controverse
über »la* Bronzrnlter in Aegypten. — Monteliua: Ver-
kehr zwischen den Mittelmeerländern und Mitteleuropa
vor Cbr. — - Kovalevski: Der Ahnenrultu* bei den kau-
kasischen Völkern. — liäknnson: Eine Recognosclrung
de» 'Landet zwischen dem Inkissistrom und Lutete. —
Valdan: Sehilderongen aus Kamerun. — Notizen. Der
internationale geographische Congres* in Paris. Dr. Jun-
ker'* Rcisebuch. Vulcanischer Ausbruch in Japan 1888-
Deftgleichen auf den Philippinen 1888. Erdbeben in China
und auf Neuseeland. Erdstoaa in Ccntralafrika.
Heft 1 hi» 4, 1889. Mit 4 Karten und Abbildungen im
Text. Inhalt: Geschäftliches. —■ Dahlgren: Ceber da*
ehemalige und heutige Mexico mit Bezugnahme auf eine
alte Karte von der .Stadt und Umgegend. — Möller, P.:
Vom Congo läng* der Küste von Angola. — Thoroldsen:
Die wannen Quellen auf Hveravellir auf Island. — Wieael-
gren: Der Stein im Grönandal. — Peltersen: König
Carl'* Land im Oat-Spltxbergen-Meer. — Notizen: Erain
und Stanley. Der Weg zwischen Kamerun und Brnur
eröffnet. Bchweinfurth’s Reisen io Arabien; Vorberei-
tungen zum Cohuobus-Jubilitun. Der Vaudouz - Cultua bei
deu Negern in Amrrika. — Die Zwergvölker in Afrika. —
Grotten in Centralumerika- Sitzungsberichte. Storm:
Ueber die ehemalige Ausbreitung der Lappen und deren
politische Verhältnisse. (S. d. Referate.) — Ul ff: Das
sociale Leben der Congoneger. — Ketziu*: Die Form de*
Gehirn* bei den verschiedenen Mi-nsrhrnrassen. — Dahl-
gren: Handels- und Pilgrirastahrten im Mittelalter. —
Nordrnskiöld: Die Entwicktdung der Kartographie. —
Knut*on: Schilderungen aus Kamerun.
Heft 5. Inhalt: Valdau, G.i Schilderungen aus
Kamerun (Portsetz.). — Forsstrand, Carl: Die Ber-
mudas-Inseln. — Norde nakiöld, E. : Keiseplan für eine
schwedische antarktische Expedition-
VH. Norwegen.
(Von J. Montorf.)
Aaraberetning f. 1888 der Forening til Norako
Fortidamindeemerkera Bev&ring. Kristiania,
C. 0. Weruer k Co., 188». 204 + XVI11 8. mit
4 litliugraphirten Tafeln.
Inhalt: Kicolaissen, O. : Untersuchungen in den
AouiUtii Nordland undTromsÖ 1888. — Bendixen, B. E.:
Alterthumsdenkmkler in Hardanger. — Nicolaysen, N.:
Ausgrabungen auf Farmen in Hedrum 188H. — Diet-
richson, L. : Supplement zu „Korske Fomlevninger“. —
Zuwachs der Alterthümemamtnlungen in Christiania (Rygh),
Tbrondhjem (Rygli, K.), Bergen (Beudixen), Trom*ö
(Nicolaissen) und Stavanger. — - Nicolaysen, N. :
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27
Urgeschichte und Archäologie.
Antiquarisch« Notizen. — Jahresbericht für 188h der Filialen
zu Bergen uml Trondhjem und des Central vereine». —
Verzeichnis» des festen Eigenthum» de» Vereins der sicher-
geatellten Itetikmiiler und der Regier ungMnaa»sregr In *«r
Förderung der Zwecke des Vereins. — Uebe reicht der von
dem Verein hersusgegebeaen Druckschriften; Bilderwerk*
und einzelne litho£rnpbirte Blatter. Statuten de» Vereine».
Verzeichnt»» der Mitglieder.
Bendixen, B. E. Fornkvoingw i Hardanger. (Separat-
abdruck au* den »Aar*la*retning“ (. 1888 fra Fore-
ningeu til norske Fortidaxn. Bcvaring.) Kristiania,
Werner k Co.. 1^8». 70 S. in 8°.
Eine topographisch-antiquarische Beschreibung der Land*
schuft Hardnngcr. Verf. bringt für jeden Beiirk ein Ver-
zeichnis« der Kunde au« den verschiedenen Perioden der
prähLturiarhen Zeit , filier die noch vorhandenen nicht
untersuchten Grabhügel und andere Denkmäler; ferner cm«
ausführliche Beschreibung der Kirchen und ihre» Inventar»
und der noch erhaltenen hcH'balterthmnlRheu Wohnhäuser,
die z. Th. von grossem Interesse sind und beiuhtenswcrth
tur die Geschichte des germanischen Wohnhauses itn All-
gemeinen. E» sei hier erwähnt, dass es auch in Norwegen
im 17. Jahrhundert Brauch war , da»» Lei einem Neubau
Freunde und Verwandte buntbemalte Fensterscheiben
schenkten, die mit ihrem Namen und Wappen «der mit
figürlichen Darstellungen und mit der Jahreszahl geschmückt
waren.
Bendixen, B. E. Fortegmd*« over de i 1«88 Ul Ber-
gen» Museum indkomne oldsager iildre end Reforma-
tionen. (Heparatnbdruck aus den Anwberettiing etc.
vou 1888.) 11 8. iu 8a, mit einer litliographirten
Tafel.
Wir waren bi* jetzt gewohnt , das jährliche Accessions-
verzeichuia* der Altcrthümrrwunmlung des Museums zu
Bergen von dem verstorbenen Conservator Lorangr zu
erhalten und die ersten 14 Nummern sind auch diesmal
noch von ihm inveutarisirt. Dr. Beudixen hat da»
Werk fortgesetzt. Von hervorragender Bedeutung »ind die
neu erworbeueu 42 Nummern diesmal nicht, obwohl manche
Gegenstände darunter sind, di* unsere Aufmerksamkeit
lessein. Erwähnenswert)! »ind z. B. zwei Silberringe wie
Kygh; Norsk* Ohisoger 7 03 und 706, die luuuumeu in
den Finmarken gefunden sind.
Lorange, A, L. Den yngere J er wilder» ßvaerd.
Fit Bidrag til Vikingetideua Hiatorie og Tekuologi
med 8 PJaucher. F.iter Författerena Düd og i Folge
af har» Oeuske udgivet ved Cb. Delgobe. (Paa bu-
kootnitig af Joachim Priel«« Legat.) Bergen, John
Grieg, 1 bf*y, so 8. in Folio mit 8 Tafeln und mehreren
Figuren im Text und einem Re*uiut) ilv» Inhalte« in
französischer Sprache. (8. d. Referate.)
Undaet, Ingv&ld. Da* Museum nordischer Alter-
thümer iu Chriatiania (Führer durch die Sammlungen).
Dasselbe in englischer Ausgabe unter dem Titel :
.The Univeraity Museum of northeru Anliquitie« at
Chriatiania*.
Undaet. Fr* Akershu* til Akropolis.
Fortsetzung des in dem letzt veröffentlichten Literatur-
verzeichnis» angckUndigten Werkes, welches nicht nur von
den wissenschaftlichen Resultaten der mehrjährigen Keinen
de» Verf. Kenn In iss giebt, sondern auch andere Kei*e-
eindrückc in anziehenden und für einen weiten l^serkreis
berechneten Schilderungen seiner Erlebnisse bringt. I>a«
vorliegende 3. Heft handelt von »einem Aufenthalt in Rom
und beschreibt die volksthümliche Weihnachtsfeier, da*
Leben der Nordländer in Rom und die Muwen und Denk-
mäler. — In dem jetzt erschienenen Heft 4 handelt
Capitel 11 von dem Zusammenleben der Stipendiaten,
ihren Studien , der Studienmethode und dein Studien-
material und von der Gründung, der Organisation und den
Leistungen und Verdiensten des Deutschen archäologischen
Institute» in Rom. — Capitel 12 von dem Ursprünge der
Stadt Rout und den Funden aus der ältesten Zeit ihres
Bestehen». Capitel 13 beginnt mit dem Bericht über einen
Ausflug nach Corneto Tarquiniu.
Undaet. Om Antiqvareu L. P. Klüver og harnt
Manuscripter. Kristiania, OlÜBdlhl k tOO, 1889.
Ludwig Dietrich Klüver, gcb. 1700, gest. 1825,
war Officler. Itu Jahre 1810 erhielt er den Befehl, einen
Theil des Stifte« Droutheitn flir tuilitärische Zwecke zu
vermessen und zu kartngrnphiren. Er benutzte die Gelegen-
heit, um auch «ämmtliche Atterihum«denkmäler aufzuueh-
men. Seine archäologischen Beobachtungen hat er bi* zu
«riuem Toile fortgesetzt. Ein Theil derselben ist veröffent-
licht in »einem Buch über norwegische Denkmäler. Seine
Übrigen Manusrripte befinden »Ich, ao weit »iv erhalten
sind , im Besitz der Viden«kab*»eKkab in Tliroudhjetn.
Klüver’« Name ist demnach in die Reihe dar ältesten
norwegischen Alterthamsfomchcr einzutragen.
Undaet. Aeldre arbeider med de garnlo norsk«
ind*krifter. 16 p. in 8Ü.
Undaet. En literilr Begivcniied. Zeitschrift Vidar
1888, Heft 4 u. 5.
Eine mit Wärme und Begeisterung geschrielwne An-
kündigung von Professor Bug ge'» Studien über den Ur-
sprung der nordischen Götter- und Heldensagen.
Undaet. Den yngre Jernalderna Bvaerd von Lorange.
(Vidar a. a. O.)
Eine deutsche ITebcntrtzung dieser beac-htenswerthen
Recension der ausserordentlich wichtigen Schrift de» vei>
»torbenen Lorange ist inzwischen im Archiv veröffentlicht.
YergL auch die Referate.
Undaet. Om dun nordizk« äteualdcr» TvwMning Aar*
böger f. uord. Oldk. 1889. (8. d. Referate über
dänische Literatur.)
Undaet. Ueber Terramaren in LTngam. (In der Fest-
schrift der Wiener Anthropologischen Gesellschaft
1889. )
Undaet. Referat über die Pqsener archäologischen
MittJieilungen (in der Deutschen Literaturzeitung
1889, Nr. 41.)
Undaet. Le prdüztorique Bcandinave. (Revue d’An-
thropologip dirig^e par Topinard. Tome IV, 1889.)
Fortsetzung »eiuer »ehr ausführlichen und kritischen
Uebersicht der »kaudinsvi«cbcn archäotogi-chen Literatur
von 1885 bi« 1889. (Vergl. dieselbe Zeitschrift 1887, 8.313
bia 332.)
Fi nl and.
Aapelin. Inscriptions de l'J£nias6i, recueiilie*
et publi^CB pur la Bocietf* flnlandaise d* Archäologie.
Helsingfors, L’imprimerie de la BocietÄ de litt4r»tnre
ftnnois« 1889. 17 8. in Folio mit 14 Figuren ira
Text, XXXII Tafeln mit Inschriften und 8 Tafeln in
Photographie, nebst mehreren Verzeichnissen. (8. d.
Referate.)
Aapelin. Type* de peuple« de l’ancienne A*ie
centrale. Souvenir de l'J6nisa6i tledlf) a la 8oci4l6
imperiale d’archeologie de Moacou, le 20. (8.) Jan vier
1890. 13 8. in 81*. mit 13 Figuren im Text.
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28
Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
VIEL Frankreich.
(Von E. Fromm.)
Aey, E. d’. De* iMtpultnre» «Uns Iw pal*o-
lithique* de» grottes ou de* abris *ou* roclje. (Bulle-
tin» de la Socid^ d'Anthropologie de Tan», »£r»e IV,
tome XI, Rnnee 1h88, p. 82 — 103, und Diacussion
zwischen G. de Mortillet und £. d’Acy: p. 103
bis 122.)
Bay e, J. de. L’archöologie prchistorique. (Bibi, scientif.
coutorup., Vol. 2.) Paris, J. B. Bailiiere et fils, 1888.
Avec 51 flgures. 340 pp. 8°, 3,50 Frc*.
«Le Volume *«*rait plus corrrctemrnt intituli: l.’igt de
la pierre polie dans la Marne, cur, 4 pari une introjuction
da»« laquelle ilya deux poges consncrves 4 um? Station
paleolithiquc »peciale de la Chninpuqciie, et quelques eicur-
sion# fi et 14 dans le neolithique des aut re» pays, l’ouvrsg»
nc porte que sur Ir* rcchrrche» propres du hnrou de Bare
dnn* la vsllA« du Petit-Morin et les enriron*.“ Vergl. die
Anzeige in der Revue d’Anthropologie, dirigA* par Topi-
Uard, XVII. annle, Paris 1888, p. 582 — 588.
Keine Darstellung der vorgeschichtlichen Archäologie ira
Allgemeinen ; die xw&lf Capitel des Buches handeln viel-
mehr nur von den vorgeschichtlichen Denkmälern der Marne,
und obendrein nur von der vormetalllschen Zeit. Venrl.
das Referat im An.hiv tur Anthropologie, X VIII. BL, 1888,
S. 343, 344.
Beauregard, Ollivier. I.’antiquite de l’flgypte et le»
formale# de la prdiistoire. (Bulletins de 1h 8ocilt4
d’ Anthropologie de Pari», *4rie ITI, tome XI, anmie
1888, p. 515 — 532.)
Blanquet. Note sur la Station paleolithique du mont
Roty ct »tir un type nouveau d’instrument en »ilex
„le disque-racloir“. (Mit drei Abbildungen im Texte.)
(Bulletin» de la Soci^t^ d'Anthropologie de Pari»,
serie UI, tome VI, annee 1888, p. 538 — 540.)
Bonnemöre. Cimettere pr6hi»torique de Saint • EUfor.
(Bulletin» de la Bociel«* d'Anthropologie de Pari«,
«irie III, tome XI, ann£e 1888, p. 23» — 243.)
Boule, Marcellin. Essai de paläontologie »trato-
graphique de Phomtne. (Revue d’Anthropologie,
dirigAe par Topinard, XVII. A&nfe, Pari» 1888,
p. 128—144, 272 — 287, 385 — 411, 847 — 881.)
Broca, Paul. M4moires danthropologie. T. V, publ.
avec une intrnductiun et des note» par S. Pozzi.
Paris, Reinwald, 1888. XXU, 840 pp. 8°.
Bulletins de la 8oci6t4 d’Anthropologie de Paris. Tome
onzieme, quatrieme »feie, annee 1888. Pari». G. Massen,
Miteur, 18H8. LXXV, 791 pp. 8°. 10 FNL
Jeder Bund enthält u. A. such die Statuten und das
Reglement der Gesellschaft.
Castelfranco, Pompdo. PaMoethnologle Italien ne.
Les villagea lacustre« et palustres et le» terremares.
* (Suite.) (Revue d’ Anthropologie , dirigf*« par Topi-
nard, XYIL annee, Paria 1888, p. 588 — 567.)
Collin, Emile, et Rond Lair. Sdpulture dolmdnique
ddconverte ä Nanteuil-le-Houdouin (Oise). (Mit einer
Abbildung im Texte.) (Bulletins de la Socu'te d’An-
thropologie de Paris, sdrie III, tome XI, anmfo 1888,
p. 587, 588.)
Debierre, Ch. L’honune avant i’histoire. Paris,
Baillidre, 1888. 12°.
Eine populäre Darstellung des gegenwärtigen Standes der
prähistorischen Forschung.
Deniker. las Prdhistorique en Allemagne. (Revue
d'Anthropologie, dirigde par Topinard, XVILannde,
Paria 1888, p. 59 — 72.)
Ein« Anlyse des zweiten Bande» von Job. Ranke* ■
„Der Mensch'*.
Gaillard, F. Les dolraen» de Kergo en Carnac. (Bul-
letins de la Rocidtd d'Anthropologie de Paria, sdrie III,
tome XI, annfa 1888, p. 430 — 433.)
Gaillard , F. Les alignements de menhirs dans le
Morbihan et lear ddflnitioo. (Bnlletins de la Öocidte
d'Anthropologie de Pari», sdrie 111, tome XI, annee
1888, p. 434 — 437.)
Gaillard , F. Ob*ervationB sur le compldment de la
restauration du tumulus de Kerle-soan. (Bulletin» de
la SocMtf d'Anthropologie de Pari», serie III, tome XI,
Mrt> 1 88K, p. 461 —463.)
Gross, Viotor. La paleoethnologie en Suisse. (Revue
d’Anthropologie, dirigee par Topinard, XVII. annde,
Paris 1868, p. 720 — 736.)
Haxny, E. T. Notice sur les fouilles executees dans
le lit de la Liane en 1887 pour Retablissement du
nouveau viaduc du c-lictnin de fer. (Mit vier Abbil-
dungen im Texte.) (Revue d’Anthropologie, dirigde
par Topinard, XVILannde, Paris 1888, p. 257 — 271.)
Die Kunde gehören der vorröraueben Zeit an; es wurden
Knochen von Thier*« und Thelle eiues menschlichen Skeletts
ausgt-graben.
Hoernos, Moria. La paldoethnologie en Autriehe-
Hongrie. (Revue d'Anthropologie, dirigde par Topl*
nard, XVII. annde, Paris 1888, p. 333 — 347.)
Lapouge, G. de. De Findgalitd parmi le« hommes.
Le^ons faite» au Cour» d'authropologie de la Facultd
de* Sciences de Montpellier, en ftrrier 1887. (Revue
d'Anthropologie. Dix-septieme Annde, Paris 1868,
p. 9 — 38.)
Le Carguet et Topinard. Contrihution A l'anthro-
polngi« de ta Basse- Bretagne : La populatlon de Fan-
den Pagus-Cap-Sizun (Pointe du Raz). (Revue d'An-
thropologie, dirigee par Topinard, XVII. annde,
Paris 1888, p. 159 — 188.)
Lombard. Le eentre de erdation ou d’apparitiou de
Fespece hutnaiue. (Bulletins de la Socidtd d’Anthro-
pologie de Paris, sdrie III, tome XI, annde 1888,
p. 683 — 688.)
Lombard-Dunma et Rousaot. Sdpnlture mdgalithique
de CollorgUes. Ganl, Nitnes, 1887. 8°.
Lubbock, John. L’homme prdbUtnrique dtmlid
d'apres les monuments et les costnme* retrouvr» dans
les different» pays de l'Europe, suivi d’nne £tude sur
les tnoeur» et coutttmes des sauvages modernes.
3. IditioD, revue et augm. 2 vola. Paris, Alcan, 1888.
31Ü et 296 pp. 8°. (228 grav.)
BibliothM|ur srirntiRqnr internationale. — Vergl. Revue
scientif. (rose) 4*2, 8, p. 245.
Manouvrier, L. Rapport sur le* Recherche» anthro*
pologlquc* «laus le Caurase, par M- Krnest Chantre.
(Bulle lins de la Sociötä d'Anthropologie de Paris,
»erie III, tome XI, anniVe 1888, p. 198 — 221.)
p. 201—205: Periode prfhistorique.
Manouvrier, L. Note *ur le« ossement» du dolmen de
Nanteuil-le-Houdouiu (Oise). (Bulletin» de la 8ooi£t6
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Urgeschichte und Archäologie. 29
d' Anthropologie de Paris, s4rie III, tome XI, annta
1886, p. 589.)
Marca.no. Station prfcobmlnenM des valide* d’Aragna
(Kepulilique du V4ti£zuelah (Bulletins de la SocieUl
d’ Anthropologie de Paris, sdrie III, tome XI, annde
1888, p. 225—234.)
Maury, Alfred. Lee situles en bronze des Mutzes
d'Este et de Bologna. (Gazette archeologique, an nee
XIV, Paris 18»8, Nr. 3, 4, p. 49 — 64.)
Mortillet, O. de. D»Wm verte protohistorique en Por-
tugal. (Bulletins de la Hocietl d' Anthropologie de
Paris, s^rie 111, tome XI, annee 1868, p. 182, 183.)
IT ne derou verte des plus luilrezatitea faite aupre» de la
rille de Leiria, prorinre d'Estrumadure portugais«. Kn
arrachant un arbre, on a trouv£, entre sc* riuines, une
carhette il'inatrurm-nU en m&tal. Ce »onl des hacbes plates,
de graitd* couteaux et autre* abjets, au jiumbre de vlngt.
I Jt tout, au lieu d’etre en broute, est en cuivre. Cette sub*
«ti Lut io ii du culrre pur au brouse a d£ji 4l£ rrmarqu*«
non seulement eu Portugal, mal* dans toute la p^niusnl«
ib6riquc. Ost un fait tres cnricux qui, s’il se generali*«,
comrae c’est probable, peut nou* tbuniir un« donnfe des
plus importantes au point de rue de l'origine de la uietal-
jurgie.
Mortillet, G. de. Menhirs mammelll» de Sardaigne.
(Mit eitler Abbildung im Texte.) (Bulletins de la
Boci£t4 d’ Anthropologie de Paris, *£rie III, tome XI,
anofe 1888, p. 257 — 259.)
Mortillet, G. de. Cimuticre ancieu pro« de Biakra
(Algerie). (Mit einer Abbildung im Texte.) (Bulle-
tin* de la 8« miete d* Anthropologie de Paris, serie 111,
tome XI, 1888, p. 790 — 724.)
Nadaillac, Marquis de. Moeura ct monumeuts des
jwuples prtbistorique*. Paris, Massen, 1688. Avec
l«u flgurea. 8®.
Vergl. die Anzeige von P. Topinard in der Herue
d'Autlirupologie, XV 11. snnee, Paris 1888, p, 354 — 358.
Nicolaa. Bepultures de Gadagne. (Bulletins de la
Societe d'Anthropologie de Paris, serie III, tome XI,
annee 1888, p. 411—415.)
Perrier, Edmond. Le Transform isme. Avec88figures
intercalfet dans le texte. Paris, J. B. 13ailliere et Als,
1888. 3,50 FrcB.
Keinaoh, öalomon. Esqtiissee archäologiqne«. Paris
1888. 319 pp. 8°.
Revue d1 Anthropologie, dirigee par Paul Topi-
nard. Avec le concours de MM. d'Arbois de .Ju-
bainville, Mathias Duval, Oeneral Faidlierbe
Gavarret, E. llnmy, Baron Larrey, Mis. de Na-
daillac, de Quatrefages, Jules liochard,
L. Rotlsselet. Dix-septieme Arm du. Troinieme s£rie.
tome III, 1888. Paris, G. Massen, wiiteur, 1888,
784 pp. 8®.
Rividre , Emile. L’epoque n&olithiqne it Champigny
(Beine). (Bulletin* de la Sodet£ d' Anthropologie de
Paris, «tfrie III, tome XI, annle 188H, p. 186 — 192
et discussiou p. 193, 194.)
Baimon, Philippe. Lea rares humatnes prebistoriques.
Pari», Impr. Wattier, 1688. 44 pp. 8^
Bimoneau. Silex taille* du territoire de Jeuilly (Yonne).
(Bulletins de la Societ8 df Anthropologie de Paris,
s£ri« IV, tome XI, ann£e 1888, pp. 90 — 92.)
Bimoneau. Silex taillrii de Pierrefttte (Yonne). (Bul-
letins de la 8ooidt6 d’Anthropologie de Paris, sdrie III,
tome XI, ann£e 1888, p. 878, 379.)
Topinard, Paul. Un mot sur l'histoire de l'anthro-
pologie en 1788. (Revue d‘ Anthropologie, dirig^e par
Topinard, XVII. ann£e, Paris 1888, p. 197 — 202.)
Topinard, Paul. Les dernieres etapes de la gdnlalogit»
de rbomrue. (Revue d’Anthropologie, dirigta pur
Topinard, XVII. ann^e, Paris 1888, p. 298 — 332.)
Valentin-Smith. Pouilles dans la vallle du Formans
en 1862. Lyon. Auguste Brun, 1888.
Behandelt eingehend die Ausgrabungen, die im Auftrag«
d»a Kaisers Napoleon Hl. an «1er Sanne vorgenommrn
wurden, um den Ort fntxustrllrn, wo Cäsar die Tiguriuer
besiegte. Vergl. die Besprechung von R. Suchier im
Koirespondeuiblatt der Westdeutschen Zeitschrift für Ge-
schichte und Kunst, Jahrg. VII, Trier 1888, Sp. 142, 143.
Vauvilld, Ootave. Bepultures & incinerations de
Fepoque de la pierre polie, sur la commune de Mon-
tigny - l'Engrain (Aisne). (Bulletins de la BociftA
d’ Anthropologie de Paris, »4rie III, tome XI, anuc«
1888, p. 455 — 458.)
Vauvilld, Oetavo. Station prfhistorique de Frileuae
(Seine -et- Oise). (Bulletins de la Socilte d’ Anthropo-
logie de Paris, a8rie II J, tome XI, ann8e 1888,
p. 590, 591.)
Vianna de Lima, A. L'Uomme selon le transfor-
tntsme. (Bibliotheque de philosophie contemporaiue.)
Pari«, Alcan, IBM. 8°. 911 pp. 2,50 Frca.
Vergl. die Anzeige von R. Collignnn in der Revue
d' Anthropologie , dirigee par Topinard, XVII. annfe,
Pari# 1888, p. 477 — 479 und die Besprechung in „Die
Natur“, hernusgegeben von K. Müller und H. Roedel,
Neue Folge, XIV. Baud, Jahrg. 1888, S. 118.
IX. Italien.
Bettoni, Caazago Francesco. Btoria di Brescia
nnrrata al popolo: L'eta preistorica. (ln den „Com-
ment. dell’ Ateneo di Brescia“ pel 1887, p. 100—105.)
Brizlo, Edoardo. Una Pompei etrusca a Marzalotto
nel Bolognese. Bologna 1887.
Rin Mahnruf zur volUtändigen Aufdeckung der namen-
losen alten Stadt bei Marubotto. „Ein etruskisches Pom-
prji“ nennt »ie Brizio und Wgründet die damit ausge-
spriM-hene Erwartung durch eine Schilderung der erhaltenen
Reste und des viel verhetzenden Eindruckes, den dieselben
bervomifea.
Bullettino di paletnolojgia italiana. Fondato da
G. Chierici, L. Pigorini e P. Strob*-l. Diretto
da L. Pigorini ä P. Strobel. Collaboratori :
P. Castelfranoo, A. I»sel, G. Nicolucci, P. Orsi
ed J. Regazzoni. Serie II, tomo IV, anno XIV.
Parma, Luigi Battei. 1868. XVI, 212 pp. und Biblio-
grwtia paletnologica italiana dell* anno 1887 o dell’ anno
1888: 6 und 8 pp. 8®.
Cafloi, Ippolito. Bmnzi della prima etä del ferro
•coperti a Tre Canali nel Vizzinese (Provincia di
Catania). (Bnllettiuo di paletnologia italiana, serie II,
tomo IV, anno XIV, Parma 1888, p, 167 — 178.)
Campi, Luigi. Di alcune spade di bronzo trovare
nel Veneto, nel Trentino e nel Tirolo. (Mit einer
Tafel.) (Bullettino di paletnologia italiana, serie II,
tomo IV, anno XIV, Parma 1868, p. 20— 35 • tav. III.)
C&rattoli, Luigi. Tombe et rusche esplorate nel fnndo
Braocio, Perugia. (Notizie degli scavi di antichitä,
Roma 1887, p. 410, 411.)
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30 Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
Caatelfr&nco , Pompeo. Ripoatiglio della Caaeina
Kanza fuori di Porta Ticincse (Milano). (Mit einer
Tafel.) (Bullettino di paletuolngia italiana, serie 11»
totno IV, anno XIV, Parma 1888, p. 145 — 167 e
tav. XIII.)
C&t&logo degli oggetti archeologici raceolti ed ilhistrati
dal conte senatore Giovanni Gozzadini. Bologna 1888.
6* pp. 8°.
Contonra, Raffaelo. L’uomo preistorico »ul Monte
Gargano e »alle rive del Lago di Lenina in Capital
nata, Sausevero 1888. 35 pp. 8°.
Clerioi, E., e 8. Squinabol. Escuraioni ed adunanze
della »ezione palet nologica al congreaeo geologico di
äavona. (Estr. dal Boll. della 8oc. geol. ital. voL XI,
fase. 4.) lloma 1888. 10 pp. 8U.
Colini, G. A. Cronova del Mu*eo preistorico e<l etno*
grafico di Eoraa. (A.IV. — 1888.) (Bollettiuod. BocietA
geographica italiana. III, 1 [1888], 2, p. 174— 175.)
Cordenona, Federioo. AntiehitA preistoriclie »na*
rinne della regione euganea. Padova 1888. 35 pp. 8°.
Con 4 uv. (Eitr. dagli Atti della 8oc. Veneto-Tren-
tina di »c. nat. vol. XI, faac. I.)
Coata, Torquato. Studii »ngli oggetti gindicati gal*
liri rinveuuti ln alcune tomhe autidie deir Alu Italia.
Bologna 1888. SS pp. 1°. Con S Uvole.
Creapellani, Arsenio. Scavi del Modenese (1884—85).
(Atti e Mein. d. R. Depot. di stör. put. per le prov.
nioden. e parm. Modena 1888, m*r. 3*, vol. V, parte I»,
p. 179.)
Creepeliani, Araenio. Scavi del Modenese, 1886 — 87.
(Atti e Mem. delle Deput. di storia pat. per le prov.
modeueei e parmensi, **r. III, vol. IV, 1888, parte II,
p. 491—502.)
Ferrari, Giuaeppe. II Museo Chierici di paletnologia
e di atoria pat rin. discorso iuaugurale. Reggio-Enülia
1888. 35 pp. 8°.
Garovaglio, Alfonao. Necropoli gallo-italica di Car-
dana. (Riv. arcbeol. d. prov. di Conto, fase. 31, di*
cembre 1888, con nna tavola.)
Ghirardini , Gliorardo. La collezioiiK Baratela di
Este il löst rata. Contributi all1 archeologia dell’ Italia
«nperiore. (Bfltratlo da Ile Xotizie degli »cavi del 1888.)
Koma, Up. Balviued, 1888. 215 pp. con 13 Uvole. 4g.
Vergl. die Besprechung iin Bullettino dl paletnologia
italiana, »erie II, tomo IV, anno XIV, Parma 1888, p. 180
— 185.
Gnoli , Giuaeppe. 8tazioni dell* <*tA della pictra nel
Circondarlo di Oamerfno. (Bullettino di paletnologia
italiana, »erle II, tomo IV, anno XIV, Parma 1888,
p. 44—47.)
Vergl. unten Pigorini.
Gozzadini, G. Nuovi »cavi della necropoli felsiuea
nel podere ». Polo (Bologna). (Xotizie degli scavi di
antiebitä, Roma 1887, p. 340 — 348.)
Grösst, Vinceneo. La divi»ioue del lavoro nelle »ocietu
preistoriclie — Ricoetruzione sociologica. (Ri vista di
Wo«, »eien t. VII, 1888, Genuaio, p. 32 — 43.)
Da un opera di prossim* pubhlicazione *u Le corjKira-
ztoui d’arti e mestieri nell’anti« biti orientale e grecoTotnana.
Lorenzoni , Ricc&rdo. La Grotu Nicolocci presso
Sorrent«». (Mit zwei Tafeln.) (Bullettino di palntuo-
logia italiana, Serie II, tomo IV, anno XIV, Parma
18H8, p. 88 — 75 e tav. X e XI.)
Roviaato, Domenico. Nota III ad uua pagina di
preistorica aarda. (Rendic. d. Accad. d. Lineei, »er. 4»,
vol. IV, 1888, p. 420 — 426.)
Morelli , Nioolo. Relazione »ugli scavi eaeguiti nella
caverna Poller* situata nel Finales« (prov. di Genova).
(Estr. dagli Atti d. Acc. d. Lineei, Mem. d- CI. di sc.
ntor. »er. 4», vol. IV, p. I.) Roma 1888. 34 pp. 4°.
Con rlg. e 2 tav.
Morelli, Nicolö. Antichi inarm fatti meUlUol rin-
venuti nella Liguria. (Mit zwei Tafeln.) (Bullettino
di paletnologia italiana, »arie II, tomo IV, anno XIV,
Parma 1888, p. 8 — 19.)
Narni, Giovanni Eroli di. Suppellettile tanebre di
tombe appcirteneuti al »epolcreto anüchisaimo dt In-
teramua Na har«, trovata preuo TAcciaieria. (Xotizie
degli acavi di antic.bitä, Roma 1887, p. 9 — 11.)
Notisie degli scavi di antiohiti, cotnunicate alla
R. Accademia dei Lineei per online di 8. K. il Mini*
fltro della Pubb. Istruzione. Indioe topografleo per
l'anno 1886. Koma 1887. 467 pp. 4°.
Inhalt : Ausführliche und illuslrirt« monatliche Berichte
über alle neuen Kunde u. *. w., dirigirt von Flore 111.
Di« Anordnung i*t geographisch.
Orai, P. Accetta di neIHte del Trentino. (Bullettino
di paletnologia italiana, serie II, tomo IV, anno XIV,
Parma 1888, p. 36, 37.)
Fasqui, Angelo. Scavi dell’ Acciaieria o della necro-
poli ternana iTeroi). (Xotizie degli scavi di aoti-
chitä, Roma 1887, p. 248 — 268.)
Pierotti, Antonio. Di alcuni oggetti prei*torici rin-
venuti a Saimlario d'Enza, provincia dl Reggio
nell' Etuilia. Modena 1888. ll pp. 8°. Con una Uvcda.
Pigorini| L., e P. Strobel. Gaetano Chierici la Pal-
«tnologia italiana. Memoria preoedutA dalla vita nar-
mta da X. Campanmi. Reggio -Emilia, Artigianelli,
1988. 97 pp. 8°.
Erinnerungsbtftter an den unermüdlichen Foncher, „der
sowohl die Ausgrabungen von Canossa, »Is »ueb zahlreiche
Untersuchungen der Terrnmnrcn und der Ältesten GrBber-
felder de« nördlichen Italien« persönlich geleitet und die
italienische Palioethnologi« in »o scharfsinniger Weise ge~
klärt und vorwärts geführt hat“.
Pigorini , L. Di alcune leghe usale nelle prirae eta
di nteUlli. (Eatr. dai Bandle. d. Accad. d. Lineei, »er.
IV, vol. IV, fase. 6, 1. aem.) Roma 1888. 4 pp. 4°.
Pigorini, L. Co»pidi di selce ovoidali dell' Italia guidi*
cate archeoliliclie da Adriano de Mortillet. (Bul-
lettino di paletnologia italiana, serie II, tomo IV,
anno XI ^ V, Paruia 1888. p. 1 —7.)
Pigorini, L. Htazioni delKetä della pietra nel Cir-
condario di Camerino. (Mit zwei Tafeln.) (Bullettino
* di paletnologia italiana, serie II, tomo IV, anno XIV,
Partna 1888, p. 41 — 43 e Uv. IV e V.)
Bemerkungen zu dem oben eitirten Berichte Gnoli1».
Pigorini, I*. Ripo«üglio di grandi pugnali di bronxo
a lama trianguläre Hcnperto nelle vicinauze di Ripa-
transone (Marche). (Bullettino di paletnologia italiana,
serie II, tomo IV, anuo XIV, Parma 1888, p. 75 — 80.)
Pigorini, I*. Ornanmnti di conchiglie rinveouti in
anticlie tombe di Val d'Aosu. (Bullettino di pal-
etnologia italiana, serie II, tomo IV, anuo XIV,
Panna 1888, p. 109—117.)
Pigorini, L. Abitazioni lacustri di Arquä -Petrarca in
provincia di Padova. (Bullettino di paletnologia ita-
liana, «erie II, tomo IV, anno XIV, Parma 1888,
p. 117—126.)
Vergl. die Berichtigung S. 179.
Ricci, Arpago. L'etä della pietra e l’uomo preisto-
rico nel territorio spoletino. (Nel volume Accademia
spolelina, anno 1888, studi geologici, Fobgno 1888,
p. 86 — 98.)
Ruggioro, M. Di»gli »cavi di antichiti't nelle province
di Terrafcrma dell'antico reguo di Napoli dal 1743
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Urgeschichte und Archäologie. 31
ul 1676. Part« prima: fogli da 1 a 32 con 7 tavole.
K«)a>li 1868. 4°.
Einv to|KigmphUrh geordnete Aufzählung «Hw dessen,
was. sieb über die von 1743 bis 1K?6 hi den 13 festlän-
dischen Provinzen des ehemaligen Königreichs Neapel ge-
macht en Kunde atu Brieten und anderen handschriftlichen
Aufzeichnungen noch eruiren läs>st.
Bantarelli, Antonio. Scavi di una stazione pre-
roiuana a Yillauova presto Forli. Forli 1888. 44 pp.
8°. Con 2 tav.
Bantarelli , A. Nota sopra una stazione pretwforica
scoperta a VilJanovn sulla via verso Faenza. (Notizie
degli scavi di antiebitä, Koma 1887, p. 31 — 33.)
Bc&vi della necropoli voLsiniese in contrada Cannicella
(Orvieto). (Notizin degli scavi di antiebitä, Roma
1887, p, 8 — 8.)
Bcoporte, Le, paletnologiche nei comuni di Breonio
e di Prua in proviucia di Verona. (Buliettino di
paietnologia italiana, serie II, tomo IT, anno XIV,
Parma 1886, p. 141 — 143.)
Sergi , O. Antropologia e scienzö antropologiche.
Messina, de Stefano, 1888. 383 pp. 8. (Mit eiuer
Tafel.) 6 L.
Stefani, Stefano de. Stazione litlca a Ciarv ml
comune di Prun veronese. (Mit zwei Tafeln.) (Bul-
lettino di paietnologia italiana, serie II, loino IV,
anno XIV, Parma 1888, p. 47 — 56 e tav. VI e VII.)
Stefan! , Stefano de. Iutorno alle ecoperte fatte
nella grotta dei camerioi nel comune di Breonio.
(Mit zwei Tafeln.) (Buliettino di paletnologia italiana,
serie II, tomo IV, anno XIV, Parma 1R86, p. 81
— 91.)
Strobol, P. Anelli gemini problematici. (Mit einer
Tafel.) (Buliettino di paletnologia italiana, serie II,
tomo IV, anno XIV, Parma 1888, p. 92 — 100 e tav.
XII.)
X. Polen und Russland.
(Von A. Wraesniowskl.)
Polen').
Breaa , A. Wykopalinka w Kuzmiuczyku. — Aus-
grabungen in Kuzminczyk — in: Zbi6r wiado-
mo«ci do Autro{xdogii krajowej, wydawany staraniem
komisyi Antropologiczucj Akademii Umiejetnoici w
Krakowie. — Sammlung von Materialien zur
Kennt ti iss der vaterländischen Anthro-
pologie, herausgegeben von der anthro-
pologischen Commission der Akademie
4er Wissenschaften zu Krakau. — Krakau
1888. XII. Band, I. Abtheilung, 8. 56 u. 37.
Dowgird, Taddäua. Famiatki z czasöw przedhlstory-
cznych na Zntudzi. — Meliyn-Kapa* w folwarku
Wizdergi. Upis roböt dokonanych w 1884 i 1885. —
Vorhistorische Denkmäler in Samogitien. —
MelZyn-Kapas i in Meierhoffe Wizdergi.
Bericht Uber die Arbeiten ausgeführt in
den Jahren 1884 und 1883 — in: l'amiotnik
flzyjograticzny. — Physiographische Denk-
schriften. Warschau 1888. VIII. Baud, IV. Ab-
theilung, 8. 3 — 17, mit 8 lithogr. Tnf.
Dowgird, TaddAus. Famiatki z czasöw przedhistory-
cznycb na £mujdzi. Opis ementarzyska i pilkalnia
w Imbarach oraz roböt dokonanych w r. 1883 i
J) Polnische Orthographie:
a = französisch os,
§ = französisch in. tm,
sz — deutsch aeh, englisch ah , französisch ekt
a — deutsch fcscA, englisch eh,
sz cz = deutsch ach. tack, englisch ah, eh,
ti = französisch gnt {beaogne),
6 = deutsch m, französisch ou,
s — deutsch an,
k ss weiches I,
c “ deutsch z,
c = welches c,
rz, t = französisch ge,
z = französisch z.
i = weiches t.
Andere Buchstaben wie iw Deutschen.
1880 — V orhistorische Denkmäler in Samo-
gitien. Beschreibung eines Begräbnis»-
feldes und eines Erdhügel» in Imhnry, so-
wie Beschreibung der in den Jahren 1883
und 1886 ausgeführten Arbeiten — io: Pa-
mietnik , flzyjograticzny. — Physiographische
Denkschriften. Warschau 1889. IX. Band, 4. Ab-
theiluug, 8. 3 — 11, Taf. I — III.
Dowgird, TaddAua. Wiadomoäö o zabytkach przed-
hiatorycznych w powiecie Mlawskim, z badan doko-
nanych 1886 r. — Slupxk, Wola Bzydlowska, Trzpioly,
SlAwogüra, Nosarzewo, KrzywonoÄ i Pawlowo. —
Bericht über vorhistorische Denkmäler
im Kreise von Mlawa, nach den im Jahre
1886 ausgefüh rten Untersuchungen dar-
gestellt. — Slupsk, Wola Bzydlowska,
Trzpioly, Blawogöra, Nosarzuwo, Krzy-
wonoA und Pawlowo — in: Zbiör viadomokd
do Antropologii krajowej , wydawany stnraiiiem Ko-
misyi Antropologicznej Akademii Umieiotnosci w
Krakowie. — Sammlung von Materialien zur
Kenntnis» der vaterländischen Anthropo-
logie, her a u »gegeben von der anthropo-
logischen Commission der Akademie der
Wissenschaftern zu Krakau. — Krakau 1689.
XIII. Band, I. Abtheilung, S. 20—33, Taf. III u. IV,
mit 2 Abbildungen im Text.
Erzepki, Pr. B. Wykopalisko w Pogorzelicv. — Aus-
grabungen in Pogorzelica — in: Zapiaki Ar-
cheologiczne poznanskie, wydawane przcz Komisyjq
Archeologiczna Towarzystwa Przyjaciöl Nauk poz-
iianskiego, pod redakcyja Wl. JatdZewskiego i D-ra
B. Erzepkiego. — Posener archäologische
Mittheilungen, he rausgege hen von der
archäologischen Commission der Gesell-
schaft der Freunde der Wissenschaften
in Posen, redigirt vonVlad. Jaidiewski
und Dr. B. Erzepki, Jahrg. 1889. Posen 1890.
V. Heft, B. 33.
Erzepki , Dr. B. Przedhlstoryczne bronzy z I.ns*-
czewa. — Vorhistorische Bronze von Lusz-
CZe wo. — Ebt-ndaselbst, 8. 53 — 54.
Erzepki, Romuald. Kurli&n w Gruuöwku, pod Letz-
nein. — Ein Hügelgrab neben Ürunöwek,
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32
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
beiLeszno — in: Zapiski Archeologiczne poznanskle,
wydawane przez Komiivj« Archeologiczna Towar-
zystwa Przyjaciol Nauk poznaiiskiegn, pod nslakeyja
Wh Jaidtewskiego i D-ra B. Erzepkiego. — Ponener
archäologische Notizen, keraui^egeben
von der archäolo gischen Commimiou der
Gesellschaft der Freunde der Wissen*
schäften in Posen, redigirt von Vlad.
J a &d ± e w sk i und Dr. B. Erzepki. Posen 188«.
Heft 4, 8. 37 - 44, mit 4 Taf.
Köhler, Pr. Naczyuia z sxybkami z Naclawia. —
(»©fasse mit Glaseinsätzen von Naclaw. —
FQM Inhh. Heft 4, S. 45 — 48, Taf. XXI.
Neyman , Czes. Notat ki archeologiczne z Podola
rosyjskiego. Waly i ctnentarzyska w Czarnym Lesie
pod Strzy/.aukn. w powiecie Winnickim. — Archäo-
logisch© Notizen aut russisch Podolien.
Schanzen und Begräbn issfelder in Czarny
Las, Kreis Winnie« — in: Zbiör wiadomoilci do
Antropologii krajowcj, wydawnnv «taramem komizyi
Antropolugicziwj Akademii l’tnicjt;tno«ci w Kra*
kowit*. — Sammlung von Materialien zur
Kenntnis« der vaterländischen Anthro-
pologie, herausgegeben von der anthropo-
logischen Commission der Akademie der
Wissenschaften zu Krakau. Krakau 1880.
XIII. Band, 1. Abtheilung, 8. 34 — 44, Taf. V und
3 Abbildungen im Text.
Ossowski, G. Materyjaly do paleoetnologii kurhanöw
ukramxkich. 1. Wiadomosci wstepm*. Kurhauy
Ityzanowskie Nr. 4 i 5. — Materialien zur Kennt-
uiss derPaläoethnologieder Hügelgräber
von l’krains. I. Vor bem erk u n geu. Hügel-
gräber von Ryftanöwka Nr. 4 und 5 — in:
Zbiör wiadomosci do Antropologii krajowej, wydawany
«UranU-m Komisyi Antropologirznej Akademii Umie*
jetuotei w Krakowie. — Sammlung von Mate-
rialien zur Kenntnis* der vaterländischen
Anthropologie, herattsgegeben von der
anthropologischen Commission der Aka-
demie der Wissenschaften zu Krakau.
Krakau 1888. XII. Band, L archäologisch - anthro-
ix »logische Abtheiluug, 8. I — 46, Taf, I — III.
Ossowski, G. Materyjaly do paleoetnologii kurhanöw
nkraiiiskich. II. Kurhany: Kobrynowski nr. 1 i Re-
zynski. — Materialien zur KenntnissderPa-
läoet huologie der Hügelgräber von Ukraine.
II. Hügelgräber von Kobrynowa Nr. 1 und
von Rezyny. Ebendaselbst. 8. 58 — 89, mit 2 Ab-
bildungen im Text und 5 lithogr. Taf.
Ossowski, G. Materyjaly do paleoetnologii kurhanöw
ukraiüskich. Kurhany w Stanislawce, 8okotöwc«, w
Loaiatynie i Antonöwce, w powiecie Wasylkowskim
i w Kiryiöwce, w pow. Zwinogrödzkim. — Mate-
rialien zur Keontnist der Pwläoeth nologie
der Ukrainer Hügelgräber (Kurhauen).
Hügelgräber in Stanislawka, Sokolöwka,
in Losiatvn und Antonöwka, im Kreise
von W usy lköw und in Kirylöwka, im Kreise
v on Z w i nogröd ka. Krakau 1889. Xlil. Baud,
L Abtheilung, S. 1— 19, Taf. I u. U.
Ossowski , G, Osada i ndlewiarnia bronzöw przed-
historycznych w Zariczju. — Eine Ansiedelung
und vorhistorische Bronzegiesserei in Za-
riczje. — Ebendaselbst. 8.45— 55, mit »Abbildun-
«£© n im Text.
Ossowski, G. Wielki knrhnn Ry&anowski, wedlug
badan dokonunveh w IttACb 1884 i 1887. — Grand
kourhan de Ryiaöwska d’apn-s les rechercbe«
faites en 1884 et 1887. Krakau 1868. 4°.
8. 1 — 52, Taf. I — VI, 15 Abbildungen im Text.
Publicirt von der anthropologische)« Commission der
Akademie der Wissenschaften zu Krakau. — Titel,
Heaunu* und Tateierklärung auch in französischer
Sprache.
Oasowaki, G. Zabytki przedhistoryczne ziem polskirh,
wydawane staraniem komisyi Archeologiexnej Aka-
demii Umiej^tnoäci w Krakowie. — Mouumenta
prehistoriques de l’ancienne Pologne,
publii-s par les soins du la commission Ar*
ch4ologique de Acad^mie des Sciences de
CrAcovie. I. sörie. Pruste royale. Traduit
du polonais par Sigismond Zaborowski-
Moindron. 4. Heft. Krakau 18H8. 4°. 8. 113
— 168, 51 — 60, Tafel XXXV — XLX. iHeft 1 Kra-
kau 1879; lieft 2 ibidem 1881; Heft 3 ibidem 1885.)
F&mietnik fizyjogTaflozny. Phy Biographische
Denkschriften. Warschau 1889. IX. Band, 4. Ab-
theilung, Anthropologie, 8. 1 — 77, Taf. I — V.
Pawlowics, E. Wystawa archeologiczno - biblijogra-
tlczna insty tutu stauropygiauskiego. — Archäolo-
gisch-bibliographische Ausstellung des
stauropygianisclien Instituts — in: Przewod-
uik naukowy i li lerne ki. — Wissenschaftlicher
und literarischer Anzeiger. Ilmberg 1888,
8. 1042 — 1047.
Pogliid ua czynnosci sekeyi archeologicznej wydxialu
hisloryczno-literackiego, a pöfcuiej wydzialu archeolo-
gicznego Towarzystw-a Przyjaeiöl Nauk w Pimiaiüu
doGrudnia 188« r. — Uebe reicht der Leistun-
gen der archäologischen Section der hi-
storisch-literarischen und nachher der
archäologischem Abtheiluug der Gesell-
schaft der Freunde der Wissenschaften in
Posen bis Pecember 188«. — Zapiski Archeolo-
giczne jmznaüskie, wydawane przez Komisyja Atvheolo-
gicznt} Towarzystwa Prxyjaciöl Nauk poxuanskiego,
pod redakcyja Wt. JaidZewskiego i D-ra B. Erzep-
Uagä — Posener archäologische Mitthei*
lungen, herausge geben von der archäolo-
gischen Commission der Gesellschaft der
Freunde der Wissen «o haften iu Posen,
redigirt von VL Jaidiewski und Dr. H.
Erzepki. 1889, V. Heft, 8. 55— 58.
Pnlawaki, Casimir. Wiadomosc o dwu zabytkach
bronzowych znaleziouych na Po«lolu. — Notiz über
zwei in Podolien gefundene Bronzegegen-
stände — in: Pamietnik flzyjograflezny. — Phy-
Biographische Denkschriften. Warschau
1889. IX. Band, 4. Abtheilung, 8. 12 — 26, Taf. IV
(unrichtig Als V bezeichnet).
Biarkowaki, Priester W. Wiadomosci o zabytkach
przedhistorycznvch w okolicach Pinczowa. — Be-
richte über vorhistorische Denkmäler,
welche In der Umgegend von Piuczöw ent-
deckt worden sind — iu: Zbiör wiadomosci do
Antropologii krajowej wydawany «taraniem komisyi
Antropologioroej Akademii Umiej<;ttio*ci w Krako-
wie. — .Sammlung von Materialien zur
Kenntniss der vaterländischen Anthropo-
logie, herausgegebon von der anthropo-
logischen Commission der Akademie der
Wissenschaften zu Krakau. Krakau 1888.
XII. Bd. I. archäologisch-anthropologische Abtheilung,
8. 47 — 55.
Bopodzko, Titus. Poszukiwanüt archeologiczne w
powiecie Ihumeüskim , guberuii Minskiej w r. 1875
i 1883 dokonanc. — lieber die im Jahre 1«75
und 188.1 im Kreise Ihumen, Gouverne-
ment Minsk, ansgeführten archäologischen
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33
Urgeschichte und Archäologie.
Untersuchungen — int Zbiör wiadomosci do Fre und e de r W issen sehn f t«n in Posen , redi*
Antropologii krajowej, wydawany «taraniem Komisyi
Autropologicznej Akndeinti U miejetiioaci w Krako*
wie. — Sammlung von Materialien zur
Kenntnis* der vaterländischen Anthropo-
logie, herausgegeben von der anthropo-
logischen Commission der Akademie der
Wissenschaften zu Krakau. Krakau 1889.
XIII. Rand, I. Abtlicilung, S. 56 — 6'-', Taf. VI.
Szarankiewicz , Dr. la. Katalog archeolojgirzno-
bibliograflcxnej wystawy lnstytutu Stauropygiauskiego
we Lvovie, otwartej dnia 1«) paädzicrnikn r. 1H88,
a mujacej sie zaraknac dnia 12 stycznia 1889. Drugi«
poprawione wydnnie. — K a t » 1 og d er a in 10. Oc-
tober 18 Ha eröffnet an und an* 12. Januar
188 9 zu schllossenden archäologisch-biblio-
grap hia eben Ausstellung des stau ropygia-
nischen Instituts in Lemberg. Zweite ver-
besserte Auflage. Lemberg I8i>8. 8". S. 3 und
117. Dasselbe auch ruthenisclt : Katalob archeolo-
liiczesko * bibliohraflezeakoj wyztaurky Stauropihijs-
kobo Inntituta w Lwuwi, otkrytoj dnia 10 oktobria
I H88 a imiejusaezoj byty zakrytojd dnia 12 januari*
1889. Lemberg 1888. 8°. 8. (3) und 9«.
Wittyg , Victor. Wykopal isko z pod Czerwonego
Dvorn (18 kilometröw od Wilna). — Ausgrabun-
gen bei Cz« r von y Dw»r (IfiKilomeinr von
Wilno entfernt) — in: Atsueuin (eiue Monats*
schritt). Warschau 1888. III. Band, 8. 114 — 120,
mit 1 Taf. Abbildungen.
Zapiaki Arclieologiczne poznanskie, wydawaue przez
Komisyja Archeologicxnt) Towaneyatwa Przyjaciöl
Nauk pozmmskiägo , pod redakcyjj) Wh JaZdfcewa-
ktego i D*ra B. Erzapklego — Posener nrchänlo-
gische Miltheilungen, herausgegeben von
der archäologischen Commission der Go-
sel lech aft der Freunde der W iss e n »cli af-
ten in Posen, redigirt von Vlad. Jaidtawski
und Dr. B. Erzepki. Posen. 4°. Heil V, 8. 4.’»
— 58, Taf. XXI und 3 Abbildungen im Text (Schluss
des ersten Bandes).
Zapiaki Arclieologiczne poznanskie, wydawane przez
Komisyja Arclieologicznq Towarzyslwa Przyjaciöl
Mauk poznaiiskiego. pod redakcyjij Wl. Jaidiewskiego
i D-ra B. Erzepkiego. — Posener a rcliüologisch e
Notizen, heran «gegeben von der archäologi-
schen Commission der Gesellschaft der
XI. A in
(Von E.
Barber, Edwin A. A description of a Prehistoric
Cave Ruin in Southern Utah. (The Americau An-
tiquarien and Oriental Journal, Vol. X, Chicago 1888,
p. 57.)
Berlin, A. F. Pnleolithics in Pennsylvania. (The
Americau Antiquarian and Oriental Journal, Vol. X,
Chicago 1888, p. 250, 251.)
Brinton, D., O. The Inngtiag* of palaeolithic man.
Read betör the American PhilosophiciU Society,
Oi tober 5, 1888. 1H pp. 8°.
Brinton, D. O. On the alleged Mongoltan afflnities
of the American Race. (Science, New- York. 14. Sep-
tember 1888.)
Bi* Krage narb der Abstammung «Irr Urbevölkerung
Amerika« Mt noch immer einr offene, wiewohl bereit* in
I.ehrbiii hrrn die Zusaimiirngrhiirigkcil derselben mit den
Archiv fttr AnUirupul<j{rie. l)d. XIX.
girt von Vlad. Jaidiewski und Dr. Ii. hr*
zepki. Posen. 4°. lieft 3, 1888, 8. 37 — 44, Taf. X
— XIII.
Zbi6r wiadomoici do Antropologii krajowej , wyda-
wany staraniem Komisyi Autropologicznej Akademii
Umiejetnosci w Krakowie. — Sammlung von
Materialien zurKetintnissdervaterländi-
sehen Anthropologie, herausgegehen von
der anthropologischeu Commission der
Akademie der Wissenschaften zu Krakau.
Krakau 1888. XII. Band. I. Arehäologisch-authropo-
logische Abtheilung, 8. 1—89, mit 13 Tafeln und
17 Abbildungen im Text.
Zbiör wiadomosci do Antropologii krajowvj vrydawany
staraniem Komisyi Autropologicznej Akademii Umie-
jetnosri w Krakowie. — Sammlung von Mate-
rialien zur Kenntnis« der vaterländischen
Anthropologie, herausgegeben von der
anthropologischen Cominisson der Aka-
demie der Wissenschaften zu Krakau.
Krakau 1889. XIII. Band. I. archäologisch-anthro-
pologische Abtheiluug, 8. 1 — 62, Taf. 1 — VI und
5 Abbildungen im Text.
Itussl and.
Charuzin, Alekaej. O kurganach Bukiejewskoj
sliepi. — Uober die Hügelgräber iKurhanenl
der Buk iej ew sehen Steppen — in: Izwiestija
Imperatorskago obazezestwa Lubitielej Jeeliestwoz-
nania, Autropologii i Etnogratii, soatojaszczägo pri
Imperatorskom Moskow-skom Uniwersitietie. Tom.
TiXllI. Trudy Antropologiczeskago »tdiel». Tom. X. —
Bericht der kaiserlichen Gesellschaft der
Freunde der Naturkunde, Anthropologie
und Ethnographie der kaiserlichen Uni-
versität von Moskau. LXI1I. Band. Arbeiten
der Anthropologischen Abtheilung. X. Bd.
Moskau 1889. 8. 1 — 15.
Jastrebow, W. Ob archeotogiczeskoj kartie Cher-
sonskoj gubernii. — lieber die archäologische
Karte des Gouvernements Cherson — in:
Bbomik ehersonskago zi«in*twa. Anzeiger der
Landschaft» Verw altung von Cherson.. Cher-
son 1889, April. 8. 64 — 67.
e r i k a.
Fromm.)
J ' -.*"•!* -• . *. ' • l' *
Mongolen aU eine Thnt»arlie mifgrfiihrt wird. Brinton*!
Abhandlung wendet »ich gegen die>e letztere Anushme.
Vergl. die Besprechung von R. Andre« in den Mitthei-
lungeti der Anthrojmlogi*« hen Gesellschaft in Wien, XVIII.
Band, 1888, 8. 27«. 277.
Brown, Thoraaa J. Prohistoric Artificial Terra«** in
- Ohio. (The American Antiquarian and Oriental
Journal, Vol. X, Chicago 1k8x. p. 187 — 174.1
Brühl, Gustav. Die Culturvölker Alt-Amerika*. New
York, Cincinnati, 8t. Louis, Verlag Von Benzig^r
Bros, 1875 — 18 87. 516 8, 8°.
Eine Fülle seihst ständiger Studien über die Vorgeschichte
und die älteste Geschichte der amerikanischen .Culturrälker
bt in dem jetzt vollendet vorliegenden Werke niedergele^t.
Vergl. die Be«pre<hang von Kndelf Virchow in der
Zrifwhrift fär Ethnologie, IW. XX, 1888, S. 255, 268.
r>
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34
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Flint, E. Human Foot print» in the Eocene. (The
American Antiquarian and Oriental Journal, VoL X,
Chicago 1888, p. 252 — 254.)
Flint, E. Faleolithics in Nicaragua. (The American
Antiquarian am! Oriental Journal, Yol. X, Chicago
18*8, p, Ul, 382.)
Forrer, B. The Copper Age in Europe. (The Ameri-
can Antiquarian and Oriental Journal, Yol. X, Chi-
cago 1880, p. 818 — 321.)
Gatschot, Alb. S. Archaeology and Antliropology.
< American naturaliat, June 1888, p. 554 — 562.)
Journal, The American Antiquarian and Oriental.
Yol. X, January — November 1888. Edited by Stephen
D. Peet, Chicago, 111., 170 Wabash Avenue, 1688.
SM pp. h1*.
Mc Adams, William. Records of Ancient Races in
the Mississippi Valley, with cuts and ▼iewn illustniting
over three hundred object» and sytnbolic device*.
St. Louis, C. R. Barne»» Publishing Company, 1887.
Vergl. die Anreise im American Antiquarian und Orieo-
Ui Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. 63, 64.
Morris, Charles. The Aryan Raes, its Origin aml
its Achievements, Boston, S. C. drigg* L Co., 1888.
Reteufirt in The Uterary World, Botton, June 23, 1888,
p. 185; The Indi-pcndant IX. Y«), Juue 7, 1888, p. 722.
Nissley, J. R, A mound-builderV cave in Ohio. (The
American Antiquarian and Oriental Journal, Vol. X,
Chicago 1888, p. 43, 44.)
Peabody Museum. Palaeolithic Man in Eastern and
Central North America. Salem 1688. 26 pp. 6°.
Peet, Stephen D. Arcliaeology and Etbnology o 1
Michigan. (Mit einer Tafel.) (The American An-
tiquarian and Oriental Journal, Yol. X, Chicago 1888,
p. 30 — 30.)
Peet, Stephen D. Paleolithics and Mound-builder»,
tlieir age and date. (The American Antiquarian and
Oriental Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. 46 — SO.)
Peet, Stephen D. Heuses and House-Iite among the
Prehisloric Races. (Mit zehn Abbildungen im Texte
und drei Tafeln.) (The American Antiquarian and
Oriental Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. 333 — 357J
Thurston, G. P. Ancient Society in Tenne»**-*. The
Mound-builder* wo re Indian». A {»aper read hefore
the Tennessee Hiatorlcal Society of Naxhville, Dee. 19,
1887. Publisbcd by Order of the aoeiety. (Keprinted
in the Magazin* of American History, May 1888.)
Tuoker, Williiun. Nature Worship in ancient and
prehixtoric Religion». (The American Antiquarian
and Oriental Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. 154
— 157.)
Vinin gf P. A Stune CTiarm in the Mouth of a Motind-
buildcr. (The American Antiquarian and Oriental
Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. 45, 46.)
Wilson, Thomas. Epitome of prehiatoric archaeology
in Western Europe. Seeon d paper. (Mit zahlreichen
Abbildungen im Texte.) (The American Antiquarian
and Oriental Journal, Vol. X, Chicago 1888, p. H — 21.)
Inhalt: France, |*»irolithic »ge; Neohthic »ge. — Great
Britnin. — Scotland. — IreUnd. — Sa iUerlsnd.
Wilson, Thomas. Epitorne of prehisloric archaeology
iu Western Earope. Third and fourth paper. (The
American Antiquarian aud Oriental Journal. Vol. X,
Chicago 1M6» p. 102—108, ISS— 106»)
Inhalt: Spam aml Portugal; Rel^ium and Italy. — Man
in the tertlary Perlod ; Man In the Qualernary Pcriod ;
the Man of the Xrolithic Age.
Wilson, Thomas. Epitome of Prehistovic Archaeology
in Western Europe. Fifth Paper. (The Aniericau
Antiquarian and Oriental Journal, Vol. X, Chicago
1888, p, 212 — 220.)
Wilson, Thomas. Survivnl of the Stone Age. (The
American Antiquarian and Oriental Journal, Vol. X,
Chicago 1888, p. 370, 380.)
n.
Anatomie.
Somatische Anthropologie von Polen und Russland.
(Von A. Wreeamowiki.:
Polnische Literatur (1888).
Kadyi , H. 0 naczyniach krwionosnych rdzenia
pacierzowego. — Ueber Blutgefässe de* Rücken-
marks — in: Pami«;tnik A ködernd Umiejtjtnoici w
Krakowie. Wvdzial Matematyexno-przyrodnicxy. —
Denkschriften der Akademie der Wissen-
• chnften iu Krakau. 3latliematisch-natur-
wis»eu»chaftliche Abtlieilung. XV. Baud.
Krakau 1888. 8. 1 — 120, Taf. 1 — X.
öuligowski , F. Wilka slow <> pomiarsch antropo-
metrycxnych mrodxiefty yimnaxyum raeskiego w
Radomin. — Einige Bemerkungen über au*
t bropo metrische Ausmessungen junger
Männer des männlichen Gymnasium« i»
Radom — in: Medycyna. — Die Medicin (eine
Wochenschrift.) Warschau 1887.
Talko-IIryncewicz, Dr. J. Trwanie lycia ludxkiego
w powiecie Zwiuogrodzkim (gub. Kijowskiej) oblicxone
na za«adzie wykazu zwarlych w 26 latach 1860
— 1885. — Lebensdauer der Menschen int
Kreise von Zwinogrödka (Gouv. Kijew),
berechnet nach d er Todten liste fiir26Jahre,
1860 — 1885 — in: Zbiür uiaieryjalöw do antro-
Digitized by Google
Anatomie.
35
pologli krajowey, wvdkwanv staraniem Kormsyi An-
i i‘u|iologirzn«*j Akademii l'iuiejetnosci w Krakowie.—
bHinniluni; von Materialien zur Kenntniss
der vaterländischen Anthropologie, her*
ausgegeben von der anthropologischen
Commissiou der Akademie der Wissen*
»chafter» in Krakau. Krakau 1*88. Z1I. Hand,
II. Abtheiluug für Anthropologie in engerem Sinne,
S. [Ij hi» [19].
Russische Li
Bogdanow , Axiatol. Antropologicseakija zamietki
otnoaitelno tnrke»ian»kich inomdeew. — Anthropo-
logische Bemerkungen über fremde Be-
wohner von Türke* tan. — Pulieszestwie w
Turkestau A. P. Feldczcnki. — Heise in Türkest an
von A. P. Fedczenko, Heft 22 — in: Izwiestija Im*
(leratorskago obezczestwa Lubiticlej Jestustwoxnaiiij*,
Antropologii i KtnograHi, »ostojaszczago pri Imster. Mo*-
kowskom Uniwiersitiefie. — Berichte der kaiserl.
Gesellschaft der Freunde der Naturkunde,
Anthropologie und Ethnographie an der
kaiaerl. Universität von Moskau. Moskau
täte. XXXIV. Band, 5. Heft, B. 1—92.
Dwizenio nasieleuia w Ewropiejskoj Rossii za 1883
god. — Bewegung der Bevölkerung ira euro-
päischen Russland für das Jahr 1883 — in:
Statisticzeskij wrumiennik Rossijskoj Imperii. Izdanie
rcutraliiego Statist jezesknga komitieta mintsterstwA
Wnutrennacli Diel. — Statistische Zeitschrift
des russischen Reiches. Herausgegeben
von dem statistischen Comite des Mini-
steriums der inneren Angelegenheiten. —
Petersburg 1888. Heft 23.
Polnische Li
Kopemicki) Prof. Isidor. Czaszka z Naelawia. —
Ein Menschenschndel von Naclaw — in:
Zapiski Archcologiczne poznanskie, wydawane przez
Komisyjt» Archeologiczna Towarzystwa Przyjaciö!
Naitk poznauskiego, pod redakcyja Wt Jaidianskiego
i I)-ra B. Erzepkiego. — Posener archäologi-
sche Mittheilungen, he ratisge geben von
der archäologischen Commission der Ge-
sellschaft der Freund« der "Wissenschaften
in Posen, redigirt von Vlad. Jaidiewski
und Dr. II. Ersepki. Jahrgang 1889, Heft V,
8. 4«, mit 3 Abbildungen im Text.
K opernicki, Prof. Jsidor. Charakterystyka flzyczna
göroli ruskich, na podstawie wrasnych spostrzeten
na otnbiu'h kywych. — Physische Charak-
teristik der rut henisohen Bergbewohner,
auf Grund eigener Unter such u n gen leben-
der Personen dargestellt — in: Zbl6r wia-
domosci do Antropologii krajowej . wydawany stara-
niem Komisyi Antropologicitnej Akademii Uraiejet-
noaci w Krakowie. — Sammlung von Materia-
lien zur Kenntnis* der vaterländischen
Anthropologie, hernusgegeben von der
anthropologischen Commission der Aka-
demie der Wissenschaften in Krakau.
Russische Li
Charuniu, Aleksq). Kirgizy Bukiejewskoj ordy.. An-
tropologo-etnologiczesk ij oczerk. — Kirgisen der
Bukiej ew scheu Horde. Eine anthropolo-
gisch-ethnologische Mkizze — in: Izwiestija
Zbi6r wiadomoMci ilo antropologii krajowej, wydawanv
staraniem Komisyi Antropologicznei Akademii Umie-
jetuosci w Krakowie.— 8a mmluug von Materia-
lien zur Kenntnis» der vaterländischen
Anthropologie, herausgegebeu von der an-
thropologischen Commission der Ak adern 1«
der Wissenschaften zu Krakau. — Krakau
1h*h. XII. Band, i Abtheilung für Anthropologie
in engerem Sinne, S. [l] bis [19J.
erutur (1888).
RonoczewBkij, A. D. Izmierenie 1 7 czerepo w Oroczej
i nieskolko zamietok ob etoj narodnosti. — Aus-
messung von 17 Schädeln derOrotschi und
einige Bemerkungen über dies« Nationa-
lität — in: Medicinskija pribowlentya k Morskonm
Hborniku, Jetomiesiarzuyj zumal. — Mcdicinisrhe
Beilage zum Marine- A Dr.eiger. Eine
Monatsschrift. Petersburg ISS*. VIII. Band,
8. 121 — 130.
Walch, W. Mediko-statisticzeskija swiedieuia o srtiier-
tno«ti nasielenia w 8. Pietierburgie, za Decabr 1887 za
Jan war, Mart, Aprel, Maj, Jun, Jul, Awguat, Sentiabr,
Oktiabr i Nojabr 18»8 goda. — Mediclnisch-sta-
tistische Berichte über die Sterblichkeit
in 8t. Petersburg für DeCember 1887,
Januar, März. April, Mai, Juni, Juli,
A ugust, September, Octoharund November
1888 — in: Wojenno-medlcinskij iurnal. — Kriegs-
medio! nischet Journal. 8t. Petersburg 1888.
CLXI. Rand, 8. 83 — »2, 18» — 200, 31b —324.
485 — 474; — CLX1I. Baud, 8. 109 — 118, 171
— 180, 241 — 230, 351 — 382; — CLXII1. Band,
8. 81—90. 147 — 150, 247 — 256, 299 — SW.
,oratur (1889).
Krakau 1889. XIII. Band, 2. Abtkeilung, 8. [l]
-[54|.
Nadmorekl, Dr. Luduosü polska w Prusach Zacliod-
nich, jej rozwoj i ruzsiodlenie w bietacetn stuleciu. —
Polnische Bevölkerung von West preu säen,
ihre Entwickelung und Verbreitung im
laufenden Jahrhunderte, mit eiuer ethno-
graphischen Kart« — in : Pamicttiik flzyjograflczuy. —
Fhy Biographische Denkschriften. War-
schau. IX. Band, 4. Abtheilung, 8. 27 — 77, Taf. V.
Pamictnik flzvjograficzny. — Physiographische
Denkschriften. Warschau 188». IX. Baud.
4. Abtheilung, Anthropologie, S. 1 — 77, Taf. I — V.
Rolle, J. Dr. O dziedzicznnsci oblakania. — l’eber
die Erblichkeit des Wahnsiunes. Krakau
1889. 8U. 8. 1—79.
Zbiör wiadomosci do Antropologii krajowej wyduwany
staraniem Komisyi Antropologiczuej Akademii Umie*
jetnowei w Krakowie. — 8a mmluug von Mate-
rialien zur Kenntniss der vaterländischen
Anthropologie, herausgegebeu von der
anthropologischen Commission der Aka-
demie der Wissenschaften zu Krakau.
Krakau l»89. XIII. Band, II. Abtheilnng tür An-
thropologie im engeren Siuue, 8. fl] bis (54j.
cratur (1889)*
Iinjieratorskago obszesestwa Lnbitielej Jestiestwoz*
nania , Antropologii i Ktnogralb. aostojaszczago pri
Imperatorxkotn Moskowskorn Uniwersicietie. Toin
LX11I. Trudy Antruiailogiczeskago otdiela. Tom X. —
5*
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36
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Berichte der kaiserl. 0 «»«llschaft der
Freunde der Naturkunde, A n t h ropulo gie
und Et hnologie der kaiserlichen Univer-
sität von Moskau. LXIII. Hund. Arbeiten
der Anthropologischen A b t h e i 1 u n g. X. Hand.
Moskau 18*9. S. 1 — WO, Taf, I — LX, Taf. I — XVI
mit 65 plu Untypischen Abbildungen.
Demiankow , N. P. Mediko • stathticzeskij otcxot o
zaboleurajetnosti i smiertnosti po wojenno-uczebnym
zuwiedieniam za diesiatiletie Ih7« — | hh;>. — Medi-
ci nisch - statistischer Bericht über das
Erkranken und die Sterblichkeit in Kriegs-
Lehranstalten für das Decennium 187« — 1885
— in: W'ojenno - medlcinskij zumal. — Kriege-
rn ed i c in i sch es Journal. St. Petersburg 1888.
CLXV., CLXVI. Band.
Iswieetija Impevatorskngn obszcxestwa Lubitielej
Jtstiestwoznauija, Antropologti i Etnografti sostojasz-
cxago pri Imperatorskoin Motkowskom Uniwer-
sitietie. Tom LXIII. Trudy Atitropologiczeskago
otdiela. Tom X. — Berichte der k Aiserl. Ge-
sellschaft der Freunde der Naturkunde,
Anthropologie und Ethnographie der
kaiserl. Universität von Moskau. LXIII.
Band. Arbeiten der Anthropologischen
A btheilung. X Band. Moskau 1*89. 4°. 8. 1
— 550, 1 — LIX, I — 15 (2), mit XVI phototypi-
schen Tafeln.
Benin. Ocserk inorodeew runkago poliereiija Tichago
okeatm. — KineKkizze fremder Bevölkerung
der russischen Küste des Paci fischen
Oceans — in: Izwiestija Im|ieratm>kMgo Uutukago
Geogratlczenkago ütazcxestwa. Berichte der
kaiserlich russischen geographischen Ge-
sellschaft. XXIV. Band. Et. Petersburg 1888.
s. m — 198.
Stogm&n , A. K. K Mamepianando no bonpocy o
wzaimnych utnoszenijacli rosta, okmZnosti grudi i
wies* tiela. — - Ein Beitrag zur Kenntnis*
der gegenseitigen Beziehung der Statur,
des Brustumfanges und der Körperschwere
— in: Wojetmo-medicinakij zurnad. Kriegsmedi-
oinisches Journal. CLXV. Band. St. Peters-
burg 1889.
Walch, W. Mediko statistiezvskija swiedienia o
smiertnosti nasielenia w S. Peterbnrgie za Dekabr
1888, Jan war, Fewral i Mart 1889 — za Aprrl, Maj.
Jmi i Jul 1889 — za Awgust, Sentiabr, Oktiabr i
Nojabr 1889. — Medicinlsoh-statistiaoha
Berichte überdieöterblichk eit in St. Peters-
burg für Daceinber 1888, Januar, Februar
und März 1889 — für April, Mai, Juni und
Juli 1889 — für August, September, Goto*
bet und November 1889 — in: Wojcnno- tnedi-
cinskij iaraah — Kriegsmedicin isches Jour-
nal. St. Petersburg 1889, CLX1V. , CLXV'. und
CLXVI. Band.
in.
Völkerkunde (1887).
(Von Dr. B. Soheppig in Kiel.)
Vorbemerkung. Diu Jahreszahl 1887 sowie die Foriuathezeichnung 8° ist in der Regel weg-
gelassen. Für aomailBche Anthropologie in Betracht kommende Artikel sind du roh einen
Stern (*) gekennzeichnet.
I. Quellenkunde.
1. Literatur der allgemeinen Völkerkunde.
a. Bibliographien .
Fromm, E. Uebersicht der vom November 1886 bis
dahiti 1887 auf dem Gebiete der Geographie er-
schienenen Werke, Aufsätze, Karten und Pläne.
Zeitachr. d. Ges. f. Erdkunde, Berlin, 22, 495 ff.
Müller, A. Orientalische Bibliographie. Baud 1
(18871. Berlin, Reuther, 1888. 300 S.
,Die Bibliographie nmfsMt Alks, was sich auf Yulks-
thum , Religion, Sitten uml Gebräuche, Sprache, Literatur
und Geschichte der Völker Asiens, Ozeaniens und Afrikas
bezieht." ( Prospekt.) Siehe unten Asien.
Zeitschriften. Inhalt* Verzeichnisse tinden sich in :
Somtnaire de* pcrtodiqm-s r<9,’Us der Revue d’Anthro-
pologie; Revue des p4riodiques der Materiaux pour
l’histoire primitive et naturelle de Utoaime; Rivista
delle riviste des An liivio per l'autropologia ; und
für russische Periodic* unter den New Geogrn-
phical Publications der Proceedings of Ute R. üeo-
gmpbtcnl Society.
Vgl. ferner die Literaturverzeichnis*« in Petormann'a
Mitthrilungm, in der Revue d'Kthnographie und die Biblio-
graphie der periodischen Literatur in den Mittheiluugrn
der Wiener geographischen Gesellschaft.
Lofövro-Pontalia, E. Bibliograph!» des soetätta savan-
tes de la France. Paris, Impr. nat. VIII, 142 pp. 4°.
Tftblo des articles publik* par la Revue de la Societ«'*
de» traditions populuire«. Materinux pour l’hiat. de
l’homme 21, 185 — 109.
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Völkerkunde.
37
Valide, I*. Bibliographie «Uh bibliographie». Supple-
ment. l'.iri», Terqueni. 359 pp. gr. 8*.
Woigol's Systematisches Verzeichni«» der Hauptwerke
der deut*chen Literatur am den Gebieten der
Geschichte und Geographie von 1820—1882. Bearbeitet
von K. Kr* mm. Leipzig, T. O. Weigel. VIII, I99S. 4“.
b. Jahresberichte and britische Revuen.
Gerland , G. Bericht über die ethnologische For-
«chung r.fuli 1886 bin Ende 18x6). Geogr. Jahrbuch
13, 407 — 476.
* Ranke ) J. Wissenschaftlicher Jahresbericht des
Geueralseci'et&rs der deutschen an!ht*upi>logi«chen
Gesellschaft. Comrspondenzbl. der d. Ges. I*. Antlirop.
1*. £7 ff.
Supan, A. Geographischer Literaturbericht Ihr 1887
I Beilage zum 33. Bande von Petermaun's Mitthei-
1 ungen I. Gotha, Perthes. 126 S. -4U.
Literaturbericht in Mittheilungeu der Anthropolo-
gischen Gesellschaft zu Wien (ltd. XVII, l»87j.
Revue fran^aise et Revue« ütrangsres in Revue
d'anthropologie (Annee XV U Paris 1667).
Index of Archneological Paper«. Supplement, zu: The
Archaeological Review. Vol. 1. London 1886.
Vgl. ferner die Jahresberichte «1er geogr&pbi»<-heti Gesell*
.• hstt len. in»l«e*oti<Jere: Ch. Mauuoir, Rapport sur les trtt-
vaax <1e In wwiete de g^ographie ei sur Ic« progre* «Ich
Sciences ceogrsphique« pendant l'nnn^e 18M7 (Bull. So»-,
de geogr. Baris. 7e Serif, T. 9, p. 1 — 147).
c. Zeitschrißen.
Belgien. Bulletin de la «ocicte d'atithropologie de
Bruxelles. T. V (1686/87), T. VI (1867/88).
Deutschland. Archiv f. Anthropologie. Bd. XVII.
Braunrchweig 1886. — ComspoodensbL d. d. Ges.
für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Bd. XVIII. München. — Ausland. Jahrgang 60.
Stuttgart u. München. — Globus. Bd. 51 n. 51; Braun-
schweig. — Verhandlungen der Berliner Ges. für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Jahr-
gang 1877. Berlin. — Zeitschrift für Ethnologie.
18. Band. Berlin.
England. The Journal of the Anthropologien! In-
stitute. Vol. XVI, Nr. 3, 4. Vol. XVII, Nr. 1.8.
Loudon.
Frankreich. Bulletin» de la soci£t£ d’autliropologie
de Paris. Je serie, T. X. Pari». — Bulletin de la
* op. d'anthrop. de Lyon. T. VI. Lyon, — Materiaux
pour riiistoiro primitive et naturelle de riiomine.
Vol. XXL Pari». — Revue d’nnthmpologie. AnnteXVl
(Serie 3 , T. 2j. Pari». — Revue d'ethnographic.
T. VL Pari». — Le Tour du Monde. T. Lift, LIV.
Paris. — Annales du Mus4e Guimet. T. X. Paris.,
Italien. Archiv io per l'Antropologi* e la KtnologUn
Vol. XVII. Firenze.
Niederlande. Revue coloniale internationale. T. III.
Amsterdam.
Oesterreich. Mittheilungen der Anthropol. Ge*, in
Wien. Bd. XVII. Wien. — Annalen de* k. k. Hof-
museum». Bd. II. Wien.
Russland. Sammlung von Materialien zur Ethno-
graphie, hemusgegeb. irn Raecl» ko wVchen ethnogr.
Mu*euin. (Red. W. F. Miller.) Bd. II. Moskau. (Ru*».)
Skandinavien. Yraer. 7. arg. Stockholm.
Die grographisrhen Zeitschriften sind im Ueegr. Jshriau-b
Bd. X verzeuhnet.
d. Congresse.
American Association for the Advancement of
Science. 3.V*» Meeting held stt Burtalo. in August
18*6. (Proceediuga. Sh lern 1887. Sectiou II. : Anthro*
pology p. 277—336.)
Association fran?aise pour l'avanceraent des
Bciences. 16e«e«ion, Toulouse 1687. (Compie rendit.
Paria 1887 — 1888. Ile »ectitdi: Anthropologie. I.
276 — 302: II. 682 — 765 f. Vgl. Rev. dVthnogr. rt,
492 —
British Association for the Advancement of
Science. är*1» Meeting held at Muuche«t*r in August
and September 188“. (Report. London, Murray.
Section H: Anthropology p. 883 — 914.)
Deutscher GeographentAg (VII.). KarUrnhe. 14. bi«
16. April 1887. (Verhandlungen. Berlin, Reimer.
VergL Peterutann’s Mittheil. 33, 147 ff.; Aoslaad 60,
Nr. 1» f.)
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie, Eth-
nologie und Urgeschichte. 1«. allgemeine Ver-
sammlung. Nürnberg, 8. hi» 12- Augu»t 1*k7. (Steno-
graphischer Bericht in» Correspondeneblatt XVIII,
73 ff.)
Deutsche Naturforscher und Aerete. 6o. Ver-
»Htnmluiig. Wiesbaden, September 18*7 (*. Taueblatt
der Versammlung).
2. Museen und Ausstellungen.
Amsterdam. H*t Ethnographisch Mutfum van bet
Kuniriklijk Zoologisch Genootschap .Natura Arti»
Magistra" te Amsterdam. — C. M. Pleyte Wzn. Gid»
voor den Bezoeker. Amsterdam. 3 deeleu, 1868.
Vergl. Intern. Are)», f. Etbuogr. 1,28 — 29; 115 — 119;
2,57 — 56. — Nederlandsct» Museum voor G«-«chiedeuis
en Kumt. Vgl. Intern. Arth. f. Ethnogr. 2, 57.
Aarau. Ethnologische* OsvwlwmtiKUm. Vgl. vor-
jährigen Bericht.
Barmen. Museum der rheinischen M Urion. Vgl.
Intern. Aruh. t*. Ethnogr. 2, 68. Katalog (Bornen,
Sumatra, Herrerohtnd). Barmen 1868.
Berlin. Königliche» Museum für Völkerkunde. Führer
durch die Samtnlungeu de* M. f. V. Berliu, 24ü 8.
(dazu Karteu). Fr. Heger, Die Einweihung de» neueu
Museum» für Völkerkunde in Berlin. Mitthetl. Au-
throp. Ge». Wien XVII. ‘ Sitxungsber. 15 — 2o. Vgl.
Intern. Arch. f. Ethn««gr. 1, 119 f . ; 2, 58 f. (Jeher
neue Erwerbungen «dein: auch Verb. Berl. Ge», f.
Authrop. 1887, 383 f,, 419 f., 882 f. — K u ii »tge werbe -
nmwum. Vergl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 2. 61.
Bern. Antiquarische» Museum. Vgl. Intern. Arch. f.
Ethnogr. i. 68.
Braunschweig. Herzogliche« Museum. Br. Riegel,
Führer. Braunschweig. 324 S. Vgl. Intern. Arch.
f. Ethnogr. 1, 68, 69.
Budapest. Ungarische« Nationatmuseuin. Vgl. Intern.
Arch« i. Ethnogr. 1, 69.
Cambridge |Kuglan«l|. Museum of General and Local
Archaeology. 3d and 4**' Annual Report. Cambridge
1887. 8U. Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. I, 110 f.;
2. 61.
Cherbourg. Mu*4e <Vlii»toirs naturelle. E. Harav.
Le* ndlertion» ethmtgrapliique* du cabinet d’histoire
naturelle de Cherbourg. Rev. d’Enthnogr. 8, 255—
Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 2, 62 (liegender« Mar-
keMiiuflsln).
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38
Verzeichnis# der anthropologischen Literatur.
Crefeld. Museum. Vgl. Intern. An h. f. Ethnogr. I,
23«; 2, tU.
Danzig. WefttpreuB6i*cl»e* Provinxialmmeiini. Bericht
«her die Verwaltung für 1P**7. Danxig. 4°. V ul«
intern. Arch. f. Ethnogr. I, 111 (besoudeis Hüdsee).
Barmatadt. Ort »«hem »gl. hesa. Museum. Vgl. Intern.
Arcli. f. Ethnogr. 1. 111 (IjeBonder* Indonesien und
Peru).
Dresden. _ lyünigl. zoologische* und anihropologi«ch-
ethnognqwische* Museum. Ahlmnd lungert und Be-
richte , 1886/87. Heransgegeb. von A- II. Meyer.
Berlin, Friedländer. Vgl. Intern. Arth. f. Ethnogr.
2, «4, — König). mineralogisch-geologische« und prä-
historisches Museum. Führer, Dresden, Bausch. 5? 8.
Düsseldorf. Kunstgewerbemuseum. Vgl. Intern. Arch.
f. Ethnogr. tu.
Proiburg i. Br. Museum für Urgeschichte und Völ-
kerkunde. Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 162.
Haarlem. Kolmiinal Museum- Vendag 1867. Vgl.
Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 198, 199 (auch Südsee). —
Museum van Kunstnij verlieh!. Vgl. Intern. Arch. f.
Enthnogr. 2, 64.
Hamburg. Museum für Völkerkunde. Vgl. Intern.
Arch. f. Ethnogr. 1, 199 (liier ein Theil des alten
Museums Godefroy). — Kunstgewerbemuseum. VgL
Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 199. — Sammlung vor-
geschichtlicher Alterthümer. Vgl. Intern. Arch. f.
Ethnogr. 1» 199, 20u.
Helsingfora. Ethnographisches Museum der Univer-
sität. Vgl. Intern. Arcli. f. Ethnogr. 1, 200; 2, 64
(besonders Bebritigstraase. China. Ostjakeo, Aegypteu).
Jena. Ethnographische Sammlung der Universität.
Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 200 (las*. Hinter-
indieu, Hochasien, Japan).
Karlsruhe. Grosaherang). ethnographische Sammlung.
Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 200.
Kiel. Museum für Völkerkunde der Universität. Vgl.
Intern. Areb. f. Ethnogr. i, 800; 8« 64; au< 1» Mitui.
d. anthrop. Vereins in Schleswig-Holstein 2. 33 — 39.
Kopenhagen. Künigl. ethnographisch« Museum.
Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 6», 70 (besonder*
Grönland).
Leiden. Ethnogr* phihchea Rijksmuseum. Verslags.
Vgl. Intern. Arch. f, Ethnogr. 1, 237 — 241. — Rijks-
museum van Oudheden. Vgl, lutem. Arch. f. Ethno-
graphie 2, A4.
Leipzig. Museum für Völkerkunde. 15, Bericht,
Leipzig 1667. Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr. 2, 64, 65.
London. British Museum. Statement of progre** and
acquisilious made iu the dwpartment of British and
medieval autiquiiie* and «lliuograpby in the yaar
180?» London. M. PJqrte» The present »tat* of
the ethuographical «e-ction of British Museum. Rev.
col. intern. 1887 , Janvier. Vgl. Intern. Arch. f.
Ethnogr. 2, 110. — South Kcoaingtim Museum (für
Kunstgewerbe).
Madrid. Museo arqueologico. Vgl. Intern. Arch. f.
Ethnogr. 2, 113, 1 14 (Iwsonders Mexico. Mittelamerika
und Perul.
Mainz. Ethnologische Sammlung. Vgl. Intern. Arcli.
f. Ethnogr. 2, 113 (Südsee;.
Moskau. I) a s c li k o w ' sclic« ei hnograpbiscbea M useum .
l>escription systüinatique des ctdlections du Musee
Daacbkow. Livr. 1 tr. Moscou lau“. Vgl. Intern.
Arch f. Ethnologie 2, 114 — 115 (bes. mongolische
Rasse).
Paria. Muse« Tfocadem.
Rom. Museo preist>«rico ed einograftco. G. A. Colin»,
Coronaca (Anno 111, 1666/87) in Boll. 8oc. geogr.
it«*l. 24, 145 IT., 550 ff,, 649 IT. L. Pigorini. Nuove
ci dh-r.ii »ui etnografleh« acqui»late dal Museo pre-
istorico-etnograflca dp Roma. Itendiconti Acc. dei
Linoei 3, 284—286.
8t. Gallen. Museum der geogntphisch-commerciellen
Gesellschaft.
8t. Petersburg. Ethnographische« Museum der ktmtrl.
Akademie der Wissenschaften. Vgl. Intern. Arch. f.
Ethnogr. 1. 162.
Wien. Hofmuseum. Jahresbericht für 1687. Wien.
Annalen Ikl. II.
Zürich. Museum der Ethnograph iseben Gesell sc hu ft.
Vgl. Intern. Arcli. f. Ethnogr. 1, 234 (bes. Südwesl-
afrika. Madagaskar, Guatemala).
Bahnson , Kr. Ethnograftske Museer i CdUndet.
Aarboger for nonl. Oldk. og Historie 1687. Deutsch
von J. Mestorf; Ueber ethnographische Museen.
Mit besonderer Berücksichtigung der Sammlungen
in Deutschland . Oesterreich und Italien. Mittli.
Anthrop. Ge*. Wien 16, 108 — 164 (vgl. M. Uhl« in
Intern. Arch. f. Ethnogr. 2, 74, 75).
Muon , O. T. Methode de classiAeation dans les
tnusees eihnographique«. Rev. d’Eihnugr. 1, 239— -242.
Meyer, A. B. Neue Einrichtungen de* künigl. zoo-
logischen und anthropologischen Museum* zu Dres-
den. Abhaudl. n. Berichte 1886/1867, Nr. 1 (14 S).
H. Ethnologie.
1. Methodik.
Aohelis, Th. Di« Entwickelung und Aufgabe der
modernen Ethnologie. D. Rundschau 1868, Januar,
B. 60 — 83.
Achelis, Th. Die Priocipieu und Aufgaben der
Ethnologie. Arch. f. Anthrop. 17, 265 bi* 277.
Achelis, Th. Der whsenachaftliche Charakter der
Kthuologie. Z. f. Yülkerps. 17, 20—51.
Vgl. hierzu St eint ha l »Cid. p. 109 — 112.
Fauvelle, Dr.. Des causes d'erreur en anthropologie.
Bull. auc. d‘nuthio|i. Paris. 10, 863 — 880b Di.s-
cuKsion.
Steinthal} H. Der Begriff der Völkerpsychologie. Z. t*.
Yülkerps. 17. 233 — 264.
Gegen Paul und Wundt für ihre Stellung *1* psycho-
logische Wissenschaft.
Wundt, W. Ueber Ziele und Wege der Völkerpsycho-
logie. Philos. Studien 4, 1 — 27.
Sie hat * h h au ruhten auf Sprache, Mvlhu» und Sille,
weil die-e den Umläng de» individuellen RewuskUrin-
ftberschreites.
*2. Allgemeino Anthropologie. Rassen-
charaktere.
Bertillon. De la nmrphohigie du i»ez. Rev. d'Authrop,
16, 168— 169.
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Völkerkunde.
39
Brinton, D. G. Auchrnpology. (In: Iconographic
Kncvclopedia of tlie arts and sciencc*. ) Philadelphia,
Le vy type Co.
Vgl. Topinard in Rev. dMnth^ 17, 104, 105.
Chudzinaky, Th. Quelques nota* Mir U splanchno-
logie den races humaiues. Rev. d’Ant hroj>. in,
275 — 200.
Harley, L. Comparison between the recuperativ**
bodily pow*r of man in a nule aml in a higlily
civilised state; illustrative of the probable recupe-
rative rapacity of men the slone-age in Europa. J.
Anthr. Inst. 1*7, 108—118. Discu«sion.
Hovelacque, ▲. et G. Hervö. Preci* d’aothropologie.
Paria, Delataye.
Vgl. Topin nr«l in Rev. d‘Antlirop. 16, 402 — 485.
Mnnouvrier, L. La platycn^mie ehe« l'honime et
che* l«s* singe*. Bull. 8oc. d' Anthrop. 10, 128 — 131.
MathewB, P. W. P. Notes on the early development
of nboriginal women in all latitudes. Proc. Canadian
Inst. 22, 181 — 188.
1‘eber die Kutamenialzeit.
BchaafFhausen , H. Die Physiognomik. Arelt. f.
Anthrop. 17, 809 — S31.
Topinard, P. Anthropologie. Nach der 3. franz.
Aufl. übersetzt von Dr. R. Neuhaus«. Leipzig,
Frohberg.
Welcker, H. Cribra orbitalia, ein ethnologisch-dia-
gnostische* Merkmal am Schädel mehrerer Menschen-
rassen. Archiv f. Anthrop. 17, 1 — 18. Tafel.
3. Einfluss dos Klimas und dos Milieus.
KirohhofF, A. lieber den Einfluss von Steppen und
Wüsten auf die Völkerentwickeluog. D. Rundschau
f. Ueogr. IX. 1888.
Pallmann, R. Die Rewohubarkeit der Tropen für
Europäer. Eine c ult urgeographisclie Studie. Berlin,
Kühe. 56 8. gr. 8°.
Wagnier, L. Des climats frohl« au point de vue
de la vie humaine. Bull. onc. de geogr. de Lille 7,
401 lf.
4. Allgemeine Sooiologie.
Brinton, D. G. Ethuology. (In: Iconographie Ency-
clopedia of tlie arts aud Science*.) Philadelphia,
Levytype Co.
Die*-e Sucio logie ist kurz anahdrt von P. Topinard in
Rev. d’ Anthr. 17, 107.
Bordier, A. La vie des sociltds. Paris. 359 pp.
Kuliaoher, M. J. Skizzen über vergleichende Ethno-
graphie und Cultur. St. Petersburg, Skorochodow.
XV, 267 8, (Russisch.)
de Lapouge. Les »elections sociale*. Rev. d’Anthmp.
16, 519 — 550.
Lubbook , Sir John. Une Conference sur le» »au*
vag«?*. R«;v. iPAnthrop. 16, 369 — 372.
t(rsuui£ eine» Vortrag» von Lubbock.
5. Spociello Sociologie.
Familie.
Dewar, C. B- Stadien Ober das Familienleben. lieber*,
von P. M- Baumgarten. Paderborn, Bchüningh.
256 8.
Die vorchristliche, die christliche und die nachchristliche
(muhanu-l.-mi-Hi»* und moderne) Familie. Nur die kathi»
lische Ehe whaltl eine wahre Familie. Vgl. Globus 52, 96.
The Form of Captu re in marriage ceremouies. West-
minster Rev. 1887, June, p. 283—294.
Hurtrel , Mrne A. La Femme, sa condition sociale
«le puis l'antiquii«- jus«|u‘» uu jour*. Paris, Hurtrel.
281 p, 4°. avec pl. et gr.
Huth, A. H. Marriag« of Near kin. Law of Kations,
ltesult* of Experienc«. London, Lottgman*.
Jung, Dr. E. Polyandrie und Polygamie. Globus
32, 80—103, 103—107.
Floss, H. Das Weib in der Natur- und Völkerkunde.
Anthropologische Studien. Zweite stark vermehrte
Auflage. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet von
M. Bartel*. 2 Bde. Leipzig, Grieben. 576, 719 8.
Illust rirt.
Wesentlich bereicherte und verbot- serte Ausgabe de« be-
kannten Hauptwerkes. Vgl. Verb. Berl. Gin. f. Krdk. 15,
151 — 153.
Thwing, C. H. and C. F. B. The Family an histo-
rtcal and social study. Berlin. 213 pp.
Staat und Recht.
Bastian. Priesterkönigtlium. Verh. Bert. Ges. f.
Anthrop. 1867, 711 — 712.
Fuld , L. Ibis Asylrecht im Alterthum und Mittel-
alter. Z. f. mg!. Bechtaw, 7, 109 — 157, 283 — 994,
Gomme, 8. L. On the evidence für Mr. Mc Len*
nstiV Theory of the primitive human honls. J.
Anthr. Inst. 17, 118—133. Disc.
de Lapouge, G. L'antliropologie et la sei** nee poü-
tique. Re v. d’ Anthrop. 16, 136 — 157.
Woisongrün, P. Die Entwickclungsgcwt*«* der Mensch-
heit. Eine Aocialphilosopbisclie Studie. Leidig,
Wiegand. IV, 213 8.
Körperliche Verstümmelungen.
Bcrchon, E. Bur le* origine* et le but du tatouage.
Bordeaux. 23 pp.
Joest, Wilh. Tatowiren, Narbenzeichnen und Kör-
perliemalen. Ein Beitrag zur vergleichenden Ethno-
logie. Mit 11 Tafeln in Farbendruck, 1 Lichtdruck-
tafel und 30 Zinkätzungen nach Originalzeichnungen
von O. Finscli, CI. Joest, J. Kubary und
P. P re iss ler. Neb*t Original * Mittheilungen von
O. Finsch und J. Kubarv. Berlin, Asher. VIII,
128 8. Folio.
Der Verfasser will kein« erschöpfende Behandlung de*
Gegenstände» geben, „Maudern beabsichtigt nur, in vor-
liegender Arbeit seine während mehrjähriger Reiten in
Amerika, Asien, Indonesien und Afrika gemachten Beob-
achtungen ntalenulrgvn und dabei zu versuchen , unter
Benutzung «les weiteren ihm bekanntes re*p. zugänglichen
Material», die Titowirung nelwt deren Vorstufen zumal
von «ler psychologischen Seite zu bchsmleln* (8. 2). Den
Ursprung «ler Bemalung findet er in der Absicht, die
Witteruugseinflüfse wie die InsectenstiHie sbzuwehren, den
Feind zu erschrecken , sich zu rer*ehöiienu Der Haupt-
zweck der Tütowirung ist der, dem anderen Geschlecht«*
besser zu gefallen.
L&fargue, P. La circoncisiou, sa Mgniflcation sociale
ct religieuse. Bull. soc. d’anthrop. Pari*. 10, 420 — 436.
„Ln < ircom-Uion presente de» cararttro nettement t rauche»
»uivant le» Hasses et le» peuple* rlie* qui «m Tobserve. D«n»
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40 Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
le» km *rih*lab> de l'Eg» pte et de PAsoe anlerietue,
eil«' |»rol«ableinent I* forme U |du* alten ue« d'horriblcs
mutilntion» pratiquees pour bonoier leb |*retni»-re»
Lr» |»*>ii|»la«lv» »nuvsg«-» tont de U * irc<>n» idun u» »ir*
rite» ile rinitiatioii ä ln «'Lute de» gurrrier». Che* d'sutre*
pcuplnde« UrUrr» , eile e»t unc ceremonie rclicieun:, m»
iiomiiuigc reudu ä ln divimle, totijour* tualfacouite et
eruelle, k »jui il taut Micririer une parti* |«our conserver
le rrbte; eile e*t la tnarque ineihiy'Hbie du contral eatre
rhunniic et Dien“ (pp, 435 — 434).
Pokrowsky , Dr. EinAo-s der Wiege auf die kfiiiftt»
liclie Verstümmelung des Schädels. Mein. Soc. de«
Amis Sc. nnt. Moscou, 1hh4 iltu«si«ch).
Vgl. Rev. d'Anthrop. 14, 238 — 239.
Andree , R. Da» Zeichnen lad den Naturvölkern.
Mit 3 Tafeln. Mittheil. Authrop. Ges. Wien 17,
BR — l"B.
Blondel, Bpire. L’Art capillitii* che* len peuple*
primitif». Rev. d'Ethiu>gr. d, 414 — 427.
G. Chauvct. Etüde prelmtorique. Le» dehnt« de la
grnvur* et tle la sculpturc. Melle, Lacnve. b(>. ftg.
Religion und CtiHus.
Bacon, T. 8. Th* hegiuniug« of religion. London,
Rivingion. 534 pp.
Bastian, Ad. Die Welt in ihren Spiegelungen unter
dem Wandel des Vöikergedatikens. Prolegomena zu
einer Gedankonstatistik. Berlin, Mittler. XXV11I,
42h S. irr. 8". Hierzu : Ktlmologiarlies Bilderbuch.
Mit erklärend*))! Text. VI, I9f» S. (24 Tafeln,
Querfolio.)
Ch&ntepie de la Bausaaye , P. J. Lehrbuch der
Religionageschichte. Bd. 1. Freiburg, Mohr. X,
4h:. s.
Clarke, H. W. .Historv of Titbe«, from Abraham to
Qu. ;e» Victoria. London, Redway.
van Ende, N. llistoire naturelle de la croyane«. Ire
partie. 1/anhnaL Paris. AUau. 320 pp.
Vgl. G. Kodier in Kevue de philo*. 25, 1115 — 318.
Fraxer, J. G. Totemism. Eilinburgh, Black. VIII,
9« PP
Erweiterter Abdruck aus Knev» lop. Britannien (9« ed.)
Val. XXIII.
Cto Döblet d’Alviella. Introduction a l’hixtolre
generale des religicm*. Bruxelles. 3 Vol*.
Cte Goblot d'Alviella. Uhtoire rdigieust» du feu.
Verviers 12®.
Haberland, Carl. Leber Gebräuche und Aherglaulxw
lieim Essen. Z. f. Yulkerps. 17, 353 — 385; 18, 1 — 5k,
128—170, 235 — 284, 357 — 394.
Happel, J. Di* Hauputufen de« religiösen Lei Mt na
der Menschheit. Z. f. Missionsk. u. ReligimisH iss.
II, 73— »2, 148—158.
Hardy , E. Die sllgemeine vorgleichende Religion*-
uriiuiensctiaft im akad. Studium unserer Zeit. Au*
trittsrede. Freiburg i. Br.. Hertier. 39 8.
Knapert, L. De boteekeni* van de wetenschtp van
het Folklore’ vmir de godMlienstgcschiedeni* onder*
xoebt en aan de Holda Mythen getoetst. Amster-
dam, Leuten. XII, 272 pp.
Kuhn, Ad. Mythologische Studien. 1kl. 1. Güters-
loh, Bertelsmann 18*8.
Lang, A. Mvth, Ritual, and Religion. 2 Vols. Lon-
don, l><ngiuflus.
Müller-Frauenstein, G. Wie malen sich die Natur-
völker den Anfang uud das Ende der Mensch-
heit aus* Prag, Vor. x. Verlor, uützl- Kenntnisse.
25 8.
Nagele, A. l>*r Schlangencultus. Z. f. Völkerpsycli.
17, 244 — 289.
Nyrop, Kr. Navnets »nagt. En folkepaykolngisk
Studie. In: Üpu«cula Philologien. Mindre afhund*
litiger udgivne af det philologisk liistnriake «arnfuud.
Kjölneobuvti |R. Klein! p. 118 — 209, 227 — 229,
„Handelt über di« Sehen, Personen und Dine* l«ei ihrem
wirklichen Namen zu nennen, mit zahlreichen Belegen
aus Skandinavien und stilleren I Andern* (Jahre»Wr. genti.
Philol. 9, 1191).
Preis», H. Religionsgrsrhicht*. Geschichte der Ent-
wickelung d»*s r>*ligi«>M-n BewiikHUc-ins in mduen ein-
zelnen Erscheinungsformen. Leipzig. Maalsr, 1887.
8®. v, ;•»* s.
Keville, Jean. L'llistuire de« religiou», sa methode et
aou rOle, d'apres le* travaux recents de M. Verne*,
G. d’Alviella et van den GlicVU. Rev. de I'liist.
des rel. 14, $48—383.
Sebillot , P. legendes croyancas et «u|>er«titk>u* de
1» »wer. VoL I . Im Hier et le rivage. Vol. II: Le*
möteore* et los temjM-tes. Paris, CUarpeiitier, 1«hH.
XI, 334, 342 pp.
Bteinthal, H. Mythos, Sage, Märcheu, Legende,
Erzählung, Fabel. 1. Z. f. Völkerpsych. 17, 113
— 339.
Tielo , C. P. Coiiipeudiunt der Ueligionsgeschichte.
Febers, u. herausgog. von F. W. T. Weber. 2. Aull.
I'renzlHU, Biller. Xl, 299 8. 12°.
Tuchmann, J. La Fasel na Gon. Melusine. III, IV.
Vcrnea, M. L’histoirc des ndigions, sou esprit, ou
methmle et cos divisiont, aon euseignement en France
et » l*4trangvr. Pari«. Lemu.x. 285 pp. 18°.
Wake C. Btaniland. The Origiu of Totem i»m. Rep.
Br. Assoc. 57, 904 — 907.
^Tho totem i* ihr re-inraraated form ef the legeaifary
a*ne«tor of the gen» or tätnily group «Ilied to tlie totem."
Sprache und Schriß .
Abel. Uejtter L'rgedanken der Menschen. Verb. Bcrl.
ü«-s. f. Antlinop. ln«“, 188—19$.
Haie, H. Development of Language. Pro«, (.'an. Inst.
24, 92 — 134.
Haie. H. T he Origiu of Languages, and theAntiquity
of S|*eaking Man. Pro«. Am. A*«>c. 35, 279 — 23 t.
Der Vertä-ser hält den p«läolithiH:hea Mm-.lwu für
sprachlos und setzt «Unit du» Alter der Mensrhbeil Ih-
tr*>li(lich herall. Die Entstehung neuer Sprache« erklärt
er diinli die Micrntinn einzelner Familien, deren i*olirte
Kinder eigene Sprachen äushlkleten. Wo die N’alnr miIi-Iip
l«olirnng um meisten erleichtert, linden sich die zahlreich-
sten Sprmhstsinnie.
Müller, Fr. Grundriss der Sprach- Wissenschaft. 3, LM.
Wien. VIII, 879 8.
Mit diesem Hsnde i*t da* hrkannte llsupturrk bis uuf
einen Ns» htragsband abgeM'hlosSeB.
Wissennchaß.
Gaidoz, H. La Ray«- et St. Hubert. Pari*. Pieanl,
I8«7.
Zur V«dk»niedi»‘in. Vgl. Krau»*' Zu*ä1ze au* »iid-
slavi»chriB Grlärt (Mitthcil. Antbrop. Ge*. Wien 18, 214).
•Horsloy, V. Trephiniug in ths neolithic peTi«>»l.
(Abstract ) J. Anthrop. Inst. 17, 190 — 104. Disc.
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Völkerkunde.
41
Kopp, H. Din Alchimie io Mu rer und neuerer Zelt .
Ein Beitrag zur Culturgeachiohte. 2 Bde. Heidel-
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■Prehiatoric Surgery. We*tminst*r Äev. 1887,
Algwtt i*. 598 — .'•47.
Schubert, H. Zähle n und Zahl. Hamburg. Richter.
36 S.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ges. Wien 17, 197, 198.
CuHur pflanzen und llausihirre.
(Vgl. O. Drude (die Fortschritte in der) G^zmphie und
Geschichte «Irr CulturpflaDzen. Ge»»gr. Jabrb. 1H, 314 — 316.)
Drude, O. Atlas der Pflanzen Verbreitung ( Bergbau»’
Phy». Atlas«, Abtb. V). Gotha, Perthes. 6 H. u.
8 Tafeln. Folio.
Tafel 8 veranschaulicht die: „Heimath «ier Xahrung*-
und Genu'ftpthmjieu und die Cutiurzonen «Irr Erde**.
Hehn, Victor. Cidturpflanzeu und Haust liiere in
ihrem Uebergauge aus Asien nach Griechenland und
Italien, sowie in das übrige Humpa, llictormch-lin*
guistische Skizzen. 5. Aull. Berlin, Borntriigvr.
IV, US 8. gr. 8°.
Langkavel, B. Kinder und Naturvölker. Die Natur
1887, 8. 8 U f-, fl6.
Marehull, W. Atlas der Thierverbreitung (Bergbaus'
Phys. Atlas, Abth. VI). Gotha, Perthe*. 10 S. u.
9 Tafeln. Folio,
Tafel 9 vernnxrhaulirht die Verbreitung der Hau-tbiere
und Parasiten.
Phüippi , R. A. Noch ein Wort Aber die Herkunft
der Bohne. Globus 51, 157 — 158.
Eiahcimi*ch in Amerika.
Technologie. Waffen.
Andre« , R, l'eber die Fortschritt« der ethnogra-
phischen Metallkunde, Mittheil. Anthrop. Ges. Wien
15, 115—118,
Borth**lot, Le* origineB de 17’taiu dati* le monde
ancieu, «Fapres de nouvelles Analyse*. Uev. scientif.
38, 166 — 189.
Haberlandt, M. Zum Ursprung des Bogens. Mittheil.
Anthrop. Ge*. Wien 17, 116.
.Jede Erfindung de» Menschen hat eine Kette von Zu-
fälligkeiten einerseits und bewussten oder instinctiven
in. Ethn
1. Urgoachichto.
Alsberg, M. Anthropologie mit Berücksichtigung der
Urgeschichte des Menschen , allgemein fasslich dar-
gestellt, Stuttgart, Weiter.
Debierre, L. LTiomme avattt rhistoire. Inaris, Bail-
liere, 1«88.
H. Haie. Siehe obeu II, 5, unter Sprache und Schrift.
Platz, B, O. Cist. Der M« n*ch, sein Ursprung, «eine
Kassen und *ein Alter. Würzburg, Wörl. XXVI, 7988p.
Lex.*»0. 111.
Bayce, A. H. The Study of language and the evidrnce
«« »nay derive from it an to the historv and develop-
ment «if mankind. Rep. Hr. Assoc- 87, 8»5 — 895.
(J. Anthrop. Inst. 17, 166 — 181.)
Archiv fUr Anthr»>j*.l»»wNi. Bd. XIX.
Vernunfthandlutigea de* Menschen an«icrer»eit* zur Vor-
auiselzuug. Sn wäre hier die durch zußühg« Abschlitzung
nn einem elastischen Stock enUtandeue natürliche Sehne,
wodurch mit ••inetn Male ein natürlicher Bogen fertig i*t,
eine der HchöpferUrben Zufälligkeiten, welche auf die Er-
findung «l«** Bogen* hinleitet«m.*
de Nadaillac. La peclie pt^historique en Europe et
daus l’Ameriqu« du Nord. Dapn’-s Ch. Ran. Mate-
riaux 21, 93—110. Planche.
Osborne, W. Daa Beil und seine typischen Formen
in vorhistorischer Zeit, ein Beitrag zur üeachichte
des U.iles Dresden, Warnatz u. Lehmann. 87 8.
4°. 10 Tafeln.
„Diene »ebene Puhlicatiou erfüllt »len doppelten Zweck:
einmal «lie vielfältigen Firmen de* gebräuchlichsten Schlug-
Werkzeuge* zu »nmmelii und Uber*it'htlich zu ordnen , *0
wie an«lcrrr*eit* Niehtfachmünnern auf prähi*t«>ri*c hem
Gebiete nn der Entwickelung die«**» Intrumente» den Fort-
schritt der Menschheit von «lein Punkte, wo sie anfängt,
sich vom Thier« zu unterscheiden , bi* zur erlangten Herr-
schaft über da« wichtigste Metall der Erde nn*rbnulich zu
zeigen.“ (Mittheil. Autbrop. Ge*. Wien 17, 187.)
Balmon, Ph. Ij» Poteri« pfAhiztoriqu«. Paris, Doin.
22 p. 8°. 7 Hgurt*.
Balmon , Ph. L'ichthyophagie et la pt-che prehisto-
riques. Paris 18»?. 19 pp. 8°.
Verschiedenes.
Clouaton, W. A. Populär Tale* and Fiction* : tlieir
Migration* and Transformation*. 2 Voll». London,
Black wo« »d. 1008 pp.
Crombie, Buck ©Pajello. La iptlto e la sallva nelle
tradizioui popolari antiche e moderne. Arch. par la
8tudio «lella trad. pop. VI, Nr. 2, 3.
G&idoi et Basaet. La frat«rni*ation. I — IV. M4-
loafttt i. 409 f-, 579 f.: 4, HO»
Hell wald, Pr. v. Haus und Hof. (111. Culturgescbicbt« I.)
Leipzig, Schmidt is Günther. III.
Pichler, Pr. Ueber Höh«*n- Besiedelungen, Mittheil.
Anthrop. Ges. Wien XVII. Sitznngsber. 77 — 79.
Pokrovaky, B. A. Die Kinderspiele , mit besonderer
Berücksichtigung der rufen sehen. M««*kau. 368 S.
111. (Russisch.)
Vgl. Stieda in Mittheil. Anthrop. Ges. Wien. 18, 69.
Vfttke. Th. Die Courtoiaie in ihrer culturhi*t«>nsohen
Entwickelung. Hen-ig» Archiv 79, 129 — 148.
graphie.
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de Amezaga, C. Viaggio di circurftnavigazlone «lella
r. corvett» „Camcci«>lo* negli atini 1881 — 1884.
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Brown, R. The peoples of the world ; belng a po-
pulär deacriptiou of the characteristics. condition,
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6 Volume*.
Edkins , J. Areas of Races. J. China Br. R. Al.
Soe. 2, 228 f.
Oerland. F. Ethnograph? . (In: Iconographk Ency-
ciopedia of tlie nrt* aud »cieuces.) Philadelphia
Ltrjtvp« Co., I»»7.
1‘eWrwUt «us dem Bilde ratlos. „Ost peut-itre le
Programme le plu* methodique de la Science de* pcuple«
6
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42
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
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17, 107.)
Guillomard, F. H. H. The* cruise of the Marche**
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Paladini, C. fitudi etnogradei. Milano, Rebeechini.
VII, 380 pp.
Palgrave, W. G. Uly****; or Scene* and Studie* in
tnanv laud*. London, Macmillan. 385 pp.
[PyrardJ. TbeVoyage of Francois Pyrard ofLaval
to the Kwst lndi«M, the Maldlves, the Moluccas and
Br*xi)._ Tr. into Kngli*h from the 8d Freuch edition
of 1119) aml edlted, withiiotM, hy A. Gray , assisted
bv H. (.*. P. Bell. London, Hakluit Society. 2 Vols
LVIII, 452 pp.
de Quatrefages, A. Lei Pygmee*. Paris, Baillfcre.
de Saint-Martin, V., et L. Rousselet, Nouveau Die*
tinunaire de geographie universelle. T. HI (K — M).
Paris, Hachette.
Au«h t*thnei'raplii«-h.
Stuart -Glennie, J. S. The Non -Aryan aml Non-
Semitii- White lbices Kep. Br. A*m»o. 57, S9&
,T!u’ tirst civil iMilions ofCtwldnea and of Kgrpt apprar
to have Wen founded hv the sition on dark races of
white ravet., nritber Aryan nor Bcmitic. Tlie lotnldned
resull* of a great variety of rerrnt rewarche* *how that
»urh white rare* are an important and hitherto quite
inadei|uutelr retxtguised, element in the rthnnlogy of Amii,
and of Oceania , of Africa , of Europe and of Amerira ;
and not only in Cbaldac* «ml in Egvpt , but tlmiughout
the World, the civilisation* of Semite* and of Arvau* have
bern founded «n ^vili^ntion* initiatod by tonne one of thene
non*Aryan and ijon-Semite*, or, ns io onc word they muv.
perhap», fit ly W culled, Aft-baiun white race*.u
3. Speciolle Ethnographie.
A. Europa .
1. Allgemeines und Vermischtes.
d'Arbois do Jubainville, H. Geltes et Germain*.
(Aus; C. 11. de l’Ac. de* inscr.) Paris, linpr. nat.
1888.
BrAmer, K. Nationalität und Sprache im Königreic he
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(Forsch, am d. Landes- und Volkskunde 11.)
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van den Gheyn, J. Le* population* danubiennet:
Koumains et Bulgare». Bull. Soc. roy. de gvogr.
dAnver*. II, 197—896.
Horaberg, H. Einige Beispiele aus Europa über Völ-
kerverbindung uud Völkertrennung durch Gebirge,
Flüsse und Meeresanne. Halle. (Dissert.)
Ueber Wolga und Balkan. Vgl. Geogr. I.it. -Her. 1887,
Nr. 154.
Miklosioh, Fr. Die türkischen Elemente in den süd-
ost - und osteuropäischen Sprachen. Nachtrag.
1. Hälfte. Wien. Tempeky, 1888. 88 8. 4®. (Denk-
schrift der Wiener Ak. 37.)
Bteub, L. Zur Ethnologie der deutschen Alpen. Salz-
burg, Kerber.
Vgl. Globus 51, 238, 239.
Treichel, A. Uebcr die Verbreitung des Schulzen-
stabe* uud verwandter Gerät!»« und Zeichen. Verh.
Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 8. 75—82.
Arier.
Bertin, G. The orgin of the Aryan«. Academy 1887.
11, p. 428.
Bürge, L. Pr-glacial mau and the Aryan race,
Boston, Lee Sc Shepherd. 272 pp. 111.
Köppen, F. P. Materialien zur Frage über die uran-
fäuglicbe Heimat!» und ursprüngliche Verwandtschaft
des indo-europäischen uud finnisch-ugrischen Stammes
(Fortsetzung). Journ. Min. der Volksaufklärung
I»*6. Nr. 11 , 8. 21—84; Nr. 12, 8. 237—990.
(Russisch.)
Meyer, E. H. Indogermanische Mythen. II. Die
Achilleis. Berlin, Düromler. VIII, 710 pp.
Peet, St. D. Europe the home of th* Arvans. Am.
Antiqu. 9, 253, 254.
Much, Dr. L’Age du cuivre en Europe et son rapport
ä la civilisation des ludogennains- Paris, Reinwald.
15 pp. 8®. (Extr. Muteriaux XXI.)
Miklosioh, Fr. Die Blutrache. 8. unter 11. (Blaven).
Snyce, A. H. The primitive home of the Arvans.
Tr. Philol. Soc. 1885—1887, Nr. VI, p. 878 — 890.
Spiegel, F. Die arische Periode aml ihre Zustände.
Leipzig. Friedrich. X, 330 pp.
Vgl. hierüber Mittheil. Anthrop. Ges. Wien 18, 62 und
Z. f. VölkerjMyeh. 18, 180—199.
Sohrader, O. Ueber den Gedanken einer Cultur-
geschieht« der Iudogermaneti auf sprachwissenschaft-
licher Grundlage. Jena, Costenoble. 22 pp.
Taylor, Ie. The finnic origin of the Arvans. Academy
IKHT.’n. 187 f.
Taylor, I». The primitive seat of the Aryan t. Rep.
Br. As*. 57, 895 — »97. (Abstract.)
2. Die Deutschen.
Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiet«
der germanischen Philologie. 9. Jahrgang. 1867.
Leipzig, Ueissuer, 1888.
Karte: H. Kiepert. Uebersiclitakarte der Verbreitung
der Deutschen in Europa. Für den Deutschen Schul-
verein zusammmigestellt. Berlin, Reimer, 1887.
(I ; 3 Hill.)
Museen : Museum für deutsche Volkskunde zu Berlin.
Vgl. Intern. Arch. f. Etiinogr. 1, 235; 2, 81. — Römisch-
germanisches Centralmuseum in Mainz. Vgl, Iiitaro.
Arch. f. Ethnogr. 2, 113. — Germanisches National-
museuni zu Nürnberg.
a) A 1 1 e r t h n nt.
Brunner, H. Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leip-
zig. Duncker. XII, 412 S.
KAgi , Ad. Alter und Herkunft des germanischen
Gottesurtheft*. In: Festschrift zur Philologen ver*.
I Zürich 1883.) S. 40 — 6ü.
Londoia u. Vormanji. \Ve*t Ai lischt* Todtenbäume
und Baumsargmensclien. Archiv f. Anthropol. 17,
339 ff.
Me&torf, J. Zu den Gebrauchen bei Bauopferu. Mit-
theil. Anthropolog. Ges. Wieu XVII. Bitzungsber.
8. 54.
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Völkerkunde.
43
LindenRchmit, L. Die Alterthttrner uneewr heidnischen
Vondt. 4. B., 4. Heft. Mainz, von Zubern. 10 8.
gr. 8° mit fl Steiutafeln.
Möllenhoff. K. Deutsche Alterthumskundc. 2. Bd.
Berlin, wetdronw». XVI, 407 s. gr. h°. Mit
4 Karten von H. Kiepert.
Kettnor, GL Die Composition de« ethnographischen
Theile* der Germania des Tacitus. Z. f. deutliche
Philol. l h. SM-S74.
Vgl. Jabresber. 8. 58. Soll nach rhetorischen Gesetzen
gemacht seio.
Lamprecht, K. Deutsche* Wirthscba ft «leben im
Mitttelalter. Untersuchungen über die Entwickelung
der mati-rielten Cnltnr de« platten Landen aut' Grund
der Quellen zunächst den Mosel lande* 4 liämle.
Leipzig, Dürr. XVI, 684; XII, 665, 1640; X, 764;
XU. 600.
Vgl. die Anzeige von In am a-Sterncgg in Gott. Gel.
Anx. 1867, 303 — 341.
Riese, A. Tao tu* über die Hermunduren. Rhein.
Mu». 41, 639 ff.
Schwarte, W. Zur ttutmmbevölkerung«fragc der
Mark Brandenburg. Berlin, 29 8. i Karte (Atu:
Markt «die Forschungen Bd. 20.)
Virohow. Kxcursioneu nach der Altmark. Verb.
Beil. lies. (. Autbrop. 18k“, :vh-J — 400-
Nachweis »Isritchcr Ansiedelungen.
b) Neuzeit
Haase, K. E Volkstümliche* aus der Grafschaft
Ruppm und Umgegend. 1. Tbeil: Sagen. Men*
Huppin. Petrenz. XII, 1*26 8.
Heer, Gfr. Das altglarnerische Heidenthum in »einen
noch vorhandenen Ueberresteu. Vortrag. Zürich,
Beholtbww 1887, 45 8.
Held , F. Zur Sprachenkarte Deutsch * Oesterreich«.
Mit Karte. Petenn. Mittb. 33, 14, 15.
Eine Hoehzeit in Amöneburg. Aiialand 60, 264 — 266.
•Hill, M. L’eber die in Tirol vork (mimenden Schädel*
fortuen. 111. , IV. 3Iit 1 Taf.. Mittbeü. Antlmip.
Gea. Wien 17, 129—152; 1«, 1—24.
Hülsse, F. Sagen der Stadt Magdeburg. Magdeburg,
Bathke. IV, 774 s.
Jahn, U. liexenwesen und Zauberei in Pommern.
Brealau, Kühner. 196 8.
Jenson, Chr. Vergessene und mit ergehende Volks*
brauche der uordl neidschen Inselbewohner. Ausland
flu, 364 — 368.
Jenson, Chr. Bitten und Gebrauche auf Führ sonst
und jetzt. Ausland 60, 521 —524, 548 — 551, 572 — 576,
591 —595.
Köhler, J. A. E. Sagenbuch des Erzgebirges. Schnee-
berg, Goedsche, 1886. XXVI, 624 8.
Kolbe, W. Hessische Volksaktien und Gebräuche.
Marburg, Klwert, 1886.
Lemke, E. Volkstümliches in Ostprcussen. 2. Theil.
Mobruiigen, Hnrich. XVI, 303 8.
Obst, H. Die deutsch - französische Sprachgrenze in
Lothringen. Ausland 60, 956 — 958.
Bchwartx, W, Ueber alte Haustnlagen. Verb. Berl.
Ge*, f. Antlirop. 1887, 668 — 671. III.
Zu Virchow.
Seelmann, W. Nordthüriugen. Jahrb. d. Yer. f.
nilderd- 8 pracb forsch ung 12, 1 tT.
Ueber Seclmann*» Ansichten über die Besivdelukg
des Landes ivitthrn Elle, Har* und Unstrut «ehe Jahres-
bericht s. 42.
Schwebe!, O. Tod und ewiges Leben int deutschen
Volksglauben. Minden, Bruns. 388 8.
B Meines Wissens sind die Thier« als Todrslwtcu noch
nirgends gründlicher und ausführlicher behandelt worden
*1» hier.** (Kraus* in Mitibeil. Antkrop. Ge». Wien 17,
201.)
Taubmann , J. A. Märchen und Sagen au* Nord-
böhmen. Aus dem Volksmunde gesammelt. Reichen-
berg, Fri Ische. VII, 86 8.
Virchow, R. Einige Ueberlebsel in pommerwehen
Gebräuchen. Verl». Ilerl. Ges. f. Authrop. 1887, 361
— 363. III.
Schlitten und Schlittschuhe au* Thierknochen. Vgl.
8. 370.
Virchow. Da* alte deutsche Haus. Verb. Berl. Ge*.
f. Autbrop. 1987, 568 — 589. 111.
Weinhold, K. Zur Kntwickelutigsgeschichte der Orts*
Hamen im deut*cbeii Schlesien. Z. des Yer. f. Gesell,
u. Alterth. Schlesien« 21, 2 .9 — 296.
Vgl. dazu W. Ke bring io Arrh. f. »Isv. Philol. 10,
143 — 148.
Weinhold, K. Die Verbreitung und die Herkunft
der Deutschen in Schlesien. Stuttgart. Engelhorn.
89 8. (Forschungen zu d. Landes- u. Volkskunde
H, 3.)
3. Die Sktinditiarier.
Museen: A. Hazeliiis. Samfundet für Xordiska Mu-
seets ürämjande 1886. Stockholm 188«, 8°. 111. —
Minnen frän nordiska Museet- Stockholm. —
F. Liebrecht. Dar nordische Museum. Germania
32, 376 — 382.
* Arbo, C. La carte de Tindice ccphalhjue en Norwöge.
Avec carte. Rev. d’Autlirop. 18, 257 — 264.
Vgl. J. Mestorf in Arvh. f. Autbrop. 17, 391.
Feddersen , A. l*land*k Kun»tinriu»iri. (Aus: Tids-
skrift für Kunstindustri, 1887.) Kjol>etihaveu.
Mogk, E. Bragi als Gott uud Dichter. Paul-Braune,
Beiträge 12, 883 — 392.
„Führt aus , das» der Gott Brngi der Sk aldcn poesie uur
ein zutn Gotte erhobener norwegischer Dichter Bragi
UuildiLH.m (um 800) »ei.* (Jahresbcr. germ. Pbilol. 9,
S. 92.) Dagegen wendet »ich S. Buggc, cbeod. 13,
187 — 201.
Monteliua, O. Uin högsättuiug i skepp ander vikin*
gatidet». bveuakn ForutninnesRireningen Tidskr. fl,
14M — 189.
Vgl. J. Mestorf in Archiv f. Authr. 17, 386, 387.
Monteliua , O. Runnnmsäliler i Norden. Svenska
Fonititinnesföreniugen Tidskrift 6, 236 — 286.
Vgl. J. Mestorf iu Archiv f. Antlirop. 17, 387, 388.
Monteliua, O. Heber die Einwanderung unserer Vor-
fahren in den Norden. Uebers. von J. Mestorf.
Archiv f. Authrop. 17, 151 ff.
Rydberg, V. Uudersökningar i gertnanisk mytholngi.
1. DeJeti. Stockhulm. Bonnivr, 1886. VI, 755 pp.
Schullerua, Ad. Zur Kritik d«** altnordischen Val-
hailglauheits. Paul- Braune, Beitr. 12,221 — 282.
Soll erst in der Wikin ge rxeit entwickelt »ein. (Jalirni-
Istr. gerro. Pbilol. 9, 92, 93.)
Bteenatrup, J. J. 8. Kjökkenmöddinger. Erscli u.
Grober1* BMjkl. 1 1, 56. 834 — 344.
VgL J. Mestorf ia Arrh. f. Antlirop. 17, .375, 376.
Thoroddaen, Th. Farria sag* fr» Vestfjördnm An*
dvari 1986, p. 46.
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44 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Woraaae, J. J. A. The Prt-bistory of the North.
Tr. byN.F. M. Simpson. London, Trlibner. 316 pp.
Wimmer, I*. F. A. Die Runenschrift. Vom Ver-
fasser um gearbeitete und vermehrte Ausgabe. Aua
dem Diin. von F. Holthausen. Berlin, Weidmann.
XXIV, 392 S. Mit Abb.
4, Die Bewohner der britischen Inseln.
Bunaen, G. v. t'elwr das Zusammenleben der Braut-
leute auf Probe in Yorksblre. Verb. Berl. Ge», f.
Antbrop. IN7, 376.
Davis, J. W. Report «f the Committee appointed for
the purpose of ascertaining aud reoording the localities
in the British Islands in which evidence» of the
existence of Prehistoric Inbabitant» of the country
are found. Rep. Br. As*oc. 57, 168 — 172.
Gomme, G. L. TotaraUm in Britain, The Archneolog.
Bev. J. 217 — 242, 350 — 87«,
„In the surrivaU of folk-lcnre lay hui the evidenee of
a once-e*i*tine sT*tciu of totemlsm In Britain4 (375).
Hodgetts, J. F. On the Scamlinavian Elements in
the Euglish Rare. IV. Th* Antiquary 14, 137 — 147.
Lubbock, BirJohn. The Nationalitie» of the United
Kingdom. J. Anthr. Inst. 16, 418 — 422.
,KngIi»H, IrUh , nit«l Scotch are all coropowd of the
«une elfiuent«, and in aut rerjr di**imilar proportiona.-
(p. 420.) Gegen Home Hule.
Kelten.
Moonoy, James. The medical Mythology of Ireland.
lAusProc. Am. Philo». Soc. XXIV. 136—166.) Phila-
delphia.
Vgl. Miltheil. Anthrop. Ge». Wien 17, 198, 104.
Pitt * Rivers. Excavations in Cranborue Chose uear
Uusbiuore on the Borden» of Dor* aud Willst, Vol. 1.
London. Printed privately 1887. 254 pp. 4°. 74 plates.
Nadnillar rc*iimirt die Schilderung der Reste eines
römisch* britischen Dorfes io Rev. d’Antbr. 17, 381—366.
Shore, T. W, Celtic «arth work« in Hampshire, in
reference to the donsity of the Celtic Population.
Rep. Br. A-soc. 58, 852, 853.
Wilde, Lady. The ancient legend», my«tic charm»
and superstition» oflreland. 2 vol*. London, Ward
a. Downey, 1086.
Dottin, G. Ij» crovance ä l'immortallte de TArne
che* le* anciens Iriandai». Rev, de Hmt. de« rell-
gion» 14, 1.
5. Die Bewohner Frankreichs.
a) Alterthum.
d’Arbois de Jubainville. La legende et le* femmes
dan« la plus ancisnne hUtoire de* Celtes et de la
Gaule. Rev. celtique 7, 129 ff.
d’Arbois de Jubainville. Le funda» et la Villa eu
Gaule. Paris, Itnpr. Mat. 8 pp. (Extr. C. R. Ae.
de» inner.)
d'Arbois de Jubainville. Des attributions judiciaires
de l’autorit£ publique ehe* le» Celtes. Rev. celtique
7, 2 ff.
d'Arbois de Jubainville. La Fropriete fonciere en
Gaul«. Paris, Impr. Nat. 23 pp. (Extr. C. R. Ac.
de* inscr.)
d'Arbois de Jubainville, H. l’nitd primitive des
Ilalo-Celte». Relation» de Tempi re celtique avec le»
Germains ant6rieureinent au 2e »teele avant notre
er*. £tude granimalicale. C. R. Ac. des inscr. 13,
316 — 325.
Bertholon, L. La «(»Ionisation arabe ep France
(721 — 1026). Lyon, Piirat. 51 p. 8°. Avec Agures.
(Publication de la Soc. d'anthrop. de Lyon 1886.)
Castaing, A. Ethnog^nie de TAquitaine primitive.
Pari*. MatBoniMUve. IV, p. 103 — 882« 4°. 3 pl.
(Memoire* de la 8ori£t4 dV-thnographie T. I n. 5.)
Glasaon, E. Histoire du droit et de* Institution» de
la France. T. I. La Gaule celtique, la Gaule
romaine. Paris, Pichou. 592 pp.
Gaidos, H. Flora celticu. Rev. celtique 7, 3.
b) M e u s e i t.
Arnaudin, F. Conte* populaire* recueillis dan» la
OTtnde - Loads de Rom, Im PetRe»-- Landes et le
Marengin. Pari», Lecbevallier. 12°.
Bdrenger- Fdraud, Dr. Note »nr une legende de
Sctniraini» en Provence. Rev. d’Anthrop. 16, 559
— 569 (irrig bestich net 259 — 269).
Vfl. ?•
Bonnemüre, L. La bagnette de» »onreier* vendfeot.
Bull. 80c. d’Anthrop. Pari* 10, 780 — 782. Discu«».
Bonnemore, L. I»e* pierrea de »erpent. Bull. Soc.
d’Anthrop. Pari* 10, 290 — 294.
Bonnemure, L. Une auiulctte bretonne. Bull. So«;.
d’ Antbrop. Pari» 10, 374, 375. Disc. 704, 705.
•Collignon. (.'arte de rupanilion de l'indice c£pha-
lique en France. Bull. Soc. d’Anthrop. Paris 10,
3o6 — 816. Diftcuasion.
* Colli gnon, R. Anthropologie de la Lorraine. Nancy,
Berger-Luvrault. 8°. Carte.
Cosquin, E. Conte» populaire* de la Lorraine com-
pares avec le* conte» des autre» province» de France
ei des pay» dtrangere. Paris, Viaweg« Lxvm,
290; 376 pp.
•Debierre, Ch. Le» homme» d’aujourd'hui et le*
hommee d’autrefois en Auvergne et en Rouergoe.
Bull. 80c. d’Anthrop. Lyon 5, 129 — 150. 4 ptanche*.
•Durand (de Gros). Ethnologie du Rouergue. Bull.
Soc. d'Anthrop. Paris. 4e Serie. 11, 138— 153. *Di*-
cussion 156.
* Dutertr© , E. L* Ba» - Boulonnai». Rev. d’Anthrop.
16, 512.
•Fallet, Dr. A. Not« sur l'indice cdphalique de la
population proven^al« et plus partieulierement mar-
leillaise. Rev. d'Anthrop. 16, 129 — 135.
Laoossagne. De la population specifique de la ville
de Lyon. Bull. Soc. d’Anthrop. de Lyon 1887,
p. 44 f.
Laeombe. Sur une coutume fum'mire du midi de la
France. Bull. Soc. d’ Anthrop. PariB 10, 780.
* Lttfito, G. G. Le« type» du P^rigord. Rev. d' Anthrop.
16, 243 — 245.
•Lapeyrero, E. La population de» Lande«. Rev.
d’Anthrop. 16, 245, 246.
Lapouge, G. de. La dl'population de la France. Rev.
d’Anthrop. I«, 69 — 80.
Hifmncii : Die Bevölkerungsabnahme in Frankreich
(GloLus 51, 141 — 143).
•Manouvrier. Sur la taillc de» Pari»ien«. Ball. Soc.
d’Anthrop. Paris, 4«; «tri** 11, 156 — 174. IHsO. 17h.
Mortillet, A. de. Rubans de Saint- Araable. Bull.
Soc. d'Anthrop. Paris 10, 705, 706.
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Völkerkunde.
45
•Pommerol, Dr. P. De la couleur de» cheveux et
de* yeux en Lin»gttB, Bull. Soc. d’ Anthrop. Pari*
10, 383 — 397. Diskussion.
Pommerol. Dr. F. Le eulte de Tarani» dan* le»
traditmns popolaires de 1’ Auvergne. Bull. Soc. d'An-
tlirop- Pari* 10, 398 — 415. Dt»eu*sion.
Quellien, N. Rapport sur un« mi»#ion en biuae Br«*
tagne avant pour objet de recueilür le* mälodies po*
pulnire». Arch de» mi*s. aclent. 3e s^rie, T. XIII.
•Ricoohon, Dr. L'Anthropologk» des Deux • Sevres.
Bev. d’Anthrop. 18. 523 — 528. («23 ff.)
•Topinard. Carte de la repartition de la couleur
des yeux et de» cheveux en France (Addition h la
Premier« partie), itev. d’Anlhrop. 1«, 1 — 7.
Instructionen.
6. Die Bemhner der Iberischen Halbinsel.
Bibliotoca de la» tradicione» populäre» espanola».
T. X. Cuentoe populäres d« Estremadura. Recog.
y anot. por 8. Hernändez de Koto. T. I. Madrid,
Fe, 188«. 801 pp. — T. XI. Cancionero populär Gailego
por J. P. llal löste re*. T. III. 303 pp.
Siret, Henri et Lotus. Le» premiers äge* du mrtal
dan» le »ud-e»t de rEspagne. Buivi d’une »Hude
ethnologique par le Dr. Victor J acq ues. Prf'fac« de
van Ben«d«n. Anver» 1*87. 440 pp. 4'*. 2« pl. ;
1 carte, 71 pl„, texte explicatif in Folio.
Vgl. Ranke im Arch. f. Anthrop. 17, 364 — 371.
Basken.
Montoiro, M. Legend* and populär tale* of the
Basque people. New York, Armstrong, 1886. V,
274 pp. 111.
O'Shea, H. La m&ison basque, note» et im pression*.
P.iu, Ri baut. Bl.
Vineaon, J. Bibliographie du Folk -Lore basque.
R»?ctiflcation» et note* »upplcmentaire». Rev. Ling.
20, 279 — 287.
Zu 16, 372 — 411.
7. Die Betcohner Italiens.
a) Alterthum.
Bibliographie: Bibüotbec* claaaica. 40. Jahrgang.
Göttingen.
• Castelfranoo, P. Liguri-Galli e Galli-Romaui della
Transpadaua. Ricerche e studL Con 6 tavole.
Parma 18H6.
Büdinger, M. Zeit und Schicksal bei Römern und
Westarien). Bin« universathist- Studie. Wien, Gerold.
(Aus: Siuungsber. k. Akad. Wi*s.)
Deeoke, W. Die Falisker. Eine geschichtlich-sprach-
liche Untersuchung. Mit 1 Karte und 4 Tafeln.
Strassburg, Trübner, 1888.
Kin den Latinern zunächst verwandter Zweig des uord-
östiii'htn Stamme* der Italer, der von den Etruskern
unterworfen wurde. Diese bildeten die herrschende C!a**e,
nahmen aber Sprache und Cultu» ihrer l’nterthunen an,
denen *ie Klemmte der materiellen CiviliaatUm zubrarhten.
Herzog, E. Geschichte und System der vi/mischen
Staat« Verfassung. 2. Bd. Die Kaiserzeit von der
Dictator Caesar'* bi* zun» Regierungsantritte Dio*
cletian’*. 1. Abtb. Geschichtliche Uebemiclit. Leip-
zig, Teubner. XXII, 002 8.
Labbö, J. E. Du marriago romain et de la manu».
Nouv, rev. hist, de droit frant.ai* et etrangvr XI, 1.
Schaaffhauaan, H. Hatten di« Römer Hufeisen für
ihre Pferde uud Maulthiere V Jahrbb. Ver. von Aller*
thumsfr. im Rheinland»* 84, 28 ff.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge«. Wien 18, 206.
Pervanoglü, P. Deila paletuologia della penisola
italica nelle »ue atiinenze colla penisol» balcanica.
Archeografo Triestino N. 8. 13, 355 — 378.
Etrusker.
Brizio, Ed. Uns Pompei etrusca a Marzabotto uel
Bolognese. Bologna.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge«. Wien 18, 20«.
Campbell^ J. The Euguhine Talde*. Proc. Canadian
Inst. 82p 129—101.
Brown, Rob. Etruscan dtviniiv natne*. Acad. 1887,
II, 323 f.
Caaati) C. C. La Gens: Origitie Itrusqu« de la Gen«
roinaiue. Pari», Didot. 18 p. (Mern. »le l'Acu»l»*mie
•Hrusque, sectiou fran^aisc.)
Ellia, Rob. Skmrces of tbe Etruscan and Basque
Lauguag**«. London, Trubner. VIII, 166 pp.
1. Emiscnii oumernU. 2. The Etruscan bmguage.
3. Caaejisian charorter of tho Basque verb.
Ferguson, Prof. The Etruscan Question. Proc.
Canadian Inst. 22, 84 — 105.
Gegen Campbell’» Extravaganzen (siehe oheu und vor*
jährigen Bericht).
Mao Miah. Umbria Capta. Proc. Canadian Inst. 23,
918— 282.
Euguhiniscbe Tafeln.
b) Neuzeit.
•Barroil, Giulio. Una gita frn i Calabro-Albanesi.
Archivio per l’antropol. 17, 257 — 270.
Geschichte, Sitten, Indici cefaliri di 87 Calahro • Alba*
ncM. Vgl. Mittheil. Anthrop. Ges. Wien 18, 58.
Basianzi, Giambettiata. Superntizioni religiöse nelle
proviucie di Trevj»o e di Beilunu. Archivio per
l’antrop. 17, 271—310.
Bourdej P. En Corse: L'Esprit de clan; les Motuir*
politique»; le* V cndetles ; le Banditisme. Paris,
Levjr. IV, 464 pp. 18°.
Gaidos. H. Les vh11»Hm» frau^aise» du Piemont. (Aus:
AunalöH de l'ecole libre de» Science» politiquea.) Paris,
Alcan.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge«. Wien 17, 72. 73. Es
sprecht* n n»n:h luÖOOO Menschen in den italienischen
Alpen das Französische als Muttersprache (besonder* im
Thal von Aosta).
KLaruaio, Antonio. Pngiudizi popolari putignanesi
(Bari). Archivio per l’antrop. 17, 311 — 332.
M&ntegazzo, P. lucliicsa stille superstizioni inltalia.
Archivio per l’antrop. 17, 53 — 55.
Anweisung zu Forschungen Fiber den italienischen Volks-
nbergLnuheo. Ueber die ersten Ergebnisse siehe Bast « n zl ,
Karusio, Mazzurhi.
Mazzuchi, Pio. Leggandt, Prcgiudizi e superstizioni
del volgo nell’ alto Polesine. Archivio per l'autrop.
17, 333 — 344.
•Nicolucoi, Giustiniano. Antropologia delF Italla
uell' evo antico e nel modern'». Napoli 1887. 112 p.
4°. (Aus: Atti della R. Acc. doll« Bcienze di Napoli.
Serie II, T., 2.)
Vgl. Auszug von Weismann in Miltheil. Anthrop.
Ges. Wien 17, 182 — 184. Mantegazzu (Archivio 17,
379) wirft dem Verfasser zu grosses Zutrauen zu den
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46
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
alten Autoren und „oei rcspenfti dclla crnnirtlogia“ rar. —
S. unten Ten kn.
Kino, A. de. Uni e costtuni nbrnutai. VoL IV. (Hacre
I eggend i.) Firenze, Marborn. VI, 278 pp.
•Penko, K. Der pliyeieclie Typu» der heutigen Ita-
liener. Globin* 52, I4t>, 14 1.
Kneh Nivolurci.
Ortoli, Pr. Le» voceri de l'ik* de t’orse. Paris, Lcroux.
12°. (Bibi. de cunte* et chansons populairen.)
“Riocardi , P. Im Matura nei Bulogne'i contempo-
ranei studiata in mpporto ul *e*»o c a l'etji. Bologna.
70 pp. 4r>. {Mein, della K. Acc. di Bcienze etc. di
Modena, VoL V.)
Btefani . C. de. Di alrune propriettn colletivc n«lP
Appcunitio e dogli ordiuammti relativj. Archiv in
18, aa— 42.
*Topinard, P. La carte de l’iudicp cephalique des
Italiens. Rev. d'Anthrop. 16, 333 — 338.
8. 7>t> Griechen.
a) Alterthum.
Bibliographie : siehe unter 7.
Blütnner, II. Leben und Sitten d**r Griechen. 3 Abth.
Prag, Tetnp*ky. tWi**. der Gegenwart, IW. 60, 62 u.
63.) 196, VIII; 184, IV; 190 H,
Daily, Dr. De la spketion ethnique et de ln cou-
sanguinitc chez le* Grres aticiem*. Rev. d'Anthrop.
16. 408 — 444.
Pie Grösse Athen» erklärt »ich au* der Reinheit der
Kuam*, »ein Verfall aus der Aufnahme fremdrr Klemente.
Gruppe , 0. Die griechischen Culte und Mythen iu
ihren Beziehungen zu den orientalischen Religion«».
Bd. 1. Einleitung. Leipzig, Teiibner. XV 111, »Ort 8.
Haberlandt, M, Griechisch ywrj-yeerii*«^. Mittheil.
Anthrop. Ges. Wien 17. 113.
N*th einer Idee rot> J. v. Fierlinger wird yvrutt
als «nssnimencesetrter Wnrtstiunm [yvert -f- Fix =
Fronen ■ Niederlassung) erklärt und darin eine Spur des
Matriarchats gefunden.
Jebb, R. C. The bomerie house. in reUtinn to the
remains at Tirvns. Joum. of Hell Studie* VII, 1.
Keller, O. Thier** des elnssi'-chen Alterthum* in cul-
t u Hi i. »torischer Beziehung Mil 56 Abb. Innsbruck,
Wagner, 1887.
Vgl. Mittheil. Wien. A. Ge». 18, 54.
Letourneau. Ln plndlotoniie chez Im Spartiate* ei
le* Abys»ins. Bull Soc. d'Anthrop. Paris, flC a^rie,
II, 25 — 26.
MahafFy, J. P. Grcek Life, from Alexander to the
Roman Conquert. laiudoit, Macmillan.
Schröder, L. v. Griechische Götter und Heroen,
Kine Untersuchung ihre» ursprünglichen Wesen* mit
Hülfe der vergleichenden Mx thologie. 1. Heft:
Aphrodite, Kro» u. Hephiislos. Berlin, Weidmann.
VII, 118 8.
b) Ketisri i.
Die A Latum munK der heutigen Griechen. Zeitschr. f.
Bchttlgeogr. 8, 340 1 342.
Bent J. Theodore. Sun-myths in modern Hellas.
Rpj Br. As soc. 58. »5t*, 851.
Curtius, B. Die Volk sgriuwe der Neugrieclien in ihrer
Beziehung zum Altertlium. Sitzungslier. Bold. Akad.
d Wisa. 1887, B. 147—158.
OmBtoin, B. Die Westküste de* Argotisrhen Meer-
busen« mit dem Mu»t«V*-See bei Astros in Kynurien.
Topographisch Ethnologische*. Ausland ho, 801 — 604;
*31—633
Ornatein, B. Zur Statistik Griechenlands. Petenn.
Mittheil. :i3, 247 — 248.
Partsch, J. Die Insel Korfu. Gotha, Perthes. 97 S.
4U. Katte. (Petenn. Mittheil. Krganzungsheft 88.)
9. Die Albatu-ten.
* Barroil. Siehe ol>en unter 7 bi.
Meyer, G. Die Allmnemtu. Oesterr.-Ung. Rev. 4. 82 ff.
10. Die Rumänen.
Bergner, R. Rumänien. Eine Darstellung des Landes
und der Leine. Breslau, Kern.
Vgl. ttlol.u» 52, 223, 2.4 und Ausland 61, 180.
Bolin-Tine&nu, D. Die Romanen in Maeedonien,
I h acieii. Thessalien, Kpirti* und Griechenland. Deutach
vi * i 1’ llrosienmi. Roman. Rev, 111, Heft 1—3.
H, A. lieber den Ursprung der rumauisclieu Sprache.
Kuoiol. .Milt heil, an* Ungarn 1, Heft 1, 8. 27 f.
Mailand, O. Mythische Wesen in dem rumütiiocheu
Volksglauben. Ausland 60, 1021 — 1023.
Tortna- Broos, Sofia v. Heber den Planetencultu*
<b-s vorr •.-mischen Daciens. Corr. -Bl. d. Ges. Anthr.
18. 8 — 9.
11. Die Staren.
Kruk, G, Einleitung in die slav jache Literatur
gesch eilte. 2- Aull. Graz, Leuschner. 887 8. gr. 8°.
Vgl. Krau ns in Mittheil Antlimp. Ges. Wien 17,
202, 203.
MikJosich, Fr. Die Blutrache hei den Slaven. Wien
1637. eo 8. 4 \
Vgl, Jagic in Arch. f. »Uv. Philol. 10, 626 — 631.
Ausgehend von der Ihirstellung der Blutrache hei den
Munt* oegrinern , erhellt sieh der Verfasser zu einer Be-
handlung derselben bei den Indegertnanen iilierhaupt.
Ta<.*herni8 heff, N. N. Uelier ehelichen Communis-
tnus l»ei den alten Slaven. Verb. Bcrl. Ge*, f.
Aulhtop. 1887, 375, 376.
a) Nordel« vcn.
* Anutachin , D. N. Uelier die alten künstlichen
|o-|«irniaiioiieii der Schädel, gefunden in den Gren-
zen de* russischen Reiche». Moskau 1887. (Rus-
sisch.) Aus den Mein, de la Hoc. im per, des Atui«
de* . nat. T. 40, p. 367—414.
Anülysirt in Her. d’Anthrop. 17, 375, 376.
Anutachin, D. Bogen und Pfeil. Archliologisrh-
et Im* "graphische Studie* Mit 73 Abb. Moskau 1887.
4". I Russisch. I
B* sonders auf Kusslnml bezüglich.
Dziednazycky. Adalbert Graf. Mythen und Märchen
l*e| deui Nordslaven. Mitlheil. Antlirop. Ges. Wien
17. 85 — 97.
Hager, Franz. Die Ethnographie auf der Krakauer
I a i ide»Hi)s*l*|] Uli g 1887. Mittheil. Anthrop. Ges.
Wien 18, 18*1 — 201.
Koporntcki, D. Ein Beitrag zur Ethnographie des
ruiheuincben Volks In Volbynien. (Poluisch.) Krakau.’
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Völkerkunde.
47
Kupezanko, Gr, Di« Ruthen«» iu der Bukowina,
Ausland ■ k . 4i -
Lechnor , K. Land uud Leut« der Hamm. Globus
51, 513 — 2t, 44 — 45, 50 - 61« IU.
MGschner, M. Dam Spreewaldhau». iMit Plan.) Verl».
Beri. Oe«, f. Anlhrop. 1887, 08 — 10,%.
Münchner , M Nachtrag zu »einer Bezeichnung
w*ndi*cl»er Familien. Verh. Herl. De», f. Anthrop.
1887, 292, 203.
Marotte, T. Zu den Dotternamen der baltischen
Slaven. Arch. f. atav. Philol. 10, 133—142.
Mas&ryk, Th.G. Skizze einer *ocio|ogi*ch*tt Analyse
der »«.genannten (irftneherger und Konigi»hofcr
Handschrift. Arch. f. »lav. Philol. Io. 54 — 10].
Iateret.!«aii<i*r Nachweis der l'iiechlheit besonder» aus
der falschen Aullnstutig «irr alt l>6hfn Ischen Zadruhaver-
faKMing (welch letzten* dabei eingehend entwickelt wird).
Miklosich, Fr. Ueber die allrussischen Kulhjager.
Arch. f. »lav. Philol. 10. 1 — 7.
„Die in Rußland eilige* änderten Normannen zerfallen .
nach den bisher bekannt gewordenen Quellen in Ru**en.
Kolbjttgcr uud Varjnger, die man wohl nicht »I» drei Stämme
•utzufuM'ii luilen wird. Der Gegensatz kann darauf be-
ruhen, da** die zu verschiedenen Zeiten ein gedrungenen
Vikitigerscliwürtne in Russland nicht in ein» verseil mol teil,
vielleicht nicht vemhiuel/en konnten , weil »ic »ich in
verschiedene» Theilen des *a*gedehnten Lvnde» nieder-
gela»*rn hatten. So »rheiuen »ich die Varjngcr von dem
HaltiM-lien Meere nicht entfernt zu haben. Die Sitze der
Kolhjager »ind Bildlicher zu suchen. Jene Normannen, die
»ich Russen nannten . drangen atu weitesten gegen Süden
vor, aie setzten »ich in Kiew fe*t: von hier au* breitete
sich der Name Ru» muh «Heu Richtungen au»/ (S. 3, 4.)
Oesten , G. Uelierr*»te der Wenden*«» in Feldberg
und Umgegend. Verh. Herl. Ge*. f. Anthrop. 1887,
H7 84. UL
Sembrzyoki. Ufber Ursprung und Bedeutung der
Worte „Matur* und „Masuren*. Altpreasi. Monats-
schrift lt*87, April-Juni.
Virohow. Excursionvn nach der Alt mark. Verl».
Berl. (len. f Anthrop. 1867, 362 — 400.
Nachweis »Uviseher Ansiedelungen.
b) 8 ü d n 1 » v e n.
Ethnographische Studien Aber Alt-Serbien. Mi tt heil.
Anthrop. (Jen. Wieu 18, 182 — 100.
Gesov, J. E. Ziulrugata v zapadna ltlgaiija (die
Hausgemeinschaft iu Weatbulgurien). Soft]» 1888.
24 p. 8°.
Vgl. Mitthcil. Anthrop. Ge«. Wien IH, 74, 75» und
K. S. Krau»», Di« Hausgemeinschaft bei den Bulgaren.
(Ausland 01, 161—165.)
Jastrebova, J. J. Die Gebräuche und Lieder der
türkischen Serben im Gebiete von Prutren, Ipek,
Morkva uud Dibn. IBM. i Serbisch |
Vgl. Kraus» in Mitth. Anthrop. Ge». Wien 17,201, 202.
Krause, F. S. Dm Bäuopfer bei den Südulaven.
Mittheil. Anthrop. Ge«. Wien 17, 16 — 24.
Vgl. hierzu Haherlandt (ibid., ,Sitzung*l>er. 42).
Kraus« , F. S. Ueber *üd*lavi»che Dorfunlagen und
Hauser. Verh. Herl. Q es. 1. A&lhrop. 1887, 668 — ■668.
Krauss, F. 8. Medicinische Znubersprörhe mua Sla-
vonien, Bosnien, der Herzegowina und Dalmatien.
Mittheil. Anthrop. Ge*. Wien XVII. Sitzungsber.
60 — 67.
Krauss, F. 8., u. J. D. Beckmann. Ueber den Ein*
Rums de* Oriente Auf die Südslawn. Ausland 60,
261—264, 283 — 288, 308—312, 3.50—332; 61, 52—55,
65— 67,
Krauss, F. S. Rrautkatif hei den Bulgaren. Mitthcil.
Anthrop. Ges. Wien 17, 68.
Krauss , F. S, Vampyrglaube in Serbien und in
Litauen. Mittheil. Anthrop Get». Wien 17, 67, «8.
M., H. Die Fortuna der Hiidslaven. Ausland 60, 621
— 623.
Zu K. S. Kraus«, Glück und Schicksal.
Rovinski, P. A. • Die Weltanschauung der Croogorren.
Isvestya der K. H- Geogr. (•*•*. 22, 468 — 542« 1888.
(H iLssiseh.)
Vgl. Krau»« in Mittheil. Anthrop. Ge». Wien 17, 78.
8. S. N. Daa Leben der Bulgaren in» mittleren
Rhodope. Philippopel 1886. 87 S. (Bulgarisch.)
Vgl. Krau» in Mittheil. Anthrop. Ges, Wien 17, 80.
* Weisbach, A. Du* Soldat enmaterisl der lb-rxego-
wiiui in anthropologischer Beziehung. Mittheil. An-
throp. 0«i. Wien XVII, Sitzungaber. 84, 8.5.
12. Letten mul Litauer.
Brosow, A. Ober Bau inverehrung, Wald- und Feld-
culte bei der litauische*» Völkergruppe. Progr. de»
Alt»tiidt. Gymu. Königsberg. 4*.
13. Lappen, Finnen und Verwandte (aus*er
Magyaren) w
Zeitschrift: Journal de )a »ocicte tiniio-ougrieune.
T. II. He)»iugi»fiae 1887.
Museum in Helsingfor*. Vgl. Intern. Arch. f. Ethnogr.
1, 800 ; 2, 64.
Bogajewaki, P. M An« dem Leben der Sarapnlschen
Woljakeii. Dnachkow Mus. 3, 14 — 64. (Ritas.)
Charusin, N. N. Ueber lappische Saget» und Mär-
chen. Daschkow Mus. 3, 1 — 13. (Russ.)
L' Emigration de» Tnrtnresde Crimee. Rev. d'Kthnogr.
6, 507 — 609.
Ethnographische Funde au» der letzten Ileidenzeit
Finnland*. Ausland 40, 921—4*23.
Finnische Märchen. Cebemetzt von Emtny Schreck.
Mit einer Einleitung von G. Meyer. Weimar, Bdh-
lau XXX, 244 8.
Vgl. Kraus» in Mittheil. Anthrop. Go*. Wien 17, 76,
77. rltj» auf wenige, nicht allzu »•■ht auiTklli|;e Züge
erscheinen alle Stücke der ganzen Sammlung blo»6 aU
Variiintm idnvi»cher und deutscher Märchen,“
Gross, F. W. Di« Kalmiiken oder das Volk der Wala.
Ausland 60, 480—404, 510—514, 538—564« 545—540.
Hiekisch, C. Da» ffeidenthum der TscJieremisaeu.
Ausland 61, 61— «4. 89- -92.
Nach dem im vorjährigen Berichte aufgeflihrten Werke
Kuinnow'i.
Katona , L. Finnische Märchen. Ethnol. Mittheil.
aus Ungarn. 1, 8. 30.
* Mudilo. Anthn»i>ol«»giache Skizze der Permier.
Ka»an. (Russisch.)
Nordvi, A. G. Vier Schädel und ein Skelet von Lap-
pen. Verl». BerL Ges. f. Anthrop. 1887. 673.
Die Bemerkungen bet reffen die Be»tnttung»wei»e.
Roskoaohny, H. Die Wolga und ihre Zuflüsse.
Geschichte, Ethnographie, Hydro- und Orographie,
nebst Mittheiliingeu nlier du» Kiiuia de» Wolga-
gebiete«. Leipzig, Gressncr $t Schramm.
Vgl. Supun in Geogr, Lit.-Ber. 1888, Nr. 262.
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48
Verzeichnis* der anthropologischen Literatur.
Schröder , Leop. v. Eine esiniache Sitte. In : Fent-
grnsa an O.v.Bftbtllngk. (Stuttgart, KobJhanunar,
1888.) 8. 107—10«.
14. Magyaren.
Zeitschrift: Ethnologische Mittheilungen aus Ungarn.
Zeitschrift für die Volkskunde der Bewohner Ungarns
und seiner Nehenlander. Red. A. ljerrinann. Jahr-
gang I. Budapest.
Abasa, W. A. Slaven und Ugrier. Historische Skizze.
6t. Petersburg, Skoroehodow. 39 8. (Russisch.)
Herrmann , O. A Magyar Hnläszat Köny v«. Buda-
pest, 2 Tlieile.
Vgl. hierüber E. Friedei (RDic ungarische volksth&iu-
liehe Finlirrri*) in Verb. Bert. Ges. f. Anthrop. 1887,
314, 313.
K&lmany. Der Mond int ungarischen Volksglaulien.
Ethnol. Mittheilungen aus Ungarn. I, 8. 23 ff.
Kotona, L. Allgemeine (.'liarakteristik des magya-
rischen Folklore. Kthnolog. Mittheilungen aus Ungarn.
1. 8. 12 IV.
Ortvay, Th. Vergleichende Untersuchungen über den
Ursprung der ungarländischen uud nordeuropäischen
prähistorischen Steiu Werkzeuge. Mittheil. Anthrop.
ties. Wien 17, 20 — 65.
•Urgeschichtlich-Anthropologiaches aus Ungarn.
Ausland «0, 161 — HU, 187 — 191, 210 — 214.
15. Türken.
Kunos, J. Ueher türkische Schattenspiele. Ung.
Rev. 7, 425 — 435.
16. Juden.
Reinach , T. Les Etüde« d'histolre jnive pendant
1'jintiee 1886. Paris, Durlacher. 1887. 22 p. 8°.
17. Zigeuner.
Avery, John. Origin of the gipsies. Am. Antiqa.
9, 192.
Für Grierson’s Ableitung von den Dero*.
Axon, W. E. A. Colour-namea aninngst the Englislt
Gipsies. Rep. Br. Assoc. 57, 902, 910.
Grierson, O. A. tiipsie* in Engtaud and in india. lud.
Antiqn. i*>, 35 — 41.
Haliburton. R, G. Gipaie*, and ati Ancient Hebrew
Racc, in 8us and the ßahara. Rep. Br. Arnoc* 57,
«mH — 909.
Herrtn&nn, A. Original- Volksweisen der transmlva-
nischen Zeltzigeuner. Ethnol. Mittheil, aus Un-
garn 1, 103 — 105, 109—112.
Patkanow, X. P. Die Zigeuner. Einige Worte über
die Dialecte der transkaukasischen Zigeuner. 8t. Peters-
burg. 11, 14»« s. (Rnasieoh.)
Sowa, R. v. Die Mundart der slovakiscben Zigeuner.
Güttingen, Vandenhoeek. X, 194 8.
Wlialocki, H. v. Zur Volkskunde der transeilvaniscben
Zigeuner. HamhArg. Richter 40 8. (Virchow,
HnltzeridorffVhe Samml. von Vorträgen.)
Wlialocki , H. v. Zauber- und Besprach ungsformeln
der traussilvanieclten und südungahscheu Zigeuner.
fithnuL Mitiht-ii. »us Ungarn i, 5i — 62.
Wlialocki, H. v. Volkslieder der transsitvanischen
und südungariachen Zigeuner. Inedita. Originaltexte
nebst Verdeutschung. Mag. f. d. Lit. des. In- und
Auslandes 1 h , 131 ff. — Volkslieder der transsil-
vatiischen Zigeuner. Z. D. Morgenl. Ges. 41, 347 — 350.
Wlialocki , H. v. Gebräuche der transsilvanischen
Zeltzigeuner bei Geburt, Taufe und Leichenbeatattung.
Globus 51, 249—251, 267 — 270.
Ii. Asien.
Bibliographie: A. Müller, Orientalische Biblio-
graphie. 1kl. 1 (1887). Berlin, Reuthur. lt>88.
Da die**1 ausgezeichnete Bibliographie Alles zu um hu neu
sucht, „was sieb aut Volkstbum, Religio», Sitten und
Gebräuche, Sprache, Literatur und Geschichte bericht“,
und durch da» Zu»* ui tuen wirken einer Iieihe besonder»
günstig gestellter Mitarbeiter in anderweit nicht erreich-
barer Vollständigkeit namentlich für Asien zu umfassen
im Stande ist , beschränk! sich der vorliegende Literatur-
bericht darauf, das Wichtigere und im engeren Sinne
Ethnographische bervunuhclteu.
Zeitschriften; Z. der D. Morgeul. Gaa. Bd. 41. Laip-
zig. — Wiener Z. f. d. Knude des Morgeuhuide*,
Bd. 1. — Oe*u-rr. Monatasclir. f. d. Orient. Bd. 13.
Wien. — Journal aniatique. 8« Serie, T. 9, 10. Paria. —
Journ. of the R. Aa. Boc. N. 8. Vol. 19. London. —
Asiat ic Quarterlv Rev Vol. IV. London. — Journ.
of the American 0r. 8oc. VoL 13. — Gioruak* della
societü aaiatica itnliann, Vol. 1. Roma.
Ethnographische Karte V. v. Haardt, ITeber-
»ichtskart« der ethnographischen Varhnltuiiwe Asiens
uud von den angrenzenden Thailen Europas. Be-
arbeitet auf Grundlage von Fr. Müller1« Allge-
meiner Ethnographie. Wim, Holzel. Maaasstab
1 : 8 KflL
AU ausgezeichnet anerkannt Von K. Lauge in Verb.
Berl. Gen. f. Erdkunde 15, 130, 131; von Er. Müller
in Mittheil. Anthrap. Ge». Wien 17, 71, 72; von Mari-
ne II i in Boll. Soc. itaUana di geogr. 24, 398 — 401.
1. Allgemeines und Vermischtes.
Cust, R. N. Linguist ie and Oriental Essays, 1847 io
1887. 2d Serien. London, Trübner.
Fritsche, R. Die Todtengebräuche der asiatischen
Völker. Oeaterr. Zeiuehr. f. d. Orient 1887, Nr. 12,
8. 186 — 181.
Lonormant, Fr. Ifistoire ancienne de l'Orient jus-
qu'Hiix gu» rres raddiques, continuee par E. Babeion.
9e ed. T. V: I«a civiliaation Hssyro-c)ialdt>«nne , les
Medea et leg Perse*. Paris, L^vy. 523 pp. 4°. 111.
Murray-Ainsloy, H. G. M. Diacursive contributions
towards the study of Asiatic symbolism. lud. Auti-
quary 16, 18 ff., 57 ff.
Schluss zu den im Verjähre aufgrfnbrten Artikeln.
Paglicci Broazi, A. Teatri e «pettacoli dei popoli
orient&li. Milano, Dumohtrd. XIV, 278 pp.
Perrier, G*, et Ch. Chipiez. Histoire de I’art dana
1'atitiquitA. T. IV. (Sardaigne, Jude«, Asie Mineure.)
Paris, Hachetu-. 839 pp. 111.
2. Kleinasion, Armenien, Cyprua.
Bibliographie: C. D. Cobliatu. Au Attempt at a
Bibliograpbv of Cyprua Nicosia, 1886. 12 pp. 12®.
Cesnola, A. P. di. Salamina (Cipro), Prima edizione
italiaua. Torino, Löcher. XXXIV, 301 pp. 8®.
28 Tafeln und I Karte.
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Völkerkunde.
49
Conder, R. C. The Hittites. — Hittite* und Etrus-
caiib. — The criticism of tbe Hittite». Pul. Kxplor.
Fund, Quart. Btatem. 1887, July, p. 133 — 148.
Conder, R. C. Altaic llieroglyphics and Hitdte In*
scriptions. London, Bentley. Xll, 247 pp. (Pal.
Expl. Fund.)
Conder , R. C. Hittite Ethnologv. J. Anthr. Inst.
17, 131— IM. »iscussion.
„I tm*t that the prvwot »kctch may b« »uffiricnt ta
sliow , timt, that the esiatrncr of Hittite archaeological
material!« ts m> inrre drcam of tUe antiquary; and »ccxmdly,
that Iber« are »troug rrasoiis for regardiug tbe Hittites
as a Txranian people, aml as akin to the Turunian rsee»
of Medio, Ada Minor, Mcaopvtami«, and ltaly.w (p. 138.)
Dümmler, Perd. Mittheilungen von den griechischen
Inseln. IV. Aelteste Nekropolen auf Cypera. Mit-
theil. des k. D. archäol. Inst. Athen. 1, 209 — 242.
Mit 3 Tafeln.
Werke einer vorphönicisehen Binnciibcvölkrrung, iden-
tisch mit der von Hi»»arlik.
Hirschfeld , G. Die Felsenreliefs in Kleinarien und
da« Volk der Uittiter. Zweiter Beitrag kur Kunst-
geschichte Kleinasien». Mit 2 Tafeln. Berlin, Rei-
mer. 7.r> 8. 4°. (Aua: Abth. k. Pr. Ak. 1180.)
• Jeliasejow, A. W. Anthropologische Excuraion quer
durch Kleinasien. Iswaatija k. Kuss. geogr. Ges. 23,
249—290. (Russisch.)
Vgl. Dcnlker’a Inhalt* an gäbe in Rev. d’Anthrop. 17,
107 — 109 und den Reisebericht im Globus 52, 27 — 28.
Joaniaaiany , A. Armenische Bibliothek. IV. Mär-
chen und Sagen. Leipzig, Friedrich. XXXVII,
147 8. 8°.
Kalatliiantz , G. Abriss der armenischen Ethno-
graphie. Moskau. (Armenisch.)
Köhler, J. Das Recht der Armenier. Z. f. vergl.
Rechtswegs. 7, 383 — 438.
Lantahoere , J. de. Hittites» et Amorites. Rev. des
questions historiques, 1887, Avril.
Menant, J. Les Heteen». Tn nouveau ptdbttn» de
Phistoirv d’Orieut. Rev. de Pb Ist. des rel. 1887,
p. 88 — 93.
Pauli, G. Von Tübris bis Wan. Mittheil. Geogr.
Ge». Lübeck, lieft 9 — II.
Vgl. Mitthril. Anthrop. Ges. Wien 17, 199, 201. Hier-
nach: Di« Teotelsanbeter in Armenien uud der Urmiya-
Bee. Ausland 61, 38, 39.
Smith, Agnes. Through Cyprus. London, Hunt L
Blackett- 340 pp. III.
Tohihatcheff, P. de. Klein-Aflien. Prag, Tempsky.
VIII, 188 B.
Treuber, O. Geechiclite der Lykier. Stuttgart, Kohl-
hamtner. VIII, 247 8. — Weitere Beiträge zur
Geech. der Lykier. Tübingen. 4°. (Progr.)
Wilson, Ch. W. The Greeks in Asia. The As.
Quart. Itev. 1887, JanuAry, p. 32 — 56.
3. Kaukasien und Transkaukasien.
Aniaaimow, J, Soli. Das jüdische Bergvolk im Kau-
kasus. Daschkow Mus. 3, 171 — 322. (Ru»*.) Auch
separat.
Bebur , W. Grusische Volksmärchen und Spiele.
Tiflis, Chelodje. 120 8. (Russisch.)
Chachalow, A. Ss. Feber die Mochowi (grusinisch
sprechender Stamm am Kasbek). Dastfhkow Mus.
3, 74 — 82. (Kubs.)
Archiv ftLr Anthropologie. Bd. XIX.
Chachalow, ▲. 8s. lieber die Pschawcn. Daschkow
Muh. 3, 83 — 98. (Hubs.)
Charusin, N. N. Bemerkungen über da* Rechtsleben
der Tschetsckemnm und Inguschen. Nebst 2 Bei-
gatieu: 1. liochzeitsgebriiuche der Tacliettuthenzcii und
Inguschen, aufge zeichnet von W. J. Akimow.
2. Märchen, im IngtiBchendurte Zori aufgezeichnet
von Charusin und Miller, mit russischer Ueber-
setzung. Daschkow Muh, 3, 113 — 117. (Kuss.)
♦Chantrc, E. RechercheB anthropologiquea dans le
Caucase. T. I. Periode prähistorique. T. II. Periode
protohistorique. T. III. Periode lustorique. T. IV.
Population» actuelle*. Pari», Reinwald, 1883 — 1887.
93, 226, 136, 284 pp. Folio. I1L
Auidlihrliclie Referat« über die» nun vollendete Haupt*
werk linden sich u. a. in Rev. d'Ethnogr. 6, 471 — 489;
Rev. d’Anthrop. 17, 479 — 489; Bull. Soc. d'Aattimp«
Pari* 11, 198 — 221; Proc. R. Geogr. Soc. 1 0, 311— 314 »
Materiaux pour l’hi»t- pr. et nat. de l'huumie 22, 342 — 373»
llltthdl« Anthrop. G«?s. Wien 13, 209 — 212.
Dolbesoheff, W. J. Archäologische Forschungen im
Bezirkt« dte Terek (Nordkaukasus). Z. f. Ethnol.
19, 101 — 118, 153 — 175. 111.
IV. Im Kluchlande der Tschetschnn. V, Id Digorien.
VI. Pfeilspitieu von Wladikswkas.
Erckert, R. v. Der Kaukasus und seine Völker.
Leipzig, Frohberg. Ethnogr. Kurte. 111.
«Die Beobachtungen dei Verfassers haben die Schluss-
folgerung bc* tätigt und für den Üntkankasua erweitert . .
d«,-o keiner der kaukasischen Stämme einen Anhalt fhr
die Vermutliung bietet, da»» von hierau» die arische Be-
völkerung Europa» ihren Ursprung genommen habe.*
(Virchow, Z. f. E. 19, 97.)
Siebe hierzu noch: Die Bevölkerung de» ksuku»i»chen
Gebiete« nach den neuesten Ermittelungen. (Al» Ergän-
xuug uud Berichtigung der »tati»ti»ch -ethnograpbiM'heii
Tabelle in dem Werke „Der Kaukasus und »eine Völker4*
von R. v. Erckert.) D. Rundschau für Geogr. 10,
417 f.
Hübschmann , H. Sage und Glaube der Osseten.
A. Dio Buge vou den Narten. B. Da» Schicksal
der Seele uaeh dem Tode. Z. D. Morgenl. Ges. 41,
523 — 576.
Kuban. Die heutigen tscherkemiscben und anderen
muhammedaniBchen Völkerschaften im Ku bangebiete.
Ru*». Rev. 16, 397—431.
Nach L. P. Sagurski und E. D. Felizyn.
Maurier, J. L’iltat religieux de 3a Mingr41te. Rev.
de l'hist. des religions 16, 84 — 100.
Raddo, G. Aus den Daghestanischcn Hochalpen,
vom Schah -dagh zum Dulty und Bozo». Gotha,
Perthes. (Krgänzungsheft Nr. 83 zu Petenn. Mit-
theil.)
Soidlitz, N. v. Vorläufige Resultate der zu Eude
1886 iu Transkaukasien vorgenommenen Volkszäh-
lung. Globus 51, 185.
Sainow, W. J. Imere tische Märchen und abergläu-
bische Vorstellungen. Daschkow Mus. 3, 138 — 170.
(Russisch.)
Uslar, Baron P. K. Die Ethnographie des Kaukasus.
Bprachenkunde. 1. Abcbastttche Sprache. 2. Da»
TachetschenziBche Volk. Tiflis 1887. XV, 193 u.
102 8.; VIII, 246 u. 117 S. 8°. (Russisch.)
Vergl. Proc. B. Geogr. Soc. 10, 176 L
Virchow. Antimongeräthe au* dem Grälierfelde von
Koban, Kaukasus. Verb. Berl. Ges. f. Antlirop. 559
— 561.
7
Digitized by Google
50 Verzeichnis* der anthropologischen Literatur.
Virchow. Transkaukasische und babylonisch-assyrische
Alterthiimer aus Antimon, Kupfer und Bronze. Verh.
Berl. Ges. f. Anthrop. 334 — 337.
Zaborowski. Las pi-up]** prchistorique« et los peuples
actuels du Cauoase. Rov. acientif. 11, »11 — »15.
4. Persien, Afghanistan, Belutchistan.
a) Geschichtliche*.
Avery, J. The place and time.“ of tbe rise of Zoro-
astristn. Am. Antiquarian 9, 117 — 120.
tVber die verschiedenen Ansichten und für Huri ec
Annahme eine» medischen und spülen Ursprung*.
Dieulafoy , J. Dieulafoy’» Ausgrabungen in 8ns*.
Globus 52.289 — 294. 305 — 311, 321 — 327, 337—343,
353 — 358, 349 — 375. Ul.
Mach den im vorjährigen Berichte angeführten Artikeln
im Tour du Monde. Vgl. unten unter bj.
Geigor, W. Civilisation of tlie Küstern Iraninna in
ancient time». Tr. by D. D. Peshotan Banjana.
Vol. II. The old Iraniau poiity and tho age of the
Avesta. London, Frowdo- 28« pp.
Harles , Ch. de. Coup d’oeil aur 1'biMoire et l’ätat
actuel des Itudes avestiques. Bruxelles, Hayez. 43 pp.
8°. (Aus: Bull. Ac. Belg. 1886.)
Menact, J. Lea langues perdu«« de la Per»« et de
l1 Assy rie. Paris, Leroux. XVI, 433 p. 18°. (Bibi,
or. elz.)
Peshotan Banjana, Dastur D Ar Ab. On the olleged
practice of next-of-kin inarringes in Old Iran. Jonrn.
Bombay Br. II. As. Bor. 17, 97 — 130. (Auch einzeln:
London, Trubner, 1888.)
Gegen diesen Versuch zu leugnen, vs« die elastischen
Autoren bezeugen und in den Sacrvd Book» of tbe East
(XVIII, 389 — 430) aus dem Avesta und den Pahleritevten
gefolgert ist, wendet sich E. W. West in Acatlrmv 34,
12, 13.
Schiaparelli, I*. Bull’ etnogrofla della Persia antica
anteriore alle invaaioni ariane. Atti Acc. Scienze,
Torino 23, 7, 308 — 318.
Spiegel, F. lieber das Vaterland und Zeitalter des
AweatA. I, II. Z. D. Morgenl. Ges. 35, 629 ft; 41,
280 ff.
Spiegel, F. v, Iranian Art. Oxford.
The Zend Avesta. Pt. 3: The Yuans, Viaparad,
Afrtnagiin, Oäha, and Miscellaneous Fragments. Tr.
by L. II. Mills. Oxford, Clarendon Pr. XLV1H,
404 pp. (Bacred Brooks of tlie East XXXI.)
6) Neuzeit.
Benjamin, 8. O. W. Persia aod tbe Peraian*. (Bo-
ston, Ticknor) London, Murray. XI, 510 pp. 111.
Binder, H. An Kurdistan, eu M^sopotamie et en
Perae. Paris, Quantin. 460 pp. 4°. HL
Hiernach: A. Schulze, Eine ReU« durch Kurdistan.
Ausland 61, 721—724, 752—754.
Darmesteter, J. Lea origine* de la po4aie peraane.
Pari“, Leroux. (Bibi. or. el*£v. 53.)
Darmesteter, J. Afjghan life in Afghan aongs. Con-
temporary R»>v., Oetotcr.
Dieulafoy, Jane. La Pene, la Chaldta et la 8u»ian«.
Relation de voyage. Paria, Hachette. 746 pp. 4°.
Ulustr.
Vgl. ölen unter a).
•Duhousset, E. Lea races hnmainc» de la Pene.
Her. d’Bthnogr. 6, 4ou — 413.
Zu Houssay.
Fox, P. H. A year on the Belooch and Afghan
Frontier. The Dublin Journ. M**d. Sc. 341 ff., 425 ff.,
519 ff.
Feier einheimische Krankheiten.
’HoUBsay. Lee peuples actuuls de la Porte. Bull. Boc.
d'Anthrop. de Lyon VI, p. 101 — 14» f. Plaucbe*.
Houaaay, F. Souvenirs d’un voyage en Per**.
1. L’ Arabisten et 1* montagne des Ilakhtiyari*. 2. Le
littoral du golfe pernique et le Kars. Il«iv. des deux
mondes, 15. janv., p. 367 — 391 ; 15. f£vr., 856 — 883.
Dayard, H. Early Adveuture«. in Persia, Busiana, and
Babylouia, inoludiug a resident*# amoug the Bakhti*
yari and other wild tribes befere tbe «liscovery of
Mineveh. London, Murray. VIII, 490 pp.; VIII,
511 pp.
Bchlaglntweit. Die Ghilzaistanune in Afghanistan.
D. Rundschau f. Guogr. X, 1 ff.
Stapf, O. Eine Dorfhochz<rit iu Büdperaien. Globus
51, 199 — 202.
• Ujfalvy, Ch.-E. de. Quelques obaervatiooa aur lea
Tadjiks des moutagnes, appeles aussi Galtochaa. Bull.
Boc. d'Anthrop. Paris 10, 15 — 43.
Hiernach: Einige ȟber die Galurhu* (Globus 52, 94, 95).
Weiabrod, G. Die Nomaden im persischen Hoch-
lande. Ausland 6U, 1025 — 1029.
Willa, C. J. Perwia asit is: bring Sketche« of modern
Persian life and charactcr. 2d ed. London, Low.
324 pp.
Yate, E. C. Northum Afghanistan ; or, Lotters from
tbe Afgban Bountlary Commiaaion. London, Black-
wood.
6. Somitiacho Länder.
Nöldeke, Th. Die semitischen Sprachen. Eine Skizze.
Leipzig, Weigel. 64 S.
„Einstweilen laust »ich ül-er die ürsitz* der Semiten,
resp. ihrer Sprachen ni»ch nichts einigermassrn Sicheres
nussngen“ (S. 12). Wir können nicht die Möglichkeit
leugnen, das« e» ein«t noch ganz andere semitische Sprachen
gegeben habe als die uns bekannten. Aber ein sicheres
Zeichen fiii deren Existenz haben wir nicht. Aach nicht
dafür, das* diu Gebiet der *em. Sprachen jemals stark
über die heutigen Grenzen hinausgegnngen sei. Sicht ein-
mal «las lässt sich besonders wahrscheinlich machen , das»
die Ciliaer, die von Aller» her mit den Syrern uud Phö-
niziern in enger Beziehung standen , semitisch geredet
haben“ (S. 16). „Die Scheidung der nord* [Hebrkisch-
PhönixUrh , Aramäisch , Assyrisch] und «Qdsemitist hen
Sprachen [Arabisch, Acthiopisch] ist eine auerkmint« That-
aache“ (S. 10b — Vgl. hierzu die Anzeige von G. Hoff-
mann im Litt. C. Bl. 1887, S. 605 — 608.
a) Geschichtliches.
ft) Palästina, Phöniziern, Syrien.
Bennett, J. R. The dlaeaat» of tho Bible. London,
Rel. Tr. Boc. (By-paths of Bible knowlodg« IX.)
Death, James, Tho Beer of tbe Bible: one of the
liitherto unknown leavon* of Exodus. With a virit
to an Arab brewery etc. London, Triibner. VIII,
179 pp.
Flöokuer. Ueber die Hypothese Steinthal’a, das»
Simson «iu SounenhuroH sei. I., II. Theol. Quartal-
Schrift 1880, 449 — 481; 1887, 47 — 104.
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Völkerkunde.
51
Friedrich, Th. Tempel und Palast Salomos, Denk-
mäler phöniki*ch.-r Kunst. Iunbniok, Wagner. III,
72 8.
G-ochlert, Vinc. Statistische Betrachtungen über
biblische Daten. Ein Beitrag zur Volkskunde de*
Alterthums. Z. f. Ethuol. 19, 83 — 93.
Lag&rde, P. de. Purim. Ein Beitrag zur Geschichte
der Religion. Göttingen, Dieterich. 94 8.
Mahler, Ed. Biblische Chronologie und Zeitrechnung
der Hebräer. Wien, Konegen. XIV, 204 8.
Maapero. La Syrie avant l’invasion de« H^breux
d’apres las momimeuts Igyptiena. Rev. des dtodan
juives 14, p. CLXIV — CLXXVI,
Noefe. Die Kriegstnusik der Hebräer. Allg. Musik-
Zeitung Nr. 2 — 4.
Ronan, E. Histoir*» du peuple dTsrael. T. 1. Paris,
Ü. Levy. XXX, 459 pp.
Virchow. lieber Untersuchungen des Herrn Dr. Nöt Il-
ling, betreffend Dohnen im Ostjordantand. Verh.
Berl. Ge*, f. Anthrop. 37 — 38. Ul.
Wolff, A. Zum Capitol über das jüdische Erbrecht.
Israel. Monatsschr. Nr. 6 — 8.
fl) Arabien. Islam.
Franz-Pascha. Die Baukunst des Islam. Darmstadt,
BergBträsBer. 150 8. 4°. (Handbuch der Architek-
tur 11, 3, 2.) HL
Friedrichs, K. Dan Eherecht des Islam nach den
Lehren Schäticis, Abü Hanifahs und der Schicah.
Z- f. vergl. Rschtswisa. 7, 240 — 284, 287.
ßauvaire, H. Matlriaux pour servir ä l bistoire de
la numismatique et de la m^trologie musttlmanes.
OonpUUNt Journ. as. X, 200 — 259.
(Das ganze Werk auch einzeln : Paris, Lerotu. 268 pp.)
Wellhausen, J. Skizzen und Vorarbeiten. 3. Heft:
Reste arabischen Heidenthum*. Berlin, Reimer. VI,
224 8.
y) Euphrat- und Tigrisländer.
Adler, C. On the viewa of the Babylonians oonceming
llfe after death. Proc. Am. Or. Soc. Oct. p. XXXVI
— XLL
Bertin, G. Origin and Development of the cunei-
form Syllabary. J. B. As. Boc. 19, 625 — 854.
„The t wo hrpüthe*es, that tbe hieroglvphic writing was
invented before the first Separation ot the Hamit» and
Semite», and that after this Separation the Egvptian iauguage
s affered grently froin pbonetic decay , nre »ujiported by
the curiou« fiict that the phonetie ralurs of tbe hiero-
glypHa art* more often found to rormpond to tbe Semitic
Word» ot' the pfcture, the Semitic tonguea having perbaps
sullrred less froiu phonetic dccay“ (p. 651.)
Heuzey, I*. L’Arcbitcciure ohilMnül et les dficoQ-
verte» de M. de Sarzec. Paris, Chaix. 14 pp.
Hommol, Fritz. Geschichte Babyloniens-Aaayrien*.
Berlin, Grote. 111.
Jeremias, Alfr. Die babylonisch -assyrischen Vor-
stellungen vom Leben nach dem Tode. Leipzig, Hin-
richs. V, 126 8.
Lodrain, E. La pmuü-ro conception des clieux, d’apres
la Collection 8ar*ec. Rev. pol. et litt 24 *ept. 1887.
Menant, J. Ninive et Babylone. Paris, Hachette.
320 p. 18°. avec 107 gravnre«.
Pinohes, Th. G. Olimpmt of Babylonian and Assy-
rian Life. 1. A Ninevite tragedy. 2. Babylonian
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and Ür. Ree, 119 — 121, 137 — 139, 145—149. Plate-
PinehüB, Th. G. Dovrer contracts. Bab. aud Or Ree-
144.
Pinchea, Th. G. The Babylonian» and Assyrians as
maritime nations. I. BabyL and Or. Rec. 1, 41
— 44. Plate.
Pinches, Th. G. Tablets referring to the apprentice-
»hip of alaves at Babylon. Bab. and Orient Rec. 1,
81 —85.
Barzec, E. de. Dicouverts« eu Clialdöe. Acoom"
pagne de plUMÜM»« poblilc par L. Heuzey. Parisi
Leroux. 4®. Livr. 1 t
Tylor, Th. The Babylonian id«A of a di«embodied
•ooL BabyL and Or. Rec. i, 55 — 57. Plate*
Rober, Fr. Ueber altchaldäische Kunst III. Z. f.
AaaynoL I, l — 41.
ReviUoud. 8. unter Aegypten.
Sayce, A. H. Lecture# on the Origin and growth of
religion as illustrated by tlie religiou of the aucient
Babylonians. London, William« & Norgate. VIII,
558 pp. (Uibbert Lecturvs.)
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namentlich solcher aus Nephrit. Verh. Berl. Ges. f.
Anthrop. 456 — 461. Hl.
Mit Bemerkungen von Arzruni,
b) Das heutige Syrien, Palästina , Arabien und
Mesopotamien.
Böhm, Juliua. Beiträge zur Kenntnis* der Sitten
und Gebräuche der Subba. Oesterr. Monatstchr. f.
d. Or. 7, 104 — 106.
♦Chantre. fetoda de eräne d'An*arie*. BulL Soc.
d'Anthrop. dt* Lyon T. V (1886).
Knmmirt in Rev. «TAnthrop. 17, 207, 208.
Demoliua, E. Les progres do la culture en famille
patriiircale. — Les paysans du Haourün. La science
sociale p. 33 — 84.
Einazler, Lydia. Der Name Gottes und die bo«en
Geister im Aberglauben der Araber Palästinas. Z.
D. Palästinaver. 10, 160 — 181.
Faurot, L. Observation» ethnographique* dans l'Ue
de Kamarane. Rev. d'Eilinogr. 6, 433 — 438. 111.
Feigl, H. Die muslimische Ehe. Oesterr. Monat »sehr,
f. d. Orient, H. 13, Nr. 9; 87, p. 129 — 137. 111.
Geikio, C. Holy Land and the Bilde. Illustration»
gathered in Pnlestine. London, CasselL 2 VoL
Glaser, Ed. Lieber meine Reisen in Arabien, Mitth.
üeogr. <ies. Wien 30, 18 —28, 77—86.
Auch Ethnographisches enthaltend.
Keane, J. F. 8ix months in the Hejaz: an aoeount
of the Mohammedan pilgrimages to 31 ec ca and Medina.
London, Ward 6 Downey. 300 pp.
Layard. Siehe obeu unter Persien.
Le Chatelier, A. Lea t’onfrrries musuhnane» du
Hedjaz. Paris, Leroox. X, 310 pp. 18®. (Bibi. or.
elz. 52.)
Louis, B. Palestinian Demonology. Proc. Soc. Bibi.
Archaeol. 9, 7, 217—228.
Mohammed Sadik Paacha. Villes et tribus du
Hodjaa. Bull. Boo* KbMhilll de g^ogr. 2e s^rie,
Nr. ’lO, p. 592 — 605.
Oliphant, L. Haifa, or lifo in Modern Patastine.
London, Black wood, VI, 369 pp.
7*
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52 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
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Mii Plan von Mekka. Verb, Berl. Oe*, f. Erdk. 15,
138—153.
Zeller, J, The Druse* and their religion. Church
Mi*». Intelligencer 538—549.
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Zeitschriften; 8i«lie vorjährigen Bericht. Dazu:
Journal of the Anthropologie«! Society of Bombay.
Vol. I. Bombay.
MuBoen: G. Donati. Catalogo del Momo inrliano
nel r. istituto di Studi superiori iu Firenze. Firenze,
Le Monnier. 90 pp. 16°.
a ) Geschichtliches.
Axon, W. E. A. On the u*e of beef and spirituou*
liquors iu ancient lndia. Am. Antiqu. 9, 199 — 202.
Bidie. Visit to the prebistorie gravea m*ar Palla varam.
J. R. Aa. Soc. 19. 693 — 695.
Cockburn, J. On palneolithic Implement* frora the
drift gravela of tlie Hingnmlt Bärin. South Mirzapore.
J. Anlhr. Inst. 17, 57 — 65. Discusaiou.
Dutt, R. C. The Social Life of the Hindu* in the
Rig-Ycda Pcriod. Calcutta Rec. 85, 49 — 97.
Dutt , A. C. Hindu Civilisation of the Brahmana
Period. Calcutta Rec. 85, 243 — 274.
Foulkes, Th. The Dakhan in the time of Gautama-
Buddlia. Ind. Antiqu. 16, 1 ff., 49 ff.
Haberlandt, M. Der aldndiecbe Geist. In Aufsätzen
und Skizzen. Leipzig, Liebeskind.
Vgl. hierüber M. Hörn cs. Aus Alt-Indien. (Ausland
61, 241—243.)
Kedarnath Baau. Note on embalmiog in Ancient
lndia. Journ. Authrop. 8oc. Bombay I, 1.
Le Bon, G. Le* CiviltBationB de l’lnde. Paria, Didob
VII, 749 pp. 4°. UL
Hiernach ; M. Haberlandt, Die indische Cirilisatton.
(Oesterr. Monat u«hr. f. d. Orient 115 6., 137 ff. , 145 ff.,
189 ff.) Fr. x. Hell w nid, Neue Forschungen Ahn
indische Völkerkunde. (Ausland 61, 661—685.) — Vgl.
Geogr. Ltt.-Ber. 1887, Nr. 272.
Smith, V. A. General Index the Reports of the
Archaeokigical Survev of lndia. Vol. I to XXIII.
Calcutta. XVIII, 216 pp.
Schröder, L. v. Indien* Literatur und Cultur in
historischer Entwickelung. Ein Cjdua von 50 Vor-
lesungen. Leipzig, Hässel.
Vgl. Haberlandt in Mittheil. Authrop. Ge*. Wien
17, 198, 109.
Senathi R AjA, E. 8. W. The Pre-Sanscrit Element
in Ancient Tamil Literatur«. J. R. As. Soc. 19,
558 — 582.
MU Folgerungen über sociale Zustfinde.
Terrien de Lacouperie. DU! Cyru* introduce writ-
ing into lndia? The Uabvl. and Orient. Rev. Febr.,
p. 58 — 64.
Winternitz, M. Einige Bemerkungen Aber das Bau-
opfer bei den Indem. Mittheil. Autlirop. Ge«. Wien
XVII. Kitzungsber. 37 — 41.
Vgl. hierzu Haberlandt, ibid. 43 — 44.
h) Die Religionen Indiens.
Bübler, G. Ueber die indische Beete der Jaina.
Wien, Gerold. 44 S.
C&ldwell , R. On demonolatry in Southern lndia.
J. Authrop. Soc. Bombay 1, 2.
Dymock, W. Note on Indian necromancy. J. An-
throp. Soc. Bombay I, 1.
Haberlandt, M. Indischer Glück*glaube. Mittheil.
Anthmp. (los. Wien 17, 115.
Hillebrandt, Alfr. Nationale Opfer in Alt -Indien.
In: Festgrnss an O. v. Böhtlingk (Stuttgart, Kohl-
hammer, 1888), S. 41—43.
Lindner, Br. Da* indische Ernteopfer. ln: Feat-
gru*s an 0. v. Böhtlingk (Stuttgart, Kehlhammer,
188«), 8. 79 — 81.
Laouenan, Fr. Du brahmanlsme et de se* rapport«
avec I« judaisme et le christianisme. T. II. Pondi-
ehdry.
de Miilouä. fltude *ur le mythe de Yriaabha. Ann.
Muh. Guimet 10, 413 ff.
Moreswar Gopal Deahmukh. On the hahita of a
Jain Ascetic. J. Authrop. 000. Bombay I, 2.
Neafleld, John C. The Functions of Modem Brah-
muus in Upper lndia. Calc. Rev. 84, 257 — 298.
Owsejaniko-Kulikowki, D. N. Zur Geschichte des
Feuercaltus bei den Hindu* iu der vedischen Epoche.
Odc-s.-a. 120 S. 8°. (Russisch.)
Parson. Siehe unter c).
Warren, 8. J. Les idöee philosophiques et rcligieuses
de* Jaina*. Ann. Man. Guimet 10, 321 — 412.
Wallis, H. W. The cosmology of the Rig-Veda.
London, William« k Norgate. 134 pp.
Vgl. Acad. 32, 304 — 306.
Wilkina, W. J. Modem Hinduism. Religion and
Life of Hindus in North lndia. London, Unwin.
c) Gegenwart.
Das Alltagsleben der Frauen in Indien. Ausland 60,
144— 146.
Narh K. C. Tempi«.
BahAdhuxji, K. N. Ueber ein indisches Saiteninstru-
ment , genannt Taus. Verb. Berl. Ges. f. Authrop.
418, 419. DL
*Cauvin. tjuelques indications d'anatomie et de Phy-
siologie anthropologique rncueillies sur de* Hinduus.
Mem. Soc. d’Anthrop, do Pari», 2e BArift, T« 9, 430 ff.
Daa, Devandra H. Sketches of Hiudoo life. Lon-
don, Chapman.
Die dienende Cla&ae in Indien. Ausland 60, 224
— 227.
*Deniker. Rapport de la commission pour l’etude
des öchantillon* de cheveux rapporV*» par M. de
Ujfalvy de sott voyage dans Finde. Bull. Soc.
d’ Authrop. Pari* 10, 516 — 518.
Kaschmir, Inhal, I*adnk.
EBm<S. Three Scenes from the life of a Garo. Cal-
cutta Rev. 85, 44 — 48.
Vgl. von derselben Verfasserin zwei weiter* Skizzen
Aber Gwoiebeo: A Gsro’s Kt v enge (ibid. 84, 11 — 15)
und Which wu it ? Dawhapa or witch (ibid. 85, 150—154).
Gubernatis, A. de. Peregrinazioni in di ans. T. I:
lndia Centrale. T. II: lndia Meridlouule e Seilan.
Firenze, Niccolai. 379, 270 pj>.
Hunter, W. W. The Imperial Gazetteer of lndia.
2d ed. London, Trübner, 1885 — 1887. 14 Vols.
Auch für Kthnographie das bequemste Orientiraugsmitt«l.
Jung E. Der MAdchenmord in Indien. Ausland 60,
29 — 34.
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Völkerkunde.
53
Kneeland, Dr. Samuel. On the Santhals a semi-
barbarous tribe of Northeastern Bengal. Bull.
£m«x Institute 19, 95 — 118, 181. 111.
Nach dän. Mmionarrn und engl. üflkieren.
Kollier, J. Die Gewohnheitsrechte des Pendschab.
Z. f. vergl. Rechtswisa. 7, 161 — 239.
I«&llomaud} A. Mission Beige da Bengale Occidental:
Prtei» bistoriqUM 218 ff., 359 ff., 545 ff.
K»ls, Orauns.
MaggTogor, R. C. Journey of theErpedition ander
Col. Woodthorpe from Upper Assam to the irawadi,
and return over the Palkoi Range. Proc. R. G. Boc,
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Marrat, Jabez. The Land of the Ghauts; or, pic-
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Newall, D. J. F. The Highland* of India. Vol. II :
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Putlibai, D. H. Wadia. Folklore in Western India.
Indian Antiqu. 1«, 28 — 81, 188 — 194, 210 ff,
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Risley, H- H. Widow and infant marriage in Bengal.
As. Quart. Bev. 1887 October.
Ramabai Saraavati. The High Caste Hindu Women.
With introduction by Kachel L. Bodley. Phila-
delphia. XXV, 119 pp. With 2 portraits.
Taehvant Vaduaev Athalye. On betrothal arnong
the Maharashtra Brahmans. J. Anthrop. Soc. Bom-
bay I, 2.
Voll, F. HeirathsgeMt* uud Hocbzeitsfeier im Kurg*
land. Ev. Mise. Mag. 31, 152 — 168.
Vireaalingham, K. Fortune’* Wheel : a ule ofHin-
doo doraeetic life. Tr. by J. B. Hutchinson. Lon-
don, Stock. 200 pp.
Watt, G. The Aboviginal Tribes of Manipur. With
2 platea. J. Anthrop. Inst. 16, 346 — 370. Discuss.
Hiernach: Die Bergstiimine von Manipur (Globus 52,
156 — 159).
Wilkins, W. J. Daily Life and Work in India. Lon-
don, L'uwin. 111.
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59 — 61.
Zeitschriften : Siehe vorjährigen Bericht. Dazu :
The Orientalist. Vol. III. Kandy.
Avery, John. The Laogxutge of the Vedda*. Am.
Antiquarian 9, 191, 192.
[Bell.] Die Maldiven. Ausland 60, 761 — 764.
Nach Bell.
* Chudzinski , Th. Büste d une jeune iCinghalaiae.
Bull. Boc- d Anthrop. Paris 10, 146 — 148.
Folklore. Zahlreiche Artikel sind verzeichnet in der
Orientalischen Bibliographie Bd. 1 u. 2.
Gordon-Cumming, C. F. The Tug of War. The
battle of diverse creeds in Ceylon. Church Miss.
Intel!, and Record, 1887 Jan., p. 18 — 31.
Nevill, H. Social rites of the Binhalese. The Tapro-
bauian II, 2, 47—52.
Nevill , H. On the Dravidian structure of the Bin-
halese language. The Taprobanian II, 2, 41 — 47.
Nevill, H. Tamil melhod of enlarging the ear* Per-
foration. The Taprobanian II, 2, 35 — 38.
Nevill, H. The Tamil Ood Muniandi. The Tapro-
banian II, 2, 41.
Nevill, H. The Vaeddas of Ceylon II. The Tapro-
banian II, 4, 121 — 127.
Hiernach Avery in Am. Antiqu. 9, 282, 263.
Parker, H. The Wanniyas. The Taprobanian II,
1, 10.
Pyrard. Siehe oben unter III, 2 (Allgemeine Ethno-
graphie).
Rosset, C. W. Die Inselgruppe der Malediven. IUu-
strirte Zeitung (Berlin -Leipzig) Nr. 2286. — Globus
51, 30, St.
Barasin, F. Reisen und Beobachtungen auf Ceylon-
Verb. BerL Ges. f. Erdk. 15, 20« — 220. Mit Bevölke-
rungskarte von Ceylon.
Leber die Bevölkerung S. 213 iT. Die Karte ist auf
Grund denCen«u* von 1881 entworfen. „Die Karte zeigt,
das« die zwei Haupt russen von Ceylon, Singhalesm [im W.J
und Tamilen [im O.l, durch einen breiten Gürtel men-
schenarmen [Urwald-] Gebietes getrennt sind.*
Bhamsedeen, A. T. t'eremonies relnting to cliild-
birth obatrved by the Moors of Ceylon. The Orien-
talist 1887, p. 1 7*— 20.
8. Hinterindien.
Zeitschriften : Siehe voijährigen Bericht.
ö) Allgemeines.
Keane, A. H. Eastem Geograph)*: Malay Penin-
sula, Indochina etc. With map. London, Btanford.
194 pp.
de L&nessan. L'Avolution des peuples de I'extrtme
Orient et les regles de 1a colouiaation modern«.
Rev. scient. 41, 873 — 687, 752 — 756.
Miacellaneoua Papers relAting to Indo -China And
the Indian Archipelago. 2d seriös. 2 Vol. London,
Trübner.
Inhaltsangabe in Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 316.
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54 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
6) Burma, Pegu .
Th® Bunnan at horae. Cornhill Mag., 1887 TVbruary.
Colquhoun, A. R. , and H. B. Hallott. Report on
the railway connection of Burma an<l China; wilh
Account of exploration -survey by H. 8. Hallet!»
London, AUcn, Scott & Co. 23« pp. FoL
Wesentlich Uallett’a Bericht über »eine Forschungen.
Forehhammer, E. Notes on tbe languages and dia*
lects spuken in Br. Burma!). London. 20 pp.
Hooley, Jua. Rmne Indian Demons and so me otliers
tuet by with the way. Calcutta &ev. 85, 134, 149.
Besonder* Burma betreilend.
Prain , D. The Angami Nagas. Rev. ool. intern. 5,
472 — 495.
The Religion of Runnah. London Quarterly Hev.,
1887 Januarv.
Smeaton, D. M, The Loyal Karens of Burma. Lon*
don, Paul. 264 pp.
c) Malakka.
Halo, Abr. Note» on ttone implementa fmm Terak.
J. Antlir. Inst, 17, 66, 67. I)i*cu»*inn.
Laborde. ttad« experimentale sur 1c* poifOOt de
fluche dos Negrito» (Bakayes) de la presqnlle ma-
laise et de* Wakamba (Zanguebar). Bull. Hoc. d'An-
throp. Pari*. 4e Serie 11, 194—196. Discussion.
d) Siam und Laos.
Brien. Apercu sur la province de Battambang (Siam).
Bev. mar. et col. 5 — 40, 302 — 318.
Coat, Mary L. Siam; or, the Heart ofFnrtlicr India.
New York. IX, 399 pp. 12®.
Hallett, H. B. A Journey iu EasU-rn Siam. As.
Quarterly Hev. 1887, 376 — 395.
Borat Chandra Di«, Babu. Notes oo the coinage
and currency of Siam. Ptoc. As. Soc. Bengal 5,
148—150.
e) Cambodga und Cochinchina.
Boulangier, E. Cn hiver au Cambodge. Souvenir*
d'ttue nii*»ii>n offtcielle remplie eu 1880— 1881.
Tour*. Manie. 400 pp. Gravüre».
Vgl. Geogr. LiU-Ber. 1887, Nr. 537.
Branda, P. (,'a et la. Cochinchine et Cambodge.
Pari», Fischbacher. 451 pp. 12®.
Pbcn Ethnologen durften die Wiedergabe einheimischer
Krählungen, Fabeln, legenden und Sprichwörter , .und die
Schilderung der Ruinen von Angkor einige* InUmM ein*
flögen.* (Supan in Geogr. Lit-*Ber. 1887, Nr. 250.)
Filoz, A. A. H. Cambodge et Siam, voyage et söjour
au.\ ruine* des monumeuts ktuer*. Thonon, Dubouloz,
1887 (1876). 191 p. 16°.
Querlaoh. Moeur* ct superstitions des sauvages Bit*
hnars (Cochinchine orientale). Le» Miss, cnthol. XIX,
Nr. 954 — 961.
Querlaoh. Dhux an* de captivit^ chsx les Ba-linar».
Los Miss. calboi XiX, Nr. 962 — 966.
Lemire, C. Cochinchine fran^aise et royaume de Cam*
bodgC. 7e 4d. Paris, Challamei. 462* p. 18 j.
* Maurel. Anthropologie et ethnogrnphie du ’Carn-
bodge. Möm. Soc. d'Authrop. de Tarif, 2a *^ri«,
T. 3, p. 442 ff.
PoBtcl, R. A. travers la Cochinchine. Pari», Challa-
mel. VIII, 882 p., 18 j. et 2 carte*.
Teysseyre, E. Un mimioniutin albigeois en Cocbin*
chine (Mgr. G alitiert). Paria, Lecoffre. XIV, 363 pp. 16®.
f) Aniuim und Tongking.
Aymonier, E. Notes sur PAndam. II. Le Khanh
Iloa. Saigon, Impr. colon. 69 pp.
Vgl. vorjährigen Bericht.
Azömar, H. Dictionnaire Btieng. Saigon. Imp. col.
Clayton, A. Contes Pranco-annamites. Hanoi, Schnei*
der. 12°.
Dumoutier, Q. Le Nam-Giao de Hanoi*. Rev. d'Eth*
nogr. 6, 181 — 184.
Tempel zur Antretung de* Himmels durch di# Kaiser.
Dumoutiery Q. Legendes hiftorique* de l'Annam et
du Tonkin, traduites du Chinoia et accompaguve» de
notes et de comuientaire* Hanoi. 98 pp.
Vgl. Haberl and! in Hittheil. Au throp. Ges. Wien 18,
278, 279.
Dumoutier) G. Essai sur la pharmacie annamite.
Hanoi, Schneider. 54 pp.
Des Michels ) A. Memoire sur les origine» et le ca*
ractcre de la laugue annamite et sur I'influence que la
litternture chinoise a exerc^e sur 1p mouvsuient intel*
toetMl en Cochinchine et au Tonkin. Pari», Impr.
nat. 35 p. 4®. (Kxtr. Mein, de l’Acad. de* inner. X.)
Gaidoz, H. En Indo- Chine. I. Croyance» et pra*
tiques des Annamites. Melusine 3, 5ü8 — 511.
Gouin, A. Le Tonkin; le haut fleuve et se* affluents.
Bull. Soc. de giogf* Paris 8, 547 — 565.
Siehe auch nach der im vorjährigen Berichte verreich*
neten Arbeit Goain’*: Da» T4t*Kest in Tongking (Gluhu*
51, 14, 15).
Human, B. Exrursion chez les Mols indlpendunts.
(’. R. Soc. de g»'«ogr. Paris 331 — 333.
Husaenet, Dr. Le* indigvnet du Haut Tonkin. Rev.
d’Anthrop. 17, 378.
Die Tb&s, Man» und Mnongs sind die wahren Einge-
borenen, die Annatniieu des Deltss sind Eindringlinge.
Lemire, Ch. La mort d'nn bonze en Annani. Bull.
Soc. de g^ogr. de l’Est. 1887, p 467.
LemirO) Ch. Les tour» Kiam* de la province de
Binh-Diuh (Annani). Rev, d'Etlmogr. 6, 383 — 394.
Illustr.
Marx. Note sur les tombeaux deTu-Duc et de Miuh*
Mang. Rev. d'Ethnogr. 6, 428 — 432.
Mangin, A. La medecine en Annam. Paris, Davy.
88 pp.
Meyner» d'Eatrey, H. Moeurs et coutume» do
l’Annam. D'aprcs un lettr^ annamite. Rev. scientif.
1887, 1, 528.
Pari«, E. A travers I'etnpire annamique: La Alle
du dragou rouge. Limoges, Ardant. 159 pp.
P&räfl) E. Voyage » travers le Tonkin: le palais de
marbre. Limoges, Ardant. 190 pp.
Parker) E. H. Annamese and Chinese. Ch. Rev.
270 — 273.
Petit) E. Le Tnng-Kin. Paris, Lecere. 239 pp. 111.
Le peuplement de l lndo- Chine et du Tonkiu. Rev.
Ikientif. 1887 II, 668, 669.
Vgl. ebenda p. 699. 700.
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Völkerkunde.
55
9. Insulindia.
Zeitschriften : Siehe vorjährigen Bericht.
Museen; J. A. van der Chijs. Catalogu* der
Xuini»mAti*che Yerzameling van liet Bataviaaach
Genootschap. Ilufn via, AlbrcehL VI, 229 pp. — W. P.
Oroeneveidt. Catalogu* der An-haeologische Ver-
zameliug van het Bat av lausch Genootschap van
Künste» en Wetenschapj-en. Met aanteekeningen
omtrent de op verschiilende voorwerpen voor körnende
inscripties «u een vootioopigen inventaria der he-
schrcveii steenen , door Dr. J. L. A. Brande».
Batavia («’Gravetihage , Nijboff). XVI, 392 pp. —
Siehe ferner über da* ethnogr. Museum von Batavia
Intern. Arch. f. Ethnogr. 1, 113, 197 und über da*
von Delft ibid. 1, 112.
a) Allgemeines.
•Adrinni, P. Ontxtaan, verspreiditig eo bestrijding der
beri-beri. De Indische Gids 291 — 313, 441 — 4dl,
632 — «54, 812— 834, 1028—1050.
Weitere Literatur über diese Krankheit siebe ia der
OrientaliM-heo Bibliographie.
Brandstetter, R. Muluyische Studien. Z. f. Völker-
psych. 16. 166 — 214.
Forbea, Anna. Insulinde: ExperienceB of a Natura-
list* Wife in the Kasten Arckipelago. Edinburgh,
Blackwood. XII, 305 pp.
„Her miaute descriptioni« of the mannen* uf white» and
natives io tbe*c eastern eolouies are such as ouly an
obaervant woinan could «rite, and they will be, to a
large rxtent, new to maiir. Sbe touche* juxt on thnse
poinls ihat mauv jieople try to get intonnation alioat, tut
canaot find it.u (Proc. R. G. Soc. 9, 778.)
Foore, Annie. Indische huwelijken. Amaterdam,
Kämpen.
♦Hagen, B., Dr. Beiträge zur somatischen Anthro-
pologie der Malftyen Völker, Mittheil. Anthrop. Of*.
Wien XVIII. SiUungaber. 84, 83.
Pleyte, C. W. De nraehistorische steenen , wapenen
en werktuigeu uit den Oost - Indischen Archipel, be-
achouwd uit een archäologisch en ethnographisch
oogpunl. Bijdr. T. L. Vk. Nederl Ind. 36, 586
— 604.
Metzger, E. Einiges über Amok und Mataglap. Globus
52, 107 — 110, 119—123.
•Oppel, A. Gesundheitszustand und Körperpflege bei
den Eingeborenen des Malayischen Archipels. Aus-
land 60, 941 — 945.
Uhle, M. Ueber die ethnologische Bedeutung der
malayischen Zahn Teilung. Abb. U. Ber. des k. Zool.
U. Anthrop. Museums* zu Dresden, 1886/87, Kr. 4.
(18 8. rnit 20 Holxachn. Berlin, Friedländer.)
Die Resultate siehe in Mitthril. Anthrop. Ges. Wien 17,
204. Vgl. hierzu Wilkrn in Bijdr. T. L. V. -Kunde
Nederl. lad. 5. Ser, 3, 472 — 504.
Wilken,G. Oostersche en Weaterscbe rechtsbcgrippen.
Bijdragen tot de Taal-, Band- en Volkeukumle van
XedarL Ind. 5. Ser. D. III, p. 181 — 141.
Wilken, G. A. lieber das Haaropfer und einige
andere Trauergebräuche be» den Völkern Indonesien*.
Amsterdam, Bus*y. XVII, 75 pp.
Wilken, G. A. Het Scluunanisme bij de volken van
den Indischen Archipel. Bijdr. T. L. Vk. Nederl.
Ind. 36, 427 — 497.
b) Aiulnmancn und Nicobaren.
Man, E. H. On the Funeral Rite* und CcremonieB
of the Nicobar Isländers. Rep. Br. A**oc. 58, 844
— 845.
Portm&n, M. V. A Manual of the Andamanese lau*
gonget. London, Allen. VI, 229 pp. 12°,
c ) Sumatra etc.
Bastian, A. Indonesien. 3. Lief.: Sumatra und Nach-
barschaft. Mit 3 Tafeln. Berlin, Dümmler, 1866.
Harrebomöe, G. J. Aanteekeningen op A. L. van
Hasselt's Volkenbesclirtjvmg van Mid'h<n-Siimatra,
en wel de onderufdeeling VIII Kota en VII Loerah,
afd. Agam, residentie Padangxche Bovenlanden , be-
treffende. De Indische üids p. 67—98.
Meynera d'Estrey. 1* poeaie et le langoage de*
foutlle* chez lex Baltak* de Sumatra. Rev. scietiti-
8(10 1687, 145 fT.
Modigliani, E. 11 Cota Ragiä e l'Isola di Nia*. Boll.
Soc. geogr. ital. 24 — 33, «94 — 717.
Naumann, J. Het Pane- en Bila-Stroomgebiet op het
cilaud Sumatra (Studien over Batahs en Batahsche
landen. III. Afd. Ethnologie. IV. Afd. Adat. Tijd-
aebr. Neilerl. Aardrijksk. Genootuch. Amsterdam,
2. Serie, D. IV. AfdtoL; Meer uilgehr. artikelen
p. 1 — 110, 217 — 319.
Fortsetzung zu D. II u. HI.
Buxidermann, H. Die Psychologie des Xiasserft. Allg.
Miss. Zeitschr. 14, 269 — 302.
Vgl. Ausland 60, 945 — 948.
Bundermann, H. Niassische Traditionen und Gleich-
nis*«. Ausland 60, 92 — 95, 108 — 111.
d) Java.
van Delden LaSrne. De officlöelle Feesten aan het
Sultans-Hof te Djnkjakarta. De Indische Gids 126
— 155, 314 — 338. Tafel
Metzger, E. Der Topeng auf Java Globus 51, 55
— 59.
Schauspieler.
Metzger, E. Ueber die Zeitrechnung der Javanern
D. Rundschau f. Geogr. 9, 257 — 263, 310—316.
C. Poenaen. Iet* over het Javaansche Gezin. Medc-
deel. Nederl Zendelinggenootsch. 31, 113 — 150, 221
— 261.
e) Borneo.
Bock, C. Reis in Oost- en Znid Borneo van Koetei
naar Banjermassin ondernomen op last, der Indische
Regeering ln 1879 en 1880. Uitgegeven door liet k.
Inst, voor de Taal-, Land- en Volkenkunde vau
Nt-derlandsch Indie. 2. Gedeelte. s’Gravenhage. VIII,
LXXI, p. 65 — 129. 4°.
Bohaaok , B. H. Iet* over de Pajaksche sterrekunde.
Tijschr. T. L. V.-Kunde Nederl* Ind. 32, 435 — 438.
/) Halmahera und Celebes.
Marre, A. Usage* et coutumes des Macassars et des
Bouguia. Mus^on 6, 236 — 239,
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56
Verzeiebnm der anthropologischen Literatur.
Meyners d'Eitrey. Tribut aborigines du centre de
Clläbea, Le« Topantunuasu. Rev. de gtogr. 88—96,
114 — 202.
Vgl. Revue d'Eihuogr. 6, 163.
Riedel , J. O. F. Die Topantunu»*u oder ureinge-
lioreiien Stämme de» outralen Celebes. Aualand 60,
Ml, «h4, TO» — 711, 732—735.
Nach dem im vorigen Jahre verzeih lmeten Artikel der
Bijdragen T. L. & Volkenk. 1886.
Tromp, B. W. »uige medeelingen omtrent de Boe-
gineezen van Koetei. Bijdragen T. L. en Volkenkundu
van Nederl. Indio p. 167 — 196.
g) Kleine Sumlainscln etc.
Riedel, J. G. F. Die Landschaft Dawan oder West-
Timor. II. Ethnographische Mittheüungen. D.
Geogr. Bl. 10, 278 — 287. Karte.
•Virchow. Gräberfunde von den Key- Inseln. Verh.
Berl. Ge*, f. Anthrop. 1867, 321—331.
h) Philippinen.
Ausstellung: E. T. de Andrade. Historia de Ja
exposicion de las Isla« Filipinas en Madrid el atio
de 1887. Madrid, Goim-z y Perez. XV, 120, 2 36 pp. —
R. auch Verh. Berl. Ge», f. Anthrop. 1887, 730, 731.
Beauregard, O. Anthropologie et philologie*. Aux
Philippine». Bull. Soc. d’Anthrop. Pari» 10, 482 — 515.
Dmcusuou.
„L'Atmly«e de quelques mnts du vocabulnire philippin
me permet d’nfHrmer que lVn*embie pr$-e*psgno| de*
popuUtUm» de l'archipel philippin u pour origuie de*
migration* de M&lay* et de Chinoi* du continent, qui *e
»out superposAi »tu negritt»» nborigvöe* . . . J’ajoute que
Pabseme de toute pratique bouddhique, ehe« ce» meines
populatious , peut tou» nutori-er i plaeer, »ree quelque
ju*te#*e d’«ppr4ci*tioQ , l’epoqut de Ia plus graod* inten-
*ite de migration de* Malny* et de* Chinois du continent
aus He», a une dnte voinine, en de^& on au deli, du debut
de not re ire orcidentale.“ (p. 511.)
Blumentritt, F. Bemerkungen zu den »panischen
Angaben über die Verbreitungsgebiete etc. der philip-
pinischen Landessprachen. Z. Ges. t. Erdk. Berlin
22, 89 — 108.
t legen die immer wiederholten Angaben in „Apuntc*
intere**ente# »obre Ia* I»1ah Filipino*** (Madrid 1870).
Blumentritt, F. Bitten und Bräuche der lloc&nen auf
Lun. Globus 61, 359 —361, 376 — 377.
Nach dem Spanischen de* D. I*abelo de los Reyes
(Los llocnno* und Folklore ilocnno).
Blumentritt, F. Die Tinguianen (LuxAn). Aus dem
Spanischen des D. Isabelo de los Reyes frei über-
setzt und tuit Anmerkungen versehen. Mit 1 Karte.
Mittheil. Geogr. Ge*. Wien 30, 5—14, 69—77, 138
— 134. — Begleitworlo zur Karte der Tinguianen-
Wohnsitze ibid. S. 14 — 18.
Nach La Oieania E»puaulii 1885. Erster eingehender
Bericht nach Autopsie.
Los Chinos en Filipinas. Observaciones . . que se
encuentran en »rgculos que la Ocetuii* Espanola . .
ha dedlcado al estudio de e*te problema social. Manila
1886. 130 pp.
Canga-Ar,güeUefl , F. La isla de la Faragua. Bol.
*oc. geogr. Madrid 23, 208 — 243; 24, 43 — 82.
Gererra, A. J. De Manila & Tayahas. Madrid, Fon-
tauet. 385 pp.
Gererra, A. J. De Manila & Albay. Madrid, Fontanet.
318 pp.
Marche, A. Lu^on et Palouan ; Six annfo de voyages
aux Philippines. Paris, Machet te. VI, 406 p. avec
68 gravures et 2 carte».
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1886, Nr. 314.
Marche’8, A,, Reisen auf Luzon und Palawan. Globus
51, 113 tT., 129 fl., 145 fl, 161 ff.. 177 ff.
Nach Le Tour du Monde. For«eUung.
Montero y Vidal, J. Historia general de Filipinas.
Madrid. T«Uo. T. I. XVI, 606.
Von Blumentritt al» beste* Werk bezeichnet. (Verh.
Berl. Ges. f. Krdk. 15, 351, 352.)
Pateruo, M. A. y V. J. M. La Antigua Civilisaciön
TagtUog. Apuntes. Madrid. 411 pp. 4°.
Pardo de Tavera, T. H. El aanscrito en 1» lengua
tagalog. Madrid, Muni Io. 55 pp.
Plauehut, Ed. Negritos et ssuvage» de lTlu Lu<gon.
Revue scientiflque 1887, II, 228.
Rizal, Joad. Tagalische Verskunst. Verh. Berl. Ge«,
f. Anthrop. 1887, 293 — 293.
Schadenberg, Al. Beiträge zur Kenntnis» derBanao-
Leute und der Guinunen , Grau Cordiller* Central,
Insel Luzon, Philippinen. Verh. Berl. Ge», f. An-
throp. 1887, 145— 159. 111,
„Die BmiHo-Leute haben sehr viele Aehnlicbkeit mit den
Tinguianen von Abra und llocos.* Die Guinan*-n werden
eingehender geschildert; auch ein Voeabular wird mitge-
theilt (9. 152 — 159).
10. China.
Zeitschriften: Siehe vorjährigen Bericht. Dazu: J.
of the Peking Oriental Society. VoL II.
Balfour, F. H. Leaves from my Chinese Scrap Book.
London, Trübner. V, 215 pp.
Captured Bridea in Far Cathay. Blackwood's Mag.
1887, November.
Clero, P. (Proviccaire du Su-Tchnen ntdridional.)
Seize an* en Chine: Lettre» , recueillies et publidea
par J. Viard. Paris, Hatun. VIEL, 363 pp. 16°.
Delbard, E. Le social lerne en Chine. Ann. de l’extr.
Or. 1887, Jan., p. 211 — 216.
Deeoription de la Chine occidentale fmoeura et histoire),
par un voyageur. Tr. du chinois par M. Gneluy.
Louvain, Peeters. 155 p. 2 carte».
Devöria, G. Cn mariage imperial chinois. Pari»,
Leroux. 1S6 pp. 16°. Grav. (Bibi. or. elz£v.)
Ucb«r*Ptzung des Corvmonielh.
Douglas, R. K. China. New' eil. London, Soc.
Prom. Chr. Knowl. IU.
EdkinB, J. „When dkl Babylonian Astrology enter
China?* Proc. Soc. Bibi. Archaeol. 9, 32 — 39.
Edkine, J. Accadian and Chinese. China Rev. 15,
295 — 298.
Eduoation in China London Quart. Bev. 1887, July.
Fabor , E. Die Baukunst der Chinesen. Z. f. Mis-
siousk. U. Religionswiss. II, 4.
Ficld, AdeloM. Pagoda Shadows: Studie» from lifo
in China. With an introductiun by J. O. Dykes-
London, T. O. Smith. 216 pp, 12°.
Ford, Ch., Hokai and W. E. Crow. Notes on Chi-
nese Materia Madie*. China Rev. 16, 1 — 10.
FortM-tzung zu den im vorjährigen Verzeichnis» ange-
führten Artikeln.
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Völkerkunde.
57
Georgiowaki, 8. Die ältesten Münzen der Chinesen.
Hupisski Or. Abtli. Ruse. Arcliüol. Ge«, t , 253 ff.,
30# ff. (Russisch.)
Güüh, A. H. Th* family nnuies. Journ. China Br.
K. Ah. Böc. 21, 265—888.
Gottschall, R. v. I>a« Theater und Drama der Chi-
nesen. Breslau, Trewendt.
Vgl. Mittheil. Anthrup. Ge». Wien 17, 196.
Harles, Ch. de. A ginne« nt the history of Chine««
pbiloaopby. Dublin Review, July, p. 38 — 54.
Harles, Ch. de. Quelques traits de l’art medical
ehe* les Chinois. Archive» de Biologie 7, 411 — 431.
(Auch separat: Gent 1886).
Jamotcl, M. Pikin, Souvenirs de l'F.mpire du milieu.
Paris, Pion, Xourrit. 313 pp. 18°.
Larrieu, M. La gründe muraiile de Chiue. Paris,
Leroux.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. Nr. 534.
Jenninga, W. Chinese Matrimonv in Poetry. China
Rev. 18. 99 — 1U4.
Iwanowaki, A. Materialien für die Geschieht« der
Fremd rasaen de« südwestlichen China. Bd. I, Thl. 1.
Erst« Periode. Von den ältesten Zeiten bis znm
Ende der Dynastie Bsun. Thl. 2. Ethnographische
Nachrichten. 8t. Petersburg, Besobra«ow. XVII,
214; I, II; II, 123; II, 7 pp. (Russisch.)
Kingemill, Tha. W. The Serica of Ptolemy and its
inhuhitauts. J. China Br. R. As. Soc. Vol. XIX,
pt. 2.
Laffltte, P. A general view of Chinese civilization
Trans], by J. C. Hall. London, Trübner.
Loczy, I*. ▼. Die Umgebung van Hsi-ning-fu in der
chinesischen Provinz Kan-su. Globus 52, 161 — 169.
Illustr.
Von Sxechenyt’s Expedition.
M., J. Nobility Titles. China Rev. 15, 245 — 247.
Macgow&n, D. J. Chinese guilds and clmmbres of
commerce. J. China Br. R. As. 8oo. 21, 133 — 192.
Mitohcll-J unae , N. G. Birth , marrtage and de&th
rite« of thl Chinese. Folk-Lore Journ. 5, 221 — 245.
Pallologue, M. L'Art chinuis. Paris, Quantin.
320 pp. Gravüre«.
Paldoiogrue, M. Slpultures cliinoiaes. Rev. de« deux
mondes 1887, 918 — 932.
Tho Population of China. J. R. Statist. Soc. 50,
6H8 ff.
Vgl. Geogr. Llt.-Ber. 1888, Nr. 302.
Pauvrier , Ach. Le» origines de rimprimerie dans
lex trenn* Orient. Lotus 6, 181 — 186.
Piton, Ch. L’infanticide en Chine. BAle.
Puini, C. II fuoco nella tradizione degU antichi Ctnesi
Giorn. Soc. Asiatica Ital. I, 17 — 27.
Serdot, L. F. Un district ebinoia. Le Pou-neng.
fetude» des nioeurs. Miss, cathol. 19, Nr. 968 — 969.
Simon, G. E. China: its social, political and religioua
life. London, Low. 340 pp. 8°.
Ueber»etzut)g von Ls rit£ chinois« (Pari*).
Terrien d© Laeonperie. Researchce ou the languages
spoken by the Pr« - Chinese Races of China proper
previoualy to the Chinese occupation. London, Nutt.
148 pp.
(Aus Tr. Philol. Soc. 1685—1887, 2, 394 — 538.) Audi
französisch : Le* Ungiic.« de 1s Clüu« avant 1«*« Chinoi»
Museo u 6, 100 — 110, 143—155, 251 —262, 464 — 488,
583 — 607; 7, 25 — 48, 197 — 220. (Audi separat: Paris,
Leroux 1 889.)
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
Terrien de Laeonperie. Babylonia and China. I.
Western Origin of the Early Chinese Civilization.
Babylonian and Oriental Rec. 1887 June, p. 113
— 115.
Taylor, G. Chinese Folk-Lore. China Rev. 16, 163
— 177.
Werner, E. T. O. The Great Wall of China. The
Archaeolog. Journal 45, 379 — 399. Plate*.
Wilson, J. H. China: Travels and Investigation» in
the Middle Kingdom. A study of iU civilisation
and possibilities ; with a glanc« at Japan. New York,
Appleton, XX, 376 pp.
Die Religionen Chinas.
Duboak, H. Th« Dragon, Image, and Demon; or,
the three niligious ofCliina: Confucianism, Buddhism
and Taoism. London, Partridge. 462 pp.
Edkins, J. The first commentator on Lau-tze. China
Rev. 15, 242, 243.
Harlez, C. de. Resuml des principes de Tohou-Hi
(Extraits). Pari«, Impr. nat. (Journ. As. 9, 89—71.)
d'Hervey do Baint-Denys, Marquis. Memoire nur
les doctrines religieuse» de Confuciu« et de l'lcole
des letträs. Paris, Impr. nat. 23 pp. 4°. (Aub
Mt-moire* de l’ac. des inacript. XXXII, 2.)
Logge, J. Confuciu«: Life and teachinga. With
explanatury note». 6lh od. London, Triibuer. 34« pp.
Mansfield, M. T. Chinese superstitions. Folk-Lore
Journ. 5, 127 — 129.
Puini, G. Tre capitoli del Li Kl concernenti la reli-
gione. Traduzione, comrnento e note. Contribuxioni
allo «tudio comparativo delle istituzioni social i nelle
autiche civiltA. Firenze.
Rosny, L. de. La Philosophie du Tao-teh King.
Lotus 6, 5 — 24. (Memoire« des Itudes japonatses etc.)
Schult*©. Tod ten Verehrung in China. Ev. Miss. Mag.
31, 25 — 42, 80 — 85.
Schell, H. Die Tao -Lehre des Lao-tze. Jahrb. f.
Pliilo«. u. specnl. Theol. 1, 403 — 465.
Chinesische Inseln.
[Henry.] Die Insel Hainan nach B. C. Henry. D.
Geogr. Bl. 125—142.
Mach dem im vorigen Verzeichnis* angeführten Werke
«Ungarn*.
Guillemard. Siche oben unter III, 2. (Allgemeine
Ethnographie.)
Mo 8ih Chiu. Spiritualism in Formosa. China Rev.
15, 304 — 305.
Taylor, G. Folk -Lore of aboriginal Formosa. Folk-
Lore Journ. 5, 139 — 153.
Taylor, G. A rambls through Southern Formosa.
China Rev. 16, 137 — 161.
Terrien de Laeouperie. Formosa. Notes on Ms«.,
Langnage», and Races. J. R. As, 8oo. 19, 413 — 494.
3 Tafeln.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. Nr. 535. Hierin IU. Ethnobgy
§. 28 — 59 (nach chinesischen und europäischen Quellen).
IV. Linguist ic* 60 — 110. VocabuUrir*.
„The diniert* of Formo**, especially the»« of the N. &
W., »re more clo*ely related with s pert of the former
Non-Chine»e pcpulatiuu of Eastern Chius than with tbe mo-
dern Iudone*ian lnngunge«.“ (p. 485.) — „The Mi-cslled
nativ« populatioo of F. Is th« outcorae of »urce«iive »d-
8
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58 Verzeicbnisa der anthropologischen Literatur.
mixtures of ethnkal element» — Negrito», Indonesiens,
Chinese — which ihrnihclvt-s wer* not umaiseJ previous
to their *ettlrnirnt io Oie bland, und tbe contiuuou* pro-
a>M i»t* »i'srmmliition mtu distinrt trihe* , proper to their
low ntandard of culture, ba* produccd thr »täte of intri-
cacy wbich the ethnologi»! bas to face in studring their
origin.“ (p. 49 1.)
11. Tibet.
Garnier , P. De Parin hu Tibet, not«* de voyage.
Parin, Hachett«, 1887. 2e M., 422 p. 18 j. avec
40 grav. et une carte.
DesgodinB. Thibot ou Tibet. C. R. ßoc. de gfogr.
Pari» 174 — 176.
Der Verfasser rertlieidigt die Schreibung Thihct ; gegen
Feer (ibid. 8. 267 — 271) repliclrt er 8. 432 — 435. Für
Tilget erklärt sich dngpgen Terrien de Laconperie:
Tibet, non Thil**t. (Museon 6. 500 — 501.) ,
Loczy, L. v. Das chinewHch-tibetanische Grenzgebiet
der Provinz BzMahwau. Glubun 52, 129—134. lil.
Von Siecbenji’a Expedition.
M.r J. Ti betau Tribee. China Rev. 15, 244 — 245.
Prjdvalaky. De Zaissansk au Thibet et aux sonrces
du Hoang-ho (3e voyage). Tour du Monde 53,
1—80; 54, 209 — 240. III.
Hiernach: PrjevaUky *» dritte Reise in Centralasien.
(Globus 51, 256 ff., 273 ff., 28« ff.; 52, 1 ff, 17 ff,
33 ff., 49 ff.) Vgl. auch E. D. Morgan, Prjevalsky's
Journev« und diseorerien Ln Central Asia. (Proc. R. Geogr.
Soc. 9, 213 — 232.)
Dan Reisen in Tibet. Ausland 60, 88.
Veniukoff. Potanin't Jouruey in Northwestern China
and Eaatern Tibet. Proc. K. G. ßoc. 9, 233 — 235.
12. Koroa.
Allen, H. N. Skizzen aus Soul. Ausland 60, 45 — 47.
Edkina, J. The Myryeks, or „Stone-men* of Corea.
J. China Br. R. Ar. ßoc. 22, 224 — 226.
Siehe unten Terrien de Lncouperie.
Genest, O. Capitän Jacohsen's Besuch bei den
Koreanern. Globus 52, 58 — 61, 71 — 75.
Miliioud, A. La Corte et se* religio ns. Lotus VI,
3, p. 129 — 153. (Mlmoires de la Soc. des Stüdes
japonaises etc.)
Terrien de I*acouperie. Tbe Myryeks, or ßtone-
men of Corea. J. R. As. 8oc. 19. 553 — 557.
Für buddhistischen Ursprung. Siebe oben Edkina.
18. Japan.
Bibliographie: C. Guissani. A list of works,
esaays, etc., relating to Japan. Tr. Aa. ßoc. Japan
XIV, 2.
Zeitschriften: 8. vorjährigen Bericht. Dazu: Memoir*
of tlie Literatur« College, Imp. University of Japan
Nr. 1. Tokyo 1887.
Atidsley, G. A., and M. Tomkinson. The art carvings
of Japan, lvory and Wood. London, Low. With
50 plates.
Bonar, H. A. C. Ou maritime enter prise in Japan.
Tr. As. ßoc. Japan XV, 1, p. 103 — 125. Tafeln.
Ch&mberlain. Siehe unten unter Ainos.
Dautremer, J. La vengeance legale au Japan. II.
III. Lotus (Memoir» de la aoe. des <*tude» japu-
naises etc.) VI, 88 — 102, 216 — 237.
Fort-Atzung tu dein im vorigen Jahre vrrzriebneten
Artikel.
Dönits, W. Uaber vorgeschichtliche Gräber iu Japan.
Yerh. Berl. Ges. f. Anthrop. 114—126. 111.
.In Japan müssen wir mehrere auf einander folgende
und sich zum Theil mit einander miM’hend* Völker an-
nebmeu. Unter allen Umständen hat da* japanische Volk
in seiuer jetzigen Zusammensetzung weder die Dülmen
erbaut, noch die Thonwnarr darin niedergelegt.“ (S. 126.)
Edkina, J. Connection of Japanese with tbe adjacent
Continental languages. Tr. As. ßoc. Japan XV, 1,
96 — 102.
Faulds, H. Nim» Tein in Nipoo: Japanese Lifo
and Männern. 2d ed. London, A. Gardner.
Jung, E. Das japanische Kunstgewerbe. Ausland 60,
801 — 804, 824 — 329. I1J.
Kanda, T. Notes on Ancient Stone Implements of
Japan. Tokio 1684. 4°. 8 psges, 24 large platee
with explanation, and a map of Japan. (Berlin,
Fried I ander.)
Knollys, Major H. Sketch» of Life in Japan. With
ill. London, Chupman.
Maaaa Akira Tomii. Le shintoisme, sa mythologie
et sa morale. Ann. Mus. Guimet 10, 3Ö7 ff.
Mayet, P. Japanische Bevölkerungsstatistik, historisch,
mit Hinblick auf China, und kritisch betrachtet.
Mittheil. D. Ges. f. Nat.- u. Völkerk. Ostasiens 4,
245 ff.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 300 — 302 und Mit-
theil. Anthrop. 0«*. Wien 17, 195, 196.
Maumann, Ed. The physical geographv of Japan,
with retnarks on the people. Proc. R. G. ßoc. 9, 86
— 102. Map.
Paulhan, L. Au Japon: Kanuütura et Nikko. Paris,
Sarin. IV, 76 pp.
Th« Piotorial Arta of Japan. Quarter ly Review 1887.
Jan., p. 97 — 118.
Puini, C. L'nrigine della raorte nell» mitologia Giap-
ponese. Giorn. ßoc. Asiat. Ital. 1, 28 — 32.
Rathgen, K. Ergebnisse der amtlichen Bevölkerungs-
statistik in Japan. MittheU. D. G». f. Nat.- u. Völ-
kerk. Ostasiens 4, 322 ff.
Siehe oben Mayet.
Rosny, L. de. Kami yo-no maki. Hiatoil* des dy-
nasties divines, publice en japonais, trad. pour le
premicre foi» sur le texte original, accompagnte d’une
glosc in6ditv composte en ohinoie et d’un commen-
taire perpetuel ri-dig^ en fran^ai*. Paris, Leroux.
(Publ. de l'ßcole des laugu» or. vivantes.)
Resfumö statistique de rRmpire du Japon. Nr. 1.
Tokio.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. Nr. 529.
Shinkizi Nagai, Dr. Die Landwirthschaft Japans,
ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Dresden, ßchün-
feld.
Vgl. Ausland 60, 819.
Spinner. Da* japanische Sterncnfost. Mittheil. D.
Ge*, f. Nat.- u. Völkerk. Ostasiens, Heft 36. — Z. f.
Minsionsk. u. Religionswiss., ß. 110 — 104.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge». Wien 17, 196.
Stoin, Ii. v. Studie zur Reichs- und Rechtsgeschichte
Japans. Uesterr. Monatsschr. f. d. Orient, 6. 1 f.
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Völkerkunde.
59
Aino*.
Chamberlain, B. H. The language mythology and
geugniphical noinenclature of Japan viewed in the
light of Ainu Studie*. Including .Au Aino granimar*
by J. Bachelor, and a catuloguc of books relating
to Yezo and the Aino«. Tokio. 174 pp. (Mernoir*
of the Literatur« College, Itn|>erial ITniversity of
Japan Nr. 1.)
Vgl. das Roatn* von Milieu* in Rev. d'Aiithrop. 17,
81 — HP, Chamberlain erklärt die Aino« tur die Ur-
bevölkerung «lr» gniizen japanischen Archipel«.
(Bachelor.: Los Ainos, leur accroUsement. Kev.
d'Anfhmp. 17, U&, IM.
Nach Bachelor in Japan Weekly Mail vermehrte sich
die Bevölkerung eine»» Dorfes auf Yeso von 1871 — 1866
von 665 Männern und 839 Krauen auf 691 Männer und
742 Krauea.
Diokina, F. V. Are the Ainos the aborigines of Ja-
pan? Academy 1887, II, PI f.
Genest, Sachalin. Siche unten 14 (Sibirien um) Amur-
gebiet).
Hegel, WL Snr |«s insulaires de Karsfuto. Lotu*
6, 3, p. 176. (Moni. 8<»c. des 6tndes ja(»onais«* etc.)
Summers, J. An Aino-Engtish Vocabulary. Tr. A«.
Soc- Japan. Vol XJV, pl. 2.
14. Central- und Nordaaien.
Zeitschriften: Inhaltsangaben der russischen Zeit-
schriften linden «ich in den Proc. H. Geogr. Society.
Vgl. auch E. D. Morgan. Ruimian Geogrsphical
Work in 1886. Proc. R. 0. Soc. 9, 423 — 4.17.
Ausstellungen : F. Land rin. Exposition de M.
Joseph Martin, au Musto du Troesd&o. Rav.
«l'Ethnogr. 6, 503 — 500. — A. Birnonaoo. Die
sibirisch uralische Ausstellung in Jekateriuburg.
Baltische Monat*schr. 34, lieft 7.
(Harles.] La religion nationale des Tartaros orten-
taux, Mandehou* et Mongole, eomparve « la religion
des andern) Chinois, däpres le« texte« indigenes,
avec le Kituel Tartare de PEmperenr Kien long,
traduit pour la prämiere fois pur Ch. de Harle z.
Bruxelles, Hayec. 21« p. Planche«.
Vgl. L. F*er» Asiljw in Joum. As. 11, 540 — 542.
Meynora d’Eetrey, H. Le« populalions de l'Asie
centrale. Bev. ecientif. 1887, 11, p. 36P — 367.
v. Ujfalvy. L'influencc du milieu aur le* peuples de
l’Asie centrale. Bull. 8oc. d’Anthrop. Paris, 10, 436
— 457.
v. Ujfalvy. Vorrede und Inhaltsverzeichnis* (einer
ethnologischen Beschreibung der Völker Central-
asiena), Arch. f. Aulhrop. 17, 168 — 171.
Mongolei und Mandschurei.
James, H. E. M. A Joumey in Manchuria. Proc.
R. G. Soc. P, 531 — 567. Map. lUaciH*ion.
Howorth, EL H. Chingix Khan and his Ancestors.
Ind. Antiqu. 16, 92 tr., 122 ff.
Continued frorn XV, 138 ff.
Poidncjow , A. Skizzen aus dem Leben in den bud-
dhistischen Klöstern und der buddhistischen Geistlich-
keit in der Mongolei. 8api«ki der K. Russ. Geogr.
Ges. Kthnogr. Ahth. 493 8. (Russisch.)
Parker, E. H. The Manchus. Tr. A«. Soc. Japan
XV, 63 — 92.
Stumpf, C. Mongolische Gesänge. Vforteljahmchr.
f. Musik wise. 3, 297 — 304. Mit Noten.
Türkest an.
Balkaschin , N. N. Ueber die Kirgisen und im All-
gemeinen über die Russland unterthanen Muslime.
St. Petersburg, Druckerei des Min. des Innern. I,
56, I pp. (Russisch.)
*Bogdanow, A. Kraniologinche Bemerkungen über
die Bewohner Türkest au» l. Die Schädel der ira-
nischen Colonie, gesammelt von der Expedition
A. Fedtchenko’s. Mem. Boe. Amis des Science« nat.
Moscou 1886. (Ru**.)
Vgl. Ikow'* Analyse io Rev. d'Antbrop. 17, 109, 110.
Carey, A. D. A Journey round Chinese Turkestau
and «long the Northern Frontiers of Tibet. Proc. R.
G. 800. 9. 731—752. Map.
Ddniker. Lea populalions turqnea en Chine et pluB
spöcialement les Daldes. BuR. soc. d’Anthrop. Paris,
10, 206 — 210.
Kr&snow, A. N. Skizze der Lebensweise der Kir-
gisen von Rsemirietschie. Iswestija K. Russ. Geogr.
Ges. 23, 4, 436 — 481. (Rassisch.)
Müller, E. Fouill«* nux environs de Tacbkend. Bev.
d'Ethnogr. fl, 516 — 518.
Putilow, P. W. Au* ethnographischen Reisebeob-
acht ungen über das Zu«ammenlclien der Barten und
der Russen. Heran «gegeben von der Wettlib. Abth.
der K. Russ. Geogr. Ges. Omsk. 30 8. 80. (RtUS.)
[Mamed Schach taohtinski.] Aus dem Leben eines
orientalischen Kleinstaates an der Grenze Russlands.
Ausland 60, 23 — 26,
Chanut von Maku (»chiitische Tartarrn and Kurden).
♦Topinard, P. Description et mensuration d’une serie
de cr&nes Kirghis Offerte par le Dr. Seeland. Rev.
d'Anthrop. 16, 445 — 475.
Tschekelow, M. J. Die aderbeidschaniachen Tataren.
D&schkow Mus. 3, 99 — 114. (Russisch.)
Virchow. Ueber eine kleine Sammlung prähistorischer
und moderner Gegenstände vom Ural und aus Tur-
ke-stsn. Verh. BerL Gea. f. Antlirop. 413 — 415. Ul.
Sibirien und Atmir gebiet.
Aapelin, J. R. Fels- und 8telnlnachriften am oberen
Jenlsei. Verb. Berl. Ge«, f. Authrop. 1887, 529
— 581.
Beguelin, M. v, Ueber de.u Glauben der Jakuten
im Gouvernement Jakutsk. Ausland 6ü, *81 — 807.
Nach Mitth. Oslsib. Abth. K. R. Geogr. Ge». 1886, 1, 2.
Genest, O. Capitän Jakobsen’s Reisen im Gebiete
der Giljsken und auf der Insel Sachalin. Globna 52,
378 — 382; 53, 9 ff., 25 ff-
Genest, O. Capitän Jakobsen's Reisen im Laude
der Golden. Globus 52, 152—156, 171 — 174, 205
— 208, 220 — 223.
Genest, O. Die Burjäten. Globus 52, 11 — 16.
Jakobsen's Reise.
Jasykow , K. Skizzen ans dem Jakutenlande. Ko-
lossjs Nr. 4, p. 245 — 273. (Russisch.)
Die Karagasaen. Globus 51, 90 — 92. 103—104.
Nach Sibir 1885, Nr. 48 u. 1886, Nr. 15—16. Ein
Re»t der sibirischen Ureinwohner.
8*
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60 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
KusnezoWj N. J. Die Natur und die Bewohner de«
östlichen Abhanges des nördlichen Urals. Isweatija
K. Rurs. Geogr. (»es. 23, 726 — 749. 2 Tafeln.
Nobbüow, K. Rechtst* brauche der Mansi (Osiiaken).
Daseh ko w Mus. 3, 65 — 73. (H— farh.)
Pnklonski, V. L. Ueber das Solmruanenthum der
•1 akuten. IswesUja der ostaib. Abth. der K. Kuss.
Oeogr. Ge». 17, 84 — 136. 1686. (Hubs.)
VfL P. S. Kraus»: Das Schauianenthuin 6er Jakuten.
Nach dem HutiM-then de« V. L. Priklonskij. Mittheil.
Aothrop. Ges. Wien 18, 165—182.
Petri, Ed. Neueres über die Jakuten. Petertn. Mit-
theil. 33, 102—108.
Roussy, A. Le« Jacoutes, leurs dieux et leurs chamans.
I* (Hohe 26, 23 — 34.
Siehe auch Materiau* 21, 250 — 257.
fStieda.] Das Bchanaanenthum unter den Burjaten.
1. Die Götter und die Gottheiten. 2. Die Götter-
bilder. 3. Opferdarbringungen und Wahrsagen.
4. Die Schamanen. Globus 52, 250 — 253, 268 — 270,
886 — 288, 209 — 301, 316 — 318.
Noch N. N. Agspitow und M. N. Changnlow: Bei-
träge zur Kcnntni»» des Schamanutnu» in Sibirien. 1. Das
Schamanen! hum unter den Burjaten de» Gouvernements
Irkutsk. (Nachrichten der ostaib. Abth. der K. Rus*.
Geogr. Ges. in Irkutsk XIV, 1883.)
♦Sommier, B. Misurazione di 50 Sirieni della Talle
dell' Ob. Archivio per l'antrop. 17, 57 — 67.
* Bornimer, B. OstiaccM e 8atnoiedi dell* Ob. I.
Archivio per l'antiop. 17, 71—222. Fig. u. Tafeln.
Carla ctnograftea die una parte dell’ impero rnsso.
(Auch einzeln.) 111.
Vgl. Denlker’t. Kesume in Rev. d’Anthrop. 17, 91 — 95.
•Zogroff* Die Eingeborenen de« Altai nach den For-
schungen Jadrinzew’s. Mem. de la Soc. imp. des
Amis des sc. nat. Moscou. Bd. 49, lieft 3. (Russisch.)
1886.
Vgl. die Analyse Ikoffi» in Rer. d’Anthrop. 10, 109
— 111.
C. Australien .
Bibliographie: A. Mül ler 's Orientalische Biblio-
graphie (unter 111, 5: Oceanien).
Zeitschriften : Siehe den Bericht für IHM (dieses
Areh. Bd. 17). Dazu: Nachrichten über Kaiser
Wilhelms- Land und den Bismarck-Archipel. Heraus-
gpgeben von der Neu - Guinea • Compagnie zu Berlin.
<lj Jahrgang 1887. Berlin, Äther. — MelaoesJan
Mission. The Island Voyagt , 1885. Ludlow, Par*
tridge, 1885. 53 pp. 8°. Map. — Annales de» Mis-
sion» de l'Oceanie.
Ethnographische Karte. G. Gerl and, Die Völker
Oceaniens. Maaasstab: 1:30 Mill. (Bergbaus* Phys.
Atlas. 7. Abth. Völkerkunde. Nr. 10.)
Die Karte zeigt zugleich die räumtirhi- Verbreitung der
wichtig«!«» körperlichen Verstümmelungen uiwl filr das
Festland die von Howitt’s Verwandtst iuifhuvstemen.
L Oceanien überhaupt.
Ausstellung: L. Cameron. Colonial and Indian
Exhibition, 8. Kennington. IV. Ausstralasia. Rev.
ool. intern. 4, 50 — 71, 223 — 238.
Alc&n, E. Les Cannib&les et leur tetnp». Souvenirs
de la Campagne de l'Oceanie soua le commandant
Marceau, Capitaine de frf*gate. Paris et Lyon,
Delhomme et Briguet. XIV, 408 p. 16°.
Brown , G. Papnans and Polynesian*. J. Anthrop.
Inst. 16, 311—327.
Vgl. Geogr. Uk-Bcr. 1888, Xr. 22.
Cust, Rob. The Race« and languages of Oceania.
Calcutta Rev. 85, 209 — 228.
Finach, O. Abnorm* Kberhauer, Pretiosen im Schmuck
der 8Üd*ee- Völker. MittheiL Anthrop. Ges. Wien 17,
153— 159. Mit 1 Tafel.
Finsch, O. Gesichtsmasken von Völkertypen der Bad-
see und des Malayischeu Archipel», nach Lebenden
abgegORsen in den Jahren 1879 — 1882. Lehrmittel
für Völkerkunde. Bremen. 19 S.
Hoaton. On the origin, mann er«, customs, and insti-
tutions, and the annihilaliou of the Aborigines of
AuHtralasia. Trsuis&cliou» Soc. Lit. of London, ßeries
II, XIV, 1.
Macdonald, D. The Ocetnic languages Shemitic.
Tr. aml Proc. Royal Boc. Victoria 24, 1 — 4L
111. The Pronominal*. IV. The Verb.
Marquer. Les Atablissements fran^ais eit 0c4anie.
8oc. bret. de gfogr. Mars- Avril, p. 2o — 62.
Vgl. Rer. d'Kthnogr. 6, 489 — 490.
Krause, Al. Di alguni strumenti musicali della Mi-
croufcsia e della MelanesiA re gabt ti al Museo Nazioual«
d'aninipologia e di etnologia dal Dott, Otto Finsch.
Archivio per l’antr. 17, 35—41. Tabola.
Miohel, E. Los populations primitive« de Phümisphere
auBtral. Missious catholique« 1887, 13. mai, 3 et
10 juin.
Vahl, J. Mission»- Atlas. 4 de Hefte. Hermed: Fork*
laring til 4 de lieft« af Missionsatlas (Australien!.
Kjobenhavn (Christiansen). 4 Karten fol. u. 346 pp.
2. Neuguinea und das übrige Melanesien.
Bevan, Th. F. Discovery of two new river* in Br.
New Guinea. Proc. R. O. Soc. 9. 595 — 608. Map.
Mit Notizen über einige neu entdeckte Stimme (S. 607).
Bonaparte, Roland. La Nouvelle-Guin4e. III. |Le
fleuve Augnnta). IV. (Le Golfe Huon). Paris,
Ghamerat, 1887/88. 16, 62 pp. 4°. (PI.)
Vgl. Muntegazza in Archivio 18, 280 p,
Cailliot, E. Note« ethnologique« sur l’ile de Malliooto.
Rev. d’othnogr. 6, 511, 512.
Chalmors, James. Pioneering in New Guinea. Lon-
don , Rcl. Tr. Boc. With a map and Ulustr. XII,
443 pp.
Kthnographitrh sehr werthvoll.
Chalmers, J. Exploration« in South • Rastern New
Guinea. Proc. R. Geogr. Soc. 9, 71 — 86. Disc.
Bctomiers in der Discu»tion viele ethnographische Be-
merkungen.
Chalmers, J. On the nianuers and customs of some
of the tribes of New Guinea. Proc. Philo«. Boc. Glas-
gow 18, 57 — 70.
[Cl&rkson u. Hunter.] Neu-Guinea. Ausland 60, 9,
58, 59.
Nach dem Reiseberichte in Tr. Queensland Br. R. Geogr.
Soc. Au»tralasia 1886/67.
Cleroy, F. 8. A. de. Le isole Koemamba, Mor, Wiako,
Riak nel nord della Nuova Guinea Olandeee visitate
e descritte. I., 11. Cosmo« 9, 218 — 224.
Colini, G. A. Collezione etnograflea della Nuova
Caledonia esiatente nel Museo Preistorico di Roma.
RI. Accad. Lincei IV, 1, 2, 74 — 83.
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Völkerkunde).
61
Colini, G. A. Ornamenti personali dei Melaneai esi-
»tenti m-1 Museo Prvistorico di Koma. RI. Accad.
LiDfld IV, 1, 4, 17:j — 176.
Cooto, W. L’Oc^an Paciflqne Occidental. Tr. par
J. W. Hay. 2e ed. Pari», Ikiagrave. XVI, 183 pp.
lllufttr.
Cottoau , E. Lus Nouvel les- Hybrides. Par», Berger-
Levmult. 8 p. 8°. (Asb. fr. 1886.)
Das Dewarra-Geld auf Neu-Britannien. Globus 51,
76, 77.
Nach Parkinson.
•Dreger. Anthropologische uud ethnographische Beob-
achtungen während der Fahrt zur Untersuchung des
Huon-(iolfes. Nachrichten 18H7, 23 — 26.
Elton, F. Notes on Natives uf the Balomon Islands.
J. Anthr. Iusit. 17, 90 — 98.
Antworten eines deutschen Koprasjunmlrr» auf Fragen
ober sociale Zustände (nach dem „Aduiimltv Manual of
Scientific Inquiry“).
Fe&therman, A. Social History of the Races of
Mankind. becond Division. Papuo- and Malayo-
Melanesians. IiOndon, Trübner. XVIII, 507 pp.
Vgl. die Analyse Mondieres in Rev. d’Anthrop. 17,
225 — 239.
Fljl. Correspondence relating to the native population
of Fiji. (Bluebook.) London 1887.
Finnoh, O. Tanzmaske von Södost- Nett- Guinea.
Verh. Berl. Ges. f. Anthrop. 423 — 425. BI.
Finsch, O. Hausbau. Häuser und Siedelungen an der
Südostküste von Neu ■ Guinea. Mittheil. Anthrop.
Ges. Wien 17, 1 — 15. Mit 18 Abb. (Auch separat.
Wien, Hölder. 15 8. 4°.)
Finach, O. TÄtowirung und Ziernarben in Melanesien,
besonders im Osten von Neu-Guinea. In: W. Joest,
TAtowiren, Narbenzeichnen und Körperbemalen. Ber-
lin, Asber. (8. 36 — 42.)
Gl&umont. Ethnogenie des insalaires de König (Isle
des Pins). Rev. d’Ethnogr. 6, 336 — 342.
‘Guppy, H. B. The Salomon Islands and their Na-
tives. London, Sonnenschein. XVI. 384. royal-#®. 25.
Wichtigstes Werk über die Gruppe. Hiernach: Die
Salomon« • Inseln, Lebensbilder von den Antipoden. Aus-
land 61, 711 ff., 726 ff-, 749 ff., 773 ff.
Haie , H. The Melanesian Races and Languages.
Science (New York) 9, 99, 100.
Besprechung von Codringlon’s Buch. Hsle erklärt
sich für Müller’» Annahme, dass die Melanesier „arr •
people of umed origin , deriving their languagc rnninly
from the Malat an race, and their phyuieal traits, in vnrying
proportioos, pari ly from thal race, and partly from a
negroid rate, wlüch is still found, nearly if not quite
unmixed, in mnny parts of New Guinea.** Codrington
nimmt liekanntlich eins dunkel farbige and wotlhaarige
Rasse mit der primitiven mnlnyo*po)yne*i»rhen Sprache an,
zu der später eine hellfarbige kam , die ihre Sprache an-
nahm.
Hasaelt, J. L. van. Sociale toestanden in de Groote
Geelvinksbaai. Tijdschr. voor NederL-JLndie 2, 399
— 401.
Hickson, 8. J. Certain Degenerations of Desigu in
Papuan Art. Rep. Br. Assoc. 57, 907.
Hollrung, Dr. Erstes Verzeichnis* von Wörtern des
Dialectea, welcher von den Eingeborenen in der Um-
gebung von Hatzfeldhafen gesprochen wird. Nach-
richten 85 — 87.
Hollrung, Dr. Bericht über König Wilhelmsland.
Nachrichten 1867, 8. 183 ff,
S. 223 — 237 über die Eingeborenen.
Kern , H. De FidjitAal , vergeleken met bare ver-
walten in Indonesie cn Polyue*i£. Amsterdam 1886,
ft, 242 pp. 4°.
Köhler, J. Geber das Recht der Papuas auf Neu-
Guinea. Z. f. vergl, RechUwiss. 7, 369 — 380.
Lawes, Rev. W. G. Gnunmar and Vooabt&Ury of
ÜM lauguage spoken by the Motu Tribe, New
Guinea. With Iutroduction by the Rev. G. Pratt.
London, Trübner. X, 108 pp. 8®.
Vgl. Geogr- Llt.-Ber. 1888, Nr. 399.
Limit, J. W. Pictureeque New Guinea. Accompanied
with 50 full-page autotype Illustration*. London,
Longman*. XVIII, 194 pp. 4°.
„1 am grestlv indehted for Rev. James Chaliucra’
interestmg paper on .The Mnnners and Custom» of the
Papuans*. On that subject no Letter sonree of Infor-
mation thnn him could be tound.“ (p. X.)
Mangm, A. Voyage ä la Nouvelle-Cal£donie. 3e t*\.
Paris, Delagrave. 191 p. Grav.
Navarro, L. A. Voyage sn Nouvelle-Gulnöe. (Aus:
Ann. de Notre-Dame de 8acrd-Coeur.) Issoudun.
Navarre, R. P. Lettre. Ann. Prop. Foi 59, 182 — 188.
Eine Certmonie auf Neuguinea.
Penny, Rev. Alfred. Ten Years in Melanesia 111.
with chart and 6 engravings from aketrliea by the
author and H. J. Rhode». London, Gardner. 232 pp.
Vgl. Geogr. Lit,*Ber. 1888, Nr. 24-
Pionnier, R. P. Lettre. Ann. Prop. Foi 59, 288
— Hti8.
Moeors des N4o-H<M>ridais. Religion. Polygamie.
Pleyte Wm., C. W. Eine Tanzbekleidung von Neu-
Guinea. Yerh. BerL Ges. f. Anthrop. 30 — 31.
Ray, H. 8. Sketch of a Nguna Grammar. J. Anthr.
Inst. 16, 409 — 418.
Ein Dialert von den Neuen Hebriden.
Ro&d, C. H. Some spinning tops from Torre* Straits,
New Guinea. J. Anthr. Inst. 17, 85 — 90. With plate.
Report of thu Special Commission for 1887 on British
New Guinea. The Archaeol. Rev. 3, 256 ff., 411 fl.
„The people of the Papuan Gulf aie a* distinrt from the
iuhabitants of the South Rastern Islands a* lx»th rare*
are t« tlie people who dwell on the North West Coaat and
in Jeilvinck llay.“ (p. 418.)
Romanet du Chaillaud. Quelques detail* aur le*
Nouvellet-H6bridcs. C. R. 8oc. de g«?ogr. Paris 1887,
296 — 297.
Romilly, H. H. The ialanda of the New Britain
Group. Proc. K. G. 8oc. 9, 1 — 18.
„I projKise to speak of the N. Britain Group *» it was
when I knew it in 1881 and 1883.“ p. 8 ff. Uebet
Sitten und Gebräacbe.
Rosenberg, H. Nieuw Britaunije, tnfensden vnu laml
en volk. Tijdschr. Nederl. aardrijksk. Genootseb.
11. Serie, IV. Deel, Afd. Vertagen eu Aardrijkak.
Meded. 1—2, p. 144—152,
♦Rüdinger, N. Geber künstlich deformirte Schädel
und Gehirne von Sudsee -Insulanern. (N. Hebr.)
München, Franz. 33 8. 4°. 3 Tafeln (aus Abb.
bayr. Akttd. malli.-phys. OL XVI, 2, 8. 369 — 401).
Rüge, 8. Die Geschichte der Erforschung de* Bis-
marck-Archipel*. A 11g. Zeitung (München), 1887, Bei-
lage Nr. 275 — 277.
Vreedo, A O. Kantteekcningen op de Woordenlij^t
van Kern ’s „De FidjitAal etc.“ Bijdragen T. L.
V.-kunde Ned. Inditf 86, 405 — 427.
Vgl. auch TijiUchr. Ind. T. L. V.-kundc 32, 150 — 210
(Brande*).
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62
Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
Wilken, G. A. Iets over de Papoewa* van de Geel-
vinksbaai. Opmerkingen naar uanleiding vanUhle's
Ffiilx* und lhimbusgeräthe hup Nord west «Neuguinea.
Bijdr. T. L. V. -künde v. NlM. Indü 36, 605 — «40.
3. Ncuacoland, Polynesien, Mikronesien.
Museen und Ausstellungen: Ed. Arning. Ethno-
graphie von Hawaii. Verb. Berl. Oe*, f. Anthrop.
129 — 136. (Sammlung im Berliuer M. f. Völker-
kunde.) — J. E. de la Croix. La Collection Boiler
au Mu*&> du Trocadero. Bev. d’ethn. 6, 172 — 176.
(Neuseeland.)
Bibliographie: J. D. Davi*. Contribntion toward*
a bihliographv of New Zealand. Wellington, Lyon
& Blair. 77 pp. 12°.
Allardyeo, W. B. Rutooma Island and the Kotoomans.
Proc. (jueensl. Br. R. O. Soe. of Australasin 1666,
p. 130 ff.
Atkinson, A. S. The Aryo-Semitic Maori. Tr. and
Proc. New Zenland Inst. 19, 552 — 576.
Blyth, W. H. On „The Whence of the Maori“. Tr.
and Proc. New Zealand Inst. 19, 515 — 549.
Von den Ariern au* Indien verdrängte Turnnier.
Chartier, H. Tahiti et les eolonies frangaises de la
Pohoesie, Paris, Jouvet. 224 p,, 18 j., 2 carte* et
25 gravures.
Chevron, R. P. La langtie de l'archipel Toga. Ann.
de l extr. Orient 225 — 242, 321 -334.
Churchward, W. B. My Consulate in Samoa. A
Record of four years sojourn in the Navigators
Islands; with personal experiences of King Malietoa
Lattpnp*. bis country and hi» meu. London, Bent-
ley. XII, 403 pp.
Clavel, Dr. Les MarquisicnB. Paris, Dein (1685).
186 pp., avec flgures.
Clouston, W. A. TwoRonth-Paclftc Folk-Tales. Folk-
Lore Jonrn. 5, 254 — 257.
Colomb, P, A. Vocabulaire arorai (lies Gilbert),
pr^c^d^ de. notes granimaticales d'apre* un manuserit
du P. L. L^vique.. et le truvail de Haie sur la
langue Tarawa. Actes de la 8oc. phil. 4, 121 — 228.
DartFenton, Francis. Suggestion» für a History of
the Origin and Migrations of the Maori People.
Auckland, Brett, 1885. 130 pp.
„Kuahlte» fr«m the piaiiu nf Shinar.“
Fi n sch t O. Ueber Canoes und Canoebau in den
Marshall* Inseln. Verb. Berl. Oes. f. Anthr. 22 — 29.
IUustr.
Vgl. Westcrmann’* Monatshefte, Juli, 492 — 504.
Graefl'e, Ed. Uebcr die Sprache, Sitten und Gebräuche
der Sarnonner. Mittheil. Geogr. Ge*. Hamburg,
1887/1888, 8. 64—75.
Qrey, ßir Goorgo. Polynesian Mythology aud An-
cient Traditional History of the New Zealainl Raee,
as furnished by their priest* aud rhief». 2d edition.
Engllsh and Maori. Auckland, Brett, 1885. XX, 255,
199 pp.
Neue Ausgabe des berühmten Hauptwerkes. Bcigrfügt
ist ein 1869 gehaltener Vortrag: „On the «x-Ul life of
the sDcient inhabitants of New Zealand, and on the natio-
nal rbararter H was likely te form.“ (p. 244 — 255).
Gudgoon, Thointta Wayth. The Uistory and Döings
of the Maori», frorn the year 1820 to the Signing of
the Trnatv of Waitangi in 1840. AuckUnd, Brett,
18H5. 225 pp.
Hierin zwei Briefe J. White' * über „Maori Customs and
Superstition»*.
Ib&nez y Garcia , 8. Historia de las Isias Marianas
con su derrotero , y las Carolinas y Palaos , desde el
descubrimiento por Mugallau©* on e! ano 1521 basta
nuustru* diu». Granada, Sabatcl, 1886. 207 pp. 4°.
Jouan, H. Le* legende* de* ile* Hawaii et le peuple-
ment de la Polyncsie. Cherbonrg. (Aus: Mem. Hoc.
nat. des sc. natur. et mathtai.)
Vgl. hierüber Rev. d'Ethnogr. 6, 353 — 355.
Kirchhoff, Alfr. Skizzen von den Marsohallinaatn
und den Carolinen. Wostormann's Monatsheft«, Fobr.
Kubary, J. S. Dm Tütowiren in Mikronesien, speciell
auf den Carolinen. In: W. Joost, Tatowiren, Nar*
bonzeichnen und Körperbemalen. Berlin , As her.
(8. 74 — 98.)
Hierin auch Notizen ober Versrhlsgungrn von West
nach Ost und umgekehrt, sowie „eine ethnographisch
strengere Kintheilung der Carolinen“ in Ostcarolinen
(Kusaye, Pompe mit Zubehör), östliche CentralcaroUeen
(Ruk nnt ririmut liehen Coralleugruppen , deren Einwohner
»ich an dieses aniehnen), westliche Ontrolr-arolinen (Ulay
mit den sich an dieses «dehnenden Inseln, also auch Ulidi,
Fei», und den südwestlichsten Ausläufern, Suusorol u. i. w.),
und westliche Carolinen (Yap, Roli, Pulau).
Kurze. G. Mikronesien and die Mission daselbst.
1. Allgemeines über Mikronesien. 2. Land und Leut«
auf Ponapc. 3. Die Marxclmlliuseln und ihre Be.
völkeruug. Allg. Mi*s.-Z*it*chr. 1887, 64 — 80, 123
— 128.
(Mackay, John.] Tukopier. Ausland 60, 958.
Nach Pr. k Tr. of thr Queensland Br. Geogr* Soc. «f
Australasia, Vol. II, 1886/1887.
Miquel, Gregorio de. Estudio »obre las Isias Caro-
linas. Madrid. XIV, 207 pp. Atlas.
Vgl, Geogr. Lit.-Brr. 1888, Nr. 402.
Neuseeland. — Resulta of a Census of the Colony of
New Zealand. Wellington.
Vgl. Hierüber: Die Maori-Bevölkerung auf Neuseeland
nach dem Censu» von 1686. Zeitw.br . Berl. Ges. f. Krdk.
22, 455 — 4. <5. „Im Jahre 1866 (mit Ausnahme der
Chatbam« Inseln) betrug die Maori- und Mischlings-Bevölke-
rung 41 432 Seelen. Gegenüber dem Census von 1681
ergab eich wiederum eine Abnahme von 2541 Seelen,
nämüch für die Nord-Insel, auf welcher die Maori-Bevölke-
rung noch in grösseren Massen lebt, um 2525, für die
Südinsel um 16 Seelen. Der un* vorliegende Census ent-
hält die Zählung der reinen Mnoris (21523 männliche,
17 645 weibliche) und Mischlinge (1242 männliche und
1022 weibliche).“ Im Jahre 1881 wurden auf den Chatham-
Inseln 126 Maoris gezählt.
Pleyte Wm., C. W. Zwei neu© Gegenstände von den
Hervey-Inseln. Verb. Berl. Ges. f. Anthr. 29, 30. IL1.
Bisher unbeschriebene Gegenstände aus dein Br. Museum:
Soul-catcher und Ohreuzierrath in Form eines männlichen
Gliedes mit den zwei Testikeln.
Powell, Rev. T. A Samoan Tradition of Creation
and the Deluge. Journ. Victoria Inst. 20, 147 — 172.
Diwcussion.
•Reisohek, A. Anthropologische und anderweitige
Beobachtungen in Neu-Seeland. Mittheil. Anthrop.
Ges. Wien XV. Verb. S. 120—121.
Rom&net du Ch&illaud. Le roi d’Atafu. C. R.
Boa. di giSogr. Pari» 1887, 295 — 296.
Tregear, E. Polynesian Folk-Lore. „Hina’s voyage
to the Sa c red Isle.* Tr. and Proc. New Zealand
Inst. 19, 466 — 504.
Trotter, Coutta. Notes on the natives of the Poly-
nesian Islands. J. Anthr. Inst. 17, 75 — 78.
Allgemeines über den Typus.
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Völkerkunde.
63
Varigny, C. de. L’0c6anie moderne. I — IV. Revue
des doux moiidcs, Vol. 81 — 83.
White, John. The aneient histonr of the Maori: hia
mytliology and iraditions. Wellington, Didsbury.
XIII. 164 pp.
White ist die erste kiwnde Autorität.
4. Festland von Australien,
Bland , R. H. A few particulnrs concerning the
Abongines of Western Austral?» in the early hutory
of that colony. J. Anthr. Inet. 18, 340 — 343.
* Cunningham , A. Exhibition of natives of Queens-
land. J. Anthr. Inst. 17, 88 — 84. Diacuseion.
Io «1er iMs'u-Mnn sprach Kev. W. Wyatt Gill die
Ansicht aus , das die Australier und die Aborigincr von
Südwest - Neuguinea (nicht die cingewandcrten Küsten-
stäiiitnrj suhstauUell dieselbe Kasse «eien.
Daly , Mrs. D. Digging, squatting and piooering
life in the Northern Territory of South Australia.
Londou, Low« XI, MB pp.
Forreit, J. Notes ou Wentern Australia. Perth, 1888.
80 pp.
Qaaon, S. Note on tbeDieyerie tribe of 8. Anstralia.
J. Anthr. Inst. 17, 185.
Familien recht.
De godidienetige begrippen van de inboorlingen
van Nieuw-llolland. De Mazedonier. Alg. Zendings-
tijdschr. 5, »8—102.
Hog&n, J. F. The Irish in Australia. London, Ward.
Ho witt, A. W. Notes on songs and songmakers of
some Australia» tribe*. J. Anthr. Inst. 16, 327
— 335.
Köhler, J. IM »er das Recht der Auatr&lneger. Z. f.
vergl. Recht» wies, 7, 321 — 368.
Lumholtz, C. Bland Australnegrerna. Ymer, Nr. 1 — 8.
Vgl. C. Lumholtz. Chez les Caumbale*. V«iyage dans
le nord-est de TAuttrahe 1880 — 1884. Le Tour du
Munde 56 (1888).
Roclua, E. Contributions ä la sociologie des Auatra-
liens. II., III. Rev. d'Anthr. 16, 20 — 43, 692 — 706.
Inhalt: Clans et cout>inages. Le« oblique«. — Le*
Esprit» et les surrim.
’Rolleeton, H. D. Deacription of tbe cerebral html-
spheres of an adulte Australian Male. With ptais.
J. Anthr. Inst. 17, 32 — 42.
Roth, H. L. Australian Tune». J. Anthr. Inst. 16,
423.
Zusatz su dem Folgenden.
Torrance, Q. W. Music of the Australian Aboriginala.
J. Anthr. Inst- 16, 335 — 340.
Wallroth, E. Deutsche Missionsairbeit unter den Ein-
geborenen Australiens. Allg. Mi*s.-Zeitachr. 14, 427
— 445.
D. Afrika.
Bibliographie: A. P. Pott. Zur Literatur der
Kprwc hen künde Afrikas. Techroer’s Intern. Z. f. allg.
Spracbwiss. 3, 249 — 275. — Gabr. Kayser. Biblio-
graphie d’ouvmge* ayant trait » TAfrique en general
dans ses rapports avec l’exploration et la civilisation
de ces contrtas, depuis le commencenient de Fim*
primerie jusqo'ä nos joura. Pr^cede d un indicateur.
Bruxelles 1887. 8°.
„Si le travall de M. G. Ksyser manque de developpeiaeat
dans certain» ebapitre», il n’en rentVrme p«s rooins le
depr.uiUcinent partiel, il est vrai, dVnviron 240 p^riodiques.“
(C. K. Soc. de gfogr. Paris 1887, 466.)
Zeitschriften: 8. Bericht für 1884 (dieses Archiv,
Bd. XVII). Dazu: Zeitschrift für afrikanische Spra-
chen, herausgegeben von C. G. Büttner. 1. Jahrg.
(Oclober 1887 bis Juli 1888.) Berlin, Alber, 1887
— 1888.
1. Allgemeines und Vermischtes*
Blyden , E. W. Chri*ti*»ity . Islam, and the Ncgro
Raoe. London. Whittiugbam. VII, 423 pp.
Brandt, O. Leber die Culturfahigkeit der Neger.
Ausland 60, 281 — 283.
Christaller, J. Q. Bemerkungen zu R. Lepsius'
Einleitung über die Völker und Sprachen Afrika*.
(Nub. Grammatik, 1880.) Z. f. afr. Sprachen 1, 241
— 251.
Eckardt, M. Die Kolanuss. Globus 51, 283 — 286.
Einwanderer: O. Bau inan n. Die Araber an den
Stanley -Fällen des Congo. Globus 52, 145 — 148.
DL — G. Me Call Theal. History of the Boers in
South Africa,, London, Sonnenschein. XXIV, 392 pp. —
O'Neill. Der Sklavenhandel in Mozambique und
am Nyassa. Ausland 60, 391 —394.
*Giacomini, C. Annotazioni sull’ anatomia del ncgro,
Atti della r. accad. delle scienze dl Torino 22, 893
— 71t. Ood tavole. (Auch einzeln: Torino.)
Buschmänner, Neger.
Last, J. T. Polyglott» africana orientalis. London,
Boc. Pront. Chr. Knowl. XII, 239 pp.
Enthalt such „eine Reihe interessanter und werthvoller
Notizen Iber die Wohnsitze und Bitten der aufgefuhrtr»
Stämme** (meist Bnntu). Z. f. afr. Spr. 1, 77.
Oppel, A. Die religiösen Verhältnisse von Afrika.
Mit Karte. Z. Ges. f. Ertlk. Berlin 22, 280 — 338.
Foat, A. H. Afrikanische Jurisprudenz. Ethnologisch*
juristische Beiträge zur Kenntnis! der einheimischen
Rechte Afrikas. 2 Bde. Oldenburg, Schulze. XV,
480 ; 192. XXX 8.
Vgl. In nina-Sternegg's Kecension in Mittheil. An-
tbrop. Ges. Wien 18, 68, 69.
Ratzel, Fr. Die geographische Verbreitung des Bogens
und der Pfeile in Afrika. Ber. Verh. Shell». Ges, d.
Wiss. 1887, 8. 233 — 252. Tafel.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge*. W’ien 18, 71, 72.
2. Atlaaländer, Tripolis, Sahara.
Bibliographie: R. L. Plavfair. A bibliograpby
of Algeria, from the expedition of Charles V. in 1591
to 1887. R. Geogr. 8oc-, Buppl. Papers II, 2, p. 129
— 430. — Für eine Bibliographie von Tunis siehe
unten Graham & Aahhee.
Baaaet, R. Not»«* de lexicographie berbere. Journ
as. He *£r. 10, 361 — 464.
Fortsetzung.
Belkaaeom ben Sedira. Une nmsion en Kabylie
snr les dialectes herberes et l'aaaimilation des indigvues.
Alger, Jourdau. LXXV p.
Bertholon et Lacaasagne. Quelques renseignemeDts
*ur les habitauta de la Kroumirie. Bull. 8oc. d’An-
throp. Lyon 6, 71 — 80.
Bloch, J. Les Isradlites d’Ornn de 1792 ä 1815.
Paris, Durlacher. 24 p. 8°. (Extr. ßev. des etudes
juives 2, 13.)
Digitized by Google
64
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Bonn&font) Dr, Ftfrfgrination* en Alg^rle (1830 A
1842): histoire, ethuographie, anecdote*. Paris,
Challamel. VIII, 384 p. 18 j.
*Bouchard. Sur les trepanations pratiqufa* chez les
triböt 4* PAimn (AMrto). Bull. Boo* d’anthrop. de
Bordeaux 18H6, 84 — 85.
Cagnat's und Baladins Reisen in Tunisien. Globus
51, 53.
Nach Tour du Monde 57. Fortsetzung.
Charagnao, M. de. De Fez ä Oudjda. Bult. Soc.
de gäogr. Paris 8 (7« serie), 389 — 351.
Coello, D. F. Sahara Occidental. Conocimientos
anteriore*. Bol. Soc» geogr. Madrid 23, 85 — 1 10.
Collignon, Dr. R. Les äges de )a pierre en Tuniais.
Mateviaux 21, 171 — 204. Planche*. (Auch einzeln:
Paris, Reinwald. 38 pp., 2 p),)
„Lc point Capital de mr» dicoavrrte* en Tunis!« est
la «.oniUatatioo « gisemeats dwIKeii irec superposltioa
incontetitabl« «Tune Industrie snnlogue au moustAries le
plus grösster d’Europe.“ (p, 199). — „11 exisUit eu
Tuniüie, cotntne daus no» r^gions, un botnmt quatemalre
qui, peu i peu, a pcrfectiann« la taill« du »ilex, aait
spontuoement , soit an s’iurtruinant au contact de ptuplea
plus »vancta. Octte industrie »Vst prulunge tr£e tard et
in£me poslerienrrinrnt 4 Plpoque romaJne, 4 enjuger par le*
^clata trouv4* frequent) in ent sur le* tutnult qui rwouvrent
le* ruine» romaine« (Uus le Sud.- (Dr. Himv, Rev.
d'Etbu. 7, 165.)
* Collignon) Dr. R. fttude sur l'ethnographie g£i«*rale
de la Tnnisie. Paris. 172 pp., 4 carte*, 2 pl. (Extr.
Bull, de g6ogr. hist. et. deseriptiv« 1.)
Siehe die Analyse in Rot. d* Anthrop. 17, 73 — 76.
Darmon , Ib. Ütude sur la secte religieuse de la
confrerie musulmane dite „le* Derkaoua-. C. R. Assoc.
Gr. 17, 2, 399 — 404.
DouIb. Voyage d’exploration k travers le Sahara
Occidental et le snd marocain. Bull. Soc. de gtogr. Paris
9, 437 — 479.
Vgl. Ausland 61, 43—47; Verb. Perl. Ges. f. Enlk.
15, 465, 466; Proc. R. G. Sor. 9, 760, 761,
Dtnreyrier, H. Note* ethnographiques et archlo-
logique* recueiUies au Maroc. Rev. d’Ethnogr. 6, 259.
d'EBtournellc« de Const&nt, Baron. Les eongn'*-
gations religietises chez les Arabes et la conqu^te de
l’Afrique du Nord. Paris, Maiconneuw. 72 pp. 18°.
(HM. ethnogr. VIII.)
Fallot, E. Par delA la Mediterran^ : Kabylie, Aure»,
Kroumirie. Paris, Pion. I1L 313 p. 18 j. avec grav.
Foncin, P. Die Eingeborenen von Algerien. Aus-
land 60, 141 — 144, 164 — 167.
Au* Kam baut!*» La France Coloniale.
Foucauld, Ch. de. Itiot'raire* au Maroc. Bull. Soc.
de gtogr. Paria 8 (7e Serie), 118 — 125.
Vorläufiger Bericht über die wichtigste der neuere«
Reisen in Marokko, deren auch ethnographisch betleutende
Ergebnisse wildem veröffentlicht sind in; Ch. de Fou-
eauld. Keconnuirt*atic-e* »u Maroc, 1881 — 1884. Pari«,
Chnllsmel, 1888. 4°. XVI, 195 pp. Adas.
Fournel, M. La Tripolitaine; les Routes du Soudau-
Pari», Challamel. 276 pp.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge». Wien 17, 199.
Geoffroy, A. Ara Le» pasteurs nomades de In tribu
de» Larbas , ouvriers chefs de mutier, propritftaire»,
duns le n-gime de» nomades et dan» le System du
travail sans engngements. Paris, F. Didot.
p. 409 — 464 von : Le» Ouvriers de* den» Mondes,
pnhlL* par la Socirt4 d'econotnie sociale, nouv. Serie.
8« Fase.
Graham, A., and BL B. Aahbee. Travel* in Tnnisia.
With a glonsary, a map, a bibliography, and 50 illu-
»tration». London, Duiau.
Hauptsächlich archäologisch.
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Interessanteste über Land nnd Leute. Leipzig, Fried-
rich. III. 215 B.
Vgl. Mitthei). Anthrop. Ge*. Wien 17, 126.
Jacqulnot d'Oisy, P. Autour du Rharnadan tunisien.
Melange» de voyage et de musique. Pari*, Marpon
St FLimmarion. 238 p. 18 j.
Jus , H. Le» oasis du Souf du d^partement de Con-
»tuutine (Sahara Oriental). Bull, de l'Ac&d. d’Hippone,
Nr. 22. Fase. 1.
Vgl. Revue d’ Ethnogr. 6, 164, 165.
Jus, H. Station» prell btoriques de l’Oued-Rir. Rev.
d'Kthnogr. 6, 343 — 346.
LanesBan, J. L. de. LaTuniaie. Pari», Alcan. 272 pp.
avec carte.
Le Co rate de Mas Latrie. Relation» et commerce de
l'Afrique aeptentrionale ou MagTeb avec lea nation»
chreüenne« au moyen »ge. Pari*, Didot. V, 554 pp.
18 j.
Mayet, V. Voyage dan* le sud de la Tunisie. 2e cd.
Pari*, Challamel. 358 pp. 18 j. avec carte.
Meroier, E. Le« Mozabites. Rev. de l'Afrique fran*
^ai*e 1887, 253 — 258.
Piesae, L. La Femme arabe d’aprA» le« note* re-
cneillie» et classces par L. P. Pari», Cbaix. (Extr.
Revue de l'Afrique fran^aise.) 111.
Quedenfeldt, M. Nahrung»-, Reiz- nnd kosmetische
Mittel bei den Marokkanern. Mit 1 Tafel. Verh.
Berl. Ge*, f. Athrop. 241 — 285.
* Quedenfeldt, M. Anthropolngisehe Aufnahmen von
Marokkanern. Verh- Berl. Ge*, f. Anthrop. 32 — 33.
Mit Rcmrrkungrn von Virchoir (33 — 34) und einem
Rriefc vun Wetzstein aber die Namen Berber (au* bar-
bari oder ßttgßoQoi), Bcbulüh (arabischer .Schimpfname
für die Berber — Strolche), Tuareg (von arab. tawirik =:
die Aufgebenden, d. b. ihre mauretanische Heimath),
KabiU (nrab. Stamm , also für Berber und Araber gleich
anwendbar), Amkzir pl. ImiUiren (eine der Formen des ein-
heimischen Namens der Berber) , Maun (au* Möhef oder
Mihir) (S. 34 — 37).
•Pallary, P. Ma?/riAux pouvsmt servir k la d4ter-
mination de Taiithropologie dAlger. Bull. trim. Soc.
geogr. Oran T. 7 p, 49 — 58. 13 Tafeln.
Röveill&ud) E. Uue excuraion au Sahara alg»4rien et
tunisien, angle du Nord-Est. Paris, Finchhacher.
IV, 236 pp. 18 j.
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des antiquaires de France, T. 46.)
Ricoux , R. La Population europ4enne en Algerie
pendant Fannie 1886. Pliilippeville. 26 pp., 11 ta-
bleaux.
Rinn, L. EtsAi dVtude* linguistiques et ethnologique*
sur les origines herbere». (Suite.) Revue Africaine
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litliiques de l'Alg^rie et de la Tunisie. Bull. Soc.
d’Anthrop. Lyon 6, 202 — 209.
Bauvot, C. Mouutueuts m^galitliique* du Djebol-
O—l BsttiiS ct de rOued-DorbelA. Rev. d'Ethnogi'.
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in Algerien. Verb. Berl, Ges, t Autlirop. 371 — 375.
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Ahboc. Fr. 17, 2, 412 — 415.
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Wahl , M. La Femme Arabe. Rev. de FA fr. fran*
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Oroff, W. N. fit n de nur lei nom* propre« che* le* fcgyp-
tietifi. Rev. ^gyptol. 5, 85 — 89.
Leföbure, E. Un de« proc»'*d4*i du l>£iniorge egyptien.
Anu. Mus. Guimet 10v 55-i — 558.
Lieblein, Dr. Le« ((untre rare-« dan* 1« cid införteur
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Loret, V. I.« flore pharm »tiiqu« d’apres le« documents
btfruglyphüjue* et le« »ptaimene deoouverts dans les
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Loret, V, Le Kyphi, parfum narre de« anclens ßgyptiena.
Journ. a«. 10, 7«-- 132.
Loret, V. Im toml*e d’un ancien fcgyptien. Ann.
Mop* Guimet 10, 517 — 544.
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Britain 11, 278—883.
Maapero, G. L’Arch^ologie ^gyptienne. Pari«, Quan-
tin. 323 p. 8°. avec grav.
Maapero, O. Le rituel du sacriflce fmn*raire. Rev.
da Phlst. de« reügiou* 1887, p. 159— 188.
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126—129.
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Races of Man. With 2 plate«. J. Antlir. Iust. 18,
370 — 379. Dlscntskm.
Revillout, E. Lea Obligation« en droit egyptien com-
parees aux autrea droits de l’antiquite. Paria, Leroux.
XXXIV, 600 pp.
Hierbei ein „appendire mit le droit de 1« C'hnhbV an
23« siede et au 6e siirl« avant Jesus -Christ par M, M.
V. et E. Revillout*.
Revillout, E. et V. Contrats de marriage et d’adop-
tion dann l’fcgvpte et dana la Chaldee. Proc. Soc.
Bibi. Archaeol.'lX, 6, p. 107— 177.
Revillout, E. et V. 8woro Obligation» in Egyptian
and Babylouian law. Bahyi. and Or. Recortl , 1887,
May, p. 101— 104.
Revillout, E. et V. L’antichrese non-immobil icre da ns
rfcgypte et dana 1a Chaldee. Proc. Soc. Bibi. Arch.
9, 178—179.
Archiv flr Anthropologie W. XIX.
Revillout, B. et V. Le« d£pnta et le« conflentent* eu
droit 4gyptien et eu droit babyloutea. Proc. S. Bild.
Arch. 9, 267 — 310.
Revillout, E. «t V. Antichrese in solutum. Proc.
Soc. Bibi. Archfteol. 9, 7, 228 — 233.
Robiou, F. Recherche» recenu*» sur la religtou de
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Artikeln.
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Bchweinfurt , G. Kieaelartefact* aus neuen Ägyp-
tischen Fundstätten. Verh. Berl. Ge*, f. Authrop.
561. 111.
Wiede mann, Dr. Mäa d^esne de la vdritA; not» röle
dans 1« Pantheon egypticu. Ann. Mus. Guimet 10,
559 — 574.
Wiesner, J. DiePaijumer tmd Uschmüneiuer Papiere?
Eine naturwissenschaftliche , mit Rücksicht auf die
Erkennuug alter und moderner Papiere und auf die
Entwickelung der Papierbemtung durch geführte
Untersuchung. Wien, Staatednickerei. (Aus: Mit-
theil. Papyrus Raiuer II — III, 179 — 260.)
b) Neuzeit.
Aacheraon,P. Die nördliche Isthmus- Wüste Aegyptens,
Verh. Berl. Ges. {. Erdk. 15, 313 — 322.
Ethuegrsphitche Bemerkungen S. 319 fl‘. Die Be-
ziehungen zu Aegypten sind gering, die zu Syrien innig.
Aacheraon, P. lieber duo ägyptischen Caviar (Bu-
targh). Verh. Berl. Ge«, f. Antaiop. 1887, 315.
Butler, A. J. Court Life in Egypt. With lllujtr.
London, Cliapmau.
*Han\y , £. T. Apercu Mir le« races humaines de la
hasse vallee du NH. Paris, Henuyer. 27 p. 8°.
avec 3 ftg. (Extr. Bull. Soc. d’Anthrop.)
Cunningh&me , H. The present state of education
in Egypt. Proc. R. As. Soc- 19, 223 — 237.
Robeochi, L. Notizie sull’ oasi di Siuhwah. Arch.
per Tantrop. 17, 223 — 242.
Bchliemann , H. Aegyptische Reise. Verb. Berl.
Ges. f. Authrop. 210 — 213.
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ItaJ. 24, 468 — 481, 511—550, 614—640. 668 — 694,
705 ff.
Aubry, Alph. Une mission an Choa et dans les pays
Gallas. Bull. Soc. de gtogr. Paris 8 (7e eerie), 439
— 485.
Biauohi, G. Esplorazioni in Afric». Milano, Val-
iardi. VIII, 325 pp. 16°.
Cameron, D. A. Ou the Tribe« of the EasUtrn Son-
dern J. Antlir. In«t. 16, 287 — 295.
Ceoohi, A. Da Zeila alla frontiere di Caffa. Vol. III.
Roma, Lnisdier. 636 pp. Ul.
In diesem Schlutshimde such lrnmuiutikshsrhe Studien
und WurterverzeichniiM'. lliernsch: Ceechi’» Reiiewerk:
Von Zeila bi* »n die Grenze von Katfa. (Globus 51,
214 ft'., 231 ff-, 246 ff-, 263 ff., 280 ff.) — Im Jahre 1888
erschien eine abgekürzte deutsche Bearbeitung von K um-
bauen Fünf Jahre in Ostafrika. Leipzig, Brorkhau*.
XI, 541 S.
9
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6ö
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
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29 pi». 0U. (Au*: BolL 8oc. afr. d'Itali*.)
Colizza, Qiov. Lingua Afar «lei Nord- Ent delT Africa.
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Dieulafoy, J. Obock. Globua 52, 273 — 278,
Fasolo, F. L’Abisniuia e le cotonie italiane »ul Mar
Rosbo. Caserta. 273 pp.
Faurot, L. Observation* ethnographiqiie* »ur le«
Danakil« du golfe de Tadjoura. Rev. d’Ethoogr. 0,
57 — flrt. DL
Florio-Sartori. 11 paese degli liabab. Bull. Soc.
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Guidi, J. I jtupoli e le lingue di Abissioia. Nuova
Autologia 1887, 1. Febbr.
Hartmann, R. Ueber eine bildliche Darstellung und
ein Handschreiben dt» Ra« Aluln. Verb. Herl. Ge*,
f. Anthrop. 1887, 318 — 321,
Maasaja , G. I ntiei 35 anni di mi*sione »eil’ alta
• Etiopia. Vol. III, IV , V. Milano, Giuseppe. 220,
2*0, 213 pp. 4°. 11L
Paulitacke } Ph. Gli Orömo o Galla dell’ Harar 1.
Bull. So*. tlor. Soc. Afr. Italia 3, 198 — 211.
Reinseh, Leo. Die Bilin - Sprache. 2. Band; Wör-
terbuch. Wien. VI, 428 pp.
Reinach, L. Die Afar -Sprache. I, II, III. Wien,
Gerold.
VgL Pritoriu» in Z. f. afr. Sprachen I, 156—100.
Rivoyre, D. de. Le« Franfftis A Obock. Pari«,
Dreyfcm».
Rumbauer, M. Ueber den Ursprung der Galla-Völ-
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Kur Cercbi'* Hypothese einer Herkunft au* SÄdoM-
arahien.
ßapeto, G. Viaggi e inissione catholica fra i Mensa,
i Bogo« e gli Habab. Koma. 528 pp.
Sohreiber, J. Mauuel de la langue Tigrai, parUe au
centre et dan» le uord de l'Abyasinie. Vienne. VII,
83 pp.
Simon, G. Voyage en Abyssinie et eher les Galla»-
Hulas; L’Rtliiopie, st*s moenrs , »es traditions etc.
Paris, Challamel. VIII, 377 pp., 22 dessins et uue carte.
Uai e costumi africani in Mansaua I — V, Arch.
per lo Studio delle trad. pop. V, 3.
Vito, L. de. Noliii« null' Abissinia e regioni con-
Ananti. Parte I: I*a region« di con fl ne a nord dell'
Abissinia. Ascoli-Piceno, Cardi. 102 pp. Carta.
Wataon. Vocabularie« of the Hodendua and Beni
Amir. London, Boc* Prom. Chr. Knowl.
Vgl. J, R. Ai, 8m, 19. 708.
Wilson, Sir Ch. W. On the Tribe« of the Nile Val-
ley, north of Khartum, With plate. J. Authr. Inst.
17, 3 — 25. Dna
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. Nr. 346.
5. Obere NilMnder und östlicher Sudan.
Corazxa, L. Ueber da» Geschick der beiden nach
Italien gebrachten Akka. Verb. Herl. Go», f. Au-
throp. 1887, 213 — 215.
(Deeken, V. d.) Wörterverzeichnis au* dem Kid-
schagga und Pare. (Am Kilimandscharo.) Z. f. afr.
8pr. 1, 72 — 76.
Emin Pascha. Meine letzte Reise von Ladö nach
Monbntta und zurück. Mittheil. Geogr. Ge«. Wien
80, 2*1 — *70, 874—804, 400— 48*.
Such Briefen von 1083.
[Emin and Casati.] The Monbuttu and their Country.
Soottiah Geogr. Mag. 3. 407 — 410.
Nach Brieten von Emin Pasch« und Casati in Bul-
letin« dt-lla S.xietA «TEtploruione Commertiale in Africa.
Jacques, Victor, et E. Storms. L'Etbnographie de
la partie oriental« de l’Afrique äquatoriale. Bruxelles,
Have*. 112 pp. Avec 12 pl.
(Bull. Soc. d'anthrop. de Bruce Ile* V, 91 ff.)
Junker, W. Bericht über «eine Reisen im Sudan.
Mit Karte. Verb. Berl. Ge*, f. Erdk. 15, 241—260.
Siehe auch Pro«. K. Geogr. Sor. 9, 399 — 420; Ausland
60, 805 ff., 825 fl., 852 fl', und J. T. Will*. Betweeu
the Nil« and tbe Congo: Ür. Junker and the (Well«)
Makua. Pme. R. G. S*c. 9, 285 — 304. Map* Di*cu*-
»ion. Zaiideh» und Moubuttu*.
Thomson, J. Through Masailand. New and revi*ed
ed. London, Low.
6. Mittlerer und westlicher Sudan und
Küstenländer.
Anoelle, J. Le» Exploration« au Sntjäga! et daus le»
contrees voisme» riepim l’antiquitä jutqu'ä no« jours.
PrecedA d'une notice ethnographique »ur notre colouie
par le gäneral Faidherbe, avec une carte du Soudan
Occidental. Pari*, Mafronneuve. XL, 445 pp. 10 j.
Baumann, O. Zur KenniniM der Waineger. Mit
«iuent Facsimile der Waiachrift. Globu* 52, 238. 239.
Die Schrift ist vor 50 Jahren von einem Wai- Manne
erfunden.
Bloxam, G. W. Exhibition of West Africa u 8ym-
bolic 3Ie*«age». With plate. J. Authr. Iuat. 10.
295 — 299.
Bourzeix, R. P. P. La Republique de Liberia. Pari».
Alcan-Levy. 88 pp. et carte.
Broeaelard-FaidhoiJje. Le Soudan fran^ai». PAne-
tration au Niger. 5e partie. Lille, Danel. 42 pp.
Carte.
Christ&Uer, J. G. Die Volta-Sprachengruppe, drei
alt bekannte und zwei n«?u bekannte Negempracheu,
vergleichend besprochen. Z. f. afr. Sprachen, 1, 161
— 188.
Die alt bekannten Sprachen sind T»hi, Akra und Ewe,
die neu bekannten Guan und Avntime.
Christaller, J. G. Negersagen von der Goldkfiste,
mitgetheilt und mit Sagen auderer afrikaniacher Völ-
ker verglichen. Z. f. afr. Sprachen 1, p. 49 — 63.
Christol, Fr. Chez le* Fitigou». Rev. d'Ethuogr. Ö,
70 — 72.
Correspondence reepecting the war bstween native
tribe* in the interior and the uegotiatious for peace
conducted by the govemmeut of I*agos. Bluebooka
c. 4957, 5144. London. VI, 154; IV, 88 pp.
Folio. Map*.
Dilger G. Sklaverei, Pfandwesen und Schnldverhalt-
ni»«e unter den Negern Westafrika*. Mittheil. Geogr.
Ge*. Jena ö, 48 — *4.
Ellis , A. B. The T*hi-«peaking people» of the Gold
t’oast of Weit Africa, their religion, männern, cu-
»tom», law», iauguage etc. London, Chapmau. IV,
443 pp.
Vgl, Mitthcd. Anthrop. Ges. Wien 18, 08, 67 u. Geogr.
Lit,-Ber. 1888, Nr. 358. Besonder* für die Erkenntnis»
der Negerreligion wichtig.
Gallieni. Le Soudan francai*. C. U. Soc. de geogr.
Pari* 1887, 372 — 376.
Hierzu Note* par L. Sevin Desplaee* ibid. 377 — 383.
Carte.
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V ülkerkundc.
67
Geraldee, F. A. Marques. Guino Portugueza. Bol.
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J. Anthr. Inst. 18, 3u0 — 310.
F&idherbe, Le General. Langucs *inieg»laiiM!!*.
Wolof, Arnbe-Hassiiuia, Sonike, Ser«*re. Xotioio* gram-
maiicalc», vocabuiaires et phmse*. Pari«, Leroux.
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Hay, J. S. Gambia. Paper» rclating to H. M's Colo-
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Ceber <l»e ethnographischen Notizen s. Geogr. Ut.-Ber.
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Rev. d'ethnogr. 8, 81 — 116. 111.
Hartert, Emst. Skizzen au* dem Haussaland. Glo-
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Iradier, M. Africa tropical: viaje« y trabajos de la
asociacion euskara La Explorwdora. Victoria, De
Hurbe. 2 Bd. 501, 339 pp. III.
Der rote Thcil i»t wählend , der zweit* systematisch.
Vgl. BalL *«*'- Hai* di geogr. 23, 1142, 1143.
Krauae, G. A. Die Musukaprache in Centralafrika.
Herausg. von F. Müller. Sitzher. Phil. hist. Kl.
Akad. Wiss. Wien 112, 333 ff. Karte. 1886.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 369.
Le Corbeüler, E. Note snr le Cayor. C. R. Soc.
de g**ogr. Paris 1887, 212 — 214.
Le Roux, J. M. Kwai de dictionnaire fran^Aia-haonaaa
et baousaa-fran^ai*. pm^W d’un ea*ai de grammaire
de la laiiguc haouMA Magana N Haoussa. Alger,
Jourdan. XLV, 3:’.« p. 4°.
♦ M&nouvrior. Gränes de Maudingne». Bull. Soc.
d'Anthrop. 10, 636 — 638. Discussion.
Pauli, Dr. Rimhia und Victoria. Globus 51, 347
— 349.
Reclue, E. Xouvelle gtographie universelle. T. XII.
L'Afrique occidentale. Paris, Hachette. 756 pp. 111.
Ein 8chmaua bei König Daclm-Dscha. Lebensbild
aus Westafrika. Ausland 60, 661 — 665.
Nea-Cdabar.
[Boleillet, P.J Voyage k fcngon (1878 — 1879). R*dig£
d’apres leB notes et journanx de voyage de P. 8.
par G. Gravier. Paris, Ckallamel. XVII, 518 pp.
avec portrait et carte.
♦ Btassano. Studii antropologici »u trentuno negri
deila Guinea superiore. Arcb. per l’antrop. 17,
fase. 3.
Btaudinger , P. Reise von Loko am Benuö über
Keffl nach den Reichen von Saria, Kano, Samfarra,
Sokoio und Gandu. Verh. Berl. Ges. f. Erdk. 15,
96— 110.
Fällst.
Tautain, Dr. Le Dioula-Dougou et le 8£n£fo. Bev.
d’Ethnogr. 6, 395 — 399. 111.
Tautain. Dr. Quelques renseignement« sur le« Bobot
Rev. d'Ethnogr. 6, 228 — 233.
Vftllilere, J. Notice g^ograpbique sur le Soudan
fran^ais. Carte. Bull. Soc. de gäogr* Paris 8 (7e
*6rie), 486 — 521.
Auch ethnographisch.
Virchow. Westftfrikaniscbes Ringgeld. Verh. BerL
Ges. f. Anthrop. 1887, 566 — 367.
Vohsen, E. Kurze Notiz über Futab -Djallom und
seine Bewohner. Z. f. sfr. Sprachen 1, 218 — 237.
Fulsh*. Mit Sprschprobeo.
Zabala, A. O. Vocabulary of the Fau Laugung» in
W. Africa, 8outh of the Equator. Witli »panisli
Interpretation prepared «m the spot. Loudou, 8oc.
Prom. Chr. Knowl. VI, 34 pp. 12u.
7. Westaftikaniache Inseln.
Baumann, O. Beitrüge zur Kenntnis» der Bube-
Sprache auf Fernando PtSo. Z. f. afr. Sprachen 1,
138 — 155.
Bantu.
Janikowaki, L. La isla de Fernando Po; *u «stado
actoel y sus habitantes. Bot. Boc. geogr. Madrid
22, 67 — 77, SOI— 811.
Montanua, E. Die Urbewohner der „Glücklichen
Inseln“. Aus allen Welttbeilen 19, 11 — 14.
•Quatrefagee , A. de. Rapport sur 1«* r^sultat* au-
thropologiques de la inission de M. le docteur Ver-
ne au dans Tarchipel des Canaries. Arch. des miss,
sc ient. 3e serie, T. XIII.
Quodenfoldt, M. Pfeifspraohe auf der Insel Öonjers
Verb. Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 731—741.
Rone, J. Harne. The Aneieot Inhabitants of the
Canary Islands. Rep. Br. Assoc. 58, 851.
•Taylor, C. F. Das Goflo. Eine ethnographisch-hy-
gienische Studie. Ausland 60, 808 — 811.
Csusrien.
•Vorno&u, Dr. R. Rapport snr une missiou scienti-
fiqtle dans l'archipel Canarien. Paris, Intpr. hat.
4 pl., 41 ftg. (Arch. Miss, neientif. 3e särie, T. 13.)
Die ethnogrsphi** hen Ergebnisse stellt Dr. Hauiy in
Rev, d’Rthnogr. 7, 156 — 162 zusammen. Die alte Be-
völkerung ist weder durch die Eroberung noch durch die
Pest von 1494 ganz untergegungen, Mindern ist unter den
heutigen Canarirrn reprlUentirt. Sie bestand su« einem,
wenn auch nicht «utochthonen, so doch alten gusnehisrhrn,
einem von Xordafrika liinzugekonune nen semitischen , und
einem sonst unbekannten kurzen, brachyccphalen Elemente. —
Vgl. «nch Bull. 8oc. de g^ogr. Paris 9, 423 — 434 und s.
Quatrefnges.
Vernoau, Dr. R. Le* nnciennes populatiou* de l’archipel
Canarien. C. R. Soc. de geogr. Paris 1887, 439 — 442.
•Veraeau, Dr. R. La taille des anciens habitants des
lies Canai-ie». Rev. d’Anthrop- 16, 641— -657.
Vernoau, Dr. R. Llndnstrie de 1a pierre chaz les
anciens habitants de l'archipel Canarien. Rev.
d'Ethnogr. 6, 361— 382. DL
Vernoau, Dr. R. Instruments en pierre des II««
Canaries. Bull. Soc. d’Anthr. Paris 10, 652 — 656.
Diacuasion.
Vernoau, Dr. R. Recherche* ethnographiquea dans
l*ile do Lance rotte. Rev. d’Khnogr. 6, 72, 73.
* Wallach, H. The Guancbos. J. Anthr. Inst. 17,
158 — 165.
8. Bantuvölker.
Allen, G. The land of the Duallas. Notes of llfe in
th« Cameroons. Newcaatlo-upon-Tyne, Reid, 1885.
60 pp. 12°.
Cb. 5: The Dualis». Ch. 6: Sketches of Dualln Life.
d’Almeida da Cunha, J. Estudo aceroa do« usos e
costumesdos Bamane», Bathias, Parse», Mouro», Gentes
e Indigcnas. Mocambique, Imprensa Nacional, 1885.
p. 1 — 134.
„Eine sehr werthvolle Sammlung von Material zur Be-
schreibung der Sitten der im portugiesischen Ostsfrika be-
9*
Digitized by Google
68 Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
ziehrntlkh in der Karhb.irschal't wohnenden Völker; nucb
viel .sprachliche* ist darin enthalteu.“ (Büttner, Z. f.
Air. Spr. 2, läd.)
Arnot, F. 8. Amon# the Garenganze in Centnil Africa,
London, Hnwkius. 22 pp. 12°. Map, illustrationa.
Arnot, F. 8. Six Montli* more amoug tba Gareuganze.
London, Hawkins. 24 pp, 12°. Map*, illustraüona.
Bas, F. de. Beta Nederlaodsek reiziger aan den
Cougo. II. Tijdnchr. NederL Aardrijksk. Genoot-
schap. Amsterdam. 2. Serie, D. IV, Afdeel. ; Meer
uidgebr. Artikeln, p. 162 — 175.
Inhalt: V. Leopold v die. VI. De Godsdienst. VII. Het
familieleveo.
Baumann, O. Beiträge zur Ethnographie des Congo.
Mittheil. Anthrop. Ges. Wien 17, 100 — 181. 111.
Bakougo. Biitekv, Baku», Bai amu u. ». w. Vgl. Geogr.
I.it.-Ber. 1808, Kr. 364.
Baumann, O. Handel und Verkehr am Congo. Rev.
col. iutern. 2, 223 ff.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1080, Nr. 307.
Baumann , O. Ausflug nach Siwii-Siwas I>orf. Mit
Kartenskizze. Mittheil. OtOgT. Ott. Wieu 30, 167
— 17u.
Becker, Jerome. La vie en Afrique, ou troia an»
dana l'Afrique centrale. 2 Vola. Bruxelles et Paria,
Lebegne. 111.
Vgl. Vcrh. Ge*, f. Krdk. Berlin 15, 353—555. The
Araber in Tahora sind ziemlich genau beobachtet; die
ethtun;»'aphiM hen Notizen *on*t oft ans wenig zuverlässigen
Quellen geschöpft.
Bentley, W. H. Life on thi* Congo. With an Intro-
ductlou by the Rev. G. G re o feil. London, Rel.
Tract Soc. 124 pp. 8®. III.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1880, Kr. 306.
Bentley, Rev. W. Holman. Dictionary and Gram-
mar of the Congo hm gütige, a» spuken at San Sal-
vador, the AUcient Capital of the Old Congo Empire,
We»t Africa. Publislird by the Baptist Missionary
Society. London, Trübner.
„Knien ganz besonderen Werth verlieh Bentley seinem
Ilm he durch die üherstihüirhe Zusammenstellung der
Krankheiten, MedMnen, Tänze and Schwüre, die einer
ziemlich eingehenden Würdigung unterzogen werden (8. 501
— 503). Der Ethnograph findet ferner »ehr danken»-
werthe Mittheilungen Über die Geisterwclt und da» damit
verbundene Zauherwe*en, ein* ringrheade Besprechung der
Fetische and Gottesurt heile und eine anschauliche Dar-
stellung der geheimen Verbrüderungen Ndembo und Nkimha
. (S. 503 — 50?).4* (Hein, Mittheil. Anthrop. Ge*. Wien
18, 200.)
Blaiae, P. Le Congo, hiatoire, description, moeur» et
coiiiuine*. Paria, Leccne. 240 pp. 111.
Brazaa, P. Savorgnan de. Conferences et lettre»
sur mjs troia explonitions dau* l’ouest Africaiu de
1875 ü 1086. Texte publik et coordonQu pur N. Ney.
Pari», Dreyfous.
Vorläufer eines grösseren Werke*. Riehe auch „Voyage»
dann l'Ouesl Afriisln 1875 — 1887**. (Le Tour du Monde.)
Büchner, M. Kamerun. Skizzen und Betrachtungen.
Leipzig. Duucker &. Humblot.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1088. Kr. 9. — Hieran?: Ueber
di* ehelichen Verhältnisse hi Kamerun. (Globus 52, 63, 64.)
Büchner, M. Ein* Todtenfoier in lunerufrika. Aus-
land 00, 341 — 345.
Bangui*.
Büchner, M. Afrikanische Complimoute und Cere-
nionien. Westermaün’s Monatshefte 1887, December,
S. 323 — 327.
Büchner, M. Zur Charakteristik der Bantu-Neger,
Oesterr. Monatasclir. f. d. Orient 1«87 , Mai, 8. 70
— 78.
Büchner, M. Die Lukoke***, die gynokratiseke Köni-
gin des Lundareiche». Globus 51, 135 — 137.
Büchner, M. Meine Sklaven. Ein afrikanisches
Stimmungsbild. Ausland 60, 781 — 788.
Büttner, C. G. Deutsch- Kikanib*, Wörterbuch. Nach
den Vorarbeiten von Dr. L. Krapf. Z. f. afr. Spra-
chen 1, 81 — 126.
[Büttner.] Märchen der Ova-Ilerero. Uebersetzt und
erläutert von C. G. Büttner. Z. f. afr. Sprachen
1, 189—216, 205—316.
Ch&vanne, Joe. Reinen und Forschuugen im alten
und neuen Congosuate in den Jahren 1884 u. 1085.
Jena, tostenoble. X, 508 8. 111.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 11 (Klrclihoff). Den
W*rth der lUithrojMilogmheii Beobachtungen giebt auch
v. Dunkelmann zu. (Verb. G*s. f. Krdk. Berlin 15,
345 — 340.)
Coquilhat, Capt. Th** Bnngala, a Tribe in the Upper
Cougo. Jouru. Manchester Geogr. Soc. 1887,
Daenon. 1/*»» sacritlces hnmains daits le Bas Cougo.
Mouvement geogr. 4, 83 — 84.
Une ddcouverto ethnograpbique au Congo. Mouve-
ment geogr. IV, 9.
Decays, E. La pudeur che* las aauvage*. Rev,
d* Anthrop. 16, 501.
Dennet, R. E. Seven yean amoitg the Fjort. An
Engl ich frader1* expertem-«* in the Congo d ist riet.
London.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ges. Wien 17, 122.
Dupont, Ed. Döcouverte, faite par M. le capit.
Zhotnski, d’instrumeuts de l’Age de la pierre daus
P£tat du Congo. Bull. Ac. de Belglqut 13, p. 4v7
— 400.
Vgl. Ed. Dupont. L’sgc de pierre nu Congo. Rev.
d’Ethnogr. 6, 509, 510.
Einwald, Atig. Die Bewohner des afrikanischen
Himmelreiches. D. Bundschau f. Geogr. 9, 241
— 245,
Zulu.
Ezpedi^Ao a» terra» do Muzila (1082). Bol. Soc. de
geogr. Lisboa 7, 153 — 240. Karten.
GlanviUe, E. Among the Cape Kafflr». London,
Sonuenscheiu.
Guerin , Rob. Au pays des Cafres et de* Zoulous.
Limoges, Barbou. 144 pp. 12®. Grav.
Hannington a Reisen in Ostafrika. Ev. Miss. Mag.
81, 885 — 412, 457—407, 490 — 504.
Vgl. E. C. Ilawsun, Jame* Hannington, first
Ui »hop of Eaateria Kquatorial Africa. London , Seelev.
300 pp.
Herrmann, C. B. Spaziergänge in Centralafrika. Aus-
land 60, 101 ff., 128 ff.. 147 ff., 169 ff., 3dl ff. u. *. w.
Holub, E. Au« dem Marntsereiche. I>. Rundschau f.
Geogr. X, 1, 2.
A Journey to Lake Nytata and Visit to the Mag-
wangwara and the Source of the Rovuma , in the
year 1806, by the Rtehop of UniversitteV Mission
to Ceutral Africa. Zanzilmr, Un. Miss. Press,
49 pp.
Langhaus, F. Dh< Revölkorungsverhältms»« im deut-
schen Kameniugebiete. D. Rundschau f. Geogr. 9,
145 — 151, Karte.
Last, J. T. Journey from Blantvre to the Namuli
Hüll. Proc. R. G. Soc. 9, 42 — 44.
Digitized by Google
Völkerkunde.
09
Last, J. T. On t)ie Hociety’» Expedition to tlw
Nanuili Hill*, Eilt Africa. Proc. R. O. 8oc. 9, 468
— 478.
Vau», MaUn-Makua».
Last, J. T. A juurney from BUntyre to Angoui-laiMl
and back. Proc. R. G. Soc. 9, 177 — 187. Map.
L&wb, Dr. and Mrs. The Tahigunda Language of the
Lower Zambe»i Region, East Africa. Vocahulariea.
PrivateJy printed by the Livingstonia Miss. Committee,
1886. Edinburgh, Thin. 04 pp. 12°.
Mackenzie, J". Bechuaoaland, witli tome remarka on
Maahonalaml and Matebeleland. Bcottinh Geogr. Mag.
3,281 — 316. Map.
Matthews, J. W. Jncwadi Yarni; er Twenty years*
Personal Expenenc* in bouth Africa. London, lxiw.
548 pp. 8°. 111.
Auch über Sitte u too Natal, wo der Verfasser Arzt vrar.
Munsü. Leber »eine in Gemeinschaft mit llcv. Gren-
feil unternommene Befahrung dos Kuango bis zu
den Kingundji- Schnellen. Verb. Berl. Ge*, f. Erdk.
15, 369 — 382,
* Monse. Ueber die Anthropologie der Volker vom
mittleren Congo. Verb. BerL Ges. f. Authrop. 624
— 650. lli.
Vgl. Geogr. Ut.-Bor. 1688, Nr. 365. fciehe such unter
B a u na a d n.
Möller, P., G. Pagels aud E. Gleerup, Tre Ar
i Kougo. .Stockholm, Norstedt. 8 Bde, 347, 512 pp.,
4 Karten.
Nika- English Dictionary, compiled by the late Rev.
Dr. L. Krapf and the late R. J. Rebmann, edited
by Bev. T. II. S pars hott. London, Boc. Prum.
Chr. Knowl. VII, 391 pp.
Paiva, A. de. Aexperii^ao ao Cubango (1685 — 1886).
Bol. Boc. de geogr. Lisboa 7, 97 — 142. Mit Karten.
Paiva de Andrade, J. C. Cotnpanha» du Zaml>ezia-
Bol. Boc. de geogr. Lisboa 7, 715 — 738.
Pauli) Dr. Am Ögowe. Globus 62, 42 — 46, 55 — 58.
Pecile, A. Sulla vita dulle tribü »vlvaggie nella
regfcme deir Ogöoe • del Congo. BoU. nc. geogr.
ital. 24. 432 — 464.
Pesohuel-Lösohe , E. Cougolaud. Jena, Costenoble.
XL, 581 8.
Hiernach: G. Tb- Iteichelt. Congo-Land und Congo-
Staat wie sie sind und »rin werden* Ausland 61, 195
— 197.
Picarda, R. P. Autour de Manddra. Note» snr
I'Ouzigoua, L'Oukwere et l’Gudod (Zauguebar). Mi»B.
C'atli. 18, 1b4 uud weiter. 1886. Dl.
Rioh&rdson, C. H. Zur Grammatik der Hprache der
Bakundu (Kamerun). Z. f. afr. Spr. 1, 48 — 48.
Silva Portos. Journey from Bilie to the Bakuba
CoUDtry . Proc. R. Geogr. Boc. », 753 — 756, Map.
Auch in Ausland AI, 352 — 355. Nach dem Bol. Soc.
geogr. Li»l*on.
Sims, A. A vocnbulAry of Kibangi, a» spoken by the
Babangi (common ly called RaumniJ on the Lpper
Congo. English • Kibangi. London, East London In-
stitute for Home and Foreign Mission*. 1886. 12°.
Sims, A. A vocftbulary of th# Kiteke, u* spoken by
the Bateke and kindred tribes on the Lpper Congo.
English • Kiteke. London, Hodder k Stoughtou.
tM«6. 12°.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. Nr. 287.
Tooke , W. H. Curtttin reseaiblance* ju the land
tenure aud crinünal law of the Kafflrs and Anglo-
Saxou*. Rev. col. interu. 5, 89 ff., 87.
Töppen, K. Eine Reite nach dem Innern von Afrika.
Ausland 60, 656 — 659, 677 — 680, 695—608.
ÜHogsra u. ». w.
Veth, P. J., en J. F. Snelloinan. Daniel Veth’s
reizen in Angola. Haarlem. 8, 430 pp.
Viasey, R. P. Lettre. Ann. Prop. Fol 50, 79 — 96.
Zauberer u. *. w. in der Gegend von Ranuua.
•Virchow. Schädel von Dualla von Kamerun. Verb.
Berl. Ge*. C Anthrop. 331 — 334.
W akofiold, M. Vocabulary of the Kävirondo-Lauguage.
London, Boc. Prom. Chr. Knowl. 7 pp. 12®.
Wautera, A. J. Le» nain» du Congo. Le Mouvement
g6ogr. 1885) p* 25.
Westmark, T. Trots ans au Congo, sejour cbez le»
Baugulas, canuibale» du Haut-fleuve. Lille, Danel.
1U7 pp.
WisBm&nn. Leber »eine letzte Reise in Centralafrika.
Verb. Berl. Ge*. f. Erdk. 15, 398 — 408.
Wolf, Dr. L. Reisen in Centralafrika. Mit Kart«.
Verb. Berl. Ge*, f. Erdk. 15, 79 — 85»
Mit Notizen über Baluba, Üakuh«, Bateke und benach-
bart* Stämme.
9. Hottentotten und Buschmänner. 4
Buckland, A. W. Prebistorio Remaiu« in Bouth
Afrika. J. Anthr. Inst. 16, 42S — 425.
Geher angebliche Kunde von Steingerät het» u. *. w. io
grosser Tiefe.
Fritsch, G. Ueber die Verbreitung der Buschmänner
in Afrika nach den Berichten neuerer Forschung»-
reitenden. Verli. Berl. Ge», f. Anthrop. 195 — 808«
„Somit glaub« ich behaupten zu dürfen, da»» die »einer-
zeit von mir im Hinblick auf die Verhaltniste südafri-
kanischer Eingeborener aufgf*lellte Ansicht, die Iluichinau-
uer seien die südlichsten Ausläufer einer früher in Afrika
weit verbreiteten Urbevölkerung, durch die Ergebnis»« der
nfuenten Forschungen als für den gissen Contineot er-
wiesen betrachtet werden kann, and da*« die Itantavölker
Südafrikas die gleichen Stämme al« Batua bezeichnen,
welche sie unter dem Aequatnr mit solchem Namen be-
legen.“ (S. 201.)
Hahn, C. Hugo. Untiere a&dwsitsfHkanischen Colo-
niun und Schutzgebiete. Atuiland 60, 841 — 844, 866
— 889, 887 — 891.
Olpp. Aus dem Sageruu-hatxe der Nama-Khoi-Kboin.
Mittheil. Geogr. Ge*. Jena 6, 1—47.
Ploiz. Le* Hottentot» on Khoikhoi *>t leur ruligiou.
Rev. d'Authrop. 16, 571 — 589 (irrig 271).
Noch Th. Hahn.
Schils, G. La rsee jaone del’Afrique australe. Mu-
»*on 6, 224 — 231; 7, 5 — 13.
Bchinz, Hans. Durch Siidwe*t-Afrik». Verb- Berl.
Ge*, f. Erdk. 15, 322 — 334.
Nanum. Gvahorero, Ovambo, San. — Vgl. Die sudnfrl-
knui’then Krisen und Sammlungen de* Dr. Han» Schi uz.
(Globus 51, 333, 334.)
Virohow. Die physische Anthropologie von Bu*eh-
mänuern, Hottentotten und Omuudouga. Verb- Berl.
Ge», f. Authrop. 856 — 306. 111.
10. Ostafrikanische Inseln.
Abln&l et La Vaissiöre. Vlngt an« ü M*daga»car:
Coloui*ation , Tradition* biitorique« , Moeura et Cro-
yauce». Pari», Li?coflVe. VIII, 363 pp. Carte.
Digitized by Google
70 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Ü’apre* les notee du P. Abinal et de plutlton autres
oiifrfctonnaire» de 1* Cie de J£sus per le F. de La Yaissiere.
Bairbac , C. L« folk * lore de 1*11« Maurice. Pari«,
Xaisonneave. XIX, 4ö7 pp. l'Ä (Litt^ratona po-
pulair*-s, T. 27.)
, Dan* cett* colouie fr&n^ais«, qui ti'n pour aimi dire pas
d’hittflire, l’nfriux iiK-easani de Ferment ethuographiqu*
Indien, dravidicn surtout , inodilie de plus en plus le
vernis superticiel que les erhole» fran^al* «vairnt mi»
depur» un xieele et demi sur le« esclaves importi* d’Afrique.**
(Hev. lim:. *1, 18».)
Brßmaud , P. Origine ei progrßs de la puisaance
hova ä Madagaskar. Bull. Hoc. acad. de Brest. 2«
aerie. 10, 213 — 251.
Le Colonel Du Verge. Madagascar et peupladeü
inddpendante* abandomi**«« par la France; suivi de
notes et document* inldlts. Pari», Challamet. 182 pp.
•Debierre, C. Note« oBt^ologiquea et anthropologique»
sur un sujet de Xossi-Bd. Lyon, Pitrat. 14 p. 8°.
(Kztr. 8oc. d’anthr. Lyon 1886.)
Guöt, J. Le* Origine« de File Bourbon. Pari«, Bau*
doin. 290 p. 8°.
Keller, C. Keifebilder au« Ostafrik» und Madagascar.
Leipzig. Winter. X, 541 8. III.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber, 1888, Nr. 1.
Keller, C. Volkselemente und Volksleben in Mada-
gaskar. Globus Jl, 152—155, 169—172, 180—184. 111.
Keller, C. Die Intel Reunion. Globus 51, 378 — 382.
Leolerc, M. Les peuplades de Madagascar. Origines
(Suite et fln). Rev. d’Ethnol. 6, 1 — 32.
Leolerc, M. I** pygmßes ä Madagascar. Rev.
d’Ethnogr. «, 323 — 835.
Leolero, M. Kotes sur Madagascar. Rite« funßraires.
Les Vazimbas. Migrations polynßsiennes. Rev.
d’Ethnol. 6, 4Ö3 — 469.
Ort, 8. B. Kort verhael van het eiland Anzuany en
desvelfs iuwooner*. Met een kaart. Tijdschr. Kederl.
Aardrijk*k. Genootsch. Amsterdam, 2. Serie, D. IV.
Afd. : Meer uidgebr. artikelen. p. 454 — 467.
Comoren.
Pajot, E. Simple« renseignement* sur File Bourbon.
Pari«, Challamel. 348 pp. 18 j.
E. Amerika.
Bibliographie : Bibliotheca American». Supplement.
Kr. 2. Paris, Maisonneuve. 127 p.
Congroas 1836: J. de Baye. Congres international
de« amßricauistes. (6e session: Turin 1RH6.) Chalons-
sur-Marne, Martin. 48 pp. — V. Grosai. Relazioue
sommaria del VI congresao internazionale degli
atnericAnisti. Boll. Soc. geogr. ital. 24, 36 — 56.
Zeitschriften: ßielie vorjährigen Bericht-
Ethnographische Karten: G. Gerl and. Wohn-
sitze der amerikanischen Urbevölkerung in den Zei-
ten der Entdeckung. — Amerika um 1880. Maa*»-
«tab: 1 :3uMill. (Berghaus Phys. Atlas, 7. Abtb.
Völkerkunde Kr. 7 u. 8.)
Die entere Karte zeigt zugleich die räumliche Verbrei-
tung der wichtigsten körperlichen Verstümmelungen.
1. Allgemeines.
Brin ton, D. G. A Review of the Data for the Study
nt the Prebistoric (’hronology of Amerika. Proc.
Am. Aasoc. 36, 283 — 301.
Brinton, D. G. The comeption of love iu some
American languagea. Read before the Am. Philo«.
Soc. NOT. 5, iHhrt. Philadelphia, 18 pp.
„A philosophical study of the ward* asod to express
lore in the Algonkin, Maya, Quichua, and olher andeut
Indian dialccbu*
Charuberloin, A. F. The relationship of the Ameri-
can languages. Proc. Cau. inst. 23, 57 ff.
de Charencey. Sur quelques afflnitäs entre la sym-
bolique chiuoiae et ©eile du Nouveau monde. C. R.
Soc. de gdogr. Paris 18«7, 144 — 147.
Die Entlehnungen sind älter als Hamy «noimtnt.
Gatachet, A. 8. Elephants in America. Am. Antiqu.
9, 202, 203.
Peet, St. D. The antiquity of man in America. Am.
Antiqu. 9, 49—53.
Peet, St. D. Ar« t her« any dragons in America?
Am. Antiqu. 9, 179 — 182. DL
Ploix, Ch. L'Atlantide. Rev. d’Anthrop. 16, 291
— 312.
„L’AtJantide doit etre rayee de PhUtoire.“
Schmidt, E. Die ältesten Spuren des Menschen in
Koniamerika. Hambarg, Richter. 58 8. (Virchow-
Holtzendorff’s ßamml.)
Für di« Existenz de« tertiären Menschen.
Topinard, P. L’Homme quaternaire de FAraßrique
du Nord. Rev. d’Anthrop. 16, 483 — 491.
Kord- and Mltt*Umerik«.
Uhle, M. Ueber die Wurfhölzer der Indianer Ame-
rikas. Mit 1 Tafel. Mittheil. Anthrop. Ges. Wrien 17,
107 — 114.
Uhle, M. Angebliche Elephantendamellungen der
prähistorischen Zeit Amerikas. Mittheil. Anthrop.
Ges. Wien 17, 24 — 29.
Noch keine prähistorische Elepbantendarstellung ist nach-
gewiesen; di« beglaubigtste ist noch immer die auf den
Pfeifen von Davenport.
2. Nordamerika.
Museen und Sammlungen; Ueber die New Yorker
Museen siehe Am. Antiquarian 9, 319 ff. — Ueber
das Peabody Museum; Report, VoL IV. — Ueber
Die Sammlungen in Washington : Smitbsonian Report
for 1886, P. I (Washington 1889).
Jahresbericht: Fifth Annual Report of the Bureau
of Ethnology. 1883 — 1884. By J. W. Powell.
Waahington.
Der M»nstig« Inhalt des Bandes ist angegeben in Am.
Antiquarian 11, 133 tT.
Zeitschriften: Proc. of the Am. Antiquarian Soc.
Vol. IV (Worcester. Maas.). — Proc. Am. Philo«. Soc.
Vol. XXVI (Philadelphia). — Bull. Am. Philo«. 8oc.
of Washington, Vol. IX. — Science, VoL IX, X
(New York). — Proc. and Transactions of the R.
Soc. Canada. Vol. IV (Montreal). — Proc. Canadian
Institute, Vol. XXII (Toronto). — American Katuralisr,
Vol. XXI (Philadelphia).
a) Einyacanderte Rassen.
Beiwett, F. E. A detective’s experience* among the
Hormons; or, Polygamist Mormons ; How they live
and tbe land they live in. Chicago. 294 pp. 12°.
Culin, Stewart. China in America, a study in the
social life of the U. States. Philadelphia. 16 pp.
Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1868, Nr. 488.
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Völkerkunde.
71
Culln, 8t, The practiee of medicine by the Chinese
in America. Philadelphia.
Culin , St. The religiou« eeretnonie» of tbi Chine»«
in the eastern Uuited State». Philadelphia {private!}*
printed).
Vgl. Trüboer’» Record 3, 67 f.
Coudon, E. OM. The Irish Race in America. Lon-
don, Catneron.
Legendre, N. La race fran^aite en Amerique. Tr.
R. 8oc. Canada 111, 61 —77.
Topin&rd , P. Parallele «tatistique de» race» blanche
et de ooulenr k Washington. Rev. d’Anthrop. 17,
632, 633.
h) Eskimo. Allgemeines über Alaska.
The AlaBcan Society of Bitka. Heienct* (New York)
10, 280, 281.
Institut zur Erforschung Alaskas.
Boas, Fr. Di« religiösen Vorstellungen und einige
Gebrauche der centralen Eskimo«. Peterm. Mitth.
33, 302 — 316.
Sedna-Huge. Dir Tornait und Augakut. Der Flug zum
Monde. Kadlu, der Donnerer. — Die religiösen Feste.
Boas, Fr. Poetry and Music of some North Americau.
TriiR**. 8cience (New York) 9, 383 — 385. Mit Noten*
beisplelen.
Eskimo von DnfKnslsnd und Stimme von British Co-
lumbia.
Boas , Fr, A vear atnong the Eskimo. Ball. Am.
Geogr. Soc. I», 383 ff.
Boas, Fr. The Eskimo. Tr. R. Hoc. Canada Beet. U.
Vgl. ü. L.-B. 1888, Sr. 478. lieber die BafBnatand-
stimme (üchomiut, Akuduirmiut und Agomiut).
Ch&mberlain, A. F. Eskimo and the Indian. Science
(New York) 10, 120 ff., 273, 322 ff.
Versuch, die Sprachen als verwandt zu erweisen. Vgl.
dagegen Boas, ibid. 273 ff., Murdoch, ibid. 287 ff. u.
Howitt, ibid. 11, 11 tf.
Gardo, V. Nogle Beraaerkninger um Oest-Gronlandt
Beboere. Geogr. Tidskr. 9, 88 ff.
Greely, A. W. Drei Jahre im hohen Norden. Die
Lady Franklin • Bay - Ex|>edition in den Jahren 1881
— 1884. Aus dem Englischen von R. Teuscher.
Jena, Cootenoble. XXVIII, 539 8. 111.
Holm, G. , and V. Qarde. Den Danske Konebaada-
Expeditiou til Groenlands OatkysL Kopenhagen,
Forlagsbureauet, 1886. 379 pp. Karte.
Holm, G. Hago og Fortaellinger pa Angmagsalik.
(Saertryk af „Meddeleser om Grönland“, X-j Kjöben-
havn. 100 pp.
Holm, G. Kthnologisk Skizze af Angmagsalik. (Saertryk
af „MeddeleUer om Grönland k, X.) Kjöbenhavn.
Kcano, A. H. The Eskimo. Nature 25, 309 f.
Murdoch, J. A few legendary fragment» from the
Point ßarrow Eskimos. Am. Naturalist 20, 593 ff. 1 886.
Murdoch, J. The East Greeulanders. Am. Natura-
list 21, 33 ff.
Murdoch, J. On tome populär error» in regard to
the Eskimo». Am. Naturalist, May 16i«d 1887.
Vgl. Auslund rto, 334.
Petitot, E. Les graml« Esquimaux, Corte et 7 gra*
vures. Pari», Pion. VI, 307 pp. 18°.
lebendige Rei«»e<childerung. Da* eigentlich ethno-
graphische Matcriul gab der Vertaner « hon 1876 in »einer
Monographie de» F.*ijuimaui Tchiglit du Mackenzie et de
l’Anderson (Paris, Lerouz). Dort »dch ausführlich «eine
Theorie vom asiatischen Ursprung der Eskimo«.
Sink, H. The migrationa of Ute Eskimo indicated by
their progre»» in completing the kayak Implement«.
J. Anthr. ln»t. 17, 68 — 74. Diacuaaion.
Eiuzeljusiuhrung zum folgenden.
Kink, H. Th« Eskimo Tri be«. Their di»tributi«m and
charactermic« , eepecially in regard to laoguage.
With a comparative vocabulary, and a »ketch-nutp.
Copenhagen, Reitzel. 163 pp, 8°. (Meddeleher om
Grönland, XL)
Inhalt: I. The Eskimo Trtbe* , their common orlgin,
their di6persion and their diversities in general. Inven-
tion»- for proruring the ncccssary mean* of »ul»«istence ;
Dwcllings, drea* und ornamcnU; Domestic indubtry and
art«; Religion and folklore ; Sociology; Distribution and
Division (Western Eskimo, Mackenzie Eskimo or Tchiglit,
Tribes of the Central Region«, Lahradorians, Greenlanders).
II. The Eskimo Lang nage, its admirable Organisation ss
to the construction and fleilon of word». III. Comparative
List of the stem word» or independent stema of the Eskimo
dialect», with example* of their derivative«.
„If their kinship to other nation» ha» to be judged from
their cu»toiDs and roanners of life , ther secra to form n
natural continnatUm of their Indian neighbonrs on the
westem coast of America. It has bcen a*»mnrd, thst the
latter aborigine* liave cotne from the interior of the conti*
nent following the river cour-.es unto the »an. The aame
rnay a« well l*e »uggested with regard to the Eskimo, only
with the addition , tbat having renched the ocean they
spread along the coast» to the north and the esst as ihr
na the same natura] condition» and the lack of Opposition
by earlier inhabitants admitted, occupving in this way
rogion* of anormous cstent. In propoaing this hypothrsis
«f tnay leave wholly out of ron*id«ration the queation,
whctlicr in a still earlier period the ancestor« of both the
Indians und the Eskimo migruted from Asin or not.“ (p. 3.)
Vgl. hierzu F. Boa«, The Eskimo Tribe«. Science (New
York) 10, 271.
Kink, H. Groenlaendern«. Christiania, Cammerineyer,
1H86. 155 pp. 4 Tafeln.
Kink, H. Groenlaenderne og danske i Groenland.
Christiania, Cammerineyer. 204 pp.
Kink, H. Die neueren dänischen Untersuchungen in
Grönland. Peterm. Mitth. 33, 143 — 147.
Mit einigeu Angaben über die Ostgrönländer nach
S. Hansen.
Rink, H. Ueberaicht, der Resultate der dänischen
Untersuchungen in Grönland 1895 u. 1886. Mitth.
Osogr, Ge«. Wien 30, 399 — 411,
llauptresultate Uber die Osigrönläoder.
Kink, H. Den üetgrönlaudake dialekt. (Saertryk af
„Meddeltlser om Grönland", X.) Kjöbenhavn.
c) Indianer.
«) Allgemeines.
Da» angebliche Ausstorbon der Indianer von Nord-
amerika. Globn» 51, 217 — 218.
* Baker, Dr. Frank. Torsion of the huuierus in N. A.
Indians. Proc. Am. A»w»c. 35, 334.
„Mra»urernent of the angle of tor-ion of humeri of N. A.
liidinus do not show that nny law cad be dedured there-
from with relcrcnce to a phyJogeaetic development of that
torsion.“
Beauohamp, W. M. Aboriginal Commnnal life in
America. Am. Antiqu. 9, 343 — 850.
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72
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Beauchamp, W. M. Wampum. Proc. Am. Aasoc.
35, 3:53.
,,True waiepom wax not u*cd itdand in New York betöre
A. I). 1620, and warirlr anv »hell Lead» or ornament* ot
anv kind are fouml on the mland pwhixtnric »he» «f »hat
State. The early Iroqaoi* hml no wampum, hat obtalhed
it Irom the Dutch , and ieara to have Wen the liest to
nse it in WH* «t treutie». The toanufacture rapidly in*
erea»ed, lltough for the rirtt Century rnostly in the knda
of the »höre Indian». Wrge quantltie* were müde, and
it »« long the Dntrh colonial currency.*
Dawson, J. W. Fossil men and their modern repre-
seutative». Montreal, Dawaon.
Vgl. Am. Antiqu. 10, 195—197.
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amerikanischen Indianer. Zürich. 121 8.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge». Wien 17, 197.
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Mexico, with provisional liet of the principal tribal
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Vgl. Hatny in Ucv d'Kthnogr. 6, 356, 357.
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rbistoire des Origines fran^aise« des paya d’outre-mer.
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l’Ouest et dans le Sud de TAmerique Septen-
trionale (1683 — 1724). T. V. Pari», Maisonneuve.
697 pp.
Poet, St. D. Geolog? , geography and aboriginal
liistoty. How are they related? Am. Antiqn. 9, 372
— 380. 111.
Peet, St. D, Sport Ornaments and ear* rings. Am.
Antiqu, 9, 380 — 385. 111.
Poet, St. D. The 8erpent Svmbol. Am. Antiqn. w,
133—163. 111.
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brauch of the Athabaxcan« gehörig.
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Test ä Tonest du lac Abbitibi. Mia», cath. 19, Nr 932.
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30, 803 — 307.
Civil cliieüainrie*. War efaici». Totem» of the Red
Lttkcüdjibwn». The rartb-pit». War-pit*. Caonibsl practice*.
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Pajeken, Fr. J. Ein Besuch bei den Arapahoe- In-
dianern. Aus allen Weht heilen 18, 219 ff., 258 ff.
Third Report of the Committee, conristing of Dr.
E. B. Tylor, Dr. G. M. Dawson, General Sir
J. H. tiefroy, Dri Daniel Wilson. Mr.B.G. Hali -
burton, Mr. George W. Bloxam appoimed for
the purpose of investigaiing and Publishing report.«
on the physical characters, languagea, and industrial
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Völkerkunde.
73
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tbe Dominion of Caüadtt. Rep. Br. Ansoc. 57, 173
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Im Aim-tiluss hieran: E. F. Wilson, Repml on the
UUcktoiM; Trib«*s (p. 133 — 197) mit Notes by H« Haie
(p. 197 — 200).
Dakota etc.
Hovey, H. C. Evay Shah : a sacrifleial «tone uear
8t. PmuL Am. Antiqu. 0, 35 — 36.
Bookwith) P. Note« on custoim of the Dakotaha.
Öimtbsoman Rep. 1386, 1, 245 — 257.
Irokesen.
Beauohamp, W. M. Tbe Relica of the Iroquoi«.
Am. Antiqu. 0, 37 — 30.
Verschiedene* über die Totem«, das Alter des Wam-
pum etc. Gegen hohe* Alter.
Beauchamp, W. M. Aboriginal New York Villages.
Proc. An». A«w>c. 36, 310.
B(onnefozuO) J. C. Voyage au Canada, dann le nord
de l'Ajm*rii|ue septentrionale, feit depui* Tan 1751 ä
1761. Publik nerM.rAbbd 11. R.Casgraim Quebec,
Brou«*eau. 8".
„On y trouvera dlspenea de numbreux renseignemenU,
qaelques-uns fort curieux, recueilli* sur place . . «ur Iw
Ab^naquis, les Hurons, les Iroquoi«.“ (Rev. d’Kthnogr.
7, 433.)
Sanborn, Rov, John W. Observation« ou the Iroquoi«
Lcague. Proc. Am. Absoc. 35, 332.
Setzt den Ursprung der Liga in das J«hr 1460.
Zeiaberger'a, D. Indian Dictionary. English-OermaD,
Iroquoi« — The Onondaga and Algonquin — The
Delaware, Printed from the Original Manuscript in
Harvard College Library. Cambridge Mas«. V,
236 pp. 4°.
Tltalilm, Sei ish etc.
Bancroft, H. H. History of British Colnmbia 1702
— 1337. Boa Francisco.
Boofl, Fr. Ueber die Vancouver-Stämme. Yerh. BerL
Ge«, f. Autbr. 64 — 66,
„Dte sprachliche Verschiedenheit der Stamme ist gane
verwirrend , doch müssen die BelyuU und die KauiUchin
zu des SchsK gezahlt werden.“ Wohnsitze der Comox.
Boas, F. Note« on the Ethuology of Br. Columbia.
J. Am. Philo«. 8oc. 1837. p. 422 ff.
Vgl. Geogr. Liu-Der. 1383, Nr. 423.
Boa«) Fr. Zur Ethnologie Britisch -Columbiens. Mit
Kart«, Peterm. Mitth. 33, 129 — 133.
[Boas.] The Coaat tribea of Br. Columbia. Science
(New York) 0, 233 — 280.
Fr. Bons’ vorläufiger Reisebericht von 1886. Deutsch
in AUkland 60, 405 — 497.
Boas, Fr. Cenau* and reaervation« of the Kwakiutl
Nation. Bull. Am. Geogr. 8oc. 10. 225 — 233. Map.
Der Censu» von 1885 ergab 1060 Seelen.
Boas, Fr. Erläuterungen zu Schnitzereien von der
Nordweatküste Amerika». Globus 52, 368.
Berichtigung«*»» zu dm hn Globu* 45, 8 IT., 24 ff. gegebenen
Erklärungen van Stücken der J akobnen’ whea Sammlung.
Deans, J. Inside view of a Hnidah Dwelling. Am.
Antiqu. 0, 309, »10.
Deans, J. The wonhip of Priapoa among the In-
dian« of Br. Columbia. Am. Autiqu. 9, 368, 360.
Archiv für Auüiropwlugi* B«l. XIX.
D&waon, O. M. Not» And Observation« on the
Kwakiool People of Vancouver Island. Tr K. Soe.
Canada, Vol. V, pt. 2. Einteln Montreal, Dawson,
1886. »6 pp. 411. plate.
VfL Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 425.
Auszug hierau*: b-bensweise und Künste der Kvrakiul.
Ausland 61, 026 — 930.
Eells, M. The Indian« of Paget Sound. Am. Antiqu.
9, 1—9, 97 — 105, 211—219, 271 —278.
Gatschet, A. S. Der TakAn- Vogel. Eine mythische
Erzählung der Okinageu-lndi&ner. Globus 52, 137
— 139.
Hoßmann, W. J. Vocabtilary of the Beiiah languag«.
Proc. Am. Philo«. Soc. 23, 367—330.
Sw&n, J. G. Tattoo mark« of the N. A. Indiana of
Queen Charlotte Islauda and the Prince of Wales'
Areblpelaga Fourth Report of the Bur. of Etlmo-
logy p. 66 — 73. 111. 1886.
Willoughby, C. Indian« of the Quinaielt Agency,
Washington Territory. Smithsoniau Rep. 1886, I,
267 — 282. 111.
Seitab.
Maskoki et«.
Gatschets EthnologiraU Map* of the Gulf 8t»te«.
Science (New York) 9, 404 — 406.
Haie, E. M. A prehistoric amphitheatre in Fkirida.
Am. Antiqu. 9, 207 — 211. 111.
Kunz, G. F. On gold and silver Ornament« from
niouiid« of Florida. Am. Antiqu. 9, 210 — 227.
Nildicefffeit. Sonora-, S Kos honest /'kn mr de.
Anderson, W. Soine Western mummies. Science (New
York) 10, 146— 148. UL
Arizona.
Gatschot, A. 8. Ethnologie reralt« obtained upon
an expeditiou in the 8outh* W est of the United 8Utte*.
Science (New York) 0, 411 ff.
Vgl. Geogr. Lit.*Ber. 1888, Nr. 54.
Hart, Dr. Charles P, Piute herbali#t*. Proc. Am.
Aneoc. 81, 330, 331.
Shoeliom*. Mit : Brief Itst of mediciual plant* ia common
u»e ninong the Piute Indian*.
HofTmann, W. J. Totem« of the Shoshoni Indian«.
The Coyote and the Panther. (Reprint from the
Rep. of tbe Antiqu. and Nat. Hist. Society, Hamsev,
Isla of Mann.) Am. Antiqu. 9, 128 — 130.
Hoffinami, W. J. Da* Aussterben dar Eingeborenen
der Insel 8t. Cruz. Ausland «0, 312 — 314.
Henshaw, H. W. Perforated stone« from California.
Washington.
Vgl. Am, Antiqu. 10, 131 und Intern. Arch. L Elhnogr.
1, 207.
LiUie, G. W. Die heiligen Tänze der Panies (Pawneea).
Ausland 60, 413 — 415.
Nach dem Aru. Antiquarinu.
MindelefF, V. Origin of Pueblo Architecture. Science
(New York) 9, 593 — 595.
„The purblo *y»tem of eoostruction mar he rrgardcd «*
the product of the defensive motire, operating through an
environmeut ihat furoished at the *4tnc time huth au
abunJancf ef auitable building- material and the climatic
condition« that ceiupelled it* verr frequent employment.“
Portttlo, Eateban. Apunte* para la hiatoria antiqua
de Coalinila y Texas. Kaltillu, Valdez, 1886 f.
Vgl. Atm. Antiqu. 9, 124.
10
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74 Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
Fullen , C. New Mexico: it* geography, »eene» and
pcoples. Bull. Am. Geogr. Hoc. 10, 22 — 47.
Seler, Ed. Gerftthe und Ornamente der Pueblo-In-
dianer. Verb. Berl. Ge», f. Anthrop. 59« — 603. 111.
• Virchow. Photographien von Indianern der west-
lichen Stamme. Verb. Berl. Ge», f. Anthrop. 729
— 730.
Ueber physiognomUch« Veränderungen unter den» Ein-
flüsse der Cultur.
Zuni. Eine sonderbare Geboteform unter den Zuüi-
Indianern. Ausland 60, 235 — 237.
Moundbuildera.
Cbatelier, F. Du. Tumulu» emblematiques. Mat4riaux
fl, 274 — 280. PI. Auch separat: Pari», lteinwald.
Hinweis auf die am. Studien.
Cyrug, Tb. Work in Mound Exploration. Washington.
Lewis, T. H. Snake and snake-like Mounds in Minne-
»ota. Science (New York), Nr. 220.
Lewis, T. H. The „Monumental Tortoise11 mounds
of „De-coo-dah“. Am. Journ. of Archaeol.. Jan. 1886.
Vgl. E. Hamv in Her. d'Ethnogr. 6, 163, 106. Es
handelt sich um Fälschungen.
Mo Adams, W. Record» of Ancient Races in the
Mi«*i»»ippi Valley, with cuts and viewB illustrating
over 300 ob j ecu and symbolic devices. St. Louis,
Barnes.
Vgl. Am. Antiqu. 10, 63, 64. Besonder» Felszcichnun-
gen wieder gebend.
Mounds. Zahlreiche Artikel in American Journal of
Archaeology, The Magazine of American Hi»tory,
The Ohio Archaeological and llistorical Quarterly, The
Ameriquan Antiquarian.
de Nad&illac. LaToterie de la Vallee da Mississippi.
MiU'-riaux 21, 373 — 383, 387.
Poet , ßt. D. Early books which treat of mounds.
Am, Antiqu. 9, 239 — 242.
Peet, 8 t. D. Tlie mastodon in America and the
moundbuilders. Am. Antiqu. 9, 242 — 247. I1L
Peet, St. D. Wbo wer« the Efflgy Builder»? To what
age and race did thev belong? Am. Antiqu. 9,
67 — 94. Ul.
„The efhgy builder* wer« different fron» mo»t of-the
tri Ws which were lor-ated her* sftcr the time of tbe di»-
covery; they did not telong to the Algouquiu rate.
We to not know wbether they wert a people reist ed to
the Dakota» or Sioux , thuugh it tumeümes »eems a» if
thoy were.“ (p. 07.)
Peet, 8t, D. YiUage Life and Clan Residences among
the Emblematic Mounds. Am. Autiqu. 9, 10 — 34.
niiiatr.
Bhepard , H. A. Antiquities of the State of Ohio.
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Vgl. Am. Antiqu. 9, 197.
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B&trea, L. Informe que rinde el In*pector y Conservador
de los tnon unten tos afqueologioo» de la Republica de
lo» trabajo» «Uevodoe & calio desde el 9 de octobre
de 1685 at 30 de abril del presente anno. Mexico,
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Vgl. Hamy in Rev. d'Ethnogr. 7, 377 — 379.
Blako, W. W. The Metals of the Asteca. Am.
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Of aborig. Am. Lit. VII.) Philadelphia.
Vgl. Mittheil. Anthrop. Ge*. Wien 18, 283,
Brinton, D. G. Were the Tolteca an Uiatoric Natio-
nality? Philadelphia, Mac Calla. 15 pp.
Die Frage wird vereint. Dagegen wendet «ich :
I). Chnrnsy. Lettre 4 M. D. G. Brinton, 4 propo»
de »a brochure „Wen the Tolteca an historic national ity ?“
(Rev. d’Ethnogr. 6, 457 — 462.)
Bruehl, Dr. Gustav. Die Culturvölker AltAxnerikas.
Cincinnati, Benziger. 2 Bande.
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mo*t important onc of the book.“ (Science 10, 179.)
BuelnA, Euataquio. Peregrinacion de lo« Azteco«
y nombres» geograftco» de Sinaloa. Mexico. 140 pp. 8°.
Die Azteken kiuneo von Nordafrika über die versunkene
Atlantis nach der Kiiate von Georgia, wo sie Atlanta
gründeten, darauf Uber den Gilaflu»» nach Sinnloa und
Mexico 1 ,Hia li»t of the geographica! name* of Sioaloa ha»
Mine real value.“ (Brinton, Am. Antiqu. 11, 70.)
Chorenooy , H. de. Textes en langue Tarasque.
Museon. 1887.
Vgl. Rev. d’Ethnogr. 6, 491.
Charencey. Confeaaioanaire en langue Chaüabal.
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CMapaa.
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Vgl. hierzu N ad ai llac* * Bemerkungen: ibid, 8.81 — 65.
Charnay'a, D. , j ungut« Expedition nach Yucatan.
Globus 52, 193—198, 209—214, 225 — 230, 241—243,
257—261. I1L
Nach Le Tour du Monde.
Charnay, D. Monnaie de cuivre en Amdrique avant
la conquct«. BulL soc. d’Antlirop. Paris 10, 237
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Cora, G. Maia o Maya: Saggio di etnologia e di
linguistica America, specialmente eecundo le rieerche
v gli »tudi did dott. D. G. Briutou. Cosinot» 0, 40 ff.,
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Digitized by Google
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75
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de Tebuacan de las GrauadaB. Rev. d'Ethnogr. 6,
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Vgl. Hamy in Rev. d’Kthn. 7, 379, 380.
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of Darien. Washington, Oov. pr. off. 27 pp.
Vgl, Mittheil. Anthrop. Gen. Wien 16, 194.
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Le Plongeon, A. D. Here and there in Yucatan:
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Brooklyn, iil. with phoiograph*.
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conceded. Proc. Am. Aseoc. 35, 334.
McNiel, J. A. Gold and bronze reües, and Guaymi
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Die Guayrnie wissen nichts von den Verfertigern der
Goldarbeiten von Cturiqui.
Mejia, C. D. Informe relative k una exploration que
practico eu las ruina« del cerro de TenguicugajA,
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lam.
Meyer, A. B. Analyse d’une hache du Mexique. Rev-
d’Etbnogr. 6, 518.
Nach Kngelbreeht in Abb. au« dem Gebiete der Natur-
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of Br. Honduras. Proc. R. G. Soc. 9, 420 — 423. Map.
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Nutt&U, Zella. The terracotta heads of Teotihnacan.
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Vgl. S. Hansen In Rev. d’Ethnogr. fl, 247 — 250.
Nuttall, Zella. Preliminary notc of an analysi« of
the Mexican Codices and graven inscriptiou«. Proc,
Am. Assoc. 35, 325 — 327.
Der Opferstein enthält ein« Tribntliste, die OpfcT«cbalcn
sind „Standard measures“ u. S. w,
Nuttal, Zella. Das Prachtstück altmexikanischer
Federarbeit au« der Zeit Montezuma’s im Wiener
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de Mexico IV, p. 30, lam.
Poet , 8t. D. The green stone axe. Is it a „Chol-
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Nouv. 84rie. 5, 92. Planche.
Per<a, M. de. Costa Rica yColombia 1573 & 1881,
«u jurisdiedon y *us limitcs territoriale* segun los
documentos iuedito* del Archive de Indias de Se-
villa etc. Madrid, Murillo (Paria, Leroux), 1*86.
Auch ethnographisch wichtige Berichte über die Missionen
in TaUtmanca. Vgl. Verb. Uerl. Ges. f. Erdk. 15, 288.
Porrin , P. Les annotationa europ^ennee du Codex
Peretianu«. Arch. de la Boc. Amorieaine de Fraucc
Nouv. Serie. 5, 87 — 91.
Pinart, A. Lob Indian« de I’ßtat de Panama. Rev.
d’Ethnogr. 6, 88 — 56, 117 — 132.
Indien« Guayrnie«. Indien» Canas. Kamille Doraaque-
Chaeguinn. Indiens Terraba». Indiens Siguas, Segun» ou
Mexiciuns-Chii'himeeo* (historische Notizen, illustnrt). In-
diens Sambus-Cbocoes. Indien» l’aparos (hUtori-M-bs Notizen).
Yocabulaire compnre.
Bau, C. La stele de Palanqu£ du muse« national des
£tat*-Unis. Annales du Mu*6e Guimet 10, 1 ff.
BoBny, L. de. Le Mythe de Quetzalcoatl. Archive*
de la Soc. Am. de France. Nouv. 86ri«. 8, 49 — 84.
6 flg., I pl.
Sohellhaa, P. Ueber Mava-Hieroglvphen. Verh. Berl.
Ge*, f. Autbrop. 1887, 17 — 19. lll.
Mit Bezug auf Ed. Seler in Verb. 1880, 416.
Seler. Ueber eine Liste der mexieani*chen Monats-
fe*te. Verb. Berl. Gee. f. Anthrop. 1H87, 172 — 17fl.
Vergleich der Bilder in Codex Vaticanus A, Codex
Telleriano - Remensis und im Anhang zu P. Du rin’»
GeachichUwerk.
Beier. Namen der in der Dresdener Handschrift ab-
gebildeteu Maya-Götter. Verh. Berl. Ges. f. Anthrop.
1887, 224 — 231.
Beier. Entzifferung der MAya- Handschriften. Verh.
Berl. Ge*, f. Anthrop. 1887, 231 —237. 111.
Seler. Ueber die Bedeutung des Zahlzeichens 20 in
der Maya-Schrift. Verh. Berl. Ge*. L Anthrop. 1887,
237 — 241. Hl.
Seler, Ed. Ueber den Codex Borgia und die ver-
wandten axtckischen Bilderschriften. Verb. Berl. Ge*,
f. Anthrop. 1887, 105 — 114.
Simoon, R. Rapport sur q untre manuscrit« mexicains
communiqu^s par M. Loasenef. Archive* de la
Soc. Am. de France. Nouv. Serie. 6, 85 — 91,
1 pL
öotomayor, D. Lo* Aztecoe de«de *u advenimiento
liusta la elevacion y caida del imperio mexicano.
Tomo I. Mazatlan. 221 p. Folio.
Der mexicaniache Kalender und da* Tonalamatl enthal-
ten die Geschichte Adams und Eva* im Paradiese und
nach ihrer Vertreibung! (vgl. Brlnton in Am. Antiqu.
11, 70).
Stoll, O. Die Sprache der Ixil-Indianer. Ein Beitrag
zur Ethnologie und Linguistik der Maya- Völker.
Leipzig, Brockbaus. XII, 156 8. gr. 8°.
Ten Kate, H. Bur quelques objets indiens trouv£s
pre* de Guaymae (Mexique). Rev. d’Ethnogr. 6,
234 — 238. 111.
Thompson, Ed w. H. Exploration* in Yucatan. Proc.
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Labna und Umgebung (neue Ruineustadt). Vgl. Vol. V,
p. 9 — 11.
Virehow. Jadeitkeil von 8. Salvador, Verli. Berl.
Ges. f. Anthrop. 1887, 455 — 456. 111.
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Verh. BerL Ges. f. Anthrop. 1887, 451 — 455.
Wölls, D. A. A Study of Mexico. New York.
261 pp. 12°.
10*
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lxmdon, Masters.
Deldago, P. Haiti en 1886. Paris, Dentu. 389 p.
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Guesde. Dicouvert«» d'antiquitf's ü la Guadeloupe, ä
la Destrade et a Marie-Galante. Kev. d'Ethnogr. 6,
514. 515. HL
MortUlet, A. de. Hache en pierre de la Guadeloupe.
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Ober, Pr. A". Oatnpe in tbe Carribbees: The Adven-
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P&ton, W. A. Down the Islands: a Yoyage to the
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Roth, H. Hing. The Aborigines of Hispaniola. J.
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Sodologiuhe Schilderung n*<h den Quellen.
Rosny, I*. de. Les Antillen, etude dethnographie et
d’arclu*ologie am^ricaines. Ouvrage posthume publik
d’aprcs deux manuserits de l'auteur parMtne V. De*
vaux. Paris, Maisonneure. 152 p. 4°. Avec
hgures. (Publication de* Memoire* de la Soc. d'etbn.
T. 1, Nr. 6.)
ß. Südamerika.
Bibliographie: A. Seelstrang and E. 8. Zebnllos.
Mummt* : carta* bibliogratkas. Bol. Inst. Geogr.
Argent. 7, 73 ff.
Zeitschriften : Boletio del InttiUlto OeogTÄflco Argen-
tino. T. VHL (Buenos Airs».) — Revista irimt-nsal
do iostituto historico e geograpbico brazileiro. T. L.
(Rio de Janeiro.) — Boletin da sociedAde de geo-
graphia do Rio de Janeiro. T. III.
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Santiago de Chile. Verb. D. Wissenschaft!. Vereins
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London, Paul.
Brunetti, J. Deux peuplade* africaines sur les bords
du Maroni. Miss, cathol. 19, Nr. 918 ff.
Daiveaux, E. La Vie et les Moeurs A la Plata.
2 Yols. Paris, Hachette. VIII, 432, 477 pp. avec
2 cartes.
T. I: La »oci£t£ des rilles. T. II: Industries et pro*
durtions.
Gregor, Jos. Der Gaucho. Volkstype aus Argen*
tinien. Ausland 60. 7o2 — 706.
Haaaaurek, F. Vier Jahre unter den Bpanisch-Ameri*
kanern. Aus dem Englisclieu. Dresden, BAnsch.
386 pp.
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Pöppig, Ed. lieber den Charakter der Tropenbe-
wohner Südamerikas. Mitth. d. V. L Erdk. Leipzig,
1887, S. 39 ff.
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lügico dedicado a la Bociedad de cicncia» j arte«.
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Aloncar Araripe, Tristäo de. Cidades petrifleada*
e inscripqoes lapidare« uo Braxil. Revista trirnensal
L, 1, 213 — 294. 36 Tafelu.
Bieohoff, Prof. Theod. Ueber dteHambttquys in der
Provinz Rio Grande do Stil. Z. f. Etbnol. 19, 176
— 108. Ul. Mit 1 Tafel.
Brauner, John C. Notes upon * native Brazilian
langunge. Proc. Am. Assoc. 35, 329 — 330.
Carn(jA» in Peraambuco.
Breitenbach, W. IndianersUltnme am Rio Schingu.
Ausland 60, 321—324, 349—352.
Nach C. r. d. Steinen.
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Vergl, Bull. Soc. de gAogT. Paris 0, 409 — 418 und
Ausland 80, 856, 857.
Coudreau, H. A. La France ßquinoxiale. T. I.
iltudew sur lesGuyanes et rAmazmiic. T. II. Voyage
A travers les Guyana* et l’Amazonie. Paris, Challa*
me|, 1886 — 1887. XVI. 438; XXXVI, 495 pp. Atlas.
Vgl. Geogr. Lit. *Rcr. 1888, Nr. 68 und Ausland 61,
243 — 246.
Coudreau, A. H. Ma mission che* les tribus indieunee
de la Guyana. Rev. de gtagr. XI.
Coudreau, H. A. Lee Franfais en Aroazonie. Paris,
Picard et Kaan. 231 pp. avec grav.
Duarte, A. J. Catechew do* indios coroados na pro*
vincia ili Matto-Qrosso. IUv. da eoc. de geogr. do
Rio de Janeiro 3, 48 — 64.
‘Bhrenreich, P. Ceber die Botocudo* der brasilia-
nischen Provinzen Espiritu santo und Miuaa Gerne«.
Mit 2 Tafrln. Z. f. Ethn. 19, 1 — 46, 49 — 82.
Der Verfasser glaubt ,, wahrscheinlich gemacht zu haben,
dn»s wir in den ftotecuden die Ältesten Vertreter der Ges
vor uns haben, die, ihrer Gesittungsstufe narb, dem Ur-
zustände dieser Yülkerstafe am uichstea stehen“. (S. 81
— 82.) Vgl. Geogr. Lit.-Ber. 1888, Nr. 72.
Ernst, A. Nachtrag zu den ethnographischen Mil*
tbc Hungen aus Venezuela. Verb. Ges. f. Anthrop.
Berlin 1837, 295 — 296.
Zu Verb. 188«, 514 — 545.
Ernst, A. Die ethnographische Stellung der Guajiro-
Indianer. Verb. Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 425 — 444.
Ein versprengtes Glied des AruAkeustanime».
♦ErnBt, A. lieber einen Mot i Ionen Schädel au* Vene-
zuela. Yerh. Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 296 — 301. IU.
Ernst, A. lieber die Sprache der Motilonen. Verb.
Berl. Ge*, f. Anthrop. 1887, 376 — 378.
Eyo, A. von. Ueber die brasilianischen Sarabaqui*.
Verb. Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 531 — 533.
Ferrax de M&cedo, Dr. F. Eihnog6nie Br&dlienne.
Kwai critique sur le* äges pr8hi»turiquos du Brasil.
Lisbonne. 137 pp. IU.
Für die Verwandtschaft der altbrnsi tischen Cultur mit
der altägjptiMheü.
•Hansen, Sören. On a fossil human skull from
Lagoa Santa, Brasil (Abstract). J. Ant.hr. Inst. 17, 43.
Kapplor, A. Surinam. Stuttgart. Cotta.
Hiernach: Surimun (Globus 51, 106 — 108).
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Völkerkunde.
77
Kingston , W. H. O. Adventnre* in the wild« o f
Trinidad and up the Orinoco. London, Neleon.
Köhler, J. lieber das Recht der Goajiro-Ind lauer. Z.
f. vergl. Rechtswiss. 7, 381 — 384.
Martin, K. Westindische Skizzen. Reiwsorinnerungen.
(Bericht über eine Reise nach Niederländisch West-
Indien und darauf gegründete Studien. Bd. 1.) Lei-
den, Brill. Mit 22 Tafeln und 1 Karte,
Obwohl Martin'* Heise xu geologischen Zwecken unter-
nommen wurde, findet W. Sierer'* (Verh. Berl. Ge», f.
Erdk. 15, 292, 29-1) seine Mittbeihmgrn über Buwluieger
(S. 43 —-59) und Indianer (S. 92 ff.i von hohem Werth.
Vgl. dagegen auch Heger in Mittbeil. Anthrop. Ges.
Wien 17, 125, 126, 207, 208.
Mello Moraea jr., A. J. de. Os Ciganos no Brazil.
Contribui^aoethuographica. Rio dt? Janeiro. 203 pp.
Pereira da Costa, Dr. Francisco Aug. Documen-
tus «obre dus« tribus de Indios, que ainda existiam
em 1827 Da provincia do Piauhy. Rev. da soc. de
geogr. do Rio de Janeiro 2, 36 — -40.
Charentes.
Plümachur, H. E. Reporte from the CodsuIb of the
United State« Nr. 78. März 1887. Washington, Gov.
Pr. Off.
Hiernach; O. Plumacher, Etwas über die Coajiro-
Indianer (Ausland ÖÜ, 41 — 43).
Riocardi, Dr. P. Intorno a due curioai oniamenti
personali in quarzo de gli indigeni del Brasil«.
Arcbivio per 1'antrop. 17, 27 — 37.
Rodriguez, J. B. Rio Jauapcry. Psciflca^ao dos
Oriohmia. Rio de Janeiro 1885. 274 pp. 8°. Karte.
Vgl. hierzu: C. v. d. Steinen, Die Krischaui-Iuduuier
(Ausland 60, 11 — 15).
•Scrgi, O. Crani di Omaguac*. (Au«; BolL della
R. Acc. Medica di Roma.) Roma. 16 pp. cou uua
tavola.
Bievers, W. Reise in der Sierra Nevada de Santa
Marti», Leipzig , Greesner k Schramm. Mit 8 Abb.
Hierin Capitel über die Arhunro» (siehe folgende XumtuerJ
und dieGonjiros (nach Simons), Vgl. Globus 52, 28, 29.
Sievert, W. Die Arhnaco-Indianer in der Sierra Nevada
de Santa Maria. Z. Herl. Ges. f. Erdk. 21, 287 ff.
Bievers, W. Zur Kenntnis» Venezuelas. Globus 52,
134— 137, 149 — 152, 169 — 171.
Steinen, Dr. Carlos von den. Obeerva$oe« »obre
a axplora^äo do Rio Xingü. Rev. da 8oc. de geogr.
de Rio de Janeiro 3, 95 — 97.
„Esten indios primitivo* da» cabeceira* do Xiogü s« com-
pöetu de tribus representando tuda» as familiss prlnripae*
da povonyao mdicena, send» tudas de origem differente.
Assmi toi posrivel Inzer um* nova classifica^iio ; estudando
os glosssrio* itefaei, eicluiudo todas as tribus de uroa origem
ineerto, einen distinetas familin* que se estendeiu do Atlan-
tic« nt« ns Cordilheiras, das Antilho* at£ a# cabcceirns do
Paraguay.“
Betreff« seiner Entdeckung südlicher Kariben bemerkt
der Verfasser: „Estimo muito menctoitar aqui devids-
mente que o ill. Severiano da Foaaeca *4 fex uma de*-
coberta analnga, eucontmnda no alto Madeira oh Palmellos,
Oma na{äo tarn hem CariM" (p. 90).
Ein Zusatz von Dr. F. A. Piment« Bueuo (Conside-
fs^ses »obre a eiplorsfäo do Xingu «in rrposta 4» ol»*er-
Ta^ües do Sr. Dr. Carlo# ▼. d. Steinen, Ibld. p. 97
— 104) bestreitet die frühere Unbekannlheit des Xingu-
gebiet*.
“Steinen, C. v. d. Ueb«r 8ambaki-Unter*uchungen
in der Provinz 8ta. Cltf rilML Verh. Berl. Ge«, f.
Anthrop. 1887, 443 — 450. 111.
Stradolli, E. Dali* Itola Trinidad ad Atnrea. Bull,
soc. geogr. ital. 24, 822 — 849.
Hierin Abbildungen von Kel«xei<'hnongrn.
Ten Kate, H. Meine Reisen in Guyana und Vene-
zuela. Ausland 60, 649 — 651.
Aua der Rev. rol. intern.
“Ten Kate, Dr. H. Obeervation« anthropologfqne*
recueillles dann laGuyane et le Venezuela. (Resumd.)
Rev. d'Anthrop. 18, 44 — 68.
Die Meinungen erstrecken sich auf 54 Indianer (Arown-
ken, Kariben, Macuri, WsTTSU« und! Indianer von Aguasai),
25 Mischlinge (Karbuger und Gnayquerie*) , 15 Busclt-
neger und daneben auf 9 Hindus und 7 Annaimtrn.
Thouar, A. Expedlciön al Alto Paraguay. Bol. Soc.
geogr. Madrid 23. 251 ff.
VeriMlmo , J, Idole« de V Amazone. Annale* du
Mus. Guimet 10, 105 ff.
Veriaaimo, Josö. As popola^oe» indigenas mesti^a»
da Amazonia. Reviata trimensal L, 1, 295—390.
“Virohow. Ue1>er einen retinirten Zahn mit offener
Wartsl in dem Unterkiefer einer Goajira. Verh.
Berl. Ges. f. Anthrop. 1887, 202 — 207.
“Virchow. Ueber den Schädel und das Becken eines
Buschnegers und den Schädel eine« Karbuger* von
8urinam. Verh. Berl. Ges. f. Anthrop. 615 — 624.
Wallis', Gustav, Reisen In Brasilien von 1860 — 1866-
Herausgegeben von P. Petersen. Ausland 60, Nr. 1 ff.
ß ) P «ru an i«ch e u nd Cb ibe ba- VÖl ker.
Bamps, A. Tomebamba , antique cit4 de lVmpire
des luca», Bull. Boc. R. Beige de geogr. 11, 68» ff.
Castaing, A. Les croyances *ur I« vie d’ontretombe
Chez lea anciens Peruviens. Arch. de la Boc. Am£ri-
caine de France. Nouv. Sörie 5, 49 — 66.
Castaing, A. La vie monastique dan« Pan eien P4rou.
Areli. de la Hoc, Americaine de France. Nouv. S*rie.
5, 66—86.
Cattellanos, J. do. Historia del Nuevo Reiuo de
Granada. Madrid. Manila, 1886—1887. 2 Bd«.
Vgl. Geogr. Lit.-Bcr. 1888. Nr. 84. „Von bet-onderem
wissenschaftlichen Werthe (in diesem 1592 vollendeten
4. Theile der Elegias de varone* ilustres de Indio*' , deren
drei erste Theile in Kibadeneyros Bibliotecs do Autores
espanoles veröffentlicht eirnl) sind die zahlreichen Angaben
über die Sitten der Eingeborenen und ihre Geschichte,
welch« sich durch da» ganze Werk zerstreut finden.“
Kunz, G. F. Gold Ornaments from United State« of
Columbia. Am. Attttqu. 9, 267 — 270. 111.
Nüster, Chr. Dia Cholos. D. Rundschau f. OeogT. 9,
»49 — 358, 403 — 413, 554 ff.
Nasser, Chr. Das Cbilinobili-Fest der Aymara. Glo-
bus 52, 123—126.
[NusBer.j Gebräuche der Aymara. Globus 51, 221,
222.
Nachtrag zu Globus 50, 238. Feste.
Ordinaire, OL Le« sauvages du Perotu Rev. d’Ethn.
5, 265 — 322. 111.
Hiernach: Im Lande der Cattpas 111. (Globus 53,
4—9; 21—25.)
Perrier, E. V«ux artiflcieU des momies <V Arica, Fdron.
Rev. (VEthnogr. 6, 176.
„Ce *ont bien r^ellement de* cristsllina de Poul|»e du
genre Octopu», appat tensnl prnbiibleiuent k l’une des quatre
«apece* de gründe taille qui vivant *ur le» i5tea pan oururs
pur les liabitants d'Aric*.“
Reise, W., und A. BtQbel. Das Todteufeld von Ancon
in Peru. Eiu Beitrag zur Cultur und Industrie des
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78 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Inca-Reichet». Nach (len Ergebnissen eigener Aua*
grmbungen. 14 1 Tafeln in Partien'] ruck mit Text.
3 Bünde gr. Folio. Berlin, Äther, 1800 — 1837.
Von dit-M-m nun vulleudetcn Hauptwerke (vergl. Vertu
BerL Ge*. f. Erdkunde 15, 222 — 226, wo eine Inhalts-
übersicht gegeben ist) erschien eine englische Ausgabe
unter dem Titel „The NccropoU« ot’ Auooa in Peru“,
London.
(8&OC.J Intereaante» informes del Doctor Hacc, Jef*
de la common cientitlca. De Cocbabamba ä Santa-
Crua. — De Bantu-Crux i Cbiquitos. BoL del Alini-
*t«rio de relao. extar. Bucre. 4ft.
*S«rgi, O., e L. Moschen. Crani Peruviani antichi
del Mueo atitropulogico nella Uaiversitä di Roma.
Archivio per Pantrop. 17, 5 — 2«.
Thoron , Le Vioonte Duifroy de. Grammaire et
dictkmnaire frau';ai»-kiehua. Paria, Leruux. 210 pp.
Taohudi , v. Kupferaxt von 8. Paulo , Brasilien.
Verh. Berl. Gen. f. Anthrop. 1HH7, Mt 2, 593.
Bestätigung des von Uhle angenommenen peruanischen
Ursprung*.
Uhle, M. Ueber eine Kupferaxt von 8. Paulo. Bra-
silien. Verb. Berl. Gea. l’. Anthrop. 1887, 20 — 22. 111.
AHperaaaitck.
Wilcaynaki, H. Wörterverzeichnisse der Cayapä und
der (Juichua. Vt-rh. Berl. Qm. f. Authrop. 1887, 597
— 599.
y) Chilenen, Paiupaaindianer, Patagonier,
FeuerlAnder.
HyadeB. Ethnographie des Fuegioo*. Bull. Soc.
d’Anthrop. Pari« 10, 327 — 345. Diacuasion.
Ausfüllung de« Questiunnaire de sociologit ot d'ctbno-
graphie der P«ri*er Anthropol. Gesellschaft.
Letourneau. Sur 1'antbropopliagie «n Atnärique. Bull.
Bcic. d’Antbrop. Paria 10, 777 — 73U. Diacusaion.
Chile.
Lieta, R. Utilitd d’une exploralioD 4 la Terre de
Feu. C. R. Soc. de gfogr. Paria 1837, 176 — 130.
Interesse „de savoir *i les Onas ne »eraint pa* de la
race primitive qui anrait habite nutre Amenque“.
Lifttft, Ramon. Viuje al Paia de loa Onat, T. del
Fuejo. Buenos Ai ree. 145 pp.
VgL Pme. H. Geogr. Soc, 9, 334 ff. Seine Beobach-
tungen über die Tehuelrhen {die den Ona* iihulich sein
«ollen) in: Die wilden Stimme von Patagonien (Ausland
61, 347 — 349).
Polokoweky, H. Da* Magellaue-Territoritiin. Rev.
OoL Intern. 5, 447 ff,
*8ergi, G. Antropologia fisica della Fuegia. Roma.
(Aua: Atti della R. Acc. Medica dl Komi«. Serie 2,
T. 3.)
VgL die An*))*** I)cn i her’» in Rer. d'Anthrop. 16,
500 — 507 (irrig 300). Siehe auch: ü. Sergi. Antro-
pologia Hsica della Fuegia. Archivio 18, 25 — 32 (1888).
cf) Völker am Ontabhange der Cordilleren.
Arnoz , G. Navegacion dell Rio Berrnejo y viajea al
Gran Chaco. Buenos Aire* 1880. 416 pp. 111.
Armentia, Nicolas. Navegnciou del Madre de Dioe.
Bibliotbeca Buliviana de geografla y biatoria. Vol. I.
La Pax. 230 pp. Karte.
Vgl. Verh. Berl. Oe*, f. F.rdk. 15, 475, 476. Besonders
Über die Arwraiu. Zwölf Setten sind den Sprachen der
Tnraua, Ariuuia, Pamguara , Cavineüo und Miweteno ge-
widmet. Ueber das Geographische vergl. J. Fr. Velarde
Lu Bull. Soc. de Geogr. Pari* 8, 241 — 267.
Pink&e , Julio. O alto Madeira. Bev. da soc. de
geogr. do Rio de Janeiro 3, 269 — 309.
Ch. V. Pupulayao do alto Madeira. (p. 292 — 302.)
Ordinairo. 8. oben unter fl).
Bimson, A. Travel« in Wilds of Ecuador and Explo-
ration of the Putumayo River. London, Low.
VgL Pro«. R. Oeogr. Soc. 9, 321.
IV.
Zoologie.
Literaturbericht für Zoologie in Beziehung zur Anthropologie mit Ein-
schluss der fossilen und recenten Säugothiere für das Jahr 1887.
(Von Max Schlosser in München.)
A. Menschen- und S&ugethierreate aus dom Diluvium.
Anoutschine/ D. Lee reute* de Tours des cavw&M en
Tranacaucaaie. Materiaux pour Tbistoirt primitive
de Tbomnie 1887, T. IV, fVr. 3 und Bulletin de la
Bocidtd imperiale des Xaluraliates de Moscou, 1887,
p. 216 — 221.
Hcrnnzky fand in einer Höhle hei Kgnni unweit
Fschichatura im Gouvernement Koutki* Ke*t* d«a Höhlen -
baren. Die Höhle Hegt in einem Halbfetten , der von
Tertiärschichten überlagert wird, und war von einem Kalk-
block gench)uM*n. Mun «uchte dort Manganerze, fand aber
statt deren in einem zweiten Gewölbe Lehm mit Knochen.
Ausser zahlreichen Renten de* Höhlen hären kommen darin
noch vor Wlldaeh wein, kleine Säuger und Menschen-
knochen. Die letzteren sprechen für pnl&oUthiache« Alter.
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Zoologie. 79
Unter dem von Anout« rhine untersuchten Material fehlten
jedoch menschliche Ueberrest« , vielmehr gehören die be-
treffenden Knochen alle den» Höhlenbären an. Er be-
streitet es durchaus, dass diese schwer zugängliche Höhle
vom Menschen bewohnt war. um so mehr, als auch Feuer-
steinsplitter und Asche fehlen. Aach lasst keiner der
Knochen Zahn» puren erkennen , die etwa als solche des
Menschen gedeutet werdrn könnten; es rühren solche
vielmehr zweifellos von jungen Bären her. Die Baren -
reale sind fast durchgehend» zu klein für den Höhlen-
bären, doch spricht für diesen die Beschaffenheit der
Zähne und das Kehlen der vorderen Prämolaren.
Bertkau. Fund des Höhlen baren unweit Ktromberge
bet Bingen. Correspondenzblatt des n»tu rhetorischen
Vereins der preussischen Rheinland«» und Westfalens,
1887, 8. 159.
Brie ton, Daniel G. On an ancient Human Foot-
print from Nicaragua. Proceeding* of the American
Philosophical Society. Philadelphia 1887. p. 437
— 444. Mit einer Tafel.
ln vulcanischen Tuffen am Managua -See fanden sich
Fußspuren de» Menschen. Di« betreffende Schicht liegt
21 Fa» unter dem Boden und wird unmittelbar von gel-
bem Sande mit postpliocmnen Muscheln überlagert, ln Mitte
des angeschnittenen Profils, etwa 10 Fuss Über den Fuß-
spuren befindet sich ein blauer Thon mit Maatodon-
liesten. Mastodon hat noch zweifellos mit dem Men-
schen zusammen gelebt, denn ln eluer später ver-
schütteten Teichanluge — in Concordia, Columbia — ,
di« nur vom Menschen brrrühren kann, kam ein ganze«
Mastodon - Skelet zura Vorschein. Die Tuffe mit Fuß-
spuren haben daher wohl höchstens oberpliocäne* oder
vielmehr richtiger ijoartäres Alter. Die Zahl der Fuss-
spuren selbst ist sehr beträchtlich. Sehr auffallend ist,
dass die zweite Zehe die längste von allen ist, was als
Zeichen einer inferioren Rasse angesehen wird. Ein Kuss*
abdruck lässt anscheinend sogar dna Tragen von Sandalen
erkennen.
Bürge, L. PreglacialMan and theAryan Race.
Boatou, MaB». 1887.
Liegt nicht vor.
derlei, E. Sopra i resti diCastoro Önora rinvenuti
nei dintorni di Roma. Uullelino di comitato geulogico
d’Italia, 1 RH 7. p. 278 — 284. Mit einer Tafel.
Id einer Höhle de» Monte Sacro fanden sich Säuge-
thierknochen, darunter auch Reste des Bibers. Die
Localitäl liegt 4 Kilometer vor Rom an der Via Nomen-
Unu. Ausser den Biberrestrn kamen daselbst auch solche
von Elephas antiquus, Hippopotumus major, Bo«
prlmigeniu» und Cervus elaphus vor. Knochen und
Zähne des Biber» kennt mau au*«er von dieser Locali-
tat auch aus Leffe, Arezzo, dem Torf von Verona, aus den
Pfahlbauten von Imola, Reggio und Varese und endlich
aas dem Tarnigi - Thale. In Frankreich wurde der Biber
nach gewiesen in den Tuftcn von Aube, der Höhle von
Lunel Viel, den Torfmooren der Somme, bei Paria, in
Deutschland im Rhein- und Neckarlöss , den Sanden von
Mauer, Moosbach, den Tuffen von Cannstadt, dem Torf-
moor von Urdingeu (?) und Haderslehen. Man kennt Biber-
reste auch au» den Schweizer Pfahlbauten, den dä-
nischen Kjökkeumüdding and einer Hohle des Altaigebirge*.
Im 15. Jahrhundert lebte derselbe noch am Po.
Dawaon, J. W. Fossil Men and th«ir Modern Reprä-
sentative*. .ite Edition. Loudon, Ilodder. 8(>. 356 8.
Liegt nicht vor.
Döderloin , L. , and E. ßohuhmacher. Ueber eine
diluviale Saugathierfauna aua dem Oburelaaaa.
Mitthcilungen der Commission für die geologische
tandesuntersuckung von Elsas* - Lothringen 1887.
Band I, 8. 75.
Einer der Steinbrüch* im BunUandstein, die sich von den
.drei Ecken" bei Colmar bi* gegen dn* Gebwriler Thal hin-
zieben, liefert« eine Anzahl diluvialer Säugetbierrcste. Die-
selben waren eingebettet in rinen braunen Lehm, der sich zwi-
schen Blöcken und Platten de» Sandsteins eingelagert findet.
Neben den Knochen enthielt der Lehm noch Feuerstein-
splitter, Topfscherben und Kohlenstückchen. In früheren
Jahren »ollen hier auch menschliche Skelettheile und
Schädel znm Vorschein gekommen sein. Da* vorhandene
Saugetbier- Material besteht der Hauptsache nach aus iso-
lirtrn Zähnen und Knochcniragracnteu. Es vertheilen sich
dieselben auf M a ul wurf, M nrmelth ler, Myoxus glis,
Arvicola amphibiu», M yodes torq nntus, lemnut,
Lepu» variahili», Wolf, Fuchs, Höhlenbär, brau*
ner Bär, Gulo borealis, Putorius «p. , Höhlen-
hyäne (crocuta), llöhlcntigrr, Luchs, Wildkatze,
Mammuth (Backzähne, Stossühne und Kxtremitätenknn-
chea), Wildschwein, Hi ppopotamu»? (ein sehr proble-
matischer Backzahn), Rhinoccros tiehorhinus, Pferd.
Ken eh i er (nebst dem Pferde eines der häutigsten Thier«),
Cervus spelaeus — Edelhirsch, Gemse, Steinbock
(? nur zwei Zähne), Orttier und Hautrind — dilMS
jedoch an einer amleren Stelle gefunden und zweifellos viel
j Enger.
Es wäre nicht unmöglich , da» diese Thier« verschiede-
nen Zeiträumen nngehören, doch halten hier sicher Höh-
lenbär und brauner Bär und Edelhirsch und Ren-
thier zusammen gelebt. Die Ksunn hnt einen subarctischen
und Höchgeblrgtcharakter. Der Cervus spelaeus stimmt
hinsichtlich der Grosse der Molaren mit Elenn und
Riesenhirtch; ihre Form weicht von jener der Elenu-
Molnren wesentlich ab. Die Prämolareu unterscheiden
sich aber wesentlich von denen de» Riesenhirsch ubd
stimmen besser mit Edelhirsch. Es gehören die»« Zähne
wohl der nämlichen Hirschart an , wie die Geweihe von
Schiltigheim. die alt Cervus canadensis bestimmt sind,
aber jedenfalls zu dem Strongylocera» spelaeus Owen
passen. Die Identität zwischen diesem und Cervus eana-
densls ist noch nicht bewiesen.
Fritsch, C. Frh. v, Zahn von Elepha* nntiquu*
Falce im Diluvium. Zeitschrift für Naturwissen- *
schäften. Halle 1887. 60 Bd., 8. 86.
Gaudry , Albert. Une lettre de M. Zawiaza *ur le
Quaternaire de la Pologne, Bulletin de 1& aoeiet«
glologique de France 1887, p. 143.
In Polen fanden sich bearbeitete Elfenbeinstilckc , vom
Mammuth herrührend, die Fische darstellen und eine
sehr geschickte Hand verralhen. Mammuth und Khino-
eeros haben »ich dort bis ans Ende der Quartärzcit er-
halten, während ln Frankreich das Rhinoceros damals
schon ganz ausgestorben und das Mammuth sehr selten
geworden war.
Gaudry, Albert. Sur le aquelett« d'un petit Urans
spelaeus. Bulletin de la aoetetä gfalogiqtM de
France 1887, p. 423.
Gaudry, Albert. Le petit LTreu* spelaeus de
Gargos. Comptea rendua de* s4anc«a de Pacad^mie de*
acience« 1887, T. CIV.
' Während der echte Ursus spelaeus viel grösser ist
als der Griiztybär (Ursus horridus) und der braune
Bär (arctosl, ist der Bär von Gurgtu kleiner als beide;
in seinen sonstigen Merkmalen stimmt er jedoch ganz mit
Ursus spelaeus überein. Im Gegensatz« zum braunen
Bären zeichnet sich der Höhlenbär durch die relativ«
Kurze seines Unterschenkels aus. Die schwachen Krallen,
der Verlust der meisten Prämolaren und die Länge der
hinteren M. lauen fast auf eine mehr gemischt« Nahrung
schUesseu, als der braune Bär zu sich nimmt. Während
die Läuge de» Schädels beträchtlicher ist als bei diesem,
sind die Eitremitätenknochrn bei dem kleinen Bären von
Gargas kleiner. Der Scheite) kaum ist schwächer als beim
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80 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
gewöhnlichen Höhlenbären. Er lebte mit dieser» xu-
«■immrn und war nicht allzu selten. Kr findet «ich auch
in i'Hrrm und Aubert (bei St. Glron»), sowie in Belgien;
die dortigen Schädel sind jedoch audnllrltd breit. Auurr den
Hub len baren enthalten manch« Hohlen auch Bärenreste,
die man auf den Grizzly hären bezogen hat, doch schei-
nen dieselben nur von einem starken (Traue urcton
herzurühien. Die Bären re* te sind am hantigsten in den
rtnstersten Theilen der Höhlen. Die Höhle von Garga*
giebt wähl auch Aufechlüs«* Uber die Chronologie der
(ilacialerscheinungen. Obwohl in den Schichten dea
Magdalcnicn di« Kenthierr«at« so häutig sind, «nt*
»(■rieht diese Periode doch nicht der grössten Ausdehuuug
der Gletscher, sondern scheint junger zu sein. Auch die
Periode der Höhlenbären scheint erst auf die eigentliche
Eiszeit gefolgt zu sein, dehn während der Eiszeit war diese
Höhl« ganz von Eia ein geschlossen, wie die erratischen
Blöcke zeigen, di« auch in der Höhle selbst anzut reifen
sind.
Gttudrjr , Albert. La grotta de Motitgaudier.
Materiaux pour rhiatoire primitive de
l’homnte 188", p. 57 — 61.
Au» dieser Höhle stammt das schon früher erwähnt«,
zu einem ('omiuandostab (! !) verarbeitete Kenlhier-Gcweih.
Noch früher will mnn daselbst ebenfalla Knochen mit
Schnitzereien gefunden haben, and zwar in einer Schicht,
in welcher auch Ithinoceros tichorhinu« und Höh*
lenhär vorkonimen. Die Höhlen enthalten entweder aus*
schliesslich Knochen aasgestorbener Thiere oder ausschliess*
lieh solche Beste, welche tur die Anwesenheit des Menschen
sprechen. Die letzteren Hohlen sind auch viel leichter zu
betreten und viel geräumiger. Diese Angaben wurden
auch durch die letzten Untersuchungen bestätigt. Die
oberste Schicht lieferte früher Feuerstcingerathe und Nadeln
vom Magdalenien-Typu.« nebst Hyäne, einen grossen Boa,
Pferd und Ken. lut Jahre 1865 fandPaignon in der tief-
sten Schicht den erwähnten Cominandostub nebst Feuerstein-
reräthe» vom Solutre-Typu» und zahlreiche Thierknochen.
Bei seinem letzten Besuche entdeckt« Gaudry Elfenbein*
stücke mit Gravirungen, eine ähnlich bearbeitete Kippe vom
Auerochsen und Fcurrstrinstücke mit feinen Sch)ag*pureu.
Höhle nlöwe, Höhlenhy ine, Höhlenbär (kleine Raset),
einen plumpen kleineren Bären, Wolf, Ur, Ren, Cor-
vo» canadeoais, Eber, Pferd und K hinocero« ticho-
rhious, doch fehlten Reste von Mnmmuth ausser jenen
Ellenheiustücken. Dafür landen sich Backzähne eine« klei-
nen Mammuts in der benachbarten Höhle von la Chaise
zusammen mit Knochen der eben genannten Thiene. E*
darf daher auch tttr die erwähnten bearbeiteten Renthier-
gnwcih« daa nämliche Alter festgestellt werden. Noch
tiefer wurden auch noch Holzkohle und Asche gefunden
neb»t Knochenntiickcn, von welchen eins al» Harpune vom
Magdalenientypu» gedeutet werden konnte, ferner die Reste
der ol*en »ui gezählten Th»«*re, unter denen sich besonders
Pferd, Ur und Ken durch ihre Häufigkeit auszeichnen.
Gaudry ist daher der Ansicht, das» nur diese Thicre dem
Menschen zur Nahrung dienten , nicht aber M a m •
muth und K hinocero».
Gümbel, W. ▼, Kurze Erläuterungen za dem Blatte
Bamberg. Nr. Xlll der geognosti sehen Karte des
Königreichs Bayern. Cassel, Theodor Fischer, 18H7.
54 Beiten.
Von dieser Abhandlung ist hier der Abschnitt „Quartäre
oder diluviale Ablagerungen1* zu besprechen.
Der Lösa erstreckt »ich von W’ürzburg al» Hochterras»e
das Maintha] aufwirt» bi» zur Mündung der Regnitz. Er
Ui als Fluthablagerung nufzulassen, und zwar stammt
derselbe aus der Zeit, in welcher die Flosa« ihr Bett noch
nicht so tief eingesebnitten hatten wie heutzutage. Zum
Thril »teilt er auch Gehänge« berdeckung dar. die jedoch
vielfach erodirt erscheint. Bi» Bamberg enthält er noch
die Lössconchylien und die charakteristischen I.ö«*m*nn-
chen. Viel Aehnhchkeit mH dem lö«i zeigen die »ehr weit
verbreiteten diluvialen Lehmbildungen , doch fehlen die
ölten erwähnten, für höt* so bezeichnenden Einschlüsse.
AI» weitem Dituvialhildungen finden »ich auch Sand* und Ge-
rullablagerungen. Diese letzteren Bildungen enthalten nicht
■eiten Reste von Diluvialthieren, Mummnth und Khinoceros.
Do» fränkische Juragebirt zeichnet sich durch den Reich-
tbum an Höhlen aus, die ihrerseits in Folge ihre» Reich-
thuma uo foeeitcn Säuget hiermsten Berühmtheit erlangt
halten. I»ie Knoc hen liegen in dem etgenthümlicheu Höhlen -
lehm, sind aber oft auch durch Kalksinter verkittet.
Die häutigsten Thier# sind Höhlenbär, Hyäne, Löwe, Luch*,
Wolf, Fuchs, Schwein, Pferd, Ken, Ur und Mamrauth.
Besonderes Interesse verdient die Mikrofuuna, in welcher
Ne bring zahlreiche nordische Thierarten — z. B. Lem-
ming — nschgew ie»en hat; nicht weniger interessant ist
da» Vorkommen von Riesenhtrach und Moschui-
ochsen — sowie die Anwesenheit von Stachelschwein —
von Ranke gefunden. Manche dieser Höhlen haben den
genannten Thirren , namentlich aber den Höhlenbären als
Wohnung gedient. Dass der Mensch bereit* gleichzeitig mit
dieser Fauna zur Diluvialzelt In Franken gelebt habe, hat
Esper gezeigt : er fand in einem noch unberührten TTteile
der Gallenreuthpr Höhle Menschenknochen zusammen mit
jenen von Höhlenbären etc. Auch in der Räuberhöhle im
Kanbthale und in der Ofnet bei Nördlingcn wurden Reste
de» diluvialen Menschen gefunden, sowie gespaltene Röhren-
knochen. Viele der Höhlen waren jedoch auch noch in
der neoHthiaehen Zeit vom Menschen bewohnt. Am reich-
sten an Knochen diluvialer Säugrthiere sind die Gailroreuther
Höhle, die Sophienhöhle und da» Kuhloch hei Kabrnstein,
die For*terhöhie bei W'ni«chenfeld, dos Zahnloch hei Ster-
ling und die Schön Hein höhle Itel Streitberg.
Hannen , ßören. Lago« Haut« Racen. En anthm*
pologisk UadmUgdsa af jonlfuudne M«nne»kelev*
niuger fra braailianake Huler Mod et Tillaeg on> det
jordfundne Mennenke fra Puntimelo ved Bio de Arre-
cifea, 1« Plata. E Museo Lundii. Kn Hämling af
Afliandlingnr om de i det indre Brasilien# Kalaten-
huler nf Prof. Peter Vilh. Lund udgravede og
i den Luud»ke |>alaeontologiskn Afdeling af Kjöben-
havna Univereltet* Zoologiak« Museum opbrrande
Dyre Og MeomricekBOgler« I. Band. Kupenhftgeti
1866. 37 p. 3 Tafeln. 4®.
Die Menschenreste aus den Höhlen von Lagos Santa
(Minn» Gerte«) sind niemals mit solchen Tlileren vermischt,
du»» man auf gleiche» Alter »chliessen könnte. Die Höh-
len waren freilich schon vollständig durchwühlt , bevor
Lund seine Ausgrabungen begann. Die Sammlung in
Kopenhagen enthält 15 Schädel und zahlreiche Knochen —
30 Unterkiefer. — AH« die** Reste sind calrinirt und von
brauner Farbe und oft mit Eisenocker überzogen. Die
Reste vertheilen sich auf Wide Geschlechter und alle
Altersstadien. Die ScHä-Je! sind sehr hoch und sehr
lang — dotkhoeephal — , die Kiefer stark. Im Ganzen ge-
währen diese Reste kein besondere« Interesse. Sie erinnern
an den Papuatypus.
Hannen, ßören. L’homme fossile de Pontimelo. Ibidem.
Da» Skelet lag unter einem Panzer von Glyptodon.
Drr Schädel wurde von verschiedenen Anthropologen unter-
sucht. Nach den Angaben von Roth scheint die Gleich-
altrigkeit de* Menschen mit dem Glyptodon zwar nicht
bewiesen , aber auch nicht ganz unmöglich gewesen zu
sein. Die onteologischen Merkmale stimmen mit denen der
Reste von Lagos Santa überein,
Hieka , Henry. The Faun« of the Ffynnon Bneno
('ave* und nf the Norfolk furewtbed. The Geological
Magazine 1887, p. 105 — 107.
In Erwiderung auf Newton* * Einwände bemerkt Vesf.,
er hätte nur t*hauplet, dass die Fauna der Kfynnon Bucno
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81
Zoologie.
Cavea etwas Elter sei, als jene der echt postglacinleo Flau*
ablagerungon. Viele nordische Thier*- lebten wohl schon
in England, bevor die eigentliche VerglrUcberung begonnen
hatte, überall da, wo sie eben günstige Bedingungen vor-
fanden. So lebte sicher schon «lat He nt hier zur Plio-
cEnzeit , bewohnte aber damals noch Gebirge und kam
erst nach Süden in Folge des Vorriicken* der niedrigen
Temperatur, wahrend wieder andere, Wärme liebende Formen
noch weiter narb Süden getrieben wurden. Es wäre so-
nach die interelaciale Fauna iin Nonien zugleich noch
präglacmi im Süden. Im Norfolkbed linden sich auch schon
Yielfras» und Moschusochse; das Kenthier lebte
aber damals noch weiter nördlich. Der Löwe und die
Hyäne fehlen im Foreatbed, weil sie Höhlen bewohnten.
Die IMiocäntäona lässt schon auf eine allmäiige Abkühlung
de« Klimas srbliesscn. Von «len Tlüeren des Foreatbed
gehen ins Pleistooin Hippopotamus, Rhinoeeros
tichorhinus, Elepbas antiquus, Elaphua, Pferd,
Macbairodus und Ca stör; nur ganz wenige Pliocän-
formen fehlen im Pleistocän.
Ho worth > Henry. The Mammoth and the Flood.
564 p. London, Sampoon Low , M amton Bearle and
Kivington, 1887.
Liegt nicht vor. Ref. in Mat6riaux pour l’histoire primitive
de l’homme 1887, p. 432 und in; The Zoologist 1887, p. 438.
Verfasser huldigt in Bezug auf die Erklärung der
Glacialbildungen ganz eigenartigen, von den allgemein gül-
tigen fundamental abweichenden Ansichten , die in einem
späteren Abschnitte begründet werden sollen. Mammut b,
Rhinoeeros, das Rie«enfaul thier, sowie der palio-
lithische Mensch sind nach ihm durch WasserHulhen
zu Grunde gegangen, die durch die Erhebung der Gebirge
veranlasst wurden. Der bis jetzt vorhandene Tlieil dieses
Werke« beschäftigt sich mit den Main in uth -Funden in
Sibirien , Europa und Nordamerika und der Mammuthzeit
in Südamerika, Westindien und Australien, womit nach-
zuweisen versucht wird , dass die Annahme von Aufein-
anderfolge der einzelnen PleiBtocänfaunm und von luter*
glacialperioden , sowie von Wanderungen des M a ui m u t h
ganz irrig sei. Auch wird der Name Mn mm uth schon
aas der Bibel abgeleitet,
Hoch) A. Dritter Nachtrag za dem Verzeichnis« der
U rsäugethier-Ueberreate von Siebenbürgen und
auf den Urmenschen bezüglichen Funden. Orv.
tenn. tud. Erteaitö. Klausenburg 1886. Ref. in Föld*
Um; Közlöny 1887, p. 291.
Seit dem Jahre 1879 wurden dem Verfasser folgende
Funde bekunnt : I. Bei Sepai Sie nt Gyorgy neben Geräthen
aus Extremltäteuknocht-n : C-anls faniiliaris, Kbinocc-
ros tichorhinus, Equus caballus und Cervu* ela-
hus. 2. Mammuthreste kennt man von Hidvdg,
tfaiva, Kis-E*küllö , dem diluvialen Temssenlehm von
Alt Füld und dem Diluvium von Virfalu. Cervu« ela-
phns von Mt-sxrshrly und Zägon, von Zägon auch Wild-
schwein. 3. Equus primigenius aus dem Lignit von
Köpecx. Equua caballus fossilit von Nyiräd-Szereda.
4. Aua dem mitteleocänen Siobkalk von Kolozsmonostor
Delpbinu« sp. von Hoja Halitherium von Sztrigy
Acerotherium «p. 5. Au« d*~m Aquitanischen Sand-
stein von Klausenberg Antb raentheri um sp. 6. Von
Tordos stammen Hirsch, Reh, Capria, Ovis, Bos, Sus
acrofa, Equus caballus, wohl alles Küchenabfälle drs
dortigen Urmenschen. Endlich sind zu erwähneu Reste
des Höhlenbären von der Bedelöer Alp«.
L&dridre. Dicouvert« d'une silex taille etd’un defense
de Mammouth ä Vitry en Artois. G'omples ren-
duea bebdomadaires de« aeaucea de l’acaditnie des
»ciencea. Pari«. T. CVI, p. 513.
Lumplugh , Y. W. Mamtnaliferous öravel at
Ellougbton in the Hnmber Valley. Nature, VoL 36,
1887, p. 153.
Archiv fUr Anthropologie. B«L XIX.
Der Aufecblua* zeigt zu oberst Ackerkrame, 2l/j Fass
mächtig, mit britischen Grabstättrn, darunter steiniger Sand
und Gerolle mit Feuersteinen und erratischen Blöcken,
8 Kuss mächtig, unter diesen gelber Sand, 5 Fass mächtig,
mit einem M aminuthatOttzahn und anderen Knochen.
Der Autor glaubt, «lass dieser Zahn bei »einer Schwere
nicht wohl durch Wamr traiisportirt sein könne, soiulern
in Ei* eingefroren an seine jetzige Lagerstätte gelangt sein
dürft«.
Martinet. L'liomine oontemporain au Mammouth
& 8py. R«f. über Marcel de Tuydt und Max
Lobest in; Materiaux pour rhistoire primitiv« de
l'bt>mm« 1887, p. 242 — 245.
Die Höhle bei Spy unweit Kamur ist unter dem Namen
Bec aus Koches bekannt. Die untersuchte Terrasse ergab
drei Lageu mit Knochen. Die erste Schicht enthielt
nur wenige bearbeitete Feuersteine und Knochen von
Hi rach und Mammutb. Die Feuersteine sind zum
Theil auf zwei Seiten behauen und nachgearbeitet.
Die zweite Lage bietet über 20 Saugethierarten, davon
besonder* in erwähnen Rhinoeeros tichorhinus, Pferd,
Mammutb, Hyäne, Höhlenbär. Die Men»cheu dimer
Periode bearbeiteten Elfenbein — ■ Ringe , Stäbe — Horn,
Calcednn und Feuerstein. Die Steingeräthe haben hier
keine Patina und gehören dem Typus von Moustttre an.
Die dritte Lage enthält so ziemlich die glricheo Thier-
arten wie die zweite, dazu aber auch Meuschen-
knochen — zwei nahezu volLtändige Skelete. Dass diese
menschlichen Rente an« der nämlichen Periode hemibren,
wie die Re«tc de* Maromuth, Rhinoeeros etc., kann
nicht bezweifelt werden. I>ie Dicke der Schädetknorhen
ist eine sehr beträchtliche. Die Augenbrauenhogen treten
stark hervor. Die Unterkiefer zeichnen «ich durch ihre
Höhe, die Zähne durch ihre Stärke au«. Der letzte Molar
ist ebenso «tark wie der vorletzte — lauter inferiore
Merkmale. IRese Menschen müssen gleich jenen vom
Kcauder-Thul nud Naulette klein und plump gewesen «ein.
Die Feuersteiue ans dieser dritten Schicht zriglen Nach-
arbeitung und stimmen am meisten mit jenen vom Mou-
«ti^re-Typn* überein.
Modigliani) Elio. Grotte de B^rgeggi pr&« de Savone.
Archivio per l’antropologia e etnologia. XVI VoL,
2 fase., p. 407 — 412. Rev. in Matdriaux pour
lliiatoire primitive Thomm« 1887, p. 76.
Bei Suronu befinden sich zwei Höhlen, Die Höhle von
Bergeggi wird hei SturmHuthcn uofer Wasser gesetzt, lu
einem Niveau von 2 Meter über dem höchsten Wasser-
stande öffnet steh ein Gang, in welchem Skelete au« der
paläelithisrhen Zeit zum Vorschein kamen. Vor jener
Periode war auch dieser Theil der Höhle vom Meere be-
deckt, wie die Muschelschalen zeigen. Die Untersuchungen
lieferten vier menschliche Skelette und zwei Schädel,
Knochen von Hausse h wein, Wildschwein und Wieder-
käuern, rohe Topfscherben mit Fingereindriicken, Meeres-
conchytien, verschiedene Steingeräthe, einig« davon gut
polirt, und Bronzefibeln. Trotzdem stellt der Antor diese
Reste in die neolithiscbe Periode.
N&daillaC) de. Lmpreints fossile» de pas humaina
deoouverti daus 1« Nicaragua. La Nature 1887,
Nr. 770.
Siehe B rinton in diesem Literatur bericht.
Nehring, A. Uebar die Mumie eines langhaarigen
ln ca Bunde« von Ancon in Peru. Bitznngaberirht
der Gestdlacb. naturforschender Freunde zu Berlin
1887, 8. 139—141.
Di« Mumie war mit Baumwolle umhüllt und in Typha-
blätter eingewickelt. Das Individuum gehörte der Schäfer-
hund-ähnlichen Race an — Canis Inga« preuariu«.
F.s nt auffallend langhaarig , wahrend diese Rasse sonst
kurzhaarig ist. Es war hier sicher eine Teudeiu zur Rasse-
bildung gegeben.
11
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82 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Newton, E.T. Note on *omp roeent addition« to the
Vene brate Fauna of Norfolk PreglacUl „Forestbed*.
The geotogical Magazine 1887, p. 145 — 147. Mit einer
Tafel.
Zu d*n bisher bekraatn Wirbelthiematen kommt nun
noch Lutra vulgaris, Htibo maximus, Spatula
clyprata — eine Ente und Phalacrocora* carbo —
Com o ran.
Newton E. T. Tbo Ffynnon Buenu Care. The geo-
logiral Magazine 1887, p. 84.
11 ick» hatte in der gleichen Zeitschrift behauptet, da»« in
dieser Höhle eine Anzahl Thiere vertreten seien, die auch
im Norfolk forest U*d Vorkommen und mithin präglacial
»eien. Dem hält Verftwr gegenüber, das» diese Höhle
zugleich auch liebte von Thieren enthalte, die im Knrstbed
fehlen, wie Reo, Rhinocero« tichorhinu», Löwe.
Ausserdem sind auch alle Thiere , welche diese Höhle
mit dem Foresthed gemein hat, keine eigentlich präglm ialen,
denn in derselben fehlen die charakteristischen Formen, wie
Rhinocero» etrnscu», Trogontherium Cuvieri,
Myogale mosrhnts, Klephas meridion nlis, grosse
Hirsche, wir Sedgewicki, rerticornis, Fol y g n acut,
Ssvinii. Siehe „ Hicks1* in diesem Lileralurbericht.
Herrin, A. Decou verte d’une df-fense de Mammouth
dann la Haute-Savoie. Materiaux pour l'bistoire primi-
tive de Phonim« 1887, p. 801»
In der Gemeinde liellrvaux (Haute -Savoie) fand sich in
postgUcinlrn Schottern ein riesiger Mam m u t h -Stosszahn.
Wichtig ist der Fund deshalb, weil solche Reste in den
Alpen bis jetzt noch so gut wie gar nicht bekannt ge-
worden Bind.
Piotto, Ed. E quid 4s de 1* Periode quaternaire.
Materiaux pour i'liiatoire primitive de l'bumme. Paria
1887, p. 35« — 368. Mit mehreren Holzschnitten.
In Frankreich lebten zur Quaternärzett zahlreiche Arten
von Pferden. Aus der Renthierperiod« sind nns ver-
schiedene Schnitzereien aus Rcnthiergeweihcn , Pferde dar-
stellend, aberliefert. Die Höhle von Pont du Gsni ent-
hielt einen Knochen mit eingegrabener Zeichnung eines
Hera* onus, die Höhle von Lorthet und Höhlen der Pyrenäen
lieferten Zeichnungen vom Zebra. AU Zebrakopf ist rin
geschnitzter Dolcbgriff sus Kcnthiergrwrih aus der Höhle
von Jourdan zu deuten. Zur Renthierzeit gab es jedoch
auch echte Pferde. Von der nämlichen Locolität liegt
die Zeichnung eines solchen vor; von dem lebenden Pferde
unterscheidet es sich durch seine aufreebtstehendo
Mähne. Zeichnungen von Pferden mit liegender Mähne
üind bis jetzt noch nicht gefunden worden, auch das Pferd
von Solutre war daher vrrrauthlirh noch mit aufrechter
Mahne versehen , sofern es überhaupt ein echtes Pferd
war. Dies« alten Pferde hatten auch nur wenige Schwanz-
haare, und auch diese nur als Quaste nngeordnet. Eine
Varietät dieser Art besäst einen kuran plumpen Kopt.
Ein anderer pferdihnlicher Equidc zeigt Zebraxricbnuug,
doch waren die Streifen "ehr viel dichter und zahlreicher
als bei den teilenden Zebras. Diese* Thier hatte ganz
kurze Mähne und sehr schlanke Glieder. Die letzter-
wähnten Schnitzereien sind in Elfenbein au*gefiihrt. Die
erste stammt aus Amdy (Ba**e«-PyTcnl«*), die zweite au»
Thaingeu , die dritte und vollständigste au* den Pyrenäen.
Die Flecken am Kopfe scheinen variabel gewesen zu sein.
Diese Farm dürfte in der Mitte stehen zwischen den
Ahnen der lebenden Pferde und jenen der Zebras. Der
Verfasser giebt der seilten den Namen Maculatu s. Du«
das PlVrd ursprünglich eine «ebrsartige Zeichnung be-
sessen haben muss», ist auch von anderen Autoren ange-
nommen worden.
Jedenfalls verdient diese Mittheilung allgemeine» Inter-
esse, denn bekanntlich waren wohl sammtlicbe Käogcthiere
mit solcher Zeichnung ursprünglich ausgestattet. — Der
Referent.
Pohlig, H. lieber Elephas trogontherii tfnd
ßhinoccros Mercki von Bixdorf bei Berlin. Zeit-
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1887,
8. 88 — «:*. Mit einer Tafel.
Der bisher sIs E. antiquus bestimmte Elephantrnzahn
Von Riidorf ist ln Wirklichkeit ein solcher de» E. tro-
gontheri. Dieselbe Art hat mit antiquus die Larnel-
lenrahi und mit priroigenius die Gestalt der Schmelz-
figuren der KauHirhe gemein. E* wurde diese Art zuerst
in Thüringen gefunden und gehört den Unter- und Mittel-
pleistocän an. Verfasser bezweifelt auch das Vorkommen
des E. meridionalis im Forestbed. Die Rhinoceros-
Ke»te sind wirklich auf Rhinocero» Mercki zu beziehen,
auf eine Varietät desselben, die noch mit tichorhinu»
zusammen gelebt hat. Die von Nehring als Mercki
bestimmten Reste aus Westeregeln sind solche von ticho-
rhinus, Mercki findet sich dagegen im Braunschwei-
gischen bei Erxheim. Fände »ich Mercki w irklich in Wester-
egeln, so batten wir es doch nicht mit Löss, sondern mit
einem Aequiralrnt der Rudorfer Sande zu thun. Fraas
giebt dies« Art auch für dir Üfnet bei Nördtingen an, wo
sich ausserdem auch tichorhinus findet. Ebenso soll
Mercki in Sibirien Vorkommen. Pohlig bezweifelt die
Richtigkeit dieser beiden Angaben. Die im Eise .Sibiriens
eingesrhlossenen Thiere haben wohl kaum vor der Ver-
gletscherung gelebt , da ihre Knochen sonst zerquetscht
»ein müssten , wie dies wenigstens bei den F.lrphanten-
stMsiähuen in Oberitalien der Fall ist. Rh. Mercki lebte
in einem gemässigten Klima und wurde von tichorhinus
überdauert. In Italien fehlt derselbe. Die Rudorfer Sunde
gehören einer anderen Periode an, wir die Mosbacher Sande.
Denn sie enthalten ausserdem auch Ovibos moschatus
und tichorhinus, während in Mosbach Hippopotamus,
Elephas antiquus und Trogontherium augetroffen
werden, die auf ganz abweichende, klimatische Verhältnisse
schliessen lassen.
Da» Mittel pleistocän gliedert »ich folgendermaasaen :
111. Mammuthstufe. Löss, Höhleulehm, oberer Geachtelte-
Ichm, Thalschotter, untere» Ubcrpleislocäa.
II. Stufe de» Rhinocero» Mercki.
2. Antiquusstufe. Die Tuffe Thüringens mit Bh.
Mercki und Mummuth; häufig antiquus.
1. Trogontheriumstufe. Die älteren tiuviatilen
Schotter mit Elephas trogontheriL
Diese Stufe 1. zerfällt wieder in:
B, Mosbachrr Sande, tiefere Terraswnschottcr mit
Hippopotamus, Trogontherium uml Elephas
antiquus und
A. Riwlorfer Stufe, höhere Terrassen mit Ovibos,
Rhin, tichorhinas, Mammutb und selten
Mercki.
I. H auptglacialstufe. Aelterer Gesrhirbelehm.
Da» Alter de» englischen Forcstbed ist davon abhängig,
ob die dortigen Elephanten- Reste dem meridionalis —
plioeän — oder dem E. trogontherii angehören.
Pohlig, H. Jugendlicher Stomzahn von Elephas
pri trugen ins. CorrespondeozblMtt dea nnturhisto-
rischen Vereins der preuasischen Rlminlande und
Westfalens 1887, 8. 15«.
Der Zahn zeigt noch Spuren des Schmelzhandr», da» bei
Elephas sonst nicht vorkommt, wohl aber tur Mastodon
sehr charakteristisch ist.
Pr entwich, Joseph. Considerations on the Duration
aud Conditious of tbe Qlacial Periode with Reference
to the Autiquity of Man. Quarterly Journal of tbe
Geologieal Society of London 1887, ’p. »93 — 410.
Die neuesten Untersuchungen im Somme-Thal bei Amien»,
an der Seine bei Pari» und des Thaine* und Avon bei
Salisbury ergeben, dass der Mensch während der Prä-
glacialzeit gelebt hat, d.h. wenigstens schon zu der Zeit,
als die Gletscher noch nicht ihre grösste Ausdehnung er*
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Zoologie.
83
reicht hatten, sondern noch im Vordringen begriffen waren.
Man würde daher freilich bester von einem glarialen oder
congiacialen Menschen sprechen als von einem prägtacialen.
Da die Eiszeit, die Periode der grössten Kalte und der aus-
gedehntesten Vergletscherung, auf 1 5 000 bi* 25 000 Jahre
geschätzt wird, da* Abschmelzen der Gletarher sodann
etwa 8UÖ0 bis lOOtM) Jahre gedauert hat, so darf man
das Alter de« paläolithischen Menschen immerhin auf
20ÜOU bi* 30 0O*> Jahre schätzen. Sollte der paUudithischc
Mensch aber wirklich erst nach der Eiszeit erschienen
sein, so hätte er doch immerhin noch 10 000 bi* 15 000
Jahre vor dem neolithischen Menschen voraus. Da»
Alter von 200 000 Jahren , das man dein Menschen xu-
schreiben so müssen glaubte, ist entschieden su hoch,
wenn man bedenkt, dass seit dem ersten Auftreten des-
selben so viele gross« Land säuge thie re au» gestorben
sind, ohne das* der Mensch selbst wesentliche Armierungen
erfahren hätte, ln Nordeuropa reicht der neolithische
Mensch kaum weiter surück als 3000 bis 4000 vor Chri-
stus, in Asien war derselbe jedoch schon 4000 bi* 5000
vor Christus civilbirt.
Regazzioni. La Station pr^historiqae de 1« Lagozza.
Bolletino di paletnologia italinna. 8er. 11, T. III. 1867.
Bef. in: Mntcriaux pour l’histoire primitive de Tbommr
1887. p. 294.
Die Pfahl liauten von Lagnzza haben eine beträchtliche
Ausdehnung. Sie liefern Geräthe aus Hirschhorn,
Strati t, Serpentin und Bronze und gehören der neolithischen
Zeit an.
Bergi. De l’homme tertiaire en Lombardie. Ms-
fertaux pour Thistoire primitive de lliomme 1887.
Bef., p. 392.
Das Alter der betreffenden Reste wird »ich nie mit
Sicherheit feststrllen lassen. Topinard war an Ort und
Stelle geneigt, dasselbe ins Tertiär zu versetzen, hat aber
später diese Ansicht wieder aufgegebeo. Kür Qu atrefages
sind die Schädel von Castenedolo und die Entdeckungen
Cupellini’» und Kame's die einzigen Beweise für die
Annahme der tertiären Menschen.
Bteraol, T. Binoceros tichorhinus Cuv. Aus dem
Diluvium von Chemnitz. Berichte der naturwissen-
schaftlichen Gesellschaft von Chemnitz. Bd. 10,
1887, 8. 140 — 143. Mit Tafel.
Struokmann , C. Notiz über das Vorkommen des
Moacliusoclisen (Ovibos moschatus) im dilu-
vialen Fluaskie» von llamcln a. d. Weaer. Zeitschrift
d. deutschen geologischen Gesellschaft 1887, 8. 601
— 604. Mit einer Tafel.
In den unteren Kiehschichten de* We*«rschottcr* fand
sich da* Schädelfragment eines Moschusochsen zu-
sammen mit Elephas primigeniu», Rhinoceros
tichorhinus, Cervus elaphu», Bison priscus, Bos
primigeniu* und Kquu* caballua. Das Stück sieht
jenem »ehr ähnlich, welches Römer in Schlesien ge-
funden hat und gehört einem weiblichen Individuum an,
während die Reste von Dömitz an der Elbe und aus Lan-
geubrnnn an der Donau auf männliche Individuen zu be-
ziehen sind. Man kennt Reste de* Moschusochsen
ausserdem auch vom Kreuzberg bei Berlin, von Jena,
Merseburg, vom Vnkrlstein am Rhein, von Moselweis* and
Vallendar am Rhein. Am häutigsten «iud dieselben in
Schlesien. Jene vom CukeUtein zeigen künstliche Ein-
schnitte.
Tardy. L'homme quaternaire dans la vallAe de l'Ain.
Bef. vod Arcelinin: Matdriauz pour Hüstoire primi-
tive de rhoinme 1887, p. 89.
Die Alluvionen an der Ain haben eine Höhe bis zu
260 m, beim Plateau von Kapl bi* zu 700 tu uud bestehen
au* alpinen Gerollen. An der Basis der Alluvionen bemerkt
man oft Moränen. Aiu Rande diese* einst vergletschertet!
Gebietes bei Boban fand sich nun ein Feuersteinbeil au»
dem Cheileen, da* auf den Aluvionen lagert. Es war diese
Ablagerung daher jünger als dir Glacialgebilde und Kluse-
arhottef. A rceli n erklärt den Lehm, in weichem dieses
Werkzeug gefunden wurde, ab Temuuenlehiu, vermut hlich
äolischen Ursprungs und daher jünger als die Moränen.
Tdgi&s, Gabriel. Zwei neue süd ungarische Knochen-
höhlen. Földtani Közlöny I geologische Mitthei-
lungen). Zeitschrift der ungarischen geologischen
Gesellschaft. 17. Band, 1887, 8. 115—120.
Die eine dieser Höhlen liegt bei Petrocz im Comitat Hunyad.
Von Tbieren fanden sich nur Reste des Höhlen-
hären und auch die*« haben auf keinen Kall hier gelebt;
ihre Knochen sind vielmehr durch Hocfcflntheu einge-
sebwemmt worden. Die zweite Höhle liegt bei Buhuy im
Comitat KrassA-Szöreny. Schon früher fand »ich hier ein
Stein borkschädel , spater dann auch Kiefer und Femur
vom Höhlenbären, und zwar von riesiger Grösse. Das
Vorkommen des Bteinbocks in der nur 800 in hoch ge-
legenen Höhle von Steierdorf deutet darauf hin , das» da-
mals dieses hochalpine Thier in Folge der Vergletscherung
der Gebirge in tieferen Regionen gelebt hat. Man hat
Steinbockreste auch bei Aussig in Böhmen gefunden zu-
sammen mit Mammuth, Rhinoceros, Pferd, Ur und Höhlen-
bär, dann in den Höhlen Ton Cro Magnon, Le» eyzie»,
Bruuiqnel, Gibraltar, Mentone, Laugerie Bass, Laugerie
liante, George dVufrr uud einem Pfahiban bei Kempten.
Anmrrk. des Ref.
TrAbueco f Giac. Considerazione palaeologiche »ui
resti (U Arctomya marmott» ecoperti neUe tane
del coli« di 8. Puucrazio presao Bilvauo d'Olba (Alto
Mont« ferrato). Paria 1887. 8°. 38 p. 1 Tafel.
Weithofer, Anton. ITeber ein Vorkommeu von
Baelreaten in der Höhle Pytma jama bei Gabro-
witza nächst Prosecco im Küstenlande. Annalen des
k. k. naturhistor. Hofmuseums. 1887, Bd. 111, B. 7
— 14. Mit 1 Tafel.
Das Material besteht au* einem Schulterblatt, einem
Melatrorpale nebst den dazu gehörigen Phalangen. Die
Grössenverhältnisse sprechen eher fiir die im Allgemeinen
kleinen asiatischen Eselrassen als für eine afrikanische
Form. Eselreste kennt man sonn nur ans Ablagerungen,
deren Fauna auf Steppen* hnrakter hinweist ; alle bisherigen
Fund* von solchen Kesten waren von Resten asiatischer
Steppeuthierr oder sogar arktischen Arten begleitet. Die
Eselknochen von Engis waren in Gesellschaft von Rhino-
ceros, Elephas, Hyaena und Ursns, jene von Asi-
nus fossilis major und minor in Gesellschaft von
Rperroophilus und Arvicola — Südrnuland — , die
von Baden lagen neben solchen von Mammuth, Ktiino-
ceros, Hirsch, Gemse, Steinbock, Ur oder Bison,
Pferd, Höhlenbär, Dachs, Wolf, Hyäne, Luchs,
Murmelthier, Alpenhase, Hamster etc. Auch die
Lindenthsler Hyänenhöhle lieferte Zähne und Phalangen
vom Esel, letzterer wohl ein Wildesel. Hier fanden
sich ausserdem Pferd, Hyäne, Rhinoceros, Ur, Höh-
lenbär, Höhlenlöwe, Wolf, Hirsch, Elen, Ren,
Mammuth, Alactaga, Murmelthier nebst anderen
freilich nicht charakteristischen Formen. Man kennt Esel-
reste ferner von Langenbrunn , aus der Ofnet bei Nörd-
lingen — hier mit den oben erwähnten Arten zusammen — ,
dazu noch Cervus euryccroa — , aus der Wildsc heuer
von Stetten an der Lahn — , daselbst auch Lemming,
Halsbandlem mi ug, Moschusochse, Ren, Mam-
muth, Rhinoceros — aus der Spalte I von Zuzlawiu
zusammen mit einer sehr reichen Glacial- und Steppen-
fauna, ausserdem au* Stramberg — Schipka-Höhle — , aus
der Höhle von Brengue» (Lot), hier ebenfalls zusummeu
mit Ken, Rhinoceros und Pferd, sowie aus denTerra-
maren Italiens; dieser letztere Fund beweist jedoch sehr
wenig, dn diese Ablagerungen schon der älteren Bronze-
zeit aiigehören. Die vorliegende Zusammenstellung zeigt,
u*
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84 Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
das« dir diluvialen Eselrentr immer mit solchen Thieren
vergetellKchaftet sind, die der Mrdliekn oder der asia-
tischen Steppenfauna eigen sind. Wahrscheinlich müsse»
daher jene diluvialen Eatlrwte auf einen asiatischen
Wildesel bringen werden und nicht auf den Afrika*
nischen Esel, welch letzterer als der Ahne amem rahmen
Bub gilt.
Au der fraglichen Local i tat nun fanden sich au»*erdem
Wolf, Fuchs, Höhlenbär, Edelmarder, Vlelfrasa,
Dachs, Höhleolöwe, Hyäne, l’ferd, Kind, Schaf,
Hirsch, Schwein, Hase, Hatte und Eulen; dazu
kommen nun noch Menschenreste und scheint diese
Ablagerung mithin sinnlich jung zu sein. Eigentliche
Stcppeufonuen fehlen, die Anwesenheit von Höhl en bür etc.
dürfte wühl einer nachträglichen ZusanuueitMhw einmütig
der genannten Beste zuiuwhreiben sein. Das Küsten-
land liegt bereit» ausser dem Gebiet« der ehemaligen Ver*
gletM’hrrung , weshalb auch die eigentliche Steppenfauna
sowie Mimmuth und Rhinocero» fehlen.
Woldrich, Joh.N. Diluvial« Funde in den Pmchover
Felsen bei Jicm in Böhmen. Jahrbuch der k. k. g«ol.
Heichsnustalt 1887, 8. 223 — 232. Mit 1 Tafel und
2 Holzschnitten.
In den Slelnbröchen des Pracbover Felsens bei Jicin ta-
finden sieb fünf Höhlen, die bis jetzt genauer aufKnoehrn-
re»te untersucht worden sind. Die erste Höhle lieferte
Ei]uu» rabailuR fo»»i li* rainor, Atelodus (Rhino cr-
roa) antiqui tatis, Ovibos moschatu», Equus ca-
ballut fossilis und Menscheureste; die zweite ent-
hielt neben Equus caballus fossilis auch Renthier-
knochen, die dritte ausser den beiden letztgenannten Arten
auch Atelodus nntiqu itatis und Vulpes adrr Cania.
Iu der vierten Höhle fanden sich Equus caballus fos-
sil!» minor, Atelodus antlquitatis, Vulpes vul-
garis fossilis, Lepus tlmidus? Vulpes oder Cants,
in der fünften Atelodus antiquitatis, Equus rabal-
lus fossilis, Elephas primigenius und Lepus timi-
dua. Viele Knochen, auch solche vom Rhinocero»,
Renthier, sowie drr Schädel des Moschusoch sen zei-
gen Schlagspuren. Dieser letztere besitzt auch im Ver-
gleich zu dem von Wanket aus Olmiiti lte.-chriel.eneu
Exemplare ganz riesige Dimensionen. Auffallend erscheint
e», «lass von den Recken, selbst von jenen de* Rhinocero»
die Knochenäste abgeschlagen sind. Auch der menschliche
Oberschenkel weist Schnittspuren auf. An dem Rhinoce-
ro« Unterkiefer ist der Condylus wegge schlagen. Die
Knochenwerkieuge gleichen so ziemlich jenen von Zuzlawitz.
Ei sind ganz rohe, dreiseitig zugespitzte Artefaete, und ein
durchbohrter Calruneux. Hierzu kommen noch .Steinmesser,
von welchen auch die Schnitte auf den Knochen herriihren.
Wir haben c» hier mit einer zweifellosen Station des dilu-
vialen Menschen zu thun, die in die postglacialc Weide-
zeit fällt. Der eigentliche Lagerplatz des Menschen war
am Fu«m> der Felsen; in den kleineren bis jetzt unter-
suchten Höhlen kann sich derselbe nicht aufgrhaltcn halten.
Die Knochenreste sind »heil* durch Raubtbirre, theils durrh
Regennasser ln der postglacialen Weidezeit in die Höhlen
gelangt. Auch der Moschusochse hat nach dem Autor
noch zu jener Zeit in Mitteleuropa gelebt. In den tiefer
gelegenen Höhlen findet sich nur Sand, aber niemals Kno-
chen. Aber auch in drn Knochen führenden Höhlen liegt
zu unterst bloss leerer Sand, erst darüber daun drr Lö>m
mit Knochen und darüber eine humose, sandige Schicht.
Derselbe diluviale Löss bedeckt auch den Fuss des Berg-
abhanges und enthielt hier einen Pferdeschädel. Er
lagert dort auf Schotter mit Rhinocero». Der Löss wurde
wahrscheinlich zum Thcil durch Wind« in die Höhlen ge-
tragen.
Woldrioh, J. H., und J. P. Brandt. Diluviale nord-
«sintische Sauget hb-rfaurm und ihre Beziehungen zum
Menschen. Memoire« da l'acadctnie imperiale de«
•cience* de 8t- Pvtenibourg. 1887, VII, Tome 35,
162 p. 4*
Woldfich hatte Gelegenheit , die zahlreichen Manu-
scripte de« verstorbenen Prof. J. F. Brandt durchzusehen,
unter welchen sich auch äußerst werthrolle Notizen über
die Säugethierlauna des Diluviums fanden. Es werden
hier von Ȋmmtlicheo Arten alle bisher bekannt ge-
wordenen Fundplätze angeführt. Hieran knüpfen «ich viel-
fach Betrachtungen über die Berechtigung gewisser Specics
und über die Beziehungen der eiuzeloeu Formen zum
Menschen.
Natürlich kann es nicht Aufgabe dieses Berichtes sein,
näher in dir»« Studien einzugehrn , es genüge hier, dieses
ausser» t werth volle Nachschlage buch Jedem dringend zu
empfehlen, drr »ich mit der Säugethierlauna des Dilu-
viums befasst. Im Anschluss an jene Zusammenstellung
folgen mehrere Abhandlungen , die hier in Kürze be-
sprochen sein mögen.
Beziehungen des Renthier» zum Menschen im
Allgemeinen.
Da» Ren war ursprünglich ln Asien und Nordamerika
einheimisch. In der Diluvialzeit lebte es auvh in Mittel-
europa. In Deutschland erhielt es »ich angeblich bis za
Cäsar'» Zeit, in Schottland sogar bis in» 12. Jahrhundert.
Dagegen waren die ersten Völker, die mit dem Kon zu-
sammen in Frankreich und Deutschland lebten, noch keine
Germanen, Iberier, Gelten und Ligurer. Die Zäh-
mung des Ren ist vermuthlkh schon in Asien erfolgt, in
Skandinavien aber erst nach der Eiszeit. Nach Spring
exislirte das Ren in Asien schon in der Präglncinlzeit ; in
der GLacialzeit gelangte es dann bis ins südliche Frank-
reich, zu Ende der Eiszeit kam es nach Skandinavien,
ln Frankreich verschwand es im vierten Zeitalter —
mixte. — In den südlichen russischen Gouvernement* fin-
den sich echt fossile KcnUiierresto. Nach Aristoteles
soll da* Ken noch bei deu Scythen gelebt haben. In
den Ostseeprovinzen kommt es erst km neolithi sehen Zeit-
alter vor, in Stationen, die bereits Kupfergcfäase enthalten.
Skandinavien. Die Lappen, welche noch jetzt da»
Ren als Hausthier besitzen, scheinrn früher bedeutend
südlicher gewohnt zu halten, in Dänemark. Damals hat-
ten sie aber da» Ren noch nicht domestidrt. Sie trafen
dasselbe vielmehr erst an Ihren heutigen Wohnsitzen,
denn sonst wäre die jetzige Existenz wilder Renthiere nicht
zu erklären , es müsste denn diese« gerade aus Asien ein-
gewandert sein, als die Lappen nach Skandinavien kamen
und so hier mit demselben xusammentrafen. Uebrigen*
enthalten doch die Kjükkrnmüddings in Dänemark bear-
beitete Henthierkuu. heu und Geweihe, Artcfaiie vom Peri-
gordtypus. Die dortigen Völker werden bald mit Lappen,
bald mit Finnen verglichen; dagegen wird da» Bronze-
volk «um Arierstamm gerechnet. Freilich ist es zweifel-
haft, oh dieses noch mit dem Ren zusammen gelebt hat.
In Dänemark gehört da* Volk, welches Renthiere hielt, der
Kiefernzeit an , in der Eichenzeit kamru dort Bronze
und feine Stein werk zeuge in Gebrauch, während da» Ken
verschwand. Die letzte Periode ist charakterisirt durch die
Buchenwälder.
In der Schweiz fehlt das Ren vollständig ausser in
der Genfer Gegend. Während der Pfuhlhauzeit scheint es
bereits vertilgt gewesen zu sein , doch ist nicht anzu-
nehroen , dass es wirklich niemals in der Schweiz eiistirt
haben sollt«. Maromuth und Rhinocero» fanden sich
hier immer nur in Ablagerungen, die älter als die Pfahl«
hauteu sind. Die Menschenschidel aus dem Pfahlbau von
Meilen stimmen bereits ganz mit denen der lebenden
Schweizer; es sind weder echte Lang- noch echte Kurz-
schädel. Letztere finden sich dagegen noch heutzutage in
Graubündtrn, wo auch noch das Torfach wein sich erhalten
hat. Diesr Khätier sind wohl ans Etrurien eingewandert.
Deutschland. Ob der Mensch der Neauderthalrasse
schon mit dem Ren zusammen gelebt hat, ist uicht genau
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Zoologie. 85
tu ermitteln , aber immerhin wahrscheinlich , denn es fin-
den aieh Renthlcrre*te iui Kbeinthale, ebenso wenig, welche
Volker soust in Deutschland mit dem Ken zusammen
existirt hoben.
In Nordde utschland kommen Renthierreste mit Men-
schenknochen zusammen tot, und zwar erinnert diese Men-
schenrasse etwas an die Lappen ; sie gehört jedenfalls
der älteren Steinzrit an.
Belgien und Frankreich hatten eine diluviale
Bevölkerung, die zweifellos noch dasMammuth kannte —
Loa« von Mastricht — und ebenso auch noch mit dem
Rhinoceros zusammen gelebt bat — Hohlen von Lüttich,
Schädel von Engi< — ; diese Menschen jagten auch das
Ren, wenigstens finden sich zugleich auch bearbeitete
Renthierrestc. Dass dieselben von gezähmten Konthierrn
stammen, Ist nicht auiunehuieu. Spring hält alle Men-
schen, die lUhiimmen mit Mammutb und Rhinoceros
gelebt haben, fiir gleichnltorig — also Engis, Sein«-, Somme-
tmd Themsethal-, um so mehr, als diese Völker auch gleich-
artige Werkzeuge besessen haben. Die«? Engisrni>*e hat
sich möglicher Weise vom Mittelmeer her ausgebreitet,
in Namur landen sich Reste vorn Menschen und Ren,
wahrend solche vom Mammuth fehlen. Die dortigen
Schädel zeigen Anklänge an den Negertrpu» ; die aus den
Kjökkenmödding» dagegen schlirssen sich den Finnen an.
Diese letzteren wurden dann von drn Germanen ver-
trieben. Die Kjükkenmöddings enthalten Reste vom Ren,
in ChauTeauz fehlen sie jedoch, obwohl diese letztere
Station den gleichen Menschentypus zeigt. Diese Men-
schen waren Cnnnibalen. Die gleiche Rosa« findet sich
ancli in den Höblrs Frankreichs — Avryron , Pyrenäen
Taraacon, Tarn et Gerönne — Bruniquel. — Die meisten
franzönU.* bc-u Hohlen enthalten Reutbierreste. Wold rieh
bezweifelt, dass das Ken noch ln postglacialer Zeit in
südlichen Gegenden gelebt habe, also in der noolithiachen
Periode. Die Hentbienrxt* ohne Mammuth stammen
vielmehr vom Schlosse des Diluvium. In nördlichen brei-
ten blieb das Ren freilich auch noch ln neolithischer Zeit,
aber als Hausthier.
Oesterreich und Nachbarländer. Die ältesten
Reste des Menschen zusammen mit Ren fand Wanke I in
der Byciskilahüble in Mähren. Wichtig sind auch die
Funde im Löss zoii Joslowitz — Holzkohlen, Mammuth,
Rhlnoceres, Pferd und fragliche Reste des Ren. Mit
Sicherheit konnte das Ken in der zweiten Spalte von
Zuziawitz im böhuierwaldr nachgp wiesen werden , ferner
im Löss von Willendorf an der Donau, daselbst auch
Minmnth. In Prerau in Mähren kam Ren neben
Mammuth, Rhinoceros, Vielfrass, Elen und zwei
grossen Katzen zum Vorschein. Zu erwähnen sind auch
die prähistorischen Funde bei St ran» borg — die dortigen
Menschenrestc geben sicher bis zum Ende der Eiszeit zu-
rück — und am Prachower Krisen bei Jicin in Böhmen.
Sehr interessante Ergebnisse lieferte die Gudenushöble
(Hartenstein) in Niederüsterreich. Sie enthielt Reste vorn
Ren und der Wakltiauna und geschliffene Knocbenwerkzeuge.
Besonders wichtig sind endlich die Untersuchungen
Ossowki’s über die Höhlen von Krakau. Die tiefst«
Schicht der Maszyckaböhlr enthielt hier Ken, Mam-
muth, Rhinoceros, Hyäne, Höhlenbär, Saigaanti-
lope und Haushuhn, dazu Geräthe aus Knochen, mit
Verzierungen. Ossowskl meint, es befänden sieb hier die
Thterrente auf secundärer Lagerstätte — eingeschwemmt — ,
der Mensch sei daselbst erst alluvial. W'oldrich hält dies«
Station jedoch fiir diluvial wegen des Fehlen« vom II aus-
find und der Anwesenheit der Waldfauna. Da« Ren
hat hier sicher noch mit dem Menschen zusammen gelebt.
Die nächst höhere Schicht enthält schon geschliffene Stein-
werkzeuge, Topfscherben, Reste vom Hausrind, Ziege, Schaf,
zahmen Schwein, während das Ken fohlt. E« spricht dies
fiir die postdiluviate Waldfauns. In der Na Miksszowce-
hökle fanden sich ganz dieselben Thierarten und Artefacte,
jedoch mit Ren, und logen auf riner Schicht, in welcher
Mammuth, Rhinoceros, Höhlenbär, aber ohne Spu-
ren des Menschen gefunden wurden. Die oberste Schicht
lieferte hier Geräthe au* Knochen und Feuerstein, die ganz
den Habitus des Zeitalter* Her Waldfauna an sich tragen;
sie sind geschliffen und zum Thcil als Zierat ückc bearbeitet.
Topfscherben sind gleichfalls vorhanden. Die wichtigsten
Thiere sind Gemse, Rind, Bär, Elen, Haushund,
also postglacisle Waldfaun«, darunter noch Ren. Es
ist daher die Schicht b) in beiden Hohlen der Zeit und
dem Inhalte nach verwandt , jene der Na Milaszowcehohle
aber doch vor der Schicht h) der Miuzyckahöhle abge-
lagert, jedoch nach der tiefsten Schicht dieser letzteren
Hoble. Die Schicht b) der Maszyckahühle zeigt Fortschritte
in der Bearbeitung der Knochen. — Die Hirschhorugerälhe
und Thonwirtcl zeigen drn nrolithischcn Typus. Das Ken
ist in jener Zeit verschwunden.
Woldricli gliedert daher das Diluvium in Mähren in
a) präglacial; 1. Cheläen. b) glacial: 2. Monatiörieu,
Stramberg und ältere Schicht Her Byciakäla. c) Post-
glacial: Steppen, Weide- und Waldfnuna. 3. Solutrecn,
4. Zuziawitz, 5. Magdaleuien, Willendorf, loslnwitz, jüngere
Reste von Stramborg. 6. Predmost, Byciskäla, jüngere
Reste. 7. Hartenstein, hier bereite geschliffene Werkzeuge.
Dann folgt der Uebergnng zum Alluvium. 8. Macxyska
(Alluvialrpoche). 9. Na Uilaszowce, 10. Maczyska (b),
11. Robenhnuscn. Im echten Diluvium finden »ich nur
geschliffene Knochen Werkzeuge. In der neotithischrn Zeit
verschwindet da* Ken in Centraleuropa, erhält sich aber
noch in Norddeutachland , hier sogar noch bis in die der
Bronzezeit vorhergehende Kupferzeit. W'oldrich hält e»
nach den Forschungen, die über den präbistoriwbcn Men-
schen vorltegea, fiir wahrscheinlicher, dass Europa die
Heimatb der Arier »ei und die Zähmung der Haua-
thiere in Europa erfolgt sei, während Much die An-
sicht vertritt, dass die letzteren schon im gezähmten Zu-
stande nach Europa gekommen seien.
Beziehungen des Ken zu den Urzuständen des
M e uschengeschlecht s.
Schon in »einer Arbeit über die Verbreitung de* Tigers
war Brandt zu dom Resultate gekommen, dass da» Alter
des Menschen ein »ehr hohes sein müsse, indem der Tiger
scholl dem Anfänge der heutigen Fauna angchürt und noch
mit dem Mammuth zusammen gelebt hat. Auch Schmer-
ling Ut fiir ein sehr hohes Alter des Menschen. Hier-
für spricht auch der Umstand , das» die Cultur Aegyptens
sehr weit zurück dotirt, aber sich doch nur allmälig
entwickelt haben kann.
Zu den Thierresten, die mit den Spuren des prähisto-
rischen Menschen »ehr häufig zusammen gefunden werden,
gehören auch jeue de» Ren. Dct damalige Mensch,
einem Jägervolke angehörig, zerschlug die Knochen, um
das Mark zu gewinnen, muss jedoch schon immerhin etwas
euluvirt gewesen sein, denn er hinterliess verzierte Arte-
facte; freilich trieb derselbe noch nicht Ackerbau.
ln Europa war das Ren weit verbreitet, doch hat der
Mensch mit ihm vermuthlich schon in Asien zusammen
gelebt, dort auch wohl bereits mit Mammuth und
Rhinoceros; bei der westlichen Wanderung dieser Thiere
ist er denselben gefolgt, wie dies Jägervölker thun. Es wür-
den sIbo diese Menschen gleich den späteren Ariern aus
Asien gekommeu »ein. Aller Wahrscheinlichkeit trafen
sie dann iu Europa mit den Nachkommen des dortigen
Tertiär-Menschen zusammen. Ala Beweis fiir dessen
Existenz sieht Brandt die Skeletreste in den Tuffen von
Denise und die Schabespuren an fossilen Knochen des
Arnothale» an. — Die Menschen au» der Renthier-
zeit sind Kurzköpfe und erinnern an die Lappen und
Eskimos, die noch heutzutage mit dem Reu zusammen
leben, während die Menschen au» der Mammuthzeit —
Kngi» — Langköpfr sind und schon früher eingewandert
sein müssen. Der Mensch bewohnte gleich dem Ren
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86 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
ment da* tödliche Europa, breitete »ich alter mit dienern
nach dem Zurück weichen der Gletscher Bach Norden au*.
Wann der Mnmh rara ersten Male mit dem Reo zn-
»nmtnriigrt rotbrn ist, lässt sich nicht entscheiden. Sicher alter
lebte er mit denselben in England bereit* tot der zwei-
ten Vergletscherung. lu »einer eigentlichen llrimath —
Asien — müssen Menschen und Ren sicher tu hon län-
ger zusammen existirt haben. Wenn es aber In Europa
und Korda*ien »hon vor der eigentlichen Glacialpericde
Me u»ch rn gegeben hat, so erscheint auch die Annahme
zulässig, da*s dann auch in Centralasien damals bereit*
semitische und arische Urstämme existirt halten. Das
hohe Alter des Menschen geht daraus hervor, das* es
an so und so vielen Orten der Zeit nach geschieden
mehrere aut’ einander folgende Rassen gegeben hat , die
Rassen bildung selbst jedoch sehr lange Zeit erfordert.
Ala geeignet für Zeitbestimmung hält Brandt ein
Profil am Ostufer de» Genfereeet. In 4 Kuss Tiefe fanden
sich Ziegel und Komermünzen , 10 Kuss unter der Ober-
fläche Bronzegerithe , bei 19 Fas* zerschlagene Knochen
und rohe Steinartefacte und rin Schädel, dem derKhitier
ähnlich. Kür die Steinperiode nimmt, er ein Alter Ton
47 bis 70 Jahrhunderten an. Jedenfalls muss die ägyp-
tische Cultur im Vergleiche zu dieser Periode noch für
jung gelten.
Klima zur Tertiär- und Diluvialzeit. Im Kocin
herrschte in Europa noch tropisches Klima. Zur Miorän-
zeit hatte dasselbe schon eine freilich geringe Abkühlung
erfahren. Selbst in den arktischen Ländern war damals
noch eine Temperatur, wie heutzutage in Sudeuropa. Die
Thiere des Mioräu sind allerdings schon vor dem Pliocäo
ausgrstoriwn und die plioeänrn wieder vor dem Plristo-
cän, nur Mastodon geht noch in den Crag, erlischt aber
im Forestbed von Cromer, während der Elephas meridio-
nalis hier noch fortlebt. Die Flora und die Conchylien-
fmuna deutet auf ein etwas kältere* Klima als das gegen-
wärtige, aber trotzdem kommt hier Hippopotamus vor,
lieber dem Forestbed Hegt der Boulder - (Tay ; es ist mit-
hin präglacial ; auch kann damals uoch nicht ein so kaltes
Klima geherrscht halten, wie zur Zeit der Vergletscherung.
Der unterste Ziegellehm des Themsethnles liegt zeitlich
zwischen dem Forestbed und dem Boulder-Clay, denn seine
Tbierrvste verbinden die Fauaa des Forestbed mit der
postglacialen. Das Forestbed hat sich später unter den
Meeresspiegel gesenkt. Diese Ablagerung lieferte drei
Elephantenarten, darunter auch schon Mammutb,
das sich auch während der Glacialzrit- erhalten konnte ;
dagegen fehlen in Glacialbildungen Khlnoceros mega-
rhious und Elephas priscus, die schon im Pliocan
Vorkommen, aber auch noch in jenem Ziegellehm gefunden
werden. Die wirklich arktiseben Formen finden sich erst
in den eigentlich glacialen Bildungen , im Zicgellehro feh-
len sie noch vollständig. Aber gleichwohl muss da» Klima
des Forestbed schon kälter gewesen sein als heutzutage,
wie au* der Anwesenheit nordischer Formen hervorgeht.
Viele präglaciale Thiere wurden durch die Vergletscherung
nach Süden gedrängt , ebenso auch viele Pflanzen und
Schalthiere , während andere ganz zu Grunde gingen.
Postglacial i*t jene Periode, während welcher deT Rückzug
der Gletscher erfolgte, veranlasst durch die Milderung des
Klimas. Nach Meer war die Temperatur jedoch auch
während der Eiszeit Schwankungen unterworfen. Auch in
Nordamerika war während des Pleistocän das Klima kälter
als in der Gegenwart.
Alte Völker Europas.
Die mit dem Ren zusammrn gefundenen Menschen in
Frankreich und Belgien gehören wohl der gleichen Periode
an , fraglich bleibt es jedoch , ob sie ein und denselben
Ur stamm repräsentiren. Die ersten ackerbautreibenden
Völker sind jedenfalls in Enrop* eingewamlert, und zwar
noch vor den Celten. Mit den letztem» verschmolzen
sie zu den Celtiberern. Die Reste aus der Renthierzeit
der Dordogne rühren von einem Stamme her, der im
.Schädel bau an die Basken erinnert. Die eigentlichen
Basken sind jedoch schon seit den ältesten Zeiten rin
ackerbautreibende» Volk. Oestlich von den Iberern
wohuten die Ligurer, Sic wurden später von den Cel-
ten Terdringt, iHese Völker lebten jedenfalls schon
2000 Jahre v. Cbr. Etwa im 8. Jahrhundert ▼. Chr.
trafen die Griechen mit ihnen zusammen. Humboldt
hält die Iberer frir Autochthonen oder doch fiir sehr
alte Eluwandrrer. Später breiteten sie sich weiter aus
und kamen sogar nach Britannien. Nach Diefenbach
sind keine Autochthonen bekannt, mit Ausnahme etwa der
diluvialen Stämme in England. Die Celten kamen nach
den Iberern nach Gallien von Osten her. Auch die
Cimbero waren wohl Celten. Die Celten erstreckten
•ich von Spanien bis snm Rhein. Die Germanen sind
schwerlich sehr lange vor Cäsar** Zelt nach Deutschland
gekommen. In Gallien gab es zu Cäsar's Zeit Beiger —
dieselben auch in England—, Iberer — Aquitaui —
and Celten. Die alten Br i t a n n e n waren Ce 1 te n, In
England gab es jedoch schon zur Steinzeit eine vor-
r « 1 1 i • c h e Bevölkerung. Die alten Irländer waren
Cannihalrn. Die Völker mit Steingeräthen und Rentbier-
zuclit sind jedenfalls älter als die ackerbautreibenden
Iberer. Immerhin können sie sich neben dirsen letzte-
ren erhalten und sogar mit denselben vermischt haben.
Der Mensch zu r Tertiärzeit in Frankreich.
Als die ältesten Zeugnisse für die Anwesenheit de* Men-
schen erscheinen die Kritzer- und Schabespuren an Knochen
des Elephas m e r idi o n a 1 i • , des Hippopotamus
und des Khlnoceros leptorhinus von St. Prest.
Sie rühren von Steinwerkzeugen her und sind angeblich
nicht zu unterscheiden von Scbahe*pureu an Knochen des
Mammnth. Der Zeit nach gehört jener Mensch von
St. Pre*t ins Pli nein, also noch ins Tertiär. Auch
Brandt spricht sich für die Kilstenz des pliocänen Men-
schen au», denn Pferd und Edelhirsch, die doch der-
selben Fauna angehören wie der Men ach, haben schon
zur PliocKnzeit gelebt, es ist also nicht einzusehen, warum
dies nicht auch schon bei dem Menschen der Fall ge-
wesen sein sollte. Das mythologische Zeitalter, für wel-
ches sich Spring entscheidet, wo deT Mensch noch mit
Drachen und anderen Ungeheuern gekämpft haben soll,
lässt sich freilich nicht wissenschaftlich begründen. Sicher
Ist es aber immerhin, daas der Mensch noch solche Thiere
aus eigener Anschauung kannte, die jetit vollkommen aus-
gestorben sind. Jedoch schon vor dem Pliocan haben
Menschen oder doch menschenähnliche Lebewesen
ezistirt.
Bourgeois fand die künstlich zugeschlagenen Feuer-
steine im Otigocän von Thenay, Karnes entdeckt« solche
im Obermioran — Tortonien von Puy Courny — und
Ribeiro ebenfalls solche im Tortonien von Portugal.
Mort Ulet glaubt zwar nicht an den echten tertiären
Menschen, wohl aber an einen tertiären Vorfahren des-
selben, in der Mitte stehend zwischen Mensch und
Affe — A nthropopithecus — and zwar unter-
scheidet er den Anthr. Bourgeois!, kleiner als Mensch,
und Dryopithecas — , dem letzteren schreibt Gau dry
die bearbeiteten Stein« von Thenay zu — und deu A. Ra-
raeai und Ribeiroi. — (Dieses Capitel ist das schwächst«
de* ganzen Werkes. Der Ref. — Es braucht wohl kaum
bemerkt zu werdrn , dass die Existenz des tertiären , aber
auch nur eine» oberpliocänen Menschen möglich, aber noch
durchaus nicht bewiesen ist. Die „ Anthropopithecu»41
dagegen brauchen oeUMverständlich nicht ernst genommen
zu werden.)
Vebrr den Ursprung der Geschichte.
Nach Cuvier gab es keim- fossilen Menschen,
weil es auch keine fossilen Affen gegeben haben sollte.
Diese Ansicht ist natürlich längst als irrig erkannt worden.
Der Men »eh geht sicher sehr weit zurück, aber wie
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Zoologie. 87
weit, darüber geben an* euch die ältesten geschichtlichen
Denkmale keinen Aufschluss ; wir sind hierin auf die
Geologie angewiesen.
Bei Bestimmung de» Altera de« Me juchen hat man nach
Brandt zu untersuchen: 1. sein erstmaliges Auftreten
überhaupt; 2. seine ersten Spuren in Ländern, über welche
die Geschichte keine Auskunft gtebt, die aber doch immer*
hin in die Zeit fallen können, wo es in Asien und Afrika
schon eine Cultur gab.
ad 1. Das Alter de« Menschen ist fiel höher als man
bisher nuualim. Selbst die alte Cultur Aegyptens reicht
noch bei weitem nicht «o weit zurück. Der Umstand, dass
seit dem Auftreten de* Menschen gewisse Thicrarten
ganz erloschen sind — Mummuth spricht für eine sehr
lange Existenz desselben. Brandt ist sogar für die Existenz
eines tertiären Menschen.
ad 2. Die Reste des prähistorischen europäischen
Menschen dürften doch zum Thefl noch in jene Periode
fallen, während welcher Aegypten bereits Culturland
war. Es gilt dieses für einen Theil der Reste au» der
Rrnthierperiode , einen Theil der Höhlenfunde , für die
Pfahlbauten uud Kjükkenmödding» und die Ansiedelungen
und Spuren menschlicher Thätigkcit im Ml»*i»*ippltUale,
wo heutzutage Urwälder sich befinden. Auch Fr aas legt
die Ansiedelung an der Schüssen, an der Endmoräne des
alten Rheingletschers, nicht weiter zurück, al* an den An-
fang der babylonischen Geschichte ; kurz, alte Ansiedelungen
der jüngeren Steinzeit gehören wohl schon der historischen
Zeit an. Die Kjökkrnmbdding* enthalten noch Austern, die
heutzutage in der Ostsee fehlen. Die übrigen Thierreste
dagegen gehören nur solchen Thieren an , die noch jetzt
Dänemark bewohnen. Es falleu dies« Ablagerungen mit
Steiuwerkzeugen in die Fichtenzeit , jene mit Bronze*
geräthen in die der Eichenzell und jene mit Eisengerätlien
in die Buchenzeit. Die Reste im Mi**i**ippithale sind jeden-
falls älter als da« alte mezicanische Reich.
Der Ausdruck a Steinzeit4* darf nur mit Vorsicht ge*
braucht werden , denn auch noch in der historischen Zeit
und selbst in der Gegenwart wurden und werden noch
von einzelnen Völkern fiteinwaffen etc. benutzt.
Wollemann. Gliederung und Fauna der Diluvial*
ablager ungen im Dorfe Thiede bei Braunachweig.
CorreepondenzhUtt de» naturhistorischen Vereins für
die preußischen Rheinland« nnd Westfalen 1867,8. 260.
Bestreitet die von N eh ring behauptete Existenz einer
auf die Vergletscherung folgenden Steppenfauna.
Wollom&zm. Uebcr «ine Wundnarbe an «dnem Meta-
tara ua eines Riesenhirsch ea von Thiode. Corre-
•pondenzbUtt de« naturhiatoriachen Vereins für die
preussiachen Rheinland« und Westfalen.
Bestätigung des von N eh ring gemachten Fundes —
Verletzung des Knochens durch cino Pfeilspitze. Im An-
schluss hieran wird berichtet über die Auffindung eines
Humerus des Höhlenlöwen bei Remagen.
Ueber das einstige Vorkommen des Elen in Europa.
Jagdzeitung von llugo, 1867, fi. 149 — 154.
Von den Schriftstellern de» Alterthums erwähnt Julius
Cäsar zuerst des Alces im Hercynischen Wald. Die
südlichste Fundstelle fossiler Elenreste ist die Lombardei
(Diluvium). Aus dem übrigen Europa wären eine Menge
Localitäten zu nennen, wo solche Reste zum Vorschein ge-
kommen «ind. Besonilers häufig sind sie in Ptühlbnnten der
.Schweiz, im Torf der Kirderiausitz, bei Sprottau in einem
Mergel zusammen mit Mammuth, Ren und Riesenhirach.
Auch aus Ungarn kennt man Klchrrste. Solche fanden sich
endlich auch am Cubantiussc im Kaukasus, ln Süddeutsch-
Und ist da« Elen, der Elch schon vor dem Jahre 1000 n. Chr.
verschwunden, ln Ungarn im 18. Jahrhundert, in Nord-
dcutschland jedenfalls schon sehr viel früher , sie hielten
sich nur in Freussen noch länger , und wurde daher in
Ostpreussen dessen Schonung anbefoblen. Dagegen ist das
Elen noch zahlreich in Russland zwischen dem 53. und
64- Grade, sowie in Skandinavien. Da* Alter drr bi* jetzt
ausgegrahenrn Klchreste ist sehr verschieden. Mit Sicher-
heit gehören nur jene der prähistorischen Zeit an, welchen
Artefacte aus jener Periode beigemengt sind. Knochen des
Elch sind sehr häufig zu Harpunen verarbeitet. Die an-
geblichen Elcharten, wie Cervus alcea fossili», Irpto-
cephalus, resupinatus haben keinerlei Berechtigung,
da »olche Varietäten wie diese auch beim lebenden Elen-
tliier noch Vorkommen. Es ist wohl kaum zu zweifeln,
dass dieses Thier überhaupt in Bälde gänzlich ausgerottet
sein wird, wie die* mit dem Ri esenhirsch geschehen i*t.
Ein« der Ursachen de* Zurückweichen* de* Elena Ut die
Austrocknung vieler Sümpfe.
Horn« of tbe Red Deor found in the Duddon Estuary .
Nature. ToL 37, p. 543. Th« Zoologist 1888.
Die Geweihe haben rum Theil eine Länge von 40 Zoll
and bi* zu 15 Sprossen. Diese Geweihe wurden ver-
mutblich aus einem benachbarten Moor ausgewaschen.
Ueber einen bei Perschau gefundenen Knochen von
Rhinooero« ticborhinu«. Jahresbericht® der
«chleaiftchen Gesellschaft für vaterländische Cultur
1887, 38. Bd., S. 120.
B. Säugothiore aus dom Diluvium ohne nähere Beziehung zum prähistorischen Menschen.
Almera ot Boflll. Descubriexnento do grande* Mami-
feros foslle* en Catalu na. 8°. Cronlca cientiAca de
Barcelona Anno X. Nr. 220, 1887, 4 p.
Liegt nicht vor.
Burmeiater, H. Atia* de la dascriplion phyalqu« de
la Republique Argentine. Le texte tradutte en fran-
<jal* avec le coucour* de E. Daireaux. 3 Livre.
Osteologie der Gravigraden. 1. Abth. Scelido-
therium und Mylodon. Part 1. Buenos Aires,
Paris, E. Deyrolle. Halle, Anton, p. 65 — 125. pl. Yill,
pl. XU — XVI.
Burmeister , H. Neue Beobachtungen über Coelo-
don. Sitzungsberichte der Akad. der Wissenschaften
zu Berlin.
Hardman, Edw. T. On tbe Discovery of Diproto-
don anstrali« in tropical Western Australia, Kim-
berley Diatrict. Report of the British Association
for tbe Advanoement of Science«. 56 th Meeting,
1887, p. 671, 672.
Keilhaok, K. Ueber einen Damhirsch aus dem
deutschen Diluvium. Jahrbuch der königl. preußi-
schen geologischen Lande*anstalt und Bergakademie
zu Berlin 1887. 8°. 8. 283 — 290. Mit 1 TafeL
In der Gegend von Bclzig fand sich in einem unter-
diluvialen Siis*wo*j«rkalk das Geweih eines Damhirsches
au* alt- oder gar präglacialcr Zeit, Der Umfang de»
Geweihzapfens üt größer als bei ollen lebenden Dam-
hirschen, ebenso jener der Stange unterhalb des Rosen-
storkr», ferner auch in dem «tark verdickten vorderen
Schaufeltheile , desgleichen die Sprossen und endlich ist
auch die Breite der Schaufel bedeutender. Dagegen sind
die Wurzeln der beiden Sprossen näher beisammen al* bei
der lebenden Art; selbst die Schaufeln stehen näher bei-
sammen. Das Geweih ist relativ niedriger, mehr gedrun-
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Verzeicliniss der anthropologischen Literatur.
gen. Der Winkel , den der unter* Spross mit der Stange
bildet, ist etwas grösser als heutzutage. Der untere
Spross kt ausserdem nach unten , der obere nach oben
gedreht. Ks besteht also beim Damhirsch die Trmlrni
einer Streckung de» Geweih» und eines Auseinandcrwei-
chens der Schaufeln. Der Kund verdient besonderes Inter-
«»«, insofern der Damhirsch in Norddeut schland erst
wieder in historischer Zeit eingrfübrt worden ist. Bemer-
kenswert!] ist auch die That*achi* , dass die Geweihe de»
noch wild lebenden Damhirschea in Akernanieu dem
fossilen viel näher stehen als jenen der nur mehr halb-
wilden Damhirsche der Parke. In Heilig fanden sich
ausserdem Rest« von Keh, Kdelhiracb und Elch.
Koken) Ernst. Elcntberocercus, ein neuer vor-
wdtlicher Glyptodont aus Uruguay. Abhandlungen
der küuigL pretua. Akademie der W iMi&icblfttt zu
Berlin vom Jahre 1888. 4°. 28 8. 8 Tafeln.
Der Verfasser giebt rine historische Ucbersicht über die
Kunde jener riesigen Eden laten- Reste, die für Süd-
amerika so charakteristisch sind, und stellt sodann die Mei-
nungen der einzelnen Autoren zusammen , die über diese
Rest« geäussert worden sind, insbesondere so weil dieselben
sich auf die Gattung Glyplodon und deren Verwandte
belieben, die sich bekanntlich durch die eigenthüuilichen
Knocheupanxer ausxeichuen. Es sind dies Doedicurus,
Hoplophorus, Panochthns, Euryurus, Glyptodon
(dieses Schistopleuron). Die drei erstcren besitzen einen
geschlossenen Schwanztuhus , d. h. es verschmelzen dir
sonst beweglichen und zu Ringen verbundenen Kno-
chcnplattcn des Schwanzendes hier vollständig zu einer
Kiihre. Eine solch« wird nun auch hier eingehend be-
schrieben. Auf der Rückseite befinden sieb massig grosse,
rundlich bis elliptisch vertiefte Felder, die von meist fünf-
eckigen, kleineren Feldern umgehen werden. Die ersteren
stehen alter nirend ; die Seiten des Tubus bestehen aus je
zwei grossen, annähernd elliptischen Feldern, die Bauchseite
trägt orale, mit einem Kiel versehene Felder, die durch
eckige Felderchen getrennt werden. Die Gattungen Pa-
nochthus, Hyplophoru», Doedicurus und Palaeo-
hoplophorus weichen ganz wesentlich ab. Das unter-
suchte Stück stammt ans einem Flussbett*, and ist
möglicherweise aus Schichten ausgewaschen, die ein etwas
höheres Alter besitzen wie die Pampaslormation ; doch
bleibt es sehr zweifelhaft , ob das fragliche Thier gleich-
zeitig gelebt hat mit den vor Kurzem von Florentino
Amcgbino aufgrzählten und leider allzu ungenügend
charakterisirten Formen , die wohl der nämlichen Periode
allgehören, wie die von Itravard als Anoplotherium
und Pal aeot her iura bestimmten Typen. Jenes Aoo-
plotherium betrachtet Ameghino als einen Urwieder-
kauer, den er Proterotherin m nennt; das Palaeo-
therlum erhält von ihm den Namen Ozyodontherin m
und Scaiabrinitlierium ; nach Burmeister ist jedoch
das erstere ein eigener Typus, am nächsten noch verwandt
mit Plagiolophns nnd A nohiloph us, da» letztere nichts
weiter als Mac ronchen ia. Ameghino beschreibt aus
diesen älteren Schichten fünf Gljptodonten, Ton denen
jedoch nur ein einziger Palacoboplophorus mit dem
vom Verfasser untersuchten Reste gewisse Uehereinstimiuung
zeigt, sieb indes» doch auch insofern wieder sehr welt-
lich unterscheidet, als der Panzer hier »ehr fest geschlossen
und reich ornnmentirt erscheint, während bei Palaeo-
hoplophorus der Zustand der Bepanzerung als ein noch
durchaus unfertiger bezeichnet werden muss. Es ist sehr
wahrscheinlich , dass di« tief eiugenenkten Rosetten noch-
mal* van kleinen K norhenplatten ausgefüllt waren, während
die zahlreichen, reihenweise angeordneten Poren die Würze 1-
bälge horstenartiger Haare aufzunehmrn hatten, wie die»
Burroeister schon bei Doedicurus vermuthet hatte.
Die Sch wanxt ulten der Olyptodonteu sind wohl kaum
durch Verschmelzung von Knochenringen entstanden, denn
die Ornamentik lässt keine solche Zonen erkennen.
Leidy, Joeeph. Fossil Bonea fYom Florida Froceed-
ingi of the Academy of Natural Sciences. Phila-
delphia 180?, p. 808.
Bei Archer LeryCo. fänden »ich ueuerdiugs wieder Rest«
von Rblnocero» proterus, Mastodon floridanu»
and Anchenia roajor. Die grösseren Knochen sind zer-
brochen, doch offenbar ohne Zuthan de» Menschen. Neu
sind Kusvodon mazimus, ein Schwein, und Hippo-
tberium pllcstile.
Malet, H. P. Wer« the Elephant and Mastodon
Contemporary in Süfopif Nature, YoL 37, p. 488.
H« warth hatte dir Gleichaltrrigkeit beider Gattungen
behauptet. These Annahme gilt jedoch nur für zwei Arten,
Elephas meridioualU und Mastodon nrvernensi»
im Pliocän, wo übrigen» die Höhlenfauna noch fehlt.
Nehring, A. U**ber fozzile Arctomys- Reste vom Süd -
Ural und vorn Rhein. Sitzungsbericht« der Gesellschaft
naturforschender Freunde zu Berlin 1887, 8. I — 7.
Die Reste vom Sud-Ural gehören dem Bobac an; hier-
für spricht die Zweiwurzeligkcit des unteren Pr; jener von
Arctomys marmotta hat drei Wurzeln. Der Bobac »oll
kleiner sein als das Alpciuuurmelthier. Dies ist indes»
nicht richtig. Der Humerus de» untersuchten Arctomys
vom Ural zeigte noch ein Epicondylarforamen, desgleichen
rin Humerus von Gera. Bei den iro Löss von Aachen
und Remagen gefundenen Oberarmknorhrn fehlt dieses
Foramrn oder ist nur unvollkommen entwickelt; hei Arc-
tomys tnonax fehlt es immer, ebenso hei calsgatua,
dagegen scheint es bei Arctomys marmotta immer — -
wenigsten» normal — vorhanden zu »ein.
Vgl. Schiff in diesem Literat urbrrichte.
Philipp!, R. A. Die tertiären und quaternären Ver-
ztaiuerungnn Chile«.. Leipzig, Brock haus, 1887. 4°.
‘266 8. 58 Tafeln.
Liegt nicht vor.
Bch&ff, Ernst. Beitrag zur genaueren Kenntniai der
diluvialen Murmelthier«. Archiv für Matur-
geschieht« 1887, 8. 118 — 132.
Die fossilen Murmelt hierreste von Aarhrn and vom
Unkelstein am Rhein gehören zu Arctomys marmotta.
An der ersteren Local ität ist kein eigentlicher Löss ent-
wickelt, die Ablagerung, welche Murmelt hterTeste enthält,
liesteht vielmehr aus Detritus des dortigen Kreide-Grün -
Sandsteins, hingegen liegen hei Remagen di« betreffenden
Knochen in echtem Lös*. Die ältesten A rctomy srtste
hat Kaup au» Eppelsheim alt. Primigeuiu» beschrieben.
Sie seh1ies*en »ich sehr eng an Arctomya marmotta
an. Hensel hielt die Stücke von Canustadt, Mosbach,
Köstlich und Oelsnitz tür Marmotta, Giebel nannte die
Reste aus der Kankharahülde im Altai A. spelnens, Brandt
stellte sie zu Bobac. Dieser letztere wurde von N eh-
rin g bei Weateregeln gefunden. Dogegen glaubt derselbe
die Stücke von Langrnbrunn als Marmotta bestimmen
zu müssen. Giebel zählt die Murmelt hierreste aus der
Undetuhaler Hyänenhöhle zu Bobac. Dieser letztere galt
lange Zeit für kleiner als Marmotta, in Wirklichkeit ist
aber die GrössendifTerenz ausserordentlich genug. Die
Breite d«» Hinterhaupts tat beim Bobac beträchtlicher als
hei Marmotta, doch verhält sich hierin der Bobac
vom Altai abweichend. Er darf deshalb wohl als Varietät
angesprochen werden, die möglicherweise zu Arctomys
nionnx — in Nordamerika — hinülierieitet. Immer ist
bei Bobac da» Foramen magnum breiter als bei Mar-
motta. Dagegen ist bei diesem letzteren die Stirn hinter
den PoBtorbitalfoTsätzcn viel weniger eingeschnürt und die
Nasenbeine viel schmäler. I>cr Hauptunterschird besteht
aber darin, das» beim Bobac deT untere Pr, immer nur zwei
Wurzeln besitzt , während die Zahl derselben beim Alpen-
murmelthier immer drei beträgt. Die fossilen Marmotta
zeigen nur selten eia Epicondylarforamen am Humerus, dir
recenten fast immer. Die Uba ist bei den fossilen ladi-
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89
Zoologie.
▼iduen kräftiger entwickelt als bei den recenten Exem-
plaren, das Ulriche gilt nach von «1er Tibia. Die Mar-
ino tten scheinen immer vier, die Bobac nur drei
Sacral wirbel tu besitzen.
Thomas, Ph. Note« aditinnelleg tur le» vert4br£s
foaaile» de la proviuce de Constantine. Bulletin de la
soci^tf- geologique de France 1887, T. XV, p. 139— 142.
1. Coaktance de l’Equus stenonis et de l’Hippa-
rion gracile dann les calcaiies lacustrc» anciens de»
environ* de Constantine.
Im Pliocän von Constantine finden »ich Rente von
Eqnus neben Hipparion, wahrend diese bei den Gat-
tungen in Eurepu niemals zusammen Vorkommen. Da»
Hipparion ist hier auf ältere Ablagerungen beschränkt.
2. Drorucdaire quaternäre de POued Segnen, dcpartc-
ment de Conatnotine. Im PleUtodui, Aluvionen von Qued
Segurn liegen Reste vom Dromedar neben Bubalu»
antiquus und Bo »prim igen lus mauritanicu*.
3. Caracteres ostiologique» du eräue d’uu vieux Buba-
lu» aotiquu».
Der Schädel wurde zusammen mit dem Unterkiefer de*
eben erwähnten I>romedar« gefunden. Derselbe ist nicht
wie gewöhnlich gewölbt und glatt, sondern trägt einen
rauhen Hücker anf der Mittrlregiou. Ueber der Naht von
Stirn- und Niuenbciu erhebt »ich ein quer gestellter Kamm.
Der Hinterhauptskamm i»t auffallend stark entwickelt.
Die Augenhöhlen liegen ziemlich weit entfernt von den
Honunpfen. Während die Hornxapfen der lebenden Büffel
prismatisch erscheinen, halten sie hei den fossilen aigierischeu
Büffeln gerundeten Querschnitt; hier bei dem Schädel von
Oued Seguen besitzen eie jedoch dreieckigen Querschnitt.
Wingo Horluf. Jordfandne og unlevende gnavere
(Boden tia) fra Lago» Santa, Minas Geraea, Bra-
silien. Med Udsigt ov«r Gnaverne» imlbyrdeaSlaegt-
akab. Roogeura fossile« «t vivanU de Lagon Santa,
Min*» Gerne* (Brasil). Avec une apen;u de» nffinibto«
routuellea den Rongeur«. E. Museo Lundii. En Säm-
ling af Afhandlingar om de i det indre Brasilien«
Kalkstenshuler af Prof. Peter Vilh. Lund ud-
grmvede og i den Lundake palaeontologiake Afdeiing
af Kjobcnhavus Universität* Zoologiake Museum op-
Itevaredc Dyre og Menneakcknogler. I. Bd. Kopeu-
1 tagen 1887 (1888), p. 1 — 178, 179 — 200. Mit
8 Tafeln. 4°.
Von den jetzt in der dortigen Gegend lebenden Nagern
sind so ziemlich alle auch in fossilisirtem Zustande erhal-
ten, es fehlen nur Habrothrix lasloti», Calomi»
saltator, Mus musculu», Sphingurus insidiosus,
Sciurus aestuans, Mus musculu» und Mus rattu*
sind erst in der Gegenwart eingefiihrt worden. Die in
Lagos Santa nur fossil gefundenen Myopotumu» easto-
roides, Cavia flavidens und Dactvlomys nmbly-
onyx leben in benachbarten Districteo, Cavia bolivlen-
»is nur in den Anden, ebenso Lasiurus villosa*. Die
fossilen Coelogenys pnea und Hydrochoeru» capi-
var« sind grösser als die lebenden. Non elf Hespero-
myden sind auf die Höhlen beschränkt: Hesperomys
molitor, Habrothrix clivigenis, anguatidena, Oxy-
mycterus breviceps, talpinus, cosmodas, Scap*
teroroys fronto, Calomys onoblepa», plebejns,
rex and coronatus, Cavia vates, Mesomys roordax
and Dicolpomys fossor sind nur in fossilem Zustande
bekannt. Cavia vates steht zwischen poscellas and
flavidens in der Mitte. Dicolpomys ist ein noch
primitiverer Octodont als Schizodon fucus. Der
Sphingarua magna* l»t der grösste aller Sphingurus
und gänzlich au*ge»torben. Die 47 oder 49 in den Höhlen
verkommenden Nagerarten vertheilen sich möglicherweise
auf verschiedene geologische Zeitabschnitte.
Verfasser giebt eine tabellarische Uebersicht der Cha-
raktere der einzelnen Arten von Hesperomya, Habro-
Archiv tftx Anthropologie. Bd. XIX.
thrix, Oxvroycterns, Srapter orays, Calomys,
Echinomya, Dactylomv», Lasiurus, Lonchere»,
Echinomys, Nelomys, Mesomys und Carterodon.
Die Nager stammen vermuthlich von Siugethieren ab,
deren wesentlichste Merkmale noch jetzt bei den Insecti-
vnren »ich erhalten haben, doch müssen die ältesten Nager
schon in gewissen Beziehungen mehr modemixirt gewesen
sein; so kennt man z. B. keinen Nager ohne vollständig
verknöcherte Ueliiirblnse , während bei den Insectivoren
der ursprünglich ringförmige Knochen sich noch sehr
häufig erhalten hat.
Die ersten Kager lebten jedenfalls von Körnern und
hsrtschalifrrn Früchten, die durch Benagen mittelst der
Schneidezähne geöffnet werden mussten. Hierdurch wur-
den sowohl der Massetermuskel als auch die Schneide-
zähne, die hier im Ruhezustände hinter und nicht vor
den oberen locisiven stehen , wesentlich modifirirt. Die
Schncidfzähne erfuhren eine beträchtliche Verstärkung und
erhielten zugleich die Fälligkeit, sich von hinten her itnmrr
aufs Neue zu ergänzen. Die Abweichungen der Kau-
muskeln der Nager gegenüber der entsprechenden Organi-
sation der übrigen Säuger werden eingehend besprochen,
desgleichen auch die aus dieser Moditic.ution der Mus-
culatnr hervorgehenden Differcnzirungen des Schädels,
Der Autor gründet auf diese Verhältnis»« sein System der
Ka<er.
Leporidae mitLeporlni — Palaeolagu», Lepus — und
Lngomyinae — Lagorav* — .
I*cb yromyidae mit Allomyina« — Allorars —
und Ischyromyioae — Poramya, Ischyromy» — .
Haplodontidae — Haplodon.
Anomalurldae mit Anoraalurlnl, Pseudosciu-
rini, Trechoinvini, Theridomyini — Theridomv»,
lasiodoromys, Archaeoroy* — und Pedetini — Pedetes — .
Dipodidae mit Koroyini — Enmys, Dipodini,
Sminthi — Sminthu», Jaculus — Dipodes — Dipus,
Scirtites — und Spalacini — Spalax — .
Mvoxidae mit Graphlurlni — Graphiurus — und
Myoxlnl — Eliomys, Myozua, Miueardinux, Plathacan-
thomys — .
Muridae mit Rhixomyini, Cricetodontcs — Cri-
retodon, Kumys — , Rhizomvea — Rhizomy* — , Cri-
cetini — CHcetoi , Lophiyomya, Biphneo* , Nesomys,
Brachytarsomys, Hallomy» — Hesperomyet — Hespe-
romvs, Sigmodon, Keotoma, Habrothrix, üxymycterus,
Scapteromys, Calomys, Rhipblomy», Neotomys — und
Arvicolida* — Hyppudoeu», Myode», Arvicola, Ellobiu»,
Fiber — ; Murioi, Mure* — Acomys, Mus, Cricetomys,
Dasymys, Dendromys, Isomys, Lophiuromy*, P«lomys, 8ac-
costöiuu», Steatomys. Chiropodomys, Phloeomys, Spala-
oorar», Uromvs, Echinotrix, Hapalotis, Mostacomys — ,
Ger Mil i — Gerbillu», Rhombomys, Psammomys, Otomys — ,
und Hydromyea — Hydromys — .
Hystericidne mit Bathyergini, Bathyergi —
BathyeTgu» — , Georhvchi — GeoTbychu», Heterocrpha-
lu», Heliophoblus — , Hystricini, Hystrice* — Trichys,
Atherurn, Hystrix — , Sphingnri — Sphingurus, Erethi-
xon, Chaetomy* — , Capromyinl — Aulacodus, Myopo-
tarn us , Caprorays, Flagiodon — , Ctenodactylini —
Pckromy*, Pertinator, Ctenodactylus — , Daayproctini,
Dynomyes — Dynorny» — , Dasyprocta« — Dasy-
prortn, Coelogeny», — Caviae — Cavia, Dolichoti»,
Hydrochoeru* — und Kriorayini — Eriomy», Logidium,
Lagostomus — .
Octodontidae mit Echlnamye» — Cercomys, Dac-
tylomy», Thrinarodu», Lasluromys , Lonchere*, Echinomys,
Nesomys, Mesomys, Carterodon — und Octodonte* —
Habrocoraa, Dicolpomys, Schixodu», Spnlacopus, Ctenomys,
Octodon.
Sciuridne mit Castorinl — Steneofiber, Castor,
Trogontherium, Castoroide* — und Sciurlnl — Sciurus,
Tamias, Pteromys, Xenia, Arctomy», Cvnomys — .
12
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90 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Saccomyidae mit Gymnoptyrhi — Gymnoptychns — ,
Saccomyini — Helisconiv*, Prrignathus, Snrroiny», I>ipo-
domys — und Georayini — Pleurolicu» , Entoptychua,
Tomomy», Geomy« — .
Von Nordamerika kamen di*Hyatrtcini,Caprotnrinl,
Lepu«, Sclurini, He»ptromyini. Die letiteren sowie
die Hystricini haben in Südamerika »ehr günstige Exi-
stenzbedingungen vorgefundrn und einen (ehr poM.cn Kor*
menrcichtliuni entfaltet.
Europa, Asien und Afrika sind oder waren immer reich
an Nagern, nicht so Amerika. Zur Tertiirzelt leb-
ten in Nordamerika Pslaeotagu* und Lepua, von
Isirhy roruytdrn Allomy*, Ischyromy» und Paramy»,
Sciurini, Cnatorini ( Steneofiber). Die höheren
Nager waren vertreten durch Oymuopty ch u», Helis-
coroy«, rieurolicua, Entoptychua, — Saccomyiden
und Eumy» und Hesperomv* — Muridae — . Die
Saccomyiden sind beschränkt auf Nordamerika, und
gehen von Caatoriden aus. Alle übrigen Nager hatten
auch ln der alten Welt Vertreter. Dagegen fehlten in
Nordamerika die Anotnaluriden, Dipodiden und My-
oxiden. Die Muriden scheinen in der alten Welt ent-
standen xusein. Dagegen sind die amerikanischen Sie ne o-
fiber die Ahnen des Cattorolde», die Iscbyromy»,
jene von Haplodon, ebenso scheinen auch die amerika-
nischen Lepus, Cattor, Tatnia», Sciurn» auf Formen
des dortigen Tertiär zurückzugehen, desgleichen hatten die
Hesperomys dort ihr« Heimath. Die tertiären Nager
der alten Welt entfalten einen grossen Formrnrvü htham.
Sie haben sich über die ganze östliche Hemisphäre ver-
breitet. Die Muridon sind erst spät in KeaboHaad er-
schienen. Erethlton und Jacuius sind nach Amerika
surrst ausgewandert , später erscheinen dort die Lepo-
riden, Sciuriden und Murinen. Dieselben wurzeln
io Können der alten Welt (die L-eporiden auf keinen Fall;
der Ref.). — Cynomys stammt von Spermophilua;
Fiber von Arvicoln. Eine echt« tertiäre Nagerfauna
Südamerikas ist zur Zeit noch nicht bekannt. Was man
dort in den Höhlen und in den Pampas gefunden hat,
schliefst sich sehr eng an die noch dort lebenden Formen an.
Wenn es da*elbst wirklich echt tertiäre Nager gegeben
hat, so haben dieselben doch keine Beziehungen zu den
diluvialen und noch lebenden Formen.
C. Säugethiere aus der mesozoischen Zeit und dem Tertiär.
Ameghino, Florentino. Bolletino de la ac&demi*
national de« ciencias en Cordoba. 9 VoL, 1H86,
p. 346, 347.
Giebt wieder eine Menge neuer Säuger aus den Tertiär-
schichten am Parana an, darunter Cynonasua argen-
tina mit noch 7 Backzähnen, Canis von der Grösse de«
Azsrzc, Apera, ein katzenäh nlicbea Thier, — sechs Mega-
mv», Epiblema horridula, zwei oder drei Tetra-
strlus n. gen., je zwei Morenia und Orthomya, Myo-
potamus parsnenaia, Plezochocrus paranensi«,
Cardiatherium und andere Nager. Dazu Toxodon,
Paradozomys, Macranclienia Bravardi und Kothi
werden zu Scnlabrinitherium; die M. minuta wird
zu Oxyodonlherium zeballoal. Mit Megatherluui
eind verwandt l’romegatherium und Pseudolestodon ,
mit den Loritaten Comaphorus und Proöciphractus.
Andreae, A. Eilt neue« Raubt hier aua dem mittel-
oligocanen Meeresoande des Mainzer Becken«. —
Duiyurodon Flonheimensi» n. g. n. ap. Abhand-
lung der Senkentwr gischen Daturforschciulvn Gesell-
schaft in Frankfurt a. M. IW7, B. 125 — 133. Mit
1 Tafel.
Die mitteloligocäneu Meeressande von Flonheim in Rhein«
he»»eti liefern bekanntlich nicht selten Reste von Hall-
therium Scbinzi, einer Seekuh; oh wurden hiervon
seihst schon mehr oder weniger vollständige Skelette ge-
funden. Sehr viel seltener sind Reste von Landsäugrthirren.
Man kennt von solchen bisher nur einige Kiefer und Zähne
des A nthracot herium magnum, Knochen eines Rhi-
nocerotiden und einen Unterkiefer, der seiner Zeit alt
Phoca bestimmt worden war. Die nähere Untersuchung
diese» Stückes zeigte nun, dass wir hier einen Fleisch-
fresser und zwar eioen Creodonten vor uns haben, der
mit dem schon lange bekannten Ptcrodon ziemlich
nahe verwandt ist. Wie diese aus dem älteren euro-
päischen Tertiär stammende Gattung besitzt auch die neue
Gattung Dasyurodon 3 M, die unteren aus Vorder-
ucken, Hauptzacken und schneidendem, auffallend langem
Tnlon bestehend. Der Vorderxockcn ist »ehr viel schwächer
als bei Ptcrodon; dafür ist ein bei Pterodon fehlendes
Baaalband vorhanden. Die Zahl der Pr (»«trägt hier nur
drei, bei Pterodon off vier. Der Kiefer ist an ulleu
Stellen gleich hoch.
Verfasser giebt dann noch eine U ehersieht üb«r di« ver-
schiedenen Ansichten, die bisher in Betreff der Gattungen
Hvaenodon und Pterodon geltussert worden sind. Er
srhliesst «ich Cop« an, der dieselben als eine Ordnung',
die Creodonten, betrachtet. Unter diesen ist es wieder
die Familie der Ozynrniden, in welche Dnsyurodon
und Pterodon rinzureihru sind. Da» Skelet erinnert hier
vielfach an dos der Hären, die ja auch hierin noch sehr
primitive Merkmale aufweisen.
Beneden , J. v&n. Deecription des ossements foa-
eilc* dw enviroQ« d’Auvers. V. Partie. Cetac6e«.
Genre« Ampli icetus, Heterocetut, Mesocetus,
Idiooetus, IsocetuB. Avao Atlas. 97 pL Bruxelles
1899/1887. 4°. 189 pp.
Beneden^ J. ran. Ueher einige Cetaceenrerte vom
Fasse des Kaukasus. Zeitschrift der deutschen geo-
logischen Gesellschaft 1887, S. H8 — 96. Mit 1 Tafel.
Am Kordftiase des Kaakacas bei Wladikuwkas (Dagestan)
fanden »ich Schidtdfrsgmentc , ein Rostrum und Wirbel
eine« Bartenwales, wohl Cctotheriuro, nud zwei Wirbel
•ine« Cctodonten.
Cftlderon, Y. Arima. Nota «obre la mandibola de
Elephas arvernensis Falc. existente en la uni-
veraidat de Sevilla. Anales Bociwlad. Espan. Bist.
Nftt. T. 16, p. 25 — 28.
Copo, E. D. Borne new Taeniodonta of tbe Pueroo.
The American Naturalist 1887, p. 469.
Zu den bis jetzt bekannten Arten von Psittacotheriam
— roultifragum und aspasiae — kommt nunmehr ein«
neue — P*. mcgalodus — . Der nagerähnlicbc Incisiv i»t
hier noch grösser als bei den genannten Arten. Eine
Zahnlücke ist nicht vorhanden.
Cope, E. D. The Marnupial Genu« Chirox. Tbe
American Naturalist 1887, p. 566, 567. Mit Holz-
schnitt.
Von dieser Gattung aus dem INiercobed kennt man nun-
mehr alle oberen Molaren und Prämolarcn. Die letzteren
erinnern an jrnc von Plag iau lax; sie bestehen aus drei,
beziehungsweise vier in zwei Reihen geordneten Höckers.
Die M sind aus zahlreichen aber kleinen Höckern gebildet,
die eine Anordnung in zwei Reihen zeigen. Am Mj ist ausser-
dem noch ein« freilich sehr kurze dritte Reihe gebildet.
Polym ABtodon unterscheidet »ich durch das Fehlen
von Pr.
Copo, E. D. On twu new 8pocie« of throe toed Hör»«
from the Upper Miocene vrith Notes on the Fauna
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91
Zoologie.
of the Ticholeptusbed. Proeeedings of the Ameri-
can Philooopical Society 1887. 8°. S pp.
Cope, E. D. A Saber tooth Tiger from the Loup-
Forkbed. The American Naturalist 1887, p. 1019,
1020.
Das Miocan Whiter River und John Daybed enthalten
verschiedene Nitnraviden mit langen Eckzähnen. Im
Loupfork finden wir alsdann auch derartige Feliden.
Dieses Loupfork wird vom Ptiocän überlagert. Der eine
dieser Feliden ist Mnchairodus catacopi». Der
untere Eckzahn ixt auffallend lang. Dagegen ist der sonst
so mächtige herabhängende Lappen vor dem Erkznhnc
missig entwickelt. Die drei Ineisiven haben nur wenig
Raum und stehen daher alternirend. Der Canin hat bloss
auf der Hinterseite eine grzähnette Schneide. Der obere muss
sehr gross gewesen sein, wohl ebenso gross wie bei Smi-
lodou fatal is Leidy.
Cope, E. D. The Mesosoic and Ceenozoic Realm« of
the Interior of North America. The American
Naturalist 1887, p. 445 — 402.
Verfasser giebt hier eine kurze Ueberxicht über die Zu-
sammensetzung der verschiedenen Wirbelthirrfaunen Nord-
amerika*. Hier kann natürlich nur auf die Saugethiere
Rücksicht genommen werden. In der mesozoischen Zeit,
die durch die gewaltige Ent Wickelung der Reptilien —
und insbesondere der Dinosaurier — ausgezeichnet ist,
lebten von Saugern nur Hunotheria (wohl doch besser
Marsupialier, allerdings von fast ausschliesslich sehr
primitiver Organisation). — lu» postcretacischeu Systeme
giebt es Mamuplalia >1 ul tituberculata. Die obere
Abtheilnng, da* Puercobcd, enthalt die ersten echten Pia-
centalier, Creodonten und Condylartbra neben
den letzten M ul t it u bereu laten. Das caenozoisc be
Reich beginnt mit drin Waxalchbcd. Hier rinden sich
Taeniodonta, Condy larthren und Funtodonta. —
Dm Windriverbed enthält Cond v larthra, Tneniodonten,
Pantodonta, Dinocerateu, Falueosyops und Hvra-
chyus; da* ßridgerbed Tillodonta, Condylurthren,
Dinoeeraten, Hyracbyus, Palacosyops, Amy nodon,
Triplopun und Achacnodon; das Uintabed endlich Amy-
nodon und Artiodactylen. Das Miocän beginnt mit
dem Whiteriverbed. Ea rinden sich hier noch Lemu-
roiden und Creodonten, Amy nodon, Hyracodon,
Cryptoproctiden ( Fel i s-ähnlu-h) Poebrotheriidcn ,
Tr agulid rn , K I o t h er iid en und >1 enodon tiden. Diese
Ablagerung zeigt eine gewisse Aehnlichkeit mit dem alteren
europäischen Tertiär; s« sind die Gattungen Elotberium,
Hyaenodon, Cynodictis, Ischyroinys, Fterodon
und Agriochoeru» (Haplomeryx) beiden Continenten
gemeinsam. Auch das John Duybed hat solche gemeinsame
Gattungen: Moniscomys und Aelnrogale. — Im
Uebrigen ist es charakterisirt durch die Anwesenheit von
Nimraviden, Foebrotheriiden, Tragnliden, Elo-
theriiden, Suidcn, Muriden und Saccomyiden.
Das Ticholeptusbed enthält Ancbitberium,Proboscidia,
Cameliden und einige Oreodontiden , das noch jüngere
Loupfork Feliden, Cameliden, Equidcn, Proboa-
cldia, Cosoryx, Glyptodontiden und Hystrlciden.
Der liier Vorkommende Blastomeryx hat grosse Aehn-
lichkeit mit den in Europa so häutigen und artenreichen
l’alaeomeryx. Das Pliurin zerfallt in das ältere Equus-
bed und die noch jüngeren Megalonvxbcdx. Das erxtere
ist bemerkenswert h wegen der Anwesenheit von Glypto-
dontiden, Mcgatheriiden und Eschatiiden (Carnel-
ähnlieh) nebst Mastodon, Smilodon, Kquus, Hirsch,
Arvicola, Castor und Menseh — Fussspuren und
Obsidian • Werkzeuge — (die Fussspuren schreibt jedoch
Marsh einem Megalonyx oder einem anderen grossen
Eden taten zu). Die Megalonyxbeds enthalten Mega-
lonyx, Megatherium, Mylodon, Castoroidex,
Atnblyrhiza, Anoroodon, Arctotberium , Stnilo-
don, Platygonas (ein Dicotylea) und Mastodon
nebst vielen lebenden Nagergattungen; ferner Kquus,
Tapirus. Dicotyles, Cariacus, Box und Didelphys.
Du Ileistocän endlich wird charakterisirt durch Ma-
stodon american u», Cervalcea, Rungifer, Ovibos,
B»s, Felis, Wolf, Grizzlybär und Mallotus. Die
älteren Ablagerungen sind ganz auf den Westen von Nord-
amerika beschränkt, die jüngeren sind auch in den öst-
lichen Staaten — aber fast nur in den südlichen — nn-
iu! reffen.
Döpdret. Bur 1a Faune des Vert^bres miocenex de la
Grive Bt. Alban (Isereh ComptM rendues liebdoraa-
dairea des aeances de l'Acad^mie de« sciencca. Paria
1887, 4 pp.
Ddp4ret, Charles. Recherche« nur la «uccesaion des
Faunes des Vertebres Miocene* de lu vallee du Rhone.
Archive« du Museum d’Hiatoire naturelle de Lyon.
Tome quatrieme. Lyon 1887, p. 53 — 304. pl. XII
— XXV. 4°.
Döpöret, M. Sur le* horizona mantmalogiquea mio-
eene« du liaasiu du RhAne. Balletin de la soci£t£
gskdoglque de France 1887, p. 507 — 512.
Während des Unter miocän* — Tongrien und Aqui-
tanien — scheint die Rhonegcgend ein Festland gewesen zu
sein. Nur bei Voll (Manoaque) findet sich Anthraco-
therium mngnum und hippoideuro und bei Marseille
ist eine Reihe »ioiänablngerungen entwickelt: Zu oberst
gelbliche, sandige Mergel mit Heli* afT. Rauioudi, roihe
Mergel von St. Henri, Siisswasserkalk mit Cyrena
semistriata, und zu unterst graue Mergel mit Lignit.
(Diese gehören schon zum Eocin.) Die Locolität St. Henri
lieferte Anthracotherium, Hyopotamnt, Acero-
therium, Khinoceros minutus, Caanotheriuro
commune, Amphitragulns , Hyaenodon, Cyno-
dictis etc.; es stehen diese Reste hinsichtlich ihres Alters
zwischen dem Ronzonknlk und dein Induslenkalk von
St. GArand-le-Puy. Die angeführten Gattung*- und Art-
bestimm ungen sind indes* wohl doch mit grosser Vorsicht
aufzunehmen , es handelt sich vermuthlich nur um echte
Ronzon formen, beziehungsweise gänzlich neue Arten. Der Kef.
Das Mittelmiorän zerfällt in da« Mayencien oder
Langhien, nur in Grivo St. Alban entwickelt, und das
Hclvetien, eine marine Ablagerung.
Die Fauna von Grive St. Alban Pllopithecus anti-
quua (var. Chantrei) Maehalrodus Jourdani, Oelu-
rogale Intermedin, Lutra Lorteti, Mustela Fi I -
holi, Mustela sp., Plesictla mutstu«, Herpestex
crassus, Viverra leptorhyncha und aff. Steinhei-
mensis, Dinocyon Thennrdi, Amphicyon inajor,
Hyaenarctos hemicyon und minor, Erinaceu*
sansanlensis, Talpa tellurls, Lagomys rerus, Pro-
lagus Meyeri, Lagodus Fontannesi, Seiurus
a permophilinua, Myoms niteloides, Cricrtodon
rhodanicum und medium, Chalicomy* Jaegeri,
Mastodon angustidens, Dinotherium giganteum,
Khinoceros brachypus und sanxaniensia, Anchi-
therium aurelianen «e, Su« Steinheiroensis, Li»
strlodon splendeus, Chalicotherium aff. modieum,
Protragocerus Chantrei, Dicroceru* elegans, Dre-
motherium eminens, Micromeryx Plourensianus,
Hynemoschus sp. JU bat die.se Fauna grosse Achaluli-
keit mit jener von Sansun. doch fehlen in Grive 8t. Alban
die Choeromorus und Choerotheri um und Steneo-
fiber. Auch zeigen die einzelnen Typen einen gewissen
Fortschritt gegenüber jenen von Sansan; so füllt der
Machairodus Jourdani die Lücke zwischen palmidens
von Sunsan und dem noch jüngeren M, cul leiden* aus,
die Lutra nähert sich mehr den lebenden Lutren als dem
Hydrocyon sansaniensis, unter den Nagern steht da»
Cr. rhodanicum den leitenden Hamstern schon näher
als Cr. sansaniense, und die Antilope ist schon den
12*
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92 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Tragoceren ähnlicher als jene von Sansan. Gant das
nämliche Alter, wie die Fauna von Grive St. Alban, scheint
die Fauna von Simonr und jene von Steinheim xu besitzen.
Da» Helvctien enthalt, trotzdem e» eine marine Ab*
lagrrung ist , Reste von verschiedenen Landsäuget b irren :
nämlich Dinotherium gignnteum, Irviu», Cuvieri,
Hipparion gracile, Rhinoceros »p., Lislriodon
splrnden», 8us palaeochoerus, Dicroceru» elegau*
(race dicranoceros). Sehr auffallend ist da* Vorkommen
von Hipparion neben den genannten, *<»n*t für da*
Mittelmio« in so charakteristischen Arten. Dep£ret er-
klärt deshalb Hipparion für eine elngewandert« Forte.
Von Seethiercn linden sich Pristiphoca, Halitherlum
Beautnonti ( M e ta x y t h e r i u m ) , Balnenoptera
(Pleslocetus), Hoplocetus crassidens, l’hvsodon
Lorteti, Squalodon Gratelonpi, Champsodelphis
acutus, Schizodelphis planus, Delphinus restl-
turnsis.
Das Obermiorin gliedert sich in das Tortonien, vom
Alter der Kppelsheiraer Sande, und in den Horizont von
Mont Luberoii, vom Atter der Ablagerung von Piken».
Da« erster« ist als Süsswassernand mit Liguilen ent-
wickelt; bei Tour du Pin (Wre) fand sich bis jetzt nur So s
palaeochoerus, dagegen sind die Localitäten Saint Jeon
de Buurnay jlserr) und Saint Martin du Mont (Ain) viel
reicher au Säugethierresten. An der letzteren fand sich
in den dortigen Li gniten Mastodon Turicensi», Castor
Jaegeri, Sus major, Hipparion gracile, Khiuoee-
rc» nff. Srh Iriermscheri, Protragocerus Chantrei
und Trionyx; von Saint Jean Bournay kennt man Ma-
stodon alT. longirostria, Dinotherium gigsnteum,
Hipparion gracile, Rhinoceros simorrenaia, Sus
major, Machairodus Jourdani, Castor Jaegeri,
Protragocerus Chantrei und Dicrocerns elegant.
Die Lignite von Pommiers lieferten Mastodon turi-
censis, Montmirail (Dröme) und andere Orte Dino-
therium giganteum und Tcrsanne (Dröme) Hipparion
gracile.
Die Fauna tod Mont Luberon stimmt fast ganz mit
jener von Pikermi. ln Croix Rousse, im Stadtbezirke von
Lyon, wurde von Jourdan eine ganz ähnliche Fauna ent-
deckt. Sie setzt sich zusammen aus Mastodon aff. lougi-
rostris, Dinotherium Cuvieri, Rhinoceros
Schleier macheri, Gaxelladeperdita, Hyacmoschus
Jourdani, Drcmotberiutn, Hipparion gracile,
Tragoceru* amaltheus und Valencienneti, Mrtarc-
tot diaphorus und Cbalicomvs. Der Hyaetnoachus
Jou rdani füllt die Lucke aus zwischen dem Hyae mosch ut
crassus und dem lebenden H. aquatilis. Viele der
genannten Arten kennt inan auch aus den Congerion-
srhichtcn und den Belvedereechottern des Wiener Beckens,
aus Baltavar (Ungarn) und Concud (Spanien), ausserdem
auch vom Mont Luberon (Vaucl us«) und Aubignas (Anleche).
Wat dl« Fauna von Grive St. Alban brtrilft, »o ist der
l’liopitheou» antiquus ausser durch Kiefer auch durch
ein Mctiu-arpale und eiuen Astragalus vertreten; der
letztere soll noch Merkmale von Macacu» an sich tra-
gen (?). Lag odu* Fontanneti n. sp. ist vielleicht schon
«in Hase, Scinrus spermophilinu* n. sp. wohl =
Gerraisi von Sansan, Cricetodon rhodanicum wohl
doch = sansaniense. Zu Talpa telluris gehört nur
der abgebildete Humerus, der abgebildete Kiefer ist nichts
anderes als Parnrorex »oeialis. Pleaictis mutatns ist
kein Plesictis, sondern eher eine Uaplogale, die
Viverra leptorbyncha ist keine echte Vlvirrs, son-
dern gehört vermnthlirh dem nämlichen Thiere an, das
Toula ul« Cynudictis Goeriachcnsis beschrieben hat.
Uyaenarcto» hcwlcyou ist vercnuthilch mit Dino-
cyon Goeriachcnsis identisch. Da» Chalicof heriuro
aff. rnodicum ist kein Chalicothcriura, sondern ein
Tapirus, Sus palaeochoerus = Hyotherium
Soemmeringi, ebenso Sus aff. Steinlieimensis; ein
Th« II desselben gleich antedilu vianus Kaup. Protrago-
cerus Chantrei hat im Gegensatte xu Gaxella »an-
»aniensis mit Hörnern von gerundetem Querschnitt
»olche von comprimirter Gestalt. Lutra Valet oni hat
mit Hydrocjon gar nichts xu schaffen, da der lextere
zu den Meliden gehört.
Das Auftreten von Hipparion zusammen mit Diera-
cerus elegans könnte Im ersten Mocueut etwa» frappiren.
E» wird sich jedoch die Sache wohl hier ebenso verhalten,
wie in Eppelsheim, wo ja auch Säuget hierart en , die
sonst zwei verschiedenen geologischen Perioden angehören,
mitsammen Vorkommen, ohne das* sie deshalb auch wirk-
lich noch mit einander gelebt haben müssen. Es sind eben
wohl auch hier die fo*«ilisirten Reste der älteren Fauna
aus ihrem Lager ausgewaschen und dann zusammen mit
jenen der zeitlich jüngeren Formen wieder aufs Neue be-
graben wurden. — Der Ref. —
Die erst erwähnte Arbeit giebt für jede Art das bi»
jetzt nachgewiesene Vorkommen, and zwar nicht bloss »e
weit es bloss französische Localitäten betrifft, und hat da-
her eiu grosses wissenschaftliches Interesse.
Flot. Not« aur 1« Prohalicor© DubalenL Bulletin
d« la Sociötö geologique de France 1887. T- XV,
p. 134—138. Mit 1 Tafel.
Die Loralität Odon bei Tartan (Landes) lieferte einen
Unterkiefer eines Du gong- ähnlichen Thicre*. Der Kiefer
selbst erinnert an Halicore. Von den fünf Backenzähnen
sind zwei als Prämolaren , drei als Molaren xu deuten.
Die enteren besitzen nur eine einzige Wurzel , während
die letzteren zwei wurzelig sind; die M de« Du gong haben
bloss je eine Wurzel, die freilich dnreh Verschmelzung von
zweien eutntanden ist, was dafür spricht, dass Halicore
von Prohallcore abstammt. In den gleicbalterigen Schich-
ten — Pliocän — kommt auch das Halitherlum fossil«
vor, der Nachkomme de« H. Schinzi aus den Sanden von
Fontainebleau.
Hofmann , A. lieber einige ßäugethierreste not der
Bmuukohle von Voitcbcrf und Steierejjg bei Wie* in
Steiermark. Jahrbuch der k. k. gooL Reiclisaustalt
1887, S. <207 — 218. Mit 3 Tafeln.
Cephalogale brevtrhinn* (Schädel und Unterkiefer).
Die unteren M zeigen hier im Gegensätze zu den echten
Cephnlogalen des Untermiocän zahlreiche Schmelzfur-
chen; die Zahntarmc) stimmt mit jener der Hunde über-
ein. Must ela taxodon, sonst nur au* Sansan bekannt,
ist hier durch verschiedene Reste vertretrn, ebenso auch
Lutra Valetoni; diese ist aber im Gegensätze zu der
vorigen , sonst nur aus dem Obermlocäu bekannten Art
bis jetzt nur im Untermiocän gefunden worden, dicLutra-
Arten au* dem Obermioeän weichen von den Kesten aus
Steiermark nicht unbeträchtlich ab, nur Lorteti kommt
wenigstens in den Dimensionen ziemlich nahe. Hieran
scblicAsen sich noch Kiefer und Zähne von Steneofiber
(Cbalicomys) Jaegeri und ein Zahn eines ziemlich
grossen Pnlaeomeryx (vielleicht Kaupi), weil zwischen
Dicrocerns elegans und P. Bojani der Grösse nach
in der Mitte stehend. Man krönt ausser den erwähnten
Arten aus VoitsbeTg noch Felis sp., Mastodon angu-
stidena, Hyotherium Soemmeringi, Rhinoceros sp.
und? Khinoceros sp. nov. Ref. raus« hierzu bemerken,
dass nach seiner Ansicht die fraglichen Cephalogale-
Reste mit dem mittlerweile bekannt gewordenen, auffallend
kleinen Hyarnarctos aus dem Obermiocäo von Schlesien
vereinigt werden müssen.
Oourdon, M. Note aur lea ddbria de« mammiferea
du Bud-Üuest. Bulletin de la societ« geologique de
Franc« 1887, p. 735 — 737.
ln der Nähe von Saint Christas (Gers) fand sich Sus
Steinheimensis, vielleicht mit belsiacus identisch, in
der Nähe von St. Gaudens (Haute Garonne) Li »tri odon
■ plendeos. Ref. bemerkt hierzu, das Sus Steinheimen-
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Zoologie. 93
«i» nicht« anderes ist als Hyotherium Soemmeringi,
während Sa» bclsiacus der Gattung Su» selbst zuge-
tbeilt werden muss.
Kittl, ErnBt. Beiträge zur Kenntnis« der foiailen
Bäugethiere von Maragha in Persien. 1. Carni-
YOren. Antillen des k. k. naturhiztori sehen Hof-
museani*. B<1. 11. 1*67, S. 317 — 368. Mit 3 Tafeln.
Oe»tlirh Tom UraiMf« in Persien bei Marngha liegt
ein mehrere Quadrat mri len grosses Gebiet, welche» mit
ldssähnlichea Ablagerungen bedeckt ist. Dasselbe enthalt
zahlreiche Reste von fossilen Säugeth ieren. Ihr Alter
ist pltocän — gleich jenem von Pikerwi — . Die Knochen
finden sich nesterweise. Man kennt von dieser Loyalität
hi» jetzt folgende Arten: Machairodus orientalis,
Machairodu» oder Felis, Keil» cfr. hrevirostri»,
Hyaen* exinila*, Palhyaena hipparionuin *, Meie«
Polaki und maraghanus, Mastodon Pentellci* und
*p., So» er vmanthi us *, Palaeorea» Lindermay eri*,
Palaeoryx Pallasü*, Tragoceru» »p., Gazella aff.
brevlcorni» * , Giraffa attica*, Helladotherinm
Duvernoyi*, Hippariou gracile *, Richthofcni und
n. f., Rhinocero» Schleier macheri*, Acerotherium
Blanfordi und aff. antiquitatis.
Der Mnchairodu» orientalia hat relativ »ehr mäßige
Dimensionen. Verfasser giebt eine eingehende UeWrsicht
nller bia jetzt bekannten Mac hai rodus-Arten. Referent
ist sehr geneigt, den Machairodus orientali», sowie
Fella cfr. brerirostria mit Eppelsheim er Arten sn ver-
einigen. Die beiden Meies verdienen jedenfalls das meiste
Interesse, da fossile Dachse bis jetzt noch nahezu gänz-
lich unbekannt waren. Die mit * bezeichnten Arten
finden »ich auch in Pikermi in Griechenland.
Ldmoino, V. Bur quelques m&tnmiferes carnsssiers
recueilli« dann l'eoccne intcrieur des environs de
Reims. Comptes rvudues h4bdomadaire« de l’Acadämie
des acieores 1867 (Y), T. CVI, p. 511, 512.
Lämoine, V. Bur l'ensemble des recherches pa!4onto-
logiques feite« dass les terrains tdrtiaires iuferieures
des enviroo* de Reime. Revue «cienliftque 1887,
p. 251. Comptea reudues hlbdomadaire« de« «4ances
dtt PAcad4mie de« «cieuces 1888, T. 104, p. 403 — 405.
Die Fauna von Reim» — Eocän — - enthält 23 Gattun-
gen und 40 Arten Säugethirre, 4 Genera und 15 Arten
von Vögeln, 25 Arten von Reptilien — Schildkrö-
ten, Krokodile, Kidechsen, Schlangen, Simaedo-
sanrier, 3 Ratrachier und 21 Fische — Selachicr,
Ganoiden und Teleostier. Unter den Säugeihieren
ist besonders wichtig Arctocyon — der Charaktere von
Carnivoren und Pachydermen vereinigt (in Wirklich-
keit aber nichts andere« als ein bärenartig differeozirter
Creodont ist; Ref.) — Pleuraspidotherium , zwi-
schen Pachydermen und Lemuren stehend — , wohl
ebenfalls ein Creodont oder Inseetivor (der Ref.)
und Plesisdapis, der zugleich Lemure und Mar-
supialier ist - — wohl jedenfalls nur das Eratere, wenn
nicht gar »chon Affe (der Ref.).
Lömome, Victor. Note sur le gen re Plesiadapis.
Bulletin de la socidtd göolcgique de France 1887,
p. 147 — 149.
Ea werden beschrieben Schädelfragmentc und Kiefer.
Der Schädel hat einen schwachen Pfeilnahtkamm , dafür
iat aber da» Occiput von einer hoben Crista Überragt.
Vorder-, Mittel- und Naehbira sind nahezu gleich gro«s
und scharf von einander getrennt. Der äussere Gehör-
gang ist sehr weit. Die Oberkiefer sind kurz und nieder-
gedrückt. Die zwei Prämoiaren bestehen au* ja einem
äusseren und einem inneren Höcker, dir Molaren haben
je einen Innrnhöckrr und zwei Auasenhöcker. Der vordere
der beiden Inriaiven hat dreiaeitigen Querschnitt und
zeichnet sich durch »eine Grösse aus. Der Canin muss
sehr klein gewesen sein. Der aufsteigende Ast des Unter-
kiefer ist stark verbreitert. Von den fünf Rackxabnen ist
der hinterste, der Ms, weitaus der grösste. Seine hintere
Partie webt eine breite, tiefe Grube auf; an den beiden
vorderen Molaren ist dieselbe viel kleiner und seichter.
Die Pr bestehen Idos* aus einem stumpfen Hügel und
einem schwachen Talon. Ea iat nur ein einziger Schneide-
zahn vorh&udeu. Derselbe lat »ehr lang und nahezu
horizontal, nach vorn geneigt. Er steht weit ab von den
Prämolaren. Ein Kiefer trägt zugleich die drei Mllchzähne
und di« drei Ersatixihne. Plesiadapis ist im Cernaysieu
sehr häufig. Man krnnt das Skelet ziemlich vollständig.
Die Schwanzwirbel haben eine beträchtlich« Läng«. Am
Humerus Ist ein weites Epicondylarforanien zu sehen.
Das Olecranon hat nur geringe Höhe. Der Radius b«6as»
die Fähigkeit der Rotation. Die Zahl der Femur-Trochan-
ter ist drei. Die Tibia ist schlank und dabei stark ge-
bogen. Die Vorderpartie des Astragalus zeigt eine eigen*
thümliche Ausbildung. Die Phalangen haben eiue ansehnliche
Länge und seitliche Rinnen zum Ansatz von Muskelu.
Die Endphalsngen sind vom oval and stark abgeplattet.
Im Ganzen erinnert das Skelet an die Lemuren, zeigt
aber auch schwache Anklänge an die Marsupialier.
Beim Plesiadapis der Sande mit Teredinrn hat der
obere I bloss zwei Zacken, bei dem Plesiadapis aus dem
Cemnysien Ist dieser Zshn mit drei Zacken versehen. Es
dürfte »ich daher empfehlen , diese Gattung in zwei
Untergattungen zu theilen : 1. Tricuspidens mit
remensi* — klein, M gestreift, Kronfortsatx gerade — und
Gervaisii — doppelt so gross wie der vorige, M glatt,
Kronfortsatz einwärts geneigt, 2. Subuni cutpldens
mit Plesiadapis Daubrei.
Lortet. Note aur le Rhizoprion bariensi« (Jourd.)
Archive« da muadum d’ Ins toi re naturelle de Lyon.
T. IV, 1887, p. 315 — 31». Mit 2 Tafeln.
Beschreibung des Genus Rhizoprion, welcher Name
die Priorität vor Hqualodon hat und vorwiegend auf
Schädeln busirt , die sich durch zwei Wurzel i ge , für Crts-
ceen auffallend kräftige und differenzirte Zähne aus-
zeichnen.
Lydekker, Richard. Miocene Insectivora. The
Geological Magazine. London 1867. 6°. p. 47, 48.
Der früher mit Plesiosorez identificirte Parasorex
social ia von Steinheim ist von dem ersteren durchaus
verschieden; er gehört in die Näh« von Tupaia, der
Plesiorcx dagegen zu den Talpiden.
Lydokker, Richard. The Cetacea of the BufTolk
Crag. The Quarterly Journal of tbe Geological Society.
London 1887. p. 7 — 18. Mit einer Tafel und zwei
Holzschnitten.
Die untersuchten Reste bestehen hauptsächlich aus den
ungeheuer massiven und daher sehr leicht erbaltungs-
fähigen Paukenbeiuen. Sie Tertheilen «ich auf Balacn«
primigenia, aftinis, insignis, balnenopsi* , Megsptrrs affin U,
similLs, minuu, Balaenopters definiu, Goropi, boreatina,
erasjginsta , Ototherium Brialmonti, dubium, Hupschi,
brevifiron» und Herpetocetus »midien»!». Phv seter Iden :
Euretu» amblyodon, Humocetus Villen!, Balaenodon phyan-
loides, Pbysodon grandis, fuaiformis, Hoplocetus crassidrns,
borgehoutensia , curvidens , Hyperoodon , Choneziphius
planirostris, planus, Packardi , Mesoplodon longirostris,
tenuirostris, gibbus, angustus, angulatu», compressus,
Floweri. Squalodontiden : Squalodon antwerpiensis. Del-
phiniden: Orca citoniensis, Globicephalus u neiden* and
Delphinus.
Lydekker, Richard. Deicription of a Jaw of Hyo-
therium from thePliocene of India. The Quartcrly
Journal of tlie Geological 8ociety of London 1687,
p. 1» — 23. Mit 1 Holzschnitt.
Das Hyotherium perimense schlieast sich eng an
das europäische Hyotherium Soemmeringi an; da»
sindiense der Simalikhügrl ist noch grösser. Das Vor-
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Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
kommen der Gattung Hyotherium neben GirafFa ist insofern
interessant, als dieselbe in Europa mit dem Miocin bereits
erloschen i«t, in Indien aber »ich noch bl» in» Pliocän er-
halten hat. In den A Magerangen von Peritn finden »ich
Sun und Hyot he rinnt zusammen, gerade wie in den
östlichen Siwnlik Hipparion und Ei] uns.
Hyot her i um ist ein »ehr generaUrirter Suidentypu». Die
Zähne halten in ihrem Aussehen die Mitte zwischen jenen
Ton Sn# und Chaeropotnmu*. und zwar schliessen »ich
die Formen mit kurzen oberen Ms enger an den letzteren
an als die mit langen Ms — wie II. Waterhousi — ,
Der obere Prj hat bei Hyotherium typus immer noch
einen einzigen Ausseubügel , was als primitive# Merkmal
aufzufassen i*t. Im Gegensätze zu Filhol betrachtet
Lydekker diese Gattung als Zwischenglied zwischen seinen
Chaeropotamiden und der Gattung Sus einerseits und
Dieotyle» andererseits. Dicotyle* ist ein eigenartig
apecinlisirter Typus — die Pr sind »chon Molar-ähnlich
geworden. Mit Sus hat Hyotheriuw da» Merkmal
gemein, das» der >!a erst inThätigkeit tritt, wenn der >1|
schon stark angekaut erscheint. Hei Sus verlängern »ich
die letzten M; noch mehr ist da» der Kall hei Phaco-
choeru», wo danu auch die vorderen Zahne beim er-
wachsenen Thiere verloren gehen. Der Su» adutuaueu-
si» hat noch primitive Merkmale im Gebiss, ebenso So»
barbntu« und Potainoehoerus. Der lebende 8u#
cristatus ist der mnthmnassliche Nachkomme de« Sus
Fulconerl der Siwaliktauna.
Lydekker, Richard. Ou a Molar of a Tllocene Type
of Equui from Kubia. The Qunrterly Joumal of
the Geological Society of London 1887,’ p. 161 — 164.
Mit 1 Holzschnitt.
Bei Wadi Haifa fanden »ich fossile S&ugethienreste, die
ihrem Erhaltungszustände oarh mit denen vom Val d’Arno
und dem Xarbadnthal in Indien Aehntichkrit haben. Schon
im Jahre 1865 hatte Falconer von dort einen Hippopo»
tarn us -Zahn beschrieben. Der Eq uns -Zahn »chlies»t
sich am besten an Equu» Stenoni» von Val d’Arno und
an E. si walen »is der Siwalikfaunn an. Es scheint,
dass hier im östlichen Afrika asiatische und europäisch«
Formen zur Plioeänzeit eingedrungen sind, während die
gleichalterigen Ablagerungen in Algier mehr Anklänge an
Europa zeigen — so die Anwesenheit von Elephus
meridionalis. In Nubien haben zur Plioeänzeit auch
Hirsche gelebt, während in der Gegenwart Hirsche
nur mehr im nordwestlichen Afrika Vorkommen und in
Nubien ausschliesslich Antilopen leben. Die einstigen
Beziehungen zwischen Afrika und Asien werden auch In-
sofern wahrscheinlich, als die Siwalikfauua Affenformen
enthält, die jetzt nur iu Afrika anzulreffen »ind.
Lydekker, Richard. Catulogue of Fossil Mammalia
in the British Museum (Natural History), Part V,
eantaining the Group Tiltodontia, the Orders
Sirenia, Cetacea, Edcntata, Marsupialia,
Monotremata and Supplement. London 1867.
330 pp. 53 Holzschnitte.
Die Stellung der Tillodontia ist noch ganz uu sicher.
Vertreten »ind davon Anchippodus und die Platy
choeronidae, letztere durch Platy choerop* (Mio-
lopliusj plnnicep**, einen nahen Verwandten des
Esthonyx. Die Sirenen haben Repräsentanten in
5 Halitherium * , 1 Proras tom u» * , 1 Kotheri um • und
1 Rhylina*; die Cetaceen und zwar die Mystacocetl
in 10 Hnlaena, 1 Palaeocetu* •, 3 Megaptera*, 11 Balae-
noptern*, 6 Cetotherlum *; die Archaeocetl in 2 Zeu-
glodon*; di« Odnntoceti in 1 Physeter, 1 Physcterula •,
1 Euoetodon*, 1 PhyseUdon * , 1 Scaldiretu* , 1 Balnr-
nodon * , 2 Pliysodon • , 3 Hoplocetus*, 2 Hv]>eroo<ti>i>,
2 Chonrriphiu» *, 6 Mcsoplodon*, 1 ChanipHodelphis *,
1 Schizodelphis*, 3 Squalodon*, 1 Monodon , 2 Delphi-
napteru», l Orca*, 2 Globicephalus und 1 Turaiops. Die
Edentaten zerfallen in die nackten Megatheriiden
mit 3 Arten Megatherium •, 4 Seelidotlierium •, 6 MyloJnn*,
1 Megnlonyx*, 1 Coelodon • J in die gepanzerten Glypto-
dontiden mit 4Glvptodon*, 1 Daedicurus *, 1 Kuryuru»*,
1 Panochthus* , 7 Hoplopboru»*; in die Dasypodiden
mit 3 Chlamydotherium * , 1 Tolypeutc# , 1 Dssypns,
1 Xenuru», 1 Eutatus*, 2 Tatusia; in die Maniden
mit 1 fossilen Mani», and in die Marrotb eriiden mit
2 Arten von Macrot lverium*. Die Marsupialier werden
in dir Unterordnungen der Diprulodont ia und die Poly-
prot odonta getlieili. Die ersteren mit nur einem unteren
Incmven, die letzteren
mit mehreren, meist
4 — 5
3 — 4
Inci-
siven.
Die Diprotodontia umfassen die Pbascolomyiden
mit 9 Phascolomya* , 1 Ptuwcolomts*, die Kototherii-
den mit l Nototherium*, die Diprotodontideu mit
1 Diprotodon*, die Phalanglstiden mit 1 Pseudochiru»,
1 Thylacolro* , die Plagiaulaciden mit 14 Plagiaulax *,
die Polymastodontiden mit 1 Polrroastodwi • , die
Tritylodontiden mit 1 Tritylodon *, die ßolodontiden
mit 1 Microlestes* , 1 Bolodon* und die Macropodiden
mit 1 Aepvprymnn», 19 Macropu»*, 1 Sthenuru»*, 3 Pro-
coptodon* und 1 Palorcheste# *.
Die Polyprot odonta werden wieder zerlegt in die Pcra-
meliden mit 4 l’eramele* und 1 Peragalc. Die Trico-
nodontiden mit 3 Triconodon * , die Dasvaridea mit
1 Thylacinus, 1 Sarcophilu*, 1 Daayunu. — Zu dieser
Familie werden auch die My rmecobiinae gestellt. —
Die Amphitheriiden mit 1 Phascolotherinm*, 1 Araphi-
leste»*, 1 Amphitherium*, 3 Amblotherinm * , 2 Achy-
rodon*, 1 Prrnmus* und dieDidelphida« mit Didelphy* —
davon 8 fossil in Amerika nnd mehr als 12 fossil in
Europa — und mit Chironecteo. Die Stellung der Familie
der Stylodontiden mit den Gattungen Stylmion und
Leptocladu», sowie die Familie der Spalaeoth eriiden mit
2 Spalacotherium und 1 Peraleste* lässt sich noch nicht
genauer fiziren. Beide Familien sind auf di« mesozoische
Zeit beschränkt.
Von den Monotremen giebt es «in« fossile Art der
Gattung Echidna.
Im Anhang werden erwähnt von Quadrumanen
1 Troglodytes , 1 Hylobates, 1 Semnopithecus , 2 Cyno-
cephaltt», Adapis, Caenopithwu» ; von Chiropteren
1 Pbyllorhina und 1 Taphozous; von Insecti voren 1 Talpa,
1 Protalpa, I Sorez, 1 Erinaccu», 2 Neurogymnuru»,
1 Microchoerus (in Wirklichkeit zu Necrolemur, also zu den
Lemuriden gehörig) und 1 Tupajide — Parasorex — . Von
Creodonteu — Carnivora primigeuia — werden genannt
2 Hyaenodon, 1 Pterodon, 1 Proviverra und 1 Deltatherium ;
von Carm voren 2 Machairodu», 1 Eusmilus, 2 Psendac-
luru», 1 Aelurogale, 2 Hyaena, 1 Proailurus, Viverra,
2 Herpeatea, 1 Cynodictis, 1 Cunis, 1 Amphicyon, 1 Nasua;
von Robben 1 Phoca; von Nagern 1 GerbUlu», 2 Nesokia,
1 Mus, 1 Eumy», 1 Arvicola, 1 Myodea, 1 Entoptychua,
1 Hystrix, 1 Atherura, 1 Lagomys, 1 Lepus, 2 Palaeo-
lagus; von Artiodactylen I Bo«, 2 Cobus, 1 Tctracero»,
1 Hyduspitherium, 1 Cariarns, 3 Coassinen, 1 Poebro-
therium, 1 Lcptoimryx , 1 Dorcatheriura , 1 Dichodun,
1 Xiphodon, 1 Ejiorcodim, 1 Hyutheriura, 5 Su» ; von
Pcrissodaclylen 1 Equu* und 1 Rhinocero»; von Pro-
boscidiern 1 Mastodon uud 1 Elephos; von Edentaten
1 Sceljdotherinro und 1 Hoplopboru». — Die mit • be-
zeichneten Gattungen sind ganz oder doch überwiegend
durch fossile Arten vertreten.
Marsh, O. O. American Jurawic Mammal*. Ameri-
can Journal of Science. Vol. XXIII , 1887, p. 327
— 348. Mit 4 Tafeln.
In der gleichen Zeitschrift halte der Autor »chon früher
Reste jurassischer Slugethicri? beschrieben. Das Material
besteht meistens atu Unterkiefern, diese aber sind sehr
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Zoologie.
95
pul erballen. Wu die Untersuchung ausserdem »ehr er-
schwert, ist der Umstand. das* die Skelette vollständig xer-
t’ullen und die einzelnen Tbeile zerstreut worden sind. K*
liegen die zu besprechenden Formen fast sämiutlich in dem
Atlantosaurusbed — so genannt wegen der daselbst
verkommenden riesigen Dinosaurier -Koste.
Häutig sind daselbst auch Krokodile, Schildkröten,
Eidechsen und Eiache; auch kennt man von dort einen
Vogel — Laopteryx — und einen Pterodacty l ua. Mit
den englischen von Owen beschriebenen Säugethierro*ten
aus dem Weuldon haben die amerikanischen Kunde sehr
grosse Aehnlichkeit , doch konnte keine eurupäisebe Hat*
tuog oder gar Art in Amerika bisher nachgewiesen weiden.
Die Flagiaulacideu sind repräsentirt durch Allodon.
Derselbe — nur in Oberkiefern bekannt — hat hlnsic ht lieh der
Molaren viel« Anklänge an den schon früher beschriebenen
Ctenwc.odon — nur durch Unterkiefer vertretrn — unter-
scheidet sich aber durch die Prümolaren und Indsiven.
0 q 5 2
Y I - C~Pr» — M. Allodon fortia und laticeps. Von
den europäischen Formen stehen Bolodon und Plagiau-
lax sehr nahe. Ctenacodon potens und »erratus.
Von Ct. potens ist der Oberkiefer gefunden. Wie bei
Bolodon bestehen auch hier die Pr aus je zwei Innen*
und einem Aussenhöcker, die M aber aus vier — statt drei —
Aus&enhückern und zwei statt drei Inneuhöckern. Der
einzige untere IncMv ist bei allen Plngiaulacidcn sehr
gross. Dir vier unteren Pr von Ctenacodon haben einen
gezähneiten Überrund.
Dryolestidae. Dieselben haben mehr als 44 Zähne.
Die Unterkiefer tragen drei bis vier Incisiven, vom ersten
bis letzten an Grösse abnehmend , einen hoben zwei-
wurzeligen Canin, drei oder vier Pr — der letzt« am gröss-
ten — , sämmtlich mit zwei Wurzeln versehen. Diese
Zähne haben eine kegelförmige Krone und einen Talon.
Die Zahl der M beträgt 6 bis 8; sie bestehen aus einem
»ehr hohen Hauptzacken und drei Innenzacken und wer-
den von je zwei allerdings eng an einander gedrängten
Wurzeln getragen. Die oberen M — 7 an der Zahl —
besitzen einen Innenzacken und drri Aussenzackcn. Dryo-
lestes und Stylacodon sind einander sehr ähnlich, nur
gleicht der erste M von Stvlacodon den Pr. Bei Drro-
lestes ist ausserdem der Kiefer relativ kurz und hoch
im Gegensatz zu jenem von Stvlacodon. Astbenodon
hat hinter dem Canin noch 11 Zähne, die auch ausserdem
nahezu sämmtlich gleiche Grstalt besitzen. Die Zahnforroel
ist 4 1 1 C 3 Pr 8 M. Astbenodon segnis. Laodon
venustus n. g. n. sp. Die M sehen denen der übrigen
Dryolestiden zwar im Ganzen sehr ähnlich, doch ist
der Innenzacken sehr klein. 5 Pr, 8 M, alle Pr sind
zweiwurzelig. Der Unterkiefer izt so lang wie bei Styla-
codon, aber zugleich sehr massiv. Die M ähneln denen
von Peraspalax Owen.
Diplocynodontidac. Die typische Gattang ist eine
der grössten Formen aus dem Jura. Drei schräge I,
hoher, starker C mit zwei Wurzeln, dahinter 12 Zähne,
nahezu von gleicher Gestalt, die hinteren ausser dem
llauptzaeken noch mit Vorder- und Hinterznrken versehen.
Kiefer lang, Coronoidproce** hoch; Condylus niedrig ge-
stielt. Von Diplocynodon Victor ist der Oberkiefer
bekannt. Obere M mit Hauptzacken und zwei Nebenzacken.
Zu dieser Familie gehört wohl das europäische Ampbi-
peratlierium. Docodon hat nur 11 statt 12 Zähne,
im Uebrigen sonst von Diplocynodon wenig abweichend.
Enneodon crassus n. sp. sehr massive Kiefer mit nur
9 Zähnen hinter dem C. Enneodon affinis n. sp.
Spalacotheriidae. Spalacotherium, da* wohl in
mehrere Genera zerlegt werden musa, hat 10 Zähne hin*
ter dem Canin; dieser seihet ist zwei wurzelig ; bei Men a-
codon ist die Zahl derselben jedoch nur sieben; der
Canin ist relativ klein. Menacodon rarus n. g. n.sp. Die
3 Pr stehen isolirt und haben nur massige Grösse. Mena-
codon hat auch im Gegensätze zu Spalacotherium
eine schwache Mylobyoidgrube.
Tinodontidae enthalten von europäischen Formen
Phascolotherium. Die IV und M sind einander sehr
ähnlich. Die Zahl der Zähn« hinter dem C Ist bei Tino-
don grösser als bei Phascolotherium. Die Molaren
tragen je einen Hauptsachen, einen Vorder- und einen
Hinterzacken , beide etwas einwärts gerückt, dazu aussen
eiu starkes Basalband. Tinodon bellus.
Triconodontidac. Die Pr sind hier noch »ehr
einfach und coroprimirt. Die sehr grossen M bestehen aus
je drei hinter einander gestellten schneidenden Zacken.
Priacodoa ferox n. g. n. sp. hat 3 Pr 4M; die Pr
haben ausser dem Hauptzacken vorn und hinten je einen
ItoAalhöcker. Der letzte l’r zeichnet sich durch seine
Grösse au*; der vorletzte M hat sogar vier Zacken. Der
schräg gestellte C ist sehr kräftig. Triconodon in
Europa.
Paurodontidae sind auf Amerika beschränkt. Nur
6 Pr und M zusammen. C gross, aufrecht und einwurze-
lig. Auf diesen Zahn folgt eine lange ZahnlUcke und dann
erst der sehr kleine vorderste Pr. Kiefer kurz mit tiefer
Mylobyoidgrube. Die Zähne zeigen eine gewisse Aehn*
lichkeit mit Acfayrodon und Peraleste*. Puurodon
ralens n. g. n. sp. hat nur 2 Pr und 4 M. Pr einfach
mit niedrigem Talon. Die M bestehen ausser dem Haupt-
zacken aus zwei einwärts gerückten Nebenzacken.
Die Verthrilung der Wirbel, Extremitätenknochen etc.
auf die«* Formen ist »ehr schwierig, es soll der Versuch
jedoch in einer späteren grösseren Abhandlung gemacht
werden. Verfasser giett dann eine Zusammenstellung aller
bis jetzt beschriebenen Säugetbiergattungco uud -Arteu
aus dem Jura von Nordamerika. Keiner von all diesen
ist ein echter Herhivor, auch von Stereogn athus ist
dies durchaus nicht sicher. Die Lebensweise war wohl
durchgehend» 1 n s e c t i v o r. Die Lebensweise der P I a g i a u -
laciden ist bi» jetzt noch durchaus unbekannt, denn hier
linden sich neben Höckcreähnrn noch schneidende Zahn-
formen. Möglicherweise erreichten einige wirklich Herbi -
vorengebjss; hierfür spricht das Verschwinden der vorde-
ren Pr bei dem Neo plagtaulax au* dem Tertiär von
Reims. Die trlaasischen Säuger lassen sich am besten
gliedern in die Drom otheriide n — Amerika — und
die M icroles tiden. Man stellte die mesozoischen Säu-
ger last allgemein zu den Marsupialiern, was aber
wenig gerechtfertigt erscheint. Sie weisen vielmehr eher
Beziehungen zu den I nsecti vore n auf. Verfasser möchte
sie am liebsten in der von ihm schon früher nufgesteUten
Gruppe der Pantotheria unterbringen. Dieselbe zeichnet
sich durch folgende Merkmale au»: Glatte Gehirnhemi-
sphären ; Zahnznhl höher als 44, C mit zwei Wurzeln, Pr und
M wenig differenxirt-, keine eigentliche Unterkiefersymphyse;
die Innenseite des Unterkiefers mit einer Mylobyoidgrube
versehen, Unterkiefereckfortsatz nicht ringebogeu, Con*
dylua so ziemlich in gleicher Höhe mit den Zähnen, verti-
cal oder rund, aber niemals schräg gestellt. Von solchen
geoerahsirton Formen stammen sicher die Insectivoren.
Eine zweite Ordnung der mesozoischen Säuger zeichnet
sich durch die auffallende Specialis irung aus. Es sind die
Allotheria: Dieselben gehen bi* in» Tertiär — Neo*
plagiaulax. Die Hauptcharaktere sind hier: Zahnzahl
weit unter der normalen ; C fehlen, Pr und M sehr speciali-
sirt, Mylobyoidgrube fehlt, Unterkiefereckfortsatz einge-
bogen. Diese Merkmale lassen die Annahme zu, dass wir
e» hier mit Marsupialiern zu thun haben. An diese
Allotheria — mit den wichtigsten- Gattungen Bolo-
don, Allodon, Ctenacodon und Plagiaulax »chlie**en
sich auch die Microlestiden am Iwsten an, während die
Dromotheriiden »ehr viel an die Pantotheria er-
innern. Die modernen Placentalier »taromeu auf kei-
nen Fall von Marsupialiern ah, sondern von Oviparen
Monotremen. Die Inaectivoren sind auch die primi-
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96
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
tivsten. Unter den lebenden Marsupi ali rrn srhliesscn
eich die H ypsipry mnideu am engsten nn die Allo-
theria an. Der gemeinsame Ausgangspunkt der Mnr-
»upialicr und Placentalier wftre in der paläozoischen
Zeit za Rüchen; diese Urfornfrn nennt Marsh Hypotheria.
Marsh) O. C. Notice of New Fossil Mamninls. The
American Journal of Science and Arte 1887, 9 pp.
Mit 12 Holzschnitten.
Einer der grössten bekannten Borinen Nvrddamerikns ist
der Bison latifrona. Derselbe besitzt lange und schräg
gestellte Homzapfen, während sie bei dem lebenden Bison
kurz und nach vom gerichtet sind. K» stammen diese Reste
au* dem Plioc&n von Denver, sind aber jünger als Equu*bed.
— Inzwischen wurde von Cop« und Anderen nachgewiesen,
das« diese Hornxapfen aus den Lazamiebed — also obere
Kreide — - stammen und einem Dinosaurier angeboren!
Der Bef. — Im PI kocin von Kansas kommen Aceratherium-
Reste häufig vor zusammen mit Pliohippus. Der Schädel
dieses Accrathcrium acutum Ist hinter der Schläfen»
grübe sehr schmal ; die Jochbogen stehen weit vom Schädel
ab. Der letztere besitzt einen hohen Pfeilnahtkamm. Die
Stirnbeine verbreitern eich sehr rasch. Die Zwischenkiefer
sind sehr schwach nnd tragen je einen lncislven. Die M
haben eine sehr ansehnliche Gröe*«. Der Unterkiefer trägt
einen Inrisiren und einen Caninrn nebst sech* Backzähnen.
Von den Brontot heriiden liegen nunmehr zahlreiche,
gut erhaltene Exemplare vor. Sie werden eingelheilt in
die Gattungen Brontops, Menopa, Titanops und
2 14
All opa. Die beiden ersten haben je — I, — C, — Pr,
— M, während bei dem schon länger bekannten Br onlo-
therium — 1, und — Pr vorhanden sind. Die Jochhogen
stehen sehr weit vom Schädel ob, die Horn zapfen sind
kurz, aber sehr kräftig. Man kennt von Brontops zwei
Arten, rohnstus und dispar. Die entere Art stammt
aus dem Untermiocän von Nebraska, die letztere von
Dakota. In Dakota wurde auch das Original von Menopa
varians gefunden. Die Hornzapfen find hier relativ schwach.
Die Gattung Titanops enthält den grössten aller ßronto-
t heriiden und ist ausgezeichnet durch dir riesigen, hohen
Homzapfen und die kleinen Nasenbeine. Die Bezahnnng
stimmt mit Brontotherlum, doch haben die oberen
Molnren zwei Innenhöcker. Titanops curtus wurde ln
Colorado gefunden, T. elatus mit noch höheren Horn-
zapfen und längeren Kasalicn in Dakota. Ailops hat
grosse Aehnlichkeit mit Brontotherlum, besitzt aber
nur einen oberen Incisiven. Ailops acrotinua stammt
aus Dakota.
(Die Brontotheriidc n haben im Skelettbau grosse
Aehnlichkeit mit Rhinoceros, besitzen jedoch im Gegen-
satz zu diesen vier gleich starke Zehen an der Vorder-
extremität und zwei neben einander stehend«, mehr (hier
weniger lange Homzapfen auf den Oberkiefern. Auch der
Zabnbau ist von Rbinoceroa ganz verschieden ; die Zähne
erinnern auffallend an jene des freilich ebenfalls ausge-
»lorbeuen europäischen Chslicothcriam- Dass die von
Marsh hier angegebenen Merkmale zur Anstellung neuer
Genera ausreichend »eien, wird wohl Niemand behaupten
wollen. Anmerk. d. Ref.)
Naumann, E. Fossile Elephantenreste von Min-
danao, Sumatra und Malakka. Abhandlungen und
Berichte dos zoologischen und anthropologiBCh-ethno-
graphiechen Museums zu Dresden 1886/1887. 4°.
11 Seiten und 1 Licbtdnicktafcl.
Die zwar sehr fragmentarischen Rackzuhnreste von
Mindanao zeigen immerhin sehr deutlich ihre Zugehörig-
keit zum Stegodontentypn», der in jungtertiärrr und
späterer Zeit in Asien eine so bedeutende Rolle gespielt
hat. Hierzu kommt noch ein vollständiger Molar des
Euelephas Indien* von Malakka und ein zierlicher
Stosstabn von Sumatra.
Der eine Zahn von Mindanao gehört dem Stegodon
trigonocephalus Mart, an, ausgpxeirhnet durch da»
starke Cim«*nt. Die typische Art stammt nu* Java. Sie
Uberbrückt die Kluft zwischen Stegodon und Lozodon.
Da» zweite Zahnfragment wird als Stegodon aff. insig-
nis Pale, und C. bestimmt. Der Stosszahu von Sumatra
darf allenfalls auf Stegodon Ganesa bezogen werden.
Die Anwesenheit einer Skwalikform ln Mindanao — Philip-
pinen— lässt vermuthen, «lass auch noch andere derSiwalik-
fauna angehörige Arten eine »ehr weite Verbreitung nach
Osten besessen haben. Der angebliche El epb an indicu»
von Japan muss mit dem n am adieu» der Slwalikhügel
identificirt werden.
Verfasser erwähnt hierbei, das* seine Bestimmung der
japanischen I'roboscidier-Reste al» Stegodon Clifti
und insignis, die auch in China nachgewiesen werden
konuten , von Lydekker und später auch von Koken
bestätigt worden seien, während Brauns dieselben für
diluviale Arten gehalten batte. Lydekker hat auch
Mastodon latidens in Borneo nnchgewiesen und somit
die Grenzen der Siwalikfauna sehr weil nach Osten aus-
gedehnt.
Eine Tabelle giebt Auskunft über die Verbreitung der
fossilen asiatischen Probo*cidier. Dinothevium nur
in Indien, Mastodon mit sech* Arten, davon latidens
auch in Birma und Borneo, Pandlonis und perimensis
in China, Stegodon Clifti ln Birma, Java, Japan und
China, bombifrons in Java nnd China, alle gleich
Elephas planifrons ln den Siwalikhügeln. Von den
Karbada-Arten findet sich Stegodon ganesa nur in
Indien, insignis in Birma, Japan und China, hysudri-
cus in Java, Elrphas namndlcus in Birma, Java, Japan
und China; in Malakka wurde auch Elephas indicus,
in Samatra Stegodon nachgewiesen. In Java lebte
Elephas trigonocephalus, auch auf den Philippinen
gefunden mit einem zweiten Stegodon.
Roger, Otto. Verzeichnis« der bisher bekannten fos-
silen Säugethier». 29. Bericht de» natu rhi»tori sehen
Verein» für Schwaban und Neuburg in Augaburg
1887. 8°. 162 8.
Auf dem Gebiete der Paläontologie der Säugethier«
haben die beiden letzten Jahrzehnte einen solchen Zu-
wachs gebracht, dass es selbst dem Specialisten schwer
wird, diesen Forschungen zu folgen. Wir werden kaum
irren, wenn wir behaupten, dass sich die Zahl der bekann-
ten Formen in diesem Zeiträume nahezu verdreifacht hat,
trotzdem es in vielen Fälleu gelang, Identificirungcn von
Arten vorzunehmen, die bisher unter verschiedenen Namen
in der Literatur fortgeschleppt worden waren.
Eine knappe Uebersiclit dieser Formenfülle musste sich
daher als Noth wendigkeit Herausstellen und haben auch in
der That mehrere Autoren die Lösung dieser Aufgabe ver-
sucht. Zu den Arbeiten in dieser Richtung zählt gewisser-
tnaassrn auch R. Lydekker’« Catalogue der fossilen
häugethiere des britischen Museums. Da aber in diesem
Museum wie ja überhaupt in Europa das so überaus
reiche amerikanische Material doch nur ziemlich spärlich
vertreten ist , so giebt uns dirser Katalog auch nur ein
unvollständiges Bild von der Mannigfaltigkeit der fossilen
S&ugrthierformen.
Noch weniger genügt in dieser Hinsicht der Troues-
sart'sche Katalog. Fürs Erste ist derselbe noch nicht
über ein paar Lieferungen — Affen, Chlropteren und
Fleischfresser — hinausgekouimcn und fürs Zweite lässt
derselbe an Genauigkeit und Kritik doch Manches zu wün-
schen übrig.
Sehr viel zweckentsprechender nun »st die vorliegende
Arbeit des Herrn Kreismedicinalrath Dr. Otto Roger.
Schon im Jahre 1879 hat derselbe eine ähnliche Zu-
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97
Zoologie.
sammenstellung gegeben. Dieselbe erfuhr jedoch nunmehr
eine gründliche Umarbeitung und eine außerordentliche
Bereicherung, so das* »je für einige Zeit recht wohl ge-
eignet i»t, un« den Hei- hthuin der abgestorbenen Thier-
welt vor Augen EU führen. Die Zahl der Gattungrn
beträgt ein» b»Ki, die Zlhl der einigertnaasaen »icher ge-
stellten Arten ist mit 3i>00 bi» 4000 wohl kaum zu hoch
gegriffen.
Wenn man bedenkt , da** die vorliegende Arbeit da*
Ergebnis* der wenigen Muftsestuuden ist, welche dem Autor
in aeiner ärztlichen Thätigkeit und »einen vielfachen
Berufsgetchäften ülirig Idieben , wird man demselben gern
die grösste Anerkennung »ollen und den innigsten Dank
•UMprerhen, und da* um *o mehr, als derselbe nicht etwa
am Sitae einer größeren Bibliothek , sondern in einer
kleinen Provinzialstadt »ein mühevolle» Werk in Angriff
genommen hat.
Schmidt, Oscar. Lea mamniiföre* «Jan* leura rapport*
»vec leur» ancetrea gdologique». Edition frauc. et
tr&* augmeut»'« pur Fauumr. 8°. *246 pp. 51 flg.
Paris.
Ist Uebersetxung der „Säugethiere in ihrem Verhältnis»
rar Urwelt“. Leipzig, ßrockhaua, 1884. International*
wissenschaftliche Bibliothek. LXV. Bd., 280 S. 51 Holz-
schnitte. Siehe da» Heferat in diesem Literaturberichte
für 1884.
Scott, W. B., und H. F. Oaborn. Prelirainary
Report on the Vertebrat« Fossil* of the Uinta For-
mation, collected by tbe Princetoo Expedition of 1886.
Proceedings of the American Philosophien! Society
l«87, p. 255 — 2«4- Mit 1 Holzschnitt.
Von Lemuroiden fand »ich Hyopnodus graeiiis,
von Creodonton Meaoayx uintensi», von Carni-
voren Amphicyon(?) vulpinum, von Nagern Plesi-
arctomy» «ciuroide», von Artiodactylen Proto-
reodon parva», pumilu» und Leptotrngulu* pro-
avui, von Periasodactylen Epibippa« uintensi»
and graeiHs, Hyrachyus obliquidens, Prothyra-
eodon intermedium, Isectolophus annecten«,
Amynodon advenu», Diplacodon elatua.
DeT angebliche Arophlcyon hnt einen Secundärhikker
am Pr — vielleicht doch nur ein Miacis.
Protoreodon hat im Gegensatae zu dem jüngeren
Oreodon noch einen fünften Höcker auf den oberen M,
auch sind die Pr noch einfacher gebaut. Die unteren
Zähne «.rhliesaen dicht an einander wie 1*1 allen Oreo-
don tiden, von denen wir hier die aHerthUmlichste Form
vor uns haben. E» i*t auch hier der untere C zu eiuem
vierten I geworden , während der PT| die Gestalt eine»
C angenommen hat. Die Zehenxah] beträgt vorn fünf,
hinten vier. Leptotragulu» erinnert an Leptomeryx,
hat aber einen noch einfacheren Ban de* letalen Pr und
einen deutlichen Basalpfeiler auf den unteren M. Im
Gegen»ntre tu Leptomeryx, dessen Hinterfuss bereit*
einen Canon bildet, sind hier dJe Metajwidien noch »charf
getrennt. Der Pr4 fehlt hier bereit» , die übrigen ähneln
denen der Tragul inen, wozu diese Gattung wohl ge-
hören dürfte.
Prothyracodon steht im Zahnhau und auch zeitlich
zwischen Hyracodon und Hyrachyus in der Mitte.
Der ITj hat wie hei dem letzteren nur einen Innenhocker,
die M »timmen schon mit Hyracodon. Isectolophus
ist mit Helalete« au« dem Encäu verwandt, zeigt aber
Jrhon Fortschritte in der Richtung gegen Tapir«*. Der
letzte untere M besitzt ein drittes Joch. Au« Isecto-
lophu« hat »Ich Tapirava« (Lophiodon Leidv) des
White Riverbed und au« diesem Tapiru* entwickelt.
Amynodon (Orthoeynodon). Der Schädel vereinigt
Merkmale von Rhinocero* und Tapir, die Zähne glei-
chen jedoch denen de* Rhinocero», die letzten oberen
Pr haben bereits alle Elemente der M , sind aber noch
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
■ehr viel kleiner, die übrigen »ind noch sehr einfach. Die
8
uuteren C stehen noch aufrecht, die Zahl derl ist — •
Diplacodon ist das grösste Säugethier der t’intafaana.
E» verbindet die Palacosyop» etc. des Bridge rbed mit
den klenodontiden de* White Riverbed. Die Pr be-
ginnen schon M -artig zu werden. Der Schädel ist no<h
hornlos. I)a* Skelet hat gleich jenem von Menodus viel-
fache AnkUnge an Rhinocero». Die Zeilenzahl i»t vorn
vier, hinten drei.
I>ie Uintafauna verbindet die ßridgrr- und White River-
fauua mit rinander, sehliessl »ich alter schon etwa* mehr
an die letztere an. Insofern die Dinoceraten und Tillo-
dontier de* Eocän fehlen und die Artioilacty len häu-
tiger werden. Doch giebt e« noch ähnliche Nager,
Creodonten und Lemuroiden, wie im Hridgerbed.
Gleich diesem wird e* noch für Eocän angesprorheu.
Bcott, W. B., und H. F. Onborn. Prclitninary Account
of tbö Fossil Main mal* fron» the Withe River For-
mation contained in the Musenm of Comparativ
Zoology. RnlMm of the Museum of Com|mrative
Zoology at Harvard College. V«>1. XIII, Nr. 5.
Cambridge 1887, p. 151 — 171. Mit 11 Fig.
Die Sammlung enthält von Nagern Paliieolsgu* Har-
den! uud Uchrronir« typus, von Creodonten: Hyaonodon
hum du.« und leptocephalu» , von Carnivoren und zwar
Caniden Cynodicti» graeiiis, Cry ptoproetiden Dinicti»
feliua, Nimraviden Hoplophonena (Drepanodon primuevu«
und oci-identalis) , von Artiodaety len Oreodon CulLert-
soni, graeiiis, Em-rotaphu« mnjor, Agriochoeru» latifron*
— Oreodontiden — , Hyotherium aroeriennum, Ente-
lodou Mortoni — Saiden; Hyopotamu« ararricanu* —
Hvopotamide — ■; Poebrotberiuiu Wilsoni — Came*
lide — ; Leptomeryx Evansi — Tragulide; Hypisodus
tninimu» wohl ebenfalls ein Tragulide. Von Perisso-
dactylen sind vorhanden: llenodu» coloradensi», tichocera»,
dolichoceras, platycera» — Menodontiden — ; Metamy-
nodon planifron« — Amynodontide — ; Acerathcrium
occidentale — Rhinoceride — ; Hyracodon nebrascen*e,
mnjor und plamceps — Hyracodon tiden und Anchi-
therium (Mesohippus) ßairdi — Anchitheriide.
Von Hoplophoneu* primaevu» und Meuodu» Prouthi wird
eine rrstaurirtc Abbildung gegeben.
Der Cynodicti« war von Leidy als Amphicvon be-
stimmt; diese Gattung kommt jedoch in Nordamerika nur
im Eocän vor; die übrigen gebären zu Cynodicti», des-
gleichen auch die sogenannten Galecrnu*. Der echte Gale-
cjrnua findet »ich nur in Europa und unterscheidet «ich
in keiper Weise von Cania.
Dinicti« «chliesst »ich »ehr eng an die lebende Gattung
Cryptoprocta an. Die Tibia hat eine ziemlich flache
A«tragalu*facette. Die Krallen waren zurüclcziehbar. Der
Kuss ist wie bei Cryptoprocta fünfzehig and plantigrad.
Hoplophoneu» hat im Bau der Wirbel sowohl An-
klänge an die echten Katzen uls auch an Cryptoprocta.
Der Huroera* zeigt eine stark entwickelte Deltoidfläche.
Die Holle stimmt mit jener der Katzen, ebenso Ulna und.
Radius, der Corpus desgleichen ; nur ist er relativ niedrig.
Der Daumen ist Mark reducirt, die übrigen Finger »ind
klein und schlank. Die Kndphal nagen sind coroprimirt
and mit hoher knöcherner Lamina versehen. Sie weichen
beträchtlich von Cryptoprocta ab. Dagegen stimmt
wieder das Becken mit der eben genannten Gattung Über-
ein. Das Femur bat wie bei Cryptoprocta einen deut-
lichen dritten Trochanter, ein Krbthei! der Creodonten.
Die Tibia hat eine ziemlich seichte Grube für den Astrn-
galus. Die Fibula ist schlank , am unteren Endo aber
stark verbreitert. Der Tarsus hat im Ganzen Feliden-
charaktere, nur erscheint der Astragalus mehr abgetlacht,
wahrend der Calmneus etwas an die Bären — Amphi-
cyon — erinnert; er hat nämlich einen conisrhen Fort-
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Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
»all auf der Außenseite nahe dem Untereude. Die Mcla-
tarsalien »lud katzenähnlic li . Hoplophoneu» Le» itzt
eilten kurzen, runden Kopf and lauge Eckzähue, einen
langen Hain, aber einen kurzen Kampf — wie Crypto-
procta. Der Schwan* hat eine ansehnliche Länge.
Von Oreodou gracili» iat der Daumen erhalten,
zum ersten Male bei einem Artiodactylen gefunden.
Die Reste de» Hy ot her in m — ausser Schädel auch
llinterfus* rrhulten — verdienen insofern Interesse, al»
diese Gattung bisher noch nirht in Amerika nachgcwiesen
worden iat.
H r p i s o d u s ist der erste bochxähnige Wiederkäuer
Ameiikiis. Kr hat fl 1, 1 C, 4 Pr, 8 M. Die Orbita lind
hier sehr weit und gleich den Tragulidcn sehr tief
gestellt. Beschreibung des Owicktucbidcls Dir vorderen
l’r haben ganz einfachen Bau — ohne Innrnhöikrr — und
stellen Schneiden dar. Ihre Grösse iat sehr gering. Hinter
dem vordersten Pr befindet sielt eine lange Zahnlücke.
Der Saute Menodus hat die Priorität vor Titan©-
theriunt, Br on to t h er ium , Sy nt borodon etc. Die
2 14 fl
Zahl der I wechselt, meist — I, -y C, — Pr, — M. Die Pr
haben ganz die Form von M. Die ! sind stets ganz klein, hei
den Formen von Colorado fehten die unteren I, bei den
Formen von Nebraska ist ihre Zahl zwei, manchmal auch
drei. Ungemein schwankend ist die Gestalt und Grosse
der knöchernen Hornzapfen, die zwischen Nasen- und Stirn-
beinen sitzen. Die Formen ohne I lassen sich allenfalls
als selbstständiges Genus Symborodon aufTasteu. Mono-
du« toioradensis hat die schwächsten Hornxapfen, aber
die kräftigsten Nasalien; bei dolichoeerns sind die letzte-
ren sehr klein geworden, während die Homxnplro ganz
gewaltige Grösse erreicht haben; ebenso verhalten sich M.
acer und platyceras. M. tichocera» steht zwischen
toioradensis und dolichoceras in der Mitte. Das
restaurirte Skelet eines Menodus misst 8 Fass in der
Höhe und 12 Fuss in der Länge. Dos Thier konnte trotz
dieser Höhe den Kopf bis auf den Boden biegen. Die
einzelnen Knochen des Vorderarme* erinnern vielfarh an
Khinocero», die HinterextreiniÜt hat dagegen die geringe
Beweglichkeit des Knie* mit dem Elephunteu gemein.
Während die Extremitäten selbst relativ kürzer sind, ab
die von Uintatheri u m, buben die Metapodien doch eine
ziemlich beträchtliche Längp. Ganz besonders trägt zur
Höhe des Menodus -Skelets die nuff.nl lende Länge der
Dornfortsätze der ersten Rückenwirbel bei.
Die Amrnodontiden haben im Gegensätze zu drn
Khinocerideii noch keine Hörner, dafür aber Incisiven
und Caninen in beiden Kiefern. Die hinteren Pr werden
schon molurartig, der vorderste Pr fehlt bereit» sehr häutig.
Arnynodon deckt sich wohl mit Orthocynodou.
fl l
Metamynodon hat zwar noch — I, — C, aber bloss mehr
J 3 1
g
— Pr. Die C stehen hier schräg, bei Arnynodon noch
nahezu vertieal. Es ist diese letztere Gattung der zweifel-
lose Alme von Metamynodon; hat aber kaum die
halbe Grö**e desselben. Der Schädel ist »ehr niedrig. Er
besitzt einen hohen Scheitelkamm. Die Backzähne nehmen
»ehr raach von vorn nach hinten an Uri***« zu. Der
Geaichtsachädel hat sich entsprechend der Rednction der
Pr ganz beträchtlich verkürzt. Die Joch bogen sind sehr
kräftig und stehen weit vom Schädel ah.
A rerot beri u tu Occidental« Ut jetzt nahezu in
seinem ganzen Skelet bekannt. Es ist diese Art schlanker
als die europäischen, namentlich hat der Tarsus eine viel
ansehnlichere Höhe. Die Anordnnng der Uarpalien kommt
der ursprünglichen reibeoweisen Stellung derselben noch
näher, als bei den europäischen Formen.
llyracodon erinnert in »einem schlanken Bau, nament-
lich in Folge der Länge de» Halse», eher au Pferd al» an
Rhinoceros. Da» fünfte Metacarpale »teilt nur mehr
einen Stummel dar. Die Carpalien haben »ich »ehr be-
deutend gegen einander vrrsrhoben. Bei planiceps
nehmen die M von vorn nach hinten an Grösse zu, bei
nebrasccnse ist der zweite am grössten.
Weithofer, Anton. Zur Ketmitii** iIct fossilen Chi-
ropteren 4«r fr*njtö*i»ehi*n Phosphorite. Sitzunga-
be richte der k. k. Akademie. I. Abtheil. Wien 1887,
8.841—3*0. Mit Tafel.
Fossile Fledermäuse sind sehr selten; nur in den Phos-
phoriten de» Quercy linden sich Re*te derselben in iwnnen*-
werther Menge. Hier wurden zwei Gattungen unterschieden,
Pseudorhinolophus und Vespertltiavu» — der
letztere der Alme der Vespertllioniden.
0 ? . 1 _ 2 3
Pseudorhinolophus hat — I, — C, — Pr, — M.
2 1 3 J
Oben sind jedoch sicher 2 1, also — I in jeder Hälfte des
Gebisses. Die Prämaxillen stimmen ganz mit jenen von
Rhinolophus. Der obere N, ist angeblich ganz wie hei
Khinolophus gebaut, dagegen trägt der obere M, nur
einen Auasenhöcker. Bei der fünften Art hnt der obere
Ms noch einen kleinen Ansatz — ist also V gestaltet.
Bel dieser Art ist auch im Unterkiefer stets eiu dritter
Pr vorhanden — daher wohl generisch verschieden. (Anmerk,
des lief.)
Alastor heiiophygas n. gen. n. »p. Schädel ohne
Unterkiefer. Der letzte oltere M V-förmig. Zahl der Pr 2 ;
der vorderste derselben »ehr klein, einwurzelig. Nasenüff-
nuug steiler al* bei Khinolophus, Naseuregtou klein
und kurz im Gegensätze zu Pseudorhinolophus. Die
hohe Parietalcrista theilt »ich in der nämlichen Weise wie
bei Khinolophus. Da» Gebiss erinnert an Pbylorbina,
der Schädel an Khinolophus.
Khinolophus dubius. 21, 1 C, 2 Pr, 3 M. Die Has-
set ergrubt? weicht von Khinolophus ab und erinnert an
Molossus und Taphoious.
Necromanti» adichnstor n. gen. n. »p., ein Vam-
pyr i de, die heutzutage auf di« neotropische Kegion be-
schränkt »nd. Nur Unterkiefer mit Ma und Mg vorhanden.
Pr, einwurzelig; Pr<j »ehr klein und au» der Reihe gedrängt,
gleich dem grossen Pr3 ein wurzelig. Zahl der I höchstens
eins, ganz wie beim recenteu Lophottoma, doch ist bei
diesem die Form de» Kieferknochen» verschieden. Hierin
besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit Mirnon und Chro-
topteru* nur i tu*, doch besitzen di«se drei Pr. Die
Yorde rpartie der M von Kccrom an ti» ist auffallend hoch.
Die Khinolophidrn haben unten uur2l, mit Aus-
nahme von Xycteris (mit 3 I), die Vespertllioniden
alier 3 1, mit Ausnahme von Anthozou» mit 2 I. Die
letzteren erweisen »ich auch im Bau de» Schädel»,
Schwanzes nnd der Phalangen als ursprünglicherer Typu».
Untor den Emhallonuriden haben die eigentlichen
Kmballonurinen »tet» mindestens 2 I im Unterkiefer,
blo»s Noctilio hat deren nur einen; die Molossinen
haben mit Ausnahme von Nyctiaomu» mit 3 I deren
nur 2, die Mystecina sogar bloss einen. Neeroman-
t i ■ ist also modernisirter als alle Emballonurideu in
Bezug auf die Zahl der 1, aber primitiver hinsichtlich der
Zahl der Pr. Näher stehen die Phyllostomatiden; die
Aehnlichkeit mit diesen i»t noch immer am grössten. Die
Mormopes unterscheiden »ich durch die starke Knt«
wickeiuug der I, die Glosnophaga durch die Länge der
Pr und M und die Gestrecktheit der Kiefer, die Steito-
der in ata durch die breite, Hache Krone der Pr und M,
die Dosmodonten durch die Keductiou der M.
Khinolophus weicht von Pbytlorhina und Pseudo-
rhinolophus ab in Folge der zwischen den Frontal leisten
befindlichen Einsenkung. Die beiden letztgenannten Gat-
tungen unterscheiden »ich auch von den rrstereu im Rnu
des Unterkiefer». P»eudorbinolophu» ist daher
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Zoologie. 99
wohl der Stammvater von Phyllorhina, aber nicht
von Rhinolophu*.
Zigno, A. de. Bar les Sirenienn fossilen . Bulletin
de U societ4 gdoloftique de France, 1887, p. 72«
— 782. Mit einer Tafel.
Lepsiu» hatte in seiner Monographie über Halitherium
Schinxi die Vrrmuthung ausgesprochen, du** Hali-
therium bellunensc mit M e t a x it h er i u m ver-
einigt werden mimte, welche Gattung auf das unter dem
Kamen M. Cu vier! bekannt« Thier gegründet worden
war. Diese« letztere ist aber nicht« Anderes als Hali-
theriutn Serreai, da« als h'c I sin o t h er i u m be-
trachtet werden mau «regen der Abplattung der Scheitel-
region. Bei dem Halitherium von Bellano stimmt die*«
Partie jedoch ganz mit dem erbten Halitherium.
Lepalua hatte auch Halitherium angustifrons
und veronense vereinigt, jedoch mit Unrecht. Hali-
therium curviden« ist ebenfall» eine selbstständige
Art, was au» der Beschaffenheit der Incisiven hervorgeht.
Auch besitzt Halitherium im Gegensätze zu der Angabe
von Lepaius im Unterkiefer Incisiven, die freilich bald
verloren gehen. Wahrend der Eocänxeit lebten Sirenen
zwischen dem 32. and 45. Grade nördlicher Breite. Der
Typus dieser alten Sirenen — Protolberium — ist
Halitherium veronense. Der Typus ' der echten
Halitherien — Üligocäu — Ut H. Schinxi. Der
Typus Felsinotherium des ITioeins lebte zwischen
dem 42. und 52. Grade. Die südlichste fossile Seekuh
Ist das Prora* tomus sirenoides von Jamaica. Hali-
therium schliesst sich an Manntns, KeUinotberium
an Halicore an. Das Crassitherium robustum
au« Belgien gehört in die Nähe von Rhytina.
Becente Säugethiere nebst Morphologie und Systematik.
Altum. Uelier den Bnumscliliifer (Bliomys dry na
Bchreb.), Der zoologisch# Garten. Frankfurt 1887.
B. 135 — 139.
In Deutschland sehr selten, häufiger ist er In Ober-
Schlesien und Tirol. Dryas uistet auf Bäumen, Quer-
ein us in Gebüschen.
Auld, B. C. Horulesa Bumiuaat». The Ainerintu
Naturalist 18H7, p. 730 — 74«, p. «85 — 902 and
p. 1070—109«.
Die K uminantier sind zum grossen Theile durch
den Besitz von Hörnern ausgezeichnet , die auf den Stirn-
beinen aut'sitzen und entweder fest mit denselben ver-
wachsen und alsdann mit Hornsuhstanz überzogen sind,
oder nur vorübergehend eiist iren; in dem letzteren Falle
sind sie anfangs mit Haut überkleidet. Niemals kommen
Hörner vor bei den Kameelen, Llamas, den Tragu-
liden und Mosch usthieren, auch die weiblichen Indi-
viduen sind bei den gehörnten Formen meist hornlos.
Die Giraffe zeigt immer nur knöcherne Zapfen, die stets
von Haut bedeckt bleiben und auch nie abgeworfen werden ;
ein dritter Zapfen wird nur als Kegel ausgehildet und
bleibt stets spongiös.
Die Hirsche haben solide knöcherne Stangen — Ge-
weihe — , die jährlich abgeworfen werden und durch ein
immer complirirteres neues Geweih ersetz! werden. Die
Weibchen sind mit Ausnahme de» Re nt hier» stets horn-
los. Beim Renthier ist dasselbe für beide Geschlechter
nöthig wegen des Ausgrabens der Nahrung unter dem
Schnee. Bei den weiblichen Hirschen kommen Geweihe
sonst immer nur abnorm vor, ebenso wir auch dir männ-
lichen nur ubnormer Weise hornlos bleiben oder werden.
Solche Männchen zeichnen sich nach englischen Jägern
durch auffallende Stärke aus. ln England nennt man sie
Hammel, in Deutschland Mönche. Sie sollen von
Jugend an schon die Hornlosigkeit aufweisen , und sind
von den anderen Hirschen gefürchtet. Die Hornzapfen fehlen
zwar auch nicht gauz, zeigen jedoch niemals Gabelung und
bleiben auch stets vom Haar liedeckt. Wenn sie grösser
werden, heisst das Thier , Mörder*, die Th irre mit
kleineren Hornxapfen nennt man Plattköpfe. Beim
Kampfe stossen sie mit dem Kopie , nach anderen Be-
obachtern stellen sie sich jedoch auf die Hinterläufe und
»chlagrn mit den Vorderläufen.
Beim Moschus und Hyämoschus wird dn* Geweih
ersetzt durch die Anwesenheit auffallend langer, dolch-
artiger Eckzähue im Oberkiefer. Ursprünglich waren alle
Hirsche geweihlos — Miocän — und dafür aber mit sol-
chen Eckzähnen versehen — , dann beginnen Formen mit
einfach gegabeltem Geweih ; dieses gewinnt dann im Laufe
der Pliocinzeit immer mehr an Grösse und Bprossenzahl.
Die Antilopen hatten anfangs auch keine Körner — ,
dann folgten solche mit einfachen kurzen Hörnern, wobei aber
dir Weibchen noch ganz Hornlos blieben, und erst nilmalig
entstanden jene gewaltigen ‘ Hörner , wie wir sie bei man-
chen lebenden Formen, und zwar bei beiden Geschlechtern,
autreffeu.
Gaudry hat eine Horn form beschrieben , die in der
Mitte steht zwischen dem soliden Kuochenxapfea , der ab*
geworfen wird, und dem bleibenden hohlen Horn der Anti-
lopen. Die Hornzapfen sind bei diesen immer solid und
nicht schwammig, wie bei Schafen und Rindern. Auch
ist ihre Steilung sehr verschieden.
Die Hausziege ist »ehr oft in beiden Geschlechtern
hornlos, so bei den afrikanischen und asiatischen; dagegen
haben die Böcke der europäischen Ziegen Hörner, mit
Ausnahme der Maltaziege, von der such die hornlosen
Ziegen Spaniens absta atmen sollen. Bei den Römern
wurden Schafen und Ziegen die Horner ubgruommen. Die
lybischrn Widder tragen schon bei der Geburt Hornzapfen.
Die persischen und die meisten afrikanischen Schafe sind
hornlos, ebenso viele indische und die chinesischen. In
Eugland Italien die Schafe westlich vom Adnr Hörner,
östlich davon giebt es nur boralose. Die Merinos sind
bald gehörnt, bald hornlos.
Unter den Hindern zeigen die Bison und Büffel nie-
mals hornlose Formen, dagegen sind solche sehr häufig
unter den zahinrn Rindern. Die letzteren zerfallen in
die mehr tropischen Buckelrinder — Zebu — und die
glattrück igelt Typen, Bos taurus mit pr im igenias und
longifrons.
Manche Autoren leiten alle Rinder vom Zebu ab und
stützen sieh hierbei auf die Färbung. Der Zebu varlirt
stark in Grösse, Färbung und Entwickelung der Hörner —
Fehlen beziehungsweise Grösse derselben. Die Tibetaner
halten die Hornlosen fiir degenerirt. Die Hornlosen halten
Hängeohren und sind grau gefärbt — Bos pusio S«ain-
son, die Bagondha Haatian* im Nordwesten von Indien.
Sie pHanzen sich unter einander fort und erzeugen horn-
lose Nachkommen. Die Verbreitung der Zebu geht durch
den indischen Archipel, ganz Südasien, Abvtsinien und bis
iura Cap der guten Hoffnung. Macgilllaray unterscheidet
vier Rassen der Zebu, langohrlge, kurzohrige, kleine Statur
und horulose. Zum Zebu gehört nach Bwninson das
grosse Innghornige Gallarind , »owie das Bornriud. Im
Alterthume wurden Zebu auch in Aegypten gehalten, doch
mehr in Oberägypten, und waren manche deptelben horulo-.
Das erste hornlose Rind Europas ist Bos et ruscus
aus dem italienischen Pliocän, doch hatten wohl schon
einige Individuen derselben Hörner; die Weibchen waren
dagegen immer hornlos.
13*
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100 Verzeichnias der anthropologischen Literatur.
Bei den Griechen gwb r* nach den Abbildungen auf
Münzen iiu 5. bi» 6. Jahrhundert t. Chr. sicher hornlose
Rtuder. ebenso bei den Kömrrn xor Zeit de* Augnstu».
Nach Herodot und Hippokrate» waren die Kinder der
Scytben hornlos , was div-M- Berichterstatter dein Einflüsse
der Kälte * «schreiben. Auch in Deutschland »oll e» einst
hornlose Rinder gegeben haben; nach Nathusius sind
solche noch jetzt in Norwegen snzui reifen , und rwur nur
im südlichen und iui arktischen Theile. In Oesterreich
besitzt Fürst Lichtenstein eine hornlose Heerde, die
durch hornlose Bullen aus Norfolk aufgefrLscht wird.
Hornlose Bullen erzeugen ta*t stets hornlose Nacbkotnmeu.
Io den Niederlanden erreichen die hornlosen Kühe be-
deutende (misse, sie haben verschiedenartige Färbung. In
Frankreich gaebt es nur au einer Local ität hornlose Rinder.
Von den drei Kinderrassen der Schweizer Pfahl hauten
scheint Boa brachycero* longifron» xuweilen hornlos
gewesen xu sein. I>cr Boa frontoaus verhüt sich auch
in dieser Hinsicht wie das moderne Fleckvieh. Von Bus
primigenius kcunl inan überhaupt sehr wenig.
In Island sind die meisten Rinder hornlos. Die bri-
tischen Kinder stammen nach llo yd Dawkin» theils von
Bos primigenius, theils von longifrons. Der erstere
war bereits xur Zeit Karl*» de* («rossen nicht mehr in
wildem Zustande in England anzutrrflrn , der zweite ist
überhaupt schon im gezähmten Zustande nach Europa
eingefuhrt worden. Er stammt aus Asien. Die hornlosen
Rassen sind nach diesem Autor durch Zuchtwahl entstanden.
Nach Marsh all gab es im vorigen Jahrhundert in Eng-
land drei oder vier Zuchtanstalten von hornlosen Rimlern.
Youatt unterscheidet nach der Grösse der Hörner fünf
Rassen in Großbritannien: 1. Die langhomigen im Mittel-
drvon, 2. die Shorthorn* der nördlichen Bezirk«, 3. die
Rinder von Devon, Sussex etc. mit mittcllangeu llömero,
4. die crurnpledhorns von Ahlerney und der südlichen
Küste und 5. die hornlosen Rinder England» und Schott-
lands. Von diesen sind ru nennen: die Yorkshire jtolled
Cattles, den Shorthorn ähnlich, die Devon Katts, die Pol-
led Sommerset«, die Derby*hire poll* — vielleicht die
Nachkommen de« wilden weissen Rinde». Die Hertford«
halten nur Iom* aufsitxende Homzapfen , die unter einem
Haarschopf verborgen sind. Diese Rasse ist auch in Nord-
amerika verbreitet, ln Wales finden sich häutig hornlose
Rinder.
Die irländischen Bog*. Di« irländischen Crannogc* —
Ml bis 93.1 — zeigen nach W. R. Wilde vier Rindeirussen,
geradbornig, kruxninhornig, kurzhornig und hornlos. Auch
in der Mitte dieses Jahrhunderts gab es dort noch vier
Kassen. Diese alten Rassen Irlands sind jetzt durch Kreu-
zungen mit Shorthorn* verdrängt wurden. Unter den
schottischen Rindern sind narh Murshall die Gnlloway
meist, die Lowlntkd* Scott* häutig hornlos. Die Highlands
tragen dagegen Hörner. Hornlos ist auch die Gruppe der
weit verbreiteten Caledoaler. Solche hornlose Rinder sind
aueh schon auf 1000 Jahre alten Denkmälern abgebildet.
Die hornlosen Fite Poll* in Fifcshire sind am Anfang
dieses Jahrhundert* verschwanden. Der officidle Bericht
von 1880 giebt drei hornlose Kassen an, die Galloway, die
Angu* humilie* und die Buchan , die letzteren xur Cale-
donicr-Ras«« gehörig. Hornlose Rinder finden sich endlich
auch aal den Orkueymselo.
Beckmann, L. Homleia Stagen. The Zoologiat
1*87, p. 381, 382.
Die Hornlosigkeit der Hirsche und Rehe wird von
manchen Beobachtern als Folge von Inzucht betrachtet,
andere aber schreiben dieselbe dem Mangel an geeignetem
Futter xu, wie Eicheln und Buchein. Sieber ist, da** solche
— Plattküpfe — in Revieren von ausschliesslichen
N ad«) waldbeständen am häutigsten Vorkommen, ln der
Brunstzeit stellen sich dieselben beim Kampfe auf die
Hibterläufe und schlagen mit den Vorderläufen, ein Ver-
fahren, welche» dann such die mit Geweih versehenen
Männchen anwenden.
Beddard, Frank E. M. A. Nute* cm Rrachyurus
oalvus. ProoMdlogs the Zoologie») Society of Lon-
don 1887, p. 119—121. pl. XU.
Beschreibung de* äusseren Habitus, Angabe der Wirbel-
sahlen — 19 Ca uiial Wirbel — und Besprechung deT Ein-
geweide.
Dieses Platyrhinen Zunge und Darm werden mit
den entsprechenden Organen von Jacchus und Mid»»
verglichen.
Beddard, Frank E. M. A. Kote on n Point in the
Structuro of Myrmecobiue. Froceedinga of the
Zoolugical Society of Lumloti 1887, p. 527 — 531.
Mit 3 Holzschnitten.
Beschreibung de» über dem Sternum befindlichen Drüsen-
fielde*.
Bl&nford, W. T. Critical Notes on the Nonienclaturc
of Indian Maninmls. Proceedingv of tlie Zoological
Society of lamdon 1887, p. 820 — 818.
1. On the Siroin silenu* and S. veter of l.innaeus,
and on the proper naiue of the Malabar Bearded
M unkey.
2. On the Simia cynomolgo» of Linuaeus.
3. On Macacua rhesus.
4. ün Presbytis or Semnopithecui tbrrsitc*.
5. On Semnopitheru» pilcatu* and S. chrjrao-
gaster.
8. Note» on some of the Yarietie» of Felis bengalen-
sis Herr, and es|iecially on Felis je rdoni Blyth.
7. On the sperißc Name of the common Indian Mungoosc
(Herpeates grisens auct. nee Ichneumon gri-
»eu* Geoffr.).
8. On the Scientific Name of the Common Fox and on
the Classification of Allted Form».
9. On the Genrric Terms Muslela, Martes and P u -
torina.
10. On Xanth&rpyia, Eleuthernra and Cynonyc-
teris.
11. On Hipposidcrns and Phyllorhioa.
Blasius, Wilh. Le Vison du Japan (Putortus —
Foetoriua — Itatai Temm) dann aes rapports avec
Lea Äutn» eeptoe* du gunre Putoriua (Foetoriu»)
et plus particulierement du Soungenre Lutreola.
Analyse critique par F’ern. Lataate. Bulletin acienti-
fique du Kord de la France IX, p. 189 — 198.
Bol an, H. Der Eleph&nt in Krieg and Frieden und
aeine Verwendung in unseren afrikanischen Colomen.
Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher
Vorträge. Neue Folge. 2. Berns, 8 Hefte. Hamburg,
Friedrich Richter, 1887. Blf. in: Der zoologische
Garten. Frank fart 1887, 8. 324.
Die ältesten gezähmten Elephnnten kamen an» Indien ;
unter Ptolemaeus Philadelphus begann man auch
die Zähmung de» afrikanischen und zwar mit gutem Er-
folge, wie seine Verwendung in den Kriegen der Car-
thager etc. und bei den Thierkämpfen der Römer beweist.
Man sollte die Zähmung dieses Thiere* neuerdings ver-
suchen, denn ein einziges Individuum ersetzt bis über
100 La*tträger; dabei verköstigt er sich selbst, indem er
Hänme umreisst, um deren Blätter zu erlangen.
Brühl, C. B. Zar Kentnise des Orangkopfea.und
der Orangarten. Mit zwei Tafeln. Neue unver-
änderte Ausgabe der Schrift des gleichen Titeln 1856.
Berlin, Friedländer u. Sohn, 1887. 4°. 28 8.
C&ldwoll, W. H. Embryology of Monotremata and
Marsupialia. Procuedings of the Royal Society
of London 1887, p. 177 — 180 and Journal of the
Royal Microecopical Society of Loudou 1887, p. 581.
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Zoologie.
101
Cartor, Samuel. On Ute growth of antler* in the
Red deer as observed in eoufiueiuent. TheZoulogiit
1887. London. p. 321 — 327.
Die Hirsche erreichen oft scheu Im dritten Jahre ein
Geweih, wie es sonst nur siebenjährige habeu. Der Autor
erklärt die* für die Hi rache in England durch da» bessere
Futter und da* mildere Klima. Junge Hirsche bekommen
dort anstatt de» Spiessergewejh« nicht «eiten gleich ein
Sechsergeweih. Die schottischen Hirsche sind dunkler ge-
färbt.
Coleman, J. Englische Vi«hra**en, Rinder, Schafe
und Schweine. Unter Mitwirkung der bedeutend-
sten englischen Züchter. Deutsch von Georg Zöp-
prits jun. Mit 27 Vollbildem in Holzschnitten von
Uarriton Weir. Stuttgart, Jul. Hoffmamt, 1887.
4». 230 8.
Collet, Robert. On a Collection of Mamma ls from
Central and Northern Queenslnnd. Zoologische Jahr-
bücher. Zeitschrift für Systematik, Geographie und
Riologie der Thiere, 1887, 11. 1kl., S. 829 — 940. Mit
5 Holzschnitten.
l'mf»**t Csnis ding», Mus greyi, assimili», rausculus,
Uromy# tnanropns, Hvdromy* chrysognster, Pteropu»
poliiMi-phalua, »rapuLtu*, gouldii, Macroglossus rniniuius,
Nyctophilus timoriensls, Seotophilua greyi, Vesper-
tilio adversua, Kerivoula papuensi», Miniopterus
australis, Ithinolophu« megapbyllu*, Taphozous austra-
lis, Kyctinoinu* australis, llalicore dugong, von Meta-
therien: Dasyurus raaculatus, geoffroyi, hallucatus,
Phasrologale peniiilluta, flavipe», minutissima, virginiae,
Peramele» miururn, Miaut*, 31 acropusgigantens, Halm a-
turus robust u», parryi, agill», durudis, Onychogalea i’re-
nata, Lagor eheste» con*picillatu*, Petrogale penicillata,
Dendrolagus lumholtzi, Bettongia penicillata, Hypsi-
pry mnodon maschatu*, Phalangista vulpetula, Pseudo-
chirus archeri, berbertensi* , raudirolvulus , lemuroldes,
Petaurista volans, Petaurus »riureua, brrvieep», Dac-
tvlopsila trlrirgata, Acrobata pvgmara, Phasrolarc-
tos cinereua, Prototheria, Echidna aculcata und
Ornithorhynchus anatinu».
Hingehende Beschreibung dieser Arten (Gebiss etc.). Es
wurden diese Arten von Dr. Lumholt* gesammelt.
Cope, E. D. The Pag Dog and the Chihuahua
Dog. The Amerümt» Naturalist 1887, p. 1125.
Die Zähne «eigen Differenzen gegenüber der Gattung
Canin, stimmen aber mit jenen der Gattung Svnagodu*
Cope. Im Unterkiefer sind nur zwei Molaren vorhanden;
auch trägt der untere Mj — Reisszahti — keinen Innen-
zacken mehr. Die Art erhält den Namen Svnagodu s
retusus; von dem typischen Svnagodu« mansuetus
unterscheidet sie «ich durch die Kürze der Schnauze
und di« Anwesenheit von zwei Wurzeln an dem unteren
Ma. Bel allen untersuchten Exemplaren des Chihuahua
— Canis gib b us oder dem nackten mexikanischen
Hund — fehlte der untere M3 und der Innenzacken
2 3
am unteren Mi. Die Zahl der Pr ist — oder — , die der
1 3 3
0 1 2
M — , — oder — . Bei drei oberen Pr sind die beiden
i t 2
vordersten rudimentär. Da bei Synagodus — Pr vor-
handen sind, so schliesst sich der Gibhus der Gattung
Dysodus an. Von dem japanischen Dysodus pravus
unterscheidet er »ich durch die Länge der Schnauze, den
spärlichem Haarwuchs und die aufrechten Ohren. Der
japanische Hund Dysodua pravus ist stets sehr reizbar
und grausam gegen seinesgleichen.
Cop«, E. D. Th« Clfumlftcation and Phylogeny of th«
Artiodautyla. Procevding* of th« American Philo-
»ophical Society 1887, p. 377 — 400.
Die Artiodiictylen werden gewöhnlich in Omni vor a
und Ruminantia eingetheilt oder in Bunodonta und
Selenodonta nach der Gestalt der Backzähne, die bei
den ersteren aus Höckern, bei den letzteren aus Halb-
monden bestehen. K* giebt jedoch zwischen beiden
Uebcrginge — so Dichobune, das mit Caenotherium,
und Choeropotam ua, der mit Hvopotamus cor-
mpondirt. Verfasser giebt folgende Uebenicht der A r -
tiodactyle n.
I. Obere Molaren trituberculir. Molaren bonodont; vier Zehen . ♦ . * .
II. „ „ vierhöckerig und mit einem fünften Zwischenhöcker versehen :
1. Drei Zehen. Zwischeuhocker in der vorderru Hälfte
2. Zwei oder vier Zehen (Anthracotheroidea).
A. Z«ri,cheahui:k«r in der Unteren HUft* { "" Z'h'"' *J
AA. Zwischenhöcker in der vorderen Hälfte:
vier Zehen; nur eine Reihe von Monden unten .
zwei oder vier Zehen; swei Reihen von Monden unten
III. Obere M vitnrhöckerig, Zwischenhöcker fehlt.
A. M bunodont (Suoidea) j
AA. M mit VerbindungskÜnitnrn zwischen den einzelnen Höckern (Liatrlodontoidea);
Pr verschieden von M ...................
AAA. M selenodont (oben mit vier Monden).
m. Untere M nur eine Reihe von Monden (Merycopotamoldea); Pr verschieden von M
«r. Untere M mit zwei Reihen von Monden
ft. Obere Pr mit nur einem Kamm (Prl mit zweien)
y. Letzter unterer Pr gleich den M mit drei Kämmen. Zwei Zehen .....
yy. Letzter unterer Pr verschieden Ton den M.
<f. Naviculare und Cuhoid getrennt.
S. Obere Incisiven vorhanden.
Kein Kanon, aber Vertekralarterlencanal ............
Vertebralarterie ucanai fehlt, ebenso Canon ...........
„ „ jedoch Canon vorhanden ......
Cf. Obere Incisiven fehlen (ausser ls):
Kein Vertebralarteriencanal, jedoch Canon. Oberer Prj mit Ausaen-
und Innenmond
Gleich den Cameliden, aber Prj einfacher Kegel
cf J. Naviculare und Cuhoid verschmolzen.
Alle Pr mit Ausnahme des l*r, nur aus einem Kamm bestehend •
Pantolestidae.
Anoplotherlidae.
Dirhobunidae.
Caenotberiidae.
Anthracotherildae.
Xiphodontidae.
ßuidae*.
Klotheriidsc.
Liatridontidae.
Merycopotamidae.
Caraeloidea.
Dichodontldae*
Oreodontidae.
Poebrotheriidae.
Protolabid idae.
Camclidae*.
Esvhatiidae.
Tragul idae.
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102
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
PP- Pi* oberen Pr nu» je einem Auwd* und einem Innenk&mm besteheud. Cuboid
und Nach ulare verschmolzen. Keine oberen I.
Oberer Pra ohne Innemnond Mosch idae*.
Ol»erer I*rs mit Inneoroond, Horn permanent, ursprünglich ibfeietit
vom Schädel ...... Giraffidae*.
Oberer Pr> mit Innenroond, Horn, permanrnt, Fortsätze des Schädels
bildend Bovidae*.
Oberer Prj mit Innenmond, Horn wird zeitweilig abgeworfen . . . Cervidae*.
Kur die mit Stern bezeichnet en Familien leben noch in
der Gegenwart.
Ref. muss hier gleich bemerken, das# die Listriodon-
tiden keine selbstständige Familie darstellen, sondern bloss
eine Gattung der Suiden. Die Kstrrmiten sind gauz
Schweine-ähnlieh.
Die mit nur dreihiVkerigen Oberkiefermolaren versehenen
i'aiitolestiden sind der Ausgangspunkt für die Formen
mit Tierhöckerigen M. Der fünfte Höcker der oberen M
ist charakteristisch für die obereocänen Paarhufer.
Die Auoplotheriiden weichen durch den Besitz von
drei Zehen von allen Artiodactylen ab, sind aber doch
wohl von vierzehigen Formen, etwa A nthracotheriiden,
«Irr Cehochoerns — ähnlichen Typen ausgegangen die
ihrerseits wohl wieder auf Pantolrstidcn zurik k zu tu Ir-
ren sind. Diese sind auch als Ahnen der Dirhobuniden
zu betrachten, während die X iphodontiden von Anthra-
eotheriiden stammen. Auf die«« letzteren gehen viel-
leicht auch die Wiederkäuer und Kameeie zurück,
ganz sicher aber die M « rjr cop o t am i den. DieTragu-
liden betrachtet Cope als Nachkommen von älteren
Oreodontiden (was jedoch ganz unstatthaft ist; der
Ref. — , da sie sicher auf eine Dichobuue-ähnliche
Form hinauslaufen.
Per Zusammenhang zwischen den einzelnen Familien
scheint folgender zu sein:
llovidae
Cervida* /
\ /
Mosch idae
T"
On-odontidne
Kachatiidae
I
Camelidae
I
Protolabidae
Poebrotheriidae
Mrrycopotamidar
AnoplotberiüUe
1
Xiphodnntidae
Anthracotheri idae
\ /
Pantolestidae
/
. /
Dirhobnnidae
Caenotheriidne
/
/ Elotheriidae
Listriodontid.se
Suidae
Die Pantolestiden umfassen nur das einzige Genus
Pantolestes, die Dicbobuniden ausser Dlchobune
auch Mouillacitherium, Spaniothcrium und Deilo-
therium, sowie Caenotherium , die Anoplotheriiden
Anoplotherium, Diplohune, Dacrytherium, Miz-
lotherium und Mizochoerus. Die Anthracotheri-
iden enthalten ausser Aothracotherium, Hyopo-
tauiui und Cboeropotamus auch Ceboehoerus — ,
die Xiphodontiden Rhagatheriniu, Xiphodon-
therium, Xiphodon und Protorrodon. (Ref. muss hier
bemerken, das* Proloreodon doch Tiel naturgemäßer zu
den Oreodontiden zu stellen Ist; Ceboehoerus reprä-
sentirt wohl einen alten Typus der Suiden, Crypto-
meryz endlich gehdrt sicher in die Nähe von Lophio-
meryi, mithin also zu den Trsguliden oder gar zu den
Choeropsis
Hippopotamus
Hezaprolodon
Phacochoerus Platygonus
Babirussa Sus Dicotylea
\ / /
Hyotherium /
Chaenohyus
Thinohyus
eigentlichen Cerviden — , Xiphodontherium endlich
ist auf keinen Kall von einem Xiphodon abzuleileu.)
Die Suiden werden eingetheilt in Dicotylinae mit
venu-hmolzenrn MrtaUrsalicn — Dicotvles und Platy-
gonus — , in die Suinae ohne Cäment auf den Backzähnen
und normalen Imrisiven — Thinohyus, Chaenohyus,
Hyotherium, Hippohyus, Sus und Babirussa — ,
dir l’hacochoer in ne mit Cäment auf den Backzähnen
und verringerter Zahl der ob«rrn I — Phacochoerus —
und die Hippopotami nae mit gerade gestellten unteren
1 — » die Gattungen Hippopotamus, Hezaprolodon und
Choeropsls umfassend. Die drei letzten Gruppen zeigen
niemals Verschmelzung der Metapodien. Die Ableitung
dieser Gattungen, insbesondere von Hippopotamus, ist
sehr schwierig. Verfasser giebt folgendes Schema:
Thinohyus und Chaenohyus haben am
oberen Prt nur einen einzigen Ausscnhöcker. Klo*
therium hat nur zwei Zehen und sehr primitive
Form der Zähne.
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Zoologie.
103
Die Gattung Dichodon, die Zweifel los io die nächste
Nähe ron Xiphodon gehört, wird zum Vertreter einer
besonderen Familie gemacht and in dieselbe auch Agrio*
choeru* und Coloreodon, die doch riet Leiser bei den
Oreondotidetl untrrzubniigen sind, hineingezwangt.
Die Oreodontide n haben obere 1, seletiodunte Molaren,
vier Zehen; Radius und Ulna, sowie Tibia und Fibula und
Kaviculurc und Cuboid bleiben getrennt- Lunare liegt
nicht auf dem Magnum, sondern auf dem Uneiforrae. Der
Epistropheus vereinigt Merkmal« der Suiden und Kumi*
nantier; die übrigen Halswirbel gleichen jenen der
Schweine, die Rücken-, Lenden- und Schwanzwirhrl
denen der Wiederkiuer, Femur und Tarsus jenen von
Dicotyles, ebenso das Ileum , während das Sutrum mit
jenem der Kuminantier Ubereinstiinxnt.
Die Oreodontideu gliedern sieh folgcnderraaassen :
A. Orbita geschlossen. 4 Fr, der letzte mit nur einem Aussenmond. Pr4 hat die Gestalt
eines Caalnen.
a. Keine Lucken zwischen dm Ge*icht*knochen.
Getrennte Zwiscbenkieter. Gehörblas« nicht gewölbt, vorn fiinf Finger
n it n gewölbt, nur vier Finger .........
Zwisrhenkiefer verwachsen „ »
««. Lücken zwischen deu Gesichtakuuchen :
Zwischenkiefer verschmolzen. Zähne tragend. Nur Präla< hrymaUpnlte
Zahl der oberen Incisiven «5. Frälachrymal- und Fräfronulspalte, Nasalia reducirt .
Wenig obere Incisiven; ausfallend. Welte Gesichtsspalten . \
AA. Unten drei Fr; ein echter unterer Canin. Nur je ein unterer Incislv .
Orcodon.
Kucrotaphus.
Mer ycochoeru»,
Mery chy us.
Lepta uchenia.
Cyclopidius.
Fithecist es.
Das Dorcatheriura — mithin also auch die Tragu-
11 deu — soll von dem nämlichen Stammvater ausgrhen,
wie die Oreodontiden (was überaus unwahrscheinlich ist;
der Ref.). Der Zusammenhang zwischen diesen Formen
ist: Pithecites, Cyclopidius, Lcptauchenia, Mery-
cbyus, Merycochoerus, Kucrotaphns, Oreodon
— * — Dichudon, Agriochoerus, Coloreodon.
Die Dichodontiden zeichnen sich durch den corapli*
cirteu Bau des hintersten Fr aus. Verfasser stellt hierher
auch Coloreodon und Agriochoerus, die Bicher mit
der Gattung Dichodon nicht das Geringste zu schaffen
halten; Dichodon gehört vielmehr in die aller nächste
Nähe von Xiphodon. Dichodon kann auch nie und
nimmer ein Nachkomme von Lophiomeryz sein, da
derselbe nicht bloss geologisch viel jünger ist, sondern
auch offenbar zu den Hirschen oder den Traguliden
gestellt werden mau. — Der Ref.
Die Traguliden sollen sich von den Oreodon-
tiden nur durch die Verschmelzung von Naviculare und
Cuboid unterscheiden — in Wirklichkeit ist der Gesammt-
habitus ein wesentlich verschiedener und ebarakterisirt sie
als nahe Verwandte der Cervlden. Sie werden fol-
geudermaassen eingetheilt :
I.
II.
HI.
IV.
Metacarpalia und MetatarsaUa getrennt; Molaren brachyodont.
fi. Hinterfuß mit Seitmzehen. Lophiomeryz und Dorcatherium (der erstere.sebr
zweifelhaft und hat möglicherweise auch keine Seiteuzehen. Der Ref.j.
aa. Ohne Seitenzehen am Hinterfüße. Diastema in beiden Kiefern .
Metntarsalia verschmolzen, Molaren hrnchyodont.
a. Xur an der Hand Seitenzehen. Obere Fr mit kleinem Jnnrnhöckpr versehen ....
fr«. Keine Seitrazehen. Unten vier Pr — Gelocus — ; unten nur drei Fr
Melatarsaliu verschmolzen, ebenso die Metacarpalia. M brachyodont.
«. Seitenzehen wohl entwickelt. Fr einfach .
. , , ( unten vier IV; oberer Fr« mit kräftigem Basal band . . .
««. * sehr schwach { . . ' „ 1 *
l „ drei Pr; „ Pr, , „ » ...
Eztrrmi täten nn bekannt; Molaren hvpaodont.
Zahnlücke hinter Prj. Ohne Eckzäbnc
Hy pertragul us.
Lept oroery z.
iS ac hi t h cri um.
Tragulufl.
Amphitragulus.
Frodremot herinm.
Hypisodus.
Die morphologische Reihenfolge ist nachCope: Lophlo-
meryx, Dorcatherium und von hier aus Tragulus,
Amphitragulus und Frodremotherium einerseits und
Leptomeryx, Gelocus, Bachitherium andererseits.
H j pertrag ul u» stellt einen Seitenzweig dar. — Ref.
glaubt jedoch mit mehr Recht die Traguliden auf Dor-
catherlum, Tragulus, Lepiotneryz und Hyper-
tragulus beschränken zu müssen. Die Stellung von
Lophiomeryz, Bachitherium, Frodremotherium
und Gelocus ist zum mindesten sehr zweifelhaft, Amphi-
tragulus ist dagegen sogar schon ein erhter Hirsch ! Auch
die vier ebengenanntrn sind wohl besser zu denCervidrn
zu stellen.
Die Foebrotheriiden umfassen nur PoShrolheriuin
und Gomphotherium. Sie gehen auf Fantolestes
zurück und unterscheiden sich von den Cameliden, ihren
Nachkommen, nur dadurch, dass noch keine Verschmelzung
von Metupodien stattgefunden hnt. Gleirh den Kamee-*
liden besitzen sie keinen Vertebralarteriencanal. Deu
Uebergang vou den Foebrotheriiden zu den Kameelen
vermittelt Frotolahis.
Die Cameliden haben schon viele Anklänge an die
Wiederkäuer; sie unterscheiden sich iodoch durch das
Fehlen eines Arteriencanals an den Halswirbeln, die Anwesen-
heit eine» oberen Incisiven und die unvollständige Ausbildung
des Kieles auf den Metapodicn. Die .Seitenzehen sind schon
vollständig verloren gegangen, die Reduction der Zahnzalil
ist sehr weit gediehen, uud bei Eschatiu» Ut der einzige
obere Fr zu einem einfachen Zacken geworden. Pro-*
camelus hat noch y Fr, bei Pliauchenia sind — , bei
bei A uchenia y , bei Holomeniscus gar nur mehr
l
Pr vorhanden.
Die ErabryonaUtadien zeigen, dass auch
hier einmal die Metapodien noch getrennt waren und die
Zahl der Fr eine höhere war. Gleich den Pferden sind
Cameliden in allen Tertiärablagerungen Nordamerika» ver-
treten. Da* Kamee! wandert« dann noch Asien, die
Llaroas nach Südamerika aus.
Die Moschiden vermitteln den Uebergang von den
Traguliden zu den Boviden. Sie unterscheiden sich
von den letzteren durch den einfacheren Bau der Pr, die
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104 Verzeichnis!* der anthropologischen Literatur.
Anwesenheit eine» kräftigen alteren Caninen unrl da« Feh-
len von Geweihen oder Hörnern. Man kennt nur zwei
(Innungen, da» mlocäne Dremotheri um und den leben-
den Mofchu*. Der erster« ist der Alme von Palammeryx
und mithin der Boriden. — In Wirklichkeit i»t Dremo-
thcrium nicht« Andere* als Pilitonerjrx. Der Kef.
Die Oiraff«! «eigen im Zahnhau Anklänge an die
Hi rache und Kinder. Die Hörner verwnehaen bald mit
dem Schädel.
Die Kinder stehn in Bang auf die Beschaffenheit der
llornzapfcn den Giraffen näher und mithin auf einer
priaitiiiWB Stufe ala die Hirsche» im Znhnbuu haben *ie
dagegen Fortachritt» aafxuwei*en. Dicrocerus und
Cosory« betrachtet Vertaner als lioriden, da sic ihr
Geweih nicht abwerfen. Kef. muss hier bemrrken, da»«
der Pro* — auch Dicrocerus furcatu* sein Geweih
in der That nicht wechselt ; wohl aber ist die» der Fall
bei dem so ungemein nahestrhmden Dicrocerus eie*
gans. Cosorr« hat Antilopen - ähnliche Zähne;
Dicrocerus geht von Palaeomervx au» — , der jedoch
zugleich auch, wenigsten» gilt die* für einzelne Arten,
der Ahne der jüngeren Cerriden ist; der Kef. — . Cosory»
verhielt »ich in Bezug auf ihr Gehörn ebenso wieGlraffa.
Verfasser unterscheidet :
I. Männchen ohne Horn : M bracbyodont • .
II. Horn bedeckt mit Haut (Ccnorvtinne) I ^*n* hrmchyodont
' * ln prismatisch .............
I Zähne brachyodonl. Zwei Paar Horner, beide getrennt .
n m non das vordere Paar
an der Basis verwachsen
Zähne bracbyodont. Ein Paar Hörner, mit gemeinsamer Basis
« v a n ■ a getrennter Mt .
IV. Horn bedeckt mit Hornacbeide. Zähne hypsodont
ff. Keine Innensäute an den Molaren.
fl. Ohne { H',r"“h,i<1' WP“* ' ‘ ‘ • • * * '
fl fl. Seitenzehen vorhanden.
y. Nasal ia getrennt von Oberkiefer und Larhrymale. Horn einfach •
yy. Nasalia berühren Oberkiefer und Larhrvmale.
<f. Hintere Getenkfortsätze einfach.
«. Drei untere Pr, ein Paar Hörner
(zwei Paar Hörner
ein Paar Hörner. Mg inf. mit vier Säulen ....
„ „ „ Ma inf. mit fünf Säulen ....
<f <f. Hintere Gelenk fortaätxc doppelt. Ein Paar Hörner. Ms inf. mit fünf Säulen
.... Ein oder nr.l ob.™ M mit bumüul' j D”r,“U> B*po|*r«»
1 „ doppelt .......
Pnlaeomeryx.
Blautomeryx.
Cosory x.
Sivatherium.
Bramatherium.
H ydaspitherlum.
Dicrocerus.
Bovinae.
A nti tocapra.
Kanotragoa.
Saig*.
A ntidorcas.
Tet racerus.
N eot ragus.
Ovi»*).
Capra.
Aegocerus**).
Bos.
•) Verfasser schliesst hier ein Antilope, Gaxella, Cervicaprt, Cephalophus, Strepsicerus, Rupictpra,
Oribos, Ovis, Anna etc. etc.
Verfasser stellt hierher Kleotragus, Aegocerus, Orjx, Portas und Addax.
Bei Bos sowohl wie bei Ovis können die Frontalia
eine ganz beträchtliche Ausdehnung erfahren, so dass die
Parietalia ganz xurlickgedrängt werden.
Der Zusammenhang wäre nach Cope:
Saiga Bos Tetracenu
\
/
\ I /
Ovia Antilocapra
\ /
Coaoryx
\ /
Palaeomervx
Sivatheriidae Ccrvidae
\ /
Dicrocerus
/
Blastomervx
Von den Cerviden unterscheidet Cope folgende Grup-
pten und Genera:
I. Seitliche Zehen blos« durch distale Reste vertreten:
er. Kur ein hinteres Nasenloch, nicht getheilt durch
den Vomer (Capreoli).
Ohne Geweih: Hvdropotes; Geweih gegabelt,
ohne HintersproüS : Capreolu*; Geweih schaufel-
formig, ohne AugeusproM» : Alces; Geweih ge-
gabelt mit Augensproes: Cervalces.
off. Der Vomer theilt das Nasenloch: Cariaci.
Geweih einfache Zinken: Coassus; Geweih ge-
gaWlt: Car iacus; Geweih »cbaufrlfürmig : Kan-
U'f.r.
11. Seitliche Zehen durch proximale Reste angedeutet.
Nasenhöhle nicht getheilt.
Frontale Hautdrüsen vorhanden; Geweih gegabelt: Cer-
vulus.
Frontale Hautdrüsen fehlen; Geweih einfach: Ela-
phodus.
Frontale Hautdrüsen fehlen; Geweih gegabelt: Cervus.
Frontale Hautdrüsen fehlen; Geweih schaufclformig :
Dam a.
Geweih gegabelt; Vorderspros» grösser als Hauptstange :
Klaphurus.
Der Zusammenhang der einzelnen Hirschgattungen ist etwa folgender:
Capreoli
\
Cariaci
\
Cervi
/
/
Cosorycinae
I
Moschinae
oder Rangifcr Cervalces Alces Damu
\ \ ,1 , l
Curiiicus Capreolu» Cervus Cervulu»
\ i i /
Coassus Hydropotes Elaphodu»
\ l /
Moschus Blastomcryx
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Zoologie. 105
Di» Gattung Bo* scheint folgend« Familien und Gat-
tungen uU Studien durchlaufen zu haben :
Üvi», Cosoryx, Palaeomrrrx — Buvidne — , Dre-
motherium, A m pln t r» g u J us, Gelocus, Lepto-
meryx» Dorcatberium — Traguliden — , Authra-
cotberium, Cebocboeru» — Anthracotheriidae — *
und Pantolette» — l’antolestidae ? der Ref. —
Cope, E. D. The inechitnical origin of the sectorial
beeth of th« Cnrnivom. Proceeditigs of the Asso-
ciation for tli« iwlvADcement of Scieuc«. Vol. XXXVI,
1887, p. 264 — 257.
Die ältesten Säugcthiere hatten ein Reptf lien-ähnliche»
Gebiss , also einfache , conisrhe Zähne. Die jurassischen
hnttt-n «um Theil mich 4 l*r und 8 >1. also viel mehr als
die »pitmo. Auch diese hohe Zahl erinnert an die
Reptilien. Die Zähne hatten anfangs eine einfache
Krone und alternirtcn die uutereu mit den gleichstelligen
Zahnen des Olwrkiefcr*. Zuletzt bildet sich je rin Vorder-
und Hinterzacken, wie bei Triconodo», wodurch ein
besserrr Schluss der Zahnreihe erzielt wird. Die seeun-
därrn Zacken der benachbarten Zahne stosscn an einander
und üben zugleich einen grösseren Druck auf einander
au*. Hierdurch werden die Xcbenzacken der oberen M
nach aussen, jene der unteren nach innen gerückt, nur die
Hauptzacken behalten ihren Hatz.
Der tritubercuUre Zahn de« Unterkiefer* bekommt
zuerst einen Anwuchs an seinem Hintermde — der Ta-
lon — , so schon bei Centctcs und Chrysocblori»,
doch besitzt hier der obere M ebenfalls ein solches hin-
tere» Basalband. Bei dem echt tritubereulären Zahnbau
altermren die Kronen der Zähne Wider Kiefer mit ein-
ander, wahrend ihre Talon auf einander zu liegen kommen.
Die unteren M zeigen ursprünglich den Trituberrular-
tvpu* der Creodonten. Aus diesem bildet sich durch
Reduction der Znlmzahl und Vereinfachung von Talon und
Inncnzackm der Reisszahn der Fleischfresser, der
bei den Feliden so mächtig wird, aber zuletzt bloss
mehr aus dem ursprünglichen Haupt- und dem VordeT*
zacken besteht.
Da der uutere Canin vor den oberen zu stehen kommt,
wie dies ja jeder RauMlilersrhulel zeigt, so kommt eine
gewisse Zerrung und Streckung der unteren M zu Stande,
was zur Scheerenbildung führt zwischen dem unteren M
und dem oberen Reisszahn, dem I*Tt , und zwar zwischen
dem vorderen Aussenzacken des enteren und dem zweiten
Ausaetizacken des letzteren.
Deniker, 8. Recherche« nnatomique* et embryo-
logiquc« aur lefl Hinge« Anthropoide« avec 22 fig.
dans le texte et 9 pl. Archiv de Zoologie experi-
mentelle et g^n^rale. Lacaze Duthiers. Paris 1887. 8°.
Dinnik, H. On the Caucasian Mountain Goat {Capra
caucasica Güld). AnnaU of Natural History, Lon-
don 1887. p. 450 — 461. Mit pl. XIV.
Es giebt drei Wildziegen im Kaukasus. Die glatt-
hornige Hircus aegagrus, die Brzoar-Ziege. Sie be-
wohnt ausserdem auch Armenien, Persien, den Taurus und
Creta. Kur im SUdkaukasu*.
Am KazWk lebte Capra (Aegoceros) Palla*!!, wie
Rauiller angiebt, eine Mittelform zwischen Schaf und
Ziege. Die dritte Art Capra caucaaica oder Aego-
cero* ammon gleicht dem Stein bock. Sie fehlt io
den Quell gebieten de* Terek und Ardon und am Kazbek ;
wo überidl die Pallasii vorkommt. Die Caucasica findet
*ich nur fern von menschlichen Wohnstätten.
Biologische« und Beschreibung des äusseren Habitus
nebst genauer Angabe über die Verbreitung dieser drei
Arten. Siehe Menzbier in diesem Literat urbericht.
Dobeon, G. E. On the Genna Myosorex with
Deacription of a new Species from the Rio del Rey
(Cameroona) District. Proceeding» of the Zoological
Society of London 1887, p. 675 — 570. Mit Holzschnitt.
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
Mroaore« »ehr ähnlich Crocidura. Drei Arten
variu*, morio und Johnatoni.
Döderloin, L. Ueber s<hwiuizl.w Katzen. Zoo-
logischer Anzeiger 1887, p. 808 — ö08.
Zacharias hatte die Mittheilung gemacht, dass eine
Katze, die chm Schwanz — vermuthluh war ihr derselbe
abgefahren worden — verloren hatte , nur noch schwanz-
lose Junge zur Welt gebracht habe. Ddderlein glaubt,
dass dieselbe eher den Schwanz in Folge coristitulloueller
Krankheit verloren hätte, und die Schwanzlosigkeit der
Jungen sonach die Folge von Vererbung der Krankheit
sei. Schwanzlose Katzen sind übrigens iu gewissen Thei-
len von Japan nicht selten, aber doch giebt es wohl auch
dort bei jedem Wurf nussenicra auch ge*cbwänzt« Junge.
Bei Mensch uud Hund sind Verstümmelungen nicht
erblich*
Dfiderlein, L. Phy logetuet isehe Betrachtungen. Bio-
logische* Centralbiatt. Erlangen 1887. p. 304 — 402.
Die Weiterentwickeluug innerhalb einer phylogeneti»chen
Reihe ist nicht immer gleichbedeutend mit einer Ver-
besserung der Organisation , die im Kample ums Dasein
zur Geltung kommt. Es sind namentlich bei den Säuge-
thieren Einrichtungen erwarben worden , die höchst un-
zweckmässig waren , ohne dass solche Kachthrile durch
gleichzeitig erworbene Vorthelle eine Compensation erfah-
ren hätten. Sehr häutig sind namentlich die Fälle, wo
ein Charakter allinälig erworben wurde, der, ohne nach-
tbeilig für den Orgaoismu» zu sein, doch überflüssig oder
zum wenigsten gleichgültig fiir das Bestehen der Art war.
Eine höchst merkwürdige Familie der Paarhufer sind die
Oreodontiden. Die auf die Stammform — Oreodon —
folgende Gattung Eucrotaphus hat stark aufgeblähte
Bullw oeseae, dann verwachsen die Zwischenkiefer — M e ry •
cochoeru* — , die höchste Klüt he des ganzen Stammes.
Dann beginnt der Verfall bei Merychyu* mit dem Auf-
treten von Gesicht«) ür km, die bei Leptauchenia noch
grösser werden; das Thier selbst wird kleiner, bei Cyclo-
pidäus gehen dann die oberen Incisiven verloren; bei
Pithecistes wird auch die Zahl der Pr geringer und mit
dieser Gattung erlischt der ganze Stamm. Derselbe zeigt
auffallende Degeneration des Geslchtaschädels. Eine
Erklärung hierfür ist freilich bis jetzt noch nicht gefunden.
Bei gewissen Katzen — Sinllodon — hat der obere
Eckzahn eine solche Grösse erreicht, das* er das Thier
sogar am Fressen hindern musste. Ebenso hat sich auch
da* anfangs durchweg schwache, gabelförmige Geweih bei
manchen Hirschen ru einem riesigen, vielästigen Gebilde
ausgewachsen, dass e* »einem Träger unbedingt zur Last
werden musste. Alle drei Beispiele zeigen uns , dass ein
bestimmtes Organ in luxuriöser Wei»c ausarten kann,
während die betreffende Aenderung anfangs freilich von
grossem Vortheil war. Ist aber das Masitnum der Zweck-
mässigkeit erreicht, so wird das weitere Fortschreiten in
der eingeschiagenen Richtung schliesslich zum Verderben.
E* steht hiermit auch die Erscheinung im Einklänge, dass
bei Ziic.htungsversuchen ein anfangs schwaches Merkmal
gesteigert werden kann. Das M&mrooth lies*« »ich hier
auch allenfalls als Beispiel anfiigrn. Die Stosszähue der
Proboscidier waren anfangs kurz und gerade — Ma-
stodon — , dann erfolgte Verlängerung und Biegung, die
zuletzt heim Mammuth dm höchsten Grad erreicht.
Ebenso sind auch die Stosssähne des Babirusa, die
niemals zur Vertheidigung gebraucht wurden — da diesrsThier
sich nicht gegen Feinde zu vertheidigrn brauchte, well eben
solche ln dessen Heimath überhaupt fehlen — in ähnlicher
Weise ausgearlet, wie die Hörner der Wild schafe. Al*
Luxuriiren Ist auch die Vermehrung der Joche auf dm
Backzähnrn zu betrachten — bei Dinotherium zwei
bi» drei, bei Mastodon drei bis fünf, bei Mammuth
endlich zwanzig. Auch hier finden wir ein Verharren in
einer anfangs vortheilhaften Richtung.
14
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106 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Auch die complieirten Backzähne der eitrann Formell
von llufthieren, der Pferde, Kinder, von l'haco-
f hoeru« und Elasmothrrium sind als direrte* Resul-
tat der natürlichen Zuchtwahl kaum zu erklären ; ihre
»chlie&sliche Entwickelung lässt »ich aber wohl auf da»
im Obigen erörterte Princip zurück führen. Auch der
dlrecte Weg, auf welchem Pferde, Rinder, Kameeie u. a.
in verhältni*smi*sjg kurzer Zeit einen übe rau* einfachen
Fussbau erworben haben , dürfte gleichfall» zum Theil
dieser Tendenz zuzunchreiben »ein , welche die Erreichung
de« extremen Stadium« lieber «ehr beschleunigte. Die
Annahme einer erhlirh werdenden Tendenz, eine bestimmte
ursprünglich nützliche Entwickelungsrichtung rinzuhalten,
erklärt auch die Entstehung vieler Formen, die nicht mehr
ul* blosse* Resultat der Zuchtwahl angesehen werden können.
Die* gilt namentlich für die extremen Formen . die in
Folge weitgehender einseitiger Aasbildung ihre Adaption*-
fahigkeit emgcbü**t und daher eine der wesentlichsten
Vorbedingungen erfüllt haben, um da» Au*»terbeu zahl*
reicher Typen zu veranlassen.
Drion , Adolph, ftls. De« race» des vari^tfa dann
l’espece Must ela putoriui. Bulletin de l'acadeuiie
royal de» «cteuces de Belgique 1887, Vol. 14, p. 30h
— 308.
Eyrioh. Wildkatze, Luch« und Dach« in Baden.
Der zoologische Garten. Frankfurt 1887. 8. 218.
In den Mannheimer Waldungen ist die Wildkatze
noch ziemlich häutig. Der letzte Luch« wurde schon
1834 erlegt, der Dach» hingegen findet »ich nicht allzu
«eiten jen«eit» de» Neckars.
Funkhäuser, jr. Die volkswirthschnfUiche und formt*
liehe Bedeutung der Ziege in der Schweiz. In-
auguraldissertation. (München) Bern 1887. 4°. 84 8.
Flower, W. H, Oti the pygmy Hippopotaniua of
Litieria — Hippopntauiua liberiensis Morton —
and Uh claini« to di»tinci Generic Rank. Proceed-
ings of the Zoological Society of London 1887, p. 612
— 614.
Di« (Jenem Hezaprotodon und Tetra protodon
gehen in einander über und sind folglich nicht aufrecht
zu halten. Da« kleine Flusspferd von Liberia behält den
Überdies «ehr grossen vordersten Fr »ehr lange, die Molaren
sind coinplk-irter , der Hirusthädel und die Sinnesorgane
besser entwickelt al» hei den übrigen Hippop otamu»-
Arten. Doch reichen diese Merkmale nicht hio zur Auf-
stellung einer eigenen Gattung „ Ch oe r o p » i « “.
Fliickiger, D. I>a* Berner Fleckvieh. Ein« Mono-
graphie, herauagegeheu im Aufträge der ökonomischen
Gesellschaft de* Canton Bern. Beru , K. J. Wyta,
18*7. 8°. 37 8. Mit zwei Tafeln.
GerstAcker, A. Da* Skelet de» Dögling» — Hype*
roodon rostratu« Jone», — Ein Beitrag sorOsteo-
logie der Cetaceen und zur vergleichenden Ana-
tomie der Wirbelsftule. Leipzig, C. F. Winter, 188".
4“. 175 8. Mit 2 lithogr. Tafeln.
Giglioli, Enrico H. Nota intorao ad una nuova
•pecie di Cercopitheco dal Kaff*. Africa centrale.
Zoologischer Anzeiger 1887, 8. 50».
Der Name dieser Art int Cercopithecu» Boutourlinü.
Girtanner, A. Die M urmelthiercolonie in
8t. Gallen und daa Anlegen von Murmelthier-
coionien. Der soologiiche Garten. Frankfurt 1887.
8. 20 — 27, 8. 46 — 54.
Die Tbierc vermehrten »ich in der Gefangenschaft, ob-
wohl die Verhältnisse der Hingebung — Nahrung, Ter-
rain etc. — »o ganz verschieden sind von denen der eigent-
lichen lleimath der M urmelthiere.
Zur Aussetzung im Freien eignen »ich nur ganz gesunde,
vor Kurzem erst gefangene Exemplare. Der Ort darf
weder «chuiteiilos sein, noch auch der direkten Besonnung ent-
behren: auch muss die Wintcrtemperatur so tief sinken, dass
die Thiere ihren gewohnten Winterschlaf beginnen können.
Gflldi, A. Emil. Bemerkungen zur Osteologie de«
Delphin* au» der Bucht vou Hio de Janeiro. Bio-
logische Miscellen au» Brasilien. Zoologische Jahr-
bücher, Bd. Ul, Heft I, 1887, 8. 134 — 142.
Greve, C. Beobachtungen über eine gewisse Gesetz-
mässigkeit der Zeichnung bei Tliieren. Der zoo-
k.gis. lie Garten. Frankfurt 18*7. 8. 338, 339.
Weis»« Zeichnung tritt zuerst an den Extremitäten und
namentlich an der Hinterextremität auf.
Harting, J. E. The Mole (Talpa europaea). The
Zoologist 1887, p. 441 — 446. Mit Tafel.
Verbreitung und Biologisches.
Harting, J. E. Ob the Bank Volt, Arvicola
glareoiu«. The Zoologist 1887, p. 361 — 371. Mit
1 Tafel.
Von Arvicola leben drei Arten in England, amphibiu»,
agrestis und glareoiu». Biologische« und Verbreitung.
Harting, J. E. Remark» on the British Bata. The
Zoologist 1887, p. 161—171. Mit 1 Tafel.
England bewitzt wahrscheinlich 15 Kledpnnausarten.
Vespertilio murinu» fehlt vielleicht ganz. Die Namen
der 15 Arten sind: Ve«perugo noctuln, Leisleri,
diacolor, pipistrellus, »erotinu«, Vespertilio
murinu«, Bechsteini, Nattererl, Daubentonii,
mystarinus, dasyeneme, Pleeotus auritu», Syno-
tu« barbaslellu», Khinolophus ferruro equinum
und hipposideros. Von diesen Gattungen wird eine
kurze Diagnose gegeben.
Heyden , L. v. Die Aufteilungen der zoologischen
Sammlungen des berühmten Reisenden in Central-
anien, General N. M. Przewalski. Der zoologischo
Garten. Frankfurt 1887. 8. 210—214.
Der bekannte Forscher erbeutete 115 Arten Säugethiere
in 702 Exemplaren, .larunter 399 von kleineren Arten. Die
wichtigsten Thiere sind: der tibetanische Bär — Ursu»
lagomy iar iu», der tjaiischauesrhe Bär Ursu» leuconyx,
Meie* vulgär i«, Must ela foiua,vulgaria,Foetorlu»
putoriu» und alpin us,Canl»alpinu»,1upu«,chauco,
Eckloni n.«p., Vulpes vulgaris, Felis tigris, Fon-
tanieri, uneia mierroti«?, chau»?, caudata, Sha-
wiana, lynz, der wilde Yak Poephagus gruniens,
Fautholops Hodgsoni, Antilope pictlcauda, Cu-
vieri n. *p., subgutturosa, gutturosa, caudata.
Der sibirische Stein bock — Capra Sibirien — . Ovis
jubata, Heinsi, Darwini n. sp., Dalai Louise,
Fseudoi* burrhel, uahoor. Maralhirsch. — Cer-
vu« albirostris, moral und znnthopygus — pyar-
gu« -- ein Heb — und Moschus mosclriferua — da»
wilde Knmrel — Lact rinn u* frrus im Hochgebirge bis
in eine Höhe von 12 000 Fu*», da» Wildpferd — Equu»
Frzewalskli Poljak, der Wildesel Asiaus Klang, Süs-
se r o fa , Arctomy«, drei Arten, Spermciphilu» fünf,
davon obscurus und alaschanicus neu, Tamlas Pal«
lasi, Pteromys, Sminthu», Gcrbil lus sechs Arten,
davon giganteus, Przewalskii und Roborowskii
neu, zwei Cricetu», Nesokia bracbyura n. »p. , zwei
Mus, sechs Arvicola, davon tianschanicus, robust«
und Strauchi neu, Brachyuru* zwei Arten, EUobius,
Siphncus, drei Dipus, fünf Lagomy*, davon Kos-
lowi und rufus nru, drei Lepu», Pylzowi neu, zwei
Erinnteux, ein Sorez, verschiedene Fledermäuse.
Iloffiaarm, B. Ueber Säugethiere aus dem ostindisclien
Archipel. Berlin, Friedländer, 1887. 4°. 1 Tafel
und Abhandlungen desköuigl. zoologisch- und anthro-
pologisch - ethnographiacheu Museums in Dresden,
1886/87, 29 8.
Aufzählung der dortigen Mäuse, Fledermäuse und
Büffel.
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Zoologie. 107
Hume, A. O. Rimarks od certain Asiatic Bum i oft nt*.
Budorcas taxicolor Hodgwo. The Gun goat or
Takin. Proceedings of the Zoologien! Society of
London 1887, p. 483 — 486. Mit 3 Holzschnitten.
l>ie Hörner di**** Thiere» tlltilW »ehr beträchtlich.
Die typischen erinnern an des Gnu, die anscheinend ab-
normen eher hq Kinder. Offenbar rühren die letzteren
von Männchen her.
Jentink, F. A. On M animal» front Mo«»am©de»
(South Africa). Not« from the Leyden Museum,
1887, Vol. IX, p. 171 — 180.
Felis leo , Protele* lalandei , Aonyx inungnis , Kobu*
ellipsiprymnu», Eleotragu* eleotragu*, Cvphalolopbua hern-
pricbanus, Pediotragu* tr*gula* , Aegoceroa leurophaeus,
Aepycero» melarnpu», .Strepsicero* *Lrep»ic«ro4, Rhinoceros,
Sciurus congicu#, Mu* pumilio, nigrlcuud», concha, EuryotU
irrorata, Georhyrhua hottentoius, Lepu* ochropu*, Macroa*
celide* intufi, Erinaceu» frontuli», Croridura marquensi»,
Rhinolophu* aethiop», capcuii, Pbyllorbina fuliglnoso,
Nycteri* hUpida, Veaperugo nanu*, Scotophüu» borbonicu*.
Jentink, F. A. On three rare South anterican M a m-
mal«. Note» from the Leyden Museum, 1887,
Vol. IX, p. 223 — 228. Mit 1 Tafel.
E» sind zwei Nager, Dactylomva typu» und Ecbimyt
brevicauda, au* Nauta im Marrsiinn und Didelphya
laniger« von Ecuodur. Dieser letztere, ein Marnupialier,
zeichnet »ich durch die auffallende Höhe seines zweiten l*r
nu», hierin etwa* an die fossil« Gattung Peratheriuro
de* europäischen Tertiär erinnernd. Antnerk. des BeC
Jentink) F. A. Zoological Reaearchea in Liberia. A
serie» of Mammal», collected by J. Bättikofer,
C. F. Sala and F. X. Stampfli. Notes front the
Leyden Museum, Bd. X, 1887, Decembur, p. 1 — 57.
pl. I — IV.
8imia troglodyte*, Colobus sp., nrsinus, ferrugioeu», veru»,
Cercopithecus callitrichua, Caropbelli , Blttikuferi n. »p.,
Stampfl» 11. sp., diana, Cercocebu» fuliginosu», Nyeticebus
|K)tto, Galago Demidoffi, Felis pardu». »erval, relidog&ster,
Viverra civetta, Grnrtta pardina, Sandln ia hinotata, Her-
pes!«* pluto, gracili», Crossarchus obecurus, Aonyx inungui»,
Hydttigale maculicolll», Uubalus bracbycero*, Terpcmr longi-
cep», Cepludolophus dorsalis, nigrr, Ogilbyi, sylrkultrix,
Maxwellii, dom, Euryeero» surycero« (müsse hl ies»lich Wald-
bewohnerl), Tragelaphu* seriptu*, Hyaemoschu* aquaticu«,
Hyrax (Dendrohyrax, Stampfl» n. »p. und dorsalis, Potamo-
rhoents penirilJatu», Choeropsi» Uberiensi», Klepha» afrieanu»,
Manatu» »enegalensis, Anomuluru* BecToft», Kraseri, Sciuru»,
Stangen, Aubtnii, rufubrachiatu», punctatu», poenm, pvrrho-
puH, Xerus erythropus, Graphiuru« Nagtgbuii, Clavigli» craa-
»icandatus n. g. n. ip. (ein Myoxine), Cricetomy» garabianu*,
Lophuromy* sikapusi, Mus rattu» decumanu», alexandrinu»,
nigricauda, rufin u* , barbaru» , trivirgatus, dorsalis, rous-
calotdes, Aulacodes swinderianus, Atherura africana, Hystrix
crUtata. Crocidura Sch weit xeri, Büttikoferi n. sp-, Stampflll
n. sp., Pachvura mrgnlurn, Epomophoru* monstrosu», gam-
bianus, pusillu«, Vcldkampii, Cynouycteri* torquata, atra-
minea, Leipony 1 Buttikoteri, Megaln-glossu* Woermanni,
Phyllorhina tuliginosa, Xycteris hlsptda, grandia, Vespern*
minutu* , teuuipinni», Veeperngo Stampfli n. *p. nanu*,
Kerivoula africana, Manis gigantca, longiraudata, tricuspi».
Hiervon sind ahgebildet Terpone longiceps, Cephalo-
lophus doria und Dendrohyrax StampflU.
Jone«) J. Matth. The M am mala of Bermuda.
Contributions of the Natural History of Bermuda».
Vol. I, p. 143—161.
Liegt nicht vor.
Kobolt, W. Saugethiere der westlichen Sahara. Der
zoologische Garten. Frankfurt 1887. S. 155.
Meriones Shawi, Bifa «erotina, Gazella dorca»
und Oryx leucoryx.
Kobelt, W. Die Abstammung des Neufound linder».
Der zoolr»giacho Oarten. Frankfurt 1887. 8. 155.
Dersell*» gilt manchen Leuten al* Bastard von Pudel
und Mctxgerhund (»k!)f ist aber, wie Kobelt mit Hecht
hervorhebt, eine sehr gut« Rim*. Naeh Lafite »oll der-
selbe nebst dem gro**cn Wolfshunde der Pyrenäen und
den langhaarigen Hunden der unteren Donauländer von
dein Hunde der Gothen abstammen. Von diesen wurde
er auch nach Skandinavien gebracht , von wo ihn »päter
Norweger nach New Foundland mit nahmen. Dort soll
er nun verwildert und später wieder dom«»ticirt worden
»ein. Die mittelalterlichen Hetzhunde, Allan», leitet Lafite
von den Hunden der Alanen ab. — i der Bef.
Kobelt , W. Das Wildpferd der Dachungarei. Der
zoologische Garten. Frankfurt 1887. 8. 354.
Der Kquus Przewalski, Kertag der Kirgisen, ist
naeb Pidtrement kein Pferd, sondern mit Kquu»
hemionu» verwandt. Gleich Gervais nimmt Kobelt nn,
da»» es überhaupt kein eigentliche* Wildpferd mehr gäbe. Der
centralasiatische Tariwin sei ebenso na verwilderte* Pferd,
wie der amerikanische Mustang. Doch stamme freilich die
Hauptmasse unserer Pferde von zwei central asiatiachen
Russen, von denen die eine durch die Mongole« domesti-
cirt wurde, während die sechs europäischen Raaaen immer
nur ganz beschränkte Verbreitungsbezirke hatten. Alle
diese sind dünn später gezähmt worden. In Asien giebt
e* nach Pi&trement auch keinen wirklich wilden E*el
mehr; alle Formen, wie Onager uml Kuion, sind nach ihm
nur Hemionu*.
Kobelt, W. Das |*r*i»che Wildaebaf. Der zoo-
logische Garten. Frankfurt 1887. 8. 378.
Wildschale giebt e* im Atla* und in CorsUa; zwiwhen
dem Taurus, Cypern und Kamtschatka hat jede* tJebirge
•eine eigene Art. In Amerika lebt dann noch Ovis
montan*. Da* persische Wildschaf gehört zu Ovi*
orientalis gen. Diese Art lässt »ich in mehrere Varie-
täten theilen. Die armenische, die kleina*iatische — ana-
tolira — , die sich an die crprlaehe Form — Övl» cypria
s. ophlon — nnschliesst, die per*i*che. Hieran reiht sich
Ovi* nr k al, der den Uehcrgang bildet zum Ovi»
argali, dem auch Ovi* eyelocero* nahe steht. Da»
karotsi'hadalische WUdfcbaf ist mittelst de» Ovi* Dallai
von Alaska mit dein amerikanischen Bighorn verbunden,
ln Til>el »oll e* web» Arten von Wildschafen geben.
Kobelt, W. Fauna der In**sl Palawan. Der zoo-
logische Garten. Frankfurt 1887. 8. 220.
Diese Insel, zwischen Nordborneo und den Philippinen
gelegen, beherbergt eine ziemlich kleine Katze, ein
Schuppenthier (Pholidatu* Indien»), Stink dach» (My-
dnus meltcep») Wildschwein (verschieden von Su* phi-
lipp«n»is). Den Säugelhieren nach schließt sich die*«
Insel enger an Borneo an, während die Schnecken mehr
Beziehungen zu jenen der Philippinen haben.
Krause, Ernst. Beitrag zur Kenntnis» deaKomba —
Otolicnu» agiay mbanua. Abhandlungen de»
naturwiasenecluafi liehen Verein» in Bremen. 8. Bd.
1887, ö. 387—400.
Kriohler, Franz. Da» Schwarzwild, d«»aen Natnr-
geaclüchte , Jagd , Fang , Einflus» auf die Land- und
Forst wirth schafl und deashn Zucht im Gatter. Trier,
Lintz , 1887. 8°. VIU, 90 Beiten. Mit 15 lllu»tr.
und 8 Vollbildern.
Kühn, Jul. Fruchtbarkeit der Bastard© von Schakal
und Haushund. Der zoologische Garten. Frank-
furt 1887. 8. 161 — 163.
Die Mutter w«r eine K*jan*-Hündin (final Indische Vogel-
hondln). Der Schakal war ein Individuum de« Cnni»
»ureus indicu*. Bi* jetzt wurden drei Würfe erzieh.
Die Jungen when dem Schakal mehr ähnlich nl» der
Mutter. Ein Männchen dieser Bastarde erzeugte mit einer
14*
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108
Verzeichniss der anthropologischen Litoratur.
Tschuktschcn Hündin mehrmals Junge. Die Bastarde
von Schakal und der erstgenannten Hündin waren auch
unter sich fruchtbar trotz der engsten Blutsverwandt*
schaft.
Kühn, Jul* Fruchtbarkeit der Bastard«* von Schakal
und Haushund. Mittheilungen de« lnndurirth*
achaftJichen Instituts der Universität Halb*, 2 8.,
und Zeitachrift des lnndw irthsclmftlichen Vereins der
Pro v in* Sachsen 1887. Biologischen Ceutralblatt 1887,
7. Bd*, 8. 47, 48,
Ii&ndoia, H. Zum Leben der Frischlinge. Der
zoologische 0 arten. Frankfurt 1887. 8« 236 — 230.
Biologische*. Die Wildschweine pnarro »ich nur
höchst selten in der Gefangenschaft, der Fuchs niemals.
La taste, Fern. £tude aur la tau uh de» Vertdbres de
Bnrbarie, Algerie, Tuuis et Marocco. Cataloguo pro*
visoire de* tnumtniferes apölagique* sau vage* de Bar-
Viarie. Acte* de )a soetäuj Liundenne de Bordeaux.
Vol. 39, p. 129 — 29».
83 Arten. Liegt nicht vor.
Lataate, Fern. £iude de 1a canin* appliqiief* au cas
prdsentd p»r le gerne Da ui an et completde par les
detinition de* categoric* de deDts commune* n plu-
aieurs ordres de la clasae d« mammiferea. Zoo-
logischer Anzeiger 1887, 8. 285—271 u. 8. 284—292.
Dem Da man — Hyrax — werden toh verschiedenen
Autoren Cantnen ahgr*pro«-hen. Lat aste deutet nun den
ersten Zahn des Oberkiefers als Erkznhn, da derselbe hin-
ter den Priimaxillrn kommt. Die»«? tragen nämlich stets
nur Schneidexihne, während die Mnxillen die Basis der
Caniceu, Prämolareu uud Molaren nbgebrn. DleDiphyo-
donten haben Vorläufer der I , C und Pr, die Mono-
phrodonten — Cetaceen, Monotremen (?) und
Edentaten — entbehren des Zahn Wechsel». Man unter-
scheidet bei den Dlphyodonten die Milchzäbne , welche
einem Wechsel unterliegen, und die Molaren, welche wäh-
rend der ganzen Lebensdauer erhalten bleiben. Ihr vor-
derste Prämolar wird sehr häutig nicht mehr gewechselt,
ist aber gleichwohl ein Pr, weil er zwischen Zähnen steht,
für welche ein Ersatz siatttindrt. Der vorderste Zahn der
Maxilleii unterscheidet sich bei den Carnivoren sehr
leicht durch seine Gestalt von den übrigen ; es ist dies
der Canin. Aehnlich verhält sich dieser Zahn bei den
Cliiropteren und Quadrumauen. Der Canin hat nur
eine Wurzel — eine Ausnahme hiervon macht der Maul-
wurf. Die oberen Incisiven können die Wund verlieren
— Klephant, Kager — oder zweit heilig werden —
Igel — , ihre Krone kann sich einer Complication unter-
ziehen — Spitzmaus. Der Oberkiefer der Placen-
t aller trägt nie mehr als acht Zähne, von denen der
vorderste stets als C zu deuten ist. Der untere Kckzahn — C —
»tcht bei geschlossenem Kiefer vor dem oberen C. Der
Keisszuhn der Flelschfresaer — Cnrnassifre — ist in
Wirklichkeit der letzte Pramolar, der obere Milchcarnas-
slire aber der vorletzte obere Milchzahn. Der untere
Mihhcania»*iere ist der hinterste Milchzahn, der untere
Kei»«zahn — Canuissiere — , der vorderste der unteren
Molaren. Die hinteren Molaren sind di« sogenannten
Tuberkelzähne.
Leche, Wilhelm. lieber die Süugethiergnttung Gal-
eopithecu*. Fine morphologische Untersuchung.
Zoologische Jahrbücher. Zeitschrift für Systematik,
Geographie uud Biologie der Tliiere. 11. lld., 1887,
8. 988 — 978.
Auszug au» der grossen Arbeit dieses Autors. Siehe
das Referat im Literaturbericht 1886.
Leche , Wilhelm. Ueber einig« von Emin Pascha
gesammelt« afrikanische Saugethiere. Zoologische
Jahrbücher 1887, 8. 118 — 126. Mit 2 Tafeln.
Crocidura crasskauda, Nyctinorau» pumilus, Megnderma
fron» Kciurus aimulatu», Irmniscatus, Xeru* erythropus,
Myoxus (Graphiuru») murinu«, Mus barbarus, nntalensi*,
variegatus, Merione« gerbillus, Georhychus datnarensi»,
ochraceo-cinereus, Aulacodus swiiwleriana», Lepu» mirroti*.
Von diesen wird eine Beschreibung des äusseren Habitus
und des Skelets gegeben nebst Bemerkungen Uber die
geographische Verbreitung.
Mungos, J. Bemerkungen über die Gaxel la W al-
ler i des nördlichen Sotnalilandea. Der zoologische
Garten 1887, 8. 54 — 59.
Sie bat di« Grösse und Figur der Sömtnrring* Anti-
lope; ist alter vom höher als hinten. Die Weibchen
sind hornlos. Biologisches.
Monges, J. Der Wild es«) dea Somalilaudes. Equus
asinus somalicus. Der zoologische Garten. Frank-
furt 1887. 8. 261—288.
Er bewohnt die Küstenebenen de» Rothen Moore* süd-
lich von Ma*»awa, geht aber auch noch in die grosse Hoch-
ebene — 20U0tn — , wo auch da» Berg-Zebra und der
EquusGrevvi Vorkommen. Färbung mäiurgrau. dunkler
am Kopfe, Ohren innen schwarz, Bauch weis», Küsse hell
mit schwarzen Binden vom Knie ab bis zum Huf. Der
schwarz« Streiten auf der Schulter, der sonst bei Esrln so
häutig ist, fehlt hier ganz.
Menzbier, M. On a newCaucasian Goat (Capra
aevertzowi n. sp.). Proceedings of the Zoological
Society of London 1887, p. 818—820.
Im Westen de» Kaukasus lebt Capra Bevrrtzowi,
im mittleren Kaukasus Capra caucasica, im Osten
Aegoceros Pallasii oder cyllndricornis. Severt-
zowl ist viel kräftiger als caucasica.
Mollendorf, O. Fr. ▼. lieber die Kiku-Hirsche
von China und Japan. Zoologische Jahrbücher.
Zeitschrift für BystemaGk, Geographie und Biologie
der Thier«. Jeua 1887, Bd. II, 8. 588 — 590.
In Manischurei und China leht der japanische Sika-
Hirsch, unter folgenden Namen bisher beschrieben:
C. taivauus (Formosa), dybowskii (Amurland), man-
trhuricus (Peking und Mautschurei), mandarinus,
kopschii, sica (aus Japan). Heudc erhebt den japa-
nischen Sika zu einer besonderen Gattung Sica, die aber
keine Priorität beanspruchen kann , da für dieselbe »chon
die Kamen Elaphoceros und Pseudaxis eustiren.
Tai van us und mantchuricus fallen sicher in eine Art
zusammen, dazu kommt wohl auch dybowskii. Kop-
schii hat manchmal fünf Sprossen und stellt vielleicht
eine besondere Art dar, ebenso kann der sica als Insel form
gelten. Ausser diesen Arten nennt Heude noch 31 Arten,
wohl alle höchst problematisch. Er theilt das östliche
Asien hinsichtlich der Verbreitung der Sikahirsche ln
sechs Regionen.
Nazaroff. The Faun« of the Kirghiz Steppe. Nature.
Journal of Science. London 1887. Vol. 36, p. 476
— 477.
Der Wald Ist meist nnr als Busch entwickelt; der
grösste Theil des Landes besteht aus Wü*te und der Arte-
misia Steppe. Als zur Glaeialxeit da* Eis ganz Russland
erfüllte, und der Aralsee und das Kaspische Meer noch
die heutige Steppe einnahmen, bot der Ural, dessen Hinge
damals viel fruchtbarer waren als in der Gegenwart, für
viele Thiere ein Refugium. Die russischen Steppen süd-
lich vom Ural und ebenso die Kirghisensteppe werden
immer ärmer an Thicren. Früher waren daselbst gemein
Equus Onager, im Ba*< hkirenlande der Biber; der
Elch und der Tiger gingeu bis xumTurgai, der Corsac
bis zum 50. Grade nördt. Breite ; dagegen erstreckte sich
das Ke nt hier bis xum Südural, der Bobac wiederum
bis zum 53. Grade. Auch die Antilopen sind jetzt ver-
schwunden.
N eh ring, A* Ueber die Gray*schen Fischottargat-
tu ugeti Lutronectre», Loutra und Pterooura.
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Zoologie. 109
Sitzungsberichte der Gesellschaft n&turfomliender
Freunde zu Berlin 1887, H. 21 — 25.
Lutronectes mit der Speele* Whiteleyi l*t auf
junge Exemplare der japanlf« hen Fischotter gegründet, die
selbe! wieder höchsten» eine Varietät der europäischen ist.
Lontra mit den drei Arten enhydris, hrnsiliensi»
und insulari» wurde ulglitllH wegen der von Lutra
abweichenden Behaarung der Nasenspitze. Nehring hält
die beiden ersten nebst Lutra macrodus, solituria,
platanensis und paraneusis nur für Varietäten der
südamerikaniachen Fischotter. Auch Lutra chilentia
und felina stehen sehr nahe.
Pteronura Sandhachii ~ Lutra brasiliensi* ist
nicht die „Leutra“, sondern die Arirhana der Brasilianer.
Die Lutra iiil. brasiliensi» Lund, aus brasilianischen
Höhlen ist identisch mit der Loutra.
Nehring, A. Ucker die Bohlenfärbung am Hintcrfusa
von Felis catu», caligata, maniculata und
domeatica. Sitzungaberichte der Gesellschaft uatur-
forschender Freunde zu Berlin 1887, 8. 26 — 27. Mit
1 Holzschnitt.
Während die Sohle bei Felis catus nur einen schwar-
zen Fleck aufweist, ist sie bei caligala, manlculata
und auch hei dunkelfarbigen Hauskatzen ihrer ganzen
Lauge auch schwarz gefärbt. Dies spricht dafür, dass
die Hauskatze von den beiden letzteren Wildkatzen
und nicht von der europäischen nb«tarnmt. Bei dieser ist
auch der untere Keisszahn — M, — länger und stärker
als bei der Hauskatze. Der Mf i«t bei dieser in Folge
der Docnrstication schwächer geworden.
Nehring, A. Ueber Cuon rutilun» von Java und
Lupus jnponicus von Nippon. Sitzungsberichte
der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin
1887, B. fl« — 69.
Nach Gray soll der Canls hodophylax (Lupus
japonlcus Nehring) mit Canis (Cuon) rutilans iden-
tisch sein: Er ist lodess in Wirklichkeit mit dem Canis
pallipes von Indien nahe verwandt, während er von
Cuon im Behädelhau und im Gehiss vollständig abweicht.
Der Cuou rutilans bat grosse Aehnlichkeit mit dem
Cuon primaevus, dem ßuansu, der jedoch «einerseits
von dem Cuon alpinus wesentlich abweicht. Der japa-
nische Str;iwnhund unterscheidet sich Ton Canis pal-
lipes, doch ist es immerhin nicht unmöglich, dass sie in
genetischen Verhältnissen zu einander stehen. Der letztere
wäre alsdann die Stammform des ersteren.
Nehring, A. Ueber eine Ctenomya-Art vom Rio-
gmnde do 8ul. Sitzungsberichte der Gesellschaft
naturforachciuler Freunde zu Berlin 1887, S. 45 — 47.
In dieser Provinz ist die soust gewöhnliche Ctenomya
brasiliensi» durch eine kleinere Art, vielleicht magel-
lanicus vertreten; in Siidperu lebt hrasillensis oder
boliviensis.
Nehring, A. Ueber den Schädel eines Canis juba-
tus aus Argentinien. Sitzungsberichte der Gesell-
schaft naturforscheader Freunde za Berlin 1887,
8. 47, 48.
Dieser Schädel zeigt Windhundcharaktere.
Nehring, A. Zur Abstammung der Hunderassen.
Zoologische Jahrbücher. Abtheilung für Systematik,
Geographie und Biologie der Thiere. 3. Bd.t 1887,
8. 51 — 58.
Die locahunde stammen von keiner südamcrikanischeu
Canis-Art ab, sondern von dem Lupus occfdentalis
Nordamerika», oder gar von einer asiatischen Form, auf kri-
neu Fall jedoch von Canis jubatus, oder cancrivoru»
oder vetulus, wie Pelzelu meinte. Es spricht gegen
letztere Annahme die Form des Schädels und Gebisses.
Dagegen stimmen die Incahunde in dieser Beziehung
mit C. Lupus occide ntalis, namentlich den kleinen
südlichen Hassen desselben überein. Vielleicht bat auch
eine geringe Beimischung von Canis latran* stattge-
funden. Von Ofttaxiati»chen Hunden zeigt der Cani s hodo-
phylax eine gewisse Aehnlichkeit. Der Dingo soll von
den Eingeborenen auf ihrer Einwanderung nach Austra-
lien gebracht worden sein. Dagegen ist jedoch zu be-
merken, dass derselbe dort sogar fossil verkommt. Der
Dingo ist uiit Canis pallipes nahe verwandt, aber
wohl kaum ein directer Abkömmling desselben. Pelzein
hält auch die Trennung von Cuon und Cauis nicht für
gerechtfertigt, da auch beim letzteren der hinterste untere
Äl zuweilen fehlt. Er übersieht «her, wie Nehring ult
Recht bemerkt, dass auch die Form der Zähne eine ganz
andere ist wie bei Canis. Tier Cuon ist auf keinen
Kall der Stammvater irgend eines Canis. Zur
Diluvialzeit hat er auch in Mitteleuropa gelebt. Pelzelu
behauptet ferner die Abstammung de.- W i ndhuude» vom
abessini-tfhrn Cauis «imensia. Auch dies ist nicht sehr
wahrscheinlich, denn der Schnauzentheil verjüngt sich bei
diesem ganz auffallend und überdies weicht auch die Form
und das Grössen Verhältnis» der Zähne bedeutend ab, wo-
rauf es ja in erster Liuie ankommL Bei Windhunden
sind die Keisszähne länger und schmaler. Wäre alwjr der
Windhund der Nachkomme des »imeusis, so müssten
diese Zähne kürzer und schwächer geworden sein, wie dies
bei allen domesticirten Formen zu beobachten ist. Zwischen
airoensia und jubatus (von Südamerika) herrscht ein
gewisser Parallelismus. Beide zeichnen »ich durch Schlank-
heit de» Schädels und der Extremitäten aus. Was die
Abstammung der Windhunde selbst betrifft , so können
dieselben aus dickköpfigeren Hunden unter Mitwirkung
einer gewissen Zuchtwahl von Seiten des Menschen her-
vorgegangen »ein; gewisse Wolfe und Schakale aus
Steppengegenden zeigen nämlich eine auffallend schlanke
Schädel form. Die grossen Windhunde mit schlanker lan-
ger Schnauze sind anscheinend nur ein Züchtungsproduot.
Nehring, A. Heber die Lebensweise des grossen
Griaon. üalictis ersasidens. Der zoologische
Garten. Frankfurt 1887. 8. 152 — 154. *
Er sucht mit Vorliebe Fluasufer auf; man findet ihn
von Mittelamerika an — Costariea — bis zur brasilianischen
Provinz St. Catbarina, aber nur östlich der Cordilleren.
Nehring, A. Die Raehundtarten der deutschen
Küsten. Mittheilungen der Bectiou für Kutten- und
Hochseefischerei. Berlin, Möser, 1887. 16 8. Mit
7 Holzschnitten.
Die Seehunde gehören zu den Pinnipedien, die zwar
im Schädel und Gebiss sich an die Caruivoren enge
anschliessen, im Kxtremitätenbau jedoch bedeutend« Abwei-
chung — Anpassung au das Wasarrli-ben — zeigen. Auch
das Gebiss weist Unterschiede auf, indem die Backzähne
nicht in Prämolaren, den Reisszahn und Höckerzähne difle-
rensirt sind, sondern durchgehend» einen sehr einfachen
Bau besitzen. Die Pinnipedin gliedern «ich in Ohren-
robben — Otariiden — , Seehund* — Pbocida —
und Walrosse — Trichcchida. Von diesen sind nur
die Seehunde au den deutschen Küsten vertreten, und zwar
durch drei Arten: Halichoeru* grypus, die Kegel-
robbe, Pboca vitulina, den gemeinen Seehund und
Phoca vitulina, die Kingclrobbe. Die Kegelrobb#
erinnert hinsichtlich des Schädelbnue* an Hand, die Phoca-
Arten mehr an Katze. Von den genannten drei Arten
giebt Verfasser genauere Beschreibungen und biologische
Notizen.
Nehring, A. Einige Notizen über die aüdbraailianiacb<m
Pelzrobben. Sitzungaberichte der Gesellschaft
naturforachender Freunde zu Berlin 1887, 8. 142, 143.
Das untersuchte Individuum war anfangs als Otaria
faldandica bestimmt. Es handelt sich aber hier ent-
weder um eine Varietät derselben, also Arctocephal ui
falclandicus var. gracilia, oder um Arctocephalu»
gracilia. Von falclandicui unterscheidet sich diese
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110 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Form durch die hellfarbige Uilenrollc und die »ehr be-
deutenden Grüftsendiiferrnzcn der beiden Geschlechter.
Nehring, A. Ceber eine nette Pelzrobbenart von
•l^r Küste Shdbraxilien». Archiv für Naturgeschichte
1887, Bep. 20 8- Mit 1 Tafel.
Die Ohrenrobben gliedern »ich in Peizrobben und
in Haarrobben. Bei den letzteren besteht der l’elz nur
uu» Grannenhaaren , bei den ersteren bst derselbe tuuer
den Grannenhaaren auch ein darunter befindliches Wollkleid.
Von Haarrobben kennt man fünf Arten: Otaria jubata,
an den Küsten .Südamerika» vom Lv Plntn bi* zu den
Gnllopagn» • Inseln , Euinetopias Stelleri im Behrings-
meere , Eumetopins ealiforniauu» uu der Küste von
Kalifornien, Phocarrto« cinereu« zwischen Neuhol-
land und Van Dirrarnsliind , und Phocarctos Hookeri
südlich von Neuseeland; von Pelzrobben Arctophoca
falclandtca an den FalklamUinM-ln und an der »iidntneri-
kanischen Küste bis zum La Plata. — Gray nennt von
dort aufrKPrdem noch zwei Euotaria — Arctophocn
cinerea in der Bnssstrasse , Arctophoca Förster! bei
Neuseeland, Arctocephal ns nrsinus in der Umgegend
der Hehnngsstrasse , Arctocephal us Philipii an der
Insel Juan Fernande», Arctorep h a I u* Gazellae l>ei
der Kerguelen-Insel , Arrtocephnlus pusillu* am Cap
der guten Hoffnung. Arctophoca besitzt im Gegensätze zu
Arctocephalus Nebenzacken auf den Backzähnen, ein
Merkmal, da» nach Nehring nicht immer zutrillt. Die
untersuchten Robben von der Mündung des Truuiandahi-
Flusse* in der Provinz Rio grande du Sul erweisen »ich
ah Pelz robben. Das Pelzkleid weicht bedeutend von
dem der Arctophoca falclandica ab; auch die Schädel
sind schmäler und gradier. Dieselben haben mehr Aehn-
lichkeit mit jenen von A. Förster! aus Neuseeland. Die
Backzähne de* männlichen Exemplar* weisen vorn, bei
einem Zahne, dem letzten, auch hinten einen Nebenzarken
auf. Der sechste Backzahn de* Männchen» hat nur zwei
Wurzeln, bei einem Weibchen iit noch eine dritte vor-
handen. Die beiden ersten Backzähne sind immer nur
einwurzelig; beim dritten und vierten ist eine Theilung zu
beobachten. Ea ist nicht ganz sicher, ob wir es hier nur
mit einer Varietät der falclandica oder eiuer selbst-
ständigen Art, die alsdann al* gracili* zu bezeichnen
wäre, zu thun haben.
Nehring, A. Ueber da» Gefangen! eben der Kegel-
robbe. (Halichoerua grypua Nilas.) Der zoologische
Garten. Frankfurt 1887. 8. 1 — 10, 40—45, 74—79.
Mit zwei Abbildungen.
Die Kegelrobbe gewöhnt sich, wenn schon etwas
schwerer al» der Seehund, an die Gefangenschaft. Bio-
logie be Bemerkungen. Die Ontscekcgelrobbrn haben
eine andere Wurfzeit wie jene der Nordsee. Verfasser
glaubt daher zwei geographische Rassen unterscheiden zu
müssen.
Noack, Th. Neue« au« der Thierhandlung von Karl
Hagen heck, sowie au« dem zoologischen Garten
in Hamburg. Der zoologische Garten. Frankfurt 1887.
8. 195— 202.
Der Coyote aus Nordamerika lässt »ich leicht zähmen.
Im westlichen Nordamerika giebt es einen »ehwarzen
Wolf — Canis occidvn talis — , unter den altweltlichrn
Wölfen kommt der ostasiatiscb« C. alpinu» am nächsten.
Die Zeichnung erinnert an die der ZI bethk atzen; die
Brust und die Pfoten sind weis«. Packard leitet den
Hund der Carrier- und Hasenindianer vom kleinen
Pririevrolfe, die mexikanischen llnnde vom mexi-
kanischen Wolfe ab. Auch die Eskimohunde gehen
zweifellos auf Wölfe zurück. Indessen sind wohl nur
die »pitxohrigeu Hunde Nachkommen von Wollen, während
die Hunde mit grossen oder häufenden Ohren toq unter-
gegntigcnen Megalotia- Arten und die hochbeinigen
Windhunde von hochbeinigen afrikanischen Hunden —
Canis lupaster und riparius — alMtammen. Grosse,
gelbrothe Huode mit Hängeohren haben die Wapokomo
in Ostafrika, während die Hunde westlich vom Tangamka-
*ce spitzohrig, gelhhaurig, schakalähnlu-h sind und deu
Schweif nach oben krümmen. Die Füchse haben nach
Noack keine Bedeutung als Stammelten) der Hunde, sie
gehen schon zur Tertiärzeit von V Werren ab. V der Rcf.
lu Nordamerika lebt ein Dachs — Taxidea nmrricana.
Kr ist kleiner als der europäische Dachs und weicht von
demselben auch im äusseren Habitus , namentlich in der
Färbung, bedeutend ab. Diese Art lebt im nördlichen
Thelle von Nordamerika — 58®, im Quellgcbiet« des Mis-
souri und Winlpeg.
Von westafrikuniseben Antilopen sind neu Kubus
unetuosns, Tragelaphus scriptu», aus Südafrika
Tragelapbu» «ylvaticu», aus Ustafrika Antilope
redunca und vom Somuiilnnde Gnzvlla Soc m meringi.
Beschreibung des äusseren Habitus dieser Formt*.
Noaok , Th. Wolfsbastardt. Der zoologische
Garten. Frankfurt 1887. 8. 108 — 111.
Der Körper der , jungen Thiere ist länger nl* bei glrichalt«-
rigen echten Wölfen, die Tar*n»länge schwankt, die Uhren
sind erheblich länger al» Wim Wolf. Ein Exemplar hatte
sogar schon urogebogpue Ohrenspitxen. Die Thiere gaben
auch Lnutr von sich, die nur al» Bellen bezeichnet werden
konnten. Im Laufe des Wachsthum» erlangten alle Indi-
viduen so ziemlich das Aussehen von echten Wölfen. Auch
ein Bastard aus Bosnien zeichnet sich durch die viel län-
geren Ohren und die Hunde-, Doggen - artige Zeichnung
de» Gesichts aus. Verfasser hält Bastardirung zwischen
Wolf und Schakal für möglich, nicht aber zwischen
Wolf uud Fuchs.
Noack, Th. Beitrüge zur Kenntnis« der Bäugethier-
fauua von 0«t* und Centralufrika. Zoologische Jahr-
bücher. Zeitschrift für Systematik , Geographie und
Biologie der Thiere 1887, ßd. II, 3. 193 — 302. Mit
drei Tafeln.
Die Arbeit stützt »icb auf da» von Böhm zwischen Sansibar
und dem Tunganikasre gesammelte Material und die Notizen
dieses Reisenden. Das Hochland um den Tangauikasee
herum bildet die Wasserscheide zwischen Nil, Cougo uud
Sambesi, und daraus erklärt sich auch , dass die Fauna in
ihrem Charakter sowohl an jene von Guinea, al« auch an
die Thier weit der Nilländer und Mozambique erinnert.
E» finden »ich daselbst Rhiuoceros bicarni», Phaco-
chorru* africanus, Potamochoerua afrieanus uud
penicillatua, Hippopotnmu* amphibius, Elepha»
africanus, Hyrax mussnmbicns, Mttnis , Orycteropus.
Kquus zebra und asinus, Bus tauru» var. indicua, Bo»
caffer. Ovis arte* var. platyura, Capra hircus, Camelopar-
dalis giraffa, Kobu» singsing, Adenota Kob. u. sp.,
Arpycerosmelampu* und zwei sp. Antilope, Elentragus,
Alcelaphus caama, Damalis »enegalensi», Orr*» sp.,
Strepsiceros kudu, Euryceros angasii, Tragelapbu» scrip-
tus. Hlppotragus bakeri und niger , Oreotragu« sal-
tatrix, Antilope ocularia und nltifrona, Nesotragu»
nioschatus, Cephalolophus sp., Lepus aaxatilis, Hyetrix
africue australi» , Prtromy« sp. , Aulacodu» »winderianu«,
Batbyergus sp., Heliophobi us a rgenteo-cinereu» und
inarungcnsis vor. Acomys »p. , Mus hildeubrandtii,
Mus kaiseri n. sp., Mus rufinn* var. marungen-
sis, Pelorny« reichardi n. sp. , Golunda pulcbella,
Mus melirere «p., Dendrouiys sp., Cricetomy» gambia-
nu«, Gerbillus Böhmi n. sp., Myatromy» longi-
caudntu» n. »p-, Redete* caffer, Graphiurus »p., Kliomys
microtis n. »p. , Sciurus cepnpi. Sciurus drei sp.,
Sciurus bübmi n. sp. , Vjverra civetta, genetta n. sp.,
Herfirstes badius, t'asciatus und sp. Ratelus capentl«,
Zorilla albinuchn , Lutra inunguis, Hyaena rrocuta,
Lycaoti pictus , Canis aureus - adustu». Felis leo,
Felis pard us, Felis serval , caracal und drei sp. Felis
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Zoologie. 111
Cato*, Rhynchocyon reichardi, Petrodromu* tetra-
dartylu*. M acroscelide» ateinndri, Crocidura sp.,
Erinareu« *p., Epomophorns minor., Phyllorhina
comersonii var. marungensis und caffra und zwei
sp. , Nycteris drei ap. , Megadermn fron», Yrsperugo,
Nyctinomys. Xvcticejiu, Yespertillo vier ap., Dysopc» zwei
ap., Scotophiiu* mlnimus n. ap., Taphozou* tnaurl-
tianu«, Otolycnu* cratsicaud at ut, Cynocephalus
Itabuin, Cercopithecu* ervtbrarchu* und nictitans
u. ap. und Troglodytes niger var. marungensis (die
gesperrten Arten werden eingehend beschrieben oder es
hegen genauere biologische Angaben über dieselben vor).
Der Wasserreichtham de» Landes erkllrt wohl tur
Genüge das Fehlen wn Gaxel len. Waa die Nager an*
langt, *o ist keine einxige nordafrikanische Form vorhan-
den. Pie zahlreichen Muriformes, die für Südamerika
charakteristisch sind, lassen auf die einstige Existenz einer
Laudbrücke quer durch den südlichen Atlantischen Oeean
hindurch achlleeaen — ? der Sei — Die mediterrane
x Kegion greift nur mit solchen Genera und Arten herüber,
dir entweder sehr alt sein müssen oder die Sahara durch-
wandern konnten.
Von madagassischen Formen sind nnr einige Fieder*
mäute zu uetinen, dagegen sind die Beziehungen zu
Weatafrikn und den Nilländen! sehr innige.
Owen, Richard, Demription of a new ly exelnded
Young of Ornithorhynchua paradoxa*. Annaln
of Natural Hiatory 1887, Voi. 20, p. 249 — 250.
Proceediuga of the Koval Bociety of London 1887,
Vol. 42, p. 391.
Pavlow, Marie, ßtude anr l'hiatoira paldontologiqne
des Ongulla eu Amerique et en Europe. I. Groups
primitif de l’eocene iuferieur. Bulletin de la Bootete
imperiale des Naturalisten de Moacou 1887, 31 p.
1 pL «•.
Es i»t hier eine Zusammenstellung gegeben über die
verschiedenen Ansichten, welche Cope im Laufe der Zeit
hinsichtlich der systematischen Stellung der Condy-
larthren geäu*sert hat, jener merkwürdigen fünfzehigen
Hufthit- re aus dem Eodtn von Nurdnmerika, welche geradezu
den Ucliergang zwischen den primitiven Fleisch fres-
sern — C'reodonteo — und den echten Hufthiercn,
dm Paarhufern, Unpaarhufern und „ A m klypodrn
vermitteln.
An diese Zusammenstellung schliesst sich ein Rcsunte
über die Ansichten, welche von Wortmann und Schlos-
ser über da» gleich« Thema nufgestellt worden »itd.
Pie Condylarthra sind nach der Verfasserin eine ge-
mischte Gruppe, deren verschiedene Formen die Merkmale
von Ungulste» und Uuguiculaten „affectent“. 81« darf
vielleicht als Ausgangspunkt der Uugulaten und Carni-
vorcu betrachtet werden1). AU Ahnen der Car ui vor eu
l) Referent hat hier zu bemerken, dass es geradezu gegen
alle Ordnung in der Natur verflossen würde, wenn aus
Pflanzenfressern Fleischfresser werden könnten.
Das gerade Gegenthril ist der Fall , wie die (rcochichte
der Ruubthiere aufs Klarste darthut. Pie Natur ist
augenscheinlich bestrebt, die Zahl der auf cxrlusive Fleisch-
nahrung angewiesenen Caraivoren zu beschränken. ln
fast allen Gruppen der Fleischfresser, und zwar von deu
ältesten Zeiten an, zeigt sich auf» Deutlichste, wie ein
grosser Theil derselben sich gemischter Nahrung anpasst,
da dies ja für die Erhaltung des Stamme* viel vortheil-
hafter ist. Ein Omnivor kann noch immer da existiren,
wo ein anftschllesslich auf Fleischnahrung angewiesene*
Thier verhangen! müsste, ln der That Ist es auch über
allen Zweifel erhaben , da** die Condvlarthren — also
Omnivoren — aus Creodonten — Fleischfres-
ser n — entstanden sind and »ich allmälig in echte
Pflanzenfresser umgewandelt haben.
dürften sich vielleicht Anisoucbus, Haploconu» und
Hemithlaeu* her.iusstellea, von welchen man jedoch bis
jetzt nur da* Gebiss kennt.
Ph marod u* puercensis und primaevus können
wohl die Vorfahren der E(|niden sein, dagegen soll Ph.
Wortinaoni rin eigenes Genua rrpriUentiren , aber zu-
gleich l'rotogonia umfassen und zu den Phenarodou-
tiden gezählt werden. Protogonla soll auch Hyop-
aodus einschliessen (??? der Rei.).
Meniseotherium ist vielleicht identisch mit Palo-
p 1 o t b e r i o m (V ?).
Hyracotherium leporiaum ist «in Vertreter der
Pbeuacodontiden(?), die iibrigru Hyracotherlen
aber Ausgangspunkt der Equiden. Pa nun Hyraco*
therium leporinum als ein Condylarth re anfzufassrn
ist, hätten solche auch in Europa ezistirt. Hyraco-
therium ist jedoch schon ein echter Unpaarhufer (der
Referent)!
Cope bemerkt in seinem Ref. — American Naturalist
1888, p. 850 — 658 — , dass Phenacodus Wortmanni
und primaevus doch wohl rin and demselben Genus zu-
get heilt werden müssten; Hynpsadas könne ebenso
wohl ein Lew uroide als auch ein Artiodnctyle »ein —
ist aber in Wirklichkeit der Ahne der Cynopithecinen,
also Affen (der Ke£). — Periptychu* kann nicht der
Ahne von Saiden sein. Meniseotherium ist im Fu**-
baa sicher ein Condylarthre. Hyracotherium lepo-
rinum (ss PHolophus vulpiceps) hingegen nicht, son-
dern ein Perissodactyl, doch noch kein Equide, weil
die Zähne noch zu einfach sind — sind aber eben dann
schon oomplicirter geworden (der Ref.). Die Hyraco-
tberien sind die Ahnen aller Perissodactylen , also
•uch der Tapiriden — wns Ref. indes» bestreiten
mochte — , auch Lumbdotherium geht von Hyraco-
therium aus. Die einstige Anwesenheit von Condvlar-
thren lu Europa ist wahrscheinlich (7 der Ref.).
Poulton, B. B. The Teeth in th« Young Ornitho-
rbynchas paradox««. Natura. Vol. 37, p. 383.
Bei einem jungeu Tbiere von 8,3dm war der vordere Zahn
de* Oberkiefers lang, schmal, einfach, und bestand aus
Dentine und Schmelz. Pie zwei übrigen Oberkieferxiline
sind breit und haben drei oder vier Ausseabocker und
zwei Innenhücker, die beiden Unterkieferzähne drei oder
vier Innenhikker und zwei Aussenhöcker. — Es erinnern
diese Zähne sonach auffallend an jene der „Multitubrr-
culata* — Plngiaulnso ete. — die während der
mesozoischen Zeit eine so grosse Rolle gespielt Italien und
wird es mithin wahrscheinlich, dass diese „Mul titulier -
culata* als Monotremen gedeutet werden müssen.
Anm. des Ref.
Reichenow, Anton. Neue Wirbelt liiere dea zoo-
logischen Museums in Berlin. Zoologischer Anzeiger
1887, 8. 369 — 372.
Dip u* microti* n. *p. au* Samnr in Xnrdostafrika
hat sehr kleine Ohren ; gehört in die Rection von Haltomy*.
Roger. Ceber die Hi rache. Correspoodenzblau dea
natur historischen Vereina in Regen sburg 1Ä87, S«p.
43 8. Mit zwei Tafeln.
„Hirsche- detinirt Hrehm ah „geweihtragende Wieder-
käuer". Sehr viel ausführlicher ist dagegen Brook e.
Er kennzeichnet die Hirsche folgenderem»**« : Wiedcr-
käurnde Hutthiere mit doppelter üctüuung des Thränen-
ganges nahe der Augenhöhle, mit Tliräuengrube, zwischen
Thränealiein und Naseobein gelegen : Krone der Backzähne
niedrig , mindestens der vorderste Backzahn braehydoat :
die Naht , welche das Seitenwandbein und die Schläfen-
schuppe trennt, liegt dem olteren Rande der Schläfengruhe
näher als dem unteren ; die Placentn hat im Gegensätze
zu jener der Cavicornier nur wenige Cotyledonen.
Es geht ans dieser Charakteristik hervor, daaa die
Hirsche sich von den hohlhörnigen Wiederkäuern fast
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112 Verzeichnis der anthropologischen Literatur.
nur durch den Schidelbau unterscheiden; die Extremitäten
aller Wiederkäuer sind einander in» Ganzen «.ehr ähnlich.
Die Traguliden weichen von den Hirschen hinsicht-
lich ihre« primitiven Zahn-, Schädel- and Fussbauc* ab, die
Daviden im weitesten Sinne, auch die Antilopen,
Ziegen und Schafe umfassend, zeigen auffallend«
Knickungen der Schädelachse und einseitiges Ueberwiegen
gewisser Schädelthcile, Höherwerden der Kiefer und Zähne
und Entwickelung weiter Lufträume.
Von den ursprünglichen fünf Zehen ist die erste schon
ganz verloren gegangen, die zweite und fünfte sind stark
rückgehildet , die dritte und vierte dagegen , welche die
ganze Körperiast zu trngro halten, sind zu eiuem ein-
zigen Knochen — Canon — verschmolzen ; nur am Unter-
eude hat sich noch die Trennung erhalten. Die Küsse
sind iu» Gegensätze zu denen der Hohlhörner schlank
und zierlich, dagegen hat sich der Schwauz, der hei diesen
meist eine ziemliche Länge besitzt, stark verkürzt.
Die überwiegende Mehrzahl der lebenden Hirsche —
aber mit Ausnahme von Kenthier nur die männlichen
Individuen — trägt das unter dem Namen Geweih be-
kannte Gebilde, eine Knochenmaas« , die früher wohl als
Waffe diente, bei vielen Formen aber zu einem eher hin-
derlichen Schmucke ausgeartet ist. Daa Geweih wird
alljährlich allgeworfen und beträgt dann die Eudenzahi
des neuen ateta um ein* mehr als die des alten; doch ist
die Zahl der Enden bei den einzelnen Gattungen sehr ver-
schieden. Die Hirsche haben iui Ganzeu braune, einfarbige,
kurte Haare , die jungen Tldere dagegen haben rin weiss
gedecktes Haarkleid.
Alle Linder der Erde, mit Ausnahme von Australien,
In-hcr bergen Hi rach«. Afrika bat nur an der Küste de*
Mittelmeeres echte Hirsche, in den übrigen Theilen werden
dieselben durch die Giraffen ersetzt.
Von den Hirschen der alten Welt besitzt die über-
wiegende Mehrzahl bkw* mehr den oberen Tbell der ehemals
wohl entwickelten seitlichen Zehen — *ie sind plc6io-
luetacarpal — nur das Reh, sowie da* Wasser-
moschusthier und die rircumpnlarrn Ren und Kirn
machen hiervon eine Ausnahme. Dir Hirsche der
neuen Welt haben dagegen nur mehr die unteren Reste
der seitlichen Zehen — eine Ausnahme hiervon macht
jedoch der Wapiti. Bei den altweltlichen Hirschen
stossen ferner die ZwischrnkiMer mit den Nasenbeinen zu-
sammen, bei den neuweltlichen nicht, doch giebt e* einige
Ausnahme!!. Bei den neuweltlichen Hirschen bildet
die senkrechte Matte des Pffugschnrbeins — Ausnahme
hiervon beim Wapiti — eine vollkommene knöcherne
Nuseuscheidewand , wa* als ein alterthümliches Merkmal
angesehen werden muss.
DieCervidae — Hirsche — zerfallen in dir Moschina,
die Co assin a (Spiew-Hirsche), die Cervulina (Muot*
jac), die echten Hirsche Cervtna und die Caraelo-
p a r d a l i n a. Die Moschusthiere umfassen die Gat-
tungen Moschus und llydropotes, beide goweihlos,
aber mit starken oberen Eckzähnen versehen, im östlichen
Asien lebend. Die Gewrihlosigkeit und di* starken Eck-
zähne habet» sie mit den ältesten fossilen Hirschen gemein.
Die Coase Ina bewohnen Südamerika. Das Geweih
besteht aus einer kurzen Stange nebst kräftiger Kose.
Nur im Milchgebiss sind noch grosse Eckzähne vorhanden.
Die Dimensionen dieser Tbiere sind ziemlich gering. Am
nächsten »teheu ihnen di« Cervulina, mit grossen
lickzähnen und einfach gubelfiinnigem Geweih. Sie leben
im südöstlichen Asien; bei Elaphodus ist da* Geweih
noch als ungegabelte Stange entwickelt.
Die Cer ri da enthalten nahezu 50 Arten ln etwa
12 Gattungen; selten nur bleibt es bei einem Gabler-
geweil», meist zeigt dasselbe eine viel reichere Gliederung,
auch erreichen di« einzelnen Formen meist ziemlich be-
trächtliche Grösse. Di« oberrn Eckzähne sind stark rück-
gebildet. Die telemetararpalen Hirsche Amerikas fasst
Brook« in die Gattung Cariacus zusammen, währetfcl
Gray die drei Gattungeu Cariacus, Blaatoeerus
und Fureifer unterscheidet. Der Furclfer der Anden
bringt es nur zu einem Gublergeweih, aus Augenspro««
und Stange bestehend. Dagegen sind die Eckxähnc noch
ziemlich gross. Es erinnrrt diese Gattung, abgesehen von
der Schädelbildung, ganz an das Reh. ltn mittleren und
südlichen Theile von Südamerika lebt Blastoceru« mit
Gablergeweib. Dieses ist aber schon länger als der Schädel.
Hier kommen schon Sechsender , seltener freilich sogar
Achtender vor. Cariacus in Nord- und Crntralamerika
hat ausser der Augensprossr drei bis sieben Sprossen,
kämmt luh nach einwärts gerichtet.
Hieran schliesst »ich das Reh mit zwei Arten, Capreo-
lns vulgaris und C. pygargus in Sibirien. Die Enden-
zahl beträgt gewöhnlich nur drei, doch sollen zuweilen
»ogar Fünf« oder Vorkommen.
Das einfachste Geweih untrr den plesiumetacarpischen
Hirschen besitzen Axis und Run im centralen östlichen
nnd südlichen Asien. Daa Geweih zählt nur drei Enden,
wird aber bei Rum doch schon dreimal »o lang als der
Schädel. Rucervu* in Indien und Siam bat anachnlirhe
Grösse. Die Endenzahl ist virr und zeigt das Geweih
bereits Anlage zur Schaufelliitdnng.
Der Milu oder Elapliurua und der Edelhirsch
Cervus haben ein endenrrlches Geweih erlangt. Beim
Milu ist jede« Geweih zweitheilig. Der Schwanz hat eine ziem-
lich ansehnliche Länge. Das Thier ist auch schon in der
Jugend einfarbig. Der Edelhirsch trägt über der nor-
malen Augensprusae noch eine zweite. Ausser in Mittel-
europa findet er sich auch im Kaukasus und in Klein-
asien, ln Nordatrikn wird er durch den C. harbarus
vertreten, in Persien durch den Maral, im Altai, Sibi-
rien und China durch dm Xanthopygos, io Kaschmir
durch den Kaschmirianns, in HimaDya durch den
Wall ich ii. Der Eustephanus von Tbiunwhan ist
nach Köppen der gemeinsame Stammvater vom Edel-
hirsch und dem nordamerikanischen Wapiti.
Dieser letztere ist der Riese unter den Edelhirschen,
mit denen er im Bau des Srhidels und der Extremitäten
vollkommen UhereinslimmL. Nach diesrn Merkmalen erweist
er sich als ein Einwanderer und uicht als eigentlicher Bür-
ger der neuen Welt. Die Hufe — Schalen — sind hier
ebenso verbreitert wie beim Ren.
Alte bisher behandelten Hirsche haben ein Geweih
von kreisrundem Querschnitt nnd bestehen alle Verände-
rungen desselben nur in Vermehrung der Sprossenzahl.
Die nun zu nennenden zeiebuen sich dadurch aus, das« das
Geweih die Tendenz sich zu verbreiten» zeigt.
Der Damhirsch stammt au» Mesopotamien. Di«
Augensprosse ist noch deutlich vorhanden , die oberen
Sprossen gehen von der Hiatcraitc der Schaufel au*. Die
heim Edelhirsch immer noch erhaltenen, wenn auch
schwachen obereu Caninen fehlen hier schon ganz. Der
Riesenhirsch Megncerus hibernieus zeichnet sich
durch seiue ansehnliche Grösse und sein riesige* schaufel-
artiges Geweih au«. Er schliesst sich in jeder Beziehung
am engsten an den Damhirsch an, doch geben hier
die Sprossen von der Vorderseite der Schaufel au*. Im
Gegensatz« zum Elen besitzt er noch einen echten Augen-
»pros». Ara häufigsten sind die Reste dieses nunmehr
ausgestorbeuen Thieres in Irland , fehlen aber auch nir-
gends in Centraleuropa. Auch in Italien bis zum Arno-
thnl und im Altai fnnrfcn sich ebenfalls Reste desselben.
Jedenfalls war der Riescnbirsch Doch ein Zeitgenosse des
prähistorischen Menschen. Sein* Existenz in
historischer Zeit erscheint dagegen etwas zweifelhaft.
Die cimunpolaren Gattungen Rangifer und Alces
sind beide teiemetararpal ; während aber das Elen im
Bau des Gesichtsschädel* sich an die altweltlichen Hirsch«
anschlirMt, zeigt das Ken jene starke Entwickelung des
Pffugscharbeins, wie die amerikanischen Formen. Hinsicht-
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113
Zoologie.
lieh «kr Hufe stimmt das Kien mit «kn» Edelhirsch
überein , wibxwod «Jas Ken an «Je« Wapiti erinnert.
Da« Kien lrl«tr wibmi«! «kr Diluvialxeit in Italien , da*
Ren in Frankreich und Deutschland.
Die 0 i r a f f e u . »thliessru weh im Gebiss Hehr eug an
Alce» au; derselbe int zugleich aueh von allen Hirschen
wegen »einer Hochbeiuigkeit der G i r a ffe u * ähnlichste.
Der Ge»icht*»rhä«kl verlängert sich im Laufe des Alters,
wie «lies auch bei allen anderen Hirschen , vornehmlich
aber beim Kien der Kall ist. An Stelle de* Geweihe* be-
sitzt die Giraffe zeitlebens nur knöcherne t von Haut
Überzogene St imzapfen. steht also mithin immer noch auf
einer höheren Eutwickelung»»tufe ul* die gewelhlosen
Moschusthier e. Die Giraffen waren schon zur
lliorttnxeit als solche vollständig entwickelt, ihre Heimath
war aber damals noch Knropa utul Indien.
Die Anwesenheit vou oberen , beziehungsweise unteren
Rudimenten von Seitrnzrhcn bei «kn leitenden Hirschen
erheischt . als uothwrndiges Postulat die Anwesenheit von
vollkommen entwickelten Seitenzehen hei den
ursprünglichen Stammformen. Kbemto tadingt auch die
sehr vers«-hiedene Knt Wickelung inclusive das Kehlen des
Geweih«*» l»ei «kn verschiedenen llir«chen die Anwesen-
heit eines ehetnal* ganz einfachen Geweihe* and in m>ch
früherer Zeit die vollständige Grweihlosigkeit. Ebenso
müssen die ältesten Hirsche noch kräftige Kckzähm* be-
sessen haben. Allen diesen Bedingungen , welche wir an
die Stammform der Hirsche stellen müssen, genügt die Gat-
tung G e I o «- u # im älteren europäischen Tertiär, die ihrer-
seits wohl von dem noch älteren Genus Dichohune
aktamuic. Noch älter«? Hirsch«? sind aus Kuropn nicht
bekannt, die Gattungen II o macml nn , K n m e r y x , P u r a -
ineryx und Oromcrjrx des amerikanischen Tertiär*
sind noch nicht genauer •«eschriebcn. Im Vergleiche zu
deu moderneren Hirschen hat Gelocus noch sehr primi-
tives Gebiss, sehr einfache Präwolnrcn und niedrige, aus
»ehr dicken Monden besteh ende Molaren. Wie bei allen
Hirschen fehlen jedoch auch hier schon «lie oberen
locisiven. Die leiden Mittelfussknochen , die l>ci den
Wiederkäuern verschmelzen und «kn Canon bilden , ver-
einigen sich hier erst ziemlich lose, dagegen sind die seit-
lichen Mrtapudicu s« )i«>n in der Mitte durchbrochen. Auf
Gelocus folgt P r o d r e m o t h e r i u m . da» sowohl im
Gebiss als auch iu» Skeletbau den directeu Uebergang zu
den Hirschen bildet. K» leitet zu Palaeomeryx
(Dremotherium un«l Amphitragulus) hinüber,
welche Gattung für die Miocanzeit so «harakteristisch ist.
Die Kitremititim sind hier schon ganz hirschartig. Au»
P a I a eo in e ry x gingen die nirsche unmittelbar hervor.
Alle Palneomeryx hüben noch die starken oberen Eck-
zähne, alter nur gewisse, als Dicrocerus nusgeschiedene
Können besitzen bereits ein Geweih: «loch ist die ursprüng-
liche Ausbildung de« Geweiltes — ein einfacher Spies* —
noch bei keiner Art nachgewiesen, immer haben wir es
schon mit einem Gatielgewrih zu thun, das indes* bei
Kurcat us noch keinen Rosenstork entwickelt hatte und
auch wohl Dirmals abgeworfen wurde; dagegen stimmt
das Geweih des Dicrocerus elegataa iu beiden Punk-
ten mit dem der echten Hirsche. Solche gab es auch
schon gleichzeitig mit Dicrocerus zur Miocänzeit, doch
sind von denselben bis jetzt nur Kiefer mit den allerdings
sehr charakteristischen Zähnen aufgefnmkn. Im Unter*
pliocän erreichen die Hirsche Cervus Matheroni und
Pentelici da* Sechsergeweih, doch ist dasselbe noch sehr
plump; ebenso jenes des suttonensis, dagegen zeigen
die Hirsche des Oberpli«>cän — Auvergne — — schon echte
Axis form, wie cylindroceros, pardinensi»,
etueriarum und borbonicus, oder sind schon Acht-
ender vom Rusat vpus, wie issiodorensis. Daneben
giebt es Rehe — cnsanua — und Anfänge des Edel-
hirsche* — rntnosus und arvrrnensis — und des
Damhirsches — ardeus — mit Srbaulkrgeweih ; in
Archiv fUr Anlhrop«>logtc, Md. XIX.
England haben wir in tetraceros schon den Beginn de*
Kl ap hur u> mit «km reich verzweigte«, aus je zwei
Hauptästen bestehenden Geweih. |)a* am meisten geglie-
derte Geweih alter bekannten Hirsche i*t «las des dicra-
iii us au» dem Arnothal.
Aus Afrika kennt matt keine fossilen Hlrschreste , in
Asien finden »ich solche fa«t nur iu China. — Die leitenden
Hirsche Asien* schließen sich in ganz nutfallcndcr Weise
innig an die Formen des europäischen Miocän und Pliocfln
an. In Amerikn kommen fossil und nach da nur im Hie-
ran und Pleistocän hist bloss solche Können vor, welche
noch jetzt die nämlichen Gebiete bewohnen. Die C.
Chimborazzoi und der riohambensis in «len Tuf-
fen von Ecuador, zusammen mit Mastodon und Glyp-
todon gefunden, sollen gänzlich von «kn amerikanischen
Hirschen abweichen, der erstem ist sogar noch grösser
als raegnerros.
Ein« ungemein wichtige Form ist der Cervnlcea amert-
CROtti aus dem Pkistorän von Nordamerika. Mau kennt
«las ganze Skelet diese» Tbiere», da* der Grösse nach dein
Kien gleichkoiumt und auch wahrscheinlich «Jessen Ahnen
«Inrstellt. Die Bihluug der Gesichtskmichen steht «genau
in der Mitte zwischen dem Wapiti und «km Kien.
Gleich diesem ist Cervnlres teleuietacurpol. Da* Geweih
ist auch hier schaufelt' örmig.
Kn ergiebt siel» au» «Uesen Betrachtungen :
Die ältesten Cer vielen finden sich un europäischen
Tertiär. Die ältesten hatten noch keine Geweihe , «Intür
aber lange öftere Kckzähne , deren Rückbildung gerade in
dem M «lasse fortschreitet, al* die Verästelung des Geweihe*
zunimmt. Ihr ältestru echten Hirsche hatten einfache,
spie**- und gabelförmige Geweihe, und «lies wiederholt sich
auch hei gar jedem Individuum selbst jener Formen, welche
die verzweigtesten Ge «reihe besitzen. E* ist sehr wahrschein-
lich, da** gtei«-h den jungen Individuen der noch lebenden
Hirsche die geologischen älteren Hirsche durchgehend»,
jed«tch wahrend ihre* ganzen Lehen* ein hell gedeckte*
Haarkleid liesesaen haben. Die ält«>sten Hirsche waren
noch mit vollständigen Seitenzehen ausgestattet — »ic
waren h'ilotnetscjirpnl — , aber dafür war die Verschmel-
zung der mittleren Mefuptlolen noch eine sehr lose. Je
mehr sich diese letzteren zu «lern sogenannten Canon vereinig-
ten, un» »o mehr wurden die seitlichen Zehen rückgebildet,
hi* zuletzt nur mehr die oberen oder die unteren Reste
derselben übrig blieben. Der hintere Nasenmum war
ursprünglich «lurrh das Pflugschariwin in zwei Hälften ge-
theilt : die» Merkmal zeiget» noch die amerikanischen
Hirsche; die* sowie die Telemetacarpie deutet darauf hin,
dass die Scheidung iu altwehlkhe und neuweltliche Hirsche
schon vor »ehr langer Zeit erfolgt sein muss. Nur der
Wapiti un«l das Kien sind erst später in Amerika ein-
gewandert. Beide Reihen, die alt- und neuweltlichen Hirsche,
zeigen die nämliche allmälige Complication de» Geweihes.
Da* Ren dürfte al* Verwandter de» Virginia nus zu be-
trachten sein. Die europäisch-asiatischen Hirsche zeigen
insgesammt die erwähnte Umformung des hinteren Nasen-
raumes , ein kleiuer Thell derselben ist telemetacarpal —
Hydropotes, Reh und Elen — , die übrigen plcsio*
tnetacarpal. Die Antangsformen mit mangelndem <?der nur
gegabeltem Geweihe sind in «kr Gegenwart au* dem Osten
Asien* hinausgedrängt, die Rusa und Axis, welche den
l’ebergnng zwi*«*hen ihnen und den Hirschen vom Ela-
phustypu» vermitteln und im Pllocäu in Europa eine »o
grosse Rolle gespielt halten , sind auf da* mittlere Asien
beschränkt. Die moderaitten Formen endlich bewohnen
Europa und da* westliche und nördliche Asien. Dieser
Wandert ug erfolgte also in südöstlicher Richtung. Einer
Wanderung vom nördlichen Asien her venlanken wir das
Reh und gewisse Hirsche vom S trongy locerust v pu*t
während der Wapiti und gewisse Strongylocerus-
Konnen in Amerika eindrnngen. Au» diesen letzteren ent-
wickelte sich dann der Cer v alce* americanu* und
15
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114
Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
an* tliesrin d;»« Eleu, während du- Ken wob! schon not'
eine iilterr .iiiicrihHItt-rhe MiiiuuiIöt m zuru«kgcht. Die
höchst« Pdülhe erreichten du* Hirsche IW PliMcainxcit.
Rule, P. M. The Ca». It« natural liDtory, dorne.« tie
varietn-s . management and trentment. Willi an
e*N»y oii feline in*tiiu*t by II. Per«?*. Diudon, Son-
nenschein, 188". 8°. 175 pp. illustrntcd.
Schacht, Heinrich. Die Itatih-iiugel liiere »len Teilte-
liurger WhMi'ü. lh-r Mol«i>jii>clie Garten. Frankfurt
|8«7. H. .‘t' I — 2 14k 242 232.
Die TVildlluli« i-t liier noch »ehr häubß, rlonw der
Ku« h«. Jai>ilj;rHlii<'lilfii.
Schaff, Ernst. Der Mi Lu, E I a p h u r u* Davidianu»
im xoo|u|'iM-|ii‘n Galten zu Berlin. Der zoologische
Garten. Frankfurt Iba". S. IVI— lUk Mit I Ab-
bildung.
Da» Thier «tiumut aus Olim». VerfiMtr giebt lk'chrei*
billig de« ätuaorcB Ualdlll»; da« Geweih gtibclt sich gle|« li
idwrhnlb «Irr Kow uinl rnlfeudrt einen A«t niteh von»
und last einen el»eii*.i» kräftigen, aber noch höheren iineii
hinten. Iler vordere A»t seist uu der Spitze Sprosseii-
Ulihitt.
SchfttF, Ernst. IT eher die OrOuat der Ducli»-
aeliüdcl. Der Zoolog i#chc Garten. Frankfurt 1*87.
H. 5t», 8*».
Die von Lautluis jtnMKieMB Schädel nus Westfalen
-itnl auH'ullcnd klein gei^uiiler anderen Dw-h—chädeln an«
Deutschland. l»l«> diluvialen Srhkdel tthertrefTeit hinsicht-
lich ihrer Dimemiimrn alle rcceiiten ganz bedeutend.
Schaff, Ernst. Einixe Abnormitäten au Siiugethier« n.
Der zoologische Gurten. Fruukl'urt Ihh7. S. 269
— 273.
Kill S. Iiüdel von Mustrlu uinrtr« hat im Gehiss
viele Ankläuge au Foina. Verfasser glaubt daher, dass
hier utöglhlirr Weise ein Fall von Bastard iruug zwischen
hei dm Arten gegeben sei.
Bei einem Fucli-e fehlte ein Inci-iv. Im drittelt Fülle
hatte der Xiigetuhn einer Kalte keine Abnutzung erlah-
ren und war daher zu einem halbkreisförmigen Gebilde
fort gewachsen. Ein Ki* hhiirnchensi hädel zeigte xwi-
«« heu ileu Scheitelbeinen uml dru Stirtda-ineu einen nun*
«itris. beti Knochen — Front i * iiiterpurietiile. Au einem
Schädel des l'rsu» aiiieriranus ist der gunxe linke
Silmau/eul heil itullalh-nd verkürzt , der Jorltlatgeu springt
viel weiter vor als gewöhnlich, aiieli haben sirli die /.ab m*
beider Kieler etwa« ('cjjru eimmder ver-choUn.
Schulze, Erw. Kor ex alpinua am Brocken. Zeit-
•clirift für Xaturwi*«ch»cliafteu. Dalle. 60. Kd.,
s. 127.
Seintor, Ph. Lutloy. Note on die Wild Goat« of
tlie (fliicaatti*. Proceediiigs of the Zoologien! Society
of lamdoii 1687, p. S52, 51» 3.
Capra cau*-asii» im grossen Kaukasus um den
Klhruz herum, am Kasbek dagegen !*nlln«ii. Blatiua
hatte beide in eine Art vereinigt. In Armenien lebt
t'aprn aegngru*; sie findet »ich muh sporndi*-<h am
grossen Kiiuka-iis.
Shaw, Vero. Du« illustrirtc Buch vom II uud t».
Unter Mitwirkung der hervorragendsten Hundezüch-
ter und Kyu«ili>geu. lebermtzt uud mit Annierkun-
geu und Zusätzen vergehen von 11. v. Hcli miede -
borg. Mit 2« Tafeln in Farbendruck mit zahlreichen
schwarzen Abbildungen von Jagd- und Luxmdiunden
aller Kassen. Leipzig, E. Twietineyer , 1886. 4U.
30 Lief, a 1 Mark.
Tegetmeier. Exhibition of and Remark» upon »oine
»bead« oi t he Sumatra» Rhinocere« from Havnrak
(Borneo). Pioeeedinga of ihn Zoologien! Sot^oiy of
London 1887, p. 3.
Thomas , Oldfield. Diagnosia of a new Hpecie« of
Heaperomy« froin North America. Aunala of
Natural llistory 188", p. 66.
He-perotnya Taylnri n. ap. von Weat-Texaa.
Thomas, Oldfield. I)e*cription of a new Papuan
P ha langer. Anuals of Natural History. London
1887. p. 146.
Pseiidwebir u« Porbesi n. «p. udt 2 I, 1 C. 2 Pr, 4 31.
Thomas, Oldfield. Diagmisiv of two u«?w Fmit-cating
Bat* fi um the Kalomou Island«. Almut» of Natural
History. Lmdon lbb". p. 147.
Nesiraycteri» Wondfordl o. g. n. s|i., Pteropu»
granill* n. -p.
Thomas, Oldfield. De«cription of a seeond Species
of Rahbit-KamUeoot (Peragale). Aunal« of Natu-
ral History. l^indou I6H7. p. 327 — 399.
l'eragale Inuciira n. «p., kleiner als lagoti». Junge-
Thier. ISesrhreibung de.- äusseren llnbitus uud Angabe
der Diinensivnc« «ler ciu/einru Zähne.
Thomas, Oldfiold. Oii the Milkdentitinu of the
Koala. Procnediug* of the Zoological Socinty of
London lbb7, p. 338, 339. Mit Holzschnitt.
Hei Phatcoiarctu« eiuereuh war bi* jetzt noch kein
Milchgebiss lieoimi'litet worden. K« sind die MiKbzähne
hier ganz rudimentäre Gebilde, einwurzelige Stifte, die
meuinl« functionimi. Hei den Phalangisliden treten
die. elfen noch in Action , bei Phaacolomy * fehlen sie;
wie überhaupt i<ei Thieren mit pri»matiM-|ieu Zähnen da«
Milchgebiss \iel häutiger fehlt, als hei solche» mit be-
wurzelten Zähnen.
K« «teilen diese Zähne den lg uml Mt dar.
Thomas, Oldfield. Kupon on the Mammalia collec-
teil by the ofilcers of H. 31. S. * »Flying Fish" on
i'bristina« Island. Prooendings of tlie Z«Hilogical
Society of Loudou lHb", p. Ml — 514. Mit 2 pl.
Pteropo* nntili« n. sp. und 3lu« Maelnari n. *p.,
letztere vom Tvpu« der Mäuse de* oMimlisehen Archipel*.
Thomas, Oldfiold. On the small Mammalia collncted
in Demernra by 3!r. W. L. Sc later. Proceeding»
of tlie Äxiln^lcal Society of London 1887, p. 15o
— 153. Mit pl. XIX.
Vesperugo Hilnrii, Paria horrem, Hhyncho-
nycterl* dm», Saecopteryx leptora, Glotstiphaga
»orlrina, Holorhilus «qunmipe», llesperomy*
( Khipidomy «) Selateri n. *p., Didelphv* tnaritia.
Thomas , Oldfield. Ou the Hat» collected bv Mr.
C. M. Woodford iu tlie Salomou Island*. Proceed-
ingi* of tlie Zoological Society oflaiudou 1887, p 320
— 328. Mit 2 Tafeln.
Pteropu* grnudis, bypomelnnu«, Kayneri, Cyno-
ny rterl» b racliyotl s, llarpvin miuor, Ceplmlotes
IVrouii, Netony eteris Waodfordi u. g. n. ap., Phyl-
lorhina disdcnin, cervina, Vesperugo abrnniuK,
Kinballnnurii nigresven*. Die Nesonycteris ist
mit Meloiiyeteri» nahe verwamlt, doch fehlen die unte-
2 13 2
ren I Zahnfurmrl — I — C — Pr — M.
e 113 3
Während Ncu-Iriand nur zwei Arten Fledermäuse, V e ■ p e -
rugo angulntu« und Meluiiyctcriv melünop», eigen-
thiimlich »iud , hnt*ea die Saluiu<min»elu deren drei: Pte-
ropus grandi* ntnl Itnyneri, *<owie Neaouy cte ri s
Woudfardi. Neu - Irland hat ausserdem sechs eigene
Nager und ktarsupialier: dirCuscu* und die Kulte der
Subimoninselu sind wohl auf schwimmenden Baum-tammen
dahin gelangt.
Thomas, Oldfield. Ou tlie »peciraena of Plianco-
logale in the Museo Civico. Genova. Witli Noten
on tlie »llied apccies of the genu«. Aunnli di Muveo
Civico di SGiria naturaii. Genova. Vol. 4. p. o02
— 511.
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Zoologie. llß
Thomas, Oldheld. Diagiioftc* of two new Central
AtVicau Htunmnlia. AnintU and Magazin* of Natural
Hintory 1888, Vul. 2o, p. 44ö.
Thomftä, Oldßeld. On tli* Homologie* and Succes*
*ion of Teeth in tlu? Dasyuridn« witli an Attempt
tu trace rh« Hi*t«>rv of tlie Evolution of Mamma*
liaii teetli in gen«i«l. Tnuisnetiou* of tln* Philo*
«opliienl Society. London 1887. p. 443 — 482. Mit
2 Tafeln.
Flower hat gezeigt, dass die M nrsupinlier, wenn
überhaupt , in jedem Kiefer uur einen einzigen Zahlt
wrehwln, und zwar ist «liin der hinterste der Prhmolaren.
Bei den Dasyuriden findet jnlarb W» manchen Arten
überhaupt uiemaD Zahn Wechsel (litt; da« Ulriche ist der
Kall hei My rinecobiu», der unter allen Säugern die
grösste Zahl von Molarct» — fünf hi* sechs — au I weist,
während ilie übrigen Mn r * u p i a l i e r sollst vier Molaren
blitzen. Die Zahl der IVäimdanm i»t hei den tleisrb-
fres »enden Maisupi« Ilern — Melalheria — drei,
bei zweien dmelti+ii, Sn r eophi 1 ti * und Dztrurui, nur
zur». K» verdient dlere U nippe deshalb tasnmlere» Inter*
iw, weil sie einen sehr primitiven und zugleich «ehr generali-
*irten Typus dnratrllt und andererseits sehr innige Be-
ziehungen zu dm Creoilnntm, dm primitivsten Eutherin
und gewissen ln*e« tivnren aufweixt.
Bei den eben genannten Dasvurus und Saren philus
mit nur zwei IV findet gar keilt Zahnwecbwd statt , und
wir»! e« »ehr wahrM Heini ich, da*« hier eben der n«nd owlt
einem Wechsel unterworfene |’r, Trraehwnitdrn i*t. |lr*i
Phn«ro|ogale mit drei Pr hat der hinterst* drrarlhrt»,
je nach den einzelnen Arten, «ehr vrrarhirdmr Urüs*e, bei
einigen i»t er ganz klein und »uiirtion-lo* geworden lind
oflenbaw in» Verschwinden liegritlen, und fehlt sogar schon
zuweilen. Hei den letzteren fehlt dann auch der Milrh-
xahn gänzlich, oder bleibt zehr klein, wahrend er sonzt
eine ziemlich complklrte Uc»talt und eine lange Dauer
besitzt.
Normal »iud al»«i hier drei IV und ein Mibhzahii, jedoch
kann der letzte — hier Fr, — und auch «ler ihm entspre-
chende Mihhrahn fehlen, ganz wie hei Surcopliilus und
Dasy urus.
Früher halten jednrh auch die Ha ubhe ut (er noch vier
IV,. Kilt vierter IV koiuuit auch zuweilen l«ei ll«ay u rua
vor; «teilt aber dann zwischen den* vordersten. dem
eigentlichen Pr,, und dem zweiten, aho eigentlich dem
IV* Audi bei einem Kxetnplare v«n Pba»colugule
dorenlis fand «ich ein solcher atuvistisrher vierter l'r,
ebenliill« der eigentliche IVj. Die Virrzah] der l’r i*t he»
dein ältesten bckaniiteu Marsupinlirr — Trlconodol» —
stet» nt I « ol.a» hien , und also die ursprüngliche. Die IV
von Dasvuru» und S.ircophi I u* niiii^ti daher nl* Pr,
um) l'r* gedeutet werden. Bei MyrmeeoLiu« stellt an*
scheinend der vorderste der Molaren den |*ersi*tei»t ge-
wordenen Milchzahu dar. Bei näherer Betrachtung zeigt
sich jedoch , das* der -Iritte IV, von vorn gezählt, *|*ät«T
»uttiitt «D die übrigen und daher «!« der eigen! lie 'Iw IV,
gedeutet werden muss; M v rmccobiii* hat sonach IV,,
Pr2 und l*r, : Pr, fehlt. Zuweilen Ut hier noch rin » ler-
ter unterer Inrüiv zu beobachten. Puter den mesozoischen
Beutlern zeigt Tri uca n l hodo n den Wechsel der hinter-
sten Br.
Die genannten Formen geben folgende Iteilie : Trluran-
thodon mit vier Br und Wechsel de* Br,. Bhnseolo-
jfnle abnorm vier Pr mit Zahuwerhsel und IV-, sehr klein,
Bll n «rnlogale normal «Irei IV mit Zahn Wechsel, Bl'j fehlend,
gewisse Bhasenlogalr mit sehr kleinem Br, und ohne
Znhnucrh«i*i, Dasyurn« und Sarenph Iltis mit nur Br,
und Br*. 1*1 nun dieser mangelhafte Znlmer-atx und die
geringe Zahl der IV als Ihi« kbildung aufzu lassen . und die
hohe Zahn/ahl und der Wechsel «Iler Br «I* «Ul* Ursprüng-
liche zu betrachten, oder W finden «ich die Mnrsiipialicr
noch in einem An1äiig**t*dnim zu einem vollständigen
Zuhliwet lisel , <la* die Plaet-nt aller schon längst über*
schritten haln'ii.
N" erfasse r kann nun nicht glauWu, «Um die Marsupialier
früher mehr Milehzählie besessen haben, da auch bei «len
ältesten derselben immer nur ein Zahlt gewechselt wurde.
Auch Flow er hält da* Milchgebiss ül-cihaupl für eiue
spatere Zuthat.
Mau betrachtet die hieil»eudeu Zähne deshalb als da«
Sc. undäre und die Milch/ahue al* da» l'rimäre, weil die
erstereil misTheilcn «ler Mlb-Iizähue »ich bilden — knospen,
wn* jedoch v»*n Baume bcsfriltcn wird. — Thomas
hält e* auch für «ehr wohl möglich, das* iu Wirklichkeit
drhuitive und Mibh/äilme eigentlich gleichzeitig entstehen,
wollet dann freilüh der Mileh/.ahn etil uulläileud rusche»
Wach»tliuin erlangt und somit den definitiven Zahn ül«rr*
wuchert.
Dann «her sind Fälle bekannt, wie bei den Probos.
ridiern und dem vordersten lLich/nhn der Bcri*»odae-
tylen, «lern «cheinbiiren (VV) IV,, dis» die Miblizähiie
zeillela'ii* erhalten bleiben. Hier geht «ler «lein Milelt-
zahn entsprechende Br gnaz verloren und an seiner Stelle
verbleiht der D. Elietmo verhalt es sielt itueli mit den
Br der ProboKi-idier. — In Wirklichkeit uiü«w>h iiale»»
die sogenannten Milchzähne der Klephaitteu ul* Br nnge-
sprothen werden; es unterliegt gar keim-ui Zweifel, «la»»
die echten Mihhzahne sich iuk-Ii heim Etnhryo finden
tuü*M*n. Auch «ler vorderste «Irr sirhen Back/ählie lwi
Hu ft hi er eu und Fleischfressern ist ein echter IV,
uml nicht etwa ein I), (Atuncrk. d. Itel. b
Uleicltzeitig mit dem MilcIiEuhu hrieht hei den Mar*
«apialiern auch der ihm zunach»t stellende Br ilurclt «len
Kiefer und habt «larauf auch «ler M,. Der Br, koiuuit
hier *elb»t «htitn erst nach «len übrigen Backzähnen zum
Vorschein, wenn sein Vorgänger, der D, , gar nicht mehr
Ciiditt. Sollte auch «ler IV* einen Mih hzahn haben oder
bekommen , »o müsste er nach der Analogie mit dem IV,
zuerst sein Erscheinen verzögern; eine solche Verzögerung
des Auftreten» von Zahlten, die einen Vorgänger int Mthli*
gehis» liekiiimncn sollen, erweist sich al» eine Nuthwendig-
keit. Bei «len tlejsi hfrrs«ctjdcii Marsupialier it treten
auch »lie drei äusseren litcisiven lauge vor deiu I, auf; e*
scheint fast, als oh die zwei ersten «sler doch wenigsten»
der erste Zahn sich dnraiil' vorbrneifett würden, um einem
jetzt liiili.li noch ui«ht exutirendeii Vorgänger, einem
1 D, , Platz zu lunchen, ein Stadium, welche* den gemein -
«aiut'ii Ahnen der Metatheria und Kutliprin eigen war.
Eine genernlisirte Ue/^ihnuiig «ler Mar*upinlier a*lgi
5 I, I C, 4 Br mit I I» und 4 M. Ihtitn verzögert sieh der
Durrhhrm h de* 1, und I-, geht verloren — l'hascogule — .
weiter erhält der I, einen Vorgänger — I, D nr»«l l* und
IV* treten erst später auf; smlanii bleibt auch «ler i, un*
und 1* und l'r* bekommen je einen VoH» liier — n|»o
«Ucli )• D Uiol IV* D . währ«'üd l:l un.i Bt ^ I > er»! »pater
«lurelihre« hen. Hieran» re»ultirt •!»•* allgeitieiiM1 Bezahnung
«ler l'lacentalicr — Eutheria — mit Al, :« 1 D. I V, I CD.
4 l*r, A l’r D und 4 MlOtwynn) uml liierau« .'I I, A I D, 1
1 CD. 4 Br, 4 IV D, i M, wi>* Tnpir und Hyrui. — Die*e
Zahl ist die eigentlich typische mul zeigt sich gerade hei
«len äile-leu hu Eocäii — «lurchgeheiids (Annierk. <1.
Uef.h
Die Marsupinl ier hingegen hatten früher J* I , I C,
4 IV, der Pr, erst später auflretend, und M ; Vwher war
nurb «ler Br, sihon in einem trüberen Stadium ersrliieuru
uml m*ch früher war zwi.»vheu C, Br und M keiner!«1:
Verschiedenheit zu bemerken. — Da» Urliis* war «1**«
homodont. Die Zahl «ler M scheint ein»t sehr gro»s ge-
wesen zu .»em, hat »ich aber «laun Wi den Metälberiei»
nuf vier, hei den Eutherirn auf drei heiwbränkt. Die
Zälim- dürfleii auch früher wurzell«»» gewesen «ein , wi«
Inh Da*>pn». e»ler doch h|o** einfache Kegel darge»tellt
halam. Die Pmt«»therinf generali-irte Monot rrtnen ,
waren wohl Itoiuodon! und zugleich ni*>ii<ij»livo«l«iiit.
15*
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116 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Die Me tat her in zeigen fvlgvwl* Eiitwickelungsreihe.
Zuerst M, 1 C, 4 l*r, 1 l'r D and 4 M, dann Verlust de*
IVj and Verzögerung de* Ij — Diilelphys, weiter Ver-
lust de* I-, — Phasrolognle, wdtrr Verlust des Pr D —
Myrmerohius, mit Verteerung de» Ma — , daun Verlust
de* Prj Da«yuru» — ; die Diprotmodonten halten
zuerst 3 1, 1 C, Pr4, Pr2, Pfj, Pr D, und 4 M — Pseudo-
ehirus — , weiter Verlust von l*r4 und Prj und Reduc-
tion de« Pr D — Phascolarcto« — , weiter Verlust de«
U und ls und <\ »«wie de* PrD — Phnscolnmys; hei
.lern Känguru hnWn wir 9 I. 0 C, Pfj, Pr,, Pr 1) und 4 M.
I*if letzteren gehet! vom Myrmecobius-Stadium au*.
Puter den PI acent al i ern »eheinen die ('ctaceen zu-
rr»! ein mehr oder weniger vollständige» Milchgebiss W-
»e»*en zu halten , da» «ieh »her dann rcrloreo hat, wobei
die Zahnwale eine Vermehrung der Znhnzahl erfahren,
die Mystaeoceti dagegen die Ilnrtcn entwickelt haben.
Di« Kd en taten haben folgende* Schema. Zuerst öl
und etwa neun Backzähne, diuiu Verlust derli—4 und dem
hintersten M — Dnsvpu» — , weiter YeHttai de» !a —
Xrnurui — , dann Zunahme der Rackzähne — Prlo-
dun — , weiter Verlust der M bi» auf fünf — Mi— 5 —
hei Rrndypu» etc. — weiter Verlust aller Zähne —
My rroerophagn — . Die Talusin wäre etwa von einer
X rnuru*- ähnlichen Form ausgeganpen, da sie neun Back*
zähne besitzt , von denen jedoch acht gewechselt werden.
Der Verlust gewisser I geht nicht immer vom hinter-
sten und der Verlust von Pr nicht immer vom vordersten
aus, sondern diese Reduc tion befolgt in jeder Gruppe ihre
eigenen Regeln und betrifft auch nicht »eiten mittlere I
und Pr.
Roi einem le Waden Mnrsupialirr könnte nach den
obigen Betrachtungen ein Milrhzahti gefunden werden, der
einem anderen Pr al» dem Pr, vorausgeht , und ebenso
ein »otrher für I,.
Würde ein weiterer Krsatzzahn als der de» Pr, schon
hei einem fossilen M«r*upialier entdeckt werden, so
würde die* zeigen, «ln** der Zahnwechsel ein Krhtheil und
nicht eine neue Zuthat i»t. Doch könnte ein »olctier
Kall auch da hin gedeutet werden, dass eben die Wt ref-
fende Form in dieser Beziehung den übrigen Maraupin-
liern vorausgeeilt »ei. Kiu solcher Kund ist indes» nicht
wahrscheinlich.
K» wäre «ehr interessant , wenn sich fossile Kutheria
fänden , welche nur einen Theil der I und l’r wechseln
und *0 den l’ebergang vermitteln würden zwischen den
Metatheria und den Kutheria; Triisadon wechselt
angeblich nur Prg und Prf. Eheuso wäre danach zu suchen,
ob »ich nicht ein rudimentärer Nachfolger eine« Pr Wi
einem Marsupialier linde! » der «on»t bei die»«m nicht
mehr gewechselt wird; o> wäre alsdann da* definitive und
nicht da» Milchgebiss eine Zuthat , doch könnten auch Wi
mesozoischen Säugern die astrologischen Merkmale der
Metatheria neben einer Eutherien -artigen Bezahnung
existirt haben.
Fossile Edentaten mit mehr Incitdven al» einem in
anderru Gruppen als Wi den Dasypodideu würden zeigen,
das» auch sie von dem nämlichen Stamme abzuleiten sind,
wie die übrigen Mammalia, und drmnarh vier von den
ursprünglichen Inrisiven verloren haben.
K« ist sehr darauf zu achten, ob nicht in «len ver-
schiedenen Gruppen der Säuger gelegentlich — atavistisch —
Zählte Auftreten, die normal fehlen.
Der Proto-meta-eutheria- Stamm hätte folgende
Stadien :
1. 51, IC. 10 Backzähue. Hiervon ab die Pnratherta.
2. I. 1 t\ 4 Pr, M.
3. Dieselbe Zahl, aber Vergrößerung «le* Pr,.
4. 5 I, 1 C, 4 Pr, aber nur 4 M und Mib bzahn an 8t«lle
des Pr,. Hiervon ab die Metatheria.
5. Verlust de* la und Verzögerung des |,.
6. Verzögerung de» Ia und Pra und Milcbzabn für I,.
7. Verzögerung de« I, und Pr5 und .Milchzahn für I,
und Pr., nebst Verlust des I4.
8. 3 I und 3 I D , 1 C und 1 CD, 4 Pr und 3 Ihr D neb*t
4M — Otocvon. General isirte Kutheria.
1». .8 1 und 3 I D. 1 C und 1 C D. 4 Pr und 4 Pr D mit S M.
10. Elephn» 1 I, 1 ID, 8 D, 3 M.
11. Hvdromvs mit nur 11 und 2 M.
12. Fell» 31, 3 ID, 1 C, ICD, 3 Pr, 3PrD, IM.
13. Chirotn v* II, 2 ID, 1 C, ICD, 1 FT, 2 PrD,
3 M.
Török, Aur. V. Ueber «len Schädel eine* jungen Go-
rilla. Internationale MnnutMchrift für Anatomie
und Physiologie, 4. Ikl , 1887, 4. Heft, 8. 137 — 152;
5. Heft, 8. 153— 176; «.Heft, 8. 227 — 24«; 7. Heft,
8. 249 — 274. Mit 3 Tafeln und 2 Maantitbellen.
Windle, C. A. ün the aiatony of Hytlroniv»
chryiogaster. Proceedinga of the Zoological
Society of London 1887, p. 53 — 64. Mit llotz-
schnitten.
Angaben «ler Dimensionen, Beschreibung der Musculatur
und Nervatur, der Leber, de* Verdauungssystems und de*
Gebisses.
Acclimatation de« anitnaux dan* In Nouvelle Zelande.
Revue Bcientitlque 1887, p. 51.
Vor der Ankunft Cook'* gab e» in Neuseeland von
Plaieutaliern nur die schwarze Ratte und den Hund der
Maori. Die von Cook «lort au*g«*etzten Schweine haben
»ich stark vermehrt und sind verwildert, ebenso die Zie-
gen und Schafe. Die »chwarze Ratte wurde vertrieben
von der mit Schuren eilige») hieppten braunen Ratte. Die
Kaninchen, die erst 1867 dahin gelangten, haWn «ich
so stark vermehrt , dass sie bereits zu einer Landplage
geworden »ind; man hat deshalb dort jetzt Wieael au«-
gesetxt. Die Kinführnng von Hirschen und Gemsen
war v«»n Erfolg begleitet.
Exploration for a Collection of Skeletons and Skins
of American Bison or Buffalo. ILeport of the
Hmithsouian Institution 1887. Nature, 1888, Vol. 37,
p. 351.
ln Montana wurde eine kleine Heerde Bison angetroffen.
Fauna vonTexaa. Jagdzcitung von Hugo 1887, S. 53.
Ehemals waren Antilopen (?) und Büffel sehr häufig,
jetzt nur noch im Norden und auch da immer seltener.
Die westlichen Prärien WherWrgeu den Mustang — ver-
wilderte* Pferd — . Nicht scheu »ind der graue Wolf,
Puma, Schakal(?), Jaguar, wilde Katze, Luchs und
schwarzer Bär, ferner auch Waschbär, Damhirscb(V),
mehrere Hasen- und Eichhornarten.
Flouriahing Condition of ihn Beaver Colony at
Amlid in Norway. Nature, 1887, VoL 37, p. 140.
Eine Bibercolonie wurde Wi Arnlid nördlich von
Chrisliausand in Norwegen eutdeckt.
Digitized by Google
Zoologie,
117
Literaturbericht für Zoologie in Beziehung zur Anthropologie mit Ein-
schluss der fossilen und recenten Säugethiere für das Jahr 1888.
A. Mcnschon und S&ugethierreate aus dem Diluvium und der prähistorischen und
römischen Zoit.
Aymard. La Periode neolitlnque dun* la Haute
Lohne. Mwu-riaux pour lTii»toire primitive de rhoiume.
Pari» 1 888. 8°. p. 461 — 470.
In Uif sit Periode lebte, wir bekannt , ganz Ute gleiche
K.iunn wie heutzutage. Die Tbierreste sind an den unter-
suchten Stationen »dir spärlich. Sie vert heilen eich aut'
Edelhirsch, Kind, wohl Uer Ahne der Mezrnc - Ka»*e,
ein kleine« Schaf, eiurn Hund, ähnlich dem Schäfer-
hund, und einen Musteliden. Dazu kommt der Unter-
kiefer ein« Bibers, der ollenbar wegen »eines Incisiven
nl» Werkzeug diente.
Bergongnoux, Felix. T*-» tempe prvhistorique* en
Quurcy (Dep. Lot). MntAriftux pour Pbiotolre primi-
tive de Phonme 1888, p. 387 — 389, 49b — 428. Kef.
von E. Cartailhar.
ln der Conduche genannten Hohle landen sich Pferde*
zähne und Rm thierreste nebst noch nicht näher be-
stimmten Knochen anderer Säugethiere. Die Station
gehört ins Magda)4nien. Die Holde von Conal liefert«
Reste von Ken, Pferd, Ziege, Gemse, Schwein,
Kind und einem kleinen llund. Nach Fischer gehören
die Bette aus der Uondue bf-Höhle dem Ren, einem klei-
nen Hirsch, dem Stein hock, dem Kind und Schaf an.
Ausserdem fand sich der Eckzahn eine» Höhlenbären.
Boule, Mureclm. Essai de palöontologie stratiRra-
phique cl« l’honime. Revue <t' Anthropologie 1888,
i>. 128 — 144. 279 — 297, 385 — 411, «47 — 080. Ref.
in Materiaux pour litiatoire primitive de l'homnie
1 888, p. 470 — 492, 584 — 581.
Verfasser hatte l»ei der Anlhropologenversammlung in
Toulouse die Behauptung aufgestelit , dass das Central-
plateau Frankreichs einst vergletschert gewesen sei , was
jedoch lebhaften Widerspruch hervorrief und keinen (Rau-
ben fand. Er giebt deshalb nunmehr eioc zusammen-
fassende Darstellung öber die Verbreitung de» Menschen
wählend der Eiszeit und die Ausdehnung der vergletscher-
ten Areale.
Verfasser Iwbmt mit Recht, dass trotz der zahlreichen
Ausgrabungen unsere Kenntnisse vom präglarialen
Menschen noch sehr mangelhaft seien, da man es mci-
st cjis vernachlässigte, die Aufeinanderfolge der einzelnen
Schichten genau festzustellen. Nur »o kann man Gewiss-
heit erlangen über die zeitliche Aufeinanderfolge. Die
Thierrrste geben Aufschluss über den Charakter des Klima»,
doch darf hierbei nicht iiber*ehen werden, das» viele Arten
einer ziemlichen Anpassung fähig sind.
Der schwedische Gletscher hatte eine Ausdehnung über
einen grossen Thril Englands , ganz Holland , Dänemark,
Sorddeutschland und dir Ostaeeprovinzen. Dieser Gletscher
zeigte Schwankungen, dte als Perioden gedeutet werden.
Im südlichen Skandinavien eilst treu fluviatile Ablagerungen
zwischen den beiden Moränen. Da« Maximum de« Eises
kam von Finnland, wie die tiefsten nordischen Blöcke zeigen;
daun lenkte der Ei «ström mehr nach Osten ab, und endlich
begann der Rückzug der Gletscher, die «ich in den Thälera
□och am längsten erhielten, ln Deutschland bei Kisdorf
ist folgende» Profil :
1. Blocklebiu — Moräne ohne Fo«»ilien — .
2. Graue Sande mit gerollten Kieseln — FIusMihlagerung —
mit Klepba» priimgenius, antiquu», Rblnorero» licho-
rhinu«, Merck!, Bison priscus, Uervus tarnndus — .
3. I«chm mit erratischen Blöcken. ^
4. Sande mit l’aludinndiluviane, einer au*ge«torbeneu Art.
Uebcrall in Norddrutschland kann man zwei oder
mehrere Perioden der Vergletscherung erkennen, eben*«» in
Russland. Ein Theil der Nord»«*« und die ganze Ostsee
waren zeitweilig vollkommen mit Eis uusgefullt.
Die Fauna von Rudorf «teilt ein Gemisch von Formen
atu kaltem und au« warmem Klima dar, nämlich sogenannte
glarinle liehen präglacialen. ltn vergletscherten Gebiete
«bisrlhvt fanden sich keine Spuren des paläolithisehen
Menschen, dieselben lebten erst in einer Entfernung von
100 km. Die Reste auf wirklich glacialem Gebiete ge-
hören einer viel jüngeren Periode an, so z. B. die Station
von Weimar, die auf dem älteren Grschiebclehm »ich
befindet , aber jedenfalls der zweiten Vergletscherung vor-
ausgeht, da die Tliierreste den nämlichen Arten ange-
boren wie jene der Rivlorfcr Sande, die ebenfalls in die
Zeit vor der zweiten Vergletscherung fallen. Auch die
Stationen von Thiede und Wcstcregeln liegen auf der älte-
ren Moräne; nach Penek »ind sie intrrglucial, nach Neh*
ring postglarial. Sie enthalten nordische Formen , Ren-
thier, Mammuth und Rblnorero» tichorhinus.
In England fällt die Grenze der ehemaligen Eisbe-
deckung ungefähr mit der Richtung der Themse zusammen.
Die Gletscher kamen zuerst Ido*» von Schottland, dann
aber rückte auch der skandinavische Gletscher hi« Groß-
britannien vor, was eine gewisse Ablenkung und ein Ver-
schmelzen der ersteren mit diesem letzteren zur Folge
hatte. Auch in Irland exiatirte ein selbstständige* Glet-
orhergebiet. Zuerst fand man bei Norfolk die zweimalige
Vergletscherung; an anderen Orten glaubt man indes*
noch mehr solche Perioden tiachgewieseu zu haben. Bei
Edinburgh folgt auf den Gecchiebelehm Saud und Lehm
nebst tiuviatilen Gerollen, »owie ein Torflager und darüber
liegt dann wieder eine Moräne. Während der Inlerglacial-
zeit fand »ich die noch jetzt in England lebende Faun*
wieder ein, nebst dem .Megacer»* bibernieu»; wäh-
f reud der beiden Vergletscherungen existiien da*elb*t jedoch
nur boreale Formen. Norfolk zeigt folgendes Profil :
Quartär der Gegenwart :
Altes Quartär:
Glet«chennaterial vom Norden
England*.
Thalablngerungrn im Süden. —
Patäolithische Zeit.
Kreidiger Boulder-Clav.
Geschichtete Ablagerungen (Var-
month).
Till — Gesrhiebelehm.
Süsswasserbildungen mit l>oreaU*n
PHanzeu.
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118
Verzeichnis^ der anthropologischen Literatur.
f Schichten niit Le «In myzlift.
I SÜHswaxHernhl.igcningen und Fnre*t-
Oberes Flioeän: j bed.
I voa niillcsfonl.
\ Kot her l'rif.
Palm« PImm-Uq: Corallia-Craj.
l'iiläoliiliiM-lie Schichten sind in (iroMWilmiDirn wie in
Deut-chland nur in einem cewinrn Ab«tand( von dem
ehemals vergletscherten Areale nnzutrrtlen. In ilen |K>»t*
glacialen Schi« hie» am Ouftotiu-»»* tiudeu »ich die «hexten
St ein gerät he und zwar teilen sie den Chelleeiitypu».
Na»li der Faun» kau» mau uuterM-hcideu:
UUon priicu» ....
Bo» lunglfron# ....
* primigeuiu* .
Cer von megucero» . .
a rlaphiK * . .
Klrphu» anti»|uu» . •
, primigeniu»
K t| u u * c n h a 1 1 u > l'oHdili»
Fel i ft »pelaea ....
Ifippopot niinift major
llyneiia «pelne« . . .
Melos to xus . . . .
Ithinoecroft tichorhiiiu»
Sut »er» in ......
l’r»u* »pelaou» . , .
Alte Bildungen. Obere Tcrra«ru. Mittlere Trrnt»»rn. t* Itter* Terrassen.
o
Aüuvioneii der
Gegenwart.
*
o
n
*
IS
*
*
o
o
«*
es
it
Bearbeitete Feuersteine fanden »ich in SuflLIk auch in
«len interglacialr» Ablagerungen. Im Thenv«ethnlc gab ex
zwar keine (ilitnrhrr, die dortigen Spuren «Ic* Mcn*clu*n
sind nl>er trutz-lem nmh ni«bt aller ul» intrrgl.v ial oder
p.r*tghn ial, denn du* Gerät he zeigen den gleivlten Tvptl*
wie jene nu» dem ehemals vergl»“ts*h«-rteil Gebiete. Dir
Thlerrente, *»>w.dil Sauger *1» atnh Mu»cli«dn, *tad die
nämlichen wie jene «nt» «ten titiviatilen Ablagerungen, die
anderwliits zwiiwlion dem Älteren und dem jüngeren
tJesrlilebelebm Vorkommen. Dir Alluvionen t«»ii Ilford
sowie an der Somme wurden von Dawkin» Tür prSgh» lal
gehalten, »ind alur ent»rhle«len jünger nn«l zwar po*tgla«'uil
«»Irr *ie eiil sprechen dem oberen GeM*hlel»elohni.
Die Höhlen mi Clwyd -Th.iie — • Ffynnon Brun»» und
Cae-Gwyn lieferten licule de» Menschen. der jedoch
jünger ist als jener der iutrrgU« ialen Ablagerungen.
Die Tbi«r- und JlMiw,hi>nrr*ir in Ub-or Höhle sind
dnreh »ine Spalte in die Hidile gelaunt , die dann durch
errat IspImt Blöcke vrr*-ibh»»*ri» wurde und ««-lietnen daher
piä'.din iul an »ein oder doch wenigsten» iiilergl.w inl.
Hughes ixt Jedoch der Meinung* das» diese Beste an»
jener Zeit stammen, welche mit die letale Vergift ««-herung
folgte. Per HohlenHngang wäre erst tuichtraglleh und
zwar durch eine Ilnt9«-hiiug geselilnssen. Die Thier- und
Mensrhenrextc jedoch sind überhaupt Dicht durch diese
Spalte in die Hohle gelangt.
Die l*ater»uchungen von Hi«k* »ind ind»—* wenig von
Belang, weil er auf den venu'hinlen»rtlgp« Charakter der
Fcuer*tei ngeräthe keine Klokxoht genonnnen hat. Hin
Theii der »eilten zeigt thatsiiehliih den M.igdaleiilen -Typu»
mit liegt auch nehett Knochen de* Heu.
In den Alpen hat Morlot zuerst mehrere Vprgletftclw
rungeu narhgeu Ichcd mit »len dazwiiielteit liegenden ältereu
FluiwterrnMen. Heer unter»uehte »h»nn die Lignit c von
Vt/nach und Dnrnten mit Klepha* antiqnu», priini-
genin», Rhinnrero* Merrki, Bo» pr im i gmiu»,
||ir«i-h und Höhlenbär. Kr fand , das* «lies* Lignlte V
nuf einer Mntälie liegen, die ihrerseits nu«h wieder einer
»olrlieu niitgelogerl erscheint. Auch l'eni k fand hei Inns-
bruck eine Bieccie mit l’HonzrnrrftteD nuf und unter
Moränen. Gegen ldos»e 0»ril lat innen »ler Gltl*t -lier *pri«l»t
«Ile hohe Lag«* dieser ptianzenf iihremltn S* hi«’ht — D'lMim.
Kbensn exi-tirt im Allgäu ein intergl w i.tle* l.ignitlager.
Knrh Buhn* enl*priirhl jiNler Terrasse eine iVriodc wirk-
licher Vergletscherung ; je»le »ler drei Terrassen in den
baveri*»lieu Alpen liegt auf einer eorre»pondiren»l«*o Mo-
räne. Im Bbolie -Thal , an der Sa» me und am Am lassen
eich folgende Ablageruugeh gtifeo-» beiden I
| l'ofttglui 'iiile Alluvionen mit Mainmutli.
... | Platenulehm um Klepbn» intermediu*
U u n r t a r : . . _
(= »llt»|Ul|.j.
I Moräne.
ülicre» rilocBu. — Alte Allutioueii mit E. merldio-
nali*.
Mittlere* PlincBlt. — - Sunde mit Mn*todon »rver*
U e n * i ».
Die Schichten mit K. tnrridionalin eiitzprrrhe» «lern
Forectbed. Du in ilrr Schweix «ler Klepha» ontiqnu»
illu*r »len «Itt-ren Moränen liegt und dem Lyoner Plateau-
lehn» entspricht, »u fehlt «ideiiltar »l»e obere Moräne
bei Lyon voIBtändig. Die zweite Vergletscherung de»
Hhonethalei» hatte sil»o keine ho gewaltige Ausdehnung wie
die erstere.
Bei Tlmnon nu »ler Drun»c i»t folgende* Profil (\uu
nuten tweli oben):
1. PiägJu« iale Schotter.
IS. Kr»te, älteale, Mwräue.
■(. t'onghttiierat der Driuise , zum Theii al» Delta — l»i«
1.'i«>iii liier »lern (»enter See.
4. Neu«? Verfiel »che runjf und Moräneu.
b. Biblun^* «le» jetzigen Dran-e-Thale» dur«h Eroeiou und
Sinken «Ich Genfer Spiegel*.
Die ( L-cil!at ioneii der ein»tig»‘n Glct*»'her in «len frai»-
/»>»|.«li»n Al]u-n xiud zi 1»eti4« htli» h , al* da»* man nicht
auch hier von zwei wirklichen Verglelxcherungen »prcchcn
• lürite. U’iilrr i*t diu Alpeugrhiel »ehr arm an Spuren de»
puläolit hixchon MenncheD. Dlt St. Acheul- Periode i»t
entwfder prägiacial »»ler lallt mit »ler einten Verbiet»« ht-
nuijj xuMiDimen. »»ler nWr hm* i»t gar |N-tglacial , da die
priiglo« mlen Ablagerungen eine iibwei» hende Fnumi ent-
hüll »-m U äie. ln* letzte der Fall, »o mii*>Me man «icmrtige
Siirxe nuf «len jüngeren Motanen linden. Nun hat »ich in Dürn*
len ein zugcHchnittene» und gekerbte* Stück Holz gefunden.
Iler M»-n»>h hat hier «Uu m»»gli«h<-r Weine uiit Klepha»
nntiiiuu» ziuamuieugeiebt, d«ich blciht e» eiten do< li »ehr
fraglich, oh hier wirklich ein Act de-* Meuachen vorlieg»,
in d«-n C*nn»tndter Tüllen lunlen »ich Menu henrest e
neben K. auf i«|UUH uml Ubinocoro* Jlorcki. Im Ilhorn -
thnlo lebte der Meu*» h «U-r A> heul-Zeit ernt nach dem
Rückzüge «ler GloUH'hcr, was jt^loch Fnl»au IcdrriUl.
Bei IIoUhd entdeckte Tardv Sile* vom Adtrul-Trpoi in
AIIiivnuii-D über «h'n .Moränen. Da aber «iie*e «Igr ertttrcil
Verglet»cheniiig anc«-h»»ren T «lürfen wir jene Spuren de»
Men»« li»ku als interglacinl auxprcwlien. Die Beul hier*
|»eiii»do — Thumgt'U, Sthuw-enns»! — i»t zwar kaum
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119
Zoologie.
postglacbil , t'i&tlt «••er doch mit dem Rückzüge der Glet-
scher zusammen. Es herrschte ein kaltes, über trockene*
Klimn.
In dru l'vrtnüen la»*en »ich eheafall» zwei Vrr^ftwb»-
ruitgen im« bw einen , freilich nicht so «eher wie in «Im
Alpen. Die um längsten bekannten Spure« de* Men*
% rbi' ii in diesem Gebiet« sind die Silez von Clertumit.
Sie stammen fast ulk nu* Flu*»*chottern mit Mammut h,
IthinoceroA lidiorhinu«, F«li» spelaea, Mega*
coro« bilitrnieoi, Pferd und Wisent. Auch die
llöhlenfauna von Gargas fallt in die Zeit nach der größten
Ausdehnung der lilvtMlivr. Der Eingang d»-r Holde *cll»*»t
wir wihrrtij jeuer Zell vom Eise verschlossen. In der
Auvergne konnten bei Cantal und Puy de Dome dir
Spuren der einstmaligen Vergletscherung nachgewiesen
werden. Die Couglomerafe von Perrier ruhen direct auf
den PiiocänM-hirhten mit Mastodon arvernensi» und
find gboinlen Ursprung*. Sie werden überlagert von
Hu«*sch«tterii mit Elephaa uieridi onal in und Hippo-
potamus rnajor. Die Glnciulbiidungrn sind oft ver-
waschen und nur durch erratische Blöcke nngedeutet ; die
ältesten liegen auf den Höhen von 700 bi« UKM) tn. Die
Richtung der ersten Gletscher war unabhängig von der Rich-
tung der jetzigen Thäler, deren Einschnitt sehr viel jünger
ist. Nur von Cants 1 kennt man Spuren des diluvialen
.Menschen, und zwar au* den Terra« senbildungen, die der
ersten Vergletscherung folgten. Boule giebt zwar zu,
dass die Meuselienknorlirn von DeuBc wirklich nu« den
vulkanischen Tüllen stammen , das Alter dieser letzteren
lässt steil jedoch absolut nicht festslellen.
Nordamerika hatte »owohl in den westlichen Gebir-
gen und den Appal&rhe* etc. selUt ständige Gletsoher-
geblete, *1* auch ein gr«**e* Gebiet de* Inlandeises, von
den canudirchen Gebirge« ausgehend. Das Eis war an-
geblich bis zu 2000 und 3000 m (?V) mächtig. Die so-
genannten Kettle Ranges sind nur eiu langer Morätienzug.
„Drift nttenuated“ zeigt die Grenze der ersten Vergletsche-
rung, die Moränen die Grcuz« der zweiten. Im Osten der
Vereinigten Staaten fallen die Grenxcu beider zusammen,
sonst sind die erst eren wjir viel ausgedehnter, um 500 km.
Es werden folgende Ilorixuute unterschieden :
Terrassen- oder Fl uth period«.
Cnaniplain oder Seenzeit.
Zweite Vergletscherung.
Interglaeialzeit.
Erste Vergletsi herung.
Die mehrmiilige Vergletscherung ist in Amerika be-
wiesen durch die alten Seen der t^uartärxcit. Im Westen
— Casciulengebirge, Rock v-Muuntain« etc. — wrrden folgend«
Perioden von den amerikanischen Geologen unterschieden
tmth den best »tudirten Verhältnissen am Lac Lahontun
in der Sierra Nevada.
•I.
5.
«.
Pro Liihontnn arid period . .
First rin* of Ukr Lahonlan .
Inter Lahontau period . • ■
Second ri»e of Luke Lahontan
Pust Lahontnn arid period • .
Present time .......
| Regen selten, lebhafte Verdunstung, hohe Temperatur.
( Seen klein, oft ganz ausgetroeknrt, Berge ohne Gletac her.
J Sehr häutige atmosphärische Si«der*r hinge, schwache Verdunstung, niedrige Temperatur.
| Grosse Sem in den Thälrrn, Gletscher auf den Berge«.
j Atmosphärische Niederschläge gering, starke Verdunstung, hohe Temperatur,
j Seen kleiner als jetzt, vielleicht ganz ausfpe trocknet . Schwinden der filetscher.
I Kegen «och häutiger als in der zweiten Periode, Verdunstung sehr schwach, niedrige
Temperatur.
| Grosse Seen und gewaltige Gletscher.
| Gros»« Trockenheit, Temperatur im Mittel höher als in der Gegenwart.
I Sec« nusget rock net, Gletscher ganz alige»ihmolzen.
(liegen nicht häutig, Verdunstung stark, Temperatur gemässigt.
Trockenes Klima. Wassermeuge nicht beträchtlich und schwankend. Seen und Glet-
scher schwach entwickelt.
Zwischen den Eiszeiten in Amerika und jenen in
Europa konnten bis jetzt noch keine directeu Beziehungen
ermittelt weiden:
Auch in Amerika ergeben »ielt die nämlichen
Beziehungen zwischen den geologischen Perio-
den und den verschiedenen Culturfortachrllteu
de* Menschen.
Die Spuren de* tertiären Menschen in Amerika —
Schädel von Calarrni*. Talde Mountain, im Goldsand« von
CalHornlcn und die Fußspuren in Nicaragua und Nevada —
werden kurt (»ehandeh. Um so mehr Aufmerksamkeit
schenkt Verfasser den Art einet en nu* dem Diluvium. Von
Luc |,ahout«n stammen Säugrthierknochen und Obsidian*
spitzrn , «Heilbar der Periode der zweiten Anschwellung
die*«* See« und mithin der Zeit der zweiten Vergletsche-
rung angehörig. Die Sande um Delaware enthalten tjuarxit-
Geräthe ähnlirh jenen von Chelle«, Acheul, sowie Metl-
schenkttocktrn , zusammen liegend mit Mastodon. Diese
Sande sind glacinlen Ursprungs und inu** der Menarh
zum mindesten bereits während der zweiten Vergletsche-
rung gelebt haben. Aeh «liehe Funde luit man aus New
Hampshire. Auch bei Cincinnati — Ohm — kamen Arte-
factp in Ablagerungen zum Vorschein , deren Alter sicher
ul* interglacial bezeichnet werden «larf.
Die Geräthe aus l.ittle Falls in Minnesota stammen au»
einer Terra*«*, die der letzten Vergletscherung angehört.
Man will dort elf verschiedene alte Moränen unterscheiden.
Dies« Terrassen liegen der Zeit nach zwischen der achten
und neunten und sind vielleicht daher etwa* jünger als
jene v»u Ohio.
Zum Schluss wendet sich Verfasser wieder den «IlMwf*
sehen Lm'iili täten in Nordfrank reich zu — Chelle, St.
Acheul — etr. lhtslhlusium der Platenus, altes Diluvium,
liegt immer m beträchtlicher Hohe über den jetzigen Klu**-
laufen und besteht, wie in St, Prest etc., aus gerundeten
o«ler aber eckigen Geröllen ; letztere stammen dann au»
der nächsten Nähe. Die Dauer dieser Ablagerungen war
eine sehr betriebt liehe und geht wohl bi* in* Mio«än zu-
rück. Viel tiefer liegen die Klussterrassen de* „rolhen
Diluvium“ ; sie sind wesentlich jünger und enthalten
Kleplias prk migeui us, während in den eiteren E. anti-
i]uus vorkommt : doch linden zieh auch manchmal Wide
zugleich, wie in Chelle, Heide Alluvioueti werden gh-ich-
mässig vom Löss bedeckt, der von Wu**erHiithen während
der Vergletscherung abgesetzt worden zu sein scheint. Io
dem erst erwähnten Diluvium nun rinden sich pnlüolithi-che
Geräthe, doch hält Verfasser die Stution von Chelle im
Gegensatz zu Murtillet nicht für älter uls jene von
Abheville und Amiens, da sie die nämlichen Thierrrste
einachliesst.
hu Ganzen kommt Verfasser zu dem Schluss , das« von
mindestens zwei Vergletscherungen und nicht Idos* von
Owillationeii der Gletscher gesprochen werden müsse, ver-
anlasst durch wiederholten Werbart de* Klima*. Dir
Veränderungen in der Zusammensetzung der
Fauna beruhen theil* auf dem Erloschen, thell*
auf den Wanderungen gewisser Arten. An man-
chen Urten sind die Typen eine» warmen Klima* mit
solchen eine» kalten vermischt. Der Arbeit liegt eine
tabellarische Uebersicht der Glncialphänomene in den eiii/el-
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120
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
iien Ländern Europa» und der betreffenden Faunen bei,
welche zeigt, das* diese Vorgänge in der Tliat «lienthalbeu
zu gleicher Zeit erfolgt seien.
Während in Frankreich Mortillet dem ersten Menschen
rin präglnciales Alter zusrhrribt, versetzen Prest w ich
und Andere das Auftreten de» ersten Menschen in die
poslglaciule Periode , Hnyd Dawkin» hingegen bean-
sprucht für einen Theit der Spuren desselben präglariale»
Alter, Geikie und Peuck betrachten wiederum die älte-
sten Menschen als der Interglucialpcriode angehurig. E»
lassen sieh jfdcrh diese M'heinhar widersprechenden An-
sichten vereinigen, indem das Chellrrn wirklich nueh
nur scheinbar präglarial ist ; die prägUn'iulen Stationen Lagen
zu ui Thri) eben zu hoch, nls dass sie von Gebilden der
Glacinlzcit erreicht werden konnten. Während der ersten
Vergletscherung lebte noch Klepha* autiquu*. Die
Reste von Xeanderthal , Uimnstadt . Lahn, Engisheiin und
ftenise können recht wohl junger sein , als das Chcllecn,
uaiuetitlich gilt da« von den Tutten von Cnnii-tadt , die
zweifellos auf den gleichen Schottern liegen, welche aurh
hei Pari* Vorkommen und für intergluvinl gelten. Auf
die»en liegt dann erst der Los». Der eigentliche Mensch
de« Chelleeu wäre demnach erst zu entdecken. Audi der
Kieler von Noulettc gehört, wie die begleitenden Thier-
reste zeigen, dem Diluvium nn. In diese Periode sind auth
die Reste von Solutre, Cro Magnon, Kngi» , Spy etc, zu
stellen. Ihre absolute Gleichaltrrigkrit ist freilich nicht
direct zu beweisen.
Brown, J. Allen. Discovery of Elejilia» primigenitin
asaoeiated with Klint Imph'ineuU at Sunt hall. Nature
1888, Vol. At», |». 283 — 284.
K* war der grösste Theil «Ir* Skelete* vorhanden , ein-
gebettet in sandigem Lehm , brderkt von l.n*» und auf
Flu»»*chottero lagern«!. In nächster Nähe kamen bearbeitete
Feuersteine zum Vorschein — Speerspitzen vou» Acheuil-
Tvpu* — . Wahrscheinlich wurde diene* Mauimuth von
palkolithisrhen Menachen gejagt und verendete an seinen
Wunden in den» seichten Wasser. Der Autor beatreitet
auch mit vollem Recht die kürzlich von Howorth auf-
gestellte Hypothese, wonach die Mammuth durch gewal-
tige Katastrophen zu Grunde gegangen sein sollten.
Cartailhac, Emil. La Station qunLeruaire de Pali-
Itio (Dep. Orno). MtiMuix poir l'Uitoirfl primitive
de ntontine. Paris 1888. 8'*. p. 221 — 242.
Palla v, ('«wsideration» generales. Pornel, Note g£o-
logique et puleontologique.
Das Sandlager von Palikao lieferte im Jahre 1881* erneu
Mauimuthstosszalin. Später fand Tomtuasini Kno-
chen mit Einschnitten und bearbeitete Feuersteine, l'oinel
entdeckte bald «larauf einen Mammuthk iefer mit tiefen
Einschnitten, die nur vom Menschen hrrvorgcbracht sein
konnten; »eiue späteren Untersuchungen lieferten rior
Kumeelspecies und Reste der Hyaena »prlaea und
de» St mu»»e«. In der letzten Zeit kamen auch mensch-
liche Knoche» zum Vorschein, die jedoch nicht gerettet
werden konnten. Die Feuerstringerithe und Topfscherben
zeigten den Mou*t*ericn-Typu».
An der Gleirhnlterigkeit dieser Geräthe und der noch
aufzuzählend«‘ii Thirrre*te kann keinerlei Zweifel bestehen,
trotzdem die Thierarien «um Theil dagegen zu sprechen
scheinen. Allein die Knochen und Geräthe sind so innig
durch einander gemengt — und «lie Fundstätte selbst offen-
bar n«K‘h nie berührt worden — , wie «lies nur bei wirklich
gleichalterigen Resten der Fall sein kann. Die Säuge-
thierrest« vert heilen sich auf: Klepha» atlanticu» —
in der Mitte stehend zwischen E. africanu* und meridio-
nali», mit auffallend langen Stosszähnen — , K. mrlitrn
sls(V) — eiue kleine Form — , Hippopotamus mnjor,
Su* »crofa — »ehr kleine Rasse — . Camelus Tho-
innhi» Pom. — im Schädelbau von Dromedar abwei-
chend — , Hubalu» antiquu» Duv., Ro» »p. — Gazel-
lengröt*e — ■, Ziege oder Schaf — sehr selten — ,
Rhinocero» mauritanicus Pom. vom Typus des afri-
kanischen Atelodu», aber »ehr nhwrichend v«»n sinu*
und tirhurhinus — Kquus sp. — »ehr häutig die
Mittclhan«!- und Mittelfussknochen , kleiner als Zebra,
wohl eine Rasse de» E. mauritauicu». Da» Fewelbeiu
Ist viel gedrungener als bei Pferd wler Esel. Vonler-
extreniität viel länger al» die hintere; namentlich zeichnet
sich der Radius durch «eine relative Länge aus, wahrend
die Metapodieu relativ kur» erscheinen. Der E. Bur*
cbellii steht im Rau den Phalangen nahe, ist aber
etwa« massiver — , Hyarnu spelaea — Kiefer — , Felis
leo, Felis pnrdus(r), Hystrix crlatata(?) vielleicht
doch au* einer späteren Zeit. Dazu kommt noch Straus».
K» gehört diese Fauna jeuer Zeit an, in welcher zwar keine
Hebung de* Contineut* mehr stattgefunden hat, aber auch
die Bildung «ler letzten Terra«»enlehme noch nicht begon-
nen hatte.
Am häutigsten »ind die Metapodien vom Pferd, aber
auch dir Kl eph nuten zähm-, namentlich die Stotszähne,
sowie die Sto*scähi»e de* Flusspferde* sind nicht selten
anzutretreu. Auffallender Weise zeigt kein einziger Kno-
chen Zahnspüren, was wohl durch da* Fehlen de» Haus-
hunde» am besten zu erklären ist.
Cartailhac, Emil. Referat über FrAipont Julien
et Lohest 31 hx. La Rare hutimine «lo Kmuwlerthfll
oil «Iw i'AiniatJiüt eo Helgi«jue , recliercliea ethnogiu-
p1ii«iue« »ur le» oesenietus «lecotivert* «lau» lea depots
quaterimiitx «Tune Grotte » Spy et deterniination <le
leur age. Materiaux pour ITiiatuire primitive de
rhoimue. Pari* 1888. p. 17 — 29.
Die Autoreu geben in der Einleitung eine kurze Geschichte
aller wichtigeren Kunde von Meuscheurestcn im euro-
päischen fjuartkr. und behandeln sodann die Höhle von
Spv bei Xumur und deren Inhalt.
Die menschlichen Ueberreste lagern in einer Terrasse
vor dem Eingang«* der Höhle und gehören zwri Individuen
an. Du» erste Skelett lag auf «ler linken Seite , die Hand
an den Unterkiefer gebogen und das Ganze von kieseligem
Tuff’ umhüllt ; dieser letztere besitzt eine »olche Festigkeit,
«las« jede Möglichkeit eines Betruges ausgeschlossen ist,
du* Skelett also offenbar in ungestörter Ijige »ich befindet
und auch «las nämliche Alter bat, wie sein Bett. E« be-
stand der Boden v«»r «ler Höhle aus folgenden Schichten :
A. Schutt und brauner Lehm , 2,9m, mit grossen Kalk-
blocken, oft mehrere Culdkmeter gross, ohne Reste.
B. (irlber, kiescliger Tuff mit Kalkhtö« kcn. Dicke 9,8 u»,
mit Kesten von Mammuth und Hirsch.
C. Dünne, rothr Schicht mit beurbeitem Silex, Holzkohlen
und Krsteu von Mammut h -Stosszähnen. Zu einer
Art Breccle verkittet. — Hier auch die Skelette.
D. Ge]l>er, kalkiger Thon in einen ähnlichen Tuff* über-
gehend wie B.
E. Meascheureste und bearbeitete Feuersteine.
F. Brauner, oft schwarzer Lehm, mit c< kigen Kalkbrockeu,
zahlreichen Knochen und Feuersteinen.
Es ist sehr vferthvoll, da»» die Schicht über den Skelet-
ten »ich nach allen Seiten fort setzt , indem sie auf diese
Weise einen Horizont von bestimmtem Alter darstellt.
Die Schicht C. enthalt Reste von :
Rhinocero» tichorhinus, Pferd, Wildschwein,
Edelhirsch, M«*gucern*,Rrn,Cervuscana«!en»i»(V),
Schaf, Ur, Wisent, Mammuth, Ha»e, Höhlenbär,
Dachs, Edelmarder, Wolf oder Huud?, Hyäne,
Felis »pelaeu» und cattu».
Unter den Skeletten lagen Knochen von Rhinocero«,
Pferd, Mammuth, llräne, sämmtlich sehr zahlreich,
und Edelblrach, Ren, Ur, Höhlenbär und Dach»,
mehr oder weniger »eiten.
Man hat also drei knochenführende Horizonte. Schicht
B., Schicht C. und Schichten D. bi» F. zu.vauiuieu.
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121
Zoologie.
I>a* tiefste Niveau enthält Feuerfiteingeräthe vom Mou-
stiere-Typu*. Knochenartefsete fehlen tu dieser Schicht
mit den Men»chenre*tcn vom N rändert halt ypus.
Auch iiu zweiten Horizont zeigen di« Feuersteine den
Typus von Mousti&re, hohen aber viel mannigfaltigere
Form und neben ihnen finden sieh auch Gerathe aus
Ku«H-heu und Elfenbein ; letztere al» Stäbe, Ferien etc. zu*
gerichtet. Von den ersteren sind manche mit linearen
Eingrnvi Hingen geziert; sie waren ehemals wohl auch mit
farbigen Zeichnungen geschmückt. Daneben fanden sich
auch To|ifscherben. Einige der bearbeiteten Gesteine —
Opal und Achat — müssen von weiterhereingeführt wor-
den sein, da sie in Belgien fehlen.
Das oberste Knochenlager ist vom mittleren durch eine
TuiTbank getrennt und enthält Knochen vom Mammut h
und Hirsch. Die vorkoiumenden Feuersteine liegen nicht
in einer bestimmten Ebene, sondern sind regellos zerstreut.
Auch sie lassen den Moustiere-Typu* erkennen, zeichnen
sich jedoch durch ihre auffallende lAnge aus und zeigen
auch Nacharbeitung, ähnlich wie in Engi*. Jedenfalls sind
die Meuschenreste der Schicht C. jünger al* die Thier-
rcste der Schichten I>. hi* F. Möglicherweise haben die
Menschen die beiden Todten während der Ablngening der
Schicht C. in dieser begraben nnd dann die folgenden
Schichten dis KUchenahfalle nach und nach darüber ge-
häuft. Es wären diese Menschen dann Zeitgenossen des
Miimmuth, Rhinoceros und Höhlenbären gewesen,
h<en aber doch schon eine ziemliche Cultur erreicht.
Es erscheint jedoch »ehr fraglich, ob wir hier in derThat
einen Fall von Todteubestattung vor uns haben.
Die Vcrftu.vcr tragen kein Bedenken, diese Menschen-
reale ln di« Zeit der Moustiericn zu versetzen und bei der
Aehnlichkeit der Schädel mit jenen vom Neandertbal auch
diese letzteren für glehhalterig zu erklären. Dagegen
leugnen sie, da** der Mensch des Chelleen bereits ent-
deckt sei.
Die Hohlen waren jederzeit über dem höchsten Wasser-
stande gelegen und stammen daher die in denselben ent-
haltenen Ablagerungen auf keinen Fall au* der gleichen
Periode wie jene Thals«, hotter , wie Dupont meinte. Die
Gerolle müssen vielmehr schon sehr viel früher in diese
Höh!« hi nein gekommen sein. Für die Altersbestimmung
der Höhlcnablagerungen ist einzig und allein deren Kamin
verwendbar, sowie der Charakter der etwa vorhandenen
Artefactr. K* entspricht demnach «ln* dritte Niveau der
Höhl« von Spjr dem sechsten der Höhle von Petit Modave
und dem dritten von Goyet. Das zweite Niveau von Spjr
ist sonst noch nirgend» constatirt worden, kommt aber
dem MngdnlvuicD Mortillet’s ziemlich nahe hinsichtlich
der Knochen und KliVnheingcräthr, während di« Feuerstein*
noch den Mou*ti£re-Typu* bewahren. Diese beiden Hori-
zonte von Spy liegen zeitlich nicht »ehr weit aus einander.
Die vorhandenen Menscbenreste wurden eingehend be-
schrieben und mit jenen von Stratnberg, Nnulett« und
Neandertbal verglichen. Der Typus der Neanderthul-Raase
ist absolut nicht zu verkennen.
Der Grösse nach stimmrn die*« Menschen am besten
mit den heutigen Lappen überein, die Extremitäten waren
auffallend kurz, die Arme jedoch sehr muskulös, di« Tibia
»ehr kurz. Man ist durchaus berechtigt , von pitliecoiden
Merkmalen de* Schädels — niedrige* Cranium und vor-
»pringende Augenbrauenwülste — und des Unterkiefers zu
sprechen.
Cartel franco , Pompoo. Len village« lacuatrea et
palustre« et lea terramares. Revue d’ Anthropologie
1887, 1888, p. 608 und 568— 587.
Am Lago Varese bei Lugano wurden schon im Jahre
1863 Phahlbauten entdeckt. Die Insel Isoliuo Ut künst-
lich. Bt« zum Seegrund lassen sich vier Schichten unter-
scheiden, von welchen die eigentliche Culturschicht di«
tiefste ist. Die oberste Schicht lieferte zwar auch prä-
Arnhiv für Anthropologie, lld. XIX.
historische Reste, doch können dieselben aus tieferen
Lagen Mammon. Auch die raittlereu Schichten enthielten
Artetarte aus der Bronzezeit. Unter den Pflanzcnretten
verdienen besonder» die von Yitis vinifera erwähnt zu
werden. Die Säugethierkuocheu vertheiien »ich aul
Haushund, Rind, Schwein, Bär, Eber, Hirsch,
Reh, Damhirsch, Wolf, Dach*, Ha»«, Marder,
Biber. Da» Pferd fehlt hier, ebenso Schaf und Ziege,
die in den übrigen italienischen Pfahlbauten stets beob-
achtet werden. Ex gehört dies« Station «loch wob! der
Bronzezeit an.
Die Station von Peschiera Ut ungemein reich an Bronze-
geräthrn. Die CultUTM-hirbt besteht hier au* einer Art
Torflager. Von Pflanzen *iud vurhauden Roggen und Rebe ;
der erster« fehlt »ou»t in allen Pfahlbauten , auch in der
Schweiz und in den Torfmooren der Emilia. Es scheint
mithin diese Station jünger zu »ein. lu Wirklichkeit haben
wir jedoch zwei auf einander folgende Perioden , jedoch
ist auch die ältere jünger als der Pfahlbau vou Yare»e.
Di« Knochen vertheilen »ich auf llund, Rind, Hirsch,
Reh, Pferd, Schaf, Ziege, Schwein und Wild-
schwein.
Delvftux, E., et Houzeau de Lehaie. Sur Flut
des terrttiut dana leaqaela M. Cela n decouvert dea
Silex taille« pnr l'homme tertiaire. Referat in:
Materiaux pour l'histoire primitive de l’homme.
Vol. 18, I 88m, p. 140— 152.
Im Landenien, den ältesten Tertiärschichten von Mon»
will Cel» vom Menschen bearbeitete Feuersteine gefun-
den haben. An der ersten Local ität ist jedoch über die
Lagerungsverhältnisse gar nicht» Sicheres zu erfahren, da-
gegen fand die Commission an der zweiten Localilät auf
der Oberfläche des Lund£nieu in der Thal zwei Feuersteine
vom Cbelle- oder Aclieultypus und Knöchern von Rbino-
ceros und Mammuth. E* wird jedoch ganz mit Recht
betont, dass solche KeuersteinspÜtter auch durch Frost und
Hitz« und andere meteorisch« Vorgänge entstehen können
und daher für sich allein keinen Beweis Air die Existenz
des Menschen abgeben.
Qirod, Paul, et Elie Maaadna. Documenta publica
par lea »tations de l’age du Kenne dun» 1»-« vall/is
de la Vezere et de la OottÜM» Paria, J. R. Bail*
li«>re et fll«, 1888. 4tf. 10 Fase, avec 100 pls. hon»
texte.
Liegt nicht Tor.
Gross, Victor. La palAo^thnologie en Suisse. Revue
d' Anthropologie 18»«, p. 720 — 75>5.
Die schweizer Jura enthält verschiedene Höhlen, welche
prähistorische Reste geliefert haben. — Lysberg, Thayngcn.
Die letztere gab «lie interessantesten Aufschlüsse. Unter
der obersten Schicht, die au» berabgrtällenen Steinfrng-
menten besieht, befindet sich die eigentliche schwarze
Knochen»! hiebt. — 1 in — , darunter ein rother Lehm. Abge-
»eben von einer grossen Menge von Feuersteinen , kamen
zahlreiche Artefact« au» Geweihen und Knochen de» Reu
zum Vorschein, sowie Pferde* und Kaubthiersähne.
Auch fanden sich daselbst Zeichnungen auf Geweihstücken
— Renthier, Pferd, Moschusochse — vomtellrnd.
Selten sind Rest« von Pferd, Hirsch, Ur, Hase, Reh,
Gemse, Wildschwein, Sai'gaautilope, Bär. Aus
den tiefsten Lagen »tammen die wenigen Fragmente »au
Mammuth und Rhinoceros tichorhinu». Felis
spelaeus ist hier ebenfalls constatirt wordeu. Der
damalige Mensch Hnt sicher noch keine Metalle gekannt ;
auch Topfscherben scheinen gänzlich zu fehlen.
Die Pfahlbauten vom Blenner See und Genfer See
wurden in «len letzten zwölf Jahren systematisch unter-
sucht. Jene vom Bienncr See lassen zwei Perioden der
Steinzeit erkennen. Hierauf folgt die Kupferzeit , der
U ebergang zur Bronzezeit — Staliou Fenil am Bienncr
See. Di« au sich reiche Fauna lieferte keiu© besonder»
16
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122 Verzeickniss der anthropologischen Literatur.
wichtigen Resultate. Wahrend der Eisenzeit — la T£ae —
scheinen die Pfahlbauten nur noch als Zufluchtsstätten
gedient zu bähen.
Haxny , T. Notice nur lea fouillea M<ü*uti‘es dnns le
lit dt* Liunw en 1887 pour r&abUxsemeiit du nouvecii
VÜmIuc du ('heniiodefer. ltevue d’ Anthropologie 1888,
p. 257 — 271.
An der Mündung der Linnr in die Manche fanden «ich
hei Ausgrabungen mehrere Schichten mit Resten de* Men-
schen uud Artrfmten, die freilich von der römischen Zeit
bis fttt in die Gegenwart reichen. In den grauen oder
röthlichen Senden lagen ueben ArtHacten au» historischer
Zeit auch Knochen von Pferd, ßoulonnaiser Raser,
Hirsch, Schaf und Itind — letzteres klein von flaman-
discher Rasse — bo» tu uru» batavicus. Die Knochen
aus einem tieferen Horizont sind schon mehr fo**ili*irt ;
sie gehören dein Pferde, den» Rinde, dem Wolfe — sehr
gross — der Ziege und dem Schweine an, die beiden
letzteren »ehr kleine Rasse; auch das Rind war von
massiger Grtese , dagegen zeichnete sich das Pferd durch
Grösse und kräftigen Hau au» , es hat Aehnluhkeit mit
dem frisischen Stamm — Rquus ca ha llu» frisius
Sanaon — zeigt aber auch Anklängc an die britannische
Kasse — E. caballus britannicus Sansun , also eine
Kreuzung. In der unmittelbar auf den schwanen Mer-
geln — Juraformation — liegenden Geschieben lag ein
M enschenschiidcl, begleitet von Menschen-, Pferd«
und Ki nderknochen, alles von zweifellos hohem Alter
und echt fossil isirt. Die sonstigen Me n»r heutest c, Hecken,
sprechen für sehr grosse, kräftige Individuen. Der Schädel
zeigt den Neanderthaltypu*.
Herzog, Aug. Die Knochenfunde von Vöcklinshofen,
Obeielsaas. (orrvspotidonzblntt der deutschen Gesell-
•chaft für Anthropologie. Ethnologie und Urgeschichte
1 888, Bd. XIX, p. 156 — 157.
Die Stein bräche von GebersehwricT und Vöcklinshofen
lieferten vor Kurzem zahlreiche Säugethierknochen. Die-
selben wurden von DSderlein bestimmt. Siehe den
Literaturbericht für 1887 ltcsondere» Interesse verdienen
die in Folge eine* Felssturzes l»rritgequrt«> htm Hruch-
stücke eines Mammuth*ti»«zahnes , sowie die zahlreichen
Feuersteingeräthe.
Ladriöre , M. Deconv«rfee d'uno ailex taill* et d'une
dtfenaede Nammout hä Vitry — en Artois. Matöriaux
pour l'histoire primitive de l’homme. VoL 22, 1888,
p. 14H — 150.
Das Profil ist hier:
Zu unterst Conglumerat von Feuersteinen und kreide-
ähnlichem Hiudeinittrl.
Darüber gelblicher, sandiger Lehm mit vielen Lösskind-
chen — Concretionen — . ln »1er Mitte ist er frei von den
in den unteren und oberen Lagen verkommenden Roll-
stucken.
Zu oberst der Plntcaulehm.
In deu tiefsten Lagen des sandigen Lehms kamen die
Feuersteinsplitter vom Moustierientypux cum Vorschein,
sowie der Mammuthstosszahn.
Lütken , Chr. Fr. Indledende Bemaerkninger om
Menneskelevningur in Brasiliens Huler og i de Lundske
Samlinger, und : Hesutnc des remarque* preliminaires
sur les ossementa huin*ins des cavernes du Brösil et
des collect ions de 31. Lund, ln: E Museo Lundii. En
Sämling af Afhandlingar om de i det indre Brasiliens
af Prof. P. V. Lund udgravede r»g i de Lundske
palaeontologiske A ithding af Kjöbeuhavns Universität*
Zoologiske Museum opbevarade Dyre-og Menncske-
knogler. Kjöbenhavn 1888. 1. Bd., 29 ft.
Die ersten von Lund in den brasilianischen Hohlen
vorgcnomuieiien Ausgrabungen lieferten noch keine Men-
schen reale. Er hielt e» daher iur »ehr unwahrscheinlich,
dass der Mensch noch mit ausgestorbenen .Sauget hierarten
zusammen gelebt hätte. Später fanden »Ich jedoch Men*
»• beureate und zwar von dein nämlichen Erhaltungszustände
wie jene Thierknochen — * Lapada Lagoa do Somidouro — ,
einrr Höhle, durch welche sur Regenzeit ein Hach durch-
flie»»l. Immerhin war die Ablagerung dieser Menschen-
re*te eine solche, «lass über ihr Alter nichts Sicheres er-
mittelt werden konnte. Sie konnten sowohl aus jener
Periode herriihren, in welcher jene «usgrstortenen Thiera
gelebt hatten, als auch aus der allerjüngstcn Zeit. Di*
Thierknochen jener Höhle zeigten alle Grade von Fosoili-
■ation; vollständig petrilicirt waren indes* bloss jene von
Platyonyz, ftcelidot heriuiu , Cblamydotherium,
Dasypus sulratus, Antilope mnquiensis — seither
jedoch mit dem noch leitenden Cervu» simplicicornit
idcntiticirt — , uud Hy drochoer u* su leiden», der
indes« auch nicht* andere« ist, *1* der noch lebende Capy-
bara. Die Mrnschcnschädrl gehören zwei Rassen an; die
einen sind klein aber wohl geformt , die anderen gross,
haben aber eine ungewöhnlich niedrige Stirn. Später
legte Lund auf diese Unterschiede kein besondere* Gewicht
mehr. Er unterscheidet »i« kaum mehr von den noch
lebenden Russen.
Die zweite untersuchte Höhte ist zur Regenzeit unter
Wasser gesetzt. Am Grunde dersrlten lagen die Reste
von Cervu*, Pecari, Faca, Betet Platyony z, Mega-
therium, Hoplophoru» und Smilodon. Die Menschen-
reste befanden »ich jedoch atecits von diesen. Die einzel-
nen Knochen deuteten auf ein einzige* Individuum, waren
inde6» zerbrochen und gaben über du» Alter keinerlei
sicheren Aufschluss.
Von 800 untersuchten Höhlen lieferten überhaupt our
sechs Ueberreste de» Menschen; die meisten derselben
stammten freilich au* einer sehr entlegenen Periode. Fiat
niemals waren dieselben mit Knochen von au»ge»torb«nen
Arten zusammengemengt, aber auch da nicht auf primärer
Lagerstätte, sondern offenbar erst nachträglich mit diesen
vermischt.
Im Jahre 1843 untersuchte Lund die Höhle von Somi-
douro genauer. Die tiefste Schicht, rot her Lehm, enthielt
Cervu« siui pliclcorui* und rufus, beide noch jetzt
lebend, und wahrscheinlich stammte an* derselben Lage
auch ein Rest von Chlatnydotberlum. Alle übrigen
Erdschichten befanden sich offenbar nicht mehr in unge-
störter Lage, »ie waren vielmehr von tÜcssrndem Wuwr
hercingefuhrt und zwar zu einer Zeit, als da» Wasser des
benat hbartrn Sees zum erateauato in die Höhle cindrang
und zugleich hier SQ*»wa*serconchyIien ateetzte. Die weniger
gestörten Schichten lieferten Pecari (Dicotylcs steno-
cephalus), Llatna, Callithrix primaevus, Tapir,
Cervu* paludosus, ater noch keine 31enschenre*te.
Die ersten derselben lagen in dem über dieser Schicht ab-
gesetzten gelten Lehm mit »cliwarzen Flecken, der noch
mehr Conehylien enthält, zusammen mit Llurau, Pferd,
Cania jubatus, den zwei lebenden Pecari- Arten, dem
grossen Hydroehoerus und Fel i* propaother. Hier
kam auch ein Platyomy* (ftcelidothrrium) Huck-
landi zum Vorschein. Noch jünger ist der graugelbliche
Lehm ohne Flecken, reich an Schnecken und oft zu einer
Breicie umge»taltet. Hier sind die Menschenknoehen
sehr zahlreich. Sie sind vergesellschaftet mit Hydro-
choerus sulcidens, Pecari, Hirsch; die darüber be-
findliche blauschwarze Erde gehört offenbar der allerjüng-
sten Zeit an. Auch sie enthält Menschenknochen,
braun und mehr oder weniger petriticirt, dazu viele noch
jetzt lebende Säuger, namentlich Mäuse, Spitzmäuse,
Fledermäuse, Fischotter, Felis coneolor und par-
dalls, Schakal (Canisfulvocaudo aff.), drei Hirsche,
die zwei Pecari und Tatua (Dasypus novemcinc-
tu« und mirim), Vögel, Schlangen, Eidechsen, Alligator
und Fische, letztere viel grösser wie die jetzt in dem be-
nachbarten See lebenden. Auch hier giebt c* noch Reste
von au«ge*tortenen Arten, Dasypus sulcatu« und puoc-
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Zoologie. 123
(»tu», palneocton troglodyt**, Plntyony* Burk-
landi, dir an^Mtorbriirn Pecari und den Rie*en-
jaguar. Menschen kboclien von ganz fossilem Erhaltungs-
zustand lagen sogar in dem in der Mitte der Hohle
befindlichen Teiche.
Lütken glaubt, dass die ausgestorbenen Tliiere einer
besonderen und zwar älteren Periode angeboren, während
die Reste des Mensche« and der noch lebenden Arten aus
einer jüngeren Zeit stammen , die indes* auch immerhin
schon sehr weil xurUckrrichen dürfte.
Die Reste aus der schwarzen Höhlenerde sind calcinirt
und etwa* petrifteirt, jene aus dem gelben und graugclben
Lehm siml »Ingegen ganz fossil isirt. Die Zertrümmerung
der Knochen erfolgte durch herab«! ürzende Felsblücke. Die
Menschenreste vertheilen sich auf etwa 90 Indiridaen,
und xwar vorwiegend Greise, daneben auch Kinder, rum
Theil selbst Neugeborene. Es hat diese Höhle vermuth-
lich als Begribniasplatz gedient. Alle Schädel zeigen die
Charaktere der amerikanischen Kasse. Lund glaubt hier*
au* folgern zu dürfen, das* die rothe Kasse der Ausgangs*
punkt der gelben gewesen sei , und nicht umgekehrt , wie
man vielfach anniuimt. Jedenfalls gab es einen prä-
historischen Menschen Amerika*.
Reinhardt kann hinsichtlich des Erhaltungszustandes der
ausgrstorbrnen Thier- and Menschenknochen keine Unter-
schiede finden , und »rhliesst hieraus aul das Zusammen-
leben de* Menschen mit jenen abgestorbenen Arten.
Lund schätzt dns Alter dieser Menschenreste «uf minde-
sten» 5000 Jahre. Die kleinen Thirre , Nager etc. sind
von Eulen el »geschleppt worden. Die in einem genau ge-
messenen Theile der Höhle vorhandenen Reste solcher
Tliiere sind so zahlreich, dass eine Eule 7*/j Millionen
Jahre gebraucht haben würde, um diese Masse zusammen*
xuhringen. Alle diese Berechn urigen sind indes« hinfällig
and unbrauchbar für die Altersbestimmung »1er Menschen-
re*te, weil gerade in diesem Thriie der Höhle die Men-
schenreste gänzlich fehlen.
Nach Lac er da and Rodrlguez nähern sich die Men'
srhenschädel der brasilianischen llöhlen »len Botokudeu, doch
sind deutlich zwei Kassen zu unterschrillen. (Juatrefages
zweifelt keineu Augenblick daran, dass jene Menschen
mit den abgestorbenen Tbieren zusammen gelebt haben,
ebenso wenig wie an ihrem echt fossilen Erhaltungszu-
stände. Die Botokudeu sind nach ihm Nachkommen der Kasko
von Lagoa Sanlu, jedoch hat dubei Vermischung mit einer
bracbycepbalen Basse ».tat t gefunden. Die eigenartige Ab-
kauung der Schneidezihne, die Lund so sehr in Erstaunen
setzte , findet sich auch beim fossilen europäischen Men-
schen.
Mttkowsky, Ad. Der Lösa von Brünn und »eine Ein-
schlüsse von diluvialen Thieren und Menschen.
Verhandlungen des nnturt» »rächenden Vereins in Brünn,
XXVI. Bd., 1UH8, 9$ Seiten mit 7 Tafeln.
Die Fauna der Höhlen Mährens ist eine Walilfauna, jene
des norddeutschen Diluviums eine Steppenfauna, zum Theil
sogar arktisch. Die Berg- und Hügeilandtchaft Mährens
war während der jüngeren Diluvialzeit eine von grossen
Steppen umschlossene Waldlandschalt. Im mittleren und
südlichen Mähren hingegen wechselten Graslluren und Wald.
Die Stürme der trockenen Jahreszeit führten die lockeren
Müssen des Bodens über die haumlose Landschaft und
lagerten sie au geschützten Stellen als Lus« ab. Anfangs
hatten in dieser Gegend das Mammut h und das Kbino-
reros das Ucbergewjcht , später wurden sie verdrängt
durch Pferd, Rind und Ren. Der damalige Mensch
war Nomade, stand aber seinem Skelettbau nach auf
einer durchaus nicht niedrigen Stufe. Zur Winterszeit zog
sich derselbe jedenfalls in die Höhlen zurück. Er lebte
von der Jagd des Wildpferde*, Ren, Wisent und
Rie«enhir<»ch. Auch Mammulh and Rhinoceros
wurden von ihm gejagt.
Die diluvialen Sande und Schotter enthalten Reste von
Miunmulh, Wildpferd und Nashorn. Die LÖss-
bedeckung ist von »ehr wechselnder Mächtigkeit, 30 bis
1 tn. Der Lös« erscheint als eine atmosphärische Bildung,
Insofern er durch Winde an Ort nnd Stelle gebracht wurde.
Am Rothenberg bei Brunn fanden sich Maratnulh,
Rhinoceros, Pferd, Wisent, Hyäne, Wolf, Holz-
kohle, calciuirte Knochen und Reste des Menschen.
Knochen der drei erstgenannten Thiere sowie von Rind
kamen auch in der Schwarza bucht zum Vorschein. In der
TboauMJtiegelei hat der Lös* eine Mächtigkeit von 25 m.
Derselbe lieferte Stosszähne von Mammuth, Reste von
Rhinoceros, Höhlenbär, Wolf, Wisent, Pferd,
Ren, Eisfuchs (?), Lössschnecken , Kohleuspuren und
Brandrecte. Bei der Wranaa-Mnhle fand man auch Riesen-
birsrh und Hyäne. Die Knochen waren vielfach auf-
geschlagen. Aus der Zwittawu - Bucht kennt man Mam-
muth, Rhinoceros und Edelhirsch, hiervon Mam-
muth am häutigsten. Heim Hau der Trans versnlbahn
erhielt man Mammutli, Rhinoceros, Pferd und einen
menschlichen Unterkiefer. Die Knochen zeigen niemals
Spuren von Rollung; ein Theil der betreffenden Thiere
mag an Ort und Stelle vrremlet sein, während ein grosser
Theil sicher dein M en sehen zur Nahrung gedient hat.
Es folgt eine genaue Beschreibung der einzelnen Reste
des Maminuths unter Berücksichtigung der chronologi-
schen Daten. Von Rhinoceros hat man zwei ganze
Schädel; Pferdereste sind am häutigsten. Man fand
hiervon nahem vollständige Skelette. Bus priscaa ist
überaus spärlich, während man von demselben aus der
Vipustek-Höhle ganze Skelette besitzt. Von Alees pal-
matu* liegt nur ein Geweih vor. Von Hangifer ta-
r and us Süden sich in den Höhlen Geweihe und anfge-
schlageue Rühreukuochen. Sonst hat man noch gefunden
Megaceros hibermeus, Edelhirsch, Reh, ungemein
viele Reste von Höhlenbären; im Löss sind die jünge-
ren Thiere häufiger, vielleicht durch Hufschläge von Pferden
getodtet. Dazu kommen Hyaenu prisca in Höhlen und
im Löss, hier in einer Kohlenschicht. Es stimmt diese
Hyäne mit der striata überein, während die spelaea
mit croeuta identisch ist. Die Unterschiede von prisca
und spelaea sollen nur in Abweichungen des Schädel-
baue* bestehen (??).
Der Los* von Czernahora liefert einen Wol fsschädel.
Von Vulpe* lagopus kennt man nur einen Fussknochcn,
mit Ren zusammen gefunden. Die Schädel des diluvialen
Dachses sind kräftiger als die der noch leitenden. Vom
Biber hat man nnr zwei Kiefer. Im Löss ist die Mlcro-
fauna sehr selten.
Lössfunde hat man ausser von Brünn am Zwittawa- und
Schwarza- Fluss und im Bokytrathale bei Hroman gemacht.
Die Station von Joslowiz hat Wurmbrand ausführlich
beschrieben, Wanket ausserdem eine solch# von Prerau.
Die Hohloitfunde lassen nur dünn eine sichere Altersbestim-
mung zu, wenn die einzelnen Lagen de* Höhlenichms durch
Sinterdecken getrennt sind. Die mährischen Höhlen liegen
im Devonkalk. Löss und Höhlen zusammen haben bisher
geliefert; Mammuth, Rhinoceros, Pferd, Bison,
Alcrs palmatu*, Ren, Edelhirsch, Reh, Riesen-
hirsch, Steinbock, Höhlenbär, Bär, Panther,
Wildkatze, Luchs, Hyaena spelaea und prisca,
Wolf, ilölilenfnch», Eisfuchs, Fuchs, Guloborea-
lis, Dachs, Baummarder, Iltis, Hermelin, Vespe-
rugo serotinus, Biber, Arvicola amphibius und
spelaea, Lepus variabilia, Hamster, Eichhörnchen
und Siebenschläfer.
Am rotheo Berge (Ziegelei) fand «ich eine Lage von
Holzkohlenrest en, nach unten zu scharf abgegrenzl, nach
oben xn gemischt mit Löss und Knochen von Pferd und
Hyäne. Ein hcrahgrstürxter Lössblock — 2 bi* 3m unter
der Oberfläche — enthielt ein menschliches Skelett,
dessen Schädel Scbaalfliausen beschrieben hat. Gräber
16*
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124 Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
sind im Lü** noch nie beobachtet worden, nur Topfscher-
ben, aus Thon und tjuarzköroero gemischt. Der Schädel
i»t orthognath und rührt von einem jungen Manne her.
Oberschenkel , lrlna und Radius gehören dem gleichet» In-
dividuum an. Die Augenbrauen bogen sind nicht »ehr Mark.
Prognathismu» ist nn dienern Schädel nicht zu beobachten
und kann derselbe daher gerade nicht als »ehr niedrig
stehend bezeichnet werden. Auch au» llussowitx hat man
den Schädel eine» kräftigen Manne» erhalten. Denel be ist
dolichocephal und orÜiocephaL Die Stirn ist schmal, aber
nicht besonder» niedrig, die Augenbrauen bogen kräftig, die
HirnknpKcl sehr gross. Auch hier kann man keineswegs
Ton einer niedrig stehenden Rasse sprechen. Ob dieser
Mensch noch mit dein Mammuth zusammen ge-
lebt hat, lässt sieh nicht entscheiden. Der Lös»
von Sclilappanitx lieferte einen Unterkiefer. Sonst bat
min» noch Menscheureste aus Prerau, der Schipkahohle
und der KaUsteiuhöhle von Lautsch. Bei der Thomas-
Ziegelei fand sich in einer Tiefe von 10 bis 12 ni eine
Holzkohleusehicht mit Mammuth- und Wisentk norhen.
Die letzteren waren aufgebrochen und angebrannt* Hier
befand sich wohl ein l-agcrphUx des Menschen.
Nohrlng, A. Uober vereinzelt gefundene Hornkerne
dw Hob primigenius. Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie , Ethnologie und Ur-
geschichte 1888, 8. 341 — 343. Mit 1 Holzschnitt.
ln dem Torfmoore von Harnow in Hinterpommern waren
zwei Uolirte Horuzapten des Do» priiuigenius zum Vor-
schein gekommen. Vortragender erklärt dieses auch sonst
schon sehr oft beobachtete Vorkommen von Hornzapfen bei
vollständigem Kehlen aller weitere» Reste von Kind damit,
dass man jene vom .Schädel abschlug und im Wasser eine
Zeit lang aufhewahrte , um mittelst einer Maceration die
als Trinkgeräth dienende Hurnscheide frei zu bekommen.
Siehe X eh ring, Pfahlbauten des Szontag-Sees in diesem
Literaturberirhte.
Nehring, A. Bon primigenius, insbesondere über
Kein« Co«xi»t«?nz mit dem Menschen. Verhandlungen
der Berliner anthropologischen Gesellschaft 18a8,
6. 222 — 231. Mit 3 Holzschnitten.
In einem Torfmoore von Guhlen in der Niederlausitz
fand sich der wohlc rhaltene Schädel und Extremitäten-
kii'M-ben eine» weiblichen Individuums von Uos prhnlge-
niu*. Dia Dimensionen nbcrtrrffon die der zahmen Haus-
kuh ganz beträchtlich. Au» den Dimensionen de» Metutarsu«
ergiebt »ich, daa» der hei Salzderheldeu »ufgefutideue Meta-
tnrsu* einem grossen männlichen Individuum des Primi-
gruiu» angrbört; für Bison ist derselbe zu lang. Er
zeigt SchhiTHichen. Mit ihm zusammen kamen auch zwei
Kinderschädel zum Vorschein , von denen der eine auf
Primigenius, der andere auf die Torfkuh zu beziehen
Ist. Erst iu der tiegenwart werden Kinder gezüchtet,
die ähnliche Dinieimuaen erreichen, wie jene «ubfussilcu
Primigenius. In der prähistorischen Zeit, sowie im
Mittelalter gab es bei um nur klrine Rassen , was aber
bloss auf die mangelhafte Pflege und unvollkommene Züch-
tung von Seiten des Menschen zurinkzuluhren l»t. Es
stammen nicht nur die Lnnghomigen Primi gen ius-Rassen
von» wilden Primigenius ab, sondern auch die Brachy-
cer ob -Kassen, inclusive der Torfkuh. Klima und Nahrung
sind von grossem Einflüsse auf die Grösse der Horner,
letztere aber wieder auf den Bau de* Schädels. Trockenes
Klima befürdet das WachMhum dentelbeu, feuchtes Klima
hemmt ea, desgleichen Hunger und Inzucht. Dass der
wilde Primigenius noch mit dem Menschen zusammen
gelebt hat, geht daraus hervor, «lass der erwähnte Mctn-
tarsu» Spuren von Bearbeitung zeigt — er dieute als
Wetzstein — , sowie daraus, dass «in .Schädel den wildeu
Primigenius au» dem See von Clausdorf mehrere Bohr-
löcher erkennen lässt, die wohl dazu dienten, denselben ul*
Trophäe oder als Zierde aufzuhängen. Beule Reste stammen
aus dem frühen Mittelalter.
Nehring, A. Die Fauna eines masurischen PfAhl-
bauvs. XaturwieamiHchAftlichp Wochenschrift, Berlin,
H. Hismaitn, 1888. 4®. S. V — 13. Mit Holzschnitt.
Prof. Ile yd eck untersuchte im August 1887 Pfahl-
bauten im südlichen Masuren zuerst jenen in der Gegend
vom Lötzen und Lyell, am Sxontag-Soe. Neben Artefacten
aus Feuerstein und einer Bronze - Scheibe und -Nadeln,
S]>eer*pitzen etc. aus Knochen und Thongerälhen , diese
sicher ohne Töpferscheibe verfertigt, fanden sich die Kette
von 17 Säuget liieren, »3 Vögeln und 2 Fischen. Die Thier-
re«te verflteilrn sich auf Wolf, Fuchs, Wildkatze,
Fischotter, Bär, Biber, Hase, Wildschwein, Ur-
rind (primigenius), Edelhirsch. Reh, Haushund,
Pferd, Hausschwein, Hnusrind, Schal, Ziege,
Auerhahn. Birkhahn, Ente, Krähe, Hühnerhabicht,
Eule, Hecht und Wels. Am häufigsten sind die Knochen
von Huusthierrn, namentlich vom Schwein. Die Knochen
zeigen meist Spaltung mittelst Steinen. Der C r ist durch
eiu riesiges Horu vertreten, das In der Mitte durchgehrodtra
worden war und zahlreiche Einschnitte und Einkerbungen
erkennen lä*»t. Auch die Hirschgeweihe zeigen vielfach
Spuren von Bearbeitung. Der Hund nähert sich sehr dem
Wolfstypus. Da» Pferd gehörte einer I’onny-Eaase an.
Die Schweinereste deuten ebenfalls auf eine »ehr kleine Rasse,
weiche sich an das Wildschwein AMehliesct. Das Rind
»st eher mit Primigenius, als mit der Torfkuh zu ver-
gleichen. Das Schal schliesst sich am ehesten an die Haid-
schnuekeu au. Die Ziegen waren »ehr gross und sehr
kräftig, wie das häutig der Fall ist, wenn die übrigen Haus-
thierr verkümmern. Der Hund ist allenfalls aU matris
optimae zu bezeichnen, der übrigen» auch schon in der neoli-
thischen Periode verkommt. Zwischen dieser und der Bronze-
zeit lässt »ich nur schwer eine Grenze ziehen und ist es
sehr wohl möglich, das» dies« Ansiedlung trotz der Seltenheit
von Metallgerätlien doch schon zum Tlieil in die letztere
■ Periode fallt. Die Bewohner dieses Pfahlbaues scheinen
hauptsächlich von der Jagd und vom Fischfang gelebt zu
haben. Daneben cullivirten sie allerdings mit ziemlichem
Fiel**« die Zucht ihres Hausschweines. Hausgeflügel
scheinen sie nkht besessen zu haben.
Riviöre, Emile. Da PantiqultA de Thomm« dann Jea
Alpes maritimes. Ref. in Mat^riaiix pour Phistoire
primitive de Thomm« 1888, p. 44h — 455.
Die Untersuchungen beziehen »ich ersten* auf den Menschen
in den geologischen Perioden und zweitens auf die mit ihm
gleichzeitig leheude Thierwelt. Verfasser behandelt die
Höhlen und Knocbenbrecrien von Nizza, Antibes etc., di«
Station Bau» -Roux oder Cap Roux de Benulieu und die
Höhlen von B»ou»»e - Kotm*. Die letztgenannten Höhlen
liegen schon in Italien (VentimigUa). Die daselbst ge-
fundenen Knochen »ind angebrannt und dürfen somit als
echte Küchenabfalle lief rächtet werden. Dir Station ist
entschieden quartär, die Fauna hat einen alterthümlichet»
Charakter: Höhlenbär, Löwe, Hyäne, Vielfrass,
Elephunt, Rhinoceros, Crrviden, Vögel, Fische
und Mollusken. Da» Ren t hi er fehlt wie zu erwarten
war; sein südlichstes Vorkommen ist au» Port du Gard.
Die Hteingeräthe der untersten Schiebt zeigen den Moustic-
rien-Typus, die der höheren Schichten nähern «ich mehr
jenen von Solutrö. In der Höhle von St. Louis fand sich
ein menschliches Skelett, mit Musr-haln geziert, nebst
Knochen von Schwein, Ziege und Hirsch.
Die sonst noch vorhandenen Meu» benknochen boten keiner-
lei Anhaltspunkte für ihr Alter. Die wenigen Geritbe aus
Thierknochen zeigten den Typ«* von Solutr#-. Die fünfte der
untersuchten Höhlen lieferte Menschenreste in verschie-
denen Niveau»; die meisten waren offenbar hier begraben.
Die sechste Höhle enthielt ebenfalls menschliche Ucber-
reste; bet einem Skelett lag ein durchbohrter Hi rach-
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Zoologie. 125
Cnnin und der E<kxahn etn» Höhlenbären. Erst ober-
halb dieser Schicht folgt eine Lage mit Geräthen vom
Muustirrien-Typu»; diese Schicht enthielt auch ein Kinder-
skclctt, jedoch ohne alle Beigabe. Von einem zweiten
Skelett fehlten verschiedene Theile, andere waren au.* ihrer
natürlichen Lage gebracht and licsse» Zshuspureo erkennen,
die auf Hyaena spclaea gedeutet wurden, von der ja
auch zahlreiche Coprolithen zum Vorschein kamen. Sicher
»lud diese Reste eben*» alt wie die Ablagerungen, in denen
*ie gefunden wurden. Jedenfalls handelt es sich um neoli-
thiache Reste.
Riviure, Emile. Sur in Faune et Urs ossonusnt* Imtnains
de» Baum«« de Buils* et dt U Grotte Kt. Martin (Alpe*
maritimes). Matlriaux pour PhtMtoire primitive de
rhonnne. Paris 1888, p. 554 — 658.
Die untersuchten fünf liöhh-n zeichnen »ich durch den
Rrichthum an Thierresten aus. Die vier ersten enthielten
Crsusarctos, Fuchs, Wildkatze, Murmelthier und
Arctomy* primigenia (?) Kaninchen und Feld-
hase, Wildschwein, Edelhirsch, Reb, Damhirsch,
Hirsch (?), Ziege, Schaf, Bos longifron», ver-
schiedene Vögel und einen Fisch, Sciaena aquila.
Eine Hirschphalange war gespalten und mit einem Loch
versehen. Von MeiiM-lien kamen nur einzelne Zähne und
Knochen zum Vorschein, einer kleinen Rasse angehörig.
Die Höhle von St. Martin war während der neolithin-hen
Zeit vom Menschen bewohnt, welcher hier zahlreiche,
aber roh« ThongeOUse hinterlassen hat. Von Thieren
fanden sich nur Myoxus prisens, Arvicola smphi-
bias, Wildschwein, Edelhirsch, eine kleine Ziegen*
rasse, Schaf, Rind, vielleicht longifron» und Perdix
graeca.
Rividre, Emile. La Grotte de St. Mitrtin (Alpes
maritime*). Materiaux pour fhlitoira primitive de
lliomme. Vol. XXII, 1888, p. 217 — 218.
Die Höhle war in der neolith Ischen Zeit vom Men-
schen bewohnt. E» fanden sich Knochen von Schwein,
Hirsch, Rind etc.
Riviöre, Emile. Grotte* ditw» le* Baumn* du» Bail»
(Alp** maritima*). Matlriaux pour Hmtoire primitive
de l’bomme. Vol. XXII, I8b8, p. 218.
In zwei von diesen drri Höhlen kamen Menschen*
knochen zum Vorschein und zwar von verschieden alten
Individuen nebst Resten von Schweinen, Hirschen,
Rindern, offenbar aus neolithischer Zeit stammend. Die
dritte Höhle enthielt eine zahlreiche Fauna aber keine
Menschen roste, sondern nur Feuersteine ohne Nacharbeitung
und eine durchbohrte und geriefte Hirschphalange. Von
Thieren sind anzuführen mehrere kleine Fleisch-
fresser, Murmelthier und ander« Nager, Schwein,
Wiederkäuer, mehrere Yogelarten, ein Fisch und Land-
Achneckenschalen.
Rlvlöre, Emile. Decouverte iVun gisetnent. quaternaire
dati* FAngoumU, )a Qu Ina. Revue seien tidque,
T. XXXXI, 1888, p. 270 — 272.
Ri viere , Emile. Hur 1h Station anaternaire de la
Quinn (Charente). Matöriaux pour Ihistoir« primitive
de Hiomme. ToL XXII, 1888, p. 145 — 147.
Die Ablagerungen, welche Artefacte und Thierreste eiu-
*chlie*»en , haben hier eine Höhe von 2 bis 3 tn. Es ge-
hören diese Reste nur einer rinzigrn Periode an. Von
Thieren fanden »ich: Crsus, vielleicht spclaeus, Dachs,
Schakal, Fuchs, Wildkatze, Pferd (»ehr häufig),
Rentbier, gleichfalls gut vertreten, Edelhirsch, Reh,
Ziege und Rind (primigenius). Die Silex zeigen den
Moust Serie o-Typus. Dagegen fehlen bearbeitete Knochen
und Geweihe.
Schlosser. Ueber SAugethiere- und Vogelreste
von den Ausgrabungen in Kempten stammend. Cor-
respondenzblatt der aeutschn Gesellschaft für Anthro-
pologie, Ethnologie und Urgeschichte 1888. 8. 17—22.
Die Funde stammen au» der Römerxeit, Von Hausthier*
knochen bat man Rind, Pferd, Esel, Schwein, Schaf,
Ziege, Hund, Gans und Huhn, von Wild Hirsch,
Reh und Wildschwein. Die R i n der knochen gehören
zum grössten Theile der Torfkuhrasse »n; eine grosse
Primi ge nius-Ruste ist nur durch einige Reste angedeutet.
Dieselbe war wohl von den Römern eingefübrt worden.
Das Schwein stimmt mit dem Torfsrbwein. Wlld»chwein-
rest* sind »ehr selten. Das Pferd dürfte als orientalische
Rasse zu deuten »ein. Von Hunden waren drei Hassen
zu unterscheiden, Dachshund, eine weitere mit Anklängen
an Windhund und Hühnerhund, und dann noch eine
kleine Rasse, Fuchsahnlieh im Kiefer und Zahnbau.
Von Kempten stammen auch Pfahlbaureate, mit Knochen
von Pferd (Schädel), Torfkuh, Torfschwein, Ziege
und Torfhund. Ganz besonderes Interesse verdient jedoch
der Homzapfen eines Steinbocks.
Virchow, R. Untersuchungen von Gräbern und Pfahl-
bauten in Ontpreuasen. Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte 1888. 8<\ 8. 428—430.
Am Siontagsee kam rin Pfahlbau an* der jüngeren
Steinzeit zuin Vorschein. Von Metallgeräthen war nur eine
Bronzescheib« vorhanden.
N eh ring fand II uiid,Torfschwein,Torfknh, Ziege,
Schaf, Pferd, Wolf, Fuchs, W’ildkatze, Fischotter,
Bär, Biber, Hase, Wildschwein, Bison, Edelhirsch,
Reh, Auer- und Birkhahn. An den Vortrag wird die
Bemerkung geknüpft, da»» wohl nur ein Theil des Pfahl*
hauvolkes die Pfahlbauten bewohnt haben dürfte. Ein
grosser Theil desselben hatte vielmehr aller Wahrschein-
lichkeit nach »eine Wohnsitze am festen Lande.
Virchow, R. Die menschlichen Uebwrreste bub der
Bilsteiner Höhle hoi Wart* Kein in Westfalen. Ver-
handlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie, Ethnologie und Urgeschichte 1888, 8. 335—338.
Die Höhle liegt im devonischeo Kalk und gabelt sich
mehrfach ; sie hat drei Ausgänge. Au» derselben stammen
fünf Me »sehen »chkdel, einer davon aus einer höheren
Lage. Von Thierknochen konnten bestimmt werden solche
von Ren, Schwein und Schneehuhn. Ob die Men-
schen reste das gleiche Alter haben, konnte nicht er*
mittelt werde»,
Virchow, R. Knochenbreccie aus einer astarischen
Höhl». Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1888,
8. 468.
Nordspanien ist reich an Höhlen mit Knochenbreecie».
Ren ki>mmt darin niemals vor, wohl aber Edelhirsch,
Steiubock, Pferd, Biber. Du» vorliegende Stück
Breccie enthält Reste vom Hirsch und Holzkohlen. E»
ist recht wohl möglich, da»* die Höhle wirklich von Men-
schen bewohnt wurde und zwar io sehr früher Zeit.
B. Säugethiere aus dem Diluvium ohne nähere Beziehungen zum prähistorischen
Menschen.
Buchenau, Franz. Maramutb-Stoaszabn aus der
Weser bei Xieuburg. CorreapoudenzblAtt der deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte, Bd. XIX, 1888, 8. 36.
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120
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
[m Kln**kic* der Wewr sind schon wiederholt Zähne voii
Mammuth gefunden worden.
Calderon } Salv. ExiMencU d*»l ElephAa (mcri-
dioualU] Trogontherii TohL en Sevilla. Anales
aocmlad espanola hist. nat., Tom. 17, -Cu&d. 2, Acta«,
p. 82 — 35.
Liegt nicht ri»r.
Calderon y itrana, Salvador. Note sobra la exi-
ütoncia del „Eie phas nnliquua“ en Andalunia.
Anales aoeiedad espaüola hist, mit., Tom. 10, Cuad. 3,
Actas, p. 46 — 50.
Capeliinij A. Sur un petit ours de la grotte de Ca*-
sana. Materiaux pour 1 'hin toi re primitive de l'homme
1888* 8rt- p. 808.
Auch in dle*er Hohle — Ligurien — fand sich nunmehr
diese kleine üarenrasse, die jedenfalls schon mehr der
PHanxennahnmg nngepasst war als die grosse. Beide haben
zusammen gelebt , aber nur seitlich , nicht auch an den
gleichen LocaliUten.
Conwentz, H. Vorweltliche Wi r bei t hier res te ans
der Umgebung von Riesenburg. Schriften der &atur~
forschenden Gesellschaft in Danzig, Bd. VII, B. 40—41.
Liegt nicht vor.
Dawkins, W. Boyd. OnAilnrnsanglicus. A
new Carnivora Brom the red Crng. Nature 1087,
Vol. 37, p. 350. The Quarter ly Journal of the Geo-
log i ca I Society 1888, p. 228 — 230. Mit 1 Tafel.
Im Ked-Crag fand sich der Untrrkiefer eines Ailurus,
grösser als der lebende fulgens.
De Via, C. W. On n Kiipposed new species of Noto-
therium (dumme). PTOCOedlll« of the Linncan
Society of New South Wales. VoL II, p. 1085 — 1070.
De Via, C. W. On an extinct genua of the Marsu-
pials allied to Hypsipry mnodon (Triclts oaeil-
lanus). Proceediuge of the Lin nean Society of New
South Wale*. Vol. III, p. 5 — 8.
Qaudry, Albert et Boule M&rcelin. L'Elas-
motherium. Matlriaux pour rhistoire des temp*
quaternaires. III. Vol. Paris 1888. p. 83 — 104.
Mit 4 Tafeln.
Das Elismnthrrium zeigt, wie sich Skugrlhier* im
Laufe der Zeit bei einer Armierung in ihrer Lebensweise
auch in ihrer Organisation andern können. Wir sehen
hier die Umwandlung des Rhinocerostypus in einen
echten fterhivoren. Zuerst wurde dasselbe beschrieben
von Fischer von Waldhritn als Klephns Sibiriens.
Dieser Forscher glaubte an demselben Merkmale von Eie-
phas, Khinocrros und Kdentaten finden zu können.
Mit den letzgenannten hat es auch Blain vi Ile vereinigt,
während es vonCuvier zwischen Khinocrros und Pferd
gestellt wurde. Erst Pictet erkannte dessen nahe Ver-
wandtschaft mit Rhinoceros. Gail besans von F.las-
inotherium eine Schiulelliiilfte aus dem Rhein. In letzter
Zeit fanden sich einige Reste dieses Thieres bei Samara
an der Wolga. Von Rhinoceros lichorb i nun unter-
heidet es sich vor allem durch seine riesigen Dimensionen;
ferner befindet siel» der Hornxapfm nicht auf der Nase,
sondern auf der Stirn. Die Dimensionen stimmen fast
eher mit Klephns als mit Rhinoceros. An Rhino-
reros erinnert die Anwesenheit einer knöchernen Nasen-
srheidewand. Die Porletalia sind auffallend klein und
liegen weit zurück. Möller schreibt ihm einen Rüssel zu,
indess wohl mit Unrecht. Gleich dem Schädel hat auch
das Gehirn grosse Aelinlichkeit mit Rhinoceros. Was
das Gebiss anlangt, so fehlen die BchneidezShne, abgesehen
vom Milchincisiven , doch verhalt sich auch Khinoeeroa
simus ebenso. Die Backzähne bestehen aus zwei kleinen
Priimolareu und drei Molaren. Dir ersteren haben für
einen so ausgesprochenen Herblvoren keinen Werth
und sind daher beträchtlich reducirt; um so kräftiger sind
dafür die Molaren. Auch hei Rhinoceros tichorhinu»
kann bereits der obere Prs verschwinden ; im Unterkiefer
erhalt sich alter dessen Alveole auch bei Elastnotherium.
Die .Schmelzleisten der Backzähne zeigen Faltung; die
Krone hat eine bedeutende Höhe erlangt. Khinoeeroa
tichorhinu» ist nicht der Stammvater des Elasmothe-
rlum sondern nur dessen Vetter. Als Ausgangspunkt des
letzteren kann jedoch Cndurcotherium aus dem Oligo-
cän gelten. Die Zähne haben hier ebenfalls bereits Cäment
angesetzt.
In der Tafelerklärung wird gezeigt , wie bei allen Huf-
thieren die anfangs niedrige, aber mit dicker Schmelz-
schiebt überzogene Krone immer mehr an Höhe zunimint,
wir alle Erhabenheiten der Krone immer mehr ins gleiche
Niveau treten , die Wurzel bildung immer »piteT erfolgt
und xuletzt in den Vertiefungen der Krone ein neues Ele-
ment, die CümrnUubManz, zur Entwickelung kommt.
Kurz der anfangs niedrige, mit Wurzeln versehene, für ge-
mischte Nahrung bestimmte Zahn verwundrlt sich in den für
die echten llerbivoren so charakteristischen, wurzellosen
„ prismatischen “ Zahn. Beispiele hierfür zeigt unter den
Proboscidiern die Reihe Mastodon, Stegodon, Kit-
phas meridionalis und Mimmuth, unter den Peristo-
dacty len die Reihe Lophiodon, Aceralherium, Rhino-
ceros, Elamotheri u m, unter den Artiodactylen
die Reihe Xiphodon, Antilope, Boi elatus, Bison.
Diese Beispiele sind indes» zum Theil etwas unglücklich
gewählt, indem Lophiodon mit den Rh i nocrotiden
eltenso wenig xn schaffen hat, wie Xiphodon mit den
Wiederkäuern, d. b. als deren Ahnen iu Betracht kommen
können. Bei einer etwa« genaueren Kenntnis« de« fossilen
Materials Hessen sich schon bessere Beispiele aufstellcn.
(Anmerkung des Ref.)
Was die Kitrcmitätrnknochen des Elasmotberium betrifft,
so stimmen dieselben fast ganz mit jenen der Rhino-
cerotiden überein. Sie waren nur grösser und zugleich
etwas schlanker al* jene von Rhinoceros tichorhinu*.
Nehring, A. Utbtr die Fon« der unteren EckzAhne
M den Wildach weinen, sowie über da« aoge-
nannte Torfschwein (Bus palustris Kütimeyer).
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforacbender
Freunde zu Berlin 1H88, 8. 9 — 15. Ueber daa sog©*
nannte Torfachwein (Bua palustris Kütimeyer).
Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesell-
sclrnft 1888, 8. 181 — 187. Mit xwei Holzschnitte«.
Die von RÜtimeyer als Bus palustris beschriebene
kleine Schweinrform fand sich später auch iu allen prä-
historischen Fundstätten Europa». Der genannte Autor
hielt dasselbe ursprünglich für eine selbständige wilde
Art, die neben dem eigentlichen Wildschwein existirt
hätte, später erklärte er es für ein Kreuzuugsproduct vom
indischen und europäischen Hausschwein, zuletzt
brachte er es in whr nahe Beriehong zu dem iadiichea
Hausschwein, indicas, resp. dessen wilder Stammform,
dem Sus vittatus, hob also die asiatische Abstammung
besonders hervor; Schütz hielt es für einen Abkömmling
des Sennaarsch wein«, Strobel für eine selbstständige
europäische Art, Steenstrup und Rolleston lediglich
lur das Weibchen des Wildschweins. Verfasser zeigt
nun, dass das europäische ildsrh wein je nach der
weiter fortgeschrittenen Dornest kirung und sonstigen Fac-
toren ausserordentlich variirou kanu. Bo halten Inzucht,
Klima, Nahrung grossen Einffu«« auf dessen Variabilität.
Schon io der Natur kommen häufig Kümmerer vor, die
dem Herbstwurf entstammen ; so ferne sie nicht über-
haupt zu Grunde gehen, bleiben sie Kümmerer, d. h. unge-
mein schwächlich und klein. Sehr häutig sind solche auch
in Parken in Folge der Inzucht. Sie haben einen xuge-
»pitzten Knpf, relativ grosse Augen, flnehrippigen Rumpf,
hohe, dürre Beine, kurz sie sehen dem Torfach wei n sehr
äholich. Gleich diesem zeigen sie auch einen verkürzten
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Zoologie. 127
Incisiven-Theil und ein schwächliche* Gebiss, namentlich
in bezug aut' die Primotnren. Vertaner halt deshalb das
„Torfschwein1* nur liir riuen durch primitive Dotnesti-
eirung verkümmerten Abkömmling des europäischen Wild-
schwein*. E* sollen freilich im Pleiatocäu von Paris und
nn anderen Orten diluviale Reste des Torfschweins ge-
funden worden sein; sollte dies aber wirklich der Full sein,
so wären auch dies« Thier« nur Kümmerer des gewöhn-
lichen Wildschweins. In den Mittelmeer ländern und in der
Schweiz mögrn zur Bronzezeit immerhin Importirongen
asiatischer Hausschweine und Kreuzungen mit den
Nachkommen des gezähmten Wildschweines stattge-
funden haben ; die Reste aus Norddeutsehland hingegen
weisen in^gesammt aut Kümmerer, d. h. domesticjrte Ver-
treter des Wildschweins hin. Die verkümmernden Ein-
flüsse der Domestidrung werden immer noch zu wenig
beriieksi« htigt. Selbst bei Thieren ein und desselben
Wurfe* zeigen sich erhebliche Verschiedenheiten.
Auch diu sardinische Wildschwein, Sus scrofa
meridionalis K. Maj., angeblich mit Sus vittstu»
verwandt , ist nur eine verkümmerte Inselrasse de* ge-
wöhnlichen Wildschweines.
Was die Eckzähne, Hauer lrttrifft, so leigen jene des
papuensis den nämlichen Querschnitt wie jene des vit-
tatu*- Die stärksten Kckzähne finden sich bei barbat u*
und longirostris. Die Form wechselt auch bei den
einzelnen Arten und zwar bei den uämlicben Individuen
je nach dem Alter.
Nehring A. Feber die Dilu vialfaunen von Wester-
ege ln und Tbiede. Sitzungsberichte der Gesellschaft
naturf»r«chender Freunde zu Berlin 1888, S. 89.
Pohl ig hatte in „Sitzungsber. der niederrhein. Gesell-
schaft- 1887 behauptet, das» Rbinoceros Merck! bei
Westercgeln gefunden worden sei. Verfasser giebt die
Möglicbkeit zu , dass diese Art wirklich bei Egeln zum
Vorschein gekommen wäre, doch könnten dies« Reste un-
möglich aus jenen Ablagerungen stammen , die er sell*»t
untersucht halt«; dieselben seien zweifellos lössartige Bil-
dungen und auf keinen Fall identisch mit jenen von Rix*
dorf, dl« Pohlig unter die Motwlxcher Sande »teilen
will. Gegenüber W oll «mann hält Kehring mit aller
Entschiedenheit daran fest, dass die Fauna von Wester-
egrln aut einen strppenartigen Charakter schliessen lässt,
namentlich gilt dies vou der Anwesenheit charakteristischer
Steppen -Nager. Uebrigen» finden sich aolcbe nicht bloss
an der genannten Localität, sondern auch in Diluvial-
Ablagerungen von Frauken und Mahren.
Nolirlng, A. Ueber das Skelett eines weiblichen Boa
printigeniti* aus einem Torfmoor« der Provinz
Brandenburg. Sitzungsberichte der Gesellschaft natur-
forschender Freunde zu Berlin 1888, S. 54 — 62. Mit
einem Holzschnitte.
Mehring, A. Entgegnung auf Wolle mann ’s Ab-
handlung über die Diluvialsteppe. Sitzungsberichte
der Gesellschaft naturforscheuder Freunde zu Berlin
1888, 153—186.
Wollemann hat gegenüber Kehring bestritten, dass
ln Mitteleuropa zur Postgladalzeit gewisse Landschaften
Steppencharnkter besessen hätten. Der letztere Autor
weist nun darauf hin , dass nicht bloss die Botaniker die
einstige Anwesenheit einer Steppenflora zugeben , sondern
Auch in der Thal in Mitteleuropa Thiere gelebt hsbeu, die
heutzutage nur noch in der russischen und sibirischen
Stepp« anzutreffen sind, so die Alactaga, verschiedene
8p ertno philus — Thiede — verschiedene H a in »te r -
arten — phaeu» in Ungarn, Saalfeld, Zuzlawitz — . Auch
die in Thiede gefundenen Landechnecäeu sprechen keines-
wegs dagegen, dass dort wirklich eine Steppe geweseu sei.
An der genannten Localität beiiuden »ich die nordischen
Steppentliiere in den tiefsten Lagen. In den höheren
herrschen Rhinocero* und Mammuth vor.
Nehring, A. Utber da« Vorkommen von Arvicola
oecoDomui Pall. sp. im Diluvium von Thiede und
Westeregeln. Sitzungsberichte der Gesellschaft nutur-
forscheruJer Freunde zu Berlin 1888, 8. 80 — 85.
Verfasser ist nunmehr geneigt, die früher von ihm als
Arvicola rattierp» bestimmten Reste au* dem Dilu-
vium zu Arvicola oeconomu* zu stellen, indessen sind
die otteologUchen Unterschiede zwischen beiden Arten
äussrrst gering. Die Deutuug al« oeconomu* erscheint
insofern als mehr berechtigt, weil sich an jenen Local i-
taten auch sonst sehr viele charakteristische Steppennager,
so Alactaga jaculua, Arctomys bobac, Lagomys
pusillus und Spermophilu» rufetcon* gefunden
haben. Gegenüber Plcske «ei zu erinnern, das* Myodes
lern nun und schisticolor wohl nur Abzweigungen von
obensi» sind. Die der Art nach fraglicbeu diluvialen
Myodes- Reste sind deshalb richtiger als obensi« zu
bestimmen, weil sie neben solchen von torquatus Vor-
kommen , welche beiden Species auch noch in der Gegen-
wart die nämliche Hcimath haben.
Pohlig;, Hans. Dentition und Kraniologie des E. antl-
quua Falc. mit Beiträgen Uber Elephas primi-
gouius Blum, und Elephaa meridionalis Nesti.
Erster Abschnitt. Nova acta der kaiserlich Lcopol-
diniach-Carolinischen deutschen Akademie der Natur-
forscher, Halle, 53. Bd. 1886, 2HO Seiten. 10 Tafeln.
Verfasser giebt zuerst einen Urberblick über die Arbei-
ten Bl umenbach’a, Cnvier's, Nesti1» Falconer’»
und anderer Autoren, die »ich mit den Resten fossiler
Elephanten beschäftigt hatten und wendet sich daun
dem Elephas antiquu* zu, der in Mitteleuropa eine *o
wichtige Rolle in der Pleistoi-änxeit gespielt , aber auch
in Italien vielfache Reste hinterlassen hat. Besonders
häufig ist E. antiquu* in drn Tüllen von Taubach bei
Weimar , doch wurde da» vorhandene Material in »ehr
viele Museen zerstreut und befinden »Ich z. B. die Re»te
von anscheinend ein und demselben Individuum io nicht
weniger als sielten Sammlungen.
Ein Abschnitt Itebandclt die geologische Bedeutung de*
E. antiquu» und die Localitäten von dessen Ueberreaten.
Bezüglich der geologischen verticalen Verbreitung scheinen
die drei wichtigeren fossilen Elephanteutörmen Europas,
Elephas meridionalis, antiquu» und primigeuius
eng mit einander verkettet zu »ein. Der er»te kommt
bereit» im Pliocfin de* Val d’Arno vor, »päter findet er »ich
auch in Frankreich — 8t. Prcst — , in England im jünge-
ren Crag und Forestbed , im Süden erhielt er »ich jetloch
anscheinend noch hl» in» Pleistocän neben antiquu» und
prlmigeniua.
Auch der antiquu* hat noch im Arnothal im Pliocän
gelebt neben Mastodon arverneneis und Bomoui;
noch häutiger wird er in den eben erwähnten oberplio-
einen Ablagerungen und erreicht sodann »einen grössten
Individuonrrit bthuin in den mittel ptioeänen tlnviatiirn und
liinnifcclieu Bildungen Mitteleuropa* sowie ln Italien. Die
jüngsten Reste »tauuneu au* Huviatilen Absätzen von Arezzo,
die etwa dem Löss entsprechen; hier neben Mammuth.
E. primigeniu» erscheint zuerst in den ältesten Pliocän-
Schotlern, vielleicht sogar schon in dem Oberpliocäa mit
Machnerodu» latiden», aber immer in Schichten, in wel-
chen Mastodon arvernensis bereit* erloschen ist, bleibt
aber hier noch sehr individuenann , häufiger wird da«
Mammuth in den alteren Flussablagerungen, die der
Haupt-Glncinlzeit folgen, um dann während der Periode der
oberen Flussablagerungen wieder seltener zu werden. Iu
der Zeit, welche durch die jüngeren Glacial-Lehme, Schot-
ter und den Lös* repräsentirt wird, erreichte da* Mam-
muth den Höhepunkt seiner Entwickelung. Der grössere
Individuen - Keicbthum de» Mammuth fällt also immer
mit klimatischen Schwankungen , d. b. mit Temperatur-
erniedrigung zusammen. Es lassen sich drtnnar-h hinskht-
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128
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
lieh der Verbreitung der jiing*ten fossilen Proboscidier
ln Europa folgende Stufen unterscheiden :
1. Stufe de» Mastodon nrvernensis für das untere
PliocSn.
2. Stufe de» Elephas meridionalis für da» obere
Pliocin.
5. Stufe de* K. meridlotialis trogontherii für da*
älteste PlistoeJin.
-Sa. Haupt/lHcinlstufe für das untere l'listocän.
4. Stufe de* E. primigeuiu* trogontherii für da*
untere Mittelplistoi an.
fj. Stufe des K. antiquus für da* obere Mittelplistocin»
6. Mamcuuthstufe für das untere Uberplistocan.
da. Hen t hier» tul'e.
7. Prähistorische oder Pfahlbautenstufe für das mittlere
Olierplistocin.
8. Historische Stufe.
Treue Begleiter haben die einzelnen Eleph anten-
arten in solchen von Rhinoceros. So Rhino ccrn»
megarhinus und Mercki etrusen* nur in der
Meridionalis-Stufe, Kbinoceros Merck! trpu» wohl
auch schon hier, aber der Hauptsache nach in der Anti*
quus-Stnfc. Rh. tichorhinus endlich vorwiegend in der
Matumutb-Stufe.
Reste des Elephas autiquu» tiuden sich, abgesehen
vom Pliocän, in limniscbeu, Üuviatilen, iluviotuariucn Bil-
dungen, in Höhlen- und halbvulkanischen Ablagerungen
de» Plistociu. ln Deutschland sind als Fundorte zu
nennen die Sande von Moosbach bei Wiesbaden, und die
Travertine von Thüringen — Tauhach etc. — , in der
Schweiz die Schieferkohten von Utznarh und Dörnten , in
Itatien die Travertine des Tiberthaies und in England das
Becken von Gray* - Tliurrock au der unteren Themse, in
Frankreich die Travertine von Marseille, die allerdings
auch meridionalis enthalten »ollen. Von Flussschottern,
welche Re»te des E. antiquus führen, sind zu nenneu
jene aus dem llmthal unterhalb Weimar, die Kiesbänke
von Rosenheim am Inn, der Neckarkies von lleilbronn
Und Bietigheim und endlich au* der Gegend von Braun-
schweig — Thiede — , nicht aber in den Sonden von
Rildorf. lu Frankreit h hat man Funde zu verzeichnen
bei Pari» — Argenteuil — , bei Atnien», bei Lyon, an der
Saone, Rhöne und im Becken der Gironde, in England im
Themsethal und vielen anderen Flussthälern ; auch in
Italien sind manche Flussschotter reich an Resten des
K. antiquus, besonder» Tiber, Po mit Nebeniiüuen und
da* Val de chiana. Auch int Italien da» einzige Land, in
welchem E. antiquus noch während der Ldsazeit cxi»liri
hat — Arezzo — . Reste dieses Thieres sind auch in den
halbvulkaninchen Tuffen der Gegend von Rom, sowie io
HuTiomarinen Schichten von Livorno, Civitavecchia und
Sicilieo, und in den Höhlen von Kent und Oreston in
England, den Höhlen am Golf von Tarent und den slcllia-
niM-hen Höhlen zum Vorschein gekommen ; schliesslich
wären noch anzufiihreu als Fundplätze Gibraltar, Malta,
Korinth und Sardinien.
Die Thiergesellsrhnfl , in welcher der E. antiquus zu-
erst erscheint, hatte eilten nahezu tropischen Charakter;
«ie zählte Axishirsche, Affen, Flusspferd, gewisse
Boviden von südlichen Typus; auch die Anwesenheit der
aasgestorbenen Mnchairodus und Mastodon darf mit
gutem Grund als Beweis für ein warmes Klima gelten ;
von dieser ganzen Fauna sind dem E. antiquus nach
Norden gefolgt blo** E. meridionalis, Hippopotam us,
Equua St enonis.Machaerw du», Khinoceros Mercki,
etrnscu» und megarhinus, während die Fehden,
Cerridcn, llyaenaarten, Nager etc. wohl zu Beginn
des jüngsten Pliocän aus Europn verschwunden sind. Es
bähen sich zu dieser Zeit nicht nur die Grenzen zwischen
Land und Wasser verschoben, es hat vielmehr offenbar
auch schon eine Abnahme der Temperatur stattgrfunden,
wie das Auftreten von Können beweist, die noch jetzt
der mitteleuropäischen Fauna angehören oder gar schon
mehr oder weniger nordischer Abkunft sind. Die Pflan-
zen aus dieser Periode deuten auf ein Klima wenig ver-
schieden von dem heutigen and die Meeresronchylien zeigen
bereit» seit der Ablagerung de* Corallin-Crag eine stetige
Temper.iturabnalime an, die bis zur HnuptglaCialzeit an-
gedauert hat. Das Ende dieser Periode war mit dem
AWlimelzen des Inlandeises, gesteigerter vulkanischer
Thltlgkeit und einer Einengung des Festlandes verbunden.
Die Unterbrechung der Landbrücken zwischen England und
Frankreich, zwischen Sicilieo, Italien und Afrika, zwischen
Afriku und Spanien, zwischen Griechenland und Kleinasien
fallt auch in diese Zeit. Von den älteren Säugern haben
sich bis in diese Zeit bloss mehr E. antiquus, Khino-
ceros Mercki und allenfalls Trogont her i u m erhalten.
In diese Periode nun fällt das erste Auftreten des Men-
schen in Europa. — St. Acheuil, Moustier, Tuubach etc.
und neben ihm erscheinen Thierformon , die sich bis in
die Gegenwart oder doch bis ans Ende des Plistociu er-
halten haben. — Brauner Bär, Löwe, Panther, ge-
fleckte Hyäne, Wolf, Fuchs, Dachs, Fischotter,
Wisent, Ur, Edelhirsch, Reh, Damhirsch und
Riesenhirscb. Soweit sie nicht ansgerottet worden sind,
sind sie doch aus unseren Gegenden verdräugt worden, zum
Theil auch Norden, zum Tlieil nach Süden, zum Theil
nach Osten. Renthier und Mammnth lebten ln Deutsch-
land, während der Hippopotam ns wieder in Italien
erschien, ja sogar (angeblich) bis England wieder vor-
drang. — Für eine wenigstens theilweise beträchtlichere
TemperaturzunHhme sprechen auch gewisse Ptianzenreste
— Feige und Laurus — bei Pari«, Weinrebe inSüdfrank-
reich. Mit dem erneuten Anwachsen der Gletscher ver-
schwindet der E. antiquus für immer aus Mitteleuropa.
Er räumt hier den Platz für Msmmuth und Rhino-
ceros tichorliinas, sowie für Ken. Diese* letztere ge-
langte nunmehr bi* zum Golf von Tarent, nach Spanien (V),
Transkaukasien und Kleinasien. Einige arktiache und öst-
liche Formen bevölkerten die eisfreien Gebiete zusammen
mit dem Menschen, der in dieser Periode schon ent-
schieden Culturfortschritte aufzuweisen hat.
Der grösste Tlieil de* vorliegenden Werkes — Beschrei-
bend und vergleichend anatomischer Theil — Ist dem
Studium der einzelnen Zähne der wioderholt genannten
drei Elephanten - Arten gewidmet. Diese Untersuchungen
»iud sehr schätzbar, da Verfasser wohl den grössten Theil
des gesammten europäischen Materials aas eigener An-
schauung kennt und alle wichtigeren Stücke eingehend
bespricht und abbildet. Ucber diese speciellcn Studien zu
referiren, kann jedoch nicht Aufgabe dieses Litcratnr-
berichles sein, es genüge auf einige Punkte aufmerksam
zu machen.
Echte Prämolaren sind bei Dinotherinra und
Mastodon angustidens und longirostris gefunden
worden, aber nur jene, welche den vorderen Milchzähnen
entsprechen. Der vorderste Milchzahn jedoch wurde auch
hier nicht mehr gewechselt, andere M astodon- Arten
lauen dagegen keinen Zahnwechsel mehr erkennen , wohl
aber scheint unter den Elephanten noch eine pliodlne
Specics, E. plaoifron*, eine solche Organisation besehen
zu haben. Milrh*tu**zähne — oder Milchincisoren — lin-
den sich dagegen wohl bei allen Elepbantenarten, sie sind
auch bei den lebenden Arten — Indiens und afri-
canus — vorhanden, von Mastodon angustidens
kennt inan den oberen, von M. gignnteu* den unteren
Milchlncisor. Die definitiven Stowzähne des Eleph an
antiquus dürften wohl bis 3 m lang gewesen sein.
Unter dem Namen Elephas trogontherii beschreibt
Verfasser eine Art, welche zwischen meridionalis und
primigenlus zeitlich und morphologisch in der Mitte
steht und beide genetisch verbindet; in der Form der
Krone und der Abrasion »figuren stimmt sie mit beiden
überein, in der Lamellenzahl jedoch mit antiqnus. Er
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Zoologie.
129
findet »ich im Moofthacher Sande, hei Rixdorf, in den Tra-
vertinen Thüringen» und in der süddeutschen Rheinebeno,
in Frankreich bei Vlllevert , Pari*, St. Pre*t, in Spanien
— E. armeniacus Calderon — , in England im Forestbed,
und fehlt auch nicht in Italien. — Die als arm e n i iicu i*
bestimmten Rente gehören wohl zum gnw.ien Theil dieser
Art nn. Von Elephas priruigeniu» besitzt da» Museum
in Tiflis einen letzten Mnlnren, der sich durch ganz ge-
waltige Länge ausxeirhnet aber auch «ofort ab anomale
Bddung erw heint , veranlasst offenbar durch pathologische
Störungen. Der afrikanische Klephant int bi*her in
Europa nicht mit voller Bestimmtheit in fossilem Zustande
nachgewieven worden. E* könnten al* wirklich fossile
Ueberreate desselben höchstens Zahne de* E. priacu» au*
Sicilien in Betracht" kommen.
Der namadirn» »clieint zwischen indicu* und den
älteren antiquus zu stehen; er kann recht wohl *1* Rasse
de* indicu», E. Indiae fossili» aufgefaMt werden.
Der hysudricu* kommt dem mrridionalia sehr nahe,
wenigsten* im Zahnban. Die fossilen El e pbnnten-Z&hne
aus Amerika »chlieaaen »ich theil* dem Mnniunuth, theil*
dein trogontherii sehr eng an. Die japanischen Ele-
phanten dürften zu nam adieu* oder indicu* gehören.
Dir allgemeineren Schlüsse, welche »ich aus den Unter-
suchungen aber das Gebi«* der KJephantcn ergeben , sind.
1. Es giebt vier selbstständige Molnvenformen : K. tro-
gontherii, E. Leitli Adarasi oder Zwcrgniam-
muth. E. priscu* und E. Fnlconeri, von welchen
der Elftere zwischen nntiquu* einerseits und dem
in eridionalia und primigeniu* andererseits in der
Mitte *teht. E. priscu* ist eine Uebergangsform
zwischen K. africanu.* und nntiquu*, während K.
Fnlconeri eine Zwergra**e des africanu» darstellt.
Die Proboscidier bilden eiue geurtis.be Reihe;
A. Mastodonten
B. [>i«odonteii
1. Bunolophodon — * 2. Zygolophodon 3. Stego(-lopho)don — 4 a. Archidiscodon — Polydiscodon — 4 b. Lo*«(-diiH;<ihlon.
Das Band zwischen Stegodon und Zygolophodon ist
jedoch ziemlich h»*e und sind Zwisrhenformen noch sehr
wünirhen» werth :
2. Ein Praoantepaenultiniu», ein vierter Milchzahn, ezistirt
nicht bei den Elephanten.
3. Der hysudricus lässt »ich den Zähneu nach nicht
von mrridionalia unterscheiden.
4. Die Deminutiv • Elephanten von Malta — E.
Mnaidricnsi* L. Ad., E. melitensis Kaie, und
K. Falconerl Bu*k. — zeigen in der Milchbezahnung
vollkommene Ucbereinstlimnung mit E. nntiquu».
E* stellen mithin die»e drei angeblichen „Arten* nur
eine Ponnyrussc de* E. antiquu* «tar, für welch#
der NiiUie E. (antiquu*) Melitae Falc. zu wählen
wäre.
S. E» bat auch eine Deminutivrasse des Mammut h
— E. (primigenius) Le Ith-Ada nt *i — - eiistirt.
I>ie Abstammung der l'roboscid ier und der Zusammen-
hang der einzelnen Elephanten -Arten veranschaulicht
folgende* Schema :
f Hippopotainus 1
\ Artiodactyla |
j — . HyoLpIru. . j j
| 3 |* \ Prototapiru* |
1
Man* tu- \
Sirenia /
Mastixion
i
■ V "■
•
1
Bunnlophixlon
f v,
Zygolophodon
Dinotheriutu
/ Rhinocern*
\ Perissodactyla
/ Hyrax
M. ohioticus
Stegodon M. arverueufti*
Afrikanische
V Roden! ia
)
V
Gruppe * *
Japanisch malavisrh* SUdeuropfcisch - indische | ( Nordeuropii»rh* amerikanisch-
indische Gruppe* Gruppe*** ) | borenle Gruppe f
• Umfasst; E. planifrons, Arroeniae, naruadirus, indicu».
'* „ E. africanu*, priscus. Falconeri, nntiquu*, Melitae.
'* „ E. meridionali» s= ? hysudricu*.
f „ E. Columbii, ? trogontherii, Americae ? primigenius, Leith- Adnntsi.
Wie inan heutzutage nach den grundlegenden Arbeiten
Copes über die Systematik und Geschichte der Hufthlere
und die Bedeutung de* trltuheirulären , sowie tubercular-
»ectorialen Zahne* immer noch Tapirn* wegen der Joch-
firm seiner Zahne als Stammform aller Haft hier« hin-
stellen kann, ist schwer begreiflich. (Der Kef.)
Pontlethwaite, T. N. Romain» of Redde« r iu tb*
Duddcui Eitutiry. Th« Zoologiot 1888. 8®. p. 138.
Die Thiere müssen viel stattlicher gewesen seiu, ala die
noch jetzt in England lebenden Hirsche.
Rütimeyer, I», Zur Frage über da* Tor fach wein
und das Torfrind. Verhandlungen der Berliner
anthropologischen GeaeUsuihaft 1H8K, 8. 5A0 — 556.
N eh ring hat behauptet, dass das Tor l'sch wein keine
eigene Sperie* dar»teUe, sondern nur eine verkümmerte
do«« itkirte Russe de* Wildschweines und das*
ebenso auch da* Torfrind al» Ktiintnerrnft*e de* Primi*
genius aufzufassen »ei. Der Hund und das Rind der
Pfahlbauten erwiesen sich so verschieden von wilden Rassen,
dass sie sofort als Hnu*thiere anerkannt wurden. Auch das
Archiv für Anthropologie. Bit. XIX.
Torfschwein zeigte *o viele von Wildschwein al»-
weichenfle Merkmale, da** ein director Zusammenhang mit
diesen» ausgeschlossen schien. Verfasser leitete r* von asia-
tischen Wildschweinen ab (vittatus). Auch Studer
ist geneigt, asiatische Wildschweine al» Stammformen
de* Torfschwetnes zu betrachten. Ferner geben auch
alle Beobachter au»*er N eh ring an, da»* dasselbe in Be-
ziehung stehe zu den romanischen , ungarischen und asia-
tischen Hausschweinen, die doch sicher nichts mit dem
europäischen Wildschwein zu thun haben. Ws« den
Bo* priraigeniu* anlangt, so halt Rütimeyer denselben
für viel zu verschieden von Brachvcero», als dass er
dessen Stammvater darstellen konnte. Freilich erklärt er
»U*h ausser Stande, den Ahnen des Brachvcero» anzugrbeu.
ebenso verhält es sich jedoch auch mit dem noch lebenden
Bo* iudicus. Immerhin i*t e* wahrscheinlicher, da»*
auch Brachvcero» auf ein» ausgeatorbone asiatische
Wildform zurürkgr fuhrt werden darf.
Referent möchte hier bemerken , das» die Frage nach
der Herkunft de* Torfschweines und Torfrindes wohl
noch der Lösung harre; doch sind die von Ne bring vor-
17
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Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
gebrachten Grinde für die Ableitung derselben von euro-
päinhrn Wildnissen sicherlich uller Beachtung werth.
8(108011, Andre, dar Forigine dw* coclion* dornest i-
quc*. Jmininl de l’»DMoipi« et Physiologie de Pari»,
24. Anne*’, p. *201 — 2 IS. Mit 3 Figuren.
Verfiniser hält gegenüber N eh ring daran feit, dass die
zwei Typen de* europäischen 1! aus sch xvei ne» — cel-
tivn» und ibericus— nicht vom Wjldsch «reine all-
stammen.
Schlosser, Max. Ueber Hülilenfuude von Feldmühl«
bei KicliMndt. (‘orrespoudenzblatt der deutlichen Ge-
«ellKcbnfi für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte 1HWH, Kr. 2, 8. 10.
Die H«Hb* lieferte vor allem zahlreiche Reste vom
Pferd, daneben Schaf, Rind, Edelhirsch und Feld-
hase. Alle diese Knochen noch nicht petribeir» und
stummen aus der neolithis» hen Zeit. Die Glacialfnuna ist
angedeutet durch Maroni uth, Höhlenbär und vielleicht
gehören derselben auch un die Rr«te von Wolf, Wild-
schwein, Fuchs und einzelne Zähne und Knochen des
Pferdes. Die Mirrotuuua enthält von Säugern bloss Mus
sp., Arvicola ainphiblu», und -My" x u s gli*.
Schaffhaueen, H. Fund einet Bchädeli von Cervu»
m.-gncero» bei Bonn. Verhandlungen des uatur-
historischen Vereint» der preußischen Rheinland« und
Westfaleu», 45. Jahrgang, 1. lieft, Sitzungsberichte,
S. 4 — 6.
C. S&ugethicre aus der mesozoischen Zeit und dem Tertiär.
Cope, E. D. Glyptudon from Texas. The Ameri-
can Naturalist 1HX8. S°. p. 345 u. 346.
Castillo hatte Olyptodon im Thalc von Mexico nach-
jjew lesen. Jet/t entdeckte Taylor scdchc Reste auch im
südlichen Texas zusammen mit Equus ereniden« und *
Bareenai, hei»Uj ursprünglich nus Mexico be*» hrieben.
Das neue Glyptodon srbliesst sich drmOwcui und clavi-
ceps nus den Pampas an. Die äusseren Felder der Rosette
sind regelmässig pentagonal , das innere hexagonal. Die
neue Art erhält den Namen petaliferus.
Cope, E. D. Oo tfae Dicoty linat of tht Jobs Day
Uioeene of North America. Proceediug* of tlia
Aniencnn PhiUmophiciil Society Ihhh, p. 02 — 79.
Marsh fand im John Daybed zuerst «ine Art Dico-
Untercr Eckzahn geeilt in eine Vertiefung des Oberkiefer« ein.
drei Pr oben
Unterer Erkzahn greift in eine Vertiefung de» Oberkiefer» ein.
vier Pr oben
Ecktähne von ovalem Querschnitt.
tyle* hesperius, Leidv daun später D. pristinu».
Marsh hesebneb hierauf zwei Arten aUThinohyu» len-
tu* und »oclali*. Cope fügte hinzu Chaenohyus
deceden», Tbinohyu* trichaenu» und Palneocboe-
ru* »u banj n« ns, Keine von allen diesen Körnten gehört
jedoch zu den echten Dicoty le», da die Pr sänuntlieh
ein faiher gebaut sind wie die Molnrrn. Auch haben sie
keinen Präglenoid-Kamm : wohl aber stimmen sie in beiden
Punkten mit der fusssilen europäischen Gattung Palaeo-
choeru* überein und nctimeu eine Mittelstellung ein zwi-
schen diesem und den echten Dicoty 1*». Cupe giebt
folgende Unterscheidung; — Die Marsh’ »che Diaguose
ist viel zu mangelhaft — Dicotylidae mit Pr ver-
schieden von den M.
Querschnitt der EckzJüme dreiseitig,
Chaenohyus.
Querschnitt der Eckzähnc dreiseitig,
..... Bothrolnbi».
Keine Vertiefung des Oberkiefers, entsprechend dem C .... Pnlaeochoerus.
Bei Chaenohyus decedens verjüngen sich die Zähne
sehr rasch nach vorne zu. Von Bothrolabi* sind vier
Arten zu unterscheiden, subacqunns, pristinu* — Leidy
*|». — rostratus und trichaenu*.
Cope, E. D. Synopsis of the Vertebrale Fauna of
the Puerto Serie*. Journal of the American Philo-
•ophiciil Society Ihsh, p. 298 — 86L Mit 2 Tafeln
und mehreren Holzschnitten.
Die Puercoformation wurde im Jahre 1H74 entdeckt.
Sie ist entwickelt im nordwestlichen Theile von Neu-Mexica
und im ȟdwestbchen Theile von Colorado, liegt auf dem
Lttrntniehed und wird von dem mächtigen WasAtcllbed Über-
lagert. Ihre eigene Mächtigkeit beträgt 500 bi* 1000 Ku*s.
Es ist eine Sii ss wasserblldung. Die Kaunn umfn**t bi«
jetzt über 100 Arten und zwar zum nllergrü**ten Theil
Wirbelthiere, unter denen wieder die Säuger alle
übrigen Clausen weit an Formen reicht hum übert reffen.
Die Säugetbiere verdienen besondere* Interesae insofern,
al* hier die ZnSnfurm durchgehend* noch eine sehr
primitive i*t — Trituherculartypu* im Oberkiefer, Tuher-
rularsertorinltypti* im Unterkiefer — und der Kuss noch
fünf Zehen nuf weist. Von «len Gattungen des Puercol-ed
geben nur Didyinictis und Chriacu» in noch höhere
Schichten, ja die Peri ptv ch ide n hören mit dieser For-
mation auf, dagegen erhalten »ich hier noch Multitu b*r-
culaten. die ihre Hauptverbreitung im Jurn besiegen,
während Perissodactylen and Nager noch gänzlich
fehlen.
Die Taeniodonta Mellen wohl die Ahnen der Tillo-
dontia, Kodentia und F.dentata dar, die Crcodonta
sind die Ahnen der ltnubthiere, die Condylarthra uie
Ahnen der Paar- und Unpaarhufer und der Ambly-
poden.
Auf die tieferen Schichten de* Puercobed sind beschränkt :
Neoplagtaulax mnericanu», Poly mastodon taoen-
sis, attenualu», latimolis — früher IlirMnrsupialia,
jetzt aber für Mouotremen angesehen; — Hetniganu*
ntariiden», Onyelmdectes tisonensia, Mioclueuus
pent»cu*,bathyunathu»,cra**ica*pis,coryphaeu»,
gnudrianua, filholianna, t urgid u n c u I u *, Cliria-
cus priscu*, hyattianus, rutiro eir ian u* — Creo -
deuten — , Periptyehus brabensis, coarctatu*,
Ectocotiu« ditrigonu» — Condylarthra — .
Im Ganzen besteht die Fauna de» Puercobed ans
Ptilodu* mit 2 Arten. — Neoplagtauiax Dtto.,
Chirox plicatn* und 5 Polymnstodon, Ȋmmtliili
Multituberculaten, 3 P*ittacotheri um — Taenlo-
donta — , 2Hrmigann*,Connrycte*,0nychodcctes,
zahlreichen Arten von Mioclaenus, 3 Tricente«, vielen
Chriacu*, 1 Deitatheriuro, je 2 Triisodon, Di«-
»acu» und Didyinictis — Creodouten — 2 Mixo-
decte» und 1 lndrodon — Letnuroiden — 5 Ha-
p loco nus, 5 A nisonchu», 1 Zetodou,2 Heiul thlaeus,
4 Periptyehus, 1 Ectoeonu», 4 Protogonia — Con-
dylarthra und 2 Pantolnmbda — Amblypoda.
Unter den Creodonten verdient Mioclaenus besondere»
Interesse, insofern er du Entstehung* - Centruin aller
übrigen Form reihe* dieser Gruppe darslellt. (? Der Ref).
Eine Linie fuhrt durch Triisodun,Di»*acus,Pacliyucna
zu Mesonya, eine weitere durch Onychodect e»,
ConoryctesxuHemiganu», eine weitere durch Chriacu*
zu Deltathcrium einerseits und durch Stypolo hus
zu »Um Ozyaeniden andererseits; die letzte Reihe endlich
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Zoologie. 131
geht durch Mincis, Didyrnictis zu «len echten Cnrni-
voren. Bei der Me*onyi> Reihe int die Veränderung
der Molaren auf Vereinfachung dieser Zähne gerichtet.
Mchonyi zeigt auch wie die Perissodacty len des
Cuboid zwischen Calcaneu» und Aslragulu* hineingrschoben
und xugleich hufülinlicbe Form der Kudphalaugen. —
Die Ansicht, das» Mioclaeuu» den Ausgangspunkt der
übrigen Creodonten darstellc, dürfte wohl wenig Bei-
fall linden, im (iegenthfil erscheint gerade dies« Gattung
als sehr speziaiisirter und deshalb rrlu-chcndci Typus, wo-
für auch die grosse Fonacniaannigfiiltigkcit spricht. (Der
Referent.)
Die Gattung Hemiganus uiit der neuen Art olari-
iden* erinnert im Zahtiiuiu etwas an die Robben. Die
HnUwirl*! sind auffallend kurz; auch sonst »ehr gedrungene
Form. Extremitäten eiu wenig Hären -ähnlich. Die Wurzeln
der Zähne verschmelzen zu tu Theil mit einander. Von
der Gnttung Conoryctes sind die Kndphalatigen nicht
bekannt, daher vielleicht schon ein Condylarthre. Die
Gattung Onychodect es hat ebenfalls rin ziemlich Mim -
Rehes Gehis*. Aua der Abkauung der Zahne wird auf
ähnliche Kieferbewegung geschlossen, wie bei Mioclae-
nus und mithin auch auf die Anwesenheit eine* Präglenoid-
knmmes. Die artenreiche Gattung Mtoelaenu»
— 24 Spceies — zeichnet sich durch di« mehr oder
weniger fortgeschrittene Reduction de» Vorderzackens der
unteren M aus; bei der Subgaitung Sarcothraustes i»t
dei selbe noch am deutlichsten. Von der Aufzählung und
Beschreibung der einzelnen neuen Arten muss hier Abstand
genommen werden.
Die Gattung Chriacu«, fast nur im Gebiss vertreten,
unterscheidet sich von Mioclnenu* durch die Anwesen-
heit eines Innenzackens am letzten unteren Pramrdnrc«,
das Vorhandensein eines fünften Zackens auf den unteren
M. und die beckenartige Beschaffenheit des Talons, ähnlich
wie bei Pelyrodus. Im Ganzen bestehen jedoch im
Zahnbau Uebergänge zu N ioelaen us. Von einer Auf-
zählung der einzelnen — 10 — Arten muss auch hier
Umgang genommen werden. Der Radin« war sicher nicht
rotat in n «fähig. Die Kemurtrochantcr sind wohl entwickelt.
Von Triisodon wird eine neue Art beschrieben. Dis-
sacus ist nunmehr durch den grossen Theil des Skelettes
vertreten. Die Zygapophyseu der Lurnbur- Wirbel haben
den involuten Typus wie bet allen Creodonten, die
Zehenzahl ist fünf, bei dem sehr ähnlichen M es onyx blosa
vier. Auch hier hat der Astmgalus eine deutliche Cuboid-
Facette. Die TrocUlea aber sphr flach. Der Humerus
trägt ein Kntepkondylarfornmeu.
Unter den Condy lartfa ren verdienen Haploconus
und Aniaonchus besondere» Interesse, in so fern jetzt
auch Theile des Milchgebisse» beider Gattungen vorliegen.
Immer gleicht, wie auch »*i den Creodonten, der letzte
Milchzahn einem echten Molaren, so das* man leicht vier
Molaren zählen könnte. Dagegen ist der letzte Milchznhn
im Unterkiefer von Protogonia bereits etwas compli-
cirter und leitet mithin schon zu den Diplarlhren hin-
über. Die Phenacodontiden “ die Ahnen der Peris-
sodnctylen — sind also schon weiter fortgeschritten als
die Periptychiden . die Ahnen der Artiodactylen , bei
welchen der letzte Milchsahn zwar bereits viel compli*
cirter erscheint al« «ein Nachfolger, der Pr, aber immerhin
noch kein« solche Zusammensetzung aufweist wie die echten
Molaren. Es spricht diese fortschreitende Kntwickelung
der Milchzähne zu Gunsten der Flow erwachen Ansicht,
wonach dieselben als eine neue Zuthat erscheinen. (V Der
lief.) Von einer H a plocon ua-Art liegen 5 Schädel vor.
Anisonchus zeichnet sich durch die auffallende Grosse
»eines zweiten Pr aus. Von Heroithlaeu* ist jetzt auch
der Schädel besser bekannt; massige SugitUlrrista. Perip-
tychu* brabenais ist durch Reste von 20 Individuen
vertreten; Ectogonus ditrigonus durch 32. Der erste
und zweite M haben bier 8 oder 9 Zacken. Die Talons
der unteren Pr sind höckerig. Der Schädel hatte im
Gegensätze zu den übrigen Periptychiden eine «ehr
hohe Crista. Der zweite Halswirbel besitzt die gleiche
Läng« wie die Lendenwirbel.
Protogonia ist mit Phennrodus — 2 Mucker auf der
Aussenseite — durch eine Zwischenform, Phcnacodu»
puercensis verbundep, der jetzt auch unter die vier
Arten von Protogonia aut'genomuieo wird.
Bei Pnntolambda haben die oberen Pr die gleich«
Gestalt wie bei Coryphodon; mit diesem »tnnmt auch
da* Cum-iinrme, während da» Pistforme sich dem der
Uoguiculntcn nähert. Der Hinterfu** scheint eben lad»
die Organisation der Unguiculatcn mit jener der Ambly-
poden zu verbinden.
Cope, E. D. The Vertebrale Fauna of the Pnercobed.
The American Naturalist 1888, p. 161—163.
Zu den schon früher beschriebenen Formen kommt ein
neues Genu» Onycliodect« s, verwandt mit Cono-
rycte* — einem Creodonten — . Das Pnercobed liegt
aut dem Larsimie im nordwestlichen Neumexieo und im
südwestlichen Colorado und winl vom Wa*atchbed über-
Die ersten Vertebralen fand daselbst Baldwin im Jahre
lH8t>. Man kennt von dort bis jetzt 108 Veitebraten-
•rten, dazu eine Unio, 2 Heliz und 1 Pupa. Die Zahl
der Mammalia beträgt 93, davon 11 Beutler, 3 Taenio-
donten, 49 Creodonten, 4 Quadrumanen, 24 Con-
dylarthra und 2 Amblvpoden. Da* Puercobed ent-
hält di« schon längst erwarteten fünfzehigen buonodonten
Hu ft hi« re. Es lässt sich jetzt der Satz aufstellen, dass
alle Placentalier ursprünglich pendactyl, buono-
dont und plantigrad waren. Weitaus die Mehrzahl
der Formen hat noch tritubereuiäre Oberkiefermolareu, die
Form der unteren ist zum grossen Theil tubeicularscctorial.
Krine der Gattungen de6 Puercobed geht mehr in da»
Wnsatchbcd hinauf, mit der einzigen Ausnahme von Di-
dymictia. Mit dem Puerco erlöschen auch die Peripty-
chideu und die m ultituhc reulärc n M arsupialier,
dagegen finden wir hier die Vorläufer der l'erissodac-
tylen in den Phenacodontiden , ferner die Stamiueltern
der Kager und Kdentnten in >len Tillodontie rn, in
den Condylarthren die Ahnen der Diplarthra und
Amblypoden, in den Creodonten — Miaciden —
die Ahnen der Carnivorea.
Cope, E. D. Referat über RAtlmeyer*»: Ucber
einige Beziehungen zwischen den Säugethleratwm-
inen aller und neuer Welt. Erster Nachtrag zu der
coeünen Fauna von Egerkingen 1888. The American
Naturalist 1888, p. 831—836.
Anknüpfend an die gegebene Urbeokht de» Inhalt* de»
Kütimeyer’schen Werkes bringt Cope einige ltemer-
kungon. Die Differenzen im Carpua und Tarsu« der einzel-
nen II ufthicr gruppen scheinen ihm wenig geeignet für die
Systematik, da sic bei Entdeckungen neuer Zwi»< henforiucn
nicht mehr in Anwendung gebracht werden könnten.
Die« gilt jedoch, wie Cope ganz mit Recht bemerkt, von gar
jedem anderen Merkmale auch. Die Condylarthrn »iud
nach Cope eine ganz berechtigte Ahtheilwng, denn sie
stehen zur Zeit noch ziemlich unvermittelt da. Für
Phenacodus muss eine eigene Ordnung »ubstituirt wer-
den, da derselbe im Carpua Probosc id icr-artig , im
Tarsus aber Rhinoceros-ähnlkh ist. Rülimeyer wei-s
offenbar nicht genau, was unter Taieopodie und Condi-
larthne des Corpus und Tarsus verstunden werden »oll.
Cope deünirt dieselbe als Verbindung des Unguiru-
lat en -Car ni voran tvpus mit dem U n gu laten trpus. Iluf-
artig« Nägel sind bis jetzt noch bei keiner l'ebergang«-
form zu den Ungulatcn gefunden worden. Die ConJylarthrio
des Corpus und Tarsu« ist eine Eigenthümlichkeil der
Lemuren und verschieden von der Organisation der
L’ngu laten. Die Form de» Astragalu» von Dissacus
17*
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132 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
zeigt, wie die Uebergangsformen unter den Unguieulnten
beschaffen sein dürltcn.
Den von Kiitimeyer für die Ungulnten nufgestelrten
Ausdruck Trigonodontie statt „Trituhercular* ver-
wirrt Cope, du Uelierginge zu «leu Unguieulnten be-
stehen. ln phylogenetischer Hinsicht hat dieser Typus
sicher grosse Bedeutung. Für «len Zahn bau unterschied
RUtlmeyer früher folgende Formen: horoaeo.lent mit
kegelförmiger Krone, — dnfur hoplodont von Cope
vorgeschlogen — ; elasmodont — ptychodont Cope —
mit .senkrechten Falten, und zygodout, wenn die Höcker
durch Qnerkämme verbunden sind. Was den Ausdruck
zygodont betrifft, so ist es besser, zw ei Typen zu unter-
scheiden, die einfach quadrituLcrkolären Bunodonten
Kowslevsky’», und die mit jochförtnigen Höckern, die
Lnphodonten. Oer hier auf dem oberen M übrig blri-
Wnde Höcker ist der vordere Innenhöcker.
Du* Festhalten au der Jochform als Frtypu* der Huf-
tliiere, wie es von RUtimeyer versucht wird, Ut heut*
zutage nicht mehr zu rechtfertigen.
Vcrgl. «las Ref. „Rütimever* in diesem Literatur bericht.
Cope, E. D. Ou the Mechumcal Cause* of the Den-
tition of the Ainblypoda. Proceedings of the American
Philosophicul Society * e* hju, p. HO — 88. Mit ft Figuren.
Die Amtdypoden sind die einzigen llufthierr, bei welchen
sich der Tritubcrc ulart rpus der oWren M und der Tuber*
cularsectoriultypus der unteren M erhalten hat. Wahrend
jedoch bei den mit gleichartigen Molaren versehenen Ungui-
culnten — Fleischfressern — die Kimme der unteren
Molaren von hinten nach vorne gegen die Kimme der
oberen Molaren zu stehen kommen, ist hier bei den Ambly-
poden das Gegen! heil der Kall. I>ie Sauger hatten zuerst
insgesammt tritubrrcularr obere Molaren und tubercular*
«ectnriale untere M. Ein solches Gebiss ist jedoch nur
für die Zerkleinerung von Fleisch oder Mmsligeiii weichen
Futter geeignet; bei den Hufthieren, die ja harte Nahrung
zu «ich nehmen , hat daher eine Complication der Zähne
statt gefunden. Nur die Ainblypoden haben jene primitive
Organisation de» Gebi»»e» bewahrt , da ihr Kutter aus
»artigen Wasserpflanzen und wohl auch Süsswa»*erinu»chelu
Wntaud. Die ältesten Ainblypoden, die Pantolamtida, haben
den ursprünglichsten Zahntypus, die jüngsten, die Cnita-
theriideen — * Dinoceraten — den am meisten modifirirten.
Die zeitlich in der Mitte stehenden Coryphodontiden gehen
Aut'schluM, welche Veränderungen Platz gegriffen haben.
Die Zähne der Säuger wirken auf folgende Weiset
I. Einzelne oder alle unteren Molaren greifen in die
oberen Molaren ein: amoebodccte Mastication.
1. Die unteren M liewregen sich gegen die oberen und
zwar nach vorwärts — proterotomc Mastication —
Fleischfresser.
i. Die unteren M bewegen sich nach rückwärts gegen
die oberen M — opistothoiue Maaticalion — - Corv-
plHxbmtidae, l'intatheriidae.
II. Die Zähne beider Kiefer sind einander gegenüber-
gestellt — antiodectc Ma*ticatioo.
3. Kb-ferbewegung vertiral — orthalr Mastication —
Suuulen, Tapiridae.
4. Bewegung de» Unterkiefers nach einwärts — Eclair
Mast i <nt iou — manche Perissodactylen.
5. Bewegung des Unterkiefers nach auswärts — Eutale
Mastication — gewisse Perissodactylen and die
meisten Artiodartvlen.
6. Bewegung des Unterkiefer» von vorne nach hinten
— Prtiale Mastication — die meisten Nager.
7. Bewegung de» Unterkiefers von hinten nach vorne
— Palinale Mastication — • Proboscidia.
Bei den Amhtypoden wurde der Unterkiefer in querer
Richtung bewegt und erfolgte daher Abschleifen de» vorde-
ren Attssenliöchers und de* lunenhörker» der oberen Mola-
ren. Die Reste dieser beiden Gebilde verschmolzen zu
einem Kmum, während Pantolainbda noch den echten Tri-
tubemilnrtypa» der oberen M erkennen lässt. Zur Ent-
wickelung eine» »ecundiren Innenhöekers i*t es bei Cory-
pliodon niemals gekommen , nur bei den Dinoceraten ist
ein solcher angedrutrt. Bei diesen letzteren tragen die
oberen M zwei Kämme, die nach der Innenseite de* Zahnes
convergiren. Im Unterkiefer ist der Vorderrand dea
vorderen V und der hintere Kamm des hinteren V rudi-
mentär geworden, da sie keine Antagonisten an den* oberen
Molaren fanden. Dagegen hat «ich drr Innenhöcker der
oberen M auch mit dem hinteren Aussenhftrker zu einem
Kamm verbunden. Die Aussetihöcker waren schon bei
Pantolainbda nls V-förmige Gebilde entwickelt. Zur Ver-
anschaulichung diene folgendes Schema:
Obere
6v)
(Tv)
Q
Molaren :
W
\y
Untere
Molaren :
W
W
A
l’anto*
Cory-
Dino-
iainbd»
phodon
cersta
Der Coryphodontuleiixahn
resaltirte ans
einer ectalen,
der Dinoi-eruteuzahn aus einer entalen Bewegung des
Unterkiefers. Die Dinoceraten — Uintatherium und Loio-
lophodon gehen direct von Pantolambda au».
Dep6r©t , Ch. Bur la pr£*e»ce »Vuoe H*e*que
fossile (Mhczcuh) (laus le terraiu pHorene ntoyeti
ile PerpiguHU. Bulletin de la anciete d’Anlhropologie.
Lyon 1 H#e. Tome VI, p. 40 — 42.
Liegt nirbt vor.
Filhol, II. ßtude du aquelette du Cynohv »enodon.
Mem<»irc» de la societe philomatique. Pari» 1888.
p. 179— 192. Mit 2 pl.
Liegt nicht vor.
Filhol^ H. Bur une nonveile eapece de Mastel*
Bulletin de la aoeietd philomatique. Pari« 1888.
T. 12, p. 26 — 30.
M uste la Larteti. Liegt nicht vor.
Filhol, H. Deacriptirm d’un nouveau getire de Mainmi-
fere (Cesaeraiaiotis) trouvd a Cesseraa (Herault).
Bulletin de la socidtd philomatique. Paris 1888.
T. 12, p. 58 u. 59.
Liegt nicht vor.
Filhol) H. Descriptioti d’ane genr« nouveau dt»
Ruminant (Choilodon elegans). Bulletin de la
»ociet^ philomatique. Paria 1888. T. 12, p. 17 u. 18.
Liegt nicht vor.
Filhol) H. Description d'une nouvtll« «*p£ee d’Adapis
in Bulletin de 1h «oetüte philomatique. Paris 1888.
T. 12, p. 10—12.
Der Niime dieser Art ist angustiden». Liegt nicht vor.
Filhol) H. Description d’une nou veile ©spec* d’A mp Ul-
tra g ul u*. Bullwtiu de la societd philomatique. Paris
188h. T. 12, p. 12 — 14 und Deacription d'une secoud
espöce nou veile ibidem p. 14 — 16.
Die crstereArt heisst A. Quercyi, die zweite A. «ras-
Mli. Liegt nicht vor. Doch handelt es sich jedenfalls um
keinen wirklichen Amphitragulus (= Palaeomeryx).
Filhol) H. Description d’un nouveau genre de Pachy-
derme proveuam des depöt« des phovphat« de chaux
du Quere v. Bulletin de la sociütä philomatique.
T. 12, p. 129 — 134.
Uphelognathu». Liegt näht vor.
Filhol) H. Description d'une nou veile esp£c«d*Hyra-
cotherium. Bulletin de la •oetttl philomatique.
Paria 1888. T. 12.
Hy racotherium Cayluxi. Liegt nicht vor.
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133
Zoologie.
Filhol, H. 8ur uue nouveau genre d’Ineectivore
(Lantanotheriuiu annaanieneeji Bulletin (tu It%
■oci^tu philomatique. Paris 188Ä. T. 12, p. 24 u. 25.
Liegt nicht vor.
Filhol , H. Deieriptkm d’une nouvellc espec« de
Lophiodon (L. leptorhy nai). Bulletin de la
MciM phi]omati«|Ue. Paris 1888. T. 12, p. 23 — 34.
Filhol, H, Deecriptlon d'un nouveau genre de nmmmi-
fer fosnile. Bulletin de la *oci£te philomatiquc. Parin
1888. T. 12, p. 53 — 58.
Palaeotnpirus. Liegt nicht vor.
Filhol, H. DencripLiou d’un uonvinn genre de Kami-
DHtit. Bulletin de ln eocielä philunmlique. Pari*
1888. T. 12, p. 30 — 32.
Fiat vprosopos snnsansiensi*.
Filhol, Henri. Ültude *ur 1** Verldbrd* fossiles
(ITaael (Aude). Memoire» de In aociet£ geologique de
France, XIII. 8er., V. T., 1888. 4°. 188 p. 21 planch.
Die umfangreich«* Arbeit girbt nicht« weiter als die
detaillirte Beschreibung der bU jetzt iu Frankreich ge-
fundenen Reste von Lophiodon und Pachynolophu*.
Von der elfteren Gattung kennt man ausser dem Schädel
und Gebi** auch nahezu alle Eitreroitätruknm hen. Die
letzteren nähen» sieh mehr den» Typus von Tapir und
dem fossilen Pälaeotherium, als dem Khiuocero»-
typua; sie sind namentlich schlanker. Der Scbldel sieht
dagegen jenen» von Rhinocero* zieuilieh ähnlich, jedoch
fehlen die horntragrndrn Auswüchse auf den Nasenbeinen.
Von Rhinozeros unterscheidet sieh Lophiodon im
Gebiss unter anderen» durch die kräftige Entwickelung
der Eckzähne und das primitive Verhalten der Schneide-
zähne. Beide Arten von Zähnen erinnern noch sehr an die
9 1 11 3
Rauht liiere. Die Zaltnfunnel selbst ist -1, - C, -Pr, jM.
Sämmt liehe l’r weichen in ihren» Bau vou den Molaren ab;
sie sind noch viel einfacher als diese. Die Zehenzahl ist
sowohl um Vorlar* *1* such am Hintrrfus* bloss mehr drei.
Einige Lophiodon haben laugen Rüssel, bei anderen
ist derselbe kürzer. Die Länge der Zahnlücke Ist Schwan-
kungen unterworfen. Filhol hält die mit langer Zahn-
lücke für die «Iterthümlicheren Formen. Au» zahlreichsten
sind dis Reste von Lophiodon isselense, zu welchem
auch ein Thril des tapirotherium von Issel gehört,
während ein anderer vielleicht doch eine eigene Art dar*
stellt. Das isselense hat ungefähr die nämlichen Dimen-
sionen wie Khinoceros.
In Issel kommt noch eine kleine Art von Lophiodon, -
das occitanicum vor, ferner Pachynolophu* argen*
tonicus, isselanus und parrulus, sowie Palaeo-
nyctis gigantea, ein Creodont. Pachynolophu«
isselanus findet sich auch in Pepieux. Pachynolophu*
besitzt im Gegensatz zu Lophiodon noch vier Pr. Hier
bleibt auch das lÄngcn Verhältnis* zwischen Pr und M
immer gleich, bei Lophiodon kann dasselbe beträchtlich
schwanken. Die Verbreitung der Lophiodon- Arten zeigt
folgende Zusammenstellung :
Lophiodon isselense findet sich ausser iu Issel auch in
Paris, Argen ton und Buvhsweiler, Nanteire (= tapi-
roides von Buchsweiler).
Lophiodon parisiensc iu Pari*.
Lophiodon Larteti im Soissonais und Hohles I Terc-
dines.
Lophiodou Meunieri in Jonv.
Lophiodon leptorhynebum iu Prpieux.
„ lautrlcense in Laulrec.
„ buxovil lau uut in Buchsweiler.
„ aubpy renalcum von Sibrac.
Lophiodon minus und miuimum wäre Hyracbius Inter-
medins . derselbe auch in Seiler sur Cher (Calcaire
Bauer.)
Lophiodon cesserasicuni in Hfraalt.
Lophiodon occitanicum in Issel (und im Kressenberg).
(Der Ref.)
Lophiodon rhinocerodrs in Egerkiogrn, Mauremont
und HvidcnUeim.
Weiter 1 wach reibt Filhol einen Hyrachiu* Inter-
medins von Argenton, was insofern interessant ist, als
die** Gattung sonst nur im Eocän von Nordamerika vor-
komm L In die Nahe desselben gehört auch noch der
Protu pirus buxoviilanus von Burhsweiier. Weiter
wird eilte Gattung Cesserasictis antiquu» uns Hernult
bescbriefien , vou Hyrachiu* verschieden in Folge de*
noch einfacheren Baues der PrätnoWren. In echt fran-
zösischer Manier wird die so wichtige Arbeit Maat k 's
über Lophiodon so viel als möglich ignorirt; Filhol
erwähnt dieselbe bloss gelegentlich des Lophiodon rhino-
cerodes, bemerkt aber, d*ss er zum erstenmale eine
kritische Zusammenstellung der Ixipbiodon - Arten gäbe,
während dies schon längst von Maack besorgt worden ist.
Gaudry, Albert. Les ancetre» des dos animaux
dan* lea temps gtkjlogiquea. Bildiothwjue scicntiflque
contemporaim*. Pari» 1888. 8U. 298 pugea und
4? Holzschnitte.
Dieses populär geschriebene Buch giebt vor allem einen
Uel «erblick über die gewaltigen Fortschritte der Paläonto-
logie der Wirbellhiere seit Cuvler, und die allmälige
Entwickelung der vcruchiedenen Tltierstimme in» Allge-
meinen während der geologischen Zeiträume vom Paläo-
zokum Ml zur Gegenwart. Ferner zeigt der Verfasser,
welche hervorragende Bedeutung die Darwinsche I)e»-
cendenztheorie für die Paläontologie, namentlich der
SSugethiere, gewonnen hat. Er Wh nudelt sodann kurz
die einzelnen Faunen des europäischen Tertiär» und zeigt,
welche Veränderungen die Haupt typen der Perissodnc-
tylen — Rliinocorotiden und Kquiden — , sowie
die Artiodactyleu erfahren halten — Campiicntion der
Backzählte, Erhöhung der Zahnkrone und Vereinfachung
der Zeheuzuhl — ; er weist ferner hin auf die alluiälige
Entstehung der Bären aus Formen mit Hunde-ähttiicbem
Gebiss und der Hyänen au» solchen mit Vivrrren-
ihnlirher Bezahnung, sowie auf den — freilich absolut
unstichltaltigeu, von den französischen Autoren alter nichts-
destoweniger hartnäckig verthridigteu , angeblichen —
Zusammenhang zwischen den Affen und den Suiden-
äbulicUeit Paarhufern. — Besonder* eingehend verbreitet
er «ich über die Säugrtbicrfauueu von Ihkenni und M<«nt
Lebe ron , die von ihm seinerzeit eine sorgfältige Beschrei-
bung erfahren haben. Es setzen «ich diese beiden Faunen
zusammen aus M e «opi t li rc u » , einem Semnopithccus-
äbnlichcn Affen, zahlreichen Fleischfressern — Sirno-
cyon, Promephitis, Viverren — Ictitherium,
Hyänen, Katzen, darunter auch Machairudus,
ausgezeichnet durch die gewaltige Entwickelung der oberen
Eekzäline, Proboscldier — Mastodon und Dino-
therium, Rhino cerotideu, Equiden — , da« drei-
zeitige Hipparioit — zahlreichen Wiederkäuen» — ,
darunter G 1 ra ff e n und viele Antilopen, und end-
lich au* Schweinen und dein für einen Edcntaten ge-
haltenen Mnrcrotheriuu». ln tabellarischer Uvbersicht
werden die wechselseitigen Beziehungen der Mastodon-
und Elephas- A rten , die angeblichen Beziehungen der
Vivr rrrn zu den le Wilden und fossilen Hyänen- Arten,
der Lophiodon und Pal a eo t h e r i e n zu den ver-
schiedenen Rh laoe er ob- Formen, der Pachynolophu«,
A n c h 1 1 h e r i u m und H i p p a r i o n zu den Pferden und
des Choeropotamu« zu deu Stämmen der Anthrn-
cotherien, Hyopotamen, Sniden, Entelodon
nnd iMrotyle* zur Darstellung gebracht. E» darf hier
nicht verschwiegen werdeu , dass die Stammbäume, da sic
nur das europäische Material berücksichtigen , als «ehr
mangelhaft bezeichnet werden müssen. Writrr werden die
Entdeckungen der französischen Paläontologen d’Orbigny,
d'Arrhiac und L a r t e t besprochen , vou denen der
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134 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
LetSter« auf dein Gebiet« der fosrilrj» Sauget hier« thätig
war und die MiocÜnfauu» von Sansan beschrieben hat,
»©wie den anthropomorphen Dryopit becu«, d«u
Haren -ähnlichen Amphieyon, den Keliden Pseudae-
lurux, das merkwürdige Cbnl icot her i um . das Pferde*
ähnliche A o eh i t her iu in und das Sch wei ne-artige
Listriodon und zuletzt insbesondere durch das Studium der
französische!! Höhlenfauna »ich grosse Verdienste erworben
hat. Zum Schluss gedenkt Verfasser der iu letzter Zeit vom
Pariser Museum erworbenen Slugetbierreste , unter denen
»nmeotlich die vollständigen Skelette zweier ülyptodon,
eines Skrlidetherium, eines ergänzten Mastodon
angustidens, einer kleinen Höhlenbärraase und
iiistu-Mmdere jenes von Paine otheriura inaguutn
— letztere* aus dem Pariser Gvpa — - lierrorzuheben sind.
Das Huch verdient in sofern ein hervorragendes Interesse»
als dasselbe ganz auf dem Standpunkte der Transloriualiou*-
throric steht und auch offenbar bezwecken soll , im Publi-
cum iür dMe Lehre zu wirken. Die iMrtUllutigswri*«
ist in diesem populären Werke in der That ganz vortreff-
lich und. wäre »ehr zu wüiischeu , da** Verfasser recht
weite Kreise »einer Landsleute fUr sein Fach begeistern
möchte.
Immerhin darf e* nicht verschwiegen bleiben , dass der
stolze Titel : „Die Ahnen unserer Thiere“ doch nicht so
ganz gerechtfertigt erscheint, da der Verfasser offenbar
noch »ehr wenig vertraut i*t mit den in den letzten Jahr-
zehnten gemachten Säugetliierl'uudru in Europa , den in-
dischen Siwalik und uaineutlicb in Nordamerika , Uber
welch« bereits verschiedene recht brauehliare Arbeiten vor-
liegen . namentlich wa» das amerikanische Material . von
£. D. Cop» »tudirt, betrilft. Ein« Berücksichtigung dieser
Arbeiten würde den Werth de» vorliegenden Werke» wesent-
lich erhöht und dasselbe auch für Fachleute nutzbringender
gemacht haben.
Gaudry , Albert. Kur lea ffimenaiona gigaiitesque*
de* queb |ue» Main nuferen fozailM. Corapten renjuea
lietvdnmHdnirea aciencea de J’Acad^mie dea Science»,
T. CVU, 1888, 3 p.
Ira Jahr« 1799 fand sieb der Cadaver eines Mammut h
am Ufer de» Eismeeres, nahe der Lennmiindung. Da«
Skelett wurde nach Petersburg gebracht, nachdem die Haut
und da» Fleisc-h bis auf einige Beste am Schädel und den
Extremitäten entfernt worden war. Die Höhe de» mon-
tirlen Skelette» ist 3,4m; das von meridionalis ist
jedoch noch grösser. Dasselbe stammt aus Durfort und
misst 3,7 ro, am Schädel sogar 4,2 m. Die Länge von den
Enden der Stosszihne Ms zum Hecken ist 6,8 m. Es über-
ragt somit weit da* Skelett von Mastodon angustiden»
aus Sansau und selbst da» amerikanisch« Mastodon und
ist das grösste montirte Skelett aller bekannten Säuge-
thiere. Aber auch der Elephas antiquu» aus Mont-
reu il sous Boi» dürfte schwerlich kleiner gewesen Bein,
denn sein Humerus misst I,3m, bei meridionalis 1,24.
Sehr gross muss auch Dinnthrrium giganteum von
Pikermi gewesen sein; die Lange der Tibia beträgt 0,04 m,
beim E. antiquu* nur 0,8 m. E* hat Dinotherium
möglicherweise «ine Höhe von 4*/| bis 5 m erreicht , also
so viel wie drei grosse Männer zusammen. Der Grü»*e
nach wurde »ich folgende Keihe ergeben : Dinotherium
giganteum, Klephus antiquu*, E. meridionalis,
Mastodon americanns und zuletzt E. priroigenius.
Sicher hat der Mensch norh mit E. antiquu» und
primigeniut zusammen gelebt.
Hofm&nn, A. Beiträge zur Slugälbitrfium der Broun-
kohle de* I^bitachberge» bei G&mliiz in Steiermark.
Jahrbuch der k. k. geolog. Reicbaanstalt, Wien 1888,
38. Bd. Tal. VIII — X. S. 543—562.
Bisher kannte uiau au» dieser Ablagerung nur den als
„Mustela Gaiulitxensis“ beschriebenen Zahn, «owie
einige dürftige Beste von Hyotberium Sommer ingi.
Vom den erstcreu liegen nun auch einige Fragmente von
Unterkieferzahnen vor und stellt Verfasser dieselben gleich-
falls zu ui Genu» Mustela. obwohl er mit Hecht die Ver-
muthung ausspricht , das» der erwähnt« ober» Molar auch
alle n falls von Trochitia herrühren könnte.
Neu sind von der genannten Lucahtät : Antilope cri-
stata Biedermann , verirrten durch ganz einfache Horo-
zapleti und Backzähne , letztere nicht zu unter** heiden
von den bisher als „Cervus luustu»“ bcsthrielicorr,
ferner Zähne vom Palaeomcryz Bojani, Palacomery«
furcatu» — Ober- und Unterkiefer, ein »ehr hübscher
Kiefer von Hyuemoscbus craasu», «in Milchgebiss von
Hyaemosehua sp. — von crassua verschieden durch
die Länge der Zahnlücke, und der gut erhalten« Unter-
kiefer von Hyotherium Sömmcringi.
Hofmann, A. Beitrüge zur Kenntnis» der Saugethiere
au» den Miocüo-Schichteu von Vorderndorf bei Wie*
in Bteiermnrk. Jahrbuch der k. k. geolog;. Reich»-
an-talt, Wien 1888, 38. Bd., 8.77 — 82. Mit 1 Tafel.
Mau kennt von dieser Localität Lntra Valetoni
(Unterkiefer), Mastodon angustiden», Zähne und Kiefer-
frsgmente. Palaeomery* «roinen», A mpbitragulu«
Boutangeri — Unterkiefer — um! Hyaemoschn»
crassu» — sehr gut erhaltem*r Unterkiefer. IHe Be-
st immun treu „Lutra Valetoni“ und „ A mph it rag u Iu *
Boulangeri“ sind indes» doch etwa« unsicher, da die««
Iwiden Arten sollst uur in einem tieferen geologischen
Horizonte verkommen. (Anmerk. d. Bef.)
Kittl, Ernst. Beat« von Liatriodou au* dem Mio-
cüo K ied e rii*Usrr eicht. Beitrüge zur Paläontologie
Oesterreich -Ungarn* und dea Oriente, Wien 1889,
Bd. VII, S. 233 — 249. Mit zwei Doppeltafeln.
Die untersuchteu Keste *tammeii theil» au* dem «ar-
matt scheu Tegel von Nussdorf, theil« au* dem Lrithakalk.
Verfasser zeigt ausführlich, das« »ich Listriodon im Bau
de« Schädel» und der Extremitäten , sowie auch im Geld»»
auf« Engste an die Suiden ansebliesst und mit «len
Tapiren, mit welchen diese Gattung wiederholt in Be-
ziehung gebracht worden ist, nicht da* Geringste zu thun hat.
Die Unterschiede von Sus bestehen nur in der riesigen
Kut Wickelung der Hauer, der Redtiction der l'rimolaren-
zahl — bloss 3 — und der Verbindung der einzelnen
Hö ker der Molaren durch Querkimine. Verfasser giebt
weiter eine Ueberaicht der Österreich -ungarischen Locali-
täten, welche bi« jetzt Reste von Listriodon geliefert
halten.
Listriodon stellt einen gänzlich erloachenen Seiten-
zweig der Suiden dar, ausgezeichnet durch die Queijoch-
bilduug der Backzähne. E* verhält »ich diese Gattung
zu den Suiden ganz so wie Dinotherium zu deu Ele-
phanten. Von den Dinotherium liegt ituumehr ein
ziemlich vollständiges Skelett aus Franzrnshad vor. Der
Carpu» unterscheidet sich iu keiner Weis« von jenem der
übrigen Prohoscidia, um so mehr aber der Tarsu«. Wäh-
rend bei diesen da« Navleulare mit den drei Cunciformeu
und dem Cuboid artikulirt , fehlt hier iiei Dinotherium
eine Facette für Cunei forme I. E» scheint also die er*te
Zehe bereit» verschwunden zu sein und vermut blich auch
die fünfte Zehe, da diese immer vor der ersleu verloren
geht. Während bei den übrigen Prohocidicrn die
oberen Stosszähne »ich auf Kosten der unteren entwickeln,
Bildet bei Dinotherium das Gegentheil fllatt.
Wie in Frankreich die Ablagerungen von Simon» sich
durch die Anwesenheit von Dinotherium und Listriodon
nuszeichnet , während diese Gattungen in Sansan» noch
fehlen, so h«t auch in Oesterreich -Ungarn die jüngere
Mediterran-Stufe, — die sarmatische — diese beiden Gat-
tungen aufzuweisen, während sie in der älteren Mediterran-
Stufe noch nicht exUtiren.
Koken, E. Ceber die mioeänet Saugethierreste von
Kiefemtädtl in Obertclitosieu und über Hynenarc*
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Zoologie. 1 35
to» minutll« Schlrwwjr- Kitzungnber lohte der Gesell-
schuft uatnrforscheiMler Freunde zu Berlin 1888,
H. 44 — 49. Mit 2 Holzschnitten.
Man kannte bisher von dort Geweihe und Kiefer de*
l'alaeomeryx (Prox) fureatu* und Zähne von Acora-
therinm Go|dfu*s]; dazu kommrti nun ein Eckzahu
und dir oberen Molaren eine» kleinen Hia*n»rctos
— de» in ln u tu» — . Der Bau der letzteren bestimmt
den Verfasser, diesen Hvae na rcto« schon lür eine etwa*
abseits stehende Form zu halten , <D die Achnlichkcit mit
Bär« n zäh nen nicht so gross ist wie das sonst bei
Hyaenareto» der Fall ist.
Major Forayth, C. J. Fauna mnmtnalogiche dell
isol# di Kos • di 8»mo*. Letten in AUiSocietäTos-
cÄtia. Sci»*ii/e Naturell di Pisa. Prooaaai verhall,
Vol. V, p. 273.
Major Forayth. Stir tmgiiemant d’ominent* fossiles
dun» Ille de Sumo», contemporeins de Füge du Pikermi.
t'oropte» rend lieft hAxl'unadaires des neances de
Pncad^mie des aciences. Paris 1887. 4 p.
Auf der Insel Sumos fand Forsyth Major Proue-
phitis Lurteti, MusteU palaentticn, Lycyaena
Cbnereti», Irlitheriuut Orbignyl, robuitum, hip-
parionuin, A ncy lotherium Penfcellci, Mastodon
Peutelict, Rhinocrro* pächygnathua, Hipparion
inediterraneum, Su* erymauthlus, I’alaeotragu*
Rouen], Tragoeero» irmaltiieu*, Palaeorea* Lin-
•lermitreri, Gnzelia brevicornis, Pnlucoryx Pal-
la** ii und itus^er diesen fünf norh zwei weitere Anti-
lopen, M u* Gaudr.yi , einen Hirsch, und Affenzähne,
alle* Formen, die auch in l’ikermi Vorkommen. Ausserdem
fanden »Ich daselbst über auch noch zwei Kdentaten,
von denen der eine drrGuttuug Orycteropu*, — Gau-
dryi — , der andere der Gattung Manie — Palnco-
inani* neas — nngehürt , ein sehr grosser Wiederkäurr,
Sainothcrium Rot*»ieri, Giraffen - ähnlich , aber
mit kürzerem Mal» und kürzeren uud plumperen Extremi-
täten und endlich auch einen Dachs — identisch mit dem
Meie» tnarnghanus von Maragha in Persien — sowie
eineu Straus», Struthio Karotheodoris — .
Marsh, O.C. Notice of aNewFosail Hirenian from
California. The American Journal of Science and
Art» 1888, Vol. XXXV, p. 94 — 98.
Im Tertiär von Californien — Pliocin — knmen Zähne
und WiH»el eines Iw"« h*t eigenartigen Thierr* zum Vor-
schein, neben Wirbeln von Morotheriuro, Kamel,
Mastodon und Pferd. Die** Zähne werden einer Sirene
zugeschrieben , die wenigstens 15 FlU» lang gewesen sein
müsste. Der Name dieses Thierc» ist Desiuostylus
he» per u» n. gen. n. »p. Die Zähne bpstehen aus drei
Sclimclzsäulcii, die von einer dicken Cftment • Schiebt be-
kleidet werden. AD nächste Verwandte erscheinen Metn-
zytherium und Halicore. — Di* Zähne von diesen
sind jedoch bewurzelt uud überhuupt ganz abweichend
gebaut. I>ie fraglichen Objecte sehen vielmehr ganz »o
aus wie die Lamellen, in welche die Zähne von Elephus
zerfallen. (Anmerk. «I. Ref.)
Neumayr, M. Hy opotam u» r e*t« von Eggeuburg.
Verhandlungen der k. k. geologischen ReidisajizlaU
1888, 8. 288.
Die marinen Ablagerungen de* österreichische» Miocän
haben erst in allerletzter Zeit Reste von Lnndsäiigethiemi
geliefert und zwar solche mit auffallend nltcrthümlirhen
Merkmalen. Jetzt Hegt von dieser Localität der Unter-
kiefer eine* Hyopotamus vor; dies* Art weicht jedoch
von den übrigen Hyopotamcn insoferne ab, als der
vorderst* PrämoUr — Pr, — unmittelbar an den Pr3 an-
«chlicKst. Hyopotamus keuut man sonst nur aus viel
älteren Ablagerungen.
Oflborn, Henry Fairflold. Chalicotherium and
M ac rotheriu tu. The American Naturalist 1888,
p. 728 U 729.
Von Chalicot her i um kannte man bisher nur Kiefer,
von Macrotherium und Ancylutheriuin nur Extremi-
täten, obwohl die Arten beider Gattungen immer zu-
sammen Vorkommen uud zwar in verschiedenen Horizonten.
So finden »ich stet» nur kleinere Chalicotherien neben
kleineren Arten von Macrotherium, und immer nur
grössere Chalicot hcrien zusammen mit grösseren Arten
von Macrotherium oder A n c y I o t h e r » u m. Kilhol
fand nunmehr in Sunsan ein gaiizr* Skelett, welches zeigte,
dass in der Tliat diese anscheinend verschiedenen Gat-
tungen zuNumiueugehöreii. Die Extremitäten, wenigstens
die Phalangen, erinnern an Kdentaten, die Zähne dagegen
an l'er isaodacty len. Es kann jedoch kein Zweifel
bestehen, dass wir cs hier trotz der Eden taten-ülin-
liehen Diffcrenzirung der Phalangen wirklich mit einem
PerisBodartylen zu thun haben, indem t'nrpus und
Tarsus fast ganz mit Palacosyop» Sberrinstimmen. Die
Vorderextremität war im Verhältnis» zur hinteren auf-
fallend lang und hatte da* Thier in der That das Aus-
sehen eine* Kdentaten.
Osborn. A Review of Mr. Lydekker’a Arrange-
ment of Mesozoic Mammalia. The American Natura-
list 1888, p. 232 — 235.
Lydekkrr hat in «einem Catn löge alle mesozoischen
Säuger zu den M arsupialieru gestellt, ohne die »ehr
grossen Verschiedenheiten des Gebi*sc* zu l»erürk*ich*
tigen.
Osborn, Henry Fairfield. Stmcture and Clawi-
tientiou Of tlie Httoiolo Mammalia. Journal of tbo
Academy of Natural Bcieooea of Philadelphia, Vol. IX,
1888, p. 183 — 265. Mit 2 Tafeln und vielen Holz-
schnitten und : Proceedinga of tho Academy of Natural
Sciences. Philadelphia 1888. 11 Seiten Bep.
Al» Owen 1871 die mesozoischen Säuger beschrieb,
kannte man kaum 20 Gattungen, von denen mit Aus-
nahme des Microleete» und Dmmotherium alle
au* dem Jura »lammten. Jetzt ist die Zahl der bekannten
Gattungen 35, fünf davon der Tri«» ungehörig. Es zeigen
diese Gattungen eine sehr grosse Formcumanuigfaltigkrit,
doch besteht hinsichtlich der eurojAisrhen und ameri-
kanischen Typen eine merkwürdige Uchereiiistimmung.
Manche dieser Formen haben »ich las ins Eocän erhalten,
cs sind dies auch die nm meisten »pecialisirten. Was die
Grösse dieser Thiere anlnngt, so haben die klein -len etwa
die Dimensionen einer Maus, die grössten ungefähr die
Dimensionen eines Igels.
Verfasser giebt zuerst eine eingehende kritische Urberdchl
der europäischen Gattungen, Amphit herium , Araphi-
tylu», Amphileste.«, Phnscolothorium, Trlco-
nodon, Amblotherium, Pha*coleHtc», Achyrodon,
Leptoc Indus, Peramu», Spalacot herium, Per»-
le*te», Pcraspnlax, Hfylodon, Curtodon und Bo-
lodott.
E* gliedern »ich die mesozoischen Säuger hinsichtlich
des Gebisse* in zwei grosse Gruppen. ln der ersten ist
ein liicisiv kräftig entwickelt und zwar auf Kosten der
übrigen I und des Cj die M bestehen au* Höcker«. Die
Zahl und GrVäse der Pr wechselt. In der zweiten Gruppe
sind die I klein aber zahlreich, der C kräftig; die Zähne
bilden eine zusammenhängende Reihe, die M bestehen au*
Zacken.
'Die eine Gruppe, dir Multituberculata, zerfällt
wieder iu die Plaginulnciden, die Bolodontiden, die
Tritylodontiden und die Pol jriuastodoutiden.
Die Plagiau laetden haben nur einen unteren 1; die
Pr «ind al» schmale Schneiden entwickelt , die meist zahl-
reiche Furchen nufweisen; die J! bestehen au« Höckern
und zwar haben die oberen M drei Höckerreihen.
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136
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Microleste» bat tiefe Einschnitte auf der Zahnkrone.
Piagiaul»» II, OC, 4 Pr, ‘2M. Kckfortsatz und Uelenk-
lortsatz fallen hier zusammen. I>ie primitiveren Arten
haben 4 l'r. Oberkiefer nicht bekannt. Die Hb* Wer viel«
leicht nur zweireihig ungeordnet. Ctenacodon, Gelenk-
tortsatz gestielt, Eckfortsatz etwa» einwärts gelwvgett.
Ptilodu». 1 1 , 2 l'r, 2 >1 , mit 5 äu»*«r«ci und
3 innerv n. Mg mit 4 re*p. 2 Zacken. Neoplaglaulav
11, 1 l'r, 2 M , Mj mit 9 äusseren und 6 inneren, Mg
mit 4 rt*p. 3 Zacken. Thvlacoleo -I. -C, - Pr.
10 1
; «• l’r Kl»tt.
Meniscoessu». M mit drei Höckerrrihen, jede dersel-
ben uiit 4 Höckern ; die der äusseren und mittleren Keihe
halbmondförmig. Pr aussen drei* , innen viermal einge-
aclinitten. Die M erinnern nu Stere ognat hu». Bei
Ctenacodon haben die zwei ernten Pack zähne je zwei
Au**en - und einen Inncnhücker, der dritte i»t schneidend.
Bolodon bewegt den Unterkiefer vor- und rückwirt»,
Ctenacodon nur in vcrtitalrr Richtung. Die zwei vorde-
ren Pr sind allerdings ähnlich. Der vierte und fünfte
Zahn aind hui Rande gezahnelt um! wohl al» M zu deuten,
dahinter vielleicht noch zwei weitere. Der dritte und
vierte Zahn — von vorne — - und al» hohe Schneiden ent-
wickelt.
Bolodontidae. Bolodon. 2 l, OC, 3 Pr, 4M. Obere
Iq gro«*» , der erste schwach. Pr dreihöckerig aber zu-
gleich nur einwurzelig. Höcker der M kegelförmig , die
Zahl derselWn 2 bi» 4 in jeder Reihe. Zahne vom «raten
bi» dritten an Grosse ab-, vom vierten bi» siebenten aber
zunehmend. Allodou, 31, 0(?)C, 3 Pr . 4M. Dlnstem
kurt. Mirili zählt 5 l*r, 2M, wa» nicht berechtigt ist,
well die vier ersten und die drei letzten Zähne fast an-
nähernd gleichen Bau besitzen. Kronen der Zähne nicht
abgakant wie iwi Bolodon. Cfclres, VI, al’r, SM.
Vorderster Pr am grössten , hat aber statt vier blos* drei
HiU-krr. Die M halten je 2 Reihen mit 8 und 1 Reihe
mit 2 Höckern. M( ähnlich den 2 ersten M von Bolodon,
Mj den 2 letzten M diese* Thiere*.
Trit ylodontidar. Tritjrlodon. 21, OC, 8 Pr, IM.
Der erste 1 sehr viel grösser nl* der zweite, dann lange
Zahnlücke, wohl 2 Pr, 4M. alle mit drei Höckerrrihcn.
Am dritten hi« fünften Zahn 3 Innen-, 4 Mittel- und
2 Anssenhöckcr. An» letzten M viel weniger Höcker.
Triglyphu*. M Tr itr 1 ml on -ähnlich ; dazu kommt ein
Pr mit 4 Höckern.
Poly mastodontidae. I'olymastodou, — I, -C, j Pr,
- M. Pr einfacher nl* die M. Höcker der oberen M liegen
denen der unteren M auf; die oberen M halten drei, die
unteren zwei Höckerreiheu. Stereoguathu». ö Hücker auf
den unteren M, und zwar in drei Reihen geordnet. Höcker
mit eigenartigen Leisten versehen.
Die Plagiaulaciden galten bi» jetzt für Mnrsupin-
Iler. Da über nunmehr l'ou 1 ton bei Oraithorh vnchu *
ganz ähnln he Zähne aufgefunden hat, werden *io wohl
mit mehr Recht zu den Monot reinen gestellt werden
dürfen. Cope bringt »ie in die Nähe der Hy psipryin no-
nodonten und somit zu den Diprotodonten, da Poly-
innstodon Einbiegung de» Eck fort salze* aufweist. Da»
Dentalforamcn liegt elteulnlls über der Massetergrube. Der
Astragalu» hat keine Rolle , aber eine grosse Facette für
da» Cttboid. Sein Kopf ist klein, die Naviculnrfarette nur
in verticaler Richtung conves , ähnlich wie hei Hai-
maturus. Die Nasenlöcher »lehcn bei Tritylodon ganz
vorne, Malarr und Lnrrvmale sind vereinigt. Die Zähne
aind verschieden von den Diprotodonten. An diese
erinnert nur dl« Hypert rophie von zwei lncrsiven; allein
auch hier handelt e* »ich um kein Homologon, denn bei
diesen ist cs der mittlere I, lei den mesozoischen
Säugern aber der zweite, während der mittlere verloren
geht. Diprotodon hat auch vertieft]« Kieferbewegung,
während diesellte hier vor- und rückwärts geht. In dieser
Beziehung verhält sich Phascolomva ganz ebenso und da-
her auch hinsichtlich der De-chatfenheit der I, weicht aber
im Bau der M vollkommen ab.
An di« Monotremen erinnert di« Bezahnung; obere M
ebenfalls mit 2 Innen- und 3 oder 4 Aussenhöckeni. Die
unteren M sind allerdings etwa» verschieden. Eluige
Ornithorhy neben haben rbenfall» eine Intertrochloer-
Furche, doch steht die Ulna hier immer hinter dem Radiu»,
•*ei den Plagiaulaciden, neben demselben. Jedenfalls
stellen die Plagiaulaciden einen eigenen Stamm dar,
ob aber monotrem oder marsupial ist fraglich.
Z wei te Gruppe : Trias-Periode.
Die triasvi scheu Formen Amerikas differiren wesentlich
van den europäischen. Während die jurassischen deutlich
abgesetzte Wurzeln nufweisen , gehen dieselben bei den
triftasischen unmerklirh in die Krone über. Auch ist Zwei-
theilung der Wurzeln zu beobachten. — Dies gilt übrigeus
auch von den peruiischen T h«r oinorphe u-Dim et ro-
dou.
Ordo Protodonta heterodont, aber die Wurzeln nicht
altgesetzt, sondern nur durch seitliche Furchen angrdeutet.
Droroothcriidne hinter dem P ein weite» Diastema.
Pr styloid, ohne Talon. M mit Haupt-, Vorder- und Hin-
terzacken.
Drornot herium , 31, IC, 3 Pr, 7 M. I getrennt,
C-ähnlich geformt. C gross, zurückgebogen, l’r ohne Wurzel-
theilung, etwa» nach vom geneigt. Der letzte IV zeigt
hinten eine Grube. Die M lassen eine deutliche Theilung
der Wurzeln rrkrnnen. Sie besitzen je einen hohen Haupt-
zackett und unregelmässig gestellte Vor- und Hinterzackrn.
Der letztere zeigt oft Theilung. Ain Hinterrande ist auch ein
Butnlbnnd zu bemerken. Hoher Krontörtsntz , aber keiue
Symphyse vorhanden, dafür jedoch Myl»hyoidgrube. Sicher
wnr hier ein echter Gelenkfortsatz vorhanden.
Microcoeodon ?!, ?C, 3 Pr, 7M oder 4 Pr, 8 M.
Langes Diastem. Pr gerade und coiiisch; Basalhand um
Hinterrande vorhanden. Pr,| zeigt eine leichte Theiluug
der Wurzel. M mit Hanpt zacken und je einem Vorder«
und Hinterzarken. Hinten auch Basalhatid. Coronoid und
Condylu» niedrig. Krkfortsatz nngedcutet durch eine Bie-
gung des Unterkieferrande» wie liei Peramus.
Jura-Periode. Stet» Mylohy oidgrube vorhauden,
ebenso stets Theilung der Wurzeln. Diastein fehlt oder
doch bloaa sehr kurz. 3 oder 4 I. C stet* wohl ent-
wickelt und häutig zwei wurzelig. Die 4 Pr deutlich zu
unterscheiden von den M. Die Zahl dieser letzteren ist
4 bis 8 ; di« M stets zackig , nie höckerig. Das Gelds«
zeigt mannigtäche Differenzirung. An den M kann man
Talon, Basaltackeu oder Ba*albaudzncken unterscheiden.
I
C
Pr
•I
Kiefer
Typisch
1.
aufrecht
gro*« und auf-
recht
mit Basalzacken
drei gerade Zacken
und Bu.»albanil
gerades, breite«
Coronoid, niedriger
Condylu»
Triconodon.
2.
aufrecht
gross und auf-
recht
mit Bnsalzacken
opponirte Zacken,
dieselben auch nicht
untereinander ver-
bunden
gerade
Peraleste».
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Zoologie.
137
I
C
Pr
M
Kiefer
Typisch
3.
?
gros»
klein oder in die
Gestalt der M
übergehend
ohne Zacken ; säulen-
förmig ohne Basal-
band
V
Curtodon.
4.
nahezu hori-
zontal
klein und fast
horizontal
mit Basalband oder
Basal bandzacken
drei schlanke Zacken
ohne Basalhand
schlank, schma-
le» Coronoid, hoher
Condylus
A mblotherium.
5.
horizontal
klein und fast
horizontal
mit Talon
opponirte Zacken und
diese verbunden
schlank, schma-
le» Coronoid, hoher
Condylus
Stylacodon.
Prodidelpbidn». Marsupia) , 4 Pr, zahlreiche M,
letztere mit mehreren Wurzeln- Krane weder echt tri-
tuberculär noch tubercularsectorial.
Carnivore und Ummyurc ü u t e rat t hei 1 an g. Die
Tricooodont iden Rind die grössten Formen. M primi-
tivsectorial, drei gerade, aufrecht« Zacken hinter einander,
oder Vor- und Hiuterzacken einwirt» gerockt. Ohne
innere» Basnlband. Di« Pr hnbrn deutliche* ftasaBtand
oder einen hinteren Baaalzackrn. C nufrecht. I halb-
liegend bis aufrecht. Kiefer gerade; breiter Kronfortsalx,
Cotid vltia manchmal schräg, hoher oder tiefer oder in glel-
eher Höhe mit dem Eckfortsatz.
Triconodon int Hu echter Cnrnivor. Die meisten An-
klinge unter den lebenden Thieren zeigt Thylacinus.
Omnivoren-Keihe. Die Zacken der M stebeo meistens
opponirt, d. h. schräg, sind aber nicht sectorial. Bei
Peralcstf* findet «in schwaches Altcmirrn der oberen
und unteren M stntt. Das Cingulum der hinteren M wird
hier durch mehr oder weniger vompringende Zacken ersetzt.
Die hinteren Zacken der Pr fehlen hier oder sind doch
nur wenig mißgebildet. Vordere Zacken fehlen «trts.
C gerade, oll auch zurürkgebogen. Coudyhis gerundet
und in gleicher Hohe mit den 31. Kiefer gerade, an der
Symphyse gerundet. Coronoid schmäler als bei der ersten
Gruppe. Eckfortsatz immer scharf abgesetzt.
Carnivore Tri r onodontidae. Obere und untere
M mit niedrigen aber scharfen Zacken. Dieselben stehen
aufrecht. Das Basalband ist wohl entwickelt. Die oberen
und unteren M bilden zusammen eine Art Scheere. Der
C bt aufrecht uud hat oft xwei Wurzeln. l*r halb auf-
recht oder liegend, mit deutlichen Basalzackrn versehen.
Condylus niedrig. GelonkHächr oft verbreitert. Coronoid
breit. Eckfortsatz zuweilen eiugrbogen.
Peralestidae. Obere M mit hohen Innen- und Aussen-
zarken, die letzteren schräg opponirt. Untere M mit einem
hohen Aussenzackeu und mehreren Innenzacken. Obere
und untere 31 bilden zusammen eine Scheere. M zwei-
wurzelig. Die Wurzeln hinter einander gestellt. C ein-
wurzelig : Pr meist mit kräftigem Basalzackrn versehen.
Peralestes ?I, 1 C, 4 oder 5 Pr, 6 M. Der letzte Pr
hat ein hohes Basalband ; sein Hauptsachen höher als
jene der M, Die 31 halten je zwei Innenzacken , der
vordere höher als der hintere. Talon au» drei Höckern be-
stehend. \ orderzacken sehr hoch.
Peraspalax, VI, IC, 4 Pr, 7 31. Pr hoch mit kräf-
tigem Basalband. Die M haben nur einen Aussenzackeu,
ferner Inneuzacken, hohen Mittelzacken und niedrigen Vor-
der- und Hinterzacken.
Paurodon, VI, IC, 2 Pr, 4M (wohl nicht vollständig).
C hoch und cinwurxelig, dahinter Zahnlücke, erster Pr
zweiwurzrUg, niedrig. Prj hoch, mit hinterem Basalzacken
versehen. An den 31 nur Aussen - uud Innenzacken , der
letztere bloss halb so hoch wie der Austenzarkrn. Duxu
Vorderzacken und eine Art Talon. Kiefer kurz und massiv,
mit langer, tiefer Mylohyoidgrube. Die M ganz ähnlich
jenen von Peraspalax, aber in »ehr geringer Zahl vor-
handen. Die Hauptsachen der unteren M passen nicht in
die Vertiefungen der oberen 31.
Herbivore Subgruppe. Von innen gesehen erinnern
di« Zähne nn Stylodon, aber die Krone selbst ist Bach,
Archiv für AntlMOpologfc. Bit. XIX.
ohne Zacken und sicher nicht schneidend. Wurzeln ge-
trennt und neben einander stehend. Zähne zuletzt pris-
matisch werdend. Die Käufliche oft von Schinelsfurchen
durchzogen wir bei den Nagern. Auffallend ist die Höhe
des C. Doch kann dieser Zahn auch vielleicht als 1 ge-
deutet werden.
Curtodontidae. M ohne Zacken. Krone dreiseitig,
Hach, mit Schmelzfurchen. Kieferbewegung horizontal.
Pr rudimentär oder 31-artig. Nur Oberkiefer bekannt.
Ourtodon. VI, IC, 4 l*r, 7 31. Pr klein, säulenförmig,
dicht hinter dem C(V) stehend, dann erst eine Zahnlücke.
Prj zweiwurzelig, Innenseite etwa* höher als Ausscnsrite,
sonst gleicht der Zahn den 31. Die M bestehrn aus durch
eine Leiste getrennten V.
Subordo. Insectivora primitiva. Ausgestorben.
Sicher echt plucental. Obere 31 tritubercular, ahernirend
mit den unteren M. Nahe verwandt mit deu lebenden
Inaectiroren.
Amblntheriidae. Erinnern im Kiefer bau etwas an die
Stylacodontiden. Klein bis mittelgross. Die kleineren
sind echt insectivor, hei den grösseren stehen die »ehr
spitzen I und C aufrecht. Niemal* Vorderzacken an deu
Pr. Diese letzteren nehmen von vorne nach hinten
rasch an Grösse zu. Der letzte Pr meist höher als die 31,
wie bei vielen Inaectiroren. M ohne Innenzacken;
dreizackig. Condylua sehr hoch. Coronoid schlank. Auch
der Erkfortsntz ist schlank und endet in eine Spitze.
Meist 4 Pr, H M. Stylarodon hat liegende I und C,
was ein Hernusschnellen der Zunge gestattet. Zahl der 14.
Der junge Drvolestes hat M wie Chrysochlorl».
Amblotheriidae. 31 aus zwei schlanken, hinter ein*
ander gestellten Zacken nebst Talon und Baaalhand be-
stehend, dieses auch an den Pr vorhanden. Basalzackrn
an den l*r nicht selten. 3Jittlero I lang, Condylua hoch,
Coronoid schlank. MylohyoidgruW vorhanden. Bloss
Innenseite der Kipfer bekannt, daher Diagnose mangelhaft;
manche Amblotheriiden können wohl zu Stylacodon
gehören. A mblotherium. 4 I, I C, 4 Pr, 7 31, Inciaiven
sehr verschieden von Stylncodon, last horizontal gestellt
und in Abständen, Pr fast ebenso hoch wie die M. Spitzen
der M etwas rückwärts gebogen. Achyrodon bat 8 31,
die beiden letzten Pr höher als die 31. Spitzen der Haupt-
zacken der M vorwärts gebogen. Hintrrxnrken relativ hoch.
Stylacodontida«. Obere M mit nur einem Inneu-
zacken , verbanden mit den zwei Aussenzacken. Dahinter
noch Talon. Die unteren M halsen niemals Basalband.
Vordere 1 am grössten , spatelfdrmig. Coronoid schlank,
Condylua Koch, Eckfortsatz klein und spitz. M »o* drei
Zacken bestehend, sonst ähnlich denen von Triconodon.
Stylacodon. 4 I, IC, 4 Pr, 7 oder 8 M. I lang, dicht
beisammen. C hoch und schräg. Nur eine Art bat 8 31.
Innenzacken au den 31. Pha*cole*tes, »tet* 8 31, sonst
gleiche Formel; 1 getrennt, lt am grössten, 1^ am klein
sten, 1] und lt wieder grösser. C. hoch. Der Prj sehr
gross, 3lj dagegen auffallend klein. Kiefer massiv. Hier-
her wohl Drvolestes vorn. Drvolestes. Zahnformel
wie heim vorigen. Eckfortsatz schwach gebogen, Condylua
conenv und »chräg. Innenzacken der M fast ebenso hoch
wie der Hauptzacken. C zwei wurzelig. Astheoodon,
nur 3 Pr. C klein. M ohne dritten Innenzarker.. Alle
18
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138 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Pr unJ M mit Ausnahme von Prj gleich gro»i». Zähne
einwurzclig. Laodon, 5 Pr, 8H, niedriger Innen-, hoher
Aussenxmken an den M. Kiefer schlank.
Incertae sedis: Leptoeladus, 4 Pr , AM. Pr mit
vorderem Busalhand und Talon. AI zweiwurzelig , llaupt-
zacken hoch , «weiter Zucken bildet einen Talon , getrennt
vom Basalbaiid.
a) Ara philest in ue: Zacken der AI in gleicher Hohe,
keine oder doch nur geringe Reductiou der Pr. Deut-
licher Kckfortsatz. 4 I, IC, 4 l*r, 7 >1 hei Amphi-
leste« und Amphitylu* (= Amphithcrinm Pre-
vosti). Der letztere mit schwachem Haealband , und
hohem gentielten» CoodjFlw. Beim erstem» strhra die
AI getrennt, ihr Mittrlxäcken ist der höchste. Trico-
nodon, wohl-I. ^ «der - Bl, M immer erst zehr
’ 3 3 4
spät auftretend. Der letzte !*r heim jungen Thiere
AJ-nrtig, Pr nur hinten, ».eiten vorne mit Basalzackru.
Zacken der M schneidend, gleich gro*#. C meist
zwei wurzelig , Kok- und (iclenkfortsatx in gleicher
Höhe. Pnurodon (Tinodon), 3 Pr, 4 AI ; im Gegen-
sätze zum v«»rigei» mit Zahnlücke. Pr den >1 sehr
ihn lieh.
b) Phaacolotberiinae: M haben Innenzacken ueWn
dem Mittelzacken. Pr stark reducirt oder M-artig.
Kein eigentlicher Eckfortsatx vorhanden. Phascolo-
therium, 4 I, 1 C, 0 Pr, 7 Al. I getrennt und säulen-
förmig. Lange Zahnlücke. Vorder- und llinterzncken
der AI einwärts gerückt. Tiuodon acht oder mehr
Zähne. l*r verschieden von den M.
r) Spalai-othcriinac: Zahl der Pr reducirt, Pr ver-
schieden von den AI. Eck- und Gelenkfortsatz am
L'nterrande de* Kiefers. Seitliche Zacken der unteren
M einwärts geruckt. Spalacothc riutn V 3 I, 1 C,
4 Pr, 6 AI. I dicht beisammen , spitz und zurück-
gebogen, «lesgleichen der schlanke C. I*r vorn« und
hinten mit Zacken versehen. Vorder- und Hinter-
zacken der AI innig mit dem Hauptzacken verbunden.
Basal band auf der Innenseite verbreitert. Eck- und
(ielenkfortsnu hoch. Alenacodon, VI, IC, 3 Pr,
4 AI. C klein und nach vorwärts gekrümmt. Pr
verschieden von M. Hinter*«« keu der Al nicht so
stark einwärts gedreht wie beim vorigen. Haupt-
zarken ziemlich niedrig. Amphitylus hat Aehn-
lichkeit im Bau der AI, dagegen ist «ler Kiefer ganz
verschieden. Tinodon, bildet den Uebergang von
den Aiuphilestioen zu den Hpalacotheriinen.
Omni vore-Reibe. Die A mphitheriidae liabeu
auf den oberen AI eine Aussenwaml, zwei seitliche Zarken,
einen Itinenzacken und einen schwachen Hintenacken.
Untere M mit zwei hohen Ausaenzncken , Talon und ge-
zähnelmn inneren Dasalband nei»*t Ba*ulza< ken. C zwei-
wurzelig. I aufrecht. Condylu» oberhalb «ler AI -Reihe
stehend, Kr«»niörtsat* hoch, aber nicht sehr breit. Eck fort -
satz kurz, nicht eingebogen, getrennt vom Condylu». Al zwei-
wurzelig, primitiver als bei den Peraleatiden. Araphi-
therium, VI, IC, 4 Pr, 0 M. Pr vorne und hinten, AI
innen init Hasalbnnd versehen; letztere auch mit Talon
und Innenzacken. Diplocv nodon, 3 1, 8 AI. Kiefer lang,
Alvloliyoidgrube vorhanden. Coronoid gross und hoch.
IV| nie«lriger als der vorderste Pr. AH« Pr mit deut-
lichen», äusserem Basalhand. Docodon, 3 1, 7 M sehr
ähnlich Arophitherium. Knneodon, ?i, 1 C, 3 Pr, 6 M.
C sehr gross. I'rj fehlt. Vorderzacken der M ziemlich
schwach. Pr aussen gefurcht. Perainu», ?l, IC, 9 Pr
und AI. Systematische Stellung provisorisch. Vorder-
zackrn der AI «inwärts gerückt. Kiefergelcnk und E*k-
fortsntz wie bei Diploey nodon, aber da» Coronoid
schwächer. Kur die drei letzten AI haben Vorderzacken.
Wohl 4 Pr und !> oder 6 AI. Letztere nie mit Basnl-
höcker.
Beziehungen der zweiten Grupp« zu den Meta-
theria.
Hier »teilt sich die Frage, ob diese Formen eine be-
sondere Ordnung bilden, oder ob sie zu den Mnrsupia-
liern oder zu den Insectivoren gehören, oder zu den
einen oder anderen in directen Beziehungen stehen, ferner
dräiiirt sich hier die Frag« auf, ob die Placentalie r mit
Alildigebiss durch die Eplacentalier ohne ein solches
gegangen »ind.
Owen hält Myrmecobins für den Nachkommen von
A inpbitheriiden, Stylodon für einen Verwandten von
Chrysocbloris; Peralestes erreicht seinen Höhepunkt
iu Sarcophiins, Triconodon in Thylacinus. Gegen
diese Deutung spricht jedoch «ler Umstand, da*» «lie meso-
zoischen Säuger unter einander zu verschieden sind, als dass
mnu sie in eine Ordnung zusammen fn»»en dürfte; ihre
Gebisse weisen vielmehr eben so viele Verschiedenheiten
auf wie jene der Nager, Insectivoren und Carnivoren.
Dies zeigt «las Beispiel Curtodon, Stylncodon und Tri-
conodon. Von den bekannten Mar »apialiern weichen
sie wesentlich ab und bilden somit, wenn Oberhaupt zu den
Metatheria gehörig, eine besondere Gruppe derselben.
Alle besitzen eine Myiohyoidgruh« am Unterkiefer, dagegen
fehlt eine Kiefersymphyse — beide Alerkmale haben indes«
keinen Werth für die Systematik — — . Sicher »ind es kein«
echten AI nrsupialier. Ea wäre nicht unmöglich, da*«
diese letzteren und die Placentalier nur einen gemein-
samen Ausgangspunkt haben, die Placentalier aber nicht
direct aus den Alarsupialier u hcrvorgegang«-n »ind.
Die Marsupialier besitzen mit Ausnahme von Tar-
sipe* einen Condylu» und einen Eckfort satz an» Unter-
kiefer. Diese beiden stehen bei den fleischfressenden
Formen nahe beisammen, wahrend sie bei den Insecti-
voren -ähnlichen weit aus einander treten; di« Kahl der
Pr ist 3, die der AI 4, jene der unteren I meist 4;
Aly rraecobius zeigt noch die Mylohyoidgrube; Trico-
nodon und Amphitherium dürfen wohl zu den Mar*
supialieru gestellt werden. Triconodon läs*t auch «lie
Einbiegung des Eckfortsatzes erkennen. Triconodon hat
auch ein Alilchgebis», ganz wie jenes der Marsupialier.
Die Zahl seiner 1 ist anfnng» 4 , die Zahl der Pr eben-
falls, doch gehl ein I und Pr, der vorderste, verloren. Die
A mphitherien verlieren den Prj (von hinten) gut wie
die Alarsupialier-Gattuug Dasvuru*. Der Kieferhau
von Triconodon erinnert an die Dasyuriden, desglei-
chen auch die Form der M und das späte Erscheinen
de* M4, aber es tirhlt der Innenböcker auf den oberen AI.
Sehr zweifelhaft ist dagegen die Marsupialier -Natur
der Peralestiden ; es erinnern zwar dir M von Pera-
pala* an jene der Didelphy s, doch besitzen ihre oberen
AI keinen limeuhöcker. Curtodon zeigt zwar Anklänge
an Phascolomys, «loch fehlen diesem letzteren «lie zahl-
reichen Pr, die bei Curtodon vorhanden sind. Zwei M
vim Curtodon entsprechen Immer einem von |*ba»«o-
lotnys. Der letzte Pr hat bei beiden die Gestalt eines AI
angenommen. Curtodon hat indes« noch einen grossen
eclitim Krkxahn. Die. Amphitheriiden und Trico-
nodontiden, sowie Curtodon röhren mithin wohl zu
«len AI arsupialirrn hinüber, dagegen gilt dies auf keinen
Fall von den Peralestiden. Sie »nid vielmehr besser ala
Prodidelphiden zu betrachten.
Die Beziehungen zu den Insectivoren.
Die Sty lacodontiden weisen iro Zahn- und Kiefer-
bau auf «ine In aeeti vor en -ähnliche Lebensweise hin. Sie
haben tuberculür-srrtoriale M, was als ein relativ moderner
Zahntypus erscheint. Bei Spnlacotherium ist die Zahl
der Pr und Al reducirt ; das Gebiss vereinigt moderne
Zahulörm mit altrrthümlicher Zahnzahl. In dimer Be-
ziehung unterscheidet sich dies« Gruppe von den marsu-
pialen Triconodontiden, an welche die Zahnforin
erinnert. Diese Zahn form kann jedoch »»wohl beiPlacen-
tnliern als auch bei Eplacentaliern Vorkommen und
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Zoologie.
139
beweist daher keineswegs die M nr * u pial i ern at «r der
Spa lae ot he rüden. Freilich lässt sich oirht läugnen,
dar.« die I nsectlvoren von M arsupiallern abstammen.
AN primitive Merkmale de« liiseetlvoren-Gebisses er*
acheinen da« Beharren auf dem Trituberculartypus , und
die Zwei wurzeligkeit de« 0 heiCentete». Uymnura und
Talpa (hier nur der obere). AU Specialisirung Nt tu
deuten die Umwandlung des unteren C in einen I bei
Talpa, di« Länge der oberen I, die f'nmplication der Pr,
der Verlust de» Pr4 (und oft auch de* Pr^) und die pris-
matische Bezahnung von Cliry sochloris. Alle die*«
Differenz'! ruit} en linden »ich auch bei deu Stylacodon*
tiden; ho namentlich der prismatische Zahnhau, der
srhräge C; die mrisselfönnigen 1 auch bei Stylodon.
Die Stvlnrodontidcn stehen mithin den lnsectlvoren
sehr nabe.
Dir jurassischen Glieder der »weiten Gruppe bilden
keine l>e»ondri‘e Ordnung; »ie »eigen jedoch, da** sie ver-
hältnissmässig neuen Ursprungs sind. Sie thrilen sich in
zwei Reihen, die zu den M arsupialiern und Placen-
t alier n zugleich liinüberleiten. Diese zwei Reihen halten
sich M-harf von einander getrennt und Merkmale erlangt,
die sich jetzt auch bei Marsupialiern und Insecti-
voren wirderfinden.
Die Mylobyoidgrube.
Diesellie findet sich angehlich auch hei Myrmecobina,
fehlt aber nach Oaborn daselbst, wohl aber Nt sie vor-
handen beiden mesozoischen Vertretern der zweiten (truppe.
Die lebenden Marsupialier variirrn hierin sehr stark.
Sie ist zu l>eobachten bei Dasyuru» und Didelphys.
Hei den nemoiKhfB beginnt sie schon unter dem Kom-
men dentale, und enthielt wohl einen Nerv oder eine
Arterie. Oft erreicht »ie die Symphyse. Hel Dromo-
t her »ii in steht nie sehr weit vorne.
Entstehung und Aufeinanderfolge der Zahne.
Bei der zweiten Gruppe. Die I und C. Hei Dro-
luotheriuiu halten diel das Aussehen von C, stehen weit
von einander ah und nehmen rasch an Grosse zu. Hei den
Formen von Stonesfiehl - Amphitylu» und Pliasco-
lotherium — sind sie säulenförmig und ebenfalls getrennt,
bei den Triconodonten stehen *i« dicht; auch ist die
Spitze xuriiekgebogen. Der C ist manchmal zweiwurzelig,
was darauf bindeutet , das* derselbe anfangs wenig von
den Pr verschieden war; bei Amphitylu* gleicht er den
erbten Pr, hei den übrigen Formen von Slonesfleld sieht
er wie ein kleiner Pr aus.
Die Pr von Dromotherium sind «ämmtlich gleich,
säulenförmig, einwurzelig und gross. Hei Microeonodon
zeigen sie einen Talon, der hinterste sogar Theilung der
Wurzel. Hei den jurassischen Formen haben sie schon
zwei Wurzeln und sind vorne convex und hinten coucav;
»ehr häutig ist rin Talon vorhanden. Das Cingulum spielt
oft eine grosse Rolle. Hei Diploeynodon ist rin solche»
auf der Außenseite. sonst meist auf der Innenseite, wäh-
rend die M, namentlich bei den Peralestideti und deu
Insecti voren, glatt sind. Beider tarn i voren Gruppe
bildet das Hasalbnnd häufig einen vorderen und einen
hinteren Zacken.
Die Pr sind stet* scharf geschieden von den I und M,
nicht ala-r von dem C. Manchmal haben die hinteren
Complieation erfahren. Hei Arhyrodon — Curtodon —
sind sie sogar M-artig geworden.
Die M. Dromotherium hat noch das Reptilien-
khnlb'hste Gebiss. Gleich den Pr fehlt auch den M jegliches
Basalbnnd. D»e M haben hier noch keine deutliche Wurzel-
theilung. Sie besitzen wohl mehrere Zacken, doch können
die*ell*n auch zum Theil wieder verschwinden , so dass
die Zähne wieder auf den Kinzackentypu* zurückkommet».
Die Sebenzaeken sind schwach und erscheinen nls ein
blosser Versuch. Din Zähne der Theromorphen stecken
in Alveolen. Die Krone ist tonisch , Innen und aussen
gefurcht , ohne Nebenzarken und oi*n abgeflacht. Die
Theilung der Wurzel erfolgte vor dem Auftreten von
Nebenzacken.
Die Bildung der Säugethierzahne lässt fol-
gende Stadien erkennen:
1. Theilung der Wurzeln, wobei der eine Ast neben
oder hinter den anderen rücken konnte. 2. Entwicke-
lung de* inneren Cingulum«. 3. Da« Auftreten von
Vorder- und Hintenarken und das Kinwärtsrücken der
Nebrtuacken. 4. Das Auftreten von Innenzacken.
1. Zuerst nur eine Wurzel — trlassisrh, dann zwei-
wurzelig— u nterju rassisch , die Zweitbeilung zuerst auf
der Innenseite; dann Idhlet sich eine Wurzid auf der
Innenseite — - oberer Jura — Curtodon und Styla-
codon.
2. Da* innere Basal band fehlt noch hei Dromotherium,
nicht aber bei Microeonodon. Die jurassischen Können
mit Innciixacken haben kein innere* Bnsalluind, wohl aber
jene ohne Innenzackrn. — - - Beispiele sind die Tricono-
doutidae und Sty lacodon t idae. Der Innenzacken von
Peralestes ist ein Product de* inneren Hasalbandes. Bei
den Amphilestiden theilt sich die Krone und das Cln-
gulum, das gezähuelt sein kann, wie bei Diploeynodon ,
»Hier eine mittlere Erhebung zeigt wie hei Amphitherium.
Da» innere Ba*alb*nd ist immer vorhanden hei den Pr.
Es kann un den M fehlen oder auch wohl entwickelt sein
und sogar Innenzackrn bilden.
3a. Der Säugethier-Molar stammt vom kegelförmigen
Reptil ienzahn. Zwischen dem Einbacken- und dein
Dreizackentypus bestehen Uebergänge; von dem letzteren
wieder »um Tritaberralartypua, auf den sich alle Placen-
talier-Molaren, selbst die mit 4 und 5 Höckern, zu-
riickfubren lassen. Der primitive Zacken Nt der l'roto*
con. Der Vorderzacken — Paracon — und Hinter-
zacken — Metaron — erscheinen erst spater. Der
trituberculare untere M ist entstanden durch Einwärts-
rücken von Para - und Metacun , der obere M durch Aus-
wärtsrücken derselben. In Folge des Auftretens de*
Hypocon oder Talon entsteht der Tabercularsec-
torialtypu*. Der l’mtncon von Dromotherium ist
bei allen M gleich ; die Grösse von Paracon und Meta-
con wechselt dagegen bei den einzelnen M. Bei Micro-
conodon und Aiuphilestes sind dieselben fast stets
gleich gross.
3b. Spalaeotheriu m bildet nach Cope den Ueber*
gang vom triconodonten zum trituberculare» M.
Die Innenzacken der unteren M sind nur die einwärts
gerückten Para- und Metacon. Phascolntberium.
Tinodon, Menacodon bilden eine Reihe, welche dieses
allmälige Einwärtsrücken zeigt. Spalacot herium er-
innert im Bau seiner M an da» Sectorial-Dreieck von
Stypalnphu* und Didyunlctis. Die Nehenzackeu der
oberen M haben »ich wahrscheinlich nach auswärts ge-
dreht. Ist nun Stylacodon eine Uebergang-törm zum
Tubercularsect orinltvpu* , wo zu den Zacken ein
Talon gekommen NtV Von oben sieht man den hohen
säulenförmigen Zacken und davor zwei Vorderzacken ;
dahinter steht ein dritter Zacken. Im Oberkiefer sind drei
Ausson- und ein Intieuzarkeu vorhanden. Der untere M
von Stylacodon scheint daher ein specialisirter Tuher-
cularsectorialzahu zu sein.
Das Styloid ist ai*dann der Protocon , während die
lwiden Inneuzacken den Para - und Metaron repräsentimi,
zu welchen dann noch der Hypocon — Talon — kommt.
Bei den Stylacodontiden ist der Talon derGrösse nach
sehr variabel. Die Aussenwurzel steht direct unter »lern
Protocon. Es ist daher zweifelhaft, oh wir es hier mit
der vorderen oder hinteren oder gar einer «eeuudareu
Wurzel zu thtin Italien.
Die Molaren zeigen also mehr oder minder deutlich
den Triconodontentypus. d. 1». die Anwesenheit eine*
mittleren und zweier seitlicher Zacken. Bei den Amphi-
theriiden repräseutirt der liauptzacken deutlich den
• 19*
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140
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
Protoeon , der kleinere Zacken den Paracon , aber es lässt
»ich nicht entscheiden , iru wir als Metacon «wirr Hypo-
«m tu deuten haben. Die Beschaffenheit von Car-
todou inncht e* wahrscheinlich , dass der Talon drn
Hy poco n «le* Trituberrularzabne* repräseutirt. Dafür
spricht auch »eine geringe Höhe. Die Gattung Diplo-
rrnodon zeigt eiucn Fortschritt in der Entwickelung dex
Paracon.
Es geht au* dir*en Ausführungen hervor, da** nicht der
Pera*pa las -Zahn den Ausgangspunkt Ihr den Trituber-
culurtypu* bildet, weil hier der Paracon , der Vorder*
zacken , fehlt und auch der Metacon bin»* eine Erhebung
de» Ha »al bau de» dar- teilt. AU ältesten Typus haben wir
vielmehr A in pbitheri um und da wieder die Perm*
lest i den xu betrachten. Die Inornxacken sind wohl vom
ltasalband gebildet worden. Dl« oberen kl von Peru*
1 V s t r * feigen dagegen einen grossen Innmxarken und
xwri schwächere Aussenxacken , so dass hier ein nach
nu»sen offene* V entsteht, also der Tr ituberc ul ar*
tvpus. Es ist mithin sehr wahrscheinlich, dass die Aussen-
xackett Para* und Metacon repräsentirrn.
Alle Mammalier 'Molaren halsen einen Protoron, da*
Homologon des einfachen Kegelzahne* der Keptilien.
Bei einigen entstehen Para- und Metacon direct vor re»p.
hinter dem iVutocon, werden aber sehr gross — Trl-
ronodon — , beiandereu sind sie einwärts gerückt, wodurch
der Tritubercularxahn entsteht, der dann weiter
auch einen Talon erhält. Bei wieder anderen bildet sich
ein Paracon, aber der Metacon fehlt, und wird ersetzt
durch den Talon — Hypocon — . Bel wiedrr anderen
fehlen Paracon und Metacon , werden jedoch ersetzt durch
Zacken des Basalbande*.
Keduetion und Aufeinanderfolge der Zähne.
Gleiche Zahnformen können durch gleiche Ursachen
hervorgerufen werden. Auch kann der eine oder andere
Zahn erst relativ spät erscheinen — Ketardation, oder
kleiner werden alz »ein Nachbar — atropbiren, verloren
gehen oder relativ früh erscheinen — A cceleration, oder
oder sehr gross werden — li y prrtop hi re n.
Bei deu mesozoischen Formen ist gewöhnlich die
Formel 1 C— Pr M; nie mehr als 41, selten 5 i*r,
4 14 8
noch seltener bl«*s 3 — Drorootheri um. Die M wech-
seln von 3 bis H, bei den älteren fast immer 6 Ws 8,
bei den jüngeren 3 bis 4. Die jUngereti Trironodonten
buben den vierten 1 verloren. Die Keduetion der Pr be-
ginnt wohl vome, an der Stelle de* verlorenen l*r finden
wir dann «in« Zahnlücke. Die M nehmen von hinten her
an Grösse ab, so ist sicher der M4 von Triconodon
zurrst verschwunden. Bei den Peralrstiden scheinen
die beiden vordersten Pr verschwunden zu »ein.
In der Insectivoren-Keihe beginnen die vorderen Pr
schwächer, die hinteren stärker zu werden, wofür jedoch
die M von hinten her immer schwächer werden.
Die Trieonodontiden verlieren den seitlichen I und
den vordersten Pr ; die Keduetion der M beginnt hinten.
Die Arophilrstiden verlieren den l4 und den vorletzten
Pr von hinten. Die Keduetion der M beginnt ebenfalls
hinten. Die Curtodontiden verlieren die drei vorder-
sten Pr. Die Stylacodoutiden behalten 4 I, verlieren
den vordersten Pr, oder e* atropbiren die beiden vorder-
sten. Die M alrophiren sowohl von vorne als auch von
hinten her.
Milchgebiss ist nur bei Triconodon bekannt und
betrifft den letzten Pr wie hei den Marsupialiern.
Priacodon verhält sich wohl ebenso.
Schl ussfol gerungen:
1. Die primitiven Säuger waren heterodont; Zahn-
lücke fehlte ; 1, Pr und M waren schon differenxlrt.
Die cinwurzeligen 1 standen isolirt. Die Pr waren
zwar noch rinwurzelig, zeigten jedoch schon Fur-
chung der Wurzel. Die Krone war noch einfach.
Nebenzacken entstanden au der Basis. Audi bildete
sich schon häutig ein Talon, der dann oft zu einem
Hinterzacken umgestaltet wurde. Ebenso kam es
oft zur Entwickelung eine« Vorderxai keu*. Die M
hatten schon eine getbeilte Wurzel, aber noch ein-
fache Krone. Nebenzacken trnten vorn« und hinten
auf, oder am Talon oder ganz an der Basis der Kreme.
Der C ist ein umgewandelter Pr, der seinen Nach-
bar au Grosse überragte. Die beideu Wurzeln ver-
schmelzen zuletzt iu einer einzigen.
2. Die Complication der M begann am vordersten der-
selben, die Wurzelthcilung dagegen am letzten, und
erstreckte sich zuletxt auf alle M und wenigstens
auch auf einen Thril der Pr, niemals aber auf die I.
Die eine Wurzel rückte einwärts, oder es fand
gleich Dreithrilung drr ursprünglichen Wurzel bei
den oberen M statt und zwar iu Folge der Entwicke-
lung des lunenxackeu*.
3. Die typische Formel war 41, 1 C, 4 Ihr, 8 M. Oft er-
folgte ein Verlust der seitlichen 1 in Folge Hyper-
trophie des C. Der Verlust von Pr beginnt mit
dem vordersten derselben und betrifft oft gleich deren
zwei. Die Keduetion der M erfolgte entweder von
vorne oder von hinten her oder von beiden Seiten
zugleich.
4. Die Complication der M und die Gliederung in
I, C, Pr und M fand statt unabhängig von der Ke-
duction, denn die*« Zähne sind bei einigeu Gattungen
noch sämmtlich vorhanden , obwohl die Zahnformel
noch die ursprüngliche ist, nämlich 4 1, 1 C, 4 Pr, 3 M.
Die Specialisirung in 1 und C erfolgte sehr rasch.
Die Pr sind die cunsrrvativsten Zähne; sie behalten
ihre Gestalt am längsten; um rau hesten erfolgt Ihn?
Complication durch Hinzulrcten von Nebenzarken.
5. Der einfache Kegel war die Urform der Zähne. Die
Complication war auf mehrfache Weise möglich :
Oberer Jura iVraleste» Diplocynodon Triconodon
i l
IVralestidae
Triconodont
Tinodon
Tritubercular
Tubercular- Säulenförmig
sectorial
Menacodon
Mittlerer
Jura
Unterer
J ura
Obere Trias
Amphitlieriidae Amphilestinae Phascolotheriidur /
'^^'-Triconodonlidae
I
Trigonodouta
Asthenodon Stylacodon
I \ /
Spalacotbenidae Stjlacodoatidae Curtodontidar
Curtodon
I
AmbUit hcriidae
?
Protodoata
/
Dromatheriidae
a) In der ersten Keihe: Bei den meisten ent-
stunden seitliche Nebenzacken am Protocou, woraus
der Triconodon trpus resultirte. Diese beiden
Nebenzucken — Para- und Metacon — drehten
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Zoologie. 141
»ich einwärts. — Tri tubercularty pus — schon
vor der Jurazeit. Dmu kam dann ein Talon,
b) ln der Streiten Reibe bildete »ich nur der
Paracoa. Der Mrtanm ist er»etzt durch den
Talon und ein innere» Hasalband, das dann »eoun-
däre Zacken entwickelte — Amphitherium.
e) In der dritten Reihe: Paracoa und Metacon
bleiben au», dafür jedoch Zacken am Talon und
atu inneren Basal band.
d) In der vierten Reihe: Ltploelailui ent-
wickelte nur einen Talon , »o da«» die M = Pr
»ind.
e) Die Entstehung de* prismatischen Zahnes hei
Curtodon ist nicht lwkannt , vielleicht ging der-
selbe au* einem trituberculären hervor.
Ref. konnte »ich bei der ganz ungewöhnlichen Wichtig-
keit der torliegenden Arbeit natürlich nicht mit einem
kurzen Referate begnügen. Es verdient dieselbe nicht
blo«» deshalb ein ganz besondere» Interesse, als hier eine
Zusammenfassung der ziemlich zerstreuten Literatur über
die mesozoischen Säuger gegeben ist, sondern vor
Allem deswegen , weil Verfasser es verstanden hat , dieses
ungemein schwierige Material in glücklichster Weise zu
sichten und dessen Bedeutung für die Stauiniesgcschkbte
der Säuger überhaupt lV»uus teilen , namentlich soweit
dies die Entstehung de* Säugethiergebisses betritt'*.
Osborn , Henry F. Additional observntions upon
Lite atructure and clasaiticntion of tlM Meaozoic
Mammalia. Proropdinga of t he Academy of Natural
Sciences. Philadelphia 1MB, p. '21*3 — 301.
Amphileste* hat 3?I, 1 C, 4 Pr, 6 M. Pbaseo-
lotherium zeigt Pr verschieden von den M. Ainphi-
tylus wohl 41, 1 C, I» Pr, HM oder 4 Pr, 7 M. Per**
in u* wohl 31, 1 C, 6 Pr, 3 M. Die letzteren Im Unterkiefer
schon tubercularsectoriah Leptocladue dubius und
Spalacotherium minus Pernmu*. Amphitherium
zeigt den Trituberculartypus, 5 Pr, 6 M. Peraleste* i«t
Wühl zu Spal acothcri u m , und Peraspalax zuAmblo-
theriutn zu stellen. Peraspalax, A m b lotherium ,
Achyrodon, Phasrolestrs, Stylodou und Curtodon
sind sehr nahe verwandt und repribeutiren wohl nur
2 oder 3 Genera. Die MoUrenform ist bei allen »o ziem-
lirh die gleiche. Die Peralestidae und Curtodon-
tidar sind nicht mehr länger zu trennen. Es vermindert
sich also die Zahl der Gattungen und werden auch zwei
Familien wieder eingerogen. Bei den englischen Säugern
giebt es nur zwei Typen von Molaren, den tricono*
donten bei Amphilrstes, Pliasrolothrrioin und
Triconodon, dazu wohl noch Atuphitylu», und den
trituberculären bei allen übrigen. — Bei der ausser-
ordentlichrn Schwierigkeit, welches die Bearbeitung dieses
Materials darbietet , sind solche Irrungen nur zu leicht
mißlich. Der Ref.
Rodler , Alfred. Verbreitung und Geschichte der
Seeaäugethiere. Schriften des Vereins zur Ver-
breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Wien,
28 Bde. S. 263—294.
Giebt eine kurze Darstellung der Diflerenzirungen, welche
der Bau der Sirenen, Robben und Wale aufwri*t,
sowie über die Stamme»gr*chichte dieser Thier« unter Be-
sprechung der fossilrn tertiären Genera. Vgl. den Literatur-
bericht für 1886 unter Weher.
Rodler, Alfred. 8clildelfrigment eine« Sivathe*
rüden aus Nord persien. Anzeigen der kaiserliche«
Akademie der Wissenschaften. Wie» 1888, XII,
8. 11-4 — lll».
Der Name dieses Thicrea i*t Urmiathcrium. Das-
selbe steht dem Hydaspitherium, einem Sivatheriiden
(Kuminnntier), am nächstem
Rütimeyer, h. Sur La Faune doeene (ninnimalogique>
d'Kgerkingen (ßoleuru). Archive» de* scioncea physi-
qtw* et naturelle*. Geneva, Tome 20, p. 341 — 343.
Rütimeyer) L. lieber einige Beziehungen zwischen
den SiiugethienitÄinmen alter und neuer Welt. Krater
Nachtrag zu der eoeftuen Fauna von Kgerkingen.
Abhandlungen der »chw-eizerücheu palü«mUdogi*chen
Gesellschaft, Vol. XV, 8. 1—63 mit 1 Tafel.
Da» erste Capltel — einige Bemerkungen über
Classification, Insbesondere bei Hufthleren —
weist darauf hin , das» entgegen der früher gültigen
Meinung , dass Europa die Heimath der meisten Säuge*
thierr »ei, nunmehr auch Amerika für einen grossen Theil
derselben als Heimath in Betracht kommen müsse, wäh-
rend für manche Stämme vielleicht sogar eine ConTergen*
der Entwickelung gegeben zu sein scheint. Cu vier
unterschied die Säuger nach Placentalität und Implacen-
talitkt. Die Implacentalier lassen einen gemeinsamen
Grundpinn des Zahne» erkennen und sind auch sämmtlich
unguirulnt. Sehr viel fonnenreicher erscheinen dagegen
die PUcentalier, doch sind auch hier zwei grosse Gruppen
— wenigstens als Endstadien — gegeben, die Unguicn-
laten und Ungulaten, dl« sich insbesondere im Zahu-
bau wesentlich von einander unterscheiden. Innerhalb der
U u g u 1 ii l e n legte Ow e n zuerst das Hauptgewicht auf P a a r -
re*p. Cnpaarfingerigkeit. Kowalevsky zeigte sodann,
da«* die Bewegungsmechanik für die Mod ificat innen
des Extrcmitätcnskeh'tte» maasagebend sei , und das» das
Erloschen gewisser Formen von der mangelnden An-
passungsfähigkeit abhängig sei , während die dauerhaften
Stämme «ich durch grosse Modifiralionstihigkcit nuszeich-
nen. Für ihn war auch die Beschaffenheit dea Extre-
mitätenskelett«» ein wichtigere» Moment für die Systematik
lh die Beschaffenheit de* Gebisse».
Durch die massenhaften Entdeckungen nener Formen in
Nordamerika , darunter ganz abe tränt er Formenkreise , er-
litt die bisherige Systematik eine gewaltige Erschütterung,
indem eine völlig neue Zusammenstellung zur Annahme
gelangte, die Verfasser freilich zum Theil tÜr wenig
berechtigt hält ; nur für die Huftliiere scheint dieselbe
besser begründet zu sein, indem hier in der That zwischen
Taxeopodie und Diplarthrie die vermittelnden Stadien
gegeben sind, von der Plantigradie und Penladactylie bi*
zur Aufrichtung der Zehen und Reduction des grössten
Theil* derselben; zwischen diese Taxeopodie, welche zu
den Unguiculata hiniiberlcitet und di» Diplarthrie
schaltete Cope noch als vermittelndes Glied di« Arnbly-
plodie ein, wobei nämlich der Carpu* noch nnch dem
rrsteren Typus, derTamu» aber bereits nach dem letzteren
Typus gebaut sein soll. Diese theoretischen Amblypodu
— die Hvodonta — »oll teu dam» auch ein höckeriges
Gebiss lesitzeii. Solche Formen soll es nach Cope nie-
mal» in der alten 'Welt gegeben haben.
Es ist diese, namentlich von Cope vertretene, An-
schauung eigentlich nur ein« weitere Ausführung de* von
Kowalevsky zuerst aufgestellten Princips, das» nämlich
die aus der Bewegungsmechanik re»ultirenden Modificationeu
für die Systematik verwendet werden müssten. Cope
knüpft nämlich daran an, dass es »ich bei Zehenredu« tion
eigentlich weniger um eine An|ia»suug der Fusswurxel-
knochcn handelt , als vielmehr darum , dass die Stützung
der Korperlast auf immer knappere Stellen beschränkt
wird, was natürlich zu einer zweckentsprechenderen Modi-
firation de* Carpu» und Tarsus führen muss.
Rütimeyer bespricht nun die Moditicatiouen im Carpu*
und Tarsus, die sich auf dem Wege der Umwandlung aus der
Taxeopodie zur Diplarthrie ergeben, soweit sie an
noch lebenden Hutthieren zu beobachten sind. In der
Gegenwart ist die indifferenteste Reweguugsart , wa* Viel-
und Gleichfingerigkeit anlangt, durch den Elcphantrn, die
grösste Ausdehnung der Sohle aber durch den Klippdachs
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142 Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
repräsentirt. Allein schon bei «Uesen Ist in Folge der ganx
verschiedenen Function der Corpus total abweichend,
und sind daher die von Cop e gegebenen Categorien bereits
hier nicht mehr anwendbar. Der Hinterfu»» hat als
Lucomotionsorgito , der Vonlerfusa nur als Stütze zu
tungiren ; der letztere ist immer breiter angelegt , als der
erste«?. Heim Hinterfu»* kommt es daraut' im , dass
Unterschenkel und Fu»» auf möglichst einfache Weise,
durch möglichst wenige Knochen, verbunden »eien. Frei*
lieh geht dabei kein einziger Knochen wirklich verloren,
e» verschiebt sich nur die obere Knochenreihe , um da*
Gelenk ganz zu umfassen, wahrend am Corpus die erste
Knochrnrrihr quergestellt bleibt. Der Hinterfu** erleidet
eher Zehenredurtian als der Vorderfu**. Et stützen sich
daher die Begriff«? Diplurthrie, Amblypodie und
Taxeopodie alle mehr oder weniger auf die Organisation
des Hinterfusse» weil dieselbe «loch noch nicht so einförmig
ist. sie verlieren aber hierdurch »ehr an Bedeutung.
Der Elcphant vereinigt Peutadactvlie mit lio-
dnctylie und Urachydactv lie an beiden Extremitäten,
und zeigt auch, abgesehen von Hyrax, den buchsten Grad
von unpuartingeriger 1*1 ant igr ndie. Er hat daher auch
noch die geringste DiHerrnzirung der Knochenelemente
de» Fuasea und die elementare »rriale Anordnung der Kuss-
wurzelknocheu. Von Plantigradie ist freilich beim Eie*
phanten nichts zu bemerken, der Körper stützt »ich viel«
mehr auf die erste oder zweite Phalanx. Die Plantigradie
ist nur scheinbar. Der Carpus ist sehr breit, die digitale
Anordnung »einer Elemente sehr deutlich , trotz der An-
wesenheit eine» Centrale. Der Astragalus dagegen ruht
distal schon auf zwei Knochen, das Nariculare auf dreien.
Ob die doppelte Verbindung de» Astragalus — Diplarthrie —
ein primitive» Verhältnis» durstellt, wie Cope meint, ist
sehr fraglich.
Hyrax, der einzige noch lebende Taxeopode, ist viel
mehr plantigrad als der Elephant, freilich führt er aber
auch eine andere l^benswei«e — Kletterer — , Die
Metapodien bekommen hier schon Leitkiele und sind daher
schon zu steilerer Aufrichtung befähigt. Der Carpus
gleicht dem des Eie plianten, dagegen sind Nariculare
und Cuboideum weniger ausgedehnt, du* erstere nicht wie
beim Klephnnteu über da» letztere noch hinweggrescholxm.
Der Astragalus stützt sich ausschließlich auf diu Xavi-
• ulare und nicht auch auf das Cuboid, eiue Organisation,
die auch den Condv lartb ren zukommt. Metutarsale II
stützt sieh schon etwas aut das Cuneiforme 111. Immerhin
ist Hyrax nicht mehr so primitiv, wie der Elephant;
er zeigt die »eriale Anordnung der Cnrpalien nicht mehr
so scharf wie Phenucodus, sondern stimmt viel eher
mit Khinoceroa überein. Zwivhen Hyrax und Eie*
pbnnt wäre als amblypode Gruppe die Coryphodon
und Dinocerata einzu»« halten, «lie »ich selbst wieder
zwar im VorderfuM mit diesem letzteren vergleichen lassen,
im Bau des Hintcrfusse» aber noch viel platt füssiger sind.
Bei Phenacodu» erscheint die Anordnung derCarpalia
deshalb so streng serial , weil sie trotz der ziemlich ge-
ringen Breite doch fiinf Finger zu tragen haben. Küti-
meyer findet keinen Grund , Hyrax von den Condyl-
arthren zu trennen. Ilyrax und Phenacodu» kämen
nach «lern Bau der Vorderes» remitit in die gleiche t'atc-
gnrie wie der Elephant, nach dem Kau der hinteren
in die gleiche wie Khinoceroa und Tapir. Beim Tapir
übertrifft der dritte Finger die übrigen schon bedeutend
au Länge und Stärke, in viel höherem Grade als bei allen
bisher btsprochttMn Thieren. Die Caquilia greifen unge-
mein Innig in einander, ganz wie auch bei Khinoceroa
und den Pnlaeotherien , so dass das Uncinnatum und
Lunatum beinahe an«-h «la» Scnphoid berühren. Nach
den Cope’achen ('la»*itication»prinripten wärm diese
Genera consequenterweise auch wieder der Typus einer
besonderen Familie. Am Hinterfuss Ist die Diplarthrie
sehr viel ausgesprochener als bei Hyrax — - Cuboid mit
Astragalas articulirend — , ein Verhältnis», da» jedoch bei
den mehrzelligen Perissodacty len je nach der Gestreckt-
heil der Metaf»odien in »ehr rer»ehU*denem Grade gegeben
ist. Die Verbindung zwischen Carpu» und Metacarpalieu
ist ganz die gleiche wie bei Hyrax und Phenacodu».
Im Tarsus nähert sieh da» Metutarsaie III dem Cuboid, am
stärksten bei H y r a c o t h e r i u m ; bei H y r a c h y u s und
Phenacodu» ist die Anordnung de» Melatarsale III noch
»treng serial.
Da» einzellige Pferd, dessen seitliche Carpalieu nur
mittelst der Griffelbeine noch befestigt erschienen, trägt
die Beweise lür die luadaplinn von Reduction der Fuss-
würzet »n jenen Metapodien iiti allerstärksteu Masse au
»ich. Die Beweglichkeit de» Tarsus ist auf wenige .Stellen
beschränkt. Am Schlüsse dieser Untersuchungen bekennt
Rätiineycr, da** er sich gegenüber den von Cope auf-
gestellten ClassiticMtioHspriiii-ipien ablehnend verhalten
müsse. — Ref. mörhte hier bemerken, das.» auch er einen
ganz ähnlichen Standpunkt einnimmt wie Kütimeyer.
Die Gruppe der Diplarthra — Perissodactyla und
Artindnctrla umfassend — hält er fUr etwa* ganz
Unnatürliche», diese beiden Gruppen »ind vielmehr schon
von den frühesten Zeiten twei scharf getrennte Stämme,
und zwar schon als Condylarthren, mit welcher Bezeichnung
auch nicht eine eigene Gruppe , «oudern besser nur ein
Kntwickelnngsstadium tixirt würde. Die Hyracoide»
dagegen »ind wohl d«wh mit Recht ab eine besondere
Grupp«? anfzutässen, »ehr weit verschieden von den
Peri»»odactylen.
Riitimeyer wendet ferner sein Augeutqerk auf die
Verschiedenheit in den einzelnen Extremitäten-Segmenten,
welche auf der Verschiedenartigkeit der Leiten« weise ba*irt
und freilich die grössten Segmente , wie Oberarm , Femur
um aileraudälligsten beeinflusst, aber auch in kleineren
Theilen de* Skelette», wie Carpus und Tarsus, zum
Ausdruck gelang*. Wie bei je«ler Organisation wird
hier nicht bloss eine Familienanlage, sondern auch indi-
viduelle Besonderheit des Wachst hum» erkennbar werden,
ja die Altersstufen ein und desnelbcn Individuums zeigen
schon erhebliche Verschiedenheiten im ganzen Habitus,
namentlich im Verhältnisse der Grösse des Kumpfes zur
Länge der Extremitäten, so z. B. die Hochbeinigkeit der
Kälber und Füllen. Wenden wir diese Erfahrungen
auf die fossilen Formen an, so wird es sehr annehmbar,
«Ins» Plantigradie gewi**eraioa**en als embryonale Be-
wegungsart v«*r*rhiedencr Stufen der Digitigradie vor-
ausgegangen wäre, allein gleichwohl hat e* schon zu
allen Zeiten neben plumpen kurzbeinigen auch schlanke
h<M'htttinige Thiere gegeben.
Die elementarste Hufthierl>eweguiig finden wir beim
Elephanten, wo eigentlich bloss die hehlen ersten Glieder
drehbar sind, und der Kuss nur zum Auftreten dien».
Erhebliche Streckung «le* PaMW scheint mit Pentn-
dactylic schwer verträglich zu sein, einzig und allein
Phenacodu» kann al» Versuch hierzu gelten. Wenn
Plantigradie, sei es auch nur scheinbare, bei hochbeinigen
Thieren sich einstellt, so ist sie immer mit Svndactylie
verbunden; so stecken auch Wim Kamee] die benach-
barten Phalangen in einer Art Sack. Die Plantigradie
wird hier auch insofern durchgeführt, als die Phalangen
dem Boden aufiiegen und auch keine Leitung* rinnen für
die Metapodien besitzen.
Mit «lern Wegfällen der Seif«*nfinger , d. h. der Ver-
minderung oder der Verwachsung von Radien, beginnt zu-
gleich die Aufrichtung und Verlängerung der Metapodirn ;
aber auch am Unterarm und Unterschenkel ergeben »ich
Veränderungen, nämlich die Einschränkung von Pmnation
und Suplnntion. Ulna und Fibula werden stark rrdacirt,
ohne jedoch völlig zu schwinden; damit tritt daun Lcpto-
podie an Stelle von Pachypodie. Am raschesten erfolgt«*
dieser Proee*» bei den Selenodonten, langsamer bei «len
Unpaarhufern, am langsamsten bei den Schweinen.
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Zoologie. 143
Die Spuren «1er Pentadactylie sind Übrigens noch bei alten
Hufthiereu nacbxuwelsen. Auch im Tar»Us »iml die Ver-
änderungen nicht alhu beträchtlich und die Uiderrmm,
«lie hier bei der Befestigung «»der Betsegliehhaltuiig de#
Me« huni-uiu* #j«ch ergeben , sind nicht hinreichend xur
Unterscheidung von gru**en Gruppen.
Die noch tiefer gelegenen Skrlettt heile , Phalangen und
Meta podien sind *o lange wenig geeignet diu Thier hoch-
beinig uud locoinolion »fähiger xu ina« hro, al# sie noch in
grösserer Zahl vorhanden sind. Erst da» Ueberwiegen
eine* Mittelfinger» oder «ler beiden mittleren Finger tragt
sofort xu einer wesentlichen Erhöhung de» Tlitere» hei.
An diesen» starken Wachsthutn nehmen dann auch die
Phalangen, vor allem aber die ernte, Tbeil, die zweite
bleibt mehr ein blo«*r* Gelenkstück.
Da# zweite Cnpitel behandelt einige neue Binde-
glieder für die Siugethierstänime alter und
ueuer Welt. Mit der Entdeckung der in den l'hos-
|>horiten de» Quervy begrabenen Thierwelt ergaben »ich
auch wieder nähere Anhaltspunkte xu der iiu Gauxen »o
fremdartigen Säuget Uierfaunu Nordamerika», immerhin aber
bleiben noch genug Formen übrig, für welche in Europa
keine Vertreter nufxutinden waren. Die jetzt an da»
Baseler Mu-eum übergegangtne Cartier '«wh« Sammlung
«ler Säuget hierreata au» den Egrrkinger Bohitrrzen brachte
allerlei Anknüpfungspunkte au dir ältere nordurarrikanische
Mammalirrtänna. Von deu atu häutigsten vorkutnniemleu
Lophiodonten, darunter auch Protupiru» befindlich,
sowie von den Propalaeotherien, Pachy uolophu#,
l.opbiot herium und den noch selteneren i'alaeotherien
und Hyracotherien »ieht Verf. in «Ict vorliegenden
Arbeit gänzlich ab, dergleichen von deu Hy opotamiden,
Khagatheriunt . Dolichoeru», Dichobune, Czrno*
t herium und Xiphodon. Seine frühere Angabe, das»
der I*r von Dichodon M-artig »ei, wird nun «lahin
corrigirt , da»» auch hier der hinterste Fr wie bei allen
Wiederkäuern einen von den M verschiedenen Bau auf*
weiM. Unter den Leiuuridea verdienen die hier vor*
kommriHlen Caenopithecu# und Adapi# ganz behin-
dere» Interesse, indem namentlich der «rstere hinsichtlich
»eines Zahiil-aues {«viiMinuiwwii eine ZwiKbrafom dar#tellt
zwischen den Maki» und den Mycete* der neuen Welt.
Von verschiedener Seite wurdi-u die»« rr«terwähuten Formen
für Bindeglieder zwischen Affen und Hu ft hiereu an-
gesehen, wahrend Cope dieselben Inclusive der in Nord-
amerika entdeckten Hyopsodua und Pelycodu« etc. in
»eine Grupp« der Me*odouta aufuahen, die wiederum al»
eine Abtheilung «ler -Du not her in“ ein« Mittelstellung
zwiachen deu Creodonta und den echten Quadrumann
rionehmen sollte; einen Theil hezeichnete er freilich als
Frosimier. Er erklärt die Mrsodonta nl» eine Parallele
ra den Condylarthra unter den Hufthieren, «lie eben-
falls ein »ehr ähnliche» Urbi» br»itzen, nbrr mit Hufen
anstatt mit Nägrln versehen sind. Schlosser hat diese
atTenlhnluhen Formen al» Pseudo lemuriden au#gesehie-
«ien von «len eigentlichen Prosimiern, da »ie normale
Eck- und Schneidezihne tragen, un«l zu den uaef ru-
ms# n n in Beziehung gebracht.
Auch in der vorliegenden Arbeit wird auf die Aehnlich-
keit der Molaren «ie# Caenopithecu» lemuroides mit
jenen von Mycete# hingewiecen, obschoii auch anderer-
seits wieder gewisse A »klänge an mnnrhr Maki» nicht zu
verkennen sind. Viel näher al» beitlen genuunten Gruppen
steht der Caenopithecu» jedoch der fossilen Gattung
Adapi«, mit welcher er sogar toh einigen Autoren direct
vereinigt wird. — Al* Hauptunterschied giebt Verf. die
grössere Gestm ktheit der Molaren von A«iapis an, auch
*ind die Au**«nhügel bei dem Caenopithecu» nicht m>
innig verbunden, wie bei diesem. Ueberdies ist da*
Foramrn infraorbitale bei Caenopithecu# viel weiter
als bei Adapi# und erinnert hierin eher an Galago,
während »ich Adapi# in dieser Beziehung noch am ehesten
mit Stenop* vergleichen lässt. Endlich ist der letzte
Pr — Pr, bei Caenopithecu# ganz abweichen«! von «len
M, während er bei Adnpi# grratlezu «len Uebrrgang
vermittelt zwischen diesen und den vorderen Pr. Die Auf-
stellung de» selbständigen Genu» Caeuopithecu* er-
scheint mithin vollkommen gerechtfertigt , — nach den
neueren Kunden freilich, die Zeichnung der schon länger
bekannten Beste lies# jedoch manch«* Zweifel hierüber
auf kommen, «ler Bef. — Nahe Beziehungen ergeben sich
auch zwischen Caro opith ecu s und «len im nordameri*
katiischen Tertiär gefundenen Hyopsodu» und Peiy-
codus, namentlich aber mit dem letzteren. In Bezug
auf die Verschiedenheit der Pr von den M ergiebt »ich
auch eine gewisse Uebereinstimmuug mit den leben«leu
Indrisina. Weuit »ich die Anwesenheit von nur zwei
Pr bestätigen sollte, wofür eiuigermaassen die Stärke der
vor denselben stehenden Wurzel spricht, die nahezu al»
solche eine« Caninen erscheint, *o hätte der Caeno-
pithecu» einen autTäUrn«! kurzen Grsichtsschädcl besessen
im Gegensatz zu dem sehr langen von Adapi».
Adupis Duvernoyi scheint in Egerkingen vertreten
zu »ein. — Bef. muss hier bemerken, da»« KUtimever
sich »ehr im Irrthume befindet, wenn er meint, e» wäre
in seiner, «les Bef. Arbeit — Affen etc. de» europäischen
Tertiär» — als Adapi« parisieusis der Delfortrie’sehe
Palaeolemur copirt w«irden. Die Zeichnung bezieht sich
vielmehr wie alle, bei denen die* nicht eigen* bemerkt
1*1, auf eia Uriginal im Münchener Museum.
Pheuncodu» curopaeus basirt auf Uherkieferfrag-
rueuten. Das Thier hatte ungefähr Tapir-Grosse. Es ist
schwer zu sagen, oh wir hier von einem Jochzähner oder
einem Warzenzähner sprechen sollen; Itütimeyer be-
schreibt denselben je«lo«h nl» Jochxäbuer, da eine
deutliche Aussen wand zu l«eobacbten i«t, die ihrerseits
wieder zwei roni*ch* Hügel erkennen lässt. Dos Vorjoch
besteht au» zwei buhl in Folg« der Ofur verschmelzenden
Hügeln, ein eigentliche* Nachjoch ist nicht vorhanden,
solidem nur zwei Hügel, von denen der eine mit der
Hinterkante des Zahu«** in Verbindung tritt, der andere
•bar isolirt bleibt. Der ersten* erscheint als eine An-
schwellung «le» hinteren Uu»albande». Aui Ms ist die
hiutere Hälfte ganz verkümmert — richtiger noch nicht
entwickelt, der Bef. — .
E« unterscheiden »ich dies« Zähne von allen bekannten
Hufthierzähnen der alteu Welt, in«lem bei diesen stet# ein
Vorjoch, rin Querthal und ein Nachjoch sichtbar ist.
Einzig uml allein der Zahn von Caenopithecu# könnte
zum Vergleich herangetogru werden, indem auch dieser
eine ähnliche Grupp innig und Verbindung der einzelnen
Zahnelemente aufweist. Bütimoycr nennt diesen Typu»
„Trigouodontie* im Gegensatz zu Zygodontie. Von
diefteiii Phenacodu# liegen scheinbar auch Milchzähne
vor, die viel schmäler sind al» «lie definitiven Molaren.
l>er hinterste gleicht einem M. Beide erinnern an die
letzten Milchzähne ron Art iodacty! en, namentlich von
Suiden. Der zweitletzte übrigen# auch au «len vordersten
Milchzahn von Tapiru». E* werden diese Zähne jedoch
nicht al» Milrhzähue, »ondern al» die vordersten Prämo-
lareu ge«leutet. — Bef. zieht entschieden «lie Deutung «Is
Milchzahne vor — ; auch glaubt er, dieses nette Slugethier
selbst zu «ien Unpaarhufern «teilen zu sollen. — Ein
solcher Zahn typu« findet «ich «ehr häufig bei «len Säuge-
ih irren «le# nor<]amrrikani*«'hcn Eocaeo, namentlich l«ei
den Condylarthren — Ectocion und selbst hei Di-
plarthren — Pantolestes — (nicht minder auch hei
Dichobune der Kef.!). Von den Condylarthren
kommen als nächste Verwandte dieses Interessanten Thiere*
nur die Phenacodont i«len in Betracht.
Auf l'rotogonia werden einige isolirte Zähne be-
zogen. Einer dersellien, der Pfj oder aber «ier M, zeigt
die Trigonodootie noch schärfer al* obiger Phrnncodu*.
Der lunrnhügel ist hier mit beiden Zwischrnhügeln ver-
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144 Verzeichntes der anthropologischen Literatur.
blinden, «ler zweite Innenhügel erscheint offenbar al* eine
Anschwellung des hinteren Basalbande». Eine Vergleichung
mit Zygodonten erscheint ausgeschlossen , seihst wen»
die Trigon«>dontie hier wirklich nur durch Verkümmerung
de* Xachjorhes entstanden wäre. Allein die Propalae«»-
therium-Zähne zeigen, «hu» selbst die Unterdrückung de*
Xachjoche* die Zygodontie nicht zu verwischen vermag.
I>ie»e nur mit Protogenla vengleichbaren Reste erhalten
den Species-Namen Protogonia Cartieri.
Zu Meuiscodon wird ein isolirter Oberkirferzahn ge*
stellt, der w«»hl al» Prt gedeutet werden darf. Von dem
nU Protogonia he-timmten Zahn unterscheidet er »ich
dadurrh, das« die Kanten, welche die Zwischenhüge) be-
grenzen, halbmondtnrmig gebogen erscheinen. Es ist hier
gewissermaassen die Urberfährung der Trigonodontie zur
Selenodontie versucht. Man könnte versucht sein, diesen
Zahn auf einen Paarhufer zu beziehen, allein die Arhnlirh-
kelten mit jenem Protogonia -Zahn erlaubt keine solche
Annahme.
Dies« eben erwähnten Formen lassen darauf schliessen,
dass in Europa zur Eoränxeit ein Hufthiertypus cxistirt
hat, dessen Gebiss in Nordamerika mit der -«genannten
<*»ndy larthrie «ler Eztremitäten cnmbinirt war. Der
Zahntypii« , die Trigonodontie, findet sich auch bei
allerlei ünguiculaten , wie Halbaffen . ln«ectivoren,
Caruivoren und Brutelthieren Wider Hemisphären
und zwar nicht bloss bei noch lebenden, sondern nument*
lieh bei den älteren Formen. Ea könnte daher der Schluss
gezogen werden, das» diese Makis etc. ein altes Erhtheil
um getreuesten ÜWrliefeit hätten und den l’eberrest von
alten Collectirfypen «Untellen. Unsere Kenntnisse werden
jedoch gegenwärtig von Tag zu Tag durch so viele neue
Formen Wrrirhort, so dass e* zur Zeit unthunlich er-
scheint, über «len genetischen Zusammenhang der ver-
schiedenen Säugethiertypen Muthmnassungen anzustellen.
Deshalb hat es Verf. auch vermieden, den Ausdruck Trl-
tuberculie zu gebrauchen, da derselbe vorwiegend bei
Punodonten und Creodonten angewendet wird, und
dafür die Bezeichnung Trigonodontie gewählt, ohne da-
mit jedoch läugnen zu wollen, dass dieselbe sich recht
wohl als blosse Modifiration der Tritubercuiie, als
ein Fortschritt derselben, erweisen könnte.
Hei alirn bisher bekannten Hufth irren sind die
Hügel de* Überkiefrrxuhne* nach Queijot-hrn g«*ordnet,
deren Zahl zwei beträgt. Zwischen ihnen liegt da* Quer*
thnl, da» bis an die Aussenwund reicht. Diese letztere
wird meist aus zwei Hügeln gebildet , jedes Querjoch au*
einem Zwischen- und einem Inneahügel. Heim Trigo*
uodontenty pus ist die Zahl der Hügel drei; zwei der*
»elWn entsprechen der Aus*enwand der Zypodonten,
während der Innenhiigel da* Querthal sperrt- Ein solcher
Zahntypus kommt allen Condylarthren zu und gicht
ihrem Gelds» eine gewisse Aelmlirhkeit mit dem mancher
Ünguiculaten. Man muss jedoch unterscheiden eine
scheinbare Trigonodontie, die bei Hufthieren öfter»
verkommt, aber nur auf Redui-tion eine* der beiden Innen-
hüge! zuriickzufiihren ist.
Zwischen der Trigonodoutie und der Zygodontic
bestehen UebergSoge , indem der aceessorische Innenhügel
de* trigonodonten Zahnes sich nach einwärts verschiebt
und eWnso gross wird, wie der primäre, woWi zugleich
auch ein Querthal sich öttnet. Beispiele hierfür bilden
gewisse Condylarthren — Conorycte* und Phena-
rodui puercensis. Aber auch unter den echten Huf-
thieren Anden sich Formen, die zu solchen Condylarthren
hinüberleiten, so z. B. Propalaeotheriuni zu Pheua-
codus, doch spielt im Nachjoch bei dem letzteren noch
der Zwischenhügel, bei den» ersteren dagega» schon der
Innenhiigel die Hauptrolle.
Da die Zwischenbügel und der hintere Inneahügel als
etwas arcessoriwhes erscheinen können, so ist e» wohl
möglich, da*» der Jorhzahn au* einem tritubercola-
reu hervorgegangen sei. Es würde dies auch die Aehnlich-
keit des Zehnes der Palaeolem uridrn mit dem vieler
Hufthtere erklären. Aach die Pr würden nicht mehr
als rednclrte, sondern vielmehr als noch nicht vollständige
Molaren erscheinen. — Gerade die« hat auch Ref. wohl
schärfer als jeder andere Autor zu allen Zeiten betont
und ist daher höchlich erstaunt, wir ihm Rütimever
da* gerade Gegenthril imputirrn möchte. Gerade lt. hat
»einer Zeit den Prmtnolar für einen riirkgcbjldeten Molaren
angesehen. — Die Beantwortung der Frage, ob Trigono-
dontie den Ausgangspunkt der Zygodontie darstellt,
und die erster« somit al» das primitivere erscheint, würde
vielleicht auch Auskunft gehen, ob Überhaupt die compli*
arten Zahnformen aus einfachen hervorgegangen sind.
Somit wird sich eine ganz neue Perspective eröffnen für
die Aufstellung von Deseeadrailinlen.
Da die Hyracotherien eben*«» deutlich den Joehtypus
erkennen lassen wie «iie Propalaeotherien, so dürfte
e* zur Zeit auch noch nicht augezeigt erscheinen, den
Phenacodu» als deren direden Vorläufer zu bezeichnen.
Auf trigonodonte Stammformen könnten indes» nicht
blos* unpaarfingerige, sondern auch paar fingerige
Hufthiere znrückzufiihren sein, namentlich gilt die* von den
Dichobnqen. Gegen die Entstehung de* Jochzuhnes au*
«lern trigonodonten Typus scheint jedoch der Umstand zu
sprechen, «lass die Luphiodonten , bei welchen der Joch-
typus doch so deutlich ausgeprägt ist, schon so frühzeitig
auftreten; es könnte daher «Ile Entwickelung des Joch-
typu» an» dem Höckertypus — bunodont — auch
in manchen Fällen ohne da* Zwlschenstadlum der Tri-
gonodontie erfolgt sein.
Ref. glaubt bemerken zu müssen, dass die Trigono-
dontie in der Thut höchstens als Zwischenstadium von
noch dazu ziemlich kurzer Dauer, nicht aber als rigenrr
Zahntrpus uul gefasst werden darf.
Am schwierigsten ist die Frage zu lösen, nach einer
Ueberbrückung der Kluft iwischeu den Ungulaten und
Ünguiculaten. und hier muss uul»edi»gt das gesammte
Skelett berücksichtigt werden. Vorderhand gelten al* solche
Zwischenformen die Makis. — Doch wohl bei Niemand
anderem als bei den französischen Autoren. Die deutschen
und amerikanischen Autoren haben diese Verirrung »«'hon
längst eing«*sehen, nur bei Cope scheint sie neuerdings
und mich dazu in ganz abenteuerlicher Weise zur Geltung
gelangen zu wollen, indem »ein Phenacodu* sogar als
Ausgangspunkt der Affen herhalten muss. <Der Ref.) —
Zum Schluss bildet Rütimeyer noch einige Zähne
ohne nähere Beschreibung ah und bezeichnet dieselben
provisorisch als Pelycodu* and Mioclaenus. — Die
erster« Deutung scheint ziemlich berechtigt zu sein, der
Mioclaenu* dürfte sich dagegen wohl als A rt ioducty I e
und zwar al* sehr primitiver Sclenodonte erweisen,
f Anmerk, de* Ref.). *—
Rütimeyer kommt in seiner vorliegenden Arbeit zu
folgenden Schlüssen:
1. Die von Cope auf die Art der Gelenkverbindung in
Carpu* und Tarsus gegründete Systematik «ler Hufthiere
giebt zwar ein lehrreiches Bild von den Modiftiationeu im
Mechanismus der Bewegung, bietet jedoch keine scharfen
Unterscheidungen. Vor allem bestehen zwischen Con-
dylarthrie und Diplarthrie keinerlei feste Grenzen —
eine Ansicht, mit der sich Ref. auch ziemlich einverstanden
erklärt.
2. Der Bauplan der Oberkieferzihne bei den Con-
dylarthra besteht in der sogenannten Trigouodont ie,
wobei die drei oder fünf Höcker zusammen ein Dreieck
bilden and der unpaare Innenhöcker da* Querthal zwischen
den Knuhügeln abschliemt. Diese Zahnform kommt jener
der Maki* und Insectivoren »ehr nahe und grenzt
auch an jene der Carnivoren. Es ist diese Trigono-
dontie als ein elementarerer und somit älterer Typus zu
betrachten als die Zygodontie und Selenodontie. Die
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Zoologie. 145
letztere ist jedoch auch schon bei trigonodonten Zahn-
formen angedeutet, — Hef. hält die Unterscheidung von
„Trigonodontie*4 gegenüber der ilteren Bezeichnung
Trituberculie fiir »ehr überflüssig.
3. Formen mit trigonodonten Oberkiefermolaren —
Condylar ihr» — sind nicht auf Amerika beschränkt,
sie finden sich vielmehr auch in Europa. Auch die diesen
„Condylarthren* eigentümliche Organisation der
Extremitäten wird daselbst nwh zum Vorschein kommen.
4. Der Anfang der Pferdereihe braucht nicht in
Amerika gebucht zu werden, du »ich ähnliche Formen —
Pbenacodontiden — auch in Europa finden.
5. Abgesehen von den Dinoceraten Nordamerikas
und den Toxodonten Südamerikas scheinen alle bisher
für amerikanisch gehaltenen Forraengruppen auch in
Europa vorzukommen, so dass es zu einem Postulat wird,
die erloachenen Typen beider Continente aus einem gemein*
samen Quellgebiete ahzuleiten. Von den europäischen
Localitäten haben besonder« Rheim* und Egerkingen vielt
Anklänge an nordamerikanischc Formen, weniger gilt die*
für die Phosphorite des Quercy etc.
fl. Caenopithccus ist verschieden von A d a p i s ,
kämmt jedorh mit demselben zusammen vor. Beide
srhliessen sich an die nordamerikanischen Mesodonta
ziemlich innig an.
Ref. glaubt bemerken zu müssen, dass Rütimeyer die
Bedeutung dieser neuen Funde fiir die Zoogeographie und
Stammcsgeschichte entschieden überschätzt hat. Selbst
wenn diese angeblichen Phenacodus, Protogonia etc.
wirklich Condylarthren wären — es sind aber wohl
eher «ehr primitive Artiodartvlen — so könnte dies
nicht das Geringste an der Thatsache ändern, dass eben
doch Amerika die Heimat der Hufthier* insgesammt dar-
stellt. Erst im Mittel • und Obereocän erschienen solche
auch in Europa, sind aber sicher Nachkommen von Formen
des nordamerikauisehen Puercobed. Wenn aber auch wirk-
lich noch echte Condylarthren nach Europa gekommen
sein sollten, so ist ihre Zahl doch so herzlich gering, dnss
aie gegenüber dem Formenreichthnm, welchen das Puerco-
bed aufweist, geradezu verschwinden müssen. — Das« end-
lich Pseudol emu riden in Europa Auftreten, ist eine
längst bekannte Thatsache ; solche giebt es aber auch, und
zwar in noch grösserer Zahl in Nordamerika. Vom Obereocän
an halten sich freilich gewisse Säugethierstämmc in Europa,
andere dagegen in Nordamerika; jedoch findet auch später
noch ein lebhafter, wiederholter Formenaustausrh mit
Amerika 6tatt. Ref würde diese Bemerkungen gänzlich
unterlassen haben, wenn es nirht nach dem Referate
Brarjro’s — im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. — den
Anschein hätte, als ob Rütimeyer’* Entdeckungen mit
den Ansichten, welche Ref. seiner Zeit geäussert hat*),
gänzlich unvereinbar seien, was aber doch in Wirklichkeit
durchaus nicht der Fall ist. Dass Europa und Nordamerika
zu allen Zelten gemeinsame Genera autzu weben hatten —
Rütimeyer will freilich anscheinend die Zahl derselben
möglichst erhöhen — hat ja auch Ref. in jener Abhand-
lung zur Genüge hervorgehoben.
Schlosser, Max. Die fossilen Affen, Archiv für
Anthropologie, Dil. XVII, 1888, 8. *279 bia 30U mit
Tafel.
Ref. verweist einfach auf diese Abhandlung, mit dem Be-
merken, dass er seine damals geäusserten Ansichten auch
jetzt noch in gar jeder Beziehung aufrecht erhält.
Seeley, H. G. Researches ou the ßtructure, Organi-
sation and CUaatfication of the Fossil Keptilia III.
On Part« of the Skeleton of a M am mal froui Tri-
assic Rocks of Klipfontein, Fraserberg, South Afvica
•) Ueher die Beziehungen der ausgestorbenen Säugethier-
faunen und ihr Verhältnis* zur Fauna der Gegenwart. Bio-
logische« Centralblatt 1888, S. 682.
Archiv fUr Anthropologie. Bd. XIX.
(Theriodeamu* phylarohua Seeley), illuatrmting
the Reptil »an Inheritnuce in the Mammalian Hand.
Pbiloeophical Tranaactiona of the Royal Society of
London, Vol. 179 (1888), p. 141 — 145. pl. 26.
Man kennt von diesem Thlere nur die Vorderextremi-
tät — mit 5 Fingern — , und Tibia und Fibula. Die
Grösse desselben kommt etwa der Fischotter gleirh.
Von den entsprechenden Knochen der Carnivoren unter-
scheiden sich Ulna und Radius durch ihre distale Partie.
Nur Femur und Tibia besitzen Epiphysen. I>er Carput
zeigt eine dritte Carpal -Reibe. I)Je Kndphalangen stim-
men absolut nicht mit solchen von Säugern Überein ; sie
scheinen auch reproductionsfäbig gewesen zu sein. Der
Humerus wird mit jeuem von Leopard, Thylacinus und
Hyrax verglichen. Die Anwesenheit eine* Epicnndylar-
fornmens war nicht sicher zu ermitteln. Ulna urtd Radius
sind nur um ein Weniges kürzer als der Humerus; beide
haben *o ziemlich gleiche Stärke. Das Olrernnon erinnert
auffallend an Chiromys, ebenso die proximale Partie des
Radius; die distale hat dagegen eine gewisse Aehnlirhkeit
mit Civetta und Dachs. Die Gelenkääcbeu siud Rep-
tilien • artig. En bestehen im Bau von l’lna und Radius
auch Anklänge an die Sirenen und an Hyrax.
Von den Carpalia liegen zwei — Pbl forme und Pyrami-
dale — an Ulna, eine# — Radiale — am Radius. Zwischen
diesen sind drei Centralia zu beobachten, hiervon das innerste
sehr gross, das äusserste ziemlich klein. Die beiden äusse-
ren nrtikuliren mit dem Trapezium. Scaphoid und Luna-
tum sind wie bei den Carnivoren verwachsen. Die zweite
Carpalreihe enthält Magnutn, ein kleines Trapezoid und ein
grosses Trapezium. Die Anwesenheit von drei Centralia
»st höchst merkwürdig, da bei Säugern N'»nst höchsten»
eins verkommt, und auch bei Reptilien- Chelonier und
Hatteria — nie mehr als zwei vorhanden sind. Sie bilden
zusammen das Homalogon fürNavicularc Tar»i. Die fünf Meta-
carpahen sind an beiden Enden verbreitert und plattgrd rückt
und erinnern so eher an Reptilien als an Säuger — mit
Ausuahme von Otaria — . Der Humerus an und für aich
würde für einen Carnivoren sprechen; Ulna und Radius
stimmen in ihrem oberen Theile mit Carnivoren und
Lemuren, in ihrem unteren mit Nagern und Echidna.
Supination des Unterarms war hier nicht möglich. Die
Carpalirn befinden aich zwar nicht mehr in ihrer natür-
lichen Lage, doch ist die Anwesenheit von drei Crntrnlicn
durchaus sicher; bei Carnivoren, mit welchen der Cor-
pus noch am ehesten Aehnlicbkeit hut, ist deren höchstens
ein» vorhanden. Die Metararpnlia erinnern au Otter,
zeigen aber auch Anklkuge an die Marsupialier. Die
Phalangen sind kurz, unentwickelt, fa#t Chelonier -artig
und wenig beweglich. Das Thier war jedenfalls plant i-
grad.
Der vierte und fünfte Finger haben je drei , der fünfte
aber vier Phalangen, ara zweiten sind deren nur zwei, am
ersten nur eine. Die Metacarpalien erinnern etwas an
Thylacinus, die Phalangen an Echidna; dafür weicht
jedoch der Carpus ganz von jenem der Marsupialier
und Monotreiuen ah. Tibia und Fibula sind gleich lang,
die letztere sehr kräftig. Die distale Facette der Tibia
war anscheinend noch von Knorpel überzogen , vielleicht
sogar noch die Epiphyse getrennt. Diese Knochen der
Hinterextremität lassen sich nicht mit den entsprechenden
Knochen anderer Tbirre vergleichen.
Zu Tritylodon, einem Säuger au* einer etwa gleich-
nlterigen Ablagerung, können diene Reste nicht gehören;
derselbe ist ein „bunotherialer Nager, d. h. omui-
vor. Die vorliegenden Extremitäten erinnern vielmehr an
Lemuren und Carnivoren, mit Ausnahme der distalen
Partie von l’lna und Radius. Ke ist dieses Thier jeden-
falls den Cope’schen Bnnotherien anxureiheu , aber
keiner der bisher bekannten Abteilungen derselben; es
stellt einen höheren Typus dar ab die C reo don teil. E»
werden sich, wie Verfasser glaubt,- unter den Säugern
19
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146 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
norh viele finden mit. Auklängen an Reptilien and
Ampliibien.
Der lief. muss jedot h bemerk» , dass der Grüne nach
diese Knochen indes» doch möglicher Weis« tu TritV*
lud 011 geboren durften, l’eherdies bestellt auch in mor-
phologischer Hinsicht durchaus kein (»rund gegen die*«
Annahme, indem eben die Knochen doch noch sehr primi-
tive Merkmale zeigen neben manchen DilTereuxirungen,
wie solche bei einem so spec ialisirteu Typus immerhin
srhou zu erwarten sind. Dir Ordnung der liuuotheria
ist längst wieder aufgelöst nud ist auch sicher an kein
derselben etwa ungehöriges Thier zu denken.
Teller, F. Ein pUocüner Tapir aus 8ücl»t«iernmrk.
Jahrbuch iler k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien
18*8. H. 729 — 772. Mit 2 Tafeln.
Das Hecken von SchSnstein hei Cilli gehört, wie seine
Conchylienfaunn zeigt, dem Pliocän an; «ie enthält Arten,
die noch heutzutage in Europa leben — mehrere Pla-
norhis — . Es ist diese Ablagerung wohl ebenso alt wie
die Schichten des Arnothaies mit Elephas roerldlo-
nalis, Mippopotnmu* inajor, Rhinocero« lepto-
rhinus. Noch über den I.igniten fand sich beim Abteufen
eines Hohrloches ein Theil eines Tapir «Skelettes. Tnpir-
Reste kennt man ausserdem au» Oesterreich -Ungarn auch
von AjnicskÖ, Wahren, Ilribir, Göriach und Keutschach,
sowie von Neudorf an der March.
11. v. Meyer unterschied im europäischen Tertiär
Tapirns priscus, hungaricus und helveticu». Zu
helveticns (= Poirieri l'omel , der Ref.!) gehören die
Reste von Waitxrn und Keutschach, dagegen stimmen die
Reste von Neudorf und Göriach besser mit Tnpiru* pris-
ru* und »uevicua Frans. Mit priscus wurden auch ein
Tlieil der lU-ste von Ajnäcskö und »ämratliche Stücke von
Hrildr ident ificirt , obwohl die»« beiden letzteren Ablage-
rungen zweifellos schon höheren Schichten, nämlich jenen
mit Mastodon arvernensi* und Horsoni entsprechen.
Der hungaricu« stammt aus Ajnieskö und mit ihm ist
wahrscheinlich der T. minorGcrr. von Montpellier, — abor
auch ans Italien bekannt — zu vereinigen. Die vor-
liegenden Reste aus Schönstem nun gehören »irher die*«m
hungaricus an. K» folgt dieser Einleitung eine «ehr
sorgfältige Beschreibung de» Gebisses und der vorhandenen
Eitrcmitatenknochen. Der Tnpiru» hungaricus
schliefst sich sehr eng an den lebenden indischen Tapir
an. Wie noch jetzt in Südamerika zwei Arten von Tapir
terrestris und pinchncus neben einander leben, von
«lenen der letztere kleiner ist und gebirgige Gegenden
bevorzugt, so gab es auch in Europa zur PUocänxeit zwei
Tapirarien — hungaricus und priscus — .
Referent möchte hier bemerken, dass ihm die Abgüsse zu
den Originalen von Tapirus arvemensis und minor
vorliefen und noch dazu die von 1*. Gervais1» eigener
Hand angebrachten Bestimmungen an sich tragen. Nach
diesen Stöcken knnn e* nicht zweifelhaft sein , dass dieser
hungaricus nicht mit dem mioor, sondern mit dem
arvemensis ident ificirt werden muss, indem der erster«
noch wesentlich kleiner ist. M, inf. nur 19 mm.
Weithofer, Anton. Beiträge zur Kennt nis» der Fauna
von Pikermi bei Athen. Beiträge zur Paläontologie
Oesterreich -Ungarns uu«l des Orient«, Bd. VI, 1888,
8. 225 — 292. Mit lu Tafelu.
Mustrln palaeatlica hat die Gross« des Edelmar-
ders; die Zahne sehen jenen de» Dachse» sehr ähnlich,
haben aber zugleich auch noch gewisse Beziehungen zu
jenen von Martes. Namentlich gilt die Dachsähnlichkeit
für den olderen M, der viel complicirter gebaut ist als bei
den Mardern. — Referent hält die*« Form für ein Ver-
bindungsglied zwischen den Mardern und Dachsen.
Hyarnarctos atticus, eine neue Art der im Zahn-
hau zwischen Amphicyon — mit noch Kunde-ähnlichem
Gebiss und einfacheren M — und den ß&ren in der
Mitte stehenden Gattang. Voii Pikermi liegt nur ein
ITnierkieferfragraent vor.
Machairodus Schlossert sieht dem Macbairodus
parvulus vou Pikermi und der Felis ogygin »ehr nabe
— ist sogar wohl mit denselben identisch; der Ref. — ,
von denen der erster« etwa* kleiner ist, während der
letztere einen glatten, ungexahnrlten Eckzahu besitzt.
Machairodus unterscheidet sich bekanntlich von Felis
durch deu brritgedriiekten oberen Eckzahu und das hohe
kantige Kinn, sowie die grosse Zahnlücke im Unterkiefer.
Der untere Canin wird hierbei, weil nur wenig functio-
nirend, Mrächtlkh reducirt. Er verliert auch nicht sel-
ten di« Zähnelung seine» Hinterrande», während er lei
Felis stet# gezähnelt ist und gleich dem oberen Furchen
aufweist. Während bri Felis die Kckzähne beider Kiefer
zusammen als Zange wirken, dient bei Machairodus
uur der obere zum Festhalten der Beute, wobei sich frei-
lich das Kmn eng an den oberen Eckzahn anlegt. Merk-
würdigerweise stimmen im Hau der Eckzähne, Lang und
zusammen gedrückt , auch die ältesten fossilen Kaixeutypen
— Proailuru», Aelurogale, Pseudaeluru» — über-
ein und ebenso auch die noch teilenden sogenannten
„ Neot'eli#**, Vergleicht man wimmt liehe fossilen Machai -
rodus etc. und Felis mit den lebenden Katzen, »o zeigt
»ich, das» die amerikanischen Katzen die kürzeste
Zahnlücke aufw-easen, dieselbe aber bei den alt welt-
lichen Katzen bis zu Machairodus hin immer länger
wird.
Von Machairodus leoninu» werden auch einige
Skdettt heile, Kstrrmitätcnknochen, beschrieben.
Verfasser giebt die weitere Beschreibung einer Katze,
die der Grösse nach zwischen Felis lynx und onca steht
— Feli» leiodon. Der Eckzahu ist im Gegensätze zu
jenem der echten Katzen gauz glatt und uähert sieb auch
sonst dem Machairodus. Mit demselben hat dies« Art
auch die kantige Ausbildung de* Kinnes gemein. Dagegen
erinnert die Kürze der Zahnlücke an Feli».
Sehr ausführlich bespricht Verfasser dos M häutige
Hipparion gracile. Kr beschreibt Scapula — in man-
cher Beziehung dem Anchithcrium ähnlicher als dem
Pferde — und die Knochen des Vorderfu#»«», unter diesen
besonders, das Maguum bemerkenswert!!, da» sich entspre-
chend der Verdickung und Verlängerung des dritten Finger*
immermebr verbreitert, und auch mit seinem hinteren
Theile nur mehr an deiu Lunatum und nicht mehr an
dein Scaphoid artikulirt. Wie schon Gau dry nach ge-
wiesen hat, bestehen zwischen den von Hensei unter-
schiedenen H. gracile und brachypus Uebergänge.
Während heim Pferde der Daumen uur noch als Kusse u-
eigenthüinliclikeit vorkommt, ist er hier fast immer erhal-
ten. Dos Becken int im Allgemeinen weniger schlank
gebaut als beim Pferde. Der Calcaneu* bildet einen
Uebcrgang zwischen Anchitherium und Pferd. Di«
Facette lur den Astragalu* »treckt sich immer mehr.
Das Cuboid hat sich hier schon ganz auf da» Metatar-
»ule III verlagert. I>ns Cuneiforme 111 zeigt nicht selten
eine Grlciiktläche für da» Metutarsale II, auch bei Equu»
Stenonis angeblich vorhanden. Bei deu Facetten des
MetaUrsale III für Cuneiforme II lässt sich in der Reih«
Hipparion, Equus Stenonis und Equu» cuballu«
eine Vergrößerung beobachten. In Vergleich zu dem
mittleren Mctatarsnle gehen die »eitlirhen, wie schon
Kowalcvsky gezeigt hat, in der Reihe Anchitherium,
Hipparion, Equu» immer mehr zurück. Die scheinbare
Verdickung de» oberen Thcilr» von Metatar»ale IV* be-
trifft nur die Vorderpartie.
Nach Korsyth Major werden einmal beim Pferde
die protimalen Reste der Meutarsalia lateralia mit dem
medialen verwachsen, um diese» letztere zu verstärke«.
Weithofer glaubt, dass, wenn wirklich ein« solche Ver-
schmelzung eintreten sollte, e* erat mit den allerletzten
Rudimenten der seitlichen Metarsalia geschehen würde,
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Zoologie. 147
wm aber dann nirht mehr rin* Verstärkung de* medialen
bedeutet, weil dieser alsdann schon ohnehin *o kräftig ge-
worden sein muss, dass er die ganze Korperlast tragen
kann. Auch im Ban der Halswirbel bestehen Unter-
schiede iw Ischen Hipparion und Kquu*. Was den
Zahnhaa «nlnngt , to zeichnen sich die Milchxühne gegen-
über den bleibenden durch die etwa« stärkere und tiefer
hernbreirhende Fältelung des Schmelze* und die deutlichere
Ausbildung der Innonpfeiler au*. Sehr bemerk enawerth
ist, du« Weithofer den Innenpfeiler der oberen Back-
zähne, der auch beim Pferde vorhanden ist, als den
ursprünglichen Innenhöcker deutet, während der anfäng-
liche Zwischenhöcker zum eigentlichen vorderen Inneu-
höcker geworden ist, eine Deutung, die als durchaus cor-
rect bezeichnet werden muss; bisher hielt man den
Innenpfeiler tür eine acce**ori*che Bildung; in Wirklich-
keit stellt derselbe sogar das primärste Element des ganten
Zahnes dar. Natürlich darf dieser Innenpfeiler demnach
nicht mehr mit den Basalpfeilcrn derBoriden etc. borao-
logisirt werden. Die unteren Milchtähne haben dagegen
echte acrestorisrhe Basal bildungen, einmal auf Auxsenseite,
und zwar zwischen den beiden Zahuhälften, und eine weitere
am Vorderrande , uud zweiteus auch auf der Innenseite
vor den beiden Schleifen. Der erst erwähnte Basalpfeiler
findet sich auch an den unteren echten Backzähnen, frei-
lich nicht immer. Verf. wendet sich grgen Wilkens, der
au* der Anwesenheit grosser Iiciaiven in Maragha auf die
Existenz eines fossilen persischen „Pferdes“ geschlossen
hatte. Die fraglichen Zähne gebaren vielmehr zweifellos
dem Hipparion an.
Sehr interessant sind die ausführlichen Auseinander-
setzungen iihrr die Abstammung des Pferdes. Bekannt-
lich wurde dessen Abstammung früher in der Reih«
Palaeotheriu m, Anchitherium, Hipparion,
Equus, gesucht, mit vornngrstrlltero Tapir. Diese
Reihe giebt jedoch nur in groben Umrissen di« Ver-
änderungen wieder, welrhe die Stammeltrrn de* Pferdes
durchzumachen hatten. Das Palaeothcrium kann nun-
mehr nicht weiter in Betracht kommen, da es zweifellos
einen S«itenzweig daratellt. Auch zwischen Auchi-
therium und Hipparion besteht eine tiefe Kluft, die
allerdings durch Meryehi ppu* einigertnaassen überbrückt
wird. Allein auch das Hipparion kann nicht der Ahne
des Pferde* sein , da sein Gebiss zu speciaiisirt »st. —
Wie schon oben angegeben wurde , Ut hier der vordere
Innenhöcker der nherrn M vollkommen isolirt, während er
bei deu Vorläufern des Pferde» und auch bei diesem
selbst mit dem vorderen Zwischenhöcker noch verbunden
ist. Ueberdies zeigt Hipparion auch eine viel beträcht-
lichere Fältelung des Schmelzes, ebenso Ut auch selbst
bei den geologisch jüngsten Hipparion -Arten keine
weitere Keduction der Seitenzehen zu bemerken. Die Ab-
slammungslinie de* Pferdes geht also nicht durch Hip-
parion, sondern durch die ausschliesslich neu weltlichen
Gattangen Protohippus und Pliohippus. Echte Pferde
lebten auch Überdies in Asien schon mit erbten Hip-
parion zusammen. Die Stammelten» des Pferdes sind: die
amerikanischen Phenacod us, fünfzehig, Hy racoLherium,
vorne vier-, hinten dreizehig, Epihippus, Anchitherium ,
«Ireizehig, Protohippus und Pliohippus — dieser
Irtztrrc bereits ohne seitliche Hofe — , wobei die freilich
noch sehr unvollständig bekannten Merychi pp us, Hypo-
hippus, Anchippus und Parahippus die Kluft zwi-
schen Anchitherium (= Meso- und Miohippus) und
dem Protohippus auMfiillen dürften. Der letztere theilt
mit dem Hipparion die Dreizehigkeit , passt aber hin-
sichtlich des Zahnbau* viel besser in die echte Pferde-
reibe.
Die Abstammung der jüngeren Pferde- ähnlichen Thiere
stellt Verfasser in beistehendem Sch«ma dar:
Amerika
I
Gegenwart
Quartär
Equus
Hipparion
Pliocin
Miocän
Equus — . — •
Pliohippus
IVotohippu» Hipparion
\ /
Mcrvchippas
Anchitherium
Asien | Europa
Equus caballus | Equus caballus
i
Equus caballus
Equus Stenoni»
■ I I
Hipparion 1 Hipparion
Equu.
Hipparion ...........
Hipparion
Anchitherium
Die Linien bedeuten vermuthllche Abstammung, die
Punkte Wanderungen.
Von Dinotherium beschreibt Verfasser ein Schulter-
blatt. das zwar von dem von Gaudry erwähnten etwas
abweicht, dagegen mit dem entsprechenden Knochen des
D i notheri um -Skelette* aus Böhmen übereinst immt.
Von Rhinoceros liegen nur Extrem itätenknochen vor;
von diesen wird die Scapula etwa* eingehender beschrieben.
Verfasser stellt diese Reste zu Rhinoceros Schleier-
macherl und nicht zu pachygnathus, der in Pikermi
sonst häutigeren Art. Schleiermac her! steht dem
Rhinoceros javanus am nächsten.
Caroelopardali* parva ist durch ein ungehnmtes
St hädelfragrnent vertreten. Die Stirn liegt hier im Gegen-
satz« zu den übrigen G i raffen mit dem Oberrande der Orbita
in einer Ebene. Die ebenfalls in Pikermi vorkomroende
Camelopardalis attica ist wesentlich grösser. Mit dieser
letzteren Art ist wohl die C. vetusta zu vereinigen.
ProtragelophusSkouzesi. Im Gegensätze zuOrea*
nimmt das Horn hier gegen die Spitze zu sehr rasch an
19*
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148 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Stärke ab. Von Tragela phu» unterscheidet es »ich
durch die Anwesenheit einen einzigen Kieles, bei Trage-
lapbds zwei, auch macht derselbe bei Protragelaph u*
beinah swei Umgänge — bei jenem nur einen. Am Bich*
steil kommt die Gruppe vier St r epsiceros, von fossilen
Antilopen Palarorea« Lindermayeri und Anti-
lope torticorni«, letzter« aber mit swei Kielen. Auch
im Sthädclbau weicht Protragcl apbus vom recenten
Trageluphu» weit ab, indem beim letzteren die Knickung
der A&en von Gesicht»* und (iehintschädel viel bedeu-
tender ist. Helicoceraa rotundicorne: die Horusapfen
dlvergiren mit ihren Spitzen — leier form ig — , wie hei
den Gazellen im weitesten Sinne. I>ie Hornzapfen haben
zwei Hache Längsrücken. Die ebenfalls fossile Antilope
torticorni* hat im Gegensätze zu dieser schraubenförmig
gedrehte Horuzapfeu.
Von Trngocerns amaltheus und Gazella deper-
dita halten sich nunmehr hornlose Schädel gefunden, die
also jedenfalls von Weibchen berrühreu.
Zigno de Achille. A utracote rio di Monteviale.
Memork* de listituto Veneto 1888. 12 p. 2 luv.
D. Recente Säugethiere, sowie Systematik und Stammeegeschichte der Säuger und des
Menschen.
Auld, R. C. The Derivntion of tim Domestic Polled
Breeils. The American Naturalist 1888, p. 784 — 802.
Sir Hieb. Owen hntte sich gegen die Abstammung
der hornlosen Kinder vom Bo» primigenius ausge-
sprochen, während der Verfasser diesen primigenius, und
wohl auch mit Recht, als Ahnen auch der hornlosen Kin-
der zu betrachten geneigt ist. Verfasser bespricht ein-
gehender die Aberdeen -Angus-, die GaUowaj- und die
Norfolk* und Suffulkslämme und behandelt namentlich
deren frühere Verbreitung.
Auld, R. C. The Wild Cattle of great Britain. The
American Naturalist 1888, p. 488 — 509. Mit 1 Holz-
schnitt.
Harting unterscheidet folgende weisse Wildrinder
(Bo» uru*) CiglawU: Gehörnt« VarieUU, schwarze Ohren
— Chart tey, Drumlanztg und Athole Herden; rothe oder
braune Ohren — Chillingham und Lyme Herden — .
Hornlose Varietäten, englische: a) Bommrrford, Cheshlre,
Wollaton, NollLnghamsbire , Burton Constable, Yorkshlre;
b) Gisburne Yorkslilre; c) Middleton-Lan<a*hire , Gunton
Norfolk, Bückling Norfolk, Wood bas twick Norfolk, Brooke-
Norlblk. In Schottland: Ardroasan, Ayrabire , Hamilton-
Lnnarksbire; die hornlosen Herden sind die zahlreicheren.
Von denselben macht Verfasser genauere Angalten über
Verbreitung, äussere Eigenschaften etc. und historische
Notizen.
Blanford , W. T. Fauna of British India including
Ceylon and Burma. Publiahed under tlie authority
of tUe Kecretary of State for India in Council. Lon-
don. Taylor and Francis. Referat in Nature,
1888, p. 304, 513, 514.
7 Bände behandeln die Säugethiere, von Blanford
selbst verfasst.
Bonnet. Din «tumm«l*cliWHnzigen Hunde im lliublick
auf die Vererbung erworbener Eigenschaften. Ana-
tomischer Anzeiger 1888, B. 584.
Verfasser betont mit vollem Hechte die Wichtigkeit der
genauen nnntomiscbeu Untersuchung. Bei einem Falle
war die Vererbung iu der dritten Generation bereits auf
*/4 aller Individuell gestiegen. Alle zeigten Keductiun der
Srhwanzwirhelzalit von hätten her, verbunden mit Aneylo-
sirung der mehr oder weniger missbildeten Wirbel, eine
Eigenschaft, die offenbar erblich ist.
Brandt, E. Vergleichend anatomische Untersuchun-
gen über die Griffelbeine (üssa calamiformia)
der Wiederkäuer. Zoologischer Anzeiger 1888,
8. 542 — 548. Mit Holzschnitt.
Bei den Wiederkäuern verschmelzen die beiden mittleren
Mctacarpuiicn und Mrtatarsalien zu dem sogenannten
Canon, nur bei Hynemoschus bleiben die er»t«ren das
ganze Leben hindurch getrennt. Die beiden seitlichen
Metacarpalien und Metatarsidien erleiden Reduction , d. h.
werden iu der Mitte aufgelöst und e* erhalten sieh nur
distale oder proximale Reste oder beide. Nur bei llyae-
in osch us und den Trag uli den bleiben sie unverändert.
Di« Hirsch« haben meist unter« Griffelbeiue , die Ca vi-
vo r nie r obere; heim Kinde geht auch noch eins von
diesen verloren; die Giraffen halten bloss obere, die
Tylopoden gar keine Griffelbeiue mehr. Vollständige
Seitcnzehen und freie mittlere Metapodien hatten jedoch
die uusgestwrbenen Paarhufer, auch tei den Embryonen
der leitenden Wiederkäuer bleiben diese Knochen noch ge-
trennt, die Seitenzehen sind jedoch schon rückgebildet.
Die gleichzeitige Anwesenheit von distalen und proxi-
malen Griffelbeinen ist nur hei der ausgestorbenen Gattung
Geloens zu beobachten, höchstens aber noch hei Cervinen.
Auch bei Hirsche n kanu ei u Griffetbeiu ganz verschwinden.
Unter den Cavieorniern finden wir die vollständigsten
Griffel Leine bei den Antilopen.
Bei dm Hirschen haben die Afterzehen immer noch
drei, bei den Cavieorniern nie mehr als zwei Phalangen.
Büchner. Zur Geschichte der kaukasischen Turo
(Cnpra cnucasica Giild, uud Capra cvlindri-
cornis Blyth). Memoire« de la Ac&dömi« imperial»
de 8t. Peter« bourg , Tome 35, Nr. 8, 27 p. Mit
2 Tafeln.
Liegt nicht vor.
Cope, E. D. The A rtiodactyla. The American
Natuialist 1888, p. lo“9 — 1093. Mil Figuren.
Kurze Zelt vorher halte der Verfasser eine Besprechung
der Systematik der Paarhufer gehoben, über die im
Literaturbericht für 1887 rvfrrirt wurde. I)er vorliegende
Aufsatz ist zum grossen Theile eine wörtliche Wieder-
holung de» dort Gesagten, jedoch erfolgen hier einige »ehr
wohl angebrachte Berichtigungen und Ergänzungen.
Der älteste Artiodactyle ist Pan totestes im Eocän
von Nordamerika. Von den bald darauf in Europa er-
scheinenden Paarhufern sterben die A n op lot h er i i de n
ganz aus, während die X i phodon t i den Narhkommen
(?der Kef.) (unterlassen haben. Die Pantolestes sind
die Stammeltern der Kameele. Die Anthracotherieu
hatten zum T heil Khtuoceros-Grüssc; e* waren srhruss-
liche Thier« mit. Hauern. Die Hyopotamen hatten da-
gegen hei der läng« der Schnauze eine gewisse Aehulich-
keit mit den Mamas. Die Xiphodontlden lebten mit
Ausuahme des Protoreodon in Europa. — Es ist nicht
ciuxusehen, was Protoreodon mit den Xlphodn<.tiden
zu schaffen haben sollt«; es kann absolut nicht von den
Oreodontiden getrennt werden (der Ref.). — DicHippo-
potamiden gehöreu der alten Welt an, «ine Art noch
lebend. Unter den Hyotheriiden ist Hyotherium der
gencralisirteste Typus; iu Europa und Indien, aber nur
fosail. Hieran scbliesten sich nunmehr die Suidae mit
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149
Zoologie.
der Unterabtheitung »Irr Suinac und dm »prrinlisirten
Gattungen Li»triodon, Hippohvu* und Babirussa.
K* foltern die Gattungen Bot hrolnbi* und Chaeiioliv u»,
der er*trrr wohl der Abu« von Dicotyle». — Vier
Arten iin John Daybed. — Auch Dicotyle* ist in fossilem
Zustande bekannt . Die Elotherlldeu »ind nur durch
die eine Gattung Klothen uui vertreten — aber in bei-
den Hemisphären gefunden — in Amerika Mortoni und
imperator, die letztere Art iiu John Daybed.
Die Schweine »ind roodiricirte Hyotherin. Palae-
octioeru» ist der primitivste Suine. Von ihm zweigen
wohl auch die Dicotylineu ab- Sein Abne mu»» bereit»
S uidr n -ähnlich gewesen »ein. Drr Ahne von Hippo-
potarnu» ist nicht bekannt. Für die Altertbiimlirhkeit
diese» letaleren Typus spricht das Fehlen von Kielen auf
den distaleu Gelenktlachen der Metupodleu.
Dir Oreodontiden waren in Amerika im MiocSn sehr
zahlreich; die letale Form ist Cyclopidiu». Die gro**en
Mervrochoeri hatten Cauineu, die «ur Vertbcidiguag
geeignet waren. Leptanchenia sowie Cyclopidiu»
führten eine aejuntüe Lebensweise, wenigsten» spricht hier-
für die Verlängerung des Gehörgaoge» , wie *ie auch bei
Hippopotamu» zu beobachten i*t- Die Na*e war jeden-
falls au einem Rü»m*1 umgrstaltet. Pit he eiste» Hut die
Schneidezihue verloren und den Gesicht »schade! auffallend
verkürzt, sodus» eine gewi»»e Aehnlichkeit mit den Affen
gegeben ist.
Cope | E. D. The Periaaod ncty 1s. The American
Naturalist 1887, p. 985— -1007 und p. 1060 — 1076 tnit
44 Holzschnitten.
Zwischen Artiodacty len und Perissodactylen sind
noch keine unzweifelhaften Zwischenfönnen gefunden
worden, obwohl Formen existiren, die weuig»ten» hinsicht-
lich der Zcheuzahl ähnliche Verhältnisse zeigen wie die
Paarhufer — Menodu» etc. — , vorne vier, hinten
drei Zehen; auch die Form der Taraalkuochen erinnert
hier etwas an Hippopotamu»; jedoch kann auch hier
der Astragalus sich nicht auf dem Cuboid bewegen , wie
da» bei den Artiodacty len durchgehend» der Fall i»t.
Heide grossen Gruppen »ind aber durch die hypothetischen
Amblypoda oder Hyodonta verbunden. Die Diplar-
thra können nicht direct von deu Taaeopodu abstammen.
Die Umwandlung eine» Taxeopoden in einen Diplar-
threu hat nämlich iu der Weis« statt gefunden , da»* so-
wohl am Vorder- als auch «in Hiuterfus* der Mittelfu»*
sammt der ersten Carpu*- und Tarsu» * Reibe sich gegen
die zweite nach auswärts verschob, oder, was auf da»
nämliche hinauskommt , e» hat eine Verschiebung der
zweiten Reih» gegen die erst» und zwar nach einwärtB
»tattgetuuden. Dieser Vorgang führte zum Verlust de»
ersten Finger». Diese Verschiebung ist nun bei dem auf
der Ausseiiseite befindlichen Element zuerst erfolgt und
danu erst bei dem auf der Innenseite befindlichen* So
»eben wir auch schon hei den Amblypoden da* Lunare
auf das l'nciforme fibergreifen, während c* anfangs nur
auf dem Mngnum gelegen war; das Scaphoid hat dagegen
noch keine Verschiebung gegen da* Mngnum hin erfahren.
Di« Amblypoden stellen mithin ein Zwist henstadiöm
dar zwischen den Taxeopoda und den Diplarthren.
E* wäre nur ein zweiter Weg übrig geblieben, nämlich
der, das» da* Scaphoid sich auf da» Mngnum verlagert
hätte, ohne das» jedoch dn» Lunare seinen Platz auf dem
Magnum verändert hätte. Solche Formen »ind jedorh
nicht bekannt. Bei den Oreodontiden andererseits hat
eine *o gewaltige Verschiebung der ersten Carpu»- Reibe
stattgefunden, dass dn» Mngnum ganz unter das Scaphoid,
da» Lunatum ganz auf dn* 1‘nciform« zu stehen kam. Da^
so nützliche Alterniren beider Carpu* -Reihen wurde hier-
durch aufgehoben und war diese Organisation auch der
Grund für da» Erlöschen der Oreodontiden. Wa» i»t
nun die Ursache dieser Verschiebung der ersten Carpu»-
Reihe gegen die zweite? Die Au*wär(Mlrchung der Zehen
beim Gehen. Bei den Ungulat«n ist die»« Er-
scheinung deutlicher am Hinter- al* am Vordertn*», bei
den Carnivoren, den ausgesprochenste*» Unguiculaten,
ist da* Umgekehrte der Fall. Wenn der Fus* den Boden
berührt, hört die Rotation des Kusse» von innen nach
auswärt* auf und diese» Aufhören der Rotation bewirkt
eine Krümmung de» proximalen, bewegenden Gliedes jeder
Articulatiou gegen da» distale feste Glied. Eine »olche
beständige Spannung besteht seiten* der ersten Carpu»-
und Tarnus-Rcihe gegenüber der zweiten und hat eine
Verschiebung Wider Reihen gegen einander bewirkt, W«
zuletzt die anfangs reihenformige Anordnung dieser Knochen,
welche wir bei den Condylart hren linden, in die alter-
nirendr der Diplarthren übergefbhrt wurde. Je länger
die Zehen »ind, de»to grösser ist auch die Verschiebung
der Carpaiien und Tarsalien. Am llinterfu»»e erfolgt
dieser Proee*» zuerst , und i»t daher auch bei den
Proboscidiern bereits zu »eben, während der Carpu»
derselben noch keine Veränderung aufweUt.
Auf die»« Drehung nach aussen i*t auch die früh ein*
tietende Ausdehnung von Ulna und Radius iiWr dir erste
Cnrpntrrihr zuriickzufiihren , sowie die naliezu fehlend«
Einlenkung von Ulna und Fibula am Carpu» re»p. Tarsus.
Bei d«n Unguiculateu liegt die Sache ander». Di«
Körperlast ruht hei den Carnivoren nicht auf den
Zehen, sondern auf dem Hallen — dem fleischigen Polster —
unter den Fingern. Beim Aufsätzen des Fu*»e» auf den
Boden findet daher kein Druck statt gegen den festgefügten
Tarsus, mithin i*t auch keine Armierung in der Anordnung
der Tar»u*- Elemente zu beobachten, wohl aber i*t Alter-
nirrn der Carpaiien vorhanden.
Die Perissodautylen zeigen besonder» Veränderungen
im Buu der Zahne , Extremitäten und Wirbel. Die Ver-
änderungen in deu Extremitäten bestehen in Reduktion
der Zehenzahl von vier oder fünf zu ein», jene der Zähne,
und zwar der Molaren , in Ueberführung der Höcker iu
Kimme und bezüglieh der Primolnren darin , da»» die-
selben zuletzt di« Gestalt von Molaren annehmen uud
endlich in drr Reduction uud dem Verlust von Eck- und
St-hneidezähnen. Die Veränderungen der Wirbel äu*-en»
sich darin, das» die anfangs flachen Zygapophyveu sich in
eine Art Zapfen , beziehungsweise Röhren , umwandeln,
doch nicht in dem Man»«« wie bei den Artiodactjrleo.
An den Oberkielerzähnen hemerkrn wir zuerst Ab-
dachung und innigere Verbindung der Aussonhöcker , so-
dann Verschmelzen der Zwischenhöcker mit den Innen-
höckern zu gekrümmten oder geraden Jochen. Im Unter-
kiefer ist die Stellung der Höcker hei den einen Formen
eine opponirte, Lei deu anderen eine alternirende ; bei der
Verbindung dieser Höcker durch Kämme entstehen ent-
weder gerade Joche oder es ergehen »ich W- förmige
Kämme. Ryder hat gezeigt, du»* »ich der Unterkiefer
beim Pferd und den Rhi nocerotiden gegen den Ober-
kiefer von aussen nach rinwärt», bei den »eienodonten
Artiodacty len aber von innen nach au*wärts bewegt.
Einige der ältesten Perissodactylen hatten wohl di«
nämliche Art von KiefcrWwegung wie die Artiodnct ylcn,
der Kiefer-Condylu» i»t jedoch bei ihnen stark convex nach
oben, wodurch eine seitliche Drehung der Unterkiefer beim
Kauen möglich wird und di« Ausw-tihöcker der M ganz
besonder» zur Geltung kommen. Dies ist der Grund,
warum auch diene Auwnlmcker die gTÖ**tcn Modiftcationen
aufweisen, während die inneren Höcker relativ wenig ver-
ändert werden. Beim Tapir dagegen, wo die Kiefer-
bewegung veTtical ist, erleidet keine der Höckerreihen eine
besondere Moditimtion.
Von den Lophiodonten gehen die E^uiden, Tapiriden
und Rhinoeerotideti au». Bei deu Er] ui neu haben jene Ver-
änderungen statt gefunden, welche durch die Bewegung de»
Unterkiefer» von innen nach aussen veranlasst werden.
Bei den Tapiriden sind in Folge der vertiralen Kiefer-
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150
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Bewegung wenig Modiricationen zu beobachten, bei den
Rhinocerotlden treten jene Veränderungen der Zahn-
käuttue nuf, die in Folge der Kieferbewegung vou au>»eu
nach innen su erwarten sind. Es äussern »ich die««
Modific ationen der Backzähne in der Beschaffen-
heit ihrer Auttenv»n4. Bei der Equinen-Linie
(Mrnodontidrn, Chalicot hrriidc n und Palacothr-
riiden umfassend) wurden die Kanten der Ausscnhöcker in
Folge der cntnlen Bewegung de» Unterkiefer« — von innen
nach auswärts — nmli aussen gezogen und bilden deshalb zwei
V-förmig« Vorsprünge. Bei der Rhinocer ot iden-Liuie
wurden die Kanten de* einzigen grossen vorderen V nach
einwärt* gedrückt , in Folge der ectalen Kieferbewegung
— von aussen nach einwärts — , *© dass die Außenwand
sich nach einwärts neigt, an der Stelle, wo hei der Pferde-
linie die V nach au«»en gehen ; bei manchen Gattungen
ist ein medianes , nach einwärts gerichtete* V an dieser
Stelle vorhanden; bei anderen wieder lässt »ich eine ge-
ring« Auswärtsbiegiing de* hinteren Theile* der blauer
beobachten, was auf vorübergehende entale Bewegung der
unteren M zurilckgefdhrt wird. Wo* die unteren M be-
trifft, »o sind auch hier zwei Typen zu unterscheiden.
Bei den) eiuen besitzen diese Zähne V, hei dem anderen
Querkämme.
Für die Classification der l'eri «sodactvlen »teilt
Cope folgende* Schema auf:
I. Kein A*fönniger Raum zwischen den Hockern der oberen M. Untere M mit Queijochen.
A. Pr verschieden von M.
er) obere Kckzälme vorhanden.
1. 4 oder 3 Zehen Lophlodontidae.
2. 3 Zehen TripfopodUtae.
««) keine oberen Eckzähne:
3. Mastoid nicht mit der Schädelwand verschmolzen Caenopodidae.
AA. Pr gleich den M mit QuerkSromen.
er) Au**enhöcker der oberen M zu einer Mauer verschmolzen :
4. Mastoid bildet einen festen Theil der Scliädelwand, obere C vor-
handen Hyracodontidae.
5. Mastoid ausgeschlossen von der Schädelwand in Folge de* Zu-
(•atnmenstosscna von Oceipitale und Squamosutn, keine oberen C . Khinooeridae.
an) Au**enhocker der oberen M ungleich, getrennt.
6. Obere M und Pr gleich gebaut und mit Querkämmen versehen,
4 resp. 3 Zehen Tapiridae.
II. Aussenhik-ker der oberen M fa«t gleich, durch einen A-f&rmigen Zwischenraum getrennt. Untere M mit Monden.
A. Obere Pr verschieden von den M, mit nur einem Innenhöcker.
7. 4 oder 3 Zehen. Vertebralarteriencanal vorhanden Chalicotheriidae.
8. 3 Zehen, kein Vcrtebralarterirncanal . • - ♦ Marrauchenidae.
AA. Obere Pr gleich den M, mit zwei Innenlaben verseheu.
9. 4 resp. 3 Zehen • ...«•• Menodontidae.
10. 3 Zehen Palaeutheriidae.
11. 1 Zehe Equldae.
E* sind etwa 200 Periaaodact y len • Arten im (ianzen be-
kannt , besonder* häutig im iltrren Tertiär. Die Tapi-
riden und Equidrn sind die jüngsten Familien, die Lophio-
dontiden und (?) Chalicothrriiden die ältesten. Der Zu-
sammenhang zwischen diesen elf Familien wird in fol-
gender Weise veranschaulicht:
Rhinoceridae
Hjmcodnntidu | Tapirid.«
Triplopodidac t'aenopidae
IdOphiodontkiae
Equidae
/
Palaeotheriidae
/
Menodontidae
/
Chalicotheriidae
Hvracotherinae
Die Lophiodo ntidae sind die zahlreichste Familie;
die Grösse der Arten schwankt zwischen der eines Ka-
ninchens bi* zu der eine» Ochsen. Sie ähnelten um meisten
den Tapiren. Die Genuscharakteristik Ist folgende:
I. Aussenloben der oberen M wohl getrennt und wenig
abgedacht. Lohen der unteren M lose verbunden.
Hyracotheriinae mit Zahnlücke hinter Pr4,
H vrai otheriu m, Pliolophu», der letzte Pr
bei diesem = M.
Hyracotheriinae ohne Zahnlücke — Sy*te-
modon.
II. Aussen loben der oberen M wohl getrennt und wenig
abgrdacht. Untere M mit deutlichen Querkämmen.
Prot apirtnae. Isoctolophu* 4 Pr, unterer Ms
mit (?) drittem Lohns; Protapiru* 3 Pr, unterer
Mj ohue dritten Lobus.
IH. Aussenloben der obereren M flach, nicht sehr deutlich,
eine Mauer bildend. Untere M mit deutlichen Qurr-
ItSauneo.
Lophiodont idae. Helalestes ohne Zahnlücke;
unterer M$ mit drittem Lobu*.
Oben 7 M. Heptodon und Hyrachyu*, Isrim
erateren der letzte untere M mit drittem Lobo*.
Oben 0 M. Lophiodon, letzter M mit drittem
Lobus, Colonocera* und Dilophodon ohne
diesen. Dilophodon mit Horu auf jedem
Nasenbein.
Die Hyracotheriinae können nicht von denLophlo-
dontidae getrennt werden, sind jedoch die Ahnen der
Pferde; die Rhinocerotiden stammen von den Lophio-
do nt iden ab. Die Verwandtschaft ist folgendcrmaassen
zum Ausdruck gebracht :
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Zoologie.
Rhinocerotidac
Colonocera»
\ 1
Hvrachyua Lophiodon
Heptodon
Helalcte*
\ /
Svstemodon
Tapiridac Equidae
Protapiru*
Pliolophu*
Hyracotherium
Heliilete», Systemodon, lstctolophus,
Heptodon , Diluphoilon und Colono-
cera» sind aut’ das nordameri klinische
Tertiär Ix- »eh rankt.
151
Von «Irn Triplopodide n tat Idos* «in Genu* bekannt;
e* stammt wohl von üeptodon, nur durch da» Fehlen
«l*fw dritten Lohn* am unteren M3 v<»n diesem verschieden.
Zwei Arten im Bridgrrl»ed, eine im Diplocodonhcd (=r Pro«
thvnieodon).
Die Caenopidae haben den ol»eren C verloren und
gleichen insofern dein Rhino ceros. Aaeh ist wie bei
dirscm die Zahl der I gering; eine Art hat sogar bereit»
ein Horn. Zwei Gattungen, Cacnopn* und Dihoplu».
Sie verbinden die Loph iodontideu vermittelst Hepto«
don mit den Khinocerotiden. Caenopua, nur in
Amerika, hat vier Zehen vorne, hinten drei und ist wohl
der Ahne von A reratheri u in. AU Dihoplus wird das
europäische Rhino ceros Schleier tu aeheri bexeichnet.
Die Hyrncodontiden sind direct« Abkömmlinge der
Lophiodontiden; dieCaninen werden jedoch hier behal-
ten, im Gegensatz *u den Caenopiden. Die Pr werden
M*art»g wie bei Rhinorero«. Drei Gattungen, Aiuy
nodon — Pr, Mctam ynodon -jj* Pr, die Caninen ver-
schieden von den Innsiven , Hyrarodon — Pr, Caninen
ähnlich den I. Sämrutllch hornlos. Atu ynodon stammt
«us dem Diplacodonbed , die beiden anderen aus dem
Whiteriverbed. Bei Hyracodon linden wir Degeneration
der vorderen Zahne. Kt war schlank , hochbeinig und
lunghalsig. Sämmt liebe Genera nur in Nordamerika.
Die Khinocerotiden treten zurrst in Cnropa auf.
Aceratherium mit noch vorhandenem vierten Finger
leitet au den Caeuopodiden hinüber. Die Pr sind schon
M-nrtig geworden. Diese Zusammensetzung der Back-
zähne der Khinocerotiden stimmt mit jener der Lo-
ph iodontideu. Die Veränderungen in dieser Familie
bestehen In Verlust der 1 und de» vierten Finger* und in
der Verwachsung der einzelnen Schädelknochen , darunter
der Na*aJia, zum Tragen der Hörner. Bei Coelodonta
und Klasmotheriutn ist eine knöcherne Nosenscheide-
wand vorhanden ; das letztere hat wohl auch ein lluni auf
der Stirne. Bei Atelodu» und Coelodonta erhallen die
Zahne epnrennrtige Vorsprünge auf den Jochen, welche
dann Theile derThaler abschliessen. Be» Ela »motiierium
sind die Zähne prismatisch geworden ; die Schmelzte)» icht
zeigt Fältelung. Fast nur alt weltlich. Die eine Reihe
endet mit Rhino ceros, zwei Arten davon noch in Asien
lebend, die andere. Atelodu*, mit zwei Arten in Afrika,
ln Amerika ist diese Familie bloss durch Aphelops,
— in» John-Daybed — vertreten und durch Diccrn*
therium. Cope giebt folgende Classiikatiou :
A. Vorne vier Finger.
2 0
Y I. 7 C kein llorn. Getrennte« Posltrmpanicum
— Aceratherium.
AA. Vorne drei Finger.
a) Posttympanicum eicht mit Glenoid verwachsen.
10 0 0
V i ^ Aphelops, - I, y C Perneera» —
beide hornlos; y I, j C auf jedem Nasale eine
knöcherne Anschwellung als Horntriger —
Diceratherium; y 1, y C Ceratorhinus;
0 0
-- I, — C kein knöcherne« Nasenseptum —
Atelodu*. Beide mit Hon» auf Mitte der
Nasal ia.
aa) Posttympanicuin mit Postglenoid verwachsen.
fl) Kein mittlerer Horazapfen auf der Stirne:
1 0
Y I, 7 C Naaeu«*ptum nicht verknöchert
0 0
Khinocero»; — 1, ■- C Nasenseptum ver-
knöchert — Coelodonta.
flfl) Kin Horn auf Mitte der Stirne , Molaren pris-
matisch — Elas utotheri um.
Der Zusammenhang der Khinocerotiden wäre:
Peraceraa
\
\
Aphelops
\
\
Aceratherium
\
Khinocero»
\
\
Ceratorhinus
\
\
Dihoplu*
KUsmotherium
/
Coelodonta
/
Atelodu»
/
/
Caenopu»
Der Ursprung der Tapiriden ist von Scott näher
untersucht worden. Sie gehen von den Protapirinen,
einer Abtlieilung der Hyracotheriinae, aus und erscheinen
zuerst im Whlteriverbed ; dann folgt Tapiravus im Ober-
uilocän. In Deutschland erst in Eppelsheim (?? der Ref.);
zwei Gattungen lebend: Tnpiru» mit knorpeligem, Elas*
mognathus mit knöchernem Nasenseptum , nur der
vorderste obere Pr noch einfacher uh» die M, während bei
Tapiravu» die beiden ersten noch einfacher sind al* M.
Die Chalicotheriiden waren im Kocän »ehr häutig.
Sie sind einerseits mit den Lophiodontiden, anderer-
seits mit den Menodontiden verbunden. Von den
enteren unterscheiden »ie sich durch die Form der Zähne,
die fast ganz mit jener der letzteren übereinstimmt. Unter
den Lophiodontiden hat nur l’achy nolophus eine
ähnliche Zahnform. Die oberen M zeigen symmetrische VV
auf der Aoasenaeit«, bei dm unteren bilden die Erhaben-
heiten der Krone ebenfalls zwei V. Die Classification ist
folgende :
I. Innenkegel der oberen M getrennt von den äustercu
Lohen.
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152
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
A. Aussenliocker nahezu conisch, getrennt durch einen
Zwtschenhöcker.
Unterer Pr gleich den M — Ectociuro, die
beiden letzten unteren Pr gleich den M — Kpi-
h i p p u s.
AA. Aiusrnbocker der olieren M V-förmig, nur durrb
eine Furche getrennt.
«) Incjsiven anwesend.
ß) Keine Zahnlücke vor dem unteren Pr#.
Unterer Pr5 ohue Innenlobu*, letzter M mit einem
Inneukegel — Leurocepha l us.
l*ra mit Innenkcgel — bei Paiaeosyop* der
letzte ober« M mit einem Innenkegel, bei
Lim n oh r us ohne einen solchen.
ßß) Vor dem Pr* eine Zahnlücke. Zwei Innenkegel
aut dem letzten oberen M — I.ambdotherium
««) ln* i»iren in beiden Kiefern fehlend. Letzter
oiierer M mit nur einem Innenkegel. Nesto-
ritherium.
II. Ein oder Wide Innenucken der oberen M mit den Ausseu-
loben durch Querk&mme verbunden.
a) Aussenhöiker der oberen M nahezu kegelförmig.
Vorne auf Aussen* eite ein iaolirter Hügel — Pacby-
■ olophus.
eta) Aussenhörker der olderen M V-förmig. Keine halb-
tnondiormigpn Innenloben, mittlere zu»anunentiies»«nd
— Chalirotherium.
Ertoriuin ist die primitirste Form ; sie steht dem
Systemodon, einem Loph iodontiden, nahe. Der Zu-
sammenhang ist etwa :
Epihlppu*
Limnohru* Larabdothcrium
Palaeosvops
l
Leuroeephalu* Pachynolopus
Keton um
Chalirotherium
Die Menodontiden sind auf Amerika beschränkt,
n) Der letzt« ober« Pr allein trägt zwei Innen*
horker.
Inrlsiveu vorhanden kein Horu — Diplacodon.
ct«) Alle oberen Pr mit zwei Innenhöckern.
Bei Daeodon und Menodus je drei I; die C beim
ersteren gross , bei letzterem schwach . letzterer auch mit
Horn auf der Schnnuic. Symhorodon hat unten gar
keine I mehr, oben noch zwei; Canin sehr schwach, Horn
uuf «ler Schnauze.
Diplacodou nähert sich im Bau der Pr den Chali-
eotheriiden und ist der älteste Typus, die übrigen, mit
Ausnahme von Daeodon — John Daybed — kommen
im White • River bed vor. Die Menodus und Sym-
borodon haben gewaltige tirösw?. Die Gestalt der Horu-
znpfen auf den Stirnbeinen giebt ein Mittel zur t’nter-
m heidun j von fünf Gruppen, je nach ihrer Länge und der
Form ihres Querschnitte». Dies« Gattungen hängen fol-
geuderffiaassen unter einander zusammen :
Svmborodon
i
Menodus
l
Daeodon Diplacodon
\ /
Eetocium
Eine Gattung, Brachydiastematheriu m , soll in
Europa Vorkommen. — Ist alier natürlich nichts andere»
als Chalirotherium. Der Ref. — Dagegen konnte viel-
leicht Leptodon von Pikermi hierhergehüren.
Die Palaeotheriiden zerfallen in zwei Unterabthei-
lungen. ln der complicirton Form der Pr (= U) zeigen
sie eiuen Vorsprung vor den Chalicot heriiden und
anderen Familien des Ei" an. Sir beginnen freilich nuch
erst im ül*ereucäu, dauern aber vielleicht bis ins Pliocän
« — Protohippus. Die Palaeotherilnae haben noch
einen Tapir- ähnlichen Humeru», bei den Hippothe-
riinae ist derselbe schon Pferde -ähnlich. Allmälig
setzen die Zähne Cäment an.
I. l’alaeot he riinae. Bicipitnlgrube des Huroeru» ein-
fach. Zähne ohne Cäment.
a) Ein oder mehr freie Innenhöcker auf den oberen M.
Aeussere V der olderen M nicht schart' geschie-
den — An* hi loph u»: dieselben getrennt hei Palo-
plotberium und Anchippus, beim letzteren die
II.
Zwischenhöcker nach vorn« und rückwärts In Ver-
bindung.
na) Ionrnhiickcr der oberen M zusammenhängend mit deu
Qurrkimtnen.
Untere M nur mit zwei V, seitliche Zehen gross —
Palaeotherlnm.
Untere M mit deutlichen Innenhückern, Incisiven nicht
abge**tutzt — Mrsohippu», abgestuzt bei Anchi-
therium.
Hippotheriinae. Bicipitnlgrube de» Humerus doppelt.
Molaren mit Cäment.
«) Auf dro oberen M ein oder mehr freie Innenhöcker,
Innenloben der unteren M verbreitert — Hippo-
therium.
«*») Innenhöcker der oberen M nicht frei, Innenloben der
unteren M verbreitert — Protohippu*.
Fünf Genera europäisch, fünf amerikanisch. I'alo-
plothcrium steht den Cbalicother iiden am nächsten.
Mesohippus kommt nur im White - Ri verbed vor;
Hippothcrium und Protohippus lebten zusammen im
Obermiocan, der letztere auch noch In Europa iiq Pliocän,
beide schon gleichzeitig mit den Equlden, denen sie
üWrhaupt sehr uahe »tehen. Die Formen mit getreunten
Innenhöckern sind die primitiveren , und die mit Jochen
die jüngeren. Die Hippotheriinae sind die jüngsten.
Der Zusammenhang der einzelnen Geuer« wäre nach
Cope :
Hippothcrium
i
Anchippus
i
Paloplotherium
Ancbilophus
Protohippus
Atichilherium
Mesohippus
I
Palaeotherium
/
Die Equidae enthalten nur zwei Genera — Hlppi-
di um, die inneren Loben der oberen M nab zu gleich
gross und Equus, der vordere Iiineulap]*en der oberen M
grösser als der hintere. Hippidiut» nur fosail im Plio-
cän und Obcrmiorän von Amerika.
Der Kiel auf der distalen Fläche der Metnpodien geht
bei den Pferden und den Wiederkäuern sehr weit nach
vorne, was bis jetzt »rhwer zu erkläreu war. Die Moment-
photogruhi« zeigt nun, dass bei den Dipl arthreu di«
Phalangen beim Laufe mit den Metnpodien einen rechten
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153
Zoologie.
Winkel bilden, betör sielt der F uns wieder su einem neuen
Sprunge liebt.
Die proximalen Enden an den Metapodien sind bei den
meisten Säugern einwärts gedreht, von der Innenseite gegen
die Außenseite des Firnes hin , so d«»* die Ciir|»«lia «der
Tarsalin auch an den nächsten Finger »tos»eti, veranlasst
durch den Druck der Carpalien und Tnrsnlien der zweiten
Reihe. Dadurch wurden dann allntähg die Metapodien
nach aussen gepresst.
Per Zusammenhang der einzelnen Genera wird folgender*
maassen veranschaulicht :
Equus *p. Kquus Sp.
Hippidium /
\ /
Protoluppu* Hippotberium
v /
Anchitherium /
\ Anrhippti*
Mesohippu» /
\ /
Palarotheriutn Palotdotherium
\ /
i Kpihippus
I
Pliolophus
Hvrarothrrium
I
Systcmodon
I
l’hrnarodu* geht dann wieder auf einen
noch unbekannten Peripty cbiden zurück.
Diu Pferd hat in Amerika noch mit dem
Männchen zusutmnengelehL ; Im Oberplio*
cän von Oregon linden »ich bearbeitete
Obhidiansplitter neben Resten von Equu*
Occidental!* und excelsua. Gar kein
Zweifel kann übrigen* hinsichtlich der
Gleichseitigkeit bestehen bei den Funden
in Xevadu. Der dortige E- occidentalis
hat den Schädel eines Pferde* und die
Statur eine* Esel* und war von Oregon
bis Texas verbreitet.
theoretischer amblypoder Hyodont
Phcnaeodu*
Referent muss bemerken, das* er in dieser vorliegen-
den Systematik der l’eriasodactylen keine Verbesserung
des von ihm seiner Zeit gegebenen Systems dieser Gruppe
sehen kann. — Siehe diesen LitcraturWricht für 1886. —
Er glaubt vielmehr an seinen damaligen Anschauungen
unentwegt festhalten zu müssen , einzig und allein die
PHlaeotherien wären noch etwas weiter von der
Pferde reihe zu entfernen. Eine Einigung mit Cope
scheint ihm auf diesem Gebiete nun einmal nicht vergönnt
zu sein. Da»« jedoch hinsichtlich der Organisation de*
Cirpai noch Zwischenglieder zwischen Coadylarthre u
und Perisaodactyleu wünschenswert!* erscheinen, will
Referent gerne zugeben. Nicht minder gerne erkennt er
an , dass obige Betrachtungen über die Mechanik der
Extremitäten und der Kieferbewegung von der allergrößten
Bedeutung sind, indem sie tur die Umgestaltung der
Extremitäten und des Gebisses die einzig richtige Erklärung
geben und mithin auch für die Stammesgewhirhte der
Säuger viel befriedigendere Aufschlüsse gewähren, als wie
Theorien von blosser Vererbung und natürlicher Zuchtwahl.
Cope, E. D. Referat über Topinard’s: .Le» dernifrea
etagea de la geneologe de Pliomme.“ The American
Naturalist 1888. 8°. p. 680 — 663.
Referent giebt zuerst einen (Jeberblick über die Aus-
führungen Topin ard’a — - siehe diesen Literatur-
bericht! — und knüpft daran folgende Bemerkungen:
Der Mensch und die A n thropomorphen geben von
einer gemeinsamen Stammform aus, die noch nicht mit
jenem Greitfus* , der jetzt die Affen vom Menschen unter-
scheidet, versehen waren. Diese Stammform war Phena-
codus oder ein ähnlicher Coudylarthre. Cope erklärt
»ich für genetische Beziehungen zwischen den Affen und
dem Menschen einerseits und denHufthieren andererseits.
Als affenähnliche Vorfahren de* Men-oheu halten die
Letuuroideu zu gelten, denn sie haben den gcneralisirten
Bau des Hintcrfusse* und den Trituberculartypus der
»bereu M, der sich auch Wim Menschen wieder regenerirt.
Häckel nimmt in der Entwickelungsreihe vom Proto-
zoon bis zum Menschen ‘21 Stadien an.
Cop« ist geueigt, vor den Lemuroiden die Condy-
larthra einzuschuDcn und zwar die Phenacodontiden,
trotzdem der Vorderfuss kein Greiforgan darstellt. Von
diesen wären dann die Adapidrn abzuleiten. Die Be-
ziehungen de» Menschen zu den A nthropomorphen
sind viel innigere als jene zu den übrigen A ffen. Beiden
fehlen im Gegensätze zu den übrigen Affen die Ann-
pophysen der Wirbel; diese letzteren verhalten »ich hierin
gleich den Lemuren wie die Cnrni voren. Der Mensch
und die An thropomorphen haben einen Intertruchlear-
katnnt am Humerus, und nltrrniremle Anordnung der Car-
palien. Der erster« fehlt den übrigen Affen. Die
Carpalien sind bei diesen npponirt ungeordnet ; auch be-
sitzen sie immer eine Centrale. Cope Wtrncht«t daher
die A nthropomorphen als Subordu der Tnseopoda.
Dieselben zerfallen in Quadrumaiia, Daubeutuaioiden,
Hyrucoidea und Coudy larthra. Die Taxeopoda
müssen wegen der Beschaffenheit der Kndphalangeu zu
den Huflhieren im Sinne Lainnrk's gestellt werden. Die
Hapaliden stehen dann freilich abseits wegen der An-
wesenheit von Krallen. Dagegen haben die Hyracoidea
grosse Aehnlichkeit mit den Affen io Bezug auf das
V‘orhandensein hornartiger Nägel.
Der Zusammenhang zwischen diesen Gruppen ist:
Archiv for Anthropologie.
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154
Verzeichnis« der anthropologischen Literatur.
CrrnNi’hiiiiic
/
y
/
)l«»miui«tue .Simii<lur
\ /
\ /
Anthr«ipniii«rph4r
Ungulnta
Uebidae /
/
Tnrsii.U** ,Umuridae
/ /
/ / ("hirnutyidn*
/
Periphvrhhlne
AdapMae
PhrnnciMloiitblite
_ /
/
--
Mitudf I i'l.v
/ Hvrn«'blne
I
Mrni‘i nthrriidue
Itffrr« ii t mochte liemerkrn, «ln«» hier allerlei Wahre* mul
FhU'Iim zu*aiiiin«*iigemr-ngt ist. Was di** Hnirliuni'rn de*
M c t) * i h c ii ZU «len A fleil Ultd dir Beziehungen der Affen
imtrr einander und zu den Lrmuridro betrifft, so hui
Kotereut seinen Standpunkt unter Anderem auch in dieser
Zeitsr ltrm : — hie faasilen Affen — präcisirt, und sieht »k*k
auch jetzt nicht lemnlasst , deo*e|l«en aufzugclieii. hie
generaiisirle« Pro* imier und der Ausgangspunkt tür alle
Qiudrumanrii und den Mens«-hen; *ie «ellut gehen
auf p-nMulidtte Creodonteu, nicht über uut’ Uondy-
(«rthren zurück. Adapis zeigt «owohl uiu Vorder-
ul» »orh nut llinterlrn!»e tiegenäberstrllbarkeit i!r> ersten
Finger» resp. «Irr ersten Zelie.
Copo, E. D. Tlte Multit uberculat* Moitoiretue«,
The American Naturalist 188H. p. 25H.
Poult«m fand hei jungen Ornithorhynchu* — Nature
li«HM. p. MA'.l — Zähne itn Stelle der späteren hornigen
Znhnplatton t und tWIr drei oben und zwei nuten, her
«diere erste Znlm »j*t lang, schmal und einfach, die übrigen
trugen zwei Iniieiihnckcr uml dr«*i «Hier vier Aus»enh«i<rker-
Bei den Unterkiefer »ahnen i*4 die Zahl der Aus«enhö»ker
zwei, die der Innenhikker drei oder vier, K* halwn die«e
Zähne ausserordentliche AehuÜchkeit mit jenen von Pti-
I o«l 11 w , einem l'litgiaulneitlen , und wird et daher wahr*
M-heinlich , du»« wir «jiese letzteren zu den kionwtrenuMi
«teilen müssen.
Cope, E. D. Tin* Mechanical Cannes of th* Origin of
the Dentition i»f th«? Hoden t in. Th«* American
Naturalist p. — II. Mit * Figuren.
l>ie Nager Mmninm von «len Till**dontiern ah,
einer Fnternldhriliing »l«*r |lun«»th«*ria; von diesen
letzteren gehen auch die in man«her Hinsicht — Gelds* —
Kager-ähnlichen Taeinodon tirr au*. Diese Hu not heria
hatten nm-h keine eigenartig differenzirten Iniinrn
— NagezJihne — . Kiner dieser alten Tyj»en i*t K»t hony*.
hass die Nagezähno der Nngethiere hin*« sperialisirte
Incislve« «tu t '«teilen, die «ich rlw-n ganz gewaltig vergrö**ert
haWn, geht «Inrau* hervor, das* bei manchen echten Nagern
lieben den Nngexähnen n«»eh weitere Im-isiven vorhanden
sind. Die lange Zahnlücke erweist «ich ebenfalls als etwa*
Erworbene»; den« bei cin«*m Tnrnindonticr — Psltta*
«‘ntheriiim — ist dieselbe noch sehr kurz. E* «teilt
diese« Genu» nach Cape möglicherweise in der Ahnen*
reihe der Nager, her untere Nageznhn i*t immer der
ur*prüng)i«-he zweite 1, der erste verschwindet ganz, ebenso
«lex dritte. AI* Kigenthttmliehkeit der Nager erscheint
ferner die geringe Zahl der Pr, die oft sogar ganz fehlen,
und die Stellung der Molaren — «ehr weit hinten. Sehr
häutig werden die Zähne noch prismatisch. Das Unter*
kiefergrlriik «teilt keine Kelle, Mindern eine« Knopf dar, der
eine Hewegting vor* und rückwärts grstattet. Al* wesentliche
l'r*arhe für die Differenzirung «le» Nagergebisse» erweist
sich die auffallende Verlängerung der IncisUen. wa* rin Offen-
st eben de« Mundes zur Folge hätte, wenn nicht der Unter-
kiefer uarkge geben uiol na«h hinten *irh verschollen hatte.
Diener Vorgang veranlasst die |te«eitigung der (’ondylu*-
grube am Scldldel, und die* wiederum verlieh dem Filter*
Wider die Fähigkeit, sieh vor- und rückwärts zu bewegen.
|)ie»e Itewegung bedingte jedm-h auch eine Umgestaltung
der bewegenden Muskel« ; «ler Temporalis rückt am Unter-
kiefer vor wärt* , der innere l'tervgoidmn«kel streckt sich
narb hinten, «Irr Müsset er desgleü lien. Sie hexwe«-keb die
Vorwärtsbewegung de* Kiefers, der erster«* die Rückwiirte-
hewegung. Weil hierbei der Coronoidförtsatx hinderlich wäre,
wird derselbe mehr oder minder redutirt. Kine weitere
Veränderung äu«*ert *i«'h in «ler Stellung der Zähne. Die
oberen M haben sieh nach hinten verschoben. Auch
nehmen die Itarkxähne eine schräge Lage an ; die oberen
schauen mit der Krone na«*h rückwärts, die unteren nach
vorwärt* — hei den Formen mit prismatischen Zähnen.
Diese selbst hatten anfangs niedrige Kronen mit einfiM'lien
t^uerkäuimeu ; die zwischen deuM-llien befindlichen Thäler
wurden dann zu tiefen Falten, die deu Zahn off in mehrere
Theile zerlegen. Auch diese Falt en bilduug wird auf den
Druck, den die Zähne in der Kichtung von vorne narb
hinten erlei«len, zurückgetührt , eb«»ii*o auch die Streckung
«ler KauHäche in dieser Kühlung.
Cope , E. D. Not«* nu the Mn raup Ul in Multi-
tuh«>rrultita. The Americain Nnlu na litt 1H88, p. II,
12. Mit 1 Figur
Die Itezahnung erinnert etwa* an jene der Nager,
insbesondere gilt dies von «len Ineistven l«*l Flagiaulas,
Chiroz und Colyinastodnn. Ks fehlt deshalb auch der
Foslglenoidfortsatz und «Irr Kronfortwita i*t gerundet. *Bei
l'laginulas wurde aiirh der Kiefer zweifellos vor- und
rückwärts bewegt. Ander* jedoch liei den Formen, deren
Backzähne aut kegelförmigen Höckern bestehen. Hier
greifen die HörkeiTeihcn der Zähne des Ober- und Unter-
kiefer* altemireml in einander — Chirot — . Bei Poly*
mastodon sind jedoch die Kegel za dick, als das* sie in
einamler grellen könnten ; sie ««-hielten daher auf einander.
Bei manchen Formen — Meni*roe«*u* — haben «Ich die
Aussenhöcker der oberen Backzähne i« Monde umge-
wandelt, in Folge des seitlichen Drucke», eine Krsrheinong,
dir au* den nämlichen Ursarhen anrh bei den «rlrno-
•lonten Paarhufern wiederkehrt.
Dobfton, E. Detcriptiun of twi* new Spcciea »flailiau
Horicidn«*. AuuuIcmnihI Mn^nzineof Nnturnl Hittory.
]««mh]ou 1S8S. p. 427.
Croridura leucogenv« und Dnyi, von «ler <> ruppr der
_ . :: I, F. ff P, o M
Pitch v ii ra. mit — —
• tfl' und M
Döbner, Merkwürdig*'* Vorkommen im Gehirn eines
Luchset. Der cooli »gische Ourten. Frankfurt 1SÜ8.
S'*. t». .140.
Der untersuchte Schädel, au* Norwegen stammend, hat
in jeilem Unterkiefer noch einen Hikkerzahn, der sonst
Wim Luchs wie bei allen lebenden K ii t z e u fehlt. — Kine
sehr wichtige MittWilung , sofern hier in der Thal ein
militanter Fall von Atavismus gegeben ist. (Der Ref.)
Douvi)16, H. Revue paltont ologi« pour l’annde lft«7.
htria tsH*. hu.
In dieser Abhandlung girbt K. Trouettarl unter
Anderem eine Zusammenstellung nebst Auszug über die
wichtigsten Arbeit«! auf «lern Gebiete der Paläontologie
der Siugeth lere.
Everman , B. W. The Occorttnce in Indiana of th«*
stammte«! mole (Condylura cristataL.). American
Nat umlitt, Vol. 22, IHüh, p. 159.
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J55
Zoologie.
Gronen Damian. Der Wolf in Ruaalnw). Der zoo-
logische Gurten. Frankfurt 1*88. 8. 337 — 241.
Such Lasarewski betrügt der Schaden, «rieben die
Wulfe an den Herden atirirhtrn, in Russland 1.** Millionen
Rakel«
Haacke, Wilhelm. Heber di» Kotateliun* de» Säuge-
thiere». Biologische» Centralblatt 1868. 8 . Bd. VIII,
8. 8 — 16. Mit Figuren.
Verfasser vertheidigt die Priorität keiner Entdeckung
de» Eierlegens bei den Monotremen gegenüber Cnld-
well, und zwar mit vollem Recht. (I). lief.) Warmblütige
Thlere enUUnden au» kaltblütigen in Folge einer Abküh-
lung de» Klimas. Die erstru Siiugethirre treten in der
Tri»» auf, welcher Periode auch in der Thut im Perm
eine Eiszeit vorangegangen war. Der er»te Schritt zur
Entstehung warmblütiger Thiere befand in der Erwerbung
eine» Haarkleides , da» »einerseits wieder zur Bildung
von Schwei»»- und Talgdrüsen führte. Brutpflege war bei
den Ahnen der Säuger wohl eben»« wenig zu finde», wie
hei den Reptilien. Erat da« älteste l'rhaarthier be-
brütete die Eier. Weiter entwickelte »ich der Hrutbeutel.
I>a» in diesen» enthaltene Secret wurde von den au* den
Eiern ausgenchlüpiten Jungen beleckt. Die Mummardrüsrn
sind urogebildetc Schweißdrüsen.
Haacke, W. Atta dem Leben de» Präriehunde» —
Cvnomy» l u du v ici a* n u a. Dir Soologfcoll« Garten.
Frankfurt 1888. 8U. 8.321— 321». Mit Abbildung.
Biologisch.
Harting, J. E. The Budge.r. MeL* tax uh. The
Zoologiat. London 1888. 8U. |>. 1 — 13.
Biologische* und Verbreitung in Großbritannien und
Irland.
Harting, J. E. Identity of tlie European and Ameri-
can Moose. Tlie Zoologtat. London 1888. p. 20.
Au» der gleichen Verbreitung der Elche gegen Süden
•chlie*»t J. A. Allen auch auf die spe» itDrhe identitiit!
Harting, J. E. Wolvea in France. The Zoologist.
London 1888. p. 64.
Anfang der achtziger Jahre auffallende Zunahme der
Wölfe, jetzt wieder Abnahme.
Harting, J. E. The Kxtinction of tlie Bison. The
Zoologiat. London 1888. p. lo3.
Im Jahre 1887 nur noch in Montana und To&a* je eine
kleine Heerde mit Aufnahme der im Ycllowstonepark
gehegten.
Harting, J. B. Tlo* Elk — Alce* Machlia — in
Galk'ia. Th« Zoologiat. Loudon 1888. p. 182.
Ein einzelnes Exemplar, wohl aus Litthauen versprengt.
Harting, J. E. A new Beaver Colooy in Snxonv.
The Zoologist. London 1886. p. 182.
Bei Schönebeck an der Elbe, eine etwa 30 Stück zäh-
lende Colon ie.
Harting, J. E. The Beaver in Norwav. The Zoo-
logist. London 1888. p. 260.
Nur mehr in Drangedal und Kragen».
Harting, J. E. A new A u»tralian Mammut. The
Zoologtst. London 1888. p. 424,
Siehe Stirling in diesem Litcrnturhrrirbt.
Hartwig. Pferde mit gestreiften Beinen. Der zoo-
logische Garten. Frankfurt 1883. S. 180— 180.
In Norwegen sind Pferde mit dunklen Querst reifen
an den Beinen nicht »eiten , noch häufiger jedoch Falben
mit duuklem Rückenstreit'. — - Diese Mitteilung verdient
Intere»»# , weil »ich hier ein Rest der früher zweifellos
normalen Zeichnung — Streifung — erhalten bat.
Heude, P. M. Th« „'J'Hninrno* (Anoa tnindoren-
aislof the Pliilippiue Island». Nature, Vol. 89, p. 128.
Heude, P. J. fit «ult* aur I«» Rumiuant» et Ich
Suilliena de l'Aaie orientale. Cerfa de* Philip-
pinen et de ITndo Chine etc. Chungliai 1888. 4°.
66 p. 24 pl. Memoire» d’Jiiatoire naturelle, II, 1.
Liegt nicht vor.
Hittcher, Karl. Untersuchungen vou Schädeln der
Gattung Boa, unter be»onderer Beriick»ichtigung
einiger in ostpreuaaiachen Torfmooren gefundenen
Kinder»«' hadcl. Iu.iugurwl - Dissertation. Königsberg
1888, 150 Seiten. 25 Seiten Tabellen.
Liegt nicht vor.
Jentink, F. A. Oi» the Malayan Shrewn. Kote«
front the Leyden Museum, Vol. X, 1888, p. 161 — 167.
Im Malavi. «eben Archipel kommen folgende Spit zmiu»e
vor: Pachvura iiulica, »umatrans, unicolor n. »p. — nur
auf Tertiale — , Müllen n. »p. — nnr auf Timor — ,
Croddura neglecta, paradox», llerenrii, brunnea totnla,
Voamaeri, doriae, tenui», rdwnrdsiaim , monticola und
Macklottii.
Jentink, F. A. Main mal* of Lilieria. Kotes froiu
the Leyden Mumim, Vol. X, 1688. Nature 1688,
Vol. 38, p. 137.
Cercopithrcu» SUmpriii u. *p. , Terpoue lougireps,
Ccphalolophu» doria , Kurv eros eurycero* , Graphiuru*
Niigtglnsii n. *p. , Clnrigli» rrassicaudatu« n. g. iu »p.,
Crundura Biittikotcri n. sp. und Stamptiii, Pachyura mega-
lura ii. »p., Kporooplioru» Vcldkampii u #p. , Wperurgo
Stampflii.
Ko Um an , J. HnndakeUdt und Hj'|*?rd«ctylie. Ana-
tomischer Anzeiger, 3. Jalirg. , 1888, 8. 515—530.
Mit l Tafel.
Die Hypcrduvtylie beiui Me u»chen ist entweder eine
Mi"bilduiig , oder »ie i»t iu der ursprünglichen Organi-
sation der Ahnen desselben begründet. Die letztere An-
nahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit , indem bei einer
grossen Anzahl von Wirbelthiereu Rudimente von ein-
stigen Fingern und Zehen nnrhgewiesen werden konnten.
Al» solche» ist auch da» Pisifnrme aufiufasscn. Ebenso
hat man an drr radialen Seite solche gefunden — Prae*
pollex. Auch dieser ist immer unter der Haut verborgen.
Selbst wenn diese Andeutungen einstiger kluger »ich klüf-
tiger entwickeln, bleiben e*» doch nur Rudiiurntr und c»
kann daher nicht von einen sieben Hugerigen Urahnen der
Wirbellhier* gesprochen werden. Wohl aber dürfen wir
an nehmen, dass hei den Vorfahren der Wirbelt liiere
liehen den fünf Fingern noch Rudimente vorhanden waren.
In Fällen der Hvprrdactyli* treten dieselben unter der
Haut hervor. Weitere überzählige Finger »l> die auf <ler
ulünren und radialen Seite »ind jedoch teratolngisrb und
nicht als atavistische , theromorphr Erscheinungen zu be-
trachten. Dns* solche Erscheinungen wirklich atavistisch
sind, zeigen die Pferde, deren Gritftdbefne zu vollständigen
Seitenzehrn geworden »ind, wie hei den Vorläufern des
Pferde* und die Hunde mit fünf vollständigen Zebra. Als
atavistische Erscheinung ist auch die zuweilen beobachtete
Anwesenheit eine» Centrale Carpi zu deuten, da» Wim
Embryo und den Affen immer vorhanden Dt. Es Dt ein
Zeicheu wirklicher Verwandtschaft. Immerhin kennt man
«Wr noch keinen Abucn der Säuger mit 7 Fingern und
besteht hier zwischen den Amphibien, Reptilien und
Säugern einerseits und den Selachiern, Dipnoern
und Teleostiern mit zahlreichen Strahlen der Hand
andererseits noch eine »ehr weite Kluft. ITehrigpn» werden
auch bei diesen mehr Strahlen augelegt als funrtioniren.
Londois, H. Eiue gehörnte Ricke, Cer vna capreo-
lua, weiblich. Der zoologische Garten. Frankfurt
1888. 8. 188, 189.
Da» Geweih ist hier keine echte Geweihbildung, sondern
eine lockere Knochen Wucherung.
Langkavel, B. Vordamerikaniach« Wölfe. Der zoo-
loginche Garten 1888. 8°. 8. 364 —374.
90*
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156 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Die Verbreitung de* Priricwolfs — Cani* lat ran* —
gehl vom Mississippi bi* »um Stillen Orean und tödlich
bi* Mexico und erlist l»i« Honduras ; nicht »elfen i*>t «l*»r-
»ellie jedoch auch im westlichen Canadn. Früher cnlt
drnelhr nie Verwandter dp* Bronzehundr* und drr klri-
nen Steppe« wölfe tMeuropa» , »wie dpa Dingo und
dp« Cani» lupn*ter. Nach Xebring zeigt drr Schädel
einige ApIuiIh hielt mit Cani« jubntu«. Riirrl rer*
gleicht ihn mit magrllnniru». Folgt Biologische« und
Schilderung der Varietäten.
Der occident ali* , zuerst in Alnakn gefunden , daun
aber auph i»n drr ganzen Westküste Nordamerika» und
fn*t iilloiithalbrn an drr X»rdkii*te uud dpti ilrwilim Vor*
grlagerten In rin. In dru westlichen Territorien Canadas
»*t er nicht »eiten. weiter rindet er will »brr auch aut New
Koundland und an der Hud»>>nbay. Nur dir Westküste Grün*
fand» l..,t Wi.lie aulzuwei«rn. Drr Cani* oceidrntnli*
lindrt »ich ferner io gewi**«n Thrilrn drr Vereinigten
Stauten — Colorado, Texa», in Calitomirn, «'Ilm im Mis-
souri* und Mi»«i«»ippithni, endlich in Florida und Georgia,
Immilrrt häutig alirr in Mexico. Aach von dieser Art
la»»rn «ich der Färbung nach venw-hiedeue Varietäten
unterscheiden. Iteide W«dt»arten, drr ln trän* sowohl wir
drr oeridrntali*, dürfen als Stammelten» gewl**er In*
diaiirrhundr betrachtet werden.
Lanßkavelj B. Aplo-rumien über Faulthirr»*, Hra-
dypu* Der zoologische Oirtn, Frankfurt 1888,
8. 18 bin 23.
behandelt die Skelette der einzelnen Fiiulthiertrpe»,
namentlich die Zahl der Wirhel.
Lataute, Fern. Presente da Viaon (Putoriua lu-
t re ii In) «lau* In Giramle. Acten de la nociete Liunö-
«noe de Bordeaux. Vol. 40, Ton». 10.
I»eboucq, H. Leber das Fiiigernkelett der Pinui*
pedier uud C’etaceen. Anatomischer Anzeiger
1888, 8. 530 bi* 534.
Sur die Celttcren und einige Sirenen fllalicore
und Mu na tu») haben mehr *1* drei Phalangen. Diese
Vermehrung der Pbalangcncnhl i*t jedoch nicht al» Ver-
erbung de» primitiveu Zustande*, »Mittlern al» »ecundlre
Veränderung durch Anpassung au deuten. Di« uotegmen-
tirten Knorpelstrahleu au den IrUtea Phalangen von
Utaria, bestimmt au Stillten der Schwimimnembran, »iwl
nach Hyder der er»le Schritt zur Bildung neuer Phalangen;
da aber die Nägel hier hinter diesen angeblichen neuen
Phalangen liegen, so können die»« «Wo keine wirklichen
Phalangen »ein, wohl aber genügen die Cefaceen in
dieser Hinsicht. De» diesen letaleren finden »ich »ognr
atu jungen Thier oll noch inehr Phalangen, al» beim
erwachsenen. Sie be»itxen au viele Merkmale einer tbeil-
weiw iin Rückschritt begriffenen höheren Säugetbicrorga-
nisatiott, nl* da*» man »ie für die ältesten Säuget hier«
überhaupt anscheu durfte. Sie hnbeu nur in ver*ch irdenen
Organen t'rsprüugli« he» liewahrt ; »ie halten «ich nir voll-
ständig dein Landleben adaptirt und es nur au Sumpf-
(liieren gebracht , wessbalh auch die Flosse recht wohl in
ihrem primitiven Zustande verblieben sein knnn.
LondenfeUI. Bilder hu» dem australischen Urwald,
der zoologisch* Gurten, Frankfurt 1888.
1. I)a* Schnabelthier, S. 14 bi* 18.
2. Da* Wombat — |’ha«rolouiy» Wombat, S. 85
bis 88.
3. Da* grame Känguru — Jlacropu» giganten»,
S. 225 bi» 233.
Biologische» und Einzelne« über den Habitus» harakter.
Mayo, Florenoe. The Teetb of Kheep. Bulletin of
the Muwetun of Comp. Zoology. Vol. XIII, lief im
American Naturalist 1888, p. 743.
Die Verf. fand Wim Schafembryo zwar auch keine
oberen K«k- und Sc hnriitc/ähue, wohl aWr rxi«tirt iu einem
gewissen Stadium noch die Dentinlaiuiua in der Region
dieser Zähne, bildet aber freilich keine Dentinkeime mehr.
K* bestätigt also die Embryologie die Annahme, da«« die
Wiederkäuer von Art iodactvlen ibiUunnn, welche auch
noch obere Erk* und SeHneidrzähnc be*e»*iT» haben, eine
Annahme, welche als noth wendige* Postulat der Ergebnisse
der Paläontologie erscheint.
Merrium, C. Hurt, Deacription of a new Speciea of
Meadow Mou»e front the Black Hill* of Dakota. The
American Naturalist 1888, p. 834 bi* 935.
Diese Mau« — Arvicola (Myauotue*) longicaudu*
u. »p. — hat die Grosse von ripnriu». Beschreibung de«
äusseren Habitu» und de* Gelds««« — letztere* auch ab-
gebildrt.
Merrlam, C. Hart. Dawuoti’s red baeked Moute.
The American Naturalist l«8H, p. 850 t»ia «54.
Die*e* Thier — Evotomv* dawsoni — stammt vom
Fiulavson River, einem nördlichen ZuHu** de» Liard River
S. W. T. wa Caaada. Ra »teilt in der Mitte zwischen
Gapperi und ratilu*. Vom Gelds» ist eine Zeichnung
beigegeben.
Merriam, C. Hart. I>e»criptiou of a new Specie* of
Fiehl-Mou**- (Arrleola pallidii«) frdm Dakota. The
American Naturalist 1888, p. 702 bia 705.
Die»« Mau* zeichnet «ich durch ihre auffallende Karl.«
und die Kürze de» Schwänze« aus. Sie gehört in das
Suhgenn« Chilotu». II« schreibong de* lutem Habitus,
Abbildung de« Schädel* und Biologische*.
Middendorff, A. v. l’eber die 11 ind viel» rosse de»
nördlichen Ruaslauda und ihre Veredelung. Land-
wirthschaftliche Jahrbücher (Thiell, 17. Jahrg. 1888,
S. 267 bis S2&
Liegt nicht vor.
Mivart , St. George. On the pnssibly dual Origin
of the MatnniAHa. I*roceedinga of the Royal Society
of London. Vol. 43, 1888, p. 372 bia 379.
Die Zähne des ürnithorhynchu» weichen ganz von
jenen der übrigen Säugethiere ab; die Zähne der letzte*
ren M-hliesseu »ich mehr au jene von gewissen Reptilien
an, während die von ürnithorhynchu* keinerlei Analoga
haben. Verf. glaubt, dato, dir Monotremen »ich schon
früher von dm Reptilien abgezweigt haben , als die
Metatbcria und Kutheria.
NathueiuBj W. v. Ueber die systematische Stellung
von Capra (?) pyrenaica. Der Zoologische An-
zeiger 1888, XL Jahrg., S. 333.
ln den Pyrenäen lebt die Capra montega, deren Ge-
hörn gunz uiit jenem de* afrikauit» hen Amtnot ragu*
überein*timmt , der sogenannte Steiobock der Pyrenäen.
Nehring« A. l'eber die G«bi«seritwickeh»ig der
Schweine, iaibnnndare Verfrahuuge» und Ver-
spätungen demlben. net>«t Bemerkungen ü(>er die
Scliädelfornieu frühreifer und spätreifer Schweine.
Berlin. Paul J’arey, 1888. Sep. au* Laiulwirtli*
KClmftUdie LelirbÜcher, 8. 1 bia 53, mit 15 llolzachn.
Da* Alter eine» Säugethier» lä»»t sich au» der Re-
»i'hiitTrnhrit de» Gebi«*r», d. h. AbkaUUlig, sowie der An*
Wesenheit der nach einander auftretenden Zähne fe*t«tcllen.
Für Thierz lichter itaiiientllch i»t eine »olche Betitimiunng
»ehr oft von hohem Werth«. Das zurr»t auftretende Ge-
bi*«. da« Milchgebi*»., zählt in jedem Kieter je drei Schneide-
zähue, einen Erkznhn — Hacken , Hauer — und je drei
Hiickzähne; der sogenannte Wolf «zahn, der vorderste
Backzahn — Pr, — gehört schon zum definitive« Gebis*.
Aa»»er den Nachfolgern der eben erwähnten Zähne — im
Ganzen 28 — lie»itzt da* letztere noch diesen „Wolfstahn“
und die drei hinteren Backzähne. Die Zahl der Zähne i*t
somit 44. Bei der Gehurt ist nur der hinterste Schneide*
zahn und der Ktkzahn schon zum Durchbrach gelangt, bei
Jeu Wiederkäuern und Pferd erscheint der vorderste
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Zoologie.
157
Schneidexaliti zuerst. Von «ten MilehbackenxSltnvn 'tritt
zuerst «Irr vorletzte des Oljrrkieter* und bald nachher der
liintmli «Ir» Unterkiefer* aut' — in der zweiten bi«
tnuftru Woeli«. — Knut gleichzeitig brrrhea die Milch-
zausen. — ID] — ölen und unten durch. Zwischen fünf uihI
neun Wochen erscheinen die vordersten Miichbackeuxkhne
und last zur selben Zeit auch die Miltvliälin« — ll>2 —
de* Unterkiefer*» etwa vier Wochen später er»! die obere»
ll>j. Der untere PDg und der ober* PDS stellen sieh
8 bi* 20 Tage nach dem oberen l‘D4 und dem unteren
l’llj, ein. Mit drei bi* vier Monaten i»t sunath da» Milch-
gebiss fertig. Nach fünf bis »erb» Monaten tritt der erste
Molar de* detiaitiveu Gebisses auf und wenig spater auch
der Wolfszahn — l’r4. - — Im Aller von acht oder neun
Monaten beginnt der Zahnwecbset. Zuerst fallen die ID*
und CU au« und an ihre Stelle treten 1, und C de*
detiuitiven G«lii»*es und zugleich bricht M3 durch den
Kiefer. Im Alter von 12 Monaten werden die vordersten
Si-hneitirzähne gewechselt; itn Alter von etwa &/4 Jnhreu
werden die noch vorhandenen Mihhhackeuzähne dur«h die
bleibenden P verdrängt. Die IDg werden etwa Im zu eiten
Jahre durch «Ile l2 ersetzt. Ui« unteren Schtteidezihn«
erscheinen gewöhnlich etwas früher. Uer letzte itackxnhn,
Ms, »teilt sich etwa »ach 2V4 bi* 2'/t Jahren ein. d. h.
tritt vollstämlig au» dem Kiefer. Verf. giebt eine tabellnri-
solle Uebersicht über da* reiche, ihm vorliegende Material
vom zahmen Schwein, deutschen Wildschwein und
anderen Sch wrineartru bezüglich des Durchbru« hs der
eintelueli Zähne. I>a* Wildschwein verhalt »irh ganz
so wie «las von ihm uhstiiiii meinte «kutsche Haussrhwein.
Da* Gleiche gilt auch von den au«*ereuropäisclien Wild-
schweinarten.
Verl’, gelangt zu folgenden Krgebnissrn: Die Gebiss-
ent Wickelung der Han s*c h wei ne und der Wlldaeh weine
ist »ehr regelmässig hinsichtli« h der Reihenfolge de* Her-
vor brechen* der einzelnen Zahnpaare. Auch die Zeitpunkte
zeigen hierbei bei gesunden Thieren grosse Regelmässig-
keit. K* i»t «taher da* Gebis» zur Bestimmung «les Alter*
Ms zu 2 und 2*/* Jahren sehr gut brauchbar. K* giebt
bei den Hausschw einen frühreife n»«l spätreife Rassen, was
fiir die Altersbestimmung zu berücksichtigen ist. Die
Ijindrasserj sind spätreif, die fülturrnssen frühreif. Jmtner-
hin sind auch hier die Unterschiede nicht allzu beträcht-
lich. Vcrfr Übungen und Verspätungen werdet! wesentli« h
durch «len Gesundheitszustand bedingt und durch die Kt-
nährnng. Am zuverlässigsten erweisen sich für die Be-
stimmung des Alter* die Schnelle- und Kekzähne. In
zweifelhaften Fällen hat man auch dir Backzähne und den
Wolfszabn zu untersuchen. Da* Wildschwein verhält sich
den spätreifen Rassen sehr ähnlich. I>ir Schädclform er-
hält sich nur bei wildlrbendrn Formen und auch da nur
!*•» glfi«-hhleibenden (.eheiishediugungen. Sie wird beein-
flusst durch die Kopf- und Halsmuskeln und durch die
Ernährung. Beim Schwein entstellt bei reichlicher Er-
nährung eine brach ycephale. bei ungenügender Fütterung
eine dolirhncephale Schädel form . auch l«ei frühreifen
ist «ler Schädel relativ breit uns! hoch, bei spätreifen schmal
und niedrig. Beim Menschen scheint die Brae hycephal ie
un«l Do lichocep Halie ebenfalls nicht ausschliesslich auf
die Kas*e beschränkt zu »ein, denn aurh in hrarhyrephalen
Rassen finden »ich dolichocephale Individuen und umgekehrt.
Es wäre nicht unmöglich , das* auch hier die Ernährung
eine mäehtige Rolle spielt.
Nehring, A. Heber den Krhndel eines Frnnqueiro-
Ochsen atu DrMailien. Sitzungsberichte der G***«ll-
wrhnfi imturf'irschender Freunde zu Berlin 1H8H,
H. 91 bi* 100, mit 12 Holzschnitten.
Die Hesse in den t'ampo* im Innern von Brasilien zeich-
net »ich durch die Länge der Hörner au». l>ie Hörner
»ind gleich anfangs seitwärts und schräg abwärts gerichtet.
Diese Rinder zählen zur Fron tosus- Kasse. Von «trn
eumpäiiM hen stimmt keine einzige mit derselben überein,
trotzdem nuch sie aus Italien «ingeführt sein soll. Wäre
«lies der Fall, dann hätte im Laute von nur 4t Kl Jnhren
eine erstaunliche Wandlung »tattgefundeu. Hensel leitet
die shdainenknnifH-hei! Kinder von *pani»chcu nb und sollen
«lie-clWn «lort noch die ursprünglichen Merkmale besitzeu.
Andere Hornxnpten und Srhä«lrl au« Südamerika erinnern
an primige uiu*. Vortragender hält es für sicher, da*«
«ln* Kind in Amerika nicht frei von Umbildungen ge-
blieben ist, dabei scheinen auch Rückschläge zur wilden
Stammform erfolgt zti sein.
Nobring, A. Unbor den Hin Uns* der Dome*t.ikntiou
auf die* Grösse der Tbiere, nwtoentlicli über Grössen-
unterschiede zwischen wilden und zahmen Grunz-
ochaen (Polp)iagu* grunnien*). Sitzungwbcrichn-
iiaturforwcheuder Freunde zu Berlin 188», 8. 133
bi* 141.
Nehring, A. Heber altperuaniacha Hausthierr.
Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthro-
polngie, Ethnologie und Urgeschichte 1688, 8. 311h.
Vor «lern Eindringen der Spanier hntte Peru als Hnu*-
t liiere nur Hund, Meerschweinchen, Alpncca und
Llama. Der Hund stammte jedenfalls aus Nordamerika,
un«l zwar von einer kleinen Rasse de* Uanis (Lnpu*}
oeridentalis. Dir in Sü«lnmerika noch lebenden wilden
Cn n i den können unmöglich ul« Slummaltcrn desselben in
Betracht kommen. Die drei übrigen genannten Säuge-
tbierarteu sind dagegen in Südamerika zu Hause und von
«ler eiugewauderten Bevölkerung gezähmt worden.
Oaborn, Henry, F&irfield. Evolution of Mammalinn
molars »o and from the trituberculare type. The
Aüierican Naturalist 1688, p. 10n7 bi« 1079. mit «Ire!
Figuren.
Wie die Extremitäten der Säugethierr auf einen
pentada« tyien Typus zunickgefUhrt werden können, au*
welchem «lanu durch Reduclioit von Fingern die ver-
»chiedeii artigen DlfTereimrungeu hervorgeguugen «ind, *o
lässt sich auch die nicht minder mannigfaltige Form der
Säuget hierzähne von dem sogenannten Trituberculartypu»
aldeiten, der dann seiner Zeit wieder aus einem einfachen
kegelförmigen, einwurzeligen Zahn htfrvorgegangrii ist, wie
skh derselbe allenfalls hei «len Eden litten erhalten bat
uml hei «len Cetaceeu durch Rückbildung entstanden
i*t {? der Kef.). Während aber die primitive tünthngerige
Extremität schon al» ein Erbstück von den Reptilien er-
scheint. kennen wir keinen Säuger und kein Reptil, welche
jene primitive Zahnform in unverändertem Zustande zeigt.
S« Ihm» «Irr älteste bekannte Säuger — Dromotberium —
hat bereits gewisse Fortschritte aufzuweisen. Die Monotre-
inen und Multituhrrculatru scheinen auf einen anderen
Zahutrpu» hiiiauszulaufen. Der trituherculäre Znbn be-
sieht aus je drei Za«ken, «lie oberru Zähne au» zwei Aussen-
und einem lunenzacken : die unteren zeigen die um-
gekehrte Anordnung. Di« Zahne der oberen und unteren
Znhnreihe alterniren mit einander. Von den rnfMaoUcbn
Sängern hat der allergrösste Theil derartig«.* Zähne, ebenso
auch noch im Uotereoidin — - Puercobed. — Erst im Mittel-
•oeän erscheinen complicirtere — quadritubcrculäre
Zahnformen in grösserer Zahl. K» hat »ich dieser primi-
tive Typus iudefts auch noch bis in dir Gegenwart er-
halten bei In*ecti euren , Lemureu und Ms zu einem ge-
wissen Grade auch lei deu Cnrnivoren. Selbst beim
cotnplicirtesten Znbn lassen »ich jedoch die drei Primär-
znckeu nachweiseu.
Der Trituberculartypu* entstand in der mesozoischen
Zelt ans einem einfachen, kegelförmigen , einwurzeligen
Zahn. Die mesozoischen Säuger zeigen die allmälircn
Kntwickelung**tadirn. Die langlebigsten Formen gehen auf
solche mit trituberculären Zahnen zurück. Alle Bestand*
theil.» der verschiedenen Säugerzähne ln«*en »ich unter
einander homologisiren, wenngleich sehr mannigfache Ver-
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158 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
änderuugeu , m> t. B. neu« Zut hüten, diente Klemmte ver-
decken können. Es ergeben »ich hei Betrachtung der ver-
schiedenartigen Säugerzähne im Laute der geologischen
Entwickelung folgende Stadien:
1. Der haplndonte Typus — * ein wurzelig, einfach kegel-
förmig , mit dem Subtyp u» l'rotodont — beginnende
W urxr Upaltung und Auftreten von zwei kleinen Neben«
zacken — Dromotherium, 2. Der triconodont« Typus —
langgestreckte Krone mit drei Zacken versehen, davon ein
Hauptxuckeu und zwei seitliche Nektenzarken and doppelte
Wurzel — Triconodon. 3. Der Trituberculartypus — -
Knme dreieckig, aus drei Hauptmarken bestehend, der
Mittellacken der oberen Zahne auf der Innenweite, l>et den
unteren auf der Außenseite befindlich — Spalacotherium
uml Asthenodon. Beim ersten und zweiten Typus sind
dagegen nbrre und untere Zähne ganz gleich. Bald
nahmen die tritubrrculären Zähne entweder bunodonte —
höckerige — oder sectoriale — srhneidende Form nn, je
mich der Lebensweise des Thieres.
Sectoriale untere >1. Der primitive Triangel er-
höht »Ich; »eine Spitzen sind durch schneidende Kämme
verbunden. Dazu kommt hinten noch ein Talon, au» zwei
Zacken bestehend . so da*» der Zahn quinquetuberculär
wird. Bei den Bunodonten verschwindet einer der fünf
Zacken, e* entsteht also der quadrituberculäre Typus.
Obere Molaren. Trituberculartypus. a) Boi den
schneidenden Zaltnfonnen bleibt der ursprüngliche Triangel
dreizackig, bl Bel den schneidenden und huiiodonfrn Zahn-
foniu-u entwickeln sich Zwischentuberkel, also der Zahn
tllnl höckerig, c) Bei den bunodonten tritt hinten noch
ein sechster Höcker auf. und zwar auf der Innenseite; es
entsteht also ein »echshöekeriger Zahn.
Bei den oberen und uutexen Molaren giebt e* je einen
l'rotoron, einen Para- und Metacon. Dazu tritt dann
der Hypoeon , resp. Hypoconid (dieser letztere auf den
unteren >1) , »odass der Quadrituberculartypu» entsteht.
Die oberen Zwischenhöcker — Protoconulus und Metarnnu«
lu», sowie der zweite Innenböcker — Protoconid — haben
keine Homologa auf den unteren M.
Bei Dromotherium ist ausser dem l'rätocouid nur eine
Anzahl sehr kleiner Nebenhöcker vorhanden, doch erhält
der Zahn hierdurch schon eine Art Dreitheilung. Bei
Microcoiiodon ist die Dreitheilung schon deutlicher, obwohl
die Wurzel noch keine (labrlung erfahren hat. Mnn kann
hier schon von Para- und Metaeonid sprechen. Bei
Amphileste* , Phasen lotheri um und Tri conodon kommt ein
Basalbaud hinzu; auch erfolgt bereit* Theilung der Wurzel.
Para- und Metaeonid werden dann immer grösser.
Amphitherium zeigt zuerst Tuberculnrfiectorialtvpu*. Es
besitzt nämlich auch einen Hauptaussenzacken zwischen
dem innrrrn Za> kenpaar. Bei Pernmu* ist die* noch deut-
licher und zugleich hat »ich dort auch der Talon erhöht.
Spalacotherium und l’eraleste» hatten dagegen noch keinen
Talon. Die Stylodon zeigen Tuberrularftectorialtypu», ausser
Asthenodon, -welcher nur Trituberculartypus uhne Hypoconid
aufweist.
E* kann »ich der Trituberrulnrtypu* in der Weise her-
ausgebildet haben, da** neue Zacken entstanden und die
alten eine bestimmte Form erhielten, oder auch durch die
gegenseitige Einwirkung der oberen und unteren Zähne,
wobei gewisse Punkte eine Vergrösserung erfuhren, zu-
gleich alier auch neue entstanden und endlich eine Platz-
äuderung gewisser Zacken erfolgte. Die zweite Aunahme
hat mehr für sich:
1. Die ersten Höcker erscheinen «D winzige Kege] an
jenen Stellen, wo zuerst die unteren M bei rcrticihr
Bewegung einen Angriffspunkt finden.
2. Die Umgestaltung der Hörker und die Veränderung
ihrer tage wird veranlasst durch die horizontale
Kiefer bewegung.
Der zweite Vorgang tritt besonder* dann ein, wenn
einmal der Tritubemilartypu» erreicht ist.
Bei den ersten Hau gern waren die Zähne wohl
ebenso grbant und auch ebenso angeordnet, wie bei
den Delphinen — alternirend bei isoguathen Kiefern.
Die ersten Zut baten erfolgten an dem Vorder* und
Hinterrande der M. Da» Wachst hum der Metaconide
und Paraconide veraulasste Anisogtiathi-mu» . so daß
die unteren M die Innenseite der oberen treffen —
Triconodon. Ka giebt U ebergänge hiervon zu Spala*
rntberium; aolehe sind Tlliodon, Menucodon. Die
Metaconide und Paraconide können sich nach ein-
wart» verschoben oder aber auch schon ursprünglich
an der Innenseite das Protoconid gebildet haben.
Die Kiefern konnten isognath bleiben , da der obere
und untere Zuhu mit je einem Dreieck in einander
griffen.
Wann das Hypoconid entstanden ist. Iä**t »ich nicht
entscheiden, jedenfalls aber vor dem Hypocon. Bel
Phiwoiestes, den Stylacodontiden etc. nahm «Irr Breiten*
durchmesser der Zähne sehr r»sch zu und wurde der
Trituberculartrpus sehr häufig ganz verwischt — »o
auch Curtodon. Die weitere Entwickelung der Krone
ist bei den Bunodonieu de» unteren Eockn zu beob-
achten.
Da* Aufeinanderliegen der KnuHächen der unteren
und o l*errn M bedingt vielfache Besultate:
a) Seilest bei den complirirten M der Bunodonten be*
halten die primitiven Triangel ihre alternirendr Stellung.
b) Die Kiefer waren etwas anlsognath.
c) Der Protoconulus und Metaconulu* sind an den Stellen
entwickelt, welche in Berührung kommen mit dem
vom Protoconid ausgehenden Kamm der unteren >1.
3. Der Hypocon entsteht da, wo da» Paraconid gegen
den Protocon wirkt. Wenn sich der Hypocon stark
entwickelt, gebt jedp*mal da* Parnconid verloren, so
bei Pelyco.lu», Mioclaenus und den Artiodac-
tylen. — Der Kef. — Auf solche Weise wird der
ursprüngliche Dreizack der unteren M zerstört. Die
oberen M bekummeu einen t^uinque-, einen Quadri-
oder einen Seituberculartypu».
Bei den Eoclu-Caroivoren ist der eztreme Seco-
donteu* und der Bunodontentypus oft vereinigt, der
erstere am M,, der letztere am und »o bei Didy-
mictis. Der Haupt unterschied zwischen diesen zwei Typen
liegt darin, da*.« bei den Bunodonten Entwickelung
von Sccundärhückern und der Verlust de» Paraconid» statt -
findet, veranlasst durch die Breite der Berührungsflächen.
Bei den Secodouten ist die Entwickelung von Secuodir-
höckeru ziemlich selten, um »o häutiger aber der Verlust
de» Metaeonid*.
Auch der Verlust secundärer Höcker — Metaconulu»
und IVotocooulu« — kommt vor, und zwar sowohl hei
den Fleisch frr**eru , als auch bei Hufthieren, — »o z. B.
bei den Artiodnctyleu; endlich tat auch die Gestalt der
Höcker einer Umänderung fähig. Adapi» und Anapto-
nipcphus zeigen Vereinigung vou Tri- und Quadrituberculnr-
typus; hei Tiirsiu* »iud die öfteren Mtritubercular , die
unteren quluquetuberculär , beim Lori oben seztuberculär
und unten quadrilulterculär ; nirmals jedoch können quin-
quetulierculire M neben quadri- oder »estuberculären Vor-
kommen (V der lief.. Xiphodon etc.j. Das Pararonid atrn-
phirt zuweilen, ohne dass eine Vergrösserung de» Hypocon
erfolgt.
Der Triconodoutentypu» ist am häutigsten im unteren
Jura, der ursprüngliche Triiubercular- und Tubercular*
»evtorialtypu» im oberen Jura. Die »ecodonten und buuo*
Junten Hubtypen de* Tritul>er< ulartypu«- dominiren im
Puercobed; iraBridgerbed haben die Perissodac t jrleq meist
schou Jochzähne oder Hymborodontenzihne ; die Artiodac«
tylen *ind hier unten quadrituberculär uud oben seztuber-
cnlär; die Creodonten und Lecnuroider bleiben tri-
tulierruiär. Daneben giebt e* freilich schon zu jeder Zeit
aberrnnte Typen, ao die Diplocy nodontiden im ol*eren
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Zoologie,
15»
Jur« t die Disaatus und Mesony* im Eocän. Auch l<cim
Thylaciuu» i*t das Metucomd atrophirt- Sohlte aher-
raute Formen erhalten sieh jedoch niemals lange; e* sind
Mili lte we<lec aus dem Jura im. IVrvo*, noch vom Puerco-
in» Bridgerhed üWrgegangcu.
Oudemana, J. T. Beiträge zur Kenntnis» de» Ohl-
roroyn ni«dngH#e«rien»e* Cnv. Xnturk. um!
Verband!. K. Acnd. Amsterdam. 27. Bel. IH88, 4°,
.12 Heiten mit 1 Tafrln.
Liegt nicht vor.
Pavlow, Marie. Le develo|>|>ement de» fhjuidae.
Knute Mir HiMitoire puleoiitidogujue de» ongule*.
Bullet in de In »ociete imperiale des ruituralistea de
Mhh i'u Ihhh, |>. 33 bis Hü, mit 2 Tafeln.
Verl', n endet »ich zuerst gegen die von Cope gemachten
Kin würfe bezüglich der Stellung von Hyupsodu», Hyrs*
cotheriutn etc. — Hyopsodu* i*t indes» ein Paeudo*
le ui u ride, siehe diesen -Liternturberirht für 1 , der
lief. — giebt dsnn eine Zusammenstellung der Anaivliten,
welche von feiten der verschiedenen Autoren von Cu vier
nn über die Herkunft de» Pterde» reiumerl worden sind.
. I’nter diesen hat nmneiitlieh Kownlewsky unsere Kennt-
. uioi- wesentlich gefordert, wennschon die von ilim von*
»Iruittc Stumtnesreihe Palacotheriuin, A nchilher iuui,
llipparion, Pferd nicht mehr haltbar erscheint. Pope
hitit die Hyracotheriiden tur , den .Ausgangspunkt der
Chalicotheriidrn, von dieser gehen die Tapiriden
einerseits, und i)^ Menodoutidcn, Pnla eot li eri ide n
und Kquiden andererseits aus.
Nach den neuesten Aium hauuugen bildet Phenaeodut
den Aukganuspmikt und geht die Keihe durch Hyraco-
1 h r t i u ui . PuvhynoJopbu», A nchilnphu«, Anchi-
thertum, llipparion zu Pferd. Verf. selbst lasst die
Reihe beginnen mit Ilyracothcrium wohl gleich Kohip-
pu*. , E» folgt Pacliynojophus, \erscbieden von Pro-
pnlneother iuro, mit dem es oft i-lentilh irt wird, hier-
auf Ancbilupli us, wohl gleich Kpihippu» und auf diesen
Anchi theriuiu; die europäischen Arten sind grösser und
wohl nuch jünger nl* die amerikanischen, die letzteren dürf-
ten zu Mesohippu», die erstrren zu Miobippu» zu stel-
len sein. Dir Verschiedenheit im Rnu der einzelnen Kuochen
von Palnroth eriuiu zeigt deutlich, das» dasselbe nicht
in die Pferdereihe gesetzt werden darf; es stellt dasselbe
zweifellos eine erloschene Seitenreihe dar. Zwischen An*
rliitherium und l'rotöh i pp us stehen mehrere Formen,
die freilich nur sehr unvollständig bekannt sind. I’nter
ihuen verdient namentlich Merychippu* In-sondere Be-
lichtung. Protohippu* gehört in die echte Pferdereihe,
■fti der Innenpfeiler drr ohereu Molaren mit dem Vorjoch
verbunden bleibt, während derselbe sieb bei Hippnrion
aldöst . Auf P r o t o h i p ]» u s folgt II i p p i d i u m (gleich P I i o -
hippn»), wo die Seiteuzebrn bereit» die Phalangen ver-
loren halten. Da» nächste (ilied io unserer Kormenreihe
ist Kquua Htenoni». Welche fossllp Pferdearten für
unsere leben-len Typen von »tAmmesgeschicht1i<-her Be-
deutung sind, lässt *ieh schwer entscheiden. Ihe Ver-
hältnisse im Gebiss — stärkere Fältelung des Schmelze«
in den Marken und die Iwdirtheit de» Inuenpfeiler» der
oberen Molaren — sowie iui Carpu* und Tarsu* zeigen
deutlich, das- Hippari ou einen Seiteuausläufrr der Pferde«
reihe darstellt. Fla fehlt nämlich u. a. bei der Pterde-
reihe der Daumenrest st hon frühzeitig, während er bei
llipparion noch erhalten bleibt; das Gleiche ist auch
mit dem Beste de» fünften Finger» der Fnll. l.ydekker
hat schon von den llipparion au» dem Sivnlik bemerkt,
dass sie nicht die Stamnriclteru der Pferde darstellen
könnten.
Die Milchzähne galten bisher für einen alterthüiulicheren
Typus als die Präuiolaren, indem sie die Kigenschaftru der
Stammciieru des betreibenden Tliieres wiederlioleu sollten;
sie sind jedo«h bei der Pferdereihe stets romplicirlrr als
die Prinudaren und kommen den Pr des jeweiligen nächst-
folgenden tiliedes in dieser Formrttrcibc schon näher, sind
alicu prophetisch — wie dies schon übrigens Hiitimever
bemerkt hatte. Kef. muss hier noch betonen, (lass dieser
Satz nur illr die Hufthiere gilt , und auch dn nur für die
Per itsodactrlen. Bei den Fleischfressern rindet da*
gerade OCgenlltcil «tat», in-lem die Mitchzähnr hier »teu
noch den Typus der alterthtimlbhereii Formen repetlren.
In einer Taltelle wird der genetische Zusammenhang der
einzelnen Glieder der Pferdereihe and der Seitenlinie
Hipparion veranschaulicht. Zu unterst stellt Pbena*
codus, dann folgt Hyracotherium (Kohippus und
Ürohippus), Pachynolophu«, Anchilophns (Kpi-
hippu*). A uchit herium (Miobippu* und Mesohip-
pua). Protohippu«, llippldium. Von diesen geben
aus: Kquu« parvnlus und ocridentali« (Nordamerika!,
Equus Stenoni«, K. caballu» (Kuropa und Afrika)
und K. ftivntensi«, namadien« (Asien). Von Alichi-
t her iu m gehen wohl auch die Hipparion aus (in Amerika,
Kuropa und Asien).
III. Rlnnoeer idae et Tapirldae. Bei diesen Fami-
lien sind -He sechs ursprünglichen Höcker der oberen M
schon sehr buhl zu zwei Jochen r erschmolzen und ebenso
die vier Höcker der unteren Molaren. Kine solche Organi-
sation i*t noch liei keinem der bisher bekannten Condyl-
nrthren zu beobuebten. Einen ähnlichen Zohnbuu zeigt
Svstemodon au» dem Wa»atchl>ed, doch erinnern die
unteren M noeh sehr an Plieuucodus. iK-r Astrngnlus
ist auch noch Pond s la rt hre n -ähnlich ; rs waren viel-
leicht noch fünf Zehen vorhanden. Syatemodon »teilt
wohl den Ausgangspunkt jener beiden Familien dar. K»
folgt dann Hyraehvu«. Von Hyrachyu» evinnu»
gehen möglicherweise die Tapiriden, von H. agresti»
Hie Hhinoreriden aus. Die Kvtremitnten de* ersteren
srkliessrn sich denen der Tapiriden sehr enge an;
weichen aber wesentlich von jenen der Hhinoreriden
ab. Von H. agresti» stammt wohl Hyracodoa und von
diesem die Rhiuoceriden. Die Acerat lierieu sind eine
Nebenreihe, die neben jener der erbten K binarer os-
Arten einher läuft. Die Kluft zwischen Tapir und Syite»
inndon wird scheinbar überbrüekt durch l.nphiodou uu-.l
Protapirus, liewle sind jedoch ausgrstorlten, ohne Nach-
kommen zu binterlnssen. — Protapirus hat sicher
stnmroesgeschirhtli« he Be«teutung, I.op|ii"don freilich nicht.
Der Rct.
Die Chalicotherildeii sind bis jetzt nur »ehr unge-
nügend bekannt, f'hal icotheriura und Macrotherium
sind Identisch. Vgl. Oshoru in diesem Literat urlnricht !
Pochuel Loeache. Afriknnisclm Büffel. Zoolugische
•Inlirbllcber. Systematik. .1. B»l.p 8. 70b — 724. Tafel 27.
Krwähnt Büffel von Südafrika und der Insel Reunion,
deren Hörner beweglich sind und daher nicht aus
knöchernen Auswüchsen der Stinil»eine hrrvorgegangen
«ein können.
Placsek, B. Wiesel und Katze. Ein Beitrag zur
Geachichte der Hauathiere. Brünn, FI pst ein in
Cornm. 18S3. 8°. 72 Haitun. Verhandlungen de#
naturfuracheiiden Verein» io Brüiiu.
Poulton, Edw. B. True teeüi in the Young of
Omithorhynclin# paradoxus Proc«edinga of the
Royal Society of Iauxion. Vol. 43, 1888, p. 853 — 356
UM Nature Vol. 57, p. 553*
Poulton, Edw. B. Rudiment» of calciHed treib in the
Yottng of Oruithorhynchiis. Antei ienn Nntumlist.
Vol. 22, 18M8, p. 368 — 389.
Sanders, J. H. Die Pferdezucht unter Anwendung
der allgemeinen Vererhungwgesetze auf die praktische
Züchtung. Deutsche »utorisirte Bearbeitung mit
einer Einleitung von II. v. Nathnaiua-Althalden»*
leben. Bnnlzu, W. G. Korn, 1888, 8°. 280 Seiten.
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160
Verzeichnis» der anthropologischen Literatur.
Seelfeld, A. und M. Schmidt. Ein KtJnigatiger
au« Sibirien. Der sootogltcht Oftrleo , Frankfurt
1888, 8°, 8. 28.
Bei Wlzdiwostock, im südöstlichen Sibirien erlegt.
Soeley , H. Q. On the Nature and Limit« of Rep*
tili an CluncUn in Mammalian Teetb. Proree-
diug» of the Royal Hociely. Vol. 44, 1888, p. 12V
bis 141, tnit 8 HÖIzachnitten.
Zwischen den Reptilien und den Säugethiereu be-
stehen mannigfach« Beziehungen, besonder-» gilt dies von
geologisch ältesten Koronen. Zu einer gewissen Zeit hat es
weder echte Sänger noch echte Keptilirn gegeben.
Die ältesten Säuger zeigen Merk male von Monotreiueu,
Kden taten, I n sec t i vor en «d Carnivoren und diese
wieder solche von Reptilien. Die Zähne der ältesten
Säuger erinnern an Reptilien -Zähne. Früher waren
wohl alle Zahne der Säuger einwurzelig. Auch jetzt
kommen noch vielfach solch einfach gebaute, ein wurzelige
Zähne in dieser Tbirrclasse vor , die Mehrzahl freilich be-
sitzt mehr als eine Wurzel, auch hüben die Zähne Neben-
sachen entwickelt , stecken in ünibn, lassen Abkauung
erkennen und werden wahrend de* Lebens de» Individuum-
durch andere ersetzt. Die Mebrwurzeligkeit hängt von
der Zusammensetzung der Krone — Coniplicntion — ab.
diese aber wieder von der Nahrung. Indes* stecken auch
schon Wi manchen Reptilien, x. B. den Crocodi l ic rii ,
die Zähne in Gruben (Alveolen). Die Zähne de* er-
wachsenen Ornitborhy nchu» betrachtet der Vtrf. «I*
wirkliche Zähnt* und nicht als Hornplatten — sie sind
eben dW noch nicht ganz verkalkte &hinelz*obi« ht und
orten har in der Rückbildung begriffen. Die Dirterenzirung
in Schneide-, Eck- und Backeuzähnr i*t nicht bei allen
Säugern durchgefiihrt. So fehlt sie noch bei den Ceta-
ceen und Edentatcn; sie ist durch die Ernährung be-
dingt, ist nl>er auch bei vielen Reptilien zu beobachten.
Die Theilung der Krone ist die Folge einer Faltung der
Zahusubstant , sie zeigt sirh aber nur hei den hintersten
Zähnen deutlich , allein selbst diese sind «Hl uoch ganz
einfach — Cetaceen und Kdentatcn — * viel einfacher
nl» bei manche« Reptilien. Di« Falten stehen senkrecht
zur Kieferachse. Bei Tatusia linden sich Krsatzzähne,
die, so lange sie uoch itu Kieler stecken, ganz an Tejus
— ein Reptil — erinnern. Die ältesten Säugethier-
zähn« waren sicher Kept »lien-artig. Die hei den Säuge -
thieriähnen staltrtndende Abkauung lässt sich auch
bei Reptilien — Polyptycbodon — beoliachteii , l»ei
welchem der Zahn bi* zur Wurzel abgetragen wird.
Der Ersatz der Zähne ist für die Säuge thi er e cha-
rakteristisch. jedoch unterbleibt er auch hier sehr
häutig — Kden taten mit Ausnahme von Tatusia und
Cetaceen — . Bel der *o sehr au die Säuger er-
innernden Bezahnuug der T li e r i o do n t i e r tindet kein
Zn h n Wechsel statt, wohl aber hei den Crocodiliern und
Ichthyosauriern, nur erscheint hier der neue Znhn
innerhalb seines Vorgängers, während er bei den Säugern
unterhalb derselben auftritt.
Bei den Säugern sowohl als auch hri den Reptilien
waren die Zähne anfangs ganz einfach c*haut. Allein in
beiden Gruppen haben später Sperialisirungen »tätige*
funden und zwar erinnern solche »pecialisirte Reptilien-
zähne nicht »eiten au Säug«thier.:Ihue. Es feigen z. B.
auch die Crorodiiier, sowie die Plesiosaurier,
Schneide-, Eck* und Backenzähne. Der ür nithosaurier
Diroorphodou hat unge wohulich grosse lnci*i ven, viele
Theriodontier besitzen riesige K«k*ähm* und sehr kleine
Backenzähne. Der Incisir von Deutrrosauru* hat
Schneidezähne mit Kebenzackrn; die Moiarrit von Ualeo-
saurus sind ebrnfalla mit solchen versehen. Die Mo-
laren von Kmpedins, einem Pelycosaurier, sind ein-
wuncelig und seitlich stark compriuirt , ganz wie jene
vou Chry sochloris, einem Maulwurf. Auch hier ist
der Innenzacken der hdchate. Wie Galeosaurti» an die
Cetaceen, so erinnert Emprdia* nn die Inaecti-
vorfB. Auch die Zähne mancher Eidechsen zeigen
Anklänge nn gewisse Säugethierzähne. Chi am vdosaur ui
hat unten Eck- und Schneidezähne , oben je zwei Eck-
zähue. — Die fünf oder sechs Molaren vou Teju» sind
zweispitzig, der Ausscnxuckeo höher als der innere, wie
bei vielen Insertivoren. IH« hohnenfeirmigrn Zähne
von P I a c o d u s lassen sich mit den Zahuplatten de»
Ornithorhynrhus vergleichen.
Ihr Ditferenziruug gewisser Zähne der Eidechsen er-
innert ebenfalls an die Säuger, jedoch handelt es sich
hier um einen Erwerb und nicht um ein Erklheil. So
hat Amriva au den oberen Zähnen Xebcnxacken, ähnlich
Droinuthenum. Wenn *ieh diese Zahne seitlich aus-
breiten würden, wie bei Kmpedias, «o würden sie ei«
nn Säugerzählte erinurrnde* Aussehen bekommen. Bei
Amblyrhynclitu* werden die zwei Nebcuzackeu fast
eben «o stark wie der Hauptzarken. Diese Zähne er-
innern an jene der Seehunde. Die sägeartige Ausbil-
dung der Zähne v»»u Iguaun hat ein Analogon in den
Schncidezähnen von Guleopit hecus. Diese Verhältnisse
haben früher selbst Kenner verleitet, Siugethierzähne —
Amphitherium — ftir solche voa Reptilien nnzu-
sprechen.
Anmerk, de* Ref. Es ist ganz richtig, du«» solche
Aehnlirhkeiten »nt Zahahou zwischen gewissen Reptilien
und manchen Säugern bestehen, allein dieselben sind eben
das Resultat gleichartiger Differenz irung und
nicht etwa ein Zeichen näherer Verwandtschaft.
Dass freilich die Säuger »u« sehr primitiven Reptilien
hervor gegangen sind, wird Niemand mehr leugnen wollen.
Solche Anklängi* im Zahnhau bestellen übrigens auch
zwischen Fischen uud Säugern.
Stlrling , E. C. A new Auatralinn Mamtnal. Nature.
Vol. XXX VIII, p. 7i88 — 589 und Tlie Zoologist, 1888,
Vol. 12, p. 424 — 425.
Von »lern netten Thier wird der äussere Habitus und
da* Gehirn beschrieben. Die Zahne haben die meiste
Aehnlichkeit mit jenen des jurassischen Amphitherium.
Die Schlüsselbeine sind schwach , Epipubi* fehlt , dagegen
ist eine Bruteltasche vorhnuden. Da* Thier ist blind und
hat vielfach Anklänge an die Maulwürfe. Die vierte und
fünfte Zehe allein sind sichtbar. Die Zalmformel lautet;
- I, T C» y Pr, ~ M. Kin Zvgomaticum ist vorhanden,
Orbita fehlen. Vgl. das Ref. über Ziel* in diesem Lite-
raturbericht.
Studor, Th. lieber die ZAhmeti Hunde von Sumatra.
Mittheilungeu der na tur forschenden Gesellschaft in
Bern au» dem Jahre 1887, 8. XV.
Schädel von den Hunden der Kattacks, der wilden
Urbevölkerung Sumatras und de» ihiuesischcn Twhau. Die
ersteren stimmen mit drnrn der Pfahlbauhunde uud der
Hunde des nrubritischen Archipels. Sie gehören zum
Formenkrein des palustris und hierzu muss auch der
Tschau gerechnet werden.
Thomfts Oldfleld. On » collaction obtziaed by
Ent in Paaclia in Equatorial Africa and preaented
by Ititn to the Natural Hrttory Museum. Proueedinga
of Ute Zoological Society of l»n<lo« 1888. 8°. p. 3
bi« 17, mit 2 Tafeln.
Es sind Anthrurpopithecus troglodytes*. Colobut Guerexa,
Galago Demldoffi* , Fehs «ervsiinu*, cnligata**, Genetta
tigrinn , Poiana Richardsoni*, t.'ro**»rchu* xebm (A), ob-
»curus*. Lycaon pi. tus , Ictidonyx zorilla, Epomophoru»
tium *t ros us * und Franqueti *. Megaiienn* fron», Anomnluru»
pusillus***, Sciuru« Stangeri*. nnnulatu», Biibnii***,
pvrrhopu« * , rufobrachiatos * , Xeru» errthropu* *• , Ger-
billu» »p. Criretomys Gambianus**), Malaromys longipe»*,
Mus bnrbaru***, nbyssinicus, Geiuixii (N), Kaiseri ***,
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Zoologie.
161
nifinu»*, univitUtu**, sp. ininutoldes**, Lophuromys
Sikapusi*, Georhychus, oehraceo - cinerea* ••• , Atherura
afrirana * , Deudrohvrax mini***, Mani» trieuspis •- Dia
um * versehenen laben auch io Waatafrika und haben
mithin eine ansehnliche Verbreitung, die mit •* bexelch-
neten finden sich ebenfalls in Wratatrika, aiud aber auch
schon anderwärt* gefunden worden; di« mit A bemerkt«
Art kommt in Abyssinien, die mit N vermerkte in Nntal
vor. Die mit **• versehenen sind nor in Ccntral-Afrika
zu tin-len, hier aber allenthalben anzutreffirn.
Thomas Oldfield. List of M ammal» obtatned by
Mr. G. F. Onanier on Cozumel and Ruatan Island,
^olf of Mondum». Proo-eding» of the Zoological
Sonet y of London 18N8. 8’'. p. 129.
Nn*un naaica, Nyctinomus grarilis, C'hilonvclerl» rul*l-
ginosa, Arrtibeu* perspicil latus , Didelphya tn*rt-n|>inli* auf
Cozumel und Saccopteryx bilinrata , Molussu* obsrurus,
Glovsophaga toridna, Arc-tihcn* perspiril latus, Sigroodon
hispidu», Daaypmcta punctata auf Huatati.
Thomas Oldfield. On a new and interesting an-
nectatit Genu» of Muridae with Remark» on the
Relation» of the Old and New World Member* of
the Family. Pmceeding* of the Zoologicnl Kiieiety of
London 1 »88. 8°. p. ISO — 135, mit 1 Tafel
Ea handelt von der neuen Gattung Deoroys — mit
der Art ferrugineus — vom oberen Congo. Sie ver-
bindet dl« Abteilungen der Murea und Crieeti — bei
den erstcren di« lli>rker der oberen M in drei , bei den
letzteren in zwei- Reihen geordnet. Hier nun besteht die
dritte Reihe Wo*» au» einem Hücker. Die Criceti gelten
schon »eit Langem hIü die ältesten Muriden und waren
früher über die ganze Erde verbreitet, während sie jetzt
fast ganz auf Amerika und Madagaskar beschränkt »ind,
wo echte Murea fehlen.
Thomas Oldfield. On the Bmail M am mala of
Duval County. South Texas. Froceedings of the
Zoologicsl Society of London 1888. 8®. p. 443 — 450.
Scalop» aquatieua, Sorex personal u*. Sorex Crawfordi,
Blarin« Berlandieri — In»ectivoren — , Vesperugo geor-
glanua, Atalapha noveboracensl» , Nyetinomua braaiiieuai»
— Chiropteren — , Sperraophilus »pilosoma, Neotoma ilort-
«Juna, Sigmodon hiapidua, Crioetua leucogaster, lencopua und
Taylori, Ochetodon mexieuaua, Dipodoroy» agili», rompactu»,
Pterognathu* fasriatus, CYicetodipu* flavus — Nager — .
Thomas Oldfield. On the Mammala of Christmas
Island. Proceeding* of the Zoologic&l Society of
London 1888. 8®. p. 532.
Crocidura fuliginosa , trirhora, PUropus natali», Mus
Madenri und nalivitatia.
Thomas Oldfield. The Mammals of the Solomon
Islands, liaaed on the Collection« made by Mr. C. M.
Woodford during bis second Expedition to the
Archipelago. Froceedings of the Zoological Society
of London 1888. 8°. p. 470 — 490, mit 3 Tafeln.
Von Chiropteren Pteropu* grandi», bypomelnnu», Kavneri,
und Woodfordi, Pleralopex atrata, Cynonycteri» brachyoti»,
Harpyia major, Cephalutea Peruuii, MacrugloKHti* auatralia,
Nesonycteri* Woodfordi, Anthops ornatus n. g. u. ap.
Hippoaideru» tricuapidatua , diadema , cerrinu», Vesperugo
abramu», Minioptcrua Schreiberei, Emballonura oigrescen»,
von Nagern Mus iroperator, res, Solomoni», praetor
— fa*t »ärorotlich aehr groi* — von Maraupialiern Pha-
langer arientalia brevirepa. Giebt eine tabellanache Ver-
gleich utig dieser Fauna mit der Fauna der Fauro und
Short landlose ln, Neu Georgien, Guadalcanar, San Chri-
atoval , der Duke of York-Gruppe, Celebes and der Ugi-
uad Florida-Insel,
Thomas Oldfield. Diagnose* of four new Mammals
from the Matayan Region. Annal» and Magazine of
Natural Hwtory 1888, YoL II, p. 407.
Archiv für Anthropologie. Bd. XIX.
Es sind: Hvlomr» auillus dorsalis, Sciurus condonus,
Mus altidena, infrmlutru».
Thomas Oldfield. Diagno*es of four new Species of
Didelplivs. Annuls and Magazine of Natural
Hiatory 1 8*88, Vol 1, p. 158.
Diiirlphy* (Micoureus) lepiila — Fern, Amazonas —
Didelphya (Perumys) »calnp» — Brasilien — D. (Peraray»!
Iheringi — Rio Grande du Sul — und Didelphya (Penunys)
Henaeli ibidem.
Thomas Oldfield. Diagnose of six new M am mal»
frum the Solomon Island». Antmls and Magazine
of Natura] History 1888. 8°. Vol. 1, p. 153 — 158.
Pteralupex atrata n. g. u. sp. , Pteropu* Woodfordi,
Anthop* ornatus n. g. u. sp. Chiropteren , Mus Imperator,
rex und praetor — Nager.
Topinard. Lu* dernlerea «tage» de In ganesdogi* de
riiontme. Revue d'Anthropologi« 1888. 8°. p. 298
bis 332.
Verfasser bespricht zuerst die Quadrumanea, mit
welchen er auch im Gegencats zn Vogt dl« Lemuren
vereinigt wi*»en will, denn ihre Kndphalangen bilden
den llebergnng von dem Nagel der Affen zur Kralle
der Inaeutiroren. An die*« letzteren erinnern auch di«
Zähne der Lemuren. Die Lemuren zerfallen wieder
iu die Gruppen der Galeopithecincn, Chiromylinac
und die eigentlichen Lemuren. Die Placentation ist
zwar etwa» abweichend von jener der echten fjuädru*
inanen, allein dieser Unterschied wird nicht für wesent-
lich gehalten. Zn den Lemuren zählt Verf. auch di«
fossilen Adapides, di« nach der Ansicht der französischen
Autoren iu den „Pachydermen“ hinäberleiten sollen
— was alier »onat allseitig längst als irrig erkannt worden
ist. — Der Ref.
ln seinen weiteren Ausführungen stellt sich Topinard
die Frag«, ob die Anth ropomorphen mit dem Men-
schen oder mit den Affen der alten Welt in nähere
Beziehungen gebracht werden sollen. Er entacbeidet sich
für di« Zusammenstellung der A nthropomorphen mit
den Affen der alten Welt , wie dies auch die Ansicht von
Cuvier, Hoxlev und Vogt ist, während Brocca die
grosse Verschiedenheit des menschlichen Fasses von jenem
der Anth ropomorphen beatreitet, indem die Gegett-
überatellbarkeit der groaaen Zehe, die nur bei den Affen
gegeben ist, eben doch kein wesentliche» Unterscheidungs-
merkmal darbiete. Der Mensch kann nach Topinard
weder direct von den Anthropotnorphcn noch von
den Lemuren abgeleitet werden; der Bau der Extre-
mitäten spricht gegen beide Möglichkeiten. Der Schreit-
fass d« Menschen kann sich nicht au« dem GitHhu
der Affen entwickelt haben. Die Hand des Menschen
dient zum Greifen, der Fass ausschliesslich zur Locomotion,
bei den Affen sind beide Extremitäten für beide Func-
tionen zugleich geeignet, bei den Lemuren dient die
Hand zur Locomotion, der Fus* hingegen »um Greifen.
Unter den Affen der neuen Welt verdienen dieArcto*
pitheeaa besonderes Interesse, da sie zwar mit den
übrigen Pia thyrh inen die runde Form des Schädels ge-
mein haben, die erste Zehe jedoch nicht mehr den anderen
gegeniiberstellen können und auch statt der Nägel Krallen
tragen. Sie stehen mithin den Inseetivoren *ogar näher
als di« Lemuren. Die Reihenfolge wäre demnach: In-
aectivoren t Aretopithecu» , Nacbtaffen, Tag-
affen.
Die Affen der alten Welt leben nicht mehr aus-
schliesslich auf Häumrn und führen auch keine nächtliche
Lebensweise. Ihre Hezahnnng ist weniger oronivor als
beim Mensehen. Sie zerfallen in Anthropoiden und
geschwänzte Affen — Semnopitheci , Cerco-
pitheei und Cynocephal*. Sie stehen sätnrotlich in
Beziehung *u den Lemuren einerseits und den Huf-
thieren andererseits* Gaudry namentlich hat auf diese
21
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162 Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
Verhältnisse aufmerksam gemacht und die fossilen Adapis
und Aphelotheri um nie die Zwischenformen erkennt.
Beide leiten Kn den Perissodactylen hinüber, während
der Oreopithecus Ankläuge an Chor ropotamus und
die Saiden zeigt. Von fauilrn Formen scheinen die
Cebochoeraa , Acotheruluin und Hy ratet herium
die Lücke auszufullen. Vogt und Schmidt glauben an
einen iveiftchfl Ursprung der Affen. Die amerika-
nischen stammen nach ihnen Ton Insectivoren, die alt*
weltlichen ron „ Parhy de r ui e n **. Topinard hält indes»
die Lemuren für die tielststehenden Allen; er bestreitet
entschieden den Ausgang de» Menathen von einem
Suidentypu*.
Bei den Affen drr neuen Welt UDst »ich deutlich eine
ansteigende Entwickelung constatiren , desgleichen aber
auch bei jenen der alten Welt. So verbindet der fossile
Mesopit bet us die jetzt scharf geschiedenen Seinno-
pithecus und Macacua, während der Gibbon von den
Anthropomorphen zu den Semnopithecen hinüber-
leitet. Fortschritte sind insofern zu beobachten , als die
Affen der neuen Welt, sowie der Semnopithecu» nie
die Bäume «erlassen, die Magots öfter» auf dru Boden
kommen uni die Macacus und Cynoeephalu» fast
»leu am Boden leben, also eine Anpassung.
lläckei ist für die monogenetiache Entstehung
des Menschen. Die Affen der alten Welt bilden
sein 19. Stadium nach den Moneren; sie (heilen sich ln
vier Aeste, der vierte ist der der Anthropoiden. Diese
gliedern sich wieder in einen afrikanischen und einen
asiatischen Zweig. Iler letztere spaltet sich dreifach, die
dritte Kcihe fuhrt zu Pithecanthropos, schon aul-
rechtgehend, aber noch sprachlos. Von diesrm stammt der
Anthropopithecus und von diesem der Mensch seihst,
— das 22. Stadium — wieder in zwei Typen zerfallend,
der eine, der Neger mit Wollhaar, der andere die Kassen
mit schlichtem Haar. Beide treten zuerst io Siidwesten
von Indien auf.
Maxley scheint den Menschen vom Anthropoiden
ableitrn zu wollen, Gau dry giebt die Möglichkeit zu,
dass Dryopithecus mit dem A nthropopitliecus iden-
tisch sei. Nach Cope stammt der Mensch direct von
den Lemuren, diese wieder von den Condylarthren.
Die Condylarthren führen xu A naptomorphus, von
diesem wieder stammen die Affen und Authropoideu
einerseits und die Menschen andererseits. Vogt hat
zwei verschiedene Ansichten geäussert. Noch seiner
früheren eiistirt keine Zwischenfonu zwischen Menschen
und Alfen, sondern zahlreiche f'arallelreihen. Seine neuere
Ansicht ist folgende: Die Affen bewohnen die Tro-
pen , die Affen der alten und neuen Wtdt sind scharf
getrennt und sicher nie über die kalte Behrings-
strasae gewandert. Gewisse Fortschritte sind jedoch inner-
halb einiger Gruppen zu beobachten; der Gorilla nähert
sich dem Menschen im Extremitäten bau. der Drang im
Bau de« Gehirns und der Cbimpanze im Schädel- und
Zabnbau. Der jnnga Affe ist dem Menschen ähnlicher
als der erwachsene. Der Mensch kann weder direct
von einem der lebenden noch auch von einem der bisher
bekannten fossilen Affen abatammen. aber beide haben einen
gemeinsamen Stammvater, dessen Charaktere in der Jugend
noch am deutlichsten sind, was wie Topinard ausführt,
in der That so viel heisst, als : das junge Thier eine* jeden
Zweiges wiederholt die Merkmale, die vor der Trennung
der Zweige vorhanden waren , während das alte Thier die
Fortschritte de* betreffenden Zweiges zeigt.
Viel mehr als die Abstammung des Menschen von den
Affen gefällt den» Verfasser die Ableitung von Huf-
thieren, namentlich von Phenacodu», wo die Hand als
Greiforgan, der Kuss aber als ßewegungswerkzeug erscheint
und plantigrad ist. Beim Menschen nun erreicht diese
Organisation ihren Höhepunkt , bei den Affen hingegen
ist schon frühzeitig in Folge ihrer Lebensweise auf Bäu-
men die Umwandlung der Hinterextrrmität erfolgt, wäh-
rend die Hsnd in ihrem ursprünglichen Zustande verblieben
ist. Andererseits halten sich von diesem Phcnacodus
auch die Huftbirrr abgezwrigt. Würden die Menschrn
vom Affen atMtaimnrn , so müssten sie also eine ange-
passte Organisation aufgegeben und wieder zur ursprüng-
liche« zurückgekehrt sein, eine solche Wiederholung ist
jedoch wenig wahrscheinlich. Da nun alter Mensch und
Affe zeitlich sehr weit als getrennte Zweige zurückgehen,
so ist e* auch begreiflich, warum die Menschenrassen unter
einander so ungemein nahe stehen und selbst die tiefsten
so sehr von den Affen abweichen. Der pliocäne Mensch
hat wohl in Amerika gelebt, der mioeäne i»t noch nicht
narhgewiesrn.
Am Schlüsse bemerkt Topinard jedoch, dass der Ban
des Gehirns bei Affen and beim Menschen im
Grunde der gleicheist, was als das wesentlichste
Moment für die Bestimmung der Verwandtschaft
in Betracht kommt. Der Kxtreroitätcnbau er-
scheint immer nur als Differenzirung. Es ist
also doch kein Zweifel über die Abstammung des
Menschen vom Affen möglich; von welchem Affen frei-
lich, lässt sich zur Zeit noch nickt entscheiden, jedenfalls
von keinem der bisher bekannten.
Ref. muss bemerken, dass in dieser Ausführung ebenso
viel Wahre» als Falsches zu tinden ist. Ganz und gar un-
gerechtfertigt ist es, schlechtweg von Affen der allen
Welt zu sprechen, indem zwischen den Anthropomor-
phen und den ührigen Catarhineo grössere Unterschiede
bestehen, als zwischen den ersteren und den fort und fort
verkannten Platyrhinen. Was die persönliche Ansicht
des Kef. betrifft, so hat er dieselbe in der vorliegenden
Zeitschrift, Bd. XVIII, 1888 — Die fossilen Affen —
8. 279 bis 300 ausführlich aaseinander gesetzt; freilich
ist diese Abhandlung bi» jetzt noch so gut wie gar nicht
beachtet und anscheinend noch weniger verstanden worden.
Weithofer, Anton. Einige Bemerkungen über den
CerpOB der Proboacidier. Morphologische* Jahrbuch
lB*np 8. 507 bis 516.
Cope batte behauptet, dass die Carpaliea bei den Pro«
bo*cidiern genau in Keiben geordnet »eien. Indes» zeigt
die eingehendere Untersuchung, dass das Lunatum, wenig-
stens bei Elepbas africanus, auf dem Magnum liegt
und sogar noch etwas über ds* Trapezoid be rübergreift,
ebenso verhalten sieb Klephas mcridionalis, phinigeniua
und Mnstodou arvemeusis; vielleicht war dies auch schon
der Fall bei Mastodon lougirostria , augustidens und
Dinotherlum. Die reihenweise Anordnung ist also auf
Pyramidale und Uncifonne beschränkt. Bei den Probo»-
cidiero trägt im Gegensatz zu den Perissodacty le u
und Artiodactylen nicht der Radius, sondern die Ulna
die Körperlast. Es trachten daher die Glieder der oberen
Reih« sich gegen jene der unteren iu verschieben, aber
nach einwärts, and zwar gilt dies für das Lunatum,
das auf Magnum und Trapezoid zu liegen kommt; bei
den beiden anderen genannten Gruppen dagegen liegt es
auf dem Magnum und l'nciforme, das Scaphoid aber auf dem
Magnum. Die scheinbar Proboactdier - ähnlichen Ambly-
poden zeigen nur Lunatum über Uucinatuin geschoben,
aber noch nicht Magnum bedeckt von Scaphoid.
Die Aehnlichkeit mit den Proboscidlern ist eine ganz xu-
lälltge. Die Verhältnisse im Tarsus zeigen, dass die Pro-
boscidier von diesen Amblypoden weit verschieden sind.
Sie stellen einen besonderen Zweig der Hufthirre dar, der sich
von einer taieopoden Stammform, vielleicht von einem
PeriptycbuB abgetönt hat. Die amblypoden Zwischen-
farmen zwischen den Diplnrthren und Taieopoden sind auf-
recht zu halleu. — Von dieser Nothwendigkeit ist übrigen*
Baur, der diese Verhältnisse auch kennt, ebenso wenig
überzeugt, wie der Referent. Zudem ist e« auch keines-
wegs gleicbgiltig, wie Weithofer meint, welchen Namen
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Zoologie. 163
man einer wichen Zwiscliengruppe geben «oll. Jeden fall*
darf *ie nicht als -Arablypo.la“1 bezeichnet werden, da ihr
nur eine« der drei Hauptmerkmale dieser Gruppe zu*
kämmt, während die zwei anderen — (iebissbeschstfenheit
und Tarsusorgan iMtion — fehlen. E* Ina; übrigen* bei den
Proboscidicrn kein besondere* Bedürfnis* vor, die alte
Organisation in» Carpu* wesentlich zu Andern; ganz so ist
es auch mit ihrer Künfzehigkeit. Beim erwachsenen Indi-
viduum Ton Klephas iodicus verschwindet die Ueber-
•chiebung de« Lunatum* über da« Trapezaid wieder und
die Handwurzel wird wieder taxeopod.
Wrangel, Graf, C. G, Dn* Buch vom Pferde. Ein
Handbuch für jeden Besitzer und Liebhaber von
Pferden. Stuttgart, Schickhardt u. Ebner, 1887,
1888. In Lieferungen. ä 2 Mk.
Wilckona, M. Beitrage zur Kenntnis« de» Pferde-
gebisses mit Rücksicht auf die foaailen Kquiden
von 31 a rag hu in Persien. Nova Acta der k. Leopold.
Carol. deutschen Academie der Naturforscher. Bd. LU,
Nr. 5, 1888, S. 25t» bi» 284, mit 8 Tafeln.
Die Form der Schneidezähne bei den lebenden und fos-
silen Equiden wurde bisher von den Zoologen wenig be-
achtet, fast immer haben «ich dieselben mit den Back-
zähnen allein beschäftigt.
Nach Rütitneycr giebt c* nur zwei fossile Equiden
in Europa, Hipparion und Kqua« fossilis. Verf. ver-
gleicht uun die Milchzähne, Pr und M dieser beiden mit
•lenen des lebenden Equus caball u« in einer tabellari-
schen Ueliersicht. Man untere heulet gegenwärtig zwei
Grundformen von Equus caballus, die morg en ländi-
sche und die abendländische Rasse. Zur letzteren
geboren Percheron, Brabanter, Kormänner und
Pinzgauer, zur ersteren die asiatischen, russischen,
ungarischen and andere Pferde. Das englische Renn-
pferd i*t aus rinrr Kreuzung beider Rassen hervorgegangen.
Bei dem norischen Pferde ist dir Länge der Überkiefer-
backzihne grösser, beim arabischen kleiner als die
Breite, Auch zeigt da* erstere stärkere Kräuselung de*
Schmelzes. Nach Kranck hat das norische Pferd
noch Aukläuge an den Hipparioma hn; es ist jünger
als da* morgenländischc, das sogar am Himalaya mit
dem Hipparion noch zusammen gelebt hat. Der Esel
ist aber noch älter , weil am meisten vom Hippnrion
verschieden — es fehlt auch der Dauroenrest vollständig.
Verf, ist der Ansicht, da»* da» abendländische Pferd
nicht vom inorgentändiftcben und auch nicht vom
Esel stammt.
ln Marugba kommt neben Hipparion auch rin Pferd
vor, Equus fossilis Persicus. Da* dortige Hip-
parion unterscheidet sich von dem europäischen durch
die schwächere Schmelzkräuselung. Da» arabische Pferd
•teht diesem persischen Hipparion im Bau der Unter-
kieferzALne ziemlich nahe, da* norische Pferd dagegen
dem europäischen Hipparion. Das fossile persische
Pferd hatte kürzere Zähne, aber höheren Unterkiefer als
da» arabische.
Was die Schneidezähne betrifft, so sind die sogenannten
Marken nicht immer allseitig von der Schtnclxwand ge-
schlossen, am Häufigsten ist dieser unvollständige Schluss
beim Esel, und zwar ist diese Erscheinung beim dritten
lncisiv nahezu Kegel. Es folgt nun eine Untersuchung
des Material* der verschiedenen Pferde- und Eselrassen,
woraus sich jedoch keine Gesetzmässigkeit ableiten lässt.
Die Form der Marken giebt kein Merkmal für die Unter-
scheidung von Hipparion, Equus fossilis oder einer
der lebenden Arten. Bei der tn orgeitlä udischen Rasse
verschmälert sich der Hals der I mehr als bei der
abendländischen. Die Schneidezähne der lebenden
Pferde zeigen Falten auf der Aossenteitc, die es er-
möglichen, diese Zähne als Fohlen-, Pferde- oder Esel-
zäh ne zu bestimmen. Die Schneidezähne des Hipparion
haben mehr Aehnlicbkeit mit FohlenzAhuen, als mit solchen
des erwachsenen Pferde«. Sie verschtnäleru sich wie jene
nach unten zu sehr beträchtlich und wiederholen daher
die Milchzähne des lebenden Equus caball u* die Form
der Ersatzschncidezähne von Hipparion. Die Schnride-
zähne drs persischen fossilen Pferdes stimmen in dieser
Beziehung sehr viel besser mit denen des E. caballus,
als mit jenen von Hipparion, nehmen aber doch eine
gewisse MiiLeDteliung ein und erinnern ihrerseits wieder
mehr an da* Hipparion von Maragha als an da* euro-
päische and ebenso mehr an da* arabische als an da*
norische Pferd.
Verf. betrachtet daher das Hipparion und das fos-
sile Pferd Persiens al« Stammform der morgenländi-
sehen und da* europäische Hipparion und den E. fos-
sili« Europas als Stammform de» norischrn Pferde*. Vgl.
Weithofer und Pa v low in diesem Literaturbericht,
welche nachgewirsen haben, dass das Hipparion nicht
der Ahne des Pferdes sein kann.
Zietr., A. Kurze Mittheilungen über ein neues Säuge-
thier au« Australien. Zoologischer Anzeiger 1888,
8. 647 bis 648.
Das Thier sieht dem Goldmaulwurf — Chrysochloris
— ■ ähnlich und ist wie dieser blind. Die Hand ist der
Länge nach susaromengefaltet. In der inneren Reihe
stehen die drei ersten Finger, in der äusseren der vierte
und fünfte. Der vierte besitzt einen langen schmalen, der
fünfte einen grossen dreieckigen Nagel. Der Schwanz ist
ziemlich lang. Die Sohle der Hinterftisse ist nach aus-
wärts gerichtet. Am Bauch befindet sieb eine Tasche; die
Bezahnung erinnert an das fossile Amphitherium. Die
Schlüsselbeine sind wohl entwickelt. Wir haben es ver-
mutlich mit einem Monotremen zu thun, der jedoch
offenbar sehr selten ist. Vgl. Stirling.
Zebrabaatardo. Der zoologische Garten. Frankfurt
1888, 8. 319.
Ein« Zebrastute zeugte mit Ponys von amerikanischer
Abkunft zwei lebenskräftige Füllen, das eine, jetzt drei Jahre
alt, hat die Zebrastreifung nur sehr schwach. Um so deut-
licher aber ist dieselbe bei dem zweiten — im ersten Jahr»
stehenden — am Kacken, an den Beinen und Schenkeln.
Nachtrag zu 1887, 188a
Kittl y E. Säugethiere von Frateecht. Annalen des
k. k. naturhistorischen Hofmuaeurna. Ui. 1L Wien
1887. 8. 75, 76.
Die roittelpliocänen Sand« van Giurgewo in Rumänien
lieferten Rhinoceroa leptorhinus, rtruseus, Bos
priacus, Cervus sp. , Elephas meridionalis und
Mastodon arvernensis.
KIoob, J. H. Vorläufige Mittheilungen über die neuen
Knochenfunde in den Höhlen bei Rübeland im Harz.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft
1888. 8°. 8. 306 — 309.
Der devonische Kalk von Bode bei Rübetand enthält
einige Höhlen, die ursprünglich blosse Zerklüftungen waren
und dann durch das auswaschende Wasser eine Erweite-
I
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164
Verzeichniss der anthropologischen Literatur.
rang erführen haben ; an anderen Stellen hinwiederum
haben Einbrüche stattgefunden. Oie so wohl bekannte
Baumanoshühle lieferte nur wenige Thierreste. Viel mehr
▼on aolchen fand «ich in der neu entdeckten H'-rmann»-
böhle. Ana einer Abthrilung tt m unter dera Niveau der
Bode ituiuscn Schneehuhn, Pfeifhase, Lemming,
Schneehase, Ren, Wasserratte, Hamster und Her-
melin. Io früheren Zelten hat die Bode ihren Weg
durch diesen Theil der Hoble genommen, wie die rtuviatilen
Geschiebe darthun, Während dieses Niveau unbewohnbar
oder doch unzugänglich war, lebten in einer 10 m höheren
Etage sahireiche Höhlenbären, darunter Individuen von
riesiger Grösse. Die Aualyte des Hühlenlebtas ergab einen
starken Gehalt an pbosphorsaurem Kalk und stickstoffhal-
tigen Bestand! heilen. E* unterscheidet sich derselbe von
jedem anderen lehmartigen Grliilde und ist sus Verwitte-
rung des Höhlengesteins und der Verwesung der thierischen
Höhlenbewohner entstanden. Neu entdeckte Räume der
Baumannshühle lieferten zahlreiche Reste von Remitieren,
dagegen ist es noch nicht gelungen , in den Höhlen von
Rübeland Spuren des paläolit bischen Menschen aus-
findig su machen. Doch ist es nicht gans unmöglich, das«
beim Wegraumen des Schuttkegels vor der Hermaunithöhle
Cultursch ichten zum Vorschein kommen werden. An einem
Geweihstück de« Cervua eiapbus, das zusammen mit
Ursua spelaeus im Höhlnnlebm gefunden wurde, glaubt
jedoch Fritsch Spuren von Bearbeitung — einen Schnitt —
constatirca zu können.
Ladri&re. Dicouvert® d'un zilex taill4 et <Pun ddfense
de Maromouth ä Vitry-eü-Artoia. Comptes rendues
hebdomadairefl de Tacadctuie des Sciences. Paris 1888.
Tome CVI, p. 513, 514.
Der Feuerstein zeigt den Mouuti^nentrpu» und das Zu-
isuimcnTorkumraeu mit dem M atu ui ut h-Stotazahu ist
ein Beweis dafür , dass diese« Thier noch in der Zeit de«
Moustierten gelebt hat.
Lömoine, V. Sur quelques mamraiftres carnassiers
rvcueillis dann Feoceoe Interieure des enviroas de
Reims. Comptes rendues faöfKlommlaires de l’acaddinie
des Sciences. Paris 1888. Tome CVI, p. 511, 512.
Das Eockn toi* KHina lieferte fünf neue Rauhthiere.
Das grösste stimmt ln dieser Hinsicht ungefähr mit
Arctocyon, hat aber sonst mehr Aehnlichkeit mit dem
amerikanischen Genu« Ditsacus. Ein zweiter Carnivor
zeigt auf den hinteren Molaren eine Verdoppelung der
Spitze (?) Der dritte Typus ist Provj Terra- ähnlich, der
vierte, Tricuspiod on , hat mehr Anklänge an Spaln-
cotbertum Owen aus dem Purbeck, der fünfte — Pro-
cynictis — erinnert etwas an Amblotheriuin und
Peramus, gleichfalls aus dem Purheck, also mesozoisch.
Schaafhausen. Geber ein Rhinozeros Born von
(ilogau. Verhandlungen des naturhiBtoriachen Ver-
ein« der Rheinland« uud Westfalens 188?, Jahrg. 44,
8. 71.
Am Rande einer Wasserlache bei Glogau kam ein
Rhinoceroshorn zum Vorschein, an einer Stelle, die
früher schon M am muth zähne geliefert hatte. Die Her-
kunft diese« Stückes Ut «ehr problematisch. Kür die leben-
den Rhinoceroten ist das Stück zu gross; seine Zuge-
hörigkeit zu tichorhi nus Ist jedoch insofern zweifelhaft,
als sich ein horniges Gebilde bei uns schwerlich so lange
erhalten konnte. In Sibirien freilich int die Möglichkeit
einer solchen Conservirung gegeben, indem die Verwesung
durch die Eishülle verhindert wird.
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Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn in Braunschweig.
Archiv für Anthropologie.
Zeitschrift für Naturgeschichte u. Urgeschichte des Menschen.
Begründet von A. Erker und L J.i n dense bni il.
Organ der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Unter Mitwirkung vor» A. Bastian in Berlin, O. Frans in Stuttgart. F. v. Hellwuld in Tölz, \\\ Hi» in Leipzig,
H- v. Hohler in Stuttgart, I*. Kütimoyer in Basel, II. Schaaffhauflcn in Bonn, C. Sen»]» er in Würzliurg,
R. Virchow in Berlin, C. Vogt in Genf, A. Vobh in Berlin und II. Welcker in Halle,
herausgegeben und redigirt von
L. Lindensehmit in Mainz und J. Ranke iu München.
Mit Holzstichen, Karten und lithographirten Tafeln. 4. geh.
Erschienen sind: I. Ins XIX. Band incl. 2 Supplement - Bünde. Preis zus. 961 A 70 •}.
Naturwissenschaftliche Rundschau.
Wöchentliche Berichte über die Fortschritte auf dom Gesammt-
gebiete der Naturwissenschaften.
U nter
Mitwirkung der Professoren 11 r. J. Bernstein, Dr. W. Ebstein, Dr. A. von Koenen,
I)r. Victor Meyer, Dr. B. Schwalb C und anderer Gelehrten
herausgegeben von
I>r. W. Sklarek
ln Berlin W. , M a g d e b u r g e r s t r a * » c Nr. 25.
I. Jahrgang, geh. Preis 10 A» geh. Preis 11 A ü O — Einbanddecke apart. Preis 75 f>. — II. Jahrgang, geh.
Preis 11 A 60 gel». Preis 13 A — Einbanddecke apart. Preis 75 ^ — III. Jahrgang, gell. Preis IG A, geh.
Preis 17 A 50 4* — Einbanddecke apart. Preis 75 £. — IV'. Jahrgang, geh. Preis 16 ,1k , geh. Preis 17 A 50 —
Einhanddecke apart. Preis 75 •}. — V. Jahrgang, geh. Preis 16 A« geb. IVeis 17 A 50 — Einbanddecke
apart. Preis 75 — VI. Jahrgang im Erscheinen. Preis pro Quartal 4 A
Wöchentlich eine Nummer von IB/a bis 2 Bog«'». — Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zu beziehen.
(In der deutschen Zeitung* ~ Preisliste, 1891, unt«-r Nr. 4277 aufgcführl.)
Reden,
gehalten in wissenschaftlichen Versammlungen
mul kleiner« AufsiiW« vermischten Inhalts
von Dr. Karl Ernst von User,
weil. KhrramJtgkud der Kiiurlkbni Akademie der Winnurlnftrti
su 8t. Petersburg.
Zweite Ausgabe. Drei Theile. gr. 8. geh. Preis 16 A
Eiosel-Prsite:
Erster Theil: Reden. Zweite Ausgabe. Mit «lern Bild-
nis« de* Verfasser* in Stahlstich. Preis 4 A 50 4
Zweiter Theil: Studien aus dem Gebiete der Naturwis-
senschaften. Zweite Ausgabe. Mit 22 llolistichen.
Preis 10 A
Dritter Theil: Historische Fragen mit Hülfe der Natur-
wissenschaften beantwortet. Zweite Aungabe. Mit
einem Kärtchen iu Kupferstich uuil 3 eingedruckten Holf*
stirhen. Preis 9 A
Anthropologische Vorträge
von J, Men Io.
Die Flutsagen.
Ethnographisch betrachtet von
Richard Andre«.
Hit einer Tafel. 8. gell. Frei* '2 Jk 25 4
Nachrichten
iil,er Leben und Schriften des Herrn Geheimrnths
I)r. Karl Ernst von Baer,
mitgcthcilt von ihm selbst.
Veröffentlicht bei Gelegenheit seine« fünfzigjährigen
Doctor -Jubiläums am 29. August 1861
von der
Ritterschaft Esthlands.
Zweite Ausgabe, gr. 8. geb. Preis 6 A
Studien
gr. 8. geh.
Erstes Heft. Preis 2 A 40 ^ — Zweites lieft. Mit
Holzstichen. Preis 2 A 1° ^
Inhalt.
Ueb«r di« Onuie. — O lauton uud Matrrialismtis. — Kalnrgnchichte
da Seuftcrs — Physiologie de« AITcct«. — (tr.elimaek and OewirMn.
— Von den T*taperam«nte«i. — Uctier den Oc-tchmackMinn. — Vom
Willen. — Teleologie and Darwiniraa«. — Utbtr Physiognomik. —
Dar «nsdiciniwto und der reUgiitae T)aali*aiua.
sur
vorgeschichtlichen Archäologie.
Gesammelte Abhandlungen von
Christian llostmimn.
Mit einem Vorworte von Dr. I«. Lindensehmit.
gr. 8. geb. Preis 7 A
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Verlag von Friedrich Viewcg & Sohn in Braunschweig.
(Blobuö.
gffuflriertc 'pcitfdjrift fit c£ ä 11 b c r - unb ’gföfftcrßuitbe.
Söegrfuibet von Jftnrl 'ilnbicc.
^jcrauSgcgcOcit Don Dr. 'JtidjaiD 'ituörcc.
f8rrft$rcncn ftn& S8 V3 ff rt 5 o. ?3an6 B9 im Srfc^cinen.
SanD 1 — 3 jtljlt lönnb 4 — 24 !6unnt ttocf) jum ^kti{c Don 9 M.. $anb 25 — 58 jum ^rtijf
Don 12 pro 2,'anb bfjogtn mcrbcn. lUonatlid) rrföcintn 4 Simnmfrn. 3äl)rli$ 2 ©änbo. Subfcriptionm
nimmt jcbc 2!u$l)anbliing unb ^ßoftanflall rntgegm.
(3n ber bouifd)cn 3citung#‘Prci#lijlr, 1891, nntrr 9lr. 2515 aujgrjnt)rt.)
anljolt Don Sir. 1 bi» 13.
Sir. I. 'Prof. S o p p in Sugr, Xir äutirrflrn punllc brr nrurn Will. Vitt Harte. — ptof. S). fflaibot. Pari».
Xie fron röfif rtjf n H)Mit Piemont». Vlil Jtiuti. — 'Jiidtitrb flnbrer, Jjoljfigurrn bon bin Salomoinfrln. Viit 6 flbbilbungen.
— 'Prof. 01. fl. Willen, Xir ffpr jmiftprn Plutluerisanbtrn. I. — Tot Sätjrl bon Simbabjr. fJiil 4 fthbllbnngrn. —
Ir. 48. Sirbrrb. Prfdiiribung bir latnniitdjrn Onfrln Don rinim 3apanrr. — Xr. ffrmling, Xir Spraipmpaitntlfr nuf
Violto. — flu» alten ffrbleilen. — Sir. 2. öermann Strcbrl. Vlil Pilbni». — Xr. ÜRotii Oorrnei, 3ut tHrAbologie be*
ffi|rp» in Sorbeuropa. — proj. tS. fl. Willen, Xie Cb« jToifd)rn Plutsornoanbten. II. — HirgijenbilbntS. — fl. Sauer,
l»egrnn>Srtlgrr Stanb brr Diftfragr in Xrutidjlonb. Viit flbbilbungen. — Sidjarb ftnbree, Xie tSrenjen ber nicbttbculfipen
Spraipr. Viit einet Horte. — flntpropologie ber X'toflituiciten. — Xieffcrfotfipungen im Sdiroarjen Vielte. — flu# «Ben ffrb'
teilen. — Sir. 3. Xr. Wolter 3. Qofiman, Wafpingtcn, llrfacDrn be» gegrntoürtigru SnbianrrltiegeS. — Prof. ffl. ft.
Witten, Xie Obe jroiliprn Slulebrrtoanblen. III. — ffmil Vlapt, Xtie EUOgtenje bon Itutjip Cfl-ftfrila jtoijiprn Siaffa»
unb Xangunila.-Ser. Viit Horte. — ff. ilaiblrr. Oirgriiniärliget puflonb bei beuljtl)cti Ükmrinben ant Sübjufir beb Vianlc
Sol«. Viit flbbllbunj. — Siiporb fl norte. Xie iHrrnjen ber mrberbeutfdjrn Stumpe- (SdjluJ.) — Wegwifer )um Sorbpot. —
ltitllebolei Seife über ben Pamir narb Hofibmit. (Sommer 1890.) — Btanforb über bie ffntflepung tropijiter ffpllonr. — ■
Xono Uber bie Sultane Oomaill. — Tie Eterblieplrit ber frangöfi|4Kn solbaten in ben Roloniren. — Xer Ifdjinut 3argon. — •
flu» atlrn ffrbleilen. — Sr. 4. tSuftab Vielter, Wuj, gut Bollitunbe bet fllprnlinbrr. — SminonS ftnlbropologildte ctoliflll
tonPobtn. — ff. Vt. piebte Wjn., flmflrtbam, 3nbontjij<pr» ffeutrieug. Vlil 7 flbbilbungen. — ffapu# über bie Pieloeiberci
in Suffijcb'TutttRan. — 3. ffpolets Seife auf bent Sangpa. Viit Horte. — ft. Sauer, Borbiluoiolt (Bloeiolrrfibeinungen. —
flu| 3oponllcbc flrt. - Püdjtridjau — ftu» ollen ffrbtpiilen. — Dir. 5. fllfreb Ririppolf, Xtinbten unb Steppen im
biluoiatcn Xeutfrblanb. — ffmil Viapr, IbrombtfipeiDlH* Seifen in ijotbofien 1898—110. Vlil florte. — Oluflao Vieper,
Ötaj, 3«' Ooltlluube ber ftlpenlünber. II. — Rriebtid) £. Hraug unb S. potetie Pulafobie, XoS XSltomieien bei ben
SUbflooen. Wit 10 flbbilbungen. — Prof. $. Poa§, Stforrrftrr, Vioff., Bin Pefucp in Pitlotio nuf Poneouoer. — Xie Stbiff-
barteit be4 Siget. — Xie Pebeututtg be» ‘iSortei »Tobol*. — flub ollen Sebteilen. — fir. (I. Pafilij PrillonPti, Toten'
grbrjndte ber Saluten. Sa<p ber rulfrlipen CriglnoIbanbi*rlft oon fjriebr. S. Rraufi. Viit 0 flbbilbungen. — Ir. Vi. ^aben
lanbt, Wien, Xie Sitleraturen be» Crient». — floifertube fiorbfabrien. Viit 4 flbbilbungen. — Xr. W. Hobelt, Xer Vionoi
See in Halifornien. — Vlortbe, Pubbbiflijrbe fteillunbe unb ipr Shrbium in Sibirien. — t>. polalomotii, Spanifdte Dnfirbl
Uber bie Jutunft bet fpanifit>en Sprarpe. — Xa» heutige Xariu» in (Mieien. — Xie Ranindjrnptogr in Birtoria (Huficalien). —
Pu» allen Brblrilrn. — 9tr. 7. Xaniel W. Printon, pl)itabrtpbia , Xa4 öeibentum im rbrifttnbeu ’lfulalan. — ifriebeiOb
P. ^ellrealb, Xer lam im Viepte ber Pbllrtlunbe. L — Rtopf unb ffrelimlmut im 3nbifrben ftritipel. — BI Viorro, ein
3nl(briftfel|en in Seu-Vietito. Vlil 2 flbbilbungen. — Xr. ff. Steffen!, Sem; Vort, Ifine überftdjt bet norbameritanifitm
Snbianerlrrege. — Xer Übergang Pinna» bom Porrenberlcbr jum Viiiujtorirn. — p. ». Slenin: He lufibiner in fioulafirn.
— Ter Xfdternofem Suftlonb». — Xi. (H. Solb, pflonjrnr unb lirrmcll uuf ber Cflfüflr Suntolro». — Xie WermoniReeung
bet Vilourr in Cflprrufirn. — fl. ». Sciblip, Xer Selbjlmorb bei ben Xfibullbilcn. — flu# «Den ffrblcilen. — Ät. 8.
Xr. W. Hobcll. Pmegpinot tfotjrbungrn in ben «rgrntintfiben pompa». I. — Xir brabfiiptiglt Sübpolar ffppebition. —
Xir (linpliebe Perunflollung ber flbpfr in ffuropo. Viit & flbbtlbungrn. — rfriebrirti b. Qrlltoalb, Xer Xanj Im iirbte
ber Pblterlunbr. IL — Salat» unb fHaiftrr» Seijrn auf ViabagaJtar 1889— DO. Vlil rinrr Rartr. — Xr. W. Sicbcrl,
Xie Cntftebung bet floraneninfrtn. — Seuc fjaptten jut See natb Sibirien. — $. «reffratp, Prtlijd) Seu'Äuinea 1880
— 90. — flu» atlm Krbteiten. — Sir. I). Dubroig Woli* letjte Seife im Sorben »on Xapomr. Viit cinre Harte. — Xr. W.
Hobelt, flraegpino» Sforjepungeii in ben «rgentinijilien pampn». II. — Xt. ft. Sepfolb, fionbon. Xir Pafalllnfrl Staffa.
Viit 8 flbbilbungen. - Prof. Ü- Plumenlritt. Spantfip'öuinea. — Xt. {triebt. 3. Rraufi, Slaoijipr ifeurrboprer. —
Xiefferforftpungm im bftliiben ViilltlmeeT. — PHtperfipou. — flu# oBeti ffrbleilen. — Sr. 10. Ponbalot» Seife naip Xibri
unb quet bunp flfien 1899—90. ffnlbrtlung intierofiotiitber Pultanr. füll jtoei flbbilbungen unb einer Rarlr. — ftaebtrllge
lur Harte bei niebecbeulfiprn Spraibe. 1. Xie nirberbcutfipr Spraipe in ffraniöjifip Jlanbein unb bir Spratpgrrnjr in Prlgira.
Pon 3opan Wintler, öoarlrm. 2. Xir uutrrflr Saale leine Wtenir jutifipen 'Wittel unb Sieberbeulfd). Pon fl. Hirtpi
poff. — Xie beulfipe ff in in pafibo ' fftpebitioii unter Harl Peter». Vlil »irr flbbilbungen. — Xir {farbigen uuf ftaitl unb
3amaita. — ff r atu HrauS, ffinr eleltrifdie fllpenbapn. — flu« cflrn ffrbleilen. — flr. 11. flbrian Satobfcn, florbioefl<
omeritonifib polpntfifipe flnalogieen. — ff toiu HrauS, Xie Xolinen be» Hatflit. Vtil brti flbbilbungen. — proi. fferbinanb
Plumeiilritl, Übet bie ffingrborenrn bet 3n)tl polotuan unb brr Snfrlgruppt brt ffolomlonen. f. — Xer fytf Pon Siam
unb feine »lillutbrftrebungeit. Vlil brri flbbilbungen. — Xie Xibet ober bet JibctV — Xt. ff. VIrplil, PorgtftpiipUiibe*
au» StiipenpaB. — fl. ». Sepblip, Xie fftier be» fleujapr# bei ben fflrufinrtn. — Xr. W. Hobelt, Sborp* Ptfleigung bei
Pultan» oon St. Pineent (Weilinbien). — flu» allen ffrbleilen. — Sir. 12. Xr. für. Vbolf pauitrl», flnlmerpen, Xer
»tamifdje Sproipflrcii. — Soppu# Sugr, Xir fftidjqueBe. Viit einet Harle. — prof. fferbinanb Plumenlritt, Über bie
fftngeborenrn ber 3n[el Polatoon unb bet Snfelgruppe bet ffnlamionen. II. — ff. Halbier, Xte Deiipenbrrllet. HKit einer
Pbbilbung. — Silpntb flnbree, Xie fflutfagm. — flu» oBcn ffrbleilen. — Sir. 13. Xt. ff. »untrom Stpullpriü,
flntbropalogie unb Weidtiiple. I. — Xr. 3. ö. HlooS, Ptaunfipitcig, Xie ObW'n bei Sliltlonb im ftarj- I. Wit jiwi
flbbilbungen. — Xr. pp. trni, 3nbij<pe flinbttpeirolen. — ff. «. Saoenftein, flreal unb Peobltrrung flftila«. —
Xr. fl. Sauer, Xie «(pmariBolbgletfiper unb bie üb&bilbung bet obmpeinifeprn Xiefebene. — PUipetfipau. — flu» oBeu
fftbleüeu.