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Full text of "Archiv für Anthropologie, Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel"

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(CornrU  Xibrarii 

BOUGHT  WITH  THE  INCOMB 
FROM  THE 

SAGE  EN  DOW  MENT  FUND 

THE  GIFT  OF 

Henry  V).  Sage 

1891 


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ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGIE. 

ZEITSCHRIFT 

»Ob 

NATURGESCHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN. 

JIEGRÜNDKT  VON 

A.  ECKER  cnii  L.  LINDENSCHMIT. 


Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  undUrgeschichte. 

Unter  Mitwirkung 

vun 

A.  Bastian  in  Berlin,  O.  Fraas  in  Stuttgart,  F.  v.  Hollwald 
in  Toll,  W.  Hi*  in  Leipzig,  H.  v.  Höldor  in  Stuttgart,  I>.  BQtimoyor  in  Baad, 

U.  Schaaffhauaen  in  Bonn,  C.  Semper  iu  WOrzburg,  B.  Virchow  in  Berlin,  C.  Vogt 
in  Genf.  A.  Vom  in  Berlin  und  H.  Wolckor  in  Hülle, 

hernuagegeben  und  redigirt 

von 

L.  Lindenschmit  in  Mainz  und  J.  Ranke  in  Manchen. 


Neunzehnter  Band. 

Erstes  und  zweites  Vierteljahrslieft. 

(Auagegebon  Januar  1SÜO.) 

Mit  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen  und  drei  Tafeln. 


BRAUNSCHWEIG, 

DRÜCK  UND  VERLAO  VON  FRIEDRICH  VIEWBOUND  SOHN. 

18  9 0. 


INHALT  DES  ERSTEN  UND  ZWEITEN  HEFTES. 


Solt« 


I.  Verbindungen  zwischen  Skandinavien  und  dem  westlichen  Kuropa  vor  Christi  Geburt.  Von  Pro- 
fessor Oscar  Montelius.  Mit  14  Abbildungen 1 

II.  Arm  und  Reich  zur  Mcrovinger  Zeit.  Von  I>r.  C.  Mehlis  . 23 

III.  Oie  Tatfhtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  Von  Dr.  von  Luschan. 

Mit  fünf  Abbildungen  und  einer  Curventafel 31 

IV.  Knpfmessiiugeu  kaukasischer  Völker.  Von  vou  Erekert.  (Fortsetzung  aus  Band  XVIII.)  ....  65 

V.  Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  Von  A.  llamnieran.  Mit  Tafel  I,  II,  III  86 

Referate  : 

1.  Die  Prähistorie  in  Oesterreich.  Von  Dr.  Moritz  Hoernes.  (Schluss.) IUI 

2.  Graf  Alexei  Bobrinskj.  Die  Kurgaue  und  die  zufälligen  archäologischen  Funde  in 
der  Nähe  der  Ortschaft  Sniela.  Tagebücher  fünfjähriger  Ausgrabungen.  St.  Petersburg 
1887.  Folio.  170  S.  Text  mit  2 Karten  und  24  Tafeln.  (Russisch.)  Von  L.  Stieda  . . 110 


3.  Dr.  Leopold  von  Schröder.  Die  Hochzeitsgebräuche  der  Esten  und  einiger  anderer 
finnisch-ugrischer  Völkerschaften,  in  Vergleichung  mit  denen  der  indogermanischen  Völker. 
Ein  Beitrag  zur  Keuutniss  der  ültestcu  Beziehungen  der  finnisch-ugrischen  und  der  indo- 


germanischen Völkerfamilie.  (Verhandlungen  der  gelehrten  estnischen  Gesellschaft  zu 
Dorpat.  BdL  XIII.  Dorpat  1888;  8.  149  lös  408»)  Von  L.  Stieda 114 

4.  Die  Grüssenverhältnias©  der  Schulkiuder  im  Schulinspcctionsbezirke  Freiberg  von  Modi* 
cinalrath  Dr.  Arthur  Geissler  und  Richard  Uhlitzsch,  Kami.  d.  höh.  Schulamtes. 

14  S.  4°.  Mit  einer  Tafel.  (Separatabdruck  aus  Heit  I und  II  des  Jahrgangs  XXXIV 

der  Zeitschrift  de»  königl.  sächsischen  statistischen  Bureaus.)  Von  L.  Stieda 118 

5.  Dr.  Adalbert  Bczzenbcrger,  Professor  au  der  Universität  Königsberg  i.  Pr.  Di© 


h’ arische  Nehrung  und  ihre  Bewohner.  Mit  einer  Karte  und  acht  Textilluetrationen. 
Stuttgart,  Verlag  vqn  A.  Engelhorn,  1881t.  300  S.  8°.  (Forschungen  zur  deutscheu 


Laude»-  und  Volkskunde,  herausgegeben  von  Kirchhoff  in  Halle.  III.  Bd..  4.  Heft. 

Von  L.  Stieda 120 

C.  I.  Somatiache  und  criminelle  Anthropologie.  Von  Dr.  Busch  an  (Wilhelmshaven)  . . . 122 

II.  Verschiedenes  131 

7.  Aus  der  Italienischen  Literatur.  Von  Dr.  med.  et  pliil.  llusc hau 134 


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ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGIE. 

XIX.  BAND. 


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Holzstiche 

»■  den  x jrlographUchen  Atelier 

von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn 

in  Brmunechweig. 

Papier 

au*  der  raec haniacben  Papier- Fabrik 
der  Gebrüder  View  eg  zu  Wendhausen 
bei  ßraunaebwetg. 


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ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGIE. 

ZEITSCHRIFT 

rot 

NATURGESCHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN. 

BEGRÜNDET  VON 

A.  ECKER  usD  L.  LIND  ENSCH  MIT. 


Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  undUrgeschichte. 


Unter  Mitwirkung 

von 

A.  Bastian  in  Berlin,  O.  Fraas  in  Stuttgart,  F.  v.  Hollwald 
in  Tölz,  W.  His  in  Leipzig,  H.  v.  Holder  in  Stuttgart,  L.  Rütimoyer  in  Base], 
II.  Schaaffhausen  in  Bonn,  C.  Semper  in  Würzburg,  R.  Virchow  in  Berlin,  C.  Vogt 
in  Genf,  A.  Voss  in  Berlin  und  H.  Wolckor  in  Halle, 

heruu&gegcbeu  und  redigirt 
von 

L.  Lindonschm.it  in  Mainz  mul  J.  Rankö  in  München. 


Neunzehnter  Ban  d. 


Mit  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen  und  zwölf  Tafeln. 


BRAUN  SCHWEIG, 

DRÜCK  LND  VERLAG  VON  FRIEDRICH  VIEW  BQ  UND  SOHN. 

1 89  1. 


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INHALT  DES  NEUNZEHNTEN  BANDES. 


a«it«> 

I.  Verbindungen  zwischen  Skandinavien  unr!  dem  westlichen  Europa  vor  Christi  Geburt.  Von  Pro 

fessor  Oscar  Montclius.  Mit  14  Abbildungen 1 

II.  Arm  and  Reich  zur  Merovinger  Zeit.  Von  Dr.  C.  Mehlis . 23  " 

III.  Die  Tachtadschy  und  andere  Fehi-rrcstc  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  Von  I>r.  von  Lnschan. 

Mit  fünf  Abbildungen  und  einer  Curventttfcl  21 

IV.  Kopftnessungen  kaukasischer  Völker.  Von  von  Erckert.  ((Fortsetzung  aus  Band  XVIII.)  ....  22 

V.  Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  Von  A.  Hammerau.  Mft  Tafel  I,  II,  III  *.  22 

VI.  Feber  I. jeder  und  Bräuche  Ihm  Hochzeiten  in  Kiirnten.  Von  I>r.  Kinanuel  Ilcrrinann.  Mini» 

sterialrath  uud  Pofessor  in  Wien 167 

VII.  Zur  Geschichte  der  Suastika.  Von  Michael  v.  Zmigrodzki.  Mit  vier  Figuren  im  Text  und 

Tafel  IV  lös  VII . 122 

VIII.  Fel>er  meuscliliehe  Polymastie  und  über  Fterus  bicornis.  Von  Carl  Hennig 122 

IX.  Ein  interessanter  Befund  am  Chiasnm  nervorum  opticorum  des  Schimpanse.  Von  Dr.  Johannes 

Möller,  Pmmtnr  in  Basel.  Mit  Tafel  VIII 2üu 

X.  Kopftnessungen  kaukasischer  Völker.  Von  von  Erckert.  (Fortsetzung.) 211 

XI.  Daa  etruskische  Schwert  aus  den  üruhern  von  Hallstedt  nnd  das  vorgeschichtliche  Eisenach  wert 

nördlich  der  Alpen.  Von  L.  Bindenschinit.  Mit  Tafel  IX  und  X 3Ü2 

XII.  Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg,  Von  Oberstabsarzt  Mcisner.  Mit  einer 

Taltelle  und  zwei  Karten  auf  Tafel  XI 212 

XIII.  Kopfmessungen  kaukasischer  Völker.  Von  von  Erckert.  Mit  einer  Kartenskizze  auf  Tafel  XII. 

(Fortsetzung  und  Schluss.) 331 

Referate. 

Salto 

1.  Die  Prähistorie  in  Oesterreich.  Von  Dr.  Moritz  Hoernes.  (Schloss.) lül 

2.  Graf  Alexei  Bobrinskj.  Die  Kurgaue  uud  die  zufälligen  archäologisch en  Fundo  in 
der  Nähe  der  Ortschaft  Smcla.  Tagebücher  fünfjähriger  Ausgrabungen.  St.  Petersburg 
1887.  Folio.  170  S.  Text  mit  2 Karten  und  24  Tafeln.  (Russisch.)  Von  L.  Stieda  . . llü 

3.  Dr.  Leopold  von  Schröder.  Die  Hochzeitsgebräuche  der  Esten  und  einiger  anderer 
finnisch-ugrischer  Völkerschaften,  in  Vergleichung  mit  denen  der  indogermanischen  Völker. 

Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  ältesten  Beziehungen  der  finnisch-ugrischen  und  der  indo- 
germanischen Völkerfamilie.  (Verhandlungen  der  gelehrten  estnischen  Gesellschaft  zu 
I)orp«t.  Bd.  XIII.  Dorpat  188*?,  S.  140  bis  4<lrt.)  Von  L.  Stieda 114 

4.  Die  GrössonvcrhältnisHe  der  Schulkinder  im  Schulinspcctionsbezirkc  Freiberg  von  Modi- 
cinalrath  Dr.  Arthur  Geiasler  und  Richard  Fhlitzsch,  Gand,  d.  höh.  Schulamtes. 

14  8.  4°.  Mit  einer  Tafel.  (Sonderabdruck  aus  Heft  I und  II  des  Jahrgangs  XXXIV 

der  Zeitschrift  des  königl.  sächsischen  statistischen  Bureaus.  Von  L.  Stieda  .....  118 


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VI 


Inhalt. 


5.  Dr.  Adalbert  Be/./ctibergor.  Professor  an  der  l'niver*ititt  Königsberg  i.  Pr.  Die 
Künsche  Nehrung  und  ihre  Bewohner.  Mit  einer  Karte  und  acht  Tcxtillustrationcn. 
Stuttgart.  Verlag  von  A.  Kng»lhoru.  1**9.  2HJ0  S.  8n.  1 Forschungen  zur  deutschen 


Lande«,-  und  Volkskunde,  h<  iuno,o  g»-h.  n y.»n  Kirchhoff  in  Halle,  Hl.  IM.,  4.  Heft, 

Von  I.  Miedu 120 

C.  1.  Somatische  und  criminelle  Anthropologie.  Von  Dr.  Bu schau  (Wilhelmshaven)  . . . 122 
II.  Verschiedenes IÜI 

7.  Aus  der  Itiiligaiffchra  Literatur.  Von  I)r.  und,  et  |.lul.  Husch  an UM 

8.  Neue  Werke  aber  »Ho  älteste  ISw* «Ikfrumr  Kleinanen*.  Von  Fr.  llommel 

1.  Pauli.tarl,  Kino  vorgnecinselie  Insehnft  von  Lomnos.  Leipzig  l*rti  tBartht. 

£l  iü  uu'i  eilig  Taid  12Il1 


2.  Peterson.  Kugfi»,  und  Luachan.  Felix  v..  Brisen  iu  Lvkicn . Milvag  und 
Kihyratis,  ausgeführt  auf  Veranlassung  der  österreicbiBchcn  Gesellschaft  für  archao« 
log  ine  he  Erforschung  Klcina«ien».  unten-  dienstlicher  Forderung  durch  Seiner  Majc» 
stät  Baddawpfcr  Taurus  Commandaut  Baritx  von  Ikwfalva  beschrieben  und 
heran vg«-g«-lH>n.  Mit  -ln  Tafeln  mol  zahlreichen  Illustrationen  im  Text.  Wien  1**9 
d itrl  Gerold'»»  Nohn,*  ~ Weisen  im  »ndwost liehen  Kleitiasicn.  besehriehen  und  heraus* 
gegeben  im  Aufträge  de*  k.  k.  Ministeriums  für  t'ultur  und  l' nt  erricht.  Bd,  II. 

221»  S.  in  Fol,  u.  XL  Tafeln 2*>I 

9.  I'>r.  Ingvuld  Fndsct  über  «las  Buch  von  Loratige:  Di«?  Schwerter  «len  jüngeren  Eisen* 

alter».  (An*  «1er  Z»dt>ehnft  „Vtd;tra  !•**!».  Heft  1 und  ■*»,) 200 

liL  Sophu*  Itugge,  Studien  über  die  Kutstchung  der  nordischen  Götter»  mul  Heldensngeu, 

übersetzt  von  Brenner.  München,  t'hr.  Kai -er.  Ins;»,  .vki  S.  Von  \V.  Golther  . . 201 
1 L Pr.  H u g <»  .1  ett  t M-h,  1 >i«-  imilii^loriseh«  ii  Alterthumer  ans  dem  Madt»  und  Lmdkreise 
Guben.  Hin  Heit  mg  zur  Frgcftchichte  »1er  Niede  rlansitz.  IV.  Heft  n>it  einer  lithogra- 
phischen Tafel.  Guben  In*!».  (Sondcrahdraek  aus  «lein  Guhener  Gyinnaaialprogramm.)  270 
1.  H.  Sr li  n;>  ffiian  » i-ii  . I Me  alt»-n  V ölker  Europa»,  S.mdcrnMnick  an«  iler  Zeitschrift 

«Gueu*  |KS9,  1,  S.  t»5  big  72  272 

2-  Martin  Zimmer.  Assistent  am  Museum  Bchlesineher  Altert  Immer:  j>io  bemalten 


Thongefas*c  .Schlesiens  au»  vorgeschichtlicher  /eit.  Namens  de*  Verein«  für  das 
Museum  schlesischer  Alterthumer  mit  l'ntendntzung  der  Provinzialverwaltung 
he  rau*  gegeben  voll  M.  Z.  Mit  sielten  Bildtafeln  um!  einer  Karte  von  Schlesien. 

Br»*luu  l*-*1.  M.  NVo\m»od.  Von  1 >r,  Bu»c|nm 273 

12.  IHe  Gebäude  »ler  < er sroissj a . Mordwinen»  Egten  and  Finnen,  von  Pr.  Axel  <>.  Heikel. 
Ilebingl'or«  1***;  l)nn:kerei  der  tinm»rlien  Litcrnt  i.irgeselbehaft , \X\  ]Qpd  302  S.  in 
gr.  8°,  Von  J.  Hunzikcr 273 


13.  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte.  LinguiBtisch-hi«toriachc  lh-itrüge  »ur  Erforachang 
<b  < lffiugei-in.mi^rli.'ii  AlterMinmt  v.<n  O.  > hiNi'iiT,  Z\v-  il-'  \ olNl.in-iig  n:::gr;>r  b»'ifi'1e 
uml  lietriiehtlich  vermehrte  Auflage.  Jena,  Coatenohly,  18t>0.  8a.  tl*l  8.  Von  O.  Brenner.  212 
y 14.  Die  deutschen  Uuuemienkimiter,  herausgegeben  von  nudolf  Henning.  Mit  4 Tafeln 
und  20  Holzschnitten.  Mit  Unterstützung  der  künigl.  pmiaa.  Akademie  der  \Vi»nem 
schäften.  Strasahurg.  l>ei  Trubuer.  1889.  VIU  uud  loO  S.  Text  in  Fol.  25  Mark. 


Von  G.  Unmut: r 2IÜ 

üb  Aus  der  franxö*i»t;hen  Literatur  von  l>r.  med.  ct  pbil.  Georg  Busch  an 2*4 

Bulh  tins  de  U soeiete  iVAuthropohigie  de  Paris.  Tmue  XI.  <II1C  se-rie.)  1'ari*  !>■*■«<. 

G.  Masson,  editeur 2*4 

16.  Zur  Namen-  und  Volkskunde  der  Alpi  n.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Gesehichte  Bayern- 

Oesterreichs  von  I>r.  A.  Br  iu/.inger  der  Acltere,  Khrenmitglie»i  der  Gesellschaft  für 
Salzburger  Landeskunde.  Mit  zwei  Tafeln.  Mflnchcn,  Theodor  Ackermann , königlicher 
Hofbuchhandlcr.  1890.  Von  II.  Arnold H.r>7 

17.  Die  G>>!<lfun<ie  vou  Sziligy-Somlyö,  Denkmäler  der  Völkerwanderung.  Von  Kranz  von 
l'uls/ky.  Mit  seehr.elm  lllustratimien  im  Text  und  einer  Tab).  Budapest.,  KriedricI7 

Kilian,  konigl.  ungariochc  Univcrsitätsbuchhandlung,  1890.  Von  II.  Arnold ’»57 

Kunsth»st«iriselicr  Atlas.  Heraupgogehen  von  der  k.  k.  Gentralcommission  zur  Krforschung 


und  Krhaltung  derKuiiHt«  uml  hiwtori-*ehen  Denkmale  unter  d»T  Leitung  Seiner  Kxeellen/. 
de»  Präsidenten  Ihr.  Joseph  Alexander  Kreiherrn  von  Helfcrt.  1.  Ahthcilnng: 


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Inhalt. 


VII 


Snmmlnng  top  Abbildungen  vorgeschichtlicher  und  frühgeschiohtlicher  Funde  am»  den 
Landern  «irr  österreichisch - ungarischen  Monarchie.  Kcdigirt  von  l»r.  M.  Much.  Mit 
100  Tafeln  und  ahlfeiolien  Abbildungen  im  Texte.  Wien  18*9.  Au»  kaiserlich- 
königlichen  Hof-  »ml  Stnatwdrui-kerei,  \«*n  H.  Arnold 050 

lü.  Aue  der  tkimdiuavig^iim  Literal  iir. Vim  J.  Mi:starf  m Kid  . = i « . . . » . • . . , -3431 

l>ünc!üärk  ■-  t «.  t 8 ,««»  t i »«,  * > i «»  r i r s «>  i :»  i i ■K’l 

1.  Aarboger  f.  nordisk  Oldkyndighed  og  Historie  lftfte,  lieft  3 u.  4 361 

2.  Huhnaon,  Kr.  ]>i>-  Nephrit»  und  .lnd<‘tt  frage  in  Kumpa .'Mi2 

3.  Hannen,  Sören.  ITel>er  vorhistorische  Trepanation  in  Dänemark  . . - 363 

4.  Fndset.  Om  den  Xordiake  Stenaldera  Tvedeling 303 

Schwein  t„fc. ,,A .. > ....  3»>4 

1.  Hildebrand,  Ihn».  Das  germanische  Hau«.  (Svcnska  Fornrolnne»  foreningens 

Tidskrift  VH,  2.  Xr.  30,  p.  192  — 214 304 

2.  Nonlin.  Frcdrik.  I>:h  liralifcld  hei  HU*nnng«.  Pfarrbe/irk  Ve«tkinde  {Gotland). 

fSvenska  Fornniinncsförcningons  Tidskrift  Vll,  2t  Nr.  20.» 365 

3.  North ii,  F.  Gotlands  n.  k.  Kainpagnifvi  r 300 

4.  Heikel,  A.O,  Fynd  frin  Brontaldero  in  Finlaml.  (Mänadabladet  18H8,  p.  74 — 83.)  867 

5.  Hildebrimd.  M.  Hadeboda  fyndet M 7 

0.  Ymer.  . Jahrgang  !***!>.  Heft  3.  4.  In  der  Sitzung  der  schwedischen  Anthropologischen 

Gemdlschaft  am  1*.  Janu»u^lldJJiw.‘|t  Prüf.  Gustav  Storni  a *jg  <.'Ij.riütlania  tmeil 
Vortrag  Aber  die  ehemalige  Verbreitung  der  l«appen  mul  deren  Verhältnisse  in 
politischer  Beziehung 368 

7.  Stolpe  Hjahnar.  Kthnographische  Beobachtungen  in  der  Magelhacn>tra*g>e. 

(Vnicr.  Sit/nng-»h>‘rlehto  vom  2q  Januar  l*--  j .MlS 

>,  Stolpe.  I nteiMiohungcn  in  polt,  ne*j»chcn  Hcgn>hm»»höhleii.  lYniff,  .lahrg.  1**9, 

3.  und  1.  Heft.? :w;> 

Norwegen 370 

1.  Jahresbericht  f.  l-sss  der  Fnrening  til  Nor»kc  Mindi-Miicrkers  ltcvaring.  Kristiania, 

W.  nn  r ^ Co,  370 

2.  Kunst  og  Haandverk  fra  Xorgca  Fortid,  udgivet  af  Foreningen  til  Xorsk  Fortid»- 

mindesmerker»  Bcvaring  veil  X.  Nicolaysen,  Heft  IX,  Taf.  LXII  Ins  LXXl  und 
Text,  S.  25  Ms  28 370 

3.  Lorangc,  A.  L.  De»  yngre  Jernalders  Svaerd.  Kt  Bidnig  til  Vikitigetidotis  Hi- 
storie og  Teknulogi  med  8 Planchcr.  Kftcr  Forfatu- rt'tis  JV.d  og  j folge  hau» 


Bergen,  .lohn  Griog»  Bogtrykkeri.  IS*'!»,  so  S.  in  Folio  mit  * Tafeln  und  mehreren 
Figuren  im  Text  und  einem  Rcsurne  des  Inhaltes  in  französischer  Sprache  , « . . 371 
Einnland • ................ 

1.  Inscription»  de  FJcnimei,  recueilliea  et  publice»  par  laSocietc  finlandaiso  d1  Archäo- 

logie. Helsingfor»,  linprinierie  tle  ln  ’siMMt-t»-  de  li.it»;rnture  tinnoi-p.  1HSQ,  17.  -S. 
in  Folio  mit  14  Figuren  in>  Text,  XXXII  Tafeln  mit  Inm-hrifVu  und  .S  TulVIn  in 
Photographie  und  mehreren  Venteichni»sen 372 

2.  Aspelin:  Type»  de  peuplem  de  Tancienne  Asic  centrale,  Souvenier  de  PJenissei 
dedie  ä la  Societe  impi  rinlt»  d'archt-ologie  de  Mom-ou  Io  20.  (8.)  Janvier  lflPO. 

13  S,  in  8U.  mit  13  Figuren  im  Text 374 

20,  Aua  der  buhmischen  l.iteratur.  Von  I>r.  Lubor  Xiederle  iri  Prag 375 

1.  Cerrnak,  Klimont.  Archacologicke  prispevky  z iaalavska.  (Arehaologigclie  Bei* 

träge  am  dem  Caalaocr  Kreise.  Forachnngcn  am  Hradek  in  Cailau.)  Mit  2 Photo- 
typien.  Cäslau  1888  376 

2.  Dr.  Gireeek.  Konstantin:  (Vsty  ;>o  Dnlharsku.  (Keinen  in  Bulgarien.  Verlag 

de»  bohm.  Museum.  Prag  1888.) 375 

3.  L)r.  Krise  Martin;  Kiilmt  n Kostelik.  <Zwei  Hohlen  in  der  Devonkalkuteinfor- 

mation  in  Muhren.  Hrünn  1S3P.  Verlag  des  Uriinner  Musennivereins  ) 37G 

4.  Iloudek.  V.:  O »taroslovanakvch  hradeeh.  <Feher  die  altsluvischen  Bürgen, 

Zeitaehrift  de»  imtriot  juchen  Museal  verein»  in  Olinütz.  Jalirg.  1KH7,  S.  7,  5‘«,  HX»,  IM.)  376 

5.  I>r.  Wanke! , .lindrich:  Kolove  atavhy  v Olonnmci.  (Die  Pfahlbauten  in  Olmutz, 
Zeitschrift  de»  patriotische :n  Musealyerein»  in  Ulmiity..  Jnhrg,  1967.  S.  &s.)  ....  376 


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VIII 


Inhalt. 


Ml« 


6.  M ttakn,  Karl  dar.:  Novo  vy/kumv  v jcR-kynurh  Etramherakvch.  fXoue  Ent- 

deckungen in  den  StramlHTger  Hohlen.  Zeitschrift  dcB  patriotischen  MuBcalvercin» 

zu  Olmät».  Jahrgang  1888,  S.  124.) 377 

7.  l'itlltardi . Jarurlnv:  iYvdhi*toiickö  pamätky  nnnta  Xnojnm.  (Prähistorische 

Denkmäler  der  Stadt  Ztiaim.  Zeitschrift  des  patriotischen  Muacalvercins  in  Olmütz. 

Jahrgang  1883,  S.  53,  115,  150,) 377 

I>r.  l*i  c . J.  L.:  Diiziie  Kt«ronlovi*m»kc.  (l>her  die  alttdaviachen  Hader.  Archäolo- 
gische und  topographische  Denkmäler.  Jahrgang  1887,  S.  07.) 378 

9.  Dr.  rirt  .1.  L-:  Jak  vypudali  »um  prnlkov ? (Wie  gkg  unacrc  Vorfahren  Ml? 

Archäologische  uiul  topographische  Denkmäler.  Hand  XIV.  lloft  1,  8.  13,  Jahr- 
gang 1387.) 378 

10.  Dr.  lloatai,  Karl;  Mobyly  nalluring.  {Die Grabhügel  am Huiiu.  Archäologische 

uuil  topngraphimdie  Denkmäler,  Hd.  XIV.  Heft  1,  S.  [ 1 ] mul  Heft  5,  fr.  2’>7 

[Um].) 378 

11.  Smolik,  J. : Hrohy  v Libcevri.  (Die  Gräber  in  Ltbceve».  Archäologische  und 

topographische  Denkmäler.  Bd.  XIV,  Heft  7,  S.  363.  Jahrg.  lfeHg.) 375 

12.  Zihrt  l'oui’k  I>r. : StnrocP*ke  oh\7;ep\  pro»tonärodni  svykv,  povery,  ulavnowti.  hry 
a zälmvy.  (Die  althöhmiachen  Sitten,  volkathümliche  Gebräuche,  Aberglauben, 

K ’i  ^tln-likojtfii.  Spiele  und  1'ntcrliHh  ungen.  ao  wio  sie  in  älteren  litcran-ehm  Denk- 
mälern enthalten  Bind.  Prag  1880.) o7*J 

VIII.  Congrew  rowiacher  Xaturforacher  und  Aerztc  in  St.  Petersburg  ltgli).  Von  IVofegwr 

L.  Stic  da  in  Königsberg  i.  Pr 330 


Verzeiohnias  der  anthropologischen  Literatur. 

Sette 

I.  Urgeschichte  und  Archäologie.  Von  Pr.  E.  Fromm  in  Aachen 1 

(Die  nordische  Literatur  [Dänemark,  Schweden,  Norwegen,  Finland]  ist , wie  bisher,  von 
Fräulein  J.  Mostorf  in  Kiel  znsanimeugOBtolh , die  polnische  und  russische  von  Herrn 
Prof.  Dr.  A.  Wrocsniowski  in  Warschau,  die  böhmische  um!  mährische  von  Dr.  Lubor 
Niederle  in  Prag.  Ausführlicheres  über  die  norcliachep  Arbeiten  thcjlt  Fräulein  J.Mcstorf 
unter  der  Rubrik  Kcfcrate  mit.) 

L Duütgdihiid  : « . , » , , , , « . . . i... 1 

1L  Oesterreich Kl 

Ik'Imi'.Il I . - . . . . . . a.  x 1 . , ...... ................  21 

III.  Schwei» 23 

IV.  (irosf-hritnniiicn 28 

V.  Dallf mark . . • 3} 

VI.  Schweden  . . , ■ ■ - itft 

VII.  Norwegen  26 

Finlund 37 

Viii.  Eaünkli ;a 

IX.  Italien . . • ‘2*1 

X.  Poleu  und  Kuaaland  • 31 

XI,  Amerika  , ; ....  . » 33 

U,  AUitlÜ : • r . , t * - , t . t « I T y • • i . 34 

Somatische  Anthropologie  von  Polen  und  Uusgland.  Von  A.  Wrzcsniowaki 34 

Polnische  Literatur  (1869} ...  34 

HasBiBche  Literatur  (1889) . , . . . 35 

Polnische  ] Literatur  (1889) 35 

lliiBoiBrhe  Literatur  |lk>9) 35 

III.  Völkerkunde  (1687).  Von  Dr.  U.  Scheppig  in  Kiel 30 

1.  (Juel  Ion  künde . I-K» 

1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde 36 

a.  Bibliographien 36 


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Inhalt. 


IX 


• Hrim 

b.  Jahre.bcrichlf  um!  kritiiche  Itevurn 37 

c,  ZeiUcbriftgq  . 37 

«L  Congrees« 37 

2.  Mu»een  uu<l  Anwt^gngea 37 

IL  Ethnologie .38 

1.  Methodik 38 

2.  Allgemeine  Anthropologie.  Raaaencharaktere 38 

8.  Einfluss  Je»  Klimm  und  ifcn  -Miliu» 8» 

4.  Allgemeine  Sociologie  - . ■ - £2 

6.  Specielle  Sociologie 39 

Kwimlig  r . t i « . . . 32 

Staat  und  Recht : t > • t • t «•,«  r ».«i  39 

Körperliche  Veraluiinneluugcn . . - 39 

Religion  und  Cultu» 40 

Sprache  und  Schrift 40 

WtEggRgyhaft  ...... . . . i ........  i . i ......  4Q 

Cultnrpflanzen  und  Hausthier*' 41 

Technologie.  Waffen 41 

ygrKhfetkflyg » .»«»•.«.».«»..  . ...........  41 

III.  Ethnographie 41 

1.  l'rgeHehiclitH  41 

2.  Allgemeine  Kthnogmphie 41 

3.  Specielle  Ethnographie 42 

A.  Europa 42 

1.  Allgemeine»  und  Vermischte» 42 

Arier ,42 

28  Die  Deutlichen  t ,,,,  t ; 42 

a)  Alterthum 42 

h)  Neuzeit 43 

3.  Die  Skandinavier 43 

4.  Die  Bewohner  der  Britische»  Iascln  44 

Kflkn  . . , : , i . , , . . . . . • . . i x . . . . . . . . . . . . . . 44 

&_t>ie.Bywuhnfr J>«Lkmciiä-_i_._  i-,.  • 

a)  Alterthum 44 

h)  Neuzeit 44 

6.  Die  Bewohner  dir  IWrix-lit-t.  Hblbim-I  - • 45 

Baaken . . . . 4fi 

7,  Die  Beyphner  jt^liepg  t , . . . . - , ........  AS 

a\  Alterthum 45 

Ktru.ker 45 

b)  Neuzeit 45 

$T  Pjc  Griechen  . t . t t 4S 

a)  Alterthum 46 

b)  Neozeit 4G 

9^j>ie  Albanesen  , ; , . . : , , ; , : ..  , : . , ; . ; • ; , ; , , - , iÜ 

H>.  Die  Humanen 1<; 

11.  Die  Slaveo 4G 

a)  Nordalaveo 46 

1>)  Sudtlaycn 47 

12.  litten  und  Litauer 47 

13.  Lappen,  Finnen  und  Verwandte  (am* wer  Magyaren) . 47 

14.  Magyaren . .18 

lör  Türken  . ............. 4^ 

16.  ..  ,.  ........  ..AB 

17.  Zigeuner 48 

g«_A.Pigü  , A - «...  t i » - t - t t ... 

1.  Allgemeinen  und  Vermischte« 48 

2.  Kleinasien.  Armenien,  (‘yprns , . . 4fe 


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X 


Inhalt. 


49 

4.  Peraien,  Afghanistan,  Belutchistau 

a)  Gfwhiohtliohes 

b)  Neuzeit . . . . . 

a)  Geschichtliche» 

«>  Palästina.  Phönizien,  Syrien 

(t)  Arabien.  Islam 

v)  Kuphrat-  und  Tigrialänder 

1»)  Das  heutige  Syrien.  Palästina,  Arabien  und  Mesopotamien  . . . - . . 

a)  Geschichtliches 

»2 

b|  Die  Keligioueu  Indiens 

52 

c)  Gegenwart 

7.  Ceylon  und  Malediven . . . 

8.  Hirvli'rimjii-u 

53 

.)  AHsenx-inc. 

53 

b)  Purina,  Pegu  

0)  Malakka 

54 

e)  Cambodgn  und  Cochiuchina 

f)  Annam  und  Tougktng 

9.  Iusuiiudia 

a)  Allgemein»*» 

55 

bl  Andamanen  und  Niooljoron 

55 

c)  .Sumatra  etc 

55 

d)  Java 

55 

e)  Borneo 

55 

0 Hnlmahera  und  Celebes  . 

r>5 

g)  Kleine  Sundainscln  etc.  . 

öfi 

h)  Philippinen 

Die  Religionen  China»  ....  

Chinesische  Inseln 

57 

11.  Tibet 

12.  Korea  . . . . • 

13.  Japan 

Aino» 

59 

14.  Central*  und  Nordasien 

Mongolei  und  Mandschurei 

69 

Sibirien  und  Amurgebiet 

r, 

Australien . , . 

flo 

1.  Oeeanien  überhaupt 

2.  Neuguinea  und  das  übrige  Melanesien 

3.  Neu  Seeland,  Polynesien.  Mikronesien 

4.  Festland  von  Australien  . . . . . 

Ü3 

I>, 

1.  Allgemeine»  und  Vermischtes 

2.  Atlaelümler,  Tripolis.  Sahara 

3.  Aegypten 

a)  Alterthum  . 

b)  Neuzeit  

4.  Nordostafrika 

«5 

6.  Obere  Nillünder  und  östlicher  Sudan  ...  

6.  Mittlerer  und  westlicher  Sudan  und  Küstenländer 

. * . . . «li 

7.  Wcstafrikanische  Inseln 

«7 

8.  Itantuvölkcr 

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Inhalt. 


.XI 


galt» 

ft.  HottcntoHpn  lind  Biisrhmätmpr <ift 

10.  Qgtftfrikatiim'he  Imi-ln Sä 

E.  Amerika ■ . . . . ZÜ 

1.  Allgemeines  70 

2.  Nordamerika  t » i .....  ...»  ...  - 20 

*)  Eiagewandcrtc  Hamen 70 

b)  Eskimo.  Allgemeines  ül»cr  Alaska 71 

c)  Indianer 71 

tt)  Allgemeines 71 

fl)  Spccieüeg 72 

Athw—ken 72 

Algonqoin  * . 72 

l>»kota  etc _ . 73 

Irokesen ,«  ... 1Ä 

Tliokitcn.  Sdish  etc 73 

Mykoki  eta.  za 

Südwestern  Sonor»-,  Shoahnnegtämme  etc 7:4 

Mtmudbuildcrs 74 

1 Mcarico  und  l>cntn»!amenk»  !«.>,  .i.«  . . . . li 

4.  • f ,t,..  , ZG 

5.  Südamerika 76 

n)  Allgemeine*.  Einwanderer  7 ft 

b)  Indianer 7b 

r<>  Kmibcti.  Arawaken.  Guarani  etc . 76 

fl)  Peruanische  und  Cliihcha-Völker 77 

y)  Chilenen,  Pampagindianer,  Patagonier,  Feuerlandcr 78 

<T)  Volker  am  ()>t,il>liun<M-  .i«  t rnnlill.-vcti 78 

IVL_  Zoologie«  Literaturbericht  in  Beziehung  zur  Anthropologie  mit  Kinschlusa  der  fottilen  und 

rccenteu  Saugethiere  für  daa  Jahr  1887.  Von  Max  Schlosser  in  München 78 

A.  Menschen-  und  Säugethmrreste  aus  dem  Biluvium 78 

B.  Saugethiere  aus  dem  Diluvium  oh  in?  nähere  Beziehung  zum  prähistorischen  Menachen  ■ ■ *7 

C.  S&ugethiere  aus  der  meaoioischen  Zeit  und  dem  Terti&r 90 

Kecciito  Saugethiere  nebst  Morphologie  und  Systematik , 99 

I^iteralurbericht.  für  Zoologie  in  Beziehung  zur  Anthropologie  mit  Einschluss  der  fossilen  und  recenten 
S&ugethiere  für  du  Jahr  1868.  117 

A.  Menschen  und  Säugethierreste  aus  dem  Diluvium  und  der  prähistorischen  und  römischen 

Zeit - , 117 

B.  Saugethiere  au»  dem  Diluvium  ohne  nähere  Beziehungen  /um  grthigtoritchea  Menschen  . lli-r> 

Saugethiere  amt  der  mesozoischen  Zoit  und  dem  Tertiär 1HO 

D.  Recente  Sängcthicrc,  sowie  Systematik  und  SUminyciichichte  der  Säuger  und  de«  Menschen  148 

Nachtrag  zu  1887,  1688 163 


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I. 


Verbindungen  zwischen  Skandinavien  und  dem  westlichen 
Europa  vor  Christi  Geburt. 


Von 

Professor  Oscar  Montelius 

Mil  14  Figuren. 

\ 

Die  alten  Culturvölker  um  Mittelmcere  habe«  lange  Zeit  einen  starken  Einfluss  auf  die 
nördlich  der  Alpen  liegenden  Lander  geübt,  einen  Einfluss,  der,  Wenngleich  durch  die  grösst* 
Entfernung  abgeschwächt,  schon  früh  auch  bis  nach  unserem  Norden  hinaufdrang.  Es  ist  daher 
begreiflich,  dass  die  Wege,  längs  welchen  man  diesen  Einfluss  im  allgemeinen  am  stärksten 
spült,  diejenigen  sind,  welche  die  Küsten  des  Mittelmeercs  mit  denen  der  Ostsee  und  Nordsee 
■direct  verbinden,  folglich  die  Wege,  die  vom  Süden  nach  Skandinavien  hinauf  führen. 

Neben  diesen  giebt  es  noch  andere,  weniger  gerade  Wege,  welche  in  der  langen  vorhisto- 
rischen Zeit  den  Norden  mit  den  Ciilturländern  des  Mittel ineergebietes  verbanden:  der  eine 
mehr  midi  Osten,  der  andere  mehr  nach  Westen  gelegen. 

Der  erstgenannte,  der  von  Schweden  über  die  Ostsee  und  weiter  durch  Hussluml  führte, 
die  grossen  Flüsse  (namentlich  den  Dniepr)  entlang,  die  ins  Schwante  Meer  münden,  war  gegen 
da»  Ende  unserer  heidnischen  Zeit  von  grösserer  Bedeutung,  als  die  allgemeine  lieerstrasse,  längs 
welcher  die  Wäringer  nach  Miklag&rd  wunderten,  und  auf  der  ein  kleiner  Theil  von  der  Pracht 
de»  Byzantinischen  Reiches  bis  in  unsere  entlegenen  Gegenden  hinaufdrang.  In  älterer  Zeit, 
namentlich  in  den  Jahrtausenden  v.  Chr.,  scheint  dieser  Weg  dahingegen  von  geringer  oder 
keiner  Bedeutung  gewesen  zu  sein. 

Wichtiger  war  schon  zu  jener  Zeit  der  Weg,  welcher  durch  das  westliche  Europa  einen 
mehr  oder  minder  directen  Verkehr  zwischen  Skandinavien  und  den  Mittelmeerlätidern  ermög" 
liebte.  Wir  dürfen  hierbei  nicht  sowohl  an  den  Seeweg  denken,  welcher  um  Frankreich  und 
die  spanische  Halbinsel  herum  ins  Mittelmeer  führt,  sondern  an  einen  Verkehr  theils  zwischen 
Skandinavien  und  den  Ländern  zu  landen  Seiten  des  Canals,  theils  über  Land  mitten  durch 
Frankreich  an  die  Rhonemündutig , wo  schon  früh  das  phönicische  Massilia  gegründet  ward. 
Zwischen  diesem  Punkte  und  dem  Canal  ging  der  Weg  längs  den  eine  fast  gerade,  ununter- 
brochene Linie  bildenden  Flüssen  Seine,  Saone  und  Rhone.  Nach  schriftlichen  Nachrichten 

*)  Deutsch  vou  J.  Mestorf. 

Archiv  für  Anthropologie.  Dd.  XIX.  ] 


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2 


Prof.  Oscar  Montelius, 


bewegte  «ich  in  historischer  Zeit  »1er  Handel  läng*  diesem  Wege;  nach  archäologischen  Zeug- 
nissen war  derselbe  schon  in  vorhistorischen  Zeiten  eine  Hnndelsstnisse. 

Kinen  Verkehr  zwischen  unserem  Norden  und  dem  Mittelmeere  in  so  »her  Zeit  darf  mau 
sich  indessen  weder  aut*  »lein  westlichen  Wege,  noch  auf  dem,  welcher  über  »len  Continent  g»*n 
Süden  führt,  als  einen  direct<*n  vorstellen.  Es  ist  damit  nicht  gesagt,  dass  damals  Nordleute 
bis  ans  Mittelmeer  gekommen  oder  die  Handelsleute  des  Südens  bis  zu  uns  heraufgedrungen 
seien.  Waaren,  Wissen,  Sitte  und  Brauch  aber  wurden  in  der  angedeuteten  Richtung  von  Volk  zu 
Volk  getragen,  bis  sie  nach  längerer  oder  kürzerer  Zeit  vom  Süden  herauf  endlich  nach  »lern 
Norden  gelangten. 

Eine  ähnliche  indirecte  Verbindung  zwischen  weit  von  einander  entfernten  Gegenden  haben 
wir  noch  in  tler  Gegenwart  studieren  können.  An  manchen  Urten  vollzieht  sich  nämlich  noch 
heutigen  Tages  ein  Verkehr  in  derselben  Weise,  wie  er  im  Alterthum  in  Europa  statt  gefunden 
hat.  (u  Ccntralafrikft  z.  B.  sind  — schon  eher  die  Europäer  dort  ihre  Thätigkeit  zur  Ordnung 
«ler  Hamlelsverlialtnisse  begonnen  — Waaren  von  »1er  Ostküste  bis  an  die  Westküste  vertrieben 
und  zwar  dergestalt,  »lass  sie  erst  von  Sansibar  an  «len  Tanganjikasee  gelangten , von  dort  auf* 
«lic  Märkte  tiefer  ins  Laml  liineingebracht  wurden,  und  durch  fortgesetzten  Tauschhandel  in  die 
Ilfuulc  der  von  Westen  kommenden  Kaufleute  geriethen,  bis  sie  von  Iland  zu  Hand  «*ndlich  an 
die  Mündung  des  Niger  gelangten.  Ein  Hlick  auf  die  Karte  zeigt  uns,  dass  die  Entfernung 
von  »lort  nach  Sansibar  eine  ungleich  grössere  ist  , als  «lie  vom  Mittelmeer  »juer  durch  »len 
eur«>paiscben  Continent  an  »lie  Ost-  oder  Nordsee. 

Wir  können  jedoch  die  Frage,  betreffend  den  Alteren  Verkehr  zwischen  Skandinavien  und 
«len  MittelmeerlAndern,  auf  diesem  oder  jenem  Wege  hier  nicht  in  ihrer  ganzen  Tragweite  er- 
örtern und  müssen  uns  »leshalb  »Inrauf  beschranken , einige  Spuren  dieser  in  ältester  Zeit 
zwischen  unserem  Norden  und  Westeuropa  stattgehabten  Verbindung  in  Betracht  zu  ziehen. 
Da  man  weiss,  dass  die  westlichen  Lander  schon  sehr  früh  von  »lern  Einflüsse  der  Cultur- 
völker  dt«  Südens  Itcrührt  wurden,  wird  inan  verstehen,  «lass  auch  uns  manches  Samenkorn  einer 
beginnenden  Civilisation  über  diese  Länder  zugeführt  werden  konnte,  vorausgesetzt,  »las»  wir  in 
«len  hier  fraglichen,  fein  lii*gen«len  Zeiten  einen  Verkehr  zwischen  Skandinavien  und  West- 
«‘tiropa  nachzuweisen  vermögen. 

Dass  beim  Aufdätumern  unserer  historischen  Zeit  ein  lebhafter  Verkehr  zwischen  den  ge- 
nannten Ländern  staftfaml,  ist  allbekannt.  Englische  Missionare  hatten  grossen  Anthcil  an  der 
Verbreitung  den  Christ entliums  unter  den  Völkern,  die  so  lange  ihre  Küsten  geplündert  und 
ihre  Kirchen  niedergebninnt  hatten.  Die  von  den  britischen  Inseln  und  aus  Frankreich  heitn- 
kehrcmleu  Wikinger  brachten  manche  Productc  westeuropäischer  Arbeit,  manchen  Anflug  höherer 
Bildung  nach  Hans.  Schon  um  die  Mitte  des  ersten  Jahrtausends  nach  Chr.  verräth  der  nor- 
dische Knnsitleiss  eine  Beeinflussung  durch  die  Ornamentik,  welche  der  Nordländer  in  Irland 
bewundern  gelernt  hatte x). 

Alle»  »lies  ist  wohl  bekannt.  Weniger  bekannt  aber  ist,  «lass  schon  um  die  Mitte  des  letzten 
Jahrtausend»  vor  Chr.,  uml  noch  viel  früher,  ein  Verkehr  zwischen  Skandinavien  und  West- 
europa stattgehabt  hat.  Dies  ist  indessen  Thatsache. 

*|  Sojilm«  Müller:  Die  Thierornamentik  im  Norden  (Hamburg.  Otto  Xeiuner,  ItJSl),  8.  71  — 122, 
vNoFdi«ch<iri«cbe  Ornamentik'  und  Aarbuger  f.  nord.  Üldkyndighed,  |»so,  8.  265  ff. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  dir.  Geb.  3 


in  die  Augen  fallend,  wie  die  Beweisstücke  für  die  Verbindung  mit  dem  südlichen 
sind  zwar  diejenigen  für  den  Verkehr  mit  dem  Westen  nicht,  doch  lassen  sie  sich  ohne 
Schwierigkeit  erkennen.  Wir  können  nämlich  heutzutage  sehr  gut  sowohl  die  Arbeiten 
unterscheiden,  welche  so  charakteristisch  für  den  Norden  sind,  dass  sie  als  nordisches 
Fabrikat  betrachtet  werden  müssen,  als  diejenigen,  welche  auf  den  britischen  Inseln, 
in  Frankreich  oder  in  anderen  Ländern  Kuropas  angefertigt  sind.  Wenngleich  einige 
einfachere  Formen  als  grösseren  Gebieten  gemeinsam  gelten  dürfen,  können  wir  doch 
in  den  meisten  Füllen  bestimmen , welche  Typen  in  diesem  oder  jenem  Lande  die 
einheimischen  sind. 

Findet  inan  in  Skandinavien  einen  Gegenstand  von  einem  Typus,  der  dort  selten, 
in  einein  anderen  Lande  dahingegen,  z.  B.  in  England,  so  häutig  vorkommt,  dass  er 
offenbar  dort  heimisch  ist,  so  darf  man  als  wahrscheinlich  an  nehmen,  dass  dieser 
Gegenstand  in  der  Vorzeit  von  England  nach  Skandinavien  hinüber  gebracht  worden 
ist.  Diese  Annahme  wird  aber  desto  sicherer,  wenn  dieser  Typus  keinem  anderen 
Lande,  sondern  ausschliesslich  England  angehört. 

In  gleicher  Weise  lässt  sich  nachweisen,  dass  die  bei  uns  heimischen  Typen 
die  bisweilen  auf  den  britischen  Inseln  Vorkommen,  aus  Skandinavien  dorthin  gelangt 
sein  müssen.  Ein  interessantes  Beispiel  hierfür  gewähren  für  spätere  Zeiten  die  in 
England,  Schottland  und  Irland  gefundenen  ovalen  Spangen,  die  offenbar  in  den 
letzten  Jahren  unseres  heidnischen  Zeitalters  durch  nordische  Wikinger  dorthin 
gebracht  sein  müssen 1).  Selbstverständlich  kann  in  allen  diesen  Fällen  nur  von 
solchen  Gegenständen  die  Bede  sein,  von  welchen  es  durch  sicheren  Fundbericht 
ausser  Frage  steht,  dass  sie  in  der  Vorzeit  an  den  Ort  gelangt,  wo  sie  in  der 
Gegenwart  wieder  ans  Licht  gekommen  sind.  Sachen,  die  möglicherweise  in 
späterer  Zeit  einem  Lande  aus  einem  anderen  zugeführt  worden,  kommen  natürlich 
hier  nicht  in  Betracht. 

Uehrigens  können  auch  Nachbildungen  und  Abbildungen  von  bestimmten, 
dem  einen  Gebiete  eigenen  Typen,  wenn  sie  auf  dem  anderen  Gebiete  zur  Erscheinung 
kommen,  als  Erinnerungen  an  einen  zwischen  Skandinavien  und  Westeuropa  statt, 
gehabten  Verkehr  gelten.  Und  zwar  bezieht  sich  dies  nicht  nur  anf  Gerät  he  und 
Ornamente,  sondern  auch  auf  die  Formen  der  Gräber  und  «ähnliche  Dinge. 


Brooj<**chuprt  Als  Andenken  sin  den  von  uns  ins  Auge  gefassten  Verkehr  mit  dem  west- 
V*  liehen  Europa  dürften  solche  Bronzeschwerter,  wie  das  hier  als  Fig.  1 abgebildete 
zu  betrachten  sein,  welches  in  Schonen  gefunden  ist  und  in  dem  Museum  zu  Lund  bewahrt 
wird 2).  Ein  auf  Oland  gefundenes  Schwert  von  derselben  typischen  Form  besitzt  das  Staat*- 
muscuin  in  Stockholm  s). 


*)  8.  Monte  lins:  Om  d«  ovala  «pftnnbueklorna,  im  Mitnadtblftii  1*73,  8.  182.  183. 

3)  Die*  Schwert,  int  bereits  abgebildet  in  Nilsnon:  Ureinwohner  de*  skandinavischen  Norden«; 
Jlronzealter  {Hamborg.  Otto  Meissner,  1866),  Taf.  I.  Fig.  7. 

*)  Stockholmer  Museum  7513.  Da*  Schwert  ist  bei  Tnlbv  im  Kirchspiel  Segerstad  gefunden. 

1* 


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4 


Prof.  Oscar  Montelius, 


Auf  <len  hrit  wehen  Inseln  und  in  Frankreich  sind  Schwerter  gleich  diesen  allgemein1);  irr 
Belgien  und  Holland  kommen  sie  bisweilen  vor*).  * Das  Charakteristische  dieses  Typus  besteht 
darin,  dass  die  nach  oben  verhältnismässig  schmale  Klinge  am  breitesten  wird  an  einem  l*unki, 
der  der  Spitze  näher  als  dem  Griffe  liegt.  Die  breite,  glatte,  gewölbte  Mittelpartie  der  Klinge 
ist  beiderseits  begrenzt  durch  eine  schmale  Furche,  welche  der  Schneide  parallel  läuft.  Bronze- 
schwerter dieses  Typus  sind  indessen  nicht  nur  im  westlichen  Europa  zahlreich,  sondern  auch 
weiter  nach  Osten*),  besonders  in  Ländern,  die,  gleich  den  britischen  Inseln  und  Frankreich, 
von  Altera  her  keltische  Bewohner  gehabt.  Es  ist  deshalb  immerhin  möglich,  dass  die  hier  frag- 
lichen, in  Sftdachweden  gefundenen  Schwerter  in  der  Vorzeit  nicht  aus  dein  Westen,  sondern 
vom  Süden , aus  Mitteleuropa,  herauf  gekommen  sind,  allein  gewisse,  scheinbar  unwesentliche 
Details,  z.  B.  die  ungewöhnlich  starke  Ausbiegung  am  unteren  Grilfende,  scheinen  für  einen 
westeuropäischen  Ursprung  des  unter  Fig.  1 ahgehildctcn  Schwertes  zu  reden4). 

Gewisse  auf  der  skandinavischen  Halbinsel  gefundene  Broii  zeuch  werter  von  sehr  ähnlicher 
Form  wie  Fig.  156  in  Montelius;  Antiquites  suedoiscs,  und  Fig.  102  in  Hygh:  Norskc 
Oldsager,  dürfen  dahingegen  ohne  Bedenken  als  mitteleuropäischen  Ursprunges  betrachtet  wer- 
den. nicht  aber  als  von  den  britischen  Inseln  ini|>ortirt,  weil  sie  dort  absolut  fehlen. 

Bronzeschwerter  von  dem  Typus  Fig.  1 gehören  dem  Ende  des  eigentlichen  Bronzealters 
im  Norden  an,  d.  I».  der  Zeit  um  die  Mitte  des  letzten  Jahrtausends  v.  dir.  oder  etwas  früher6). 
Aus  ihnen  entwickelte  sieh  der  Typus,  welcher  in  den  Gräbern  Mitteleuropas  aus  der  U Über- 
gangszeit vom  Bronze-  ins  Kisenalter,  dem  älteren  Theilc  der  sog.  Halstat tperiode8),  so  zahlreich 
vertreten  ist. 

Wollte  man  noch  schwanken  in  der  Annahme,  dass  die  in  Schweden  gefundenen  Schwerter 
von  gleichem  Typus  wie  Fig.  1,  vom  Westen  oder  Süden  heraufgekommen  sind,  so  kann  doch 
kein  Zweifel  darüber  obwalten,  dass  der  Schild,  den  wir  auf  einem  Bilderfelseu  bei  Nedre 
Hede,  Kirchspiel  Quille  in  Bohmdün,  erblicken  (Fig.  2),  einen  britischen  Typus  veranschaulicht. 
In  England  sind,  wie  Dr.  Kokhoff  in  seiner  Beschreibung  dieses  Felsenbildes  richtig  bemerkt, 
durchaus  gleichartige  Schilde  gefunden 7).  Fig.  3 zeigt  einen  englistdien  Bronzeschild  dieser 


J)  Evans:  Th«  ancieut  Bronze  implements  of  Great  Britain  and  Iveland,  8.  292. 

*)  Sach  freundlicher  Mitthcilung  des  Docenteu  Bv.  Köderberg  in  Lund  befindet  sieh  «in  Br- »uzeschwert 
dieses  Typus  im  Museum  zu  Brüssel  (Porte  de  Hai)  und  eines  im  Museum  zu  Leeuwardeu ; letzteres  ist  im  Sud- 
osten der  Provinz  Friesland  gefunden. 

*)  de  Moriillet:  Muse«  preh  i*mr  iq  ne,  Fig.  Il»9  und  I2o0  (Frankreich);  Li  ad  en  sch  mit:  Die 
Alterthttmer  unserer  heidnischen  Vorzeit  I,  III,  PI.  3 , Fig.  4 — 6 (südwestliches  Deutschland); 
Photographisches  Album  der  Ausstellung  zu  Berlin  1980,  IV  PI.  1,  V Tat.  3 . VII  Taf.  11 
(Deutschland!;  v.  Sacken:  Da«  Grabfeld  von  Hallstatt,  Taf.  V,  Fig.  7.  (Hallstatt  in  Oesterreich ; 
wahrscheinlich  wird  nach  oben  nicht  viel  fehlen). 

4)  Vergl.  Evans;  Bronze  implements,  Fig.  356.  — Auch  Docent  Söder  her  g ist,  wie  er  mir  wagt, 
der  Meinung,  das*  das  «<ub  Fig.  1 abgebildete  Schwert  aus  dem  westlichen  Emo|»  nach  Schwellen  gekommen 
sein  müsse. 

*)  Montelius:  Om  t i d s bestii  m n i n g iuom  Bronsäldern  in  Bd.  30  der  Verband  hingen  der  Kgl. 
Vitterhets  etc.  Akademie,  S.  KW. 

®)  Kiue  in  die  Augen  fallende  Verschiedenheit  besteht  darin,  dass  die  Griftzunge  iu  einen  dünnen  aufwärts 
gerichteten  Zapfen  endigt,  der  iu  einem,  den  hier  in  Frage  stehenden  Sch  weitern  eigenthümlicheu  grossen  Knopf 
eingeschlossen  ist. 

T)  Eckhoff:  Quille  härads  fasta  fornlemuingar  in  den  Bidrag  tili  Kilnnedom  om  Göteborgs 
och  Uohnsläns  fornminnen  och  historia,  Heft  6,  S.  156. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  5 

Form.  Er  ist,  wie  der  rniter  Fig.  2 abgebildete,  in  der  Mitte*  mit  einem  Buckel  geziert,  der 
von  zwei  oonoentriflehen  Kreißen  gleichartiger  Buckeln  umgeben  ist,  die  auf  beiden  Schilden 
durch  einen  erhabenen  Streifen  getrennt  sind. 


Kg.  2. 


Kebenbilil  bei  Nedr«  Hede,  Klrcli»piel  Quill«,  Itohulän. 


Das  Original  zu  Fig.  3 ist  bei  Littlc  Wittenham  bei  Dorcestcr  gefunden,  in  dem  alten 
Klussbettc  des  Isis,  nicht  weit  von  dessen  Muinlung  in  die  Themse.  Es  befindet  sich  im  British 
Museum  *).  Ein  durchaus  gleicher  Schild,  der  mit  einer  grossen  bronzenen  Speerspitze  bei 
Athenry,  Grafschaft  Gal way , im  westlichen  Irland,  gefunden  worden,  befindet  sich  jetzt  in  der 


Fig.  4. 


Handball«  an  der  Rückseite  de» 
Schildes  Fig.  3. 


Sammlung  des  Lord  Londesborough  *).  Fenier  ist  gleichfalls  im 
Flusse  Isis  bei  Eynsham  Bridge  ein  kleiner  Bronzeschild  gefunden, 
der  Ähnlich  wie  Fig.  3,  «loch  nur  mit  einer  Kcilic  Buckeln  verziert 
ist*).  Bei  allen  diesen  Schilden  sind  die  Buckeln,  und  el>enfalls  die 
erhabenen  Keifen,  wie  Fig.  4 es  veranschaulicht,  von  getri cl>en er 
Arbeit.  So  weit  mir  bekannt,  sind  auf  dem  Continent  keine 
absolut  gleichartigen  Schilde  von  Bronze  gefunden.  Im  west- 
lichen Deutschland  kennen  wir  allerdings  mehrere  mit  erhabenen 
J/  con  Cent  rischen  Keifen  geschmückte  Bronzeschilde,  die  unleugbar 
mit  denjenigen  von  den  britischen  Inseln  nahe  verwandt  sind; 
allein  an  diesen  deutschen  Schilden  fehlen  die  für  Fig.  2 und  3 
charakteristischen  Buckeln A y 


*)  Kemble:  llorae  Orales,  PI.  XI,  Fig.  2;  — Archaeologia  XXVII,  PI.  XXII;  — Worette:  Th« 
primeval  antiquities  of  Den  mark,  8.  32;  — Kran«  a.  a.  ().,  S.  343. 

*)  Kemble  a.  a.  O.,  PI.  XI,  Fig.  1;  Kvans  a.  a.  O.,  B.  343. 

*)  Kemble  a.  a.  O-,  PI.  XI,  Fig.  3;  Evans  a.  a.  O.,  8.  34b. 

4)  Liudenschmit:  Die  Alterthürner  unserer  heidnischen  Vorzeit  I,  XI,  PI.  1,  Fig.  4,  ä.  Das  Original 

betiudet  sich  nebst  einem  zweiten  Schilde  im  Museum  zu  Mainz;  beide  sind  in  der  Umgegend  von  Mainz 
gefunden. 


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6 


Prof.  Oscar  Montelius, 


Der  Umstand,  dass  der  oben  beschriebene  irländische  Schild  mit  einer  Speerspitze  von 
Bronze  zusammen  gefunden  ist,  zeigt,  dass  solche  Schilde,  wie  Fig.  3,  auf  den  britischen  Inseln 
dem  Bronzealter  angeboren.  Da  wir  über  die  Form  der  Speerspitze  nichts  Näheres  wissen, 
können  wir  aus  derselben  keine  Schlüsse  ziehen  hinsichtlich  der  Periode  des  Bronzealters 
Melcher  der  Fund  allgehört.  Es  ist  jedoch  Grund  zu  der  Verimithung,  dass  derselbe  nicht  aus 
dein  letzten  Theile  des  Bronzealters  stammt. 

Ty pologische  Grunde  scheinen  nämlich  dafür  zu  sprechen,  dass  derartige  Schilde,  wie  Fig.  3, 
etwas  älter  sind,  als  einige  andere  britische  Bronzeschilde,  die,  so  weit  wir  benrtheile»  können, 
gleichfalls  dem  Bronzealter  zugesp rochen  werden  müssen.  Fig.  3 hat  nur  zwei  Buckelkreise, 
die  durch  einen  erhabenen  Beifen  getrennt  sind;  zahlreiche  andere  auf  den  britischen  Inschi 
gefundene  runde  Bronzeschilde  haben  eine  viel  grössere  Anzahl  erhabener  Bänder  und  Kreise 
von  Buckeln,  die  desto  kleiner  werden , je  mehr  die  Zahl  der  Beifeu  Machst.  Eh  ist  wahr* 
scheinlich,  dass  durchschnittlich  die  Schilde  mit  weniger  Beifen  älter  sind,  als  die  mit 
mehreren. 

Einige  offenbar  zu  dieser  Gruppe  gehörende  Schilde  haben  nur  erhabene  concent rische 
Beifeu  '),  andere  sind  ausserdem  mit  concentrischen  Buckeln  verziert,  obgleich  dieselben  nicht  in 
geschlossenen  Kreisen  stehen,  wie  bei  Fig.  S. 

Das  Britische  Museum  besitzt  einen  in  der  Themse  gefundenen,  dieser  Serie  angehörenden 
Bronzeschild  von  21  engl.  Zoll  Durchmesser,  mit  vier  erhabenen  Beifen  und  vier  Buckelreilien  *). 

Ein  anderer,  bei  Ilarlecli  iin  nördlichen  Wales  gefundener  Schild,  hat  sechs  erhabene  conccn- 
trisehe  Beifen  (ohne  den  Band)*  aber  keine  Buckeln,  und  einen  Durchmesser  von  22  engl.  Zoll*). 

Bei  anderen  von  gleichem  oder  wenig  grösserem  Durchmesser  ist  die  Zahl  der  orliabenen  Beifen 
und  dazwischen  liegenden  Buckelreilien  bedeutend  grösser.  Es  giebt  Exemplare  mit  11,  12,  13, 

19,  20,  ja  bis  zu  30  solcher  Kreise,  und  dabei  ist  wohl  zu  bemerken,  dass  der  Durchmesser 
keineswegs  im  Verhältnis*  zur  Anzahl  der  Kreise  steht.  So  hat  z.  B.  ein  20  engl.  Zoll  grosser 
Schild  nur  12  Kreise,  Mährend  ZM*ei  andere  von  22 1 i und  231/*  Zoll  29  und  30  Kreise  zeigen4). 

Ich  habe  diese  englischen  Schilde  etMas  ausfCilirlicher  behandelt,  weil  ein  dieser  Gruppe 
angehörender  Bronzeschild  in  Dänemark  gefunden  ist,  der  sonach  als  westeuropäischen  Ursprunges 
betrachtet  Morden  muss.  Es  ist  ein  runder  Schild  von  gleicher  Dimension  Mio  die  grösseren 
englischen,  mit  einem  grossen  Buckel  in  der  Mitte,  und  ringsum  fünf  erhabenem  schlichten 
Beifen  (ohne  den  Baud).  Zwischen  diesen  befinden  sich  eine  Menge  kleiner  getriebener  Buckeln, 
die  jedoch  keine  zusammenhängenden  Kreise  bilden ; es  stehen  zwei  Beihen  solcher  Buckeln 
zwischen  jedem  Beifen  paar’).  Dieser,  jetzt  im  Altnordischen  Museum  in  Kopenhagen  befindliche 
Schild  ist  auf  der  Insel  Falster,  ZMei  Fuss  tief  im  Moor,  bei  Lommelöv  gefunden.  Dicht  da- 
neben lag  der  untere  Theil  eines  dickMandigen  Thongotasses.  ln  einer  Entfernung  von  24  Fuss 
waren  früher  einmal  zwei  Kriegsliömer  und  zwei  ScliMerter  von  Bronze  nebst  einem  lialbmond- 
I 

*)  Deshalb  dürften,  wie  sehen  gesagt,  die  in  der  U nirgend  von  Mainz  gefundenen  Schilde  mit  den  britischen 
nahe  verwandt  «ein. 

* *|  Evalin  a.  a.  Ö.,  8.  345». 

*)  Evans  a.  a.  O.,  8.  345. 

4)  Evans  a.  a.  0-  8.  349  bis  352. 

b)  Abgebildet  bei  Worsaae:  KordiskeOldsager,  Fig.  200;  Atlas  for  Xordi sk  O I d k y n d i g h ed  , 

B.  V,  Fig.  o.  Madien:  B roncea  Id  er«  n , 1,  PI.  17,  Fig.  3 und  3a  (die  Mitte  der  Rückseite). 

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/ 

Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  west).  Kuropa  vor  dir.  fiel).  7 

förmigen  Flintgeräth  gefunden.  Dan  ganze  Moor  sali  übrigens  voll  Knochen  gewesen  «ein  *). 
Die  Schwerter  haben  eine  ziemlich  schmale,  rundliche,  vielkantige  Grifffttange  und  eine  Klinge 
mit  Mittelgrat,  ohne  NieUöoher  am  oberen  Ende.  Sie  repräsentiren  einen  Typus,  welcher  in 
der  vierten  Periode  des  Hronzealters  verkommt5)*  Das«  auch  die  Homer  aus  dieser  Periode 
flammen,  zeigen  die  charakteristischen  Ornamente  an  den  scheibenförmigen  unteren  Enden*).  Der 
bei  Lommeldv  gefundene  Schild  wäre  demnach  ein  Hinweis  auf  einen  im  8.  oder  9.  Jahrhundert 
v.  Chr.  stnttgehabten  Verkehr  mit  den  britischen  Inseln. 

Einen  anderen  Hinweis  auf  eiuen  solchen  Verkehr  während  der  letzten  Periode  unseres 
Bronzealters  hat  mau  in  den  an  einem  Hinge  herabhängenden  runden  Scheiben  von  Bronze 
(Antiquites  sued.  Fig.  22b)  zu  finden  gemeint4). 


Auch  für  altere  Abtheilungen  des  Bronzealters  fehlt  es  nicht  an  deutlichen  Spuren  eines 
Verkehrs  zwischen  genannten  Landern. 

Dos  Kopenhagener  Museum  erhielt  mit  der  Sammlung  König  Friedrichs  VII.  einen  Bronze- 
schaftcelt  mit  Absatz  für  die  Schafthahn  von  einem  Typus,  der  auf  den  britischen  Inseln  sehr 
häufig  %'orkoramt,  in  Skandinavien  dahingegen  nicht  heimisch  ist.  Derselbe  ist  wahrscheinlich 
in  Dänemark  gefunden,  doch  weis»  ich  nicht,  ob  über  den  Fundort  und  die  Fund  umstünde 
näheres  bekannt  ist5)*  Sollten  keine  zuvorliisslichen  Nachrichten  darüber  vorliegen,  so  dürfen 
wir  selbstverständlich  diesem  Olt  keine  grössere  Bedeutung  znmessen. 

Um  so  wachtiger  sind  für  die  uns  beschfiftigende  Frage  einige  andere  Bronzecelte,  von 
denen  man  mit  Gewissheit  weiss,  dass  sie  in  skandinavischer  Erde  gefunden  sind  und  über 
deren  britischen  Ursprung  eben  so  wenig  Zweifel  obwalten  kann,  wie  darüber,  dass  sie  aus  der 
ersten  Periode  unseres  Bronzealte i*s  herrühren,  also  aus  einer  so  fernliegenden  Zeit,  wie  dem  14. 
oder  15.  Jahrhundert  v.  Chr. 

Einen  dieser  Celte  veranschaulicht  Fig.  5,  a.  f.  8.  Er  ist  auf  dem  Gute  Selschausdal  bei  Slngelse 
auf  Fünen  gefunden  Ä).  Er  gleicht  hinsichtlich  der  Form  und  Ornamente  den  britischen  Scliaft- 
celten  und  der  cigcnthüinlich  gewellte  Contonr  der  Schmalseiten  macht  es  unzweifelhaft,  dass 


*)  (Dänische)  Antiquarisk  Tidskrift,  1*46  bis  1848,  8.  20  und  198.  I)»s  halbmondförmige  Flintgeräth 
soll  in  einem  liölzerm*n  Griff  gesteckt  haben,  welcher  zerfiel. 

*)  Sie  gehören  zu  dem  Typus,  der  in  meiner  Tidsbestamuing  inom  bronsälder»,  8.  .*»9,  mit  g he* 
zeichnet  und  S.  89  als  charakteristisch  für  die  viert«  Periode  aufgeführt  ist. 

*)  Die  beiden  Hörner  sind  einander  völlig  gleich,  aber  zerbrochen.  Das  eine  ist  Abgebildet  bei  Wo  raufte 
a.  a.  Ü.,  Fig.  200,  das  andere  im  Atlas  f.  nord.  Oldkyndigli.,  B VH,  Fig.  :i  und  3b  (Detail)  und  4a  und  4b 
(die  Kette);  auch  bei  Madsen  u.  a.  O.,  I,  Taf.  18,  Fig.  3.  Die  Ornamente  sind  wiedergegehen  im  Mänadsblad 
1881,  B.  24,  Fig.  56;  vgl.  S.  38.  — Hin  wohlcrhwltene*  Bronzehorn  mit  ähnlichen  Verzierungen  an  dem  Schall* 
blech  ist  abgebildet  bei  Madsen  a.  a.  ö.,  Taf.  19,  Fig.  5,  und  in  der  (dänischen)  Antiquarisk  Tidskrift  1861 
bis  1863,  8.  25.  Es  ist  mit  einem  zweiten  Exemplar  zusammen  gefunden  bet  Maltelwk  im  Amte  Ttipwi  (Jütland) 
und  beide  sind  aufbewahrt  im  Kopenhagener  Museum. 

4)  Bophus  Müller:  Die  nordische  Bronzezeit  und  deren  Periodentheilung.  Jena,  Costenoble,  1878, 
8.  122,  Note  4.  — Evans  a.  a.  O.,  B.  404,  Fig.  507,  und  M&nadsbladet,  18H7,  B.  14»  und  167. 

*)  Sophue  Müller  a.  a.  O.,  8.  122,  Note  4 (Aarböger  t nord.  Oldk.,  1876,  8.  297,  Note  2),  Fig.  47.  — 
I>er  in  derselben  Note  erwähnte  kleine  Hohlcelt  von  Bronze  mit  niedriger  Tülle  ist  freilich  von  einer  dem  nörd- 
lichen Frankreich  eigenthümlichen  Form,  aber  da  man  nichts  weiter  über  seine  Herkunft  weiss,  als  das**  er 
ehemals  dem  Kunstmuseum  angehört,  hat  man  keine  Sicherheit,  dass  er  wirklich  in  Dänemark  gefunden  ist. 

•)  Im  Besitze  des  Gutsherrn  C.  Beischau.  — Vgl.  Evans  a.  a.  O.,  8.  48  — 67. 


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Prof.  Oscar  Montelius. 


wir  in  diesem  schönen  Bronzecelt  ein  Beweisstück  für  eine  Verbindung  zwischen  Skandinavien 
und  den  britischen  Inseln  in  der  ersten  Periode  unseres  Bronzeallen»  besitzen. 

Ein  zweites  derartiges  Beweisstück  besitzen  wir  in  einem  bei  Storeheddinge  auf  Seeland 
gefundenen  Schaftoelt.  Auch  dieser  zeigt  an  der  Schmalseite  die  schräge,  breite  Heifelung, 
wie  Fig.  51). 

Ebenso  sind  einige  Bronzecelle  mit  Ornamenten,  wie  Fig.  6,  britischen  Ursprunges.  Das 
Original  ist  in  Schonen  gefunden  und  iin  Besitz  des  Museums  zu  Lund*).  Ein  anderer  Celt 


Fig.  6. 


Fig-  6.  c mit  denselben  Ornamenten 

ist  auf  Fünen  in  einem 
Moor  bei  Flenstofte  ge- 
funden und  jetzt  im 
Kopenlnigener  Museum 3). 
Bronzecelte  mit  eben 
solchen  wagereeht  ge- 
strichelten Dreiecken  sind 
in  England  gefunden4). 

Britischen  Ursprunges 
dürften  ferner  einige  an- 
dere in  Dänemark  und 
Schonen  gefundene  bron- 
zene Schaftcolte  sein,  die 
vou  fast  gleicher  Form 
wie  Fig.  6 und  aus  der 
ersten  Periode  des  nordi- 
schen Bronzealters  sind 5). 

Ungefähr  derselben 
Zeit  gehören  zwei  merk- 
würdige Goldgeschmeide  an,  die  unbestritten  briti- 
schen Ursprunges,  aber  in  Dänemark  gefunden  sind. 
Der  eine,  in  halber  Grösse  als  Fig.  7 abgebildet, 
ist  auf  Fünen  bei  Skogshöierup,  Kirchspiel  Näsbyhoved, 
gefunden.  Die  vorhandenen  Nietlöcher  zeigen,  dass 
er  schon  in  der  Vorzeit  au  zwei  Stellen  zerbrochen  gewesen  und  durch  Nietung  reparirt 
wurden  ist.  Er  wurde  vor  nicht  langer  Zeit  beim  Eggen  auf  einem  Acker  gefunden ; 


Bronzecelt,  gefunden  in 
Schonen,  Vj- 


Bronzecelt,  gefunden  auf  Pli  neu,  V*- 


*)  Abgebildet  bei  Woraaae;  Nordiske  Oldaager,  Fig.  179,  und  bei  Madaen,  Broucea ldere n 1, 
pl.  21,  Fig.  7.  Dieser  Celt  ist . nebst  drei  kleineren  von  gleicher  Form,  aber  ohne  Verzierungen,  unter  einem 
groaaen  Steine  gefunden. 

*)  Früher  schon  einmal  abgebildet  in  der  Sv.  Fornm.-fbren.  Tidakrift,  111.  Bd.,  S.  43. 

*)  S.  die  Mimische)  Antiq uariak  Tidakrift,  1861  — 1863,  8.  24. 

*J  Ein  engliacher  Celt  dieses  Tv|>ua  ist  abgebihlet  von  Evans  a.  a.  0.,  S.  60. 

6)  Hierher  gehören  unter  Minieren  ein  auf  Möen  gefundener  Schaftcelt  iiu  Kopeuhagener  Museum  iR  494) 
und  ein  in  Schonen  gefundener  Schaftcelt,  abgebildet  in  der  Sv.  Forum  in  nea-fören.  Tidakrift,  Ud.  111, 
S.  44.  Vgl.  letzteren  mit  Evaua:  Bronze  implementa,  Fig.  8 bis  lo. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  dir.  Geb.  9 


da.«  grössere  Stück  mit  dem  wohl  erhaltenen  Kode  war  ein  Jahr  früher  an  denselben  Stelle 
gefunden '). 

Ein  Gohlschtnuck  derselben  Form  war  schon  einmal  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  auf 
der  Feldmark  Grevinge  in  der  Ods-IIarde  auf  Seeland  gefunden.  Kr  lag  unter  oder  dicht  neben 

dem  einen  Ecksteine  einer  läng- 
lich viereckigen  Steinsetzung, 
ca.  250  Schritt  vom  Mecresufer 
entfernt 

Achnliche  Goldgeschmeide  sind 
ausser  den  genannten  in  Skandi- 
navien nicht  bekannt,  wohingegen 
eine  grösst!  Anzahl  völlig  gleicher 
Schmuckstücke  auf  den  britischen 
Inseln  gefunden  sind,  namentlich 
in  Irland,  dessen  Goldreichthum 
iin  Bronzealter  erstaunlich  ist 3). 
Die  an  diesem  Schmuck  häufig 
vorkommenden  Ornamente  zeigen, 
dass  sie  einer  frühen  Periode  des 
britischen  Bronzealters  angehören, 
was  auch  durch  einen  in  Cornwall 
gehobenen  Fund  bestätigt  wird. 
Bei  Hatlyn,  unweit  Padstow,  sind 
nämlich  zwei  Goldgeschmeide  der 
hier  fraglichen  Form  mit  einem 
bronzenen  Schafteclt  zusammen 
gefunden ; letzterer  von  einer  Form, 
welche  den  ältesten  Theil  des 
Bronzealters  kennzeichnet 4). 

Hshsrhmuek  IH  Gofct,  Brfuwten  >.f  Fünen,  Vr  K*  "chei,,t  mir  n,chl  nnn,ög- 

lieh,  dass  diese  von  Westen  her 
in  Dänemark  eingeführten  Halsgeschmekle  in  einem  gewissen  Zusammenhänge  stehen  mit  dem 
Bronzehalsschmuck,  den  man  hei  Worsaao:  Nord.  Old*.,  Fig.  220,  ahgehildet  findet.  Diese 


*)  Beide  Stücke  Bind  jetzt  im  Besitz  des  Kopeuliagener  Museums;  das  erst  gefundene  unter  der  Nummer 
B 3596,  da*  letztere  unter  B 3705. 

9)  Gleichfalls  im  Kopnnhagener  Museum  (Nr.  101)  und  ahgehildet  bei  Woraaae:  Nordiske  Oldsager, 
Fig.  249;  desgl.  in  Bo3*e’s  Oplysende  fortegnelse  over  de  gjenstande  i det  Kgl.  Museum  for  Nor* 
diske  Oldsager  i Kjöbenhavn,  der  ere  forarbeidede  af  eller  prydede  in  cd  aedle  Metaller.  (Kopen- 
hagen 1859.)  8.  3. 

3)  Das  Dubliner  Museum  und  das  British  Museum  besitzen  eine  Menge  solcher  Goldgeschmeide  aus  Irland. 
Wilde:  Catalogue  of  tlie  antiquities  of  Gold  in  tlie  Museum  of  the  Koyal  Irish  Academy,  p.  lo  IT. 
Auch  in  England  und  Schottland  sind  ähnliche  Schmuckstücke  gefunden.  Anderson:  Scotland  in  pagan 
times,  the  Bronze  and  Stone  Ages,  p.  222  — 223  (die  Enden  sind  nicht  gleich  uuserer  Fig.  7). 

4)  Evans:  Bronze  Implements,  S.  42. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX.  2 


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10 


Prof.  Oscar  Montelius, 


sind  zwar  hier  im  Nonien  angefertigt  und  dem  sog.  „dimlemlormigen“  lldmohninck ()  nahe 
verwandt,  allein  ihre  Form  und  der  Umstand,  dass  sic  beinahe  platt  sind,  könnten  immerhin 

daraut'  hindeuten,  dass  sie  Einfluss  von  dem  hier 
besprochenen  britisch-irländischen  Goldgeschmeide 
erfahren  haben.  Unter  den  letztgenannten  sind 
manche  ungefähr  ebenso  breit  und  von  gleicher 
Form,  nur  mit  dem  Unterschied,  dass  die  Enden 
langer  und  schmaler  sind. 

Andererseits  ist  es  vielleicht  nicht  un wahr- 
scheinlich, dass  der  unter  Fig.  S »(»gebildete 
irländische  Goldschmuck  einen  Einfluss  durch  den 
oben  genannten,  im  südlichen  Skandinavien  nicht 
seltenen  „diadomühntichen*  Halsschmuck  von 
Bronze  vorräth.  Sowohl  die  Form  als  die  vielen 
schmalen,  gerundeten,  parallelen  Beiten  finden 
sich  bei  diesen  irländischen  und  skandinavischen 
Geschmeiden,  während  ähnlicher  Schmuck  in 
anderen  Landern  nicht  bekannt  sein  dürfte.  Das 
Original  zu  Fig.  8 ist  in  Irland  bei  Tory  Hill, 
Grafschaft  Limerick,  gefunden. 


H«l-fe  hmuvk  von  Gold,  gefunden  in  Iriaml,  ca.  %. 


Da  mehrere  in  Dänemark  gefundene  Goldsachen  nachweislich  von  den  britischen  Inseln, 
wahrscheinlich  aus  Irland,  dort  oingefÜhrt  sind,  liegt  der  Gedanke  nahe,  ob  nicht  etwa  auch  ein 
grosser  Theil  der  anderen  im  südlichen  Skandinavien  gefundenen  Goldsachen  aus  dem  Bronze- 
alter irländischen  Ursprunges  seien. 

Dass  die  meisten  dieser  Sachen  hier  in  Skandinavien  angefertigt  worden,  ist  allerdings  klar, 
weil  sie  Typen  repräscnliren,  die  nur  hier  Vorkommen,  und  es  ist  sogar  möglich,  dass  zu  jener  Zeit 
ein  kleiner  Theil  von  ihnen  aus  einheimischem  Golde  aiigefertigt  ist.  Allein  die  vielen  hin  auf 
den  heutigen  Tag  erhaltenen  Funde  zeugen  davon,  dass  die  Anwendung  des  Goldes  hier  schon 
im  Bronzealtei*  eine  so  allgemeine  war,  dass  die  heimische  Production  für  den  ganzen  Bedarf 
kaum  genügt  haben  durfte.  Es  ist  deshalb  die  Vermut  Innig  begründet,  dass  ein  grosser  Theil 
dieses  Goldes  importirt  und  alsdann  hier  verarbeitet  oder  umgearbeitet  ist,  und  wir  dürfen  mit 
einer  gewissen  Berechtigung  annehinen,  dass  das  Land,  von  woher  wenigstens  ein  Theil  des 
hier  iniportirten  Goldes  gekommen,  Irland  ist.  Diese  Insel  war  nämlich  während  der  Bronze- 
zeit eines  der  goldreichsten  Länder  Europas  *). 

Montelius:  Antiquität«  suädüiMJ*,  122;  W Omaner  Kordiake  Oldtinger,  Fig.  213. 

*)  Wilde  n.  a.  O. , 8.  4.  — Wibcl:  Die  OuUur  rl«*r  Bronzezeit  Nord-  und  XitMleuropM,  im  23.  Herieht 
der  8clilL>»wi|'-||oNt«iti*  LcoienburK bcli^n  (i^ell^cbaft  für  die  Sammlung  und  Erhalt  uni;  VfttwlAndnehqr  Alter- 
ttiüiiier,  8.  SV  (im  Jahre  1796  goll  da«  in  Irlund  in  zwei  Monaten  erworbene  Waschgold  den  Werth  von 
JöOnö  Pf.  8t.  erreicht  haben). 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  (L  westl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  11 

Man  hat  versucht , über  den  Unsprung  de«  hier  verarbeiteten  Goldes  Auskunft  zu  erlangen 
durch  chemische  Analysen  von  Goldarbeiten  aus  der  Bronzezeit,  die  auf  nordischem  Gebiet 
— wozu  auch  die  nördlichsten  Lander  Deutschlands  gehören  — gefunden  waren.  Diese  Analysen 
ergaben  einen  Goldgehalt  von  nur  81  bis  87  Proc.;  der  Best  besteht  hauptsächlich  in  Silber,  welches 
in  den  untersuchten  Proben  zwischen  10  und  12  Proe.  schwankt.  Die  ausserdem  nachgewiesenen 
Spuren  von  Platina  führten  einige  Forscher  auf  den  Gedanken,  dass  das  Gobi  aus  dem  Ural 
herrühren  könne.  Diese  Annahme  hat  schon  aus  dem  Grunde  geringe  Wahrscheinlichkeit,  weil 
aich  für  damalige  Zeit  kaum  eine  Verbindung  zwischen  den»  hier  fraglichen  nordischen  Gebiet 
und  dein  Ural  nachweisen  lassen  dürfte.  Bei  der  Untersuchung  des  Goldes  vom  Ural  hat  sich 
auch  herausgestellt , dass  dieses  kein  Platina  enthalt.  Andererseits  sollen  in  allem  Goldsand, 
auch  in  dem  irländischen,  kleine  Quantitäten  Platina  vorhanden  sein,  und  demnach  wäre  das 
Vorkommen  genannten  Metalls  in  dem  Bronzealt ergolde  des  nordischen  Gebietes  kein  Hindernis*, 
dass  wenigstens  ein  Theil  desselben  au»  Irland  hierher  geführt  sei.  Ausserdem  hat  es  sich 
herausgestellt,  dass  auch  die  irländischen  Goldfabrikate  aus  jener  Zeit  ungefähr  den  gleichen 
Silbergehalt  wie  die  nordischen  (11  bis  24  Proc.)  haben1). 

Dass  Skandinavien  seinen  Bedarf  an  Gold  während  der  Bronzezeit  aus  Irland  erhielt,  ist 
um  so  wahrscheinlicher,  als  damals  der  Weg  zwischen  diesen  beiden  Ländern  bereits  dem  Handel 
offen  lag,  und  erstgenanntes  ein  werthvolles  Product  für  den  Tauschhandel  in  seinem  Bernstein 
besass. 

Nun  hat  man  auf  den  britischen  Inseln  in  den  Gräbern  der  älteren  Bronzezeit  in  der  That 
mehrfach  Bernsteinsachen  gefunden,  und  zwar  sind  dieselben  bisweilen  recht  bedeutend  gewesen. 
Aus  einem  Bronzealt  ergrabe  in  Wiltshire  z.  B.  wurden  über  1000  Perlen  nebst  einigen  grösseren 
Bemsteinschmucksachen *)  gehoben,  und  in  einem  Grabhügel  derselben  Zeit  bei  Hove  unweit 
Brixton  fand  man  in  einem  Baumsarge  eine  Steinaxt  mit  doppelter  Schneide,  einen  Bronzedolch 
und  ein  prächtiges  kleines  Bernsteingefiis»  in  dqr  Form  einer  Tasse  mit  Henkel1). 

An  der  Ostküste  von  England  soll  allerdings  nativer  Bernstein  gefunden  werden,  oh  der- 
selbe aber  jemals  in  solcher  Menge  vorhanden  gewesen,  dass  er  für  den  zu  jener  Zeit  bereits 
recht  ansehnlichen  Bedarf  genügte,  ist  ungewiss.  Wahrscheinlicher  dürfte  sein,  dass  wenigstens 
der  grössere  Theil  des  während  der  Bronzezeit  auf  den  britischen  Inseln  verarbeiteten  Bern- 
steins aus  Skandinavien  stammte.  Zu  Strabo’s  Zeit,  also  zu  Anfang  unserer  Zeitrechnung,  ge- 
hörte der  Bernstein  zu  den  Waaren,  die  von  Gallien  nach  Britunnia  ausgeführt  wurden4).  Oh 
nun  der  im  letztgenannten  Lande  in  der  Bronzezeit  verarbeitete  Bernstein  — wenn  derselbe, 
wie  ich  glaube,  grosNonthoil»  dort  importirt  ist  — über  Gallien,  an»  Dänemark  oder  auf  directe- 
rem  Wege  über  die  Nordsee  aus  Jütland  gekommen,  wird  sieh  gegenwärtig  wohl  kaum  ent- 
scheiden lassen. 


*)  tu  neuerer  Zeit  in  Irland  gewaschenes  Gold  enthielt  nach  einer  Analyse  ft  Proc.,  nach  einer  anderen 
etwas  über  ft  Proc.  Silber.  Wibel  a.  a.  O.,  8.  ft»  und  ßt»,  und  Tal».  VI.  Vgl.  Morlot:  Sur  le*  m^taux 
emplojta  dans  l'äge  du  bronze  (Meinoires  de  la  Soctetc  Royale  den  antiquaire*  dn  Nord  1836,  p.  30),  und 
Wilde  a.  a.  O.,  S.  4. 

*)  Evans:  The  ancieut  «tone  implements,  weapon*  and  ornamenta  of  Great  Britain,  p.  414. 

>)  Evans:  8 tone  implements,  p.  402,  Fig.  387. 

4)  Evans:  Bronze  implementa,  8.  484  und  4ft6.  — Vgl.  Stolpe  im  Conipte  reudu  du  Congres  de  Stock- 
holm, 1874.  S.  780. 

2* 


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12 


Prof.  Oscar  Montelius, 


Die  in  England  gefundenen  BernstdnBchmnckaachen  zeigen  allerdings  nicht  «licselbcn  For- 
men, wie  die  in  Skandinavien  üblichen ’ K »her  dieser  Umstand  kann  nicht  als  Beweis  gegen 
den  Import  aus  dem  Norden  gelten,  denn  auch  die  in  Mitteleuropa  mul  die  in  den  Mittelmeer- 
landern gefundenen  Arbeiten  aus  nordischem  Bernstein  sind  in  ihren  Formen  von  den  skandi- 
navischen verschieden.  Eine  naturlieht1'  Erklärung  dieser  Erscheinung  timlet  siclr  in  der  An- 
nahme, dass  der  Bernstein  im  Alterthume  wie  noch  heutigen  Tages  meistens  im  unbearbeiteten 
Zustande  ausgeführt  wurde. 


Ein  Andenken  an  eine  schon  vor  dem  Beginn  des  Bronzealters  statt  gehabt  e Verbindung 
zwischen  Schweden  und  England  besitzen  wir  in  einigen  Bernsteinschmuckstficken,  die  bei 
Hogoii,  Kirchspiel  Skredsvik  iu  Bohuslün,  in  einem  Torfmoore  gefunden  sind3).  Eines  dieser 
Sclunu ckstileke  veranschaulicht  Fig.  9 in  natürlicher  Grösse,  Es  ist  ein  runder,  flach  konischer 
Knopf  mit  last  planer  Unterseite,  die  zwei  neben  einander  stehende  schräg  gebohrte  Löcher 
zeigt,  die  unterhalb  der  Oberfläche  zusummenstossen. 

Knöpfe  von  genau  derselben  Form  wie  Fig.  9 und  mit  derselben  eigentümlichen  Bohrung 
sind  oft  in  englischen  und  schottischen  Gräbern  gefunden,  von  denen  die  meisten  «lein  begin- 
nenden Bronze  alter  angehören,  etliche 

Fig.  9. 

vielleicht  bis  an  den  Schluss  «Ich  Stein- 
alter»  hinanreichen.  Diese  Knöpfe  sind 
bald  von  Stein  oder  Jet,  bald  von  Bern- 
stein oder  von  Hol»  mit  Goldhclng,  bald 
von  Knochen  oder  Elfenbein  *). 

Achnlichc  runde,  fluchkonischc  Knüpfe 
mit  zwei  sehnig  gebohrten  Lochern  wie 
bei  Fig.  9 sind  auch  in  Frankreich  und 
auf  der  spanischen  Halbinsel  in  Gräbern 
aus  «lein  Ende  des  SteinalterH  oder  «lern 
Uebergang  in  das  Bronzealter  gefunden4), 
ln  südlich  oder  südöstlich  von  Skandinavien  liegenden  Ländern  dürften  sie  dahingegen  nicht 
Vorkommen  4). 


Knopf  von  Bcrn*t«iti,  gef.  in  bohtolün,  Yj 


M Evans:  Bronze  implement«,  p.  4R 

*)  Es  waren  Ihrer  vier,  die  angeblich,  als  *ie  zu  Tag«  kamen,  in  einem  Stück  vermoderten  Tbierfclles 
M« «en,  da«  sofort  zerrieb  Einer» dieser  interesiianten  Knöpfe  wurde  jemandem  geschenkt,  der  seitdem  nach 
Amerika  ansge wandert  ist;  die  übrigen  drei  sind  von  Br.  Hk  hoff  für  da*  Stockholmer  Museum  erworben,  wo 
Mi«  unter  Nr.  3311#  auf  bewahrt  werden. 

*)  Kvmn:  Slone  iinplemcnu,  S.  406  ff.  — Greenwell:  British  fcarrow«,  8.  33  und  766.  — Tburuam: 
Archaeidogiti  XLII1,  S.  503,  310,  61t.-—  Ei»  eng lincher  Knüpf  diemT  Form  int.  ahgebild*t  im  Manadsblad  f.  1886, 
S.  4»,  Fig.  3. 

*)  Cazalifl  de  Fondouce:  All^e*  oou verte»  de  la  Provence  II,  8.  #,  pl.  IV,  Fig.  11  (au*  zwei  Gräbern 
am  niederen  Lauf  des  Khöne).  — Cartailhac;  Le*  Agw  prchtMtoritiue*  de  TPlspagne  et  du  Portugal,  S.  17H; 
▼ergl.  8.  102  (Portugal). 

&)  In  daoizcllett  Gribem  an«  dem  jüngeren  Theil  des  Steinalters  sind  bisweilen  runde,  an  der  Oberseite 
mehr  oder  weniger  convexe  Bernsteinknöpfe  gefunden,  di*  an  der  Unterseite  mit  einer  Art  Oese  versehen  waren, 
die  sich  von  «len  Löchern  der  Fig.  9 nnr  dadurch  unterscheidet,  ihn  die  untere  Seite  in  der  Mitte  etwa*  vor- 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westL  Europa  vor  Chr.  Geb.  13 

Die  Fnml  Verhältnisse  geben  leider  keinen  Aufschluss  filier  das  Alter  der  Bohnslunscheu 
Bern  stein  knöpfe-,  doch  ist  mit  Wahrscheinlichkeit  anzunehmcn,  dass  sie  aus  dem  Ende  unseres 
Sieinalters  stammen. 

Dies  wird  durch  einen  in  Schonen  gehobenen  Fund  bestätigt.  In  einem  Grabe  bei  Östra 
Olinge,  Kirchspiel  Knislinge,  im  nordöstlichen  Schonen,  fand  ich  nämlich  vor  einigen  Jahren 
einen  llängeschinuck  von  grauem,  glimmerhaltigen  Stein,  den  man  im  Miinndshlud  f.  1880, 
S.  48,  ahgebildet  findet.  Der  obere  Theil  ist  von  gleicher  Form  und  in  derselben  Weist*  durch- 
bohrt wie  Fig.  9,  der  untere  Theil  bildet  einen  kleinen,  an  der  Aussenseite  gereifelten  King1). 
Dan  Grab,  in  welchem  dieser  Schmuck  unten  am  Hoden  lag,  war  eine  Steinkiste  (hällkista), 
folglich  dem  Schluss  des  Stein  alters  an  gehörend. 

In  dänischen  Gräbern  aus  genannter  Periode  sind  ferner  noch  etliche*  andere  Dinge  ge- 
funden, die  gleich  dem  als  Fig.  9 abgehildeten  Gegenstand  auf  Beziehungen  zu  dem  westlichen 
Kuropa  h'mweisen.  Fig.  10  veranschaulicht  einen  solchen  in  halber  Grosso.  Es  ist  eine  schwach 
gewölbte  vierseitige  Platte  von  einem  feinkörnigen  rothen  Steine  (Schiefer),  mit 
einem  Loch  in  jeder  Ecke.  Ausser  dem  Original  zu  Fig.  10  besitzt  das 
grosse  altnordische  Museum  in  Kopenhagen  nur  einige  wenige  ähnliche  Objecte. 
Eines  derselben,  gleichfalls  eine  Platte  von  rothem  Schiefer  mit  einem  Loch 
in  jeder  Ecke,  äst  jedoch  kleiner  als  Fig.  10,  und  fast  quadratisch.  Etliche 
andere  sind  von  Hein,  länglich  viereckig  und  nur  mit  zwei  Löchern,  welche 
nicht  an  den  Ecken , sondern  weiter  nach  der  Mitte  »licht  neben  einander 
steheir1). 

Das  Original  zu  Fig.  10  lag  in  einem  „Steinhau*  (Stendys.se)  oder  einer 
ovalen  Steinkammer  mit  Eingang“,  also  in  einem  Ganggrabe,  bei  Heinas,  unweit. 
Asse  ns  auf  Fönen.  Die  zweite  Steinplatte  ist.  nebst  einigen  Steingeräthon  und 
Bemstcinperleu  bei  Stensbjerg  unweit  Hadersleben  in  Schleswig  gefunden,  ob 
in  einem  Grabe  ist  nicht  gesagt.  Die  beulen  Platten  von  Knochen  lag«*»  jede 
in  einer  5 bis  ß Kuss  langen  Steinkiste  in  einem  Grabhügel  auf  Langeland. 


Fig.  10. 


Gewölbte  Fistle  von 
rothem  Schiefer, 
gefunden  m 
Diitenta  rk,  %. 


springt,  und  in  Folg«  dfmeu  di*-  Bohrung  mehr  m)  selirüg  einwärts  gerichtet  zu  w-crd«n  l>rnucht**.  8.  M ü Iler: 
Ürdning  of  Dnomark»  olthager,  Hteimldereu,  Fig.  269.  Vergl.  Aurboger  f.  nonl.  Oldk.  1888,  8.  291. 

lieber  ähnliche  in  gleicher  Weine  wie  Fig.  1»  gebuhl  te  Knüpfe  von  KUrrxnho,  die  bei  Mollen»  In,  Kr.  Suldiii  in  der  Xrumark 
mit  Bronzcsachcn  xu-ftunneo  in  einem  Moor  gefunden  *ind,  hiebe  Verhandlungen  der  Berliner  Antbropol.  (!f*cll- 
ht-haft  vom  US.  April  lttssj  desgleichen  vom  HO.  Juni,  S.  273  und  von»  20.  October,  8.  440  fl'.  BhenÜla Gros«: 
ProtoIidvltM,  Tai.  23,  3,  pnsf.  79.  — Aelmll«  he , in  derselben  Weise  gebohrte  Knöpfe  von  Elterzahu , uieim-  ich 
auch  im  Museum  zu  Jena  gesehen  zu  habrn.  Auf  eine  darauf  bezügliche  Anfrage  Ihm  Prof.  K|t»pflei*cb  Kt 
bis  jetzt  keine  Antwort  erfolgt.  In  der  Sammlung  des  Dr.  Much  in  Wien  rinden  sirh  ebenen  gebohrte  Knüpfe 
von  Stein  au«  dem  Motidhee,  und  unter  den  Fundsachen  von  L<*ngvel  (Ciigurnl  befindet  «ich  ein  Hach  konischer 
Knopf  mit  gleichartiger  Bohrung,  zu  weichem  eine  gro*«e  Schnecke  du-  Malerin]  geliefert  hatte.  M. 

1)  Ringförmige  HÄngezierrathe  von  Bein  sind  mehrmals  iu  skandinavischen  Steinaltergräbern  gefunden. 
S.  Mo  n teil  uk:  Antiqui«'**  8iu*d.,  Fig.  «2;  — H.  Werner:  Antujvariskn  berattelner  ufgiftm  tili  Westergüt- 
Innd"  Fornminuesforemng,  I,  8.  10,  pl.  II,  Fig.  1 d (in  den»  Hing  wäre  nach  Wmiuthnng  de»  Verf.  eine  Bern- 
nteinperle  gefasst  geweseul.  8.  Müller».  u.  O. , Fig.  2.>0.  lu  0*tpr*u*«cii  sind  ringförmige  Ilern- Lrinfierlen 
mit  durchbohrtem  Stiel  gefunden , die  mit  den  letzterwähnten  Schmurkulücken  »um  I>ü  nennt  tk  Aehnlichkrit 
haben.  Aarh.  f.  nord.  Oldk.  18HK,  8.  2s.**.  Note.  — Vergl.  einen  iu  England  gefundenen  IlitngeM'hmnck  von 
Jet,  gleich  drei  neben  einander  liegenden,  ziisaiuniengewtichseuen  Hingen.  Kvhiih:  Sione  implementi»,  8.  417, 
Fig.  381, 

2)  lieber  das  Exemplar  von  Stein,  vergl.  Kngrlhardt.  Aarb.  f.  nord.  Oldk.  186«,  S.  100 ; — S.  Möller, 

Btenaldcrrn,  Fig.  241.  — Exemplare  von  Knochen:  Animier  for  nortL  Oldk  vndighed  1840  bi«  1841, 


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Prof.  Oscar  Montelius, 


Die  Form  der  Gräber  sagt  an»,  das«  die  beiden  letztgenannten  dem  Ende  des  Steinalter«  in 
Dänemark  angeboren,  während  das  Original  zu  Fig.  10  etwas  älter  sein  durfte. 

Aehnlicbe  Steinplatten  sind  in  grosser  Anzahl  in  englischen,  schottischen  und  irländischen 
Gräbern  au«  dem  Ende  des  Steinalten»  oder  dem  beginnenden  Bronzealter  gefunden1)  und  des- 
gleichen, in  Gräbern  derselben  Periode,  in  Frankreich  und  auf  der  iberischen  Halbinsel  *).  Alle 
diese  Platten  sind  sehr  dünn,  flach  oder  etwas  gewölbt  und  entweder  länglich  viereckig  oder 
quadratisch.  Einige  der  ersterwähnten  sind  schmal,  mit  einem  Loche  an  jedem  Ende.  Andere 
haben  zwei  Löcher  an  jedem  Ende,  andere  nur  zwei  an  einem  Ende  oder  weiter  nach  der  Mitte. 

Ihre  Bestimmung  war  offenbar  die,  den  Arm  des  Bogenschützen  beim  Abdrücken  des 
Geschosses  vor  dem  Schlag  des  Bogen  Stranges  zu  schützen.  Sowohl  die  Bogenschützen  des 
Alterthums  in  Aegypten  wie  diejenigen  späterer  Zeiten  in  Europa  haben  Seliutzplatteii  von 
ähnlicher  Form  am  Ariu  getragen,  und  in  Indien  bedient  man  sich  noch  heutigen  Tages  ähn- 
licher von  Elfenbein  5). 

Dass  die  hier  besprochenen  Objecte  aus  der  Vorzeit  im  nördlichen  und  westlichen  Europa 
dieselbe  Bestimmung  gehabt  haben,  ist  nicht  nur  eine  auf  Vergleich  mit  den  erwähnten  Arm- 
schienen beruhende  Vcrmuthnng,  wir  flndcii  dieselbe  durch  einige  in  England  und  Schottland 
gehobene  Fumle  bestätigt. 

Als  man  im  Jahre  18*21  in  Aberdecnshire  einen  grossen  Grabhügel  öffnete,  fand  man  in 
demselben  eine  Steinkiste  mit  den  Skeletten  eines  erwachsenen  Individuum«,  eines  Kindes  und 
demjenigen  eines  Hundes,  und  ausser  anderen  Dingen  sieben  Flintpfeilspitzen  und  eine  Stein- 
platte, wie  Fig.  10.  In  England  hat  man  in  zwei  Gräbern  aus  derselben  Zeit  wie  das  vor- 
beitannte  eine  Steinplatte  gleicher  Art  unmittelbar  an  dem  Unterarmknochen  liegend  gefunden, 
also  gerade  an  der  Stelle,  wo  der  Bogenschütze  eine  solche  zu  tragen  pflegt4). 

Unter  den  Gräbern  auf  den  britischen  Inseln,  in  welchen  runde  Knöpfe,  wie  Fig.  9,  und 
„AriUÄclmtzplatton“,  wie  Fig.  10,  gefunden  wurden,  enthielten  mehrere  auch  irdene  Gelasse  von 
eigenartiger  Form  und  Ausschmückung.  Aehnlicbe  Tliongefasse  sind,  wie  wold  selten,  auch  in 
dänischen  Gräbern  aus  einer  späten  Periode  des  Steinalters  gefunden  worden.  Fig.  11  vor» 

B.  166.  VTortaae:  Nortliake  Oltlaager,  Fig.  85;  — M ««Isen,  K t en  * 1 «1  r re  n , pl.  25,  Fig.  16;  — 
8.  Müller  ».  a.  ().,  Fig.  244. 

*)  Evans:  Krone  implementa,  8.  380  ff;  — Anderson;  Scotland  in  pagan  timen,  the  Bronze  und 
Ktonv  Age,  8.  15 — 18  und  51;  — Wilde;  Catalogue  of  tftie  antignitic*  of  «tone  in  the  Museum  of  the  Royal 
irisl»  A«*ademy,  8.  89. 

*)  Cazalia  de  Fondouce  a.  a.  O.  II,  8.  14,  Taf.  IV,  Fig.  1 (Grotte  de  Castellet  bei  Arles);  Cartai  lliac, 
a.  a.  O. , 8.  179  (Grab  bei  Lissabon);  — Henri  et  Louis  Siret;  Lu«  premier»  agua  du  metal  dann  le  Sud 
Eat  de  l'Espagne  auf  mehreren  Tafeln. 

Vergl.  Meckleoh.  Jahrbücher  1879  , S,  72.  Eine  ähnliche  Platte  von  braunrothem  . feinkörnigem  Stein, 
»*/,"  lang,  2"  breit,  */gM  dick.  Die  untere  Seite  concav  and  geglättet,  die  obere  convexe  Seite  polirt.  ln  den 
vier  Ecken  runde  Löcher,  welche  Ton  der  unteren  Seite  konisch  durchbohrt  sind.  Gefunden  in  einer  Mergeigrube 
bei  Valtuhn,  unweit  Zarrentin.  Und.  1880,  S.  265  wird  Uber  eine  ähnliche  II  cm  lange,  4,5  cm  breite  und 
0,3  cm  dicke,  gebogene  Platte  von  festem  feinkörnigem  Sandstein  berichtet,  die  cu  Kleptow  bei  Prcnxlau  angeblich 
in  einer  L’rn«  gefunden  ist  und  «ich  im  Betdtx  des  Märkischen  Museums  in  Berlin  befinde;.  — Eine  ähnliche 
Platte  von  Knochen  ohne  Löcher  befindet  »ich  unter  den  Fundsachen  aua  dem  Pfahlbau  hei  Wismar.  Im  Museum 
in  Neu-Sfrelitx  sah  ich  eine  ähnliche  Platte  von  Knochen,  Über  die  der  Dirtttor  I)r.  v.  Buchwald  mir  schreibt, 
dass  sich  über  den  Fundort  derselben  nichts  Sicheres  aussagen  lasse , da  sie  der  „Rudolph  Ischen  Sammlung4 
angehört,  jedoch  die  Annahme,  dass  sie  in  Meeklenburg-Strelitx  gefunden,  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich  habe. 

M. 

8)  Evans;  Stoue  implement»,  8.  384. 

4)  Amlerroa  ».  ».  O.,  8.  17. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  15 


anschaidicht  ein  solches  GefHss  in  1 * seiner  Grosse«  Sie  sind  becherförmig;  der  untere  TUeil 
ist  bauchig,  der  obere  mit  mehreren  horizontalen  Bändern  einfacher,  eingedrückter  Linienorna- 
mente  geschmückt. 

Da«  Original  zu  Fig.  11  stammt  aus  «einer  Steinkammer“  auf  einem  „Dysse“  bei  Gaalu'inm 
auf  Falster.  Das  Grab  enthielt  ausser  diesem  Gefass  noch  zwei  andere  von  ähnlicher  Form 
(das  eine  bei  Wor&a&e:  Kord.  Old«,  sub  Fig.  286  abgebildet),  vier 
Speerspitzen  und  einen  nach  oben  sich  stark  verjüngenden  Hohlmeißel 
von  Flint  und  einen  Steitdmmmer  ohne  Schaftloch.  Eilt  anderes  Tlmn- 
getTiss  von  fast  gleicher  Form  wie  Fig.  1 1 wurde  nebst  zwei  Stein- 
Itütmticm  und  11  kleinen  durchbohrten  Bernsteiustfickru  vier  Fu*»  üher 
dem  Boden  eines  Hügels  bei  Traeden  unweit  Varde  im  westlichen  Jütland 
gefunden.  Ein  ähnliches  Thongpfäs.%  wie  Fig.  2H(i  hei  W oraaae  a.  a.  O., 
»her  noch  mehr  abgespitzt  nach  nuten,  wurde  nebst  einigen  Flint gerathen  • 
aus  einem  Ganggrabe  von  jüngerer  Form:  rechteckige  Kammer  mit 
einem  von  der  einen  Giebelseite  auslaufenden  Gang,  bei  Orebygaard  auf 
Lnnlund,  zu  Tage  gefordert l). 

Tliongelttssi*  von  der  durch  Fig.  11  veranschaulichten  Form  kann 
rnan  über  Holstein  und  Holland  bis  ins  nordwestliche  Europa  verfolgen3). 
Dort  findet  man  diese  Gelasse  häufig,  namentlich  in  Großbritannien  und  in  Frankreich J),  wo  sie 
dem  Schluss  des  Steinalters  und  dem  beginnenden  Bronzealter  angeboren4).  Es  verdient  erwähnt 
zu  werden . dass  ein  Gelass  dieser  Form  ans  einer  Steinkiste  mit  kreisförmigem  Ausschnitt  wie 
Fig.  13  gehoben  wurde.  Die  Kiste  stand  in  einem  ovalen  Grabhügel  bei  Kerlescant  unweit 
Carnac  *). 

Die  Form  der  fraglichen  becheritlmlichen  Thongetusso  au»  den  britischen  und  nordfranzösi- 
«clien  Gräbern  ist  zwar  wechselnd,  aber  sie  haben  sich  offenbar  ans  einer  gemeinsamen  Grund- 
form entwickelt,  die  man  sowohl  in  den  Gräbern  der  genannten  iJindcr,  als  weiter  nach  Süden 
trifft:  in  Südl rankrcich , auf  der  iberischen  Halbinsel  und  auf  Sicilien.  Die  Aehnlichkeit  ist  so 
vollkommen,  dass  sie  auf  einem,  wenn  auch  mittelbaren  Verkehr  »wischen  den  genannten  Län- 
dern und  auf  einem  schon  am  Schlüsse  der  Steinzeit  oder  in  der  Uebergangszeit  zum  Bronze- 
alter  von  den  Mittelmeerländern  auf  das  nordwestliche  Europa  geübten  Einfluss  beruhen  muss. 
Im  südliehen  Europa  sind  nämlich  diese  Gefüsse,  wie  aus  den  Gräberfunden  hervorgeht,  der 
letzten  Periode  der  Steinzeit  eigen4). 


TtioiijEr&ft*,  gefunden  auf 
Fahter, 


*)  Henry  Peleraen:  Dü*  verschiedenen  Formen  d**r  Hteinaltergrätar  in  Dänemark  etc.  Archiv  für 

Anthropol.,  1kl.  XV,  8.  150.  (Aarbüger  etc.  1£»1,  8.  343.)  8.  Müller:  SUnsldaltD,  Fig.  225. 

3)  Mcatorf:  Vorgeschichtliche  AUerthümer  ®u«  8chh»«wig-Hol»tein , Fig.  i:tl  (u.  136).  Pleyte:  Neder- 

Undnehe  Oudbeden,  Diente,  Taf  XLV  n.  LXIX  (rergl.  XV,  XVIJ.  LXXJV  u.  LXXV1). 

*)  Fnglaml  und  Schottland : Green  well:  Hi*iti»h  barrown,  8.  1*4,  0*>,  241  etc.;  — Thurnnm  in  Arclmstlogia 
XL1JI , 8,  308  ff.  und  pl.  XXXI.  In  Irland  scheinen  »in  zu  fehlen;  Green  well  a.  a.  O.,  8,  #4.  — In  Nord* 
frankreich:  De  Morüllet:  Muih*  pr^histnriijue,  pl.  LV , FJg.  531  (vergl.  pl.  LVI , Scherben);  Maieriaux  ponr 
J’hietoire  de  l'homnie  1H?9,  Pl.  VI,  Fig.  2,  8.  153  (vergl.  8.  IM). 

4)  Green  well  ».  h.  O.,  8.  273  (mit  einem  Broiizepfricrtien  zti»nimnt*n  gefunden).  A reime*  dogia  XL111, 
K.  380. 

6)  Fergu«son:  linde  »tone  monument»,  8.  357. 

*"1  Für  du»  südliche  Frankreich:  Matcriaux  1801,  8.  531  u.  pl.  XVII  (D6p.  IlMttt>FyriM4w);  Antiqua 
1884,  S.  151  und  pl.  XXXVI,  Fig.  2o?  und  2oä  (Umgegend  von  Nizza);  Cnzali*  de  Fondouce:  Alices  con- 


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16 


Prof.  Oscar  Montolius, 


3 

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Vc'brigcns  erreichtet»  <J»e*e  tyjiinclien  Geßiwe  tl:»*  mittlere  Europa  auch  auf  östlichem  Wege: 
Ungarn,  Böhmen  und  Deutschland.  Audi  dort  gehören  nie  den»  Steinalter  an1). 

Unter  diesen  Verhältnissen  müssen  wir  der  Krage,  in  wiefern  man  in  den  dänischen  Ge- 
lassen  gleich  Kig.  11  einen  von  Südosten  über  Höhmen  oder  einem  vom  nordwestlichen  Europa 
erfahrenen  Einfluss  zu  erkennen  hat,  eine  besondere  Aufmerksamkeit  widmen.  Was  wir  bi» 
jetzt  darüber  wissen,  scheint  für  letztgenannte  Alternative  zu  roden.  Die  dänischen  und  hol- 
st rimscheii  liefasse  gleichen  hinsichtlich  der  grösseren  Höhe  im  Verhält- 
nis* zur  Breite  und  der  Bodenforiu  mehr  den  englischen  als  den  böhmischen. 
Bei  einigen  auf  den  dänischen  Inseln  und  auf  der  kimbrischen  Halbinsel 
gefundenen  Getässen  ist  nämlich  der  Boden  nicht  gerundet  , wie  bei  den 
böhmisch-ungarischen,  sondern  er  ruht  auf  einer  kleinen  Platte,  die  gleich- 
sam einen  niedrigen  Kuss  bildet1),*  und  einen  eben  solchen  Boden  zeigen 
mehrere  englische  Gelasse.  Auch  die  einfache  Ausschmückung  der  dänischen 
und  holsteinischen  Gelasse  zeigt  mehr  Aehnliclikeit  mit  den  englischen  als 
mit  den  böhmisch-ungarischen. 

Freilich  fehlen  hei  den  nordischen  Gelassen  an  der  unteren  Hälfte  die 
Ornamente,  wahrend  die  englischen  und  französischen  last  ohne  Aus- 
nahme hin  an  den  Boden  hitiah  verziert  sind.  Aber  auch  die  böhmischen 
mul  ungarischen  Gelasse  sind  bi»  an  den  Boden  mit  Ornamenten  bedeckt,  während  in  Holland 
Gelasse  der  fraglichen  Form  Vorkommen,  die  an  der  unteren  Hälfte  glatt,  ohne  alle  Ornamente 
siudsj,  und  folglich  in  dieser  Beziehung  den  nordischen  gleichen.  Unter  diesen  Verhält- 
nissen scheinen  wir  ohne  Bedenken  in  letztgenannten  Beweise  für  einen  Einfluss  auf  den 
Norden  von  Westeuropa  erblicken  zu  dürfen. 

Einen  anderen  Beweis  von  einem  Einfluss,  der  in  der  fraglichen  Culturperiode  vom  Westen 
längs  der  Küste  der  Nordsee  bis  nach  Skandinavien  fühlbar  war,  haben  wir  in  Thon  gelassen 

verte*  de  Iw  Provence  II,  8.  28 , 1*1.  V,  Fig.  I (Arles);  Ca rtailhac:  Le*  ägei  pr6b ialoriq uci  de 

l'F.ApHgne  et  du  Portugal,  8.  117  (Bretagne,  Arle*  uud  Hwute*-Pyreuees).  — - Portugal:  Matlriaux  1*76, 
S.  446  u.  pl.  VI II,  Fig.  6;  Cartailhao  *.  w.  0.,  8.  II*  tT.  — Sizilien:  v.  And  rinn:  Prähistorische  Stu- 

dien aus  Hicilien,  8.  40,  |d.  IV,  Fig.  7;  Rulleitino  di  P&lettiologia  itaüana  1*82,  8.  30  u.  pl-  II, 
Fig.  I;  Cartailhwe  a.  n.  ().,  8.  117. 

*)  Ungarn;  Hampel:  Antiquität  prdhislorique*  de  la  Hongrie,  pl.  VI  (richtiger  V),  Fig.  7 — i». 
(Vergl.  Hampel;  Catuloguc  de  Fex  position  prehistoriq ue  ä Budapest  1878,  K.  SM).  — Rühmet»: 
Parnätky  archaeologike  a mistnpisne  X,  2,  1871»,  8.  30»  u.  Tafel,  Fig.  Verhandlungen  d.  Berliner 
Authropol.  Getellscb.  1878,  ilen  16.  Februar,  Taf.  VI,  Fig.  P.  — Deutschland:  Tischler:  Westdeutsche 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  V,  8.  174.  Im  Stralsunder  Museum  habe  ich  zwei  üt*  Hisse  des 
hier  fraglichen  Typus  gesehen,  beide  atu»  Pommern ; das  eine  auf  Rügen»  das  andere  auf  dem  Festlande  gefunden- 

*)  Vergl.  Mestorf:  Vorgeschichtliche  Altert  hüiner  ans  Schleswig-Holstein,  Fig.  131. 

Dieselbt-  Elgenthiimlicbkeit  zeigen  noch  vier  sintere  hol-leittl »che  GeFSase  die»«!*  Typus,  alle  vier  im  Besitz  des 
Kieler  Muwum*.  Zwei  davon  gehören  zu  den  älteren  Beständen  der  Sammlung.  Vnn  dem  einen  lä»<t  sieh  der 
Fundort  nicht  genau  fest«  teilen,  das  zweite  stammt  aus  einem  Steinnit  er  grabe  Uri  Rurdeahotro.  Die  beiden  Anderen 
K.  S.  «;ui»  und  6849  sind  kürzlich  erworben.  Sie  wurden  bei  Knsks  unweit  ltrehu«  gefunden  und  gewahren 
gleich  dem  Gelass*  von  Grimlh.tl  (Alterth.  am  Schleswig-Holstein  1.31)  ta*onderes  Interesse  durch  die  Art  der 
Grsber,  nun  denen  de  gehoben  sind.  Die*e  Gräber  bekleben  in  niedrigen  Mügeln,  oftmals  kaum  merklichen  Boden- 
au«chwe!luiigen,  in  welchen  die  muUeiifnriiiige  Gruft  unter  BodmoiveM  hegt,  meisteus  ÜM  jegikhlBtriaietiUg. 
I>a»  f»efü>*  Ton  Gräntbnl  a.  h.  0.,  Fig.  131  wurde  mit  einer  nur  an  der  Vorderteile  geschliffenen  Flintart  ge- 
funden. Mit  dem  einen  Gelass  von  Kanks  (K.  S.  85uM|  fand  man  ein  kleines  2 im  langes  Bernstein  gehängr.  — 
Eingehendere  Mit!  bedungen  über  diese  muldenförmigen  Gräber  iintrr  Boden tmeau  , deren  ich  jetzt  gegen  30  in 
Holstein  kenne,  sind  in  Vorbereitung.  M. 

®)  Pley  tu:  Nedarlandske  Oudhcdv»,  DrenU*,  pl.  LXIX. 


Kig.  12. 


TbongHaes.  gefunden  in 
Dänrmurk,  */t. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  17 

von  der  Form  wie  Fig.  12.  Solche  Gefasst?  sind  in  Dänemark  in  mehreren  Exemplaren  au» 
einer  späten  Periode  der  jüngeren  Steinzeit  gefunden l).  In  Mecklenburg  ist  dieser  Typus 
nicht  zur  Erscheinung  gekommen,  wohl  aber  in  Hannover,  Oldenburg  und  Holland3). 

Manche  andere  Fundsachen  aus  dem  nordischen  Steinalter  — z.  15.  die  Flintäxte  mit  spitz- 
ovalem  Durchschnitt,  wie  Fig.  12  und  13  in  Montelitis:  Antiquitcs  sticdoises  — würden  eben- 
falls eine  eingehende  Besprechung  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  verdienen,  wäre  nicht  der 
Hauin  für  diese  Abhandlung  zu  kurz  bemessen. 

Ans  demselben  Grunde  kann  ich  nicht  allen  im  westlichen  Europa  verkommenden  Typen, 
die  hier  in  Betracht  kommen,  die  gebührende  Aufmerksamkeit  widmen.  Nur  einige  Funde 
seien  in  Kürze  genannt. 

In  dem  ersten  Bande  von  Wilson**  Prehistoric  Annals  of  Scotland,  2.  Auflage, 
findet  man  (Fig.  17)  eineu  Gradmeissei  um!  eine  Axt  von  Flintstein  abgebildet,  von  welchen 
S.  187  gesagt  wird,  dass  sie  bei  Strachur  in  Argyleshire  (West  - Schottland)  gefunden  seien 
und  Typen  repritaentiren , die  in  Dänemark  allgemein  sind,  in  Schottland  aber,  oder  sonst  an 
irgend  welchem  Theilc  der  britischen  Inseln,  selten  gefunden  werden*).  Wäre  diese  Fund- 
angabe  sicher,  da  könnte  kein  Zweifel  obwalten,  dass  diese  beiden  Flintgcrüthe  aus  Skandinavien 
dorthin  gebracht  sind.  Die  Nachricht  ist  indessen  nicht  völlig  zuverlässig.  Ich  richtete,  weil 
die  Sache  mir  verdächtig  erschien,  an  Mr.  Joseph  Andersen,  den  Vorsteher  des  Museums  in 
Edinburg,  die  briefliche  Anfrage,  oh  er  diesen  Fund  für  sicher  halte.  Er  antwortete  verneinend, 
und  unter  diesen  Umständen  können  wir  die  beiden  Objecte  nicht  in  Rechnung  stellen. 

Dahingegen  besitzt  das  Museum  in  Newcastle  einen  in  England  gefundenen  Steinhammer, 
der  von  skandinavischem  Typus  sein  soll4).  Dieser  Hammer  ist  etwas  oberhalb  des  Ausflusses 
des  Wear  bei  der  Stadt  Sunderland  im  Schlamm  gefunden  und  von  einem  feinkörnigen,  grau- 
gelben  und  schwarzen  Gestein.  Die  Form  ist  einfach,  „aber“  — so  schreibt  mir  Docent  Söder- 
berg — „sowohl  Mr.  Read  vom  British  Museum  als  Mr.  Robinson,  in  deren  Gesellschaft  ich 
Newcastle  besuchte,  und  die  beide  als  Kenner  des  britischen  Steinalters  gelten  dürfen,  erklärten, 
dass  kein  zweiter  Hammer  von  diesem  oder  ähnlichem  Typus  jemals  auf  den  britischen  Inseln 
gefunden  sei.  In  unseren  Museen  sind  diese  Hämmer  dahingegen  gewöhnlich.  Das  Museum  zu 
Lund  besitzt  vier  Exemplare,  iin  Stockholmer  Museum  sind  deren  mehrere  und  ebenso  in  Kopen- 
hagen, weshalb  es  ausser  Zweifel  stehen  dürfte,  dam  dieser  Hammer  von  Skandinavien  (oder 
Norddeutschland)  importirt  worden  ist.  Canon  Greenwell  in  Dnrhaui,  gleichfalls  ein  gründ- 
licher Kenner  des  britischen  Steinalter»,  wollte  den  skandinavischen  Ursprung  des  Hammer» 
nicht  ableugnen,  meinte  indessen,  er  könne  in  neuerer  Zeit,  z.  B.  von  einem  Seemann  mit- 
gebracht sein,  was  Mr.  Robinson  wegen  der  localen  Verhältnisse,  unter  welchen  der  Hammer 
gefunden  war,  für  durchaus  unwahrscheinlich  erklärte“. 

*)  W'omh ae:  Nord.  Old*..  Fig.  101;  Madien:  Stenalderen,  pl.  44,  Fig.  21;  Sopltu*  Müller: 
ft  ten  aide  ran,  Fig.  230. 

*)  Henry  Petemen:  Die  verschiedenen  Formen  der  Stcinaltergräber  in  Dänemark.  Archiv  f.  Anthropol. 
Rd.  XV,  8.  140.  Aarb.  f.  north  Oldk.  1881,  8.  344. 

3)  Die  beiden  Flintgeräthe  *tnd  auch  in  der  ersten  Auflage  von  Mr.  Wilsons  Werk  auf  8.  13o  ahgeUildrt, 
Alter  ohne  Fundangabe. 

41  Nach  freundlicher  Mittheilung  des  Herrn  Docenten  Sven  Söderberg  io  Lund.  Ich  kann  leider  keine 
Abbildung  diese*  für  unseren  Gegenstand  »o  wichtigen  Objecte*  geben,  weil  die  Herrn  Söderberg  versprochene 
Zeichnung  noch  nicht  hatte  geliefert  werden  können. 

Archiv  für  Anthropologie.  1hl.  XIX.  3 


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18 


Prof.  Oscar  Montel)  us. 


Besondere  Aufmerksamkeit  scheint  mir  der  Umstand  zu  verdienen,  dass  mehrere  von  den 
liier  besprochenen  Gegenständen  — Knopfe  wie  Fig.  9,  „Ann  schienen“*  wie  Fig.  10,  Thongeflsse 
wie  Fig.  11  — auf  dem  nordischen  Gebiete  unter  Verhältnissen  zu  Tage  gekommen  sind,  welche 
darthun,  dass  sie  einem  späten  Theil  unseres  Steinalters  angehören.  Dieser  Umstand  ist  von 
Wichtigkeit,  weil  dieselben  Typen  im  westlichen  Europa  auch  dort  in  den  Schluss  des  Stein- 
alters  oder  in  die  dort  beginnende  Bronzezeit  gesetzt  werden  müssen.  Thongefasse  vom  Typus 
Fig.  11  sind  ja  auch  in  den  Mittelmeerländem  gleichzeitig  mit  der  letzten  Periode  des  Steinalters. 

Hieraus  erfolgt,  dass  der  Zeitunterschied  zwischen  dem  ersten  Auftreten  der  Bronze  einer- 
seits im  westlichen  und  südlichen  Europa,  andererseits  hier  im  Norden,  nicht  so  gross  gewesen 
sein  kann,  wie  man  ihn  sich  bis  jetzt  gewöhnlich  vorgestellt  hat.  Dass  ein  solcher  Zeitunter- 
schied stattgehabt  haben  muss,  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  doch  hat  derselbe  vielleicht  nicht 
mehr  als  einige  Menschenalter,  höchstens  einige  Jahrhunderte  umfasst.  Da  Skandinavien  bereits 
wahrend  des  Steinalters  mit  dem  übrigen  Europa  in  Verbindung  stand,  ist  es  begreiflieh,  dass 
die  Kenntnis»  von  der  Nutzanwendung  der  Bronze  in  verhältuissmässig  kurzer  Zeit  auf  dem 
lange  vorher  erschlossenen  Wege  bis  hier  herauf  gedrungen  sein  muss. 


Auch  die  nordischen  Sleinalterg  rüber  verrathen  in  ihrer  Form  und  Bauart  einen  Einfluss 
der  westeuropäischen  Lander,  oder  eine  über  diese  Länder  vom  Süden  ausgehende  Einwirkung. 

Wir  kennen  in  MittelftChweden  eine  Art  gar  nicht  selten  vorkommender  Steinkisten  ans  der 
letzten  Zeit  des  Steinalters,  die  an  der  einen  Giebelwand  eine  Oetthuiig  zeigen.  Ein  solches 
Grab  wurde  bei  Köd,  Kirchspiel  Lommelanda,  im  nördlichen  Bohuslän  aufgedeckt J).  Mehrere 
ähnliche  sind  aus  Westergötland3)  bekannt  — sowohl  im  Elfsborg-  als  Skaraborglän  — und 
eines  aus  dem  westlichen  Theil  von  Östergötland 3).  Das  Loch  ist  entweder  halbrund  oder 
mehr  gerundet.  Im  letzten  Fall  ist  es  bald  aus  einem  Stein  ausgehauen , bald  in  zwei  Hälften 
aus  zwei  neben  einander  stehenden  Steinen.  (Fig.  13.) 

Es  verdient  Beachtung,  dass  sämmtliche  hier  aufgeführte  Gräber  im  mittleren  Schweden 
liegen.  Aus  dem  südlichen  Schweden  und  dem  an  Steinnltergräbern  noch  reicheren  Dänemark 
ist,  so  weit  mir  bekannt,  kein  einziges  Grab  dieser  Art  jemals  aufgedeckt  worden. 

Ausserhalb  Schwedens  treffen  wir  ähnliche  Steinkisten  mit  einer  grossen  Oeflfnung  an  einem 
Giebel  im  südlichen  England  und  in  Nordfrankrcieli 4).  In  Mitteldeutschland  sind  einzelne 
Beispiele  einer  ähnlichen  Gruhform  bekannt5). 

*)  Ridrag  tili  känuedom  om  Göteborgs  och  Bohusläns  fornminnen  och  liiBtoria  I,  p.  js. 

s)  Mehrere  G rüber  dieser  Art  sind  in  meinem  överiges  Forntid,  Text,  8.  124—127  aufgeführt.  Seitdem 
sind  noch  mehrere  aufgedeckt  worden.  Siehe  z.  B.  Compterendu  du  Congre»  de  Stockholm  1874,  p.  172, 
und  M »nadsbladet  1877,  p.  425  (Karleby  in  der  Vartofta  Harde)  ; Comptereudu  du  Congrea  de  Budapest  1876, 
p.  200  (Herrljunga  im  Klftborglän , ».  Fig.  13);  8ven»ka  fornmin nesföreni iigens  tidskrift,  lid. 

8.  8.  (Hrunnsgärd  in  der  Gudshem  Hsnle  und  Üfre  Sunna  in  der  Kkaning  Harde.)  Noch  andere  sind  bei 
ilacka  und  üglunda,  beide  in  der  Yalle-Harde  auf  Kinnekulle,  aufgedeckt  worden. 

*)  S v e n h k a forn minnesföreningens  tidskrift,  Bd.  6,  8,  47  (Sjögestad  im  Ksp.  Kloster  Vreta). 

4)  Fergusson:  Rüde  »tone  monument»,  8.  »37,  Note  (Südenglaud ; genau  wie  unsere  Fig.  13),  344  und 
337  (Nordfrankreicb,  Dep.  Oise  und  Morbihan  ; das  letztere  genau  wie  unsere  Fig.  13);  Mortillet;  Muste  prehi- 
Ntori(|Ue,  pl.  LVII,  Fig.  354  und  555  (Nordfrankrcieli,  l>(*p.  8eine-et-Oise  und  Oise). 

a)  Kruse:  Deutsche  Altertliümer , 1 u.  2,  S.  37  u.  38;  Klopfleisch:  Vorgeschichtliche  Alterthümer  der 
Provinz  8aeh*en,  2,  8.  73. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  weatl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  19 


Die  Aehnlichkeit  zwischen  den  hier  beschriebenen  schwedischen  Steinkisten  und  mehreren 
Steinkisten  in  den  Ländern  an  beiden  Seiten  den  Canals  ist  so  gross,  dass  man  sie  nicht  wohl 
anders  als  durch  eine  Einwirkung  von  Westeuropa  auf  unser  Land  erklären  kann1). 

Allein  der  ebeu  angeführte  V instand , dass  solche  Steinkisten  nur  aus  dem  mittleren 
Schweden  bekannt  sind,  scheint  auf  eine  unmittelbare  Verbindung  zwischen  diesem  Theil  unseres 
Landes  und  Westeuropa  hinzudeuten,  eine  Verbindung,  die  alsdann  nur  durch  directe  Schifffahrt 
zwischen  den  genannten  Ländern  bewerkstelligt  werden  konnte. 

In  historischer  Zeit  ist  freilich  eine  solche  Schifffahrt  zwischen  England  und  dem  Ausfluss 
der  Götaelf  lange  Zeit  von  grosser  Bedeutung  gewesen,  wie  sie  auch  heute  noch  besonders  leb- 
haft betrieben  wird,  doch  ist  es  schwer,  sich  von  diesem  Verkehr  eine  Vorstellung  zu  machen 


Fig.  13. 


Wuddrin  au»  einer  Steinkiste 
bei  Herrtjunga  in  Weatergothusl. 


in  einer  Zeit,  wo  man  wahrscheinlich  keine  anderen  Schifte  als  die 
aus  einem  gehöhltem  Baumstamm  bestehenden  Canoes  (Einbfiume) 
besass.  Es  ist  ja  allerdings  eine,  wenngleich  nicht  grosse  Möglich- 
keit vorhanden,  dass  der  Verkehr,  der  sich  in  den  oben  beschriebe- 
nen Gräbern  offenbart,  sich  längs  den  Küsten  der  Nordsee  bewegt 
habe,  doch  ist  weder  an  der  deutschen  Küste  noch  in  Dänemark 
oder  Südschweden  ein  einziges  derartiges  Grab  bekannt 

Die  wenigen  Gräber  dieser  Art,  die  man  in  Mitteldeutschland 
nachgewiesen,  dürften  sich  aus  einem  directen  Einfluss  von  Frank- 
reich aus  erklären,  und  brauchen  deshalb  mit  den  schwedischen  Steinkisten  nicht  in  irgend 
welchem  Zusammenhang  zu  stehen. 

Mehrere  Funde  zeigen,  dass  die  schwedischen  Steinkisten  mit  einem  Loche  an  der  Giebel- 
wand  dejn  letzten  Theil  der  Steinzeit  angehören,  einer  Zeit,  wo  die  Bronze  bereits  im  Lande 
bekannt  zu  werden  begann.  Und  in  den  Steinkisten  bei  Oglumla,  Karleby  und  Ilerrljunga  ist 
in  der  That  Bronzegeräth  gefunden.  Bei  den  erstgenannten  ist  cs  unwiderleglich,  dass  die 
Bronzen  mit  dem  übrigen  Inhalt  de«  Grabe«  gleichzeitig  sind,  weil  sie  am  Boden  zwischen  den 
Skeletten  und  Artefacten  aus  dein  Steinalter  lagen.  Auch  in  dem  Grabe  von  Ilerrljunga  fand 
man  die  Bronzen  am  Boden  neben  den  Uebcrresten  des  Skelets  an  der  mit  einem  Loche  ver- 
sehenen Giebelwand  und  es  ist  absolut  kein  Grund  vorhanden,  sie  für  jünger  als  das  Grab  selbst 
zu  halten. 

Aelter  als  die  Steinkisten  sind  die  im  südlichen  Skandinavien  so  häutig  vorkommenden 
Ganggräber.  Die  grosse  Aehnlichkeit  zwischen  diesen  und  manchen  Stcinaltergräbern  in  Deutsch- 
land und  Nordfrankreich,  sowie  auf  den  britischen  Inseln*)  stellt  ausser  Zweifel,  dass  wir  auch 
in  dieser  Grabform  einen  Einfluss  des  westlichen  Europas  zu  erblicken  haben.  Dass  diese  Gräber 
als  Nachbildungen  ähnlicher  Wohnhäuser  zu  betrachten  seien,  wie  deren  noch  heute  in  den 
Polarländern  existiren,  ist  zwar  wahrscheinlich,  doch  erfolgt  daraus  nicht  noth wendig,  dass  die 
skandinavischen  Ganggräber  nach  dem  Muster  skandinavischer  Wohnhäuser  gebaut  sind*). 


l)  ln  ftveriges  forntid,  p.  12.»  habe  ich  (1874)  freilich  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  das  Loch  an  der 
Giebel  «and  bei  den  schwedischen  Steinkisten  gewissertnaassen  als  eine  Erinnerung  an  den  Eingang  der  liang- 
gräber  zu  betrachten  sei.  Eine  eingehende  Untersuchung  aller  mit  dieser  Frage  zusammenhängenden  Verhält- 
nisse hat  mich  indessen  davon  überzeugt,  dass  diese  Erklärung  nicht  nach  jeder  Richtung  zutrifft. 

*)  Moutelius:  Bverige»  Forntid,  Text  8.  137. 

Montelius:  a.  a.  O.  8.  83. 

3- 


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20 


Prof.  Oscar  Montelius, 


Die  interessante  Frage,  hinsichtlich  iles  Zusammenhanges  zwischen  Wohnung  und  Grab  in  dieser 
Beziehung,  ist  so  verwickelt,  dass  ich  mich  auf  eine  eingehende  Mitthcilung  über  die  Resultate 
meiner  Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  hier  nicht  weiter  einlassen  kann. 

Noch  Alter  als  die  Ganggrüber  sind  die  sogenannten  Steinhäuser  oder  Steinbetten  (dös), 
welche  ebenfalls  in  Sudskandinavien  sehr  zahlreich  sind.  'Auch  im  nordwestlichen  Deutschland, 
Holland,  Belgien,  Frankreich  und  England  findet  man  diese  eigenthilmliche  Gräberform ]).  Auch 
sie  zeugt  unbestritten  von  einem  obschon  mittelbaren  Verkehr  zwischen  Skandinavien  und 
dem  westlichen  Europa,  lange  vor  dem  Abschluss  des  Steinalters,  also  in  einer  Zeit,  die  minde- 
stens *2000  Jahre  hinter  dein  Beginn  unserer  Zeitrechnung  zurückliegt. 

Eig.  14.  Weil  nun  die  hier  besprochenen  Gräber  in 

Westeuropa  Vorkommen,  in  den  nach  Süden  und  Süd- 
osten von  Skandinavien  liegenden  Ländern  aber 
fehlen,  kann  kein  Zweifel  darüber  herrschen,  dass  ihr 
Erscheinen  bei  uns  auf  ciuem  Einfluss  von  Westen 
her  beruht. 

Schwerer  und  für  den  Augenblick  vielleicht 
unmöglich  dürfte  die  Entscheidung  sein,  oh  die 
Bewohner  Skandinaviens  die  ersten  Hausthierc  und 
die  Kenntnis»  des  Ackerbaues,  die  sie  schon  während 
der  jüngeren  Steinzeit  hesassen,  vom  Westen  oder 
Süden  her  empfangen  haben.  Dass  diese  wichtigen 
Culturelcmente  aus  fremden  Ländern  hier  eingeführt, 
steht  ausser  Frage,  allein  der  Weg,  den  sie  bis  so 
hoch  nach  Norden  verfolgt,  lässt  sich  noch  nicht 
nachweisen. 

Wir  haben  gezeigt,  dass  schon  zwei  Jahr- 
tausende v.  Chr.  Geb.  Beziehungen  zwischen  unseren 
Gegenden  und  dem  westlichen  Europa  sich  nachweisen 
lassen.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  in  noch  viel 
älterer  Zeit  wenngleich  schwache  Spuren  eines  solchen 
Verkehrs  wahrnehmbar  sind. 

Es  sind  nämlich  in  den  westlichen  und  süd- 
Ruh  bebauen»  Flintgeritb,  gef.  im  Kirchspiel  Tanum.  liehen  Küstendistricten  in  Schweden  und  in  Dänemark 

gewisse  roh  geschlagene  Flintgeräthe  gefunden,  die 
trotz  der  Einfachheit  ihrer  Form  eine  so  augenscheinliche  Aehnlichkeit  mit  englischen  und 
französischen  Flintwerkzeugen  der  älteren  Steinzeit  verrathen,  dass  irgend  welcher  Zusammen- 
hang zwischen  ihnen  sich  nachweisen  lassen  dürfte.  Fig.  14  veranschaulicht  ein  solche« 
Flintgeräth  aus  Bohusläu*). 


*)  .Montelius:  a.  n.  0..  S.  137.  Steingräber  der  hier  fraglichen  Art  fiudet  man  auch  in  anderen  Ländern, 
doch  liegen  diese  zu  entfernt,  um  im  Zusammenhang  mit  obigen  iu  Betracht  zu  kommen. 

*)  Montelius:  Sverige»  forntid,  8.  36  and  in  den  Verhandlungen  der  elften  Versammlung  der  Skandina- 
vischen Naturforscher  in  Kopenhagen  1873,  B.  624. 


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Verbindungen  zwischen  Skandinavien  u.  d.  westl.  Europa  vor  Chr.  Geb.  21 

Schon  vor  mehr  aU  zwanzig  Jahren  hat  der  dänische  AHerthumsforschcr  Zinck1)  eine 
Aehulichkeit  zwischen  acht  verschiedenen  dänischen  und  französisch -englischen  Typen  dieser 
Art  nachxnwcisen  versucht,  doch  scheint  seine  Auflassung  der  Frage  nicht  ganz  mit  der 
meinigeti  flbereinzustimmen.  Unter  den  von  ihm  vorgelegten  Typen  scheint  indessen  einflr  oder 
scheinen  einige  einer  späteren  Periode  des  Steinalters  anzugehören. 

Wenn  wir  zu  so  primitiven  Formen  und  in  so  fernliegende  Zeiten  gcrathon,  da  hält  es 
allerdings  schwer,  zu  entscheiden,  ob  eine  nnableughare  Aebnlichkeit  auf  Beeinflussung  eines 
Volkes  durch  ein  anderes  beruht  oder  darauf,  dass  der  Mensch  zur  Befriedigung  gleicher 
Bedürfnisse  sich  gleicher  Mittel  bedient.  Kann  man  aber  in  Ländern,  die  nicht  weiter  von 
einander  entfernt  liegen,  als  die  hier  in  Frage  stehenden,  eine  solche  Aclmlichkeit  nicht  nur  in 
einem  einzigen,  sondern  in  mehreren  Fällen  nachweisen,  da  dürfte  man  doch  berechtigt  sein,  an 
eine  Einwirkung  zu  denken,  die  durch  einen  Verkehr  von  Land  zu  Land  herbeigeführt  wor- 
den ist. 

*)  Zinck;  „OI'l*agfiUj<]e»e  i de  gaml«  lk>«lgru»lag “ in  den  Aarböger  f.  nonl.  Oldkyndighed,  1907,  8.  333  ff. 


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II. 

Arm  und  Reich  zur  Merovinger  Zeit. 

Von 

Dr.  C.  Mehlis1). 


ln  dienern  Aufsätze  seien  in  Kürze  die  Schlüsse  gezogen,  welche  sich  für  die  soziale 
Stellung  und  materielle  Lage  der  im  bekannten  Grabfelde  von  Obrigheim  bei  Worms 
Bestatteten  aus  den  Grabbefunden  ergeben.  Es  dürfte  diese  Art  der  archäologischen  Conclusion 
wesentlich  Neues  bieten.  — Zuerst  einige  kurze  Mittheilungen  über  das  Grabfeld.  Obrig- 
li  e i m (=  Oberheim)  liegt  in  der  Klicinpfalz  am  linken  Ufer  der  Eis  (urkundlich  Ina)  zwischen 
«len  aus  dent  Alterthurae  berühmten  zwei  Orten,  im  Westen  Eisenberg  = «lein  Hufiana  «les 
Ptolemaeu»,  im  Osten  Worms  = Borbetomagoa  desselben  Geographen. 

l.)ie  Umgegend  von  Worms  bildet  den  classischen  Boden  für  die  fränkisch -alamanniseheu 
Keihengribcr,  welche  aus  dem  5.  bis  11.  Jahrhundert  nach  Christus  herrühren  und  ihren  Namen 
davon  tragen,  dass  die  Todten  auf  ihnen  in  regelmässigen  H eiben  im  Erdboden  begniben  sind. 

In  der  Literatur  sind  bekannt  die  reichen  Grabfelder  der  Stadt  Worms  selbst,  ferner  das 
von  Dr.  Ludwig  Lindenschmit  ausge  beutete  Grabfeld  von  Selzen  und  der  von  Dr.  Ivo  bl 
aufgedeckte  Friedhof  von  Wiesoppenheim.  Ueber  die  Alterthümer  dieser  Periode  liegt  ein 
elastisches  Werk  vor,  verfasst  von  Dircctor  Dr.  Lindenschmit,  betitelt:  „Die  Alterthümer 
der  merovingischcn  Zeit“,  Braunschweig  1880  — 1889,  das  besonderen  Bezug  auf  die  Mainzer 
und  Wormser  Gegend  nimmt. 

Ein  in  der  Pfalz  neu  aufgefnndencs  Grabfeld  dieser  Art  schliesst  sich  den  früheren  aus 
dieser  Gegend  würdig  an  und  bildet  mit  seinen  Funden  einen  weiteren  Beweis  für  «lie  Eigen- 
artigkeit «1er  Cultur  bei  «len  germanischen  Bewohnen!  des  Wormser  Gaues  zur  Zeit  «1er  zweiten 
festen  Niederlassung,  welche  im  Laufe  des  5.  Jahrhunderts  n.  Chr.  am  Mittelrhein  stattfand. 

Auf  die  ersten  Spuren  dieses  Grabfeldes  stiess  man,  als  die  Zuckerfabrik  zu  Offstein  an 
«ler  Ei«,  zwei  Stunden  westlich  von  Wonns,  bei  Obrigheim  in  einem  Hohlwege,  welcher  gen 
Xortlwcrsten  nach  Boekenheim  zufuhrt,  Kies  graben  liess.  Mau  fand  hierbei  in  regelmässig  cin- 

*)  Vergl.  dazu  de»  Verfasser»  «Studien  zur  ältesten  Geschieht«;  «ler  Rheinlands* , IX.  Abtli.  „Das  Grahfeld 
von  Obrigbeiru*,  Leipzig  lbbö. 


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Dr.  C.  Mohlis, 


gesetzten  Gräbern  Eisenwaffen,  Thongelasse  von  «chnner  mul  rother  Farbe,  ferner  Perlen  ver- 
schiedener Art,  Schnallen  mit  eingesetzten  Almandinen,  eine  Broehe  mit  Silberlndeg,  welche  in 
Stanzung  einen  stilisirten  Vogel  mit  grossem  Schnabel  und  roher  Ornamentik  trägt,  eine  Zier- 
scheibe aus  Elfenbein  mit  einer  zierlich  vingcschnittcnen  ISosette  u.  s.  w.  Diese  Gegenstände 
befinden  sieli  im  Besitze  des  Herrn  cand.  phiL  Hacker  zu  Offstein.  Im  Anschlüsse  an  diese 
zufälligen  Ergebnisse  veranstaltete  der  historische  Verein  der  Pfalz  auf  den  unmittelbar 
anstos  senden  Aeckern  systematische  Ausgrabungen,  deren  Leitung  dem  Unterzeichneten  über- 
tragen ward.  Dieselben  nahmen  eine  Zeitdauer  von  vier  Jahren  in  Anspruch  und  lieferten  die 
Ausbeute  von  284  Gräliern.  Die  Kesuluite  waren  sehr  günstige  zu  nennen. 

Die  Gräber  befanden  sich  in  einer  von  0,C0  bis  2,30m  wechselnden  Tiefe  und  zwar  lagen 
alle  Leielten  mit  dem  Gesichte  nach  Osten  zu.  Theilweisc  «raren  die  Todten  ursprünglich  in 
Särgen  aus  Eichenholz  beigesetzt,  von  denen  sieh  zahlreiche  Spuren  fanden,  theilweiae  waren 
über  ihnen  in  der  aus  Lehm  und  Sand  bestehenden  Bausehicht  rohe  Steinschüttungen , welche 
an  kleine  Tumulis  erinnerten,  angebracht.  In  letzteren  fanden  sich  mehrfach  Beste  von  römischen 
tegulae  hamatae,  von  Leistenziegeln.  Als  eine  gesicherte  Beobachtung  kann  man  die  bezeichnen, 
dass  die  höher  liegenden  Skelette  allerdings  zumeist  wohl  erhalten  waren,  jedoch  vielfach 
besserer  und  werthvollerer  Beigalten  entbehrten.  Entweder  lag  bei  denselben  absolut  kein 
Gegenstand  von  Beachtung,  oder  nur  eine  schwarze  Grahurnc,  eine  gelbrothe  Schale,  ein 
eisernes  Messer,  der  Sax,  eine  oder  mehrere  Pfeilspitzen;  in  Fraueugrübeni  solcher  Art  fand 
sich  ein  Kamm  von  ziemlicher  Länge  und  zwei  Kcihcn  von  Zähnen , einige  Thonperlen , ein 
Spinnwirtel  aus  Thon , zerfressene  Beschläge  und  verrostete  Gürtelfragmente.  Bei  einer  dieser 
ärmlich  ausgestatteten  Fraueuleichcu  sieht  man  in  der  Kopfgegend  zwei  kleine  Bronzeringe 
aus  Draht,  welche  mit  zurückgebogener  Schleife  in  ein  Ohr  eingehängt  waren.  Die  sonderbare 
Form  dieses  Schinuckgcgeustandes  erinnert  frappant  an  die  sogenannten  slawischen  Schläfen- 
ringe (vergl.  „Zeitschrift  lür  Ethnologie*1,  XVI.  Jahrgang.  Verhandlungen  S.  200  bis  202). 
Auffallend  erscheint  ferner  das  Oniament,  welches  sich  ziemlich  häufig  auf  den  wohl  durch 
Schmauchfcner  geschwärzten  Graburnen  vorfindet;  nämlich  parallel  gezogene  Wellenlinien. 
Von  zehn  schwarzen  und  rollten  Ge  fas  seil  sind  zwei,  in  manchen  Lagen  (1887)  vier  mit  Wellen- 
linien deeorirt.  Als  charakteristisch  gilt  nun  gerade  dies  Ornament  für  die  Produetc  altslaw  ischer 
Keramik.  In  den  fränkischen  Grabfehlern  zu  Kirehhrim  a.  d.  Eck,  Wiesop|>enheim  und  anderen 
dieses  Gaues,  des  allen  Wormazfcldes,  fanden  sich  dicscllten  Gelasse  in  ähnlichem  Zahlen- 
vcrhültnias.  — Soll  man  nun  zur  Erklärung  annehmen,  dass  schon  damals  Hörige  und  Frei- 
gelassene slawischer  Kation  den  fränkischen  Colonistcn  beigeiuengt  waren  oder  hat  sich  diese 
Ohrringform  und  dies  Ornament  von  den  Franken  und  von  ihrem  Culturkreise  uaeh  dem  Osten 
verbreitet?  Die  Wahrscheinlichkeit  scheint  in  höherem  Grade  für  den  ersteren  Schluss  zn 
sprechen!  Diesen  Schluss  unterstützen  die  von  uns  gerade  bei  ärmeren  Gräbern  beobachteten 
hrachycephalen  Schädel,  während  sonst  bei  reinen  Franken  nur  Langschädel  Vorkommen.  — 
Andere  Gräber  liegen  bedeutend  tiefer,  und  gerade  bei  diesen  stiess  man  auf  bessere  Bei- 
gaben, welche  von  einem  v erhält  n iss  massig  günstigen  Besitzstand  der  betreffenden  Todten  Zcitg- 
niss  ablegen.  Offenbar  suchten  ihre  Augehörigen  die  mit  werthvollen  Waffen  und  seltenem 
Schmuck  noch  nusgestatteten  Leichen  vor  Leiehenraub  durch  ein  möglichst  tiefes  Grab  sicher 
zu  stellen,  und  dieser  Zweck  ward  auch  bis  auf  den  heutigen  Tag  erreicht.  — 


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Arm  und  Reich  zur  Merovinger  Zeit. 


Die  Ausbeute  im  Einzelnen  zu  schildern,  dürfte  für  vorliegende  Zwecke  zu  weit  führen. 
Um  den  Unterschied  der  Gräber  im  Inventar  zu  beleuchten,  geben  wir  die  Ausbeute  der 
Männergr&bcr,  welche  etwa  */s  der  gesammten  Gräber  (von  284  = 114)  ausmachen  mögen, 
in  folgender  Tabelle  an  und  zwar  nur  Waffen  und  wichtigere  Geräthe. 

Es  fanden  sich  zu  Obrigheim  1884  bis  1887: 


Lanzen • 31 

Schwerter 7 

Schildhucke! 16 

Saxe . 13 

Beile 6 


Messer  (vollständige) 42 

Pfeile  . . . . 36 


Zäume 


5 


Eimer 


7 


Scheeren 


4 


Wie  oben  schon  bemerkt,  hatten  viele  der  in  der  zeitlich  etwas  späteren  oberen  Schicht  lie- 
genden Skelette  geringe  oder  gar  keine  Beigaben;  doch  ist  leider  zwischen  diesen  beiden  Schich- 
ten keine  genaue  Trennung  zu  machen,  da  es  dem  Leiter  der  Grabungen  nicht  immer  vergönnt 
war,  denselben  beizuwohnen.  Immerhin  geht  da«  Verhältnis®  der  Männergräber  mit  und  ohne 
Waffen  aus  obiger  Zusammenstellung  hervor. 

Waren  nun  damals  im  ft.  Jahrhundert,  als  die  ersten  neugermanischen  Ankömmlinge  hier  auf 
dem  dem  Römervolke  abgenommenen  Aekcrgrundo  ihre  Angehörigen  znr  ewigen  Ruhe  nieder- 
legten, die  Lebensverhältnisse  dieser  freien  Bauern  noch  in  einfacher  Weise  geregelt,  so  war 
deshalb  doch  eine  Gleichheit  nicht  vorhanden,  wie  schon  ans  dem  Vorhergehenden  hervorgeht. 
Diese  Ungleichheit  nach  den  verschiedenen  Abstufungen  der  Stände  beweisen  die  Nachrichten 
der  claasischen  und  zeitgenössischen  Autoren,  vor  allem  die  des  Tacitus  und  de«  Bischofs  Gregor 
von  Tours.  Sagt  doch  ersterer  „reges  ex  nobilitate,  duces  ex  virtute  sumunt“.  Die  Ungleichheit 
des  Besitzes  aber  beweisen  zwingend  unsere  Ausgrabungen,  wenngleich  nach  Caesar  und  Tacitus 
(de  bello  gall.  VI.  22  nnd  Germania  26)  ein  jährlicher  Wechsel  des  Ackerfeldes  vorgenommen 
werden  sollte.  Entweder  ist  der  Ausdrnck  Dignatio  bei  Tacitus,  auf  dessen  Aussage  hier  das 
grösste  Gewicht  fällt,  in  subjectivem  Sinne  = Dignitas  zu  nehmen  und  bedeutet  demnach  die 
Stelle:  „sie  vertheilen  die  Felder  unter  sich  nach  dem  Range“,  oder  cs  ist  anznnehmen,  dass 
seit  des  Tacitus’  Zeit  bi»  zur  Völkerwanderung  eine  Entwickelung  vom  Communntbositz  zum 
Privatbesitz  stattgefunden  hat.  Unsere  Ansicht  baut  sich  auf  die  in  die  Augen  springenden 
Werthe  der  Beigaben  bei  den  Leichen  der  fränkischen  Grabfelder  auf.  Gehen  wir  ins  Einzelne! 
Die  Gräber  der  Armen  und  Reichen  liegen  auf  dem  Obrigheimer  Grabfelde  durch  einander  ohne 
jede  nach  dem  Stande  angeordnele  Einthcilung  de»  Friedhofes  in  eine  Abhtcilung  für  Edelinge, 
Freie,  Freigelassene.  Kommen  nun  auch  mehrmals  zwei  Schichten  von  Leichen  vor,  die  über 
einander  lagern,  so  spricht  doch  sonst  kein  Merkmal  für  die  Ansicht,  es  stammten  die  Grab- 
»ctzungen  aus  »ehr  verschiedenen  Perioden  — eine  Meinung,  aus  der  «ich  Gründe  gegen  unsere 
Schlussfolgerungen  ableiten  lassen  könnten.  Ein  Grab,  das  eines  Erwachsenen,  wie  wir  aus  der 
Grösse  der  Knochen  schliesscu,  enthält  keine  Spur  von  Beigaben;  höchstens  denten  einige  über 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX.  4 


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Dr.  C.  Mehlis, 


der  Leiche  im  Grabschntt  gefundene  Gefftssstücke  an,  da*»  auch  bei  diesem  armen  Leichen- 
begängnis» von  Beiten  der  Angehörigen  die  Sitte  des  Lcichcnmahlcs  nicht  ausser  Acht  gelassen 
ward.  Auch  die  »weite  Leiche,  welcher  zur  Abwechselung  der  Schädel  fehlt,  enthält  an  Bei- 
gaben der  Liebe  nicht«,  als  eine  schwarze  mit  Wellenlinien  gezierte  Graburne.  — Das  Ornament 
der  Wellenlinie  ist  übrigens  auf  den  geschwärzten  Urnen,  welche  gleiche  Höhe  und  Durch- 
messer haben,  ziemlich  häufig  zu  finden.  Von  zehn  Gefusaen,  kann  man  rechnen,  sind 
zwei  mit  dem  mehrfachen  Zuge  regelmässiger  Wellenlinien  geschmückt  Andere  Gelasse  dieser 
vom  Schmauchfeuer  geschwärzten  Art  haben  starke  Riefen  als  Verzierung  erhalten,  andere  Zick- 
zackstreifen,  wieder  andere  kleine  Quadrate  oder  buchstmbenförmige  Zeichen.  Die  Abwechslung 
der  Ornamcntation  ist  nicht  gross.  — Bei  einem  dritten  Skelet,  das  dicht  daneben  lagerte, 
findet  sich  an  Beigaben  nichts  als  zur  rechten  Seite  das  Messer,  der  Sax,  ein  Instrument  von 
9 bis  16cm  Länge,  welches  der  Frau  als  Werkzeug,  dem  Manne  auch  als  Waffe  gedient  hat 
Achnliche  Knicker  tragen  noch  jetzt  die  Bewohner  des  bayerischen  Hochlandes  im  Sacke  stets 
bei  sich.  Und  in  derselben  Reihe  stowen  wir  auf  ein  weibliches  Grab,  welches  in  der  Ilals- 
ijcgend  eine  Garnitur  von  einem  Dutzend  durchbohrter  Perlen  tragt,  welche  aus  gebranntem 
Thon  oder  aus  Glaspasten  bestehen.  In  der  Mittu  derselben  findet  sich  eine  viereckige  Gold- 
verzierung etwa  in  der  Grösse  eine»  Halbmarkatückes , auf  dessen  erhabener  Oberfläche  drei  in 
der  Form  einer  8 geflochtene  kunstreiche  Filigran  Ornamente  angebracht  sind.  Ausser  mehreren 
Eisenringeil,  welche  zu  einer  Gürtclkettc  gehörten,  birgt  dies  Grab  noch  drei  Iihuinkiesel  von 
»ler  Gröa»e  einer  Haselnuss.  Auch  lvamm  und  Messer  fehlen  dieser  freien  Frankin  nicht,  deren 
Vermögen  auf  das  einer  wohlhabenden  Bauersfrau  zu  schätzen  ist.  Und  bei  einem  freien 
Bauern,  dessen  llofgut  etwa  ebenbürtig  war  dem  der  eben  beschriebenen  Bäuerin,  lag  zur  Rechten 
das  scharfe  eiserne  Speereisen,  die  Hauptwaffe  jedes  Freien  bei  den  Germauen,  welche  Tacitus 
mit  dem  vielumstrittenen  Worte  „framea“  (=  Pfriemen)  benennt.  Mit  Speer  und  Schild  machte 
»len  jungen  Frankensohn  der  Stammesfürst  oder  der  Vater  in  der  Volksversammlung  wehrhaft 
(vergl.  Germania  13).  Ein  Bronzebescbläg,  ein  Kamm  aus  Horn  mit  doppelter  Zahnreihe  und 
ein  schwarzes  Grabgefiiss  bilden  die  weitere  Ausstattung  dieses  Mannes,  der  bei  L'bzeiten  dem 
guten  Mittelstände  an  gehört  hat. 

Aber  neben  diesen  Beigaben,  welche  auf  Bestattung  von  Freigelassenen  und  Freien  hin-  • 
weisen,  stiessen  wir  auch  auf  reiche  Grabbeigaben,  deren  Besitzer  nur  Edclinge,  Adelige  gewesen 
sein  können.  So  sieht  sich  der  Inhalt  des  10.  und  16.  Grabes  vom  Jahre  1885  von  Obrigheim 
an.  Bei  den  zum  grössten  Theil  in  einer  Tiefe  von  2,30  m verwesten  Knochen  lag  ein  55  cm 
tanger  Speer  mit  rautenförmigem  Eisen  (vergl.  Lind enscli mit,  „Handbuch  der  deutschen  Alter- 
thumskunde*, 1.  Lief.,  S.  174,  Kr.  66),  eine  Franzisea,  das  Wurfbeil  dieses  Kriegers,  der  helm- 
artig mit  Bronzenägeln  an  der  Bordüre  besetzte  Schildbuckel  (vergl.  a.  a.  O.,  S.  243,  Nr.  76), 
ein  eiserner  Sporn  mit  Bronzebescbläg  (S.  285,  Nr.  222)  am  Ende  des  Bügels;  zu  Füssen  lag 
ferner  eine  römische  Kaisermünze,  eine  weitbauchige  Urne  und  in  derselben  ein  10  cm  hoher 
mit  Reifen  versehener  gläserner  Trinkbecher.  In  einer  Tiefe  von  80  cm  lag  ausserdem  der 
eiserne  Bax,  während  sich  in  einem  zweiten  ähnlichen  Grabe  das  fränkische  Kurzschwert,  der 
Scramasax,  das  einschneidige  Hiebmesser  der  altdeutschen  Kämpen,  befand.  An  Reichheit  und 
Vollständigkeit  des  Schmuckes  lässt  sich  mit  dieser  Waffeugarnitur  der  Inhalt  des  Grabes  Nr.  16 
vergleichen.  Diese  weibliche  Leiche  war  in  einer  Tiefe  von  1,75m  bestattet;  auch  von  ihr  waren 


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Arm  und  Reich  zur  Merovinger  Zeit* 

nur  noch  spärliche  Knochenreste  vorhanden;  der  nasse  Lehm  hatte  die  Knochenmasse  aufgelöst* 
In  der  Hüftengegend  lag  ein  Eisenmesser  und  daneben  mehrere  kleine  eiserne  Ringe,  sowie  ein 
kronenartiges,  a jour  gearbeitetes  Gürtelbeschläg  von  5,5 em  Liinge  und  4,5cm  Breite.  In  der 
Gegend  des  Hauptes  lagen  zwei  Ohrringe  von  4,5  cm  Durchmesser.  Als  Halsschmuck  diente 
ein  Gehäng  von  circa  180  Perlen.  Der  Stoff  derselben  besteht  aus  Bernstein,  Thon,  Glasparten, 
Glas.  Das  Farbenspiel  dieses  hervorragenden  Schmuckes  ist  ein  vom  lichten  Hell  bis  rum 
Dunkelrothen  und  Dunkelblauen  wechselndes.  Da»  Mittelstück  des  Colliers  bildete  eine  soge- 
nannte Bulla,  d.  h.  ein  eiförmiges  aus  Eisen  gearbeitetes  Flacon  mit  Bronzebesch  lüg.  Eine  pfeil- 
artige Nadel  gehörte  wohl  zum  Haarschmnck.  Das  Gewand  der  Leiche  hielt  eine  Broche  von 
6 cm  Durchmesser  und  0,7  cm  Höhe  zusammen.  Dieselbe  besteht  aus  zwei  gestanzten  Bronze- 
blechen, welche  durch  einen  Bronzereifen  verbunden  werden.  Auf  der  Oberfläche  sind  in  Fas- 
sungen primitiv  geschliffene  Edelsteine,  Steinchen,  Amethyste,  Rheinkiesel,  Perlmutterscheiben  etc. 
angebracht.  RömermOnze,  Kamm  und  Messer  bildeten  die  weiteren  Beigaben  dieses  reichen 
Grabschmuckcs.  Den  Mittelfinger  zierte  ein  Bronzering;  ein  mit  Bronze  beschlagenes  Kärtchen 
enthielt  wohl  kleinere  Toilettegegenstände. 

Beide  Gräber  reichen  weit  über  das  sonst  auf  dem  Obrigheimer  Leichenacker  gewohnte 
Mittclmaass ; die  hohe  Stellung  jenes  in  Grab  Nr.  10  bestatteten  Edelings  bekundet  die  Thatsache, 
dass  zu  seinen  Füssen  das  Skelet  eines  Pferdes  bestattet  lag.  Neben  dem  Reiter  schläft  das 
Ross  den  Todesschlaf. 

Noch  ungleicher  wird  das  Verhältnis»  zwischen  Reich  und  Arm  bei  der  dritten  Grabung 
vom  Frühjahr  1886.  Auf  20  Gräber  treffen  nur  zwei  mit  vollständiger  Armatur:  Lanze,  Schild, 
Schwert.  Bei  einem  dritten  Grabe  liegt  wenigstens  ein  Messer  und  eine  Bronzeschnalle. 
Ebenso  bei  der  Grabung  im  Spätjahrc  1887.  Auf  28  Gräber  kommen  nur  zwei  mit  Waffen. 
Das  eine  Nr.  51  enthielt  einen  Scramasax,  das  andere  Nr.  63  ein  Lanzeneisen. 

Es  ergiebt  sich  daraus  das  Verhältnis»  der  Kdelinge  zu  den  Hörigen  oder  beten  (Täten) 
nnd  den  Knechten  (farauli)1)  wie  zehn  zu  eins,  d.  h.  auf  je  zehn  Knechte  ein  Höriger  Mann, 
ei«  Edeling.  Die  letzte  Abtheilung  des  Grabfeldes  gehört  nun  nach  mehrfachen  Kriterien 
späterer  Zeit,  etwa  dem  7.  Jahrhundert  an,  während  die  erste  und  zweite  in  eine  etwas 
frühere  Periode,  etwa  das  5.  — 6.  Jahrhundert,  zu  setzen  sein  wird.  Da  nun  bei  den  letzteren 
Abtheilungen  fast  alle  Leichen  Beigaben  hatten  und  besonders  die  Lanze,  die  Waffe  der 
Gemeinfreien,  ziemlich  häufig  vorkam,  während  solche  Anzeichen  bei  der  letzten  Abtheilung 
fehlen,  so  ist  hieraus  der  Schluss  zu  ziehen,  dass  Ende  des  6.  und  Anfang  des  7.  Jahrhunderts 
bereits  die  Anzahl  der  Gemeinfreien  abnahm  und  jene  der  Halbfreien  eine  Mehrung  erfuhr. 
Anders  dürften  sich  solche  Differenzen  innerhalb  des  unendlichen  Grabfeldes  nicht  erklären 
lassen  *). 

Bemerkenswerth  erscheint  noch,  dass  sich  in  dem  Inventar  des  Grabfeldes  bei  Selzen, 
welches  L.  Lindenschmit  beschrieben  hat,  ein  solcher  Unterschied  in  der  Qualität  und 
Quantität  der  Beigaben  nicht  erkennen  lässt.  Dort  sind  die  Leichen  fast  gleich mässig  aus- 
gerüstet, hier  unglcichmässig  bestattet.  Sollte  diese  Differenz  sich  durch  Zuwanderung  slavi- 


*)  Watts:  „Deutsche  Verfawningigcschichte'*  , 2.  Bd. , 2.  Aull,,  8.  16»  bis  169.  Waits  kommt  au* 

anderen  Erwttgungen  zu  demselben  Resultate,  der  Znu&htne  der  Unfreien  im  Rbeinl&nde. 

4* 


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Dr.  C.  Mehlis, 


scher  Bevölkerungselemcntc  erklären  lassen,  welche  von  den  Ufern  der  linksrheinischen  Wesch- 
nitz und  den  Slavemlörfern  Lautenbeschnitz,  Wendenheini,  Wendeneck  auf  das  gegenüberliegende 
Ufer  an  der  Ei»  einwanderten  *).  Dafür  Boheinen  auch  die  Wellenlinien  auf  den  fränkischen 
Gelassen  dieser  Gegend  zu  sprechen,  ein  Ornament,  das  zu  der  Zeit  als  specifisch  »lavische 
Eigentümlichkeit  bezeichnet  werden  musste,  ferner  mehrere  spützeit liehe , dem  Osten  entstam- 
mende Wenden-Fibeln  und  die  Thatsache,  dass  selbst  an  der  Iscnach  hinter  Dürckheim  slavische 
alte  Ortsnamen  Vorkommen,  z.  B.  Slavinerberg.  — 

Es  lässt  aber  die  Vorsehiedenheit  dieser  Grabausstattungen  auch  einen  sicheren  Schluss 
auf  den  Stand  der  Vermögensverhältnisse  der  Bestatteten  zu;  denn  es  lässt  sich  bei  den 
gleicbmässigen  Sitten  der  damaligen  Zeit  kaum  die  Annahme  verteidigen,  dass  der  eine  reiche, 
der  andere  ärmliche,  der  dritte  gar  keino  Beigaben  ohne  Rücksicht  auf  seinen  Vermögensstand 
mit  in  das  Grab  erhalten  hätte.  Im  Gegenteil:  alle  Analogien  sprechen  dafür,  dass  die  Grab- 
Ausstattung  im  Verhältnis»  zum  Vermögens-  und  Besitzstand  des  Betreffenden  gehalten  wurde. 
Daraus  und  aus  den  Befunden  geht  aber  wiederum  der  Schluss  hervor,  das»  die  Vermögens- 
Verhältnisse  sehr  verschiedene  schon  zu  damaligen  Zeiten  waren. 

Wie  erhielten  jedoch  diese  Bauern  dio  wertvollen  Schmucksachen  aus  Bronze,  Gold, 
Silber,  Perlen,  wie  die  wohlgeschmiedcten  und  künstlich  gearbeiteten  Waffen?  Gewöhnlich© 
Speereisen  und  Wurf  heile,  Messer  und  Geräte  mochte  schon  damals  die  Hand  des  Dorfschmiedes 
hergestellt  haben,  aber  niemals  konnte  Filigranarbeit  und  Tauschierung,  Punzung  und  Einlcg- 
arbeit  von  einem  Dorfkünstler  geliefert  werden.  Ohne  Zweifel  kamen  diese  vollendeten  Artikel 
aus  einer  Handels-  und  Industriestätte,  in  welcher  sowohl  schon  der  Verkehr  auf  einer  hohen 
Stufe  stand  — denn  manche  der  Perlen,  besonders  dio  Glaspasten,  konnten  damals  nur  in 
Sitzen  altrömischer  Mittolmeercultur  vollendet  werden,  ebenso  die  mit  Almandinen  eingelegten 
Filigranarbeiten  — als  auch  das  Kunsthandwerk  auf  einer  verhültnissmässig  hohen  Stufe 
stand.  In  nächster  Nachbarschalt  liegt  nun  das  altgallischc  Borbetomagus,  das  altgerma- 
nisclie  Vangiones,  das  fränkische  Worinazc,  wo  sicher  auch  schon  zur  Merovin geizeit  „Waffen- 
schmied“ und  Handelsmann  wohnte.  Die  Bewohner  des  Wormazfeldes,  des  sogenannten  Wonne- 
gaues,  mussten  schon  damals  wohlhabend  werden  durch  den  Betrieb  des  Ackerbaues  in 
diesem  wonnigen  Lande,  dessen  Producte  sie  auf  die  Märkte  der  benachbarten  Städte,  besonder» 
nach  Worms  brachten.  In  Worms  und  Alzey  konnten  sie  im  Tausohhaudel  die  schneidigen 
Waffen,  das  blitzende  Geschmeide  erhalten,  und  die  reichen  Edelinge  und  wohlhabenden  Hof- 
bauern verschallten  sich  auch  solche  Artikel,  während  der  Freigelassene  an  Messer  und  Hacke 
Genüge  finden  musste  und  der  Hörige,  der  ohne  Schmuck  durchs  Leben  ging,  auch  im  Tode 
desselben  entbehren  musste.  Und  heute  noch  ist  cs,  wie  damals  vor  1400  Jahren.  Der  wohl- 
habende Mühlcnbesitzer  von  Obrigheim  gab  erst  jüngst  seiner  Tochter  einen  Goldschmack  und 
eine  goldene  Uhr  im  Werthe  von  mehreren  Hundert  Mark  ins  Grab  mit,  während  sich  des 
armen  Hintersassen  Tochter  mit  dem  neugesponnenen  Todtcnhemde  begnügen  muss.  Und  so  lässt 
der  Unterschied  in  den  T odtenbed gaben  mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  die  seit  Anfang  der  germani- 
schen Colonisatiou  bestehenden  Unterschiede  in  den  Besitz-  und  Vermögensverhältnissen  schließen. 

*)  V«rgl.  L.  n.  W.  Lindennchmit:  „Pa*  germanische  Todtenlagcr  bei  Selzen“,  8.  20  bi»  22.  — Yergl. 
W.  Müller:  „Au*  dem  Lande  der  Nibelungen“,  in  Beilage  zur  »Al  lg.  Zeitung“,  1880,  Nr.  256,  und  Mnrjan: 
„Rheinische  Ortsnamen“,  IV.  Heft,  Aachen  1884,  8.  23  bi»  38. 


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Arm  und  Reich  zur  Merovinger  Zeit. 

Dürfen  wir  von  den  hier  und  überhaupt  in  fränkischen  Ueihengriibem  vielfach  beobachteten 
Verschiedenheiten  in  den  männlichen  Gräbern  auf  den  Stand  einen  Schluss  ziehen,  so  ward  der 
Edeling  — nobilis  — der  zugleich  ein  ausgedehntes  Erbgut  — altod  — besass,  im  vollen  Schmuck 
der  Armatur  unter  der  Erde  bestattet:  Speer,  Scr&masax,  Franzisea,  Schild,  Messer  gingen  mit 
ihm  zu  Grabe.  Dem  Freien  — ingenuus  — ward  in  erster  Linie  des  freien,  deutschen  Mannes 
Symbol,  der  Speer,  ins  Grab  mitgegeben.  Für  den  Freigelassenen  — lims,  mancipiutn,  baro  — 
genügte  das  nothwemllgste  Werkzeug,  der  einfache  Sax.  Der  Knecht  — servus  — braucht  so 
wenig  im  Leben,  wie  im  Tode  eine  Waffe  (vergl.  „lieber  die  Stünde  in  Deutschland  zur  Mero- 
vingerzeit“;  Waitz,  „Deutsche  Verfassungsgeschichte“ , TT.  Bd.,  2.  Aufl. , S.  1G5  bis  304).  — 
Am  Beispiele  des  von  uns  untersuchten  Obrigheimer  Grabfeldes,  in  dem  die  Todten  unmittel- 
bar nach  dem  Abzug  der  letzten  Hörner  seit  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  bestattet  sein  mögen 
suchten  wir  den  Beweis  beizubringen,  inwiefern  die  Archäologie  die  Cult  Urgeschichte  auf  socialem 
Gebiete  wirksam  unterstützen  kann.  Auch  die  anthropologischen  Momente  kommen  solchen 
Untersuchungen  zu  statten.  Tn  beigabenarmen  oder  beigabenlosen  Gräbern  beobachteten  wir 
öfters  brachycephale,  also  nicht  germanische  Schädelbildungen,  während  dagegen  in  Gräbern  mit 
reichen  Beigaben,  sowohl  Männer-  wie  Frauengräber,  nur  exquisite  Dolielioccphale  (mit  Indices 
von  65  bis  70)  beobachtet  wurden.  — 

Mögen  weitere  Untersuchungen  den  betretenen  Weg  weiter  verfolgen  und  ebenso  den 
exacten  Versuch  machen,  die  socialen  Institutionen  des  Frühmittelalters  durch  archäologische 
Urkunden  zu  verfolgen  und  zu  erhärten! 


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in. 

Die  Tachtadschy  und  andere  TJeberreste  der  alten 
Bevölkerung  Lykiens. 

V on 

Dr.  von  Lusohan. 

Hit  fünf  Abbildungen  and  einer  Curventafel. 

Vergl. Petersen  und  v.  Luschun,  Reisen  in  Lykien,  Milyas  und  Kibyratu.  Wien,  C.  Oerold’a Sohn,  181*9, 
wo  die  Tafeln  XXXII  bis  XXXIV  und  die  Figuren  86  bis  9*  eine  gut«  Vorstellung  von  dem  Aeusseren  der 
Tachtadschy  geben.  Das  XIII.  Cspitel  dieses  Buche«  enthält  neben  der  hier  abgedruckten  Abhandlung  über  die 
Tachtadschy  auch  eine  Beschreibung  der  Jürftcken  und  Mittheiluugen  über  mittelalterliche  Gräber  in  Lykien. 
Für  die  Erlaubnis«,  die  vorliegende  Abhandlung  hier  nochmals  drucken  zu  dürfen,  bin  ich  der  geehrten  Ver- 
lagsbuchhandlung um  so  mehr  zu  Danke  verpflichtet,  als  die  kostbare  Ausstattung  und  die  kleine  Auflage  des 
oben  angeführten  Werkes  es  naturgemias  nur  eine  geringe  Verbreitung  werden  finden  lassen;  trotzdem  muss 
hier  nachdrücklich  auf  den  bildlichen  Theil  jener  Arbeit  verwiesen  werden,  besonders  auf  die  heliographi- 
«eben  Tafeln,  welche,  dank  der  Muniflcenz  des  österreichischen  Unterrichtsministeriums  und  des  Verlegers, 
wohl  zn  den  schönsten  Abbildungen  gehören,  welche  die  anthropologische  Literatur  aufzuweisen  hat. 


Die  Hauptmasse  der  Bevölkerung  Lykiens  besteht,  wie  man  sich  gemeinhin  ausdrückt,  ans 
„Türken“;  inan  würde  aber  sehr  irren,  wenn  man  unter  diesen  sogenannten  Türken  irgend  etwas 
Anderes  verstehen  wollte,  als  türkisch  redende  Mohammedaner.  Das  Wort  gilt  also  vom  lin- 
guistischen nnd,  wenn  man  will,  vom  religiösen  Standpunkte,  nimmermehr  vom  allgemein  ethno- 
graphischen. Es  verhält  sich  mit  den  lykischcn  Türken  nicht  viel  anders,  als  7«  B.  mit  den 
bosnischen  Mohammedanern,  welche  man  auch  schlechtweg  als  Türken  bezeichnet,  obwohl  man 
doch  wenn,  dass  sie  Südslaven  sind,  welche  erst  seit  1463  die  Religion  und  nicht  einmal  die 
Sprache  ihrer  osmanischen  Bezwinger  angenommen.  Eigentliche  Türken,  d.  h.  Angehörige  von 
Turkstämmen,  giebt  es  in  Bosnien  fast  gar  keine.  Ebenso  finden  wir  nun  auch  in  Lykien  und 
überbanpt  im  ganzen  südwestlichen  Kleinasien,  dass  sich  die  dortigen  „Türken“  bei  näherer 
Betrachtung  durchweg  als  directe  Nachkommen  der  vortürkischen  Bevölkerung  erweisen.  Sie 
haben  die  Religion  und,  gefügiger  als  die  Bosniaken,  auch  die  Sprache  der  erobernden  Osmanen 
angenommen,  aber  sie  haben  ihre  physischen  Eigenschaften  bewahrt. 

Welcher  Art  diese  früheren  Bewohner  gewesen,  wird  im  Laufe  dieser  Zeilen  zur  Genüge 
erläutert  werden,  einstweilen  sei  hier  damit  begonnen,  eine  Gruppe  von  Menschen  ausführlich  zu 


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Dr.  von  Luschan, 


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schildern,  welche  sich  durch  Sitten  und  Lebensweise  von  ihren  Nachbarn  derart  unterscheidet, 
dass  seihst  Laien  auf  dieses  Verhältnis«  aufmerksam  geworden  sind  — die  Tachtadschy.  In 
sehr  beschränkter  Anzahl,  vielleicht  1000  Familien  oder  5000  Seelen  stark,  findet  man  in  Lykien 
Leute  verbreitet  — man  möchte  sagen  versteckt  — , welche  im  westlichen  Lykien,  wohl  als  An- 
hänger Alfs,  „Allevi“  genannt  werden,  sich  seihst  aber  Tachtadschy,  d.  h.  Brettmacher  oder 
Brettschneider  nennen;  es  sind  auch  in  der  That  Leute,  die,  im  Gebirge  wohnend,  sich 
hauptsächlich  mit  Holzgewinnung  beschäftigen.  Ihre  Verbreitung  ist  nicht  auf  Lykien  beschränkt, 
auch  in  den  benachbarten  Berglandern  tauchen  sie  auf,  aber  es  scheint,  dass  sie  sich  in  Lykien 
reiner  und  unvcrmischter  erhalten  haben,  denn  anderswo.  Officioll  gelten  sie  als  Mohamme- 
datier,  sie  sprechen  nur  türkisch,  werden  Beit  mehreren  Jahren  auch  zur  Wehrpflicht  herangezogen 
und  haben  auch  sonst  nie  als  „Rajah*  gegolten,  wie  z.  B.  die  armenischen  und  griechischen 
Unterthnnen  des  türkischen  Reiches;  ihr  Zusammenhang  mit  dem  Islam  ist  trotzdem  nur  ein 
scheinbarer,  eigentlich  sogar  ein  fingirter.  Ueber  die  wirkliche  Religion  der  Tachtadschy  sind 
verschiedene  Erzählungen  im  Umlaufe,  von  denen  die  meisten  als  wenig  glaubwürdig  am  besten 
übergangen  werden;  sie  selbst  beobachten  strenges  Stillschweigen  über  ihren  Glauben  und  führen 
nicht  einmal  ihre  eigenen  Frauen  in  die  letzten  Geheimnisse  desselben  ein,  „denn  die  Zunge 
des  Weihes  gleicht  dem  siedenden  Wasser*. 

Acusserlich  unterscheiden  sie  sich  auf  den  ersten  Blick  wenig  von  ihren  Nachbarn;  sie  sind 
in  ihrem  ganzen  Benehmen  vielleicht  noch  um  eine  Stufe  ernster  als  die  „Türken*,  auch  ihre 
Lebensweise  ist  eine  eigenartige,  doch  wird  der  flüchtige  Reisende,  besonders  wenn  er  ihnen 
nicht  in  ihrem  Lager,  sondern  unterwegs  im  Walde  begegnet,  sie  leicht  ganz  übersehen;  nur 
wenn  Frauen  unter  ihnen  sind,  wird  man  sofort  aufmerksam,  denn  diese  gehen,  auch  so  lange 
sie  jung  und  schön  sind,  immer  un verschleiert , und  es  würde  ihnen  nie  eiufallen,  sich  zu  ver- 
hüllen, selbst  wenn  sie  einen  fremden  Europäer  erblicken.  Ausserdem  wird  auch  ein  flüchtiger 
Reisender,  wenn  er  nur  die  Landessprache  versteht,  bald  merken,  dass  seine  moliammedanischen 
Diener  diese  Leute  als  wesentlich  unter  sich  stehend  betrachten;  man  wird  sie  ihm  mit  derselben 
Miene  und  mit  demselben  Tonfalle  als  „Tachtadschy*  bezeichnen,  mit  dom  man  bei  uns 
von  einem  grossen  Banquier  sagen  würde,  dass  er  schon  im  Zuchthause  gewesen.  Formell  werden 
ja  die  Tachtadschy  als  rechtgläubig  behandelt,  in  der  That  aber  hält  sie  jeder  richtige  Moham- 
medaner für  „Kalir*  und  sich  selbst  für  berechtigt,  schlecht  von  ihnen  zu  roden.  Zwar,  dass 
sie  stehlen  oder  betrügen,  oder  dass  ihre  Weiber  etwa  liederlich  seien,  wird  ihnen  nicht  nach- 
gesagt, denn  die  Frauen,  wenn  sic  auch  nn verschleiert  und  reich  geschmückt  einhergehen,  sind 
völlig  ehrbar,  und  auch  die  Männer  sind  redliche  und  zuverlässige  Arbeiter.  Gleichwohl  werden 
ihnen,  ähnlich  wie  den  Christen  der  ersten  Jahrhunderte,  die  grössten  Laster  zugeschrieben,  und 
besonders  von  ihren  großartigen  Orgien  wird  unaufhörlich  erzählt.  Ein-  oder  mehrmals  im 
Jahre,  nach  anderen  Berichten  sogar  allwöchentlich,  kamen  alle  Einwohner  eines  Dorfes  des  Nachts 
zusammen,  tränken  Wein  nnd  hielten  lange  aufregende  Roden,  dann  würden  plötzlich  die  Lichter 
verlöscht,  und  was  dann  vorgeht,  das  wird  in  der  Phantasie  türkischer  Saptiehs  und  Pferdeknechte 
natürlich  in  satten  Farben  ausgemalt,  aber  auch  intelligenten  Türken  kann  man  nur  schwer  be- 
greiflich machen,  dass  diesen  Märchen  zunächst  die  actuolle  Grundlage  fehlt  — nämlich  der 
grosse  Raum,  in  dem  mehrere  Familien  sich  versammeln  können,  und  der  dann  plötzlich  völlig 
verdunkelt  wird.  .Dass  derartige  Räume  nirgends  vorhanden  sind,  wo  es  Tachtadschy«  giebt. 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  33 

wollen  die  Lento  schwer  zugeben,  wahr  sei  die  Sache  doch,  und  „vielleicht  hülfe  ihnen  der 
Teufel  dabei,  den  sie  ja  ohnehin  anbeten,  und  da««  bei  ihnen  Brüder  ihre  eigenen  Schwestern 
heiratheten,  sei  ja  sicher,  und  wenn  sie  das  thäten,  dann  könne  ja  auch  alles  Andere  wahr  sein“  *). 

Diesen  Fabeln  und  Uobertreibungen  gegenüber  kann  als  Thatsache  hingestellt  werden,  dass 
die  Tachtadschy  ganz  einsam  und  abgeschlossen  im  Gebirge  leben,  meist  in  Höben  von  1000 
bis  1500  Meter,  dass  sie  nnr  in  seltenen  Ausnahmefallcn  feste  Häuser  besitzen,  und  in  der  Regel 
jahraus  jahrein,  Winter  und  Sommer,  in  kleinen  runden,  mit  Filzplatten  gedeckten  Zelten  wohnen, 
deren  Gerüste  reifrockartig  aus  Zweigen  zusammengebunden  sind.  Nur  wenn  sie  längere 
Zeit  an  einem  und  demselben  Orte,  hoch  in  den  Bergen  oder  sonst  an  einer  besonders  unge- 
schützten Stelle,  zu  bleiben  Vorhaben,  improvisiren  sie  eine  Art  Häuser,  welche  ihren  Zelten 
nachgebildet  und,  eigentlich  nur  eine  Vergrösserung  und  Versteifung  derselben  darstellend, 
einen  völlig  kreisrunden  Grundriss  und  etwa  vier  Meter  im  Durchmesser  haben.  Die  Mauer  ist 
wenig  über  einen  Meter  hoch  aus  Klaubsteinen  oder  auch  aus  roh  zugeschlagenen  Bruchstücken 
aufgebaut,  für  die  Thürstöcke  sind  meist  antike  Werksteine  verwendet,  die  wohl  auch  sonst 
manchmal  der  Mauer  eingefügt  sind.  Ein  Thürsturz  scheint  nie  vorhanden  zu  sein,  wohl  aber 
wird  auf  die  runde  Mauer  ein  spitzes,  kegelförmiges  Strohdach  aufgesetzt,  das,  ohne  eine  mittlere 
Stütze,  auf  12  bis  20  oben  verbundenen  Holzknütteln  aufruht  und  rings  um  die  Spitze  mit 
einigen  Steinen  beschwert  ist.  Der  runde  Thürspalt,  über  den  das  Dach  eben  hinwegsetzt,  muss 
auch  zum  Abzug  des  Rauches  dienen,  für  den  eine  zweite  Oeffnnng  nie  vorhanden  ist  Ganz 
ähnliche  Kegellmuser,  aber  sesshaften,  wirklichen  Mohammedanern  angehörig,  habe  ich  in  Gedschi, 
unweit  von  Sidyma,  gesehen,  und  auch  bei  Dodurga-Assari,  wo  sie  aber  nur  als  Stallungen, 
nicht  zur  Wohnung  dienen.  Reste  ganz  ähnlicher  Anlagen  aus  prähistorischer  Zeit  sind  übrigen« 
auch  in  unseren  Alpen  ländern  wiederholt  naebgewiesen ; unweit  vom  Warmbad  Villach  habe  ich 
solche  selbst  untersucht,  aber  ausser  sicheren  üerdspuren  nichts  weiter  in  denselben  ermitteln 
können. 

In  die  Dörfer  nnd  Städte  kommen  die  Tachtadschy  nnr,  um  ihre  Bretter  und  Balken  za 
verkaufen  oder  gegen  ihren  geringen  Bedarf  an  europäischen  Marktwaaren  auszntauschen ; im 
Uebrigen  sind  sie  völlig  auf  sich  selbst  gestellt,  weben  und  färben  ihre  eigenen  Stoffe  nnd  sind 
auch  in  ihrer  Nahrung  noch  unabhängiger  von  der  Aussenwelt,  als  die  übrigen  Gebirgsbewohner 
Kleinasiens,  welche  ja  ohnehin  schon  selbst  den  Reis  für  den  Pilaw  durch  geröstete  Gerste 
(Bulgur)  zu  ersetzen  pflegen.  Aus  vielfachen  Gründen,  hauptsächlich  aber,  um  nach  Möglichkeit 
dem  Militärdienste  und  dem  Stcuerzahlen  zu  entgehen,  trachten  sie,  jede  unnöthige  Berührung 


')  Heirathen  zwischen  Geschwistern  kommen  thatsächlich  vor,  ich  kenne  zwei  vollkommen  sichere  Fälle  von 
solchen.  Hingegen  scheint  es,  als  ob  die  Gerüchte  von  den  nächtlichen  Orgien  der  Tachtadschy  wenigsten»  theilweise 
darauf  zurückzu führen  sind,  dass  die  Frauen  regelmässig  an  den  Mahlzeiten  der  Familie  theünehmen,  eine  Sitte, 
welche  den  meisten  Türken  völlig  ungeheuerlich  erscheint.  Jeder  Kenner  des  türkischen  Volksgeistee  wird  auch 
«insehen,  dass  ein  klemasiatischer  Türke,  nicht  einer  aus  Smyrna,  aber  einer,  der  nie  früher  von  europäischen 
Sitten  gehört,  wenn  er  zum  ersten  Male  ein  Ballet,  und  gar , wenn  er  eine  Tanznnterh&ltung  bei  einer  noch  so 
anständigen  deutschen  Familie  sieht,  ohne  Weiteres  beides  für  die  denkbar  schamlosesten  Orgien  halten  wird  — 
man  darf  daher  auch  den  Erzählungen  über  die  Zusammenkünfte  der  Tachtadschy  kein  zu  grosses  Gewicht 
beilegen.  Es  giebt  übrigens  unter  den  lykischen  Tachtadschy»  Stämme,  bei  denen  das  geistliche  Oberhaupt,  der 
„Dede*,  ein  jus  primae  noctis  besitzt,  wenn  auch  nicht  regelmäßig  ausübt,  und  andere,  bei  denen  ihm  das  Recht 
zosteht,  bei  den  jährlich  abgehaltenen  religiösen  Versammlungen  eine  beliebige  Frau  zu  wählen,  deren  Gatte 
sich  durch  diese  Auszeichnung  sehr  geehrt  fühlen  soll. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd  XIX.  5 


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Dr.  von  Luschan, 


mit  ihren  Nachbarn  zu  vermeiden;  ebenso  wird  jede  Frage,  die  nur  einigcrmaassen  bo  anssicht, 
als  ob  sie  einen  statistischen  Hintergrund  haben  könnte,  nur  mit  äusserstem  Misstrauen,  vor- 
sichtig und  ausweichend  beantwortet;  auch  sonst  sind  sie  ängstlich  bemüht,  ihre  thatsachlich 
fast  vollkommene  Unabhängigkeit  zu  verbergen.  Wenn  sie  daher  unter  Türken  verkehren 
müssen,  so  schliessen  sie  sich  ihnen  äusserlicb  an,  thun  auch,  wenn  ea  sich  gerade  trifft,  des- 
gleichen, als  ob  sie  im  Ramasan  fasten  würden  — aber  sie  trinken  Wein,  essen  Schweinefleisch 
und  beten  auch  nicht  die  fünf  rituellen,  öffentlichen  Gel>ete  der  Türken.  Wie  sic  es  sonst  mit 
dem  Koran  halten,  ist  schwer  zu  erfahren;  die  directe  Frage  danach  — kitab  war?  — wird 
von  ihnen  selbst  natürlich  bejahend  beantwortet,  wogegen  aber  etwa  anwesende  Moslim  sofort 
mit  einem  energischen  Yok-dur  zu  proteatiren  pflegen.  Sehr  sonderbar  ist  ihre  Vorliebe  für 
gewisse  Namen,  wie  Achmed,  Ali,  Hassan  und  Mehmed,  während  sie  andere  Namen,  wie  Omar, 
Bekir  und  Osman,  perhorresciren  und  sich  geradezu  scheuen,  mit  Türken,  welche  so  heissen, 
auch  nur  zu  sprechen.  Hasen  und  Truthülmer  halten  sie  für  unrein  und  würden  sie  nur  mit 
dem  Hussersten  Widerstreben  berühren  oder  gar  verspeisen,  hingegen  betrachten  sie  den  Pfau  als 
Sinnbild,  ja  als  Verkörperung  des  Teufels,  und  dabei  gleichzeitig  als  ein  Thier,  das  unter  Um- 
ständen wieder  zu  einem  höheren  Wesen,  zu  einem  guten  Menschen  oder  gar  zu  einem  „Heiligen“ 
werden  könne.  Sie  haben  nämlich  sehr  entwickelte  Vorstellungen  von  Seelen wandernng  und 
glauben,  dass  böse  Geister,  d.  h.  Dämonen,  welche  sich  ähnlich  wie  unsere  gefallenen  Engel 
versündigt  haben,  wieder  zu  guten  Geistern  werden  können,  nachdem  sie  durch  verschiedene 
Thierleiber  gewandert.  Dabei  haben  sie  eine  ängstliche  Sehen  vor  den  Dämonen,  welche  sie 
stets  um  sich  vorhanden  glauben,  und  vermeiden  daher  sorgfältig  jeden  Ausdruck,  der  sie  ver- 
letzen könnte.  Besonders  das  Wort  „Scheitan“,  Teufel,  ist  ihnen  ein  Greuel,  und  man  kann 
einen  Tachtadschy  kaum  in  grössere  Verlegenheit  bringen,  als  wenn  man  in  seiner  Gegenwart 
ein  munteres  Pferd  oder  ein  übermüthiges  Kind  nach  türkischer  Redeweise  als  Scheitän  be- 
zeichnet. Aber  nicht  nur  böse  Dämonen,  auch  lasterhafte  Menschen  werden  nach  ihrem  Tode  in 
Thiere  verwandelt  und  müssen  als  Hasen  oder  Truthühner  ein  neue»  Leben  beginnen,  gute 
Menschen  hingegen  erscheinen  wiederum  als  Menschen,  und  zwar,  ihren  Tugenden  entsprechend, 
in  höherer  oder  niederer  Lebensstellung.  So  sind  auch  die  vier  grossen  Propheten,  Moses, 
David,  Jesus  und  Ali,  nur  verschiedene  Incarnationen  desselben  Wesens  in  immer  mehr  vor- 
geschrittener Läuterung.  Die  späteren  Schicksale  dieses  WeaenB  scheinen  nun  einen  nicht 
geringen  Bestandteil  der  religiösen  Gcheimlehre  zu  bilden,  und  mehrere  anscheinend  ganz 
absurde  Geschichten,  welche  von  den  rechtgläubigen  Türken  spottweise  weiter  verbreitet  werden, 
gehören  wahrscheinlich  in  diesen  Vorstellungskreis.  So  soll,  als  Ali’s  Leiche  von  einem  Kamcel- 
treiber  gefunden  und  auf  ein  Kameel  geladen  worden,  sowohl  dieser  Treiber  als  auch  da« 
Kameel  selbst  Ali  geworden  sein;  und  auch  von  einem  Esel  wird  erzählt,  dass  er,  allzu  grausam 
geprügelt,  mit  einem  Male  seine  Last  abgeworfen  und  mit  menschlicher  Stimme  zu  reden  ange- 
fangen habe,  woraus  daun  die  Brettschneider  gesehen,  dass  sie  Ali  geschlagen  hätten.  Träger 
und  Apostel  der  Gcheimlehre  sind  die  „Baba“  oder  „Dedc“.  Jeder  Stamm,  ob  er  nun  an» 
wenigen  Dutzend  oder  aus  viel  mehr  Familien  besteht,  hat  seinen  „Baba“,  der  weniger  poli- 
tisches als  religiöses  Haupt  desselben  zu  »ein  scheint;  diese  Würde  ist  nur  innerhalb  de»  Stam- 
mes erblich,  weshalb  der  Dede  keine  Frauen  aus  fremden  Stämmen  berühren  darf.  Seine  Seele 
kann  in  einen  seiner  Söhne  übergehen,  aber  auch  in  andere  Menschen,  so  dass  seine  Würde 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  35 

nicht  immer  direct  erblich  sein  muss.  Ein  solcher  Baba  besucht  alljährlich  sümmtliche  Familien 
seiner  Herde  nnd  veranstaltet  entweder  in  einem  Zelte  oder  im  Freien,  angeblich  auch  in 
Höhlen,  religiöse  Zusammenkünfte,  die  des  Abends  mit  Gesang  und  Tana  beginnen  und  um 
Mitternacht  mit  grosser  Zerknirschung  enden.  Was  dazwischen  liegt,  scheint  sich  im  Wesent- 
lichen auf  die  Hervorrufung  von  hypnotischen  Zuständen  und  hsllucinatoriseken  Erregungen  zu 
beschränken.  Nach  den  übereinstimmenden  Berichten  von  zuverlässigen  Augenzeugen  wird  eine 
eintönige  Melodie  so  lange  wiederholt,  bis  ein  längst  verstorbener  „Baba“  oder  gar  Ali  selbst 
in  Action  tritt  und  durch  ein  auserwähltes  Mitglied  der  Gemeinde  seine  Anschauung  über  reli- 
giöse und  andere  Fragen,  wohl  auch  über  den  neuen  Pascha,  die  bevorstehende  Recrutirung 
oder  den  nächsten  Itegcnfall  verkündet;  auch  werden  Kranke  geheilt  und  sonstige  Wunder  ver- 
richtet, die  zum  Theil  sehr  an  unsere  spiritistischen  Sitzungen  erinnern;  ferner  kann  durch  eine 
Art  von  Beichte,  und  nachdem  dio  Sünden  des  zerknirschten  Brettschneiders  unter  allerhand  Mani- 
pulationen des  Baba  in  einen  mit  bunten  Lappen  umwickelten  Knüttel  übergegangen,  durch 
Verbrennen  desselben  volle  Absolution  erlangt  werden,  nur  muss  die  Asche  dann  sorgfältig 
vernichtet,  d.  h.  vergraben  oder  von  fliessendein  Wasser  weggeschwemmt  werden.  Eine  ver- 
wandte Anschauung  liegt  vielleicht  auch  der  einmal  mitgethcilten  (nicht  weiter  erwiesenen) 
Sitte  zu  Grunde,  bei  der  Bestattung  einer  Leiche  am  offenen  Grabe  ein  Stück  von  den  Kleidern 
des  Todtcn  auf  einem  dürren  Aste  zu  verbrennen  und  etwas  von  der  ABche  aufzubewahren. 
Völlig  unklar  in  seiner  Bedeutung,  aber  durch  oftmalige  eigene  Beobachtung  bestätigt  ist  der 
Gebrauch,  auch  kleine  Trinkgefässe  stets  nur  mit  beiden  Händen  zu  ergreifen.  Ebenso  scheeren 
sich  die  Tachtadschy  nie  das  Haupt  und  kürzen  auch  das  gewöhnlich  sehr  lang  getragene 
Haupthaar  nur  selten,  während  ja  die  rechtgläubigen  Moslim  den  Kopf  entweder  völlig  scheeren 
oder  nur  jene  Locke  stehen  lassen,  an  welcher  sie  Mohammed  dereinst  in  das  Paradies  ziehen 
wird.  Auch  die  reinliche  Sitte  der  Türken,  sich  die  Haare  des  Schnurbartes  zu  stutzen,  wird 
bei  den  Tachtadschy  vermisst;  dafür  pflegen  diese,  wie  die  Perser,  ihre  Hände  vom  Ellbogen 
gegen  die  Finger  zu  waschen,  während  die  Türken  umgekehrt  bei  ihren  rituellen  Waschungen 
Seife  und  Wasser  von  den  Fingerspitzen  gegen  die  Ellbogen  hinaufstreichen,  ein  Gebrauch,  der, 
was  hier  nur  nobenbei  bemerkt  sein  soll,  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Richtung  der  Härchen  an 
der  Streckseito  des  Vorderarmes  geblieben  ist. 

Vergleicht  man  nun  aber  das  Wenige,  was  über  Sitten  und  die  religiösen  Anschauungen 
der  Tachtadschy  als  feststehend  mitgetheilt  werden  konnte,  mit  den  Nachrichten,  die  wir  über 
die  verschiedenen  schiitischen  Völker  besitzen,  ferner  aber  mit  unseren  gleichfalls  nicht  über- 
mässig reichen  Kenntnissen  von  den  Fcllach  oder  Ansarieh  in  Nordsyrien,  den  kurdisch  redenden 
Kysylbasch  in  Westkurdistan  und  den  Jczydcn  im  mittleren  nnd  oberen  Mesopotamien1),  so 
ergiebt  sich  eine  so  grosso  Summe  von  ähnlichen  oder  übereinstimmenden  Details,  dass  man 
die  Frage  aufwerfen  muss,  ob  dieser  offenbar  nnd  zweifellos  vorhandene  Zusammenhang  ein 
aiter  ist  oder  nicht,  ob  er  der  vor-  oder  nachmohammedanischen  Zeit  angehört,  mit  anderen 
Worten,  ob  wir  bei  diesen  verschiedenen  Secten  die  zerstreuten  Reste  einer  gemeinsamen, 
uralt  heidnischen  Cultur  zu  erkennen  haben,  oder  nur  allerhand  in  wüsten  Bergländcm  und 
armseligen  Landschaften  allmälig  und  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  degenerirte  Ausläufer 


Ueber  diese  and  die  Ali-Iüähijs  siehe  vor  Allem:  Layard,  Nioevrli  I.  8.  ZSS  ff. 

5» 


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86 


Dr.  von  Lu  sch  an, 


dos  schiitischen  Islam.  Auch  dieses  wäre  in  mancher  Beziehung  merkwürdig,  jenes  aber,  was 
wohl  den  thatsächlichcn  Verhältnissen  nach  als  allein  richtig  angenommen  werden  darf,  würde 
uns  nicht  nur  in  den  Stand  setzen,  eine  alte  Religion  so  zu  reconstruiren,  wie  wir  nach  späteren 
Repliken  uns  ein  verloren  gegangenes  Kunstwerk  wieder  zu  versinnlichen  pflegen,  sondern  auch 
ermöglichen,  aus  der  geographischen  Verbreitung  dieser  Reste  auf  die  Ausdehnung  des  alten 
Gebietes  dieser  Religion  zu  schliessen.  Doch  würde  ein  weiteres  Eingehen  auf  die  angeregte 
Frage  hier  zu  weit  führen,  und  es  erscheint  für  die  Zwecke  dieser  Abhandlung  wichtiger, 
zunächst  die  physischen  Eigenschaften  der  Tachtadschy  festzustellcn. 

Abergläubische  Vorstellungen  sowohl,  als  besonders  die  Angst  vor  Assentirung  und  neuen 
Steuerauflagen,  welche  den  Leuten  als  der  einzig  denkbare  Zweck  von  anthropologischen  Mes- 
sungen  erscheinen  können,  machen  es  sehr  schwierig,  solche  anzustcllen,  und  es  konnten  aus 
etwa  hundert  Familien,  die  im  Laufe  der  Jahre  zur  Beobachtung  gelangt  waren,  im  Ganzen 
nur  dreizehn  Männer  gemessen  und  photographirt  werden,  während  sich  nur  ein  einziges  Mal 
die  Möglichkeit  ergab,  von  einer  Anzahl  Weiber,  ohne  dass  diese  davon  wussten,  Momentauf- 
nahmen zu  machen.  Von  den  13  Männern  leben  drei  an  den  Süd westabhängen  des  Nifdagh, 
die  übrigen  Sommers  über  an  der  Nordostabdachung  des  Tachtaly,  im  Winter  aber  am  Rande 
der  grossen  pamphylischen  Ebene,  unweit  von  Tschibuk-Chan.  Die  Tabelle  l am  Schlüsse  dieser 
Abhandlung  giebt  die  wichtigsten  Maasse  und  eine  Beschreibung  der  wesentlichsten  Eigenschaften 
dieser  Leute.  Mit  aufgenommen  in  diese  Reihe  zind  zwei  Schädel,  welche  gleichfalls  männ- 
lichen Tachtadschys  angehören;  der  eine  wurde  durch  einen  glücklichen  Zufall  iu  der  Nähe  des 
Tschibuk-Chan  erbeutet,  der  andere  aber  für  das  enorme  Bakschisch  von  fünf  türkischen  Gold- 
pfunden bei  Usümly  (Kadyanda)  ausgegraben.  Aus  der  Betrachtung  dieser  fünfzehn  Individuen 
geht  zunächst  hervor,  dass  es  sich  um  eine  recht  homogene  Gruppe  von  Menschen  handelt, 
deren  Kopfmaatvse  nur  innerhalb  enger  Grenzen  schwanken,  andererseits  aber  wird  sofort  klar, 
dass  man  es  mit  ungewöhnlich  breiten  und  hohen,  sowie  entsprechend  kurzen  Köpfen  zu 
thun  hat. 

Die  Frage,  die  sich  nun  zunächst  aufdrängt,  ist  die  nach  irgend  einem  Anschlüsse  an  ähn- 
liche Formen;  und  nach  solchen  braucht  man  in  Lykien  nicht  lange  zu  suchen.  Vor  Allen 
sind  es  die  Bektasch,  welche  ebenso  wie  durch  ihre  religiöse  Sonderstellung,  so  auch  in  ihren 
physischen  Eigenschaften  vielfach  an  die  Tachtadschy  erinnern;  allerdings  sind  sie  Stadtbewohner 
und  besonders  in  Elmaly,  der  grossen  Binnenstadt  Lykiens,  leben  viele  Bektasch  als  reiche 
Grundherren  und  in  sehr  angesehener  Stellung,  aber  sie  sind  doch  auch  Sectirer  und  gliedern 
sich  schon  dadurch  von  ihren  Nachbarn  ab.  Genaues  über  ihre  Religion  zu  erfahren,  ist  bisher 
unmöglich  gewesen;  dass  sie  Wein  trinken  und  den  Ramasan  nur  zum  Schein  halten,  inner- 
halb ihrer  vier  Mauern  aber  ihre  gewöhnlichen  Mahlzeiten  einnehmen,  ist  sicher,  und  auch  ihr 
Verkehr  mit  geheimniasvollen , fremden  Derwischen  ist  stadtkundig,  aber  im  Uebrigen  sind  sie 
bestrebt,  als  gute  Mohammedaner  zu  gelten.  Die  Türken  erkennen  das  auch  in  der  Regel  an, 
erklären  sie  aber  doch  auch  wieder  manchmal  als  „halbe  Christen“1).  Viel  wichtiger  als  ihre 

Europäische  Beisende  von  Distinction  werden  in  den  Binnenstädten  Kieinasiens  von  den  Behörden  «ehr 
häufig  bei  reichen  Armeniern  oder  Griechen  untergebrscht , viel  seltener  bei  Mohammedanern , nicht  nur,  wie 
meist  angegeben  wird,  wegen  der  Beligionsverwandtachaft,  sondern  hauptsächlich,  um  den  türkischen  Frauen 
die  Ungelegenheiten  zu  ersparen,  welche  männliche  Gäste  auch  in  die  Clausur  des  Harems  bringen  müssten. 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  37 

schwer  tu  gtndironden  und  sorgfältig  verborgen  gehaltenen  religiösen  Anschauungen  sind  die 
physischen  Eigenschaften  der  Bektasch,  welche  in  der  Tabelle  II  zum  Ausdruck  gelangen;  es 
ergiebt  sich  aus  den  Messungen,  welche  an  vierzig  Bektasch  aus  verschiedenen  Gegenden  Lykiens 
vorgenommen  worden,  dass  dieselben  unter  einander  auffallend  übereinstimmen  und  eine  in  sich 
völlig  homogene  Gruppe  darstellen;  es  ergiebt  sich  aber  femer,  das»  die  Bektasch  jene  Eigen- 
schaften, durch  welche  sich  die  Tachtadschy  besonders  auBzeichncn,  in  gleichem  oder  sogar  er- 
höhtem Grade  besitzen,  so  dass  sie  anatomisch  von  diesen  gar  nicht  zu  trennen  sind.  Wir 
müssen  also  bis  auf  Weiteres  annehmen,  dass  diese  beiden  Gruppen  unter  einander  nahe  ver- 
wandt und  nur  durch  sociale  Verhältnisse  geschieden  sind.  Die  Frage  nach  der  Herkunft  der 
Tachtadschy  wird  indess  durch  diese  Erkenntniss  kaum  gefördert,  es  erweist  sich  vielmehr  als 
nöthig,  in  den  Kreis  dieser  Betrachtung  auch  die  eigentlichen,  rechtgläubigen  Mohammedaner 
zu  ziehen,  welche  gegenwärtig  die  Hauptmasse  der  Bevölkerung  des  alten  Lykiens  bilden.  Das 
hierfür  gewonnene  Material  — cs  sind  Messungen  an  187  Individuen  gemacht  worden  — kann 
indess  erst  nach  einigen  Vorarbeiten  benutzt  werden;  es  wäre  ein  arger  Fehler  — wenn  auch 
im  Geiste  vieler  Anthropologen  — , aus  den  Maassen  dieser  187  Individuen  einfach  etwa  die 
arithmetischen  Mittel  zu  ziehen  und  diese  dann  als  die  authentischen  Maassverhältnisse  des  lyki- 
schen  Mohammedaners  zu  proclamircn.  Vielmehr  ist  es  nöthig,  das  gesammte  Material  erst 
nach  einem  Principe,  sei  es  nun  nach  dein  Langsbreiten-Index,  oder  nach  dem  Verhältnisse  der 
Höhe  zur  Länge,  oder  nach  irgend  einem  anderen  Factor,  zu  ordnen.  Man  wird  dann  durch 
die  Thatsachc  überrascht,  dass  es  sich  bei  dem  lykischen  Moslim  um  gänzlich  verschiedene 
Elemente  handelt,  welche  noch  dazu  sehr  ungleich  massig  im  Lande  vertheilt  Bind.  Nur  in  den 


In  Elmaly  aber  ist  es  du  im  vornehmsten  und  besten  Stadttheile  gelegene  Haus  eines  Bektasch,  Muss«  Elfendi, 
io  welchem  fremde  Reisende  einquartirt  und,  wie  ich  aus  eigener  Erfahrung  zufügen  kann,  in  der  gastlichsten 
'Weise  anfgenommen  werden.  Allerdings  war  es  gänzlich  unmöglich  , irgend  einen  Aufschluss  über  das  that- 
sächliche  Verhältnis*  zu  erlangen,  in  dem  diese  Bektasch  zu  den  Derwischen  gleichen  Namens  stehen;  diese, 
völlig  unseren  Bettelmönchen  analog,  leiten  ihren  Ursprung  von  dem  im  Dorfe  Bektasch  bei  Koniah  geborenen 
Hadschi  Baktaschy  Wely  ab  und  werden  in  den  grossen  Städten  von  den  Franken  meist  als  heulende  Derwische 
bezeichnet,  im  Gegensätze  zu  den  tanzenden,  den  Mewtawi , deren  erbliche«  Oberhaupt,  ein  Nachkomme  der 
letzten  Seid schucken -Sultane , als  Tschelebi-Effendi  noch  heute  in  Koniah  residirt.  Diese  sind  häutig  sehr  ge- 
bildete, wohlanständige  und  auch  innerlich  vornehme  Menschen,  während  die  Hauptregel  der  Bektasch  brutaler 
Cynismus  bildet.  Sie  sagen,  dass,  wenn  erst  einer  einmal  seine  Rechnung  mit  Allah  gemacht  and  von  ihm  für 
gut  befunden  worden,  er  nachher  dann  tbun  und  lassen  könne,  was  er  wolle.  Thataächlich  gehören  die  gröbsten 
Excesse  in  B.  e.  V.  zur  Tagesordnung  eines  Bektasch,  und  je  zerlumpter  nnd  schmutziger  ein  solcher  ist,  uud 
je  öfter  er  tranken  and  bewusstlos  auf  der  Strasse  aufgelesen  wird,  in  desto  grösserem  Ansehen  steht  er.  Da- 
neben gehören  auch  auffallende  Trachten,  hohe  Mützea  und  lange  Rosenkränze  aua  faustgrossen  Perlen  gleich- 
sam mit  znm  Handwerk;  ebenso  auch  der  unglaublichste  Ohrschmuck,  ln  dem  kleinen  Bektaach-Kloster,  welches 
hart  bei  dem  Theater  von  Limyr«  steht,  waren  1684  zwei  Derwische  einquartirt,  von  denen  der  eine  eiu 
europäisches  Hufeisen  im  Unken  Ohrläppchen  hängen  hatte,  und  der  ander«  eine  vielleicht  zwei  Pfund  schwere 
ß förmig  gebogene  8Uberstange  von  der  Dicke  eines  kleinen  Finger«;  beide  machten  den  Eindruck  von  ebenso 
dummen  als  boshaften  Gaunern,  waren  nie  ohne  die  Mastika -Flasche,  verweigerten  aber  standhaft,  sich  pboto- 
graphiren  zu  lassen,  obwohl  sie  wussten,  dass  ich  nnseren  gemeinsamen  Gastfreund  Mussa  Effendi  in  Elmaly, 
von  dem  der  eine  eben  gekommen  war,  in  seinem  eigenen  Hause  photographirt  hatte.  Es  ist  sicher,  dass 
diese  wandernden  Bektasch , während  sie  einerseits  AU***  thun , um  beim  Volke  al»  Sonderlinge  und  Narren  — 
somit  nach  türkischen  Begriffen  als  Heilige  — zu  erscheinen,  andererseits  doch  wieder  grosse  und  beschwerliche 
Reisen  unternehmen , und  durch  diese  den  Verkehr  zwischen  den  einzelnen  Klöstern  unter  einander  und 
dem  obersten  Haupte  des  Ordens  aufrecht  erhalten;  darüber  aber,  in  welchem  Zusammenhang«  eigentlich  die  in 
Lykien  sesshaften  Bektasch  mit  den  wandernden  Derwischen  gleichen  Namens  stellen , konnte  Klarheit  bisher 
nicht  gewonnen  werden. 


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38 


Dr.  von  Luscban, 


4 

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ablegcnsten  Gebirgsdörfern , wie  in  Dodurga  Assari  (Sidyma),  in  U sflmly  (Kadvanda),  Minara 
(Pinara),  in  den  Dörfern  «wischen  Gjölbaschi  nnd  Andiphilo,  «um  Theil  noch  in  den  kleinen 
Dörfern  nördlich  und  nordwestlich  von  Makri,  welche  »ich  um  Karadschnlfa  gruppiren,  sowie 
ferner  in  gewiesen,  durch  Sümpfe  isolirten  Gebieten,  wie  in  Joludsch,  halbwegs  «wischen  Xanthos 
und  Pydnai,  finden  wir  eine  einheitliche  homogene  Bevölkerung;  in  den  Städten  aber,  an  der 
Küste  und  auch  im  breiten  Thalc  des  Xanthos  finden  wir  die  Bevölkerung  merkwürdig  gemischt, 
ebenso  auch  längs  der  ganzen  Ostküste  Lykiens. 

Eine  Tabelle,  in  welcher  die  Maasse,  wie  von  den  Tachtadschy  und  den  Bektasch  nach 
dem  Längs-Breitcn-Index  geordnet  sind,  würde  daher  viel  weniger  instractiv  sein,  als  wenn  wir 
die  grosse  Menge  der  Messungen  vorerst  noch  nach  den  Loealitiiten  in  Gruppen  bringen. 
Zudem  erscheint  es  überflüssig,  liier  die  sämmtlichen  Einzeimaasse  in  Betracht  r.u  riehen;  für 
den  vorliegenden  Zweck  genügt  cs,  nur  Länge,  Breite  und  Höhe  der  Köpfe  «n  vergleichen, 
was  sieh  auch  schon  deshalb  empfiehlt,  weil  gerade  ans  einzelnen  dieser  Gegenden,  tpcciell  aus 
Minara  und  von  der  Honte  Gjölbaschi-Tschardakly  vollständigere  Messungen  überhaupt  nicht 
vorliegen  nnd  dort  nur  die  oben  angeführten  Maasse  genommen  werden  konnten.  Eine 
gedrängte  Uebersicht  über  diese  Verhältnisse  vermitteln  die  folgenden  Tabellen: 


A.  Längsbrei  ten-Iudices. 


Zahl  der 
Gemessenen 

0 riech  a ft 

1 

1 

I 

i 

1 

1 

82 

S3 

04 

' 

B5  SS 

87' 8e 

09 

90 

91 

17 

Dodurga  . 





_ 

- 

— 

2 2 

3 

„ . 

3 

„ 

4 

— 3 

1 

16 

Usümly 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

5 

6 2 

— 1 

— 

— 

16 

Miuura  .......... 

— 

— 

— 

_ 

— 

_ 

— — 

1 

1 

2 

_ 

i 

1 1 

2 j 2 

_ 

i 

i 

u 

Tschardakty 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

4 

_ 

8 1 

3 ' 1 

— 

10 

Dörfer  nördlich  und  WMtlich 

von  Makri . 

— 

— 

— 

1 

— 

— 



— 

— 

— — 

— 

— 

— 

18 

Jolndsch  ......... 

(E 

n ijMMrtotiKber  Kopf  mit  yft.) 

— 

1 

— 

2 

-!a 

1 4 

2 

i 

14 

Xanthos . 

1 

— 

] 

1 

- 

1 

— 

— 1 1 

— 

— 

-- 

1 

— 

4 1 

— 

— 

— 

10 

Mukri 

— 

— 

1 

1 

4 

i 

— 

— — 

— 

i 

— 

— 

— 

1 h 

i — 

— 

12 

Myra 

- 

— 

— 

2 

i 

3 

— 

— 

i 

— 

Ji 

— 8 

1 

— 

u 

Kekowu  

— 

— 

- 

i 

3 

4 

— 

— , 1 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

- 1 

— 

— 

— 

15 

Limyra 

— 

4 

1 

ä 

1 

1 

3 

— 

1 

— 

— 

— 

i - 

— 

— 

— 

5 

Etmaly 

— 

1- 

1 

— 

2 

_ 

— 

— 

— 

- 

i 

— 

1 j 

— — 

— 

— 

— 

9 

Dörfer  am  östlichen  Akda^k 

- 

- 

— 

— 

— 

!_ 

— 

— 

2 

— 

8 | 1 

2 — 

1 

— 

— 

26 

Tekirowa  Gurmuh  Kerner  . 

1 

h 

I2 

■ 

4 

4 

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2 1 

1 

2 

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1 — 

1 

- 1 

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Die  Taclitadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  39 


B.  Läng  s-0  hr  liöh  cn-Indices. 


Zahl  der 
Gemessenen 

Ortschaft 

57 

58 

59 

60 

62 

03 

64 

66 

06 

07 

69 

69 

70 

71 

72 

73 

74 

’ 

76 

17 

Dodurga  

- 





1 

4 





1 

4 

3 

1 

2 

1 





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1 

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1 

3 

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1 

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1 

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2 

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3 

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1 

1 

3 

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2 

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14 

Tschardakly 

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— 

— 

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2 

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3 

1 

1 

— 

1 

— 

— 

10 

Dörfer  nördlich  und  westlich 
von  Makri  

1 

2 

3 

1 

2 

13 

2 

2 

1 

1 

14 

X&nthoi 

— 

— 

— 

1 

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— 

2 

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4 

1 

— 

2 

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2 

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1 



— 

— 

10 

Makri 

— 

— 

— 

1 

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— 

1 

— 

1 

— 

1 

2 

1 

2 

12 

2 

6 

1 

1 

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2 

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u 

Kekowa 

2 

3 

4 

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1 

• 

15 

Limyra 

1 

1 

6 

6 

1 

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5 

Elmuly 

1 

2 

1 

— 

i 

- 

9 

Dörfer  am  östlichen  Akdagh  . 

— 

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— 

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— 

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2 

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1 

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2 

1 

1 

2 

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2« 

Tckirowa  Gurmah  Kerner  . . 

1 

1 

3 

2 

4 

1 

1 

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4 

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1 

2 

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1 

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Es  geht  aus  dieser  Zusammenstellung  hervor,  dass  wir  unter  den  lykischen  Türken  zunächst 
zwei  Schichten  zu  unterscheiden  haben,  eine  knrzköpfigc,  die  sich  hauptsächlich  im  Gebirge  und 
in  den  Sümpfen  verbreitet,  und  eine  langköpfige,  welche  in  den  Städten  und  an  der  Küste  über- 
wiegt.  Ja,  es  scheint  sogar,  dass  diese  letztere  Schicht  keine  einheitliche  ist,  denn  es  würde  schwer 
halten,  die  Zahlen,  besonders  die  Höhenindices  von  Makri,  Xanthos,  Kekowa  und  Myra  in  irgend 
einen  greifbaren  Zusammenhang  mit  denen  von  der  lykischen  Ostküsto  zu  bringen.  Nur  der 
alte  Stadtbezirk  von  Li  myra  scheint  da  gleichsam  eine  vermittelnde  Rolle  zu  spielen.  Wir  werden 
uns  mit  diesen  Langköpfen  noch  später  zu  beschäftigen  haben  und  dann  auch  versuchen,  sie 
weiter  zu  theilen,  für  jetzt  möge  genügen,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  wie  auffallend  die 
Leute  aus  den  Gebirgsdörfcrn  und  die  von  Joludsch  mit  unseren  Taclitadschy  und  den  Bcktasch 
übereinstimmen. 

Die  Bedeutung  dieser  Thatsacho  wird  aber  erst  klar,  wenn  wir  unsere  Betrachtung  auch 
auf  die  lykischen  Griechen  ausdehnen,  oder  präciscr  gesagt,  auf  die  Lykier  griechischen 
Glaubens;  auch  da  erstaunen  wir  zuerst  über  die  unendliche  Mannigfaltigkeit  der  Typen  in 
einer  Bevölkerung,  die  man  bisher  für  völlig  homogen  gehalten  hat.  Da  eine  ausführliche 
Behandlung  des  für  die  heutigen  Griechen  Lykiens  vorliegenden  Materials  hier  zu  weit  führen 
würde,  kann  in  der  nebenstehenden  Tabelle  nur  an  dem  Vcrhältniss  von  Länge  zur  Breite 
des  Kopfes  — jene  gleich  100  gesetzt  — gezeigt  werden,  wie  verschieden  dio  Elemente  sind, 
aus  denen  sich  dieselben  zusammensetzen.  Im  Ganzen  sind  von  mir  in  Lykien  81  Griechen 
gemessen  worden,  17  in  Levissi,  13  in  Makri,  14  in  Elrnaly,  20  in  Myra  und  17  in  Limyra;  mit 
diesen  bitte  ich  zunächst  nur  98  weitere  Griechen  aus  der  Umgebung  Lykiens  vergleichen 
zu  dürfen,  aus  Rhodos,  von  den  kleineren  Inseln  Symi,  Chio,  Kos,  Kalymnoa,  aus  Adalia,  aus 
Alaja  und  aus  der  Eolide.  Ferner  dürfte  es  sich  empfehlen,  hier  auch  93  Schädel  aus  Adalia 


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40 


Dr.  von  Lusclian, 


mit  in  Betracht  zu  ziehen,  welche  «ümmtlich  der  modernen  griechischen  Bevölkerung  dieses 
Ortes  angehören.  Die  Anordnung  der  Tabelle  selbst  bedarf  wohl  keiner  weiteren  Erklärung^ 
nur  das  sei  besonders  vermerkt,  dass  die  beiden  fett  gedruckten  Verticalen,  welche  die  Indices 
von  77  bis  81,9  ein schli essen,  die  mesocephnlen  Köpfe  begrenzen  sollen.  Für  den  trockenen 
Schädel  zwar  hat  eine  internationale  Vereinigung  die  Grenzen  der  Mesocephalie  mit  75  nnd 
79,9  festgesetzt,  für  den  Kopf  der  Lebenden  aber  verschieben  sich  diese  Zahlen  und  man  kann, 
natürlich  nur  praeter  propter,  sagen,  dass  der  Kopfindex  ungefähr  um  2,0  grösser  »ei,  als  der 
Schiidelindex  desselben  Individuums1). 


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1 

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Längen -breiten - 
Indices 

09 

70 

71 

72(73 

1 

74 

75 

76 

77 

78 

79 

80 

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82 

83 

84 

86 

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88 

89 

90 

91  92 

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94 

- 17 

Le  vis  »i 





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13 

Makri . 

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1 

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2 

1 

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14 

Klnialy 

- 

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2 



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1 

-1  2 

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2 

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20 

Myra  

- 

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— 

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2 

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1 

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— 

— 

1 

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6 

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— 

17 

Limyra 

1 

— 

3 

2 3 

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1 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

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1 2 

1 

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1 

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— 

12 

Rhodos  . 

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1 

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1 

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27 

Symi,  Chio,  Ko«, 

Kalymnos  .... 

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2 

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3 3 

2 

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4 

2 

1 

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1 

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24 

Adalia 

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2 

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2 

2 

2 

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3 

1 

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13 

Alaja  . 

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1 

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1 

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1 

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23 

1 ' 

179 

Lebende  Griechen 

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4 

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11  13 

12 

22 

8 

6 

3 

1 

4 

2 

5 

2 

2 

14 

6 15 

18 

12 

6 

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i,  i 

93 

Schädel.  Adalia  . 

3 

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3 

2 ' 6 

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13 

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3 

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2 4 

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— 1 1 

-1  1 

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- 

Betrachten  wir  nun  diese  Tabelle  und  die  aus  ihr  abgeleitete  Curvent&fel  näher,  so  können 
wir  au«  ihr  eine  grosse  Summe  von  Belehrung  schöpfen.  Die  meisten  sogenannten  Anthropologen 
freilich  würden  au»  diesen  Zahlen  sofort  einen  Mittel werth  berechnen,  und  dann  als  grosse  Entdeckung 
mittheilen,  da»»  die  Griechen  iu  Lykien  und  den  Nachbarländern  einen  mittleren  Längen-Breiten- 
Indcx  von  80,0  haben,  eine  Thatsache,  welche  in  wahrhaft  überraschender  Weise  mit  dem  Resultate 
von  Weisbach  überein»timmt,  der  für  seine  95  Schädel  von  asiatischen  und  europäischen  Griechen 
— also  für  „die“  (sic!)  Griechen  — diese  Zahl  81,2  mit  berechnet  hat  und  mit  dem  von  Clon 


1)  Diene  Annahme  int  nicht  einwandfrei,  ja  es  ist  möglich,  dass  bei  gewissen  Messmethoden  die  Indices 
beim  Lebenden  mir  wenig  oder  gar  uicht  grösser  gefunden  werden,  als  am  Schädel.  Bei  oberflächlicher  Be- 
trachtung könnte  dann  allerdings  der  Werth  der  obigen  und  der  nächstfolgenden  Tabelle  geschmälert  erscheinen. 
Die  Indices  der  Lebenden  und  der  Schädel  als  gleich  angenommen , würde  sich  nämlich  eine  grössere 
Anzahl  von  Mesocepbalcn  ergeben,  als  die  Tabellen  in  ihrer  gegenwärtigen  Fassung  aufweisen;  so  würde  speciell 
die  Tabelle  mit  den  Längen-Breiten-Indice«  der  Griechen  statt  16  volle  40  Mesocephale  aufweisen;  ich  brauche 
aber  wohl  kaum  zu  bemerken,  dass  die  ganze  Grappirung  nach  Indices  keine  natürliche  ist,  sondern  eine  künst- 
liche uud  willkürliche;  an  der  Thatsache  also,  dass  die  Mehrzahl  meiner  Griechenköpfe  sich  um  die  Indices  von 
72  und  von  88  herumgruppirt,  und  nicht  am  den  idealen  Index  von  .80  — - an  dieser  Thatsache  ändert  eine  Ver- 
schiebung der  Grenzen  oder  des  Begriffes  der  .Mesocephalie"  natürlich  nicht  das  Allermindestc. 


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Die  Tacht&dschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  41 

Stephanen*,  der  im  Dict.  encyclop.  des  Sciences  med.,  Paris  1884,  in  seiner  sonst  so  ganz  vorzüg- 
lichen Monographie  über  Griechenland  allen  Ernstes  mittheilt,  dass  der  Längen-Breiten-Index  der 
europäischen  Griechen  80,8,  der  der  asiatischen  Griechen  80,7  betrügt.  Wenn  nun  in  einer  Stadt 
Kleinasiens  die  Griechen  einen  mittleren  Index  von  70  haben,  und  in  einer  anderen  einen 
solchen  von  90,  und  man  dann  hergeht  und  sagt:  „die  Griechen  Kleinasiens  haben  einen 
mittleren  Index  von  80“,  so  wäre  das  für  den  unbefangenen  Laien  allerdings  der  ausgesuchteste 
Unsinn,  — gewisse  Anthropologen  aber  würden  das  als  ein  „definitives  Resultat“  anerkennen. 
Mit  demselben  Rechte  allerdings  könnte  einmal  auch  ein  besonders  fleissiger  und  strebsamer 
Forscher  vielleicht  den  Nachweis  liefern,  dass  die  Bewohner  der  nördlichen  Erdhälfte  irgend 


ein  Schädelmaass  im  arithmetischen  Mittel  genau  ebenso  gross  hätten,  als  die  der  südlichen, 
dass  also  die  Menschen  der  ganzen  Erde,  anthropologisch  genommen,  nur  eine  einzige  Rasse  vor- 
stellen können,  und  wir  werden  es  daher  für  kluger  halten,  das  gefährliche  Spiel  mit  Mittclxahlcn 
ganz  zu  vermeiden  und  uns  lieber  die  Einzelwertlie  genau  betrachten.  Wir  finden  dann  zunächst 
in  unserer  Tabelle,  dass  sie  sich  ans  79  Lang-  und  aus  84  Kurzköpfen  zusammen  setzt,  zwischen 
welchen  nur  lfi  Mesocephale  stehen;  dies  weist  mit  zwingender  Gewalt  zu  der  Annahme,  dass 
in  dieser  Tabelle  zwei  ganz  verschiedene  Reihen  in  einander  laufen,  lind  zwar  eine  ausgesprochen 
dolichocephale  und  eine  nicht  minder  zweifellos  brachycephale ; nur  9 Proc.  unserer  Köpfe  stehen 
in  der  Mitte  zwischen  diesen  beiden  Reihen,  und  der  berühmte  „mittlere  Index“  der  ganzen 
Serie  findet  sich  nur  bei  vier  Individuen,  also  nur  bei  2,2  Proc*.  Dafür  beträgt  der  mittlere 

Arjhir  für  Anthropologie.  Od.  XIX.  |{ 


42 


Dr.  von  Lu  sch  an, 


Index  der  79  Langschudel  72,  der  der  84  Kurzköpfe  aber  88,  und  wir  würden  die  beiden  Zahlen 
nur  wieder  zusammen  zu  legen  brauchen,  um  sofort  die  famose  Zahl  80  wieder  neu  auforgtehen 
zu  sehen;  statt  dessen  wollen  wir  aber  lieber  darauf  Gewicht  legen,  dass  in  der  Serie  sich  einer- 
seits so  verschwindend  wenige  Mesocephale  befinden,  und  dass  die  grosse  Menge  der  übrigen 
Köpfe  sich  um  zwei  weit  von  einander  entlegene  Zahlen  grnppirt,  und  dass  andererseits  auch 
die  geographische  Verbreitung  dieser  verschiedenen  Typen  eine  abgegrenzte  ist  — so  sind  alle 
17  Levissisten  brach ycephal,  und  unter  27  Griechen  von  Sytni,  Ohio,  Kos  und  Kalymnos  sind 
21  Langsehädol , nur  4 Mesocephale  und  2 Kurzscbädel.  An  anderen  Orten  habet»  sich  beide 
Typen  neben  einander  erhalten,  so  in  Myra  und  Limyra,  von  wo  wir  zusammen  15  Lang-  und 
21  Kur/köpfc  zählen,  aber  nur  einen  einzelnen  Mesoeephalen.  So  liefert  uns  diese  Tabelle  den 
klaren  Beweis,  dass  ebenso  wie  unter  den  lvkischen  Türken  auch  unter  den  Griechen  mindestens 
zwei  ganz  verschiedenartige  Elemente  neben  einander  existiren  und  eine  genaue  Prüfung  des 
vorhandene»  Materials  lasst  es  auch  weiter  noch  als  gesichert  erscheinen,  dass  die  kurz-  und 
hochköpfigen  Leute  unter  den  Türken  mit  denen  unter  den  Griechen  auf  das  Engste  verwandt 
sind,  und  auch  ein  Zusammenhang  der  langküpfigen  Elemente  beider  Völker  unter  einander 
lässt  sich  nicht  verkennen.  Sehen  wir  aber,  wie  der  erstere  Typus  sieb  am  reinsten  im  Hoch- 
gebirge, in  schwer  zugänglichen  Sumpfgegenden  und  an  Orten  erhalten  hat,  die,  wie  Levissi, 
vom  Meere  durch  Klippen,  vom  Festlande  durch  hohe  Berge  getrennt  sind,  oder  unter  abgeson- 
derten religiösen  Secten  und  in  manchen  altaristokratischen  Familien,  so  müssen  wir  nothgedrungen 
zu  dem  Schlüsse  kommen,  dass  die  hypsibrachycephalen  Menschen,  welche  sich  im  ganzen 
Lande  unter  Türkei»  und  Griechen  zerstreut  vorfinden,  und  nur  da  in  dichten,  compacten  Massen 
anftreten,  wo  äussere  Verhältnisse  der  Erhaltung  alter  Formen  besonders  günstig  waren,  die 
Nach  kommen  einer  alten,  und  zwar  einer  vorgriechischen  Bevölkerung  sind.  Untersuchungen, 
welche  nicht  in  den  Rahmen  dieser  Arbeit  gehören,  haben  ausserdem  gezeigt,  dass  gleichartige 
Reste  einer  gleichartigen  Urbevölkerung  auch  überall  in  den  Nachbarländern  Lykiens  gefunden 
werden.  Zunächst  steht  die  Annahme  einer  einheitlichen  Urbevölkerung  für  das  südwestliche 
Klcinasier»,  zu  welcher  die  anatomische  Untersuchung  unabweisbar  geführt  hat,  nun  allerdings 
im  Widerspruch  mit  «len  bisherigen  Anschauungen  über  die  alten  Bewohner  Kleinasiens;  wir 
hören  ja  immer  von  den  vielfachen  Rassen,  die  da  gelebt  haben  sollen,  von  den  vielen  Sprachen, 
die  gesprochen  worden  seien,  und  die  allgemeine  Annahme  geht  ja  dahin,  dass  di©  Lykier, 
Carior,  Pamphilicr,  Pisidier,  Cilicier  u.  A.  nicht  nur  politisch  von  einander  getrennt  waren,  son- 
dern auch  ihrem  Ursprünge  nach  völlig  auseinander  gehen. 

Es  kann  nun  hier  meine  Aufgabe  nicht  sein,  diese  bisherigen  Anschauungen  und  „allgemeinen 
Annahmen“  zu  prüfen,  oder  auch  nur  zu  versuchet»,  sie  in  Einklang  mit  dem  thalsächlichen 
Befunde  zu  bringen  — dies  würde  eher  einem  Philologen  als  einem  Anatomen  zustehen  — , ich 
werde  mich  vielmehr  darauf  beschränken,  die  anatomischen  Thatsaehen  möglichst  klar  darzu- 
s teilen , Anderen  überlassend,  darauf  weiter  zu  bauen.  Wenn  es  also  schon  nach  dem  bisher 
Gesagten  mehr  als  wahrscheinlich  ist,  dass  alle  die  so  auffallend  hypsiccplmlen  Leute  unter  den 
gegenwärtigen  Bewohnern  des  südlichen  Kleinasiena  Reste  einer  einheitlichen  Urbevölkerung 
sind,  so  würde  diese  Annahme  doch  noch  wesentlich  an  Sicherheit  gewinnen,  wenn  es  gelingen 
sollte,  erstens  in  der  Nachbarschaft  alte  verwandte  Können  nachzu weisen,  zweitens  die  Herkunft 
der  übrigen  nicht  hypsibrachycephalen  Elemente  der  Bevölkerung  zu  ergünden,  und  wenn  dritten» 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  43 

die  Schädel  aus  den  ältesten  Gräbern  des  Landes  oder  aus  anderen,  der  ältesten  Zeit  an  gehörigen 
Fundorten  sich  gleichfalls  als  extrem  hoch  und  kurr.  erweisen  würden.  Von  diesen  drei  Forde- 
rungen ist  nur  die  letzte  bisher  nicht  genügend  erfüllt,  denn  bisher  ist  meines  Wissens  erst 
ein  einziger  Schädel  aus  einem  altlykiscben  Felsengrabe  aufgefunden  worden,  und  Schädel  aus 
noch  älterer  Zeit,  welche  zweifellos  noch  vielfach  erhalten  sein  müssen,  sind  überhaupt  noch 
nicht  bekannt  geworden;  es  kann  dies  nicht  Wunder  nehmen,  denn  noch  nirgends  ist  in  Lykien 
eine  der  zahlreichen  Höhlen  untersucht  worden  und  noch  nirgends  ist  irgend  Jemand  durch 
Ausgrabungen  in  ältere  prähistorische  Schichten  eingedrungen,  von  denen  doch  auch  sonst  noch 
manche  lehrreiche  Auskunft  zu  erwarten  wäre.  Dass  auch  die  Felsengräber,  welche  in  so  un- 
geheurer Menge  im  ganzen  Lande  zerstreut  Vorkommen  und  deren  Beschreibung  einen  so 
wesentlichen  Theil  diese»  Bandes  bildet,  eine  so  kärgliche  craniologiscbe  Ausbeute  gegeben,  ist 
aber  um  so  trauriger,  als  auch  für  alle  Zukunft  kaum  mehr  eine  bessere  zu  erwarten  ist.  Es 
scheint,  dass  die  alten  Lykier  sich  nicht  auf  die  äussere  Ausstattung  ihrer  Gräber  beschränkt 
haben,  sondern  dass  sie  ihren  Todten  auch  reiche  und  kostbare  Beigaben  mit  in  das  Grab 

gethan.  Dieser  Brauch  hat  nun  wahrscheinlich  die  nächste  Veranlassung  zu  einer  so  systemati- 

schen Plünderung  der  Felsengräber  und  Sarkophage  gegeben,  wie  eine  solche  vielleicht  auf 
der  ganzen  Erde  ihres  Gleichen  nicht  gefunden  hat 

Unter  diesen  Umständen  gewinnt  der  einzige  Schädel,  den  wir  aus  einem  iykisehen  Felsen- 
grab« besitzen,  doch  mehr  Bedeutung,  als  einem  einzelnen  Stücke  sonst  zugeschriehen  werden 
dürfte.  Dieser  Schädel  stammt  aus  einem  Grabe  von  Liinvra  mit  lykischer  Inschrift;  dieses 

war  zwar  auch  nicht  intact-,  und  ein  Defect  an  der  Verschlussplatte  war  gross  genug,  dass  man 

durch  ihn  in  das  Innere  gelangen  konnte,  aber  das  Grab  war  ganz  mit  eingeschwemmter  Erde 
angefüllt  und  jeder  Wahrscheinlichkeit  nach  wenigstens  seit  der  ursprünglichen  Plünderung 
völlig  intact  geblieben,  so  dass  wohl  angenommen  werden  darf,  dass  der  Schädel  wirklich  dein 
Erbauer  des  Grabes  angehört,  dessen  Name  Pizziti  gewesen  zu  sein  seheint.  Von  anderen 
Knochen  war  wenig  gut  erhalten,  aber  es  ergab  sich  doeli,  dass  ursprünglich  mindestens  vier 
Leichen  in  dem  Grabe  heigesetzt  waren  — ausser  dem  Manne,  dessen  Seliädel  vorliegt,  noch 
eine  Frau  und  zwei  Kinder,  das  eine  unter,  das  andere  etwas  über  zehn  Jahre  alt,  doch  waren 
die  Knochen  der  letzteren  so  schlecht  erhalten,  dass  eine  Bergung  derselben  ohne  Zweck  ge- 


*)  Dies«  Plünderung  hat  wohl  schon  in  »ehr  alter,  venmithlich  griechisch-römischen  Zeit  begonnen;  wenig- 
stens kann  dies  für  zwei  Orte,  für  Mvra  und  Limyra,  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden. 
An  beiden  Orten  nämlich  hat  sich  in  historischer  Zeit  durch  LoasbUdnng  eine  bedeutende,  bis  zu  acht  Meter 
betragende  Erhöhung  des  Bodens  vollzogen,  und  zahllose  alte  Gräber  sind  dadurch  völlig  unsichtbar  geworden. 
Ausgrabungen,  die  IS82  in  Myra  läng»  der  Felswand  bei  dem  Theater  unternommen  worden  sind,  und  meine 
Arbeiten  bei  Limyra  bei  zwei  verschiedenen  Punkten  der  ausgedehnten  Nekropole  haben  über  ein  Dutzend 
grosser  alter  Felsengräber  frei  gelegt,  von  denen  entweder  gar  keine  Spur  sichtbar  gewesen  oder  gerade  nur  die 
obersten  Balken  aus  dem  Löss  hervorgeragt  hatten  — trotzdem  erwiesen  sich  auch  diese  Gräber  sämmtlich  ge- 
plündert, und  zwar  technisch  in  genau  derselben  Art,  wie  die  höher  gelegenen,  also  alleZeit  sichtbar  gewesenen 
Gräber  — ; Störungen  der  Lössschichten , wie  sie  durch  Ausgrabungen  wohl  unvermeidlich  entstanden  und 
bemerkbar  geblieben  wären,  Hessen  sich  aber  nirgends  nachweisen;  wohl  aber  fand  sich  einmal  in  Limyra  an 
eiuer  kaum  fünf  Meter  von  der  die  Gräber  enthaltenden  Felswand  entfernten  Stelle  ein  aus  Platten  gebildetes 
Erdgrab  mit  einem  weiblichen  Skelett«  und  goldenen  Ohrringen,  deren  Styl  und  Technik  auf  die  letzten  vor- 
christlichen Jahrhunderte  schliessen  lässt.  Beide  Erscheinungen  im  Zusammenhänge  lassen  es  als  sehr  wahr- 
scheinlich, wennschon  nicht  sicher  erscheinen,  dass  die  systematische  Plünderung  der  lykischen  Felsengräber 
achon  in  vorchristlicher  Zeit  erfolgt  ist. 

6* 


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44 


Dr.  von  Lu  sch  an» 


wesen  wäre;  leider  war  aber  auch  der  Unterkiefer  des  Mannes  nicht  aufzafinden.  Der  erhaltene 
Schädel  ist  in  Fig.  15  ahgebildet;  vergleichen  wir  ihn  mit  den  beiden  Schädeln  von  Tach- 
tadschy,  von  denen  der  von  Kadyanda  in  Fig.  16  abgebildet  ist»  so  ergiebt  sich  allerdings  eine 
sehr  weit  gehende  lieberem  Stimmung,  welche  noch  mehr  zum  Ausdruck  gelangt  mul  an  Bedeutung 
gewinnt,  wenn  man  auch  die  Maas*»  desselben  mit  denen  der  beiden  Tachtadschyköpfe  und  denen 
der  lebenden  Tachtadschy  vergleicht,  wozu  Tabelle  1 am  Schlüsse  dieser  Abhandlung  Gelegenheit 
giebt.  Es  ist  indessen  sowohl  überhaupt  verwerflich,  als  gerade  bei  der  vorliegenden  Arbeit, 
welche  sonst  auf  einem  so  grossen  Material  an  Zahlen  und  Messungen  beruht,  doppelt  ungehörig, 
auf  solche  Uehcrcinstimmung  einzelner  Schädel,  welche  schliesslich  doch  auch  eine  zufällige  sein 
könnte,  grosses  Gewicht  zu  legen.  Wir  werden  also  von  den  drei  oben  gestellten  Forderungen 
die  dritte  einstweilen  offen  lassen  and  ihre  Erfüllung  von  der  Zukunft  erwarten.  Um  so  leichter 
ist  es  aber,  den  beiden  anderen  gerecht  zu  werden.  Was  zunächst  die  Herkunft  der  nicht  bypsi- 
brachycephalen  Elemente  unter  der  gegenwärtigen  türkischen  Bevölkerung  Lykiens  und  der 
Nachbarländer  angeht,  so  zeigt  ein  Vergleich  mit  den  heutigen  Inselgriechen  mul  mit  den 
Schädeln,  die  wir  aus  alten  griechischen  Nekropolen  besitzen,  in  denen  wir  also  gute  Repräsen- 
tanten des  alten  Typus  vor  uns  hüben,  dass  ein  grosser  Tlieil  der  kleinasiatischen  Mohamme- 
daner diesem  Typus  entweder  völlig  entspricht  oder  ihn  wenigstens  in  abgeschwächter  Weise 
wied ergiebt.  Zwar  sind  die  absoluten  Maasse  des  Himsehädels  nicht  selten  wesentlich  reducirt, 
aber  im  Gesichte  und  in  den  relativen  Verhältnissen  des  Schädels  finden  sich  so  wesentliche 
Uebereinstimmungen,  dass  wir  mit  Sicherheit  diesen  Tlieil  der  mohammedanischen  Bevölkerung 
als  die  Nachkommen  alter  Griechen  erklären  können,  auch  wenn  wir  der  Versuchung  wider- 
stehen müssen,  hier  auf  die  Herkunft  der  Griechen  überhaupt  und  auf  die  Unterscheidung  dori- 
scher, hellenischer  und  anderer  Stämme  einzugehen.  Nicht  so  einfach  aber  gestaltet  sich  die  Sache, 
wenn  wir  an  die  Bevölkerung  von  Phineka  (Limyra)  und  der  Ostküste  von  Lykien  gelangen;  hier 
konnten  nur  wenige  Messungen  gemacht  werden,  und  diese  blieben  lange  Zeit  völlig  unver- 
ständlich. Unter  41  Individuen,  von  denen  15  auf  das  Gebiet  von  Liinyra,  26  auf  die  Orte  Tekir 
Owa,  Kerner  und  Gunnah  entfallen,  scbliessen  sich,  wie  die  Tabelle  (auf  S.  38)  angiebt,  29  im 
Grossen  und  Ganzen  an  den  antik  griechischen  Typus  oder  an  Abschwüchungen  desselben 
an,  nur  zwei  erinnern  mit  Längen  - Breiten  - Indices  von  860  und  876,  nnd  Längen -Höhen- 
Indices  von  811  und  802  au  unseren  Hochtvpus,  zehn  Köpfe  aber,  also  ein  Viertel  aller  Ge- 
messenen, waren  so  laug,  schmal,  niedrig,  und  vor  Allem  derart  von  vorn  nach  hinten  gleich- 
sam verschoben,  dass  zunächst  an  künstliche  Verbildung  gedacht  werden  musste;  doch  erwies 
sich  diese  Annahme  bald  als  haltlos,  da  diese  Sitte  sich  in  den  betreffenden  Familien  absolut 
nicht  nachweisen  lies»  and  auch  an  den  Köpfen  selbst  nicht  abzusehen  war,  wie  eigentlich  der 
verschnürende  Apparat  hätte  beschaffen  sein  müssen,  um  gerade  eine  solche  Form  hervorzu- 
bringen.  Klarheit  kam  in  die  Sache  erst  1885  mit  jener  prächtigen  Reihe  von  93  modernen 
Griechenschädeln  aus  Adalia,  von  der  schon  olien  die  Rede  war;  unter  diesen  befinden  sich 
fünf,  welche  genau  dieselben  Formen  aufweisen,  und  gut  ein  Viertel  der  übrigen  lässt  Anklänge 
an  diese  extremen  Formen  wahmchmcn.  Die  Fig.  18  (a.  S.  46)  giebt  einen  dieser  Schädel  wieder; 
man  sieht  vor  Allem  in  der  Seitenansicht,  wie  unglaublich  stark  die  Himkapael  gegen  das  Gesicht 
zurück  tritt;  die  directc  Messung  ergiebt,  dass  eine  auf  die  Ohröffnung  gezogene  Vertieale  nur 
44  Proe.  der  Schädellänge  vor  sich  und  56  Proc.  hinter  sich  hat,  ein  Befund,  der  zunächst  sehr 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  45 

vereinielt  in  der  craniologischen  Literatur  dasteht.  Nur  Schade!  von  Beduinen  aus  der  Gegend 
von  Palmyra  lassen  sich  einigermaa^sen  diesen  Adalioten  annähern.  Vier  solche  befinden  sich 


Fig.  15. 


S«hidel  r\o*  einem  aklykisehen  FdetBfrmbe  Id  Limyra. 

Fig.  UL 


Sehiütei  eine»  Tarhtadsehy  von  Kailyanda. 
Fig.  17. 


ScItfcM  eine*  Armeniers. 


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46 


Dr.  von  Luschan, 


in  meiner  gegenwärtig  im  Berliner  Königl.  Museum  für  Völkerkunde  aufgestellten  Schädel- 
»ammlung,  ebenso  ein  fünfter  von  ganz  gleicher  Art  aus  einem  mohammedanischen  Friedhofe 
am  Ostende  von  Damascus.  Andere  Schädel  von  demselben  Friedhöfe  weisen  ganz  andere 
Formen  auf  und  gehören  offenbar  nicht  Beduinen,  sondern  der  vielfach  gemischten  eigentlichen 
Stadtbevölkernng  an,  auf  die  weiter  einzugehen  hier  nicht  der  Ort  ist-  Uns  genügt  einstweilen, 
zu  wissen,  wo  etwa  dieser  eigentümliche  Typus  des  östlichen  Lykien  seine  Anlehnung  Anden 
könnte.  Uebrigcns  ist  es  notorisch,  und  selbst  von  den  oberflächlichsten  Heisenden  bemerkt 
worden , «lass  sehr  viele  Griechen  in  Adalia  und  besonders  die  dortigen  Frauen  ganz  exquisit 


Fig.  18. 


Sehldel  einr*  modernen  „Griechen“  atu  Adalia. 
Fig.  19. 


Srhädrl  Beduinen  au*  der  Umgegend  von  Palmyra. 


semitisch  aassehen,  wie  man  uns  denn  auch  schon  in  Khodu*  von  nichts  weniger  als  wissen- 
schaftlicher Seite  darauf  vorbereitet  hatte,  dass  die  Griechen  von  Adalia  nur  türkisch  verstünden 
und  aussühen  wie  Juden.  Dieser  eigentümliche  Eindruck,  dem  sich  Niemand  verach Hessen 
kann,  der  aucli  nur  einen  flüchtigen  Gang  durch  die  Ycni  Mahalc  von  Adalia  gemacht  hat, 
wird  noch  erhöht  durch  die  bei  den  Frauen  in  Adalia  (und  auch  noch  weiter  östlich  in  Alaja) 
herrschende  Sitte,  das  Haupthaar  in  30  bis  40  Flechten  geteilt  zu  tragen,  was  sofort  an 


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Die  TachtadBchy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  47 

archaisch  semitische  Darstellungen  erinnert.  Dieselbe  Haartracht  kann  inan  auch  hei  mohawine- 
dänischen  Frauen  in  Gurniah  und  in  Kerner  finden,  nie  aber  im  centralen  oder  im  westlichen 
Lykien,  so  dass  t hatsächlich  ein  geographischer  Zusammenhang  zwischen  dieser  Haartracht  und 
der  besprochenen  niedrig  flachen  Schädelform  nicht  abznlehnen  ist. 

liier  wäre  nun  der  Platz,  auf  die  alt-aramäische  Inschrift  von  dem  Felsengrabe  von  Limyra 
hinzuweisen  und  auf  die  Etymologie  von  Fhineka,  Sura,  C'himaira,  Solyma  u.  dcrgl.,  auf  die 
wiederholten  Versuche,  epiehoriseh-pamphylische  Texte  auf  das  Palmyreniseho  zurückzufuhren, 
und  auch  auf  die  zahlreiehen  Angaben  der  C'lassiker  über  phüuikische  Colonien  im  südwestlichen 
Kl  einasien,  — das  in  dieser  Abhandlung  bisher  so  streng  festgehaltene  Princip,  nur  über  den 
anatomischen  Befund  und  über  eigene  di  recte  Beobachtungen  zu  berichten,  soll  aber  auch  hier 
beibehalten  werden.  Nur  das  vielfach,  aber  meist  unvollständig  eitirte  Fragment  des  Choirilos 
sei  hierher  gesetzt,  nicht  weil  es  die  Solytner  zu  Phönikern  stempelt,  sondern  weil  der  ethno- 
graphisch interessante  Schluss  fast  unbekannt  ist.  Es  wird  von  den  Sclmaren  gehandelt,  die 
Xerxes  gegen  die  Hellenen  führt;  dann  heisst  es1): 

Tiäv  d’  ojfi fcv  dttßouvi  yivog  dm*p ottirov  tdio&cu, 
yX iöOOuv  fglv  <t>oivt(SOuv  aitu  örofiuujv  u<puvrig, 
axfov  ö*  iv  £oXvfung  ogtöi  nXotritj  im  Xi^vt/ 
rxv^imXioi  xogvtpdg , rpogoxorpadt*,  «er «q  V7UQ&tv 
Tx txav  ÖCtQzil  TfQÖöan  i(pOQH)V  iäxXtJXOTCC  XöTl'td. 

Also  Leute,  staunenswert!»  anzusehen,  die  phdnikisch  reden  und  in  den  Solymcr  Bergen 
wohnen,  an  dem  weiten  See,  struppig  auf  dem  Scheitel,  mit  rad förmiger  Schur,  aber  darüber 
tragen  sie  als  Helme  abgezogene  Pferdegesichter,  gedorrt  im  Hauche*).  Inwiefern  die  ganze 
Stelle  ernst  zu  nehmen  ist,  ob  sie  sich  wirklich  auf  die  lykisclien  Solymer  bezieht  oder  auf 
Hierosolymer,  ob  der  „weite  See*  der  Sögüd  Gjöl  ist  oder  nur  eine  metrische  Bedeutung  hat,  — 
all  dies  kommt  hier  nicht  weiter  in  Betracht  und  mag  von  Anderen  ausgemacht  werden,  — 
cs  steht  auch  ohne  die  alten  Autoren  fest,  dass  die  niedrigen  Langschädel  von 
Adalia  und  der  Ostkiiste  Lykiens  nur  als  Nachkommen  alter  Semiten  verständlich 
werden.  Und  «lass  getrennte  Typen  auch  trotz  einer  durch  Jahrtausende  fortgesetzten,  ununter- 
brochenen Vermischung  durch  Mischlieirathen  sich  noch  immer  scharf  nuscinanderlialten, 
erscheint  zwar  auf  den  ersten  Blick  höchst  überraschend  und  wenig  wahrscheinlich;  man  wird 
sich  alter  daran  gewöhnen  müssen,  einzusehen,  dass  es  schliesslich  ebenso  wunderbar  wäre,  wenn 
umgekehrt  durch  fortgesetzte  Kreuzungen  schliesslich  eine  Mischform  entstehen  würde*  Gegen-  * 

wärtig  scheint  allerdings  % Mehrzahl  der  Antliropotogen  noch  der  Ansicht  zu  Min,  dass 
sogenannte  Mischrassen  überall  da  entstehen,  wo  zwei  «der  mehrere  verschiedene  Völkertypen 
lange  Zeit  neben  und  mit  einander  existirt  haben.  Wenn  überhaupt,  ist  das  jedenfalls  nur  in 
ganz  beschränkter  Weise  richtig  und  ermangelt  noch  des  Beweises;  a priori  ist  vielmehr  zu 
erwarten,  entweder  dass  der  eine  oder  der  andere  dieser  Typen  rasch  im  Kampfe  ums  Dasein 
unterliegt,  dem  anderen  das  Feld  räumt  und  ausstirbt,  oder  aber,  dass  beide  Typen  trotz  fort- 


*)  Joseph u*  c.  Apion  1,  22,  p.  4 54.  Kinkel.  Fragment«  epicorum  graacorum  I,  p.  2ßS,  n.  4. 

*)  Vergl.  die  sicher  noch  ältere  Berliner  Vase,  FurtwHn|rl**r  Nr.  lfl»7. 


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48 


Dr.  von  Luschun, 


gesetzter  Blutmischung  Jahrhunderte  und  Jahrtausende  lang  neben  einander  hergehen,  ohne  dass 
sie  wesentlich  an  Originalität  einbüssen  und  ohne  dass  sie  sich  anders  verändern,  als  sie  dies 
auch  jeder  einzeln,  ohne  den  Einfluss  des  andern,  rein  durch  physikalische  Ursachen  gethan 
haben  würden.  Dass  der  Laie  eine  Gesellschaft  von  Mulatten  als  den  Anfang  einer  wahren, 
echten  und  dauerhaften  Mischrasse  betrachten  wird,  ist  am  Ende  begreiflich;  wir  wissen  aber, 
dass  die  scheinbare  Homogenität  einer  solchen  Gesellschaft  nur  eine  ganz  oberflächliche  ist, 
das«  sie  gleichsam  nur  in  der  Haut  liegt  und  bald  wieder  auf  die  ursprünglichen  Typen  zurück- 
geht, sobald  die  Neubildung  ins  Stocken  geräth.  Von  den  Thierzüclitern  hätten  wir  e.»  langst 
lernen  könuen,  dass  durch  Kreuzungen  keine  dauernden  Miechrassen  entstehen  und  dass  selbst 
bei  anscheinend  dauerhaften  Mischformeu  ab  und  zu  Auffrischung  nüthig  ist;  ebenso  lehrt  uns 
die  tägliche  Erfahrung  bei  Kreuzungen  und  bei  Mischehen,  dass  die  Jungen  und  Kinder  ent- 
weder dem  Vater  oder  der  Mutter  nachgcrathen  oder  mindestens  weit  entfernt  davon  sind,  in 
ihren  Eigenschaften  etwa  das  arithmetische  Mittel  zwischen  ihren  Eltern  zu  verkörpern.  Je  ver- 
schiedener die  Eltern  unter  einander  sind,  desto  lehrreicher  und  auffallender  ist  das  Resultat. 
Eine«  der  schönsten  Beispiele  hierfür  hat  Plönnis1)  mitgethoilt,  welcher  von  einem  weiblichen 
Seidenhündchen  von  4,5  Kilogramm  Gewicht  und  einem  männlichen  Neufundländer  von 
43,4  Kilogramm  Gewicht  zwei  Junge  erzielte,  von  denen  das  weibliche  Thier  sich  vollständig 
nach  dem  Vaterthier  entwickelte  und  mit  vier  Monaten  schon  doppelt  so  schwer  als  seine 
Mutter  war,  während  du*  männliche  Junge  durchaus  der  Mutter  nachartete,  alle  Eigen- 
schaften eines  Seidetihümlchens  zeigte  und  in  der  Entwickelung  weit  hinter  dein  weiblichen 
.Tungen  zurückblieb.  Wir  sehen  in  diesem  Falle,  wie  echte  Geschwister  sich  in  jeder  Richtung, 
namentlich  in  Bezug  auf  Körpergrösse,  verschieden  Verhalten  können:  die  Tochter  schlägt  hier 
vollkommen  dem  Vater,  der  Sohn  der  Mutter  nach. 

Ganz  ebenso  lehrreiche  Beispiele  aber  kann  inan  jederzeit  unter  den  Griechen  von  Adalia 
beobachten,  wo  gleichfalls  Geschwister  von  zweiffellos  denselben  Eltern  in  ihrer  Schädelform  bis 
fast  an  die  bekannten  Extreme  auseinander  geben.  Aus  dortigen  Messungen  sind  die  folgenden 
Zahlen  von  zwei  Familien  hier  aufgeführt;  die  Bezeichnungen  für  Länge,  Breite  und  Höhe  und 
die  Indicc*  sind  scUislverständlich. 


Familie  A. 

< 

4» 

U. 

0 

i« 

£ 

£ 

U 

~ u 
•iflQ 

i 

o.  a* 

e c 

Ja 

Familie  B. 

k 

£ 

u. 

c 

3 

| 

11 

Z 4 » 
= ja 

— 

Vater 

45 

167 

146 

124 

874 

742 

Bruder  d.  verat. 
Vaters  .... 

1» 

1Ä6 

132 

110 

702 

585 

Mutter  .... 

35 

178 

190 

110 

780 

618 

Mutter  .... 

60 

160 

140 

119 

675 

744 

Sohn 

•20 

187 

131 

116 

700 

620 

Sohn 

30 

168 

149 

123 

822 

732 

Sohn 

16 

160 

147 

123 

670 

726 

Tochter  . . . 

28 

176 

132 

110 

750 

020 

Vergleicht  man  diese  Zahlen  mit  denen  der  Tabelle  auf  S.  40,  welche  in  der  untersten 
Zeile  die  Serie  der  93  Griechenschädel  ans  Adalia  enthält,  so  sieht  man,  dass  die  Verschieden - 


*)  Künstliche  Befruchtung rtc.  Inaug.-DiM.  Rostock  1876.  Sieh«*  auch : Bollingnr,  Leiter  Zwerg-  und  Ri«*«n- 
wuctis,  in  Virchow-Hollzendortr,  Heft  45.“»,  und  auch  «I.  Hanke,  Per  Meuach  II,  8.  IIS*. 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  49 


heit  innerhalb  einer  einzelnen  Familie  bi«  faat  an  die  Grenze  der  durch  die  Stammeseigen- 
sc haften  gesetzten,  absoluten  Möglichkeit  hinaufreieht.  Aber  ebenso  wie  hier  manifeste  Eigen- 
schaften der  Eltern  ganz  und  nngetheüt  auf  die  Kinder  vererbt  werden,  so  kann  dies  auch  mit 
latenten  Eigenschaften  geschehen,  und  es  lässt  sich  erwarten,  was  freilich  spätere  Unter- 
suchungen erst  noch  zu  bestätigen  haben  werden,  dass  selbst  vorübergehende  und  numerisch 
beschränkte  Beimischungen  in  einem  sonst  homogenen  Volke  sich  noch  nach  unbeschrankt 
langer  Zeit  ab  und  zu  werden  noch  weisen  lassen,  indem  eiuzelne  abweichende  Eigenschaften  der 
fremden  Einwanderer  in  den  Naclikommcn  derselben  nicht  gänzlich  verschwinden,  sondern  latent 
sieh  weiter  erbend  manchmal  wieder  an  bestimmten  Individuen  ganz  und  voll  zur  Beobachtung 
gelangen  können. 

So  wäre  also  nun  die  Herkunft  des  nicht  hypsicephalen  Theiles  der  Bevölkerung  Lykiens 
nachgewieseu  — er  setzt  sich  aus  griechischen  und  semitischen  Elementen  zusammen,  welche 
beide  schon  im  fernsten  Altcrthume,  diese  von  O.,  jene  von  W.  her  eingedrungen  sind  — und 
es  bliebe  jetzt  nur  mehr  die  erste  der  auf  S.  42  aufgestellten  Forderungen  zu  erledigen,  die 
Untersuchung,  wo  sonst  noch  in  der  Nachbarschaft  Hochschädel  Vorkommen,  welche  den  alt- 
lykischen  ähnlich  sind,  mit  anderen  Worten:  die  Frage  nach  der  Herkunft  dieser  ältesten 
Bevölkerung.  Und  da  ist  es  nun  ein  Volk,  auf  dem  der  suchende  Blick  sofort  hallen  bleibt. 
Schon  beim  ersten  Anblick  von  Armeniern  wird  man  auf  die  enorme  Ilypsicephalie  aufmerksam, 
die  ihnen  allen  gleichraässig  /.»kommt.  Noch  wichtiger  aber  sind  die  Resultate  von  Messungen, 
die  von  mir  an  121  Armeniern  aus  den  verschiedensten  Gegenden  Kleinaaiens  angestellt  worden; 
diese,  sowie  die  22  Armenier  aus  dem  Kaukasus,  über  welche  von  Erekert1)  berichtet,  und  die 
26  armenischen  Schädel  meiner  Sammlung,  die  meist  aus  Aintaab  und  Damaskus  stammen9), 
geben  uns  ein  vollendetes  und  abgerundetes  Bild  der  physischen  Eigenschaften  des  armenischen 
Volksstamme«  und  lassen  erkennen,  dass  dieser  nicht  nur  seiner  Sprache  und  Religion  nach 
homogen  erscheint,  sondern  es  in  seinen  physischen  Eigenschaften  auch  in  der  That  ist  Eine 
derartige  Homogenität , welche  in  gleichem  oder  auch  nur  fthnlichem  Maasse  bisher  bei  keinem 
anderen  Culturvolke  gefunden  worden,  ist  schon  an  und  für  sich  geeignet,  Interesse  zu  erregen, 
weil  sie  zeigt,  wie  sich  durch  die  strenge  geographische,  religiöse,  sprachliche  und  politische 
Isolirung  des  gross-armenischen  Reiches  während  seiner  Entwickelung  und  Blilthezeit  der  Typus 
der  Bevölkerung  so  rein  erhalten  und  derart  consolidirt  hat,  dass  er  auch  heute  noch,  viele 
Jahrhunderte  nach  dem  Sturze  des  Reiches,  fast  vollkommen  einheitlich  geblieben  ist*).  Da 
aber  für  eine  eingehendere  Schilderung  desselben  hier  der  Platz  fehlt  und  diese  an  einem 
anderen  Orte  in  nicht  zu  ferner  Zeit  wird  erfolgen  können,  so  haben  wir  uns  jetzt  mit  den 
Armeniern  nur  insoweit  zu  beschäftigen,  als  zum  Vergleiche  mit  den  lykischen  Türken  und 
Tachtadschy  nothweiulig  erscheint.  Für  diesen  Zweck  genügt  es,  hier  hervorzuheben,  dass 
von  einigen  krankhaft  veränderten  ^Köpfen  abgesehen , die  Längen  - Breiten  - Indiers  zwischen 
80  und  91,  die  Längen-Ohrhohen-Indices  zwischen  64  und  75  schwanken. 

*)  Der  Kaukasus  untl  aeine  Völker.  Leipzig,  Frohbtrg,  1S87. 

*}  Oie  von  Armeniern  aus  dem  nördlichen  Kleinsten  stammenden  43  Schädel  der  im  Wiener  Hofmueeum 
befindlichen  W ei sbac h’ sehen  Sammlung  waren  mir,  der  dortigen  Umstellungwarbeiten  halber,  bisher  noch 
nicht  zugänglich. 

*)  Kaum  zehn  Procent  der  armenischen  Bevölkerung  Kleinasiens  gehören  anderen  Typen  an  und  zeichnen 
•ich  zunächst  durch  hellere  Haare,  Haut  und  Augen,  sowie  durch  grössere  Kör j erhöhe  aus. 

Archiv  far  Anthropologie.  IM.  XIX.  n 


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50 


Dr.  von  Luschan, 


Das  Resultat  ist  überzeugend  und  es  ist  schon  nach  diesen  wenigen  Ziffern  kaum  mehr 
nöthig,  den  Zusammenhang  zwischen  diesen  beiden  Gruppen  noch  weiter  zu  beleuchten  — er 
kann  als  erwiesen  betrachtet  werden.  Daraus  folgt  nun  aber  weiter,  dass  Ihr  einen  grossen 
Thcil  von  Kleinasien  eine  völlig  einheitliche  Urbevölkerung  anzunehmen  ist,  welche  »ich  in 
Armenien  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  com|>acten  Massen  erhalten  hat,  sonst  aber  in  ihren 
Resten  auch  in  den  übrigen  Theileu  des  Landes,  zuniiehst  unter  den  Türken1)  und  den  moham- 
medanischen Seelen,  aber  auch  unter  den  Griechen  nachgewiesen  werden  kann. 

Das  Gebiet  dieser  alten  homogenen  Bevölkerung  erstreckt  sich  nach  den  bisherigen  Unter- 
suchungen mindestens  über  die  ganze  südliche  Hälfte  von  Kleinasien;  im  Nordosten  reicht  es 
sogar  über  den  Kaukasus  hinaus,  im  Osten  bis  an  den  oberen  Euphrat.  Ueber  die  Nord  grenze 
wissen  wir  gar  nichts;  es  ist  möglich,  dass  unsere  Ilypsicephaleu  sich  bis  an  das  Schwarze 
Meer  erstrecken,  aber  es  ist  anzunehmen,  dass  im  nordwestlichen  Kleinasien  noch  grosse  U Über- 
raschungen, auch  für  den  Ethnographen,  verborgen  liegen.  Einstweilen  liegt  von  da  nur  spär- 
liches Material  vor,  wenn  auch  durch  Virchow’s  glänzende  Studien  über  die  Schädel  von  Troja 
und  von  Asros  bereits  die  Fundamente  für  die  weitere  Arbeit  auf  diesem  Gebiete  gegeben 
sind.  Auch  die  Sfidwostgrenze  ist  noch  nicht  genügend  festgestellt;  zwar  liegt  schon  ein  be- 
trächtliches Material  von  Messungen  aus  Syrien  vor,  aber  die  Untersuchungen  sind  da  noch 
nicht  zum  Abschluss  gekommen;  es  steht  fest,  dass  durch  ganz  Syrien  neben  der  semitischen 
eine  andere  Bevölkerung  verbreitet  ist,  welche  als  hypsibraehyeephal  sich  sofort  von  jener  trennen 
lässt;  im  Libanon  ist  gegenwärtig  der  Hauptsitz  derselben,  sie  lässt  sich  aber  auch  in  den 
anderen  Gebirgsgegenden  nach  weisen,  in  allen  grossen  Städten  Syriens  ist-  sie  vertreten,  und 
selbst  auf  dem  flachen  Lande  giebt  es  Dörfer,  welche  völlig  frei  von  semitischem  Einfluss  zu 
sein  scheinen.  Wahrscheinlich  gilt  das  auch  für  Palästina;  obwohl  von  dort  noch  wenig  Mate- 
rial vorüegt,  so  kann  es  doch  schon  jetzt  mit  einiger  Sicherheit  ausgesprochen  werden,  dass 
auch  in  Palästina  sich  zahlreiche  Reste  einer  — zweifellos  vorsemitischen  — kurz-  und  hoch- 
köpfigen Bevölkerung  erhalten  haben.  Natürlich  gilt  das  auch  für  die  Juden,  welche  gegen- 
wärtig ausserhalb  Palästinas  leben,  und  wir  gewinnen  damit  einen  wichtigen  Aufschluss  über 
die  grossen  Verschiedenheiten  innerhalb  des  jüdischen  Typus.  Nur  die  absolute  Kurzsichtigkeit 
konnte  diese  verkennen,  und  manche  Ethnographen  waren  schon  bemüht  gewesen,  sie  zu  erklären. 
Für  die  europäischen  Juden  lag  es  nahe,  Vermischung  mit  Europäern  anzunehmen,  aber 
diese  allein  würde  niemals  ausreichen,  die  gegenwärtig  vorhandenen  Typen  zu  erklären,  hierzu 
bedarf  es  der  Erkenntnis«,  dass  schon  von  Haus  aus  nicht  alle  Juden  Semiten  gewesen.  Das 
Material,  welches  bis  jetzt  über  die  vorsemitische  Bevölkerung  Syriens  vorliegt,  ist  allerdings 
nicht  ausreichend,  um  diese  schon  jetzt  in  ein  bestimmtes  Verhält» iss  zu  der  Urbevölkerung  des 
südlichen  Kleinasiens  bringen  zu  können,  es  ist  aber  mit  einiger  Sicherheit  vorauszusehen,  dass 
beide  Gruppen  direct  zusammengehören  und  Theile  eine?  gemeinsamen  Ganzen  bilden.  Sei 


*)  Wenn  hier  von  „Türken*  und  „Griechen“  die  Rede  lat,  so  geschieht  dies  ebenso  der  Kürze  als  des  all- 
gemeinen Sprachgebrauches  wegen;  es  ist  aus  dem  Zusammenhänge  klar,  dass  wir  Mohammedaner  meinen  und 
griechische  Orthodoxe,  nicht  wirkliche  Türk -Völker  und  echte  Grieche»».  Eigentlich«  Türken  giebt  es  in 
Lykien  nur  vereinzelt,  und  kaum  1 Proc.  der  Bevölkerung  erinnert  durch  leicht  geschlitzte  Augen  und  grosse 
Backenknochen  an  tärkischeu  Ursprung.  In  compacteren  Gruppen  fanden  wir  auf  unserer  Route  von  1B«2 
echte  Türken  erst  im  Norden  der  Kibyrmtis,  von  dem  Dorfe  Pederbey  ingufengen. 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  51 

dies  nun  der  Fall  oder  nicht,  jedenfalls  wäre  die  Aufgabe,  die  wir  uns  gestellt,  nicht  erschöpft, 
wenn  nicht  wenigstens  der  Versuch  gemacht  würde,  auch  den  weiteren  Ursprung  der  ältesten 
Bewohner  Klcinasicns  zu  verfolgen.  Aus  rein  geographischen,  ebenso  wie  aus  anthropologischen 
Betrachtungen  geht  hervor,  dass  dies  nur  nach  Osten  hin  geschehen  kann,  nur  in  Asien,  nicht 
in  Europa  oder  Afrika.  Aber  auch  das  südliche,  ebenso  wie  das  nördliche  und  östliche  Asien 
hat  hier  ausser  Acht  zu  bleiben,  wie  jede  anthropologische  Vergleichung  überzeugend  darthut 
— so  bleibt  nur  das  eigentliche  Mittelasien  übrig,  diese  ungeheure  und  noch  so  völlig  räthsel- 
hafte  Matrix  gentium,  ein  Gebiet,  weit  grösser  als  Europa,  das  bisher  nur  von  wenigen  Gelehrten 
berührt  worden,  und  aus  dem  kaum  einige  hundert  Körpermessungen  vorliegen.  Es  wäre 
also  leichtfertig,  sich  hier  in  directe  Vergleiche  einzulassen,  doch  mag  angedeutet  werden,  dass 
die  Galtsehen  und  eine  Reibe  von  anderen  Völkern  Fcrghauas,  welche  v.  Ujfalvy  studirt  hat1), 
mit  unseren  lykischen  llochschädcln  in  solcher  Art  ühereinstimmen,  dass  man  es  wohl  als  eine 
Art  Aufgabe  der  Zukunft  bezeichnen  kann,  diesem  Verhältnisse  weiter  nachzuspüren. 

Diese  Aufgabe  wird  um  so  lohnender  sein,  als  wir  dann  endlich  zum  ersten  Male  auch 
Aufschluss  über  die  Abstammung  eines  Theiles  der  europäischen  Bevölkerung  erwarten  dürfen; 
es  ist  nämlich  nicht  unmöglich,  dass  die  kleinen  brünetten  Kurzköpfe '),  welche  schon  mehrfach, 
zunächst  aber  in  den  westlichen  Alpen,  die  Aufmerksamkeit  dev  Craniologen  erregt  haben  und 
welche  zweifellos  den  Rest  einer  sehr  alten  Bevölkerung  repräsentiren,  in  irgend  einem  directen 
Zusammenhänge  mit  einem  centralasiatischen  Volke  stehen. 

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L y k i s c h e Tachtadschy. 


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Allo  Gemessenen  haben  braune  Augen,  schwarzes  Haar,  dunklen  Teint. 


*)  Ex !»•<].  seien tiflqu«  en  ßuaiiie  etc.  Taris,  Leroux,  1878. 

Vergl.  ilis  um!  Riitimeyer'B  Disentis-Typiw,  die  Savoyarden  etc.  etc. 

7* 


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52 


Dr.  v.  Luschan 


Die  Körperhöhe  ist  in  Centimes«™  angegeben,  alle  übrigen  Maassc  sind  in  Millimetern  zu 
verstehen. 


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Die  Tachtadschy  und  andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens.  53 


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Drei  weitere  in  Lykien  gemessene  Bektasch  sind  hier  nicht  berücksichtigt.  Ein  Seapho- 
ceplialus  mit  einem  Liingen-Breiton-Index  von  611,  ein  Thurmschudel  mit  gleichfalls  zweifellosen 
Naht  Verwachsungen , und  ein  dritter  mit  einem  hochgradig  unsymmetrischen  Kopfe.  Die  Leute 
Nr.  10,  24,  26,  30  und  40  stammen  aus  Elmaly,  die  übrigen  von  der  Ostküste  Lykiens.  Nr.  11 
hat  blaue  Augen  und  hellbraunes  Haar,  Nr.  19  hellgraue  Augen  und  blondes  Haar,  Nr.  22  ist 
leicht  albinotisch,  aber  aus  einer  brüuetten  Familie;  alle  übrigen  Gemessenen  haben  braune,  zum 
Theil  fast  schwarze  Augen,  schwarzes  lloar  und  hellolivenfarbencn  Teint. 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


Von 


von  Erckert. 

(Forttctzunjf  au*  Bund  XVIII.) 


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66 


von  Erckert 


IX.  Lesghler.  Südöstliche  Gruppe 


Kopf» 

und  Gesicht« 

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57 


Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


oder  Kürinißohe  Volk*stÄmme. 


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58 


von  Erckert 


IX.  Lesghier.  Südöstliche  Groppe 


Kopf- 

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o.ier  Kiirinigche  Volküstüinme. 


Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


59 


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62 


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IX.  Lesghier.  Südöstliche  Gruppt 


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von  Erckert 


IX.  Lesghier.  Südöstliche  Gruppe 


Kopf- 

und  Gesichts- Mannte 

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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


65 


oder  Kürinisehe  Volksstämme. 


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10 

Arcbir  Ar  Authropnlngi«,  Hl  XIX.  g 


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66 


von  Erckert 


IX.  Lesghier.  Südöstliche  Gruppe 


1 

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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker 


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oder  KQrinische  Volksstüinrat*. 


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54, 

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22 

9* 


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68 


von  Erckert, 


Genauere  Beschreibung  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  IX:  Le« g hier:  Südöstliche  Gr uppeod er  Kürini«chGV«ilk»stämme. 

1.  Eigentlich«  Knriner. 

1.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade,  gross.  Stirn  gerade.  Kopf  in  der  Mitte  atu 
höchsten ; Hinterkopf  bemerkbar.  Kopf  von  hinten  etwa«  spitz,  von  oben  oval.  Backenknochen  zur  Seite. 
Gesicht  keilförmig.  Haare  schwarz  und  rasirt.  Kurt  dicht.  Typus  arabisch. 

2.  Augen  hellblau.  Nase  gerade.  Stirn  gerade.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten;  Hinterkopf  bemerkbar. 
Kopf  von  hinten  flach  und  mit  eingebogenen  Enden  der  Seiten;  von  oben  sackförmig,  hinten  breiter.  Backen- 
knochen gross  und  seit  wärt»  gekehrt,  so  das«  der  Kopf  oben  sich  abtbeUt ; Untergesicht  keilförmig.  Prognath. 

3.  Ganz  andere«  (tatarisches)  Gesicht.  Augenbrauen  stark  und  zusammengewachsen.  Nase  gerade,  fein. 
Stirn  über  den  Augen  entwickelt,  «sonnt  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Kopf  oben  flach;  von  hinten  niedrig, 
etwas  dachförmig,  aber  abgerundet;  von  oben  sackartig:  hinten  breiter  und  sehr  breit.  Haare  schwarz, 
rasirt,  au  den  Seiten  stehend  gelassen  (wie  häutig  bei  den  Aberbeid schan-Tataren).  Bart  dünn.  Gesicht  mit 
geraden,  senkrechten  Seitenflächen,  dann  in  gerader  Linie  zum  etwa»  vorstehenden  Kinn,  Prognath.  Dicke 
Unterlippe. 

4.  Augeu  braun.  Nase  gerade,  schmal,  vorstehend;  Zipfel  wie  abgeschlagen.  Stirn  hoch,  gerade,  kurz. 
Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten,  flach  nach  hinten  abfallend.  Starker  Hinterkopf.  Kopf  von  oben  eiförmig. 
Backenknochen  ausserordentlich  gross,  so  dass  der  Kopf  oben  sich  ganz  abtheilt;  ausserordentlich  grosse 
Einbiegung  des  1’ntergesichts,  so  da»»  der  Mund  mit  dem  Kinn  wie  ein  senkrechter  Erker  vorstchcn  und 
daneben  da»  Untergewicht  ganz  zurücksteht.  Etwas  prognath.  Haare  schwarz,  rasirt.  Bart  voll.  Augen 
schmal,  etwas  schief.  Typus  sonst  arabisch.  Ausdruck  böse. 

5.  Dem  vorigen  ähnlich.  Augen  braun.  Nase  gerade,  Augenbrauen  dicht,  xosammengewaeheen.  Stirn 
über  den  Augen  entwickelt,  sonst  gerade,  kurz.  Kopf  oben  flach.  Hinterkopf  flach.  Kopf  von  hinten  flach. 
Die  Seiten  unten  eingebogen;  von  ölten  sackförmig,  »ehr  breit.  Prognath.  Unterlippe  dick.  Backenknochen 
auffallend  gross,  so  dass  der  Kopf  sich  oben  abtheilt;  das  Untergewicht  tief  eingefallen,  ganz  wie  bei  dem 
vorigen.  Typus  arabisch. 

<i.  Augen  gelb -grünlich.  Nase  kaum  gebogen  und  sehr  vorstehend.  Wimpern  lang,  wie  bei  allen  hier. 
Augenbrauen  sehr  fein,  schmal,  aber  dicht.  Stirn  gerade,  senkrecht.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten;  ziem- 
lich starker  Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  flach,  sehr  niedrig;  von  oben  sackartig,  kurz,  hinten  breiter  uud 
abgerundet.  Backenknochen  mittelgross;  Kopf  t heilt  sich  dadurch  oben  ab.  Gesicht  unten  keilförmig.  Haare 
rasirt.  Bart  dicht.  Typus  etwa  arabisch. 

7.  Aberbeidschonischer  (tatarischer)  Typus.  Augen  braun , etwa*  schief.  Wimpern  lang.  Augen  tief- 
liegend. Augenbrauen  «licht,  breit,  zusammengewachsen.  Nase  etwas  gebogen,  vorstehend.  Stirn  gerade, 
zurückgclKjgen.  Kopf  hinten  höher.  Freier  Hinterkopf;  von  hinten  der  Kopf  breit  und  flach,  rund;  von 
oben  sackartig,  hinten  breiter.  Backenknochen  etwas  vorstehend.  Etwas  prognath.  Gesicht  plätteiseiiforinig. 
Kinn  lang,  gerade.  Unterkiefer  theilt  sich  ah.  Haare  rasirt. 

8.  Augen  hellbraun.  Nase  gerade,  schmal,  vorstehend.  Zipfel  spitz.  Stirn  gerade,  kurz;  Kopf  hiuten 
höher;  steil  nach  hinten  abfallend  zum  mittel  massigen  Hinterkopf.  Kopf  von  hiuten  rund;  von  ol>en  sack- 
artig. breit,  hinten  breiter.  Ohrläppcheu  angewachsen.  Oberzähne  übergreifend.  Durch  die  Backenknochen 
der  obere  Kopf  etwa»  ahgetheilt,  und  auch  der  Unterkiefer,  der  dann  in  gerader  Linie  zum  gespaltenen  Kinn 
geht.  Augen  tiefliegend.  Eigener  Typus  (arabisch),  überall,  wenu  auch  nicht  oft  in  Daghestan  verkommend, 
wie  schon  früher  erwähut  wurde. 

9.  Ganz  anderer  Typus.  Neger.  Mops.  Augen  gelblich  - braun.  Nase  aufgestülpt,  breit,  flach,  mit 
dickem  Zipfel.  Stirn  gerade,  voll.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten.  Hinterkopf  mittelinässig.  Kopf  von 
hinten  breit,  niedrig;  von  oben  sackartig,  breit,  hinten  breiter  und  rund.  Backenknochen  voll,  so  «lass  «1er 
Kopf  sich  oben  abtheilt.  Untergewicht  in  Plätteiseufonn , aber  breit.  Haare  rasirt.  Bart  breit,  nicht  dicht. 
Etwa»  prognath.  Obren  abstehend.  Ausdruck  gutmüthig. 

10.  Augen  hellblau.  Na*e  gerade,  breit,  ungewöhnlich  lang;  Zipfel  voll.  Stirn  gerade.  Kopf  oben 
horizontal;  flach  nach  hinten  herahgehogen  zu  starkem  Hiutorkopf.  Kopf  von  hinten  rund,  fein  gewölbt; 
von  oben  oval.  *lwr  schief,  da  er  rechts  vorn  und  links  hinten  ausgebogeu.  Gesicht  breit;  gerade  Linie  dann 
zum  stumpfen  Kinn.  Prognath.  Haare  rasirt.  Bart  dicht.  Ausdruck  ernst,  russisch.  Nasenlöcher  geöffnet. 

11.  Arabischer  Typus.  Augen  tiefliegend,  braun.  Augenbrauen  dicht,  fein.  Nase  gerade,  zurück- 
gebogen,  unten  sehr  vorstehend  und  mit  langem  Zipfel.  Stirn  gerade,  senkrecht.  Kopf  flach,  nach  hiuten  zum 
Hiuterlcopf  schräg  abfatleud.  Von  hinten  fast  viereckig  und  abgerundet;  von  oben  sackartig,  breit,  hinten 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

breiter  und  abgerundet,  Prognath.  Grosse  Backenknochen,  die  den  oberen  Kopf  abtheilen,  der  etwas  dach- 
förmig ist.  Geeicht  eingefallen , unterster  Theil  ganz  «ehmal  vorn.  Kopf  rasirt.  Haare  schwarz  wie  bei 
allen.  Hart  dicht 

12.  Augen  hellbraun.  Gesicht  arabisch,  oder  überhaupt  semitisch;  angenehm,  gutmiithig.  Nase  etwas 
gebogen,  vorstehend,  fein,  mit  spitzem  Zipfel.  Stirn  senkrecht,  hoch,  kurz.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten, 
Hach  zum  starkeu  Ilinterknpf  abfallend;  von  hinten  rund,  flach;  von  oben  als  länglicher  Sack,  hinten  breiter 
und  abgerundet.  Backenknochen  «ehr  gros».  Kopf  hoch  und  «ich  oben  abtheilend.  Grosse  Einbiegungen 
im  Untergesicht  wie  bei  den  meisten,  und  auch  in  der  vorhergehenden  Ortschaft.  Haare  grau,  rasirt. 
Bart  dünn. 

13.  Voriger  Typus.  Gesiebt  dunkel.  Augen  braun.  Na««  etwas  gelungen,  mit  langem  Zipfel.  Stirn 
gerade,  lang,  etwas  zurückgebogen.  Kopf  oben  flach;  von  hinten  viereckig,  abgerundet  und  au  den  Seiten 
eonvergirend ; von  oben  sackartig,  hinten  breiter.  Prognath.  Die  Backenknochen  theilcn  den  Kopf  oben  ab; 
Kinnlade  sich  abtheilend.  ITiterthcil  des  Gesicht«  «ehr  schmal  vorn.  Haare  rssirt.  Bart  schwarz,  dünn. 

14.  Augen  hellgrün.  Augenbrauen  dicht.  Nase  fein,  gebogen,  vorstehend ; kleiner,  dicker  Zipfel.  Stirn 
gerade,  niedrig.  Kopf  hinten  etwa«  höher;  von  hinten  rund,  an  den  Seiten  unten  eonvergirend;  von  oben 
oval,  hinten  etwas  breiter.  Backenknochen  stark,  voll;  der  Kopf,  der  oben  niedrig  erscheint,  t heilt  sich  von 
ihnen  ab;  Untergesicht  vorn  sehr  schmal.  Hinterkopf  voll.  Haare  schwarz,  rasirt.  Bart  dünn.  Ohren  alf- 
stehend.  Ausdruck  gutmüthig. 

15.  Ganz  andere«,  europäisches  Gesicht.  Augen  hellbraun,  gross,  schräg.  Gesicht  vornehm.  Nase  mit 
kleinem  Höcker,  fein,  schmaler  Zipfel.  Stirn  gerade,  senkrecht.  Kopf  hinten  höher;  flach  zum  starken  Hinter- 
köpf  abfallend.  Kopf  von  hinten  niedrig,  rund,  von  oben  eiförmig;  hinterer  linker  Theil  hervortretend.  Das 
ganze  Gesicht  in  Plätteisenforni.  Backenknochen  flach.  Kinn  gespulten,  vortretend.  Haare  dunkel,  rasirt  in 
der  Mitte,  wie  häutig  bei  A der  beid  sch  an -Tataren.  Augenbrauen  dicht,  fein.  Wimpern  lang.  Bart  dünn. 
Ausdruck  sympathisch. 

IC.  Ganz  anderes  Gesicht.  Augen  hell -grünlich- gelblich.  Nase  gebogen , unten  breit,  platt;  dicker 
Zipfel.  Stirn  senkrecht,  kurz.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten.  Hinterkopf  stark  gewölbt.  Kopf  von  hinten 
rundlich;  Seiten  unten  eonvergirend;  Kopf  von  oben  oval.  Etwas  prognath.  Gesiebt  in  Plüttci«enforun 
Backenknochen  flach.  Kopf  vorn  hoch,  theilt  sich  ab.  Wimpern  lang.  Haare  schwarz,  rasirt.  Augenbrauen 
dicht.  Bart  dicht.  Ausdruck  europäisch,  angenehm. 

17.  Ganz  andere«,  europäisches  Gesicht,  gutmiithig.  Augen  braun,  etwa«  schief;  der  Augapfel  bläulich. 
Augenbrauen  schmal.  Wimpern  lang.  Nase  vorstehend,  zurückgebogen,  unten  breit;  Zipfel  breit.  Stirn 
senkrecht,  voll.  Kopf  oben  flach.  Hinterkopf  ein  flacherer  Bogen.  Kopf  von  hinten  rund,  fluch;  von  oben 
wie  ein  kurzes  Ei.  Lippen  eingekniffen.  Gesicht  und  Backenknochen  breit,  der  Kopf  oben  sich  dadurch  ab- 
theilend. Haare  rasirt.  Bart  mittelmüssig.  hell. 

18.  Ganz  anderes,  jüdisches  Gesicht.  Augen  blau.  Nase  platt,  zurückgebogen ; Zipfel  nach  unten. 
Oberlippe  kurz  und  sehr  vorstehend,  dadurch  besonders  jüdisch  erscheinend.  Kinn  vorstehend.  Stirn  gerade, 
kaum  gebogen,  lang.  Kopf  in  der  Mitte  sehr  hoch,  «teil  zum  abgerundeten  Hinterkopf  abfallend,  Prognath. 
Backenknochen  seitwärts  sehr  vorstehend ; Kopf  von  oben  dadurch  sich  abtheilend.  Gesicht  unten  in  Plätt- 
eisenform.  Kopf  von  hinten  rund,  die  Setten  unten  eonvergirend;  hoch,  voll.  Kopf  von  oben  sackartig, 
hinten  breiter.  Hintere  rechte  Seite  hervorstehend.  Obren  abstehend.  Haare  rasirt.  Schwarzer,  dichter 
Hart.  Solcher  Typus  häufig  in  Achty. 

19.  Ganz  anderes  Gesicht.  Ein  Typus,  der  (wie  schon  früher  oben  einige  Male  bemerkt)  ülterall.  wenn 
auch  nur  vereinzelt,  vorkommt.  Augen  grünlich-braun.  Nase  etwas  gebogen,  schmal.  Typus  sehr  vornehm. 
Augenbrauen  dicht.  Stirn  ziemlich  hoch . etwas  zurückgebogen,  voU.  Kopf  hinten  viel  höher.  Hinterkopf 
voll,  rund.  Kopf  von  hinten  abgerundet,  viereckig.  Seiten  unten  eonvergirend.  oben  eine  flache  Einbiegung. 
Kopf  von  oben  ein  kurzes  Ei  darstellend.  Ihts  ganze  Gesicht  keilförmig;  Backenknocheu  platt.  Kiuulnde  sich 
abtheilend.  Kopf  rasirt.  Bart  dicht,  braun. 

20.  Gesicht  gewöhnlich,  russisch.  Ziemlich  hübsch.  Augen  gellt-braunlich.  Nase  gebogen,  platt,  mit 
langem,  wie  abgeschlagenem  Zipfel.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Kopf  oben  flach.  Hinterkopf  rund ; 
Kopf  von  hinten  rund;  von  oben  sackartig;  hinten  hreiter  und  sehr  stark  gerundet.  Zähne  nach  einwärts. 
Kinn  vorstehend.  Gesicht  voll,  rund.  Kopf  theilt  sich  oben  ab.  Haare  in  der  Mitte  rasirt,  schwarz.  Kein  Bart. 

21.  Ganz  besonder«  edler  jüdischer  Typus,  den  gebildetsten  ('lassen  entsprechend.  Augeu  hellbraun- 
grau.  Augenbrauen  dicht,  fein.  Stirn  gerade,  voll.  Kopf  oben  horizontal.  Voller,  runder  Hinterkopf.  Kopf 
von  oben  oval.  Nase  »ehr  gebogen,  fein,  schmal,  vorstehend,  «ehr  lang,  mit  spitzem  Zipfel.  Etwas  prognath. 
IJntergesicht  plfttteisenartig.  Backenknochen  etwa»  spitz,  Haare  schwarz,  in  der  Mitte  geschoren.  Fast 
kein  Bart. 

22.  Gewöhnlicher  jüdischer  Typus.  Unterer  Theil  de»  Gesichts  und  der  Backenknochen  wie  oben  l»o- 
«ch riehen,  arabisch.  Augen  hellgrün  und  vorstehend.  Nase  gelmgen,  breit;  Zipfel  schmal,  spitz.  Nasenlöcher 


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von  Erckert, 


breit.  Sehr  prognath.  Stirn  gerade,  voll,  au  rück  gebogen.  Kopf  hinten  höher  und  etwa»  ipiti.  Ilinterkopf 

Hach.  Kopf  von  hinten  rund;  von  oben  wie  ein  kurzer  Sack,  hinten  breiter:  die  rechte  hintere  Seite  her- 

vorstehend.  Backenknochen  »ehr  gross.  Per  Kopf  t heilt  »ich  oben  »ehr  ab;  untere»  Gesicht  vorn  ganz  eng; 
obere  Kinnlade  »ich  abtheilend.  Huare  schwarz,  rasirt.  Bart  hell,  dünn.  Ausdruck  stumpf. 

23.  Gesicht  stumpf,  unsympathisch,  vogelartig,  thicrisch,  jüdisch.  Sehr  pragnath.  Lipi»cn  dick.  Augen 
grünlich-gelblich,  tiefliegend,  zur  Erde  blickend.  Nase  gebogen,  breit,  vorstehend;  schmaler  Zipfel.  Stirn 
gerade,  hoch,  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  ja  fast  vorn;  flach  abfallend  zum  runden 
Hinterkopf.  Von  hinten  der  Kopf  rund,  niedrig,  von  oben  fast  oval;  vorn  flacher,  hinten  schärfer  gebogen. 
Linke  hintere  Seite  vorstehend.  Backenknochen  voll,  auffallend  gross,  so  das»  der  Kopf  oben  sich  abtheilt. 
Untergesicht  arabisch,  d.  h.  vorn  ganz  schmal.  Kopf  rasirt.  Bart  dunkel,  dicht. 

24.  Gross  von  Wuchs.  Augen  hellblau.  Typus  arabisch,  aber  der  Ausdruck  der  Augen  uud  das  Gesicht 

ganz  deutsch.  Nase  gebogen,  vorstehend,  fein;  zurückgebogener  Zipfel,  der  voll  und  lang.  Stirn  eingebogen, 

kurz.  Kopf  oben  horizontal;  »teil  zum  flachen  Ilinterkopf  abfallend.  Kopf  von  hinten  rund,  aber  linke 

hintere  Seite  vorstehend;  von  oben  der  Kopf  wie  eiu  langer  Sack,  fast  oval,  ganz  schief,  da  die  rechte  vordere 
Seite  ebenfalls  vorsteht.  Rechte  Bucke  mehr  entwickelt.  Obren  sehr  zurückstehend.  Pas  obere  Gesicht 
theilt  sich  ab.  Oberxähne  übergreifend.  Kopf  rasirt,  kahl.  Bart  sehr  dicht,  grau. 

25.  Ganz  anderer  Typus,  etwa  russisch-mongolisch.  Augen  braun.  Nase  grob,  flach,  aufgestülpt.  Stirn 
senkrecht.  Ueber  den  Augen  die  Stirn  entwickelt.  Kopf  oben  horizontal,  im  Bogen  zum  vollen  Ilinterkopf. 
Kopf  von  hinten  rund,  flach,  von  oben  fast  rund.  Prognath.  Lip)K*n  dick.  Gesicht  in  Plätte  isonfonu.  Leber 
den  flachen  Backeukuocbcu  eine  grosse  Einbiegung,  von  der  das  Obergeaieht  sich  ganz  abtheilt,  Haare 
schwarz,  in  der  Mitte  geschoren.  Wenig  Bart.  Ausdruck  sehr  einfach,  stumpf. 

2ü.  Augen  braun.  Nase  gebogen,  dick.  Stirn  über  deu  Augen  entwickelt.  Augenbrauen  dicht,  *u- 
aammcn gewachsen.  Prognath.  Stirn  gerade.  Kopf  hiuten  hoher.  Hioterkopf  flach.  Kopf  von  hinten  rund, 
flach,  von  oben  ein  sehr  kurzes  Ei  bildend.  Backenknochen  fluch.  Kopf  oIhmi  sich  abthcilend  und,  wie  bei 
vielen  oben  erwähnten  Personen  (arabisch) ; das  Gesicht  unten  vorn  ganz  schmal  erscheinend.  Haare  schwarz, 
raairt.  Bart  dünn. 

27.  Arabischer  Typus,  Augen  hellbraun,  tiefliegend.  Nase  gerade,  schmal,  ungewöhnlich  hoch,  so  da»» 
der  Zipfel  wie  eine  Kugel  vorsteht.  Pie  Nase  am  Ende  vier  Centimeter  abstehend.  Stirn  senkrecht.  Kopf 
hinten  viel  höher,  steil  zum  vollen  Ilinterkopf  abfallend.  Kopf  von  hiuteu  rund,  von  obeu  sackförmig,  hinten 
breiter  und  rund.  Etwas  proguutli.  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  zur  Seite,  das  Obergesicht  ahthcilcnd; 
die  Backen  unten  ganz  eingefallen,  das  ganze  Gesicht  einen  Keil  bildend.  Haare  schwarz,  rasirt.  Bart  dicht. 

28.  Arabischer  Typus.  Augen  braun,  tiefliegend.  Wimpern  laug.  Augenbrauen  grob,  dicht.  Nase 
schmal,  gerade,  vorstehend.  Stirn  senkrecht,  kurz.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten.  Hach  zum  langen  Hinter- 
kopf abfallend.  Kopf  von  hinten  fünfeckig.  Seiten  unten  convorgireud.  Kopf  von  oben  sackförmig,  hinten 
breiter,  aber  scharf  gerundet.  Backenknochen  vorstehend.  Ohren  weit  hinten.  Kopf  »ich  oben  abtheilend. 
Backen  unten  eingefallen.  Gesicht  (ohne  Backenknochen)  einen  Keil  hildeud.  Haare  rasirt.  Bart  dicht. 
Ausdruck  ehrwürdig. 

29.  Arabischer,  aber  viel  breiterer  Typus.  Augen  braun.  Nase  dick,  etwa*  gebogen.  Augenbrauen 
und  Wimpern  dicht.  Stirn  hoch,  voll,  flach  zurückgebogen , platt,  dann  im  Bogen  zum  Kopf,  der  hiuteu 
höher  und  iu  flachem  Bogen  »teil  nach  hiuten  abfällt.  Kopf  von  hiuteu  einen  flachen  Bogen  bildcud ; von  oben 
wie  ein  kurzer  Sack,  hinten  breiter.  Rechte  hintere  Seite  vortrotend.  Backenknocheu  flach.  Per  flache 
Kopf  theilt  sich  ab.  Gesicht  breit.  Etwas  prognath.  Unterlippe  dick.  Haare  rasirt.  Bart  schwach. 

30.  Ganz  anderes  Gesicht.  Augen  braun.  Augenbrauen  fein,  dicht.  Nase  oben  ganz  platt,  unten  rund, 
mit  grossem  Zipfel.  Stirn  voll,  eingubogen,  laug.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten,  iu  regelmässigem  Bogen, 
ilinterkopf  voll.  Kopf  von  hinten  rund,  von  oben  ein  kurze»  Ei  bildend.  Gesicht  unten  etwas  breiter  als 
oben.  Kopf  oben  sich  kuppelartig  abtheilend.  Kiun  kurz  uud  zurückgebogen.  Prognath.  I nterlippe  dick. 
Kopf  in  der  Mitte  rasirt.  Bart  dicht,  rasirt.  Gesicht  gutmuthig,  aber  gewöhnlich.  Mund  geöffnet. 

31.  Ganz  andere»  Gesicht.  Ausdruck  etwa  süddeutsch.  Augenbrauen  und  Wimpern  lang.  Augen 
braun.  Nase  etwas  gebogen.  Stirn  senkrecht.  Kopf  liintcu  höher,  im  Bogeu  nach  hinten.  Kopf  von  hinten 
rund,  flach ; von  obeu  ein  kurzes  Oval  bildend.  Linke  hintere  Seite  vorstehend.  Etwas  prognath.  Kinn  lang. 
Mund  geöffnet.  Gesicht  voll.  Backenknochen  wenig  bemerkbar.  Gesicht  unten  breiter.  Haare  schwarz, 
in  der  Mitte  rasirt.  Bart  dicht. 

32.  Anderer  Typus.  GutraiHhig,  etwa  russisch.  Augen  grünlich-gelblich.  Nase  gerade,  grob.  Stirn 
eingebogen.  Kopf  hinten  höher.  Hinterkopf  bemerkbar.  Kopf  von  hinten  rund,  von  oben  eiförmig.  Die 
Backenknochen  t heilen  den  Kopf  oben  ab;  Unterkiefer  »ich  abthcilend,  sonst  da»  Gesicht  einen  Keil  bildende 
Etwas  prognath.  Ilaare  schwarz.  Bart  dicht. 

33.  Ganz  anderer  Typus.  Ueberall,  wenn  auch  nicht  oft.  vorkomuieud  (siebe  oben).  Augen  grünlich- 
gelblich,  gross.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Wimpern  laug.  Fast  keine  Nasenwurzel,  Nase  gebogeu,  vor- 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

stehend,  lehr  schmal.  Stirn  gerade,  voll,  zurückgebogen.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten.  Entwickelter 
Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  fünfeckig,  Seiten  unten  convergirend,  Hach;  von  oben  fast  rund,  etwas  eiförmig. 
Backenknochen  das  Obergesicht  abt heilend,  sonst  tla»  Gesicht  im  Ganzen  einen  Keil  bildend.  Kinn  vor- 
stehend. Überzitbne  übergreifend.  Unterlippe  dick.  Kinn  eingebogen.  Haare  schwarz,  rasirt,  Bart  dünn. 
Ausdruck  stumpf. 

34.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Nase  gerade.  Nasenlöcher  seitwärts 
geöffnet.  Nasenspitze  abgehauen.  Oberzähne  greifen  über.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Unter  den  Wangen- 
beinen eine  rechtwinkcligc  Einbiegung.  Kinn  gerade  und  laug-,  Unterkiefer  theileu  sich  ab.  Ueber  und  unter  den 
spitzen  Backenknochen  befindet  sich  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf 
am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  erscheint  er  wie  ein  Bogen,  von  oben  wie  ein  »ehr  kurze» 
Ei.  Ohren  breit.  Bart  dicht  und  breit. 

35.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau -braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Kinn  vorstehend. 
Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine 
tiefe  Einbiegung.  Stirn  hoch,  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  nach  hinten  flach  abfallend;  von  hinten 
gesehen  erscheint  er  wie  ein  abgerundete»  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht 
und  breit. 

96.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellbraun.  Nase  gebogen,  l'nterzähne  greifen  über.  Kinu  vorstehend. 
Kinnlade  kervorstehend.  Heber  und  unter  den  »pitsen  Backenknochen  befindet  sich  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn 
gerade;  über  den  Augen  entwickelt.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Kopf  am 
höchsten  iu  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  brei- 
terer Sack. 

97.  Anderer  Typus,  einfach.  Augen  hellgrau.  Augenbrauen  breit.  Muud  vorstehend,  geöffnet.  Gesicht 
in  Plätteisen  form.  Ueber  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  niedrig;  über  den  Augen  ent- 
wickelt. Kopf  hinten  am  höchsten.  Kein  Hinterkopf.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  hoher 
Bogen,  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Wenig  Bart.  Haare  auf  Aderbeidschan-'J  atariscb  mitten 
auf  dem  Kopfe  kurz  geschoren.  Wuchs  hoch. 

98.  Anderer  Typus.  Augen  hellbraun.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Unterkiefer  theilt  sich  »tb. 
Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gewölbt;  über  den  Augen  ent- 
wickelt. Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  erscheint  er  wie  ein  an  den  Finden  eingeltogener 
spitzer  Bogen,  von  oben  oval,  llaarc  duukd. 

3U.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gerade.  Kinu  vorstehend.  Unter  deu 
Wangenbeinen  eine  rechtwiukelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  flache 
Einbiegung.  Stirn  seukrecht.  Kopf  von  hiuteu  gesehen  wie  eiu  flacher,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen, 
von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Saek. 

40.  Augen  hellgrün.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gebogen.  Nasenspitze  vorstehend.  Mund  vorstehend. 
Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine 
tiefe  Einbiegung.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  um  hüchateu ; von  hinten  gesehen  wie  ein 
an  deu  Finden  eingebogene»  F'unfeck,  von  obeu  wie  ein  kurze»  Ei. 

41.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit.  Nase  gebogen.  Uberzähne  greifen  über. 
Muud  und  lange»  Kinu  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Eiubiegung.  Stirn  seuk* 
recht;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  oben  flach;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flaches,  abgerundetes  Viereck, 
von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht  und  breit. 

42.  Augen  hellgrau.  Haare  blond.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Von  den  Unterkiefern 
geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  geraden  Kinu.  Stirn  gerade;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten 
am  höch»ten ; von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  eiti  schiefe»  Oval.  Bart  dicht. 

43.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Kinu  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eiue  rechtwiukelige 
Flinbiegung.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stiru  senkrecht;  über  den  Augen 
entwickelt.  Hinterkopf  platt.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  au  den  Enden  ein  gebogene»  flache»  Fünfeck; 
von  oben  gesehen  wie  ein  hinten  viel  breiteres  Oval,  Bart  breit. 

2.  A g u 1 e n. 

1.  Typus  etwa»  jüdisch.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Uuterzühne  greifen  älter. 
Mund  vorstehend.  Ueber  den  Backenknochen  eine  fluche  Einbiegung.  Stirn  senkrecht;  über  deu  Augen  ent- 
wickelt Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  an  den  Finden 
eingebogene»,  abgerundetes  Viereck,  von  oben  eiförmig.  Bart  dicht  und  breit. 

2.  Typus  etwas  jüdisch.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vor- 
stehend. Unter  den  Wangenbeinen  eine  recht  winkelige  Fliuhiegung  Leber  den  spitzen  Backenknochen  eine 


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72 


von  Erokert, 


liefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  hinten:  von  hinten  gesehen  wie  ein 
hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein  schiefes  Oval.  Bart  dicht  und  breit. 

3.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  dünn.  Nasenspitze  herabgebogen.  Zahne  vorstehend.  Mund 
und  Kinn  vorstehend.  Gesichtsfonn  keilförmig.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Ein- 
biegung. Stirn  gerade:  über  den  Augeu  entwickelt.  Kopf  ain  höchsten  in  der  Mitte;  von  oben  gesehen  wie 
ein  schiefes  Oval  Bart  dicht. 

4.  Jüdischer  Typus.  Augeu  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Oberzahne  übergreifptid. 
Mund  und  Kinn  vorstehend.  Lip(»cu  dick.  Gesichtsfonn  wie  ein  breites  Platteisen.  Stirn  gerade;  über  den 
Augen  entwickelt.  Kopf  ain  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck»  von 
oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit. 

6.  Jüdischer  Typus.  Augeu  braun.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht  Nase  eingebogen.  Mund  vor- 
stehend. Gesichtsfonn  wie  ein  Plätteisen.  Stirn  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  an  dpn  Enden  eingeborenes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  breiter,  hinten  breiterer  Sack.  Bart 
dfian. 

6.  Augen  braun.  Augenbrauen  schmal.  Gesicht  gewöhnlich.  Nase  ciugehogcn,  breit.  Mund  vorstehend. 
Von  den  Kinnladen  geht  eine  cingelmgene  Linie  /.um  spitzen  Kinn.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte ; von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  oval. 

7.  Augen  braun.  Haare  dunkel.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gerade,  platt.  Zähne  nach  innen  gebogen. 
Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  senkrecht;  über 
den  Augeu  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Milte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck, 
von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht. 

8.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber  und 
unter  den  Backenknochen  eine  dache  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  hiuten  gerade  abfallend;  von  hinten 
geseheu  wie  ein  an  den  Enden  eingebogeuer  Bogen,  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer,  langer  Sack. 
Bart  dicht. 

9.  Augeu  grau  - bräunlich.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  grossen  Backen- 
knochen eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten:  von  hinten  gesehen  wie  ein  an 
den  Enden  eingeborener  got  hi  scher  Bogen,  von  oben  wie  ein  langer,  schiefer  Sack,  hinten  breiter.  Bart  dicht 
und  breit. 

10.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gclmgeu.  Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen 
eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  nntcr  den  spitzeu  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn 
senkrecht;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten,  zum  Genick  gerade  abfallend;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  gothischer  Bogen,  von  olien  wie  ein  hiuten  breiterer  Sack.  Bart  dicht  und  breit.  Gesicbts- 
ausdruck  stumpf. 

11.  Augeu  braun.  Gesicht  zart.  Augenbrauen  schmal,  zueammengcwachsen.  Wimpern  lang.  Gesichts- 
protil  jüdisch.  Nasenspitze  herabgebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine 
rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  vollen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  sanft  zum  Hinterkopf  abfallend.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  niedriges 
Fünfeck,  von  oben  wie  ein  kufzes  Viereck,  hinten  breiter.  Bart  dünn. 

12.  Rein  jüdischer  Typus.  Augeu  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Oberzähne  greifen  über. 
Mund  geöffnet.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  voll,  herabhängend.  Stirn  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in 
der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  von  obeu  wie  ein  kurzes  Oval.  Bart  dünn.  Ohrläppchen 
angewachsen.  Haare  vor  den  Ohren  in  jüdischer  Art- 

13.  Jüdischer  Typus.  Augeu  hellbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Nasenlöcher  seitwärts 
geöffnet.  Kinn  vorstehend.  Unter  den  Waugenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den 
spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hiuteu 
gesehen  wie  ein  hoher,  spitzer  Bogen,  von  oben  wie  ein  langes,  abgerundetes  Viereck.  Bart  dicht  und  breit. 


3.  T i I)  a « i a r i p e r. 

1.  Angen  braun.  Augenbrauen  zusammengewachsen.  Wimpern  lang.  Nase  gerade.  Kinn  vorstehend. 
Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbieguug.  Stirn  gerade;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am 
höchsten  in  der  Mitte;  von  oben  gesehen  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit  und  dünn. 

2.  Augen  braun.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Uuterxähne  greifen  über.  Mund 
vorstehend.  Unter  deu  Wangenbeinen  eine  recht  winkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen 
eine  tiefe  Einbiegung.  Oberkopf  wie  eine  Kuppel  sieh  abtheilcnd.  Stirn  senkrecht,  über  den  Augeu  ent- 
wickelt, oben  gewölbt.  Kopf  um  höchsten  in  der  Mitte,  flach  nach  hinten  abfallend;  von  hinten  gesehen 
bogenförmig,  von  oben  oval.  Bart  breit. 


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73 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

3.  Augen  grau.  Gesicht  gewöhnlich,  an  deutsches  erinnernd.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gerade.  Kinn 
vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Kinbiegung.  Heber  und  unter  den  Backenknochen 
eine  flaehe  Einbiegung.  Stirn  nie<irig,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  vou 
hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundeten  Viereck,  von  oben  wie  ein  kurzes  Ei.  Haare  dunkel.  Hart  dünu. 

4.  Augen  braun.  Augenbrauen  zusam menge wachaeu.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen.  Mund  vor- 
stehend. Unterzähne  vorstehend.  Kinn  vorstehend,  lieber  und  unter  den  spitzen  Hackenknochen  eine  tiefe 
Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Hinterkopf  spitz.  Kopf  von  hinten  gesehen 
wie  ein  an  den  Enden  eingebogener  hoher  bogen,  von  oben  oval.  Hart  dünn. 

5.  Typus  wild  und  roh.  Augen  braun.  Nase  breit,  Unterzähne  greifen  Über.  Mund  vorstehend, 
lieber  den  Backenknochen  eine  flaehe  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  gothiseher  Bogen,  von  oben  wie  ein  lauge«  Oval.  Bart  dicht. 

6.  Typus  deutsch.  Augen  braun.  Augenbrauen  zusatnmcngcwachscn.  Nasenspitze  vorstehend.  Kiun 
vorstehend,  lieber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirft  gerade,  über  den 
Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Bogen,  von  oben  gesehen 
oval.  Haare  dunkel.  Bart  breit. 

7.  Augen  gross  und  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Heber  und  unter 
den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten.  Kein  Bart. 

8.  Augen  grau  * bräunlich.  Nase  gerade,  dick.  Mund  vorstehend,  lieber  den  Backenknochen  eine 
flache  Einbiegung.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  von 
oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  (licht. 

9.  Augen  hellgrau.  Oesichtsausdruck  ehrwürdig.  Augenbrauen  breit.  Nasp  gebogen.  Überzahlte 
übergreifeud.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Heiter  den  Backcuknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn 
gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  oval. 
Bart  breit. 

10.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  zusammengewachsen.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Von 
den  breiten  Kinnladen  geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Heber  und  unter  den  Backenknochen 
eine  tiefe  Einbiegung.  Der  Oberkopf  theilt  sieh  kuppelfürtnig  ab.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf 
am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  gesehen  wie  ein 
hinten  breiterer  Sack.  Haare  dunkel. 

11.  Augen  grau  - bräunlich , tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  »ehr  lang.  Nase  hoch  und  ge- 
bogen. Nasenlöcher  »ehr  eng.  Kinn  vorstehend.  Seitenflächen  des  Gesichts  fast  senkrecht,  nach  unten  du» 
Geeicht  dann  keilförmig.  Backeukuockcn  wenig  vorstehend.  Stirn  überden  Augen  entwickelt,  darüber  eine  lange 
Einbiegung  zeigend.  Kopf  am  höchsten  hinten.  Hinterkopf  senkrecht.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf 
wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer,  »chicfer  Sack.  Bart  »ehr  dicht  und  breit. 

12.  Augen  grau- bräunlich,  tiefliegend.  Augeubraueu  dicht,  zusammengewachaen.  Nase  gebogen,  sehr 
vorstehend  und  schmal.  Nasenspitze  lang.  Naseulocher  schmal,  nach  der  Mitte  aufgestülpt.  Mund  sehr  vor- 
stehend. Von  den  Kinnladen  eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen,  vorstehenden  Kinn.  Heber  und  unter  deu 
seitwärts  stark  hervorstehenden  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte,  zum  eckigen  Hinterkopf  gerade  abfallend.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  ab- 
gerundetes Fünfeck,  von  oben  eiförmig,  vorn  platter.  Wenig  Bart.  Ohren  breit.  Haare  schwarz. 

19.  Augen  braun,  tiefliegend.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Wimpern  laug.  Nase  gebogen.  Kinn  vor- 
stehend. Gesichtsform  wie  ein  breites  Plätteisen,  l'eber  deu  etwas  verbringenden  Backenknochen  eine 
flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
flaches,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wTie  ein  breites  Oval,  vorn  platter.  Pockennarbig.  Ohrläppchen  an- 
gewachsen.  Bart  sehr  breit. 

14.  Anderer  Typus;  nicht  asiatisch.  Gesicht  keilförmig.  Augen  grau-bräunlich.  Wimpern  sehr  lang. 
Nase  gerade,  »ehr  platt.  Augenbrauen  breit,  dicht,  zusani  menge  wachsen.  Stirn  seukrecht.  Kopf  am  höchsten 
hinten:  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein  breiter,  hiuten  breiterer  Sack.  Bart  breit. 

15.  Typus  wie  der  vorige.  Augen  grau  - bräunlich.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht  und  breit. 
Nase  gerade.  Kinn  vorstehend.  Gesichtsform  wie  ein  breites  Plätteiseu.  Heber  den  Backenknochen  eine 
flache  Einbiegung.  Stiru  gerade.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  zum  runden  Hinterkopfe  gerade  abfallend ; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  von  oben  oval.  Pockennarbig.  Bart  dicht  und  breit.  Haare  mitten 
auf  dem  Kopfe  geschoren. 

Hi.  Dem  vorigen  ähnlich.  Augen  gross,  braun.  Augeubrauen  fein,  schmal.  Nase  gerade.  Unterhalb 
der  eckigen,  grossen  Backenknochen  geht  das  Gesicht  spitz  zu.  Heber  und  uutcr  den  Backenknochen  eine 
grosse  Eiuhieguog.  Kinn  hoch  und  gerade.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  flacher  Bogen , von  oheu  rund.  Wenig  Bart,  llaaiv  mitten  auf  dem  Kopfe  geschoren. 

Archiv  für  Anthropotofri«.  Bd.  XIX..  jq 


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7» 


von  Krckert 


17.  Typisches  Gesicht.  Äuget]  braun,  tiefliegend.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen,  hoch;  Spitze  lang, 
lieber  und  unter  den  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Mund  sehr  vorstehend.  Stirn  senk- 
recht. Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen;  von  oben  oval.  Bart  dicht 
und  breit. 

18.  Typus  wie  14,  16,  16.  Augen  hellbraun.  Wimpern  sehr  lang.  Augenbrauen  dicht,  breit,  zusammen- 
gewachsen.  Mund  sehr  vorstehend.  Lippen  dick.  Oberzähne  stark  tibergreifend.  Gesicht  keilförmig,  aber 
unten  abgerundet.  Unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  Einbiegung.  Stirn  hoch  und  senkrecht.  Kopf 
am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  wie  ein  hohes,  abgerundetes  Viereck,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten 
breiterer  Sack ; vorn  platt.  Bart  und  Ohren  »ehr  breit. 

11).  Typisches  Gesicht.  Angen  hellbraun,  tiefliegend.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht,  breit, 
zusammengewachsen.  Nase  gerade;  Spitze  abgestumpft,  lang.  Mund  vorstehend.  Gesicht  in  schmaler  Platt- 
einenform.  Ueber  und  unter  den  grossen,  vorstehenden,  schief  herabstehenden  Backenknochen  eine  lange 
und  tiefe  Einbiegung,  wie  mehr  oder  weniger  bei  allen.  Oberkopf  kuppelförmig  »sich  abtheilend.  Stirn 
senkrecht,  ol>en  scharf  zum  Kopfe  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher 
Bogen , von  oben  oval,  vorn  platter.  Bart  dicht  und  breit. 

20.  Augen  grau-bräunlich,  tiefliegend.  Augenbrauen  in  hohem  Bogen.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen, 
hoch,  sehr  schmal.  Mund  sehr  vorstehend.  Geeicht  keilförmig,  unten  abgerundet,  lieber  und  unter  den 
spitzen,  seitwärts  gekehrten  Backenknochen  eine  Einbiegung.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt,  oben 
gewölbt.  Kopf  um  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  wie  ein  flacher  Bogen  mit  spitzem  Auswuchs  oben. 
Bart  dicht  und  breit.  Unterzähne  vorstehend. 

21.  Augen  grau -braun.  Wimpern  lang.  Nase  gerade.  Gesicbtsform  wie  ein  Plätteisen.  Kinn  vor- 
stehend. Augenbrauen  breit,  zusammen  gewachsen.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt,  senkrecht,  oben 
gerundet.  Kopf  am  höchsten  in  dor  Mitte:  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  oval.  Haare 
dunkel.  Bart,  breit,  dicht, 

22.  Augen  grau-blau.  Nase  gebogen.  Augenbrauen  dicht , zusammcugewachsen.  Wimpern  lang.  Stirn 
Aber  den  Augen  entwickelt;  wenig  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
hoher,  oben  flacher  Bogen , von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  -Sack,  llaare  dunkel.  Bart  roth,  dünn. 

23.  Anderer  Gesichtstypus ; wild,  böse.  Augen  braun,  tiefliegend.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht. 
Nase  gerade.  Stirn  gerade,  vorgebeugt,  Backenknochen  stark.  Kinnladen  sich  abtrennend  durch  lange 
Kiubiegung.  Kopf  am  höchsten  hinteu;  von  hinten  gesehen  wie  ein  schmaler  Bogen,  von  oben  eiförmig. 
Haare  schwarz.  Bart  diinu.  Dunkle  Gesichtsfarbe. 

24.  Schwester  des  vorigen.  Augen  braun.  Augenbrauen  sehr  zart , schmal.  Nase  gerade , kaum 
gebogen,  fein;  Spitze  laug  und  fein.  Gesicht  in  Plätte iaen form.  Kinu  abgerundet.  Stirn  senkrecht.  Mund 
etwas  vorstehend.  Kopf  oben  sich  ahhebeud.  Haare  schwarz.  Typus  bescheiden,  schüchtern;  sehr  fein 
und  vornehm.  Kleidung  persisch.  Ein  flach  auf  dem  Kopfe  liegendes  gesticktes  Tuch  bedeckt  hinten  die 
Zöpfe. 

25.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gerade,  kaum  gebogen,  lieber 
den  seitwärts  vorstehenden  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  keilförmig. 
Stirn  gerade,  znrückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  zurück  steil  nhfailend  zura  tiefliegenden 
spitzen  Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  von  oben  wie  ein  breites  Oval.  Ohren 
breit;  Ohrläppchen  au  gewachsen.*  Ilaaro  schwarz.  Bart  breit  und  dicht.  Vornehmer  Typus. 

26.  Augen  grau,  tiefliegend.  Nase  wenig  gebogen,  hoch.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt;  senkrecht. 
Ueber  und  unter  den  seitwärts  sehr  vorstehenden  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte;  zum  runden  Hinterkopf  gerade  abfallend.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von 
oben  wie  ein  breites  Oval.  Haare  dunkel.  Bart  dicht,  breit.  Ohrläppchen  angewachsen. 

27.  Augen  grau-bräunlich.  Nase  gerade,  schmal.  Nasenwurzel  tief  eingebogen.  Backenknochen  voll 
und  platt.  Gesiclitaform  wie  ein  breites  Plütteisen.  Kiuu  hoch.  Kinnladen  etwas  eingebogun.  Ueber  den 
Backenknochen  eine  flache  Einbieguug.  Stirn  über  den  Augen  sehr  entwickelt,  hoch,  eingebogen,  flach. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Gerade  Linie  zum  vorstehenden  Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie 
ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  kurzes  Oval,  vorn  platt.  Haare  schwarz.  Bart  breit.  Ohr- 
läppchen angew'acbscn. 

28.  Typus  besonder»  semitisch.  Augen  braun.  Wimpern  laug.  Nase  gerade,  hoch,  schmal.  Gesichts- 
form  keilförmig.  Backenknochen  nach  aussen  gekehrt.  Uuterlippe  vorstehend  und  breit.  Stirn  über  den 
Augeu  entwickelt;  senkrecht,  in  «1er  Mitto  eingebogen.  Kopf  am  höchsten  hinten,  Hinterkopf  platt,  Kopf 
von  hinteu  gesehen  wie  eiu  flacher  Bogen,  von  oben  wie  ein  schiefer,  hinten  breiterer  Sack.  Ohren  lang. 
Bari  dünn  und  schmal. 

21).  Augen  gelblich-braun.  Augenbrauen  breit.  Nase  eingebogen,  mit  dickem  Zipfel.  Kinn  vorstehend. 
Gesicht  wie  hei  vielen  Kaitachen.  Unterer  Theil  des  Gesichts  theilt  sich  ab.  Ueber  den  grossen  spitzen 


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Kopfinessungen  kaukasischer  Völker.  75 

Backenknochen  eine  lange  Einbiegung;  unter  ihnen  eine  flache.  Stirn  senkrecht,  oben  gewölbt.  Kopf  oben 
horizontal.  Ziemlich  starker  Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben 
oval,  vorn  glatt  Haare  schwarz.  Bart  dicht. 

30.  Ganz  anderer  Gesichtsausdruck.  Deutsche  Augen , graublau.  Nase  gebogen.  Profil  polnisch. 
Spitze  dick,  breit.  Sehr  starke  Backenknochen,  seitwärts  gekehrt.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  recht- 
winkelige Einbiegung.  Ueber  den  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade;  über  den  Augen 
stark  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  bogenförmig ; von  oben  oval,  vorn 
platt.  Ergraute  schwarze  Haare.  Bart  dicht,  breit.  Ohren  gross. 

31.  Augen  hellbraun,  tiefliegend.  Augenbrauen  sehr  stark.  Nase  gebogen.  Gesichtsform  keilförmig, 
breit,  eckig.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkcligo  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zunickgebogc». 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte ; von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen ; von  oben  oval.  Haare  schwarz. 
Ohren  gross.  Wenig  Bart.  Böser  Ausdruck. 

32.  Anderer,  aber  ab  uud  zu  vorkommender  Ausdruck.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Backenknochen 
gross;  über  und  unter  ihnen  eine  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hiuten 
gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  oval,  schief.  Haare  schwarz.  Bart  breit. 

33.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht,  breit.  Nase  gerade.  Unterlippe  vorstehend.  Oberzähne 
ül»ergreifend.  Gesicht  keilförmig.  Stirn  hoch,  flach.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen 
wie  ein  an  den  Enden  eingebogener  flacher  Bogen;  von  oben  oval,  vorn  glatt.  Haare  schwarz.  Bart  dicht, 
breit.  Öhren  gro§B. 

3-1.  Augen  hellgrau.  Augenbrauen  dicht,  breit,  zusummengewachsen.  Nase  wenig  gebogen.  Keine 
Nasenwurzel  sichtbar.  Gesicht  keilförmig.  Mund  vorstehend.  Kinn  zurücktretend.  Stirn  gerade.  Kopf 
hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  der  Kopf  bogenförmig;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack. 
Backenknochen  gross,  unter  ihnen  eine  Einbiegung.  Wimpern  ganz  ungewöhnlich  lang.  Haare  schwarz. 
Bartwuchs  mittelstark.  Ohrläppchen  angewachsen. 


4.  H u t u 1 e r. 

1.  Hoher  Wuchs.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht  und  breit.  Nasenspitze  herabgebogen.  Kinn 
vorstehend.  Gesicht  hängend.  Uobcr  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  über 
den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  steil  zum  Hmtcrkopf  abfallend.  Kopf  von  hinten  geseheu 
wie  ein  abgerundete«  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  schmal.  Pockennarbig.  Ohr^ 
läppchen  angcwachsen. 

2.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  geöffnet.  Ueber  und 
unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige 
Einbiegung.  Stirn  gewölbt.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Bogen;  von  obeu  wie 
ein  kurze»  Oval. 

3.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nasenspitze  herabgebogen.  Oberzähne 
übergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung. 
Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher 
gothincher  Bogen;  von  ohen  oval.  Bart  dicht. 

4.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen 
eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  uud  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn 
gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  wie  ein  langer, 
hinten  breiterer  Sack. 

5.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Kinn  und  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter 
den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  oben  horizontal;  von  hinten  gesehen 
wie  ein  flacher  gothischer  Bogen;  von  oben  oval.  Bart  dünn. 

0.  Jüdischer  TypuB,  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige 
Einbiegung.  Kopf  oben  sieh  kuppelförmig  ahthcilend.  Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung. 
Stirn  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben 
wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht, 

7.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Nase  gerade.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  wie  ein 
breites  Plätteisen.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen, 
obeu  eingedrückt ; von  oben  gesehen  oval.  Bart  dicht. 

8.  Typisches  Gesicht.  Augen  braun,  schief  stehend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  eingehogen.  Mund 
und  Kinn  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwiukelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den 

10* 


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von  Erckert, 


7fi 

Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen 
wie  ein  flacher  gothischer  Bogen ; von  oben  wie  ein  kurzes  Oval,  hinten  breiter.  Wenig  Burt. 

9.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Haare  dunkel.  Nase  gelegen.  Kinn  vor- 
stehend. lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zurückgebogen , über 
den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen;  von  oben 
wie  ein  kurzes  Ei.  Bart  dicht. 

10.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augeu brauen  breit.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend, 
l'ntcr  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung,  lieber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen 
eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten ; von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den 
Enden  eingebogenes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht 

11.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Kinn  vorstehend.  Ueber  und 
unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rochtwinkelige 
Einbiegung.  Stirn  gnade.  Kopf  am  höchsteu  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck; 
von  oben  wie  ein  Sack,  hinten  breiter.  Bart  dünn.  Dummer  Gesichtsausdruck. 

12.  Augen  gelblich -grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber 
und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  Ei.  Bart  dicht  und  breit. 

13.  Augen  gelblich -grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogeu.  Oberzähne  übergreifend.  Mund  sehr 
vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  sehr  starken 
Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in 
der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer 
Sack.  Bart  dicht. 

14.  Augen  braun.  Hoher  Wuchs.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Unter  den 
Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung,  lieber  und  unter  den  grossen  Backenknochen  eine  flache 
Einbiegung.  Stirn  senkrecht , über  den  Augen  entwickelt,  Kopf  am  höchsten  hinten ; von  hinten  gesehen 
rund ; vou  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Pockennarbig. 

15.  Jüdisclier  Typus.  Haare  dunkel.  Angen  hellblaugrau.  Nase  gerade.  Mund  und  Kinn  vorstehend. 
I nter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  uud  unter  den  spitzen  Backenknochen 
eine  flache  Einbiegung.  Stirn  niedrig,  zurückgebogen;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen;  von  oben  oval,  hinten  breiter.  Bart  dicht 
und  breit. 

16.  Augen  grau-braunlich.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Kinn  vorstehend,  lieber  und  unter 
deu  spitzen  Backenknochen  eiue  tiefe  Einbiegung.  Kopf  oben  kuppcl  förmig  sich  abtbeileud.  Stirn  gerade, 
zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  gerade  zum  spitzen  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  abgerundetes,  au  deu  Setten  eiugcbogeues  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack. 
Bart  dünn. 

17.  Augeu  hellgrau  mit  Flecken.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogeu,  sehr  hoch.  Oberzähne  über- 
greifend. Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter 
den  grossen  spitzen  Backenkuochen  eine  tiefe  Eiubiegung.  Stirn  vorstehend,  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten 
hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck:  von  oben  wie  ein  abgerundetes  Viereck.  Bart 
dicht. 

IS.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Lippen 
dick.  Unter  den  Wangenbeinen  eiue  rechtwiukelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  grossen  Backen- 
knochen eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  tob  oben  wie  ein  langer  Sack,  hinten  breiter.  Pockennarbig. 
Bart  dicht. 

19.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  zusammengewaclisen.  Nase  gebogen,  mit 
spitzem  Zipfel.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  hängend,  unter  den  Waugenbeineu  eiue  recht- 
winkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenkuochen  eine  tiefe  Einbiegung,  Stirn  eiugebogen, 
über  den  Augen  stark  entwickelt.  Kopf  am  höchsteu  in  der  Mitte;  vou  hinten  gesehen  wie  ein  flacher 
Bogen,  oben  dachförmig  erhoben ; von  oben  wie  ein'  abgerundetes  Viereck.  Bart  dünn.  Haare  dunkel. 

20.  Jüdischer  Typus.  Augen  brauu.  Augenbrauen  dicht.  Nasenspitze  herabgebogen.  Mund  und  Kinn 
vorstehend.  Gesiebt  hängend.  Ueber  und  unter  den  flachen  Backenknochen  eine  fiacho  Einbiegung.  Stirn 
zurückgebogen,  über  den  Augen  entwickelt,  Kopf  am  höchsten  hinten,  flach  zum  Hinterkopf  abfallend;  von 
hinten  gesehen  bogenförmig,  oben  spitzer;  von  oben  gesehen  oval,  hinten  breiter.  Bart  breit. 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker.  77 


5.  T s a c li  u r e d. 

1.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau-bräunlich.  Nase  gebogen.  Mund  voratehend.  Lippen  dick.  Ge»icht 
wie  ein  breites  Plätteisen.  Leber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht. 
Kopf  am  höchsten  hinten,  flach  zum  spitzen  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  der  Kopf  wie  ein 
hoher  Bogen ; von  oben  wie  ein  lange»  Viereck.  Bart  dicht  und  breit. 

2.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau -grünlich.  Augenbrauen  dicht,  zusammeDgewachten.  Nase  gerade. 
Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn 
gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten , zum  Iliuterkopf  flach  abfallend ; von  hinten  gesehen  der  Kopf  wie  ein 
abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht  und  breit. 

8,  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  fein.  Nbbü  gerade.  Oberzähne  übergreifend.  Mund 
mit  den  starken  Lippen  sehr  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber 
und  unter  den  platten  Backenkuochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben  wie  ein  abgerundetes  langes  Viereck.  Bart 
schmal. 

4.  Jüdischer  Typus.  Augen  gelblich-braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Nasenlöcher  seitwärts 
geöffnet.  Oberzahnc  übergreifend.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  wie  ein  schiefe»  Oval.  Bart  dicht. 

5.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  schmal.  Nase  gerade.  Oberzähne  über- 
greifend. Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Platt  eisen  form.  Ccber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache 
Einbiegung.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  flach  zum  spitzen  Hinterkopf  abfallend,  von  hinten 
gesehen  wie  ein  Bogen ; von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht 

I».  Jüdischer  TypuB.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  fein.  Nase  gebogen  und  hoch.  Mund  vorstehend. 
Gesicht  in  Plälteisenform.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Kopf  oben  kuppel- 
förmig »ich  abtheilend.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher, 
an  den  Enden  eiugchogener  Bogen,  oben  etwas  dachförmig;  von  oben  oval.  Bart  dicht,  breit. 

7.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Oberzähne  ubergreifend.  Mund  und  Kinn  vor- 
stehend. Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Kopf  am  höchsten  hinten.  Bart 
dicht  und  breit. 


6.  D s h e k. 

1.  Augen  gelblich-blau , tiefliegend.  Gesichtsausdruck  böse.  Nase  gerade.  Zähne  vorstehend.  Mund 
und  dicke  Lippen  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  flache  Eiubiegung.  Stirn 
cingeltogcu.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben 
wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit. 

2.  Augen  hellblau.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  recht- 
winkelige  Einbiegung.  Ueber  den  spitzen  Backenknochen  eine  grosse  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  über 
«len  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  au  den  Enden  eingebogener 
Hogeu ; von  oben  wie  ein  abgerundetes  längliche»  Viereck.  n»are  dunkelblond.  Bart  dicht  und  breit. 

3.  Augen  braun.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Ge»icht»form  keilförmig.  Ueber  und  unter  den 
hohen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinteu ; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bilgen ; von  oben  wie  ein  schiefes  Ei.  Bart  dicht. 

4.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  uud  Kinn  vorstehend.  Ueber  und  unter 
den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte, 
flach  zum  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  oval,  vorn 
spitzer.  Bart  dicht  und  breit. 

5.  Jüdischer  Typus.  Angen  braun.  Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber  und  unter 
«len  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  gothiaeher  Bogen;  von  oben  oval,  vorn  spitzer.  Bart  dicht 
und  breit. 

ß.  Augen  hellblau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade,  dicker  Zipfe).  Mund  vorstehend.  Backen- 
knochen nach  vorn  vorstehend.  Stirn  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  iu  der  Mitte ; von  hinten  gesehen  wie 
eiu  schmaler  Bogen ; von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack. 


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78 


von  Errkert 


7.  Auge»  grau  - bräunlich.  Typu*  aderbeidzan  * tatarisch.  Nase  gebogen.  Mund  sehr  vorstehend. 
Gesicht  in  PlMteisenform . Kinn  gerade.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte:  von  hinten 
gesehen  wie  ein  an  den  Kuden  eingeborener  Bogen : von  oben  wie  ein  kurzer , hinten  breiterer  Sack. 
Wenig  Bart. 

8.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit.  Nase  gebogen.  Oberzihne  übergreifend.  Mund  und  Kiun  vor- 
stehend. lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  tlache  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zurüekgebogeu . über 
den  Augen  entwickelt.  Kopf  oben  und  hiuteu  mit  einer  Kinbieguug;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerun- 
detes Viereck;  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack. 

9.  Augen  grau-bräunlich.  Nase  gebogen,  Zipfel  vorstehend.  Mund  vorstehend.  L’nter  den  Wangen- 
beinen eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  deu  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung. 
Kopf  am  höchsten  hinten ; von  hiuteu  gesehen  wie  eiu  hoher  Bogen ; von  oben  wie  ein  langes  Ei. 

10.  Augen  braun.  Gesichtsausdruck  böse.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen 
eine  rechtwinklige  Einbiegung,  lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  Hache  Einbiegung.  Stirn  gerade, 
über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  steil  zum  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen ; 
von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit. 


7.  B u d u c h e n. 

1.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellblau.  Nase  gerade.  Oberzähne  übergreifend.  Heber  den  Backen- 
knochen eiue  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  hinten;  in  gerader  Linie  zum  vollen 
Hinterkopf  abfallend;  von  hiuten  gesehen  wie  eiu  an  den  Enden  eiugebogener  flacher  Bogeu;  von  oben  wie 
ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht. 

2.  Augen  hellgrau.  Nase  wenig  gebogen.  Augenbrauen  zuaammeugewachsen.  Oberzahne  übergreifend. 
Mund  vorstehend,  lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am 
höchsten  hinten;  zum  tiefliegenden  Hinterkopf  gerade  abfalleud;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Bogeu;  von 
oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack,  vom  eckiger.  Wenig  Bart.  Gesiohtsausdruck  gutmüthig. 

8.  Augen  hellgrau,  gross.  Nase  gebogen.  Kinn  vorstehend.  Gesichtsausdruck  wie  bei  den  Aderbeidian- 
Tataren.  lieber  den  sehr  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade . über  den  Augen 
entwickelt,  Kopf  am  höchsten  hinten;  flach  zum  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  eiu  schmaler 
Bogen  ; von  oben  wie  eiu  schiefes  Oval.  Bart  breit,  dicht.  Geaichtsausdruck  gutmüthig. 

4.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau.  Nase  gerade.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet.  Gesichtsform  keil- 
förmig. lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten 
hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  stark  eingebogenes , hohes,  oben  flaches  Fünfeck;  von 
oben  wie  ein  langer,  hinten  viel  breiterer  Sack.  Bart  schmal,  dicht. 

5.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Obcrzühne  ubergreifend.  Von  den  Kinnladen 
geht  eiue  Einbiegung  zum  Kinn.  Ueber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung. 
Kopf  oben  sich  kuppelform ig  abhebend.  Stirn  senkrecht.  Kopf  biuten  höher.  Hinterkopf  platt.  Kopf  von 
hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  sehr  eingebogener  Bogen;  von  oben  wie  eiu  kurzes  abgerundetes 
Viereck.  Bart  breit. 

6.  Augen  braun.  Schönes  Gesicht.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Gesicht 
stark  herabhäiigend ; unten  breiter.  Ueber  und  unter  deu  Backenknochen  eiue  flache  Einbiegung.  Stirn 
oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  sehr  flach  zum  spitzen  Hinterkopf  abfalleud.  Von  hinten 
gesehen  der  Kopf  wie  ein  schmales  Fünfeck ; von  oben  wie  ein  langes  Oval.  Bart  breit. 

7.  Jüdischer  Typu*.  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen. 
Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  Backen- 
knochen eine  flache  Einbiegung.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Bogen;  von 
oben  wie  ein  abgerundetes  Quadrat.  Bart  dicht  und  breit. 

8.  Augen  grau.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache 
Einbiegung.  Kopf  hinten  am  höchsten,  zum  spitzen  Hinterkopf  in  gerader  Linie  abfallend.  Von  hinten 
gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingebogenes,  abgerundetes  Viereck;  von  oben  wie  ein  abgerundetes  Viereck. 
Bart  dicht  und  breit. 

9.  Augen  grau -braun.  Augenbrauen  zusammengewaebsen.  Nasenspitze  herabgebogen.  Mund  vor- 
stehend, Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  niedrig,  über  den  Augen 
entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  flach  zum  ILnterkopf  abfallend.  Kopf  von  hiuten  gesehen  wie 
ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  oval.  Bart  breit  und  dicht. 


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7!) 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

10.  Adcrheidiau-tatarischer  Typus.  Augen  hellbraun.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Stirn  senk- 
recht. Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  oval. 
Hart  dicht  und  breit. 


8.  C h i n a 1 u g e n. 

1.  Auge»  gelblich-braun.  Augenbrauen  zusammengewachsen.  Nasenspitze  herabgebogen.  Kinn  vorstehend. 
Unter  den  Waugenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  ausserordentlich  grossen 
Backenknochen  eiue  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  wie  eiu  kurzes  Oval.  Bart  breit,  dicht. 

2.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick. 
Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  fluche  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  schmaler,  au  den  Enden eitigebogener  Bogen ; von  oben  oval.  Ohrläppchen 
angewachsen.  Bart  breit  und  dicht. 

3.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  zusammengewachsen.  Nase  gebogen.  Oberzahne 
übergreifend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  Backen- 
knochen eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
Bogen ; von  oben  oval,  hinten  spitzer.  Bart  breit. 

4.  Augen  gelblich-braun.  Wimpern  lang.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen 
eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  vorspriugeud. 
Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  gin  Bogen;  von  oben  oval.  Bart  breit.  Pocken- 
narbig. 

5.  Augen  grünlich-gelb.  Nase  gebogen.  Oberzähne  greifen  über.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Ueber 
und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gewölbt , über  den  Augen  entwickelt.  Kopf 
am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  rund;  von  oben  wie  ein  langes  Oval.  Bart  dicht  und  breit. 

6.  Augen  hellbraun.  Nase  platt  aber  gebogen.  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  Backen- 
knochen eine  flache  Einbiegung.  Stirn  oben  gewölbt,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  um  höchsten  in 
der  Mitte;  von  oben  gesehen  wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht  und  breit. 

7.  Augen  grau  - grünlich.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend.  Unter  den 
Wangenbeinen  eine  rechtwinkelige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung. 
Kopf  gerade  zum  liiuterkopf  abfallend.  Kopf  am  buchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher, 
hu  den  Enden  eiogebogener  Bogen.  Pockennarbig.  Bart  breit. 

8.  Schönes  Gesicht  Augen  grau-bräunlich.  Augenbrauen  zart.  Nase  gerade.  01>erzähne  greifen  über. 
Mund  vorstehend.  Gesicht  keilförmig.  Stirn  senkrecht,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten 
hinten;  von  oben  gesehen  beinahe  rund.  Bart  dünn.  Typus  jüdisch. 

9.  Typus  aderbeidün-tatariach.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Oberzähue  über- 
greifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  voll.  Stirn  gewölbt.  Kopf  oben  horizontal;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  oben  eingebogen;  von  oben  gesehen  wie  ein  hinten  breiterer  Sack. 
Pockennarbig.  Bart  dünn. 

10.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Oberzähue  übergreifend.  Mund  vorstehend. 
Lippen  dick.  Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  oben  horizontal; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  wie  ein  kurzes  Oval.  Pockennarbig.  Bart  dicht 
und  breit 

9.  Artschiner. 

1.  Augen  braun.  Nase  gerade,  mit  Zipfel.  Xasenlüchur  zur  Nasenspitze  gekehrt.  Mund  vorstehend. 
Lippen  dick.  Stirn  gerade,  kurz.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  rund;  von  oben  wie  ein 
kurzes  Ei.  Haare  dunkelblond.  Bart  dünn.  Angenehmer  Gesichtsausdruck ; etwas  jüdisch. 

2.  Augen  grau.  Nase  gebogen  mit  dicker  Spitze.  Stirn  gerade,  niedrig.  Kopf  hinten  viel  höher;  von 
hinten  gesehen  rund , hoch , nach  unten  hin  seitwärts  eingebogen ; von  oben  gesehen  wie  ein  abgerundetes 
Viereck;  biuteu  breiter  und  rund.  Backenknochen  sehr  vorstehend;  unter  ihnen  eine  Einbiegung,  die  das 
Obergesicht  abtheilt.  Gesicht  in  Plätteiaonform.  überzahlte  übergreifend.  Kinn  vorstehend.  Haare  dunkel. 
Bart  dicht,  gefärbt.  Ganz  besonderer  Gesichtstypus;  vornehm.  Fast  keine  Nasenwurzel  bemerkbar. 

3.  Gesichtnausdruck  europäisch.  Augen  gran-grünlich.  Nase  gebogen,  sehr  schmal,  zart,  mit  langem, 
spitzem  Zipfel.  Stirn  hoch , gerade.  Kopf  oben  horizontal.  Backenknochen  vorstehend , seitwärts.  Bas 


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60 


von  Erckert, 


Untcrgesieht  geht  in  gerader  Linie  zum  breiten,  vorstehenden  Kinn.  Der  Kopf  von  hinten  gesehen  rund 
und  niedrig;  von  oben  rund.  Dunkelblonde  Haare.  Hart  dünn. 

4.  Augen  hellblau.  Nase  gerade,  mit  spitzem  Zipfel.  Mund  sehr  vorstehend.  Nasenlöcher  zur  Nasen- 
spitze gekehrt.  Kinn  Bebr  vorstehend.  Stirn  gerade , zurückgehogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte. 
Starker  Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  rund;  von  oben  rund.  Gesicht  oval.  Backenknochen 
und  Kinnladen  vorstehend.  Haare  dunkel.  Bart  dünn,  blond. 

5.  Jüdischer  Typus.  Vornehm.  Augen  hellblau.  Augenbrauen  dicht,  zii'ammengewacksen.  Nase 
gebogen , mit  langem  Zipfel.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisenform.  IJeber  und  uuter  den  langen, 
spitzen  Backenknochen  eine  kleine  aber  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf 
am  höchsten  hinten ; steil  zum  Hinterkopf  abfalieud ; von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingebogene», 
abgerundetes  Viereck ; von  oben  wie  ein  kurzes  Oval , vorn  eckig.  Pockennarbig.  Haare  dunkel.  Bart 
dicht  und  breit. 

6.  Ganz  anderer  Typus,  wenn  auch  jüdisch.  Augen  braun,  grosse  Augenbrauen  dicht.  Nase  eingebogen. 
Uebtr  und  unter  den  sehr  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine 
rechtwinkelige  Einbiegung.  Wimpern  lang.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  »teil  zum 
Hinterkopf  abfallend.  Von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen.  Öhren  hübsch,  wie  bei  allen.  Bart 
breit« 

7.  Gesiebt  typisch  artachinisch.  Augen  hellgrün,  gross.  Augenbrauen  dicht.  Nase  wenig  gebogen, 
lang,  wie  bei  den  meisten.  Kinn  spitz  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtvrinkelige  Einbiegung,  lieber 
und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingebogener*  Bogen;  von  oben  wie  ein  schmaler,  hinten  längerer 
Sack.  Ohren  breit.  Bart  dicht.  GesichUausdruck  semitisch;  sympathisch. 

8.  Ganz  anderes . jüdisches  Gesicht.  Augen  braun.  Wimpern  ausserordentlich  lang.  Augenbrauen 
dicht.  Nase  gebogen,  breit;  Zipfel  nach  oben  gekehrt.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisen- 
form. Kopf  sich  oben  kuppelförroig  abtheilend.  Stirn  senkrecht.  Kopf  8m  höchsten  hinteu;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  Bogen  ; von  oben  oval,  vorn  breiter.  Bart  dicht  und  breit. 

9.  Hübscher  Jüngling.  Augen  hellblau,  etwas  schief  stehend.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  breit 
und  dicht , zusammengewachsen.  Vornehmes  Profil.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Gesicht  eckig, 
allmälig  nach  oben  breiter  werdend.  Stirn  senkrecht,  flach  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingebogener  flacher  Bogen;  von  oben  wie  ein  kurze*  Oval. 


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Kopftnessungen  kaukasischer  Völker.  81 

X.  Lesghier.  Südöstliche  Gruppe  oder  Küriniache  Volksstömme. 


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II. 

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1 : 3 

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I>ie  Bezeichnungen  sind  von  0 bis  4,9  Proc.  der  Kopfzahl  für  jode  Anzahl  in  Procenten  der  Iudices  der  gemessenen  Individuen 

mit  gewöhnlichen  Ziffern  gedruckt. 

B „ 5 „ 9,9  mit  kleinen  Cursivziffern  gedruckt. 

• n . .10  > 14,9  „ grossen  „ » 

9 „ n n 15  „ 19,9  „ kleinen  fetten  Ziffern  gedruckt. 

• „ * » 20  „ 85,0  „ grossen  * » » 


Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


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82 


von  Erckort, 

X.  Lesghier.  Südöstliche  Gruppe  oder  Kürinisehc  Volksstämmo. 


b3 


Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


n* 


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84  von  Erckert,  Kopfineseungen  kaukasischer  Völker. 


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V. 


Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M. 

Von 

A.  Hammeran. 

Mit  Tufrl  I,  II,  III. 


Im  Stichwahl«»  von  Frankfurt  a.  M.,  auf  dein  linken  Ufer  de»  Maines,  befinden  »ich  mehrere 
Gruppen  von  Hügelgräbern,  die  gut  erhalten  und  noch  wenig  von  Grabungen  berührt  sind.  Die 
nächst  derjenigen  des  Unterwalde»  umfangreichste  derselben  umfasste  über  40  Hügel,  von  denen 
jetzt  sechs  durch  systematische  Abgrabung  ganz  in  Wegfall  gekommen,  andere  früher  ungesehen 
zerstört  sind;  sie  ist  der  Stadt  zunächst  gelegen  und  erstreckt  sich  über  einen  grossen  Theil 
des  Walddistriets  „Holzheeke“.  leb  nenne  sie,  der  Kürze  halber,  nach  dem  nahe  gelegenen 
früher  v.  Bcthtiiann’schcn , jetzt  städtischen  Hofgute  „Sandhof“  die  Sandhof-Gruppu.  Die 
Zahl  dieser  Hügel  war  ehemals  eine  noch  grössere;  nach  unzweifelhaften  Nachrichten  und  nach 
Ausweis  einiger  Funde  von  Stcinpackuiigen  enthielt  der  im  Osten  des  Waldes  gelegene  soge- 
nannte Forstamtsacker , der  vor  längerer  Zeit  gerodet,  sjwlter  wieder  bepflauzt  wurde,  eine 
Anzahl  Hügel,  welche  die  Fortsetzung  und  die  Grenze  der  Grup|>e  nach  Osten  bildeten. 

In  früheren  Jahren  sind  Kiuzelfuude  in  Folge  von  Wühlarbeiten  und  namentlich  Slrassen- 
verbreiterungen  hier  öfters  vorgekommen;  zusammengestellt  habe  ich  alles  Bezügliche  in  den 
„Miltheilungen“  des  Frankfurter  „Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskundc“  1881.  In  den 
Jahren  1875  und  1870  konnte  ieli  zwei  Hügel  der  Gruppe  abgraben,  worin  ein  reicher  Fund 
seltener  Bronzen  und  mannigfacher  Thongetasse  vorkam  (Mittheil.  V,  3). 

Es  waren  somit  noch  wenig  systematische  Untersuchungen  hier  vorgenomuicn  worden,  und 
um  so  freudiger  musste  es  begrüsst  werden,  dass  durch  die  im  Frühjahr  1888  erfolgeiule  An- 
lage der  Waldhahn  eine  Reihe  Hügelgräber,  welche  in  deren  Trnee  fielen,  vollständig  abge- 
graben  werden  durften.  Die  städtische  „Commission  für  Kunst-  und  Alterthumsgegenstände“ 
bewilligte  die  Mittel  hierfür  und  wir  begannen  Anfangs  Mai  mit  der  Abhebung.  Die  Herren 
Conservator  O.  Cornitl,  dessen  ausgezeichneter  Mühewaltung  auch  die  hier  beigegehenen 
Tafeln  verdankt  werden,  Oberstabsarzt  Dr.  Kuthe  und  Baumeister  Thomas  bethätigten  sich 
wechselweise  aufs  Lebhafteste  bei  der  Untersuchung,  die  etwa  20  Tage  in  Anspruch  nahm,  und 
leisteten  mir  werthvollen  Beistand;  die  Bergung  und  musterhafte  Restauration  der  Funde, 


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86 


A.  Hamme  ran, 


besonders  der  Thongefilsse , ist  dem  Aufseber  Weyland  au  verdanken.  Die  Grabung  wurde 
nach  dem  bei  uns  bereits  bewährten  System  concentri scher  Parallelen  durchgefuhrt,  bei  welchem 
die  ausgehobene  Erde  nirgends  hinderlich  werden  kann.  Ein  orientirtes  Kordelkreu*  ward 
jedesmal  vor  der  Grabung  über  den  Mittelpunkt  des  Hügels  gezogen. 

Hügel  1. 

Am  östlichen  Waldrande,  dicht  an  der  Ecke  der  Niederräder  Landstrasst*  gelegen,  bot 
dieser  Hügel,  da  er  durch  die  in  früher  Zeit  erfolgte  Anlage  der  Strasse  ein  Drittel  ver- 
loren hatte,  leider  nicht  mehr  einen  intaoten  Befand.  Gleichwohl  war  gerade  bei  ihm  die  Er- 
wartung eine  grössere  und  schliesslich  gerechtfertigte,  weil  er  ln*i  Weitem  der  höchste  und 
umfangreichste  der  zu  untersuchenden  war.  Er  ergab  15  Gräber;  diese  bildeten  das  Inventar 
kaum  der  Hälfte  des  ursprünglichen  Hügels,  allerdings  der  wichtigsten.  Wir  mussten  hier  eine 
Modifikation  der  Parallelgralmng  insoweit  zur  Anwendung  bringen,  als  wir  nur  zwei  Grüben 
(von  Westen  und  von  Osten  aus)  führen  konnten,  da  die  Südseite  durch  die  Anlage  der  Strasse 
zerstört,  die  Nordseite  (etwa  ein  Viertel)  durch  Waldlreatand  zunächst  der  Untersuchung  ent- 
zogen war.  Die  Höhe  de»  Hügels  über  dem  Strassenniveau  Iretrug  2,20  m,  sein  Durchmesser 
in  der  (allein  nahezu  erhaltenen)  Ost* West-Time  36,00  m. 

Fund  a,  Grab  1 (s.  Taf.  I).  Auf  der  Ostseite  traf  die  Grabung  zuerst  in  einem  Abstande  von 
ß,32m  von  der  Mittellinie1)  auf  eine  Anzahl  einzeln  liegender  Steine,  welche  in  einem  Umkreise 
von  1,80m  und  0,80m  Gesammthöhe  ein  unten  förmige»  Thongefäss  umgaben.  Das  letztere 
lag  1,20  ui  tief  unter  der  Leine  und  enthielt  als  EiiisatzgeOlss  ein  zweites  kleineres,  unten  spitzes 
Gefäss,  0,070m  hoch  und  0,085  m breit;  dieses  stellt  ein  Exemplar  der  bei  uns  in  den  Hügel- 
gräbern überaus  häufigen,  zierlichen,  xwiehelfunnige»  Töpfchen  dar,  die  fast  stets  ohne  Orna- 
ment sind. 

Das  grössere  erwies  sich  nach  der  Reinigung  als  eine  der  werth vollsten  Darbietungen  der 
gesainmten  Ausgrabung.  Es  ist  0,13  m hoch,  hat  am  Bauch  0,20iu  grössten  Durchmesser  und 
0,17  m Randdurchinesser.  Das  Gelass  ist  im  oberen  Theile  hellrot  h bemalt  (die  Farbe  erscheint 
ziemlich  dauerhaft,  aber  nicht  eingebrannt);  über  die  Bauchung  sind  langgestreckte,  auspunktirte, 
liegende  Vierecke  (Rauten)  gezogen,  deren  Spitzen  seitlich  zuaammenstoseen,  und  längs  de»  Randes 
zieht  »ich  ein  mit  Graphit  aufgemalter  schwarzer  Kreis  hin.  Einmal  läuft  ein  breiter,  senkrechter 
Grapbitstrich  mitten  durch  eine  Raute;  an  seinem  oberen  Ende,  nahe  dem  Rande,  erhebt  sich 
eine  rautenförmige  Erhöhung,  daneben  ist  auf  jeder  Seite* ein  Loch  — offenbar  intendirte  der 
Künstler  eine  Miuiatur-Gesichtsume.  Auch  Ramilinie  und  Bauchlinie  sind  derl»  (überall  strich- 
artig)  punktirt,  erstere  dop|>elt.  Analoge  Funde  dieser  fein  bemalten  und  graeiös  gebildeten 
Gefasst*  sind  bekanntlich  vorzugsweise  in  Süddeutschland  beobachtet,  am  häufigsten  am  Ober- 
rhein (Baden,  Eisass),  doch  auch  vereinzelt  in  Mitteldeutschland.  Ich  kann  aus  unserer  nächsten 

*)  Ich  gel>e  ira  Folgenden  überall  nur  die  zur  Beschreibung  noth wendigsten  Man**e  im  Text,  da  dieTafelu 
alle  Dimensionen  nach  Tiefe  und  Abstand  genau  verzeichnen  und  deren  Angabe  unnütze  Wiederholung  wäre. 
Zudem  beschwert  dieseltie  die  Beschreibung  meist  allzu  sehr;  wer  genau  verfahren  will,  darf  sich  nicht  damit 
begnügen,  die  Al*t*nde  vmn  Mittelpunkte  oder  von  einer  Nord-  und  Kiidlinie  zu  verzeichnen,  sondern  er  musn 
z.  B.  detiniren : 2 m südlich  von  der  Ost-West-Llnie  und  östlich  von  der  Nord-8ftd-Lini«. 


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Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  87 

Umgebung  zwei  frühere  Funde,  aus  den  Hügeln  am  Grafenbruch  bei  Heusenstamm  und  au» 
der  Schwaoheimer  Gruppe,  namhaft  machen  (ersteren  erhob  ich  selbst),  woraus  hervorgeht,  dass 
sie  im  unteren  Mainthule  nicht  allzu  selten  sind. 

Fund  b.  Grab  II.  Während  bei  Fund  a.  kein  Rest  de*  Bestatteten  selbst  gefunden 
ward  (unzweifelhaft,  handelte  es  sich  jedoch  um  ein  unverbranntes  Grab,  worauf  schon  die  vor- 
zügliche Erhaltung  der  Thongefasse  hinwies),  ergab  dieser  weiter  nach  Westen  gelegene  Fund 
geringe  Ueberbleibsel  des  ebenfalls  unverbrannl  Bestatteten;  Stücke  eines  schwarz  vermoderten 
Unterkiefers  mit  zwei  Zähnen  und  Bronzofarbung.  Dabei  lag  wagerecht  ein  glatter,  ge- 
schlossener Bronzering  (in  der  Grosso  eines  Hsdsringcs,  Durchmesser  0,14  m)  mit  Gusszapfen, 
sowie  ein  Thonring  (Durchmesser  0,055 in,  Dicke  0,007  in,  lichte  Weite  0,040m),  dessen  Be- 
stimmung jedenfalls  nicht  die  eines  Untersatzringes  für  ein  spitzes  Gelass  gewesen  ist,  zumal 
sich  hier  kein  solches  vortand.  (Aelmliche  Ringe  finden  sich  bekanntlich  vielfach  in  den  Pfahl- 
bauten.) Ein  solches  GelusM*lien  konnte  wohl  nur  ein  Trinkbecher  sein  und  musste  bei  seiner 
geringen  Capacttut  auf  einen  Schluck  geleert  werden;  es  wurde  dann  jedenfalls  einfach  auf  die 
Mßudung  gestellt,  nicht  feierlich  und  zwecklos  auf  einen  bereit  gehaltenen  Thon  ring. 

Fund  c,  d,  e.  Ein  Sandstein  und  drei  Kalksteine,  vereinzelt  liegend,  anscheinend  keine 
Grabfunde  bezeichnend. 

Fund  f,  Grab  111.  In  einer  Tieft*  von  l,80m  ergab  sich  ein  un verbranntes  Grab,  ent- 
haltend: eine  Bronzefibel  mit  einem  aus  acht  Windungen  gebildeten  spiral ischen  Bügel,  eine 
Bron zelamel le,  wie  ein  Stück  einer  Messer-  oder  Schwertklinge  aussehend,  0,054m  lang  und 

0. 030  in  breit,  etwas  Eisenrost  und  kohleuartig  vermoderte,  bis  0,08  in  lange  Holzstücko. 
Steine  fehlten  hier  vollständig. 

Fund  g,  Grab  IV.  Anscheinend  Brandstelle,  darauf  zwei  im  Durchmesser  0,010  bis  0,018m 
messende,  glatte,  zusntniiiengelmgene  (nicht  geschlossene)  Bronze  rin  gehen,  eher  Finger-  als 
Ohrringe. 

Fund  h,  Grab  V.  Eine  Lagerung  von  sieben  Thongefässen  (meist  Schalen)  in  nicht 
verbranntem  Grab.  In  einer  der  Schalen  fand  sich  ein  0,23m  langes,  0,04m  breites  Eisen- 
messer  mit  geschweifter  Klinge,  fdmlich  dem  bei  Rudeslieim  gefundenen,  obwohl  kleiner  (Lin- 
den sch  mit,  Alterth.  II,  6,  4,  Fig.  G);  das  Messer  lag  derart  auf  dem  Rande  der  Schale,  dass 
der  Eisenrost  noch  jetzt  fest  an  diesem  haftet.  Die  Gefasst*  sind  von  folgender  Beschaffenheit: 

1.  zwei  glatte,  nicht  ornnmenlirte;  unbcmalte,  aber  wahrscheinlich  graphitirtc  Schalen;  2.  zwei 
Schalen  mit  einem  innen  und  aussen  am  Ramie  schwarz  aufgemalten  Graphitbande  und  einem 
innen  durch  den  Mittelpunkt  sorglos  gestrichenen  breiten,  nach  dem  Kreuzungspunkte  hin  schmäler 
werdenden  (oben  0,050  bis  0,075m,  unten  0,035  breiten)  Graphitkreuze;  die  Farbe  des  Thones 
ist  auf  der  Oberfläche  hellgrau,  iin  Bruch  schwarz,  das  Graphitband  des  Randes  ist  innen  nur 
0,005  in  breit,  die  Schalen  sind  sämmtlich  fein  protilirt,  haben  0,21  bis  0,23  m Durchmesser 
am  Rande  und  0,07  bis  0,08  ni  Höhe;  3.  ein  kleines  Urnen  förmiges,  am  Rande  mit  punktirtem 
Kreist»  umzogenes  Geföaa  mit  hellrot  her  Bemalung;  nur  ein  kleiner  Tlieil  desselben  konnte 
restaurirt  werden;  4.  zwei  Urnen  von  grösserem  Umfange;  eine  derselben  bat  0,22m  Höhe 
und  0,33m  Durchmesser;  die  zweite  ist  nur  im  unteren  Theilo  zu  restauriren  gewesen;  sie  hat 
etwa  0,40  bis  0,45m  Durchmesser.  Alle  diese  Gelasse  lagen  dicht  zusammen,  theilweise  in 
einander  geschichtet.  Darüber  schien  eine  Schicht  verwitterter  Kalke  zu  liegen,  Steine  fehlten. 


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88 


A.  Hammerau, 


Fund  i,  Grab  VI  — IX.  Grosse  Steinpackung  von  2,00 in  Höhe,  deren  Sohle  3,33m  unter 
der  Leine  lag,  so  dass  sie  noch  über  1,00m  unter  das  umgebende  Bodenniveau  reichte  und 
demnach  in  den  ursprünglichen  Grund  vertieft  war.  Die  Packung  erschien  etwas  zusammen- 
gcHunken,  obwohl  sie  regelrecht  gestückt  war.  Sie  war  von  unregelmässig  viereckiger  Gestalt 
(s.  d.  Maasse  auf  Taf.  I)  und  bestand  aus  theilweise  gewaltigen  (durchschnittlich  0,50  bis  1,00  m 
grossen)  Blöcken  aus  Kalksteinen,  wie  sie  auf  den»  benachbarten  Sachsenhäuser  Berge  gebrochen 
werden,  Sandsteinen,  einzelnen  grossen  Quarziten  und  ganz  wenigen  anderen  Gesteinsarten;  die 
Kalksteine  bildeten  die  bei  Weitem  grösste  Masse.  Mehrere  besonders  grosso  Blöcke  lagen 
obenauf  (ein  solcher  maass  1,35  m Länge  und  0,60  m Breite)  und  bildeten  gleichsam  einzelne 
Gipfel.  Die  höhere  Erhebung  des  ganzen  Baues  lag  nach  Westen. 

Grab  VI.  Es  fanden  sich  unter  der  oberen  Steinlage  in  ziemlicher  Höhe  (2,50m  tief) 
Um en roste,  die  an  der  Nordseito  der  Kammer,  etwa  in  ihrer  mittleren  Höhe,  lagen.  In 
einer  Entfernung  von  1,00  m nach  Westen  traf  die  Grabung  auf  mehrere  kleine  Bruchstücke 
eines  menschlichen  Schädels,  einen  Röhrenknochen,  eine  Bronzefihel  in  Stücken  und 
andere  gänzlich  zu  Schlacken  verbrannte  kleine  Bronzen,  sowie  Kolilenreste.  Alle  diese 
Fundst ticke  bildeten  die  Bestandteile  eines  Grabes,  des  ersten  Brandgrabes.  Der  Schädel  lag 
am  westlichen  Ende  desselben,  der  Schenkelknoehen  in  einer  Entfernung  von  0,80  in  nach  Osten, 
die  Urnenreste  verbreiteten  sich  auf  der  Südseite  der  ganzen  0,80  m breiten  und  1,70  m langen 
Lagerung,  die  Gewandnadel  lag  inmitten  des  Grabes.  Ans  den  l'menrcstcn  ergab  sich  zwar 
hei  der  Herstellung  kein  ganzes  Gefiiss,  doch  sind  die  Stücke  sehr  interessant:  eine  glänzend 
schwarze,  feine  Keramik,  die  in  exacten,  mehrfach  parallelen  Strichen  unter  dein  breiten  Rande 
das  Vorhangoniamcnl  mit  Kreisen  darunter  und  feine  gekerbte  Handlinien  zeigt. 

Grab  VII.  In  geringer  Entfernung  von  Grab  VI  nach  Süden  fand  sich  ein  zweites  Brand* 
grab,  das  jedoch  noch  spärlichere  Ausbeute  ergab.  Auf  seiner  ganzem  Länge  waren  Thon* 
Scherben  zerstreut,  ferner  traf  man  auf  Aschenstellen;  ein  grösserer  Knochen  fand  sich,  aber 
er  zeigte  keine  Brandspureii.  Es  ist  ein  menschliches  Schienbein  mit  etwas  Platyknemie. 

Grab  VIII.  Hier  zeigte  sich  die  gleiche  Erscheinung:  ausgedehnte  Scherhcnlagen  und 
einige  verbrannte  Knochen.  Zwei  Thongefasse  von  grossen  Dimensionen  ergalien  sieb  aus  den 
Scherben  und  wurden  im  Museum  prächtig  restaurirt.  Sie  sind  beide  glänzend  schwarz.  Das 
eine  ist  0,17  m hoch  (nur  eine  Ilalhseite  ist  erhalten),  maass  mindestens  0,34  in  im  Bauch,  0,25  in 
am  Rande.  Es  zeigt  ein  Draperieomament  von  hängenden  Handlinien.  Die  gleiche  Verzierungsweise 
hat  die  andere  Urne;  sic*  ist  0,22  m hoch,  0,40  m breit  im  Bauch,  der  Rand  0,03  m breit  und  die 
Mündungsweite  zwischen  den  äusseren  Handlinien  0,27  m.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  anderen 
dadurch,  dass  jene  zwischen  dem  Faltenornament  eine  hei  dieser  Verzierungsweise  fast  nie  feh- 
lende Scheibe  aufweist  (die  auch  als  Kreis  oder  Doppelkreis  mit  erhabenem  Mittelpunkte,  einer 
Brustwarze  gleichend,  anftritt  und  stets  zwischen  die  convex  zusammenstossenden  beiden  Spitzen 
des  Falten  Ornaments  sich  einschiebt),  während  eine  solche  bei  dieser  fehlt.  Die  Handlinien 
sind  sonst  öfters  aus  zwei*  bis  vierfachen  parallelen  Strichen  gebildet;  auch  nach  anderer  Rich- 
tung wird  das  Ornament,  mittelst  geperlter  Handlinien  u.  s.  w.,  vervollkommnet  (s.  Grab  VI). 

Gral>  IX.  Die  vorbeschriebeTien  Gräber  lagen,  der  gegebenen  Reihefolge  nach,  immer  je 
0,20  bis  0,30m  tiefer,  das  hier  zu  beschreibende  schliesslich  um  1,00  in  tiefer  als  Grab  VI. 
Es  war  demnach  das  unterste  und  wahrscheinlich  älteste  Grab  der  Kammer  uml  des  Hügels. 


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Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  89 

Man  hatte  die  ganze  Packung  nach  und  nach  äiwwrut  behutsam  abgeriiumt;  dabei  war  zu  be- 
merken, das«  überall  über  den  einzelnen  Gräbern  innerhalb  der  Kammer  Steine  vork&men 
und  somit  das  Innere  derselben  vollständig  von  solchen  ausgefüllt  war;  offenbar  waren  die  ein- 
zelnen Gräber  jedesmal  bei  der  Bestattung  mit  Steinen  bedeckt  worden,  die  Packung  war  nach 
und  nach  entstanden,  sie  war  ursprünglich  keine  Gesammtanlage.  Die  Sohle  von  Grab  IX  bil- 
dete eine  0,20  bis  0,25  m dicke  Letten  schiebt,  deren  südlich«;  Begrenzung  noch  1,45  m von  «1er 
Südseite  der  Packung  entfernt  war;  sie  liatto  1,1)0  m Lungcnausdchmmg.  Darauf  fanden  sich 
zahlreiche  Scherben,  ineist  von  dünnwandigen,  scharf  gebrannten  Schalen,  verbrannte  Knochen 
(meist  Röhren),  zwei  pfeilförmige  Kalksteine  (von  bezw.  0,00  und  0,09m  Lange),  ein  äugen- 
förmiger  Kalkstein  von  0,10 tu  Länge  und  0,10m  Breite;  er  hat  die  Komi  einer  flachen,  an 
beiden  Enden  spitz  zulaufemleu,  beiderseits  convexen,  handgroßen  Scheda*,  platter  als  römische 
Schlenderbleie.  Die  drei  Steine  scheinen  irgend  einem  praktischen  Gebrauche  gedient  zu  haben, 
wenn  auch  nicht  als  Werkzeug«*;  eiue  künstliche  Bearbeitung  des  Steines  ist  wenigsten»  nicht 
gesichert.  Endlich  fand  sich  uooh  ein  winziger,  nur  0,025  m langer  und  in  «1er  Mitte  0,007  m 
breiter  Bronzegegenstand  (Schmuckstück?),  der  ebenfalls  annähernd  die  Form  eines  Auges 
bat,  aber  an  beiden  Enden  mehr  pfeilformig  gespitzt  ist,  während  sein  mittleres  Drittel  gleich 
«lein  Oehr  einer  Xälma«lel  mit  einer  0,005  m breiten,  länglichen  Oeflfnung  versehen  ist,  als  sei 
er  nufgereiht  gewesen.  Auch  diese  Bronze  konnte  im  Feuer  gewesen  sein,  doch  lässt  sich  das 
nicht  bestimmt  behaupten,  «la  sie  ausnahmsweise  gut  erhalten  ist  und  keine  Schmelzspuren  zeigt. 
Vielleicht  wurde  sie  nach  «lern  Brande  ins  Grab  gelegt,  wie  das  ebenfalls  vorkommt. 

So  weit  waren  wir  vom  7.  bis  15.  Mai  gekommen;  die  Packung  war  ganz  abgeräumt  und 
es  war  fest  gestellt , dass  nur  Brnndbestattung  in  derselben  vorkam.  Der  Gegensatz  zu  sämmt- 
liclien  oberen  Gräbern  (auch  allen  noch  weiterhin  gefundenen)  dos  Hügels,  die  un verbrannte 
waren,  war  einleuchtend1).  Eine  Zeitdiiferenz  dieser  Beerdigungen  und  «1er  übrigen  musste 
noth wendig  angenommen  werden,  zumal  die  Packung  die  uuterste  und  folglich  erste  Anlage 
(einen  nahezu  centralen  Kern)  des  Hügels  darstellte.  Nie  zuvor  hatte  sich  in  dieser  Hügel- 
gruppe  Brandbestattung  gezeigt,  auch  die  unmittelbar  nachher  untersuchten  Hügel  bargen  nur 
iinverbraunte  Gräber.  Es  ist  allerdings  für  eine  vorsichtige  und  vorartheilslose  Forschung  auch 
heute  noch  misslich,  Brand-  und  Skeletgräber  in  solcher  Frühzeit  zeitlich  auseinander  zu  halten, 
«lie  einen  für  jünger  als  «lie  anderen  zu  erklären.  Es  muss  vielmehr  jeder  einzelne  Fall  erwogen 
werden;  mit  den  Schlagworten  von  älterer  Hallstadt-Zeit  u.  s.  w.  ist  nicht  auszukomiuen  (die 
älteste  Bestattung* weise  ist  die  unverbrannte  Beisetzung,  es  folgte  Brandbestattung,  diese  ver- 
schwindet und  ist  in  gallischen  Gräbern  wieder  vorhanden),  ebenso  wenig  wie  ohne  Weiteres 
auf  eine  ethnische  Ursache  des  Uebergangs  ( Bevölkertiiigswechsel)  zu  schl i essen  ist.  ln  unse- 
rem Falle  war  die  Feuerbestattung  die  frühere;  ob  aber  gerade  der  Zeitunterschied  gross  zu 
sein  braucht,  dürfte  ernstlich  nicht  behauptet  und  begründet  werden  können.  Vielleicht  sind 
«lie  unteren  Gräber  kaum  ein  halbes  Jahrhundert,  vielleicht  noch  weniger  älter,  die  Conti- 
miität  von  Familiengräbern  liegt  auf  der  Hand. 

Unter  «len  Thongcfässen  haben  einzelne  bedeutende  Dimensionen,  wie  diejenigen  in 


*)  E*  fanden  »ich  noch  einig«*  Brawlgräber  in  Hftgel  1 (Orab  X,  XI);  «sie  lagen  bedeutend  tiefer  wie  «lie 
übrigen,  beinahe  ebenso  tief  wie  die  der  Packung,  2,00  bi»  2,50  m. 

Archiv  ftir  Anthropologie.  HA  XIX.  ]2 


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90  A.  Ham  me  ran, 

Gmb  VIII.  Im  Gänsen  lässt  sich  eine  Zahl  von  etwa  einem  Dutzend  Getanen  aus  den  vier 
Grobem  constatiren.  Von  den  dünnwandigen  Schalen  in  Grob  IX,  die  als  Scherben  sich  fanden, 
Hessen  sich  drei  hersteilen.  Ich  habe  genau  die  gleichen  Getitoe  von  vorzüglicher  Technik 
( schalenförmig  und  papierdünn)  bei  Niederursel,  dicht  hei  einem  fränkischen  Grabfelde,  aber  von 
diesem  aeparirt,  sowie  im  Walde  von  Lorsch  an  der  Bergstrasse  gefunden,  beide  Male  in  Brand- 
grobem.  Sie  scheinen  für  den  alteren  Bestand  unserer  mittelrhcinischen  Hügel  charakteristisch 
zu  sein;  bezüglich  ihrer  Form  hat  Herr  Donner-  v.  Richter  in  einem  ausführlichen,  sachver- 
ständigen Berichte  über  unsere  Funde  (s.  Zwölfter  Jahresbericht  des  „Vereins  für  das  Historische 
Museum  in  Frankfurt  a.  M.u,  1888)  sehr  glücklich  an  die  gleichen  etruskischen  Schalen  er- 
innert, deren  Verwandtschaft  nicht  abgclengnet  werden  kann.  In  Nauheim  («licht  beim  soge- 
nannten „chat tischen“  Grabfelde,  das  Herr  Dieffenbach  uufdecktc,  das  in  Wahrheit  aber  gallisch 
genannt  werden  muss)  ergaben  sich  ebenfalls  die  gleichen  schönen  Graphiturnen  mit  Bogen* 
linien  und  Brustwarzen,  auch  unsere  Schalen,  im  unverbrannten  Grobe;  noch  viel  näher  liegen 
uns  eine  Anzahl  ähnlicher  Funde  aus  Hügeln  des  Frankfurter  Waldes,  die  im  vorigen  Jahr- 
hundert zu  Tage  kamen  und  in  unserem  Museum  geborgen  sind.  Unsere  in  Grob  IX  gefun- 
denen Schalen  haben  gebrochenen  Rand,  der  äusserst  fein  gebildet  und  scharf  gebrannt  ist; 
die  eine  ist  0,040  m hoch  und  misst  0,150  m von  Rand  zu  Rand.  Eine  kleine  Urne  ist  0,090  m 
hoch,  hat  0,135  m Bauchdurchinesaer  und  0,1 10  in  Mündungsdurchmesser;  sie  zeigt  ebenfalls  das 
Rraperieornament,  dazwischen  Kreise.  Ferner  kamen  dicke  Grnpliitgcfasse  mit  zierlichen  und 
mannigfaltigen  Strichveröerungen  vor,  die  aber  meist  Bruchstücke  blieben.  Am  Südrande  der 
Packung  traf  man  eine  Schicht  ockerartig  gefärbter  Erde,  die  jedoch  bei  näherer  Unter- 
suchung kein  oxydirtes  Eisen  vorstellte,  vielmehr  natürliche,  in  diesen  Sandlagem  öfters  vor- 
kommende Nester  bildet. 

Fund  k,  Grab  X.  In  einer  Tiefe  von  2,20 in  im  Norden  der  Packung  stiess  die  Unter- 
suchung auf  eine  ausgedehnte  Lage  einer  verbrannten  Bestattung  ohne  irgend  welche  Stein- 
bedeekung.  Es  konnte  zweifelhaft  erscheinen,  ob  es  sich  um  ein  Grob  oder  um  zwei  solche 
handelte;  im  letzteren  Falle  war  jedenfalls  zu  bemerken,  das»  beide  dicht  zusammen  und  in  einer 
Ebene  lagen.  Da  die  Gcsammtlangc  beider  2,50  in  betrug,  so  ist  die  Annahme  eines  einzigen 
Grabe»  die  unwahrscheinlichere.  Die  nördlichere  Lagerung  zeigte  eine  durchschnittlich  0,10 
bis  0,15  m dicke  und  1,80 in  lange,  tiefschwarze  Brnndschicht , wie  ich  sie  hei  den  Gräbern  der 
Packung  nicht  beobachtet  hatte  (offenbar  hatte  die  Verbrennung  hier  auf  dem  Platze  statt- 
gefunden);  dieselbe  war  am  muthnuuisslichcn  Kopfende  des  Grabes  2,00m  breit,  weiter  nach 
unten  (Süden)  1,80  m.  Es  fanden  sich  zunächst  am  Nordoatemle  des  Grabes  eine  Zahl  stark  ver- 
brannter Bronze  re  st  e auf  einem  Raume  von  0,80  m Länge  und  0,40m  Breite.  Unter  ihnen 
lassen  sich  noch,  trotz  vollkommener  Verschlackung , erkennen:  eine  Spiralrnndfibel,  zwei 
schnallenförmige  Bronzen,  ein  lialhhufeisetiförmiges  Stück  (am  ä «»»ersten  Kopfende  ge- 
legen); dazwischen  lagen  ein  schleifsteinartiges,  linealförmiges  Steinchen  mit  Durch- 
bohrung, verschiedene  kleine  Knöchelchen,  durch  den  Brand  stark  calcinirt(l).  In  einer  Entfer- 
nung von  0,70  in  nach  Süden  von  dieser  Kopflage  fand  sich  abermals  ein  Knöchelchen,  sowie  ein 
kleiner  Bronzecylinder  und  einige  Scherben  (3);  weiter  nach  Westen  eine  grössere  Menge  der 
letzteren,  darunter  schön  grapliitirte,  mit  Handornament  (5,  C).  Das  südliche  Ende  der  Lagerung 
(möglicherweise  Grab  X,  I»)  bezeichn eten  Scherben  von  mindestens  zwei  Thongefässen  (2) 


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91 


Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M. 

mul  zwei  winzige  Knöchelchen  (4).  Auf  «1er  Tutel  bezeichnen  die  beiilen  schmftirlcn  Stellen 
des  Fu  ml  platzen  k im  Wesentlichen  die  Brandschichlcn,  nicht  die  Längeuerstrccknng , die  wenig- 
stem bei  X u.  eher  in  der  Richtung  Xord-Süd  verlief. 

Fund  I,  Grub  XI.  In  2,30m  Tiefe  fand  sich,  südlich  von  der  Packung,  eine  Brandstelle, 
die  früher  offenbar  noch  umfangreicher  gewesen  sein  musste,  da  die  Strassenherstellung  sie  im 
Süden  abgegrabeu  hatte  und  ein  vom  Strasaengraben  aus  bis  an  den  Kami  der  Ligerung  hoch 
aufgeworfener  Wall  abgegmbener  Erde  die  Störung  des  Grabes  deutlich  bezeichnet«.  Funde  er- 
gaben sich  ausser  der  Asche  nicht, 

Fund  in,  Gral»  XII.  Das  höchstgelegene  Grab  des  Hügels,  dessen  Fuudstücke  durch- 
schnittlich 0,90  bis  1,00  m tief  gebettet  waren  (am  16.  Mai  gefunden).  Mit  dieser  Lage  stimmt 
überein,  dass  der  Charakter  der  Beigalnni  und  die  Bestattung*. weise  eine  jüngere  Zeit  Anzeigen. 
Von  Südwest  nach  Nordwest  erstreckte  sich  ein  prachtvoll  erhaltenes  und  durch  die  Fuudstücke 
in  den  einzelnen  Abmessungen  der  Gliedmaasseil  (obwohl  nur  ein  U nterschenkelknochen  noch 
erhalten  war)  genau  zu  eontrolirendes  Grab:  am  südlichen  Kopfende  lagen  zunächst  sechs  (oder 
Hieben?)  höelist  elegante  Bronzeringchen , meist  in  Bruchstücken  (sie  wurden  zum  Theil  im 
Römisch-Germanischen  Central inuseum  zu  Mainz  schön  wieder  hergestellt).  Dieselben  sind  hohl 
gearbeitet  (um  mittleren  Theil  0,008  m dick),  das  eine  Ende  lfm  ft  iu  eine  scharfe  Spitze  aus, 
mit  welcher  es  sich  in  das  andere  etwas  dickere  einf&gt  und  somit  einen  ursprünglich  wahr- 
scheinlich federnden  Schluss  bildete;  ihre  Form  ist  ein  wenig  oval  (im  grösseren  Durchmesser 
0,024  m,  im  kleineren  0,021).  Die  Arbeit  würde  unserer  heutigen  Goldschmiede-  oder  Metall- 
technik Ehre  machen.  Ich  halte  die  Ringehen  für  Bestandtlieile  eines  Ohrgehänges,  obwohl 
auch  die  Annahme  eine«  llalsgeschnicides  nicht  ausgeschlossen  erscheint.  «In  einander  hingen 
die  Ringe  bei  der  Auffindung  nicht1).  Dicht  dabei  (und  von  der  Bronze  grün  gefärbt)  fand  ich 
zwei  flache  Knochenpartikelchen  (von  0,020m  Breite  und  0,025m  Länge),  die  wohl  zu  dem 
Schädel  der  bestatteten  Person  gehörten.  Genau  0,60  m nach  Nordost  lag  ein  0,073  m im 
Durchmesser  haltender,  glatter  Armring  aus  Bronze  (ein  zweiter  fand  sich  nicht),  und  abermals 
1,00m  entfernt  traf  man  auf  zwei  0,008  m dicke  Bronzeringe  von  0,110  m Durchmesser  (Bein- 
ri n ge),  in  deren  einem  noch  die  Tibia  steckte.  Die  Länge  des  Körpers  kann  demnach  keine 
geringe  gewesen  sein,  sie  muss  (das  Auseiuuiidcrfalleii  der  Gebeine  in  Betracht  gezogen)  minde- 
stens 1,70  m betragen  haben.  Hochinteressant  ist  die  Beschaffenheit  der  beiden  Beinringe, 
die  eigentlich  vier  Ringe  darstellen.  Jeder  derselben  besteht  nämlich  ans  zwei  mit  platter 
Fläche  auf  einander  gesetzten,  im  Durchschnitt  halbe jTmdrischen  Theilcn,  welche  durch  Löthung 
verbunden  zu  sein  scheinen  (sic  können  auch  auf  andere  Weise  verbunden  und  nur  zusammen- 
gerostet  sein);  nur  einer  der  Ringe  ist  noch  mit  seinem  Gegenpurt  verbunden,  der  andere 
ist  losgelöst  und  gewährt  die  Möglichkeit  der  Untersuchung.  Das  Grab  hatte  keine  Stciu- 
bedecknng. 

Fund  n,  Grab  XIII  (?).  An  dieser  Stelle  (s.  Tafel  I),  zumeist  nach  Westen  (der  Hügel 
ergab  im  grösseren  Theile  seiner  Westhilfte  keinen  Fund),  fand  aicli,  ganz  isolirt,  ein  mensch- 
licher Armknochen,  unverbrannt,  in  1,30m  Tiefe.  Es  ist  sicher  ein  Grab  nnzunehnien , alle 

*)  Genau  die  gleiche  Form  siebe  z.  iS.  in  LindenNchiuit’s  Valerl.  Altcrthümern  der  fiirsil.  Hohenzollern- 
«chen  Sammlungen  zw  Signmringeu,  Tafel  17,  h,  au*  einem  Grabhügel  bei  Cappel.  Auch  dort  wird  das  Stück 
al«  Ohrring  erklärt. 

12* 


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92  A.  Hammerau, 

anderen  Skelcltheile  und  etwaigen  Beigaben  werden  verfallen  »ein.  (Vielleicht  gehurt  Fund  c>. 
dam.) 

Fund  o,  Grab  XIV,  Nicht  weit  von  dem  vorigen  Funde,  aber  0,30 m tiefer  (so  das«  es 
wenigsten»  nicht  sicher  erscheint,  ob  er  ztt  demselben  gehört),  traf  man  auf  einen  einzelnen 
grossen  Bronzering  ohne  Ornament  (0,120  in  Durchmesser- und  0,012m  Dicke),  ».  Fund  n. 

Fund  j».  Grab  XV.  Hier  fand  sich  ein  Feuerstein  in  einer  Tiefe  von  2,60m.  Kein 
weiteres  Fundstück. 

Hügel  II 

Der  Hügel  war  weit  kleiner  wie  Hügel  I,  nämlich  nur  1,30  m vom  Bodenuiveau  hoch  (bis 
auf  den  gewachsenen  Boden  2,00  m),  sein  Durchmesser  betrug  8,50m.  Eine  kleine  Parcellc  (etwa 
1,00  in)  war  durch  den  Strassengrahen  abgeschnitten  worden,  an  der  Nordseite  waren  4,00  m 
durch  Beholzung  entzogen.  Seine  Kuppe  wies  eine  ziemlich  beträchtliche  muldenförmige  Ver- 
tiefung auf,  die  nur  eine  Eingrabung  (vonuuthlich  beim  Fällen  grosser  Baume  verursacht)  «lar- 
stellen  konnte.  Sie  hatte  0,50  m Tiefe  und  eine  Ausdehnung  von  5,00  m.  Am  17.  Mai  Nach- 
mittags begannen  wir  mit  der  Abgrabnng. 

Fund  a.  Kalksteinblock,  0,83  m lang,  0,80  m breit,  0,22  m dick  (lag  0,60  n»  tief). 

Fund  b.  Kalkstein,  0,38  in  lang,  0,25  m breit,  0,20m  dick  (lag  0,40iu  tief). 

Fund  c-  Kalkstein,  0,90  m lang,  0,58  m breit,  0,25  m «lick  (lag  0,60  m tief). 

Fund  d,  Grab  I.  Diese  oberste  Bestattung  des  Hügels,  wie  alle  dessellw?n  nnverbrannt, 
hatte  nicht  die  geringste  Steinbedeckung  und  lag  in  Folge  der  oben  abgehobenen  Erde  sehr 
flach  unter  dem  Boden.  Es  fanden  sieh  in  der  Mitte  de»  Grabes  kleine  Knochen  (ff1)  und 
Scherben  (<?*),  sowie  im  Süden  weitere  Thongeßssstücke  und  Kohlen.  An  der  Stelle  d* 
lagen  U nt  ersehen  kelk  nochen.  Die  Erstreckung  «Ich  Grabes  ging  nordsüdlich,  im  Norden 
lag  das  Kopfende. 

Fund  e,  Grab  II.  Hier  fand  sich,  1,40m  tief,  nur  eine  Urne  und  Kohlenstückchen. 

Fund  f,  Gral»  III.  Unter  einer  ungeregelten  läge  von  25  kleineren  Steinen,  die  gleichsam 
nur  als  leichte  Decke  dienten  (von  0,70  bis  1,00m  tief  liegend;  »io  waren  0,15  bis  0,20 ui  gross),  traf 
man  auf  ein  grösseres  Gral»,  «las  sehr  interessanten  Befund  ergab.  Es  lag  ziemlich  im  Mittelpunkte 
des  Hügels  und  erstreckte  sich  über  einen  ho  bedeutenden  Flfnlienraum  (2,50  m),  dass  mau  auch 
zwei  benachbarte  Gräber  aimehinen  konnte;  als«lann  wäre  jedoch  nur  das  östliche  durch  die  Steine 
b«?deckt  gewesen.  Die  Fundstücke  lagen  im  Westen.  Es  ergaben  sich  vier  ganz  gleiche,  glatte 
Bronzeringc  (Armringe)  von  0,055m  Durchmesser  und  0,003 ni  Dicke  (offen  und  federnd,  die 
Schlussenden  treffen  fast  zusammen);  ferner  ein  schmales,  baudartiges  Elsen  he  schläg,  ein 
Knochen,  eine  Thonscherbe  und  eine  Anzahl  kleiner  couvexer  Brouzebeschlüge  mit 
vermoderten  Ilolzreaten.  Die  Beschläge  sind  der  Zahl  nach  etwa  24  StiVk,  wovon  die  Hälfte 
soweit  erhalten  ist,  das»  sie  (nach  der  trefflichen  Herstellung  im  Kötnisch-Gcrmani scheu  Central- 
museuni)  einigerinftasscn  ihre  Bestimmung  erläutern.  Es  sind  papierdünne,  flache  Bronzeschalen 
von  0,021  l»is  0,023m  Länge  und  0,020m  Breite,  «leren  Grundform  ein  Viereck  ist,  bei  denen 
aber  zwei  gegenüberliegende  Erken  nach  der  concaven  Seite  hin  umgeschlagen  sind.  Die  Ver- 
tiefung der  schalenförmigen  Höhlung  l>eträgt  durchschnittlich  bis  zu  «len  Spitzen  der  umge- 
»chlngencii  Ecken  0,008 in.  Lindenschmit  hält  die  Beschläge  für  Buckelverziorungen  von 


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» Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  93 

Lcdergürteln,  «He  mit  den  Ecken  zur  Befestigung  umgeschlagen  seien.  Sie  erscheinen  für  diesen 
Zweck  nur  etwas  zu  schwach,  wenn  nicht  der  Gärtet  geradezu  ein  Streifclien  war.  Auch  fanden 
»ich  beträchtliche  Beste  von  etwas  ovalem  Ilolz  (bis  zu  0,5  in  Jang)  unmittelbar  dabei  und  die 
Buckel  waren  zum  Theil  darauf  angerostet.  Ausserdem  sind  zwei  flache  Br  onzcbä  ndclicu 
von  je  0,028  m Lange  und  0,017  m Breite  dabei  gelegen,  deren  eines  einen  aufgesetzten,  flachen, 
runden  Knopf  von  0,014 in  Durchmesser  und  0,008m  Hohe  zeigt,  welcher  wiederum  im  Mittel- 
punkte mittelst  eines  eisernen  Nagels  auf  das  Band  aufgeheftet  ist-  Auch  sonst  muss  Eisen  in 
der  Nähe  gewesen  sein:  ein  Rest  eines  Eisenbaud  ca  ist  bereits  erwähnt,  das  zweite  Stück 
der  Bronzebändcben  zeigt  Eisenrost.  Auch  ein  kleiner  platter  Knochen  kam  vor,  wie  vom 
Schädel. 

Fund  g.  Grob  IV.  liier  fand  sich,  1,20m  tief,  ein  kleiner,  ganz  dünner  Bronzering 
(Fingerring?)  mit  Fr  neust  ficken  zusammen.  Er  hat  0,015  m Durchmesser. 

Fund  h,  Grab  V.  Nabe  dem  Mittelpunkte  de»  Hügels  und  jedesfalb»  das  ursprünglichste, 
also  unterste  Grab  bildend,  lag  diese  Fundstätte  1,00  m tief.  Sie  enthielt  einen  festge  braun  teil, 
gut  erhaltenen,  gelblichen  Topf  aus  derbem  Thon,  wagereelit  liegend,  nel»on  einem  schwach  ge- 
höhlten rothen  Sandstein  (Schleifstein);  auf  letzterem,  der  0,16  m lang  und  0,07  in  breit  ist, 
fand  sich  ein  Feu  erat  ei  um  esse  r und  ein  schönes  Stein  heil  (grünlichgrau)  von  0,08  m Länge. 
Diese  sämmtliehen  Gegenstände  lagen  auf  einem  Baume  von  nur  etwa  0,50  in,  die  Urne  0,30  m 
vom  Feuersteine  entfernt.  Die  Urne  hat  den  Uharakter  jener,  die  man  mit  Vorliehe  neolithisch 
nennt  (wie  sie  sich  in  den  Dolmen  Norddentschlands  finden);  dass  ich  diese  schematischen  Be- 
zeichnungen für  gänzlich  trügerisch  und  werthlos  halte,  glaube  ich  jedenfalls  bemerken  zu  müssen. 
Es  ist  reiner  Zufall,  wenn  nicht  Eisen  und  Bronze  dabei  liegt.  Sie  zeigt  hohen,  sich  nach  oben 
erweiternden  llals,  der  das  Gefuss  inmitten  einkuickt;  vom  Bande  bis  zum  grössten  Bauchungs- 
kreise  läuft  ein  je  im  halben  rechten  Winkel  abwechselnd  nach  rechts  und  nach  links 
gewendetes  einfaches  Strichsystem,  das  bekannte  Flecbtornament.  Das  Gefäss  hat  eine  Höhe 
von  0,18  m,  einen  Bauclidurchinoser  von  0,14  m und  ebenso  grosse  Mündung.  Ein  Schnecken- 
haus fand  sich  noch  dabei,  aber  kein  Knoebenrest  des  Bestatteten. 

Fund  i,  Grab  VI.  Es  fand  »ich  ein  Thon  ge  fass  und  ein  faust  grosser  Stein.  — Die 
sä m mt liehen  Grälwr  des  Hügels  waren  unverbraiintc.  Grab  III  batte  eine  Steinbedeckuug, 
aber  eine  sehr  summarische;  die  übrigen  keine. 


Hügel  111. 

Höhe  0,50  m,  Durchmesser  10,00  in.  Die  Funde  ergaben  «ich  fast  ohne  Ausnahme  unter 
dem  Boden-Niveau. 

Funde  a,  b,  c,  d.  Einzeln  liegende  Steiue  von  durclisclinittlich  0,40  bis  0,50  ui  Grösse. 

Funde  e,  f,  g,  Grab  I.  Nur  bedeckende  Steinlage;  darunter  zwei  wenig  zerbrochene 
Thongefüsse  (eine  Urne,  0,17  m hoch,  0,25m  Bauchdurchiuesser,  0,165m  Mündungsweite), 
sowie  eine  eingezogene  Schale  von  0,19  m Durchmesser  und  0,075  m Höhe.  Nördlich  davon 
ein  durch  Bronze  (die  nicht  mehr  vorhanden)  grün  gefärbter  kleiner  Röhrenknochen.  Die 
Lage  war  nordwestlich  ausgedehnt.  1,90  m lang,  0,90  m breit. 


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94 


A.  Hammerau 


Fun«l  h,  Grab  II.  Eine  grössere  Urnenlage,  1.50m  tief«  über  eine  Länge  von  1,15m  und 
eine  Breite  von  0.40  in  sieb  aasdehnend.  Dicht  neben  den  Gefässeu  östlich  zwei  Bronzeringe 
von  0,095  m Durchmesser  mit  Beinknoehen.  Auch  etwas  Holz  niit  Brniizerost.  Es  fanden 
sich  im  Gänsen  sechs  Geffisse.  Eine  grosse  Urne  war  in  Trümmern,  ist  aber  völlig  wieder 
hergestellt.  Sie  misst  0,40  m Bauclulnrchmesser  und  hat  0,33  m Höhe.  Sie  hat  ein  Ornament 
von  derben  Graphitstrichen,  die  sorglos  und  mit  kecker,  aber  sicherer  Hand  bis  zum  Bauch 
geführt  sind:  nahe  dem  Kaude  lauft  ein  aus  mehreren  Strichen  gebildetes  Zickzack,  an  dessen 
Spitzen  sich  nach  unten  gerichtet  ein  System  von  jedesmal  in  der  Zahl  wechselnden  senk* 
rechten  Parallelstrichen  anscldiesst ; es  sind  deren  bald  neun,  bald  sieben  oder  sechs.  Darin  lag 
ein  Einsatzgetasschen  und  nördlich  daneben  in  schöner  Reihe,  fast  unversehrt,  drei  Schalen  vor» 
bezw.  0,205  m (diese  Schale  bat  ein  Ornament  von  sieb  kreuzenden  Grnpliitstrichen,  die  recht- 
wiukeüg  schief  carrirl  über  einander  liegen),  0,165  und  0,120 m Durchmesser  mul  0,05  bi* 
0,07  m Höhe,  in  deren  grösster  wieder  ein  Gcfässclieii  lag,  das,  0,07  m hoch,  ein  Loch  im  Bande 
zeigt.  Zwei  der  Schalen  sind  ohne  Ornament  und  gehören  zu  der  in  unseren  Hfigelgruppen 
öfters  verkommenden  jüngeren  Kategorie,  die  durchweg  gefällige,  an  etruskische  Thonwaaren 
erinnernde  Formen  zeigt.  Steinbedecknng  fehlte  bei  Grab  II.  Kein  Brandgrab  kam  vor. 

Hügel  IV. 

Höbe  0,60  m.  Durchmesser  12  bis  13  in.  Wie  der  vorige  Hügel  ungewöhnlich  niedrig. 

Fund  a,  Grab  I.  Regelrechte  Steinkammer  (Stockung)  von  1,20  m Tünge  und  0,50  m 
Breite;  schon  0,45  m tief  beginnend.  (Von  XS.  nach  O 2.61  m;  von  OW.  nach  N.  2,90  in.) 
Eine  solche  war  bisher  noch  in  keinem  der  Hügel  vorgekommen,  obwohl  ich  im  Jahre  1876 
in  derselben  Gruppe  diese  Stücknngen  mehrfach  fand  und  auch  andere  Gruppen  des  Frank- 
furter Waldes,  z.  15.  Königsliaide,  sie  früher  auf  wiesen.  Die  Stückung  zeigte  zwar  Lücken,  doch 
fand  sieb  z.  B.  ein  fast  1 * in  grosser  15h>ck  in  der  Decklage.  Der  geringeren  Lange  nach  schien 
dieselbe  ein  Kindergrab  zu  enthalten.  Merkwürdigerweise  fand  sich  nichts  im  Inneren  (resp.  der 
Iulialt  war  vermodert),  nur  ein  Schneckenhaus  lag  in  der  Kummer. 

Fund  b,  Grab  II.  Fast  dicht  an  Gral»  1 stossend  erschien  eine  zweite,  noch  sorgfältigere 
Stückung.  Sie  lag  fast  nordsüdlich,  im  höchsten  Punkte  0.90  m tief,  also  tiefer  als  die  erste. 
(Von  OW.  nach  X.  1,70  m,  von  XS.  nach  O.  3,40  in.)  Die  Lange  betrug  1,44  in,  die  Breite  am 
Kopfende  0,69  m,  am  Fassende  0,40  m.  Das  Grab  war  sicher  ein  Kindergrab;  nicht  nur  die 
Dimensionen  der  Kammer,  sondern  auch  namentlich  die  Fuiidstücke  bewiesen  das.  Vom  süd- 
lichen Kopfende  0,47  m entfernt  fanden  sich  zwei  kleine  glatte  Ringelten  aus  0,002  m dünnem 
Bronzedraht  von  0,035  m Durchmesser,  deren  Enden  noch  0,020  ?n  über  einander  gelegt  sind. 
Es  sind  jedenfalls  Armringe.  Etwa  0,50  m weiter  nördlich  lagen  zwei  0,005  m dicke  Bein- 
ringe  von  0,042  m lichter  Weite,  beide  mit  Gusszapfen;  einer  derselben  ist  fast  kreisrund,  der 
andere  etwas  oval,  0,040  auf  0,045  in  lichter  Weite.  Wo  letztere  lagen,  betrug  der  Zwischen- 
raum zwischen  den  Steinen  nur  0,27  m. 

Fund  c,  Grab  TII.  Stückung,  ohne  Fund;  1,05m  lang,  0,80 m breit.  Nur  vier  Steine 
bildeten  die  Decke,  auch  war  keine  grössere  Steiningo  darunter  f Kindergrab).  (VonOW.  nacliX. 
2,40  m,  von  XS.  nach  W-  3,80  in.) 


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95 


Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M. 

Wir  liAtten  somit  drei  Kiudergräber,  auffallender  Weise  sämmtlich  nahe  der  Peripherie  des 
Hügels;  von  Skelettheilen  war  nichts  darin  enthalten,  kein  ThongefiU»  noch  der  Rest  eines 
solchen  fand  sich. 

Fund  d,  Grab  IV.  Eine  1,73m  lange  und  0,77m  breite,  sehr  sorgfältig  angelegte  Steiu- 
atöckung  in  0,65m  Tiefe,  mit  ziemlich  entwickelter  Wandung  bis  zur  Sohle  des  Grabes  durch* 
geführt.  Es  waren  darunter,  in  der  mittleren  Lage,  Blöcke  von  0,46m  Länge.  Obenauf  lagen 
16  Steine,  die  nur  die  Mitte  frei  Hessen . Auch  hier,  wo  der  Länge  zufolge  nur  das  Grub  eines 
Erwachsenen  zu  suchen  war,  traf  man  kein  Fundstüek  an.  (Lage  von  OW.  nach  S.  0,03  m,  von 
NS.  nach  O.  3,90  m.) 

(Fund  e,  0,80m  tief,  auf  OWn  von  NS.  nach  O.  4,60 m entfernt,  lasse  ich  ausser  Betracht, 
da  der  hier  allein  liegend  gefundene  Gegenstand,  eine  Thon-  oder  Steinkugel,  genau  wie  unsere 
sog.  ,,  Klicker“,  die  Spielkügelclien  der  Jugend,  geformt,  auch  ebenso  fest  gebrannt,  wohl  nicht 
alt  ist  und  durch  Zufall  aus  der  oberen  Eidlage  beim  Abgraben  hereingernthen  sein  mag.) 

Fund  f.  Einzelner  Kalkstein,  0,39  m lang  und  0,25  tu  breit.  Von  NS.  nach  O.  1,60m, 
von  WO.  nach  N.  1,20  m. 

Fund  g.  Grab  VI.  Kleine  Knochenröhre,  vielleicht  zu  Fund  f.  gehörig;  0,70m  tief. 
Von  OW.  nach  N.  0,40  m,  von  NS.  nach  O.  1,50  m. 

Fund  h.  und  i.  Kalksteine,  einzeln  liegend. 

Fund  k.  Grab  VII.  , Die  umfangreiche  Steinbedeckung  dieses  Grabes  begann,  genau  im 
Mittelpunkte  des  Hügels,  bereits  0,19  m unter  der  Oberfläche;  sie  setzte  sieh  etwa  1.00m  tief 
fort  und  hatte  oben  einen  ausgesprochen  pyramidalen  Charakter.  Von  einer  kammcrart-igeii 
Setzung  war  keine  Rede,  die  Steine  folgten  vielmehr  ziemlich  ungeordnet  über  einer  kleinen 
Fläche  liegend.  Die  Lage  enthielt  nur  einige  Knochen  und  Scherben,  letztere  lagen  tiefer. 
Das  Ganze  hatte  etwa  l,50iu  Dimension  von  O.  nach  W. 

Fund  I,  Grab  VIII.  Da«  interessanteste  Grab  des  Hügels  war  auch  hier  wieder  das 
tiefste.  In  etwa  1,00  m Tiefe  traf  inan  auf  eine  Steinhiiufiing,  deren  Fundlage  bis  zu  1,60  m 
Tiefe  reichte.  Kopflage  unter  der  OW.-Linie,  Küssende  von  OW.  1,90  m nach  S.  mit  0,75  m 
Abstand  aus  NS.  nach  W.  Ueber  dem  Kopfende  des  Grabe«  lagen  einige  Kalksteine  dicht 
gehäuft,  nordöstlich  daneben  fanden  sich  acht  durchbohrte  Berns!  ein  per  len  (drei  grössere 
von  0,013m  Durchmesser  und  fünf  kleinere),  ein  Knöchelchen,  zwei  menschliche  Zähne 
und  eine  0,13  m lange  Bronzenadel  mit  feinem,  spiralisch  gewundenem  Köpft  heil.  Inmitten 
der  1,70m  lnngcn  und  1,40  breiten  Lagerung  fanden  sich  einzelne  Urnenreste.  Am  Küssende 
war  eine  besonders  umfangreiche  Steinsetzung  zu  bemerken,  die  sieben  Thongefüsse  umschloss. 
Ki  sind  die»  eine  Urne  und  »eclis  Schalen,  von  den  gewöhnlichen  leinen  Formen;  letztere  sind 
innen  graphitirt  und  haben  bezw.  0,050  bis  0,085  in  Höbe.  Kein  Brandgrab  kam  in  dem  Hügel  vor. 

Hügel  V. 

Dieser  Hügel  gehörte  nicht  zu  der  seither  behandelten  Gruppe,  vielmehr  lag  er  im  District 
Königshaide  nach  Isenburg  zu,  mu»»te  aber  aus  dem  gleichen  Grunde  wie  die  anderen  (da  er 
in  die  Trace  der  neu  anzulegenden  Waldbahn  fiel)  beseitigt  werden.  Sein  Profil  war  sehr 
schwach  (etwa  0,50  in  Höhe),  es  führte  der  Welschen  weg  darüber  und  es  schien,  das*  er,  viel- 


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96 


A.  II  um  nie  ran. 


leicht  aus  diesem  Gmude,  früher  bereits  umgegraben  war,  denn  die  Lagerungen  waren  unvoll- 
kommen uml  anscheinend  gestört,  und  trotz  fünftägiger  Arlwit  ergab  sich  nur  ein  innerst 
spärlicher  Befund.  Die  0*4  hälfte  war  beträchtlich  auf  der  Oberfläche  vertieft  (stellenweise  um 
0,50  m),  vielleicht  nur  durch  natürliche  Abschleifung  in  Folge  des  Wagen  verkehr«  auf  dem  Wege, 
vielleicht  auch  durch  die  Herstellung  des  Wegen  selbst;  gegen  letztere  Vermuthung  spricht 
indessen  die  Thatsache,  dass  der  Hügel  stets  eine  beträchtliche  Erhöhung  des  Weges  bildete, 
dass  inan  sich  also  ursprünglich  wohl  nicht  die  Mühe  nahm,  ihn  zu  planiren. 

Kund  a.  und  h.  Einzeln  liegende  Sandsteine. 

Fund  c,  Grab  1.  Eine  Schiebt  schwarzer,  mit  Kohlen  durchsetzter  Knie,  auch  etwa« 
Holzkohle,  fand  «ich  in  einer  Tiefe  von  1,20 in ; sie  reichte  0.50m  in  die  Tiefe,  war  0,80 m 
lang  und  0,50  in  breit.  Kein  Fundstück.  Ob  ein  Braiulgrab  %vorlag,  war  unsicher. 

Fund  d,  e,  f.  Sandsteine,  vereinzelt,  ohne  weiteren  Fund. 

Fund  g.  Grab  II.  Vereinzelt  eine  Bronzefibel,  0,048m  lang,  mit  «ungeschlagenem, 
geripptem  Bügel;  die  Nadel  ist  am  Kopfe  zweimal  spiralisch  gewnnden.  Ein  Bronzefingerring 
(grösster  Durchmesser  0,024  m,  kleinerer  0,020  m),  nicht  geschlossen,  mit  einigen  einfachen  Kreisen 
am  etwas  dickeren  Ende. 

Fund  h,  i,  Grab  III.  Zwei  Bronzebeachläge  in  Form  0,005m  breiter  Bänder,  deren 
beide  Enden  umgeschlagen  sind  (ur>prünglich  in  Leder  oder  Holz  eingelassen?);  Das  grössere 
ist  0,080  m,  das  kleiner«?  0,040  m lang.  Sie  lagen  1,20  m von  einander  entfernt,  in  fast  gleicher 
Klxme.  Wahrscheinlich  gehörte  auch  Fund  g ursprünglich  dazu;  «las  Grab  war  gestört.  — An 
vereinzelten  Stellen  de«  llilgel«  kamen  dicke,  rohe  Scherben  vor. 

Ergebnisse  und  allgemeine  Bemerkungen. 

Wie  überall  in  den  Hügelgräbern  Deutschlands,  ist  die  lh^tattungs weise  in  «len  vorl»esi*hrie- 
beucn  Hügeln  eine  sehr  verschiedenartige  gewesen.  Nur  lässt  sich  im  Allgemeinen  als  N«mn 
erkennen,  dass  «lie  oberen  Gräbcrlagen  meist  summarischer  (besonder«  bezüglich  der  Steili- 
hedockungj  behandelt  sind,  «lass  in  der  Mehrzahl  der  Hügel  nicht  ein  oder  zwei,  sondern  mehr 
(im  Durchschnitt  sechs  bis  acht)  Grabstellen  sich  Anden,  und  dass  «lie  letzteren  ihrer  Lage  nach 
einer  bestimmten  Himmelsrichtung  nicht  entsprechen.  Zum  ersten  Malt*  fand  ich  im  Frankfurter 
Walde  bei  eigener  Untersuchung  Brandgräber  (in  Hügel  I),  aber  nur  in  einem  Hügel,  und 
zwar  in  dessen  untersten  Lugen;  bei  «len  Imgrabenen  Leichen  kamen  aber  diesmal,  vermutblich 
in  Folge  der  ungünstigen  sandigen  Boden  beschaffen  heit,  Skelett«»  gar  nicht  vor,  nur  einzelne 
Scheiikelknochen  und  geringe  Schädeltheile  fanden  sich.  Umfangreichere,  wenn  auch  nicht  ganz 
solid  durchgefuhrte  Kammer  - Steinstückungen  traf  ich  nur  in  Hügel  IV.  Eisen  fand  «ich  mehrfach, 
darunter  ein  Messer;  kein  Mahlstein  (während  ein  solcher  in  einem  früheren  Hügel  derselben 
Gruppe  vorkam),  wohl  aber  ein  schönes  geschliffenes  Steinbeil  und  einige  Feuersteine.  Die 
Bronzen  waren  zum  Theil  künstlerischer  Art,  wie  «lie  Ohrringe  in  Hügel  I,  aber  es  war  nur 
Schmuck  und  Geräth,  keine  Walle  fand  sich;  auch  kein  Bronzel>eil.  Mehrfach  war  «lie  geläu- 
figste! Grabau*stnttung,  der  Bronzering,  vorhanden:  Arm-,  Bein-,  Finger-  und  Ohrring«*,  ein  Hals- 
ring, eine  Nadel;  die  Fibeln  waren  nicht  zahlreich.  Ein  Grab  hatte  einige  Bornsteinperlen 
(Hügel  IV),  eines  einen  Thonring  (Hügel  If.  Einen  Schleifstein  für  «las  Steinbeil  ln>t  Hügel  11. 


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Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M.  97 

Die  ThongefiUse  waren  sehr  mannigfaltiger  Art,  sie  sind  ini  Vorangehenden  näher  beschrieben; 
hervorragendes  Interesse  gewähren  die  bemalten  in  Hügel  I.  Alle  Thongefasse  sind  ans  freier 
Iland  geformt  und  sicher  keine  importirte  Waare. 

Es  ist  mir  nicht  zweifelhaft,  dass  sich  im  Allgemeinen  Höhe  nml  Umfang  der  Hügel  nach 
der  Zahl  der  Bestatteten  richten.  Der  Hergang  bei  der  Anlage  ist  ganz  einfach  so  zu  denken, 
dass  stet«  die  erste  Anlage  des  Hügels  beim  ersten  Begräbnis*  klein  war,  die  ersten  Gräber 
sogar  häufig  in  den  Boden  versenkt  wurden  und  dann  mit  neuen  Bestattungen  jedesmal  neue 
Anschüttungen,  natürlich  in  der  ganzen  Peripherie,  erfolgten.  Niemals  hat  man  einen  Hügel 
in  seiner  jetzigen  Höhe  angelegt  (sie  sind  sämmtlich  abgeflöset  und  dadurch  liegen  die  oberen 
Bestattungen  häufig  ganz  flach)  und  bei  späteren  Bestattungen  Löcher  hineingegrahen ; das 
musste  allein  schon  wiegen  der  Gefahr,  ein  älteres  Grab  zu  zerstören,  vermieden  werden.  Nahezu 
bewiesen  wird  die  Theorie  der  Anlage  durch  die  Thatsacho,  dass  niedrige  Hügel  in  der  Regel 
wenige,  grosse  Hügel  zahlreiche  Gräber  anfweisen,  mindestens  durchweg  mehr  als  kleine,  oder 
anderenfalls  durch  besonders  reiche  Ausstattung  ausgezeichnete.  Auch  findet  sich  das  unterste, 
also  erste  und  älteste  Grab  meist  ziemlich  central  angelegt;  die  jüngsten  konnten  begreiflicher 
Weise  sowohl  nahe  der  Kuppe  wie  in  der  Peripherie  liegen;  häufiger  findet  sich  der  erste  re 
Fall.  Die  Erde  zu  dem  Hügel  ist  auch  in  unserem  Falle,  Nvie  dies  öfters  anderwärts  festgestellt 
wurde,  nicht  dem  umgebenden  Boden  entnommen,  sondern  von  einem  anderen  Orte  herbei- 
geschafft; nirgends  finden  sieh  nämlich  Vertiefungen  in  der  Nähe,  und  der  Hügel  ist  aus  gutem 
Humtts,  nicht  ans  dem  Sande  dos  Ortes  gebildet.  Steinringo  um  die  Peripherie  kamen  nicht 
vor;  dagegen  waren  einzelne  Blöcke  scheinbar  regellos,  doch  wie  in  gewiesen  Abständen  vom 
Centrum  hier  und  da  vertheilt;  oh  als  Richtsteine  bei  einer  V ergröMerung  des  Hügels? 

Die  mehr  oder  weniger  grosse  Solidität  der  Steinbedeckungen  der  einzelnen  Gräber  giebt 
offenbar  ein  Criteriuin  für  die  Zeit,  allerdings  nur  insoweit,  als  wir  sorgfältig  ansgeführte  und 
voll  umschließende  Stückungen  mit  zusammenhängender  Wandung  für  älter  halten  dürfen,  als 
lückenhafte  oder  blosse  Deckungen;  wo  Gräber  ohne  irgend  welche  Steinumgcbnng  bei  uns 
vorkamen,  wie  in  Hügel  I,  II  und  HI,  waren  sie  jedesmal  jünger  als  die  grossen  Steinkammem. 
Plattenkammern  giebt  es  in  unserem  Gebiete  nicht.  Die  grosse  Steinpackung  in  Hügel  I ist 
nur  ein  in  grossem  Stile  ausgeführtes  Stücknngs-Begräbniß , es  ist  wahrscheinlich  ein  Grab  an 
das  andere  angebaut,  und  vielleicht  jedesmal  an  den  Seiten  neu  gemeinsam  gefestigt;  anderen- 
falls müsste  die  Packung  bei  jeder  neuen  Bestattung  aufgebrochen  und  wieder  geschlossen 
worden  sein.  Gegen  letzteres  Verfahren  spricht  der  Umstand,  dass  kein  gruftartiger  leerer 
Kaum  bestand,  sondern  das  ganze  Innere  mit  Steinen  gestückt  war. 

Aus  dem  nachweisbaren  zeitlichen  Auseinanderliegen  der  einzelnen  Gräber  eines  und  des- 
selben Hügels,  wie  es  sich  uns  nicht  nur  aus  der  Anlage  desselben,  sondern  auch  aus  den 
Fundstücken  mit  Noth Wendigkeit  ergiebt,  dürfen  wir  gleichw'ohl  nicht  Veranlassung  nehmen, 
allzu  kühne  Schlüsse  bezüglich  der  Dauer  der  Benutzung  dieser  Hügel  zu  ziehen.  Im  Gegen- 
theil  gebietet  eine  kühle  Erwägung  und  vorsichtige  Betrachtnahme  aller  maassgebenden  Um- 
stände, die  Zeitspanne  recht  kurz  zu  setzen.  Nehmen  wir,  wofür  die  höchste  Wall  rach  ein  lichkeit 
spricht,  den  einzelnen  Hügel  als  ein  Familiengrab,  sc»  haben  uTir  im  Durchschnitt  sechs  Gräber 
(mitunter  sogar  bei  ganz  niedrigen  Hügeln,  die  jedoch  dann  gewöhnlich  grösseren  Durchmesser 
haben),  welche  sich  bei  einer  Mortalität,  die  unter  dem  Normalen  bleibt,  doch  nicht  wohl  über 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX.  jj 


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9B 


A.  llarameran, 


mehr  als  anderthalb  oder  zwei  Jahrhunderte  erstrecken  konnten.  Nun  wäre  der  Fall  denkbar,  dass 
eine  und  dieselbe  Familie,  nachdem  ihr  Grabhügel  gleichsam  besetzt  und  genügend  hoch  aufgebaut 
war,  einen  neuen  anlegte,  der  dann  ein  zweites  und  drittes  Jahrhundert  zur  Bestattung  diente.  Dem 
widerspricht  aber  sehr  bestimmt  der  stets  relative  und  gleichmäßige  Charakter  der  jedesmal  je  in  den 
unteren  und  je  in  den  oberen  Schichten  einer  Gruppe  erhobenen  Funde.  Wäre  anderenfalls  jene 
Voraussetzung  zutreffend,  so  müsste  häufig  das,  was  in  den  obersten  Lagen  eines  Hügels  vor- 
kommt, in  den  untersten  eines  zweiten  als  gleichsam  modern , als  herrschende  Mode  sowohl  des 
Geschmacks  wie  der  Bestattung» weise  anzutreffen  sein.  Das  ist  indessen  nirgends  der  Fall,  die 
unteren  Lagen  haben  durchweg  einen  älteren,  glcichmäsHigen  Charakter  und  der  Befiiud  ist  in 
einzelnen  Hügeln  derselben  Gruppe  ziemlich  confonn.  Wir  müssen  sonach  für  die  Benutzung 
der  gleichen  Gruppe  die  parallele  Zeit  annehmen.  Sicherlich  gilt  dies  auch  von  bouachbarteu 
Gruppen,  wie  ich  es  von  sämmtlichen  fünf  des  Frankfurter  Waldes  bestimmt  nachweiscn  kann; 
in  jeder  dieser  Gruppen  ist  kein  wesentlich  anderer  Befund  wie  in  jeder  anderen.  Woraus 
die  theilwcise  beträchtliche  gegenseitige  Entfernung  der  einzelnen  Gruppen  zu  erklären  ist,  ob 
aus  der  Verschiedenheit  des  betreffenden  Wohnsitzes  oder  der  Ungunst  des  Terrains  (bei  der 
Sehwanheimer  und  der  Königshaide -Gruppe  sind  die  Anlagen  gerade  an  den  Grenzen  der  be- 
wässerten und  Sumpfgebiete  erfolgt),  ‘dürfte  nicht  leicht  zu  entscheiden  sein. 

Die  Hügel  mit  gallischen  Funden  auf  der  rechten  Rheinseite  (wie  sie  z.  B.  Wilhelmi 
untersuchte  und  beschrieb)  komineu  niemals  in  der  gleichen  Gruppe  vor  mit  denjenigen,  welche 
altitalische  Bronzen  bergen.  Die  Zeitdifferenz  beträgt  hier  vier  bis  fünf  Jahrhunderte  und 
diese  Zeitspanne  ist  an  einem  und  demselben  Orte  nirgends  überbrückt.  War  die  gleiche  Be- 
völkerung so  lange  dauernd  irgendwo  und  irgend  einmal  angesessen,  so  müssten  sogenannte 
La  Teno -Hügel  (sie  heissen  besser  gallische  und  sind  längst  vor  der  neueren  Namen- 
gebung bei  uns  in  Deutschland  untersucht)  und  älteste  Hügel  neben  einander,  d.  h.  in  einer 
Gruppe,  Vorkommen.  Wir  können  demnach,  da  dies  nicht  der  Full  ist,  für  jedes  einzelne 
Ilügelgrahgebiet  nur  eine  bestimmte,  nicht  allzu  ausgedehnte  Zeitspanne  ermitteln,  wie  sie  sich 
jeweils  aus  den  Funden  und  der  Zahl  der  Bestatteten  ergiebt  — hoch  gegriffen,  zwei  bis  drei 
Jahrhunderte. 

Die  feineren  und  »ungebildeteren  Formen  importirter  italischer  Bronzeindustrie  (wenn  wir 
von  den  lioehalterthümliehen  absehen)  fallen  etwa  in  das  dritte  und  zweite  vorchristliche  Jahr- 
hundert; dieser  Zeit  werden  auch  unsere  Frankfurter  llügclbauten  angeboren. 

Sehr  zahlreich  kann  diese  hier  ansässige  Bevölkerung  nicht  gewesen  sein;  die  40  Hügel 
der  Sandhofgruppe  ergeben  beim  Durchschnitt  von  sechs  Begrabenen  240  Menschen,  die  s&inmt* 
lichen  fünf  Gruppen  mit  ziemlich  170  Hügeln  1020  Menschen.  Nun  finden  sich  allerdings  in  nicht 
allzu  grosser  Entfernung  (schon  bei  Heusenstamm  und  Dietzenbach)  wieder  drei  Gruppen  mit 
zusammen  ca.  55  Hügeln,  überhaupt  war  der  ganze  Reichsforst,  bis  nach  Danustudt  hin,  in  der 
Urzeit  und  Römerzeit  für  so  unzugänglich  und  culturlos  gehalten,  mit  Hügeln  besetzt.  Aber 
wir  können  für  unser  Gebiet  doch  wohl  nur  die  Wohnstätten  in  der  Nähe  der  Grabhügel 
in  Betracht  ziehen,  und  somit  war  die  nächste  Umgebung  von  Frankfurt  und  Sachsen  hausen, 
wenn  wir  eine  liomogeue  Bevölkerung  vor  der  Uömcrzcit  annehmen,  von  nur  etwa  KHK)  Men- 
schen während  zwei  bis  drei  Jahrhunderten  bewohnt , d.  h.  von  300  bis  400  während  eines 
Jahrhunderts  — eine  wahrhaft  klägliche  Zahl;  dio  Mortalilätsziffer  wird  in  jener  Frühzeit  überdies 


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99 


Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M. 

aus  mannigfachen  Gründen  eine  nn günstigere  gewesen  sein,  als  heutzutage  bei  unserer  Land- 
bevölkerung, selbst  wenn  wir  ein  verhältnissmässig  friedliches  Dasein  von  Fischern  und  Jägern 
voraussetzen. 

Es  geht  daraus  hervor,  dass  man  im  Allgemeinen  die  in  den  Hügelgräbern  unseres  Landes 
bestattete  Urbevölkerung  quantitativ  ausserordentlich  überschätzt  (ich  spreche  nicht  von  der  in 
unserer  Gegend  später  auftretenden  germanischen  Bevölkerung,  die  Bestatteten  der  Hügel- 
gräber kann  ich  in  keinem  Punkte  mit  dieser  identificiren)  und  dass  man,  da  doch  alle  An- 
gehörigen jenes  Volkes  in  den  Hügeln  bestattet  sein  müssen,  vielmehr  Grund  hätte,  ihr  jede 
Beziehung  zur  späteren  Landesbevölkerung,  welche  der  Ilügelerbauer  in  Cultur  und  Sitte  so  weit 
hinter  sich  lässt,  abzusprechen.  Auf  alle  Fälle  aber  muss  das  bestimmte  Fehlen  einer  Conti- 
nuität  von  Ansiedelungen  und  späteren  Ortschaften  constatirt  werden.  Nur  die  Ringwälle  und 
die  Pfahlbauten  zeigen  einen  inneren  Zusammenhang  mit  dem  Hügelgrabvolke;  jene  sind  nicht  aller 
Orten  benachbart  (in  unserem  Falle  gt»w»ss  nicht),  diese  dürften  bei  den  Gräbern  häufiger  Vor- 
kommen, alN  man  glaubt,  sie  sind  nur  schwer  aufzufinden;  ich  nehme  an,  dass  bei  uns  das  dicht 
austossende  Sumpfgebiet,  jetzt  Wald,  solche  Pfahlbauten  bergen  dürfte.  Beide  AusiedelungH- 
arten  aber  sind  recht  eigentlich  in  unseren  Gebieten  ausser  aller  Beziehung  zu  genannten 
historischen  Wohnstätten,  sie  sind  frühzeitig  verlassen,  sie  lagen  in  der  Einöde,  iru  Wasser, 
auf  Bergen,  an  Orten,  wo  germanische  Völker  niemals  wohnen  mochten,  und  nur  Cäsar  bringt 
uns  noch  dunkle  Kunde  von  ihnen,  wenn  er  von  den  „oppida“  im  gallischen  Lande  und  den 
-Pfahlbauten“  der  Helvetier  erzählt 


13* 


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Referate 


1.  Pie  Prähistorie  in  Oesterreich.  Von 
Dr.  Moritz  Hoernes.  (Schluss.) 

IV.  llallstatt-Periode. 

Während  für  Nordenropa  die  reine  Bronzezeit 
die  eigentlich  glänzende  und  überraschende  Er- 
Bcbeinung  in  der  Urgeschichte  darstellt,  bildet  für 
Oesterreich , wie  auch  für  weite  Gebiete  der  be- 
nachbarten Länder  die  Hallstatt-Cultur  den 
Schwerpunkt  der  Thatsachen  und  ihrer  Betrach- 
tung, welcher  zuerst  in  ausgedehntem  Maasse  die 
Aufmerksamkeit  fesselte  und  prähistorische  Stadien 
ton  weittragender  Bedeutung  hervorrief.  Den 
Fundstätten,  welche  diesen  Zeitraum  illustriren, 
wird,  zumal  in  den  Ländern  südlich  der  Donau, 
noch  immer  der  Löwenantheil  der  praktischen  Ar- 
beiten zugewendet,  wie  denn  auch  die  Ergebnisse 
dieser  Bemühungen  in  den  urgescbichtlichen  Collec- 
tionen  von  Wien  bis  Triest  und  Purenzo,  ja  bis 
Sarajewo  hinab,  den  breitesten  Raum  eiunehmen. 

ln  der  Uebersicht  der  Funde  aus  dieser  Periode 
lasscu  wir  die  Ausgrabungen  in  Hallstatt  selbst 
vorangehen,  weil  dieses  berühmte  G rahfeld , trotz 
der  bedeutenden  Entdeckungen  ähnlicher  Nekro- 
polen in  Kram  und  dem  Küstenlande,  an  Zahl  und 
Mannigfaltigkeit  der  Funde  noch  immer  unerreicht 
dasteht.  Die  Alterthümer  von  Hallstatt  sind  jetzt 
nach  den  handschriftlichen  Aufzeichnungen  Kam- 
sauer's  gräbei  weise  geordnet  in  der  prähistorischen 
Sammlung  des  k.  k.  n.  h«  Hoftuuseutus  zu  Wien 
aulgvstellt.  Neuere  Grabungsberichte  gaben  die 
Mitth.  d.  prähist.  Commission  d.  k.  k.  Akad.  d. 
Wiss.  Nr.  1,  Wien  1888  (über  die  Arbeiten  der 
Jahre  1878  und  1886).  Hier  giebt  Szombathy 
auch  ein  Resume  dessen,  was  au  praktischer  Thn- 
tigkeit  bisher  für  diesen  classischen  Fundort  ge- 
leistet worden.  Die  systematischen  Ausgrabungen, 
welche  unter  Sacke n’s  Leitung  und  Ritinsauer 
1847  bis  1864  ausgeführt  wurden,  erlitten  später 
durch  das  An  flaue  hon  anderer  dringender  Auf- 
gaben manche  Unterbrechung,  und  daun  gewaun 
wohl  das  Interesse  von  Privaten  uud  auswärtigen 


Museen  Einfluss  auf  die  Grabungen  und  brachte 
Unordnung  in  dieselben.  Doch  wurde  der  Faden 
systematischer  Durchforschung  immer  wieder  von 
berufener  Seite  aufgenomraen.  So  1871  vom  Mu- 
seum Francisco-Carolinuui  in  Linz  und  1877  durch 
Hochitetter.  Diese  späteren  Grabungen  wurden 
auch,  durch  aufmerksame  Conservirung  der  Skelet- 
reste, den  früher  zu  Gunsten  des  archäologischen 
Standpunktes  vernachlässigten  Anforderungen  der 
Authropologie  gerecht  Im  Einzelnen  sind  fol- 
gende Grabungen  auf  dem  Sal/.berge  zu  ver- 
zeichnen. 

1.  Baron  Sacken  und  Bergraeister  Rain* 
sauur  (1846  bis  1863):  980  Gräber  (Nr.  1 bis 
980). 

2.  Baron  Sacken  und  Bergrath  Schubert 
(1864):  13  Gräber  (Nr.  981  bis  993,  1.  uud  2.  ed. 
Sacken,  Das  Grabfeld  von  Hallstatt  in  Ober- 
Oesterreich  uud  dessen  Alterthümer,  Wieu  1868). 

3.  Bergverwalter  Hutten:  3 Gräber  (Nr.  994 
bis  996,  ed.  Sacken,  lieber  einige  neue  Funde 
im  Grabfelde  von  Hallstatt,  Mitth.  d.  k.  k.  Centr.- 
Comm.  f.  K.  u.  hist.  Denktn.,  N.  F.,  Bd.  1.  Wien 
1875). 

4.  v.  Hochstetter  und  Bergrath  Stapf 
(1877):  8 Gräber  (Nr.  997  biß  1004.  ed.  v.  Hoch- 
stetter.  Neue  Ausgrabungen  auf  den  alten  Grii- 
berst litten  bei  Hullstatt,  Mittb.  d.  Autlir.  Gesellseh. 
Bd.  VII,  Wien  1878). 

5.  Dieselben  (1878):  19  Gräber  (Nr.  1005  bis 
1023,  ed.  Heyer,  Bericht  über  die  1877  und  1878 
von  dem  k.  k.  n.  b.  Hofmuseum  am  Salzberge  und 
am  Ilallberge  bei  Hallstatt  ausgeführten  Ausgra- 
bungen, Mitth.  d.  prfib.  Com  in.  1.  c.  S.  33). 

6.  v.  Hauer  und  Oberbergverwalter  Hutter 
(1886):  13  Gräber  (Nr.  1024  bis  1036,  ed.  Szom- 
bathy  1.  c.  S.  1 und  Taf.  I mit  dem  UebersichU- 
plan  säm tätlicher  bisheriger  Grabungen). 

Leber  die  wahrscheinliche  Volksznhl  and  Dauer 
der  Ansiedelung  hat  A.  B.  Meyer  (Das  Gräberfeld 
von  HiiUstatt.  Dresden  1885)  einige  Berechnungen 
augestellt,  die  von  der  Kritik  wohl  mit  Recht  als 


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102 


Referate. 


vage  bezeichnet  sind,  die  aber  doch  von  dem  Be- 
streben zeugen»  »len  localen  Verhältnissen  auf 
Grand  statistischer  Anhaltspunkte  näher  zu  treten. 
Meyer  veranschlagt  die  Gräbcrzahl  auf  1*59,  die 
Zahl  der  Begrabenen  auf  rund  3000,  und  findet, 
dass  dies  bei  einer  Bewohnerzahl  von  230  Köpfen 
eiuen  Zeitraum  von  500  Jahren,  bei  1000  Ein- 
wohnern einen  solchen  von  120  Jahren  entspräche. 
Indessen  sind  die  praktischen  Localforsehungcu 
in  Hallstatt  doch  noch  lange  nicht  zu  Ende.  Aus 
den  für  weitere  Grabungen  gesammelten  Anhalts- 
punkten ergiebt  sieb,  dass  das  alte  Gräberfeld  »war 
nahezu  erschöpft  und  andere  Stellen  wegen  der  Ge- 
fahr für  den  Baunwald  nicht  abbanfähig  seien,  dass 
aber  noch  — abgesehen  von  den  römischen  Wohn- 
und  Grabstätten  in  der  Lahn  bei  Hallstatt  — die 
Siedulstätten  der  prähistorischen  Bewohner,  welche 
Dach  sicheren  Anzeicheu  oberhalb  der  grossen 
Nekropole  auf  dem  Salzberge  lagen,  zu  untersuchen 
seien.  Einige  Versuche  nach  dieser  Richtung 
wurden  1687  von  den  Herren  v.  Hauer  undSzom- 
bathy  unternommen.  Die  von  Überbergverwalter 
Hutten  geleiteten  Grabungen  auf  der  Damm  wiese 
führten  zur  Aufdeckung  alter  Holzbauten  mit  Mas- 
sen grauer  Thonscherbcn  und  einem  Goldblättchen. 
Nach  den  keramischen  Ri  sten  zu  scbliessen,  wor- 
unter sich  auch  ein  i mportirt es  italisches  oder  grie- 
chisches Geiaas  befindet,  würden  diese  Wohnplätze 
der  I.a-Tene-Period©  zugehören;  eine  Publication 
ist  darüher  noch  nicht  erfolgt.  Seit  kurzer  Zeit 
nimmt  uueh  der  jüngst  gegründete  Hallstätter 
Musealverein  au  den  Grabungen  theil.  Im  Sommer 
1869  sollen  sehr  nah  inhafte  Entdeckungen  ultcr 
Wohnstätten  mit  reichem  Inhalt  gelungen  sein, 
worüber  mir  nähere  Nachrichten  noch  nicht  vor- 
liegen. 

Aus  der  Fülle  uralter,  hochansehnlicher  Cultur- 
reste,  welche  dieser  Puudplatz  im  Herzen  der 
Alpenzone  geliefert  hat,  sind  mannigfache,  zum  Theil 
sehr  widersprechende  Meinungen  abgeleitet  wor- 
den. liu  Allgemeinen  darf  man  noch  immer  sagen, 
dass  — wenn  sich  in  krainiachen  und  küstenlän- 
dischen  Nekropolen  eine  durch  die  Nähe  des  halb- 
classischen  Veneter- Landes,  durch  die  Gesamm liege, 
Fruchtbarkeit'  und  Wegsamkeit  der  bezüglichen 
Gebiete  wohl  erklärliche  Ansammlung  von  Reich- 
thum und  mannigfachem  Culturbesitz  gezeigt  bat  — 
diese  Gründe  auf  Hallstedt  keine  oder  nur  be- 
schränkte Anwendung  finden.  Hallstadt  bildet  eine 
Erscheinung,  die  nicht  anders  erklärt  werden  kann, 
als  durch  die  Einträglichkeit  des  Salzhandels, der  hier 
über  die  Maassen  schwunghaft  betrieben  worden  ist. 
Im  Uebrigen  sind  Archäologen  wie  Li  u d en  sch  mit 
und  Genthe  einer-,  Hochstetter  andererseits  mit 
extremen  Ansichten  hervorgetreten,  zwischen  wel- 
chen der  besonnene  Herausgeber  der  Haupt fuud- 
masHc.  von  Sacken,  eine  Art  Mittelstellung  cin- 
nirnuit.  Er  betrachtet  » inen  Theil  der  vorzüglichen 


Bronzetechnik  und  des  archäischen  Stils  in  Schmuck 
und  Geräth  der  Funde  als  Gemeingut  der  ganzen 
mitteleuropäischen  Völkergruppe  und  lässt  zu,  dass 
die  minder werthigen  Objrcte  dieses  Formenkreises 
auch  in  den  Alpen  selbst  und  nördlich  derselben 
angefertigt  sein  können.  Für  die  vorzüglichsten 
Bronzen  aber  — Helme,  Vasen,  Gehingfibeln  u.  dgl. 
— nimmt  er  etruskischen  Ursprung  an  und  be- 
trachtet sie  als  liuportwnure  aus  Italien.  Linden- 
schrait  und  Genthe  wollen  dem  Einfluss  dieser 
Handelsbeziehungen  fast  gar  keine,  durch  eigene 
Kunstübung  im  Norden  gezogene  Grenze  setzen. 
Undset  stimmt  im  Wesentlichen  mit  Sacken  über- 
ein. Alt-norditalische  Arbeit  siebt  er  in  den 
Formen  der  Bronzegefässe  und  Bügelfibrlu,  dagegen 
ein  Reis  von  dem  jüngeren  Stamme  der  voll  ent- 
wickelten etruskischen  Cultur  in  dein  bekannten 
Kiincrdcckel  mit  getriebenen  Figuren , in  dein  an 
der  Scheide  ebenfalls  figural  verzierten  La-Tene- 
Schwert,  sowie  in  den  Elfenbein-,  Glas-  und 
Bernsteinsachen.  Einheimische  Arbeiten  erkennt 
er  in  den  Waffen,  Spiralfibeln  und  anderen  typischen 
Objecten,  wie  die  Stärke  der  alpinen  Industrie 
überhaupt  in  der  Behandlung  der  Bronze,  die  man 
zu  Platten  und  Drähten  von  wunderbarer  Eben- 
mäßigkeit Auszuhäininern  verstand,  zu  suchen  sei. 

Dieser  Auffassung  des  Hallstätter  Fundes  als 
der  Ueberliefernng  einer  schwer  zu  analvsirenden 
Mischcultnr  hat  auch  Hochstetter  in  seinem  mit 
Deschmann  verfassten  Berichte  über  «prähistori- 
sche Amdedlungeu  und  Begräbnisstätten  in  Krainu 
(Denkschr.  s.  kais.  Akad.  d.  Wisa.  Bd.  XLII,  1879) 
beigestimmt  und  die  „ überwiegende  Mehrzahl  der 
Wätscher  Funde“  wegen  ihrer  durchgehenden 
Aebnlichkeit  mit  den  Funden  von  Hallstatt  .aus- 
wärtigem und  zwar  wahrscheinlich  etruskischem 
Ursprung“  zugeschrieben.  Aber  die  weiteren  er- 
folgreichen Ausgrabungen  in  Watsch  und  St.  Mar- 
garethen verleiteten  ihn  bald  nachher  zu  einer 
abweichenden,  durchaus  neuen  Anschauung  über 
den  „ Hallstätter  Culturkreia“.  Die  Annahme  eines 
Masseuexports  etruskischer  Bronzen  uach  dem 
Norden  erscheint  ihm  als  eine  haltlose  Hypothese, 
wobei  ihm  daß  geringe  Maass  von  Sachkenntuiss, 
welches  Genthe  in  seiner  bezüglichen  Aufstellung 
an  den  TAg  gelegt  , sehr  zu  statten  kam.  Auch 
für  hervorragende  Einzelfunde,  welche  schon  früher 
die  Aufmerksamkeit  der  Archäologen  erregt  hatten, 
wollte  er  jetzt  lieber  griechischen  Ursprung  zuge- 
stehen, und  hier  boten  ihm  wieder  die  Aufschlüsse 
in  älteren  griechischen  Culturschichten , welche  ja 
vielfach  einen  Wendepunkt  in  der  Betrachtung  der 
archäischen  Kunst  stufe  bezeichnen,  willkommene 
Anhaltspunkte.  Wie  wenig  der  hochverdiente 
Hochstetter  trotzdem  das  Zeug  zu  einem  Archäo- 
logen besass,  zeigt  der  verhüllte  Angriff  auf 
Sacken  (S.  14  seiner  zweiten  Abhandlung).  Dieser 
feinsinnige  Gelehrte  batte  das  Bildwerk  auf  dem 


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Referate. 


103 


Situladeckel  von  Hallstatt  mit  trefflichen  Worten 
charakterisirt,  welche  llochstetter  anlässlich  der 
Figurenreihen  auf  der  Situla  von  Watsch  paro- 
dirernl  wiederholt,  um  sie  als  leere  Phrasen  zu  be- 
zeichnen, und  beiznfügun,  dass  er  von  ulled^ni 
nichts  zu  erkennen  vermögt».  Das  Letztere  war 
denn  auch  richtig,  nur  lag  die  Schuld  darau 
uicht  bei  Sacken. 

Nach  llochstetter  wahrte  die  Hallstätter 
Culturperiode  in  den  AlpenUnderu  Oesterreichs 
wenigstens  U)U0  Jahre,  d.  h.  bis  zum  Beginn 
unserer  Zeitrechnung,  und  wird  hier  erst  durch 
den  römischen  Einfluss  abgelöst.  Sie  ist  gleich- 
zeitig der  Brouzeperiode  im  Norden  Europas  sowie 
der  Entwickelung  der  Mitteliueervülkcr  zu  ihrer 
damischen,  von  Griechen,  Etruskern,  Hörnern  ge- 
tragenen Kunst  und  Cultnr.  Der  Hallstätter 
Culturkruis  ist  sonach  ein  specifisch  mitteleuropäi- 
scher, unabhängig  von  der  mediterranen,  aber  in 
enger  Beziehung  zur  nordischen  Cultur,  die  er  mit 
»einen  Vorbildern  beeinflusst.  Er  ist  ein  eminent 
arischer  Culturkreis,  der  wohl  auch  die  altgriechi- 
sche und  altitalische  Cultur  umfasst,  der  aber  mit  dem 
Schwerpunkt  »einer  Entwickelung  durchaus  nörd- 
lich in  die  Alpengt! biete  fällt,  von  wo  ja  auch 
Italiker,  Etrusker  und  Kelten  in  die  Poebeno  hin- 
abgestiegen sein  sollen.  Wo  der  Ursprung  dieser 
mitteleuropäischen  Cultur,  die  sich  unabhängig 
von  den  Sudvölkern  unsere»  Continent»  mit  semi- 
tischen Formelementen  bereichert  habe,  zu  suchen 
fyi  — ob  iu  Europa  oder  Asien  — diese  Frage 
hänge  mit  derjenigen  nach  der  Herkunft  der  ari- 
schen Völker  überhaupt  zusammen  und  können 
uur  von  Historikern  und  Ethnologen  gelöst  werden. 

Funde  wie  die  Situla  und  das  Gürtulblech  von 
Watsch  nöthigten  nun  auch  die  Archäologen  im 
engeren  (auf  das  griechisch-römische  Alterthum 
beschränkten)  Sinne  zur  Stellungnahme  in  dieser 
schwierigen  Frage.  In  einer  Discussion  iu  der 
Anthrop.  Gesellsch.  zu  Wien  (s,  Mitth.  dir«.  XIV, 
1884,  8.  [40])  äusserte  Prof.  Benndorf  seine  von 
llochstetter1»  These  gründlich  abweichende  An- 
sicht über  die  figural  verzierten  Bronze -Objecte 
des  Hallstätter  Culturkreises.  Er  findet,  dass  man 
es  hier  mit  den  Erzeugnissen  eines  Volkes  zu  thun 
habe,  das  von  den  höher  entwickelten  Griechen 
mit  eiuer  ähnlichen  Freiheit  zu  lernen  verstand, 
wie  diese  selbst  einst  von  der  orientalischen  Kunst 
gelernt  batten.  Fremdes  und  Einheimische»,  Ent- 
lehntes nnd  frei  Erfundenes  oder  dem  eigensten 
Leben  Nachgebildetes  sei  iu  diesen  Bildwerken  za 
einer  vollkommen  gleichwertigen  Masse  verschmol- 
zen , und  jede  Analyse  könne  nur  da«  Bild  eiuer 
Mrichcultur  detailliren,  in  welchem  plumper  und 
gröber,  aber  kunstgeschichtlich  nicht  weniger  lehr- 
reich sich  der  nämliche  Process  wiederhole,  der 
uns  die  Anfänge  der  hellenischen  Kund  so 
uleressnnt  macht.  Ala  dieses  Volk  betrachtet 


Benndorf  uuf Grund  vielfacher  Analogien  zu  süd- 
österreicbischeu  Fuudstüoken,  welche  in  den  Ausgra- 
bungen von  Este  vorliegeu,  die  Euganeer.  Ihre 
Lehrmeister  seien  die  griechischen  Colonistcn  ge- 
wesen, welche  in  Adria  au  der  Pornündung  Fu.ss  ge- 
fasst halien.  Unsere  Alpenfunde,  welche  zu  so 
kühnen  Hypothesen  Aulaas  gegeben  haben,  tugeu 
sich  dergestalt  iu  eiuen  wohlverständlichen  ge- 
schichtlichen Zusammenhang  ein,  ohne  daps  wir 
genöthigt  sind,  den  ErfahrungNsatz  umzustossen, 
dass  Cultur  nicht  in  ubgeschiedcuen  Gebirgswinkeln, 
sondern  in  fruchtbaren,  dem  Verkehr  offenen  Tief- 
ländern entsteht. 

Dieser  Auffassung  dürfen  wir  uns  in  Allgemeinen 
auschliessen , im  Einzelnen  werden  etwas  andere 
Ansichten  (über  die  Rolle  der  Colonie  Iladria, 
über  den  Volksuauieu  der  Culturtrüger  von  Este, 
s.  Mitth.  d.  A.  G.  XVIII,  S.  [57])  zulässig  sein. 
Von  Watsch  und  Este  hat  llallstatt  und  die  nach 
ihm  benannte  Cultur  ciu  ungeahntes  neues  Licht 
erhalten.  Der  ausserge  wohnliche  Beicht  hum  K ra  i n h 
hu  prähistorischen  Ansiedlungen  und  Begrübui&s- 
plätzuu  ist  erst  durch  Deschtnann  und  Iloch- 
stetter’s  vereinte  Bemühungen  unserer Kenntniss 
erschlossen  worden.  Früher  ging  man  fast  aus- 
schliesslich den  Strnsseuzügen  und  Niederlassungen 
der  Römer  nach,  und  erst  die  Pfahlbaufunde  im 
Laibacber  Moor  eröffneten  einen  Ausblick  in  die 
älteren  Culturperiodeu  des  Landes.  Bald  füllten 
sich  die  Lücken  zwischen  der  jüngeren  Steinzeit 
der  Pfahlbauten  und  dem  Zeitalter  der  römischen 
Colonisation  durch  zahlreiche  Entdeckungen  aus 
der  Hallstätter  Periode,  und  eben  als  man  sich  an- 
schickte,  damit,  den  antiken  Entwicklungsgang  der 
Landesgeschichtu  für  vollkommen  reprusentirt  an- 
zusehen, schoben  sich  reichliche  Funde  aus  der 
La-Tene-Periode  zwischen  die  beiden  letzt  gedach- 
ten Zeiträume  ein. 

Die  Ausgrabungen  in  Wat9ch  begannen  1^78, 
und  sind  von  verschiedenen  Seiten  bis  auf  den 
heutigen  l ag  fortgesetzt  worden.  Diu  Funde  ge- 
langten theils  in  die  prähistorische  Sammlung  des 
k.  k.  Ilofmuseums  zu  Wien,  tbeils  in  das  kraiuische 
Landesinnseum  zu  Laibach , dessen  neuer  Leiter, 
A.  Müllner,  seine  Thätigkeit  in  diesem  Jahre 
wieder  mit  Arbeiten  in  Watsch  inaugurirte.  Im 
Besitze  des  Fürsten  Ernst  zu  W indischgrätz  be- 
findet sich  unt«?r  Anderem  das  bekannte,  mehrfach 
abgebildete  Gürtelblech  (Mitth.  d.  Anthr.  Gesell  sch. 
XIV,  Taf.  IV),  während  diu  vielbesprochene,  zuerst 
von  Dusch  in  a n n nach  antiquirler  Auffassung  als 
„Kunstwerk  altetrnskischer  Metalltechnik11  (in  den 
Mittb.  d.  k.  k.  Centr. -Comm.  1883)  publicirte 
Situla  dem  Kudolfintnn  in  Laibach  zußel.  Die 
Pablicntion  der  Fnodbe richte  ist  dagegen  in  den 
Anfängen,  welche  Deschmann  nnd  llochstetter 
1870  und  1883  gaben,  stecken  geblieben,  und  man 
muss  lebhaft  wünschen,  dass  mit  derselben  uicht 


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104 


Referate. 


Jünger  gezögert  werde.  Einstweilen  sind  wir  auf 
Behelfe  angewiesen,  welche  zwar  übersichtlich,  aber 
lange  nicht  erschöpfend  sind.  Die  Abbildungen 
der  nuB  hallstättiscben  Fundorten  Kraina  stammen- 
den publicirten  Alterthümer  sind  jetzt  gesammelt 
in  dem  von  der  k.  k.  Central -Commission  heraus- 
gegebenen  Knnsthistorischen  Atlas,  I.  Abtheilung 
(vor-  und  frühgeschichÜ.  Funde)  von  Dr.  M.  Much, 
Wien  1889,  Taf.  LI  bis  LXI1I  l).  Ein  Resumö 
der  Kunde  gab  Prinz  Ernst  zu  W indisch grätz 
auf  der  Klagenfurter  Versammlung  der  Wiener 
A.Ö.  (s.  Mitth.  XV,  1885,  S.  (90)),  wo  er  vor  Allein 
den  Unterschied  in  der  Bestatt  ungHweise  betonte. 
Die  Brandgräber  seiet»  durch  das  Fehlen  der  Waffen, 
Seltenheit  der  Schm ncksachen.  Vorherrschen  schwar- 
zer, tonnenförmiger  Urnen  und  einfacher  Bogen- 
fibeln ebarakterisirt.  In  den  Skeletgräbern  fanden 
sich  dagegen  vorwiegend  EisenwaflVn,  Bronze- 
Schmucksachen,  Schlangen-  und  Cerlonofibeln,  roth 
und  schwarz  bemalte  oder  einfarbige  Vasen  mit 
hohlem  Fuss  uud  Bronzegefasse.  Da  diese  so  ver- 
schieden ausgestatteten  Gräber  keinerlei  Schichtung 
zeigen,  somit  gleichzeitig  sind,  hätten  wir  es  hier 
mit  zwei  Nationen  zu  thun,  welche  neben  einander 
Unterkraiu  bewohnten.  Die  eine  reichere  und 
herrschende  Nation,  welche  ihre  Todten  un ver- 
brannt begrub,  hält  Prinz  zu  Wind  iscligrätz  für 
die  geschichtlich  bezeugten  Taurisker,  die  andere, 
welche  die  Leichen  Verbrennung  übte,  für  die  Ur- 
ahnen der  heutigen  slaviscben  Bevölkerung,  bei 
welcher  gewisse  Thongefitssformen,  wie  sie  m den 
Brandgräbem  Vorkommen,  noch  heute  lin  Gebrauche 
seien.  Dein  gegenüber  wurde  hervorgehoben,  dass 
in  der  Hallstätter  Periode  die  Sitte  der  Leicheu- 
verbrennnng  die  ältere  sei  gegenüber  der  Todten- 
bestattung,  und  dass  neue  Gebräuche  erfahrungs- 
gemäß von  der  social  höher  stehenden , reicheren 
Ulasse  zuerst  aufgenorarnen  wurden.  Gentilicische 
Verschiedenheit  wurde  immerhin  als  eine  mögliche 
Ursache  der  Erscheinung  zugegeben.  Für  die 
Urslaven  - Hypothese  trat  nur  Alfons  Müllner 
mit  warmen  Worten  eiu.  Dieser  Letztere  soll 
übrigens  kürzlich  doch  eine  zeitliche  Trennung 
der  verschiedenen  Gfäber  entdeckt  haben  und  er- 
kennt nun  in  den  Brandgräbern  eine  untere  (vor- 

0 Dieses  für  die  österreichisch  ■ ungarische  Urge» 
scbicliUforscliung  sehr  wichtige  Tafel  werk  »st  erst 
kürzlich  mich  dem  Erscheinen  der  ersten  Abschnitte 
dieses  Referates  herausgekommen  und  soll  im  Folgen- 
den als  „Kunstliistor.  Atlas  d.  k.  k.  Cent!*.  • t'umm,  1.“ 
citirt  werden.  Wir  bemerken  nachträglich,  das*  darin 
auf  Taf.  I bis  XVI  Funde  aus  der  älteren  und  jüngeren 
8teiuzeit,  auf  Taf.  XVII  bis  XXXIX  solche  aus  der 
lironzezeit  <btrge»tellt  siud.  Von  Taf.  XL  bis  LXXIX 
reichen  die  Funde  aus  der  Hallütat  (-Periode.  Voll- 
ständigkeit ist  in  diesem  verdienstlichen  Werke,  welches 
ursprünglich  i.ur  eine  systematische  Wiederverwendung 
der  von  der  k.  k.  Ceotr.  - l'omra.  gesammelten  Glicht* 
bezweckte,  nicht  angestrebt. 


etruskische),  in  den  Skeletgräbern  eine  obere 
(etruskische)  Schicht.  Auf  die  Beweise  für  diese 
neue  Hypothese  darf  man  mit  Recht  gespannt  sein. 

Sacken,  welcher  Hallstatt-  und  La-T ene-Cultur 
noch  nicht  genau  unterscheidet,  sondern  beide 
Perioden  als  ältere  Eisenzeit  zusaiumenfasst  und 
bis  an  den  Beginn  unserer  Zeitrechnung  dauern 
lässt  (s.  jedoch  auch  seine  Grabfunde  von  Hallstatt, 
S.  131,  Anm.  1),  betrachtet  als  Träger  dieser  Cul- 
tur  in  Sfidösterreich,  speeiell  in  Hallstatt,  die  Tau- 
rihker,  welche  die  Römer  in  diesen  Gegenden 
kennen  lernten,  und  setzt,  älteren  Richtungen  fol- 
gend , Auch  noch  die  Bronzecultur  auf  Rechnung 
keltischer  Stämme.  M.  Much,  der  die  La-Tene- 
Cultur  bereit«  unterscheidet,  hält  noch  immer 
daran  fest,  dass  die  Hallstätter  Periode  das  kel- 
tische Zeitalter  sei , die  La- Tene- Periode  gilt  ihm 
mit  demselben  Rechte  als  das  germanische,  ln 
diese  letztere  setzt  er  auch  den  Beginn  der  grossen 
Befestigungsbauten,  an  welchen  Oesterreich-Ungarn 
ko  reich  ist.  Auf  der  Salzburger  Wanderversamm- 
lung  der  Wiener  Anthropologischen  Gesellschaft 
suchte  derselbe,  gestützt  auf  Zeugnisse  alter  Schrift- 
steller und  symbolisch  gedeutete  Fundstücke,  sogar 
nachzuweisen , dass  die  Noriker  (Taurisker)  als 
Germanen  anzuseben  seien  und  mit  diesen  zu  dem 
weit  verbreiteten  Volke  der  Kelten  gehörte.  Doch 
ist  damals  Virchow  für  Julius  Cäsar,  welcher 
Kelten  und  Germanen  genau  unterscheidet,  ein- 
getreten. (S.  Mitth.  d.  Anthr.  (»es.  Bd.  XII,  8.21). 

Jene  Discussionen  über  das  geistige  Mutterland 
der  I lallst att-Unltur  und  über  die  nationale  Zuge- 
hörigkeit ihrer  Träger  in  unserer  Heimuth  haben 
das  Gebiet  der  Fundberichte  eingeengt,  nnd  noch 
muss  man  die  Museen  durchpilgern,  um  in  Wien 
nnd  Ijaibach  die  Belegstücke  zur  Charakteristik 
so  wichtiger  Plätze  wie  St.  Margarethen,  Rovisce, 
Tendiere  bei  Zirknitz,  Podsemcl,  Mariathal  u.  s.  w. 
stndiren  zu  können.  Die  Funde  von  St.  Michael 
sind  in  den  Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  XVIII,  S.  217 
vom  Ref.  edirt  worden.  Einiges  ans  den  anderes 
genannten  Fundorten  ist  im  Kunstbistor.  Atlas  d. 
k.  k.  Centr.-Comm.  I,  Taf.  LV  hi»  LVII  zusammen- 
gestellt.  Ein  gewisses,  allerdings  bequemes  Ent- 
gegenkommen hat  auch  De  sch  mann  (laich  die 
Verbreitung  photographischer  Aufnahmen  der  be- 
deutendsten Fundstücke  der  Krainer  Landessarom- 
long  bewiesen.  Indes»  war  dieser  thütige  Mann 
bis  zu  seinem  kürzlich  erfolgten  Ablebeu  auch 
durch  Fundbericht«  aus  seiner  Provinz  in  der 
Fachliteratur  häufig  vertreten  (s.  z.  B.  Mittb.  d. 
Anthr.  Ges.  XIII,  177;  XIV,  49).  Eine  gedrängte 
Ucbersicht  der  hallst  attischen  Funde  in  Krain  und 
den  henuchbarten  Ländern  gab  1884  E.  Chantre 
in  den  MAterianx  pour  Phistöire  primitive  et  na- 
turelle de  Thomme  (XVIII,  120,  805).  Der  Autor 
findet  hier  die  Veranlassung  zu  sehr  weit  reichen- 
den Hypothesen.  Er  nimmt  au . dass  (len  ersten 


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Referate. 


105 


Einwanderern  aus  Asien,  welche  die  Kenntnis»  der 
Bronze  mitgebracht  h&tten,  ein  zweiter  Völker- 
stamm  gefolgt  sei,  dem  unser  Erdtheil  die  Hallstatt- 
cnltur  zu  verdanken  gehabt.  An  dem  Felsenwalle 
des  Kaukasus  h&tten  sich  die  Wogen  dieses  Stro- 
mes geschieden.  Ein  Theil  sei  über  Armenien, 
Tross  und  Hellas  an  die  Mittelmeerküsten  gelangt, 
wo  später  aus  solchen  Anfängen  die  griechische 
und  etruskische  Cultur  erblühte.  Der  andere  habe 
um  die  Kordküste  des  Pontus  herum  Dnjepr  und 
Donau  erreicht,  sei,  von  Nord  west  nach  Süd  fort- 
schreitend, in  die  Ostalpenl&nder  eingedrungen 
and  habe  sich  hier  und  weiter  südlich  mit  den 
Ausläufern  der  anderen  Linie  wieder  vermengt. 
Dieser  Fusion  seien  die  Erscheinungen  der  Nekro- 
polen von  Corneto,  Bologna,  Este  und  vielleicht 
auch  Watsch  zuznschreiben.  AU  typische  Stücke 
des  asiatischen  Erbtheils  betrachtet  er  dio  Bogen- 
fibel, das  Eisenach  wert  mit  Füblhörnergriff,  die 
Armspiralen,  spiral-  und  thierförmige  Anhängsel. 
Fremder  Import  (aus  Aegypten  oder  Vorderasien) 
seien  die  kleinen  Opferwagen , welche  in  Bosnien, 
Steiermark,  Böhmen  und  Norddeutschland  Vorkom- 
men. Dazu  kommt  noch  ein  starkes  Element 
localer  Fabrikation,  das  sich  in  den  verschiedenen 
Landstrichen  different  aasbildet.  Die  künstleri- 
schen Erzeugnisse  der  Fundstätten  von  Corneto, 
Bologna,  Este  and  Watsch  (Listen,  Helme  u.  s.  w.) 
zeigen  so  sehr  eine  gewisse  Familienähnlichkeit, 
dass  sie  vielleicht  einer  und  derselben  Gruppe  ge- 
schickter Arbeitskräfte  zuzuschreiben  seien,  deren 
Heimatb  in  Kleinasien  oder  auf  dem  griechischen 
Archipel  zu  suchen  wäre.  Ihre  Anknüpfung  an 
die  spätere,  specifisch  griechische  oder  etruskische 
l'ultur  sei  als  Anachronismus  zu  verwerfen. 

Wie  die  krainischen  Grabfunde,  sind  auch  die 
neuen  Entdeckungen  auf  der  Halbinsel  Istrien 
zum  Ausgangspunkte  speculativer  Betrachtungen 
geworden , welche  über  tausend  Hindernisse  hin- 
weg vorschnell  den  äussersten  Zielen  zustreben. 
Istrien  ist  1883  und  1884  durch  Ausgrabungen 
wichtig  geworden,  welche  tbeils  von  Triest  aus 
durch  die  Herren  Moser  und  v.  Marchesetti 
für  die  Museen  in  Wien  und  Triest,  tbeils  durch 
die  Giunta  provinciale  Istriana  für  das  Museum 
in  Parenzo  an  zwei  Stellen  unternommen  wurden. 
S.  O.  Moser,  Aufdeckung  des  prähistorischen 
Gräberfeldes  bei  Vermo  unweit  Pisino  (VII.  Ber. 
d.  pr&histor.  Comm.  d.  Akad.,  S.  11  bis  32),  Wien 
1884;  C.-  Marchesetti,  La  necropoli  di  Vermo 
(Bollett.  dellaSoc.  adriatiea  di  sc.  nat  VIII),  Triest 
1884;  P.  Orsi,  Sopra  le  recenti  scoperle  nell1 
lfltria  e ncllc  Alpe  Giulie  (Bull,  di  paletn.  ltal.XI, 
1885)  und  zuletzt,  Juni  1889:  Dr.  Andr.  Amo- 
roso,  Le  necropoli  preistoriche  dei  Pizzughi  (Atti 
e memorie  della  soc.  Istriana  d’archeol.  V).  Hier 
ist  namentlich  Orsi ’s  weitblickende  Studie  hervor- 
zuheben. Der  Autor  siebt  in  den  archäologischen 

Archiv  für  Anthropologe.  Bd.  XIX. 


Verhältnissen  der  Ostalpen  und  ihrer  Fortsetzung 
auf  der  Balkanhalbinsel  Spuren  der  illy rischen 
Nation  und  einer  ihr  eigentümlichen  Cultur 
(teracce  di  illirismo).  Diese  sei  bei  vielfacher  Ver- 
wandtschaft deutlich  unterscheidbar  von  der  kelti- 
schen Cultur,  die  von  den  britischen  Inseln  bis 
Iberien  hin  geherrscht  habe,  und  von  der  italischen, 
deren  Spuren  sich  von  den  Tridentiner  Alpen  bis 
nach  Campanien  hinabziehen.  Wie  die  westliche 
und  die  südliche  Gruppe  müsse  auch  diese  süd- 
östliche in  mehrere  nach  Zeit  und  Ort  geschiedene 
Untergruppen  zerfallen.  Orsi  erkennt  vorläufig 
zwei  Mittelpunkte  derselben:  Este  und  Watsch. 
Noch  fernere  seien  weiter  nördlich  zu  suchen,  ln 
Este  musste  die  illyrische  Civilisation  notbwendig 
andere  Züge  tragen,  als  bei  dem  verwandten, 
aber  ärmeren  Volkszweige,  der  seine  Todten  auf 
dem  Uroenfclde  von  MariaraBt  in  Steiermark  be- 
grub. Die  Illyrier  in  Krain  nehmen  eine  Art 
Mittelstellung  ein.  Zu  ihnen  wie  zu  den  Venetern 
sei  die  südliche  Cultur  auf  einem  doppelten  Land- 
wege durch  die  Balkan  - und  die  Appeninenhalb* 
insel,  sowie  anf  dem  Seewege  durch  die  Adria  vor- 
gedrungen. Die  gallischen  Invasionen  zerrissen 
das  Band  zwischen  den  Illyriern  in  Italien  und 
jenen  ausserhalb  Italiens.  Die  glänzende  Cultur 
dieser  Nation  erlosch  im  nördlichen  Verbreitungs- 
gebiet derselben  unter  dem  Druck  der  culturfeind- 
lichen  Eroberer,  und  als  die  Römer  sicher  vor- 
drangen,  betraten  sie  reines  Barbarenland. 

Deutsche,  Slaven  und  Italiener  haben  in  so 
verschiedener  Weise  die  Formel  gefunden  zur 
Lösung  der  paläo- ethnologischen  Fragen,  welche 
das  heutige  triplex  confiniura  dieser  Nationen  in 
der  Urzeit  darbietet.  Wir  freuen  uns,  aus  aller- 
jüngster  Zeit  hier  mittheilen  zu  können,  dass 
Dr.  0.  Tischler,  der  verdienstvolle  Specialforscher 
auf  dem  Gebiete  der  vorgeschichtlichen  (’ultur* 
kreise  Osteuropas  im  Anschluss  an  die  gemein- 
same Versammlung  der  Deutschen  und  der  Wiener 
Anthropologischen  Gesellschaft  zu  Wien  abermals 
die  südösterreichischen  Museen  vergleichende  Stu- 
dien gewidmet  hat.  So  gründliche  und  umfassende, 
dabei  vorurteilslose  Detailforschungen,  wie  sie 
der  genannte  Gelehrte  anstellt,  müssen  mit  der 
Zeit  zu  einer  scharfen  und  klaren  Abgrenzung  der 
localen  Gebiete*,  in  welche  die  Ilallstattcultur 
Mitteleuropas  zerfällt , führen  und  damit  die  Vor- 
bedingung erfüllen,  von  welcher  alle  feineren  Ein- 
sichten in  die  Herkunft  und  dss  Wesen  dieser 
Cultur  abhängig  sind. 

Sehr  stiefmütterlich  ist  in  der  Literatur,  trotz 
seines  Reichthums  an  Grabfeldern  and  Funden, 
das  Küstenland  behandelt  worden.  Marchesetti 
publicirte  seine  Ausgrabungen  in  Sta.  Lucia  vom 
Jahre  1884  (la  necropoli  di  S.  Lucia  presso  Tolmino, 
Triest  1886)  und  gab  von  den  ferneren  Funden  — 
im  Ganzen  2111  Gräber  — kurze  Auszüge  in  der 
14 


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106 


Referate. 


Atti  des  Triestcr  Museums  1887  and  im  Jabreshor. 
d.  Wiener  Antbr.  Gesellsch.  1888.  Szombathy 
veröffentlichte  nur  einen  summarischen  Bericht  über 
seine  Grabungen  vom  Jahre  1876  in  den  Mitth. 
d.  A.  G.  VII,  1886  und  Notizen  über  den  erstaun- 
lichen Fortgang  dieser  Arbeiten  in  den  Annalen 
des  k.  k.  naturhistor.  Hofmuscums.  Vergleiche 
noch  Much  in  den  Mitth.  d.  k.  k.  Centr-Comm. 
1884,  8.  CXL.  Szombathy  findet  in  demCultur- 
bilde  von  Sta.  Lucia  ausser  den  für  die  Localitüt 
ganz  eigentümlichen  Elementen  sehr  ausgespro- 
chene Analogien  mit  drei  verschiedenen  Nekropolen, 
und  zwar  mit  Watsch,  mit  St.  Michael  und  mit 
der  Hallstätter  Schicht  von  Este,  ein  Befund, 
welcher  mit  der  geographischen  Lage  des  Ortes 
ausgezeichnet  übereinstimmt,  Die  Nekropole  von 
Karfreit  steht  hinsichtlich  des  Altera  wie  der  An- 
lage und  Ausstattung  der  Gräber  mit  derjenigen 
von  Sta.  Lucia  auf  gleicher  Stufe.  Auch  hier  sind 
bis  1888  von  Marcbesetti  schon  623  Gräber  ge- 
öffnet worden.  In  den  prähistorischen  Bewohnern 
des  gebirgigen  oberen  Isonzothales , welcbe  diese 
Grabstätten  hinterlassen,  erkennt  MarcheBetti 
dasselbe  Volk,  welches  im  offenen  Mündungslande 
der  oberitalischen  Ströme  die  Cultur  von  Este  ge- 
schaffen, Einwanderer  aus  der  Balkanhalbinsel,  an 
deren  Wege  und  Schicksale  die  Mythen  vom  Argo- 
nautenzuge nur  mehr  dunkel  erinnern.  An  die 
Euganeer,  welchen  Benndorf  diese  Cnltur  zu-' 
schreiben  wollte,  ist  dabei  kaum  zu  denkeu,  wahr- 
scheinlicher an  die  Veneter,  welche  nach  der  Ver- 
treibung jenes  Volkes  das  Gebiet  zwischen  den 
Alpen  und  der  adriatiBcben  Nurdwestküst©  be- 
wohnten. (Enganeisque,  qui  inter  mare  Alpcsque 
incolebant,  pulsis  IlenetosTroianosque  eas  tenuisse 
terra».  Liviti  I,  1.) 

Kärnten  ist  dadurch  ausgezeichnet,  dass  hier 
noch  Niemand  den  archimedischen  Punkt  gesucht 
hat,  von  dem  sich  alle  Schwierigkeiten,  die  an  den 
urgcschichtlichen  Fundeu  in  den  Alpenläudern  haf- 
ten, mühelos  beheben  lassen.  Das  Land  war  bis  vor 
kurzer  Zeit  arm  an  Funden  der  Hallstätter  Periode; 
s.Hochstetter’s  Abhandl.  üb.  d.  neuesten  Gräberf. 
von  Watsch  etc.,  S.  36.  Durch  dio  Entdeckung 
der  Nekropole  von  Frög-  Velden  oder  Kosegg  hat 
sich  das  geändert.  Vgl.  Hauser,  Leber  prähisto- 
rische Funde  in  Kärnten  (Mitth.  d.  Antbr.  Ges. 
XV,  S.  [66]),  Beine  Berichte  über  Frög:  Mitth. 

d.  k.  k.  Centr. -Comm.  1884,  f.  1887  bis  1889, 
Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  XIV,  141;  XVIII  [88],  die 
Funde  sind  abgebildet  im  KnnsthiBtor.  Atlas  d.  k.  k. 
Centr. -Comm.  I,  T&f.  XLVll  bis  L,  die  Originale 
befinden  sich  theils  im  Rudolfinum  zu  Klagenfurt, 
theils  im  k.  k.  naturhist.  Hofmuseum  zu  Wien. 
Die  Gurina  im  oberen  Guilthale,  ein  Fnndplatz, 
welchem  A.  B.  Meyer  schon  kurz  nach  dom  Beginne 
der  Localforschungen  eine  stattliche  Edition  ge- 
widmet bat  (Dresden  1881),  kommt  hier  nur  so- 


weit in  Betracht  , als  die  Besiedelung  diese»  Indu- 
strial- und  Bergwerksortes  schon  in  der  vorkeltischen 
Zeit  beginnt;  seine  Blüthe  müssen  wir  später  an- 
setzeu.  Er  ist  urgescbichtlich  namentlich  wegen 
der  nicht  unbedeutenden  Anzahl  vorrömiseber , in 
uneigentlichem  Sinne  „ nordet ruskischa  genannter 
Inschriften  bemerkenswert)],  welobe  sich  hier  auf 
Bronzcblecben  und  Thongefässen  gefunden  haben. 
Kärnten,  das  Gebiet  der  Drau  and  ihrer  Nebenflüsse, 
ist  durch  seine  geographische  Bildung  von  der 
frühesten  Zeit  an  vorzugsweise  östlichen  Einflüssen 
zugänglich  gewesen.  Die  illyrische  und  später 
die  slavische  Einwanderung  geschah  auf  dem  natür- 
lichen Wege  längs  der  Flussläafe.  Etruskische 
und  später  römische  Einwirkung  sind  in  transver- 
saler Richtung  über  die  Alpenpässo  erfolgt.  Etwas 
anders  steht  es  um  Tirol,  dessen  nach  Süden 
geöffnete  Thäler  schon  in  der  vorrömiachen  Periode 
einen  regen  Verkehr  mit  Italien  vermittelten.  Wie 
weit  die  StammesverwandUchaft  der  rh&tiachen 
Alpenbevölkcrung  mit  den  alten  Bewohnern  und 
Beherrschern  überitalieo*  dieses  Verhältnis»  be- 
günstigte, lässt  sich  mehr  andcuten  als  nachweisen. 
In  der  Nekropole  von  Platten  zwischen  den  Por- 
phyrwänden des  Mittelberges  und  der  Etsch  bei 
Botzen  findet  Orsi  (II  sepolcreto  Italico  die  Vadeoa, 
Rovereto  1883)  das  italische  Element  grundlegend 
vertreten.  Dieses  Gräberfeld  reicht  aus  der  Bronze- 
zeit bis  ins  4.  Jahrh.  v.  Chr.  herab  und  nimmt 
©ine  Art  Mittelstellung  zwischen  dem  Friedhof 
von  Bologno  und  der  Hallstätter  Schichte  von 
Este  ein.  Keltisch  ist  nur  die  Form  einiger  Fibeln. 
Dagegen  führt  uns  dio  Nekropole  von  Machet  im 
Nonsthale  (Carapi,  il  sepolcreto  di  Meolo  nella 
Naunia,  Archivio  Trentiuo  III,  191,  IV,  61,  Mitth. 
d.  Anthr.  Ges.  XV,  100  und  Mittb.  d.  k.  k.  Centr,- 
Comm.  1885,  S.  CXIV)  mit  einem  immer  breiter 
werdenden  Strome  von  Formen  aus  der  Hallstätter 
durch  die  La* Teno- Periode  bis  in  die  römische 
Zeit,  Eine  eigentümliche  Zusammensetzung  aus 
römischen  und  gallischen  Waffenstücken  mit  figural 
verzierten  Uronzegefässen  hallstättisohen  Charakters 
zeigt  der  bekannte  Fund  vom  Tscbegglberge  un- 
fern Moritzung  bei  Botzen  (Orgle r,  Botzener 
Gynin.-Progr.  1870  bis  1871);  etwas  einheitlicher 
ist  der  Depotfuud  von  Obervinti  im  Pustcrthale 
(Campi,  Mitth.  d.  k.  k.  Centr. -Comm.  1887, 
S.  LXXII).  Am  Nordfusse  des  Brenner  sind  Matrei 
und  Sonnenburg,  aus  der  Umgebung  von  Innsbruck 
Völs  und  Götting  als  Gr&berfuudstelleu  mit  archai- 
schem Inventar  zu  nennen.  (Matrei:  Giovonelli, 
Le  antichita- nezio- ctrusche  scoperte  presso  M., 
Trento  1861,  Ferdinandeums  - Zeitschrift  187G. 
Völs  und  Götting  noch  nicht  publicirt;  die  Funde 
im  Innsbrucker  Landesmuseum.)  Die  Fiacbgräber 
des  Inutbales  sind,  wie  der  bayerische  Forscher 
Fr.  Weber  kürzlich  (in  seiner  Studie  über  die  Be- 
siedelung des  Alpengebietes  zwischen  Inn  und 


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Referate. 


107 


Leoh  und  des  Iunthales  in  vorgeschichtlicher  Zeit, 
Beitr.  zur  Anthr.  und  Urgesch.  Bayerns  1888) 
hervorhob,  von  den  Hügelgräbern  Viudeliciens  in 
der  Ausstattung  vielfach  verschieden,  namentlich 
die  Thongefäsw)  in  Form  und  Verzierung  abwei- 
chend, gelbgrAn  und  ohne  bunte  Bemalung;  sie 
erinnern  an  die  ebenfalls  einfarbigen  italischen 
Gofasse  der  älteren  Periode.  Dann  ist  die  Selten- 
heit der  Fibeln  und  das  Vorherrschen  der  langen 
Gewandnadeln  bemerkenswert!*.  Daher  findet 
Weber  eine  ausgeprägte  Hallstattcullur  wie  in 
Oberbayern  trotx  einseiner  Fnnde  im  Innthal  noch 
nicht  nachweisbar,  was  ihm  die  Richtigkeit  der 
Angaben  der  Alten  Ober  die  raaenische  (tuskische) 
Herkunft  der  Rhäter  zu  bestätigen  scheint. 

Auch  in  Steiermark  kann  man  eohon  nach 
den  bisherigen  Erfahrungen  verschiedene  Einflüsse 
und  Anlehnungen,  welche  theils  nach  dem  Süden, 
theils  nach  nördlichen  Fundgebieten  hinweisen, 
erkennen.  Die  Urnen  nnd  Bronzen  des  Flach- 
gräberfeldes von  Mariarast  bei  Marburg  (edirt 
von  Graf  G.  Warmbrand,  Archiv  f.  Anthr.  Bd. 
XI,  S.  231,  vgl.  Mitth.  d.  k.  k.  Centr.-Comm.  1875, 
S.  59)  unterscheiden  eich  scharf  genug  von  dem 
Inhalt  der  Hügelgräber  der  Wies  bei  Leibnitz  in 
Mittelsteiermark  (herausgeg.  v.  Radimsky  und 
Szoinbathy,  Mittb.  d/Anthr.  Ges.  XV,  117).  Da« 
Einzige,  was  sie  gemein  haben,  ist  eine  gewisse 
allgemeine  Ähnlichkeit  der  Culturstufe,  für  die 
wir  sehr  ungern  den  Terminus  „hallstattisch*  ge- 
brauchen, and  der  Umstand,  das«  sich  an  beiden 
Fundorten  auoh  Gräber  mit  gleichartigem  römischem 
Inventar  gezeigt  haben.  Sonst  ist  der  Charakter 
des  Urnenfeldes  von  Mariarast  entschieden  alter- 
tümlicher and  zeigt  eine  gewisse  Verwandtschaft 
mit  den  ältesten  italischen  Begräknissplätzen  der 
ersten  Eisenzeit,  während  die  nächsten  Parallelen 
zu  den  Funden  von  der  Wies  in  den  mittleren 
Donaugegenden  und  in  einer  anscheinend  ent- 
wickelteren Culturphase  gesucht  werden  müssen. 
Allbekannte  Fundstücke  von  ganz  abweichendem 
Charakter,  die  als  Importwaare  angesehen  werden 
müssen,  sind  der  figurenreiche  Bronzewagen  von 
Strettweg  bei  Jndenbnrg  ( Mittb.  d.  hist.  Ver.  f. 
Steierm.  III,  68)  ans  einen  Flachgrabe  nnd  die  cigen- 
thöinlich  verzierten  Bronzen  aus  den  Hügelgräbern 
von  KJein-Glein  bei  Wies  (ebenda  VII,  185),  bei 
den  letzteren  ein  griechischer  Panzer,  endlich  der 
Nagauer  Depotfund  von  20  Bronzehelmen,  wovon 
zwei  mit  etruskischen  Inschriften.  (Näheres  und 
die  Literatur  über  diese  Stücke  zusammengestellt 
bei  Genthe,  Ueber  den  etruskischen  Tauschhandel 
S.  140  f.  Die  durch  epigraphische  Funde  in  den 
Alpenländern  angeregten  Fragen  sind  in  jüngerer 
Zeit  behandelt  von  Oberziner,  i Reti  in  relazione 
cogli  antichi  abitatori  d'Italia,  Roma  1863  und  von 
Pauli,  die  Inschriften  nordetruskischen  Alphabets, 
Leipzig  1885.  Eine  Fortsetzung  der  .altitaliscben 


F orschunge  u “ des  Let  zteren,  welche  sich  ein  gebender 
auch  mit  diesen  Problemen  beschäftigen  wird,  steht 
in  Aussicht.) 

Während  Oesterreich  ob  der  Enns  durch  die 
Fülle  seiner  in  Uallstatt  ausgegrabenen  Bronzen 
glänzt,  finden  sich  in  S iederösterrei  eh  aus  diesem 
Zeiträume  vorwiegend  Gräber  mit  zahlreichen 
keramischen  Beigaben  and  relativ  wenig  Metall- 
objecten. Sonst  ist  in  den  Nekropolen  derselbe 
schürfe  Unterschied  wahrzunehmen,  wie  in  Steier- 
mark. In  Stillfried  an  der  March  und  in  Haders- 
dorf am  Kamp  sind  Urnen felder  erschlossen  worden 
mit  ziemlich  gleichartigem  Inhalt  (in  beiden  u.  a. 
dieselben  geschweiften  langen  Dronseme*ser  und 
dieselben  Fibeltypen  der  ungarischen  Bronzezeit. 
Stillfried  inMucVs  Privatsammlung,  a.Knnsthistor. 
Atlas  d.  k.  k.  Centr.-Comm.  I,  Taf.  XXXVIII  bis 
XXXIX;  lladersdorf  im  k.  k.  Ilofmusoum,  noch 
uuedirt).  Ganz  andere  Charakter  zeigen,  indem 
sie  sich  näher  an  die  Tntnulasfande  von  der  Wies 
anschl lassen , die  Urnen  und  Beigaben  aus  Hügel- 
gräbern bei  Gemeinletarn  (im  k.  k.  Hofmusoura, 
unedirt;  dio  Flachgräber  neben  den  Tnmulis  ge- 
hören verschiedenen  Stadien  der  reinen  Bronzezeit 
an);  Pilliohsdorf  (Mittb.  d.  Anthr.  Ges.  IX,  70, 
229);  Zegersdorf  (1.  c.  IV,  71,  175;  V,  209,  212) 
und  Marz  (schon  in  Ungarn,  IV.  Ber.  d.  prähist. 
Co  mm.  d.  k.  Akad.,  S.  45.;  Jahrber.  d.  Anthrop. 
Ver.  zu  Graz  II,  1879).  Hier  herrscht  trotz  einer 
gewissen  Armuth  an  werthvolleren  Beigaben  die 
voll  entwickelte  Hallstattcultur,  während  in  jenen 
Flachgräberfeldern  eine  (übrigens  auch  in  nörd- 
licheren Fnndgebieten  — Schlesien  — wohlbezeugte) 
Vorstufe  derselben  vorliegt.  Am  interessantesten 
sind  die  keramischen  Typen  von  Gemeinletarn 
durch  bunte  Bemalung,  reiche  Ornamentik  nnd 
namentlich  durch  den  plastischen  Schmuck  von 
Thierköpfen  uud  thierisebvn  wie  menschlichen 
Figuren,  welche  theils  aus  den  Gefässen  horaus- 
wachsen,  theils  separat  geformt  und  durch  einen 
Harzkitt  mit  denselben  verbunden  sind.  In  ge- 
branntem Thon  liefert  dieser  Fundort  eine  höchst 
instrnctive,  in  gewissem  Sinne  gleichwertige  Er- 
gänzung zu  den  Alterthümem  von  Hallstatt,  bei 
weloben  wir  ja  den  Verlust  der  Thongefäsae  zu 
beklagen  haben. 

In  Mähren  überstrahlt  ein  Fundort  aus 
der  llalistattperiode  alle  übrigen  Denkmalstätten 
dieser  Cultur.  Es  ist  die  räthselbafte  Höhle 
Ryciskala  bei  Blansko,  erforscht  von  Wankel 
(Mitth.  d.  Authr.  Ges.  II,  307;  III,  106;  VII,  125 
und  dieselben  Bilder  aus  der  mährischen  Schweiz; 
einige  Hauptstücke  der  jetzt  im  k.  k.  Hofmuseum 
zu  Wien  befindlichen  Sammlung  abgebildct  im 
Knnstbist.  Atlas  d.  k.  k,  Centr.-Comm.  I,  Taf. 
LXXIV  f.),  eine  seltsame  Hinterlassenschaft,  der 
wir  als  Gesammtbild  aus  Oesterreich  kein  zweites 
Depot  vergleichen  können.  In  Böhmen  ist  es 
14* 


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108 


Referate. 


wieder  die  jüngst  so  gut  erforschte  Umgebung 
von  Pilsen,  welche  aus  ihron  Tumulis  namhafte 
Beiträge  zur  Kenntniss  der  Hallstattcultur  in  den 
Norddonauländern  geliefert  hat.  Vgl.  Szombathy’ s 
Bericht  in  den  Annalen  des  k.  k.  n.  h.  Hofmuaeums 
Bd.  III,  Notizen,  S.  89  und  129,  ferner  Pa- 
matky  archaeologicke,  Bd.  XII,  S.  289,  343,  Taf. 
XV  bis  XVI.  Im  Gebiet  des  Uslawaflnsses  hat  die 
Bevölkerung  zur  Hallstätter  Zeit,  wie  schon  er- 
wähnt, theilweise  die  älteren  bronzezeitlichen 
Tumuli  zu  ihren  Bestattungen  benutzt.  DieGrab- 
hQgel,  welche  sie  selbständig  errichtete,  sind  stets 
niedrig,  oft  so  klein,  dass  sie  kaum  über  das  um- 
gebende Niveau  hervorragen.  Die  Leichen  wurden 
in  einzelnen  Fällen  unverbrannt  beigesetzt,  in  an- 
deren verbrannt  und  in  Urnen  bestattet.  Charak- 
teristische Beigaben  sind:  eiserne  Lanzenspitzen 
and  Hackmesser,  kleine  Messerchen.  Bronzearm- 
ringe, darunter  ein  grosser  hohler  Oberarmwulst, 
desgleichen  auch  die  Byciskäla  zwei  Stücke  geliefert 
hat.  Fibelu  sind  selten,  Thongefäase  dagegen  sehr 
häufig  — bis  zu  25  Stück  in  einem  Grabhügel  — 
und  meist  graphitirt,  Ein  besonders  merkwürdiger 
Fund  besteht  in  den  Resten  eines  Wagens  und 
reichen  Pferdegoschirres,  wobei  wir  uns  erinnern, 
dass  auch  unter  den  Byeisk&ln-Funden  Bruchstücke 
eines  prunkvollen  Fürstenwagens  eine  besondere 
Rolle  spielen.  An  fünf  Orten  fanden  sich  h&ll- 
stättische  Grftberdepots  un vermischt,  in  ebenso 
vielen  in  und  zwischen  den  bronzczeitlichen  Tumulis. 
In  der  näheren  Umgebung  von  Pilsen  sind  zwei 
Orte  dnreh  Grabhügel  aus  gleicher  Zeit  bemerkens- 
wert!), worin  sich  charakteristische  eiserne  Schwer- 
ter und  Lanzenspitzen,  grosse  Armringe,  breite, 
mit  Bronze  verzierte  Lcdergürtel,  Pferdegeschirr, 
Bronzeschüssel  mit  getriebenen  Figuren  u.  dgh 
gefunden  haben.  Szombathy  bemerkt  , dass  das 
südwestliche  Böhmen  geradezu  ein  classischer  Bo- 
den für  das  Stadium  der  wichtigsten  Perioden 
unserer  Urgeschichte  ist  und  findet  die  Bedeutung 
dieses  Gebietes  speciell  in  dom  glücklichen  Um- 
stande begründet,  dass  in  diesen  Grabhügeln  so- 
wohl Hallstatt-  als  Bronzezeit  durch  zahlreiche, 
deutlich  getrennte  Funde  charakterisirt  seien.  — 
Dio  in  älterer  Zeit  bekannt  gewordenen  Funde 
aus  der  Hallstattperiode  Böhmens  sind  von  Undset 
(das  erste  Auftreten  des  Eisens,  S.  43  f.)  nach 
seinen  Studien  im  Nationalmuscum  zu  Prag  zu- 
sammengesteüt  worden. 

Wir  können  uns  nicht  mehr  dabei  auf  halten, 
Böhmen  und  Mähren  als  Fundgebiet  der  aus  den 
Publicationen  hinlänglich  bekannten  Urnenfelder 
näher  ins  Auge  zu  fassen.  Diese  Depots  mögen 
von  einer  ärmeren  Bevölkerung  herrühren,  als  die 
Erbauer  der  Tnmuli  waren,  nnd  reichen  wahr- 
scheinlich aus  der  jüngeren  Steinzeit  in  die  ver- 
schiedenen Metallpcrioden,  manchmal  sogar  bis  in 
die  La -Tene- Periode  herunter.  Niedorösterreich 


nördlich  der  Donau  bildet  hier  eine  Fortsetzung 
der  Sudeteuländer.  Aus  Böhmen  sind  zu  nennen: 
Libocbowan  nächst  Tatschen  (ed.  Heger,  Mitth. 
d.  Anthr.  Ges.  XIII,  180),  Horcnowco,  Racitz, 
Hohentraut  bei  Königgrätz  (ined.),  Rossitz  bei 
Pardubitz  (Andrian  in  Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  I, 
227)  and  Ncudorf  bei  Cholzen  (Heger  im  V. 
Ber.  d.  präbist.  Comm.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.), 
aus  Mähren  Muglitz  nnd  Trschitz,  Mönitz,  Brano- 
witz  und  Prikaz,  zumeist  von  Wankel  erforscht, 
in  dessen  Sammlung  Undset  1876  die  jetzt  im 
k.  k.  Hofrouseum  bewahrten  Funde  studiren  konnte. 
Neben  unverzierten  Gelassen  von  alterthümlicher 
Plumpheit  und  Formlosigkeit,  welche  fast  in  all 
diesen  Friedhöfen  Vorkommen,  erscheinen  hin  and 
wieder  Vasen  mit  feinen  und  charakteristischen  Or- 
namenten, wonach  man  zu  Schlüssen  auf  das  Alter 
und  die  Dauer  dieser  Gräberstatten  theilweise  be- 
rechtigt ist.  Immerhin  gehört  die  Zeitbestimmung 
derselben  zu  den  schwierigsten  Fragen,  welche  der 
Urgeschichtsforschung  in  einem  weiten  Gebiete 
Mitteleuropas  gestellt  sind. 

V.  La-Tene- Periode. 

Noch  vor  sieben  Jahren  fand  Undset,  als  er 
im  einleitenden  Capitel  seines  Werkes  über  das 
erste  Auftreten  des  Eisens  in  Nordeuropa  die 
archäologischen  Fundgruppen  im  südlichen  und 
mittleren  Theile  des  Contineuta  in  Umrissen  dar- 
stellte, die  älteBto  Eisenzeit  in  Mitteleuropa  durch 
zwei  nicht  nur  zeitlich,  sondern  auch  räum- 
lich gesonderte  Alterthümergrnppen  vertreten. 
Scharf  ausgeprägt,  schienen  sio  zugleich  verschie- 
dene Gebiete  zu  beherrschen.  Die  La-Tene-Gruppe 
schien  sich  in  einem  Gürtel  durch  das  mittlere 
Deutschland  bis  nach  Böhmen  zu  ziehen  und  ab- 
wärts durch  das  westliche  Ungarn  nach  Italien 
hinabzugreifen , wodurch  sie  bogenförmig  ein 
Gebiet  umspannte,  auf  welchem  die  andere,  die 
Hallstattcnltur , besonders  stark  auftritt.  Es  be- 
zeichnet einen  der  erheblichsten  Fortschritte  der 
österreichischen  Urgeschichtsforschung,  dass  wir 
seither  zu  ganz  anderen  Gesichtspunkten  über  dio 
Vertheilung  dieser  Gruppe  gelangt  sind  — und 
das  wesentlich  durch  die  Arbeit  de«  Spatens.  Höch- 
st etter  wollte  1883  der  Hallstätter  Cultur  die  ganze 
lange  Dauer  des  letzten  Jahrtausends  vor  unserer 
Zeitrechnung  zutheilen,dennnin  den  österreichischen 
Alpen  kennen  wir  bis  jetzt  wenigstens  noch  keine 
Gräberfelder  aus  der  La-Tene- Periode*.  Aber  schon 
auf  der  Klagenfurter  Wauderversammlung  der 
Wiener  Anthropologischen  Gesellschaft  1885  konnte 
J.  Szombathy  uuter  Hinweis  auf  eine  Reihe 
jüngst  erhobener  Docnmente  eine  gänzliche  Ver- 
änderung der  Sachlage  constatiren.  Die  Ent- 
deckungen auf  der  Gurina  in  den  Gräberfeldern 
von  Nassenfuss,  Wallitschendorf,  St.  Michael  in 


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Eeferate. 


109 


Krain,  Prozor  io  Kroatien  and  Mechel  io  Tirol  be- 
rechtigten ihn  zu  dem  Ausspruch,  dass  schon  dieses 
Material  binreiche,  um  in  das  Profil  der  prähisto- 
rischen  Schichten  der  Ostalpen  die  La-Tcne-Periode 
definitiv  als  durchgehende  Schicht  aafzuoehincn 
(Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  XV,  S.  [103])«  Während  St. 
Michael  mit  dem  gemischten  Inventar  seiner  jünge- 
ren Gräber  aus  der  spät-hallstättischen  in  die 
La-Tene-Zeit  hineinreicht,  zeigen  die  Nekropolen 
von  Prozor,  Nassenfusa  und  Mechel,  sowie  die  An- 
siedelung auf  der  Gnrina  einen  noch  längeren  Be- 
stand, da  sie  mit  ihren  Fundstücken  bis  in  die 
römische  Cultnrperiode  hinübergreifen , woraus 
hervorgeht,  dass  an  diesen  Localitäten  beiläufig 
während  der  ganzen  Dauer  des  weströmischen 
Reiches  eine  Bevölkerung  ansässig  war,  welche 
alle  Wandelnngen  der  Cult ur  mitmachte,  ohne  sich 
von  ihren  Wohn  - und  Begräbnissplätzen  völlig 
wegrücken  za  lassen. 

Ohne  die  wichtigen  Resultate  der  Ausgrabun- 
gen zu  kennen,  welche  die  Herren  Ljubic,  Besch- 
ul au  n und  Campi  in  kroatischen,  krainischen  und 
tirolischen  Nekropolen  eben  damals  gemacht  hat- 
ten, war  Dr.  0.  Tischler  auf  Grund  des  von  der 
Gurina  und  einzelnen  anderen  Fuodplätzen  vorlie- 
genden Materials  zu  derselben  von  Hochstetter's 
These  abweichenden  Ueberzeugung  gelangt  (in 
Meyer's  rGurinatt,  S.  36  f.).  Kr  findet  in  Oester- 
reich alle  die  einzelnen  Phasen  der  La-Tene-Zeit, 
wie  man  sie  westlich  constatirt  hat,  vertreten, 
und  wenn  sie  noch  nicht  überall  in  gleicher  Voll- 
ständigkeit vorliegen,  so  giebt  nichts  Anlass,  eine 
längere  Dauer  der  vorhergehenden  Cultur  anzu- 
nehmen. „Wir  haben  also  nicht  verschiedene 
gleichzeitige  locale  Gebiete  vor  uns,  sondern  überall 
dieselbe  Folge.“ 

Dabei  ist  jedoch,  wie  die  Fund  Verhältnisse  der- 
zeit liegen,  ein  Hauptunterschied  zu  beachten, 
auf  welchen  zuletzt  Sznmbathy  in  den  Mitth.  d. 
Anthr.  Ges.  XV11I,  S.  [93],  anlässlich  der  Vorlage 
von  Gräberfunden  aus  Nassenfuss  aufmerksam  ge- 
macht hat.  Während  das  nördliche  Verbreitungs- 
gebiet der  La-Tene-Cultur  in  Oesterreich  (Böhmen) 
in  besonders  starker  Weise  an  der  älteren  Stufe 
dieser  Cultur  theilnimmt  und  hierdurch  als  homoge- 
nes Glied  der  von  der  Champagne  durch  Süddeutsch- 
land bis  in  das  westliche  Ungarn  reichenden  Zono 
erscheint,  fällt  es  auf,  dass  in  den  krainischen  und 
küstenländischen  Nekropolen  die  Früh  - La  - Tene- 
Formen  nahezu  gänzlich  fehlen  und  dass  selbst  in 
der  Uebergangsatation  St  Michael  die  Mittel -La- 
Tüne-Fibel  (mit  verbundenem  Schlussstück)  bereits 
in  Gesellschaft  der  spät-hallstattiscben  Certosofibel 
auftritt.  Dieses  Verhältnis  kann  dazu  dienen, 
die  Zeit  etwas  näher  zu  bestimmen,  in  welcher  in 
Krain  die  ältere  Cultur  von  der  gallischen  abgelöst 
wurde.  Da  sich  einzelne  Früh-La-Tene-Formen 
isolirt  schon  in  vielen  Nekropolen  der  Hallstatt- 


Periode  gefunden  haben,  so  scheint  es  doch,  dass 
die  Herrschaft  der  letzteren  Cnltur  in  den  Ostalpen 
etwas  länger  gedauert  hat,  als  in  Frankreich  and 
Süddentscbland.  Das  Volk  haftete  mit  zu  grosser 
Zähigkeit  an  seinem  alten  Formenschutz,  als  dass 
sich  eine  wirkliche  Früh  - La  - Teoe  - Cultur  hätte 
etablireu  können,  und  so  kam  es,  dass  die  gallische 
Cultur  erst  etwas  später  mit  den  Kelten  selbst  zur 
Herrschaft  gelangte. 

In  dem  folgenden  Nachweis  der  Hanptfunde 
aus  den  beiden  grossen  Verbreitungsgebieten  der 
La-Tene-Cultur  in  Oesterreich  bestehen  derzeit 
noch  viele  Lücken;  aber  wir  sind  mit  Tischler 
(in  Meyer's  „Gurina“,  S.  36)  der  Ansicht,  dass  sich 
diese  immer  mehr  füllen  werden.  Die  bis  1881 
bekannten  La-Teoe-Funde  aus  Böhmen  hat  Und- 
set  (Das  erste  Auftreten  des  Eisens,  S.  45  ff)  zu- 
sammengestellt. Dazu  kam  seither  hauptsächlich 
der  Massenfund  von  Dux  (s.  Berger  in  den  Mitth. 
d.  k.  k.  Centr.-Comm.  1882,  S.  LXXX;  Hey  er  io 
Mitth.  d.  Antbr.  Ges.  XI,  80,  und  Parnatky, 
Archaoologicke  XII,  Taf.  III  f.),  die  Reihengräber- 
fände  von  Neu-Bydzow  (s.  Schneider  in  Mittb. 
d.  k.  k.  Centr.-Comm.  1882,  S.  84,  und  1884, 
S.  LXVIII)  und  die  reichen  Grabbeigaben  von 
Ober-Kschel  (Parnatky  XII,  Taf.  XXII  f.)  Einige 
kleinere  Funde  aus  Böhmen  und  Mähren  sind  im 
Kunsthistorischen  Atlas  der  k.  k.  Centr.-Comm.  I, 
Taf.  LXXXIX  zusamuiengestellt,  andere  habe  ich 
in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Anthropolo- 
gischen Gesellschaft  Bd.  XVIII  und  XIX  nach- 
gewiesen.  Ueber  La-Tene-Funde  in  Niederöster- 
reich vergleiche  des  Referenten  Aufsatz  in  den 
Mitth.  d.  Anthrop.  Gesellsch.  Bd.  XIX.  Salzburg 
hat  in  Gross -Arl  und  auf  dem  Dürenberg  bei 
Hallein,  Vorarlberg  in  Lautrach  (s.  Mitth.  d.  k.  k. 
Centr.-Comm.  1881,  S.  88),  Tirol  in  Moritzing 
und  Mechel  La-Tene-Funde  aus  Gräbern  geliefert 
(s.  Kunsthistor.  Atlas  d.  k.  k.  Centr.- Com  miss.  I, 
Taf.  XC,  LXVIII  und  LXV).  Aus  Oberösterreich 
ist  das  in  Hallstatt  gefundene  Prachtschwert,  wel- 
ches Lindenschmit  in  der  A.  u.  H.  V.,  Bd.  IV, 
Taf.  32  eben  jetzt  wieder  abbildet  und  kurz  als 
etruskisches  bezeichnet,  zu  erwähnen  (s.  Sacken 
in  Mitth.  d.  k.  k.  Centr.-Comm.  1875,  S.  1).  Aus 
Kärnten  kommen  namentlich  die  Funde  von  der 
Gurina  hier  in  Betracht.  Aus  Krain  war  der  Ilelm- 
und  Fibelfund  von  Weisskirchen  unweit  St.  Mar- 
garethen schon  früher  bekannt  (s.  Mitth.  d.  Anthr. 
Ges.  XIII,  210),  wurde  aber  als  vereinzeltes  Vor- 
kommen nicht  in  Rechnung  gezogen.  Die  erste 
Nachricht  von  den  epochemachenden  Entdeckun- 
gen gallischer  Bcgräbnissplätze  bei  Nassenfuss  und 
Wallitachondorf  gab  Deschmann  in  einem  Vor- 
trage auf  der  Klagenfurter  Versammlung  der  An- 
thropologischen Gesellschaft  1885  (Mitth.  XV, 
S.  [70]).  Vergl.  das  von  Deschmann  heraus- 
gegebeue  photographische  Album  des  Laibacher 


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Referate. 


„Rudolfinum“.  Die  Tafeln  zu  einer  in  Vorberei- 
tung  begriffenen  Puhlication  über  diese  Funde 
waren  fertig,  als  Deschmann  unlängst  starb.  In 
den  Mitth.  d.  Anthr.  Ges.  XVIII,  S.  [93]  zieht 
Szombathy  eine  Parallele  zwischen  Nassenfuss 
und  St.  Michael,  und  findet  die  Gräber  an  erste- 
rem  Orte  etwas  jünger,  als  die  an  dein  letzteren. 
Die  allgemeinen  Unterscheidungsmerkmale  für  den 
jüngeren  Fundort  seien:  vollständiges  Aufhören 
der  Hallstatt-Typen,  Seltenerwerden  der  Beile,  Ver- 
mehrung der  Schwerter,  Auftreten  von  Schildern 
mit  den  charakteristischen  Buokeln  und  von  ver- 
schiedenen jüngeren  Formen  bei  Waffen  und 
Scbmncksachen.  Der  Autor  vermuthet,  dass  die 
von  Westen  einherschreitunde  gallische  Transgrea- 
sion  dos  östlicher  gelegene  Naaseufuss  um  so  viel 
später  erreicht  habe,  als  den  Fundort  von  St. 
Michael. 

Die  bedeutendsten  Ausgrabungen  allerjüngster 
Zeit  sind  im  Küstenlande  gemacht  worden,  woran 
die  La -Tone -Periode  (abgesehen  von  einigen  in 
die  Uebergangsperiode  aus  der  ersten  Eisenzeit 
fallenden  Grabfunden  von  St.  Lucia)  namentlich 
mit  dem  reichen  und  mannigfaltigen  Inhalt  der 
Flachgräber  von  Idria  bei  Baca  theilniramt.  Leider 
ist  über  diese  jetzt  im  k.  k.  Hofmoseum  ausgestell- 
ten Funde  noch  keine  Publication  erschienen.  Ein 


Theil  der  eng  begrenzten  Nekropole  zeigt  noch,  wie 
in  don  jüngeren  Gräbern  von  St.  Michael  Hallstatt- 
Formen  mit  den  La-Tene-Typen  vergesellschaftet 
sind.  Die  Mehrzahl  der  Gräber  ist  von  solcher 
archäischen  Beimischung  vollkommen  frei  und  steht 
— worauf  namentlich  die  Geräth-  und  Werkzeug- 
formen hindeuten  — bereits  unter  dem  Zeichen 
des  beginnenden  römischen  Einflusses. 

Soviel  in  raschem  Rundblick  über  die  bisheri- 
gen Arbeiten  und  Ergebnisse  anf  dem  Gebiete 
der  österreichischen  Urgeschichtsforschung.  Wir 
scblieeseu  hier  ab,  ohne  die  für  unser  Ländergebiet 
quasi  geschichtlichen  Perioden  der  römischen  Welt- 
herrschaft und  der  Völkerwanderung  zu  berühren, 
obwohl  dieselben  in  Museen  und  Zeitschriften  meist 
neben  den  bisher  betrachteten  Culturstufen  dar- 
gestellt  und  behandelt  werdeu.  Diese  Trennung 
lässt  sich  theoretisch  leichter  durchführen  als 
praktisch.  Unabweisliche  Forderungen,  insbeson- 
dere manche  Lücke,  welche  die  archäologischen 
und  historischen  Studien  hier  noch  empfinden 
lassen,  nöthigen  auch  die  Urgeschichtsforscher 
Oesterreichs,  wenn  sic  ihrer  Aufgabe,  den  Anschluss 
an  die  Zeiten  gesicherter  historischer  Kenntniss 
zu  erreichen,  genügen  wollen,  diese  späteren  Knt- 
wickelungsphasen  in  den  Kreis  ihrer  Forschungen 
aufzunohwen. 


2.  Graf  Alexei  ßobrinskj.  Die  Kurgane  und 
die  zufälligen  archäologischen  Funde  in  der 
Nähe  der  Ortschaft  Smela.  Tagebücher  fünf- 
jähriger Ausgrabungen.  St.  Petersburg  1887. 
Folio.  170  Seiten  Text  mit  2 Karten  und 
24  Tafelu.  (Russisch).  Kypruflu  n.  cjy- 
i'HÜHbiH  apxeojornrecKiJi  hhxojkh  6jh3% 

JCkcTl’MKU.  CMtiU.  /f HCBHIIKH  nflTHJ  liTHW  XI 
pacKonotnb  Tp.  AjckcIm  üoöpiiucKaro.  C. 
ilcTepöyprfc  1887. 

Graf  Alexei  Bobrinskj,  Präsident  derkaiserl. 
russischen  Archäologischen  Commission  in  St.  Peters- 
burg, veröffentlicht  in  einem  glänzend  anBgestatte- 
ton,  vortrefflich  gedruckten  und  reichlich  mit  Abbil- 
dungen versehenen  Werke  die  Resultate  seiner  Aus- 
grabungen in  den  Jahren  1879  bis  188t»  im  Kreise 
Tscherkask  (Gouvernement  Kiew).  Die  Kurgane 
bei  Smela  haben  das  gewöhnliche  Ansehen , es 
sind  kuppelförmige  Erdaufschüttungen  von  ver- 
schiedener Höhe  und  verschiedenem  Umfange. 
Gräber  finden  sich  sowohl  in  den  Erdaufschüttnn- 
gen  als  auch  darunter  im  Erdboden  selbst.  So- 
genannte Maidane,  d.  h.  ringförmige  Kurgane, 
sind  selten.  Ebenso  selten  sind  Erdwälle,  bis- 
weilen sind  zwei  bis  drei  KurgAne  durch  einen 
Krdwall  mit  einander  vereinigt.  Hier  und  da 
fanden  sich  Gorodischtschen  (alte  Wohnplätze). 


Kurgaue  sind  über  ganz  Russland  verbreitet ; 
im  Norden  sind  wenige,  im  Süden  viel  vorhanden. 

Die  Fragen,  was  für  eia  Volk  die  Kurgane  er- 
richtet bat,  wann  das  geschehen,  sind  noch  immer 
nicht  beantwortet. 

Der  Verfasser  beschreibt  der  Reihe  nach  die 
aufgegrabenen  Kurgane  und  die  daselbst  gemachten 
Funde.  Wir  können  hier  bei  diesem  Referate  nioht 
alle  Einzelbeschreibungen  wiedergeben,  sondern 
müssen  uns  auf  die  allgemein  zusamraenfassendeu 
Resultate  beschränken. 

I.  Die  Kurgane  zwischen  dem  Flusse  Sere- 
brjanka  und  dem  Sumpfe  Irdyn.  Von  30  hier 
befindlichen  Kurganen  wurden  11  untersucht. 
Der  Kurgan  Nr.  II  ist  interessant.,  er  enthält  Gr&bsr 
aus  zwei  verschiedenen  Zeitepochen;  einige  Ske* 
lette  liegen  unter  dem  Niveau  des  Erdbodens  in 
hölzernen  Grabgewölben,  einige  Skelette  liegen 
darüber  in  der  Erdaufscbüttung;  die  ersten 
sind  älter,  die  andern  sind  jünger.  Offenbar  ist 
der  Kurgan  ursprünglich  wegen  der  vier  Leichen 
errichtet  worden,  die  unter  der  Erdaufschüttung 
Kegen.  Die  Grabgewölbe  (Grabkam tnern)  bestanden 
aus  einem  hölzernen  Boden,  auf  welchem  vier 
Säulen  standen,  die  ein  Dach  trugen;  in  den  so 
gebildeten  Raum  war  derTodte  gebettet.  Darüber 


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Referate. 


111 


wurde  der  Kurgan  errichtet.  In  diese  Erdauf- 
Bchüttung  bettete  man  später  andere  Leichen,  wahr- 
scheinlich wurde  d&bei  der  Kurgan  durch  neue 
Erdinatsen  vergrossert.  lieber  die  Zeit  der  Be- 
stattungen lässt  sich  nichts  sagen;  die  Knochen 
sind  fast  ganz  zerfallen;  Gegenstände  wurden  bei 
den  tiefer  liegenden  Skeletteu  nicht  gefunden.  Boi 
den  oberflächlich  liegenden  Skeletten  fand  man 
Bronzesachen  nnd  thönerno  Urnen.  Zwischen 
den  Bestattungen  der  tiefen  nnd  der  oberfläch- 
lichen Schicht  scheint  ein  grosser  Zeitraum  zu 
liegen. 

Auch  in  den  Knrganen  (VIII  bis  XII)  fanden 
sich  zwei  verschiedene  Beatattun gs weisen : ältere 
Skelette  unter  den  Erd  bügeln  in  besonderen 
Gruben,  jüngere  Skelette  im  Hügel  selbst. 
Unter  jedem  Kurgane  liegen  einige  Meter  tief  in 
dem  weiblichen  Lehmboden  die  eigentlichen  Gräber  : 
in  jedem  Grabe  ein  menschliches  Skelet  mit  dem 
Kopfe  nach  Westen,  die  Beine  meist  gekrümmt; 
in  einzelnen  Gräbern  haben  sich  nur  die  Reste 
des  hölzernen  Grabgewölbes  erhalten.  Die  Knochen 
sind  eigentümlich  roth  gefärbt.  Neben  den 
Knochen  liegen  nur  kleine  geschliffene  Feuer- 
steine und  einzelne  Thonscherben.  Die  Gräber 
selbst  sind  meist  1,4  bis  2,1m  lang,  0,70  bis 
1,75m  breit,  0,18  bis  1 in  tief.  Der  Kurgan  IX 
gehört  einer  späteren  Periode  an ; das  Skelet  liegt 
im  Hügel  selbst,  beim  Skelette  liegen  Topfscberben, 
Schafsknochen,  grob  gearbeitete  Schmucksachen 
aus  Knochen.  Die  Knochen  sind  roth  gefärbt. 
Auf  der  Brust  des  Skelettes  ein  geschliffener  Feuer- 
stein. 

Der  Kurgan  VIII  enthielt  thönerne  Scherben, 
eiserne  Gegenstände,  verbrannte  Menschenknocben 
und  sehr  viel  verbrannte  Thierknochen.  Ans  dem 
ermittelten  Befunde  lässt  sich  auf  folgenden  Bau 
schliessen : 

Im  Erdboden  werden  Gruben  gemacht,  in 
welche  man  die  Todten  bettet.  Ueber  den  Todten 
wird  aus  Holz  ein  Grabgewölbe  errichtet,  dann 
wird  das  Grab  mit  Schwarzerde  gefüllt,  ein  Scheiter- 
haufen aufgebaut,  angezündet  und  Thiere  geopfert. 
Nnn  wird  ein  Hügel  aufgeworfen  von  etwa  2,5  m 
nnd  mit  dicken  Balken  in  Form  eines  zugespitzten 
Daches  belegt  und  abermals  ein  Scheiterhaufen 
errichtet.  Beim  Verbrennen  des  letzteren  ver- 
brennen natürlich  auch  die  Balken  des  Daches. 
Nun  wird  früher  oder  später  die  Erdaufschüttung 
bis  auf  4,2  m erhöht  und  abermals  mit  Balken 
belegt,  welche  beim  Opfern  verbrennen.  Schliess- 
lich wird  Alles  mit  Erde  beschüttet. 

Auf  der  Juijew-Höhe  stehen  fünf  Kurgane, 
darunter  ein  sogenannter  Maidan;  in  den  Kor- 
ganen  wurden  nur  vermoderte  Meoacbengebeme 
gefunden.  Der  Maidan  bot  aber  ein  besonderes 
Interesse,  weil  er  Gräber  beherbergte.  (Die 
Maidane  sind  ringförmig,  an  einer  Stelle  offen 


und  enthalten  keine  Gräber,  es  sind  dieselben  also 
nicht  als  Grabhügel  aufzufssaen.)  Die  Skelette 
lagen  in  dioken,  ausgehöhlten  Baumstämmen : 
darüber  waren  sehr  starko  Stämme  gelegt , nur 
einzelne  Thonscherben  befanden  rieh  bei  den  ver- 
fallenen Knochen.  Ob  der  Maidan  ursprünglich 
als  Grabhügel  aufgeschüttet  worden  ist,  oder  ob 
ein  einfacher  Kurgan  nachträglich  zu  einem 
Maidan  umgeformt  worden  ist,  lässt  sich  nicht 
entscheiden. 

Man  muss  schliessen,  dass  das  Volk,  das  diese 
Kurgane  errichtete,  auf  einer  sehr  niedrigen  Cnl- 
turatufe  stand;  es  besoss  Feuerstein geräthe  und 
grobe  Thongeschirre,  begrub  »eine  Todten.  Bei 
weitem  entwickelter  ist  der  Volksstamm,  welcher 
die  schon  fertigen  Hügel  benutzte,  indem  er  seine 
Todten  in  dieselben  hineinbestattete.  Hier  Anden  wir 
Urnen,  Schalen,  Teller,  Feuersteingerathe,  knöcherne 
Gegenstände;  in  der  oberen  Schicht  eines  Hügels 
sogar  ein  bronzenes  Pferdegobiss,  eine  Pfeilspitze, 
in  einer  anderen  ein  eisernes  Pferdegebiss  and 
ein  eisernes  Messer.  Was  das  für  Völker  waren, 
lässt  sich  nicht  feststellen. 

II.  Die  Kurgane  am  rechten  Ufer  der 
Serebrjanka  gehören  in  dieselbe  Zeit  hinein. 
Die  Gräber  liegen  unter  dem  Erdhügel,  jeder 
Hügel  bedeckt  vier  Leichen.  An  Gegenständen 
wurden  noch  gefanden,  einige  geschliffene  Feuer- 
Hteingerfithe,  einige  Thonscherben ; bei  einer  Lei  che 
lag  am  Halse  ein  kupferner  Schmackrest;  im 
Grabgewölbe  eines  Knrgans  lagen  thönerne  Töpfe, 
eine  kupferne  Urne  und  ein  kupfernes  Pferde- 
gebiss. Keine  Spur  von  Eisen.  Unter  den  knö- 
chernen Gegenständen  ist  der  Mittclhandknoohen 
eines  Rindes  mit  zwei  gebohrten  Löchern  erwäh- 
nenswert!). Reste  eines  Scheiterhaufens,  verbrannte 
Thier-  nnd  Menschenknochen  sind  nachweisbar. 
Handelt  es  sich  dabei  um  Menschenopfer  oder  um 
Menschenfresserei  ? 

In  einem  der  zwei  Kurgane,  welche  denen  am 
linken  Ufer  der  Serebrjanka  sehr  ähnlich  sind, 
stiess  man  bei  einem  Skelet  auf  ein  eiserne» 
Schwert,  doch  stammt  das  betreffende  Skelet  offen- 
bar aus  einer  viel  späteren  Zeit  als  der  Kurgau 
selbst.  Im  Kurgan  Nr.  XIV  waren  neben  dem 
Grabgewölbe,  in  wolohem  das  Skelet  eine»  Menschen 
lag,  kleine  Gräber,  gefüllt  mit  Thierknochen, 
Fruchtkernen,  aber  auch  darunter  menschliche 
Knochen.  Auffallend  ist  die  Menge  kleiner  Knochen 
von  Nagern  an  verschiedenen  Stellen  der  Kurgane. 
Dienten  die  Nager  den  damaligen  Menschen  als 
Nahmng?  Wurden  sie  vielleicht  als  Opforthiere 
benutzt?  Vielleicht  geschah  beides. 

III.  Die  Kurgane  am  linken  Ufer  des  Flusses 
Tjäamin.  Aus  der  grossen  Zahl  der  hier  befind- 
lichen Kurgane  wurden  15  (XVI  bis  XXXI)  auf- 


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112 


Referate. 


gegraben.  In  zwei  KurgAnen  zerfallene  Knochen 
in  hölzernen  Grabgewölben , einige  Feuerstein- 
messer;  die  Knochen  haben  eine  eigentümlich 
rothe  Färbung;  eine  bronzene  Platte,  ein  eisernes 
Messer , Bruchstücke  eiserner  Sachen  scheinen 
zufällig  in  den  Kurgan  geraten  zu  sein,  vielleicht 
gehören  sie  zu  einer  später  im  Kurgan  bestatteten 
Leiche. 

Unter  vielen  kleinen  Kurganen  befand  sich  bei 
Cholodnj  Jar  ein  grosser  Kurgan  in  der  Gestalt 
eines  anregelmässigen  Maidans.  Beim  Nachgraben 
erwies  sich  die  centrale  Einseukung  des  Kurgans 
als  eine  frühere  menschliche  Wohnstätte:  zer- 
spalten«? Thierknochen,  Feuersteingeräthe,  rothe 
Topfscherben  wurden  daselbst  entdeckt.  Im  Kur- 
gan  selbst  stiess  man  auf  zerschlagene  Menschen- 
knochen, die  mit  Thierkuochen  untermischt  waren. 
Hatte  hier  ein  Menschenopfer  stattgefunden?  Auch 
das  Sprungbein  (Talus)  wilder  Ziegen  wurde  ge- 
funden — Spielknochen  V Die  in  der  Umgebung 
liegenden  kleiueu  Kurgane  sind  nur  theilweise 
Grabhügel  ans  alter  Zeit;  in  einem  Grabe  wurde 
ein  geschliffenes  Steingeräth  aufgefunden.  Einige 
Kurgane  waren  l>ereits  früher  aufgegraben  und 
beraubt  Die  gefundenen  menschlichen  Knochen 
sind  woiss.  Die  Skelette  sind  nicht  geknickt, 
sondern  liegen  gestreckt  auf  dem  Rücken.  Alles 
deutet  darauf  hin , dass  es  Gräber  einer  viel 
späteren  Zeitepoche  sind  ; die  alten  Gräber  wurden 
nie  ausgeraubt  Zu  lläupten  der  Todten  lagen 
Knochen  von  Rindorn  und  Schafen,  einmal  auch 
von  Schweinen; stets  handelte  es  sich  nnr  um  einige 
wenige  Knochen;  daneben  lag  ein  eisernes  Messer. 
Wahrscheinlich  war  es  die  dem  Todten  mitgege- 
bene  Nahrung.  An  Culturgegcnst&nden  wurden 
entdeckt:  thönerne  Gefasse,  Spuren  hölzerner 

Gegenstände,  Reste  von  Geweben,  allerlei  Sachen 
aus  Stein,  Glas,  Bronze,  Gold,  Cbalcedoo , auch 
Luxussachen  und  WTafTen,  die  Reste  der  Lanzen- 
schäfte  noch  hier  und  da  nachweisbar.  Interessant 
sind  grosse  platte  Scheiben  aus  Birkeurinde  zu 
den  Füssen  des  Todten;  vielleicht  die  Reste  einer 
Fussbekleidung.  Daneben  grosso  steinerne  Platten, 
kleine  abgerundete  Steine  (Schleudersteine  V),  vier- 
eckige, dünne  Schieferplatten  (Schleifsteine?)  und 
Pfeilspitzen,  Messergriffe  aus  Knochen,  bronzener 
Spiegelgriff,  durchbohrte  Thierzähne,  Sprungbein 
von  Ziegen  (Spielknochen  V)  Das  interessanteste 
Stück  ist  ein  aus  Knochen  geschnitzter  Thierkopf; 
Löwenkopf  mit  geöffnetem  Rachen  und  vorgestreck- 
ter Zunge;  wohl  der  Griff  oder  Knopf  einer  Waffe 
(abgebildet  S.  70).  Ferner  Perlen  ans  Glas,  aus 
Knochen,  aus  Bernstein,  kleine  rundliche  Platten 
aus  glasäbnlicher  Masse,  welche  durch  Einwirkung 
der  Luft  in  Staub  zerfielen.  Auf  einer  solchen 
Platte  war  eine  weibliche  Fignr  zu  erkeunen; 
eiserne  Lanzenspitzen,  bronzene,  dreikantige  Pfeil- 
spitzen, Spiegel,  Armbänder,  Ringe,  Ohrringe,  die 


über  das  Ohr  gehängt  wurden.  In  einem  offen- 
bar früher  schon  ausgeraubten  Kurgane:  kleine, 
viereckige  goldene  Plättchen  mit  der  Abbildung 
eiues  Greifs;  ein  Cylinder  aus  Chalcedon , auf 
welchem  ein  gesatteltes  Pferd  mit  gestutztem 
Schweif  und  Mähne,  darüber  eine  assyrische  ge- 
flügelte Kugel,  die  geflügelte  Sonne,  Zeichen  der 
Gottheit,  eingeschnitten  int. 

Welchem  Volke  gehörten  die  Kurgane  der 
gefundenen  Gegenstände  an?  Waren  es  vertriebene 
Hellenen  ? Waren  e«  Gelonen  ? 

IV.  Bei  Gnläi-Gorod,  eine  Ortschaft  nahe  bei 
Smela,  stehen  ausserordentlich  viel  Kurgane,  wohl 
400  dicht  gedrängt  bei  einander;  sie  gehören  aber 
einem  anderen  Typus,  als  die  bisher  beschriebenen 
Kurgane  an.  Es  wnrden  20  Kurgane  untersucht 
(XXXIII  bis  L1II),  doch  waren  viele  davon  bereits, 
um  beraubt  zu  werden,  schon  aufgegraben  worden. 
Es  lassen  sich  zwei  Arten  der  Bestattung  unter- 
scheiden: Bei  der  einen  Art  hat  man  eine  grosse 
Grube  2 m tief,  7 m lang  und  breit  gegraben ; am 
Boden  dieser  Grube  machte  man  vier  kleine  Gruben 
und  in  jeder  der  letzteren  bestattete  man  einen  Tod- 
ten; daneben  standen  einige  thönerne  Gcfässe,  kei- 
nerlei andere  Gegenstände.  DieW'ände  der  Gruben 
waren  aus  Holz,  darüber  lag  ein  hölzerner  Deckel, 
der  die  Grabkammer  verschloss.  Auf  diesem  Deckel 
fanden  andere  Leichen  ihren  Platz  in  einem  Raume, 
der  auch  durch  einen  Deckel  verschlossen  wurde: 
es  lagen  somit  die  Leichen  in  zwei  Etagen  über 
einander.  Die  roh  gearbeiteten  Urnen  zerfielen 
an  der  Luft  sofort  in  Stücke.  Der  Kurgan  der 
anderen  Art  war  folgendvrmaassen  errichtet: 
Im  Erdboden  eine  viereckige  Grube , 2 m tief, 
2,8  m im  Durchmesser;  der  Boden  mit  Holz  aus- 
gelegt; an  den  Ecken  vier  Säulen,  welche  einen 
hölzernen  Deckel  tragen,  durch  welche  die  Grab- 
kammer verschlossen  wird.  An  den  Wänden  der 
Grabkammer  liegen  die  Skelette  auf  dem  Rücken, 
den  Kopf  nach  Westen;  die  Knochen  zerfallen  bei 
Zntritt  der  Luft  in  Staub.  Als  Beigaben  der 
Todten  bronzene  und  eiserne  Gegenstände,  Spiegel, 
Nadeln,  Pfeile,  ein  Pferdegebiss,  eine  sehr  einfache 
(Taf.  IX),  aus  einem  gebogenen  Draht  gemachte 
Fibel,  allerlei  Sachen  aus  Stein,  Glas,  Knochen, 
Holz,  Thon  und  Leder,  gar  keine  ans  Gold  and 
Silber.  Bei  einem  Vergleich  der  Knrgane  von 
Guläi-Gorod  mit  denen  in  Smela  ergeben  sich 
folgende  Unterschiede:  die  Gräber  io  Guläi- 
Gorod  sind  reich  an  Bronzegegeustftuden  von 
bestimmter,  aber  grober  Beschaffenheit;  die  Bronze 
erinnert  an  die  des  Kubanfundes  im  Kaukasus,  Edel- 
metalle sind  nicht  vorhanden.  Die  Gräber  bei 
Smela  dagegen  besitzen  Gegenstände  von  etwas 
weicherer  Bronze,  hier  ist  der  Einfluss  griechischer 
Kunst  offenbar  zu  spüren. 


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Referate. 


113 


V.  Ein  Standquartier  und  eine  Werkstitte 

aus  der  Steinzeit  am  Fasse  des  Jurjewhügels.  Am 
Ufer  den  jetzt  völlig  versumpften  Flusse»  Irdyn, 
der  vielleicht  einst  ein  schiffbarer  Zufluss  des 
Dnjepr  war,  wurden  bei  Gelegenheit  eines  Strassen* 
baue»  allerlei  Sachen  unter  der  Humusschicht  ent- 
deckt: Scherben,  tbönerne  Geschirre,  Schalen, 

irdeDe  Spinnwirtel,  etwa  1500  Feucrsteinsplitter, 
ein  Schleifstein,  verschiedene  Steingerät  he,  Feuer- 
steinmesser,  Schaber,  dreikantige  und  vierkantige 
Pfeilspitzen  und  viele  Nuclei.  Ferner  stiess  mau 
auf  Spuren  einer  Feuerstätte,  auf  Kohlen  und  zer- 
Bpaltene  Thierknochen.  Unter  den  Thierknochen 
liesaen  sich  erkennen  : Pferd,  Kind,  Schwein,  Hirsch, 
Fuchs,  wilde  Ziege;  die  grossen  Knochen  waren 
der  Länge  nach  gespalten , einzelne  Knocheu 
schienen  bearbeitet.  Die  thünernen  Schalen  stamm- 
ten von  dickwandigen  Gebissen,  welche  nicht  auf 
einer  Drehscheibe  gefertigt  worden  waren.  Der 
Thon  war  stark  mit  (^uarzkörneru  durchsetzt. 

VI.  Anthropologische  Bemerkungen. 
(Hierzu  die  Tabelle  auf  umstehender  Seite.)  Der 
Verfasser  bat  die  in  den  Kurganeu  gefundenen 
Schädel  und  Knochen  gemessen  und  die  Maasse 
tabellarisch  zasammengestellt.  Die  Maasse  sind 
nach  Broca  und  Topinard  genommen.  Den 
Bemerkungen,  welche  der  Verfasser  der  Tabelle 
voranschickt,  entnehmen  wir  Folgendes: 

Es  ist  jedesmal  der  grösste  Längsdurchmesser, 
sowie  der  grösste  Q ucrdurch messe r genommen 
worden.  Geschlecht  und  Alter  der  Skelette  ist 
durch  Combination  der  Merkmale  an  den  einzelnen 
Knochen  bestimmt  worden.  Die  Enden  der  Kranz- 
uaht  waren  an  den  Schädeln  der  Kurgane  sehr 
häufig  verknöchert;  es  scheint  die  Verknöcherung 
früher  einzutreten,  als  Topinard  annimmt, 
lieber  etwaige  Verunstaltungen  der  Schädel  will 
der  Verfasser  sich  nicht  äusaern,  weil  die  sich  bei 
der  Bcurtbeilung  der  fraglichen  Verhältnisse  ent- 
gegenstellenden  Schwierigkeiten  sehr  gross  sind. 
Alle  gut  erhaltenen  Schädel , die  offenbar  einer 
späteren  Zeitepoche  angehören,  lassen  keinerlei 
Verunstaltung  wahrnehmen.  Die  Schädel  der 
älteren  Zeit  sind  grötintentheil»  zerbrochen,  aus- 
einandergefallen ; nur  selten  gelang  es , einige 
Stücke  zusammenzuklche».  Die  ältesten  Schädel 
sind  auffallend  lang,  einige  so  lang,  dass  sie  schwer 
als  menschliche  Schädel  zu  erkennen  sind.  Zum 
Theil  mag  die  LaBt  der  Erde  die  Schädel  zusammen- 
gepresst  und  dadurch  verlängert  haben,  zum 
Theil  scheint  es  aber  doch , als  ob  die  Schädel 
künstlich  zuHam  mengedrückt  »eien;  danach  wäre 
die  auffallende  Länge-  der  ('harakter  einer  be- 
stimmten Kasse.  Viele  der  Schädel,  sowie  der 
Schädelfragmente  siud,  wie  bereits  oben  bemerkt, 
roth  gefärbt  und  haben  dadurch  ein  eigentüm- 
liches Ansehen.  Unregelmäßigkeit  der  Nähte  ist 

Archiv  für  Anthr«fH>ii>gie.  Dil.  XIX. 


selten.  Grosse  Wormsche  Knocheu  sind  »eiten. 
Die  Foraraina  parietulia  sind  oft  gross.  Das  Pterion 
hat  stets  die  Gestalt  eines  U.  Die  Schläfenlinie 
schneidet  die  Sutura  coronalis  mitunter  sehr  hoch, 
in  Folge  dessen  sind  die  beiden  Frontaldurch- 
messer,  der  oljere  wie  der  untere,  bei  den  ältesten 
Schädeln  einander  fast  gleich.  Bei  einigen  der 
ältesten  Schädel  fehlen  die  Areas  superciliaris ; 
bei  eiuigcn  Schädeln  liegt  zwischen  den  Stiru- 
höckern  und  den  Are.  supercil.  eine  etwas  vertiefte 
Zone,  wodurch  die  Stirn  ein  eigentümliches  An- 
sehen erhalten  hat.  Die  ältesten  Schädel  haben 
eiue  stark  fliehende  Stirn,  die  Schädel  der  ober- 
flächlichen Schichten  buben  eine  senkrecht  auf- 
steigende,  »teile;  die  Schädel  au»  den  Gräbern  bei 
Cholodnju  halten  etwa  die  Mitte.  Die  obere  Fläche 
der  Schädel  ist  meist  platt  und  eben.  Die  Protub. 
occipitalis  externa  (posterior)  ist  gewöhnlich  stark 
vorspringend  und  deutlich,  der  untere  Abschnitt 
des  Hinterhauptsbeines  ist  flach.  Abgeplattet.  Die 
Knochen  sind  zart,  doch  tritt  das  Jochheiu  stark 
vor;  die  Schädel  sind  prognath,  die  Kinnbacken 
oft  sehr  kräftig.  Die  Zähne  meist  noch  aus- 
gezeichnet erhalten;  sie  siud  oft,  z.  B.  bei  den 
Schädeln  der  ältesten  Zeit  stark  abgeriebeu.  Die 
Knochen  des  Stammes  und  der  Extremitäten  sind 
gross  und  stark  mit  starken  Mnekelhöckero;  die 
Musculatur  der  Oberarme  und  Vorderarme  muss 
eine  sehr  kräftige  gewesen  sein.  Die  Fossa  ole- 
crani  ist  oft  durchbohrt.  Das  .Schenkelbein  ist 
oft  „s&ulenartig“ ; Lin.  asper.  fern,  kräftig.  Das 
Schienbein  ist  mitunter  säbelförmig,  du»  Waden- 
bein oft  gekrümmt.  Viele  Knochen  zeigen  Spu- 
ren von  Schlägen,  von  vernarbten  Wunden  und 
Narben.  Im  Stirnknochen  aus  dem  Kurgan 

XXII  steckte  ein  Pfeil.  Au  zwei  oder  drei  Schä- 
deln des  ältesten  Typu»  sind  runde  Löcher  zu 
bemerken,  die  vielleicht  als  Trcpaülöcher  zu  deu- 
ten Bind.  Die  Capacitat  der  Schädel  konnte  wegen 
des  schlechten  Zustandes  derselben  nicht  gemessen 
werden. 

VII.  Zum  Schlosse  berichtet  der  Verfasser 
über  eine  lieihe  zufällig  gefundener  Gegenstände, 
welche  einzeln  beschrieben  und  abgebildet  worden 
sind.  Wir  müssen  uns  hier  damit  begnügen,  nur 
ganz  allgemein  die  Kategorien  zu  nennen,  nach 
denen  die  gefundenen  Sachen  geordnet  sind.  Es 
werden  beschrieben : 1.  Steingeräthe.  2.  Brouzuge- 
räthe.  3.  Gegenstände  aus  Eisen,  4.  Gegenstände 
aus  Knochen.  (Darunter  ist  aafgezühlt  und  auf  der 
Tafel  VI,  Fig.  11t  in  natürlicher  Grösse  ein  Würfel 
abgebildet,  der  an  einer  Fläche  das  Bild  eines 
Hammers  zeigt.  Der  Verfasser  weiss  nicht,  wie 
er  diesen  Fund  deuten  soll.  Offeubar  ist  es  ein 
Würfel,  der  zu  dem  bekannten  Spiel  „Glocke  and 
Hammer“  gehört  I)  5.  Gegenstände  aus  Thon. 
6.  Gegenstände  aus  Gla».  Perlen:  7.  Eine  Perle 
15 


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Skelette 


114 


Referate. 


Referate. 


115 


der  finnisch-ugrischen  und  der  indogermani- 
schen Völkerfamilie.  (Verhandlungen  der 
gelehrten  estnischen  Gesellschaft  zu  Dorpat. 
Bd.  XIII.  Dorpat  1ÖÖ8,  S.  141»  bis  408.) 

Unter  dem  angeführten . etwas  langem  Titel, 
giebt  der  Verfasser  eine  tleissige,  sehr  lesens- 
werthe  Zusammenstellung  der  Hochzeitsgebräuche 
der  Esten  und  Finnen  im  Vergleich  mit  denen 
der  Germanen.  Diese  Zeilen  sollon  den  Zweck 
haben,  durch  Mittheiluug  einer  ganz  allgemeinen 
Uebersicht  des  Inhaltes  die  Aufmerksamkeit  der 
Anthropologen  und  Ethnographen  auf  die  genannte 
Abhandlung  zu  lenken. 

Die  Frage  nach  etwaigen  alten  Beziehungen 
zwischen  den  finnisch-ugrischen  und  germanischen 
Völkern  ist  bisher  nur  auf  Grundlage  sprach- 


licher Forschungen  zu  lösen  versucht  worden. 
Der  Verfasser  hat  es  unternommen,  durch  ethno- 
graphische Forschung  die  Frage  zu  beleuchten,  und 
hat  dazu  das  Gebiet  der  Ilochzeitsgebräuche 
gewählt.  Der  dabei  auftaucheuden  Schwierig- 
keiten ist  er  sich  wohl  bewusst.  „Sitten  und 
Bräuche  haben  eineu  vageren , unbestimmteren 
Charakter  als  sprachliche  Formen,  und  die  Quellen 
aus  alter  Zeit  tliessen  uns  hier  viel  spärlicher, 
als  auf  sprachlichem  Gebiet.  Wer  vermag  uns 
mit  Sicherheit  Kunde  zu  geben  von  den  Sitten  und 
Bräuchen  der  alten  Gothen?  während  doch  ihre 
Sprachen  in  der  Bibelübersetzung  Ulfila's  für  alle 
Zeiten  in  herrlicher  Klarheit  vor  uus  dasteht.** 
Der  Verfasser  nimmt  nicht  eine  Urverwandt- 
schaft jener  beiden  grossen  Völkergruppen  an, 
16* 


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116 


Referate. 


wie  Anderson  und  Koppen  es  wallen.  Er 
hält  ira  Hinblick  auf  die  Verschiedenheit  der 
Sprache  eine  Urverwandtschaft,  nicht  für  wahr* 
scheinlich.  Wohl  «her  scheint  ihm  das  sprachliche 
Material  darauf  hinzuweisen,  dass  die  finnisch- 
ugrischen  Völker  schon  in  uralter  Zeit  mit  Völkern 
oder  einem  Volke  indogermanischen  Stammes 
dauernd  in  naher  oder  nächster  Berührung  gelebt 
hülien  müssen — „eine  Berührung,  welche  schwer- 
lich ohne  theilweiee  Verschmelzung  durch  Blut- 
mischnug  gedacht  werden  kanu“.  Der  Verfasser 
vermuthet,  dass  ein  Stamm  de»  Gothenvolke»  »ich 
bi»  zu  einem  gewissen  Grude  mit  deu  finnischen 
Völkerstämmen  vermischte  und  in  ihnen  aufging. 
Abgesehen  von  diesem  uralten  Einfluss  eine»  ger- 
manischen Volksstumuie*  auf  die  finnisch-ugrischen 
Stämme  sind  insbesondere  die  Esten  dem  Einfluss 
anderer  Völker  unterstellt  gewesen;  russische, 
schwedische,  lettische  und  deutsche  Einflüsse  haheu 
sich  zeitweilig  vorübergehend  oder  dauernd  geltend 
gemacht.  Das  darf  nicht  übersehen  werden. 

Der  Verfasser  versucht  nun  festzustellen,  in 
wie  weit  eine  Uebereinstiinninng  zwischen  deu  est- 
nischen und  alt-indogermanischen  IlochzeiUgebräu- 
chen  wirklich  vorliegt.  Wie  man  diese  Uebereio- 
stimmung  »ich  zu  erklären  hat,  ist  eine  weitern 
Frage,  und  utu  zur  Beantwortung  derselben  Boden 
zu  gewinnen,  muss  der  Vergleich  der  Hochzeit«- 
gebrauche  auch  auf  andere  finnisch-ugrische  Stämme 
ausgedehnt  werden. 

Auf  eine  Wiedergabe  der  ausführlichen  Einzel- 
Schilderungen  und  der  »ich  daran  auknüpfenden 
Erörterungen  muss  hier  verzichtet  werden;  e»  kann 
hier  nur  im  Ganzen  und  Grossen  der  Inhalt  au- 
gedeutet  werden. 

Es  werden  nun  der  Reihe  nach  besprochen: 
1,  Ueberreste  einer  filteren  Form  der  Eheschlies- 
sung:  Frauenraub  und  Kauf.  2.  Werbung  und 
Verlobung.  3.  Der  Bettelgang  der  Braut.  I.  Die 
passende  Zeit.  5.  Die  Eintheilung  der  Hochzeit, 
und  die  officielleu  Personen,  welche  bei  derselben 
fungiren.  fl.  Das  Verleugnen  und  Verstecken  der 
Braut,  Verschliefen  und  Verrammeln  de»  Braut- 
hause»  u.  dgl.  in.  7.  Unterschiebung  oder  Vor- 
führung einer  falschen  Braut.  8.  Das  Verhüllen 
der  Braut.  0.  Da«  Betreten  des  Heims.  10.  Das 
auf  den  Fush  treten.  11.  Enges  Zusammendrüngen 
des  Brautpaares.  1 2.  Gemeinsame  Speise  resp. 
Trank.  (13.  und  14.  fehlt!  warum?)  15.  Das 
Heben  und  Tragen  der  Braut  und  Xiedersetzen 
derselben  auf  eine  Decke  oder  ein  Fell.  16.  De« 
Bräutigams  Hut  wird  der  Braut  aufgesetzt. 
17.  Die  Brautfahrt.  18.  Da»  Bestreuen  mit 
Körnern  oder  dergleichen.  19.  Die  Ceremonie 
mit  den  Knaben.  20.  Da»  Umwandeln  des  Feuers: 
Feueropfer.  21.  Die  Wnsserceremonien : Spenden, 
die  dem  Wasser  dargebracht  werden;  Ausgieseen 
von  Wasser;  Besprengen  mit  Wasser.  22.  Dm 


Führen  zum  Herde  und  Anlegen  von  Brennholz. 

23.  Das  Entlaufen  oder  Entfliehen  der  Braut. 

24.  Die  Ceremonie  der  Ilaubuug.  25.  Selbst- 
gefertigte» Hemd,  als  Geschenk  der  Braut  an 
den  Bräutigam.  26.  Geschenke  der  Braut  au 
die  Hochzeitsgesellschaft.  27.  Bus  Besteigen  des 
Brautbette«  in  Zeugengegenwart.  28.  Tanz, 
Musik  und  Gesang  bei  der  Hochzeit.  29.  Die 
Dauer  der  Hochzeit.  30.  Eine  Zeit  lang  geübte 
Enthaltsamkeit. 

Ref.  hat  die  Ueberaohriften  der  einzelnen 
Capitel  initgetheilt,  weil  aus  denselben  am  besten 
der  reiche  Inhalt  der  Abhandlung  hervorgeht 
(zn  bedauern  ist,  dass  ein  besonderes  Inhalts- 
verzeichnis» der  Abhandlung  nicht  hinzugefugt 
ist).  Der  Verfasser  hat  die  einschlägige  Literatur 
mit  grossem  Fleiss  benutzt,  doch  sind  ihm  einzelne 
wichtige  die  Esten  und  Finnen  betreffende  (Quellen 
entgangen;  so  z.  B.  eine  vortreffliche  Schilderung 
der  finnischen  Hochzeitsgebräiiche  von  C.  H-  Busch, 
Ergänzungen  der  Materialien  zur  Geschichte  und 
Statistik  des  Kirchen-  und  Schulwesens  der  evan- 
gelisch-lutherischen Gemeinde  in  Russland.  1.  Bd. 
St.  Petersburg  und  Leipzig  1867,  S.  145  bis  159, 
(Die  Finnen  im  Gouvernement  St.  Petersburg, 
daselbst  S.  146  bis  155,  eine  ausführliche  Schilde- 
rung der  Hochzeitsgebräuche).  Der  II.  Band. 
S.  1003  bi«  1008  schildert  da»  Ilochzeitgfest  bei 
den  Esten.  Nicht  berücksichtigt  i»t  ferner:  Ueber 
das  Hauben  der  estnischen  Dirnen  (Neue  Nord. 
Mise.  XI.  Bd.  1795,  S.  559  hi«  568)  und  Luce, 
Ueber  die  Hochzeit» Tauf-  und  Begräbniss- 
gi  brauche  der  östlichen  Esten  (Kotzehue’a 
Monatsschrift  für  Geist  und  Herz  II,  199  bi»  215, 
III,  275  bi«  287).  Zu  bedauern  ist  ferner,  das« 
der  Verfasser  die  bezüglichen  russischen  Quellen 
nicht  ausgiebiger  benutzt  hat.  Die  umfangreiche 
Abhandlung  M a i n o w 1 s (Schriften  »1er  geogra- 
phischen Gesellschaft  in  St.  Petersburg  1885)  hat 
ihm  im  Original  nicht  Vorgelegen,  Auch  die 
russische  Abhandlung  Schnnujew's  in  der  Samm- 
lung von  Nachrichten  über  die  kaukasischen  Berg* 
Völker  (Bd.  IV,  Tiflis  1870,  Hochzeit  bei  den  Nord- 
Osseten)  scheint  nicht  in  seinen  Händen  gewesen  zu 
Min;  die  bis  zum  Jahre  1876  erschienenen  Bunde 
jener  Sammlung,  sowie  eiuzelne  Aufsätze  in  den 
bis  jetzt  erschienenen  sechs  Bänden  der  Sammlung 
von  Materialien  zur  Beschreibung  der  Gegcuden 
und  Völker  Kaukasiens (Tiflis  1881  bis  1888)  hätten 
dem  Verfasser  viele  Beiträge  zur  Charakteristik 
der  Hochzeitsgebräuche  geliefert.  Vor  Allen  aber 
ist  zu  bedauern,  dass  der  Verfasser  von  der  treff- 
lichen Arbeit  de«  Ethnologen  N.  F.  Saumzow’s 
in  Charkow  „Ueber  die  Hochzeitsgebräuche,  ins- 
besondere über  die  ruasischen“  (Charkow  1881, 
206  S.)  keine  Kenntnis»  gehabt  hat. 

Wir  bleiben  nach  dieser  Abschweifung  hei 
den  Krgobni»sen  de«  Verfasser»  etwas  stehen 


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Referate« 


117 


(S.  348  bis  364).  Der  Verfasser  kommt  zum  Schluss, 
«dass  die  estnische?»  Hochzeitsgebräuche 
mit  denen  der  indogermanischen  Völ- 
ker augenfällig  ü b o r e i n s t i m m c u“.  Wie 
ist  diese  Gebereinstimmung  zu  erklären  V Darf 
man  daraus  auf  eine  nähere,  engere  Beziehung 
«genealogischer  oder  historischer  Natur“ 
der  Indogermanen  zu  den  Fin  n o-U  grieru , 
namentlich  zu  den  Feten  schliessen,  oder  ent- 
wickelten sich  auf  allgemein  menschlicher  Veran- 
lagung in  beiden  Völkergruppen  die  gleichen  Ge- 
bräuche selbständig? 

In  Betreff  der  zweiten  Frage  ist  hervorzuheben, 
dass  allerdings  einige  der  eben  erörterten  Bräuche 
allgemein  menschlicher  Art  sind : so  Ilaub  und 
Kauf  der  Frauen,  die  Feier  der  Hochzeit  durch 
Gesang,  Musik  und  Tanz,  die  Freibewerbung. 
Diese  Gebräuche,  da  sie  in  den  verschiedensten 
Formen  über  die  ganze  Erde  verbreitet  sind, 
können  zur  Begründung  näherer  Beziehungen 
der  betreffenden  Vötkerfamilicn  nicht  verwerthet 
werden.  Von  vieleu  anderen  Bräuchen  kann  mau 
da-*  nicht  sagen.  «Ich  habe  mich  nach  Möglich- 
keit bemüht“,  schreibt  der  Verfasser  (S.  350),  «mir 
einen  Geberblick  über  die  Hochzeit  sgchräuche 
aller  Völker  der  Erde  zu  verschaffen  und  biu  dabei 
zu  den  Ergebnissen  gelangt,  dass  wiraller  dinge 
den  einen  oder  den  anderen  Brauch  verein- 
zelt bei  diesem  oder  jenem  Volke  wieder- 
finden, nirgends  aber  begegnet  uns  die 
ganze  Serie  der  eben  beschriebenen 
Bräuche  oder  auch  nur  ein  grösserer 
Th  eil  derselben  — mit  Ausnahme  eben 
der  indogermanischen  und  der  fiuno- 
ngri sehen  Völker.*4 

Hiernach  darf  man  sagen,  dass  eine  Erklärung 
der  vielfachen  Geborcinstimmmigcn  in  den  Hoch- 
zeitHgebräucben  der  finnisch-ugrischen  und  der 
indogermanischen  Völker  aus  der  allgemein 
menschlichen  Veranlagung  unmöglich  ist.  Man 
muss  daher  eine  andere  Erklärung  suchen  und 
findet  dieselbe  in  der  Hypothese : Beide  Völker- 
gruppen haben  entweder  genealogische  oder 
historische  Beziehungen  zu  einander.  Iiu  ersten 
Falle  weist  die  Uebereinstimroung  auf  die  Urzeit, 
wo  beide  Völkerfamilien  noch  ein  ungetrenntes 
Ganzes  bilden;  wir  müsseu  folgern,  dass  die  Völker 
stammverwandt  sind.  Irn  anderen  Falle  soll  die 
Ucbemnstimmung  durch  historische  Berührun- 
gen und  damit  verbundene  Beeinflussung,  even- 
tuell durch  Mischung  erklärt  werden  (S.  359). 
Eine  genealogische  Verwandtschaft  ist 
von  mehreren  Forschern  behauptet  worden;  Ander- 
son und  Koppen  versuchten  dieselbe  durch 
den  Nachweis  sprachlicher  Uebereinstimiuuug  zu 
begründen.  Nach  Schröder' s Ansicht  ist  dieser 
Versuch  als  verunglückt  zu  bezeichnen.  Im 
Gegi  ntbcil,  im  Hinblick  auf  die  grosse  Verschieden- 


heit und  den  grammatischen  Bau  der  betreffenden 
Sprachen  ist  die  Hypothese  etwas  unwahrscheinlich. 
Die  Uebereinstimmung  von  den  Hoch zeitsgebri* li- 
ehen beider  Völkerfumilien  spricht  eher  dafür 
als  dagegen;  «aber“,  sagt  der  Verfasser  (S.  359), 
«wir  haben  kein  Recht,  dieser  Erklärung  Kaum  zu 
geben,  so  lange  eine  genealogische  Verwandtschaft 
der  finnischen  und  indogermanischen  Sprache  so 
wenig  naebgewiesen  erscheint,  als  es  jetzt  der 
Fall  ist.  Vor  der  Hund  tnnss  von  einer  genealo- 
gischen Verwandtschaft  der  beiden  grossen 
Völkerfamilien  abgesehen  werden. 

Ein  anderer  Weg  der  Erklärung  der  Ueber- 
einstimmung  in  den  Hochzeitsgebräuchen  liegt 
nun  in  der  Annahme  historischer  Berührungen 
und  Beeinflussungen  der  beiden  Völkerfamilien 
untereinander.  „Es  erscheint  wahrscheinlich,  «lass 
der  finnisch-ugrische  Stamm,  als  er  ungetrennt 
eiu  finnisch-ugrische*  Urvolk  bildete,  also  ganz  in 
prä historischer  Zeit,  bereits  mit  Indogermanen 
— sei  es  nun  mit  einem  oder  mehreren  Stämmen,  sei 
es  auch  mit  dem  indogermanischen  Urvolke  selbst — 
in  nahe  Berührung  und  Beziehung  getreten  ist.“ 
Damals  nahmen  dieselben  von  den  Indogermanen, 
mit  denen  sie  sielt  zum  Theil  wohl  auch  mischten, 
Wörter  und  Wurzelworte  auf.  In  jener  Periode  des 
prähistorischen  Zusammenleben*  könnet»  nun 
ebenso  auch  eine  Reihe  von  Hochzeitsgehräucheu 
von  den  Indogermanen  auf  die  Fiuncu  übergegatigen 
■ein.  Später  haben  dann  einige  der  finnisch-ugri- 
schen Stämme  noch  andere  und  wiederholte  Beein- 
flussungen durch  indogermanische  Stämme  er- 
fahren; in  Folge  dessen  konnten  sich  noch  mehr 
indogermanische  Sitten  und  Gebräuche  ••inbürgern. 
Dies  gilt  namentlich  von  den  Esten;  bei  ihnen  tritt 
unter  allen  finnisch-ugrischen  Stämmen  die  Ueber- 
einstiinuiung  ihrer  Hockzeitsgebräucke  mit  denen 
der  Indogermanen  an  stärksten  hervor.  «Betrachtet 
mau  ihre  Hochzeit  »gebrauche  speciell  (§.  363),  so 
erscheinen  die  hatten  geradezu  wie  ein  „Bruder- 
volk“ der  indogermanischen  Völker,  was  »ich  von 
den  anderen  finnisch-ugrischen  Stämmen,  ver- 
schieden abgestuft , nur  im  geringen  Grade 
behaupten  lassen“. 

Gegen  das  Ergebnis»  Schröder’«,  dass  aus 
der  Thatsache  der  vielfachen  Gebereinstimmungen 
in  den  Hochzeitsgebräuchen  auf  eine  lange  an- 
dauernde Berührung  der  Finno-Ggrier  und  der  Indo- 
germanen geschlossen  werden  muss . ist  gewiss 
nichts  einzuwenden ; zumal  da  die  Resultuto  der 
Sprachforschung  dieses  Ergebnis«  bestätigen.  Man 
darf,  hierauf  »ich  stützend,  annehmen,  dass  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  Finnen,  Ugrier  und  Indoger- 
maneti  ihre  Wohnplätze  neben  einander  gehabt 
und  auhalteud  mit  einander  in  Verbindung  ge- 
standen haben.  Aber  sollte  »ich  für  diese  Bezie- 
hung in  prähistorischer  Zeit  kein  anderer 
Ausdruck  finden  als  historisch?  wie  der  Verfasser 


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118 


Referate. 


«ich  ausdrückt.  Es  ist  doch  sehr  sonderbar,  von 
einer  historischen  Beziehung  zweier  Völker- 
gruppen in  prähistorischer  Zeit  zu  reden! 
Sollte  »ich  nicht  ein  anderer  Ansdruck  zur  Be- 
zeichnung der  Beziehungen  finden  lassen? 

Auch  gegen  den  Ansdruck  „Brudervolk*  muss 
lief.  Bich  wenden.  Da»  Wort  „Brudervolk*  bedeutet 
itn  ethnographischen  Sinne  unbedingt  eineStanim- 
ver wandt Bchaft ; davon  will  der  Verfasser  aber 
nichts  wissen;  er  gebraucht  das  Wort  nur  im  über- 
trageneu Sinne  und  erzeugt  dadurch  vielleicht 
Missverständnisse. 

Die  Esten  sind  unzweifelhaft  ein  „Brudervolk* 
der  Finnen  und  der  Liren , aber  niemals  ein 
Brudervolk  der  Germanen ! 

Die  letzten  Aeusserungen  des  Verfassers 
(S.  354)  verlassen  gänzlich  den  Boden  ethnogra- 
phischer Forschung  und  leiten  anf  da»  Gebiet 
baltischer  Politik  hinüber  — was  sollen  dieselben 
hier?  Sie  hätten  füglich  fortbleiben  müssen! 

Zum  Schlüsse  kann  der  Berichterstatter  eine 
Bemerkung  nicht  unterdrücken.  Der  Verfasser 
wendet  neben  zahlreichen  Fremdwörtern  sehr  viele 
haitisch-deutsche  Wörter  an.  z.  B.  Marschall  (statt 
Brautführer  oder  Schaffer),  Ehesack,  quästen  (mit 
Ruthen  in  der  Badstuhe  schlagen),  Brautkasten, 
Hr&utkastentanz  und  andere  mehr.  Solche  Worte 
sollten  entweder  vermieden  oder  mindestens  er- 
klärt werden.  — in. 

4.  Die  Grösseuverhältnisse  der  Schul- 
kinder im  Schnlinspectionsbezirke 
Freiberg  von  Mediciualrath  Dr.  Arthur 
Geissler  und  Richard  Uhlitzsch,  Kmid. 
d.  höh.  Schulamtes.  14  Seiten.  4tt.  Mit  einer 
Tafel.  (Separatabdruck  au»  Heft  I und  II 
d.  Jahrg.  XXXIV  der  Zeitschrift  des  köuigl. 
sächsischen  statistischen  Bftreaus.) 

Die  vorliegende  statistische  Abhandlung  bietet 
dem  Anthropologen  viel  Interessante»  und  Neues 
dar  und  das  ist  der  Grund,  warum  wir  hier  Über 
dieselbe  so  eingehend  berichten.  Seit  Quetelet 
hat  man  da»  Ziel  der  Anthropoiuctrio  darin  gesucht, 
alles  Typische  iin  Menschen  zu  erforschen , bei 
gleichzeitiger  Beobachtung  aller  der  Verschieden- 
heiten, wie  aie  durch  Geschlecht,  Alter,  Rasxe, 
sociale  Lage  u.  s.  w.  gegeben  sind.  Messungen 
erwachsener  Personen  mit  besonderer  Bevorzugung 
des  männlichen  Geschlechts  sind  vielfach  ans- 
geführt, Messungen  noch  nicht  ausgewachsener 
Personen  sind  seltener  gemacht  worden,  obgleich 
dieselben  wegen  der  Wachst hums Verhältnisse  ein 
besonderes  Interesse  in  Anspruch  nehmen.  Die 
Verfasser  berichten  in  Kürze  über  die  Unter- 
suchungen von  Bowditch  in  Boston  1879.  von 
Robert»  1877,  von  Pagliani  1879,  von  Eris- 
mann (Russland  1888),  von  Ketelmann  in 
Hamburg  1877.  Im  Jahre  188b  hat  dann  der 


köuigl.  sächsische  Bezirksschulinspector  Schulrath 
Lohse  eine  Messung  Ȋmratlichor  Schulkinder 
des  Bezirks  Freiberg  augeordnet,  weil  er  beob- 
achtet hatte,  dass  die  vorhandenen  Schulbänke 
für  einen  grossen  Theil  der  Kinder  nicht  passten. 
Die  Zeit  der  Messungen  fiel  in  den  Monat 
Peceniber;  für  jedes  Kind  wurde  eine  Zählkarte 
ausgestellt  und  auf  derselben  Ort,  ('lasse,  Namen, 
Geburtsjahr  und  Tag  und  die  Korpergrosse  in 
Centimetem  verzeichnet.  Da  Herr  Schulrath 
Lohse  in  Folge  seiner  Versetzung  nach  Zwickau 
die  Bearbeitung  des  durch  jene  Erhebung  gewon- 
nenen Materials  nicht  übernehmen  konnte,  so  über- 
gab er  das  Material  der  Direction  des  königlich 
sächs.  St&t.  Büreaun,  woselbst  die  oben  genannten 
Herren  die  Bearbeitung  Vornahmen. 

Eine  Tabelle  A.  (S.  12  und  13)  lässt  die  Vor* 
theilung  der  Schüler  auf  die  eiuzeinen  Lebensalter, 
sowie  auf  die  beobachtete  Körperlänge  erkennen. 
Aus  dieser  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  im  Ganzen 
21  173  Kinder  im  Alter  von  G'/j  bis  14  Vf  Jahren, 
darunter  10343  Knaben  und  10  830  Mädchen, 
gemessen  wurden. 

Die  Kinder  schwanken  in  den  einzelnen  Lebens- 
altern zwischen  folgenden  Grenzen : 


Alter 

Knaben 

Mini 

»hen 

6*/|  ht» 

7 .Jahre 

104 

bi« 

1 1 3 cm 

103 

bis 

112  cm 

7 * 

8 

„ 

108 

■ 

117 

107 

a 

117  . 

8 . 

9 

„ 

114 

* 

122 

j* 

112 

„ 

120  „ 

9 n 

10 

„ 

118 

128 

116 

. 

126  , 

11 

„ 

123 

131 

121 

131  „ 

11  * 

12 

n 

127 

136 

. 

125 

„ 

136  a 

1 2 

13 

s 

131 

m 

140 

„ 

132 

„ 

140  B 

13  * 

14 

i» 

136 

146 

a 

137 

, 

148  „ 

ober 

14 

* 

139 

n 

150 

* 

13« 

a 

152  „ 

Weiter  bestimmen  die  Verfasser  das  arith- 
metische Mittel  der  Körperlängo  und  erhalten 


dann : 

«va 

Atter 
bis  7 

Jahre 

Knaben 
108,6  cm 

Mädchen 
107,9  cm 

7 

• 

8 

. 

112,6  , 

112,0  „ 

8 

9 

, 

117,6  „ 

116,7  „ 

9 

a 

10 

• 

122,1  a 

121,5  , 

10 

* 

11 

„ 

126,7  „ 

126,1  „ 

11 

a 

12 

» 

130,6  „ 

131,0  „ 

• 12 

* 

13 

135,5  „ 

135,5  . 

13 

„ 

14 

* 

140,1  , 

141,6  „ 

über 

14 

a 

144,1  , 

145,5  . 

Hieraus  erhellt  als  wichtigstes  Resultat,  dass 
die  Mädchen  hiszura  11.  Jahre  hinter  den 
Knaben  an  Grösse,  wenn  auch  nur  um 
ein  Weniges,  zurückblieben,  dass  aber 
von  diesem  .fahre  an  die  Mädchen  das 
U e berge  wicht  gewannen  und  behielten. 

Dies  Resultat  weicht  von  dem  t^uetelet’schen 
ganz  und  gar  ab,  ist  aber  auch  schon  anderweitig 
festgestellt  worden. 


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Referate. 


119 


Weiter  ist  bemerkenswert!»:  Die  dem  Berg- 
mnnnsstandc  entstammenden  Kinder  sind  fast  aus- 
nahmslos kleiner,  die  Kinder  der  Bürgerschulen 
dagegen  durchweg  grösser,  als  die  überhaupt  ge- 
messenen Freiberger  Kinder.  Es  bleibt  das  gültig, 
auch  wenn  mau  die  für  die  Mittrdwcrthe  berechneten 
Correcturen  nnbringt.  Man  darf  danach  annehmen, 
dass  die  verschiedenen  socialen  Verhältnisse,  unter 
denen  die  genannten  Kinder  leben,  die  physische 
Entwickelung  derselben  wesentlich  beeinflussen. 
Eine  Tafel  stellt  graphisch  in  sehr  übersichtlicher 
Weise  das  betreffende  Verhältnis«  der  Grösse  dar. 

Im  Weiteren  prüfen  nun  die  Verfasser  die 
Mittel  wert  he.  Sie  berichten  kurz  über  die  ver- 
schiedenen Methoden , die  Schwankungen  der 
Mittelwerthe  Zu  erkennen  und  zu  kennzeichnen. 
I h e r i n g schlug  den  Oscillationaexponenten  vor ; 
Wagner,  Mayr,  Oettingen  haben  die  durch- 
schnittliche Abweichung  der  Einzelglieder  von  ihrem 
Mittelwerth  als  Kriterium  und  Maassgrösse  der 
Schwankungen  betrachtet,  lieber  die  Genauigkeit 
der  Mittelwerthe,  sowie  über  die  speciellere  Grup- 
pirnng  der  Einxetmeisongen  geben  die  Oscillations- 
exponenten  aber  keine  Auskunft.  Das  kann  aber  ge- 
schehen durch  Anwendung  der  Wahrscheinlichkeits- 
rechnung, und  zwar  durch  die  Methoden,  die  aus 
dem  Gaus»1  sehen  Fehlergesetz  hervorgehen,  wie 
zuerst  Quetelct,  dann  Lexis,  dann  Ref. 
(L.  Stieda,  Die  Anwendung  der  Wahrscheinlich- 
keitsrechnung in  der  anthropol.  Statistik  iu  diesem 
Archiv  Bd.  XIV,  8.  167)  gethan.  Die  Verfasser 
machen  nun  einige  Bemerkungen  über  die  Berech- 
tigung dieses  Verfahrens  und  unterziehen  dann  die 
gefundenen  Reihen  einer  näheren  Prüfung  mit 
Hülfe  der  Formel 

ZÖ 

r — ± 0,8453  

n 

Hiernach  sind  die  Abweichungen  Ö ohne  Rück- 
sicht auf  die  Vorzeichen  zu  addiren,  die  Summe 
durch  die  Zahl  der  Einzelrnessungen  zu  dividiren 
und  der  (Quotient  mit  0,8453  zu  mnltipliciren, 
um  die  wahrscheinliche  Abweichung  r der  Einzel- 
messungen  zu  erhalten. 

Die  genannte  Rechnung  für  die  Reihe  aus- 
geführt, ergiebt  für  die  einzelnen  Altersgruppen 
folgende  Wert  he  für  r: 


Alter 

Knaben 

Mädchen 

6*/ 

2 bis 

7 Jahre 

4- 

3,4488  cm 

4- 

3,5926  cm 

7 

8 

» 

3,6841  „ 

3,7362  , 

8 

9 

■ 

3,8546  * 

3.8293  h 

9 

10 

n 

4,0067  . 

3,7785  , 

10 

11 

4,2181  , 

4,2265  , 

11 

n 

12 

fl 

4,2434  . 

4,4125  „ 

13 

■ 

13 

, 

4,5984  n 

4,8013  „ 

13 

n 

14 

„ 

4,7844  „ 

5,2155  , 

über 

14 

• 

5,1479  „ 

4,8520  „ 

Hieraus  geht  hervor,  dass  diu  Intervalle  (4;) 
mit  dem  Alter  im  Allgemeinen  zuuehmen.  Es  ist. 
das  ganz  natürlich,  da  die  das  Wachsthum  hemmen- 
den oder  fördernden  Ursachen  bei  den  meisten  Indi- 
viduen wahrscheinlich  dieselben  bleiben  und  deshalb 
den  Unterschied  in  der  Grösse  der  Individuen  immer 
merklicher  hervortreten  hassen.  Auch  hinsichtlich 
des  Geschlechts  ist  ein  Unterschied  deutlich  be- 
merkbar; die  Mädchen  zeigen  vou  11  Jahren 
grössere  Schwankungen  als  die  Knaben.  Auf  eine 
eingehende  Wiedergabe  der  anderen  Berechnungen 
müssen  wir  hier  verzichten;  diejenigen,  welche  ähn- 
liche Berechnungen  vornehmen  wollen , verweisen 
wir  auf  die  Originalabhandlung , in  welcher  eine 
Auseinandersetzung  der  Formel  und  des  in  An- 
wendung gezogenen  Integrals  geliefert  wird. 

Sehr  lehrreich  ist  die  graphische  Darstellung 
eines  Vergleichs  der  beobachteten  und  der  berech- 
neten Zahlen  in  Form  zweier  Curven  (Nr.  II  der 
beigegebeuen  Tafel). 

Zum  Schluss  stellen  die  Verfasser  einen  Ver- 
gleich ihrer  Resultate  mit  denen  anderer  Erhebun- 
gen an.  Zunächst  vergleichen  sie  die  Freiberger 
Grössenvorhültnisso  mit  denen , die  für  da*  ge- 
saimnte  Königreich  Sachsen  als  normal  betrachtet 
werden,  nämlich  für  das 


normal  Freiberg 


Alter  von 

die  tiröaiiie  von 

die  Grösse  von 

6 

bis 

8 Jahren 

112  bis 

121  cm 

107,5 

bis 

115,1  cm 

8 

10  „ 

12J  . 

131  . 

1 15,7 

a 

124,1  . 

10 

. 

12  „ 

132  „ 

ui  - 

124,2 

H 

133,1  „ 

12 

• 

14  » 

142  „ 

151  „ 

132,8 

• 

142.8  . 

Die  normalen  Maasse , verglichen  mit  den 
Messungen  im  Freiberger  Bezirk,  ergeben  als 
Resultat,  dass  die  Freiberger  Kinder  entschieden 
kleiner  sind,  als  nach  der  Verordnung  der  säch- 
sischen Schulcommisflion  angenommen  wird. 

Sind  die  Kinder  des  Freiberger  Bezirkes  aber 
wirklich  kleiner,  als  die  Sclmlkindc«*  in  Sachsen 
im  Allgemeinen,  so  bedürfen  die  Maasse  der  ein- 
zelnen Subsellientheile  für  die  Kinder  des  Frei- 
berger Bezirkes  insoweit  einer  Abänderung,  als  sie 
zu  hoch  sind.  Besonders  wird  die  Bankliöhe  nicht 
den  Grössen  Verhältnissen  der  Kreiberger  Schul- 
kinder entsprechen,  ein  Theil  der  Kinder  würde 
den  Fusaboden,  resp.  die  Fussleiste  nicht  erreichen. 
Das  hatte  Herr  Schulrath  Lohsc  damals  beobachtet 
und  diese  Wahrnehmung  hatte  ihn  zu  den  Messun- 
gen veranlasst.  Jetzt  wird  die  Richtigkeit  der 
Wahrnehmung  ziffernmässig  bestätigt. 

Weiter  vergleichen  die  Verfasser  ihre  Resultate 
mit  denen  von  Bowditch,  Erismann  und  Que- 
telet  und  stellen  die  arithmetischen  Mittel  in 
folgender  Tabelle  zusammen : 


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120 


Referate. 


Aua  dieser  Tabelle  ergebt  sich  nun  eine  sehr 
bemerkenswert!!«  Tbntsnche.  Nach  Quetelet  sind 
die  Knaben  durchgehend  grösser  als  die  Mädchen 
und  dies  ist  bis  auf  den  heutigen  Tag  als  gültig 
angesehen  worden.  Die  Ergebnisse  der  Messun- 
gen von  Bowditch,  Erismann,  sowie  die  des 
Freiberger  Schulinspectionsbezirk*  sind  aber  anders. 
Nur  bis  zu  einem  gewissen  Alter  sind  die 
Knaben  grösser,  als  die  Mädchen  gleichen  Alters; 
von  da  an  werden  die  Mädchen  grösser 
als  die  Knaben;  nach  Bowditch  und  den 
Freiberger  Messungen  mit  dem  11.  Jahre,  nach 
Erismann  bereits  mit  dem  9.  Jahre.  Bow- 
ditch und  Krismaun  haben  dann  weiter  fest- 
gestellt,  dass  diese  Ueberlegenheit  der  Mädchen 
nur  bis  etwa  zum  lti.  Jahre  anhält,  dass  dann  aber 
das  männliche  Geschlecht  wieder  die  Oberhand 
gewinnt  und  behält.  Dass  diese  wichtige  That- 
sache  nicht  schon  früher  bekannt  geworden  ist,  liegt 
nach  den  Verfassern  zum  Theil  an  den  seltenen 
Beobachtungen  über  die  Grösse  der  Mädchen. 

L.  Stieda  (Königsberg  i.  Pr.). 

5.  Dr.  Adalbert  Bezzenberger,  Prof,  an  der 
Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.  Die  Kuri- 
Hche  Nehrung  und  ihre  Bewohner.  Mit 
einer  Karte  und  acht  Tcxtillustrationen.  Stutt- 
gart, Verlag  von  A.  Kngelborn,  1889.  300  S. 
8°.  (Forschungen  zur  deutschen  Landes-  und 
Volkskunde,  heruusgegeheu  von  Kirchhoff  in 
Halle.  III.  Bd.,  4.  Heft.) 

Der  gelehrte  Verfasser,  der  zu  wiederholten 
Malen  das  Gebiet  der  Kurischen  Nehrung  durch- 
wandert hat,  schildert  Land  und  Leute  der  Nehrung 
in  eingehendster  Weise.  Wir  lassen  hier  die  auf 
genauen  archivaiischen  Studien  beruhenden  histo- 
rischen Mittheilungen  über  die  Nehrung  bei  Seite 


und  heben  zunächst  hervor,  dass  im  IV.  Capitel 
(S.  242  bis  283)  eine  U ebersicht  über  die  prähi- 
storische Zeit,  sowie  eine  kurze  Skizze  der  Gräber- 
funde der  Nehrung  gegeben  ist.  Entsprechend 
der  Lage  der  Kuriachcm  Nehrung  innerhalb  des 
ehemaligen  nördlichen  Glacialgebietes,  findet  sich 
auf  der  Nehrung  wie  in  ganz  Ostpreussen  nichts 
I’aläolithische*.  Dagegen  tritt  auf  der  Nehrung 
die  Cultur  der  neolithischen  Periode  und 
zwar  der  ostbaltisohen  einheitlichen  Cultur  der 
jüngeren  Steinzeit  mit  angemeiner  Deutlichkeit 
hervor.  Im  Einzelnen  stützt  sich  der  Verfasser 
auf  einen  Bericht  Tisch  ler’s  und  die  Schriften 
der  physiko  - ethnographischen  Gesellschaft  zu 
Königsberg,  XVIII.  Bd. , woselbst  die  reichlichen 
Ueberreste  der  Steinzeit  der  Kurischen  Nehrung 
in  vortrefflicher  Weise  geschildert  sind. 

Bemerkenswert!»  sind  die  Mittheilungen  des 
Verfassers  über  die  Bewohner  der  Nehrung; 
die  Nehrung  wird,  was  keineswegs  allgemein  be- 
kannt ist,  zum  grossen  Theil  von  einer  lettisch 
redenden  Bevölkerung  bewohnt.  Die  Familien- 
gprache  der  eingeborenen  Bevülkcruug  ist  beute 
theil»  deutsch,  theils  lettisch,  theils  littauisch, 
ausschliesslich  deutsch  in  Rositten.  Neu-K unzen, 
lettisch  in  Nidden,  Preil,  Perwelk,  in  Sarkau  deutsch 
ausser  bei  einigen  älteren  Leuten,  die  unter  ein- 
ander auch  lettisch  sprechen.  In  Pillkalln  kann 
nur  eine  Familie  als  lettisch  bezeichnet  werden ; 
die  übrigen  verkehren  unter  einander  tlieils  in 
deutscher,  theils  in  littauischer  Sprache,  und  in 
Schwarzort  dürften  sich  Lettisch  und  Littauisch 
in  den  Besitz  theilen.  Den  Ausgleich  bildet  in 
diesen  Gegensätzen  theils  das  Hochdeutsche,  theils 
das  eamlündiachc  Platt.  In  Nidden  und  Schwarz- 
ort ist  das  Littauiscbe  zugleich  Kanzelsprache,  in 
Sarkau  und  Rositten  wird  deutsch  gepredigt.  Der 


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Referate. 


121 


Verfasser  prüft  nun  eine  Reihe  literarischer  Quellen 
darauf  hin , was  darin  Uber  die  Sprache  der 
Nehrungsbewohner  in  früherer  Zeit  zu  ermitteln 
sei,  und  kommt  zum  Schluss,  dass  schon  io  früheren 
Jahrhunderten  eine  zum  Theil  lettische  Bevölke- 
rung auf  der  Nehrung  sass. 

Die  Letten  der  Nehrung  nennen  sich  „Kursi- 
neeki“,  d.  h.  Leute  aus  dem  Kurenlande  oder  Kuren; 
ihre  Sprache  nennen  sie  „Kursiueeka  waloda“, 
kurische  Sprache,  während  die  I-etton  in  Kurland 
und  Livland  sich  „Latweeschi“  nennen.  In 
Kurland  ist  nun  aber  vor  dem  17.  Jahrhundert 
die  Bezeichnung  „lettisch“  nur  vereinzelt  aazu- 
t reffen ; bis  etwa  1630  nannte  man  die  in  Kurland 
beim  Landvolk  übliche  Sprache  „kuriscb“  , und 
ähnlich  ist  bb  wohl  auch  mit  dem  Namen  Kuren 
für  Lotten  ergangen.  Man  muss  daraus  schließen, 
dass  die  Lettcu  der  Nehrung  zu  einer  Zeit  aus 
Kurland  eingewandert  sind,  wo  die  Letten  in 
Kurland  noch  Kuren  genannt  werden.  Es  ist 
zu  verinuthen,  dass  die  Letten  aus  Südwestkurland 
gekommen  seien.  Die  lettische  Sprache  der 
Nehrungsbewohner  ist  theilwei.ie  altertümlicher 
als  die  ältesten  lettischen  Texte.  Die  Letten  sind 
nicht  dainuls  auf  dio  Nehrung  gelaugt,  als  die 
Letten  Kurland  und  Livland  in  Beschlag  nahmen, 
sondern  viel  später.  Auch  an  der  sa inländischen 
Küste  haben  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts Letten  gewohnt;  dafür  sprechen  die 
Namen  der  Urte:  Cranzkahren,  Neu-,  Gross-  and 
Klein-Kubren.  Gegen  das  Ende  der  Steinzeit  und 
wahrscheinlich  auch  während  der  Littanerkriege 


des  Ordens  hatte  sich  die  Einwohnerschaft  der 
Kurischen  Nehrung  erheblich  verringert.  Als  fried- 
lichere Zeiten  kamen,  ting  die  Kurische  Nehrung 
an,  ihre  Nachbaren  in  dem  Grade  an  sich  zu  ziehen, 
in  welchem  dieselben  die  Fischerei  liebten , vor- 
zugsweise also  ihre  lettischen  Nachbareu.  So  ge- 
wannen die  Letten  nicht  allein  anf  der  Kurischen 
Nehruug , sondern  auch  auf  der  samländischen 
Nordküste  eine  überwiegende  Stellung. 

Der  Schluss  der  Abhandlung  bringt  einig«* 
Bemerkungen  über  dieSitteu  und  Gebräuche,  auch 
über  die  Kleidung  der  Nehrungsbewobner.  Heute 
ist  die  Bevölkerung  gemischt;  von  einem  einheit- 
lichen körperlichen  Typus  kunn  keine  Bede  sein. 
In  Tracht  und  Sitten  besteht  zwischen  den  Letten 
der  Nehrung  und  den  Littauern  kein  erheblicher 
Unterschied.  Auffallend  ist  die  grosse  Armuth  der 
Nehrangsletten  an  lettischen  Liedern;  nur  drei 
Volkslieder  in  lettischer  Sprache  sind  bekannt;  von 
Märchen  ist  keine  Spur  zu  finden.  Der  Haupt- 
t-rwerbszweig  der  Bewohner  i*t  die  Fischerei; 
Acker-  und  Landbau  sind  nur  in  geringem  Mausse 
entwickelt;  diu  Jagd  ist  massig;  der  Handel  ist 
auf  Fiachexport  und  das  Kramgeschäft  beschränkt. 
In  Schwarzort  wird  Bernstein  gewonnen. 

Der  Abhandlang  ist  eine  Karte  der  Kurischen 
Nehrung  heigegehen ; auf  dieser  Karte  ist  die  alte 
Pofitstrasse,  welche  1828  aufgehoben  wurde,  genau 
eingetragen.  Bis  1828  war  die  Nehrung  doch  im 
gewissen  Sinne  besucht , jetzt  liegt  sie  still  und 
vereinsamt  da. 

Königsberg  1889.  I-  Stic  da. 


Archiv  für  AnUimpoU»«!«.  Bd.  XIX. 


10 


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1.  Somatische  un<l  criminelle  Anthropologie 


von 

Dr.  Bußchan  (Wilhelmshaven). 


1.  I.’onfo  bregmatico  (anti epilepti cn ra). 
Studio  di  Michele  Centonze (cou  tavola). 
Napoli  1889.  (lieber  das  os  bregtnati- 
cum,  Sonderahdruck  au«  der  Societä 
Italiuna  delle  scienze,  Tora.  VII, 
Serie  3a,  Nr.  3.) 

Verfasser  giebt  am  Eingänge  seiner  12  Quart- 
seiten umfassenden  Monographie  über  das  os  breg- 
inaticuni  s.  suprafrontale  eine  kurze  Definition 
dieses  ubnorm  selten  au  Bietenden  Knochens:  als 
Schaltkuocheu  zwischen  Stirnbein  und  beiden 
Seitenwandbeinen  an  Stelle  der  früheren  grossen 
Fontanelle,  und  schickt  seinen  eigenen  anatomischen 
Studien  noch  eine  kurze  chronologische  Mittheilung 
über  die  Kenntnis*  von  dieser  Abnormität  voraus. 
Kr  hält  als  seinen  wahrscheinlichen  Entdecker 
(i  ui  utero  (Günther?),  der  diese«  „osHiculum  ver- 
trau trianguläre,  wie  es  dieser  Anatom  benannte, 
an  den  Stellen  des  menschlichen  Schädels  beobachtet 
haben  will,  uhi  suturae  committuntur,  und  gleich- 
zeitig r1k  divinum  remedium  gegen  die  Epilepsie 
»*r wähnt,  si  quidem  Paracelso  fides  adhibenda 
est.  Somit  würde  dem  Paracelsus,  falls  er  wirk- 
lich diesen  Scbuliknochen  gekauut  haben  sollte, 
nach  Centonse  die  Ehre  der  Entdeckung  gebüh- 
ren. Nach  Hyrtl's  Untersuchungen  jedoch  ist 
unter  Paracelsus  der  Schweizer  Phil.  Hüche- 
n er  zn  verstehen,  der  sich  selbst  zu  diesem  grossen 
Arzte  latinisirte  und  monarcha  medicomm  nannte. 
Derselbe  empfahl  den  calcinirten  und  pulveri*»irten 
Foutauellknochen  gegen  die  fallende  Sucht;  von 
ihm  stammt  daher  auch  der  Ausdruck  os  antiepilep- 
ticura,  den  man  heutzutage  lieber  als  nicht  mehr 
zeit  gemäss  fallen  lassen  und  nicht,  wie  es  Cen- 
tonze  noch  thut,  als  gleichbedeutend  mit  den 
modernen  anatomischen  Bezeichnungen  bestehen 
lassen  sollte.  — Die  erste  Abbildnng  des  uns  in- 
teressirendeu  Schaltknochens  gab  Turin  in  seiner 
Onteographin  (Paris  1753);  fast  gleichzeitig  erwähnt 
seiner  der  Akademiker  Jos.  Bert  in  (1754).  — 
In  neuerer  Zeit  beschäftigten  sich  mit  dem  os 
bregmaticum  eingehender  Chambellan,  Ficnlti 
und  Calori,  welch  letzterer  für  dasselbe  die  morpho- 


logisch gerechtfertigte  Bezeichnung  os  iuterparietale 
anteriut*  vorseblug.  Wir  Deutschen  bezeichnen 
diesen  Schaltknochen  als  Fontanellknochen,  x«r 
Die  deutschen  Arbeiten,  insbesondere  die 
eingehenden  Aufsatz»  von  W.  Gruber  (in  den  ver- 
schiedensten Jahrgängen  des  Vircbow' sehen  Ar- 
chivs) scheinen  Centonze  nicht  bekannt  gewesen 
oder  wenigstens  von  ihm  nicht  berücksichtigt  worden 
zu  sein. 

Centonze  hat  vier  in  der  Uuiversitatssaimn- 
lung  zu  Neapel  (anthropologisches  Cabinet)  auf- 
bewabrte  Schädel  mit  ob  hreginaticuin  zum 
Gegenstände  »einer  Untersuchung  gemacht.  Wir 
lassen  eine  kurze  Beschreibung  dieser  vier  Fälle 
folgen. 

1.  Männlicher  Schädel,  einem  »ehr  jungen  In- 
dividuum angehörig,  aus  Veröl i.  Am  Bregma  ein 
rechtwinkliger  Knochen  zwischen  den  beiden  Seiten- 
wandbeinen, nach  rechts  hin  Btärker  als  nach  links 
entwickelt.  Derselbe  dringt  in  das  Stirnbein  (»mm 
weit  vor.  Nähte  desselben  fein  gezähnt.  Seine 
grösste  Länge  betragt  25  rum.  seine  grösste  Breite 
22  mm,,  der  (IinfAug  gegen  84  mm.  A ungenommen 
eine  leichte  Plagiocephalie,  weist  dieser  Schädel 
keine  weiteren  Anomalien  auf.  Längen-Breiten- 
Indcx  77,34,  mithin  mesocephal. 

2.  Gleichfalls  jugendlicher  männlicher  Schädel 
aus  San  Chirico.  Hier  zeigt  der  betreffende  Scbalt- 
knochen  eine  dreieckige  Gestalt,  und  zwar  mit  der 
B*sis  nach  dem  Stirnbeine  zu.  in  welche»  er  um 
4 mm  vorspringt.  Er  ist  nach  dem  linken  Seiteo- 
waudbeiue  hin  stärker  als  nacli  dem  rechten  hin 
entwickelt.  Sein»  Näht»  sind  ebenfalls  deutlich 
gezähnt.  Die  Höhe  de*  Kuochendreicck»  beträgt 
19  mm,  die  Ba*is  15  mm  und  der  Umfang  ungefähr 
53  mm.  Sonstige  Anomalitäten  fehlen.  Maasse 
waren  nur  in  ganz  beschränktem  Maasse  zu  nehmen; 
wahrscheinlich  mesocepbaler  Schädel. 

3.  Ebenfalls  jugendlicher  männlicher  Schädel 
aus  San  Giovanni  Campano.  Der  ßrcgnmknochen 
zeigt  ebenfalls  dreieckige  Gestalt , aber  mit  abge- 
»chnittener  Spitze,  also  ein  Trapez.  Er  springt 


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Referate. 


123 


mit  3 mm  ins  Stirnbein  vor;  im  (Jebrigen  int  er 
gleichmäßig  nach  den  Seitenwandbeiuen  hin  ver- 
breitet Die  Höhe  des  Trapeze»  beträgt  2b  mm, 
die  Basis  20  mm,  die  obere  Grundlinie  10,5  mm, 
der  Umfang  ungefähr  75  mm,  Lüngen-ßmteu-Iudex 
32,94  mm;  mithin  brachvcephaler  Schädel. 

4.  Schädel  eines  erwachsenen  männlichen  In- 
dividuum» au»  Altamura.  Form  de«  Schaltknochens 
ein  unregelmäßige»  Viereck,  das  vorn  recht»  ein 
wenig  ins  Stirnbein  vorsprmgt,  sonst  Aber  nach 
beiden  Seitenwandbeinen  zu  gleichmäßig  vertheilt 
ist  Seine  grösst«  Länge  beträgt  26  mm,  seine 
größte  Breite  20,5  mm,  der  Umfang  ungefähr 
78  mm.  Die  Verbindung  mit  dem  linken  Seiten- 
wandbeine »st  im  Verknöchern  begriffen,  im 
Ucbrigeu  ist  am  gauzen  Schädel  eine  links- 
seitige unvollständige  Synostose  zu  bemerken. 
Längen -Breiten- Index  72,28;  mithin  dolicho- 
cephaler  Schädel. 

Math  dieser  Beschreibung  variirt  die  Gestalt 
de»  vorderen  Fontancllknocheiis  bedeutend,  indem 
derselbe  bald  dreieckig,  bald  trapezförmig  oder 
oblong  erscheint.  G ruber  beobachtete  ausserdem 
noch  verschiedene  andere  Formen,  wie  runde,  ovale, 
T-förmige,  bis^uitformige  etc.  Stirnzwickelbeine. 
Centonze  kommt  in  Folge  seiner  Untersuchungen 
zu  dem  Resultate,  dass  die  rechtwinklige  Form  die 
ursprüngliche  »ei  und  verweist  hierbei  auf  ein 
ähnliches  Vorkommnis»  bei  den  Sauget  hie  reu;  aus 
diesem  Grunde  führt  er  die  Bregmakuochen  auch 
auf  Atavismus  zurück.  Wie  weit  Centonze  Hecht 
zu  gehen  ist,  lässt  »ich  bi»  jetzt  schwer  entscheiden, 
zumal,  da  G ruber  einige  Falle  beigebracht  hat,  die 
da«  Gegen theil  zu  beweisen  scheinen.  Die  übrigen 
Modilicationen  in  der  Form  de»  betreffenden  Scbalt- 
knochcns  sind  nach  unserem  Autor  als  Folgen  einer 
stärkeren  odor  schwächeren  Entwickelung  der  an- 
grenzenden Kopfkuochen  aufzufasseii.  Wenn  sich 
nämlich  jene  vier,  die  grosse  Fontanelle  im  fötalen 
Zustunde  cinschlicsseri  Jen  Kopfknochen  gleich- 
raäiBig  entwickeln  würden,  so  würde  nu  Stelle 
dieser  membranösen  Haut  der  etwaigenfalls  ent- 
stehende ZwtHrlienknoclien  ohne  Weitere»  die  Form 
derselben,  also  rhombische  Gestalt,  annehmen,  eine 
Thatsache,  die  mit  Ficalti’s  Beobachtungen  an 
Cebus-  und  Ateles- Arten  vollständig  übereinstimmt. 
Nun  synoatirt  aber  beim  Menschen  die  satura 
frontali»  s.  metopica,  trotzdem  sie  verhältnissm  Aasig 
spät  angelegt  wird,  dennoch  bedeutend  früher,  als 
die  Interparietalnaht.  Das  in  der  Fontanelle  ent- 
stehende Knochenhein  «tönt  somit  in  seiner  wei- 
teren Entwickelung  an  der  Stirnseite  auf  Wider- 
stand, während  es  nach  den  anderen  Richtungen 
zu,  als  dem  locns  minoris  resistentiae.  unbehindert 
an  Ausdehnung  znnehinen  kann.  Mit  dieser  Theorie 
Centonze’»  lmrmonirt  auch  da»  auHSchliesiiche 
Vorkommen  von  rhombischen  Zwickelbeinen  bei 


den  sogenannten  Kreuzköpfen.  Hier,  wo  die  Stirn- 
naht postembryonal  noch  offen  bleibt,  wird  dem 
Wachsthum  de»  Oßificationspunktes  nach  dieser 
Richtung  hin  kein  Widerstand  entgegengebracht. 
G ruber  beschreibt  ebenfalls  einen  rhombischen 
Bregmaknochen  bei  erhalten  gebliebener  sutura 
cruciata  und  Centonze  führt  selbst  als  Beweis  für 
seine  Hypothese  einen  von  Sergi  beobachteten 
ähnlichen  Fall  an.  den  er  Überdies  seinem  Schrift- 
chen  in  Abbildung  beifügt. 

Unser  Autor  verwahrt  sich  ferner  gegen  die 
falsche  Auffassung,  als  ob  das  üb  bregmnticum  von 
einem  normalen  Verknöcherungspunkte  seinen  Ans- 
gang nähme.  Es  glückte  ihm  in  der  That  nach 
langem  Suchen,  unter  einer  grossen  Anzahl  embryo- 
naler Schädel  schliesslich  einen  zu  entdecken,  der 
für  seine  Ansicht  einen  sichtlichen  Beweis  lieferte. 
Es  handelte  sich  in  diesem  Falle  um  einen  Fötus- 
schädel  von  4 Monaten  und  20  Tagen  aus  der 
Sammlung  des  anatomischen  Museums  in  Neapel 
(Fig.  7 der  uns  tangirenden  Schrift),  welcher 
in  seiner  un verhältnismässig  grossen  Fontanel!«* 
(20:15  mm  bei  35  nun  Schädchiurcbraesser)  zwei 
longitudinal  verlaufende  Zonen  knöchernen  Geweihs 
aufwies.  Die  grössere  dieser  Koochenapangen  hatte 
eine  Länge  von  II, 5 mm  bei  einer  Breite  von  1 mm, 
während  die  kleinere  nur  3:  0,9  mm  maass.  Wenn 
dieser  Fötn*  am  Leben  geblieben  wäre,  so  schließt 
Centonze  richtig,  und  der  eine  oder  der  andere 
dieser  Knochenbeine  »ich  nicht  mit  den  Nachbar* 
kuoohen  vereinigt  hätte,  so  wäre  au»  ihnen  ent- 
weder ein  grosse«  os  wormianum  oder  ein  getheilte» 
os  bregmaticum  entstanden.  — Für  diese  Ent- 
stehung de»  Fontantdlknocheus  au»  einem  beson- 
deren, also  anormalen  oder  überzähligen  Ossifi- 
cntionsceutrnm  glaubt  Centonze  ein  Analogon  bei 
den  Cebiden  zu  finden.  Bei  diesen  Affen  nämlich 
existirt  in  dem  in  seinen  mittleren  Partien  in  die 
Läugc  gezogenen  Stirnbeine,  und  zwar  gerade  in 
diesem  Tbeile,  der  sich  gleichsam  keilförmig 
zwischen  die  Seiten  wand  ln>  ine  hiueinsebiebt,  ein 
besonderer  Verknöcherung« punkt  tür  diese  Stirn* 
heiupurtie,  welcher  dem  Oaaificationsceutruiii  des 
menschlichen  o»  bregmaticum  entsprochen  dürfte. 
Hierdurch  gewinnt  die  Auffassung  Ton  einem  ata- 
vistischen Ursprünge  diese»  Knochens  eine  feste 
Stütze. 

Was  die  Häufigkeit  des  Bregtnuknochens  be- 
trifft, so  beobachtete  Centonze  diese  Knochen* 
anonialie  viermal  unter  400  Schädeln,  mithin  in 
1 Proc.,  und  zwar,  wie  derselbe  Autor  ausdrücklich 
hervorhebt,  nur  an  Schädeln  männlicher  Individuen. 
Wenn  man  auch  au»  dieser  geringen  Zahl  der 
Fälle  keinen  weiteren  Schluss  auf  das  häufiger* 
Vorkommen  der  erwähnten  Abnormität  bei  dem 
einen  oder  dem  anderen  Geschlecht  ubleitcn  darf, 
so  scheint  doch  nach  Gruber's  Untersuchungen 
16* 


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124 


Referat«* 


das  männliche  Geschlecht  den  entschieden  grösseren 
Procentsatz  für  dieselbe  zu  stellen.  G ruber  con- 
statirte  unter  5li  mit  ob  bregmaticum  behafteten 
Schädeln  aus  drei  Serien  allein  49  männlich» 
Schädel;  iiu  Ganzen  hat  er  unter  11  928  Schädeln, 
die  durch  seine  Hände  gingen,  den  vorderen  Fon* 
tanellknochen  an  70  Exemplaren  beobachtet,  mit- 
hin in  O'ti  Proc.  der  Fälle.  Anch  Sergi  fand  an 
seinen  Schädeln  ungefähr  denselben  (0,5  Proc.)  Pro- 
centsatz. 

Zum  Schluss  macht  Centonze  noch  anf  die 
grosse  Bedeutung  dieses  Knochens  für  den  prak- 
tischen Arzt  aufmerksam.  Nicht  uur  für  den  Gynä- 
kologen ist  es  wichtig,  die  Existenz  des  os  breg- 
raaticum  zu  kennen,  damit  derselbe  sich  nicht  beim 
Touchiren  etwaiger  knöcherner  Strange  au  Stelle 
des  zu  erwartendeu  grossen  Fontanelle  zur  falschen 
Diagnose  verleiten  lasse,  sondern  auch  der  Chirurg© 
muss  von  ihm  unterrichtet  sein,  auf  das«  er  sich 
nicht  beim  Trepanircn  der  Brcgmastelle  — eine 
Operation,  der  man  wegen  des  darunter  verlaufen- 
den Längsblutleiters,  wenn  irgend  möglich,  aus 
dem  Wege  gehen  wird  — in  dem  Glauben,  dass 
die  Kronennaht  vorliege,  durch  die  Nähte  zwischen 
Schaltknochen  und  Seitenwandbeinen  irre  führen 
lasse. 

2.  Sul  crauio  di  un  idiota,  studio  del  Mi- 
chele Centonze.  Napoli  1889.  Stab. 
Tip.  F.  Lubrano,  S.  Sebastiano  5.  (Ueber 
einen  Idiotenschädel.) 

Wie  Verfasser  am  Anfänge  seines  Aufsatzes 
sogleich  hervorhebt,  bandelt  es  sich  in  demselben 
nicht  um  eine  eingehendere  anthropologische  Stu- 
die, sondern  nur  um  einen  Vergleich  zwischen  dem 
Schädel  eines  31  jährigen  Idioten  mit  vollständiger 
Verblödung  (che  non  hanno  neppure  an  lampe  di 
ragione)  und  20  männlichen  normalen  Schädeln 
aus  demselben  Orte,  Colla  San  Maguo  (Terra  di 
Lavoro). 

Auf  don  ersten  Anblick  lässt  sich  an  dem  in 
Frage  kommenden  Idiotenschädel  nichts  Abnormes 
entdecken.  Er  ist  von  mittlerer  Capacität  (1420  ccm) 
und  normaler  Höhe,  im  Uebrigen  mesocephal,  wie 
die  anderen  Schädel  aus  Terra  di  Lavoro.  Die 
Umrisse  sind  scharf  markirt,  die  Muskclansätzc 
schwach  entwickelt.  Gleichzeitig  besteht  mässige 
Scbläfenenge.  Der  Gesammtanblick  dieses  Schädels 
ist  demnach  gerade  kein  schöner,  wenigstens  nicht 
so  harmonisch,  wie  an  den  übrigen  Schädeln  aus 
diesem  Bezirke. 

Centonze  gieht  im  Anschlüsse  hieran  eine 
ausführliche  Beschreibung  des  krankhaften  Schädels, 
wobei  er  die  Nähte  im  Besonderen  berücksichtigt, 
und  stellt  folgende  mi  ihm  gefundene  15  Ab- 
weichungen vom  normalen  Typus  dieses  Gebie- 
tes auf: 


1.  Die  Paccbioniscben  Granulationen  sind  viel 
ausgesprochener,  als  an  den  normalen  Schädel» 
(von  diesen  nur  an  fünf  vertreten). 

2.  Atrophie  der  laraina  perpendicularis  oseis 
sphenoidei. 

3.  Das  Vorhandensein  von  zwei  Foramina  caro- 
tido-clinoidea  (auch  au  vier  normalen). 

4.  uud  5.  Das  linke  Felsenbein  ist  kleiner 
als  rechts;  der  obere  Rand  ist  au  beiden  ab- 
gestumpft. 

6.  Das  Foramen  rotundum  ist  linkerseits 
grösser  als  recht«  (auch  an  fünf  normalen  Sohftdeln 
zu  finden,  von  denen  zwei  nor  die  erste  Anomalie 
aufweisen). 

7.  Grosse  tu  bereu!  a innominata. 

8.  Foramen  lacerum  anteriu»  sehr  weit. 

9.  Foramen  lacerum  posterius  links  grösser  als 
rechts. 

10.  Foramen  condyloideuin  posterius  .rechts 
sehr  klein  und  fehlt  links  vollständig. 

11.  Fehlen  der  Foramina  supraorbitalia,  die 
durch  einen  Ausschnitt  am  oberen  Augen  höhlen- 
randc  ersetzt  sind  (an  zwei  normalen  Schädeln 
findet  sieb  dieselbe  Anomalie,  and  zwar  an  dem 
einen  beiderseits,  an  dem  anderen  nur  rechts. 

12.  Fissura  spheno-sphenoidaliH  ist  klein  und 
kurz,  speciell  im  Gegensätze  zu  der  normalen  fis- 
sura  spheno-tnaxillari*. 

13.  Fehlen  des  Foramen  roalare  (auch  an  fünf 
normalen  Schädeln,  von  denen  zwei  die  dritte 
Anomalie  aufweisen). 

14.  Foramen  parietale  sinistrum  liegt  unmittel- 
bar an  der  Pfeilnaht,  das  Foramen  dextrum  dagegen 
fehlt  (auch  an  einem  der  normalen  Schädel;  der 
umgekehrte  Fall  an  zwei  anderen  von  ihnen). 

15.  Der  canalis  incisivus  anterior  ist  sehr 
klein. 

Ueber  die  Schädelmaasse  lässt  sich  kurz  Fol- 
gendes anfübren:  Die  Capacität  liegt  wenig  unter 
dem  Mittel  der  normalen  Schädel,  ebenso  der  Index 
cepbalicus  (77,27)  und  verticalis  (74,43). 

Wenn  wir  uns  aus  dieser  Zusammenstellung 
einen  Schluss  gestatten  dürfen,  so  bestände  derselbe 
darin,  dass  wir  unsererseits,  gestützt  auf  eigene 
Studien  an  vielen  Irrenschädeln , die  durch  unsere 
llände  gegangen  sind,  und  auf  diesbezügliche 
Untersuchungen  deutscher  Autoren  (u.  A.  Som- 
mer) so  geringe  Abweichungen  vom  normalen 
Schädel,  wie  sie  Centonze  hervorhebt  — wir 
halten  verschiedene  derselben  entschieden  noch  für 
normal  — nicht  als  charakteristisch  für  Geistes- 
kranke aufzufassen  gewillt  sind,  geben  jedoch  mit 
Centonze  gern  zu.  dass  das  Zusammentreffen  einer 
gewissen  Anzahl  von  Abnormitäten  an  einem  ein- 
zigen Schädel,  die  sich  an  diesem  oder  jenem  nor- 


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Referate. 


125 


malen  zerstreut  vorfindeo,  als  pathologisch  bezeich- 
net werden  können.  Indessen  sind  bisher  noch 
nieht  durch  irgend  eine  diesbezügliche  Arbeit 
sichere  Charakteristica  für  Irrenschädel  aufgestellt 
worden. 

3.  Ministers  du  commerce  et  de  I’indn- 
strie,  exposition  universelle  interna- 
tionale de  1889:  Deuxiemo  congrea  in- 
ternational d’anthropologio  criminelle. 
Session  de  Paris  1889. 

Auf  dem  ersten  fotigresse  für  criminelle  Aiif 
thropologie,  der  bekanntlich  vor  vier  Jahren  (1885) 
in  der  italienischen  Metropole  tagte,  war  in  der 
Sitzung  vom  22.  November  1885  eine  permauentc 
Commission  eingesetzt  worden,  deren  Aufgabe  darin 
bestehen  sollte,  die  erforderlichen  Vorarbeiten  für 
eine  zweite  Hauptversammlnng  auf  demselben 
Gebiete,  nnd  zwar  in  Paris  im  Jahre  1889  einzu- 
leiten. Da  dieselbe  sich  aus  den  psychiatrisch- 
anthropologischen  und  gerichtlich -medicinischen 
Koryphäen  der  vier  Cultorstaaten  Frankreich, 
England,  Italien  and  Deutschland  zusammensetzte, 
so  wurde  von  ihr  der  einfacheren  Gpschlftrieitung 
wegen  ein  Untercomite  mit  den  Arrangements 
dienet  »o  hochwichtigen  und  viel  versprechenden 
zweiten  C-ongresses  betraut,  das  ausschliesslich  aus 
französischen  Gelehrten  besteht.  Wir  finden  unter 
dem  Ausschuss*  desselben  folgende  fünf  Hauptver- 
treter der  angedenteten  Richtung:  Brouardcl 
(als  Ehrenpräsident),  Koussel,  Laransagne  und 
Mot  et  (als  Präsidenten  resp.  Vicepräridenten)  und 
schliesslich  Magitot  (als  Gesammtnchriftführer). 
Unter  den  Übrigen  25  Comitcmitgliedcm  rangiren 
Männer  wie  Ball,  Bertillon,  Duval,  Fauvelle, 
Mauouvrier,  Topinard,  Voisin  u.  A.  unter  die 
medicinisch-anthropologischen  Capacitäten  der  fran- 
zösischen Republik. 

Die  zweite  Sitzung  des  internationalen  Con- 
g resse s für  criminelle  Anthropologie,  die  während 
der  Tage  vom  10.  bis  17.  August  d.  J.  in  dem 
grossen  Amphitheater  der  raedicinisehen  Facultät 
zu  Paris  tagen  soll,  verspricht  unter  so  bewährter 
Leitnng  schon  an  und  für  sich  viel  des  Wissens* 
werthen  und  Belehreuden  zu  bieten  und  dürfte 
gewiss  in  dieser  oder  jener  noch  schwebenden  Streit- 
frage der  jüngsten  unserer  Wissenschaften  eiue 
endgültige  Entscheidung  herbeiführen.  Dafür 
bürgen  aber  ausserdem  noch  eine  Anzahl  höchst 
anregender  Berichte  und  Vorträge  aus  dein  Munde 
von  Fachleuten  aller  Nationen,  welche  auf  die 
Tagesordnung  gesetzt  sind. 

Wir  beschränken  uns,  aus  dem  uns  vom  Mini- 
ster« du  commerce  et  de  Industrie  zugegangenen 
ausführlichen  Prospecte  die  wichtigsten  der  bisher 
angekündigten  31  Vorträge  und  Referate  wieder- 
zugeben : 


I.  Berichte,  Referate  und  Fragen  aus  der 
criminellen  Biologie  und  Sociologie. 

1.  Manouvrier:  Giebt  es  für  Verbrecher  be- 
sondere anatomische  Anzeichen?  Wie  muss  man 
dieselben  deuten. 

2.  Bordier:  Ueber  Atavismus  bei  deu  Ver- 
brechern. 

3.  Ferri,  Sergi  und  Co) Ajauni:  Ueber  deu 
relativen  Werth  der  individuellen,  physischen  und 
sociulen  Bedingungen,  welche  ein  Verbrechen  ver- 
anlassen. 

4.  Taverui  und  Magnan:  Die  Kindheit  der 
Verbrecher,  in  ihren  Beziehungen  zu  der  ange- 
borenen Disposition  zum  Verbrechen  betrachtet. 

5.  Alvarez  Taladriz  (Madrid):  Ueber  das 
Verbrecherthum  in  seiner  Beziehung  zur  Ethno- 
graphie. 

6.  Berenini  nud  Puffliese:  Der  ('ritninal- 
process  hinsichtlich  der  Sociologie. 

7.  Florette,  Puglia,  Alimena,  Caluci  und 
Lessona:  Die  Anwendung  der  Anthropologie  auf 
die  Gesetzgebung  und  die  emlrechtlicben  Fragen. 

II.  Sonstige  Vorträge. 

8.  Manouvrier:  Die  criminelle  Anthropologie 
als  ein  Zweig  der  gerichtlichen  Anthropologie;  ihr 
Platz  in  der  Lehre  vom  Menschen. 

9.  Lacassagne  (Lyon):  Der  Unterricht  in 
der  gerichtlichen  Mediciu  auf  der  Rechtefacultät. 

10.  Anfossi  und  Romiti:  Ueber  die  Möglich- 
keit, dass  die  Mittel  und  Lehren  der  criminellen 
Anthropologie  zu  polizeilichen  Recherchen  Anwen- 
dung linden  können. 

11.  Coutagne  (Lyon):  Einfluss  des  Handwerks 
auf  das  Verbrecherthum. 

12.  Helmoudo  und  Marro:  Ueber  Degeue- 
rationszeichen  und  biologische  Abnormitäten  bei 
verbrecherischen  Frauen  und  Mädchen. 

13.  Laschi:  Das  politische  Verbrechen  und  die 
Anthropologie. 

14.  de  Bella:  Die  criminelle  Anthropologie 
in  ihreu  Beziehungen  zur  Sociologie. 

15.  Beauregard:  Die  criminelle  Anthropologie 
in  der  alt-ägyptischen  Gesellschaft. 

Mit  dem  genannten  Congresse  wird  Ausserdem 
eine  darauf  Bezug  nehmende  anthropologisch-cri- 
minelle Ausstellung  verbunden  sein. 

Die  Theilnahme  an  ihm  (diesbezügliche  An- 
meldungen sind  an  M.  lt*  docteur  Magi  tot,  secri- 
taire  general  da  Comite  d'orgnnisAtion . rue  des 
Saints- Peres  Nr.  8 ä Paris  zu  richten)  beträgt 
20  Fr„  wofür  den  Mitgliedern  die  ("omptes  ren- 
ducs  des  travuux  de  1h  Session  gratis  zngestellt 
werden. 


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126 


Referate. 


4.  M.  Erb,  Ueber  Akromegalie  (krankhaften 
Riesenwuchs).  Deutsches  Archiv  für 
klin.  Medicin.  Leipzig  1888.  .42,  Bd., 
Heft  4.  Mit  2 Tafeln.  — J.  Adler«  lieber 
einen  Fall  von  Akromegalie.  County 
med.  Abkoc.  of  New  York  1888.  — 
0.  Früntzel,  Ueber  Akromegalie. 
Deutsche  mediciriische  Wochenschrift 
1888,  Nr.  32.  — W.  A.  Freund,  Ueber 
Akromegalie.  Mit  3 Lichtdrucktafeln. 
Sammlung  klinischer  Vorträge,  ber- 
ausgegeben  von  H.  v.  Volkmnnu.  Leip- 
zig 1889.  — R.  Virchow,  Vorstellung 
eines  Falles  und  einen  Skeletten  von 
Akromegalie.  Sitzungsbericht  derBer- 
liner  mediciniscben  Gesellschaft  vom 
1 ti.  .1  a u uar  1889. 

Unter  dem  Namen  Akromegalie  wurde  im 
Jahre  1886  von  P.  Marie  in  Paris  (sur  deux  cas 
d’neromegalie,  Hypertrophie  siugulicre  non  con- 
genitale des  extremites  superieures,  inforieureK  et 
cephali«|ue.  Revue  de  Medecine  18*6,  p.  297 — 333 
eine  neue  Krankhuitserscheiming  in  die  medici- 
lösche  Wissenschaft  eiü geführt,  die  seitdem  etwa 
15  mal  zur  Beobachtung  des  Arztes  gelangte. 
Wie  schon  der  Name  besagt,  handelt  es  sich  hier- 
bei um  ungewöhnliche  Grüssenverhältnisse  an  «len 
Enden  verschiedener  Körpeitheile.  Es  fällt  dies«! 
Erscheinung  im  Allgemeinen  zweifellos  unter  den 
Begriff  des  partiellen  Riesenwuchses  und  ist  somit 
auch  für  den  Anthropologen  von  Wichtigkeit. 

Schicken  wir  aus  diesem  Grunde  eine  kurze 
Schilderung  der  in  Betracht  koitiiiiend«*n  Symptome 
voraus,  wie  sie  Erl»  an  der  Haiul  von  1 1 bis  zum 
Erscheinen  seiner  Abhandlung  beobachteten  Fällen 
in  übersichtlicher  Zusammenstellung  entworfen  hat. 
„Meist  im  jugendlichen  und  mittleren,  zuweilen 
erst  im  späteren  Lebensalter,  bei  beiden  Geschlech- 
tern — vielleicht  mit  Vorliebe  heim  männlichen  — 
entwickelt  sich  langsam  und  schleichend  ein  Leiden, 
unter  mancherlei  unbedeutenden  Symptomen  (ner- 
vöse Erscheinungen).  Die  Füsse  und  Hände,  entweder 
zu  gleicher  Zeit  oder  bald  nach  einander,  beginnen 
grösser, plumper,  unförmlich,  ungeschicktzu  werden. 
Die  Fass-  und  Handgelenke  nehmen  an  Umfang 


zu,  ebenso  die,  Unterschenkel  und  Vorderarme, 
während  die  proximalen  Tbeile  der  Extremitäten 
mehr  oder  weniger  verschont  bleiben.  Charakteri- 
stisch sind  die  tatzenartige  Entwickelung  der 
Rieaenhftnde,  die  dicken,  oft  kolbig  aufgetrieheuen 
Finger,  die  verbreiterten,  gerieften  Nägel,  die  ele- 
phantiastUche  Für ^Veränderung  der  Unterschenkel 
und  der  gigantischen  Füsse  und  Zehen.  Bald  kommt 
es  auch  zu  Veränderungen  im  Gesicht.  Vergröaae- 
rung  der  Nase,  der  Lippen.  Hängen  der  gewulstetcn 
Unterlippe,  Vortreten  des  Unterkiefers,  Vergrösse- 
rung  der  Znnge,  plumpere  Sprache,  eine  mehr 
Tangsovale  Form  des  Gesichtes  zeigen  sich.  Später 
tritt  dazu  noch  eine  gebücktere  Haltung  durch 
Veränderungen  an  der  Wirbelsäule. 

Dan  Leiden  schreitet  allmälig,  anfangs  «»ft  in 
etwas  rascherem  Tempo,  fort  bis  zu  einer  gewissen 
Höhe,  die  etwa  nach  drei  bis  fünf  Jahren  erreicht 
ist.  um  dann  stationär  zu  bleiben,  oder  doch  nur 
noch  ein  ganz  langsames  Fortschreiten  erkennen 
zu  lassen.  Die  Untersuchung  lässt  dann  leicht 
festste  Han,  dass  es  im  Wesentlichen  die  Knochen 
sind,  welche  di«*  Missbildung  bewirken,  dass  da- 
gegen die  Hautgebilde  und  das  Unter  baut  zcllge  webe 
uur  am  Kinn  uud  an  den  Lippen,  an  den  Händeo 
und  Fingern  (besw.  an  den  Fusssoblen  und  Zehen) 
einen  gewissen  Antheil  an  derselben  haben. ..  .** 

Wir  ersehen  aus  dieser  Schilderung,  dass  sich 
manche  Erscheinungen  ergeben,  aus  denen  wir 
auf  eine  gewisse  Verwandtschaft  zwischen  par- 
tiellem (Akromegalie)  und  allgemeinem  Rieseu- 
wuchstf  schltessen  dürfen.  Andererseits  lassen  sich 
aber  doch  zwischen  beiden  pathologischen  Zustanden 
haarscharfe  Grenzen  ziehen.  Wie  Virchow  her- 
vorbebt, sind  es  bei  der  Akromegalie  stet«  nur 
einzelne  Knochen,  die  übermässiges  Wachsthum 
zeigen.  Dies  tritt  am  deutlichsten  bei  einem  Ver- 
gleiche zwischen  den  Längcnverhültnissen  von 
Fugs  und  ganzem  Körper  zu  Tage.  Beim  normalen 
Menschen  verhalten  sich  die  Fusslunge  zur  Körper- 
lange  wie  1 : 6;  bei  universalem  Riesenwachsthum 
wird  «lieRes  Verhältnis*  entsprechend  der  Zunahm«- 
der  Körper  länge  abnehmen.  Bei  partiellem  Riesen- 
wacitsthuni  dagegen  nimmt  es  zu.  wie  folgende  Ta- 
belle zeigt: 


— 

Normal’ 

Kiese 

Kiese 

Ries*’ 

Fall  von 

Fall  von 

Mensch  ( 

Murphy 

Winkelineyer 

Ütte 

Virchow 

Freund 

Verhältnis)«  der  PusttUlng«»  zur 
ganzen  Körperlänge  . . . . 

1 : 6 

1 : 7 

1 : «,:*  1 

1 : H,4 

! 

1 : 

l : 5. V 

Das  excessive  Wachst  hu  in  betrifft,  wie  schon 
oben  hervorgehoben , uur  die  Knochen.  Genauere, 
bei  einigen  Sectionen  Angestellte  Untersuchungen 
haben  ergebet),  dass  an  dieser  Erscheinung  im 
Wesentlichen  eine  Hyperplasie  und  östeopbyten- 


hiidung  des  K nochenge  webe«  schuld  ist.  „Von 
den  Knochen  der  Phalangen  au,  durch  die  Mittel- 
hand- und  Mittelfusskuochen . durch  die  lland- 
und  Fusswurzel  hindurch  bis  zu  den  Knochen  des 
Vorderarmes  und  Unterschenkels,  viel  seltener 


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.Referate. 


127 


den  Oberarmes  and  Oberschenkels  lässt  sich  diese 
Hyperostose  constatircu.  Sie  betrifft  viel  weniger 
den  Längs  - als  den  Breiten*  und  Dickendurch- 
messer der  Knochen  und  ist  an  dein  epiphypären 
Abschnitte  mehr  ausgesprochen  als  an  der  Dia* 
physe.“ 

Ueber  die  Natur  nnd  insbesondere  die  Aetiologie 
der  Akromegalie  besitzen  wir  bis  jetzt  noch  zu 
wenig  Anhaltspunkte.  Die  Fälle  von  Leontiasis 
ossea  können  zum  Vergleiche  nicht  mehr  heran* 
gezogen  werden,  denn  bei  diesem  Zustande  bleiben 
die  Kxtremit&ten  fast  immer  von  den  knolligen 
Knochenanftreibungen  frei,  und  umgekehrt  sind 
bei  Akromegalie  in  keinem  der  bisher  beobachteten 
Fälle  wesentliche  Veränderungen  im  Gesichte  jemals 
constatirt  worden.  Auch  die  Osteitis  deformens 
muss  vom  Vergleiche  ausgeschlossen  werden;  es 
fehlt  ja  bei  der  Akromegalie  die  eigentliche  Diffor- 
raität  der  Gelenke,  die  von  jener  Affection  mit  Vor- 
liebe befallen  werden. 

Das  bis  jetzt  vorliegende  Sectionsiuaterial  ist 
zu  spärlich,  als  dass  man  aus  ihm  Aufschlüsse  er- 
halten könnte.  Klubs  fand  bei  seinen  Obductionen 
allgemeine  Hyperplasie  des  Bindegewebes  und  ex* 
cesaive  Proliferation  des  Blutgefässapparates  bis 
in  die  kleinsten  Gefasso  hinein,  sowie  Hyperplasie 
der  Thymusdrüse  und  der  Hypophysis  de«  Gehirns. 
Erb  führt  drei  Möglichkeiten  für  die»«  Organ  Ver- 
änderungen an;  entweder  entstehen  sie  auf  dem 
Wege  des  tropheneurotischeu  Einflusses,  oder  durch 
Production  von  chemischen  Stoffen,  oder  endlich 
durch  Anssendung  von  mit  grösserer  plastischer 
Energie,  mit  abnormer  Keim-  und  Vermehrungs- 
fähigkeit begabten  Elementen,  welche  in  den  ver- 
schiedenen Körpergeweben  diese  Wucherungen 
veranlassen.  Klubs  schliesst  sich  der  letzten 
Möglichkeit  an.  Er  hat  die  Hypothese  aufgestellt, 
das«  di«*  persitttironde  und  hyperplastische  Thymus- 
drüse An  giobl  asten  in  erhöhter  Menge  liefere,  und 
in  den  Itlutstrom  entsende,  und  dass  diese  dann 
der  Ausgangspunkt  für  die  weit  verbreitete  Gelass- 
und  Gewebswucherung  worden.  Jedoch  ist  diese 
Theorie  sehr  ins  Wanken  gebracht  worden  durch 
einen  von  Ewald  beobachteten  Fall,  bei  dem  von 
einer  Schwellung  der  Thymus  nicht  die  Hede  war. 

Einen  gunz  anderen  Weg  zur  Aufklärung  der 
uns  interessirenden  Affection  schlägt  Freund  in 
Meinem  Aufsatze  ein,  indem  er  ihre  Entstehung  auf 
die  Entwickelungsgeschiclite  zurücki’übrt. 

Wie  hinlänglich  bekannt,  überwiegt  beim  Neu- 
geborenen im  Vergleich  zum  erwachsenen  Menschen 
die  Schädelkapsel  anverhältnissmassig  den  Gesichts* 
schädel,  nnd  ebenso  der  Rumpf  die  Extremitäten. 
Mit  fortschreitender  Entwickelnug  gestaltet  sich 
dieses  Verhältnis«  aber  umgekehrt.  — Das  Grösse n- 
wachsthum  des  Menschen  ist  hauptsächlich  auf  ein 
Wachsen  der  Gnterextreinität  zurückzuführen. 
Bisher  war  die  Annahme  allgemein  üblich,  dass 


das  von  den  horizontal  aaegestreckten  Armen  ge- 
gebene Maas«  die  Gesaunutkörperlituge  daratellc. 
Freund  verwahrt  sich  entschieden  gegen  eine 
allgemeine  Gültigkeit  dieses  Grundsatzes  und  will 
ihn  nur  für  die  Vorpubertätsperiode  gelten  lasten: 
nach  der  Geschlechtsreife  nämlich  bildet  sich  das 
Verhältnis»  zu  Gunsten  des  Arinmaasses.  Wie 
Roberts  gezeigt  hat,  nimmt  der  Arm  im  Alter 
zwischen  4 und  ö Jahren  nur  um  das  Doppelte, 
bei  voller  Entwickelung  aber  uro  das  Vierfache  zu. 
Die  Unterextremitäten  wachsen  aber  noch  schneller 
und  in  relativ  grösserem  Verhältnis»  als  die  Ober- 
extreinit-äten,  denn  mit  25  Jahren  haben  sie  sich 
gegen  die  Gebart  verfünffacht.  Die  Kopfböhe 
nimmt  von  der  Geburt  an  bis  zur  vollendeten  Ent- 
wickelung nur  um  das  Doppelte  zu. 

Wir  hohen  oben  schon  hervor,  dass  beim  kind- 
licben  Kopfe  der  Gesichtstheil  relativ  viel  kleiner 
ist,  als  die  Scbädelkapsel.  Nach  Langner  nehmen 
bald  nach  der  Geburt  schon  alle  drei  Hanptdimen- 
sionen  des  Gesichtes  mehr  zu,  als  die  entsprechen- 
den des  UirnschudeU.  Auch  die  Zunahme  der 
einzelnen  Gesichtstheile  ist  verschieden.  ( j u c t e - 
let’s  Messungen  haben  ergeben,  dass  der  untere 
Tbeil  des  Gesichtes  bi»  zur  Geschlechtsreife  wieder 
schneller  wächst,  als  der  obere.  — Das  Negerkind 
wird  nach  Pruner-Bey  ohne  Prognathie  zur 
Welt  gebracht  und  erhält  erst  bei  beginnender 
Mannburkeit  die  vom  Weiten  so  charakteristisch 
abweichende  Umwälzung  in  den  Formen  nnd  Ver- 
hältnissen des  Skelets.  Die  Kinnladen  erhalten 
das  Uebergewicht  ohne  eine  genügende  (Kompen- 
sation des  Gehirns.  „ Wahrend  bei  dem  Weisaen 
das  massige  Wuchsthum  der  Kinnladen  und  der 
üe»icht*knochen  vollständig  erreicht,  ja  noch  ü ber- 
ieten wird  durch  die  Entwickelung  oder  vielmehr 
die  Vergrösserung  des  Gehirns,  namentlich  der 
\ orderlappet]  desselben,  so  liudct  das  Gegentheil 
beim  Neger  >tatt.  Die  Prognathie  kann  wenigstens 
tbeilweise  als  das  Resultat  der  Wirkung  der  Unter- 
kinnlade auf  den  conccntrisclien  Bogen  des  Ober- 
kiefer» betrachtet  werden.  An  das  Zustandekommen 
der  Prognathie  hat  der  Kiefer  einen  wesentlichen 
Antheil.  Der  Unterkiefer  ist  weit  kräftiger,  mas- 
siver als  beim  Wuissen.“  Ganz  dieselben  Er- 
scheinungen zeigen  sich  beim  Affen.  ln  ihrer 
Jugend  sehen  die  Anthropoiden  dem  Menschen 
noch  am  ähnlichsten;  je  weiter  ihr  Alter  fort- 
sebreitet,  um  so  mehr  tritt  ihre  abschreckende 
Thierälmlichkeit  zum  Vorschein,  die  sich  vor  Allein 
in  dem  schnauzenartigen  Vorspringen  der  unteren 
Gesichtspartien  kund  giebt.  Dieselben  Vorgänge, 
wie  beim  Neger  und  beim  Affen,  lassen  sieb  uach 
Freund  auch  beim  Akromegalisclien  constatiren. 
Hier  erreicht  der  Unterkiefer  ebenfalls  eine  exces- 
•ive  Grösse. 

Komim-n  wir  jetzt  noch  einmal  auf  die  Extre- 
mitäten zurück.  Schon  White  hatte  im  Jahre 


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128 


Referate. 


1794  am  Lebenden  die  Beobachtung  gemacht,  dass 
der  Unterarm  beim  Neger  im  Vergleich  «um  Ober- 
arm länger  sei  ala  beim  Europäer.  Uumpbry 
machte  später  auf  dieselben  Verhältnisse  am  Beine 
aufmerksam.  Nach  C.  Vogt  tritt  diese  Umwand- 
lung beim  Neger  zur  Zeit  der  Mannbarkeit  ein 
und  stimmt  ganz  mit  denselben  Erscheinungen 
überein,  welche  sich  bei  den  Anthropoiden  zeigen. 
„Der  Oberarmknochen  übertrifft  hei  allen  mensch- 
lichen Kassen,  sowie  bei  allen  menschenähnlichen 
Affen  die  Unterarmkuochen  unzweifelhaft  an  Länge, 
allein  während  das  Uebermaass  bei  der  weinen 
Rasse  am  grössten  ist,  nimmt  es  beim  Neger 
schon  ab,  sinkt  beim  menschenähnlichen  Allen 
anf  das  kleinste  Maas»  und  schlägt  endlich  bei  den 
amerikanischen  Affen  in  das  Gegentheil  uro.1*  — 
Die  Aehnlichkeit  in  der  übernormalen  Wachsthums- 
zunahme  am  Unterarme  und  U nterachenkel  bei  der 
Akromegalie  und  den  gleichen  Processen  bei  den 
Affen  und  Negern  springen  ohne  Weiteres  in  die 
Augen.  Es  dürfte  sich  somit  bei  der  Akromegalie 
am  einen  Rückschlag,  um  einen  atavistischen  Vor- 
gang handeln.  Diese  Theorie  von  Freund  hat 
zweifelsohne  viel  für  sich  und  giebt  zur  Zeit  eine 
genügende  Erklärung. 

Als  eigentliche  Endursache  der  geschilderten 
Vorgänge  dürfte  die  Klebs’sche  Hypothese  von 
der  excessiven  Gefässentwickelung  hcrbuiznziehen 
sein.  Für  die  enorme  Entwickelung  der  Theile 
des  Negergesichtes,  welche  durch  ihre  Ausdehnung 
und  Vorsprung  anf  einen  Rückschritt  in  der  Bil- 
dung weisen,  die  Schläfenbeine  und  Kiefer,  glaubt 
Pruner-Öey  eine  Vergrösserung  der  carotis  ex- 
terna, welche  genannte  Gebiete  mit  Blut  versorgt, 
als  Ursache  aunchmen  zu  müssen.  Für  die  An- 
thropoiden fehlen  bisher  noch  die  dieshezüglchen 
Untersuchungen.  Freund  räth  daher,  dieser  Frage 
auch  experimentell  näher  zu  treten.  Vielleicht 
besteht  bei  Akromegalie  ehenfalls  eine  weite  carotis 
externa;  an  den  befullcnen  Knochen  und  Knorpeln 
wenigstens  fand  Klebs  „allenthalben  übermässige 
Vnscularisation*,  worauf  die  Wucherungen  der- 
selben zurückznführeu  sind.  Unzweifelhaft  besteht 
bei  Akromegalischen  eine  gewisse  Diathese  für 
Erweiterung  und  Wucherung  der  Gefäase,  die  sich 
sogar  vererben  kann,  wie  der  von  Fräntzel  beob- 
achtete Fall  von  gleicher  Erkrankung  bei  Vater 
und  Tochter  beweist.  — Der  Umstund,  dass  die 
meisten  der  bisher  bekannten  Fälle  mit  der  Zeit 
der  Pubertät  zusammentielen,  hat  Freund  dazu 
bestimmt,  grosses  Gewicht  auf  diesen  Zusammen- 
hang zu  legen.  Doch  scheint  die  Geschlechtsreife 
für  diu  abnormen  Waebsthurasvorgänge  nicht  die 
grosse  Rolle  zu  spielen,  welche  ihr  Freund  zn- 
dictirt.  Denn  in  dem  FräntzeF sehen  Falle  zeigte 
die  Tochter  schon  vor  dem  elften  Jahre  deutliche 
Erscheinungen  derselben  Affection. 


5.  Binder,  I.  Assistenzarzt  an  der  Königlichen 
Heil-  und  Pfleguanstalt  Schossenried.  Das 
MoreFscbe  Ohr.  Eine  psychiatrisch- 
anthropologische  Studie.  Mit  einem 
Holzschnitte.  Berlin  1889.  Hirschwald'* 
Verlag,  gr.  8". 

Die  sogenannten  Dogenerationnzeichen , d.  h. 
das  Zusammentreffen  von  abnormen  anatomischen 
Merkmalen  mit  Symptomen  von  Geistesstörung 
sind  sowohl  von  Seiten  der  Psychiater,  als  auch 
der  Anthropologen  mehrfach  schon  zum  Gegen- 
stände wissenschaftlicher  Untersuchung  gemacht 
worden,  insbesondere  beschäftigten  sich  Morel, 
Wildermuth,  Knecht,  Lombroso  und  v.  Hol- 
der erfolgreich  mit  dieeem  Thema. 

Binder  hat  von  diesen  vielen  als  „Stigmata 
hereditatis“  beschriebenen  Merkmalen  auf  körper- 
lichem Gebiete  eines  herausgegriffen,  das  jedweder 
Untersuchung  leicht  zugänglich  ist,  und  dasselbe 
zum  Gegenstände  seines  Studiums  gemacht:  die 
degenerirten  Ohrformen.  Dass  Verfasser  gerade 
das  Ohr  zum  Gegenstände  wählte,  dazu  veranlassen 
ihn  Beweggründe  mancherlei  Art:  einmal  der  Um- 
stund, dass  gerade  die  Ohrverbildungen  mit  den 
Störungen  der  psychischen  Functionen  iu  keinem 
directen  Zusammenhänge  stehen,  wie  die«  etwa  bei 
Asymmetrie  des  Gesichtes  oder  abnormer  Gaumen- 
bildung der  Fall  ist,  zum  andern,  dass  diese  Miss- 
bildung vorzugsweise  bei  Geisteskranken  sehr 
häufig  angutroffen  wird,  and  endlich,  dass,  wie  wir 
soeben  erwähnten,  die  Ohrmuschel  sehr  bequem 
der  Inspection  zugänglich  ist.  Diesen  letzteren 
Vortheil  suchte  Binder  auch  auf  alle  nur  mög- 
liche Weise  auszunutzen,  d.  h.  überall,  wo  er  mit 
grösseren  Menschoumassen  in  Berührung  kam,  wie 
auf  Aasstellungen,  Volksfesten,  Eisen  ha bnfahr- 
ten  u.  a.  m.  So  wurde  es  ihm  auch  möglich,  an 
der  Hand  eines  überaus  reichlichen  Materials  ein 
abgeschlossenes  Ganzes  in  Gestalt  des  uns  vor- 
liegenden Aufsatzes  zu  liefern. 

Es  sei  uns  gestattet,  die  interessantesten  Re- 
sultate in  Kürze  daraus  wiederzugeben.  Was  zu- 
nächst das  Verhalten  des  Läppchens  betrifft,  io 
konnte  Binder  an  Geisteskranken  38  Proc.  abnorm 
gestalteter  Läppchen  constatiren:  von  ira  Ganzen 
354  geisteskranken  Personen  besassen  22ü  normale 
Ohrläppchen,  1 23  dagegen  die  genannte  Missbildung. 
Unter  diesen  128  abnorm  gestalteten  Läppchen  fan- 
den sich  29  total  fehlende,  83  breit  und  spitz  an- 
gewachsene,  12  äusserst  dürftig  gestaltete  und 
4 Fälle,  wo  das  Läppchen  nur  auf  einem  Ohre  ab- 
norme Gestalt  aufwies.  Sollen  diese  Zahlen  von  wirk- 
lichem Werthe  sein,  so  muss  mau  ihnen  die  Häufig- 
keit der  in  Betracht  kommenden  Abnormität  bei 
Gesunden  gegenüberstellen.  Da  überrascht  es  nun, 
von  Binder  zu  hören,  dass  ein  Drittel  Gesunder, 
also  annähernd  so  viel  wie  Geisteskranke,  ange- 
w ach  so  ne  Läppchen  aufwoiseu.  Da  Bind  er  sich  hier- 


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Referate. 


129 


bei  anf  ein  Material  von  mehreren  Tausend  Per- 
sonen stutzt,  so  ist  seiner  Statistik  mehr  Werth 
beizulegen  als  der  anderer  Autoren.  Frank el  z.  B. 
fand  unter  730  Hccruten  nur  60  = 8 Proc.  mit  der 
angedeuteten  Missbildung.  Freilich  soll  da«  Verhal- 
ten des  OhrliippchenR  nach  der  localen  Verbreitung 
einem  ziemlichen  Wechsel  unterworfen  «ein;  denn 
Binder  konnte  die  interessante  Thaisache  con- 
statiren,  dass  im  schwäbischen  Oberlande  viel  mehr 
a n gewachsene  lobuli  angetroffen  werden,  als  z.  B. 
im  Untorlande,  oder  namentlich  auf  der  Rauhen 
Alb.  Unter  diesen  Umstünden  schliesst  unser 
Verfasser  von  vornherein  das  einfach  angewachsene 
Ohrläppchen  von  den  Degencrationszeichen  aus 
and  zieht  nur  das  unter  spitzem  Winkel  in  die 
Wanuenhaut  übergehende,  sowie  das  ganz  fehlende 
Läppchen  iu  Betracht.  Trotz  alledem  lasst  sich 
der  Satz  aufrecht  erhalten,  dass  das  augewuchsene 
Ohrläppchen  wenigsten*  als  /eichen  der  geistigen 
Inferiorität  au  fzu  fassen  ist.  Denn  zieht  man  einen 
Vergleich  zwischen  dern  Verhalten  de*  Ohrläpp- 
chens bei  Geisteskranken  and  hei  Personen,  die 
sich  in  Bezug  auf  ihre  Gehiruthütigkrit  über  das 
Niveau  des  gewöhnlichen  Durchschnittsmenschen 
erheben,  so  sieht  man  zu  seiner  Verwunderung, 
dass  sich  bei  letzteren  nur  15  Proc.  abnorm  be- 
schaffene Ohrläppchen  vorfinden  — eine  Beob- 
achtung, welche  Binder  an  zahlreichen  Abbil- 
dungen berühmter  Männer  and  Frauen  (Schrift- 
stellern, Musikern,  Gelehrten.  Militärs)  angestellt 
hat.  — Int  Anschluss  hieran  noch  ein  paar  Worte 
über  den  KinHuss  der  Erblichkeit  auf  das  Verhalten 
von  Läppchen  bei  Geisteskranken.  Vor»  169  nicht 
hereditär  belasteten  Irren  hatten  67,5  Proc.  nor- 
male, 32,5  Proc  abnorme  Läppchen;  bei  erblich 
belasteten  dagegen  gestaltet  sich  dasselbe  Verhält- 
nis« wie  60:40  Proc.  Von  diesen  40  Proc  ab- 
normen Ohrläppchen  kommen  34  Proc.  auf  direct, 
42  Proc.  auf  indirect  Belast  etc. 

Wir  gehen  jetxt  zu  den  Missgestaltntigeu  des 
eigentlichen  Ohres  über.  Hierbei  wollen  wir  vor- 
auBBchicken.  daas  Binder  21  verschiedene  Typen 
von  degenerirten  Ohrformen  gefunden  Zn  haben 
glaubt,  die  sich  seiner  Ansicht  nach  anch  leicht 
au«  einander  halten  lassen. 

Wir  müssen  darauf  verzichten,  die  einzelnen 
Typen  namentlich  aufzuführe»  und  verweisen  hier- 
bei auf  das  Original.  Wir  beschranken  Uns  nur 
auf  allgemeine  Wiedergabe  der  diesbezüglichen 
Statistik. 

Von  186  Männern  war  bei  107  s=r:  57  Proc. 
das  eigentliche  Ohr  degenerirt;  von  diesen  57  Proc. 
waren  allein  52  Proc.  erblich  belastet,  und  zwar 
vom  Vater  direct  7,  von  der  Mutter  direct  12,  von 
beiden  Eltern  3,  durch  Trunksucht  9,  indirect 
25  Proc. 

Bei  den  Frauen  gestaltet  sich  diese«  Zahlen- 
verhältuiss  in  derselben  Weise:  von  168  Frauen 
Archiv  für  Antlif opoUigi«.  Kd.  XIX. 


besagen  98  = 59  Proc.  degenerirte  Ohren,  55  Proc. 
unter  deueelben  waren  erbliche  Fälle,  und  zwar 
10  direct  vorn  Vater,  13  vou  der  Mutter,  11  in- 
direct. — Von  Personen  mit  nicht  degenerirten 
Ohrformeu  waren  hei  den  Männern  49  Proc.,  bei 
den  Weibern  51  Proc.  belastet. 

Oder  zusammen:  Von  354  Geisteskranken  waren 
überhaupt  52  Proc.  belastet, 
von  Geisteskranken  mit  degenerirten  Ohren 
53,6  Proc., 

von  Geisteskranken  mit  nicht  degenerirten  Ohren 
50  Proc. 

Kehren  wir  diese  Statistik  nm,  so  erhalten  wir: 
Von  Geisteskranken  haben  überhaupt 

58  Proc., 

von  erblich  belasteten  Irren  im  Ganzen 

59  Proc.  (davon  61  Proc.  direct,  74  Proc. 
durch  Trunksucht  und  53  Proc.  indirect), 

von  nicht  belasteten  Irren  im  Ganzen 
56  Proc,  das  Morel’sche1)  Ohr. 

Fasst  man  das  „angelöthctc  Ohrläppchen“ 
ebenfalls  als  Degenerationszeichen  auf  und  ver- 
rechnet man  die  Häufigkeit  seine«  Vorkommens 
mit  den  soeben  wiedergegebenen  Zahlen,  so  er- 
gjebt  »ich: 

Von  erblich  belasteten  Irren  haben  67  Proc., 
von  nicht  belasteten  Irren  60  Proc.  degenerirte 
Ohren  (inclusive  Anwachsen  des  Läppchens). 
Dies  näher  specialisirt  ergiebt: 
für  vom  Vater  Belastete  75  Proc., 

„ von  der  Mutter  Belastete  66  Proc., 

„ von  beiden  Seiten  Belastete  57  Proc., 

„ durch  Trunksucht  Belastete  85  Proc., 

„ indirect  Belastet«  61  Proc., 

Das  Endresultat  der  Binder'schen  Studie 
würde  somit  darin  gipfeln,  dass  hereditäre  Be- 
lastung ein  grosseres  Conlingcut  (67  Proc.)  für 
Ohrdeformationen  »teilt,  als  das  Gegentheil 
(60  Proc.)  Dieser  Einfluss  der  Erblichkeit  wird 
aber  noch  schroffer,  wenn  wir  in  Betracht  ziehen, 
dass  Binder  nnter  die  nicht  erblichen  Fälle  auch 
die  fraglichen  mitgerechnet  hat  und  dass  beim 
Herüberuehmen  von  diesen  zweifelhaften  Fällen 
zur  ersten  Kategorie  der  Procentsatz  bei  erblich 
belasteten  Geisteskranken  noch  steigen  würde. 
Bemerkens werth  ist  schliesslich  noch,  dass  die 
durch  Tranksucht  Belasteten  relativ  das  weitaus 
grösste  Uontingent  bei  der  Ohrdegeneration  liefern. 

An  11  Tafeln  illustrirt  Binder  das  relative 
Verhältnis«  des  Vorkommens  einzelner  Ohrfehler 
und  Ohrformen  (21  Typen). 

Verbildung  der  Ohrmuschel  ist  somit 
nach  Binder  als  echtes  stigina  hereditatis 

*)  Iler  Ausdruck  .MorePsclifts  Ohr1*  als  allgemeine 
Bezeichnung  für  deformirte  Ohrformen  ist  nach  dem 
französischen  Psychiater  Morel  gewählt,  der  zum 
ersten  Male  auf  der»  Zusammenhang  zwischen  Irren 
und  körperlichen  Verbildungen  hhtgawiasen  hatte. 

17 


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130 


Referate. 


aufzu  fassen.  Es  wird  vielfach  von  anderer  Seite 
entgegnet,  daN«  auch  bei  Nichtgeisteskrankcn  Miss* 
bildungen  der  Ohren  zu  beobachten  seien,  ßinder 
entledigt  sich  dieses  gerechtfertigten  Einwurfes  in 
der  Weise,  dass  er  au  den  33  im  Laufe  der  Jahre 
ausserhalb  der  Anstalt  beobachteten  Trägern  ab- 
norm gestalteter  Ohren  stets  nachweisen  konnte, 
dass  dieselben  entweder  von  geisteskranken  Eltern 
abstammten,  oder  geisteskranke  Geschwister  be- 
Rnssen,  oder  schliesslich  selbst  geistig  Verkrüppelte 
oder  Trunkenbolde  waren,  wo  nicht  gar  früher 
oder  später  im  Irrenhause  lebten. 

Am  Schlüsse  seines  lehrreichen  Aufsatzes  giebt 
Binder  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Art 
und  Weise  der  Vererbung  von  Ohrformen  der 
Ascendenten  auf  die  Desoendenteo.  Es  sei  auf- 
fällig, wie  überaus  oft  die  identische  Vererbung  der 
Ohren  vom  Vater  auf  das  Kind  erfolge,  sogar  in 
der  Weise,  dass  der  Vater  sein  normales  Ohr  über 
ein  degenerirtes  der  Mutter  hinweg  auf  seine 
Kinder  vererbe.  Der  alte  Ausspruch  des  Pbysio- 
gnomikers  Joux  ist  somit  nicht  ganz  unberech- 
tigt: montre-moi  ton  oreille,  je  te  dirai,  qui  tu  es, 
d'oü  tu  viens  et  oü  tu  ras!  Indessen  kommen 
auch  genug  Ausnahmen  von  der  :i  »gedeuteten 
Regel  vor.  So  können  in  einer  Familie  der  Vater 
seine  Ohrform  auf  die  eine  Hälfte  der  Kinder,  die 
Mutter  die  ihrige  auf  die  andere  Hälfte  vererben, 
oder  es  kommen  bei  den  Kindern  neue  Ohrformen, 
selbst  degenerirta  trotz  wohlgestalteter  Ohren  der 
Eltern,  zum  Vorschein  u.  a.  m.  Vielleicht  handelt 
es  sich  im  letzteren  Kalle  um  einen  Rückschlag  zu 
den  Ahnen.  — Bei  der  Vererbung  der  Ohren  Geistes- 
kranker, beziehungsweise  bei  der  Vererbung  dege- 
neririer  Ohrformen,  gelten  ähnliche  Gesetze,  wie 
bei  Gesunden,  doch  giebt  es  hierbei  ebenso  viele 
Ausnahmen.  Ein  allgemein  gültiges  Vererbungs- 
gesetz  lässt  sich  zur  Zeit  noch  nicht  aufstellen. 

6.  Professor  Dr.  Julius  Wolff,  Ueber  einen 
FallvonangeborenerFlughautkildnng. 
Mit  einem  Bilde.  Separatabdruck  aus 
Langen  beck's  Archiv  für  klinische 
Chirurgie.  Bd.  38.  S.  66.  Berlin  1868. 

Dieser  von  Wolff  am  zweiten  Sitzungstage  des 
XVII.  Coogresses  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Chirurgie  zu  Berlin  1888  vorgestellte  und  als 
„patagtum  i.  e.  Flughaut“  beschriebene,  entwiche- 
Inngsgeschichtlicb  höchst  interessante  Fall  ist  ein 
llnicnm  in  seiner  Art.  Es.  handelt  sich  uni  ein 
mehrfach  missgebildetes  Kind  gut  gebauter  Eltern. 
„ Die  Weichtheile  der  Beugeseite  der  linken  unteren 
Extremität  setzen  sich  in  eine  dreieckige,  platte, 
*/t  bis  2 cm  dicke,  gegen  die  Basis  des  Dreiecks 
hin  sich  verdünneude,  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
weiche  und  überall  von  normaler  Haut  bedeckte 
Masse  fort.  Die  Höhe  der  dreicckigeu  Masse  iu  der 
Gegend  des  Kniegelenkes  beträgt  etwa  11cm,  die 


Höhe  des  ganzen  Dreiecks  bis  zum  höchsten  Punkte 
der  spitzwinkligen  Erhebung  des  Kniegelenkes  etwa 
16  cm.  — Die  vom  Fersenhöcker  gegen  den  Sitz- 
höcker hin  verlaufende  Basis  des  Dreiecks  stellt 
bei  der  maximalen  Knicgelenksstrcckung  von  100* 
eine  gerade  Linie  dar,  während  sie  bei  ruhigem 
Sitzen  des  Kindes,  wobei  dag  Kniegelenk  in  einem 
etwas  weniger  als  einen  rechten  betragenden 
Winkel  steht,  eine  leichte  Convexität  nach  oben 
durbietet.  Längs  der  Basis  des  Dreiecks  fühlt  man 
einen  deu  Fersen-  und  Sitzhocker  verbindenden 
straffen  und  unnachgiebigen  Sehnenntrang  vou 
ungefähr  1 2 cm  Durchmesser.  Parallel  dem  unteren 
Ende  dieses  Stranges,  zwischen  ihm  und  dem  Cal- 
caneus,  fühlt  man  die  auffällig  schlaffe  und  uicht 
»ehr  deutlich  gelegene  Achillessehne,  sowie  ihre 
Fortsetzung  nach  oben  in  die  sich  breit  in  die 
platte  übrige  Mosculatur  des  Gebildes  verlierenden 
Muskclm A8*en  des  oberen  Gastroknemius  und  So- 
leus.  In  der  Oberschenkelpartie  des  Gebildes  fühlt 
man  handbreit  oberhalb  des  straffen  Rasisstrange* 
etwa  iu  der  Mitte  zwischen  diesem  und  dem  Knie- 
gelenk die  Sehnen  de»  M.  semitendinosus  und  semi- 
membranosus,  die  sieb  nach  unten  undeutlich  gegen 
das  obere  Ende  der  Tibia  hin  verfolgen  lassen, 
dagegen  i-t  die  Bicepsschne  nicht  zu  fühlen.  Die 
Patella  fehlt.“ 

Neben  diesem  eigenartigen  Gebilde  besitzt  das 
Kind  noch  eine  Anzahl  zum  Theil  merkwürdiger 
Missbildungen,  so  dass  Wolff  dasselbe  fast  als 
Raritutencabinet  bezeichnen  möchte.  Der  Fugs 
der  linken , mit  der  Flughaut  behafteten  l ’nter- 
extremität  ist  itn  Ganzen  rudimentär  entwickelt. 
Es  fehlen  an  ihm  die  zweite  und  dritte  Zehe,  sowie 
von  deu  dazu  gehörigen  Fusswurzelknochen  die 
der  dritten  Zehe.  Der  erste  und  zweite  Metatarsus 
scheinen  mit  einander  verwachsen  zu  sein.  Dazu 
kommt  noch  pathologische  Stellung  des  Fasses  zum 
Lnterschenkel , als  auch  der  restirenden  Zehen 
unter  sich,  ln  gleicher  Weise  verharrt  der  rechte 
Fuss  in  exquisiter  Kluinpfuaaatellung.  — Während 
die  linke  Hand  normal  ist,  weist  die  rechte  eine 
Svmlaetylie  auf,  und  zwar  zwischen  den  Spitzen  des 
zweiten  bis  vierten  Fingers,  die  überdies  in  Folgt* 
von  Phalangeudefecten  verkürzt  erscheinen.  — 
Neben  dem  zweiten  Lendenwirbel , etwas  nach 
rechts  von  der  Mitte  abweichend,  bemerkt  man  auf 
einer  4,5  cm  breiten  und  2 cm  hohen,  narbigen  Er- 
habenheit der  Haut  ein  3,5  cm  langes  und  1,5  cm 
breites,  Bchwanzähnliches  Gebilde  Aufsitzen,  das  sich, 
wie  häufig,  als  hängeude  Fettgeschwulst  charakteri- 
sirt  und  an  seiner  Lnterfläche  noch  zwei  kleinere 
Knoten  von  derselben  Beschaffenheit  trägt.  Oben 
und  recht«  von  diesem  Gebilde  siebt  man  ferner 
eine  2 cm  hohe,  3 cm  breite  und  0,5  cm  dicke  Haut- 
brücke von  narbigem  Aussehen,  welche  schräg  auf- 
wärts nach  ausseu  über  die  Gegend  der  elften  und 
zwölften  Rippe  weg  bis  zur  rechten  Axillarlinie 


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Referate. 


131 


verläuft  uml  unter  welcher  der  kleine  Finger  mit 
Mühe  passirbar  ist. 

Uns  Anthropologen  interes&ireu  von  den  er- 
wähnten Missbildungen  hauptsächlich  der  schwanz- 
artige Aubang  und  die  Flughaut.  Erster«  r ist 
schon  öfters  Gegenstand  wissenschaftlicher  Unter- 
suchung gewesen  und  bestätigt  die  von  den  Autoren 
gewonnenen  Ergebnisse.  Kt  was  guuz  Neues  auf 
eutwickeluugsgesckichtlichem  Gebiete  ist  dagegen 
die  Flughautbildung!  Haben  wir  es  hier  mit  einem 
Rückschläge  zu  thun?  Diese  Frage  beschäftigt 
uns  in  erster  Linie.  Zu  diesem  Zwecke  wollen 
wir  uns  im  Tbierreicke  nach  Analoga  umgehen. 
Eine  Flughaut  zwischen  Ober-  und  Unterschenkel, 
wie  in  unserem  Falle»  existirt  nirgends  bei  Tbieren. 
Das  einzige  Geschöpf,  welches  insofern  eine  Ähn- 
lichkeit bieten  könnte,  wäre  der  Vogel;  denn  er 
besitzt  eine  Flughaut  (patagiumj  zwischen  Ober- 
und Vorderarm.  Bei  den  fliegenden  Säugern,  wie 
Fledermaus»  fliegendes  Eichhorn  u.a.  ra.»  an  welche 
man  von  vornherein  denken  könnte,  sind  die  be- 
treffenden lläute  zwischen  Oberextreinität  einerseits 
und  Unterextremität  andererseits  ansgespanut. 
Bei  den  Flugeidechsen  ferner  hat  das  bewusste 
Organ  mit  den  Extremitäten  überhaupt  gar  nichts 
zu  thun,  da  sie  durch  fadenartige  Fortsätze  der 
Hippen  gestützt  werden.  Von  den  verweltlichen 
Sauriern  endlich  käme  nur  der  Pterodactvlus  in 


Betracht.  Bei  diesem  Reptile  aber  breitete  sieb 
die  Flughaut»  wie  aus  den  bet  .Soleubofeu  gefunde- 
nen Abdrücken  bervorgeht,  zwischen  dem  auffallend 
stark  verlängerten  kleinen  Finger  der  Vorderextre- 
mität  und  dem  Hiuterkörpcr  aus. 

Das  einzige  Organ,  welches  mit  unserem  Ge- 
bilde einigermaassen  Aehulichkeit  bieten  könnte» 
wäre  die  Flughaut  (patagium  s.  plicu  alaris)  der 
Vögel.  Dieselbe  setzt  sich  eigentlich  aas  zwei 
Hauten  zusammen:  eine  hintere  zwischen,  dein 
Rumpfe  und  der  inneren  Fläche  des  Oberarmes» 
und  eine  vordere  zwischen  Ober*  und  Vorderarm. 
In  die  letztere  begeben  sich  zwei  Muskeln,  der 
von  der  Schultergegend  kommende  m.  teusor  patagii 
anterioris  longus  und  der  Biceps.  — Aber  auch 
dieses  Gebilde  ist  nicht  im  Stande,  uns  Aufklärung 
über  die  von  uns  beschriebene  Abnormität  beim 
Menschen  zu  geben.  Wir  stehen  hier  vor  einem 
Uäthsel.  Vielleicht  dürfte  es  sich  am  eiue  abnorme 
amniotische  Anheftung  der  Unterextremität  han- 
deln, worauf  auch  die  strungförmigen  Gebilde 
(UeberbrOokuog)  auf  der  Haut  des  Kückens  zu 
deuten  scheinen,  Wolff  selbst  giebt  nur  die 
blosse  Schilderung  des  betreffenden  Falles  und 
stellt  ihm  zwei  etwa  ähnliche  Bildungen  ans  dum 
Tbierreiche  gegenüber,  enthält  sich  aber  jedweder 
Schlussfolgerung. 

Dr.  Bus  eh  an. 


II.  Verschiedenes. 

7.  Dr.  A.Carlier,  Etüde  sur  ForgaiiiBatiun 
et  la  dispositiou  des  cinq  vertebres 
cephuliques.  La  troisieme  paire  des 
roembres  cbez  Flloinme  et  les  untres 
Vertebres.  J.  B.  Bailiiere,  Paris.  1.  vol. 

8.  Avec  2til  figurce  intercalees  dans  le 
texte. 

Carlier  überrascht  ans  in  der  soeben  citirten 
Arbeit,  die  wir  leider  nur  in  einem  kurzen  Aus- 
züge von  Constant  Houlbert  (in  le  Naturalist« 

1888,  Nr.  42,  p.  275)  kennen,  mit  der  wissen- 
schaftlich höchst  interessanten  Entdeckung,  dass 
der  Unterkiefer  der  Sauget  liiere  als  drittes  Paar 
Gliedmanssen,  entsprechend  der  Ober-  und  Unter- 
extremität, aulznfassen  ist. 

Stellen  wir  uns  vor,  so  führt  Carlier  aus.  die 
Ellenbogen  wären  gebeugt  an  den  Körper  gedrückt, 
und  die  Hände  beide  nach  vorn  gefaltet,  so  hätten 
wir  einen  Unterkiefer  in  groben  Umrissen  vor  uns. 

Derselbe  würde  sich  in  diesem  Falle  aus  einem 
horizontalen  Tbeile.  bestehend  aus  den  zusammen- 
gefalteten  Händen,  sowie  dem  Vorderarme  und  aus 
einem  aufsteigenden  Aste,  dem  Oberarme,  zusam- 
mensetzen.  Eine  Aebnlichkeit  de«  Unterkiefers  mit 
der  Oberextremität  ist  iu  der  Tbat,  wenn  wir  bei- 


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132 


Referate. 


stehende  Figur  betrachten,  allerdingc  nicht  weg- 
xuleugnen.  Doch  genügt  diese  ausserlichc  Aehnlich- 
keit  nicht,  sofern  nicht  anch  ihr  morphologischer 
Zusammenhang  bewiesen  ist.  Leider  sind  wir  aber 
nicht  in  der  Lage,  die  Beweisgründe,  welche  Car- 
licr  für  aeiue  Theorie  herbeibringt,  mittheüen  zu 
können,  da  uns  das  Original,  wie  schon  erwähnt, 
nicht  zugänglich  war. 

Beschränken  wir  uns  daher  auf  eine  Wiedergabe 
dos  kurzen  Geeanimtresultates  der  Carl i er1  sehen 
Studie: 

Da»  Schulterblatt  findet  «ein  Analogon  in  der 
Schuppe  des  Schläfenbeins,  das  Schlüsselbein  in 
dem  oa  malare  und  dem  proceasu»  coracoideua;  der 
humerns  entspricht  hei  den  Oviparen  dem  viel  um- 
strittenen Os  quadratum,  hei  den  Säugethieren 
dem  aufsteigenden  Aste  des  Unterkiefers*  weniger 
dem  proceasu»  coracoideus. 

Die  ulna  und  der  radius  stellen  den  horizontalen 
Unterkieferast  dar,  dessen  beide  Segmente  zu  einem 
verschmolzen  und  verbreitert  sind. 

Die  distalen  Enden  der  Extremität  endlich  sind 
im  Unterkiefer  zn  einem  einzigen  Knochen  ver- 
einigt, der  mit  dem  entsprechenden  auf  der  anderen 
Seite  verschmolzen  ist. 

Da  wir  die  Beweisgründe  für  diese  interessante 
Entdeckung  Uarlier's  nicht  kennen,  so  müssen 
wir  es  uns  versagen,  ein  Urtheil  über  dieselbe  ab- 
zogeben. 


8.  Soren  Hansen,  Bidrag  til  Ostgrönlaen  - 
dorne«  A uth ropologi.  -Saertrvk  af  Medde- 
lelser  om  Grönland.  IX.  Kjöbenhavo 
1886.  (Beiträge  zur  Anthropologie  der  Üst- 
grüuländer.  Separatabdrnck  aus  Meddelelser 
om  Grönland.) 

Hansen  verdankt  seine  Stadien  Aber  die 
Ostgrünländer  den  Mitteilungen  des  (’apitüns 
G,  F.  Holm,  der  als  Leiter  einer  dänischen  Expe- 
dition in  den  Jahren  1883  bis  1ÖH5  läugs  der 
bisher  noch  wenig  erforschten  östlichen  Küsten- 
striche Grönlands  im  Verein  mit  dem  Schiffsofticier 
V.  Garde  sich  den  anthropologischen  Beobach- 
tungen in  grossem  Umfange  gewidmet  hatte. 

Die  östlichen  Grönländer  sind  von  unter  mittel- 
grossem  Wuchs;  jedoch  machen  sich  locale  beträcht- 
liche Unterschiede  geltend.  In  Angraagsalik  (65*  j 
bis  C6  Grad  nördh  Breite),  woselbst  Holm  über- 
winterte, weist  die  männliche  Bevölkerung  im  Mittel 
1647  mm  auf,  in  den  südlichen  Landstrecken  da- 
gegen nur  1604  mm  an  der  Ostküste  und  1576  mm 
an  der  Westküste. 

In  den  mittleren  Districten  der  Westküste, 
d.  h.  ungefähr  auf  demselben  Breitengrade  wie 
Angmagsalik,  fand  Hansen  1606mm  als  Dnrch- 
schnittsmaass. 

Folgende  Tabelle  veranschaulicht  die  Maass- 
Unterschiede  hei  Männern  und  Frauen  der  Ost-  und 

Westküste : 


cf 


9 


Nördliche  Ostküst« 
Südliche  Ostküjrte  . 
Südliche  Westküste 
Mittlere  Westküste 


Zahl  Jer 
Messungen 

Maxim  um 

Minimum 

Mittel 

,1,,r  Mn  slmum 
j Mesmwgen 

Minimum 

Mittel 

31 

mo 

1340 

1647 

13 

1630 

1430 

1661 

‘22 

1682 

I486 

1604 

23 

1634) 

1430 

1629 

21 

1684 

1320 

1378 

24 

J 1602 

1432 

ir.li* 

140 

1773 

1470 

1666 

110 

1 1640 

1370 

1506 

Diese  localen  Verschiedenheiten  in  der  Grösse 
sollen  nach  Hansen  zum  grossen  Theil  durch 
grössere  oder  geringere  Reinheit  der  Rasse  bedingt 
sein,  ln  Angmagsalik  hat  die  Bevölkerung  ihre 
ursprüngliche  Reinheit  noch  am  meisten  bewahrt, 
während  sie  umgekehrt  gerade  an  der  Westküste 
mancherlei  Vermischungen  eingegangen  ist. 

Der  Rumpf  der  Bewohner  des  östlichen  Grön- 
lands ist  gut  entwickelt,  vor  Allem  aber  die  Brust. 
Die  Männer  weisen  hier  einen  Brustumfang  von 
397  mm,  die  Frauen  einen  solchen  von  856  mm  auf. 

Der  Umfang  des  wenig  prominenten,  gut  ge- 
hanten Abdomens  ist  gegenüber  dem  der  Brust 
viel  geringer.  Dib  Brüste  der  Frauen  sind  oft 
zugespitzt  und  fangen  frühzeitig  an,  hcrabzuhfin- 
gen.  — Von  besonderem  Interesse  ist  die  ungleiche 


Entwickelung  der  Gliedmaassen.  Die  Arme  sind 
von  gewöhnlicher  Längo,  dabei  stark  rnusculös; 
die  Beine  dagegen  sind  kur*,  schlank  und  vou 
schwacher Muscnlatur.  Hansen  glaubt  den  Grund 
für  diese  auffällige  Erscheinung  in  der  Beschäfti- 
gungsweise  der  Eskimos  gefunden  zu  haben.  Schon 
von  der  frühesten  Jugend  an  wird  der  Arm  durch 
Harpunenacblöudcrn  und  Werfen  von  anderen  Ge- 
schossen gestählt;  die  Unterextremitäten  dagegen 
bleiben,  weil  bei  dieser  Beschäftigung  der  Eakimo 
fast  den  ganzen  Tag  im  engen  „Kajak“  zubringt, 
in  Folge  von  Innctirit&taatrophie  in  der  Entwioke- 
lung  weit  zurück.  Am  exquisitesten  treten  diese 
Folgen  der  Beschäftigung  an  den  Bewohnern  der 
West-  und  Ostküste  in  ganz  verschiedener  Weise 
zu  Tage:  Dort,  wo  die  Bevölkerung  während  des 


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Referate. 


133 


Sommer!»  der  Jagd  de«  Rennthieres  obliegt  und 
eich  somit  mehr  der  Bewegung  aubsctzt,  sind  die 
Unterextremitäten  weit  kräftiger  entwickelt,  als 
im  Osten,  wo,  wie  gesagt,  die  Jagd  auf  dem  Wasser 
in  Folge  der  beständigen  Rübe  im  Boote  das  gerade 
(iegentheil  bewirkt. 

Wu«  die  Schädelmaaase  betrifft,  so  differiren 


dieselben  sehr,  je  nachdem  man  sie  nm  Lebenden 
oder  am  skelettirten  Schädel  genommen  hat. 

Nach  Holm  und  Garde,  die  13b  Individuen 
maassen,  beträgt  der  mittlere  Längen  - Breiten- 
Index  bei  den  Männern  76,9,  bei  den  Frauen 
75,6,  d.  h.  es  herrscht  an  der  Ostköste  die  Meso- 
cepbalie  vor. 


Längen - Breiten-Index. 


Cf 

S 

Zahl  der 
Messungen 

Maximum  Minimum 

Mittel 

; Z.lll  in 
Meinungen 

Maximum  Minimum 

Mittel 

Nördlich«  Ostküst**  . . . 

31 

72,5  f 

77,8 

15 

1 - 80,7  j 

70,2  ] 

78,5 

Sudliehe  Ostküste  .... 

22 

78.«  | 

71,8 

75.7 

23 

81,2 

69,9 

75,0 

Südlich«  Westküste  . . . 

21 

72,6 

- 

i 

78,1 

1!  24 

II 

1 84,5 

1 1 

70,5 

76,8 

Der  Gesichts-Index  beträgt  103,8,  mithin  lepto- 
prosop;  der  iudex  gomo-zygoinaticns  82,3.  Diese 
beiden  letzteren  Maas^e  sind  insofern  von  antbro- 
pometrisch  höchst  wichtiger  Bedeutung,  als  sie  die 
höchsten  Maaase  darstelleu,  die  bis  jetzt  unter  den 
menschlichen  Rassen  gefunden  worden  sind.  I in 
(Jebrigen  besitzt  das  Gesiebt  eine  ovale  Form;  die 
unteren  Partien  sind  verhältnissmüssig  breit  Die 
Nase  ist  schmal  und  vorspringend;  ihre  Form  er- 
innert manchmal  an  die  Adlernuso. 

Von  den  Maaasen , die  llanseu  an  den  skelet- 
tirten  Schädeln  genommen  hat,  lassen  wir  nur  die 
wichtigsten  hier  folgen: 


Maximum 

Minimum 

Mittel 

Capacität 

1655 

1165 

1446 

Grösste  Länge  .... 

197 

178 

183 

Grösste  Breite  .... 

142 

124 

133 

Stirabreite  ...... 

114 

#8 

105 

LAngen-Breiten-Iudex  . 

78,0 

68,0 

72,8 

Lau  gen- Höhen -lud ex  . 

69.2 

77,6 

74,3 

Basislilng« 

112 

»2 

103 

Horizontaluiufang . . . 

540 

495 

512 

Hagif talumfaug  .... 

548 

484 

518 

Gesicht** Itxlex  .... 

100,0 

85,9 

93,1 

Jochbreite 

126 

104 

m 

Orbital-Index 

»7,5 

81,0 

87,4 

Nasal-Index 

45,1 

34,5 

44,0 

Gaumen-Index  .... 

»0,0 

. *3,8 

78,1 

Demnach  würden  den  skelettirten  Eskimoschä- 
del  folgende  Eigenschaften  auszeickuen:  Dolicbo- 
cephalie,  Ortbocephalie,  Lcptoprosopie,  Hypaicon- 
chic,  Leptorrhinie  und  Leptoataphylie. 

Die  Geschlechtsuuterscliiede  sollen  nicht  beson- 
ders deutlich  hervortreten. 

Die  Dentition  bietet  mancherlei  Unregclmaseig- 
keiteu.  Dass  ein  oder  mehrere  der  drei  Mahlzähne 
fehlen,  ist  keine  Seltenheit.  Diese  Anomalie  beob- 
achtete Hansen  unter  achtzehn  Schädeln  acht- 
mal. Ein  oder  zwei  Schneidezähne  waren  an  zwei 
Schädeln  mangelhaft  entwickelt;  die  Kckzühue 
batten  oft  die  Form  von  Keilen. 

Was  die  Farbe  der  Haut  betrifft,  so  muss  man 
zwischen  den  unbedeckten  und  bedeckten  Körper- 
stellen unterscheiden.  Die  erster«»  sind  im  All- 
gemeinen braungelbschwarz  mit  leichten  Nüau- 
cirungen;  die  letzteren  heller  und  fast  blaugchwarz, 
d,  h.  ungefähr  wie  eine  helle  Olive.  Die  Frauen 
sind  gewöhnlich  etwas  heller  als  die  Männer. 

Die  Augen  sind  stets  braun  und  dies  meisten » 
in  derselben  Schattirang.  Nur  ein  einziges  Mal 
bot  sich  den  Unterguchern  eine  Abweichung  dar, 
eine  junge  Frau  mit  blauen  Augen. 

Die  Haarfarbe  schwankt  zwischen  Tiefschwarz 
und  Dunkelbraun;  bei  den  Fraueu  ist  sie  duukler 
als  bei  den  Männern,  für  gewöhnlich  die  Folge  von 
eigentümlichen'  Waschoperationen  mit  Urin.  Im 
Uehrigen  ist  der  Haarwuchs  kräftig.  Die  Ilaare 
selbst  sind  glatt,  und  zwar  beim  weiblichen  Ge- 
schlecht durchweg  feiner  als  beim  männlichen.  — 
Die  Unsitte  der  Depilation  an  den  verschiedensten 
Körperstelleu  existirt  bei  beiden  Geschlechtern. 


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Aus  der  Italienischen  Literatur 


von 

Dr.  tncri.  et  pbil,  Busch  an. 


1.  Archivio  per  TAntropologia  e la 

Etnologia , organo  della  Societa  Ita- 
liaua  di  Antropolugia,  Etnologia  e psi- 
cologia  comparata;  publicato  dal  Dott. 
Paolo  Mantegrazza,  Prof.  ord.  di  antrop. 
nel  r.  istituto  suporiore  iu  Firenze.  Diciot- 
tosimo  volumo  Fironze  1888.  Bd.  XVIII, 
lieft  1.  1.  Üott. G.  Bellucci.  sopra  duePin- 
taderas  rinvenute  nell’Umbria  (über  zwei 
in  Umbrien  gefundene  Pintaderas). 

Unter  der  Bezeichnung  piniadera  (»panische* 
Wort;  bedeutet  eigentlich  ein  Instrument,  mit 
welchem  man  das  Brot  stempelt,  bevor  es  in  den 
Backofen  kommt)  hat  Verneau  (las  pintaderas  de 
Uran  Cauariu  in  anales  de  la  Sociedad  Espanola  de 
liistoria  natural  de  Madrid.  Tomo  XII,  p.  319, 
1883,  Uebersetznng  iu  die  französische  Sprache 
von  Hamy  in  Revue  d'Ethnographie  1884,  p.  193) 
ein  eigentümliches  Geräth  in  die  Wissenschaft 
eingeführt,  welches,  sowohl  was  die  Form  als  auch 
den  Zweck  au  betrifft,  an  unsere  Petschafte  er- 
innert und  in  grosser  Menge  bei  den  alten  Be- 
wohnern der  Cauariseben  Inseln,  zu  Galdar,  Agüi- 
mes  und  Tirajana,  im  Gebrauch  gewesen  ist. 

Verneau  unterscheidet  zwei  Typen  dieser  cana- 
rischeu  Instrumente.  Die  eino  Form  stimmt  so 
ziemlich  mit  einem  Petschaft  überein,  insofern 
sie  eine  bald  ruude,  bald  viereckige  Platte  dar- 
stellt . in  welche  eine  Zeicbnuug  eingravirt  ist 
und  an  welcher  sich  ein  Handgriff,  der  für  ge- 
wöhnlich durchlöchert  ist,  ansetzt.  Der  andere 
Typus  hat  die  Gestalt  eines  cyliudrischen  Kegels, 
dessen  Grundfläche  gleichfalls  Zeichnungen  auf- 
weist und  zuweilen  gezahnt  erscheint.  Das  obere 
Ende  des  couisch  zulaufenden  Gerüthc*  ist  meistens 
durchlöchert.  Auf  den  Uanarischen  Inseln  dienten 
diese  Geräthe,  nach  dem  Zeugnisse  der  alten 
Schriftsteller  zum  Stempeln  der  Körperoberflüche 
mittelst  bunter  Farben. 

Die  Pintaderas  bieten  ans  insofern  ein  grosses 
ethnologisches  Interesse,  weil  sic  nicht  nur  hei 
modernen  Völkerschaften  noch  in  Gebrauch  sind, 
sondern  auch  bei  denen  aus  vorgeschichtlicher. 


selbst  der  Steinzeit  wahrscheinlich  zu  demselben 
Zwecke  schon  Verwendung  fanden.  Ausser  auf 
den  Cauariseben  Inseln  wurden  Instrumente,  ähnlich 
den  Pintaderas,  von  Mondiere  bei  den  Negern  von 
Assinia  (Goldküste),  von  anderen  bei  den  Indianern 
ain  Orinoco  und  den  Guabibos  am  Rio  Vichado  be- 
obachtet. 

Die  amerikanischen  Pintaderas  sind  aus  Holz 
verfertigt  und  dienten  zum  Schmucke  (Stempeln 
mittelst  Farbe)  des  Körpers.  Bei  den  Negern  er- 
füllen sie  den  Zweck  eines  Heilmittels  gegen 
Lenden-  und  Brustschmerzen  oder  eines  Zauber- 
mittels bei  seltenen  Naturereignissen;  in  beiden 
Füllen  werden  einzelne  Körperstellen  mittelst  der 
verschiedenartigsten  Farben  gestempelt. 

Was  die  Verbreitung  der  Pintaderas  in  vorge- 
schichtlicher Zeit  betrifft,  so  ist  ihr  Vorkommen 
sowohl  für  Amerika  (Mexico,  Yucatan,  Venezuela 
und  Cundinamarca)  als  auch  für  Europa  verbürgt. 
In  Italien  wurden  sie  bisher  in  Ligurien,  und  zwar 
zwei  in  derCaverna  delle  Areue  Candide  bei  Final- 
inarina  (A.  Issel,  nuove  ricerche  sulle  caverne 
osaifere  della  Liguria.  Roma  1878,  p.19  und  Bullet, 
di  Paletn.  ital.  1886,  p.  132),  eine  in  der  Grotta 
di  Pollera  (Bullet,  di  Paletn.  it  1886,  p.  227)  und 
Emilia,  bei  Cumpcggiue  (Bullet.  1877,  p.  lü)  ge- 
funden. Dazu  kommen  noch  zwei  Funde  aus  der 
jüngsten  Zeit  und  zwar  aus  Umbrien;  sie  sind  die- 
jenigen, welche  Bell ucci  im  vorliegenden  Aufsatzo 
abbildet  und  beschreibt.  Beide  Pintaderas  stammen 
aus  der  Umgebung  von  Perugia,  die  eine  aus 
Castiglione  del  Lago,  die  andere  aus  Bettona. 
Uebcr  ihr  Alter  lasst  sich  wenig  Sicheres  ermitteln. 
Der  eine  Fundort  lieferte  bisher  eine  reichliche 
Ausbeute  von  Gegenständen  aus  der  neolithischeti 
und  Bronzezeit;  der  andere,  der  letztere,  haupt- 
sächlich solche  aus  der  Steinzeit.  Das  eine  Stück 
ist  vom  Typus  Nr.  1 (nach  Verneau).  und  beträgt 
37  nun  Höhe  bei  eiuem  Basisdurchmesser  von 
17  mm.  Da»  Ornament  auf  der  Grundfläche  besteht 
in  zwei  peripheren  Kreisen,  zwischen  welchen  eine 
ebenfalls  kreisförmig  angeordnete  Punktreibe  ein- 
geschaltet ist,  und  aus  fünf  um  das  Centrum  herum 


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Referate. 


135 


strahlenförmig  an  geordneten  Winkeln.  Das  andere 
Object  hat  die  Form  eines  abgestumpften  Kegels 
und  misst  34  mm  in  der  Höhe.  Heide  Grund- 
flächen sind  mit  eingravirten  Zeichnungen,  Winkel, 
deren  Scheitelpunkte  nach  dem  Centrum,  einer 
runden  Vertiefung,  zu  gerichtet  sind,  bedeckt.  Heide 
Gegenstände  sind  aus  feiner  Thonerde  aus  freier 
Hand  gearbeitet  und  stark  gebrannt.  Ihre  Farbe 
ist.  rothschwarz. 

Die  Bedeutung  dieser  eigentbümlicheii  Thon- 
gehilde  war  anfangs  vollständig  iu  Dunkel  gehüllt, 
bis  zuerst  de  Albertis  (Crociera  del  Corsaro  alle 
iaole  Madera  e Canario,  Genova  18S4,  p.  122),  der 
die  im  maseo  canario  di  Santa  Cruz  di  Tenerife 
befindlichen  Pintaderas  in  Augenschein  genommen 
hatte,  auf  die  Aehnlichkeit  der  letzteren  mit  den 
aus  der  Vorzeit  Italiens  stammenden  Objecten  die 
Aufmerksamkeit  lenkte.  Zweifelsohne  dienten  die 
prähistorischen  Pintaderas  zu  demselben  Zwecke, 
wie  die  noch  hente  bei  afrikanischen  Völkern  üb- 
lichen Gegenstände  desselben  Namens. 

Auf  Tafel  1 giebt  Hellucci  zur  Illustrirung 
seines  Aufsatzes  einige  Abbildungen  von  Pintaderas 
ans  Ligurien,  Mexico,  Gran  Cnnaria  und  Umbrien. 

2.  Sergi  Guiseppe,  Antropologia  flsicia  dolla 
Fuegia,  nuove  osservazione  di  S.  G. 
(physische  Anthropologie  der  Be- 
wohner dos  Feuerlandes). 

Verfasser  berichtet  über  ein  neues  vollständiges 
Skelett  eines  Feuerländers,  welches  er  durch  Pigo- 
rini  von  Dr.  Dali1  Ort o aus  Colonia  del  Sacramento 
in  Uruguay  als  Geschenk  erhalten  hatte.  Dasselbe 
gehört  einem  männlichen  Individuum  aus  dem 
Stamme  Jagan  an.  Der  Schädel  ist  massiv  gebaut 
und  mit  starken  Muskelansätzen  ausgestAttet. 
Seine  Nftthe  haben  sich  zum  grössten  Theil  voll- 
ständig geschlossen,  so  dass  man  einen  Greiaen- 
schüdelvon  mindestens  70  Jahren  vor  sich  zu  haben 
glaubt.  Nach  den  sonstigen  Skeletverhältnissen, 
besonders  nach  dem  Zustande  der  Zähne  zu  ur- 
theilen,  betrag  das  Alter  des  Individuums  vielleicht 
40  Jahre. 

Seine  hauptsächlichsten  Maasse  sind  folgende: 
Cubikcentimeter 


Capacität 1 305 

Länge . . 179 

Breite  . . 146 

Höhe 138 

Horizontalumfang 515 

Sagittalamfang 368 

Trans  versalumfang 322 

Gesichtshöhe  .......  120 

Ohrgesichtshöbe 72 

Jochbreite 144 

Längenbreitenindex  ....  Hl 

Längenböhenindex  .....  74,8 

Ohergesichts-  (Gesichts-)  Index  . 50  (83.3) 


Cubikcentimeter 

Na»enindex  .... 

. . . 40.9 

Augenhöhlenindex  . . 

. . . 80 

Gaumeuindex.  . . . 

...  72 

Der  Schädel  ist  somit  hrnchyceplml.orthocephal, 
chamäprosop.  chamäcouch,  leptorhin,  leptostaphylin 
und  prognath. 

Im  Allgemeinen  lässt  sich  über  diesen  .Schädel 
sagen,  dass  er  demselben  Typus  entspricht,  welchen 
der  Verfasser  schon  für  frühere  fünf  Schädel  auf- 
gestellt hat.  (Sergi,  Anthropologin  tisica  della 
Fuegia,  atti  della  R.  Accademia  inedica  di  Roma, 
anno  XIII,  1886  bis  1887,  serie  11,  vol.  111). 
Mantegazza  und  RegAlia  (Archiv  per  l’antro- 
pologia  XVI,  1886)  wollten  verschiedene  Typen 
an  den  von  ihnen  untersuchten  Feuerhimlerschadelu 
aufgefunden  haben , einen  plumpen  Typus  (grosso- 
lano),  einen,  welcher  an  den  uiongoloiden  erinnert, 
und  einen  dritten,  den  sie  nur  einmal  beobachteten 
und  nicht  weiter  benaunt  haben.  Die  weiblichen 
Schädel  rechnen  zu  der  erstcren  Kategorie.  Wie 
Bchon  erwähnt,  konnte  Sergi  an  seinen  Schädeln 
nur  eiuen  Typus  aufstcllen,  der  aber  mit  dem 
ersten  der  Mantegazza-Regali a'sclien  Finthei- 
lung  zusammenfallen  soll. 

Im  Anschlüsse  an  seine  Schädelschiiderung 
giebt  Sergi  eine  Zusammenstellung  der  Resultate, 
welche  Muntegazza, Re  galin  (Florentiner  Samm- 
lung), Garson,  Turner  (englische  Autoren)  und  er 
selbst  an  Feuerländerschfideln  gewonnen  hüben. 

Unter  47,  von  den  genaunteu  Forschern  unter- 
suchten Schädeln,  finden  sich  Ü hrachycephale, 
27  meaocephale  und  11  dolichocephale;  nufer 
44  aus  denselben  Sammlungen  18  bypsicephule, 
22  orthocephale  und  4 cbamäcephale,  unter  39 
derselben  21  leptoprosopo  und  18  chatnäpro- 
sope  Schädel.  Hierbei  ist  noch  zu  bemerken,  dass 
Sergi  als  Ubergesiclitsindex  für  16  männliche 
Schädel  50,8,  für  10  weibliche  48,6  erhielt,  die 
Florentiner  Gelehrten  dagegen  einerseits  viel  höhere 
Zahlen  (für  12  mäunlicbe  51,7,  6 weibliche  52,2), 
andererseits  das  umgekehrte  Verhältnis»  für  die 
beiden  Geschlechter  constntirteu. 

Als  Nasenindex  fand  Sergi  an  seiueu  Schädeln 
44,8  iin  Mittel  für  Männer  und  Frauen,  die  Floren- 
tiner Forscher  dagegen  48;  in  der  letzteren  Samm- 
lung waren  zwar  leptorhioe  Schädel,  oder  auch 
platyrhine,  sogar  bi»  57,78  vertreten. 

Vom  Rumpfe  und  den  Extremitäten  will  ich 
noch  folgende  lndices  wiedergehen.  Der  Scapulur- 
index  an  dem  uns  interessirenden  Skelette  ist  sehr 
hoch,  71,5,  im  Vergleich  zu  dem  der  13  früheren 
Skelette  (64,5).  Der  Iudex  cncmicus  (67)  ent- 
spricht der  Mittelzahl  der  übrigen  Skelette.  Viel 
höher  ist  dagegen  der  Index  bumero-radialis  (82). 
Der  Index  femoro  tibialis  beträgt  71,7. 


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136 


Referate. 


3.  Carlo  de  Stefani,  di  alcune  proprietä 
collottivo  noll’  Appennino  e degli  ordina- 
menti  relativi.  (Ueber  einige  Coliectiv- 
beeitzungen  im  Appennin  und  »ich  dar- 
auf beziehende  Anordnungen.) 

In  einzelnen  Gegenden  des  Appennin  linden  sich 
noch  die  Spuren  eines  Systeme» , welches  die 
moderne  Ockonomie  als  Collectiviemus  bezeichnet. 
In  diesen  Gemeinden  nämlich,  z.  B.  in  den  coinuni 
di  Vagli,  di  Villa  Collcmandina,  di  Sillano  u.  a., 
Ixrsteht  der  durch  Decrete  am  dem  Anfänge  des 
17.  Jiihrhunderts  verbriefte  Uhus,  dass  die  Gebirgs- 
wiesen  oder  sonstigen  Landenden  Gemeindeeigen- 
thum sind  und  jedesmal  nach  einem  Umlauf  von 
einer  gewissen  Anzahl  von  Jahren  (z.  K.  1 oder  5 
oder  0 Jahren)  unter  die  einzelnen  Familien  oder 
auch  unter  verdienstvolle  Männer  vertheilt  wenlen. 
Wenn  die  Zeit  der  Ernte  gekommen  ist,  wird  ein 
Sendbote  durch  die  Gemeinde  geschickt,  welcher 
die  Mitglieder  derselben  für  einen  bestimmten 
Tag  einladet,  um  die  ansgesäeten  Früchte  etc.  zu 
sammeln.  Stefani  glaubt  diese  Einrichtung  auf 
die  vorhistorische  Zeit  zurückführen  zu  dürfen . in 
welcher  noch  Ligurier  jene  (regenden  bewohnten. 

4.  Paolo  Mantogazza,  il  Tatuaggio  nelT  an- 
tico  Peru  (Tätowiren  im  alten  Peru). 

Wir  besitzen  verschiedene  Beweise  dafür,  dass  iu 
der  vorgeschichtlichen  Zeit  hei  einzelnen  Völkern  die 
Sitte  des  TätowirenB  schon  bestanden  hat.  Fletcher- 
Wnshingtou  erwähnt  eiserne  und  knöcherne  In- 
strumente au«  den  alt  ägyptischen  Gräbern,  welche 
zu  besagtem  Zwecke  gedient  haben  mögen.  Tato* 
wirte  Mumien  wurden  bisher  indessen  nicht  ge- 
funden, ebensowenig  ist  ein  Wort  aus  dem  Alt- 
ägyptischen  für  diese  Sitte  bekannt  geworden. 
Mantegazza  schliesst  sich  daher  der  schon  von 
Joest  aUHgesprochenenen  Ansicht  an,  dass  die 
alten  Aegypter  die  Sitte  des  Tätowiren»  nicht 
kannten,  sondern  sich  und  ihre  Todten  nur  bemalten. 
Die Mutnie  Rarases'II.  hatte  roth  gefärbte  Hände.  Da- 
gegen tätowirteu  sich  die  alten  Assyrier  und  viel- 
leicht die  alten  Bewohner  von  China.  In  diesem 
Lande  besteht  wenigstens  heute  noch  dieser  Usus. 
Desgleichen  ist  erwiesen , dass  sich  die  alten  Ein- 
geborenen Amerikas,  vom  Cap  Horn  an  bis  zum 
Polarmeere,  tätowirten.  Von  den  alten  Peruanern 
wissen  wir  nicht  nur  durch  Schriftsteller,  die  dar- 
über berichten,  sondern  auch  au»  den  Funden, 
welche  hauptsächlich  in  der  Totenstadt  Aucon  von 
lteiss  und  Stübel  gemacht  wurden.  Einzelne 
daselbst  aufgedeckte  Mumienreste  zeigten  noch 
deutlich  in  Schwarz  gehaltene  Muster  von  Linien, 
Sternen,  Punkten  u.  s.  w.  auf  der  Haut  des  Arme», 
der  Hand  und  einzelner  Huinpfpartien.  Ein  zweiter 
Beweis  wird  uns  durch  zwei  au8  Alt- Peru  stam- 
mende Gebisse  iui  Berliner  Völkermuaeuin  geliefert, 


aufw'elchen  zwei  menschliche  Figuren  mit  schwarzen 
Tätowirungen  dargestellt  sind. 

ln  Mantegazza'«  Besitz  gelangte  in  jüngster 
Zeit  durch  Professor  Mazzei  ein  Vorderarm  ans 
einem  peruanischen  Grabe,  der  auf  beiden  Flächen 
Spuren  des  Tätowiren«  darbot,  Dia  Ornamente 
der  Zeichuung  bestanden  hauptsächlich  in  Mftander- 
linien,  mehr  oder  weniger  complicirt . und  aus 
symmetrischen  Reihen  vou  Curven , welche  an  die 
Zahl  Ü im  Anssehen  erinnerten. 

Auf  zwei  Tafeln  (tavola  II  e III)  illustrirt 
Mantegazza  die  letzteren. 

5.  Dott.  Jacopo  Danielli,  il  Corridore  Marti- 
nen!, osservazioui  antropologiche 
(über  d ou  Schuollläufer  Marti uelli). 

Nicht  nur  der  normale  Mensch  und  der  Geistes- 
kranke oder  Verbrecher  sind  Gegenstand  der  an- 
thropologischen Untersuchung,  sondern  in  gleicher 
Weise  jedes  Individuum,  welche»  in  seincu  Ver- 
richtungen von  dem  alltäglichen  physiologischen 
und  anatomischen  Verhalten  abweiebt.  Von  diesem 
Grundsätze  ausgehend,  unternahm  es  Daniolli  auf 
Anrathen  seines  Meisters  Mantegazza,  den  be- 
rühmten italienischen  Schnellläufer  Mart  in  eil  i im 
anthropologischen  Institute  zu  Florenz  zu  messen 
und  zu  untersuchen. 

Aus  dein  Vorleben  diese»  vierzig  Jahre  alten 
Manne»  ist  hervorzuheben , da»»  er  aIb  Kind 
rhuchitisch  war,  and  dies  in  solchem  Grade,  dass 
er  bis  zu  seinem  siebten  Jahre  ohne  Stützen  nicht 
aufrecht  gehen  konnte.  Im  Alter  von  28  Jahren 
erwachte  in  ihm  hei  Gelegenheit  einer  Schauvor- 
stellung das  Verlangen,  »ich  zu  seinem  jetzigen 
Metier  auszubilden.  Es  gelang  ihm  sogleich,  8 km 
in  32  Minuten,  mithiu  1 km  in  3 Minuten,  zurück* 
zulegen;  wenige  Tage  später  wiederholte  er  dieses 
Experiment,  indem  er  12km  in  50  Minuten,  also 
1 km  in  4 Minuten,  durchlief.  Später  brachte  er 
es  zu  solcher  Fertigkeit,  dass  er  einmal  8 kiu  in 
23  Minuten,  mithin  l km  in  nur  2,8  Minuten  im 
Laufe  zurftcklegte. 

Von  deu  Schüdolmaassen , die  Danielli  auf- 
führt, will  ich  nur  erwähnen,  daRR  dieselben  sich 
zwischeu  den  normalen  Grenzwerthen  bewegen. 
Mehr  dürfte  den  Anthropologen  resp.  Physiologen 
da»  Verhältnis  der  Gliedmassen  zum  Kumpfe,  die 
Brustmaaese  und  die  vitale  Capacit&t  de»  Schnell- 
läufer» interessirvn.  Bei  der  Frage  nach  deu  kör- 
perlichen Proportionen  muss  man  freilich  in  Be- 
trachtziehen, dass  dieselben  in  Folge  der  erwähnten 
Kinderkrankheit  nicht  mehr  in  normalen  Verhält- 
nissen geblieben  sind  uiul  somit  eigentlich  keinen 
Vergleich  mit  Personen  anderer  Profeasionen  zu- 
lassen ; dessenungeachtet  versucht  e»  der  Verfasser, 
einen  Vergleich  mit  Männern  aus  derselben  Gegend, 
von  wo  Martinolli  herstammt,  zu  ziehen. 


I 


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Referate. 


137 


Martinelli  iat  1,434  in  hoch,  somit  von  nie- 
driger  Statur.  Dies  ist  um  so  mehr  bemerkens- 
wert!}, als  die  Männer  seiner  Heimat!).  Camajore 
in  der  Provinz  Lucca,  unter  die  grössten  Männer 
Italiens  zähleu  (uueh  Loinbroso  im  Mittel  1,72  m). 
Auf  überstandene  Rachitis  lassen  unter  anderen 
folgende  Residuen  schliessen:  die  ungleiche  Schulter- 
höhe. leichte  Säbelheine,  proeminenter  Unterkiefer 
und  lange  Arme.  Die  Armläuge  beträgt  706 mm; 
im  Verhältnis*  zu  der  Körperlänge,  diese  gleich 
1«K)  gesetzt,  47,6.  Die  Uuterextremitäten  sind  da- 
gegen als  kurz  zu  bezeichnen.  Die  Lunge  derselben 
beträgt  722  mm  (im  Verhältnis»  zur  Körperlänge 
48,0),  und  zwar  kommen  deren  auf  den  Ober- 
schenkel 282mm  (19,0),  auf  den  Unterschenkel 


375  mm  (24,0)  und  auf  die  Fussböhe  83  mm  (5,5 
zur  Körperläuge). 

Um  einen  Anhalt  für  die  Beurtheilung  des 
Plattfusses  zu  haben,  hat  Danielli  den  Index 
platipodiciis,  wie  er  ihn  nennt,  ausgerechnet;  der- 
selbe beträgt  5,7.  Er  versteht  darunter  das  Ver- 
hältnis» zwischen  der  Höhe  des  inneren  Fussrandes 
einerseits  und  der  ganzen  Fusslänge  andererseits, 
die  letztere  gleich  100  gesetzt. 

Für  die  Beurtheilung  der  Brustmaasse  Marti- 
n eil  Fs  zieht  Danielli  eineu  Vergleich  zu  den 
Mittelmaßen , welche  Maestrelli  (Archiv  d’Antr. 
e Ktnol.  Vol.  XI)  an  100  Soldaten  mittlerer  Grösse 
gewonnen  hat.  Folgende  Tabelle  veranschaulicht 
diese  Verhältnisse  : 


Absoluter 

Thorax- 

Absoluter 

Querdurch- 

1 Absolute 
■ Brustbein-  j 

Thorax- 

umfang 

Querdurch- 
messe  r des- 
selben 

Brust  bein- 
länge 

umfang 

messe  r 

länge 

bezogen  auf  die  Körperlänge  (=  100) 

Maasse  nach  Martinelli  ge- 
nommen   

mnt 

295 

168 

60,1 

19,5 

11,1 

äoldatemnaa&se  nach  Mae- 

8*0  . 

strelli 

262 

162 

53,0 

13,7 

9,7 

Unterschied  zwischen  beiden 

zu  Gunsten  de»  oraleren  . 

1°  n 

33 

4 

«.» 

I 

3,6 

1,4 

Es  geht  ans  dieser  Tabelle  deutlich  hervor, 
dass  Martinelli,  wie  auch  seinem  Berufe  nach  za 
erwarten  war,  über  grössere  Thoraxdiinensionen 
verfügt,  als  es  der  Durchschnitt  bei  Soldaten  mitt- 
lerer Grösse  der  Fall  zu  sein  pHegt. 

Was  die  vitale  Capacität  der  Längen  betrifft. 


so  ist  auffällig,  dass  dieselbe,  was  die  absolute 
Menge  der  eingeathraeten  und  ausgeathmeten  Luft 
betrifft,  ziemlich  hinter  der  Capacität  von  gesunden 
Soldatenlungen  zurücksteht,  dass  sie  dagegen  aber, 
auf  die  Grösse  des  Körpers  bezogen,  jene  weitaus 
übertrifft. 


Absolute  vitale  Capacität 

Soldaten  nach  Maestrelli  ♦ . . 3911  (3?oo  — 4601) 

Martinelli 2692 


Dicsell*?  auf  die  Körper- 
lange  {=  100)  bezogen 

1410 

1810 


Der  Puls  Martinelli'«  vor  dem  Laufen  (55 
Schläge  in  der  Minute)  ist  nicht  so  frequent,  als 
es  die  Physiologie  nach  ihren  Erfahrungen  (in 
Italien  für  Männer  von  19  bis  60  Jahren  60  bis 
68  Schläge)  verlangt;  nach  dem  Datierlauf  betrug 
er  95  Schläge. 

Die  Athemfreqnenz  ist  ebenfalls  geringer  (17 
Athemzüge),  als  es  für  gewöhnlich  bei  gesunden 
Männern  der  Fall  zu  sein  ptlegt.  Während  l>ei 
diesen  ein  Athomzug  auf  vier  Pulsschläge  kommt, 
gestaltet,  sich  bei  Martinelli  dasselbe  Vcrbfiltniss 
wie  1 : 8* 

Archiv  für  Anthropologie.  IW.  XIX. 


Das  Endresultat,  zu  welchem  Danielli  durch 
seine  Beobachtung  des  Schuelllänfers  Martinelli 
geführt  wird,  gipfelt  darin,  dass  Letzterer  desshalb 
im  Stande  ist,  lange  Läufe  ohne  Beschwerden  aus- 
zuführen.  weil  er,  einmal  trotz  sonstiger  physischer 
Fehler  doch  über  einen  guten  Brustkorb  verfügt, 
und  zum  anderen  durch  stete,  systematische  Hebung 
seineu  Organismus  zu  diesem  seinen  Handwerk 
ausgebildet  hat. 

G.  Heft  II.  Prof.  Paolo  Mantogazza,  gli 
atavismi  psichiei  (über  psychischen 
Atavismus). 

18 


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138 


Referate. 


Dein  Atavismus  auf  anatomischem  Gebiete  stellt 
der  Verfasser  einen  ebensolchen  aus  dem  Geistes- 
und Seelenleben  des  Menschen  (atavismi  psichici) 
zur  Seite.  Wie  dort,  grenzt  auch  hier  der  Rückschlag 
oft  an  das  Pathologische  und  Teratologische.  — Un- 
ter psychischem  Atavismus  versteht  Mantegazza 
daher,  zum  Unterschiede  von  der  psychischen  Ver- 
irrung (Pathologie),  die  plötzliche  Wiederkehr  von 
psychischen  Charakteren  unserer  uuthropumorphen 
Vorfahren  bei  Menschen  höherer  Rasse.  Dieses 
regressive  Phänomen  des  Denkens  und  Empfindens 
documcntirt  sich  heim  Menschen  auf  zwei  ver- 
schiedene Weisen:  einmal  durch  Steheubleiben  der 
psychischen  Entwickelung  in  seinem  kindlichen 
Stadium , zum  anderen  durch  Auftreten  von  ste- 
rischen Eigenschaften,  welche  eine  Anzahl  Genera- 
tionen übersprungen  haben  oder  wenigstens  in 
denselben  nicht  olfeuhündig  aufgetreten  sind,  und 
nun  auf  einmal  wieder,  wenn  sich  männliche  und 
geistige  Keimproducte  das  Gleichgewicht  halten, 
zum  Vorschein  kommen. 

Was  den  ersten  Punkt  betrifft,  ho  durchläuft 
die  geistige  Entwickelung  des  Menschen  vom  Kinde 
zum  Erwachsenen  in  kurzer  Zeit  dieselben  Stadien, 
welche  einst  die  Menschheit  in  ihrem  Kntwickc- 
lungsgange  durchlaufen  hat,  und  in  deren  einzelnen 
Phasen  die  Naturvölker  noch  heutzutage  verharren. 
Der  Australier  ist  der  Diluvialmensch  der  Jetztzeit 
und  besitzt  die  Intelligenz  und  die  Gefühle  eines 
Kindes  vom  civilisirteu  Europäer.  Der  einzige 
Unterschied  zwischen  ihm  und  dem  lezteren  besteht 
darin,  dass  er  fast  immer  auf  derselben  Kntwicko- 
lungastufe  stehen  bleibt,  wahrend  das  europäische 
Kind  auf  psychischem  Gebiete  Fortschritte  macht. 

Das  Kind  civilisirter  Völker  heisst,  kratzt  und 
wälzt  sich  auf  der  Erde,  wie  der  Affe  und  der 
Australier;  es  fertigt  Zeichnungen  an,  die  in  allen 
mit  denen  hottentottischer  Künstler  und  solcher 
aus  der  Ronthierperiode  identisch  sind. 

Die  zweite  Form  des  psychischen  Rückschlages 
vergleicht  Mantegazza  mit  dem  Auftreten  der 
blauen  Feder  der  wilden  Taube  (1’Adomo  dei  co- 
lumbe)  bei  der  Brut  von  solchen  Tbieren,  die  ent- 
gegengesetzte Farbenkleider  aufweisen  und  ver- 
schiedene Rassen  vertreten.  Aehnlich  ist  es  beim 
Menschen.  Hier  entwickeln  die  Söhne  von  Eltern 
entgegengesetzter  Charaktere  oft  Eigenschaften, 
welche  in  Allem  von  denen  ihrer  Erzeuger  abweichen 
und  somit,  nachdem  sie  sich  Generationen  lang 
lateut  gehalten  haben,  bei  jenen  als  Rückschlag 
auf  entfernt«  Vorfahren  aufzu fassen  sind.  Wie 
Mantegazza  annimmt,  hat  die  Erziehung  während 
soundso  vieler  Jahrhunderte  die  Hemmungscentren 
im  Gehirne  feentri  cerebrnli  moderutori)  gelehrt, 
diese  brutalen  Erionerungeu  an  den  wilden  Zustand 
zu  verbergen ; die  letzteren  kommen  aber  zum  Durch- 
bruch, wenn  diese  Centren  ihre  Functionen  einstellen 
oder  der  Automatismus  der  früheren  Macht  die 


Oberhand  gewinnt.  Auf  diese  Weise  ist  das  Auf- 
treten einzelner  Fälle  von  Anthropophagie  bei 
unseren  Zeitgenossen  zu  erklären.  Entweder  ist 
es  ein  Idiot,  der  Caunibale,  wie  unsere  Vorfahren, 
wird,  weil  die  Atrophie  und  Degeneration  der 
Heimnani'seentreu  die  progressive  Entwickelung 
der  Civilisation  mächtig  macht,  oder  es  ist  anderer- 
seits ein  Rasender,  der  bei  souBt  gesundem  Ver- 
stände den  Mitmenschen  anfisst,  weil  er  von  einem 
unaussprechlichen  Hass  beseelt  ist,  welcher  in 
seiner  ungewöhnlich  ausgebildeten  Stärke  die  Thä- 
tigkeit  der  Iicmiuuugscentren  zum  Schweigen  bringt. 
Jener  Menschenfresser  ist  ein  Kranker  und  seine 
Gelüste  sind  als  pathologisch  aufzufasspn,  er  ist 
somit  für  seiue  That  nicht  verantwortlich;  dieser 
ist  ein  gesunder  Mensch  mit  psychischem  Atavis- 
mus und  gehört  vor  den  Gerichtshof. 

Mantegazza  theilt  den  psychischen  Ata- 
vismus in  verschiedene  Gruppen  ein. 

1.  Atavismus  bei  der  Ernährung  (utavismi 
alimentari); 

2.  Atavismus  bei  der  Mu-kelbewegung  (ata- 
vismi  tmi8Colari) ; 

3.  Atavismus  in  der  Gcachlechtssphäre  (ata- 
vismi  geuitali); 

4.  Atavismus,  welcher  sich  durch  Grausamkeit 
üussert  (ata vismi  crudeli); 

5.  Atavismus,  welcher  sich  durch  Befassen  mit 
schmutzigen  Dingen  äussert  (atavismi  bu- 
dici); 

6.  Atavismus,  der  sich  auf  verschiedenen  Ge- 
bieten äussert,  bisher  aber  sich  nicht  unter* 
gruppiren  lässt  (atavismi  diversi  o incertae 
sedis). 

Die  atavismi  alimentari  treten  am  deut- 
lichsten beim  kleinen  Kinde  zu  Tage.  In  den 
ersten  Jahren  seines  Lebens  liebt  der  Mensch  Kraut, 
Früchte,  saure  und  süsse  Speisen.  Er  ist  vor- 
wiegend frugivor,  Vegetarianer.  Carnivor  wird  er 
erst  iti)  Jünglingsalter  und  bleibt  dies  während 
der  ganzen  Periode  seines  Lehens.  Ebenso  war 
das  Menschengeschlecht  in  den  ersten  Jahren  seiner 
Kindheit  frugivor,  wie  es  noch  beute  die  niedrigsten 
Völkerschaften  sind , und  ging  erst  später  zum 
Fleischgenuss  über.  Dass  bei  dieser  Umwandlung 
von  vegetabilischer  zur  animalischen  Kost  der 
Mensch  zuerst  rohes,  resp.  ungekochtes  Fleisch 
genoss,  dafür  bietet  ein  noch  über  den  ganzen 
Erdkreis  verbreiteter  Atavismus  einen  Beweis:  die 
Vorliebe  aller  Völker  für  Austern  und  andere 
Mollusken. 

Die  atavismi  muscolari  o mimici  treten 
in  den  Bewegungen  der  Kinder  zu  Tage.  Das 
ilerumwälzen  auf  der  Erde  gehört  2U  den  Haupt- 
vergnügungen derselben.  Wir  Erwachsenen  thun 
dies  nicht,  oder  wenigstens  nur  heimlich,  weil  wir 


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Referate. 


13t) 


uns  vor  unseren  scheinheiligen  College!)  scheuen. 
Uebrigens  linst  sich  dieser  Atavismus  sehr  häufig 
hei  Geraütbseffeiten  teststellen.  Der  Argentinier 
z.  fl.,  wenn  er  nach  langjährigem  Aufenthalte  in 
den  hochgelegenen  wüsten  Gegenden  llolivias  in 
die  üppigen  und  blühenden  Getilde  seiner  Heimat 
zurückkehrt,  fühlt  in  sich  oft  das  Bedürfnis»,  vom 
Pferde  auf  den  blumenreichen  Krdboden  herabzu- 
springen  und  sieh  auf  demselben  hemmzuwiilzen, 
wie  es  Affen  und  Kinder  tbun. 

Auch  die  unwiderstehliche  Lust  der  Kinder, 
auf  Büume  zu  klettern  und  sich  zu  schaukeln,  gehört 
hierher.  Desgleichen  ist  unbewusstes  Heissen  von 
Gras  und  Knabbern  an  Strohbalmen , oder  Hin- 
strecken auf  grünerWicse  tief  ins  Gras,  ohne  dass 
uns  Jemand  sieht,  oder  Anhäufen  von  feuchtem 
Sand,  wie  dies  alles  Erwachsene  thnn,  als  psychischer 
Atavismus  zu  deuten. 

Die  atavismi  genitali  nusseru  sich  in  Hissen 
und  anderen  automatischen  Thitlichkeiten,  welche 
so  oft  die  gegenseitigen  Liebkosungen  beider  Ge- 
schlechter begleiten,  oft  genug  sogar  in  verabscheu- 
ungswerthen  Liebesbezeugungen,  welche  den  Men- 
schen zum  Tbiere  machen.  Mantegazza  rechnet 
daher  unter  diese  Kategorie  von  psychischem  Atavis- 
mus auch  eine  grosse  Anzahl  perverser  Geschlechts- 
Verirrungen  ; dieselben  grenzen  aber  schon  mehr 
an  das  Pathologische. 

Unter  atavismi  crudeli  versteht  der  Ver- 
fasser die  Ueberreste  von  Grausamkeiten  unserer 
Urväter,  wie  sie  sich  heutzutage  noch  in  der  Jagd 
und  im  Kriege  äussern.  Heide  Handwerke  sind 
nur  verdeckte  Grausamkeiten.  Tödten  ist  mensch- 
lich, kann  sogar  eine  heroische  That  sein,  wie  es 
in  den  Augen  der  ältesten  Menschen  sicherlich  der 
Fall  war;  aber  Tödtou  auf  grausame  Weise  ist 
gewaltiges  Unrecht  und  zu  verabscheuen.  Kanonen 
sind  erlaubt,  vergiftete  Pfeile  dagegen  verboten. 
Eine  Stadt  darf  man  clnäscliern,  dagegen  nicht 
dem  Feinde  das  Trinkwasser  vergiften.  Es  ist 
dieses  Verhalten  alles  nur  Scheinheiligkeit  eines 
Wesen»,  welches  sich  civilisirter  Mensch  oder  Christ 
nennt. — Mantegazza  hat  zu  wiederholten  Malen 
an  Physiologen,  Chirurgen,  Soldaten  im  Kriege 
und  anderen  „Mördern  von  Beruf“  unwillkürliche 
Muskelznckungen  beobachten  können,  welche  das 
Wohlgefallen  derselben  am  Tödten  beweisen  sollen. 
Dieselbe  „grausame  atavistische  Mimik“  kann  man 
an  vielen  Kindern  sehen , wenn  sie  mit  Ucber- 
legtheit  einer  Fliege  oder  einem  Vogel  die  Glieder 
utiareissen. — Der  Atavismus  der  Rohheit  kann  sich 
sogar  an  wohlerzogeneu  christlichen  und  vollständig 
moralischen  Personen  offenbaren.  Von  den  vielen 
Beispielen  erwähnt  der  Verfasser  das  eines  Advo- 
raten,  welcher  seine  Lieblingsbeschäftigung  darin 
fand,  auf  Muuercidechsen  mit  einer  gewissen  Grau- 
samkeit Jagd  zu  machen,  oder  das  eines  Edelmannes, 


welcher  mit  Vorliebe  in  einem  mittelst  Gitters  ver- 
schlossenen Kochtopfe  lebende  Katzen  ganz  all- 
untlig  sieden  liess  und  an  diesem  langsamen  Todes- 
krampfe seine  Augen  w'eideu  liess. 

Auch  die  Hahnenkäinpfe  und  Stiergefechte  ge- 
hören unter  diese  Rubrik. 

Die  atavismi  sudici  ausseru  sich  in  der  Be- 
schäftigung mit  schmutzigeu  Dingen.  In  dersel- 
ben Weise  wie  Affen  ihren  eigenen  Koth  zu  kne- 
ten und  wie  Modcllirthon  zu  formen  pflegen, 
besteht  diese  üble  Angewohnheit  bei  vielen  Kin- 
dern , nml  nicht  »eiten  ist  sie  bei  wohlerzogenen 
und  sonst  moralischen  Erwachsenen  beobachtet 
worden.  Dieselben  sind  ebenfalls  unbewusste  Trä- 
ger iles  atavistischen  Keimes. 

Zu  der  Rubrik  der  atavismi  diversi  o iu- 
certuesedis schliesslich  gehören  alle  Rückschläge, 
welche  sich  in  die  vorherigen  Gruppen  nicht  ein- 
reihen lassen.  Hierzu  rechnen  geistige  und  seelische 
Fähigkeiten  von  Voreltern,  welche  bei  einem  Nach- 
kommen Auftreten,  ohne  duss  dieser  jemals  soust 
physisch  ähnlich  ist.  Als  Beispiel  dafür  stellt  Man- 
tegazza sich  selbst  auf;  er,  der  seiner  UrgroM- 
rnnttcr  väterlicherseits  in  GesichtszUgen  nichts 
weniger  als  ähnlich  ist,  besitzt  von  ihr  aber  die 
ausgeprägte  Vorliebe  für  Gartenbau.  Napoleon  ist 
ein  ferneres  Beispiel  für  Atavismus,  welcher  auf 
Julius  Cäsar  und  Augustus  znrückgreift.  — Die 
Indianer  Bolivias  erscheinen  nicht  »eiten  vor  dem 
Richter  mit  der  Bitte  um  Stockschläge.  Dies  ist 
auch  als  Atavismus  bei  einer  Rasse  zu  deuten, 
welche  während  vieler  Jahrhunderte  dem  Despo- 
tismus der  Incas  unterworfen  war.  — Auf  ähnliche 
Verhältnisse,  die  in  der  Vorzeit  bestanden,  ist  der 
Umstand  zurückzuführen,  wenu  Frauen  in  höchster 
Liobcsleidcuschaft  sich  von  dem  Gegenstände  ihrer 
Liebe  geschlagen  wissen  wollen  und  dabei  träu- 
men. dass  nie  bei  der  Umarmung  zerrissen  oder 
bis  aufs  Blut  gepeinigt  werden;  eine  Erinnerung 
an  jeue  alte  Zeit  von  Despotismus,  welcher  den 
Mann  zum  Henker  und  die  Frau  zum  Schlachtopfer 
machte. 

Die  furchtsamen  und  angstvollen  Bewegungen 
der  Hebräer  sind  auch  uur  eiue  Form  des  psychischen 
Atavismus,  welcher  auf  die  langjährigen  Verfol- 
gungen von  Seiten  der  Christen  zurückzuführen 
ist,  gerade  so  wie  der  würdevolle  Gesichtsausdruck 
des  letzten  Römers,  der  au  ein  Volk  erinnert,  welches 
während  vieler  Jahrhunderte  den  Weltkreis  be- 
hauptete, oder  wie  die  Majestät  eines  castiüauischeu 
zerlumpten  Bettlers,  die  an  die  frühere  Grösse 
Spaniens  erinnert. 

. Mantegazza  hat  durch  diese  seine  Studien 
über  „psychischen  Atavismus“  ein  Gebiet  der  An- 
thropologie und  Psychologie  eröffnet,  welches  neu« 
Bahnen  für  die  Erklärung  der  geistigen  und  see- 
lischen Vorgänge  beim  Menschen  zu  schaffen  ver- 
16* 


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140 


Referate. 


spricht.  Freilich  bietet  der  vorliegende  Aufsatz 
ans  die  ersten  Anfänge  dazu  und  manchem  der 
angeführten  Beispiele  dürften  viele  Fachgenossen 
mit  Skepticismus  gegenübertreten. 

7.  Dott.  Francesco  Davcgno,  le  supergti- 
xioni  di  Portoflno  ( Liguri«  - Ri  viern  di 
Levante).  (Aberglauben  in  Portofino.) 

Diese  Abhandlung  bringt  eine  Anzahl  localer 
Sagen  uud  Spukgeschichten  aus  dem  Menschen- 
und  Thierreiche. 

8.  G.  Sergi  e L.  Moschen,  crani  della  Papu- 
asia,  studio  di  G.  S.  e L.  M.  (Stadien 
über  Papnnnerschüdel)  mit  3 Tabellen 
und  Tafel  IV. 

Die  beiden  Verfasser  haben  12  Papuanerschädel 
zum  Gegenstände  ihrer  Untersuchung  gemacht. 
Dieselben  stammen  von  den  D'Eutre  casteaux-Inseln 
her,  und  zwar  5 Schädel  von  der  Insel  Goulwain, 
2 von  der  Insel  Fergusson,  3 von  dur  Insel  Ileath, 
1 von  der  Insel  Teste  und  1 von  Neu-Irlaud. 

Die  Form  der  Schädel  ist  polyedrisch.  Die 
Nor  tun  verticalis  bildet  ein  Hexagon  mit  einer  ab- 
gesebnittenen  Ecke;  die  Norma  frontalis  ist  pen- 
tagonal;  die  Noriua  occipitalis  endlich  stellt  ein 
reines  Pentagon  dar.  Die  Stirn  ist  schmal,  dabei 
hoch  und  leicht  fliehend;  beim  weiblichen  Geschlecht 
ist  sie  fast  steil.  Die  arcus  supraciliaris  sind  beim 


Manne  mftssig  entwickelt.  Die  Augenhöhlen  sind 
rechteckig  und  weichen  in  ihrer  Stellung  bei  ein- 
leinen  Exemplaren  am  lateralen  Ende  ein  wenig 
von  der  Horizontalen  nach  unten  zu  ab.  — Die 
Nasenbeine  sind  kurz,  schmal  und  wenig  pro- 
minent. Den  unteren  abgestumpften  Rändern  der 
Naseuöffnung  lagert  eine  Priinasalgrube  vor. 

Anomalien  am  Pterion  sind  keine  Seltenheit. 
Ein  Schädel  weist  eine  unvollkommene  Trennung 
des  grossen  Keilbeinllügcls  vom  Scheitelbeine  auf  ; 
sechs  dagegen  eine  vollständige  Trennung.  Und 
zwar  kommt  dabei  ein  einfacher  Stirnfortsatz 
des  Schläfenbeins  dreimal,  ein  solcher  mit  Ein- 
schaltung eines  Wormianischen  Knochens  zweimal, 
und  mit  Einlagerung  zweier  Schaltkoochen  zwei- 
mal vor. 

Was  die  Käthe  betrifft,  so  sind  sie  im  Allge- 
meinen als  einfach  zu  bezeichnen  Ein  einziger 
Schädel  besitzt  Schaltknochen  in  den  Käthen,  einer 
nur  solche  im  rechten  Schenkel  der  A-Nath,  ein 
anderer  desgleichen  nnr  in  der  sutura  mastoideo- 
orcipitalis-sinistra.  — Die  Stirnnath  ist  einmal 
vollständig  offen  geblieben  (also  in  8,1  Proc.) 

Auffällig  ist  an  allen  Schädeln  die  geringe 
Grösse  und  damit  zusammenhängend  ihre  kleine 
Schädeloapacit&t.  Einige  Maasse  mögen  dies  er- 
läutern. 


Maximum 

bei  beide 

Minimum  | Mittel 

Geschlechtern  zusammen 

Mittel 

bei  männlichen 
Schädeln 

Mittel 

bei  weiblichen 
Schädeln 

C’ajiaeität 

1373 

1020 

1186 

1236 

1125 

Grösste  Lauge  .... 

1*2 

163 

173,8 

176,6 

171 

Grösste  Breite  . • . . 

m 

n« 

125,6 

129,1 

122,1 

Kleinste  Stirnbreite  . . 

92 

83 

87,7 

89 

86,5 

Höhe 

138 

127 

132,8 

134 

130,5 

Horizontnlumfang  . 

511 

464 

485 

492 

47» 

Sagit  talumfang  .... 

386 

338 

359 

368 

349,4 

Uiruumfaug  ..... 

317 

2*4 

303,5 

310,7 

359 

Obergesichtshöhe  . . . 

67 

57 

61,6 

61,3 

62 

Jochbreite 

131 

116 

124,5 

127 

122 

Na»,  Höhe  ..... 

51,5 

44 

47,4 

■*7,1 

47,7 

„ Breite 

28 

22,5 

25,0 

25,2 

24,8 

Orbita,  Breite  .... 

39 

35 

37,6 

38,2 

37 

„ Höhe  ..... 

32,5 

29 

31,4 

31 

31,7 

Gauineu,  Länge  . . . 

55 

45 

50,4 

49,6 

51,5 

* Breite  . . # 

37 

31 

34,4 

33,8 

35 

Profil  winke! 

.83° 

75° 

7», 5“ 

79,7° 

79,3» 

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Referate. 


Der  Index  cephalicus  übersteigt  die  obere 
Grenze  der  Dolichncephalie  an  einem  Schädel: 
derselbe  ist  mcsocephal  (76,6);  an  den  übrigen  11 
Schädeln  ist  die  Dolichocephalie  (74,8  bia  68,6)  rein 
««»geprägt.  Der  Längenhöhenindex  schwankt 
zwischen  74,1  bis  76,5.  4 Schädel  sind  hypsi- 

ccphal,  2 orthocephal,  die  Höhe  der  übrigen  lieas 
»ich  nicht  mehr  bestimmen.  Der  Obergesicht»- 
index  variirt  zwischen  44,2  und  53.4:  5 Schädel 
sind  chainäprosop.  7 leptoprosop.  Die  Grenzen  des 
Orbitalindex  liegen  zwischen  74,3  und  92,8: 
3 Schädel  sind  chamäconch,  6 mesoconch,  3 hypsi- 
conch.  Der  Xasuniudex  schwankt  zwischen  47,9 
und  60,8:  4 Schädel  sind  mesorhin,  die  Übrigen 
platyrhin.  Der  Gaumenindex  (nach  Virchow) 
endlich  bewegt  sich  zwischen  56,3  und  80,4:  alle 
6 Schädel,  an  denen  der  Gaumen  vollständig  er* 
halten  war,  sind  leptostaphylin. 

Die  Schädelcapacität  beträgt  im  Mittel 
1186  ccm,  and  schwankt  zwischen  1020  und 
1373  ccm.  Alte  weiblichen  Schädel,  bis  auf  einen, 
weisen  eine  C'apacität  auf,  die  unter  1 150  ccm  liegt, 
alle  männlichen  bis  auf  einen  eine  Capacität,  welche 
diese  Grenze  übersteigt. 

Vergleicht  man  mit  den  soeben  wiedergegebe- 
nen Maasszahlen  diejenigen,  welche  Krause  an 
150  Schädeln  von  den  Inseln  Neu- ßritannia  und 
Mioko  (Museum  GodefTroy)  erhalten  hat,  so  erscheint 
es  anfangs  auffällig,  dass  die  Ilnuptiuaasse  dieser 
Sammlung  um  ein  Bedeutendes  die  correapondiren- 
den  Maasse  der  von  den  beiden  italienischen 
Forschern  gemessenen  Schädel  übertreffen ; wenn 
man  aber  die  Mittelnäthe  mit  einander  vergleicht, 
so  erhält  man  nur  gauz  geringe  Unterschiede 
zwischen  diesen. 

Was  die  Hasseneinheit  der  in  Betracht  kommen- 
den Schädel  anbetrifft,  so  halten  Sergi  und  Mos- 
chen ihre  12  Papuanorscbädel  nicht  für  Repräsen- 
tanten einer  reinen  Papuarasse,  sondern  für  eine 
individuelle  Abweichung  derselben. 

9.  Francesco  Marimo.  dottore  in  inedicina 
ed  in  scienze  naturali,  Sülle  osaa  intor- 
parietali  e preinterpariotali  nel  cranio 
umano.  (Ueber  Interparietal-  und  Prä- 
interparietalknochen am  menschlichen 
Schädel.) 

Die  neuen  embryologischen  und  vergleichend- 
anatomischen  Untersuchungen,  besonders  die  italie- 
nischen Forscher,  haben  gelehrt,  dass  man  unter 
den  .Schaltknochen  iu  den  Lambdanäthcn  des 
menschlichen  Hinterhauptes,  welche  bisher  ins- 
gemein als  os  incal  oder  os  epactale  etc.  bezeichnet 
wurden,  drei  Kategorien  unterscheiden  müsse: 
des  resp.  die  ossa  interparietalia , des  resp.  die 
ossa  praeinterparietalia  und  die  gewöhnlichen  ossa 
Wormiana. 


141 

Unter  dem  os  interparietale  (von  Homiti  so 
genannt)  versteht  man  bekanntlich  jenen,  für  ge- 
wöhnlich dreieckigen  Schaltknochen , welcher  zwi- 
schen den  Schenkeln  der  Lambdauath  durch  eine 
Qnernath  vom  eigentlichen  Hinterhauptbeine  abge- 
trennt wird  und  seinerseits  wiederum  durch  Secun- 
därn&thc  in  zwei  resp.  drei  Unterseginente  zerfallt. 
Morphologisch  betrachtet,  ist  er  als  eine  Kntwicke- 
lungsheinmuug  aufzufassen,  welche  auf  zwei  resp. 
drei  gesonderte  Knochenkertie  zurückznführen  ist» 
— Normaler  Weise  ist  die  Existenz  dieses  Zwitchen- 
knochen«  consta nt  während  einer  kurzen  Periode 
des  intrauterinen  Daseins  des  Menschen  nachge- 
wiesen. im  vierten  Monate  der  Schwangerschaft 
verschmilzt  er  schon  bei  normalem  Vorgänge  mit 
den  übrigen  Hiuterhauptsknochen.  Am  Ittiopsiden- 
und  Vauropsideu-  Schädel  kommt  er  noch  nicht 
vor,  ebensowenig  am  Schädel  der  diesen  um  näch- 
sten stehenden  Säugethiere,  Dagegen  tritt  er 
constant,  und  zwar  gutheilt,  um  Schädel  der  übri- 
gen Säugethiere  im  erwachsenen  Zustande  auf. 

Am  menschlichen  Schädel  ist  das  Vorkommen 
des  angetheilteu  Knochens  eine  sehr  grosse  Selten- 
heit; zwei  bis  drei  Zwiachenschcitelbeine  sind  da- 
gegen hier  schon  häufiger,  aber  immer  auch  noch 
eine  seltene  Erscheinung.  Je  nachdem  der  linke 
oder  der  rechte  Knochenkern  iu  seiner  weiteren 
Entwickelung  da»  Uebergewicht  gewinnt,  liegt  der 
grössere  von  beiden  genannten  Scbaltknochen  auf 
der  linken  oder  rechten  Seite.  — Bei  drei  gethcilten 
Zwischenscheitelheinknochen  ist  das  Entstehen 
dieser  Abnormität  auf  drei  besondere  Knochenkerne 
zurückzuführen.  Mit  dieser  Ansicht  ateht  der  Ver- 
fasser mit  der  von  Virchow  und  Ficalbi  aufgo- 
stellten  Theorie  über  den  Ursprung  des  dritten 
Knochen»  im  Widerspruche.  Mehrere  recht  charak- 
teristische Beispiele  von  os  interparietale  tripacti- 
titurn,  deren  wohl  gelungene  Abbildungen  Marimo 
seinem  Aufsatze  beifügt,  sprechen  für  seine  Auf- 
fassung: dass  das  dritte  Zwischenscheitelbein  aus 
einem  besonderen  dritten  Knochenkern  entsteht. 

Der  zweite  iu  Betracht  kommende  Schaltknochen 
des  os  praeinterparietalc  lässt  sich  am  Schädel 
des  menschlichen  Embryo  nicht  conntant  nachweiwen. 
Denn  wie  Bionchi’s  Stadien  über  diesen  Punkt 
gelehrt  haben,  kommt  das  os  praeinterparietalc  am 
fötalen  Schädel  nur  selten  zur  Beobachtang: 
Unter  45  Uranien  aus  den  verschiedensten  Schwan- 
gersch&ftemouaten  konnte  dieser  Forscher  es  nur  in 
drei  Fällen  constatirec.  Auch  bei  den  Säugethieren 
ist  sein  Vorkommen  ebensowenig  constant,  als 
beim  Menschen.  Eine  Ausnahme  hiervon  bildet 
nur  die  Gattung  Equei.  — Dos  os  praeinterparie- 
tale  ist  somit  nicht  als  ein  Stehenbleiben  auf  einer 
niederen  Entwicklungsstufe  zu  deuten,  nicht  als 
ein  moustrum  per  defectum,  wie  das  os  interparie- 
tale, sondern  vielmehr  als  ein  monstrum  per 
excessum.  Trotzdom  kommt  dasselbe  weitaus 


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142 


Referate. 


häufiger  vor,  ab  das  letztere.  Viele  der  als  ossa 
Wormiana  heschrielwnen  Zwinchenknochen  sind 
nach  Mari  mb  als  eigentliche  ossa  pruointerparie- 
talia  aul'zu  fassen. 

Es  fragt  eich  nun,  welche  Unterscheidungs- 
merkniale  für  den  einen  oder  den  anderen  der 
beiden  Schaltknochen  maassgebend  sind.  So  lange 
«las  oh  interparietule  got  heilt  erscheint,  hält  die 
Entscheidung  nicht  schwer,  wenn  man  uiit  Romiti 
bedenkt,  dass  diese  Zwischenbeine  zweiter  Ordnung 
am  Asterion  an  zu  treffen  Kind.  Fxistirt  dagegen 
nur  ein  einziger  Schaltknochen,  so  ist  für  die  Beur- 
theilung  desselben  einmal  der  grössere  Abstand 
des  os  p raeinterparietale  von  Inion,  zum  anderen 
der  charakteristische  Verlauf  der  Trenuuugsnath 
vom  Hinterhauptbeiue  von  Wichtigkeit.  Beim  os 
interparietale  verläuft  diese  Nath  nämlich  im  deut- 
lich convexen  Bogen , beiin  oh  praeintcrparietale 
dagegen  ist  dieselbe  eine  gerade  Linie,  welche  der 


Basis  der  beiden  um  die  Knocbenkerue  entstehen- 
den Dreiecke  entspricht.  Schliesslich  wäre  noch 
das  ülx-raus  seltene  Vorkommeu  des  ersten  Knochens 
im  Vergleich  zu  letzterem  für  die  Bestimmung  von 
Wichtigkeit. 

Bei  der  Unterscheidung  des  os  praeinterparie- 
tale  von  einem  gewöhnlichen  Schaltknochen  muss 
man  die  Lage  des  ersteren,  in  der  Mitte,  an  Stelle 
der  früheren  Fontanelle,  sowie  seine  Gestalt,  drei- 
eckig, i|iiadratisch  oder  rhombisch,  jedenfalls  regu- 
lär und  symmetrisch,  und  seine  grössere  Länge 
im  Verhältnis  zur  Breite,  auch  seinen  Mangel  an 
starker  Zähnung  der  Nftthe  in  Betracht  ziehen. 

Ueber  die  Häufigkeit  des  os  interparietale  und 
praeintcrparietale  beim  Europäer,  gesunden  und 
geisteskranken,  einerseits  und  den  übrigen  Hassen 
andererseits  giebt  uns  folgende,  von  Marirnü  auf- 
gestellte  Tabelle  Aufschluss: 


Zahl 

der  beobachteten 

Os  interparietale 

Oh  praeinterparietale 

Schädel 

Procent salz 

Prozentsatz 

.Europäer 

1580 

0,5 

1,3 

Toskaner  (normale; . 

5Slt 

o,56 

4,8 

To»kaner  (geisteskranke) 

250 

2,00 

1.4 

Mongo leiden  und  Mongolen 

117 

0,8!» 

4,0 

Hindus 

40 

0,00  * 

10,0 

.10 

0,00? 

6,6 

Alte  Aegypter  

25 

o.OO  ? 

4,0 

Peruaner  

2-21) 

2,18 

13,1 

Papua» 

21 K 

3.21 

io, ot 

tSiamesiiu 

26 

19,4? 

16,00? 

Es  geht  aus  dieser  Zusammenstellung  deutlich 
hervor,  dass  das  os  praeinterparietalo  bei  allen 
Ra«  hu  mehr  oder  minder  häufig  vorkommt,  dass 
dagegen  das  os  iuterparietale  nur  bei  den  niederen 
Rassen  verhältnismässig  hantig,  bei  den  höheren 
äuhserst  «eiten  angetroifen  wird,  wo  es  gleichsam 
nur  eine  Ausnahme  bildet. 

„Sein  absolute?!  Fehlen  bei  den  europäischen 
Rassen,  sein  relatives  und  progressives  Auftreten 
bei  niederen  Völkerschaften  und  »eine  grössere 
Häufigkeit  bei  Geisteskranken  und  vielleicht  auch 
hei  Verbrechern'*  stempeln  da»  os  interparietale  zu 
einem  anthropologisch  richtigen  Knochen:  sein 
Auftreten  ist  als  ein  Zeichen  von  Atavismus,  von 
Inferiorität  zu  deuten.  Von  dem  praeinterparietale 
lässt  sich  ein  Gleiches  nicht  behaupten  , vielmehr 
dürfte  es  als  ein  Zeichen  relativer  Supcriorität 
gelten,  gerade  «o  wie  das  Auftreten  des  getheiiten 
Stirnbeins  bei  höheren  Rassen. 


Man  hat  die  Hrachycephalie  und  die  Deforma- 
tion als  prädisponirend  für  die  Entstehung  der 
Schaltknochen  überhaupt,  als  insbesondere  der 
beiden  llauptschaltknochcn  am  Hinterhaupt,  mi- 
schen zu  müssen  des  öfteren  geglaubt.  Marimö 
weist  beide  Entstebungsuiomente,  wenigstens  was 
das  os  iuterparietale  betrifft,  energisch  zurück, 
giebt  aber  einen  gewissen  Einfluss  des  urstcreu 
von  beiden  angeführten  Ursachen  auf  das  Ent- 
stehen des  ob  praeinterparintaln  zu.  Brachycephale 
und  Präinterparietale  stehen  hier  zu  einander  im 
Verhältnisse,  wie  Ursache  und  Wirkung,  womit 
nicht  gesagt  sein  soll,  dass  alle  brachycepbalen 
Schädel  besagte  Abnormität  aufweisen  müssten. 
Ficalbi,  Anutschin,  Romiti,  Sorgi  und 
Minigazzini  fanden  das  Präinterparietale  an 
brachycephalen  und  hypsicephnlen  Schädeln;  nach 
Calori  fehlt  es  au  dolichocephalen  Negerschfideln. 
— Oe  fiten  ist  da.«  Auftreten  des  zuletzt  genannten 


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Referate. 


143 


Schaltknochens  auch  durch  Rachitis  und  Hydro« 
cephalie  bedingt. 

Was  schliesslich  noch  die  ossa  Wnrmiana  im 
Allgemeinen  betrifft,  so  ist  von  verschiedenen  Ana- 
tomen die  llebauptung  aufgestellt  worden,  dass 
ein  zahlreiches  Auftreten  derselben  einen  Atavis- 
mus, eine  pithecoide  Eigenschaft  bedeute.  Die 
jüngsten  vergleichend-  anatomischen  Untersuchun- 
gen von  Corvenin  und  Ficalbi  haben  indessen 
gezeigt,  dass  gerade  an  den  Thierschädeln  die 
Schaltknöchelchen  äusserst  selten  auftreten.  und 
wenn  dies  der  Fall  ist,  nur  in  den  Natben  des 
Gesichtsschädels.  Ficalbi  constatirte  au  HO 
Affenschädeln  nur  in  drei  Fällen  Schaltknochen, 
während  sie  beim  Menschen  «ehr  häutig  sind.  Um 
hierzu  ein  Beispiel  anzuführen,  verzeichneten 
Canestrini  und  Moschen  23  Fälle  von  spcciellcm 
Auftreten  der  ossicnla  Wormiana  in  der  Lambda- 
nath  unter  35  Tarent  inerschädeln. 

Am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  giebt  der  Ver- 
fasser eine  „Bibliografia  cronologica*.  eine  chrono- 
logisch geordnete  Aufführung  aller  ihm  bekaunt 
gewordenen  Abhandlungen  über  sein  Thema  (im 
Ganzen  86  Arbeiten)  aus  der  italienischen  und 
fremdländischen  Literatur. 

Tafel  V und  VI  vergegenwärtigen  durch  Abbil- 
dung acht  exquisite  Fälle  von  einfachen  und  mebr- 
getheilten  ossa  interparietale  und  praeioterparietale 
und  von  combinirtcm  Auftreten  beider  Abnormi- 
täten. 

10.  E.  Rogalia,  orbita  e obliquitä  doll'  oochio 
mongoiioo,  nota  di  G.  R.  comunicazione 
fattanell'Adunanza  del  10.  Aprile  1888« 
(Die  Orbita  und  die  schiefe  Lage  des 
Mongolenauges.) 

Wie  bekannt,  ist  von  den  meisten  Autoren 
bestritten  worden,  dass  hei  der  Bildung  den  soge- 
nannten Mongolcnaugos  noch  die  knöcherne  Orbita 
hetheiligt  sei,  vielmehr  behauptet  worden,  dass 
diese  Erscheinung  nur  auf  ein  eigentümliches 
Verhalten  des  obereA  Augenlides  zurückgeführt 


werden  müsse.  Regalia  bringt  durch  seine  Mes- 
sungen an  einigen  Schädeln  der  gelben  und  weissen 
Rasse  hierzu  den  Gegenbeweis. 

Wir  beschränken  uns  darauf,  aus  der  vorlie- 
genden Arbeit  die  Methode  uud  die  Resultate  der 
Augcnhöhlenmcssungen  Regal ia’s  wiederzugeben. 

Für  den  ersten  Punkt,  die  Methode  der  Messung, 
ist  von  Wichtigkeit,  dass  der  Verfasser  von  ver- 
schiedenen, anatomisch  festen  Punkten  des  Augen- 
höhlenrandes Senkrechten  auf  die  Horizontalebene 
projicirt,  welche  durch  den  aiu  tiefsten  gelegenen 
Punkt  des  unteren  Augenhöhlenrandes  geht,  und 
die  Länge  derselben  in  Beziehung  zu  derGesammt- 
höbe  der  Orbita  bringt,  diese  gleich  100  gesetzt. 
Als  Gesammthöhe  A bezeichnet  der  Verfasser  die- 
jenige Verticale,  welche  er  von  dein  höchsten  Punkte 
des  oberen  Augenhöhlenrandes  — die  incisura 
supraorbitnlis  ausgeschlossen — auf  die  Horizontal- 
ebene durch  den  niedrigsten  Punkt  des  unteren 
Randes  fällt.  Die  übrigen  Projectionen  benennt 
er  folgendermaassen : 

Höhe  li  vom  Fronto-Malar-Punkt  (6),  d.  h.  der- 
jenigen Stelle,  wo  die  sutura  zygomntico  - frontalis 
den  Angenhöblenrand  schneidet. 

Höhe  D vom  Maxillo-Lacrymal-Punkt  (d),  dem 
Dacryou. 

Höhe  K vom  Maxillo-Malar-Punkt  (e),  der  Stelle, 
wo  die  sutura  rnaxillo- zygomutica  den  uuteren 
Augenhöhlenrand  trifft. 

Höhe  C vom  mittleren  Maxillarpnnkte  (c),  den 
man  sich  in  der  Weise  construirt,  dass  man  mit 
der  Hälfte  der  geraden  Entfernung  von  Punkt  d 
und  e mit  <?  einen  Kreisbogen  schlägt.  Wo  dor 
letztere  den  unteren  Augonhöhlenraud  nach  innen 
zu  trifft,  dort  liegt  der  betreffende  Punkt  (c). 

F die  Entfernung  zwischen  den  Punkten  b uud  d. 

Die  Resultate  der  an  einer  Anzahl  Mongolen 
und  Nichtmongolen  - Schädel  gewonnenen  Messun- 
gen hat  der  Verfasser  in  H Tabellen  zusammen- 
gestellt. Wir  wollen  dieselben  nur  in  so  weit 
wiedergeben,  als  sie  für  das  Verständnis  von 
Wichtigkeit  sind. 


I. 

Mans.se  (in 

M i 1 1 i m e 

tern)  und  Indices  von  A 

ugen höhlen  der 

ex  strem 

sten  F o 

rmen. 

Mo 

n go  1 o i d 

e n 

Ar 

ler 

Feuerländer 

Peruaner 

Peruaner 

Kirgise 

Kalmücke 

Pampa 

Toacaner 

9 

cf 

alter  c f 

alter  cf 

9 

cf 

Höhe 

A 

41,0 

39,5 

35,4 

36,0 

35,3  1 

39,2 

39,0 

39,0 

37,5 

w 

n 

20,4 

25.6 

23,8 

24.4 

22,3  1 

26,6 

| *M 

23,3 

22,8 

» 

D 

23,0 

20,0 

17.3 

15,2 

16,5 

17,9 

1 4,5 

23,0 

26,7 

* 

E 

— 0,7 

0 

— 0,13 

— 0,85 

— 0,8 

— 0,3 

0 

L2 

2,1 

_ 

C 

*.s(») 

5,3 

4.» 

5,1 

3,1 

5,2 

3,2 

10,0 

10.5 

* 

F 

30,7 

41,5 

38.9 

1 

35,6 

35,5 

38,2 

i 41,5 

37,5 

40.5 

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H4 


Kefui-.ite. 


Aus  Tabfile  II.  Grösste,  mittlere  und  niedrigste  lndices. 


Toskaner 

iK-ut-che 

Ostjaken 

Samojeden 

Chinesen 

Siamesen 

•*  C f | j ? 

5 er 

fl  cf  1 

6 $ 

7 cf 

1 3 ? 

3 ö*  ; 

S $ 

4 ö-  j 

s 9 

UM)  . Iß 

Höchster  . 

64,3  56,9 

59,8 

48,6 

, 52,7 

50,7 

52.7 

51,5 

1 51,« 

5«, 4 1 

52,1 

A 

Mittlerer  . 

50,06  . 55|58 

55,44 

45,95 

4«, 51 

45,07 

{ 48,13 

47,63 

| 5ü,65 

49,97  * 

49,75 

Iudex 

Niedrigster 

51,1  52,1 

53,5 

38,1 

39,1 

40,6 

43,3 

41,4 

49,7 

! 

«•*  | 

47,4 

Aus  Tabelle  111.  Mittel  der  lndices  (Gesnmmtresultat). 


Männliche  Schäd 

e 1 

;>  Toakaner  + 3 Deutsche  j 21  Mongoloiden 

1 Unterschiede  zwischen 
lieiden  Kassen 

lon.  n 

i 

50,75  46,7.1 

— 10,02 

A 

t 

100.  C 

24,73  14,32 

— 10,41 

.4 

Ivo.  E 

— 5,24 

A 

100.(1)./)) 

F 

6.35  14,9» 

-4-  8,55 

Tabelle  VI.  Mnxhuum  und  Minimum  aller  lndices  (an  allen  gemessenen 

Augenhöhlen). 


17  Arier 

41 

Mongoloiden 

Unterschiede  zwischen  beiden 
Gruppen 

Unterm -Inril  /wiM-iien  Maximum  der 
•lew  Mnxiiuitl werth  Mongoluidcn, 

der  Arier  und  Minimal-  Minimum  der 
werth  der  Mongoloiden  Arier 

100./) 

| Maximum  . . 

71.2 

} so''  ! 

58,3 

34,0  | 7,2 

A 

1 Minimum  . . 

51,1 

37,2 

1 2,J 

IflO.C 

A 

Maximum  . . 
Minimum  . . 

32.7 

18.7 

«V*  { 

23,5 

5,7 

1 ,7-8 

27,0  ' 4,8 

' 

lort . E 

Maximum  . . 

13,7 

! ,2-5  1 

7,8 

!j 

1.1,7  • 1 «,2 

A 

1 Minimum  . . 

1.4 

0 

HtO.fÄ 

.4 

— /))  (Maximum 
1 Minimum 

13,5 
— 9,6 

1 *»•>  ! 

26.0 

3,7 

] 22,3 

9,8  35,6 

Aus  den  aufgeführten  M aassresultaten  leitet 
Regalia  folgende  Betrachtungen  ab. 

1.  Da«  Dacryon  liegt  am  Mongolenauge  viel 
tiefer  als  am  Auge  der  Arier. 

2.  Der  untere  Angenhöhlenrand  steigt  am 
Mongolenauge  weniger  nach  aufwärts,  d.  b.  er 
weicht  weniger  von  der  Horizontalen  ah.  Denn 


seine  beiden  Partien,  das  Jochbein  sowohl,  als 
auch  der  Augcnhühleniörtsutz  des  Oberkiefers,  die 
bei  allen  übrigen  Rassen  nach  innen  zu  aufzu- 
steigen pflegen . thun  dies  hier  in  mindererem 
Grade. 

3.  In  selteneren  Fällen  kommt  es  sogar  vor, 
das«  die  Malarportion  des  Orbitalrandes  nach  innen 


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Referate. 


145 


zu  nicht  nur  nicht  aufsteigt,  sondern  in  ihrer  letz- 
ten Strecke  horizontal  bloiht,  oder  sogar  contiuuir- 
lich  von  der  sutura  fronto-zygouiatica  an  bis  zur 
sutnra  maxillo-zygnraatica  absteigt.  Im  letzteren 
Falle  liegt  der  tiefste  Punkt  des  unteren  Augen- 
höhlenrande*  in  der  sutura  uiaxillo -zygoinatica. 
Noch  seltener  beobachtet  man , dass  sich  die  ge- 
nannte Portion  des  Jochbeiues  in  noch  stärkerer 
Neigung,  als  im  vorigen  Falle,  continuirlich  nach 
innen  zu  senkt  und  mit  einer  abgerundeten  Kante 
endet,  welche  einen  rapiden  Abfall  bezeichnet, 
ähnlich  einer  Stufe. 

4.  Der  obere  Augenhüblenrand  kann  am  Mon- 
golenauge , anstatt  von  dem  Punkte  neben  der 
Jnciaur  an  bis  zur  sutura  fronto-zvgomatica  conti- 
nuirlicb  abwärts  zu  steigen,  auch  nach  aufwärts 
sich  erbeben,  und  zwar  speciell,  wenn  keine  Incisur 
vorhanden  ist,  bis  zur  Entfernung  (von  innen  nach 
aussen)  von  */i*  der  Orbitalbreite  oder  noch  mehr, 

5.  Wenn  der  zuletzt  genannte  Fall  nicht  ein- 
tritt,  sondern  der  obere  Hand  continuirlich  schnell 
absteigt  und  gleichzeitig  sich  der  untere  in  der 
uuter  Nr.  3 geschilderten  Weise  erhebt,  so  nimmt 
der  Einfang  der  Augenhöhle  eine  charakteristische 
Figur  an,  welche  man  folgendermaassen  beschrei- 
ben kann.  Wenn  man  vom  oberen  Angeuhöhlen- 
rande  auf  den  unteren  zwei  verticale  Linien  in 
der  Weise  fällt,  dass  sie  auf  der  Medianlinie 
(Breite  der  Augenhöhle)  senkrecht  stehen  und  die- 
selbe gleichzeitig  in  drei  gleiche  Tbeile  theilen,  so 
sieht  man,  dass  die  innerste  Senkrechte  länger  ist 
als  die  äussere,  dass  somit  die  Augenhöhle  ihre 
grösste  Höhe  im  inneren  Drittel  besitzt. 

6.  Jene  Erhabenheit  der  facies  interna  s.  or- 
bitalis  des  Jochbeines,  welche  dem  ligamentum  pal- 
pehrale  internuin  als  Ansatzpunkt  dient,  liegt  beim 
Mongolenschüdel  höher,  als  bei  den  anderen  Kassen, 
und  dies  nicht  blo&B  absolut,  noch  auch  im  Ver- 
gleich zu  dem  höchsten  Punkte  der  sutura  maxillo- 
lacrymalis. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  die  geschilderten  Formen 
der  knöchernen  Augenhöhle  am  Mongolenschädel 
auf  die  Lagerung  der  Weichtheile  des  Auges, 
beziehungsweise  auf  die  Richtung  der  Lidspalte  von 
Einfluss  sind.  Regal ia  glaubt  diesen  Einfluss  be- 
jahen zu  müssen.  Denn  die  tiefe  Lage  des  Dacryon. 
d.  b.  des  höchsten  Punktes  der  sutura  maxillo- 
lacrymalis,  muss  zur  Folge  haben,  dass  die  Ausfluss- 
Öffnung  der  Thränenröhrchen , somit  anch  des 
Thrünensückchons,  tiefer  zu  Hegen  kommen.  Diese 
Gebilde  werden  überhaupt  vom  ligamentum  inter- 
iium  und  dem  musculus  Horneri,  beides  Antheile  des 
Augenringinuskels  resp.  seiner  Sehne,  beeinflusst. 
Es  kommt  somit  auch  der  innere  Augenwinkel  tiefer 
zu  liegen  als  der  äussere;  die  Lidöffnung  gewinnt 
also  ein  schiefes  Aussehen  (die  beiden  Achsen  der- 
selben scheiden  sich  im  spitzen  Winkel),  wie  es 
für  das  Mongolenauge  charakteristisch  ist. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bit  XIX. 


Atu  Schlüsse  der  Abhandlung  ist  vom  Verfasser 
noch  eine  Zusammenstellung  der  einschlägigen 
Litteratur  beigefügt.  (15  Abhundlungen  ausschliess- 
lich französischer  Autoren). 

11.  Hoft  III.  Prof.  Giov.  Zoja,  intorno  al 
mucronc  doll’  angolo  della  mandibola 
del  Sandifort  (apofisi  lemurinica  doli* 
Albrecht),  nota  del  G.  Z.  (lieber  den 
von  Sandifort  aufgefundenen  Fortsatz 
am  Untorkiefer winkel.) 

Zoja  giebt  in  dieser  Abhandlung  eine  Zusammen- 
stellung aller  bisher  bekannt  gewordenen  Falle  von 
apophysis  lemurinica  (Albrecht). 

Die  ersten  Mittheilungen  Über  diesen  abnormen 
Fortsatz  am  menschlichen  Uuterkieferwinkel  ver- 
danken wir  dem  Anatomen  Ed.  Sandifort  (um 
1780),  welcher  ihn  als  r processus  insignis  sive 
mucro,  in  quem  angulus  maxillae  desinit“  in  die 
Wissenschaft  einführte.  Nach  ihm  beschrieb  J.  F. 
Merkel  eine  apophysis  anguli  mnndibulae,  als 
Vorkommen  bei  den  Marsnpialiern  und  Carnivoren 
unter  gleichzeitiger  Angabe,  dass  dieselbe  beim 
Affen  und  auch  beim  Menschen  nicht  mehr  anf- 
trete.  Cuvier,  Th.  Siebold  und  II.  Stannius 
bestätigten  das  Vorkommen  dieses  eigentümlichen 
Gebilden  bei  vielou  anderen  Säugetieren. 

Seit  Sandifort  war  der  Erste  P.  Albrecht,  der 
die  genunnte  Anomalie  beim  Menschen  wieder 
beobachtete.  Auf  dein  ersten  internationalen  Con- 
gresse  für  criminello  Anthropologie  zu  Rom  demon- 
strirto  derselbe  der  Versammlung  ein  Präparat 
des  menschlichen  Unterkiefers  mit  einer  apophysis 
lemurinica,  wie  er  diese  Erscheinung  nannte,  und 
einer  iucisura  lemurinica,  einem  Ausschnitte,  welcher 
sich  an  der  Basis  der  Apophyse  vorfindet.  Gleich- 
zeitig legte  Albrecht  zwei  Abbilduugeu  vor,  von 
denen  die  eine  dieselbe  Anomalie  an  einem  an- 
deren menschlichen  Unterkiefer  aufwies,  die  andere 
am  Unterkiefer  eines  Lemurineti. 

Nicht  lange  nach  diesem  Uongresse  veröffent- 
lichte Prof. Tenchini aus  Parma, durch  A 1 brecht’» 
Vortrag  angeregt,  eine  neue  Beobachtung  von  apo- 
physis lemurinica,  und  zwar  an  einem  28jährigen 
Verbrecher,  der  überdies  einen  überzähligen  Wir- 
bel hatte. 

Zu  diesen  bisher  bekannt  gewordenen  Fällen 
fügt  Zoja  zwei  neue  Beobachtungen  aus  der  Samm- 
lung des  Istituto  anatomico  dell1  Universita  de 
Parma  hinzu.  In  dem  einem  Falle  handelt  es  sich 
um  den  Schädel  eines  Malabaresen  (suhhrachyce- 
phnl,  t'apacität  1440 ccm,  Zahugebiss  vollständig, 
Unterkieferwinkel  112  Grad),  welcher  eine  deut- 
lich hervortretende  apophysis  und  incisura  lemu- 
rinica aufwies ; im  anderen  Falle  um  den  Schädel 
eines  05jährigen  italienischen  Landmamies  (auch 
snhhrachyrephnl,  deutliche  fossa  mediana,  Gebiss 
unvollständig,  Unterkieferwinkel  08°),  bei  welchem 
19 


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146 


Referate. 


dieselbe  Abnormität  ebenfalls  deutlich  aasgeprägt 
war.  Auf  Tafel  VII  linden  sich  die  beiden  Präpa- 
rate in  vortrefflicher  Ausführung  dargestellt. 

12.  BafTaello  Zarapa,  il  tipo  umbro  (der 
umbrische  Typus). 

Nicola cci  hatte  es  zuerst  versucht,  nn  den  in 
Villanova  und  Murzabotto  aufgefundenen  Schädeln 
unter  Eliminirung  des  etruskischen,  gallischen 
und  römischen  Elementes  einen  eigenen  Typus  für 
den  Umbrer  anfzustellen ; nach  ihm  in  gleicher 
Weise  Calori  an  den  Skeletten  aus  Camerino, 
einer  Gegend,  in  welcher,  wie  die  Geschichte  lehrt, 
riust  Umbrer  nnsäßhig  gewesen  waren.  Diu  Resul- 
tate beider  Messaugeu  waren  ziemlich  überein- 
stimmend: demnach  sollte  der  Schädel  der  alten 
(Jinbrer  dolichocephal  gewesen  sein.  (Xicolucci 
fand  für  den  Index  cephalicus  im  Mittel  78,9, 
Calori  77  bis  78.)  Leider  aber  war  das  Material, 
auf  welche«  sich  die  genannten  Forscher  stützten, 
wenig  zuverlässiger  Natur,  weil  vou  keinem  Schä- 
del verbürgt  war,  ob  er  wirklich  einst  einem  Um* 
brer  angubört  habe.  Zampa  nchlug  daher  den 
umgekehrten  Weg  ein  und  trat  der  Frage  nach 
dem  ursprünglichen  Umbrer-Typus  in  der  Weise 
nahe,  dass  er  ans  der  heutigen  Bevölkerung  des 
eigentlichen  Uuibrieu  einen  besonderen  Typus  atif- 
zustellen  suchte,  wie  es  schon  Livi  gethan  batte. 
Deuu  da  gerade  die  centralen  Theilo  Umbriens 
vou  den  Völkerwanderungen,  welche  Italien  über- 
dutheten,  am  wenigsten  berührt  worden  sind,  so 
musste  man  annehmen , dass  seine  Bewohner  den 
alten  Typus  in  ursprünglicher  Reinheit  am  meisten 
noch  bewahrt  hätten. 

IHe  Grenzen  des  ethnischen  Umbrien,  wie  sich 
Zampa  ausdrückt,  d.  h.  jenes  Gebietes,  wo  den 
historischen  Ueberlicferungen  und  dem  Dialecte 
nach  die  Nachkommen  der  alten  Umbrer  noch  au- 
zutreffen  sind,  stimmen  im  (irossen  nnd  Ganzen 
mit  den  Grenzen  überein,  welche  für  diese  Völker- 
schaft von  Augustns  gesteckt  wurden.  Es  umgreift 
die  Provinzen  Pcsaro  und  Urbino  mit  Ausnahme 
einiger  Gemeinden  an  der  Moerogküste  (gallisches 
Gebiet),  den  grössten  Theil  der  Provinz  Ancona 
ebenfalls  mit  Ausnahme  eines  Küstenstreifens  im 
Norden  des  Esino  (gullischea  Gebiet)  und  der 
äussersten  Hügel  im  Süden  desselben  Flusses, 
ferner  diu  Bezirke  Camerino,  Foligno,  Spoleto, 
Terni  and  Perugia  in  seiner  Gesammtheit. 

Wir  gehen  sogleich  zu  Zarapa’a  SchiidelmeB- 
sungen  über  nnd  wollen  zunächst  den  Längen* 
Breiten-Index  betrachten.  Für  das  gesammte  eth- 
nische Umbrien,  dessen  Ausbreitung  wir  soeben 
geschildert  haben,  fand  Zampa  im  Durchschnitt 
einen  Index  cephalicus  von  82,8.  Die  höchste 
Zahl,  86,0,  erhielt  er  für  die  Bewohner  von  Peru- 
gia; Urbino,  l'esaro,  Foligno  nnd  Terni  ergeben 
schon  niedere  Ziffern,  82,2  bis  83,6,  Camerino, 


Spoleto  und  Ancona  noch  niedere,  80,1  bis  81,6; 
diese  Bezirke  verrathen  mithin  schon  die  Mischung 
mit  dem  Nachbarvolke.  Sobald  man  aber  über 
die  geschilderten  Grenzen  hinansgeht.  sinkt  der 
Index  noch  mehr.  Für  Teramo  und  Ascoli  be- 
trägt er  schon  80,0,  für  Aquila  und  Lazio  78,8, 
für  Süditalien,  Apulien,  Calabrien,  Sicilien  nur 
78  bis  76. 

Der  Umbrerschüdel  ist  somit  massig  brachyce- 
phal  oder  subbrachycephal.  Als  eine  weitere 
Eigeuthüinlichkeit  desselben  ist  die  Breit«  des  Ge- 
sichtes zu  erwähnen.  Während  der  kleine  Frontal- 
durchmesser bei  den  Bewohnern  des  übrigen 
Italiens  im  Durchschnitt  106  bis  107  mm  beträgt, 
erreicht  er  beim  Umbrer  allein  108  mm.  Die 
Gesichtsbreite  beträgt  iin  übrigen  Italien  nnr 

127  bis  12.r>mm,  bei  dem  Umbrer  dagegen  130tnm. 
Die  Höhe  des  Gesichtes  ist  bei  allen  Völkerschaften 
Italien*  annähernd  dieselbe;  in  Oberitalien  130  bis 
131,  in  Umbrien  130,  in  Süditalien  130  bis 

128  mm.  Das  Gesicht  des  Unihrers  ist  somit 
quadratisch  zu  nennen;  sein  Index  beträgt  100  im 
Gegensätze  zu  dem  im  übrigen  Italien,  wo  er  für 
gewöhnlich  etwas  über  97  liegt. 

Für  die  Charakteristik  des  Umbrerschädels  ist 
ferner  sein  Quernmfang  von  Wichtigkeit.  Für 
Oburitalicn  stellt  sich  derselbe  auf  355  mm , für 
Unteritalien  auf  345  bis  350;  in  Umbrien  über- 
steigt er  dagegen  sogar  noch  365  mm. 

Was  den  Gesichtswinkel  betrifft  , so  neigt  der 
Umbrertvpus  hierin  allein  mehr  za  dem  Typus  des 
südlichen  Italien  hin.  ln  beiden  Landstrichen 
beträgt  er  76°;  iu  Obcritalien  schwankt  sein  Mittel- 
wert h zwischen  76  und  77** 

IHe  Körpergrösse  des  Umbren  ist  ein  wenig 
niedriger,  als  die  der  Bevölkerung  in  den  vier 
cirumpedenischen  Gebieten  und  auch  der  von  Tos- 
kana; sie  beträgt  1,63  bis  1,65  m. 

Hinsichtlich  der  Farbo  der  Haut,  Haare  und 
Augen  (Typus  chroraaticas)  nähert  sich  der  Umbrer 
inehr  dem  Bewohner  Unteritaliens.  Der  braune 
Typus  herrscht  in  Umbrien  im  Proceutsatx  von 
83  auf  100  vor;  in  Süditalicn  schwankt  er  zwischen 
75  und  92  Proc.,  in  Oberitalieu  dagegen  nur  zwischen 
62  bis  71  Proc.  Folgende  Tabelle  möge  das  procen- 
tualische  Verhältnis»  der  einzelnen  Elemente,  welche 
den  danklen  Typus  zusam inensetzen , in  Italien 
veranschaulichen : 


Ober- 

Italien  | 
Proc.  1 

Puter-  i 
Italien 
Proc. 

' Umbrien 
| Proc. 

Dunkle  Haut 

H8  — 74 

51  — 77  | 

62 

Schwarze  Haare  . . . 

10—16  , 

16  — 41 

37 

Braune  Augen  .... 

52  — 82 

63  — 78 

72 

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Referate. 


147 


Die  Verbreitung  de«  blonden  Typu»  gestaltet 
sich  folgendermaasscn : 


OtMtf- 

Italien 

17  ntev- 
Italien 

Umbrien 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Blonde  Haare  .... 

16  — 21 

; 2 — 4 

noch  nicht  !i 

Blaue  Augen 

11  — 18 

! 3—10 

i 6 — 7 

Der  Typus  des  Umbrer»  würde  sich  nach  den 
angeführten  Beobachtungen  Z&mpa’s  wie  folgt 
gestalten:  Der  Schädel  ist  massig  brachycephal, 

dabei  hoch , mit  breiter  Stirn  und  quadratischem 
Antlitz.  Kr  zeigt  Neigung  zur  Prognathie.  Der 
Körper  ist  von  mittlerem  Wüchse«  untersetzt  und 
im  Allgemeinen  kräftig  entwickelt.  Die  Farbe  der 
Haut,  Augen  und  Haare  ist  gröBstentheils  dunkel. 
Hauptsächlich  durch  die  Subbrachyceph&lie  unter- 
scheidet sich  der  Umbrer  von  den  nmwohnenden 
Volkerstämmeu : den  brachycephalen  Felten  im 
Norden,  den  mesocephalen  Etruskern  im  Westen, 
den  subdolichocephalen  Sabinern  und  Picenern  im 
Süden  und  Osten. 

Die  Umbrer  sind  als  stammverwandt  mit  den 
Gelten  aufzufassen,  mit  denen  sie  als  umbrisch- 
celtiacher  Zweig  der  arischen  Rasse  auf  ihrem 
Zuge  nach  Europa  in  die  nördlicheren  Gegenden 
einwanderten  , während  der  griechisch  - italischo 
oder  italisch  - pelasgische  Zweig  sich  mehr  nach 
Süden  wandte.  Am  Fusse  des  Kaukasus  theilten 
sich  die  Umbrer  von  ihrem  Bruderstamuie  und 
schlossen  sich  den  Itali  oder  Osci  an . mit  denen 
sie  sich  in  Besitz  Italiens,  die  Umbrer  vorzugs- 
weise Oberitaliens,  setzten.  Gleichzeitig  theilten 
sich  die  Celten  in  zwei  Unterabtheilungun;  die 
eine  derselben  zog  längs  des  Laufes  der  Dunau 
dem  Westen  zu,  die  andere  folgte  der  Sau  und  ge- 
langte nach  Oberitalien,  wo  sie  sich  im  Gebiete 
des  Po  nioderliess. 

Zawpu  ist  der  Ansicht,  dass  die  physischen 
Merkmale  des  Urubrertypn*  sich  mehr  denen  der 
Celten  Oberit&liens,  als  denen  der  Osker  ausckliessun, 
womit  aber  nicht  gesagt  sein  soll,  das»  Celten  und 
Umbrer  zu  indentificiren  seien,  eine  Theorie,  wie 
sie  von  Fröret  durch  kuriose  Spracliableitungun 
aufgestellt  and  von  Thierry  weiter  ausgebuut 
worden  ist. 

Auf  der  anderen  Seite  hat  man  auch  versucht, 
den  Umbrer  mit  dum  Osker  zu  indentiliciren. 
Zampa  hält  beide  Völkerstämine  für  grundver- 
schieden vou  einander.  Der  Osker-  (Sabiner-) 
Schädel  ist  nach  seinen  Beobachtungen  subdolicho- 
cepbal;  das  Stirnbein  ist  schwach  geneigt;  die 
Augenhöhlenwulste  treten  wenig  hervor;  die  Augen- 
höhlen selbst  sind  viereckig  und  geneigt,  die  Joch- 


beine schmal;  das  Hinterhaupt  springt  uicht  sehr 
hervor ; an  einzelnen  Exemplaren  ist  leichter 
Prognathismus,  au  anderen  Orthognatbismus  des 
Oberkiefers  vorhanden.  Im  Allgemeinen  weist  der 
Oberschädel  zarteren  Bau  und  kleinere  Maasse  auf, 
als  der  Umbrerschädel.  Somit  dürften  die  meisten, 
wo  nicht  alle  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  Umbriens 
stammenden  Schädel  den  Oskern  zuzuschreiben 
sein  und  prähistorische  Umbrerschädel  überhaupt 
nicht  vorhanden  sein.  Denn,  wie  Zampa  hervor- 
hebt, fehlt  es  nicht  an  Beweisen,  da**  die  (älteren) 
Umbrer  ihre  Todteu  verbrannten,  die  (jüngeren) 
Sabiner  dagegen  sie  bestatteten. 

13.  A.B.  Meyer,  sulla  capacita  dei  crani  Pa- 
puan! (über  dieCapacität  der  P a p u - 
anerschädel). 

In  einer  kurzen  Notiz  bestätigt  der  Dresdener 
Ethnologe  die  Beobachtungen  von  Sergi  und 
Moschen  (siehe  oben  S.  140),  wonach  die  von 
ihnen  gemessenen  Schädel  von  den  Inseln  Südost- 
Guineas  die  kleinste  bisher  beobachtete  Capacität 
(123t>  ccm  für  Männer,  1 125  ccm  für  Frauen)  besitzen 
sollten.  Meyer  fand  als  Dnrchscbnittscapacität  der 
Dresdener  Papuaner  - Schädelsammlung  für  den 
männlichen  Schädel  1308,  für  den  weiblichen 
1275  cum,  mithin  weit  höhere  Zahlen.  Ein  Schä- 
del (von  der  Insel  Mysore)  war  aber  darunter, 
welcher  den  niedrigsten  der  vou  Sergi  und 
Moschen  angegebenen  Werthe  (1120  ccm  für 
Männer)  noch  nicht  einmal  erreichte;  denn  seine 
Capacität  betrug  nur  1120  bis  1115  ccm. 

14.  Enrico  H.  Giglioli , ossa  uraana  portate 
come  ricordi  o per  ornamonto  o usate 
como  utenaiü  od  armi,  nota  die  E.  H.  G. 
(Ueber  Muuscheuknocheu,  die  zur  Er- 
innerung oder  als  Schmuck  getragen 
wurden,  und  als  Werkzeuge  oder 
Waffen  im  Gebrauch  waren.) 

Zu  allen  Zeiten  und  in  allen  Ländern  hat  der 
Brauch  bestanden,  dass  leicht  zu  conservironde 
Ueberreste  des  menschlichen  Körpers  als  Amulette 
oder  Siegettropk&een  getragen  wurden.  Von  dem 
Bestehen  desselben  auch  bei  der  prähistorischen 
Bevölkerung  Europas  haben  sich  noch  die  Sparen 
in  dem  modernen  Reliquienhandel  mit  Ileiligen- 
uud  Märtyrerknochen  bis  auf  unsere  Tage  erhalten. 

Ueber  die  Verehrung  menschlicher  Schädel  von 
Seiten  der  Bewohner  Afrikas,  wie  Zulu,  Dahouii. 
Amazonen , Ascianti  und  Kaffern,  hat  uns  Wood 
in  seiner  Natural  Hintory  oi'Mau  I.  Afrika  (London 
18(38)  dea  Ausführlichen  berichtet.  Auch  das  Vor- 
antragen eines  Penis  oder  der  Scrotumbaot  iu  den 
Krieg,  ein  Brauch,  wie  er  bei  den  Galla  besteht, 
gehört  hierher.  Iu  Asieu  ist  die  Verehrung  be- 
stimmter menschlichen  Körpertheile  eine  ziemlich 
vereinzelte  Erscheinung.  Mantegazza  sammelte 
19* 


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148 


Heferate. 


auf  seiner  asiatischen  Heise  hei  den  Buddhisten 
von  Sikkim  zwei  interessante  Belege  für  diese 
Sitte,  eine  Trompete  aus  einem  menschlichen  Ober- 
schenkel verfertigt  und  eine  Trommel,  welche  sich 
aus  zwei  Schädel decken  zusammensetzte  und  mit 
Kopfhaut  bespannt  war.  — Die  Dajak  sind  eifrige 
Sehadeljäger,  sie  pflegen  die  Schädel  ihrer  Feinde 
zu  bcschnitzen  und  mit  Metuliumsken  zu  schmücken. 
— Die  Nicobaren  üben  ebenfalls  die  SchAdelver- 
ehrung,  desgleichen  die  Andatnanen. 

Was  ferner  Amerika  betrifft,  so  ist  bekannt, 
«lass  die  alten  Cariben  und  Azteken  »ich  Flöten 
aus  menschlichen  Oberschenkelknochen  anfertigten. 
Bei  den  Jivaro  von  Napo  und  den  Mundurucü  von 
Madeira  werden  die  Schädel  ihrer  Feinde  entweder 
durch  »llmfiliges  Austrocknen  oder  durch  I)urch- 
trftnken  mit  Harz,  beziehungsweise  Oel  conservirt 
und  von  tapferen  Kriegern  bei  Festlichkeiten  ge- 
tragen. 

Australien  endlich,  „das  gelobte  I.and  für  die 
Ethnologie*1,  bietet  auch  für  unsere  Frage  eine 
reiche  Fundstätte.  Menschliche  Unterkiefer  als 
Amulette  in  Gestalt  von  Armbändern  werden  von 
den  Bewohnern  Neu  - Guineas  getragen.  d*Al- 
bertis  erwnrb  am  Orangerie  - Flusse  eine  Glocke, 
welche  au»  einem  menschlichen  Schädel  angefertigt 
war  und  beim  Tanze  um  den  Hals  gehangen  wurde 
u.  a.  m.  Auf  den  Admiralitatsinseln  werden  roth 
gemalte  Oberarmknochen  in  einem  Futterale  aus 
Blättern  am  Körper  getragen.  In  Neu-Britannien, 
wo  im  Uebrigen  menschliche  Knochenstücke  zu 
mannigfachen  Zwecken  Verwendung  finden,  werden 
Oberarmknochen  al»  Lanzensch&fte  und  auf  den 
Neil-Hebriden  menschliche  Knochensplitter  alsLan- 
zennpitzen  benutzt.  — Auf  den  Salomens- Inseln 
tragen  die  Krieger  Strumpfbänder  von  aufgereihten 
menschlichen  Zähnen  als  Trophäen. 

Die  Bewohner  vom  Albert -See  in  Australien 
verwenden  heute  noch  menschliche  Scbädelgewölbe 
zu  Trinkschalen,  wie  eB  vor  ungefähr  1000  Jahren 
in  Europa  schon  Rosamunde  zu  thun  durch  Alboin 
gezwungen  wurde. 

15.  Enrico  II.  Giglioli,  note  etnologicho  dalle 
iaole  Marchesi  (ethnologische  Bemer- 
kungen über  die  Marquesas-Inseln). 

Die  Markesmcben  Inseln  (las  Marquesaa,  les 
Marquesiens)  liegen  ungefähr  900  Meilen  n.  ü.  von 
Tahiti,  zwischen  dieser  und  dem  Aequator,  und 
bestehen  aus  fünf  grösseren  Inseln,  Nukativa. 
Uahuga,  Ohevatoa,  Tahnata  und  Fetuiva,  und 
mehr  als  hundert  kleineren  Eilanden;  sie  sind 
Ȋmmtlich  vulcanisclien  Ursprunges. 

Die  Bewohner  der  Marqnesaa  sind  nach  Giglioli 
die  schönsten  und  reinsten  Vertreter  der  poly- 
nesischen  Rasse.  Ehemals  verstanden  »ie  es,  ihre 
Reize  durch  Tätowirung  in  den  complicirtesten 


und  buntesten  Arabesken  zu  erhöhen ; für  jeden 
Körpertheil  besessen  sie  eine  besondere  Zeichnung, 
die  sie  auch  besonder»  benannten.  Heute  ist  die 
Sitte  des  Tätowirens  in  Misscredit  gekommeu. 
Dagegen  bieten  die  Markt-siner  noch  allerlei  Ver- 
stümmelungen des  Körpers,  wie  Durchbohren  der 
Ohrläppchen , Spalten  des  Präputium  beim  männ- 
lichen Geschlecht  uud  künstliche  Verlängerungen 
der  kleinen  Schamlippen  durch  fortgesetztes  Ziehen 
beim  weiblichen  Geschlechte.  Eine  andere  Unsitte 
besteht  in  der  künstlichen  Deformation  de»  Schädels 
(in  Zuckerhutform)  und  der  Nase,  sowie  in  der 
besonders  bei  Frauen  üblichen  Depilation. 

Zur  Bekleidung  dienten  in  früherer  Zeit  Taya- 
stoffe  au»  der  Rinde  von  Brou»sonetia  papyri- 
fera,  Ficus  prolixa  und  Artocarpus  incisa,  heute 
hat  europäischer  Luxus  die  ursprüngliche  Kleidung 
verdrängt  u.  a.  m. 

Iß.  S.  Sommier,  note  di  viaggio  di  S.  S. 
Esposizione  Uralo-Siboriana  di  Ekaterin- 
burg.  Ceremissi  dogli  Urali  e del  Volga. 
Reisebericht  über  die  uralisch-sibi- 
rische  Ausstellung  in  Katb arinenbnrg 
und  den  Volksstamm  der  Ceremissen 
im  Ural  und  an  der  Wolga. 

Verfasser,  welchem  von  der  Societ»  Italiana  di 
Antropologia  etc.  der  ehren werthe  Auftrag  zu- 
theil  geworden  war,  dieselbe  auf  der  Ltralisck- 
Sihirischen  Ausstellung  zu  Jekaterinburg  (Katha- 
rinenbnrg)  im  Jahre  1887  zu  vertreten,  giebt  in 
vorliegender  Reisonotiz  eiue  ganz  kurze  Ueber- 
sicht  der  auf  derselben  ausgestellten  Gegenstände, 
sodann  einen  ausführlichen  Bericht  über  »eine 
Studien  am  ('eremisscn-Volksstamme. 

Genannte  Ausstellung  trug  vorwiegend  einen 
ethnologischen  Charakter;  von  den  sibirischen 
Völkerschaften  waren  die  Dunganen,  Soioten,  Kir- 
gisen, verschiedene  Tnrtaren Stämme,  Tungusen, 
und  Jakuten,  von  den  Uralstämmen  im  Besonderen, 
die  Vognlen,  Ba&kiren  uud  drei  Stamme  finuischer 
Abstammung  au»  d«.*in  europäischen  Russland, 
nämlich  die  Votiachen,  Permi  an  er  und  Ueremi&Ben 
theils  persönlich,  oder  wenigsten»  durch  eine  aus- 
gewählte Sammlung  von  Photographien,  tfaeila 
durch  allerlei  Landesindustrieartikel , wie  Beklei- 
dung»- und  Scbinuckgcgenstünde,  üeräthschafteu 
und  Werkzeuge  der  verschiedensten  Art  vertreten. 
Die  lebenden  Repräsentanten  dieser  Volksstäinme 
waren  aber  schon  vor  Sommier* s Ankunft  in 
ihre  Heiinath  zurückgekehrt. 

Eiue  Anzahl  (25)  Baskirenschädel , welche 
Nikolsky  auf  die  Ausstellung  geschickt  und 
Sommier  daselbst  gemessen  hatte,  werden  dem- 
nächst von  Letzterem  veröffentlicht  werden. 

Die  archäologische  Abtheilung  der  Ausstellung 
wurde  hauptsächlich  durch  die  Bronzen  der  finnisch- 
ugrischen  Gruppe  repräsentirt. 


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Referate. 


149 


Nach  zehntägigem  Aufenthalte  in  Katharinen- 
bürg  unternahm  Sommier  eine  ethnologische  Ex- 
cursion  in  das  Gebiet  der  Ceremissen , eines  finni- 
sche» Volksstammes,  welcher  hauptsächlich  im 
Gouvernement  Kasan  uud  Viatka,  minder  zahlreich 
in  Kostroma  und  Xijoi-Nowgorod , sowie  in  den 
uralischen  Gouveneinents  Ufa  uud  Perm  ansässig 
ist  und  nach  der  letzten  Schätzung  259745  Seelen 
zählt.  Die  Ceremissen  des  Gouvernements  Kasan 
theilen  sich  wiederum  in  solche  der  Tiefebene 
(Wiesen  auf  dem  linken  Wolgaufer)  und  solche 
der  Berge  (Anhöhen  am  rechten  Ufer  dieses  Flusses). 
Wir  müssen  uns  versagen,  auf  den  ausführlichen 
Reisebericht  des  Verfassers,  der  das  Lehen  und 
Treiben  dieses  Volksstaranie«  behandelt,  einzugehen, 
und  beschränken  uns  darauf,  seine  uns  am  meisten 
iutoressirenden  somatisch-anthropologischen  Beob- 
achtungen kurz  wiederzugeben. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Ceremissen  von 
schwächlichem  Aeusseren,  jedoch  sind  unter  ihnen 


Männer  von  kräftigem  Körperbau  und  besonders 
Mädchen  von  anmuthiger  Friscbheit  und  Drallheit 
keine  Seltenheit.  Die  Körpergrösse  ist  als  sehr 
niedrig  zu  bezeichnen,  wenigstens  erreicht  sie  noch 
nicht  die  menschlichen  Mittelwerthe.  Im  Durch- 
schnitt waren  die  Männer  im  Alter  von  20  bis 
50  Jahren  1 «SO  cm  (149  bis  173),  die  Weiber  im 
Alter  von  20  bis  45  Jahren  150  (147  bis  156)  cm 
gross.  — Die  Hände  und  Fasse  sind  ziemlich  klein, 
die  Zähne  weiss  und  durchweg  gesund.  Die  Brüste 
der  Weiber  sind  wenig  entwickelt  und  fast  hängend. 

Die  Hautfarbe  der  Ceremissen  ist  iro  Allge- 
meinen blond  mit  leichtem  Uebergatige  in  Braun, 
besonders  an  den  der  Luft  nusgeseUten  Korper- 
partien.  Die  T'arbo  der  weichen  Haare  sowie  der 
Augen  durchläuft  alle  Nüaucirungen  vom  hellsten 
Blond  bis  zum  dunkelsten  Braun.  Das  Verhältnis* 
der  Blonden  zu  den  Brannen  (in  Bezug  auf  die 
Haar-  und  Augenfarbe)  gestaltet  sich  nach  So  in  in  i er 
folgendermaasseu : 


Haar 

färbe 

A ugenfa  rbe 

hellblond 

dunkel* 

■ blond 

i 

1 

hellbraun 

dunkel- 

braun 

fast 

schwarz 

| schwarz 

Mau  bis 
hellgrau 

graupelt»  , 
und 

hellbraun 

braun 

Beobachtet  au  Per- 
sonen ..... 

IS 

10 

11 

14 

5 

15 

19 

17 

davon  Männer  . . 

8 

7 

1 10 

7 

5 

i 

10 

12 

14 

Krauet! 

• 1 

1 

a 

| 1 

1 

’ 

« 

0 

5 

7 

3 

Was  den  Schädel  betrifft,  so  sind  die  Cere- 
missen  als  mesocepbal  mit  Uebcrgang  in  Subbrachy- 
cephalie  zu  bezeichnen.  Von  3?«  Männern,  welche 
Sommier  gemessen  hat,  waren  13  dolichocephal, 
11  roesocephal  und  14  brachycephal.  — Die  Bra- 
chycephalie  der  an  und  für  sich  dolichocephalen 
Ceremissen  führt  der  Verfasser  auf  Kreuzung  mit 
hrachycephalen  tartarischen  und  baskirischen  Ele- 
menten zurück. 

Das  Gesicht  ist  breit  im  Vergleich  zur  Höbe, 
somit  die  Ceremissen  chamüprosop.  Der  Gesammt- 
Gesichtsindex  betrug  beim  männlichen  Geschlecht« 
im  Mittel  109,57  (96,8  bis  118,1),  beim  weib- 
lichen üeschlecbto  108,0  (95,0  bis  118,7). 

Die  Augen  sind  klein,  wenig  geöffnet  und  tief- 
liegend; öfters  verlaufen  ihre  Queraxeu  schief 
zur  Horizontalen  (Mongolenauge),  vielleicht  die 
Folge  der  Mischung  mit  Tartaren, 

Sommier  glaubt  in  den  Ceremissen  zwei  Ty- 
pen wiederzufinden,  welche  er  Bchon  weit  entfernt 
bei  den  Finnen  des  nördlichsten  Finnlands  beob- 
achtet hat.  Der  eine  Typus  zeigt  einen  niedrigen 
Wuchs,  blonden  Teint,  breites  Gesicht  und  kleine 


Käse;  der  andere  eine  grössere  Statur,  dunkleren 
Teint,  ein  mehr  längliche«  Gesicht  mit  feinen 
Zügen  und  eine  mehr  vorstehende,  sonst  regel- 
mässige Nase.  Ketzius  unterschied  diese  Typen 
als  Tavstlandesen  und  Karelo. 

Am  Schlüsse  seine«  interessanten  Berichtes 
giebt  der  Verfasser  eine  Zusammenstellung  der 
einzelnen  Körpermaasse,  Haarfarbe,  Augen  färbe  und 
Anzahl  der  Kinder  von  55  Ceremissen  männlichen 
uud  weiblichen  Geschlechts.  Ausserdem  sind  dem- 
selben, abgesehen  von  einer  Anzahl  Abbildungen 
im  Text,  vier  Lichtdrucktafeln  mit  charakteristischen 
Porträts  beigegeben. 

17.  Pio  Mazzucchi,  legende,  pregiudisi  o 
superstizioni  del  volgo  nell’  Alto  Pole- 
öine,  scrie  soconda.  (Sagen,  Yorurtbeile 
uud  Aberglauben  beim  Volke  in  Ober- 
Polesine.) 

Wie  die  Uebenchrift  schon  besagt,  giebt  der 
Verfasser  in  seiner  Abhandlung  eine  Sammlung 
von  allerlei  Thier-  und  Menschen-,  auch  Heiligen- 
Sageti,  Sympatliiemitteln  gegen  Krankheit  (Berg- 


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150 


Referate. 


krankbeit,  Augenleiden.  Rückcuscbwcrzen,  Humor* 
rhoiden  u.  a.  m.)  und  abergläubischen  Gebrauchen, 
wie  dieselben  im  Volke  in  Ober-Polesine  noch  fort- 
leben. 

18.  Bullettino  di  Paletnologia  Italiana, 

fondato  da  G.  Chierici,  L.  Pigorini  e 

P.  Strobel,  diretto  da  L.  Pigorini  e 
P.  Strobel.  ColUborator»  P.  Castei- 
l'ranco,  A.  Issel,  G.  Nicolucci,  P.  Orsi 
ed  J.  Uegazzoui.  Serie  II.  Toxno  IV. 
Anno  XIV.  Parma,  Luigi  Battei, 

1888.  Jahrgang  XIV.  Nr.  1 und  % mit 
Tafel  1 bis  3.  Pigorini,  cuspidi  di  aelce 
ouoidali  dell*  Italia  giudicate  archeoli- 
tiohe  da  Adriano  de  Mortillot  (über 
ouoide  Silexspitzen  aus  Italien,  die  von 
A.  de  Mortillet  für  arch äolithiscli  ge- 
halten worden). 

Mortillet  hatte  in  einem  Artikel  der  Zeit- 
schrift Lllomme  (1887,  p.  864  bis  368),  be- 
titelt Le  Sulutreen  er»  Italic,  die  Behauptung  auf- 
gestellt,  dass  jene  auf  beiden  Flächen  fein  behauenen 
Silexspitzen,  in  Lorbeerblattform , die  zu  Moliua 
delle  sculucce  in  der  Gemeinde  Brooniu  (Provinz 
Verona)  aufgefunden  wurden . als  wirkliche  Ver- 
treter des  Typus  von  Solutre  aufznfassen  seien  und 
somit  einen  Beweis  für  das  Bestehen  einer  epoque 
solutreenne  auch  in  Italien  lieferten.  Pigorini 
verwahrt  sich  in  seiner  Erwiderung,  die  einen  ziem- 
lich polemischen  Ton  auschlägt.  in  energischer 
Weise  gegen  eine  solche  Auffassung  und  schreibt 
die  FunJstückeaus  Molina  der  neolithischen  Periode 
zu.  Zur  Stütze  seiuer  Behauptung  weist  derselbe 
auf  die  grosse  Aehnlichkeit  bin,  welche  zwischen 
dem  genannten  Funde  und  den  Gräbern  zu  Uenie- 
dello  im  Gebiet  von  Bresciu  besteht.  Diese  Gräber 
von  Kemedfllo  enthielten  gleichfalls  Lanzenspitzen 
derselben  Form,  ausserdem  aber  noch  Waffen  aus 
Kupfer  und  Bronze:  sie  gehören  somit  der  neoli- 
thischen Periode  an.  Ein  anderes  Seitenstück  zu 
den  Funden  aus  Molina  bieten  Lanzenspitzen  der- 
selben ouoideu  Form  aus  liocca  di  Hicole  (in  der 
Provinz  Verona).  Auch  diese  Station  gehört  der 
jüngeren  Steinzeit  an.  Somit  dürfte  darüber  kein 
Zweifel  mehr  bestehen , dass  die  Pfeilspitzen  aus 
Molina  nicht  aus  der  Periode  von  Solutre,  sondern 
auB  der  neolithischen  Zeit  stammen  müssen.  — ln» 
Uebrigen  bringt  Pigorini  jener  Eiutheilnng  der 
palaolithischen  Zeit  nach  der  Form  und  Bearbei- 
tung der  Steingeräthe,  wie  sie  von  französischen 
Forschern  aufgectellt  und  scheinbar  durchgeführt 
worden  »st,  berechtigten  Zweifel  entgegen. 

19.  Dott.  Sac.  N.  Morolli,  antichi  raanufatti 
motallici  rinvenuti  nella  Liguria,  con 
tavola  1 e 2 (antike  Metallgegenstände 
ans  Ligurien). 


Wahrend  das  paläolithische  und  ncoüthiscbe 
Zeitalter  in  Ligurien  ziemlich  zahlreich  durch 
Fnnde  vertreten  ist,  lässt  sich  ein  Gleiches  von  der 
Metallzeit  nicht  behaupten.  Morel li  kannte  bis* 
her  nur  etwa  30  Gegenstände  aus  der  ligurischen 
Bronzezeit;  durch  eigene  Ausgrabungen  sowohl 
als  auch  durch  Nachrichten  anderer  Forscher  ge- 
lang es  ihm,  weitere  22  Gegenstände  aus  der  Bronze- 
und  Eisenzeit  Liguriens  zusammenzustellen  und 
abzubilden.  Dieselben  stammen  aus  der  Höhle 
Pollcra  bei  Piatnmarino  (in  der  Gemeinde  Final- 
borgo), einer  Hohle  bei  Galuzzo  (in  der  Gemeinde 
Verezzi)  und  aus  der  Umgegend  von  Bobbio. 

DerZeit  nach  vertheilen  sich  dieso  Gegenstände 
folgendermnas*en.  Der  Bronzezeit  gehören  an : 
drei  Dolchklingen  ans  Kupfer  (lanzettförmig,  davon 
zwei  mit  Rückeukiel),  ein  Meisscl,  eine  Ahle  (V  qua- 
dratisches Prisma  mit  spitz  nusgezogenen  Enden), 
zwei  Ringe  (der  eine  einfach,  der  andere  spiral ig). 
drei  Schaft krlte,  eine  runde  Platte,  eiue  Haarnadel, 
fünf  Armbänder  (rund,  massiv,  einfach)  und  eine 
Fibel  (einfache  Bogenfibel)  — säinnitlich  aus  Bronze 
verfertigt. 

Der  Eisenzeit  dagegen:  ein  Armband  (einfacher 
Typus,  massiv,  breit,  mit  Andreaskreuz-ähnlichem 
Ornament),  ein  Xadelknopf,  eine  Fibel  (Discusfibel) 
und  ein  Schaftkelt  (mit  rechteckigem  Scbaftloch)  — 
ebenfalls  uns  Bronze  verfertigt. 

Dos  seltene  Vorkommen  von  Metallgeräthen  in 
Ligurien  findet  nach  Morelli  dann  seine  Erklä- 
rung. das»  die  alten  Ligurier  sich  nicht  selbst  mit 
der  Metallurgie  befassten,  sondern  den  Bedarf  an 
Waffen  etc.  durch  Import  deckten.  Beweis  dafür  ist, 
dass  mau  in  dieser  Provinz  bisher  nirgends  auf 
Gnssformen  oder  Schmelzstätten,  beziehungsweise 
Schlacken  gestoesen  ist. 

20.  Campi,  di  aloune  epade  di  bronso  trovato 
nel  Veneto,  nel  Trentino  et  nol  Tirolo 
(über  einige  Bronzeachwerter  aus  Vene- 
tien,  Trient  und  Tirol.) 

Die  in  Venetien,  Trient  und  Tirol  aufgefunde- 
nen und  vom  Caropi  zum  Gegenstand  der  Be- 
trachtung gemachten  (auf  Tafel  III  abgebildeten) 
Bronzeachwerter  ebarakterisiren  sich  im  Allge- 
meinen durch  ihre  lanzettförmige  Klinge,  dio  ent- 
weder direct  in  den  Griff  übergeht,  mit  ihm  also 
in  einem  Stück  gegossen  ist,  oder  mit  dem  Griff', 
der  sich  zumeist  halbkreisförmig  gegen  die  Klinge 
absetzt,  durch  Nieten  in  halbkreisförmiger  Anord- 
nung verbunden  ist.  Die  Klinge  ist  stets  doppel- 
schneidig  und  weist  sehr  oft  eine  mediane  Rippe 
auf,  die  an  einem  Exemplare  als  erhabenes  Dreieck 
hervortritt.  Diese  Mittelrippe  durchlauft  die  Klinge 
in  ihrer  ganzen  Länge  und  wird  öfters  noch  von 
zwei,  der  Schneide  bis  zur  Spitze  parallel  laufenden, 
an  einem  Exemplar  aber  pfeibpitzcmirtig  sich 
schon  im  unteren  Drittel  vereinigenden,  Furchen 


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Referate. 


151 


begleitet.  Auch  der  Gritf  kann  verziert  sein;  An* 
tenneu  kommen  an  ihm  nicht  vor. 

Hinsichtlich  des  Altera  dieser  Schwerter  kommt 
der  Verfasser  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  einerseits 
nicht  mehr  mit  den  Schwertern  ans  dem  Ausgange 
der  oberitalieniscben  Terramarenzeit.  also  der  reinen 
italienischen  Bronzeperiodo , in  eine  Parallele  ge- 
stellt werden  können,  andererseits  aber  auch  noch 
nicht  der  llallstattcultur  zugerechnet  werden  dürfen. 
Sie  gehören  somit  einem  Zeitalter  an.  welches  un- 
mittelbar auf  dos  der  Terramareu  folgte. 

21.  Nr.  3 und  4.  Gnoli  e Pigorini,  stazioni 
deir  etä  della  pietra  nel  Camerinose 

(Stationen  ans  der  Steinzeit  im  Gebiete 
von  Camerino). 

In  der  Umgegend  von  Catneritio  (Provinz  Mace- 
rata),  wo  man  schon  früher  wiederholt  auf  Gegen- 
stände der  Steinzeit  gestoasen  war,  wurden  vou 
Gnoli  zu  Serrapetrona  und  Torr«  di  Beregna 
zwei  Stationen  aus  dieser  Periode  aufgedeckt.  Was 
im  Besonderen  die  zu  Torre  di  Beregna  gesammelten 
Steingegenstände  betrifft,  so  bestanden  nie  in  Flint- 
steinen von  allerlei  Formen  (vorwiegend  rothor 
Feuerstein),  die  zum  Theil  unbearbeitet,  zum  Theil 
als  Messer,  Schaber,  Splitter  in  den  verschieden- 
sten Stadien  der  Bearbeitung  auf  dem  Boden  in 
eiuer  Ausdehnung  von  300  qm  zerstreut  herum 
lageu  und  somit  den  Eindruck  einer  steinzeitlicheu 
Werkstatte  machten. 

In  Serrapetrona  wurden  ähnliche  Objecte  zu 
Tage  gefördert,  wie  Messer,  Schaber  etc.  aus  Silex 
und  Stücke  rohen  Topfgeschirres.  In  derselben 
archäologischen  Schicht  landen  sich  aber  auch 
Gegenstände  aus  der  Eisen-  und  der  Römer -Zeit. 
Der  Eisenzeit  gehörten  unter  anderen  Waffen, 
Bronzefibelu , und  eine  durchbohrte  Muschel  an; 
römischen  Ursprung  verrietben  ein  Snlhenfläschcheu 
aus  Glas  und  eine  thönerne  Oellanipe.  Pigorini 
hält  dieses  Zusammentreffen  von  Gcrüthschaften 
der  verschiedensten  Perioden  für  zufällig  und  nimmt 
au,  dass  die  Bewohner  im  Gebiete  von  Camerino 
in  der  ersten  Eisenzeit  ihre  Todtcu  in  einem  Bodeu 
beisetzten,  der  Gegenstände  aus  früheren  Perioden 
schon  enthielt. 

Auf  Tafel  IV  finden  sich  von  Gnoli  eine  Anzahl 
Gegenstände  aus  beiden  Stationen  durgestellt. 

22.  Stofhno  de’  Stcfani,  stazione  litica  a Giaro 
nel  comune  di  Prun  veronese  (steinzeit- 
liche Niederlassung  zu  Giara). 

Die  vorliegende  Abhandlung  von  Stefano  de* 
Stcfani  ist  hauptsächlich  durch  die  ihr  beigege- 
benen Abbildungen  (auf  Tafel  VJ  nnd  VII)  der 
seltsamsten  Lauzenspitzeuformen  aus  den  stein- 
zeitlichen  Niederlassungen  in  der  Gemeinde  Prun 
höchst  interessant. 


Die  meisten  derselben  sind  durch  dreieckige 
Pfeilspitzen  vertreten,  deren  Basis  Üügelformige 
Fortsätze  besitzt  und  entweder  concav  ausgehöhlt 
oder  mit  einem  Stiel  versehen  ist.  Eine  in  den 
dortigen  steiuzeitlichen  Höhlen  noch  häufiger  vor- 
kommende Form  sind  mandelförmige  Lanzon- 
Bpitzen  vom  sogenannten  St.-  Acteul-  Typus  (grandi 
ascie  a mandurla  tipo  Saiut-Acteul  nach  Stefan i). 
Die  übrigeu  eigenartigen,  änsserst  seltenen  Formen 
lassen  sich  in  folgende  Gruppen  theilen: 

1.  Pfeilspitzen  mit  geschweiften  Scitenräudern 
and  concaver  Basis,  die  den  Eindruck  machen, 
als  ob  der  Künstler  hei  ihrer  Anfertigung  sich  ein 
Blatt  von  hedera  polymorph»  zum  Vorbild  nahm. 

2.  Pfeilspitzen  mit  gesägten  Seiteu  rändern  und 
concaver  oder  gestielter  Basis.  Dieselben  erinnern 
an  die  Harpunen  aus  der  französischen  Rennthier- 
zeit. Bei  ihrer  Anfertigung  dürften  dem  Künstler 
missgestaltete  Blätter  der  Eiche  oder  Cichorie  vor- 
geschwebt hal>en. 

3.  Pfeilspitzen,  die  nicht  an  den  Seitenrändern 
gesägt  sind,  sondern  an  der  sehr  verbreiterten  Spitze 
Zähne  tragen.  Es  ähnelt  diese  Form  einem  ge- 
stielten Kamme  (daher  von  Stefani  für  sie  die 
Bezeichnung  selci  foggiate  a pettiua  vorgeschlagen), 
oder  noch  besser  einem  Grasrechen  mit  nach  vor- 
wärts gerichteten  Zinken.  Verfasser,  der  von  der- 
selben noch  drei  weitere  Exemplare  in  dem  cüvolo 
delP  orso  fand,  hält  diese  Gebilde  für  Kämme, 
mit  denen  die  steinzeitlichen  Ansiedler  die  Felle 
ihrer  Ziegen,  von  denen  zahlreiche  Knochen  unter 
den  Speiseresten  enthalten  waren,  auszukämmen 
pflegten. 

4.  Pfeilspitzen  von  der  Gestalt  eines  Kreuzes. 
Zwei  ähnliche  Exemplare  hob  Stefani  in  dem 
oövolo  doi  disertori  und  in  dem  cüvolo  della  statione 
di  Fontanella  (beides  in  Prun).  Sie  dürften  seiner 
Ansicht  nach  nicht  als  Waffen  getragen  worden 
sein,  sondern  zu  Werkzeugen  oder  Ainuletten  ge- 
dient haben. 

Im  Allgemeinen  lässt  sich  von  diesen  Pfeil- 
spitzen sagen,  dass  sie  süm tätlich  aus  grauem  Feuer- 
stein hergestellt  worden  sind  und  auf  beiden  Flächen 
Bearbeitung  mit  muscheligem  Bruche  aufweiseu. 

23.  Dott.  Riccardo  Loronzoni,  la  Grotta  Nico- 
luoci  prosso  Toronto. 

In  der  Umgegend  von  Soreut,  in  der  sogenannten 
Couca,  entdeckte  Lorcnzo  eine  Tropfsteinhöhle, 
welche  er  nach  dem  italienischen  Anthropologen 
Nicolucci  so  benannte.  Dieselbe  setzt  sich  aus 
zwei  über  einander  gelegenen  Abtheilungen  zu- 
sammen, von  denen  die  ol»ere  wiederum  in  Unter- 
abtheilangen  zerfallt.  Unter  einem  Erdhaufen,  in 
welchem  einige  Scherben  und  füufGefässe  enthalten 
waren,  sties«  Lorcnzo  auf  eine  7 bis  Sem  dicke 
Tropfsteiunchicht,  uuter  dieser  wiederum  auf  eine 
Schicht  schwarzer,  feuchter,  fettiger  Gartenerde, 


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152 


Referate. 


welche  direct  dem  Boden  in  einer  Hohe  von  ungefähr 
2in  auflag.  In  letzterer  kamen  Stein  gerät  he,  Gefasx- 
restc,  SjHjisoübiTreste  und  ein  Bronzegegenstand 
zum  Vorschein. 

Was  zunächst  die  bearbeiteten  Steiugeräthe 
betrifft,  so  ist  von  ihnen  za  bemerken,  dass  sie  in 
grosser  Menge  in  den  verschiedensten  Tiefen  auf* 
gefunden  wurden  und  aus  <|narzreicbem , hartem, 
gelbem  oder  grauem  Sandstein , einige  Exemplare 
nach  aus  Feuerstein  angefertigt  waren.  Lorcnzo 
konnte  unter  ihnen  Sägen,  Messer,  Lanzen-  und 
Pfeilspitzen  in  Mandelform,  Lanzenspitzeo  mit  Stiel 
und  flügelähnlichen  Fortsätzen  au  der  Basis,  ilaud- 
härann-r  und  Aexte  unterscheiden.  Ausserdem 
kamen  zwei  Netzaenker.  einer  aus  Sandstein,  der 
andere  uns  Thon,  sowie  eiu  Stück  llespis  und  Ob« 
sidian  zum  Vorschein. 

Das  Topfgeräth  bestand  zumeist  in  Unmassen 
von  Henkeln,  Rändern,  Boden  und  Seitentheilen ; 
vollständig  oder  annähernd  vollständig  waren  nur 
fünf  Ge  fasse  erhalten.  Die  Gefässreste,  zum  Theil 
aus  grobsaudigem,  zum  Theil  aus  feinem,  geschlämm- 
tem Thon  hergestellt,  waren  sichtlich  Handarbeit, 
einige  wenige  Hessen  auf  Anfertigung  mittelst  einer 
Drehscheibe  schliessen.  Soweit  es  möglich  war,  aus 
deu  Scherben  eine  Gefiissforin  zu  reconatruiren.  war 
die  Keramik  durch  Becher,  kleine  Krüge,  Näpfe, 
Töpfchen  mit  ebenem  oder  erhöhtem  Boden  ver- 
treten. Die  Henkel  waren  entweder  horizontal 
oder  vertical  aufgesetzt;  an  einzelnen  Gelassen 
fehlten  sie  gänzlich  oder  waren  nur  durch  Buckel 
oder  durch  Löcher  ersetzt.  Eine  besondere  Eigen- 
tümlichkeit mehrerer  Gelasse  bestand  in  gehörn- 
te u Henkeln,  d.  b.  in  Henkeln,  die  sich  vom  oberen 
Rande  erheben  und  bei  ihrem  Umbiegen  nach  aussen 
und  unten  zu  sich  gabeln,  so  dass  das  Bild  eines 
Halbmondes  mit  mehr  oder  weniger  verlängerten 
Hörnern  entsteht.  Mau  hatte  diesen  GefiUstypus 
lange  Zeit  als  charakteristisch  für  die  Terramareu 
Emilias  augesehen;  neuere  Untersuchungen  be- 
wiesen aber  auch  seine  Verbreitung  im  übrigen 
Italien.  — Die  Verzierung  des  Topfgeräth  es  war 
entweder  durch  Aullagerung  oder  Vertiefung  ver- 
schiedener Muster  hervorgebracht.  Die  erst  vre 
Art  bestand  in  Knoten  oder  Schnüren,  die  entweder 
horizontal  oder  vertical,  bald  einfach,  bald  in 
doppelter  Anordnung  um  das  Gelass  verliefen. 
Eine  besondere  Form  desselben  war  eine  Reibe 
von  S-förmigen  Figuren.  Die  Basrelief»  bestanden 
in  geraden  Linien,  die  öfters  mit  besonderem  Kunst- 
sinn zu  kleinen  Quadraten  oder  Mianderzeich- 
nungen  zusammengestellt  waren.  Das  Vorkommen 
des  griechischen  Mäanders,  und  zwar  in  vollkom- 
mener Ausführung,  beschränkt  sich  auf  zwei  Geiass- 
fragmente, welche  noch  wegen  der  ausserordent- 
lichen Feinheit  des  Thones  und  der  eigentümlichen 
Ausführung  der  Decorutiou , rothe  Figuren  auf 
schwarzem  (»runde,  besonderer  Erwähnung  ver- 


dienen. Da  dieselben  aber  in  deiu  obersten  Erd- 
haufen lagen,  so  dürften  sie  einem  jüngeren  Zeit- 
alter angehören. 

Aus  den  Knochenresten  Heesen  sich  mit  Sicher- 
heit Riud,  Schaf,  Ziege,  Schwein,  Fuchs  und  einige 
kleine  Nagetbiere  nachweisen.  Fünf  Knochen- 
Stücke  waren  jeder  zu  einem  Gründer,  davon  einige 
mit  6pateltürmig  zulaufendem  Endstück,  umge- 
arbeitet 

Für  die  chronologische  Bestimmung  der  er- 
wähuten  Fundstücke  ist  schliesslich  noch  ein  bogen- 
förmig gekrümmter  Bronzedolcb  mit  zugespitzten 
Enden,  vielleicht  eine  Haarnadel,  von  Wichtigkeit. 
Da  derselbe  unter  der  Tropfsteinschicht  zum  Vor- 
schein kam,  mithiu  gleichaltrig  mit  den  Steinge- 
rätheu ist,  so  dürfte  die  Nicol ucci-Gruppo  nicht 
nur  in  der  ueolithi  wehen  Periode,  sondern  auch 
noch  wahrend  des  Ueberganges  derselben  in  die 
Bronzezeit  bewohnt  gewesen  sein.  — Die  Abbil- 
dungen der  hauptsächlichsten  Fandst ücke  finden 
sich  auf  Tafel  X und  XI. 

24.  Pigorini,  ripoBtiglio  di  grandi  pugnali  di 
bronzo  a lama  triangolare  sooperto  nolla 
vicinanao  di  Ripatranaono  (Marcho).  (Ein 
Depotfund  vou  grossen  ßronzedolchen  mit 
dreieckiger  Klinge  in  der  Nachbarschaft  von 
Ripatransone.) 

Iu  diesem  Depotfunde  bandelt  cs  sich  um  fünf- 
undzwanzig ßronzedolche.  welche  ein  Bauer  in 
der  Nähe  der  Stadt  Kipatransoue  in  der  Provinz 
Ascoli  Piceno  beim  Ackern  unter  einer  Steinschiebt 
aufdeckte.  Andere  Bronzegeräthe  sollen  nicht 
dabei  gelegen  haben.  Pigoriui  hat  von  diesen 
fünfundzwanzig  Dolchen  nur  vier  in  den  Händen 
gehabt,  die  er  in  dem  vorliegenden  Aufsätze  be- 
schreibt. Es  genügt,  die  Beschreibung  des  eiuen 
Dolches,  des  grössten,  wiederzugeben;  denn  die 
Übrigen  stimmen,  was  die  Form  und  Ausstattung 
betrifft,  mit  diesem  im  Grossen  und  Ganzen  überein. 
Die  Länge  der  Dolche  schwankt  zwischen  18,5 
und  2ticm;  die  dreieckige  Klinge  des  grössten 
Exemplares  misst  in  der  Länge  17  cm,  an  der  Basis 
in  der  Breite  75  mm;  ihr  Ornament  besteht  in 
breiteren  und  schmäleren  Flächen,  welche  parallel 
der  Schneide  laufen  und  an  der  Spitze  convergiren. 
In  den  Zwischenräumen  zwischen  diesen  Linien 
ziehen  sich  Reihen  kleiner,  »chraffirter  Dreiecke 
(Wolfszahnornament)  entlang.  Der  Griff,  der  mit 
seinem  bogenförmig  ausgeschweiften  Ende  an  der 
Klinge  mittelst  Nieten  befestigt  ist,  trägt  einen 
ovalen  Knauf,  welcher  fein  polirt  erscheint  und 
mit  einem  eingravirten  Kreuze  geschmückt  ist. 
Er  ist  gleichfalls  glatt.  Die  übrigen  Dolche,  auch 
diejenigen,  welche  Pigorini  nicht  zugänglich 
waren,  belassen  eine  dreieckige  Klinge.  An  den 
zwei  kleinsten  der  von  Pigorini  beschriebenen 
Dolche  sass  kein  vollständiger  Handgriff  mehr. 


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Referate. 


153 


Sein  Ende  hatte  ursprünglich  aus  llorn  oder 
Knochen  bestanden,  wie  einige  Partikelcben  diese« 
Stoffe«  beweisen,  die  daran  hängen  geblieben  waren. 
Dolche  mit  einem  ähnlichen  Handgriffe  sind  vom 
Gardasee  und  den  britischen  Inseln  her  bekannt. 

Pi  gor  ini  schreibt  den  Fund  von  Ripatransone 
der  Bronzezeit  und  nicht  der  ältesten  Eisenzeit 
zu,  wie  Mariotti  angenommen  hat.  Es  ist  dies 
«eines  Wissens  nach  der  dritte  Fund  von  grossen 
Bronzedolchen  mit  dreieckiger  Klinge,  welche  bisher 
in  Italien  gemacht  worden  sind.  Die  früheren 
stammen  der  eine  aus  Castione  dci  March esi  (in 
Parma),  der  andere  aus  Campoeacro  in  der  Gemeinde 
Loreto  Aprotino  (Teraroo)  her. 

25.  Stefano  do’  Stefeni,  intorao  alle  scoperte 
fette  n el  1 a grotta  dei  camerini  nel  comune 
di  Breonio,  con  tavola  XIII  e IX.  ((Jeher 
Funde  aus  der  Grotta  dei  camerini  in 
der  Gemeinde  Breoaio.) 

Auch  diese  Höhle  förderte  ähnlich  wie  die 
«teinzeitliche  Niederlassung  zu  Giare  in  der  Ge- 
meinde Prun  (cf.  dieses  Referat  p.  151)  eine  Menge 
neuer  und  höchst  interessanter  Pfeilspitzen  etc. 
aus  Silex  zu  Tage.  Beiden  Stationen  gemeinsame 
Formen  sind  die  kammförmigen  (ohne  Stiel,  nach 
Stefan i stromenti  foggiati  a pettine),  reebenför- 
migen  (mit  Stiel)  und  kreuzförmigen  (selce  fog- 
giata  a croce)  Geräthe.  Von  neuen,  dieser  Grotte 
specifischen  Formen  sind  solche  in  Gestalt  eines 
Dreizacks  (selce  a tridente),  eine«  sechsstrahligen 
Sternes  (selci  a «teils),  eines  Zwirnwickels  (mit 
vier  Strahlen),  eineß  Messers  mit  doppelter  Schneide 
(coltcllino  a doppio  taglio)  u.  a.  m.  zu  erwähnen. 
Tafel  VII 1 und  IX  geben  die  hauptsächlichsten 
Formen  in  schöner  Ausführung  wieder. 

Die  in  einer  Seitenaushöhlung  der  Grotte  in 
Fragmenten  aufgefundenen  Skelette  (7?  an  der 
Zahl)  gehören  einer  viel  jüngeren  Zeit,  als  die 
Silexinstrumente  an.  denn  in  ihrer  Nahe  lagen 
einige  Geräthe  aus  Eisen.  Soviel  sich  an  den 
Schädelresten  noch  festetellen  Hess,  gleicht  ihr 
Typus  einer  Form  des  heutigen  Venetertypus. 

26.  Strobel,  anelli  gemini  problomatici  con 
t&v.  XII.  (Doppelringe  unbestimmten 
Charakters.) 

Gozzadini  hatte  im  Jahre  1865  unter  der  Be- 
zeichnung anelli  gemini  ein  eigentümliche*  Gebilde 
beschrieben , dessen  Zweck  und  Bedeutung  bisher 
donkel  geblieben  ist.  Dasselbe  besteht  ans  zwei 
Ringen,  welche  durch  eine  Platte  in  einer  Ebene 
einander  verbunden  »ind.  Auf  der  einen  Seite 
dieser  Platte  sitzen  für  gewöhnlich  zwei,  manch- 
mal anch  drei  oder  gar  vier  Stacheln  oder  Zähne. 
Im  Museum  zu  Parma,  dessen  Material  Strohei 
zur  Grundlage  seiner  Untersuchungen  benutzte, 
befinden  sich  15  der  soeben  beschriebenen  Geräthe; 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  X£X. 


drei  Exemplare  davon  besitzen  vier  Stacheln , wei- 
tere drei  davon  drei,  die  übrigen  neun  nur  zwei 
Stacheln.  Somit  bekannt,  bestehen  alle  diese 
„Doppelringe“,  mit  Ausnahme  eines  einzigen  eiser- 
nen, aus  Bronze.  Strobel  giebt  in  der  vorliegen- 
den Studie  eine  befriedigende  Erklärung  für  diese 
bisher  räthselhaften  Gebilde. 

Er  hält  sie  für  ein  Werkzeug,  welche«  den 
Pferden  über  der  Nase  befestigt  wurde  uud  mittelst 
Kotten,  welche  durch  die  Ringe  liefen,  bald  an 
dieselbe  fester  herangezogen,  bald  loser  gelassen 
werden  konnte.  — Der  Gebrauch  ähnlicher  In- 
strumente hat  sich  noch  bis  auf  die  Neuzeit  er- 
halten. Zum  Vergleiche  bildet  Strobel  ein  solches 
aus  dem  17,  Jahrhundert  und  eines  ans  der  Neu- 
zeit auf  der  beigefügten  Tafel  XII  ab. 

27.  Nr.  7 und  8.  Pigorini,  Ornamenti  dl 
oonohiglie  rinvenuti  in  antiobe  tombe  di 
Vald'Aosta.  ( Mu-schelschmnck aus  alten 
Gräbern  im  Thale  von  Aosta.) 

Der  vorliegende  Aufsatz  beschäftigt  sich  mit 
dem  Vorkommen  von  Muschelschmuck  in  vier 
Fundstätten  aus  Spanien,  Frankreich  und  beson- 
ders Italien,  die  in  Bezug  auf  die  Anlage  und  Bei- 
gaben viel  Uebereinstiromendes  darbieten  und  somit 
ein  und  derselben  Zeit  angeboren  dürften.  Es 
sind  dies  die  Grabfunde  von  Pnlaces  am  Rio  Alman- 
zora  im  8üdoeten  Spaniens,  aus  der  Pueva  de  la 
mujer  bei  Alhambra  in  Granada,  von  Ez-Lentillöres 
in  der  Nähe  von  Dijon  und  von  Arvier  im 
Thale  von  Aosta.  In  allen  vier  Fällen  handelt  es 
sich  um  Beisetzung  in  Gräborn,  deren  Wände 
aus  Fliesen  oder  aus  bis  zu  einer  gewissen  Höhe 
aufgeschichteten  Steinen  eich  zusammensetzen, 
denen  Boden  und  Docke  aber  fehlten.  Die  bei- 
gesetzten Skelette  waren  mit  Hals-  oder  Armbändern 
geschmückt,  welche  aus  aufgereihten  Muschel- 
schalen, wie  Cardium,  Pectunculus,  Venus  und 
Cythcraea,  bestanden.  Der  Fund  ans  der  Cueva 
de  la  mujer  ist  erwiesene rmaassen  neolitbiscb. 
Pigorini  trägt  daher  kein  Bedenken,  auch  die 
übrigen  Mnschelschmuokfunde  wegen  ihrer  über- 
einstimmenden Aehnlichkeit  der  jüngeren  Steinzeit 
zuzuschreiben. 

28.  Pigorini,  abitasioni  laouatri  di  ArquA- 
Potrarca  in  provinoia  di  Padova  (Nieder- 
lassungen im  See  von  Arquä-Petrarca). 

Im  Grunde  des  Sees  von  Arquä  (zwischen  den 
euganeischen  Hügeln  in  Padua),  dsr  in  früherer 
Zeit  sich  weit  mehr  als  heutzutage  ausdehnte, 
entdeckte  Cordenons  unter  einer  ungefähr  1 m 
dicken  Torfschicht,  die  aber  keine  späteren  Anti- 
caglien  in  sich  schloss,  an  zwei  verschiedenen 
Stellen  Pfahlbautenreste,  die  in  der  üblichen  Weise 
auf  dem  schlammigeu  Untergründe  errichtet  worden 
waren.  Dass  diese  längere  Zeit  bewohnt  gewesen 
20 


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154 


Referate. 


«ein  müssen,  beweisen  neben  Animalischen  und 
vegetabilischen  Speiseresten  zahlreiche,  in  der  ar- 
chäologischen Schicht  nufgefundene  Topf-  und 
Stein  gerat  he. 

Von  llausthieren  scheint  den  Bewohnern  des 
Sees  von  Ar<|uii  das  Schwein,  dus  Rind  und  das 
Schaf  bekannt  gewesen  za  sein.  Von  wilden  Thieren 
dienten  der  Hirsch,  das  Reh  uud  der  Schwan  zur 
Nahrung.  Spuren  vom  Hunde  Hessen  »ich  zwar 
nicht  feststellen  *);  da  aber  für  alle  übrigen  Pfahl- 
bauten der  oberitalienischen  Alpengegenden  das 
Vorkommen  des  Hundes  erwiesen  ist,  so  dürfte 
man  dasselbe  auch  für  die  Pfahlbauten  von  Arquü 
annehmen.  — Die  vegetabilischen  Speisereste  be- 
standen in  zahlreichen  Kornelkirschcn-Steincu  uud 
in  Unmassen  von  Eicbelschalon ; ob  die  letzteren 
dem  Menschen  oder  dem  Vieh  zur  Nahrung  dienten, 
bleibe  dahingestellt.  Getreidekörner  wurdeu  nicht 
gefunden. 

Topfgeräth  wurde  in  -grosser  Menge  zn  Tage 
gefördert,  doch  nur  in  Scherben.  Dasselbe  scheint 
localen  Ursprunges  zu  sein,  weil  zu  seiner  Her- 
stellung der  Trachvt  der  euganeischen  Hügel 
verwendet  worden  ist.  Den  meisten  Gefilssresten 
fehlt  jegliches  Ornament,  ln  sehr  mannigfaltiger 
Weise  sind  dagegeu  die  Henkel  vertreten;  man 
findet  unter  ihnen  auch  sogenannte  gehörnte  For- 
men. — Das  Steingeräth  bestand  in  bearbeiteten 
Lanzen-  nnd  Pfeilspitzen,  durchbohrten  Aextcn, 
Messer-  und  Sägeklingen , Hämmern  n.  a.  m.  In- 
teressant sind  ferner  einzelne  Geräthe  aus  Knochen 
und  Hirschhorn,  darunter  einige  aus  dein  letzteren 
Materiale  angefertigto  Ringe,  die  Pigorini  für 
Sch  muck  gegen  stände  hält. 

Was  schliesslich  die  Zeit  anbet  rillt,  welcher 
diese  Funde  aus  dem  Pfahlbau  vou  Arqua  ange- 
hören dürften,  so  glaubt  Pigorini  dieselben  den 
schweizerischen  Pfahlbauten  aus  der  scheuen  Bronze- 
zeit an  die  Seite  stellen  zu  müssen,  /war  sind  im 
See  Arquä  ausschliesslich  Steingerathe  zu  Tage 
gefördert  worden,  einzelne  Gegenstände  indessen, 
darunter  ein  schöner  Beilhammer  aus  polirtem 
grünen  Serpentin  mit  einem  Loch  für  den  Stiel, 
sprechen  dafür,  dass  diese  Station  nicht  mehr  der 
eigentlichen  Steinzeit  angeboren  könne. 

29.  Nr.  9 und  10.  Lo acoperte  paletnologiche 
nei  comuni  di  Breonio  e di  Prun  in 
provincia  di  Verona.  (Paiethnologische 
Funde  aus  Breonio  nnd  Prun  in  der 
Provinz  Verona.) 

Die  von  de*  Stefani  in  den  Territorien  von 
Breonio  und  Prun  (s.  dieses  Referat  S.  153  und  151) 
aufgeftindenen  Steingerathe  von  seltsamen  Formen 
hatteu  trotz  der  Bürgschaft  von  Seiten  des  geuann- 

*)  Hiebe  hierzu  weiter  unten  (8.  155)  den  Aufsatz 
von  Canestrini. 


ten  Entdeckers  dennoch  bei  Vielen  den  Verdacht 
auf  Fälschung  erregt.  Um  allen  Zweifel  hierüber 
zu  beseitigen,  hatte  sich  die  Generaldirection  der 
Altert h ümer  und  schönen  Künste  an  den  Minister 
des  öffentlichen  Unterricht«  mit  der  Bitte  gewandt, 
durch  Pigorini  uud  Uastelfranco  amtliche  Aus- 
grabungen im  Gebiete  von  Breonio  anstellen  zu 
lassen.  Der  Erfolg  dieser  Missiou  entsprach  allen 
Erwartungen,  die  man  hieran  geknüpft  hatte, 
insofern  als  unter  den  Augen  amtlicher  Zeugen 
zahlreiche  Steingerathe  von  denselben  Formen, 
wie  sic  schon  früher  aufgefuuden  waren  (Kamm- 
form, Krenzform  u.  a.  in.),  in  unversehrten  Schich- 
ten in  der  Nähe  des  Monte  Loffa  angetroffen 
wurden.  Ein  hierüber  ausgestelltes  Protokoll  wurde 
von  neun  Personen  unterschrieben  und  gelangt  in 
vorliegendem  Artikel  des  Bullettino  zum  Abdruck. 

30.  P.  Castelfranco,  ripostiglio  dolla  Casoina 
Ranza  fuori  di  Porta  Ticineso  (Mailand) 
cou  tav.  XIII.  (Depotfund  vou  Cascina 
Ranza  ausserhalb  der  Porta  Ticineee  io 
Mailand.) 

An  der  genannten  Fundstätte  wurden  in  der 
Tiefe  von  ungefähr  1,50  m einer  Thongrube  theils 
von  Cast  el  fr  Anco,  theils  von  Anderen  eine  grosse 
Anzahl  Bronzesachen  gehoben,  welche  der  Verfasser 
der  ersten  Periode  des  BronzezeitalterR,  der  Epoche 
von  Morges  nach  Mortillet,  zuzuschreiben  ge- 
neigt ist.  Der  ganze  Depotfund  wog,  soweit  er 
sich  noch  znsammenbriogen  Hess,  8667  g und 
setzte  sich  aus  52  Einzclstüeken  zusammen.  Die 
letzteren  bestanden  in  Kellen,  Lanzenspitzen, 
Schwertklingen  und  Dolchen,  die  zum  Theil  noch 
gänzlich  ungebraucht  waren,  zum  Theil  nur  zer- 
stückelt vorgefunden  wurden.  Wir  unterlassen  cs, 
die  einzelnen  Formen  dieser  interessanten  Objecte 
wiederzugeben  und  verweisen  hierüber  auf  die 
Originalurbeit,  der  eine  Tafel  mit  den  hauptsäch- 
lichsten Repräsentanten  derselben  beigegeben  ist. 

31.  Ippoiito  Cuflci,  bronzi  della  prima  etü 
del  ferro  scoporti  a Tre  Canali  nel  Vizzi- 
nese  (provincia  di  Catania)  con  tav.  XIV 
e XV.  (Bronzen  aus  der  ersten  Eisen- 
zeit. zu  Tr«  Canali  im  Gebiete  von  Viz- 
zini  gefunden.) 

ln  einer  kleinen  Aushöhlung  im  Basalt -Tuff 
von  Tre  Canali  — ob  in  einer  natürlichen  oder 
iu  einer  künstlichen  Anlage,  lässt  sich  nicht  mehr 
entscheiden  — fand  ein  Bauer,  mit  einer  dünnen 
Schicht  Erde  bedeckt,  ein  Thongefäss  mittlerer 
Grösse,  dessen  Inhalt  eine  Anzahl  Bronzen,  theils 
in  Barren  form,  theils  in  Form  von  Fibeln,  Lanzen  etc. 
bildeten.  Die  erateren  lagen  zu  unterst  auf  dem 
nicht  gewölbten  Boden  de«  Gelasses.  In  der  Nähe 
desselben  sollen  Aschen-  und  Kohleureste,  Knochen, 
Beigefüsse  und  Schmelzformen  aus  Sandstein  oder 
anderem  Material  herumgelegen  haben. 


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Referate. 


155 


Von  den  genannten  Fandst ückeu  intercssiren 
uns  Am  meisten  die  Fibeln  und  eine  Lanzenspitze. 
Die  erstercn , dreizehn  au  der  Zahl,  gehören  zum 
Typus  der  Schlangenfibelu : an  dem  schlangenförniig 
gekrümmten  Bügel  lassen  sich  zwei  scharf  von 
einander  abgesetzte  Thoile  unterscheiden.  Der  eine, 
die  Fortsetzung  der  Spiralfeder,  lauft  im  convexen 
Bogen  (convex  zur  Nadel  hin)  in  der  ungefähren 
Länge  der  Nadel  und  knickt  sodann  im  scharfen 
Bogen  senkrecht  ab,  nm  in  den  zweiten  Theil  über- 
zugehen, der  senkrecht  zur  Nadel  (im  geschlossenen 
Zustande)  hcrabsteigt  und  mit  einem  scheidenför- 
migen Nadelhalter  ab*cbliesst.  Beide  Thoile  des 
Bügels  sind  in  der  Mitte  verdickt  und  verjüngen 
sich  jeder  nach  den  Enden  zu.  Das  Ornament 
besteht  zumeist  in  vertieften  Hingen,  welche  in 
dicht  gedrängter  Anordnung  um  den  Bügel  ver- 
laufen und  in  bestimmten  Entfernungen  von  glatten 
oder  ebenfalls  gerieften  Bändern  unterbrochen  wer- 
den. Nadel  und  Bügel  bilden  ein  Stück.  Taf.  XIV  ver- 
anschaulicht diese  Fibelform  in  G Exemplaren. 

Die  drei  Lanzenspitzen  weisen  mit  Ausnahme 
der  gröfisten  von  ihnen  keine  bemerkenswertheu 
Eigentümlichkeiten  auf.  Diese  letztere  trägt  an 
ihrer  Basis  zwei  kräftige,  Hügelformige  Anhänge 
(28  mm  lang),  die  von  einem  Hinge  au*gehen.  welcher 
die  Basis  umgiebt.  An  seiner  breiten  Seitenfläche 
tragt  derselbe  je  drei  longitudinal  verlaufende 
Kiele.  Wie  Pi gorini  versichert,  sind  Lanzeunpitzen 
des  geschilderten  Typus  bisher  in  Italien  noch  nicht 
veröffentlicht  worden.  Am  meisten  dürfte  demselben 
eine  Lanzenspitze  nahe  kommen,  welche  aus  Finn- 
land stammt  und  in  den  Antiquites  du  Nord  Finno- 
Ougrien,  fase.  I,  p.  53,  fig.  17 Ga  abgebildet  ist. 

Von  dem  sonstigen  Inhalte  des  Gelasses  sind 
noch  ein  lanzettförmiger  Dolch  und  ein  kleines 
Beilchen  mit  abgerundeter  Schärfe,  sowie  einige 
andere  Bronzesachen  in  Buchform  zu  erwähnen. 

Ohne  Zweifel  nmcht  dieser  Bronzefund  den 
Eindruck  einer  vorgeschichtlichen  Schmelzstatte. 
Cafici  aber  schliesst  diese  Deutung  von  vornherein 
von  der  Betrachtung  aus  und  sieht  in  dem  Depot- 
funde von  Tre  Canali  ein  Weihgeschenk  für  irgend 
eine  Gottheit.  Gründe,  warum  er  die  erstere  Hypo- 
these verwirft  und  die  zweite  dafür  annimmt,  sind 
aus  seiner  Arbeit  nicht  zu  ersehen. 

32.  Prof.  Giovanni  Canestrini,  oenni  augli 
avanzi  animali  della  palafltta  di  Arquä. 
(Bemerkungen  über  die  ThierreRte  aus 
dem  Pfahlbau  zu  Arqu/t.) 

In  seinem  Berichte  über  den  Pfahlbau  zu  Ar- 
quk  (dieses  Bulletino  Nr.  7 und  8)  hatte  Pigorini 
das  Fehlen  des  Haushundes  unter  den  thierischen 


Knochenresten  als  eine  auffällige  Erscheinung  her- 
vorgehoben. Canestrini,  der  die  animalischen 
Ueherbleibsel  dieses  Pfahlbaues  einem  eingehenden 
Studium  unterwarf,  entdeckte  Bpäter  unter  den 
von  Cordenons  daselbst  ausgegrabenen  Knochen 
noch  die  Unterkiefer  zweier  Hnnde  und  bestätigte 
somit  die  Vermuthung  Pigorini’s,  dass  sammt- 
liehen  Pfahlbauern  Oberitaliens  der  Haushund  schon 
bekannt  gewesen  sei. 

Canestrini  glaubt  dem  Unterkiefer  nach  zwei 
Hassen  dieses  Hansthierea  unterscheiden  zu  müssen: 
eine  kleinere  und  eine  grössere.  I>er  Unterkiefer 
derersteren  ist  nicht  nur  klein,  sondern  auch  niedrig. 
Er  ist  im  Allgemeinen  dem  eines  Fuchses  zum  Ver- 
wechseln ähnlich,  unterscheidet  sich  indessen  von 
diesem  durch  seine  kurze  Schnauze.  Canestrini 
vermuthet,  dass  diese  kleinere  Art  mit  derjenigen 
identisch  sei,  welche  Strobel  als  Canis  Spalleti 
beschrieben  bat. — Die  grössere  Hasse  ähnelt  dem 
canis  familiaris  minor  (Canestrini),  aus  den 
Terramaren  Emilms. 

Auch  vom  Schwein  unterscheidet  Canestrini 
zwei  Hassen,  bei  deren  Bestimmung  die  Grösse  des 
Thiere»  von  Wichtigkeit  ist.  Die  eine,  die  grössere 
Hasse,  steht  zwischen  su*  scrofa  antiqutis  Can. 
und  dem  heutigen  Schwein,  schliesst  sich  aber 
mehr  an  das  erstere  an;  die  Existenz  der  kleine- 
ren Art,  die  sich  in  den  Terramaren  Modenas  nicht 
vorfiodet,  ist  noch  nicht  sicher  erwiesen. 

Das  Kind,  von  dem  der  Pfahlbau  eine  Unmasse 
von  Knochen  enthielt,  ist  in  vier  Rassen  vertreten. 
Die  eine  derselben  zeichnete  sich  durch  ihre  Grösse 
aus  und  kommt  dem  bos  priinigeuiu*  sehr  nahe. 
Die  drei  anderen  Arten  unterscheidet  Canestrini 
als  bue  agile  delle  terremare,  bue  mezzano  und 
bue  maggiore. 

Am  zahl  reichsten  von  allen  Thieren  ist  aber 
der  Hirsch  in  dem  Pfahlbau  von  Arquä  vertreten. 
Es  verdient  dieser  ['instand  besondere  Erwähnung, 
da  in  den  Terramaren  Hirschknochen  bisher  stets 
spärlich  gefunden  wurden.  Der  Pfahlbautenhirsch 
unterschied  sich,  abgesehen  von  seiuer  etwas 
grösseren  Körpergestalt,  fast  gar  nicht  von  unserem 
heutigen  Thiere  gleichen  Namens.  Umgekehrt 
gestaltet  sich  das  Grössenverhältnius  beim  Klein- 
vieh. Die  Ziege  und  das  Schaf  aus  dem  Pfahlbau 
zu  Arquä  stehen  den  heutigen  Arten  an  Grösse 
nach. 

Einerseits  die  grosse  Uebereinstimmung  der 
ThierreRte  mit  denen  ans  den  Terramaren,  anderer- 
seits einige  Hirschhorngeweihstückc,  die  eine  deut- 
liche Bearbeitung  mit  Metallgeräthen  verrutben, 
sprechen  dafür,  dass  der  Pfahlbau  von  Arqnä  der 
ersten  Bronzezeit  angehören  müsse. 


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VI 

lieber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 

Von 

Dr.  Emanuel  Herrmann, 

Minlsterisirath  and  Professor  in  Wien1). 

Die  Brauche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten  gleichen  jenen  der  übrigen  AlpenUnder,  aber  sic 
•ind  dabei  doch  eigenartiger  und  alterthflinlicher.  Ganz  besonders  aber  bilden  die  Hochzeits- 
lieder eine  Spccialitfit  dieses  kleinen,  nur  80  Quadrat  nie  i len  und  350000  Einwohner  umfassenden 
Kronlaude*. 

Allerdings  beginnt  auch  in  Kürnten  die  moderne  Allerweltform  der  bürgerlichen  Hooh- 
’zeiten  sich  in  den  Städtchen  und  Marktflecken  zu  verbreiten,  bei  welcher  nicht  mehr  die  Gold- 
hauben und  die  farbigen  Brocatleibchen  der  ehrsamen  Bürgersf rauen  von  alter  Wohlhabenheit 
zeugen,  sondern  das  weissc  Brautkleid  nach  Pariser  Mode,  der  Brautschleier  und  der  Myrthen- 
oder  Orangen blüthenkrauz  andeuten  sollen,  dass  auch  eine  Schneiders*  oder  Schusterstochter  aus 
dem  Landstadtchcn  mehr  auf  Bildung  als  auf  materielle  Mittel  Anspruch  macht,  und  dass  sie 
die  den  Frauen  durch  die  französische  Sitte  gewährten  Vorrechte,  welche  bei  der  Trauung  im 
Vorantritte  und  in  dem  besonderen  Schmucke  des  weiblichen  Geschlechtes  vorzüglich  zur  Geltung 
kommen,  wohl  zu  behaupten  versteht.  Die  moderne  bürgerliche  Hochzeit  hat  sich  zur  Schenk- 
hoch  zeit  im  Hause  der  Eltern  der  Braut  ausgestaltet,  wahrend  die  altbürgerliehe  und  die 
jetzige  bäuerliche  Hochzeit  noch  immer  auf  Kosten  der  Gaste  und  in  einem  öffentlichen 
Locale  gefeiert  wird,  wobei  die  Braut  im  Sonn tagsge wände  und  ohne  Schleier,  höchstens  eit» 
Krünzlein  auf  dem  Kopfe,  eine  sehr  bescheidene  Holle  spielt.  Von  Hochzeitsreisen  und  der- 
gleichen Neuerungen  im  städtischen  Familienleben  ist  bei  den  Bauern  und  Landbürgen»  schon 
gar  nicht  die  Rede.  Dafür  wird  aber  auch  die  Ilocbzeitsfeier  nicht  nach  modernem  Schnitte 


l)  Vortrag,  gehalten  bei  der  gemeinsamen  Versammlung  der  Deutschen  und  der  Wiener  anthropologischen 
«Gesellschaft,  iss». 


20* 


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158 


Dr.  Einanuel  Herrmann, 


immer  mehr  zugcslutzt,  bis  sie  zur  rasch  abgewickelten  Trauung  in  «ler  Kirche  mal  einem 
Dejeuner  ä la  lourchette  zusammenschrumpft,  sondern  besteht  dieselbe  aus  vielen  gleich  wich- 
tigen und  durch  alten  Brauch  wohl  gesonderten  Abtheilnngen,  und  bildet  die  kirchliche 
Trauung  nur  einen  der  zahlreichen  Acte,  ja  im  Grunde  den  unbedeutendsten  derselben.  Dagegen 
wird  das  Festmahl  zu  einer  möglichst  allgemeinen  öffentlichen  Feier  erweitert,  dauert  tage- 
lang, ist  mit  Tänzen  und  allerlei  besonderen  Bräuchen  verbunden,  und  gilt  erst  der  weihevolle 
Eintritt  des  jungen  Ehepaares  in  sein  neues  Heim  (zumeist  das  Bauerngut  des  Vaters  de» 
Bräutigams)  als  Abschluss  der  Kette  von  Festen. 

Diese  durchgreifenden  Unterschiede  zwischen  der  bürgerlichen  und  der  bäuerlichen  Hochzeit 
entspringen  vor  Allem  den  ganz  verschiedenen  wirthschafllichen  Verhältnissen  der  Brautpaare 
aus  Bürgerskreisen  und  aus  dem  Bauernstände,  ln  der  Regel  ist  die  Ehe  für  die  Bürgers-  oder 
Beamtentochter  «las  lang  ersehnte  Ziel  «ler  Versorgung.  Die  Last  der  Arbeit  obliegt  da  vor- 
wiegend dem  Manne,  während  sieh  die  Frau  eines  sorgenfreieren  und  geachteten  Daseins 
erfreut.  Die  Bürgerseho  bietet  somit  die  grösseren  Vortheile  auf  Seite  der  Braut,  und  das 
weibliche  Geschlecht  bctliciligt  sich  daher  auch  mit  viel  lebhafterem  Interesse  uml  mit  beson- 
derem Franke  in  Kleidung  und  Schmuck  an  der  Feier  der  Hochzeit,  deren  Kosten  von  «leu 
Eltern  der  Braut  bestritten  werden. 

Bei  der  Hochzeit  im  Bauernstände  hingegen  tritt  die  geschäftliche,  «lie  wirthschaftliche 
Frage  ganz  in  den  Vordergrund.  Wie  wir  weiter  unten  nachweiscn  werden,  sind  in  Kärnten 
fast  nur  die  Besitzer  selbstständiger  Baucrnrealitüten  (Huben)  in  der  glücklichen  Lage,  lieirathen 
zu  können,  während  sich  die  Besitzer  von  Kleinliaueru-  und  Taglöhnerbehausungen  (Keuschen) 
und  die  als  ländliche  Dienstboten  auf  der  Realität  des  ältesten  Bruders  oder  iu  der  Fremde- 
beschäftigten  jüngeren  Geschwister  des  Bauern  selten  des  Glücks  der  Ehe  erfreuen  können, 
sondern  vielmehr  in  der  Regel  die  Liebe  nusserehelich  verkümmern  lassen  müssen.  Uebrigons 
kommen  in  Kärntens  Landwirthscliaft  so  wenig  Grossbetriebe  vor,  dass  Pächter  und  Tagelöhner 
nur  seltene  Ausnahmen  bilden. 

Der  Besitzer  eines  Bauernhofes  oder  einer  kleineren  Bauernrealität  von  etwa  10  bis  30 
Jochen  Ackergrnndes '),  wie  sie  in  Kärnten  die  Regel  bilden,  muss  nicht  nur  seine  eigene 
Familie,  sondern  auch  «lie  alten  Eltern  (Auszügler  in  der  ßadstuhc)  und  die  unverehelichten 
Geschwister  stimmt  deren  unehelichen  Kindern  erhallen,  oder  diesen  letzteren  die  Erhanthcile 
bar  atisbczahlen.  Darum  kann  er  nur  eine  vermögende  Braut  wählen,  mul  muss  von  Liebe  ganz 
absclien.  Die  junge  Frau  muss  sich  an  den  Arbeiten  im  Hause  uml  auf  dem  Felde  wie  eino 
Mag«!  betheiligen;  ihre  Lage  ist  wahrlich  keine  beneidensworthe,  da  sie  mit  ihrer  Person  und 
ihrer  Halte  eigentlich  nur  zur  Aufbesserung  der  Realität  ihres  Gatten  dient.  Eine  Folge  davon 
ist  bei  der  Hochzeit  die  vorwiegende  Feier  <lc*  jungen  Ehemannes  als  klugen  Bereicherers 
seines  Besitzes,  der  Vortritt  der  männlichen  Gäste,  der  Mangel  an  besonderen  Hoclizeitstoiletten 
bei  dem  weiblichen  Theile  der  Hochzeiter  uml  Hochzeitsgäste,  uml  das  Bestreben,  einerseits 
«lie  gesammte  Dorfbevölkerung  am  Feste  Theil  nehmen  zu  lassen,  andererseits  das  Hinaus- 
heirathen  reicher  Bräute  ans  detn  Dorfe  möglichst  zu  verhindern  und  durch  Itesouderc  Bräuche 
als  Unglück  zu  kennzeichnen.  Die  Hochzeit  erscheint  als  eine  richtige  öffentliche  Angelcgen- 

0 Eid  J«tch  fdsich  1S00  Quadratktafler. 


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Ueber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 


159 


heit  der  gesaminten  bäuerlichen  Bevölkerung  des  Dorfes.  Da  nun  aber  auch  solche  Hochzeiten 
in  Kärnten,  wie  die  nachstehende  Tabelle  zeigt,  immer  seltener  werden,  und  das  aussereheliche 
Leben  immer  mehr  überwiegt,  ist  es  wohl  begreiflich,  dass  solche  Ausunhmefölle  ganz  besonders 
festlich  begangen  und  unter  Festhaltung  an  mailten  Bräuchen  dnrehgeführt  werden. 


Id  den 

Bezirkshauptmann- 
schaden  *) 

entfallen  auf  1000 
selbstständige 
Besitzer  unselbst- 
ständige  landwirt- 
schaftliche Arbeiter 

Auf  10000  Ein- 
wohner entfallen 
Trauungen 

Von  100  jähr- 
lichen Geburten 
sind  uneheliche 

Auf  je  10t)  weihl. 
Einwohner  ent- 
fallen ledige 
Frauen  im  Alter 
v.  16  bis  40  Jahren 

Von  jo  100 
Bräuten  stehen 
im  Alter  bis  zu 
25  Jahren 

St  Veit  , . . . . 

6461 

40,0 

66,35 

31,6 

25,0 

Wolfsberg  .... 

4540 

— 

— 

_ 



Volkermarkt  . . . 

4409 

— 

39,41 

27,7 

29.0 

Spital  ...... 

4103 

— 

— 

— 



KJagenfurt .... 

3840 

48,2 

48,24 

29,4 

26,2 

Hermagor  .... 

8185 

58,0 

28,76 

24,4 

31,6 

Villach  ..... 

3020 

64,5 

36,24 

25,3 

31,2 

Aus  der  Tabelle  geht  klar  hervor,  dass  die  Verhält  uisszahl  unselbstständiger  landwirth- 
schafUiclier  Arbeiter  in  geradem  Verhältnisse  zur  Anzahl  der  unehelichen  Kinder  und  zur  An- 
zahl lediger  Frauenspersonen  im  gebärfahigen  Alter,  dagegen  im  umgekehrten  Verhältnisse 
zur  Anzahl  der  Trauungen  und  zum  jugendlichen  Alter  der  Bräute  steht. 

Die  Ziffern  dieser  Tabelle  zeigen  nur  in  den  Bezirksbauptinnnnschaftcn  Völkermarkt  und 
Hermagor,  in  welchen  die  shtvisebo  Nationalität  (Wenden)  flliorwiegt,  kleine  Abweichungen, 
weil  die  Wenden  sich  leichter  und  in  frtiherem  Alter  zum  Heiratheu  entschliessen , als  die 
Deutschen. 

Vergleicht  man  aber  die  Ziffern  der  Trauungsfrequenz  und  der  unehelichen  Geburten  in 
Kärnten  mit  jenen  anderer  Kronländer  Oesterreiehs  oder  anderer  europäischer  Staaten,  dann 
zeigt  sich  die  Ausnahmestellung  Kärnten«  erst  in  ihrer  ganzen  kaum  erklärlichen  Grösse. 

So  zählte  z.  B.  1887  die  österreichisch -ungarische  Monarchie  auf  je  10000  Bewohner 
83  Trauungen,  Ungarn  allein  89,  Oesterreich  allein  78.  Innerhalb  Oesterreichs  zählten  die 
Bukowina  94,  Galizien  88,  Dalmatien  80,  Steiermark  07,  Tirol  04  (beide  Länder  Kärnten  zu- 
nächst liegend),  Kärnten  aber  nur  54! 

Auf  je  1000  Geburten  kommen  in  Oesterreich-Ungam  118,  in  Oesterreich  allein  149,  in 
Ungarn  allein  81,  innerhalb  Oesterreichs  in  Dalmatien  35,  in  Tirol  54,  im  Kästenlandc  57,  in 
Niederösterreich  257,  in  Salzburg  271,  in  Kärnten  aber  454  uneheliche.  In  Europa 
wird  Kärnten  nur  vom  Canton  Luzern  ftbertroffen  in  Betreff  der  geringen  Anzahl  der 
Trauungen  (eine  Trauung  anl'  242  Einwohner  gegen  218  in  Kärnten),  von  keinem  Staate  jedoch 
hinsichtlich  der  grossen  Anzahl  unehelicher  Kinder,  denn  sogar  Bayern,  der  in  dieser  Hinsicht 
äbelst  beleumundete  Staat,  hat  es  nur  auf  22  Proe.  unehelicher  Geburten  gebracht  *),  also  nicht 


t)  Dies«  Zusammen, tellungen  sind  entnommen  den  Aufsätzen  von  Sanitätarath  Dr.  F.  Wittmann,  Die 
unehelich  Geborenen  in  Kärnten,  siehe  Cariuthia,  lssj,  8.  33  u ».  f-,  und  Kärntner  Gemeindeblatt  1885,  8.  267. 
*)  hielte  Otto  Hausner.  Vergleichende  Statistik  von  Europa.  I.  Band,  8.  ISO  u.  20S. 


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160 


Dr.  Emanuel  Herrmann, 


einmal  auf  <lie  Hälfte  der  Durchschnittszahl  Kärntens  (45,4  Proc.).  Dieses  unglückliche  T,:iml 
stellt  sich  darin  nur  jenen  von  Naturvölkern  bewohnten  Gegenden  Australiens  und  Inuerafrikas, 
sowie  Hinterindiens  gleich,  in  welchen  noch  das  Mutterrecht  gilt,  das  ja  auch  in  Kärnten  durch 
die  österreichische  Civil-Gesctzgebung  (Erbrecht  unehelich  Geborener  lediglich  nach  der  Mutter) 
statuirt  worden  ist. 

Zwischen  Bauern  und  Städtern  findeu  eheliche  Verbindungen  in  Kärnten  fast  gar  nicht 
statt,  ja  die  Nacltbarschaftsehen  schränken  sich  auf  so  enge  Kreise  ein,  dass  fast  nur  innerhalb 
der  Dörfer  Verbindungen  eingegangen  werden,  demnach  die  Eudogamic  fast  ausschliesslich 
herrscht  *). 

Unter  solchen  Verhältnissen  erscheint  cs  erklärlich,  dass  die  in  Kärnten  mit  68  Proc.  der 
Bevölkerung  überwiegende  Bauernschaft  (gegen  nur  40,9  Proc.  in  Böhmen  und  27,2  Proc. 
in  Niederösterreich)  an  alten,  ihren  wirtschaftlichen  Verhältnissen  allein  angepassten  Gebräuchen 
zähe  festhält. 

Wir  wollen  nun  die  einzelnen  Hauptabtheilungen  de»  Hochzeitsfestes  in  der 
Reihenfolge  ihrer  Zeitanordnung  näher  betrachten. 

Charakteristisch  ist  bei  allen  das  Bestreben,  die  Vermählung  und  deren  vorangehende 
Acte  zu  öffentlichen,  aller  Welt  zur  Beurteilung  und  Prüfung  zugänglichen  zu  machen.  Zu 
diesem  Zwecke  wir,!  auch  die  Gewohnheit  primitiver  Culturcn,  die  dabei  am  meisten  beteiligten 
Personen  auch  noch  durch  Stellvertreter  zu  repräsentiren,  in  ausgiebigstem  Maassc  eingehalten. 

So  erscheinen  z.  B.  schon  die  Bittelsmänner,  d.  h.  die  Vertreter  des  Bewerbers  um  die 
Braut,  heim  Vater  derselben  in  feierlicher  Weise.  Wird  von  diesem  die  Verbindung  gutgeheissen 
(denn  um  die  Herzenswünsche  der  Tochter  wird  in  den  seltensten  Fällen  gefragt),  dann  schreitet 
inan  zur  Beschau  des  „Ocrtela“,  d.  h.  der  Besitzung  des  Bewerbers,  und  zur  Ausfertigung  des 
Heirathscontractes*).  Nun  wandert  der  Ladner,  d.  h.  der  als  Anorduer  der  h estlichkeiten 
die  Stelle  des  Bräutigams  vertretende  Freund  dcssellien,  von  Hans  zu  Hans,  Und  ladet,  festlieh 
gekleidet,  Hut  und  Stab  mit  buntfarbigen,  künstlichen  Blumen  nnd  Bändern  geschmückt,  die 
sämmtlichen  grundbesitzenden  Familien  mit  feierlichen,  altherkömmlichen  Reimsprüchen  zur 
Thoilnahme  am  Feste  ein.  Nur  in  ganz  armen  Gebirgsgegenden  wandern  die  Brautleute  selbst 
als  „Latiner“  umher. 

Gewöhnlich  wird  der  Faschingsonntag  als  Hochzeitstag  bestimmt,  oder  ein  Tag  zwischen 
Heiligen  drei  Könige  (6.  Januar)  und  Aschermittwoch,  da  sich  die  stille  Winterszeit  tu  solchen 
Festen  ganz,  besonders  eignet  und  dann  im  beginnenden  Frühjahr  der  eigene  W irthschaftsbetrieb 
vom  jungen  Paare  passend  angegangen  werden  kann. 

Am  Vorabend  des  Hochzeitstages  wird  im  Hause  der  Braut  [besonders  im  slavisclien 
Gailthale  und  im  deutschen  Möllthale,  dessen  Bevölkerung  ühjägens  einige  Jahrhunderte  hindurch 
(von  600  bis  etwa  1000  v.  Chr.  Geburt)  auch  eine  slavische  gewesen  zn  sein  scheint,  was  noch 
viele  Ortsnamen  bezeugen]  das  Kranzelbindcn  gefeiert,  als  ein  Abachiedsfest  der  Braut  vom 
elterlichen  Hause  und  von  ihren  Anverwandten  und  Freundinnen.  An  diesem  Abend  langen  im 


')  Sielte  Cultur-  und  Laudscliaftabllder  au»  Steiermark  und  Kärnten  von  Micliel  Kmttl.  Klagenfnrt  iss», 

2. 

2)  Siehe  Cultur-  und  Lebensbilder  au«  Kärnten  von  Rudolf  Weiler.  Klagenfurt  1BS2,  8.  11. 


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lieber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten.  1G1 

Hanse  der  Braut  von  ihren  Anverwandten  die  Geschenke  an,  welche  ans  Küehongeriithen, 
Kleidern,  Linnen,  Einrichtungsstücken , eventuell  auch  Putzsachen  bestehen.  Dieselben  sind  in 
Korbe  wohlverpackt.  Die  leeren  Körbe  werden  dann  mit  Gegengeschenken  der  Braut,  besonders 
mit  Backwerk  und  anderen  Erzeugnissen  der  Küche  gefüllt,  znrüokgesendot. 

Nun  veq»ackt  die  Braut  ihre  Kleidung  und  Leibwäsche  in  eine  oder  mehrere  bunt  bemalte, 
manchmal  auch  geschnitzte  Truhen.  Neben  diesen  werden  möglichst  viel  Bettzeug,  Tischwäsche, 
einige  Frauenanzüge,  eine  Wiege  und  ein  schön  verziertes  Spinnrad  mit  dem  Hocken  als  Braut* 
schätz  oder  Valis  vorgesehen.  Bei  reichen  Bräuten  umfasst  der  Valis  auch  mehrere  Bettstellen, 
Kästen,  die  gesammte  Kücheneinriehtung,  eine  oder  mehrere  Kühe,  Getreide,  Speck  und  Sclch- 
fleUch  etc.  Nach  M.  Lexer,  kämt.  Wörterbuch,  stammt  das  Wort  Valis  von  vales  m.,  der 
Brautkasten  (französisch  valtsc,  aus  lat.  vidulus,  daraus  entstellt  Felleisen).  Zur  Ucbernahme 
des  Valis  erscheinen  junge  Bursche  aus  dem  Dorfe,  und  werden  mit  Selchfleisch,  Speck,  Wein 
oder  Branntwein  bewirthet.  Die  Braut  darf  die  Truhe  nicht  berühren,  wenn  dieselbe  fort- 
getragen wird,  auch  soll  ein  Kind  im  Hause  (etwa  eine  jüngere  Schwester  der  Braut)  weinend 
und  schreiend  die  Valis -Führer  am  Wegtragen  hindern,  bis  es  durch  ein  Geschenk  beruhigt 
wird. 

Der  Valis  wird  aut*  einen  oder  mehrere  Schlitten  geladen,  und  da  es  gewöhnlich  schon 
sehr  dunkel  geworden , mit  brennenden  Pechfackeln  durch  das  Dort*  geleitet.  Gehört  der 
Bräutigam  ausnahmsweise  einem  anderen  Dorfe  an,  dann  wird  an  der  Grenze  der  Ileimath  der 
Braut  eine  Mauth  errichtet,  d.  Ii.  ein  Waldbanm  sammt  Aesten  quer  über  den  Weg  gelegt, 
und  von  den  Dorfburschen  als  Wache  besetzt,  welche  den  Brautscliatz  nur  nach  längeren  Unter- 
handlungen und  gegen  Lösegeld  freigiebt  *). 

In  diesen  Bräuchen  erkennen  wir  die  Macht  der  Emlogamie  und  die  alte  Tradition,  dass 
die  Braut  von  ihrer  Familie  und  ihren  Verwandten  nur  gegen  Lösegeld  (Geschenken  des 
Bräutigams  an  diese)  scheiden  darf. 

• An»  Morgen  des  Hochzeitstages  erscheint  frühzeitig  vor  dem  Hause  der  Braut  der  Ladner, 
um  sie  abzuholen.  Man  verweigert  ihm  dieselbe,  und  wirft  ihm  endlich  eine  «aus  Stroh 
angefertigte  und  wie  die  Braut  gekleidete  Puppe,  das  Strohweih,  in  die  Arme,  gegen  dessen 
Empfang  er  laut  Einsprache  erhebt.  Diese  Sitte  scheint  den  Widerstand  symbolisch  anzndeuten, 
welchen  die  Braut  und  deren  Familie  »in»  des  ihr  bevorstehenden  harten  Loose*  willen  zu  leisten 
wohl  berechtigt  wäre.  Nun  erst  lässt  man  den  Ladner  in  die  Stube  eintreteu,  wo  die  Braut 
in  ihren  Sonntagskleidern  wartet.  Sie  trägt  im  Haare  einen  Kranz  aus  Rosmarin,  zeichnet  sich 
aber  weder  durch  einen  Schleier  noch  ein  anderes  bei  bürgerlichen  Trauungen  übliches  Ab- 
zeichen (Brautkleid,  Blumenslrauss  etc.)  aus.  Der  Ladner  hält  eine  feierliche  Ansprache  an  den 
Vater  oder  Vormund  der  Braut,  bei  welcher  die  Familie  derselben  einer»  Kreis  bildet,  und  bittet 
diesen  im  Namen  der  Braut  um  Vergebung  für  alles  Unrecht,  das  sie  in  ihrem  bisherigen 
Leben  begangen.  Diese  Ansprache  rührt  alle  Anwesenden  zu  Thränen,  und  nun  kniet  die  Braut 
vor  dem  Vater  nieder,  um  persönlich  die  Abbitte  zu  leisten.  Sie  empfängt  den  Segen  desselben 
und  nimmt  von  ihren  Angehörigen  Abschied.  Im  Lavantthale  er*eheii»t  gewöhnlich  auch  der 
Bräutigam  im  Hause  der  Braut,  und  deren  Vater  segnet  das  Paar  und  giebt  dessen  Hände 


*)  Siehe  üeu  Reiimprueh  an  <Jer  Valis 'Klause,  au»  Schlüsse. 

Au  luv  fitr  AnUimpnloftt.  Btl.  XIX.  21 


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16*2 


Dr.  Emanuel  Herr  mann. 


zusammen.  Diese  Situ*  erhielt  sich  noch  aus  jener  Zeit,  in  welcher  nicht  die  Kirche,  sondern 
der  Vater  der  Braut,  oder  deren  Vormund  und  Vertreter  die  Trauung  als  feierlichen  Familien* 
act  öffentlich  vornahm.  Die  Kirche  hat  sieh  ja  erst  »eit  der  Deformation,  und  die  katholische 
insbesondere  seit  dem  Conciliuin  zu  Trient  das  Hecht  ausschliesslich  Vorbehalten,  Brautleute  im 
Gotteshause  und  vor  kirchlichen  Zeugen  zu  trauen l). 

Einen  wichtigen  Bestnndtlieü  des  Festes  bildet  nun  der  Ilochzcitszug. 

An  demselben  nehmen  ausser  dem  Brautpaare  die  beiderseitigen  Anverwandten  und  Gäste 
wohlgeordnet  Thcil.  Der  Zug  wird,  falls  das  Elternhaus  der  Braut  nicht  im  Dorfe  selbst  ist, 
in  jenem  Gaathanae  gebildet,  in  welchem  nach  der  kirchlichen  Trauung  das  Festmahl  statt- 
linden  soll. 

Im  Lavantthnle  theilen  im  Gasthause  die  Altbraut,  d.  h.  die  Stellvertretern!  der  Mutter  der 
Braut,  und  die  Kranzelbraut,  <1.  h.  die  Stellvertreterin  der  Braut,  an  die  Gäste  Bou<|Ueta  (ßluamen- 
busch’n)  aus,  die  erstere  den  Verheirathetcn , die  letztere  den  Ledigen.  Die  Verheirathetcn 
tragen  den  Busch’ u auf  der  rechten  Seite,  die  Unverhciratheten  auf  der  linken  Seite  des  Hutes. 

Im  Hochzeitszuge,  der  von  Musikanten  eröffnet  wird,  hnl»en  die  Männer  den  Vortritt.  Die 
männlichen  1 [ocbzeitsgüat e ordnen  »ich  paarweise  ein,  dann  folgt  der  Bräutigam  mit  »einem 
Beistände  al»  letzter  in  dem  Zuge  der  Männer.  Den  Zug  der  Weiher  eröffnet 'die  „Altbraut ü mit 
ihrem  Beistände.  Die  Mutter  der  Braut  hingegen  darf  weder  im  Hochzeitsziige  noch  beim  Hoch- 
zeitsmahle  erscheinen.  Als  Grund  dieser  seltsamen  Sitte  wird  vorgeschützt,  das»  die  Mutter  ja  auch 
nicht  der  Taufe  der  Braut  ungewohnt  hübe.  In  Wahrheit  scheint  jedoch  die  durchgehend» 
strenge  festgehaltene  Stellvertretung  die  Ursache  zu  sein.  Nun  folgt  die  Braut  mit  dem 
Brautführer,  oder  eigentlich  führt  der  Brautführer  die  erstgenannte  an  seiner  Seite,  denn  auch 
hier  gebührt  dem  Manne  der  Vorrang.  Dahinter  gehen  der  Kmnzclführer  mit  der  „Kranzel- 
brautu,  und  wenn  zufällig  noch  mehrere  Kranzeljungferu  vorhanden  sind,  folgen  diese  paarweise. 
Büdlich  reihen  sich  alle  übrigen  Weiber  dem  Zuge  paarweise  au. 

Im  Gailtlinle,  wo  die  wendische  Bevölkerung  sich  durch  Pferdezucht  anszeichnet , reiten 
«lie  ledigen  Gäste  zur  Kirche  und  die  verheirathetcn  fahren  in  Wagen  dahin.  Auch  im  deutschen 
Krapfcldc  mit  reichem  Ackerbau  wird  die  Kirchfahrt  zu  Wagen  unternommen. 

In  der  w'cndischen  Umgebung  des  Wörthersees  herrscht  der  Brauch,  dass  die  ledigen  Gäste 
hellfarbige  Blumeristräusso , die  verheiratheten  malt-  oder  dunkelfarbige  von  der  Kranzeijungfer 
empfangen,  nur  die  Sträusse  für  den  Bräutigam,  seinen  Beistand  (Altvater)  und  den  Führer  der 
Altbraut  stellt  die  Braut  selbst  bei.  Dort  tragen  Braut  und  Kranzeijungfer  weis»  gestickte 
Zeugdchuhe  als  besonderen  Hochzeitsputz.  Im  Gailthale  erscheint  die  Braut  im  weizsen  Schleier, 
mit  breitem  farbigem  Gürtel  ungut  hau.  Die  Kraimdjungfer  trägt  einen  blanken  Teller,  auf 
welchem  der  Brautkranz  und  die  Eheringe  liegen.  Hier  werden  auch  noch  verschiedene  andere 
Symbole  verwendet.  Der  Ladtier  muss  mit  hreitkrümpigetn  Hute,  einer  rotheu  Schürze  und 
einem  mit  Blumen  geschmückten  Bohrstocke  ausgestattet  sein,  während  der  Brautführer  mit 
den  Symbolen:  Gabel,  Kerzlein  und  Hahn,  dann  einem  Hüflerkeile*),  der  Bräutigam  mit  einer 
Fahne  und  die  Brautjungfer  mit  einer  Zinnkanne  erscheinen.  Die  Gabel  bedeutet  die  Sorge  der 


l)  Vergl.  Dr.  O.  L.  Kriegk,  Deutsche»  Biirgerthum  im  Mittelalter.  Neue  Folge.  B.  224.  a)  Keil*  zum 
Befestigen  der  liolien  Stangen  zur  AufsehichtUüii  ilva  lleue»  auf  den  Wiesen. 


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lieber  Lieder  und  Brauche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten.  163 

Braut  tur  die  Mahlzeiten  im  llause,  das  Kerzlein  ihre  Wachsamkeit,  der  Hahn  ihr  frühes  Auf- 
ziehen mul  fürsorgliches  Walten.  Dort  sind  auch  die  Criste  mit  rothen  Bändern  geziert,  sogar 
die  Pferde  tragen  bochrothen  Schmuck. 

Vor  der  Trauung  sammeln  sich  die  Gäste  in  der  Kirche  und  umgehen  in  der  gleichen 
Ordnung  wie  im  Zuge  den  Altar,  wobei  sie  auf  einen  Opferteller  Silber-  und  Kupfermünzen  als 
Gaben  für  den  Pfarrer  niederlegen.  Nach  der  Trauung  wird  der  Johannessegen  getrunken* 
welchen  der  Pfarrer  in  einem  Becher  allen  Gästen  reicht.  Braut  und  Bräutigam  werfen  kleine 
Kupfermünzen  unter  die  Menge  der  Zuschauer,  theilen  auch  Brot  und  andere  Gaben  aus,  um 
sich  reichlichen  Segens  im  Hanse  zu  versichern.  Dabei  werden  besondere  Vorsichten  gebraucht. 
So  darf  im  Gaiithale  die  Braut  die  Goldstücke  etc.  nur  nach  rückwärts,  der  Bräutigam  nach 
vorwärts  werfen,  auch  werden  des  Kindersegens  wegen  kleine  Münzen  n.  dergl.  in  einen 
Brunnen  geworfen. 

Beim  Zuge  von  der  Kirche  in  das  Gasthaus  oder  in  das  Haus,  in  welchem  das 
Festmahl  stattfindet,  geht  die  Braut  voran,  der  Bräutigam  zur  Linken,  der  Brautführer  zur 
Hechten. 

Die  Abhaltung  des  Festmahles  im  Gasthause  hängt  mit  der  Absicht  enge  zusammen,  der 
Oeflentlichkeit  wegen  möglichst  viele  Gäste  an  demselben  theilnehmen  zu  lassen,  welche  im  Hause 
des  Bräutigams  kaum  den  nöthigen  Kaum  finden  würden.  Wir  erinnern  uns  dabei  der  germa- 
nischen Bräuche  im  deutschen  Mittelalter,  welche  das  Festmahl  in  öffentliche  Gebäude,  so  z.  B. 
zu  Frankfurt  a.  M.  in  das  Hatlihaiis,  verlegten1).  Auch  die  Sitte,  das  Mahl  nicht  als  Schenk- 
mahl  der  Eltern  der  Braut,  sondern  als  Freihochzeit,  welche  von  den  Gästen  bestritten 
wird,  zu  behandeln,  ist  eine  altdeutsche.  Das  Mahl  besteht  aus  vielen  Gängen,  zwischen  welchen 
lange,  durch  Tanz,  Gesang  lind  Schwänke  ausgefüllte  Pausen  eingeschoben  sind.  Im  Lavant- 
thalc  fungirt  der  ßassgeigor  als  obligater  „Lustigmachcr“,  aber  auch  junge  Bursche  erscheinen 
in  allerlei  Verkleidungen  als  lustige  Personen  und  zeichnen  sich  durch  heitere  Schwänke  aus. 
Das  Mahl  dauert  vom  Vonnittage  die  ganze  Nacht  hindurch  oft  bis  zum  Mittage  des  anderen 
Tages,  ja  es  wird  bei  grossen  Hochzeiten  reicher  Bauern  sogar  über  mehrere  Tage  ausgedehnt. 

Um  Mitternacht  schreitet  man  zum  Kran zel- Abtanzen.  Die  Braut  wird  vom  Bräutigam 
in  eine  an  den  Gasthofsaal  anstoßende  Stube  geführt  und  verweilt  mit  demselben  etwa  eine 
halbe  Stunde  darin,  während  die  Musikanten  vor  der  Thüre  dieser  Stube  aufspielen  und  die 
„Burschen“  allerlei  mehr  oder  weniger  verfängliche  Lieder  singen.  Ist  die  Braut  schon  mit 
Kindern  gesegnet  (was  bei  der  grossen  Zahl  unehelicher  Nachkommenschaft  in  Kärnten  sich 
nicht  eben  selten  ereignet),  so  muss  die  Kranzelbraut  mit  ihrem  Kranzelf uhrer  in  der  Kammer 
deren  Stelle  vertreten.  Dieser  Brauch  wird  besonders  hei  den  Wenden  in  der  Umgegend  des 
Wörthersees  eingehalten  und  hat  nicht  selten  Folgen,  welche  in  der  Statistik  der  Geburten 
einige  Zeit  nachher  zum  Ausd rucke  gelangen. 

Nach  diesem  an  alte  barbarische  Gebräuche  der  Germanen  und  insbesondere  auch  der 
heutigen  Juden  in  Galizien  erinnernden  Acte  werden  Braut  und  Bräutigam  von  den  Gästen 
mit  Jubel  empfangen,  der  Braut  wird  von  den  weiblichen  ledigen  Hochzeitsgästen  der  Kranz 
vom  Haupte  genommen,  rücksichtlich  der  Kranzeljungfer,  wenn  die  Braut  sich  durch  ihr  Vor- 


')  V«rg).  Krieifk  a.  a.  O.  S.  247. 


21* 


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164 


Dr.  Eraanuel  Herrin  an  n, 


leben  einen  Kranzes  unwürdig  gezeigt  hat,  der  gleiche  Dienst  geleistet.  Der  Kranz  wird  unter 
ein  Bett  oder  über  den  Hausgang  (Balkon  aus  Holz)  hinabgeworfen,  allerlei  Backwerk,  Cigarren 
u.  dergl, , werden  unter  die  herumstehende  Menge  gestreut,  welche  die  Gaben  mit  grossem 
Lärmen  empfatigt. 

In  manchen  Gegenden,  so  besonders  im  Lavantthale,  bilden,  während  Braut  und  Bräutigam 
in  der  Kammer  verweilen,  die  ledigen  Mädchen  einerseits  und  die  verkeiratheten  Weiber 
andererseits  zwei  Parteien,  welche  wechselseitig  Vierzeilige  singen  und  dabei  von  der  Musik 
begleitet  werden.  Die  Mädchen  spotten  über  die  verlorene  Jnngfrauschnfl  und  die  Leiden  einer 
jungen  Frau,  besonders  das  Aufgeben  des  Putzes,  das  Kiuderwarten  und  die  traurigen  Scenen 
an  der  Seite  eines  häutig  betrunkenen  Gatten,  wogegen  die  Weiber  den  Stolz  der  verheiratheten 
Frauen,  ihre  äusseren  Vorrechte  und  die  Entbehrungen  Unvermählter  d»r6lellcn.  Ich  lasse  hier 
als  Beispiele  einige  Kranzelabtanzlieder  folgen,  welche  ich  theils  in  dem  Werke:  Deutsche 


Liebeslieder  aus  Kärnten,  Graz  1869,  pubhcirt, 

1.  Anrede  des  Lustigmachers: 

Ei  mei  habe  Braut 
Bereu’  Deine  Sund', 

Hiaz  wird  de  Muettcr  bald  sag'u: 

B’fuut  (behüt’)  di  Gott,  mei  liest»»  Kind! 

Ei  schöner  Brautam  (Bräutigam), 

An  anzige  Bitt, 

Hast  a schön*  I handle  glieirat’. 

Sei  z’frieden  damit. 

l'nd  ös  (ihr)  meiue  Spielleut’. 

Lasst  es  (das)  Geißle  nar  kling*, 

|Tnd  jez  wer’n  halt  die  Weiber 
Ihre  Oarkreuzer  *)  bring’. 

Ei  dö«  meine  Menscher  (Mädchen) 

Und  für  enk  (euch)  is  hart  leb’u. 

Und  ös  (ihr)  müessts  enka  (eure)  Lohule  *) 

Den  Spielleut'n  geb'n. 

2.  Spott  der  Mädchen: 

Hiaz  (jetzt)  hat  sic  schon  g’heirat, 

Das  junge  Diamlie, 

Werd  im  Himmel  schon  glanz’u 
Ihr  Heirat  »ringle. 

Ei  mei  habe  Braut 
Mir  hedaur'n  di  schön: 

I>aB  Kranzl  afn  Kopf 
Das  werd  ja  uiarner  grücii. 

Diandle  tschin,  tschin3) 

Dei  Kranxel  is  bin, 

Wo  hast’*  denu  verschlaf n? 

In  Knmmerlau  drinu! 

*>  Oarkteuier . Eierkreucrr , d b.  «I*.  dnrcli  den  heimlichen 
Verkauf  der  Hier  «»wurbenr  and  «r»|>»rte  Oold  *>  Lohnt« , d.  h. 
kleine  Iiobmr<[>inii»<  *)  teebin.  Itrhln  i,t  die  ipottvciir  Nach» 
nhtnuiur  der  Mu«tk  <T ««liindcmaj,  w.lcho  »or  der  Kaniiwrrthüf 
«ufiptlH. 


ils  zur  Veröffentlichung  gesammelt  habe: 

N*  Jungferukrauz  weg 
Und’s  llaubele  her, 

Amal  Jungfrau  gewös’u 
Und  hiaz  uiamertnehr 

Hiaz  ham  se  das  Kranzh* 

Schon  aberg’riss'n, 

Untern  Bräutam  »ei  Bett 
Ham  sa’s  eine  g’schmiss'n. 

Jetz  zicchcns  ihr  schon  ab 
Die  Juugfrauschücchlau, 

Jetz  legen’*  ihr  schon  au 

Die  Weiberplan  • plan  •)• 

Jet*  hat  sie  schon  g'heirat 
Die  hluetjuuge  Braut. 

Jetz  muess  sie  erst  scch'u. 

Wie  das  Haus’u  ( Wirtschaften)  ausschaut. 

Heirat«  nur.  heirats  nur. 

Wauu's  schon  sein  muass. 

Kriegt’s  h zottete  Kcusch’u  8), 

I»  gauz  voller  Hunss. 

3.  Vcrt heidiguug  der  Weiber: 

llab's  Kranzh*  getrag’n 
Bi«  vierundzwanzig  Jahr, 

Kei*)  nii  weiter  nix  drum. 

Bin  i los  von  der  G’fahr. 

I«  da*  Krauzl  scho  weg 
Kei  mi  weiter  nix  drum. 

Bind  gl  ei  ’*  Hanrlu  schön  acher  (herab) 

Uud’s  Häublc  schöu  um. 

Is  das  Kranzh-  schon  weg. 

Und  das  Matthum  *)  is  zua. 

Und  hiaz  hab’n  halt  die  Menscher 
Und  die  Weilier  a Kuali 

*>  DU*  schweren  llolxirhulic  der  Wribtr . wt-lcli«  im  Stall« 
izttnureit  werd  mi-  Eine  irruutle . baufällig,'  Kliiril>eU»u*ung, 

dt«  »oll  Rauch  and  Ru»*  i*t.  ■*>  Krim,  luinmrrn.  *»  Madch«ruhum 


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Ueber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 


165 


4.  Schimpf  der  Mädchen: 

Heirat»  nur,  heirat»  nur, 

1 wünsch  enk  viel  Glück, 

Heirat’»  raues»  mar  no, 

Wann  da»  »i  schickt. 

Und  dass  die  Dräut  Mat  (Mädchen)  U, 

Da»  i»  ja  derlog'n 

Und  ihr  Kranzl  is  lang  sehn 

In»  Haherstroh  g’flog’n. 

5.  Die  Weiber  entgegnen: 

Ei  dös  meine  Menscher 
Derfta  enk  nit  a *o  reiss’n, 

Enkere  *)  Kränx  sein  nix  werth, 

Al»  in  d’  Dank  eini  schmeiss’n. 

Menscher,  wann's  wollt’»  heirat’u, 
Heirat’»  nar  schnell, 

Enkere  Kranzlau 

Wer’n  a »chon  ganz  gell  (fahl). 


Was  hilft  mir  denn»  Heirat’n, 
Was  hilft  mir  der  Mann, 

Wenn  i a'n  andern  Buah’n  sieg, 
Schau  i ihn  a wieder  an. 

Was  ham  denn  die  Weiber 
Mit  die  Menscher  z’schafFn, 

Sie  hab’n  »elber  ihr'n  Maun, 
Und  ihr  Bett  zu’n  schlaf n. 

Die  Weiber  seint  falsch. 

Wie  der  Dach»  in  der  Gruab’n, 
Harnt  eh  ihre  Maunder, 

Hint’n  noch  gern  Buab’n. 


7.  Die  W'eiber: 

Da  ham  halt  die  Menscher 
Mit  de  Buab’n  a Gebar  *) 

Und  nachher  gchu's  wieder  frag'« 
Ir  ka  Badntub'u  nit  lar*)? 


Mi  g’freul  »im*ter  nix, 

Al»  das  anzige  Ding, 

I)a»»  i g’heirat  »chon  han. 

Und  nit  laut»  (nur)  altan  bin. 

Lustig  is  wohl. 

Wenn  er  drinn  liegt  in  Bett, 

Die  Menscher  müass’n  wart’n, 

Kimmt  er  her  oder  net. 

Kimmt  er  heut  nit,  kimmt  er  morg’n, 
Kem  thuet  er  g*wi»», 

Wia  länger  nit,  dass  er  kimmt, 

Wia  lustiger  is. 

Die  (di  kan  Mann  hat, 

Und  noch  kan  bekimmt, 

Mun»s  untern  Zaun  vrart'n. 

Dass  der  Schwitz  uberinut. 

Wann  die  Ptingsttagnacht  kimmt, 
Geh’n  die  Menscher  nit  lirg’n. 

Sie  gch’n  lei  utner 
Und  schmier’»  die  Thür». 

Jet*  hat  aie  schon  g'heirat. 

Und  da«  Ding  i»  g’scheid. 

Derf  »ie  nit  a so  umschleich'» 

Auf  freier  Weid’. 


8.  Die  Mädchen: 

in  der  Badstub’n,  in  der  Badstub’n, 
Da  i«  ja  guet  sein, 

Die  Bäurin  bringt  die  Semmel, 

Und  die  Buabman  den  Wein. 

Gott  Vater  hat  die  Semmel 
Für  die  Weiber  erschaffen, 

Und  jetz  wird»  ja  für  die  Menscher 
Viel  öfter  gebachcn  (gebacken). 


9.  Die  Weiber: 

Die  Buabman  zahln  n Seit’l  Wein, 
Die  Mannder  a Mas». 

Von  den  Buabman  ihr’n  Wein 
Wird  an  der  Kragn  *)  nit  nass. 

I»  nix  mit  enkere  Buabman, 

I*  kaner  gar  rar. 

Wenn  er  a Seitl  zahlt. 

Is  der  Geldbeutel  lar. 

Geh’n  die  Menscher  in»  Wirthshaus, 
Steh’n  sie  hinter  der  Thür, 

Mir  W'eiber  mit  die  Maunder 
Geh’u  schön  brat  er  für. 


li.  Die  Mädchen: 

l>a  ham  halt  die  Weiher 
Mit’n  Heirat’»  a G’müeth. 

Uud  nachher  jammert  a jede: 
Wann  i g'heirat  nit  hiet! 


•)  Kur»». 


Dös  habt’»  ka  (*tdd  nit  zau  Handel. 
Kau  Grund  zau  W'atz  »uan. 

Zan  Hausbau’»  kan  Platz 
So  geht’»  dir  und  Dein  Schatz. 


•)  G«balirvn,  l’mrtAndr  ibrcIi»d.  *)  HiuUtube,  (Im?  Ah  «Uflli-r» 
wohuUbtf  fUr  AU*  uimI  Gebrechliche.  ■•)  Sclilnu>l. 


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Dr.  Emanuel  Horrmann 


166 


10.  Die  Mädchen: 

Die  Weiber  daham 
Trink’u  Kriiutlachsupp'u, 

Mir  Menscher  mit  die  Buabn 
Thucm’r  Weinlan  pupp’n  *) 

Wann  die  Menscher  mit  die  Buab’n 
Gehn  Weinlan  pupp’n, 

Müass'n  die  Weiber  dahani 
Bei  der  Wiag'n  huck’n. 

Seimer  lei  lästig 
In  lödigen  Stand, 

Las»  mer  audre  Leut  krei«t’u, 

Di«*  z'samm  g’heirat  harnt. 

Heiraten,  heirat’n 

*s  i»  a rechts  G’frött, 

l>a  hat  m’r  da»  Kindcrgeschra 

Schon  allweil  ums  Bott. 

Ei  mei  linbe  Braut, 

Hiaz  muesst  e»  schon  leid’n, 

Hiaz  m neust  Du  deine  Hera  ater 
Zan  Windeln  zucschneid’n. 

11.  Die  Weiber: 

Schöner  »eint  noch 
Die  Kinderwintl, 

Al»  wie  eukere  rotteten 
Unter  kittl. 

12.  Die  Mädchen: 

Oe»  Weiberleut  hab's  na  kan  Putz, 
Der  is  ja  zan  Tanzen  nix  nutzl 
Ziecbt’«  Spenserl  und  kurz  Kittl  an. 
Das»  a niade  si  leicht  bucken  kann. 
Afn  Kopf  an  Zopf,  sunst  nix  dazue, 
Da  is  h saubere  Gsicht  schon  gnue. 

13.  Die  Weiber: 

He  dös  meine  MenHchcr, 

Seit«  net  weis»  und  net  gell. 
Schaut*»  grad  a so  aus 
Wie  a W eiflsgarberfelL 

Ki  du  mei  Diandl 

Del  Sinn  kimmt  mer  rar  für 

Schaust  selber  Mach  aus, 

Ganslgelb  und  zaundürr. 


Iliaz  hat  siu  schon  g’heirat 
Is  niemer  ledig. 

Hiaz  mnass  sie  schon  anher» 

Di«;  Mannderpredig. 

He  Du  mei  Braut, 

Hiaz  derfst  di  nit  riegl, 

Hiaz  kriegst  von  dein  Mann 
Schon  immer  nur  Prügl 

Wann  i amul  hei  rat, 
f?  Recht  lass  i nit  au», 

Afn  BmPn  rieg  i ihn  umer. 

Die  Haar  reise  i ihm  au». 

Hab  i hu  »chlimmen  Maun, 

Gott  hilf  ihm  au», 

Die  Hand  schlag  i ihm  ab. 

Lud  die  Haar  reis«  i ihm  aus. 

Heirat'n  thua  i nit 
Es  that  mi  glei  reu’n, 

E»  deucht  mir  der  ledig«?  Stand 
Viel  lustiger  z’sein. 

G’heirat  i»  bald. 

Aber  ’s  Hansen  is  rar. 

Da  glabcn  die  Leut, 

Wcnn’s  nar  z’iarnm’  g’heirat  war. 

15.  Die  Weiber: 

G'hcirat  i»  bald, 

Aber  d*  Badetub’n  is  kalt, 
lind  drause’n  in  Stroh 
I«  a glei  so  so. 

16.  Die  Mädchen: 

Sei  hin  in  der  Badstub’n, 

Is  denna  aU's  ans, 

Bist  Du  a wol  a Baurin. 

Hast  denna  ka  klane. 


17.  Die  Weiber: 

Und  wann  halt  die  Weiber 
Alle  Jahr  an»  inöcht’n  haben, 
Wo  timten  dann  die  Menscher 
Ihnere  Pamper  0 hin  tragen? 


14.  Die  Mädchen: 

Hiaz  hast  Du  schon  g’heirat, 

Hiaz  hast  Du  schon  an  Mann. 

Iliaz  werst  Du  bald  ausschann 
Wie  a rostige  Pfann. 

•)  Pari'’«  oder  plppeln,  »:i  der  Pipp*  trinken.  d.  h.  genügend 
Wein  haben. 


18.  Die  Mädchen: 

He  du  raci  Habe  Bäurin. 
Derfst  die  a nit  übernehm’, 
Za  Dir  bin  i a noch 
Mit  mein  Pamper  nia  kem! 


'I  Pamper  oder  Popper,  kleine»  Kind. 


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lieber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 


167 


Solcher  Liederstreit  artet,  wie  obige  Proben  andeuten,  von  allgemeinen  Bcurthoilungeu 
ehelichen  und  ehelosen  Lebens  ausgehend,  in  persönliche  Anwürfe  und  Herabsetzungen  aus, 
und  fuhrt  deshalb  nicht  selten  zu  Thütlichkeiten  zwischen  einzelnen  Streitenden,  ja  artet  sogar  in 
eine  allgemeine  Rauferei  zwischen  der  Partei  der  Mädchen  und  jener  der  Weiber  aus,  welche 
dann  vor  Allem  der  Ladner  zu  schlichten  bestrebt  ist  Der  Inhalt  der  Lieder  gicdit  uns  ein 
lebendiges  Bild  der  Anschauungen  über  die  Ehe,  er  zeigt,  von  welch’  unidealein,  materiellem, 
ja  geradezu  zügellosem  Sinne  die  weibliche  Bauernbevölkerung  Kärntens  beseelt  ist,  und  lässt 
uns  erst  dadurch  die  Ueberzahl  eheloser  LiebesbündnUsc  begreifen,  die  zu  mehr  als  50,  ja  in 
manchen  Bezirken  bis  75  Procent  anehelicher  Gehurten  fuhrt.  Die  Schilderung  ehelichen  Glücks 
ist  eine  so  traurige,  dass  diese  weibliche  Bevölkerung  desselben  kaum  theilhaftxg  zu  werden 
wünscht.  leb  könnte  noch  viele  Kranzolahtanzlieder  anführe»,  welche  der  schreienden  Kinder, 
des  betrunkenen  Mannes  und  der  Prügclseenen  gedenken,  die  im  Hause  zur  Tagesordnung 
gehören,  wenn  das  Weih  zu  altern  beginnt.  Dass  der  Brauch  des  Kranzelahtanzens  auch  in 
Deutschland  geübt  worden  sei,  bezeugt  Weiuhold,  Die  deutschen  Freuen  in  dem  Mittelalter, 
S.  270,  wonach  seit  dem  16.  Jahrhundert  »las  „Hauben“  gewöhnlich  unmittelbar  nach  dem 
Hochseitaessen  durch  die  Brautfrau  geschieht,  welche  die  Haube  der  Braut  als  Geschenk  über- 
giebt,  und  wobei  ihr  der  Kranz  aus  «lern  Haar  genommen  und  das  (Tanze  mit  Tan»  und 
mancherlei  Scherz  begangen  wird. 

In  einem  an  Tirol  grenzenden  Tlialc  Kärntens,  dem  Lesaehthale,  welches  zur  Bczirks- 
hauptmatinschaft  Hermagor  gehört,  und  in  welchem  die  Heiratheu  häufiger,  die  unehelichen 
Gehurten  weit  seltener  Vorkommen  (nur  10,33  Proc.),  herrscht  der  Brauch,  das  Festmahl  durch 
ein  Hocbzeiulied  zu  verherrlichen,  dessen  Inhalt  von  Mathias  Lex  er  mitgetheilt  wurde.  Bei 
dem  anthropologischen  Interesse,  welches  solche  Volksanschauungen  in  Liedform  haben,  die  im 
Gegensätze  zu  den  Kranzelabtanzliederu  der  übrigen  Thäler  Kärntens  ausnahmsweise  «1er  Ehe 
aus  Gründen  der  Menschennatur  und  der  Sitte  günstig  sind,  theile  ich  dieses  „Hoasatlied“ 
liier  vollinhaltlich  mit. 


Lustig  is  af  der  Welt. 

Wann  ma  recht  thuot. 

I>o  braucht  rna  Credit  und  Geld, 
Aft  i*  »chon  guot,  wasst  wohl, 
Aft  is  schon  guot. 

Hat  ma  Geld  woltan  viel. 

Mag  ma  thuon,  was  nta  will, 

Hat  ma  kau*,  is  schau  aus, 

I»  schan  verhaust,  wasst  wohl, 

Is  schau  verhaust. 


Auf  die  Gman  kimm  is  nil. 
Wenn1»  Gottes  Willen  is, 

Kinder  geits  et  *)  viel  a. 

Bell  is  ka  Gfa,  wasst  wohl. 

Bell  is  ka  Gfa. 

I (iah  das  Sacrameut. 

Da*  i*  mei  Ziel  und  End. 

Lödig  bleiben  thuo  is  nit, 

’S  lat  mer  kan  Fried,  wasst  wohl, 
’S  lat  mer  kan  Fried. 


I brauch  kan  Bader  net, 

Liaber  a Weib, 

I spür  ja  kan  übrig«  Ulnot 
In  meinem  Leih,  wasst  wohl, 

In  meinem  Leib. 

Die  Gütsehe  *)  hat’»  selber  g’sagg. 
Sie  ist  ja  klan  verzagg, 

Sie  will  ins  Wasser  H)*ringg, 

Wann  is  et  nimm,  wasst  wohl. 
Wann  is  et.  nimm. 


ü liebe  Baur’u  mein. 

Lat  mi  grad  hcirath’u  fein, 

Lat  mi  net  untergenn, 

Bitt  enk  recht  schean,  wasst  wohl, 
Bit!  enk  recht  schean. 


Gea  hin,  zi’n  Baders  Buhn, 

Lass  der  die  Adi  aufthnou, 

Aft  a)  werts  schon  rinn  das  Bluot, 
Aft  is  schan  guot,  wasst  wohl, 

Aft  i«  schan  guot. 


Seil  wolle  Gott  hiwahr'ii. 

Kannst  mit  ihr  Kifcheu  fahr’«, 
Wo’a  an  heisst,  kratzt  ma  geru. 
Aller  in  Karn,  wasst  wohl. 
Äffer  in  Earnf 


Diese  praktische  Erkenntnis«  der  Gesetze  der  Bcvölkerungaverraehrung , welche  aus  dein 
durchaus  ehrenfest  und  glaubenstreu  gesinnten  Liede  hervorleuchtet,  entspringt  dem  besonders 


!)  *t  = nicht.  9)  aft,  arten , nachher.  J)  Mädchen,  Dirne. 


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168 


Dr.  Eraanuel  Herrin  an  n, 


auf  Erwerb  und  Sparsamkeit  gerichteten  Sinne  der  Lesachthaler,  welche  die  einstigen  unter  allen 
Bewohnern  Kärnten»,  ihren  Lebensunterhalt  als  hausirende  Kleinkriimer  oder  Viehhändler  etc. 
auch  ausserhalb  de»  Landes  suchen,  und  von  ihrer  dem  Händler  eigenen  Glätte  und  Zuvor- 
kommenheit auch  den  Spottnamen  rWedlerU|)  fuhren  »ollen.  Gäbe  es  in  Kärnten,  dessen 
Montanindustrie  in  stetigem  Ruckgange  begriffen  ist,  dessen  Ackerbau  unter  der  Concurrens 
Ungarns,  dessen  Pferde-  und  Rinderzucht  unter  den  Zollschranken  Italiens  und  Deutschlands 
leiden,  nur  irgend  einen  Hausindustriezweig,  welcher  der  Bevölkerung  für  diese  Verluste  einen 
Ersatz  böte,  so  würden  die  traurigen  Ehe-  und  Familienverhältnisse  der  Landbevölkerung  nicht 
einen  so  unglaublichen  Grad  der  Zerrüttung  erreichen. 

Nach  den  aufregenden  dramatischen  Scenen  de»  Kranzelabtanzens , welche  noch  durch 
manchen  Scherz  der  Zuschauer  vor  dein  Gasthause  und  manche  Neckereien  der  Burschen  aus 
dem  Dorfe  eine  heitere  Würze  erhalten,  wird  zur  Abweisung  geschritten,  nämlich  zum  Ein- 
santmeln  der  Beitruge,  die  von  den  Gästen  dem  Ladner  gemäss  einer  gerechten  Vertheilung  der 
Kosten  nach  der  Kopfzahl  in  Barem  geleistet  werden.  Nur  die  Musik  bestreitet  der  Kranzei- 
führer. Dagegen  empfangen  die  Gäste  von  den  Ueberresten  der  Mahlzeit  den  ihnen  gebührenden 
Antheil,  damit  sie  denselben  zu  Hause  al»  Erinnerung  an  da»  Fest  ihren  Angehörigen,  welche 
daran  nicht  theilnehmen  konnten,  übergeben.  Diese  Gaben  heissen  das  B’schadesscn,  von 
ihrem  Zwecke:  Bescheid  zu  thun. 

Während  die  Aufmerksamkeit  der  Gäste  durch  diese  prosaische  Angelegenheit  gefesselt 
wird,  geht  man  in  manchen  Bezirken,  so  besonders  im  Gailthale,  an  das  B rau  ist  eh  len.  Hinter 
dem  Rücken  des  Brautführers,  der  sie  besonders  zu  überwachen  hat,  wird  die  Braut  von  den 
Burschen  der  geheimen  Verabredung  gemäss  in  ein  anderes  Gasthaus  gebracht,  wo  man  sich 
auf  Kosten  des  Brautführers,  der  die  Zeche  zu  bezahlen  hat,  so  lange  gütlich  thut,  bis  dieser 
die  Braut  entdeckt  und  unter  dem  Spotte  der  Entführer  abholt. 

Auch  ein  Ehren  tanz  kommt  in  manchen  Gegenden,  meist  an  Stelle  de*  Krcnzclabtanzens, 
vor;  hei  diesem  eröffnet  der  Brautführer  den  Reigen  mit  der  Braut,  ist  aber  dann  verpflichtet, 
der  Reihe  nach  mit  jedem  weiblichen  Hochzeitsgaste  ein  Tänzchen  zu  unternehmen,  wozu  häuflg 
noch  die  Situation  passend  beleuchtende  Vierzeilige  den  Musikanten  vorgesungen  und  von 
diesen  l>egleitet  oder  nachgespiclt  werden. 

Gewöhnlich  wird  erst  am  Morgen  des  anderen  Tages  der  Heimgang  angetreten.  Bei 
reichen  Bauern  feiert  mau  die  Hochzeit  sogar  mehrere  Tage  hindurch  und  verbraucht  dabei 
ganz  unglaubliche  Mengen  von  Ochsen-,  Hammel-  und  Schweinefleisch,  Kälberbraten,  Krapfen 
ui»«!  anderen  Mehlspeisen  und  von  Getränken.  Im  Gailthale  reitet  das  junge  Ehepaar  auf  einem 
Rosse,  der  junge  Gatte  das  Fähnlein  in  der  Hand,  nach  Hause. 

Im  Hause  ist  alles  für  den  Empfang  vorbereitet.  Aber  dieser  ist  mit  Hindernissen  ver- 
bunden. In  den  meisten  Bezirken  Kärntens  findet  das  junge  Paar  die  Hausthür  versperrt. 
Auf  sein  Klopfen  wird  geöffnet  und  auf  einer  Schüssel  demselben  der  Schlüssel  zum  Eingänge 
überreicht,  wobei  die  alte  Hausmutter  an  der  Spitze  des  Gesindes  erscheint  und  die  junge 
Frau  herzlich  hegrüsst. 

*)  Sieh«  Franz  Francisci,  Culturatudien  über  Volksleben,  Sitten  und  Bräuche  in  Kärnten.  Wien 
1X7»,  8.  3t». 


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Ueber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 


169 


Bei  den  Wenden  im  Gailthale  bringt  die  alte  Hausmutter  dem  jungen  Ehepaare  einen 
Laib  Brot*  auf  welchem  zwei  Schlüssel  in  Kreuzform  liegen,  und  spricht  zur  Schwiegertochter: 

Schneide  ab  von  der  Gottesgabe, 

Die  Dir  nie  mangeln  soll. 

Diese  schneidet  das  Brot  in  Stückchen  und  vertheilt  dieselben  unter  die  umstehenden  Armen. 
In  das  letzte  Stückchen  drückt  sie  eine  (leidmünze  (etwa  einen  Silberzehner),  und  ein  Knabe 
läuft  damit  um  das  Haus,  auf  dass  es  vor  Unglück  bewahrt  bleibe. 

Nun  übergiebt  ihr  die  Hausmutter  ein  Gefiiss  mit  Weihwasser  und  Lässt  eine  Henne  als 
eine  Art  Sühnopfer  Über  den  Kopf  der  Braut  in  das  Haus  fliegen.  Die  Henne  übernimmt 
alles  Böse,  das  etwa  den  Brautleuten  oder  dem  Hause  angewünscht  worden  ist.  Mit  dem  Weih- 
wasser  besprengt  dann  die  Braut  das  Haus  und  alle  Räume  desselben1). 

Im  Gailthale  sollen  die  Brautleute  verpflichtet  sein,  noch  drei  Nächte  nach  der  Hochzeit 
auf  der  harten  Bank  zu  schlafen.  Dort  wird  auch  noch  acht  Tage  nach  der  Hochzeit  das 
Schüssel  werfen  geübt,  ein  Brauch,  der  den  bis  heute  in  Deutschland  erhaltenen  Polterabend* 
scherzen  gleicht.  Während  die  Dorfburschen  die  alten  Töpfe  und  Schüsseln  vor  der  Ilausthür 
der  Neuvermählten  in  Trümmer  schlagen,  singen  sie  folgende  Verse: 


Es  schlaft  Alles  schon, 

Wo  wir  jetzt  klopfen  an. 

Der  Tag  hat  sich  geendet, 

Die  Hochzeit  ist  vollendet. 

Braut  uud  Bräutigam 
Schlaft  nun  in  Gottes  Kam. 
Beisammen  müsst  ihr  hleihen, 

Bis  Euch  der  Tod  wird  scheiden. 

Wir  wünschen  Euch  den  liehen  Gsund 
Alle  Tag  und  alle  Stand. 


Wir  singen  Euch  zum  Beschluss 
Mit  einem  Freudenschlus«. 

So  viel  als  Häfenscherben, 

So  viel  soU'n  Kinder  werden. 
Amen,  das  werde  wahr, 

A Spross  in  jedem  Jahr2). 


Dem  abgewogenen  Freier  aber  wird  das  Zeichen  eines  Hammers  mittelst  Pechöles  an  die 
Aussenwand  seines  Hauses  gemalt.  Francisci  vermuthet  darin  eine  Erinnerung  an  Thor** 
Hammer  und  die  daran  geknüpften  Sagen. 

In  verschiedenen  Gegenden  Kärntens  blieb  aucli  noch  das  Schub  treten  uud  das  Gürtel- 
werfeu  als  ßestaudtheil  der  Hochxeitsbräuche  erhalten.  Ja  im  Markte  Weitensfeld  im  Gurk* 
thale  wird  sogar  alljährlich  das  Brautlauffest  gefeiert,  als  Erinnerung  an  das  Ereigniss, 
dass  eine  Pest  die  ganze  Bevölkerung  bis  auf  das  Burgfräulein  und  droi  junge  Bürgerssöhne 
hinwegraffte,  und  diese  drei  nun  um  die  Braut  einen  Wettlauf  ausführten,  damit  der  Sieger 
sie  zur  Frau  gewinnen  und  den  Ort  wieder  bevölkern  konnte.  Dieser  Wettlauf  wird  zu  Pferde 
abgehalten.  Der  Sieger  empfangt  als  Preis  einen  Blumenkranz  (Brautkranz),  der  letzte  aber 
einen  mit  Bändern  umwundenen  Kranz  und  Schweinsborsten  als  Spottgabe  5). 

Zum  Schlüsse  müssen  wir  noch  des  schönen  Brauches  gedenken,  der  im  Möllthale  bis  heute 
erhalten  blieb.  Es  ist  die  dramatische  Volksscene,  mit  welcher  man  das  Hochzeitspaar  sauunt 
den  Gästen  auf  dem  Gange  zur  Kirche  oder  zum  Gasthausc  an  der  Grenze  des  Dorfes  unter 
dem  Vorwände  eines  kriegerischen  Ueberfalles,  der  Klause,  feierlich  empfangt. 

Doch  kommen  solche  Klausen  auch  in  dem  Falle  vor,  als  der  ßrautschatz  (Valis)  am  Vor- 
abende der  Hochzeit  über  die  Grenze  des  Dorfes  hinaus  hinweggeführt  wird.  Nur  ist  dann  das 


*)  Franz  Franc isci  a.  a.  O.,  8.  ÖS.  2)  Ebendas.,  8.  70.  3)  Ebendas..  8.  30. 

Archiv  für  Anthropologie.  Hd  XIX.  22 


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170 


Dr.  Euianuel  Herrmann 


Wortgefecht  «wischen  der  Klausenbesatzimg  und  »len  ValistiUirern  weit  eher  friedlich  beigelegt, 
weil  ja  Braut  und  Bräutigam  .hei  der  Scene  nicht  initwirken. 

Als  Beispiele  mochte  ich  daher  zuerst  einen  Rcimspruch  der  Valisklause  und  dann  einen 
Holcheji  der  Brautklause  folgen  lassen. 


1.  Valisklauso. 

K lausen  Wächter: 

Wer  kommt  hei  später  Nacht 
Anher  auf  unsere  Wacht? 

V alisfuhrer: 

Mit  Jungfrauwaare  uud  Ifeirnthspracht 
Kommen  wir  auf  Kure  Wacht. 

Klausenwächter: 

Es  muss  verbotene  Waare  sein. 

Weil  Ihr  nicht  fahrt  bei  Sonnenschein. 

Valisführer: 

Ihr  dürft  Euch  nicht  lauge  «petzen, 

Wir  hauen  euch  gleich  zu  Fetzen, 

llauptmanu  der  Klausenwache  (der  eine  Wein- 
flasche uud  Gesetzbücher , dann  als  Canzleirequi- 
siteu  einen  Suppennapf  an  Stelle  des  Tintenfasses, 
eine  dreifüssige  durchlöcherte  Aschenpfaune  an 
Stelle  der  Streusandbüche,  und  Holzspäne  an- 
statt der  Schreibfedern  vor  sich  auf  dem  Tische 
liegen  hat  und  thut,  als  wäre  er  eben  von  schwe- 
rem Schlafe  aufgeweckt  worden): 

Zu  Haus  schlaf  ich  ruhig  und  still. 

Hier  trünmt  mir  von  Kriegaheeren  viel. 

Nach  einem  längeren  Scheingefechte,  an  welchem 
auch  der  Schalksnarr,  der  Kuhglocken  rings  um 
den  Leib  gebunden  trägt,  mit  allerlei  Scherzen 
Theil  nimmt,  spricht  dieser  letztere: 

Jetzt  macken  wir  den  Freudeuschluss, 

Anf  keiucr  Seite  ein  Verdruss, 

Ich  stecke  ein  mein  Schwert  und  liegen, 

Und  wünsche  Euch  viel  Glück  und  Segen  *)• 


2.  Brautklauso. 

Der  Hauptmauu  spricht: 

Ich  Hauptmaun  und  Feldmarsehall 
Werde  mich  bringen  in  die  Qual, 

Derweilen  ich  bin  hergestellt. 

Vom  Kaiser  sclbsten«  auser wühlt, 

Drum  werd  ich  Euch  gefangen  nehmen 
Festgefesselt  in  Arrest. 

Ich  schreibe  hin  aufs  Regiment: 

Ihr  habt  Euch  gewiss  zu  hoffen  ein  schlechtes 
End. 

')  Frsnciaci  a.  a.  O.,  S.  14. 


Der  Hochzeitsladner: 

So  lang’  müsst  Ihr  hier  bleiben  steh*n. 

Dass  von  uns  ein  Gesandter  kann  zum  Kaiser 
geh’n. 

Bis  er  die  Kundschaft  bringt  von  Kaisers  Hand, 
So  lang*  dürft  Ihr  mit  Eurer  Waare  nicht  fahren 
durch  unser  Land. 

Der  Hau ptmaun: 

Ich  hab’  die  Sach’  also  befunden, 

Ihr  seid  mit  Falsehstricken  ganz  verbunden, 
Darum  habt  Ihr  mich  jetzt  recht  entzünden, 

Mit  Euch  zu  streiten  ist  meine  Freud', 

Wenn  es  schon  dauert  lange  Zeit, 

Sollte  es  dauern  drei  Tag*  und  Nacht, 

So  lang*  ich  oft  hab  durchgemacht. 

Aschenpudel: 

Zum  Heden  bist  Du  trefflich  gut, 

Fasst  aber  nicht  den  Uinterhut, 

Darum  hast  ein  solches  Keim  gedieht. 

Wer  allzeit  das  Gleiche  spricht. 

Die  wahren  Keime  sind  bei  Dir  thuner, 

Führst  immerzu  die  alte  Leier. 

Kann  mir*s  nicht  anders  bilden  ein, 

Du  musst  ein  damischer  Wildprainer  sein. 

Der  Hauptmann: 

Wir  haben  die  Gewalt  von  Ihro  Majestät, 
Welcher  kein  König  in  Ungarn  oder  Böhmen 
oder  in  Dänemark, 

Und  schon  hat  er  uns  die  Gewalten 

Und  Macht  gegeben,  hier  Schildwacht  zu  halten. 

Denn  der  die  Mauth  nicht  zahlen  will, 

Dass  man  ihm  soll  den  Kopf  zerspalten. 

A sehen  pndel: 

Ihr  müsst  uns  nicht  gar  vernichten, 

Ihr  müsst  erst  Euren  Reim  z’amdichteu, 

Und  seid  ja  ganz  schwach  beim  Glauben. 

Weil  Ihr  erst  müsst  in  das  Register  schauen. 

Der  Hochzeitsladner: 

Franz  Joseph,  unser  österreichischer  Kaiser, 
Gewaltiger  Weltdurchreiser, 

Er  verschafft  uns  Brot  uud  Geld, 

Hat  uns  auf  diese  Wacht  gestellt; 

Wenn  Ihr  wollt  durch  unsre  Länder  reisen, 
Müsst  Ihr  ein  guten  Bas»  vorweisen. 

Und  wenn  bei  Euch  dieser  fehlt. 

So  kostet  es  Euch  ein  grosses  Geld, 

Oder  vielleicht  wohl  das  Leben. 


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Ueber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 


171 


Der  Haupt  manu,  nachdem  er  vom  Bräutigam  mit 
Geschenken  abgefertigt  worden,  spricht  nun  den 
Wunschreim; 

Brüder,  was  wollt  Ihr  doch  wagen. 

Worin  wir  doch  lassen  weiterfahren 
Mit  Eurer  tugendsamen  Braut, 

Die  Euch  von  Gott  ist  anvertraut. 

Gebet  nur  dem  Kaiser,  was  ihm  gehört, 

. So  wird  Euch  schon  alles  aufge*i**rrt. 

Wenn  Ihr  aber  das  nicht  wollt. 

So  wird  Euch  freilich  alles  eingestellt. 

Der  Ladmann  und  der  Bräutigam, 

Die  Braut  ist  auch  daneben, 

Sie  haben  schon  eine  lange  Zeit 
Müssen  um  unser  umbestreben. 

Ich  weis*  schon,  was  söner  Wunsch,  was  sie  von 
uns  begehren: 

Sie  haben  uns  alle  freundlich  eingeladen, 

Wir  sollten  sön  helfen,  den  hochzeitlichen  Tag 
verehren. 

Das  ist  auch  unsre  Schuldigkeit  und  unsre  Pflicht, 
Man  weisa  nicht,  wo  Glicht  und  Segen  ist. 

Auf  dem  Weg  tum  Ehestand  hin 
Werden  wir  das  Brautvolk  begleiten. 

Wir  führen  sie  in  die  Kirchen  ein, 

Die  Glocken  lassen  wir  alle  läuten.  * 

Wir  führen  sie  in  die  Kirchen  ein, 

I>er  Priester  wird  da  zugegen  sein, 

Wir  stellen  sie  vor  den  Hochaltar, 

Wo  Christus  selbst  zugegen  war, 

Alldort  werin  sie  empfangen  ohne  End1 


Das  allurheiligste  Sacrament. 

Ihr  empfangt  alls  noch  viel  mehe, 

Ihr  empfangt  das  Band  der  Ehe, 

Du«  Baud  kann  Niemand  zertrennen. 

Bis  Gott  wird  das  Leben  nehmen. 

Ach  Gott  sei  Dank  nmb  diesen  Tag, 

Mit  Freuden  ich  im  Herzeu  sag, 

Dem  Herrn  und  sein  Hofgesmd, 

Wie  mau  sich  hier  au  der  Wacht  besinnt. 

Der  Bräutigam  ist  ganz  tugeudreieh, 

Wie  auch  die  Jungfrau  Braut  zugleich. 

Ich  dank’  für  das  Geschenk,  für  das  Präsent, 
Jetzt  nimmt  die  Schildwacht  ein  End. 

Ist  die  Braut  am  Berg  oder  am  Land, 

Denn  Alles  steht  in  Gottes  Hand. 

Lasst  ilm  walten  wie  er  will, 

Denn  Unrecht  thut  er  Niemand  viel. 
Insonderheit,  wenn  Gott  es  wollt. 

Dass,  wenn  einer  sterben  sollt, 

Zusammen  kämen  wir  gewiss  einmal 
Alldorten  im  Josaphat  * Thal. 

Wir  wünschen  dies  beineben, 

Dass  Euch  Gott  soll  mit  Kindern  segucu, 

Und  dazu  den  lieben  Gsnnd, 

Dass  Ihr  sie  recht  erziehen ' könnt. 

Wir  wünschen  Euch  auch  recht  viel  Glück  und 
Segen, 

Dies  wollt  Euch  Gott  vom  hohen  Himmel  geben. 
Und  hier  auf  Erden  ein  langes  Leben, 

Dazu  Frieden  und  Einigkeit. 

Und  dorten  die  ewige  Seligkeit*1). 


Die  Klausenreime  sind  Producte  männlichen  Geistes.  Wie  sehr  sterben  dieselben  durch 
herzinnigen  Ton  und  sittliche  Auflassung  des  Moments  von  den  Kranzclnbtanzliedern  ah,  die 
weiblichen  Ursprungs  sind.  Nicht  ohne  Interesse  ist  auch  der  Umstand,  dass  die  Männer 
gerade  die  weihevollen  •Augenblicke  des  Scheidens  des  Brautschatzes  oder  des  Grenzüber- 
schreitens der  Brautleute  mm  Anlässe  ihrer  Aeussorungen  des  Mitgefühls  nehmen,  in  welchen 
nur  die  allgemeinen  Fragen  der  Ehe  und  Familie  und  der  Emlogamie  zum  Ausdrucke  gelangen, 
während  die  Weiber  und  Mädchen  zwar  eine  sehr  verfängliche  und  an  längst  überwundene 
Sittenzustände  erinnernde  Situation  des  Bräutigams  als  Ausgangspunkt  verwenden,  dann  aber 
sofort  in  die  Darstellung  ihrer  eigenen  Lage  und  persönlichen  Verhältnisse  überspringen. 
Während  die  Männer  durch  eine  Klause  andeuten,  dass  vor  Zeiten  andere  rauhere  Sitten  ge- 
herrscht haben,  in  welchen  man  nur  mittelst  Streite«*  und  Kampfes  Brautgut  und  Braut  entfahren 
konnte,  und  dann  das  Scheingefecht  durch  einen  allseitig  befriedigenden  „Freudenschluss“ 
beenden,  geratlien  die  Weiber  in  Folge  ihrer  Leidenschaft  in  ernsten  Streit,  und  häufig  ist 
das  Fest  durch  eine  allgemeine  Balgerei  des  schönen  Geschlechts,  sehr  charakteristisch  die 
niedrige  Culturstufc  desselben  bezeichnend,  um  den  Abschluss  gebracht.  Bemerkenswerth 
erscheint  auch  der  Unterschied  in  der  Form  der  Klausenreime  und  der  Kranzelnbtunzlieder. 
Die  ersteren  halten  an  einer  alten,  den  Weihnachtsliedern  eigenen  Spruch-  und  Sangweise 
fest,  die  letzteren  hingegen  sind  moderne  Vierzeilige,  wie  die  Liebeslieder,  welche  im  Volke 


*)  Dieser  letztere  Klaimeoreim  «lammt  aus  dem  Müllthale  und  wird  hier  zuni  ersten  Male  veröffentlicht. 

22* 


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172  l)r.  E.  Herrmann,  Ueber  Lieder  und  Bräuche  bei  Hochzeiten  in  Kärnten. 

noch  fortan  neu  entstehen.  Die  ersteren  wurden  ein-  für  allemal  geschaffen,  als  bei  allen 
ähnlichen  Gelegenheiten  tren  festgehaltene  universelle  Sprüche  unbekannter  Verfasser,  die 
letzteren  sind  individuelle,  im  Momente  und  speciell  für  diesen  entstandene  Eingehungen  der 
bei  der  llochseit  anwesenden  weiblichen  Gäste. 

Ob  die  Gesinnungen,  welche  aus  diesen  Kranzelabtanzliedem  hervorleuchten,  in  ihrer  leicht- 
fertigen Sinnlichkeit,  in  ihrer  fast  cynischen  Auffassung  des  Geschlechts-  und  Ehelebens  nicht 
auch  als  ein  Beweis  datilr  aufzufassen  wären,  dass  das  weibliche  Geschlecht  in  Kärnten  die 
Hauptschuld  an  den  traurigen  Ehe-  und  Geburtsverhältnissen  trügt,  muss  wohl  dahingestellt 
bleiben;  aber  man  ist  stark  versucht,  diese  Lieder  als  einen  Spiegel  der  Seele  des  Volkes  ernster 
zu  nehmen,  als  die  Anlässe  es  sind,  welchen  sie  ihre  Entstehung  verdanken. 


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VII. 


Zur  Geschichte  der  Suastika. 

Von 

Hichael  v.  Zmigrodzki1). 

Mit  vier  Figuren  im  Text  und  Tafel  IV  bi*  VII. 


Noch  in  der  ersten  Phase  meiner  Studien,  weiss  ich  wohl,  dass  es  schon  eine  grosse, 
diese  Frage  behandelnde  Literatur  giebt,  und  zwar  von  Cclebritäten  wie  Ilaug,  Gregy,  Bur- 
nouf,  Letronne,  Raoult,  Kocher,  Mortillct,  Ktlhn,  Linden schrait,  Schlieinann, 
Bertrand,  Müller,  Gobclet  d’Alvicla,  Ansault  und  mehreren  Anderen.  Doch  habe 
ich  diese  ganze  Literatur  fast  ausser  Acht  gelassen,  denn  ich  wollte  zuerst  soviel  Monumente 
wie  möglich  zusammenstellen,  um  auf  dem  Wege  des  Vergleichens  zu  irgend  einer  sich  schon 
klar  darstellenden  Idee  zu  kommen,  jedoch  stets  mit  dem  Vorbehalt*1,  den  ich  vor  mir  selbst 
und  vor  Ihnen,  hochverehrte  Versammlung,  ausspreche,  dass  es  in  Zukunft,  wenn  ich  die  oben 
angeführte  Literatur  in  Rechnung  ziehe,  vielleicht  geschieht,  dass  ich  Vieles,  was  ich  bis  jetzt 
für  Wahrheit  halte,  werde  über  Bord  werfen  müssen.  Bis  heute  in  dieser  ersten  Phase  meines 
Studiums,  wollte  ich  von  jedweden  Einflüssen  frei  bleiben.  Ich  lege  Ihnen,  hochverehrte  Ver- 
sammlung, vier  Tafeln  vor,  auf  welchen  ich  26G  Gegenstände  zusammenstellte,  auf  denen  wir 
entweder  die  reine,  oder  die  ornamental  veränderte,  oder  sogar  abgekürzte  Form  der  Suastika 
vorfinden. 

Ich  habe  diese  Tafeln  in  fünf  E|K>ehen  eingetheilt,  die,  wenn  auch  nicht  ganz  genau,  so  doch 
auf  einander  folgen. 

Es  sei  mir  erlaubt,  vor  Ihnen,  hochverehrte  Zuhörer,  das  Studium  meiner  Tafeln  mit  lauter 
Stimme  durchzufuhren,  ebenso  wie  ich  es  in  der  Stille  meines  Arbeitszimmers  gethan  habe. 
Dadurch  werde  ich  am  besten  die  Genesis  meiner  Gedanken  aufklären  können,  und  Ihr  Urtheil, 
je  schärfer  es  ausgesprochen  werden  wird,  wird  desto  schätzbarer  für  mich  sein,  denn  der  Tadel 
zeigt  viel  mehr  als  das  Lob  den  richtigen  Weg  zur  Wahrheit,  und  der  ist  es  gerade,  den 
ich  erstrebe. 


*)  Au»  dem  Polnischen  übersetzte  Vorlesung,  ursprünglich  für  die  gemeinsame  Versammlung  der  deutschen 
and  der  Wiener  anthropologischen  Gesellschaft,  Wien  1 809,  bestimmt , dort  aber,  weil  Verfasser  am  Erscheinen 
verhindert  war,  nicht  zuro  Vortrag  gelangt.  — Wir  glaubten  diese  begeisterte  Arbeit  hier  roittlieilen  zu  «ollen, 
behalten  uns  aber  eine  wissenschaftliche  Beurtheilung  derselben  vor.  Die  Red. 


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174 


Michael  v.  Zmigrodzki, 

Als  diu  ältesten  Abbildungen  der  Silastik»  muss  ich  sicher  diejenigen  annehmen,  welche 
wir  in  den  Ausgrabungen  Dr.  Sehliemnnn's  in  Ilissarlik  7 bis  10  Meter  tief  vortiuden.  Der 
Berg  Ilissarlik,  auf  welchem  wir  in  dieser  Cultnrschicht  das  erwähnte  Symbol  in  sehr  vielfachem 
Gebrauche  finden,  liegt  viel  au  weit  von  der  Urheimatli  unseres  Stammes,  als  dass  wir  nicht  zur 
Einsicht  kommen  müssten,  dass  dieses  Symbol  »eit  Jahrhunderten  in  Iran  und  Indien  liekannt 
gewesen  sei.  Doch  reichen  die  ältesten  Reste,  die  wir  bis  jetzt  in  diesen  Ländern  kennen, 
leider  nicht  weiter  als  500  Jahre  vor  Christo.  Die  ganze  Vorepoche  müssen  wir  mittlerweile 
bei  Seite  lassen.  Aus  dieser  Ursache  habe  auch  ich  bis  heute  die  Literatur  recht  vernach- 
lässigt, da  sich  dieselbe  meistens  mit  jener  indischen  in  den  literarischen  Monumenten  sich 
findenden  .Suastika  beschäftigt,  und  ich  mich  erst  mit  der  monumentalen  beschäftigen  wollte. 

Ich  beginne  also  mit  den  Schliemann’scheu  Ausgrabungen.  Ich  wollte  mit  lß  Meter 
anfangen.  Dort  zeigte  Dr.  Scliliemann  in  seinem  Atlas  Nr.  732  ein  prächtiges  Exemplar 
an,  welches  er  jedoch  leider  in  Uios  in  die  obere  Schicht  versetzte.  — Ich  schrieb  flehentlich 
an  ihn,  er  möge  die  Geschichte  der  Suastika  nicht  so  empfindlich  beeinträchtigen,  aller  es  war 
umsonst.  — Wir  müssen  also  erst  mit  10  Meter  tief  anfaugen. 

•Die  Zeitbestimmung  für  diese  Cnlturscbicht  7 bis  10  Meter  tief  ist  folgende.  Wenn  wir 
die  goldenen,  in  dieser  Schicht  gefundenen  Sachen  mit  den  ähnlichen  in  Myccne  und  Tirynt 
vergleichen,  so  müssen  wir  sagen,  das«  dieselben  chronologisch  wenigstens  hundert  Jahre  von 
einander  entfernt  sind.  Da  nun  die  Kunsthistoriker  vollkommen  darüber  einig  sind,  dass  die 
myeenisch-tiryntische  Kunstepoche  in  Griechenland  im  10.  Jahrhundert  vollständig  zum  Abschlüsse 
komme,  so  müssen  wir  da»  11.  Jahrhundert  v.  Uhr.  als  späteste  Epoche  für  die  verbrannte 
Stadt  in  Hissarlik  annehmen. 

Jetzt  wollen  Sie  mir  erlauben,  die  ganze  Reihe  jener  Symbole  vorzulcgcu,  die  sich  in  jener 
Schicht  finden.  Ich  mache  die  hochverehrten  Herren  auf  folgende  zwei  Formen  aufmerksam: 


Man  behauptet,  dass  die  Suastika  die  Maschine  sei,  mit  welcher  man  das  Feuer 


durch  Reihung  erzeugt  habe,  und  das»  die  vier  Funkte  die  Nägel  seien,  welche  die  Maschine 
unbeweglich  machen  sollten.  Wir  werden  sehen,  wie  oft  sich  die  Form  wiederholt. 

Ich  behaupte,  dass  dies  keine  Ornamente,  sondern  religiöse  Symbole  sind,  weil  sie  zu  nach- 
lässig und  flüchtig  gezeichnet  sind.  Wir  haben  doch  viele  andere  Gegenstände  aus  dieser 
Schicht,  die  uns  bezeugen,  dass  jene  Leute  des  Zeichnens  nicht  unkundig  waren.  Diese  Flüch- 
tigkeit des  Zeichnens  bedeutet  also,  dass  diese  Figur  den  Bewohnern  so  liekannt  war,  dass 
selbst  die  vernaehlässigste  Ausfilhrung  für  sie  geuügte.  Dies  geschieht  immer  mit  den  Sym- 
bolen. Köunte  Jemand,  der  keinen  Begriff  vom  Christcntliume  hat,  uns  sehen,  wenn  wir  uns 

bekreuzigen,  er  würde  glauben,  dass  wir  die  Fliegen  wegjageu,  die  uns  belästigen,  und  doch 

»ersteht  ein  Jeder  von  uns  vollkommen  diese  in  Eile  gemachte  Geste. 

Sobald  wir  annehmen,  dass  es  ein  Symbol  sei,  so  müssen  w-ir  uns  auf  die  nächste  Frage 

antworten,  welchem  Cultus  dasselbe  angehörte. 

Betrachten  wir  die  Aceessorien,  in  welchen  sich  dieses  Symbol  vorfindet,  ln  dem  Schlie- 
mann'srhcn  Atlas  habe  ich  ungefähr  000  ornamentirtc  Gegenstände  gezählt,  unter  denen  ich 
55  mit  reiner  Suastika  gefunden,  dann  114  Kreuze  (darunter  35  mit  vier  Nägeln),  102  dreiarmige 


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Zur  Geschichte  der  Suastika. 


175 


Silastiks  oder  Triqnetrum,  20  vierarmigo,  62  sccbsarmige,  82  Stcrnoniamentc,  70  Sonnen,  42 
Palmen,  27  Foueraltäre  und  15  Thiere,  wie  Kinder,  Hirsche,  Antilopen,  Hasen,  Störche,  jedoch 
niemals  irgend  ein  Ratibthier.  Diese  Statistik  der  Ornamente,  in  deren  Umgehung  wir  das 
religiöse  Symbol  Suastika  finden,  deutet  uns  an,  dass  der  C'ultus  von  mildem  Charakter  war, 
dass  das  göttliche  Wesen  mild  und  menschenfreundlich  gewesen.  Die  Sterne,  Sonnen  und  Fener- 
altäre  lassen  uns  ihn  den  Gott  des  Feuers  und  des  Dichtes  neunen.  — Betrachten  wir  nun  auch 
noch  das  Idol  der  Venus  (Nr.  20),  welche  auf  ihrem  Gcschlechtstheile  eine  Suastika  trägt,  und 
ziehen  wir  einen  Vergleich  mit  der  Grabnme  (Nr.  47),  auf  welcher  wir  ebenfalls  ein  Fudendum 
mit  dem  religiösen  Symbol  sehen , und  vergessen  dabei  nicht  die  grosse  Anzahl  von  Palmen 
und  Baumzweigen,  so  werden  wir  ihrem  Gotte  noch  ein  Attribut  geben  müssen:  er  war  der 
Gott,  der  Leben  und  Wachsthum  giebt  und  erhält.  Da  wir  dieses  Symbol  auf  den  Grahumen 

sehen,  so  müssen  Wir  annehmen,  dass  diese  Leute  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele  geglaubt 

haben,  denn  sonst  wären  diese  Symbole  auf  den  Graburnen  eine  höchst  unlogische  Ersohci- 
nnng.  Denn  in  der  That  müsste  man  einer  Gottheit,  welche  dem  Menschen  Leben  giebt  und 
daran  Freude  hat,  ohne  denselben  mit  Seelenunsterblichkeit  zu  beschenken,  unbedingt  Gonse- 
qnenz  und  dadurch  die  Gottheit  absprechen. 

Also  ans  diesen  spärlichen  Uebcrresten  jener  Cultnr  7 bi»  10  Meter  tief  am  Hissarlikbcrge 
müssen  wir  schliessen,  dass  jene  Leute  an  einen  Gott  glaubten,  an  einen  Gott  des  Lichtes,  des 
Lebens,  der  Güte  und  der  Unsterblichkeit. 

Wenn  wir  zu  der  oberen  Schicht  der  Schlieuiann’scheu  Kunde  übergehen,  so  begegnen 
wir  denselben  Symbolen  und  denselben  Umständen.  Doch  ein  Punkt  ist  ganz  neu.  Hier  lege 

ich  Ihnen  die  ganze  Reihe  der  Formen  der  Suastika  vor,  denen  wir  in  den  unteren  Schichten 


nicht  begegnet  sind. 


Es  sind  die  Formen 


, welche  wir  den  Ausgangspunkt  der  grie- 


chischen Ornamentik  nennen  können. 

Wenn  wir  über  da«  Aegeisehe  Meer  gelangen,  d.  h.  wenn  wir  zu  den  mycenisch-tiryntisehen 
Ausgrabungen  übergeben,  so  finden  wir  zwar  das  reine  Symbol  sehr  oft,  doch  die  ornamentale 
Richtung  stellt  «ich  uns  noch  klarer  dar,  als  in  den  oberen  trojanischen.  Nur  eine  Bemerkung 
muss  ich  noch  hinzufugen,  nämlich,  dass  hier  da«  sogenannte  römische  Trii|uetram  »ich  schon  in 
total  ausgebildcter  Form  vorfindet,  und  zwar  in  unverleugbarer  Verwandtschaft  mit  der  Suastika, 
denn  wir  sehen  jene  sehr  wichtigen  Zuhälter.  Während  wir  jedoch  l>ei  der  Suastika  vier  Nägel 
finden,  so  hat  dos  Triijuetrum  nur  deren  drei. 

Gehen  wir  jetzt  zur  zweiten,  rein  griechischen  Epoche  über,  liier  leider  sind  »ehr  grosse 
Lücken.  Als  ich  die  griechischen  Vasen  studirte  und  die  speciellen  Werke  hierzu  unter  der  Hand 
hatte,  verfolgte  ich  andere  Ziele,  als  die  Geschichte  der  Suastika,  und  was  ich  hier  vorlege, 
obwohl  eine  ansehnliche  Zahl,  hat  sieh  nur  zufällig  in  meinen  Heften  gefunden. 

Wir  sehen  dieses  Symbol  auf  dem  Kleide  de*  Apollo  und  der  Minerva  (Nr.  103.  112). 
Diese  trägt  auf  dem  Halse  ein  Kreuzchen,  welches  gewiss  ein  Symbol  ist,  denn  in  der  Blüthezoit 
der  griechischen  Kunst  hätte  man  der  beliebtesten  Göttin  gewiss  etwas  mehr  Aesthctisches  zum 
Halsschmucke  gegeben,  wäre  es  nicht  aus  Rücksicht  auf  die  religiöse  Bedeutung  jenes  einfachen 
Kreuzchens.  Auch  sehen  wir  dieses  Symbol  in  Verbindung  mit  dem  Gott  der  Mimik,  — der 
Mnsik.  welche  in  Griechenland  Alles  in  sieh  einsclilieast,  was  den  Menschen  am  meisten  veredelt 


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176  Michael  v.  Zmigrod*ki, 

und  erhellt,  der  Musik,  welche  die  Welt  alles  dessen  bildet,  was  edel  und  menschlich  ist,  was 
man  national,  patriotisch  und  religiös  nennt;  ferner  in  Verbindung  mit  Athene,  der  beliebtesten 
Tochter  des  Zeus,  des  Lichtgoltes,  der  Göttin  der  Vernunft,  des  geistigen  Lichtes,  jenes  edelsten 
Funken»,  der  vom  Himmel  herab  in  die  Menschenbrust  gefallen  ist.  So  sind  wir  wieder  Ange- 
sichts der  Gottheit  de»  Lichtes,  der  Ordnung  und  der  Harmonie,  wie  die  Musik  sie  fordert, 
eine*  guten,  gerechten  und  menschenfreundlichen  Gotte»,  dem  die  monumentalen  Gebäude  als 
Tempel  gewidmet  waren,  auf  deren  Altären  symbolische  Gnbcu  und  Rauchwerk  geopfert  wurden. — 
So  sehen  wir  einen  opfernden  Genius  mit  dem  Kreuze  am  Halse.  So  sehen  wir  auch  den 
Priester  in  würdevoller  Haltung,  den  Lnrbrerkranz  auf  der  Stirn  und  die  heilige  Suastika  auf 
der  llnist.  (Nr.  105.  10G.  108.  115)  Er  war  aber  auch  ein  Gott  der  Scelcnunsterblichkcit , da 
wir  sein  Symbol  auch  auf  den  Aachenurnen  findou. 

Dieser  Glaube  und  »ein  symbolisches  Zeichen  beherrschte  so  vollständig  den  Geist  jener 
Leute,  dass  die  ganze  Ornamentik  sich  auf  der  Grundform  jenes  Symbole»  ausbildcte. 

Dieselbe  Erscheinung  haben  wir  im  frühen  Mittelalter.  Die  ganze  romanische  Ornamentik 
ist  nur  eine  symmetrische  Zusammenstellung  religiöser  Symbole.  Nachdem  die  romanischen  Sym- 
bole zahlreich  waren,  wurde  hierdurch  auch  ihre  Ornamentik  mannigfaltiger.  Der  Grieche  hatte 
nnr  ein  Symbol,  deshalb  auch  eine  einfache  Ornamentik.  Schliessen  wir  in  der  romanischen 
Ornamentik  alles  Symbolische  aus,  so  bleiben  uns  geometrisch  gczcielmcte  Pflanzen.  Ebenso 
bleiben  uns,  wenn  wir  aus  der  griechischen  Ornamentik  Alles  ausschciden,  was  stilistischen 
Charakter  trägt,  nnr  geometrische  Pflanzengebilde. 

Comhiniren  wir  die  ganze  Suastika,  dann  ihre  Hälfte  und  zuletzt  ein  Viertel,  so  bekommen 
wir  das  Ornament,  gewöhnlich  griechischer  Mcander  genannt  (Nr.  118 — 131).  Man  hat  mir 
Vorwürfe  gemacht,  dass  ich  von  einer  halben  und  viertel  Suastika  spreche,  was  doch  eigentlich 
nur  einen  doppelten  oder  einfachen  Haken  bedeutet,  weshalb  ich  bitte,  mir  Gerechtigkeit 
widerfahren  zu  lassen,  denn  wenn  es  dem  Heraldiker  von  llalhkreuzen  und  anderthalb  Kreuzen 
zu  sprechen  erlaubt  ist,  obgleich  cs  nur  eigentlich  anderthalb  oder  zwei  und  ein  luilhes  Stäbchen 
sind,  so  kann  es  mir  auch  erlaubt  sein,  von  der  Hälfte  and  einem  Viertel  Suastika  zu  sprechen. 

Die  ursprünglich  reine  Gottesvorstcllung  ändert  sich  manchmal  sehr  bedeutend  im  Laufe  der 
Zeit.  — Der  Grieche  gab  »oiuem  Gott  Blut  und  Körper  und  was  hieraus  folgt.  Der  Römer 
hat  seine  Gottheit  in  der  Theorie  aufgelöst.  Zuletzt  haben  beide  an  die  Werke  ihrer  Phantasie 
und  Speculation  zu  glauben  aufgehört,  worauf,  Staatshefehlen  gemäss,  diu  Epoche  der  religiösen 
1 ly pokrisie  folgte,  welche  auch  leider  die  Epoche  der  drückenden  Leere  de»  menschlichen  Her- 
zens im  Gefolge  hatte.  So  war  besonders  der  Geisteszustand  der  gebildeten  Classe  der  Gesell- 
schaft beschaffen.  Das  einfache  Volk  glaubte  am  meisten  an  seinen  Vater  der  Götter  und 
kehrte,  ohne  es  zu  wissen,  zu  dem  Urbegriffe  der  Gottheit  zurück.  Bei  dem  allgemeinen  Skep- 
ticismus  verwischte  sich  die  Gestalt  des  Jupiter  und  verfloss  in  Unglauben,  während  der 
Vrbegriff  des  allmächtigen  Gotte*  der  Güte,  des  Lichtes  und  de»  künftigen  Lebens  wieder  vor 
dem  Geiste  anftauchte.  Von  der  Gestalt  de*  Zelts- Jupiter  blieb  nur  die  Gottesidcc,  dieselbe, 
welche  vor  Jahrhunderten  jenes  Material  gegeben,  ans  welchem  der  künstlerische  Grieche  »ich 
seinen  Zeus  und  den  ganzen  Olymp  gebildet  hat,  um  hiernach  mit  denselben  nach  dein  Capitole 
zu  wandern.  Im  Geiste  der  damaligen  Zeit  ereignete  sich  nicht  selten  ein  solcher  Procesa  in  der 
Gnltnrgrsehichte  der  Menschheit,  dass,  wenn  sie  nach  der  laugen  Periode  der  Ausbildung  irgend 


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Zur  Geschichte  der  Suastika.  177 

einer  Idee  müde  war,  enttäuscht  wieder  zu  den  primitiven,  einfachen,  aber  klaren  und  wahrh  ei  tz- 
vollen  Principien  zurückkehrte.  Die  Menschheit  war  zur  Uridee  der  Gottheit  zurückgekommen. — 
Und  diese  war  auch  jener  Deus  ignotus,  dem  die  Römer  zur  Zeit  Jesu  Christi  ihre  Altäre 
anfgerichtet  hatten. 

Schrecklich  lag  der  Drtu-k  auf  der  ganzen  damaligen  Gesellschaft  und  besonders  auf  dem 
armen  Volke,  Jupiter  und  seine  ganze  Sip|>schaft  blutarmer  Götter  leistete  keine  Hülfe.  Der 
Glaube  an  ihre  Gottheit  schwand  immer  mehr,  und  die  Menschheit  wendete  sich  mit  Sehnsucht 
jenem  vergessenen  und  verlassenen,  aber  wahren  Gotte  zu. 

Jene  ganze,  durch  den  religiösen  Zweifel  verzerrte  Gesellschaft  des  universalen  römischen 
Reiches,  besonders  aber  das  arme  unterdrückte  Volk,  drängte  sich  mit  ganzem  Herzen  an  jenen 
unbekannten  Gott,  auf  ihn  nur  setzte  cs  Glaube  und  Hoffnung  und  mit  Sehnsucht  wartete  es 
seiner  Ankunft.  Und  gerade  das  arme  Volk  war  es,  welches  zuerst  das  Christenthum  ange- 
nommen hat.  Bald  darauf  sehen  wir  ein  sonderbares  riesenhaftes  Ereigniss.  Kaum  dass  der 
heil.  Paulus  den  hartnäckigen  Juden  zugernfen:  «ich  verlasse  Euch  und  gehe  zu  den  Heiden-, 
und  die  Schwelle  Europas  betreten  hat,  da  verbreitet  sich  das  Christenthum  wie  ein  Lauffeuer 
über  den  ganzen  Coutineiit,  um  daselbst  im  Laufe  der  Jahrhunderte  eine  höhere  Cultur  anf- 
blüheti  zu  machen.  Im  Osten  und  Süden  sehen  wir  nicht  dieselbe  Erscheinung.  Gnosti- 
cismus  und  Materialismus  nagen  schon  von  Anfang  an  dem  Bau  der  dortigen  Kirchen,  weil  ihre 
Völkerstämme  ihre  Wut-  und  rachedQrstigen  Götter  mit  den  Principien  des  Jesus  von  Nazareth 
verbinden  wollten.  Einige  Jahrhunderte  später  sehen  wir,  wie  sich  dort  der  Moliammedanisimis, 
jener  Glaube  von  einem  Gott  des  Fatums,  der  Eroberung  und  der  Siunenlust,  mit  derselben 
Schnelligkeit  verbreitet,  wie  bei  uns  das  Christenthum,  und  eine  besondere  Cultur  entwickelt. 

Unsere  Vorfahren  haben  ungesäumt  die  Lehre  Christi  anerkannt,  weil  sie  schon  damals  auf 
der  Höhe  des  reinen  Gottes begriffea  waren.  Man  kann  es  sich  in  der  Thal  nicht  anders 
denken.  Wir  kennen  die  Lehre  Christi,  jene  Lehre  «ler  Nächstenliebe , ohne  irgend  welche 
nationale  oder  Stand esrQcksicht,  die  Lehre  der  Gerechtigkeit,  der  Milde  und  der  Vergebung. 
Und  könnte  man  jenen  Jesus  von  Nazareth  hienieden  anerkennen  ohne  den  festen  Glauben,  dass 
dort  im  Himmel  ein  ebenso  edles,  gütiges,  reines  und  erbarmungsvoll es  göttliches  Wesen  thront. 
Und  dies  war  jener  Deus  ignotns.  Und  deshalb  hat  sich  auch  die  Geschichte  jenes  Zeichens 
so  gestaltet,  welches  wir  in  den  Katakomben  Korns  auf  dem  Grabe  eines  Märtyrers  finden,  wo 
dicht  unter  dem  Monogramm  Christi,  dem  Anker,  der  Palme  und  dem  Kreise,  auch  unsere 
uralte,  heilige  Suastika,  ebenfalls  vom  Blute  roth  gezeichnet,  steht  (Nr.  132). 

Man  lxdiauptct,  dass  die  ersten  Christen  deswegen  die  Suastika  öfters  gebraucht  haben, 
weil  in  ihr  das  crux  simulata  sich  findet.  Betrachten  wir  jedoch  jenes  Zeichen  auf  dem  Grabe 
eines  Märtyrers,  so  finden  wir  das  ganz  ausführlich  gezeichnete  Monogramm  Christi  und  die 
allbekannten  Symbole.  Nun  ist  die  Frage,  was  man  hier  noch  verhüllen  wollte,  nachdem  die 
obige  Inschrift  ja  schon  ein  ausführliches  Protokoll  darüber  ist,  was  der  Mensch,  der  daselbst 
liegt,  und  der,  der  dies  geschrieben,  waren  und  glaubten;  welchen  Sinn  hatte  also  hier  noch 
die  siinulatio  enteis?  Dieses  Zeichen  spricht  jedoch  in  ganz  anderer  Weise  zu  uns.  — „Jesus 
Christus,  dessen  Monogramm  hier  mit  Blut  gezeichnet  steht,  für  dessen  Lehre  der  Mensch,  der 
hier  liegt,  den  Märtyrertod  erlitten,  welchen  er  nicht  als  Niederlage,  sondern  als  Sieg  betrachtet 
hat,  in  der  Hoffnung,  dass  ihm  durch  Jesus  ewiges  Leben  wird,  ist  derselbe  Gott,  der  Gott 

Archiv  fnr  Anthropologie.  B<L  XIX.  23 


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Michael  v.  Zniigrodzki, 

«lej»  Lichte«,  der  Liebe  und  de«  ewigen  Lebens,  an  den  die  Arier  unter  diesem  Symbol  seit 
jeher  geglaubt  haben.“  So  muss  man  auch  die  zweite  Inschrift  (Nr.  134)  lesen  und  in  dem- 
selben Sinne  die  Darstellung  Christi  verstehen  in  der  Gestalt  des  guten  Hirten  mit  der  Suastika 
auf  dem  Kleide  (Nr.  133).  In  der  That  hat  auch  das  Christenthum  nie  gegen  jene  heidnischen 
Symbole  und  Ideen  gekämpft,  welche  es  mit  der  Lehre  Christi  hat  vereinigen  können,  und 
viele  jetzt  christliche  Handlungen  stammen  formell  aus  der  vorchristlichen  Zeit. 

Betrachten  wir  jetzt  eine  ganze  Reihe,  es  sei  mir  zu  sagen  erlaubt,  christlicher  Suastika: 
eine  Tiara  des  heil.  Gaudenz,  eine  Stola  des  heil.  Viligius,  weiter  sehen  wir  die  Altäre,  die 
Cimborien  und  verschiedene  cultlicho  Sachen  und  zuletzt  die  Kathedrale  von  Kruswica  und 
Inowroclaw. 

Zur  prähtstoriachen  Epoche  in  Europa  übergehend,  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Glaubensprinoipien  dieselben  bleiben,  denn  die  Unsterblichkeit  der  Seele  und  was  damit  Zusam- 
menhänge sind  unleugbar  vorhanden.  Wir  sehen  eine  grosse  Reihe  von  Grabumen,  auf  welchen 
dieses  Symbol  Gottes  gezeichnet  steht.  Nun  herrscht  aber  gegen  den  Symbolismus  dieses 
Zeichen»  seitens  einer  grossen  Anzahl  von  Areliäologen  eine  besondere  Abneigung,  welche  die- 
selben zu  sonderbaren  Verirrungen  fuhrt.  Einer  von  ihnen  behauptete  bei  Besprechung  der 
prachtvollen  Urne  von  Norfolk,  dass  inan  es  ganz  klar  daran*  ersehe,  dass  dieses  Zeichen  kein 
Symbol  »ei,  weil  sich  dasselbe  16 mal  wiederholt.  Bitte  mir  mm  aber  auch  nicht  übel  zu  nehmen, 
w'enti  ich  behaupte,  «lass  das  Gebäude,  welches  am  Stephansplatze  steht,  ganz  sicher  keine  Kirche 
ist,  denn  das  sechsmal  wiederholte  Kreuz  au  derselben  beweist  genügend,  dass  diese  Figur 
liier  keine  symbolische  Bedeutung  hat.  Folglich:  die  Stephanskirche  ist  keine  Kirche.  Betrachten 
wir  ferner  andere  Funde,  so  werden  wir  finden,  wie  tief  jenes  Symbol  in  der  Seele  der  Leute 
lag,  und  wie  diese  Leute  trachteten,  dieses  Symbol  überall  aufzuzcichnen. 

Beim  Durchsuchen  der  Fibelsanimlungen  finden  wir  vier  suastikal  geordnete  Spiralen,  ferner 
auch  dreiarmige  Suastika,  deren  vierter  Arm  deshalb  weggelassen  w*urde,  w eil  er  die  Kehle  drückte 
(Nr.  205.  204).  Dr.  Lindenschmit  behauptet  jedoch,  dass  derselbe  abgebrochen  sei;  mir 
scheint  es  aber  nicht  so,  denn  nuf  dem  mittleren  Schilde  sehen  wir  nur  drei  Strahlen  ganz 
genau  auf  die  drei  Spiralen  gerichtet,  was  doch  bedeutet,  dass  ein  vierter  Spiralkreis  gar  nicht 
beabsichtigt  war.  Aus  Bc«|uemlichkeitsrück»ichten  wurde  noch  ein  Kreis  w'eggenommen,  und 
die  Zahl  der  vier  Kreise  der  Originalsuastika  ist  nur  durch  die  zwei  mittleren  Voluten  gerettet, 
s.  Nr.  206.  Nun  folgt  Nr.  203.  Wir  sehen  hier  ein  sehr  interessantes  Beispiel.  Nachdem  der 
Fabrikant  die  Form  der  Suastika  vollständig  verloren  hat,  so  zeichnet  er,  um  dieselln?  zu  ersetzen, 
die  Kreuze  auf  beide  Voluten. 

Die  eigentliche  Form  der  Suastika  verliert  sich  mehr  und  mehr,  bis  zuletzt  nur  zwei  solche 
zusammenhängende  Voluten  bleiben,  wie  wir  sie  auf  den  griechischen  Altären  sehen  (Nr.  106). 
Erhöhen  wrir  aber  dieselben,  so  erhalten  wir  die  jonisch©  Säule  (Nr.  108),  d.  h.  die  jonisch© 
Tempelaüule  ist  nur  ein  erhöhter  Altar  mit  suustikaler  Bedeckung,  es  hat  »ich  nämlich  die 
Suastika  den  Anforderungen  der  Architektur  utigepasst.  Zweiarmige  Suastika  finden  w’ir  noch 
in  den  einfachen  Fibeln,  und  zuletzt  verliert  sich  auch  diese  in  die  einfache  Volute. 

Betrachten  wir  jetzt  die  Schwertersnminlungei».  Als  Analogie  erwähne  ich  einen  sehr  be- 
kannten Typus,  den  polnisehcn  Säbel  au*  dem  16.  und  17.  Jahrhundert,  auf  dessen  Klinge  ein 
Kreuz  um!  eine  Goldmünze  mit  der  Mutter  Maria  incrustirt  ist.  Hier  sind  zwei  myceniscbe 


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Zur  Geschichte  der  Suastika. 


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Schwerter  mit  Suastika  und  Triquetruiu  auf  der  Klinge  (Nr.  182.  183).  liier  bleibt  nur  eine 
Hallte  der  Suastika  auf  dem  Ende  des  Griffes  (Nr.  192),  und  die  Militärs  werden  wohl  xuge- 
stehen müssen,  dass  dies  im  höchsten  Grade  unbequem  ist,  besonders  wenn  mau  erwägt,  dass 
diese  Schwerter  wehr  als  Stoss-  als  wie  Hiebwaffen  zu  betrachten  sind,  weshalb  wir  annohmen 
müssen,  dass  dies  aus  symbolischen  Rücksichten  boibehalten  wurde.  Wir  sehen  ferner,  wie 
sich  diese  Spiralen  an  den  Seh wertgriffen  immer  mehr  verflachen,  bis  man  zuletzt  kaum  noch 
die  ursprüngliche  Form  zu  errathen  im  Stande  ist  (Nr.  188).  Um  aber  selbe  zu  retten,  zeichnete 
man  die  Suastika  auf  die  Scheide.  Auf  einigen  Schwertern  erscheint  uns  du  Ornament  nur 
als  Wellenlinien,  wenn  wir  es  aber  vergrößernd  analysiren,  finden  wir  eine  versteckte  Suastika 
darin  (Nr.  193.  194). 

Wir  sehen  also,  dass  das  sogenannte  Spiralornament  der  prähistorischen  Epoche  ebenfalls 
auf  der  Suastika  basirt,  und  es  sei  mir  hier  noch  erlaubt,  die  Bemerkung  anauschliesscn,  dass 
die  Benennung  irgend  eines,  z.  B.  persischen,  indischen  oder  chinesischen  Ornamentes  nicht 
bloss  eine  Zeichnungsdefimtion,  sondern  auch  ein  cultnrhistorischer  Begriff  ist.  Deshalb  ist  die 
Benennung  Spiralornement  eine  unvollständige,  weil  sie  bloss  die  Form  berücksichtigt.  — Wäre 
es  nicht  möglich,  dieselbe  mit  Suastikaomament  zu  ersetzen? 

Unser  altes  Symbol  erhält  sich  noch  bis  zum  heutigen  Tage  und  zwar  als  Symbol  auf  den 
Ostereiern  in  der  Ukraine  und  in  Mähren , und  als  suastikales  Ornament  in  den  Stickereien  der 
ukrainischen  und  bretonischeu  Bauern. 

Was  die  Ostereier  in  der  Ukraine  besonders  aubelangt,  so  kann  ich  diese  Zeichen  für 
nichts  Anderes  als  religiöse  Symbole  halten,  denn  diese  Eier,  welche  man  in  die  Kirche 
zum  Weihen  bringt  (bemalte  oder  beschriebene),  sind  ohne  diese  religiöse  Handlung  noch  keine 
„pisanki“.  Erat  nach  der  Weihe  bringt  man  dieselben  als  Ehrengabe  dem  Gutsherrn,  dem 
Pfarrer,  den  alten  Verwandten,  oder  als  Ostergeschenk  den  Freunden.  Schon  am  Palmsonntage, 
wenn  die  Leute  mit  den  Weidenruthen  aus  der  Kirche  gehen,  schlagen  sich  Freunde  und  gute 
Bekannte  gegenseitig  mit  denselben  und  sprechen  freudevoll  den  Heim;  „Nicht  ich,  sondern 
die  Weide  schlägt;  in  einer  Woche  kommt  der  grosse  Tag;  nicht  weit  ist  schon  das 
rothe  Ei.“  Auch  an  einem  der  letzten  Faschingstage  bewirthet  und  beschenkt  der  Bursche  das 
Mädchen  mit  einem  Bande  oder  etwas  Aehiilichem,  und  am  Ostermontage  erhält  er  als  Wieder- 
gabe eine  Anzahl  von  den  bemalten  Eiern.  Diese  jungen  Leute  sind  gewöhnlich  • ein  künftiges 
Ehepaar. 

Bei  Uebcrgabe  dieser  Eier  spricht  man  feierlich:  „Christus  ist  erstanden“,  worauf  die 

Antwort  folgt:  „wahrhaft  auferstanden“.  Dann  nimmt  die  schenkende  sowie  die  beschenkte 
Person  je  ein  Ei  in  die  Hand  und  stossen  die  Spitzen  derselben  gegen  einander,  bis  sie  zer- 
springen, worauf  sie  das  gesprungene  Ei  unter  einander  vertheilen  und  verzehren,  wobei  sie 
»ich  gegenseitig  beglückwünschen.  Diese  Theilung  der  Ostereier,  obwohl  nicht  rituell,  ist  noch 
in  ganz  Polen,  und  zwar  in  allen  Schichten  der  Gesellschaft  ein  religiöser  Gebrauch,  ln  jeder 
Familie  stehen  an  den  zwei  ersten  Ostertagen  Teller  mit  geschnittenen  Eiern  und  zwei  Gabeln 
vorbereitet.  Sobald  ein  Gast  kommt,  tritt  ihm  der  Familienvater  und  dessen  Frau  mit  solch 
einem  Teller  entgegen,  worauf  jeder  ein  Theilstückchen  eines  Eies  nimmt  und  verzehrt  und 
sich  gegenseitig  beglückwünscht.  Dies  sind  die  Tage  der  Versöhnung  nnd  der  Erneuerung  der 
Freundschaftsbündnisse. 

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Michael  v.  Zniigrodzki, 

Auch  du  scheu  w ir  wieder  unser  Symbol  in  Verbindung  uxit  ileui  Frühling,  mit  den  emjior- 
«prictwnden  Baumzweigen , in  Verbindung  mit  der  Bekräftigung  der  Nächstenliebe,  mit  dem 
Anknüpfcn  der  Faimlicnbttudnissc,  mit  der  Auferstehung  und  mit  der  Unsterblichkeit  der  Seele. 

Zehn  Meter  tief  um  Berge  Hissarlik  und  im  19.  Jahrhundert  in  der  Ukraine  dasselbe 
Symbol,  derselbe  (Haube. 

Und  doch  wirft  mau  den  Volkloristen  vor,  dass  sie  mit  Docuiucntcu  arbeiten,  deren  Alter* 
thum  durch  nichts  erwiesen  ist.  — Ist  ein  vor  Tausenden  von  Jahren  in  Bernstein  eingeschlossenes 
Insec.t  nicht  ein  wichtiges  Documcnt  für  den  Entomologen?  Auch  in  der  Mensehenbrust  ist 
eine  solche  Bernsteitisehieht,  die  Schicht  des  religiösem  Gefühls,  denn  was  dort  hinfallt,  bleibt 
unbeweglich  inmitten  der  allgemeinen  Beweglichkeit. 

Bezüglich  der  Volksstickerei  iu  der  Ukraine  hätte  ich  rat  bemerken,  das»  dieselbe  auf  weisser 
Leinwand  mit  rotlier  und  blauer  Wolle  ausgeführt  wird,  denn  mir  mit  diesen  Farben  angefer- 
tigte Muster  haben  da«  charakteristische  Gepräge.  Das  Gebiet,  in  welchem  dieselben  im  Ge- 
brauche sind,  erstreckt  sielt  auf  die  östliche  Hälfte  Galiziens,  auf  Volhynien,  Podolien,  die 
Ukraine  und  jenseits  des  Dnicpr  auf  die  Gouvememonte  Czcrnigow,  Charkow  und  l’ullawa. 
Jenseits  der  östlichen  Grenze  findet  man  noch  dasselbe  Fabrikat,  doch  die  Muster  verlieren  dort 
ihren  Charakter,  denn  die  sttastikaleii  Ornamente  werden  durch  Menschen-  iittd  Thierßgtireti 
ersetzt.  — 

Hiermit  bin  ich  zu  Ende  mit  dem  Studium  meiner  Tafeln.  Jedoch  glaube  ich  noch  Fol- 
gende.» atisehliesaen  zu  müssen.  Wenn  ich  auf  meinen  Tafeln  den  sofort  erkennbaren  Abbildungen 
der  Suastika  attelt  solche  Ornamente,  in  welchen  man  die  Abbildungen  erst  sticken  muss,  angereiht 
habe,  »o  will  ieit  damit  nicht  behaupten,  dass  diese  Ornamente,  z.  B.  der  griechische  Mennder  und 
die  Volksstickerei  der  Ukraine  und  der  Bretagne,  auch  Symbole  vorstellen,  sondern  ich  behaupte 
nur,  dass  sieh  diese  Ornamente  aus  der  Suastika  entwickelt  Italien.  Ich  behaupte,  das«  jenen 
Ornamenten  ein  unbewusstes,  symbolisches  Gefühl  zu  Grunde  gelegen  ist,  welches  ihnen  den 
Charakter  gegeben  luit. 

Erlauben  Sie  mir  au  einem  Beispiele  zu  erklären,  wie  ich  jenes  unbewusste  Gefühl  verstelle. 
Wie  werden  wir  zwei  sich  kreuzende  Flächen  omamentireu  ? ! Wir  beabsichtigen  kein  Kreuz 
zu  machen,  aber  diese  Figur  seiten  wir  täglich  so  oft  als  religiöses  Symbol,  dass  sie  ganz  unbe- 
wusst unseren  Geist  in  Folge  dessen  so  beherrscht,  das»  wir  uns  eilte  dergleichen  Figur  nicht 
anders  vorstclien  können,  als  in  vertical- horizontaler  Lage,  und  demgemäss  werden  wir  diese 
Flächen  auch  ornamentiren.  Anders  jedoch  würde  in  diesem  Falle  der  Japanese  handeln. 
Nachdem  bei  ihm  keilt  Gefühl  für  das  Symbol  vorhanden  ist,  wird  es  ihm  auch  vollständig 

gleichgültig  sein,  oh  diese  Flächen  vertical -horizontal  oder 
inclinirt  gestellt  werden,  demgemäss  bringt  er  die  Orna- 
mente an.  — Schliesslich  komme  ich  noch  auf  den  ameri- 
kanischen Meartder  zu  sprechen,  welcher  auf  den  ersten 
Blick  mit  dem  griechischen  identisch  ist.  Doch  nur  auf  den 
ersten  Blick.  Wenn  irgend  einem  Ornamente  ein  Symbol  zu 
Grunde  liegt,  d.  It.  wenn  eine  und  dieselbe  Figur  sieh  symmetrisch  wiederholt,  müssen  sich  die 
Zwischenräume  auch  symmetrisch  aushilden,  iu  welchem  Falle  die  verbindenden  Ornamente  recht 
identisch  sich  gestalten.  Die  Ornamente  bekommen  dann  nothwendiger  Weise  eine  Continuität, 


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Zur  Geschichte  der  Suastika. 


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Bl 


\ 


einen  metrischen  Rhythmus,  was  hei  dem  griechischen  Meander  der  Fall  ist.  Betrachten  wir 
aber  jetzt  zwei  typische  amerikanische  Ornamente,  so  finden  wir  an  ihnen  eine  omamentale 
Combination  der  gebrochenen  Linien.  Wenn  wir  jedoch  hier  eine  Swastika  suchten,  welcher 

Gedanke  sich  einem  Jeden,  der  einen  Begriff 
von  derselben  hat,  aufdriingt,  so  müssen  wir 
eingestehen,  dass  es  dem  Amerikaner  viel  zu 
gleichgültig  war,  die  Verbindung  herzustellen, 
was  der  Grieche  und  Römer  gewiss  nicht 
unterlassen  bitte.  Auch  die  zweite  in  Amerika 
gebräuchliche  Form  ist  weiter  nichts  als  ein  ornamentales  et  cetera,  ganz  und  gar  entgegen 
dem  griechischen  Geiste. 

Es  bleibt  mir  nur  noch  ein  Wort  zu  sagen  übrig. 

Das  letzte  Ziel,  nach  welchem  ich  durch  meine  Arbeit  strebe,  ist,  zu  beweisen,  dass  die 
Arier  seit  jeher  edlere  und  höhere  Lebeusanscbammgeii  hatten,  als  andere  Stämme.  Diese 
hatten  wohl  prächtige  Staatseinrichtungeii,  prachtvolle  Städte  und  Monumente,  aber  ihre  Götter 
waren  bl  ul*  und  rachedürstige  Götzen.  Wohin  diese  Minier  auf  ihren  Eroberungszügen  kamen, 
überall  wurden  die  verödeten  Felder  mit  dem  Blute  Gefallener  getränkt  und  mit  Asche  gedüngt. 

Wir  dagegen  sind  .Schritt  für  Schritt  gegangen,  und  überall  blühten  Felder  und  Gurten. 

Tn  der  materiellen  Cnltur  standen  wir  Arier  vielleicht  den  anderen  Stämmen  nach,  aber 
nicht  in  Beziehung  auf  alles  das,  was  sich  das  Edle,  das  Wahre  und  das  Menschliche  nennt 
mul  die  Suastikft  ist  unser  Wappen. 


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1S2 


Michael  v.  Zmigrorizki 


Verzeichniss  der  Figuren  und  die  Zusammenstellung  derselben. 


Anvnrrk u n g.  Die  sehnig  stehenden  Nummern  sind  die  Reihennummern.  Die  gerade  sttdiendeit  Nummern 
bestimmen,  mit  welchen  Figuren  die  gerade  vur  uns  liegende  zu  vergleichen  ist. 


L Epoche,  Klein- Asien  nnd  seine  Einflüsse.  Anmerkung.  Auf  dieser  Tafel  sind  noch  die  Nummern 
in  den  Klammem,  das  sind  die  Nummern  des  Schliemann’schen  Atlas.  Von  Nr.  1 Ins  HL  Sehliemann,  1L 
Atlas  des  antiquites  Troyciiues.  4°.  Paris  H74.  Nr.  L (729)  36,  Nr.  A (7**2),  Nr  3 <1421.  Nr.  1 (2*71.  Nr.  5. 
(61),  Nr.  ti  (457)  XL  $*L  66,  04.  8L  Nr.  Z (28021,  Nr.  ö (285),  Nr.  0 (460),  Nr.  lü  (3468»,  Nr.  U (3466),  Nr.  12. 

<2921.  Nr.  11  (2071),  Nr.  11  (203 >.  Nr.  11  <lGo).  Nr.  10  (2964),  Nr.  R (291),  Nr.  1*  (541)  34,  Nr.  11  (250)  32, 

Nr.  iO,  Schlicinunn,  llios.  Paris  1883  (S.  404,  Nr.  283)  42-  Von  Nr.  AL  bis  ft),  Schliemann,  Atlas  w.  o. 
Nr  Al  (383)  4h,  62,  164,  Nr.  AA  (297),  Nr  Al  (2780)  94,  38.  Nr  Al  (301)  24£^^^6^70,0^801  14«, 
23*,  07,  82,  2ü  223,  2UL  268,  43,  269,  U5*  203,  200,  193,  257,  215,  Nr.  25  (61)  89.  24,  Nr.  Aß  1124]  Go,  24, 

Nr.  17  (357  ) 24,  57,  270,  139,  137,  Nr  Aß.  (2445)  139,  137,  48,  Nr.  Aß  (2941  6,  Nr.  30,  3±  (20?,  3124)  2HL  217, 

109,  68,  Ul,  Mo,  239,  bis  97,  266,  204,  198,  217*  201  246,  269,  155,  247,  2äL  183,  194,  46,  Nr.  12  (593)  248, 
243.  19.  108.  39.  45.  68.  00.  Nr.  11  { 1)  48.  136.  83.  Nr  11  (36]i  271.  120.  54.  18.  57t  65.  64.  46.  45.  fr».  Nr  .15 
<3oh)  32,  Nr.  36,  31  (2984,  295  ) 24,  112*  Nr.  äß  (382)  23.  00.  29,  143.  88,  66.  73.  78.  44.  212.  63.  Nr.  39  (344) 
98,  |o5,  187,  203,  249,  255,  206  bis  209.  40.  257,  101,  91,  90,  93.  200.  225*  1^7t^U)0,^^l^l!l9i  !>& 
bis  192,  Nr.  Hl  (333)  124,  UH,  136,  137,  195,  39.  42,  K5,  59,  Nr.  11  (3347)  83,  S2^  Nr.  12  (3291)  40,  121,  Nr.  11 
(2554 ) 24,  Nr.  11  (296)  38,  Nr.  ±2  (2379)  31,  32,  34,  Nr  Iß  (279)  34,  Nr.  47  (1275)  4«,  20,  Nr  Iß  (2642)  2L  47, 
^^^PHiMll^lJ^li4,2f^nV4,  Nr  HL  i2S9i.  Nr  50  (2:185).  Nr  11  (3187),  Nr.  3A  (2385),  Nr.  12 
(3111)  34,  Nr.  51  (2377).  Nr.  ü (3341)  24,  Nr  jß  (2993)  «,  Nr.  5£  (452)  27,  34,  Nr.  5ß  (274i  34,  Nr.  Hl  U6*j 

39,  40,  Nr  tiß  (3312)  26,  Nr.  Ul  (2450)  30,  31,  Nr  <12  019)  48,  21,  Nr.  03  (23^)  38,  Nr  64  (2389)  6,  34,  Nr  Ult 
(270)  116.  34,  Nr  {iß  (299)  38,  6*  Nr  UZ  (2514)  24,  200,  248,  2*1*  175*  2*i5*  146,  218,  Nr.  68  (2802)  24,  32,  31* 
Nr  Ql  (237]  24,  Nr.  ZlL  (242)  24,  Nr.  U (2617),  Nr  ZA  (2528)  38,  Nr.  73  n«0),  Nr.  ZA  (2806),  Nr  75  (2976), 
156.  114,  111,  Nr.  ZJi  07M  39,  2u5*  174,  Nr  72.  (538)  90,  Nr.  Iß  (472)  *W),  Nr  79  (3290),  Nr.  80  (2516).  Nr.  ßl  (548)  6, 
Nr  ßl  (2447)  90.  24,  83,  41,  107,  182,  249,  251,  Nr.  *3  (2497)  82,  48*  33,  41.  184.  Nr.  84  (2725)  67,  Schliemann, 
Tiryns.  Leipzig  1886,  Nr.  85,  40,  Nr  86,  JH*  Schliemann.  Mycencs.  Paris  1879,  Nr.  87,  92,  210.  203. 
178.  159,  Nr  88,  38,  Nr.  89,  25,  240,  145,  Nr  90,  82,  41,  97,  39,  77,  Nr.  97*  39*  lfiö  bis  192,  2 o9*  197,  105, 
lOj,  20S,  257,  lHi,  246,  Nr  92,  210,  236,  195,  172,  173,  87,  1UJ*  1U5,  99,  161*  178,  159,  243,  Nr.  93,  39.  208, 
209,  UM.  255,  Nr.  94,  23,  Nr.  95,  96,  30.  31.  Nr.  97,  30,  SU  90.  Schlietnann.  Tiryns,  Nr.  98,  39,  20L  Nr  99, 
221.  2.3,  32,  38,  ft/,  Nr.  100  39,  126,  Nr.  TOT.  lüL 

II.  Griechisch- Römische  Epoche.  Nr  702,  111,  Milingen,  griechische  Vasen,  pl.  2L  Nr.  1U3.  92.  Elite 

des  innnumcnt*  ccram.,  Leuorniant,  pl.  ZlL  Nr  704,  48,  21,  111 , Gerhard,  griechische  Vasen,  pl.  UL 
Nr  705 , 131 , 92  . 39  . 201.  91.  2ü9,  263.  Lenormant,  pl.  SLL  Nr.  100.  125.  227.  S a I z in u n n , Nccropol  de 
Camiros.  Palis  1876.  Nr  707,  82 , 41.  L.  C.  Gobi  et  d’AlvicIla,  La  croix  gamnn-e.  Bruxelles  1889. 
Nr  468,  91,  32,  Lenormant,  pl.  67.  Nr.  709,  30,  ÜL  Nr.  T/o,  31.  117  Alviella.  Nr  UH  102,  113.  115.  104, 
1 12.  1 1h,  75.  Goldblech,  naturl  Grosse,  vier  Löcher  in  den  Ecken  beweisen,  dass  es  an  dein  Kleide  mit 

Fäden  befestigt  sar.  Man  findet  solche  Goldbleche  von  verschiedenen  Formen  und  eine  sehr  grosse  Zahl. 

Antiquites  de  Bosphor  Cimerien.  Petersburg,  pL  XXII,  1IL  Nr.  7/2,  30*  37*  1 1 1.  Nr.  113,  264,  131, 
1 1 1-  Nr.  114,  75,  Gerhard,  pl.  13*  LZI  und  259.  Nr  / /■>,  111,  1 33,  1 45.  136,  1 ^7,  Grabplatte,  gefunden  in 
Capua.  Photogr.  im  Album  der  Snastika,  gesammelt  von  1L  Alexandre  Bertrand,  im  Museum 
von  st.  Germain.  Nr  110,  65.  Gerhard,  pl.  281.  Nr.  117,  3»\  31.  155,  1 IQ,  Lenormant,  pl.  VIII.  Nr.  Uß 
bis  131,  graphische  Zeichnungen  (Nr.  78*  111,  Nr  /9*  123*  264.  Nr.  29,  34.  Nr,  27.  42*  124.  Nr  22*  258,  Nr.  23* 

119,  39.  Nr.  24*  121,  40*  Nr.  25,  106,  Nr.  26,  100.  39,  Nr  27*  28,  259,  Nr«  29,  242,  Nr.  30,  220*  Nr  3/,  165, 

263,  113). 

III.  Christliche  Epoche.  Nr.  732.  134,  14q,  Louis  Pcrrct,  Le»  Catacombes,  Nr.  133,  136,  116. 
Nr  131,  1 >8,  132,  Album  in  St.  Uennain  aus  Boldetti.  Nr.  135,  1 1 5.  136.  L.  Perrct,  Cat.  Nr.  130,  33.  48. 
115.  195,  135.  133,  137,  40.  Kohault  de  Fleury,  l/F.vatigile.  Kavcnna,  fi,  Jahrh.  Nr  737.  27.  26.  1 15.  195* 

40,  136.  Hohanlt  de  Fleury,  La  Messe,  Ravenna.  6,  Jahrh.  Nr  IW,  149.  Cahier,  Melange«  d’Areheo* 
logie,  •bthrli.  Nr  739,  28.  27.  Nr  HO,  141.  147.  H.  de  Fleury,  J.a  Messe.  Opferbrot,  Reliquiarium, 
goldener  Altar  in  St.  Ambrosin  zu  Milan.  iL  Jahrh.  Nr.  142,  252.  Luszczkie  w icz.  Jahrbuch  der  Akademie 


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Zur  Geschichte  der  Suustiku. 


1H3 

«1er  Wissenschaft  in  Krakau.  Alte  Kathedrale  au»  dem  L2*  Jahrhundert  in  Kmswica  bei  Posen.  Suastika 
ist  im  Granit  auf  der  Aussenmauer  gravirt.  Nr.  14X.  22-t.  146.  38.  67.  24.  Coiisecrations  Grosses.  .Salisbury 
Cateder.  Archenlogin.  London  188Ö.  Nr.  744.  4*.  Kirche  in  Inowroclaw  lici  Posen,  vermuthlich  «na 
dem  11.  Jahrh.  In  dieser  Kirche  im  Inneren  des  Presbyteriums  bei  dem  Hauptnltar  auf  der  linken  Seite 
folgen  nach  einander  iu  derselben  Schichte  sechs  Granitblöcke.  Auf  einem  von  diesen  Steinen  ist  da»  auf 
der  Tafel  Nr.  IM  dargestellte  Kreuz  gemeiaselt.  Auf  weiteren  Steinen  sind  noch  drei  Kreuze,  eine  Figur 
dem  E ähnlich  und  letztens  ein  Hund  mit  einem  Schweine.  Wichtig  zu  liemerken  ist,  da*s  der  letzte  Stein 
so  gelegt  ist.  dass  Hund  und  Schwein  mit  den  Füssen  nach  oben  sieh  uns  darstellen.  K»  ist  ein  Beweis, 
das«  diese  Steine  von  einem  abgebrochenen  Gebäude  auf  bewahrt  worden  sind  Ihi  nun  diese  Thiergebilden 
und  noch  zwei  andere,  die  sich  in  derselben  Kirche  auf  anderen  Plätzen  finden,  gar  keinen  christlichen 
Charakter  trugen,  und  diese  Kirche  zu  den  erst  gehn  utcu  in  dem  noch  halldieidnischen  I«ande  gehört, 
schliesslich  diese  Steine  konnten  früher  nur  irgend  einem  heidnischen  Tempel  angehören.  Nach  der  brief- 
lichen Mittheiluug  des  dortigen  Pfarrers  LL  Anton  Lnuliitz.  Nr.  74>.  6b.  24Q,  Todtentuch  aus  dem 
LL  Jahrh,  aus  dem  Kloster  de*  griechischen  Kitus  in  Put  na  auf  der  Bukowina.  Seidenstickerei,  darstellt 
eine  Moldauische  Prinzessin.  Gezeichnet  nach  der  Beschreibung  von  l>r.  Mar  ja»  Sokolowski  iu  den 
Jahrbüchern  des  Historischen  Vereins  in  Lemberg  l8Slt.  Nr.  116.  67,  223.  24.  143.  l'ahier,  Melange*,  liie 
Schuhspitzc  eines  Heiligen.  Nr.  147.  141,  Hefner-Alteneok,  Die  deutschen  Trachten  des  Mittelalter». 
Stola  des  heil.  Yiligius,  Erzbischof  iu  Mainz,  lil  Jahrh.  Nr.  746,  132.  13t.  Christlicher  Sarkophag  in  St. 
Amhrosio  zu  Milan.  Nr.  140,  138.  Nr.  750,  213,  Ilomeyer,  Haus-  und  Hofmarkeu,  Taf.  4 und  LL  Nr.  15t. 
Wo  laut ki,  Briefe  ülier  slavische  Alterthümer,  Taf.  V,  Nr.  5,  Nr.  LL  W.  entziffert  au*  der  Huneniuschrift 
die  Worte  lai,  Isi,  Issisi  Cisl  uud  erklärt  der  Vitae  S.  Otto  ui»  zufolge,  dass  die  hciduischeu  Pom- 
mern, nachdem  sie  den  heil.  Otto  1124  allgewiesen  haben,  uni  sieh  nun  vor  dem  polnischen  König 
Boletlaw  III  zu  rehabilitiren.  halten  J.  Christum  als  Gott  der  Zimmerleute  < bezuglieh  auf  heil.  Joseph) 
anerkannt  uud  diesen  Goldhracteat  gemacht,  ln  der  heutigeu  Sprache  wäre  der  Iusrhrift  folgend  Jcxu! 
Je  zu!  Jczusie  (sehr  gebrauchte  Voeativform)  Ciesla,  d.  h.  Zimmermanit.  Nr.  152.  16.  Polnische  Münze 
Miecislaus  L gest.  996.  Bibliothek  in  Sucha.  Nr.  153,  46.  Nr.  154,  46.  Mortillet  Gab.,  Le  signe  de  la 
croix  avant  4.  Chr.  Paris  lnti4J.  Nr.  155,  31,  1 17,  IIP,  Drognmir  und  Nr.  156,  76.  Boreyko,  Polnische 
Adelswappen.  Niesiecki,  Herharz  Polski,  lää  auch  Familie  Stuart  in  England  uud  Hubenstein  in 
Franken.  Aehnlich  dem  lüfi.  Familie  Imlig  in  der  Schweiz. 

IV.  Prl historische  Epoche.  A.  Süd • Euro/to.  Nr.  757.  ZXL  Nr.  15*.  76,  Bertrand,  Alex.,  Archen- 
logie  ccltique  (Italien).  Nr.  150,  02.  87.  Mortillet,  Musee  prehistorii|Ue  (Cypern).  Nr.  160.  ^trll*. 
Grafkärl  Funna  (Melos).  Nr.  161,  02,  Mort..  Musee  (Laybaehl.  Nr.  162,  Sträle,  s.  o.  Nr.  165.  Mort., 
Mus.  (Bologne).  Nr.  164 . 21,  Mort.,  Le  signe.  Nr.  165,  Sträle.  s.  o.  Nr.  166,  Mort.,  Mus.  Nr.  167 , 
Mort.,  Mus.  (Cypern).  Nr.  16s,  Mort.,  Mus,  (Beotie).  Nr.  160.  243.  23 1 , Mort.,  Mus.  (Bologne).  Nr.  170. 
Mort.,  Mus.  (Vatican).  Nr.  77 1,  76.  Lindensc  h m it,  B.  I (Albanergebirge).  Nr.  172,  Mort.,  Mus.  (Italien). 
Nr.  173.  92,  Mort..  Mus.  | Italien).  Nr.  174.  Z*L  Carlo  Ceci,  Piccoli  Bronzi  del  Museo  Borbonico. 
Nr.  17'»,  24.  67,  Lindenscli  mit . II.  II  (EStrnskisch).  Nr.  176.  Album  St.  (ierumiu.  Nr.  17  ? . Hort,  Mut. 
(Griechenland).  Nr.  178,  97,  H7,  H >,  Mort.,  Mus.  (Italien).  Nr.  170,  Mort.,  Mus.  (Nea|>el).  Nr.  Iso,  107,  3b, 
L i ndenseh mi ♦ , B.  L Nr.  787,  Mort.,  Mus.  (Neapel).  Nr..  182,  62.  41.  Nr.  763,  31.  30.  Naue,  Julius,  Die 
prähistorischen  Schwerter  (Mycena).  Beiträge  zur  Anthro|mlogie  und  Urgeschichte  Bayern».  11.  Mittel- Europa. 
Nr.  764.  63.  Bähr.  Die  Gräber  der  Liven.  Nr.  765.  166.  232.  Mort.,  Mus.  Nr.  1*6.  IM.  Krakauer  Universität*- 
Museum  (Orig.)  Nr.  767,  33,  Krak.  Un.-Mus*  (Orig.).  Nr.  766,  33.  31.  Mort.,  Mus.  (Berne).  Nr.  766,  33.  31, 
Museum  in  Flensborg.  Nr.  10t),  33,  31,  Fürsten  Czartoryski  Museum  in  Krakau  (Orig.)  Nr.  101 , 33,  31. 
Bastian  u.  Voss,  Bronzeschwerter.  Berlin  1678.  (Merseburg).  Nr.  102,  33.  31.  Mort..  Mus.  (Lyon).  Nr.  103, 
24.  Krak.  Un.-Mus.  (Zeichn.  [Posen]).  Nr.  104,  3».  31,  Lindcnschmit,  11.  L Nr.  103,  32.  40. 137.  13»>.  Mort., 
Mus.  Der  gallische  Götze  (Lyon).  Nr.  106,  232,  166.  Album  in  St.  Germaiti.  auch  Eigenthum  des  Hm.  Major 
Würdinger  in  München.  Nr.  737.  31,  31h  l6t>,  Lindcnschmit , B.  V (München).  Nr.  10*,  31,  Vocel, 
Pravek  (Böhmen).  Nr.  100,  33.  33.  Bertrand.  Archcologie  Fclthpie  (Cote  d’or).  Nr.  200,  33.  07.  24.  Lin- 
densclimit,  B.  L Nr.  201,  105,  36,  31,  30,  203,  233,  Musee  de  St.  Gcniinin  (Orig.).  Ex  voto.  Weisser 
Sandstein.  0.2» cm  hoch  (Pyrenäen).  Nr.  202,  Krak.  Un.-Mus.  (Zeichn.  (Wolynien)).  Nr.  203,  39.  BL  Franc, 
Horae  Fcrales  (Fitzen).  Nr.  204.  30.  ;1L  Nr.  205,  24,  67.  Lindcnschmit,  B.  L (Hallstedt).  Nr.  206.  33. 
Fürsten  Fzartoryski  Museum  in  Krakau  (Orig).  Nr.  207,  33.  Krak.  Un.-Mus.  (Orig.).  Nr.  206.  39.  33.  31. 
Mort.,  Musee.  Nr.  203,  91,  93*  M»,  105.  Lindcnschmit,  B.  III.  Nr.  270.  32.  üL.  Nr.  277.  241.  242.  235. 
Tyszkiewios,  Hügelgräber  in  Litauen  (polnisch).  Nr.  212.  ifcL  Nr.  213,  I ►.  Nr.  214,  Vocel,  Pravek 
(Böhmen).  Nr.  215,  24.  Lindcnschmit,  B.  L Nr. 216,  30,  3L  Biisching,  Die  Heidnischen  Alterthümer  Schle- 
siens. Nr.  217,  3Q,  81 , Lindcnschmit,  B.  111.  Nr.  2/6.  07,  Büschiug,  w.  o.  Nr.  210,  Krak.  Un.-Mus. 
(Zeichn.  fI«egowice|).  Xr.  220,  13Q,  Holtmann,  Imrzau.  Nr.  221,  99,  Virhof,  Zeitschrift  für  Ethno)., 
Berlin.  Nr.  222,  77,  Krak.  (Jn.-Mus.  (Zeich.  [Legowice]).  Nr.  223 , 143,  39 . 1 1(>,  Virhof,  w.  o.  Nr.  224. 
Bertrand,  Arch.  (Cannes).  Nr.  225,  33,  Eigenthum  des  verstorb.  H.  Kirkor  in  Krakau,  0.05 cm  gross. 
Nr.  226,  227,  HWi,  Ilostmann,  Darzau.  Nr.  226,  75,  Krak.  Un.-Mus.  (Legowice  [Zeichn.]).  Nr.  220,  liL 
Nr.  230,  46.  Tyszkiewicz,  w.  o.  Nr.  231,  213,  109.  Krak.  Un.-Mus.,  Zeichn.  von  J.  Köpern irki  (Ukraine). 
Nr.  23 2,  190.  1.-5,  Tyszkiewicz,  w.  o.  Nr.  2-7.7.  24.  Dydynski,  Die  Urnen  mit  den  Kreuzen  (polnischl. 


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IM 


Michael  v,  Zmigrodzki,  Zur  Geschichte  der  Suastika. 


(üncscu).  Nr.  2 ) 4 . Friderico  F'ranciscoum  in  Meeklcraburg.  Nr.  211 , 241 , 242,  Mort.,  Muse© 
(Chuuibcry).  Nr.  230,  03.  Tfi «kiewict.  w.  o.  Nr.  237,  238 , Virhof,  VorgMch.  Altert  humer,  M.  Uran- 
detnhurg.  Nr.  2 39,  20 1 . 30,  31 , 206.  Tyszkiewicz.  w.  o.  Nr.  240,  80.  14j.  Mort.,  Muiee  (Chautbery). 
Nr.  241,  242,  235,  211.  Dydyntki,  w.  o.  (Masovien).  Nr.  242,  120.  241.  233.  211.  ,1  axdzevrski,  Archen- 
logische  Notizen  der  wis*©n«ch.  Gesellschaft  iu  Posen  (polnisch).  Nr.  243,  24b.  82,  92.  231,  IGO.  Franc, 
Hora*?  Ferale*.  Mort.,  Le  signe  de  la  croix.  Nr.  244,  24,  Sträle.  Gratkarl  Funna.  Stockholm  1878. 
Nr.  243,  Köngoligc  Sammlung  in  Flensborg.  Nr.  246,  31,  01,  Album  iu  St.  Genuain.  James  Simpson, 
Archaics  sculptur  ( Irland).  Nr.  2 47,  31,  Flensburg,  w.  o.  Nr.  246 , 32,  2 *3,  67,  Album  iu  St.  Ueriuaiu. 
Stvinsculptur  (Irland).  Nr.  21V,  30.  62.  41.  Lindensch  m it,  B.  L Nr.  230,  Engelhard,  Vimose- Fund. 
Nr.  231,  ■M,  31j  Kngelhard,  Mosefuud,  Nr.  232,  142.  C.  Goblot  Alviclla,  w.  o,  Nr.  233,  18,  Mort, 

Mus.  Nr.  234,  Ul  Nr.  233,  03.  30,  Flensburg,  w.  o.  Nr.  236,  Engelhard,  Mosefund.  Nr.  237,  30,  91. 
Franc,  Hora©  Ferales. 


V.  Epoche,  UL  Jahrhundert.  Nr.  238,  122.  Nr.  231),  12b.  Nr.  200 , 201 , Volksstickereien  aus  der 
l’kraine.  Ethnographisches  Mn  sc  um  des  l>r.  Adryan  H&raniecki  in  Krakan.  Nr.  262,  263 , 106,  113.  131. 
Nr.  264 , 110.  Nr.  263,  76.  Volksstickereien  aus  der  frans.  Bretagne.  Stadtmuseum  in  Vannci.  Kleider- 
laden in  St.  Malo.  Nr.  266,  30  , 201 . 230.  Nr.  207,  24,  82.  Nr.  268,  24,  Ostereier  in  der  l'kraine.  Mus. 
Uaraniecki.  w.  o.  Nr.  26V,  31^  öL  Nr.  270,  27.  Nr.  27/,  34,  Ostereier  aus  Mähren.  Vaukel,  Mährische 
Ornamente.  Oimutz  1889. 


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VIII. 


Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis1). 

Von 

Carl  Hennig. 


Seit  die  EntwickclungsgeschichU',  die  Paläontologie  und  die  von  Charles  Darwin  neu  an- 
gefachte  Vererbungsklire  kräftiger  in  einander  greifen,  haben  Abweichungen  vom  Beständigen 
aufgehört,  als  N&turspiclc  und  Verirrungen  des  Bildungstriebes  zu  gelten,  un«l  fangen  sie  an, 
der  planmässigen  Untersuchung  willkommene  Vorwurfe  au  sein.  Die  Auslegung  der  Schöpfung** 
gesotze  gilt  immer  mehr  als  würdige  Naturphilosophie  in  neuerem,  nämlich  auch  in  teratolo- 
giftchem  Sinne*). 

Meist  bringt  der  Zufall  die  Themata. 

Der  Gegenstand,  welche  die  heutige  Betrachtung  angeregt  hat,  ist  ein  gynäkologischer.  Ich 
halte  es  für  die  Discussion  zweckmässig,  zuerst  die  vorhandenen  Beispiele,  in  Gruppen  geordnet, 
vorzuf&hren,  und  darauf  die  Deduction  folgen  zu  lassen. 

Die  griechische  Mythologie  hat  die  Fruchtbarkeit  versinnbildlicht  in  Diana  Ephcsia.  Sie 
trägt  die  Mauerkrone  und  hat  ihre  Brüste  entblösst,  deren  Zahl  freilich  die  bekannten  Beispiele 
brustreicher  Frauen  um  da«  Dreifache  übersteigt.  Ob  dieser  symbolische  Vorwurf,  dessen  sich 
die  Plastik  nachmals  bemächtigt  hat,  einer  persischen  oder  phünicischen  Gottheit  entstammt, 
konnte  ich  nicht  ermitteln.  W.  Vollmer  (Wörterb.  der  Mythologie,  Stuttgart  1836,  S.  603) 
deutet  auf  beide  Quellen.  Die  Figur  bestand  ursprünglich  aus  einem  nach  unten  verjüngten 
Säulenschafte  mit  Kopf,  Händen  und  Füssen,  ähnlich  der  des  Apollo  AraykUos.  Das  schleier- 
artige  Gewand  ging  vom  Kopf  bis  zu  den  Händen  herab;  um  den  Hals  Goldschmnck,  trug  sie 
unter  den  Busen  mindestens  fünf  Reihen  kleiner  Bilder  von  Vicrfusslern  oder  von  allen  Gattungen 
der  Geschöpfe.  Im  Atlanten  von  Clarac  (Museo  de  sculpture  IV,  pl.  561  — 564  C.  Paris  1836) 


*)  Vortrag,  gehalten  io  der  Julisitzung  des  anthropologischen  Vereins  zu  Leipzig  1H*e. 

In  der  Sitzung  vom  IS.  Mai  1880  hat,  wa»  unterem  Autor  unbekannt  geblieben,  Herr  D.  Hansemann 
einen  Vortrag  in  der  Berliner  anthropolog.  Ge».  über  Polymastie  gehalten,  voran  »ich  eine  eingehende  Dis- 
cursion,  an  welcher  sich  Max  Bartel«,  Virchow  und  Nehering  betheiligteu,  anschlos*.  Verhandlungen 
d.  B.  a.  G.  1889,  8.  [434]  o.  [445],  cfr.  dort  weitere  Literatur,  namentlich  die  wichtigen  Untersuchungen  von 
M.  Bartels  über  dieselbe  Frage  in  Reichert  und  du  Boi«- Rey mond's  Arehiv  1872.  8.  304  ff.  und  1875, 
8.  745  ff.  Pie  Red. 

Archiv  für  Amhr«|Kilofl».  Ki  XIX.  24 


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186  Carl  Hennig, 

werden  meist  Marmor-  oder  Alabastcrstalucn  abgobildet  en  face:  Nr.  1195,  1198,  119811. 
und  C.,  1199  und  U98A. 

Die  Brösle,  rundlich  oder  eiförmig,  prangen  in  drei  bis  vier  Reihen  über  einander  symmetrisch, 
einige  median;  jede  Reihe  enthält  fünf  bis  sechs,  die  mittlere  bis  zu  sieben,  die  unterste  bis  zehn 
Mammae;  in  1198  C.  sind  zwei  seitliche  Brösle  unter  einander  herabhängend  theilweis  mit  einander 
verschmolzen. 

Der  erste  geschichtliche  Nachweis  einer  Ueborznlil  von  Brüsten  bezieht  sich  auf  die  edle 
Julia,  Mutter  eines  der  besten  römischen  Kaiser,  des  Alexander  Severus;  eie  ward  mit  dem 
Beinamen  Mammaen  ausgezeichnet-  l'nter  den  eigentlichen  mcdieinischen  Schriftstellern  lierichtet 
G,  llanuneus  1686  von  einer  zweiten  linken  Milclvdröse,  welche  ebenso  gross  und  milckreich 
wie  die  regelmässige  gewesen  ist  (*.  Bonetus,  Med.  septentr.  collatitiae,  p.  II,  4,  155)  in  Genf. 

Diese  Frau  eröffnet  die  Reihe  der 

a.  D r e i b r 0 s t i g c u. 

Die  erste  Stufe  zur  eigentlichen  Ueberzahl  betreten  die  nicht  seltenen  menschlichen  Indivi- 
duen, welche  auf  einer  Milchdrüse  zwei  Saugwarzcn  neben  einander  sitzen  haben.  Und  selbst 
hierzu  giebt  es  eine  noch  entferntere  Anlage  in  Form  milchgebender  Höcker  itn  Warzenhofe 
neben  der  ausgebildcten  Warze,  eine  Form  der  Montgomery’schen  Drüsen,  wovon  später. 
Und  auch  diese  Form  werden  wir  durch  eine  unscheinbare  halb  krankhafte  Bildung  vorbereitet 
sehen  durch  das  farbige  Mal.  Z.  B.  Fall  von  Shannon  (s.  unten)  rechts  zwei  Warzen  mit 
besonderen  Höfen;  über  dieser  Brust  noch  eine  Milchdrüse  wie  links,  aber  auf  der  rechten 
überzähligen  noch  ein  Naevus  pigmentatus.  Dieser  scheinbar  unbedeutende  Naevns  wird  Gegen- 
stand der  Teratologie  in  folgendem  Beispiele:  G.  de  Mortiilet  bemerkte  unter  der  Unken 

Brustdrüse  an  ihrem  äusseren  Umfange  eine  kleine  dritte  Brust  mit  guter  Warze  und  dunklem 
Hofe.  Diese  Nebenbrust  war  vorher  immer  Ar  ein  gefärbtes  Mal  angesehen  worden.  Während 
der  Schwangerschaft  wuchs  dieses  angeborene  Mal,  juckte  und  lies«  leicht  Milch  ansdrücken. 
Während  der  zweiten  Schwangerschaft  verhielt  sich  dieses  milchende  Muttermal  desgleichen. 

Zwei  Warzen  (links)  an  einer  Brust  beschreibt  noch  Vrolik;  in  erblicher  Folge  bildet 
sich  die  Polymastie  mit  Variationen  aus  in  einer  von  Robert  (Baltimore  Joum.  IV,  1834)  be- 
obachteten Familie:  eine  Frau  besass  zwei  Warzen  auf  einer  Brust,  ihre  Tochter  eine  dritte, 
milchgebende  Matmnn  am  Oberschenkel  (s.  später),  die  Enkelin  zwei  Zoll  unter  der  rechten 
Warze  eine  zweite,  welche  in  der  Schwangerschaft  einen  Hof  und  Milch  erhielt;  links  sass  unter 
der  eigentlichen  Brust  noch  eine  ansgcbildete,  aber  ein  Drittel  kleinere,  welche  in  zwei  Schwanger- 
schaften Milch  gab  — cs  wurde  aber  nur  die  eigcntUche  Brust  zum  Stillen  benutzt. 

Ich  fand  kürzlich  an  einer  Amme  nach  aussen  von  der  rechten  Warze  eine  viel  kleinere 
Nebenwarze,  welche  jedoch  flotter  milchte  als  die  primäre. 

G.  Hannacns  fand  an  der  rechten  Mamma  zwei,  au  der  linken  derselben  Person  sogar 
fünf  Waiv.cn. 

Auch  an  überzähligen  Brustdrüsen  hat  man  doppelte  Papillen  gefuudcn. 

Den  Uebergang  von  mehrfachen  Warzen  zu  überzähligen  Drüsen  bildet  eine  im  Wochen- 
bette verstorbene  Wienerin,  an  welcher  Ktob  (Pathologische  Anatomie  der  weiblichen  Sexunl- 


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187 


Ueber  menschliehe  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis. 

Organe  S.  484,  Wien  1864)  eine  tiefe  Lappung  der  Hinlänglichen  Brnsulrüne  von  beiden  Seiten 
herein  vorfand,  wiihrend  die  Warzen  auch  entsprechend  MUisen,  ho  dass  eine  Theilung  der  normalen 
Drüse  in  zwei  angedeutet  erschien.  — Fünf  Minner  hatten  je  eine  Nebenbrust. 

Mitten  zwischen  den  normalen  Drüsen  beobachteten  je  eine  Milchdrüse  Percy  und  Bartholin. 

Auf  der  rechten  Seite  aas«  nahe  der  gewöhnlichen  Brust  die  Ueberzablbrust  in  dem  Beispiele 
von  Rinsig;  auf  der  linken  in  denep  von  Leclerk,  Vrolik,  Davies,  Dixon,  Oberstadt, 
v.  Siebold  (zwei  Beispiele),  Drejer,  Froriep,  Boreil,  Blasius  und  in  Folgendem:  Die  20 jäh- 
rige, ziemlich  kräftige  und  breit  angelegte  Pauline  Koppit  ans  Oberschlesien  sah  Anfang  März 
in  etwa  sechs  Wochen  ihrer  zweiten  Niederkunft  entgegen.  Während  ich  die  etwas  hängende 
linke  Brust  nntersuchte  nnd  zu  diesem  Zwecke  da»  Hemd  etwas  tiefer  hcrahzog,  gewahrte  ich 
ein  wenig  nach  innen  und  unter  dem  Centrum  der  Milchdrüse  eine  dritte,  viel  kleinere,  mit 
niedlicher,  von  bläulichem  Hofe  umsaumter  Warze,  welche,  am  Grunde  sanft  gedrückt,  ans  zwei 
Oeffnungen  wcissc  Misch  austreten  lies«.  Die  Befragte  gab  an,  nach  der  ersten  Gehurt  15  Wochen 
als  Amme  gedient,  aber  erst  wahrend  der  gegenwärtigen  Schwangerschaft  das  Nebenbriist- 
chen  bemerkt  zu  haben.  Ein  entsprechender  Griff  stellte  alsbald  fest,  dass  unter  dem  Warzenhofe 
ein  rundlicher,  unter  der  angrenzenden  Haut  verschiebbarer  Drüsenkörper  mir  Enwickelung  ge- 
kommen war. 

Die  Maasse  sind  folgende: 

Neben  drüse 

Rechte  Drüse  Linke  Drüse  Abstand  von  der  linken  Drüse 

I cm 

lAngeninaass 19,5  16  0,8 

QuermaasB  ••••««.  25,5  25,5  1 

Gewebe  der  „Fleischbrüste**  — Höhe  der  Warze  0,4 

Wider  Erwarten  vergrößerte  sich  die  junge  Drüse  nicht  weiter,  ja  es  versiegte  die  Saft- 
quelle in  derselben  fast  ganz,  wobei  auch  die  Färbung  des  Warzenhofes  bis  »um  Unscheinbaren 
hinschwand. 

Im  Zusammenhänge  damit  trat  denn  auch  sonderbarer  Weise  nach  der  am  9.  April  erfolgten 
Geburt,  welche  leicht  wie  die  erste  verlief,  nicht  die  bei  Zweitgebärenden  regelmässige  grössere 
Milchmenge  in  die  normalen  Brüste,  sondern  eine  geringere  als  beim  ersten  Male,  so  dass  eine 
in  Aussicht  gewesene  Ammenstolle  diesmal  nicht  angetreten  werden  konnte  nnd  das  Nebon- 
brüstchen  nur  unter  Mühe  etwas  Colostrum  Ausdrücken  liess. 

Ich  schreibe  diesen  Ausfall  der  Stadtluft  zu,  in  welcher  sich  das  Gebirgskind  schon  seit 
Monaten  befunden  hatte. 

Hierzu  stellen  sich  zwei  Gegenstücke:  1)  Thursfield  (Lond.  Med.  Gaz.  21,  666)  erzählt, 
dass  die  wallnussgrosse,  rechts  unter  der  normalen  befindliche  Nebenbrnst  zum  Stillen  be- 
nutzt ward;  2)  (vgl.  im  nächsten  Abschnitte  und  Hartung’«  Dissertation)  M.  E.  Martin:  jeder- 
seit»  eine  warzenlose  Achseldrüse;  sic  wachsen  während  der  Schwangerschaft  und  gaben  an  deren 
Ende  und  im  Wochenbette  Milch,  während  sich  die  eigentlichen  Brustdrüsen  verklei- 
nerten! Trank  da«  Kind  an  diesen,  so  ging  aus  jenen  Milch  ab. 

Eigentümlich  gestalten  sieb  die  Erblichkeitsverhältnisse.  Von  solchen  handeln 
A.  Jussien,  Darwin,  Scalzi.  In  der  Beobachtung  von  Petreqoin  erstreckte  sich  die  Erb- 
lichkeit auf  sechs  Familienglieder  (Gaz.  nu*d.  Nr.  195,  1837):  ein  Mann  hatte  links  zwei  Brüste; 

24* 


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188 


Carl  Hennig, 

er  bekam  fünf  Kinder  — drei  Knaben  mit  je  zwei  rechtzeitigen,  zwei  Mädchen  mit  je  zwei 
linken  Nebenbrüaten.  Robert  (vgl.  Auboau,  le*  monströs  multiples.  Mouveni.  med.  p.  567, 
1873  — s.  oben  S.  186  uud  später  unter  *Schenkeldrüsenw).  Tarnier  (vgL  Caxeaux,  Traitt*  de 
l’art  des  acoouchem.  9.  ed.  Paris  1874,  p.  87). 

Folgende  Beispiele  finden  sich  zusammengestellt  bei  Alf.  C’orradi,  Dell1  ostetricia  in  Italia, 
Bologna  1874,  p.  1409: 

1.  Gius.  Lanxoni  (Op.  oinn.  I-ausan.  1738,  II,  276)  wahrscheinlich  pectoralor  8itz  der  Neben- 
brust. Fenier  pectorale: 

E.  Deslongchaiu  ps  (Gaz.  med.  de  Paris  1852,  p.  163);  Ledere  (da»,  p.  191);  Alb. 
Pueeh  (Les  maraellc*  et  leur  anomalies.  Paris  1876,  p.  114);  Scholf.  Johnson  (Gaz.  des  hop. 
1862,  p.  323  — die  Warze  erhob  sich  jedesmal  nur  während  der  Schwängern*  liafton)  alle  vier 
liukerseits.  Cruveilhier  (Anal,  descript  Pari»  1852,  III,  731)  roohterseits,  milchend. 

2.  Axillare:  Gabr.  Minervini  (Bullet,  scienc.  med.  1858,  X,  461)  links;  C.  Hare  (Lancet, 
27  Oet.  1867)  und  Perreymond  (LT'nion  med.  1874,  XVIII,  864  — gab  nur  Colostrum)  — ■ 
beide  rechts. 

Kerkring:  Die  accessorische  Drüse  nass  „in  der  Ach*ellinieu ; sie  milchte  mehr  als  die 
normalen. 

d’Outrepont  (vgl.  Flechsig,  de  polymastia,  Schneeherg  1839):  Nebendrüse  in  der  linken 
Achselhöhle;  mit  Warze.  In  der  Schwangerschaft  wuchsen  die  normalen,  aber  fast  totalen  Brüste 
— die  rechte  bis  zu  Apfelgrosse,  die  linke  wenig;  die  Achselbrust  erreichte  den  Umfang  eines 
Hühnereies. 

Klob  beschreibt  (a.  a.  ö.  S. 483)  aus  Rokitansky1*  Mustuni  von  einem  Manne  die  beiden 
um  gewöhnlichen  Orte  sitzenden  Drüsen  als  nur  linsengrus«;  die  Warzen  und  ihre  Höfe  dunkel- 
farbig, kleiner  als  an  der  überzähligen.  Letztere  sass  an  der  linken  Schalter  gerade  über 
der  stärksten  Wölbung  des  Delta -Muskels;  die  pigmentlose  Warn*  3'”  hoch,  rnndlich  - kegel- 
förmig; die  dazu  gehörige  Drüse  nahezu  wallnussgross  im  Unterhautfettgewehe.  Ihr  Gewebe, 
auf  dem  Durchschnitte  dicht  gleichartig  weidlich,  bewährte  sich  mikroskopisch  als  Bindegewehs- 
lager,  worin  blind  endigende  Milchgange  mit  Epithel  ausgekleidet,  wie  bei  einer  Jungfrau. 

Die  Papille  ist  mit  vielen  Tust  Wärzchen  ausgestattet,  der  Hof  jedoch  nicht  fettlos,  ohne 
M on  tgo  mery’schc  Drüsen. 

3.  Bartholin  erwähnt  eine  .überzählige  Brust  am  Hückeu.  Foerster,  auch  Puech  erklärt 
diesen  und  alle  dorsalen  Fälle  für  zweifelhaft.  Wir  werden  aber  im  nächsten  Abschnitte  (Tetra- 
inazic)  mehrere  beglaubigte  Beispiele  functionirender  Rückendrüsen  aufstellcn.  Ausserdem  ver- 
weisen wir  auf  die  Rückenmilchdrüsen  der  Thicrgattung  Mvopotaraiis  weiter  unten.  Die 
Bartholin’sche  Angabe  (ohne  Hof  uud  ohne  Warze,  Ami.  secund.  Ephemer,  natur.  onrios.  obs. 
72)  bezieht  sich  auf  eine  Frau,  welche  heiser  war  und  hüstelte. 

4.  Inguinale  Milchdrüsen  des  Menschen  erhärtet  Mnraltus  (vgl.  Bonetus  1.  c.  p.  570): 
Eine  kiss  gestielt  (angeboren)  in  der  rechten  Leiste,  mit  drei  Warzen.  Während  der  Periode 
schwoll  diese*  Drüse  an;  mit  29  Jahren  war  sie  kopfgross.  Die  Trägerin  starb  mit  39  Jahren 
abgeraagert»  Damals  ragte  dieses  hypertrophische,  von  Manchen  (Puech)  für  ein  Fibrom  ge- 
haltene Gebilde  bis  zum  Boden  und  wog  73  Pfund.  Es  besäe»  „drüsigen  Ban“ , war  fett,  und 
«•rliielt  ein  Gelass  aus  der  Iliaca.  Eine  Saugwarze  ward  nicht  bemerkt. 


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Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis.  189 

Wirkliche  Leistcnmilchilrüstii  melden  noch  an  Koben  (Journ.  gen.)  und  Jnasiuu  (Sociele 
pliilomatiqne). 

5.  Fern  orale  .Prägen,  bei  Cupromyn  normal.  Am  Menschen : Anna  von  Bolcyn,  Heinrich 
de«  VIII.  Uc-mahlin,  belass  an  jeder  Hand  sechs  Fiuger,  ausserdem  eine  Schenkelbrast. 

An  der  Aussenseitc  de»  linken  Oberschenkels,  4"  unter  dem  grossen  Rollhügel,  battete  die 
Nebenbrust  der  S.  186  geschilderten  Frau  aus  der  Familie  mit  Polymastia  hereditaria. 

Testut  in  Bordeaux  (ungodruokte  Mittheilung):  die  vom  und  innen  am  rechten  Oberschenkel 
aufgoaprosstv  Drüse,  dicht  unter  der  Leistenfurohe,  sonderte  während  des  Stillens  reichlich  aus. 

6.  Ovariell.  Der  wunderbarste  Platz  einer  Milchdrüse  ist  im  Eierstocke.  E.  Ilnfftcr 
(Archiv  der  Heilkunde  XVI,  56,  1875):  in  der  Wand  einer  Dermoidcyste  des  Ovarinms  Milch- 
drüse mit  Milchkügelchen.  Der  feinere  Bau  entsprach  der  Drüse  eines  Älteren  Embryos  nach 
Langer.  Patholog.  Inuit.  Leipzig. 

b.  V i e r b r ü s li  g c. 

Die  Tctramazic  ist  stets  symmetrisch,  ausgenommen  den  höchst  merkwürdigen,  später  zu 
beschreibenden  Fall  von  zwei  Schamlefzenbrüsten. 

1.  Französin  mit  vier  Brüsten  am  Thorax;  das  Bteissboin  zu  einem  .Schwänze“  ver- 
längert, am  Ende  kuhschweifartig  behaart  nach  Voltaire  (Dict.  philos.  XI,  p.  211,  Paris  1832) 
und  Peroy  (Dict.  des  Sciences  mini. : „Mnlthnamme“ ).  Dies  ist  vielleicht  dasselbe  Individuum, 
von  welchem  Napoleon  erzählt. 

H amy  entdeckte  an  einem  jungen  Manne  unten  uml  innen  von  jeder  gewöhnlichen  Brust- 
drüse eine  überzählige. 

Faiuilienanlage  tritt  in  folgendem  Beispiele  hervor:  Zwei  erwachsene  Brüder  belassen 

unter  den  beiden  normalen  Drüsen  noch  je  eine  rudimentäre  (S.  Milne  Edward«,  Anatomie 
et  phyaiologie  contparöe).  Ausserdem  sind  noch  Hochs  Männer  mit  je  zwei  überzähligen  Brüsten 
verzeichnet. 

Shannon  (vgl.  Birken,  Dublin  (juarterly  Journ.  Febr.  1848)  nah  eine  34jährige  Frau  mit 
vier  Brüsten,  die  überzähligen  oberhalb  der  normalen,  Hchwaneneigros*. 

W.  E.  Whitford  (The  Chicago  med.  Journ.  and  Examiner  p.  528,  Mai  1884):  35jährige 
Mutter  von  fünf  Kindern;  3"  unter  den  beiden  Brüsten  je  eine  kleine,  welche  doch  nach  jeder 
Niederkunft  zwei  Monate  lang  Milch  gaben. 

In  Montijo  (Badajoz)  lebte  nach  Siglo  medico  (nacherzählt  in  Lyon  medical  42,  p.  391, 
1883)  eine  Frau  mit  Tetramazie;  sie  stillte  mit  allen  vier  Brüsten  — die  acccssorischon , auch 
mit  Warze  begabten,  standen  2 cm  unter  den  gehörigen. 

Die  Mammae  aooesBOriao  spuriae  2.  in  den  Achselhöhlen  sind  wahrscheinlich  häufiger  als 
die  pectoralen,  werden  aber  gewiss  oft  übersehen  oder  als  etwas  Anderes  gedeutet,  davon  später! 
Den  Uebergaug  von  den  pectoralen  zu  den  axillaren  bilden  jene  Fälle,  welche  uns  schon  hei 
Trimazie  begegneten,  in  denen  die  Nebenbrust  mehr  nach  aussen  als  die  physiologische  steht. 
Förster:  Eine  Brust  unter  der  linken,  aber  kleiner;  zugleich  eine  krebsige  in  der  Achselhöhle! 

M.  E.  Martin:  Jederzeit«  eine  warzen lose  Achseldrüse;  sie  wuchsen  während  der  letzten 
Monate  der  Schwangerschaft  und  im  Wochenbette  und  milchten,  während  sich  die  eigent- 
lichen Brustdrüsen  verkleinerten.  Trank  das  Kind  an  diesen,  so  ging  aus  jenen  Milch  ah. 


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190 


Carl  Ueunig, 

Boi  einer  Krau  füllton  »ich  die  Achsehlrüson  (Hartung)  nur  in  der  zwoiteu  Schwanger- 
schaft! Vgl.  meinen  Kall  von  Trimazia  pectoralis  8.  187! 

Achtzigjährige  Krau,  in  jeder  Achsel  eine  acoessorischo  Brust;  diese  ijchmerztcn  in  der 
Menstruation,  nieht  die  pectoralen.  Am  Tage  nach  der  Geburt  gab  e«  in  den  Nebenbrüsten 
Colostrum,  aln-i-  weniger  gelbes  als  in  den  normalen:  Quinquuud,  Kev.  pbotogr.  dee  hop., 

p.  16—19,  1879. 

3.  Dorsale.  Uonet:  Krau  in  Celebes;  jederzeit«  aut'  dem  Kücken  eine  Nebenbrust  • — die 
Süllende  zog  sie  unter  den  Achseln  hervor,  um  sie  dem  Kinde  zu  reichen.  Noch  drei  solcher 
Kälte  milchender  HilckenbrQstc  sammelte  Hartung  („Ein  Kall  von  Mamma  accessoria“,  Inaugural- 
dissertation, Erlangen  1871);  demselben  vordanken  wir  ausser  einer  sorgfältige«  Zusammenstellung 
noch  folgendes  Curiosum: 

4.  Mamma  pudendalis  bigcmina.  Präparat  in  Erlangen,  lleidenrcich  und  Dietz  haben 
das  Object  in  Nürnberg  exstirpirt. 

Stiel  an  der  Innenfläche  der  linken  grossen  Lefze,  nahe  am  unteren  Rande.  Die  Ge- 
schwulst hing  senkrecht  nach  abwärts,  wurde  von  der  30 jährigen  Krau  seit  mehreren  Jahren 
bemerkt.  Während  sie  stillte,  entleerte  sich  aus  einer  oberflächlichen  Gcschwürstelle  Milch. 
Der  Stiel  ward  Umschnitten,  wobei  milchige  Klüssigkeit  abflos«. 

Hartung  (s.  oben)  fand  unter  der  gemeinsamen  Hautdecke  zwei  Tumoren,  einen 
grösseren  und  einen  kleineren,  wallnussgrosscn.  Zwischen  beiden  machte  die  Haut  einen  Um- 
schlag, eine  Art  Vorhaut,  in  deren  Tasche  etwas  Smegma  steckte. 

I.  Geschwulst,  schwaneneigross,  9cm  lang,  Süel  noch  1cm  lang,  daumendick.  Auf  dem 
Scheitel  der  Geschwulst  ein  ovaler  dunkler  Hof,  5cm  lang,  3cm  breit;  darauf  eine  flache 
Warze  mit  Milchgängen,  davon  zwei  für  die  Sonde  durchgängig,  führen  in  Sinus  lactiferi  und 
Milchdrüsen  ginge. 

II.  Die  warzcnlosc  Drüse  steht  1 cm  nach  unten  und  aussen  von  der  1.,  ist  gelappt  und 
besitzt  Gänge,  welche  möglicherweise  in  die  I.  münden. 

Dazwischen  ein  Papillom  von  Stecknadclkopfgrösac.  Das  Täschchen  ist  1 cm  breit,  0,4  tief 
mit  aufgeworfenen  Kündern;  daneben  ein  zweites  Täschchen  von  0,3 cm  Durchmesser  dicht  dabei. 
Ausserdem  rings  auf  der  ganzen  Hautoberfläche  eine  Menge  kleinster  Krypten. 

l>ie  Milchgängc  enthalten  eine  Schicht  dichtes,  niederes  Cylinderepithel. 

c.  K ü n f b r ü s t i g e. 

Kille  von  Mortillet  und  Gorrö:  zwei  Nebenbrüste  sitzen  symmetrisch  unter  den  wahren, 
etwas  der  Mittellinie  genähert,  die  fünfte  auf  der  letzteren,  zwischen  drei  und  vier  und  dem 
Nabel. 

d.  Sechsbrflstige. 

Die  Brüste  standen  symmetrisch  unter  einander  in  zwei  Keihen:  L.  Testnt,  Bullet,  anthr. 
3.  *er„  VI,  p.  049.  Das  Beispiel  Mortillet’s  (Bullet,  d'anthropoh,  7 Juin  1883)  betraf  einen 
kräftigen  Rekruten  in  Saint-Ucrmain  en  Laye  (Seine  et  Oise)  von  normalen  Aeltcrn.  Sämmtliche 
Warzen  waren  erectil. 


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Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis. 


191 


Zur  Literatur. 

li.  Blanchard:  Sur  un  ca«  de  polymastie,  ib.  p.  458,  1883. 

Pnech:  Le«  mamelle«  et  leurs  auomalies,  Pari«  1876,  bringt  »eit  Anfang  de»  18.  Jahr- 
hundert« 74  Fälle  nebst  drei  eigenen  ntsammen. 

Qodfrain:  Essai  »nr  les  mamelle»  snrnumer.  These.  Paris  1877,  noch  sechs  Fälle. 

G.  Machat:  Contribution  a l’etude  de»  anomalie»  de  la  mamelle.  These.  Paris  1883,  vier 
Beispiele. 

Leichtenstern:  Virchow’s  Archiv  73,  S.  222,  1878,  zählt  noch  vor  dem  18.  Jahrhunderte 
die  sicheren  Fälle  hinzu,  im  Ganten  105. 


Ueberiicht. 


Ich  verfüge  über  116  Beispiele,  indem  tu  den  von  Leichtenstern  (1878)  aufgestellteu 
105  noch  11  neuere  hinzukommen ; darunter  sind  21  männliche. 

3 Brüste  weiden  beschrieben  von  51, 

4 „ » . »33, 

& » » » » 2, 

0 „ » » » 2. 


Bei  den  übrigen  fehlt  die  Angabe  der  Zahl  der  Nebenbrüste. 

Einseitig  kamen  sie  vor,  soweit  die  Angaben  reichen,  in  . . . 

doppelseitig 

am  Brustkörbe  vom  . , 

in  der  Achselgegend 

auf  der  Schulterhöhe 

am  Rücken 

in  der  Leiste 

an  der  Ausscnfläcbe  des  Oberschenkels . 

in  der  Schamlefze  (doppelt) * . . . 

im  Eiorstocke 

Unter  den  au  den  Thorax  gehefteten  sassen 

unter  der  regelmässigen  Mamma  

Ober  „ s * 

in  ihrem  Niveau,  aber  nach  aussen  

eine  über,  eine  unter  der  Mamina,  aber  beiderseits 

nach  unten  und  innen . . . 

genau  nach  unten 

in  der  Mittellinie,  unten 

nach  unten  und  aussen 


35  Beispielen, 
25 
105 


3 

» 

1 


103 

3 „ 

3 

1 „ 

37 
9 
5 
1 


Die  von  mir  in  dieser  Arbeit  berücksichtigten  1 16  Fiillc  sind  theils  physiologisch,  thoils 
anatomisch  erwiesen.  Ueber  das  Topographische  werden  wir  uns  später  unterhalten 


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192 


Carl  Hennig, 


Besondere  Bemerkungen. 

In  heissen  Klimateu  (Antillen)  kommt  die  Anomalie  nach  Hartung  öfter  vor.  — Männer 
von  weiblichem  Baue  und  mangelhaftem  Genitulsysteme  tragen  sie  öfter  als  normale ; dabei  sind 
die  Warnen  bisweilen  klein,  blind.  Kl  ob  vermuthet,  dass  sie  deshalb  häufig  übersehen  wird. 
Auf  der  anderen  Seite  ist,  wie  Albert  bemerkt,  bis  jetzt  unter  den  Fällen  weiblieher  Polymastie 
noch  nicht  Verdoppelung  der  Scheide  oder  der  Gebärmutter  ingleich  vorgekommen  ').  Dagegen 
sollen  vielbrüitige  Frauen  auch  öfter  Zwillinge  geboren  haben  (Hartung);  auf  diesen  wichtigen 
Umstund  kommen  wir  später  zurück! 

Selten  ist  Polymastie  mit  einer  anderen  angeborenen  Deformität  eombinirt  (einmal  mit 
Sehwanzbildung  am  Steisse,  s.  S.  189;  einmal  mit  Polydacty lic , S.  189).  Kur  einmal  ward  die 
Xebenbrust  bösartig. 

M.  E.  Martin,  Flechsig  und  Förster  erklären  die  axillaren  Nobenbrüate  (Br  blosse 
Zellgcwebslücken , also  fär  Lymph - oder  gehäufte  Saftspalten;  aber  S.  189  sind  Warten  be- 
stimmt von  Achselmilchdrüsen  jener  Spanierin  beschrieben,  und  dass  ihnen  bisweilen  die 
Warze  abgeht,  kann  nicht  gegen  drüsige  Natur  sprechen,  da  wir  anderen  Orts  anatomisch  sichere 
Nebenmilchdrüsen  ohne  Warzen  angeführt  haben. 

Um  das  Biologische  und  Topographische  unseres  Gegenstandes  anzutreten,  und  zugleich 
um  die  phylogenetische  Bedeutung  der  Polymastie  zu  untersuchen,  muss  die  vergleichende 
Anatomie  und  die  Entwiekclungsgeschiohte  herangezogen  werden. 

A.  Zur  vergleichenden  Anatomie. 

Die  Milchdrüsen,  das  Vorrecht  der  Säuger,  ketten  deren  Mütter  inniger  und  länger  an 
deren  Brut.  Die  Milchbcreitung  in  jenen  zarten  Organen  ist  das  letzte  und  feinste  Glied  in 
der  Hcihc  der  weiblichen  Gcschlechtsvcrrichtungen ; ist  doch  die  Milch  der  Stoff,  aus  welchem 
sich  all  die  verschiedenen  Gewebe  und  Organe  des  Säuglings  aufbanen,  eine  Fortsetzung  der 
„Uterinmilch**,  jenes  Saftes,  welcher  theils  unmerklich,  theils  in  Form  einer  abgeschlossenen 
Schicht  zwischen  Mutter-  und  Fruelitkuclien  das  mütterliche  Blut  verlässt  nnd  mit  Sauerstoff 
geschwängert  der  Frucht  bis  zu  deren  Geburt  im  Schoosse  der  Trägerin  znfliesst 

Die  bildende  und  erhaltende  Thätigkeit  richtet  sich  demnach,  sobald  das  Junge  den  Frucht- 
träger  verlässt,  unwiderstehlich  nach  aussen  und  sammelt  ihr  Erzeugnis»  in  besonderen  Organen, 
den  Milchdrüsen,  deren  Ban  wir  nachmals  genauer  beleuchten  werden,  deren  Sitz  aber,  in  den 
verschiedenen  Säugerclassen , wie  auch  an  Anzahl  verschieden,  uns  zunächst  zu  denken  giebt 
und  bis  in  die  neueste  Zeit  die  Vertreter  der  czactcn  Wissenschaft  beschäftigt. 

Bei  denjenigen  Vierfüssleni  nämlich,  welche,  wie  die  Ziegen,  die  Zitzen  nahe  dem  Geburts- 
schlaucbe  haben,  ist  der  Mechanismus  der  Milchfalirik  leidlich  offenbar;  es  geht  ein  Zweig  dos 
Nervus  pudendus  extenras  unmittelbar  zur  Zitze.  Wo  eine  Reibe  von  Milchdrüsen,  die  untersten 
hypogastrisch,  über  einander  sitzt,  kann  man  sich  nun  vorstellen,  dass  das  Milchgeschäft  nach 
einander  durch  die  Nähe,  gleichsam  durch  Ansteckung  in  sämmtiiehen  erwacht  Wie  aber  ist 

*)  Nämlich  den  Beobachtern.  Bekanntlich  wird  Vagina  duplex  häufig  übersehen.  Ausserdem  sind  nicht 
alle  polymastische  Weiher  auch  an  den  unteren  Genitalien  untersucht  worden. 


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Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicomis.  193 

Jas  Rälhsel  bei  den  Geschöpfen  an'  lösen,  welche  nur  Brustdrüsen  besitzen?  Allerdings 
sitzen  die  Drüsen , wenn  deren  mehr  als  ein  Paar  vorhanden , längs  den  mit  den  Arteriae 
epigastrieae  in  offener  Verbindung  stehenden  inneren  Brustdrüsenschlagadem  — und  die  mit 
allen  Arterien  sich  hinaufrankenden  Zweige  des  sympathischen  Ncrvcngcflcchtes,  welche  den  un- 
willkürlichen thicrischen  Verrichtungen  verstehen,  können  leicht  den  Verkehr  zwischen  Uterus 
nnd  Mammae  vermitteln  — , aber  dann  bleiben  noch  die  Milchdrüsen  mit  ihren  crectilen  Warzen 
und  Höfen  an  Achsel  und  Rücken  unerklärt.  Man  muss  sich  mit  der  Deutung  begnügen,  dass 
das  Geschlechtliche  zur  rechten  Zeit  den  ganzen  Körper  aufregt  und  an  gehörigem  Orte  zur 
Mitwirkung  oder  vielmehr  zur  Fortsetzung  des  Zcngcgcschüftes  (das  Weib  stillt  gewöhnlich  so 
lange  sie  getragen  hat  — neun  Monate  lang  — manchmal  aber  zwei  Jahre  und  darüber,  selbst 
wenn  sie  unterdess  wieder  schwanger  geworden)  geschickt  macht  und  mit  der  nöthigen  Kraft 
ausrüstet. 

Manche  Forscher  sagen  allerdings,  jede  llautstelle,  sofern  sic  nur  Talgdrüsen  enthält,  sei 
zur  Entwiekolung  eines  milchenden  Organes  geeignet.  Dein  ist  aber  nicht  durchweg  so.  Erstens 
sollen  nach  Gegenbaur  die  Zitzen  der  Monotremata  mehr  den  Schwcissdrüscn  als  den  Talg- 
drüsen gleichen  — ich  beschreibe  »io  später  — zweitens  sind  durchaus  nicht  alle  Körperstellen 
der  Säuger  geeignet,  Hautdrüsen  in  Milchorganc  umzuwandeln,  so  nicht  der  Kopf,  der  Hals 
nicht  Unterarme,  nicht  Beine.  Auch  nimmt  Rauher  (Sitzungsberichte  der  Naturforschenden 
Gesellsch.  Leipzig,  Nr.  4 bis  9,  1878)  an,  dass  ein  Milchorgan  eine  Talgdrüse  wohl  der  Form, 
nicht  aber  der  Verrichtung  nach  sei;  es  ist  eben  in  der  functionirenden  Milchdrüse  ein  spooi- 
tiseher  (Emnlsiv-)  Saft. 

_ Das  Geheimnis»  der  Milcherzeugung  fangt,  wenn  inan  die  Ordnungen  der  Säuger  von  der  un- 
vollkommenen Stufe  aufwärts  verfolgt,  gleich  mit  einer  doppelten  Ueberrasehnng  an:  mit  dem 
Auftreten  des  eierlegenden  Schnabollhieres  und  des  ihm  morphologisch  verwandten  Aincisenigel». 

Während  sieh  nämlich  bei  den  Ameisen  nnd  Bienen  zwei  Individuen  in  Gebären  und  Er- 
nähren der  Nachkommenschaft  thcilcn,  und  während  bei  den  Taulien  ein  und  dasselbe  Indivi- 
duum stets  die  Milchkammer  — den  Kropf,  eine  erweiterte  Stelle  der  Speiseröhre  — hoi  sich 
trägt,  wird  bei  den  Echidnae  die  Milchwirthschaft  erst  während  des  Saugens  nusgebildet: 
Das  urspünglieh  flache,  schwer  erkennbare  „Drüsen feld“  am  Unterhandle  ist  in  die  Tasche 
eingesenkt,  in  welche  das  Ei  aus  der  Cloake  schlüpft  und  das  Junge  gebiert.  Dieses  fast  ganz 
hinten  zwischen  den  Füssen  liegende  Drüsenpaar  hat  je  60  Oefftntngen  (Owen).  Eine  centrale 
Erhebung  des  Drüscnfoldes  bildet  sich  nun  zur  l’npillc  aus  — alsbald  hilft  das  Saugen  des 
Jungen  diese  Warze  weiter  entwickeln. 

Diese  „Mainmartasche“  ist  ein  periodisches  Organ;  Gegenbaur  (Morpholog.  Jahrb.  IX, 
604,  1884)  fand  sie  bei  E.  setosa  nicht,  Owen  bei  E.  bystrix  neben  einem  geborenen  Jungen. 
Der  Warzenhof  geht  aus  dem  Hantbeutel  hervor;  ein  starker  symmetrischer  Hautniuskel  unter- 
stützt durch  Druck  den  Austritt  der  Milch.  Dieser  vergängliche  Hantbeutel  besitzt  höhere 
Eigenwärme  als  der  übrige  Körper  des  Mutterthieres,  welches,  obgleich  noch  mit  den  Gabel- 
beinen  der  Vögel  begabt,  tiefere  Blutwärnie  als  die  übrigen  Säuger  hat  (W.  Ilaakc:  „Humboldt“, 
6.  lieft,  1887). 

Das  Schnabelthier  birgt,  ohne  Hauttasche,  von  reichlichen  Haaren  bekränzt,  jederscit* 
läO  bis  200  gruppirte  Dräschen,  wovon  jede  Gruppe  sich  zu  einem  Ausführgange  vereint.  Bei 

Archiv  für  Anthropologl*.  Bd.  XIX.  25 


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104 


Carl  Mennig, 


den  höheren  Säugern  gleichen  die  Milchdrüsen  mehr  der  Ohrspeicheldrüse  oder  der  Bauch- 
speicheldrüse (Milne  Edwards).  Ornithorhynchu*  legt  bis  in  neun  Eiern  (Holmes:  „Nature“, 
11.  Peeember  *1884).  Diese  Eier  waren  schon  den  Wilden  bekannt  und  P.  Hill  gemeldet 
(1822),  endlich  von  Murdock  gesehen  (Lesson  in  Duperrcy*»  Reise  1826,  132)  und  von 
Caldwell  1887. 

Kverard  Home  (1802)  halte  am  Schnabelthiere  keine  Zitzen  finden  können.  Man  sprach 
nun  dem  Ornithorhynchu»  paradox»*  die  Milchdrüsen  ab,  was  nur  für  das  Männchen  gilt  — dies 
und  die  Anwesenheit  der  weiblichen  Drüsen  zeigte  «T.  Fr.  Meckel  1824.  Dagegen  entbehrt 
das  Sehnabclthier  des  Nabels  (Owen). 

Nach  diesen  merkwürdigen  Eifahrungen  gehen  wir  zu  den  mit  den  Monotremata  ver- 
wandten, al>er  höher  organisirten  Sängern  über. 

M&raupialia. 

Bei  einigen  Beutlern  hat  der  Fötus  inehr  Zitzen  als  «las  Erwachsene.  Auf  diesen  denk- 
würdigen Umstand  kommen  wir  wieder  zurück. 

Ferner  stehen  hei  mehrereu  Marsuqualien , z.  B.  Didelphys  murina,  die  Zitzen  im  Kreise 
oder  Ovale,  in  dessen  Mitte  sich  ein  Paar  oder  nur  eine  Zitze  in  der  Mittellinie  des  Bauches 
befindet  (Carus  et  Otto,  Tab.  anat.  coinpar.  illustr.  p.  V,  pL  8,  Fig.  3). 

Bei  llalmaturus  wiederholt  sieh  (s.  oben  die  Monotremata  S.  193)  die  sccundäre  Bildung 
der  Saugwam*  ohne  Hof  (Gegen baur);  lK*im  Kletterbeutler  Phalangista  gehen  zwei  Gebilde 
in  die  Saugwarze  über:  Die  primäre  Erhebung  des  Cutiswallc*  und  die  spätere  Erhebung  des 

Drüsenfeldes  zur  Papille  (Herrn.  Klaatach:  Morpholog.  Jahrb«  IX,  253). 

Beim  Raubbeutler  Perameles  Gunnii  liegt  eiu  dilfereuzirtes  Areolargewebe  zu  Grunde.  Die 
Lederhaut  bildet  einen  Wall  um  die  Mammartascbenanlage,  der  hier  ganz  in  den  Bereich  der 
Arcolnrzone  gehört.  Diese  Anlage  hat  mit  der  Milchdrüsetianlage  nichts  zu  schaffen. 

Das  Känguruh  birgt  die  Drüsen  tief  zwischen  den  Muskeln;  es  giebt  einen  Sphincter  und 
einen  Expressor  Inctis  (Morgan,  Owen). 

C e t a o e a. 

Die  Brüste  sitzen  neben  dem  After.  Die  Milchkammcr  (Cistcrnc,  sinus  lacteus),  welche 
beim  Menachen  nin  Grunde  der  Warn*  Platz  findet,  ist  tief  in  die  Drüsensubstanz  hinein,  nahe 
an  deren  Grund  gerückt;  vor  der  Kammer,  also  der  Zitze  näher,  befindet  sich  ein  Muskel, 
welcher  die  Milch  dem  Jungen  in  den  Schnabel  spritzt;  der  Ausführungsgaiig  ist  von  einem 
llautwalle  umgeben,  welcher  vor  dem  Eindringen  de»  Wassers  schützt  (Rapp). 

P i n n i p e d i a. 

Während  auch  der  Delphin  nur  ein  Drüsenpaar  neben  dem  After  bat,  rucken  die  Zitzen 
der  Robben  schon  seitlich  in  die  Weichen  oder  dem  Nabel  näher  (je  ein  Paar);  die  Walrosse 
haben  vier  Zitzen  15  Zoll  von  einander  an  den  Seiten  des  Nabels,  welcher  drei  Schuh  vor  dem 
Schwänzende  liegt  (Oken). 

Die  Manntis  finden  weiter  unten  ihre  Stelle. 


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lieber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicomis. 


195 


P a c li  y <1  crnuta.  Soli  <1  u n g n I a. 

Die  SaugwaiM  des  Schweines  entbehrt  des  Hofes;  sic  ist  eine  primäre  Bildung,  da  sie 
dein  Cutiswalle  der  Mammartaschc  ihre  Entstehung  verdankt.  Letztere  Tasche  besteht  l>ei  dem 
Erwachsenen  fort;  ihr  Innenrauiu  wird  r.n  dem  kurzen  Ausführgange.  Der  Zitzen  giebt  es  fünf 
Paare,  beim  Tapir  nur  ein  Paar,  so  auch  bei  der  Stute.  Die  Pferdezitze  entsteht  ans  einer 
doppelten  Mammartascbonanhige  > zwei  primären  Zitxcnbildnngen  entsprechend.  Die  Mainmar- 
iasehen bleiben  dem  älteren  Thiere  vollständig  bestehen;  ihr  Innenraum  wird  zum  paarigen 
Ausfilhrgange , bisweilen  von  einer  grossen  Talgdrüse  begleitet  Das  Gebiet  der  Areola  ist  im 
Inneren  der  Ausführgänge.  — Die  nnsführenden  Apparate  der  Pferdezitzc  sind  denen  anderer 
Sängethiere , weiehc  die  gleiche  Zahl  von  Ausführwegen  besitzen,  analog,  keineswegs  aber 
homolog  (Klaatsch). 

Die  eigentlichen  Rüsselthicre  gehören  einer  anderen  Reihe  an  (s.  später). 

Ii  ti  m i n a n t i a. 

Das  Rind  bietet  ähnliche  Verhältnisse  wie  das  Pferd,  nur  ist  die  Taschenanlage  einfach. 
Färsen  tragen  nicht  selten  bis  acht  Zitzen  (Daubenton),  und  auch  das  erwachsene  Thier 
manchmal  noch  bis  sechs;  dann  sind  zwei  davon  „taub“;  Schafe  vier  bis  sechs  (Sanson). 

Reim  Kameclc  sitzen  die  Zitzen,  wie  bei  der  Stute,  in  den  Leisten;  bisweilen  sind  fünf 
vorhanden. 

Diu  Ausfiihrungsgängc  münden  auch  bei  den  Wiederkäuern  in  den  „Strichcanal“. 

Das  auskleidendc  Epithel  des  ('anales  ist  anders  gebaut  als  heim  Pferde  (s.  C.  Gegenbaur: 
Morpholog.  Jahrb.  I,  2GG,  187G). 

Wenn  die  Warze  beim  menschlichen  Weibe  den  Ban  des  Strichcanales  beibehält  (vgl. 
unten  die  EiitwickelnngsgescUelite),  so  giebt  es  eine  zum  Stillen  wenig  geeignete  „lloliiwarze“, 
eingezogene  Warze. 

Diese  ('lasse  trägt  meist  vier  Zitzen:  Ziege  und  Schaf  zwei  grosse  und  zwei  bisweilen 
nachwachsende  kleine. 


1{  o d e n t i a. 

ln  dieser  Classe  kommen  eigeuthümliche  Phasen  der  Zahl,  Stellung  und  Bedeutung  der 
Striche,  stellenweise  ein  Vorgreifen  in  künftige,  höhere  ('lassen  vor. 

Der  Hase  Iml  fünf  Paare,  Aguti  sechs  bis  sieben  Paare,  welche  jederzeit»  einander  über- 
greifen; dies  erinnert  an  den  von  Iil ob  am  Menschen  beobachteten  Fall  (s.  oben  S.  18G).  Das 
Meerschwein  hat  nur  ein  Paar;  sie  liegen  zwischen  den  geraden  Bauchmuskeln  und  einem  Ilaut- 
muskel  (Kuhn). 

Sitz:  meist  Bauch  and  Leisten.  Spalax  typhlus  nur  au  den  Leisten,  Eloliius  talpinus  mir 
am  Bauehe,  Paca  an  Leisten,  Bam-h  und  Thorax  (Cuvier),  Lemming  an  jedem  der  drei 
Orte  ein  Paar;  Drüse  herzförmig,  nur  je  ein  Ausführgang. 

Capromys  Fournieri:  Zwei  hinter  den  Achseln,  zwei  vor  den  Oberschenkeln,  seitlich, 

dem  Rücken  näher  als  dem  Bauehe  (Desinarest:  Art.  „Mainelles“  im  Dict.  des  Sciences 
naturelles,  t.  28,  p.  4G8). 

25* 


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196 


Carl  Hennig, 

Myopotamus  coy  pus,  ein  grosser  südamerikanischcr,  bi  bcrähnlicher  Nager,  auch  auf  dem  Rücken, 
wenig  entfernt  von  der  Wirbelsäule  (C'hristy,  Procoed.  Zoolog.  Societ.  1835,  p.  182). 

Bei  den  Leporiden  Anden  sich  häufig  zwei  pcctorale  Paare  und  drei  abdominale.  — Bei 
Mus  Myodes  und  Meerschwein  wird  die  Zitze  von  nur  einem  Ansführgangc  durchbohrt. 

I n s c c t i v o r a. 

Sorex  crassicaudatus  trägt  die  Zitzen  unter  der  Schwanzwurzel.  Bei  den  übrigen  Insecten- 
fresscru  sind  tlieils  der  Rauch,  theils  die  Leisten  mit  Milchdrüsen  besetzt. 

Bei  der  Spitzmaas  münden  zwei  Austührnngsgfinge  in  eine  gemeinsame  Vertiefung  auf  der 
Spitze  der  Zitze  (vgl.  oben  S.  195  die  Stute!). 

Carnivora. 

Die  Zitzen  haften  am  Bauche;  sind  ihrer  sehr  viele,  so  kommen  zwei  auf  die  Brust. 

Hund  fünf  Paare  — doch  manchmal  schlagen  ein  oder  zwei  Zitzen  fehl  — , Katze  vier  Paare. 
Bär  drei,  Löwe  zwei  Paare. 

Während  bisher  die  Brust  nur  gelegentlich  mit  Zitzen  geziert  wurde,  ist  der  pcctorale 
Sitz  in  den  nun  folgenden  Classcti  so  gut  als  Regel. 

S i r e n i a. 

Hierher  gehört  die  ostindische  Meerkuh,  der  Dujong  (Halicore):  sowohl  Männchen  als 
Weibchen  zeigen  dicht  hinter  den  Brustflossen  je  eine  deutliche  Brustwarze,  daher  „Meerweibchen“. 

Proboscidca. 

Der  Klcphnnt  ist  ebenfalls  mit  nur  eiuem  vorderen  Paare  begabt. 

Kdcntatz 

Der  Atislülirgang  der  Zitze  ist  einfach  und  weit  (Klaatsch).  Von  den  laufenden  Gattungen 
besitzt  der  zweizeilige  Ameisenbär  zwei  Drüsen  am  Bauche,  zwei  an  der  Brust,  von  den  Gürtel* 
thieren  Dasypus  novemcinctus  ein  Leisten*  und  ein  Brustpaar;  der  grosse  Ameisenfresser  und 
das  Seliuppcnthicr  (Manis)  ebenso  wie  die  mit  dem  Kopfe  nach  unten  hängenden  Faulthiere 
Ai  (Bradypus)  und  Unau  (Cboloepus),  nach  Bellingeri,  zwei  Brustdrüsen. 

Sonach  wird  in  Ansehung  der  Brüstestellung  mehreren  Säugerclassen  eine  andere  Einreihung 
als  nach  den  Zahnsystemen  u.  a.  zu  TheiL  Wir  nahem  uns  immer  mehr  den  vollkommncrcn, 
edleren  Formen. 


Chiroptera. 

Hier  und  in  der  folgenden  Classe  kommen  neben  den  Brnstmilchdrüsen  in  einzelnen  Fami- 
lien noch  l'nlerleibsdrüscn  vor. 

Otolicnus  und  Mikrocebus  tragen  inguinale,  abdominale,  epigastrische  und  pcctorale  Zitzen 
zugleich  — vgl.  unter  Quadrumana. 

Das  Junge  der  Iihiuolophen  hängt  sich  zuerst  an  die  rudimentären  Leistendrüsen  und 
klettert  erst  dann  an  die  Brustdrüsen,  wo  es  auch  Milch  findet. 


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Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis.  197 

Bei  den  pachystomcn  Fledermäusen  sitzen  die  Milchdrüsen  vor  den  Armen,  bei  anderen  in 
den  Achseln. 

Qnadrumana. 

Die  meisten  Lemuren  und  alle  Primaten  besitzen  pcetorale  Nährorgane,  die  Makis  vier 
Brustdrüsen  (Deniker).  Otolicnus,  ein  flederthierartigcr  Affe,  hat  drei  Paare;  „die  übrigen 
Lemuriden  wohl  alle  nur  ein  Paar“. 

Der  Halbaffe  (’hiromys  hat  die  beiden  Zitzen  in  der  Leistengegend  — die  anderen  Prosi- 
miae  haben  sie  an  der  Brust.  Bei  Tarsius  liegt  das  obere  Paar  fast  in  der  Achselhöhle,  das 
untere  in  der  Höhe  des  Nabels. 

Ein  Stenopsmännchcn  trag  eine  wirkliche  Mammartaschc.  — Mapale  entbehrt  der  Areola. 

Die  Saugwarze  der  Affen  ist  secundär,  menschlich.  Die  rechte  pcetorale  ist  immer  viel 
länger  als  die  linke,  weil  sich  das  Junge  beim  Klettern  und  Springen  der  Alten,  wie  ich  ge- 
sehen habe,  daran  mit  festhält.  Ich  wurde  durch  den  Direetor  des  Zoologischen  Gartens  iu 
Leipzig,  Herrn  Pinkert,  darauf  aufmerksam  gemacht. 

Mieroccbus  Smithii  (s.  oben  Chiroptera)  hat  bald  einen,  bald  zwei  AusfBhrangsgänge  — 
die  übrigen  wahren  Affen  empfingen  10  Gänge  auf  eine  Zitze. 

B.  Die  Zahl  der  Brüste. 

Die  auf-  und  absteigende  Lobenswelle  spiegelt  sich  „in  der  Erscheinungen  Flucht“  auch 
bei  der  Polymastie  wieder. 

Wir  sahen,  dass  bei  einigen  Beutlern  die  Fötus  mehr  Zitzen  aufweist,  als  das  Erwachsene 
(s.  oben  S.  194,  aus:  Eydoux  et  Laurent,  Voyagc  de  la  Favorite  sous  le  commendcment  du 
Capitaine  Laplace,  t.  V,  p.  7G). 

Bei  einer  Art  von  Sängern  werden  überzählige  Drüsenanlagen  während  der  Zunahme  der 
anderen  kleiner,  taub,  oder  umgekehrt;  bei  anderen  bilden  sich  erst  während  der  Tragzeit,  j:i 
erst  während  der  zweiten  Schwangerschaft  aus  unscheinbaren  Anlagen  Mammartaschcn  (auch 
vorübergehend),  Höfe,  Zitzen  oder  wirkliche  BrÜBte  heraus. 

Als  Urtvpu»  müssen  wir  wahrscheinlich  acht  Paare  annehmen;  beim  Menschen  geht  man 
phylogenetisch  auf  2*/*  Paare  aus,  oder  auf  drei  primäre  nach  dem  Nabel  hin  sich  einander 
nähernde  Paare;  unsere  Dcductionen  werden  uns  auf  noch  tiefere  Entwickelungsstufen  auch 
beim  Menschen  zurückführen  (H.  Blanchard,  Sur  un  cas  de  polymastie.  Bull,  de  la  societe 
d’anthropologie , 3.  »er.,  VI,  p.  458,  1883).  Im  Allgemeinen  tragen  in  der  Jetztzeit  kleinere 
Säuger  bis  zu  sieben  Paare;  die  grossen  Thierc  haben  fast  alle  nnr  ein  Paar:  H.  Milno- 
Edwards,  Le^ous  snr  la  physiologie  et  l'auatomie  comparee  de  rhomme  et  des  animaux, 
t.  IX,  p.  124.  Paris  1870.  Bei  den  kleineren  schlagen  manchmal  eine  oder  zwei  Zitzen  fehl. 
Wir  sehen  ferner,  das*  ausser  diesen  individuellen  Schwankungen  in  den  verschiedenen  Arten 
einer  Gattung  bald  mehr  bald  weniger  Milchdrüsen  constant  auftreten,  vgl.  Otolicnus,  Cavia  u.  a. 

C.  Die  Vcrtheilung  der  Brüste  am  Körper. 

Die  Topographie  der  Milchdrüsen  ist  keine  ubiquitäre,  keine  willkürliche.  Z.  B.  sind  die, 
ausser  dem  Humpfinncm  am  meisten  mit  Blut  und  Nerven  versorgten  Thcile,  Kopf  und  Hals, 


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108 


Carl  Hennig, 


nie  mit  milchzeugenden  Apparaten  besetzt,  auch  niclit  monströs,  nicht  parasitisch  uticr  durch 
Versprengung  von  Keimen;  und  selbst  die  einzigen  Gliedmaassen,  welche  poiteutos  beim  Men- 
schen, regelmässig  in  gewissen  SAugorclagacn  die  Obersehenkel  oder  Oberarme  lteselzt  erhalten, 
tragen  Brüste  nur  in  den  obersten,  dem  Rumpfe  nächsten  Bezirken.  Brüste  am  Rücken  sind 
ebenfalls  normal  bei  tiefer  stehenden  Säugern,  wie  wir  eingangs  sahen  — und  das  Auftreten 
einer  wahren  Milchdrüse  in  einer  Kierstocksgeschwulst  betritt!  eine  Cyste,  welche,  lederhautartig 
ausgekleidet,  alle  möglichen  anderen  dermoiden  Produete  zu  bergen  fähig  ist,  als  da  sind:  Haare, 
Fett-  und  Schweissdrüsen , Zähne,  Kielerstücke.  Ferner  zweigt  sich  ein  Ast  des  Nervus  sper- 
maticus  externes  zum  runden  Muiterbande  ab  und  erreicht  mit  diesem  längs  der  Arteria  spenn. 
vxt.  den  Uterus.  Ausserdem  lässt  sich  vermuthen,  dass  ungewöhnlicher  Sitz  der  Milchdrüsen 
beim  einzelnen  Individuum  an  periphere  ausschreitendc  Bogenschlüsse  der  letzten  Verzwei- 
gungen der  betredenden  hypogastrisch-epigastrischen  und  rnammar-axilluren  Nerven  und  Gelasse, 
z.  B.  mit  Rückenästcn  aus  den  spinalen  und  sympathischen  Geflechten,  gebunden  ist. 

Obgleich  also  die  Milcherzeugung  in  letzter  Linie  stets  ein  Räthsel  bleiben  wird,  so  ist  es 
doch  gestattet,  das  Auftreten  der  dazu  bestimmten  Organe  einer  philosophischen  Betrachtung 
zu  unterwerfen.  Die  Induction  wird  auf  sehr  frühe  Zustände  der  Menschen,  ja  der  Schöpfung 
der  Säuger  überhaupt  zurflekgreifen  müssen. 

Wenn  Blanehard  wegen  Erblichkeit  der  Anomalie  und  auch  aus  anderen  Gründen  ver- 
niuthet,  dass  in  der  Polymastie  Atavismus  vorliege,  so  ist  er  in  dcu  Angen  der  neueren  Kri- 
tiker noch  zwingendere  Beweise  schuldig. 

Ich  traf  auf  eine  Aeusserung von  Nicolas,  welcher  das  „atnviqne“  dem  „anecstrale“  vorzieht; 
es  fln%Jj‘ieh  nämlich,  was  ein  früherer,  etwa  vollkommenerer  Zustand  war.  Er  (ährt  fort:  „Ent- 
sprechend den  Mammalien  war  jedenfalls  bei  unseren  Vorfahren  mehr  als  ein  Paar  ltöthig,  weil 
Vielgeburten  Regel  waren.“  Dieser  Nachsatz  sehien  mir  höchster  Beachtung  werth;  er 
fällt  mit  dem  zusammen,  was  ich  seit  zwei  Jahren  meinen  Zuhörern  bei  Gelegenheit  deg  mensch- 
lichen Uterus  bicornis  zu  ermessen  gebe. 

Im  Allgemeinen  sind  den  Säugern  noch  jetzt  etwa  so  viele  Brüste  zugetheilt,  als  Junge  zu 
erwarten  sind. 

Alles  Bisherige  drängt  zu  der  Annahme  hin,  dass  im  Urzustände  der  Säuger,  auch  Vorfahre 
iles  Menschen  beiderlei  Geschlechtes,  mindestens  in  der  Anlage  acht  Paare  Milchdrüsen  bcsass, 
welche  in  einer  symmetrischen  Doppelreihe  den  Bauch  der  Länge  nach  besetzten,  wahrscheinlich 
durch  den  Nabel  halhirt.  Folgerichtig  schlicsst  sich  daran  die  Hypothese,  dass  Ertiährnngs- 
und  Anpassqngavcrhältnisse  die  Zahl  der  Brüste  in  den  verschiedenen  Gattungen  verschieden 
beschränkten,  über  Schwankungen  und  Rückschläge  zuliessen. 

Auf  die  vorwaltende  Einlings-  und  seltene  Zwillingsgeburt  der  gegenwärtigen  vollkommeneren 
Sänger  und  des  Menschen  kommen  wir  noch  einmal  hei  Betrachtung  des  Gehärorganes. 

Was  die  Ernährung  betrifft,  so  ist  ansgemaehl,  dass  der  Mensch  früher  mehr  und  festere 
Zähne,  stärkere  Beissknochen  und  Kaumuskeln  bcsass.  Der  Gesichttheil  des  Kopfes  war,  ähnlich 
«lern  Affenkopfe  namentlich  männlichcrseits,  etwas  im  Vortheile  gegen  den  Schädvltbeil.  Also 
war  auch  die  Vielgcburt  häufiger  — diese  Schlussfolgerung  ist  den  Landwirthen  entnommen, 
welche  längst  «las  Abhängigkeitsverhältniss  «1er  Trachtenzahl  und  Gute  von  «1er  Fütterung 
kennen. 


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lieber  menschliche  Polymastie  uncl  über  Uterus  bicornis.  1D9 

In  Hinsicht  der  Vertheilung  der  Brüste  nun  wird  mir,  wie  ich  sehe,  von  Klonisch 
(Morph.  Johrh.  IX,  S.  284)  bestätigt,  dass  der  peelorale  Sitz  der  Mammae  sich  bei  denjenigen 
vollkommener  gebauten  Vierfüsslern  schön  ausbildet,  welche  beim  Klettern  das  Junge  besser 
zwischen  den  Brustgliedom  bergen  konnten,  während  es  ihnen,  an  den  Unterleibszitzen  hangend, 
hinderlich  sein  musste.  Dies  dürfte  auch  vom  Meerweibchen  gelten,  welches  ja  viel  aufrecht 
sitzt,  und  selbst  vom  Elephauten,  soweit  er  seine  Nahrung  meist  von  Zweigen  oder  hohen  Gras- 
hlüthen  herabholt;  auch  seine  Stellung  in  Kampfbereitschaft  dürfte  hier  mitsprechen. 

Ich  stelle  mit  vor,  dass  unter  den  acht  urspünglichen  Zitzenpaaren,  von  unten  herauf  ge- 
zahlt, das  erste  und  siebente  (pectorale)  sich  vorzugsweise  zu  entwickeln  pflegten. 

Je  nach  abnehmendem  Bedürfnisse  verkümmerten  dann  im  Laufe  der  Jahrtausende  ein 
oder  mehrere  Paare. 

Beweise:  Die  grössere  Zitzenzahl  des  Fötus  l>ci  etlichen  Beutlern  (s,  oben  S.  194);  das 
Eingehen  der  Milcherzeugung  in  den  Leistendrüsen  zu  Gunsten  der  Brustdrüsen  l«d  den  Rhino- 
lophen  (S.  19G);  die  nicht  seltenen  überzähligen  Zitzen  an  Ziegeu  und  Kühen.  Auf  der  anderen 
Seite  ist  aber  auch  dem  zu  grossen  Rückschreilen  in  der  Natur  gewehrt:  wir  sahen,  dass  die 
Milchorgane  sich  bei  den  Echidnae  erst  während  des  Saugeus  ausbilden,  dass  manchmal  beim 
Menschen  auch  die  überzähligen  Drüsen  milchen  und  vom  Säuglinge  mit  benutzt  werden  oder 
dass  die  Nebendrüsen  die  Hanptdrüscn  vertreten,  ersetzen  (S.  187  bis  189). 

D.  Anatomie  und  Entwickelung  der  Milchdrüsen. 

Die  Zergliederung  ist  am  fruchtbarsten  an  der  menschlichen  Nährdrüse.  Sie  stellt  eine 
Talgdrüse  in  edlerer  Form  dar,  jedenfalls  in  höherer  Verrichtung.  Reichliche  Blut-  und  Lymph- 
gefässe  umspinnen  die  Verzweigungen  des  Nährorgane».  Die  Nerven  werden  einer  späteren 
Untersuchung  aufgehoben  — man  kennt  bisher  nur  die  Nerven  der  überziehenden  äusseren  Haut. 

Das  Folgende  lBt  ein  Auszug  aus  C.  Langer’»  Untersuchungen  (Denkschriften  der  Akademie 
der  Wissenschaften,  Wieu  1850).  Die  erste  Anlage  ist  ein  linsenförmiger  Körper.  Ihm  ent- 
sprechend erhebt  sich  bei  Embryonen  von  7,5  ein  lünge  die  Hautoberilächc  hügcltormig ; eine 
mittlere  Grube  wird  von  einem  hellen  Kreise,  der  späteren,  glatte  Muskeln  besitzenden  Areola, 
umgeben.  Bei  Embryonen  von  lOcin  Länge  beginnt  die  Bildung  der  Milchgünge.  Es  zer- 
fällt nämlich  die  Voranlage  in  mehrere  Sprossen.  Dieselben  liegen,  von  dem  centralen  Grübchen 
ausstrahlend,  neben  einander,  mit  ihren  blinden,  kolbenförmig  aufgetriebenen  Enden  gegen  die 
Peripherie  gewendet. 

Die  Mamma  nasche,  welche  den  tiefststehenden  Säugerfanlilien  für  Lebenszeit  verbleiht 
und  dem  Beutel  verwandt  ist,  erseheint  in  höheren  Ordnungen  nur  vereinzelt,  bez.  vorüber- 
gehend. Beim  mcnschlischen  Früchtchen  ist  sie  regelmässig  vorhanden,  nmwallt 
von  der  schwach  erhobenen  Lederhaut.  Vom  Boden  jener  Anlage,  dem  Drüsenfelde  (s.  S.  193) 
aus,  sprossen  die  Milcligäugc. 

Max  Muss  sagt  (Jcnaisclie  Zeitschrift  für  Mcdicin  VII,  1873):  „Bis  zu  einem  gewissen 
Stadium  verläuft  die  Entwickelung  der  Milchdrüse  bei  Mensch  und  Rind  gleich  — sic  gellt 
aus  einer  taschenförmigen  Anlage  hervor,  die  von  dem  ölten  beschriebenen  Walle  umgehen 
ist.“  Auel)  Küllikcr  fand,  dass,  während  beim  Rinde  die  Erhebung  des  Cutiswalles  zur  Bildung 
der  Zitze  führt,  die  von  einem  einzigen,  weiten  Ausführgange  durchbohrt  wird,  Iteim  Menschen 


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200 


Carl  Hennig, 

die  Erhebung  des  im  Inneren  iler  Tasche  gelegenen  Drüsenfeldes  die  Entstehung  der  Saugwarze 
bedingt,  an  deren  Bildung  sieh  der  Cutiswall  der  Tasche  nur  in  untergeordneter  Weise  be- 
theiligt. 

Auch  die  Nebenbrüste  gehen  aus  papillösen  (nävusartigen)  Anfängen  hervor. 

G.  Hein  (Areh.  f.  tnikroskop.  Anatomie  XX,  1882)  versuchte  eine  neue  Entwickelungslehre. 

Es  gicbt  also  zwei  Typen:  den  Striehcanal  der  Wiederkäuer  «ml  Eiuhufer  und  die 
l’apille  der  übrigen  Monudclphyda  — bei  allen  Säugern  entspricht  schliesslich  die  Ontogenie  der 
Phylogeuic;  selten  bleibt  es  beim  Menschen  bei  der  „Hohl  warze“ , welche  für  den  Säugling 
sehr  schlecht  passt. 

Die  Längsslreifung  der  Epithel-CylinderzeUen,  die  Membrana  propria  und  ihr  inneres  Endothel 
au  den  Drßsengüngcn  entdeckte  Hauber  (Sitzungsbcr.  der  Natnrf.  Ges.  zu  Leipzig,  1879). 

Die  Milch.  Der  kindliche,  der  jungfräuliche  und  der  Männerbusen. 

Die  Milch  ist  eine  Emulsion  von  mikroskopischen  Fettkügelchen,  welche  in  einer  Lösung 
von  Eiweissstoffen,  Zucker  und  Salzen,  also  in  einer  Art  Blutwasser,  schwebend  erhalten  werden. 

Genetisch  verwandt  ist  aber  die  Milch  mehr  dem  Eiter  als  dem  Blute;  schon  Empedokles 
nannte  die  erste  Milch  weissen  Eiter;  Aristoteles  empörte  sich  zwar  gegen  diese  Bezeichnung, 
leitete  aber  doch  Milch  und  Menstrualblut  aus  derselben  mütterlichen  Quelle  ab,  sofern  das 
.Gargekochte“  aus  dem  Blute  des  Säugers  vor  der  Geburt  des  Jungen  durch  die  Nabelgefässc, 
nach  der  Geburt  durch  die  Milchdrüsen  dem  letzteren  geliefert  werde.  Hauber  hat  dies 
analytisch  bestätigt  (daselbst  1878,  S.  33),  indem  er  die  im  Inhalte  de«  Doltersaekes  der  Säuger 
nachgewiesenen  geformten  Körperchen  als  gleichwerthig  mit  den  Körpern  der  V ormilch , des 
Colostrums,  erkannte. 

Im  Jahre  18fi8  habe  ich  (vgl.  die  Inauguraldissertation  von  Zocher  über  die  menschliche 
Milchdrüse)  sowohl  die  erweiterten  Lymphgefasse  der  Brust  Stillender,  als  auch  die  citorähnlichcn 
Körperchen  abgebildet,  welche  sich  in  der  thätigen  Drüse  zwischen  den  Cylindcrzellcu  der 
Drüsengänge  hindnrehdrängen,  ins  Freie  gelangen  und  anfänglich  noch  einen  bis  mehrere  deut- 
liche Kenie  enthalten.  Dies  sind  die  an  Grösse  zunehmenden,  endlich  (nach  Räuber  durch  ein 
Ferment)  zerfallenden,  in  die  Milchkügelchen  sich  auflösenden  Colostrum-Körperchen.  Dies 
sind  also  die  Abkömmlinge  der  aus  den  Gelassen  auswandernden  und  in  die  Lichtungen 
der  Milchcanäle  sich  eiudrängenden  weissen  Blut-  oder  Lyinph-  (Eiter-)  Körperchen.  Die 
Canäle  der  Jungfrau  enthalten  für  gewöhnlich  keine  Lichtung. 

In  acuten  Krankheiten  und  in  den  seltenen  Vorkommnissen,  wo  Stillende  menstruiren,  liefert 
die  Milchdrüse  wieder  vereinzelte  Colostrum-Körperchen  ( Dünne). 

Das  Wach'thum  der  Drüse  erfolgt  schubweise  während  der  jungfräulichen  Menstruation 
(Osiander,  Carl  Mennig),  Langsamer  in  der  Schwangerschaft,  am  reichlichsten  in  den  ersten 
Tagen  de»  zweiten  Wochenbettes. 

Den  rechten  Warzenhof  fand  ich  schon  bei  wilden  Frauen  durclischnittlicb  etwas  grösser, 
ilie  rechte  Brustdrüse  bei  Europäerinnen  etwas  schwerer  und  grösser  als  die  linke;  auch  erkrankt 
die  rechte  Brust  öfter  als  die  linke  (Carl  Mennig,  Archiv  für  Gynäkologie,  1881). 

So  wie  es  nach  Waldcyer  keinen  mit  unseren  Sinnen  erkennbaren  Unterschied  zwischen 
der  männlichen  und  der  weiblichen  Keimdrüse  in  der  ersten  Anlage  hei  der  Frucht  giebt,  so 


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Ueber  menschliche  Polymastie  uml  über  Uterus  bicornis.  201 

ist  auch  das  neugeborene  Kind  beiderlei  Geschlechtes  im  Stande,  einige  Tage  nach  der  Ge- 
hurt wahre  Milch  an  liefern,  und  kann  Entzündung  der  kleinen  Brüste  erfahren.  Ob  der  Druck, 
die  Reibung  der  mit  zahlreichen  Nerven  versehenen  Brustwarzen  während  des  Durchganges 
durch  die  mütterliche  Beckenwand  dafür  zu  beschuldigen  sind? 

Bei  einigen  Kindern,  welche  sich,  besonders  in  heissen  Klimatcn,  vorzeitig  entwickeln, 
kann  irr  den  ersten  Lebensjahren  sowohl  ein  wahrer  Busen,  wie  auch  Menstruation  zu  Stande 
kommen. 

Wenn  eine  Katzenmuttor  umkommt,  so  nimmt  bisweilen  die  Grossmutter  die  noch  unselbst- 
ständigen Kätzchen  an  ihre  Zitzen,  welche  denn  auch  nicht  selten,  durch  das  Saugen  angereizt, 
nachzeitig  wieder  wahre  Milch  geben. 

Dass  nie  geschwängerte,  auch  50jährige  Frauen  mit  Erfolg  Säuglinge  angelegt  haben,  er- 
zählen Agoatinacchio  und  G.  Buzzi  (Filiatre  Sebezio,  1838,  XVI,  209  und  Giom.  per  i 
Progress!  della  Patol.  1834,  I,  368). 

Bei  Schwangeren  entwickeln  sich  auf  dem  Warzenhofe  meist  Knötchen  (Montgomery), 
welche  sich  nach  der  Geburt,  mit  Saft,  selbst  mit  wahrer  Milch  füllen  können.  Sie  sind  ent- 
weder veränderte  Talgdrüsen  (II en  nig)  oder  ^abgesprengte“  wahre,  nur  winzige,  wenig  verzweigte, 
traubciiförmige  Milchdrüsengänge.  Sie  sind  ein  werthvolles,  leider  nicht  ganz  sicheres  Zeichen 
für  Schwangerschaft. 

Aeuascrat  selten  sind  die  Beispiele  milchender  Jungfrauen.  Das  älteste  betrifft  wohl 
das  Mädchen,  welches  in  rührender  llingatM-  ihrem  zum  Ilungertode  verdammten  Vater  durchs 
Gefängnissgitter  hindurch  ihren  Busen  reichte ; das  regelmässige  längere  Saugen  lockte  wirklich 
Nährsaft  herbei. 

Ferner  traf  Morgagni  bei  der  Zergliederung  eiues  geschlechtlich  nie  berührten  Frauen- 
zimmers die  jugendlichen  Brüste  von  Milch  strotzend  (Epist.  unat.  XVI,  §.  34).  Montcsanto  sah 
eine  hagestolze  Hündin  drei  Junge  sängen  (G.  Veratti,  Bonon.  Instit.  Comment.  II,  P.  1,  p.  154). 

Endlich  ist  auch  unserem  Scanzoni  eine  Jungfrau  mit  wahrer  Milchzeugung  vorgekomincn. 

Während  das  „Männerwochenbett“  als  verrückte  Sitte  einiger  nordamerikanischer  Stämme 
den  Anthropologen  bekannt  ist,  hat  da*  männliche  Stillen  als  Seltenheit  eine  nalurgeschicht- 
liehe  Bedeutung. 

Wir  sahen  schon  vorhin  die  Milch  Neugeborener  unter  beide  Geschlechter  vertheilt;  schon 
Aristoteles  (I,  163)  kannte  diese  Erscheinung.  Ein  22jähriger  Soldat  (Schmotzer)  war 
periodisch  mit  Milch  gesegnet;  die  milchende  Brust  war  die  linke  (Nelalon);  v.  Humboldt 
(lieise  II,  40)  berichtet  von  stillenden  Männern;  einer  vertrat  mit  dieser  kostbaren  Verrichtung 
seine  kranke  Frau  fünf  Monate  hindurch. 

Im  landwirtschaftlichen  Institute  Leipzig  diente  ein  Ziegenhook  mehrere  Jahre  hindurch 
zu  chemischen  Milchbestimmungen.  Wenn  eine  neue  Arbeit  in  dieser  Richtung  angetreten 
ward,  bedurfte  es  jedesmal  nur  anhaltenden  Melkens  der  Striche,  um  Milch  herbeiströmen  zu  hissen. 

Wir  haben  gesehen,  dass  auch  Polymastie,  wenngleich  viel  seltener  als  bei  Frauen,  einem 
männlichen  Individuum  zukommen  kann. 

Fassen  wir  das  durch  die  bisherige  Betrachtung  Gewonnene  zusammen,  so  ergiebl  sieh: 

1.  Die  Milchzeugung  ist  in  grossartiger  Weise  Vorrecht  des  weiblichen  Körpers,  aber  der 
männliche  ist  von  dieser  Verrichtung  nicht  ganz  ausgeschlossen. 

Archiv  for  Anthropologie.  Bd.  XIX-  2ti 


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202  Carl  Hcnnig, 

2.  Pie  Polymastie  ist  ebenfalls  auf  Weiber  reichlicher  vertheill;  es  kommen  auf  einen  männ- 
lichen Polymastos  4,5  weibliche. 

3.  Pie  überzähligen  Kruste  sitzen  nicht  an  beliebigen  Stellen  (1er  Körperobcrfläehe,  sondern 
nur  am  Rumpfe  und  an  den  ihm  nächsten  Bezirken  der  Gliedmaassenhnut. 

4.  Polymastie  ist  nicht  dem  Menschen  allein  eigen,  sondern  wird  auch  an  Vierfttsslern 
wahrgenommen. 

5.  Polymastie  kann  vererben. 

6.  Polymastie  ist  in  einer  Säugergattung  regelmässig  nur  fötal.  Ries  erinnert  an  den  regel- 
mässigen (C.  Ilennig)  Befund  überzähliger  Schwanzwirbel  in  frühester  Fötalzeit  des 
Menschen. 

7.  Pie  überzählige  Brust  lässt  sich  nicht  immer  durch  Spaltung  einer  Zitzenanlage  er- 
klären. Doppelte  und  mehrfache  Saugwarzen  können  gelegentlich  durch  Hereinwachsen  von 
Lederhautgewebe  in  eine  Warzenanlage  entstehen.  Am  wenigsten  lässt  sich  Spaltung  des 
Keimes  für  diejenigen  Nebenbrüste  verwerthon,  welche  unterhalb  des  Nabels  denjenigen  Säugern 
zuertheilt  wurden,  deren  Milchdrüsen  für  gewöhnlich  nur  oberhalb  des  Naltels  sitzen.  Auch 
•die  median  gestellte  Nebenbrust  gehorcht  nicht  der  Spalltheorie. 

8.  Vieles  drängt  zu  der  Annahme,  dass  alle  Säuger,  den  Vorfahren  des  Meuschen  einge- 
schlossen, in  der  Urzeit  Leistenbrüste  und  eine  grössere  Anzahl  symmetrischer  Brustpaare  als 
jetzt  trugen,  entsprechend  einer  grösseren  Fruchtbarkeit;  so  dass  mehr  als  ein  Prüsenpaar  der 
regelmässigen  Schwangerschaft  mit  mehr  als  einem  bis  zwei  Jungen  entsprachen. 

Per  zweihörnige  Uterus. 

Pie  letzte  These  fuhrt  uns  auf  einen  Beweis,  welcher  von  einem  anderen  Gliede  der  Ge- 
nitalkette ausgeführt  werden  soll. 

Bekanntlich  ist  der  Entwickelung  der  Gebärmutter  der  Säuger  ein  von  J.  Müller  und 
C.  Thiersch  entdeckter  Typus  vorgezeichnet.  Pie  Fäden,  welche,  von  der  Untiere- jederzeit« 
herabkommend,  mit  den  Harnleitern  sich  kreuzen  und  im  kleinen  Becken  an  einander  heran- 
treten, werden  hohl  und  stellen  die  Anlagen  der  Eileiter,  des  Uterus  und  der  Sclteide  dar. 
Ihr  oberer  Verschmelzungsthei!  wird  zum  Fruchthalter,  die  untere  Strecke  zum  Scheiden- 
schlauche. 

Je  höher  das  Säugethier  in  der  Schöpfungsordnung  steht,  tun  so  grössere  Strecken  der 
die  parallelen  Rühren  trennenden  Scheidewand  werden  allmätig  aufgesogen,  so  dass  schliesslich 
bei  einer  Anzahl  von  Säugerfamilien  und  beim  Menschen  die  Gebärmutter  ein  einfaches  Hohl- 
organ darstcllt,  an  welches  sieh  die  Scheide  ebenfalls  cinröhrig  anschliesst,  um  in  der  Scham- 
öffnung zn  enden. 

Aber  schon  das  Vorkommen  des  Hymen  biforis  beim  Weibe  deutet  auf  die  embryonale 
Anlage  eines  Poppelcanals:  bei  einigen  Frauenzimmern  ist  das  Jungfernhäutchen  keine  halb- 
mondförmige, nach  oben  concave  Klappe,  sondern  eine  vom  hinteren  Rande  der  Harnröhre- 
mündung abgehendc,  sich  im  Vorhofe  unten  hinten  befestigende  Säule  mit  je  einer  Oeffnnng 
rechts  und  links  — also  eine  symmetrisch  durchbrochene  Scheidewand.  Manchmal  löst  sich 
die  Säule  am  oberen  oder  am  unteren  Ansatzpunkte  ab  und  hängt  beim  neugeborenen  Mäd- 
chen als  „Polyp“  zur  Schamspaltc  heraus  (Ilennig). 


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Ueber  menschliche  Polymastie  und  über  Uterus  bicornis.  20T 

Nun  macht  aber  die  menschliche  Frucht  gewissermaassen  alle  die  Zwischenstufen  der 
Entwickelung  vor  der  Geburt  durch,  welche,  wenn  Hemmungen  eintreten,  thierähnliche  Spaltern 
am  Grunde  der  Gebärmutter  und  Scheidewände  in  Uterus  und  Vagina  zurück  lassen. 

Daher  der  Uterus  duplex  (didelphys),  bicornis,  bilocnlaris,  subseptns,  vagina  duplex. 

In  einzelnen  Füllen  macht  das  Weib  während  einer  oder  der  folgenden  Schwangerschaft 
denselben  Fortschritt  durch,  den  die  Stute  durchmaeht  in  jeder  Tragzeit,  nur  dass  die  Stute 
nach  der  Geburt  wieder  einen  sattelförmigen  Uterus  erhält  (Jörg),  während  die  Frau,  mit 
Uterus  incudiformis  oder  bicornis  angeboren  begabt,  wenn  sie  einmal  das  Versäumte  mittels  der 
Schwangerschaften  nachgcbolt  hat,  den  menschlichen  Uterus  ovnüs  non  septus  für  ihre  übrige 
Lebenszeit  behält  (C.  llennig,  Fr.  Schatz,  s.  Sitzuugsbcr.  Nat.  Ges.  Leipzig,  XI,  1884,  S.  46). 
llohl  beobachtete,  dass  bisweilen  der  Uterus  areuatus  sich  erst  während  der  Schwangerschaft 
ausbildet,  indem  sich  die  Kreisfasem  stärker  entwickeln,  welche  die  Tubenmündungen  an  den 
oberen  Winkeln  des  Fruehtträgcrs  umfassen,  und  dass  sich  der  dadurch  gebildete  Sattel  nach 
dem  Wochenbette  wieder  verliere. 

Ein  zweiter  hier  in  die  Wagschalc  fallender  Umstand  ist  die  Längsscheidewand  des  Uterus 
bitocularis.  Sie  ist  immer  sagittal  gestellt  (A.  Kussmaul,  Von  dem  Mangel  und  der  Ver- 
doppelung der  Geliärmutter.  Würzb.  1859).  Ist  nun  in  jedem  Fache  eine  Frucht,  so  kamt  die 
Scheidewand  gedehnt,  verdünnt  werden. 

Sind  diese  Zwillinge  von  verschiedenem  Alter,  so  giebt  es  gelegentlich  eine  Abnutzung, 
eine  Durehreibiuig  oder  Zerreissung  der  Scheidewand.  Das  Gleiche  wird  der  Fall  sein,  wenn 
gleichaltc  Zwillinge  sich  zu  verschiedener  Grosse  entwickeln  oder  wenn  einer  abstirht  und  noch 
einige  Zeit  in  seiner  Kammer  verweilt. 

Hierbei  ist  Gelegenheit  zum  Schwinden  der  Scheidewand  gegeben  — noch  mehr 
aber,  wenn  der  zweifächrige  Uterus  mehrmals  nach  einander  nur  eine  Frucht  austrägt.  Und  in 
der  Timt  findet  inan  Fruehthaltcr,  welche  nur  oben  eine  mit  schmalem  Saunte  an  der  hinteren 
Wand  herablaufende  sichelförmige  Scheidewand  tragen. 

So  gut  also  der  embryonale,  zweihömige  Uterus  regelmässig  vor  der  Geburt  und  der  an- 
geborene zweihörnige  Uterus  mittels  der  Schwangerschaften  noch  bei  der  Erwachsenen  allntälig 
in  den  iingchürnten  überzugehen  vermag,  so  wird  auch  der  zweikammerige  Uterus  thatsächlich 
hei  Einzelnen  cinknmmcng. 

Analog  sehen  wir  AÖViigcsclilcehter  niederen  Hanges,  wie  die  Lemuren,  mit  zweihörnigem 
Uterus  behaftet  im  Hinblicke  auf  die  Bestimmung,  dass  jedes  Ilorn  mehr  als  ein  Junges 
birgt.  Dagegen  siml  die  Uteri  der  menschenähnlichen  Atfen,  welche  in  der  Kegel,  wie  die 
Stute,  nur  Einlinge  austragen,  einfach  und  hornlos. 

Welcher  Unterschied  von  «len  langen,  darmähnlich  hingestreckten  Hörnern  des  Schweine- 
fruchthalters,  welcher  allerdings  in  jedem  Home  sechs  bis  acht  Junge  auszttbrüten  hat! 

Ich  komme  zu  dem  Schlüsse,  dass  unsere  Urvorfahren  gehörnte  Uteri  auch  nach  der  Ge- 
burt behalten  haben;  ich  habe  demgemäss  seit  zwei  Jahren  meinen  Zuhörern  den  Satz  zur 
Beurtheilung  vorgelegt,  dass  die  Mütter  der  frühesten  Menschcngenerationen  regelmässig 
mindestens  Zwillinge,  meist  aber  drei  bis  fünf  Früchte  (bis  sechs!1)  zugleich  ausgetrngen  haben. 

Und  dieser  Fruclitxahl  würden  mehr  als  eip  Paar  Brüste  entsprechen.  Hier  kommen 
wir  mit  der  früheren  Behauptung  (S.  202)  zusammen. 

26* 


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204 


Carl  Henttig,  Ueber  menschliche  Polymastie  etc. 

Auch  kommen,  wie  wir  oben  Baben,  mehrbrüstigen  Frauen  noch  jetzt  häufiger  Zwillinge  zu. 
Diener  Hypothese  entsprechend,  trägt  z.  B.  Lemur  gracilis  auf  Ceylon,  welchem  auf  jeder 
Brustdrüse  zwei  Zitzen  hinter  einander  zugethcilt  sind,  gewöhnlich  vier  Junge  aus  (Soba, 
Thesaurus  1.  I,  1734,  55,  tah.  35,  Fig.  1,  2). 

Nur  die  Görtolthicre  scheinen  sieh  dieser  Schlussfolgerung  nicht  zu  fügen : sie  tragen  meist 
mehr  als  zwei  Junge  aus:  Dasyptts  septctnrinctus  5 bis  12,  D.  unicinctus  4 bis  5;  doch  sind 
die  Uteri  kaum  gehOrnt,  höchstens  amboalormig.  Die  Erklärung  hierfür  liegt  darin,  dass  die 
Jungen  eines  Wurfes  stets  gleiches  Geschlecht  haben,  also  entweder  lauter  Männchen  oder 
lauter  Weibchen  sind,  bereits  von  Azara  (Quadrup.  II,  186)  bemerkt.  Beim  kablschwänzigen 
Gürtelthierc  wenigstens  liegen  diese  Jungen,  «de  auch  die  gleichgeschlechtigen  Mehrlinge 
beim  Menschen,  stets  in  einem  gemeinschaftlichen  Chorion,  wie  um  eine  Achse  gruppirl 
und  selbst  die  Sehafhüute  erfahren  in  späterer  Tragzeit  Lücken  — daher  der  einkaramerige 
Uterus  der  jetzt  lebenden  Arten. 

Mai  1889. 


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IX. 

Ein  interessanter  Befund  am  Chiasma  nervorum  opticorum 

des  Schimpanse. 


Von* 

Dr.  Johannes  Möller,  Pronector  in  Basel. 

Mil  Tafel  VIII. 


Im  XVII.  Bande  (3,  S.  180)  dieses  Archivs  berichtete  ich  bei  der  Beschreibung  eines 
Schimpansegehirnes  in  Kürze  über  einen  Faserstrang,  welcher  am  Chiasma  11.  o.  dieses  Gehirns 
in  oberflächlich  freier  Luge  sich  vorfand,  und  erklärte  es  für  wahrscheinlich,  dass  derselbe 
einen  geschlossenen  Fasciculus  von  ungekreuzt  verlaufenden  Nervenfasern  darstelle.  Durch 
weitere  Beobachtungen1),  zu  denen  sich  mir  seitdem  Gelegenheit  bot,  habe  ich  mich  nunmehr 
überzeugen  können,  dass  das  Vorkommen  dieses  Faserstranges  beim  Schimpanse  ein  constantes 
ist,  und  dass  die  von  mir  ausgesprochene  Vermuthung  eine  völlig  richtige  war.  Zugleich  konnten 
noch  weitere,  der  Oberfläche  des  Chiasma,  der  Nervi  und  der  Tractus  optici  — sowohl  hinsichtlich 
des  Faserverlaufes,  als  auch  in  anderer  Beziehung  — zukoinmende  Eigentümlichkeiten  festgestellt 
werden.  Zwar  waren  dieselben  in  den  zur  Beobachtung  gelangten  Fällen  nicht  immer  oder 
wenigstens  nicht  in  gleich  deutlicher  Weise  sichtbar.  Dies  hing  indessen  lediglich  von  der  Art 
der  Conservirung  und  Härtung  ab.  Unter  den  fünf  von  mir  untersuchten  Chiasmen  waren 
drei  zusammen  mit  dem  Gehirn  mit  Clilnrzink  und  Alkohol  behandelt  worden  und  zeigten  sieh 
für  die  Feststellung  jener  Eigentümlichkeiten  nicht  besonders  geeignet.  Die  übrigen  zwei 
wurden  mit  dem  Gehirn,  das  eine  nur  auf  kurze,  das  andere  auf  längere  Zeit  (etwa  drei  Monate) 

*)  cf.  AnMotubiclier  Anzeiger,  IV.  Jahrg.,  issy.  Kr.  17. 


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20C 


Dr.  Johannes  Möller, 


in  Müller’sche  Flüssigkeit  gelegt,  dann  vom  Geliim  losgetreunt,  mehrere  Stunden  ausgewäseert 
uml  schliesslich  in  90 procentigen  Alkohol  gebracht.  Dasjenige  Präparat,  welches  längere  Zeit  mit 
MüllerVcher  Flüssigkeit  behandelt  worden  war,  erwies  sich  als  das  für  unsere  Untersuchungen  ge- 
eignetste Object.  Ks  soll  deshalb  der  folgenden  Schilderung  in  erster  Linie  zu  Grunde  gelegt  werden. 

Es  wurde  dieses  Chiasma  erst,  nachdem  es  einige  Zeit  in  Alkohol  gelegen,  so  das»  cs 
nunmehr  gut  gehärtet,  jedoch  nicht  brüchig  geworden  war,  vorsichtig  von  der  Pia  befreit. 
Hierbei  neigte  sich,  dass  das  Verhältnis»  der  letzteren  zum  Chiasma  und  den  nächst  angrenzen- 
den Stücken  der  Sehnerven  nicht  das  gleiche  ist  wie  beim  Menschen.  Bei  diesem  liegt  die  Pia 
den  genannten  Gebilden,  gleichwie  es  auch  an  den  Tractus  der  Fall  ist,  bekanntlich  nur  locker 
auf;  erst  in  einem  Abstande  von  4 bis  6 mm  vom  Chiasma  beginnt  sic  sich  mit  dem  Sehnerven 
inniger  zu  verbinden,  d.  h.  zur  eigentlichen  Pialscheide  zn  werden;  nach  ihrer  Entfernung  erseheint 
daher  ins  zu  der  genannten  Grenze  die  Oberfläche  überall  völlig  glatt.  Beim  Schimpanse  erstreckt 
sieh  die  Pialscheide,  wenigstens  an  der  ventralen  Seite,  bedeutend  weiter  rückwärts,  nämlich  bis 
zu  einer  später  noch  genauer  zu  bezeichnenden , bis  über  das  Chiasma  sich  hiuziehenden  Grenz- 
linie; in  Folge  dessen  zeigt  sich  nach  ihrer  Entfernung  das  eutsprechende  Gebiet  der  Oberfläche 
nicht  glatt  wie  beim  Menschen,  sondern  es  treten  hier  die  oberflächlich  verlaufenden  Nerven- 
bündel, indem  das  zwischen  ihnen  eindringetide  Pialgewebe  herausgerissen  wurde,  mit  grösster 
Deutlichkeit  zu  Tage.  An  der  dorsalen  Seite  beginnt  die  Pialscheide  zwar  auch  schon  weiter 
rückwärts  als  beim  Menschen , jedoch  nicht  /o  weit  wie  an  der  ventralen ; ihre  hintere  Grenze 
befindet  sich  hier  an  den  Sehnerven  — und  zwar  zunächst  an  deren  seitlichen  Rändern  — in 
einem  Abstande  von  1 bis  2 mm  vom  Chiasma. 

Das  Gcsaninilbild,  welches  nach  Ablösung  der  Pia  an  der  Oberfläche  des  Chiasma  sich  dar- 
bictet,  ist  folgendes. 

An  der  ventralen  Seite  (Fig.  I)  lassen  sich  nach  ihrer  verschiedenen  Richtung  vier  Faser- 
gruppen unterscheiden.  Die  die  Hauptmasse  ausmachende  und  zugleich  die  gröbsten  Bündel 
aufweisende  Gruppe  zeigt  einen  im  Wesentlichen  der  Längsachse  der  Sehnerven  parallelen  Ver- 
lauf (1).  Da  ihre  Fasern  von  letzteren  aus  nicht  weiter  rückwärts  bis  ins  Chiasma  verfolgt 
werden  können,  so  lässt  sieh  nicht  ohne  Weiteres  entscheiden,  ob  dieselben  gekreuzte  oder  ungo- 
kreuxte  sind.  Indessen  darf  man  wohl  eher  vermutlien,  dass  es  sich  um  gekreuzte  (Commisstira 
ernciata  Hannover)  handelt,  und  zwar  deshalb,  weil  sie  mehr  oder  weniger  deutlich  geschieden 
sind  von  den  beiden  folgenden  Gruppen,  von  denen  die  eine  ohne  Zweifel,  die  andere  mit 
grösster  Wahrscheinlichkeit  aus  ungekreuzteu  Fasern  besteht. 

Die  erstgenannte  von  diesen  bildet  den  anfaugs  erwähnten  Faserstrang,  der  hier  als  Fasci- 
cultis  medial is  bezeichnet  werden  soll  (2).  Derselbe  geht  aus  der  Spitze  eines  keilförmig  ge- 
stalteten, ventral  wärt»  sich  vorwölbenden  Wulstes  hervor,  welcher  als  unmittelbare  Fortsetzung 
des  Tractus  sieh  nicdian-vorwärU  über  das  Chiasma  erstreckt.  Indem  der  anfangs  sehr  schmale 
(etwa  1 nun  im  Qucrdiirchtnesser  betragende)  und  zunächst  ein  geschlossenes  Bündel  bildende 
Strang  die  Richtung  dieses  Wulstes  beibehält,  zieht  er  — mit  der  vorhergehenden  Fasergruppe 
sieb  kreuzend  und  sie  von  der  ventralen  Seite  her  bedeckend  — zur  Innenseite  des  gleich- 
seitigen Sehnerven.  Hier  angelangt,  beginnt  er  sich  aufzulöscn,  derart,  dass  seine  Fasern 
fläelienhaft  sieb  ausbreiten  und  zugleich  in  steiler  Spirale  sielt  zur  dorsalen  Seite  des  Sehnerven 
hvrumschlagen. 


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207 


Ein  interessanter  Befund  am  Chiasma  n.  o.  des  Schimpanse. 

Nicht  mit  der  gleichen  Deutlichkeit  wie  an  dem  in  Rede  stehenden  Chiasma  lässt  sich  der 
Fasciculus  mcdialis  an  den  Übrigen  Chiasmen  verfolgen.  Er  ist  hier  als  Strang  huutig  nicht 
einmal  zu  erkennen,  und  zwar  hauptsächlich  deshalb  nicht,  weil  sein  lateraler  Contour  zu  wenig 
oder  gar  nicht  sichtbar  erscheint.  Das  einzige,  aber  auch  nie  fehlende  Kennzeichen  für  das  Vor- 
handensein <les  Fasciculus  besteht  dann  darin,  dass  er  und  der  genannte  keilförmige  Wulst  durch 
ihren  inneren  Rand,  der  entweder  leicht  auswärts  gebogen  ist  ml  er  an  der  Stelle,  wo  jene  beiden 
in  einander  übergehen,  einen  stumpfen  Winkel  bildet,  auffallend  scharf  abgeeetzt  sind  gegen  die  nach 
innen  von  ihm  liegende,  dorsalwiirts  zuriickweichende,  gegen  die  Mitte  allerdings  sieh  wieder  hervor- 
wölbende Partie  des  Chiasma  (Fig.  III  u.  IV)1).  Es  schien  mir  dies  auch  an  dem  Chiasma 
eines  Gorilla  der  Fall  zu  sein,  so  dass  wahrscheinlich  auch  diesem  Anthropoiden  der  Fascieuln« 
mediabs  zukommt.  Mit  Bestimmtheit  wage  ich  »lies  deshalb  nicht  zu  behaupten,  weil  ich  bisher 
nur  einen  Fall  unter  die  Augen  bekam  und  in  diesem  das  schon  sehr  lange  Zeit,  mit  dein  Gehirn 
in  Alkohol  gelegene  Chiasma  nicht  mehr  den  wünschenswerthen  Erhaltungszustand  aufwies. 

Einen  gerade  entgegengesetzten  Verlauf  als  der  Fasciculus  mcdialis  zeigt  dio  dritte,  diesen 
zugleich  an  Masse  etwas  Übcrt reffende  Fasergrnppe  (3).  Ihre  Bündel  nehmen  die  laterale  Partie 
der  ventralen  Fläche  der  Sehnerven,  zum  Theil  auch  noch  des  Chiasma  ein,  ziehen  in  schräger 
Richtung  lateral- vorwärts  und  winden  sich  in  steiler  Spirale  um  die  laterale  zur  dorsalen  Seite 
der  Sehnerven  hemm.  Es  hat  den  Anschein,  das«  sie  ans  dem  gleichseitigen  Traetus  hervor- 
gohen  (s.  besonders  rechts),  so  dass  sie  demnach  wahrscheinlich  den  Hannoverschen  Fasci- 
culus lateralis  bilden.  Beim  Menschen  sollen  allerdings  nach  diesem  Beobachter  die  ent- 
sprechenden Fasern  in  umgekehrter  Richtung,  nämlich  von  der  dorsalen  Seite,  um  den  lateralen 
Rand  herum,  zur  ventralen  Seite  verlaufen. 

* Die  vierte  Gruppe  ist  an  dem  vorliegenden  Chiasma  nur  auf  der  linken  Seite  sichtbar  (4). 
Sie  besteht  aus  einigen  äusserst  feinen  Bündeln,  welche  in  der  Richtung  vom  Tuber  cinercum 
herkommeiid , über  die  ventrale  Fläche  des  Traetus  schräg  nach  aussen  ziehen,  um  sich  zur 
lateralen  Seite  des  gleichseitigen  Sehnerven  zu  wenden,  wo  sie  sich  den  Bündeln  der  vorher- 
gehenden Abtheilmig  anschliesson.  Es  handelt  sich  um  Fasern,  welche  der  Commissura  ansata 
Hannover  zugehören. 

Aus  der  Beschreibung  der  Fasergruppirung  ist  theilweise  schon  ersichtlich  und  es  ergiebt 
sich  dos  Weiteren  aus  der  beigefügten  Abbildung  (Fig.  I,  s.  besonders  rechts),  «lass  die  oben 
erwähnte  hintere  Grenzlinie  des  ventralen  Theiles  der  Pialacheide  am  äusseren  Rande  des  keil- 
förmigen Wulstes  beginnt  und  dann  eutlang  dem  inneren  Rande  des  Fasciculus  mcdialis  verläuft. 
Das  gesammte,  nach  hinten  und  innen  davon  gelegene  Gebiet  erscheint  natürlich  an  der  Oher- 
IlScbe  völlig  glatt. 

An  der  dorsalen  Fläche  (Fig.  II)  ist  in  erster  Linie  auffallend  ein  die  Anfangsstücke  der 
Sehnerven  anshöhlender  Halhcanal,  der  auch  an  den  übrigen  Präparaten  in  verschieden  deut- 
licher Weise  sichtbar  ist.  Derselbe,  hinten  geöffnet  und  weit,  wird  nach  vorn  zu  durch  das 
Convergircn  der  Wülste,  die  ihn  von  der  Seite  her  begrenzen,  allmälig  enger.  Auf  dem  Quer- 
schnitt zeigt  also  der  Sehnerv  eine  in  mehr  oder  weniger  ausgesprochener  Weise  hufeisenförmige 


l)  ln  den  Abbildungen  (Fig.  Vll  und  KI1)  meiner  oben  genanuteo  Abhandlung  Ul  der  Faitciculu*  medialU 
»ehr  ungenau  wiedergegeben. 


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208 


Dr.  Johannes  Möller, 


Gestalt.  Ob  dieser  Halltcanal  sich  noch  weiter  nach  vorn  fort®  eilt,  habt*  ich  noch  nicht  fest* 
«teilen  können.  Er  wurde  bisweilen  auch  bei  anderen  Säuget  hie  rvn  (auch  beim  Menschen) 
beobachtet  ‘)  und  erinnert  an  die  bei  niederen  Wirbelthicrcn  vorkomiuende  Form  des  Sehnerven 
die  hier  einer  gefalteten  Membran  ähnlich  Ul 

Die  genannten  seitlichen  Wülste,  von  denen  der  innere  im  Querschnitt  etwas  starker 
erscheint  als  der  äussere,  bezeichnen,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde,  die  Stelle,  von  wo  ab 
dem  Sehnerven  au  der  dorsalen  Seite  eine  Pial scheide  zukoimut.  Von  den  hier  frei  liegenden 
Nervenfasern  schlagen  einige  eine  entschieden  schräge  Richtung  ein,  und  zwar  die  am  äusseren 
Wulst  von  aussen  nach  innen,  die  am  inneren  umgekehrt;  letztere  entstammen,  wie  aus  dem 
Obigen  hervorgeht,  dem  Faaciculua  internus,  erstere  der  als  dritten  beschriebenen  Fasergruppe. 
Mit  diesen  schräg  verlaufenden  Fasern  ist  ein  Theil  der  übrigen,  welche  der  geraden  Richtung 
sich  mehr  nfdierti,  verflochten.  — 

Der  neue  Reitrag,  welchen  der  hier  vorliegende  Befund  zur  Frage  des  Faserverlaufes  im 
Chiasma  liefert,  erscheint  mir  in  zwei  Hinsichten  von  Wichtigkeit,  nämlich  einmal,  weil  es  sich 
weder  um  einen  pathologischen,  noch  auf  experimentellem  Wege  erzeugten,  sondern  um  einen 
rein  normal-anatomischen  Befund  handelt,  sodann  weil  wir  es  dabei  mit  einem  derjenigen  Tliiere 
zu  thun  haben,  welche  dem  Menschen  am  nächsten  stehen.  Von  diesen  aus  ist  natürlich  am 
ehesten  ein  Rückschluss  auf  den  Menschen  gestattet,  bei  dem  ja,  wie  hei  den  Säugethieren 
überhaupt,  bekanntlich  immer  noch  die  widersprechendsten  Ansichten  über  den  Faserverlauf  im 
Chiasma  herrschen. 

Das  Chiasma  des  Schimpanse  bestätigt  von  Neuem  das  von  verschiedenen  Seiten  — auch 
neuerdings  wieder  — in  Abrede  gestellte  Vorkommen  von  geschlossenen  Faserbündeln  und 
lässt  dies  daher  auch  beim  Menschen  kaum  als  zweifelhaft  erscheinen;  damit  ist  natürlich  keinem 
weg®  ausgeschlossen,  dass  ungekreuzt o Fasern  ausserdem  auch  zerstreut,  mit  gekreuzten  gemischt 
verlaufend,  im  Chiasma  Auftreten2). 

Der  Fasciculus  medialis  des  Schimpanse  stimmt  mit  dem  von  v.  Gudden  zuerst  beim 
Hunde,  dann  auch  heim  Menschen  beschriebenen,  ungekreuzten  Bündel  hinsichtlich  der  Richtung 
seines  Verlaufes  zwar  im  Wesentlichen  überein,  weicht  jedoch  dadurch  ah,  dass  er  nicht  wie 
jenes  dorsal,  sondern  ventral  gelegen  ist. 

Dass  neben  dem  mediale»  zugleich  ein  lateraler  Fasciculus  vorhanden  ist,  erscheint  wie 
für  den  Schimpanse,  so  auch  für  den  Menschen  als  sehr  wahrscheinlich.  Der  Traetus  würde 
demnach  die  ungekreuzten  Fasern,  soweit  dieselben  in  coni|>acten  Bündeln  Auftreten,  in  zwei 
verschiedenen  Richtungen,  nach  aussen  und  nach  innen,  zum  gleichseitigen  Nerven  entsenden. 
Von  den  meisten  derjenigen  Beobachter,  welche  für  das  Vorhandensein  von  gcschlosseneit 
Fasciculi  eintreten,  nehmen  die  einen  nur  den  medialen,  die  anderen  nur  den  lateralen  an.  Oh 

•)  Hannover,  Das  Auye.  Leipzig  16Ä2  (8.  6).  Kähmen,  De  cliiattnatis  optici  textura.  Dorpat  1854  (8.  12). 

*)  Nach  den  neuesten  Untersuchungen  von  Singer  und  Münzer  ( Beiträge  zur  Kennt nim  der  Sehuervcn- 
kreuzung.  Mathematisch  - uaturwiseenschafUiche  Classe  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien, 
1hl.  5S)  und  von  Uernlieimer  (l>ber  die  Kutwickelung  und  den  Verlaut'  der  Markfaeern  im  Chiasma  n.  o.  des 
Menechen.  Archiv  für  Augenheilkunde,  Bd.  20,  1.  u.  2.  Heft)  werden  die  uugekrenzten  Fasern  bei  Kaninchen, 
Katze.  Hund.  Mensch  nur  gemischt  mit  gekreuzten  angetrofTen,  und  zwar  beim  Menscheu  (Bern  heim  er),  wie 
es  scheint,  fast  ausschliesslich  in  der  oberen  (dorsalen)  Chiasraahalfte ; compacte  Bündel  «ollen  Iwi  «len  genannten 
Thiereu  wiw.c  beim  M**nschen  gänzlich  fehlen. 


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Taf.W. 


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Ein  interessanter  Befund  am  Chiasma  n.  o.  des  Schimpanse.  2091 

letzterer  thntaiichlich  cxintirt,  wird  vielleicht  die  noch  vorzunehmende  mikroskopische  Unter* 
»Hebung1),  über  die  ich  späterhin  zu  berichten  gedenke,  ergeben.  — Um  den  Verlauf  de«  Fasei- 
cttlus  medial»«  auf  mikroskopischen  Schnitten  gut  verfolgen  zu  können,  halte  icli  ausser  Quer- 
schnitten vor  Allem  solche  Sehrägschnitte  geeignet,  welche  genau  in  der  Längsrichtung  dieses 
Strange«,  also  zugleich  auch  des  Tractus,  gelegt  werden. 


*)  Da  die  mir  zur  Verfügung  stehenden  Präparate  zur  Demonstration  auf  der  letzten  Anatomen  Ver- 
sammlung bestimmt  waren,  wurde  von  der  mikroskopischen  Untersuchung  derselben  vorläufig  abge-ehen.  Eine* 
wurde  allerdings  geschnitten,  ich  kam  aber  dabei,  weil  die  Schnitte  zu  bröckelig  waren,  leider  zu  keinem 
nennenswerthen  Resultat. 


Erklärung  der  Tafel  VIII, 


Fig.  I.  Ventrale  Ansicht  eines  Chiasma  n.  o.  vom  -Schimpanse.  Vierfache  Grösse.  (Behandlung:  Müller’sche 
Flüssigkeit  etwa  drei  Monate,  Auswassern,  Alkohol  von  90  Proc.,  F.ntfemung  der  Pia.) 

Fig.  II.  Dorsale  Ansicht  desselben  Chiasma. 

Fig.  III.  Ventrale  Ansicht  eines  Chiasma  u.  o.  vom  Schimpanse.  Natürliche  Grösse.  (Behandlung:  wie  oben, 
jedoch  nur  kurze  Zeit  in  Müller5 scher  Flüssigkeit.) 

Fig.  IV.  Desgleichen.  (Behandlung:  Chlorzink  und  Alkohol.) 


ArclÖT  für  Anthropologie.  1hl  XIX. 


27 


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X. 

Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

Von 

von  Erckert. 

(Fortsetzung.) 


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212 


von  Erekert 


II.  Tschetsohenzen.  deutliche 


Kopf-  und 

GesiohtS'Maais« 

Nr. 

1 2 

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Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


215 


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216 


von  Erckert 


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Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


217 


Techetsehcnücn  (A-uch). 


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— 

— 

54,7 

7 

ArchiT  für  Anthropologie.  Bd.  XTX.  28 


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21fi 


von  Krckert, 


CLenaaere  Beschreibung  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  II.  Tschetschenzeu.  Oest liehe  Tschetschen zeu  (A-uch). 

1.  Jüdischer  Typus.  Augen  tiefliegend,  gelhlichhrauu.  Augenbrauen  lang.  Nase  gebogen.  Mund 
vorstehend.  Lippen  dick.  Stirn  gerade,  zurückgebogeu . über  den  Augcu  cutwickelt.  Backenknochen  lang, 
spitz ; über  und  unter  ihnen  befindet  «ich  eine  flache  Einbiegung.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten 
gesehen  erscheint  er  wie  ein  hoher  llogen,  von  oben  wie  ein  ganz  kurzes  Oval.  Ohrlap|»clitm  angewachsen. 
Bart  düun. 

2.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  hellgrau.  Angenbrauen  dünn.  Käse  gebogen  mit  langer  Spitze. 
Oberzahne  weit  übergreifend.  Muud  vorstehend.  Backenknochen  gross,  spitz;  über  und  unter  ihnen  eine 
grosse  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  fast  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade,  oben 
girhngeu ; über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  wie  ein  abgerundetes 
Viereck,  etwas  dachförmig,  von  oben  gesehen  wie  ein  breites  Oval,  vorn  und  hinten  glatt.  Bart  dicht,  breit. 

3.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  tiefliegend,  hellblau.  Augenbrauen  breit,  dicht,  lang.  Nase  gerade; 
Spitze  vorstehend.  Zähne  vorsteheud.  Stirn  gerade,  zurückgebogeu.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  niedriges,  abgerundetes  Viereck,  von  oben  oval  mit  gradeu  Enden.  Bart  breit,  dicht. 

4.  Ganz  anderer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nasenwurzel  tief  eingcschnitten,  in  con- 
cavem  Bogen.  Nase  platt,  breit.  Unterlippe  vorstehend.  Von  den  Kinnladen  geht  ein  gerader  Einschnitt  zum 
Kinn.  Ucber  uud  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  fast 
rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senkrecht ; über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  oben  horizontal ; von  hinten 
gesehen  wie  ein  schmaler,  hoher,  an  den  Seiten  uuteu  ein  gebogener  Bogen,  von  oben  wie  ein  lauges  Oval. 
Bart  dicht.  Ohrläppchen  angewachsen. 

6.  Typus  semitisch.  Augcu  graugelblich.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gebogen,  mit  langer  Spitze.  Kiun 
vorsteheud.  Backenknochen  laug,  spitz;  über  und  unter  ihnen  eine  grosse  Einbiegung.  Stirn  gerade,  oben 
stark  zurücktretend.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundetes  Fünfeck, 
von  oben  oval,  vorn  platter.  Bart  breit. 

ü.  Jüdischer  Typus.  Angen  hellblau.  Augenbrauen  düun.  Nase  gebogen,  schmal,  mit  langer  Spitze, 
Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  keilförmig,  lieber  uud  unter  dun  Backenknochen  eine  flache  Einbie- 
gung. Stirn  senkrecht,  oben  zuriiektretend.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  hinten  breiter  Sack.  Bart  breit,  dicht.  Wuchs  sehV  hoch. 

7.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen  mit  langer  Spitze.  Kinn 
vorstehend.  Oberlippe  ganz  kurz.  Von  den  Kinnladen  geht  eine  gerade  Vertiefung  zum  spitzen  Kiun.  Heber 
und  unter  den  Backenknochen  eine  kaum  merkliche  Einbieguug.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  oben  etwas  dachförmig,  von 
oben  gesehen  wie  ein  langer,  hinten  breiter  Sack.  Wenig  Bart. 

b.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Augenbrauen  diinu.  Nasenspitze  zurückgcbogeu.  Unter- 
lippe ciugekniffen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisenform,  Stirn  senkrecht,  Kopf  am  höch- 
sten in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  oben  abgeplattet,  von  oben  gesehen  wie  ein 
kurzes  Ei.  Bart  breit,  dicht. 

fl.  Vornehmer  Typus,  arabisch,  etwas  jüdisch.  Augcu  tief,  braun.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gebogen, 
schmal,  mit  langer  Spitze.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen 
laug,  spitz;  über  und  unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  eiugcbogen,  da  besonders  stark  über  den 
Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  au  deu  Eudeu  eingebogener 
Bogen,  von  oben  sackförmig,  hinten  breit.  Bart  dicht,  breit 

10.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade.  Ziihue  nach  inneu  gekehrt, 
oberzahne  übergreifend.  Kiun  vorstehend.  Gesicht  keilförmig,  lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine 
grosse  Einbiegung.  Stirn  senkrecht  Kopf  am  höchsten  hiuten.  Hiuterkopf  platt.  Von  hinten  gesehen 
erscheint  der  Kopf  wie  ein  abgerundetes  Viereck,  von  oben  wie  ein  Sack,  hinten  breit.  Bart  breit,  dicht. 
Pockennarbig. 

11.  Jüdischer  Typus.  Augen  tiefliegend,  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit  langer  Spitze. 
Uuterzahne  greifen  üln?r.  Muud  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  tiefe,  rechtwinklige  Einbiegung. 
Ueber  und  unter  den  Buckcukuochen  eine  flache  Einbiegung.  Kopf  sieh  oben  kuppelartig  vom  Uutergesicht 
uhhobend.  Stirn  sehr  rund.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes  Fünfeck,  von  oben  gesehen  ganz  schief. 
Bart  dicht  breit. 


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Kopfmessupgen  kaukasischer  Völker.  219 

12.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen,  breit, 
mit  langer  Spitze.  Lippen  eingekniffen.  Kinn  vorstehend,  Stirn  gerade.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten ; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes  Fünfeck,  von  oben  oval.  Bart  breit,  sehr  dicht. 

13.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht,  laug.  Nase  mit  zurückgezogener  Spitze. 
Nasenlöcher  ganz  seitwärts  geöffnet.  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  stark,  spitz;  über  und  unter  ihnen 
eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  tiefe  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  über 
den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck, 
von  oben  eiförmig.  Bart  dicht,  breit. 

14.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Nase  gerade,  mit  langer  Spitze. 
Mund  etwas  vorstehend.  Von  den  Kinnladen  geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  Kinn.  Gesicht  keilförmig, 
lieber  and  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  fluche  Einbiegung.  Stirn  eingebogen;  über  den  Augen 
entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein 
breites  Ei.  Bart  dicht. 

15.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit,  dicht  Nase  ausserordentlich  gross,  gebogen, 
mit  dicker  Spitze.  Backenknochen  gross,  spitz;  über  und  unter  ihnen  eine  grosse  Einbiegung.  Stirn  sehr 
zurückstehend  und  flach  mit  Kopflinie  verlaufend;  über  den  Augen  sehr  entwickelt.  Kopf  in  der  Mitte  am 
höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiter  Sack;  vorn 
sehr  eckig.  Bart  dicht,  breit. 

16.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Überzähne  übergreifend.  Mund  und  Kinn  vor- 
stehend. lieber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  grosse  Einbiegung.  Stirn  gewölbt;  über  den 
Augen  sehr  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck, 
von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiter  Sack,  vorn  eckig.  Bart  breit,  dünn. 

17.  EtwaB  jüdischer  Typus.  Augen  grau.  Nase  gebogen,  mit  langer  Spitze.  Ueber  und  unter  den 
spitzen  Backenknochen  eine  grösste  Einbiegung.  Die  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am 
höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiter 
Sack.  Bart  dicht,  breit. 

18.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit  spitzem  Zipfel. 
Zühuc  nach  innen  gekehrt.  Kinn  vorstehend.  Kinnladen  sondern  »ich  von  den  Backenknochen  durch  Ein- 
biegung ab.  Unter  den  Wangenbeinhöckem  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  niedrig,  senkrecht.  Kopf 
am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  niedriger  gothischer  Bogeu,  von  oben  wie  ein  sehr  kurzes 
Ei.  Wimpern  lang.  Bart  dicht,  breit. 

19.  Vornehmer  Ausdruck.  Augen  tiefliegend,  hellblau.  Augcnbruuen  dicht,  zusammengewachspn. 
Nase  gebogeu.  Von  den  Kinnladen  geht  ein  gerader  Einschnitt  zum  Kinn.  Uel>er  und  unter  den  langen, 
spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung. 
Stirn  gerade;  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  ain  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  ab- 
gerundetes Viereck,  von  oben  wie  ein  Sack,  hinten  breit.  Bart  dünn. 

20.  Gesicht  hat  einen  nicht  gewöhnlichen , anständigen  Ausdruck.  Augen  gelblich  - hellblau.  Augen- 
brauen dicht,  zusammengcwachscn.  Nasenspitze  zurückgebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Von  den 
Kinnladen  geht  eine  Einbiegung  zutn  Kinn.  Ueber  und  unter  den  vollen  Backenknochen  eine  grosse  Ein- 
biegung. Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  ent- 
wickelt. Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  langer 
Sack,  hinten  breit  Bart  dicht,  breit 

21.  Augen  graubraun.  Augenbrauen  schmal.  Nase  gebogen,  dick,  mit  spitzem  Zipfel.  Oberzähno 
greifen  über.  Ueber  nnd  unter  den  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern 
eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte, 
flach  nach  hinten  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes,  an  den  Enden  eingebogenes  Viereck, 
oben'  gesehen  wie  ein  langer  Sack,  hinten  breit.  Bart  dicht,  breit. 

22.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit  geradem,  langem  Zipfel.  Oberzähno  über- 
greifend. Mund  vorstehend;  über  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  grosse  Einbiegung.  Unter  den 
Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  eingebogen,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am 
höchsten  in  der  Mitte,  flach  zum  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundete«,  Fünfeck, 
von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiter  Saek.  Bart  dicht,  breit. 

28.  Hoher  Wuchs.  Gesicht  schön,  vornehm.  Augen  grau.  Nase  gebogen,  mit  spitzem  Zipfel.  Zähne 
nach  innen  gekehrt.  Oberzähne  übergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Die  Unterkiefer  durch  Vertie- 
fung getrennt  von  den  Backenknochen.  Gesichtsform  wie  ein  Plätteisen.  Stirn  hoeh,  senkrecht.  Kopf  hinten 
am  höchsten ; von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen,  von  oben  wie  ein  kurze» 
Ei.  Bart  breit. 

28  ♦ 


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220 


von  Erckert, 


2-1.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade,  breit.  Zähne  zu- 
rückgebogen. lieber  und  uuter  den  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbein- 
höckern  eino  rechtwinklige  Einbiegung.  Kopf  am  höchsten  hinten,  steil  zum  Ilinterkopf  abfallend;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  obeu  wie  eiu  langer,  hinten  breiter  Sack.  Bart  dicht,  breit. 

25.  Schönes  Gesicht.  Augen  graugelhlich.  Nasenwurzel  tief  eingeschnitten.  Nase  gerade,  breit,  hoch, 
mit  langer  Spitze.  Grosse  Nasenlöcher,  seitwärts  geöffnet.  Uberzähne  übergreifend.  Kinn  vorstehend.  Ueber 
und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  grosse  Eiubieguug.  Stirn  eingebogen,  über  den  Augen  stark 
entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  flach  zum  Ilinterkopf  abfallend ; von  hinten  gesehen  wie  ein  ab- 
gerundetes Fünfeck,  von  oben  wie  ein  langer  Sack,  hinten  breiter,  vorn  eckig.  Bart  dicht,  breit. 

26.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nasenwurzel  tief  eingeachnitten.  Nase  gebogen,  mit  spitzem 
Zipfel.  Oberzähne  sehr  übergreifend.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Unterkiefer  sich  merklich  abtheilend. 
Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Ein- 
biegung. Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  steil  zum  Hinterkopf 
abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  schmales  Fünfeck,  von  oben  oval.  Bart  breit,  dicht. 

27.  Augen  gelblichbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Kinn  vorstehend.  Ueber  und  unter 
den  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung. 
Stirn  hoch , senkrecht . über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte , flach  zum  Hinterkopf 
abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck,  von  oben  wie  ein  langer  Sack,  hinten  breiter. 
Bart  breit,  dicht. 

28.  Besonderer  Typus.  Augen  gelbgrau.  Augenbrauen  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen,  hoch, 
mit  spitzem,  grossem  Zipfel.  Muud  und  Kinn  vorstehend.  Gesichtsausdruck  etwas  böse.  Unter  den  Wangen- 
beinhöckern eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  eingebogen , über  den  Augen  entwickelt.  Kopf 
am  höchsten  hinten.  Hinterkopf  glatt.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  hoher,  oben  flacher, 
au  den  Seiten  eingebogener  Bogen,  von  obou  wie  ein  kurzes  Ei,  dabei  schief.  Bart  dicht,  breit. 

29.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht,  breit.  Nase  gebogen, 
hoch,  mit  langer  Spitze.  Nasenlöcher  lang,  schmal.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  gross, 
über  und  unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung. 
Stirn  zurückgebogen , flach  zum  Kopf  verlaufend;  über  den  Augen  nach  aussen  hin  entwickelt  Kopf  am 
höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  eiu  schmales,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  oral,  vorn 
platter.  Bart  dicht,  breit. 

SO.  Augen  grau,  gross.  Gesichtsausdruck  soldatisch.  Augenbrauen  breit,  dicht  Nase  gebogen.  Nasen- 
löcher etwas  baschkirisch,  d.  h.  eigentümlich  geöffnet.  Oberzähnc  übergreifend.  Mund  and  Kinn  vorstehend. 
Backenknochen  spitz;  über  uud  unter  ihnen  eine  grosse,  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern 
eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Oberer  Theil  des  Kopfes  sich  kuppelartig  abtheilend.  Stirn  gerade  und  mit 
hohem  Kopf  verlaufend;  über  den  Augen  nach  aussen  hin  stark  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten,  steil 
zum  platten  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  der  Kopf  wie  eiu  hoher,  an  den  Enden  eingebogener 
Bogen,  von  oben  dachförmig,  von  oben  gesehen  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit,  dicht  Pocken- 
narbig. 

31.  Augen  braun,  tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  eingefallen.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  keil- 
förmig. Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  oben  gewölbt  zum 
Kopf  verlaufend;  über  den  Augen  nach  aussen  hin  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten,  steil  zum  Hinter- 
kopf abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  eiförmig,  vorn  breiter,  kreis- 
förmig. Bart  dünn. 

32.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Hoher  Wuchs.  Augenbrauen  dicht,  zusammengewachsen. 
Nasenspitze  zurückgebogen.  Zähne  nach  innen  gekehrt.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  gross, 
spitz;  über  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung,  uuter  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern 
eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  eingebogen,  nach  aussen  hin  über  deu  Augen  entwickelt.  Kopf  am 
höchsten  in  der  Mitte;  von  hintcu  gesehen  wie  ein  an  den  Euden  eingebogener  gothischer  Bogen,  von  oben 
gesehen  oval,  schief.  Ohrläppchen  angewachsen.  Bart  dicht,  breit. 

33.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun,  schief  stehend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit 
langem  Zipfel.  Nasenlöcher  ausserordentlich  gross,  lang,  seitwärts  geöffnet.  Zahne  nach  innen  gekehrt. 
Oberlippe  kurz.  Kinn  sehr  vorstehend.  Backenknochen  wie  bei  dem  Vorgenannten  lang  und  spitz,  über  und 
unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Unter  deu  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stiru 
niedrig,  flach,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  eiu  hohes, 
schmält»,  abgerundetes  Viereck,  von  obeu  gesehen  wie  ein  langes  Ei.  Ohrläppchen  angewachseu.  Bart 
dicht,  breit. 


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Kopfmeisungen  kaukasischer  Völker.  221 

34.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Nase  gelegen.  Oberzähne  übergreifend.  Mund  und  Kinn 

vorstehend.  Backenknochen  spitz,  laug;  über  und  unter  ihnen  eine  (lache  Einbiegung.  Von  den  Kinnladen 

gebt  eine  Einbiegung  nach  dem  Kinn.  Stirn  senkrecht,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten 

hinten ; von  hinten  gesehen  rund,  von  oben  oval.  Bart  dünn. 

35.  Jüdischer  Typus.  Augen  hellgrau.  Augenbrauen  breit,  dünn.  Nase  gebogen.  Obercähne  über- 
greifend. Mund  uud  kurzes  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  lang,  spitz;  über  and  unter  ihnen  eine  tiefe 

Einbiegung.  Stirn  gewölbt,  unten  senkrecht.  Kopf  aiu  höchsten  hinten,  iiach  zum  Uinterkopf  abfallend; 

von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  ovaL  Bart  breit,  dicht. 

36.  Jüdischer  Typus.  Augen  gelblichbraun.  Augenbrauen  schmal.  Nase  gerade,  Spitze  vorstehend 
und  zurückgebogen.  Oberzähne  übergreifeud.  Mund  vorstehend.  Kinn  zurückstebend.  Von  den  Kinnladen 
geht  eine  gerade  Eiubiegung  zum  Kinn.  Backenknochen  gross,  lang;  über  und  unter  ihneu  eine  grosse  Ein- 
biegung. Gesicht  in  Plitteisenform.  Stirn  ganz  zurückgebogen,  über  den  Augeu  sehr  entwickelt,  mit  dem 
Kopf  verlaufend,  der  in  der  Mitte  am  höchsten  ist;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Enden  einge- 
bogener Bogen,  von  oben  wie  ein  langes  Oval,  vorn  gerade.  Bart  dünn. 

37.  Jüdischer  Typt».  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht,  breit.  Nase  gebogen,  zurückgebogene,  lange 
Spitze.  Mond,  Zähne  und  Kinn  vorstehend.  Von  den  Unterkiefern  geht  eine  gerade  Vertiefung  zum  geraden 
Kinn.  Stirn  gerade.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein 
sehr  kurzes  Ei.  Ohren  breit.  Fast  kein  Bart. 

38.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht,  fein.  Nase  gebogen.  Zähne 
vorstehend ; Oberzähne  übergreifend.  Von  den  Unterkiefern  eine  gerade  Einbiegung  zum  Kinn,  lieber  und 
unter  den  Backenknochen  eine  Einbiegung.  Stirn  hoch , senkrecht.  Kopf  am  höchsten  hinten ; von  hinten 
gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck,  oben  etwas  dachförmig,  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack. 
Bart  breit. 

39.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Nasenlöcher  seitwärts 
geöffnet.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Von  den  Unterkiefern  geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  Kinn.  Ge- 
sicht oben  viel  breiter  werdend.  Backenknochen  platt.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  niedriges,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  rund,  vorn  etwas  spitzer.  Bart  schmal. 

40.  Rein  jüdischer  Typus.  Augen  grüngelblich.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit  zurückge- 
zogener langer  Spitze.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet.  Zähne  nach  innen  gekehrt.  Mund  vorstehend.  Eine 
gerade  Einbiegung  von  den  Unterkiefern  nach  dem  Kiun.  Backenknochen  lang,  spitz;  über  and  unter  ihnen 
eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Starker  Hinterkopf.  Von  hinten 
gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  hoher  Bogen,  von  oben  oval,  vorn  platter.  Fast  kein  Bart. 

41.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Nase  gebogen.  Nasenlöcher  seitwärts 
geöffnet.  Unterzähne  znrückgeliogen.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Gesichtsform  wie  ein  schmales 
Plätteisen.  Backouknochen  lang,  über  und  unter  ihnen  eine  Hache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbein- 
höckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie 
ein  flacher  goth  »scher  Bogen,  von  oben  wie  ein  langes  Oval.  Bart  dicht,  breit. 

42.  Jüdischer  Typus.  Augen  graubraun,  schief  stehend.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Nase  sehr  breit; 
Nasenspitze  zurückgebogen.  Backenknochen  stark,  über  und  unter  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Unter 
den  Wangcubeinhöckcrn  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  eingebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte; 
von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  gothischer  Bogen,  von  oben  oval.  Bart  breit,  dicht. 

43.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  schmal,  fein.  Nase  gebogen,  mit  langer,  zurück- 
gebogener  Spitze.  Grosse  Nasenlöcher,  seitwärts  geöffnet.  Mund  uud  Kinn  vorstehend.  Von  den  Unter- 
kiefern eine  gebogene  Einbiegung  zum  geraden  Kinn.  Backenknochen  spitz,  lang;  über  und  unter  ihnen  eine 
flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  hoch . zurückge- 
bogen, über  den  Augen  sehr  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an 
den  Enden  eingebogener  hoher  Bogeu,  von  olwn  oval,  schief,  vorn  eckig.  Ohren  breit.  Bart  dicht,  schmal. 


Mittlere  Tschetschenzen. 

1.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  gelbgrünlich.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  dick,  mit  langer 
Spitze.  Zähne  nach  innen  gekehrt  Oberzähne  übergreifend.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisenform. 
Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  am  höchsten ; von  hinten  gesehen  wie  ein  etwas  dach- 
förmiger Bogen,  von  oben  wie  ein  kurzes  Ei.  Bart  breit. 


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222 


von  Erckert, 


2.  Europäisches  Gesicht.  Augen  hellgrau.  Wimpern  lang.  Nasenspitze  dick,  zuriickgebogen.  Kinn 
vorstehend.  Gesicht  wie  ein  sehxnaJer  Keil.  Unterkiefer  theilen  sich  vorn  Gesicht  ab.  lieber  den  Backen* 
knocheu  eine  flache  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinhockern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senk- 
recht. Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen; 
von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  blond,  dünn. 

3.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mnnd  und  Zähne  vorstehend.  Von  den 
Unterkiefern  eine  gerade  Einbiegung  zum  langen  Kinn.  Unter  den  Wangenbeinhöckero  eine  rechtwinklige 
Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt,  oben  hervortretend.  Kopf  am  höchsten  hinten.  Spitzer 
Hinterkopf.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingeborenes,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben 
oval,  vorn  gerade.  Bart  dicht,  breit. 

4.  Vornehmer  Typus,  arabisch.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht,  breit.  Nase  gebogen,  dick,  Spitze 
vortretend.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick,  lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung. 
Stirn  Benkrecht,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Hinterkopf  stark.  Kopf  von 
hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  enger,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen,  von  oben  wie  ein  sehr  langes  Oval, 
vorn  platt,  Bart  sebr  dicht,  breit. 

6.  Besonderer  Typus.  Augen  grünlicbkrauu , tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade,  schmal, 
mit  langer  Spitze.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet.  Zähne  vorstehend.  Gesicht  keilförmig,  lieber  und  unter 
den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Kopf  oben  kuppelförmig.  Stirn  senkrecht,  an  den  Seiten  ent- 
wickelt. Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  niedriges,  abgerundetes  Fünfeck,  von 
oben  oval,  schief.  Ohren  sehr  breit.  Bart  dicht,  breit. 

fl.  Europäische«  Gesicht.  An  gen  graur.  Angenbrauen  breit,  dicht.  Nase  gerade,  dick,  boch.  Nasenlöcher 
seitwärts  geöffnet.  Oberzähne  übergreifond.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Gesicht  iu  Piuttcisenform. 
lieber  uud  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  rund,  unteu  eingebogen-,  über 
den  Augen  entwickelt,  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck, 
von  oben  wie  ein  langer,  hiuteu  breiterer  Sack.  Bart  dicht,  breit. 

7.  Vornehmer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht,  zusammengewachscu.  Nase  gebogen,  mit 
zu  rückgebogener  Spitze.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet.  Zähne  nach  innen  gebogen.  Mund  und  Kinn  vor- 
stehend. Von  den  Unterkiefern  eine  sehr  eingebogene  Vertiefung  nach  dem  Kinn.  Backenknochen  voll, 
übor  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade,  hoch,  zurückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von 
hinten  gesehen  rund,  von  oben  fast  rund,  ein  ganz  kurzes  Oval  bildend.  Bart  dünn. 

8.  Besonderes  Gesicht.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht,  zusammengewaebseu.  Nase  gerade.  Ober- 
zähue  übergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Unterkiefer  sich  abtheihmd.  lieber  und  unter  den  Bpitzen 
Backenknochen  eine  grosse  Einbiegung.  Oberer  Kopf  sich  kuppelförmig  abtheilend.  Stirn  gerade,  hoch. 
Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Euden  einaebogener  Bogen,  von  oben 
wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack,  schief.  Bart  breit. 

9.  Hoher  Wuchs.  Gcsichtaausdrnck  würdig,  russisch.  Augen  hellblau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  ge- 
bogen mit  langer  Spitze.  Nasenlöcher  seitwärts  geöffnet.  Oberzähne  übergreifeiid.  Gesicht  in  Plätteiscnform. 
lieber  und  unter  den  Backenknochen  ciuo  kaum  merkliche  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  ent- 
wickelt. Kopf  um  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wio  ein  hoher  Bogen,  von  oben  wie  ein  sehr 
kurzes  Oval.  Bart  dicht,  breit. 

10.  Augen  dunkelbraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade  mit  spitzem  Zipfel.  Mund  und  Kinn  Vor- 
stehern). Lippen  dick,  Gesicht  keilförmig.  Backenknochen  platt.  Stirn  senkrecht  Kopf  am  höchsten 
hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  langes  Oval.  Bart  breit. 

11.  Augen  grüulichblau , tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Zähne  vorstehend.  Mund 
vorstehend.  Ueber  und  unter  den  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbioguug.  Stirn  zurückgebogen, 
eingebogen,  über  den  Augen  stark  entwickelt  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher 
gothischer  Bogen,  von  oben  oval,  vorn  breiter.  Bart  dicht,  breit 

12.  Augen  braun,  tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  mit  langer  Spitze.  Unter  den 
Waugenbeinhöckern  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Ueber  und  unter  den  grossen  Backenknochen  eine  tiefe 
Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  gerade  znra  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  hoher,  schmaler,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen,  von  oben  oval.  Bart  dicht,  breit. 

13.  Augen  grünlichblau,  tiefliegend.  Augenbrauen  dicht.  Naue  gebogen,  schmal,  mit  langer  Spitze. 
Uberzähne  Abergreifend.  Mund  vorstehend.  Gesicht  keilförmig.  Ueber  und  unter  den  Backenknochen  eine 
flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  zum  Hinterkopf  in  eingebogener  Linie 
abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Seiten  schräges,  abgerundetes  Fünfeck,  -von  oben  wie  ein 
hinten  breiter  Sack.  Bart  dicht,  breit. 


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Kopfnicssungen  kaukasischer  Völker.  223 

14.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht,  zuBainmengcwachscn.  Nase  gebogen.  Mund 
vorstehend.  Lippen  dick.  Leber  und  unter  den  grossen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  senk- 
recht. Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundetes  l-’üüfeek,  an  den  Enden 
eingebogen,  vou  oben  eiförmig.  Bart  dicht,  breit. 

15.  Ehrwürdiges  Gesicht.  Augen  graubraun,  tiefliegend.  Augenbrauen  dicht,  zusammcngowachseu. 
Nase  gebogen.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Leber  und  unter  den  spitzen  Backenknochen  eine  tiefe  Einbie- 
gung. Stirn  senkrecht,  oben  gewölbt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  vou  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes 
Viereck,  von  oben  wie  ein  kurzer  Sack,  fast  dreieckig.  Bart  dicht,  breit. 

16.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  braun,  Augenbrauen  breit-,  dicht.  Nase  gebogeu,  mit  feiner  Spitze. 
Leber  und  unter  den  Backenknochen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zurückgebogen.  Kopf  oben  hori- 
zontal; vou  hiuten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  ol*en  dachförmig,  vou  olieu  gesehen  wie, ein  langes  Oval. 
Bart  dicht,  breit. 

17.  Jüdischer  Typus.  Augen  graublau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gerade,  schmal,  sehr  stark  vor- 
stehend. Oberzähne  sehr  weit  übergreifend.  Mund  vorstehend.  Gesicht  keilförmig.  Stirn  senkrecht , hoch. 
Kopf  am  höchsten  hinten;  vou  hinten  gesehen  wie  ein  gothischer  Bogeu,  von  oben  oval.  Bart  breit,  dicht. 

Id.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  graubraun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend. 
Gesicht  in  Plätteisenform.  Leber  und  unter  den  platten  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  seuk- 
recht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Hinterkopf  spitz,  sehr  tiefliegend;  von  hiuten  gesehen  erscheint 
der  Kopf  wie  ein  an  den  Enden  eiugebogenes  Fünfeck,  von  oi*en  wie  ein  langes  Oval.  Bart  dicht,  breit. 

19.  Gesicht  vornehm.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  grade  mit  spitzem  Zipfel,  der  vorsteht. 
Zähne  nach  innen  gebogen.  Gesicht  keilförmig.  Von  den  Backenknochen  nach  oben  zu  schmaler  werdend. 
Stirn  eingehogen,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
flacher  Bogeu,  von  oben  wie  eiu  breiter,  hinten  breiterer  Sack,  schief.  Hoher  Wuchs.  Bart  dicht,  breit. 

20.  Gesichtsausdruck  eiufach.  dumm,  russischer  Typus.  Augen  hellgrau,  blau  Wimpern  laug,  dünn. 
Nase  platt,  breit.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Platt eiseuform.  Stirn  gerade,  zurückgebogeu. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  deu  Seiten  schräges  Fünfeck,  von  oben  oval. 
Fast  kein  Bart. 

21.  Jüdischer  Typus.  Augrn  graugelblich.  Augenbrauen  breit.  Nase  gebogen.  Zähne  nach  innen 
gebogen,  Lippen  dick.  Gesicht  in  Plittcisenform.  Stirn  oben  gewölbt  Kopf  hiuten  am  höchsten , steil 
zum  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher,  an  deu  Enden  eiugel*ißener  Bogen,  von  oben 
sackartig,  hinten  breiter.  Bart  dicht,  breit. 

22.  Augen  grau,  etwas  schief  stehend.  Augcnbraueu  dünn.  Gesiebtsausdruck  gutmüthig,  würdig. 
Nase  gebogen;  über  den  Backenknochen  eine  kaum  merkliche  Enhiegung.  Iler  Kopf  hebt  sich  oben  hoch 
kuppelförmig  ab.  Stirn  gerade,  zurückgebogeu,  filier  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Enden  eingebogener  Bogen,  oben  etwas  dachförmig,  von  oben  oval. 
Bart  breit,  dicht. 

23.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nasenwurzel  nicht  bemerkbar.  Nase  gebogen, 
schief.  Zähne  nach  iuueu  gebogen.  Uelier  deu  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Oberer  Theil  de* 
Kopfes  sich  kuppelförmig  abtheilend.  Stirn  senkrecht.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte,  nach  hinten  flach 
abfalleud:  von  hinten  gesehen  wie  eiu  an  deu  Eudeu  eingebogenes , abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein 
schiefeB  Oval.  Bart  breit,  dicht. 

24.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun,  tiefliegend.  Nase  gerade,  hoch.  Unter  den  Backenknochen  eine 
unmerkliche  Einbiegung.  Stirn  grade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  bei  weitem  höher  als  vorn, 
hinten  platt;  vou  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  an  den  Seiten  eingebogenes  Viereck,  von  oben  oval.  Bart 
dicht,  breit. 

25.  Augen  hellblau,  tiefliegend.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gerade,  breit,  platt.  Backenknochen  stark; 
über  und  unter  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  deu  Augen  entwickelt,  zurückgebogen. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  vou  hiuten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck,  vou  oben  wie  ein  hinten 
breiter  Sack.  Bart  breit,  dicht. 

20.  Augen  grau-braun.  Augenbrauen  schmal.  Nasenwurzel  tief  eiugcschuittcn.  Nase  gebogeu.  Ober- 
zähne  übergreifend.  Lippen  voll.  Backenknochen  stark,  über  und  unter  ihnen  eine  tiefe  Eiubiegung  Stirn 
senkrecht,  ül»er  den  Augen  entwickelt.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abge- 
rundetes Viereck,  oben  etwas  dachförmig,  von  oben  gesehen  wie  ein  schiefes  Oval.  Bart  breit,  dicht. 

27.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  schmal.  Nase  gebogen.  Backenknochen  stark, 
über  und  unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  ülw»r  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten 


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224 


von  Erckert, 


in  der  Mitte,  flach  zum  llinterkopf  abfallend ; von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes,  unten  etwa»  breitere* 
Viereck,  von  oben  wie  ein  schiefes  Oval.  Bart  breit,  dicht. 

28.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  NaBe  gebogen.  Backenknochen  voll , über 
und  unter  ihnen  eine  tiefe  Eiubieguug.  Stirn  vorstehend.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen 
wie  ein  an  den  Enden  eingebogeues,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  gesehen  oval.  Bart  breit,  dicht 

29.  Angxm  braun.  Augenbrauen  dünn.  Nase  gerade.  Mund  und  Zähne  vorstehend.  Gesicht  keilförmig. 
Backenknochen  spitz;  über  und  unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  über  den  Augen  ent- 
wickelt. Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  an  den  Seiten  eingebogener 
Bogen,  von  oben  wie  ein  kurzes  Ei.  Bart  dünn. 

30.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Backenknochen  ungewöhnlich  stark;  über  und 
unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten ; von 
hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundetes  Viereck,  von  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Bari 
breit  und  dicht. 

31.  Augen  dunkel,  grünlichsehwärzlichbraun.  Nase  gebogen,  mit  flacher,  etwas  tiefer  Nasenwurzel, 
stark  vorstehend,  breiter  werdend,  mit  flachem,  breitem  Zipfel.  Nasenlöcher  seitwärt«  nach  oben  geöffnet. 
Stirn  gerade,  hoch,  ziemlich  zurückgebogen.  Kopf  in  der  Mitte  am  höchsten.  Hinterkopf  ziemlich  platt. 
Ohrmuschel  ziemlich  breit.  Augen  gerade,  gross,  länglich.  Augenbrauen  stark,  fast  zusammengewachsen. 
Backenknochen  wenig  vorstehend.  Gesicht  in  Plüttjeisenform.  Kopf  von  oben  gesehen  sackförmig,  hinten 
breiter,  vorn  flach  gebogen. 

32.  Augen  schwärzlichbraun.  Nase  kaum  gebogen.  Augenbrauen  voll.  Stirn  gerade  und  ziemlich  zu- 
ruckgebogen.  Kopf  hinten  am  höchsten.  Hinterkopf  voll  und  gerundet.  Backenknochen  seitwärts  ziemlich 
spitz  vorstehend;  darüber  ist  das  Gesicht  eingebogen.  Gesicht  in  Plätteisenform.  Ohren  breit.  Kopf  von 
oben  gesehen  eiförmig. 

33.  Anderer  Typus;  dumm  ausgehend.  Augen  braun.  Nase  lang,  etwas  schief,  ziemlich  hoch.  Mund 
stark  vorstehend.  Stirn  fast  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Backenknochen  sehr  vorstehend,  daher  Gesicht 
unten  eingefallen  und  mager;  spitz  zum  Kinn  verlaufend.  Kopf  am  höchsten  hinten,  hinten  einen  flachen 
Bogen  bildend;  von  oben  gesehen  sackförmig,  hinten  breiter.  Kinn  ziemlich  breit,  flach  gerundet,  sich 
abtheilend. 

34.  Ganz  anderer  Typus.  Augen  hellbraun.  Kopf  oben  voll  und  breit,  unten  schmaler  und  allmalig 
zum  Kinn  sich  verengend.  Stirn  senkrecht,  hoch,  oben  flach  gewölbt,  dann  steil  zum  Kopf  übergehend. 
Kopf  oiu  höchsten  in  der  Mitte;  gleicbmässig  nach  vorn  und  hinten  abfallend.  Hinterkopf  ganz  platt.  Von 
oben  gesehen  der  Kopf  wie  ein  kurzer,  hinten-  breiterer  Sack.  Gesicht  spitz,  plätteisenfönnig.  Kinn  schmal 
uud  etwas  vorstehend. 

35.  Dem  vorigen  ähnlich.  Augen  braun.  Stirn  wenig  gebogen,  hoch.  Gesicht  in  spitzer  Platteisen- 
form. Kopf  oben  sehr  rund  und  voll.  Nase  mit  flachem  Zipfel.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Typus 
etwas  mongolisch-  (nogaisch).  Nase  gurkenartig,  am  Gesicht  wie  angeklebt.  Mund  sehr  klein.  Unterlippe 
dick.  Augen  mandelförmig,  aber  nicht  schief  stehend.  Kein  üinterkopf.  Kopf  oben  ziemlich  flach;  von 
oben  gesehen  oval. 

Alle  Tschetschenzen  fast  ausnahmslos  haben  schwarzes,  dichtes  Haar. 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


225 


Genauere  Beschreibung  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  III.  Tioherktisen.  Eigentliche  Tscherkessen  (Adighe). 

1.  Augen  hellblau.  Von  hinten  gesehen  bildet  der  Kopf  einen  hohen  Bogen.  Stirn  gerade.  Ohren  breit. 
Haare  schwor*.  Nase  spitz,  wie  bei  den  meisten. 

2.  Augen  braun.  Haare  schwarz.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund.  Ohren  breit.  Stirn  gerade,  hoch. 
Kopf  in  der  Mitte  »ehr  hoch.  Nase  gebogen,  aber  ziemlich  platt.  Bart  dünn.  Semitischer  Typus. 

3.  Sehr  hoher  Wuchs.  Augen  braun.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  hohes,  abgerundetes  Fünfeck. 
Genick  breit.  Ohren  breit.  Nase  breit,  nicht  gros»,  gebogen,  mit  zurückgebogener  Spitze.  Stirn  »ehr  zurück- 
gebogen, mit  Kopf  verlaufend.  Haare  schwarz.  Bart  dicht.  Augenbrauen  stark;  Stirn  über  den  Augen  sehr 
stark  entwickelt 

4.  Augen  braun.  Nasenspitze  ziemlich  lang.  Haare  schwarz.  Kopf  von  hinten  gesehen  ruud , oben 
platt.  Stirn  gerade  und  in  scharfem  Winkel  zum  Kopf  übergehend. 

5.  Sehr  typisch.  Haare  schwarz.  Gesichtsausdruek  kriegerisch  und  räuberisch.  Kopf  schön,  hoch, 
birnenförmig.  Auf  der  Stirn  sehr  starke  Falten.  Sehr  dunkle  Hautfarbe.  Bart  sehr  dicht.  Ohren  gross, 
breit,  dick.  Stirn  gerade,  senkrecht.  Naae  unten  vorstehend  und  mit  stark  zur  Lippe  gebogener  Spitze- 
Augen  wie  mit  Blut  unterlaufen,  hell.  Sehr  typischer  Kopf;  vom  vorderen  Haarrande  scharf  nach  hinten  ge- 
bogen, so  dass  der  Kopf  hinten  bei  weitem  am  höchsten  ist.  Hinterkopf  platt.  Nägel  breit,  flach  und  hell. 
Nase  in  dreieckiger  Form,  breit  und  hoch  ; wenig  gebogen. 

0.  Schönes,  sympathisches  Gesicht.  Stirn  sehr  stark  zurückgeneigt.  Kopf  hinten  etwas  höher  als  vorn ; 
an  den  Seiten  und  hinten  birnenförmig  zum  Hals  herabfallend.  Hals  dick.  Kopf  von  hiuten  gesehen  ziemlich 
«chmal.  Augenbrauen  sehr  dicht  und  gewölbt.  Nase  gerade,  breit,  hoch  und  dreieckig.  Ohren  nicht  sehr 
breit.  Haare  schwarz,  auf  dem  Kopf  nicht  sehr  stark , aber  Bartbaar  sehr  dicht.  Augen  grünlich , wie  mit 
Blut  unterlaufen,  etwas  schief  stehend.  Nägel  hell,  glatt,  mit  grossen  weissen  Flecken.  Hüllen  sehr  stark 
und  hoch. 

7.  Haare  schwarz.  Kein  Bart.  Kopf  platt;  von  hinten  gesehen  rund.  Ohren  breit  Augen  hellblau- 
gelblich.  Ganz  anderer  Typus  wie  der  der  Vorgenannten.  Gesicht  oben  breit  Kinn  schmal.  Nase  grade. 
Oberzähne  übergreifend. 

fl.  Haare  schwarz.  Augen  braun.  Kopf  sehr  hoch.  Ohren  breit.  Nase  spitz  und  gebogen.  Stirn 
kurz,  sehr  niedrig,  im  Bogen  mit  dem  Kopfe  verlaufend,  der  hinten  viel  höher  als  vorn.  Oberzähne  zurückstehend. 

9.  Semitischer  Typus.  Augen  braun.  Nasenspitze  lang.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund.  Haare 
schwarz.  Bart  dicht  Zähne  vorstehend.  Stirn  kurz,  grade.  Kopf  am  höchsten  hinten. 

10.  Augen  hellblaugelblich.  Nase  sehr  spitz.  Haare  schwarz.  Kopf  hoch,  rund.  Stirn  schmal,  gerade. 
Kopf  hinten  am  höchsten. 

11.  Tatarischer  Typus.  Ohren  breit,  wie  Flügel.  Augen  etwas  schief  stehend.  Nase  wenig  gebogen, 
dreieckig.  Haare  schwarz.  Bart  dunkel.  Kopf  oben  platt.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgezogen.  Gesicht  oval ; 
oben  und  unten  gieichmässig  breit  mit  geraden  Seitenflächen.  Augenbrauen  dicht  und  breit.  Hai»  sehr  breit 

12.  Augen  sehr  schief  stehend,  blutunterlaufen,  braun.  Jüdischer  Typus.  Backenknochen  vorstehend. 
Stirn  zorückgebogen , wie  das  ganze  Gesicht,  parallel  mit  dem  Ilintorkopf.  Kopf  nach  hinten  zu  steil  an- 
steigend, wie  bei  Nr.  5.  Augen  tief  in  grossen  Höhlen  liegend  und  sehr  gross.  Ohren  ziemlich  breit.  Nase 
stark  gebogen,  sehr  lang,  mit  langer  Spitze.  Haare  schwarz.  Bart  dicht  Kopf  an  der  Stirn  sehr  rund. 

19.  Augen  braun.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund,  aber  mit  einigen  Vorsprüngen.  Ohren  breit.  Stirn 
gerade,  schmal,  zugespitzt.  Kinn  vorstehend.  Nase  gebogen.  Überzühnc  stark  übergreifend.  Haare  schwarz. 
Backenknochen  Behr  vorstehend.  Semitischer  Typus. 

14.  Semitischer  Typus.  Augen  braun.  Stirn  sehr  hoch,  gerade,  in  scharfem  Winkel  zum  Kopf  über- 
gehend. Haare  schwarz.  Kopf  von  hinten  gesehen  breit,  rund.  Ohren  breit.  Kinn  schmal,  vorstehend  in 
Dreiecksform.  Nase  gebogen,  gurkenartig. 

15.  Angen  hellblau.  Nase  platt.  Stirn  gerade.  Kopf  von  binten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen.  Ohren 
breit.  Haare  schwarz.  Zähne  vorstehend.  Bart  dicht. 

Archiv  fnr  Anthropologie.  JhL  XIX.  29 


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220 


von  Erekert 


HX.  ITscher 


Kopf-  und  Gesicht;«*  M &&.•»« 

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113 

29 

90 

61 

20 

42 

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136 

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110 

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21 

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25 

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36 

102 

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8 

— 

- 

189 

104 

132 

165  117 

1 

— 

145 

101 

106 

35 

97 

53 

Digitized  by  Google 


Kopfmecftungen  kaukasischer  Völker. 


227 


kessei. 


59 

57 

58 

55 
64 

59 
68 
53 
58 
57 
57 

60 
69 

56 
53 

55 
50 
60 

56 

55 

56 
52 


38 

35 

37 

38 
35 
37 
37 

35 

39 

40 

36 

36 

37 

35 

40 
34 
37 

41 
34 
34 

36 
34 


54 

50 

49 

52 

51 

53 

55 
47 

50 
53 
50 

50 
hl 

45 
49 

51 

51 

56 
49 

46 

52 
49 


08 

65 

70 

62 

72 

67 

67 
63 
61 
70 

68 

58 

65 

66 

59 
65 
72 
68 
67 
62 
69 
58 


81,1 

78,1 

79,9 

76.5 

81.6 

89.0 

79.9 

79.1 

80.2 

83.9 

80.7 

83.2  J 

82.2 
82,6 

83.4 

86,0 

89.4 

78.5 

76.6 
85,1 

78.6 

83.8 


67.7 

65.6 

69.6 

65.5 

63.8 

73.6 
70,4 

64.3 

65.2 

70.4 

67.9 

68.4 

70.2 


67.2 

73.5 

65.6 
67,5 
70,1 
59,4 
66,0 


83,4 

84.0 

87.1 

85.6 

78.1 

82.7 

83.1 
81,3 

81.3 

84.0 

84.1 

82.3 

85.4 


71.7  87,4 

69,5  | 83,3 


78.1 

82.2 
a3,7 
88,1 

82.4 

75.5 
7*3 


117,4 

134.3 
136,2 

137.0 

133.1 

126.2 
| 149,7 

j 122,3 

i 123,4 
i 132,0 
I 117,0 

141.0 

130.2 
140,9 

119.4 

130.5 

130.7 

131.3 

138.0 

129.7 

135.4 

120.4 


164.0 

! 200,0 

219.5 

204.0 

203.1 

100,0 

234.0 

I 181,0 

174.0 

191.6 
168.4 

220.2 

194.0 

20.1,8 

150.9 

189.7 

211.8 

196.9 

199.0 

188.0 
200,6 
1833 


149.2 
1783 
1735 
1863 

176.5 

158.0 

190.0 

179.2 

165.7 

1623 

151.4 

153.7 

176.4 

167.8 

148.2 

177.0 

165.7 

176.7 

167.3 

170.9 

166.7 

159.6 


81.3 

94.8 

843 

90.3 
84,6 
883 

93.2 

86.5 

89.4 

85.6 

81.6 

93.5 

83.2 

92.0 

79.8 

83.0 

87.6 

85.7 

89.0 

80.7 
663 

63.3 


113.5 

141.1 

135.8 

134.0 

128.4 

133.4 

145.7 

128.0 

1 20,0 

124.2 

117.4 

138.7 

125.0 

137.0 

100.9 

120.6 

131.2 

129.0 
i 128,4 

117.0 

134.4 

I 121,1 


103.3 

125.7 
1073 
122,6 
110.9 
1199 
118,1 

126.7 

120,0 

106.4 

106.5 

106.6 

113.6 

1<»,6 

91,1 

1123 

112,0 

116.7 
108,0 
106,4 

106.8 
KM  3 


63.3 

61.4 

66,1 

69.1 
553 

61.3 
61,0 

! 66,0 

67.2 

75.5 

65.5 

59.0 

57.8 

64.8 

75.5 

64.2 
75,5 

70.7 

55.7 

63.0 

66.7 

65.4 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 
9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 
21 
22 


(1  i n c r. 

| 62 
62 

56 

57 
63 

56 

57 
53 


37 

37 

31 

87 

36 

39 

31 

36 


46 

48 

43 

52 

52 

48 

55 

48 


69 

68 

59 

63 

66 

62 

69 

54 


82.3 
»3,0 

81.7 
80,9 
78.5 

84.3 

80.8 
863 


67,7  ; 82,3 
67,0  i 80,9 


72,3 

67.0 
62,5 

72.1 

68.2 

693 


128,0  1883  I 165.5  88,1  j 130,4  | 114,7 


134,0  175,2  170,8  88,2 


88.5 
84,7 

79.6 
85,5 

84.4 

80.5 


131,3  183,9 

135,9  199,0 


190,5 

172,3 


90,6 

88.0 


| 126,7  204.3  158,3  i 88.7 

i 125,3  191,1  I 172,3  1 67,7 

I 136,1  217,4  j 173,9  91,6 

I 127,6  183,2  I 171,3  80,7 


128,6  112.6 
| 134,4  131.6 

! 128,9  111,6 

| 143,0  110,8 

! 133,7  120,5 

I 161,1  120.0 

I 115,8  106,3 


56,7 

61.4 

55.4 
| 67,3 
i 58,1 
] 67,9 
I 51,7 
j 67,9 


Digitized  by  Google 


228 


von  Erckert 


i. 


u. 


ui. 


vu.  . 


IHe  lateinischen  Kammern  entsprechen  der  Reihen 


Indiens.  Tschetschenien 


100 

. Ilrt'üc 

ICO 

. Hohe 

100  . Höhe 

100  . Gesichtshohe 

Länge 

Länge 

Breite 

Jochbreite 

Indiens 

Tsche- 

tschen- 

ien 

Tschcr- 

kessen 

Indice» 

Tsche- 

tschen- 

ien 

Tschcr- 

kessen 

Indice» 

Tsche- 

tschen- 

ien 

Tschcr- 

kessen 

Indice» 

T sehe* 
t scheu- 
zen 

Tbc  her- 
kessen 

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95 

- 

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- 

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95 

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77 





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1,2 

— 

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1,2 

— 

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76 

1,2 

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91 

1,2 

— 

| 

96 

2,4 

— 

3 

90 

2,4 

— 

75 

2.4 

- 

90 

3,5 

- 

c 

95 

2,4 

- 

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89 

3,5 

6,7 

74 

2,4 

— 

89 

1.2 

— 

94 

1.2 

0.6 

5T 

8* 

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— 

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73 

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6,7 

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2.4 

6,6 

5 

87 

7,0 

- 

c. 

72 

4.7 

6,7 

87 

2,4 

6.7 

92 

2,4 

3,3 

86 

w 

6.7 

71 

5,9 

3,3 

86 

3,6 

— 

91 

4,7 

— 

85 

10,6 

3,3 

c 

70 

3,5 

13,3 

85 

3,5 

10,0 

9o 

5,9 

6,7 

84 

9,4 

33 

69 

M 

10,0 

8*1 

4,7 

1B.7 

89 

3,6 

0,7 

•fr. 

83 

14,1 

10.7 

68 

13.9 

C,7 

83 

621 

10,0 

88 

3.9 

16,7 

82 

5,9 

10,0 

67 

11,7 

*3.4 

82 

7.1 

16,6 

87 

7,0 

6,7 

-s 

o 

s 

81 

12,9 

10,0 

ä 

66 

10,4 

3,3 

81 

9,4 

6,7 

8d 

4.7 

6,7 

80 

43 

13.3 

65 

s s> 

13,4 

SO 

8,2 

6? 

85 

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6.7 

P 

79 

1,2 

10,0 

a 

E 

64 

9,5 

3,3 

79 

6,2 

3.3 

84 

5,9 

6,7 

ts 

-= 

78 

3,5 

13.3 

J2 

Cj 

63 

2,4 

3,3 

78 

4,7 

10,0 

§• 

83 

Sß 

10.0 

$ 

77 

3,5 

- 

62 

7,1 

3,3 

77 

6,2 

- 

| 

82 

6,1 

- 

76 

2.4 

6,7 

61 

— 

76 

9,4 

— 

c 

5 

81 

8.2 

6.7 

75 

— 

— 

60 

SJ> 

— 

75 

4,7 

3,3 

5 

80 

10,6 

6,6 

59 

1,2 

3,3 

74 

2,4 

— 

79 

3,5 

3,3 

73 

1,2 

— 

78 

1,2 

— 

72 

2,4 

- 

77 

1,2 

- 

71 

1,2 

— 

76 

— 

— 

70 

- 

- 

75 

- 

- 

07 

1,2 

- 

70 

1.2 

- 

Die  Bezeichnungen  sind  von  0 bis  4,11  Proc.  der  Kopfzahl  für  jede  Anzahl  in  Procenten  der  Indice*  der  gemessenen 

Individuen  mit  gewöhnlichen  Ziffern  gedruckt, 
n m r » 5 „ 9,9  mit  kleinen  Cursivziffern  gedruckt. 


B 

, . 10 

. U.9  „ 

grossen  „ * 

B 

B 

. . 15 

. 19,9  „ 

kleineu  fetten  Ziffern  gedruckt. 

* 

• 

, » 20 

„ Sö.O  , 

grossen  „ „ „ 

Zahl  der  gemessenen  Individuen: 


85  Tschetschenien, 
30  Tscherkcsscn. 


Digitized  by  Google 


KojifmesHungeu  kaukasischer  Völker. 


229 


I 


IX. 


X. 


XI. 


XU. 


der  Indice,  der  beiliegenden  MeRnungntahellen. 


und  T.cherkc« »en. 


I 


100  . Genichtshöhe 

(Na»enwur*el  bi*  Kinn) 
Üntcrkiefercndenbroite 

100  . Mittelgeaichtsbreit« 
(Nasen wurzel  b.  Kmle  »I.  Oberzähn*) 
Jochbreite 

100  . Mitld^exioklsbreit« 
(Nasenwurzel  h.  Kmle  *1.  OWrzähnc) 
l nterkieferendenbreite 

100 

. NftBt-nbreite 

NngcnhOhc 

Indiers 

T»che- 

tschen- 

xen 

Tscher- 

kessen 

Indice« 

Tsche- 

tschenien 

Tschor- 

kCflSCQ 

Indiers 

Tsebe-  i 
tscheuzen  I 

Tscher- 

kessen 

ludieea 

Tuche- 

tsekenzen 

Tucher- 
k essen 

131 

- 

3,3 

65 

i,i  j 

- 

35 

- ; 

- 

84 

1,3 

- 

129 

1.2 

— 

64 

— 

— 

84 

_ 

— 

79 

— 

— 

1 26 

— 

3,3 

63 

1.4 

— 

83 

— 

— 

78 

1,2 

— 

125 

- 

3,3 

62 

2,7 

- 

82 

- 

- 

77 

- 

— 

124 

1.2 

— 

61 

1,4 

— 

81 

1,4 

— 

76 

1.2 

— 

123 

1,3 

- 

60 

1,4 

- 

80 

2.7 

— 

78 

1,2 

10,0 

122 

8,5 

3,3 

59 

1,4 

— 

79 

— 

— 

74 

— 

— 

121 

1.2 

— 

58 

84 

— 

78 

1,4 

— 

73 

3.3 

— 

120 

3,5 

10,0 

57 

8,1 

— . 

77 

4,1 

— 

72 

1,2 

- 

IIS 

4,7 

3,3 

56 

6,7 

— 

76 

1,4 

— 

71 

— 

118 

1,2 

8,3 

55 

124 

— 

75 

5,4 

— 

70 

4,8 

8,3 

117 

3,6 

— 

54 

5,4 

— 

74 

4,1 

— 

69 

3,6 

3,4 

110 

1,2 

3,4 

53 

8,1 

— 

73 

2,7 

— 

68 

115 

3,5 

- 

52 

10,1 

- 

72 

8,1 

- 

67 

3,6 

13,3 

114 

3,5 

3.4 

51 

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1,2 

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! 3,3 

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230 


von  Erckert, 


16.  Haare  schwarz.  Außen  braun,  etwas  schief  stehend.  Nase  gerade.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund, 
hoch;  hinten  der  Kopf  am  höchsten.  Stirn  gerade.  Nase  spitz.  Überzahne  übergreife  ml.  Hart  dicht. 
Semitischer  Typus. 

17.  Haare  schwarz.  Hart  schwarz.  Augen  braun.  Nase  gebogen.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund  und 
hoch,  llals  breit.  Stirn  schmal,  gerade.  Kopf  oben  platt.  Zähne  vorstehend. 

18.  Haare  schwarz.  Augen  braun.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund,  hoch;  sehr  viel  höher  hinten  als 
vorn.  Stirn  gerade.  Nase  spitz.  Oberzähne  übergreifend.  Bart  dicht.  Semitischer  Typus. 

19.  Haare  schwarz  mit  vielen  ausgerupften  Stellen,  wie  fast  bei  allen  (statt  des  Hasirens).  Augen 
braiingrünlieh.  Nase  gerade,  dreieckig.  Kopf  rund.  Ohren  breit.  Kopf  am  höchsten  hinten.  Stirn  niedrig 
und  ruud.  Zähne  etwas  vorstehend. 

20.  Haare  schwarz.  Augen  dunkelbraun.  Nase  spitz,  klein.  Kopf  rund.  Ohren  breit.  Stirn  gerade, 
hoch,  über  den  Augeu  entwickelt.  Zahne  etwas  vorstehend. 


Kabardiner. 

1.  Haare  schwarz.  Kopf  von  vorn  gesehen  viereokig.  Stirn  gerade,  hoch.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte.  Nase  etwas  gebogen.  Augeu  hellbraun,  etwas  schief  stehend. 

2.  Kopf  von  hinten  gesehen  hoch  und  rund.  Stirn  verläuft  oben  mit  dem  Kopfe.  Nas«  gerade,  mit  spitzem 
Zipfel.  Augeu  braun.  Ohren  gross.  Haare  schwarz.  Bart  dicht.  Semitischer  Typus. 

3.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund  und  hoch.  Stirn  gerade,  oben  etwas  vorstehend.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte.  Augen  dunkelblau.  Nase  wenig  gebogen,  spitz.  Gesicht  ganz  oval.  Haare  schwarz.  Bart  dünn. 

4.  Augen  braun.  Kopf  von  hinten  gesehen  ründ,  aber  nicht  hoch;  am  höchsten  hinten.  Stirn  gerade, 
zurückgebogen.  Nasa  gerade,  voll.  Hart  schwarz,  dicht.  Kopf  oben  dnehfünnig. 

5.  Haare  schwarz.  So  wie  bei  fast  allen,  stark  ausgerupft  oder  rasirt.  Augen  grünlichbrnun.  Kopf 
von  hinten  gesehen  rund.  Uhren  breit  Kopf  oben  platt;  nach  vorn  und  hinten  gerade  abfallend.  Stirn 
gerade,  zurückgebogen.  Untergesicht  vorstehend.  Nase  gerade,  mit  abgerundeter  Spitze,  (ienick  breit. 
Semitischer  Typus. 

6.  Augen  hellbraun.  Kopf  und  Gesicht  plätteisenfürmig.  Kinn  abgerundet.  Kopf  von  hinten  gesehen 
ganz  rund,  Kopf  ol>en  horizontal.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Nase  gerade. 

7.  Typus  der  wenig  an  Kabardiner  erinnert.  Augen  gross,  hellgrün.  Lippen  sehr  dick.  Gesichtsaus- 
druck vornehm,  gutmuthiß,  aber  wenig  intelligent.  Bart  nicht  dicht.  Augen  gerade  stehend.  Haare  schwarz, 
etwas  gelockt,  aber  anliegend. 

8.  Augeu  braun.  Stirn  hoch,  gerade.  Ohren  dick.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  rund. 

/ Haare  schwarz,  Überzähne  übergreifend.  Kinn  sehr  Bchmal.  Gesicht  nach  unten  in  spitzer  Dreiecksform 

verlaufend. 


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Kopfiiiessungeu  kaukasischer  Völker. 


231 


Genauere  Beschreibung-  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  IV.  Georgier  oder  Grusiner  im  weiteren  Sinne  des  Worte«. 


1.  Gru«iner  im  engeren  Sinne  de«  Worte«. 

6.  Haare  schwär*.  Nase  lang,  gebogen.  Augen  hcUgrünlich -bläulich  mit  Flecken.  Zähne  vorstehend. 
Ohren  breit.  Stirn  huch,  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Backen  voll.  Das  Gesicht  keilförmig.  Unterkiefer 
hinten  dergestalt  breit,  da»*  eine  Vertiefung  sie  vom  übrigen  Gesicht  abtreimt. 

7.  Haare  schwarz.  Profil  senkrecht.  Nase  sehr  gross,  dreieckig,  pyramidal.  Ohren  stehen  senkrecht. 
Augen  gross,  hellbraun.  Hinterkopf  platt.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  etwas  hoch  und  Bteil  au  den 
Seiten:  von  oben  fast  rund,  hinten  etwas  breiter.  Gesicht  oval.  Stirn  kurz  und  allmälig  zum  Kopf  über- 
gehend, hoch  nnd  gerade.  Augenbrauen  dicht. 

8.  Haare  schwarz.  Profil  nach  hinten  gebogen.  Neb«  stark  gebogen , gross , unten  sehr  vorstehend. 
Ohren  gauz  am  Kopf  anliegend.  Augen  hcUgrünlich.  Stirn  hoch,  gerade,  eckig  au  beiden  Knden  und  nach 
oben  zum  Kopf  hin.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  oben  rund;  an  den  Seiten  steil  abfallend.  Starker 
Hinterkopf.  GeBichtsfomi  oval.  Backenknochen  vorstehend.  Typus  derselbe  wie  der  vorstehende.  Augen- 
brauen dicht.  Von  oben  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  breites  Oval. 

9.  Haare  schwarz.  Profil  gerade.  Hoher  Wuchs.  Augen  blau.  Nase  leicht  gebogen,  mit  wenig  ent- 
wickelter Spitze.  Backenknochen  vorstehend;  über  und  unter  ihnen  wird  das  Gesicht  in  gerader  Linie 
schmaler.  Hinterkopf  wenig  entwickelt.  Kopf  von  hinten  gesehen  steil  und  hoch.  Stirn  gerade  und  sehr 
niedrig.  Ohren  breit. 

10.  Haare  schwarz.  Backen  sehr  gross,  gewölbt  und  roth.  Augen  blaugelblich.  Nase  schmal,  gebogen, 
mit  lauger  Spitze.  Kopf  sehr  hoch  über  den  Ohren  hervorragend,  steil  hiuten  abfallend  und  oben  platt. 
Starker  Iliuterkopf.  Obren  breit  und  senkrecht.  Stirn  gerade,  niedrig  und  eckig  zum  Kopf  übergehend. 
Gesicht  schmal,  vornehm,  an  den  Seiten  gerade.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen,  steil  an 
den  Seiten  abfallend.  Kopf  von  oben  gesehen  wie  ein  kurzer,  hinten  breiter  Sack. 

11.  Haare  schwarz.  Augen  blaugrünlich.  Obren  breit,  am  Kopfe  anliegend.  Kopf  hiuten  höher  als  vorn. 
Hinterkopf  platt.  Stirn  gerade  und  zurückgebogen,  etwas  kurz,  an  den  Seiten  allmälig  zum  Kopf  über- 
gehend, mit  geringer  Einbiegung  an  den  Schläfen.  Nase  gross  mit  Btarker  Spitze.  Backenknochen  vor- 
stehend. Gesicht  oval.  Kopf  von  oben  gesehen  wie  ein  an  den  Seiteu  abgeschrägtes,  abgerundetes,  langes 
Viereck,  hinten  breiter. 

Bei  allen  sechs  vorstehenden  Individuen  ein  schläfriger  Ausdruck. 

12.  Sehr  typisches  Gesicht.  Haare  duukel.  Augen  braun.  Nase  gebogen  und  breit  Stirn  platt  und 
zurückgebogen.  Hinter  köpf  platt.  Kopf  hiuten  viel  breiter  als  vorn.  Augen  etwa«  schief  stehend. 

13.  Kein  typischer  Ausdruck.  Mehr  an  Imerether  erinnernd.  Haare  dunkelbraun.  Angftu  blau.  Nase 
gerade.  Stirn  gerade.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  oben  geruuilet. 
Backenknocheu  sehr  stark.  Stirn  geht  an  den  Seiten  gerundet  zum  Kopf  über.  Geber  den  Hacken kuochcu 
eine  Einbiegung.  Hiuterkopf  platt.  Kopf  hinten  viel  breiter  als  vorn. 

14.  Haare  sehr  dunkelblau.  Nase  gurkenartig.  Backenknochen  sehr  stark.  Stirn  gerade.  Hinterkopf 
platt.  Kinn  vorstehend.  Kopf  hinten  breiter  als  vorn. 

15.  Haare  schwarz.  Augeu  braun.  Nase  gebogen,  mit  sehr  starker  Spitze.  Backenknochen  »ehr  stark. 
Hiuterkopf  platt.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  rund;  hinten  ist  er  breiter  als  vorn.  Stirn  eingebogeu. 

10.  Typisches  Gesicht.  Züge  und  Ausdruck  erinnern  an  einen  Mopshuud.  Haare  schwarz.  Augen 
hellbraun.  Nase  etwas  platt  cingesattclt  und  dick.  Gesicht  breit.  Gesichtsform  keilförmig  zum  spitzen,  au 
den  Seiten  abgerundeten  Kinn.  Stirn  etw'as  zurückgebogen  und  eingebogen.  Backenknochen  voll.  Kopf 
von  hinten  gesehen  erscheint  viereckig,  oben  gerundet;  hinten  viel  breiter  als  vorn.  Zähne  vorstehend. 
Kinn  stark  zurückgebogeu. 

17.  Ganz  anderer  Typus.  Stupider  Gesichtsausdruck.  Augen  blaugrünlich.  Nase  gerade,  unten  etwas 
herabgebogen.  Backenknocheu  schwach  entwickelt.  Gesicht  unten  oval.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgebogeu. 
Der  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  wie  ein  flaches  Dach  mit  sehr  steilen  Abfallen  nach  unten,  und  etwas 
abgerundeter  Spitze;  von  oben  steil  von  der  Stirn  nach  hinten  zu  ansteigend;  von  hinten  steil  abfallend. 
Platter  Hinterkopf.  Zähue  etwa«  vorstehend. 


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232 


von  Erckert 


IV.  Georgier  oder  Grusiner 


Nr. 


2 

M 

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2 

Ortschaft 

Kopf*  und  Gesichts*M  aaste. 


1.  Grusiner  im  engeren 


1 

48 

Tiflis 

194 

155  136 

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23 

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133 

86 

105 

32 

92 

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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker 


233 


im  weiteren  Sinne  de*  Worte». 


Sinne  des  Worte*. 


66 

42 

52 

68 

79,9 

70,1 

87,7 

132,3 

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— 

62,5 

54 

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65 

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Imerether. 


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127^ 

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81,9 

115,1 

103,8 

51,1 

64,8 

79,2 

Archiv  für  Aalhropolofli*.  Bd.  XIX.  30 


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234 


von  Erckert 


IV.  Georgier  oder  Grusiner 


186  124  — 146 

193  135  — 160 

181  118  — 138 

167  119  — 145 

5.  Min 

201  I 155  | 136  183  | 123  | 76  137  »4  106  , 28  91  I 53 

201  I 150  | 130  182  130  «4  150  103  113  ; 30  | 92  61 

192  | 150  I 127  187  129  63  145  106  121  33  96  59 

175  156  J 125  180  118  78  140  98  101  31  87  60 

192  151  122  179  116  76  141  1U5  105  29  87  54 

189  i 162  132  173  116  67  144  111  115  35  91  50 

194  156  127  171  120  78  135  84  104  30  88  65 

185  155  120  180  119  78  | 142  83  113  32  101  55 

183  147  115  174  117  80  | 134  103  103  1 33  93  62 

174  151  113  180  112  76  | 135  105  106  J 32  86  | 55 


1 26  Ahlras-Tumau  182  160  114 

2 20  „ 180  158  125 

3 20  „ 174  158  132 

4 23  „ 186  151  115 


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1 110 

41 

103 

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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


235 


im  weiteren  Sinne  de»  Worte». 


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113,6 

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169,8 

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106,7 

105,7 

56,3 

71,7 

61,8 

10 

30* 


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236 


von  Krckert, 


Id.  Sehr  dunkle  Gesichtifarbe.  Augen  braun.  Lippen  dick,  \or*tehend.  Naw  gerade  mit  stark  her- 
vortretendem Zipfel.  Gesicht  au  den  Seiten  gerade,  dann  eckig  zum  schmalen  Kinn  sich  biegend.  Stirn 
gerade.  Kopf  von  hinten  geseheu  hoch  uud  bogenförmig;  am  lürahstcn  in  der  Mitte.  Gesicht saus- 
druck  stumpf. 

19.  Etwas  jüdischer  Typus.  Augen  etwas  schief  stehend,  hellblau.  Nase  dreieckig  mit  breiter  Basis : 
der  sehr  lange  Zipfel  ist  herabgebogen.  Oberlippe  sehr  kurz.  Kinn  gerade.  Die  Nase  hat  zwei  platte  Höcker. 
•Stirn  gerade,  sehr  hoch  und  stark  zurückgehngeu.  Hinterkopf  platt.  Kopf  oben  sehr  kurz  und  flach  gewölbt. 
Backenknochen  vorstehend;  unter  ihnen  eine  Einbiegung.  Kopf  oben  voll  und  breit.  Haare  dunkelbraun. 

20.  Haare  dunkel.  Augenbrauen  sehr  dicht.  Nase  gebogen  mit  langer  Spitze.  Stirn  niedrig  und  kur*. 
Hinterkopf  platt.  Kopf  vou  hiuten  geseheu  wie  ein  flacher  Bogen.  Gesichtsform  unten  oval. 

21.  Ganz  anderer  Typus  (vielleicht  griechischen  Ursprunges).  Haare  schwarz.  Augeu  röthüchbraun. 
Kim  schwach  gewölbt.  Stirn  gerade,  etwas  eiugebogen.  Unterkiefer  hinten  hoch  ansichend.  Gesichtsform 
unten  eckig.  Mund  vorstehend.  Haare  sehr  dicht  uud  kraus.  Kopf  olran  ziemlich  platt.  Hinterkopf  platt. 
Ohren  sehr  klein,  dünn,  zart.  Pockennarbig.  Gesichtsfarlra  sehr  dunkel.  Lippen  platt,  breit.  Unterlippe 
vorstehend. 


2.  Imerier  oder  Imerether. 

1.  Nase  gerade,  etwas  getragen.  Lippen  dick.  Zahne  stark  vorstehend.  Stirn  gerade  uud  senkrecht, 
etwas  eiugebogen.  Haare  bloud.  wie  es  häufig  bei  Mingreliern  verkommt,  uud  in  Imeretien  in  der  grossen 
Ortschaft  Senaki.  Ilinterkopf  ziemlich  platt  und  breit,  sehr  steil  abfallend.  Gesieht  unten  keilförmig  und 
zum  ganz  schmalen  Kinn  noch  scharf  im  Winkel  zugespitzt.  Augen  hellblau;  Augenbrauen  fast  weis*. 

3.  Gesicht  zart  uud  breit.  Sehr  schöne  braune  Augen.  Haare  schwarz.  Stirn  gerade«  niedrig,  etwas 
eingebogen.  Untergesicht  keilförmig  zum  sehr  schmaleu  Kinn.  Nase  etwas  gurkenfortnig;  etwas  gebogen 
mit  stark  hervortretender  Spitze.  Kopf  vou  hinten  gesehen  rund.  Sehr  sympathischer  Ausdruck. 

4.  Haare  schwarz.  Pockennarbig.  Augen  dunkelbraun.  Böser  Gesichtsausdruck.  Backenknochen 
wenig  vorstehend.  Gesicht  unten  keilförmig.  Nase  gebogen  und  vorstehend.  Stirn  eingebogen  und  zurück- 
gebogen. Kopf  von  hinten  gesehen  rund;  hinten  höher  als  vorn.  Etwas  griechischer  Typus. 

f>.  Haare  schwarz.  Augen  hellbraun.  Das  Weiwe  im  Auge  bläulich.  Bart  dicht,  schwarz.  Augen 
gross.  Nase  etwa»  gebogen,  schmal,  mit  breitem  Zipfel.  Backcukuochen  vorstehend;  unter  ihnen  eine  Ein- 
biegung. Augenbrauen  sehr  dicht,  zusammeugewuchsen.  Stirn  über  den  Augeu  stark  hervortretend,  gerade, 
lang.  Kopf  hinten  viel  höher  als  vorn.  Hinterkopf  steil. 

6.  Haare  dunkelbrauu.  Augen  grünlichbläulich.  Stumpfnase.  Nase  sehr  breit  Stirn  gerade.  Hinter- 
kopf gewölbt.  Kopf  hinten  höher  als  vorn.  Gesicht  in  Plätteisenform.  Kinn  kurz. 

3.  G u r i e r. 

1.  Ganz  anderer  Typus  als  der  mingrelische  und  an  ganz  eigeuthümlich  Jüdisches  erinnernd.  Augen 
klein,  gelblich  braun.  Gesicht  oval.  Untergesicht  in  breiter  Plätteisenform.  Kinn  sehr  schmal,  lieber  dcu 
Backcukuochen  verengt  sich  da*  Gesicht.  Stumpfnase.  Nase  oben  platt;  Zipfel  kurz.  Augen  etwas  schief 
stehend.  Kopf  hiuten  wenig  höher  als  vorn.  Stiru  sehr  hoch,  gerade.  Hinterkopf  oben  stark  vorstehend. 
Profil  senkrecht.  Unterlippe  etwas  dick. 

2.  Haare  schwarz.  Bart  »ehr  dicht  uud  dunkel.  Augen  hellgrau,  gross.  Nase  gebogen , mit  starkem 
Zipfel ; oben  sehr  schmal ; unten  sehr  breit  Ueber  den  vorstehenden  Backcukuochen  eine  Einbiegung. 
Stirn  hoch,  gerade.  Kopf  oben  platt.  Starker  Hinterkopf. 

4.  Adshareu. 

1.  Nase  geradr,  mit  herabgebogener  langer  Spitze.  Die  Nasenflügel  sind  so  kurz,  das»  die  Nasenlöcher 
seitwärts  ganz  offen  stellen.  Zähne  vorstehend.  Stirn  gerade  uud  senkrecht.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund; 
obeu  platt  und  in  scharfem  Winkel  zur  Stirn  gebogen.  Augen  schmal,  braun,  etwas  grünlich.  Augenbrauen 
dicht,  gewölbt.  Haare  dunkel.  Das  unten  schmale  Gesieht  wendet  sich  in  scharfem  Winkel  spitz  zum  Kinn.- 

2.  Untergewicht  keilförmig  und  scharf  zum  Kinn  im  Winkel  abbiegend.  Haare  dunkel.  Gesichtsfarbe 
dunkel  Lippen  dick.  Augen  braun,  gross.  Augenbrauen  gro»»,  stark  gebogen.  Zähne  vorstehend.  Kopf 
von  hinten  gesehen  niedrig  und  platt,  breit;  nach  ol*eu  hin  schmaler  werdend.  Stirn  fast  gerade.  Nasen- 
spitze in  die  Höhe  gebogen. 


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KopfmesRungen  kaukasischer  Völker. 


237 


5.  M i u g r e I i e r. 

1.  Harne  schwarz,  sehr  dicht  Kopf  oben  platt.  Stirn  gerade,  sehr  hoch  und  senkrecht.  Gesicht  lang, 
au  deu  Seiten  gerade.  Untergesicht  in  Huchem  Bogen.  Bart  dünn.  Augen  braun.  Nase  wenig  gebogen ; 
Spitze  dreieckig.  Lippen  dick.  Oberlippe  vorstehend.  Ausdruck  böse.  Mund  klein. 

2.  Haare  schwarz.  Bart  dunkel.  Augeu  blüuüchgrau  mit  gelbem  Schimmer.  Nase  stark  gebogen, 
schmal;  Zipfe)  dreieckig,  Mund  vorstehend.  Oberlippe  über  die  Luterlippe  ülwrgreifend.  Backenknochen 
sehr  breit.  Gesicht  oben  viel  schmaler,  Untergewicht  keilförmig.  Sehr  schönes  Profil.  Stirn  hoch,  gerade, 
etwas  zurtickgebogen  und  fast  in  einer  Linie  mit  der  Nase  verlaufend.  Kopf  oben  horizontal.  Hintcrkopf 
sehr  stark.  Gesicht  schön,  vornehm. 

8.  Haare  schwarz.  Augeu  graubläulich,  fast  l>rauu  mit  gelben  Pünktchen.  Stirn  hoch,  iu  scharfem 
Winkel  zum  Kopf  übergehend , der  oben  sehr  platt.  Hinterkopf  gross.  Backenknochen  sehr  stark.  Unter- 
gewicht keilförmig,  L'uterkiefer  breiter  als  das  Gesicht,  darüber.  Nase  mit  feiuetn  und  laugctn  Zipfel.  Kopf 
von  hinten  gcschcu  wie  ein  uiedriger  Bogen;  unter  dem  Hinterkopf  eine  Einbiegung.  Lippen  dick.  I’nau- 
geuehmer  Gesichtsausdruck.  Haare  vorn  tief  hcruntcrgewacliscu.  Kopf  hinten  viel  breiter. 

4.  Haare  schwarz.  Bart  hell  und  dünn.  Augen  grünlichgelblich.  Stirn  sehr  hoch,  gerade,  in  scharfem 
Winkel  zum  platten  Kopf,  der  hinten  höher  als  vorn.  Hinterkopf  platt.  Nase  zart;  Spitze  klein.  Mund 
vorstehend.  Oberlippe  überstellend.  Kinn  sehr  zurückstehend,  aber  stark  sich  uM heilend.  Unterkiefer  breit. 
Augenbrauen  breit,  nicht  dicht. 

ö.  Haare  schwarz.  Gesichtsfarbe  zart.  Gcsiclitsau&druck  ernst,  zart;  Form  oval,  unten  spitz.  Backen- 
knochen nicht  stark.  Nase  mit  langer  Spitze.  Augen  schmal  und  gerade.  Ohren  sehr  weit  nach  hinten 
stehend.  Stirn  gerade,  senkrecht.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Kopf  oben  platt. 

6.  Gesicht  vornehm,  ernst.  Augen  braun.  Backeuknochen  nicht  stark;  über  ihnen  eine  Kitibieguug. 
Haare  schwarz.  Bart  sehr  dicht,  Gesicht  lang.  Stint  hoch , gerade , etwas  eingebogeu.  Kopf  am  höchsten 
hinten.  Nase  dreieckig  mit  sehr  grosser  Basis.  Kinn  vorstehend.  Kopf  schön  geformt.  Ohren  am  Kopfe 
anliegend.  Oberlippe  sehr  kurz.  Profil  senkrecht.  1‘ntergesicht  in  Plätleisenform.  Kopf  oben  sehr  breit, 
hinten  viel  breiter  als  vorn;  von  hinten  gesehen  sehr  hoch  und  breit 

7.  Jüdischer  Ausdruck  Haare  schwarz.  Augen  gross,  brauu.  Mund  vorstehend.  Nase  fein,  gebogen 
mit  vorstehender  Spitze.  Gesicht  in  der  Mitte  etwas  breiter,  scharf  gebogen  zum  schwachen  Kinn  abfallend. 
Augenbrauen  gewölbt  und  lang,  Hinterkopf  hübsch  geschnitten.  Kopf  oben  platt  Stirn  gerade,  hoch.  Kopf 
von  oben  gesehen  wie  ein  breites  Ei.  Lippen  dick.  Oberlippe  sturk  vorstehend.  Kinn  stark  vorstehend. 

8.  Ganz  anderer,  besonders  zarter  Typus.  Gutraüthiger  Ausdruck.  Augen  gross,  geöffnet,  grau,  etwas 
gelblich.  Nase  kurz,  klein,  dick,  mit  kurzem  dickem  Zipfel.  (Was  häufig  bei  Mingrelicrn  vorkommt.) 
Stirn  gerade,  hoch,  in  scharfem  Wiukel  zum  Kopf  übergehend.  Hintcrkopf  sehr  platt.  Backen  breit,  voll, 
hängend.  Profil  gerade.  Gesicht  oben  breit  Haare  fast  schwarz 

ff.  Tscherkessi  weher,  etwas  jüdischer  Typus.  Gesichtsfarbe  gelblich.  Augeu  dunkelbraun.  Nase  ge- 
bogen. Nasenlöcher  seitwärts  gekehrt  Stirn  gerade.  Kopf  platt,  hinten  etwas  höher.  Hiuterkopf  vorstehend. 
Gesicht  oval.  Backen  voll.  Nase  gebogen  und  breit.  Kinn  kurz,  spitz.  Untergesicht  in  Pliitteisenform. 
Ohren  am  Kopfe  anliegend. 

10.  Gesichtsfarbe  gelblich,  blass.  Haare  schwarz.  Jüdischer  Typus.  Augen  etwas  schief,  sehr  gross, 
braun.  Nase  sehr  gebogen,  laug;  Spitze  vorstehend.  Lippen  sehr  gross.  Stirn  hoch,  oben  gewölbt;  zum 
platten  Kopf  in  scharfem  Winkel  übergehend.  Hinterkopf  platt.  Kate  an  der  Wurzel  ganz  platt. 


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238 


von  Erckert 


n. 


Die  lateinischen  Nummern  entsprechen  der  Reihe) 


Indices.  IV.  Georgier  oder  Grusinei 


100 

. Breite 

100 

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Länge 

Lunge 

Indices 

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0,9 

Die  Bezeichnungen  sind  von  0 bi»  4,9  Proc.  der  Kopfzahl  für  jede  Anzahl  in  Procenten  der  Indices  der  gemessenen 

Individuen  mit  gewöhnlichen  Ziffern  gedruckt. 


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„ 9,9  mit 

kleinen  Cursivsiffcrn  gedruckt. 

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kleinen  fetten  Ziffern  gedruckt. 

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grossen  pp  * 

Zahl  der  gemessenen  Individuen: 
21  Grusiner, 

6 Imerether, 

2 Gurier, 

4 Adsharen, 

10  Mingrelier. 


Digitized  by  Google 


Kopfmessungeii  kaukasischer  Völker 


23» 


iiu  weiteren  Sinne  des  Worte». 


Digitized  by  Google 


240 


von  Erckert 


1 

Die  lateinische«  Nauien  entsprechen  der  Reiben 


Digitized  by  Google 


Kopfniessungen  kaukasischer  Völker. 


241 


folge  der  Indicea  der  beiliegenden  Me»«uDg*tabellen. 


Archiv  for  Anthropologie.  Dd.  XIX.  3J 


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242 


von  Krckert 


V.  Armenier. 


Kopf* 

und  (jesich  ts*Mna»se. 

Nr. 

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Kopfinessungen  kaukasischer  Völker. 


243 


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— 

— 

60,3 

14 

31  • 


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244 


von  Erckert 


VII.  Aissoren.  VIII. 


1 

26 

Tiflis 

176 

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123 

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IX. 

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129 

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147 

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88 

48 

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Kopfhiessungen  kaukasischer  Völker. 


245 


Berg-Juden.  IX.  Tat. 


soren. 


45 

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113,2 

51,0 

65,8 

72,9 

Digitized  by  Google 


246 


von  Erckert. 


Genauere  Beschreibung  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  V.  Armenier. 

1.  Gesicht  oval.  Stirn  und  Nase  in  einer  geraden  Linie.  Haare  kraus.  Lippen  dick.  Augen  sehr 
gross,  grünlich. 

3.  Gesicht  unten  eingefallen.  Kinn  »ehr  spitz.  Backenknochen  breit. 

5.  Das  Gesicht  läuft  spitz  werdend  zu  dein  spitzen  Kinn  zu. 

8.  Backenknochen  sehr  stark.  Augen  blau.  Typus  gar  nicht  armeuisch. 

14.  Her  Typus  ist  ein  durchaus  verschiedener  von  dem  armenischen,  den  man  im  Allgemeinen  in  Tifli» 
wntrifft.  Der  armenische  Typus  überhaupt  tritt  sehr  verschieden  auf  Augen  röthlichbraun. 
Stirn  gerade.  Der  Unterkiefer  ist  so  breit,  das»  dus  Gesicht  eine  Birnenform  aufweist.  Mund  etwas  vor- 
stehend. Haare,  wie  eigentlich  bei  allen,  schwarz.  Kopf  ziemlich  flach  oben.  Wenig  Hinterkopf. 

15.  Jüdischer  Typus.  Angenehmer  Gcsichtsausdruck.  Augen  braun,  glanzend.  Nase  gerade,  mit  zu- 
rüekgebogener  Spitze.  Mund  vorstehend.  Lippen  ziemlich  dick.  Stirn  gerade.  Der  obere  Tlieil  des  Kopfes 
hebt  sieh  kuppelförmig  ab;  der  Kopf  ist  in  der  Mitte  am  höchsten.  Schwacher  Hinterkopf.  Gesichtsfarbe 
zart.  Ausdruck  zart  und  gescheut. 

10.  Kein  an  armenischen  erinnernder  Typus.  Augen  gross,  dunkelbraun.  Nase  laug,  gerade,  mit  sehr 
hervortret euder  Spitze.  Stirn  gerade,  zurückgeliogcu.  Kopf  auffallend  hoch  in  der  Mitte.  Backenknochen 
breit.  Gericht  lang,  eingebogen,  an  ein  »pitzes  Dreieck  erinnernd.  Kopf  von  hinten  gesehen  bildet  zusammen 
mit  dem  breiten  Halse  eine  Art  abgerundetes  Dreieck. 

17.  Weib.  Augen  blau,  oval,  gross.  Backenknochen  breit.  Unterkiefer  breit,  so  dass  das  Gesicht  eine 
Art  hängenden  Eindruck  macht.  Kinn  platt.  Nase  mit  herabgehogeuer  Spitze.  Stirn  gerade.  Der  vordere 
Theil  de»  Kopfes  oben  stark  gerundet.  Typus  (aus  Kleinasien)  an  den  erinnernd,  den  man  häufig  in  Tiflis 
autrifft. 

18.  Besonder»  gemeiner  Typus.  Augen  braun.  Nase  mit  kleiner  Spitze.  Gesicht  in  Plütteisenfonii. 
Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Stirn  gerade  und  fast  senkrecht.  Der  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitf«*. 

# Kopf  überhaupt  hoch.  Nase  laug. 

19.  Stirn  hoch,  gerade,  in  ganz  flachem  Winkel  zur  Nase  verlaufend.  Augen  braun.  Biiekeuknoehcii 
»ehr  stark.  Gesicht  unten  keilförmig.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte. 

20.  Weib.  Sehr  typisch.  Gesicht  zart.  Oberlippe  dünn;  Unterlippe  herabgebogeu.  Augen  gros», 
braun,  jüdisch , mit  sehr  bläulichem  Weis«  im  Auge.  Ohren  stark  zurückgobogen.  Kinu  sehr  platt.  Kopf 
hinten  etwa»  höher.  Schwacher  Hinterkopf.  Nase  gebogen,  mit  starker  spitze,  aber  fein  und  schmal.  Stirn 
gerade,  hoch. 

2t.  Augen  etwas  schief  stehend,  hellgrüuliehbrauu.  Nase  etwas  gebogen.  Stirn  kurz,  hoch.  Unterer 
Theil  des  Gesichte»  in  Plätteiftenform.  Kopf  ol*en  fa»l  horizontal.  Schwacher  Hinterkopf. 

VI.  Osseten 

9.  Der  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  hoch,  oben  etwa»  breiter.  Ohrläppchen  uugewuch»cti.  Stiru 
niedrig,  gerade.  Kopf  hiuteu  höher  als  vorn.  Backenknochen  »ehr  vorstehend,  über  ihnen  eine  grosse  Ein- 
biegung. Nase  dreieckig,  Spitze  berabgebogen.  Augen  etwas  schief  Btchend.  gross,  röthlich.  Das  Weisse 
im  Auge  »ehr  geröthet.  Augen  tiefliegend.  Augenbrauen  in  starkem  Bogen.  Stirn  stark  gefaltet.  Bart 
dunkel,  »lieht.  Haare  dunkel  und  wie  bei  allen  kurz  geschoren.  Hände  und  Finger  dick,  kräftig.  Nägel 
glatt  und  weis».  Haare  schwarz. 

10.  Kopf  von  hinten  gesehen  erscheint  hoch,  schmal  und  rund.  Ohren  breit.  Stirn  geratle.  Backen- 
knochen vorstehend,  über  denselben  eine  Einbiegung.  Nase  gebogen,  gerundet,  unten  breit.  Nasenlöcher 
gross.  Augen  braun,  mandelförmig.  Gesicht  unten  eckig,  zum  Kiuu  spitz  zulaufend.  Haare  und  Bart  wie 
fast  l>ei  allen  schwarz.  üesichtsauadruck  semitisch.  Zähne  vorstehend.  Finger  und  Nägel  kurz ; letztere 

« glatt  und  weise. 

11.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund.  Hinterkopf  rund.  Kopf  hinten  höher  als  vorn.  Stiru  rund.  Nase 
dreieckig,  etwas  platt,  gelniguu  und  spitz.  Augeu  gross,  hrauu.  Ohren  klein.  Gesicht  voll,  etwa*  breit, 
uuteu  oval  zulaufeud.  Backenknochen  »ehr  stark,  aber  platt.  Haare  und  Hurt  schwarz. 

12.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund.  Ohren  breit.  Hai»  dick.  Hinterkopf  etwas  gewölbt..  Kopf  hinten 
höher  al»  vorn.  Gericht  breit.  Nase  genule.  Nasenlöcher  gross,  stark  geöffuet.  Ueber  den  Backenknochen 
eine  Einbiegung.  Bart  stark,  kastanienbraun.  Augen  gross,  hellbraun,  etwa»  schief  stehend.  Finger  sehr 
kurz,  dick  um!  glatt,  vielleicht  weil  der  Mauti  das  Sclnuiedehaudwerk  treibt. 

13.  Finger  sehr  lang  und  fast  glatt.  Kopf  von  hinten  gesehen  hoch  Ohren  breit.  Nase  gerade,  unten 
gerundet.  Nasenlöcher  gross  Ulid  geöffnet.  Oberzähne  nach  innen  gekehrt.  Augen  gross.  Backenknochen 


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247 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

stark  hervorstehend ; über  ihnen  eine  Einbiegung.  Stirn  gerade,  Mund  vorstehend.  Kinn  zurückstehetid. 
Kopf  hinten  sehr  viel  hoher  als  vorn.  Hinterkopf  rund.  Ohren  Bturk  nach  hinten  sitzend.  Gesicht sausdruck 
gutmüthig.  Hart  schwach.  Angen  dunkel. 

14.  Kopf  von  hinten  gesehen  rund.  Ohren  obeu  sehr  breit  und  mit  grosser  Oeffnung.  Stirn  niedrig, 
gerade,  kurz.  Gesicht  oval,  breit.  Nase  gebogen.  Nasenlöcher  g»*öffnet.  Augen  gross,  braun.  Haare  und  Hart 
schwarz,  dicht.  Unterzähne  nach  innen  gekehrt.  Starker  Haarwuchs  auf  der  Brust  und  auf  den  Händen. 

VII.  A i s s o r e u. 

1.  Haare  schwarz.  Augen  rüthlichbrauii.  Nase  sehr  dick,  etwas  eingedrückt.  Lippen  dick.  Gesiebt 
voll.  Stirn  gerade,  zurückgebogen.  Kopf  hinten  viel  höher  als  von».  Hinterkopf  ziemlich  platt.  Ol*erlippe 
stark  vorstehend;  Unterlippe  «ehr  dick. 

2.  Dem  vorigen  ähnlich,  aber  zarter.  Adlernase.  Lippen  sehr  dick.  Augen  glänzend,  hellbraun. 
Haare  schwarz.  Stirn  hoch , gerade.  Gesicht  in  IMütteiaenform.  Hackenkuocheu  wenig  vorstehend.  Kopf 
oben  platt.  Kinn  kurz. 

3.  Gesichtsansdruck  angenehm.  Haare  schwatz.  Augen  grüulichhraun.  Lippen  dick.  Gesicht  zart, 
in  Plätteisenform.  Stupsnase.  Stirn  hoch,  in  scharfem  Winkel  zum  Kopf  übergehend,  der  am  höchsten  in 
der  Mitte  ist. 

4.  Haare  schwarz.  Nasenwurzel  platt.  Augeu  schmal,  braun  und  gross.  Unterkiefer  stark  entwickelt. 
Mund  vorstehend.  Untergesicht  in  gerader  Liuie  zuui  Kinn  sich  verengend.  Backenknochen  wenig  vorstehend. 
Stirn  gerade.  Hinterkopf  stark.  Kopf  hinten  viel  breiter  als  vorn. 

5.  Jüdischer  Typus.  Augen  gross,  braun,  röthlieh.  Haare  schwarz.  Nase  gerade.  Mund  vorstehend. 
Lippen  dick.  Backenknochen  stark.  Stirn  gerade,  zurückgebogen.  Kopf  binten  höher  als  vorn.  Gesicht 
oben  schmaler  als  uuten. 

VIII.  B e r g - J u d e n. 

1.  Echt  jüdischer  Typus.  Kleines  Käppchen  auf  dem  Kopfe,  und  die  Haare  nach  persischer  und 
adcrbeidschan -tatarischer  Art  oben  in  breitem  Durchschnitt  kurz  geschoren,  wie  diese  uralte,  wohl  all- 
gemein orientalische  Sitte  sich  auf  den  ägyptischen  und  anderen  Steinfiguren  zeigt . wobei  die  Seitenhaare 
(zum  Theil  noch  heute  hei  vielen  .luden)  stark  entwickelt  und  sehr  laug  über  den  Ohren  getragen  wurden, 
woraus  die  Erzählung  vom  falschen  Smerdes  erklärlich  wird,  uur  mit  »lern  Unterschiede,  dass  er  unmöglich 
eine  persönliche  Tracht  hatte  einführeti  können;  er  benutzte  bloss  die  übliche  allgemein  lange  Haartracht  über 
die  Ohren  verlängert.  Augen  braungelblich.  Gesicht  ganz  schmal  über  den  seitwärts  stark  hervortretenden 
Backenknochen.  Kinn  zurückstebeud.  Nase  laug,  breit.  Stirn  senkrecht.  Kopf  hinten  höher  ab  vorn;  von 
hinten  gesehen  erscheint  er  rund,  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiter  Sack.  Lippen  dick.  Bart  dicht. 

2.  Echt  jüdischer  Typus.  Nase  gebogen.  Kopf  hinten  höher  als  vorn;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
Huches,  abgerundete»  Viereck,  von  oben  wie  ciu  kurzer,  hinten  breiter  Sack.  Untergesicht  wie  beim  Vorher- 
gehenden zum  Kinn  schräg  zugespitzt 

3.  Echt  jüdischer  Typus.  Untergewicht  wie  bei  beiden  Vorhergehenden.  Mund  etwas  vorstehend.  Kopf 
von  oben  gesehen  wie  ein  hinten  breiter  Sack.  Bart  wie  l»ei  allen  dicht. 

4.  Jüdischer  Typus.  Gesichtsform  wie  ein  breites  Oval.  Mund  vorstehend.  Kopf  hinteu  höher  als 
vorn ; von  hinten  gesehen  erscheint  er  rund,  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiter  Sack. 

5.  Jüdischer  Typus.  Kopf  hinten  höher  als  vorn;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck, 
oben  gerundet ; von  oben  gesehen  wie  ein  hinteu  breiterer,  vorn  altgerundeter  Sack. 

ö.  Jüdischer  Typus.  Stirn  senkrecht.  Lippen  stark.  Untergewicht  keilförmig.  Kopf  am  höchsten  in 
der  Mitte;  von  hinten  geseheu  erscheint  er  rund,  von  obeu  wie  ein  hinten  breiter  Sack.  Alle  diese  Juden 
tragen  kleine  Käppchen,  und  sind  nach  persischer  Art  geschoren. 

7.  Gesicht  ziemlich  länglich.  Kopf  von  hinten  gesehen  hoch.  Nase  dreieckig,  gerade.  Stirn  hoch. 
Hinterkopf  gauz  platt.  Augeu  braun.  Haare  schwarz. 

•*.  Grosse  gebogene  Nase.  Stirn  niedrig,  gerade.  Kopf  von  hinten  gesehen  hoch.  Augen  hrauugriin- 
lich.  Gesichtsausdruck  jüdisch  (Oebirgs- Jude).  Stirn  kurz.  Kopf  vou  oben  gesehen  wie  ein  sehr  kurzes 
Ei.  Naaeuspitze  dick. 

9.  Nase  gebogen,  »ehr  lang.  Stirn  niedrig,  kurz.  Kopf  von  olicn  geseheu  eiförmig.  Augen  braun- 
grünlich.  Mund  vorstehend. 

10.  Haare  schwarz.  Kopf  von  oben  gesehen  oval.  Kein  Hinterkopf.  Augen  braungrünlieh.  Mund 
vorstehend.  Kinn  kurz,  üesichtsforra  oval.  Nase  gerade.  Stirn  niedrig.  Nase  breit. 


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inrsfM  rj.linl  | lirnrhy  ceplial  | hrpert'rmhv,<'|ihal  I ultralmchyrepha] 


248 


von  Erckert 


I. 

n. 

UI. 

VII. 

Die  lateinischen  Nummern  entsprechen  der  Keilui 

Indicea.  V.  Armenier.  VI.  Osseten 

100  . Breite 

100  . Höhe 

100  . Hülle 

100  . Gesichtahöhe 

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Lange 

Breite 

J och  1»  reite 

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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


249 


olge  tler  Indices  der  beiliegenden  MemungsUIxillen. 


."II.  Aissoren.  VIII.  Herg-Juden. 


HX)  . Gesichtflhulm 
(Nasenwurzel  bis  Kinn) 

HK)  . Mittelgesichtsbreite 
(Nasenwurzel  1».  Kn«le  «1.  OWrföhno) 

100  . Mittelpcsielitsbreite 
(Niwnwurz.4  1>.  Emlo  i!.  OWrxkhno) 

mr> . \>k 

nbreite 

ÜnterkiefercndeiibreUe 

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Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX.  32 


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Referate. 


8.  Neue  Werke  über  die  älteste  Bevölkerung  Kleinasiens. 


1.  Pauli,  Carl,  Eine  vorgriechische  Inschrift 
von  Lemnos.  Leipzig  1886  (Barth),  81  S. 
in  8".  und  eine  Tafel. 

2.  Petersen,  Eugen,  und  Luschan,  Felix  v., 
Reisen  in  Lykien,  Milyaa  und  Kibyrati»,  aus- 
geführt  auf  Veranlassung  der  österreichischen 
Gesellschaft  für  archäologische  Erforschung 
Kleinagien*  unter  dienstlicher  Förderung  durch 
Seiner  Majestät  Raddampfer  Taurus  Comraan- 
daut  ßaritz  von  Ikafalva  beschrieben  und 
herausgegeben.  Mit  40  Tafeln  und  zahlreichen 
Illustrationen  im  Text.  Wien  1889  (Carl  Ge- 
rold'» Sohn)  = Reisen  im  südwestlichen  Klein- 
arien, beschrieben  und  herausgegeben  im  Auf- 
träge des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultur  und 
Unterricht.  Bd.  II.  226  S.  in  Fol.  u.  XL  Tafeln. 

Obwohl  dieses  Referat  sich  in  erster  Linie  mit 
Felix  von  Luschan’s  epochemachenden  anthro- 
pologischen Beiträgen  zum  II.  Bande  der  eben 
citirten  „Reisen  in  Kleinasien“  beschäftigen  soll, 
schien  es  doch  gerathen,  eine  bisher  nicht  gewür- 
digte kleinere  Schrift  de»  Etruskologcn  C.  Pauli 
gleich  mit  zu  besprechen  ; denn  es  wird  sich  zeigen, 
dass  v.  Losch  an  und  Pauli  auf  gaöz  verschiede- 
nen Wegen  zu  nahezu  dem  gleichen  Resultate  ge- 
langt sind,  und  das»  wiederum  von  ganz  anderer 
Seite  her  der  Verfasser  dieses  Referate»,  der  dem 
gleichen  Problem  zu  Leibe  ging,  zu  Ergebnissen 
kam,  welche  in  überraschender  Weise  die  For- 
schungen Luschan's  und  Panli’B  bestätigen,  er- 
gänzen und  zu  ungeahnter  Einheit  verbinden  *)• 

*)  Meine  diesbezüglichen  Arbeiten  sind: 

Die  suraero-akkadmehe  Sprache  und  ihn-  Verwandt- 
schaft» verhaltmB»*  (S.  16t  bi*  17»,  193  bi«  221  and 
323  bi*  342  de*  I.  Bande*  der  von  mir  begründeten 
Zeitschrift  für  Keilschrittforschung),  Leipzig  l»H4,  darin 
B.  330  bi*  340  (im  Separat-Abdruck  8. 53  bis  #3)  der  hier- 
her gehörende  Excurs  über  eine  neue,  die  sogenannte 
alarodiache,  Sprachfamilie,  *u  der  ich  itn  fernen  Weiten 
auch  das  Baskische  zahlte. 

Th.  Linschmsnn , Die  Bedeutuug  der  ba«kisch- 
iberischen  Forschung,  Nachschrift:  Vergleichung  der 


Um  nun  gleich  zu  dein  oben  erwähnten  Reise- 
werke zu  kommen,  mit  dessen  prächtiger  Aus- 
stattung sich  die  österreichische  Regierung  ein 
schönes  Denkmal  gesetzt  hat,  so  zerfallt  dessen 
hier  zu  besprechender  zweiter  Band  in  dreizehn 
Capitel,  von  denen  die  Mehrzahl  in  kürzerer  Weise 
und  meist  aus  der  Feder  E.  Petersen'»  die  Reise 
seihst  schildert  (so  z.  B.  Cap.  1 „Von  Makri  nach 
Gjölhaschi“;  Cap.  2 „Trysa,  Kyaneai,  Iloirau“ 
Cap.  3 „Myra,  Andriake,  Sura“ ; Cap.  4 „Kekowa 
und  Umgegend“;  Cap.  5 . Antiphcllos“ : Cap.  6 
„Limyra“;  Cap.  9 „Gjölbaschi,  Adalia,  Elmaly“; 
Cap.  10  „Von  Trysa  nach  Elmaly“ ; Cap.  11  „In 
der  Myliaa“  und  Cap.  12  „Von  Elmaly  nach  Ki- 
byra“),  natürlich  überall  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  archäologischen  Erforschung  der 
betreffenden  Gegend.  Zwei  Capitel  dagegen  sind 
es,  welche  sich  in  mehr  als  einer  Hinsicht  («o  auch 
schon,  was  den  Umfang  anhingt)  von  den  übrigen 
abheben,  nämlich  das  siebente  (bearbeitet  von 
einem  weiteren  Theilnehroer  an  der  Reise,  Loewy), 
Rhodiapolis  betitelt,  S.  76  bi«  138,  worin  die 
griechische  Rieseninschrift  des  Opramoasbaue», 
deren  Text  allein  die  Seiten  82  bi»  101  (Umschrift 
in  gewöhnliche  griechische  Buchstaben  Seite  102 
bis  115)  einnimmt,  publicirt  und  besprochen  wird, 
und  das  dreizehnte  (und  letzte)  von  Felix  v.  Lu- 
»chan,  „Anthropologische  Studien“,  S.  198  bis  226 
(nebst  Tafel  XXXII  bis  XL).  Ausserdem  bat 
v.  Luschan  noch  Cap.  8,  „Die  Chimaira“  (Erd- 
feuer  von  Yanar-tasch  in  den  Solymer  Bergen)  zu 

baskisehen  Zahlwörter  mit  den  sumerischen  und  alaro- 
dischen  (Mittli.  von  mir  au  Herrn  L.)  Zeitsclir.  Euskara, 
Jahrg.  1 (Berlin  IHSßJ,  B.  3. 

Bildlich  die  „Nachschrift“  meines  Referates  über 
neue  Werke  über  die  Urheimat h der  Imlogormaaen.  iu 
dieser  Zeitschrift,  1833,  8.  167,  wo  ich  auch  die  „Li* 
gurier  und  Ktrurier  wie  die  älteste  Bevölkerung  Griechen- 
lands'* (also  noch  vor  dem  Erscheinen  von  Pauli'» 
Schrift!)  zur  alarodisclien  Spruch-  und  Völkergruppe 
rechnete,  und  verschiedene  Stellen  meines  Werke»  „Ge- 
schichte Babyloniens  und  Assyriens"  Berlin  1885—  1889. 

32* 


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252 


Referate. 


dem  zweiten  Bande  geliefert,  wodurch  endlich  die 
griechische  Mythe  von  dein  in  den  lytischen  Bergen 
hausenden  und  feuerspeienden  Ungeheuer  ihre  be- 
friedigende Erklärung  findet. 

Die  erwähnte  Inschrift,  welche  mehrere  Seiten 
des  Opramoasbaues  bedeckt,  ist  eine  Sammlung 
von  6t  Urkunden,  darunter  12  Kaiser-,  19  Statt- 
halter- und  Procuratorenbriefe  und  33  Bundes- 
beschlösse,  die  sich  alle  auf  die  Verdienste  eines 
Mannes  beziehen  und  hier  wie  zu  einem  Archive 
vereinigt  wurden,  eben  jenes  Opramoa«1),  nach 
dem  man  passend  den  ganzen  Prankbau  nennt, 
des  Sohnes  des  Apollonios  und  Urenkels  des  Kal- 
liades.  Es  werden  darin  viele  lykiscbe  Städte 
erwähnt,  so  Üinoanda  in  Kabalieo,  Kalyuda,  Krya 
(neben  Kryassa),  Telinessos,  Kadyunda,  Arvkanda, 
Aperlai.  Akalihsoa  u.  a.,  deren  eigentümliche 
Nnmenförmnng  uns  weiter  unten  noch  beschäftigen 
wird,  ferner  worden  Hadrian,  Autoniuus  Pius  und 
andere  Kaiser  dieser  Zeit  erwähnt,  was  also  in  das 
zweite  nachchristliche  Jahrhundert  als  Abfassungs- 
teriuin  führt;  auch  wird  auf  ein  Erdbeben,  womit 
nur  das  vom  Februar  142  n.  Chr.  gemeint  sein 
kann,  angespielt. 

Doch  so  interessant  diese  Inschrift  »ach  nach 
den  verschiedensten  Seiten  hin  sein  mag  und  so 
Manches  auch  an  diesem  Ort  noch  über  sie  zu 
sagen  wäre,  so  ist  für  uns  heute  weit  wichtiger 
das  letzte Capitel,  in  welchem  Felix  von  Luschan 
die  so  hoch  bedeutsamen  anthropologischen  Ergeb- 
nisse jener  klein  asiatischen  Forschungsreise  uieder- 
gelegtbat*).  Im  Hinblick  auf  dieses  Capitel  heisst 
es  in  der  Vorrede,  das»  es  klar  ist,  dass  nur  ein 
genaues  Studium  der  somatischen  Verhältnisse  es 
dermaleinst  ermöglichen  wird , zu  einer  sicheren 
Erkenntnis»  der  Yölkermischungen  Kleinasiens  zu 
gelangen;  denn  ohne  ein  solches  würde  G.  Rosen 
Recht  behalten,  welcher  es  ofTen  ausgesprochen 
hat,  was  sonst  meist  nur  zwischen  deu  Zeilen  der 
gelehrten  philologischen  Arbeiten  zu  lesen  ist, 
dass  nämlich  zu  den  leider  keine  Lösung  mehr 
verhei&cenden  Problemen  dasjenige  der  ethnogra- 
phischen Verhältnisse  Kleinasiens  gehört.  Die 
Vorrede  schliesst  sodann  mit  den  Worten:  „Es 
sollen  hIso  in  dem  letzten  Capitel  dieses  Bandes 

Zum  Namen  vergleicht  Loewy  Vrainmooo  (pisl- 
disch),  Kidramuas,  Moagctes  (und  Bachofen,  das 
lykisch«  Volk.  B.  1»,  6);  die*?*  kleinasiatische  Element 
Mo«-  erkenne  ich  auch  in  dem  bekannten  lydiseheu 
Konigsnamen  Myattes  (ursprünglich  etwa  3Ioa-Oate 
und  also  mit  Moageten  eiuiach  identisch). 

a)  Wem  der  zweite  Band  des  grossen  Beistwerkes 
nicht  zugänglich  ist,  der  findet  in  der  auch  einzeln  zu 
habenden  ersten  Nummer  des  fünfzehnten  Baude*  der 
Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin 
(Berlin  IHM,  Preis  I Mk.  20  Pt),  8.  47  bis  00,  eine 
Art  Auszug  aus  der  Feder  F.  v.  Luschan’*  *e]b*t 
unter  den«  Titel:  Herr  I>r.  v.  Luschan:  Ueber  seine 
Reisen  in  Kleinasien  (7.  Januar  1BH8)  — darin  das  An- 
thropologische 8.  51  bis  57  (bezw.  58  oben). 


nur  einige  Resultate  anatomischer  Betrachtung 
niedergelegt  werdeu;  Anknüpfungen  an  historische 
Thatsachen  und  an  philologische  Studien  sind  durch- 
aus vermieden,  können  aber  vielleicht  um  so  eher 
von  anderer  Seite  erwartet  werden-“  Ich  freue 
mich  um  so  mehr,  au  letztere  Worte  dies  Referat 
anzuknüplen . als  sich  in  demselben  zeigen  wird, 
dass  Pauli's  uus  dem  Fundort  der  etruskischen 
Inschrift  in  Lemnoa  und  der  kleinasiatischen  Orts- 
namen und  mein»  aus  den  Keilinschriften  durch 
linguistische  Folgerungen  entnommenen  Resultate 
mit  den  auf  anthropologischem  Wege  von  Felix 
v.  Luschan  gewonnenen  in  schönstem  Einklang 
stehen  und  so  jeder  von  uns  dreien  durch  die  beiden 
auderen  das  Seinige,  das  allein  noch  nicht  die 
gewünschte  Beweiskraft  haben  mochte,  l>estätigt 
siebt,  die  skeptischen  Worte  Rosen'*  aber  zu  deu 
glücklich  überwundenen  Standpunkten  gerechnet 
werden  dürfen. 

Ara  interessantesten  und  für  unsere  Zwecke 
am  wichtigsten  ist  vom  Capitel  F.  v.  Luschan*» 
der  Anfang  (S.  198  bi*  213):  „Die  Tachtadscby 
(d.  i.  Bretmacber,  eine  türkische  Benennung)  und 
andere  Ueberreste  der  alten  Bevölkerung.“  Dann 
folgt  nur  noch  (S.  213  bis  223)  ein  kleinerer  Ab- 
schnitt über  die  [nicht  mit  den  türkischen  Jürüken 
(Turkmenen)  im  östlichen  Kleinasien  zu  ver- 
wechselnden) Jürüken  (d.  i.  Nomaden),  die 
physisch  mit  den  Zigeunern  verwaudt  sind  und 
neben  dem  türkischen  ein  noch  unbekanntes  Idiom, 
ihre  eigentliche  Sprache,  reden;  ihre  Sitte,  die 
Köpfe  der  Kinder  durch  binden  umzugestalten,  ist 
jetzt  im  Ahnehmen  begriffen.  Mit  einigen  Notizen 
über  mittelalterliche  Gräber  in  Lykien  (S.  223 
bis  225),  woran  sich  noch  S.  225  und  228 
Messungstabellen  über  die  lykischen  Tachtadscby, 
die  Jürüken  und  die  lykischen  Zigeuner  reihen, 
schliesst  das  Capitel,  dessen  ersten  Theil  wir  nun 
genauer  aualysiren  wollen. 

Die  Tachtadscby  werden  von  F.  v.  Luschan 
mit  Recht  als  die  Nachkommen  einer  vorge- 
schichtlichen Bevölkerung  betrachtet;  er  schätzt 
sie  auf  circa  5(H)Ü  Seelen.  Sie  sprechen  heute  nur 
türkisch,  wohnen  im  Gebirge  in  Filzzelten  und  sind 
uusscrlich  Muhammedaner.  Doch  trinken  sie  Wein 
und  essen  Schweinefleisch,  auch  gehen  ihre  Frauen 
un verschleiert,  leben  aber  dabei  ganz  ehrbar.  Des- 
halb werden  sie  auch  vou  den  wirklichen  Muham- 
medanern als  Kufir,  d.  i.  Ungläubige,  bezeichnet, 
und  es  werden  ihnen  von  denselben  nächtliche 
religiöse  Orgien  augediebtet.  Die  Namen  Ali, 
Hassan,  Achmed  und  Mechmed  sind  bei  ihnen 
häufig,  Omar,  Bekir  (vergl.  Abu  Bakr)  und  Osraan 
dagegen  sind  perhorrescirt.  Dies  und  der  Umstand, 
dass  sie  Alawi  (d.  i.  Aliden)  genannt  werden,  lässt 
auf  eine  gewisse  Beziehung  ihrer  Religion  mit  der 
muhamincdanischeu  Secto  der  Schiiten  schliosaen, 
genügt  aber  nicht,  um  ihre  höchst  eigentümlichen 


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Referate. 


253 


religiösen  Anschauungen  und  Gebräuche  au  er* 
klären.  Sie  lehren  vor  Allem  ein  guten  und  daneben 
ein  böses  Princip  (letztere«  als  Pfau  verkörpert 
gedacht,  wie  sie  auch  Hasen  und  Truthübuer  für 
böse  Dämonen  halten),  ferner  Seeleu Wanderung; 
Mü'C8,  David,  Jesu«  und  Ali  sind  ihnen  nur  ver- 
schiedene Incarnationen  desselben  Wesen«.  Bei 
ihren  nächtlichen  religiösen  Zusammenkünften 
scheint  die  Hervorrufuug  hypnotischer  Zustüude 
eine  Holle  zu  spielen.  Nimmt  man  das  und  noch 
andere  mehr  unwesentliche  Züge  zusammen,  so 
ergiebt  sich,  wie  Luschun  zeigt,  eine  auffallende 
Verwandtschaft  ihrer  Religion  mit  der  der  Fellach 
oder  Ansarijeh  in  Xordsyrien,  der  der  kurdisch 
redenden  Kysylbasch  in  Westkurdistan  und  der 
der  Jeziden  im  mittleren  und  oberen  Mesopota- 
mien. Gewiss  gehören  hierher  auch  noch  die  von 
F.  v.  Luschan  wohl  nur  vergessenen  Drusen  im 
Libanon.  Was  aber  das  Merkwürdigste  ist,  so 
stehen  diese  alle  auch  in  gegenseitiger  physischer 
Verwandtschaft;  all  diese  geheiinuissvollcn  Sectirer 
stimmen  nämlich  körperlich  fast  vollkommen  unter 
einander  überein , und  es  bestehen  kaum  irgend 
welche  anatomische  Unterschiede  zwischen  den 
tvkischen  Tacbtadschy  und  den  niesopotamiseken 
Teufelanbeteru  oder  Jeziden,  trotz  der  grossen 
räumlichen  Entfernung,  indem  «ic  gleichmütig 
durch  ausserordentlich  hohe,  sowie  entsprechend 
kurze  bezw.  breite  Schädel  (hy psibrachycepbal 
lautet  hierfür  der  anthropol.  terrn.  techn.)  ausge- 
zeichnet sind  1).  Luschan  nimmt  sie  deshalb  and 
wie  ich  glaube,  mit  vollem  Rechte,  als  die  zerstreuten 
Reste  einer  gemeinsamen  uralten  heidnischen  Cultur 
in  Anspruch.  Ich  möchte  hierzu  auch  noch  die 
Ueberreste  alten  Heideuthums  im  inesopot&mischen 
Harran  (llaran  der  Genesis),  von  denen  die  ara- 
bischen Autoreu  in  den  ersten  Jahrhunderten  des 
Islam  berichten,  zählen7).  Mit  anduren  Worten, 
Luschan  betrachtet  sie  alle  zusammen  als  die 
Reste  eines  vorhistorischen  Volkes,  von  welchem 
uicbt  einmal  der  Name  bekannt  ist,  und  fügt  noch 
hinzu,  dass  „ebenso  wie  man  nach  späteren  Replikeu 
ein  altes  längst  zerstörtes  Kunstwerk  wieder  gleich- 
sam reconstruircn  kann,  es  vielleicht  einmal  mög- 
lich werden  wird,  auch  dieses  längst  verschollene 

*)  Aehniich  die  Bektasch  in  Elmaly  (auch  eine  Beete, 
aber  Stadtbewohner). 

2)  Vergl.  Aug.  Müller,  Der  Islam,  Bd.  I (Berlin 
1885),  8.  513:  „Fant  so  alt  wie  die  orientalische  Welt 
überhaupt  hatte  sich  dies  vermeintliche  Wissen  (die 
Astrologie)  besonders  in  den  Kreisen  der  »jrischeu 
Heiden  von  Harran  erhalten , die  einige  Jahrzehnte 
nach  Ma’imin  (Anfang  des  9.  Jahrhunderts  n.  Ohr.) 
den  Bitz  ihrer  Tlmtigkeit  ebenfalls  nach  Bagdad  ver- 
legten ...  — ein  charaktervolles  Geschlecht,  welches, 
den  trefflichen  Thübit  Ilm  Kurra  au  der  Spitze,  Glau- 
ben und  Wissen  der  Vorfahren  aller  islamischen  Ver- 
ketzerung zum  Trotz  noch  lange  mannhaft,  vertreten 
hat."  Harrün  (Carrhae  der  Claasiker)  war  in  grauester 
Vorzeit  gleioh  LTr  ein  Heiligthum  des  Mondgottes  Bin. 


Volk  au»  seinen  Resten  Wiedererstehen  zu  lassen1* J). 
Dass  die«  Volk  die  Hethiter  waren , darüber  kann 
nach  den  neuesten  Fuudeu,  sowohl  archäologischen 
nl«  insbesondere  linguistischen,  kaum  mehr  ein 
Zweifel  sein,  wie  weiter  unten  sich  noch  genauer 
zeigen  wird. 

Doch  kehren  wir  zunächst  wieder  nach  Klein- 
asien, bezw.  Lykien,  zurück.  Wie  die  anthropo- 
logischen Untersuchungen  v.  Luschan1«  ergeben 
haben,  finden  sich  unter  den  lykischen  türkisch 
redenden  Muhammedanern  wie  Griechen  verschie- 
dene Typen,  kurz-  und  laugköpfige  (brachy-  wie 
dolichocepbale,  letztere  den  ursprünglich  griechi- 
schen, indogermanischen  Typus  darstellend),  woraus 
mau  ja  keinen  Mittelwerth  berechnen  darf7).  Kurz- 
um! hochköpfige  (hypsi - brachycephale)  sind  am 
reinsten  im  Hochgebirge  und  in  schwer  zugäng- 
lichen Gegenden  oder  unter  abgesonderten  Secten 
(eben  den  Tachtadscby,  siehe  oben)  und  ergeben 
sich  schon  deshalb  als  Nachkommen  einer  vor- 
griechischen Bevölkerung. 

Dazu  stimmen  die  Funde  in  alten  Gräbern, 
wenn  auch  leider  durch  die  Gräberraube  die  meisten 
Schädel  vernichtet  worden  sind ; so  zeigt  z.  B.  ein 
Schädel  aus  einem  Grabe  in  Limyra  mit  Ivkischer 
Inschrift  deutlich  den  hypsi-hrachycephalen  Typus. 

Daneben  ergeben  die  Messungen  in  Phinekn 
(Limyra)  und  der  OstkUste  Lykiens  für  ein  Viertel 
(gegenüber  */«•  welche  altgriechischen  Typus  auf- 
wiesen) lange,  schmale  und  niedrige  Schädel,  von 
vorn  nach  hinten  gluichsam  verschoben,  wobei 
künstliche  Verbildnng  aus  verschiedenen  Gründen 
gänzlich  ausgeschlossen  ist:  ebenso  waren  unter 
93  modernen  Griechenschädelu  aus  Adalia  5 eben 
solche,  während  der  übrigen  wenigstens  Anklänge 
zeigte.  Dies  ist  der  semitische  Typus,  wobei  zu 
beachten,  dass,  derselbe  dein  dolichocephalen  (alt - 
griechischen)  und  hypsi-bracbyccphalen  gegenüber 
auf  ein  enger  begrenztes  Gebiet  beschränkt  ist, 
eben  die  Umgegend  von  Adalia  und  die  Ostküste 
Lykiens,  also  der  Küstenstrich  vom  Chelidonischen 
Vorgebirge  in  Süden  bis  nördlich  zum  alten 
Attalia,  was  mit  den  historischen  Thatsachen 
(phönizische  Besiedlung  Kleinasiens  nur  an  einigen 
Theilen  der  Südküste)  stimmt.  Auch  die  bei  den 
Fraueu  iu  Adalia  (wie  auch  noch  östlich  davon  in 
AlajaJ  herrschende  Sitte,  das  Haupthaar  in  30 
bis  40  Flechten  zu  tragen,  erinnert  sofort  «u 
archäisch-  semitische  Darstellungen;  dazu  kommt 
weiter,  dass  nach  Luschan  auch  die  Männer 
(Griechen)  dort  vielfach  semitisch  nussehen.  Endlich 
erinnert  Luschan  an  ein  höchst  interessantes 
Fragment  des  griechischen  Dichters  Choirilos, 

1)  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde, 
a.  a.  O..  S.  54. 

2)  Die  &ehr  häufigen  dolichocephalen  Muhamme- 
daner Kleinaflieun  sind  Nachkommen  der  alten  (ein- 
gewanderten)  Griechen. 


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254 


Referate. 


wovon  „Leuten,  Staunens  werth  anzu*ehen,  diepböni- 
kisch  reden  und  in  den  Solymer  Borgen  wohne», 
an  dem  weiten  See,  struppig  auf  dem  Scheitel, 
mit  radförmiger  Schur,  aber  darüber  als  Helme 
abgezogene,  im  Rauche  gedörrte  Pferdegesichter 
tragend*",  die  Rede  ist  l\ 

Sehen  wir  uns  mich  dieser  Abschweifung  auf 
die  Semiten  nun  im  übrigen  Kleinasien  nach  anthro- 
pologischen Verwandten  der  hypsi-brachycephalen 
Urbevölkerung  Lykiens  um,  so  treten  uns  da  vor 
Allem  die  Armenier  entgegen.  Damit,  dass 
v.  Losch  an  auch  dies  nachweist,  gewinnt  er  für 
einen  grossen  Theil  Kleinusicns  eine  Urbevölkerung 
mittlerer  Statur,  von  dunklem  Teint,  dunklem 
schlichtem  Haar,  dunklen  Augen  (also  ganz  der 
Dissentistypus  der  Herren  Hia  und  Rütimeyur); 
genauer:  die  ganze  südliche  Hälfte  Klein- 
asiens3), im  Nordosten  über  den  Kaukasus  hinaus, 
im  Osten  bis  an  den  oberen  Euphrat,  Nordgrenze 
dagegen  noch  unbestimmt,  vielleicht  aber  bis  aus 
Schwarze  Meer.  Auch  für  Syrien  ist  v.  Losch  an 
iin  Stande,  einen  hypsi-brachycephalen  Typus 
neben  dem  semitischen  nachzuweisen,  dessen  Haupt- 
Ritz  im  Libanon3)  ist;  im  ferneren  Nordosten  ge- 
hören z.  B.  die  Galtscheu  und  eine  Reibe  von  anderen 
Völkern  Ferghanas  (vergl.  Ujfalvy)  hierher. 

Soweit  die  anthropologischen  Resultate  F.  v.  Lu- 
scban's  über  Kleinasien.  Von  hoher  Bedeutung 
ist  davon  Zweierlei:  einmal,  dass  der  kleinasiatische 
Urtypus,  der  hypst-brochyccphale,  bis  nach  Syrien 
sich  erstreckt,  und  zweitens,  dass  auch  die  Armenier 
denselben  aufweisen.  Dasjenige  Volk,  welches  nach 
den  neueren  historischen  Forschungen  sich  von 
Nord  Syrien  bis  zur  Westküste  Kleinasiens  in  mehr 
oder  minder  deutlichen  Spuren  nach  weisen  hisst, 
sind  die  Hethiter,  ein  entschieden  weder  semi- 
tisches noch  indogermanisches  Volk*);  und  dass 
die  Armenier  erst  seit  den  iranischen  Einwande- 
rungen des  siebenten  vorchristlichen  Jahrhunderts 
indogermnnisirt.  worden  sind  (Ähnlich  war  es  mit 
den  Kurden  der  Fall),  während  sie  vorher  eine 
mit  dem  heutigen  Georgisch  und  wahrscheinlich 

*)  v.  Lunch  au  weint  noch  auf  ilie  „sicher  noch 
altere  Vase,  Furtwftugler  Nr.  1«97*  zu  obiger  Stelle 
des  C beinlos  hin ; bei  letzterem  war  von  den  Bchaaren 
die  Rede,  die  Xerxes  gegen  die  Griechen  führte. 

*)  Vergl.  dazu  weiter  unten  das  ganz  gleiche  Er- 
gebnis* Pauli*  s. 

*)  Vergl.  dazu  ilas  oben  von  mir  über  die  Drusen 
Bemerkte. 

*)  Vergl.  den  interessanten  Aufsatz  A.  H.  Sayce’s: 
.The  mooument*  of  tbe  llittite*“,  Trans.  Bibi.  Arcb. 
Hoc.,  Vol-  VII  (lß«ö),  p.  24#  — 293  (nebst  Kartei.  Für 
ganz  verfehlt  sind  die  Resultat«  des  Aufsatzes:  .Iranian 
names  arnong  the  Hetta“  von  Rev.  C.  J.  Ball  (Proc. 
Bibi.  Arch.  8oc.,  X,  laß«,  p.  424  — 43«)  zn  halten;  da- 
gegen stellt  Bayce  richtig  einige  sprachliche  Er- 
scheinungen hethitiaoher  Eigennamen  mit  solchen 
der  aHarmeni sehen  (vorindogerman.)  Inschriften  zu- 
sammen. 


auch  mit  dem  bis  jetzt  leider  nur  aus  Eigennamen 
bekannten  Hethitisehen  *)  verwandte  Sprache  rede- 
ten, geht  bis  zur  Evidenz  aus  den  von  Sayce  und 
Guyard  entzifferten  armenischen  Keilinschriften 
von  Van  hervor. 

Doch  bevor  ich  diese  historisch  - linguistischen 
('oiucidenzen  weiter  ausführe,  sei  der  Inhalt  des 
zu  Anfang  dieses  Referates  dem  Titel  nach  ange- 
führten Büchleins  von  C.  Pauli  kurz  angegeben. 
Denn  dieser  Forscher  kam  durch  eine  Analyse 
kleina-ifttischer  Ortsnamen  zu  einem  ganz  ähnlichen 
Resultat  wie  Luschan  durch  seine  anthropolo- 
gischen Messungen,  -dass  es  nämlich  in  Vorder- 
asien eine  Yölkerecbicht  gegeben  hat,  die  weder 
semitisch  noch  indogermanisch  war  und  zu  der 
eben  die  Lykier,  Karer  und  Lyder  gehörten“ 
(Pauli,  a.  n.  (X,  S.  72),  mir  dass  ihn  dabei  seine 
Untersuchung  noch  über  die  Grenzen  Kleinasiens 
hinaus,  aber  nicht,  wie  es  bei  v.  Luschan  der 
Fall  war,  nach  Osten,  sondern  vielmehr  nach  Westen 
zu  führte,  was  er  in  folgenden  Sätzen  zusannnen- 
fasste  (S.  73):  „Die  Sprachen  der  Pelasger  auf 
Lemuos  (der  bekannten  der  Troas  gegenüberlie- 
genden griechischen  Insel)  und  der  Etrusker  sind 
nahe  verwandt  mit  einander.“  (Vergl.  dazu  die 
Angaben  der  Alten  über  die  Nationalität  der 
letzteren  wie  auch  die  weitere  Angabe,  die  Tyr- 
rheuer  seien  aus  Lydien  gekommen,  S.  73  unten); 
ferner  (S-  74  oben)  „eine  Verwandtschaft  dieser 
letzteren  (nämlich  der  Spracheu  der  Lyker,  Karer 
und  Lydier)  mit  dem  Pelasgisch-Etruskischen  lä«st 
sich  nach  dem  Gesagten  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit vermuthen u,  und  einige  Zeilen  weiter:  „Es 
stellt  sich  aber  als  letztes  Resultat  die  doreinstige 
Existenz  eines  grossen  weithin  verbreiteten  pel alo- 
gischen Sprachstammes  heraus,  dessen  am 
weitesten  nach  Westen  vorgerückter  Zweig  die 
Etrn«ker  waren.“ 

Wie  kam  nnn  Pauli  zu  diesen  kühnen,  aber 
zweifellos  richtigen  Aufstellungen,  die  sich  in  Vielem 
so  merkwürdig  mit  denen  v.  Luschan's  berühren? 
Das  ging  so  zu.  Auf  der  oben  erwähnten  Insel 
Lemnos  wurde  vor  wenigen  Jahren  eine  in  archai- 
schen griechischen  Zeichen  geschriebene,  aber  der 
Sprache  nach  nicht  griechische  Inschrift,  die  aus 
dem  siebenten  vorchristlichen  Jahrhundert  stammt, 
gefunden.  Sie  lautet  in  Transscription: 

A.  I.  erirfho  teronaith 
sialpsvcis  ans 
maras  m ans 
II.  holaie  s naphoth  siasi 

l)  Nur  Ja*«  die  Pronominalsuftixe  der  ersten  und 
zweiten  Person  Bing,  -mi  und  -ti  lauteten,  was  durch- 
aus mit  dem  georgischen  mi  und  si  („ich“  und  „du“) 
ülwreriustimnit,  lässt  sich  au*  einer  kürzlich  gefundenen, 
aus  Rcseph  stammenden  lietli irischen  Tafel  in  Keil- 
»chnftcharakteren  «cb  dessen. 


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Heferate. 


255 


III.  vawalanial  zeronai  tnorinail 
aker  tavarzio 
zitai 

B.  I.  rot m ha  rat  io  zitai  eptezio  (?)  arai  tiz  (?) 

phokels  (?) 

zitai  ariz  sialpsriz  mtraztn  ariz  aotuai 
II.  holaiezi  phokiasiate  zcronaith  et  ist  ho 
toveroma . 

Sofort  hatte  Pauli  erkannt,  dass  die  Sprache 
der  Inschrift,  wenn  nicht  mit  dem  leider  immer 
noch  nicht  vollkommen  entrütbaelteu  Etruskisch 
geradezu  identisch,  so  doch  nahe  verwandt  sein 
müsse  *).  Nachdem  nun  Pauli  die  Annahme,  dass 
dieselbe  der  einstigen  thrakischen  Bevölkerung  der 
Insel  angehöre,  zurück wei»t,  da  ja  die  ans  be- 
kannten Ueberreste  des  Thrakischen  sicher  indo- 
germanisch, und  noch  specieller  eranisch  seien*), 
erbringt  er  sodann , der  treffliche  und  bewährte 
Erklärer  etruskischer  Inschriften,  den,  wie  mir 
scheint,  unantastbaren  Nachweis,  dass  die  Sprache 
dem  EtruBkischeu  so  nahe  wie  nur  möglich  stehe 
und  die  Inschrift  somit  nur  den  tyrrhenischen 
Pelasgern  angehören  könne  (S.  30  bis  40).  In 
fast  zu  vorsichtigerWeise  fasst  Pauli  dies  Resultat 
in  die  Worte:  „Es  wäre  voreilig  ...,  nun  aus  dieser 
einen  Inschrift  schon  schliessen  zu  wollen,  da«s 
dereinst  auf  Lemnos  Verwandte  der  Etrusker  ge- 
wohnt hätten ; dazu  würdeu  doch  erst  noch  weitere 
Inschriften  reicheres  Vergleichungsmaterial  bieten 
müssen.  Aber  das  kann  man  doch  jetzt  bereits 
s&geu,  dass  das  Etruskische  mit  der  Sprache  unserer 
Inschrift  sehr  zahlreiche  und  sehr  unffrllige  Ver- 
gleichungspunkte bietet“  *).  Unter  dieser  (wie  ich 
glaube  unnötbigen)  Reserve  geht  nun  Pauli  daran, 
die  sich  daraus  für  dio  Ethnologie  des  Alterthums 
ergebenden  Folgerungen  zu  ziehen,  wna  er  mit  den 
Worten  einleitet:  „Wir  hätten  dann  also  die  Be- 
stätigung der  alten  Ucberlieferung.  dass  die  Etrusker 
pelasgischen  Stammes  seien,  und  damit  würde  dann 
die  vielberühmte  Pelasger frage  aufgerollt  sein“ 
(S.  41). 

Schon  auf  S.  10  seiner  Schrift  erwähnt  Pauli, 
dass  nach  den  ausdrücklichen  Angaben  der  Alten 
dereinst  auf  Lemnos  nnd  den  benachbarten  Inseln 
thrakische  Stämme  gewohnt  hätten,  nämlich  Sintier 
auf  Lemnos,  Saier  auf  Saiuothrake ; ebenso  bestimmt 

’)  Unabhängig  von  ihm  hatte  im  gleichen  Jahre 
der  norwegische  Gelehrte  8.  Bunge  in  «einer 
Schrift:  „Der  Ursprung  der  Etru»k»*r  durch  zwei  lem- 
nische  Inschriften  erläutert",  dasselbe  erkannt,  wenn 
er  auch  andere  Folgerungen  als  Panli  daran*  zieht. 

*J  Mit  Hinweis  vor  Allen»  auf  IV  de  Lagarde’s 
Gesammelte  Abhandlungen,  8.  27H  bis  2H3 ; der  be- 
treffende Abschnitt  bei  Pauli  fällt  die  8.  19  bis  29 
seiner  Schrift. 

8)  Meinem  Dafürhalten  nach  lausen  dieselben  keine 
ander»*  Erklärung  zu : für  den . der  sehen  will,  genügt 
das  von  Pau|i  Beigebrachte  vollständig. 


aber  sei  überliefert,  dass  im  6.  Jahrhundert,  als 
die  Griechen  sich  dieser  Inseln  bemächtigten,  dort 
tyrrhenische  Peius  ge  r wohnten.  „Die  Sintier  (so 
fährt  S.  20  Pauli  fort)  rind  die  frühere  Bevölke- 
rung, die  tyrrhenischen  Pelasger  die  spätere;  jene 
kennt  auf  Lernuos  Homer  und  zugleich  schon  die 
Phryger  in  Asien,  die  Wanderung  der  thrakischen 
Stämme  (Her.  7,  73.  wonach  auch  die  Phryger  von 
Thrakien  her  eingewandert  seien)  ist  also  damals 
bereits  geschehen.“  Nun  sind  (vergl.  schon  oben) 
die  Thraker,  wie  die  Glossen  der  Alten  und  die 
Eigennamen  lehren,  entschieden  Krim  i er , und 
waren  es  wahrscheinlich  (vergl.  die  Orte-  und  Per- 
sonennamen) schon,  soweit  zurück  wir  überhaupt 
Kunde  haben.  Ob  aber  die  interessante  Notiz 
Herodot’s,  der  im  fünften  vorchristlichen  Jahr- 
hundert lebte,  dass  „die  Phryger,  wie  die  Mace- 
donier  versichern,  so  lange  sie  in  Europa  mit  den 
Macedoniern  zusammen  wohnten,  Briger  hiessen, 
und  sich  erst  nach  ihrer  Ucbersiedelung  nach 
Asien  Phryger  genannt  hiitteu“  *),  nicht  eine  miss- 
verstandene Erinnerung  nn  die  Kimmeriereiufulle 
des  siebenten  vorchristlichen  Jahrhunderts  und  die 
gewiss  erst  dadurch  erfolgte  theilweisc  Kranisirnng 
Westkleinasiens  ist*),  ist  nach  den  neuesten  Er- 
gebnissen der  Keilschriftforschung  durchaus  nicht 
unmöglich.  Im  Jahre  678  tauchen  nämlich  die 
eranischen  Gimirri  oder  Kimmerier  zuerst  im  Nord- 
osten  Assyriens  auf  und  bedrängen  im  Verein  mit 
den  Aschguzäeru  (Askaniern),  Mannaern  (nördlich 
vom  Urmiasee)  und  Mederstämmen  den  assyrischen 
König  Asarhaddon;  erst  um  660  erscheinen  die- 
selben Kimmerier  weiter  westlich,  in  Lydien,  wo 
sie  dem  Gyges  zu  schatten  machen,  der  deshalb 
die  Assvrer  zu  Hülfe  ruft.  Sie  werden  also  wahr- 
scheinlich über  den  Kaukasus  von  Südrussland  her 
gekommen  sein,  deun  die  Araxesebene  ist  die  erste 
historisch  beglaubigte  Station  ihres  Auftretens  in 
Asien;  erst  dann  warfen  sie  sich  nach  Kleinanien, 
wo  wir  sie  unter  Assurhauipal  schon  bis  zum  Westeu, 
nach  Lydien,  vorgedruugeu  finden,  was  natürlich 
einschliesst,  dass  sie  znvor  Phrygien  verwüsteten 
und  eroberten  s).  Araxesebene  (im  Nordosten  von 
Assyrien),  Kappadokieu  (vergl.  den  armenischen, 
von  P.  de  Lagarde  aufgedeckten  Namen  dieses 
Landes,  Gamir,  das  sind,  gleich  hebräisch  Gomer, 
eben  wieder  die  Kimmerier),  Phrygien  (vergl.  den 
Namen  Askanien,  unten  Anm.  2)  und  Lydien  — 

*)  Her.  7.  73;  im  gleichen  Abschnitt  findet  sich  die 
Notiz,  daas  die  Armenier  (hier  natürlich  die  indoger- 
manischen Armenier  gemeint!  ursprünglich  phry gische 
Colon  ist  en  (*/»pe^,u>e  urtoixm)  seien. 

a)  Damals  wird  Phrygien  den  anderen  Namen  A«- 
cania  (Ashkenaz  der  Völkertafel)  von  dem  Phrvgien 
überschwemmenden  Kimmerierstamme  Ashgunza  tiekom- 
men  halten . vergl.  meine  Geschichte  Babyloniens  nnd 
Assyrien«,  8.  723,  Anm.  1. 

3)  Vergl.  Anm.  2 und  ausführlicher  in  meiner  dort 
citirten  Geschichte,  8.  721  — 726. 


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256 


Referate. 


das  sind  nach  einander  die  verschiedenen  Stationen 
der  gleich  einer  Völker  Wanderung  Kleinasien  über- 
schwemmenden eranischen  Nomaden.  Also  von 
Ost  nach  West,  nicht  von  West  nach  Ost,  ging  di« 
geschichtlich  bezeugte  indogermanische  Besiedelung 
des  vorher  wohl  noch  grösstentheils  von  der  hypsi- 
brachvcephnlen  Urbevölkerung  bewohnten  Landes l). 
Oh  unter  diesen  Umstanden  nicht  doch  die  tyrrhe- 
nischen Pelasger  die  Urbevölkerung  von  Lemuos 
(ja  vielleicht  sogar  von  Thrakien)  und  demnach 
dann  mit  den  t [irakischen  Siutiern  geradezu  iden- 
tisch sind,  möge  jetzt  aufs  Neue  untersucht  und 
erwogeu  werden.  Ueherall  sind  ja  die  Pelasger 
die  vorgriechische  (und  gewiss  auch  vorindoger- 
manische) ältere  Bevölkerung,  die  aber  deshalb 
ja  nicht  mit  den  Griechenland  nur  an  einzelnen 
Küstenplätzen  besiedelnden  Semiten,  den  Phöni- 
kiern,  glei obgesetzt  werden  darf2). 

, Und  nun  folgt  hei  Pauli  auf  S.  43  bis  52 
(bezw.  bis  58)  der  meiner  Ansicht  nach  geradezu 
glänzende  Nachweis  der  folgenschweren  Thatsacbe, 
-,da*a  sich  durch  ganz  Vorderasien,  Thrakien, 
Makedonien  und  gewisse  Theile  Griechenlands 
Ortsnamen  von  einem  bestimmten  charakteristischen 
Geprug«  hindurchziehen , und  dass  diese  Namen 
von  ein  und  demselben  Volke  herrühren - (a.  a.  0., 
S.  52).  Es  sind  das  vor  Allem  die  eigentümlichen 
Ortsnamen  mit  den  Suffixen  -ss-  (-S-)  und  -nd- 
(bezw.  auch  nur  -d-),  wie  z.  B.  Abtaioe  in  Phry- 
gien,  Kephinsos  und  Permesso»  in  Böotien , oder 
Aknnda,  Telendos  in  Lykien,  Kalandos  in  Indien, 
Mokkada  und  Synnada  in  Phrvgien,  Korinthos  u.  a. 
iu  Griechenland,  bei  denen  natürlich  das  ange- 
hftngte  -os  nur  die  erst  von  den  Griechen  angefügte 
Nominativendung  ist.  Besonders  hftntig  sind  diese 
Namen  in  Karicn  und  Kappadocien,  also  im  äusser- 
sten  Westen  und  Osten,  aber  auch  Lykien  und  Pi- 
sidien,  Lykaonien  und  Phrygien,  wie  auch  Mysien 
sind  genügend  vertreten,  während  im  Norden 
wenige  (so  in  Bithvnien,  Galation  nnd  Pontus) 
oder  gar  keine  I Paphlagonien)  derartige  Namen 
sich  finden,  so  dass  also  der  Süden  Kleinasiens 
ah  das  eigentliche  Centrum  ihrer  Ausbreitung  gel- 
ten muss.  Erinnern  wir  uns  hier  einstweilen  daran, 
dass  gerade  die  südliche  Hälfte  Kleinasiens  es  war. 
welche  v.  Luschan  für  die  hypsi  - brachycephnle 
Urbevölkerung  in  erster  Linie  in  Anspruch  nahm. 
Weiter  ist  von  besonderer  Bedeutung  für  die  Ethno- 
logie des  Alterthums,  dass  diese  Namen  auch  in 

*)  E*  sei  hier  zugleich  daran  erinnert,  das»  die  den 
Assyrern  des  achten  Jahrhunderts  bekannten  Armenier, 
wie  die  Sprache  ihrer  Inschriften  ausweist,  noch  eine 
vorindogermanische  Bevölkerung  sind,  wklnvnd  da»  uns 
aus  iiHchchmtliclier  Zeit  bekannte  Armenisch  eine  dem 
Krauisrhen  nahestehende,  aber  viel  mit  Altarinenischem 
versetzte  indogermanische  Sprache  ist. 

*)  Diese  Ansicht  Kiepert'»  ist  definitiv  aufzugeben ; 
vergl.  Pauli'»  Schrift,  S.  41  bis  43,  welcher  Ausein- 
andersetzung ich  mir  beistimraen  kann. 


einem  grossen  Theile  des  südöstlichen  Europa 
wiederkehren,  und,  ein  Zeichen  hohen  Alters,  vor- 
wiegend an  Gebirgen  und  Flüssen  haften.  Ich 
muss  mich  hier  begnügen,  auf  das  reichhaltige 
Verzeichnis«  Pauli’s  zu  verweisen.  Aber  auch 
noch  andere  eigenartige  Suffixe,  wenn  auch  in 
geringerer  Zahl  im  Verhältnis»  zu  s und  nd,  be- 
gegnen uns  auf  diesem  Gebiete,  so  -mos  (wo  -ob  wie- 
der mir  die  griechische  Nominativendung  ist),  wozu 
ich  gleich  jetzt  die  hethitischen  Namen  l'nnammu 
und  Tutamrou  vergleiche,  -ra,  -la,  -ka,  -ta,  -ha  (uliI 
-pa)  uud-ua  (über  letzteres  noch  weiter  unteu). 

Auf  S.  52  wirft  nun  Pauli  die  Frage  auf,  ob 
etwa  auch  die  Etrusker  an  diesen  Saftixbildungen 
theilnehmen.  Antwort:  was  die  Ortsnamen  anlangt, 
nicht,  denn  diese  sind  meist  italischen  Ursprungs, 
da  die  Etrusker  erst  von  Norden  her  eingewandert 
sind,  aber  wohl  in  der  sonstigen  Wortbildung  ihrer 
Sprache  (vergl.  die  Beispiele  auf  S.  52  f.) 

Folgen  wir  nun  der  weiteren  Beweisführung 
Pauli’s,  so  handelt  es  sich,  nachdem  die  obigen 
Resultate  gewonnen,  um  die  Frago  (S.  53).  welchem 
Sprachstamm  denn  diese  eigenartigen  Bildungen 
augehören.  I)a  wird  zunächst  mit  triftigen  Gründen 
der  Indogcrmanismus  der  betreffenden  Namen  und 
Suffixe  (bes.  des  -ss-  und  -nd-)  zurückgewiesen 
(S.  53  bis  58).  was  schliesslich  (3.  58)  in  folgenden 
Satz  gefasst  wird:  -Alles  in  Allem  muss  ich  also 

meinen  völligen  Unglauben  an  den  Indogerma- 
nismu*  unserer  vorderasiatischen  Ortsnamen  be- 
kennen; da  sie  aber,  was  der  erste  Blick  lehrt, 
auch  semitisch  nicht  sind,  so  wird  Kiepert  (Lehr- 
buch der  alten  Geographie,  73,  Antn.  1)  wohl  recht 
haben,  wenn  er  sie  auf  eine  den  arischen  und 
semitischen  Einwanderungen  vorangegan- 
gene  Bevölkerungsschicht  zurückführt.  In 
dieser  vorsemitischun  und  vorindogermauischen 
Bevölkerungsschicht  nun  sehe  ich  Stammverwandte 
der  Pelasger,  als  deren  Ausgangspunkt  sich  nach 
dem  oben  Gesagten  also  das  südliche  Kleinasien 
ergeben  würde.“  Sodann  tritt  Pauli  der  weiteren 
Frage  nahe,  ob  nicht  auch  die  sonstigen  Sprach- 
reste  d«r  klein  asiatischen  Völker  (lykische  In- 
schriften, karische  und  lydische  Personennamen 
sowie  die  verschiedenen  von  de  Lagarde  ge- 
sammelten (Hassen)  als  pelasgiscb  (wio  nun  Pauli 
jene  vorindogermanische  Schicht  nennt)  in  An- 
spruch zu  nehmen  sind  (S.  59  bis  72,  ein  durch 
Kinzuluntcrsuchungeu  besonders  reichhaltiger  Ab- 
schnitt). Gleich  zu  Anfang  seiner  diesbezüg- 
lichen Kxcurses  macht  Pauli  darauf  aufmerksam, 
dass  man  nicht  vou  vornherein  «in  derartiges  Re- 
sultat erwarten  müsste,  da  ja  für  die  einzelnen  Ge- 
hietstheile  Kleinasiens  von  den  Alten  verschiedene 
Völker  genannt  würden,  so  für  Lykien  die  Solvmer 
und  Lvkier,  für  Karien  die  Leleger  und  Karer,  für 
Lydien  die  Mäonier  und  Lyder,  wobei  die  an  zweiter 
Stelle  genannten  ja  stets  eine  spätere  Einwande- 


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Referate. 


257 


rang  darstellen  können  (oder  umgekehrt);  ich 
möchte  hierzu  gleich  an  die  im  siebenten  Jahr- 
hundert  erfolgte  «ramsche  Ueberllutbung  erinnern. 
Weun  also  z.  11.  die  Irdischen  Glossen  oder  gar 
die  lykischen  nnd  kariseheu  Inschriften  sich  als 
indogermanisch,  bezw.  näher  eranisch,  Herausstellen 
würden  (worüber  die  Forschungen  noch  nicht  ab- 
geschlossen sind),  so  würde  doch  das  obige  Resultat 
von. der  pelasgischeii  Urbevölkerung  dadurch  keine 
Einbussc  zu  erleiden  brauchen.  Aber  Pauli  glaubt 
nach  einer  eingehenden  Untersuchung,  die  sehr 
beachtenswerthe  Momente  enthält,  sich  für  den 
nichtindogerraanischen  Charakter  auch  der  ge- 
naunteu  lykischen.  karischen  und  Irdischen  Sprach- 
überreste  (zumal  der  beiden  erstem»)  erklären  zu 
sollen.  Nachdem  er  noch  einige  etwaige  mehr 
nebensächliche  Einwärn^  zurückgewiesen  (S.  72 
bis  74,  wobei  ich  für  die  nach  Pauli  zwei  wieder 
ganz  verschiedene  Volks-  und  Sprachelemente  bil- 
denden Meder,  bezw.  Elamiten  und  Sumero-Akka- 
dier  auf  den  letzten  Abschnitt  dieses  Referates 
verweise),  fasst  er  alles  Bisherige  in  folgende 
Worte  zusammen  (S.  73):  «Die  Sprachen  der  Pe- 
lasger  auf  Lemnos  und  der  Etrusker  sind  nahe 
verwandt  mit  einander.  Damit  würden  also  die 
Angaben  der  Alten  über  die  Nationalität,  der  letz- 
teren bestätigt,  und  es  gewinnt  auch  ihre  weitere 
Angabe,  die  Tyrrhener  seien  aus  (S.  74)  Lydien 
gekommen,  uu  Glaubwürdigkeit.  Diese  Glaub- 
würdigkeit wird  erhöht  durch  die  Thatsache,  dass 
sowohl  in  den  pelasgischen  Gegenden,  wie  nuch  in 
Lydien  und  dcu  angrenzenden  Provinzen  Klein- 
asiens sich  die  eigentümlichen  Ortsnamen  auf 
-nd-  und  -sä-  finden.  Diese  ergaben  sich  als 
weder  semitisch  noch  indogermanisch.  Als  weder 
semitisch  noch  indogermanisch  stellten  sich  danu, 
abgesehen  von  einzelnen  Lehnwörtern,  auch  die 
unter  sich  und  mit  jenen  Ortsnamen  verwandten 
Sprachen  von  Lykien,  Karien  und  Lydien  heraus. 
Eine  Verwandtschaft  dieser  letzteren  mit  dem  Pe- 
lasgisch-Etruskischeu  lässt  sich  nach  dem  Gesagten 
mit  grosger  Wahrscheinlichkeit  vermuten,  obwohl 
sich  zur  Zeit  der  directe  Beweis  hierfür  noch  nicht 
führen  lässt.  Es  stellt  sich  also  als  letztes  Resultat 
die  dereinBtige  Existenz  eines  grossen  weit- 
hin verbreiteten  selbständigem  pelasgischen 
Sprachstammcs  heraus,  dessen  am  weitesten 
nach  Westen  vorgerückter  Zweig  die  Etrus- 
ker waren/ 

Was  nun  die  Frage  anlangt,  auf  welchem  Wege 
die  Pelasger  in  grauer  Vorzeit  aus  Kleinasieti  nach 
Europa  gekommen  sind,  so  schliesst  Pauli  (S.  75) 
aus  dem  Umstande,  dass  das  Suffix  -nd-  nördlich 
von  Thessalien  wie  überall  als  -nd-  auftritt,  während 
es  in  Griechenland  als  -nth-  erscheint,  auf  eine 
doppelte  (wahrscheinlich  auch  zeitlich  aus  einander 
liegende)  Wanderung,  eine  zu  I*atide  über  Thrakien 
bis  Makedonien  uud  dann  die  Donau  aufwärts  and 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


schliesslich  über  Rhütieu  nach  Italien,  die  andere 
zur  See  von  Halikarnasso»  «über  die  Inseln  Lebin- 
thos,  Naxos,  Pa  ros,  Prepesiuthos  nach  dem  Pelo- 
ponnes hinüber  in  einer  sehr  deutlich  hervortreten- 
den Kette,  die  schwerlich  anders  denn  als  eine 
Marschroute  aufgefasst  werden  kam/.  Von  Argolis 
uud  Koriuth  aus  «ergoss  sich  ein  Strom  durch 
Aebaja  und  Elis  nach  Zakvnth,  ein  anderer  zu  den 
ozolischen  Lokrcrn  und  nach  Phokis,  von  hier  aus 
einerseits  nach  Thessalien  uud  Creston , anderer- 
seits nach  Böotieu  und  Attica;  von  hieraus  daun 
weiter  über  Euböa  und  Skyros,  theils  nach  Lem- 
nos. Imbros,  Samothrake,  theils  nach  Lesbos“.  In 
diesem  Falle  (wenn  auch  die  zweite  Hälfte  des 
skizzirten  Wege»  vielleicht  noch  zu  modificiren 
ist)  hätten  wir  dann  in  einem  Theile  der  Pelasger, 
der  vielleicht  eine  etwas  spätere,  etwa  in  die  letzte 
Hälfte  de»  zweiten  vorchristlichen  Jahrtausends  zu 
setzende  Wanderung  darstellt,  ein  wirkliches  See- 
volk vor  uns,  und  es  wundert  mich,  dass  Pauli, 
der  doch  diesen  Umstand  besonders  hervorhebt 
(S.  76),  hierbei  nicht  an  den  bekannten  Einfall 
der  Seevölker  in  Aegypten  gedacht  hat,  welcher 
unter  dem  Pharao  des  Auszugs,  Mernephtach  (circa 
132U  v.  Chr.),  wie  nachher  in  verstärkter  Auflage 
unter  Kamee»  III.  (circa  1250)  stattgefundcu  hat. 

Schon  unter  Rarnses  II.,  dem  Grossen,  Mer- 
nephtach’s  Vater,  werden  als  hethitisebe  Hülfs- 
völker  die  Kelkash  (d.  i.  Cilicier,  beachte  die  En- 
dung, die  jenem  -cuSdat;  entspricht),  Mös  (Mysier), 
Luk(Lykier),  Pcdas  (PisidierV),  Darden  (Dardaner), 
Kazuaden  (vergL  Kadyanda  in  Lykien),  Mnshairat 
und  Maun  (Mäonier?)  erwähnt,  wohl  die  älteste 
Bezeugung  kleinasiatischpr  Völker  in  der  Ge- 
schichte 1).  Unter  Mernephtach  landeten  sodann 
ebenfalls  von  Kleinasien  (wahrscheinlich  der  Süd- 
westküsto)  stammende  Seeräuber  an  Aegyptens  Ge- 
staden, wo  sie  plünderten  und  sich  später  mit  den 
gleichfalls  in  Aegypten  einfalleuden , ihnen  wohl 
stammverwandten*)  Libyern  vereinigten:  es  waren 
dies  ausser  den  Luk,  die  auch  hier  wieder  erschei- 
nen, noch  die  Akiwash,  Turesb,  Shekl&sh  und 
Sharden,  von  deneu  die  letzteren,  wie  ihre  auf- 
fallende, auf  den  Denkmälern  abgebildete  schwere 
Rüstung  beweist,  sicher  den  Sardiniern  gleich 
zu  setzen  sind,  wobei  jedoch  offen  bleiben  muss,  ob 
sie  schon  damals  die  später  nach  ihnen  genannte 


*)  Wie  mir  Herr  W.  M.  Müller  in  Nswyork,  dem 
ich  auch  die  richtige  Transscription  der  oben  giuiaun- 
ten  Namen  verdanke,  mittheilte,  beruht  die  Erwähnung 
von  Seeräubern  des  Mittelmeere»  <z.  B.  der  Shnrdaua) 
schon  unter  Kamses  I.  (circa  1400  v.  Chr.)  a»»f  einem 
Missverständnis«,  indem  Chainp.  Mott.  2R9  nur  vou 
Libyern  die  Kede  ist. 

“)  Die  auf  den  Denkmälern  abgebildeten  hellfarbigen 
Libyer  waren  gewiss  von  Europa  oder  Kleinasien  ur- 
sprünglich herüber  gekommen;  später  wurden  sie  von 
den  aus  Nubien  ein  wandernden  Berbern  (hatni  tischen 
Stammes)  absorbirt. 

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258 


Referate. 


italienische  Insel  inne  batten  and  «Iso  von  dort 
kamen,  oder  ob  sie,  was  wahrscheinlicher,  noch  an 
der  Süd-  oder  Westküste  Kleinasiens  wohnten. 
Unter  Kamses  III.  (circa  1250)  wiederholte  sich 
dieser  Kinfall;  diesmal  kamen  sie  sogar  in  ganzen 
Karawanen.  Weiber  und  Kinder  auf  Ochsenkarren 
mit  sich  führend,  mit  Lendenacburs  bekleidet  und 
mit  Federkronen  geschmückt l),  mit  kleinen  Schil- 
den und  langen  Schwertern  streitend,  und  zwar 
offenbar  stets  der  Küste  entlang  wandernd,  von 
Kleinasien,  da  es  von  ihnen  heisst,  sie  hätten  die 
Cheta  (Hethiter),  die  Kedi  (Krt u$  in  Westcilicien?) 
und  die  von  Karchemish  und  Aradus  (Arvad  an 
der  phönizischen  Küste)  zuerst  über  den  Haufen 
geworfen;  von  Nortlsvrien  aus  drangen  sic  dann 
verwüstend  weiter  nach  Süden  vor,  indem  sie  stets 
gleichzeitig  (in  parallelem  Weiterrücken  mit  dem 
Landzug)  Schiffe  begleiten.  In  Südpbonizien  wurden 
sie  endlich  von  den  Acgyptern  gestellt  nnd  ge- 
schlagen. Es  werden  die  Puraat  (oder  Pulaat, 
vielleicht  die  Philister,  wozu  mau  die  heWüischo 
Tradition  über  deren  Herkunft  nnd  die  Kretim, 
d.  i.  Kreter,  al*  Abtheilung  der  Philister  vergleiche), 
Zakkur,  Don,  Uashnsh,  aber  auch  wieder  die  Shek- 
lash  (die  später  Sicilieu  den  Namen  gaben),  Shar- 
den  und  Turesh  als  die  einzelnen  Thciinehmer 
dieses  Seeräubereinfalls  genannt;  dass  die  Tnresh 
die  Tyrrhenen  oder  Tyrsener  sind,  wie  schon 
Ed.  Meyer  zugab,  kanu  keinem  Zweifel  unter- 
liegen. Die  letzteren  und  die  Sharden  bildeten 
von  dieser  Zeit  an  die  Hauptmacht  der  ägyptischen 
Soldnertruppen , hatten  sich  also  theilweise  fried- 
lich unterworfen.  Bei  diesen  Namen  ist  wiederum 
die  charakteristische  Endung  -ash  fKelkash,  Tu- 
resh,  Shekiasb,  Uashash,  Akiwafdi)  bemerkens- 
wert!): auch  das  Suffix  -n  in  Sharden,  Darden, 
Kazuadeu  ist,  wozu  man  Pauli,  S.  51,  ver- 
gleiche, zu  beachten,  ja  vielleicht  liegt  auch  dem 
Namen  Musbanat,  der  ebenso  gut  Musbant  ge- 
lesen werden  kann,  eine  peinsgische  Form  wie 
Mvöavda  oder  ähnlich  zu  (»runde  *),  während  der 
Aulaut  von  Uashash  sofort  an  Namen  wie  UviOudot 
(in  Lykaouien),  Oinaddo**  (in  Karien),  mit  welch 
letzterem  es  vielleicht  sogar  identisch  ist,  er- 
innert *). 

Indem  ich  nun  vom  Buche  Panli's,  der  „den 
Math,  zu  irren**  (S.  81)  gebäht  zu  haben,  nicht  zu 
bereuen  braucht,  Abschied  nehme,  wende  ich  mich 

*)  H**rr  W.  M.  Müller  aus  Newyork  mach)  mich 
darauf  aufmerksam , da*!«  auch  a«f  assyrischen  Reliefs, 
da  wo  Hethiter  und  Kleinasiaten  altgehildet  werden, 
dieser  eigentliüniliche  Kopfschmuck  wiederkehrt,  wie 
auch  nach  Herodot  bei  den  Lykiern  nnd  in  den  per- 
- suchen  Satrapenlisten  die  „Kronen  tragenden  Jonier“. 

*)  Oder  es  ist  an  klcinasiatiscke  Namen  auf  -ata. 
•ita  etc.,  cf.  Pauli,  8.  51.  zu  erinnern. 

s)  Ucberbanpt  ist  der  Diphthong  ua  im  Pelasgischeti 
ziemlich  häufig,  wie  »ich  noch  weiter  unten  in  den 
alarodifichcn  Eigennamen  zeigen  wird. 


zuletzt  zu  meinen  eigenen  Aufstellungen  vom  Jahre 
1884  (bezw.  Ende  1883)  und  188!». 

Auf  S.  330  (=  53  des  Separat- Abd ruck *) 
des  ersten  Bandes  der  Zeitschrift  für  Keilschriftf. 
(Leipzig  1884)  lieaa  ich  Folgendes  drucken:  „Was 
nun  die  andere  S.  161  f.  (=■  S.  1 f.)  erwähnte 
Gruppe  nichtsemitischer  mit  Keilschrift  geschrie- 
bener Sprachen  (nämlich  altarmenisch,  kossäisch, 
susisch  und  neusnsisch,  letzteres  die  Spracht»  der 
Achämenideninschriften  zweiter  Gattung)  anlangt, 
so  gründet  sich  meine  Einsouderung  derselben  in 
eitie  besondere  (die  alarodische)  Sprachdasu? 
hauptsächlich  auf  meine  Entdeckung  der  engerett 
Zugehörigkeit  des  sogenannten  KeiLchriftidioms 
zweiter  Gattung  zum  Georgischen  ’);  mit  diesem 
Keilschriftidiom  ist  aber  das  Elamitische  (in 
Konigsnamen  von  2300  Chr.  an , in  Inschriften 
erst  im  siebenten  Jahrhundert  v.  Chr.)  fast  iden- 
tisch (Oppert  und  Sayce).“  Während  beim  Ela- 
mi  tischen  oder  Susi  Heben  uns  neben  den  Eigen- 
namen, bei  denen  -nd-  wie  auch  die  Endung  -fish 
als  besonder»  charakteristisch  aufiallen  (z.  B.  Kndur- 
n<ntfilnut(li%  Kinda-karhu.  Indabigash,  Undaah-angaK 
üudadu,  Ghaltimash , Sumuntuitash,  Gkumbani- 
(/ash  etc.  etc.),  vor  Allem  die  Grammatik  feste  Ver- 
gleichungspunkte darbietet,  so  besteht  beim  Kos- 
säi sehen,  der  Sprache  der  Bergbewohner  östlich 
von  Babylonien,  und  den  nördlich  angrenzenden 
verwandten  Idiomen,  unser  Material  nur  aus 
Kigcunamen  nnd  einzelnen  (uns  durch  ein  kos- 
säisch-babylonisches  Vocabular  erhaltenen)  Voca- 
beln;  doch  Kar<t  • indaah  (vergl.  elamitisch  Inda- 
bign-sh),  Kinkinda  (letzteres  O.-N.),  Parainda 
(ebenfalls  O.-N.),  Gizdbttmla,  Arshnlu , Anishtua, 
Z<nnua , Ghubushkia , Parana , UashtaJ , Uishdish 
(alles  Ortsnamen),  Kara-buriash , Nati-  murudafh, 
Shagaahaltiaa,  Kara - ghardusk  (wieder  Personen- 
namen) etc.  etc.  zeigen  unverkennbar  da*  gleiche 


*)  In  diesem  Jahr**  erschien  die  Einleitung  der  im 
Druck  befindlichen  grösseren  Arbeit  von  F.  H.  Weis- 
bach: „Die  Achänienideninschriften  zweiter  Art*  (die 

der  Verfasser  mit  einem  guten  Ausdruck  „neu&usisck" 
nennt)  als  Dissertation  (Leipzig  !*&#).  Daselbst  heisst 
es  auf  8.  1<>:  „So  dunkel  die  Sprache  der  zweiten  Art 

in  manchen  Beziehungen  eeiu  mag . *o  viel  i«t  gewis-, 
dass  sie  fimm  tatarisch  („turatiiiwh")  ist,  allerdings  mit 
arischen  Fremdwörtern  etwas  reichlich  versehen.*  Eine 
nochmalige  Prüfung  hat  mir  le'liglich  die  Richtigkeit, 
meiner  früheren  Aufstellung  betreffs  der  Verwandtschaft 
mit  dem  Georgischen  bestätigt ; vergl.  z-  B.  nur  den 
charakterbt ischen  Plural  auf  -W  und  die  dritte  Singu- 
laris  auf  -ns,  -t*  — und  vieles  Andere.  Ja  es  kann 
dem  1H84  Gedruckten  noch  manches  Wichtige  hinzu- 
gefügt werden,  wie  oeususisch  Genetiv  -»«,  -law»  und 
Proii.  der  zweiten  Singulari«  ni,  vergl.  mit  georgischem 

Genetiv  - iaa , -st  und  dem  Pron.  der  zweiten  Sing. 
»ri»,  st  (»t  zii  »i  vermittelt  durch  ji),  oder  neususisch 

ii»4«  .wir"  und  lazhch  »kti  .wir“  (mingrelisch  rHA»), 
endlich  neusnsisch  gfc»,  ghu  und  gcorgitch  t gi  ,er*. 


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Referate. 


259 


Gepräge  wie  die  elamitischen  Namen,  wobei  ich 
ausser  dem  -ud-  und  *sA  noch  auf  den  häufigen 
Diphthong  w « (im  Auslaut  wie  Anlaut,  daneben 
auch  in  und  iii,  in  Klam  z.  ß.  hubin , Ri  sin  und 
ko&säitch  tri  „Land“!  aufmerksam  mache.  Gehen 
wir  weiter  nach  Norden,  immer  den  Gebirgs- 
zügen folgend,  so  kommen  wir  zu  dem  Gebiete 
zwischen  l’rmia-  und  Vansee  und  von  letzterem 
ins  armenische  Hochland;  auch  da  treten  aus  in 
den  Ortsnamen  die  gleichen  Erscheinungen  ent- 
gegen. Man  vergleiche  Mannn.sh  (Minni  de»  Pro- 
pheten .leremia),  Sugunin,  Arzuniu  (Flussname). 
Lukin  (ebenso),  Ir  Hin , Mi  nun  sh  (P.-N,),  Mnnda 
(allgemeiner  Name  der  in  diesen  Gegenden  hausen- 
den Barbaren).  Inei  (=  Iudi?),  Hinzu  ( Hindu V), 
Kukusuushu , II  ist  nt  sh  u , Lukndnusha , Dnnziun  und 
viele  andere.  Zu  diesen  armenischen  Personen- 
namen (ausser  Minuash  z.  B.  noch  Argistitik,  lshpni- 
nish , Ghuldish  und  anderen)  und  OrtBbeneonungen 
kommen  aber  erfreulicher  Weise  noch  eine  Anzahl 
von  zusammenhängenden  in  assyrischer  Keilschrift 
überlieferten  Texten  aus  dem  achten  vorchristlichen 
Jahrhundert,  welche  uns  eine  Keihe  interessanter 
Voeabeln  (z.  B.  tbali  „Jahr“,  tddu  r Kamel“,  turuni 
„zweiter“,  shishtini  „dritter“,  zndu-bi  „ich  vollen- 
dete“, omi  „Wasser“,  tnrshunni  „Menschen“,  ensh- 
gu-bi  „ich  tödtete“ , nid  in  „Beute“,  du-bi  „ich 
machte“  u.  s.  w.)  und  grammatischer  Formen 
(vergl.  das  individualisirende  -s/i,  die  erste  Singular 
des  Verbums  auf  - fr#  bezw.  -r *,  die  Pluralendung 
-»»,  was  auch  im  Georgischen  neben  ‘hi  den  Plural 
der  Nomina  bildet,  jc-sh  „ich“,  und  nie -sh,  ini,  ashi% 
situ  ff  h i „er“,  die  Purticipial-  und  Ableitungsuffixe 
auf  -fi.  den  Genitiv  auf  -j»  u.  shi , andere).  Dio 
schon  von  Lenormant  und  Snyce  ausgesprochene 
Verwandtschaft  des  Altarmenischen  mit  dem  Geor- 
gischen wird  durch  die  ältesten  Traditionen  der 
Georgier  und  Armenier  selbst  wie  auch  durch 
ethnologische  Erwägungen  lediglich  bestätigt. 

Bevor  wir  uns  von  Armenien  direct  nach  Klei n- 
aaien  wenden,  wo  ja  ebenfalls  die  Assyrer  uns  eine 
gauze  Anzahl  von  Orts-,  Völker-  und  Personen- 
namen in  ihren  Inschriften  aufhewahrt  haben,  bitte 
ich  die  Leser,  mir  von  Vansee  aus  nach  Südwesten 
zu,  an  den  oberen  Tigris  und  Euphrat  (Nord- 
m osopotamien ) und  weiter  von  dort  über  den 
Euphrat  hinöher  nach  Nordsyrien  zu  folgen. 
Auch  hier  treffen  wir  wieder  die  gleichen  eigen- 
artig gebildeten  Namen,  und  zwar  schon  vom 
14.  vorchristlichen  Jahrhundert  an,  neben  semiti- 
schen. Beispiele  sind:  Kashiari  (Masiusgebirgo), 
Lish ittish  (Stadt),  Tarchunu , TirknchuH , Tnrrha- 
nabi  Di  Shulinnei  (lauter  Gebirge),  Ghimun,  Uirnmy 

')  Tarcha  ist  ein  viel  verbreitetes  hethitischea  Wort  für 
„Fürst,  König*,  womit  die  Hethiter  auch  ihren  obersten 
Gott  bezeichneten,  wie  die  ägyptisch«!!  Inschriften  lehren. 
Deshalb  kehrt  auch  daa  Kleinem  torttu,  tarku  und  ähn- 
liche ao  oft  au  den  verschiedenen  Stellen  alarodiech- 


Shururin . Ilurin,  Xnznbia  (vgl.  nazi  im  Komi- 
schen), tshpilibria  (im  Kashjargcbirge),  Ir  sin,  Sh  i n - 
(fish,  Dirria;  Gargamisk , Kutin  hm  (am  Örontes), 
Aribua , Alnshin , oder  Personennamen  wie  'l'itrchu - 
Inra1),  Knrpnrunda  (Var.  Kurp< tri/da /),  Kundnspi , 
Katariti , Kah-antiru  (vergl.  dio  kleinasiatischen 
Namen  auf  rzrdpos),  Sadi-antcni  (cf.  Sady-attes), 
letztere  vier  Könige  von  Kuminuoh  oder  Comma- 
geue,  ferner  Irrhulini  (von  Harnath).  Luhtrnn . Sn- 
paluhni  (vergl.  den  hethitischen  Namen  Snplit  in 
den  ägyptischen  Inschriften),  Tnrchundaradu  u.  a. 
Diese  Namen  alle  gehören  den  südlichen  Ausläu- 
fern und  Verwandten  des  seine  Ursitze  in  Ost- 
Kappadocien  (Melitene)  habenden  , seinem  Cultur- 
einflu&H  nach  aber  einst  über  ganz  Kleiuasien 
herrschenden  Volke  der  H eth  i t er(Cheta  der  ägyp- 
tischen. Cbatti  der  assyrischen  Inschriften)  an. 
Die  in  einer  eigentümlichen  Bilderschrift  geschrie- 
benen hethitischen  Denksteine,  welche  man  in  Ha- 
raatb.  Karchemish  und  in  verschiedenen  Gegenden 
Kleinasiens  gefunden  hat , sind  leider  noch  nicht 
entziffert,  dagegen  besitzen  wir  seit  Kurzem  aus 
dem  berühmten  Thontafelfund  von  Tell-Amarna  in 
Aegypten  (Briefwech-cl  von  Pharaonen  des  15.  vor- 
christlichen Jahrhunderts  mit  babylonischen,  assyri- 
schen und  syrischen  Fürsten  in  Keilschrift,  und  zwar 
meist  in  babylonisch-assyrischer  Sprache)  auch  einige 
Texte  in  Keilschriftzeichen,  aber  in  einem  nichtsemi- 
tischcn  Idiom  (so  besonders  einen  längeren  Brief 
des  Tarcbundaradu  von  Iieseph  am  Euphrat), 
woraus  man  zunächst  sieht,  dass  das  Suffix  der  zwei- 
ten Sing,  -ti , das  der  ersten  Sing,  -rai  (s.  schon 
oben  S.  254,  A.)  war,  wie  dass  bihbit  „Streitwagen“ 
hieu»  (vergl.  Wiueklor,  Verzeichnis  etc.,  S.  tf). 
Eine  andere  derartige  Tafel  aus  MitAnu  (zw. 
Euphrat  und  Belieb  V)  weist  Namen  wie  Gilin, 
Asalin.  Artishshu-pa  und  Wörter  wie  puzu.pnendu , 
shinippiush  . shinippitn , shinippiui1 , piritn,  pashshu, 
pashshippi,  dtipsnrippi  (Plur.  des  assyrischen  Lehn- 
wortes dupsar  „Tafel“  V),  shirnshshi  (d.  i.  shirash) 
und  ein  einige  Male  wiederkebrendes  Wort  oder 
Suffix  -nnn  auf,  die  der  Bildung  und  dem  Klange 
nach  wieder  ganz  an  das  Idiom  der  altarroenischeu 
Keilinschriften  und  an  das  Georgische  erinnern. 

Gehn  wir  wieder  nordwärts,  so  sind  wir  nord- 
westlich von  der  durch  Lucian  bekannten  Kuphrat- 
stadt  Samosata  schon  an  der  Grenze  Kleinasiens. 
Nicht  weit  davon  liegen  Marasch.  wo  F.  v.  Luschau 
die  jetzt  in  Berlin  befindliche  Pannminustele ')  und 
eine  Menge  hethitischer  Kunstdenkmäler  ausgegra- 
ben  hat,  und  nordöstlich  davon,  nicht  weit  vom 


lietbitischen  Kprachjfebiauche*  wieder;  verisl.  da«  kon- 
säiache  Wort  turugh-ua  „König“  (so,  nicht  „Wind*  wird 
hier  t*h&ru  aufzufasaeii  *ein)  und  in  Karlen  den  0-N. 

Tarkondaru. 

i|  Zu  Pituammu.  vergl.  Tntummu  (Fürst  von  Chat- 
ti»  am  Orome»),  Ar<iwti  vou  Armenien,  uud  die  klein- 
asiatischen  Namen  auf  «ue*,  »pof  etc. 

33* 


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260 


Referate. 


Euphrat  entfernt,  Malaiin . da»  alte  Milid.  Hier 
in  Melitene.  also  schon  im  östlichen  Kappadocien, 
ist  Gross -Chetaland  der  ägyptischen  Inschriften, 
Chani-rabbat  der  assyrischen  Denkmäler  zu  suchen, 
das  Centrum  und  die  Urheimat h des  Hethiter- 
Volkes  und  seiner  Cultur.  liier  treffen  wir  Kanten, 
wie  Targu  - naei  (vergl.  oben  Targu  oder  Tarchu 
und  im  Koesftischen  das  Element  Sulumal , 

Salli,  diese  von  Milid  seihst,  Uassurmi,  Ghulli,  Aim- 
baridit  Amris,  diese  von  Tabal (Tibarener),  Santhi- 
sarmi  und  Satuhutrri  von  Cilicien  u.  a. 

Somit  bin  ich  wieder  bei  unserem  Ausgangs- 
punkte Kleinasicn  angi-laugt,  und  wir  sehen,  dass 
aus  linguistischen  wie  geographisch-ethnologischen 
Gründen  der  ganze  Kranz  von  Gebirgen,  der  sich 
um  die  semitischen  Länder  von  Elam  au  bis  nach 
Cilicien  zieht,  von  Völkern  eines  .Stammes1)  im 
Alterthum  bewohnt  war,  zu  denen  auch  noch  die 
Hethiter,  als  die  am  weitesten  in  semitisches  Gebiet 
Eingedrungenen , gehörten.  Ihnen  schließt  sich 
jetzt  ungezwungen  das  übrige  Kleinasien  bis  nach 
Griechenland  hin  au;  sind  ja,  wie  nach  den»  Auf- 
geführten (Pauli  und  Hotninel)  klar  ist,  die 
Endungen  der  Kamen  Parnassos,  Kephissos,  Korin- 
tbos,  und  der  clamitisch-kossäischen  Kamen  Um- 
liash,  Uishdish  und  Parsindu,  ursprünglich  die 
ganz  gleichen  pelnsgisch-ahtrodischen  Suffixe.  Und 
anthropologisch  wird  das  Ganze  bestätigt  durch 
die  nun  erst  in  helles  Licht  tretenden  wunder- 
baren Funde  F.  v.  Lnschan'g.  Aber  man  kann 
noch  einen  Schritt  weiter  gehen;  einmal  gehörten, 
wie  ich  schou  1885  vermuthete,  in  Europa  noch 
die  Rhätier,  Ligurer  (hier  berühre  ich  mich  mit 
den  Resultaten  des  zu  früh  verstorbenen  Ludw. 
Steub,  dem  ich  meine  Funde  noch  mündlich  mit- 
theilen konnte)  uml  Etrusker,  zu  dieser  grossen 
vorindogermanischen  Völkerschicht,  was  jetzt  durch 
PaulFs  Ausführungen  nahezu  gewiss  geworden 
ist,  und  wozu  auch  das  wenige  Grammatische,  was 
wir  vom  Etruskischen  kennen,  ausgezeichnet 
stimmt  (vergl.  Pauli,  S.  31,  die  Gcnitivcnduug 
-si  und  das  Ableitungssuffix  -iale  (eratere#  wie  im 
Georgischen,  letzteren  im  Altarmenischen  ganz  ge- 
wöhnlich), vielleicht  auch  das  Wort  avil  „Jahr“ 
and  alturmeuisch  sh/ilc*).,  ferner  das  Ableitung*- 
Kttffix  ~x  !*•  B.  llumax  „Römer“ . ebenso  im  Alt- 
armenischen  das  Suffix  -/i),  wie  auch  -1  (z.  B. 
Truinl  „Trojaner“,  ebenso  im  Altarmenischen  und 

*)  Da,  wie  ich  auch  jetzt  noch  annehmen  möchte, 
ihr  älteste»  Centruin  zwischen  Armenien  und  Georgien, 
im  Laude  Ararat  lü  rartu)  lag,  so  nannt»-  ich  dieselben 
Alarodier,  alnrodiscke  Sprach*  und  Völkergruppe,  was 
»ich  heute  etwa  zu  peia»gi»cli  - alarodisch  erweitern 
li  esae. 

Möglicher  Weite  ist  sogar  armenisch  »errf  und 
arisch  »arrfa  nur  alarodisches  Lehnwort,  und  demnach 
die  älteste  Form  *»rd  (vergl.  nitarmenisch  mW«  „Ka- 
mel“, in  dop.  armenisch  oiilt  d<*  Lagard<‘,  Am».  Stud. 
S.  121,  assyrisch  udm  und  perrisch  imAfrn). 


im  Georgischen  die  vielen  auf  -li  endenden  Nomina, 
wie  das  Suffix  -*?/,  z.  B.  TphiMi  „der  Tifliser“,  und 
endlich  das  Locativsufnx  -ff,  wozu  man  georgisch 
-»a  (aus  ff«)  ungezwungen  vergleicht,  zumal  that- 
sächlich  der  Locativ  iiu  Altarmenischen  durch  An- 
fügung von  -du  gebildet  wird.  Zweites  gehören 
im  Westen  Europas  auch  noch  die  Iberer  dazu, 
wie  der  letzte  Uebcrrest  dieses  längst  indogerma- 
nisirten  Volkes,  die  Basken  im  Korden  Spaniens, 
mit  ihren  Sprnchformen  beweisen.  Jedoch  über 
die  letzteren,  wie  über  die  entferntere,  aber  darum 
doch  bestehende  Verwandtschaft  der  drei  grossen 
Sprachgroppen,  des  Pelasgisch  - Alarodiscben,  des 
Ural-Altaischen  (wozu  als  ältester  Vertreter  das 
Suraero-Akkadische  gehört)  und  des  Indogermani- 
schen unter  einander  will  ich  ein  anderes  Mal  und 
an  einem  anderen  Orte  ausführlicher  handeln.  Für 
heute  genügt  es,  die  wirkliche  Existenz  des  grossen 
pelasgisch  - alarodiscben  Stammes  in  Europa  und 
Vorderasien  nachgewiesen  zu  bähen;  die  eminente 
Wichtigkeit  und  Tragweite  für  die  Urgeschichte 
unsere**  Welttheiles  dürfte  jedem  Anthropologen 
und  Ethnologen  sofort  einleuchteu  *).  Am  meisten 
freut  mich  bei  der  Sache,  dass  die  Anthropologie 
uud  Linguistik , von  deren  Zusammenwirken  sich 
so  manche  Forscher  gar  nichts  mehr  erhofften,  in 
dieser  Frage,  unabhängig  von  einander,  so  über- 
raschende und  sich  gegenseitig  bestätigende  ge- 
meinsame Resultate  zu  Tage  gefördert  haben.  Jo 
weiter  wir  zurückgehn , desto  mehr  decken  sich 
eben  noch  Volk  und  Sprache:  aus  den  heute  und 
theilweise  schon  im  Alterthume  bestehenden  Ver- 
mischungen und  Sprach  Übertragungen  mit  Hülfe 
anthropologischer,  historischer  und  linguistischer 
Forschungen  jene  ursprüngliche  Congruenz  heraus- 
zufindeu,  das  ist  die  Aufgabe  der  wahren,  über  die 
engen  Grenzpfähle  des  Fachstudiums  binaumhauen- 
den  Wissenschaft. 

Schwabing  bei  München, 

Anfang  December  1889. 

Fr.  Hommel. 

9.  Dr.  Ingvald  Undset  über  das  Buch 
von  L orange:  Die  Schwerter  des 

jüngeren  Eisenalters3).  (Aus  der  Zeit- 
schrift „Yidar“  1889,  Heft.  4 und  5.) 

Als  der  norwegische  Archäologe  Lorange  iin 
September  1888  seinen  Leiden  erlag,  betrauerten 
Freunde  und  Collegen  nicht  nnr  den  Verlust  des 
thätigen  jungen  Mannes  selbst,  sie  mussten  zugleich 

*)  Eine  ganze  Reibe  von  Ergebui»*en  sind  jetzt 
darauf  hin  auf»  Ni-u«  zu  prüfen,  so  z.  B. , ob  nicht 
manche  der  von  Hchliemann  a ulgedeckten  alten  Bau- 
werke in  Griechenland  <li<-ten  Pelasgera  (man  vergleiche 
hier  auch  dis  ältesten  heiliitischen  Denkmale;  ange- 
hören n.  a.  m. 

*)  Vgl.  die  Referate  über  norwegische  Literatur  im 
folgenden  Hefte. 


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Referate. 


2<»1 


beklaget),  das»  es  ihm  nicht  vergönnt  war,  eine 
lange  vorbereitete  Arbeit  au  vollenden , auf  die  er 
grosses  Gewicht  legte:  sein  Werk  über  unsere 
Schwerter  des  jüngeren  Eisenalters,  von  dem  ver- 
lautete, dass  es  neue  und  interessante  Hochachtun- 
gen bringen  würde.  Glücklicherweise  war  jedoch 
die  Arbeit  so  weit  vorgeschritten,  dass  sein  Mit- 
arbeiter in  den  rein  metallurgischen  Fragen,  Herr 
Ch.  De Igobo,  auf  Wunsch  des  Verstorbenen,  die 
Herausgabe  derselben  übernehmen  konnte. 

Man  kannte  seit  langen  ein  iu  Norwegen  gefun- 
denes Schwert  mit  Spuren  von  Schrift  reichen  auf 
der  Klinge,  die  lateinischen  Buchstaben  glichen. 
Dieses  Schwert  gehörte  zu  der  Sammlung  norwe- 
gischer Altsachcn,  welche  der  Capitiin  und  ehe- 
malige Chef  der  norwegischen  Kriegsschule  und 
spätere  dänische  Obcratlieutcnant  C.  II.  Sommer 
während  seines  Aufenthaltes  in  Norwegen  zusammen- 
gebracht  batte,  und  die  im  Jahre  IS  12  in  den  Besitz 
des  altnordischen  Museums  in  Kopenhagen  über- 
gegaugen  war.  Man  nahm  an,  dass  die  Inschrift  den 
Namen  des  Fabrikanten  enthielt,  oder  des  Mannes, 
für  den  das  Schwert  seiner  Zeit  nngefertigt 
worden;  gelesen  war  sie  nie.  Die  Waffe  wurde 
als  ein  ziemlich  vereinzeltes,  im  Westen  fahri- 
cirtes  Object  betrachtet.  Wo  in  Westeuropa  oder 
in  auderen  Ländern  ähnliche  Schwerter  gefunden 
wurden,  brachte  man  sie  mit  dem  Besuch  nordischer 
Wikinger  in  Verbindung.  Uebrigens  besass  man  an 
Schwertern  und  ähnlichen  Dingen  aus  der  jüngeren 
Eisenzeit  in  den  Ländern  ausserhalb  des  Nordens 
äusserst  wenig.  Dort  war  bereits  fast  überall  dio 
christliche  Lohre  eingeführt  und  hatte  der  heid- 
nische Brauch,  Waffen,  Geräth,  Schmuck  und  was 
der  Todte  sonst  ira  Leben  benutzt,  mit  ihm  ins  Grab 
zu  legen,  ein  Ende  genommen.  Aus  dem  Grunde 
wussten  wir  so  gut  wie  nichts  von  der  Form  der 
Schwerter  und  sonstigen  Sachen,  die  in  jener  Zeit 
nnswürta  im  Gebrauch  gewesen.  Uebrigens  fehlte 
«•»  liier  iin  Norden  nicht  an  Leuten,  die  hinsicht- 
lich des  Ursprunges  mancher  in  den  Funden  aus 
der  jüngeren  Eisenzeit  vorkommender  Dinge  leise 
Zweifel  hegten,  besonders  hinsichlich  unserer 
Schwerter,  die  alle  in  der  Ilauptform  u.  s.  w.  mit 
dem  in  Norwegen  gefundenen  Schwerte  mit  In- 
schrift in  lateinischen  Buchstaben  eine  auffallende 
Ähnlichkeit  zeigten.  Diese  Zweifler  hatten  jedoch 
wenig,  worauf  sie  sich  butten  stützen  können,  und 
publicirt  war  »eit  dem  letzten  Jahrzehnt  so  gnt 
wie  nichts,  was  die  Frage  lierührte,  da  alle  nor- 
dischen Archäologen  wussten,  dass  Lorange  ein 
grössere»  Werk  darüber  vorbereitete. 

Ich  erinnere  mich  noch  sehr  gut,  wie  ich  187ö 
hei  meinem  ersten  Besuche  in  Mainz  eine  nicht 
geringe  Anzahl  am  Rhein  gefundener  Eisenschwer- 
ter fand,  die  unseren  nordischen  völlig  glichen 
und  die  ich  aus  Wor»aae’a  Schriften  als  Beweise 
kennen  gelernt  hatte,  dass  die  norJischen  Wikin- 


ger den  Rhein  so  weit  binaufgekommen  »eien.  Als 
der  Director  des  Mnseuma,  der  alte  Lindeuschmit, 
äusserte,  da  hätte  ich  doch  die  Beweise  vor  Augen, 
wie  gut  meine  Vorfahren  und  die  Nordländer 
Überhaupt  sich  auf  ihren  Wikingerfahrten  nach 
den  mitteleuropäischen  Ländern  mit  Schwertern  etc. 
versorgt  hätten , da  stutzte  ich  und  erwehrak  fast, 
das»  er  glauben  könne,  unsere  Schwerter  der  jünge- 
ren Eisenzeit  »eien  kein  einheimisches  Fabrikat, 
sondern  Raub-  und  Beutestücke  aus  fremden  Län- 
dern. Es  hatte  aber  doch  einen  starken  Eindruck 
auf  mich  gemacht.  Uud  als  ich  auf  einer  späteren 
Reise  im  östlichen  Europa  an  deu  Grenzen , wo 
die  Germanen  unter  und  auch  nach  Karl  d.  Gr. 
mit  den  Slawen  und  anderen  von  Osten  andrän- 
genden Völkern  gekämpft  hatten,  dieselben  Schwert - 
lörmen  sah,  und  als  ich  vollends  in  Ostpreußen 
ein  Schwert,  von  gleicher  Form  und  mit  derselben 
Inschrift  sah,  wie  das  in  Norwegen  gefundene  in» 
Kopenhageoer  Museum,  da  wurd»*  mir  meine 
Kinderweisheit  bedenklich.  Als  ich  danach  in 
Ungarn  mehrere  ähnliche  Schwerter  mit  derselben 
Inschrift  fand,  und  später  in  Kngland  und  West- 
europa wiederum  dieselben  Schwerter,  die  dort  als 
in  jenen  Jahrhunderten  heimisch  galten,  da  wurde 
es  mir  klar,  dass  die  Waffen  io  jenen  Zeiten  fuat 
überall  dieselben  Formen  gehabt,  dass  folglich 
jene  Schwerttypen  nicht  einzeluen  Ländern,  son- 
dern dem  Zeitalter  eigen  waren. 

Geleitet  von  dem  richtigen  Gedanken,  dass  es, 
um  Klarheit  über  das  antiquarische  Material  aus 
dem  jüngeren  Eisenalter  zu  gewinnen,  gerathen 
»ei,  von  einer  hervortretenden  Gruppe  auszugehen 
und  diese  zum  Gegenstände  eines  gründlichen  Stu- 
diums zu  machen,  nahm  Lora n ge  vor  etlichen 
Jahren  dio  Schwerter  des  jüngeren  Eiiiennlter.s  in 
Angriff.  Es  ist  allbekannt,  dass  un*er  Land,  wo 
das  Ueidenthuui  und  folglich  auch  heidnischer  Ile- 
grähnissbrauch  sich  länger  ala  in  den  meisten 
anderen  europäischen  Ländern  behauptete,  auch  ein 
weit  reicheres  Material  aua  der  Zeit  vom  8.  bis 
11.  Jahrhundert  aufweisen  kann,  als  irgend  ein 
anderes  Land  in  Europa.  Nach  einer  im  Jahre 
1881  von  Herrn  Prof.  Rygh  vollzogenen  Zählung 
hesns-en  wir  schon  damals  in  unseren  Funden  aus 
genannter  Periode  nicht  weniger  als  co.  1500 
Schwerter. 

An  der  Hand  dieses  reichen  Materials  unter- 
nahm nun  Lora  n ge  seine  eingehenden  Unter- 
suchungen. Bei  sorgfältigem  Reinigen  und  Ab- 
schieden der  besser  erhaltenen  Klingen  fand  er, 
das»  ein  grossor  Theil  derselben  eine  Art  Damit- 
ciruiig  zeigten,  manche  auch  eingelegte  Zeichen 
und  Inschriften  in  lateinischen  Buchstaben,  wie 
jenes  norwegische  Exemplar  in  Kopenhagen.  Die 
vertiefte  Mittelfurche,  also  die  Mittelpartie  der 
Klinge,  bestand,  wie  sich  heraußtellte,  zum  Theil 
aua  zusAmracngeachweisBten  gewundenen  Stäbeu, 


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2G2 


Referate. 


die  ans  xusammengewundeuen  Eisen-  und  Stahl- 
d ruhten  gebildet  waren.  Die  Schneide  war  beider- 
seits dnrch  aufgelegte  Stahlschienen  gebildet.  In 
der  vertieften  Mittelpartie  fand  man  auch  häufig  ver- 
schiedenartige Zeichen : gerade  Striche.  Kreise  u.  s.  w. 
und  Inschriften  in  lateinischen  Buchstaben.  Diese 
Figuren  waren  mit  dem  Meissei  eingeschlagen  und 
die  Vertiefungen  mit  Eisen-  oder  Silberdrabt  aus- 
gefüllt.  Den  am  häufigsten  vorkommenden  Namen, 
der  auch  auf  dem  genannten  Schwerte  in  Kopen- 
hagen steht,  und  den  L orange  auf  nicht  weni- 
ger als  20  Klingen  nach  weisen  konnte,  las  er 
VLFBERHT,  und  war  der  Ansicht,  dass  derselbe 
nach  dem  westlichen  Frankreich  und  auf  fränkische 
Fabrikation  hinweise.  Ich  glaube,  dass  der  Name 
richtiger  YLFBERX  gelesen  wird.  Der  letzte 
Buchstabe  ist  nämlich  fast  ebenso  geschrieben 


wie  auf  dem  S.  16  von  ihm  abgebildeten  Schwerte 
von  Uppsala,  wo  der  Name  INGELRAX  gelesen 
werden  muss.  Hinter  dem  Namen  steht  auf  unse- 
ren Schwertern  (wie  auch  auf  jenem)  stets  ein  Kreuz; 
Lorange  aber  muss  zu  Gunsten  seiner  Lesang 
annehmen,  dass  das  Kreuz  immer  vorangestellt  ist, 
welches  er  als  letzten  Buchstaben  T liest.  Ich 
meinestheils  glaube  nicht . dass  das  letzte  Zeichen 
ein  Buchstabe  ist,  vielmehr  betrachte  ich  dasselbe 
als  senkrechten  Schlussstrich,  demjenigen,  der  stet« 
vor  dem  ersten  Buchstaben  steht , entsprechend, 
und  der  folglich  den  Anfang  und  den  Schluss  des 
Namens  bezeichnet.  Namentlich  wo  keine  Buch- 
staben . sondern  nur  Zeichen  Vorkommen,  findet 
man  oft  dieselbe  Combination  von  Kreuz  und  senk- 
rechtem Strich  am  Anfang  und  am  Schluss  (vergl. 
z.  B.  PI.  I,  Fig.  1 c).  Hinsichtlich  des  kleinen  hori- 


(Fig.  U.) 

zontalen  Striches  an  der  Spitze,  welcher  Lorange 
veranlasst,  dieses  Schlusszeichen  als  T zu  lesen, 
lässt  sich  zum  Vergleich  auf  das  PI.  III,  Fig.  5a 
abgebildete  Kreuz  hinweisen,  wo  alle  vier  Arme 
mit  einem  solchen  kleinen  Querstrich  versehen 
sind.  Am  Ende  anderer  verticaler  Stäbe  u.  s.  w. 
findet  sich  ausserdem  häufig  ein  ähnlicher  Strich. 
Besonders  machen,  wie  mir  scheint,  die  Fig.  lb 

« WSS>  M « 

(Fig.  4 b.)  (Fig.  1k) 

und  4 h auf  PI.  1 und  die  S.  19  im  Holzschnitt 
ahgebildeten  Schlusszeichen  es  klar,  dass  der  Name 
nicht  auf  h t,  sondern  auf  n endigt.  Das  eigent- 
liche Resultat,  zu  dem  Lorange  kommt,  wird  durch 
die  von  mir  vorgesehlagene  Lesung  kaum  berührt. 
Ulfberu  ist  ebenso  wenig  ein  nordischer  Name 
wie  Ulfberth;  — bern  ist  eine  häufig  vorkom- 
mende Endung  in  deutschen  Personennamen,  und 
mag  wohl  auch  fränkisch  gewesen  sein.  Auf  diese 
sprachliche  Frage  werde  ich  jedoch  nicht  weiter 
eingehen. 

Die  schriftlichen  Quellen  aus  jener  Zeit  geben 
manchen  Fingerzeig,  daw  der  Norden  in  der 
Wikinger  Zeit  Waffen  aus  dem  Westen,  von 
Welschland,  empfing.  Allgemein  bekannt  ist  der 
Vers  des  Hornklove  über  die  Schlacht  im  Hafrs- 
fjord,  wo  von  „Fahrzeugen  (Schuten)  die  Rede  ist, 
die  mit  welschen  Schwertern  von  Westen  kommen“. 


(Fig.  &*.) 

Der  Skalde  S igh  v at  singt  von  den  Jugendkämpleu 
Olafs  des  Heiligen  in  England  und  dass  dort  „die 
welschen  Schwerter  hissen  gut“.  Von  dem  be- 
kannten Schwerte  des  Hakon  Adelstenfustri:, 
Kvärnhit  genannt,  heisst  es,  es  sei  das  beste, 
das  jemals  nach  dem  Norden  gekommen.  Ande- 
rerseits fehlt  es  in  den  fränkischen  Quellen  nicht 
an  Spuren  einer  dortigen  Waffenindustrie.  Im 
Jahre  811  erliesa  Karl  d.  Gr.  von  Boulogoe  aus 
eiu  Verbot  gegen  dou  Verkauf  vou  Waffen  an  aus- 
ländische Männer  — doch  wohl  um  zu  verhindern, 
dass  die  gefährlichsten  Feinde  des  Reiches,  die 
Wikinger,  sich  mit  den  Erzeugnissen  dortiger  In- 
dustrie ausrüsteten  — , und  in  dem  Edictuui  Pisten«« 
von  864  wird  ein  ähnliches  Verbot  verschärft. 
Auch  der  arabische  Reisende  und  Schriftsteller 
Ibn-Fozzlan  spricht  von  den  berühmten  frän- 
kischen Schwertern.  Hier  iin  westlichen  Franken- 
reich scheint  demnach  die  Heimstätte  der  Industrie 
gewesen  zu  sein,  aus  welcher  die  Ulfbern-Klinge» 
und  wohl  überhaupt  die  meisten  Wikingerschwerter 
hervorgegangen  sind.  Damit  ist  aber  keineswegs 
erwiesen,  dass  alle  Schwerter,  die  den  Namen 
Ulf  bern  tragen,  von  demselben  Fabrikanten  oder 
aus  derselben  Werkstatt  geliefert  sind  ; wahrschein- 
lich stand,  wie  dort  bemerkt  wird,  diese  Marke  in 
dem  Rufe,  die  vortrefflichste  von  allen  zu  sein, 
weshalb  sie  von  mehreren  Fabrikanten  adoptirt 
wurde,  wie  es  im  spateren  Mittelalter,  „dem  Gold- 
alter der  Schwertklingen mit  der  Wolfs-  und 
Ferraramarke  geschah. 


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Referate. 


263 


Ich  habe  bereits  erwähnt,  dass  die  Ulfberu- 
Klingen  nicht  nur  im  Norden  gefunden  werden, 
(sondern  auch  in  Ostpreussen,  Ungarn  und  des- 
gleichen in  Irland  (Lorange,  S.  24,  nach  von 
mir  erhaltenen  Mittheiluugen);  auch  Ibn-Fozzlan 
wusste,  wie  schon  gesagt,  dass  die  russischen 
Waräger  im  Besitz  fränkischer  Schwerter  seien. 

Interessant  ist  der  Abschuitt,  welcher  von  unse- 
rer nationalen  Schmiedekunst  handelt,  wie  man 
noch  vor  nicht  gar  langer  Zeit  bei  unseren  Bauern 
eine  ArbeitH-  und  Härtungsmcthodc  fand,  die  gewiss 
von  altersher  geübt  worden.  Du*  Ausschmelzen 
des  Basen  eisen  erzes  hat  sich  bekanntlich  an  man- 
chen Orten  bei  uns  bis  vor  wenigen  Menschen- 
altem erhalten. 

Lorange  erinnert  daran,  dass  es  oftmals  aus 
unseren  alten  Quellen  hervorgeht , dass  ein  tüch- 
tiger Schmied  zu  sein,  Anspruch  auf  Ehre  und 
Ansehen  verleiht;  zugleich  aber  lenkt  er  die  Auf- 
merksamkeit auf  das  charakteristische  Schweigen 
unserer  historischen  Quellen  hinsichtlich  der  ein- 
heimischen WafTenfabrikation , dass  niemals  ein 
Kecke  seine  selbst  angefertigten  Waffen  rühmt, 
oder  der  Name  eines  Waffenschmiedes  hoch 
gepriesen  wird.  Hieraus  darf  man  gewiss  mit 
dem  Verfasser  schliessen,  dass  die  guten  Schwerter 
nicht  hier  im  Lande  gemacht,  sondern  von  aus- 
wärts eingefübrt  sind.  Die  einheimische  Schmiede- 
kunst dürfte  sich  hauptsächlich  nur  mit  der  An- 
fertigung vou  Geruthcn  und  überhaupt  von  ein- 
facheren Dingen  befasst  haben;  zu  Schwertern 
eignete  sieb  kaum  das  einheimische  Material.  — 
Dahingegen  werden  dio  nordischen  Aexte  beson- 
ders gerühmt  — und  in  diesen  dürfen  wir  wohl 
die  ursprüngliche  nationale  Waffe  erblicken;  ein- 
heimisches Fabrikat  mögen  auch  die  getriebenen 
Schildbuckel  gewesen  sein,  wozu  das  aus  dem 
Kaseneisenerz  gewonnene  ziihe  Eisen  sich  vortreff- 
lich geeignet  haben  dürfte.  Inwieweit  die  Schwert- 
griffe. die  häufig  mit  Silber-  und  Bronzefäden  in- 
crustirt  sind,  gleichfalls  importirt  oder  im  Lande 
angefertigt  worden,  muss  Gegenstand  einer  weite- 
ren Untersuchung  werden.  Ebenso  wird  es  sich 
erst  nach  einer  genaueren  Prüfung  des  Materials, 
aus  dem  die  Schwertklingen  gemacht  sind,  hcraus- 
stcllen , oh  nicht  auch  manche  derselben  inländi- 
sches Fabrikat  sind.  Ich  gedenke  hier  besonders 
gewisser  einschneidiger  Exemplare,  unter  welchen 
die  importirten  Scramasaxe  sich  leicht  hcransken- 
nen  lassen.  Unter  den  übrigen  einschneidigen 
Schwertern,  deren  Form  durch  jene  (ausländischen) 
bestimmt  sein  dürfte,  scheinen  hei  oberflächlicher 
Betrachtung  manche  sich  durch  ein  gröberes,  ntin- 
derwerthiges  Material  zu  unterscheiden. 

An  mehreren  Stellen  lässt  Verfasser  dureb- 
blicken , dass  er  geneigt  ist , auch  ältere  Sachen, 
z.  B.  die  grossen  Prachtfibeln  der  mittleren  Eisen- 
zeit, die  bisher  stets  als  inländische  Arbeit  be- 


trachtet sind,  für  Importwaare  zu  halten;  ja, 
S.  58  ftus&ert  er,  dass  auch  dio  ovalen  Spangen 
von  answärts  eingefübrt  sein  dürften.  Hierin  geht 
er  indessen  offenbar  zu  weit;  man  glaubt  fast,  Lin- 
denschmit  selbst  zu  hören.  Pass  Lorange  stark 
beeinflusst  war  von  der  Ansicht  des  genannten 
Forschers,  dass  es  den  Nordländern  an  Geschick 
gefehlt  habe,  selbstständig  etwas  ordentliches  in 
der  Metallindustrie  zu  leisten,  hatte  ich  mehrfach 
hei  mündlicher  Unterhaltung  zu  bemerken  Ge- 
legenheit. Wenn  er  S.  12  vermnthet,  dass  auf 
der  bei  Uvgh,  Norske  Oldsager  8.  044  a abgebil- 
deten schalenförmigen  Spange  die  längs  der  Mitte 
ziehenden  Strichornamente  eine  Fabrikmarke  bilden, 
da  irrt  er  sich  unbedingt;  sie  stehen  da  offenbar 
nur  als  Ornament. 

Gegen  die  ausländische  Herkunft  dieses  Schmuk- 
kee  spricht  nicht  nur  der  ihnen  eigene  Ornament- 
stil,  der  in  dieser  Entwickelung  und  Composition 
ausserhalb  Skandinaviens  absolut  unbekannt  ist, 
sondern  auch  der  Umstand,  dass  man  an  der  Hand 
des  nordischen  Materials  die  Entwickelung  des 
Typus  nud  die  Entstehung  der  Spange  aus  gewissen 
Spangen  in  Thiergostalt  verfolgen  kann,  die  im 
frühen  Mittelalter,  namentlich  innerhalb  der  Gren- 
zen des  o&t römischen  Reiches,  so  häufig  Vor- 
kommen. (In  Betreff  der  ältesten  Entwickelung 
wären  z.  B.  zu  vergleichen;  Aspel  in,  Anticjuites 
Finno-ougriennes , Fig.  508;  Vedel,  Bornholms 
Oldsager,  Fig.  340  bis  344,  3G6  und  404;  Mon- 
telius  im  Mftnadsblad  1876.)  Auch  für  einen 
anderen  speciell  nordischen  Schmuck,  dio  kleeblatt- 
förmige  Fibel,  sind  jetzt  die  Prototypen  im  Osten 
Mitteleuropas  gefunden.  (Exeuiplaru  von  Eisen 
im  Museum  zu  Budapest;  vielleicht  ist  auch  Aspe- 
lin a.  a.  0.  Fig.  1107  zu  vergleichen  und  der 
dreiarmige  Goldschmuck  aus  dem  Funde  von  Hoen.) 
Eine  andere  wohl  zu  beachtende  Frage  ist  die, 
dass  bandwerksmüssige  Arbeiten  an  verschiedenen 
Fabrikationscentren  innerhalb  des  nordischen  Ge- 
bietes eine  grössere  Rolle  gespielt  haben  können, 
als  man  bis  jetzt  gedacht  hat.  Die  Klärung  dieser 
Frage  ist  eine  Aufgabe  für  künftige  Forscher.  DaB« 
aber  der  Verkehr  mit  fremden,  in  der  Cultur  höher 
stehenden  Völkern  und  ein  Waarenimport  von 
auswärts  während  des  jüngeren  Erieualters  von 
grösster  Bedeutung  für  den  Norden  gewesen,  steht 
ausser  Zweifel.  Aach  hier  hat  die  Forschung 
manche  interessante  Frage  zn  lösen,  bevor  diese 
Verhältnisse  klar  vor  Augen  liegen. 

An  manchen  Stellen  merkt  man,  mit  welch 
entschiedenem  Misstrauen  Verfasser  die  Resultate 
der  typologisch-statifttißchen  Methode  in  der  archä- 
ologischen Forschung  ansieht.  Wenn  sich  nicht 
nach  weisen  lässt,  dass  die  in  Frage  stehenden  Gegen- 
stände hinsichtlich  der  Technik  und  des  Stils  mit 
nachweislich  inländischen  Fabrikaten  zusammen 
hängen,  und  andererseits  ebenso  wenig,  dass 


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264 


Referate. 


gleichartige  Geräthe  and  Schmuckgegenstände 
aller  you  verschiedenen  Fonneu  gleichzeitig  auf 
ausländischem  Gebiete  dem  Gebrauche  gedient 
haben,  da  inu.su  man  ihm  ja  in  diesem  Misstrauen 
Recht  geben. 

In  diesem  posthumen  Werke  ist  dem  verstorbe- 
nen Verfasser  ein  schönes  Denkmal  gesetzt.  Merkt 
man  allerdings  in  mancher  Hinsicht,  dass  er  nicht 
seihst  die  letzte  Hund  an  dasselbe  hat  legen  können, 
und  dass  der  Herausgeber  nicht  selbst  Archäologe 
ist1),  so  ist  doch  der  Name  Do  rau  ge  damit  für 
alle  Zeiten  in  die  Reihen  der  norwegischen  Archäo- 
logen eingetragen.  Fr  hat  neue  Wege  gezeigt, 
auf  welchen  die  nordische  und  speciell  die  nor- 
wegische Archäologie  wichtige  Resultate  zu  gewin- 
nen hat. 

Auch  auf  dem  Gebiete  einer  anderen  Wissen- 
schaft ist  von  hier  in  neuerer  Zeit  der  Blick  nach 
Westen  gerichtet  worden , indem  man  auf  den 
reichen  Stoff  für  Sagenhiidttng  und  Dichtung  hin- 
gewiesen hat,  den  unsere  Vorfahren  von  dort  ge- 
holt. und  auf  die  Begabung  und  Tüchtigkeit,  mit 
welcher  sie  denselben  umgeschatfen  zu  der  reichen 
Mythologie  und  Dichtung,  die  wir  hei  den  alten 
Nordländern  autreffen.  Ich  gedenke  hier,  wie  man 
errathen  dürltc,  der  Untersuchungen  des  Professor 
Bug  ge.  Mit  Bezug  auf  die  materielle  Cultur  hat 
nun  dies  Lo  ran  ge'  sehe  Werk  einen  Stoff  vor- 
gelegt, der  gleichfalls  um  dieselbe  Zeit  aus  dem 
Westen  geholt  ist,  wenngleich  aus  anderen  Gegen- 
den. Weitere  Untersuchungen  werden  uns  erken- 
nen und  übersehen  lehren,  was  unsere  Vorfahren 
sonst  noch  aus  den  verschiedenen  Ländern,  die  sie 
auf  ihren  Heerfahrten  besuchten,  hei  in  gebracht 
haben,  — aber  sie  werden  auch  lehren,  wie  sie  aus 
dem  fremden  Stoffe  vielfach  Nutzen  gezogen  und 
ihu  umgeinodelt  und  mit  der  merkwürdigen  (’nltur 
jenes  Zeitalters  verweht  haben,  die  wir  mit  vollem 
Rechte  die  nordische  nennen. 

10.  Sophus  Bugge,  Studien  über  die  Ent- 
stehung der  nordischen*  Götter-  und  Helden- 
sagen. übersetzt  von  Brenner.  München, 
Chr.  Kaiser,  1889,  8.  690  S. 

Noch  selten  bat  eine  gelehrte  Ansicht  so  grosses 
Aufsehen  erregt,  so  viel  Widerspruch  und  zum 
Theil  Verwirruug  hervorgerufen,  als  die  von  Bugge 
bereits  im  Jahre  1679  in  einem  Vorträge  in  der 

*)  Man  merkt  dies  nicht  nur  an  mehreren  wirk- 
lichen Fehlern  und  l’iigetmuigkeiten  in  der  Form, 
sondern  namentlich  auch  in  den  flüchtigen  oder  gar 
irrtliümlichnu,  zum  Theil  nur  dem  speciellen  Fachmann 
verständlichen  Citaten.  Wenn  *.  B.  8.  15  auf  Wor- 
snae:  „Aandsliv“  hinge  wiesen  wird,  dürft«  doch 

R osenberg:  ,Xordhaenie*  AamLIiv“  gemeint  sein. 

Auf  8.  23  „H.  11.  S.  125“  soll  wohl  auf  ein  Ruch  von 

11.  iltldehraud  hiuweiM-u;  8.50  8 Word  S. 41  wahr- 
scheinlich auf  Burton:  The  book  of  the  »word, 
welches  freilich  sonst  uirgend  citirt  ist  u.  s.  w. 


wissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Ghriatiaoia  (vgl. 
das  dortige  Aftern  blad  vorn  3.  November  1879)  vor- 
getrageue  Lehre,  welche  allerdings  unsere  Ansich- 
ten über  deutschen  und  nordischen  Gott ergla üben 
von  Grund  aus  unmodern  muss,  da  eben  von  An- 
fang an  einige  tiefgreifende  Fehler  gemacht  wor- 
den sind.  Es  war  begreiflich,  dass  Gelehrte, 
welche  die  deutsche  Mythologie  hatten  auslmucn 
helfen,  mit  Vornrtheil  den  verblüffenden  Ergeb- 
nissen gegenüber  stehen  mussten ; vornehmlich  war 
es  Möllenhoff,  der  im  fünften  Bande  der  Alter« 
thumskunde  mit  Schärfe  und  Entschiedenheit 
Bugge  entgegentrat,  aber  unseres  Erachtens  ohne 
Glück.  Wohl  vermochte  sein  Machtwort  und  sein 
Ansehen  zu  verhindern,  dass  mau  Bugge *s  Ar- 
beiten, welche  in  Zwischenräumen  erschienen,  mit 
dem  richtigen  Verständnis»  in  Deutschland  auf- 
nahm; doch  kann  es  sich  bei  der  klaren  und  jeden 
Unparteiischen  vollständig  überzeugenden  Beweis- 
führung Bugge’s  nur  um  ein  rascheres  oder  lang- 
sameres Durchdringen  »einer  Lehre  bandeln,  aus 
dem  Wege  schaffen  und  unterdrücken  lässt  sie  sich 
nimmermehr. 

Bugge  geht  von  der  Thatsache  aus,  dass  der 
nordgennanische  Stamm  im  Götterglanben  und  in 
der  Heldensage  so  viel  verwandte  Züge  mit  den 
Südgermaneti  aufweist,  dass  der  Schluss  auf  eine 
ihnen  gemeinsame  urgcrin&uischc  Grundlage  sol- 
cher dichterischen  Anschauungen  unzweifelhaft 
sicher  ist.  Jedoch  hat  inan  in  zweifacher  Hiusicbt 
gefehlt  indem  man  einmal  der  nordischen  Sonder- 
ent  Wickelung  zu  wenig  Gewicht  beimaass,  so  dass 
eine  grosse  Anzahl  von  ausschliesslich  nordischen 
Zügen  für  geineingermanisch  uod  damit  auch  süd- 
germanisch  gehalten  wurde,  und  ferner  allzu  ein- 
seitig den  Blick  nur  gerade  auf  diejenigen  Bc- 
standtheile  richtete,  die  in  ihrer  Wurzel  nordisch 
oder  gesamuitgennauisch  sind,  dagegen  die  Augen 
verschloss  gegen  die  im  übrigen  Europa  herrschen- 
den Vorstellungen,  oder  doch  Aehnliebkeiten  nor- 
discher Mythen  mit  denen  anderer  europäischer 
Völker  aus  Urverwandtschaft  ableitete.  Nun  fin- 
den sich  zahlreiche  Uebemnstiramungen  nordi- 
scher Sagen  mit  christlichen  und  antiken  Erzäh- 
lungen, wie  sie  im  Mittelalter  weit  verbreitet  waren. 
Darum  durfte  kecklich  behauptet  werden,  dass  viele 
nordische  Götter-  und  Heldensagen  Lichtungen 
oder  Legenden,  religiöse  oder  abergläubische  Vor- 
stellungen wiedergeben,  oder  wenigsten  unter  Ein- 
wirkung von  solchen  entstanden,  welche  kalbbeid- 
nische  und  heiduische  Nordlente  in  den  Wikinger- 
zeiten auf  den  britischen  Inseln,  zum  Theil  auch 
an  deutscher  Küste,  in  Friesland  und  im  Franken- 
reich, wo  die  Heerschiffe  häufig  anliefen,  von  Chri- 
sten, und  zwar  von  Mönchen  und  von  Leuten,  die 
in  Mönchsschulen  erzogen  waren,  vernommen 
haben.  Daneben  wirkten  auch  antike  Dichtungen 
des  Mittelalters  ein,  wie  sie  die  lateinischen  Mytho- 


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Referate. 


265 


graphen  und  Commentare  zu  viel  gelegenen  Schrift- 
stellern, z.  B.  Virgil,  in  Mengt*  enthielten,  und  zwar 
in  kürzester,  leicht  fasslicher  und  ohne  jede  Ge- 
lehrsamkeit verständlicher  Form,  was  nicht  im 
geringsten  befremden  darf,  da  die  frühe  christliche 
Dichtung  antike  Elemente  auf  Schritt  und  Tritt 
aufweist.  An  zwei  Mythen,  der  von  Baldr  und 
der  Weltesche  Yggdrasil!,  legte  liugge  diu  hier 
angedeuteteu  Grundsätze  in  ausführlichster  Weise 
dar.  Natürlich  ist  damit  der  fast  überreiche  Stoff 
nicht  zur  Hälfte  erschöpft  und  stehen  noch  Unter- 
suchungen über  wichtige  Fragen,  z.  B.  die  nor- 
dische Kosmogonie  und  den  Weltuntergang,  in 
baldiger  Aussicht  *).  Baldr,  der  lichte  Gott,  der  im 
vollen  Glanze  der  Jugeud&chüne  von  des  blinden 
Ilödr  Speer  duhingestreckt  wird,  ist  eine  Gestalt 
der  nordischen  Phantasie,  ein  ergreifend  schönes 
Dichterbild,  von  Meisterhand  entworfen,  aber  kein 
Gott , au  den  das  germanische  Urvolk  je  geglaubt 
hätte.  Wir  betrachten  freilich  das  Wort  Baldr 
als  einen  Eigennamen,  und  da  derselbe  Name  auch 
im  Merseburger  Zauberspruche  vorkommt,  so  lag 
der  Schluss  nahe,  auch  für  dieSüdgerinanen  einen 
Gott  Baldr  vorauszusetzen.  In  Wahrheit  aber  ist 
baldor  ursprünglich  ein  Appellativum,  wie  es  in  der 
angelsächsischen  Dichtung  ganz  gewöhnlich  ist,  und 
bedeutet  Herr,  König.  Mit  Vorliebe  wird  der 
Christeugott  als  bealdor  bezeichnet.  Die  einzelnen 
Züge  der  Geschichte  von  Baldr»  Tod  berühren  sich 
auffällig  mit  mittelalterlichen  apokryphen  Erzüh- 
luugen  von  Christi  Tod;  dieser  Zusammenhang 
erklärt  sich  einfach  dadurch,  dass  die  Nordlcute 
bei  den  Angelsachsen  Geschichten  vorn  lichten, 
weisseu  Herrn  (bealdor),  d.  h.  Christus,  hörten, 
und  diese  nun  iu  ihrer  Weise  nacherzäklten.  Wie 
hatte  auch  der  wilde  kriegerische  Geist  der  nor- 
dischen Wikinger  dazu  kommen  sollen,  die  Gestalt 
des  sanften,  lichten  Friedensgottes  zu  erschaffen! 
Diese  ward  ihm  vielmehr  aus  einer  anders  gearte- 
ten Gedankenwelt  zugeführt.  Der  süddeutsche 
„Balder11  ist  demuHch  als  gar  nicht  vorhanden  zu 
streichen,  und  der  Merseburger  Spruch  zu  über- 
setzen: Phol  und  Wodan  fuhren  zu  Holze,  da 

ward  dem  Fohlen  de»  Herrn  (demo  holderes  volon) 
sein  Kuss  verrenkt.  Der  Spruch  wird  viel  klarer 
bei  der  Voraussetzung,  dass  nur  von  zwei  Göttern 
die  Rede  ist  und  nicht  von  dreien.  Die  bei  dem 
dänischen  Geschichtsschreiber  Saxo  überlieferte 
Form  der  ßaldrsage,  die  sieb  von  der  isländischen 
vielfach  unterscheidet,  weist  auf  antike  Vorlagen, 
die  Sage  vom  Trojanerkrieg,  zurück,  wie  sie  in 
den  Erzählungen  des  Dures  Phrygius  und  Dictys 
Cretensis  vorliegt.  — Odin  erzählt  von  sich  sel- 
ber: „Ich  wei.-g,  das»  ich  hing  am  windigen  Baum 


*)  Ist  unterdessen  zum  Theile  geschehen  in  der 
Schrift  von  H.  v.  Meyer,  Völuspa,  eine  Unter- 
suchung, Berlin  1839. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd  XIX. 


volle  neun  Nächte,  mit  dem  Geer  verwuudet  und 
dem  Odin  gegeben,  ich  selbst  mir  selbst,  an  dem 
Baum,  von  dem  Niemand  weiss,  aus  welche»  Bau- 
mes Wurzeln  er  sprosst“  Wort  für  Wort  lassen 
sich  die  Ausdrücke,  die  hier  von  Odin  gebraucht 
werden,  in  lateinischen  und  angelsächsischen  Schrif- 
ten wiederfinden:  es  ist  Christus  am  Kreuze, 
('hristus  hing  aut  Galgen.  „Er  stieg  auf  den  Baum 
und  vergoss  sein  Blut  Gott  am  Galgeu  durch  sei- 
ne« Geistes  Kraftu,  heisst  es  im  angelsächsischen 
Gedicht  von  Christ  und  Satan.  Im  wilden  Winde 
hing  er,  mit  dem  Gere  des  Longinus  verwundet. 
Jesus  opfert  sieb  selber  GottVater  am  Holz;  Chri- 
stus und  Gott  Vater  sind  eins,  darum  kann  es 
wohl  auf  Odin  übertragen  heissen : Odin  gegeben 
dem  Odin  selber.  Auch  der  Buuin,  dessen  Wur- 
zeln keiner  kennt,  klingt  an  christliche  Sagen  an. 
Neun  Tuge  und  neun  Nächte  sind  in  einer  shet- 
lämlischen  Ballade  angeführt.  Odin  aber  spähte 
nieder,  nahm  geheiinnissvolle  Zeichen  auf,  fiel 
herab  vom  Holze  und  liegann  wieder  zn  wachsen 
und  zu  gedeihen.  Auch  Christus  steigt  vom  Kreuze 
herab,  dringt  in  die  Geheimnisse  der  Unterwelt 
üud  steht  wieder  auf  von  den  Todten.  Iu  der 
nordischen  Dichtersprache  wird  Odin  geradewegs 
in  Folge  dieses  Mythus  als  der  „Gehängte11  bezeich- 
net. Der  Gehängte  (sc  nhanguu)  ist  in  angelsäch- 
sischer Poesie  und  Prosa  eine  Benennung  für 
ChrtBtuB.  Es  liegt  klar  am  Tage,  dass  ein  solcher 
Mythus  unmöglich  auf  einem  auf  rein  nordischem 
Grunde  erwachsenen  Glauheu  beruhen  kann.  Wohl 
war  es  alter  Brauch,  die  Kriegsgefangenen  durch 
Tod  am  Galgen  dem  obersten  Gott  zu  opfern,  aber 
da»  galt  als  eine  schimpfliche  Todesstrafe.  Wie 
hätte  man  nun  dazu  kommen  sollen,  den  Gott 
selber  diese  erleiden  zu  lassen , wenn  nicht  auch 
hier  die  Veranlassung  eben  von  aussen  her  dun 
Nordleuten  zugekoiumeu  wäre?  — Yggdrasill  ist 
die  Weltesche  benannt,  ein  heiliger  Baum,  uu 
dessen  Kusse  ein  Quoll  entspringt,  der  Brunnen 
der  Urd,  der  Nom.  Von  den  Germanen  ist  wohl- 
bezeugt, dass  sie  im  Ileidenthura , wie  ja  heutigen 
Tages  noch,  nur  in  entsprechender  christlich-legen- 
darischer Umformung,  dem  Baum-  und  Quellcult 
gehuldigt.  Wald-  uutl  WaaHerimuuen  beleben  die 
heiligen  Wälder  und  Gewässer.  Durum  darf  die 
Anschauung  eines  heiligen  Baumes,  an  dessen 
Wurzel  der  Quell  hervortprudelt,  wo  weise  Frauen 
wohnen,  als  durchaus  germanisch  betrachtet  wer- 
den, und  natürlich  bildete  dieser  alte  Glaube  auch 
die  Grundlage  für  den  Yggdrasill- Mythus.  Aber 
ebenso  entschieden  wie  dieser  gemeingermanische 
Urgrund  löset!  sich  anderweitige  Bestuudthcile  ab, 
die  unmöglich  germanisch  sein  können,  sondern 
auf  Entlehnung  hin  weisen.  Yggdrasill  ist  ein 

Ausdruck,  den  die  überaus  verküustultu  nordisch” 
Skuldcuspracbe  schuf,  seine  Deutung  ist  : «D»*» 
Yggr  Ross**.  Yggr  war  ein  Beiname  Odins. 

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266 


Referate. 


Der  Galgen  wurde  häufig  in  der  Dichtung  euphe- 
mistisch als  das  Ross  bezeichnet,  das  der  Gerich- 
tete reitet.  Also  ist  Yggdrasil  Odin1«  Galgen. 
Der  Naine  des  Weltbaumes  setzt  den  Mythus  vom 
gehängten  Odin  voraus.  Christi  Galgen  ward  in 
germanischer  Zunge  von  Alters  Vier  das  Kreuz  be- 
nannt (vgl.  bei  Wulfila:  gulga  Xristaus).  Die 
christliche  Dichtung  des  Mittelalters  sah  in»  Kreuze 
du«  Symbol  der  Welt;  nicht  allein  das  Marterholz 
Christi  bedeutete  es,  sondern  auch  den  I#el>ensbaum. 
Als  aller  Räume  bester  beschatteten  seine  Zweig« 
all«  Welt  und  erquickender  Th  au  träufelt«  herab. 
Ein  hoher  Raum,  flbergossen  mit  weissem  Nass, steht 
Yggdrnsill  vor  uns.  Im  Wipfel  des  Weltbaumes 
sitzt  ein  Adler,  in  der  Tiefe  benagt  eine  Schlange 
die  Wurzeln,  zwischen  beiden  eilt  geschäftig  ein 
Eichhorn  hin  und  wider,  ntn  Laube  nagt  ein 
Hirsch.  Auch  der  christliche  Kreuzesbaum  ist  von 
einer  Schlange  umzingelt.  Auf  englischen  Stein- 
kreuzen sind  öfters  die  Seitenflächen  mit  dem 
christlichen  Symbol  der  Weinrauken  geziert,  in 
diesen  sitzen  wohl  nur  der  Ausschmückung  halber 
verschiedentlich«  Thiere.  zu  oberst  ein  Vogel,  unten 
nagt  ein  Vierfüseler  am  Laubwerk  und  in  der  Mitte 
sitzt  ein  Eichhorn.  Somit  weisen  alle  ins  Auge 
fallenden  Eigenschaften  des  nordischen  Weltbau- 
raes. vornehmlich  auch  seine  Auffassung  als  Mittel- 
punkt der  Welt,  eben  darum,  weil  er  den  höch- 
sten Gott  getragen,  mit  unleugbarer  Deutlichkeit 
auf  fremde  Vorbilder,  und  das  angestammte  Heiden- 
thum  verweigert  dafür  jedweden  triftigen  ErkU- 
rungsgrund.  — Solche  Züge,  von  denen  wir  hier 
nur  wenige  und  besonder«*  hervorstechende  namhaft 
machten,  enthält  Rugge’s  Schrift  in  Menge,  so 
reichlich , dass  sie  jeden  unbefangenen  Reurtheiler 
überzeugen  müssen,  und  wie  bereits  bemerkt,  bie- 
tet die  nordische  Mythologie  noch  ein  weites  Feld 
für  Vergleichung,  das  im  vorliegenden  Ruche  un- 
berücksichtigt blieb.  Allein  schon  die  Ueberein- 
fcitimmnngcu  legen  auf  schlagende  Weise  klar,  dass 
ein  Zusammenhang  zwischen  den  nordischen  Dich- 
tungen und  den  ungezogenen  mittelalterlichen 
Quellen  besteht.  Trotzdem  wäre  ein  Zweifel  zur 
Notli  gerechtfertigt  und  mau  könnte  sich  ja  auf 
das  freilich  etwas  wunderliche  Spiel  des  Zufalls 
hinausreden,  falls  nicht  anderweite  Erwägungen 
zur  Ueberzeugung  führten,  dass  ßugge  nichts  Un- 
wahrscheinliches und  Unerhörtes  behauptet,  son- 
dern im  Gegeutheil  unter  gegebenen  Verhältnissen 
geradewegs  Not  1» wendige».  Wir  prüfen  Rugge’s 
Lehre  von  zwei  Standpunkten  aus:  vom  geschicht- 
lichen und  vom  rein  pbsy chologischen.  Wenn 
irgendwo  eine  Dichtnng  au«  der  Vergangenheit  vor- 
liegt. so  wird  die  Forschung  nicht  bloss  dabei 
stehen  bleiben,  diese  zu  lesen  und  wieder  zu  lesen, 
als  etwas  für  sich  Alleinstehende«  zu  betrachten, 
vielmehr  wird  man,  wo  es  möglich  ist,  auch  da- 
nach fragen,  wer  waren  die  Schöpfer.  Mit  der 


Individualität  des  Künstlers  haben  wir  doch  bei 
seinem  Werke  stets  zu  rechnen  und  vieles  Seltsame 
und  Wunderliche,  das  ohne  weitere  Erklärung  an 
der  Schöpfung  selber  unverständlich  bleiben  müsste, 
wird  in  diesem  Lichte  sehr  wohl  begreiflich  sein. 
Wo  wir  dieser  Hülfe  entrathen  müssen,  was  inFolge 
der  Ungunst  der  Verhältnisse  meistens  der  Fall 
sein  wird,  lässt  sich  natürlich  nichts  machen,  wir 
sind  auf  eigene  Combinationen  angewiesen  ; aber 
wo  die  reichlichsten  Mittel  ganz  von  selbst  sich  dar- 
bieten, da  ist  es  eine  schwere  Unterlassungssünde, 
deren  die  Nichtbeachtung  sich  schuldig  macht. 
In  dieser  Lage  befinden  sich  aber  viele  deutsche 
Forscher  den  nordischen  Quellen  gegenüber,  indem 
zwar  die  mythischen  Sögur,  die  Edden,  wohl  be- 
kannt und  viel  gelesen  sind,  aber  die  unendlich 
werthvolleren  geschichtlichen  Quellen,  die  längst 
in  vortrefflichen  deutschen  und  nordischen  Werken 
(vgl.  Maurer1«  Ilekehrung  de»  norwegischen 
Stammes  zum  Christenthum;  P.  A.  Munch,  Det 
norske  folks  historie;  Steenstrup,  Norroannernc) 
verwertbet  sind,  unbeachtet  beiSeite  gelassen  wer- 
den. Darin  kommen  uns  die  wichtigsten  Auf- 
schlüsse über  die  Schöpfer  jener  phantastischen 
Sagenwelt  in  reicher  Fülle  zu.  Als  J.  Grimm  »eine 
deutsche  Mythologie  schrieb  (1*44),  suchte  er  aus 
den  kümmerlichen  Ueberresten  de»  deutschen  Volks- 
glaubens ein  Bild  von  dem  Götterglauben  unserer 
Vorfahren  zu  gewinnen.  Dabei  stellte  sich  bald 
heraus,  das«  dem  nordischen  Glauben  und  dem 
deutschen  Vieles  gemeinsam  war,  und  darum  wohl 
dies  und  das  mit  Hülfe  des  nordischen  erst  erklärt 
werden  müsse.  Eine  gemeinsame  Grundlage  vor- 
ausgesetzt, war  es  ja  wohl  erklärlich,  wie  Vieles 
bei  den  Deutschen,  die  bereits  im  siebenten  und 
achten  Jahrhundert  bekehrt  wurden,  in  Folge 
kirchlicher  Einwirkung  zerstört  werden  konnte, 
was  sich  im  Nordischen  erhielt,  da  die  Nordger- 
manen,  insbesondere  der  norwegische  Stamm,  erst 
am  Ende  des  10.  Jahrhunderts  zum  christlichen 
Glauben  übertraten,  und  auch  dann  stand  die 
Kirche,  zumal  auf  de  m für  die  nationale  Literatur 
so  wichtigen  Island,  iu  freundlichem  Verhältnis« 
zu  dorn  Althergebrachten,  Volkstümlichen;  die 
auf  heidnische  Mythologie  gegründete  Skulden- 
dichtnug  ward  nach  wie  vor  ungestört,  weiter  ge- 
pflegt. Die  Eddalieder  galten  als  ziemlich  alte 
unverfälschte  Denkmäler  der  volksmassigen  Dich- 
tung, und  von  diesem  Standpunkte  aus  lag  in  der 
Tbat  die  Versuchung  äusserst  nahe,  hei  der  Ro- 
trachtung  de«  zerstreut  und  bruchstückweise  iin 
Deutschen  Ueberlieferten  das  Nordische  zu  Hülfe  zu 
nehmen,  falls  »ich  dort  Anklänge  aufdecken  Hessen. 
Im  Nordischen  stand  Alles  iu  einem  festen  System 
eingeordnet,  in  der  grossen  Welttragödie  von  der 
Schöpfung  der  Welt  au»  dem  Chaos,  vom  Werden 
der  Götter  und  Menschen,  von  ihrem  Ende  in  den 
Flammen  des  Weltbrandes  und  vom  Auflauchen 


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Referate. 


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einer  neuen  schönen  Welt,  in  der  allein  das  Gate 
herrschen  wird  and  alle  Gegensätze  sich  Ausglei- 
chen. J,  Grimm  verfuhr  aber  mit  Vorsicht,  er 
erkannte  in  der  Edda  doch  allzu  viel  Nordisches, 
uni  diese  Sagen  ungefragt  ins  Deutsche  hinüber 
zu  tragen.  Anders  S im  rock,  für  den  es  als 
ausgemacht  galt,  dass  nordische  und  deutsche  My- 
thologie aus  einer  Wurzel  erwachsen;  was  das 
Deutsch»*  verloren,  batte  sich  im  Nordischen  erhal- 
ten, und  das  erstere  war  darum  unltedingt  aus  dem 
letzteren  zu  ergänzen.  „Wenn  Grimm  hoffte,  dass 
endlich  der  Zeitpunkt  erscheinen  werde,  wo  der 
Wall  zwischen  deutscher  und  nordischer  Mythologie 
zu  durchstechen  sei  und  beide  zusammen  rinnen 
können  in  ein  grösseres  Ganzes,  so  ist  für  uns  die- 
ser Zeitpunkt  schon  erschienen/  Simrock’s  Ruch 
gewann  Verbreitung  iu  die  weitesten  Kreise  und 
hat  namentlich  bei  I*aien  freudige  Aufnahme  ge- 
funden; aber  es  trug  auch  eine  ganz  falsche  Hypo- 
these iu  die  Welt  hinaus,  die  sich  auf  Simrock’B 
Autorität  bin  zum  Glaubensartikel  auswuchs,  bo 
dass  die  geklärte  und  richtige  Auffassung  des  Ver- 
hältnisses zwischen  deutscher  und  nordischer  My- 
thologie einem  argeu  Vorurtheil  begegnet.  Die 
jüngste  Zeit  hat  zwei  wichtige  Punkte  festgestellt, 
von  denen  aus  besehen  Vieles  wesentlich  anders 
sich  ausnimmt.  Keines  der  Gedichte,  die  uns 
Zeugnisse  von  der  Aseureligion  geben, 
kann  älter  sein,  als  das  neunte  Jahrhun- 
dert. Auf  deu  nordischen  Runensteinen  herrschte 
bis  etwa  ÖUO  eine  Sprache,  die  von  der- 
jenigen der  mythischen  Gedichte  sehr  verschieden 
ist.  Die  Kdd&gedichte  sind  iu  strenger  Metrik 
verfasst,  die  auf  Silbenzüliluug  beruht.  Vor  800 
waren  die  Endungen  der  Wörter  voller;  die  in 
Uuneuinschriften  bezeugten  Formen  können  in  den 
Eddaliedern,  nicht  eingesetzt  werden,  ohne  dass 
dadurch  das  Metrum  vollständig  verloren  geht, 
ei  u untrüglicher  Ile  weis  dafür,  dass  jene  Dichtung 
erst  aus  einer  hinter  800  liegenden  Zeit  entstammt. 
Der  mächtige  Wellenschlag  der  Wikinger  zeit 
war  es,  der  erst  die  ganze  uns  erhaltene  mythisch- 
heroische  Dichtung  hat  emportauchen  lassen.  Bis 
zu  jener  Zeit  hatte  sich  das  Lehen  der  nordischen 
Völker  in  ziemlicher  Abgeschlossenheit  vollzogen. 
Zumal  die  Norweger  hatten  so  gut  wie  keine  Be- 
rührung mit  der  Aussenwelt,  jedenfalls  ver- 
mochte das  Fremdländische  keinen  nachhaltigen 
Einfluss  auf  die  Nordleute  zu  gewinnen.  Es  ist 
ein  Grundzug  des  germanischen  Weseus,  sich  frem- 
den Verhältnissen  rasch  auzupa&sen,  die  Errungen- 
schaften einer  anderen  Cultur  sich  anzueignen,  oft 
bis  zur  Vernichtung  der  eigenen.  Die  südlichen 
Stämme  und  ihr  Schicksal  in  den  Reichen  der 
römischen  Nation  legen  nur  zu  beredtes  Zeugniss 
davon  ab.  Gleich  bei  der  ersten  Berührung  hatte 
einer  der  südlichen  Stämme,  wahrscheinlich  ein 
gotischer,  von  den  Römern  die  Schrift  sich  au- 


geeignet und  zum  Ranenalphabet  umgewandelt, 
das  nun  rasch  von  dort  aus  zu  den  verwandten 
Stämmen  gelangte.  Diese  erste  germanische  Ent- 
lehnung auf  geistigem  Gebiete  ist  charakteristisch, 
indem  zwar  etwas  ganz  Fertiges,  Feststehendes  über- 
nommen, aber  in  durchaus  eigener,  origineller  Weise 
verarbeitet  wird,  so  dass  man  die  germanischen 
Runen  wohl  als  Schöpfung  germanischen  Geistes  be- 
wundern kann,  unbeschadet  dem,  dass  seine  Eigenheit 
am  F remdeu  sich  bethütigte.  Die Gertnauen  verfuhren 
z.  B.  hierbei  viel  freier  als  einst  die  Römer,  da  sie 
dem  griechischen,  die  Griechen,  da  sie  dem  semi- 
tischen Alphabet  ihre  Schriftzeichen  nachgebildet 
hatten.  Vorerst  waren  die  Nordleute  von  einem 
unmittelbaren  Zusammenstoss  mit  südländischen 
Cultureo  ausgenommen , ihre  nächsten  Nachbarn 
nach  Süden  wareu  germanische  Stammravettern, 
die  ebenfalls  noch  auf  ursprünglicher  Entwicke- 
lungsstufe  verharrten.  Diese  Zustände  wurden  aber 
mit  einem  Schlage  geändert,  als  das  Drachenschiff 
den  Wikinger  hiuauaführte  auf  das  Westmecr. 
Diese  von  den  davon  betroffenen  Küsten  so  sehr  ge- 
fürchteten Fahrten  begannen  etwa  um  800,  zunächst 
als  bloaae  räuberische  Streifzüge,  bald  aber  mit 
wohlüberlegtem  Plane,  indem  es  nicht  darauf 
ankam,  im  Handstreich  einen  Landstrich  auszu- 
plündern,  sondern  darauf  festen  Fuss  zu  fassen. 
Die  Wikinger  fuhren  auch  in  friedlicher  Absicht 
an,  um  feste  und  dauernde  Siedelungen  zu  grün- 
den. Zumal  als  im  Heimathlande  die  Monarchie 
ihr  Haupt  erhob,  als  in  Dänemark,  Schweden  mul 
Norwegen  die  vielen  kleinen  Stammkönige  immer 
mehr  iu  ihrer  Selbstherrlichkeit  bedroht  wurden 
und  endlich  ganz  nnfgingen,  da  war  für  viele  und 
gerade  die  edelsten  Häuptlinge  der  Gedanke  nahe- 
liegend, ganz  die  Heimat  zu  verlassen  und  im 
Westen  drausseu  neue  Sitze  zu  crriugcD.  In  jenen 
Zeiten  wurden  die  nordischen  Reiche  im  Frankeu- 
lande  (Normandie),  England,  Irland  gegründet. 
Von  den  Wikingern  wurden  die  seither  unbewohn- 
ten Inseln  des  Westmeeres,  die  Färöer  nnd  Island 
entdeckt  and  bald  am  Ende  des  9.  Jahrhunderts 
lebhaft  besiedelt.  Alle  diese  Siedelungen  standen 
in  fortwährendem  Verkehr  mit  den  Stammt  andern. 
In  jenen  fremden  Ländern  nun  trafen  die  Nord- 
leute auf  reich  entfaltete  Cultureo,  Angelsachsen, 
Iren  und  Franken  waren  zum  christlichen  Glauben 
bekehrt.  Mit  diesen  Völkern  suchten  die  Nord- 
leute auch  friedlichen  Verkehr,  zahlreiche  Wechsel  - 
heiratheo  sind  bezeugt.  Kurzum,  neue  Welten 
thaten  sich  dem  nordischen  Geiste  auf.  wahrhaftig 
ein  gewaltiger  Unterschied  im  Vergleich  zum  vor- 
hergehenden Jahrhundert,  wo  die  hohen  Gebirge 
die  Norweger  von  jedem  Luftzug  von  aussen  her 
abgeschlossen  hatten.  Was  aber  wird  die  dich- 
tende Phantasie  eines  lebenskräftigen  Volkes  in 
höherem  Maasse  zum  Schaffen  Anreizen,  als  solcher- 
lei Erlebnisse,  die  mit  einem  Male  so  unendlich 
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268 


Referate. 


vieles  Neue  dem  Auge  eröffnen!  Es  wäre  wider- 
natürlich, falls  nicht  gerade  in  den  geistigen 
Schöpfungen  der  Nordleute  jene  Zeiten  sich  wieder- 
geüpiegelt  hätten.  Man  erwäge  zum  Vergleich  die 
ungeheure  Bedeutung  der  Kreuzzüge  für  die  Dich- 
tung der  abendländischen  Völker.  Die  alte  Zeit 
versank  beinahe  gänzlich  in  Vergessenheit,  fast 
keine  Dichtung  giebt  Kunde  von  den  Abschnitten, 
welche  den  Wikingerzügen  voraus  liegen.  Um  so 
glänzender  und  reicher  mussten  die  Bilder  sein, 
die  unter  den  neuen  Eindrücken  entstanden.  Es 
int  eine  natürliche  Folge  dos  fortschreitenden  Ver- 
kehrs mit  christlichen  Völkern,  wenn  in  die  nordi- 
schen Dichtungen  Züge  von  christlichen  Sagen  Ein- 
gang fanden.  Die  Nordleute  sahen  die  Kirchen- 
hauten,  die  glänzenden  Processionen,  die  Gebräuche, 
wie  die  Taufe  u.  A.,  und  sie  forschten  wohl  auch 
der  Bedeutung  aller  dieser  Dinge  nach,  ln  ihrer 
Art  erzählten  sie  das  Vernommene  wieder.  Von 
dem  idealeu  Behalt  des  christlichen  Glaubens  ver- 
mochten sie  als  Heiden  natürlich  nichts  zu  fassen, 
darum  hafteten  ihrem  Gedächtnis*  nnr  die  einzel- 
nen äusserlichen  Züge,  di«  ihnen  gleich  einer  selt- 
samen Dichtung  erschienen.  Wenn  wir  bedenken, 
dass  in  lateinischen  Quellen,  und  noch  mehr  im 
Angelsächsischen  Christus  als  König  der  Herrlich- 
keit, Herr,  mächtig  in  der  Schlacht,  Krieger  und 
Feldherr,  Siegesheld,  bewunderungswürdiger  Strei- 
ter benannt  wird,  dann  versteht  man  wohl,  wie 
ein  Wikinger  dazu  kommen  konnte , Züge  des 
christlichen  Erlösungshelden  auf  seinen  Schlachtan- 
gott  Odin  zu  übertragen.  Eine  Mischung  heidni- 
scher und  christlicher  Elemente  melden  aber  von 
einzelnen  Leuten  ausdrücklich  die  geschichtlichen 
Quellen.  Bereits  unter  den  ersten  Ansiedlern 
Islands  befanden  sich  Männer,  die  vordem  der 
Heerfahrt  im  Westmeere  abgelegen  und  bei  solcher 
Gelegenheit  nus  mehr  oder  weniger  äusserlichen 
Gründen  die  Taufe  genommen  hatten,  ohue  deshalb 
vom  Heidenthum  abzulassen.  Auf  diese  Art  ver- 
mochten sie  unbehindert  unter  Heiden  und  Chri- 
stenleuten zu  wohnen.  Audr,  eine  Tochter  des 
norwegischen  Häuptlings  Ketill  Flatoefr,  der 
nach  den  Hebriden  nusgewaudert  war,  hatte  sich 
in  Irland  mit  dem  Könige  des  dort  begründeten 
neuen  Reiches,  Olafr  hviti,  vermählt.  Nach  dessen 
Tode  fuhr  sie  mit  vielen  Begleitern  nach  Island 
und  gehub  sich  dort  mitten  unter  den  Heiden 
drin  als  eifrige  Christin.  Kreuze  lies»  sie  auf- 
richten, doch  bei  ihrem  Tode  verlangte  sie  alther- 
gebrachte heidnische  Sitten.  Nach  ihrem  Tode 
verfiel  die  gesaramto  Verwandtschaft  wieder  dem 
Heidenthum,  doch  die  durch  Kreuze  ausgezeichnete 
Gebetstelle  der  Ahn  mutter  ward  nach  wie  vor 
heilig  gehalten  und  zu  einer  heidnischen  Opfer- 
stätte umgewandelt.  Helgi  binn  magri  war 
väterlicherseits  von  götlandischor,  mütterlicherseits? 
von  irischer  Abkunft*,  auf  den  Hebriden  erzogen. 


kam  er  in  mehrfache  Berührung  mit  dem  Christen- 
thum. Er  hatte  auch  die  Taufe  empfangen  und 
glaubte  an  Christum;  daneben  aber  wandte  er 
sich  in  allen  Nöthen  der  Seefahrt  an  Thorr.  Ihn 
hatte  er  auch  am  den  Ort  befragt,  an  dem  er  seine 
Niederlassung  in  Island  gründen  sollte.  In  England 
legte  eine  Wikingersehaar  den  Eid  zugleich  auf 
den  heidnischen  Opferring  und  auf  christliche  Reli- 
quien ah.  Ilrolf  (Hollo),  der  Herzog  der  Normandie, 
war  zum  Glauben  übergetreten,  nach  einem  Siege 
wandte  er  sich  mit  Dankopfern  sowohl  an  die 
Kirche,  als  auch  an  die  alten  Heidengötter.  Solch« 
Fälle%ind  noch  mehr  bezeugt  (vgl.  Maurer,  Be- 
kehrung I,  §.  9 u.  ö.).  und  sie  beweisen,  dass  die 
Voraussetzung  keineswegs  in  der  Ln  ft  steht,  die 
heidnischen  Wikinger  hätten  Kenntniss  christlicher 
Sagen  und  Mythen  gehabt.  (Jeher  200  Jahre  lang 
erstreckten  sich  die  Berührungen  zwischen  Heiden- 
thum  und  Christ enthum,  ehe  das  letztere  staatlich 
anerkannt  und  gesetzlich  eingeführt  wurde.  Die 
christliche  Lehre  war  dem  Wikinger  eine  merk- 
würdige Erscheinung,  wie  die  vielen  anderen,  denen 
er  in  der  Fremde  begegnete;  er  nahm  von  dieser 
wie  von  jenen  eben  nur  soviel  auf,  als  ihm  passend 
schien.  Die  Wikingerzeit  war  aber  für  die  geistige 
Entwickelung  der  Nordleute  von  tiefgreifender  Be- 
deutung. Die  Quellen  lassen  erkennen,  wie  ein- 
zelne Leute  sich  zu  merkwürdiger  geistiger  Reif« 
entfalten.  Offenbar  entstand  ein  Zwiespalt  zwi- 
schen dem,  was  der  heimathliche  Götterghmbe  dem 
Gemüthe  in  einfach  schlichten  Zügen  dargeboten 
hatte,  und  den  weiten  Ansblicken,  die  sich  nun 
plötzlich  eröffneten.  Der  altgermanische  Volks- 
glaube genügte  dom  höher  veranlagten  Manne  nicht 
mehr;  so  berichten  die  Quellen  von  Männern,  die 
an  keine  Götter  jnehr  geglaubt  hätten,  sondern  allein 
an  sieh  selber  und  an  ihre  Kraft.  * Hsllr  und 
Helgi  führen  den  Beinamen  godlnns,  gottlos;  an- 
dere suchten  zu  einer  vertieften  Gottesidee  sich 
darchzuriugen;  Thorkell  tnani  liess  sich  in  seiner 
Tode*krankh<it  in  den  Sonnenschein  hinaustragen. 
und  befahl  sich  in  die  Hände  des  Gottes,  der  die 
Sonne  geschaffen  habe.  Eben  eine  Frucht  solcher 
Stimmung  ist  der  nordische  Mythus,  wie  er  in  den 
Eddaliedern  vorliegt.  Nicht  mehr  mit  einem 
Volksglauben  haben  wir  es  zu  thun,  sondern 
mit  einer  Dichtung  der  Vornehmen,  gepflegt 
von  den  Skalden  und  zum  grössten  Theil  auch  von 
ihnen  geschaffen.  Die  Masse  des  Volkes  stand  ihm 
fremd  gegenüber;  was  sich  in  ihren  Sitten  and 
Gebräuchen,  im  Rechtsleben  zeigt,  das  trägt  einen 
wesentlich  anderen  Charakter,  es  sind  Züge,  denen 
wir  auch  anderwärts  begegnen  und  die  auf  altererb- 
tein,  rein  germanischem  Gut  beruhten.  Wenn  wir 
die  nordischen  Mythen  als  Dichtungen  auffassen,  be- 
greift es  sich,  dass  die  endliche  Bekehrung  die  Stel- 
lung des  Skalden  den  Mythen  gegenüber  nicht  im 
geringsten  berührt,  Wohl  aber  war  dadurch  mittel- 


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Referate. 


269 


bar  dem  Christenthnm  die  Bahn  geebnet,  das  bei 
den  Führern  He»  Volke»  auf  aufgeklärte  Geister 
utieu,  die  nicht  feindselig  in  eng  gezogenen  Grenzen 
eine«  heidnischen  Glauben«  mehr  verharrten,  sondern 
denen  Ha»  Ileidenthum  und  der  Götterglaube  zu 
einer  Sache  der  dichteudcn  Phantasie  geworden, 
nicht  mehr  Uerzentüberaeugung  war.  Darum 
vermochte  er  auch  nach  wie  vor  in  dieser  Gestalt 
«ich  zu  erhalten.  Unsere«  Krachten«  entfallt 
von  diesem  Gesichtspunkte  au«  auf  viele  Er- 
scheinungen der  Rekehrungsgeschichte  des  nor- 
wegischen Stamme«  neue«  Licht.  „Dieses  nordische 
Heidenthum  hatte  nicht  hinter  den  hohen  Berges- 
rücken, die  jeden  Luftzug  von  aussen  abspprrten, 
sein  Wacbathum  vollendet,  und  war  nicht  aus- 
schliesslich aus  heimischer  Saat  gesprosst.  Im 
Gegenthcil!  E»  war  drausaen  in  der. Wiege  des 
Meeres  aufgewachsen,  umsaust  von  allen  Winden, 
geschaukelt  von  Strömungen  ans  allen  Richtungen, 
genährt  mit  Früchten  au«  wärmeren  und  reiche- 
ren Landern,  zu  milderem,  tieferem  Sehen  und  zu 
höherem  Flug  durch  früher  nicht  gehörte  Stim- 
men erweckt"  (Bugge,  S.  560).  Damit  ändert 
sich  der  Standpunkt,  den  wir  bei  Beurtheiluug 
des  Verhältnisses  zwischen  Dichtungen  und  Sagen, 
Hie  in  nordischer  and  deutscher  Ueherlieforung 
vorliegen,  einzunehmen  haben;  man  darf  nicht 
das  Deutsche  aus  dem  Nordischen  erklären,  als 
wäre  dort  das  Uralte,  Heidnische  erhalten  gehlie- 
ben. währenddem  im  Deutschen  sieh  Vieles  verlor. 
Die  einfachen  Verhältnisse  der  deutschen  Quellen 
entsprechen  eher  dem  Ursprünglichen,  z.  B.  auch 
in  der  Nibelungensage,  wo  Odin,  die  Valkyrje 
Sigrdrifu  BryuhiMr.  überhaupt  das  Herreinragen 
der  Valballwelt  gänzlich  fehlt;  im  Nordischen  wur- 
den sie  weiter  entwickelt  zu  grossartig  schönen 
Bildern,  die  aber  vom  Ursprünglichen  weit  ab- 
stehen. Nicht  auf  die  Grundzüge  urgermanischen 
Oötterglaubciis  treffen  wir  dort,  vielmehr  auf  die 
spätesten  eigenartigsten  Ausläufer  des  germani- 
schen Heidenthums,  und  an  dieser  Entwickelung 
trugen  die  geschichtlichen  Verhältnisse  schuld.  Es 
war  falsch,  sich  auf  süddeutsche  Quellen,  wie  da« 
Wessobrunner  Gebet  und  Muspilli  zu  berufen,  um 
mit  ihrer  Hülfe  zu  behaupten,  die  darin  aultauchen- 
den Vorstellungen  von  Weltanfang  und  Weltbrand 
stammten  aus  dem  germanischen  Heidenthnm. 
Unbefangene  Forscher,  wie  Za  rucke  (Berichte 
der  sich».  Ges.  d.  Wiss.  1860,  S.  191  ff.;  vergl. 
auch  Vetter,  Zum  Muspilli,  Wien  1872),  haben 
längst  darauf  hiugevnesen , dass  in  den  süddeut- 
schen Quellen  nicht»  Heidnisches  enthalten,  viel- 
mehr alles  auf  rein  christliche  Vorstellungen 
zurückzuführen  sei.  Durch  eine  vortreffliche,  ein- 
leuchtende Erklärung  de»  Ausdrucks  müdspell  hat 
Bugge  (S.  417  ff.)  die  Richtigkeit  dieser  Annahme 
bestätigt.  Natürlich  stanuneu  die  Uebereinstim- 
mungeu  zwischen  den  südgerinaiiischen  und  nord- 


germanischen Denkmälern  in  diesem  Falle  eben 
aus  ihrer  gemeinsamen  Quelle,  den  christlichen 
Dichtungen. 

Es  dürfte  au«  den  oben  angezogenen  Stellen 
wohl  erhellen,  dass  man  im  Recht  ist,  die  Schöpfung 
einer  Mythologie  wie  der  nordischen  der  Wikin- 
gerzeit zuzuBchreibcn , weil  die  geschichtlichen 
Verhältnisse  alle  die  hierfür  nothwendigen  Vor- 
aussetzungen in  sich  vereinigen.  Die  Ansicht 
Bugge’«  steht  darum  auf  festem  Boden  und  be- 
hauptet keine  Unmöglichkeiten.  Aber  auch  eine 
psychologische  Betrachtung  führt  dazu  hin.  Falls 
wir  irgend  eine  geistige  Schöpfung  im  Einzelnen 
prüfen,  wird  sich  diesc»r  und  jener  Zug  als  „ent- 
lehnt*4 bezeichnen  lassen.  Beim  modernen  Dichter 
vermögen  wir  mit  I^eichtigkeit  anzngeben,  was  er 
au«  der  Lcctüre  anderer  Werke  in  Bein  eigenes  über- 
nahm. Fast  in  jedem  Kunstwerke  sind  Bausteine 
eingefügt,  die  auch  sonst  bereits  Verwendung  fan- 
den, und  Niemandem  wird  e«  einfallen,  diese  offen- 
kundige Thutsache  zu  leugnen.  Aber  verliert 
etwa  dadurch  ein  Kunstwerk  irgendwie  an  seinem 
eigenen  Werth,  wenu  wir  anerkennen,  dass  dem 
Schöpfer  die  Bestandteile  im  Einzelnen  von  au««cu 
her  kamen?  Die  Vereinigung  de»  vorher  Getrenn- 
ten und  Vereinzelten  zur  Einheit  ist  die  eigene 
selbstständige  That  des  Dichters.  Als  gelungen 
wird  da«  Kunstwerk  gelten,  wenn  eine  Grundidee 
alle  Theilo  beherrscht.  Eben  dieses  Zusammen- 
fügen des  Einzelnen,  an  »ich  vielleicht  ganz  Fremd- 
nrtigen,  zur  harmonischen  Einheit  ist  du«  geheim- 
nisvolle Walten  des  Genius,  dem  dadurch  koiu 
Eintrag  geschieht,  falls  wir  auf  die  Einzelheiten 
Hinweisen,  die  durch  äussere  Zufälligkeiten  ihm 
nahe  geführt  wurden.  Durch  deren  Aufnahme 
und  Verarbeitung  werdeu  «ie  eeiu  Eigentum. 
Genau  so  verhält  es  sich  aber  mit  jener  alten  nor- 
dischen Geistesschüpfuiig.  Wir  treffen  auf  ein  be- 
wundernswerte* Werk  der  Nordleute,  da«  ihnen 
zugehört  und  von  ihnen  ersonnen  ward,  trotzdem 
dass  ihnen  der  Austos«  dazu  von  au«sen  her  zukam. 
Mit  Recht  bemerkt  Bugge  (S.  16):  „Man  wird 

an  Shakespeare’»  Verhältnis«  zu  seinen  Quellen 
erinnert.*4  Der  dichterische  Werth  jener  Sagen 
wird  nicht  geschädigt,  wenn  wir  ihre  Herkunft  an- 
erkennen. Wer  das  nordische  Alterthum  allein 
von  der  Seit©  de»  HKthetisrhen  Gefühles  betrachtet, 
hat  also  ebenso  wenig  Veranlassung,  sich  der 
überzengenden  Lehre  feindselig  gegenüber  zu  »tei- 
len. Sic  vertragt  jeden  Standpunkt  und  wirkt  auf 
allen  Seiten  lichtbringend. 

Das  vortreffliche  Werk,  dessen  Lectüre  aufs 
Angelegentlichste  empfohlen  werden  muss,  darf 
nur  richtig  aufgefasst  werden,  um  die  aus  den 
scheinbar  überraschenden  Ergebnissen  entspringen- 
den Bedenken  niederzuachlagen.  Ea  bedeutet 
keineswegs  eine  Zerstörung  und  Trübung  unserer 
Ansichten  über  altgermaniscben  Götterglauben, 


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270 


Referate. 


vielmehr  eine  Klärung  derselben,  indem  dadurch 
verhindert  wird,  das»  alle  möglichen  fremdartigen, 
ursprünglich  aus  semitischem  Glauben  entkeimten 
Vorstellungen,  wie  die  der  Kosmogonie  und  Escha- 
tologie,  kritiklos  in  die  germanische  Urzeit  zurück» 
getragen  werden.  Mit  dem,  was  aus  vereinzelten 
Bemerkungen  antiker  Autoren  über  den  Urglauben 
unserer  Väter  zu  lernen  ist,  wären  solcherlei  Dinge 
völlig  unvereinbar.  Ebenso  gelangen  wir  vom  Stand» 
punkte  der  vergleichenden  Sprach-  und  Cultur- 
wissenschaft  der  Indogermanen  zu  Ansichten  über 
diesen  Glauben , die  das  Vorhandensein  jener  Ele- 
mente nicht  gestatten.  Eine  Scböpfungslehre  z.  B. 
aus  dem  Chaos  heraus  ist,  wo  sie  bei  indogerma- 
nischen Stämmen  erscheint,  wie  z.  B.  bei  Griechen 
(Ile sind)  und  Eraniern,  anerkanntermaassen  auf 
semitische  Entlehnung  zurückzuführen.  Natürlich 
stammt  sie  auch  im  Christenthume  aus  derselben 
Wurzel,  daher  die  Uebemnstiniinung  in  allen  die- 
sen Lehren.  Wie  hätten  nun  plötzlich  die  Ger» 
niauen  ganz  von  selber  dazu  kommen  sollen  ? 
Auch  sie  entlehnten  natürlich  und  zwar  zu  einer 
festbestimmten  Zeit  und  mit  Beschränkung  auf 
einen  Stamm.  Für  das  nordische  Alterthum  er- 
halten wir  aber  auch  werthvollate  Belehrung.  Wir 
gewiiiucti  doch  wahrhaftig  einen  weitaus  klareren 
Einblick  in  die  Schöpferkraft  germanischer  Dich- 
tung, falls  wir  auf  der  einen  Seite  die  an  sich 
weniger  bedeutenden  Quellen,  auf  der  anderen 
die  daraus  hervorgewachsene  Schöpfung  vor  uns 
sehen;  dieses  Verhältnis»  sagt  uns  ungleich  mehr, 
als  die  vage  Annahme,  dass  jene  Sagen  irgend 
einmal  in  der  Urzeit  von  der  verschwommenen 
Masse  de«  Volkes  gedichtet  worden  seien.  Die 
Auffassung  Bugge's  wird  den  geistigen  Fähig- 
keiten und  den  thatsächlichen  Verhältnissen  in 
gleicher  Weise  gerecht.  Bugge’s  Buch  bezeich- 
net einen  Merkstein  in  der  germanischen  Alter- 
thumskunde , soweit  sie  sich  mit  den  Erzeugnissen 
d~r  Dichtung  befasst.  Es  ist  an  der  Zeit,  dass 
wir  auch  iu  Deutschland  uns  davon  überzeugen 
und  die  mit  Nothweudigkeit  gegebenen  weiteren 
Folgerungen  daraus  ziehen.  rIcb  hin  fester  als  je 
davon  überzeugt,  dass  die  hier  begründete  Auf- 
fassung des  Ursprunges  nordischer  Götter-  und 
Heldensagen  in  der  Hauptsache  richtig  und  des- 
halb lebenskräftig  und  fruchtbar  istu,  äasaert  sich 
Bug  ge  im  Vorwort,  Dass  der  und  jener  Punkt 
im  Einzelnen  auch  anders  aufgefasst  werden  kann, 
unterliegt  keinem  Zweifel,  aber  der  Grundgedanke 
des  Buches  ist  als  ein  auf  klarer . einsichtsvoller 
Beweisführung  vollkommen  erhärteter  wissenschaft- 
licher Satz  zu  erachten.  Die  Aufgabe  der  nor- 
dischen M yt hen forsch ung  liegt  nunmehr 
für  immer  darin,  zu  bestimmen,  was  im 
einzelnen  Falle  altererbtes,  germanisches 
Gut.  was  fremdes,  eingeführtes  ist,  und 
wie  aus  einer  Vermischung  dieser  zwei 


Hauptströmungen  die  grossartigen  und  er- 
greifenden Gebilde  des  nordischen  Dichter- 
geistes erstanden. 

München,  Juli  1889.  W.  Golther. 

11.  Dr.  Hugo  Jcntsch,  Die  prähistorischen 
Alt  er  th  Urner  aus  dem  Stadt-  und  Land- 
kreise Guben.  Ein  Beitrag  zur  Urge- 
schichte der  Niederlausitz.  IV.  Heft 
mit  einer  lithographischen  Tafel.  Guben 
1889.  (Sonderabdruck  aus  dein  Gubeuer  Gym- 
nasialprogramm.) 

Der  rühmliche  bekannte  Forscher  iu  der  Vor- 
geschichte Mitteldeutschlands,  speciell  der  beiden 
Lausitzen,  uud  umsichtige  Vorsteher  der  reich- 
haltigen Gubener  (tymiiasialsammlung  (Bericht 
über  dieselbe  vom  Referenten  siehe  Correspondenz- 
blatt  der  Deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft 
1888,  Nr.  6)  giebt  uns  im  vierten  Hefte  seiner  Bei- 
trage zur  Urgeschichte  der  Niederlausitz  wiederum 
einen  schätzenawerthen  Bericht  über  den  Fort- 
schritt der  Prähistorie  seiner  engeren  Heimath. 
Wie  bekannt,  verdient  gerade  Jcntsch  neben 
Virchow  Als  derjenige  genannt  zu  werden,  dem 
wir  eine  bis  ins  kleinste  Detail  gehende  Beschrei- 
bung uud  Charakteristik  der  Funde  vom  sogeuann- 
ten  Lausitzer  Typus,  die  derselbe  in  zahlreichen 
Publicationeu  niedergelegt  hat,  verdanken.  Von 
demselben  Autor  rührt  auch  die  erste,  mit  den  bis- 
herigen Funden  vollständig  harmonirende,  chrono- 
logische Eiutheilung  der  genannten  Urnonfelder  her. 

In  der  gestimmten  Niederlausitz  ist  bisher  noch 
keiu  einziges  Grab  aus  der  Steinzeit  bekannt  ge- 
worden; denn  die  bisher  daselbst  aufgefundenen 
wenigen  Geräthe  aus  geschlagenem  (nicht  geschliffe- 
nem) Stein,  unter  denen  eine  im  letzten  Jahre  aus 
einem  Grabfunde  von  Gros»  - Gastrose  stammende, 
wundervoll  gearbeitete,  3 dm  lange  Speerspitze 
Erwähnung  verdient,  gehören  nach  Jentsch  einer 
viel  späteren  Zeit  an,  woselbst  sie  noch  itn  Gebrauch 
waren.  Zu  den  sogenannten  Scbatzfundeu  gehört 
die  Gruppe  Oegeln,  Kummeltitz,  Beitseh,  in  welchen 
starke  C- förmige  Armringe  überwiegen,  vielleicht, 
wie  Jentsch  vermuthet,  ein  örtliches  Product; 
ferner  der  bekannte  Goldfund  von  Vettersfcldo, 
welcher  aus  den  griechischen  Colonien  am  nörd- 
lichen Rande  des  Schwarzen  Meeres  herstamraen 
soll.  — Unter  den  Einzelfuuden  deuten  die  Schaft- 
lappenzclte  auf  einen  Zusammenhang  mit  Ungarn 
hin.  — Die  ältere  Hallstadtzeit,  welcher  ein  Theil 
der  Urneugräher  vom  Lausitzer  Typus  entspricht, 
findet  sich  durch  eine  bronzene  Armspirale  aus 
Oegeln  vertreten;  die  für  diese  Gruppe  so  charakte- 
ristischen Prachtgegenstände,  wie  Spangen  mit 
breiteu  Spiralscheiben  oder  kettenreicher  Klapper- 
schmuck,  wurden  bisher  noch  nirgends  in  dem  von 
uns  zu  betrachtenden  Gebiete,  wobl  aber  in  den 
angrenzenden  Bezirken  beobachtet.  An  die  spä- 


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Referate. 


271 


tcrc  Hallstadtperiode  dagegen  erinnern  die  Ton 
0.  Tischler  als Schwanenhalsnadeln  gekennzeich- 
neten Nadeln  (von  Reichersdorf , Guben-Chöne, 
Ilanso.  Strega),  sowie  jene  Bronzenadeln  {von 
Reichersdorf  und  Haaso),  an  welchen  der  Schaft, 
gleichsam  über  die  Knopfplatte  hinaus  sich  ver- 
längert. In  ihnen  sieht  Jentsch  gleichzeitig 
Uebergänge  zu  der  La-TeOe-Cultur,  deren  ältere 
Gruppe  durch  zwei  vorgeschichtliche  RundwiUle  in 
der  Niederlansitz  vertreten  ist. — Für  die  mittlere 
La-Tene-Cultur,  die  nach  Jentsch  etwa  seit  dem 
vorchristlichen  Jahrhundert  einen  sehr  wesentlich 
umgestnltenden  Einfluss  auszuüben  begann,  sind 
die  Fibeln  mit  luugeschlagenem  Fasse  (von  Guben, 
Scblagsdorf , Koseben,  Wirchenblatt , Liehesitz, 
Haaso)  höchst  charakteristisch.  Hie  Funde  von 
Koschen  und  Lieberitz,  vielleicht  auch  die  von  Guben 
S.-W,  letten  schon  in  die  darauffolgende  provinzial- 
römische  Periode  über,  deren  weitgehende  Han- 
delsverbindungen wir  aus  zwölf  Münzen  von  zehn 
Fundstätten  des  Gubener  Kreises,  sowie  aus  Grab- 
einschliissen  (von  Homo,  Reichersdorf  N.-W.)  und 
Schatzfunden  (vonStrega  und  Amtitzer  Weinberg), 
unter  Anderem  eine  Karueolgemme,  in  ziemlichem 
Umfange  kennen  lernen. 

An  die  frühslavischc  Zeit  finden  wir  An- 
knüpfungspunkte durch  die  einzige  bis  jetzt  aua 
der  Niederlausitz  beglaubigtu  Leichenurue  von 
sl  arischem  Typus  aus  Wirchenblatt.  Die  slaviscbe 
Periode  selbst  findet  sich  durch  eine  grosse  An- 
zahl von  Funden  aus  Burgwälien,  Pfahlbauten 
und  Skeletgräbern  vertreten.  Ilervorzuheben  wäre 
hierbei  noch,  dass  unter  den  gestammten  Funden 
Blaviecher  Abstammung  bisher  nirgendwo  weder 
Schläfenringe  noch  Hacksilber  angetroffen  wurden. 

..Die  Funde  des  Gubener  Kreises  führen  uns 
also  von  der  Mitte  des  letzten  vorgeschichtlichen 
Jahrtausends,  von  dem  Goldfunde  von  Vettersfelde 
an,  bis  ins  elfte  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung 
eine  anderthalblnusendjührige  Culturentwickclnug 
vor  Augen*,  und  es  sind  darunter,  wie  Virchow 
hervorbebt,  „Funde  ersten  Ranges  und  von  höch- 
ster Seltenheit,  um  nicht  zu  sagen  einziger  Art*. 

Durch  diese  kurze  chronologische  Uebersicht, 
deren  Ausführung  die  früheren  drei  Hefte  brach- 
ten, orientirt  uns  Jentsch  im  Allgemeinen  über 
die  Urgeschichte  der  Gubener  Kreise.  Im  Ein- 
gehenden beschäftigt  er  sich  in  dein  lins  vorliegen- 
den vierten  Hefte  mit  dem  Rundwalle  im  „heiligen 
Lande  zu  Niemitfch“,  dessen  wissenschaftliche 
Bedeutung  weit  über  die  localen  Grenzen  bekannt 
ist.  Dieser  Burgwall  baut  sich  aua  zwei  streng 
von  einander  zu  scheidenden  Schichten  auf,  von 
denen  uns  die  tiefere,  die  vorslavische  Schicht  ain 
meisten  interessirt.  In  letzterer  gelang  es  Jentsch, 
die  Ueberreste  von  mehreren  vorhistorischen  Hans- 
anlagen  aufzndecken.  Diese  Gebäude  bestanden 
aus  starken  Balken,  die  ihrerseits  wieder  mit 


fingerdicken  Stäben  ausgeflochten  waren,  und  ent- 
hielten in  ihrem  Inneren  Ilausstandsgerüthe  allerlei 
Art,  wio  thönerne  Töpfe,  .Schüsseln,  Flaschen,  die 
vielfach  noch  mit  Lebensmitteln  theils  vegetabili- 
schen, theils  animalischen  Ursprunges  angefüllt 
waren,  Sicheln,  Getreidequetscher,  Spinnwirtel; 
daneben  auch  Schmucksachen  und  Waffen.  Aas 
solchen  Fundgegenständen  dürfen  wir  auf  einen 
ziemlich  hohen  Culturgrad  der  Nietnitscher  Rund- 
wallbewohner scblieasen.  Für  eine  gewisse  Sess- 
haftigkeit diesen  Volksstammea  sprechen  neben  der 
umfangreichen  Erdanhäufung  vor  Allem  die  Spuren 
von  Viehzucht  und  Ackerbau.  Die  Handfertigkeit 
des  Weben»  ist  aus  den  zahlreich  aufgefnndenen 
Spinnwirteln  und  Webegewicbten  ersichtlich. 
Gerade  die  letzteren  sind  insofern  für  die  Cultur- 
gcscliichte  von  grosser  Wichtigkeit,  weil  ihre 
charakteristische  Anordnung  in  zwei  Reihen  (ent- 
sprechend den  geraden  nnd  ungeraden  Ketten- 
faden) zusammen  mit  Balkenüberresten  einen 
Rückschluss  auf  die  ('onstruction  der  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  üblichen  Webestühle  gestatten, 
ebenso  wio  der  Robonbausencr  Fund,  woselbst 
Messikomrocr  Webegewichte  unter  denselben 
charakteristischen  Lagerungsverhältnissen  beob- 
achtete. 

Es  ist  somit  ganz  klar,  dass  der  Xiemitscher 
Burgwall  in  vorslavischor  Zeit  nicht  einen  Cultus- 
zweck  erfüllte,  sondern,  wie  Jentsch  noch  einmal 
im  Besonderen  betont,  als  Wohnstätte  Aufzufassen 
ist.  Ob  aber  Jentsch ’s  Annahme,  dass  diu  An- 
siedelung durch  Feindeshand  ihren  Untergang 
Tand,  berechtigt  ist,  wollen  wir  dahin  gestellt  sein 
lassen;  so  viel  steht  indessen  fest,  dass  dieser 
Burgwall , nachdem  er  von  Beinen  vorslavischen 
(germanischen)  Bewohnern  verlassen  war,  nach 
unseres  Verfassers  Ansicht  vom  vierten  vorchrist- 
lichen Jahrhundert  an  auf  lange  Zeit  unbuwohnt 
geblieben  ist.  Denn  es  findet  sich  in  demselben 
keine  Spur  weder  von  Funden  der  mittleren,  noch 
von  solchen  der  jüngeren  La - Tune- Zeit  oder  der 
römischen  Provinzialcultur.  Erst  nachdem  die 
Wogen  der  Völkerwanderung  verrauscht  waren, 
dürfte  er  frühestens  wieder  in  Besitz  genommen 
sein.  Das  in  den  oberen  Schichten  überaus  zahl- 
reich vertretene  Topfgerüth  mit  seiuen  specifisch- 
riavi  sehen  Ornamenten  beweist  dies  zur  Genüge. 
Da  unter  diesen  Funden  ebenfalls  das  Hausgerätb 
bei  Weitem  überwiegt,  ho  nimmt  Juntscb  keinen 
Anstand,  auch  die  slavischen  Schichten  des  Niernit- 
scher  Burgwalleg  als  Ueberreste  früherer  Haus- 
haltungen anzusprechen.  — Eine  von  Jentsch 
seiner  Abhandlung  beigefügte  Tafel,  deren  Aus- 
führung, wahrscheinlich  aus  pecuniäreu  Rücksich- 
ten von  Seiten  des  Gubener  Gymnasium*,  massig 
ausgefallen  ist,  ontbält  die  Abbildungen  derGeräthe 
vom  Niemitscher  Burg  wall  aus  voralavischcr  und 
slavischer  Zeit  in  instructiver  Zusammenstellung. 


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272 


Referate. 


1.  H.  Schaaf fhaUHcn , Die  alten  Volker 
Europas.  Sonderabdruck  aus  dt-r  Zeit- 
schrift „6«eiu  1,  S.  6.r»  hin  72. 

Verfasser  bringt  im  vorliegenden  Aufsatze  zur 
Verfechtung  der  von  ihm  schon  früher  aufgestellten 
Theorie  über  die  Ureinwohner  Europas,  wonach 
in  der  vorgerinanisohen  (ueolithischen)  Zeit  ein 
den  Lappen  verwandtes  Volk  Xorddeutschland  und 
Skandinavien,  vielleicht  auch  Mitteleuropa,  be- 
wohnt haben  soll,  eine  Anzahl  Thatsuchen  herbei, 
aus  denen  or  seine  diesbezüglichen  Schlüsse  herleitet. 
Abgesehen  von  der  schon  von  Xilsson  hervor- 
gehobenen  Aehulichkeit  zwi-eheu  den  Wohnungen 
und  den  Artefacten  der  heutigen  Grönländer  einer- 
seits und  den  megalithischen  Ganggräbern  — sogar 
in  Westfalen  in  der  Nfibe  vou  Beckum  bei  Winter- 
galen finden  sich  ähnliche  Anlagen  — und  Werk- 
zeugen der  nordischen  Steinzeit  andererseits,  scheint 
für  Schaaffhmnsen  hauptsächlich  die  grosse  Ver- 
breitung der  mit  dem  Lappentypas  überein- 
stimmenden brachycephalen  Schädel  aus  der  Stein- 
zeit für  seine  Hypothese  von  Bedeutung  zu  sein. 
Dieser  Schädeltypus  findet  sich  über  England, 
Frankreich  und  Deutschland  verbreitet.  Dass 
Lappen  einst  bis  nach  Westfalen  vorgedrungen 
aind,  beweist  ein  27  Fuss  im  alten  Bette  der 
Lippe  bei  Hamm  aufgefundener  Schädel,  den 
Schaaf f hausen  aus  diesem  Grunde  als  einen 
lappischen  beschrieb.  Auch  fUr  Kurland  hat 
üuvaroff  gezeigt,  dass  die  finnischen  Meriaa 
sich  an  der  Wolga  viel  südlicher  ausbreiteten  als 
die  heutigen  Finnen.  Für  die  That&ache,  dass  lV 
den  Gräbern  der  Bronzezeit  noch  kurzköpfige 
Schädel  Vorkommen,  oder  dass  in  einem  und  dem- 
selben Grabe  öfters  doliehocephale  und  bracby- 
cephale  Schädel  zusammen  gefunden  worden,  glaubt 
Schaaff 'hausen  dadurch  eine  Erklärung  zugeben, 
das»  er  aunimmt,  die  germanischen  Eroberer,  die 
Repräsentanten  des  langköpfigeu  Typus,  hätten 
sich  entweder  ans  der  Mitte  des  unterjochten  Volkes 
beweibt  — als  Beispiel  dazu  diene  ein  im  llolz- 
•arge  von  Borum-Kschui  aus  der  älteren  Bronze- 
zeit ruhende»  weibliches  Skelet,  da»  den  Schädel 
einer  Lappin  uufweist  — oder  wären  umgeben 
von  ihrer  uus  dem  lassiegteu  Volke  hervorgegau- 
genen  Dienerschaft  bestattet  worden  — , so  in 
. einem  Kegelgrab  bei  Schaan  in  Mecklenburg,  wo- 
selbst ein  wagerecht  bestatteter  Leichnam,  dessen 
doliehocephale  Sohädelform  den  Germanen  verrieth, 
vou  einer  grösseren  Anzahl  hockender  Skelette  mit 
brachyceplialeu  Schädeln  umgeben  wur. 

Die  Germanen,  welche  im  Beginne  der  Bronze- 
zeit in  Xordcuropa  ein  wunderten , sollen  nach 
Schaaff  hause  u ihren  Typus  noch  un  vermischt 
in  den  hentigen  Bewohuern  von  Skandinavien 
hinterlassen  haben.  Gegenüber  der  Hypothese  vou 
einer  nordischen  Herkunft  der  Germanen,  wie  sie 


unter  Anderem  Peuka  aufgestellt  hat,  hält 
Schaaf f hausen  entsprechend  dem  Standpunkte, 
auf  welchem  die  meisten  namhaften  Anthropologen 
noch  heutzutage  «toben,  an  einer  asiatischen 
Abstammung  aller  Indogermanen  fest,  giebt  indessen 
die  Möglichkeit  zu,  dass  die  germanischen  Stämme, 
die  jetzt  den  Westen  Europas  bevölkern,  auf  ihrem 
Zuge  aus  Asien  zuerst  im  Norden  ankumeu  und 
dort  einige  Zeit  sesshaft  waren,  bevor  sie  weiter 
südwärts  zogen. 

Fusseud  auf  Darwinistischen  Priucipien,  hält 
der  Verfasser  die  helle  Hautfarbe  der  germanischen 
Stämme  für  Folge  des  nordischen  Klima*  und  der 
Cultur;  er  ist  sogar  davon  überzeugt,  dass  alle 
blonden  Völkerschaften  voll  einer  hrannen  Rasse 
abstarnmen  müßten,  denn  unter  den  modernen 
Rasten  exi&tirt  kein  blonder  Typus.  Demgemäss 
wäre  der  letztere  ebenfalls  das  Product  klimatischer 
und  cultureller  Einflüsse.  Analoga  dazu  bieten 
sich  dem  Verfasser  in  der  Thierwelt. 

Eine  kaukasische  Rasse  existirt  für  Schaaff- 
liuuscu  nicht;  denn  er  steht  auf  dem  Stand- 
punkte, dass  mau  hei  der  Eiiitheiiuug  des  Menschen- 
geschlechter nur  zwei  Menschenrassen  anfstellen 
dürfe:  den  Neger  und  den  Mongolen.  Diese  beiden 
Typen , die  mit  einander  nicht»  gemein  haben, 
deuten  auf  eine  doppelte  Wiege  der  Menschheit, 
die  eine  in  Afrika,  die  audere  in  Asien.  Der  afrika- 
nische Neger  ist  langköpfig  und  schwarz,  der 
Mongole  Asiens  kurzköpfig  nud  gelb.  Ebenso  ist 
nach  Schaaf  i hausen  dieser  Unterschied  des 
Schädel  baue*  sowie  der  der  Hautfarbe  auc!»  an 
den  Anthropoiden  beider  Erdtheile  nachweisbar. 
Der  Gorilla  ist  dolichocephal,  der  Orungutnn 
brachycephal.  In  Westeuropa,  woselbst  in  der 
Tertiärzeit  schon  höher  entwickelte  Affen  uuftratcu, 
wie  der  Dryopithecns  und  ein  zwischen  Schimpanse 
uud  Gibbon  stehender  Affe  aua  dem  Saude  von 
Eppelsheim  beweisen,  wurde  die  Fortentwickelung 
der  thierischen  Organisation  bis  zu  einer  dem  Gorilla 
und  Orang  gleichstehenden  Stufe  durch  den  Eintritt 
der  Eiszeit  gebindert.  Somit  erhielt  unserer  Erd- 
theil  seine  Einwanderer,  Menschen  sowohl  als  auch 
Thier«,  aus  Asien  und  Afrika,  init  denen  er  eiust  zu- 
Bammenhing. 

Was  nun  im  Besonderen  die  kaukasische  Rasse 
betrifft,  so  fülitt  Schaaff  hausen  ihren  Ursprung 
auf  die  Mougolen  zurück.  Die  Gothen,  die  mau 
allgemein  für  Indogermanen  erklärt,  ideutificirt  er 
mit  den  Scythen  und  leitet  sie  somit  ebenfalls  in 
letzter  Linie  von  der  mongolischen  Rasse  ab.  Die 
heutzutage  bestehenden  Verschiedenheiten  in  den 
Schädelformen  sind  die  Folge  von  einem  entwickel- 
teren Gehirn;  sie  siud  Bomit  indirect  abhängig  von 
der  Cultur,  die  gerade  dieses  Organ  am  roeisteu 
verändert.  Denn  der  Mensch  ist  nichts  weniger 
als  ein  Dauertypus. 


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Referate. 


273 


2.  Martiu  Zimmer«  Assistent  am  Museum 
schlesischer  Altert  hümer:  Die  bemalten 

Thongefässe  Schlesiens  aus  vorge- 
schichtlicher Zeit  Namens  des  Vereins 
für  das  Museum  schlesischer  Altert  hümer  mit 
Unterstützung  der  Provinzialverwaltung  her- 
ausgegeben von  M.  Z.  Mit  sieben  Bild- 
tafeln und  einer  Karte  von  Schlesien. 
Breslau  1889.  M.  Woywood. 

In  derselben  prächtigen  Ausstattung,  wie  wir 
sie  aus  früheren  Veröffentlichungen  des  Vereins  für 
das  Museum  schlesischer  Altert  hümer,  speciell  aus 
den  Sakrauer  Fundberichten  schon  gewohnt  sind, 
repräsentirt  sich  uns  das  vorliegende  Werk.  Auf 
sieben  grossen  Foliotafeln  giebt  Zimmer  in 
sauberer  und  kunstvoller  Ausführung  87  Abbil- 
dungen von  ihm  zugänglich  gewesenen  bunten 
Thongefässen  aus  Schlesien  und  den  angrenzenden 
Gebieten. 

Was  den  Inhalt  betrifft,  so  bebt  Verfasser  im 
Vorwort,  von  selbst  hervor,  dass  die  Darstellung 
nur  in  Form  einer  nackten  Beschreibung  gehalten 
ist.  Da  die  diesbezüglichen  Fundberichte  etc. 
fehlen,  so  ist  man  aus  diesem  Grunde  nicht  im 
Stande,  einen  Schluss  aus  dem  vorliegenden,  im 
Uebrigen  mit  grossem  Fleisse  zusammengetragenen 
Materiale  zu  ziehen.  Soviel  wollen  wir  nur  her- 
vorhebeu,  dass  diese  eigentümlichen  Erzeugnisse 
der  TöpferkunBt,  die  grössteutheils  als  Hache  und 
niedrige  Schalen  oder  kleine  Näpfchen  Auftreten, 
aus  sandfreiem  Thon  in  den  zierlichsten  Formen 
hergestellte  und  mit  bunten  Farben  reich  bemalte 
Gefässe  darstellen.  Ihr  Verbreitungsbezirk  ist 
hauptsächlich  Mittelschlesien  und  der  südliche 
Theil  Posens.  Die  Zahl  der  in  Schlesien  meist 
einzeln,  zusammen  mit  gewöhnlichen  unbemalten 
Grabgefässen  gefundenen  bunten  Thongebilde  be- 
läuft sich  nach  heutiger  Zählung  auf  etwa  160  Stück 
aus  43  Fundstätten;  19  von  letzteren  kommen  anf 
das  rechte,  24  auf  das  linke  Oderufer.  Sie  befinden 
sieb  znm  grössten  Theile  im  Besitze  des  Museums 
sclilesisoher  Alterthümer  in  Breslau. 

Weitere  Untersuch ungeu  über  die  Farben  der 
bemalten  Thongefässe,  über  das  Material,  über 
Formen  und  die  Herstellungsweise,  über  die  Ge- 
brauchsbestimraung,  über  die  Ornamente  und  sym- 
bolischen Zeichen,  über  die  Herkunft  und  über 
mchUchlesische  bunte  Thonwaaren  in  den  Ländern 
uro  Schlesien  im  weiteren  Kreise  will  Zimmer 
demnächst  in  einer  SonderabhAndlung  veröffent- 
lichen. Wir  versprechen  uns  viel  von  dieser  sicher- 
lich höchst  interessanten  Fortsetzung  und  wünschen 
dem  Autor,  der  leider  zu  oft  durch  Krankheit  an 
der  Ausführung  dieser  Arbeit  verhindert  ist,  viel 
Glück  zum  neueu  Werke. 

Dr.  Buschan. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


12.  Die  Gebäude  der  Ceremissen,  Mord- 
winen, Esten  und  Finnen,  von  Dr. 
Axel  0.  Heikel.  Helsingfors  1888;  Druckerei 
der  finnischen  Literaturgesellschaft , XXX 
und  352  S.  in  gr.  8°. 

Im  Frühjahr  1888  erhielt  ich  durch  freund- 
liche Vermittelung  des  Herrn  Bibliothekars  Dr. 
Müller  in  Zürich  ein  kleines  Buch,  betitelt 
„Rakenuukset  Teremisseiltä , Mordvalaisilla, 
Virolaisilla  ja  Suomalaisilla.  Akatcmiolliuen  väi- 
töskirja  kirjoitanut  A.  0.  Heikel,  fil.  raaisteri. 
HelsiugUsu  1887.u  Ein  flüchtiger  Blick  auf  die 
zahlreichen  beigegebenen  Holzschnitte  belehrte 
mich , dass  hier  ein  Quellenwerk  ersten  Ranges 
vorliege,  und  dass  überdies  die  finnischen  Bau- 
formen manche  auffallende  Uebereiostimmung  oder 
doch  Aehnlichkeit  mit  deutschen,  speciell  auch  mit 
oberdeutschen , zeigen.  Leider  war  der  finnische 
Text  für  mich  ein  Buch  mit  sieben  Siegeln,  das 
sich  auch  mit  Hülfe  von  Wörterbuch  und  Gram- 
matik nur  zum  kleinsten  Theil  erschlieasen  liess. 
Da  führte  mich  iro  Herbst  vorigen  Jahres  ein 
glücklicher  Zufall  mit  Ilorru  Prof.  Dr.  Misteli  in 
Basel  zusammen,  einem  der  seltenen  Kenner  der 
ugro- finnischen  Idiome.  Ihm  eröffnete  ich  mein 
Anliegen,  und  er  hatte  dioGüto,  mir  einige  Stellen 
des  Buches  zu  übersetzen.  Dabei  machte  er  aber 
zugleich  die  Entdeckung,  dass  inzwischen  bereits 
eine  vollständige  deutsche  Uebersetzuug  erschiuucu 
sei.  Der  Titel  derselben  ist  der  oben  stehende.  Das 
Buch  ist  untadelhaft  ausgestattet;  auch  enthält  es 
einige  Capitol,  die  im  finnischen  Texte  fehlen. 
Des  Deutschen  war  der  Ucbersetzer  nicht  voll- 
kommen mächtig,  daher  einzelne  Unklarheiten 
Vorkommen. 

Damit  gehen  wir  zur  Sache  selbst  über,  und  be- 
merken sofort,  dass  der  erste  Blick  uns  nicht,  ge- 
täuscht batte,  dass  vielmehr  mit  Rücksicht  auf  Reich- 
thum und  Genauigkeit  des*  Materials,  uud  auf  die 
Tragweite  der  Ergebnisse  der  Untersuchung  dieses 
Buch  in  der  gesammteu  Hausliteratur  nur  wenige 
seinesgleichen  findet.  Wohl  hat  der  Gegeustand 
selbst  dazu  beigetragen,  denn  nicht  mit  Unrecht 
sagt  der  Verfasser  in  der  Vorrede:  „Die  Alter- 

tumsforscher Skandinaviens  behaupten,  die  Haupt- 
ursache,  dass  die  vergleichende  Altertumsforschung 
gerade  dort  am  höchsten  steht,  sei  die,  dass  das 
Heidenthum  sich  länger  in  Skandinavien  gehalten 
hätte,  als  im  übrigen  Europa.  Dadurch  ist  die 
vorhistorische  (heidnische)  Culturin  den  nordischen 
Ländern  unserer  Zeit  näher  getreteu  als  in  den 
südlicheren  Theilen  Europas,  und  ist  besonders 
dazu  geeignet  gewesen,  die  Aufmerksamkeit  der 
Forscher  auf  sich  zu  lenken.  — Auch  unter  den 
finnischen  Stämmen  hat  das  Heidentum  lange  ge- 
herrscht, — ja  bei  einigen  Stämmen  und  in  eini- 
gen Gegenden  herrscht  es  heute  noch.  Darum 
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274 


Referate. 


Iiut  der  Alterthurasforscher  — wenigsten«  in  dieser 
Beziehung  — einen  günstigen  Boden.“ 

Noch  eine  andere  Ursache  hat  günstig  mitge- 
wirkt. Man  verspürt,  durch  die  wissen  sch  ait  lieh  ob- 
jective  Darstellung  hindurch  den  warmen  Athcm- 
zug  uatiounlcr  Gesinuung.  Es  scheint,  dass  gleich- 
seitig mit  der  kosmopolitischen  Tendenz  der 
Gegenwart,  welche  die  unterscheidenden  Charakter- 
züge  der  Völker  mehr  und  mehr  zu  verwischen 
droht,  als  natürliche  Gegenströmung  das  Erwachen 
des  nationalen  Bewußtseins  auch  nuter  Völkern 
sich  mächtig  regt,  wo  man  es  vielleicht  am  wenig- 
sten vermuthet  hätte.  Bezeichnend  in  dieser  Be- 
ziehung ist  die Schlußäussening  Dr.O.  Ahlquist’» 
in  seinem  hier  öfters  anzuführenden  Werke  „Die 
CulturwÖrter  der  weatftnnischen  Sprachen“.  Sic 
lautet;  „Durch  ein  solches  Geständnis*  (dass 
nämlich  die  Finnen  da»  Meiste  ihrer  Cultnr  von 
gebildeten  Nachbarvölkern  entliehen  haben)  hat 
man  nicht  sein  eigenes  Unvermögen  oder  die 
Ueberlegenlieit  des  Nachbars  an  geistiger  Begabung 
ausgesprochen,  sondern  nur  die  Thatsache,  dass 
man  in  der  Geschichte  jünger  sei.  Und  glück- 
licher Webe  ist  die  Geschichte  noch  nicht  aus. 
Obgleich  die  uml-altaischcn  Völker  noch  nicht 
ander*  als  passiv  an  der  Culturarbeit  der  Mensch- 
heit Theil  genommen  haben,  so  kommt  doch  sicher 
eine  Zeit,  wo  auch  einige  von  ihnen  in  selbst- 
ständiger Weise  die  von  den  Nachbarvölkern  em- 
pfangene Cultur  bearbeiten  und  weiter  führen 
werden.“ 

Das  Buch  Heikel'*  eröffnet  uns  mit  einem 
Schlage  den  vollen  Einblick  in  dieWohnungB-  und 
Culturverhältnisee  desjenigen  Volkes  im  äussersten 
Nordosten  Europas,  welches  seine  angestammten 
Ueberliefcrungen  am  vollständigsten  bewahrt  hat, 
und  es  gestattet  zugleich  einen  entsprechenden 
Ausblick  auf  die  weiter  vorgeschrittenen  Nachbar- 
völker. Vorerst  Orient  i reo  wir  nn*  über  da*  un- 
mittelbar Gelmtene. 

Wie  das  Vorwort  sagt,  ist  die  Arbeit  au*  den 
Forschungsreisen  hervorgegangen,  welche  der  Ver- 
fasser im  Aufträge  des  finnläudischen  Ministeriums 

in  den  Jahren  1883  bis  1885  xu  den  Cercniissen, 

Mordwinucu  und  Cuwaschen  io  den  Gouverne- 
ments Tainbuw,  Saratow,  Knzan,  Nischnij-Novgo- 
rod , Wjätka,  Ufa,  Simbiraki , Samara,  Pensa 
unternommen.  Dazu  kamen,  ebenfalls  lW8!>„ 
Reisen  in  Est-  und  Livland,  1886  in  Olonetz  uud 
Finnland.  Frühere  Reisen  in  Finnland  waren  auf 
Kosten  der  finuischeu  Lituraturgesellschaft  und 
der  Wisscnschaftuocietfit  in  Ilelsingfors  ausgeführt 
worden. 

Diese  Forschungen  umfassen  also  so  ziemlich 
alle  finnischen  Stumme  vom  Bottnischen  Meerhusen 
bis  zum  Ural , von  den  Polargegenden  bis  an  den 
mittleren  Lauf  der  Wolga. 


Die  einschlägige  Literatur  ist  fleißig  »unge- 
nutzt, vorab  da*  erwähnte  Buch  von  Ahlqnist  und 
der  .Katalog  über  die  ethnographischen  Samm- 
lungen der  finnischen  Studentencorporat innen  in 
Helfiogfon.“ 

Entsprechend  der  Entstehung  des  Buche*  zer- 
fällt es  in  zwei  IJaapttheUe ; in  die  Darstellung  der 
Bauten  der  Wolgastämme  und  derjenigen  von 
Estland  uud  Finnland.  Zwischen  beide  Tkeilc 
“•■hiebt  sich  ein  Abschnitt  über  die  Häuser  in 
Rowisch-Karelien. 

Ein  Schlussbericht  fasst  die  Ergebnisse  zu- 
sammen wie  folgt: 

Lage  und  Form  der  Feuerstätte  erweisen  sich 
als  charakteristisches  Unterscheidungsmerkmal. 
Ausgegangen  wird  von  halbunterirdischen  Gebäu- 
den. welche  theils  als  Riege  (Tenne),  thrils  als 
Bud stube,  tbeils  als  Wohnung  dienen. 

Die  Feuerstätte  der  Riege  ist  ursprünglich  ein 
offener  Herd  in  Mitte  des  Bodens,  die  Riege  selbst 
ein  kegelförmiger,  au»  Stangen  errichteter  Kota- 
(Uütteu-)  Bau. 

In  allmäliger  Entwickelung  wurde  jener  Herd 
danu  durch  einen  Ofen  ersetzt,  der  zuerst  ira 
Hintergründe  der  Thür  gegenüber  steht,  später 
aber  neben  di«  Thüröffnung  vorrückt,  — die  kegel- 
förmige Kota  ihrerseits  durch  ein  viereckiges,  ge- 
zimmerte» Haus. 

Diesem  Urtypus  am  nächsten  kommt  die 
ceremissische  Kinin,  die  als  Küche  dient  und  nur 
ira  Sommer  bewohnt  wird.  Sie  hat  die  Thür 
meist  au  der  Gichelxcite , und  vor  dieser  erstreckt 
»ich  ein  Schutzdach.  Oft  schließt  sich  noch  eine 
heilig  gehaltene  Hinterkammer  für  Opfergerät  he 
an.  — Auf  die  grosse  Aelmlichkcit  dieses  dreitei- 
ligen Baue*  mit  dein  ostdeutschen  Hause  (vergl. 
Henning,  Das  deutsche  Haus,  S.  7t)  ff.)  sei  hier 
gleich  hingewiesen. 

Ob  auch  der  Badstube  die  conische  Form  je- 
mals eigen  gewesen,  bleibt  dahingestellt.  Ebenso 
wenig  lässt  »ich  für  dieselbe  ein  offener  Herd 
nachweieen.  Vielmehr  sagt  Heikel:  „Eine  Bad- 
stub«  iu  nördlicheren  Gegenden  ist  wahrscheinlich 
auch  immer  mit  einem  Ofen  versehen  gewesen, 
dessen  Ursprung  und  Anwendung  besonders  zu 
Schwitzbädern  man  wohl  im  Orient  suchen  muss.“ 

Bei  den  Badstubcn  an  der  Wolga  wird  die 
Ofettöffuung  oft  statt  zur  Thür  hin  gegen  die 
Seiten  wand  gerichtet,  wo  ein  Fenster  Lutt  gieht. 
Diese  Stellung  erscheint  als  typisch  hei  Mordwinen 

und  Gereroissen,  bei  der  moksan scheu  Stube  (kud) 
und  bei  einem  Theile  der  Hausbnuten  in  Estland. 

Ein  audercr  Typus  entsteht,  wenn  der  Ofefl  in 
den  Winkel  neben  die  Thür  vorrückt,  mit  »einer 
Oeflnung  gegen  die  andere  Seitenwand  gekehrt. 
Heikel  betrachtet  diese  Stellung  des  Ofens  in  den 
Riegen  und  Badestuhen  auf  cercmissischem  und 


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Heferate. 


275 


mordwinischem  Gebiet  als  Uebergang  zu  dem 
eigentlich  russischen  Typus;  der  im  Winkel  neben 
der  Thür  stehende  Ofen  kehrt  hier  seine  Oeffnung 
Ahlquist  dann  eine  Anzahl  sprachlicher  Gründe 
bei,  die  wir  hier  übergehen  müssen. 

Hei  der  Durchsicht  des  Heikel’ sehen  Buches 
haben  wir  uns  aber  überzengt,  dass  die  Analogien 
mit  deutscher  Bauart,  und  zwar  theils  skandina- 
vischer, theils  ostdeutscher,  theils  aber  auch  ober- 
deutscher, sich  anf  ein  weit  reicheres  Detail  er- 
strecken, als  Ahlquist  und  Heikel  selbst  es 
bemerklich  machen,  und  dass  diesen  constructiven 
Analogien  sprachliche  zur  Seite  treten , welche 
jeden  Gedanken  an  bloss  zufällige  Aebnlichkeiten 
beweiskräftig  ausschliossen. 

Zum  Eiuzeineu  übergehend  werden  wir  also 
Constrnktives  und  Sprachliches  absichtlich  nicht 
trennen,  sondern  möglichst  verbinden. 

Das  finnische  Haus  ist  auch  heute  noch  so  aus- 
schliesslich im  Block  verband  aufgel'ührt,  dass 
Heikel  eine  andere  Gunst ructious weise  in  Holz 
gar  nicht  erwähnt.  Er  kennt  zwar  verschiedene 
Block  schnitte,  unter  weichender  sinkka-salwo  gn- 
genauntc  mit  schw.  sinka,  d.  sinken,  nach  Baut  und 
Bedeutung  Überei u stimmen  dürfte.  Er  bringt  aber 
keine  allgemeine  Benennung  der  ganzen  Bauweise, 
entsprechend  den  deutschen  Verben  wetten  und 
stricken,  welche  das  Eugen  der  Hölzer  so  treffend 
bezeichnen.  Wir  vermissen  sie  ungern.  Denn 
gerade  die  äussere  Erscheinung  des  Blockbaues, 
jene  Eugung,  giebt  dem  finnischen  Hause  eine  auf- 
fallende Aebnlicbkeit  mit  dem  Alpenhause,  und 
legt  die  Eragc  nahe,  ob  diese  Aebnlicbkeit  nur  eine 
zufällige  sei,  eine  Anpassung  an  örtliche  Verhält- 
nisse, oder  oh  Ueberti'Hguug  und  Vererbung  mit 
im  Spiele.  Ohne  auf  die  Frage  naher  einzutreten, 
bemerken  wir  vorläufig  bloss , dass  die  scheinbare 
Bohrung  der  beiden  grossen  Gruppen  von  Block- 
bauteu  in  den  Alpen  und  itn  skandinavisch-finnisch* 
fdavischen  Norden  doch  wohl  nur  eine  später  eiu- 
gel retene  ist,  da  sich  einst  vorhandene  Zwischen- 
glieder zwischen  beiden  auf  weite  Strecken  nach- 
weisen  lassen. 

Zur  Blockbuuhütte  gehört  der  Keaaelhaken. 
So  weit  der  Mensch  sein  erstes  Obdach  nuter 
einem  Bau  mast  sucht,  so  weit  mag  auch  der  vom 
Zweige  herabhangende  Haken  als  unvermeidlich 
gelten.  Wenn  aber  die  entwickeltere  Form  dieses 
Kesselhnkens  vom  Bottnischen  Meerbusen  zu  den 
Juragegeuden  durchaus  dieselbe  bleibt,  wie  das 
faktisch  der  Fall  ist,  wir  meinen  jeneu  gezahnten 
hölzernen  Haken , von  dem  das  finnische  Rath  sei 
sagt: 

.Am  Herde  sitzt  auf  einer  Stange,  die  zwölf 
Zähne  hat , ein  schwarzer  Vogel,  der  auf  rothen 
Eiern  brütet,4 

— wenn  auch  der  eherne  Kochtopf,  der  daran 
hängt,  über  das  ganze  ungeheure  Gebiet,  so  weit 


wir  conBlatiren  konnten,  überall  dieselbe  zier- 
lich gebauchte  Bildung  zeigt,  so  muss  wohl  auch 
hier  ein  geschichtlicher  Zusammenhang  mit  unter- 
laufen. Diese  Veruiutliuug  wird  unterstützt  durch 
der  Hiuterwand  zu.  wo  die  Fenster  sich  befinden. 
Dieser  russische  Typus  hat  sieh  im  Laufe  der 
Zeiten  auch  unter  den  finnischen  Stämmen  sowohl 
au  der  Wolga  wie  in  den  Grenzgegenden  Finn- 
lands verbreitet,  am  meisten  iu  Kussisch-Karelien. 

Die  estnisch- finnischen  Häuser  weichen  aber 
vom  russischen  Typus  noch  in  zwei  anderen  Haupt- 
punkten ab:  Sie  haben  ursprünglich  nur  ein 

Stockwerk;  das  russisch- uowgorodsebe  Wohnhaus 
hat  deren  zwei,  indem  das  Erdgeschoss  als  Keller 
und  Stall  dient;  und  die  CHtnisch-fiuuischen  Feuer- 
stätten bestehen  meist  aus  Ofen  und  Herd,  wäh- 
rend der  Herd  dem  russischen  Ofen  fehlt,  weil  der 
Kusse  sein  Essen  im  Ofen  huckt. 

Zugleich  während  er  mit  «lern  Ofen  in  Verbin- 
dung tritt,  entwickelt  sich  der  estnisch  - finnische 
Herd  zur  sogenannten  takka  (sknnd.  stftkke),  die 
von  einem  KaminschosH  überwölbt  und  mit  einem 
Schornstein  versehen  ist.  In  dieser  tukka  findet 
Heikel  das  charakteristische  Kennzeichen  der 
tawastländischen  Bauart.  Daneben  steht  das  est- 
nisch-karelische tukkakiuas,  eine  Verbindung  des 
Ofens  mit  offenem  Herd.  Tritt  endlich  die  takka 
nicht  vor,  sondern  neben  die  Ofenüffnung,  von 
derselben  durch  eine  Mauer  getrennt,  so  erhalten 
wir  den  skandinavisch-östcrbottnischen  Typus. 

Zum  Schlüsse  sagt  Heikel:  „Beim  Forschen 

nach  den  Urtypen  der  estnischen  Gebäude  haben 
wir  gefunden,  dass  ursprünglich  die  Wohn- 
stubezugleich Bad stube  und  Itiege  gewesen, 
und  es  hier  und  da  noch  ist.  An  diese  Urzelle 
schloss  sich  zunächst  ein  Vorhaus  an,  oft  noch  als 
Stungeuflur  in  tonischer  Form.  Später  trennte 
sich  auch  die  Dreschtenne  vom  Vorhalts,  and  an- 
dererseits traten  mehrere  Kammern  hinzu.4 

Umgekehrt  erscheinen  in  Finnland,  entsprechend 
der  Bauweise  in  Skandinavien  und  Eitthauen, 
Wohnstube,  Tenne  und  Bndstulie  ursprünglich  als 
ganz  getrennte  Gebäude. 

Wir  treffen  also  hier  auf  einen  ähnlichen  Unter- 
schied, wie  auch  der  sächsische  uud  der  fränkische 
Baustil  ihn  zeigen. 

Ungefähr  zu  dcnsolbeu  Resultaten  war  auch 
schon  Ahlquist  (s.  o.)  gelangt.  Er  constatirt. 
dass  die  kegelförmige  kota1)  mit  der  FeuersteiU- 
in  der  Mitte  vor  der  Verbreitung  des  Ackerbaues 
bei  den  finnischen  Völkern  allgemein  war,  und  dass 
dieselben  ausserdem  als  Winterwubuung  in  die 
Erde  gegrabene  Höhlen  besessen,  deren  Dachstuhl 
uud  Dachluke  sich  über  dem  Erdboden  befanden 
(vgl.  Heikel,  S.  247  ff.).  Diese  Winter  wohn  an  g 


*)  Irrrhilmlloh  stellt  er  (S.  li»5)  Hütte,  schw. 
hydda  mit  lat.  casa  zusammen. 

35* 


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276 


Referate. 


hicaa  sauna.  Später  wurde  eie  ala  Badstube  be- 
nutzt. 

Für  die  Annahme,  dass  die  Finnen  bei  ihrer 
Ankunft  in  die  Oataeelander  gezimmerte  Häuser 
nicht  gekannt  oder  nicht  benutzt  haben,  bürgt 
der  Name.  Die  ahd.  hübala,  alera.  beli  kehrt 
wieder  im  Finnischen  haablat,  und  die  zweite  finni- 
sche Benennung  kraakku  klingt  an  an  das  nid. 
kram,  au/  welches  Diez  («Wörterbuch)  die  romani- 
schen und  mittellateiniachen  Formen  des  Wortes 
znröckführt. 

Im  russisch  - karelischen  Hause  findet  sich  ein 
als  Keller  dienendes  Erdgeschoss;  es  heisst  karsina. 
Wo  das  Erdgeschoss  fohlt,  rückt  die  karsina  in 
das  Wohngeschoss  auf  (in  Sawolaks.  Oesterbotten). 
Dieselbe  Einrichtung  treffen  wir  wieder  im  schwä- 
bischen Hause,  und  jener  Raum  trägt  hier  den 
Namen  eher  (eher,  ehern ; ker,  hem,  ker,  kfir,  kaer, 
kar).  Ob  dieses  Wort  das  d.  kar , GefH-ss,  soi, 
scheint  zweifelhaft;  möglicherweise  ist  kar,  Stock- 
werk (vgl.  Leser),  davon  zu  trennen  und  mit  un- 
serem ehern  und  dem  russisch -finnischen  karsina 
zusammenzustellen. 

Das  estnische  Haus  umgiebt  seine  Wohnstube 
öfter  nicht  nur  von  rechts  und  links  mit  anderen 
Stuben,  sondern  auch  vom  und  hinten  mit 
schmalen  Kammern,  deren  äussere  Wand  mit  dem 
tief  herabreichenden  Dache  auf  Stockhöhe  ztisam- 
menBtösst.  Die  Wohnstube  selbst  kann  also  nur 
Oberlicht  haben,  und  das  Haus  ist  ein  Innenhuus 
im  strengen  Sinne  des  Wortes.  Ueber  ähnliche 
Einrichtungen  im  nordischen  und  im  russischen 
Hause  s.  Henning,  d.  d.  H.  S.  101  f.  Auch  der 
Innenraum  des  burgundischen  Hauses  hat  heute 
noch  nur  Oberlicht  (s.  Literaturblatt  für  germ.  und 
rom.  Philologie,  188Ö,  Nr.  7).  Dasselbe  scheint 
der  Fall  zu  sein  mit  den  Wohnräumen  auf  dem 
bekannten  Baurisse  des  Klosters  St.  Gallen  aus 
dem  9.  Jahrhundert. 

Die  Einzelstellung  der  Tenne  (f.  rihi  oder 
rehcaluno,  awnja,  an)  erscheint  nochmals  im  tief- 
sten Süden,  im  Wallis.  Hier  heisst  das  zugleich 
als  Getreidescheune  und  als  Tenne  dienende  Ge- 
bäude heute  rakar,  in  Urkunden  des  XIII.  u.  XIV. 
Jahrhunderts  rascardus.  Verwandt  ist  damit  das  it. 
rascenna  = d.  Feldharfe.  Eine  deutsche  Form 
hist  oder  birst  kommt  in  Graubünden  vor. 

Der  in  einigen  Theilen  der  Schweiz  übliche 
Narao  wölbi  oder  wolbi  = Stul>endecke  war  bislang 
ein  Räthsel.  Es  ist  mir  aber  geglückt,  einige  alte 
Häuser  nufsnfinden , in  denen  die  Decke  wirklich 
gewölbt  ist,  und  zwar  meist  als  Tonnengewölbe, 
einmal  auch  als  Kreuzgewölbe.  Also  die  Wölbung 
war  wirklich  vorhanden , aber  wie  kam  man  dazu, 
eine  solche  in  Holz  zu  erstellen?  Heikel  ant- 
wortet hierauf:  „In  Finnland  erscheint  die  ge- 

wölbte Decke  als  zweites,  inneres,  unter  der  First 
erhöhtes  Dach.“  In  einem  Hause  aus  Nyland  be- 


schreibt er  sie  so  (S.  292):  „Die  Decke  war  un- 

eben und  ungespündet ; zwei  starke  Stämme  (Streck- 
balken) tragen  diese  Decke,  die  in  der  Mitte 
zwischen  den  beiden  Ständern  eben  ist  und  sich 
zu  beiden  Seiten  senkt.“  Und  in  einem  Hause 
ans  Sakylft  im  Gouverucment  Abo:  „Die  Wände 

tragen  die  durchbrochene  Decke  (wälikatto),  deren 
Bretter  auf  drei  Dachbalken  und  zwei  an  der  Ofen- 
wand befestigten  starken  Leisten  ruhen.  Die  Decke 
ist  am  höchsten  bei  dem  mittleren  Sparren;  von 
dort  senkt  sie  sich  gleichraässig  zu  den  Seiten- 
und  Ofenwänden  hinab.“  Diese  Decke,  „ein  be- 
sonderes Zwischendach“,  ist  in  der  Mitte  durch- 
brochen , um  den  Rauch  des  Kienspanfeuera 
entweichen  zu  lassen.  „Aber,  wie  die  durchbro- 
chene Decke  zeigt,  hatte  die  Stabe  im  Anfang  nur 
ein  Dach,  und  solche  alte  Häuser  sieht  man 
noch.“  (S.  271  f.) 

Die  Entwickelung  des  finnischen  Daches  und 
Dachstuhles  (f.  taakstooli)  ist  belehrend  für  dio 
Kenntnis»  des  unseligen.  Das  einfache  Stangen- 
dach besitzen  wir  allerdings  nicht  mehr,  aber  der 
Name  der  Riegeostange  (rawa)  kehrt  wieder  in 
unserer  rafe;  diese  selbst  heisst  finnisch  rawelot. 
Durch  Wegfall  der  Blockbalken,  die  das  Doch  ur- 
sprünglich tragen  (Dachpfetten),  wird  die  ehemalige 
Stangenlatte  zu  unserem  Dachsparren,  worüber  dio 
jetzige  neue  Latte  horizontal  sich  legt.  — Sehr 
beachtenswertb  ist  auch  das  finnische  Rinnendach, 
bestehend  aus  zwei  Schichten  gehöhlter  Latten, 
von  welchem  die  untere  dio  Höhlung  nach  oben 
kehrt,  während  die  obere  sich  mit  der  Höhlung 
über  die  Fuge  legt:  es  ist  haarscharf  der  Prototyp 
unseres  doppelten  Hohl  Ziegeldaches. 

ln  der  Badstube  der  Bergceremissen  (S.  23) 
ist  oberhalb  des  Ofens  ein  Topf  eingemauert,  in 
dem  man  das  Wasser  wärmt.  Solche  eingeroauerte 
Töpfe,  genannt  hellhafen,  kennt  auch  Schmeller 
(Bayer.  Wörterb.  I,  1080).  In  der  Schweiz,  wo  sie 
rollhafen  heissen,  habe  ich  nur  noch  wenige  Exem- 
plaro  getroffen;  in  der  Kindersprache  spielt  der 
Name  eine  grosse  Rolle:  .Bis  ordlig“,  heisst  es, 

oder  „du  chunst  in  rollhafe"  abeDU  — . „Als  Zierde 
dos  Ofens  [bei  den  Mordwinen]  dienen  röhren- 
förmige Vertiefnngcn  am  Ofengesims.“  Ich  besitze 
die  Photographie  eines  derartigen  Ofen«  aus  der 
Umgegend  von  Triberg  im  Schwarzwald.  — Der 
Raum  zwischen  Ofen  und  Wand,  allgemein  deutsch 
hell,  hölle,  heisst  fioniHch  kroko  ($.  275  f.),  in  der 
östlichen  Schweiz  ofe-chruz  oder  -chraz.  Neben 
dem  Ofen  steht  hier  wie  dort  ein  Lotterhett  , fin- 
nisch kosnna,  Fchweizerd.  gütsche.  — Endlich 
der  Platz  vor  der  Ofenöffnung  heisst  finnisch 
kruuhu  = Grube,  erinnernd  an  d.  Feuergrube. 

Der  Russe  hat  ein  Haus  ohne  Herd;  im  Winter 
kocht  er  in  Lehmtöpfen  im  Ofen,  im  Sommer  zündet 
er  anf  der  Dorfstrasse  ein  Feuer  an ; drei  über 
demselben  zusammengefügte  Stangen  tragen  den 


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Referate. 


277 


Kessel  (S.  86).  Das  lftngo  bardische  Blockhaus  in 
der  Küdschweiz  bcsass  ursprünglich  auch  keine 
Küche,  später  wurde  sie  unter  den  Wohn  raum 
▼erlegt. 

Virehow  (Verband!»  der  Berliner  anthropolog. 
Gesellschaft  vom  14.  Oct.  1887,  S.  585)  macht 
aufmerksam  auf  die  Aehnlichkeit  des  norwegischen 
stabbur  mit  dem  Speicher  des  alem.-schweiz.  Ge- 
birges. Fügen  wir  hinzu,  dass  derselbe,  wesentlich 
gleich  gebaut,  über  da*  ganze  Gebiet  auch  des  drei- 
sässigen  (s.  Anzeiger  für  schweizerische  Alterthums- 
kunde, Nr.  1,  1889)  und  des  langobardischen  Hauses 
verbreitet  ist.  Der  Stützei  mit  der  Steinplatte 
darüber  zur  Abwehr  der  Mäuse  ist  allgemein.  Be- 
sonders auffallend  ist  die  Aehnlichkeit  des  Walliser 
Speichers  mit  dem  der  Bergceremissen : beide  haben 
die  Thür  auf  der  Traufseite  und  im  Oberstock 
eine  vortretende  I.aube.  Warum  wohl  der  Speicher 
im  Deutschen  durchweg  diesen  lateinischen  Namen 
trägt?  Im  Tessin  heisst  er  torba,  im  Rhatoroiuani- 
schen  truasch  (vgl.  d.  dorf). 

Der  oberste  Boden  des  Hauses  heisst  finnisch 
wintt,  schw.  vind,  alem.  winde;  dazu  finnisch 
wintti-kamari  = Dachkammer. 

Ziehbrunnen  mit  hoher  llenkelsäule,  die  oben 
gegabelt  den  langen  Wagcbalkcn  trägt,  sind  in 
Finnland  allgemein.  Dieselbe  BruDoenform  trafen 
wir  im  südlichen  Elsnss  und  dem  angrenzenden 
Theile  von  Frankreich. 

Die  finnischen  Brote  ( juuri  - leipft)  sind  runde 
flache  Schwarzbrotkuchcn  mit  einem  Loch  in  der 
Mitte  zum  Aufreiben  an  Stangen.  Genau  dieselbe 
Brotform  und  Aufbewahrungsart  (doch  tritt  an 
Stelle  der  Stange  ein  dünnes  Seil)  kehren  wieder 
im  Wallis. 

Es  mögen  hier  noch  einige  unzweifelhafte  Ent- 
lehnungen aus  dem  Deutschen  in  bunter  Reihe  folgen: 

Im  russisch-karelischen  Haus  gehen  zwei  Balken 
(finnisch  balgi,  sonst  palk)  dem  Zimmer  entlang 
und  tragen  die  Lage  (finnisch  lagi).  — wes’ämpär 
= Wnssereimer,  — waatc-huone  Wat- 

kammer,  — winkkeli-kanpi  = Winkel-schaft,  — 
kellnri-traput  = Keller-treppe,  — tukki  = Hau- 
stock, — korsteini  = Schornstein,  — salkkari  = 
Salz-fass  (kar).  — Die  Wände  der  finnischen 
Wohnstube  und  der  Backstube  ruhen  auf  einem 
Sockel.  An  der  inneren  Seite  dieses  Sockels,  unter 
der  Stubendiele,  sind  Erdwälle  (finnisch  roultapenkki, 
schw.  mullbank,  d.  etwa  Moltenbank)  aufgeworfen; 
innerhalb  dieser  Erdwille  liegt  der  Keller.  — Die 
nordische  Loft  stabe  ist  bekannt,  sie  heisst  finnisch 
lnhti. 

Diese  wenigen  Notizen  mögen  genügen,  um 
auf  die  reiche  Ausbeute  aufmerksam  zu  machen, 
welche  Heike  Ts  Buch  der  deutschen  Hausfor- 
schung  bietet. 

Noch  erübrigt  die  Frage,  wie  man  »ich  die 
vielfachen  Analogien  finnischer  Bauart  mit  deut- 


scher zu  erklären  habe,  ob  als  directe  (Jeher  tra- 
gnng  und  Vererbnng,  oder  so,  dass  das  finnische 
Haus  eine  frühere  Culturstufe  darstellte , von 
welcher  im  deutschen  Hause,  das  diese  Stufe  im 
Ganzen  längst  überschritten,  einige  analoge  Ueber- 
reste  stehen  geblieben  wären.  Meiner  Ansicht 
nach  dürfte  letzteres  der  Fall  sein  z.  B.  beim  Block- 
bau, ersteres  aber  namentlich  überall  da,  wo  mit 
der  Sache  auch  das  deutsche  Wort  ins  Finnische 
übergegnngen  ist. 

Ans  der  Vergleichung  der  Grundrisse  finnischer 
Wohnungen,  wie  wirsie  bei  Heikel,  S.  207  ff.  zn- 
sammeugestellt  finden,  mit  den  Grundrissen  ost- 
deutscher Häuser,  welche  Henning  (D.  d.  H.,  S.  80 f.) 
giebt,  erhellt  bis  zur  Evidenz,  dass  die  Eintei- 
lung beider  in  ihren  Hanptzügen  identisch  oder 
doch  sehr  ähnlich  ist.  Die  übrigen  Analogien 
hinzngenomtnen,  dürfen  wir  es  wohl  auszunprechen 
wagen : Das  finnische  Haus  ist  in  wesentlichen 

Theilen  ein  nord-  oder  ostdeutsches,  und  die  zuerst 
befremdenden  Aehnlichkeiten  und  Lebereinstim- 
mungen mit  einzelnen  Theilen  und  Zubehörden 
des  oberdeutschen  Hauses  beruhen  auf  dem  ge- 
schichtlichen Zusammenhänge  des  nordischen  und 
des  ostdeutschen  mit  dem  oberdeutschen  Haustvpus. 

Aarau,  d.  31.  Juli  Ins9.  J.  llunziker. 

13.  Sprachvergleichung  und  Urgesohichte. 
Linguistisch- historische  Beitrage  zur  Erfor- 
schung des  indogermanischen  Alterthums  von 
0.  Schräder.  Zweite  vollständig  umgear- 
beitete und  beträchtlich  vermehrte  Auflage. 
Jena,  Costenoble,  1890.  8.  684  S. 

Die  Quellen,  aus  denen  wir  die  Kenntnisse  des 
indogermanischen  Alterthumes  schöpfen,  sind 
wesentlich  dreierlei.  Alt«  L'eberlieferungen  sagen- 
hafter Art.  denen  aus  geschichtlichen  und  geogra- 
phischen Ueberliefemngen  gewonnene  Analogien 
als  Stütze  dienen,  erhaltene  greifbare  Leberblei bscl 
aus  der  Urzeit  selbst,  endlich  die  Sprachen  der 
indogermanischen  Stämme.  Ans  diesen  letzteren 
ist  bekanntlich  erst  der  Begriff  „indogermanisch“ 
gewonnen  worden,  und  in  der  Entfaltung  der  Ur- 
gcschichtswissenschaft  sind  sie  die  Wegweiserinnen 
und  Leuchten  gewesen.  Schräder  stellt  im  ersten 
Theile  seines  Buches  ausführlich  dar,  wie  die  Sprach- 
forschung seit  J.  Adelung,  oft  fehl greifend,  doch 
immer  fortschreitend,  sich  an  der  Erschliessung 
der  Cult  ur  des  indogermanischen  Urvolkes  betheiligt 
hat.  Man  ist,  wenn  man  die  vorliegende  Auflage 
von  Schrader’s  Buch  mit  der  ersten  vergleicht, 
versucht  anzunehmen,  die  „linguistische  Paläonto- 
logiu“  habe  den  Höhepunkt  ihrer  Leistung  schon 
überschritten  und  sei  in  der  Zersetzung  begriffen. 
Während  die  prähistorische  Archäologie  an  Halt 
zusehends  gewinnt  und  allmälig  bestimmter  sich 
ausser»  kann,  muss  die  Sprachforschung  jetzt  erst 
mit  aller  Behutsamkeit  die  Grenzen  ihrer  Aufgabe 


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278 


Referate. 


und  ihres  Vermögens  finden,  die  Unzulänglichkeit 
des  Materiales  oder  die  Verarbeitung  desselben 
bekennen,  und  sie  hat  für  die  wichtigsten  Fragen 
gar  keine  Hoffnung  auf  neues  auf  klärendes  Material 
mehr;  was  sie  mit  dem  Vorhandenen  nicht  zu  leisten 
vermag,  wird  von  ihr  überhaupt  aufgegeben  werden 
müssen.  Sch  rader  hat  dus  Verdienst,  die  Schranken 
der  Sprachforschung  vielleicht  am  schärfsten,  nach* 
drückt  ichsten  betont  zu  haben.  Sein  Huch  enthalt 
ferner  so  ziemlich  Alles,  was  die  Sprachen  für  dio 
Aufhellung  der  alten  Culter  Sicheres  bieten  und 
dazu  eine  Fülle  von  Mittheilungen  aus  jenen  Quellen, 
die  ieh  oben  als  erste  Gattung  bezeichnet«}.  Wenn 
ich  im  Folgenden  einige  kritische  Hemerkungen  zu 
dein  vorliegenden  Huche  mache,  so  beschränke  ieh 
mich  auf  das  mir  und  dieser  Zeitschrift  um  nächsten 
liegende  Gebiet,  auf  die  Germanen  und  Deutsch- 
land. Was  nun  die  Verwert hung  der  germanischen 
Sprachen  aulangt,  so  ist  der  Verfasser  nicht  durch- 
weg  ganz  sicher  *)t  er  scheint  mit  einiger 
Schwierigkeit  die  II  ülfs  mittel  erstes  Hand  zu  he* 
nutzen.  So  ist  die  Anwendung  der  Wellentheorie 
auf  die  deutschen  Dialekte  S.  94  IF  sehr  unbefrie- 
digend  ausgefallen.  Da»  Kriterium  uo  : ua  hätte 
ganz  wegbleiheu  dürfen,  da  un  sich  auch  im  Bay- 
rischeu  findet;  hei  den  übrigen  tritt  die  ganz  be- 
sonders wichtige  zeitliche  Aufeinanderfolge  nicht 
hervor.  Was  Schräder  in  seiner  Karte  S.  95 
Kiisaminengenomtnen  hat.  lässt  sich  als  Analogie 
für  die  Urzeit  nicht  verwert hen,  da  wir  in  Deutsch- 
land zwei  sprachlich  durch  altere  Trennung  unter- 
schiedene Gruppen  neben  einander  haben,  bei  denen 
gegenseitiges  Uebersch lagen  der  Verändern ngs- 
welton  durch  die  schon  bestehende  Kluft  fast  ganz 
verhindert  wurde.  Nur  für  die  tlmtsächliche  Ver- 
breitung von  Sprach&n  der  ungen  in  wellenartigem 
Fortschreiten  überhaupt  ist  die  Verbreitung  der 
sogeuannten  «weiten  Lautverschiebung,  dann  aber 
auch  die  Wandlung  von  i.  u,  ü in  ai.  au,  eu  auf 
oberdeutsch  -fränkischem  Gebiete  beweisend.  Zur 
Veranschaulichung  der  Wellen  hätte  aber  die  Karte 
ganz  anders  gezeichnet  werden  müssen  als  es  von 
Schräder  geschehen  ist.  In  grammatischen  Dingen 
ist  unser  Verfasser  nicht  immer  verlässig.  Es  ist 
hier  nicht  der  Ort,  dies  ausführlich  zu  begründen, 
ich  verweise  deshalb  in  aller  Kürze  auf  Folgendes. 
S.  1 53,  Anra.  *•*)  statt  büit  bitiini  sollte  es  wohl  behalte 
(bebaite)  hitume  heissen;  S.  117  angelsächsisch 
cyse  giebt  es  nicht,  es  muss  eyee  oder  (älter)  cese 
heissen;  S.  17H  althochdeutsch  bahhan  darf  doch 
nicht  = griechisch  cj  tSyu  gesetzt  werden,  obwohl 
es  vorn  gleichen  Stamme  ist.  S.  180  sind  sehr 
wichtige  (Jcbereinst  im  mutigen  zwischen  dem  Latei- 
nischen und  Germanischen  überleben,  so  die  Prono- 
mina gothisch  hwashnn , nwazuh  ==  lateinisch 

*)  Seine  Baiipülürk«  «iud  die  arischen  Sprache« 
uud  Cultun-n  in  Asien. 


quisqunm,  ijuisque,  der  Adverbia  jau.  nauli,  f>au, 
|>au  = lateinisch  jain , nunc,  turn,  tarn;  sie  all*» 
deuten  anscheinend  aut  lange  Berührung  der  Italer 
und  der  Ostgermanen.  Was  heisst  8 304  „der  ger- 
manische Ausdruck  für  das  Eisen  l rauta  =■  rnudi)“  ? 
rauta  ist  finnisch  uud  geht  auf  germanisch  rautha 
zurück,  bietet  aber  nicht  seihst  eine  germanische 
Form.  S.  343  scrama  kann  mit  altnordisch 
skalm  schlechterdings  nicht  vereinigt  werden. 
S.  3fi9  sundh, Süden,  soll  zu  „aund“,  Meer,  gehören; 
das  ixt  unmöglich;  warum  nimmt  Schräder  die 
Beziehung  zu  sunna,  Sonne,  uicht  an?  S.  37 1 gothisch 
bleiduma  ist  doch  wohl  Superlutiv,  und  kann,  ehe 
es  die  Bedeutung  „links”  annahni,  nicht  „schief“, 
sondern  höchstens  „am  abschüssigsten“,  „am  tief- 
sten” bedeutet  haben;  dass  es  den  Gegensatz  zu  der 
Grundbedeutung  von  „rechts"  gebildet  habe,  ist  ganz 
willkürliche  Annahme;  im  Gothischen,  wo  das  Wort 
bleiduma  allein  vorkommt,  heisst  „rechts“  immer 
taihsva,  d.  i.  mittelhochdeutsch  zeswe , lateinisch 
dex-ter.  Für  sktldux,  das  Schräder  8.  335  uner- 
klärt lässt,  liegt  der  Zusammenhang  mit  skcllan. 
dröhnen,  nahe  nicht  bloss  wegen  der  von  Tacitu» 
erwähnten  Sitte,  sondern  auch  wegen  des  fest- 
stehenden I’rädicates,  z.  B.  hei  den  Angelsachsen: 
dvuedoii  scildas,  es  dröhnten  die  Schilde.  Der 
Name  der  nordischen  Münzen,  isländisch  eyrir. 
dänisch  öre,  kann,  wenn  er  südländisch  ist,  nicht 
wohl  r=  aurura,  sondern  nur  = aureus  (aurius) 
sein;  wäre  also  völlig  gleich  unserem  „Gulden“. 
Eibe  und  Bogen  sind  nicht  nur  im  Altnordischen 
(Schräder  S.  337)  Synonyme, sondern  auch  im  ( Alt- 
hochdeutschen ? und)  Mittelhochdeutschen.  Staim- 
hört  im  Hildcbruudslied  ist  nicht  = Steinaxt,  denn 
hört  ixt  nun  einmal  nicht  = barta,  am  ehesten 
Imdeutet  es  Steinschild,  d.  i.  mit  Steinen  verzierter 
Schild  (angelsächsisch  [»rvdbord  sicunn,  eiueu  Schild 
mit  Steinen  besetzen);  jedenfalls  darf  das  Wort 
nicht  als  Beweis  für  das  Fortdauern  steinerner 
Aexte  verwendet  werden.  — Da»  germanische  Alter- 
thum  ist  an  einzelneu  Stellen  von  Schräder  etwas 
obenhin  behandelt  worden.  Von  mythologische u 
Dingen  will  ich  wegen  der  jetzt  im  Umschwung 
begriffenen  Meinungen  absehem.  Aber  die  Isländer  1 1 
hätte  der  Verfasser  nicht  mit  «len  Römern  verbinden 
sollen,  wie  er  es  S.  256  gethan  hat!  Den  isländischen 
Kämpen  Skallagrimr,  eine  historische,  uns  ziemlich 
genau  bekannte  Persönlichkeit,  hätte  er  nicht 
nelteu  Jung  Sigfried  (als  Schmied)  stellen  sollen. 
Was  heisst  S.  226  „schon  im  Rigsmäl  begegnet 
ein  Smidhr“?  Vcrk««r  »st  vom  hohen  Alter  der  Be- 
zeichnung „Sch  inid“  die  Rede;  das  Gedicht  Rigsmäl 
ist  aber  jünger  als  z.  B.  Kart  der  Groase.  Du 
germanische  „Sturmgabel“  S.  341  ist  mir  bishei 
unbekannt  gewusen;  Schräder  hätte  doch  einen 
Beleg  für  diese  deutsche  Waffe  bringen  sollen. 

*)  IxUml  wurde  wil  etwa  874  besiedelt. 


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Heferate. 


279 


Dürfen  wir  mit  Schräder  8.257  wirklich  «»nehme», 
«lass  zu  Herodot's  Zeiten  die  Germanen  in  der 
Nachbarschaft  von  Siebenbürgen  sassen?  *)  Geogra- 
phische Bedenken  erweckt  mir  auch  diu  Bemerkung 
S.  2SJI  , dass  das  Kupfer  vom  hohen  germani»» bell 
Norden  (d.  i.  wohl  Skandinavien?)  in  du*  Irische 
und  Cornische,  Finnische,  Lappische,  Estnische 
«ingedruugeu  sei.  icli  weis*  nicht,  wann  bei  den 
Iren  das  Kupfer  zuerst  Auftritt;  jedenfalls  liegt  es 
näher,  an  Entlehnung  von  den  Angelsachsen  za 
denken,  die  ja  das  Wort  auch  besassen,  als  an  Ent- 
lehnung von  den  Nordlnuten,  die  erst  um  800  in 
Verbindung  mit  den  britischen  Inseln  traten  und 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dort  erst  da*  Wort 
Kupfer  (coper)  kennen  lernten.  Sollten  aber  nicht 
die  Iren  direct  vou  dun  Kornern  die  Bezeichnung 
entnommen  haben? 

Ich  will  von  ähnlichen  Schwachen  absehen  und 
zum  Schluss  den  Hauptmangel  des  Buches  berühren. 
Die  prähistorische  Archäologie  war  dem  Verfasser  bei 
tler  Bearbeitung  der  ersten  Auflage  so  gut  wie 
ganz  fremd  geblieben.  Ich  wies  in  einer  Bespre- 
chung derselben  auf  den  Mangel  hin  und  zählte  die 
Namen  der  bahnbrechenden  nordischen  Forscher 
auf,  in  der  Hoffnung,  bei  einer  zweiten  Atillage 
deren  Arbeiten  verwertbet  zu  sehen.  Schräder 
hat  dieselben  über  ungelegen  gelassen,  sich  darauf 
beschränkt,  die  von  mir  genannten  Namen  gleich- 
falls in  einer  Anmerkung  aufzuzählen.  Inh  brauche 
hier  keine  Lanze  für  die  nordische  Bronzezeit  und 
Bronzeruit ur  zu  bivehen,  nicht  auf  die  Bedeutung 
tler  Hallstadt-  und  La  Tine  - Periode  einzugehen, 
sondern  kann  mich  darauf  bondiränken,  recht  nach- 
drücklich darauf  hinzu  weisen,  dass  Schräder  durch 
die  einseitige  Benutzung  der  Lindenschm  it’schen 
Werke  sich  werthvoller  Stützen  seiner  Darstellung 
beraubt  hat  und  das»  er  durch  Benutzung  der  nor- 
dischen Arbeiten  *)  in  den  Stand  gesetzt  worden 
wäre,  manche  nichtssagende  Angabe  durch  be- 
stimmtere. manche  Verkehrtheiten  (wie  von  den 
iranischen  Schwertern  bei  den  Ostgermauen  S.  342) 
durch  richtige  Mittheilungen  zu  ersetzen. 

Der  Prähistoriker  wird  also  die  Verbindung 
seiner  Resultate  mit  deuen  der  Sprachvergleichung 
— und  letztere  giebt  trotz  kleiner  Verstösse 
Schräder  im  Ganzen  verlässig  — seihst  her- 
stellen  müssen;  eine  Aufgabe,  die  zu  gründlicher 
Durchforschung  des  Sch  rüder' sehen  Buches  reizen 
dürfte.  Ich  möchte  von  den  fleiwsig  gearbeiteten 
Buche  nicht  scheiden,  ohne  nach  dem  Tadel  noch 
einmal  das  Lob  ausgesprochen  zu  haben,  dass  ea 

*)  Sieh«*  Much’«  Bemerkungen  KorrenpomleitzhlaU 

18,  8*  188  tf. 

*)  Natürlich  auch  der  sich  anschließenden  deutschen, 
soweit  sie  den  Tj|)«n  der  lSodenfuode  gerecht,  werden; 
ein  misAtnnienfasMUide*  Werk  üt  er  die  Bronze-  und 
Kineiir.eit  haben  wir  vou  deutschen  Forschern  noch 
nicht. 


eine  Fülle  interessanten  Stoffes  und  eine  Menge 
sicherer  Ergebnisse  enthält.  (Zur  Ergänzung  wird 
das  gegen  di«  erste  Auflage  gerichtete,  aber  erst 
jüngst  erschiene  Buch  von  Rrudko:  „lieber  Me- 
thode und  Ergebnisse  der  arischen  Alterthum»' 
Wissenschaft"  benutzt  werden  müssen,  das  mir 
jedoch  noch  nicht  zugänglich  ist,] 

O.  Brenner. 

14.  Die  deutschen  Kunendenkmäler  heraus- 
gegeben  von  Rudolf  Henning.  Mit  4 Tafeln 
und  20  Holzschnitten.  Mit  Unterstützung 
der  köuigt.  pruuss.  Akademie  der  Wissen- 
schaften. Strasburg  bei  Trübucr,  188!).  VIII 
und  156  8.  Text  io  Fol.  85  Mark. 

Der  R u neu  1« »racher  muss  immer  noch  seine 
Materialien  au  weit  aus  einander  liegenden  Orten 
zusumnt! ii holen.  Noch  besitzen  wir  keine  Sammlung 
der  norwegischen,  der  gesummten  schwedischen, 
keine  genügende  der  dänischen  und  angelsächsi- 
sche» Kunendenkmäler,  noch  vor  Kurzem  auch  keine 
der  festländischen.  Demi  das  grosse  Werk  von 
George  Stephens:  „The  Old  Northern  Itunic 

Monuments'“,  3 Vol.  in  Fol.,  und  der  Auszug  dar- 
aus: „Haudhook  of  the  ON KM “ , enthält  wohl  so 
ziemlich  Alles,  was  von  alten  Runenmschrifie» 
bewahrt  ist  in  schöuen  Nachbildungen,  meist  auch 
genauer  als  in  den  früheren  Veröffentlichungen, 
alier  immer  noch  auch  in  der  mechaui&cbcu  Wieder- 
gabe nicht  ganz  genügend ; die  Lesung  und  Deu- 
tung der  Inschriften  bei  Stephens  aber  sind  nach 
Methode  und  Erfolg  ganz  und  gar  misslungen. 
Stephen s stellt  auf  dem  Gebiet  der  Kunenforschung 
jenen  auch  »onst  weit  verbreiteten  Typus  de»  fana- 
tischen, mit  reichen  äusseren  Mitteln  arbeitenden 
Gelehrten  dar,  der  weito  Kreise  bestrickt,  indem  er 
durch  grosses  Material  ihre  Bewunderung  erregt, 
durch  schön  ausgestattet»'  Bücher  Leser  gewinnt, 
durch  scharfe,  verächtliche  Kritik  sich  einen 
Nimbus  giebt  und  endlich  seinen  Lesern  dadurch 
schmeichelt,  das»  er  ihnen  wenig  zumut het;  es  er- 
giebt  sich  eine  schöne  Behauptung  nach  der  anderen 
ohne  Schwierigkeit,  da»  zuletzt  gewonnene  Resultat 
ist  glatt,  ohne  Lücken  und  leicht  in  Schlugworteu 
wiederzugoben.  Schade  für  die  Summen,  welche 
auf  die  Herstellung  der  Monuments  und  des  ILtnd- 
lmok  verwendet  wurden;  auch  für  die  Arbeit  die 
sich  Stephens  dabei  selbst  zugeiuuthc-t  hat!  Sind 
eimuul  die  Denkmäler  des  Nordens  und  Englands 
in  EinzeDammlungen  wissenschaftlich  verarbeitet 
— wozu  enibte  Vorbereitungen  schon  längst  ge- 
troffen sind  — , dann  werden  die  stattlichen  Bände 
der  Monument»  nur  mehr  als  Curiosa  und  als 
Bilderbücher  angesehen  werden.  Für  die  deut- 
schen Runen  ist  durch  Henning  schon  ge- 
leistet, was  im  Norden  erst  angestrebt  wird. 
Nicht  als  ob  ich  die  „Kunendenkmäler"  schlechthin 
als  Jdeul  eine»  Runenwerxes  bezeichnen  wollte.  Im 


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280 


Referate. 


Gu^'cntlieil,  ich  habe  einige  grnnilaStjIiche  Au»- 
Stellungen  über  die  ganze  Erscheinungsweise  za 
machen.  Man  sieht  nicht  recht  ein,  für  welche 
Leser  oder  Käufer  da«  Buch  bestimmt  ist  Die 
Ausstattung  and  der  Preis  lassen  vermuthen,  dass 
es  als  Prachtwerk  and  Schaustück  für  Liebhaber- 
bibliotheken gedruckt  ist.  zum  Durchblättern  and 
Naschen.  Ein  Blick  in  den  Text  dagegen  belehrt 
uns  sofort,  dass  der  Schein  uns  trog.  Es  wird  dem 
Leser  ganz  gehörige  Arbeit  zugomuthet  und  eine 
Summe  von  sprachgeschichtlichen  und  archäolo- 
gischen Kenntnissen  bei  ihm  vorausgesetzt,  wie  sie 
hei  „Bücherfreunden44  nur  selten  sich  finden  dürften. 
Das  inschriftliche  Material  nimmt  hier  einen  an- 
gleich beschränkteren  Kaum  ein  als  z.  B.  im  Corpus 
inscriptionnm  Latinarum,  der  monumentale  Theil 
des  Ganzen,  dem  allein  die  Ausstattung  angemessen 
ist,  Hesse  sich  auf  den  achten  Theil  des  Buches 
zusa  tu  tuend  ran  gen  *).  Die  grosse  Breite  in  der 

Darstellung  des  inschriftlichen  und  archäologischen 
Befundes  mag  immerhin  geboten  gewesen  sein,  um 
Abschliessendes  zu  liefern , die  umständliche  Be- 
gründung von  Deutungsversuchen,  die  der  Heraus- 
geber selbst  wieder  verwirft,  würde  aber  auch  iu 
einem  Artikel  in  einer  Fachzeitschrift  etwas  be- 
fremden. Henning*»  ..Methode44  schenkt  eben 
dem  Leser  gar  nichts.  Ist  nun  alter  auch  durch 
die  Zerdehnung  des  Stoffes  und  die  Ausstattung 
de«  angeschwellten  Buches  der  Preis  desselben 
über  Gebühr  gesteigert,  seine  Verbreitung  in  den 
Kreisen  der  berufsmässigen  Forscher  bedauerlich 
eingeschränkt , so  bleibt  es  doch  ein  hochbedeut- 
sames Werk,  eine  verlässige  Quelle,  eine  gesicherte 
Grundlage  und  oiu  gutes  Vorbild  für  künftige  For- 
schung. Die  nordischen  Inschriften  haben  in  Sophus 
Dugge  und  Ludwig  Wimmer  behutsame  und 
mit  den  uöthigen  Kenntnissen  ausgestattete  Er- 
klärer gefunden,  das  Verständnis»  der  festländischen 
ltunendenkmäler  aber  Hess  auch  nach  den  Arheitcn 
von  W.  Grimm,  Konrad  Hofmann,  K.  Möllen- 
hoff, Riogor,  Dietrich  n.  A.  bis  auf  die  Gegen- 
wart herab  viel  zu  wünschen  übrig.  Henning 
hat  nun  zum  ersten  Mnle  sümmtliche  festländischen 
(deutschen,  wie  er  sagt)  Runen  Inschriften  vereinigt 
und  systematisch  erklärt.  Natürlich  kamen  ihm 
die  Forschungen  der  nordischen  Uunologen  über 
die  nordischen  Runen  und  deren  Vorgeschichte  auf 
Schritt  und  Tritt  zu  statten ; ist  doch  das  von  ihnen 
behandelte  Material  viel  viel  grösser  und  ausgie- 
biger als  das  „deutsche“.  Dass  es  überhaupt  deutsche 
Rauen  gab,  hat  Henning  nicht  zu  beweisen  ver- 
sucht; wohl  mit  Recht.  Die  Ansicht  Stephens, 
dass  alle  in  Deutschland  gefundenen  Runenstückc 
„Wanderer**  seien,  verirrte  nordische  oder  angel- 


')  Eine  kurze  Zusammenfassung,  die  Manchem  schon 
genügen  wird,  hat  Henning  Mlust  auf  Seite  1&&  bis 
141  gegeben. 


sächsische  Erzeugnisse,  bedarf  keiner  Wider- 
legung. 

Die  von  Henning  besprochenen  und  abge- 
bildeten Denkmäler  sind  19  an  der  Zahl;  die 
Inschriften  finden  hier  in  aller  Kürze  Platz  (ich 
gebe  sie  nach  Henning'*  Letuug,  unsichere  Zei- 
chen in  Cursiv): 

1)  Speer  von  Kowel:  T1LARIDS  (Name). 

2)  Speer  von  Müncheberg:  RAN  NG  A (Name). 

3)  Speer  von  Torcello:  JMN  NG  A (Name). 

4)  (»oldring  von  Pietroassa:  GUTAXIO  WI 

HAILAG  („Das  gotische  heilige  Göttereigen-). 

5)  Spange  von  Ciurnsy  (Burgund): 
FUlWRKGWIIXIJ  ' : ZSTBEM  (Alphabet), 
U’FXPAl  i II)  | DAN  i KIANO  I EIA  („Es 
möge  die  Gattin  des  Idda  sie  [die  Runen] 
herausfinden44). 

6)  Spange  von  Osthofcu  (Hessen): 

GO  : ; FURAD  : : D : : OFILEG, 

ergänzt  GO /AE  FURAD  LODAJtO  FILEG 
(„Befiehl  den  Weg  der  Hinfälligkeit  Gott-?). 

7)  Spange  von  Freilauber-dieim  (Rheinhessen) : 
BOSO  : WRAET  RUXA  : l‘[I]K  . DA PEN A : 
GO  : D : („Boso  ritzte  die  Rune,  dich,  Da- 
theua,  begrüsste  er44);  das  letzte  Wort  er- 
gänzt Henning:  GOIDA 

8)  Grössere  Spange  von  Nordendorf  (Schwaben) : 
LOGA  PORE  WODAN.  WIGI  PONAR  („Die 
Heirath  ersiege  Wodan!  Weihe  Donar!“). 
Und  von  anderer  Hand:  AWA  LEUBWIN1E 
(„Awa  dem  Leubwine“). 

9)  Kleinere  Spange  von  Nordendorf: 

BIULNIO  ELK  („Der  Schenkin  Elk44). 

10)  Emser  Spange:  UBADA  MADAX  („Wada 
dem  Mado44). 

11)  Friedberger  Spange  (Wetteraa): 
MJRUMIILD  (Name). 

12)  Berliner  Ring:  ALU  (V  Formel?). 

13)  Bracteat  von  Waptio;  SABAR  (Name). 

14)  Zweiter  Berliner  Bracteat:  WAIGA  (Name). 

15)  Dannenberger  Bracteaten : GLEARGIZ 
REURGZ  („Glearg  der  Schwache41). 

IG)  Bracteat  von  Heide  (Ditiuarschen): 

ALU  (siehe  Nr.  12). 

17)  Berliner  Thonkopfchen : FULGIA  („Folge- 
geist-). 

iS)  Spange  von  Enger*  (Kheinprovinz): 

LEUB  („Lieb44?  Name),  vielleicht  gefälscht. 

19)  Spange  von  Kehrlich  (Rheinprovinz): 
WODAXA  HAILAG  (Fälschung). 

Die  Inschriften  sind  ihrem  Inhalt  nach  höchst 
unbedeutend;  alle  sind  in  ungebundener  Rede  ab- 
gefasst und  kurz.  Von  historischer  Bedeutung  ist 
allenfalls  Nr.  4,  für  die  Mythologie  Nr.  8 zu  ver- 
werthen.  Dennoch  sind  sie  uns  werthvoll.  Einmal 
als  Zeugnisse  für  die  Verbreitung  der  Runenschrift. 
Mag  Henning’»  Liste  auf  S.  141  auch  etwas 


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* Referate. 


281 


unsicher  sein,  wonach  wir  gothischc,  hurgundischc 
und  rngische  (?)  Denk  ml  ler  neben  westgermanischen 
[fränkischen,  alemannischen,  langobardisch*- sächsi- 
schen (?)]  Inschriften  zu  unterscheiden  hätten  l),  so 
ist  doch  die  gotische  Herkunft  von  Nr.  4 sicher, 
von  Nr.  1 wahrscheinlich,  die  burgundische  von 
Nr.  5,  die  fränkische  von  7,  10,  11,  die  aleman- 
nische von  8,  9 unzweifelhaft,  die  niederdeutsche 
von  15,  10  durch  den  Fundort  zwar  nicht  bewiesen, 
aber  doch  glaubhaft  gemacht.  Die  sämmtlicheu 
germanischen  Stämme  oder  Stannngruppen  kannten 
und  verwendeten  somit  die  Runen,  und  zwar  in  den 
gleichen  Formen,  denen  des  früher  für  jünger  ange- 
gebenen Futharkea  von  24  Zeicheu.  Recht  auffällig 
ist,  dass  unter  den  sicher  zu  lesen deu  Worten  der 
Inschriften  so  wenige  sofort  bekannt  erscheinen,  dass 
auch  die  Namen  zum  allergrössten  Theil  sich  in 
anderen  Ucberliuferungen  nicht  in  entsprechender 
Gestalt  auffinden  lassen.  Man  wäre  fast  versucht, 
den  Metallarbeitern  des  Südens  noch  geringere 
Fertigkeit  im  Schreiben  zuzutrauen  als  deu  nordi- 
schen Steinmetzen.  Vor  Allem  scheint  die  Isoli- 
rung  der  Laute  ihnen  Schwierigkeiten  bereitet  zu 
haben,  trotzdem  sie  eigentlich  in  ihrer  Poesie,  im 
Stabreim,  Anleitung  und  Uebung  hierfür  hatten. 
Aber  freilich  anlautende  Buchstaben  sind  leichter  zu 
isoliren  als  inlautende. 

Für  die  Geschichte  der  Runenschrift  ergiebt 
sich,  wie  Henning  ausführt,  aus  der  vergleichenden 
Betrachtung  der  „deutschen“  Zeichen  nicht  eiue 
endgültige  Lösung  der  mancherlei  noch  bestehenden 
Zweifel,  aber  doch  ein  etwas  festerer  Boden  für 
künftige  Arbeiten.  Dass  die  Runen  aus  dem  Süden 
stammen,  und  zwar  aus  einem  Vorbild,  das  den 
italischen  Schriften  am  nächsten  stand,  wohl  aus 
einem  italischen  Vorbild  selbst,  daran  wird  man 
nicht  mehr  rütteln  dürfen  ; seit  Wim  mer’s  gründ- 
lichen Untersuchungen  ist  für  die  meisten  Runen- 
zeichen das  Vorbild  festgcstellt.  Einige  Gleichungen 
des  verdienten  Dänen  glaubt  Henning  nicht  aner- 
kennen zu  dürfen , ohne  durchweg  andere  an  die 
Stelle  setzen  zu  können.  Hier  hat  die  Zukunft, 
vielleicht  ein  neuer  Fund,  vielleicht  eine  neue 
Analogie,  Aufklärung  zu  bringen.  Wichtig  ist,  dass 
s£hoii  in  den  ältesten  Inschriften  des  Südens  wie 
des  Nordens  einige  Runen  in  verschiedener  Gestalt 
erscheinen,  die  nach  Henning  nicht  aufeine  Runen- 
form  zurückzuführen  wären,  sondern  deren  ver- 
schiedenes Aussehen  auf  wiederholter  Beeinflussung 
durch  die  lateinische  Schrift  beruhte.  An  und  für 
sich  ist  Henning’»  Auffassung  recht  wohl  mög- 
lich. Der  Vergleich  mit  der  lateinischen  Schrift, 
2.  B.  auf  Münzen,  lag  nicht  nur  nahe,  sondern  ist 
auch  nachweisbar  gemacht  worden.  Man  batTheile 
lateinischer  Inschriften  auf  Bracteaten  in  Runen 
umgesetzt,  siehe  S.  Bugge:  Aarb.  f.  nord.  Old- 


l)  Die  Fragezeichen  setzt  Henning  selbst. 

Archiv  fttr  Anthropologie.  IW.  XIX 


kynd,  1871,  S.  173  ff.  Aber  ich  sehe  nicht,  dass 
wirklich  die  Runeuzeiclien  durch  auswärtigen  Ein- 
fluss geändert  sein  müssen.  Künftige  Funde  werden 
auch  hierüber  — und  die  Frage  ist  nicht  gleich- 
gültig — Aufschluss  gelien. 

Für  ein  Zeichen,  nämlich  für  J nimmt  Hen- 
ning eine  andere  Bedeutung  an  als  Wimmer. 
Währeud  dieser  hierfür  deu  Lautwerth  eu  auf- 
stellt, entscheidet  sich  Henning  in  Anschluss  an 
eine  Acusserung  Möllenhoffs  für  den  Werth  e 
oder  i,  der  an  den  wenigen  Stellen,  an  denen  die 
Rane  vorkouunt,  in  der  That  gut  zu  passen  scheint. 
Woher  stammt  aber  der  angelsächsische  Name  eoh 
und  die  Bedeutung  eo  (nicht  eo,  der  Diphthong 
ist,  wie  uns  das  Runenlied  lehrt,  lang)?  ftoh  ist 
ein  Baum,  nnd  zwar  kann  es  nur  die  Eibe  sein, 
die  gewöhnlich  sonst  im  Angelsächsischen  ew,  6ow 
heisst;  althochdeutsch  iwa  ist  anderen  Geschlechtes 
und  anders  declinirt,  aber  der  gleiche  Stamm.  Es 
kann  eoh  nicht  aus  iw  entstanden  sein,  noch  um- 
gekehrt. Wohl  aber  können  heide  Formen  in 
Verbindung  mit  einer  dritten,  die  als  Runenname 
uns  überliefert  ist,  nämlich  ih,  d.  i.  ib,  gebracht 
werden,  gerade  so  wiegleo,  Jubel,  neben  sich  gliw 
und  glig  (s  glib)  haben  kann.  Aber  die  Form 
mit  eo  und  mit  h ist  die  allerjüngste  Entwickelung 
und  erst  im  späteren  Angelsächsischen  durch  (’om- 
promiss  ins  Dasein  getreten.  Hat  die  Eibe  bei  der 
Schöpfung  des  Runenalphalret  s einer  Rnne  den  Namen 
geliefert,  konnte  dieser  Name  uur  iwaz  oder  iwiz 
lauten  und  die  Rune  nur  ! bedeuten.  Es  ist  aber 
sehr  unwahrscheinlich,  dass  i und  i unterschieden 
wurden,  wo  a uud  ä,  e und  e.  u und  ü,  o und  6 
zusawmenfielen.  Wir  kennen  die  urgerinanischen 
Vocnle  genau;  alle  sind  in  der  alten  Runenreihe 
vertreten;  die  Diphthonge  ai  und  au  wurden  in  den 
ältesten  Denkmälern  durch  zwei  Vocale  aasgedrückt, 
nämlich  ai  durch  ai  oder  (nach  römischer  Weise) 
durch  ae,  au  durch  an  (wenigstens  im  Norden,  im 
Süden  ist  kein  au  gefunden);  auch  für  eu  linden 
wir  e u geschrieben,  so  in  Nr.  8.  I)ns  e in  eu 
ist  aber  doch  wohl  nicht  gleich  dem  sonstigen  e, 
d.  i.  e*  (wie  im  deutschen  „er“,  „wer“,  „berg“),  ge- 
sprochen worden,  sondern  — worauf  der  Überall 
erfolgte  Uebergang  zu  iu  deutet  — geschlossen. 
Uebcrhaupt  muss  der  Laut  des  eu  ein  eigentüm- 
licher, schwer  zerlegbarer  gewesen  sein,  wenn  cs 
wirklich  als  Diphthong,  d.  h.  mit  ununterbrochenem 
Stimmton,  gesprochen  wurde.  So  lag  es  nahe 
— da  man  über  seine  Bestandteile  nicht  klar  war 
und  den  Anlaut  des  Diphthonges  nicht  als  e (a) 
empfand  — das  ganze  Lautgefüge  mit  einem  Zeichen 
auszudrücken.  Bald  lernt«  man  — vielleicht  an 
der  lateinischen  Wiedergube  durch  eu  — deu 
Diphthong  trennen  und  schrieb  e-f  u,  behielt  aber 
das  nun  einmal  als  Zeichen  im  Futhark  gefestigte 
| bei  unter  dem  alten  mit  eu  beginnenden  Namen, 
vielleicht  in  der  Bedeutung  des  geschlossenen  c. 

86 


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282 


Referate. 


Nr.  15  oben  zeigt  den  Uebergang,  wir  dürfen  hier 
| als  eu  lesen  in  Glctmrgiz,  als  e in  reurgz.  ln 
andcreu  Inschriften  wird  J für  e schlechthin  ge- 
braucht. Im  Norden  ist  eu  bald  in  iu  überge- 
gangen, daher  die  Verwendung  des  Zeichens  eine 
sehr  kurze  Geschichte  hat;  in  Deutschland  kam  iu 
später  auf;  die  neue  Aussprache  hat  wohl  auch 
hier  die  Verwendung  der  eu  - Runo  noch  mehr  be- 
schränkt oder  ganz  beseitigt.  Bei  den  Gotheu  war 
das  Zeichen  wohl  vorhanden,  aber  da  schon  bei 
Ülfilus  iu  für  eu  auftritt,  bald  in  andere  Bedeutung 
ubergegangen,  worauf  der  unklare  Name  nueer 
in  dem  gothischen  Alphabet  hinznwuisen  scheint. 
Eine  ganz  besondere  Geschichte  hatte  Name  und 
Zeichen  bei  den  Angelsachsen.  War  die  Bedeutung 
der  Rune  ursprünglich,  wenn  auch  nur  vorüber- 
gehend eo,  so  kann  der  Name  nicht  von  der  Eibe 
genommen  sein;  auf  die  Bedeutung  eo  weist  aber 
die  sonstige  Bedeutung  iu,  denn  germanisches  iu  ist 
angelsächsisch  eo.  Auch  das  h in  eoh  lässt  vermntben, 
dass  die  Bedeutung  des  Runennamens  ursprünglich 
eine  andere  war;  das  h ist  aber  an  zwei  weit  von 
einander  gelegenen  Stellen  in  dem  Namen  bezeugt: 
eoh.  ih.  Wir  müssen  also  schliossen,  dass  dem  nicht 
mehr  verstandenen  Namen  eine  neue  Bedeutung, 
die  eines  gleich  oder  ähnlich  klingenden  Wortes 
erst  nachträglich  wieder  beigelegt  wurde,  vielleicht 
erst  vom  Dichter  des  Runenliedes,  wo  allein  J als 
llaum  bezeichnet  wird,  selbst.  Der  gemeinen  Form 
eoh . deren  nordumbrische  Entsprechung  eh  oder 
ih  ist,  geht  eine  ältere  euh  voran,  die  wir  als 
Name  der  germanischen  Rune  bis  auf  Weiteres 
festhahen  können.  Aber  was  bedeutet  dieser  Name  V 
Ich  weis*)  keinen  bestimmten  Stamm  euh  im  Ger- 
manischen anzugeben.  Nur  im  Nordischen  haben 
wir  jügr,  jür,  Euter,  ein  Wort,  das  gothisch  iubs, 
iugs,  althochdeutsch  ioh , iuh,  iokt  iuk  (pl.  iuhir, 
iugir)  oder  iobs,  iubs,  im  Angelsächsischen  eoh  oder 
eohs,  später  auch  eh,  lb,  eh»,  ihs  lauten  musste,  im 
Germanischen  der  älteren  Zeit,  also  der  Zeit  der 
Kuuenbenennung.  hätte  das  Wort  euhaz  zu  heissen. 
Was  nun  die  Verwendung  des  Zeichens  bei  den 
Angelsachsen  an  langt,  so  entspricht  sie,  wie  es 
scheint,  ganz  den  Veränderungen  des  Namens;  J 
erscheint,  wo  wir  überhaupt  eine  l.esuug  ver- 
suchen küuneo,  als  eo  oder  eo  (ausser  im  Runenliede 
wohl  in  der  Inschrift  von  Thornhill  in  Eatpeonne; 
die  Rune  nach  t kann  kaum  durch  Mi  d.  i.  e,  richtig 
wiedergegeben  sein),  als  i (i)  auf  der  Inschrift  von 
Dover,  endlich,  was  Henning  nicht  zugestehen 
will,  als  — h,  d.  i.  ch,  in  Almehttig  auf  dem  be- 
rühmten Kreaz  von  Ruthwell;  tt  kann  hier  nicht 
nach  nordischer  Weise  aus  ht  entstanden  sein,  und  ei, 
ee  wären  der  Aussprache  nicht  angemessen.  Dass 
die  Rune  eoh  (»pr.  eoch)  für  ch  verwendet  wurde, 
darf  uus  nicht  wundernehmen  : war  sie  zu  ech  oder 
ich  geworden,  so  war  sie  überflüssig;  dagegen  ent- 
behrte das  Alphabet  eines  Zeichens  für  ch  (h  hatte 


man  in  der  hiegl-Rune);  man  half  sich  wie  bei 
der  x-Runc,  wie  im  Nordischen  bei  der  R - Rune, 
wie  von  Anfang  an  bei  der  ng-Rune:  man  gab 
dem  Zeichen  den  Werth  des  Namensauslautes.  Dass 
öfter  die  gleiche  Rune  ungefähr  gleichzeitig  und 
beim  gleichen  Volke  in  verschiedener  Bedeutung 
verwendet  wurde,  lehren  nns  die  nordischen  In- 
schriften. 

Ich  bin  in  der  Besprechung  der  Rune  J . die 
allein  noch  ein  Rüthsei  ist,  etwas  ausführlicher  ge- 
worden und  muss  deshalb  auf  die  übrigen  priu- 
cipiellen  Fragen  hier  einzugehen  mir  versagen. 
Nur  das  möchte  ich  hinzu  fügen,  dass  wir  Henning’* 
Annahme,  dass  die  Ausbildung  des  Runensystemes 
im  Nordosten  sich  vollzogen  habe,  von  vornherein 
grosse  Wahrscheinlichkeit  hat.  Die  archäologischen 
Erwägungen  machen  es  mir  glaublicher  als  einen 
südöstlichen  oder  südwestlichen  Ausgangspunkt. 

Die  Erklärungen  Henning's  sind,  wie  es  sich 
von  selbst  versteht,  nicht  durchweg  als  völlig  ab- 
schliessend zu  betrachten.  Um  so  bedenklicher  ist 
es,  wenn  er  an  einzelnen  Stellen  auf  die  Erklärung 
weitere  Schlüsse  baut.  Das  zeigt  sich  gleich  bei 
der  ersten  Inschrift.  Henning  bringt  den  Namen 
Tilarids  mit  dem  Namen  rid  Reiter  in  Verbindung; 
es  ist  möglich,  dass  er  Recht  hat ; es  ist  aber  auch 
möglich,  dass  rid  = red  ist,  unserem  rät  in  Dankrüt, 
Fasträt.  Und  wäre  auch  Henning's  Ableitung 
völlig  gesichert,  ist  es  nicht  zu  kühn,  mit  diosem 
Namen  den  Umstand  in  Verbindung  zu  bringen, 
dass  in  der  Nähe  des  Fundortes  (doch  nicht  in 
allernächster!)  das  Heiligthum  der  Nahanarvalen 
gelegen  zu  haben  scheint,  in  welchem  zwei  Brüder 
göttliche  Verehrung  genossen,  die  Bich  möglicher- 
weise (historische  Nachrichten  darüber  fehlen 
vollständig)  die  betreffenden  Germanen  beritten 
verstellten?  Ebenso  kühu  ist  es,  aus  der  Peitsche 
auf  Nr.  2,  wenn  es  eine  solche  ist,  auf  das  Ansehen 
zu  schliessen,  „in  dem  die  Kunst  des  Rosselenkens 
bei  den  alten  Germanen  stand*.  An  die  Be- 
deutung, die  Henning  dem  Fundorte  der  Denk- 
mäler zuschreibt,  kann  ich  nicht  in  allen  Fällen 
glauben.  Es  können  einzelne  Stücke  gewandert 
sein,  ohne  dass  der  ganze  Stamm,  dem  es  ursprüng- 
lich «uguhörte,  mit  wunderte;  es  kann  ein  bei  den 
Westgothen  entstandenes  Stück  auch  bei  den  Ost- 
gothen oder  Langobarden  copirt  worden  sein,  ja, 
wenn  die  Copie  andere  Technik  zeigt  als  das  Ori- 
ginal, müssen  wir  vielleicht  gerade  umgekehrt 
schliessen,  als  es  Henning  S.  20  gethan  hat. 

An  der  sehr  ansprechenden  Deutung  der  In- 
schrift von  Charnay  macht  mich  nnr  irre,  dass 
dabei  ein  so  tiefgehender  Einfluss  des  Romanischen 
auf  das  Deutsche  der  Burgunder  vorausgesetzt 
werden  muss.  Henning  operirt  mit  diesem  Ein- 
fluss als  etwas  ganz  Selbstverständlichem,  aber  ich 
kann  mir  denselben  nicht  recht  vorstellen;  nur  wenn 
ein  Burgunder  lateinisch  oder  ein  Proviociale  bnr- 


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Referate. 


283 


gundisch  sprach,  konnten  die  beiderseitigen  Lautu 
ao  vermengt  werden,  wie  es  Henning  annimint. 
Sollen  wir  am  Ende  glauben,  diu  Runeninschrift 
sei  von  einen  Romanen  gemacht  worden? 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  weitere  linguistische 
Bedenken  au  Henning'  s Ausführungen  zn  knüpfen; 
über  die  Bedeutung  des  d in  Tilarida,  Ober  die  Casus- 
form  dieses  Wortes,  über  die  Ableitung  schwacher 
Verba  von  starken  (siehe  Zacher's  Zeitschrift  II) 
u.  a.  liesse  sich  streiten.  Endlich  möchte  ich  eine 
gewisse  Nachlässigkeit  der  Sprache  nicht  unerwähnt 
lassen,  die  zu  dem  Buche  schlecht  passt,  so  wenn 
(S.  50,  Anm.  2)  ein  Gegenstand  „meistbietend  ver- 
steigert wurde“,  wenn  S.  56  von  „blanker  Unmög- 
lichkeit" geredet  wird;  auch  der  Ausdruck  „stark 
romanisch  beeinflusste  Sprechgewöhnung“  würde 
Henning’s  Lehrer  Möllenhoff  nicht  ungerügt 
gelassen  haben. 


Doch  ich  will  nicht  mit  einem  Tadel  schliesseu; 
das  würde  bei  einem  Buche  sich  nicht  eignen,  aus 
dem  der  Berichterstatter  so  uiuuche  Belehrung  und 
Anregung  schöpfen  kounte.  Auf  dem  Gebiete  der 
deutschen  wie  der  romanischen  Sprachgeschichte, 
Orthographie,  Namenkunde,  der  Archäologie  von 
Europa  und  Asien,  der  Sittenkunde  und  Mythologie 
findet  der  Leser  Anknüpfungen  in  den  Unter- 
suchungen Henning's  und  wir  brauchen  bloss 
die  Werke  von  Stephens  zu  vergleichen,  um  den 
Werth  des  neuen  Runeuhuches  voll  zu  würdigen. 
Möchten  doch  neue  Funde  einmal  eine  neue  Auflage 
oder  Fortsetzung  nöthig  machen  l). 

München,  Decembcr  1889.  0.  Brenner. 

,)  Ein  solcher  ist  bereits  durch  Dr.  ßw.  Söder  t>er* 
au*  Lund  im  ßtuttgavter  Museum  gemacht  worden. 
Nähet**  darüber  werden  Nauea  präb.  Blätter  iu  Bälde 
bringen. 


✓ 


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Aus  der  französischen  Literatur 


iS. 


von 

Georg  Busohan,  Dr.  med.  et  phil. 


Bulletins  de  ln  suciete  d’A  nth ropolo- 
gie  de  Parts.  TomeXl.  (III®  Serie.)  Paris 
1888.  G.  Masson,  editeur. 

Sitzung  vom  5.  Januar  1888.  Variot 
stellt  eine  Missbildung  der  linken  Oberextre- 
mitftt,  einen  Kall  von  sogenannter  Plioco- 
melie,  vor.  Es  handelt  sieb  hierbei  um  einen 
fünfundzwanzigjährigen  Mann,  dessen  directe  Vor- 
fahren (Vater  und  Mutter)  wohlgebildet  sind,  dessen 
eine  Cousine  aber  ausser  einer  U nt erextreraität  mit 
einem  Kusse  nur  Stuimnelgliedcr  besitzt.  Abge- 
sehen von  der  sogleich  zu  beschreibenden  MoiK 
fctroKitüt  bietet  unser  Kall  keine  weiteren  Abweichun- 
gen von  der  Norm. 

Beim  flüchtigen  finsseren  Anblick  fallt  sogleich 
die  Kleinheit  der  linken  Hand  (um  die  Hälfte) 
gegenüber  der  rechten  auf;  ihre  Grösse  entspricht 
ungefähr  der  eines  Kindes  von  10  Jahren.  Die 
einzelnen  Theile  derselben  haben  im  Uebrigen 
ihre  normalen  Können  und  Umrisse  bewahrt.  Das 
Handgelenk  ist  mit  Haaren  stark  bedeckt.  Die 
Hand  selbst  sitzt  an  einem  nur  wenige  Centimeter 
langen  Vorderarmstück,  das  seinerseits  direct  aus 
dein  Schulterstummel  zu  entspringen  scheint. 

Beim  näheren  Abtasten  der  Extremitätenreste 
bemerkt  man,  dass  die  am  weitesten  vorspringende 
Partie  des  Schulterblattes  von  einer  Erhebung  des 
ausseren  SchlüsselbeinendeB  gebildet  wird,  das  im 
Uebrigen  gut  entwickelt  ist.  Ebenso  ist  die  Schul- 
terblattgrul»o , abgesehen  von  einer  Atrophie  des 
Akromions,  normal  gebildet. 

Das  Abtasten  der  uns  hauptsächlich  interessi- 
renden  Armfragmente  ist  wegen  des  stark  ent- 
wickelten Fettpolsters  sehr  schwierig;  jedoch  gelingt 
es  bei  längerer  Untersuchung,  an  dem  Vorderarm 
zwei  Knochenrudimente,  Ulna  und  Radius,  in  einer 
Länge  von  ungefähr  f>  ern  deutlich  zu  unterschei- 
den. Dieselben  stehen  nach  hinten  zu  und  bilden 
mit  einem  dritten  kleinen  Knochenfragmente,  das 
offenbar  als  Humerus  anzuuehen  ist,  ein  Ellen- 


bogengelenk. Dass  es  sich  hier  in  der  That  um 
ein  wirkliches  Gelenk  handelt,  beweist  der  Um- 
stand, dass  mau  bei  fixirtem  Oberarm  mit  der 
Hand  und  dem  Vorderarmstummel  leichte  Be- 
wegungen um  ein  nach  hinten  gelegenes  Charnier- 
getenk  auszuführen  im  Stande  ist.  Das  eine  Ende 
des  Hamerns , an  welchem  keine  kopfahnliche  Ab- 
rundung durchzufühlen  ist,  kann  der  Vorsprung 
unter  dem  processus  coracoideus  sein;  das  andere 
Ende  liegt  unter  den  Muskeln  vergraben,  welche 
die  Achselhöhle  nach  hinten  zu  begrenzen.  Die 
Phalangen  und  Mittelhandknochen  sind,  wie  schon 
erwähnt,  regelmässig  gebaut  und  mit  einander 
durch  normal  functionirende  Gelenke  verbunden. 
Soviel  vermag  man  durch  Inspection  und  Palpation 
zu  eruiren. 

Was  die  Musculatur  betrifft,  so  scheint  der 
muscnlus  deltoideu*  vollständig  zu  fehlen . der 
m.  supraspinatus  ist  im  Verhältnis*  zur  anderen 
Seite  wenig  entwickelt.  Geher  den  mm.  infra- 
spinatus  und  subscapularis  lasst  sieb  wegen  der 
subcutanen  Kettschicht  kein  sicheres  Urtheil  ab- 
getan. Aus  gewissen  Stellungen  des  Armes  darf 
man  jedoch  zchliesMn , dass  die  am  Humerus  inse- 
rirenden  Schulterblattmuskeln,  wenn  auch  atro- 
phisch, so  doch  zum  mindesten  theilweise  ausge- 
bildet sind.  Desgleichen  scheinen  die  Beuger  und 
Strecker  der  Kinger  erhalten  zu  »ein,  nur  ihre 
Länge  steht  in  keinem  Verhältnis*  zu  den  Phalan- 
gen, welche  sie  bewegen  sollen.  Trotz  dieser  ver- 
hältnissmÜBtig  starken  Difformität  ist  der  Betreffende 
im  Stande,  leichte  Gegenstände  zu  halten,  sich  hei 
gebeugtem  Kopfe  hinter  dem  Ohre  zu  krümmen  u.  s.  w. 

Auch  ein  leichter Radialpuls  ist  durchzufühlen. 
1 in  Uebrigen  scheinen  die  physiologischen  Functio- 
nen, wie  Circulation,  Ernährung,  Wärmeproducti on 
und  Sensibilität  unbeeinträchtigt  zu  sein. 

Olli  vier  Beauregard  spricht  sodann 
üherdas  senkrechte  Steuer  an  malayischen 
Schiffen  im  Indischen  Archipel  und  kommt 


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Heferate. 


285 


eu  dem  Resultate,  dass  die  Bewohner  der  östlichen 
Erdhälfte  von  Palästina  bis  Japan  die  Kenntnis* 
derselben  den  Westeuropäern  verdanken,  bei  denen 
die  Erfindung  den  senkrechten  Steuers  aus  dem 
XI 11.  Jahrhundert  datirt. 

M.  Letourneau  zieht  einen  Vergleich 
zwischen  der  bei  den  Abessy niern  üblichen 
Phallotomie  und  einem  ähnlichen  Brauche 
im  alten  Sparta.  Bei  jenen  besteht  nämlich  die 
Unsitte,  dass  der  Krieger  dem  besiegten  Feinde 
den  Penis  abschneidet  und  denselben  nach  einer 
besonderen,  üblichen  Präparation  als  Siegeszeichen 
un  den  Thürpfosten  auf  hängt.  Bei  deu  G rossen 

dieses  Landes  kann  inan  lange  Ketten  dieser  Kriegs- 
trophäen, die  sich  oft  aus  50  bis  GO  Stück  zu*am- 
nien setzen , hängen  sehen.  Die  Kebsweiber  der 
Häuptlinge  verfehlen  nicht,  in  ihren  poetischen 
Ergüssen  diese  Thatcu  ihres  Herrn  und  Gebieters 
lobend  hervorzubeben;  ein  Krieger,  der  diese 
Siegeszeichen  nicht  aufzu weisen  vermag,  fällt  in 
Missachtung  bei  seiuer  Frau.  — Ein  ähnlicher 
Usus  soll  nach  Letourneau  bei  den  alten  Spar- 
tanern bestanden  haben.  Wenigstens  scheint  eine 
Stelle  aus  den  Liedern  des  Tyrtäus,  die  bisher 
den  Erklärern  viel  Kopfzerbrechen  machte,  darauf 
hinzudeuteu.  In  derselben  heisst  es  folgender- 
maassen:  «.Es  ist  schmachvoll,  den  Leichnam 

eines  Greises  in  erster  Reihe  vor  den  jungen  Leu- 
ten liegen  zu  sehen.  Mit  sebneeweissem  Haupte 
und  bleichem  Kinne  haucht  er  im  Staube  seine 
greise  Seele  aus,  indem  er  mit  seinen  schützenden 
Händen  seine  blutenden  Schamtbeile  zu  verdecken 
sucht  (cufUKtOiVt'  aidoia  «pi'Acu?  **’<  Jftpffiv 
i%ov ra).  Ein  hässlicher  und  schändlicher  Anblick 
— dieser  nackte  Körper.  Aber  für  junge  Leute 
schickt  sich  dies  alles.“  Letournenn  vennuthet, 
dass  dieser  Brauch  der  Phallotomie  mit  der  Isis- 
legcnde  in  Zusammenhang  zu  bringen  ist.  Isis 
bemühte  sich , deu  von  Typhon  iu  40  Stücke  zer- 
schnittenen Osiris  wieder  zusammen  zu  setzen.  39 
Theile  sind  ihr  geglückt,  nur  der  letzte,  der  Phal- 
lus, ist  nicht  wiedergefunden , da  derselbe  im  Xil 
von  einem  Fische  verschlungen  wurde.  In  Folge 
dessen  sieht  sie  sich  in  die  Sothwendigkeit  ver- 
setzt, diesen  Thoil  des  Körpers  iu  Holz  zu  er- 
setzen etc.  — Mondiere  will  die  Phallotomie  au 
den  Leichnamen  der  Feinde  in  Cochinchina  beob- 
achtet haben. 

de  XadaillAC  führt  iin  Anschlüsse  an  eine 
Meinungsverschiedenheit,  die  sich  zwischen  ihm 
uud  Mortillet  über  den  Ursprung  der  An- 
thropophagie in  der  vergangenen  Sitzung  ent- 
apouneu  hatte,  des  Weitereu  aus,  dass  der  wahre 
Beweggrund,  der  deu  Menscheu  zu  dieser  Unsitte 
trieb,  nicht  religiöse  Gebräuche  oder  Riten  ge- 
wesen seieu,  wie  Mortillet  unzuuehmeu  geneigt 
ist,  sondern  einzig  und  allein  der  Hunger,  oder 
eine  von  den  Vorfuhren  vererbte  Geschmacksver- 


irrung. Man  kann  die  Beobachtung  machen,  dass 
durchweg  in  deu  Gegenden,  wo  die  Anthropophagie 
festen  Fubb  gefasst  hat,  sonstige  animalische  Nah- 
rung entweder  gur  nicht,  oder  nur  in  so  geringem 
Maasse  vorhanden  ist , dass  sie  unmöglich  für  die 
Erhaltung  der  daselbst  suslsriglO  Menschen  hin- 
reicht. Die  alten  Mexikaner  z.  B.  belassen  nach 
den  Nachrichten  der  ersten  Entdecker  »unser  klei- 
nen Hunden  kein  einziges  Haust  hier;  die  weni- 
gen wilden  Thiere,  wie  Wapitihirsch  und  Bär, 
reichten  nicht  aus.  um  den  Xahmugsbedarf  dieses 
Volkes  zu  decken,  nnd  dies  um  so  weniger,  wenn 
man  in  Betracht  zieht,  dass  der  Mensch  diesen 
mächtigen  Thieren  nur  mit  Waffen  aus  Obsidian 
und  Silex  zu  Leibe  gehen  konnte.  Ea  war  somit 
nur  der  Hunger,  «1er  die  Mexikaner  dazu  trieb, 
sich  von  Menschcnfleisch  zu  nähren.  Ein  anderes 
Beispiel  bieten  die  Bewohner  des  traurigen  Feuer- 
landes. Hier,  wo  Elend  und  Lebensmittelmangel, 
zutnal  im  Winter,  herrschen,  bleibt  seinen  an- 
glücklichen Bewohnern  nur  die  Wahl  zwischen 
dem  Hund  und  den  alten  Weibern;  jene  sind  als 
liausthiere  schwer  zu  entbehren,  diese  den  An- 
gehörigen nur  zur  Last.  Die  Wahl  ist  somit  schnell 
getroffen.  Das  Opfer  wird  über  Feuer  halb  erstickt, 
dann  erdrosselt-,  und  nachdem  es  zerthcilt  ist,  mit 
Gierigkeit  verzehrt.  — Das  gerade  Gegenthcil  zu 
diesen  trostlosen  Gebieten  an  der  Südspitze  Ame- 
rikas bieten  die  fruchtbaren  Gefilde  zwischen  Uro- 
guay  und  Guyanoe,  im  Gebiete  des  Amazonen- 
stromes  und  seiner  Nebenflüsse.  Hier,  wo  die 
Natur  in  aniserst-  verschwenderischer  Hülle  und 
Fülle  ein  wahres  Paradies  in  Bezog  auf  Fauna  und 
Flora  entfaltet  hat,  nähren  sich  noch  heutzutage 
mehr  als  80  000  Menschen  vom  Fleische  ihres 
Gleichen,  de  Xadaillac  sicht  hier  in  dpm  Canni- 
balismus  eine  Folge  der  Geschmacksverirrung,  des 
thierischen  lnstiucts.  — Die  ältesten  Spuren  dieses 
verdorbenen  Geschmacks  conatatirt  der  Vortragende 
schon  in  den  Samba«|uis.  den  Kjökkenmöddings 
der  alten  Bewohner  der  atlantischen  Küsten,  die 
am  zahlreichsten  in  den  Provinzen  Purana  und 
Espiritu  Santo  (Brasilien)  anzntreffen  sind.  Unter 
«len  zahlreichen  Funden  kommen  auch  Menschen- 
knochen  zum  Vorschein,  die,  weil  sie  zerbrochen 
waren,  ohne  Zweifel  zur  Nahrung  dienten.  Auch 
in  Nordamerika  wurde  vor  wenigen  Jahren  Aehn- 
liebes  conatatirt.  Wyman  fand  in  einem  Küchen- 
übfalle  beim  Monroe-See  (Florida)  unter  den  thieri- 
Hchen  Knoohenretten  auch  viele  in  Stücke  zer- 
brochene menschliche  Röhrenknochen.  Dass  man 
es  hier  nicht  mit  Grabfunden,  sondern  mit  Speise- 
Überresten  zu  thnn  hatte,  ging  aus  dem  Umstande 
hervor,  dass  die  menschlichen  und  thierißchen 
Knochen  beide  auf  dieselbe  Weise  geöffnet  worden 
waren.  Funde  unter  ähnlichen  Umständen,  z.  B. 
im  Osceola  Mound,  sowie  in  den  Mounda  Xeu-Kng- 
lauds.  bestätigten  diese  Vermuthung.  In  letzteren 


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286 


Referate. 


iu  uchtc  Mau  ly  Ilurdy  die  Beobachtung,  dass  die 
kleineren  Knochen,  sowie  die  Rippun  and  Wirbel 
stet*  fehlten,  and  dass  die  U eberreiste  dieses  ean- 
uibali*cbcn  Mahles  sich  oft  noch  auf  durch  Rauch 
geschwärzten  breiten  Steinplatten  (Feuerherden) 
feststellen  Hessen. 

Afrika  bietet  ähnliche  Geschmacksverirrungen 
seiner  Volker.  Stanley  traf  die  Anthropophagie 
bei  den  Völkern  um  Livingstoneflussc,  Mechow  an 
einem  Nebenflüsse  des  Congo,  andere  Forscher 
auch  im  Sudan  an.  Im  Kaffernlande  existirt  eine 
Grotte,  im  Gebirge  Theba-Bosigo,  wo  der  Boden 
mit  menschlichen  Ueberresten  wie  besäet  erschien. 
Die  Schadeiknochen  and  sonstigen  markreichen 
Knochen  waren  in  gleicher  Weise  wie  die  Renn- 
thierknochen in  den  Höhlen  von  Perigord  auf- 
geschlagen;  der  Rauch  un  der  Decke  zeugte  von 
den  früher  hier  stattgefundenen  Mahlzeiten,  deren 
»ich  noch  die  Aeltesten  der  Bewohner  mit  eiuer 
gewissen  Genugthuaug  erinnerten. 

Auf  den  Inseln  des  Stillen  Oceans,  wo  die 
üppige  Vegetation  zu  einem  glücklichen  Leben 
uichts  zu  wünschen  übrig  lässt,  wie  Java.  Celebes, 
Xeu-Guinea,  Xord-Caledonien,  Nen-Hebriden,  Neu- 
seeland u.  a.  in.,  war  bis  in  die  neueste  Zeit  die 
Menschenfresserei  üblich.  Auf  dem  asiatischen 
Festlande  lassen  sich  ebenfalls  die  Spuren  dieser 
barbarischen  Sitte  nuchweiseu.  Auch  ans  der  vor- 
geschichtlichen Zeit  sind  dieselben  bekannt;  so 
aus  den  prähistorischen  Gräbern  Georgiens  und 
den  Kaukasusgrotten,  ferner  aus  den  Kjökkenmöd- 
dinger bei  Jeddo  u.  s.  w. 

Die  Schriftsteller  der  Alteu  berichten  uns  von 
einem  Ähnlichen  Brauche  bei  den  Völkern  am 
Pontus  Euxinns;  auch  die  mittelalterlichen  Histo- 
riker von  oben  solchen  bei  den  Galliern  in  Schott- 
land und  den  Skandinaviern.  Noch  zur  Zeit  des 
römischen  Kaisers  Commodos  genossen,  wenn  wir 
PI  in  i us  Glauben  schenken,  die  Günstlinge  die- 
ses Herrschers  die  Brüste  und  Gescblechtstheile 
der  Frauen  als  Leckerbissen,  ln  diesem  Falle  ist 
die  Anthropophagie  zweifelsohne  auf  perversen 
Geschmack  zurückzuführen. 

Ein  anderer  Beweggrund,  welcher  in  manchen 
Gegenden  die  Menschen  veranlasst« , ihre  Mitmen- 
schen zu  verspeisen , ist  der  Aberglauben.  Die 
Vorstellung,  dass  sich  durch  Einverleibung  des 
menschlichen  Fleisches  uud  Blutes  auch  des  Ge- 
nossenen gute  Eigenschaften  und  Vorzüge  einver- 
lciben  lassen,  trieb  z.  B.  die  Sandwich- Insulaner 
dazu,  die  Leichen  ihrer  Prinzen  zu  verzehren,  die 
Neu-Seelinder  die  Angen,  das  Herz  oder  die  Ge- 
schlechtsthcile  ihrer  Opfer  zu  geniesaen , die  Utes, 
das  Blut  ihrer  Feinde  zu  trinken  und  Aehnliches. 

Nach  alle  dein,  so  folgert  de  Nadaillac,  ist 
die  Annahme  Mortillet’s,  wonach  für  die  Ein- 
führung der  Menscheufreaserei  religiöse  Bestim- 
mungen geltend  waren,  zu  verwerfen.  Nur  ein 


Umstand  dürfte  scheinbar  für  dieselbe  sprechen: 
dies  wäre  die  alleuthallieu  verbreitete  Sitte,  dass 
Kinder  ihre  bejahrten  Eltern  oder  Mannschaften 
ihre  berühmten  Krieger  verspeisen.  Nadaillac 
giebt  aber  auch  hierfür  die  zuletzt  erwähnte  Er- 
klärung, und  führt  diese  Art  von  Anthropophagie 
ebenfalls  auf  Aberglauben  zurück. 

Die  Spuren  der  Anthropophagie  ans  der  neo- 
lithischcn  Zeit  sind  nach  de  Nadaillac  überaus 
zahlreich.  In  Frankreich  haben  die  verschiedenen 
prähistorischen  Stationen  aus  dieser  Periode,  wie 
die  von  Midi,  aus  den  Pyrenäen,  von  Bruniquel, 
Lourdus.  Gourdan,  die  Grotte  von  la  Barme  in  Sa- 
voyen, menschliche  Knocbenreste  zu  Tage  geför- 
dert, die,  mit  Ueberlegung  geöffnet,  mitten  unter 
Thierknochen  lagen.  Die  Schädel  der  Menschen 
waren  aufgebrocheu ; die  Unterkiefer  liefen  die 
Spuren  von  Schlägen  oder  Abnagen  mittelst  der 
Zähne  erkennen.  Am  deutlichsten  zeigte  die  Grotte 
von  Montesquien-Aventes  diese  Verhältnisse.  Auf 
den  britischen  Inseln,  in  der  Höhle  von  Keuts-Hole 
bei  Torquay  oder  bei  Scarborough,  in  Portugal  in 
den  Grotten  von  Peniche,  Cesareda,  Casa-da-Moura 
führten  diesbezügliche  Untersuchungen  prähistori- 
scher Ueberreste  zu  ähnlichen  Schlüssen. 

Mortillet  erwidert  auf  diese  Ausführungen, 
dass  er  an  einem  religiösen  Ursprünge  der  Anthro- 
pophagie festhalten  müsse.  Bei  den  Mexikanern, 
die  de  Nadaillac  als  Beleg  für  seine  Theorie  an- 
geführt hatte,  wäre  dies  sicher  der  Fall,  wie  aas 
den  Manipulationen  beim  Schlachten  von  Seiten  der 
Priester  hervorgehe.  Was  ferner  die  Feuerländer 
beträfe,  so  wäre  der  Mangel  an  Nahrungsmitteln 
bei  ihnen  nicht  erwiesen;  denn  Fische,  Mollusken. 
Krebst hiere  und  andere  Producte  des  Meeres  ge- 
nügten für  sie,  und  im  Uebrigon  wäre  es  mit  der 
Jagd  auf  wilde  Thiere  nicht  so  schlecht  bestellt, 
wie  die  zahlreichen  Mäntel  ans  Thierfellen  bezeu- 
gen. Die  beiden  Beweise,  auf  welche  sich  de  Na- 
daillac für  die  neollthische  Zeit  beruft,  entkräftet 
Mortillet  in  folgender  Weise.  Die  zerbrochenen 
menschlichen  Knochen  sind  nicht  absichtlich,  son- 
dern zufällig,  durch  eine  nicht  mehr  näher  zu  be- 
stimmende Ursache,  zerbrochen  worden.  Im  Uebri- 
gen  hätte  das  Aufschlagen  der  menschlichen 
Knochen  nur  äuaserst  wenig  Nutzen  bringen  kön- 
nen; denn  im  Gegensatz  zu  den  Knochen  der 
Thiere  ist  das  Mark  bei  jenen  nur  mässig,  die 
Knochenwände  dagegen  stark  entwickelt.  Der 
zweite  Punkt,  auf  welchen  de  Nadaillac  so  viel 
Gewicht  legt,  betrifft  das  Angebranntsein  dieser 
Knochen.  Mortillet  ist  der  Ansicht,  dass  diese 
Erscheinung  vom  Leichen  brande  herrühre,  der  am 
Kude  der  neolithischen  Periode,  während  welcher 
die  Todten  in  Höhlen  and  Dolmen  unverbrannt 
bestattet  wurden,  eingeführt  wurde. 

Letourneau  nimmt  zu  der  angeregten  Frage 
eine  vermittelnde  Stellung  ein  and  hebt  hervor. 


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Referate. 


287 


■lass  lifii  manchen  Völkern  Mentchenfleisch  ein 
Nahrungsbedürfnins  sei. 

Sitzung  vom  19.  Januar  1889.  Fauvelle 
spricht  über  einen  festen  Punkt  am  Schädel, 
der  als  Merkzeichen  bei  SchüdtdmcBsnngen 
dienen  kann.  Ausgehend  von  dem  Grundsätze, 
dass  die  Kraniometrie  die  Kunst  ist,  den  Schädel 
mit  Hülfe  der  Arithmetik,  Geometrie  und  Trigono- 
metrie zu  beschreiben,  verwirft  Fa u veile  alle 
bisher  als  sogenannte  feste  Punkte  angenommenen 
Schädelstellen , wie  das  üasiou  , Nasiou  , Opbryon, 
Bregma,  die  Glabelln  u.  a.  in.,  da  ihre  Bcatändig- 
keit  an  derselben  Stelle  im  anatomischen  Sinne 
unhaltbar  sei,  und  glaubt  einen  solchen  am  cerebru- 
leo  Ende  der  Wirbelsäule  gefunden  zu  haben.  Heim 
Embryo  ist  diese  Stelle,  welche  als  Ausgangspunkt 
für  alle  Maasse  am  Schädel  dienen  kaun,  durch 
das  vordere  Ende  der  Chorda  dorsalis  charakterisirt. 
Beim  Erwachsenen  durch  die  hintere  Wand  des 
Türkensattels.  Um  für  die  letztere  nun  auch 
äusserlich  einen  Anhalt  zu  gewinnen , ist  es  inter- 
essant, von  Fa u veile  zu  hören,  dass  ihr  am  Ur- 
sprünge des  Joobheinfortsatzes  des  Schläfenbeines 
vor  dem  äusseren  Gehurgange  eino  Erhöhung  ent- 
spricht, die  beim  Lebenden  leicht  durchzufühlen 
ist.  Vermittelst  dieses  äusseren  Anhaltspunktes 
hält  es  nicht  schwer,  auch  den  festen  Punkt  in 
der  Mitte  der  Schädelbasis  zu  ltestimmen.  Wenn 
man  den  letzteren  auf  den  grössten  Längendnrch- 
messer  des  Schädels  überträgt  , so  lassen  sich  alle 
Maasse.  welche  sich  auf  die  vordere  und  hintere 
Hälfte  des  Schädels  beziehen,  auf  ihn  zurückführen. 

Bordier  entwickelt  in  einem  Vorträge 
seine  Ansichten  über  die  Anthropophagie. 
Die  Anthropophagie  ist  nicht  ursprünglich  gewesen, 
sondern  bat  sich  erst  später  entwickelt.  Wie  alle 
Anthropoiden,  lebte  auch  der  Mensch  anfangs  von 
Früchten,  denn  sein  Gebiss  spricht  nicht  für  eine 
carmvore,  sondern  frugivore  Bestimmung.  Später 
wurde  er  Fleischfresser,  die  Jagd  auf  Thiere  wurde 
seine  einzige  Beschäftigung.  Sei  es  nun,  dass  die 
erlegte  Beute  den  Nahrungsbedarf  nicht  mehr 
«lecken  konnte,  oder  dass  eine  Auswanderung  den 
Menscbtm  in  (fegenden,  die  an  Wild  arm  waren, 
führte,  eines  von  beiden  war  für  ihn  bestimmend, 
dass  er  auf  seines  Gleichen  Jagd  za  machen  begann. 
Die  Häufigkeit  der  Anthropophagie  auf  den  poly- 
nomischen In  sein  dürfte  auf  die  letztere  Ursache 
zurück  Zufuhren  sein.  Umgekehrt  wäre  hierdurch 
ein  Beweis  für  die  Lehre  von  den  polynesisclien 
Einwanderungen  gegeben.  — Das  Vorkommen  der 
Anthropophagie  inmitten  civilisirter  Völker,  wofür 
Bordier  eine  Anzahl  Beispiele  anführt,  erklärt 
derselbe,  wie  jede  andere  Missgeburt,  als  Atavismus, 
und  zwar  in  diesem  Falle  als  einen  Rückschlag 
auf  mcnscbenfleiacbfressende  Vorfahren.  Für  die 
gewohnheitsmässige  Anthropophagie,  welche  auf 
Geschmack  und  Appetit  nach  Mensch enfleisch  ba- 


sirt,  führt  der  Vortragende,  ähnlich  dem  Ausdruck 
Exogamie  in  der  Ehe,  den  Namen:  menschliche 
Exophagic  (exophagic  huniaine)  oder  Anthropo- 
exophagic  ein.  Die  bei  mehreren  Völkern  , auch 
abgehungertc»,  noch  übliche  Sitte  der  Nekrophagie 
hält  Bordier  für  «len  Ursprung  des  Leichen - 
schmausen.  — Die  Menschenopfer  sind  indireet 
von  der  Anthropophagie  abzuleiten.  Da  der  Mensch 
in  allen  Religionen  den  Göttern,  «lie  er  anbetet, 
dieselben  menschlichen  Leidenschaften  und  Ge- 
lüste zuschreibt,  und  die  höchst«?  Verehrung  der 
Gottheit  in  seinen  Opfern  documentirt,  so  gipfelt«* 
zweifelsohne  «las  grösste  Vergnügen  «les  Menschen 
ehemals  «larin,  dass  er  von  Seinesgleichen  aan. 
Die  christliche  Legende  von  Jesus,  «ler  zu  dem 
Zwecke  fctarb,  um  die  Welt  von  den  Sünden  zu 
erlösen,  ist  «las  letzte  Echo  der  Menschenopfer.  — 
Mit  der  Zeit  ist  die  Anthropophagie  rein  symbo- 
lisch geworden.  Auf  Tahiti  beschränkt  sich  der 
Häuptling  darauf,  nur  das  linke  Auge  des  unter- 
legenen Feindes  zu  verzehren ; die  Königin  Poman* 
nannte*  sich  vor  ihrer  Thronbesteigung  Ai mata,  d.  i. 
eine,  die  das  Auge  isst.  Die  christliche  Religion 
endlich  bietet  insofern  den  letzten  Anklnng  an  die 
Anthropophagie,  als  ihre  Anhänger  die  Eigen- 
schaften ihres  Erlösers  mit  dessen  „Fleisch  und 
Blut“  sich  einzuverleiben  trachten. 

Sitzung  von  2.  Februar  1888.  Simoneau 
legt  der  Gesellschaft  eineAnzahl  behauener 
Kiesel  ausdemTerretoire  deJeuilly  (Yonne) 
vor.  Im  Besonderen  ergab  eine  pruhi «torische 
Niederlassung  beim  Weiler  Pierrefitt«*  eine  immense 
Ausbeute  von  Stein  Werkzeugen  der  verschiedensten 
Art:  geschlagene  Beile;  fünf  potirte  Aexte , dar- 
unter eine  aus  Diorit;  Schaber,  Messer,  Stichel, 
Pfriemen.  Hammer,  Nudens  und  fein  behauene 
Pfeilspitzen,  daranter  eine  mit  einem  Stiel  ver- 
sehen. Alle  dies«?  Silexgegenstünde,  von  denen 
fast  der  vierte  Theil  den  Einfluss  des  Feuers  ver- 
räth . wurden  auf  der  Oberfläche  des  Bodens  ge- 
funden und  gehören  zum  grössten  Theile  der 
neolithischen  Zeit  an. 

E.  d’Acy  bespricht  die  Grabstätten  des 
paläolithischen  Menschen.  Als  Beispiele  hier- 
für greift  der  Vortragende  von  den  vielen  Höhlen 
aus  diesem  Zeiträume  (Solutre,  Cro-Mugnon, 
Sordes,  Furfooz  etc.),  in  denen  gleichfalls  Skelette 
der  älteren  Steinzeit  aufged<*ckt  wurden,  die  Höhlen 
von  Mentone,  richtiger  von  les  BaouKse-Roussö, 
und  von  Spy  heraus.  Die  natürliche  Lagerung 
der  Skelettknochen  in  der  Höhle  zu  Mentoue.  der 
Todtenschmuck , bestehend  aus  durchlochten  Mu- 
scheln, sowie  die  dicke  Schicht  pulverisirten  Roth- 
eisensteins  (?  fer  oligiste),  mit  welchem  sich  nicht 
nur  der  ganze  Rumpf  bedeckt  fand,  sondern  auch 
einzelne  Gesichtstheile,  wie  «ler  Mund  und  die 
Nasenöfl'nungen , besonders  reichlich  bemalt  waren 
— alles  dieses  ein  demi  - sarcophAge  naturel,  wie 


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288 


Referate. 


•ich  d'Acy  Aasdrückt  — , scheint  entschieden  für 
eine  Grabstätte  zu  sprechen.  Murtill  et  hatte 
die  Zeitperiode  beanstandet,  welcher  diese  Skelette 
angehören  sollten,  und  dieselben  der  neolithischen 
Zeit  zugeschrieben.  D'Acy  tritt  für  Mortillet’» 
Auflassung  den  Gegenbeweis  an.  Erstens  «eien 
Knochengeräthe  derselben  Art,  wie  bei  den  Ske- 
letten, in  summtlichen  Grotten  von  les  Baoussc- 
Kousse  (Meiitone)  und  überdies  in  den  verschie- 
densten Schichten,  selbst  in  einer  unterhalb  der 
Skelette  gelegenen  Schicht  angetroffen  worden. 
Zum  andern  kämen  dieselben  Muscheln,  wie  an 
den  drei  Skeletten,  ebenfalls  in  ganz  verschiedenen 
Tiefen  und  Schichten  vor.  Endlich  seien  in  sUnimt- 
lichen  Grotten  nirgends  Gegenstände,  die  etwa  für 
die  neolithische  Zeit  Charakteristisches  darboten, 
bisher  anfgefunden  worden.  Die  einzigen  Gerät k- 
schaften,  welche  aus  der  letzteren  Periode  stammen 
könuteu.  der  Beat  einer  polirtcn  Axt  und  ein  Stück 
platten  Stein  ringe.*,  seien  in  den  obersten  Schichten 
zu  Tuge  gekommen  und  obendrein  in  solchen 
Grotten,  die  keine  Skelette  einschlössen.  Somit 
dürfte  die  Gleichzeitigkeit  der  menschlichen  Ske- 
lette aus  der  Höhle  zu  Mentonc  und  die  Funde, 
welche  sie  umgaben,  als  erwiesen  zu  betrachten 
«ein  und  es  sich  um  ein  wirkliches  Begräbnis«  aus 
der  Alteren  Steinzeit,  oder  noch  genauer  bestimmt, 
aus  einer  Epoche  zwischen  der  von  Monstier 
und  der  von  Solutre  handeln. 

Desgleichen  gehören  die  drei  über  einander 
lagernden  Schichten  in  der  Grotte  von  Spy  und 
somit  auch  die  dort  aufgedeckteu  Skelette  der 
paläolithischen  Periode  an ; denn  die  letzteren 
rnhten  über  der  untersten  Schicht.  Dass  es  sich 
in  diesem  Falle  ebenfalls  um  Grabstätten  handle, 
gehe  aus  der  Haltung  des  einen  Skelettes,  welches 
auf  der  Seite  liegt,  zur  Genüge  hervor;  denn  wenn 
die  Ueberlebenden  den  Todten  nicht  mit  Erde,  wie 
im  vorliegenden  Falle,  bedeckt  haben  würden,  so 
hätte  sicherlich  die  Höhlenhy&ne  oder  irgend  ein 
anderes  Kaubthier  Beine  Gebeine  zerstreut,  und  die 
Kuochcn  könnten  nicht  mehr  in  dem  Zustande, 
wie  sie  siod,  «»getroffen  werden. 

In  der  Discussion,  welche  sieh  zwischen  Mor- 
tillct  undd'Acy  über  die  chronologische  Stellung 
der  genannten  Funde  entspinnt.  betont  ersterer, 
dass  sich  Grabstätten  immer  in  einer  Erdschicht 
(Culturschicht)  frühen  Datums  befanden,  weil  sie 
in  einem  Terrain  angelegt  zu  werden  pflegen,  das 
unter  der  Oberfläche  des  Bodens  liegt  — eine  Be- 
hauptung, der  d’Acy  insofern  nur  Berechtigung 
zuspricht,  als  mau  unter  Grab  eine  bald  tiefere, 
bald  flachere  Grube  in  einem  schon  früher  existi- 
rendeu  Bodeu  versteht.  D'Acy  dagegen  f«6Bt  die 
Grabstätte  zu  Mentone  in  der  Weise  auf,  dass  die 
Ueberlebenden  den  Todten  auf  den  flachen  Bodeu 
ihrer  Wohnung  hinlegten  uud  mit  Erde  bedeckten. 
Mortillet  will  ferner  nicht  einige  wenige,  sondern 


eine  ziemliche  Anzahl  polirter  Steingeräthe  aus 
der  Grotte  zu  Mentone  kennen,  die  zusammen  mit 
ncolithischem  Topfgeräth  die  paläolithischen  Schich- 
ten bedeckten.  Nach  alledem  wäre  es  seiner  Ansicht 
nach  du»  Natürlichste,  die  Skelette  für  neolithische 
anzuschen.  In  gleicher  Weise  dehnt  er  diese  Forde- 
rung auch  auf  einige  Werkzeuge,  insbesondere  auf 
einen  knöchernen  Dolch  aus,  der  auf  der  Stirn  des 
eilten  Skelettes  lag.  Von  indirecten  Beweisen  scheine 
ihm  schliesslich  das  äusserst  seltene  Vorkommen 
von  pulverisirtem  Rotbeisensteiu  für  die  chronolo- 
gische Bestimmung  von  Bedeutung  zu  sein : Aus 

der  paliiolithiachen  Zeit  ist  dieser  Farbstoff  bisher 
noch  nicht  bekannt  geworden;  der  einzige  Fund, 
den  seiue»  Wissen  nach  Pigorini  in  einem  Grabe 
aus  Roms  Umgebung  verzeichnet  hätte,  gehöre 
der  jüngeren  Steinzeit  an. 

Was  den  Fund  aus  der  Grotte  zu  Spy  anbe- 
trifft, so  giebt  Mortillet  zwar  zu,  dass  diese 
Skelette  in  der  That  der  paläolithischen  Periode 
angehörten,  lässt  sich  abor  von  dem  Vorhandensein 
einer  Grabstätte  nicht  überzeugen.  Er  nimmt 
vielmehr  an.  dass  die  betreffenden  Menschen  un 
Ort  und  Stelle  starben  und  zufällig  durch  Erde, 
vielleicht  in  Folge  eines  Erdsturzes,  verschüttet 
worden  »eien. 

Auf  Mortillet’s  Einwurf,  betreffend  die  rothe 
Farbe,  erwidert  d’Acy  schliesslich  noch,  das« 
dieselbe  nicht  nur  das  Skelet  überzogen  habe, 
sondern  auch  in  Schichten  angetroffen  wurde, 
welche  selbst  Mortillet  für  paläolithisch  ansehe. 
Er  könnte  «ich  nicht  gut  vorstellen,  dass  die 
Menschen  der  jüngeren  Steinzeit  beim  Begrabeu 
ihrer  Todten  in  eiuer  Tiefe  von  2,bü  m die  Erde 
noch  bis  zu  1,35  tiefer  durchwühlt  haben  sollten, 
bloss  um  „diesen  Schatz1*  in  einer  fl  in  laugen, 
90  cm  breiten  uud  20  cm  dicken  Schicht  niederxu- 
legen. 

ln  der  Fortsetzung  der  DiscuHsion  über 
die  Anthropophagie  (Sitzung  vou  5.  Januar) 
führt  Ollivier  Beauregard  zu  Gunsten  der 
Nadaillac'schen  Auffassung  dieser  Sitte  in  der 
vorgeschichtlichen  Zeit  eine  hieroglyphieche  In- 
schrift an,  die  ungefähr  3700  Jahre  von  unserer 
Zeitrechnung  an  zurück  datirt  (aus  der  Grab- 
pyramide des  Königs  Pepi  I.).  Die  aus  derselben 
entzifferte  Darstellung  verräth  ganz  deutlich  Remini- 
scenzen  an  frühere  Menschenopfer  und  anthropo- 
phagische Mahlzeiten,  welche  die  nothwendige  Folge 
von  jenen  waren.  — Zum  Schlüsse  entspinnt  sich 
eine  kurze  Debatte  darüber,  ob  der  Mensch  als 
herbivor  oder  carnivor  anfzufassen  sei.  Magitot 
sieht  das  Gebiss  nicht  allein  für  die  fleisch  - oder 
pflanzenfressende  Natur  eines  Geschöpfes  als  maass- 
gebend au,  sondern  legt  in  gleicher  Weise  auf  die 
Form  des  Intestinaltractns,  vor  Allem  aber  auf  die 
Beschaffenheit  der  Darmdrüsen , Gewicht.  Dem 
Zahnsystem  nach  wäre  der  Mensch  omnivor.  eine 


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Referate. 


289 


Ansicht,  welcher  Sauson  beipflichtet.  Auch  Fau- 
veile  hält  deu  Menschen  für  omni  vor.  wenn  auch 
»einer  Meinung  nach  das  Gebiss  auf  Pflanzenkost 
hindeute.  Die  vier  rleutes  cauini.  die  sich  übrigens 
auch  beim  Pferde,  einem  wirklichen  Herbivorcu 
vorfänden,  dürften  nicht  maassgebend  sein.  Denn 
auch  bei  solchen  Thiercn,  bei  denen  diese  Zähne 
stark  entwickelt  sind,  dienten  sie  nur  zum  Zu- 
greifen und  Anpacken , nicht  zum  Kauen.  Das 
Einzige,  was  das  fleischfressende  Thier  charakte- 
risire,  wären  die  schneidenden  Prämolarzähne,  die 
bei  der  Katze  ihre  grösste  Entwickelung  gefunden 
hätten. 

Durand  giebt  Beiträge  zur  Ethnologie 
der  Bewohner  der  alten  Provinz  Kouergue 
(jetzt  Aveyron),  der  früheren  Hutkeni.  Der 
Grundstock  der  daselbst  ansässigen  Bevölkerung 
scheint  iberischen  Ursprunges  zn  sein.  Die  Depar- 
tements Tllerault , l'Aveyron  nnd  la  Lozere 
bilden  an  der  Ostköste  die  Grenzen  eines  in  sich 
zusammenhängenden  eigeuthümlichcn  Sprachge- 
bietes, welches  das  ganze  alte  Aquitanien  umfasst 
und  sich  auf  die  Iberische  Halbinsel  fortsetzt.  Das 
Baskische,  ein  Idiom,  welches  zweifelsohne  mit 
dem  Iberischen  auf  denselben  Ursprung  zurück* 
zufübren,  wo  nicht  mit  ihm  identisch  ist,  war 
wahrscheinlich  die  älteste  Sprache  dieser  in  Be- 
tracht kommenden  Völkerschaften  Südwestfrank- 
reichs; denn  die  Uoberreate  derselben  lassen  sich 
noch  heutzutage  in  der  Aussprache  der  Landbe- 
wohner Nachweisen.  Besonders  sind  es  zwei  Con- 
sonanten,  welche  dem  Baskiscbeu  fremd  sind,  und 
welche  auch  das  französische  Platt  Südwestfrank- 
reichs nicht  kennt:  einmal  der  lateinische  Buch- 
stabe V,  wofür  das  B einen  Ersatz  bietet  — schon 
Scaliger  erwähnt  dieser  sprachlichen  Eigentüm- 
lichkeit in  den  genannten  Völkergebieten,  indem  er 
sagt;  0 felices  populi,  quihus  vivere  est  bibere  — 
zum  andern  der  Buchstabe  F,  der  durch  eine  ein- 
fache Aspiration  wiedergegeben  wird.  Dieses 
letztere  Charakteristicum  ist  in  Gegenden , die 
äusseren  Einflüssen  sehr  exponirt  gewesen  sind, 
im  Verhältnis»  zu  dem  erstereu  weniger  ausge- 
prägt; das  erster«  dagegen  hat  sich  bis  auf  unsere 
Tage  behauptet  Als  materielles  Hinderniss  für 
die  Ausbreitung  der  geschilderten  Eigentümlich- 
keiten ist  die  Ga  rönne  aufzufasssen,  die  auch  heute 
noch  eine  phonetische  Grenze  bildet.  Im  Korden 
dieses  Stromes  besitzt  das  rouergatische  Platt 
überall  den  Buchstaben  F,  im  Süden  dagegen  fehlt 
er  ihm.  Am  auffälligsten  tritt  dieser  Unterschied 
im  Tuulouaer  Gebiete  zu  Tage.  W ährend  die  Be- 
wohner des  rechten  Garouneufers  die  lateinische 
Aussprache,  z.  B.  fenna,  filha,  ferre  (für  fnraina, 
filia.  ferrura),  bewahrt  haben,  sind  die  des  linken 
Ufers  zur  Aussprache  von  henna,  bilha,  herre  ver- 
urteilt und  schliessen  sich  der  spanischen  Zunge, 
hembra,  hijo,  hierro,  somit  an.  — Wras  die  andere 

Archiv  für  Anthropologie.  1kl  XIX. 


Eigenschaft  de«  Südwestfrankreich  eigentümlichen 
Idioms,  das  Fehlen  des  Consonenton  V,  betrifft,  so 
lässt  sich  dieselbe  noch  in  dem  WTorte  Ga&cogno 
nachwei-sen.  Die  Form  gascon  oder  gase,  Nominativ* 
form  in  der  Lauguo  d’oe,  findet  mit  dem  Stamm«1 
base  sein  Prototyp  im  lateinischen  vasco. 

Das  Resultat,  zn  welchem  Durand  durch  seine 
vergleichenden  Sprachstudien  gclungt,  glaubt  der- 
selbe in  dem  Satze  zusammen  fassen  zu  dürfeu,  das» 
einst  alle  diese  Gegenden  baski*ch  gewesen,  und 
erst  allmälig  anfangs  keltisirt,  dann  romanisirt 
worden  sind.  Die  Bewohner  von  Kouergue  und 
ihre  Nach  hären  von  Gevaudan,  die  Nachkommen 
der  alten  Gabalen,  sind  die  heutigen  Repräsen- 
tanten der  altaii  iberischen  Station.  Sobald  man 
nach  le  Gard  und  1‘Ardiche  oder  im  Norden  nach 
der  Auvergne  gelangt,  macht  sich  das  Auftreten 
des  V schon  bemerkbar. 

Der  keltische  Einfluss  hat  im  Lande  der 
Rouergaten  wenig  bleibenden  Einfluss  hinterlasseu. 
Das  Einzige,  was  auf  eine  frühere  gallische  Mund- 
art hinweist,  sind  eine  Anzahl  Eigenuainen,  haupt- 
sächlich Namen  für  bewohnte  Stellen,  Flüsse,  Bäche, 
Berge  und  Wälder.  Die  Silbe  ac,  auf  welche  viele 
Namen  von  Weilern,  Flecken  und  Dörfern  aus- 
lauten,  soll  nach  Durand’«  Forschungen  im  Galli- 
schen eine  Eigenschaft  bezeichnet  haben , welche 
von  dem  Namen  des  Besitzers  des  genannten  Ortes, 
oder  von  einem  Hauptworte  abgeleitet  wurde,  da» 
einen  Gegenstand  oder  eine  charakteristische  Eigen- 
tümlichkeit dieses  Ortes  ausdrückt.  Aus  diesem 
Grunde  endigen  die  Städtenamen  nie  auf  diese« 
Suffix,  sondern  nur  Namen  von  ländlichen  Be- 
sitzungen. 

Auf  die  Periode  der  keltischen  Unabhängigkeit 
folgte  die  des  gallisch-römischen  Einflusses.  Die 
Ortsnamen  auf  ac  nahmen  in  derselben  zwar  im 
Kouergue  zu,  haben  aber  sämmtlich  als  Wurzel 
einen  römischen  Familiennamen.  Hauptsächlich 
waren  es  römische  Grosagrundhcsitzer , welche  diu 
gallischen  Ländereien  in  Besitz  nahmen  und  sich 
daselbst  anhauten.  Auf  diese  Weise  entstanden 
die  römischen  Namen  der  Landgüter  mit  der  kelti- 
schen Endsilbe  ac.  Manche  dieser  Namen  besitzeu 
noch  eine  zweite,  eigentliche  römische  Form  auf 
ium ; die  letztere  scheint  gegen  Ende  der  römischen 
Herrschaft  die  allein  übliche  gewesen  zn  sein, 
während  die  keltische  Bezeichnung  gauz  in  Ver- 
gessenheit gerieth.  Von  den  römischen  Eigen- 
namen Albinus,  Campanus,  Crassu»,  Flavin  iui*. 
Julia»  etc.  z.  B.  stammen  die  Ortsuameu  Albinia- 
cum  und  Albinium  (heute  Alhignac  und  Aubin), 
Campaniacum  und  Campanium  (Campaguac  und 
Campan),  Crasriacum  und  Crassium  (Crayssac  und 
Cray»),  Flaviniacum  und  Flavinium  (Flangnac  und 
Flavin),  Juliacum  und  Juliuin  (Juillac  und 
JuilleJ  etc.  — Bemerkenswert!!  int  hierbei,  dass  die 
römischeu  Ansiedler  ihre  Villen  fast  ausschliesslich 
37 


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290 


Referate. 


au  den  Stellen  des  Departements  anlegten,  die  bis 
vor  Karzern  noch  ein  Monopol  Tür  Weizenausfuhr 
belassen,  — in  denselben  Gegenden,  wo  die  meisten 
Dolmen  der  Steinzeit  angetroffen  werden  und  wo 
Taasende  von  Jahren  später  auch  die  Klöster  vor 
der  Revolution  ihre  Domänen  hatten. 

Hauptsächlich  widmeten  sich  die  römischen 
Ansiedler,  wie  schon  hervorgehobun , der  Land- 
wirtschaft; anch  die  einheimische  Bevölkerung 
lag  in  gleichem  Maa&ae  dieser  Beschäftigung  ob. 
Jedes  Vorwerk  war  nicht  nur  im  Besitze  eines 
Hnufgartens  (canebeira,  canebol,  canabola)  behufs 
Anfertigung  von  Gewebestoffen , sondern  verfügte 
auch  über  ein  Stück  Weinberg.  Vorzüglich  wid- 
mete man  Bich  der  Baurozucht.  Durch  den  Einfall 
der  Barbaren  (in  der  Völkerwanderung)  wurde 
dieser  blühenden  Landwirtschaft  ein  jähes  Ende 
bereitet.  Die  Westgothen  nnd  Franken , welche 
mit  dieser  Einwanderung  auch  nach  dem  Südwesten 
Frankreichs  gelangten,  uud  sich  hier  ebenfalls 
autfiedelten,  suchten  die  römische  Eigentümlichkeit 
iin  Namengeben  beizubehalten , indem  sie  ihrem 
Eigennamen  in  gleicher  Weise  das  Suffix  ium  oder 
ia  zufügteo.  Fast  ein  Drittel  der  gegenwärtigen 
Geschlechtsnamen  verrätb  deutschen  Ursprung;  die 
Ortsnamen  auf  den  alten  Landkarten  sind  durch- 
weg noch  germanisch.  • — Schon  einige  Jahr- 
hunderte früher,  ehe  die  Wogen  der  Völkerwande- 
rung die  rouergatischen  Landstriche  überfluteten, 
hatte  sich  zeitweilig  germanischer  Einfluss  daselbst 
geltend  gemacht.  Durand  führt  die  Entstehung 
de«  noch  heute  gebräuchlichen  Wortes  Imria  (Be- 
zeichnung für  Wirtschaft,  Meierei)  auf  eine 
germanische  Einwanderung  vor  der  Völkerwande- 
rung zurück.  Böria  soll  vom  deutschen  Stamme 
l>or=  Bauer  (angelsächsisch  boor,  dänisch  bor  etc.) 
abzuleiten  sein  und  somit  die  Wohnung  eines 
deutschen  Bauern  bezeichnen. 

Ueber  den  äusseren  Habitus  der  in  Rouergue 
ansässigen  Bevfdkerung  lässt  sich  Folgendes 
sagen.  Die  ältesten  Bewohner  waren,  wie  wir 
schon  sagten,  die  Iberer.  Durand  hält  die  Be- 
schreibung, welche  uns  die  alten  Schriftsteller  über 
die  Ilierer  auf  der  spanischen  Halbinsel  geben 
(braune  Haut,  schwarze  geringelte  Haare),  nicht 
für  übereinstimmend  mit  den  Resultaten,  welche 
man  durch  Beobachtung  der  heute  noch  restirenden 
Bevölkerung  iberischer  Abstammung  gewinnt. 

Zur  Zeit  der  gallischen  Unabhängigkeit  schil- 
dern uns  die  Griechen  und  Römer  die  Gallier  als 
grosse  Individuen  mit  blondem  Haar  (aurea  cae- 
saries)  und  milchfarbenem  Teint  (lactea  cutis.); 
auch  die  Kutinen  im  Speciellen  werden  flavi  ge- 
nannt. Mustert  man  dagegen  die  modernen  Be- 
wohner von  Rouergue,  so  fällt  die  Häufigkeit  des 
brünetten  Typus  auf.  Nach  den  anthropologischen 
Erhebungen,  welche  Durand  an  der  Bevölkerung 
von  Aveyron  angestellt  hat.,  kommen  nur  zwei  er- 


wachsene Blonde  auf  15  Brünette.  Durand  glaubt 
diesen  Widerspruch  zwischen  seiner  Statistik  und 
den  Nachrichten  der  Alten  in  der  Weise  erklären 
zu  können,  dass  er  annimmt,  die  griechischen  und 
römischen  Schriftsteller  hätten  nicht  das  eigent- 
liche gallische  Volk  beschrieben , sondern  nur  die 
Elite  desselben,  die  Vornehmen  und  Adligen,  die 
sich  zumeist  in  Rom  als  Gesandtrehafter  repräsen- 
tirten.  Die  wahre  gallische  Bevölkerung  sei  dunkel 
und  untersetzt  gewesen.  Dieselben  Unterschiede 
lassen  sich  noch  au  der  modernen  Bevölkerung 
von  Aveyron  wahrnehmen.  Während  die  Grund- 
besitzer auf  dem  Lande,  soweit  sie  von  altem  Adel 
sind,  durchweg  bloud  und  hochgewachsen  erschei- 
nen, ist  die  übrige  Landbevölkerung  zum  grössten 
Theil  brünett.  Auch  in  Toulouse,  wo  derselbe 
Kastengeist  unter  den  Vornehmeren  herrscht,  tritt 
dasselbe  Verhältnis»  zn  den  übrigen  Einwohnern 
zu  Tage.  Nach  Durand's  Ansicht  waren  die  alten 
Gallier  somit  von  untersetzter  Gestalt  und  von 
brünettem  Teint,  wie  es  auch  heutzutage  noch  der 
Durchschnittsfranzose  ist. 

ln  der  Discussion  erinnert  Lagneau  daran, 
dass  »ich  nach  den  Nachrichten  der  Alten  (Strabo) 
die  Aqnitanier  im  SQdwe*ten  Galliens  nicht  nur 
durch  ihre  Sprache,  Bondern  auch  durch  ihr  Aeosse- 
res  von  den  Galatern  unterschieden  und  zu  den 
Iberern  hingeneigt  hätten. 

Manouvrier  sprach  über  die  Körpergrösse 
der  Pariser.  Itu  Anfänge  dieses  Jahrhundert« 
batte  Villerme  bei  den  militärischen  Aushebun- 
gen im  Departement  de  la  Seine  während  eines- 
Zeitraumes  von  acht  Jahren  Beobachtungen  über 
dieGrössenverhältniese  der  daselbst  einzustellenden 
Kecruten  gesammelt  und  dabei  folgende  zwei  höchst 
interessante  Thatsacben  feststellen  können : Die 

mittlere  Körpergrösse  der  Militärpflichtigen  von 
Paris  ergab  eine  höhere  Ziffer  als  die  aus  den 
Laudbezirken  von  Sceaux  und  Saint-Denis.  Aehn- 
liche  Resultate  batte  Villerme  schon  in  den  frühe- 
ren Jahren  bei  ähnlichen  Gelegenheiten  aus  Lyon 
und  dem  Bezirke  Villefrancbe . sowie  ans  Haute- 
Vienne  und  seiner  Umgebung  gewonnen  (Villerme, 
Etüde  sur  la  taille  en  France  in  Annalen  d'hvgnne 
publique  et  de  medecine  legale.  T.  I,  1829).  Das 
andere  bemerkeuBwerthe  Ergebnis«  der  Aushebun- 
gen Villerme'*  betraf  das  Grösseu  verhält«  iss  von 
Reichen  und  Armen.  Leute,  die  in  wohlhabenden 
Bezirken  lebten,  wiesen  im  Durchschnitt  eine 
höhere  Körpergrösse  auf,  als  die  aus  ärmeren  und 
schmutzigeren  Stadtvierteln.  — Seit  dem  Jahre 
1816,  in  welchem  Villerme  seine  Studien  ange- 
stellt hatte,  änderte  sich  in  Paris  vieles;  die  wohl- 
habenderen Bezirke  verarmten  nnd  frühere  arme 
Bezirke  wurden  im  Laufe  der  Jahre  reich.  Für 
den,  der  die  Villerme’ sehe  Arbeit  kannte,  lag 
die  Frage  sehr  nahe,  ob  die  mittleren  Grö*senver- 
häknisse  der  Pariser  den  Umsturz  Verhältnissen 


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Referate. 


291 


«ich  «»gepasst  hätten,  und  oh  dieselben  noch  heut* 
zutage,  entsprechend  dem  Keichthuiu  und  der 
Wohlhabenheit  der  einzelnen  Bezirke,  in  diesen 
grosser  geblieben  wären,  als  in  de»  ärmeren  Be- 
zirken. Manouvrier  unterzog  sich  dieser  Auf- 
gabe und  konnte  die  von  Vil  lernte  gewonnenen 
Beobachtange»  vollständig  bestätigen,  ln  den  irme- 
reu  Bezirken  oder  auch  in  solchen , deren  Bewoh- 
ner sich  eines  gewissen  Wohlstandes  zwar  erfreuen, 
dabei  aber  in  höchst  ungesunden  und  schmutzigen 
(fassen  wohnen,  betrug  die  Körpergrösse  der  Mili- 
tärpflichtigen im  Durchschnitt  stets  weniger,  als 
in  den  fashiouublen  und  wohlhabenden  Bezirken 
der  Ilauptstudt.  Beobachtungen,  die  Manouvrier 
anch  im  folgenden  Jahre  anstellte,  ergaben  diesel- 
ben Verhältnisse  unter  den  einzelnen  Bezirken. 

Zur  Illustration  giebt  Manouvrier  eine  Anzahl 
Tabellen  und  eine  Stadtkarte,  welche  für  den,  wel- 
cher die  Pariser  Stadtverhältnisse  genauer  kennt, 
viel  des  Interessanten  bieten  mögen. 

In  Anderen  Ländern  haben  die  Statistiker  ähn- 
liche Beobachtungen  über  die  Grösse  der  Bevölke- 
rung anstellen  können,  ßeddoe  (On  the  stature 
und  bulk  of  man  in  the  British  isles,  Bristol  1867) 
fand,  dass  in  England  gewisse  Handwerke  der 
Grössenzunahme  günstig  wären;  zn  diesen  zählte 
er  die  Schmiede,  Maurer,  Landarbeiter,  überhaupt 
alle  Professionen  in  der  freien  Luft  Die  kleinsten 
Individuen  dagegen  stellte  das  Handwerk  der 
Schneider,  Schabmacher,  überhaupt  alle  Zimmer- 
arbeiter. Auch  Koberts  (Manual  of  anthropo- 
metry,  London  1878)  konnte  in  England  consta- 
tiren,  dass  die  Dnrcbschnittsgrösse  derer,  die  in 
Wohlhabenheit  aufwuchsen,  in  jedem  Alter  (0  bis 
80  Jahren)  mehr  betrug,  als  die  Grösse  in  Arbeiter- 
familien. Cowel  (aus  Quetelet,  Physique  sociale, 
t.  II,  p.  91)  machte  dieselbe  Erfahrung  an  den 
Kindern  der  Freien  und  Fabrikbeamten  in  Man- 
chester and  Stockfort;  Pagliani  (Lo  sviluppo 
umano  etc.,  Milano  1878)  desgleichen  an  den 
Schulkindern  Turins;  Bowditsch  (The  growth  of 
cbildren,  Boston  1877)  an  denen  Amerikas  (sehr 
umfangreiches  Material)  u.  a.  in.  (P.  Riccardi, 
Stature  e condizone  sociale,  Firenze  1885;  J.  Gur- 
ret, fitudes  sur  les  Savoyards;  E.  llouzü,  La 
taille  etc.  des  Flamands  et  des  Walions,  Societe 
d'antbropologie  de  Bruxelles  1888.) 

In  der  Discuseion  hob  Lagneau  hervor,  dass 
Champoui  llon,  Costa,  Davcsne  und  Aubert 
zu  denselben  Resultaten  wie  Manouvrier  gekom- 
men wären,  Sanson  betont,  dass  auch  in  der 
Thierwelt  die  Körpergrösse  von  der  guten  Nahrung 
und  dem  reichen  Boden  abhängig  sei.  Ein  augen- 
scheinliches Beispiel  bieten  die  kleinen  Ponnys  auf 
den  Shetlandsinseln  einerseits  und  die  kräftigen 
Pferde  aus  Leon  am  Nordufer  der  Bretagne  ande- 
rerseits. Beide  stammen  von  derselben  Rasse  ab; 
jene  sind  auf  spärliche  Nahrung,  zumeist  auf  Flech- 


ten , schon  seit  zahlreichen  Generationen  angewie- 
sen, diese  weiden  auf  den  saftigc*u  Triften  dir  Bre- 
tagne. Auch  in  Aveyron  dürfte  man  zwei  Varietäten 
des  Schafes  unterscheiden:  die  eine,  welche  in  den 
fruchtbaren  Gegenden  aufgezogen  wird,  ist  üppig 
entwickelt,  pflanzt  sich  zahlreich  fort  und  giebt 
grosse  Quantitäten  Milch ; es  ist  die  Varietät  von 
Larzac:  die  undere  dagegen,  die  in  unfruchtbaren 
Gegenden  nur  zum  Zwecke  der  Wolle  und  des 
Fleisches  aufgezogen,  pflauzt  sich  weniger  zahlreich 
fort  und  ist  im  Uehrigen  auch  weniger  entwickelt, 
— und  doch  sind  beide  Schafsorten  nur  Varietäten 
einer  und  derselben  Rasse. 

Sitzung  vom  1.  März  1888.  Herve  zeigt 
den  Schädel  eines  erwachseneil  Gorilla  vor, 
dessen  Nasenbeine  folgende  Abweichung 
von  der  Norm  darbieten.  Während  bei  den 
katarrhineu  Affen  die  beiden  Nasenbeine  für  ge- 
wöhnlich schon  sehr  frühzeitig  verschmelzen  (beim 
Cbimpanse  kann  diese  Synostose  schon  mit  dem 
zweiten  Jahre  beendet  sein,  bei  deiu  Gorilla  nnd 
den  Pitbeciern  ist  sie  es  noch  eher),  ist  bei  dein 
vorliegenden  erwachsenen  Exemplare  die  sntura 
na*alis  noch  offen,  wie  dies  beim  Menschen  die 
Regel  zu  sein  pflegt. 

Mortillet  macht  der  Versammlung  Mittheilung 
von  einem  Kupferfunde,  welchen  da  Silva  aus 
Lissabon  hei  der  Stadt  Leiria  in  der  portu- 
gisischeu  Provinz  Estremadura  zwischen 
den  Wurzeln  eines  Baumes  gemacht  hat.  Es  waren 
zumeist  breite  Aexte  und  grosse  Messer,  aus  reinem 
Kupfer  verfertigt,  im  Ganzen  gegen  20  Geräth- 
üchaften.  Dieser  Fand  giebt  von  Neuem  einen 
Beweis  dafür,  dass  einst  anf  der  Iberischen  Halb- 
insel ein  reines  Kupferzeitaltcr  bestanden  haben 
muss. 

V ariot  macht  eine  Mfttheilung  über  Nigrities 
beim  Hunde  (braune  und  weisse  Flecken 
auf  den  Schleimhäuten  der  Lippen,  des 
Gaumens,  der  Bindehaut  u.  8.  w.)  im  Ver- 
gleich zu  dieser  Erscheinung  beim  Men- 
schen. 

E.  Riviere  bespricht  eine  prähistorische 
Niederlassung  (Atelier)  aus  der  jüngeren 
Steinzeit,  genannt  le  Buisson-Pouil leux,  in 
der  Nähe  von  Champignv  (Seine),  die  schon 
seit  dem  Jahre  1867  ausgebeutet  wird.  Die  da- 
selbst aufgefundeneu  Gegenstände  bestehen  zumeist 
in  kleinen  Messern,  von  welchen  sechs  Stück  eine 
leicht  gekrümmte  Form  aufweisen  (18  bis  23  cm 
Länge,  24  : 25  mm  Breite),  Schabern.  Kratzern,  sehr 
niedlichen  Pfeilspitzen  mannigfacher  Form,  theils 
mit  Stiel  versehen,  theils  au  der  Basis  abgerundet, 
polirten  Aexten,  Steinsplittern  and  Naclei  — alle!«, 
aus  Silex.  Auch  eine  dünne  kleine  „Rondelle“  mit 
concentrischem  Loche  ans  einem  Kalksteinstück, 
desgleichen  mehrere  Fragmeute  von  Steinringen 
befanden  sich  unter  der  Ausbeute,  beiden  wahr- 
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292 


Referate. 


scheinlich  als  Amulett«»  oder,  wie  Hi  viere  ver- 
uiuthet,  auch  als  Armbänder  getragen.  Das  Topf- 
geräth,  welches  nur  in  geringer  Anzahl  vertreten 
war,  wies  grobe  Formen  und  grobe  Ornamente 
auf.  Desgleichen  waren  Speisereste  spärlich  ver- 
treten. Folgende  fünf  Thierspeeie»  liessen  sich 
aus  den  Knochonüberrustcn  noch  feststellen:  Pferd, 
Ilausschweiu,  Hirsch,  Rehbock  und  Rind.  Dass 
die  Bewohner  von  Champigny  auch  schon  mit  dem 
Ackerbau  vertraut  waren , beweisen  an  derselben 
Stelle  anfgefundene  Mahlsteine. 

Alle  anfgeführten  Objecte,  im  Ganzen  über  200, 
ruhten,  vermischt  mit  Aschen-  und  Kohlenresten, 
in  einer  Schiebt  vegetabilischer  Erde,  unmittelbar 
auf  dem  Kalksteinbodeu. 

Wahrend  die  bisher  geschilderten  Steingeräthe 
in  einer  auf  dem  steinigen  Untergründe  gleich- 
massig  ausgebreiteten  Culturschicht  lauerten,  wur- 
den andere,  derselben  Periode  ungehörig  . in  un- 
regelmässig angelegten  Gruben  angetroifeu.  Diese 
künstlichen  Erdaushöhlungen  waren  unterhalb  der 
vegetabilischen  Erde,  dir«*ct  in  die  Kalksteinschicht 
hinein  angelegt  und  hatten  eine  Tiefe  von  40  cm 
bis  1,50  m bei  einem  oberen  Durchmesser  von  1 bis 
2,50  m.  Ihre  Form  wur  bald  rund,  bald  elliptisch. 
Jede  von  diesen  Gruben  enthielt  mehr  oder  weni- 
ger Ueberreste  von  Kohlenstückchen,  »ehr  wenigen 
Knochen,  Topfgeschirr  und  zahlreichen  Silcxgeräth- 
schaften  allerlei  Art.  Unter  letzteren  verdienen  fol- 
gende einer  besonderen  Erwähnung:  eine  präch- 
tige Lanzen  spitze,  vollständig  erhalten,  auf  der 
Oberfläche  fein  bearbeitet  und  stark  convex  ge- 
krümmt (Länge  14  cm),  fünf  kleine,  sehr  feine,  an 
der  Oberfliicho  besondere  gut  überarbeitete  Pfeil- 
spitzen, die  einen  in  Weidenblattform,  die  anderen 
mit  Stiel,  eine  Art  Streitaxt,  aus  Basalt  verfertigt, 
abgerundet,  von  vorzüglicher  Form  mit  vollständig 
runder  Durchbohrung  n.  a.  m. 

Menschliche  Knochpnüberreste  wurden  in  der 
neolithischen  Station  von  Champigny  bisher  nirgends 
beobachtet,  ebenso  wenig  ein  aus  Knochen  ange- 
fertigtes Geriith. 

Den  Schluss  der  Sitzung  bildet  ein  Vortrag  von 
Laborde,  experimentelle  Studie  über  das 
Pfeilgift  bei  den  Negritos  auf  der  inalay- 
schen  Halbinsel  und  bei  den  Wakamba.  Von 
demselben  findet  »ich  in  «len  Bulletins  nur  die  Dis- 
cuaaion  abgedruckt. 

Sitzung  vom  15.  März  1888.  Manonvrier 
legt  der  Versammlung  das  erst  vor  Kur- 
zem erschienene  vortreffliche  Werk  von 
E.  Chantre,  Recherche»  anthropologiq ues 
dans  le  Caucase,  vor  und  giebt  eine Eintheilung 
des  in  demselben  verarbeiteten  Stoffes,  dem  sich 
eine  kurze  Inhaltsangabe  anschliesst. 

De  Nadaillac  berichtet  über  einen  Fall 
von  angeborener  Taubstummheit  und 


Rlindheit,  welchen  das  in  Newyork  erscheinende 
Journal  Science  veröffentlicht  hat 

Laloy  stellt  darauf  einen  Indianer  aus 
Central- Amerika  vor  und  macht  einige  Mitthei- 
lungen über  seine  Abstammung  und  somatischeu 
Eigenthümlichkeiten. 

Marcanu  bespricht  unter  Demonstration 
der  diesbezüglichen  Fu  ndobjecte  präcolu  m- 
biRche  Grabstätten  aus  Venezuela.  Dieselben 
scheinen  den  alten  Mcregotos  anzugehören,  einem 
ausgestorbenen  Volksstamme,  welcher  im  nördlichen 
Venezuela,  südöstlich  vom  Lago  de  Valencia,  ge- 
wohnt hat.  Diese  Grabstätten  sind  Tumuli,  deren 
man  mehr  als  fünfzig  an  Ort  und  Stelle  zählt. 
Der  Durchmesser  dieser  Hügel  (cerritos  genannt) 
schwankt  zwischen  10  und  300  m.  Die  Einschlüsse 
bilden  neben  menschlichen  SkeletreRten  Steinwerk- 
zeuge,  Musehelreste,  Topfscherben,  die  Feuerspuren 
aufweisen , und  andere  Hausstandsgeräthe , wie 
Knochennadeln,  Weheschiffchen  und  Glätter  zum 
Webegebrauch.  Es  handelt  sich  demnach  in  den 
präcolumbischen  Grabstätten  von  Venezuela  um 
eine  Cultur,  welche  in  der  Mitte  zwischen  den 
grossen  civilisirtcn  Staaten  ('entral-Amerikas  und 
den  wilden  Völkerschaften  steht. 

Fast  die  Hälfte  der  Schädel  ist  deforroirt,  die 
einen  in  stärkerem,  die  anderen  in  geringerem 
Grade;  und  zwar  beruht  diese  Deformität  auf  einer 
Verkürzung  des  Längendurchmessers  und  beson- 
ders des  verticaleu  Durchmessers.  Alle  übrigen 
Durchmesser  sind  vergrössert.  — Eine  weitere 
Ausführung  dieses  Vortrages  von  Marcano  findet 
sich  in  den  Memoire»  de  la  societe  d'antbropologie 
de  Paris  1889,  p.  1 — 86  veröffentlicht. 

Zum  Schlosse  berichtet  Olli  vier  Beanregard 
über  die  Anthropophagie  auf  Madagascar 
um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  nach  den 
Mittheilougen  des  damaligen  Cominandanten  dieser 
Insel. 

Sitzung  vom  5.  April  1888.  Bonneniere 
berichtet  über  einen  vorgeschichtlichen 
Kirchhof  bei  Saint-El lier  im  Departement 
Marne-ot-Loire.  Die  Skelette  lagen,  dicht  an 
einander  gedrängt,  alle  auf  der  Seite;  eine  Hand 
deckte  das  Gesicht.  Die  einen  von  ihnen  sahen 
nach  Mittag,  die  anderen  nach  Sonnenaufgang.  Ein 
Schädel  befand  sich  darunter,  in  dessen  Schläfen- 
bein noch  eine  Lanzenxpitze  von  Feuerstein  steckte. 
Au  der  Seite  der  Skelette  traf  mau  fast  regelmässig 
schwarze  Topfscherben,  öfters  auch  geschlagene 
Feuersteine  an.  leider  aber  gingen  alle  diese 
kostbaren  Ueberreste  verloren. 

Der  Sage  nach  »oll  an  dieser  Stelle  einst  eine 
grosse  Schlacht  geschlagen  worden  sein  , und  die 
daselbst  begrabenen  Skelette  die  Leichen  der  Ge- 
fallenen (larstellen.  Soviel  stebt  aber  fest,  dass 
wenige  hundert  Meter  von  dem  genannten  prähisto- 
rischen Kirchhofe  eine  grosse  Fahrstrasse  entlang 


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Referate. 


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führt«,  die  zweifelsohne  den  Römern  znzurch rei- 
ben ist. 

Ploix  sprach  sodann  über  die  Aphasie,  und 

M ortillet  übermenhirs  nummelleg  auf 
Sardinien.  Er  versteht  darunter  conisch  zu- 
geformte Steine,  von  denen  jeder  zwei  balbkugel- 
fürmige,  runde  Erhöhungen  besitzt,  welche  einer 
weiblichen  Brust  nicht  unähnlich  sehen.  Man 
nennt  sie  aus  dicBom  Grunde  auch  pieres  a seins. 
Diese  Steine  sind  als  Reste  eines  Cromlech  aufzu- 
fassen. 

Sitzung  vom  19.  April  1888.  Georges 
Herve  theilt  seine  neueren  Untersuchun- 
gen über  die  Broca’sche  Stirnwindnng  bei 
den  Prismaten  mit.  — Lenret  und  Gratiolet 
stellten  bekanntlich  zuerst  den  Grundsatz  auf,  dass 
die  Primaten  drei  longitudinale  Hirnwindungen 
besässen  , die  denselben  Windungen  am  mensch- 
lichen Gehirne  entsprechen  sollten.  Diese  Unter- 
suchungen der  beiden  genannten  Forscher  bildeten 
die  Grundlage,  auf  welcher  die  späteren  Anatomen 
weiter  bauten. 

Um  die  Richtigkeit  dieser  jetzt  allgemein  üb- 
lichen Ansicht  zu  prüfen,  muss  man  die  Stirnhirn- 
entwickelung durch  die  Reihe  der  Primaten  hin 
▼erfolgen.  Bei  den  beiden  niedrigsten  Familien 
derselben,  den  Pitheciern  und  Cebiern,  beginnt  das 
Frontalgehirn  sich  als  solches  von  der  übrigen 
Hiruraasse  za  ditferenziiren  und  einen  relativen 
Grad  von  ("oraplication  schon  aufzuweisen,  denn 
es  machen  sich  an  ihm  zum  ersten  Male  zwei  Fur- 
chen bemerkbar.  Die  eine  von  ihnen  entspringt 
über  dem  Winkel  der  Fossa  Sylvii  und  verläuft 
parallel  zur  Rolando'schen  Spalte,  und  etwas  vor 
derselben  von  unten  vorn  nach  hinten  oben.  So- 
bald sie  die  halbe  Höhe  des  Frontallappens  erreicht 
hat,  biegt  sie  plötzlich  nach  vorn  und  innen  am. 
Es  entsteht  so  ein  spitzer  Winkel  mit  dem  Scheitel- 
punkt nach  hinten;  im  Allgemeinen  gesagt,  bildet 
die  genannte  Furche  eine  nach  vorn  offene  con- 
vexe Krümmungslinie  (daher  nach  de  Gromier 
sillon  courbe  frontale,  nach  Broca  wegen  der 
Aehnlichkeit  mit  einem  Y sillon  hipsiloide  oder 
en  upsilon).  Die  nndere  Furche  liegt  gleichsam 
in  dem  spitzen  Winkel  der  ersteren  eingekeilt. 
Indem  sie  nämlich  dicht  an  der  Umbiegungsstclle 
dersellen  entspringt,  steigt  sie  von  hinten  und  oben 
nach  vorn  nnd  unten  herab  und  erreicht  direct 
die  Spitze  (rostrum)  des  Frontal  lappe  ns  (nach 
Broca  daher  als  sillon  rostral  bezeichnet). 

Leuret  und  Gratiolet  erblickten  in  den  bei- 
den geschildeiten  Furchen  ein  Analogon  für  die 
erste  und  zweite  Stirnfurche  am  menschlichen  Ge- 
hirn. Nach  ihrer  Auffassung  müsste  das  Affen- 
gehirn ebenfalls  drei  Stirn  windungen  aufweisen.  Die 
meisten  der  Gehirnanatomen , wie  Wagner, 
Pansch,  de  Gromier,  selbst  Broca,  schlossen 
sich  derselben  an. 


Herve  lehnt  sich  in  seinem  Vortrage  gegen 
diese  bisher  üblich  gewesene  Lehre  auf  und  beweist 
an  der  Hand  der  vergleichenden  Anatomie,  dasH 
am  Stirnhirne  der  Pithecier  und  Gebier  nur  zwei 
Windungen  (etages)  oder  Priinitivlappchen  existi- 
ren , welche  durch  die  Kostralfurche  von  einander 
getrennt  werden.  Indessen  entsprechen  dieselben 
nicht  der  ersten  und  zweiten  horizontalen  Stirn- 
windung (F*  und  F*)  am  menschlichen  Gehirne, 
sondern  die  obere  Windung  entspricht  der  ersten 
(F1)  und  oberen  Hälfte  der  zweiten  (F3*)  mensch- 
lichen Stirnwindung,  die  untere  der  unteren  Hälfte 
der  letzteren  (F3").  Der  umgebogene  Ast  der 
krummen  Furche  (sillon  courbe)  ist  somit  kein 
Analogon  für  die  erste  Stirnfurche;  vielmehr  lässt 
die  obere  (suprarostrale)  Windung  die  F*,  wenn 
wir  die  Gehirnentwickelung  weiter  aufwärts  ver- 
folgen, durch  Verdoppelung  ihrer  seihst  entstehen; 
an  einzelnen  Exemplaren  der  genannten  Affengut- 
tung  ist  die  erste  Stirnfurche  schon  angedentet-  Eben 
so  wenig  existirt  bei  den  Pitheciern  und  Cebiern 
die  Broca’sche  Windung;  letztere  bildet  sich  nach 
Herve,  wie  wir  sogleich  sehen  werden,  gleichfalls 
durch  Verdoppelung,  und  zwar  durch  Verdoppelung 
der  F*.  Dass  am  Gehirn  der  beiden  niedrigsten 
Affengattungen  nur  zwei  horizontale  Windungen 
das  Normale  sind,  beweist  ferner  der  Umstand, 
dass  beide  Primitivwindungen,  jede  nur  mit  einer 
Wurzel,  aus  der  Aufsteigenden  Gehirnwindung  ent- 
springen. Nach  der  G ratiolet’schen  Eintheilnng 
besitzt  demnach  die  F*  keine  eigene  Wurzel. 

Zu  denselben  Forschungsergebnissen  gelangte 
in  seinen  anatomischen  Studien  der  russische  Ana- 
tom Chudzinski.  Herve  hat  diese  Theorie  nun 
für  die  höheren  Affen  weitergeführt. 

Die  niedrigste  Stufe  unter  den  Anthropoiden 
nimmt  der  Gibbon  ein;  er  ist  so  zu  sagen  ein 
Mittelding  zwischen  den  Pitheciern  und  den  grossen 
Anthropoiden.  Den  ensteren  nähert  er  sich  durch 
die  Einfachheit  seines  Gehirns.  Die  beim  Gibbon 
zum  ersten  Male  auftretende  Ausdehnung  des  Vorder- 
hirns im  Längs-  und  Breitendurchmesser  erstreckt 
sich  auch  auf  den  Frontallappen.  Die  Spitze  des 
Vorderhirns  (bec  de  Tencephale),  sowie  die  scharfen 
Ränder,  besonders  zwischen  dem  Frontal-  und 
Orhitaltheil  (etage  metopique  und  orbitaire)  begin- 
nen sich  abzurunden.  Die  excessive  Liingcn- 
zunahme  de»  Stirnlappens  gestattet  diesem  Hirn* 
theil,  sich  an  den  Grenzen  zwischen  den  beiden 
Etagen , und  zwar  vor  der  Insel  und  um  den  vor- 
deren Zweig  der  Sylvi’schen  Grube  herum,  in 
Falten  zu  legen;  hierdurch  wird  die  erste  Anlage 
der  Broca1  sehen  Windung  (FJ)  geschaffen.  Beim 
Gibbon  reprüsentirt  sie  sich  zwar  nur  als  eine  ein- 
fache, sehr  kurze  Schlinge,  welche  aus  dem  unteren 
Ende  der  aufsteigenden  Gehirnwindung  entspringt 
und  sich  über  den  vorderen  Ast  der  Sylvii 'sehen 
Grube  legt.  Was  die  Rostralfurche  anbelangt,  die 


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Referate. 


294 

beim  Gibbon  schon  deutlich  hervortritt,  so  ist  für 
dieselbe  von  Bedeutung,  da»s  sie  weit  höher  als  die 
in  Betracht  kommende  rudimentäre  Stirn windung 
gelegen  ist  und  an  deren  Bildung  keinen  Antbeil 
nimmt.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  die  Broca'sche 
Windung  (F*  der  Autoren)  nur  als  eine  Theilung 
de»  subrostralen  Läppchens  atifzufasscn  ist,  auf 
Kosten  dessen  sie  *ich  bildet.  Beim  Gibbon  ist 
diese  Theilung  der  Biibrostralen  Windung  in  zwei 
untere  Falten  noch  unvollständig  und,  wie  schon 
erwähnt,  nur  durch  eine  oberflächliche,  seichte 
Furche  angedeutet.  Dagegen  ist  die  erste  Stirn* 
furche,  über  der  Uostralfurchu  verlaufend,  beim  Gib- 
bon schon  deutlicher  entwickelt  als  bei  den  niede- 
ren Aßen.  Das  Frontalhirn  setzt  sich  somit  bei 
diesem  Thiere  schon  aus  vier  horizontalen  Win- 
dungen zusammen,  sobald  mandie kleine  B roca’scbe 
Windung  als  solche  noch  mitzählt.  Beim  Gorilla, 
dem  nächst  höheren  Affen,  bildet  sich  die  dritte 
Stirn  windung  (F8)  auf  dieselbe  Weise  wie  heim 
Gibbon;  nur  ist  sie  bei  jenem,  entsprechend  der 
relativ  stärkeren  Grössen  zunah  me  der  Stirulappen, 
ebenfalls  stärker  entwickelt.  Nach  vorn  und  unten 
zu  ist  sie,  wie  heim  Gibbon,  durch  die  äussere  Or- 
bitalfurche sehr  deutlich  von  der  zweiten  Orbital- 
windung ahgegrenzt.  Dazu  kommt  noch,  dass 
ihre  obere  Greuze  gegen  die  F1"  hin  deutlicher 
ausgeprägt  ist,  als  beim  Giblion,  und  zwar  ge- 
schieht dies  durch  eine  kurze  geradlinige  Furche, 
welche  sich  von  der  unteren  und  äusseren  Partie 
der  praerolandischen  Forche  abzweigt:  die  zum 
ersten  Male  hier  auftretende  zweite  Frontal  furche. 
.Somit  ist  die  F*  nicht  nur  gegen  die  Orbital  fläche, 
sondern  auch  gegen  den  suhrostalun  Thcil  (F*”) 
der  zweiten  Frontalwimluug  zu,  mit  welcher  sie 
durch  eine  Anastomose  bisher  Zusammenhang,  deut- 
lich abgegrenzt,  oder  mit  anderen  Worten,  wir 
haben  jetzt  eine  wirkliche  vierte  Windung  am  Go- 
rillagchirn  aus  der  grossen  etage  sous-rostral  pri- 
raitif  entstehen  sehen.  Du  man  aber  der  Rostral- 
furche  zwei  Wurzeln,  mithin  auch  zwei  Wiuduiigeu 
zählt,  so  ist  auch  für  den  Gorilla  der  Satz  gerecht- 
fertigt, dass  das  Anthropoidengehirn  aus  vier  ho- 
rizontalen Stirnwindungen  sich  zusammensetzt. 

Individuelle  Abweichungen  von  dem  angedeu- 
teten Vicrwiudungstypus  kommen  ebeuso  gut  wie 
beim  Menschen  so  auch  beim  Gorilla  vor.  Nähert 
sich  der  letztere  auch  durch  die  Grösse  seines 
Stirnlappens  dem  Menschen  mehr  als  irgend  ein 
anderer  Anthropoide,  so  steht  er  doch,  was  die 
Faltencntwickelung  aubctriilt.  wegen  seiner  ver- 
hältnissmässig  grossen  Einfachheit  noch  uuter  dem 
Chitupansen.  Dieser  steht  wiederum  in  dieser  Hin- 
sicht ein  wenig  hinter  dem  Orang. 

Die  Lage,  Grenzen  und  sonstigen  Beziehungen 
der  F*  sind  bei  diesen  beiden  Anthropoiden  keine 
anderen  als  beim  Gorilla.  Du  diese  Windung  jetzt 
fast  ganz  über  dem  lobulus  orbital»  liegt,  so  ist 


im  Allgemeinen  von  ihr  wenig  auf  der  convexen  Ober- 
fläche sichtbar.  Die  Verhältnisse  sind  bei  diesen 
Tbieren  noch  complicirter,  als  bei  den  niederen 
Anthropoiden.  Der  Vierwindungstypus  tritt  beim 
Chitupansen  und  Orang  ebenfalls  sehr  deutlich 
hervor,  beim  Menschen  erreicht  er  seine  höchste 
Entwickelung. 

Recapituliren  wir  zutu  Schluss  die  Ergebnisse  der 
liervu’achen  Forschungen;  bei  den  Cebiern  und 
Pitbeciern  fehlt  die  Ilroca  sehe  Stirnwindung  voll- 
ständig ; hei  dem  niederen  Anthropoiden  tritt 
sie  zuin  ersten  Male  auf,  und  zwar  in  Gestalt  einer 
Schlinge,  eiucs  einfachen  Mäanders;  hei  den  höhe* 
reu  Anthropoiden  erscheint  sie  schou  ein  wenig 
entwickelter  und  beim  Menschen  vollends  bat  sie 
nicht  nur  un  Länge  und  Breito  zugenommeu,  son- 
dern zerfällt  schon  wiederum  in  Ncbcnwindun- 
gen. — Ilerve  schliesst  aus  diesem  grossen  Unter- 
schiede zwischen  den  höchsten  Anthropoiden  und 
dem  Menschen,  dass  der  Uehergang  von  erstereu 
zu  letzterem  nicht  direct  geschehen  ist,  und  nimmt 
eine  besondere  Uehergangsform  an,  einen  viiri- 
table  homme-signe  oder  anthropopitheque,  welcher 
indessen  der  Spracho  uicht  so  beraubt  gewesen 
sein  soll,  wie  cs  sich  Häckel  denkt. 

Die  Breitcnent wickelang  dar  Bro ca’ sehen  Win- 
dung hat  zur  Folge,  dass  die  Subrostralwinduug 
(dritte  Stirn wiudung  nach  Ilerve),  von  welcher 
sic  jetzt  durch  die  zweite  Frontalfurche  (bei  den 
Anthropoiden  nur  augedeutet)  getronuthst,  zurück- 
gedrängt wird,  ln  gleicher  Weise  kann  dies  bei 
der  Suprarostral windung  in  Folge  übermässigen 
Breitenwachsthuros  der  ersten  Frontulwiudung  der 
Fall  seiu.  So  in  die  Enge  und  Tiefe  gedrängt, 
zeigen  die  beiden  Rostralwindungen  die  Neigung, 
zu  einer  einzigen  zu  verschmelzen,  was  auch  an 
einer  Anzahl  menschlicher  Gehirne  thatsächlich 
beobachtet  worden  ist.  Oberflächlich  betrachtet, 
glaubt  man  es  im  speciellen  Falle  mit  nur  drei 
Stirnwiuduugeu  zu  tbuu  zu  haben,  in  Wirklichkeit 
aber  ist  durch  diese  der  Vierwiiidungslvpus  nur 
verdeckt.  Denn  stets  lassen  sich  untrügliche  Zei- 
chen einer  ursprünglichen  Zweitheilung  der  mit- 
telsten Windung,  unter  Anderem  aus  dem  Ursprünge 
mit  zwei  Wurzeln,  nach  weisen.  Diese  scheinbar»' 
Verschmelzung  der  zweiten  und  dritten  Stirnwin- 
dung (nach  Ilerve)  dürfte  die  meisten  Anatomen 
veranlasst  haben,  nur  drei  Stirnwindungen  als 
Typus  des  menschlichen  Gehirns  aufzustellen  und 
vier  Windungen  als  eine  Abnormität,  z.  B.  bei  Ver- 
brechern, zu  betrachten.  In  Wirklichkeit  sind  es 
stets  vier  Wiudungen. 

Sitzung  von  3. Mai  1888.  Pietremeut  be- 
schäftigt sich  io  einem  längeren  Vortrage  mit  dem 
Ursprünge  und  der  intellectuellon  Ent- 
wickelung des  Hühnerhundes  (chien  d'arret). 

Nach  des  Verfassers  Ansicht  ist  diese  Ilundc- 
■pecies  aus  dem  Jagdhaude  durch  Züchtung  von 


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Referate. 


295 


Seiten  unserer  Vorfahren  hervorgegangen.  Obwohl 
den  alten  Aegyptem  schon  mehr  als  14  Hundearten 
bekannt  waren,  wie  die  altägyptischen  Inschriften 
und  Malereien  tou  Beni-Hnssan  bezeugen,  so 
geschieht  doch  nirgends  im  Alterthume,  weder  auf 
diesen  oder  auf  den  assyrischen  Denkmälern,  noch 
von  den  griechischen  oder  römischen  Claasikern 
des  Hühnerhundes  Erwähnung,  Es  muss  somit 
der  letztere  als  das  Züchtungsprodnct  einer  ver- 
hält nissmiissig  neueren  Zeit  angesehen  werden. 

Pietrement  bringt  das  Hervorgehen  des 
Hühnerhundes  ans  dem  Jagdhunde  in  dierecte 
Verbindung  mit  der  Falkenjagd  im  Abendlande. 
Die  Jagd  mittelst  des  Falken  war,  wie  der  Ver- 
fasser des  Weiteren  ausführt,  Bchon  den  alten 
Griechen  und  Römern  bekannt;  nach  Westeuropa 
gelangte  die  Kunde  von  diesem  Handwerke,  sei 
es  aus  Asien  oder  sei  es  aus  Thracien , erst  im 
5.  Jahrhunderte.  Die  älteste  Erwähnung  des 
Hühnerhundes  reicht  nicht  über  das  7.  Jahrhundert 
n.  Chr.  zurück.  In  den  ( apitularien  Dagobert’*  I, 
aus  dem  Jahre  630,  speciell  in  demjenigen  Theile, 
welcher  das  bayerische  Gesetz . betrifft,  wird  im 
cap.  XIX,  6 derhapichunt  (inVarianten  bapihuhunt 
oder  hubnghunt)  angeführt.  Dieses  Wort,  das  sich 
offenbar  aus  hapich  = Habicht  und  hund  zusammen- 
setzt,  bezeichnet  somit  einen  Habichthund,  caniB 
acciptoricius.  Mit  Habichthund  ist  aber  ohne 
Zweifel  der  Hühnerhund  gemeint;  denn  jenem  lag 
die  Pflicht  ob,  das  Wild  aufzusuchen  und  aufzu- 
Hcheuchen,  sodann  aber  von  der  weiteren  Verfol- 
gung abznstehen,  damit  der  zweite  Jagdgefährte, 
der  llabicht  oder  Falke,  seinerseits  in  Action  treten 
konnte.  — In  den  ältesten  Zeiten  dürften  dieses 
Amt  des  Aufspürens  and  Aufjagens  bei  ähnlichen 
Gelegenheiten  berittene  Mannschaften  übernommen 
haben,  wie  dies  z.  B.  noch  heute  in  Algier  der  Fall 
zu  sein  pflegt.  Mangel  an  genügendem  Personal 
veraulasste  die  Jäger  sodann . anstatt  der  Reiter 
Jagdhunde  zu  diesem  Handwerke  heraDzuziehen. 
Es  müssen  hierzu  selbstverständlich  die  folgsamsten 
und  gelehrigsten  Thiere  ausgesucht  und  nlltnälig, 
sei  es  durch  Sanftmut!)  und  Liebkosungen  oder 
durch  Drohungen  nnd  Schläge,  dressirt  worden 
sein.  Durch  Vererbung  dieser  anerzogenen  guten 
Eigenschaften  entstand  somit  eine  neue  Hunde- 
gattung,  die  nicht  mehr,  wie  ihre  Vorfahren,  das 
Wild  zu  Tode  hetzte  oder  sogar  zerfleischte, 
sondern  die  unter  Hintansetzung  dieses  ihreB 
natürlichen  Triebes  vor  dem  anfgescheuchten  Wilde 
anhielt,  um  die  weitere  Verfolgung  dem  Falken 
oder  später  dem  Schosse  des  Jägers  zu  überlassen. 

Der  Hühnerhund  ist  somit  aus  dem  Jagdhunde 
entstanden.  Da  derselbe  ferner  ausserhalb  Europas 
nur  in  denjenigen  Landstrichen  anzutreffen 
ist,  wohin  Europäer  früher  oder  später  ihren  Fuss 
setzten , und  ausserdem  von  den  Eingeborenen 
dieser  Gegenden  die  Jagd  mit  dem  eingeführten 


Hühnerhunde  nur  wenig  oder  gar  nicht  betrieben 
wird,  so  schliesst  Pietrement  weiter,  dass  diese 
Veredlung  deB  Jagdhundes  zum  Hühnerhunde  nur 
in  unserem  Ahendlande  ihren  Ursprung  genommen 
haben  könne. 

Topinard  demonatrirt  der  Versammlung  die 
Abgüsse  zweier  Röhrenknochen  aus  §py 
(Femur  und  Tibia)  und  knüpft  hieran  einige  Be- 
merkungen. W äs  an  dem  Schienbeine  sogleich 
in  die  Augen  fallt,  ist  eine  winklige  Knickung 
seiner  oberen  Partie.  Ahmt  man  nämlich  die  auf- 
rechte Stellung  am  Lebenden  nach,  indem  man 
die  obere  Articulationsfläche  der  Tibia  horizontal 
hält,  so  springt  die  Diaphyse  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung deutlich  nach  hinten  vor.  Es  scheint 
somit,  da*H  der  Mensch  von  Spv  sich , ähnlich  den 
Anthropoiden,  auf  halbgebeugten  Untcrextremitäten 
fortbewegte.  — Bei  dem  Gorilla  ist  diese  Beugung 
nach  Fraipont’s  Untersuchungen  sehr  ausge- 
sprochen, bei  den  niederen  Rassen  nur  noch  in 
massigem  Grade  vorhanden  nnd  beim  Europäer 
verschwindet  sie  fast  gänzlich.  Die  Ra?se  von 
Spy  bildet  das  Bindeglied  zwischen  den  Anthro- 
poiden und  den  inferioren  Kassen. 

In  der  Discussion  will  Manonvrier,  dem 
diese  schiefe  Stellung  der  oberen  Schienbein  - Ge- 
lenkfläche schon  früher  an  platyknemischen  Exem- 
plaren aufgefallen  ist,  die  von  Fra ipont  gegebene 
Erklärung  nicht  gelten  lassen;  er  führt  vielmehr 
diese  abnorme  Erscheinung  auf  häufige  nnd  ange- 
strengte Märsche  des  Menschen  von  Spy  zurück, 
in  Folge  deren,  auch  beim  aufrechten  Gange,  ein 
beständiger  Druck  von  Setten  der  Oberschenkel  - 
condylen  auf  die  hintere  Partie  des  Tibiaköpfchens 
ausgeübt  wird. 

Simoneau  legt  der  Versammlung  eine  An- 
zahl behauener  Silexgegenstände  (Schaber, 
Messer,  Beile,  Pfeilspitzen  der  verschiedensten 
Typen)  vor,  die  er  bei  Pierrefiette  in  der  Um- 
gebung von  Toucy  (Yonne)  in  grosser  Menge 
gesammelt  hat. 

Moreau  präsentirt  ferner  ein  polirtes 
Ilämatitbei!  aus  den  Korallenriffen  im  Ar- 
chipel von  Tonamotou,  das  nach  Mortillet’s 
Ansicht  insofern  ein  grösseres  Interesse  verdient, 
als  es  das  erste  ist,  welches  aus  Occanicn  stammt. 

Mahondeau  theilt  seine  Beobachtungen 
über  die  Gruppirnng  der  grossen  Pyra- 
m id  enzellen*  in  der  motorischen  Region  der 
Gehirnrinde  mit. 

Während  die  Anatomie  bisher  lehrte,  dass  in 
der  sogenannten  dritten  Schicht  der  grauen  Hirn- 
rinde die  grossen  Pyramidenzellen  ganz  gleich- 
mässig  vertheilt  seien,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  sie  in  der  oberen  Hälfte  dieser  Schicht  spär- 
licher und  seltener,  in  der  unteren  dagegen  dicht 
gedrängter  nnd  zahlreicher  anzutreffen  sind,  er- 
gaben Mahoudoau’s  histologische  Untersuchun- 


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liefe  rate. 


296 

gen,  d«“H  in  der  Vertheilung  genannter  Riesenzellen 
eine  bestimmte  Anordnung  herrscht.  Betrachtet 
man  nämlich  die  betreffende  Schicht  z.  ß.  in  der 
aufst'-igeuden  Frontalwindung,  so  falleu  kleine 
Gruppen  von  Zellen  auf,  die  in  bestimmten  Ent- 
fernungen in  derselben  liegen  und  sich  aus  einer 
Anzahl  Zellenelemente  zusammen  setzen.  An  der 
Basis  genannter  Windung  sind  es  drei  oder 
▼ier,  weiter  hinauf  fünf  bis  acht  oder  mehr 
Zellen,  die  zu  einem  ( omplex  vereinigt  Hind.  Am 
Scheitel  der  aufsteigenden  Stiruwindung  sind  diese 
Zellengruppcu  am  zahlreichsten  auzutreffeu ; hier 
weisen  sie  auch  eine  gewisse  Complicatiou  auf, 
insofern  ihre  Elemente  in  Bezug  auf  Grö-s«  und 
Volumen  mannigfaltigen  Variationen  unterworfen 
sind.  Dessen  ungeachtet  lassen  sich  diese  Zell- 
gruppeu  von  ihrer  kleinzelligen  Umgebung  iu 
deutlicher  Weise  abgrenzen.  Dieselbe  Anordnung 
der  Pyramiden  zellen  lasst  sich  in  der  aufsteigenden 
Parietulwiudung  und  dein  Vereiniguugspuukte  der 
beiden  Centralwindungen  nachweisen. 

Aber  Auch  am  Gehirne  der  Säugethiero  konnte 
Mahoudeau  analoge  Verhältnisse  oonstatiren. 
Bei  den  Meerkatzen  setzen  «ich  die  Pyramidenzell- 
gruppen uns  nicht  mehr  als  drei  bis  vier  Zellen 
zusammen;  die  letzteren  sind  hier  aber  sehr  ent- 
wickelt und  ähneln  in  ihrem  Ausseheu  mehr  den 
Zollen  der  Vorderhüruer  des  Rückenmarkes,  als 
den  beschriebenen  am  menschlichen  Grosahirn. 
Sie  bilduu  somit  ein  Mittelding  zwischen  beiden. 
In  ihrer  Umgebung  bemerkt  man  überdies  noch 
kleinere  Zellen  von  rein  pyramidalem  Charakter. 

Bei  Katzen  and  Hunden  im  unausgewachsenen 
Zustunde  beobachtete  Mahoudeau  dieselbe  An- 
ordnung der  Zellen,  wie  wir  sie  beim  Menschen 
soeben  kennen  gelernt  haben.  Im  erwachsenen 
Zustande  dagegen  ist  dieses  Bild  weniger  deutlich 
ausgeprägt,  weil  sich  um  die  betreffenden  Zell- 
gruppen  immer  ueue  Zellen  des  verschiedensten 
Charakters  nnd  der  verschiedensten  Grösse  an- 
samnieln. 

Der  ScLlnss,  welchen  Mahoudeau  aus  seinen 
Beobachtungen  zieht,  ist  für  die  Gehirnphysiologie 
von  der  weittragendsten  Bedeutung.  Die  Riesen- 
zellengruppen  in  der  dritten  Schicht  sind  als  kleine 
motorische  Ceutren  aufzufaasen,  die  an  bestimmten 
Bezirken  wiederum  vereinigt  ein  grosses  moto- 
risches Uentrum  ausmachen.  Je  höher  ein  Geschöpf 
in  der  Thierreihe  steht,  um  so  zahlreicher  und  um 
so  complicirtcr  traten  die  Zellencoinplexu  auf;  denn 
eine  jede  Gruppe  ist  die  Folge  einer  erworbeneu 
Vervollkommnung. 

Mahoudeau’ s Studien  geben  weitereu  Unter- 
suchungen Veranlassung.  In  Bezug  Auf  die  mikro- 
skopische Technik  ist  noch  hinzuzufügeu,  dass  die- 
selbe in  Färbung  mit  Alauncarmiu  besteht. 

In  der  Debatte  macht  II  ervey  auf  die  eminente 
Bedeutung  aufmerksam  , welche  des  Vortragenden 


Entdeckung  im  Besonderen  für  die  Thiere  mit 
glatter  Gehirnoherfläcbe  (lissencephalc  Thiere)  habe, 
die  trotz  ihres  fultenlosen  Gehirnes  in  gleicher 
Weise  wie  die  gyrencephalen  Geschöpfe  fähig 
wären,  die  complicirtesten  Bewegungen  auBZuführeu. 
Er  empfiehlt  Mahoudeau,  seine  Untersuchungen 
auf  die  linsencephalen  Thiere,  speciell  auf  das 
Uistitiäffchon , auszuduhucn.  — In  den  eutdeckt«u 
Zellencotnplexen  wären  somit  mikroskopisch  nach- 
weisbare Centreu  gefunden , von  denen  jedes  mit 
einer  bestimmten  Gruppe  motorischer  Fa»eru  in 
Verbindung  zu  stehen  scheine. 

Variot  hebt  hervor,  dass  man  bei  einzelnen 
Fällen  von  amyotropbiicher  Laturalsklerose  einen 
Ausfall  der  betreffenden  Zellen  der  dritten  Schicht 
habe  nachweisen  können,  der  mit  Veränderungen 
in  den  Pyramideubabnen,  dem  Bulbus,  der  Capsula 
interna  und  dem  Centrum  ovale  in  Zusammenhang 
stehe. 

Derselben  Sitzung  liegt  ein  Bericht  von 
Bink  vor,  der  die  Beantwortung  der  von  der  Ge- 
sellschaft über  die  Eingeboreneil  N eu-Guineas 
gestellten  Fragen  ethnographischen  und  socio- 
logen  Inhaltes  betrifft.  Bink,  der  sich  während 
der  Jahre  1871  bis  18S3  in  der  dortigen  Gegend, 
speciell  am  Golf  von  Geelwink,  aufhielt,  hat  in 
diesem  Berichte  seine  daselbst  gesammelten  reichen 
Erfahrungen  widergelegt. 

Zum  Schlüsse  der  Sitzung  spricht  Nicolas 
über  Grabstätten  von  Gadagne  im  Departe- 
ment Vaucluse. 

Dieselben  liegen  in  der  Richtung  von  Nord 
nach  Süd  gebettet  und  bestehen  aus  5 bis  6 cm  dicken 
KalksteinÜiesen,  die  vertical  als  Seitenwände  und 
horizontal  als  Decke  verlaufen.  Die  Decke  lag 
30  bis  40cm  unter  der  Erdoberfläche.  — In  ein- 
zelnen Gräbern  fanden  eich  die  Ueberreste  mehrerer 
Personen  (bis  zu  25  Schädel)  bestattet;  in  anderen 
lagen  dieselben  ohne  anatomische  Ordnung. 

Die  Beigaben  bestanden  zumeist  in  kleinen 
Thongefässeu , einige  darunter  mit  schnauzeuarti- 
gem  Ausguss,  alle  mit  grossen  Henkeln  versehen; 
ferner  in  einem  Glasbecher  mit  langem  Fuss,  einer 
doppelt  durchbohrten  Piigermuschel  (Pecten  Jaco- 
baeus)  und  einigen  undurchbohrten  fossilen  Hai- 
fischzähnen. — Nicolas  setzt  diesen  Kirchhof  von 
Gadagne  in  die  Zeit  zwischen  Stein-  und  Metall- 
periode. 

Mortillet  erwidert  hierauf,  dass  er  nur  die 
Topfgcräthrcste  als  ausschlaggebend  für  die  chrono- 
logische Bestimmung  des  Fundes  gelten  lassen 
will.  Danach  wäre  derselbe  als  mittelalterlich 
(postkarolingisch)  auxusuhen.  Auch  die  Pilgcr- 
muschel,  mit  welcher  in  der  damaligen  Zeit  die 
Pilger  ihre  Mäntel  zu  schmücken  pflegten,  deute 
darauf  hin.  Das  Zusammentreffen  von  Kuochen- 
resten  mehrerer  Personen  wäre  durch  wiederholtes 
Benutzen  desselben  Grabes  zu  erklären. 


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Referate. 


297 


Sitzung  vom  7.  Juni  1888.  Sanson  stellt 
der  Versammlung  ei  neu  Fall  von  frühzeitigem 
Ergrauen  der  Haare  vor,  der  beweist,  dass 
dieser  Process  an  der  Wurzel  beginnt  und  offen- 
bar auf  Ernährungsstörungen . im  »pecietlen  Falle 
in  Folge  von  Tubcrculose,  zurückzuführen  ist. 
Die  freie  II «Ute  des  Haares  ist  noch  pigmenti rt, 
der  Rest  aber  bi»  zur  Wurzel  bin  erscheint  weis». 
Hier  ist  der  Haarschuft  im  Durchmesser  auch  ver- 
kürzt. — Hei  den  Pferden  treten  ähnliche  Erschei- 
nungen in  Folge  von  Verletzungen  durch  das  Ge- 
biss oder  durch  einen  Fall  auf  die  Knie  auf. 
Herve  hebt  in  der  Discussion  hervor,  dass  der 
Pelz  bei  einer  Anzahl  von  Säugethiercu  im  Winter 
ergraue  und  sieht  die  Ursache  hierfür  allenfalls  in 
veränderten  Kmährnngsvorgäugen.  Pietreraont 
bestätigt  Sanson'»  Beobachtungen  und  will  sogar 
das  Gegeutheil  davon  constatirt  haben,  dass  näm- 
lich PfVrtle  mit  heller  Hautfarbe  in  Folge  von  Ver- 
wundungen au  der  betreffenden  Stelle  dunklere 
Haare  aetjuirirten.  Auf  die  Anfrage  Variot’s.  wie 
Sanson  »ich  da»  plötzliche  Ergrauen  über  Nacht 
bei  heftigen  Gciuüthsbcwegungcii  erkläre,  antwortet 
dieser,  dass  alle  derartige  Fälle  bisher  noch  nicht 
wissenschaftlich  beglaubigt  worden  seien.  Auch 
die  bekannte  Geschichte  von  Maria- Antoinette  sei 
in  das  Gebiet  der  Fabel  zu  verweisen ; denn  ihre 
Uaaare  ffngen  schon  lange  vor  jener  unglücklichen 
Nacht  an  zu  ergrauen , wie  thatsäohlich  nachge- 
wiesen  ist. 

Cuyer  machte  darauf  eine  Mittheilung  über 
Form  Veränderungen  des  Handgelenkes  bei 
Supination  und  Pronation,  sowie  über  Grös- 
sen u nterschiede  an  den  Köpfchen  derMcta- 
carpnlknochen  der  skelettirten  und  der  nur 
von  der  Haut  entblössten  Hand. 

Hei  der  Supinutionsstellung  ist  der  proccssus 
styloidcus  ulnae  der  einzige  Theil  dieses  Knochens, 
der  direct  unter  der  Haut  sichtbar  und  fühlbar  ist. 
Denn  die  Sehnen  der  museuii  extensor  digiti 
uiiuimi  und  ulnaris  exteruns  (cubital  posti'rieur) 
liegen  dioht  an  einander.  Hei  der  Pronations- 
stellung  dagegen  wird  durch  Anscinanderwcichen 
der  genannten  Muskelsehuen  di«  vordere  Gelenk- 
ffttebe  des  Köpfchens  der  Ulna  bloss  gelegt.  Das 
»uboutane  Vorspringen  diese»  Knochen»  am  Hand« 
des  Handgelenkes  tritt  somit  hier  stärker  als  bei 
der  Supinationsstellung  zu  Tage.  — Die  andere 
Beobachtung  Cuyer’ s betrifft  das  stärkere  Ilervor- 
treten  des  zweiten  oder  dritten  Metacarpalknorhens, 
je  nachdem  man  die  skelettirte  oder  die  mit  Mus- 
keln bedeckte  Faust  betrachtet.  Hei  jener  über- 
ragt im  Heugcznstande  der  Finger  das  zweite 
Metacarpal köpfchen  das  dritte;  bei  dieser  ist  das 
Umgekehrte  der  Fall.  Denn  die  Sehne  de»  musc. 


extern«,  comm.  ain  dritten  Metacarpalknochen , die 
über  das  betreffende  Köpfchen  verläuft,  ist.  dick 
und  fast  cylindrisch;  am  zweiten  Metucnrpalknochen 
dagegen  abgeplattet  und  gleitet  beim  Beugen  der 
Finger  überdies  ein  weuig  nach  auswärts  vom 
Köpfchen. 

Gaillard  spricht  sodann  über  die  Dolmen 
von  Kergo  im  Departement  Uarnac,  aus  denen 
er  Geräthse haften  und  Topfgeschirr  der  jüngeren 
Steinzeit  zu  Tage  forderte,  and  über  die  uligue- 
ments  deraenhirs  im  Departement  Morbi- 
han  und  deren  Bedeutung.  Der  Vortragende 
versucht  für  diese  Systeme  von  Menhirreihen  eine 
Erklärung  zu  geben,  die  sich  auf  einige  überein- 
stimmende Beobachtungen  an  den  grossen  Systemen 
von  Menac,  Kermario  und  Kerlescan  (im  Departe- 
ment (’amac)  stützt.  Bei  allen  derartigen  Bau- 
werken fällt  immer  zwischen  zwei  Alignement» 
ein  Menhir  von  besonderer  Form  auf.  Gaillard 
vermuthet,  das*  diese  Anordnung  durch  eine  reli- 
giöse Sitte  jener  Zeit  bedingt  sei,  welche  mit  dem 
Aufgang  der  Sonne  zur  Zeit  der  Jahreswende  oder 
der  Wende  der  Jahreszeiten  in  Zusammeuhang 
stehe. 

Maurel  berichtet.  til»er  seine  Stndien  über  die 
Lange  der  ersten  und  zweiten  Zeh«  bei  den 
Mongolen- Rassen. 

Des  Vortragenden  Beobachtungen  erstrecken 
sich  auf  folgende  ost-  und  südostasiatiachc  Völker- 
stämme: Aunamitcn,  Chinesen,  Khmers  (ursprüng- 
lich indo- germanischer  Zweig,  jetzt  Mischung 
zwischen  Gangesbewohneru  einerseits  und  Chinesen, 
sowie  Annamiten  andererseits),  Thiams  (nicht  mon- 
golischer Abstammung),  Malayen  und  Wildo  au» 
Kambodscha  (unter  letzteren  sind  die  Autochtonen 
zu  verstehen,  wie  Penongs,  Roongs,  Noong»  und 
Kodais).  Um  einen  Vergleich  mit  der  europäischen 
Bevölkerung  ziehen  zu  können , »tudirte  derselbe 
ausserdem  die  Längenverhältnisse  der  betreffenden 
Zehen  an  den  Küstenbewohnern  de»  nördlichen 
Frankreich,  uud  zwar  aus  den  Dejmrtements  du 
Nord,  du  Pas -de -Calais,  de  la  Seine- Interieure 
und  de  la  Manche.  Von  300  Individuen  aus  diesen 
Gebieten  besassen  nur  sechs  eine  grössere  Länge 
der  zweiten  Zehe;  bei  21  Personen  waren  beide 
Zehen  gleich  lang,  und  bei  dem  Rost  (273)  die 
erste  Zehe  die  längere.  Dieser  Längenuuterschied 
betrug  2 bi«  5 mm,  in  drei  Fällen  sogar  12mm. 
Es  übertrifft  somit  bei  der  französischen  Kttsten- 
bevölkeruug  die  erste  Zehe  in  den  überaus  meisten 
Fällen  die  zweite  an  Grösse. 

Die  ost asiu tische  Bevölkerung  weist  theil«  ähn- 
lich«, theils  abweichende  Verhältnisse  auf.  Folgende 
Tabelle  veranschauliche  dieselben: 


Archiv  far  Atithfi>|i<il<>gie.  Bd-  XIX. 


38 


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29b 


Referate. 


1.  Zehe  die  größte  2.  Zehe  die  grössere  Beide  gleich  lang 


Anuamiten  (100  Beobachtungen)  . . 

. . 61 

30 

9 

Chinesen  (10) 

. . 0 

3 

1 

Khmers  (84)  

. . 53 

24 

7 

(darunter  12  Frauen)  .... 

. . 5 

5 

2 

Thiams  (11) 

. . 10 

1 

l 

Malayen  (10).  . . 

. . 8 

i 

0 

Wilde  aus  Kambodscha  (15).  . . . 

. . 15 

0 

0 

Franzosen  (300) . . 

. . 273 

(3 

21 

Der  Vortragende  schließt  aus  dieser  Zusammen- 
stellung, dass  der  immer  hin  hohe  Procentsatz  der 
grösseren  Lange  der  zweiten  Zehe  für  die  mongo- 
lischen Rassen  charakteristisch  ist,  dass  ferner  die 
Khmers,  die  heutzutage  deutlich  mongolische  Mi- 
schung verrathen,  in  dieser  Hinsicht  sich  den 
Mongolen  nähern,  und  dass  schliesslich  dieThiains 
und  sogenannten  Wilden  Kambodschas  wegen  der 
grösseren  Lange  ihrer  ersten  Zehe  den  indoeuro- 
päischen Völkern  näher  stehen.  Im  Allgemeinen 
lässt  sich  noch  hiuzufügen,  dass  bei  allen  Rassen 
die  erste  Zehe  die  längste  ist,  eine  Beobachtung, 
die  mit  den  anderen  Autoren,  wie  Harrison, 
Barroil,  Schaaffhauseu  etc.  übereiustimmt. 

In  der  Discu&sion  bestreitet  Lag  ne  au,  dass 
die  Häufigkeit  der  Läugc  der  zweiten  Zehe  ein 
C'karakteristicam  für  die  mongolische  Rasse  bedeute. 
Seiner  Ansicht  nach  dürfte  nur  das  constante 
Vorkommen  einer  Eigeuthümlichkeit  als  Rassen- 
merkmal aufgefasst  werden. 

Duhonsset  macht  darauf  einige  Bemerkun- 
gen über  das  Wort  e m pan  = Spanne  der 
Hand.  Kr  verwirft  diese  Bezeichnung  als  wissen- 
schaftlich anthropologisches  Maass,  weil  dasselbe 
ungenau  und  daher  nicht  mehr  zeitgeuiäas  sei. 
Die  Maassangaben  der  Alten  indeotificiren  die 
Spanne  mit  der  Haudhreite  (palina).  Hieraus  er- 
gaben sich  schon  ziemlich  bedeutende  Differenzen 
für  dieses  Maass.  Bei  den  Griechen  betrug  die 
Spanne  23  cm,  bei  den  Römern  nnr  22,  bei  den 
Aegyptern  22,5  und  heutzutage  ist  sie  filr  24  cm 
noch  bei  den  Bewohnern  von  Languedoc  und 
Montpellier  als  Maass  üblich.  Auch  die  Ellen- 
bogenläuge  stellt  keine  einheitliche  Maassau- 
gabe dar. 

Schlicsslioh  giebt  Duhousset  eine  Zusam- 
menstellung der  gegenwärtig  herrschenden 
Ansichten  über  das  Längun  Verhältnis»  des 
Zeige-  und  Ringfingers. 

Nach  den. Untersuchungen  von  Gerdy,  llyrtl, 
Henle,  Laugier,  Casanova  und  Mautegazza 
übertrifft  der  Ringfinger  an  Länge  im  Allgemeinen 
den  Zeigefinger;  Ecker  wies  dieselben  Längen- 
verbähuisse  für  die  Anthropoiden  nach.  Weber 
und  Car us  kamen  hei  ihren  Beobachtungen  über 
die  menschliche  Hand  zu  den  entgegengesetzten 
Resultaten.  — Um  vom  künstlerischen  Standpunkte 
aus  ein  Urtkcil  über  diese  Streitfrage  zu  erhalten, 


studirte  Duhousset  die  antiken  Bildwerke  der 
Griechen,  Assyrier  und  Aegypter  (Statuen,  Male- 
reien u.  a.  in.)  und  fand,  dass  bei  diesen  der  Ring- 
finger stets  grösser  dargestellt  ist,  als  der  Zeige- 
finger. Die  Alten,  die  ohne  Zweifel  einen  hohen 
Sinn  für  Kunst  und  Schönheit  besasseu,  fassten 
demnach  die  grössere  Länge  des  vierten  Fingers 
als  ein  Zeichen  einer  wohlgestalteten  Hand  auf. 
Ecker  freilich  hält  ein  Vorherrschen  dos  zweiten 
Fingers  an  Länge  für  ästhetisch  schöner  und 
schreibt  aus  diesem  Grunde  dem  weiblichen  Ge- 
schleckte eine  grössere  Häufigkeit  dieses  Längeu- 
verhältnisses  zu. 

Sitzung  vom  21.  Juni  1888.  Vauville 
legt  der  Versammlung  eine  Anzahl  Silexge- 
räthe  vor,  welche  aus  einem  Grabe  mit 
Leicheubrand  hei  Vie-sur- Aisne  in  derCom- 
rnane  Montigny-  TEngrain  (Aisne)  stam- 
men und  der  jüngeren  Steinzeit,  vielleicht 
auoh  schon  der  frühesten  Bronzezeit  ange- 
hören. 

Die  Grabstätte  liegt  in  einer  rechtwinkligen 
(1,90  : 1,25  m)  Erdaushöhlung  in  einer  Tiefe  von 
1,30  m unter  der  Erdoberfläche.  Diese  künstliche 
Grotte  ist  mit  Steinen  (Mauern)  ausgekleidet  und 
theilweise  überwölbt  Der  Eingang  zu  ihr  scheint 
nach  Norden  gelegen  zu  haben;  von  hier  aus  muss 
auch  die  öftere  Benutzung  zu  Beerdigungszwecken 
erfolgt  sein.  Die  Beigaben  der  verbrannten  Skelet- 
reste bestanden  in  98  polirten  Silexgeräthen  (Beile, 
Sägen,  Pfeilspitzen,  Schaber,  Dolche  etc.),  groben 
Topfscherben,  Aschen-  und  Kohlenreaten. 

Letourneau  bespricht  darauf  die  Sitte  des 
Messens  des  HaUunifangcs  zum  Beweise 
der  Pubertät  bei  den  Bretonen  und  Kaby- 
len.  In  der  Bretagne  kann  man  recht  häufig 
beobachten,  wie  junge  Mädchen  sich  mittelst  eines 
Fadens  gegenseitig  den  Halsurofang  messen,  dar- 
auf die  beiden  Fadenenden  zwischen  die  Zähne 
nehmen  und  die  Schlinge  über  den  Kopf  zu  schie- 
ben versuchen.  Gelingt  diese  Manipulation,  so  ist 
das  junge  Mädchen  keiruthsfukig.  Ein  ähnlicher 
Brauch  besteht  hei  den  Kabvlen. 

Da  bei  diesem  Volke  für  die  Majorennerklärung 
nicht  das  Alter,  sondern  die  Geschlechtsreife  maass- 
gebend  ist,  so  muss  in  dem  Falle,  dass  die  Familieu 
die  cingetretene  Pubertät  ihrer  Söhne  zu  verheim- 
lichen suchen,  die  Messung  des  Halses  und  das 


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Referate. 


299 


Dnrchsteeken  des  Kopfes  durch  die  mit  den  Zähnen 
festgehaltene  Fadenschlinge  ausschlaggebend  sein. 
Geht  die  Schlinge  über  den  Kopf,  so  wird  der  Jüng- 
ling für  gescblecbtsreif  erklärt  und  in  die  Gemein- 
schaft der  Männer  aufgenomroen.  Der  Vortragende 
vermutbet,  dass  die  Entstehung  dieser  Sitte  anf 
vorgeschichtliche  Zeiten  zurückzuföhren  sei ; denn 
die  Rasse  von  Cro-Magnon  scheint  oine  Berberrasse 
gewesen  zu  sein.  Auch  Manouvrier  hält  die- 
selbe für  sehr  alt.  Schon  Catn  11  erwähnt  ihrer 
in  seinen  Epithalamium  Thesei  et  Thetidis.  — 
Hervc  hebt  in  der  Discussion  hervor,  dass  in  man- 
chen Gegenden  Frankreichs  dieselbe  Sitte  existire, 
wo  sie  aber  nnr  dazu  diene , eine  etwaige  Deflora- 
tion zu  constatiren.  Denn  hier  glauben  die  Mütter, 
dass  nach  der  ersten  geschlechtlichen  Vereinigung 
der  Hals  des  Mädchens  resp.  der  jungen  Frau  an 
Umfang  zunebme,  eine  Beobachtung,  die  den  aus 
der  Physiologie  gewonnenen  Ergebnissen  (Zunahme 
des  Larynx,  insbesondere  der  Thyreoidea  Heim 
Eintritt  der  Pubertät,  und  bei  der  Frau  während 
der  Schwangerschaft  und  nach  der  Nioderkunft) 
vollkommen  entspricht. 

Auch  Manouvrier  hält  ein  plötzliches  An- 
schwellen des  Halses,  zumal  bei  der  ersten  geschlecht- 
lichen Aufregung,  nicht  für  physiologisch  unmög- 
lich. Was  aber  die  bei  den  Kabylen  herrschende 
Sitte  an  belangt,  so  sieht  er  in  derselben  entweder 
eine  einfache  Ceremonie,  oder  einen  auf  alter  reli- 
giöser Lieberlieferung  beruhenden  Brauch. 

Gaillard  macht  eine  Mittheilung  über 
den  Verlauf  der  Restanrirungsarbeiten  des 
Tumulns  von  Kerle  sc  an,  der  ursprünglich  aug 
einem  Dolmen  und  einem  Cromlech  bestand  und 
erst  später  durch  Erdanh&ufung  über  diesen  sich 
bildete. 

Fauvello  schliesslich  bespricht  die 
Wichtigkeit  des  Kauapparates  für  die  an- 
thropologische Forschung. 

Ausgehend  von  dem  Einflüsse,  welchen  die 
Form  der  Nahrung  auf  die  Gestalt,  Anzahl  und 
Lage  der  Zähne  bei  den  Fleisch-  und  Pflanzen- 
fressern ausübt,  macht  der  Vortragende  sodann 
auf  die  Form  und  die  Dimensionen  des  Unterkie- 
fers aufmerksam,  die  beide  gleichfalls  mit  der  Nah- 
rung Zusammenhängen.  Für  gewöhnlich  ist  der 
Unterkiefer  um  so  länger  entwickelt,  je  schlechter 
die  oberen  Extremitäten  angelegt  sind;  denn  beide 
ergänzen  sich  beim  Zerreissen  der  Nahrung.  Bei 
den  Camivoren  liegen  die  Gelenkenden  des  Unter- 
kiefers zu  zwei  Drittel  in  einer  tiefen  Pfanne  in 
der  Basis  der  apophysis  zygomatico-temporalis  ver- 
steckt. Es  ist  dieses  Gelenk  dem  Ellenbogengelenk 
vergleichbar,  d.  h.  es  ermöglicht  die  Beugung  und 
Streckung.  Bei  den  Omnivoren  und  Frugivoren 
ist  die  Beweglichkeit  der  Condylen  eine  freiere, 
denn  es  ist  hier  noch  eine  seitliche  Bewegung  mög- 
lich, die  bei  den  Wiederkäuern  am  ausgiebigsten 


erscheint.  Bei  den  Nagern  im  Besondern  ist  die 
grosse  Axc  des  ('ondylua  von  vorn  nach  hinten 
gerichtet  und  zwischen  Schläfenbein  and  dessen 
Jochbeinfortsatz  eingefügt.  Es  wird  hierdurch 
eine  grosse  Genauigkeit  in  der  Annäherung  der 
Kiefer  erzielt. 

Die  Kaumuskeln  variiren  gleichfalls  nach  der 
Nahrung« weise.  Die  Ptcrygoidei  sind  bei  den  Car- 
nivoren,  zumal  bei  den  Felinen,  wenig  entwickelt. 
Dafür  besitzen  bei  ihnen  aber  die  Masseteren  und 
Schläfenmuskeln  eine  um  so  enormere  Kraft.  Bei 
den  Frugivoren  und  Omnivoren  sind  die  letzteren 
ebenfalls  noch  gut  entwickelt;  bei  den  Herbivoren 
schon  weniger,  und  bei  gewissen  Nagern  verschwin- 
den sie  vollständig.  Die  Masseteren  dagegen  be- 
wahren allein  überall  ihren  Einfluss. 

Nicht  minder  steht  die  Grösse  der  Rachen- 
Öffnung  mit  der  Form  der  Nahrung  im  Zusammen- 
hang. Bei  den  Fleischfressern,  die  ihre  Beute  ziem- 
lich ungekaut  verschlingen,  reicht  das  Maul  fast  von 
einem  Condylus  bis  zum  anderen;  bei  den  Alles- 
fressern reicht  es  nur  so  weit,  als  die  Mahlzähne 
reichen ; bei  den  Pflanzenfressern  gebt  es  wenig 
über  die  Eckzahne  hinaus,  und  hei  den  Nagern 
schliesslich  ist  die  Breite  der  Maulöffnung  auf  die 
Breite  zweier  Schneidezäbn*  beschränkt. 

Nach  alledem  ist  den  Elementen  des  Kanappa- 
rates,  den  Zähnen,  den  Kieferknochen,  den  Kau- 
muskeln und  der  Rachenöflhung,  eine  gewisse  an- 
thropologische Bedeutung  nicht  abzusprechen.  Die 
Primaten,  inclusive  des  Menschen,  rechnet  Fau- 
velle  zu  den  Säugethieren,  welche  sich  von  pflanz- 
lichen Prodncten  nähren.  Die  Form  ihres  Unter- 
kiefers und  die  Anordnung  ihrer  Kaumuskeln  be- 
rechtigen zn  solcher  Classification.  Trotzdem  unter- 
scheiden sieb  Affe  und  Mensch  gewaltig  durch  die 
Dimensionen  ihrer  Kauwerkzeuge.  Beim  civilisirten 
Europäer  z.  B.  stehen  die  Schueidezähne  senkrecht; 
die  Eckzähne  besitzen  weniger  Höcker  und  liegen 
mit  den  spät  auftretenden  Mahlzähnen  ziemlich  in 
demselben  Niveau , so  dass  sie  mit  diesen  sich  zu 
einer  Function  verbinden.  Kurz  gesagt,  der  ganze 
Kauapparat  ist  beim  Europäer  reducirt.  Die  natür- 
liche Folge  davon  ist  eine  proportionale  Abnahme 
der  Unterkieferdiraensionen.  Hand  in  Hand  mit 
dieser  Zurückbildung  des  Kanapparates  beim  ciri- 
lisirten  Menschen  geht  eine  Zunahme  des  Gehirns. 
Die  Intelligenz  tritt  vicariirend  für  jene  ein. 

Dieser  Uebergang  von  der  anthropoiden  Form 
zu  der  des  niedrig  stehenden  Wilden  nnd  weiter 
von  diesem  zum  höchst  civilisirten  Menschen  hat 
sich  sehr  allmälig  vollzogen.  Die  meisten  der 
ethnographischen  Grnppen  stehen  noch  auf  ver- 
schiedenen Stufen  dieses  Entwickelungsganges. 
Leider  ist  bisher  von  den  Anthropologen  dieser 
Thatsnchc  sehr  wenig  Beachtung  geschenkt  wor- 
den. Sie  conBtutiren  zwar,  dass  bei  den  niederen 
Rassen  der  Unterkiefer  massiver  gebaut  ist,  sie 
38* 


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300 


Referate. 


messen  den  Symphysen-  und  Mendibulsrwinkel,  eie 
suchen  die  Prognathie  zu  bestimmen , berechnen 
die  Wölbung  des  Gaumens  u.  a.  in. , nie  lmbcu  sie 
aber  bisher  die  feste  Insertion  der  Kaumuskeln,  die 
Starke  der  .Jochbeine  und  Pterygoidealfortsätze, 
die  Ausbreitung  und  Tiefe  der  Schläfen  grübe,  die 
Grosse  der  Mundöffnung  u.  *.  w,  beachtet  Kurz, 
eine  gute  Beschreibung  des  Kauupparutea  bei  den 
verschiedensten , sogar  bei  den  um  besten  bekann- 
ten Menschenrassen  mangelt  noch. 

Sitzung  vom  5.  Juli  1N88.  Letourneau 
berichtet  über  Ueberbleibsel  des  Regime 
vom  gemeinsamen  Eigent  hum,  wie  sie  sich 
noch  auf  den  Inselu  Hoedic  und  Houat,  an 
der  Küste  von  Morbihan  (nicht  weit  von  Belle- 
Isle-eu-Mor)  vorfinden  uud  fuhrt  diese  archaisti- 
schen Gewohnheiten  auf  das  alte  Regim  des  kel- 
tischen Clan  zurück. 

Sitzung  vom  19.  Juli  1888.  Variot  be- 
richtet über  ein  neues  Verfahren  zur  Zer- 
störung von  Tatuirungen  der  Haut  und  ver- 
spricht sich  von  demselben  ei  neu  gleichen  Erfolg 
bei  dem  Entfernen  von  naevi  pigmentosi. 

Mortillet  giebt  darauf  einen  Ges&wmt- 
überblick  über  seiue  jüngste  Reise  nach 
Algier,  und 

Chudzinski  spricht  schliesslich  unter  Hinweis 
auf  eiu  ausgestellte«  Schi  iu  pausenskelett  Über 
das  os  sacrum  diese«  Thieres. 

Dieses  Kreuzbein  lallt  auf  den  ersten  Blick 
durch  seine  Lunge  auf.  Es  misst  (mit  dem  Band- 
maasse  gemessen)  119  mm  in  der  Länge  uud  75 mm 
in  der  Breite  und  setzt  sich  aus  sieben  Wirbeln 
zusammen,  eine  Abnormität,  die  Chudzinski  bis- 
her an  keinem  Anthropoidenskelett  gesehen  hat. 

Sitzung  vom  4.  October  1888.  Nachdem 
Verueau  ein  Tintinnabulum  aus  Peru  vor- 
gestellt  hat,  berichtet  Letourneau  über  Lang- 
lebigkeit bei  den  Berberrassen. 

In  Frankreich  giebt  es  eine  bestimmte  Gegend, 
in  welcher  drei-  oder  viermal  so  viel  Leute  hundert 
Jahre  und  darüber  alt  werden,  als  anderswo.  Die- 
ses wohl  abgegrenzte  Gebiet  umfasst  die  drei 
Pyrenäendeparteinents  Haute« -Pyrenees,  Baase* - 
Pyrenees  und  Artege.  Letourneau  glaubt  diese 
einzig  dastehende  Erscheinung  mit  der  Berberrasse 
in  Verbindung  bringen  zu  dürfen,  die  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  im  Süden  von  Frankreich,  auf 
der  Iberischen  Halbinsel  uud  in  Nordafrika  an- 
sässig war  und  deren  Repräsentanten  man  za  Cro- 
Magnon  uud  auf  den  C'anaren  aufgefunden  hat. 
Schon  die  Schriftsteller  der  Alten,  wie  Hero- 
dot,  Diodor  u.  A.,  erzählen  uns  von  der  Lang- 
lebigkeit der  Aethiopier  (d.  i. Berber);  desgleichen 
berichten  die  neueren  Reisenden,  unter  ihnen 
* Duveyrier,  dass  bei  den  Touaregs  der  .Sahara 
Greise  von  120  und  mehr  Jahren  keine  Seltenheit 
seien. 


M.  Ploix  hält  den  Bericht  Herodot’s  über 
die  Langlebigkeit  der  Aethiopier  für  ein«  Legende, 
wie  ja  überhaupt  dieses  Volk  nur  als  ein  sagen- 
haftes aufgefasst  werden  dürfe,  wogegen  Letonr- 
neau  betont,  dass  im  vorliegenden  Falle  nicht 
blos*  Ilerodot,  sondern  auch  andere  Schriftsteller 
die  Langlebigkeit  der  Aethiopier  bezeugen  und 
somit  diese  Berichte  Glauben  verdienen.  — Esche- 
n auer  ist  der  Ansicht,  dass  man  die  Langlebig- 
keit in  den  genannten  Departements  in  erster  Linie 
der  einfachen,  sorgen  losen  and  arbeitsamen  Lebens- 
weise seiner  Bewohner  unter  einem  blauen  Himmel 
und  iu  einer  gesunden  Luft  zuschreiben  müsse; 
der  grosse  Rasseneinfluss,  der  Atavismus,  komme 
erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht. 

Zum  Schluss  spricht  Maricourt  übur  Aber- 
glauben der  Bewohner  von  Wales.  Dieser 
Vortrag  findet  sich  in  den  Memoires  de  la  societe 
d'anthrop.  de  Paris,  Bd.  IV,  Heft  I,  veröffent- 
licht. 

■Sitzung  vom  18.  October  1888.  Variot 
legt  einen  discusförmigen  Kupferstempel 
zum  Tatuiren  vor,  an  dem  gegen  hundert  feine 
Nadelspitzen  zum  Durchbohren  der  Hautoberfläche 
angebracht  sind. 

Leon  Don  na  t macht  darauf  die  Mittei- 
lung, duKK  im  nüohstcn  Monat  auf  das  Pro- 
gramm der  Sorbonne  eine  neue  biologische 
Vorlesung:  „Entwickelung  der  organisir- 
ton  Wesen“  gesetzt  werden  wird,  die  eine  Stif- 
tung der  Stadt  Paris  ist. 

Manouvrier  berichtet  kurz  über  seine  auf 
Manicipatkosten  unternommene  anthropologi- 
sche Reise  nach  Deutschland,  Oesterreich- 
Ungarn  und  der  Schweiz. 

Mortillet  macht  einige  Zusätze  über  das 
von  Verneau  in  der  letzten  Sitzung  be- 
sprochene Tintinnabulum  aus  Peru,  worauf 

Beauregard  schliesslich  über  das  Alter- 
thum in  Aegypten  spricht. 

N ach  L e p s i o s1  gründlichen  Untersuchungen  über 
die  den  alten  Aegyptcrn  bekannten  Metalle  ist 
ein  bestimmtes  Zeichen,  das  Komt  gelesen  wird 
und  oftmals,  manchmal  auch  iu  Variationen,  wieder- 
kehrt. der  griechische  Ausdruck  für  das  Kupfer. 
Für  die  Bronze  dagegen  existirt  in  der  ägyptischen 
Bildersprache  kein  besonderes  Wort  oder  Zeicheu. 
Uud  dennoch  waren  die  Bewohner  der  Nillander 
mit  der  Herstellung  dieser  Metallmischung  bekannt, 
dies  beweisen  eine  Anzahl  Fundstücke,  wie  Sta- 
tuetten, Spiegel,  Pfriemen,  Waffen  u.  a.  m.  Man 
nimmt  allgemein  an,  dass  die  Verwerthung  der 
Bronze  nicht  über  die  XV111.  Dynastie,  d.  h.  über 
das  17.  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung, 
humusreiche,  weil  Bronzcgegenntande  an«  einer 
älteren  Zeit  bisher  nirgend  bekannt  geworden  sind. 

Für  die  Bearbeitung  des  Kupfers  besitzen  wir 
schon  sichere  Zeugnisse  aus  den  Zeiten  der  ersten 


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Referate. 


301 


historischen  Dynastie  Aegyptens.  Die  Minen  von 
Ouadi-Magharah  auf  der  Halbinsel  Sinai  lieferten 
schon  damals  eine  erkleckliche  Ausbeute.  Der 
Pharao  Snefru  (i.  e.  Wohlthäter)  soll  die  erste  mi- 
litärische Kolonie  zum  Schutze  dieses  Staatseigen- 
thums  am  Sinai  gegründet  haben.  Sein  Andenken 
ehrte  die  Nachwelt  durch  ein  mächtiges  Bildnis» 
inStein  an  den  Felsen  von  Ouadi-Magharah.  Jahr- 
hunderte hing  blieben  die  Kupferminen  am  Sinai 
im  Flore.  First  zur  Zeit  des  Königs  Ramses  111., 
d.  h.  vom  12.  Jahrhundert  v.  Chr.  an,  begann  die 
Ausbeute,  die  bis  dahin  noch  sehr  lucrativ  war, 
zu  stocken  und  bald  gänzlich  zu  versiegen.  Fr« atz 
dafür  bot  der  reichliche  Import  aus  den  unterjoch- 
ten Xachbargcbictou  (Persien,  Cypros  u.  a.  m.). 

Die  Art  des  Bergbaues  der  genannten  Kupfer- 
minen geht  deutlich  aus  den  von  ihm  hinterlasse- 
nen  Spuren  hervor.  Die  Ausbeute  selbst  geschah 
mittelst  Steinbämmer  und  dreieckiger  F'euerstein- 
ineissel,  von  denen  abgenutzte  Exemplar»*  in  grosser 
Menge  im  Sande  vor  dem  Flingange  zu  deu  Schach- 
ten herumliegen. 

Wie  schon  erwähnt,  erscheint  die  Bronze  iu 
Aegypten  zur  Zeit  der  XVIII.  Dynastie.  Sie  ist 
eine  Mischung  von  Kupfer  und  Zinn.  Aber  weder 
Aegypten  noch  seine  Umgebuug  belassen  jemals 
Zinuminen,  aus  deuen  seine  Bewohner  das  Zinn 
gewinnen  konnten.  Durch  Handelsverbindungen 
oder  Kriegszüge  mit  China  und  Indien  kann  dieses 
Metall  unmöglich  nach  Aegypten  gekommen  sein; 
denn,  wie  Beauregard  des  Weiteren  uachweist, 
begannen  die  Beziehungen  mit  den  genannten 
Ländern  erst  zur  Zeit  des  Königs  Salomo,  d.  h. 
mit  dem  ersten  Jahrtausend  v.  Chr.,  ihren  Anfang 
za  nehmen.  Um  diese  Zeit  dürfte  auch  das  erste 
asiatische  Zinn,  und  zwar  aus  Malacca,  nach  den 
Nilländern  exportirt  worden  sein.  Ks  bleiben  aber 
immer  noch  sieben  Jahrhunderte  zwischen  diesem 
Erscheinen  des  Zinns  und  dem  ersten  Auftreten 
der  Bronze  übrig. 

Beauregard  vermathet,  dass  die  Einfuhr  dcB 
Zinns  in  der  ersten  Zeit  aus  Westeuropa  erfolgt  sei. 
Wir  kennen  alte  Zinnbergwerke  aus  Spanien, 
F'rankreieh  (Morbihan,  Fini*töre  in  der  Bretagne, 
Maine-et-Loire,  Haut-Vienne,  Umgegend  von  Bellec 
and  Saint-LtVonard,  Yautry,  Montpellier)  und  Corn- 
wall», deren  Bewohner  zweifelsohne  in  der  alte- 
ateu  vorgeschichtlichen  Zeit  einen  ausgedehnten 
Handel  mit  Zinn  betrieben,  Ks  existirt  eine  In- 
schrift in  dem  Grabe  des  Rekhmara  (Würdenträger 
am  Hofe  Thothmes  III.  aus  der  XVIII.  Dynastie) 
des  Inhalts,  dass  die  Anführer  von  Kefa  (i.  e. 
Phönicien)  und  „der  Inseln  in  der  Mitte  des 
Meeres“  dem  Könige  Thothmee  Geschenke  darbrach- 
ten. Unter  letzteren  sind,  wie  aus  einer  anderen 
Nachricht  bervorgeht,  die  Anführer  der  Tursha 
<Tyrrhener  und  Osker),  der  Sakalas  (Sikuler)  und 
der  Surdaina  (Sardinier),  mithin  aller  Völkerschaf- 


ten an  den  Küsten  des  Mittelmeerrs  zu  verstehen, 
die  wohl  im  Stunde  waren,  ihren  Tribut  in  Zinn 
aus  Spanien,  Frankreich  oder  Coruwallis  zu  ent- 
richten. — Die  Flinführung  des  Zinn  ging  fast 
unbemerkt  vor  sieb,  denu  sie  hatte  weder  eine 
Umwälzung  der  Sitten  noch  der  Künste,  oder  der 
Industrie  zur  F'olge.  Nicht  einmal  ein  besonderer 
Name  wurde  dom  neuen  Metall  zu  Theil. 

Sitzung  vom  15.  November  1*88.  Abbe 
Blanquct  lugt  der  Versammlung  eine  Anzahl 
Silexinstrumente  aus  der  palüolitbischen 
Station  am  Mont  Roty  (Gemeinde  Saint  - 
Georges  du  Vievre,  Arrondissement  Pont -Au* 
denier)  vor,  die  siimmtlich  der  Epoquo  chelleenc 
und  inouatiürienne  anzugehören  scheinen.  Km 
Dutzend  derselben  stellt  indessen  einen  neuen,  bis- 
her noch  nicht  beschriebenen  Typus  dar,  für  wel- 
chen Blanquet  diu  Bezeichnung  disque  - r&cloir 
(scheibenförmige  Schaber)  vorschlägt  Ihre  con- 
vexe Oberfliehe  bietet  nichts  Besonderes;  sie  ist 
in  grossmuscheligem  Bruche  bearbeitet.  Die  Unter- 
fläche dagegen  zeigt  eine  eigene  Anordnung,  die 
an  allen  Exemplaren  wiederkebrt,  Die  Mitte  stellt 
deu  Abdruck  eines  grossen  Splitters  dur,  der  durch 
Schlag  auf  deu  Rand  an  der  Basis  des  Discus  ab- 
gesprengt wurde.  Um  diesen  grossen  Abdruck 
verläuft  am  Rande  eine  grosse  Reihe  kleiner  Splitter- 
abdrücke, die  vom  Künstler  scheinbar  recht  sorg- 
sam mit  Ueberlegung  hergestellt  wurden.  Die 
Grösse  der  geschilderten  scheibenförmigen  Schalxr 
betrügt  5 bis  lücm  im  Durchmesser,  ihre  Dicke 
2 bis  6 cm. 

Chervin  macht  sodann  Mittheilungen  über 
die  Zahl  der  Gehurten  im  Verhältnisse  zur 
Bevölkerung  Frankreichs. 

Schon  lange  war  den  Statistikern  aufgefalleu, 
dass  in  F'rankreieh  die  Bevölkerung  in  weit  ge- 
ringerem Grade  zunehme,  als  in  den  übrigen 
Ländern.  Drei  Ursachen:  eine  starke  Sterblich- 
keit, eine  geringe  Zahl  der  Flhen  und  oiuo  geringe 
Fruchtbarkeit  in  denselben  wurden  zur  Erklärung 
dieser  auffallenden  Kncbebung  herangezogen.  Für 
die  erstere  Behauptung  wies  Berti llon  pere  das 
Gegentheil  nach;  denn  während  in  Frankreich  die 
Mortalität  23  : 100  beträgt,  stellt  sie  sich  für  Hol- 
land auf  25,  für  Preussen  und  Deutschland  auf  27, 
für  Spanien  und  Italien  auf  30,  für  Oesterreich  auf 
31  and  Ungarn  sogar  auf  30  : 100.  Ebenso  wenig  ist 
die  zweite  Ursache,  diu  geringe  Lust.  Ehen  einzu- 
geben, als  stichhaltig  befunden  worden.  Auf  1000 
unverehelichte  F' rauen  kommen  im  Jahre  durch- 
schnittlich in  Irland  21,  in  Schweden  33,  in  Belgien 
und  Schweiz  36,  in  Griechenland  und  Norwegen 
39,  in  F'rankreieh  44,  iu  Deutschland,  Niederlande, 
Oesterreich  und  England  je  46,  in  Italien  und 
Dänemark  47,  in  Ungarn  schliesslich  70  Filien. 
Die  Schuld  für  die  schwache  Bovölkerungszuuahme 
muss  demnach  die  Kinderlosigkeit  der  Ehen  tref- 


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302 


Referate. 


fen.  Leider  fehlen  bisher  irgend  welche  statistische 
Aufzeichnungen  hierüber.  Es  wurde  somit  einem 
längst  gefühlten , wissenschaftlichen  Bedürfnisse 
abgeholfen,  als  der  Conseil  superieur  de  statistiqne 
bei  der  Volkszählung  des  Jahres  1886  anf  die 
Zählkarten  eine  diesbezügliche  Frage  über  die  Zahl 
der  Kinder  setzte. 

Trotzdem  bei  dieser  Stellung  der  Frage  (com- 
bien  avez  - Tons  d'enfants  actuellement  vivant«) 


mancher  Irrthnm  untergelaufen  sein  wird  — denn 
einmal  mögen  zahlreiche  nicht  verehelichte  Perso- 
nen darauf  geantwortet,  zum  anderen  verehelichte 
Personen  ihre  nicht  legitimen  Kinder  aufgezäblt 
haben,  so  bleibt  dos  Resultat  dieser  Volkszählung 
doch  immerhin  in  seinen  Ilauptzahlen  interessant 
und  belehrend.  Chervin  clasHificirte  dasselbe  in 
folgender  Weise: 


2073  203  Familien  haben  keine  lebende  Kinder  . . , 

. . = 200 

pro  Mille 

2 542  611 

n 

« 

nur  ein  lebendes  Kind  . * 

. . = 244 

2 265  317 

•» 

n 

zwei  lebende  Kinder  . . . 

. . = 218 

n 

1 512  054 

» 

drei  , ..... 

. . =■  145 

u 

936  853 

fl 

n 

vier  „ ..... 

. . = 90 

54»  693 

n 

7» 

fünf  » 

. . — 52 

» 

313  400 

fl 

Pech»  „ ..... 

. . = 29 

232  188 

n 

fl 

mindestens  sieben  Kinder  . . 

. . = 22 

fl 

10425  321 

= 1000 

Bei  der  Kinderlosigkeit  fällt  der  ziemlich  hohe 
Procentsatz  auf;  denn  der  vierte  Theil  aller  Verbin- 
dungen besitzt  keine  Kinder,  womit  aber  nicht 
gesagt  ist,  dass  der  vierte  Tbeil  aller  Ehen  unfrucht- 
bar wäre.  Man  muss  nämlich  hierbei  in  Betracht 
ziehen,  dass  eine  gewisse  Anzahl  Familien,  die  ihre 
Kinder  durch  den  Tod  verloren  haben,  sieb  zweifels- 
ohne als  kinderlos  bezeichn eten.  Wie  gross  der 
Procentaats  dieser  Familien  sein  kann,  darüber  sind 
wir  durch  eine  andere  Statistik  annähernd  unter- 
richtet, Von  10  000  Familien,  denen  einer  der 
Gatten  entrissen  war,  gab  sich  der  überlebende  Theil 
in  1114  Fallen  sls  kinderlos  aus,  trotzdem  er  1, 
2 etc.  bis  7 Kinder  besessen  hatte.  Ucberträgt  mau 
dieses  Verbältniss  auf  die  kinderlosen  Ehen,  so  er- 
giebt  sich,  dass  von  10  425  321  Familien  1 161  380 
früher  Kinder  besessen  hatten,  und  dass  von  den 
2 073  203  eingesebätzten  Familien  nnr  91 1625 
übrig  bleiben,  die  absolut  kinderlos  sind;  mithin 
sind  8 Proc.  aller  Familien  als  steril  zu  bezeichnen. 
Diese  Zahl  stimmt  mit  den  Resultaten  anderer 
Autoren  annähernd  überein. 

Was  die  geographische  Verbreitung  der  kinder- 
losen Familien  betrifft,  so  ergab  die  Statistik,  dass 
die  Normandie,  lc  Maine,  l’Jle- de- France,  die 
Champagne  und  Lothringen  eine  zusammenhän- 
gende Zone  bilden,  in  deren  Departements  die  Fa- 
milien ohne  Kinder  am  zahlreichsten  vertreten 
sind.  Zwar  kommen  noch  einige  Gruppen  von 
Departements  hinzu,  bei  denen  solche  Familien  auch 
noch  einen  auffälligen  Procentsntz  ausmachen,  aber 
doch  nicht  in  einem  so  hohen  Grade,  wie  oben. 

Chervin  giebt  in  seinem  Vortrage  eine  über* 
sichtliche  Zusammenstellung  der  einzelnen  Departe- 
ments nach  dem  Procentsatze  der  Familien  mit 
2,  3,  4,  5,  6,  7 und  mehr  Kindern  (für  jede  Kinder- 
Zahl  existirt  eine  besondere  Tabelle). 

Im  Durchschnitt  kommen  in  Frankreich  auf 
100  Familien  mit  Kindern  259  Kinder,  ein  auffäl- 


lig schwacher  Procentsatz.  Die  Departements,  in 
denen  die  Zahl  der  Kinder  am  meisten  beschränkt 
ist  (200  bis  228  auf  100  Familien),  theilen  sieb 
in  fünf  Gruppen:  im  Nordwesten  TOrne,  le  Calva- 
dos, l'Eure,  l'Oise,  la  Scine-et-Oise  und  la  Seine; 
im  Nordosten  l’Aube  und  la  Cöte-d’Or;  im  Süd- 
westen la  Cbarente-Inferieure , la  Gironde,  le  Lot, 
le  Lot-et-Garonne,  le  Gers,  le  Tara-et-Garonne; 
im  Südosten  le  Gard  und  les  Bouches-du-Rhöne ; 
im  Inneren  lTndre-et-Loire  ot  le  Rhone. 

Die  Departements,  wo  die  Kinder  am  zahlreich- 
sten sind  (285  bis  340  anf  100  Familien),  finden 
sich  in  la  Bretagne  und  le  Poitou  einerseits,  in  la 
Savoie,  l’Auvergne  und  in  einem  Theil  von  le  Li- 
mousin und  le  Berry,  andererseits  im  Norden  in 
les  Flaudres  und  TArtois.  Hierzu  kommen  noch 
einige  isolirt  liegende  Departements:  les  Basses- 
Pvrenees,  la  Haate-Garonne , l’Aveyron,  l'Ardeche 
und  la  Corse.  Alle  übrigen  Departements  nehmen 
eine  Mittelstellung  hinsichtlich  der  Kinderzahl 
ihrer  Einwohner  ein.  Auf  jeden  Full  gebt  aus 
dieser  Zusammenstellung  hervor,  dass  die  Frucht- 
barkeit der  Ehen  in  ganz  nngleicher  Weise  auf 
das  französische  Land  vertheilt  ist.  — Die  Ursachen 
für  diese  schwache  Vermehrung  der  Bevölkerung 
können  freiwillige  und  unfreiwillige  sein.  Die 
Anhänger  der  erstereu  Theorie  sehen  in  einer  be- 
vorstehenden Zerstückelung  des  Besitztlmmes  bei 
einer  grösseren  Kinderzahl,  im  Schwinden  des  re- 
ligiösen Gefühls  und  in  der  Zunahme  des  Wohl- 
befindens einen  Grand,  warum  die  Ehegatten  sich 
auf  eine  geringe  Vermehrung  ihrer  Familie  be- 
schränken. Die  Anhänger  der  unfreiwilligen  oder 
pathologischen  Unfruchtbarkeit  führen  als  Ursache 
die  Zunahme  des  Alkoholismus  und  der  Syphilis 
oder  das  Auswandern  der  gesunden  Landbewoh- 
ner in  dumpfe  Städte  an.  ln  Wahrheit  lässt  sich 
die  Unfruchtbarkeit  der  Bewohner  Frankreichs 
weder  anf  die  eine  noch  auf  die  andere  Weise 


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Referate. 


303 


allein  erklären,  sondern  alle  angeführten  Ursachen 
sind  im  Verein  mit  vielen  anderen  noch  unbekann- 
ten Ursachen  in  gleicher  Weise  auf  dieselbe  von 
Einfluss.  Ehe  man  die  amtlichen  Bücher  der  ein- 
seinen  Communen  oder  Präfectureu  darauf  hin 
nicht  geprüft  hat,  wird  man  nicht  im  Staude  sein, 
ein  sicheres  Urtheil  über  die  wahre  Ursache  für 
die  häufige  Unfruchtbarkeit  der  Ehen,  mithin  für 
die  geringe  Bevölkerungszunahme  Frankreichs  ab- 
zugeben. 

In  der  Debatte  will  Sanson  auf  den  über- 
mässigen Alkoholgenuss  und  die  Syphilis  ein  nicht 
ao  grosses  Gewicht  gelegt  wissen;  er  sieht  vielmehr 
in  dem  Wunsche  der  Eltern,  das  Besitzthnm  un- 
geteilt den  Kindern  zu  hintcrlassen,  und  so  den- 
selben eine  bessere  Existenz  zu  bereiten,  die  Ur- 
sache der  wahrhaft  freiwilligen  Sterilität.  Aach 
Lagncau  schliesst  sieb  dieser  Auaicbt  an.  Im 
Uebrigen  scheint  ihm  der  Procentsatz  der  absolu- 
ten Unfruchtbarkeit  der  Ehen  (8  : 100)  zu  niedrig 
gegriffen ; denn  die  Statistik  der  Stadt  Paris,  wo 
nachweislich  grosse  Kindersterblichkeit  herrscht, 
lässt  sich  nicht  ohne  Weiteres  auf  gauz  Frankreich 
an  wenden.  Er  hält  das  Verhältnis»  12  : 100  für 
richtiger. 

Sitzung  vom  29.  November  1888.  Collin 
und  Rene  Lair  berichten  über  einen  Be- 
gräbniBsdolmen  bei  Layou  - Benrrefrais  in 
der  Comm uue  Peroy -les -Gombrie»  (Canton 
de  Nanteuil-le-lloudouin,  Departement  l'Oise).  In 
demselben  lagen  die  Ueberreste  von  ungefähr  15 
Individuen  beerdigt;  einige  der  Knochen  wiesen 
Braodspuren  auf.  Die  Beigaben  bestanden  in  zwei 
Topfscberbeu  und  einer  Anzahl  Silexgeräthe. 

Manouvrier  macht  einige  Bemerkungen  über 
die  Knoche nreste  aus  dem  Dolmen  von 
Nanteuil-le-IIoudouin.  Der  Index  cepbalicus 
an  den  beiden  nuvollständig  erhalteneu  männlichen 
Schädeln  beträgt  (39,47  und  71,78;  ein  männliches 
Stirnbein  stellt  eine  Minimalbreite  von  94,5  mm. 
Ein  Unterkiefer  fällt  durch  seine  Kürze  im  sagit- 
talen  Sinne,  seine  Schmalheit  und  die  hyperboli- 
sche Form  seines  Zahnbogens  auf.  Ausserdem 
erscheint  seine  Dicke  anormal. 

Von  den  drei  Tihien  sind  zwei  platyknemisch. 
Mehrere  Femurrest«  besitzen  einen  troclianter  tertiua 
und  eine  fossa  hypotrochanterica.  Zwei  Frngmento 
zeigen  im  oberen  Theil  eine  sehr  deutliche  Ab- 
plattung von  vorn  nach  hinten.  Dieselbe  verdankt 
ihre  Entstehung  einer  Crista  für  den  Muskelansatz 
unterhalb  des  grossen  Trochanters,  der  die  Breite 
des  Femur  an  dieser  Stelle  um  uugefähr  1 cm 
erhöbt.  Manouvrier  hat  diese  eigentümliche 
Erscheinung  schon  häufig  an  prähistorischen  Kno- 
chen beobachtet. 

Octave  Vauville  spricht  über  eine  prähisto- 
rische Station  beiFrileuse  in  der  Gemeinde 
Boy  n es  (Departement  Seine -et -Oise).  Er  sam- 


melte daselbst  auf  einer  Oberfläche  von  uugefähr 
1 ha.  145  Silexgegp«  stände  (Steinkerne,  Hammer, 
Schaber,  Sagen,  Messer  u.  a.  m.),  die  der  jüngeren 
Steinzeit  auzugehören  scheinen.  — Mortillet  er- 
innert hinsichtlich  der  Formen  und  der  schönen 
weipseu  Patina  au  die  aus  dem  Bassin  der  Seine, 
welche  der  Epoche  von  Robeuhausen  angeboren, 
insbesondere  an  die  Formen  von  Camp  Barbet  im 
Departement  l'Oise. 

Mahoudeau  tb eilt  ein  neues  Verfahren 
mit,  um  histologische  Sohnitte,  die  mit 
Paraffin  bearbeitet  sind,  zu  durchtrfinken. 
Diese  Mischung  besteht  aus  Eiereiweiss  und  Gly- 
cerin. 

Zum  Schluss  berichtet  Topinard  über  die 
Studien  von  Fallet  und  Alezais  über  den 
Schädel  und  das  Gehirn  der  Mörder  Espo- 
sito  und  Teganri. 

Zur  Charakteristik  der  beiden  Verbrecher  diene 
Folgendes  aus  ihrem  Vorleben.  Esposito  ist  24 
Jahre  alt,  Tegami  21;  jener  von  Profession  ein 
Schuhmacher,  dieser  ein  Schneider.  Sie  gehörten 
beide  einer  Bande  an,  die  den  Zweck  verfolgte,  Leute, 
die  Abends  die  Strassen  passirten,  auszuplünderu 
und  im  Nothfaile  auch  zu  schlagen.  Bei  einer 
solchen  Gelegenheit  tödtete  Tegami  mit  einem 
Dolch  einen  Arbeiter,  während  Esposito  einen 
Handelsmann  mittelst  einer  Pistulenkugel  erschlug. 
Beide  leugneten  hartnäckig,  selbst  noch  in  der 
letzten  Todesstunde,  ihre  That.  Besonders  Tegami 
trug  ein  besonderes  trotziges  Beuehmen  zur  Schau. 

Hinsichtlich  der  Arbeiten  Fnllot’s  nnd  Ale- 
zais* begnügen  wir  uns  mit  einer  Wiedergabe  des 
Resume's. 

1.  Esposito.  Schädel  ist  symmetrisch,  doliclio- 
cepbal.  Sein  Index  cephalicns  beträgt  71,81.  Das 
Verhält uias  des  Präauricularumfunges  zur  gesam in- 
ten Oberfläche  ist  44,59. 

2.  Die  unteren  und  mittleren  Partien  der  Stirn 
laufen  im  Spitzbogen  zu. 

3.  Die  Ossification  derNäthe  ist  am  Stirntheile 
weiter  vorgeschritten,  als  am  Hinterhaupttheile. 
Insgesammt  weisen  die  Nätbe  auf  ein  höheres 
Alter,  als  es  wirklich  der  Fall  ist.  Keine  Osteo- 
porose. 

4.  Das  Endocrauiura  weist  sehr  deutliche  Im- 
preasiones  digitatae  und  Juga  cerebralia  in  den 
vorderen  Partieu  der  Basis  und  des  Schädelgewölbes, 
besonders  au  der  linken  Seite,  auf,  ausserdem  tiefe, 
zahlreiche,  verzweigte  Gefassrinnen , keine  fossa 
vermiana. 

5.  Das  Gebiss  ist  schön  erhalten  und  vollstän- 
dig. Die  starken  Mahlzähne  besitzen  fünf  Ilöcki-r; 
am  Unterkiefer  sind  die  drei  Mahlzähne  stärker 
entwickelt  als  die  ersteren. 

Atlas.  Der  Eindruck  am  hinteren  Bogen  für 
die  liuke  Arten«  vertebralis  ist  in  ein  Loch  ver- 
wandelt. 


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304 


Referate. 


Gehirn.  1.  Der  llaoptanldick  «1er  Gehirn- 
windungen ist  ein  massiver,  ausgenommen  die 
vordere  Partie  «1er  rechten  Stirnregion. 

2.  An  beiden  Seiten  sind  die  au  (steigenden 
Windungen  breit  nnd  massiv  entwickelt.  Die  auf- 
steigende  Frontal  Windung  ist  in  ihrem  mittleren 
Thoil  durch  eine  tiefe  Furche  getheilt,  welche  die 
Verbindung  zwischen  der  Itolandischen  und  prä- 
rolandiscken  Spalte  herstellt.  An  der  linken  Seite 
ist  das  obere  Segment  durch  eine  aufsteigeude 
Furche  in  zwei  parallele  Abschnitte  getheilt. 

3.  An  der  linken  Seite  setzt  sich  die  erste 
Stirnwindung  an  der  facies  intern«'!  aus  zwei  Eta- 
gen  zusammen. 

4.  Der  lohule  ovalaire  ( lobul  aa  paracentraiis) 
ist  durch  »eine  grossen  Dimensionen,  beson<lers  an 
der  linken  Seite,  bemerkenswert}]. 

f».  DerTheilder  zweiten  linken  Orbitalwinduug, 
der  hinter  dem  quer  verlaufenden  Aste  der  H-fÖrmi- 
gen  Furche  verläuft,  bietet  einen  abnormen  Vor- 
sprung. 

6.  Die  zweite  linke  und  die  erste  rechte  Parie- 
talwindung sind  massiv  und  wenig  cmnplicirt. 

7.  Die  zweite  linke  Uehergangsfalte  zwischen 
Scheitel-  und  Hinturhauptshirii  liegt  tief. 

8.  Der  lobus  occipitalis  besitzt  eine  deutliche 
Unabhängigkeit,  besonders  an  der  linken  Seite. 

9.  Die  fiinite Temporal windung  (lobe  limbique) 
ist  auf  beiden  Seiten  selbstständig  entwickelt. 

10.  Die  rechte  Windung  am  corpus  callosum 
ist  in  seiner  vorderen  Partie  fast  ebenso  stark,  wie 
in  seiner  mittleren  entwickelt. 

11.  Tegam  i.  Schädel.  1.  Der  Schädel  ist  asym- 
metrisch, plagiocephal  und  brachyccphnl.  Sein 
Index  betragt  80,35. 

2.  Die  Nfttbe  sind  complicirt  und  noch  nicht 
geschlossen,  ausgenommen  die  Stirunaht.  Die 
Pfeilnaht  begleitet  an  der  Innenfläche  au  jeder 
Seite  eine  Art  von  Knocbencrista. 

3.  Die  link«  seitliche  Schädelgrube  ist  «ehr  un- 
deutlich ansgeprägt;  das  linke  foraiuen  lacerum 
posterius  zerfallt  in  drei  Unteröffnungen.  Die 
rechte  seitliche  Schftdelgrube  und  das  rechte  fora- 
men  lacerum  sind  sehr  entwickelt.  Die  crista  occi- 
pitalis interna  springt  vor.  Anf  dem  oberen 
Theile  der  Hinterhauptsschnppe  finden  sich  zahl- 
reiche Gefn  »Hoffnungen. 

4.  Das  Gebiss  ist  gesund  und  bis  auf  «Irrt  noch 
nicht  entwickelte  Weishcitszähne  vollständig. 

Gehirn.  1.  Im  Allgemeinen  existiren  zahlreiche 
ungewöhnliche  Anastomoseu  zwischen  «len  Spalten 
und  Furchen. 

2.  Die  post-  und  prärolandischen  Furchen  sind 
an  ihrem  unteren  Ende  »ehr  tief  und  münden  mit 
breiter  Oeffnung  in  die  fissnra  Sylvii. 

3.  Auf  der  rechten  Seite  ist  diese  Anordnung 
übertrieben  in  Folge  der  imvollstäudigcu  Ent- 
wickelung der  beiden  Wurzeln  der  zweiten  Parie- 


talwindung, besonders  der  unteren,  die  im  Grund 
einer  tiefen  Grube  liegt. 

4.  Das  untere  Viertel  der  aufsteigenden  Parie- 
talwindung (gyrus  centralia  posterior)  jst  auf  beiden 
Seiten  «iünn  und  von  dem  übrig  bleibenden  Theile 
der  Windung  durch  eine  von  vorn  uach  hinten 
verlaufende  Furche  getrennt,  welche  die  post- 
rolandische  Fnrche  mit  der  Holaudischen  Spulte 
verbindet. 

5.  Die  erste  Stirnwindung  ist  sehr  entwickelt, 
besonders  rechterseits. 

6.  Ihre  Spitze  ist  links  verdoppelt. 

7.  Die  Parallel  furche  hat  eine  beträchtliche 
Lange  linkerseits. 

8.  Auf  beiden  Seiten  findet  sieb  eine  inter- 
parietale Uehergangsfalte. 

9.  Der  Pli  teraporo- limbique  liegt  tief,  beson- 
ders rechts. 

10.  Die  fünfte  Temporalfalte  (Uonvolution  lim- 
bique) ist  auf  der  linken  Seite  sehr  selbstständig 
entwickelt. 

11.  Die  zweite  linke  Parieto -occipital-Ueber- 
gangsfalte  ist  sehr  tief;  die  erste  rechte  ist  hcrab- 
gedrückt. 

Von  einem  Schlüsse  ans  diesen  beiden  Ge- 
sammtresultaten  sieht  der  Vortragende  ab;  er  be- 
gnügt sich  damit,  einen  Beitrag  zur  criminellen 
Anthropologie  geliefert  zu  haben. 

Iru  Anschluss  an  den  Ausdruck:  criminelle 
Anthropologie  giebt  Topinard  seine  Bedenken  über 
denselben  kund.  Es  giebt  keinen  anthropologischen 
Typus  eines  Verbrechers  in  dem  Sinne,  wie  man 
ihn  diesem  Worte  beilegt..  Die  vermeintliche 
Anthropologie  criminelle  ist  Sociologie,  gerichtliche 
Medicin,  Jurisprudenz  und  Statistik.  Höchsten» 
könnte  für  sie  das  Wort  Criminalogie  passen. 
Man ouv rier  ist  der  entgegengesetzten  Ansicht. 

Den  Schluss  der  Sitzung  bildete  ein  Bericht, 
von  Luinholtz,  der  die  Beantwortung  der  von 
der  Gesellschaft  über  die  Australier  vom 
Herbert-River  in  Nord-Queensland  gestell- 
ten ethnologischen  Fragen  enthält.  Derselbe  ist 
nach  demselben  Schema  ausge  arbeitet , wie  der 
Bericht  von  Bink  über  die  Eingeborenen  von 
Guinea  (cf.  Sitzung  vom  3.  Mai).  Luinholtz 
war  mit  einer  wissenschaftlichen  Mission  von 
Seiten  der  Universität  Christiaoia  betraut  worden 
und  hattu  während  eines  einjährigen  Aufenthaltes 
in  Nordqueen sl and  reichlich  Gelegenheit , die 
Australier  in  sociologischer  nn«l  ethnographischer 
Beziehung  zu  studiren. 

Sitzung  vom  fi.  December  1888,  Letoor- 
neau  verliest  einen  Aufsatz  von  Arnaud  übor 
eine  heidnisch-christliche  Procession,  die 
am  St.  Johanni« -Tage  zur  Beschwörung  und  Seg- 
nung der  Seen  von  den  Bewohnern  d««s  Dorfes 
Lanzet  (Clinton  des  Ha« «es -Alpes)  unternommen 
zu  werden  pflegt. 


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Referate. 


305 


Mortillet  verliest  darauf  eine  Abhandlung  vou 
Ohnefalsch  Richter  über  das  Hakenkreuz 
(croix  gamuiee)  und  das  Kreuz  mit  vier 
Punkten  (croix  cantonnee)  auf  Cypern. 

Trotzdem  die  Bewohner  von  Hissarlik  und  der 
Insel  Cypern  einem  und  demselben  Volksstamiue 
nngebört  haben , finden  eich  dennoch  an  beiden 
Orten  zur  Zeit  der  Bronzeperiode  mancherlei  lo- 
cale Eigenthüinlichkeiten:  die  auffällipte  der- 

selben ist  die  Anwesenheit , resp.  das  Fehlen  des 
Hakenkreuzes  (Swastika)  und  des  Kreuze»  mit 
vier  Punkten.  Zu  Hissarlik  sind  beide  Zeicben 
in  grosser  Menge  verbreitet;  nur  in  den  ältesten 
Schichten,  der  ersten  und  zweiteu  Stadt,  fehlen 
sie.  Desgleichen  fehlen  sie  vollständig  auf  Cypern 
in  der  Bronzezeit,  der  reinen  Periode  der  rothen 
Gelasse  mit  Haut-  und  Basreliefs;  und  selbst  in 
den  übrigen  Abschuitteu  der  vorphöuizischen 
Bronzezeit  begegnete  mau  bisher  nur  einem  ein- 
zigen Hakenkreuze.  Hingegen  tritt  das  Kreuz  mit 
vier  Punkten  schon  gegen  das  Kt»de  des  Bronze- 
alters,  aber  nur  in  einigen  sehr  seltenen  Fällen  auf. 

Die  Swastika  erscheint  und  verschwindet  auf 
Cypern  mit  dem  phöniziaehen  Einfluss.  Phönizier 
brachten  dieses  Ornament  aus  Indien  nach  Klein- 
asien  und  Cypern.  Zwar  kennen  wir  bisher  noch 
keine  Alterthüuier  mit  Hukenkreuzornament  aus 
der  indischen  Vorzeit;  au«  analogen  Erscheinungen 
sind  wir  aber  zu  dem  Schlnssc  von  der  indischen 
Heimath  derselben  berechtigt.  Ursprünglich  diente 
es  als  Ohr-  und  Nasenschmuck.  Nach  Richter'« 
Beobachtungen  wurde  die  Göttin  Aphrodite*Astarte 
mit  einem  solcheu  Nasenriuge  dargesudlt,  auch 
auf  den  Bildnissen  vou  Cypern.  In  Indien  tragen 
die  Frauen  noch  in  unseren  Tagen  das  Hakenkreuz 
als  (Ihren-  und  Nasenschmuck ; in  ähnlicher  Weise 
schmücken  »ich  die  Fellachin  nen  Aegyptens,  obgleich 
aus  der  vorgeschichtlichen  Zeit  dieses  Landes  kein 
Beispiel  von  solcher  Anwendung  bisher  nachge- 
wiesen ist.  Der  Nasenring  ist  im  Alterthume  aller 
Länder,  die  Cypern  umgehen,  unbekannt  gewesen. 
Was  dagegen  Cypern  selbst  betrifft,  so  gelaug  es 
Dichter,  hierselbst  die  Sitte  des  Nnseuringt ragen s 
nachzu weisen,  nnd  zwar  in  den  beiden  Städten 
C’hytri  und  Iduhiim,  sowie  in  drei  verschiedenen 
der  Aphrodite-  Astarte  geweihten  Heiligthümern. 
Alle  daseihst  gefundenen  Gelasse  mit  der  Swastika 
verrathcn  pböniziscbon  Einfluss,  was  deutlich  ati* 
den  vom  Verfasser  bei  gefügten  Abbildungen  her- 
vorgeht. Das  Hakenkreuz  galt  in  Cypern  für  ein 
heiliges  Symbol  gerade  sowie  der  Stern,  derSonnen- 
discus,  der  Blitz  u.  a.  m.  Das  eine  dieser  Zeichen 
ersetzte  das  andere.  Daher  bezeichnet?  die  Swa- 
stika in  gleicher  Weise  die  Sonne,  den  Blitz,  das 
Licht,  den  Regen,  den  Sturm  und  die  Jahreszeiten. 
Vorzüglich  war  sie  ei u Symbol  der  grossen  Landes- 
pöttiu  Astarte.  Man  stempelte  mit  diesem  Zeichen 
nicht  nur  die  Arme  und  Schultern  der  Idole, 

Arrhlv  für  Authropolo^M.  114.  XIX. 


sondern  auch  Priester  nnd  Priesterinnen  brannten 
oder  tätowirten  sich  dasselbe  auf  die  Haut,  ln 
späterer  Zeit  begnügte  man  sieb  damit,  die  heiligen 
Gewänder  mit  diesem  Symbole  der  Göttin  zu 
schmücken. 

Das  Zeichen,  womit  die  Indier  ihre  llausthiere 
stempeln,  ist  nach  Max  Müller  als  vier  Haken- 
kreuze aufzafiisseu.  Das  Sauskritwort  nthakarna 
wurde  als  vier  Hakenkreuze  gestempelt  und  tnto- 
wirt,  nnd  zwar  in  der  Weise,  dass  die  beiden  Ele- 
mente, welche  ein  Kreuz  zusaiumeusetzm,  viermal 
neben  einander  abwechselnd  zu  stehen  kamen.  In 
der  Atharva  - Veda  wird  ein  Knpferinstrument 
(audum  barousih)  empfohlen,  um  das  Hakenkreuz 
zu  stempeln.  Die  Swastika  ist  somit  auf  indischen 
Ursprung  zurückzuführen. 

Herve  verliest  sodann  einen  Aufsatz  von 
Lombard  über  das  Centruin  der  Schöpfung 
und  des  ersten  Auftretens  der  Speciea 
Menscli.  Wie  Sa porta  an  derllaud  der  fossilen 
Flora  nachgewiesen  hat,  enstnnden  die  Pflanzen- 
specics,  welche  gegenwärtig  die  Erdoberfläche  be- 
decken, zuerst  in  den  Polargegenden  und  breiteten 
sich  vou  hier  in  langsamer,  aber  stetiger  Bewe- 
gung nach  dem  Süden  zu  ans,  wobei  die  jüngsten 
Species  die  älteren  verdrängten  oder  ganz  zum 
Verschwinden  brachten.  l)ie  Ursache,  naf  welche 
die  Bildung  neuer  Species  in  den  Polnrregionen 
zurückzuführen  ist,  war  dieselbe,  wie  die,  welche 
die  Wanderung  nach  dem  Süden  veranlasst«:  die 
mehr  und  mehr  zunehmende  Abkühlung  derPolor- 
Innder. 

Während  der  Steinkohlenperiode  war  die  Tem- 
peratur über  dem  ganzen  Erdkreise  eine  gleich- 
massige;  dem  entsprechend  war  auch  die  Flora. 
Wahrend  der  Juraformation  blieb  die  Temperatur 
annähernd  dieselbe.  Spitzbergen  beaass  anfangs 
noch  mit  dem  übrigen  Europa  eine  gemeinsame 
Flora;  bald  differenzirten  sich  daseihst  aber  zwei 
Species  von  Fichten  — das  erste  Zeichen  einer 
iK'ginnenden  Erkaltung  des  Nordens.  Während 
der  Kreidezeit  nahm  dieses  Phänomen  ou  Aus- 
dehnung und  Mächtigkeit  zu,  und  in  der  Glncial- 
epoche  erreichte  die  Abkühlung  der  nördlicheu 
Hemisphäre  ihre  grösste  Intensität. 

Derselbe  Rückgang  in  der  Temperatur  und 
derselbe  Einfluss  des  veränderten  Klimas  auf  die 
Pflanzenwelt  machte  sich  in  gleicher  Weise  in 
Amerika  nnd  Asien  geltend.  Aus  diesem  Grunde 
iihnelu  sich  die  Floren  von  Nord  - Enropa,  Sibirien 
uud  Nord-Amerika  so  sehr.  — Andererseits  ist  man 
aus  dieser  Aebnlichkeit  zu  dem  Schlüsse  berechtigt, 
dass  ungefähr  bis  zur  Mitte  der  Quartärzeit  Europa 
mit  Amerika  durch  eine  Brücke  im  Zusammenhänge 
stand,  welche  den  Norden  von  Schottland  und 
Skandinavien  mit  Spitzbergen,  Island  und  Grön- 
land einerseits,  und  England  mit  Frankreich  anderer- 
seits verband.  Gleichzeitig  bildeten  die  Sahara, 
SU 


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306 


Referate. 


das  Rhonethal,  ein  Theil  der  Schweiz,  Italiens  und 
der  Halkuuhalbinsel , dun  Donaubeckeu  eine  ein- 
zige ungeheure  Meeresflfiche , welche  durch  da» 
Schwarze  Meer  und  den  Kaspieee  mit  dem  Nörd- 
lichen Eismeere  zusammenhing  und  sich  ülier 
Centralasien  bis  China  und  Japan  ausdehnte. 

Saporta’»  Theorie  von  einem  polaren  Ursprünge 
der  Flora  läset  sich  auch  auf  die  Fauna  übertragen. 
Einige  Beispiele  mögen  zur  Erläuterung  dienen. 
Jene  Kiesenvögel,  welche  noch  in  unserer  Zeit- 
epoche auf  einigen  isolirten  Inseln,  wo  sich  oft 
kein  Säugethier  tindet,  Neu -Seeland,  Madagascar 
und  den  Maskarcnischen  Inseln,  existirten,  reichen 
bis  in  die  Triardörmation  zurück  (rother  Sandstein 
der  Vereinigten  Staaten).  Sie  lebten  während  der 
JurAepochc  noch  in  unseren  Gegenden  und  ver- 
schwanden von  hier  in  der  Pliocäuzeit.  Der 
Gastornis  aus  dem  Eocan  von  Heims  ist  einer 
ihrer  letzten  Repräsentanten.  Die  Üeutelthiero, 
die  Edentaten.  die  Probosciden,  die  Lemuren  u.  a.  in. 
bieten  eiu  analoges  Beispiel  zur  Wanderung  von 
Nord  nach  Süd. 

Auch  der  Mensch  machte  zweifelsohne  dieselbe 
Wanderung  durch.  Er  erschien  znerst  in  den 
Polargebieten  und  breitete  sich  von  hier  über  die 
südlicher  gelegenen  Landstrecken  aus,  indem  er 
».ich  den  Zügen  der  Thiere  amchlosa.  Alle  ver- 
schiedenen Menschenrassen  würden  demnach  auf 
eine  einzige  Species  zurückzuführen  sein , die  sich 
auf  ihrer  Wanderung  erst  in  eine  Menge  Rassen 
verwandelte.  Wie  nachgewiesen  ist,  existirt  der 
Mensch  schon  seit  dem  Beginne  der  Quartärzeit; 
wahrscheinlicher  Weise  lebte  er  schon  gegen  das 
Ende  der  Pliocänepoche  und  erschien  während  der 
Miocuuzeit,  und  zwar  zuerst  am  Nordpol.  Die 
Silex  von  Thenay  würden  demnach  nicht  von  einem 
Menschen,  sondern  von  einem  seiner  noch  unbe- 
kannten Vorgänger  benutzt  worden  sein. 

M an ouvri er  spricht  über  die  erste  Schläfen- 
windung  an  beiden  Uirnhemisphären  von 
einem  Tauben  auf  dem  linken  Ohre  (Ber- 
ti 11  on).  Der  Vortragende  machte  das  Gehirn 
Adolf  Bertillon‘s,  der  von  früher  Jugend  au  (un- 
gefähr seit  dem  zehnten  Jahre)  auf  dem  linken 
Obre  an  Taubheit  litt,  zum  Gegenstände  der  ana- 
tomischen Untersuchung,  in  der  Erwartung,  dass 
mit  dem  Verlust  der  Gebürfuuction  eiue  Atrophie 
oder  ein  Wegfall  bestimmter  Gehirnbezirke  ver- 
knüpft »ein  würde.  In  der  That  zeigte  das  Gehirn 
Berti  11  oii's  ausgesprochene  Entwickelungsuuter- 
sebiede  zwischen  der  linken  und  der  rechten  ersten 
Schläfenwindung.  Auf  der  rechten  Hemisphäre 
erscheint  dieselbe  schmal  und  verläuft  in  gerader 
Linie;  auf  der  linken  dagegen  ist  die  entsprechende 
Windung  breit,  lang  und  geschlängelt;  mehrere 
Uuterabtheilnngen  und  Einschnitte  deuten  auf 
eine  beginnende  Verdoppelung  derselben,  die  nach 
dem  lliiiterbauptfcende  zu  vollständig  ist.  — Es 


geht  aus  dieser  Beobachtung  zur  Genüge  hervor, 
dass  die  erste  Temporalwindung  wirklich  der  Sitz 
für  die  Geliöremptindung  ist.  Hiermit  stimmen 
auch  Ferrier’s  Experimente  überein,  der  bei 
Affen,  denen  er  die  obere  Schläfenwindung  kauteri- 
sirte,  einen  Ausfall  der  Gekürwnhrnelimung  con- 
statirte. 

Manouvrier  konnte  au  der  Gehirnoberfläche 
Bertillons  noch  andere  interessante  Erscheinungen 
wahroehmen. 

1.  Bertillon  war  in  seiner  Kindheit  links- 
händig; mithin  übte  er  die  rechte  Hemisphäre,  ins- 
besondere den  Bezirk,  in  welchem  das  Sprach- 
ccntrum  zu  suchen  ist.  Dem  entsprechend  ist  die 
dritte  Stirowindnng  anf  der  rechten  Seite  viel  ent- 
wickelter, als  auf  der  entgegengesetzten.  Bertillon 
sprach  also  mit  der  Hemisphäre,  auf  welcher  er 
tanb  wurde,  und  befand  sich  anderen  Menschen 
gegenüber  im  Nachtheile,  wenn  er  sich  mündlich 
ausdrücken  wollte. 

2.  I)a  Bertillon  auf  einem  Ohre  taub  war,  so 
blieb  er  mehr  auf  meinen  Gesichtssinn  angewiesen. 
Dem  entsprechend  müsste  das  Sehcentrum  anf  der 
tauben  Seite  stärker  entwickelt  sein.  Und  in  der 
That,  der  gyrus  angularis  (pli  courbe,  P*)  zeigt 
rechts  stärkere  Dimensionen  als  links;  der  übrige 
Theil  des  Parietallappens  bietet  dagegen  das  umge- 
kehrte Bild. 

3.  Schließlich  erscheint  auch  die  aufsteigende 
Parietalwindung  (gyrus  centralis  posterior)  auf 
der  linken  Hemisphäre  hypertrophisch,  auf  der 
rechten  umgekehrt  mässig  breit;  eine  Erscheinung, 
die  ihre  Erklärung  in  den  Beziehungen  findet, 
welche  zwischen  den  psycho-motorischen  Reizen 
der  Gliedmaasseu  uud  den  ideo-scusorielleu  Er- 
scheinungen auditiven  Ursprunges  existiren. 

Herve  findet  in  der  Discnssion  analoge  Verhält- 
nisse am  Gehirne  Gaiubettas.  Gambetta  war 
rechtshändig,  demnach  sprach  er  mit  der  linken 
Hemisphäre,  an  der  die  dritte  Stirnwindung  am 
das  Doppelte  in  der  Entwickelung  zunabm.  Des- 
gleichen überwiegt  hier  die  erste  linke  Schläfen- 
windung, der  Sitz  der  Gehörwahrnehmuug,  an 
Breite  und  Falteureichthum  die  entsprechende 
Windung  anf  der  rechten  Seite. — Da  Manouvrier 
die  histologische  Untersuchung  der  in  Betracht 
kommenden  Gehirn  bezirke  für  wünschenswert!»  hält, 
w ird  auf  seinen  Antrag  eine  diesbezügliche  Com- 
mission gewählt. 

Sitzung  vom  13.  December  1888.  Topi- 
nard  giebt  einen  Bericht  über  die  bei  der 
Bewerbung  um  dun  Brocapreis  eingelau- 
fenen Originalarbeiten  vonCollignon  einer- 
seits und  Fraipont  und  Lohest  andererseits. 
Die  erstere  (Studien  über  die  allgemeine  Ethno- 
graphie von  Tunis)  erhielt  den  vollen  Preis,  die 
andere  (ethnographische  Untersuchungen  über  die 
menschlichen  Knochen  aus  den  quaternen  Ablagerun- 


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Referat  <>. 


307 


gen  der  Grotte  zu  Spy)  wurde  mit  einer  silbernen 
Medaille  ausgezeichnet. 

Sitzung  vom  20.  Decembor  1888.  Manou- 
vrier  zeigt  der  Versammlung  vier  Kinder- 
skelette  vor,  die  aus  einem  verlassenen 
arabischen  Kirchhofe  bei  Ain-el-Faurd 
(Provinz  Oran)  stammen.  Topinard  bestreitet 
deren  arabischen  Ursprung  und  Uhudzin  ski  will 
in  zweien  von  ihnen  Ungarechädcl  erkennen. 

Letourneau  macht  im  Anschlüsse  an  die  in 
der  Februarsitzung  besprochene  Phallotomie  bei 
den  alten  Spartanern  und  Abcssynieru  einige  Mit- 
theilungen über  die  Phallotomie  bei  den 
Aegypteru. 

Das  Monument  zu  Karnak,  auf  welchem  ein 
Feldzug  der  Aegypter  unter  ihrem  König  Meneph- 
tah  (XIX.  Dynastie,  gegen  1300  v.  Chr.)  gegen  die 
Libyer  und  die  mit  ihnen  verbündeten  Völker- 
schaften des  Mitte Iraeeres  verherrlicht  wird,  hat 
eine  Anzahl  merkwürdiger  Inschriften  erhalten, 
unter  Anderem  des  Inhalts,  dass  Esel  mit  den  der 
libyschen  Nation  um!  ihren  Verbündeten  (Sikuler, 
Etrusker.  Sardinier,  Achiier) abgeschrittenen  Genita- 
lien und  Händen  beladen  wurden.  Ein  Text  von 
Medinet-Habou  lasst  diese  Verstümmelten  sieh  auf 
12  535  (an  Händen  und  Phallus)  belaufen.  Die 
Abessynier  überkamen  diese  Sitte,  ihre  Feinde  zu 
verstümmeln,  offenbar  von  den  alten  Aegyptern. 

de  Mortillet  berichtet  über  einen  alten 
Kirchhof  in  der  Umgegend  von  Biskra  in 
Algier. 

Die  Todten  lagen  in  mächtigen  bauchigen 
Amphoren,  aus  sehr  feinem,  homogenem,  rothem, 
gut  gebranntem  Thon  hergestellt  und  mit  kräf- 
tigen Henkeln  armirt.  Von  den  Gebissen  war  immer 
eines  in  das  andere  eingeschachtelt  ; in  dem  einen 
Ingen  der  Kopf  und  der  Rumpf  der  Bestatteten, 
in  dem  anderen  dio  Extremitäten.  An  einzelnen 
Stellen  lagen  zwischen  dem  erwähnten  feineren 
Topfgeschirr  andere  rothe  Scherben  von  gröberer 
und  soliderer  Consistenz.  Mortillet  konnte  an 
den  Lagerungsverhältnissen  derselben  nachweisen, 
dass  diese  Stücke  einst  grosse  (1,05  :0,5dm  aussen, 
Wamldeekc  0,0  cm)  Tbousürge  in  Form  abgerun- 
deter Rechtecke  zusammensetzteu.  Etwas  Aehu- 
lichcs  ist  bisher  in  Algier  nirgends  beobachtet  wor- 
den, dagegen  ist  man  an  verschiedenen  Punkten 
von  Algier  und  Tunis  auf  grosse  Krüge  gestoben, 
deren  Inhalt  Menschenknochen  bildeten,  z.  B.  zu 
Cliernga  bei  der  Stadt  Algier. 

Pietrement  lässt  beide  Sorten  Topfgeschirr 
an  Ort  and  Stelle  entstanden  sein,  und  zwar  das 
gröbere  durch  die  Eingeborenen,  das  feinere  durch 
die  Römer.  Zu  jenem  bot  die  allernächste  Um- 
gebung, wie  auch  noch  heute  zur  Anfertigung  von 
t «arten mauern , zu  diesem  die  weite  Ebene  von 
Kl-Outaia  im  Norden  von  Biskra  genügendes 
Material. 


Vinson  verliest  eine  Studie  von  Arsene 
Iiumont  über  die  Natalität  auf  der  Insel 
Breh&t  (Cötes-du-Nord). 

Nach  Quatrefages  soll  die  Bevölkerung  dieser 
Insel  das  KreuznngsreMiltat  baskischer  Schiffer 
mit  Armorikern  sein.  Nach  Duroont’s  Beobach- 
tangen sind  unter  ihr  blauo  Augen  fast  nur  mit 
schwarzem  Haar,  Brachycephalie  und  grossem 
Wüchse  combinirt;  blonde  Haare  finden  sich  da- 
gegen bei  Brachycepbalen  von  kleiner  oder  mitt- 
lerer Statur,  deren  Augen  alle  Nüaocirungea  des 
Tabakbraun  wiedergeben.  Blaue  Augen  und 
blonde  Haare,  an  einem  Individuum  vereinigt,  sind 
eine  sehr  seltene  Erscheinung. 

Nach  der  Statistik  uns  den  Jahren  1803  bis 
1883  blieb  die  Natalität  seit  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts annähernd  dieselbe,  d.  h.  sie  war  und 
ist  noch  sehr  schwach.  Auf  1000  Einwohner 
kamen  nämlich  in  den  angeführten  Jahren  20,8 
bis  20.4  Geburten.  In  der  Decade  (1823  bis  1833) 
nach  den  beständigen  Reibereien  mit  England  stieg 
die  Natalität  auf  29,4;  in  der  folgenden  sinkt  sie 
dagegen  schon  wieder  auf  20,6  zurück,  und  in  den 
letzten  fünfzig  Jahren  fiel  sie  stetig.  Hand  in 
Haud  mit  dieser  Abnahme  der  Gchurteu  geht  eine 
Zunahme  der  Todesfälle.  Während  die  Mortalität 
nämlich  in  der  ersten  Decade  dieses  Jahrhunderts 
nur  17,2  auf  1000  Einwohner  betrug,  beläuft  sie 
sich  gegenwärtig  schon  auf  23,6. 

Was  die  Zunahme  der  Kinder  in  der  Ehe  be- 
trifft, so  konnte  Dumont  nach  weisen,  dass  die- 
selbe nur  in  der  zweiten  Decade  den  statistischen 
Ansprüchen  genügte,  dagegen  in  den  übrigen  Jahr- 
zehnten hinter  der  Norm  zurückblieb.  Die  Schuld 
dafür  trifft  in  der  ersten  Decade  die  allzu  geringe 
Fruchtbarkeit  der  Ehen,  in  der  zweiten  einen 
grösseren  Ausfall  der  einzugehenden  Ehen,  in  den 
letzten  fünf  Decaden  beide  Ursachen  in  gleicher 
Weise.  Die  geringe  Lust,  Heirathen  zu  schlies&e-n, 
ist  nach  Brchut  durch  die  katholische  Religion 
bedingt,  die  das  Cölibat  als  einen  Vorzug  vor  der 
Ehe  predigt. 

Für  die  geringe  Natalität  lassen  sich  verschie- 
dene Gründe  anführen.  Die  absolutu  Sterilität 
ist  es  nämlich  nicht  allein,  vielmehr  die  beträcht- 
liche Anzahl  der  Auswanderungen.  Denn  wenn 
auch  die  wirkliche  Unfruchtbarkeit  der  Eben  einen 
immerhin  hohen  Procentsatz  stellt,  so  muss  dabei 
doch  in  Betracht  gezogen  werden , dass  einzelne 
Familien  sich  als  fruchtbar,  sogar  als  sehr  frucht- 
bar erweisen.  Mehr  ins  Gewicht  fallen  dagegen 
die  häufigen  Auswanderungen  der  Einwohner,  und 
damit  im  Zusammenhänge  der  Wegfall  der  ausser- 
halb der  Communen  stattfindenden  Geburten  für 
die  Insel.  Von  100  Einwohnern  wurden  nach  der 
letzten  Zählung  allein  21  ausserhalb  geboren,  ein 
bedeutender  Procentsatz  mit  Rücksicht  auf  die 
insulare  Lage  und  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung. 


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3US 


Referate. 


Herve  vermisst  in  der  Du  mo  nt  '«eben  Stati- 
stik die  Zahl  der  Ehen  unter  Blutsverw’andtcn. 
Ohne  Zweifel  bildet  die  luzneht  einen  Factor  bei 
der  Unfruchtbarkeit  der  Ehen.  San  non  sieht  in 
der  Zunahme  des  Wohlstandes  und  in  dem  Wunsche 
der  Eltern,  ihren  Kindern  ebenfalls  eine  sorgen- 
freie Existenz  zu  sichern,  die  Ursache  der  gerin- 
gen Kinderzahl.  Nach  Lngneau  trifft  die  Schuld 
dagegen  einzig  und  allein  die  grosse  Anzahl  von 
Auswanderungen , in  Folge  dessen  da*  weibliche 
Geschlecht  an  Personen  bei  Weitem  überwiegt  und 
keine  Ehen  einzugehen  im  Stande  ist.  In  England, 
wo  erw'iesenermaassen  grosser  Wohlstand  und 
Keiclithum  iu  den  Familien  herrscht,  ist  die  Na- 
talität  eine  bedeutende. 


Ausser  den  Sitzungsberichten  enthalten  die 
Bulletins  des  Jahres  1**8  iu  extenso  noch  einen 
Vortrag  Bordier1«  über  die  Mikroben  und 
den  Transformismns,  den  derselbe  auf  der, 
den  Manen  Darwin'»  geweihten,  sechsten 
Transformisteuverssmmlung  hielt.  Der  Red- 
ner übertragt  die  Grundsätze  der  Lehre  dieses 
grossen  Reformators  auf  die  niedrigsten  Lebewesen 
und  gelangt  au  der  Hand  einer  grossen  Anzahl 
classischer  Beispiele  zu  den  weittragendsten 
Schlüssen  für  die  Kutwickeluug  und  Veränder- 
lichkeit der  Bacterien,  speciell  tür  die  Patho- 
genese der  Krankheiten  und  die  Immunität  (Accli- 
matisation). 


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Tafel  IX. 


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XI. 


Das  etruskische  Schwert  aus  den  Gräbern  von  Hallstadt  und 
das  vorgeschichtliche  Eisenschwert  nördlich  der  Alpen ') 

Von 

L.  Lindensobmlt. 

Mit  Tttfol  IX  und  X. 


Wir  gehen  hier  die  Abbildung  einer  Watle,  welcher  »ogieich  nach  ihrer  Entdeckung  1876 
der  Verfasser  des  „Grabfeldea  von  Hallstadt4*  Herr  v.  Sacken,  die  eingehendste  Betrachtung 
schenkte,  die  aber  lange  nicht  genug  die  verdiente  Aufmerksamkeit  fand,  ja  von  «len  nordischen 
Gelehrten  als  eine  ihre  Anschauungen  beeinträchtigende  Erscheinung  möglichst  unbeachtet 
gelassen  wurde. 

Das  Grab  des  Kriegers,  dem  das  Schwert  entnommen  wurde,  enthielt  ausser  demselben 
noch  einen  Eisenbelm,  ein  Hiehmesscr  und  zwei  Lanzen,  von  Gelassen  nur  einen  Seiher  aus 
Bronze. 

Von  den  Beigaben  ist  die  wichtigste  das  Schwert,  da  es  in  allen  Einzelheiten  die  Form  der 
Wallen  zeigt,  an  welchen  jetzt,  nach  dem  Namen  des  Fundortes  viel  späterer  wenn  auch  gleich- 
artiger Schwerter,  die  Bezeichnung  la  Teno  haftet. 

Die  ganze  äussere  Erscheinung  desselben  bezeugt*  dass  diese  eigentümliche  Art  nicht  neu 
aufgebracht,  sondern  bereit«  zu  vollkommener  Sicherheit  der  Darstellung  gelangt  war,  was  durch 
die  mit  leichter  Gmvirung  hergestellten  Verzierungen  ebenso  bestätigt  wird,  als  auch  durch  die 
unverkennbaren  Anzeichen  der  ersten  Anwendung  von  Email. 

Die  Scheide  zeigt  einen  Zug  Bewaffneter  zu  Pferde  und  zu  Fura,  der  nicht  wohl  als  eine 
pompa,  als  ein  feierlicher  Umzug  zu  betrachten  ist,  denn  einer  der  Reiter  hat  einen  hin- 
gestreckten Feind  unter  seiner  Lanze. 

Oberhalb  und  unter  dieser  Darstellung  halten  in  genau  abgesonderten  Feldern  je  zwei 
Jünglinge  ein  achtopeicbiges  Rad,  welches  sie  zu  drehen  scheinen,  und  in  «1er  Spitze  gegen 
das  Ende  der  Scheide  zu  ist  ein  Ringkampf  dargestellt,  in  welchem  ein  Besiegter  am  Boden 
liegend  die  nach  seinem  Gesicht  gerichtete  Faust  des  Siegers  erfasst. 

Diese  Darstellungen  sind  mit  Verzierungen  umrahmt,  welche  durch  Gitter,  Zickzack  und 
eine  Art  einfachen  Mäanders  gebildet  sind.  Der  Schluss  der  Scheide  zeigt  einen  etwa«  ab* 

*)  Cf.  Lindeiiach tu i t,  Altcrtiiuiiivr  der  Utidnifchen  Vorzeit.  ISd.  IV,  32  und  32  b. 


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310 


L.  Lindenschmit, 


stehenden  Erzbügel,  der  mit  zwei  Schlangenköpfen  die  Randleisten  der  Scheide  fasst,  die  bis  zu 
ihrem  Mundstück  hinauf  laufen,  wo  sich  dieselbe  mit  vorspringender  Ausbiegung  dem  sich  ein- 
wärts biegenden  Schwertgrift*  anschliesst. 

Der  letztere  hatte  als  Abschluss  einen  Knopf,  der  von  zwei  kleinen  Vogelküpfen  gebildet  wird. 

Die  Angen  derselben,  früher  mit  Ernail  geschmückt,  wie  die  Augen  der  Schlangenköpfe 
am  Bügel  der  Scheide  und  die  vorspringenden  vier  Knöpfe,  von  welchen  sich  je  zwei  bei  den 
das  Rad  haltenden  Jünglingen  befinden,  zeigen  noch  die  weisse  Unterlage,  welche  dieser  Art 
der  Schmelzverzierung  eigentümlich  ist. 

Das  Auftreten  des  Emails  aber  knüpft  sieh  an  gewisse  ans  dem  südlichen  Auslande  stam- 
mende Können  von  Waffen  und  SchmuckgenUhen  des  4.  und  5.  Jahrhunderts  vor  unserer  Zeit- 
rechnung. 

Was  die  Funde  des  westlichen  Deutschlands  betrifft,  so  ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  der 
Dolch  von  Weisskircheti  *)  an  dem  Abschluss  seiner  Scheide  nahezu  dieselben  Fonnen  der 
emaillirten  Einlagen  und  der  Gürtelkrappen  desselben  Grabhügels  *),  wie  auch  ein  Kuppelring  *) 
dieselbe  Unterlage  des  alten  Emails  zeigen.  Dieses  war,  nach  dem  Zeugnis»  einer  wohlerhaltenen 
Stelle  an  der  Fibula  eines  Niersteiner  Grabhügels  von  rother  Farbe,  die  nur  die  weisse  Masse 
bedeckte,  welche  die  Grundlage  der  emaillirten  Felder  bildet.  Roth  ist  auch  daa  Email  an  den 
Schwertern  und  Schilden  aus  der  Themse  und  dem  Withamflusa,  die  Franks  in  den  horae  ferales 
von  Kein  hie  abbildete  und  der  letzten  keltischen  Periode  zuweiften  will. 

Jedenfalls  sind  diese  Roste  des  Altcrthnms  besser  erhalten,  als  die  emaillirten  Grabhügel- 
funde Deutschlands,  beide  deuten  aber  unabweislich  auf  dieselbe  Zeitperiode  ihres  Ursprungs 
und  der  Verbreitung  des  Emails. 

Das  vorliegende  Schwert  bildet  den  ausgesprochensten  Gegensatz  zu  den  übrigen  Waffen- 
funden  von  Hallstadt,  zu  den  grossen  Schwertern  mit  ihrem  Elfenbeingriff  und  ihren  in  der 
Mitte  an  schwellenden  Klingen,  zu  dem  gleichbreiten  Eisenschwert  und  dem  mit  Erzstreifen 
umwickelten  Kurzschwert,  sowie  zu  den  vielartigen  Dolchen  in  Scheiden  von  Erz  und  Gold. 
Wir  haben  hier  bei  dem  unbestrittenen  Alter  seiner  Verzierungen  das  eigentliche  Vorbild  aller 
spateren  Schwerter  dessell»en  Charakters  und  besonders  jener  von.la  Time,  au  welchen  bereits 
die  Zierde  des  unteren  Scheidebügels  verschwunden  ist. 

Wir  waren  seiner  Zeit  nicht  im  mindestens  überrascht,  als  zu  den  vielen  unzweifelhaft 
etruskischen  Bronzegefässen  auch  dieser  Nachweis  südlicher  Herkunft  eines  wichtigen  Bestand- 
teils de»  alten  Gräberfeldes  hinzutrat,  und  geben  jetzt  zur  Veranschaulichung  des  Einflusses, 
welcher  dieser  Form  zukommt,  auf  beiliegender  Tafel  eine  Ueberaicht  der  Entwickelung  des 
Eisenschwertes  bis  kurz  vor  und  während  dem  Alles  umwandelnden  Einfluss  der  römischen 
Kaiserzeit, 

Werfen  wir  einen  Blick  auf  die  Fortschritte  in  der  Kenntnis»  unserer  Vorzeit  innerhalb  der 
letzten  50  Jahre,  so  muss  es  uns  zu  nicht  geringer  Freude  gereichen,  dass  unsere  Forschung,  den 
Abenteuerlichkeiten  früherer  Zeiten  abhold,  den  sicheren  Weg  vergleichender  Untersuchung 
gewfihlt  und  eingehalten  hat, 

*)  Altert hiimer  der  heidnischen  Vorzeit,  band  II,  lieft  VII,  2,  3. 

*)  Ebendaselbst,  Rand  II,  lieft  IV,  Tafel  2,  Figur  7- 

*)  Ebendaselbst,  Rand  11,  Heft  VIII,  Tafel  3,  Figur  3. 


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Das  etruskische  Schwert  aus  den  Gräbern  von  Hallstadt  etc.  311 

Wir  sehen  an  dein  Anfang  und  dem  Ende  vorgeschichtlicher  Zeit  zwei  grosse  Zeiträume, 
in  deren  ersterem  unser  Volk  unbeirrt  bei  dem  Gebrauch  ursprünglicher  llülfsmittel  beharrte, 
in  dem  anderen  von  dem  Einfluss  seiner  durch  die  Mittel  der  Natur  und  des  Klimas  begün- 
stigten Nachbarn  berührt,  sich  mit  den  Erzeugnissen  ihrer  Industrie  überströmt  fand.  Erst  nach 
Ueberwindung  dieser  von  fremder  Seite  (angebrachten  Cultur  konnte  sich  die  innere  Kraft  der 
Nation  entfalten  und  ein  neues  Leben  beginnen,  welches  zu  den  Zeiten  des  Mittelalters  ganz 
Westeuropa  beherrschte.  So  viel  wird  jetzt  allgemein  zugestanden,  dass  die  von  Süden  ein- 
gebrachte  fremde  Culter  nicht  mit  einem  Male  gleichmäßig  wirksam  »ein  konnte. 

Gewisse  Strömungen  zeigen  sich,  von  welchen  der  Import  seinen  Ausgang  genommen  und 
die  Wege,  die  der  Handel  über  den  Hhein  und  die  Donau  bis  in  den  Norden  verfolgte,  freilich 
mit  grosser  Wagnis»,  wie  die  zahllosen  Funde  vergrabener  Erxgerftthe  (die  sogenannten  Deposit- 
funde)  bezeugen. 

Das  glänzende  Licht,  welches  der  entlegenen  Vorzeit  unseres  Landcg  durch  die  Annahme 
einer  selbstständigen,  hoehvolleudeten  Metalltechnik  zugewendet  wurde,  erlosch  vor  der  Thatsache 
des  plötzlichen  Verscbwiudens  derselben  mit  dem  Schluss  der  Römerherrschaft,  und  zwar  nicht 
in  Folge  unglücklicher  Kriege  und  des  Schicksals  der  Eroberung,  sondern  glcichmässig  in  allen, 
auch  von  den  Confiictcn  mit  den  Körnern  unberührten  Ländern,  von  Irland  bis  in  das  Ostseegebiet. 

In  der  gesainmtcn  Hinterlassenscliaft  der  germanischen  Völker  ist  keine  genügende  Erklärung 
geboten  für  den  auffallenden  und  durchgehenden  Wechsel  des  Styl»  zu  Zeiten  der  Völker- 
wanderung, und  den  plötzlichen  Uebergang  von  dem  Gebrauch  der  gewählten  Formen  des  Imports 
zu  der  selbstständigen  Entwickelung  eines  vollkommen  wilden  Geschmacks,  der  als  Zeugnis»  der 
ersten  Versuche  kunstvoller  Metallarbeit  in  der  merovingischen  Zeit  zu  betrachten  ist.  Naive 
Barbarei  hat  sich  niemals  aus  einem  Uebcrmaaas  der  Cultur  entwickelt,  wenigstens  nicht  in  der 
Weise  eines  fruchtbringenden  erneuten  Schaflens  zu  einem  vollkommen  selbstständigen  Auf- 
schwünge. 

Wir  schicken  dies  voraus  sowohl  zur  Bezeichnung  unserer  Ansichten  über  den  Grad  des 
Einflusses  der  fremden  CulturQberUcferungen,  als  im  Besonderen  zur  Begründung  dieses  Einflusses 
auch  auf  die  Form  der  ältesten  Eisenschwortcr. 

Die  Gestalt  des  zweischneidigen  Eisenschwertes  aus  dom  Hügelgrab  vom  Sternbcrge  auf 
der  rauhen  Alb  ist  keine  vereinzelte,  sie  kehrt  wieder  in  den  vier  schönen  Schwertern  von 
Ilallstadt,  deren  Griffe  von  Bein  mit  Bernstein  eingelegt  und  theilweiae  mit  Goldblech  verziert 
waren,  ferner  in  den  von  Dr.  Naue  aus  den  Grabhügeln  bei  den  Seen  des  bayerischen  Ober- 
landes erhobenen  fünf  Waffen,  in  den  zwei  der  Landshuter  Sammlung,  in  den  je  drei,  welche 
das  Wiesbadener  und  Darmstüdter  Museum  besitzt,  in  den  zwei  zu  Hannover  befindlichen  und 
den  drei  Exemplaren  von  Mnnnheim  und  Mainz,  überall  von  einem  für  eine  Handwaffe  unge- 
wöhnlichen Gewicht  und  Lüngenmaassc.  Erscheint  ihre  Form  nach  dem  eingezogenen  Griff- 
bügel und  der  in  ihrer  Mitte  zu  grösserer  Breite  anschwollenden  Klinge  den  älteren  Erz- 
schwertern verwandt,  so  sind  doch  ihr  ganz  besonders  geformter  Knauf,  die  Länge  der  Klinge, 
die  Art  der  Verzierung  des  Griffs  durch  Erz,  Gold  oder  Bernstein,  vor  Allem  ihre  Scheide  aus 
Holz  als  Eigentümlichkeiten  anzuerkennen,  die  sich  vereinigt  nur  bei  den  ältesten  zweischnei- 
digen Eigenwaffen  Deutschland»  und  des  östlichen  Frankreich  naehweisen  lassen.  Wenn  irgend 
eine  Form  für  einheimische  Nachbildung  des  Erzschwertes  gelten  kann,  so  ist  es  diese  Vor- 


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312  L.  Lindensclimit, 

mischung  l>arliarinclieii  Geschmacks  in  der  GrifTbildung  mit  der  vergiijsserten  Copie  der  in  der 
Mitte  anschwellenden  Klinge. 

ln  diesem  Punkte  unterscheiden  sie  sich  auf  das  Bestimmteste  von  der  zweiten  Art  des 
Eisen  sch  wertes,  welches  mit  einer  sorgfältig  in  Erz  ausgeführten  Scheide  versehen  ist.  Diese 
passt  nur  für  eine  gleichbreite  Klinge  von  so  auffallender  Lange,  wie  sie  in  den  Berichten  der 
Hörner  den  Kriegern  der  nordischen  Stiiinme  in  den  Kämpfen  um  den  Besitz  Ober- Italiens 
zugetheilt  werden.  Sie  liegen  in  der  Länge  von  97  und  94  cm  und  Breite  von  5 cm  aus  den 
Museen  von  Stuttgart,  Speyer  und  Sigmnringcn  vor,  und  sind  auf  beiliegender  Tafel  unter  Nr.  2 
wiedergegeben. 

Sehr  bemerkenswerth  zeigt  die  Scheide  ausser  dem  horizontalen  Abschluss  oben,  nächst  dem 
Griffe,  einen  eben  solchen  am  unteren  Ende.  Hieraus  ergiebt  sich  ein  wesentlicher  Unterschied 
von  allen  übrigen  vorgeschichtlichen  Waffen  und  zeigt  mit  dem  gallischen  Schwerte  in  Beziehung 
auf  dessen  ausschliessliche  Brauchbarkeit  für  den  Hieb  die  nächste  Verwandtschaft. 

Nicht  ohne  Bedenken  haben  wir  diesen  Waffen  als  den  Nachfolgern  der  alterthümlichsten 
Form  diese  Stelle  gegeben,  denn  wer  kann  sieh  von  den  so  vereinzelten  und  zerstreuten  Ueber- 
resten  aus  den  letzten  Jahrhunderten  vor  unserer  Zeitrechnung  eine  solche  umfassende  Kenntnis» 
Zutrauen?  Es  war  bestimmend  für  uns,  dass  die  Vorliebe  für  grosse  Waffen  nicht  plötzlich  und 
bei  allen  Stämmen  zugleich  verschwinden  konnte  mul  es  erschien  cinigennaassen  gerechtfertigt, 
dieselben,  wenn  auch  ihnen  keine  Zeitangabe  zur  Seite  steht,  hier  der  Länge  ihrer  Klinge  nach 
einzureihen.  Bi»  ein  neuer  Fund  besseren  Nachweis  bringt,  lassen  wir  sie  an  ihrer  Stelle  als 
Nachfolger  der  älteren  Form,  statt  sie  mit  derjenigen  zu  vereinigen,  die  eine  weit  auffallendere 
Breite  hat  und  einer  Zeit  angehört,  welcher  das  Eisenblech  zu  Scheiden  im  Ueberfluss  zn  Ge* 
bote  stand. 

Was  die  dritte  Art  der  am  häufigsten  vorkom inenden  Eisenschwerter  betrifft,  so  deutet  ihre 
Gestaltung  in  all  ihren  Einzelheiten  auf  südliche  Herkunft. 

Wir  lullten  dies  für  vorzugsweise  zu  betonen,  weil  mit  ihr  der  Fortschritt  der  Entwickelung 
am  erkennbarsten  hervortriit. 

Das  etruskische  Schwort,  welches  auf  dein  Ilallstadter  Begräbnissplatz  entdeckt  wurde,  ist 
das  Vorbild  der  in  der  Schweiz  bei  der  Station  la  Tene,  sowie  aller  gleichartigen  und  ähnlichen 
seitdem  in  Deutschland  und  Frankreich  aufgefun denen  Waffen.  Wir  gaben  auf  Tafel  X von 
diesem  merkwürdigen  Schwerte  eine  Abbildung  und  glauben  es  dem  Urtheil  der  Sachverständigen 
ruhig  überlassen  zu  können,  oh  dasselbe  einen  über  alle  Frage  echten  Charakter  zeigt  oder  nur 
als  Copie  einer  etruskischen  Waffe  zu  betrachten  bleibt. 

Es  ist  nur  die  Sorge,  überall  aufgenommenen  Ansichten  nicht  zu  widersprechen,  welche 
Undset  vermochte,  seine  UclHrzeugnng  von  der  Echtheit  dieses  Schwertes  zurückzuhalten  und 
die  Eigenthünilichkeiten  desselben  aus  italischen  Einflüssen  zu  erklären. 

Wir  haben  hier  eine  jener  den  Nordländern  so  geläufigen  Redensarten  von  gleichzeitigen 
geschickten  Nachbildungen,  die  zu  Liebe  einer  imaginären  heimischen  Entwickelung  es  im 
Ungewissen  lassen  wollen,  ob  wir  hier  ein  Original  oder  eine  gleichzeitige  Copie  einer  Industrie 
vor  uns  haben,  die  ohne  Kenntnis»  der  antiken  Keramik,  Plastik  und  Architektur  doch  wenigsten» 
in  diesem  Fache  die  Fähigkeit  gewinnt,  mit  dem  südlichen  Kunstgewerbe  gleichen  Schritt  zu 
halten. 


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Das  etruskische  Schwert  aus  den  Gräbern  von  Hallstadt  etc.  313 

Die  Form  dieser  nach  dem  Funde  bei  la  Tene  benannten  Schwerter  ist  die  zahlreichste 
der  Eisenwaffen,  die  sich  in  Deutschland  vom  Rhein  bis  nach  Thüringen  and  Rohmen  und 
nordostwürts  bis  nach  Marienwerder  finden.  Sie  trennen  sich  in  solche,  deren  Scheide  nur  auf 
einer  Seite  mit  Erz  beschlagen  ist  und  solche,  die  eine  ganz  eiserne  Scheide  besitzen. 

Die  letzteren,  welche  als  die  zeitlich  späteste  Erscheinung  dieser  Waffen  zu  betrachten  sind, 
können  deshalb  nicht  als  Muster  und  Typen  derselben  gelten,  da  die  vollendete  Geschicklichkeit 
ihrer  Ausführung,  zumal  der  in  der  Schweiz  gefundenen,  sowie  ihre  praktische  Lange  sie  auf 
das  Bestimmteste  von  der  übertriebenen  Grösse  und  Art  der  alten  Eiseuschwerter  unterscheidet. 

Da  es  nicht  gebräuchlich  ist,  Erscheinungen  von  Jahrhunderte  langer  Dauer  nach  ihrer 
spätesten  Entwickelung  zu  benennen,  so  erscheint  die  Bezeichnung  der  Schwerter  mit  dem  Worte 
la  Tene,  welches  von  dem  Schweden  Hildebrand  zuerst  gebraucht  wurde,  unrichtig  und 
geschmacklos.  Um  vieles  zutreffender  bleibt  die  von  den  Römern  überlieferte  Benennung  der 
Hiebwaffe  mit  dem  Namen  epatha1),  der  auf  die  eigentliche  Bezeichnung  dieser  Waffe  hinweist. 

Welche  von  beiden  aus  den  Gräbern  von  llallstadt  vorliegenden  Formen  zuletzt  die  herr- 
schende wurde,  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  da  das  etruskische  Schwert  von  maassvoller  Länge 
bei  den  Grabhügelfunden  des  Rheingebietes  wie  jenen  der  Marne  bis  in  die  Zeit  des  Eindringens 
römischer  Herrschaft  vollkommen  vorwaltet. 

Von  den  übergrossen  Eisensch wertem,  welche  die  Schriftsteller  den  gallischen  Eroberen» 
von  Nord -Italien  zutheilen,  ist  noch  keines  in  jenem  Lande  gefunden.  Die  wenigen  in  den 
Gräbern  von  Marzabotto  entdeckten  Waffen  haben  übereinstimmende  Dinge  mit  den  zahlreichen 
des  Mamegebietes.  Die  grösseren  Klingen  scheinen  eine  Eigenthömlichkeit  der  nordischen 
Stämme  geblieben  und  erst  nach  und  nach  verschwunden  zu  sein. 

Später,  im  3.  Jahrhundert  (n.  Chr.),  einer  Zeit,  aus  welcher  die  Funde  von  Ny  dam  und 
Taschberg  vorliegen,  batten  sich  die  Verhältnisse  längst  schon  so  weit  geändert,  dass  die  Waffen 
in  Staatsfabriken  nach  dem  herrschenden  Gebrauche  gefertigt  wurden  und  die  spathae  der 
Auxiliären  nicht  mehr  dem  Geschmacke  derselben  überlassen  blieben,  sondern  wie  alle  übrigen 
römischen  Schwerter  den  horizontalen  Abschluss  des  Griffes  erhielten. 

Wenn  es  nicht  an  der  Art  der  Wallen,  sondern  an  ihrer  Führung  lag,  dass  Gallien  unter 
dem  römischen  Gladius  gebeugt  wurde,  und  die  nordischen  Stämme  Deutschlands  ihre  Unab- 
hängigkeit behaupten  konnten,  so  vermögen  wir  uns  nicht  darüber  zu  ereifern,  ob  die  ältesten 
Eisenschwerter  auf  einheimische  oder  italische  Anregung  ihre  Gestaltung  erhielten. 

Der  Fund  des  etruskischen  Schwertes  auf  dem  Gräberfeld«  von  llallstadt  giebt  uns,  wenn 
auch  keine  bestimmte  chronologische  Notiz,  jedoch  einen  verbürgten  Fingerzeig  ülrer  den 
Ursprung  jener  Waffenform  zu  einer  Zeit,  die  noch  ziemlich  weit  von  dem  Conflicte  mit  den 
Römern  ablicgt. 

Er  gewährt  uns  zugleich  einen  Einblick  in  die  Zeitfolge  der  Entwickelung  der  spalha,  wie 
sie  auf  beiliegender  Tafel  X dargestellt  ist. 

Wir  sehen  hier  die  verschiedenen  Gruppen  der  Eisenschwerter  in  bezeichnender  Weise 
nach  ihren  Scheiden  von  Holz,  Erz  und  Eisen  geordnet,  von  welchen  die  mit  Ilolzschcideii,  als 


*)  Et  »i  auxilmribus  reaisterent,  gltuliU  ac  pilis  lcgionariorum,  »i  huc  vertsrent,  Kpathi*  »*t  liasti»  auxiliariuui 
aterni'bantur.  Taclt.  annnl.  XII,  35. 

Archiv  Ar  AnCiropolutfi«.  Bi.  XIX.  _|(j 


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314  L.  Lindenschinit, 

die  älteste  Art  derselben,  mit  ihren  eigonthümliehen  Griffbildungon  sich  von  allen  späteren 
Krscheinungen  ablöscn. 

Von  diesen  ist  Nr.  1 dem  Grabhügel  4 bei  dem  Dorfe  Aidling  entnommen  *).  Xr.  2 ist 
das  merkwürdige  Schwert  von  Hallstadt  •)  und  Nr.  3 da»  nicht  minder  gewichtige  vom  Slem- 
herg  *). 

Hei  diesen  Schwertern  fand  sieh  keine  Spur  von  Metallscheiden,  sondern  nur  Heste  von 
Holzscheiden,  die  theils  mit  feinem  Wollenzeug  umwickelt,  theils  mit  einem  Reste  eines  dünnen 
Hronzestreifens  umwunden  waren. 

Die  folgenden  drei  Eisenscbwerter  haben  vollständige  Erwcheiden,  welche  ihre  Vorder-  und 
Rückseite  bedecken.  Xr.  4 ist  gefunden  bei  Ulm  und  jetzt  im  Museum  von  Stuttgart  bewahrt, 
während  Nr.  5 bei  Ludwigshöhe  aus  dein  Rhein  gehoben,  jetzt  im  Museum  von  Speyer  aufbe- 
halten ist  und  Nr.  6 in  Wäringenstadt  bei  Sigmaringen  gefundeu,  der  Sammlung  Sr.  KönigL 
Hoheit  des  Fürsten  angchörb 

Die  nächsten  auf  dieser  Tafel  abgebildeten  Schwerter  haben  uur  Scheiden,  deren  Vorderseite 
aus  Erz  gebildet  ist,  das  auf  der  Rückseite  nur  etwa  ein  Drittheil  der  Klinge  von  der  Spitze 
gegen  den  Griff  zu  hinanfreichb  Nr.  7 ist  das  etruskische  Eisenschwert  aus  einem  Grabe  zu 
Hallstadt,  das  schon  oben  die  nähere  Beschreibung  fand;  Nr.  8 ein  Kurzschwert  aus  den 
Grnbfeldcrn  an  der  Marne,  mitgetheilt  von  dem  Musee  de  Sb  Germain;  Nr.  9 ein  Dolch 
aus  dem  Grabhügel  bei  Weisskirchen  an  der  Saar;  Nr.  10  ein  Schwert  aus  dem  sogenannten 
Kuchshügel  bei  Ottweiler,  unweit  Weisskirchen,  Mus.  von  Trier;  Nr.  11  ein  ebensolches  aus 
einem  Grabhügel  bei  Langenlonsheim,  aufbewahrt  im  Museum  zu  Bonn,  und  Nr.  12  eines  ans 
den  Grabhügeln  des  Marnegebictes  4J. 

Alle  diese  Schwerter  zeigen  eine  massige  Länge,  welche  auch  mit  denjenigen  übereinBtimmt, 
die  vollständige  Eisenscheiden  haben,  obwohl  unter  denselben  »ich  hier  und  da  einige  finden, 
welche  die  durchschnittliche  Grösse  bedeutend  überschreiten.  Wir  können  dies  nur  als  eine 
lange  Zeit  haftende  Erinnerung  an  die  älteste  Gestaltung  des  Schwertes  im  Rheinlande  betrachten, 
und  halten  die  bei  weitem  überwiegende  Mehrzahl,  welche  der  abgebildeten  Form  entspricht, 
für  die  eigentliche  Repräsentantin  der  Classe. 

Nr.  13  ist  ein  Schwert  aus  den  berühmten  Waffen  von  la  Time,  welche  jetzt  in  dem 
Museum  von  Zürich  aufbewahrt  werden. 

Nr.  14  ist  eines  der  bei  Alesia  gefundenen,  zum  Theit  zusammengebundenen  Schwerter,  von 
denen  jedoch  fünf  schon  den  geraden  Bügel  der  Scheide  haben.  Aua  dem  Museo  de  Sb  Germain. 

Nr.  15  ist  ein  zusammengebogenes  Schwert  des  Berliner  Museums,  welches  einen  horizontalen 
Bügel  und  einen  stachelförmigen  Fortsatz  des  unteren  Scheidebeschlägs  zeigt,  der  an  die  phan- 
tastisch gestalteten  Ansätze  an  den  Scheiden  merovingischer  Schwerter  erinnert. 

Nr.  16  giebt  ein  Schwert  aus  einem  Grabe  bei  Weisenau  unweit  Mainz,  dessen  in  einer 
Eisenscheide  geborgene  Klinge  die  ungewöhnliche  Länge  der  ältesten  Schwerter  hat. 

*)  An»  der  Schrift  von  Dr.  J.  Naue:  Die  Hügel-Gräber  zwischen  Ammer-  und  Staffel«:«,  Tafel  14,  Fig.  4. 

*)  Da«  Gräberfeld  von  Haltstadt,  von  Dr,  Kduard  v.  Sacken,  Tafel  4,  Fig.  5.  1 

*1  Jetzt  in  dem  Museum  von  Stuttgart,  mitgetheilt  durch  Herrn  Dr.  Ludwig  Mayer,  Director  der  dortigen 
antiquarischen  Sammlungen. 

4)  Double  sepuhure  gauloise  de  la  Gorge-Meillet  par  Kd,  Fourdrlnguier. 


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Das  etruskische  Schwert  aus  den  Gräbern  von  Hallstadt  etc.  31  j 

LT eberschauen  wir  die  Reihe  dieser  Formen,  so  sehen  wir,  dass  zwei  vorherrschende  Gestal- 
tungen unter  denselben  vertreten  sind.  Die  eine  ist  mehr  aus  alten  Ueberltefcrnngcn  licrvor- 
gcgangen,  Gruppe  I;  die  andere  in  Gruppe  III  dargestcllte  ist  zum  Theil  etruskischer  Herkunft, 
Nr.  7,  8,  9.  Beide  sind  in  den  Funden  von  Ilallstadt  reprüsontirt,  die  orsteren  in  llolzscheiden, 
die  anderen  in  Sietallscheiden,  welche  wir  mit  einer  Vorderseite  aus  Erz  und  eiserner  Rückseite 
hergestellt  sehen.  Die  spätere  Form  dieser  Schwerter  zeigt  ganz  eiserne  Scheiden. 

Mil  dem  Niedergange  der  Uömerherrsehaft  verschwand  für  die  lange  Zeit  des  Mittelalters 
dieser  von  dem  Süden  her  eingeführte  Brauch  und  die  mit  Leinwand  und  Leder  überzogenen 
llolzscheiden  dienten  znr  Bewahrung  dieser  wichtigen  Waffe. 

Wir  können  nur  bedauern,  dass  das  vor  langer  Zeit  nnfgcfundcne  etruskische  Schwert  von 
Hallstadt  so  wenig  Berücksichtigung  fand  bei  den  nordischen  Collcgen. 

Es  dient  jedoch  vortrefflich  dazu,  ihre  Eintheilungen,  bei  welchen  sie  den  ältesten  Erschei- 
nungen bestimmte  Namen  geben,  die  den  spützeitliehcn  Formen  entnommen  sind,  in  ihrem 
wahren  Werthe  zu  zeigen. 


4U* 


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Taf.XI. 


1 . Schleswig . 

/ Uadersleben 
1 Aprvmdr 

3 Sonderburg 

4 Tatuifm 

5 HuSUOt 

6 flmaburg 

7 F.uirrxtcdi 

8 Schleswig 

9 Eckern  forde 

n.  Holstein 

fO  .V  Dithmarschen 
fl  S Dithmarschen 
S Rendsburg 
13  Steinburg 
/♦  Pinneberg 
13  . <ltona 
Kl  Segeberg 
77  Kiel 
U Plan 
!9  Oldenburg 
tO  Stormam 
tf  Ltuienburg 

III.  Ilansestadlp  etc . 

ff  Fürst: Lübeck 
93  Lübeck 
?4  Hamburg 
93  Bergedorf 
96  Bremen 

IV.  Stade. 

t7  Achim 

98  Verden 

99  Rotenburg 
30  Xerm 

3t  llhtmenlhal 
3t  Osterhol  x 

33  Bremervörde 

34  Gealenuuule 
33  Lehe 

36  Hadeln 

37  . 4 Auhaus 

38  Kehihngrn 

39  Jork 
30  Stade 

V.  Meklenbury.  /? 

♦/  Schönberg  j ( 
tf  Grerismiüilrn,  fyz) 

43  Wismar 

44  Doberan 
43  Rostock 
S6  Ribnitx 
47  Ousti'ow 
* 8 Malchin 

49  Waren. 

50  Neubnuulrnbiu'g 
3t  . % eustn  hl  x 

.59  Parchim 
S3  Schwerin 
.74  Ludwigslust 

SS  H eigenem 


Karte  der  Grossen  und  Übergrossen, 


Übergrosse 


Grosse . 


rvrtfis 

hellgrün 

mitlrlgrun 

ilunkelgrun 


bis  ,10% 
AS*« 


und 


r» 


m 


« 


über  !S% 


Karte  der  Mitte  lg  rossen.  Kleinen  und  Mindermässigw 

Minderniässkje  und  Kleine . Millelgrosse. 

+ bis  . weis»  bis  Hb.  .1  bis  U0\ 

° "4%  heUroth  ” IS“. 

• " 7'.  milliirolb  ” W- 


4 '■  30’. 

5 über  SO'. 


dunkelroOi  2.1'. 


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XII. 


Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg. 

Von 

Oberetabsant  M e 1 s n e r. 

Mit  einer  Tabelle  und  zwei  Karten  auf  Tafel  XI. 


Quellen: 

Auaser  den  auf  Seite  235  de»  XIV.  Bandea  und  auf  Seite  101  de»  XVIII.  Bande»  angegebenen  Quellen 
»ind  benutzt: 

Gleinitz,  Der  Boden  Mecklenburgs. 

Beiträge  zur  Statistik  Mecklenburgs,  X.  Band. 

Boll,  Mecklenburg»  deutsche  ('olonisation. 

Lisch,  Ueber  die  Heimath  der  Colonietcn  Mecklenburg».  (Jahrbücher  de»  Verein»  für  Mecklen- 
burgische Geschichte,  13.  Jahrgang.! 

II.  Ernst,  Die  Colonisation  Mecklenburgs  im  XII.  und  XIII.  Jahrhundert.  (Beiträge  zur  Geschichte 
Mecklenburg»,  2.  Band.) 

IL  Ernst,  Die  Colonisation  von  Ostdcmtachland.  (Progr.  Nr.  465,  1888.) 


Vorarbeiten  und  Untersuchungsplan. 

Wie  früher  l)  für  die  Provinz  Schleswig-Holstein,  die  liansestiidtc  und  den  Ilogiorungsbczirk 
Stade  ist  mit  Genehmigung  des  Königlich  Preussischen  Kricgsministeriums  eine  Zusammenstellung 
der  verschiedenen  Grössengruppen  der  Bewohner  Mecklenburgs  nach  dem  von  Kanke  gegebenen 
Vorgänge  auH  den  VorstellungNli  steil  der  34.  (Grossherzoglich  - Mecklenburgischen)  Infanterie- 
Brigade  für  die  einzelnen  Aushohungslwzirke  dieser  Brigade  gemacht  worden.  Diese  Bezirke, 
welche  an  Umfang  und  Einwohnerzahl  ungefähr  den  Kreisen  in  den  preußischen  Provinzen 
Schleswig-Holstein  und  Hannover  entsprechen,  sind  auch  für  andere  statistische  Erhebungen,  so 
für  Stadt-  und  Landbevölkerung,  Sterblichkeit,  Farbe  der  Haut,  Augen  und  Haare  der  Schul- 
kinder, benutzt  worden  und  gestatten  somit  die  Vergleichung  auf  diesen  Gebieten.  Eine  Ver- 
t heil  ui  ig  der  einzelnen  Grössengruppen  auf  die  einzelnen  Kirchspiele,  wie  sie  für  Schleswig- 

>)  Bd.  XIV.  u.  XV I1L 


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318 


Meisner, 


Holstein  ausgefÜhrt  wunle,  war  für  Mecklenburg  nicht  ausführbar,  für  welches  überhaupt  das 
Qnellenraaterial  in  dem  Umfange,  wie  es  für  Schleswig  - Holstein  der  Fall  war,  nicht  zur  Ver- 
fügung stand. 

Wenn  auch  hierbei,  wie  für  die  vorangegangenen  Studien,  noch  Vieles,  so  besonders  auch 
umfangreichere  Körpermessungen , fehlt,  um  endgültige  Schlüsse  zu  ziehen,  so  glaubte  sich  Ver- 
fasser nicht  auf  die  blosse  Thätigkeit  der  Feststellung  nackter  Thatsachen  zu  beschränken,  son- 
dern auch  auf  Grund  seiner  unmittelbaren  Anschauung  von  band  und  Leuten  in  einem  zeit- 
lichen und  räumlichen  Umfange,  wie  schwerlich  einer  anderen  Berufsart  gewährt  sein  dürfte, 
seinen  Gedanken  in  Bezug  auf  die  Klärung  der  gefundenen  Thatsachen  nach  bestem  Können 
Ausdmck  zu  geben. 

Geologische  und  ethnologische  Vorbemerkungen. 

Mecklenburg  stellt  in  geologischer  Hinsicht  im  Wesentlichen  die  Fortsetzung  des  östlichen 
Höhen zuges  dar,  welcher  dem  östlichen  Theilc  von  Schleswig  und  Holstein  die  eigenartige  grosse 
Fruchtbarkeit  und  landschaftliche  Anmuth  gegeben  hat. 

Indem  die  Ostseeküste  an  der  Mündung  der  Trave  ihre  vorwiegend  meridionale  Richtung 
in  eine  dem  Breitengrade  nach  Osten  folgende  verändert  und  die  Elbe  sich  mehr  und  mehr 
südwärts  wendet,  ist  diesem  Höhenzuge  hier  ein  viel  grösserer  Raum  zur  Entwickelung  gewährt. 
Er  erreicht  hier  die  ansehnliche  Breite  von  15  Meilen  und  steigt  im  ganzen  südlichen  Theile 
des  Landes  zu  einer  mehr  zusammenhängenden  Höhenschichte  von  über  100  m mit  Erhebungen 
bis  170  m und  darüber  an. 

Iin  Allgemeinen  stellt  er  aber  auch  in  Mecklenburg  ein  durchschnittenes  Gelände  dar  mit 
einzelnen  oder  zu  Ketten  verbundenen  Hügeln,  die  durch  vielfach  gewundene  Thäler  oder  breite 
kesselartige  Vertiefungen  von  einander  getrennt  sind,  in  denen  die  Flüsse  ihren  Lauf  nehmen, 
oder  sich  zu  mächtigen,  fischreichen  Landseen  von  einem  sonst  in  Deutschland  nicht  erreichten 
Umfange  ausbreiten,  so  dass  z.  B.  der  Müritzsec  bei  Waren  in  Deutschland  an  Grösse  nur  von 
dem  Bodensee  übertrofTen  wird.  Aber  auch  tiefere  Schluchten  durchziehen  das  Gelände,  in 
denen  die  dem  Geschiebelelmi  entstammenden  Steinblöcke  wild  durch  einander  liegen  und  Bilder 
schaffen,  die  an  den  Harz  und  an  Thüringen  erinnern.  Indessen  der  bei  Weitem  grösste  Theil 
dieses  Geländes  stellt  zwischen  den  Erhebungen  und  Senkungen  des  Bodens  weite  ebene  Hoch- 
flächen aus  Geschiebemergel  dar,  die  meistens  zu  fruchtbaren  Aeckern  bestellt  sind,  während  die 
Niederungen  um  die  Flussläufe  und  Wasserbecken  ergiebiges  Wiesenland  bilden.  Die  Küste 
endlich  fallt  theilweise  mit  steilen  Abbruchufern,  welche  von  einem  Kranze  erratischer  Blöcke 
umsäumt  sind,  in  das  Meer  oder  bildet,  wo  die  l'ferlandsckaft  flach  ist,  Dünen,  welche  die 
Mündung  der  grösseren  Flüsse  abgrenzen  und  zum  Theil.  die  haffartige  Verbreiterung  derselben 
bewirken. 

Unterbrochen  ist  dieses  Gelände  an  einzelnen  Stellen  durch  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Ilaidestrecken. 

Die  grösseste,  in  den  Aushebungsbezirken  Ludwigslust,  Hagenow  und  zum  Theil  auch 
Parchim,  also  im  Südwesten  des  Landes  gelegen,  bietet  neben  den  sumpfigen,  flachen  Niederungen, 
welche  die  Wasserläule  begleiten,  und  den  mühsam  bebauten  Kornfeldern,  vorwiegend  nur 
llaidekrautstrccken  Und  trockene  Kieferwaldungen. 


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319 


Dio  Körporgrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg. 

Das  zweite  Haidegebiet,  das  im  Süden  des  Bezirkes  Güstrow  gelegen  ist  und  gewisser- 
maassen  nur  einen  abgesprengten  Theil  des  ersten  darstellt,  zeichnet  sich  durch  Seen-  und  Wald- 
reichthum aus. 

Das  dritte  endlich  zieht  von  der  Mündung  in  nordöstlicher  Richtung  im  Bezirk  liibnitz 
längs  der  Küste  hin,  an  welcher  der  vorherrschende  Nordwestwind  allinalig  seinen  reichen  Wald- 
bestand  lichtet. 

Aber  auch  dieso  Haiden  sind  nicht  so  unergiebig  wie  in  Schleswig  und  Holstein;  denn  sie 
zeichnen  sich  ausser  durch  ihren  Rcichthum  an  Wald  auch  durch  einen  solchen  an  lieh-  und 
Dam-  und  selbst  Edelwild  aus. 

Es  sei  hierbei  erwähnt,  dass  durch  diese  Bodenbeschaffenheit  auch  Verhältnisse  gegeben 
sind,  welche  einen  sehr  grossen  Theil  der  Bevölkerung  Mecklenburgs  der  Land-  und  Forstwirt- 
schaft zu  weisen,  von  der  man  annimmt,  dass  sie  auch  einen  das  Körperwachsthum  (ordernden 
Einfluss  ausübt. 

ln  den  einzelnen  Bezirken  von  Mecklenburg -Schwerin  gehören  von  1000  Einwohnern  dem 
Berufe  de»  Land-  und  Forstwirtes  an  in : 


Schwerin 408 

llagenow 631 

Ludwigslust 582 

Parchira 545 

Wismar 480 

Grevesmühlen 644 

Doberan 612 

Rostock 286 

Ribnitz 542 

Güstrow  579 

Malchin 567 

Waren 622 


im  Durchschnitt  . . • 529 

Diesen  gegenüber  stehen  im  Deutschen  Reiche  nur  425  pro  Mille,  während  allerdings  die 
preussischen  Provinzen  Preussen,  Posen  und  Pommern  und  Oberbayern  zum  Theil  sogar  erheb 
lieh  mehr  bis  650  pro  Mille  aufweisen.  In  Mecklenburg-Stnelitz,  welches  der  grösseren  Städte 
entbehrt,  wird  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dieses  Verhältnis»  noch  wesentlich  günstiger 
gestalten,  als  in  Mecklenburg-Schwerin,  und  zum  mindesten  die  Zahlen  der  am  Besten  gestellten 
Bezirke  diese«  Landes  erreichen. 

Bemerkenswert  ist  ferner,  dass  von  dem  Küstengebiet  der  Bezirk  Wismar  die  meisten 
nämlich  151/,  pro  Mille,  Fischerei  treibende  Einwohner  gegen  41/*  pro  Mille  in  ganz  Mecklen- 
burg-Schwerin besitzt. 

Hand  in  Hand  mit  diesen  einer  möglichst  vollkommenen  Körperen twiekelung  auch  in  Bezug 
auf  das  Grössen  Wachstum  günstigen  Fruchtbarkeit»  - und  Berufsvcrhältnissen  gehen  die  Er- 
nährung und  die  sonstigen  Lehensbedingungen  der  Einwohner  Mecklenburgs,  die  in  den  Sterb- 
lichkeitszahlen  dieser  Länder  zum  Ausdruck  kommen. 


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320 


Meisner, 


In  einer  64 jährigen  Beobachtungsleit,  von  1818  bis  1881,  starb  hier  von  allen  Lebenden 
im  jährlichen  Durchschnitt  ungefähr  der  4Gste.  Danach  würde  Bich  die  Sterblichkeit  etwa  ebenso 
wie  in  Schleswig- Holstein -Lauen bürg,  besser  wie  in  Oldenburg  und  sehr  viel  besser  als  im 
Königreich  Preussen  stellen.  Dagegen  ist  die  Sterblichkeit  der  Kinder  im  ersten  Lebensjahre, 
ausschliesslich  der  Todt geborenen,  in  Mecklenburg  mit  168  pro  Mille,  erheblich  grösser  ul*  in 
Schleswig-Holstein  und  Oldenburg  mit  134  pro  Mille,  und  zwar  ist  sie  in  den  Bezirken,  deren 
Hauptbestandteil  eine  grössere  Stadt  bildet,  wie  Rostock,  Wismar,  Schwerin,  oder  deren  Boden 
geringere  Fruchtbarkeit  zeigt,  wie  Ludwigslust,  am  grössesten,  wahrend  die  fruchtbareren  Be- 
zirke, wie  Grevesmülilen , Doberan,  Kibnitz,  durch  die  geringste  Kindersterblichkeit  aus- 
gezeichnet sind. 

In  ethnologischer  Beziehung  zeigt  Mecklenburg  ein  wesentlich  anderes  Verhalten,  als  sein 


Nachbarland  Schleswig  - 1 lolsteiu , 

zunächst  in 

Bezug  auf 

das  Vorkommen  der  Blonden  und 

Iiraimcn : 

Von  100  Schulkindern 

Auf  100 

waren 

Blauäugige 

Blondhaarige 

llellüugige 

blond 

kommen 

Grauäugige 

Braunäugige 

Braunhaarige 

ln  Schleswig- Holstein  .... 

. . 43 

7 

33 

23 

40 

„ Mecklenburg 

. . 43 

10 

42 

30 

37 

Blonde  sind  somit  ebenso  häufig  wie  in  Schleswig-Holstein;  häufiger  aber  sind  die  Braunen, 
Braunäugigen  und  Braunhaarigen,  seltener  die  Grauäugigen. 

Die  Blonden  sind  am  häufigsten  in  Grevesmfthlen,  llibnitz,  Schönberg,  Doberan  und  Parchim, 
am  seltensten  in  Ludwigslust,  Waren  und  Schwerin;  die  Braunen  am  häufigsten  dort,  wo  die 
Blonden  am  seltensten  waren,  und  ausserdem  in  Neustrelitz,  Neubrandenburg  und  Wismar,  am 
seltensten  in  Grevesmülilen,  Schönberg  und  Doberan. 

Im  Uebrigen  verhält  sich  Mecklenburg  ähnlich  wie  Holstein,  indem  es  die  Fortsetzung  des 
■ norddeutschen  Gebietes  darstellt,  auf  welches  sich  die  vorzugsweise  vom  Niederrhein  und  Friesland 
und  von  Westphalen  aus  nach  Osten  gerichtete  Colonisationsbewegung  vom  12.  Jahrhundert  an 
erstreckt  hat*  Indessen,  wenn  es  sich  in  Holstein  und  Lauenburg  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  um 
eine  Regennanisirung  dos  von  slavischen  Stämmen  besetzten  Landes  gehandelt  hat,  so  wird  man 
wenigstens  von  dein  östlichen  Theilc  Mecklenburgs,  der  auch  heute  noch  der  wendische  Kreis 
heisst,  annehmen  können,  dass  09  sich  hier  um  die  Niederwerfung  einer  sesshafteren  und  filteren 
slavischen  Bevölkerung  gehandelt  hat.  Denn  hier  finden  wir  nicht  bloss  die  slavischen  Orts-, 
sondern  auch  die  slavischen  Familiennamen  in  ausgedehnterer  Verbreitung,  hier  in  der  That 
noch  typische  Reste  einer  slavischen  Bewohnerschaft,  hier  in  alten  Sagen  und  Gebräuchen  An- 
klänge nicht  an  den  deutschen  Wodan,  sondern  an  den  slavischen  Radagast,  dessen  Ilciligthnm 
— die  Rhctra  — hier  zu  suchen  und  wohl  auch  zu  finden  ist l),  hier  ein  viel  langsameres  Fort- 
schreiteu  der  Colonisationsarbeit,  als  wie  in  Wagrien  und  Polabien,  d.  h.  im  östlichen  Holstein 
und  Lauenburg  *). 


*)  Neuerdings  wunle  eine  klein«*  Insel  im  Tolleni******  hei  Wustrow  dafür  gehalten. 

*)  Sk»  fand  ihren  Abschluß  erst  nach  12M>  durch  Gründung  der  Städte  Grabow , Neubrandenburg  uud 
Friedland,  durch  Besiedelung  der  Tehlau  uud  durch  die  Anlegung  der  llägerxtörfor. 


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Die  Kürpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg.  321 

Diese  Colonwation  nahm  ihren  Anfang  1160  mit  der  Besiegung  Niklot’s  durch  Heinrich  den 
Löwen,  welcher  Parchim,  Malchow  im  Bezirk  Waren,  Schwerin  und  Ihlow  östlich  und  das  alte 
Mecklenburg  südlich  von  Wismar  an  seine  Hnuptleute  gab,  die  diese  Bezirke  wohl  vorzugsweise 
mit  Leuten  aus  ihrer  Heimath,  aus  der  Gegend  von  Braunschweig , Hildesheim  und  Hagen  in 
W estphalen  besetzten;  nur  die  Burg  Mecklenburg  erhielt  eine  flam ländische  Besatzung,  die  indes» 
dem  bald  nachher  erfolgten  Angriffe  der  Slaven  in  schrecklichem  Blutbade  erlag.  Heinrich 
drängte  zwar  in  der  Folge  die  Slaven  bis  nach  Vorpommern  zurück,  trat  aber  dann,  als  ihn 
innere  Wirren  in  die  Heimath  riefen,  das  ganze  Land  mit  Ausnahme  von  Schwerin  an  Pribislaw, 
den  Sohn  Niklot’s,  ab,  der  viele  des  Ackerbaues  und  der  Anlegung  von  Wohnstätten  kundigere 
Niedereachsen  zu  den  eingeborenen  Slaven  herbeizog  und  Burgen,  Städte  und  Klöster,  so  • 
Doberan  1171,  durch  sie  gründete.  Ausser  diesen  deutschen  Elementen  kamen  aber  auch  zu 
jener  Zeit  von  Seeland  CisterzienBcnnönche  und  Laienbrüder  über  die  Ostsee  und  Hessen  sich 
im  Osten  nieder  in  Kibnitz,  wo  ein  Dänendorf  und  eine  Dänschenburg  noch  von  ihnen  kündet, 
und  in  Malchin,  wo  das  Kloster  Dargun  westlich  von  Demmin  von  ihnen  angelegt  wurde.  Das 
Kloster  Broda  in  der  Nähe  von  Neubrandenburg  gründeten  dagegen  Pramonstratcnser,  die  dem 
Bisthum  llavelberg  angehörten. 

Unter  deutscher  Oberhoheit  blieb  nur  das  Land  im  Süden  und  zu  beiden  Seiten  des 
Schweriner  Sees.  Hier  vollzog  sich  besonders  auch  mit  Hülfe  der  geistlichen  Herren  die  Be- 
setzung de«  Landes  mit  Weatphalen  so  schnell  und  so  vollständig,  dass  sehr  bald  fast  alle  »lavi- 
sehen  Dörfer  verschwanden.  Ausserdem  aber  hatte  sich  auch  eine  einigennaasseu  geschlossene 
deutsche  Bevölkerung  in  den  sogenannten  schwarzen  Dörfern  erhalten,  die  sich  14  oder  15  an 
der  Zahl  von  Doberan  bis  an  die  obere  Warnow  hinziehen.  Diese  der  ältesten  Einwanderung 
angehörigen  Colonnen  zeichnen  sich  noch  heute  durch  eine  eigentümliche  Tracht  und  durch 
eine  gewisse  Abgeschlossenheit  in  Bezug  auf  ihre  Heiraten  aus. 

Rein  slavisch  blieb  damals  um  1230  noch  der  ganze  südöstliche  Theil  von  Mecklenburg 
— NcustreUtz,  Ncubrandenburg  mul  der  grösste  Theil  von  Malchin,  Güstrow  und  Waren  — 
wo  unter  den  slavischen  Circipanern  und  Luitizen  das  Heiligthum  — die  Rhctra  — blühte. 
Ausserdem  aber  sassen  noch  geschlossene  slavische  Reste  vorwiegend  in  den  Gegenden,  in 
denen  den  Deutschen  wegen  der  Magerkeit  des  Bodens  der  Anbau  nicht  lohnend  genug  erschien, 
so  um  Malchow*  und  Röbel  im  Bezirk  Waren  und  besonders  in  den  Ländern  Jabel  und  Weningen, 
d.  i.  dem  Bezirke  Ludwigslust  mul  einem  Theile  von  Hagenow,  wo  nach  Reuter  der  Herrgott 
bei  Erschaffung  der  Welt  seine  Streusandbüchse  ausgestreut  hat,  und  in  den  jetzt  zu  Hannover 
gehörenden  rechts-  und  Linkselbischcn  Thcilon  der  Aemter  Dannenberg  und  Lüchow,  deren 
Bewohner  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  noch  wendisch  sprachen.  Im  Gegensatz  zu  den 
schwarzen  Bauern  bei  Doberan  heissen  heute  noch  die  Anbauer  im  alten  Jabel  die  grauen 
Bauern  und  um  Röbel  und  Malchow  finden  »ich  noch  häufig  die  slavischen  Namen  der  Gamm, 
Pritzbuer,  Dargatze,  Steusloff  u.  a. 

Ausserdem  hielten  sich  Slaven  noch  ziemlich  lange  auf  der  Insel  Pöel  vor  Wismar. 

Indes»  auch  der  fruchtbare  Südosten  von  Mecklenburg  wurde  nach  erneuten  Niederlagen 
der  Slaven  durch  den  Bischof  von  Schwerin  lind  den  Fürsten  von  Rostock  mehr  und  inehr  von 
Deutschen  besetzt,  die  grössten theils  der  Heimath  der  alten  Besiedler  Mecklenburgs  entstammen, 
tbcilweise  aber  auch  von  Süden,  aus  der  Mark  Brandenburg,  vom  Bisthum  Havelberg  herbei- 

Archiv  für  Anthropologie.  IM.  XIX. 


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322  Meisner» 

zogen,  und  so  unter  Anderem  wohl  auch  wieder  flamlündische  Elemente  in  jene  Gegenden 
gebracht  haben. 

Noch  »pater  sogen  sowohl  die  grösseren  Städte  wie  auch  die  grossen  Guter  fremdartig© 
Elemente  aller  Art  in  das  Land.  Wie  besonders  die  Hafenstädte  Rostock  und  Wismar  ihre 
Thore  dem  Zugang  einer  bunt  gemischten  hamlel-  und  schifffahrttreibenden  Bevölkerung  öffneten, 
so  erschienen  auf  den  grossen  Gütern  die  sogenannten  Hofgänger  als  Vertreter  fast  jeglichen 
Standes  und  jeglicher  Herkunft.  Vorwiegend  aber  waren  es  dort  die  Juden  und  hier  die  Polen, 
welche  sich  zu  den  früheren  An  bauern  des  Lande*  gesellten;  auch  Holländer  und  Dänen  sind 
den  ersten  Ansiedlern  aus  ihren  Ländern  gefolgt,  diese  vorwiegend  au  die  Küste,  wo  sie  Schiff- 
♦ fahrt  treiben,  jene  auf  da*  I*aml,  wo  sie  als  Viehzüchter  und  Meier  thätig  sind. 

Die  Hauptmasse  der  Mecklenburger  stammt  aber  auch  heute  noch  aus  Westphalen  und 
Niedersachsen.  Die  Bauernhäuser  mit  Giebel  und  Scheuerdielc  ohne  Schornstein,  der  Pflug  mit 
Ochsen  im  viereckigen  Doppeljoche,  die  lange,  schmale,  dünne  Sense,  das  Sielengeschirr  der 
Pferde,  die  Gleichartigkeit  der  plattdeutschen  Mundart,  die  Dorfnamen  mit  der  Endung  auf 
hagen  — alles  dieses  sind  Erinnerungen  an  die  Einwanderung  dieser  Ansiedler.  Der  Name 
Wcstphal  ebenso  wie  der  Name  Sass  ist  »ehr  verbreitet;  unter  den  rund  5500  Wehrpflichtigen 
führten  ihn  je  20  Familien.  Dem  entsprechend  sind  auch  die  meisten  Familiennamen  nieder- 
deutschen Ursprungs. 

Demnächst  sind  die  wendischen  Namen  am  häufigsten,  die  etwa  9 Proc,  von  allen  aus- 
machten; der  Name  Wendt  fand  sieh  als  Familienname  elfmal.  Man  muss  indes*  unter  den 
wendischen  Namen  solche  unterscheiden,  die  sich  gewissermanssen  den  ältesten  Formen  an- 
schlicsscn,  wie  Bcgahl,  Jalass,  Jastram,  Vcnzicr,  Sabahn,  Passehl,  Laodan,  Porthun  u.  su,  und 
solche,  die  auf  die  Endung  — ow  ausklingen,  wie  Pamlekow,  Levetxow,  Siggelkow  u.  a.;  letztere 
findet  man  ziemlich  gleichmässig  filier  das  ganze  Land,  seihst  bis  in  das  Schön bergsche  hinein, 
erstere  drangen  »ich  an  den  Wohnsitzen  der  ältesten  wendischen  Einwohner,  »in  I^ande  Jabel 
und  im  Lande  Turne,  d.  i.  Ludwigslust  und  der  südwestliche  Theil  von  Waren,  zusammen.  Nur 
vereinzelt  finden  sich  die  Namen  Dahn,  Dehn  = Däne,  Flemming  ~ Vläminger,  Frank  und 
Holst  =■  Holsteiner.  Indes»  gelang  der  Nachweis  von  Familiennamen  inseldänischen  oder  hollän- 
dischen Ursprunges  nicht,  cs  sei  denn,  dass  Plog  und  Lau  auf  ersteron  hindeuten.  Auch  süd- 
deutsche Elemente  sind  sicherlich  durch  die  Errichtung  von  Städten  und  Klöstern  in  das  Land 
gekommen,  so  durch  die  Prämonstratenser,  welche  das  Kloster  Broda  bei  Ncubraudenburg 
errichteten,  und  später  noch  durch  die  Hansa  und  durch  den  30jährigen  Krieg. 

Die  Ergebnisse  der  vorliegenden  Untersuchung  führen  aber  schliesslich  zu  der  Annahme, 
dass  auch  noch  eine  Einwanderung  anderer  Art,  als  die  oben  geschilderte,  »tattgefunden  haben 
muss,  weil  diese  das  Vorkommen  der  zahlreichen  grossen  und  übergrossen  Menschen  in  Mecklen- 
burg nicht  zu  erklären  vermag.  Als  Vertreter  dieser  Grössen  gruppen  werden  auch  liier  wieder 
die  Friesen  gesucht  werden  müssen,  von  denen  es  an  sich  schon  nicht  wahrscheinlich  ist,  dass 
sic  auf  ihrem  Ansiedlungszuge  gen  Osten  im  östlichen  Holstein  plötzlich  Halt  gemacht  haben 
werden.  Und  in  der  That,  den  Namen  Freese  trugen  unter  5500  Wehrpflichtigen  Mecklenburgs 
18  Familien,  und  Namen,  wie  sie  im  Eiderstedtischen  Vorkommen,  als  Jensen,  Peters,  Harms, 
Jöns,  Eggers,  u.  a.,  waren  nicht  weniger  als  250  unter  den  5500  zu  finden. 


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Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg. 


323 


Die  Kleinen  und  die  Grossen  in  Mecklenburg. 

Im  ganzen  Lande  finden  »ich  unter  100  Wehrpflichtigen  13  Kleine  unter  162  cm,  48  Mittel- 
grosse  von  162  bi»  169  cm  und  39  Grosse  über  169  cm  Leibeslänge.  Von  ersteren  sind  2 
Mindormässige  unter  156  cm,  von  letzteren  14  UebergrOMe  über  174  cm  Leibeslänge.  Diese  er- 
reichen als  äusscrstc  Grenze  in  einem  Falle  190  cm,  über  jene  konnte  eine  solche  nicht 
ermittelt  werden. 


Der  Index,  d.  h.  die  am  häufigsten  vorkommende  Leibesläuge  der  Mecklenburger  beträgt 
167,  die  Durchschnittsgrössc  168  cm.  Eine  Vergleichung  mit  seinen  westlichen  Nachbarländern 
ergiebt  Folgendes: 


Mindar- 

IUÄB*jß 

Klein 

Mittelgron» 

Gros* 

UeWrgro** 

Darchichnitt»- 

grosse 

Index 

Schleswig 

....  1!) 

128 

479 

393 

136  pr.  M. 

163  cm 

167  cm 

Holstein 

....  19 

129 

493 

377 

127  jf 

169  „ 

168  „ 

Stade 

....  47 

167 

479 

356 

07  „ 

164  „ 

165  „ 

Mecklenburg.  . . . 

....  20 

127 

479 

394 

135  „ 

168  „ 

167  „ 

Nur  wenig  macht  »ich  der  städtische  Einfluss  in  Mecklenburg  auf  die  Vertheiltmg  der 
Grossen  und  der  Kleinen  geltend.  Denn  von  den  drei  Bezirken,  deren  Mittelpunkt  eine  grössere 
Stadt  bildet,  hat  nur  Schwerin  eine  grössere  Anzahl  Kleiner  und  Wismar  eine  grössere  Anzahl 
Mindermässiger  aufzuweisen,  während  Rostock  eine  grössere  Anzahl  Mittelgrosser  »teilte.  Frei- 
lich fehlt  hier  bei  Einwohnerzahlen  von  31000,  15000,  40  0U0  Köpfen  der  eigentliche  die  Zahl 
der  Kleinen  und  Mindermässigen  sonst  steigernde  Einfluss  der  Grossstädte. 

In  Wismar  fallt,  ausserdem  die  vcrhältnissmässig  hohe  Zahl  der  Seefischerei  treibenden  Be- 
völkerung mit  dem  häufigeren  Vorkommen  der  .Mindermässigen  zusammen.  Dasselbe  gilt  viel- 
leicht auch  von  Ribnitz,  in  dessen  Bezirke  sich  viele  Seefahrer  stellten. 

Die  grössere  Fruchtbarkeit  deckt  sich  mit  der  grösseren  Häufigkeit  der  Grossen  und  der 
Uebergrossen  in  Schönberg,  Grevesinühlen,  Wismar,  Doberan,  Parehim  und  Neubrandenburg, 
die  geringere  mit  der  grösseren  Häufigkeit  der  Kleinen  und  der  Mindermässigen  in  Ilagenow, 
Ludwigslust,  zum  Theil  auch  wohl  Schwerin,  Ribnitz,  Güstrow,  in  deren  Bezirken  mehr  oder 
weniger  grosse  Haidestrecken  eingestreut  sind. 

Die  grössere  Kindersterblichkeit  fallt  in  Bezug  auf  die  Unfruchtbarkeit  de»  Kinde*  nur  in 
Ludwigslust,  in  Bezug  auf  den  städtischen  Einfluss  nur  in  Wismar  und  besonder*  in  Schwerin 
mit  dein  häufigeren  Vorkommen  der  Kleinen  und  der  Mindermässigen  zusammen. 

Sehr  viel  anders  stellt  eich  die  Sache  schon  bei  einer  Vergleichung  der  verschiedenen 
Grössengruppen  mit  dem  Vorkommen  der  Blonden  und  der  Braunen  in  Mecklenburg. 

In  überraschender  Weise  filllt  hier  da»  Auftreten  der  Blonden  mit  demjenigen  der  Grossen 
und  der  Uebergrossen  in  Sohönberg,  Grevcsmühlen,  Doberan  zusammen,  in  deren  Bezirken  sich 
die  Procentzahlen  nach  beiden  Richtungen  hin  weit  über  den  Durchschnitt  de»  ganzen  Landes 
erheben  und  ebenso  die  übrigen  Gruppen  der  Kleinen  und  Mindermässigen,  wie  die  der  Braunen 
weit  unter  dem  Durchschnitt  Zurückbleiben.  Die  einzige  Ausnahme  von  der  Regel  macht  der 
Bezirk  Ribnitz,  wo  die  Blonden  mit  den  Kleinen  und  Mindermässigen  zusammen  häufiger  auf- 


treten. 


41* 


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324 


Meisner, 


Die  Braunen  zeigen  sich  in  Gemeinschaft  mit  den  Kleinen  und  zum  Theil  auch  Minder- 
massigen  in  Schwerin,  Ludwigslust,  Neustrelitz,  sowie  auch  vorwiegend  in  der  Gestalt  der  Braun- 
haarigen  in  liagenow.  Ausnahmen  sind  Waren,  wo  sie  mit  den  Mittelgrossen,  Neubrandenburg 
und  Wismar,  wo  sie  mit  den  Grossen  und  Ue  borg  rossen,  in  letzterem  Bezirke  allerdings  auch 
zugleich  mit  den  Mindermässigen  auftreten. 

Was  die  Grauäugigen  betrifft,  so  sind  sie  ohne  Betheiligung  anderer  Grössen-  oder  Farben* 
gruppen  mit  «len  Mittelgrossen  zusammen  in  den  Bezirken  Malchin  und  Güstrow.  Ausserdem 
aber  neben  Kleinen  und  Braunen  in  Ludwigslust  und  Waren.  Diese  Ergebnisse  würden  somit 
die  Ansicht  begründen,  dass  die  Grauäugigen  nicht,  wie  angenommen  worden  ist,  die  charak- 
teristische Eigenschaft  eines  slawischen  V olksschlage*,  sondern  den  Ausdruck  einer  Vermischung 
eines  blonden  und  eines  braunen  Volksschlages  darstellcn;  denn  umgekehrten  Falles  würde  man 
die  Grauäugigen  und  Mittelgrossen  ohne  Betheiligung  anderer  Gruppen  in  jenen  Bezirken  zu 
suchen  haben. 

Eine  Bestätigung  dieser  Ansicht  findet  man  auch  in  dem  Verhalten  der  einzelnen  Gruppen 
in  dem  Bezirk  Rostock,  in  welchem  Blonde  und  Braune  und  Grauäugige  ohne  jegliches  Vor- 
wiegen der  einen  oder  der  andern  nur  mit  dem  häufigeren  Auftreten  der  Mittelgroßen  zusam- 
men Vorkommen.  Ausnahmen  bieten  nur  Schwerin,  liagenow  und  Wismar,  wo  die  Grauäugigen 
mit  den  Kleinen,  in  letzterem  Bezirk  mit  den  Grossen  Zusammentreffen. 

Daraus  erhellt,  dass  auch  hier  in  Mecklenburg,  sowie  in  Schleswig  - Holstein  und  dessen 
Nachbarländern  vorwiegend  der  ethnische  Einfluss  auf  das  Vorkommen  der  Grossen  und  der 
Kleinen  wirksam  gewesen  ist. 

Wenn  in  Schönberg,  Grevesmühlen  und  Doberan,  unter  Ausschluss  der  übrigen  Grössen- 
und  Farbengruppen,  die  Blonden  mit  den  Grossen  und  U ebergrossen  in  demsellien  Verhältnis« 
wie  in  den  nachweislich  vorwiegend  von  Friesen  besiedelten  Kreisen  an  der  Nordsee  und  Elbe 
Vorkommen,  so  kann  man  schliessen,  dass  auch  in  diesen  Bezirken  das  häufigere  Vorkommen  der 
Grossen  und  der  Uebergroesen  auf  friesischem  Einfluss  beruhe. 

Dasselbe  gilt  auch  wahrscheinlich  noch  von  dem  Bezirke  Rostock,  in  welchem  unter  dem 
vorwiegend  städtischen  Einflüsse  sich  das  Mischungsverhältnis*  in  den  meisten  Grössen-  und 
Farbengruppen  genau  dem  Durchschnitt  des  ganzen  Landes  anpasst.  Von  letzteren  sind  nur  die 
Braunhaarigen,  von  enteren  die  Mindermässigen  und  die  Kleinen,  sowie  die  Uebcrgrossen 
seltener,  wogegen  die  Mittelgrossen  häufiger  werden.  Der  Ausfall  der  Kleinen  und  Braun- 
lmarigen  deutet  auch  hier  auf  eine  ursprünglich  vorwiegend  grosse  und  blonde  Bevölke- 
rung hin. 

Etwas  anders  im  Gegensatz  zu  diesen  Bezirken  gestaltet  sich  das  Verhältnis*  in  Parchim, 
wo  die  Grossen  und  Ucbergrossen  in  grösserer  Zahl  auftreten,  ohne  dass  sich  das  Vorkommen 
der  Blonden  über  den  Durchschnitt  des  Landes  erhebt  und  die  Braunbaarigen  sogar  häufiger 
sind.  Es  hängt  die»  vielleicht  damit  zusammen,  dass  die  erste  Besiedelung  wegen  der  Unfrucht- 
barkeit des  Bodens  spurlos  an  diesem  Bezirke  vorüberging.  Es  bildet  ferner  gewissermaassen 
den  Uebcrgnng  zu  Neubrandenburg  und  Wismar,  wo  Grosse  und  Uehergrosse  mit  Braunen, 
Braunäugigen  und  Braunhaarigen  sehr  viel  häufiger  werden  als  sonst  Diese  Verhältnisse  dürften 
sich  vielleicht  durch  die  Niederlassung  von  Ansiedlern,  deren  Eigenart  auf  eine  südlichere  Ab- 
stammung hinweist,  erklären  lassen.  Erwähnt  sei  nur,  da**,  während  im  Norden  längs  der  Küßte 


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Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg.  325 

die  Cisterzienser  ihr  Colonisationswerk  verrichtet  haben,  hier  die  Prämonstraienaer,  indem  sie 
das  Kloster  Broda  bei  Neubrandenburg  gründeten,  von  dem  benachbarten  Havelberg  aus  sich 
auabreiteten.  Aehnliche  Verhältnisse  zeigten  auch  die  Bezirke  Bremen,  Lübeck  nnd  Kiel,  in 
deren  Bereich  die  ansehnlichen  Klostergüter  der  ebenfalls  dem  Süden  entstammenden  Bene* 
dictiner  liegen.  In  der  Probstci  im  Kreise  Kiel  linden  sich  noch  Künste  rxeugniase , die  dem 
fernen  Süden  entstammen,  ao  die  eigenartigen  Spitzen,  die  italienischen  Mustern  (points  de 
Venia©)  entsprechen. 

Auch  die  Anlage  fester,  wall-  und  grabemimwehrter  Städte,  die  sehr  bald  sich  zu  ansehn- 
lichen Ilandelaemporen  aufschwangen,  haben  sicherlich  auch  südliche  Elemente  herangezogen. 
Einzelne  Theile  von  Wismar  und  Neubrandenburg  erinnern  an  Nürnberg,  Strasacnbcnennungen, 
wie  Beguinenatrasse,  Beguinenberg,  an  süd westdeutschen  Ursprung.  Die  grossen  braunen  Men- 
schen in  diesen  Bezirken,  unter  denen  übrigens  die  Uebergronsen  seltener  sind,  als  in  deu 
eigentlichen  Friesenbezirken,  zeigen  nur  zu  häufig  iu  ihren  körperlichen  Eigenschaften  Ab- 
weichungen von  dem  sonst  über  das  Land  verbreiteten  Friescntypus,  ao  besonders  in  Bezug  auf 
die  grosso  runde  Schädelform  und  den  kurzen  Fass. 

In  Wismar  kommen  aber  auch  ausserdem  noch  andere  Elemente  zur  Wirkung,  welche  theil- 
weise  über  die  Ostsee  von  den  dänischen  Inseln  herkamen,  theilweise  aber  auch  noch  der 
ältesten  slavischen  Besiedelung,  die  Bich  auf  der  Insel  Poel  lange  erhalten  hat,  angehören 
mögen.  Durch  aio  mag  sich  die  grosse  Zahl  der  Mindermässigen  erklären,  die  hier  auf- 
treten. 

Kleine  und  Braune  finden  aich  unter  Ausschluss  der  übrigen  Grössen-  und  Farbengnippen 
vorwiegend  in  llagenow  nnd  Ludwigaluat  und  demnächst  in  Schwerin  und  Neustrelitz,  mithin 
in  denjenigen  Bezirken,  in  denen  dos  slavischo  Element  sich  ain  längsten  gehalten  hat  und,  wie  in 
jenen  ersten  Bezirken,  sich  noch  hält  In  Schwerin  mögen  vielleicht  jüdische  Einflüsse  aich  an 
dem  häufigeren  Auftreten  der  Kleinen  und  der  Braunen  betheiligt  haben;  ausserdem  aber  deutet 
die  Zahl  der  Uebergrossen,  welche  hier  den  Durchschnitt  des  Landes  erreicht,  auf  die  oben  ge- 
schilderten Einflüsse. 

Weniger  zum  Ausdruck  kommen  diese  Verhältnisse,  wo  eine  noch  umfangreichere  Ver- 
mischung dea  alaviscben  Elementes  mit  den  deutschen  Ansiedlern  stattgcfurulen  hat,  in  Güstrow 
und  Waren  und  schliesslich  auch  in  Malchin.  Hier  ergiebt  sich  dasselbe  Bild  wie  in  Rostock, 
indem  auch  hier  allein  die  Mittelgrossen  den  Durchschnitt  des  Landes  übersteigen;  indess  mit 
dem  Unterschiede,  dass  Kleine  and  Mindermässige  und,  mit  Ausnahme  von  Malchin,  auch  die 
braunen  Elemente  häufiger  sind.  Somit  würde  sich  hier  ein  früheres  Vorwalten  slavischer  Be- 
völkerung ergeben,  die  in  der  That  sich  noch  in  geschlossener  Weise  westlich  des  Müritz  in 
kleineren  Bezirken  erhalten  hat, 

InRibnitz  endlich,  wo  Mindormässige,  Kleine  und  Blonde  vorwiogen,  wird  man  nngezwungvn 
inscldüuiBchen  Einfluss  annehmen  können.  Denn  denselben  Verhältnissen  begegnet  man  im 
Kreise  Hadersleben,  und  dieser  Thcil  des  Landes  streckt  sich  am  weitesten  nach  Norden  den 
dänischen  Inseln  entgegen  und  weist,  wie  bereits  geschildert  ist,  in  einzelnen  seiner  Ortsnamen 
auf  dänische  Besiedelung  hin. 


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326 


Moisner, 


Schlussbcmerkungen. 

Die  beigegebenen,  nach  dem  von  Hanke  gegebenen  Vorgänge  angefertigten  Karten  geben 
ein  Bild  der  Vertheilung  der  einzelnen  Grössengruppen  in  den  Aushebnngsbestrkcn  des  ganzen 
deutschen  Küstengebietes  zwischen  Weser-  und  Keeknitzmündung. 

Dieselbe  dient  zugleich  zur  Erläuterung  der  in  Hd.  XVIII  enthaltenen  Ausführungen  über 
die  Vertheilung  der  Grossen  und  der  Kleinen  in  dein  grösseren  Rahmen  der  einzelnen  Aus- 
hebungsbezirke in  der  Provinz  Schleswig-Holstein,  den  Hansestädten  uml  dem  Regierungsbezirk 
Stade. 

Für  Mecklenburg  ergiebt  sich  aus  dieser  Karte,  dass  es  in  Bezug  auf  die  Grössenverhält- 
nisse seiner  Bewohner  ebenso  günstig  gestellt  ist  wie  Schleswig,  besser  wie  Holstein  und  sehr 
viel  besser  wie  Stade. 

Grosse  und  Ucbergrosso  finden  sich  auf  der  Strecke  von  der  Trave-  bis  zur  Warnowmüu- 
dung  in  derselben  Menge,  Ucbergrosso  verhält mssmässig  sogar  noch  häufiger,  als  in  den  friesi- 
schen Bezirken  von  Schleswig,  Holstein  und  Stade;  ausserdem  aber  noch  in  Neubrandeuburg 
und  Parchim  ebenso  häufig,  wie  in  und  zwischen  den  alten  Culturstätten  Bremen  und  Verfielt 
au  der  Weser*  In  den  slavischen  Bezirken  Hagenow  und  Ludwigslust  sind  sic  ebenso  selten, 
wie  unter  inseldänischem  Einflüsse  auf  Alsen  und  unter  grossstädtischem  in  Hamburg;  sind  aber 
trotzdem  noch  sehr  viel  häufiger,  als  auf  der  ganzen  Geest  von  Stade. 

Kleine  finden  sich  ausser  in  den  erwähnten  slavischen  Bezirken  noch  in  Schwerin  ebenso 
häufig,  wie  in  den  unter  inscldänischem  Einfluss  stehenden  Bezirken  Nordsohleewigs,  wie  in 
Rendsburg,  sowie  südlich  und  nördlich  von  den  Gressstädten  Hamburg  und  Altona  längs  der 
Elbe;  seltener  indessen  wiederum,  als  auf  der  ganzen  Geest  von  Stade.  Mindermüssige  sind  nur 
dort  häufiger,  wo,  wie  auf  Alsen,  dänische  Einflüsse  angenommen  werden  können,  in  Wismar 
und  Kibnitz;  sehr  viel  seltener  aber  sind  sie,  wie  in  Hamburg  und  Altona  und  im  ganzen 
Regierungsbezirk  Stade,  mit  Ausnahme  der  äussersten  friesischen  Nordspitze  und  der  Bezirke 
Bremen,  Achim,  Rothenburg,  Verden.  Am  seltensten  sind  die  Kleinen  in  Grevosmühlcn  uml 
Doberan,  so  selten  wie  sonst  nur  in  Eiderstadt,  Ebendort,  sowie  in  Schönberg  und  in  Neu- 
strelitz und  Waren,  sind  die  Mindermäasigen  ebenso  selten,  wie  in  Tondern,  Stormarn  und 
Oldenburg. 

Indess  erst  wenn  man  diese  Karten  mit  den  Karten  der  Blonden,  Braunen,  Braunäugigen 
Braun liaarigon  und  Grauäugigen  vergleicht,  fallen  gewisse  Eigentümlichkeiten  der  Mecklen- 
burger auf. 

Neben  den  Blonden,  welche  liier  ebenso  häufig  &ind,  wie  in  Schleswig  und  Holstein,  und 
nur  in  den  Bezirken  Schwerin,  Ludwigslust  und  Waren  in  gleicher  Weise  seltener  werden,  wie 
in  Lübeck,  Rendsburg,  Schleswig,  Eiderstadt,  Altona,  den  hannoverschen  Elbmarschen  und  Bre- 
men, erreichen  die  Braunen  nur  hier,  mit  Ausnahme  von  Lübeck,  und  zwar  vorzugsweise  in 
Wismar,  Schwerin,  Ludwigslust,  Waren,  Nenbrandenburg  und  Neustrelitz,  in  den  ganzen  unter- 
elbischen  Ländern  mehr  als  10  Proc.  gegen  7 Proc.  in  Schleswig- Holstein,  (»  Proc.  in  Stado 
und  8 Proc.  iu  Bremen. 

Dem  entsprechend  sind  auch  die  Braunäugigen  häufiger,  ungefähr  42:33  sonst,  und  zwar 
verteilt  über  das  ganze  Land,  mit  Ausnahme  von  Malchin,  Ribnitz,  Doberan,  Grevesmühlen, 


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Die  Körpergrösse  (1er  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg.  327 

Schönberg,  wo  theils  dänischer,  theils  friesischer  Einfluss  vorwaltot.  Indess  sie  finden  sieh, 
abgesehen  von  Lübeck,  auch  in  Bremen  und  weseraufwürts  in  derselben  Menge  und  sind  im 
grössten  Theile  von  Stade,  in  ganz  Holstein,  in  Eiderstedt  und  an  der  Ostküste  von  Schleswig 
immer  noch  in  einer  Menge  von  30  bis  40  auf  100  Blauäugige  vorhanden.  Daraus  lasst  »ich 
erschließen,  dass  die  Braunäugigkeit  nichts  eigentümlich  Slavisches  ist. 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Braunhaarigkeit.  Dieselbe  ist  für  das  Gebiet  von  Weser 
bis  Recknitz  etwa»  eigentümlich  Mecklenburgisches.  Nur  hier  drängen  sich  die  Braunhaarigen 
in  Mengen  von  30  gegen  18  bis  23  auf  100  Blondhaarige,  und  zwar  in  Hagenow,  Ludwigslust, 
Wismar,  Güstrow,  Parchim,  Waren,  Neubrandenburg  und  Neustrelitz,  also  in  den  Bezirken,  in 
denen  slavisohe  Elemente  den  längsten  Widerstand  geleistet  haben,  zusammen.  Von  den  west- 
lich gelegenen  Bezirken  überschreiten  nur  in  Lübeck  und  Rendsburg  die  Braunhaarigen  die 
Zahl  25,  die  sie  sonst  auch  in  ganz  Mecklenburg,  mit  der  einzigen  Ausnahme  von  Schönberg, 
erreichen. 

Aus  dem  Vorhergehenden  ergiebt  sich,  dass  die  Zunahme  der  Braunen  nur  anf  Kosten  der 
Grauäugigen  geschehen  konnte,  die  sich  mit  Ausnahme  von  Schwerin  und  Ludwigslust,  wo  sie 
am  häufigsten  sind,  in  ähnlicher  Weise  gleichmäßig  vertheilen,  wie  in  Stade,  wo  sie  sonst  nur 
im  Bremischen  und  in  den  Elbmarschen  häufiger  werden.  Tn  Holstein  und  Schleswig  sind  sie 
dagegen  viel  häufiger,  indem  sie  sich  besonders  von  dem  unteren  Laufe  der  Elbe  über  den 
Rücken  von  Holstein  nach  der  Ostküste  von  Schleswig  liin  verbreiten.  Mecklenburg  steht 
dadurch  in  einem  gewissen  Gegensätze  zum  Regierungsbezirke  Stade,  wo  nicht  die  Braunen, 
sondern  die  Blonden  auf  Kosten  der  Grauäugigen  häufiger  sind.  Auch  aus  diesem  Umstande 
dürfte  zu  erschliessen  sein,  dass  die  grauen  Augen  nicht  der  Ausdruck  eines  besonderen  Volks- 
schlage«,  sondern  derjenige  der  Vermischung  verschiedenartiger  Volksschläge  ist. 

Blonde  über  40  Proc.  triflt  man  in  diesem  ganzen  Gebiete  überall  da,  wo  mehr  als  35  Proe. 
Grosse  und  10  Proc.  U ebergrosse  Vorkommen  — die  einzigen  Ausnahmen  von  dieser  wenigstens 
in  Schleswig -Holstein  und  Mecklenburg  ausgedehnten  Verbreitung  der  Grossen  sind:  Sonder- 
bnrg,  wo  die  Grossen  fehlen,  Eiderstedt,  Schleswig,  Rendsburg,  Altona,  Kchdingen,  Jork,  Bre- 
men, Lübeck,  Schwerin  und  Waren,  wo  die  Blonden  seltener  sind.  Wo  Grosse  über  40  Proc. 
Vorkommen,  da  finden  sich  überall  auch  Blonde  über  40  Proc.,  mit  Ausnahme  von  Eiderstedt, 
Bremen  und  Lübeck.  Wo  sich  beide  zusammen  finden,  wird  mail  wohl  ohne  Bedenken  das 
Vorkommen  friesischen  Einflusses  annehmen  können. 

Kleine  über  20  Proc.  und  Mindermässige  über  2 Proc.  und  Blonde  über  40  Proc.  finden 
sich  zusammen  vorwiegend  auf  der  Geest  des  Regierungsbezirks  Stade  (Neuhaus,  Lehe,  Geeste- 
münde, Bremervörde,  Zeven,  Rothenburg,  Osterholz,  Blumenthal),  im  nördlichen  Schleswig 
(Iladersleben,  Sonderburg,  zum  Theil  auch  Flensburg)  und  an  der  mecklenburgischen  Küste 
(Ribnitz,  Wismar).  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass,  wie  bereits  erwähnt  worden  ist,  das 
gemeinsame  Vorkommen  der  Kleinen  und  Blonden  an  der  Ostseeküste  von  inseldänischen  Ein- 
flüssen alihängt,  während  das  Auftreten  derselben  in  Stade  sich  nur  durch  Einwanderung  aus 
dem  Süden  erklären  lassen  dürfte.  Möglich  ist  es,  das»  sich  dieser  Zug  auch  weiter  nach 
Norden  bis  auf  die  dänischen  Inseln  fortgepflanzt  hat;  andernfalls  würde  mau  die  Wurzeln  des 
kleinen  blonden  Volksschlages,  wie  an  den  Ostseeküsten  in  den  russischen  Ostseeprovinzen,  ander- 
wärts zu  suchen  haben.  Dies  vorausgesetzt,  dürfte  es  sich  hier  vielleicht  um  finnische  Elemente 


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328  Meißner, 

handeln,  von  denen  aueh  schon  Beda  spricht,  dort  aber  um  Gelten,  deren  Zug  nach  Norden 
weserabwärts  Virchow  annimmt1). 

Braune  über  10  Proc.  treten  mit  Grossen  über  35  Proc.  und  Uobergrosscn  über  10  Proc. 
nur  auf  in  Nenbrandenburg,  Neustrelitz.,  Waren  und  Schwerin;  Braunäugige  über  40  Proc. 
dagegen  ausserdem  in  Rostock,  Wismar,  Güstrow,  ferner  in  Lübeck,  Bremen,  Achim,  Verden; 
Braunhaarige  über  30  Proc.  nur  in  den  angeführten  mecklenburgischen  Bezirken  von  Rostock, 
Schwerin  und  Parchim.  Grosse  über  40  Proc.  finden  sich  zusammen  mit  Braunen  nur  in  Neu- 
brandenburg,  mit  Braunäugigen  in  Neubrandenburg,  Wismar,  Lübeck,  Altona,  Bremen,  Achim 
und  Verden,  mit  Braunhaarigen  ausserdem  in  Parchim,  Neubramlenburg  und  Wismar.  Es  ist 
Hchon  oben  darauf  hingedeutet  worden,  dass  die  Heimath  der  grossen  braunen,  besonders  braun- 
äugigen  Menschen  vielleicht  am  Main  und  noch  weiter  südlich  zu  suchen  ist. 

Braune  über  10  Proc.  und  Kleine  über  15  Proc.  oder  Mindermässige  über  2 Proc.  treten 
nur  in  den  mecklenburgischen  Bezirken  Neuhramlonburg,  Ludwig»lugt,  Schwerin  und  Wismar, 
Braunäugige  über  40  Proc.  ausserdem  in  Güstrow  und  llagenow',  Braunhaarige  über  30  Proc. 
auch  noch  in  Parchim,  aber  nicht  in  Schwerin  zusammen  auf.  Sie  verbreiten  sich  also  über 
Gebiete,  die  zum  Theil  noch  slavische  Bewohner  haben,  zum  Theil  erst  spät  colonisirt  worden 
sind  *). 

Grauäugige  über  40  l*roc.  treffen  mit  Kleinen  über  15  Proc.  und  Mindermassigen  über 
2 Proc.  zusammen  in  Ludwigslust  und  Schwerin  — hier  wohl  als  Mischungsergebniss  zwischen 
Friesen  und  Slaven  — ; in  den  hannoverschen  und  holstcinBchen  Elbmarschen  — hier  als  solches 
mit  Holländern,  in  Rendsburg  und  in  Sonderburg.  Andererseits  finden  sie  sich  mit  Grossen 
über  40  Proc.  und  Uebergrossen  über  15  Proc.  in  Lübeck,  Oldenburg,  Kiel,  Steinburg,  Eider- 
stedt,  Bremen,  Achim,  Verden  — also  zum  grössten  Theil  in  Gegenden,  wo  dio  ultesten  Cultur- 
stätton  des  lindes  liegen,  vielleicht  als  Mischungsergebniss  mit  grossen  braunen  Menschen, 
deren  Heimath  am  nördlichen  Fubsc  der  Alpen  zu  suchen  ist 

*)  Die  Finnen  (E#then,  Liren)  gelten  allgemein  für  klein  und  weisen  viele  Blonde  auf  (Vircbow);  dasselbe 
kann  von  den  Celteu  angenommen  werden,  denn  die  Einwohner  von  Wale»  folgen  in  der  Reihe  der  Groefteti 
hinter  den  Deutschen  (Baxter)  and  unter  den  Basken  kommen  ebenfalls  viele  Blonde  vor  (Peachel).  • 

*)  1882  waren  in  Russland  von  den  Wehrpflichtigen  27  pro  Mille  kleiner  als  153  cm  und  nur  118  pro 
Mille  grosser  als  188 cm  (»pect.  mil.);  in  Oesterreich  lieferten  die  Deutschen,  die  Czechen  und  die  Kroaten 
unter  10  Proc.,  die  Rumänen,  die  Magvaren , die  Huthener  von  10  bis  20  Proc.,  die  Slovaken  und  die  Polen 
über  20  Proc.  Wehrpflichtige,  durchschnittlich  12  Troc.  uuter  155  cm  Leibesgrösse. 


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Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg. 


329 


Tabelle. 


DczTrlce 

Von 

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Grau- 

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Schwerin  .... 

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41 

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41 

Ilagpnow  .... 

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39 

Parchim  . . 

45 

53 

2 

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31 

35 

I.udwigfdust  . . 

42 

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37 

11 

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45 

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50 

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40 

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46 

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43 

57 

2 

i* 

51 

37  13 

42 

9 

40 

27 

36 

Güstrow  .... 

42 

58 

2 

13 

51 

36  10 

41 

10 

43 

31 

40 

Kibnitx 

46 

54 

4 

14 

48 

36  10 

48 

9 

33 

27 

31 

Rostock  .... 

71 

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1 

11 

50 

39  13 

43 

10 

42 

26 

37 

Doberan  .... 

39 

61 

i 

10 

46 

44  15 

45 

8 

36 

27 

35 

Wismar  .... 

52 

48 

4 

12 

47 

41  18 

41 

11 

42 

37 

89 

G re  vesm  üblen  . . 

36 

04 

2 

9 

46 

45  19 

49 

8 

30 

28 

31 

Schönberg  . . . 

? 

? 

1 

12 

35 

53  24 

46 

7 

35 

21 

36 

Neustrelitz  . . . 

t 

? 

1 

14 

49 

37  13 

43 

11 

43 

33 

31 

Neubrandenburg 

? 

7 

2 

10 

44 

46  ! 15 

41 

11 

46 

81 

37 

Im  (ianxen  . . 

47 

53 

2 

13 

4» 

39  14 

43 

10 

42 

30 

37 

Archiv  für  An»hr.>|K>lc*ie.  B<L  XIX. 


42 


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Karten  - Skizze  der  Völker  des  Kaukasus . 

(Die  nicht  sckraffirten  Flächen,  sind  von  arischen  und  tatarischen  VoUcem  berechnt.) 


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XIII. 

Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


Vom 


von  Erolcert. 

(Fortsetzung.) 

Mit  einer  Kartenskizze  auf  Tafel  XII. 


42  * 


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332 


von  Erckert 


X.  Tataren 


1 

80 

Tranakaukasicn 

160 

146 

123 

175 

128 

— 

133 

91 

115 

30 

91 

67 

2 

50 

19G 

154 

135 

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118 

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49 

8 

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160 

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31 

91 

53 

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— 

184 

150 

140 

192 

1*4 

— 

142 

110 

120 

32 

88 

63 

7 

- 

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139 

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120 

130 

86 

110 

28 

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50 

8 

— 

n 

162 

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37 

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131 

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65 

10 

20 

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13 

25 

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172 

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31 

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55 

14 

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167 

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103 

33 

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48 

15 

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10 

21 

201 

146 

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84 

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19 

20 

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173 

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126 

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116 

32 

91 

55 

20 

— 

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200 

149 

137 

178 

123 

78 

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101 

113 

37 

94 

50 

21 

22 

* 

184 

157 

129 

166 

114 

70 

139 

101 

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32 

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55 

22 

25 

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105 

106 

35 

91 

55 

23 

15 

* 

178 

149 

129 

162 

116 

73 

132 

98 

105 

28 

88 

55 

21 

20 

1* 

184 

140 

136 

171 

119 

78 

131 

87 

99 

33 

87 

53 

25 

37 

•* 

196 

150 

123 

203 

124 

90 

136 

103 

112 

31 

97 

65 

26 

33 

P 

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127 

187 

127 

84 

144 

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115 

34 

93 

62 

27 

— 

„ 

190 

145 

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121 

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111 

35 

92 

57 

28 

70 

7» 

198 

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32 

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25 

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137 

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110 

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31 

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52 

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32 

88 

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33 

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185 

145 

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189 

122 

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120 

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93 

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31 

18 

P 

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83 

129 

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30 

87 

60 

2.  K « - 


1 

24 

Kftei-jurt  au  der 

182 

155 

126 

179 

124 

74 

147 

108 

1 114 

32 

92 

2 

f.4 

unteren  Kutnä 

192 

155 

126 

177 

123 

82 

145 

110 

118 

32 

86 

3 

25 

, 

190 

153 

121 

172 

124 

74 

188 

105 

; 114 

31 

88 

4 

26 

* 

187 

160 

121 

175 

1-6 

82 

145 

10S 

: ii2 

81 

91 

Digitized  by  Google 


Kopfinessungen  kaukasischer  Völker.  333 


des  Kaukasus. 


(in  Transkaukasicn). 


58 

37 

42 

59 

81.1 

QM 

84,2 

131,6 

216,0 

152,1 

96,3 

158,0 

111,3 

— 

— 

65,0 

1 

65 

40 

49 

67 

78*8 

QM 

87,7 

133,1 

175,5 

183.8 

Bl, 4 

107,3 

1 12,4 



— 

81,6 

2 

66 

42 

45 

66 

78,6 

74,9 

95,3 

1 19.0 

171,6 

16-3,6 

90,5 

130,4 

124,3 

— 

— 

63,6 

3 

60 

39 

49 

60 

81,0 

79,9 

98,6 

109,7 

166,8 

100,4 

83,2 

152,7 

131,1 

— 

— 

68,1 

4 

63 

36 

53 

59 

87,2 

69,3 

79.5 

106*3 

152.8 

147.3 

72,3 

111,0 

107,1 

_ 

— 

67,9 

5 

67 

34 

48 

87 

81,5 

76,1 

90,3 

135,2 

174,5 

166.7 

90,0 

110,4 

106,7 

— 

— 

54,0 

6 

57 

32 

56 

69 

76,0 

QM 

81,9 

128,5 

194,2 

151,8 

92,3 

139,5 

100,1 

— 

— 

64,0 

7 

52 

37 

49 

55 

82,9 

76.9 

92,7 

121,9 

196,9 

173,4 

78,7 

127,1 

112,0 

— 

— 

72.5 

8 

66 

35 

57 

71 

81,2 

62,4 

76,8 

132,1 

194,4 

164,8 

96,2 

141,6 

120,0 

— 

— 

53,8 

9 

52 

38 

54 

61 

77,6 

74,0 

95,4 

12635 

183,7 

178,2 

82,1 

117,3 

113,9 

55,0 

76,2 

73,1 

10 

48 

32 

47 

57 

81,0 

73,6 

91,3 

119,7 

158,0 

158,0 

77,3 

102,0 

102,0 

46,5 

64,0 

69,6 

11 

54 

36 

45 

62 

74,3 

72,1 

90,4 

126,9 

178.9 

170,0 

85,8 

121,1 

115,0 

64,6 

730 

67,9 

12 

59 

35 

50 

70 

76,3 

QM 

90,1 

127,4 

167,1 

160,7 

8", 9 

116.5 

112,1 

56,3 

71,0 

63,6 

13 

46 

33 

45 

55 

82,7 

67,0 

81,1 

125,6 

159,0 

162,1 

87,2 

114,8 

112.6 

57,9 

74,2 

68,9 

14 

57 

33 

47 

54 

74,2 

67.6 

91,1 

125,0 

161,5 

158,2 

91,1 

117,7 

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I 


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334 


von  Erckert 


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1 

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26 

89 

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1 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


335 


Ind 

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336 


von  Erckert 


XI.  Mongolen 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


337 


(Kalmyken). 


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AroJtlr  fOr  Aolhropokofl«.  B<1  XIX. 


43 


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338 


von  Erckert, 


Genauere  Beschreibung:  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  X.  Tataren  des  Kaukasus.  1.  Aderbeidshan-Tataren. 

10.  Augen  braun,  dunkel,  glänzend.  Haare  wie  bei  den  meisten  in  der  Mitte  des  Kopfes  in  schmaler 
Strasse  wegrasiert.  (Erinnert  an  die  Spliuyo  in  Egypten,  an  die  altpersischo  Haartracht,  in  so  fern,  als  zu 
beiden  Seiten  des  Kopfe»  die  Haare  in  dichtem  Büschel,  die  Ohren  verdeckend,  herabhängen,  daher  auch  der 
falsche  Smerdes  seine  abgeschnittenen  Ohren  verdecken  konnte,  da  es  im  Orient  nicht  denkbar  i*t,  da»» 
jemand  eine  eigene  und  nicht  die  Nationaltracht  und  -Sitte  befolge.)  Naa©  breit,  roh.  Stirn  kur«,  fast  gerade, 
hoch.  Der  hohe  Kopf  hat,  von  hinten  gesehen,  die  Form  eines  flachen  Bogens.  Die  höchste  Stelle  des 
Kopfes  liegt  nahe  des  Hinterkopfus.  Backenknochen  und  da«  Gesicht  überhaupt  »ind  breit.  I>a»  Gesicht 
unten  oval  und  über  dem  Backenknochen  eingebogen,  ala  ob  das  obere  Gesicht  »ich  vom  unteren  abtkcile. 

11.  Augen  gelb-braun.  Haare  braun-röthlich.  Nase  gerade,  fein.  Gans  anderer  Typus.  Backenknochen 
breit.  Gesicht  nuten  breiter.  Stirn  gerade,  sehr  zurückgebogen.  Hinterkopf  schwach  entwickelt.  Lippen 
»ehr  dick.  Angenehmer  GeBichtsausdruck. 

12.  Augen  braun,  glänzend.  Nase  platt.  Mund  vorstehend.  Bucken  voll.  Unterkiefer  breit.  Stirn 
breit.  Kopf,  wie  fast  bei  ullen  Aderbeidshan-Tataren,  steigt,  von  der  Seite  gesehen,  steil  nach  hinten  zu  an, 
wahrscheinlich  in  Folge  künstlicher  Entstellung.  Kopf  von  hinten  gesehen  »ehr  hoch  uud  spitz. 

13.  Augen  dunkelbraun , glänzend.  Backenknochen  sehr  hervorstebend.  Die  Couturen  des  Gesichts 
haben,  wie  bei  vielen  Aderbeidshan-Tataren,  die  Form  gerader  Linien,  die  zuletzt  im  Kinn  Zusammenflüssen. 
Unterkiefer  breit.  Mund  hervorstehend.  Nase  etwas  gebogen,  lang,  mit  langem  Zipfel.  Obren  am  Kopf 
anliegend.  Stirn  gerade  und  niedrig.  Kopf  typisch,  hinten  sehr  hoch. 

14.  Typus  ganz  mongolisch  oder  kalmykisch.  Gesicht  angenehm.  Augen  braun,  glänzend  und  schmal. 
Nase  gerade,  platt.  Mund  vorstehend.  Backenknochen  voll.  Untergesieht  in  Piatteiseuform.  Unterkiefer 
breit.  Kopf  hoch,  aber  hinten  nur  wenig  höher  als  vom.  Ganzes  Gesicht  platt. 

15.  Gesicht  einfach,  nichtssagend,  gutmnthig.  Augen  dunkelbraun,  glänzend,  und,  wie  fast  bei  allen 
Aderbeidshan  - Tataren , nicht  schief.  Nase  in  der  Mitte  plutt.  Backenknochen  sehr  voll.  Der  breite  Unter- 
kiefer tritt  über  die  Couturen  de*  Gesichts  hervor.  Mund  sehr  vorstehend.  Stirn  gerade.  Kopf  steil,  nach 
hinten  zu  ansteigend.  Ilinterkopf  stark  entwickelt.  Stirn  sehr  kurz.  Ueborhaupt  sehr  an  Negertypus 
erinnernd. 

16.  Angenehmes  Gesicht.  Augen  gross,  hellbraun,  schön.  Nase  schön,  gebogen.  Stirn  kurz,  gebogen. 
Kopf  oben  steil  nach  hinten  zu  ansteigend.  Unterkiefer  breit,  stark  vom  Kinn  sich  abtheilend. 

17.  An  Neger-Typus  erinnernd.  Augen  braun,  etwa«  schief  und  schmal.  Nase  gerade.  Lippen  dick 
und  sehr  vorstehend.  Mund  vorstehend.  Kinn  Bpitz.  Gesicht  oval.  Unterkiefer  verleiht  dem  Gesicht  einen 
hängenden  Ausdruck.  .Stirn  steil  und  hoch.  Huarc  schwarz  und  ziemlich  kraus.  Der  Kopf  ist  oben  in  der 
Mitte  am  höchsten. 

18.  Der  Kopf,  wohl  in  Folge  künstlichen  Einflusses,  steigt  oben  sehr  steil  nach  hinten  zu  an.  Augen 
braun , etwa»  schief.  Lippen  dick.  Kopf  von  hinten  gesehen  etwas  dachförmig.  Hinten  der  Kopf  etwas 
breiter  als  vom. 

19.  Die  Haare  vorn  bis  zum  Scheitel  ausrasiert , aber  an  den  Seiten  stehen  gelassen.  Augen  braun, 
gross,  etwas  schief.  Backenknochen  voll.  Untergesieht  fein  und  schmal.  Der  Kopf  ist  typisch,  hinten  sehr 
hoch.  Lippen  dick.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgebogen. 

20.  Negertypus.  Gesicht  sehr  angenehm.  Mund  sehr  vorstehend.  Augen  gross,  braun,  etwas  schief. 
Lippen  dick.  Haare  schwarz,  etwas  kraus.  Stirn  steil.  Backenknochen  stark  entwickelt.  Untergesicht  keil- 
förmig. Der  Kopf,  wohl  durch  Kunst,  hinten  viel  höher.  Backenknochen  sehr  stark.  Ausdruck  »ehr 
vornehm. 

21.  Haare  schwarz,  vorn  ausgezupft,  an  den  Seiten  aber  stehen  gelassen.  Augen  mandelförmig,  braun, 
etwas  schief.  Nase  gerade  und  dick.  Gesicht  breit,  voll.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  oval. 
Stirn  senkrecht.  Kopf  obeu  steil  nach  hinten  ansteigend. 

22.  Haare  schwarz  und  nur  über  den  Ohren  vorhanden,  da  sonst  ausrasiert.  Augen  gross,  braun. 
Nase  gerade,  unten  zurückgebogen.  Stiru  gerade,  etwas  zurückstehend.  Kopf  auffallend  »teil,  oben  nach 
hinten  zu  ansteigend.  Muud  etwas  vorstehend.  Lippen  dick.  Ausdruck  gutmüthig. 

23.  Haare  schwarz,  in  der  Mitte  ausrasiert.  Typische»  einfaches  und  sympathisches  Gesicht.  Augen 
gross,  dunkelbraun.  Nase  gerade,  breit,  spitz.  Lippen  dick.  Gesicht  breit,  die  Seiten  in  gerader  Linie  zum 
Kinn  gehend.  Stirn  gerade.  Kopf  sehr  typisch. 


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339 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 

24.  Ganz  anderer  Typus.  Gesicht  herubhünpend.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Gesichtsfarbe  gelb- 
lich. IJclicrhaupt  der  Typus  mehr  mongolisch  oder  nogaisch.  Augen  braun,  Stirn  sehr  vorstehend.  Kopf 
nach  hinten  zu  oben  wenig  ansteigend.  Nase  gebogen. 

26.  Persischer  Typus.  Augen  gross,  braun,  etwas  schief.  Nase  gebogen,  Lippen  ziemlich  dick.  Mund 
etwas  vorstehend.  Kopf  oben  nach  hiuten  zu  ansteigend.  Blickenknochen  vorstehend. 

26.  Ausdruck  vornehm.  Augen  braun.  Nase  etwas  gebogen.  Gesicht  oval.  Stirn  hoch.  Kopf  oben 
iu  der  Mitte  am  höchsten.  Gesichtsfarbe  gelblich-dunkel-rölhlich. 

27.  Angenehmer  Gesichtsausdruck.  Augen  braun.  Kopf  sehr  typisch . d.  h.  hinten  sehr  hoch.  Haare 
vorn  ausraniert.  Nase  etwas  gebogen,  dick.  Der  Unterkiefer  sehr  vorstehend.  Gesicht  «um  Kinn  in  gerader 
Linie  abfallend,  Mund  etwas  vorstehend. 

28.  Haare  schwarz.  Augen  gross,  braun.  Gesicht  oben  und  unten  fast  gleich  breit,  Nase  gerade. 
Stirn  gerade,  zurückgebogen.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen. 

2K  ilaure  schwarz.  Augen  braun,  etwas  schief.  Unterlippe  sehr  dick.  Obwohl  der  Typus  tatarisch, 
so  doch  verschieden  von  aderbeidsbunischen.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Backenknochen  nicht  gross. 
Kinn  breit,  gerade.  Ohren  unten  sehr  breit.  Stirn  hoch,  sehr  zurückgebogen. 

3t).  Haare  schwarz,  wie  bei  allen.  Augen  tief  liegend,  hellgrau.  Gesicht  keilförmig.  Unterlippe  dick. 
Stirn  gerade  und  sehr  zurückgebogen.  Kopf  flach,  in  der  Mitte  etwas  höher.  Starker  Hinterkopf. 

31.  Augen  braun,  fast  gerade.  Backenknochen  stark.  Gesicht  voll,  pockennarbig,  über  den  Backen- 
knochen eingebogen,  so  dass  oberes  Gesicht  sich  abthcilcnd.  Kopf  hinten  am  höchsten.  Hinterkopf  entwickelt. 
Nase  gerade.  Mund  vorstehend. 

32.  Haare  vorn  ausrasiert.  Augen  braun.  Gesicht  am  breitesten  in  der  Mitte,  in  gerader  Linie  zum 
Kinn  verlaufend,  welches  breit  und  stumpf  ist.  Mund  vorstehend.  Nase  und  .Stirn  in  feiner  Linie  gebogen. 
Kopf  hinten  am  höchsten. 

33.  Gesichtsausdruck  stumpf.  Gesicht  voll.  Backenknochen  gross;  über  ihnen  eine  Einbiegung.  Ge- 
sicht in  gerader  Linie  «um  sehr  «urücktretenden  Kinn  abfallend.  Nase  fein.  Kopf  hinten  ein  wenig  höher 
als  vorn.  Haare  vorn  nnd  oben  in  der  Mitte  ausrasiert.  Augen  braun,  schmal. 


2.  Kumyken. 

1.  Haare  schwarz.  Augen  braun.  Augenbrauen  breit.  Nase  stark  gebogen , hoch.  Mund  und  Kinn 
vorstehend,  Ueber  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Unterkiefer  durch  eine  tiefe  Einbiegung  sich 
abtheilend.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  erscheint  er  wie  ein  hohe«, 
gerundetes  Viereck;  von  oben  oval.  Bart  breit,  dünn.  Gesichtsausdruck  vornehm. 

2.  lloaro  blond.  Augen  hellbraun-bläulich.  Nase  schmal,  gebogen.  Backenknochen  stark  entwickelt. 
Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Slirn  niedrig,  gerade.  Kopf  am  höchsten  hinten; 
von  hintcu  gesehen  wie  ein  abgerundete*  unten  eingebogenes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer 
Sack.  Bart  dicht  und  breit.  Semitischer  Typus.  Ausdruck  sehr  vornehm. 

3.  Haare  schwarz.  Augen  braun.  Wimperen  laug.  Augenbrauen  schmal , aber  zusammengewachsen. 
Nasenlöcher  in  der  Mitte  etwa«  aufgestülpt,  Oberzähne  übergreifend.  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter 
den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Gesicht  hängend.  Unterkiefer  eingebogen.  Stirn  gerade.  Kopf 
hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  oval.  Wenig  Bart. 

4.  Jüdischer  Typus.  Haare  schwarz.  Augen  hellbraun.  Wimpern  laug.  Augenbrauen  dicht-,  xusammen- 
gewachecn.  Nase  mit  langem  Zipfel.  Zähne.,  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  stark  entwickelt. 
Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  senkrecht..  Kopf  oben  horizontal;  von  hinten 
gesehen  wie  eiu  an  den  Enden  eingebogener  Bogen;  von  oben  wia  ein  kurzes  Oval.  Ohrzipfel  ungcwachsen. 
Bart  dicht,  breit.  Pockennarbig. 

6.  Haare  schwarz.  Augen  grünlieh  • bräunlich.  Augenbrauen  breit.  Nase  gerade  mit  spitzem  Zipfel. 
Oberzähne  übergreifend.  Mund  geöffnet,  vorstehend.  Von  den  Kinnladen  geht  eine  Einbiegung  zum  spitzen 
Kinn.  Stirn  gerundet.  Kopf  um  höchsten  in  der  Mitte;  von  hiuten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck; 
von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dünn.  Pockennarbig. 

6.  Jüdischer  Typus.  Haare  schwarz.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Wimpern  lang.  Nase  gebogen.  Zahne 
und  Mund  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  starken  Backcuknochen  eine  grosse  Einbiegung.  Unter  den 
Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade,  znrückgebogen.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben  wie  ein  Oblongum.  Bart  dünn. 

43* 


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340 


von  Erckert, 


7.  Jüdischer  Typus.  Haare  schwär*.  'Augen  gran  -bräunlich.  Augenbrauen  schmal.  Nase  gebogen. 
Oberzihne  f» bergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Lippen  dick,  lieber  uud  unter  den  Backenknochen 
eine  flache  Einbiegung.  Stirn  senkrecht , ausserhalb  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höohsteu  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  breite«  Oval.  Bart  breit. 

8.  Haare  schwarz.  Gesicht  vornehin,  dunkel.  Augen  gross,  braun.  Augenbrauen  breit.  Nase  gebogen. 
Mund  und  Kinn  etwas  vorstehend,  lieber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Von  dem 
Unterkiefer  geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  Kinn.  Stirn  hoch,  gerundet,  zurückstehend,  mit  oberem  Kopf 
verlaufend.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  vou  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eingebogener  Bogen, 
oben  dachförmig;  von  oben  gesehen  oval.  Ohrläppchen  angewachsen.  Fast  kein  Bart. 

9.  Rein  jüdischer  Typus.  Haare  schwarz.  Angen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Die  lange  Nasenspitze 
zurückgebogen.  Mund  geöffnet,  vorstehend.  Kinn  vorstehend.  Lippen  dick.  Uebcr  und  uuter  den  Backen- 
knochen eine  Einbiegung.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade,  oben  ge- 
wölbt. Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher  Bogen;  von  oben  wie  ein 
hinten  breiterer  Sack.  Bart  dünn.  Pockennarbig. 

10.  Jüdischer  Typus.  Augen  braun.  Wimpern  laug.  Augenbrauen  dicht,  Nase  gebogen.  Kinn  vor- 
stehend. Backenknochen  gross;  über  und  unter  ihnen  eine  fluche  Einbiegung.  Stirn  senkrecht,  über  den 
Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck; 
von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit,  ziemlich  dicht. 

11.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau  •bräunlich.  Nase  gerade.  Gesicht  in  Plättcisenform.  Stirn  gerade, 
oben  gewölbt,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  hinten  am  höchsten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den 
Enden  cingebogcuer  Bogen;  von  oben  wie  ein  sehr  kurzes  Oval.  Bart  dicht,  breit. 

12.  Jüdischer  Typus.  Augen  grau  - bräunlich.  Augenbrauen  breit,  dicht.  Nase  gebogen.  Oberzähne 
übergreifend.  Heber  und  unter  den  vollen  Backenknochen  eine  grosse,  flache  Einbiegung.  Stirn  gerade; 
über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher,  steiler  Bogen; 
von  oben  wie  ein  vorn  plattes  Oval.  Bart  sehr  breit  und  dicht. 

13.  Sehr  hoher  Wuchs.  Augen  grau-bräunlich,  tiefliegend.  Augenbrauen  dünn.  Nase  schmal,  gebogen. 
Oberlippe  sehr  zurückgebogen.  Backenknochen  breit;  über  und  unter  ihnen  eine  grosse,  flache  Einbiegung. 
Stirn  zurückgebogeu , mit  Kopf  verlaufend;  über  den  Augen  stark  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  niedriger  gothischer  Bogen;  vou  oben  wie  ein  langer,  hinten  breiterer 
Sack.  Mund  vorstehend.  Bart  sehr  dicht,  breit. 

14.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nasenspitze  vorstehend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backen- 
knochen gross,  über  und  unter  ihnpu  eine  flache,  grosse  Einbiegung.  Stirn  zurftckgebogen.  Kopf  ain  höch- 
sten in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit, 
sehr  dicht.  Jüdischer  Typus. 

15.  Jüdischer  Typus.  Haare  schwarz.  Augen  hellbraun.  Wimpern  lang.  Augenbrauen  dicht.  Nase 
gerade,  lang.  Nasenlöcher  geöffnet.  Oberzähne  übergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend,  Backenknochen 
ausserordentlich  entwickelt;  über  uud  uuter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung.  Untergesicht  sich  ganz  abtheilend 
und  keilförmig.  Stirn  eingebogen,  über  den  Augen  sehr  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  flaches,  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit,  dünn. 

16.  Haare  dunkel.  Augen  braun.  Augenbrauen  sehr  dicht.  Nasenspitze  zurückgebogen.  Backen- 
knochen sehr  entwickelt;  über  und  unter  ihnen  eine  grosse  Einbiegung.  Unter  den  Waugenbeinen  eine 
rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  »pnkrecht,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von 
hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  wie  eiu  hinten  breiterer  Sack.  Bart  sehr  dicht  und  breit. 

17.  Haans  schwarz.  Vornehmer  arabischer  Typus.  Augen  braun.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen. 
Kinn  vorstehend.  Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Stirn  gerade.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben  fast  rund.  Bart  dicht,  breit. 
Mund  vorstehend. 

18.  Haare  roth.  Augen  grau.  Nase  gerade.  Kinn  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisenform.  Stirn  senk- 
recht, oben  gerundet.  Kopf  viel  höher  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  Fünfeck,  oben  eine  Einbiegung, 
von  oben  gesehen  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  breit,  sehr  dicht. 

19.  Haare  schwarz.  Augen  grau.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen.  Mund  vorstehend.  Gesicht 
keilförmig.  Stirn  hoch,  oben  gerundet.  Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundete« 
Fünfeck  von  oben  wie  ein  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dicht,  breit. 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


341 


3.  Nogaier. 

1.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  zart.  Augenlider  typisch  für  Baschkiren  und  Mongolen.  Nase 
gerade,  platt,  mit  spitzem  Zipfel.  Mund  vorstehend.  Gesicht  in  PläUeisenform.  Stirn  gerade,  über  den 
Augen  cutwickelt,  oben  gerundet.  Kopf  am  höchsten  hinten,  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Vier* 
eck;  von  ol>en  oval.  Wenig  Bart. 

2.  Haare  schwarz.  Augen  braun,  gross,  etwas  schief.  Augoulider  typisch  für  Baschkiren  und  Mongolen. 
Augenbrauen  dicht,  hreit.  Nase  etwas  platt,  unten  die  Spitze  zuriiekgebogeu.  Nasenlöcher  geöffnet . wie  bei 
den  Baschkiren.  Oberzähne  stark  übergreifend.  Mund  und  dicke  Lippen  sehr  vorstehend.  Backenknochen 
gross  und  nach  vorn  hervortretend.  Unter  ihnen  eine  Hache,  grosse  Einbiegung.  Von  den  starken  Unter- 
kiefern gebt  eine  gerade  Einbiegung  zum  sehr  spitzen  Kinn.  Stirn  senkrecht,  oben  gewölbt  Kopf  um  höch- 
sten in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein  ziemlich  hoher  Bogen;  von  oben  wie  ein  vorn  breiteres  Oval. 
Bart  schiual,  dünn.  Mongolischer  Typus. 

3.  Ganz  kalmykischer  Typus.  Augen  bräunlich  • gelblich , schief.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen, 
platt.  Spitze  zurückgebogen.  Zähne,  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Backenknochen  ungewöhnlich  stark.  Ge- 
sicht platt,  l'ebcr  und  unter  den  Backeuknochen  eine  grosse  und  tiefe  Einbiegung.  Von  dem  Unterkiefer 
geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Oberkopf  sich  kuppelförmig  abtheilend.  Stirn  senkrecht, 
dann  scharf  zum  oltcrou  Kopf  gebogen.  Kopf  atn  höchsten  in  der  Mitte;  von  hinten  gesehen  wie  ein 
schmales,  abgerundetes  Fünfeck,  von  oben  wie  ein  vorn  abgcschnittenc»  Oval.  Bart  dünn. 

4.  Ganz  kalmykischer  Typus.  Augen  grau-blau,  schief.  Wimpern  kurz.  Augenbrauen  schmal,  dicht. 
Nase  grob,  etwas  platt.  Oberzähne  ubergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend,  Backenknochen  gross;  über 
und  unter  ihnen  eine  tiefe  Einbiegung,  Von  der  Kinnlade  gellt  eine  gerade  Einbiegung  zum  Kinn.  Stirn 
gerade,  zurückstehend.  Kopf  am  höchsten  hinten;  dort  steil  abfallend;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flacher 
Bogen,  etwas  dachförmig,  von  oben  wie  ein  sehr  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  dünn.  Gesicht  glatt. 

5.  Ganz  kalmykischer  Typus.  Augen  braun,  gerade,  schmal.  Nase  breit,  gebogen,  mit  langer,  zurück- 
gebogener  Spitze,  l'nterzähne  übergreifend.  Mund  und  Kinn  vorstehend.  Unterlippe  hoch  bervorstchend 
zum  Nasenzipfel  hin.  Ucber  und  unter  den  Backenknochen  eine  flache  Einbiegung.  Von  dem  Unterkiefer 
geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Uutcr  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung. 
Stirn  senkrecht,  schroff  zum  Kopf  oben  gebogen,  der  am  höchsten  hinten,  steil  zum  spitzen  Hiutcrkopf 
abfallend.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  flacher  Bogen,  etwa»  dachförmig;  von  oben  fast 
rund.  Bart  dünn. 

6.  Kalmykischer  Typus.  Augen  grau-grünlich,  etwas  schief,  mandelförmig.  Wimpern  laug  und  dünn. 
Augenbrauen  dicht,  zusammengewachsrn.  Nase  gerade,  oben  platt;  der  Zipfel  etwas  nach  innen  gebogen. 
Oberzähne  etwa»  übergreifend.  Mund  etwas  vorstehend.  Backenknochen  ausserordentlich  Btark  und  nach 
vorn  vorstehend.  Unterkiefer  theilt  »ich  ah,  darüber  eine  Vertiefung  zum  spitzen  Kinn.  Stirn  gerundet. 
Kopf  am  höchsten  hinten,  llinterkopf  sehr  stark.  Kopf  von  hinten  gesehen  wie  ein  gothischer  Bogen;  von 
oben  wie  ein  breites  Oval.  Wenig  Bart. 

7.  Weniger  kalmykUoher  Typus.  Augen  braun.  Wimpern  dünn,  lang.  Augenbrauen  schmal.  Nase 
platt,  sehr  breit,  eingebogen.  Mund,  Zähne  und  Kiun  vorstehend.  Ueber  und  unter  den  Backeuknochen 
eine  flache  Einbiegung.  Gesicht  keilförmig.  Stirn  senkrecht,  daun  mit  Kopf  verlaufend.  Kopf  am  höchsten 
in  der  Mittu;  von  hinten  gesehen  wie  ein  flaches,  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  schiefer  Sack. 
Bart  sehr  dünn. 

8.  Augen  grau  - bräunlich , gross,  sehr  schief.  Augenbrauen  diinn.  Nase  breit,  gebogen.  Mund  vor- 
stehend. Ucber  und  unter  den  starken  Backeuknochen  eine  flache  Eiubicgung.  Um  den  Unterkiefer  geht 
eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Stirn  niedrig.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;,  von  hinten  ge- 
sehen wie  ein  abgerundetes  Fünfeck ; von  oben  oval,  vorn  eckig.  Bart  dünn. 

9.  Sehr  hoher  Wuchs;  sehr  typische*  Gesicht,  Augen  fast  ganz  geschlossen  durch  die  Lider;  wenig 
schief  stehend.  Augenbrauen  dünn.  Nase  platt,  breit,  Zipfel  etwas  zurückgebogen.  Mund  und  Kinn  vor- 
stehend. Backenknochen  sehr  gross,  über  und  unter  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Von  dein  Unterkiefer 
geht  eine  gerade  Einbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Stirn  oben  zurüekgebogen  und  zum  Kopf  verlaufend,  der 
am  höchsten  in  der  Mitte.  Von  hinten  gesehen  erscheint  der  Kopf  wie  ein  hoher,  schmaler  Bogen;  von 
oben  wie  ein  breites  Oval  Bart  dünn. 

10.  Weniger  typisch,  etwas  jüdisch.  Augen  dunkel-grau.  Augenbrauen  breit.  Nase  dick,  hoch,  gebogen. 
Zähne  ganz  nach  innen  gebogen,  Kinn  vorstehend.  Grosse  Backenknochen  nach  vorn  vorstehend;  über  und 
unter  ihnen  eine  flache  Einbiegung.  Untergesicht  keilförmig.  Stirn  senkrecht,  über  den  Augen  entwickelt. 


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342  von  Erckert, 

Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  hoher  Bogen;  von  oben  oval,  vom  und  hinten  platt. 
Bart  dicht. 

11.  Weniger  typisch.  Augen  grau  - bräunlich.  Augenlider  typisch  mongolisch.  Augenbrauen  dicht. 
Nase  gebogen,  breit.  Oberzähne  ül>ergreifond.  Backenknochen  nach  vorn  vorstehend.  Von  dem  Unterkiefer 
eine  gerade  Kinbiegung  zum  spitzen  Kinn.  Stirn  gerade,  daun  im  Bogen  zum  Kopf  verlaufend;  über  den 
Augen  entwickelt.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte;  eckig  zum  spitzen  Hinterkopf  abfallend;  von  hinten 
gesehen  wie  ein  schmales  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  schiefes  Oval.  Wenig  Bart. 

12.  Augen  grau,  etwas  schief,  schmal.  Augeulider  dick.  Augenbrauen  dünn,  breit.  Nase  gebogen, 
breit,  mit  spitzem  Zipfel.  Backenknochen  gross,  spitz;  über  und  unter  ihuen  eine  tiefe  Einbiegung.  Stirn 
gerade,  oben  scharf  zum  Kopf  übergehend.  Kopf  oben  platt,  von  hinten  gesehen  wie  ein  ganz  Haches  an 
den  Seiten  eingebogenes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  »ehr  kurzer,  hinten  breiterer  Sack.  Bart  sehr  dünn. 
Gesichtsausdruck  vornehm. 

IS.  Augen  hellbraun,  schmal,  schief.  Augenlider  mongolisch.  Augenbrauen  dicht.  Nase  gebogen,  breit, 
mit  spitzem  Zipfel.  Backenknochen  ausserordentlich  gross,  nach  vorn  vorstehend,  über  und  unter  ihnen  eine 
tiefe,  grosse  Einbiegung.  Stirn  gerade,  zurückgebogen;  über  den  Augen  nach  aussen  hin  stark  entwickelt. 
Kopf  am  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  eiförmig.  Bart 
breit,  dicht. 

14.  Besonders  typisch.  Augen  grau -bräunlich.  Augenlider  mongolisch.  Augenbrauen  breit.  Nase 
gerade,  platt,  mit  spitzem  Zipfel.  Backenknochen  sehr  stark;  über  und  unter  ihnen  eine  grosse  Einbiegung. 
Unter  den  Wangenbeinen  eine  rechtwinklige  Einbiegung.  Ueber  dem  Unterkiefer  eine  gerade  Einbiegung 
zum  Kinn;  von  hinten  gesehen  wie  ein  an  den  Enden  eiDgebogenes  Fünfeck;  von  oben  wie  ein  abgerundetes 
Quadrat.  Wenig  Bart.  Vornehmer  UesichtBausdruck. 

15.  Besonders  typisch,  affenartig.  Augen  hellbraun,  gross,  schief.  Augenbrauen  Bchmal.  Nase  gerade. 
Nasenlöcher  aufgestülpt.  Oberzähne  übergreifend.  Mund  sehr  vorstehend.  Lippen  dick.  Backenknochen 
voll.  Gesicht  in  Plätteisenform.  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt.  Kopf  atu  höchsten  in  der 
Mitte;  von  hinten  gesehen  wio  ein  an  den  Enden  eingebogenes,  abgerundetes  Fünfeck;  von  oben  oval. 
Wenig  Bart. 

16.  Augen  hellbraun.  Augenbrauen  zart.  Augenlider  typisch.  Nase  gerade,  platt,  mit  spitzem  Zipfel. 
Mund  vorstehend.  Gesicht  in  Plätteisenform,  Stirn  gerade,  über  den  Augen  entwickelt,  oben  gerundet. 
Kopf  atn  höchsten  hinten;  von  hinten  gesehen  wie  ein  abgerundetes  Viereck;  von  oben  oval.  Wenig  Bart. 


4.  Karatschaier. 

1.  Semitischer  Typus,  wie  auch  bei  den  übrigen,  die  der  Aehnlichkeit  wegen  besonders  ausgesucht 
wurden,  um  den  Normaltypus  leichter  festzustellen;  da  er  durch  viele  Blutroischung  »ehr  verschieden  ist. 
Augen  hell-grau-blau.  Na*e  »ehr  gebogen.  Stirn  niedrig  und  kurz.  Der  Kopf  im  Bogen  nach  hinten  zu 
Aufsteigend.  Von  oben  gesehen  hat  der  Kopf  die  Form  eines  Eies.  Augen  gerade. 

2.  Semitischer  Typus.  Augen  gerade,  blau.  Gericht  oval,  in  der  Mitte  bedeutend  breiter.  Nase  ge- 
bogen, aber  ziemlich  platt.  Uinterkopf  stark  entwickelt  Kopf  von  obeu  gesehen  oval. 

3.  Semitischer  Typus.  Augen  etwas  schief.  Lippen  »ehr  dick.  Nase  gerade  mit  stark  vorstehender 
Spitze.  Stirn  gerade,  kurz.  Kopf  hinten  »ehr  viel  höher  als  vorn.  Backenknochen  sehr  vorstehend.  Kopf 
von  oben  gesehen  wie  ein  kurzes  Ei. 

4.  Augen  gerade,  mandelförmig,  röthlich-braun.  Stirn  gerade.  Kopf  oben  voll.  Gesicht  in  Plätteisen- 
form.  Nase  gerade  mit  stark  vorspriugender  Spitze.  Kopf  hinten  am  höchstem  Kopf  von  oben  gesehen  wie 
ein  hinten  breiterer  Sack. 

5.  Gesicht  lang.  Augen  brau  - gräulich.  Stirn  gerade,  niedrig.  Kopf  sehr  steil,  nach  hinten  zu  an- 
steigend; hinten  zuerst  steil  abgeschnitteu,  dann  hervorstehend.  Nase  gebogen.  Kopf  von  oben  gesehen  wio 
ein  langer,  hinten  breiterer  Sack.  Augen  schief,  d.  h.  nach  aussen  hin  herabsteheud , gerade  umgekehrt  wie 
üblich  bei  Mongolen. 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


343 


Genauere  Beschreibung  der  gemessenen  Köpfe. 

Zu  Tabelle  XI.  Mongolen.  (Kalmyken.) 

1.  Gericht  oval,  unten  in  Pl&tteisenform.  Hundes  Kinn.  Kopf  rasiert.  Augen  braun.  Nasenlöcher 
sehr  offen.  Oberlippe  vorstehend.  Backenknochen  stark,  aber  platt.  Stirn  sehr  rund.  Kopf  hinten  viel  höher 
als  vom.  Hinterkopf  schwach  entwickelt. 

2.  Augen  etwas  schief,  sehr  schmal,  braun.  Gesicht  sehr  volL  Backenknochen  stark  aber  platt.  Nase 
etwas  gebogen.  Nasenlöcher  sehr  geöffuet.  Kinn  zurücksteheud.  Mund  vorstehend.  Stirn  zurückgebogen. 
Kopf  oben  platt. 

3.  Ganz  mongolischer  Typus.  Augen  etwas  schief  und  sehr  schmal,  braun.  Backenknochen  sehr  stark. 
Untergesicht  sehr  breit.  Oberlippe  vorstehend.  Stirn  gerade,  etwas  zurückgebogen.  Kopf  oben  in  gerader 
Linio  nach  hinten  ansteigend. 

4.  Haare  schwarz,  wie  bei  allen.  Kräftiger  Körperbau.  Oberlippe  vorstehend.  Kopf  platt.  Die  Schien- 
beine  unten  stark  naeh  aussen  gebogen. 

5.  Mädchen.  IG  Jahr  alt.  Sehr  typisch.  Augen  ganz  schmal  und  schief.  Nase  ganz  platt  und  Nasen- 
löcher geöffnet.  Mund  etwas  vorstehend.  Kinn  ganz  kurz.  Stirn  sehr  steil.  Oh  reu  fast  viereckig.  Kopf 
flach  und  nach  hinten  oben  ein  wenig  ansteigend.  Starker  Hinterkopf.  Backenknochen  stark,  aber  platt. 

6.  Ganz  platte,  tiefe  Nasenwurzel,  wie  bei  allen.  Augen  ganz  schmal  und  schief.  Backenknochen  stark. 
Seiten  des  Gesichts  in  fast  gerader  Linie.  Gesicht  unteu  platt.  Nase  gerade,  platt,  unten  breit.  Mund  etwas 
vorstehend.  Oberlippe  besonders  dick.  Stirn  platt  und  zurückgebogen.  Kopf  hinten  am  höchsten. 

7.  Augen  braun,  wie  bei  allen;  etwas  schmal  und  ganz  gerade.  Nase  schmal;  Nasenlöcher  geöffnet. 
Backenknochen  stark,  aber  platt.  Stirn  hoch  und  sehr  zurückgebogen.  Gesicht  unten  ein  wenig  schmaler. 
Pockennarbig.  Kopf  von  der  Seit«  gesehen  im  Bogen  zum  höher  liegenden  Hinterkopf  ansteigend. 

* 8.  Gesicht  breit,  voll.  Stirn  gerade,  niedrig.  Gesicht  besonders  breit  unten.  Kinn  platt,  kaum  be- 

merkbar. Nase  sehr  breit.  Augen  gross,  etwas  schief.  Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte. 

9.  Augen  etwas  schief.  Nase  platt.  Mund  vorstehend.  Lippen  dick.  Backenknochen  stark  und  voll. 
Kopf  am  höchsten  in  der  Mitte.  Hinterkopf  oben  wie  abgeschlagen,  dann  hervortretend,  zum  Genick  ab- 
fallend. Kopf  von  hinten  gesehen  dachförmig.  Lippen  sehr  dick. 

10.  Augen  sehr  schief.  Nase  ganz  platt.  Backenknochen  sehr  stark.  Unterkiefer  sehr  breit.  Stirn 
niedrig,  gerade,  dann  oben  allmählich  zum  Kopf  Abergehend,  der  in  gerader  Linie  nach  hinten  zu  uusteigt. 
llintcrkopf  oben  zuerst  wie  abgeschlagen,  dann  zum  Genick  in  flachem  Bogen  verlaufend. 


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344 


von  Erckert 


IX.  Kaukasische  Tatarei 


Kopfmessungeu  kaukasischer  Völker. 


345 


Archiv  für  A&UiropoUitft«.  IM  XIX. 


44 


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Kopfmessungen  kaukasischer  Völker.  347 

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348 


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Kopfinessungen  kaukasischer  Völker, 

und  r-usummenpcfasitcn  Völker  des  Kaukasus. 


349 


VII. 


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14,3 

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2,9 

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- 

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6,3 

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4,2 

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— 

10,0 

72 

0,2 

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_ 

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— 

— 

2,9 

- 

- 

10,0 

71 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

70 

— 

1,2 

- 

- 

— 

— 

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350 


von  Erckert 


Vergleichende  Uebersicht  der  Indices  der  Haupt- 


IX. 


■)  : r. 

I ntorkicffrwinkd  zur  Ihm*' lit * h. >1,.- 


352 


von  Erckcrt, 

Vergleichende  Ucbersicht  der  Indices  der  Ilaupt 


XI. 


0 : 7 

L'nterkkferviukel  zur  MittelgeftiehUhöhe 


lodicea 

Lcs* 

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Tsehe- 

tschen- 

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i 

11 

III 

IV 

V 

VI 

VII 

VIII 

X 

X 

X 

XI 

Hi 

83 

82 

81 

0,3 

0,1 

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1,4 

1,4 

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1.9 

4.1 

— 

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10.0 

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— 

— 

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— 

76 

2.4 

1,4 

— 

3.1 

— 

4,0 

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— 

75 

3,9 

5,4 

— 

6.6 

- 

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11,1 

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— 

— 

74 

2.5 

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16.7 



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16.0 

5.6 



10.0 

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— 

4,1 





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12.0 

1.11 

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— 

72 

8,6 

8,1 

— 

150 

107 



— 

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— 

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1.6 

— 



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11,1 

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61 

2,7 

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1.4 

13 

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59 

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1.4 

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2.5 

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- 

- 

- 

- 

57 

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1,4 

— 

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— 

— 

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- 

- 

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- 

- 

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- 

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6,7 

- 

54 

61 

60 

0,1 

0,1 

1 1 i 

1 1 1 

1 1 1 

Z 

i i i 

0,7 

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353 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker, 

ind  zusammengesetzten  Völker  des  Kaukasus. 


XIL 


15  :_11 

Nuten  höbe  zur  Nusenbrcita 


Indices 

Lei* 

(filier, 

TscEe- 

tschen- 

«*n 

Tscher- 
k essen 

Geor- 

gier 

Arme- 

nier 

Osseten 

Aissoren 

llerg- 

Juilt-n 

Ader- 

beidshan- 

Tataren 

Kal- 

myken 

Nogaier 

Kal- 

myken 

11 

IV 

V 

VI 

vn 

VIII 

X 

X 

x 

XI 

86 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

10,0 

83 

82 

81 

0,1 

0,1 

0,3 

Z2 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

— 

— 



5,0 









2,9 



6,2 



80 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

6,2 

10,0 

79 

1,2 



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3,3 

_ 

_ 



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__ 



6,3 



78 

1,3 

1.2 

— 



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— 

— 

— 

— 

— 

— 

20.0 

77 

1,7 

— 

— 

— 

— 

— 



— 

— 



10,0 

76 

1.0 

1.2 

— 

2,0 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

6,3 

10,0 

7ö 

2,1 

1*2 

10,0 

— 

— 

— 

— 

— 

125 

— 

74 

73 

2.3 

1.3 

2,3 

- 

4,7 

- 

- 

__ 

2,9 

2,9 



10,0 

72 

3.5 

1,2 

— 

— 

19,0 

7,1 

40,0 

— 

8,8 

— 

— 

— 

71 

3,0 

— 

— 

1,9 

— 

— 

— 

12J5 

— 

10,0 

70 

4,1 

4.8 

3,3 

— 

— 

— 

— 

4,2 

12,5 

- 

69 

2.7 

3,6 

3,4 

12,8 



77 





5,9 





10,0 

68 

4.6 

6,0 

— 

— 

— 

— 

10,0 

5$ 

4,2 

12,5 



G7 

4.3 

3,6 

13,3 

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14,3 

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— 

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— 

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— 

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11,9 

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4,3 

— 

— 

80,0 

3,0 

4.2 

6,3 

— 

65 

3.0 

4,8 

67 

1.9 

” 

14.3 

«0*0 

— 

3.0 

— 

— 

— 

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5,8 

7,1 

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— 

. 

3,0 

4,2 

6.2 



63 

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7,1 

67 

4,3 

4,8 

7,2 

— 

— 

11J8 

4,2 

6.2 



62 

6,0 

2,3 

12,9 

9,5 

— 



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8,0 

4,2 

12f 

10,0 

61 

6,3 

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13,3 

9,0 

— 

— 

— 

10,0 

8,8 

8,3 

— 

— 

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9,6 

— 

2,5 

— 

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10,0 

12,5 

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— 

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_ 

8,0 

4.2 



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5,0 

67 

2,8 

4.8 

7.2 

— 

— 

— 

20,8 

— 

— 

57 

3,4 

2,3 

3,3 

6fi 

4,8 

— 

— 

10,0 

8,8 

4,2 

— 

— 

56 

3,8 

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5j 

■ — 

7,2 

— 

10,0 

5,9 

4,2 

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— 

65 

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— 

10,0 

4,2 

— 

— 

“ 



2,9 

— 

— 

— 

54 

2.2 

8,4 



10,0 









2,9 







53 

52 

51 

?? 

2,3 

— 

— 

4,8 

7.1 

— 

— 

2,9 

4,2 

— 

— 

0,3 

__ 

3.3 



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__ . 

2,9 





50 

0,3 

. — 

— 

0,9 

; 

7,1 

— 

4,2 

— 

— 

49 

1.5 

1,2 

__ 

— 

z 

z 

— 

— 

48 

0,2 

1,2 

— 

— 

— 

47 

0,2 

2,3 

— 

— 

- 

— 

43 

- 

- 

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* 

r1“ 

- 

- 

- 

- 

- 

Archiv  fQr  Anthropologie.  IW.  XIX. 


45 


Digitized  by  Google 


354 


von  Erckert 


Vergleichende  Uebersioht 

der  charakteristischsten  Indioes  verschiedener  Volker  des  Kaukasus  und  einiger 

ihrer  Unterablheilungen. 

I. 


(Verhältnis*  der  Länge  rar  Breite  des  Kopfes.) 


1 

11 

111 

IV 

V 

VI 

VII 

VIII 

X 

X 

X 

XI 

Iltilict* 

L«b* 

ghi*r 

T.the- 

tM'hcnzen 

T *rher- 
kernten 

Geor- 

gier 

Arme- 

nier 

Ü*»eten 

Ais*o- 

ren 

„ Ader- 

, e[^"  beuUhan* 
Jw‘"  T.tsr«. 

Ku- 

myken 

Xo- 

gaier 

Kal- 

myken 

85 

— 89  hypcrbrachycephal 

47,1 

37,5 

16,7 

22,2 

51,9 

14,2 

60,0 

60,0 

1L8 

50,1 

31,4 

20.0 

80 

— 84  brachyeephal  . . . 

33,1 

47,1 

43,3 

40,2 

33,2 

21,3 

40,0 

30,0 

29,6 

87,5 

49,9 

40,0 

75 

— 79  mesocephal  . . . . 

8,6 

10,6 

30,0 

30,8 

43 

61,5 

■ 

47,2 

8,2 

*“ 

30,0 

(Verhält  nisa 

der 

II 

Länge 

zur 

Höhe 

des  Kopfes.) 

I 

11 

HI 

IV 

V 

VI 

vn 

VIII 

X 

X 

""x 

XI 

75 

— 79  hypaiccphal  . . • 

5,3 

4,8 

— 

4.2 

14.2 

7,1 

— 

— 

14,2 

— 

— 

— 

70 

— 74  orthocephal  . . . 

25,6 

20,0 

30,0 

15,0 

52,3 

28,6 

40,0 

10,0 

35,1 

41,7 

12,4 

— 

09  chamaecuphal  . . 

69,1 

75,2 

70,0 

80,8 

.33,6 

64,3 

60,0 

90,0 

50,0 

58.3 

87,6 

100,0 

in. 

(Verhältniss 

der  Breite 

zur 

Höhe 

des  Kopfes.) 

I 

II 

UI 

IV 

V 

VI 

VII 

vm 

X 

X 

~"x 

XI 

80 

— 84  chamneccphn)  . . 

34,0 

37,6 

56,7 

53,9 

38,1 

28,6 

f.0,0 

40,0 

26.5 

36,9 

12,6 

20,0 

75 

-79 

87,4 

35,2 

16,6 

19,9 

19,1 

50,1 

20,0 

60,0 

11,8 

57.9 

56,2 

40,0 

70 

-74 

9,1 

7,2 

— 

7,9 

4,7 

7,1 

— 

10,0 

5,2 

12,5 

20,0 

VII. 

(Verhältnis*  der  Jochbreite  tur  Gosichtshöhe;  Nasenwurzel  bis  Kinn.) 


I 

II 

HI 

IV 

V 

VI 

VII 

VIII 

X 

X 

X 

XI 

90- 

-94 

Icptoprosop  . . 

. 13.3 

16,6 

23,2 

16,1 

11.2 

28,5 

— 

30,0 

26,5 

26,1 

— 

— 

85- 

- 89 

chamaeproaop  . 

. 37,0 

28,1 

48,5 

46,9 

23,9 

35,8 

40,0 

40,0 

26,5 

87,3 

18,7 

20,0 

80- 

-84 

»»  • • 

. 34,9 

3»,7 

30,0 

84,1 

38,1 

35,7 

00,0 

20,0 

20,7 

29,2 

49,9 

40,0 

X. 

(Verhältniss  der  Jochbreite  zur  Mittelgesichtshöhe;  Nasenwurzel  bis  zum  unteren  Kunde 

der  Oberzähne). 


1 

II 

III  IV 

V VI 

VII 

vm 

x 

X 

X 

XI 

55-59 

— 

26.7 

30,4 

— 67,5 

66,7  — 

60,0 

«6,7 

56.0 

62,3 

21,4 

20,0 

50  — 64 

— 

53,8 

47,1 

— 25,3 

883  - 

20,0 

22,2 

12,0 

34,8 

57,2 

50,0 

I. 

(Lunge  zur  Breite.) 
L e s g h i e r. 


Awaren 

Aodier 

Dido 

Laken 

Dargua 

KQriner 

86  — 89  hyperbraehycephal  . . 

. 56,7 

47,8 

30,9 

69,9 

48,4 

41,3 

80  — 84  brachyeephal  . . . . 

. 32,8 

33,3 

38,4 

25,8 

31,6 

36,3 

Digitized  by  Google 


Kopfmessungen  kaukasischer  Völker. 


355 


Küriner  im  weiteren  Sinne  des  Wortes. 


Eigentliche  , , 

Kürin. r A«u|pn 

Ti»btts»u- 

raner 

Hutuler 

Twichuren 

Dshck 

Uuduchen 

China 

lugen 

65 

— 89  hyperhracbycephal 

46,6 

43,0 

58,8 

35,0 

42,9 

30,0 

30,0 

30,0  54,6 

80 

— 84  brachycephal  . . . 

25,5 

42,8 

29,5 

50,9 

57,1 

30,0 

30,0 

30,0  36,3 

75 

— 79  meaocephal . . . . 

— — 

— 

— 

— 

20,0 

90,0 

40,0  — 

O eorgier,  oder  Grusiner  im  weiteren  Sinne  des  Wortes. 


Gruriner  im 
engeren  Sinn« 

Imerier 

Ad*  Karen 

Miugrclicr 

85  — 

89  hyperbrachycephal 

. . 23,9 

16,6 

50,0 

20,0 

80  — 

84  brachycephal  . * . . 

. . 47,7 

83,3 

60,0 

20,0 

75  — 

79  meeoccßhal  ..... 

14,2 

— 

— 

40,0 

II. 

(Länge  zur  Höhe.) 


Lesghier. 


Awaren 

Aodier 

Dido 

Laken 

Dargun 

Küriner 

75  — 80  hypaiecphal  . 

... 

8,6 

72 

— 

11,5 

1,5 

3,4 

70  — 74  orthocephal  . 

. 41,2 

332 

16,0 

22,9 

18,7 

22,0 

60  — 69  chamaecephal  . 

• 

. 50,2 

59,4 

84,0 

65,6 

78,8 

73,5 

Küriner  i m weit 

eren  Sinne  des 

Worte». 

Eigentliche 

Küriner 

A guten 

Tnbatsa* 

raner 

Rutaler 

Tsuchuren 

Dahek 

Bildlich 

China* 

lugen 

ArUchinei 

75  — 

79  — — 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

’ — 

22,6 

70  — 

74  orthocephal  . . 82,7 

7,1 

17,6 

15,0 

14,3 

30,0 

30,0 

30,0 

22,8 

60  — 

69  chamaecephal . 65,0 

92,9 

82,4 

80,0 

85,7 

70,0 

70,0 

60,0 

■ 54,6 

Georgier,  oder  Grusiner  im  weiteren  Sinne  des  Wortes. 


* Imerier  Adaharcn  Mingrdier 

engeren  Sinne  • 

75  — 80  hypsicepbal 4,7  16,6  — — 

70  — 74  orthocephal 47,6  16,7  — 10,0 

60  — 69  chamaecephal 38,2  66,7  100,0  90,0 


in. 

(Breite  zur  Höhe.) 


ml  — 64 
75-  79 


Lesgh  ier. 

Awaren 

Andier 

Dido 

Laken 

Dargua 

Küriner 

80  — 84  42,8 

44,9 

33,8 

35,8 

22,2 

34,0 

76  — 79  36,7 

21,7 

46,2 

26,7 

50,2 

44,6 

Küriner  im  weiteren  Sinne 

des  Wortes 

X»7* 

Tabaaaa- 

raner 

Hutuler  Taachuren  Dahek 

liuduch 

China*  . , 
lug.»  Artwh'n.r 

20,5 

60,0 

28,6  60,0 

20,0 

40,0 

22,8 

53,1 

36,0 

57,2  30,0 

50,0 

30,0 

86,4 

Georgier,  oder  Grusiner  im 

weiteren  Sinne  des 

Worte». 

Gruriner  im 
engeren  Sinne 

Imerier 

Adtharen 

Mingrelier 

80  — 84  

38,0 

66,7 

25,0 

40,0 

65  — 79  

19,2 

— 

60,0 

30,0 

45* 


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83  s 


356 


von  Erckert, 


VII. 

(Jochbreite  zur  Gesichtshühe.) 


L e s g h i e r. 


Awaren 

Andier 

Dido 

Laken 

Dargua 

Kannst 

00  — 94  leptoprosop  . 

12,9 

17,5 

12,5 

2,9 

1G.9 

20,4 

80  — 89  chamaeprosop 



29,9 

89,2 

36.4 

31,4 

4t), 8 

42,6 

80  — 64 

B 

42,9 

34.7 

34,9 

46,4 

25,3 

21,0 

R fl  r i n e r im 

weiter 

en  Sinne  de»  Worte». 

Eigentlich* 

Küriner 

A guten 

Taba»*a« 

raurr 

1!  ul  ul  er 

Tsachuren 

l>»hek  Buducbeo 

Arl.cl.tBcr 

lagen 

— 94  leptoprosop  . 

. 16.3 

7,1 

23,5 

20.0 

— 

10,0 

30,0 

50,0 

27,2 

— 89  chamaeprosop 

. 37,3 

42.9 

35,4 

20,0 

71,4 

70,0 

40,0 

30,0 

36,3 

-84 

. 30,3 

35,8 

29,4 

20,0 

— 

20,0 

10,0 

20,0 

22,« 

Georgier,  oder  Grusiner  im  weiteren  Sinne  des  Wortes. 


Grtuinrr  im 
engeren  Sinne 

Imerier 

Adsharen 

Mingteliei 

90 

— 94  leptoprosop  . . . . 

14,3 

56,7 

— 

— 

65 

— 89  chamaeprosop  . . . 

. . . 43,0 

16,7 

25,0 

50,0 

80 

-64 

...  26,6 

16,6 

75,0 

50,0 

X. 

(Jochbreite  zur  Mittelgesichtshöhe.) 


I.es 

g h i e r. 

Awaren 

Andier 

Dido 

Laken 

Dargus 

Küriner 

55  — 59.  . 

....  25,4 

29,2 

20,4 

28,2 

27,4 

27,9 

50  — 64  . . 

....  63,9 

53,8 

58,5 

69.5 

61,0 

47,2 

Küriner  im 

weiteren  Sinne  des  Wortes. 

Eip-BtHcbc  A n 

hurinrr  * 

TstlASM- 

raner 

Ruinier 

Tsachuren  iHhek 

Buduchen 

China  Artaehiner 
lugen 

65  — 69 

29.8  21,5 

26,4 

21,0 

14,3  22,2 

28,6 

. 60,0  38,9 

60  — 54 

. 46,3  50.0 

59,0 

30,5 

71,4  55,6 

14,3 

40,0  55,6 

Georgier,  oder  Grusiner  im  weiteren  Sinne  des  Wortes. 


55  — 59 
50  — 54 


Grusiner  km 
engeren  Sinne 
50,0 
31,2 


Imerier 

50,0 

50,0 


Mingrelier 

70.0 

20.0 


I>ic  iu  den  Messungen,  Indicu*  und  Tabellen  gegebenen  Zahlen  mögen  auch  ohno  Commentar  genug 
Stoff  für  Betrachtungen  und  Vergleiche  bieten;  hier  mag  nur  kurz  angegeben  werden,  da»«  die  Kopfform 
chamaeprosop-brachycephal  bei  Nogaiern  am  intensivsten,  bei  Lesghiern,  Armeniern,  Aissoren,  Kumyken 
weniger  intensiv  vorkommt,  d.  li.  in  diesen  Zusammenstellungen  wenigstens.  Georgier  sind  chamaeprosop- 
mesocephal  und  chamaeprosop-brachycephal.  Die  Osseten  chamaeprosop  («um  Theil  leptoprosop-)  mesocephal. 
Die  Berg 'Juden  fast  gleich  leptoprosop  und  chamaeprosop*  brachycephaL  Die  Ailcrbcidshan  - Tataren  fast 
gleich  leptoprosop  und  chamaeprosop-brachycephal  und  leptoprosop  und  chamaeprosop- mesocephal.  Die 
Kalmyken  und  Nogaier  hervorragend  chamueprosop , dabei  erstere  zum  Theil  mesocephal,  letztere  sogar 
hyper*  und  ullrabrachycephaL 

Man  könnte  sagen,  dass  hiernach  die  Osseten  dränier)  die  verhiütnissmässig  edelst«,  die  Nogaier  die 
wenigst  edle  Kopfbildung  aufweisen.  Die  Berg-Juden  aber  diu  edelsten  Nasen  aufweisen. 

Die  auffallendste  Erscheinung  dürfte  die  sein,  dass  mit  Ausnahme  der  Osseten  und  Tscherkesson , und 
zum  grössten  Theil  der  Georgier,  der  semitische  und  spucicll  jüdische  Typus  überall  so  stark  hervortritt.  — 
Au  Hallig  i8t  auch  die  l’ebereinstimmung  der  Iudiccs  der  Berg -Juden  und  Kumyken,  auch  nach  der  Be* 
-clir.il.mijf,  v„n  Erckert. 


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Referate. 


16.  ZurNamen-  and  Volkskunde  der  Alpen. 
Zugleich  eiu  Beitrag  zur  Geschichte  Bayern* 
Oesterreichs  von  Dr.  A.  Prinzinger  der 
Aeltere,  Ehrenmitglied  der  Gesellschaft  für 
Salzburger  Landeskunde.  Mit  zwei  Tafeln. 
München,  Theodor  Ackermann,  königlicher 
Hofbuehh&ndler,  1890. 

Bekanntlich  huldigt  bei  weitem  die  Mehrheit 
der  Forscher  der  Anschauung,  die  Germanen  hätten 
ihren  Ursprung  iin  Osten  Europas  oder  in  Asien 
zu  soeben,  sie  seien  erst  von  den  Wogen  einer 
grossen  Wanderung  in  die  Sitze  getragen  worden, 
in  welchen  die  Geschieht«  sie  zuerst  trifft,  nnd  ihre 
Vorgänger  in  den  südlichen,  mittleren  und  west* 
liehen  Strichen  des  gegenwärtigen  Deutschlands 
seien  die  Kelten  gewesen,  welche  ihnen  allenthalben 
weichen  mussten.  Dagegen  ist  die  Zahl  und  das 
Ansehen  der  Forscher  nicht  gering,  welche  an  die 
östliche  Heimat li  und  an  die  Wanderungen  der 
Germanen  nicht  glauben,  sondern  sie  für  Einge- 
borene auf  norddeutschem  oder  skandinavischem 
Boden  erklären,  und  die  frühere  lächerliche  Kelto- 
manie  hat  sogar  einen  Rückschlag  in  der  Richtung 
hervorgerufen,  dass  namhafte  Männer  die  Existenz 
von  Kelten  auf  dem  jetzigen  deutschen  Gebiete 
vollständig  leugnen  und  die  für  Kelten  ausgege- 
benen Stämme  in  Bayern  und  Oestorreich  zu  Ger- 
manen stempeln  wollen,  insbesondere  in  Oesterreich 
ficht  eine  kleine,  aber  tapfere  Schaar  üherzeugnngs- 
treu  für  das  Germanenthum  der  Noriker,  welche 
echte  Germanen  von  Fleisch  und  Blut  gewesen  und 
denen  das  Unglück  der  Unterwerfung  wie  der  Ver- 
wechselung ihrer  Nationalität  durch  die  Römer 
widerfuhren  sei.  Für  diese  Behauptung  ist  zu 
wiederholten  Malen  als  streitbarer  Kämpe  der  Salz- 
burger Advocat  Dr.  Prinzinger  eingetreten  und 
seine  neueste  Schrift  sucht  iu  Salzburger  Orts-  und 
Bergnaroen  neue  Beweise  für  diese  Theorie  beizu- 
bringen, indem  er  davon  ausgeht,  dass  die  Berg- 
namen  ausschliesslich  deutschen  Ursprungs  seien 
(Tennengebirge,  Göll,  Uutersberg,  Staufen,  Kees), 
während  eine  grosse  Zahl  von  römischen  Ortsnamen, 
insbesondere  den  Köiuerstrasscn  entlang,  die  Wohn- 


sitze der  Eindringlinge  in  die  uralte  Bevölkerung 
bezeichnen.  Haben  sich  diese  fremden  Namen 
erhalten,  sagt  er,  so  müssten  auch  die  keltischen 
Namen  der  Berge  auf  uns  gekommen  sein;  weil 
aber  jede  derartige  Ueberlieferung  fehlt,  ist  offen- 
bar der  Schluss  gegeben,  dass  keltische  Namen  für 
die  Berge  niemals  existirten,  also  auch  niemals 
Kelten  in  den  Bergen,  und  hinwiederum  folgt  daraus, 
dass  ihre  gegenwärtigen  deutschen  Namen  auch  die 
ursprünglichen,  in  die  Urzeit  zurückreichenden  seien. 
„Saxa  loquuntur“  also  mit  untrüglichem  Zeag- 
nisse,  dass  stets  Germanen  in  den  Thälern  hausten, 
durch  welche  die  deutsche  Zange  klingt.  Die  Ge- 
danken des  Verfassers  enthalten  manches  Beachten*- 
werthe  und  die  Schrift  bringt  höchst  schätxens- 
werthe  Beiträge  in  vielen  Einzelheiten , wie  sie 
nur  eiu  Eingeborener,  mit  Land  nnd  Leuten  voll- 
kommen Vertrauter  liefern  kann.  Allein  das  Rüst- 
zeug, mit  welchem  der  emsige  Verfasser  arbeitet, 
steht  nicht  auf  der  Höhe  seiner  selbstgestellten 
Aufgabe;  es  mangelt  ihm  die  Vertiefung  wissen- 
schaftlicher Schulung  und  die  prüfende  Selbstkritik, 
so  dats  er  ahnungslos  auf  Holzwege  gerat  li.  Anstatt 
die  Thatsachen  sprechen  zu  lassen  und  ihr  Ergebniss 
zu  einem  kunstgerechten  Baue  zu  fügen,  modelt 
er  voreingenommen  an  ihnen  so  lange  und  derart 
herum,  bis  sie  scheinbar  in  seine  Gedankenreihe 
passen.  Bedauernswertster  Weise  kaun  inan  dem- 
nach dem  Werkchen  trotz  der  wohlwollendsten 
Absicht  einen  Werth  nur  in  Hinsicht  auf  die  vielen 
örtlichen  und  mundartlichen  Details  heilegen. 

H.  Arnold. 

17.  Die  Goldfunde  von  Szilägy-Somlyö, 
Denkmäler  der  Völkerwanderung.  Von 
Franz  v.  Pulszky.  Mit  sechzehn  Illustratio- 
nen im  Text  und  einer  Tafel.  Budapest, 
Friedrich  Kilian,  königl.  ungarische  Univer- 
sitätsbuchhaudlung,  1&90. 

„Ungarn  war  stet»  die  ileerstrasse  der  Völker- 
wanderungen*, der  Tummelplatz  der  Vandalen, 
Westgothen,  Hannen,  Ostgothen,  Langobarden  und 
Vandalen.  Vielfach  fanden  sich  durum  auf  seiuern 


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358 


Referate. 


Boden  die  Reste  ihrer  Hiuterlasseuschaft,  ihre 
Todten  und  ihre  vergrabenen  Schlitze.  So  kommen 
auch  in  der  Niihc  der  siebenbürgischen  Stadt 
Szilftgy-Somlyö  wiederholt  Denkmäler  des  ältesten 
germanischen  Knnststiles  7.11  Tage,  welche  die 
grösste  Aufmerksamkeit  zn  fesseln  im  Staude  sind. 
Schon  1797  wurde  dort  durch  Zufall  ein  grösserer 
Schatz  entdeckt,  von  welchem  nur  drei  Gegenstände 
abhanden,  die  übrigen  in  das  k.  k.  Antikcncabinet 
nach  Wien  kamen;  eine  Doppelkette  ans  Gold- 
draht mit  reichen  Anhängseln,  25  Ringe,  ein  Be- 
schlugstück  aus  getriebenem  Goldblech,  eine  Bulla 
aus  schwerem  Goldblech,' eine  Scbliesae  aus  Gold- 
blech, 14  grosse  Goldmedaillen»  der  römischen 
Kaiser  Maximian,  Constantia,  Constantia«,  Valenti- 
nian,  Valens,  Grutinu.  Unweit  des  Fundortes  des 
ersten  Schatzes  stiess  man  1889  auf  einen  zweiten, 
der  viel  mehr  Abwechselungen  bietet  als  der  erste 
und  für  den  Kunstgeschmack  der  Völkerwande- 
rungszeit,  speciell  der  Weitgothen  viel  lehrreicher 
ist.  Kr  besteht  aus  sieben  goldenen  Spaugeniibel- 
paaren  verschiedener  Grösse,  aber  gleicher  Gestalt, 
die  auf  der  Rückseite  mit  Silber  gefüttert,  vorn 
mit  Granaten  reich  verziert  sind;  ferner  aus  einer 
eleganten  Goldfibel,  die  gleichfalls  mit  granateu- 
heaetztem  Zcllengoldschmiedewcrk  verziert  ist ; 
einem  goldenen  Fibelpaare,  dessen  Hauptbestand- 
teil ein  liegender  Löwe  bildet;  einem  Paar  schalen- 
förmiger Ge wandspangen  mit  Bechs  getriebenen,  sich 
bäumenden  Löwen  und  Granatenzier,  einer  Männer- 
tibel  von  ungewöhnlicher  Grosso  mit  einem  grossen 
Surdonyx  in  der  Mitte;  einem  weiten  Armringe; 
zwei  grösseren  und  einer  kleineren  üoldscbale  mit 
Granaten&climuck , drei  fragmentarischen  Zier- 
stücken, einem  kleiuen  Hundskopfe  mit  Glasaugen, 
wahrscheinlich  Schlti&sstück  eines  Armbandes. 
Beidu  Funde  sind  offenbar  Theile  des  nämlichen 
Fürstenschatzes,  der  an  zwei  verschiedenen  Orten 
behufs  grösserer  Sicherheit  vergraben  worden  ist. 

Die  Gegenstände  des  zweiten  Somlyoer  Schatz- 
fundes — den  Armring  ausgenommen  — zeigen  das 
charakteristische  mit  Granaten  verzierte  Zelleugold- 
schraiedewerk,  eiuo  künstlerische  Technik,  welche 
niemals  in  römischen  Gräbern  gefunden  wurde, 
dagegen  in  den  Grabfelderu  und  Schätzen  »ä m röt- 
licher germanischer  Stämme,  der  Gothen,  Longo- 
bardon,  Angelsachsen,  Bnrgunder,  Alamannen, 
Frauken  und  Bajuwareu  eine  stehende  Erscheinung 
bildet.  Es  währte  ziemlich  lange,  bis  die  vom 
Grafen  Lasteyrie  aufgeetellte  Behauptung,  duss 
diese  Technik  überall  ausschliesslich  germanischen 
Völkern  zuzuschreiben  sei,  sich  Anerkennung  ver- 
schaffte, indem  man  byzantinische  Arbeiten  in  den 
betreffenden  Kunstgegcnständen  zn  erblicken  ge- 
neigt war.  Herr  v,  Pulszky  will  nun  gerade 
nicht  behaupten,  dass  diese  eigenartige  Technik  als 
Erfindung  den  germanischen  Stämmen  zugehöre, 
allein  er  bebt  die  gewisse  Thatsache  hervor,  dass 


dieBor  Kunststil,  der  vom  vierten  Jahrhunderte  an 
bis  in  die  Karolingerzcit  von  Ungarn  bis  zum 
Atlantischen  Ocean  herrschte,  nicht  aus  Byzanz  in 
die  neuen  Staaten  eingeführt,  sondern  von  den 
germanischen  Eroberern  mitgebracht  worden  sei, 
und  deutet  auf  den  Einfluss,  welchen  die  inixbelle- 
nischc  Cnltur  der  griechischen  Städte  an  der  Küste 
des  Schwarzen  und  Asowachen  Meeres  uud  die 
Berührung  mit  den  persischen  .Sassaniden  auf  die 
östlichen  Germanen  ausgeübt  hübe. 

Die  Gräber,  in  welchen  solcher  Schmuck  ge- 
funden wird,  pflegt  man  Fürsteogr&ber  zu  nennen, 
was  auch  durch  die  Tradition  einiger  Kircheuscbätze 
nnd  den  Grabschatz  Childerich’s  zu  Dornik  be- 
stätigt wird.  Acht  dergleichen  sind  bis  jetzt  auf 
ungarischem  Boden  entdeckt  worden ; keiner  ver- 
mag dem  Somlyöer  Schatz  gleichgestellt  zu  werden, 
dessen  eingehende  Beschreibung  Herr  v.  Pulszky, 
der  Director  des  ungarischen  Nationalmuseums  zu 
Pest,  an  der  Hand  vorzüglicher  Abbildungen  liefert. 

Fünfzehn  Fibeln  besitzen  die  Grundform  der 
Spangeufibelu  ans  der  Merovingiscben  Epoche, 
welche  in  Gräbern  der  spätrömischen  Zeit  gefunden 
werden;  vierzehn  sind  mit  Silber  gefüttert,  eine 
Technik,  welche  die  späte  römische  Kaiserzeit 
charakterisirt  und  sich  bis  in  die  byzantinische 
Epoche  erhält;  hervorzuhebeu  ist  ferner  noch  die 
Goldkörnerverzierung,  eine  am  Schmucke  der  Völker- 
wanderungszeit  häufig,  auf  den  römischen  Denk- 
mälern kaum,  aber  auch  auf  etruskischem  Gold- 
schiuuck  sehr  oft  mit  höchster  Vollkommenheit 
auftretende  Erscheinung.  Der  von  Lindenschinit 
besonders  betonte  individuelle  Charakter  der  ger- 
manischen Schmuckstücke,  im  Gegensätze  zu  dem 
fabrik massigen  der  Gegenstände  römischen  und 
etru  rischen  Ursprungs, äussert  sich  hei  dem  Somlyöer 
Schatze  in  einer  gänzlichen  Verschiedenheit  der 
Grauaten-  nnd  Gronulationsverzierung,  ungeachtet 
der  Gleichheit  der  Hauptform. 

Lässt  auch  die  wechselvolle  Oroaraentation  der 
Merovingiscben  Fibeln  die  Keime  eines  eigentüm- 
lichen germanischen  Kunststiles  erkennen,  so  darf 
doch  der  deutliche  Einfluss  elastischer  Traditionen 
nicht  verläugnet  werden.  Die  Arbeiten  barbarischen 
Geschmackes  zeugen  von  einer  solchen  Sicherheit 
und  Fertigkeit  der  Hand,  von  solcher  Geschicklich- 
keit und  feiuer  Ausführung,  dass  sie  nur  durch 
ein  Monachenalter  hindurch  fortgepflanzte  Kunst- 
übnng  erlangt  werden  konnte.  Deshalb  entsteht 
die  Frage  nach  den  Verfertigern  dieser  interessanten 
Dinge.  Der  Verfasser  beantwortet  sie  dahin,  dass 
die  Schätze  der  Barbnrenfürsten  in  der  Völker- 
wanderungszeit ihren  Ursprung  zum  Theile  Ge- 
schenken der  Römer,  Tributleistungen,  verdanken, 
zum  Theile  Beutestücke  der  Ranhzüge,  zum  Theile 
Erzeugnisse  der  heimischen  Industrie  siud.  Den 
grössten  Theil  des  ersten  Somlyöer  Schatzes,  nament- 
lich die  ungewöhnlich  grossen  vierzehn  Kaiser- 


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Referate. 


359 


medaillons,  rechnet  er  in  die  erste  Gruppe,  ebenso 
da«  Goldfibclpaar  des  zweiten  Fundes,  während  er 
die  schweren  Gehre  and  Kähmen,  die  schöne  Bulla 
des  ersteu  und  die  meisten  Gegenstände  des  zweiten 
Fundes  in  die  dritte  Kategorie  stellt.  Deren  Er- 
zeuger mögen  römische  Kriegsgefangene  oder  bei 
den  Barbaren  weilende  Abenteurer  und  ihre 
Schüler  gewesen  sein,  welche  nach  dem  Geschraacke 
ihrer  Herren  und  Gebieter  mit  althergebrachter 
classischer  Kunsttechnik  die  Schmuckstücke  her- 
stcllten.  Vollkommen  mit  dieser  Anschauung  ein- 
verstanden möchte  Referent  sich  nur  die  Bemerkung 
erlauben,  dass  gerade  im  Hinblicke  auf  das  häufige 
Auftreten  dieser  Technik  nnd  auf  ihre  weite  Ver- 
breitung gewiss  an  die  Existenz  eines  einheimischen 
Goldschmiedegewerbes  zu  glauben  ist;  denn  Jahr- 
hunderte durch  standen  römische  Lehrmeister  nicht 
zu  Gebote. 

Die  Zeitbestimmung  für  den  Somlyöer  Fund 
gestatten  die  Medaillons,  welche  denselben  in  dio 
Zeit  Valentinian’s,  Valens,  Gratia»’»  (364  bis  385 
n.  Cbr.)  versetzen,  und  der  Fundort  an  der  Nord- 
ostgrenze Daciens  weist  ihn  den  Westgothen  zu, 
welche  nach  der  Preisgcbung  Daciens  durch  Aurelian 
270  diese  Provinz  besetzten  nnd  ein  Jahrhundert 
durch  beherrschten,  bis  sie  375  vor  den  eindringen- 
den Hunnen  flüchteten  und  durch  Valens  in  Mösien 
angesiedelt  worden.  Bei  ihrem  Abzüge  muss  der 
Schatz  in  der  Erde  geborgen  worden  sein. 

Nach  unserm  vorstehendem  Auszuge  aus  der 
fesselnden  Abhandlung  des  gefeierten  magyarischen 
Forschers  wird  man  bereit«  die  grosse  Wichtigkeit 
dieses  höchst  interessanten  Fundes  — eines  Seiten- 
stückes  zu  dem  berühmten  von  Potreossa  — be- 
messen haben;  seine  Schrift  ist  sowohl  im  Worte 
wie  im  Bilde  der  Bedeutung  desselben  ebenbürtig. 
Sehr  gelangen  sind  die  klaren  Ausführungen  über 
die  Zellengoldschmiedetechnik  und  zweifellos  die 
chronologische  Beweisführung.  H.  Arnold. 

.18.  Kunsthistorischer  Atlas.  Heraasgegeben 
von  der  k.  k.  Centralcommission  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  histo- 
rischen Denkmale  unter  .der  Leitung  Seiner 
Excellenz  des  Präsidenten  Dr.  Joseph 
Alexander  Freiherrn  v.  Ilelfert. 

1.  Abtheilung:  Sam  mlung  von  A bbil- 
dungen  vorgeschichtlicher  und  früh- 
geschichtlicher  Funde  aus  den  Län- 
dern der  österreichisch  - ungarischen 
Monarchie.  Kedigirt  von  Dr.  M.  Mnch. 
Mit  100  Tafeln  und  zahlreichen  Abbildungen 
im  Texte.  Wien  1889.  Aus  der  kaiserlich- 
königlichen Hof-  nnd  StaaUdruckerci. 

Die  Wirksamkeit  der  k.  k.  Centralcommission 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  nnd 
historischen  Denkmale  in  der  österreichisch-unga- 
rischen Monarchie  hat  seit  ihrem  34  juhrigen  Be- 


stehen mit  dem  Kufe  ihrer  Leistungen  die  Welt 
erfüllt  Sie  erstreckt  sich  auf  die  Erfüllung  von 
zwei  ihr  gestellten  Aufgaben.  Fassen  wir  zunächst 
die  eine  derselben,  die  Erbaltnng,  ins  Ange,  so  ist 
kaum  zu  ermessen,  wie  viele  Denkmale  der  Kunst 
und  Geschichte  ihr  nicht  bloss  die  Kewahrung  vor 
dem  Verfalle,  sondern  geradezu  die  Kettung  zu 
verdauken  haben,  wenn  ihnen  durch  die  Unbill  der 
Zeit  oder  der  Witterung,  durch  böswillige,  unkun- 
dige oder  restaurirungslustige  Hände  Verderben 
und  Zerstörung,  oder  durch  Bammel-  und  handels- 
eifrige Unternehmer  Verschleppung  und  Ver- 
schachcrung  drohte.  Wie  erfolgreich  sie  der  Losung 
ihrer  zweiten  Aufgabe,  der  KrforMchung,  nachkam, 
beweisen  eine  Reihe  von  39  reich  ausgestatteten 
Bänden  und  viele  Sonderwerke,  welche  sie  der 
Üelfentlichkeit  übergab. 

Obgleich  nun  dus  Gebiet  der  prähistorischen 
Forschung  nicht  eigentlich  in  den  Bereich  der 
Aufgaben  gehört,  welche  der  Ceotralcommiasion 
ursprünglich  zugewiesen  sind,  wendete  sie  derselben 
schon  frühzeitig  eine  besondere  Aufmerksamkeit 
zu;  heieits  die  ersten  Bändo  ihrer  Publikationen 
legen  dafür  ein  sprechendes  Zeugnis»  ab  und  seit- 
dem die  Verbreitung  des  Interesses  für  die  ur- 
geschichtliche  Forschung  die  letztere  fast  zu  einem 
Gemeingute  der  Gebildeten  werden  liess,  wuchs 
auch  die  Menge  der  darauf  bezüglichen,  oft  reich 
mit  Abbildungen  ausgestatteten  Mittheilungeu 
immer  mehr  an. 

Weil  sich  aber  dabei  der  Ucbelstaud  heraus- 
stellte, dass  diese  Nachrichten  unter  dem  natürlich 
weit  überwiegenden  Materiale  ans  anderen  Disci- 
plinen,  welche  den  Urgeschichtsforschern  ferner 
liegen,  sich  zerstreuten,  und  hierdurch  ihre  Nutz- 
barmachung erschwert  war,  so  suchte  die  Central- 
commission  nach  einer  Abhülfe  nnd  fand  sie  darin, 
dass  die  Neuausgabe  des  kunsthistoriachen,  bisher 
nur  Gegenstände  kirchlicher  Kunst  enthaltenden 
Atlasses  auf  das  gesammte  archäologische  Gebiet 
erstreckt  wurde;  zur  Vervollständigung  des  Bildes 
der  kunat-  und  culturgeschichtlichen  Entwickelung 
der  Monarchie  sollte  daher  auch  auf  die  Funde 
aus  den  vorgeschichtlichen  Perioden  und  auf  die 
Zeit  der  Römerherrschaft  die  entsprechende  Rück- 
sicht genommen  werden. 

Die  erste  Abtheilung  dieser  neuen  Ausgabe  des 
kuusthistoriseben  Atlasses  ist  daher  ausschliesslich 
für  die  Aufnahme  prähistorischer  Gegenstände  be- 
stimmt, unter  geographischer  Beschränkung  auf  die 
Länder  der  österreichisch -ungarischen  Monarchie. 
Ueber  deren  Grenzen  wurde  nur  da  hinausgegriffen, 
wo  Funde  unmittelbar  an  derselben  erschienen 
und  ihr  helles  Licht  auch  auf  die  benachbarten 
Strecken  hi  n über  warfen  ; die  politischen  Grenz- 
pfähle dar  Gegenwart  stellen  ja  schlechterdings 
keine  Scheidemarken  vorzeitlicher  Culturgebiete 
vor.  So  wurden  die  Funde  im  Pfuhlbau  von 


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360 


Referate. 


Peichiera  und  in  der  Muszickaliökle  bei  Krakau 
anfgenommen , weil  sie  unmittelbar  an  der  öster- 
reichischen Staatsgrenze  von  Oesterreich ern  ent- 
deckt, von  österreichischen  Gelehrten  untersucht 
und  beschrieben  und  österreichischen  Museen  ein- 
verleibt wurden.  Dagegen  trat  eine  gewisse  Be- 
schränkung insofern  ein,  als  die  Entdeckung  der 
Funde  vom  Zufall  abh&ngt,  also  in  ungleichem 
M nasse  8 taUhat  und  die  Wirksamkeit  der  Cantral- 
commiasion  und  der  meisten  jener  Institute  und 
Fachmänner,  durch  welche  dem  Werke  eine  Forde- 
rung zu  Theil  wurde,  den  westlichen  und  nördlichen 
Kronländern  angehört. 

Bei  der  Anordnung  des  Stoffes  waltete  die 
Absicht  ob,  soviel  als  möglich  die  chronologische 
Reihenfolge  eintreten  zu  lassen,  sie  konnte  aber 
wegen  Rücksichten  anderer  Art,  z.  B.  wegen  der 
Beisein  menhalt  ung  eines  geschlossenen  Fundes, 
nicht  ausschliesslich  zur  Geltuug  gelangen.  Auch 
die  Fände  einzelner  Länder  suchte  man  möglichst 
wenig  zn  trennen,  soweit  die  Ausnutzung  des 
Uauines  auf  den  Tafeln  nicht  binderte.  Ueber- 
baupt  ist  noch  in  Rechnung  zn  ziehen,  dass  weder 
bei  der  Aufnahme  des  Materiales  noch  bei  dessen 
Anordnung  der  Herausgeber  mit  vollkommen 
freien  Händen  zu  schalten  vermochte,  da  sowohl 
dem  vorhandenen  Materiale  der  Cliches,  wie  dem 
ästhetischen  Bedürfnisse  der  Gefälligkeit  Spielraum 
gestattet  werden  musste. 

Wie  der  Herausgeber  selbst  sich  gnftnssert  hat, 
liegt  das  Hauptgewicht  in  den  Tafetn,  neben  welchen 
der  Text  sehr  knapp  gehalten  wurde;  weitläufige 
Beschreibungen  sollten  hinter  den  Abbildungen 
zurücktreten.  Es  fand  in  letzterem  daher  die  Be- 
schränkung auf  die  Bezeichnung  des  Gegenstandes, 
und  wo  es  nöthig  war,  der  „vergesellschafteten“ 
Fände,  dann  des  Materiales,  des  Fundortes,  des 
Ortes  der  derzeitigen  Aufbewahrung  und  auf  den 
Nachweis  des  ersten  Fundbcriehtee  statt.  Ein 
Hinweis  auf  verwandte  Erscheinungen  oder  auf 
Funde  von  derselben  Fundstätte  griff  nur  dann 
Platz,  wenn  der  betreffende  Gegenstand  im  Atlas 
selbst  abgebildet  ist. 

Um  einen  Begriff  von  der  Reichhaltigkeit  der 
100  Tafeln  zu  geben,  wollen  wir  die  Abbildungen 
der  hauptsächlichsten  beuennen.  Sie  zeigen: 

Stein-  und  Ktiochengcräthe,  sowiu  Tbuugef&sse 

und  -Scherben  von  Stillfried,  aus  der  Sipka-, 
Byciskäla-  und  Maszicka- Höhle,  Steinhuminer 
und  -Beile  aus  Böhmen,  Niederösterreich  und 
Dalmatien, 

Knochen*  und  Steingerätbe,  Bronze  Werkzeuge, 
-Schmuck  und  -Waffen  aus  den  Pfahlbauten  im 
l.aihacher  Moore,  im  Atter-,  Mond-  und  Gardasee, 

Goldene  Ziorscheiben  von  Stollhof,  Kupfergc- 
rätlie-  und  Waffen  aus  den  Bergwerken  de»  Mitter- 
berge.s  bei  Bisckofaboieu , ans  den  Pfahlbauten  im 


Atters*«,  aus  der  Sipka -Höhle  und  verschiedenen 
Fundorten  in  Böhmen  und  Ungarn, 

Urnen,  Bronzeschmuck  und  -Geräthe  aus  den 
Grabfeldern  von  Mikluszowice , Wegrzce  und 
Krzetuienica  (bei  Krakau), 

Bronze -Waffen,  -Schmuck  uud  -Geräthe,  Tbon- 
gsfliM  vou  verschiedenen  Fundorten  in  Vorarlberg 
Tirol,  Liechtenstein,  Salzburg,  Kumtheu,  Böhmen 
(darunter  auf  vier  Tafeln  den  Fund  von  Krendorf 
nächst  Laun  in  Böhmen),  Ungarn,  (darunter  zwei 
Thonfigürcben,  Nachbildungen  der  kyprischen 
Venus  von  Sercth  in  Ungarn  ),  in  der  Herzegowina 
und  in  Dalmatien, 

Bronzegegenstände  und  Thongefässe  von  einem 
Urnenfelde  bei  Stillfried,  uud  aus  dem  Grubfclde 
bei  Maria  Rast;  den  Bronzewagen  aus  dem  Grabe 
bei  St  reit  weg  nächst  Jadenburg  in  Steiermark, 
den  Panzer  und  die  Votivhände  aus  Bronze, 
Geräthe  und  Schmuck  aus  Brouze,  Thongefässe 
aus  den  Grabhügeln  vou  Wie«  und  Umgebung  in 
Steiermark  auf  fünf  Tafeln, 

die  Funde  aus  dem  Grabhügelfelde  von  Frögg 
nächst  Veldes-Rosegg  am  Wörthersee  in  Kärntheo 
auf  vier  Tafeln:  Bronzescbmuck , die  Thier-  und 
Menschenfiguren,  sowie  Wagen  raste  aus  Blei, 
Bruiizegefiisse, 

die  Funde  von  den  Gräberfeldern  bei  Watsch 
Rovisce,  St.  Margarethen,  St.  Michael,  Zwetesek, 
Oberschlcinitz  in  Krain  auf  dreizehn  Tafeln : Helme, 
Lanzeuspitzen , Fibeln  aller  Art,  die  berühmte 
Situla  und  dieBruuhstückdWou  zwei  anderen  Situlae, 
eine  Gürtelschliesae  aus  Bronzeblech  mit  Darstellung 
eines  Gefechtes  von  Reitern  und  Fussvolk,  Bronze- 
ringe, Thongefässe,  Sicheln,  Kctteii,  La-Tene- 
Schwerter,  Lanzeospitzeu  und  Streitäxte  aus  Eisen, 
Glasperlen,  n.  s.  w., 

Bronzefibeln,  eine  verzierte  Situla,  Thongefässe 
aus  dem  Grüberfelde  von  St.  Lucia  im  Küsten- 
lande, 

Funde  aus  Tirol:  Bronzefibeln  und  -Ringe  mit 
Glas-  und  Emaileiulugc  von  Meckel  in  Xousbcrg, 
Bronze-Haarband  und  Halsriug  aus  einem  römischen 
Grabe  bei  des,  Bronzehelm  von  Ambras,  Fibeln 
und  eine  genietete  Sitnla  von  Dercolo,  Schmuck- 
stücke von  Gamprin  im  Liechtensteinischen,  An- 
sichten der  geöffneten  Gräber  vou  Stadlerhof  bei 
Kaltem  (darunter  eines  mit  einem  Denkstein  nebst 
etruskischer  Inschrift),  die  Fuudo  von  Moritzing 
(Bruchstücke  einer  Situla  mit  getriebenen  Mcnscken- 
und  Thierfigoren,  Eigenheim  uud  La-Tene-Sch wer- 
ter); hölzerne  Tragkörbe,  Axtstiele  und  Krücken 
aus  den  Salzgruhen  des  alten  ManncB  bei  Hallstatt; 
den  Bronzehelm  aus  dem  Passe  Lueg;  Steinblöcke 
mit  etruskischen  Inschriften  von  Buchenstem, 
Funde  vom  Hallstätter  Grabfelde  anf  zwei 
Tafeln:  Schwerter  und  Lanzenspitze  von  Eisen, 
goldenes  Diadem,  Thongefässe,  Eimerdeckel  und 


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Referate. 


361 


Schwertscheiden  ans  Bronze  mit  reicher  Figuren- 
verzierung. 

Schmuckstücke,  Gefässe  und  Gräberdurch- 
schnitte  aus  Böhmen, 

Fände  aus  der  Bycfak&la  - Höhle  in  Mähren: 
Schale  aus  einem  Menschenschädel ; Becken,  ge- 
rippter Eimer,  Stierfignr,  Scepter  aus  Bronze,  Ge- 
fitose;  Schmuck  aus  Bronze,  Haarband  aus  Gold, 
Millefioriperlon, 

Bronzegegenständo  und  GefUsse  aus  Thon  von 
Grabfeldern  in  Mähren,  Schlesien  und  Galizien, 

Urnen,  Thongefässe,  Fibeln  aus  dom  Urnen- 
felde von  Felsö- Kuhin  in  Ungarn,  aus  Croatien 
und  Istrien;  ein  getriebener  und  genieteter  Helm 
aus  Bronze  vom  Grabfelde  bei  Pizzughi  in 
Istrien, 

Freihandgef&sso  und  Beigaben,  Zeichnung  eines 
geöffneten  Grabes  aus  dem  Grabfelde  von  Libocho- 
wau  in  Böhmen  auf  drei  Tafeln, 

Abbildungen  und  Situationspläno  der  prähisto- 
rischen Befestigungen  uud  Wallburgen:  Götscben- 
berg,  Grafendorf,  der  „HausbergeL‘  von  St.  Ulrich, 
Stronegg  and  G eisei  berg,  der  Tumuli  von  Lichten- 
wörth,  ObergAnserndorf;  Steieregg,  Kürnberg, 
W&ldegg,  Polheim;  der  Wallbnrgenkette  zwischen 
Poik  und  Reka  (nebst  Uebersichtskarte) : Unter- 
Zemou,  Zagurjc,  Grafenbruun,  St.  Peter,  Dorncgg, 
Leonhardsberg,  Vladar,  Hradist,  Plesivec,  Knezi- 
hora,  Zdar,  Radelsteio,  Hradecek,  Poiiesic,  Baba, 
Na  hradu,  Podcap,  Vidice,  auf  einer  Tafel  und  drei 
Doppeltafeln, 

Probestücke  (Fibeln,  Fingerringe,  Armspangen) 
aus  dem  Massenfunde  von  Dux, 

Funde  uub  den  Reihengräbern  von  Neu-Bydzow 


(Böhmen):  Thongefässe,  Lanzenspitzen,  Schwerter 
mit  Scheiden,  Fibeln,  summtlieh  aus  Eisen, 

Bronzeholm  und  La-Tene-Fibel  ans  St.  Marga- 
rethen; Bronzeketten,  Thierfibel  aus  Bronze,  Bcrg- 
mannsknppe  und  Lodertasche  aus  dem  Salzberge 
bei  Hallern,  Ringe  und  La-Tene-Fibel  aus  Silber 
vou  Lautrach;  La-Teac- Fibeln  aus  Ungarn, 

Keltische  Münzen  (Regenbogenschüsselchen)  auf 
zwei  Tafeln. 

Gcfässo  vom  Grabfeldo  bei  Birgolstein , von 
Stillfried,  der  Heidenstatt  bei  Limberg, 

Funde  aus  den  Reihengräbern  bei  Igels  (nächst 
Innsbruck),  Freundorf,  Morii  titsch ; Zierscheiben, 
Riemeubeschlftge,  Fibeln  (darunter  eine  goldene 
aus  Sicbeubürgou)  aus  Böckenv-Mindszent,  Spaten, 
Skramasaxe,  Sporen,  Axt,  Pfeile,  Schüsseln  von 
St.  Georgen,  Kaplitz,  Tlumatscbau,  Wien,  Deutscb- 
Altenburg, 

Funde  aus  longobardischen  Gräbern  von  Civez- 
zano  und  Cividalo  (Särge,  Goldhlnttkreuze,  Spaten, 
Skramasaxe,  Scbildbuckel,  Beschläge), 

Reiheugräbcrfundc  (Zierstücko  uud  Gefusse)  ans 
Kettlach  in  Niederösterreicb,  Salzburg  und  Mähren. 

Schläfen  ringe,  Thongefässe,  EUcngcrüthe  aus 
Böhmen  uud  Mähren. 

Was  uns  der  Atlas  bietet,  ist  nicht  mehr  und 
nicht  weniger  als  ein  vollständiges  Lese-  und  Hand- 
buch für  den  Anschauungsunterricht;  er  wird  nicht 
bloss  dem  Orientirang  suchenden  Laien  auf  diesem 
Gebiete,  sondern  auch  dem  Fachmanno  als  eine 
reiche  Quelle  der  Förderung  dienen  können.  Vor 
Allem  lobt  er  die  kundige  und  sorgsame  Hand 
seines  Meisters,  des  Herrn  Dr.  Much. 

II.  Arnold. 


19. 


Aus  der  skandinavischen  Literatur. 

Von 


J.  Mestorf  in  Kiel. 


Dänemark. 

1.  Aarböger  f.  nordiak  Oldkyndighed 
og  Historie  1888,  Heft  3 u.  4. 

Madsen  A.  P.  Undcrsögclse  af  Kjükken- 
möddingen  ved  Meilgaard  1888.  Petersen,  Joh. 
und  Herluf  und  Olaf  Winge:  Dyrelevningcr 

fra  äldre  og  yngero  Stennlders  Bopladser. 

In  dem  durch  S teemtrnp's  vortreffliche  Unter- 
suchungen allgemein  bekannt  gewordenen  Kjökkeu- 

Arcliiv  rar  Authrop*>lt4|t<>.  Bd.  XIX 


inödding  bei  Meilgaard  in  Jütland,  wo  auch  Wor* 
saae  und  Sehestedt  seiner  Zeit  gegraben,  hat. 
im  Jahre  1888  wiederum  eine  planmAssig  ans- 
geführte AuFgrabung  stnttgcfonde».  Von  Kopen- 
hagen betheiligten  sich  an  derselben  die  Herren 
Capitän  Madsen  und  Dr.  phil.  C.  II.  Joh.  Petersen, 
die  Sammlung  zu  Randors  war  durch  Herrn  Lehrer 
Andersen  vertreten.  Die  bei  dieser  Gelegenheit 
zu  Tage  geforderten  animalischen  Ueberroste  sind 
»pater  von  den  Herren  Dr.  Herluf  undOlnf  Winge 


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362 


Referate. 


bestimmt.  Die  Loyalität  ist  aus  Steen. strup’s 
Umschreibung  bekannt.  Bemerkenswert!)  ist  jedoch, 
dass  nach  dort  ausgt'führteu  Messungen  das  um- 
liegende Sumpf-  und  Wiesenland  15  bis  10  Fass, 
der  eigentliche  W oh  u platz  aber  20Fu*s  über  dem 
Meere  liegt  und  da  nunmehr  auch  nördlich  und 
Büdlich  des  Sumpfes  mehrere  andere  Küchenabfall- 
haufen, wenngleich  in  kleineren  Dimensionen,  ent- 
deckt sind , die  in  gleicher  Höhe  liegen , so  darf 
man  wohl  annehmen,  dass  die  Niederung  sur  Zeit 
der  Besiedelung  unter  Wasser  gestanden  and  eine 
Bucht  des  Kattegats  gebildet  hat,  — Die  Aus- 
grabungen wurden  dadurch  erschwert  und  be- 
schrankt, dass  der  Ort  mit  Buchen  und  Fichten 
bestanden  war.  Eine  interessante  Beobachtung, 
die,  so  weit  mir  bekannt,  vorher  nicht  gemacht 
worden,  ist  die,  dass  stellenweise  Haufen  gleich- 
artiger Thierreste  beisammen  lagen,  die  auf  den 
Gedanken  führten,  dass  dieselben  zu  einer  Zeit 
entstanden  seien , wo  diu  Bevölkerung  sich  vor- 
herrschend von  einer  Thierart  genährt,  was  auf 
einen  reichlichen  Fang  gerade  dieser  Thiere  zu 
bestimmter  Jahreszeit  hindeuten  könnte.  So  fand 
man  z.  B.  au  einer  Stelle  hauptsächlich  Austern- 
schalcu,  au  anderen  llaufeu  von  Cardium  und 
Littorina,  an  anderen  Ueberreste  von  Fischen 
oder  solche  von  Wirbelthieren.  Für  diese  neuen 
Untersuchungen  lieferten  die  letzten  Ausgrabungen 
der  oben  genannten  Herren  bei  Meilgaard  das 
lieste  und  reichhaltigste  Material.  Der  dortige 
Wohnplatz  gehört,  gleich  noch  einigen  anderen 
am  Mariiigorijord  und  au  anderen  Orten  aufgedeck- 
ten  Küchenahfallhaufen,  der  älteren  Periode  des 
Steinalters  an.  Unter  den  dort  zu  Tago  geförder- 
ten animalischen  Ueberresten  ist  ausser  dem  Hunde 
kein  Haustbier  nachgewiesen. 

Au  anderen  Dingen  wurden  gefunden : Flint- 
gerüthe,  Flintkernsteine  und  Späne,  Aerte  von 
Hirschgeweih , Nadeln  and  Pfriemen  von  Bein, 
irdene  Topfscherben  u.  s.  w.  Unter  3924  Fund- 
stücken war  keines,  welches  man  der  jüngeren 
Steinzeit  hätte  zusprechen  müssen.  An  den  Stellen, 
wo  man  Steine  in  einer  Anordnung  liegen  fand, 
die  auf  eine  Feuerstätte  schließen  liess,  fand  man 
einmal  ausser  Asche  and  Kohlen  viele  Vogel- 
knochen, Nudeln  und  Pfriemen  von  Bein  undTopf- 
sc herben.  I>io  Lage  der  einzelnen  Gegenstände 

wurde  überall  genau  notirt,  so  dass  eine  tabellari- 
sche Uebersicht  der  Funde  gegeben  werden  konnte. 
Auf  den  oben  erwähnten  kleineren  Wohnplätzen 
am  Itande  der  Niederung  waren  die  Erscheinungen 
ähnlich.  Auf  einer  derselben  kam  ein  Schädel 
von  Alca  impennis  zn  Tage,  der  erste,  der  bisher 
in  Dänemark  gefunden  ist. 

Im  Rosborger  See,  westlich  von  Viborg,  bei 
Svendborg  (Christiansminde)  und  an  mehreren 
anderen  Orten  auf  Fünen,  sind  dahingegen  ähn- 
liche Wohnplätze  aufgedeckt,  die,  nach  dem  Zeug- 


niss  der  dort  gefundenen  Steingcralhe,  der  jüngeren 
Steinzeit  angeboren  und  in  allen  diesen  sind  zwi- 
schen den  Muschel-  und  Austernschalen  auch  Kno- 
chen von  Hausthieren  gefunden.  Ob  daa  Rind 
damals  gezähmt  gewesen,  lässt  sich  nicht  mit  Sicher- 
heit bestimmen.  Als  Hausthierö  siud  nachgewiesen  : 
Schaf  und  Ziege  uud  zura  erstenmal,  wenngleich  in 
spärlichen  Resten,  HuuBftchwein  und  Pferd.  Die 
zoologischen  Bestimmungen  führen  demnach  zu 
demselben  Ergebnis»  wie  die  archäologischen.  Beide 
nöthigeu  uns,  das  neolithische  Steinalter  in  eine  ältere 
und  jüngere  Periodo  zu  scheiden.  Die  Knochen  der 
Säugethiere  wurden  von  Herrn  Museumsassistent 
Dr.  Herluf  Winge  bestimmt,  die  Vogelknochen 
von  Dr.  Olaf  Winge,  die  Sehalt hiere  von  Dr.  Joh. 
Peter sen.  Diese  mühevollen  Bestimmungen  der 

animalischen  Ueberreste  sind  ungemein  wichtig 
und  werthvoll  für  die  Kcnntuiss  der  einheimischen 
Fauna,  indem  sie  einestheils  das  Vorkommen  von 
Thierarten  bestätigen,  welche  jetzt  im  Lande  längst 
aasgestorben  sind,  anderenteils  sichere  Ausknnft 
über  das  erste  Auftreten  der  Haustiere  gewähren. 
Dies  hebt  auch  Sophus  Müller  hervor  in  seiner 
Einleitung  zu  dem  Artikel  über  die  animalischen 
Ueberreste  von  Wohnplätzen  aus  der  älteren  und 
jüngeren  Steinzeit  in  Dänemark. 

Jahrg.  1889,  Heft  2.  S.  149  bis  169. 

2.  Bahnson,  Kr.  Die  Nephrit-  und  Jadeit- 
frage in  Europa. 

Dr.  Bahnson  giebt  den  I^esern  der  Aarböge  r 
einen  Einblick  in  die  Nephritfrage,  indem  er  die 
Entstehung,  Entwickelung  und  den  gegenwärtigen 
Standpunkt  derselben  ausführlich  darlegt.  Däne- 
mark ist  freilich  nicht  direct  an  diesen  Forschun- 
gen betheiligt,  denn,  dass  die  schönen  Jadeitäxte 
im  Museum  za  Cassel  nach  dem  dortigen  Museums- 
catalog  in  Dänemark  gefunden  Hein  sollen , ist  ein 
Irrtbum.  Rufer,  erinnert  dieselben  1878  dort  be- 
wandert, aber  die  Fondangabe  schon  damals  an- 
gezweifolt  zu  habcu.  Bis  jetzt  ist  in  der  ganzen 
nordischen  Gruppe  prähistorischer  Alterthümer 
kein  einziges  Nephrit-  oder  Jadeitgeräth  gefunden 
worden.  Verfasser  weist  gründlich  nach,  dass  die 
vor  Jahren  ausgesprochene  und  mit  Wärme  ver- 
fochtene Vermuthung,  dass  alle  Nephrit-  und 
Jadeitgerätho  mit  den  Einwanderern  der  jüngeren 
Steinzeit  aus  ihrer  Urheimath  nach  Europa  ge- 
kracht, oder  durch  mit  derselben  unterhaltenen 
Verkehr  und  Handel  von  dorther  bezogen  seien, 
aller  Grundlage  entbehrt..  Die  scheinbar  fest- 
gestellte  Thatsacbe,  dass  das  Gostein  in  Europa 
nicht  vorkomme,  hatte  dieselbe  wachgerufen  und 
gestützt.  Bahnson  behandelt  die  Frage  vom 
archäologischen  Standpunkt.  Unter  den  Gründen, 
welche  gegen  einen  Import  sprechen,  hebt  er  her- 
vor, dass,  wie  auch  die  Fuudtabellen  Fischer’« 
darthun , das  örtliche  Auftreten  des  Nephrits  ein 


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Referate. 


3G3 


Anderes  ist  als  dasjenige  des  Jadeits.  Von  1100 
in  der  Schwei*  gefundenen  Nephritartefacten  sind 
1000  vom  Bodeusec,  100  aus  der  Weataehweis, 
wohingegen  ira  Bodensee  nur  27  Jadeitbeile  ge- 
funden sind,  in  der  Westschweiz  177.  Zweitens 
macht  er  geltend,  dass  nach  den  mikroskopischen 
Untersuchungen  die  Stractur  der  Objecte  je  nach 
den  Localitäten  eiue  verschiedene  ist,  wonach  man 
auf  verschiedenen  Ursprung  des  Gesteines  schliaaaen 
darf.  Verfasser  hebt  als  boachteiiswerth  hervor, 
dass  die  kleinen  in  der  Schweiz  gefundenen  Beile 
offenbar  aus  Geröll  angefertigt  sind  und  sich  von 
den  schlanken  Jadeitäxten  der  Rbeiniande  auch  in 
der  Form  auffällig  unterscheiden.  Er  macht  als- 
dann alle  ihm  sicher  erscheinenden  europäischen 
Fundorte  rohen  Nephrits  namhaft:  Monte  Viso, 
Steiermark  (Geröll),  Schlesien  (kleine  Knollen). 
Hoher  Jadeit  ist  in  Graubündten  zu  Tage  gekom- 
men. Das  Ergebnis«  aller  bisherigen  Forschungen 
deutet  hin  auf  das  Vorhandensein  der  genannten 
Steinarten  in  Europa,  wenngleich  die  ursprüng- 
lichen Lagerungen  noch  nicht  entdeckt  sind.  Die 
Theorie,  dass  die  Verbreitung  sAmmtlicher  Jadeit- 
heile  von  einem  Centrum  ausgegaugen,  ist  als 
unhaltbar  aufgegeben. 

S.  170  bis  185. 

3.  Hansen,  Sören.  Ueber  vorhistorische 
Trepanation  in  Dänemark. 

Verfasser  hat  die  Literatur  über  vorhistorische 
Trepanation  in  ihrem  ganzen  Umfange  verfolgt 
und  unch  diu  verschiedenen  Ansichten  über  Zweck 
nnd  Nntzen  derselben  kritisch  abgewogen.  Er 
hat  sich  niemals  zu  der  Ansicht  bekennen  können, 
dass  diese  Operation  zum  Theil  lediglich  znr  Ge- 
winnung der  als  Amulete  begehrten  runden 
Knochenplatten  unternommen  sui.  wie  er  überhaupt 
keinen  Fall  von  posthumer  Trepanation  oder  von 
der  Benutzung  der  „Rondellen“  als  Amulet  als 
ansser  Zweifel  stehend,  anerkennt.  So  weit  er  zu 
urtheilen  vermag,  geschahen  diese  chirurgischen 
Eingriffe  nur  zur  Heilung  schwerer  Leiden.  Er 
bespricht  alsdann  ausführlich  die  bis  jetzt  in  Däne- 
mark bekannten  vier  trepanirten  Schädel  aus 
vorgeschichtlicher  Zeit.  Der  erste,  aus  der  Stein- 
zeit stammend , wurde  zu  Nae«  auf  Falster  gefun- 
den. Ansser  dem  durch  Schabung  entstandenen 
Loch  zeigt  er  keine  Spur  äusserer  Verletzung. 
Die  OefTnung  ist  53  und  43  mm  gross.  Die  Ope- 
ration wurde  wahrscheinlich  zur  Heilnng  eines 
Gehirnleideus  vollzogen.  Das  ältliche  Individuum 
scheint  dieselbe  lange  überlebt  zu  haben;  — der 
zweite  Schädel,  ans  einem  Ganggrabe  (Grydchöi) 
auf  Aero,  zeigt  ein  30  mm  grosses,  kreisrundes 
Loch.  Ausser  diesem  erkennt  man  an  demselben 
eine  Hiebwunde,  welche  das  Stirnbein  4 bis  5 cm 
lang  gespalten  hatte,  ohne  jedoch  den  Knochen  zu 
zersplittern.  Die  Operation  scheint  nicht  unmittel- 


bar nach  der  Verwundung  stattgefanden  zu  haben, 
sondern  zur  Heilung  eines  Leidens  unternommen 
zu  sein,  das  sich  in  Folge  der  Verletzung  ein- 
gestellt hatte.  Auch  hier  scheint  der  Kranke  noch 
lange  Zeit  nach  der  Operation  gelebt  zu  haben.— 
Der  dritte  Schädel,  aus  einem  Bronzegrabe  bei 
Lundtofte,  im  Amte  Kopenhagen,  zeigt  einen 
9 und  12  cm  grossen  Ausschnitt.  Die  technische 
Ausführung  ist  dieselbe  wie  hei  dem  von  Topi- 
nard  beschriebenen  Schädel  von  Feigneux  (Bulletin 
de  la  Societe  d'Authropologie  1887,  p.  585).  Zu 
welchem  Zwecke  diese  erstaunlich  kühne  Operation 
unternommen,  ist  nicht  ersichtlich.  Man  würde 
noch  hente  Bedenken  tragen,  einen  so  gewaltigen 
Eingriff  zu  wagen,  den  der  Besitzer  des  Schädels 
von  Landtofte  in  dcrThat  nicht  überlebt  zu  haben 
scheint.  — Der  vierte  Schädel  ist  aus  den  be- 
kannten Gräbern  der  älteren  Eisenzeit  bei  Var- 
pelev  auf  Seeland  und  ist  ausführlich  beschrieben 
von  Professor  Schmidt  in  den  Aarbögern  1877, 
S.  300.  Auch  an  diesem  ist,  wie  bei  dem  Gang- 
bauschädel  von  Aerö,  eine  Wunde  wahrnehmbar, 
ein  Schwerthieb.  An  beiden  Enden  der  Hieb- 
wunde hatte  der  Schädelknochen  einen  Bruch  er- 
litten und  war  zersplittert.  Der  Operateur  hatte 
die  Wundränder  mit  einer  Säge  geebnet  und  eine 
von  dem  Hieb  und  dem  hintern  Bruch  begrenzte 
Knochenfläche  mit  der  Säge  entfernt.  Die  Be- 
schaffenheit der  Wundränder  iiess  erkennen,  dass 
der  Mann  bald  nach  der  Operation  gestorben  war. 

Der  Schädel  von  Varpelev  zeigt  sonach  deut- 
lich, dass  die  Trepanation  zur  Heilung  eines  durch 
äussere  Verletzung  entstandenen  Leidens  unter- 
nommen ist.  Nr.  1 und  3 lassen  nur  erkennen, 
dass  auch  bei  ihnon  die  Operation  zu  Lebzeiten 
der  Menschen  vollzogen  war.  Der  Zweck  könnte 
immerhiu  die  Heilung  solcher  Krankheiten  sein, 
welche  nach  damaligem  Glauben  durch  dem  Patien- 
ten innewohnende  böse  Geister  verursacht  wurden 
und  nur  dadurch  geheilt  werden  konnten,  dass 
man  ein  Loch  in  den  Schädel  bohrte,  durch  welches 
der  Dämon  hinausfahren  konnte.  Aber  das  ist 
keine  Mystik,  sagt  Verfasser,  sondern  eiue  dem 
Gedaukengange  damaliger  Zeiten  entsprechende 
rationelle  Chirurgie;  gleichwie  man  noch  in  viel 
späteren  Zeiten  trepanirte.  um  den  intracraniellen 
Druck  zu  vermindern,  der  nach  damaliger  An- 
nahme durch  abnorme  Steigerungen  gewisse  Krank- 
heitserBcheinungen  veranlasse. 

S.  192  bis  198. 

4.  Undset.  Om  den  Xordiske  Stenal- 
ders  Tvedeling. 

Wir  babcu  in  letzter  Zeit  wiederholt  Gelegen- 
heit gehabt  zu  der  Bemerkung,  dass  der  zwischen 
den  beiden  berühmten  Gelehrten  Steonstrup  und 
Worsaae  vor  Jahren  entbrannte  Streit  über  eine 
Scheidung  des  Steinalters  in  eine  ältere  und 
46* 


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364 


Referate. 


jüngere  Periode,  nnn,  nachdem  Worsnae's  Mund 
verstummt,  von  dem  hochbetagten  Steenstrnp 
wieder  auf genommen  ist  und  dass  jüngere  Collegcn, 
wie  Sophus  Müller,  Undset  u.  A.  »ich  ver- 
anlag«! gefunden,  für  Worsaae  einzutreten.  In 
»einer  letztgedruckten  Abhandlung  in  den  Sitzungs- 
berichten der  Kong).  Vidunskabselflkab  f.  1863, 
fertigt  Steonstrup  die  jüngeren  Gelehrten  ab,  in 
Ausdrücken,  die  wir  vou  den  Lippen  des  hoch- 
geehrten Manne»  lieber  nicht  vernommen  hätten. 
Undset  fand  »ich  danach  veranlo»et,  dem  Gegner, 
sowie  den  Archäologischen  Kreisen  im  allgemeinen, 
die  Hauptpunkte  des  Streites  noch  einmal  in  Kürze 
vorzulegen.  — Er  rügt  zunächst  als  unbillig, 
Worsaae  für  »eine  vor  30  Jahren  gefiusserte 
Vermntbung  hinsichtlich  des  Abstande»  zwischen 
der  älteren  und  jüngeren  Steinzeit  noch  jetzt  ver- 
antwortlich zu  machen.  Mit  den  in  Westeuropa 
und  im  Norden  seitdem  sich  mehrenden  Funden 
und  Entdeckungen  erweiterte  sich  der  Gesichts- 
kreis, änderten  sich  die  Ansichten  der  Forscher 
und  Worsaae  selbst  stand  in  der  hier  behandelten 
Frage  anf  demselben  Standpunkt,  den  seine  jünge- 
ren Collegen  vertreten.  Steonstrup  ist  im  Irr- 
thum,  wenn  er  behauptet,  dass  die  Anhänger 
Worsaae’s  die  dänischen  Kjükkenmöddinge  in  die 
paläolithische  Zeit  setzen.  So  wird  doch  niemand 
Undset*»  Worte  auffassen,  dass  dieselben  „die 
jüngsten  und  ftussersten  Ausläufer  des  in  Westeuropa 
so  gut  gekannten  Steinalters  bilden,  das  in  »einen 
älteren  Phasen  bis  in  dio  geologischen  Perioden 
hineinreicht*1.  Undset  und  seine  Collegen  spre- 
chen sich  im  Gegentheil  deutlich  dahin  aus,  dass 
beide  Perioden  nicht  nur  unmittelbar  aufeinander 
gefolgt  sind,  sondern  sich  berühren  und  zwar  der- 
gestalt, das»  die  Vertreter  derselben  noch  eine 
Zeitlang  neben  einander  im  Lande  gewohnt  haben. 
Steenstrnp  rügt  es,  dass  dio  Geräthe  au»  dein 
Kjökkenmöddingen  roh  genannt  sind  und  macht 
geltend,  dass,  wer  »o  lange  Flintspäne,  wie  man 
deren  zwischen  den  Kjokkenmüddingen  findet,  zu 
schlagen  versteht,  eine  Meisterschaft  in  der  Be- 
handlung des  Steines  erworben,  die  auch  die  fei- 
neren Stcinwcrkzeugu  schlugen  und  schleifen 
konnte.  Nach  Undset*»  Meinung  kommen  für 
die  Entscheidung  des  Streites  hauptsächlich  zwei 
Punkte  in  Betracht : 

1.  Die  Art  und  die  Form  der  Geräthe  aus  den 
Kjokkenmüddingen  nnd  aus  den  Steingräbern. 

2.  I)a»  Vorkommen  von  Hausthieren  in  diesen 
und  jenen. 

Die  typische  Kjükkeumödding-Axt  mit  der  ge- 
schlagenen, niemals  durch  Schleifen  hervorgebrach- 
ten Schneide,  findet  sich  in  der  ältesten  Steinzeit 
in  Westeuropa,  in  Italien,  in  den  mährischen 
Höhlen,  in  Amerika,  Neuseeland  u.  s.  w.  Dass  sie 
als  Axt  gebraucht  worden,  bezeugt  ein  Exemplar 
aus  Dänemark,  das,  als  man  es  fand,  noch  mit 


einem  Stiel  versehen  war.  Steenstrnp  erklärt 
diese  Geräthe  für  Senksteine.  — Was  den  zweiten 
Punkt  betrifft,  so  »agt  Steenstrnp  selbst,  dass  die 
Kjökkenmöddingmenschen  kein  anderes  llausthier 
als  deu  Hund  besnsseu.  In  den  schweizer  Pfahl- 
bauten, in  schwedischen  Steingrübe ru  waren  seit 
lange  Beste  von  Hausthieren  und  aus  den  Knochen 
von  Hau»thiereu  augefertigte  Geräthe  gefunden 
und  nach  den  Untersuchungen  und  Bestimmungen 
der  animalischen  Ueberreste  aus  dänischen  Kjök- 
kenmöddingern und  Steingräbern  sehen  wir  diese 
Erscheinung  nunmehr  auch  für  Dänemark  bestätigt. 
Auch  dio  geographische  Verbreitung  der  Kjökkon- 
inöddingtypen  kommt  hier  in  Betracht.  In  Schwe- 
den findet  man  sie  nur  in  Schonen,  in  Norwegen 
nur  an  der  Jütland  gegenüberliegenden  Küste  und 
sehr  spärlich,  wohingegen  die  Geräthe  der  jünge- 
ren Periode  in  grosser  Anzahl  weit  nach  Norden 
hinauf  Vorkommen  und  in  Schweden  die  Stein- 
gräber  an  der  Westküste  hinauf  und  weiter  ins 
Land  reichen.  Hätten  die  Menschen,  von  welchen 
die  Muschelhaufeu  herrühren,  unsere  Hausthiere 
besessen,  da  wäre  es,  wie  Verfasser  sich  ausdrückt, 
doch  seltsam , dass  sie  sich  nur  von  Wild  und 
Schalthieren  genährt  und  niemals  ein  Schaf  oderein 
Rind  geschlachtet  und  verspeist  hätten. — Undset 
schliesst  seine  Entgegnung  mit  folgenden  Worten: 

„Etatsrath  Steeustrup  kündigt  eine  Fort- 
setzung seiner  Abhandlung  an.  Ich  hoffe  in  der- 
selben mehr  Belehrung  zu  finden,  als  in  dem  ersten 
Abschnitt  und  speciell  hin  ich  gespannt  auf  die 
Aufklärungen  und  Beweise,  die  wir  vou  den  scharf- 
sinnigen Beobachtungen  des  hochverdienten  Ge- 
lehrten erwarten  dürfen  in  Betreff  der  beiden 
Punkte,  die  ich  als  die  wichtigsten  für  die  Frage 
der  •Zwuithcilung  den  Steinalters  vorgelcgt  habe. 
Ferner  hoffe  ich  iu  dem  zweiten  Abschnitte  weni- 
ger absprechende  und  zornige  Ausdrücke  über  die 
vorgeschichtliche  Archäologie  zu  finden , die  sich 
nun  doch  einmal  auch  mit  den  Ueberresten  aus 
dem  Steiualter  befassen  muss.  Diese  missbilligen- 
den und  heftigen  Ausdrücke  gipfeln  in  dem  S.  33 
gebrauchten  Worte  pia  fraus,  dessen  er  Bich  in 
einer  Weise  bedient,  welche  den  Lorbeeren,  die 
der  hoch  betagte  Forscher  durch  seine  langjährigen 
Arbeiten  geptlückt,  wahrlich  kein  neues  Reis  hin- 
zufügt. 

Schweden. 

1.  Hildebrand,  Haus.  Das  germanische 
Haus.  (Svenska  Fornminnes  föreningen» 
Tidskrift  VII,  2,  Nr.  20,  p.  192  — 214. 

Dio  in  den  letzten  Jahren  mit  Eifer  betriebe- 
nen Forschungen  über  die  Entwickelung  des  ger- 
manischen Hauses  und  die  örtliche  Verbreitung 
der  einzelnen  Formen  und  Nebenformen  konnten 
einen  so  belesenen  Forscher  wie  Uildcbrand 
nicht  unbekannt  bleiben,  um  so  weniger,  als  er  in 


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Referate. 


365 


seinem  Werke;  Schweden  im  Mittelalter,  der  Ent- 
wickelung des  nordischen  Wohnhauses  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt  hatte. 

Ausser  der  oft  genannten  durch  den  Aufenthalt 
Gustav  Wasa’s  historisch  merkwürdigen  Ornüs- 
stngu  in  Dalarne  giebt  es  in  Schweden  kein  Bauern- 
haus mehr,  welches  in  so  alte  Zeiten  zurückreicht  ; 
doch  lässt  sich  aus  handschriftlichen  Urkunden 
die  bauliche  Einrichtung  eines  Gehöftes  noch  bild- 
lich zusammenstellen.  Ein  Gehöft  bestand  in  der 
Hegel  aus  ebenso  vielen  eiuzelueu  Gebäuden  wie 
heutzutage  das  Haas  abgetheilte  Räume  enthält: 
Wohnhaus,  Küche,  Vomthshiuser,  Ställe  u.  s.  w. 
Die  Grundform  des  eigentlichen  Wohnhauses  war 
nach  Hildebrand's  Untersuchung  ein  Rechteck 
mit  einer  Thür  an  der  schmalen  oder  Giebelseite. 
Die  Thür  führte  in  einen  Vorraum,  der  die  ganze 
Breite  des  Hauses  deckte.  Die  Thür,  welche  aus 
diesem  Vorraum  ins  Freie  führte,  lag  nicht  der- 
jenigen gegenüber,  durch  welche  mau  in  den 
inneren  Raum  gelaugte,  sondern  An  der  Schmal- 
seite des  Ganges.  Durch  eine  Scheidewand  konnte 
dieser  Vorderraum  in  zwei  Räume:  Eingang  und 
Kammer,  geschieden  werden.  Baute  mau  nun  an 
den  Vorderraum  noch  eine  zweite  Wohnung  in  der 
Weise,  dass  or  einen  Gang  zwischen  zwei  grossen 
Stuben  bildete,  der  vorn  ins  Freie,  rechts  und  links 
in  eine  Stube  führte,  so  erhält  man  nach  Hilde- 
brand  die  gewöhnliche  Grundform,  diejenige  des 
heutigen  schwedischen  Bauernhauses.  ln  ein 
neueR  Stadium  trat  die  Entwickelung  des  Wohn- 
hauses, als  man  einige  der  Nebenhäuser  so  nah  an 
das  Hauptgebäude  zu  rücken  begann,  dass  sie 
scheinbar  eins  bildeten  und  als  uian  auf  die  Vor- 
ratshäuser ein  zweites  über  den  Unterbau  hiu- 
ausragemleH  Stockwerk  zu  setzen  begann,  welches 
auch  für  menschliche  Wohnungen  eingerichtet 
wurde.  Der  von  anderen  nordischen  Forschern 
mit  vieler  Gelehrsamkeit  vorgetragenen  Ansicht, 
dass  die  Entwickelung  des  rechteckigen  Wohn- 
hauses aus  der  runden  Erdhütte  oder  dem  Zelte 
sich  im  Norden  vollzogen,  tritt  Hilde  brand 
mit  Hecht  entgegen. 

Leider  bat  man  in  älteren  Zeiten  das  Bauern- 
haus keiner  ausführlichen  Beschreibung  werth  ge- 
halten. Einige  Andeutungen  gewähren  alte  Ge- 
setze und  Urkunden.  Im  Ilclsingelag  wird  z.  B. 
die  Strafe  für  begangenen  Hausfriedensbruch  nach 
der  Grösse  des  Verbrechens  und  nach  dem  Ort  be- 
messen , wo  dasselbe  geschehen  ist.  Als  ver- 
schiedene Grade  sind  genannt:  zwischen  Schwelle 
und  Heerd  — am  Heerde  — zwischen  lleerd  und 
(iiebelbank  — auf  der  Giebelbank  — zwischen 
Giebelbunk  und  Frauenhank  — auf  der  Frauen- 
hank — ira  Bett,  Die  Pfarrhöfe  beständen  nach 
mittelalterlichen  Urkunden  aus  hieben  Gebäuden: 
Wohnhaus  (Stube)  Kochhaus,  Scheune,  Herberge, 
Vorrathshaus,  Nähhaus  und  Viehhaus.  Da  jedes 


einzelne  Haus  einem  besonderen  Zweck  diente,  so 
musste  diu  Construction  desselben  diesem  ent- 
sprechen. Das  vornehmste  Gebäude  war  das 
Wohnhaus,  stuga  (Stube),  so  benannt,  weil  es  heiz- 
bar war  (engl,  stove).  Es  bestand  in  einem  ein- 
zigen Baum,  ohne  Boden,  d.  h.  nicht  durch  eine 
Decke  von  dem  Dache  getrennt.  Man  sah  von  den 
Bänken  hinauf  zum  Dache,  in  welchem  sich  eine 
Üeffnung  befand,  durch  die  das  Tageslicht  herein 
und  der  Rauch  hinausdrang.  Ein  zweites  Stock- 
werk erhielten  zuerst  die  Vorrathshäuser,  die  auf 
gewaltigen  Ecksteinen  ruhten  oder  an  den  Enden 
durch  eine  Balkenlage  gestützt  waren,  damit  die 
Luft  darunter  durchziehen  konnte  und  das  Ein- 
dringen schädlichen  Gewürmes  verhindert  ward. 
Verfaaser  vergleicht  mit  dem  schwedischen  das 
norwegische  Haus  und  verweist  zum  Studium  des- 
selben auf  das  schöne,  auch  hier  oft  genannte 
Werk  „Kunst  og  Haaudverk“,  wo  die  norwegischen 
Holzbauten  bis  in  die  kleinsten  Details  beschrieben 
und  bildlich  dargestellt  sind.  Auch  auf  altere  und 
neuere  Werke  anderer  nordischer  Gelehrten  über 
isländische  und  dänisohe  Bauten  geht  er  ein  und 
ebenso  hält  er  nach  Henning'»  „das  deutsche 
Haus“  unter  den  Bauten  deutscher  Stamme  flüch- 
tige Umschau,  durchdrungen  von  der  Wichtigkeit 
die  Grundform,  die  Construction  und  die  Raum- 
eintheilnng  auch  des  nordischen  Hauses  so  weit  wie 
möglich  zurück  zu  verfolgeu,  nicht  nur  als  Beitrag 
zur  Entwicklungsgeschichte  des  germanischen 
Haukes,  sondern  iu  der  Hoffnung,  durch  diese  auch 
die  Frage  nach  der  arischen  Urheimath  ihrer  Lö- 
sung näher  zu  führen. 

2.  Nordin,  Fradrik.  Das  Grabfeld  bei  Blas- 
nungs.  Pfarrbezirk  Ve.-tkinde  (Gotland). 
(Svenska  Fornuiinnesföreuiugcus  Tiilskrift 
VII,  2,  Nr.  20.) 

In  unseren  früheren  Berichten  haben  wir  wie- 
derholt der  Untersuchungen  gedacht,  welchu  Dr. 
Nordin  mehrere  Jahre  auf  der  Insel  Gotland  voll- 
zogen, woselbst  er  Auch  bei  Blüsnnngs  (Vestkinde) 
ein  grosses  Gräberfeld  vollständig  und  methodisch 
aufdeckte.  In  vorliegendem  Hefte  giebt  er  einen 
Ueberblick  der  GesamintreRultate.  Die  Gräber, 
durchschnittlich  arm  an  Beigaben,  würden,  von 
Unwissenden  durchwühlt,  ohne  Bedeutung  sein, 
wohingegen  sie,  Dank  der  feinen  Beobachtungen 
uud  der  unermüdlichen  Gründlichkeit  des  Herrn 
Nord  in,  jetzt  ein  schiitzenswerthes  Capite]  iu 
der  Vorgeschichte  der  Insel  bilden.  Es  wurden 
im  Gauzen  167  Gräber  untersucht,  welche  dar- 
thaten.  dass  der  Ort  von  der  Steinzeit  bis  in  das 
sogenannte  mittlere  Eisenalter  hinein  als  Begrub- 
nissplatz  für  die  Bewohner  gedient  hatte.  An- 
genommen, dass  das  Gehöft  immer  an  derselben 
Stelle  gelegen,  wie  heute,  da  würde  man  an  dem 
entferntesten  Ende,  im  Westen,  begonnen  und  sich 


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306 


Referate. 


im  Laufe  der  Jahrhunderte  den  Wohnungen  der 
Lebenden  immer  mehr  genähert  haben.  Im 
Westen  fand  Herr  Nordin  nämlich  die Steinalter- 
gräber.  freilich  nur  noch  drei  an  der  Zahl.  Die 
Steinkisten  waren  von  grossen  Dimensionen  und 
eine  derselben  ntnschloBs  die  Ueberreato  mehrerer 
Leichen.  Oben  in  diesem  Hilgel  stiess  man  auf 
eine  kleine  Kiste,  die  mit  feinem  Sande  gefüllt 
war  und  verbrannte  Gebeine  nebst  einem  kleiuun 
Tliongef&sa  und  zwei  Bronzegegenstände  enthielt. 
An  diese  Gräber  schlossen  eich  nach  Osten  100 
Gräber  der  vorrömischen  (la  Töne)  Eisenzeit  an, 
dann  folgten,  inderseiben  Richtung  fortgehend,  die 
Gräber  der  römischeu  Eisenzeit  und  an  diese 
schlossen  sich  einige  Gräber  der  sogenannten  mitt- 
leren Eisenzeit.  An  der  Scheide  der  la  Töne-  und 
der  ^römischen“  Gräber  bemerkte  man  deutlich, 
dasB  die  jüngere  Cultnr  einen  Einfluss  auf  die 
ältere  zu  üben  begann.  Die  la  Töne -Gräber 
bestanden  in  kleinen  Itodenanschwellungen  von 
3 bis  5 m Durchmesser,  einige  mit  Fussring.  Sie 
waren  meistens  von  Granitgeröll  und  Erde,  seltener 
von  Kalksteinen  aufgeschlittet,  obwohl  letztere 
dort  reichlich  vorhanden  sind.  Die  Krdfüllung 
war  oft  weitwegs  herbeigeholt.  Die  Leichen 
waren  thcils  uuverbrannt  bestattet,  theils  verbrannt, 
doch  war  die  Verbrennung  nicht  am  Grabe  selbst 
vollzogen.  Die  Richtung  der  Skelette  war  stets 
N.-S.,  bisweilen  mit  einer  Neigung  nach  N.-W., 
niemals  aber  N.-O.  — S.-W.  Einigo  Gräber  ent- 
hielten eine  Steinkiste,  in  anderen  bildeten  einige 
grosse  Steinplatten  die  Grabstätte;  bisweilen  war 
die  Leiche  in  eine  Grube  gelegt  und  mit  Steinen 
bedeckt.  In  einigen  Hügeln  hatte  man,  um  den 
Druck  der  Dccksteine  und  der  Steinschüttung  zu 
verringern,  uin  die  aus  aufgerichteten  Steiuen 
gebaut«  Kiste  noch  einen  Rahmen  flachliegender 
Steinplatten  gelegt.  Die  Brandgräber  waren  in 
der  Mehrzahl  (fiO).  Die  Loichenreide  waren  bald 
in  einer  kleinen  Kiste,  bald  in  einer  Grube  bei- 
gesetzt. Die  Beigaben  waren  eher  spärlich  als 
ärmlich;  denn  wenn  Herr  Nordin  in  einem  Grabe 
über  das  Skelet  in  seiner  ganzen  Länge  die  be- 
kannten kleinen  Brouzebuckeln  (Montelius,  Antiqu. 
sued.,  362  und  363)  ausgestreut  fand  und  wohl  mit 
Recht  vermnthet,  dass  sie  von  einem  damit  be- 
setzten Gewebe  herrühren,  da  zeugt  doch  ein 
solches  Prachtgewand  von  einem  gewissen  Reich- 
thnme. 

Auch  unsere  Urnengräber  aus  der  früheren 
Eisenzeit  sind  durchweg  spärlich  mit  Beigaben 
ausgestattet,  weshalb  man  wohl  vermuthen  darf,  dass 
diese  Erscheinung  richtiger  auf  derzeitigen  Brauch 
zur  fickzuführen,  als  durch  die  Armnth  der  Be- 
völkerung zu  erklären  ist.  Die  Beigaben  in  den 
Bläsnunger  Gräbern  bestanden  in  einem  silbernen 
Fingerring,  sechs  Fibeln  (jüngere  Form,  eine  von 
Eisen),  Gürtelbeschlägen , Knöpfen  , Messern , zwei 


Schwertern,  einem  Speor,  Thongef&asen , Mahl- 
steinen u.  s.  w.  Bemerkenswerth  sind  auch  eine 
Auzahl  in  Gräbern  gefundene  flache  Steine  (auf 
schwedisch  varpor)  deren  man  sich  noch  heute  zu 
einem  Spiele  bedient,  welches  darin  besteht,  dass 
man  in  abgemessener  Entfernung  zwei  Stäbe  in 
die  Erde  senkt  und  mit  dem  Stein  abwechselnd 
nach  denselben  wirft;  12  Treffer  verleihen  den 
Sieg.  Auch  das  bei  uns  bekannte  Spiel,  einen 
flachen  Stein  über  die  Wasserfläche  hiutaazen  zn 
lassen,  nennt  der  Schwede  noch  hent«  kasta  varpa. 
Der  Fund  solcher  Steine  in  den  Gräbern  langt 
vermuthen,  dass  das  Spiel  schon  vor  zwei  Jahr- 
tausenden auf  Gotland  gekannt  und  geübt  ward. 

Die  Gräber  der  folgenden  Periode  waren  min- 
der zahlreich ; doch  können  deren  manche  zerstört 
sein,  da  selbst  während  der  Jahre,  wo  Herr  Nor* 
din  dort  grub,  mehrere  Kisten  in  der  Zwischen- 
zeit verschwanden.  Die  Gräber  der  „römischen“ 
Eisenzeit  bestehen  in  kleinen  Steinkisten  ohne 
Deckelstein.  (Wir  haben  diese  Gräber  in  einem 
früheren  Hefte  des  Archivs  beschrieben);  auch  in 
Steinschüttungen,  die  aber  nicht  aaB  Granit,  son- 
dern Kalksteinen  bestehen.  Auch  grössere  Kalk- 
steine findet  man  auf  diesen  Gräbern  aufgerichtet, 
was  auch  hoi  den  la  Töne-Gräbern  öfters  vorkara. 
Beigaben  spärlich.  Zwei  kleine  Silberringc,  Fibeln, 
Ringu,  Spange,  Haken,  Beschläge,  ein  eiserner 
Mei*sel  — alle  Gegenstände  grösstentheils  uur  in 
einem  Exemplar;  Thongefässe,  Perlen,  Bruch- 
stücke von  einem  Glasgefass,  Beinkamm,  Pfeilspitzen 
von  Bein  u.  s.  w. 

Die  jüngsten  Gräber  (der  sogenannten  mittleren 
Eisenzeit)  waren  kaum  von  aussen  bemerkbar. 
Sie  enthielten  Skelette,  die  wie  in  ältoren  Zeiten 
in  der  Richtung  N.-S.  begraben  waren.  Unter 
den  Beigaben  sind  einige  Fiebeln  genannt,  ein 
Armring,  ein  Beschlag,  ein  Bracteat  von  Bronze,  ein 
Speer,  ein  einschneidiges  Schwert,  eine  Axt,  drei 
Messer,  eine  Schnalle,  ein  Ring  etc.  vou  Eisen; 
ferner  drei  Thongefässe  und  einige  Perlen,  ein 
Beinkamm  und  etwas  Harzkitt.  — Wie  viel  vou 
dem  hier  beredeten  Begräbnissfelde  früher  zerstört 
ist,  entzieht  sich  jeder  Berechnung:  so  viel  aller 
lehren  die  von  Nordin  anfgedcckten  Gräber,  dass 
der  Ort,  die  Stein-  und  Brouzegrfiber  ungerechnet, 
ein  Jahrtausend  hindurch  ohne  merkliche  Unter- 
brechung bewohnt  gewesen  ist. 

3.  Nordin,  F.  Gotlands  s.  k.  Kämpagrafver. 

Fortsetzung  der  Unter»uchnngen  jener  merk- 
würdigen vorhistorischen  Denkmäler,  die,  wie  die 
scharfsinnige ti  Beobachtungen  Nordin’s  ergaben, 
keine  Gräber,  sondern  Spuren  alter  Wohnstätten 
sind  und  zwar,  wie  einige  Fundstücke  vermuthen 
lassen,  au»  der  Zeit  um  400  n.  Uhr.  Diese  Fand- 
st ücke  sind  dürftig;  einige  Wetzsteine,  Spindel- 
steine, ein  Messerheft  von  Bein,  Messer  und  Schlüssel 


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Referate. 


3G7 


(Fragment)  von  Eisen;  hauptsächlich  irdene  Scher- 
ben von  Thongcfässen , wie  sie  dort  für  die  ältere 
Eisenzeit  charakteristisch  sind.  Auffällig  ist  ein 
kleiner  viereckiger  Fuss  eines  Gefässes,  der  eine 
grauu  Glasur  zeigt.  Die  Häuser  scheinen  durch 
Feuer  zerstört.  F.rhalten  ist  nur  der  Unterbau, 
der  in  ciuem  1 bis  2 m breiten  Wall  von  Steinen 
und  Erde  besteht.  Interessant  ist  es,  dass,  nach 
dem  von  Nordin  mitgetheiltcn  Grundriss  zu 
schließen,  an  dem  einen  Giehelende  sich  ein  Vor- 
raum befunden  hat,  wie  llildebraud  (s.  oben) 
denselben  als  charakteristisch  für  das  schwedische 
Bauernhaus  beschreibt;  doch  lag  die  Thür  nicht 
an  der  Seite,  sondern  vorn,  so  dass  sie  derjenigen, 
welche  von  dem  Vorraum  in  das  Innere  führte, 
gegenüber  lag.  An  dom  Grundriss  eiues  zweiten 
Hauses  fehlt  derselbe  scheinbar  und  Hoffnungen  an 
beiden  Schmalseiten  lassen  vermuthen , dass  an 
beiden  Enden  eine  Thür  sich  befunden.  Eine 
Steinreihe  an  dem  einen  Giebelende  führt  indessen 
auf  den  Gedanken,  ob  etwa  ein  Vorbau  aus  Holz 
vorhanden  gewesen , und  durch  eine  jetzt  nur  an 
einer  Seite  erhaltene  Steiulage  gestützt  gewesen  ist. 

4.  Heikel,  A.  0.  Fynd  fr&n  Bronsäldern 
in  Finland.  (Mänadshladet  1Ö88,  p.  74 
— 83). 

Verfasser  giebt  eine  Hebe  reicht  der  in  Finland 
gefundenen  Dronzealterfunde,  die  allerdings  schon 
zum  Theil  in  den  Antiquitos  Finno-Ougriennes  von 
Aspel  in  abgebildet  sind;  doch  findet  sich  in  der 
Uebersicht  Manches,  was  Beachtung  verdient. 

Wir  zählen  in  dem  Verzeichnis«  zwei  Bronse- 
schwerter,  Aspelin  a.a.O.  390,  391,  zwei  Bronze- 
dolche ibid.  392  und  Text,  Figur  45;  drei  Kopf- 
ringe,  eine  Fibel,  Aspelin  a. a.  0.  393,  ein  Messer 
mit  aufgerollter  Spirale  am  Grillende,  ibid.  394, 
vier  Scbaltcelte  (ibid.  400)  sieben  Hohlcelte  ibid. 
896  bis  398.  Einer  dieser  Hohlcelte  ist  von  sibiri- 
schem Typus.  Eine  wohlerhaltene  Gaasform  für 
einen  llohlcelt,  wie  deren  nach  Aspel  in  um  circa 
3(H)  v.  Chr.  an  der  Kama  in  Gebrauch  waren; 
die  einzige  wohl  erhaltene,  vollständige  Gussform 
für  ein  Object  der  altaisch-uralischon  Bronzccultur, 
die  mau  bis  jetzt  besitzt.  Der  vom  Verfasser  als 
Fig.  45  abgebildete  Bronzedolch  wurde  in  einem 
Grabhügel  gefunden,  der  auf  der  fiussersten  steil 
abfallenden  Spitze  einer  Landzunge  lag.  (Lang- 
nfisdden  am  Dragsfjord,  auf  der  Feldmark  des 
zum  Hüttenwerk  Dal  gehörenden  Gehöftes  Opp- 
g&rd). 

Der  Hügel  war  aus  kopfgrossen  Steinen  auf- 
geschüttet  12,70  m lang,  1,50  m hoch.  Am  Boden 
zeigte  sich  nach  Abräumung  der  Steine  ein  Stein- 
kreis von  6 und  2 m Durchmesser.  In  der  Mitte 
desselben  lag  eine  gelbliche  Masse,  die,  als  man  sie 
durchscbnitt,  feine  der  Länge  nach  ziehende  Höh- 
lungen zeigte  und  auf,  zum  Theil  in  der  Masse 


drei  kleine  Knochen,  scheinbar  Rückenwirbel.  Der 
Dolch  lag  an  der  Südseite  ausserhalb  des  Stein- 
ringe«, sorgfältig  mit  Steinen  bedeckt.  Der  Rand- 
stein oder  „Tböntein*  neben  dem  der  Dolch  lag, 
war  mit  24  kleinen  rundeu  Grübchen  bedeckt,  die 
in  Reihen  geordnet  waren.  Damit  wäre  in  einem 
Grabhügel  der  Bronzezeit  in  Finland 
ein  Schalenstein  nachgewiesen. 

5.  Hildebrand,  H.  Badeboda  fyndet. 

Der  erstaunliche  Reichthum  an  Gold-  und 
Silberfanden  in  Schweden  mehrt  «ich  mit  jedem 
Jahre.  Im  November  1887  wurde  dem  Stockholmer 
Museum  ein  Silberschatz  eingesandt,  der  auf  der 
Feldmark  Badeboda  in  der  Landschaft  Värend 
von  zwei  Kindern  in  einem  Steinhaufen  gefunden 
war,  welcher  in  einem  Wäldchen,  2000  Schritt  von 
der  Landstrasse  lag.  Der  Schatz  besteht  in  einem 
FrauenBchinuck,  der  nachbenannte  Gegenstände 
enthält.  Eine  Krone  von  vergoldetem  Silber;  neun 
Beschläge  von  vergoldetem  Silber  in  Form  von 
stilisirten  Lilien;  zwei  Rosetten  von  gepresstem 
Silberblech  ; zwei  sechsblätterige,  doppelte  Blumen 
von  vergoldetem  Silber  mit  einem  (jetzt  ausgefalle- 
nen) Stein  als  Mittelpunkt;  ein  grosser  runder 
Hängeschmuck  von  Silber  mit  stilisirtem  Pflanzen- 
ornament;  zwei  kleinere  dito;  eine  grosse  prächtige 
Spange  von  vergoldetem  Silber,  mit  aufgelötheten 
phantastischen  Thieren  und  Steinen  in  ovaler  und 
runder  Fassung  reich  geschmückt.  Ein  gewölbter 
Schmuck  mit  ovalem  Stein,  der  von  cylinderförmi- 
g»*n  Knöpfen  mit  Steineinlage  umgeben  ist,  füllt 
den  kreisförmigen  Ausschnitt  und  bedeckt  den 
schwachen  Dom,  welcher  den  Schmuck  an  das 
Gewand  befestigte.  Ferner  eine  runde  Spange 
von  Silberdrahtwerk ; Bruchstücke  einer  stark  ge- 
wölbten runden  Spange  von  Silberdrahtwerk  mit 
Steinen  besetzt;  desgleichen  von  einer  zweiten 
Spange;  Bruchstücke  von  mehreren  Agraffen;  ein 
silberner  Fiugerriug;  ein  Stück  von  einem  Finger- 
ringe; ein  Ohrring  von  Drahtwerk  mit  Stein  oder 
Perle  in  der  Mitte;  Bruchstücke  von  Silherblech; 
ein  16  cm  lange«,  3 cm  breites  Beschläge  von  ver- 
goldete^ Silber  mit  romanischem  Blattornament; 
eine  vergrösaerte  Nachbildung  einer  byzantinischen 
Silbermünze,  geprägt  für  Basilius  II.  und  Constan- 
tia XI.  mit  mehreren  Löchern  und  aufgelötheten 
Silbemtückchen,  und  endlich  ein  Gewicht  von  Eisen 
mit  Belag  von  Bronzeblecb  in  Form  einer  abge- 
platteten Kogel  und  eine  kleine  Kugel  von  Blei 
oder  Zinn.  — Verfasser  gedenkt  nach  der  Beschrei- 
bung dieses  überaus  kostbaren  Silbe rschatzes  einer 
Anzahl  anderer  Schatzfunde  von  Oeland  oder  dem 
Kalmar  lün , 1 von  Westgötland,  2 aus  Schonen, 
die  ungefähr  gleichen  Alters  sind  und  von  dein 
Luxns  damaliger  Zeiten  (Ende  des  12.  Jahrh.) 
zeugen  und  zugleich  auf  bekannte  historische  Er- 
eignisse Hinweisen.  Die  Geschichte  berichtet  von 


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368 


Referate. 


don  Kämpfen,  durch  welche  König  Knut,  der  Rohn 
Erich  de«  Heiligen,  die  Herrschaft  über  Schweden 
gewann;  über  andere  Fehden  (einige  Raubzüge 
von  Osten  her  ausgenommen)  schweigt  sie.  Was 
die  historischen  Aufzeichnungen  nicht  wissen, 
offenbaren  die  zu  beiden  Seiten  des  Kalmur-Sumh's 
vergrabenen  Schatze,  die  doch  auf  kriegerische, 
unruhige  Zeiten  hindeuten,  wo  keiner  seines  Eigen- 
thums  sicher  war,  sondern,  um  es  zu  sichern,  in 
die  Erde  grub.  Wenn  schon  das  Museum  zu 
Stockholm  rin  Dutzend  solcher  Schatzfan  de  aus 
derselben  Zeit  aus  genannter  Gegend  besitzt,  da 
dürfen  wir  doch  immer  anuehtnrn,  dass  sie  nur 
einen  Thcil  von  dem  bilden,  was  damals  vergraben 
worden  ist. 

6.  Yraer,  Jahrgang  1889,  Heft.  3,  4.  In  der 
Sitzung  der  schwedischen  Anthropologischen 
Gesellschaft  am  18.  Januar  1889  hielt  Prof. 
Gustav  Storni  aus  Christinnia  einen  Vortrag 
über  dio  ehemalige  Verbreitung  der 
Lappen  und  deren  Verhältnisse  in 
politischer  Beziehung. 

Die  Lappen  bilden  den  westlichsten  Zweig  der 
finnisch-ugrischen  Völker ; weiter  nach  Osten  folgen 
die  Finnen,  Karelen  and  Esthen,  danach  die  Nord- 
vineu  uud  Tscheremissen  an  der  Wolga,  die  Wot- 
jaken.  Permen  und  Syrjänen  westlich  vom  Ural, 
und  im  Osten  desselben  die  Ostjaken  und  Wogulen 
und  endlich  die  Ungarn,  die  sich  früh  vou  den 
anderen  getrennt  und  sich  im  mittleren  Europa 
n ngesiedelt  haben.  Alle  diese  Völkerschaften  waren 
Jäger  oder  das  Reut  hier  züchtende  Nomaden; 
jetzt  aber  haben  die  meisten  feste  Wohnplätze  nnd 
treiben  Ackerbau  nud  Viehzucht  Ein  gemein- 
samer Zug  hei  allen  genannten  Stämmen  ist  der, 
dass  sie  ohne  politischen  Mittelpunkt  in  einzelnen 
Familien  beisammen  lebten,  was  der  Grund  sein 
dürfte,  dass  sie  fremden  Eroberern  keinen  Wider- 
stand leisten  konnten.  — Die  westlichen  Stämme 
dieser  Völker,  die  Lappen  nnd  Finnen,  zeigen  in 
sprachlicher  Beziehung  grosse  Aehnlichkeit.  Man 
hat  angenommen,  dass  sie  lange  örtlich  getrennt 
gewesen,  dass  die  Finnen  erst  um  600  bis  70U  in 
ihre  heutige  Heimath  oingewandert  seien.  Dr. 
Storm  tritt  dieser  Ansicht  entgegen,  indem  er 
duruuf  hiuwcist,  dass  nach  dom  Ergebuiss  sprach- 
licher Untersuchungen  die  Finnen  damals  schon 
lange  mit  nordischen  nnd  lettischen  Völkern  in 
Berührung  gekommen  waren,  und  dass  die  römi- 
schen Autoren  die  Finnen  schon  als  in  Finland 
ansässig  gekannt  haben.  Dio  Lappen  sind  früh 
auf  der  skandinavischen  Halbinsel  erschienen,  wahr- 
scheinlich schon  in  der  jüngeren  Periode  des  nor- 
dischen Steinaltera,  Auch  die  alten  c]as«ischcn 
Schriftsteller  scheinen  Kunde  von  den  herum* 
Greifenden  Luppen  in  den  Gebirgen  nördlich  deB 
Polarkreises  gehabt  zu  haben.  Weiter  gen  Süden 


und  gen  Westen  an  das  Meer  scheinen  sie  aber 
viel  später  gekommen  zu  sein.  Um  1138  wird 
erzählt,  dass  dio  Lappen  sich  im  Winter  in  Ofoton 
anfhaiten,  1170,  dass  sie  «ich  an  der  Frühlings- 
lischerei  au  der  Westküste  der  Finmarken  be- 
theiligten. Ein  späterer  Zuzug  von  Lappen  scheint 
im  15*  Jahrhuudert  statt  gefunden  zu  haben,  als 
die  Engländer  sich  der  Fischereien  bei  Island  be- 
mächtigt hatten  und  der  Fang  im  nördlichen  Nor- 
wegen eine  grössere  Entwickelung  erfuhr.  Um 
dieselbu  Zeit,  als  dio  Norweger  sich  bei  Tromeö 
auf  den  Inseln  an  der  Küste  der  Finmarken  an- 
sioilelton,  Hessen  die  Lappe u als  Fischerlappen  sich 
an  den  inneren  Fjorden  wohnlich  nieder.  Die 
südliche  Grenze  ihres  Wohndistrictes  war  damals 
ungefähr  am  64. Grude  nörill.  Br.,d.  h.bis  an  den  Nor- 
den Jemtlands.  In  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts hatten  gewisse  Stcuermaassrcgeln  dor 
schwedischen  Regierung  zur  Folge,  dass  die  Lappen 
sich  weiter  nach  Süden  uud  Westen  ausdehnten. 
Dass  dies  nicht  früher  geschehen,  ist  durch  histo- 
rische Urkunden  in  schwedischen  und  norwegischen 
Archiven  zu  beweisen.  Demnach  steht  fest , dass 
die  Lappen  nicht  früher  den  südlichen  Theil  der 
Halbinsel  bewohnt  haben  und  von  den  Skandi- 
navon  gen  Norden  zurückgedrängt  sind,  sondern 
das«  ihre  Bewegung  in  entgegengesetzter  Richtung 
stattgefunden  hat  — In  Betreff  ihror  politischen 
Stellung  erwähnte  l)r.  Storm,  dass  die  Lappen 
jetzt  dreien  Staaten  unterthan  sind:  Norwegen, 
Schweden  und  Russland.  Die  historische  Ver- 
anlassung dieser  Trennung  ist  darin  zu  suchen, 
dass  sie  den  Herren  der  genannten  Länder  steuer- 
pflichtig waren.  Diese  Steuerpflichtigkeit  hat  Ur- 
sache za  territoriellen  Ansprüchen  und  vielen 
Streitigkeiten  gegeben,  die  erst  spät  durch  Grenz- 
regulirungen beigelegt  sind.  — Prof.  Ketzins 
fügte  dein  Vortrage  die  Bemerkung  hinzu,  dass 
die  archäologische,  kraniologische  und  ethno- 
logische Forschung  zu  demselben  Ergebnis« 
gelangt  sei,  wie  Professor  Storm  auf  dom 
Wege  der  historischen  Untersuchung,  dass  näm- 
lich dio  Lappen  in  Schweden  und  in  Finland 
niemals  weiter  nach  Süden  gewohnt  haben , al« 
heut  zu  Tage. 

7.  Stolpe  Hjalmar.  Ethnographische  Be- 
obachtungen in  der  Magelhaenstrasse.  (Y  mer, 
Sitzungsberichte  vom  20.  Januar  1888.) 

Als  die  schwedische  Fregatte  Vanadis  die 
Magelhacnstrassc  pa-ssirte,  befand  sich  ein  Lootse 
an  Bord,  der  viele  Jahre  theils  als  Lootse,  thuils 
als  Seehundjäger  die  dortigen  Gewässer  befahren 
hatte  und  deshalb  Land  und  Leute  genaa  kannte. 
Von  diesem  erhielt  I>r.  Stolpe,  der  als  Ethno- 
graph die  Reise  initmachte , manche  wcrthvolle 
Auskunft. 


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Referate. 


369 


Der  Mann  sagte  ihm,  dass  die  drei  Haupt- 
stamme  Onas,  Jagan  und  Alakaluf  sich  in  ihren 
Sitten  und  ihrer  Lebensweise  sehr  ähnlich  seien; 
doch  führte  er  unter  den  Verschiedenheiten  an, 
dass  die  Jagau  keine  Bogeu  und  Pfeile  mit  gläser- 
nen Spitzen  führten  wie  die  Onas.  Letztere  be- 
nutzten zur  Anfertigung  ihrer  Pfeilspitzen  alte 
europäische  Glasilaschen.  Sie  wickelten  ein  Stück- 
chen Glas  in  ihren  Mantel  von  Guanacofell  und 
gaben  demselben  die  gewünschte  Form,  indem  sie 
auf  das  Fell  bissen,  wonach  sie  mittelst  Schläge 
nnd  Klopfen  mit  einem  Knochen  vom  Albatros» 
die  Arbeit  vollendeten.  Dass  auch  die  Alakaluf 
sich  gläserner  l'feile  bedienten,  verrauthete  Stolpe 
ans  dem  Inhalte  eiues  Kästchens,  das  er  von 
einem  Manne  dieses  Stammes  erwarb.  Ks  enthielt 
eine  Anzahl  fertiger  und  unfertiger  Pfeilspitzen 
von  Glas,  ein  Knochenstückchen  (das  Werkzeug?) 
und  einen  feinkörnigen  Saudstein  mit  ausgeschliffe- 
nen Furchen,  der  nach  Anssago  des  Lootsen  zum 
Glätten  der  Pfeilschäfte  diente.  Wie  weit  die 
Alakaluf  sich  nach  Norden  ausduhnen,  konnte  Herr 
Stolpe  nicht  erfahren,  doch  lies»  der  gleichartige 
Han  der  Wohnungen  bis  weit  in  die  patagonischen 
Canäle  hinauf  vermuthen,  dass  auch  dasselbe 
Volk  dort  wohnte.  Ausser  der  Besatzung  zweier 
Nachen  traf  die  Vanadis  auf  ihrer  Fahrt  durch 
die  Magelbaenstrasse  kein  menschliches  Wesen. 
Dahingegen  gewährten  eine  Anzahl  verlassener 
Hütten  und  Speiseabfallhaufen  bessere  Auskunft 
über  die  Lebensweise,  Nahrung  u.  s.  w.  der  Be- 
völkerung, als  sie  von  dieser  selbst  hätten  erfragen 
können. 

ln  der  Roija-Bai  traf  man  an  mehreren  Orten 
so  wohl  erhaltene  Hütten , dass  mau  ihre  Bauart 
deutlich  erkennen  konnte.  Zweige  einer  klein- 
blätterigen Buche  waren  in  einem  Kreise  von  S bis 
IOFupb  Durchmesser  in  die  Erde  gesenkt,  bienen- 
korbartig zusammengebogen  nnd  oben  mit  Halmen 
von  Juncus  granditlora  zuaam mengebunden,  ln 
nnd  neben  diesen  Hütten  lagen  die  Abfälle  nnd 
Rückstände  ihrer  Mahlzeiten  angehäuft;  haupt- 
sächlich Reste  von  Seetbieren  : Mvtilus  Magellanicus, 
ein  grosser  Seeigel,  ein  paar  Arten  der  Patella  und 
anderer  Schnecken,  die  Reste  eines  Vogelskelets, 
der  Radius  einer  Seehnndart,  Walfischknochen  und 
endlich  die  grossen  Balänen,  welche  in  dem  Sundo 
zahlreich  Vorkommen,  in  solchen  Maasen,  dass  es 
schien,  als  hätten  sie  die  hauptsächlichste  Nahrung 
der  Bevölkerung  gebildet.  Auf  der  Isola  di  Gi- 
glioli  gaben  die  Muschelliaufen  eine  etwas  andere 
Speisekarte,  indem  die  Seehunde  und  andere 
Wiederkäuer  dort  reichlicher  Vorkommen  als  in  dem 
Sunde.  Auch  ein  Kindcrspielzeug  fand  man,  näm- 
lich ein  kleines  Boot,  welches  aus  den  blasen- 
formigen  Anschwellungen  einer  grossen  Alge 
(Macrocyatis  Magellanica)  angefertigt  war. 

Archiv  fnr  Autbrojiologie.  fkl.  XIX. 


8.  Stolpe.  Untersuchungen  in  polyoeaischen 
Begräbiiisshöhlen.  (Ymer,  Jahrgang  1888, 
3.  bis  4.  lieft) 

Auf  Nukahivit  bot  sich  Dr.  Stolpe  auf  seiner 
Reise  an  Bord  der  Vuuadis  die  erste  Gelegenheit 
zur  Untersuchung  dortiger  Gräber.  Der  Ein- 
geborene, welcher  ihn  an  einen  Bagrübnissort  zu 
führen  versprochen  hatte,  schien  dies  seiner  Lands- 
leute wegen  nicht  zu  wagen,  doch  brachte  er  dem 
Reisenden  fünf  Schädel  aus  einer  Grotte,  die  nach 
seiner  Aussage  so  hoch  luge,  dass  man  sich  mit- 
telst eines  Taues  hiuaufziehen  lassen  müsse.  Ein 
am  Orte  wohnender  Europäer  bestätigte  diese  Aus- 
sage. Auf  Tahiti  fand  Stoppe  in  einer  300  m hoch 
au  einer  steilen  Felsen  wand  entdeckten  Höhle  nur 
einen  Schädel,  weil  ihm  die  Werkseuge  zu  oiucr 
gründlichen  Untersuchung  fehlten.  Reichere  Aus- 
beute gaben  zwei  Begrübnisshöhlen  auf  der  Insel 
Oahu,  nicht  weit  von  Honolulu.  Auf  der  Fahrt  in 
das  Thal,  wo  sich  nach  der  Aus.-age  eines  dort 
heimischen  Kaoaken  diese  Gräber  befanden,  ge- 
sellten sich  noch  zwei  andere  Eingeborene  zu 
ihnen.  Als  man  aber  die  Wanderung  den  Berg 
hinauf  begann,  weigerten  sie  sich,  mitzugehen. 
Der  engagirte  Führer  suchte  die  Aufmerksamkeit 
seiner  Landsleute  abzulenken  und  zeigte  dann  den 
Fremden  durch  Pantominen  den  Ort,  wo  sie  Gräber 
zu  suchen  hätten.  Dieselben  waren  in  der  That 
bald  gefunden.  Es  waren  zwei  Grotten.  Die  erste 
enthielt  ausser  einigen  losen  Skelottheilen  eiuen 
roth  gemalten  Sarg.  In  der  zweiten  standen  drei 
Särge.  In  einem  derselben  lag  eine  Leiche,  die 
erst  vor  einigen  Monaten  dort  beigesetzt  war,  in 
der  zweiten  eine  Menge  loser  Knochen  nnd  Schädel, 
in  der  dritten  eiu  vollständiges,  wohl  erhaltenes 
Skelet,  ein  znsam  men  geknotetes  roth  seidene«  Tuch, 
ein  neues  Testameut  in  hawaiischer  Sprache,  ge- 
druckt im  Jahre  1830,  und  eine  hawaiische  Kupfer- 
münze. Als  Dr.  Stolpe  nach  seiner  Heimkehr 
diu  Schädel  messen  wollte,  fand  er  in  einem  der- 
selben zwei  Stücke  Tapazeug,  welche  darauf  hin- 
deuten, dass  or  nach  dem  auf  Hawaii  herrschenden 
Brauch  bestattet  worden.  Die  Leiche  pflegt  erst 
in  der  Nähe  der  Familienwohnung  begraben  zu 
werden,  nnd  erat  nachdem  alle  Weichtheile  auf- 
gelöst sind,  hüllen  die  Hinterbliebenen  die  Gebeine 
in  das  Festkleid  des  Verstorbenen,  das  sie  zu  dem 
Zwecke  bewahren,  nnd  tragen  sie  in  die  fern 
liegende  Begräbniashöhle.  Auf  eine  solche  zwei- 
malige Begräbnissceremonie  denten  die  Tapastück- 
eben  in  dem  einen  Schädel  und  der  Inhalt  des 
rothseidenen  Tuche».  — An  einem  anderen  Orte 
der  Insel,  auf  einem  Flugsandfclde  im  Südosteo, 
fand  Stolpe  vier  wohl  erhaltene  Skelette,  die  mit 
aufgezogenen  Knien  im  Sande  logen,  wie  die 
peruanischen  Mumien.  Den  Brauch,  die  Leichen 
mit  aufgezogenen  Knien  zu  begraben,  kennt  man 
sonst  in  Folynecticn  nicht. 

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370 


Referate. 


Norwegen. 

1.  Jahresbericht  f.  1888  der  Forening 
iil  Norske  31  indesmerk ers  Bevaring. 
Kristiania,  Werner  & Co. 

Nicolaissen,  0.  Bericht  über  die  von  ihm 
1888  ausgeführten  archäologischen  Unters  ach  an  gen 
in  den  Acmtern  Nordland  und  Tromsö.  Aufnahme 
der  in  den  verschiedenen  Districtan  noch  vorhan- 
denen und  zerstörten  Grabhügel  und  anderer  Denk- 
mäler und  Beschreibung  der  von  ibm  selbst  anf- 
gedeckteu  Gräber.  Nach  seinen  Beobachtungen 
scheinen  die  Inseln  und  die  Küste  in  beiden  ge- 
nannten Aemtern  schon  in  heidnischer  Zeit  recht 
dicht  bevölkert  gewesen  zu  sein,  wohingegen  das 
nördliche  Tromsö  spärlich  besiedelt  gewesen  zu 
sein  scheint;  vielleicht  nur  auf  den  grösseren  In- 
seln und  günstig  gelegenen  Plätzen  an  der  Küste. 
Die  Ufer  der  Fjorde  scheinen  erst  in  späterer  Zeit 
unter  Bodencultur  gelegt  zu  sein.  Sichere  Zeug* 
nisse  von  einer  ansässigen  norwegischen  Bevölke- 
rung in  den  nördlichsten  Bezirken  des  Amtes  sind 
die,  wenngleich  nicht  zahlreichen  Grabhügel  und 
Funde  an  Schmuck,  Geräth  und  Waffen  aus  der 
jüngeren  Eisenzeit,  aämmUich  von  gleicher  Form 
und  Art,  wie  die  Funde  aus  derselben  Zeit  in  süd- 
licheren Provinzen.  Dahingegen  sind  die  nicht 
eben  selten  gefundenen  Scbiefergeräthe  (Speere 
and  Pfeilspitzen,  Messer  und  Meissel)  den  nomadi- 
sirenden  Lappen  znzusprechen , die  wie  beut  zu 
Tagu  auch  in  alten  Zeiten  mit  ihren  Rcnthiercn 
durch  das  Land  gezogen  sein  werden.  Nicht  so- 
bald aber  kamen  diese  lernte  mit  der  in  Besitz 
eiserner  Geräthe  sich  befindenden  ansässigen  Be- 
völkerung in  Berührung,  als  sie  ihre  leicht  zer- 
brechlichen Schieferwerkzeuge  und  Waffen  gegen 
Bolche  von  Eisen  vertauschten.  In  Besitz  von 
Bnmzegeräthen  sind  diese  Menschen  sonach  nie- 
mals gekommen  und  sind  auch  solche  in  der  That 
so  weit  nach  Norden  niemals  gefunden  worden.  — 
Auf  dem  Gehöfte  Skatvik , auf  der  Senjenö  fand 
Nicol aissen  bei  den  Bewohnern  den  Bronzegriff 
eines  Dolches  oder  grossen  Messers,  der  vor  *50  bis 
70  Jahren  mit  Bruchstücken  von  einem  Schwerte 
und  Menschenknochen  aus  einem  der  dort  liegen- 
den Grabhügel  ausgegraben  sein  soll.  Dieser 
Bronzcgriff  hatte  seitdem  dazu  gedient  -.Gewächse“ 
und  andere  Leiden  zu  enriren.  Nach  in  dem 
ganzen  Amtsbezirk  herrschenden  Glauben  wohnte 
nämlich  einem  Stück  Metall,  das  mit  menschlichen 
Gebeinen  im  Erdboden  gefunden  worden,  besondere 
Heilkraft  inno.  Verfasser  meint,  dass  dieser  Glaube 
mit  der  irrthümlichen  Annahme  zusammenhängt, 
dass  alla  in  ungoweihter  Erde  gefundenen  mensch- 
lichen Ueberreste  von  hingerichteten  Missetbätern 
licrrühren.  Dem  Werkzeuge  aber,  Axt  oder 
Schwert,  mit  welchem  die  iliurichtung  vollzogen 
und  da«  mit  dem  Leichnam  verscharrt  worden, 


wurde  nach  dem  Volksglauben  Heilkraft  für  be- 
sondere Krankbeiten  zugeschrieben. 

Die  Alterthumssammlung  des  UniversitäU- 
museums  erfreute  sich  nach  dem  Verzeichniss  des 
ProfessorO.  Rygh  eines  Zuwachses  von  344  Num- 
mern. Von  diesen  fällt  nur  eine  in  die  Bronze- 
zeit. aber  172  sind  aus  der  Steinzeit,  freilich 
grossentheils Einzelfunde;  dahingegen  umfassen  die 
97  Nummern  aus  der  jüngeren  Eisenzeit,  gleichwie 
die  43  aus  der  älteren  Eisenzeit  manche  grösseren 
Gräberfunde.  Die  übrigen  Nummern  gehören  dem 
Mittelalter  oder  der  Neuzeit  an,  oder  Bind  unbe- 
stimmt. Unter  den  Fanden  uus  der  älteren  Eisen- 
zeit befindet  sich  als  Nr.  220  ein  ungewöhnlich 
reicher  Grabfund  von  Koligheden  Kircbspiel  Hedrurn 
im  Amte  Jarlsberg  und  Larvik.  Unter  zum  Thei] 
kostbarem  anderen  Gold-  und  Silberschmuck  be- 
findet sich  eine  silberne  Fibel  von  gleichem  Typus 
wie  Rygh;  Norske,  Oldsager  368.  Das  Ornament 
an  der  oberen  und  mittleren  Platte,  ich  möchte  es 
kerbschuittartig  nennen,  ist  nämlich  dasselbe,  wie 
es  ein  Scbwertscheideubcscblag  der  neuesten  Funde 
aus  dem  Nydam  Moor  zeigt.  Die  Abweichung  ist 
nicht  grösser,  als  dass  sie  sieb  durch  den  begrenzten 
Raum  oder  missverstandenes  Zusammenstellen  der 
einzelnen  Bänder  erklären  Hesse.  Die  übrigen  Fund- 
stücke bestimmen  Prof.  Rygh  den  Fund  spätestens 
um  600  n.  Chr.  zu  setzen.  — Aus  einem  Grabhügel 
anf  Tveide,  Kircbspiel  Birkene,  Nedenes  Amt, 
wurde  gleichfalls  ein  reicher  Fund  an  Schmuck- 
sachen gehoben  (Nr.  331),  worunter  sich  eine  so- 
genannte Dreirollenfibel  von  Bronze  befindet, 
wie  deren  bei  Sakra u in  edlem  Metall  gefunden 
und  von  Geheimrath  Grerapler  beschrieben  und 
abgebildet  sind.  Bei  dem  hier  fraglichen  Exem- 
plar ist  die  Sehne  nur  um  den  untersten  Stab  ge- 
schlungen, der  mit  den  beiden  darüber  liegenden 
durch  kleine,  an  den  Enden  übergeschobene  Platten 
verbunden  und  gleich  diesen  schnurartig  geritzt 
ist,  als  Reminiscenz  der  um  die  Axe  liegenden 
Drahtrolle. 

Iu  Nicol  aissen 's  Accessionsvcrzeichniss  des 
Museums  zu  Tromsö,  zählt  man  unter  21  Num- 
mern fünf  arctischo  Steingeräthc,  eine  moderne 
Holzschnitzerei,  im  übrigen  Waffen  und  Geräth 
aus  der  vorhistorischen  Eisenzeit.  — Unter  dem 
Zuwachs  von  30  Nummern  des  Museums  zu  Sta- 
vanger  überraschen  uns  zwei  aus  der  Bronzezeit  (ein 
Schaftcelt  und  ein  Hohlcclt)  und  13  Flintgeräthe 
(Pfeilspitzen,  Schaber,  Meissel,  Speer  und  Axt). 

2.  Kunst  og  Ilaandverk  fraNorges  For- 
ti d,  udgivet  af  Foreningen  tilNorsk  Fortids- 
mindesmerkora  Bevaring  ved  N.  Nicolaysen. 
Heft  IX,  Taf.  LXII  bis  LXX1  und  Text,  S.  25 
bis  28. 

Dieses  in  allen  bis  jetzt  erschienenen  Heften 
gleich  schön  ausgeführte  und  stattliche  Werk  bringt 


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Referate. 


371 


diesmal  Hauten  aus  Telcmnrken,  Hallingdal  und 
Numedal.  Er  wähnens  werth  sind  Malereien  an 

einem  Wohntiausc  aus  dem  Ende  des  15.  Jahr- 
bunderts.  Leider  sind  nur  Ileste  derselben  zu 
beiden  Seiten  des  Portals  erhalten.  An  einer  Seite 
erblickt  man  Adam  und  Eva  in  dem  Kostüm  der 
vornehmen  Stünde  jener  Zeit.  Adam  ergreift  den 
riesig  grossen  Apfel,  den  Eva  ihm  über  den  Raum 
hin  reicht.  An  der  anderen  Seite  ist  nur  ein 
Blumenomament  erhalten.  Sehr  schön  sind  auch 
einige  Schnitzereien  im  Rococoetil  an  Gebäuden 
von  1775  und  17119.  An  einem  Hause  mit  der 
Jahreszahl  1799  findet  sich  als  Ornament  eine 
Brachenfigur  nordischen  Stils,  das  einzige  Beispiel 
aus  so  später  Zeit. 

3.  L orange,  A.  L.t  Den  yngre  Jernalders 
S va erd.  Et  Bidrag  til  Vikingetidens  Hi- 
storie o g Teknologi  med  8 Plancher.  Efter 
Forfatterens  Död  og  i fölge  hans  Onske  udgived 
ved  Cb.  Del  gebe.  (Paa  Bckostning  af  Jo- 
achim Frieles  Legat.)  Bergen,  John  Griegs 
Bogtrykkcri,  1889,  80  S.  in  Folio  mit  8 Ta- 
feln und  mehreren  Figuren  im  Text  und 
einem  ReBumö  des  Inhaltes  iu  französischer 
Sprache  *). 

In  dem  Nachruf,  den  wir  in  dein  letzterschiene- 
nen Hefte  des  Archivs  dom  verstorbenen  norwegi- 
schen Archäologen  Lorange  widmeten,  wurde 
auch  eines  vou  ihm  hinterlassenen  unvollendeten 
Werkes  gedacht,  auf  das  er  selbst  grossen  Werth 
Betzte  und  von  dem  seit  Jahren  verlautete,  dass 
es  völlig  neue  und  höchst  interessante  Beobach- 
tungen zur  Kunde  bringen  wurde.  Die  Arbeit 
war  glücklicherweise  so  weit  vorgeschritten , dass 
er  seinen  Freund  und  Mitarbeiter  in  metallurgi- 
schen Fragen,  Herrn  Ch.  Delgobe,  mit  der  Her- 
ausgabe beauftragen  konnte.  Herr  Delgobe  hat 
diese  Pflicht  nach  bestem  Vermögen  erfüllt. 

Das  uns  vorliegende  Buch  ist  mit  Pracht  aus- 
gestattet. Das  Bergenscbe  Museum , welches  die 
Herausgabe  besorgte,  bat  dom  Verstorbenen  da- 
mit ein  würdiges,  schönes  Denkmal  gesetzt. 

Wir  hatten  oft  Gelegenheit,  darauf  hinzuweisen, 
dass  im  nördlichen  Europa  kein  Land  so  reich  an 
Uebcr re Rteu  aus  der  letzten  heidnischen  Zeit  ist, 
wie  Norwegen.  Lorange  hatte  über  den  Cha- 
rakter der  Cultur  „des  jüngeren  Eisenalters“  Beino 
eigenen  Ansichten.  Als  sich  dieselbe,  nachdem 
das  Vordringen  Kaiser  Karl’s  an  der  Eider  eine 
Grenze  gefundeu,  zu  entwickeln  begann,  geschah 
dies  nicht  so  einheitlich,  wie  man  anzunehmen 
sich  gewöhnt  hatte.  Dazu  war  das  Gebiet  zn  gross. 
Vielmehr  machten  sich  in  den  drei  nordischen 
Reichen  locale  Eigentümlichkeiten  geltend.  Lo- 

l)  Vergl.  Und  »et:  Uebtr  obengenannte»  Werk 

von  Lorange,  Archiv  f.  Anthr.  Bd.  XIX,  ß.  260. 


ränge  konnte  sich  ferner  nicht  zu  der  Ansicht 
bekennen,  dass  alle  Watten  und  Geräthe,  die  aus 
deu  Gräbern  jener  Zeit  zu  Tage  gekommen,  heimi- 
sches Fabrikat  seien.  Von  dem  richtigen  Gedan- 
ken geleitet,  dass  mau,  um  Licht  über  eine  Cultur- 
periode  zu  breiten,  eine  Gruppe  von  Gegenständen 
herausgreifen  und  diese  nach  allen  Richtuugen  zu 
verfolgen  und  studirun  suchen  müsse,  wählte  er  zn 
einer  solchen  gründlichen  Untersuchung  die  Schwer- 
ter der  jüngeren  Eisenzeit,  deren  man  nirgend  so 
viele  erhalten  findet,  wie  in  Norwegen.  Vor 
fast  ei  ui*  m Jahrzehnt  zählte  Professor  Rygh  deren 
schon  1600. 

Au  der  Hand  eine9  so  reichhaltigen  Materials 
begann  nun  Lorange  seine  Forschungen,  Nach- 
dem die  besser  erhaltenen  Klingen  gereinigt  waren, 
zeigte  es  sich,  dass  die  Mehrzahl  der  zweischneidi- 
gen Schwerter  (Langschwerter)  schön  damascirt 
oder  mit  Zeichen  (Fabrikmarken)  und  Inschriften 
in  lateinischen  Buchstaben  versehen  waren.  Unter 
letzteren  fand  Lorange  30  mal  den  Namon  Uif- 
berht1);  ausser  diesem  kamen  Ingelrad  und 
Ingelram  vor.  Diese  fremdländischen  Namen 
bestärkten  Lorange  in  Beiner  lange  gehegten  Ver- 
muthung,  dass  die  Schwerter  des  jüngeren  Eisou- 
alters  nicht  nordisch,  nicht  in  Skandinavien 
f&bricirt,  sondern  von  auswärts  und  zwar  aus  frän- 
kischem Gebiete  importirt  seien. 

Seine  sämmtlichen  nordischen  Collegen  waren 
bisher  underer  Meinung.  Das  typische  Wiking- 
schwert, das  in  Skandinavien  und  vorzugsweise  in 
Norwegen  zu  hnuderten  gefunden  worden,  fehlte 
in  allen  übrigen  Ländern  Europas,  oder  kam  doch 
nur  in  einzelnen  Exemplaren  und  zwar  dort  vor, 
wo  der  Aufenthalt  der  nordischen  Seehelden  histo- 
risch nachweisbar  ist,  folglich  waren  sie  voll- 
berechtigt, dieselben  als  nordischen  Ursprunges  zu 
betrachten.  Seitdem  nun  aber  in  den  letztverflosse- 
uen  Jahrzehnten  auch  in  anderen  Ländern  die 
prähistorische  Forschung  eifrig  und  mit  Methode 
betrieben  worden,  kamen  im  Westen  und  Osten 
Schwerter  zu  Tage,  die  nicht  nur  in  der  Form  den 
nordischen  gleichen,  sondern  hier  und  dort  auch 
dieselben  Marken  und  denselben  Namen,  Ulf  her  kt, 
tragen. 

Verfasser  lehrt  uns,  dass  der  Nutzbrauch  des 
Gruheneisens  nicht  weiter  als  ins  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderte zurückreicht.  Das  Rasen-  oder  Sampf- 
eisen  taugt  aber  zu  Schwertklingen  nicht.  Eine 
damascirte  Kliuge  aus  Raseneisen  ist  gar  nicht 
herzustellen.  Sehr  hübsch  ist  der  Excurs  über  die 
Technik  der  ächten  und  unächtcn  Damascener- 
kliugen  und  besonders  interessant  und  lehrreich 
auch  die  ausführliche  Buschruibung  des  Ausschmel- 
zens des  Sumpfeisenerzes,  das  noch  an  einigen 
Orten  in  Norwegen  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 


*)  Ueber  diese  Lesung  vergl.  Undset  u.  ».  O. 

47* 


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372 


Referate. 


in  derselben  primitiven  Weis«  geübt  wurde.  Es 
eignet  sich  vorzüglich  zu  Aexten , Schildbuckeln 
und  allem  häuslichen  (iernth.  Die  norwegischen 
Aexte  waren  berühmt;  König  Knut  bestellte  deren 
Dutzende  nach  England,  und  Verfasser  meint,  dass 
die  Angelsachsen  die  Axt  als  Waffe  von  den  Nord- 
inänncru  adoptirt  buben.  Von  der  Fabrikation 
der  Schwerter  ist  in  keiner  Tradition  die  Rede; 
wohl  aber  erzählen  einige  Sagen,  dass  Fahrzeuge 
von  Westen  her  mit  welschen  Schwertern  ange- 
kommen, und  dass  die  welschen  Schwerter  „gut 
bissen“.  Auch  der  oft  genannte  arabische  Reisende 
und  Schriftsteller  Ihn  Fozslan  erzählt,  dass 
die  Waringer  mit  vorzüglichen  fränkischen 
Schwertern  ausgerüstet  seien.  Und  in  Westfrank- 
reich und  dem  westlichen  Deutschland  sucht  auch 
Lorange  die  grossen  Fabrik  statten,  aus  welchen 
vom  8 bis  1 1.  Jahrhundert  die  prächtigen  Schwer- 
ter hervorgegangen.  Die  damascirten  Schwerter 
aus  dem  Nydamer  Moor  hält  Lora n ge  für  nori- 
sche Arbeit.  Wenn  er  aber  meint,  dass  das  ein- 
schneidige Schwert  zuerst  mit  den  heimkehrenden 
Wikingern  auftritt,  da  ist  doch  daran  zu  erinnern, 
dass  unter  den  Fundsachen  ans  dem  Torsberger 
Moor  ein  Haudgriff  für  oiu  einschneidiges  Schwert 
vorhanden,  nnd  auf  dem  Umenfriedhof  bei  Ober- 
jersdal  (Nordschleswig),  der  aus  derselben  Zeit 
herrührt , wie  die  Torsberger  Moorfnndobjecte, 
Schwerter  mit  einschneidiger  Klinge  gefunden  sind. 

Die  prächtigen  Wikinger  Klingen  können 
nicht  das  Werk  norwegischer  Dorfschmiede  sein, 
sagt  Lorange.  Abgesehen  davon,  dass  ein  solcher 
nicht  den  Namen  eines  ausländischen  Fabrikanten 
in  correcten  lateinischen  Buchstaben  darauf  würde 
angebracht  haben,  reichte  für  die  Herstellung  der 
„ wurmbunten“  (damascirten)  Klingen  seine  Ge- 
schicklichkeit nicht  ans.  Dazu  gehört  langjährige 
handwerksmäßige  Uebnng,  und  die  konnte  er  sich 
schon  aus  dem  einen  triftigen  Grunde  nicht  er- 
werben, weil  ihm  das  geeignete  Material  fehlte. 
Die  Beschaffenheit  des  Materials  war  die  Haupt- 
ursache,  weshalb  der  sonst  durch  seine  Leistungen 
berühmte  Schmied  kein  Wikingerschwert  machen 
konnte.  Die  Ausführung  des  Verfassers  ist  so 
lichtvoll , dass  man  ihm  seine  Zustimmung  nicht 
versagen  kann.  Wenn  er  aber  auch  gewisse 
Sckmucksachen  etc.  als  Importwaaro  betrachtet, 
da  geht  er,  wie  anch  Undset  aasspricht,  zu  weit. 
Ein  grosses  Verdienst  bleibt  dem  verstorbenen 
Forscher  für  alle  Zeiten,  nämlich,  dass  er  Fragen 
ans  Licht  gerückt  hat,  deren  Lösung  er  gleichsam 
als  Vermächtniss  seinen  Collegeu  hinterläast,  ja 
zur  Pflicht  macht.  Das«  unter  diesen  schon  man- 
cher ähnlichen  Gedanken  nachgegangen , zeigt 
IJndset's  Besprechung  des  posthoraen  Werkes 
Beines  Collegen. 

Lorange  entwickelt  in  der  Darlegung  seiner 
ForschuugsreBultate  eine  grosse  Belesenheit.  Be- 


sonders anziehend  ist  seine  Art,  die  Gräberfunde 
mit  der  Sagenliteratur  mit  bestimmten  Persönlich- 
keiten in  Beziehung  zu  setzen,  worauf  wir  bereits 
früher  mehrmals  aufmerksam  gemacht.  Da  nun 
Herr  Delgobe  dem  norwegischen  Text  ein  Besame 
in  französischer  Sprache  augefügt  hat,  ist  das  vor- 
treffliche Werk  einem  weiteren  Leserkreise  zugäng- 
lich gemacht. 

Finnland. 

1.  Inscriptions  de  l'Jenissei,  recneil- 
lies  et  publikes  par  la  Societo  fin- 
landaise  d'Archeologie.  Helsingfors, 
Imprimerie  de  la  Societe  de  litterature  fin- 
noise,  1889.  17  S.  in  Folio  mit  14  Figuren 
im  Text,  XXXU  Tafeln  mit  iDHchriften  and 
8 Tafeln  in  Photographie  und  mehreren  Ver- 
zeichnissen. 

Seit  mehr  denn  150  Jahren  kennt  man  im  Ge- 
biete des  oberen  Jenissei  in  Sibirien  merkwürdige 
Inschriften-  uud  Figurensteine.  Sie  habeu  wieder- 
holt die  Aufmerksamkeit  der  Gelehrten  gefesselt-, 
sind  aber  inzwischen  wieder  in  Vergessenheit  ge- 
rat hen.  Diese  bis  zu  16  Fass  hohen  Steine  findcu 
sich  an  den  FJussufern  in  der  Nähe  von  alten 
Gräbern,  öfters  unter  den  Umfassungssteinen  der- 
selben. Die  Figuren  bestehen  in  Jagdscenen, 
Opferscencn , bei  denen  grosse  M<-tallke*sel  eine 
Rolle  spielen,  Thierbildern,  uieuschlicheu  Angesich- 
tern und  Ornamenten.  Die  Inschriften  bilden 
senkrechte  Reihen.  Entziffert  sind  sie  trotz  man- 
chen Versuchen  bis  jetzt  noch  nicht  *)• 

Die  eminente  Bedeutung  dieser  Denkmäler  für 
die  Geschichte  Centralasieus  veranlasst«  die  finn- 
lüudische  archäologische  Gesellschaft,  die  bis  jetzt 
bekannten  Inschriften  zu  sammeln  und  schon  jetzt 
zu  veröffentlichen,  obgleich  das  Material  keines- 
wegs vollständig  vorliegt  Die  Anregung  dazu 
gab  hauptsächlich  Professor  J.  Aspelin,  dessen 
archäologische  Schriften  im  Archiv  f.  Anthropo- 
logie wiederholt  eingehend  besprochen  Bind.  Nach- 
dem er  zwei  Expeditionen  nach  dem  Fundgebiete 
dieser  räthsolhaften  Grabdenkmäler  geleitet,  über- 
nahm er  die  Herausgabe  des  geplanten  Werkes. 
Als  er  den  Text  fertig  gestellt  und  die  ersten  Ab- 
züge der  Tafeln  geprüft  hatte,  musste  erdieUcber- 
wachuug  der  weiteren  Arbeit  Herrn  Professor 
Donner  überlassen,  weil  er  sich  mit  einer  dritten 
Expedition  nach  dem  Jenissoigchict  anf  den  Weg 
machte. 

Das  aus  vorliegende  Werk  ist  Dank  einer  Sub- 
vention der  finnländischen  Regierung  mit  Luxus 
RURgpfltatlet.  Das  Unternehmen  erfreut  Bich  iiu 
Lande  allgemeiner  Theilnahine.  Gelehrte  Corpo- 

*)  Yergl.  Aspelin:  Antiquität  flnno - ougriennes 
I,  p.  335  — 346. 


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Referate. 


373 


rationell,  Privatpersonen  unterst ützten  es  in  ver- 
schiedener Weise,  auch  von  den  russischen  Auto- 
ritäten, namentlich  von  der  Kaiserlichen  archäolo- 
gischen Commission  wurde  alle  w Ansehens werthe 
Hülfe  gewährt. 

Da  der  Text  des  stattlichen  Werkes  in  franzö- 
sischer Sprache  ahgefusst  und  sonach  jedermann 
verständlich  ist,  können  wir  uns  hier  auf  eine 
knrze  Angabe  des  Inhaltes  beschränken. 

Professor  Aspelin  beginnt  mit  einer  ausführ- 
lichen Geschichte  der  Entdeckung  dieser  Denk- 
mäler und  schliefst  mit  seinem  eigenen  Antheil  an 
denselben,  ohne  seinerseits  eine  Entzifferung,  der 
Inschriften  zu  versuchen. 

Der  erste  Iuschriftenstein  wurde  zu  Anfang 
des  18.  Jahrhunderts  von  dem  Naturforscher 
Messersch  m idt  aus  Danzig  entdeckt,  der  im 
Aufträge  des  Czaren  Peter  d.  Gr.  in  Sibirien  reiste. 
Er  fand  unweit  der  Mündung  des  llibat  in  den 
Abakau  eine  kleine  Steppe  mit  zahlreichen  alten 
Gräbern  nnd  dazwischen  den  merkwürdigen  Stein. 
Nach  seiner  Rückkehr  übergab  er  der  Kaiserlichen 
Akademie  in  Petersburg  seine  Zeichnungen,  diu 
1726  von  derselben  veröffentlicht  wurden.  In 
Abakansk  traf  M esse rsc h m id  t mit  dem  Capitän 
Tabbert  (später  v.  Strahlenberg)  zusammen 
und  fand  mit  ihm  ein  zweites  Monument  (siehe 
v.  Strahlen  herg:  Der  nördl.  nnd  östl.  Theil 
von  Europa,  1730). 

Auch  Pallas  hat  den  Inschriftsteinen  am 
Jenissei  seine  besondere  Aufmerksamkeit  zuge- 
wandt, und  als  die  Kaiserin  Katharina  II.  von 
denselben  erfuhr,  sandte  sie  einen  Courier  an  den 
Gouverneur  von  Irkutsk  mit  dem  Befehl,  weiteren 
Denkmälern  derselben  Art  nachzuforschen.  Der 
Abgesandte  brachte  wirklich  die  Copie  von  fünf 
neu  entdeckten  Steinen,  die  später  von  Pallas 
publicirt  sind.  — Zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
fand  und  zeichnete  Bergwcrksintendant  Sparaky 
mehrere  Steine.  Diese  Zeichnungen,  die  er  der 
französischen  Akademie  mitgctheilt  hatte,  waren 
die  Veranlassung,  dass  Abel  Reinusat  den  sibi- 
rischen Inschriften  seine  Aufmerksamkeit  zuwandte. 
Alsdann  hat  Klapproth  sich  eingehend  mit  den- 
selben beschäftigt.  — Später  finden  wir  den  finni- 
schen Archäologen  Castren  der  den  District  von 
Minusinsk  bereiste,  um  alte  Gräber  aufzudecken, 
auch  auf  dem  Gebiete  der  noch  immer  rätsel- 
haften Steine  (1847).  Naoh  ihm  hat  sich  niemand 
mit  denselben  beschäftigt,  bis  in  den  Jahren  1871 
bis  1874  Aspelin  Kenntniss  von  denselben  er- 
hielt und,  nachdem  er  sämmtlichc  Zeichnungen  von 
denselben  verglichen  nnd  geprüft  batte,  endlich 
Gelegenheit  fand,  dies  Studium  an  den  Originalen 
fortzusetzen,  indem  er  zweimal  an  die  Spitze  der 
Expeditionen  trat,  die  zur  Nachforschung  und 
Untersuchung  der  Inschriften  nach  Minusintk  ge- 
sandt wurden. 


Ueber  die  Versuche,  die  Schrift-  nnd  Bilder- 
rätsel dieser  sibirischen  Denkmäler  zu  lösen,  er- 
erfahren  wir  Folgendes: 

Strahlenberg  hielt  die  Schrift  für  scythiscb 
oder  tschudisch,  weil  die  dortige  Bevölkerung  alles, 
was  aus  der  Vorzeit  stammt,  den  Tschuden,  als  den 
ältesten  Bewohnern,  zuspricht.  Auch  mit  den  nor- 
dischen Runen  erkennt  er  eine  grosse  Aehnlichkeit. 
Dieser  Ausspruch  Strahl enberg’s  gab  Ver- 
anlassung zu  dem  lange  in  Skandinavien  gängigen 
Gerüchte,  dass  in  Sibirien  Runeninschriften  existir- 
ten.  — Pallas  findet  auf  den  vier  zuerst  ent- 
deckten Steinen  so  viele  gleichartige  Schriftzeichen, 
dass  er  daraus  schliesat,  dass  eie  von  einer  Völker- 
schaft herstammen.  Er  erkennt  altgriechiache. 
etruskische,  runischo,  ja  phönicische  Zeichen  und 
legt  die  leider  wenig  correcten  Copien  dem  Pro- 
fessor Tychsen  in  Bützow  zur  Begutachtung  vor. 
Tychsen  ist  der  Ansicht,  dass  die  Steine  aus 
einer  Zeit  herrühren , wo  in  Sibirien  Scytben 
wohnten. 

Er  erkennt  keltische  und  gothische  Schrift- 
zeichen, die  in  anderen  asiatischen  Alphabeten 
fehlen.  Die  Schrift  muss  nach  ihm  von  rechts 
nach  links  gelesen  werden.  Aus  dem  Grunde 
kann  sie  weder  den  Persern,  Sinesen  und  Arabern 
noch  den  Ktdten  oder  Gothen  zugesprochen  wer- 
den, weil  diese  sänimtlich  von  links  nach  rechts 
schreiben.  Bis  400  bis  500  v.  Chr.  schrieben  da- 
hingegen die  Griechen  von  rechts  nach  links.  Diu 
Soythen,  welche  vor  diesem  Zeitpunkt  Sitte  und 
Brauch  von  dun  Griechen  ammhmen,  müssten  denn 
auch  ihre  Schrift  sich  angeeignet  haben,  weil  sie 
sonst  gleich  allen  anderen  Völkern,  welche  die 
griechiacho  Schrift  später  adoptirten,  von  links 
nach  rechts  hätten  schreiben  müssen.  Damit  will 
Tychsen  nicht  sagen,  dass  die  sibirischen  Steine 
ans  dem  5.  oder  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  stammen. 
Die  Scytben  konnten  die  Schreibweise  von  rechts 
nach  links  lange  heibehalten;  dahingegen  hält  er 
für  erwiesen , dass  sie  nicht  von  dun  Kelten  oder 
Gothen  herrühren  könne. 

Klapproth  verwirft  die  Sparsky 'sehen 
Copien  als  unrichtig  and  legt  andere  vor.  Er 
hält  dafür,  dass  sie  aus  einer  Zeit  stammen,  die 
der  russischen  Eroberung  vorausging.  Er  kennt 
ähnliche  Denkmäler  in  den  Steppen  zwischen  dem 
Schwarzen  Meer  und  dem  Caspisee,  nördlich  vom 
Kaukasus,  die  man  den  Komnnen  zuspricht.  Schon 
100  v.  Chr.  sansen  zwischen  Ob  und  Jenissei  Kir- 
gisen, die  unter  dem  Namen  Hakas  bekannt  waren. 
Sie  unterhielten  einen  lebhaften  Handelsverkehr 
mit  den  Cbazaren  und  konnten  sehr  wohl  mit 
mancherlei  Waarcn  auch  die  Schrift  derselben 
kennen  lernen  und  sich  aneignen. 

Castren  erzählt,  dass  die  Tataren  die  Gräber 
und  Inscbriftsteine  den  mythischen,  blauäugigen 
Tschuden  zusprecheu.  Ihm  scheiut  dies  nicht 


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374 


Referate. 


glaubwürdig,  weil  die  Tschuden  eine  finnische 
Völkerschaft  waren  und  man,  wenn  diese  Denk- 
mäler von  tschadischen,  d.  h.  finnischen  Stämmen 
errichtet  waren,  deren  ähnliche  in  Finnland,  Lapp- 
land und  Nordrnssland  antreffen  müsste.  Castren 
copirte  mehrere  Inschriften,  in  keinem  der  von 
ihm  geöffneten  Gräber  fand  er  Kisen,  sondern 
nur  Kupfer  (Bronze?).  Dass  die  Gräber  und 
Figurenstcine  in  Zusammenhang  stehen,  bezweifelt 
er  nicht.  Er  versäumte  es,  sieb  nach  den  Kirgisen- 
gräbern zu  erkundigen.  Solche  wurden  zuerst 
von  Kadlow  entdeckt. 

Aspelin’s  Kenntuiss  der  Jenissei- Inschriften 
datirt  von  der  Zeit,  als  er  (1871  bis  1874)  sich  in 
Russland  aufhielt,  um  die  Alterthüraer  der  finnisch- 
ugrischen  Völkerschaften  zu  studiren. 

Als  er  sich  mit  den  Gräbern  von  Minusinsk 
beschäftigte,  die  von  Castren  und  Kadlow  der 
Bronzezeit  zugeschrieben  worden,  fand  er  auch  die 
Abbildungen  der  mit  den  Gräbern  in  Zusammen- 
hang stehenden  Steine  l).  Er  copirte  die  Zeich- 
nungen , verglich  und  prüfte  die  Schrift  und  er- 
kannte, dass  sie  nicht  weniger  als  42  Buchstaben 
enthielt  und,  wio  schon  Tychsen  gefunden,  von 
rechts  nach  links  zu  lesen  sei.  Um  diese  Zeit 
war  in  MinuBinsk  ein  Museum  sibirischer  Alter- 
thümer  gegründet  und  das  Interesse  für  die  Reste 
der  Vorzeit  auch  in  weiteren  Kreisen  geweckt.  In 
Irkutsk  wurde  ein  Curaus  über  Minusinsks  Vorzeit 
eröffnet;  mehrere  Druckschriften  behandelten  das- 
selbe Thema  uud  alsbald  mehrte  sich  die  Zahl  der 
Inschriftsteioc.  Als  Professor  Aspel i n 1887  end- 
lich selbst  das  Ziel  seiner  Wünsche  erreichte,  ging 
er  mit  seinem  Begleiter,  Herrn  Appelgren,  zu- 
nächst daran,  correcte  Copien  von  den  Inschriften 
zu  gewinnen,  durch  Abklatsch,  Photographien  und 
Zeichnungen  der  Steine  uud  Gräber.  Da  stellte 
sich  denn  heraus,  dass  die  älteren  Copien  sehr 
mangelhaft  und  ungenau  gewesen  waren.  Sechs 
Werst  oberhalb  der  Mündung  dos  Tschakont  in 
den  riukera  fanden  die  Herren  vier  nene  Steine 
in  der  Entfernung  von  je  20  bis  40  Schritt.  Die 
Dauorn  betrachten  sie  mit  Ehrfurcht.  Aspelin 
beobachtete  einen  Alten,  der  sich  vor  jedem  Stein 
verneigte  und  ein  kurzes  Gebet  sprach.  Von  dort 
ansässigen  Leuten  erhielten  sie  Nachricht  von 
mehreren  ähnlichen  Steinen  in  der  LTngegend. 
Nördlich  vom  Ulukem  fanden  sie  Gräber  von 
gleicher Constructiou,  wio  die  von  Minnsinsk,  wie- 
wohl kleiner:  eine  viereckige  Steinsetzung,  aus 
deren  Mitte  ein  grosser  Stein  emporragt.  Auch 
an  den  Nebenflüssen  und  anderen  Gewässern  der 
Gegend  fanden  sie  Gräber  derselben  Art.  — Nach 
Beendigung  der  zweiten  Reise  (1888)  batten  die 
Herren  22  Steine  copirt  (schon  bekannte  und 
neu  aufgefuudene).  Im  Ganzen  sind  nun  32  In- 

*)  Vevgl.  Aspelin  a.  a.  0.  1,  Fig.  32». 


sebriften  bekannt  und  ein  weiterer  Zuwachs  steht 
in  Aussicht. 

Das  Resultat  der  beiden  von  der  finnländischen 
Archäologischen  Gesellschaft  ausgesandten  Expe- 
ditionen fasst  Aspolin  in  folgenden  Sätzen  zu- 
sammen : 

Im  Gebiete  der  Kama  trifft  man  die  Reste 
einer  sogenannten  älteren  Eisenzeit,  die  durch 
mythische  Tbierfiguren  in  Brouzeguss  mit  oderohne 
phantastische  Attribute  charakterisirt  ist.  Diese 
Gruppen  lassen  sich  im  ganzen  nordwestlichen 
Sibirien  und  nach  Osten  bis  an  den  Tom  verfolgen. 
Uebprgangsfunda  von  einer  Bronzezeit  in  eine 
Eisenzeit  finden  sich  nicht  nur  an  der  Kama,  son- 
dern auch  am  Tobol  und  Tom.  Aspelin  schliesst 
hiernach  auf  eine  ungestörte  Culturent  Wickelung 
der  altaisch-uralischeu  Bronzezeit,  die  allinälig  in 
die  Eisenzeit  hineinführte. 

In  den  Districtcn  Atchinsk  und  Minusiusk  feh- 
len die  mythischen  Bronzefignren  gänzlich.  Man 
findet  dort  in  den  Gräbern  ausser  Bronzesacheu 
nur  einzelne  Dolche  und  Messer  von  Eisen, 
und  zwar  von  der  Form  der  Bronzedolche  und 
Messer1).  Aspel  in  schliesst  hieraus,  dass 
am  oberen  Jeuiflsei  die  während  der  Bronzezeit 
beginnende  Civilisation  eiue  Störung  erlitten  hat 
in  dem  Zeitpunkte,  wo  dort  das  Kisen  kaum  zur 
Erscheinung  gekommen  war,  wohingegen  sie  im 
Nordwesten,  die  Gegend  des  Tom  einbegriffen, 
während  der  älteren  Eisenzeit  fortdauerte  uud  vor- 
wärts schritt. 

Ira  ganzen  nordwestlichen  Sibirien  fehlen  dahin- 
gegen die  Figuren-  und  lnschriftsteine,  die  sich 
vom  oberen  Jenissei  in  der  Richtung  des  Schwar- 
zen Meeres  und  des  Caspisees  bis  ius  südliche 
Russland  verfolgen  lassen. 

2.  Aspelin:  Types  de  peuplcs  de  l'an* 
eien  ne  A sie  centrale.  Soavenier  de  TJe- 
nissei  dedie  h la  Sociotu  imperiale  d'archeo- 
logie  de  Moscou  le  20.  (8.)  Jan  vier  1890. 
13  S.  in  8°,  mit  13  Figuren  im  Text. 

Die  fortgesetzten  Forschungen  und  Unter- 
suchungen der  alten  Gräber  in  Centralasien  führen 
zu  der  Aufgabe,  zu  ergründen,  von  welchen  Völker- 
schaften die  Inschriften  am  Jenissei  herrühren. 
Dazu  sind  aber  ein  grosses  Material,  grosse  Energie 
und  grosser  Scharfsinn  erforderlich.  Hinsichtlich 
des  Materials  ist  viel  gesündigt  worden.  Zum 
Reden  kann  man  die  Inschriftsteine  nur  bringen, 
wenn  sie  an  dem  Orte  bleiben,  wo  sie  dereinst  auf- 
gerichtet worden,  und  in  Begleitung  des  sachlichen 
Iubaltes  der  Gräber.  Nun  aber  sind  viele  dieser 
Schriftsteine  fortgeführt  in  die  Museen,  Figuren- 
steine siud  von  Privatsamiulern  zerschlagen,  denen 
es  nur  daran  lag,  die  bildlichen  Darstelluugcu  für 


*)  Vergl.  Aspelin  a.  o.  0.  1,  8.  119. 


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Referate. 


375 


ihre  Sammlungen  zu  erwerben.  Die  schönen  Silber- 
schalen  in  Penn  haben  ihren  eminenten  historischen 
Werth  nur  dadurch  erhalten,  dass  man  ihren  Fund- 
ort genau  kennt  und  dadurch  unbestrittenes  Zeug- 
nis» für  einen  in  fernen  Zeiten  statt  gehabten  Handels- 
verkehr besitzt.  Die  Bedeutung  der  Menschen-  und 
Thierfiguren  und  der  mannigfachen  Zeichen  zu  or- 
kenneu, ist  keine  leichte  Aufgabe.  Aspel  in  zeigt 
an  einigen  Figuren,  dass  die  Kleidang  und  Küstuug 
beachtenswert  he  Fingerzeige  nach  dieser  Richtung 
geben,  namentlich  wenn  man  sie  mit  dem  sachlichen 
Inhalt  der  Gräber  vergleicht.  Schon  erkennt  er 


U**bergangsformen  zwischen  don  Gräbern  in  der 
Steppe  und  den  Cairns  der  Kirgisen  auf  den  Bergen, 
ln  einem  Grabe  mit  Inschriftsteiu  fand  Dr.  Heikel 
ein  Pferdegebiss  von  Eisen  und  acht  Kiemen - 
bcschlüge  und  Schnallen  von  Gold  von  anderen 
Formen,  als  sie  dem  dortigen  Ilronzealter  eigen 
sind.  Dahingegen  weisen  der  Brauch,  die  Gräber 
in  die  Steppe  zu  verlegen,  und  die  errichteten 
Figuren-  und  Inschriftsteine  auf  Beziehungen  zur 
Bronzealtercultur;  diese  zu  klären,  ist  Aufgabe  der 
Forscher,  welche  jene  Gegenden  zum  Gebiet  ihrer 
Thätigkcit  erwählten. 


Aus  der  böhmischen  Literatur1). 

V on 

20.  Dr.  Lubor  Niederle  in  Prag. 


1.  Cerraäk,  Klimcnt.  Archaeologickü  pris- 
p«  vky  z Ciialavska.  (Archäologische  Bei- 
träge aus  dem  Cuslauer  Kreise.  Forschungen 
am  Hradek  in  Cäslaa.)  Mit  2 Phototypien. 
CÄslau  1888. 

Oberhalb  der  Stadt  Cäslaa  erhebt  sich  eine 
prähistorische  Burgstätte,  genannt  Hradek.  Das 
Feld,  welches  den  Gipfel  dieser  Burgstätte  bedeckt, 

hat  der  k.  k.  Conservator  K.  Cermak  in  Caslaa 
mit  Hilfe  dos  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und 
Unterricht  and  des  archäologischen  Vereins  „Vcelau 

in  Cäslau  bereits  zum  dritten  Theile  nmgegruhon. 
Auf  zwei  Stellen  Bticss  man  au  oine  Grabstätte 
(auf  der  ersten  Stelle  fand  man  72  Skelete  mit 
S-förroigen  Ringen  auf  der  Stirn,  auf  der  zweiten 
drei  Skelete).  Sonst  fand  man  Sparen  einer  steten 
Bewohnung  deB  Hrüdek  seit  der  neolithischen  bis 


l)  Da  die  bohmiiiche  Literatur  bi*  jetzt  an  wirk- 
lich wirtschaftlichen  Abhandlungen  arm  int,  «ehe  ich 
mich  gezwungen , den  groMten  Theil  der  böhmischen 
Artikel  in  die  Literatur  für  ,Oest erreich"  , wo  der  In- 
halt derselben  inögliclmt  kurz  angezeigt  wird , aufzu- 
nehmen. Oft  Win  in  den  Aufsätzen  ein  höchst  inter- 
essanter Fund  behandelt,  aber  wegen  einer  unzu- 
reichenden Beschreibung  — gewöhnlich  ohne  jede 
Abbildung  «—  vermag  ich  hier  nicht  über  die  Bache 
»tisftihrliclier  und  mit  exacter  Gewissheit,  zu  referiren. 
Beide  U ebersiebten  umfassen  das  Jahr  1887  bis  1888. 

Lubor  Niederle. 


zur  historischen  Zeit  in  drei  Culturscbiehten.  Der 
hauptsächlichste  Werth  dieser  Forschung  besteht 
darin , dass  man  hier  systematisch  gegraben  und 
unversehrte  Skelete  gefunden  hat.  Wir  wollen 
hier  auf  eine  Dctailbeschrcibang  verzichten,  indem 
wir  den  Leser  auf  die  deutsche  Abhandlung  von 

K.  Benes:  Das  Schloss  Hradek  in  Caslau  (Prag 
1888)  verweisen. 

2.  Dr.  Jirecek,  Konstantin:  Costy  po  Bul- 
harsku.  (Reisen  in  Bulgarien.  Verlag  des 
hühm.  Museum.  Prag  1888.) 

Einer  der  besten  heutigen  Kenner  der  Bulkan- 
gegenden,  Dr.  K.  Jirecek,  Professor  an  der  böh- 
mischen Universität  in  Prag,  bietet  hier  in  einer 
leicht  zugänglichen  Form  eine  Beschreibung  von 
Bulgarien.  Der  Verfasser  durchreiste  als  General - 
secretär  des  CultosministeriumB  und  später  selbst 
als  bulgarischer  Minister  sein  ganzes  Verwal- 
tuogsgebiet,  und  dadurch  ist  es  ihm  möglich 
geworden,  den  Zustand  des  Landes  und  Volkes 
gründlich  kennen  zu  lernen ; dies  begünstigte 
noch  der  Umstand,  dass  er  schon  früher  das  Sta- 
dium deB  Balkans  — besonders  der  bulgarischen 
Verhältnisse  — betrieb.  Er  hat  auch  bisher  die 
beste  Geschichte  von  Bulgarien  herausgegeben  (auch 
in  deutscher  Uebersetzuug;  ef.  auch  seine  Schrift: 
Handelsstrassen  von  Serbien  und  Bosnien  während 
des  Mittelalters,  Prag  1879).  Der  Roisebescbrei- 
bung  liegt  ein  Tagebuch  zu  Grunde.  Dieselbe 
enthält  einen  wahren  Schatz  von  verschiedenen 


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Referate. 


Studien  and  Berichten,  grössteutheils  historischen 
und  topographischen  Inhalts.  Doch  enthalt  sie 
uueh  zahlreiche  Beitrüge  zur  Prähistorie,  Ethno- 
graphie  und  Mythologie,  dass  dieselben  allen  For- 
schern der  Anthropologie  der  Balkuuhalbiusel, 
spucicll  der  Bulgaren,  willkommen  waren.  Leider 
ist  hier  das  Aofailhlen  dieser  im  gauzen  Bache 
zerstreuten  Details  unmöglich. 

3.  Dr.  K i i i Martin:  Kulna  a Kostelik.  (Zwei 
Höhlen  in  der  Devonkalksteinformntion  in 
Mähren.  Brünn  1889.  Verlag  des  Brünner 
Museum  vereine.) 

Es  ist  der  erste  Theil  der  Monographie  über 
diese  zwei  Diluvialhöhlen.  Den  zweiten  ©ideolo- 
gischen Theil  verspricht  der  Herr  Verfasser  mög- 
lichst bald  heranszugeben.  Dr.  Kriz  hat  gewissen- 
baft  und  sorgfältig  in  früheren  Jahren  die  beiden 
Höhlen  durchgraben.  Dieselben  liegen  nordöstlich 
von  Brünn  und  waren  schon  öfters  Gegenstand 
einer  aufmerksamen  Forschung;  cf.  darüber  vor- 
läufige Berichte  im  Werke  des  Prof.  K.  Maska: 
Der  diluviale  Mensch  in  Mähren.  Die  Schichten 
des  Aufscbwerams  durchforschte  Dr.  Kriz  mit 
Hülfe  von  Quergräben  uud  von  zur  Oberfläche 
verticulcn  Schachten,  deren  er  in  der  Höhle 
Kulna  18,  in  Kostelik  4 graben  Hess.  In  der 
Külnahöhle  fand  er  auf  der  Oberfläche  eineCultur- 
scbichte  schwarzer  Erde  mit  kleinem  Schotter 
untermischt,  welche  bei  der  oberen  Ooflhung 
schwach,  aber  bei  der  unteren  1,20  ra  stark  ist; 
darunter  fand  er  eine  Diluvialschicht  von  gelbem 
Lehm,  der  bis  14,80  ra  tief  war.  ln  der  Kostelik- 
höhle  sind  die  t'ultursohichten  ähnlich,  aber  die 
diluvialen  viel  schwächer,  ln  beiden  Höhlen  sind 
nach  I)r.  Kriz*»  Behauptung  die  Schichten  deut- 
lich getrennt  und  die  beiden  unteren  unversehrt, 
ln  der  unteren  fand  man  über  90  000  Stück 
Knochen.  Man  fand  Ueberreate  namentlich  fol- 
gender Thiere:  Elephas  primigenius,  Hhinoceros 
tichorhiuus,  Ursus  spelaeus,  Ilyena  spelaea,  Felis 
spelaea,  Canis  lagopus,  Yuco  borealis,  Cervus  tu- 
randus,  Lepus  variabilis,  Lagomys  fusillns.  Myodes 
lemnus,  Myodes  torquatus,  Arvicola  nivalis,  Arvi- 
cola  ratticepa,  Lagopus  alpiuns,  Lagopus  albus. 
Diese  Schiebt  wird  von  Dr.  Kriz  überflüssig  pa- 
läozoisch und  die  darüber  liegenden  Schichten  neo- 
zoisch  und  azoisch  genannt,  da  diese  Termini  für 
andere  Begriffe  schon  fest  gestellt  sind.  Die  An- 
wesenheit des  diluvialen  Menschen  bezeugen 
über  1000  Stück  gefundene  verschiedene  Feuer- 
stein-, Stein-  und  KnochcninHtruinente  und  eine 
Anzahl  von  Aschen-  und  Feuerstätten  in  der  Form 
von  seichten  mit  weissgraucr  Asche  und  Stücken 
Kohle  gefüllten  Gruben.  Thonscberben  fand  man 
in  der  diluvialen  Schicht  keine,  bloss  vier  Stück 
von  Steingefassen;  dafür  aber  fünf  Knochen,  auf 
denen  Dr.  Kriz  einen  Versuch  von  Zeichnungen 


des  Pferdefiuses  zu  sehen  glaubt,  von  denen  eine 
gelungen  sein  soll  (eine  Abbildung  findet  mau  im 
Buche  nicht),  and  mehrere  absichtlich  verschieden 
geritzte  Knochen.  Diese  Dinge  fand  man  in  der 
unversehrten  Schicht  sararat  den  Knochen  der  oben 
genannten  diluvialen  Thiere,  und  sie  bilden  dem- 
nach einen  neueu  Beweisgrund  für  die  Anwesen- 
heit des  Menschen  in  Mähren  während  der  dilu- 
vialen Zeit,  ln  der  darüber  liegenden  Schicht 
fund  mnu  zahlreiche  Ueberreate  der  jetzigen  llaus- 
t hiero,  geglättete  Steininstrumente,  Scherben  von 
Thongcfnssen,  Ringe  und  verschiedene  Bronze,  in 
der  obersten  Schicht  auch  eiserne  Gegenstände. 

In  dieser  ersten  Abtheilung  seines  Werkes  hat 
Dr.  Kriz  trotz  einer  oft  sehr  unwissenschaftlichen 
Form  viel  Interessante*  geliefert.  In  der  zweiten 
Abtheilung  seiner  Schrift  ist  er  bemüht  zu  be- 
weisen, dass  die  vorarischen  Bewohner  von  Europa 
weder  Eskyraos  noch  Finnen,  sondern  Baskeu 
waren.  Seinen  Beweis  baut  der  Schriftsteller  auf 
der  unsicheren  etymologischen  Grundlage,  uamout- 
lich  nach  Chareucy's  und  van  Eysa’s  Werken. 
Schräder' s Werk  ist  dem  Verfasser  allem  An- 
scheine nach  unbekannt. 

4.  Uoudek,  V.:  0 staroslovannWch  hradcch. 
(Ueber  die  altslavischen  Burgen.  Zeitschrift 
des  patriotischen  Muaealvereins  in  Oltnütz. 
Jahrg.  1887,  S.  7,  58,  106,  154.) 

Dieser  hübsche  und  floisaige  Aufsatz  behandelt 
die  Bedeutung  des  Wortes  „hrad“  (Burg)  bei  den 
alten  Slaven.  Einige  Historiker  erklärten  dieses 
Wort  im  Sinne  der  mittelalterlichen  Burgen,  andere 
hielten  wieder  die  Burgen  und  Burgstetten  bloss 
für  Zufluchtsorte  in  Kriegszeiten.  Herr  Verfasser 
leugnet  völlig  die  erste  Meinung  uud  liefert  viele 
schlagende  Beweise  für  die  Ansicht,  dass  altslavisch 
„hrad“  der  Stadt  in  unserem  Sinne  gleicbkam, 
nämlich  einer  »täten,  dauernden  Wohnstätte  einer 
oft  mehrere  Tausend  Bewohner  zählenden  Gemeinde 
(ähnlich  wie  bis  jetzt  das  russische  gorod).  Diese 
Burgen  — Städte  — verkamen  in  Böhmen  und 
Mähren  zu  der  Zeit,  als  die  letzten  Preinvslidoa 
deutsche  Colonisten  in  das  Land  schaarenweise 
riefen  und  ihre  Ansiedelungen  durch  viele  Privi- 
legien gegen  einheimische  Bewohner  beförderten. 

Aus  den  deutschen  Colonien  sind  viele  unserer 
Städte  entstanden  und  die  alten  Burgen  sind 
grösstent heile  zu  Dörfern  geworden,  gewöhnlich 
unter  der  Burgstätte. 

5.  Dr.  Wankel,  Jindrich:  Kolove  stavby  v 
Olomouci.  (Die  Pfahlbauten  in  Olmütz.  Zeit- 
schrift des  patriotischen  Museal  vereine  in 
Olmütz.  Jahrg.  1887,  S.  68.) 

Bei  dem  Baue  des  böhmischen  Xationalhauses 
in  Olmütz  stiess  man  plötzlich  auf  Ueberreate  von 
Pfahlbauten,  welche  allem  Anscheine  nach  iden- 


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Referate. 


377 


tisch  sind  mit  denen,  die  schon  früher  Professor 
Jeittelee  durchforscht  hatte.  Unter  der  Schotter* 
Schicht  fand  mau  zuerst  einen  starken  Aufochwemm 
sumpfigen  Bodens,  in  welchem  man  zweierlei  Pfahl- 
bauten traf.  Der  obere  Pfahlbau  reichte  bis  in  das 
spätere  Mittelalter,  was  man  aus  den  in  derselben 
Tiefe  vorkommenden  Gelassen,  Münzen  u.  Acbnl. 
schließen  kann.  Der  untere  reichte  dagegen  bis 
in  die  Bronzezeit  zurück  und  war  wahrscheinlich 
mit  den  unlängst  in  Näklo  in  Mähren  entdeckten 
Pfahlbauten  gleichzeitig,  woher  das  Olmützor  Mu- 
seum etliche  prächtige  Bronzegefässe  batte,  darunter 
eine  Situla,  die  mit  den  in  Hallstatt  befindlichen 
identisch  ist.  Die  in  den  unteren  Pfahlbauten  ge- 
fundenen Gegenstände  stimmen  völlig  mit  denen 
Qberuin,  welche  schon  früher,  im  Jahre  1864,  am 
unteren  Ringplatze  in  Olmütz  Professor  Jeitteles 
gefunden  und  in  den  Mittheilungen  der  anthropo- 
logischen Gesellschaft  in  Wien,  1.  Bd.,  S.  244  ff., 
beschrieben  bat  Durch  diesen  Fund  wurde  die 
Richtigkeit  der  historischen  Nachricht  sicher  ge- 
stellt, dass  ein  Arm  des  Marchflusses  früher  über 
Olmütz  ging  und  erst  vom  Fürsten  Vratislav  in 
den  Jahren  1050  bis  1060  ins  heutige  Bett  geleitet 
wurde. 

Die  Pfahlbauten  verbreiten  sich  gewiss  weit 
unter  den  heutigen  Bauten  und  Häusern  von 
Olmütz.  Dr.  Wankel  schliesst  weiter  aus  der 
Continuität  der  Cultur  beider  Pfahlbauten,  dass 
schon  vor  Christo  die  Slaven  in  Mähren  ange- 
siedelt waren.  Diese  Frage,  welche  mit  einer 
grossen  Vorliebe  fast  von  allen  mährischen  Archäo- 
logen, namentlich  von  denen,  welche  sich  in  dem 
OlmüUer  Musealvereine  versammelt  haben,  ver- 
tbeidigt  wird,  ist  eine  von  den  Grundfragen  der 
böhmischen  Archäologie.  Aber  meiner  Ansicht 
nach  kann  diese  Frage  nicht  durch  die  Archäologio 
allein  gelöst  werden.  Aehnliche  Cultur  bezeugt 
noch  nicht  auch  dieselbe  Rasse  oder  Nation. 

6.  Maska,  Karl  Jar. : Nove  vyzkumy  v jea- 
kynich  strainberskych.  (Neue  Entdeckungen 
in  den  Stramberger  Höhlen.  Zeitschrift  des 
patriotischen  Musealvereins  in  Olmütz.  Jahr- 
gang 1888,  S.  124.) 

Mähren  ist  durch  seine  Höhlen  bekannt.  Die 
diluvialen  Aufschwemme  blieben  dort  fast  unbe- 
rührt und  daher  der  Forschung  sehr  günstig.  In 
Mähren  ist  einer  der  ersten  Forscher  Professor 
Maska.  Die  berühmten  Höhlen  bei  Stramberg 

auf  dem  Hügel  Kotouc  „Sipka“  und  „Certova  dira- 
hat  er  selbst  in  den  Jahren  1879  bis  1883  durch- 
graben bis  anf  einige  Ueberreste,  in  welchen  er 
erst  1887  fortfuhr.  Er  fand  auch  mehrere  inter- 
essante Beiträge,  die  er  hier  mittheilb  Der  dilu- 
viale Aufrchwemm  — circa  3 m stark  — hat  in 
zwei  von  einander  verschiedenen  Culturschichten 
von  Neneno  eine  Fülle  von  Thierknochen  geboten, 

Archiv  fUr  A othropologi«.  Bd.  XIX. 


zweimal  auch  unwiderlegliche  Beweise  von  der 
Anwesenheit  des  Menschen.  Die  Thierüberreste 
sind  sehr  interessant.  Es  überrascht  uns  nament- 
lich ein  Aufschwcmm  von  Millionen  winziger 
Knochen,  der  Ueberreste  von  kleinen  Xagethieren, 
namentlich  Erdm&uscn.  Bloss  der  Hälften  von 
Unterkiefern  der  Erdmäuse  zählte  Maska  aus  der 
Certova  dira  über  20000.  Und  zwar  herrschte  iu 
der  oberen  Cultiirachicht  die  Gattung  Myodes  tor- 
quatus  Pallas  vor,  ohne  dass  ein  einziges  Knöch- 
lein  des  Myodes  lemnus  Pallas  dort  vorkäme.  In 
der  unteren  befand  sich  nur  dio  zweite  Gattung, 
ohne  jede  Spur  von  der  ersteren.  Die  beiden 
Schichten  sind  sichtlich  in  verschiedenen,  von  ein- 
ander weit  entfernten  Zeiten  entstanden.  Maska 
beschäftigt  sich  weiter  mit  der  Frage,  auf  welche 
Weise  sich  diese  Knochen  gesetzt  haben.  Früher 
neigte  er  sich  der  Ansicht  zu,  dass  es  Ueberreste 
waren,  welche  die  Raubvögel  wieder  ausgeworfen 
batten , aber  jetzt  leugnet  er  diese  seine  Meinung 
und  ist  der  Ansicht,  dass  es  Ueberreste  vom 
Schmause  der  marder-  und  hundeartigen  Raub- 
thiere  sind.  Nichtsdestoweniger  ist  die  haufen- 
weise Setzung  dadurch  nicht  erklärt. 

7.  Palliardi,  Jaroslav?  Predhistoricke  pa- 
mätky  mesta  Znojma.  (Prähistorische  Denk- 
mäler der  Stadt  Znaim.  Zeitschrift  des  pa- 
triotischen Musealvercins  in  Olmütz.  Jahrg. 
1888,  S.  53,  115,  150.) 

Auf  der  Anhöhe  der  Stadt  Znaim  war  eine 
prähistorische  ßurgstälte.  Beim  zufälligen  Gra- 
ben bei  der  im  elften  Jahrhundert  aufgebauten 
Capelle  fand  man  sechs  Culturschichten.  Die  zwei 
oberen  Schichten  gehören  der  neueren  Zeit  an,  die 
dritte  ist  vermischt,  und  erst  die  vierte  aschen- 
artig (20  bis  65  cm  stark).  In  derselben  fand  man 
zahlreiche  Scherben  von  Gefassen,  die  auf  einer 
Drehscheibe  gemacht  und  namentlich  mit  dem 
Wellenornamente  verziert  sind;  dann  zwei  S-för- 
mige Ringe,  eine  Brouzenadel,  mehrere  Spinnwir- 
bel, einen  Spielwürfel  und  zahlreiche  gerade 
eiserne  Messer. 

Aus  der  letzten,  sechsten  Culturschicht  ge- 
wann man  viele,  ohne  jede  Drehscheibe  gemachte 
Scherben,  welche  Palliardi  in  vierGrnppen  classi- 
ficirt.  Mehrere  Spinnwirbel,  steinerne  Hacken, 
Lehrogewichte,  bearbeitete  Thierknochen  und  meh- 
rere andere  Kleinigkeiten,  darunter  ein  einfacher 
kleiner  Bronzering,  lagen  dabei. 

Auch  auf  anderen  Stellen  der  Burgstätte,  na- 
mentlich als  man  später  neue  Kloaken  anlegte,  faud 
Palliardi  analogische  Schichten.  Das  Interessan- 
teste vom  letzten  Fnnde  ist  ein  Gefäsabodon  mit 
eingedruckten  Runen.  Prof.  W.  Jagic  in  Wien 
erklärte  es  wirklich  für  eine  Schrift,  doch  wurde 
keine  Erklärung  gegeben. 

48 


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378 


Referate. 


8.  Dr.  P(o,  .1.  L:  Lasse  staroslovanske.  (Geber 
die  ultslaviscben  Bäder.  Archäologische  und 
topographische  Denkmäler.  Jahrgang  1887, 
S.  67.) 

Die  wichtigste  Quelle  für  Nachrichten  über  alt* 
slavische  Bäder  ist  die  rassische  Chronik  des  Chro- 
nisten Nestor,  welcher  gleich  am  Anfänge  seines 
Werkes  von  der  Heise  des  heiligen  Andreas  über 
Russland  erzählt,  und  über  die  Einrichtungen  der 
Bäder,  welche  jener  Heilige  im  russischen  Novgorod 
sah.  Aehnliche  zwei  Nachrichten  von  Slaven  ver- 
zeichnen zwei  arabische  Geographen  Al-Bekri 
— was  wahrscheinlich  dem  W erkedes  A I-Maruda’s 
entnommen  ist  — und  Ibn-Pasta.  Namentlich 
der  Erstens  berichtet  sehr  umständlich  Folgendes: 
In  einem  besonderen  hölzernen  Hause,  dessen  Bal- 
ken sorgfältig  verstopft  sind,  schüren  die  Slaveu 
Feuer  an.  Wenn  die  Feuerstätte  recht  glühend 
wird,  macht  man  die  Fenster  und  die  Thür  zu, 
begiepst  die  Feuerstätte  mit  Wasser  und  verweilt 
in  dem  dadurch  entstandenen  Dampfe,  indem  man 
ein  Büschel  dünner  Aeste  schwingt  und  dadurch 
den  Dampf  im  ganzen  Gemache  verbreitet  Dieses 
Haus  wird  al-atbbft  genannt. 

Aehnliche  Bäder  giebt  es  bis  jetzt  in  Russland, 
Galizien  und  auch  in  Böhmen  sind  Nachrichten 
über  ähnliche  alterthümlicbe  Einrichtungen  vor- 
handen. 

9.  Dr.  Pie,  J.  L.:  Jak  vypadnii  nasi  pfedkove? 
(Wie  sahen  unsere  Vorfahren  aus?  Archäolo- 
gische und  topographische  Denkmäler.  Band 
XIV,  Heft  1,  8.  13,  Jahrg.  1887.) 

In  diesem  Aufsätze  sind  etliche  sehr  interessante 
Nachrichten  für  die  böhmische  Anthropologie  ge- 
sammelt. Der  Historiker  Prokopius  (De  hello 
gothico  1.  III.  c.  14)  schildert  den  Typus  alter 
Slaven,  allem  Anscheine  nach  derSüdslaven,  folgen- 
dermaassen:  „Ja  nicht  einmal  durch  das  Aenssere 
unterscheiden  eie  sich  von  einander.  Sie  sind 
nämlich  alle  recht  gross  und  ungewöhnlich  stark; 
was  den  Teint  und  die  Hautfarbe  betrifft,  sind  sie 
weder  zu  weias  oder  blond,  noch  sind  ihre  Haare 
ganz  schwarz,  sondern  sic  sind  alle  röthlich.*  Auch 
Ihn  Foszan  und  andere  arabische  Reisende  be- 
stätigen den  hohen  Wuchs  der  Russen,  ihr  blondes 
Haar  und  rothe  Waugen. 

Ganz  anders  lauten  aber  die  Nachrichten  über 
die  Böhmen.  Der  jüdische  Reisende  Ibrahim  Ihn 
Jakub,  der  um  das  Jahr  965  das  böhmische  Land 
durchreiste,  erzählt,  dass  die  Bevölkerung  einen 
dunklen  Teint  und  schwarae,  selten  blonde  Haare 
hat.  Auch  alte  einheimische  böhmische  Denkmäler 
(die  Legende  vom  heiligen  Prokop,  der  Chronist 
Cosmas,  Dalimil  u.  A.)  berichten  über  schwarzes 
Haar  und  Bart  der  Böhmen,  dagegen  über  blond- 
haarige Sachsen.  Im  Widerspruche  mit  diesen 
Nachrichten  sind  die  Böhmen  in  den  Miniatur- 


bildern des  im  elften  Jahrhundert  geschriebenen 
Wolfenbütt ler  Codex  fast  sämmtlich  mit  blondem 
Haar  und  Bart  bemalt. 

Diese  Nachrichten  sind  höchst  interessant.  Die 
Südslavcn  schilderte  Procopius  als  bloud,  jetzt 
sind  sie  fast  alle  brünett;  auch  bei  den  Rossen 
und  Böhmen  herrscht  der  dunkle  Typus  vor. 

10.  Dr.  Hostas,  Karl:  Mobyly  na  Husine.  (Die 
Grabhügel  am  IJuBtn.  Archäologische  und 
topographische  Denkmäler.  Bd.  XIV,  Heft  1, 
S.  3 [1887]  und  Heft  5,  S.  257  (1888].) 

Auf  der  Anhöhe  Ilusin  bei  Klattau  befanden 
sich  circa  27  Grabhügel,  die  von  Dr.  Hostas  ziem- 
lich systematisch  durchgraben  worden  sind.  Die 
Grabhügel  waren  2 bis  3 m hoch,  einige  aber  ganz 
niedrig.  Sie  bestanden  aus  Erde  und  Steinen, 
die  grösstentheils  nur  schlechtweg  aneinander  ge- 
häuft waren.  Nur  bei  einigen  waren  die  Steine 
regelmässig  gelegt  und  dann  mit  Erde  verschüttet. 
Einmal  wechselu  die  Schichten  der  Steine  und  der 
Erde  mit  einander  ab.  Im  Inneren  auf  dem  Boden 
fand  mau  gewöhnlich  Aschenkrüge  und  Gvfässe  von 
verschiedenen  Formen,  gewöhnlich  schön  ornamen- 
tirt-  Das  Ornament  bestand  meistens  aus  gestem- 
pelten sch ra flirten  Dreiecken  ; aber  als  charakteri- 
stisch erwies  sich  für  diese  Gruppe  von  Grabhügeln 
das  Ornament  folgender  FormC\^\5\S>sS^^^> 
Vou  Gaben  fand  man  nebst  einigen  eisernen  Gegen- 
ständen, die  evident  Ueberreste  von  Schwertern, 
eisernen  Ringen  und  Achnlichem  waren,  mehrere 
Bronzegegenatände.  Charakteristisch  sind  kleine, 
schwaobe  Stürxeu  mit  zwei  Löchern  zum  An- 
nähen  versehen,  offene,  glatte  Armringe  mit  einem 
ovalen,  viereckigen  und  auch  dreieckigen  Durch- 
schnitte, die  sich  zur  Spitze  verengen,  Bronzedolche, 
Nadeln  and  besonders  Vogelkopffibel. 

Diese  Grabstätte  stimmt  mit  mehreren  bayeri- 
schen durch  Dr.  Naue  gemachten  Entdeckungen 
überein.  Sie  fällt  in  die  zweite  Hallstädter  Periode, 
vielleicht  schon  in  die  UeborgangBperiode  zur  La- 
Tene  Cultur. 

11.  Smolfk,  J.:  Hroby  v LibÖevai.  (Die  Gräber 
in  Libceves.  Archäologische  und  topogra- 
phische Denkmäler,  ßd.  XIV,  Heft  7,  S.  363, 
Jahrg.  1888.) 

In  Libceves  bei  Bilin  im  nordwestlichen  Böhmen 
wurde  voriges  Jahr  einer  der  schönsteu  böhmischen 
Funde  gemacht.  Auf  einem  Felde  traf  man  einige 
Gräber  und  Skelete,  die  frei  in  einer  erdigen  mit 
Asche  untermischten  Schichte  in  einer  Tiefe  von 
ungefähr  80  cm  uuter  der  Oberfläche  lagen.  Ich 
erfuhr  später  selbst  mündlich,  dass  einige  Skelete 
sich  in  einer  hockenden  Lage  vorfanden,  was  in 
dem  Aufsätze  nicht  angeführt  wird.  Einen  Theil 


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Referate. 


379 


von  reichen  Bronzen  — glücklicherweise  die  besten 
Stücke  — widmete  der  Grundbesitzer,  nämlich  der 
Prager  Cardinal  Erzbischof  Franz  Graf  v.  Schön- 
born, dem  Prager  Nationalmuseura,  der  andere 
Theil  geriet h auf  dem  bei  uns  gewöhnlichen  Wege 
in  unberufone  Hände  und  so  sind  die  Sachen  in 
privaten  Sammlungen  zerstreut.  Der  Inhalt  der 
Libeevesg  rüber  ist  sehr  ähnlich  den  Fundstücken 
aus  den  Gräbern  bei  Ilorni  Kiel  in  Böhmen,  theil- 
weise  wiedernm  dem  Inhalte  hei  Kreuznach  iu  der 
Unterpfalz,  theil»  dem  Inhalte  aus  dem  Torsberger 
Muore  bei  Sneder-Brarup  in  Schleswig.  Alle  Sachen 
weisen  deutlich  auf  die  Cultur  von  La-Tene  hin. 
Das  grösste  Kleinod  dieses  Fundes  ist  ein  ge* 
gliederten  völlig  erhaltener  Bronzegürtei,  ähnlich 
dem  Gürtel  aus  den  Gräbern  bei  Kreuznach  und 
dem  Torsberger  Moore.  In  Böhmen  sind  bis  jetzt 
nur  vier  ähnliche  gefunden  worden,  von  denen 
drei  bloss  in  Ueberresten  and  nur  ein  einziger  fast 
identisch  mit  dem  vou  Libceves,  in  Stradonic  bei 
Peruc,  gefunden  worden  ist  und  auch  iro  böhmischen 
Museum  bewahrt  wird.  Weiter  fand  man  vier 
schöne  Bronzeringe  mit  hohlen  Halbkugeln,  von 
denen  drei  ganz  glatt,  der  vierte,  sofern  es  be- 
kannt ist  — Prof.  Smoiilc,  der  mit  allen  euro- 
päischen Museen  sehr  bekannt  ist,  behauptet,  dass 
er  bis  jetzt  keinen  ähnlicheu  gesehen  hatte  — , ist 
ein  Unicom  unter  ähnlichen  Armringen.  Die 
Halbkugeln  sind  durch  Verflechtung  von  zwei 
Kränzen  gebildet  und  die  ganze  Oberfläche  ist  wie 
von  einem  feinen  Griese  bestreut.  (Die  Abbildung 
dos  ganzen  Fundes  von  Libceves  siehe  anf  Ta- 
belle I.  desselben  Heftes  der  Archäologischen  und 
topographischen  Denkmäler.)  Prof.  Smolik  liefert 
dabei  eine  Uebersicht  der  bisherigen  Entdeckungen 
von  Armringen  mit  hohlen  Halbkugeln  in  Böhmen 
und  Mähren.  Ausserdem  fand  man  noch  etliche 
Bronzeringe  und  zwei  schöne  gläserne  (ähnlich 
denen  von  Kreuznach),  einer  vou  dunkelblauem 
Glase,  der  andere  von  hellgrüoero,  und  beide  tbeil- 
weiso  mit  einer  blassgelben  Patina  bedeckt,  und 
einem  glatten  Lignitarmring.  Obzwar  alle  diese 
Objecte  schon  präcis  die  Zeit  der  Beerdigung  als 
Teneperiode  bezeichnen,  so  beweisen  diesen  Typus 
dennoch  drei  Bronzespangen  von  einem  charakteri- 
stischen Tunegepräge.  Von  der  völtigon  Einheit 
der  Typen  weicht  bloas  eine  kleine  Bronzesicbel  ob, 
und  eiuige  Knochengegenstände  gröberer  Arbeit. 
Diez  veranlasst  Prof.  Smolik  zu  der  Meinung, 
dass  die  Grabstätte  von  Libceves  nicht  aus  einer 
einzigen  Zeit  stammt.  Das  ist  schwer  zu  ent- 
scheiden, denu  bei  der  Entdeckung  des  Fundes 
war  kein  Kenner  zugegen  und  man  kann  nicht 
mit  Sicherheit  bestimmen,  wo  die  letztgenannten 
Gegenstände  eigentlich  gefunden  wurden. 


12.  Zibrt  Cenck  Dr.:  Staroc  eske  obyceje,  prosto- 
närodni  zvyky,  povery,  slavnosti,  hry  a zabavy. 
(Die  ultböhmischen  Sitten,  volksthümlichu  Ge- 
bräuche, Aberglauben,  Festlichkeiten,  Spiele 
und  Unterhaltungen,  so  wie  sie  in  älteren 
literarischen  Denkmälern  enthalten  sind.  Prag 
1889.) 

Der  Inhalt  dieses  Buches  ist  vollständig  durch 
den  Titel  angezeigt.  Aus  den  alten  Chroniken, 
Annalen  uud  verschiedenen  anderen  literarischen 
Denkmälern,  welche  in  den  Bibliotheken  und 
Archiven  sowohl  böhmischer  als  auch  ausländischer 
Städte  aufzutinden  sind,  die  einzelnen  Brosame  des 
culturelten  Lehens  de»  böhmischen  Volkes  zusammen 
zu  stellen,  ist  wohl  eine  lauge  Zeit  und  unermüd- 
lichen Fleisa  erheischende  Aufgabe.  Der  junge 
böhmische  Schriftsteller  hat  dieselbe  grösstoutheils 
schon  glücklich  gelöst,  und  ist  volle  Hoffnung  vor- 
handen , dass  er  in  kurzer  Zeit  das  ge&ammto 
Material  vollständig  beherrschen  wird.  Bei  dem 
Erscheinen  dieses  Buche»  war  e»  nicht  der  Fall, 
die  Vollständigkeit  desselben  lässt  wohl  noch 
Manches  zu  wünschen  übrig,  — was  aber  hier 
gesammelt  und  zusammengestellt  ist,  zeigt  aner- 
kennenswertheu Fleiß«  und  Gründlichkeit.  Auch 
ist  Herr  Dr.  Zibrt  auf  dem  besten  Wege,  »ich  die 
strenge  wissenschaftliche  Methode  anzuuignen. 
Das  Werk  wurde  von  der  ge»ammten  böhmischen 
und  ausländischen  Kritik  mit  allgemeinem  Beifall 
aufgenommen,  uud  als  eine  Sammlung  bisher 
unbekannten  und  unverarbeiteten  Materials  erfor- 
dert ea  auch  unsere  vollste  Anerkennung. 

Das  Buch  schildert  die  auf  verschiedene  Zeiten 
und  Festtage  in  der  Zeitfolge  des  Bürgorjahres 
sich  beziehenden  Gebräuche,  Sitten  und  Aber- 
glauben in  einer  Reihe  vou  folgenden  Capitcln : 
Das  Neujahr,  der  Dreikönigstag,  der  Fasching  und 
folgende  Sonntage,  März,  der  Tag  des  heiligen  Grego- 
rius,  Ostern,  April,  der  erste  Mai,  der  Volksgebrauch 
an  dem  Hiramelfahrtstage  des  Herrn,  Pfingsten, 
Frohnleichnamsfest,  der  Tag  des  heiligen  Johannes 
des  Täufers,  die  Wallfahrt,  vor  der  Ernte  nud 
nach  der  Ernte,  dA»  Kirchenfeat,  am  Allerseelen- 
tage, der  Tag  des  heiligen  Martin,  Vigilien  vor 
dem  Tage  des  heiligen  Andreas,  die  Spinnabende 
mit  ihren  Erzählungen  von  Kobolden  (böhmisch 
sotek,  sk  ritek,  dibli'k,  hospoduricek  etc.),  vom  Wasser- 
mann, vom  „Zmeku,  vou  den  Wampyren,  Irr- 
lichtern, Wildmenschen , von  der  Macht  einiger 
Heiligen,  — Winter,  der  Tag  des  heiligen  Nikolaus 
und  der  heiligen  Lucia,  die  Weihnachten.  Vom 
höchsten  Interesse  sind  die  Capitel,  welche  den 
Glauben  an  verschiedene  übernatürliche  Wesen 
erörtern  und  einen  werthvollen  Beitrag  zur  Völker- 
psychologie bieten. 


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VIII.  Congress  russischer  Naturforscher  und  Aerzte  in  St.  Petersburg  1890. 


Von 

Professor  L.  Stieda  in  Königsberg  i.  Pr. 


Der  achte  Congress  russischer  Naturforscher 
und  Aerzte  tagte  in  St.  Petersburg  vom  28.  De- 
cember  1H89  (9.  Januar  1890)  bis  zum  7.  Januar 
(19.  Januar)  1890.  2200  Mitglieder  nahmen  Theil 
an  70  Sitzungen,  in  denen  gegen  400  Mittheilungen 
gemacht  worden.  Der  Congress  gliederte  «ich  iu 
zehn  Sectionen,  darunter  eine  Scction  für  Geo- 
graphie, Ethnographie  und  Anthropologie. 
Ueber  die  Verhandlungen  dieser  Section,  welche 
sechs  Sitzungen  hielt,  soll  hier  in  Kürze  auf 
Grundlage  dea  während  des  Congresses  veröffent- 
lichten Tageblattes  (.Dnewnik“)  berichtet 
werden. 

Erste  Sitzung  am  29.  December:  Vorsitzender 
Professor  D.  N.  A nut  sc  hin. 

M.  J.  Kulischer  sprach  über  Wanderungen. 
Er  stellte  folgende  Thesen  auf:  1)  Es  exiatiren 
anthropologisch -geographische  Bedingungen,  die 
einerseits  die  Colonisation  bestimmter  Gegenden 
begünstigen,  andererseits  die  Colonisation  bindern 
oder  sogar  unmöglich  machen.  2)  Solche  Bedin- 
gungen sind:  die  Unmöglichkeit  der  Colonisation 
nördlicher  Gegenden  durch  Einwohner  süd- 
licher Gegenden;  die  Richtung  der  Wander- 
bewegung von  Nordosten  nach  Südosten,  in  deren 
Folge  die  östlichen  Bewohner  durch  die  von  Westen 
Kommenden  aus  ihren  Wohnsitzen  verdrängt 
werden. 

Professor  N.  J.  So  graf  theilte  aus  seiner  Ab- 
handlung: „Antbropometrische  Unter- 

suchungen an  Gross-Russen  der  Gouverne- 
ments Jaroslaw,  Kostroma  und  Wladimir“, 
Einiges  mit.  Er  macht  einige  Angaben  über  die 
Vertheilung  der  Körpergrösse  in  jenen  Gouverne- 
ment» und  weist  auf  die  vorhandene  Abweichung 
vom  durchschnittlichen  Maaes  der  Körpergrösse.  Er 
erklärt  die  Abweichungen  durch  historische  That- 
sachcn  und  betont,  dass  das  Studium  der  Local- 
geschieht«  zur  Erklärung  jener  Abweichungen  sehr 
wichtig  ist. 


A.  8.  Kachanow:  Ueber  die  ältesten  Wohn- 
sitze der  Grusier  in  Kleinasion.  Der  Vortragende 
wies  darauf  hin,  dass  zwei  grusische  Stämme,  die 
Iberer  und  die  Mescher,  identisch  seien  mit  dem 
Tubal  und  dem  Meschech  der  Bibel,  mit  den  Tiba- 
renern  und  Moschern  des  Herodot  und  Strabo; 
er  schliefest  daraus,  dass  zur  Zeit  Moses  das  Gebiet 
der  Grusier  den  Floss  Galiss  (jetzt  Kisil-lrmak) 
überschritten  hätte.  Das  wird  durch  die  geogra- 
phischen Namen  bestätigt.  Im  Süden  war  das 
armenische  Hochplateau  bis  zum  siebenten  Jahr- 
hundert von  den  Grusiern  eingenommen. 

Ant.  Iwanowski  berichtet  über  seine  anthro- 
pologischen, archäologischen  und  ethnographischen 
Untersuchungen  in  Tarbagatai.  2899  Kurgane  und 
Gräber  wurden  beschrieben  und  in  die  Karten  ein- 
gezeichnet, 9 Gräber  wurden  anfgedeckt.  Es  wurden 
12  Steinfiguren  (Baben)  abgezeichnet,  ebenso  Thier- 
darstellnngen  an  Felsen  und  alt  - tibetische  Grab- 
stc in schrift en  copirt.  126  Kirgisen,  30  Kirgisinnen 
und  73  Targouten  wurden  gemessen,  14  targou- 
tische  Schädel  wurden  gesammelt  (darunter  einer 
mit  einem  Os  japonicum).  100  kirgisische  Sprücb- 
Wörter,  100  Sagen,  60  Gesänge  wurden  aufge- 
zeichnet Die  Lebensweise,  die  Sitten  und  Ge- 
bräuche der  Targouten  wurden  beschrieben. 

Prof.  D.  N.  Anutschin:  Zur  Geschichte 
der  primitiven  Cultur  (kein  Auszug  vorhanden). 

Zweite  Sitzung  am  30.  December  1889  (11.  Ja- 
nuar 1890),  unter  dem  Vorsitz  von  A.  Tillo, 
danu  J.  Stebnizky. 

Cepitän  Makarew:  Ueber  die  Niveau- 

verschiedenheiten  der  die  Küsten  Europas  be- 
spülenden Meere. 

N.  J.  Andruaow:  Ueber  die  Noth Wendigkeit 
das  Schwarze  Meer  zu  untersuchen. 

A.  N.  Krasnow:  Die  Bedeutung  der  Erfor- 
schung des  Diluviums  in  Rußland  für  das  Studium 
der  Pllauzcngeographie. 


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Referate. 


381 


I).  N.  Anutückin:  1)  lieber  die  Reaultate 

einiger  von  Moskauer  Studenten  ausgeführten  Ar- 
beiten. 2)  Ueber  gemeinschaftliche  Arbeiten  russi- 
scher Geographen  und  Ethnographen.  Im  Verlauf 
dieser  Mittheilung  machte  Anutschin  folgende 
Vorschläge:  1)  Eiu  Werk  über  Geographie  and 
Ethnographie  Russlands  auf  Grund  gemeinschaft- 
licher Forschung  russischer  Geographen  und  Eth- 
nographen herauszugebrn.  2)  Ein  Journal  oder 
Zeitung  zu  gründen.  3)  Eine  Anleitung  zur  Unter- 
suchung Russlands  in  geographischer  und  ethno- 
graphischer Hinsicht  zu  verfassen.  — ■ Die  Vor- 
schläge wurden  angenommen. 

Dritte  Sitzung  am  31.  December  1889  (12.  Ja- 
nuar 1890),  unter  dem  Präsidium  N.  W.  Latkin's. 

Ant  Charusin:  Ueber  die  alten  Grftber 
bei  Gurzuf  und  Gügusck  an  der  Südküste 
der  Krimm.  Die  Gräber  gehören  in  das  siebente 
und  achte  Jahrhundert  hinein,  es  sind  Gründe 
zur  Annahme  vorhanden,  dass  die  Gräber  von  den 
Goten  errichtet  wurden.  Die  in  den  Gräbern  ge- 
fundenen Schädel  sind  charakteristisch  durch  viel- 
fache Deformationen,  durch  das  Vorkommen  einer 
Stirnnabt,  durch  das  späte  Verwachsen  der  Schädel- 
nähte.  Der  betreffende  Volksstamm  batte  theils 
schwarze,  theils  dunkelbraune  Haare. 

Ant.  Charusin:  Ueber  die  Kurgane  in  der 
Steppe  von  Bukejewsk  (am  linken  Ufer  der 
Wolga,  nördlich  vom  Kaspischen  Meere).  Der  Vor- 
tragende ist  der  Meinung,  dass  die  daselbst  befind- 
lichen Kurgane  (Hügelgräber)  in  das  vierzehnte 
Jahrhundert  gehören,  d.  h.  in  die  Zeit  des  Zerfalls 
der  goldenen  Horde  der  Kirgisen.  Das  Volk,  dessen 
Glieder  in  jenen  Kurganen  beerdigt  sind,  bestand  aus 
sehr  verschiedenen  Elementen,  vielleicht  aua  Ab- 
kömmlingen verschiedener  Gegenden,  die  hier 
zufällig  zasamraengetroflen  waren.  Das  türkische 
Element  mit  schwach  ausgesprochenen  mongoli- 
schen Zügen  waltet  vor.  Mit  diesem  Element  hatte 
sich  ein  zweites,  auch  türkisches  Element  gemischt, 
in  dem  da«  Mongolische  wenig  hervortrat;  ausser- 
dem sind  auch  andere  Elemente,  sowohl  mongo- 
lische als  auch  indoeuropäische,  in  jenem  Kur- 
ganenvolke  vertreten. 

A.  N.  Charusin:  Ueber  den  Typus  der 
Kirgisen.  Die  Kirgisen  sind  kein  einheitlicher 
Volksstamm  in  anthropologischer  Beziehung;  im 
Gegentheil  ergeben  anthropologische  Analysen,  dass 
der  kirgisische  Stamm  aus  einer  Kreuzung  ver- 
schiedener Volkselemente  entstanden  ist.  Das  Ge- 
sicht der  Kirgisen  besitzt  nur  zum  Theil  die  mon- 
golischen Züge,  die  bei  jugendlichen  Individuen, 
besonders  bei  Knaben,  schärfer  ausgeprägt  sind, 
als  bei  älteren.  Ira  Allgemeinen  bietet  der  kir- 
gisische Typus  in  den  verschiedenen  Alteradassen 
grosse  Schwankungen  dar. 


Fürst  W.  J.  Massalsky:  Ueber  die  Bevöl- 
kerung der  Gebiete  von  Kars.  Der  Vortra- 
gende wies  auf  die  politischen  Umwälzungen  in 
dem  betreffenden  Gebiete  und  anf  die  Verschieden- 
heit der  nationalen  Elemente  hin.  Im  Gebiete  von 
Kars  leben  174  000  Menschen,  darunter  Hassen 
6,1  Proc.,  Griechen  13,5  Proc.,  Kurden  15,1  Proc., 
Armenier  21,3  Proc.,  Türken  23,9  Proc.,  aderbeid- 
sch mische  Tataren  13,9  Proc.,  Turkmenen  5,1  Proc., 
anderen  Nationalitäten  gehören  nur  0,9  Proc. 

D.  N.  Anutschin:  Ueber  Anomalien  der 

menschlichen  Schädel  in  anthropologischer  Hin- 
sicht (kein  Auszug  vorhanden). 

Sach.  Alb.  Blum:  Ueber  anthropologische 
Untersuchungen  an  den  Volksstäm men  des 
Kaukasus.  Im  Ganzen  wurden  zwölf  Volks- 
stärame  untersucht:  die  (irusier,  Imeretiner,  Min- 
grelier,  Pschawen,  Swaueten,  Tuschier  and  Chew- 
suren  erscheinen  alle  aU  gemischte  Rassen.  Der 
armenische  Volksstamm,  zur  iranischen  Groppe 
gehörig,  besitzt  hinreichend  physische  und  geistige 
Kräfte,  um  seinen  physiognomiachen  Typus  rein  zu 
bewahren.  Dio  Osseten  (Ossen),  die  ebenfalls  zur 
iranischen  Gruppe  gehören,  erscheinen  ihrem  Ge- 
sichtsauedmcke  nach  als  ein  Gemisch  semitischer 
oder  indoeuropäischer  Stämme;  ihren  physischen 
Eigenschaften  nach  sind  sie  ans  sehr  verschiedenen 
anthropologischen  Elementen  zusammengesetzt.  Die 
Abchasen,  ein  Völkerstamm  der  westlichen  Berg- 
völker, sind  ebenfalls  ein  gemischter  Stamm,  in  den 
insbesondere  dolichoccphale  Rassen  Eingang  ge- 
funden haben.  — Znm  Schlüsse  muss  es  betont 
werden,  dass  es  unter  allen  erforschten  Stämmen 
des  Kaukasus  keine  reine  Rasse  giebt. 

D.  P.  Nikolskj  sprach  über  die  Baschkiren. 
Die  Baschkiren  sind  noch  nicht  genügend  erforscht; 
sie  sind  nicht  die  Urbewohner  jener  Gegenden,  in 
denen  sie  jetzt  leben.  Genaue  Angaben  über  die 
Zahl  der  Baschkiren  Hegen  nicht  vor.  Es  giebt 
mehr  Männer  als  Frauen  unter  den  Baschkiren  ; 
auf  100  Männer  kommen  80  bis  90  F raoen.  Hinsicht- 
lich ihrer  geistigen  Entwickelung  steht  der  Basch- 
kire höher  als  die  anderen  (nicht  rassischen)  Ein- 
geborenen jener  Gegenden.  Die  ökonomischen 
Verhältnisse  haben  sieb  allmälig  verschlechtert. 
Ihre  häuslich -sanitären  Einrichtungen  sind  sehr 
schlecht.  Ihre  Nahrung  ist  unzureichend.  Die 
Zahl  der  Erkrankungen  ist  besonders  unter  Män- 
nern sehr  gross,  die  Zahl  der  Geburten  sehr  klein 
(37  bis  40  auf  1000),  cs  werden  weniger  Knaben 
als  Mädchen  geboren  (95  Knaben  auf  100  Mädchen). 
Auf  100  Individuen  kommen  nur  & bis  8 Hei- 
rathen.  Die  Zahl  der  Sterbefällo  ist  geringer,  als 
im  Durchschnitt  im  russischen  Reiche  (25  bis  30  auf 
1000  Einwohner).  Die  Kindersterblichkeit  ist  gering, 
was  von  der  gnten  Pflege  der  Kinder  abhängig  ist. 
Es  ist  wünschenswerth , dass  die  Gründe  der  Ab- 
nahme der  Baschkiren  eingehend  studirt  werden. 


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382 


Referate. 


X.  W.  Latkin  macht  den  Vorschlag,  die  nörd- 
lichen Gegenden  Russlands,  specieli  die  Halbinsel 
Kola,  und  die  Nordküste  von  Sibirien,  zu  erforschen. 

Vierte  Sitzung  am  3.  (15.)  Januar  1890.  Es 
prasidirt  P.  A.  Put  jätin. 

L.  P.  Dolinskj:  Ueber  Spaltenbildungen  und 
Erdcinatürze  am  Boden  der  Stadt  Odessa. 

K.  J.  Shuk:  Ueber  die  Dichtigkeit  und  die 
Temperatur  der  Schneedecke  während  des  Winters 
1888/1889  in  Kiew. 

A.  J.  Wojeikow:  Ueber  die  jährlichen  Tcm- 
peraturperioden  in  St.  Petersburg  und  einigen 
anderen  Gegenden  der  Erde. 

B.  J,  Sresnewsky:  Ueber  die  Geschichte  der 
in  Russland  ausgeführten  Versuche,  meteorologische 
Beobachtungen  vom  Luftballon  aus  anzustellen. 

Th.  M.  I Storni e:  Einige  Bemerkungen  über 
die  Ethnographie  des  Gebietes  Petschora.  Der 
Vortragende  theilt  das  Petschora- Gebiet  in  sechs 
verschiedene  ethnographische  Bezirke,  die  er  im 
einzelnen  kurz  charakterisirt. 

Fünfte  Sitzung  vom  4.  (16.)  Januar  1890.  Es 
pr&sidirt  A.  J.  Pulikowski. 

P.  J.  Leeshaft:  Ueber  anthropologische 
Untersuchungen:  1)  beim  Messen  eines  leben- 
den Menschen  muss  man  gut  bestimmbare  anato- 
mische Punkte  wählen,  bei  deren  Benutzung  jeg- 
liche Willkür  ausgeschlossen  ist,  dann  wird  man 
die  Möglichkeit  haben,  die  von  verschiedenen 
Forschern  ermittelten  Thatsacheu  mit  einander  zu 
vergleichen;  2)  bei  der  anthropologischen  Beob- 
achtung eiues  Kindes  ist  zu  beachtet! : das  Tem- 
perament, der  Tvpua  und  der  Charakter. 

P.  Orschanski  (Charkow)  berichtet  über  seine 
cranometrischen  Untersuchungen  an  (russi- 
schen) Verbrechern:  1)  Unter  den  Verbrechern 
sind  psychische  Krankheiten  nicht  häufiger,  als 
uuter  den  übrigen  Menschen  im  Allgemeinen 
(3  auf  1000).  2)  Der  Kopfumfang  eines  (russi- 

schen) Verbrechers  schwankt  zwischen  50  bis  55  cm. 
was  keine  Abweichung  von  der  Norm  bedeutet. 
3)  Unregelmässigkeiten  und  Asymmetrie  des  Kör- 
pers finden  sich  unter  den  Bewohnern  der  Gefäng- 
nisse nicht  häufig.  4)  Das  (russische)  Verbrecher- 
thum steht  iu  engster  Verbindung  mit  den 
Lebensbedingungen  des  Volkes.  5)  Der  Grnndzug 
des  (russischen)  Verbrecherthums  ist  die  Einfach- 
heit der  Cultur-  und  Geistesanachauungen. 

E.  J.  Petri:  Ein  Ausflug  in  die  kirgi- 
sische Steppe.  Der  Vortragende  erörtert  zuerst 
die  „Kingeborenen-Frage*  vom  wissenschaftlichen, 
ökonomischen  und  ethischen  Standpunkte  aus. 
Dann  wendet  er  sich  zu  den  Kirgisen.  Als  be- 
sonders charakteristisch  für  das  Leben  der  Kir- 
gisen im  Gebiete  von  Turgai  hebt  er  hervor: 
Der  allmiilige  Uebergttng  der  Kirgisen  vom  Noma- 


denleben zur  Sesshaftigkeit  und  zum  Ackerbau  — 
allraulige  Annahme  der  rassischen  Cnltur.  Die 
Befähigung  der  Kirgisen  zur  Fortbildung  ist  nicht 
anzuzweifeln.  Die  Kirgisen  sind  so  wenig  fana- 
tisch, dass  der  Islam  unter  ihnen  kein  Uiuderniss 
für  den  Culturfortschritt  darbietet.  Die  russische 
Gesetzgebung  ist  in  Bezug  auf  die  Eingeborenen 
(russisch  luorodzi  d.  i.  Nichtrussen)  stets  human; 
ebenso  human  verhält  sioh  auch  das  russische  Volk 
zu  den  (einzelnen)  Nichtnissen.  Deshalb  ist  eine 
günstige  Losung  der  „ Eingeboren- Frage“  in  Russ- 
land eher  zu  erwarten  als  io  anderen  Culturstaaten. 

Fürst  P.  A.  Putjätin  sprach  über  die  Me- 
thode, die  während  der  neolithischen  Periode  an- 
gewandt wurde,  um  Löcher  in  die  thöneruen  Ge- 
fasse  zu  machen.  Er  demonstrirte  die  verschiedenen 
Methoden  der  Durchstechung  und  Durchbohrung 
und  die  verschiedenen  Formen  der  Löcher.  Iin 
Jahre  1885  fand  der  Vortragende  bei  Rologoje  ein 
grosses  jurtenförmiges  (kegelförmiges)  Gefäss  aus 
Thon,  das  er  für  einen  Bienenkorb  mit  einem  Flag- 
loche hält.  Er  knüpft  hieran  einige  Bemerkungen 
über  die  Bienenzucht  in  alter  Zeit. 

Wd.  W*  Rndin:  Ueber  einen  Versuch  der  An- 
wendung der  Atithropometrie  zur  Beurtheilung  der 
physischen  Ausbildung  der  Zöglinge  einer  Tnrn- 
schule  in  Mologa.  Im  Laufe  dreier  Jahre,  1886 
bis  1889,  hat  der  Vortragende  368  Knaben  nach 
einer  bestimmten  Anweisung  gemessen.  Von  diesen 
368  Knaben  waren  231  nicht  systematisch  mit 
Körperübungen  (Turnen)  beschäftigt.  Diese  Kna- 
ben dienten  dem  Vortragenden  zur  Aufstellung 
eines  mittleren  anthropometriachen  Knaben  von 
Mologa;  dann  verglich  er  die  übrigen  137  Knaben, 
welche  sich  eine  Zeit  lang  täglich  in  der  gymna- 
stischen Schule  (Turnsohule)  beschäftigt  batten. 

Der  Einfluss  der  körperlichen  Uebungen  machte 
sich  im  günstigen  Sinne  bei  der  Messung  geltend; 
bomerkensworth  ist,  dass  die  guten  Turnsohüler 
zugleich  die  besten  Schüler  der  Stadtschule  waren. 

N.  J.  Dinnik:  Ueber  die  Gletscher  des  Kau- 
kasus. 

Sechste  Sitzung  am  5.  (17.)  Januar  1890.  An- 
fangs unter  dem  Präsidium  des  Prof.  D.  J.  Sarao- 
kwassow,  später  unter  dem  Präsidium  von  N.  J. 
Rajewsky. 

Prof.  D.J.  Saraok wassow : Ueber  die  Kur- 
ganbevölkerung  Südrusslands.  Der  Vor- 
tragende weist  nach,  dass  auf  Grundlage  histori- 
scher Zeugnisse  und  unter  Beihülfe  archäologischer 
Th ut Sachen  die  Möglichkeit  gegeben  ist,  das  in 
den  KurgAnen  Süd-  und  Mittelrusslands  aufgo- 
fundene  Material  ethnographisch  zu  verwerthen. 
Man  könne  entsprechend  den  fünf  historischen 
Epochen  auch  fünf  Abtheilungen  unterscheiden: 
Die  k immer) sehe  Epoche  vom  siebenten  Jahr- 
hundert bis  zur  Geburt  Christi;  die  skythische 


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Referate. 


383 


Epoche  vom  siebenten  Jahrhundert  vor  Christi  bis 
zum  ersten  Jahrhundert  nach  Christi;  die  sar- 
tnatische  Epoche  vom  ersten  bis  zum  sechsten 
Jahrhundert  nach  Christi;  die  russisch  - el a- 
vischo  Epoche  vom  sechsten  bis  zum  zehnten 
Jahrhundert  nach  Christi;  die  mongolisch  - 
tatarische  Epoche  — die  Zeit  der  Herrschaft 
der  Mongolen  in  Russland.  — Der  Vortragende 
charakterisirt  den  Bau  and  den  Inhalt  der  Hügel- 
gräber der  genannten  Epochen  und  deroonstrirte 
besonders  typische  Fundstücke  seiner  archäolo- 
gischen Sammlung. 

A.W.  Jelessejew:  Ue her  die  vorgeschicht- 
lichen Bewohner  des  Süd-Ussuri* Gebietes. 
Im  Gebiete  Süd-Ussuri  gab  es  zweifellos  eiue 
Steinzeit,  und  zwar  sowohl  eine  paläolithisebe  wie 
eine  neolitbiBche  Epoche;  das  beweisen  die  Funde 
des  Vortragenden,  sowie  die  der  beiden  Forscher 
Margaritow  and  Jankowski.  Die  Reste  der 
Steinzeit  sind:  Küchenabfalle,  Werkzeuge  und  Ge- 
rüthe  aus  Stein,  Horn  und  Knochen,  die  znm  Typus 
i der  arktischen  Civilisation  gehören  und  den  in 
Nordeuropa  gefundenen  Gegenständen  gleichen. 
Der  Typus  der  Menschen  der  Steinzeit  nähert  sich 


— soweit  die  craniologischen  Thatsacben  einen 
Schluss  gestatten  — dem  Typus  der  jetzigen  Orot- 
hc honen.  Die  Schädel  sind  bracbycephal  und  oft 
deformirt 

Frau  A.  M.  Kalmykowa:  Ueber  die  be- 
sondere Bedeutung  geographischer  Kennt- 
nisse in  den  russischen  Volks- Elementar- 
schalen. 

J.  A.  Ochatin:  Ueber  die  Ursachen  der 
verschiedenen  llautfärbnng  bei  verschie- 
denen Rassen  und  Stämmen.  Es  werden  kli- 
matische Bedingungen  als  Ursachen  angesehen 
werden  müssen;  die  Hauptrolle  bei  der  Bildung 
des  Pigments  ist  offenbar  dem  Sonnonlichto  zuzu- 
schreiben. Der  Zweck  der  Pigmentirung  scheint 
mit  der  Regulirung  der  Wärme  im  Körper  und 
Kleidung  zu  stehen. 

A.  J.  Oatroumow  sprach  über  die  Nothwen- 
digkeit,  eine  Expedition  zu  den  Wogulen  auszu- 
iüsten,  da  dieser  Volksstamm  im  Untergange  be- 
griffen sei. 

W.  W.  Ptizyn  macht  Mittbeilungen  über  die 
tibetische  Mediciu. 


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REGISTER  DES  NEUNZEHNTEN  BANDES 

(Abhandlungen,  Kleinere  Mittheiluugen  und  Referate.) 


Beile 


Alpen,  Kamen*  und  Volkskunde  derselben  ....  $57 

Aissoren,  Kopfmessungen 245 

AltbÖhtni*che  Sitten 37» 

Alte  Völker  Europas . . .* . . ♦ . 272 

Altslavische  Bäder 378 

„ Burgen  (hrad) 376 

Anthropologie,  somatische  und  criminelle  ....  122 

Antike  Metallgegenstände  aus  Ligurien ISO 

Archäologische  Funde  in  Russland 113 

, und  topographische  Denkmäler 

Böhmens 378 

Arm  und  Reich  zur  Merovingerzeit 23 

Armenier,  Kopfmessungen 243 

Atavismus,  psychischer 137 

Bauernhaus,  germanisches 365 

BegTäbniashöhlen,  polynesische 369 

Bergjndpn,  Kopfmessungen 245 

Böhmische  Archäologie 375 

Bronzeeelte  auf  Fünen 8 

Bronzedolche  von  Ripatransone 152 

Bronzefunde  in  Finnland  . 367 

„ in  Italien 152,  154 

„ in  Oesterreich* Ungarn 360 

Bronzeschwerter H 

. aus  Venetien,  Triest  und  Tirol  . 150 

Bronzeschilde  aus  England 5 

Bulletins  de  la  soci£t4  d’ Anthropologie  de  Paris  . 284 

<’e»tralasien,  alte  Gräber 374 

Ceremisaen  ira  Ural  und  an  der  Wolga  .....  148 

Cltiasma  nervorum  opticorum  des  Schimpanse  . . 205 

Criminelle  Anthropologie  122 

Depotfunde  von  Bronzen  in  Italien  ....  152,  154 

Diluvialböhlen  in  Mähren 376,  377 

Eisenschwert , vorgeschichtliches,  nördlich  der 

Alpen 3t>9 

Eisenschwerter  aus  Norwegen  ......  260,  371 

Esten  und  Finnen,  Hochzeitsgebräuche 114 

Estisclie  und  Annisehe  Gebäude 273 

Etruskisches  Schwert  aus  den  Gräbern  von  Kall- 
stadt   . 309 

Europas  alte  Völker 272 

Figurensteine  am  Jenissei,  Sibirien 372 

Filmische  Häuser  275 

• Hochzeitsgebräuclie 114 

Finnland,  BronzeaUerftinde 367 

Funde,  vor-  und  frühgescbichtliche,  in  Oesterreich- 

Ungarn  359 

Archiv  fUr  Aatlir>>|xilofie.  Bd.  XIX 


Seil* 


Oebüude  der  Curemissen,  Mordwinen.  Esten  und 

Finnen 273 

Georgier  und  Grusiner,  Kopfmessungen 389 

Gold  fände  in  Dänemark 8,  9 

„ von  flzilägy-Somlyö,  Ungarn 357 

Gold-  und  Silberfunde  in  Schweden 367 

Grabfeld  bei  ßlänuugs  auf  Gnthland 365 

„ vom  Hailberge  bei  Hallstatt 101 

, von  Kallstadt 309 

„ von  Obrigheim  bei  Worms 23 

Gräber  in  Centralasien  . ...........  374 

* in  Libceves  bei  Bilin . 378 

„ in  Xordland  und  Tromsö  370 

, in  Russland 110,  381 

„ im  Btadtwalde  hei  Frankfurt  a.  M.  ...  85 

. von  Worms  23 

polynesische 369 

Grössen  Verhältnis*  der  Schulkinder  im  Freiberger 

Bezirke 118 

Grotta  Nicolucct,  florent 131 

Ouhener  Grabfunde 270 

Hallherg  bei  HalMutt  (Oesterreich),  Ausgrabungen  101 
Hallstadt  (Bayern).  Grab,  etruskische«  Schwert  . 309 

Haus,  estisclie*  und  Annisches 273,  275 

„ germanisches 364 

Hochzeitsgebriiuche  der  Esten  und  Finnen  ...  114 
, in  Kärnten  .........  157 

Höhlen  in  Mähren  376,  377 

Hügelgräber  bei  Frankfurt  a.  M 85 

Inschriften*  und  Figurensteine  am  Jenissei  . . . 372 
luterparietal*  und  Präinterparictalknochen  am 
menschlichen  Schädel 141 

Jenisaei.  Sibirien,  Inschriften*  und  Figureusteiue  372 
Jürhken  (Nomaden)  in  Kteinasien 252 

Kalmücken,  KopAneäsungen 345 

Kärnten,  Lieder  und  llochzeitegebräQChe  ....  157 
Kaukasische  Völker,  Kopfmessungen  . . 55,  211,  331 

Kleinasien,  älteste  Bevölkerung ...  251 

Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  in  Mecklenburg  317 

Kurgane  bei  Sinela  in  Russland 110 

Kurische  Nehrung  und  ihre  Bewohner 120 

Kürinisclie  Volksatämme,  Kopfmessungen  ....  56 

Lappen,  ehemalige  Verbreitung * . 368 

Ltsghier,  Kopfniessuugen  u.  Köpft  schrei  bung  57.  6k 
Lykien,  die  Tachtadschy  und  andere  Uel>erreste 
der  alten  Bevölkerung  .........  3|,  252 

45» 


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386 


Register. 


geilt 


Magelhaen.strasse.  ethnographische  Beobachtungen  36b 

Maidane  in  Russland US 

Mecklenburg,  Kdrpergrflm  dpr  Wehrpflichtigen  . 317 

Merovingerzeii,  Arm  und  Reich  . 23 

Mongolen,  KopfnttiMiingen 336 

Mongolenauge  und  Mongolenschadel 143 

Namen-  und  Volkskunde  der  Alpen 337 

Nephrit-  und  Jadeitfrage  in  Europa 362 

Nordische  Götter-  und  H«Mwaagt,  Rntstehnng  . 264 
Norwegen,  Schwerter  de»  jüngeren  Eisenalter»  260,  371 

Obrigheim  hei  Worms,  Grabfeld 23 

Oesterreich , PrÄhislorie 101 

, vor-  und  frühgeachiehtliche  Funde  . 359 
Osseten,  Kopfmessungen  243 

Palethnologische  Funde  in  Verona . 154 

Papuanerschädcl • . . 140,  147 

Pfahlbauten  in  ülmütz 376 

Pfeilspitzen  aus  den  steinzeitlichen  Niederlassun- 
gen in  Prun  (Italien) 151 

Polymastie,  menschliche,  und  Uterus  hicornis  165,  202 

Polynesische  Begrähnisshöhlen  369 

Prähistorie  in  Oesterreich 101 

Prähistorische  Altert hüraer  aus  Guben 270 

Reihengräber  bei  Worms 23 

Runendenkmäler,  deutsche  ...........  279 

Russische  Naturforscher  und  Aerzte,  Congress  . . 390 
Russland,  Ausgrabungen,  Kurgane  ....  110,  381 

Schädel  aus  einem  altlykiwchen  Felsengrab*  ...  45 

Schädeluntersuchungen  der  somatischen  und  crimi-  ' 

nellen  Anthropologie 122 

Schaltknochen  am  menschlichen  Schädel  ....  141 

Schimpansegehirn,  Chiasraa 205 

Schlesiens  bemalte  ThongeßUse  aus  vorgeschicht- 
licher Zeit 273 

Schnellläufer  Martim-lli,  anthropologische  Unter- 
suchung desselben 136 

Schulkinder  im  Freiherger  Bezirke,  Grössenver- 

hältniss* 11b 


Schweden,  Gold-  und  Silberfunde  387 

Schwerter  des  jüngeren  Eisenalters 280 

Selzen,  Grabfeld 23 

Sibirien,  Jenisseier  Inschriftensteine 372 

Silber-  nnd  Goldfunde  in  Schweden 367 

Silexapitzen  aus  Italien  150 

: Skandinavien  und  westl.  Europa,  Verbindungen 

vor  Christi  Geburt 1 

Sociätd  d’Anthrojxjlogie  de  Paris,  Verhandlungen  284 
Somatische  und  criminelle  Anthropologie  ....  122 

Sprachvergleichung  und  Urgeschichte  ......  277 

Steinzeitetat innen  von  Camerino  und  Giara  ...  151 

Stramherger  Hohlen  in  Mähren  . 377 

Suastika,  zur  Geschichte  derselben 173 

SziUgy-8omlyö,  Goldftind 357 

Tachtadschy  Lykiens  * .31,  252 

Tataren,  Kopfmessungen  333,  344 

Tätowirung  im  alten  Peru 136 

Thierreate  aus  dem  Pfahlbau  zu  Arquä  .....  155 
ThongefäKse  aus  den  Hügelgräbern  bei  Frank- 
furt a.  M 87 

Thongefäme  aus  nordischen  Gräbern  ......  15 

„ bemalte  vorgeschichtliche,  Schlesien*  273 
Trepanation,  vorgeschichtlich«,  in  Dänemark  . . 363 
Tropfsteinhöhle  „Nicolucci“  bei  Sorrent  .....  151 

Tschertschensen  und  l’scherkessen , Kopfmesaun- 

gen 213,  227 

Uelierreste  der  alten  Bevölkerung  Lykiens  ...  31 

Unibrischer  Typus . 146 

Uralisch-sihirische  Aufstellung  in  Katharinenburg  14b 

Ureinwohner  Europas 272 

Uterus  bicoroi* 202 

Verbindungen  zwischen  Skandinavien  und  West- 
Europa  vor  Christi  Geburt  1 

Wickingachwert  260,  321 

Zweihomiger  Uterus 202 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


I. 

Urgeschichte  und  Archäologie. 

(Von  Dr.  E.  Fromm  in  Aachen1). 


(Die  nordische  Literatur  [Dänemark,  Schweden,  Norwegen,  Fi  n In  ml]  ist, 
wie  bisher,  von  Fräulein  J.  Mestorf  in  Kiel  zusammengestellt,  die  polnische  und  russische 
von  Herrn  Prof.  I)r.  A.  Wrcesniowski  in  Warschau,  die  böhmische  und  mährische  von 
Dr.  Lulmr  Xiederlo  in  Prag.  Ausführlicheres  über  die  nordischen  Arbeiten  theilt  Fräulein 
J.  Me  stör  f unter  der  Rubrik  Referate  mit.) 


I.  Deutschland. 


Abeking.  Ueber  prähistorische  Funde  von  Zinnowitz 
auf  Tsedom.  (Verhandlungen  d«-r  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  333 
bis  334.) 

Abeking.  Ueber  Moorfunde  von  Marienbad,  Böhmen. 
(Hufeisen  und  Hammer.)  Mit  zwei  Abbildungen  im 
Text.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  *tc.,  Jahrg.  i8K*,  8.  394«) 

Die  Hufeisen  gehören  nnch  Gestalt  und  Gewicht  dem 
Mittelalter  an. 

Alsberg,  Morita.  Anthropologie  mit  Berücksichtigung 
der  L'rgeschichtp  des  Menschen  allgemein  fasslich 
dargestellt.  Stuttgart,  O.  Weisert,  1888.  40?  S.  Mit 
2 Karten,  2 lithogr.  Tafeln  und  134  Abbildungen  im 
Text.  8". 

Das  Werk,  dessen  erste  Lieferung  im  voijährigen  Lite- 
raturberieht  angezeigt  werden  konnte,  liegt  nunmehr  voll- 
endet  vor.  Es  vereinigt  — vergl.  die  Bc*prei  hung  von 
Rud.  Virehow  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie  — zwei 
grosse  Vorzüge : einmal  den  einer  gedrängten  und  leicht 
verstand  liehen  Darstellung,  zum  anderen  den  einer  fleißigen 
und  umsichtigen  Verbreitung. 

Alterthümer,  Vorgeschichtliche,  der  Pro  v in* 
Sachsen  und  angrenzender  Gebiete.  Herausgegeben 
von  der  historischen  Commission  der  Provinz  (Sachsen. 


.Erste  Abtheilung,  Heft  IX.  Halle,  Heudel.  1888.  Fol. 
3 Mark. 

Inhalt:  Die  Begräbnisstätte  Wi  llornsömmeru  in  Thü- 
ringen von  G.  Reischcl.  — Untersuchung  eines  Grab- 
hügels «uf  dem  Dachsberge  bei  Hohen  im  Snalkreise  von 
Dir.  Oberst  a.  D.  H.  v.  Bor  ries.  — Die  Griibcr  auf  den» 
Wiudmühlenberge  bei  Hliersdorf  von  E.  Erfurt.  (18  S. 
mit  eingedruckten  Abbildungen  und  zwei  Tafeln.) 

Altrichter,  Karl.  Ueber  Triquetruin  und  Gemme. 
Mit  zwei  Abbildungen  im  Text.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
1883,  8.  558  bis  583.) 

Ammon.  Anthropologisches  aus  Badeu.  (Allgemeine 
Zeitung,  München.  1*88,  Beilage  Nr.  38.) 

Andrea,  R.  Ein  Opferaltar  (?)  auf  der  Hörnekupp«-. 
((-’orrespondenz-Blau  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg..  München  1883,  8.1.) 

Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Beobachtungen 
auf  Reisen  in  Einzel  - Abhandlungen , verfasst 
von  P.  Ascherson,  A.  Bastian,  C.  Borgen, 
H.  Bolau,  O.  Drude,  G.  Fritsch,  A.  Gärtner, 
A.  Geratäcker,  A.  Günther,  J.  Hann,  G.  Hart- 
laub, II.  Hartinann,  K.  Uoffmann,  W.  Jordan, 
O.  Krümmel,  M.  Lindemau,  Ritter  v.  Lorenz- 
Liburnau.  v.  Martens,  A.  Meitzen,  K.  Möbius, 


*)  Die  fUr  die  Bearbeitung  des  Verzeichnisses  in  Aussicht  genommene  Zeit  ist  dem  Referenten  durch  eine  Veränderung 
seiner  amtlichen  Stellung  und  seines  Wohnsitzes  wesentlich  verkürzt  worden.  Die  ira  Vorjahre  in  Aussicht  gestellte  Literatur 
Holland-Belgiens,  Spanien-Portugals,  sowie  Asiens  musste  daher  auch  dieses  Mal  noch  zurück  gestellt  werden,  wird  aber  im 
nächsten  Jahre  um  so  eingehendere  Bearbeitung  finden.  Aus  dem  gleichen  Grunde  werden  auch  für  die  Abtheilungen  VIII. 
(Frankreich)  und  XI.  (Amerika)  noch  einige  Nachträge  zu  geben  sein. 

Archiv  für  Anthropologie.  Hit.  XIX  | 


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2 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


G.  Xeiiinaycr,  A.  Orth.  F.  v.  Rieht liufvu. 

H.  Behüben,  G.  Heit  weinfurth.  H.  8t*-int  linl, 
F.  TirtjfD,  R.  Virohow,  K.  Weit»,  H.  Wild, 
II.  Wittmatck  und  heraii»g«g*lH*n  von  Director 

1) r.  G.  Neu  in  a y 0 r.  Zweite  völlig  u ingen  rb«itete 
und  vertu«*! »rt«  Auflage  in  zwei  Händen.  Mit  zahl- 
reichen Holzschnitten  und  zwei  lithograpliirten  Tafeln. 
Her! in,  Oppenheim,  18*8.  XV,  65;t  und  V,  H27  8.  841. 
18  M.  und  I«  M. 

Im  zweiten  Rand«  dieser  „Anh-it unj»“  liehanJctl  Rudolf 
Vircbow  di«  Ant|]ru}i«h»i;jv  und  priilu*t4>n»t he  FftfM'liung. 

Archiv  für  Anthropologie.  Zeitac lirift  für  Natur- 
gvschic lile  und  Urgearhichte  «len  Menschen.  Begründet 
v.  A-  Ecker  und  I<-  hiniltuirhmit.  Organ  der 
deutschen  Gesellschaft  fiir  AuthropotOgie.  Ethnologie 
und  Urgeschichte.  Unter  Mitwirkung  von  A.  Basti«  n, 
O.  Fraa»,  F.  v.  lieiiwaid,  W.  Hi»  etc.  heraus- 
gegeben  um)  redigirt  von  I..  Li  »den »chm  it  in 
Mainz  und  J.  Ranke  in  München.  Achtzehnter 
Baud.  Mit  in  den  Text  eingedruckten  Abbildungen 
und  Midi»  lithogiapliirten  Tafeln.  Ilraiuneliueig. 
Fried  r Vieweg  und  Sohn,  1889,  1 Erst*-*  und  zweites 
Vierteljahrsheit  len»,  dritte»  und  vierten  Viertel* 
j;\li  r-ltelt  I > M.» . > XI.  ’*7  S.  und  Vrrzi-n  !mi*s  der 

anthropologischen  Literatur,  152  8.  4°. 

Arnold  , H.  Au»  Vnllatum.  (KorrespondenzhlnH  de» 
Gejoinimtvereln»  der  deutschen  Geschieht*-  und  Alter* 
thnmsvereine.  dH.  Jahrg.,  1888,  8.  71,  72.) 

Asbach , J.  I>ie  UwlierlielVning  der  germanischen 
Kriege  de»  Augustin«.  (Jahrbücher  de»  Verein»  von 
Alterthum»freundeu  im  Rheinland»1.  Heft  LXXXV, 
Bonn  IHM«,  S.  14  bi»  *»4.) 

Inhalt  : 1 1 Die  Feldzüge  de»  Nern  Claudiu»  Drnsm. 

2)  Die  Feldzüge  deVTibcnu»  in  den  Jahren  4 und  5 n.  Chr. 

3)  Die  Vnrux-Sirhhu'ht.  • 

Asbach,  J.  Die  Anfänge  der  Ubiervttult.  Ein  Vortrag. 

(Jahrbücher  de»  Verein»  von  Alteithuinafrcuuden  im 
Rhein  lande,  Heft  lxxxvi,  Bonn  1333»  8*  121  hifl34.) 

Aab&ch,  J.  Zur  Literatur  über  den  römischen  Grenz- 
wall.  (Jahrbücher  de»  Verein»  von  Alt«*rtlium»freun- 
den  im  Rheinland».  Heft  LXXXVI,  Bonn  IHHH,  8.271 
bi»  ■.■77  1 

Ausgrabungen  in  Cobem  - Gondorf  a.  d.  Mosel, 

Regierungsbezirk  Coblenz:  Din  Gräberfelder  d«*r  alten 
„Covern«*  und  »Contrua*.  (Kölnische  Zeitung  1888, 
Nr.  2,  abgedruckt  im:  Komwpondcnzblatt  de»  Ge- 
summt verein*  der  deutschen  Geschieht»*  und  Alter- 
thumxvereine,  Jahrg.  ÜA,  1888,  8.  .Hö,  SB.) 

Ausgrabungen  in  Fninutigeti  bei  Launigen.  (Corre* 
»pondenz  - Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie Hc.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  55.) 

Ausgrabungen  bei  Immenstedt  <1879  bi»  ikhu).  Mit 
drei  Figuren  im  Texte  und  einer  Tafel.  (Mittheiluugen 
de*  Anthropologischen  Verein*  in  Schleswig-Holstein, 
Heft  1,  Kiel  1888.) 

Basana vitiuB,  J.  Geber  die  Bestimmung  der  Bchaaf- 
»clieere  in  lithauischen  Gräbern.  (Correnpondenz-BIatt 
der  deutlichen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  1 bi»  4.) 

Bastian,  Adolf.  Allerlei  au»  Volks*  und  Menschen- 
kunde. Zwei  Bünde,  Mit  21  phoiolithogr.  Tafeln. 
Berlin,  E.  Mittler  und  Hohn,  1888.  XI,  512  und 
CXX,  380  8.  gr.  8".  18  M. 

Bastian,  Adolf.  Bunt«  Bilder  für  die  Spielständen 
de»  Denken*  auf  20 Tafeln.  (Au*:  .Allerlei  au»  Volks- 
und  Menschenkunde.  Bd.  I und  II*.)  Berlin,  E.  Mitt- 
ler und  Sohn,  1888.  VI,  140  8.  gr.  8°.  3 M. 

Baumann,  K.  Urgeschichte  von  Mannheim  und  Um- 
gebung. (Mit  Karte.)  (Vereinsvorträge  des  Alter- 


thum» verein»  in  Manuheim,  II.  Serie,  Mannheim, 
T.  Löffler.  8.  1 IT.) 

Becker.  Belicht  iilier  Alterthütner  aus  der  Provinz 
Sachsen.  Mit  acht  Ahhildungeu  im  Text.  II  Urnen- 
Friedhof  auf  dem  Galgenberge  bei  Friedrichsaue ; 
2)  Versuch  einer  Deutung  der  ■‘•''genannten  Netz- 
beschwerst1  al*  Schleiulersteine.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Aiiii»rup>*tugi*  eto,,  Jahrg. 
1888,  8.  4h  hi»  52.) 

Behla,  Robert.  Die  vorgeschichtlichen  Kundwälle  im 
o*t Indien  Ih-’itschland.  Eilte  vergleichend  arrha«  du- 
gische  Studie.  Mit  einer  prähistorischen  Karte, 
1 1 ii.Vmmmi.  Berlin,  Aslicr  u.  Co.,  18*8.  X,  210  8. 
gr.  h‘\  «.ho  M. 

Itrhla  grlüngt  zu  drin  Krir«lum»e,  du*»  ««wollt  Germanen 
ah  Sliivrn  eilten  wenn  nmh  oft  v«rsrlm-d«a  gfarlrten  All* 
(heil  ;»u  den  Rund  wällen  haben,  und  «bla»  cn  gri>*M*r  Theil 
«ImelWii  m<  ht  zu  V*rlh«idi>'uii£‘<*wei'keii  errichtet  wurde, 
welche  Best iin mutig  ihnen  emo  einseitige  AmicliHUung  ge- 
geben h»t,  «otidern  als  Werk«  von  r-liglöser  Itedeutaug 
»ufgvfns*>t  «retden müsf-ea.  Vergl. die  Resprechung  von  Mach 
in  den  MitrUcilungcn  der  Miitbnci|i<ito!£i«cttrti  Ge*rll*ch>dt  in 
Wien,  XVIII.  Rd.,  1888.  8.  53. 

Behla,  Robert.  Ueber  neu  bekannt  gewordene  Rund- 
wälle  im  Kreise  Lucka  11.  ( Verhandlung«  n der  Ber- 

liner Gesellscliaft  für  Authro|>ologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  25«.) 

Behla,  Robert.  Ueber  11*11  bekannt  geworden«  Rund- 
wall«* im  Kr<*t**  Lö  wen  berg  (Provinz  Schlesien).  (V«r- 
hamllniigen  «l«r  Berliner  Gjrselltchnft  für  Anthro|M>- 
logie  etc.,  Jahrg.  18^8,  8.  321.) 

Behla,  Robert.  Uelier  Rmidwalle  in  Hachsen  und 
Schlesien.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Antltro|Hdogie  etc,,  Jahrgang  1888,  8.  433.) 
Beitrüge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 
Bayerns.  Organ  der  Münchener  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  11er- 
ansgegebeu  von  W.  <1  tun  hei,  J.  Kol  1 mann, 
F.  O hie  11  »chlager,  J.  Hanke,  X.  Rüdinger, 
J.  Wtird » nger , t'.  Zittel.  Bedaotion:  Johanne» 
Ranke  111. d Nicolau»  Rüdinger.  Achter  Baud. 
31it  17  Tafeln  uud  mehreren  Abbildungen  im  Texte. 
München.  Literarisch  - artistische  Anstalt,  Theodor 
Riedel , 1889.  (l.  bi*  3.  lieft.  1888;  4.  lieft.  1889.) 

201  8.  und  42  8.  Verhandlungen  der  Münchener 
anthropologischen  Gesellschaft.  4°. 

Bericht,  Erster,  über  die  vom  Alterthumaverei» 
Kempten  (a.  V.)  vorgenomtneneu  Ausgrabungen  römi- 
scher Baureste  auf  dem  Lindenberge  l>ei  Kempten. 
Kempten,  J.  Ku.  »«|,  1888.  45  8.  mit  21  zum  Theil 
farbigen  Tafeln  und  zwei  grossen  Plänen,  gr.  8°. 

Die  PublkatioD  tührt  die  Ke*t«  dr*  rr*tcn  in  SiiddeutM-li- 
Und  entdi-rktrn  itltromiu  hru  Btadt  • Forum*  in  mustergül- 
tiger Darstellung  vor. 

Berasteinfuiid , Der,  von  Butzke.  (Munatsblktter. 
HerauÄgegetwn  von  der  Gesellschaft  für  Pomuiersche 
Geschichte  und  AUerthumskunde.  Erster  Jahrgang, 
Stettin  1887,  8.  11  bi»  16.) 

Binzer,  von.  Ueber  Ausgmbuugen  im  Dasskndorfer 
Busch  im  Kreise  Hsrsogthuni  Unmbnrg.  Mit  sechs 
Abbildungen  im  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner 
QcsoUschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  ihhh, 
8.  596  bin  300.) 

Borries,  H.  von.  Untersuchung  eine»  Grabhügel» 
auf  dem  Dach»berge  bei  Hohen  im  Saalkreise. 

Vergl.  vorgewhichtiiehe  Alterthütner  der  Provioi  Sachsen. 

Bronze-  und  Eiaenfünd  von  Briet  zig,  Kreis  Pyrit*. 
(Monatsblatter.  Herau*gvgeb«n  von  der  Gesellschaft 


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3 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


für  Poinineiwche  Geschieht«  mul  Alt«rtlnuii“kuude, 
erster  Jahrgang,  Stt-tiii»  U)K7,  S.  125  bis  127.) 

Bronzeftmd  von  Wödtke.  (Monatsblatter.  HerauH- 
ge geben  von  der  Gesellschaft  für  Pomniersclio  Ge- 
schichte um)  Alterthumskunde,  zweiter  Jahrgang, 
Stettin  1888,  S.  134  bi«  137.» 

Der  Final  »etzt  «ich  zuatmtmrn  *«•>  zwei  grinsen  Hohl* 
wiiltten,  von  .lenen  der  eine  einen  inneren  l)ur<'lime»*rr 
von  nicht  weniger  *1»  14  ein  hat,  zwei  Hn]*ri»gen  und 
vier  Ihdil-ArnmngeQ.  Alle  zeigen  es  deutlich,  »In«»  *ie  der 
IlfllUtnttrr  |Vn<«le  uugehöreii , deren  Kette  im  Kreue 
Luuenbnrg  bisher  wlioii  zahlreich  nsrhgewteM-n  »iml. 

Brutsch.  Bronzene  und  eiserne  Schmuck gegenstände 
und  Watfenstucke.  sowie  Proben  von  Obsidian  aus 
Hufgedeckten  Gräbern  iut  Kaukasus.  <’ Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Authropolngie  etc., 
Jahrg.  1888,  s.  808,  808.) 

Vergl.  unten  Virchow:  , Ihn  Gräberfunde  von  Kedubeg.“ 

Buchholz,  R.  Bericht  über  eine  Ausgrabung  t*»i 
Kiekrz.  nordwestlich  von  Posen.  (Protokolle  der 
Generalversammlung  des  Gesammt Vereins  der  deut- 
schen Geschieht«  • und  Alteithumavereine  zu  Posen, 
18H«,  8.  39  bis  42.) 

Buchholz,  R.  Bericht  üla?r  die  SondemussteHung  des 
Märkischen  ProvinzialmuMunw  zu  Berlin  gelegentlich 
der  General  Versammlung  des  Gesammt  verein«  der 
deutschen  Geschieht*-  mul  AUerthumsvereina  zu 
Po-ieu.  (Protokolle  der  Generalversammlung,  Berlin 
18*8,  S.  80  bis  84.) 

Das  Märkische  I’rurmziftlrauseum  hatte  die  Posrner  Aus- 
stellung mit  »Xmintlu'hen  in  »einen  Besitz  gelangten,  aus 
der  Provinz  Posen  herriihrenden  Alterthum»gegeuständen, 
welche  sich  auf  39  Fundorte  vertheilten,  beschickt. 

Büchner,  O.  Die  SteindimkmiUer  der  Bretagne.  (Mit 
zwei  Abbildungen.)  (Gaea.  Natur  und  Leben.  Cen- 
tralorgan  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher 
und  geographischer  Kenntnisse.  Herausgegeben  von 
Hermann  J.  Klein.  24.  Jahrg. , 1««8,  8.  151 
bis  134.) 

Büchner,  Ludwig.  Der  Mensch  und  seine  Stellung 
in  Natur  und  Gesellschaft,  iu  Vergangenheit,  Gegen- 
wart und  Zukunft.  Öder:  Woher  kommen  wir?  Wer 
sind  wir?  Wohin  gehen  wir?  Allgemein  verständ- 
licher Text  mit  zahlreichen  wissenschaftlichen  Er- 
läuterungen und  Anmerkungen.  Dritte,  sehr  ver- 
mehrte  und  zum  Tbeil  ganz  umgi-arbeitete  Auflage. 
Leipzig,  Thomas,  1««h.  XVI,  276  S.  und  Anmerkun- 
gen etc.  178  8.  gr.  8®.  6 M. 

Bürclmer,  L.  Archäologische*  von  Kypros.  (Corre- 
spondenz  - Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc.,  XIX.  Jahrg.,  München,  1888,  8.158.) 

Anzeige  einer  itn  Manu*.  rlpt  vollendeten  Arbeit  des 
Herrn  Mai  Ohnefalsch — Richter,  Superintendent  of  Hz* 
cavations  at  Cvprus , worin  er  über  die  Topographie,  die 
Culte  und  HriliglhÜmer  und  die  Kunst  von  I dal  Um  bandelt. 
Ausser  den  phüuikischen  und  hellenischen  Nekropolen, 
welche  die  Stadt  in  zwei  r.mcent rischen  Kreisen  umgeben, 
fand  er  Spuren  mehrerer  prähistorischer  Nekropolen  in  der 
näheren  Umgebung  der  Stadt.  Unter  Anderem  wurden 
auf  diesen  Stätte»  Komquetsrher,  wie  in  Hisssrlik,  und 
GeOtsse,  welche  den  mjrkeniscben  ähneln  (Import woar« ?), 
getänden. 

Bürger.  Bericht  über  die  vom  Verein  für  Kunst  und 
Alterthum  in  Ulm  und  Oberschwaben  im  „Lühle* 
bei  Obentetteo  Im  Jahre  1887  ausgegrabene  römische 
Niederlassung.  Mit  einer  Abbildung  in  Lichtdruck. 
(Wttrttemberguehe  V iertelj  ahrahefle  für  Lande«- 
geschieht«.  Herausgegelien  von  dem  konigl.  statisti- 
schen Laudesamt,  Jahrg.  XI,  18«8,  Stuttgart  1888, 
K.  28  bis  36.) 


Burgwall  von  Stettin,  Der.  (Monntsblätter.  Heraua* 
gegeben  vou  der  Gesellschaft  Air  Punnuersche  Ge- 
schichte und  Allerthumskunde , zweiter  Jahrgang, 
Stettin  1888,  S.  101  bi*  104.) 

Buachan,  Georg.  Heber  prähistorische  Gewelie  und 
Gespiuuste.  (Untersuchungen  über  ihr  Rohmaterial, 
ihre  Verbreitung  in  der  präUi*iori»cheu  Zeit  im  Be- 
reiche de«  heutigen  DeutMdiland»,  ihre  Technik,  so- 
wic  ülwr  ihr«  Veränderung  durch  Lagerung  in  der 
Erde-)  (Archiv  für  Anthropologie,  XVIII.  Bd.,  1889, 
8.  «33  bi*  «62.) 

Buachan , Georg.  Ueber  Aufdeckung  einer  Gräbar- 
statte  iu  üleimtu,  bei  Leubus.  Vortrag,  gehe heu  im 
Verein  für  das  Museum  schlesischer  Alterthümer  in 
Breslau  am  6.  Februar  1888.  (Correspondenz  - Blatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  31.) 

Buachan,  Georg.  Die  dritte  Hauptversammlung  der 
N iad«rhtu*iUter  Gesellschaft  Itir  Anthropologie  und 
Urgeschichte  in  Guben  (22.  Mai  1888).  (Correspon- 
den« -Blatt  dar  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  41  bi*  44.) 

Buachan,  Georg.  Berichte  über  Funde  in  Schlesien 
und  Pueen.  Mit  15  Abbildungen  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  G«-*»h11  «lieft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg.  1888,  8.  131  bis  134.) 

Buachan,  Georg.  Ueber  einen  spätelaviicben  Burg- 
wall  t**i  Sommerfeld.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologin  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  433  bis  4 14  ) 

Buachan,  Georg.  Ueber  ein  GräWfeld  bei  Gleinau 
a.  d.  Oder  (Schlesien).  Mit  einer  Skizze  und  2«  Ab- 
bildungen im  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  Air  Anthropologie  etc-,  Jahrg.  1888, 
8.  35  bis  67.) 

Cohausen,  A.  von.  AoU<| uarisch-technischer  Führer 
durch  das  Alterthumsnmseum  zu  Wiesbaden.  Wies- 
baden. Beehtbold  n.  Comp.,  1288*  312  8.  mit  acht 
Abbildungen.  8°.  1,50  M. 

Vergl.  die  Besprechung  im  Korrespondenzblatt  der  west- 
deutschen Zeitschrift  für  Geschickte  und  Kunst,  Jahrg.  VII, 
Trier  1888,  S.  174  hi*  176. 

Cohausen,  A.  von.  Die  Mauervevbänd«  hü  alten  Bau- 
werken des  Bbeioludia.  (Zeitschrift  Air  Bauwesen, 
redigirt  vou  Sarrazin  und  Schäfer,  Jalirg.  37, 
1887.  S.  51  bis  68,  231  bis  244,  387  bis  600.) 

Die  Abhandlungen  Cohausen'*  enthalten  folgende  Unter- 
titel : (Juaderbau  der  Kumer,  Bearbeitung  harten  Gesteins 
bei  den  Körnern,  öu*derb»u  zur  Zeit  der  Völkerwanderung, 
der  karolingischen,  der  hohen*t*uHscheit  Zeit.  Mörtel  - 
in  «uer  verband.  llandquaderverhiiitd.  Der  Netzverband. 

Maoennosaik.  Rauhmauerwerk.  Fischgräten  verband.  Ziegel- 
bau. Verbindungsniittel.  Der  Lehm.  Der  Kalk.  Der  Gyps. 

Cohausen,  A.  von,  und  Floreohüta.  Urnen  harz. 
Mit  oiuer  Abbildung.  (Jahrbücher  des  Vereins  von 
Altcrthumsfreunden  im  Kheinlamlc , Heft  LXXXVI, 
Boun  188«,  S.  135  bi*  147.) 

Correspondenz-Bl&tt  dor  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte. 

XIX.  Jahrg.,  1888.  Redigirt  von  Prof.  Pr.  Johannes 
Rauke  in  München.  München,  Akademische  Buch- 
druckern von  F.  Straub,  1888.  158  8.  4,J. 

Cramer.  Die  Aufgaben  und  das  Ziel  der  anthropoln- 
logisclien  Forschung.  Eine  Umarbeitung  des  Vortrag* : 
.Die  Hauptstromungen  auf  dem  Gebiete  der  Anthro- 
pologie." Gehalten  am  8.  Februar  1887.  (Zehnter 
Jahresbericht  des  Verein»  für  Erdkunde  zu  Metz  Air 
1867/88.  Metz  1668,  8.  41  bis  68.) 


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4 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Dahm,  O.  Uebergftng  de«  Limes  iilier  den  Doppelbier- 
grabensttmpf  iu  der  Hulau  bei  Hanau.  Mit  einer 
Tate|.  (WdMculKhl  Zeitschrift  für  Geschichte  und 
Kunst,  herausgegeben  von  Hettner  u.  La  mp  recht, 
Jahrg.  TU,  Trier  1888,  8.  81  bi*  82  u.  Tafel  I.) 

Denkmäler,  Vorgeschichtliche,  in  Siidfrankreich.  (Mit 
vier  Abbildungen  ) (Gaen.  Natur  uud  Leiten.  Cen- 
tralorgan  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  und 
geographischer  Kenntnisse,  24.  Jahrg.,  1888,  8.  34 
bi«  39.) 

Beschreibung  der  in  Jeu  Jahren  1875  uud  1878  im  Clin- 
ton Ihicneres-'le*Lu('hon  auf  dem  Berge  Etplaut  entdeckten 
vorgeschichtlichen  Denkmäler.  Vergl.  Mntei  taux  jKiur  l'hi»toire 
primitive  de  rhotnm«,  1878,  p,  246  — 269. 

Deschmann,  Karl.  Leber  Bronzesachen  von  der 

Kalpa.  Mit  zw*i  Abbild ttogeo  Im  Texte.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Authropologie  etc., 
Jahrg.  1888,  S.  246  bis  247.) 

Dreyaigacker , C.  Bericht  über  vorgeschichtliche 
Gräber  in  der  Kaltenataude  bei  Meiningen.  (Neue 
Beiträge  zur  Geschichte  deutschen  Altert  hum«.  Her- 
ausgegeben von  dem  Hennebergischen  nlterthums- 
forsebenden  Verein.  Fünfte  Lieferung,  Meiningen 

1888,  8.  190  bi«  19.6.) 

Dreyaigacker,  C.  Leiter  das  vorgeschichtliche  Grä- 
berfeld bei  l/>imbach  unter  Salzungen.  (Neue  Bei- 
träge zur  Geschichte  deutschen  Alterthums.  Heraus- 
gegeben von  dem  Hennebergisclien  altert humsforschen- 
den  Verein.  Fünfte  Lieferung,  Meiningen  1888,  8.  195 
hi»  226.) 

Dreysigacker , C.  Ueber  einen  l>ei  Saalfehl  (Saale) 
gefundenen  Sclnnuckriug.  (Neue  Beiträge  zur  Ge- 
schichte deutschen  Altertbums.  Herausgegelieu  von 
dem  Hennebergisclieu  aiterthumsforschenden  Verein. 
Fünfte  Lieferung,  Meiningen  1888;  8.  226,  227.) 

Der  Ring  ist  beschrieben  und  n I. gebildet  iu  den  von  dem 
Hennebergischen  Verein  veröffentlichten  «Beitragen  zur  Ge- 
schichte deutschen  Aberthums  *■,  vierte  Lieferung,  Meiningen, 
1842,  8.  185.  Die  Buckel  de*  hohl  gearbeiteten  Srhtnnck* 
ringe*  zeigen  #1*  eine  besondere  und  selten*  Zierde  eine 
theilwei*«  erhaltene,  oberflächlich  etwa*  verwitterte  Einluge 
von  bis««  gelhlk'hcruuem  Austcheu , in  welcher  mau  da- 
mals die  Schnehlerähue  eines  Nitgethiere»  glaubte  erkennen 
en  müssen.  Die  chemische  Untersuchung  hat  nun  ergeben, 
da**  die  Einlage  aus  Koralle  besteht. 

Düntzer,  Heinrich.  Die  römisch*  Grabkammer  zu 
Köln  unter  der  Casino»! rn*»e.  (Jahrbücher  de«  Ver- 
ein* von  Altert  hum»  freunden  »in  Rheinlands.  Heft 
LXXXV,  Bonn  1886,  8.  74  bi»  84.) 

Düsseil.  Das  Gräberfeld  zwischen  Nieder-  uud  Ober- 
bieber, nördlich  von  Neuwied.  (Jahrbücher  des  Ver- 
eins von  Altertbumsfreundeu  im  Itheinlande.  Heft 
LXXXV,  Bonn  1888,  8.  IM  bis  165.) 

Ehrenberg.  Urnenfund  in  Bytkowo.  (Zeitschrift  der 
Historischen  Gesellschaft  fiir  die  Provinz  Posen,  her- 
ausgegebeu  von  R.  Pr  Ürners,  dritter  Jahrgang, 
Poeen  1888,  8.  468,  459.) 

Eidam.  Grabhügel  bei  Kamsberg,  Mischelbacli.  Dit- 
tenlteim.  (Corres pondenz-Blatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München, 
1868,  8.  35,  30.) 

Erfurt,  E.  Die  Gräber  auf  dem  WiodiuÜlilenberge 
bei  Ilhersdorf. 

Vergl.  Vorgeschichtliche  Aherthümrr  der  Provinz  Sachsen. 

Erman,  Ad.  Mittheilung  über  das  frühzeitige  Auf- 
treten von  Einen  iu  Aegypten.  (Mit  einer  Abbildung 
im  Texte.)  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  18»8,  8.  180.) 


Ernst,  A.  Leber  prähistorische  und  ethnographische 
Gegenstände  au«  Venezuela.  Mit  einer  Tafel.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc..  Jahrg.  1*88,  8.  417  und  Tafel  VIU.) 

Evans,  John.  Usbor  dia  altbritischen  Münzen.  (Corre- 
»poudenx- Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc.,  XIX.  Jahrg  , München  1886,  8.  147, 
146.) 

Faasel,  A.  H.  Leiter  ein  Skeletgrab  und  eilte  alte 
Srhauze  hei  T »-plitz,  Böhmen.  11  Ein  Skeletgrab  in 
Schönau  bei  T? plitz,  im  Juli  1888  aufgefuuden.  Mit 
zwei  Abbildungen  im  Texte.  2)  Eiu  Opferhügel  bei 
Sohrusan  mit  angrenzendem  Lmeufeld  und  in  Ver- 
bindung mit  der  dort  befindlichen  „SchwedenÄchan**“. 
Mit  zwei  Tafeln.  (Verhandlungen  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  479 
bi»  485  und  Tafel  IX  und  X.) 

Faudel  et  Bleichor.  Maicriaux  pour  uns  4tude  prö- 
hi»lori<|U*  de  TAIsace,  5.  puldication.  Colmar,  Barth, 
IMS.  ISS  S.  mit  17  Tafeln,  gr.  S®,  4,50  M. 

Scpnrntsbilrui'k  »u*  dem  .Bulletin  de  I»  «ociete  d’histoire 
naturelle  «le  Colmar“. 

Feilenberg,  Ed.  von.  Ueber  alte  Schweizer-Häuser. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Authro- 
pologl«  *tc.,  Jahrg-  1888,  8.  312  bi»  310.) 

Fellenberg,  Ed.  von.  Ueber  das  Vorkommen  von 
Jadeit  bei  Borgonuovo  in  Graubümlten.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  IBM,  8.  316,  317.) 

Festschrift,  der  XIX.  allgemeinen  Versammlung 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft 
gewidmet  von  dem  Verein  von  Alterthums- 
fTeundon  im  Rheinlande.  Bonn,  Marcus,  1888. 
III.  147  8.  mit  eingedruckten  Figuren  und  drei  zum 
Theil  farbigen  Doppeltafeln.  Lex.-8°.  5 M. 

Inhalt:  t)  II.  Schaafl hausen , Die  vorgeschichtliche 
Ansiedelung  in  Andernach.  2)  A.  Witilensun,  Die 
Unsterblichkeit  der  Seele  nach  altägyptischer  Lehre. 

3)  H.  Schaaffhnuscn,  l{egenbogen*chöi«*elchen  am  Rhein. 

4)  J.  Klein,  Die  Hügelgräber  bei  Hennweiler.  5)  J.  A»- 
l»ach,  Die  Anfänge  der  Ubier« ladt.  6)  v.  Cohausen  und 
Florschütz,  Urnen  harz.  (Nr.  1,  3,  4,  5 und  6 sind  in 
dieser  Uebersicht  auch  einzeln  aufgeführt.} 

Flacho,  Carl.  Bericht  Aber  Ausgrabungen  im  Jahr* 
1887.  (Zeitschrift  de«  HGtorischeti  Vereins  für  Schwa- 
ben und  Neuburg,  XIV.  Jahrg-,  Augsburg  1887,  8.61 
bi«  65.) 

Flacho,  Carl.  Der  Fund. von  Altstetten.  (Zeitschrift 
d*?s  Hi  »torisch  eil  Verein»  für  Schwallen  und  Neuburg, 
XIV*.  Jahrg.,  Augsburg  1887,  8.  8«  bi»  88.) 

Flaeho,  Carl.  Ausgrabungen  im  Jahre  1888.  (Zeit- 
schrift de*  Historischen  Vereins  für  Schwaben  uud 
Neuburg,  XV.  Jahrg.,  Augsburg  1888,  8.  152  hi»  157.) 

Florschütz,  siehe  Co  hausen. 

Fooke,  W.  O.  Ueber  den  Drachenstein  bei  Donnern 
unweit  Bremerhaven.  (Verhandlungen  der  Berliner 
G *-*el l »dm ft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  30 
bi»  32.) 

Föhr,  von.  Ueber  die  auf  der  Münsinger  Alb  unter- 
nommenen Ausgrabungen.  Vortrag,  gehalten  im  An- 
thropologischen Verein  zu  Stuttgart.  (Korrespondenz- 
Matt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  1888,  Sp.  253,  254.) 

Forrer,  R.  Leber  die  gekrümmten  Bronzenadeln  von 
der  Kulpa.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  467.) 

Frledel.  Ernst.  Der  Riesenring  von  Gros*-  Buchholz. 
Festschrift  zur  Hauptversammlung  des  Gesammtver- 


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Urgeschichte  und  Archäologie. 


«ins  der  deutlichen  Geschieht«-  und  Alterthumsvereine 
vom  10.  bis  12.  September  l«8b  zu  Po««n.  (Sonder- 
ausgabe des  Berichts  au«  dem  Korrespondenz  hielt 
de*  Gesammt  verein»,  8.  102  ff.)  Berlin  188«.  32  8, 
mit  acht  Abbildungen  im  Texte,  8°. 

Nachträge  xu  dieser  Festschrift  von  A-  Friede  rieh, 
J.  Naue,  H.  Lerne. ke,  H.  Jentseh  ln  den  Protokollen 
der  (jei]eralver*aaimluDg  de»  Gesammtverein*  der  deutschen 
Geschieht«-  und  Alterthiunsvereine  zu  Posen,  1888,  8.  45 
bis  51. 

Priedel^  Ernst.  Die  Brand  pleiter  von  Wllhelmaau. 
Aufdeckung  eine*  germanischen  Gräberfelde*  aus  der 
Zeit  der  Völkerwanderung  in  der  Provinz  Branden- 
burg. Mit  16  Abbildungen  im  Texte.  (Korrespon- 
denzblntt  de*  Gesammtverein«  der  deutschen  Ge- 
schieht«- und  Alterthiunsvereine,  Jahrg.  36,  Berlin 
1M8,  8.  I bi*  7.) 

Fr  1 edel  mnrht  e*  wahrscheinlich , das*  das  Brand- 
pletterfeld  von  Wilheltnsau  an  der  Spree  dem  grrroanis*  heu 
Stamme  der  Heruler  xuzuM-hreibcn  »ei. 

Priedel , Ernst.  Bericht  über  das  Museum  der  Pol- 
nischen Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften 
zu  Posen.  (Protokolle  der  Generalversammlung  des 
Gesftumitvereiu*  der  deutschen  Geschieht*-  und  Alter- 
t bums  vereine  zu  Polen,  Berlin  168#.  8.  SS  bi*  36.) 

Da»  Museum  besitzt  «ine  intere*Minte  Sammlung  prä- 
historischer liefen  »fände  au»  drr  Provinz  Posen.  E*  soll 
demnächst  ein  Album  mit  deutschem  uod  polnischem  Texte, 
welches  di«  wichtigsten  Gegenstände  aus  dieser  Sammlung 
enthält,  durch  die  Urnen  v.  Jazdzew»ki  und  Ihr.  Er- 
zepki  zur  Ausgabe  gelangen. 

Priedel)  Ernst.  Die  prähistorische  Sammlung  der 
Historischen  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen.  (Pro- 
tokolle  der  Generalversammlung  de*  Ge*amnit.vereins 
der  deutschen  Geschieht*-  und  Alterthumsvereine  zu 
Po*eu,  Berlin  1888,  8.  87  bis  91.) 

Ihe  Sammlung  der  Poseoer  Historischen  Gesellschaft 
gilbt  namentlich  für  die  Cultur  der  ost germanischen  (oder 
sogenannten  Lausitzer)  Grälwrfelder  höchst  dankenswertem 
Aufschlüsse. 

Priedel , Ernst.  Ueber  deu  Kiesenring  von  Gross- 
Buchholz.  Kreis  West-Priegnitx.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc. , Jahrg. 
1 888,  8.  587,  :>88.) 

Priedel,  Emst.  Ueber  den  Hammelfund  von  Brouze 
au*  Murchlu  in  Neu -Vorpommern.  Mit  sieben  Ab- 
bildungen im  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  588  bis  591.) 

Priedel,  Ernst.  Ueber  einen  Grabfund  von  Bildende- 
Laakwitz  an  der  anhaitischen  Eisenbahn  bei  Berlin. 
Mit  neun  Abbildungen  im  Texte.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1886,  8.  591  bis  593.) 

Führer  durch  das  knnigl.  mineralogisch -geologische 
und  prähistorische  Museum  zu  Dresden.  Mit  einem 
Plane  de»  Museums.  H«-rausgegebeu  von  der  General- 
direction  der  königl.  Sammlungen  für  Kunst  und 
Wissenschaft.  Dresden,  Baensch,  1887.  57  8.  8°. 

0,50  M. 

Pund,  Der,  zu  Dattenberg  bei  Linz  am  Rhein.  (Köl- 
nische Zeitung,  1688,  Nr.  125;  abgedruckt  im  Korre- 
spondenzblatt des  Gesammtvereius  der  deutschen 
Geschieht»-  und  Altertliumsvereine,  36.  Jahrg.,  1888, 
8.  82.) 

Aufdeckung  einer  fränkischen  Begräbni***liüte  au»  der 
Zeit  zwischen  dem  5.  und  6.  Jahrhundert. 

Generalversammlung  des  Geaammtvereina  der 
deutschen  Geschichte-  und  Alterth  ums  vereine 


zu  Posen.  Protokoll  der  Sitzung  der  ersten  und 
zweiten  Beet  io  n vom  12.  September  1888.  | Protokolle 
der  Generalversammlung,  Berlin  1888,  8.  51  bis  59.) 

Disrussion  über  die  Kruge:  Welche*  ivt  die  Leihe  der 
hi*  jetzt  fe*tge*tellten  «stlhhsten  und  nördlichsten  Punkte 
in  den  Provinzen  Posen  und  Pommern,  bi*  zu  denen  Funde 
de»  sogenannt eu  Lausitzer  ForuienkreLc* . in*lie*oiHlere 
Huckelurneu,  nugenannte  Käuchergefä*»e  und  getheilte  Ge- 
fii**e,  vorgekommen  sind? 

Gore,  Howard.  Die  Anthropologie  unter  der  Leitung 
der  Vereinigten  Staaten.  (Correspondenz  - Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  Für  Anthropologie  etc.,  XIX. 
Jahrg.,  München  1888,  8.  137  bis  144.) 

Eine  Beschreibung  der  drei  Institute  der  Vereinigten 
Staaten,  deren  Aufgabe  es  ist,  Auskunft  aller  Art  über  dir 
rinlieimisrhe  Bevölkerung  zu  sammeln,  des  Smithsonian- 
Instituts,  de*  ArmyMedical-Mu*eum,  des  Bureau  of  Ethno- 
logy. 

Gräberfeld,  Fränkisches,  bei  Dattenberg  bei  Linz. 
(Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift 
für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  1888, 
8p.  99,  1U0;  nach  der  Kölnischen  Zeitung.) 

Grexnpler.  Der  1L  und  III.  Fund  von  Backrau. 
Namens  de«  Vereins  für  das  Museum  schlesischer 
Alterthtimer  in  Breslau  unter  Subvention  der  Pro* 
virizialverwaltung  bearbeitet  und  he  rausgegeben  mit. 
freundlicher  Unterstützung  des  Herrn  A.  La  »gen  hau. 
Mit  sieben  BildertalVIn.  Berlin,  Hugo  Spanier,  1888. 
15  8.  gr.  Pol.  8 M. 

Wieder  wie  die  J.  eine  Prachtpublkation  in  jeder  Be- 
ziehung. 

Grimm,  K.  Culturgesoliicbtliche  Denkmäler  in  Ost- 
afrika. (Bonner  Zeitung,  Morgenblatt  vorn  28.  August 
1888;  abged ruckt  in  «len  Jahrbüchern  des  Vereins 
von  Alterthumsfrennden  im  Rheinlande,  Heft  LXXXV'I, 
Bonn  1888,  8.' 280,  28  L) 

Gross,  V.  Ueber  ein  bei  Corcelette«  im  Neuenburger 
8ee  gefundenes  Pferdegebias  au«  Hirschhorn  und 
Knochen.  Mit  einer  Abbildnng  im  Texte.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1H88,  8.  180.) 

Gross,  V.  Ueber  die  Verwendung  von  Kberzälineu  an 
Pfahlbau  • Artefacten.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  Jahrg.  188«, 
8.  439,  440.) 

Guttmazm  und  R.  Buckholz.  Bericht  über  die  Solider- 
au«st«llung  des  Historischen  Verein*  für  den  Netze- 
district  zu  Bromberg.  (Protokolle  der  General- 
versammlung de»  Genammtvereins  der  deutschen 
Geseliicht*-  und  Allertliumsvereioe  zu  Posen,  1888, 
8.  79,  ho.) 

Handelmann,  H.  Ueber  ein  Steingrab  (Gangbau)  bei 
Wittstedt  in  Nordschtawig:  Ilolraslmus-Hügel.  (Corre- 
Mpottdeuz-  Blatt  der  dsutaclisa  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc-,  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  14 
und  23,  24«) 

Handelmann,  H.  Zu  der  Kröte  von  Crobern.  (Cor- 
renpondenz  ■ Blatt  «1er  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie eto.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.57,58.) 

VsrgL  dasselbe  Cwftn*exltM*BlsM  1*86.  s.  44;  i«**7. 
8.  .12  und  49;  1888,  & 9. 

Vergl.  unten  Heunig. 

Handelmann)  H.  Hufeisen,  insbesondere  als  Grenz- 
bezeichnung. Mit  sechs  Abbildungen  im  Texte. 
(KorrcspundenzbbUt  de»  Gesammtverein«  der  deut- 
schen Geschieht»-  und  Alterthum* vereine,  Jahrg.  36, 
1889p  S.  45,  48.) 

Handelmann)  H.  Da*  Reitergrab  bed  Immenstedt. 
Mit  einer  Phototyp  ie.  (Zeitschrift  der  Gesellschaft 


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Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


für  Schleswig  • Holstein  • Lauenburgische  Geschichte, 
XVII.  Baud,  Kiel  I WH7,  8.  201,  202.) 

Handclmann  , H.  (Jeher  ThorsliHinmer.  (Verhand- 
lungen der  Heiliuer  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  168»,  8.  77  bi»  7».) 

Handelmann,  H.  Maclitväge  zur  >1  it tli«ilun>f  Über 
Thorshamnier.  | Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc. , Jahrg.  ins»,  8.  122, 
\X\.) 

Handtmann , E.  Feber  A]terllium»!ör*chungen  ln 
Lenzen  uud  V lllgegend , Kreis  Westpriegnitz.  (Ver- 
ba nd  hingen  der  Betliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg.  1868,  8.  558  hi»  558.) 
Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie 
und  Ethnologie.  Heransgegebeit  von  A.  lteiche- 
dow.  Unter  Mitwirkung  von  J.  Dewitz,  B.  Dü- 
rigen,  H Griesbach  etc.  Mit  Holzschnitten. 
Fünfter  Band.  Breslau,  Trewemlt , 18H».  64'»  8. 

Lex.-"".  Di  M.  (Enter  bis  fünfter  fiaml:  78  M.) 

Vergl.  den  vorjährigen  Bericht. 

[HarBter.]  Katalog  der  historischen  Abtheiluug  des 
Mu-eum«  in  Speier.  Speier  1868.  116  B.  mit  einer 

Tafel  in  Lichtdruck.  B0. 

Iler  historische  Verein  der  l’fnl*  hat  im  Lunte  der  Zeit 
eine  der  intprc««nntri»ten  rheinischen  Altorthn?n***mmlunt;eii 
zusanimenccbotcht ; sie  enthält  nu»  allen  Kategorien  eine 
Anzahl  ca«*  hervorragend  guter  Stücke,  welche  fiir  die 
Wohlhabenheit  der  Pfalz  auch  in  prähistorischer  Zeit  sicheres 
Zeugnis»  ablegen.  Man  braucht  unter  den  prähistorischen 
Stücken  nur  an  das  Otterstadter  Nephritbeil,  an  die  Mecken- 
heitner  Gus-formeii , die  Leimershcimcr  Halsreife,  an  den 
Rodenhaiher  Grabhügelfutwl.  den  Dürkheimer  Gnldschmnck, 
die  l(as»locher  Hronzrräder  zu  erinnern.  Der  Katalog  ist 
mit  musterhafter  Sorgfalt  gearbeitet. 

Harstcr.  Bericht  über  die  Ausgrabungen  in  Altrip 
und  Bliesdalheun  iu  den  Jahren  1686  bis  1888.  Mit 
einem  Gruudris*  des  daselbst  aufgedecktan  römischen 
UänerwwkM.  (Mittheilongcu  des  historischen  Vereins 
der  Pfalz,  XIII,  8peier  1888,  S.  l»o  bis  t»2.) 

Hart  wich,  C.  Ueber  prähistorische  Funde.  (Zwei- 
undzwanzigstcr  Jahre»!  erieht  des  Altmärki«clieu  Ver- 
eins für  vaterländische  Geschichte  und  Industrie  zu 
Salzwedel.  Abtlndluug  für  Geschichte.  Heraus- 
gcgclteu  von  Th.  Fr.  Zechlin,  zweite»  Heft,  Magde- 
burg 1*89,  8.  154  bis  163.) 

Hasaelmann,  Fritz.  Die  Steinbruche  des  Donau- 
gebietes  von  Regensburg  bi*  Ncuburg.  Technisch 
und  historisch  betrachtet.  Seiner  Vaterstadt  Regens- 
burg in  dankbarer  Anhänglichkeit  gewidmet.  München, 
£.  Pohl,  1888. 

Haaselnmnn,  Fritz.  Ucber  altägyptiscbe  Textilfunde 
in  Oberägypten.  Vortrag,  gehalten  in  der  Müuchener 
Anthropobtgischeo  Gesellschaft  am  21.  Februar  1888. 
(Correspondenz  - Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888, 
8.  45  bis  48  und  S.  51,  52.) 

Haxthausen,  von.  Au«  dem  Spessart  im  alten  Ost- 
franken  - Land.  Aufdeckung  eines  altgermanischen 
Urnengrabes.  (Korrespondenzblau  des  Gesammt ver- 
zins der  deutschen  Geschieht«-  und  Alterthumsve reine, 
Jahrg.  36,  Berlin  1888,  8.  59.) 

Heierli,  Jacob.  Der  Ursprung  der  Htadt  Zürich.  Mit 
vier  Tafeln.  (Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Bd.  XX, 
1888,  S.  137  bis  145  und  Tafel  II  bis  V.) 

Heierli,  Jacob.  Pfahlbauten,  neunter  Bericht,  (Mit- 
t he  ihm  gen  der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich.) 
Leipzig,  Hiersemann,  1888.  66  S.  mit  21  Tafeln, 

meist  Lichtdruck.  4°.  6 Frcs. 


Von  b.wni<ter«»i  Interesse  ist  eia  Capitol , da*  un*  eine 
endgültig«  Erklärung  der  bisher  noch  immer  ntth*«lhaitoa 
Limtnntftinde  gieht.  Heierli  wei«t  nach,  da»*  die  vorge- 
bihirhthchrn  Kumte  in  der  Limtuat  ebenso  wie  die  eben- 
dort gefundenen  römischen  und  mittelalterlichen  Objeite 
hergrM'hwemmt  warilen  «ein  mii«»cn,  und  zwar  von  iler 
Wiege  de«  alten  ZUrirb : dem  Lindenhof  und  «einen  Ab- 
hängen, wo  «ich  navh  dem  Verla»*en  ihrer  SeewiiMedlungen 
die  Bronzeleutv  Zürnh»  festgesetzt  haben  mü»«en.  Vergl. 
die  Anzeige  von  K.  Forrcr  in  der  Antiqua,  16*8,  Nr.  3, 
8.  28  und  K«>rre«|xindenzbUtt  der  We*.tdeut>*  ben  Zeit»*  hrift 
für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  1888,  S.  176  bi»  178; 
die  Be«|<nvhung  von  Muvh  in  den  Mitteilungen  der 
Anthropologischen  Ge«ell»ehalt  in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1868, 
8.  53,  54. 

Heim , J.  lieber  einen  Grabfund  am  Zigeunei-holze 
bei  Weisehau,  Amtsgericht  Sotinefeld,  au«  dem  .Jahre 
186".  (l'orrespoiideuz- Blatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  Mün* ■dien 
1888,  K.  54,  55.) 

Hellwald , Friedr.  von.  Die  menschliche  Familie 
nach  ihrer  Entstehung  und  natürlichen  Entwickelung. 
Lieferung  2 bis  5.  Leipzig,  K.  Günther,  1868.  ä Liefe- 
rung t M. 

Hennig,  Carl.  Bemerkungen  zu  dein  Krötenfunde  bei 
Cr  ober  n.  (Correspondenz-Blatt  der  deutschen  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München 
1868,  8.  9.  10.| 

Vcrgl.  oben  Handel  mann. 

HertBog,  Aug.  Die  Ku«*chcnftinde  von  Vöklinshofen 
(Ober- Elsas«).  (Correspondenz-Blatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.. 
Müncheu  1888,  8.  155  bis  157.) 

Die  Vüktiunhoier  Fundstätte  hat  nicht  allein  einen  geolo- 
giscb-paläontulogiM'hen,  sondern  auch  noch  eitlen  prähisto- 
rischen Werth.  Neben  den  Thierre*ten  landen  sich  auch 
Gegeuntämle,  welche  «ich  direct  auf  den  Menschen  bezogen, 
iah I r«ii.  he  Feuerstein waflen  und  — Messer.  Di«  Feuerstein- 
Waffen  sind  alle  au»  der  Steininaxsc  herausgesplittert, 
reichen  also  in  die  paläolithische  Periode  hinein.  Menschen- 
knochen  wurden  bis  jetzt  noch  keine  gefunden. 

Hoefer,  Paul.  Die  Varusschlacht,  ihr  Verlauf  und 
ihr  Schauplatz.  Leipzig,  Duncker  u.  Humblot,  Imhh. 
XII,  SÜ3  S.  mit  einer  Karteuskizze.  gr.  iA  7,20  M. 

Vcrgl.  die  Besprechung  von  V.  und  W.  Fischer  im 
IVirrespondeuz-Blntt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc-,  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  S.  82  bis  65. 

Höfler,  M.  Yolksmedlcin  und  Aberglaube  iti  01**r- 
Innern*  Gegenwart  und  Vergangenheit.  Mit  einem 
Vorworte  von  Friedr.  v.  Hellwald.  München, 
Stahl  aeu.,  1886.  XII,  244  S.  mit  zwei  Lichtdruck- 
Tafeln.  gr.  8U.  2,80  M. 

Hopf,  Ludwig.  Thierorakel  und  Orakelthiere  in  alter 
und  neuer  Zeit,  eine  ethnologisch-zoologische  Studie. 
Stuttgart,  Kohlhammer,  168».  XI,  27u  8.  gr.  »'*. 
4 M. 

Eine  Fundgrube  der  wichtig»ten  Volksgedsnkeu. 

Hoornos,  Moritz.  Die  Prähistorie  iu  Oesterreich. 
(Archiv  für  Anthropologie,  XVIII.  Bd.,  18*9,  S.  28» 
bis  295  und  346  bis  36».) 

Hügelgräbern,  Aufdeckung  von  drei,  im  Berger  Walde, 
1887.  Auszug  aus  einem  Berichte  des  Vorstände*  de* 
Hauaner  Bezirksvereina  für  hässliche  Geschichte  und 
Landeskunde.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1868,  S.  115 
bis  117.) 

Jacob,  G.  Zwei  noch  nicht  erklärte  La  Tene- Funde 
vom  kleinen  Gleichberg  bei  Römhild  i Herzogt  hu  tn 
Meiuingen,  Kreis  Hildburghausenl.  Mit  drei  Abbil- 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  7 


»Um  gen  im  Texte.  (Archiv  für  Anthropologie,  XVIII. 
I'.muiI.  1889,  8.  171»,  176.) 

Jacob  y G.  Eiserne  Ilolilf«clilt'ie»el  vou  «lern  kleinen 
Gleichberge  bei  Römhibl.  Mit  vier  Abbildungen  im 
Texte,  i Archiv  für  Anthropologie,  XVIII,  DA.,  1889, 
8.  28;l,  284.) 

Jahrbücher  dos  Vereins  von  Altorthumsfreunden 
im  Rheinlande.  Heft  LXXXV.  Mit  6 Tafeln 
und  4 Holzschnitten.  Bouu,  peil  ruckt  auf  Konten 
de«  Vereins,  1888-  IV,  IM  8.  8f\  — Heft  I. XXXVI. 
Mit  t:l  Tafeln  und  Hl  Holzschnitten.  Ebenda  »eiltet 
lW*8  IV,  804  8.  8* 

Jahresbericht  dos  Römisch  • Gcrmanischon  Cen- 
tral'Musouras  in  Mains.  (Protokoll?  der  General* 
vci  Sammlung  de*  Gesiintnt  Vereins  «1er  deutschen 
Geschieht*  • und  Altert  bum* vereine  zu  Posen,  1888. 
8.  |A  Ins  11«.) 

Jannasoh.  I’eher  die  Textilindustrie  bei  den  Gr*  und 
Naturvölkern.  {Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft fiir  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  85 
hi«  94.) 

Jonisch,  H.  Di«-  urgeschichtliohcu  Alterthümer  der 
Nieder!  susitz.  IX.  Die  jausten  germanischen  Funde. 
(Frankfurter  Oder-Zeitung,  1888.  St*.  2nH.) 

Jont9ch,  H.  Geber  Eisenfumle  aus  Sachsen  und  der 
Lausitz.  I.  La-Teue-Fund  von  Schmetzdorf,  Provinz 
Sachsen.  Mit  sechs  Abbildungen  im  Texte.  II.  Eisen- 
fund  von  Rampitz.  Kreis  West-Sturnlierg.  Mit  zwei 
A bhildiiiigen  im  Texte.  III.  Diu  eiserne  Axt  von 
ih>ruo,  Kreis  Gubeu  Mit  einer  Abbildung  im  Texte. 
(Verhandlungen  der  Berliuer  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  .billig  1888,  8.  52  bis  55.) 

Jentaoh,  H.  Flurnamen  aus  dem  Kreise  Crossen. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg-  1888,  8-  124.) 

Jontsch,  H.  Geber  einen  La  Tene-Fund  von  Giess- 
mannsdorf  (Xiederlausitz).  Mit  einer  Abbildung  im 
Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  123,  124.) 

Jontacli , H.  Geber  nicderlausitzer  Alterthümer. 
I.  Funde  von  Droakan,  Kreis  Sorau,  Nieder- Lausitz. 
Mit  sechs  Abbildungen  im  Texte.  II.  lluckeluruen 
von  Bertinrhen,  Kreis  Soldin.  III.  K reuzzeirheu  auf 
einem  slavischen  Scherben  von  Zahsow,  Kreis  Cott- 
bus. (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Authropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  253  bis  256.) 

Jentaoh , H,  Bericht  über  Alterthümer  aus  dem 
Gubener  Kreise  und  von  Magdeburg.  I.  Geschlagene 
Hpeerspitxe  aus  Feuerstein  von  Gross-Gastrose,  Kreis 
Gülten.  Mit  fünf  Abbildungen  im  Texte.  II.  Erz- 
mtinze  der  Fnustina  aus  dem  Stadtkreise  Gülten. 
III.  Die  Hügelgräber  von  Homo,  Kreis  Guben.  Mit 
drei  Abbildungen  im  Texte.  IV.  Mittelalterlicher 
Fund.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1888,  8.  283  bis  287.) 

Jentach,  H.  Geber  Funde  in  den  Kreisen  Guben  und 
Wrst-8tcruW>rg.  I.  Bronzefuud  von  Cumraeltitx,  Kreis 
Guben.  II.  Provinzial-römische  Funde  von  Liebesitz, 
Kreis  Guben.  Mit  acht  Abbildungen  im  Texte. 
IIL  Steinerne  Scheiben  von  Starzeddel,  Kreis  Guben. 
Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  IV.  Hügel-  und 
Flacligralter  l>ei  Biberteich . Kreis  West  - Sternberg. 
Mit  einer  Abbildung  Im  Texte.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc. , Jahrg. 
lass,  s.  434  bis  438.) 

Jentaoh,  H.  Geber  Alterthümer  aus  den  Provinzen 
Sachsen  und  Brandenburg.  1)  Syenithamraer  von 
Adenleben,  Provinz  Sachsen;  2)  Verzierter  Bronze- 


•piralring  von  Za u diel . Kreis  Borau,  Xiedsr- Lausitz; 
:i)  Blavisrbe  Funde;  4)  Mittelalterliche  Funde.  Mit 
13  Abbildungen  im  Texte.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  56 't  bi*  568.) 

Ihering,  H.  von.  Uaber  die  Verbreitung  der  Anker* 
Äxte  in  Brasilien.  Mit  einer  Abbildung  im  Text«. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  18*8,  S.  217  bis  220.) 

Katalog  der  Anthropologischen  Ausstellung  zur 
XIX.  allgemeinen  Versammlung  der  Deutschen  An 
ihropolngischeu  Gesellschaft  zu  Bonn  vom  6.  bis 
8.  AugitHi  1H88.  Bonn,  C.  Georgi,  1868.  16  8.  8°. 

Katalog  dor  Ausstellung  von  Alterthümcrn  aus 
Kölner  Privatsammlungen  zu  Ehren  der  Autliro* 
pologen- Versammlung  zu  Bonn.  Veranstaltet  am 
8.  Aupust  18*8  im  Museum  der  Stadt  Köln,  12  8. 
8n.  Mit  211  Nummern  autographirt. 

Keller,  Jacob.  Römische«  aus  Rl»*inhe««eu.  (Jahr 
biieher  des  Vereiu»  von  Alterthmu«fr«*undf,n  im  Rhein- 
land«. Heft  LXXXV,  Bonn  1H8H,  ü 96  bis  |05.) 

Keller,  Jacob.  Aufdeckung  eines  fränkischen  Grab- 
feldes bei  Schwabsburg,  Kreis  Oppenheim.  iKorre- 
spondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für 
Geschichte  und  Knust , Jahrgang  VII . Trier  1888, 
8p.  72  bi«  76.1 

Da»  «afgeileckte  Grahfeld  ist  ein  zum  Theil  elion  früher 
ilurchwühlti-r  fränkischer  ItcilieiigratierfnMlh-if  au«  raerovin- 
giseber  Zeit , >ui  «len  einerseits  Spumi  friüigt-riiumi««' her 
Woliaplätz«-  (kenatliili  durch  A*ctan«'liicliteo  und  Topf* 
.«cherben  au«  »«hierin  gHirunntrm,  porösem,  mit  (juarzsnnil 
stark  durchsetztem  Thone  von  QrlSssen , dir  ohne  Hülfe 
der  Scheibe  geformt  sind),  andererseits  Spuren  friihgenna- 
nischer  Gitter  an«tiessen. 

Kloin,  Jofief.  Zur  älteren  Geschichte  der  Stadt  Bonn. 
(Correapondenz- Blatt  der  duutac heu  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc..  XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  84 
bis  98.) 

Klein,  Josef.  Kleiner*»  Mitthulhiugen  aus  dem  Pro- 
vinzialniusHutn  zu  Bonn.  Mir  einem  Holzschnitte. 
(Jahrbücher  de»  Vereine  von  Alterthumsfreuudei»  im 
Rheinland**.  Heft  LXXXV,  Bonn  188H,  8.  85  bis  95.) 

Inhalt : 26)  Rüimscbe  In »rh ritten  von  Bonn.  27)  Grnh- 
fund  von  Köln  (au.«  der  zweiten  Hälfte  de»  zweiten  Jahr- 
hunderte). 28)  Verzierter  Metallbuckel. 

Klein,  Josef.  Die  Hügelgräber  bei  Ileunwuiler.  Mit 
20  Abbildung»  !!.  (Jahrbücher  dN  Vsreios  von  Alter- 
ihunisfreunde»  im  Rheinlande,  Heft  LXXXV! , Bonn 
1888,  S.  .«:»  bis  120  I 

Klein,  Josef.  Römische  Inschriften  aus  Köln.  (Jahr- 
bücher des  Verein»  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
land?, Heft  LXXXVI,  Bonn  1888,  8.  287,  288.) 

Kluge,  O.  Geher  Ausgrabungen  im  Forstrevier  Hove- 
mark,  Kreis  Jericbow  II.  (Hierzu  Taf.  VII,  Fig.  2 
bi»  6.)  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  H.  431,  432.) 

Koller,  Fnedr.  Die  alt«  Main  brücke  bei  Seligen- 
stadt. | I>arm«tadt**r  Zeitung  vom  26.  OctoW  1887, 

I ; abgedruckt  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  von 
Alterthumsfreunden  im  Rheinlande,  Heft  LXXXV, 
Bonn  1888,  S.  169,  170.) 

Koller,  Friedr.  Die  llinkelsteine  uud  Langusteinu  im 
Groasherzogthum  Hessen.  (Korrespondenzblatt  des 
Gesamratsverein»  d**r  deutschen  Geschieht»-  und  Alter- 
thumsve  reine.  38.  Jahrg.,  1889,  8.  126  bis  188») 

Koflor,  Friedr.  Geber  eiu  muthmiMssliche*  Limes- 
castell bei  Burn.  (Korreapoudenzblatt  der  West- 
deutschen Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1888,  8p.  60,  61.) 


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8 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Kofler,  Friedr.  Aufdeckung  eines  Mithraum»  in  tler 
unmittelbaren  Nähe  des  Castells  von  Ober*  Florstadt. 
Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  (Korrespondenzblatt 
der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschieht*  und 
Kumt,  Jahrg.  VII,  Trier  1*8*.  8.  dr>  bis  7t.) 

Kofler,  Friedr.  Die  Römerstrasj-en  bei  Kloratadt. 
(Konespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für 
Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  18*8,  8p.  132, 
138.) 

Kofler,  Friedr.,  Aufdeckung  von  Grabstätten  der 
Sput-Ia-Tene-Zeit  auf  dein  Muhlberge  bei  Geisenheim 
im  Rheingau.  (Koirespondenzblatt  der  Westdeutschen 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII, 
Trier  lfMM,  8p.  133,  134.) 

Kofler,  Friedr.,  Zeitbestimmung  eines  bei  Waller- 
Städten,  Provinz  Starkenburg,  aufgedeckten  Hügel- 
grabes mit  Uronzebeigabcu.  (Korrcspondenzhlatt  der 
Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1888,  8p.  144.) 

Vergl.  dasselbe  Korre*pondvnzblatt,  Jahrg.  V’,  S,  165,  166. 

Kofler,  Friedr.  Zwei  Gräber  der  La -Tene- Periode 
beim  Schönauer  Hofe.  (Korrespondeuzblatt  der  West- 
deutschen Zeitschrift  fiir  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1688,  Sp.  163  bis  165.) 

Kofler,  Friedr.  Der  Ringwall  „Heimeburg*  bei  Lieh- 
feuberg  im  GroBsherzogthum  Hessen.  Mit  einer  Tafel. 

I Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  Ml,  Trier  1888,  8.  313  bis  317  und  Tafel  11.) 

Koehl.  Steinwerkzeuge  mit  wagerechter  Schneide, 
<Korre*p*»mleuzlilatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für 
Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  1888,  8p.  101 
bis  ||3.) 

Koenen,  Constantin.  Die  ethnographischen  Mit- 
theilungeu  von  J.  Caesar  und  Tacitu«,  verglichen 
mit  den  unterirdischen  rheinischen  Culturresten  prä- 
historischer Zeit.  (Correspondenz-Blatt.  der  deutschen 
Gesellschaft  fiir  Anthropologie  etc. , XIX.  Jahrg., 
München  1888,  8.  148  bis  152.) 

Koenen , Constantin.  Zur  älteren  Geschichte  der 
Düsseldorfer  Gemarkuug.  (Jahrbücher  des  Vereins 
von  Altert humxfrennden  im  Rheinland«.  Heft  LXXXV, 
Bonn  1338,  8.  147  bis  IM.) 

Koenen,  Constantin.  Zur  Erforschung  von  Kouaeaium. 
(Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinland«,  Heft  LXXXV,  Bonn  1888,  8. 165  bis  169.) 

Narbung  zu  Jahrbücher  desselben  Vereins,  LXXXIV, 

S.  231,  Mise.  17. 

Koenen,  Constantin.  Die  vorrömischen,  römischen 
und  fränkischen  Gräber  in  Andernach.  Mit  zehn 
Tafeln.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden im  Rheinland«,  Heft  LXXXVI,  Bonn  1868, 
8.  148  bis  28<>  und  Tafel  IV  bis  XIII.) 

Korreapondenablatt  des  Gee&mmtvoreina  der 
deutschen  Geschichte*  und  Alterthununrereine. 
Im  Aufträge  des  Verwaltungs-  Ausschusses  des  Ge- 
«iMiimt Vereins  herausgegeben  von  Dr.  Richard  Bd- 
ringuier.  36.  Jahrg.  Berlin,  Ernst  Siegfried  Mittler 
und  Sohn,  188«.  180  8.  4°.  5 M. 

Enthält  zahlreiche  Mittheilungen  über  prähistorische 
Denkmäler,  Kunde  und  Ausgrabungen. 

Korreapondenablatt  der  Westdeutschen  Zeit- 
schrift für  Geschichte  und  Kunst,  zugleich 
Organ  der  historisch-antw|uarischt*n  Vereine  zu  Back- 
nang. Birkenfeld , Dürkheim,  Düsseldorf,  Frankfurt 
a.  M,,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Neu»»,  Speyer, 
Stranburg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthro- 
pologischen Verein*  zu  Stuttgart.  Redigirt  von  Hett- 
ner  und  Lamprecht.  Jahrg.  VII.  Trier.  Verlag 
der  Fr.  Lintz'schen  Buchhandlung,  1888.  288  8p.  8°. 


Kraus,  Fr.  X.  Badische  Literatur,  1885  bis  1888. 
1.  Archäologie  und  Kunstgeschichte-  (Zeitschrift  der 
Gesellschaft  fiir  Beförderung  der  Geschieht*-,  Alter- 
thurns-  und  Volkskunde  von  Freiburg,  dem  Breisgau 
und  den  angrenzendst)  Landschaften,  VII,  Bd.,  Frei- 
burg i.  Br.,  188*,  8.  1*9  ff.) 

8.  180  bi»  181 : Prähistorische*  uud  Römische  Alter- 

thfimer. 

Lange,  Theodor.  Prähistorische  Funde  vom  Schloss- 
berge bei  Dohna.  (Ucber  Berg  und  Thal.  Organ 
des  Gebirgsvereius  für  die  sächsisch-böhmische  Schweiz. 
Elfter  Jahrgang,  Dreaden  1888,  Nr.  11,  S.  281,  262.) 

Lemeke,  Hugo.  Ueber  einen  Moorfuud  von  Mellentin 
in  der  Neunwirk.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1888,  8.  199,  200.) 

Leakien.  lieber  da»  ausgestorbene  Slaventhum  in 
Norddeutschland.  Vortrag,  gehalten  im  Anthropolo- 
gischen Verein  zu  Leipzig  am  9.  December  1867. 
(Correspondr  ux- Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  fiir 
Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888, 
8.  52,  53.) 

Liliencron , R.  von.  Der  Runenstein  von  Gottorp. 
König  Sjgtrygg’s  Stein  im  Schleswig -Holsteinischen 
Museum  vaterländischer  Altertliümer  zu  Kiel.  Eine 
Abhandlung.  Mit  einem  Anhänge  von  H.  Handel- 
mann.  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  fiir 
Schleswig- Holste  iu- Lauenbur  gische  Geschichte  und 
dem  anthropologischen  Verein  in  Schleswig-Holstein. 
Kiel,  Universitäts-Buchhandlung,  1888.  32  8.  gr.  8®. 
1,2«  M. 

Liliencron,  R.  von.  Ein  Runenfund.  (Correspondcuz- 
Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8.  25  bis  27.) 

Lissauor,  A.  Die  prähistorischen  Denkmäler  der  Pro- 
vinz Westpreusaen  und  der  angrenzenden  Gebiete. 
Mit  fünf  Tafeln  und  der  prähistorischen  Karte  der 
Provinz  Westprensaen  in  vier  Blättern.  Mit  Unter- 
stützung des  westpreutsischen  Provinzial  - Landtages 
herausgegeben  von  der  Naturforschenden  Gesellschaft 
zu  Danzig.  Leipzig,  Kngelmann  in  Comm.,  1887. 
XI,  210  8.  gr.  4°.  20  M. 

1»  einer  iir»  Man***  tat*  1:300  000  vorzüglich  au-ge- 
ftihrten  grossen  Kurte  und  in  fünf  (der  neolithi»chen,  Hall- 
stätter, La  Teile,  römischen  nnd  arabis«- h -nordischen  Epoche 
entsprechenden)  genauen,  bündigen  und  nuch  in  Bezug  nuf 
ihre  äussere  Ausstattung  mustergültigen  Fundkatalogrn 
finden  wir  nicht  weniger  als  1491  Fundorte  von  West- 
preuftseu  und  den  nächst  anatosaendrn  Gebieten  verzeichnet. 
Die  Kataloge  enthalten  die  Fundorte  narb  natürlichen 
geographischen  Gnip|«n  geordnet,  mit  den  wichtigsten 
Kundangai>cii  und  mit  allen  wüiiM-hanswerthen  Literatur- 
und  Sammlung»  • Nachweisen.  Vorangestellt  ist  eine  Ein- 
leitung, welche  eine  (Jebersicht  über  die  Bodengestaltung  de* 
Gebiete»,  die  diluviale  Vergletscherung  und  die  beim  Rückzüge 
der  nordischen  Gletscher  eingetretenen  Verhältnisse  gleht ; 
den  einzelnen  Perioden  sind  „Culturldlder4*  gewidmet,  welche 
den  Fundregistern  voraufgehen. 

Vergl.  die  Besprechung  von  Szorobnthv  in  den  Mit- 
theilungen der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  XVIII,  1888,  8.  208,  209. 

Lote.  Ein  (wohl)  römischer  Strasaendurchschnitt  ober- 
halb Frankfurt  a.  M.  (Mit  Abbildung.)  (Korrespon- 
denzblatt de»  Geaammtverems  der  deutschen  Ge- 
schichte- und  Alterthuinavereine,  36.  Jahrgang,  1888, 
8.  64  bi»  66.) 

Lots.  Ueber  den  Weg  der  Langobarden.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1888,  8.  570  bis  572.) 

Vergl.  unten  Vircbow. 


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9 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Mehlis,  C.  Studien  zur  illu-»w-u  Geschieht*  der  Rhein- 
land*. Zehnte  Abtheilung.  Mit  vier  lithographirten 
Tafeln.  Herausgegeben  vom  Alterthumsverein  für 
den  Cantou  Dürkheim.  Leipzig.  Duncker  u.  Hum- 
blot,  1 888.  III,  113  8.  gr.  8«  3 M.  (Abthl.  1 bis  10 
30,20  M.) 

Inhalt:  I.  hi*  6.  Unter*uchungen  zur  Ringmauerfrage. 
7.  An  der  F.iM*ri*tra**e  und  dem  alten  Rothenberge.  8.  hi* 
11.  Alle  Hurg»tellcn.  12.  Urnenfiind  hei  Kqmlzl.nui. 
13.  Ein  prähistorischer  Schmuck.  14.  Prähi»toriM-be  F.iaen* 
harren  vom  Mittelrheinlande. 

Mehlis,  C.  Eine  uuU-rgvgaugene  Burg  bei  Dürkheim 
und  die  Klont  er  bürgen  der  Abtei  Limburg  (mit  zwei 
Zeichnungen).  (Jahrbücher  de*  Verein*  von  Aller- 
thumsfreunden  im  Rheinland«,  Heft  LXXXV,  Bonn 
1888,  S.  144  bin  147.) 

Mehlis,  C.  Bronxeftmd  im  Westrich,  bei  Nanzdiez- 
weiler am  oberen  Glan.  (Korrespondeiizblatt  des 
G*wammtv«rein*  der  deutschen  Geschieht«-  und  Alter- 
thum» vereine,  $6.  Jahrg,,  16*8,  8.  33.) 

Mehlis,  C.  Archäologisches  von  der  Kaiaerhurg  zu 
Nürnl«*rg.  (Korrespondeuzblatt  des  (le-animtvereins 
der  deutschen  Geschieht«  * und  Alterthumsvereiua, 
33.  Jaiirg.,  1883,  8.  61,  62,  94  bis  96,  139  bis  142.) 

Mehlis,  C.  Die  Ausgrabungen  auf  der  Heidenburg 
beim  Kreimbach.  i Korrv-pondenzblatt  der  West- 
deutschen Zeitschrift  für  Geschichte  uud  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1888,  Sp.  4,  5;  nach  einem  Auf- 
satz* von  Mehlis  in  der  Berliner  philologischen 
Wochenschrift.) 

K»  kaun  besonders  nach  den  Münzen  keinem  Zweifel 
unterliegen , da**  diese  Burg  aU  Zuflucht**tättc  in  der 
zweiten  Hilft«  de»  4.  Jahrhunderts  für  die  umwohnende 
Bevölkerung  gedient  hat.  Au*  einem  aufgefundenen  Bronze- 
messer wie  au*  dem  Kunde  zweier  gallischer  Münzen  »ieht 
man,  da**  die  Stätte  schon  in  prähistorischer  Zeit  als 
Refugium  benutzt  wurde. 

Mehlt«,  C.  Fund  von  Steinwi ,-rk zeugen  au*  neolitbi- 
scher  Zeit  hei  OtTsteiu  in  Rhein-Hessen.  (Komwpon- 
deuzhlatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Kunst,  Jahrg.  VII.  Trier  1888,  Sp.  19  bis  21.) 

Mehlis,  C.  I 'elter  einen  grosseren  Rronzcfuud  im 
Westrich  bei  Nanzdiezweiler.  (Korrespondenzblatt  der 
Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1688,  Sp.  97  bis  99.) 

Nach  allen  Anhaltspunkten  ist  in  diesem  reichen  Bronze- 
funde der  Schmuck  einer  im  IVbergnnge  von  der  reinen 
älteren  Bronzezeit  zur  älteren  Eisenzeit  (HnlUtatt periode) 
in  einem  Tmnulu*  bestatteten  weiblichen  Person  zu  »eben. 
Der  Fund  wurde  für  da*  Kreismuseuin  zu  Speyer  erworben 
und  ergänzt  die  Bronzeluude  von  Aschbach,  Potzhach,  Bern* 
heim  und  and«ren  Orten  de»  Westrich»  wesentlich. 

Mehlis,  C.  Funde  geschliffener  Stein  werk  zeuge  int 
obereu  Glangebiet«  (Korre*[K>ndenzblatt  der  West- 
deutachen Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 
Jahrg.  VII,  Trier  1888,  8p.  99.) 

Mehlis,  C.  Fund  von  sechs  prähistorischen  Eisen- 
barren im  Woogthal,  westlich  von  W eitlen  beim  am 
Berg.  (Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeit- 
schrift für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier 
1688,  8p.  179.) 

Mehlis,  C.  Funde  von  geschliffenen  Stein  Werkzeugen 
im  Hartgebirge,  namentlich  bei  Bergzabern  in  der 
Südpfalz.  ( Korrespnndenzblatt  der  Westdeutschen 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII, 
Trier  1868,  8p.  207  bis  218.) 

Mehlis,  C.  Die  Hallstatt- Fund*  von  Beckerslobe  bei 
Nürnberg.  (Berliner  philologische  Wochenschrift,  1888, 
Nr.  12  bis  14.) 

Archiv  für  Anthropologie.  IW.  XIX. 


Wrgl.  Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift 
für  Geschichte  und  Kumt,  Jahrg.  VII,  Trier  1888,  Sp.  24.%. 

Meisner.  Geber  den  Bau msarg-Mcn sehen  des  Bronze- 
alters aus  einem  Kegelgrab  auf  Nübel-  Feld  (Kirch- 
spiel Jordkirch,  Kreis  Apenrade).  | Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc-,  Jahr- 
gang 1888,  8.  477,  478.) 

Mongo.  Der  vorgeschichtliche  Mensch.  Vortrag,  ge- 
halten im  Altert humsverein  Baiigerhansen.  Banger- 
hausen, Franke’«  Verlag,  1888.  98  8.  gr.  8°.  0,60  M. 

Menge.  Die  Pfahlbauten.  Vortrag,  gehalten  im  Alter- 
thumsverein Sauger  hu  Ilsen.  Sangerliauseti , Kranke'* 
Verlag,  IHaH.  8 & S.  gr.  «°.  tyttf  31. 

Merkbuch,  Alterthümer  aufzugraben  und  aufzu- 
bewahren. Eine  Anleitung  tiir  das  Verfahren  bei 
Aufgrabungen,  sowie  zum  Conserviren  vor-  und  früh- 
geschichtlicher  Alter»!» unter.  Heransgegeben  auf  Ver- 
anlagung des  Herrn  Minister*  der  geistlichen , Unter- 
richts- und  Medunnalangelegenheiten.  Berlin,  8.  Mittler 
uud  Sohn,  1888.  70  8.  mit  vielen  Abbildungen.  12°. 
0,40  TA. 

.In  seiner  Kürze  und  absoluten  Sachlichkeit  eine  wahre 
Musterleistung,  zu  der  wir  unserer  Wissenschaft  und  unseren 
Alterlhümern  gratuliren  dürfen.  Einzeln  erschirnen  au* 
dem  verdienstvollen  Werkelten  einerseits  der  Fragebogen, 
welcher  in  gedrängtester  Kürze  alle  Momente  ZttMunmenflisst, 
auf  welche  bei  dem  Finden  vorgeschichtlicher  Altert hiiiner 
geachtet  werden  muss,  — - andererseits  in  PUcatform  gedruckt, 
die  kurzgefassten  Regeln  zur  Conservirung  von  Altert hümern. 
Diese  Mittheilungen  sind  in  hervorragendem  Maas*«  ver- 
dienstvoll , da  sie  nun  raiiglirhst  allen  Altrrthümern  in 
Privat  - uud  öffentlichen  Sammlungen  zu  Gute  kutumen 
können,  deren  Brwuhruug  noch  immer  zum  Tbell  über- 
raschend mangelhaft  ist." 

Die  Begleitworte , mit  denen  der  Herr  Minister  da* 
3lerkbücb)ein  hinaussendet,  lind»  sich  abgedruckt  im 
Correspondenz-Blntt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  XIX.  Jahrg-,  München  1868,  S.  81  ff. 

Messikommer,  H.  Ausgrabungen  auf  der  sogenann- 
ten .Burg*  in  Robank  bei  Wezikon.  (I>aa  Ausland, 
61.  Jahrg.,  1866,  8.  527.) 

Meaaikommer,  Jakob.  Die  Nachgrabungen  auf  der 
PfeUburti  Robrabaawn  im  Jahre  ikht.  (D.i*  Aus- 
land. Wochenschrift  für  Länder-  und  Völkerkunde, 
öl.  Jahrg.,  188«,  Stuttgart  und  München,  J.  U. Cotta, 
S.  Ö48,  649.) 

Meßtorf,  J.  Aua  der  *ka udinavischen  Literatur.  (Archiv 
für  Anthropologie,  XVIII.  Band,  1689,  8.361  bis  384.) 

Mestorf,  J.  Zur  Geschichte  der  Besiedelung  de»  rech- 
ten Klbufera.  Mit  zwei  Abbildungen  im  Texte.  (Zeit- 
schrift der  Gesellschaft  für  8ehleawig-Holnt*in- Lauen- 
bur gische  Geschichte.  XVII.  Band,  Kiel,  1867,  8.  203 
bis  213.) 

Moßtorf,  J.  Der  Luits  barg  l>ei  Tintdah),  Gemeinde 
Ri»*en,  (Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Schleawig- 
Holstein -Lauen  borgiache  Geschichte,  XVII.  Band,  Kiel 
I8«7,  8.  »21»  bis  219.) 

Der  l.uusbnrg  bei  Tiiisdahl  umschließt,  gleich  demjenigen 
bei  Hnlber»tadt,  eine  Anzahl  Gräber  und  andere  Ueberreste 
der  Vorzeit. 

Miller  und  Beta.  Nachgrabungen  am  Haldenrainhügel 
bei  Riedlingen.  (Korrespondenzblatt  der  Westdeut- 
schen Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahr- 
gaug  VII,  Trier  1668,  8p.  161  bis  163.) 

Die  Nachgrabungen  haben  weder  Geftsae  noch  Scherben, 
Mindern  nur  Knochen  von  verschiedenen  Hausthieren,  Hörner 
von  jungen  Stieren , Eberzähne  unter  gebrannten  Steinen 
und  Kohlen  zu  Tage  getördert.  Der  Hügel  scheint  somit 
kein  Grabhügel  zu  »ein,  sondern  als  Opferbügel  gedient  zu 

2 


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10 


Verzeichnis»  der  anthropologische!)  Literatur. 


hüben,  der  über  den  RtMen  der  geopferten  und  verbrannten 
Thiere  uufceworfett  wurde. 

Mittheilungen  des  Anthropologischen  Vereins 
in  Schlewig-Holatein.  Heft  l.  Kiel.  Universität»- 
Buchhandlung,  188s.  32  8.  und  eine  Tafel,  gr.  h®.  1 M. 

MonteliuB , Oßcar.  Das  Alter  der  Runenschrift  im 
Norden.  Ueberaetxt  von  J.  Mestorf.  Mit  21  Abbil- 
dungen im  Text-,  (Archiv  für  Anthropologie,  XVI11. 
Band.  1881»,  S.  151  bi«  170.) 

Da«  Original  de*  Aaüatns  findet  «ich  in  der  Sve«»ka 
K*>rnminnr»töreniit£en»  tidxkritt,  Hctt  1H,  1887.  Da*  Resultat 
der  Untersuchungen  Monte  litis*  i»t  wesentlich  verschieden 
von  demjenigen , zu  welchem  Wimmer  in  der  deut»chen 
Feber  »et  zunt  »eine»  Werke« : ..Die  Runenschrift"  (von 

Dr.  Holthausen)  gelangt.  Während  Wimmer  hier  die 
An»Lhi  au'-pric-lit.  du««  die  Runenin*>hriitrn  au«  dem  Tor** 
herger  Moor  — die  ältesten  nordischen  Runen,  deren  Alter 
er  fest  «teilen  zu  können  glaubt  — au*  dru»  5.  Jahrhundert 
•uler  frühesten*  au*  der  Zeit  um  400  n.  Clir.  «lammeu. 
«urht  M«nteliu*zu  erweöen,  da.*»  die  ältesten  gegenwärtig 
(«•kannten  Ruueiiin»chriHen  iiu  Norden  dem  dritten  Jahr- 
hundert n.  Chr.  angeboren,  da»-  aber,  da  »ie  derzeit  schon 
aut  »ulchen  Dingen.  wie  Waffen.  Werkzeugen  etc.  Vorkommen, 
mit  Fug  und  Recht  angenommen  weiden  könne,  der  Gebrauch 
der  Runen  sei  wenigstens  um  einige  Meuschenalter  früher 
hier  eingetubrt  worden. 

Moorfund  von  Mellontin.  (Monatsblätter.  Heraus- 
gegeben  von  der  Gesellschaft  für  Pümmtrteliv  Ge* 
schichte  und  Alt**rthuimkumle , zweiter  Jahrgang, 
Stettin  1838,  8.  181  bis  1*5.) 

Moser,  Karl.  Bericht  über  die  Ausgrabungen  in  der 
Thnminz  - Grotte  au  der  unterirdischen  R«*k»  bei 
St.  l’anziati  im  österreichischen  Littorale.  (Das  Aus- 
land. Wochenschrift  für  Länder-  und  Völkerkunde. 
61.  Jahrg.  Stuttgart,  J.  0. Cotta.  1888.  S.  827  bis  8*28.) 

Mummenthey,  K.  Erat  e*  Verzeichnis«  der  Stein-  und 
Eril-D>*iikiuäier  de«  Siideriande*  unbestimmteu  Alter«. 
Aufgestellt  im  Aultrage  des  Vereins  fftr  Orts-  und 
Heimat  hknnde  im  Süderbwde.  Mit  sechs  Hutdikizscn 
in  Lichtdruck.  Hagen,  Butz  in  Commission.  1883. 
31  S.  gr.  8®.  1 M. 

Mummenthoy,  K.  Das  Siiderland  unter  besonderer 
Berücksichtigung  seiner  Stein-  und  Erddenkmüler. 
(CotTe«pondeuz -Blatt  der  deut scheu  Gesellschaft  für 
Anthro|Mi|ogie  etc,,  XIX.  Jalirg.,  München  1888, 
8.  127  bis  129.) 

Müsohner.  Mittheilungen  über  die  Ortsnamen  Nie* 
mit  sch  und  Sackrau.  ( Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  Jalirg.  1888, 
S.  7t*-.  77,1 

Museographie  über  das  Jahr  1887.  1)  Schweiz, 
Westdeutschland,  Holland.  Redigirt  von  F.  Hettner. 
*2)  Decouvertes  d'antii|uites  en  Helgi<|tie  Par  H. 
ächuerman«.  (Westdeutsche  Zeitschrift  für  Ge- 
schichte und  Kunst,  Jalirg.  VII,  Trier  1888,  S.  278 
bis  311») 

Nachtrag,  I.  zum  Berichte  der  XV’ 1IL  Allgemeinen 
Versammlung  der  deutschen  anthropologischen  Ge- 
sellschaft zu  Nürnberg  1887,  siehe  F.  Roediger. 

Nagel,  A.  Bericht  über  die  Eröffnung  eine»  Hügel- 
grabes bei  M Utzhausen.  Bezirksamt  Burglengenfeld 
(Oberpfalz).  Mit  vier  Abbildungen  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie, Ethnologie  und  Urgeschichte,  Jahrgang  1888, 
8.  •_'.*>  bis  _'s.) 

Der  Fund  liefert  eine  vortreffliche  Illustration  der  Gräber 
der  llsllststtzeit  aus  der  Oberptalx,  namentlich  kann  ein 
berrKehe«  TbongeffD«  als  eine  der  vorzüglichsten  Leistungen 
jener  Zeit  gelten. 


N nehcr,  J.  Die  römischen  Militär*!  rasten  und  Han* 
delswege  in  der  Schweiz  und  in  Süddeutschland,  ins- 
besondere iu  Etats-Lothringen.  Zweite  Auflage,  nehst 
zwei  Karten,  titratsbnrg.  Noiriei  in  Comm.  IV’. 
33  S.  gr.  4°.  4,ttu  M. 

Vergl.  die  He-prechung  vor»  Hoerne-  in  den  Mittbeilungen 
der  Anthropologischen  Gesellschaft  ln  Wien,  XVIII,  IM,, 
188a,  S.  55. 

Naue,  J.  Die  Bronzezeit  in  Cypern.  (Correspondenz- 
Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX.  Jahrg..  München  1888,  8.  123  bis  127.) 

Naue  «teilt  **«  als  unzweifelhaft  hin,  da*«  die  ältesten 
Xekropoleu  auf  Cypern  einer  vorphöaiki*rh«n  Binnenbe- 
▼ölkernng  angeboren , deren  l*eberre*te  mit  der  von 
Hchliemnnn  bei  lfi«»aThk  aafgedeckten  Cnltnr  eine  »o 
weit  in*  Einzelne  grhrude  Urbereinstimmung  Zeigen,  da«» 
Identität  der  Bevölkerung  angenommen  werden  muss.  Die 
Rr*te  dieser  Bevölkerung  reichen  minderten«  bis  zur  dori- 
schen Wanderung  herab,  aufwärts  wahrscheinlich  bis  in 
du»  vierte  Jahrtausend  vor  unserer  Zeitrechnung.  Diese 
vurpbönikifclie  Bronzezeit  Cypern«  zerfällt  in  zwei  growie 
Theile,  die  durch  die  Gräbrranlagcn  und  da*  GraLinventar 
(hier  besonder*  durch  die  ThongeßUse)  clmrnkteri»irt  werden. 
Die  erste  Periode  enthält  nur  Erdgriher,  Schniuckgegenstän  le 
von  Kupfer  oder  Bronze  fehlen  In  den  Gräbern  dieser 
ersten  Hauptperiode  gänzlich ; Eisen  kommt  nie  vor. 

In  der  zweiten  Periode  sind  die  Gritor  nicht  mehr  in 
der  Erd*  angelegt . «oodern  in  Felsen  gehauen  mit  einem 
Zugang  in  Schmhtform.  Ein  neue«  Element  in  der  Aus- 
schmückung «Irr  Geft**e  beginnt,  da*  «icher  auf  ueue,  von 
au**en  kommende  EinHü**e  zurück  Zufuhren  Ist:  die  Vasen- 
malerei tritt  auf. 

Naue,  J.  Etarm*«  Dolchinewer  au«  dem  Ga rd aste. 
Mit  einer  Tafel.  (Jahrbücher  de*  Verein*  von  Alter- 
thutnstreunden  im  Rheinland*,  Heft  LXXXV,  Botin 
1*88,  R.  1 bi*  5 und  Tafel  I.) 

Das  in  der  Sammlung  Je*  Herrn  Naue  befindliche,  hoch- 
intere«*nute  und  wegen  der  vortrefflichen  Erhaltung  der 
reich  mit  Efcenbeerhlag  verzierten  Holz-heide  bi*  jetzt 
einzig  dastehende  Messer  au»  der  jüngeren  Hal!«tut1  periode 
wurde  im  Herh*t  18*6  in  der  Nähe  von  Pescbierm  au« 
dem  Gardasee  getischt. 

Nauo,  J.  Vorgeschichtliche  Arbeiten  und  Studien 
in  Skandinavien  und  Deutschland.  Vortrag,  gehalten 
im  hi*tori*chen  Verein  für  Schwaben  uml  Neuburg 
(4.  November  1887).  Zeitsc  hrift  de«  Historischen  Ver- 
eint für  Schwaben  und  Neuburg.  Vierzehnter  Jahr- 
gang. Augsburg  1337,  S.  ;;«•  bis  4t*. 

Nehring.  Leiter  vereinzelt  gefundene  Hornkerne  des 
lb>s  primigeuiut.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc..  Jahrg  1333,  8.  841,  842») 

Nehring.  l’eber  ei«»*  Knocbenharpnne  aus  dem  Moor 
von  Barnow.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg.  1888,  8.  343,  344.) 

Nekropolen,  Althabyloninche.  (Bericht  Ermau's 
Al«r  die  in  den  Jahren  1888  87  in  dem  südlichen 
Theile  Babylonien*  unternommene  deutsche  Expe- 
dition.) (Berliner  Philologische  Wochenschrift,  Jahrg. 

1888.  Nr.  3.) 

Abgedrucktin  den  Jahrbüchern  de»  Verein«  von  Alterthum«- 
(nuin  in  Rheinland«,  Heft  LXXXV,  Botin  1**8,  s.  136. 

Ohlenschlager , F.  Da*  germanische  Gräberfeld  bei 
Thalmässing.  Aua  der  Allgemeinen  Zeitung.  Zweite 
Beilage.  Nr.  187  und  188,  1887.  (Beiträge  sur  An- 
tliro|>ologie  und  Urgeschichte  Bayerns,  VUI.  Band, 

1889,  8.  93  bi«  101.) 

Olahauaon.  Ueber  die  farbigen  Einlageu  einer  Bron ze- 
ll bei  von  hchwabsburg  iu  KtHÜnhewen , Kreis  Mainz. 


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11 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


(Mil  einer  Abbildung  irn  Texte.!  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
IMS,  8.  141  Ms  151.) 

Olshausen.  Uel»er  zwei  neue  Gemmen  vom  Aloen» 
typiis.  Mil  zwei  Abbildungen  im  Texte.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Antlin>[»o]o«:ie  etc.. 
Jahrg.  1888,  S.  247,  24*.) 

Olshausen.  Uel*er  den  Moorfund  von  Mellentin,  Neu- 
mark. (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  l*eä,  8.  273.  274.) 

Olshausen.  l'eber  eine  Alsengemme  aus  Enger.  Re- 
gierunu*dM>zirk  Minden.  (Verhandlungen  der  Berliuer 
Gescllschaft  für  Amhropologie  etc..  Jahrg.  1888, 
8.  308,  307.) 

Olshausen.  Uel*r  den  Moorfund  von  Mellentin  und 
die  Bearbeitung  und  Verwendung  von  Etx-rbauern  in 
vorgeschichtlicher  Zeit.  Mit  fünf  Abbildungen  im 
Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  Ie*s,  8.  44U  bis  4.V*.) 

Olahausen.  Ueber  Warhsfüllung  in  Brouzeriugen. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro* 
pologie  etc.,  Jührg.  1888,  S.  450|  481.) 

Oppermann,  Aug.  von.  Atlas  vorgeschichtlicher  Be- 
festigungen in  N»oder*ach*en.  Originalnuthahinen  und 
Ortsuntersuchungen,  im  Aufträge  des  historischen 
Vereins  für  Niedermehnen  mit  Unterstützung  des 
königl.  preuss  pichen  Ministeriums  der  geistlichen. 
Unterrichts-  und  Medicinalangelegenheiten,  des  han- 
noverschen Provinziallandtag»  und  der  Wedekind  - 
scb«n  Preisstiftung  sti  Göttingen  bmrUitet.  1.  lieft. 
Hannover,  Huhn,  1**7  Kol.  |8  Tafelu.)  5 M. 

Das  Heft  enthält  genaue  Pläne  folgender  Plätze:  «)  Die 
Hnnenburg  auf  dem  Sesselberg«*  bei  Alteoluigeu,  6 km  südlich 
von  Springt*,  Kegierungsboitirk  Hannover;  b)  Die  Beonigser 
Bvrg  bei  Steinkrug,  am  östlichen  Ende  de»  Deister»,  dkm 
nordöstlich  von  Springe ; r)  Die  Helsterburg  auf  dem 
Deister,  5 km  südöstlich  von  Nenndorf;  dl  Den  altger- 
manischen  Wallring  auf  dem  Wittekiadsliercr  des  We*er- 
thorc»  bei  Porta;  c)  Bahilunie  im  Wjchrngehirgo  bti  0lera 
Mehnrn,  4 km  südwestlich  von  Lübbe,  kc.  Kegierungsbezirk 
Minden  (2  Blätter) ; f)  Du»  idtgerniaui».  he  Heerlager  im 
WUhengehirge  W»  K.'ittlugliausen , Kreis  Wittlage.  * km 
nördlich  vou  Melle , lN-oiernng»Wzirk  Osnabrück ; g)  Die 
Wittekindsbuxg  hei  Kulle.  6 km  nördlich  von  < Hnahritck. 

Oaborne,  W.  Ursprung.  Entwickelung  und  Ziel*  der 
prähistorischen  Forschung.  (Gaea.  Natur  und  Loben. 
Centralorgnn  zur  Verbreitung  naturw  issenschaftlicher 
und  geographischer  Kenntnisse.  Ileransgegelieu  von 
H.  J.  Klein.  24.  Jahrg.,  18s«,  S.  475  bi*  4*9.) 

Aligedrutkt  aus  dem  Sitzung*-beri«'hten  und  Abhandlung«-» 
der  naturwisscoMbatthcheu  Gesellschaft  iu  Dresden,  1*87, 

& 88  ft 

Ossowidzki.  Uelser  einige  Alterthllmer  aus  der  Mark 
Brandenburg.  Mit  30  Ahhildungen  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  GesolUchafL  für  Anthropo* 
logie  etc.,  Jahrg.  188n,  8.  157  bis  159.) 

Ponka , K.  Ueber  die  Zelt  des  ersten  Auftretens  der 
Buche  in  Nordeuropa  und  die  Krage  nach  der  Hei- 
inath  der  Arier.  (Globus.  Dd.  LI II.  Braunschweig 
1*8*.  Nr.  18.) 

Pfeffer.  Ausgrabung  römischer  Reste  in  «1er  Hauser» 
Au.  Mit  einer  Plan*  und  Situatioiiazeichnung.  (Col- 
lectaneenblatt  für  die  Geschichte  Bayerns,  in»i  »-sondere 
des  ehemaligen  II  erzogt  hum*  Neuburg.  herausgegel»*n 
von  dem  historischen  Vereiu  Neuburg  a.  D.  51.  Jahr* 
gang,  1887,  8.  1**,  1*9.) 

Philippi,  R.  A.  Ueber  verzierte  Knochenscheihen  aus 
alten  Gräbern  von  Caldera.  Mit  neun  Abbildungen 


im  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliuer  Gesellsclutft 
für  Anthropologie  et«-.,  Jahrg.  1888.  8.  31*.  819.) 

ln  den  Verhandlungen  derselben  Gesellschaft,  Jahrg.  1**7, 
8.  487 , bildet  »ich  di«  Abbildung  von  zwei  knöchernen 

Gegenständen  aas  dem  Burgwall  Hrndok  in  Caslsu.  Beide 

Stücke,  die  nach  der  Ansicht  de*  Herrn  Kliment  Cerwok 
zur  Befestigung  eines  Hede»  an  eiuetn  Messer  gedient 
hnbrii,  zeigen  genau  dieselben  Verzierungen,  wie  Schmuck* 
gegenstände  von  den  alten  chilenischen  Gräbern  von  Caldera, 
uud  „wenn  e*  nicht  eine  reine  l’nmögliehkeit  wäre,  •«» 
möchte  man  darauf  schwören.  «Ins*  diese  beinernen  Werk* 
zeuge  von  den  Gräber«  der  alten  Chilenen  stammten*.  Sie 
sind  das  schlagendste  Beispiel , «lass  weit  von  einander 
entfernte  Völker  nicht  nur  die  gleiche  Form  von  Werk- 
zeugen unabhängig  von  einander  erfinden,  sondern  dass  »je 
»«►gar  auf  dieselben  Verzierungen  kommen  konnten. 

Pick.  R.  Aufdeckung  von  Resten  ein«*  spätest«!»»  der 
Römerzeit,  Angehörigen  Pfahlbau«*»  in  dem  sogenann- 
ten Graa.  «lein  vormaligen  Ruthhau*.  in  Aaeh«>n. 
(Korreapondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für 
Geschieht*  und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  18*8,  Sp,  5,  6.) 

Pindur.  Bericht  über  Ausgrabungen  heidnischer  Grab- 
stätten in  Hessen  18*7/88.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  -Jahrg.  1**8, 
8.  430,  431.) 

Protokolle  der  Generalversammlung  des  Ge- 
Bammt Vereins  der  deutschen  Geschichte-  und 
Alterthums vereine  zu  Posen.  < Separat* hdruck 

aus  dem  . K«urespondeuzbhitt  de»  Gesummt  verein« 
der  deutschen  Geschichte-  und  Alirrthutnsvereine*, 
18*8.)  P«*h>ii,  Mittler  u.  8ohn,  1**8.  91  8.  *°. 

Ranke,  Johannes.  I 'eher  Funde  an«  den  Reiln-ngräbern 
von  Altstetten  bei  Fischen.  (Beitrage  zur  Anthropologie 
und  Urgeschichte  Bayerns.  VIII.  Baud,  München 
1*89,  8.  41  u.  42  der  Verhandlungen.) 

Ranke,  Johannes.  Referat  Über;  Heinrich  Schneide* 
in nuu* I,  Ueber  HügeJgiaberfuude  bei  Paratierg,  Obi-r* 
pfalz.  Patftberg.  im  Selbstverlag«  des  Verfasser».  Iu 
Cotumi»»ion  bei  F.  P.  Atn-nkof«-r  in  Land»hut,  16*8. 
24  S.  uml  VIII  litliogr.  Tafeln,  gr.  6°.  (Beitrüge*  zur 
Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns.  VIII.  Bd., 
1*89,  8.  102  bis  105.) 

Hanke  bezeichnet  die  Schrift  als  eine  Fundgrube  inter- 
essanter Resultate  für  die  Altert  hutm-kunde,  «üe  Niemand, 
welcher  sich  tnr  die  Vorgeschichte  Bayerns  und  Deut»«-hland* 
interr»*irt,  unhea«-htet  luven  darf.  Die  Beschreibung  d«*r 
Funde  i»t  eine  vollkommen  sachkundige,  die  Darstellung 
auch  für  diesen  Forschung  et»  FcnirrMehemte  anziehend 
und  fesselnd. 

Ranke,  Johannes.  Bericht  über  di«*  XIX.  allgemeine 
Versammlung  der  deutschen  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft zu  Bonn  den  tt.  bi*  io.  August  1*88.  Nach 
stenographischen  Aufzeichnungen  redigirt.  (l'orre- 
spou«ienz-Biatt  «ler  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  XIX.  Jahrgang,  München  1**8,  8.  «7 
bis  15*.) 

Ranke , Johanne«.  Wissenschaftlicher  Jahresbericht 
über  die  Fortschritte  «ler  antbro|>ologi»che!i  Forschung. 
(CotrespomltDS*  Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  ilir 
Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrgang,  München  1888, 
8.  79  bis  91.) 

Rau , L.  von.  Ein  römischer  Prtüger.  Vortrag  übet 
eiue  unbeachtete  antike  römische  Mäunargrup|te  iu» 
Berliner  königl.  Museum,  gehalten  in»  Verein  für 
Geschichte  uud  Alterthumakttnde  zu  Frankfurt  a.  M. 
Frankfurt  a.  M..  H.  Keller,  18*8,  16  S.  mit  einer 
Photo! ithogiaphie.  gr.  4°.  1,50  M. 

Rau,  L.  von.  Bericht  über  die  Ausgrabungen  in  «len 
Heizwiesen  bei  Bliesdalheim.  Mit  einem  Plaue.  (Mit* 


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12 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


theilungen  den  historischen  Verein«  der  Pfalz.  XIII, 
8|*>icr  t *88,  8.  192  bis  18«.) 

Rautenberg,  E.  Römisch©  und  gemtniwli«  Alter- 
thttmer  au»  dem  Amte  Ritzebüttel  uih!  hu*  Altcuwalde. 
Mit  9 Tafeln.  (Jahrbuch  der  wisi«i*U!Mtluu'!lich«ii  An- 
stalten  zu  Hamburg  IV,  Ihh7.) 

Reischei,  G.  Die  Begräbnisstätte  bei  Hornsömmtra 
in  Thüringen.  Vergl.  Vorgeschichtliche  AJterthümer 
der  Provinz  Sschwm. 

Richter,  Johanne«.  Bericht  über  Ausgrabungen  am 
7.  und  8.  August  1888  in  Asch  bei  Lamlsberg.  (Zeit- 
schrift des  Historischen  Verein*  für  Schwaben  und 
Neuburg,  XV.  Jahrg..  Augsburg  1888,  8.  158  bis  160.) 

Die  Funde  der  sechs  auti;edrcktcn  Grabstätten  sind 
»äunntlirh  der  älteren  Brunstzeit  zuzureihen  und  belinden 
sich  jetzt  im  MasnndianvMuseum  in  Augsburg* 

Roediger,  Fritz.  Die  Druiden-,  Feen-,  Teufels-,  Heiden-, 
Schak'U-Xäpfchen  und  Beckensteine  oder  wie  sie  sonst 
noch  da  und  dort  heissen  mögen,  und  ihr©  wahre 
Bedeutung.  (Nachtrag  zum  Bericht«-  der  XVIII. 
Allgemeinen  Versammlung  der  deutschen  anthropo- 
logischen (»«Seilschaft  zu  Nürnberg  1887.)  (Dorre- 
sitondenz- Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  18M8,  8.  & bis  8.) 

Rütimeyer,  L.  Zur  Frage  über  das  Torfschwein  und 
das  Torfrind.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8*  550  bis  556.) 

Salawa,  W.  Pogrzeh  krölewski.  Z wycieczki  archeo- 
logicznej  »kresl.  (Ein  kütiiglichea  Begräbnis*;  ent- 
worfen nach  einem  archäologischen  Auslluge.j  Poznan 
1**7.  4:.  8.  8* 

Eia  Versuch,  ähnlich  demjenigen  Weiniund’s  (Kula- 
in  an.  1876),  die  Ergrbni**«  prähistorischer  Forschung  in 
dem  YoIkstliiimlicliiMi  Schmucke  einer  rulturhistorischrn 
Erzählung  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  ouicben.  Den 
Mittelpunkt  der  Erzählung  bildet  die  Schilderung  der  Be- 
erdigung Pisst*,  die  Verbrennung  der  Königin  Rzepiclia 
auf  dom  4 i rohe  des  Gemahl»,  sowie  die  BeM-hreibung  der 
Gaben , welche  dem  königlichen  Paars  ins  Grab  gelegt 
worden  sind.  Per  Verfasser  lect  da*  Hauptgewicht  darauf, 
die  am  Goplout  nufgegrabeiien  Funde  durch  diese  Schilderung 
ZU  erklären. 

Sammlung  von  Vorträgen,  gehulteu  im  Mauuheimer 
Altcrthumsvercin.  Zweit©  Serie.  Mannheim , Löffler 
1888.  121  8.  8*.  1,541  M. 

Enthalt  unter  Anderem:  1)  Karl  Üaumann,  Ur- 

geschichte von  Mannheim  und  Umgegend.  (Eine  gut  orieu- 
tireude  Ueherslcht  Über  die  Vorzeit  der  Mannheimer 
Gegend  hi»  aut 'die  Herrschaft  der  Franken.)  Karl  Christ, 
römische  Feldzüge  in  der  Pfalz,  insbesondere  die  Befestigungs- 
anlagen des  Kaisers  Vnlentiuian  gegen  die  Alamannen. 

Sand.  Bericht  über  Ausgrabungen  und  Funde  in  der 
Gegen«)  vou  Ulm . Aisliogeu , Lauingen.  (Zeitschrift 
de*  H ist« irischen  Vereins  für  Schwaben  und  Neuburg, 
XIV.  Jahrg.,  Augsburg  1687,  8.  88  bis  92.) 

Schaaff hausen , H.  Der  N«-atid*rthaler  Fund.  Der 
Deutsch*!!  Anthropologischen  Gesellschaft  zu  ihrer 
XiV.  allgemeinen  Versammlung  in  Bonn  gewidmet. 
Bonn,  A.  Marcus,  1888.  5ü  8.  mit  etagodr.  Figuren 
und  3 Tafeln.  4°.  6 M. 

Bohaaffhausen,  H.  Uaber  die  Bedeutung  der  Rhein- 
ludl  für  die  prähistorische  Forschutig.  Rede,  gehalten 
zur  Eröffnung  der  XIX.  allgemeinen  Versammlung 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  zu  Bonn 
den  6.  August  186$.  (Correapondenz-BIatt  «1er  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  etc. , XIX.  Jahrg., 
München  1888.  8.  71  bis  77.) 

Schaaff  hausen,  H.  Eine  in  Kölu  gefundene  römische 
Terracotta  • Büste.  Mit  einer  Tafel.  (Jahrbücher 


des  Verein«  von  AlUuthumafreunden  itn  Rheinland*. 
Heft  LXXXV,  Ihmn  1888,  8.  *5  bi*  73  und  Tafel  111.) 

Di«  Auffindung  dieser  römischen  Büste  in  Lebensgrö**« 
ist  merkwürdig,  einmal  weil  sie  der  einzige  bekannt  ge- 
wordene Futul  dieser  Art  im  Rheinland  ist,  andererseits 
weil  di«  lUi-te  eiue  Persönlichkeit  de*  Alterthums  dar*  teilt, 
die  zu  den  bekanntesten  gehört  halten  muss,  wie  man  aus 
der  Häufigkeit  ihre*  Vorkommen*  *rh)ie**«n  «Urf.  Wiewohl 
man  schon  vor  300  Jahren  diese»  Bikini«*  kannte,  wi**en 
wir  jedoch  heut«  noch  nicht  mit  Sicherheit  anzugelieu, 
wen  e»  vorstellt.  Schaaft  hau*en  stellt  die  verschiedenen 
Erklärungen  dieser  Büste  zusammen  und  hält  die  Deutung, 
da*«  sie  den  Philosophen  Scneea  darstelle,  für  mehr  be- 
griiiidct  wie  jede  andere. 

Bchaaffhaunon,  U.  Die  voraeachichtiiche  Ansiedelung 
in  Andernach  Mit  drei  Taft-lu  und  fünf  Abbildungen 
Im  Text©.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthum*- 
freiiml*»  im  Rltvinlande,  Heft,  I, XXX VI,  Botin  1888, 
S.  I hi«  41  und  TulVl  I bis  III.) 

Schoaffhauzen , H.  Regenbö  genschtlsaelchen  am 

Rhein.  Mit  drei  Abbildungen  im  Text«.  (Jahrbücher 
•les  Vereins  von  Atröiihuinsfreundeu  Im  Rheinland©, 
Heft  LXXX VI,  Bonn  1888.  8.  64  bis  84.) 

Schaaff  hausen,  H.  Die  hockende  Bestattung.  (Jahr- 
bücher ile*  Verein*  von  Alterthunisfreunden  im 
Rheinlande,  Heft  LXXX VI,  Bonn  1888,  8.  278  bis  280.) 

Behaaffhauaon,  H.  Die  eisern«*  Statuette  von  Plitters- 
dorf. eine  Berichtigung.  (Jahrbücher  de*  Vereins 
von  Alterthumsfreunden  im  Hheinlnude,  lieft  LXXX VI, 
Bonn  1888.  8.  888.) 

Vergl.  Heft  LXXXV  derselben  Jahrbücher. 

Schiller,  Heinrich.  Der  Hömerhügel  bei  Kellmünz 
an  der  Iller.  Ein  Begrabt) isspl&tz  au«  der  Bronze- 
zeit. Mit  drei  Tafeln.  (Beiträge  zur  Anthropologie 
und  Urgeschichte  Bayerns.  VIII.  Barul,  München 
1889,  8.  8 bis  21  und  Tafel  I und  II  und  Karte  1 
auf  Tafel  III.) 

Schliemann,  Heinrich.  Ueber  die  Mykentr  König*- 
grübe r and  den  prähistorischen  Palast  «l«r  Könige  von 
Tiryns.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  23  hi*  25.) 

Abwehr  der  Angriffe  Still  man’.*  in  der  „Time*“  vom 
April  1887,  in  welcher  dieser  behauptete,  da»*  die  Ton 
Schliemann  entdeckten  König-grüber  in  Mvkenae  relti- 
«rhen  Barbaren  aus  dem  dritten  Jahrhundert  r.  Chr.  an  ge- 
hurten. und  dass  der  von  Schliemann  aufgedeckte  Palast  in 
Tiryns  au*  sehr  später  byzantinischer  Zeit  stamme. 

Schlosser,  Max.  Ueber  Höhleufund©  von  Feldmühle 
bei  Eichstädt.  Ausgrabungen  von  Herrn  Baron 
v.  Tu  eher  auf  Feldmühle.  I.  Untersuchung.  (Dorre- 
•pondenz-Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  188H,  8.  10,  11.) 

Schmidt,  Albert.  Noch  einmal  die  Druiden-,  Teufels-, 
Hexen  - Schüsseln  und  öpfersteine.  (Uorrespoudenz- 
Blait  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX-  Jahrg.,  München  1888,  8.  33,  34.) 

Vergl.  oben  Roediger. 

Schmidt,  Emil.  Anthropologische  Methoden.  An- 
leitung zum  Beobachten  und  Sammeln  für  Labora- 
torium und  Reise.  Mit  zahlreichen  Abbildungen  im 
Texte.  Leipzig,  Veit  k Comp.,  1888.  IV,  336  8. 
8°.  6 M. 

«Hier  wird  die  Methodik  der  ge**tumt*n  somatisch- 
nnthropotogi*chen  Beobachtung  gelehrt,  man  kann  dieselbe 
danach  jetzt  wirklich  lernen,  wozu  uns  bisher  deutsche 
Hnlftmittcl  noch  tä*t  ganz  fehlten. “ 

Schmidt,  Emil.  Ueber  die  Methoden  bildlicher  Dar- 
stellung in  den  Naturwissenschaften,  apeciell  in  «1er 
Anthropologie.  Vortrag,  gehalten  im  anthropologischen 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  13 


Verein  zu  Leipzig  MD  4.  November  IHM“.  (Corre- 
»p«>ndei>z-B)att  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc..  XIX.  Jahrg.,  München  las«,  8.  30.) 

Bch neide mandel . Heinrich.  Teller  Hügelgräber- 
funde  bei  Parsberg,  vergl.  J.  Hauke. 

Schneider,  J.  Die  alten  Heer-  und  Handebwigo  der 
Germanen,  Homer  und  Franken  im  deutschen  Itridi«. 
Nach  «»r«)ic)i**ii  Untersuchungen  darge*t*dlt.  6.  Heft. 
DülWldorf,  P.  Hagel  in  (Vmuu.,  18h«.  .11  S.  gr. 

1 M.  (1.  bi*  6.  Heft  1<>  M.) 

Brhiuidelt  vorgeschicht liehe  Handel**  und  Verkehrswege: 
1)  von  Marseiile  ln*,  zur  WesermBndattg . 2)  von  Xuzit 
nach  der  Kheiniiiüadung , S)  von  Genua  bis  zur  Elbe- 
tniindung.  41  von  der  KutMiiündung  in  südöstlicher  Rieht  uug 
ln*  zur  Donau , 5)  von  der  Eni*  he»  Laiben  in  östlicher 
Richtung  bi*  zur  Elite,  u,|  von  der  Ein*  bei  Ungen  in 
östlicher  Richtung  bi*  zur  Elbe,  7)  vom  Rheine  lad  Xanten 
bi»  zur  Elbe  bei  Stade.  Anlage  A : Urtier  <U>  rechts- 
rheinische Koinertand  am  Xicdrrrlieiu. 

Schneller,  E.  Vorgeschichtliche  Spaziergänge  in  der 
Umgebung  von  München.  Alte»  und  Neue».  Mit 

2 Tu  fein.  (Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urge- 
schichte Bayern»,  VIII.  Band,  1889,  S.  127  bi«  146 
und  Tafel  IX  und  X.) 

Schollen,  M.  Aachener  Volks-  und  Kinderlieder, 
Spielli«ler  und  Spiele.  (Zeitschrift  de»  Aachener  Ge* 
Schichtsvereins.  Herausgegeben  von  R.  Pick.  9.  Band. 
Aachen  18»?,  8.  170.) 

Schreiber.  Römiwrh"  Funde  in  Augsburg  au*  den 
Jahren  1886  und  1887.  (Zeitschrift  de*  Historischen 
Verein*  fiir  Schwalten  und  Neuburg,  XIV.  Jahrg., 
Augsburg  1887,  8-  74  bis  80.) 

Schroeder,  L.  von.  Die  Hochzeit*brüuche  der  Esten 
und  einiger  anderer  finnisch-ugrischer  Völkerschaften 
in  Vergleichung  mit  denen  der  indogermanischen 
Völker.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis«  der  ältesten  Be- 
ziehungen der  finnisch  - ugrGchen  und  d«r  indoger- 
manischen Völkerfamilie.  Berlin  . Ashtrr  & Comp., 
1888.  VIII,  265  fe.  gr.  8W.  5 >1. 

Iter  Verfasser  venvdit  den  Xachwei« , du**  zwischen 
den  finnisch -ugrischeii  Völkern,  insbesondere  den  Knien, 
einerseits  und  den  Indogennauett  andererseits  ein  näherer 
Zusammenhang  bestehe.  Fast  die  ganze  Reihe  der  indo- 
germanischen  Ilorhzeitsgebriache  findet  »ich  nach  »einen 
vergleichenden  Forschungen  bei  den  rinni*cb  - ugrinhen 
Völkern  wieder,  namentlich  in  der  estnischen  Hochzeit 
kehren  alle  wesentlichen  Momente  der  indogermanischen 
Hochzeit  wieder.  Aut'  eine  Urverwandtschaft  zwischen 
Finnen  und  Indogermauen  *cblje**t  Schrueder  daran»  nicht, 
er  folgert  nur,  du»»  diese  beulen  Vülkergruppen  schon  in 
ältester  Zeit  ln  naher  oder  nächster  Berührung  lebten, 
da»*  schon  in  prähistorischer  Zeit  ähnliche  Beziehungen 
zwischen  ihnen  bestanden,  wie  sie  in  historischen  Zeiten 
bi«  auf  den  heutigen  Tug  immerwährend  bestunden  haben. 

Schumann.  Nene  Gräberfunde  auf  dem  Gutsbe- 
zirke Leliehu  bei  Grambow.  1.  Neolithisch«*»  Skelet- 
grab in  SteinkUte.  II.  Flachgrab  in  Steinpack ung 
mit  Leichenbraud  und  La  Töne-Beigaben  (Typus  der 
Uruenfelder).  (Monatsblätter.  Herausgegeben  von 
der  Gesellschaft  für  Pominerncbe  Geschieht*  und 
Alterthutuskunde.  Erster  Jnbrg.,  1887,  Stettin  1887, 
8.  a 9 bi»  42.) 

Schumann,  lieber  einen  Depotfund  von  Steinwerk* 
zeugen  im  Haiidowtlial.  Kreis  PrenzJau.  Mit  eiuer 
Tafel  Abbildungen.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  fiir  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  117  bis  121.) 

Schumann.  8t«iukist«ngräb*r  bei  Blumberg  an  der 
Randow.  Mit  7 Abbildungen  im  Texte.  (Verhand- 


lungen ‘der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1888,  8.  264  bi»  266.) 

Schumann.  lieber  alte  Gräber  und  Burgwäll«  in 
Vorpommern.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc..  Jahrg.  18«*,  8.  469.) 

Schumann.  Ueber  Armringe  von  Gold  und  Bronze 
au«  d»*m  Randowthale.  Mit  zwei  Abbildungen  im 
Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  563,  561.) 

Schuarmane,  H.  Deeouvertea  d’antiquitos  en  Belgiern*. 

Vergl.  Museogrsphit  ülwr  d*»  Jahr  1887. 

Schutz  der  Landeaalterthümer,  Der,  und  da*  künf- 
tige deutsche  Civil  rech*.  (Coneapondess- Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropoh»gie  etc.,  XIX. 
Jahrg.,  München  1888,  8.  82,  83.) 

Sohwartz,  W.  Der  Blitz  al»  geometrisches  Gebilde 
nacli  prnhistorischer  Auffassung.  (Festschrift  zum 
fünfzigjährigen  Jubiläum  de»  Naturwissenschaft  liehen 
Verein»  der  Provinz  Posen , 1837  bi»  1887,  Posen, 
E.  RelneM,  1««7,  Nr.  6.) 

Schwarte ) W.  Di«?  roftsgestaltigen  HimrneDärzte  bei 
Indern  und  Griechen.  (Zeitschrift  für  Ethnologie. 
Organ  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
Baad  XX,  1888,  8.  881  bis  880.) 

Schwarte,  W.  Ueber  einen  grossen  Bronzefund  von 
Mellenau  in  der  Uckermark.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 

1888,  S.  506,  507.) 

Schwarte,  W.  Zwei  llexeugeschichteu  au«  Walfers- 
hausen in  Thüringen  nebst  einem  mythologischen 
Excur«  über  Hexen  • und  ähnliche  Versammlungen. 
(Zeitschrift  für  Völkerpsychologie,  herausgegeben  von 
Bteinthal  und  Lazarus,  1888,  8.  395  bis  419.) 

Beier,  Ed.  Die  alten  Ansiedelungen  im  Gebiete  der 
lluaxteca.  Mit  17  Abbildungen  im  Texte.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  ettu, 
Jahrg.  1888,  8.  451  bis  459.) 

Seyler.  Bericht  ülusr  vorgeschichtliche  Forschungen 
am  Osifusse  des  „Gü rauer  Anger*“.  (Archiv  für  Ge- 
schichte und  Alterthuimkunde  von  Obcrfranken. 
XVII.  Band.  (Als  Fortsetzung  de»  Archiv«  für  Bay- 
reuthesche Geschichte  und  Alterthumskunde,  XXI.  Bd.] 
Htntuagegeben  vom  historischen  Verein  für  über- 
franken  zu  Bayreuth.  Heft  1,  Bayreuth  1887,  S.  272 
bi*  278.) 

Seyler.  Bericht  über  die  vorgeschichtlichen  For- 
schungen des  historischen  Verein»  im  Jahre  1688/89. 
(Archiv  für  Geschichte  und  Altert huraaknnde  von 
Oherfranken.  llarausgagcban  vom  historischen  Verein 
für  Oberfranken  zu  Bayreuth.  XVII.  Baud,  Heft  2, 
Bayreuth  1888,  8.  59  bis  36.) 

Siebke.  üeher  die  Hochäcker  bei  Tarbek  im  Kreise 
fiegeberg.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
fiir  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  478,  479.) 

Steinkreiso  bei  Glendelin,  Kreis  Demmin.  (Monats- 
Mat  t er.  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für 

Pomtnersch«  Gesell ii’lite  und  Alferthuniskunde,  erster 
Jahrgang,  Stettin  1887,  8.  61,  62.) 

Stieda,  h.  Der  VII. (Russische)  Archäologische  Congrw 
in  Jaroslawl.  (Archiv  fiir  Anthropologie,  XVIU.  Bd., 

1889,  8.  385  bis  397.) 

Uirlit  unter  Anderem  Referate  über  Vorträge  von  Bran- 
denburg ; die  Kigenthüralichkeitcn  der  Gräber  der  heidnischen 
Maren  in  Nord-Russland;  von  Fürst  I*.  A.  I'utjitin:  Was 
für  ein  Vclksstaram  hinteriir**  in  Russland  Knocheawerk- 
zeiige  und  KürhennhfiiHe V (Kjökkenmöddinger);  von  N.  A. 
Tolinntscbew : ein  Besuch  des  Begräbnissplatze«  in 

Ananjinsk  im  Jahre  1879. 


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14 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Strass,  G.  Futxlatllcke  von  Haltnau,  gesammelt  1*87. 
Beitrag  zur  Geschichte  «1er  Pfahlbauten.  (Schriften 
de*  Vereins  für  Geachiclite  des  Hodensees  und  seiner 
Umgebung,  16.  Heft,  Lindau  1667,  fk  7h  bis  64.) 

Stromberger.  Verschiedene  Kunde  bei  Lembach  im 
Säuert  tut  le,  Kreis  Weiswnbun  i.  £.  (Korrespondenz* 
blatt  der  Westdeutschen  ZeitM'hrift  für  Uescbiehtu 
und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  1888,  Sp.  129  bis  132.) 

Struckmann,  C.  Lrgeschichttiche  Notizen  aus  Han- 
nover. Mit  einer  Tafel.  (Archiv  für  Anthropologie, 
Will  Baud,  1«hw,  8.  171  bis  173  und  Tafel  V.t 
1.  lieber  den  Fund  eine»  Schädel»  vou  Uvil«o*  u>i>s«.-katu» 
t tu  diluvialen  Flwakle»  bei  Ibiuu  In  an  der  Weser;  2.  Die 
Reiltengriber  von  Ahlten  U-i  Lehrte , unweit  Hannover 
(Struck mann  setzt  diese  Gräber  in  «lie  Uebergsngsperiotie 
zwischen  llridenthum  und  ChrUtenthum,  an  den  Ausgang 
de«  it i htcti  Jahrhunderts  mu  h Christi |.  3.  Nurhtrigliehe 

Funde  im  Selilaninie  de*  Dümmer  See»  (vergL  den  Auf- 
satz: „Ei ui.*  Ansiedelung  au»  der  uorddeuts«  heu  Renutlnerzelt 
um  Dümmer  See*  iui  Corres pondenz- Blatt  der  deutschen 
Gesells«  hart  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  VIII,  18*7.  Nr.  2). 
4.  Eine  vorhistorische  L»nipe  au»  dein  älteren  Alluvium 
im  leinet  hale. 

Taubner.  Beitrag  zur  Kenutui&s  der  vorschristlicheu 
rechtwinkligen  Kreuzzeichen.  I.  Stein  mit  ein- 
gemeisseltem  rechtwinkligem  Kreuz  in  der  Nähe  eines 
^Schlosslierges*.  II.  Rechtwinkligur  Kreuzstein  in 
der  Nahe  d»*s  Schloesbcrg«-*  liei  Neustadt,  West- 
prensaten.  Mit  mehreren  Figuren  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg.  1888,  S.  331  bi»  333.) 

Taubuer  sucht  «Ile  Ansicht  zu  »tiitzen,  dass  vorchrist- 
liche rechtwinklige  Kreuxxetchen  »ich  au«  der  graphischen 
Darstellung  der  Bewegung  de*  «lern  Naturmenschen  zuerst 
und  um  na«  hhultig*trn  imponimwlen  Himmelskörper» , der 
Sonne,  entwickelt  hat. 

Taubner.  Leber  westpreussiicbe  Burgwälle.  1)  Hurg- 
wallanlage  bei  Abbau  Prissnau  im  Kreise  Putzig; 
21  Der  ächlossberg  bei  Tillau  - Lubotzin ; 3)  Der 

B8cblossberg*  (die ,,  Wenden  bürg")  bei  Zarnowitz.  Mit 
vier  Abbildungen  im  Texte.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  5o2  bi»  303.) 

Tompole,  Kntdeckutig  eine»  etruskischem  (Kölnische 
Zeitung  vom  24.  Juni  18»7,  li.;  abged ruckt  in  den 
Jahrbüchern  de«  Vereins  vou  Alterthumsfrcundeu  im 
Kht-inlnnde,  Heft  I.XWV,  Bonn  IW»W,  8.  134,  135.) 

Bei  Givita  Laste!  Uns  hat  man  «Ipu  ersten  «‘tru*ki*iln-n 
Tempel , «1er  In  jetzt  gefunden,  «u^ctlokl.  Die  Ausgra- 
bungen halx-n  «Li»  erste  und  einzige  Beispiel  de»  üruud- 
risae»  eines  grossen  etruskischen  Tempel»  zu  Tage  gefordert. 

Tewes,  Friedrich.  Unser«  Vorzeit.  Kin  Beitrag  zur 
Urgeschichte  un«l  Altert linmskuude  Niedersachseus. 
Mii.  14u  Abbildungen.  Hannover,  Schmort  u.  v.  See- 
leid,  1666.  VI.  46  S.  gr.  h.  l M. 

Towee,  Friedrich.  Ueber  Alterthiimer  und  Stein- 
denkmäler im  Osnabrückscheu.  Mit  zwei  Abbildungen 
int  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 

. für  Atitbro|>ologie  etc.,  Jahrg.  1888,  S.  205  bi»  208.) 

Tischler,  Otto.  Ueher  da»  Gräberfeld  von  Oberhof 
bei  Meiuel.  (Lorrespondenz- Blatt  «ler  deutschen  Ge- 
sellschaft fiir  Autliro|>ol«igie  etc-,  XIX.  Jahrg.,  München 
1888,  8.  118  bi»  122.) 

Tischler,  Otto.  Leiter  einige  Bronze- Depot -Funde 
au»  0*t preiisaeu.  Vortrag,  gehalten  am  2.  Februar 
18H8.  (Schriften  der  pli  vsikaliftcli-okonomiftchen  Ge*ell- 
schaft  zu  Königsberg,  XXIX,  1888,  8.  5 ff.) 

Tischler,  Otto.  Da«  Gräberfeld  bei  Oberhof,  Kreis 
Memel.  Vortrag.  (Schriften  der  physikalisch-ükono- 


mischen  Gesellschaft  zu  Königsberg  in  Preussen. 
XXIX.  Jahrg..  1888.  8.  14  ff.;  auch  »»-parat:  Königs- 
berg, Koch,  1888.  10  8.  gT.  4“.  0'3U  M.) 

Tischler,  Otto.  0«lpreu»id»che  Grabhügel.  Mit  zwei 
Tafeln.  (Schriften  der  physikalisch  • ökonomischen 
Gfüi-Llsehalt  zu  Königsberg  in  Preasaen,  XXIX.  Jahrg., 
1888,  8.  106  ff.;  auch  separat:  Königsberg,  Koch, 
1888.  32  8.  gr.  4°.  1,50  M.  I.:  und  II.  5,50  M.) 

Treichel,  A.  Nachtrag  zum  Schulzeustab,  »«»wie  ver- 
wandte Comntuoicatiotiflmlual.  Mit  i Abbildung  im 
Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  16o  bis  172.) 

Treichel,  A.  Leber  den  Burgwnll  von  Schiwialkeu, 
Kreis  Prstua.  Htargnrtlt,  Mit  einer  Skizze.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie er«.,  Jahrg.  1666,  S.  173  bis  175.) 

Treichel,  A.  Leber  westpreussisebe  Borgwälle.  1)  Zorn- 
kowisko  bei  GoeUmiie,  Kreis  Cartbau».  Mit  2 Abbil- 
dungen im  Texte.  2)  Die  Stolinka  int  Garczin-8ee; 

3)  Kein«  8ch  wedpusch«  nie  l»ei  Kchwetzki  - Ostrow ; 

4)  Vermeinte  Brücke  beim  Schweinezagei  im  Kudomie- 
See;  f»)  Der  Sclilossberg  vou  Spengawsken  am  Zduny- 
See.  Mit  2 Abbildungen  itn  Texte.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Authropologie  etc.,  Jahrg. 
1686,  8.  257  bis  263.) 

Treichel,  A-  Die  SdiwedenacUanze  lad  Stocksmühle, 
Kreis  Marienwerder.  Mit  2 Skizzen  im  Text«.  (Ver- 
handlungen «ler  Berliner  Gesellschaft  für  Authropo- 
logt*  etc.,  Jahrg.  1866,  S.  860  bis  868.) 

Treichel,  A.  Pferdekopf  und  Storchschnabel  in 
\V«**tpreii*»eu.  (Verhandlungen  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  295 
bis  267.) 

Treichel,  A.  Ueber  eine  Gesicht»-  und  eiue  Spitz- 
mütxeo-Urue  vou  Strzejxsz.  Mit  5 Abbildungen  im 
Text«.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  321  bis  323.) 

Treichel , A.  lieber  weatpretiaiisclie  Schloss  • und 
Burgb«-rgc.  1)  Tier  Srhlossbcrg  bei  Neustadt , West- 
preussen.  Mit  25  Abbildutit'en  im  Texte.  2)  Giadepka- 
Burgberg  von  Klein  -Schlatau,  Kreis  Neustadt.  Mit 
1 Abbildung  im  Texte.  3)  Mergelberg  liei  Pelzau,  ob 
ein  Burgwall ' Mit  zwei  Abbildungen  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie ere.,  Jahrg.  Ih»h,  S.  889  bis  996.) 

Treichel,  A.  Ueber  w«-*tpreus*ische  BurgwJUle.  l)  Der 
Burgwall  von  St.  Johann , Kreis  Preu*«.  Stargardt. 
3Iit  zwei  Skizzen  im  Texte;  2)  Der  Burgwall  von 
Owidz-Gut,  Kreis  Preit«*.  Stargardt.  Mit  einer  Skizze 
im  Texte.  3)  Kin  historischer  Burgwall  hei  Czeclmczln, 
Kreis  Neustadt,  nicht  anfzutinden.  (Verhaml hingen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
1888,  8.  494  bi»  502.) 

Treichoi,  A.  Leber  Reisig-  und  Steinhäufung  bei 
Ermordeten  oder  Selbstmördern.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthro|»ol<>gie  etc.,  Jahrg. 
1888,  8.  568  bi*  570.) 

Tröltach,  von.  Beschreibung  der  Fund*-  auf  dem  Reihen- 
gvälierfelde  in  Gutenstein  l*?i  Sigmaringen.  Nachtrag  2 
zum  Bericht«  über  die  XIX.  allgemein«  Versammlung 
«ler  deutschen  authro|)o)ogiftch«n  Gesellschaft  in  Benin. 
(Correapoiulenz- Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrgang,  München  1888, 
S.  187,  166.) 

Tröltach,  von.  Vergleichende  Betrachtung  der  cnltur* 
geschichtlichen  Bedeutung  »ler  Pfahlbauten  d«»  Boden- 
see*. (Schriften  des  Verein«  für  Geschichte  de» 
Boden»*-««  und  seiner  Umgehung.  XVI.  Heft,  Lindau 
1887,  8.  89  bis  92.) 


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Urgeschichte  und  Archäologie. 


15 


Urnenfeld,  Da»,  am  Rakow  berge  bei  Falkenburg. 
iMuuutxbiatirr.  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft 
für  Pommemhe  Geschieht«  uiul  Alterthutnskunde. 
I.  Jahrg.,  Stettin  1HK7,  S.  163  bi«  I7u.) 

Veckenetedt.  Die  Kundmarken , ovalen  und  Längs* 
rillen  an  den  romanischen  und  gothischun  Kirchen, 
die  ovalen  und  RnndiiiHrkeu  in  den  Tetlfelsteinen 
bei  Zerbst  und  Triebe).  (Correspomlenz  • Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthvopologi«  etc.,  XIX. 
Jabrg.,  München  1888,  S.  59  bis  fll.) 

Veith,  von.  Kümerbad  Bertrich  und  seine  alten  Wege. 
Mit  einer  Tafel.  (Jahrbücher  den  Verein«  von  Alter- 
th  um  «freunden  im  Kheinlaiide.  Ueft  LXXXV,  llonn 
188«,  S.  fl  bis  13  und  Tafel  II.) 

Wege  au»  der  Römewit : A.  Alf-  Bcrtrub-BouslMfuren- 
Keil.  B.  Bert  rirli- Kl  len  mühlc-Hunt  hei  tn.  C.  Die  Riian*r*tra>*e 
T riet  • A nderuuch  - Cobleuz. 

Veith,  von.  Udtar  den  Gomlorfer  Thurm  an  der 
Mosel.  (Jahrbücher  de»  Verein«  von  Alt*  rihum*- 
freunden  im  Rheinlande,  Heft  LXXXV,  ßonu  1888, 
K.  157,  tftS.) 

Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

BmHgirt  von  Bad«  Virchow*  jskig,  ihh«.  Herlin, 
Verlag  von  A.  Anher  & Comp.,  1888,  626  8.  8°. 

VevgL  „Zeitschrift  für  Ethnologie“. 

Verzeichnis«,  Amtliche«,  nebst  Beschreibung  der  vor- 
christlichen Denkmäler  im  Kreise  Bleckede  (Provinz 
Hannover).  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.,  Jabrg.  1h«h,  S.  4H4  bi»  491.) 

Virchow,  Rudolf.  Ueber  den  Trausformismus.  Vor- 
trag, gehalten  in  der  zweiien  allgemeinen  Sitzung 
der  60.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  zu  Wiesbaden.  (Archiv  für  Anthropologie, 
XVIII.  Band,  1889,  8.  14.) 

Virohow,  Rudolf,  und  Dr.  Sohliemann  in  Aegypten. 
Zwei  Briefe  Virchow'*  an  Woldt’s  Wissenschaft- 
liehe  Korrespondenz.  (Lagsor  Theben,  den  21.  März 
1888,  und  Alexandrien,  den  15.  April  1866.)  (Corre- 
»pomlenz-Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  XIX.  Jabrg.,  München  18*8,  8.  39,  M.) 

Virchow,  Rudolf.  Ueber  die  Anthropologie  Aegyp- 
tens. (Correspoiidenz-Blait  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Authrojiologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München  1888, 
8.  105  Ws  113,1 

Virchow,  Rudolf.  Ucber  ein  poürte»  SUinlwil  au» 
Hornblendeschlefer  von  Pürsclikan  in  Niederechleeien. 
Mit  zwei  Abbildungen  im  Texte,  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
1868,  8.  28,  28.) 

Virchow,  Rudolf.  Leber  den  neuesten  Fund  au»  der 
Bibtcimn-  Höhle  bei  War*tein.  (Correspomlenx  - Blatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc., 
XIX.  Jahrg.,  München  1888,  8-  129,  130.) 

Virchow  vrnnuthet , da»»  die  hier  zugleich  mit  einem 
Kenuthierkaoc  heu  Vorgefundenen  Ceberreste  ton  vier  oder 
fünf  menschlichen  Individuen  einer  späteren  Zeit  augehören 
und  erst  durch  eine  Umwühiung  der  Höhle  in  die  tieferen 
tagen  hineingelangt  »ind. 

Virchow,  Rudolf.  Wetsmarken  und  Näpfchen  an 
altlgyptischen  Tompein.  Mit  zwei  Abbildungen  im 
Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc..  Jahrg.  1868,  8.  214  bis  217.) 

Virohow,  Rudolf.  Die  chemisch«  Zusammensetzung 
der  Bronzen  von  8,  Lucia  m Tolmein.  (Wrliaud- 
luugen  der  Berliner  Gesellschaft,  für  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  188K,  8.  289,  230.) 

In  Marrbcsetti's  Beschreibung  de*  merkwürdigen 
Gräberfeldes  von  S.  Lucia  in  Tuliuein  (Triest  1886)  findet 


sich  die  Angabe,  dass  nach  der  im  chemischen  Laboratorium 
zu  Triest  veranstalteten  Analyse  bemerkenswert  he  Bei- 
mischungen von  Zink,  bis  zu  4 Pro«..,  in  den  Bronzen  ent- 
halten »ein  sollten.  I)ie*4*  Angabe  widersprach  der  bisherigen 
Annahme,  dass  in  so  alter  Zeit  Zink  überhaupt  noch  nicht 
zur  Herstellung  von  Bronze  verwendet  »ei,  so  »ehr,  dass 
Herr  Virchow  eine  neuerliche  Analyse  jener  Bronzen  ver- 
anlasst«. In  keinem  der  drei  untersuchten  Stücke  L»t  Zink 
aufgefunden  worden,  es  bat  sich  vielmehr  die  takannte 
classisrhe  Mischung  von  10  Proc.  Zinn  mit  90  Proc.  Kupfer 
ergeben. 

Virchow,  Rudolf.  Miltheilungen  über  alte  Bauer - 
hauser  in  Deutschland  nnd  der  Schweiz.  Mit  neun 
Abbildungen  im  Texte.  (Verband hingen  der  Berliner 
Oe-elUc.huft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888, 
8.  297  bis  306.) 

Virchow,  Rudolf,  l'eber  die  von  Herrn  Bnigsch 
vorgelegten  Gräberfund«  von  Kedalieg.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Ant  hropologie  etc., 
Jahrg.  1038,  S.  309.) 

Vergl.  ol«*n  B rüg  sch. 

Virchow,  Rudolf.  Importirte  Feuerstein  knol  len  au» 
der  Bcliwel*.  Mit  Mehl  Abbildungen  im  Text«. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1888,  S,  317,  318.) 

Virohow,  Rudolf.  Die  nienticlilichen  Ueberrast«  aus 
der  Bilsteiuer  Höhl**  bei  Warstein  in  Westphaleu, 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.,  Jahrg.  1863«  8. 333 hfe838  u.  8.  423,  424.; 

Virchow,  Rudolf.  Heber  einen  Metalleimer  (Mörser) 
von  Lübtow  hei  Pyrit*,  Pommern.  3Iit.  einer  Abbil- 
dung im  Texte.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  etc.,  Jahrg.  1888,  8.  338 
bis  340.) 

Virohow,  Rudolf.  Leber  die  vorhistorische  Zeit 
Aegyptens.  Mit  49  Abbildungen  im  Texte.  (Ver- 
handlungen der  Berliuer  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.,  Jahrg.  18*«,  8.  344  bis  393.) 

Virohow,  Rudolf.  Die  im  Verlaufe  des  Jahres  1887 
ausgelübrten  Untersuchungen  von  Gräbern  und  Pfahl- 
bauten in  Ostpretissen.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Authropologie  etc.,  Jahrgang  1888, 
8.  426  bi»  430.) 

Virohow,  Rudolf.  Leber  ein  8tück  Knochetihrecci« 
aus  einer  asturischeu  Höhle.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  Jahrg. 
1888,  8.  466.) 

Da»  Stück  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  den  Knochen- 
brwrien  anderer  prähistorischer  Höhlen , nn  denen  Nord» 
Spanien  reich  i*t;  rin  chronologisches  ürtheil  will  Virchow 
jedoch  erst  nach  wettereu  Untersuchungen  abgehen. 

Virohow,  Rudolf.  Leber  Reiseergobuisse  auf  dem 
Wege  der  Langobarden.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Authropologie  etc.,  Jahrgang  1888, 
8.  508  bis  532.) 

K*  i*t  nicht  möglich,  den  überaus  reichen  Inhalt  dieser 
Arbeit  auch  nur  andeutungsweise  anzageben.  Vergl.  auch 
oben  den  Beitrag  von  Lotz. 

Virchow,  Rudolf.  Leber  Gräberfunde  von  Radewegv 
und  Butzow  bei  Brandenburg  a.  H.  (Verhandlungeii 
der  Berliner  Gesellschaft  Ar  Anthropologie  etc., 
Jahrg.  1 Hs« , 8.  581  bis  586  mit  acht  Abbildungen 
im  Texte.) 

Vierling , A.  Prähistorisch«  Hügel  au  der  Waldnab 
und  Luit«.  (Correspondenz*  Blatt  der  deutschen  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg.,  München 
1888,  8.  49  bis  51.) 

Vorgeschichtliche*  au«  Pommern.  1.  Reste  der 
Steinzeit  aus  Hinterpommern.  2.  Zwei  Bronzefund«-: 


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IG 


V erzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


h)  Brouzefund  von  Misdroy,  b)  Bronze -Moor- Fund 
von  Alt-Grape,  Kreis  Pyrits.  3|  Zorn  Ua'-ksillierfund 
von  Polzin.  (Monatsblütter.  Ilerausgegekxm  von  der 
Gesellschaft  Air  Pommrr«ehe  Geschichte  und  Alter* 
thumakuDd«,  i.  Jahrnn  8Uttia  1887,  8.  187  hi*  141.) 

Wagner,  E.  Grabhügel-Untersuchungen.  (Karlsruher 
Zeitung  vom  25.  November  1888:  nbgedruckt  im 
Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  Air 
Geschichte  und  Kunst,  Jahrgang  VII,  Trier  188», 
8p.  257  bis  260.) 

I)  Entdeckung  rinn»  Hügels  aus  der  Brouciril  in  Hrrttrn 
im  Lrbnrald.  2)  Aufdeckung  eines  GrsMiügvD  nm  Süd- 
abhange  «le«  KaUer«ttihl»  im  Gemeindewald  von  Uerdingen.  All* 
Brrisarh.  Die  gefundenen  Stücke,  IVlirrMnlsd  eine«  zwei* 
riderigen  Wagen*,  eine  prächtige , furhig  verzierte  Urne  etc. 
gehBren  der  vumimmchen,  wahrechrinlnh  der  »ogrnannten 
„HalUtatt*  Periode-  an. 

Wagner,  E.  lieber  alte  Schmuckstücke  au*  Gagnt- 
kohle  und  verwandten  Stoffen.  Mit  zwei  Abbildungen 
im  Texte.  (Korrcspoudenzlduft  der  Westdeutschen 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII, 
Trier  1688.  Sp.  20*  bis  216.) 

Weber,  Fr.  Die  Besiedelung  des  Alpengebiete«  zwischen 
Inn  und  Lech  und  des  Innthales  in  vorgeschichtlicher 
Zeit.  Mit  einer  Kurte,  (Btlträn  zur  Anthropologie 
und  Urgeschichte  Bayerns,  VIII.  Band.  München 
188!',  K.  22  bis  36  und  Karte  2 auf  Tafel  Ul.) 

Weimann.  Die  Römerbrücke  bei  Stepperg.  (Cnllek- 
taneen- Blatt  für  die  Geschichte  Bayern«,  insbesondere 
des  ehemaligen  If  erzogt  hum*  Neuburg.  herau*gege!>en 
von  dem  historischen  Verein  Neuhurg  n.  I).  51.  Jahrg. 
1887,  S.  188  bi*  I$7.) 

Werveko,  N.  van.  Fund  eines  Frauengrmbes  aus 
germanischer  Zeit  zu  Hüustorf  in  Luxemburg.  IKotre* 
Hpotidenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  Air  Ge- 
schichte und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  Iss»,  8p. 
617.) 

Wervoke,  N.  van.  Fund  römischer  Gräber  tiei  Fels 
in  Luxemburg.  (Korrespondenzblau  der  Westdeutschen 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Jahrg.  VII, 
Trier  1888,  Sp.  22,  23.) 

Wibel,  F.  Chemisch  * antiquarische  Mittheilungen: 
1.  Thonerdehydrophosphat  als  pseudomorphe  Nach- 


IL O e s t 

Andrian  - Worburg,  Ferdinand  Freiherr  von. 

Jahresbericht  Über  die  Thntigkeit  der  Anthropo- 
logischen Gesellschaft  in  Wien  im  Jahre  1867.  (Mit*, 
theilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien.  XVT1I.  Bund.  1888,  Sitzungsberichte  S.  21 
bis  29.) 

Ausgrabungen,  Fortsetzung  der,  auf  dem  Ilrsidek  in 
Cäslau  iu  Jahre  1887.  (Mit theilungen  der  K.  K. 
Centrale« unmission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale.  XIV.  Jahrg., 
Wien  1888,  8.  65.) 

Die  Ausgrabungen  «len  Jahres  1887  ergaben  Int  Wesent- 
lichen <la« selbe  Bild  der  in  prähistorischer  Zeit  hier  be- 
standenen Ansiedelung,  wie  e»  die  früheren  Ausgrabungen 
zeigten.  Unter  den  /um  Vorschein  gekommenen  tliieruichen 
Knochen  «ioii  l>emerken*.werther  Weis«  die  Knochen  der 
Hnusthiere  vorwiegend  vertreten  and  jene  des  Wilde*  nur 
in  vcrhültuiMmaseig  geringer  Menge. 

Bahnson,  Kristian.  l’eber  ethnographische  Museen. 
Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Sammlungen 
in  Deutschland,  Oesterreich  und  Italien.  (Aus  der 


bildung  eitle*  Gewebes  oder  Geflechtes.  2.  Basen- 
ei-enerz,  Kiftenhcldacke  oder  oxydirtc*  Eisen.  3.  Analyse 
einer  aitmexikanischen  Bronzcuxt  von  Atobmilco. 
I. Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  dar  Naturwissen- 
schaft. Band  X,  Hamburg  1887.) 

Wiedemann,  A.  Babnstis.  Ausgrabung  des  grossen 
Tempels.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Altert hutnv 
freunden  im  Ilheinlande,  Heft  LXXXV,  Bonn  1888, 
8.  140  bi*  142.) 

Wiedemann,  A.  Römische  Zi»-gelftinde  bei  Mehlem. 
(Jahrbücher  de»  Vereins  von  Alierthumsfreunden  im 
UheinJaude,  Heft  LXXXV.  Bonn  1888,  8.  161,  162.) 

Wiedemann,  A.  Thoiitnfelnfund  in  Teil  el  Amarna 
(Mittelägypten).  (Jahrbücher  des  Verein*  von  Alter- 
tliunisfmmden  im  Rheinlande,  Heft  LXXXV,  Bonn 

1 886,  8.  177.) 

Vergl.  den  Beruht  von  F.rman  und  Schräder  in 
den  Sitzungs^ierichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 1984,  3.  M.u.  S.  533  ff. 

Zapf,  Ludwig.  Alte  Befestigungen  zwischen  Fichtel- 
gebirge und  Frankenwald,  zwischen  Saale  und  Main. 
Mit  Karte.  (Beiträge  zur  Anthropologie  und  Ur- 

geschichte Bayerns,  VIII.  Band,  168* , 8.  41  bis  48.) 

Zapf,  Ludwig.  Slavisch«  Fundstätten  in  Franken. 
Mit  einer  Tafel,  r Beitrüge  zur  Anthropologie  und 
Urgeschichte  Bayerns,  VIII.  Rand,  München  1880, 
8.  D)7  bi*  116  uud  Tafel  V.) 

Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie , Ethnologie  und  Ur- 
geschichte. Redsctxuiscommission:  A.  Bastian, 

K.  liarttnann,  1t.  Yirchow,  A-  Vos*.  XX.  Band, 
1886.  Mit  zehn  Tafeln.  Berlin,  Verlag  von  A.  Äther 
4c  Comp.,  188H.  VIII,  256  und  626  S.  gr.  8°.  24  M. 

Den  Anhang  zur  Zeit*«  hrtf’.  bilden  die  „Verhandlungen 
der  Berliner  Ge«elUrh;ift  fiir  Anthropologie*'  u.  s.  w, 
(626  S.). 

Zschiesohe,  Paul.  Beitrag  zur  Vorgeschichte  Thü- 
ringens. 1.  Die  Besiedelung  des  unteren  Gerathaies 
wahrend  der  jüugaren  Steinzeit.  II.  Grabstätte  aus 
der  Bronzezeit  bei  Walterslelwn.  Mit  acht  Tafeln. 
(Mittheilungen  des  Vereins  thr  die  Geschichte  uud 
Alterthum*kunde  von  Erfurt.  Dreizehntes  Heft. 
Erfurt  1887.  8.  269  bi»  2*1.) 


i r r e i c h. 

dänischen  Zeitschrift : „Aarboger  for  nord.  Oldk.  og 
Historie“.  üliersHtzt  «lurch  J.  Mestorf.)  (Mittheilungen 
der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Bd.  XV III, 
1868,  H.  10*  bi*  164.) 

Bauer,  Alexander.  Chemische  Analyse  der  von 
Pr.  Jenny  in  Hard  bei  Bregenz  aufgefundenen 
Fibel.  (Mittheilungen  der  K.  K.  GentralcOfumiasiou 
zur  Erforschung  uud  Erhaltung  der  Kunst-  and  histo- 
rischen Denkmale.  XIV.  Jahrgang,  Wien  1886, 
8.  256,  257.) 

Begrfibnissstfitte , Auffindung  einer  prähistorischen, 
im  Buben  der  l'ark  in  Prag.  Mit  einer  Abbildung 
im  Texte.  (Mittheilungen  «)er  K.  K.  Centralcommmnn 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
historischen  Denkmal«.  XIV.  Jahrg.,  Wien  1868, 
8.  55,  53.) 

Da*  intrrn*uig»t«  Fuud»lück  der  Stätte  ist  ein  Messer 
von  Feuerstein  von  einer  »ebenen  sic  bei  Artigen  Form, 
lH'/fCtu  Ung  und  2 cm  breit  , auf  Wäien  Seiten  scharf 
geschlagen,  oben  in  eine  Spitze  und  unten  in  eine  All 
Griff  endend. 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  17 


Borger , Stephan.  Depotfund»;  und  Gn***tüu«n  au* 
d**r  Bronze  * Periode  in  Böhmen.  Mit  vier  Abbil- 
düngen  im  Text«.  (Mittbeilungen  der  K.  K.  Central- 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg., 
Wien  1**8,  8.  Ifll  bin  168.) 

Borwerth , Frita.  lieber  drei  Jadi-itbeilchen  und 
einen  Serpcntiuhammer  von  Zala  Apätlii  (Ungarn). 
(Miltheiluugeu  tler  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wies*  ZVfflt  Del.,  D86,  Sitzungaberichte  8.12  bia  14.) 

Vcrgl.  unten  Szombathy. 

Bizarro,  Paul  von.  Dan  Standlager  in  Heidenschaft. 
(Mittheilungcn  der  K.  K.  Centralcommiasion  zur  Er- 
forschung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmal.- , XIV.  Jahrg.,  Wien  1688,  8.  215  bi«  217.) 

Brunsmid,  Jos.  Tragovi  predhistorvskih  naseobina 
U Srictnu.  (Mit.  einer  Tafel.)  Spuren  einer  prähi- 
storischen Ansiedelung  in  Syrmien.  (Viestnik  llrvats- 
koga  nrkeolngickoga  druztva,  Godina  X,  Agram  1888, 
p.  65  bis  71  und  Tafel  II.) 

Campi , Luigi  de.  Gräber  der  ersten  Eisenzeit,  ge- 
funden bei  Komagnano.  (Mittheilungen  der  K.  K. 
Centralcommistion  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg-, 
Wien  1888.  S.  154  bis  156.) 

Den  Gräbern  fehlen  alle  die  Merkmale  der  reinen  Bronze- 
zeit und  die  charakteristischen  Produkte  der  etruskUcbeu 
Industrie,  daher  können  sie  nur  einem  Volke  zugeschnebon 
werden,  welche*  vor  den  Etruskern , zur  Zeit  de*  ersten 
Auftreten«  des  Eisens,  in  Italien  gewohnt  hat.  Es  können 
nur  drei  Völker  in  Betracht  gezogen  werden  : die  Italiker, 
die  t'mbrer  und  die  Ligurer.  Campi  entscheidet  sieh  für 
die  letzteren. 

Campi,  Luigi  de.  Stazioue  preistoric«  al  .Dos  de! 
Gianicol“  presso  Tucirao,  (Archivio  Trent  ino,  Trent. > 
1888,  13  pp.) 

De8ohmann,  Karl.  Neuest«  Funds  römischer  Stein- 
»arge  in  Laibach.  Mit  zwei  Abbildungen  im  Texte. 
(Mittheilungen  der  K.  K.  Centralcommission  zur  Er- 
forschung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmal«,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  S.  5 bis  7.) 

Faaal,  A.  H.  Die  Schwedenschanze  und  andere  vor- 
geschichtliche Reste  von  Sobnitaan  bei  Teplitz.  (Mit- 
theilungen der  K.  K.  Centralcommission  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Kuust-  und  historischen 
Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  48.) 

Faaal,  A.  H.  Heber  heidnische  Gräberfelder  bei  Prit- 
scliapl  und  Eidlitx  nächst  Teplitz  in  Böhmen.  (Mit- 
theilungen der  K.  K.  Centre Icommiwaiou  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale,  XIV,  Jahrg..  Wi«u  1888,  B.  111,  112.) 

Faaal,  A.  H.  Miltheilungen  Über  vorgeschichtliche 
Funde  iu  der  Umgebung  von  Teplitz  (IJebshauaen). 
(Mittheilungen  der  K.  K.  Ceiitralcoininission  zur  Er- 
forschung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale,  XIV,  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  132.) 

Faaal,  A.  H.  lieber  die  Aufdeckung  eines  prähisto- 
rischen Grabes  in  Teplitz  l Böhmen).  (Mittheilungen 
der  K.  K.  Centralcommi*'-ion  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale. 
XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  S04.) 

Faaal,  A.  H.  Heber  einen  Gräberfund  l**i  Schönau 
(Böhmen).  (Mittbeilungen  der  K.  K.  Ceutralcommis- 
Sion  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrgang.  Wien  1H88, 
S.  256.) 

Frankl,  lieber  Spuren  einer  prähistorischen  Befestigung 
in  Wölch  lm  mittleren  Levanttlmle.  (Mittbeilungen 
der  K.  K.  Centralcommission  zur  Erforschung  und 
Archiv  fOr  Anthropologie.  Bd  XIX. 


Erbaltum;  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale 
XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  281,  282.) 

Fund  einer  Bronzenadel  hei  Hohi-nem*.  Mit  einer 
Abbildung  im  Texte.  (Mitt heil ungen  der  K.  K.  Cen- 
tralcommission zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XI V.  Jahrgaug, 

Wim  1888,  8.  288.) 

Die  Nadel  sch  lies*  t sich  ihrer  typischen  Erscheinung 
nach  den  früheren  Kunden  in  der  liegend  von  Hohenems 
bis  Feldkirch  hinauf  an,  welche  dimmtlich  grösste  Feber* 
ehi»tinunung  mit  jeneu  aus  den  schweizerischen  Pfahlbauten 
der  reinen  Bronzezeit  zeigen. 

Fund  einer  Urne  mit  Ringen  und  Beilen  bei  Ober- 
klee, Böhmen.  (Mittheilungen  der  K.  K.  Central- 
commissinn  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrgaug, 
Wien  1888,  8.  182,  183.) 

Funde,  ArcMologische,  bei  Nizburg  und  Tejfov.  Mit 
einer  Abbildung  im  Texte.  (Mittbeilungen  der  K.  K. 
Centralcommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg., 
Wien,  IB88j  S.  55.) 

Funde,  Prähistorische,  bei  Attache.  (Mittbeilungen 
der  K.  K.  Centralcommission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale, 
XIV.  Jahrg.,  Wien  1868,  S,  112.) 

Funde  von  Resten  der  jüngeren  Steinzeit  zwischen 
Lipa  utul  Chlum.  {MUtheilung*-u  der  K.  K.  Central- 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888, 
8.  ly.*.) 

Fundstätte,  Vorgeschichtliche,  iu  Janneric  bei  Znaim. 
(Mittbeilungen  der  K.  K.  Centralcommission  zur  Er- 
forschung und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1868,  8.  281.) 

Gefäss-  und  Knoohenfund  bei  Prenzig  in  der  Nähe 
von  PfitSOl,  Station  der  BustZ-hradcr  Eiacrihahn.  (Mit- 
theilungen der  K.  K.  Centralrnmmbsiou  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Kunst  - and  historischen 
Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  47,  48.) 

Grösser.  Ueber  den  Fund  eine»  römischen  Inschrift* 
Steines  und  mehrerer  liest«  antiker  Grundmauern  in 
Btwvadorf,  Gemeinde  Althofen,  Kärnten.  (Mitthei- 
lungen der  K.  K.  Centralcommission  zur  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denk- 
male, XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  *205,  208.) 

Der  Schriftstein  bestätigt  eine  von  Dr.  Kenner  vor 
langer  Zeit  ausgesprochene  Verraothung,  «ln*»  in  Althofen, 
wie  auch  im  nahen  Altcnmark  Bestandtbrilc  einer  römischen 
Ortschaft  und  der  Straaaeastntion  mutarmum  zu  suchen 
seien. 

Gurlitt,  W.  lieber  das  Frnenfeld  von  Borvtendorf 
(Mähren).  (Mittbeilungen  der  K.  K.  Centraleommia- 
siou  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  18H8, 
8.  122  bis  124.) 

Der  Frnenfriedhof  M-hlie«*t  slch»ler  von  lngvald  Undsid 
(Das  erste  Auftreten  de*  Eisen*  in  Nord-Europa)  zu*ammeo- 
gestrllten  alteren  Gruppe  von  Fpienfeldcm  an,  welche  in 
Mähren  um!  Böhmen  zahlreich  vertreten  sind.  Vorsichtig 
nuagedriiekt , würde  also  die  letzte  Bronze-  und  älteste 
Efaeazrit  fQr  das  Urnen  leid  von  Bontendorl  in  Anspruch 
zu  nehmen  «ein. 

Gurlitt,  W.  Die  Tumuli  an f dem  Loibenberge  bei 
Videm  an  der  Save  iu  Steiermark.  Mit  einer  Ab- 
bildung im  Texte.  (Mittheiluugen  der  K.  K.  Central- 
commimoa  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888, 
8.  175  bis  179.) 

3 


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18  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Gurlitt,  W.  Das  Urnen  fehl  von  Bonstendorf  in  Mäluvn, 
iMittheilutigen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  Bd.  XVIII,  12*8,  S.  SOI,  2»:). 

Gurlitt,  W.  Die  Hügelgräber  vom  Loibenberge  bei 
Vielem  an  der  Save  in  Steiermark.  Mit  zwei  Ab- 
bildungen ini  Texte.  (Mittheiluugen  der  Anthropo- 
logischen  Gescllwlnft  in  Wien,  1hl.  XVIII,  1888, 
S.  202  bi*  204.) 

Hauser,  Karl.  Das  Gräberfeld  in  FrOgv  im  Jahre 
1887.  Mit  zwei  Abbildungen.  (Mitt  bedungen  der 
K.  K,  Centralcoumiisaion  zur  Erforschung  und  Er- 
haltung der  Kunct*  und  hiatoriioluni  Denkmale, 
XIV.  Jahrg.,  Wieu  1888,  8.  81  bis  88.) 

Die  Au^rubungrti  iiu  Sommer  1887  gebürten  zu  den 
erfulgreicbsten  müi  Jahren.  Von  büihstem  Interesse  sind 
die  in  einem  der  Tumuli  gefundenen  Dleifigurrn  und  war 
»«•wohl  ihrer  Masse  nl»  auch  ihrer  l'ornn  wegen.  Am 
uhirrirbsten  waren  die  niuktru  inrnsdiliclirn  und  zwar 
durchaus  männlichen  Figuren  vertreten , Uber  80  Stück ; 
nächst  den  Männchen  waren  die  Reiter  aus  Blei  am  zahl- 
reichsten, ungefähr  80  Stück.  Man  wird  diesem  Massen- 
fund  von  lileitigureo  gegenüber  wohl  toii  der  ursprüng- 
lichen Meinung,  die  l»eitn  ersten  Vorkommen  solcher  Figuren 
gefasst  worden  ist,  dass  sie  nämlich  Kinderspielzeug  seien, 
Abkommen  tnii«s«n  und  wird  vielmehr  an  eine  Oromonie, 
einen  Begrähnl »»brauch  zu  denken  haben.  Möglicherweise 
war  es  ein  ganz  localer  Gebrauch,  der  durch  den  Umstand, 
dass  die  Blingrwinnung  und  Verwerthang  hier,  ebenso  wie 
die  Gewinnung  uud  Vrrwerthung  des  Salzes  in  llallstatt, 
die  Ursache  de*  grösseren  Wohlstandes  der  Bevölkerung 
gewesen,  auch  vollkuromeu  gerechtfertigt  wäre. 

Hauser,  Karl.  Mittheilung  über  die  Aufdeckung 
eines  kleinen  •Amphitheaters  an  der  alten  Homer- 
Stätte  von  Garmmtum.  (Mittheiliingeii  der  K.  K.  Cen- 
tralcomtuission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrgang, 
Wien  18*8,  H.  202. 

Man  hat  die  Unterbauten  der  beiden  oblongen  Umfassungs- 
mauern uud  die  strahlenförmigen  Kinltautcn  sowie  im 
Mittclruuioe  Theile  der  Pflasterung  gefunden. 

Heger,  P.  Bericht  über  die  in  den  Jahren  1877  und 
1878  von  dem  k.  k.  unturhistorischeu  Hofmuseum 
am  Salz  berge  und  am  Hallia-rge  bei  Uallstatt  nus- 
geluhruui  Ausgrabungen.  (Mittheiluugcu  der  Prä- 
historischen Commission  der  kaiserlichen  Ak.olcmie 
der  Wissenschaften,  Nr.  1,  Wien  1888,  8.  33  If.) 

Hoernes , Moria.  Die  Grät*erfelder  an  der  Wallburg 
von  8t-  Michael  bei  Adelsberg  in  Kraiu.  Mit  vier 
Tafeln  und  sechs  Illustrationen  im  Texte.  (Mitthei- 
lungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien. 
XVllL  Bd.,  1888,  8.  217  bis  248  und  Tafel  11! 
bis  VI.) 

Inhalt ; I.  Der  Fundort:  1.  tage  und  Umgebung.  2.  Der 
„Grad“  und  die  Gräberfelder. — 11.  Fund  bericht:  1.  Frühere 
Funde.  2.  Ausgrabungen  im  Jahre  188ü:  a)  Za  Polln**, 

b)  Pod  Kazulem,  c)  Pod  liackovcam,  d)  Mackove.  3)  Aus- 
grabungen im  Jahre  1888:  a)  Z»  l’olsno,  b)  Pod  Ka/ulem, 

c)  Grad  und  Msckovc.  — Hl.  Verzeichnis»  der  Kunde: 
A.  Pod  Kazulem.  1.  Thongcfju*c:  a)  Urnen,  b)  Schalen. 

2.  Beigaben : a)  Bronze,  L)  Eisen,  «)  Perlen.  B.  Zn  Folio«. 
1.  BronzcKchmucksachen  uud  Ferien.  2.  Eisen warten  und 
eiserne  Srhtuuckgegeiutäade.  C.  Pod  Mackovratn.  D.  Mac- 
kove.  K.  Jüngere  Gräberfelder  (vorwiegend  I’od  Mackovcam, 
einiges  auch  Za  l’olsno).  1.  Bronzen.  2.  Ferien.  F.  Zer- 
streute Funde.  — IV.  Zur  Vorgeschichte  de*  Kundgebietes. 
1.  Nachrichten  Straho**.  2.  Angaben  de*  Flinius. 

3.  Berichte  Appian’s.  4.  Die  Grenze  der  eis-  und  trans- 
alpinen Japuden.  5.  Schlusshemerkungen. 

Hoernes,  Moria.  Generalbericht  über  die  Ausgra- 
bungen auf  der  Gurina.  (Mittheilungeu  der  Anthro- 


pologischen Gesellschaft  in  Wien,  XV111.  lld.,  1888, 
Sitzungsberichte  S.  53  bis  53.) 

Hoernes,  Moriz.  Zur  Frage  der  ältesten  Beziehungen 
zwischen  Mittel-  und  8üd-Ruro|a.  (Mittheilungen 
der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd  . 
•1888,  Sitzungsberichte  S.  57  bis  61.) 

Hoernes,  Moriz.  Bericht  Uber  die  F.xenrsion  der 
Anthropologischen  Gesellschaft  nach  Hip|iersdorf  und 
Groas-Weikersdorf  zum  Besuche  verschiedener  urge- 
srhichtlicher  Fundplätze  und  Bauwerke,  ausgeführt 
am  17.  Juni  1888  unter  der  Führung  des  Herrn 
Ignaz  Spöttl.  (Mittheilungen  der  Anthropologischen 

Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd.,  18H8,  Sitzungs- 
bericht«- S.  71,  72.1 

Hoernes,  Moria.  Notizen  und  Nachträge  zu  älteren 
Erwerbungen  und  Mittheiluugeu  der  Anthropologi- 
schen Gesellschaft.  (Mit »heil ungen  der  Anthropolo- 
gischen Gesellsehalt  in  Wmb,  XVIII.  Bd. , 1888, 
Sitzungsberichte  8.  88  bi»  88.) 

Hoernes,  Moria.  Fernere  Zusätze  zu  älteren  Mit- 
thciluiigeii  der  Antliropologischen  Gesellschaft.  (Mit- 
tlieilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wieu.  XVIII.  Bd.,  18M8,  Sitzungsberichte  8.  94,  95.) 

Hrase.  Prähistorische  Funde  in  Nabofsa  l>ei  Neu- 
stadt ».  d.  M.  ( Mittheilungen  der  K.  K.  Central- 
commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
nnd  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888, 
8.  221.) 

Hrase.  Mittheilungen  über  eine  Heidengrabstätte  bei 
Bechyn.  (Mittheilungen  der  K.  K.  Centralcommission 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  histo- 
rischen Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  281.) 

Jakach,  August  von.  Bericht  über  den  Homer*  tein- 
fund  zu  Allersdorf  im  Lavautthalc.  Mit  einer  Ab- 
bildung im  Texte.  (Mittheilungen  der  K.  K.  Central - 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrgang, 
Wien,  1888,  8.  134,  135.) 

Jelinek,  Bretialav.  Auszüge  urgeschichtlicben  In- 
halts aus  den  Pnmätky  Archscologickä  a Mtstopisod, 
Bd.  XJV,  Prag  1887.  (Mittheilung*  n der  Anthropo- 
logischen Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1888, 
Sitzungsberichte  8.  62.) 

Jenny,  Samuel.  Bauliche  L’eberr**te  eines  Privat* 
bade*  in  der  Oberstadt  von  Brigantium.  Mit  einer 
Abbildung  im  Tezte  (Mittheilungvii  der  K.  K.  Oen- 
tralcommi»sion  zur  Erforschung  und  Erhaltuug  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien 
1822,  8.  3 bis  5.) 

Jenny,  Samuel.  Fund  einer  eisernen  Schwenkung« 
im  Hafen  von  Bregenz.  (Mittheiltnigen  der  K.  K. 
Ceiitralcommissjon  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg., 
Wien  1888,  8.  280,  28!.) 

Fundort,  Form  und  Bc«*:]ia(fenhett  der  Klinge  weiwn  auf 
die  La  Tene-Zeit. 

Kaltenegger,  Fd.  Zur  Kritik  des  Herrn  Professor 
Dr.  Martin  Wilcken*  über  die  Abhandlung: 
„Iberisches  Hornvieh  in  den  Tiroler  und  Schweizer 
Alpen.*  {Mittheilungen  der  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Wien,  XV1I1.  Bd.,  1888,  Sitzungsberichte 
S.  40  bi*  42.) 

Vcrgl.  ßd.  XIV*  um!  XV  Jcr  MtUhetlungrn  der  Anthro* 
|Hilugi»thni  Gesellschaft  in  Wien  und  uuten  Wilckens. 

Karner,  Lambert.  Künstliche  Hohlen  in  Biberbach 
(Ninderö*t«rreich).  (Mittheilungen  der  K.  K.  Cen- 
tralcotnmUsion  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  hiHtorischeu  Denkmale,  XIV.  Jahrg., 
Wien  1888,  8.  221  bis  224.) 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  19 


Koudelka,  Florian.  Vorgeschichtliche  Altert  Immer 
Hin  Uheintorge  bei  Eiben«chitz  in  Mlibmn.  (Mit- 
t heil uugen  der  Anthropologischen  GeMlIncImlt  in  Wien, 
XV UL  Bd.,  iphh.  Starangzberichte  s.  49  bis  51,) 

Krahuletz,  J.  lieber  urge«chicbt  liehe  Kunde  und 
Fundplätze  in  Niedsrösterreick.  iMittheilungeu  der 
Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Will,  Bd., 
1888,  Sitxuugstorichte  8.  85,  86.) 

Inhalt:  I.  Grübe  r toi  $t»iz«iid«rf  nirlwt  Eggenburg. 

2.  Aschengruben  in  drr  Näh*  von  Eggenburg.  3*  Fund- 
stelle „Brtindl*  bei  Pulknu.  4.  Fundstelle  Gri>**-Rciperj*- 
dort'.  5.  Pfarrern' ald  toi  Mürtersdurf.  6.  Funddelle  Mi«* 
eingdorf. 

Kupferbeil,  Ein  prähistorisches,  aus  Kremsier.  Mit 
einer  Abbildung  im  Texte.  (Mittheilungeu  der  K.  K. 
Centralcommissiou  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst*  und  historischen  Denkmale,  XIV.  Jahrg., 
Wien  1888,  8.  48,  4«.) 

Leger,  Frone,  lieber  einen  Depotfund  von  Bronze- 
celten  bei  Krön- Koritschcu.  iMittheilungeu  der  Au* 
thropologi«chen  Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd., 
1888,  Ritzuiigstorichte  8.  37,  38.) 

Leinmüller,  l'eber  Gräberfunde  in  einer  IlügelUdme 
von  Gross  - L»k  in  Unter*  Krain  (politischer  Bezirk 
Rudolf*  werth).  (Mittheilungeu  der  K.  K.  Central* 
oonuDiMion  sor  Eriimoliuag  and  Erhalt  oog  der 
Kunst-  und  historischen  Deukniale,  XIV,  Jahrg., 
Wien  1888,  8.  195,  196. 

Ljubic , B.  Prvo  odkric«  predhistorickog  selista  ix 
kamene  dobe  u nuscj  zemlji.  (Erste  Aufdeckung 
prähistorischer  Wohnstätten  in  Kroatien.)  Mit  einer 
Tafel.  (Viestnik  Hrvatskoga  arkeologiekoga  druztva, 
Uodina  X,  Agram  1888,  8,  I,  2.) 

Ljubic,  S.  Npoineuici  osobita  lika  i*  kamene  dobe, 
odkritf  u Daliuaciji,  a sada  u arkeol.  muzeju  u Za* 
grehu.  (Usborreste  von  eigenthiimlicher  Form  aus 
der  Steinzeit,  aufgefunden  in  Dalmatien,  jetzt  im 
archäologischen  Muo*um  in  Agram  befindlich.)  Mit 
einer  Tafel.  (Viestmk  Hrvatskoga  arkeologirkoga 
druztva,  Godina  X,  Agram  1888,  8.»  bi*  5 u.  Taf.  I.) 

Lüsaner.  Archäologische  Funde  bei  Lipany  und  in 
Kuniggrktz.  Mi t zwei  Abbildungeu  im  Texte.  (Mit- 
theilungen der  K.  K,  Ceiitralcouimisuoii  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Kunst*  und  historischen 
Denkmale,  XIV,  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  253,  256.) 

M&kowsky,  Alex.  Der  Löss  von  Brünn  und  »eine 
Einschlüsse  an  diluvialen  Thiereti  und  Menschen. 
Mit  sieben  Tafeln.  (Verhandlungen  des  naiur forschen- 
den Vereins  in  Brünn,  Bd.  XXVI.) 

MaakA,  Karl  J.  Bericht  über  den  Fund  eines  dritten 
Jadeittoilr*  in  Mahren.  Mit  einer  Abbildung  im 
Texte.  (Mittlieiluiigen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  1kl.  XVIII,  1888,  Sitzungsberichte 
8.  I bis  6.) 

Mittheilungen  der  K.  K.  Centralcommiaaion  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst*  und 
historischen  Denkmale.  Herausgegeben  unter  der 
Leitung  Sr.  Excellenz  des  Präsidenten  dieser  Com- 
mission Dr.  Joseph  Alexander  Freiherrn  v.  Hel* 
fort.  XIV.  Jahrgang.  Neue  Folge  der  Mittlieilungen 
der  K.  K.  CoDtralcommission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  von  Baadenktnalen.  Redacteur:  Dr.  Karl 
Lind.  Wien,  in  Commission  toi  Kutosta  und  Voigt, 
1888.  289  8.  mit  IS  Tafeln  und  139  in  den  Text 
gedruckten  Illustrationen.  4°.  8 fl. 

Mittheilungen  der  Prähistorischen  Commission 
der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen achaften. 
Nr.  1,  1887,  Herausgegeton  von  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Wieu.  Mit  einer 


Karte  und  MO  Abbildungen  im  Texte.  Wien  1888. 
40  8.  4°. 

Mittheilungen  der  Anthropologischen  Geaell- 
aohaft  in  Wien.  Redactionscomit^ : Franz  Kitter 
von  Hauer,  M.  Much,  Friedrich  Müller, 
8.  Wahrmann,  A.  Weisbach,  J.  Woldrich. 
Redacteur:  Franz  Heger.  Will.  Band.  (Der  neuen 
Folge  VIII.  Band.)  Mit  acht  Tafeln  und  79  Ab- 
bildungen im  Texte.  Wien,  in  Commission  toi  Alfred 
H61der,  1888.  VI,  288  8.  und  96  8.  Sitzungsberichte.  4°. 

Moser,  Carl,  lieber  Funde  auf  zwei  Castellieri  in 
Istrien.  (Mitthsilungeu  der  Authro|>ologischen  Ge- 
sellschaft in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1888,  Sitzungsbericht« 
S.  89.) 

Gefunden  wurden  zahlreiche  Thongefässe,  Bronzen,  Iw- 
artoitete  Thierknoehen  etc.,  die  «ich  nicht  wesentlich  von 
den  auf  dem  Gräberfelds  in  Piuai'tu  gemachten  unter- 
scheiden und  von  deouclton  Volke  torauruhreu  scheinen. 

Moser,  Carl.  Untersuchungen  prähistorischer  und  römi- 
scher Kundstätteu  im  Küsteulande  in  Krain.  (Mit* 
theilungen  der  Prähistorischen  Commission  der  kaiser- 
lichen Akademie  der  Wissenschaften , Nr.  I.  Wien 
1888,  8.  7 f.) 

Much,  Matthäus.  Der  Bnmzeschatz  von  Grehin* 
Gradac  in  der  Herzegovina.  Mit  elf  Abbildungen  im 
Texte.  (Mittheilungen  der  K.  K.  OntnUcominiHifion 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst*  und  histo- 
rischen Denkmale,  XIV.  Jahrg. , Wien  1888,  8.  7 
bl«  15.) 

Müllner,  Alphonao.  Römische  Fund«  in  Laibach. 
Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  (Mittheilungen  der 
K.  K.  Centraleommisaion  zur  Erforschung  and  Er* 
haltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale, 
XIV.  Jahrg.,  Wien  1888.  8.  173  bis  175.) 

Pichler,  Frit*.  Das  Zolfeld  in  Kärnten.  (Gesatnnil- 
iitorsicht  seiner  antiquarischen  Schätze.)  iMitthei- 
lutigen  der  K.  K.  Centralcommission  zur  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Kunst*  iiud  historischeu  Denk- 
male. XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  247  bis  254.) 

Polak,  J.  E.  Die  Metalle  nach  persischen  Quellen. 
(Mitthei lungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien.  XVlll.  Bd.,  18*8,  Sitzungsberichte  8.  6 bi*  8.) 

Radio,  Frano,  I Vuletic -Vukasovid.  Tri  nova 
prvdhiatoricka  predmeta  s otoko  Korcule.  (Drei  neue 
prähistorische  Gegenstände  von  der  Insel  Curzola.) 
(Viestnik  Ilrvatskoga  arkeologickoga  druztva,  Go- 
dina x,  Agram  imhh,  k.  4«,  47.) 

Radimnky,  V.,  und  J.  Bzombathy.  Ur geschieht  liehe 
Forschungen  in  der  Umgegend  von  Wies  in  Mittel- 
Steiermark.  III.  HH  46  Text  ■ Illustrationen  und 
3 Tafeln.  (MittheiUingen  der  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Wien,  XVIII.  Band,  1888,  8.  77  bis  108.) 

Drr  erste  und  zweite  Bericht  finden  sich  in  den  Mit- 
iheilungcn  derselbe«  Gesellschaft,  Baad  XIII,  S.  41  ff.  und 
Band  XV,  8.  117  ff.  Inhalt:  B.  Tumult  der  römischen 
Periode. 

Riohter,  Johannes.  Belicht  iitor  Ausgrabungen  und 
Funde  aus  vorgeschichtlicher  ’/^it  in  Schwaben.  (Mit* 
tbeilangen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
XY11I.  Bd-,  1888,  Siumigsttenchte  8.  17  bis  30.) 

Schneider,  L.  Eine  Werkstätte  von  Feuerstein- 
Instrumenten  toi  dem  Dorfe  Bukvice  unweit  Jicln. 
(Mittheilungen  der  K.  K.  Centralcommission  zur  Er- 
forschung und  Erhaltung  d«*r  Kunst-  und  historischen 
Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888,  8.  202,  203.) 

Sitzungsberichte  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien.  Anhang  zu  den  Mittheilungen  der 
Gesellschaft  und  sepzmtim.  1888,  Nr.  I bis  8,  Januar 
bis  December  1888.  96  8.  4*. 

3* 


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2« 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Strnad.  Ueber  einen  kupfernen  Flachtneissel  aus 
Prisimasy  bei  Böhmisch- Brod.  Mit  einer  Abbildung 
im  Taste.  (Mittbeüungen  der  K.  K.  C«ntr»U«un- 
mission  sur  Erfoncbung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  liUlorbcheu  Denkmale,  XIV.  Jahrg.,  Wien  1888, 
8.  Ul.) 

Strnad.  Uelwr  die  Ergebnisse  einer  im  Frühjahre 
1887  auf  dem  Berge  Hradistc  ausgeführteti  Eröffnung 
einen  Urnen felde*.  < Mittheilungen  der  K.  K.  Central- 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Baudenkmal«,  XIV,  Jahrg.,  Wien  1888, 
8.  200.) 

Dn*  Grsbfeld,  nn  der  Stra*»e  von  ßlntaa  nach  I’i-ek 

beim  Dorfs  Skvorrtic  gelegen,  «dl  narb  den  abweichenden 
Meinungen  100  bi*  500  Gräber  enthalten.  Säwmtlir he 
Gräber  «cbeinen  Stcinkbtengräber  gewesen  au  sein  und  der 
HalUtätter  Periode  anaugrhoren. 

Szombathy,  Josef.  Drei  Jadmtbeilchcn  und  ein  8er- 
|M*ntiiihammer  von  Zala  ApAtlii  (Ungarn).  Mit  zwei 
Abbildungen  im  Text*.  (Mittheilungen  der  Authro- 
pologbcht-n  Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1*888, 
Sitzungsberichte  8.  11,  12.) 

Vergl.  oben  Fritz  Berwerth. 

Szombatliy,  Joaef.  (Jeher  einige  Fundatücke  aus 
Gräbern  bei  Klein  -Hademdorf  nächst  Poisdorf  in 
Viedsrihtsmiefa.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte. 
4 Mittlieilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  XVIII.  Bd.,  1888,  Sitzungsbericht«  8.  14  bis  18.) 

Szombathy,  Josef.  Ceber  drei  eigenthümliche  Bronze- 
ach  werter,  angeblich  aus  einem  Tumulua  in  der  Ge- 
meinde St.  Michael,  Bezirk  Bleiberg  in  Kärnten, 
stammend.  Mit  einer  Abbildung  im  Texte.  (Mit- 
theilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  XVIII.  Bd-,  1888,  Sitzungsbericht#  8.  16.) 

Szonibatliv  hält  dies«  drei  Schwerter  nicht  für  echt 
und  alt. 

Szombathy,  Josef.  Heber  moderne  Fibeln  aua  dem 
Gebiete  «1er  Büdost- Alpe».  Mil  5 Abbildungen  itn 
Text«».  (Mittheüungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1888,  Sitzungsberichte 
8.  17.) 

Bcombathy,  Josef.  La  T&ne-Funde  von  Nassen  fass 
in  Kraiu.  iM>tt  bedungen  der  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Wien,  XVltL  Bd.,  1888.  Sitzungsberichte 
8.  82  bis  94.) 

Szombathy,  Josef.  Ausgrabungen  am  Balzberge  bei 
Hall-tatt.  1886.  Mit  einer  Kart«.  (Mittheilungeu  der 
Prähistorischen  Commission  der  kaiserlichen  Akademie 
der  Wissenschaften,  lieft  1,  Wien  1888,  8.  1 f.) 

Tappeiner,  Franz.  Grabungen  und  l-'unde  im  Puster- 
und Kisackthale  im  Jahre  1887.  (Mittheilungen  der 
K.  K.  Centralcommission  zur  Erforschung  und  Er- 
haltung der  Kunst-  und  historischen  Denkmale, 
XIV.  Jahrg.,  Wie«  1888,  8.  100  bis  108.) 

1)  Bruneck.  2)  Bad  Bergfall  bei  Olsog  im  Pu»t«rthsle. 
3)  Lienz.  4)  Ampezzo.  5)  Elvas  bei  Briten:  Aufdeckung 
dreier  germanischer  Reihengriber  de*  Uajuvaris*  hen  Hauses. 
6)  Sterziug. 

TeglAs,  Gabriel.  Prähistorische  Gold-  und  Stein- 
g ruhen  hau  werk  zeuge  aus  Dacien.  Mit  einer  Tafel, 
{üestenviclilsche  Zeitschrift  für  Berg-  und  Hütten- 
wesen, XXXVI.  Jahrg.,  1888.) 

Tomaschek,  Wilhelm.  Die  Zinngewinuung  und 
lironzelMürejtuug  in  Asien.  (Mittheilungen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd.,  1888, 
Sitzungsberichte  B,  8 bis  11.) 

Trapp,  Moriz.  Weitere  Berichte  ütmr  Erdställe  in 
Mähren.  1.  Die  Erdlöcher  von  Syrovin  bei  Bisenz. 
2.  Btribrnic  unweit  Buchlau.  3.  iiozna  nächst  Bern- 


stein. 4.  Wrahowitx  bei  Frossnitx.  5.  Die  unter- 
irdischen Gänge  zu  Brangendorf  bei  Zwittan.  (Mit- 
theilungen der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien,  XVIII.  Bd.,  IBM,  Sitzungslkericht»*  &SBUl4k) 

Trapp,  Moriz.  Verzeichnis*  der  bisher  bekannten 
Erdntälle  (Lochy)  in  Mähren.  | Mittheilungen  der 
Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  XV UI.  Bd., 
1888,  Sitzungsberichte  8.  61,  62.) 

Vieatnik  Hrvatskoga  arkeologickoga  druztva. 
Godina  X.  t*  Zagreb»  1888.  128  S.  8°. 

Vulotic  - Vukazovic.  Biljiske  o predhistorickij«m 
goniilania.  spiltuna  i t.  d.  11  Herceg-Bo«ni.  (Bemer- 
kungen über  prähistorische  Hügel,  Höhlen  etc.  in  der 
Herzegowina  und  in  Bosnien.)  (Viestnik  Hrvatskog» 
arkeologickoga  druztva,  Godina  X,  Agrain  1888, 
S.  110  bis  118.) 

Wang,  N.  Die  Ergebnis«?  der  Urgeschichtsforschong 
in  Oesterreich -Ungarn.  (Oesterreichiach  • ungarische 
Revue,  Jahrg.  1887.) 

Wankel.  Das  Museum  in  Ohnütz.  Mit  drei  Abbil- 
dungen im  Texte.  (Mittheilungen  der  K.  K.  Central- 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale,  XIV.  .Jahrg,,  Wien  1888, 
B.  243  bis  246.) 

Beruht  über  die  Thfttlgkeit  Wanke  l’s  und  «Je*  Museums 
in  Ulmin?  in  der  letzten  verHoMeneo  Zeit : a)  Nachgra- 
bungen auf  dem  UrnenfeMe  von  Tr  sic  beiUlmüti;  b)  Unter- 
suchung «Irr  Kügelgrälwr  bei  Kremser ; c)  die  im  Jahre 
1H87  im  Weichbilde  der  Sta.lt  Ulmütx  aufgeschlossenen 
Ptshlbaureste. 

Wiener,  Fr.  R.  von.  Ein  Seitenstuck  zur  Fibula  de« 
Frankonkönig*  Childerich  I.  Mit  «‘iuer  Tafel.  (Zeit- 
schrift des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vorarlberg, 
llorausgegebeu  von  dem  Verwalt  ungsausachuase  des- 
selben. Dritte  Folge,  32.  Heft.  Innsbruck  1888,  8.123 
bis  188.) 

Eine  hSckst  interessante  Fibula  au*  der  Volkerwande- 
rvngsperiode,  in  der  arrhäo|ogi*chen  Sammlung  de»  Ferdi- 
nandeum* befindlich , welche  unter  den  frühgerroanischen 
Schmuckgegenstäiolen  eine  hervorragende  Stellung  ein- 
uiimtit.  Es  i»t  eine  „Arrabrust-Oiarnier-FibuU  mit  Zwiebel- 
kuoj-'teii“  von  sehr  eigcnthüinlicher  Con*trurtJon.  Ein  her- 
vorragende* artliäologiftche*  luteres«*  wird  ihr  durch  den 
Um-tuml  verliehen,  da?«*  sie  mit  der  Fibula  de*  Franken 
konig«  Childerich  I.  in  der  frappantesten  Wei*r  uberein- 
stimmt.  Wieser  setzt  beide  Fibeln  in  die  zweite  Hälfte 
re*p.  den  Ausgang  de*  5.  Jahrhunderts. 

Wilkens,  Martin.  Erwiderung  auf  die  .thatsäc  bliche 
Berichtigung-  di*  kaiserl.  Bithit  Prof.  Ftfd.  Kal- 
ten eggt-r  über  iberisches  Hornvieh  in  d<*n  Tiroler 
und  Schweizer  Alpen.  (Miuheilnng-n  «1er  Anthropo- 
logischen  Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd. , 1888, 
Sitzungsberichte  8.  55,  56.) 

Woldfich,  J.  N.  Anseigi  der  in  bulgarischer  Sprach© 
und  Schrift  verfassten  Publication  «ler  Gebrüder 

Bkorpil:  Pamvtnici  iz  ßulgarvko.  Dil  I,  cast  I, 
Trakia.  S jedua  tabliea,  I©  Hgury  a jedna  kartuka 
v tekst.  (Denkmäler  Bulgariens.  Erster  Bund,  erster 
Theil . Thracieo,  mit  einer  Tafel,  zehn  Figuren  und 
einer  Karte  im  Texte.  Sofia  1888.)  Mit  sechs  Ab- 
bildungen im  Texte.  (Mittheilungeu  der  Anthropolo- 
gischen Gesellschaft  in  Wien,  XVIII.  Bd. , 1888, 
8.  285  bis  288.) 

Woldrioh,  J.  N.  Neue  Funde  aus  Jinonic,  üross- 
Lipno  und  Ploscha  in  Bobinen.  (Mittheilungen  der 
Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  XVllI.  Bd., 
1886.  Sitzungsberichte  8.  67.) 

Woainaky,  Mauritius.  Das  prähistorisch*  Schanz- 
werk von  Lcngyel , seine  Erbauer  und  Bewohner. 


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21 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Eilten  H**ft.  Autoriftirt«  deutsche  Au^al»*.  Buda- 
pest, Madrid»  Kiliii«  10*8. 

Verjl.  die  Besprechung  im  Correspondeiiz  • Ulatt  der 
deutschen  GeHrlUchuit  für  Anthropologie  etc.,  XIX.  Jahrg., 
München  1888,  S.  *24. 


Böhmen. 

(Von  Dr.  Lubor  Niederlo.) 

BakoBovn.  L.  Pnudiiiitorickr  patnatky  I.  Poiouostrov 
Krym.  (Prähistorische  Denkmäler  I.  der  Halbinsel 
Krim.)  Zeitediriftdaa patriot. MoMQnvtniM,  Bd. IV, 
8.  21.  Olmfitz  1887. 

lieber  die  Höhlenwohnungen  (pe-cery)  in  Krim. 
B&koBOva,  L.  SlovanakA  pountaony  a Klältcry  t.  zo. 
meteöry.  (Die  elawiscbt-n  Einsifdlergrotteu  und  F*l*en- 
k lost  er,  sogen.  Meteoren.)  ZeitM-hritt  den  patriot. 
Museum  Vereines,  Bd.  IV*.  H.  13*2.  Olmiitz  1887. 

Bericht  über  den  Vortrag  des  Prof.  Anton ovic  heim 
letzten  ar.häol.  CongrehS  zu  Odessa.  Frau  Bnkelov« 
meint,  das»  die  mährischen  Höhlenwohnungen , sogenannte 
„lochy“,  eine  analoge  Bedeutung  hatten,  wie  die  „Meteoren“. 

Cfutopia.  Vlastenecketro  muzejniho  *polku  olouuickfdin. 
(Zeitschrift  de»  patriotischen  Museum  vereine«  in  Ol- 
uiutz.)  Redactor  Dr.  II.  Wanke  1,  K.  K.  Consarvator, 
und  W.  Houdek.  Jakrg.  IV,  V.  ülmötz  1887,  1888. 

Cerm&k,  KU.  Archacologick£  pfispeoky  * CA»lav»ka: 
Vyzkumy  na  Ilrüdku  v Cäslavi.  (Archäologische 
Beiträge  aus  der  Gegend  von  Caslan : Die  Forschnn- 

gen  auf  dem  „HAdrek*  hei  Caslau.)  OlllU  1888. 
Siehe  die  Hubrik  der  Referate. 

CermAk , Kl.  Bavek  lidatva  evropak4ho.  I.  Doba 
Khiihih*.  (Die  Urzeit.  Europa».  L Die  Steinzeit.) 
Prag  1887. 

Ganz  populär. 

CermAk , Kl.  HrAdek  pod  Viel  Skalou  nad  Bilym 

Podolem  ve  vych  Cecbäch.  (Die  UurgstAtte  unter 
der  Viel  Skala  lau  Jlily  Podol  in  Oatbühmeu.) 
Arehäolog.  und  topograph,  Denkmäler,  bd.  XIV,  Heft  2, 
8.  y».  Prag  1887. 

Enthält  auch  einen  Bericht  über  die  Burgstätte  bei 
Trebnnin  bei  Caslau. 

CermAk,  Kl.  ZprAva  o nftlezu  u Koudelova  blize 
Caalavi.  (Bericht  Über  einen  Fund  bei  Koudelov  in 

der  Nähe  von  Caslau.)  Archaolog.  und  topograph. 
Denkmäler.  Bd.  XIV',  Heft  3,  8.  158.  Prag  1887. 
Leider  ohne  Abbildungen. 

Comto,  Auguste.  Bociologie.  Nach  dem  Auszüge 
von  J.Rig  übersetzt  von  R.  Brejcba.  Prag  (L.  Ma- 
mryk)  1889.  (Böhmisch.) 

Divis  Cistocky,  W.  Pracov,  »tat»'  hradiste  na  ree© 
Chrudimce.  (Pracov,  alte  BiirgiUtte  an  dein  Flusse 
(Ilirudimka.)  Arehäolog.  und  topograph.  Denkmäler, 
Rd.  XIV,  Heft  I,  S.  45.  Prag  18$?. 

Im  Walle  wurden  Broiuesachen  gefunden. 

Divis  - Cistecky , W.  ZprAva  o pohrebisti  u Truovä 
u Pardubic.  (Bericht  über  eine  Grubatätte  bei  TrnovA 
bei  Pardubic.)  Arehäolog.  und  topograph.  Denk- 
mäler, Bd.  XJV,  lieft  I,  8.  52.  Prag  1887. 
Hasoovec,  L.  O kapacite  leliecene  a jejSro  merenl. 
(Ueber  die  BchildelcapacitÄt  und  ihre  Messung.)  In 


der  Zeitschrift  „V©wnlrJ,  Bd.  XVIII,  8.  2.30,  50,  80, 
98.  Prag  1888. 

Km  Auszug  au»  der  Abhandlung  von  H.  Welcher  „die 
Ciipat  Hat  und  die  drei  HaupldurrhmeKver  der  Schädel* 
kapoel*  im  Archiv  für  Anthropologie,  Jahrg.  1888. 

HnvelkovA,  VI.  O »tarobylosti  närodrniho  vy&WAni 
tnoravsklho.  (Ueber  die  Alterthünillchkeit  der  mähri- 
sehen  Nationulsliekerei)  Zeitschrift  de»  patriot, 
Museum  vereine«,  IW.  V,  8.  9.  Olmiitz  1888. 

Havelkova,  VI.  (>  »tarobyloeti  rcmesla  Kovnnklho 
ii  Hlovanü.  (Ueber  die  Altert hfimlielikeit  dr»  Schmied- 
Handwerke»  bei  den  Slawen.)  Zeitschrift  de»  patriot. 
Museum  vereine».  Bd.  V.  8.  106.  Olmiitz  1888. 

Heyduk,  J.  0 mohvlovych  pnmätntcich  zApadniho 
Kitvkazu.  (Ueber  die  grabhögriurtigen  Denkmäler 
im  westlichen  Kaukasus.)  Zeit«chrift  des  patriot. 
Muneumvemn©»,  RI.  V,  8.  101,  |rtö  Olmütz  1888. 

Holuby,  J.  L.  Este  nieco  o nälezDkAch  »tamzitnoetl 
v Bosackej  doline.  (Einige  Nachträge  zu  dem  Be- 
richte über  die  Fundstätten  von  Alterthftmern  in  der 
Bosackw  Dolina.)  Hlovenske  Pohladv  1888,  8.  18,  30. 

Holuby,  J.  L.  Naleziska  starozitnosti  v Bosäckej 
Doline  v jlbosäpaduotn  K nte  trrncauskej  stolice.  (Die 
Fundstätten  von  Alterth  Ürnern  in  der  Bosncka  Dolina, 
in  dem  südwestlichen  Winkel  des  Trencinez  Stuhles, 
Ungarn.)  Sloveunke  Pohlady  1887,  S.  217. 

Ueber  einige  Burgstatten  in  der  ungarischen  Slowakei. 

Hostas,  K.,  Dr.  Mohyly  na  llusine  u Klatov.  (Die 
Grabhügel  auf  dem  Berge  Husin  bei  KlatUu.) 
Arehäolog.  und  topograph.  Denkmäler.  Bd.  XIV, 
Heft  l,  8.  3.  Prag  1887. 

Siehe  die  Rubrik  der  Referate. 

Houdek,  W.  Hradisko  Hcwtynskl.  (Die  Burgstätte 
auf  dem  Berge  Hostyn  in  Mähren.)  Zeitschrift  des 
patriot.  Museum  vereine»,  Bd.  V,  S 1.  Olmiitz  1888. 

Houdek,  W.  O »taroslovanskych  hradech.  (Ueber 
die  altslawischen  Burgen.)  Zeitschrift  des  patriot. 
Museum  vereine»,  Bd.  IV,  8.  7,  58,  100,  154.  Olmütz 
1887. 

Siebe  die  Rubrik  der  Referate. 

Jirecek , Konst. , Dr.  Ceetv  po  Balharsku.  (Rei- 
»en  in  Bulgarien.)  Lin  Aufträge  de»  böhmischen 
Museums.  Prag  1888. 

Siebe  die  Rubrik  der  Referate. 

Kram  Ar , J.  O Kulr.urnitn  vyxoamu  prAdla.  (Ueber 
die  culturelh*  Bedeutung  der  Weberei.)  Zeitschrift 
des  patriot.  Mu-euniven-iiten,  Bd.  IV,  8.  152.  Olmütz 
1887. 

Krch,  H.  Octeni  studänek,  Kamenu  a etromii.  (Ueber 
Quellen-,  Steine-  und  Bäumeverohning.)  Zeitschrift 
de«  patriot.  Museum  vereine*,  RI.  IV,  8.  81.  Olmütz 
1887. 

Erklärung  zu  einer  Stelle  de»  Chronisten  Coaina*  über 
diesen  Cultu«,  der  l>ei  den  nlteu  Böhmen  noch  während 
der  christlichen  Zeit  bestand. 

Lang,  Fr.  Mohyly  v Okoll  MUavecakAm  a ChrA»tav»* 
kem  ti  Domasllc.  (Di©  Grabhügel  in  der  Umgehung 
von  Milavec  und  Clirastava  l»ei  Tau*.)  Archäolog. 
und  topograph.  Denkmäler,  Bd.  XIV,  Heft  6,  8.  307, 
407.  Prag  1888. 

Uenclirelbuii|£  einiger  höchst  interessanter  Funde  aus  den 
Grabhügeln  der  Bronzezeit  Böhmens.  Leider  entbehrt  die 
Beschreibung  der  erwünschten  Pracision.  Ist  ohne  Ab- 
bildungen erschienen. 

Leger,  Fr.  NAU-z  piUxtavu  pod  Tamachovem.  (Ein 
Pnud  von  Palatiibvu  bei  Tamachov.)  Architol.  und 
topograph.  Denkmäler,  Bd.  XIV,  8.  259«  Prag  1888. 


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22 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Im  Jahre  1887  wurden  hei  Tnmarhnv  auf  einem  Fehle 
mehrere  l’alstäbe  (MurtilleUa  hkchet«  k aileron)  gefunden, 
von  denen  Herr  Leger  3 bekommen  hat.  AU  die  Nach- 
richt d.ivon  nach  Wien  gekommen  , bee achte  gleich  Herr 
Custos  Sxombnthy  den  Ort  und  erwart*  noch  weitere 
8 Stücke  für  4m  Wiener  Museum.  Es  war  dort  augen- 
Mi'hcinlich  ein  Depot  vorhanden.  {Cf.  Sitztuigsber«  «l.  Wiener 
intbrop»  Gesellschaft  ikhh,  s.  :>7.i 

Maaka,  K.  J.  Pfispevky  k poznAni  praveku  rouravs- 
keliu  81ovt*nska.  (Beiträge  zur  Erkenntnis«  der  Ur- 
zeit der  mährischen  Slowakei.)  Zeitschrift  des  patriot. 
Musemm  •-reine*.  Bd.  V,  8.  17,  64.  Oltnutz  1888. 

NAvod.  Ku  sbirAui  a zachranovnni  starozitiiosti.  (An- 
l«itimg  zum  Sammelt)  und  Aufb«  wahren  der  Alter* 
thiimer.)  20  S.  mit  vielen  Abbildungen.  Oltnütz  1888. 

Palliardi,  J.  Fred  ln  stör  kk«*  pumutky  mc*tn  Ztiojmn. 
{Die  prähistorischen  Denkmäler  der  Stadt  Zuaim.) 
Zeitschrift  des  patriot.  Museumvereiues,  Bd.  V,  S.  33, 
113,  IM*.  Olmütz  1888. 

Siebe  die  Rubrik  der  Referate. 

Palliardi,  J.  O provrtanyoh  nAstrojich  Kamenuych 
na  Zuojeuisku  nakzenych.  (Uel>er  die  durchbohrten 
Steiuworkzeug«*,  gefunden  in  der  Umgegend  von 
Znaim  in  Mähren.)  Zeitschrift  des  patriot.  Museum* 
vereine*,  Ild.  V,  8.  27.  Olmütz  1888. 

Pamütky  arehaeologickd  a rniztopienö.  {DU»  archäo- 
logischen und  topographischen  Denkmäler.)  Bodactor 
Dr.  J.  I«,  Pic.  im.  xiv,  J*hrg.  1887.  INI.  Prag. 

Die  einzelnen  Artikel  siehe  unter  «1er  Rubrik  der  Refe- 
rate und  Literatur. 

Pic,  J.  L.  Dr,  Jak  vypadali  nasi  predkovd.  {W i® 
unsere  Vorfahren  kumlicn.)  Archäolog.  und  topu- 
graph.  Denkmäler,  Bd.  XIV,  Heft  1,  8.  14.  Prag  1887. 

Siehe  die  Rubrik  der  Refrrate. 

Pid,  J.  I*.  Dr.  LAzuo  itaroslavauskA,  {Alulavisclie 
Bäder.)  Archäolog.  und  topograph.  Denkmäler, 
Bd.  XIV,  Heft  2,  H.  dl.  Prag  1H«7. 

Siehe  die  Rubrik  der  Referate. 

Pic,  J.  L.,  Dr.  Muzsky  a jelm  okoli  v oldedu  arclmeo- 
loglckem.  {Der  Burg  .Muzsky“  und  seine  Umgebung 
iu  archäologischer  Hinsicht.)  Archäolog.  und  topo- 
graph. Denkmäler,  Bd.  XIV,  Hell  7,  8.  .'129.  Prag 
1888. 

Auf  dem  Berge  .Mnzsky*  bei  Müuchengrätx  beiindet 
■ich  eine  grosse  Hurgstätte  und  andere  in  der  Umgebung. 
Aurh  einige  Grabstätten  sind  entdeckt  (beim  Dürfe  Srijany, 
Snvenice,  Dobri  Viidn,  Sol*  o.  n.)  Das  gröwte  ltitere*.«* 
erwecken  die  alten  FeLen Wohnungen ( in  denen  aber  nur 
Scherben  von  (tefässen  spateren  Typus  gefunden  sind. 
Einige  sind  bis  jetzt  bewohnt  (hei  Vaiecov.)  Von  dieser 
Gegend  aus  zieht  »ich  eine  zweifache  Reihe  von  Burg* 
statten  nach  Osten  bis  /um  Koniginhof  and  Hark.  Herr 
Pic  gelangt  nun  /um  Schluss,  dass  sich  hier  die  befotigte 
Grenze  zwischen  zwei  althöhmisrhen  Stämmen,  Chorvaten 
und  Psovaner,  befand. 

Pliftke,  K , Dr.  Hin  Beitrag  zur  Errichtung  von 
ethnographischen  Sammlungen  im  ueueu  böhmischen 
Museutn.  (Böhmisch  in  der  Zeitschrift  Vesmir  1888, 
8.  206.)  Prag. 

Podhorsky , J.  M.  O ndpndkovyrlt  hromadnch  eilt 
kjokkcuruiidditigäch  dänakyeh.  (IVber  die  Kjökken- 
möddinger in  Dänemark.)  ln  der  Zeitschrift  .Vesmir“, 
Bd.  XVIII,  8.  23.  Prag.  1888. 

Pokorny,  W.  tlromnduy  nälex  brouzovycli  artefaktü 
im  Stnizi  h Radetic.  {Kitt  De|k»lfund  von  Bronze, 
artefucteri  auf  der  HtrAz  bei  Kad«’-tire.)  Archäolog. 
uud  topograph.  Denkmäler,  Bd.  XIV,  Heft  3,  8.  130. 
Prag  1887. 


Ein  Depotfund  von  zerbrochenen  Artefakten.  (Sicheln, 
Haarnadeln,  Draht»piralen.)  Typus  der  Uebrrg;*ng*aeit  von 
Bronze  zur  HalLtattperiode. 

Popelka,  B.  Obraty  z praveku  evropskfho  lid«tva. 
(Bilder  au«  der  Urzeit  de*  europäischen  Menschen.) 
S.  164.  Gross-Mesekitscli  1889. 

Populäres  Bock. 

Schmidt,  W.  Xjilezistc  stai-ozitnusti  .na  Bcchove“ 
„Zooknovsl“^  (Die  Fundstätte  von  Alterthümern 
„na  Bechove*  bei  Zo«denove*.)  Archäolog.  und 
topograph.  Denkmäler,  11*1.  XIV,  Heft.  2,  8.  97.  Prag 
1887. 

Gruben  mit  Asche,  Schellen  und  Knochen. 

Slavik , Prokop.  NAIez  v N’rne«  kem  Drude.  (Bin 
Fund  in  DeuUrhbrod.)  Archiiol.  und  topograph. 
Denkmäler,  Bd.  XIV’,  Heft  3,  8.  161.  Prag  1*87. 

3 Gruben  mit  Scherben  und  ganzen  Gelassen  in  mehreren 
Etagen  über  einander.  Auch  ELeusaehen  dabei  vorhanden, 

Smolik,  J.  Hroby  u Libcevsi.  (Gräber  bei  Libcevea). 
Archäolog.  und  topograph.  Denkmäler,  Bd.  XIV, 
Heft  7,  8.  363.  Prag  1*88. 

Siehe  die  Rubrik  der  Reterate. 

Smolik,  J.  I.ti  Tru*.  Archäolog.  und  topograph. 
Denkmäler,  Bd.  XIV,  Heft  3,  8.  I.  Prag  1888. 

Ein  Resutne  der  Resultate , hauptsächlich  nach  dem 
Werke:  ,La  Tene,  un  oppidnm  helrete“  von  V.  Gross. 

Spöttl,  J.  MedeuA  tu-kera  nalezcnA  na  Moravc.  (Ein 
Kupferbeil,  gefunden  in  Mähren.)  Zeitschrift  des 
patriot.  Muzeum  vereine« , Bd.  IV , 8.  101.  Olmiiu 
1887. 

Ein  kupfernes  Pracht  beit,  gefunden  bei  llodontn. 

StrAncckA,  Fr.  O srnonalosti  jmen  Halir  a Hall. 
(Uelw  die  Uchereinstinimung  der  Namen  , Italic  * 
(Galicien)  und  Hall  ) Zeitschrift  des  patriot.  Museum- 
Vereine»,  Bd.  IV,  8.  14.  Olmütz  1887. 

Beide  Namen  werden  von  «lera  griechisch«»  üXf  (Salz) 
abgeleitet. 

Strnad,  J,  ZurovA  hroby  u bkvoretic  u HlutuA.  (Die 

Brandgräber  bei  Skvoretic*  bei  BUtnA.)  Archäolog. 
und  topograph.  Denkmäler,  Bd.  XIV',  n«ft  6,  8.  322. 
Prag.  1888. 

lu  der  Nähe  vom  genannten  Orte  befand  «Ich  ein  Einen* 
fnedbuf  mit  ca.  '*00  Gräbern,  wurde  jedoch  ziemlich  unwissen- 
scbaftln h vom  linron  Koller  ausgebeutet.  Fast  in  jeder 
Grube  liefand  sich  unter  einem  Gewölbe  Urne  mit  Bei 
gabrn  (aus  Bronze  und  Ki»rn).  Auch  GHasse  aus  Bronze 
wurden  gefunden.  Alles  beiindet  sich  in  der  Sammlung 
de«  Schlosse*  in  SkvoTvtir. 

Vlach,  J.,  Dr.  Ethnographie.  II.  Theil.  (Böhmi*<'li.) 
Der  erste  Theil  de»  1888  er  Jahrganges  des  Mali«1« 
Lidu.)  Prag  1888. 

Ein  populäres  Buch. 

Vlach,  J.,  Dr.  Ueber  einige  Ansichten  der  Kingebn- 
rvnen  Afrika».  (Böhmisch.)  Vesmir,  Jahrg.  1888. 
Prag. 

Wankel,  H. , Dr.  Kolov«*  »tavby  v Olomüci.  (Die 
Pfahlbauten  in  Olmütz.)  Zeitschrift  des  patriot. 
Mummhii vereinen,  Bd.  IV',  8.  68.  Olmütz  1887. 

Siehe  die  Rubrik  der  Referate. 

Wunkcl,  H.,  Dr.  Iteckd  Colon ie  na  brehQ  «rnomors- 
kem.  (Die  griechischen  Colouien  am  Schwarzen 
Meere.)  Zeitschrift  de*  patriot.  Museum  Vereines, 
Bd.  IV,  8.  147.  Olmütz  1887. 

Unter  Anderem  wird  hingewiesen  auf  eine  Aehnlichkeit 
des  kleinen  Engel*  liei  der  Madonna  di  San  Sisto  mit  einem 
Engelehen  auf  einem  goldenen  Bleche  in  der  Sammlung 
de*  Herrn  Lern  me. 


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23 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


W aalt©  1,  II.,  Dr.,  Straneeka,  Fr.  a.  HavelkavA,  VL 

Moravske  Ornamenty  na  motavskyeh  Kraslicich. 
(Die Ornamente  auf  den  mährischen  Ostereiern.)  Auf 
Steiu  gemalt  von  Marie  Waukel.  mit  Text  von  Dr. 
H.  Wanket  Olmüts  1888.  (lin  Aufträge  ri«»  patrioti- 
schen Museum vereine*  in  Olmütz.) 

.Siehe  CorrespwidciuMntt  der  DtuUcben  anlhr.  («ri.  1889. 

Zibrt,  Cenek,  Dr.  Konzla  n CAry  starych  Cechu.  I. 
(Di«*  ZauWrkünste  der  alten  Böhmen.  1.  Amulette 


III.  s 0 


Antiqua.  UntorhaUtingshlatt  für  Freunde  der  Alter- 
thuuiskunde.  Jahrg  • VI.  Kcdarlion:  R.  Forrer. 
Zürich  18W, 

Anzeiger  für  Schwoizorisoho  Altcrthumakunde. 
Indicateur  d’totftqoiUi  Suiascs.  Zürich.  Ein- 
undxwauzigster  Jahrgang.  1888.  Zürich,  Commission*- 
Verlag  von  E.  Herzog,  1888.  140  8.  8°. 

Birmann,  M.  Die  Hinrichtung  deutscher  Stämme  auf 
dem  l*i  -ih  n H«-Ivntien*.  66.  Neujahrshlutt , heraus- 
gegolten  von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  de* 
Guten  und  Gemeinnützigen  in  lht*el.  Bund,  J.  G.  Maar, 
1888. 

Brandstetter,  L.  J.  Der  Gräberfund  in  Hochdorf. 
(Gest-hichUfreund.  Mitt  heilurigen  des  historischen 
Verein*  der  fünf  Orte  Luzern,  Uri,  Schwyz,  Unter- 
walden und  Zug,  Dd.  XLU,  Kinsiedeln  1888.) 

Bri öre.  Uno  nou veile  trouvaille  de  la  Station  de  Cor* 
i-elcttc».  (Anzeiger  für  Schwoiserloebo  Alrerthum*- 
künde,  Jahrg.  61.  Zürich  1JW8,  s.  69.) 

Forrer,  R.  La  Teno- Grab  von  Biel.  (Antiqua.  Unter- 
h»ltung*blatt  für  Freunde  der  AUerthumskunde, 
Jahrg.  vi,  Zürich  1866,  Nr.  2 u.  ff.» 

Forrer,  R.  Ueber  primitive  men  schliche  Statuetten. 
(Antiqua.  UnUrhaltungKhlatt  für  Freunde  der  Alter- 
thumskunde. Jahrg.  1686,  Zürich  1868,  8.  60  bis  64, 
48  bi*  52  und  90,  91,  mit  drei  Tafeln.) 

Forrer,  R.  Die  Pfahllmutenmmmlung  im  Hundes, 
palas*  zu  Item.  (Vom  Jura  zum  Schwarzwald.  Ge- 
schichte, Lage,  Land  und  Leute,  Ikornusgegeben  von 
F.  A.  Stock  er.  IW.  IV.  Halt  6.  Aarau,  Sauer- 
länder, 18H7.) 

Qronat,  A.  Vorgeschichtliche  Ueberrooto  auf  dem 
M«*nt  • ä • Tschuai  (d.  h.  Opferberg).  (Allgemeine 
Schweizer-Zeitung  vom  1.  CM  ober  1887,  Nr.  232.) 

Qronat,  A.  Fundbericht-  au*  Walli*.  (Anzeiger  für 
Schweizerische  Altert  humskunde,  21.  Jahrg.,  Zürich 
1888,  S.  2 bis  4.) 

Heierli,  J.  Vorrömiaehe  Gräber  im  Canton  Zürich 
(Fortsetzung).  (Anzeiger  für  Schweizerische  Alter- 
thumskunde,  21.  Jahrg..  Zürich  1888,  8.  4 bis  6, 


und  Charaktere.)  Archäol.  und  tupograph.  Denk- 
raftlor,  Bd.  XIV,  S.  86,  Ul,  181,  863.  Prag  1867. 

Zibit  Ccnok , Dr.  RtaroeeskA  nbyceje,  prosiunArodnf 
zoyky,  poverv,  «lavnooti,  hry  a »ibavy.  (Altbohmi- 
sebe  Sitten,  volk-thiimliche  (iebräuche,  Aberglauben, 
Festlichkeiten.  Spiele  und  Unter haUungeu.)  Prag 
1889. 

Siehe  die  Itubrik  der  llefernte. 


weiz. 


:»4  bis  39,  M bi*  68,  78  hi*  106  und  Tafeln  VII  und 
VIII  ) 

Heierli,  J.  Zwei  Gräberfelder  im  Canton  Tessin.  (Xn- 
zeiger  für  Schweizeriaclie  Alterthuinskunde,  Jahrg,  21, 
Zürich  1888,  8.  69  bis  71.) 

Hotz,  R.  Frühes  La  Tene-Grab  bei  Basel.  (Antiqua. 
Unterhalt ungHhiiUt  für  Freund#  der  Alterthumskunde, 
Jalirg.  VI,  Zuricli  1888,  Nr.  4.) 

Hunziker,  J.  Ueber  traditionel)«  Hau»  typen  »1* 
Gegenstand  ethnologischer  Forschung.  (Fernschau. 
Jahrbuch  der  mittelschweizerischen  geographisch- 
comme  reichen  Gesellschaft  in  Aarau,  Bd.  II,  Aaran 

1887,  S.  180  bi*  184.) 

Vorgl.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  fiir  An- 
thropologie etc.,  Jahrg.  1888,  S.  298  bi*  300. 

Küchler.  Antiquarisches  ans  Obwalden.  (Anzeiger 
für  Schweizerische  Alterthumskunde,  Jahrg.  21,  Zürich 
1868,  S.  71,  76.) 

Measikommer,  H.  Das  Gräberfeld  in  der  Speck. 
(Antiqua.  U nterhaltungsblatt  für  Freunde  der  Alter- 
thumakunde,  Jahrg.  VI,  Zürich  1889,  Nr.  5.) 
MoBoikommor,  H.  Grabfund  auf  der  .Burg“  in  Ko- 
b©nk  ls-i  Wetzikon.  (Antiqua.  U nterhaltungshlatt 
für  Freunde  der  Altert humikunde,  Jahrg.  VI,  Zürich 

1888,  Nr.  7,  8.) 

Meaaikommer,  H.  Ueber  die  Refugien  der  Schweiz. 
(Antiqua.  Unterhaltungsblnt.t  für  Freunde  der  Alter- 
thumaknnde,  J.ahrg.  1888,  S.  73  f.) 

Au»  der  Vergleichung  von  ToptVehrrben  ftcltliesst  Mr»»i- 
ko Hinter,  dass  die  Bewohner  der  Refugien  entweder  den 
Pfshlbauern  vor&ngegsngen  sind,  oder  aber  eine,  neben 
jenen,  mit  ihnen  parallel  gegangene  selbst  -.tau  di  ge  Land- 
bevölkerung gebildet  haben. 

Kober,  B.  Thier-  und  Memtchenreate  aus  Pfahllmnten 
dos  Canton*  Thurgau.  (Antiqua.  Unterhaltungahlatt 
für  Freunde  der  Alterthumskunde,  Jalirg.  VI,  Zürich 
1888,  Nr.  3.) 

Vouga,  A.  Nouvelle*  f»*uilleB  de  la  T&ne.  (Antiqua. 
Unterhaltungsblatt  für  Freunde  der  Altert humskundc. 
Jahrg.  VI,  Zürich  1988,  Nr.  4.) 


IV.  Grossbritannien. 


Beddoe,  John.  On  the  Btature  of  the  Older  Rare* 
of  England,  an  estimated  from  the  Long  Bone*. 
(Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britaiu  and  lreland,  VoL  XVII,  London  1888,  p.  202 
— 209.) 

Bell,  A.  M.  The  later  Age  of  Stone,  eopecially  in 
Connection  with  reinain*  found  near  Limpsfield. 
Westerham  1888. 


Clinch,  Goorg©.  Ön  eotne  supposed  pit-dwelllt»gl  at 
Hayee,  Kent.  (Proceedingo  of  the  Society  of  Anti- 
quaries of  I^ondon,  Second  Serie*,  Vol.  XII,  Nr.  3, 
188P.  p.  666  — 284.) 

Cookburn,  J.  On  palaeolithic  implcraent*  from 
the  Drift  Gravel*  of  the  Singrauli  Basin , South 
Mirzapore.  (Mit  einer  Abbildung  ÜB  Texte.) 
(Journal  of  the  Anthropologien)  Institute  of  Great 


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24  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Britain  und  Ireland,  VoL  XVII,  Ijondon  1888,  p.  57 

— 64.) 

Conder,  C.  K.  Hittite  Ethnology.  (Journal  of  the 
Anthropological  Institute  of  Great  Britain  lud  Ire* 
Und,  Vol.  XVII,  London  18*8,  p.  137  — 158.) 
Cowper,  H.  Sw&ineon.  Note«  on  reeent  discoveries 
in  Whint'ell  Tarn,  We*tmor«dund.  (Proceeding*  of 
lln$  Swiei  v of  Antiquar!««  of  London,  Second  Serie«, 
V..|.  XII,  Vr.  t,  168g,  p,  224—227.) 

Eeurwukor,  J.  P.  The  Uecent  Discoverie*  of  Konmn 
Remain«  found  in  repairing  the  North  Wall  of  tlie 
City  of  Chester.  Manchester  1888.  8°. 

Elger,  Thomas  Öwyn.  Discovery  of  archaeological 
relic» in  Red  foril.  (Anglo-Saxon  comb.)  (Mit  drei  Ab- 
bildungen im  Texte.)  ( Proceedings  of  the  Society  of 
Antiquarien  of  London,  Second  Seiles,  Vol.  XU,  Nr.  1, 
I8H8,  p.  11«,  117.) 

Ferguson,  R.  S.  Note  on  reesnt  discoveries  at  Car- 
lide. (Proceedings  of  the  Society  of  Antiquari*»»  of 
London,  Second  Series,  Vol.  XU,  Nr.  t,  I8«8,  p.  111 

— IBM 

Foster,  W.  E.  Remark«  on  the  opening  of  a mound 
at  H<  dl  fach,  Lineolnshiru,  in  18«7.  (l'roceedings  of 
the  Society  of  Antiquaries  of  I«ondon,  Ki-cuud  Serie«, 
Toi.  XII,  Nr.  l,  1666,  p.  41—46.) 

Qalton,  Francis.  Address  delivered  at  the  Anniver- 
sar}' Meeting  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and  Ireland,  January  24th,  188«. 

(Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great. 
Britain  and  Ireland.  YoL  XVII.  1/ondon  188«,  p.  346 

— 354.) 

Oomme,  Q.Jj.  On  the  Evidence  für  Mr.  Mc  L*nnan‘« 
Tbsory  of  the  Primitive  Human  Horde.  (Journ.  of 
the  Atuhrnpological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  Vol.  XVII,  London  1888,  p.  118—  134.) 

Vergl,  unten  Wake. 

Harley,  George.  Coniparison  between  the  Recnpera- 
tlve  Bodily  Power  of  Mau  in  a Rüde  and  in  a Highly 
Civilised  State,  Illustrative  of  the  Probable  Kecupera- 
tive  Capacity  of  Men  of  the  Stone-Age  in  fiurvps. 
(Journal  of  the  Anthropological  Institut*»  of  Great 
Britain  and  Ireland,  VoL  XVII,  I*uidou  188«,  p.  108 

— 114:  Discusaiou  p.  114—118.) 

Horsley,  Viotor.  Trephining  in  ehe  Neolithic  Period. 
(Journal  of  the  Antliropological  Institute  *»f  Great 
Britain  and  Ireland,  Vol.  XVII,  London  1888,  p.  100 

— 102;  Discussion  p.  102—106.) 

Journal,  The,  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland.  Vol.  XVII.  London, 
Träbner  & Co.,  1888.  VIII,  384  pp.  und  acht  Tafeln. 
8°.  20  »h. 

Lanciani , R.  Ancient  Rome  in  the  light  of  recent 
diaiNiverie».  London  1888.  XXIX,  600  pp.  8°. 

Capite)  II:  The  foundntion  and  prebütoric  life  of  Rornn, 
p.  66  — 46* 

Lewis,  A.  L.  8 tone  Circle«  near  Aberdeen,  (Mit  einer 
Tafel.)  {The  Journal  of  the  Anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland,  Vol.  XVII,  London 
1888,  p.  44  — 57.) 

Mayhew,  A.  L.  The  finnic  origin  of  the  Ary  ans. 
(Academy,  A Record  of  Literatur«  etc.,  London  1888, 
April  21,  p.  27«.) 

Mit  Bezug  auf  den  unten  genannten  Au(*at*  Taylor’». 
Middleton.  Note  on  the  discoverv  «*t‘  a Saxon  ceme- 
tery  at  Cambridge.  (Proereding*  *»f  the  Society  of 
Antiquaries  of  London,  Second  Serie«,  Vol.  XII,  Nr.  2, 
1888,  p.  132  — 134.) 


Müller,  F.  Max.  Biographie»  of  wnrds  and  the  lioine 
of  the  ArvaiiH.  London  1888.  XXVII.  278  pp.  8°. 

Mat  Müller  unternimmt  e*  in  diesem  Werke,  dir  neue 
europai*r!ie  Theorie  Über  die  Herkunft  der  Arier  zu  be- 
kämpfen an«l  die  alte  Anriebt  von  der  Herkunft  der  Arier 
au«  Arien,  laexiehungKweisr  (Yntralnricn,  gegen  die  An- 
griffe, die  diexelhe  erfahren,  zu  vertlieidigen.  Vergl.  die 
eingehende  Besprechung  von  K.  Penka  in  den  Mittbei- 
lungen der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  Will.  Bd., 
18H8,  8.  r*y  bi«  «2. 

Nichols,  W.  J.  Note»  on  recent  discoveries  at  Toot 
Hill  Wood,  near  Beckenham.  (Proceeding«  of  the 
Societv  of  Antiquaries  of  London,  Second  Series, 
VoL  XII,  Nr.  3,  1666,  p.  64«,  347.) 

Parker,  John.  Remark»  on  some  example«  of  British 
urn*  recently  discovered  near  Wycombe.  (Proceedings 
of  the  Rocietv  of  Antiquaries  of  London,  Second 
Serie«,  Vol.  XII,  Nr.  S,  1669,  p.  686—646.) 

Pitt  Rivers,  Lieutenant -General.  Kxcavations  in 
Cranltorne  Chane,  near  Kusbtnore,  on  the  borden»  of 
Dornet  and  Wilt».  Vol.  1.  Printid  privately.  1887. 
254  pp.  und  74  Tafeln.  4n. 

Fine  iiberau«  gründliche  und  elien»o  übersichtliche  Dar- 
«tcllung  der  Au*grabungen  auf  «lern  Fundgebiete  Crnnborue 
Chase,  welche  als  Vorbild  fiir  die  Bearbeitung  und  Edition 
ähnlicher  Anlagen  dienen  kann.  Vergl.  die  Anzeige  von 
Nadaillac  in  der  Kerne  d' Anthropologie,  dirigee  par 
P.  Topinard,  XVII.  annce,  Pari*  1888,  p.  361 — 386, 
und  die  ltc*prrehuug  von  Ivudolf  Virchow  in  der  Zeit- 
schrift für  Ethnologie,  Bd.  XX,  1888,  S.  162,  163. 

Pitt  RiverB,  Lieutenant- Gonoral.  On  an  ancient 
British  settlement  excavatod  near  Kunhmor**,  Salis- 
bury. (Journal  of  the  Anthropological  Institut«  of 
Great  Britain  aud  Ireland,  Vol.  XVII,  London  1808, 

p.  180  — 201.) 

Prooeedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of 
London,  Second  Serie«.  Vol.  XII,  Nr.  1 — III.  Lon- 
don 1888—  1889.  356  pp.  8®. 

Read,  C.  U.  On  a bronze  apearhead  of  unusual 
form,  fouml  nt  Hampton.  (Mit  einer  Abbildung  im 
Text«*.)  (Proceeding*  of  the  Society  of  Antiquaries  of 
London,  Second  Serie«,  Vol.  XII,  Nr.  3,  188»,  p.  274, 
276.) 

Review,  The  Archaeological,  a Journal  of  Historie 
and  Prehistoric  Autiquitie»;  Editor:  G.  L.  Gomtne. 
Vol.  1,  Nr.  I.  London  Ihkx.  8®. 

Hat  dem  Referenten  nicht  Vorgelegen. 

Sayce,  A.  H.  Add  re»  io  the  Anthropological  Section 
of  th«  British  Association  at  Manchester.  (Journal 
of  the  Anthropologie*!  Institute  of  Great  Britain  and 
Inland,  Vot  XVIl.  lioudon  1**8,  p.  16« — 181.) 

Skertchly,  Sydney  B.  J.  On  the  Occurrenre  of 
Stone  Mortars  in  the  Anr.ient  (Pliocene?)  River  Gra- 
vels  of  Butte  County,  California.  (Mit  einer  Tafel ) 
(Journal  of  t)i«  Anthropological  Institut«  of  Great 
Britain  and  Ireland,  Vol.  XVII,  London  1888,  p.  332 

— 336.) 

Taylor,  Canon  Iaaae.  The  Origin  and  Primitiv« 
Seat  of  the  Ary  ans.  (Journal  of  the  Anthropological 
Institute  of  Gn«*t  Britain  aml  Ireland,  Vol.  XVII, 
London  1666,  p.  236 — 246.) 

Inhalt:  1.  History  of  the  Queriion.  View»  of  Mnx  Mül- 
ler» l.n  th  nin,  Geiger,  Kick,  Penks,  Schräder. 
2.  The  Anthropulogicsl  Argument.  The  Ary  an  Pliyrical 
Type.  3.  Probable  Direction  of  Migration.  4.  Physiral 
K*'»erabl»nce  of  Finnic  and  Aryan  Type*.  5.  Ancient  Es- 
teioion  of  the  Kinn«.  6.  The  Crndle  of  the  Aryan  Rare. 
7.  Philologirad  Argument.  Identity  of  Pruto-Arysn  and 
Proto- Finnic  Tongur«.  8.  The  Separation  of  Aryan«  and 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  25 


Finna.  9.  Linguistic  Evideoon  u to  the  Civilixation  u the 
Time  of  Uie  Separation, 

Es  folgen  S.  269  bis  27 5 Bemerkungen  van  Krane, 
Rouverie-Puaey,  Glennie,  Hyde-Clarke;  vergl.  oben 
May  he  w und  Th«  Antiquare  XVII,  98,  S.  79. 

Taylor , Isaac.  The  flnnic  origin  of  th«  Aryans- 
Finnisli  numerali.  (Academy.  London  1888,  April  21, 
p.  277;  May  5,  p.  311.) 

Gegen  Mayhew. 


Taylor,  Michael  W.  Kote«  on  Borne  rec-ent  Diggiug« 
in  Pre • historic  Grave«  in  Wynaad,  Southern  indin. 
Exeter  1888.  8°. 

Wako,  C.  Staniland.  The  primitive  Human  Horde. 
(Journal  of  tlie  Anthropologic&l  Inatitute  of  Great 
Britain  and  lreland,  Vol.  XVII,  London  1888,  p.  27« 
— 282.) 

Vergl.  oben  G.  L.  Gotniae. 


V.  Dänemark. 

(Von  J.  Meatorf. ) 


Aarhöger  for  nordiak  Oldkyndighed  og  Historie. 

Jalirg.  1888.  2.  8er.,  Bd.  III,  Heft  8 u.  4. 

Inhalt:  Maditn,  A.  I*. : Neue  Untersuchungen  in  dem 
Kiökkriunödding  hei  Mrilgaard  im  Sommer  1888.  — 
Pet«r»en  Joh.,  Winge  Hcrluf  und  Olaf:  Animalische 
Ueberreate  aut*  Wolui  plätzeu  der  alteren  und  jüngeren 
Steinzeit.  — Magntiaaon,  Eirikr:  Anmerkungen,  l>e- 
treffend  FornyrdadrÄpa  und  die  „Sammlung  isländischer 
Sprichwörter  . Kopenhagen  188«.  — Vedel,  E. : Rede, 
gelegentlich  de«  Jubiläurostcstc«  der  OUbkrilWUkab  auf 
dem  Schlosse  Amalien  l«>rg  den  15.  Decemher  1888  xur 
Feier  des  25  jährigen  Präsidiums  Sr.  Majestät  den  Königs 
Chriatian  IX. 

Aarböger  for  nordiak  Oldkyndighed  og  Historie. 

Jalirg.  1889,  II.  Ser.,  Bd.  IV. 

Heltl,  Inhalt:  II ug ge , Soph uh : OtnVeraenri  Kormaks 
Saga.  — * Peteraen.  Henry:  Eu  Altertavle  aom  Minde»- 
inuerke  ora  Biskop  Jen«  Anderten  Baeldenak.  — Heit  2, 
Inhalt:  Erster,  Kr.:  Unionsbrevet  fra  KalnmruiikM 

1.197.  — Bah n« on,  Kr.:  Neffit-og  Jadeit sager  i Europa. 
(S.  d.  Referate.)  — Hansen,  Süren:  Om  forhi«t<rri*k 
Trepanation  in  Dunmark.  (S.  d.  Referate.)  — Und  «et, 
lugvald:  Om  den  nordiske  Stenalderv  Tvedrling.  (S.  d. 
Referate.)  — Heft  3,  Inhalt:  Physiologus  I tu  isluuLke 
hrarbejdel«er , heransgegel«*«  mit  Einleituug  und  Er- 
Uiutrmngrn  von  Verner  Dahlerap.  (Mit  einem  litho- 
graphirten  Facsimile.) 

Fetorson,  Henry.  Dingen  paa  Gent«  Beffroi.  Separat- 
abdruck  aus  der  Historiak  Tulskrift,  8.  Ser.,  II. 
Kopenhagen , Bianco  Lmio«  Kgl.  Hofbuchdruckerei 
(F.  Dreyer),  1889.  10  Seiten.  H . 

In  den  Verhandlungen  der  Videnskaberne«  ScNksb  ran 
1889  veröffentlichte  der  veratorbene  Professor  F.  Schiern 
eine  Abhandlung  Uber  die  Drachentigur,  welche  nach  einer 


alten  Tradition  ron  Sigurd,  dem  Jerusalemfahrer,  bei  «einer 
Abreise  von  Constantinopel  im  Jahre  1111  auf  der  Sophien- 
kirche nufgvpHnnzt  wurde.  Prof.  Schiern  suchte  nnchzuwei- 
sen?  das«  dieser  Drarhe  nach  der  Einnahme  von  Constanti- 
nopel  1204  durch  dir  Kreuzfahrer  mit  anderen  Kostbarkeiten 
narb  Flandern  gebracht  ttnd  von  dem  Grafen  Balduin  der 
Stadt  Brügge  zur  Zierde  ihre«  Glockeuthurme«  geschenkt 
worden  aei.  Bei  der  Plünderung  der  Stadt  durch  die 
Bürger  von  Gent  1382  hätten  die««  auch  den  Drachen 
geraubt  und  den  Glockenthurm  ihrer  Vaterstadt  mit  dem* 
«elbcn  geschmückt.  — Dr.  Peteraen  bringt  nnn  deu  Be- 
weis, dass  dieser  Tradition  absolut  der  Boden  fehlt.  Die 
Drachen  von  Gent  bestehen  ln  Kupferplatten  til**r  einem 
eisernen  Gertist  und  sind  für  die  Entfernung  berechnet ; 
wohingegen  die  nordischen  Drachenköpfe  an  den  SchilTs- 
schnilteln  von  Hol*  waren,  vielleicht  bisweilen  mit  Metall- 
platten  überzogen.  Der  Stil  der  Ihnrheo  ron  Gent  ist 
ausserdem  ein  anderer,  jüngerer,  als  derjenige  der  Wikinger- 
zeit. Als  Dr.  Petersen  1871  in  Gent  anwesend  war, 
hörte  er,  da»«  man  die  Ansichten  des  verstorbenen  Schiern 
über  den  Ursprung  der  Drachen  dort  keineswegs  theilt. 
Es  gelang  in  der  Tbat,  aus  alten  Rechnungen  zu  beweisen , 
dass  der  Thurm  za  Gent  im  14.  Jahrhundert  erbaut  und 
1377  bis  1378  durch  Aufbringen  der  in  Geilt  angefertigten 
Drachen  vollendet  «ei.  Der  Brauch , die  Glockenthürme 
mit  DraHhentiguren  zu  schmücken,  war  in  den  flandrischen 
Städten  allgemein  Üblich.  Es  ist , meint  Verfasser, 
immerhin  ghtublirh,  dass  der  Rauh  des  Drachen  zu  Brügge 
durch  die  Bürger  von  Gent  uud  die  Aufpilanzuug  einer 
ähnlichen  Figur  auf  dem  Thurm  zu  Gent  von  der  Sage 
dergestalt  in  Zusammenhang  gebracht  worden,  das*  letzterer 
mit  der  in  Brügge  gerauhten  Figur  identisch  sei.  Der  von 
Sigurd  Jorsalnfurer  in  Constantinopel  aufgrpflanztr 
Drache  kommt  hier  jedenfalls  nicht  in  Betracht. 


VI.  Sohweden. 

(Von  J.  Meatorf.) 


Antiquarisk  Tidakrift  för  Bverige.  Herauagegeben 
von  der  Kgl.  Vitterheta-,  Historie  och  Antii|vitft« 
Akademie  durch  Han«  Hildebrand.  Bd.  X,  Heft  5. 

Inhalt:  Brate,  E.  Runverser.  Fortsetzung. 

Bvenaka  Fornminnetföreniugens  Tidskrifl, 

Bd.  VII,  Heft  2,  Nr.  20. 

Inhalt:  Nordin  Fredrik:  öfversigt  ttfrer  graffalte 

vid  Bläsnungs  i Veatkinde  socken  pa  Gotland.  Mit  einer 
Karte.  ($.  d.  Referate.)  — Gustafson,  Gabriel: 
Ganggriftrn  vid  Berg  in  Bokenas  sorken,  Bohutdin.  Nach- 
trag. — Montrliu».  Oscar:  Forbindelsen  meltsn  Skandi- 
navien och  vestra  Europa  fHre  Kr.  fodelsc.  Mit  17  Figuren, 
(ln  deutscher  Uebersetxutig  erschienen  im  Archiv  f.  Anthr. 
B<l.  XIX.  Heft  1 u.  2.)  — - Eichhorn,  C.:  SvartsjÖ  «lotts 
bvggnad*hi*toria  under  renässancen.  Mit  2 Figuren.  — Nord- 

Azcikiv  fOr  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


lande r,  Johan:  Anteckningnr  om  nigra  norrländskn 
ortsnamn.  — Vibirg,  Anselm:  Sägner  pA  Rt*lagMu&l 
frü  Valö  socken.  — Hildebraud,  Han«:  Det  gertnniiskn 
huset.  Mit  11  Figuren.  (S.  d.  Referate.) 

Bvenaka  konatminnen  fr.nn  medeltiden  och  B.e- 
nÄHaancon.  Aft«-cknade  och  bekrittln  pA  furnnstal- 
tande  af  Svenskit  Fornminnes  foreningen.  In  Folio. 
Stockholm,  Sv.  Forum,  foreningen«  for  lag. 

•Schweiiisehe  Kunstdenkmäler  ans  dem  Mittelalter  and 
der  Renaissance- Periode.  — Heft  I,  Tafel  1 bis  4 und  Text, 
Dir  Kirche  zu  Dalhrm  auf  Gotland  (vor  1300)  mit  schönen 
Glasmalereien , alten  ChurslUhlen  und  altrrtliümlicheu  Re- 
liefs. — Heft  II:  Die  Kirche  zu  Ly«  auf  Gotland,  mit  Text 
von  Eichhorn.  1200  bi«  1804).  Schöne  Glasfenster. 
Heft  Ul:  Schloss  TynneUö  in  Södcnnanland.  Test  von 
4 


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26 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Eichhorn,  mit  5 Tafeln  und  mehreren  Fi  euren.  Ein 
schöner  merkwürdiger  Hau,  zuerst  genannt  IMS  al*  Benitz 
des  Bischof»  von  Strcngnä».  Ihi*  jetzige  Schl»»*  ist  1M2 
erbaut.  Eh  war  lange  Königliche»  Schloss  und  i»t  »pater 
io  andere  Hände  übergegangen.  Die  vorhandenen  Rech- 
nungen gelten  Auskunft  über  die  baulichen  Reparaturen 
und  Veränderungen.  Die  schönen,  mit  Intarsia  geschmück- 
ten Thüren  »ind  jetzt  thril»  im  Privat lte*itz , theil*  dem 
Museum  ln  Stockholm  überliefert-  — Heit  IV  und  V : Die 
Kirche  zu  Vrigilad  in  Sinaland,  mit  4 Tafeln  in  Chromo- 
lithographie und  Text  von  Han#  Hildebrand.  Au*  der 
zweiten  Hälfte  de*  12.  Jahrhundert*.  Schöne  Wand- 
malereien. Die  Schnitzwerke  an  den  Balken  und  Leisten 
im  Stil  der  nordischen  jüngeren  F.i*enzeit;  die  lnsrhrittrn 
in  Runen,  x.  B.  das  Ave  Maria  auf  der  Glocke  und  auf 
Grabsteinen,  überraschen  angesichts  der  künstlerisch  fein 
ausgefiihrten  Ornamente  in  den  Wandmalereien. 

Mttnadsblad  > berauagegelien  von  der  Konglig 
Vitterheta  Historie  och  Antiquität*  Akademie  4888. 
Inhalt:  Der  Silberfund  von  Badeboda.  (S.  d-  Referate.)  — 
Ueber  schwedische*  Münzwesen.  — Der  neue  Stadt- 
plan von  Visby.  — Aus  den  Sitzungen  der  Akademie.  — 
Au«  den  Verhandlungen  und  Schriften  gelehrter  Gesell- 
schaften. (Eine  Kritik  über  von  Cohausen's  Führer  durch 
daa  Museum  zu  Wieabuden.)  — Kordin:  Die  sogenannten 
Kiesengräber  auf  Gotland.  (S.  d.  Referate.)  — Seger- 
ated:  Ein  Archiv  auf  einem  Bauernhof  in  Värmlaud.  Zu 
dem  Hofe  Lind«*  im  Pfarrbexirk  O.  Fogelrik  gehört  ein 
Gehöft,  genannt  der  Finnenhof,  der  noch  jetzt  von  den 
Kacbkoinmen  des*  Maiinrs  (eine*  Finneu)  bewohnt  wird, 
dem  es  im  17.  Jahrhundert  vom  König  Karl  IX.  geschenkt 
ward.  Ausser  dein  Schenkungsbrief  vom  Jahre  1808  wer- 
den auf  dem  Hofe  eine  ganze  Sammlung  wichtiger  Acten 
aus  dem  17.  und  18.  Jahrhundert  bewahrt,  die  nicht  nur 
für  die  Familie  de*  Besitzen»,  sondern  von  allgemeinem 
Wert  he  sind,  weil  ule  über  manche  jetzt  in  Vergessenheit 
gcrathene  Zustände  und  Verhältnisse  Auskunft  geben.  Auch 
zwei  bunt  gemalte  Glasfenster  au*  dem  alten  Hause  mit 
der  Jahreszahl  10 IH  wurden  dort  bewahrt.  Verfasser  halt 
für  wünschenswert h,  »las*  man  auch  jetzt  noch  auf  jedem 
Hofe  ein  bok’hea  Familiraarrhiv  anlege  und  wohl  bewahre. 
Waren  denn  die  Huuspostille  und  Hauschronik  unserer 
alten  Bauern fumiliea  nicht  etwas  AehnlichesV  Darin  wur- 
den alle  Familienereignisse,  alle  merkw  ürdigen  Begebenheiten 
im  Lande,  Wittcrungsembeinungen  etc.  ausgezeichnet. 
Wo  aber  sind  diese  nlten  Chroniken  geblieben?  — Heikel, 
A.  O.,  Bronzealterfunde  in  Finland.  (8.  d.  Referate.)  — 
Kunde  auf  dem  Helgeandsholm  in  Stockholm.  — Sitzungs- 
berichte. — Jahrgang  188».  Bericht  de*  Keirlisantiquareu 
an  da*  Ober-Intendanten-Amt,  betreffend  die  beabsichtigte 
Restauration  der  Klosterkirche  zu  Varuhem.  Ein  erfreu- 
licher Beweis,  dass  man  in  Schweden  so  wichtige  Arbeiten 
nicht  dem  Gutachten  des  Baumeister*  anheim  stellt,  son- 
dern dessen  Pläne  und  Vorschläge  einer  strengen  Prüfung 
unterzieht,  bevor  man  die  Wiederherstellung  historisch  be- 
rühmter Baudenkmäler  in  Angriff  ulmtut. 

Ymer.  Tidskrift  utgifveu  «f  Svenskn  6ftll*kftp«t  für 
Antropologi  och  Geografi.  Jnhrg.  1888.  Mit  ö Karten 
und  Abbildungen  tiu  Text. 


Inhalt:  Montelins,  0.:  Da*  Bronzealtcr  in  Aegypten 
(wird  in  deutscher  Spruche  erscheinen).  — Junker,  Wil- 
helm: Meine  letzte  Reise  in  den  Negeriändern.  — Die 
letzte  Besteigung  de»  Kilitnandcharo.  Sitzungsberichte.  — 
Stolpe,  Hjulmar:  Ethnographische  Beobachtungen  in 
der  Hagel bnn*irn**e.  (S.  d.  Referate.) — Gullberg,  0.  A-: 
lieber  den  Waltischfang. — Fora»trand,  C.  W. : Plan  für 
eine  Reise  nach  den  Bermudas.  — Norden  skiüld:  Ein 
Werk  über  die  Geschichte  der  Kartographie  vor  dem  Jahre 
1800.  — R o »e u , I*.  H.:  Ueber  den  mittleren  Wo»*er*tand 
in  der  Ostsee  und  die  Hebung  der  schwedischen  Küste.  — 
Winter'*  Mittheilungen  über  die  Tonga-Inseln,  aufgezeichnet 
von  Lilieböök.  — Piehl,  Carl:  Da*  Bronzealter  in 
Aegypten.  — Generalstabskarte  über  das  Lin  Norbotten  in 
1 : 200  OÖ0.  — Neu  entdeckte  Binnenseen  in  Central- 
ufrika.  — Die  Kartographie  der  Kamerunlindrr.  — Sitzungs- 
berichte. — Hildebrand:  Ueber  die  im  A uslande  ungestellten 
Untersuchungen  der  Augen-,  Hunt-  und  Haarfarbe.  — Stolpe : 
Untersuchungen  polynesischer  Begribnisshöhlen.  (S.  d. 
Referate.)  — Bovalliu»:  Mittheilungen  Über  den  ameri- 
kanischen Cougress  in  Berlin.  Dahlgren:  Neue  For- 
schungen. betreffend  die  Vinlandtahrten  der  Nordländer; 
derselbe:  Nansen'*  Reise  quer  über  da*  grönländische 
Binnenmeer.  — Montelins  und  Piehl:  Controverse 

über  »la*  Bronzrnlter  in  Aegypten.  — Monteliua:  Ver- 
kehr zwischen  den  Mittelmeerländern  und  Mitteleuropa 
vor  Cbr.  — - Kovalevski:  Der  Ahnenrultu*  bei  den  kau- 
kasischen Völkern.  — liäknnson:  Eine  Recognosclrung 
de»  'Landet  zwischen  dem  Inkissistrom  und  Lutete.  — 
Valdan:  Sehilderongen  aus  Kamerun.  — Notizen.  Der 
internationale  geographische  Congres*  in  Paris.  Dr.  Jun- 
ker'* Rcisebuch.  Vulcanischer  Ausbruch  in  Japan  1888- 
Deftgleichen  auf  den  Philippinen  1888.  Erdbeben  in  China 
und  auf  Neuseeland.  Erdstoaa  in  Ccntralafrika. 

Heft  1 hi»  4,  1889.  Mit  4 Karten  und  Abbildungen  im 
Text.  Inhalt:  Geschäftliches.  —■  Dahlgren:  Ceber  da* 
ehemalige  und  heutige  Mexico  mit  Bezugnahme  auf  eine 
alte  Karte  von  der  .Stadt  und  Umgegend.  — Möller,  P.: 
Vom Congo  läng*  der  Küste  von  Angola.  — Thoroldsen: 
Die  wannen  Quellen  auf  Hveravellir auf  Island.  — Wieael- 
gren:  Der  Stein  im  Grönandal.  — Peltersen:  König 
Carl'*  Land  im  Oat-Spltxbergen-Meer.  — Notizen:  Erain 
und  Stanley.  Der  Weg  zwischen  Kamerun  und  Brnur 
eröffnet.  Bchweinfurth’s  Reisen  io  Arabien;  Vorberei- 
tungen zum  Cohuobus-Jubilitun.  Der  Vaudouz  - Cultua  bei 
deu  Negern  in  Amrrika.  — Die  Zwergvölker  in  Afrika.  — 
Grotten  in  Centralumerika-  Sitzungsberichte.  Storm: 
Ueber  die  ehemalige  Ausbreitung  der  Lappen  und  deren 
politische  Verhältnisse.  (S.  d.  Referate.)  — Ul  ff:  Das 

sociale  Leben  der  Congoneger.  — Ketziu*:  Die  Form  de* 
Gehirn*  bei  den  verschiedenen  Mi-nsrhrnrassen.  — Dahl- 
gren: Handels-  und  Pilgrirastahrten  im  Mittelalter.  — 
Nordrnskiöld:  Die  Entwicktdung  der  Kartographie.  — 
Knut*on:  Schilderungen  aus  Kamerun. 

Heft  5.  Inhalt:  Valdau,  G.i  Schilderungen  aus 
Kamerun  (Portsetz.).  — Forsstrand,  Carl:  Die  Ber- 
mudas-Inseln. — Norde nakiöld,  E. : Keiseplan  für  eine 
schwedische  antarktische  Expedition- 


VH.  Norwegen. 

(Von  J.  Montorf.) 


Aaraberetning  f.  1888  der  Forening  til  Norako 
Fortidamindeemerkera  Bev&ring.  Kristiania, 
C.  0.  Weruer  k Co.,  188».  204  + XVI11  8.  mit 
4 litliugraphirten  Tafeln. 

Inhalt:  Kicolaissen,  O. : Untersuchungen  in  den 

AouiUtii  Nordland  undTromsÖ  1888. — Bendixen,  B.  E.: 


Alterthumsdenkmkler  in  Hardanger. — Nicolaysen,  N.: 
Ausgrabungen  auf  Farmen  in  Hedrum  188H.  — Diet- 
richson,  L. : Supplement  zu  „Korske  Fomlevninger“.  — 
Zuwachs  der  Alterthümemamtnlungen  in  Christiania  (Rygh), 
Tbrondhjem  (Rygli,  K.),  Bergen  (Beudixen),  Trom*ö 
(Nicolaissen)  und  Stavanger.  — - Nicolaysen,  N. : 


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27 


Urgeschichte  und  Archäologie. 


Antiquarisch«  Notizen. — Jahresbericht  für  188h  der  Filialen 
zu  Bergen  uml  Trondhjem  und  des  Central  vereine».  — 
Verzeichnis»  des  festen  Eigenthum»  de»  Vereins  der  sicher- 
geatellten  Itetikmiiler  und  der  Regier  ungMnaa»sregr  In  *«r 
Förderung  der  Zwecke  des  Vereins.  — Uebe reicht  der  von 
dem  Verein  hersusgegebeaen  Druckschriften;  Bilderwerk* 
und  einzelne  litho£rnpbirte  Blatter.  Statuten  de»  Vereine». 
Verzeichnt»»  der  Mitglieder. 

Bendixen,  B.  E.  Fornkvoingw  i Hardanger.  (Separat- 
abdruck  au*  den  »Aar*la*retning“  (.  1888  fra  Fore- 
ningeu  til  norske  Fortidaxn.  Bcvaring.)  Kristiania, 
Werner  k Co..  1^8».  70  S.  in  8°. 

Eine  topographisch-antiquarische  Beschreibung  der  Land* 
schuft  Hardnngcr.  Verf.  bringt  für  jeden  Beiirk  ein  Ver- 
zeichnis« der  Kunde  au«  den  verschiedenen  Perioden  der 
prähLturiarhen  Zeit , filier  die  noch  vorhandenen  nicht 
untersuchten  Grabhügel  und  andere  Denkmäler;  ferner  cm« 
ausführliche  Beschreibung  der  Kirchen  und  ihre»  Inventar» 
und  der  noch  erhaltenen  hcH'balterthmnlRheu  Wohnhäuser, 
die  z.  Th.  von  grossem  Interesse  sind  und  beiuhtenswcrth 
tur  die  Geschichte  des  germanischen  Wohnhauses  itn  All- 
gemeinen. E»  sei  hier  erwähnt,  dass  es  auch  in  Norwegen 
im  17.  Jahrhundert  Brauch  war , da»»  Lei  einem  Neubau 
Freunde  und  Verwandte  buntbemalte  Fensterscheiben 
schenkten,  die  mit  ihrem  Namen  und  Wappen  «der  mit 
figürlichen  Darstellungen  und  mit  der  Jahreszahl  geschmückt 
waren. 

Bendixen,  B.  E.  Fortegmd*«  over  de  i 1«88  Ul  Ber- 
gen» Museum  indkomne  oldsager  iildre  end  Reforma- 
tionen. (Heparatnbdruck  aus  den  Anwberettiing  etc. 
vou  1888.)  11  8.  iu  8a,  mit  einer  litliographirten 
Tafel. 

Wir  waren  bi*  jetzt  gewohnt , das  jährliche  Accessions- 
verzeichuia*  der  Altcrthümrrwunmlung  des  Museums  zu 
Bergen  von  dem  verstorbenen  Conservator  Lorangr  zu 
erhalten  und  die  ersten  14  Nummern  sind  auch  diesmal 
noch  von  ihm  inveutarisirt.  Dr.  Beudixen  hat  da» 
Werk  fortgesetzt.  Von  hervorragender  Bedeutung  »ind  die 
neu  erworbeueu  42  Nummern  diesmal  nicht,  obwohl  manche 
Gegenstände  darunter  sind,  di*  unsere  Aufmerksamkeit 
lessein.  Erwähnenswert)!  »ind  z.  B.  zwei  Silberringe  wie 
Kygh;  Norsk*  Ohisoger  7 03  und  706,  die  luuuumeu  in 
den  Finmarken  gefunden  sind. 

Lorange,  A,  L.  Den  yngere  J er  wilder»  ßvaerd. 
Fit  Bidrag  til  Vikingetideua  Hiatorie  og  Tekuologi 
med  8 PJaucher.  F.iter  Författerena  Düd  og  i Folge 
af  har»  Oeuske  udgivet  ved  Cb.  Delgobe.  (Paa  bu- 
kootnitig  af  Joachim  Priel««  Legat.)  Bergen,  John 
Grieg,  1 bf*y,  so 8.  in  Folio  mit  8 Tafeln  und  mehreren 
Figuren  im  Text  und  einem  Re*uiut)  ilv»  Inhalte«  in 
französischer  Sprache.  (8.  d.  Referate.) 

Undaet,  Ingv&ld.  Da*  Museum  nordischer  Alter- 
thümer  iu  Chriatiania  (Führer  durch  die  Sammlungen). 
Dasselbe  in  englischer  Ausgabe  unter  dem  Titel : 
.The  Univeraity  Museum  of  northeru  Anliquitie«  at 
Chriatiania*. 

Undaet.  Fr*  Akershu*  til  Akropolis. 

Fortsetzung  des  in  dem  letzt  veröffentlichten  Literatur- 
verzeichnis» angckUndigten  Werkes,  welches  nicht  nur  von 
den  wissenschaftlichen  Resultaten  der  mehrjährigen  Keinen 
de»  Verf.  Kenn  In  iss  giebt,  sondern  auch  andere  Kei*e- 
eindrückc  in  anziehenden  und  für  einen  weiten  l^serkreis 
berechneten  Schilderungen  seiner  Erlebnisse  bringt.  I>a« 
vorliegende  3.  Heft  handelt  von  »einem  Aufenthalt  in  Rom 
und  beschreibt  die  volksthümliche  Weihnachtsfeier,  da* 
Leben  der  Nordländer  in  Rom  und  die  Muwen  und  Denk- 
mäler. — In  dem  jetzt  erschienenen  Heft  4 handelt 


Capitel  11  von  dem  Zusammenleben  der  Stipendiaten, 
ihren  Studien , der  Studienmethode  und  dein  Studien- 
material und  von  der  Gründung,  der  Organisation  und  den 
Leistungen  und  Verdiensten  des  Deutschen  archäologischen 
Institute»  in  Rom.  — Capitel  12  von  dem  Ursprünge  der 
Stadt  Rout  und  den  Funden  aus  der  ältesten  Zeit  ihres 
Bestehen».  Capitel  13  beginnt  mit  dem  Bericht  über  einen 
Ausflug  nach  Corneto  Tarquiniu. 

Undaet.  Om  Antiqvareu  L.  P.  Klüver  og  harnt 
Manuscripter.  Kristiania,  OlÜBdlhl  k tOO,  1889. 

Ludwig  Dietrich  Klüver,  gcb.  1700,  gest.  1825, 
war  Officler.  Itu  Jahre  1810  erhielt  er  den  Befehl,  einen 
Theil  des  Stifte«  Droutheitn  flir  tuilitärische  Zwecke  zu 
vermessen  und  zu  kartngrnphiren.  Er  benutzte  die  Gelegen- 
heit, um  auch  «ämmtliche  Atterihum«denkmäler  aufzuueh- 
men.  Seine  archäologischen  Beobachtungen  hat  er  bi*  zu 
«riuem  Toile  fortgesetzt.  Ein  Theil  derselben  ist  veröffent- 
licht in  »einem  Buch  über  norwegische  Denkmäler.  Seine 
Übrigen  Manusrripte  befinden  »Ich,  ao  weit  »iv  erhalten 
sind , im  Besitz  der  Viden«kab*»eKkab  in  Tliroudhjetn. 
Klüver’«  Name  ist  demnach  in  die  Reihe  dar  ältesten 
norwegischen  Alterthamsfomchcr  einzutragen. 

Undaet.  Aeldre  arbeider  med  de  garnlo  norsk« 
ind*krifter.  16  p.  in  8Ü. 

Undaet.  En  literilr  Begivcniied.  Zeitschrift  Vidar 

1888,  Heft  4 u.  5. 

Eine  mit  Wärme  und  Begeisterung  geschrielwne  An- 
kündigung von  Professor  Bug  ge'»  Studien  über  den  Ur- 
sprung der  nordischen  Götter-  und  Heldensagen. 

Undaet.  Den  yngre  Jernalderna  Bvaerd  von  Lorange. 
(Vidar  a.  a.  O.) 

Eine  deutsche  ITebcntrtzung  dieser  beac-htenswerthen 
Recension  der  ausserordentlich  wichtigen  Schrift  de»  vei> 
»torbenen  Lorange  ist  inzwischen  im  Archiv  veröffentlicht. 
YergL  auch  die  Referate. 

Undaet.  Om  dun  nordizk«  äteualdcr»  TvwMning  Aar* 
böger  f.  uord.  Oldk.  1889.  (8.  d.  Referate  über 

dänische  Literatur.) 

Undaet.  Ueber  Terramaren  in  LTngam.  (In  der  Fest- 
schrift der  Wiener  Anthropologischen  Gesellschaft 

1889. ) 

Undaet.  Referat  über  die  Pqsener  archäologischen 
MittJieilungen  (in  der  Deutschen  Literaturzeitung 
1889,  Nr.  41.) 

Undaet.  Le  prdüztorique  Bcandinave.  (Revue  d’An- 
thropologip  dirig^e  par  Topinard.  Tome  IV,  1889.) 

Fortsetzung  »eiuer  »ehr  ausführlichen  und  kritischen 
Uebersicht  der  »kaudinsvi«cbcn  archäotogi-chen  Literatur 
von  1885  bi«  1889.  (Vergl.  dieselbe  Zeitschrift  1887,  8.313 
bia  332.) 


Fi  nl  and. 


Aapelin.  Inscriptions  de  l'J£nias6i,  recueiilie* 
et  publi^CB  pur  la  Bocietf*  flnlandaise  d* Archäologie. 
Helsingfors,  L’imprimerie  de  la  BocietÄ  de  litt4r»tnre 
ftnnois«  1889.  17  8.  in  Folio  mit  14  Figuren  ira 

Text,  XXXII  Tafeln  mit  Inschriften  und  8 Tafeln  in 
Photographie,  nebst  mehreren  Verzeichnissen.  (8.  d. 
Referate.) 

Aapelin.  Type*  de  peuple«  de  l’ancienne  A*ie 
centrale.  Souvenir  de  l'J6nisa6i  tledlf)  a la  8oci4l6 
imperiale  d’archeologie  de  Moacou,  le  20.  (8.)  Jan  vier 

1890.  13  8.  in  81*.  mit  13  Figuren  im  Text. 


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28 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


VIEL  Frankreich. 

(Von  E.  Fromm.) 


Aey,  E.  d’.  De*  iMtpultnre»  «Uns  Iw  pal*o- 

lithique*  de»  grottes  ou  de*  abris  *ou*  roclje.  (Bulle- 
tin» de  la  Socid^  d'Anthropologie  de  Tan»,  »£r»e  IV, 
tome  XI,  Rnnee  1h88,  p.  82  — 103,  und  Diacussion 
zwischen  G.  de  Mortillet  und  £.  d’Acy:  p.  103 
bis  122.) 

Bay  e,  J.  de.  L’archöologie  prchistorique.  (Bibi,  scientif. 
coutorup.,  Vol.  2.)  Paris,  J.  B.  Bailiiere  et  fils,  1888. 
Avec  51  flgures.  340  pp.  8°,  3,50  Frc*. 

«Le  Volume  *«*rait  plus  corrrctemrnt  intituli:  l.’igt  de 
la  pierre  polie  dans  la  Marne,  cur,  4 pari  une  introjuction 
da»«  laquelle  ilya  deux  poges  consncrves  4 um?  Station 
paleolithiquc  »peciale  de  la  Chninpuqciie,  et  quelques  eicur- 
sion#  fi  et  14  dans  le  neolithique  des  aut  re»  pays,  l’ouvrsg» 
nc  porte  que  sur  Ir*  rcchrrche»  propres  du  hnrou  de  Bare 
dnn*  la  vsllA«  du  Petit-Morin  et  les  enriron*.“  Vergl.  die 
Anzeige  in  der  Revue  d’Anthropologie,  dirigA*  par  Topi- 
Uard,  XVII.  annle,  Paris  1888,  p.  582  — 588. 

Keine  Darstellung  der  vorgeschichtlichen  Archäologie  ira 
Allgemeinen  ; die  xw&lf  Capitel  des  Buches  handeln  viel- 
mehr nur  von  den  vorgeschichtlichen  Denkmälern  der  Marne, 
und  obendrein  nur  von  der  vormetalllschen  Zeit.  Venrl. 
das  Referat  im  An.hiv  tur  Anthropologie,  X VIII.  BL,  1888, 
S.  343,  344. 

Beauregard,  Ollivier.  I.’antiquite  de  l’flgypte  et  le» 
formale#  de  la  prdiistoire.  (Bulletins  de  1h  8ocilt4 
d’ Anthropologie  de  Pari»,  *4rie  ITI,  tome  XI,  anmie 
1888,  p.  515  — 532.) 

Blanquet.  Note  sur  la  Station  paleolithique  du  mont 
Roty  ct  »tir  un  type  nouveau  d’instrument  en  »ilex 
„le  disque-racloir“.  (Mit  drei  Abbildungen  im  Texte.) 
(Bulletin»  de  la  Soci^t^  d'Anthropologie  de  Pari», 
serie  UI,  tome  VI,  annee  1888,  p.  538  — 540.) 

Bonnemöre.  Cimettere  pr6hi»torique  de  Saint  • EUfor. 
(Bulletin»  de  la  Bociel«*  d'Anthropologie  de  Pari«, 
«irie  III,  tome  XI,  ann£e  1888,  p.  23»  — 243.) 

Boule,  Marcellin.  Essai  de  paläontologie  »trato- 
graphique  de  Phomtne.  (Revue  d’Anthropologie, 
dirigAe  par  Topinard,  XVII.  A&nfe,  Pari»  1888, 
p.  128—144,  272  — 287,  385  — 411,  847  — 881.) 

Broca,  Paul.  M4moires  danthropologie.  T.  V,  publ. 
avec  une  intrnductiun  et  des  note»  par  S.  Pozzi. 
Paris,  Reinwald,  1888.  XXU,  840  pp.  8°. 

Bulletins  de  la  8oci6t4  d’Anthropologie  de  Paris.  Tome 
onzieme,  quatrieme  »feie,  annee  1888.  Pari».  G.  Massen, 
Miteur,  18H8.  LXXV,  791  pp.  8°.  10  FNL 

Jeder  Bund  enthält  u.  A.  such  die  Statuten  und  das 
Reglement  der  Gesellschaft. 

Castelfranco,  Pompdo.  PaMoethnologle  Italien  ne. 
Les  villagea  lacustre«  et  palustres  et  le»  terremares. 

* (Suite.)  (Revue  d’ Anthropologie , dirigf*«  par  Topi- 
nard, XYIL  annee,  Paria  1888,  p.  588  — 567.) 

Collin,  Emile,  et  Rond  Lair.  Sdpulture  dolmdnique 
ddconverte  ä Nanteuil-le-Houdouin  (Oise).  (Mit  einer 
Abbildung  im  Texte.)  (Bulletins  de  la  Socu'te  d’An- 
thropologie  de  Paris,  sdrie  III,  tome  XI,  anmfo  1888, 
p.  587,  588.) 

Debierre,  Ch.  L’honune  avant  i’histoire.  Paris, 
Baillidre,  1888.  12°. 

Eine  populäre  Darstellung  des  gegenwärtigen  Standes  der 
prähistorischen  Forschung. 


Deniker.  las  Prdhistorique  en  Allemagne.  (Revue 
d'Anthropologie,  dirigde  par  Topinard,  XVILannde, 
Paria  1888,  p.  59  — 72.) 

Ein«  Anlyse  des  zweiten  Bande»  von  Job.  Ranke*  ■ 
„Der  Mensch'*. 

Gaillard,  F.  Les  dolraen»  de  Kergo  en  Carnac.  (Bul- 
letins de  la  Rocidtd  d'Anthropologie  de  Paria,  sdrie  III, 
tome  XI,  annfa  1888,  p.  430  — 433.) 

Gaillard , F.  Les  alignements  de  menhirs  dans  le 
Morbihan  et  lear  ddflnitioo.  (Bnlletins  de  la  Öocidte 
d'Anthropologie  de  Pari»,  sdrie  111,  tome  XI,  annee 
1888,  p.  434  — 437.) 

Gaillard , F.  Ob*ervationB  sur  le  compldment  de  la 
restauration  du  tumulus  de  Kerle-soan.  (Bulletin»  de 
la  SocMtf  d'Anthropologie  de  Pari»,  serie  III,  tome  XI, 
Mrt>  1 88K,  p.  461  —463.) 

Gross,  Viotor.  La  paleoethnologie  en  Suisse.  (Revue 
d’Anthropologie,  dirigee  par  Topinard,  XVII.  annde, 
Paris  1868,  p.  720  — 736.) 

Haxny,  E.  T.  Notice  sur  les  fouilles  executees  dans 
le  lit  de  la  Liane  en  1887  pour  Retablissement  du 
nouveau  viaduc  du  c-lictnin  de  fer.  (Mit  vier  Abbil- 
dungen im  Texte.)  (Revue  d’Anthropologie,  dirigde 
par  Topinard,  XVILannde,  Paris  1888,  p.  257 — 271.) 

Die  Kunde  gehören  der  vorröraueben  Zeit  an;  es  wurden 
Knochen  von  Thier*«  und  Thelle  eiues  menschlichen  Skeletts 
ausgt-graben. 

Hoernos,  Moria.  La  paldoethnologie  en  Autriehe- 
Hongrie.  (Revue  d'Anthropologie,  dirigde  par  Topl* 
nard,  XVII.  annde,  Paris  1888,  p.  333  — 347.) 

Lapouge,  G.  de.  De  Findgalitd  parmi  le«  hommes. 
Le^ons  faite»  au  Cour»  d'authropologie  de  la  Facultd 
de*  Sciences  de  Montpellier,  en  ftrrier  1887.  (Revue 
d'Anthropologie.  Dix-septieme  Annde,  Paris  1868, 
p.  9 — 38.) 

Le  Carguet  et  Topinard.  Contrihution  A l'anthro- 
polngi«  de  ta  Basse- Bretagne : La  populatlon  de  Fan- 
den Pagus-Cap-Sizun  (Pointe  du  Raz).  (Revue  d'An- 
thropologie, dirigee  par  Topinard,  XVII.  annde, 
Paris  1888,  p.  159  — 188.) 

Lombard.  Le  eentre  de  erdation  ou  d’apparitiou  de 
Fespece  hutnaiue.  (Bulletins  de  la  Socidtd  d’Anthro- 
pologie de  Paris,  sdrie  III,  tome  XI,  annde  1888, 
p.  683  — 688.) 

Lombard-Dunma  et  Rousaot.  Sdpnlture  mdgalithique 
de  CollorgUes.  Ganl,  Nitnes,  1887.  8°. 

Lubbock,  John.  L’homme  prdbUtnrique  dtmlid 
d'apres  les  monuments  et  les  costnme*  retrouvr»  dans 
les  different»  pays  de  l'Europe,  suivi  d’nne  £tude  sur 
les  tnoeur»  et  coutttmes  des  sauvages  modernes. 
3.  IditioD,  revue  et  augm.  2 vola.  Paris,  Alcan,  1888. 
31Ü  et  296  pp.  8°.  (228  grav.) 

BibliothM|ur  srirntiRqnr  internationale.  — Vergl.  Revue 
scientif.  (rose)  4*2,  8,  p.  245. 

Manouvrier,  L.  Rapport  sur  le*  Recherche»  anthro* 
pologlquc*  «laus  le  Caurase,  par  M-  Krnest  Chantre. 
(Bulle lins  de  la  Sociötä  d'Anthropologie  de  Paris, 
»erie  III,  tome  XI,  anniVe  1888,  p.  198  — 221.) 

p.  201—205:  Periode  prfhistorique. 

Manouvrier,  L.  Note  *ur  le«  ossement»  du  dolmen  de 
Nanteuil-le-Houdouiu  (Oise).  (Bulletin»  de  la  8ooi£t6 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  29 


d' Anthropologie  de  Paris,  s4rie  III,  tome  XI,  annta 
1886,  p.  589.) 

Marca.no.  Station  prfcobmlnenM  des  valide*  d’Aragna 
(Kepulilique  du  V4ti£zuelah  (Bulletins  de  la  SocieUl 
d’ Anthropologie  de  Paris,  sdrie  III,  tome  XI,  annde 
1888,  p.  225—234.) 

Maury,  Alfred.  Lee  situles  en  bronze  des  Mutzes 
d'Este  et  de  Bologna.  (Gazette  archeologique,  an  nee 
XIV,  Paris  18»8,  Nr.  3,  4,  p.  49  — 64.) 

Mortillet,  O.  de.  D»Wm verte  protohistorique  en  Por- 
tugal. (Bulletins  de  la  Hocietl  d' Anthropologie  de 
Paris,  s^rie  111,  tome  XI,  annee  1868,  p.  182,  183.) 

IT  ne  derou verte  des  plus  luilrezatitea  faite  aupre»  de  la 
rille  de  Leiria,  prorinre  d'Estrumadure  portugais«.  Kn 
arrachant  un  arbre,  on  a trouv£,  entre  sc*  riuines,  une 
carhette  il'inatrurm-nU  en  m&tal.  Ce  »onl  des  hacbes  plates, 
de  graitd*  couteaux  et  autre*  abjets,  au  jiumbre  de  vlngt. 
I Jt  tout,  au  lieu  d’etre  en  broute,  est  en  cuivre.  Cette  sub* 
«ti Lut  io ii  du  culrre  pur  au  brouse  a d£ji  4l£  rrmarqu*« 
non  seulement  eu  Portugal,  mal*  dans  toute  la  p^niusnl« 
ib6riquc.  Ost  un  fait  tres  cnricux  qui,  s’il  se  generali*«, 
comrae  c’est  probable,  peut  nou*  tbuniir  un«  donnfe  des 
plus  importantes  au  point  de  rue  de  l'origine  de  la  uietal- 
jurgie. 

Mortillet,  G.  de.  Menhirs  mammelll»  de  Sardaigne. 
(Mit  eitler  Abbildung  im  Texte.)  (Bulletins  de  la 
Boci£t4  d’ Anthropologie  de  Paris,  *£rie  III,  tome  XI, 
anofe  1888,  p.  257  — 259.) 

Mortillet,  G.  de.  Cimuticre  ancieu  pro«  de  Biakra 
(Algerie).  (Mit  einer  Abbildung  im  Texte.)  (Bulle- 
tin* de  la  8«  miete  d*  Anthropologie  de  Paris,  serie  111, 
tome  XI,  1888,  p.  790 — 724.) 

Nadaillac,  Marquis  de.  Moeura  ct  monumeuts  des 
jwuples  prtbistorique*.  Paris,  Massen,  1688.  Avec 
l«u  flgurea.  8®. 

Vergl.  die  Anzeige  von  P.  Topinard  in  der  Herue 
d'Autlirupologie,  XV 11.  snnee,  Paris  1888,  p,  354  — 358. 

Nicolaa.  Bepultures  de  Gadagne.  (Bulletins  de  la 
Societe  d'Anthropologie  de  Paris,  serie  III,  tome  XI, 
annee  1888,  p.  411—415.) 

Perrier,  Edmond.  Le  Transform isme.  Avec88figures 
intercalfet  dans  le  texte.  Paris,  J.  B.  13ailliere  et  Als, 
1888.  3,50  FrcB. 

Keinaoh,  öalomon.  Esqtiissee  archäologiqne«.  Paris 
1888.  319  pp.  8°. 

Revue  d1  Anthropologie,  dirigee  par  Paul  Topi- 
nard. Avec  le  concours  de  MM.  d'Arbois  de  .Ju- 
bainville,  Mathias  Duval,  Oeneral  Faidlierbe 


Gavarret,  E.  llnmy,  Baron  Larrey,  Mis.  de  Na- 
daillac,  de  Quatrefages,  Jules  liochard, 
L.  Rotlsselet.  Dix-septieme  Arm  du.  Troinieme  s£rie. 
tome  III,  1888.  Paris,  G.  Massen,  wiiteur,  1888, 
784  pp.  8®. 

Rividre , Emile.  L’epoque  n&olithiqne  it  Champigny 
(Beine).  (Bulletin*  de  la  Sodet£  d' Anthropologie  de 
Paris,  «tfrie  III,  tome  XI,  annle  188H,  p.  186  — 192 
et  discussiou  p.  193,  194.) 

Baimon,  Philippe.  Lea  rares  humatnes  prebistoriques. 
Pari»,  Impr.  Wattier,  1688.  44  pp.  8^ 

Bimoneau.  Silex  taille*  du  territoire  de  Jeuilly  (Yonne). 
(Bulletins  de  la  Societ8  df Anthropologie  de  Paris, 
s£ri«  IV,  tome  XI,  ann£e  1888,  pp.  90  — 92.) 

Bimoneau.  Silex  taillrii  de  Pierrefttte  (Yonne).  (Bul- 
letins de  la  8ooidt6  d’Anthropologie  de  Paris,  sdrie  III, 
tome  XI,  ann£e  1888,  p.  878,  379.) 

Topinard,  Paul.  Un  mot  sur  l'histoire  de  l'anthro- 
pologie  en  1788.  (Revue  d‘ Anthropologie,  dirig^e  par 
Topinard,  XVII.  ann£e,  Paris  1888,  p.  197 — 202.) 

Topinard,  Paul.  Les  dernieres  etapes  de  la  gdnlalogit» 
de  rbomrue.  (Revue  d’Anthropologie,  dirigta  pur 
Topinard,  XVII.  ann^e,  Paris  1888,  p.  298 — 332.) 

Valentin-Smith.  Pouilles  dans  la  vallle  du  Formans 
en  1862.  Lyon.  Auguste  Brun,  1888. 

Behandelt  eingehend  die  Ausgrabungen,  die  im  Auftrag« 
d»a  Kaisers  Napoleon  Hl.  an  «1er  Sanne  vorgenommrn 
wurden,  um  den  Ort  fntxustrllrn,  wo  Cäsar  die  Tiguriuer 
besiegte.  Vergl.  die  Besprechung  von  R.  Suchier  im 
Koirespondeuiblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Ge- 
schichte und  Kunst,  Jahrg.  VII,  Trier  1888,  Sp.  142,  143. 

Vauvilld,  Ootave.  Bepultures  & incinerations  de 
Fepoque  de  la  pierre  polie,  sur  la  commune  de  Mon- 
tigny  - l'Engrain  (Aisne).  (Bulletins  de  la  BociftA 
d’ Anthropologie  de  Paris,  »4rie  III,  tome  XI,  anuc« 
1888,  p.  455  — 458.) 

Vauvilld,  Oetavo.  Station  prfhistorique  de  Frileuae 
(Seine -et- Oise).  (Bulletins  de  la  Socilte  d’ Anthropo- 
logie de  Paris,  a8rie  II J,  tome  XI,  ann8e  1888, 
p.  590,  591.) 

Vianna  de  Lima,  A.  L'Uomme  selon  le  transfor- 
tntsme.  (Bibliotheque  de  philosophie  contemporaiue.) 
Pari«,  Alcan,  IBM.  8°.  911  pp.  2,50  Frca. 

Vergl.  die  Anzeige  von  R.  Collignnn  in  der  Revue 
d' Anthropologie , dirigee  par  Topinard,  XVII.  annfe, 
Pari#  1888,  p.  477  — 479  und  die  Besprechung  in  „Die 
Natur“,  hernusgegeben  von  K.  Müller  und  H.  Roedel, 
Neue  Folge,  XIV.  Baud,  Jahrg.  1888,  S.  118. 


IX.  Italien. 


Bettoni,  Caazago  Francesco.  Btoria  di  Brescia 
nnrrata  al  popolo:  L'eta  preistorica.  (ln  den  „Com- 
ment.  dell’  Ateneo  di  Brescia“  pel  1887,  p.  100—105.) 

Brizlo,  Edoardo.  Una  Pompei  etrusca  a Marzalotto 
nel  Bolognese.  Bologna  1887. 

Rin  Mahnruf  zur  volUtändigen  Aufdeckung  der  namen- 
losen alten  Stadt  bei  Marubotto.  „Ein  etruskisches  Pom- 
prji“  nennt  »ie  Brizio  und  Wgründet  die  damit  ausge- 
spriM-hene  Erwartung  durch  eine  Schilderung  der  erhaltenen 
Reste  und  des  viel  verhetzenden  Eindruckes,  den  dieselben 
bervomifea. 

Bullettino  di  paletnolojgia  italiana.  Fondato  da 

G.  Chierici,  L.  Pigorini  e P.  Strob*-l.  Diretto 
da  L.  Pigorini  ä P.  Strobel.  Collaboratori : 
P.  Castelfranoo,  A.  I»sel,  G.  Nicolucci,  P.  Orsi 


ed  J.  Regazzoni.  Serie  II,  tomo  IV,  anno  XIV. 
Parma,  Luigi  Battei.  1868.  XVI,  212  pp.  und  Biblio- 
grwtia  paletnologica  italiana  dell*  anno  1887  o dell’  anno 
1888:  6 und  8 pp.  8®. 

Cafloi,  Ippolito.  Bmnzi  della  prima  etä  del  ferro 
•coperti  a Tre  Canali  nel  Vizzinese  (Provincia  di 
Catania).  (Bnllettiuo  di  paletnologia  italiana,  serie  II, 
tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1888,  p,  167 — 178.) 

Campi,  Luigi.  Di  alcune  spade  di  bronzo  trovare 
nel  Veneto,  nel  Trentino  e nel  Tirolo.  (Mit  einer 
Tafel.)  (Bullettino  di  paletnologia  italiana,  serie  II, 
tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1868,  p.  20— 35  • tav.  III.) 

C&rattoli,  Luigi.  Tombe  et  rusche  esplorate  nel  fnndo 
Braocio,  Perugia.  (Notizie  degli  scavi  di  antichitä, 
Roma  1887,  p.  410,  411.) 


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30  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Caatelfr&nco , Pompeo.  Ripoatiglio  della  Caaeina 
Kanza  fuori  di  Porta  Ticincse  (Milano).  (Mit  einer 
Tafel.)  (Bullettino  di  paletuolngia  italiana,  serie  11» 
totno  IV,  anno  XIV,  Parma  1888,  p.  145  — 167  e 
tav.  XIII.) 

C&t&logo  degli  oggetti  archeologici  raceolti  ed  ilhistrati 
dal  conte  senatore  Giovanni  Gozzadini.  Bologna  1888. 

6*  pp.  8°. 

Contonra,  Raffaelo.  L’uomo  preistorico  »ul  Monte 
Gargano  e »alle  rive  del  Lago  di  Lenina  in  Capital 
nata,  Sausevero  1888.  35  pp.  8°. 

Clerioi,  E.,  e 8.  Squinabol.  Escuraioni  ed  adunanze 
della  »ezione  palet nologica  al  congreaeo  geologico  di 
äavona.  (Estr.  dal  Boll.  della  8oc.  geol.  ital.  voL  XI, 
fase.  4.)  lloma  1888.  10  pp.  8U. 

Colini,  G.  A.  Cronova  del  Mu*eo  preistorico  e<l  etno* 
grafico  di  Eoraa.  (A.IV.  — 1888.)  (Bollettiuod.  BocietA 
geographica  italiana.  III,  1 [1888],  2,  p.  174—  175.) 

Cordenona,  Federioo.  AntiehitA  preistoriclie  »na* 
rinne  della  regione  euganea.  Padova  1888.  35  pp.  8°. 
Con  4 uv.  (Eitr.  dagli  Atti  della  8oc.  Veneto-Tren- 
tina  di  »c.  nat.  vol.  XI,  faac.  I.) 

Coata,  Torquato.  Studii  »ngli  oggetti  gindicati  gal* 
liri  rinveuuti  ln  alcune  tomhe  autidie  deir  Alu  Italia. 
Bologna  1888.  SS  pp.  1°.  Con  S Uvole. 

Creapellani,  Arsenio.  Scavi  del  Modenese  (1884—85). 
(Atti  e Mein.  d.  R.  Depot.  di  stör.  put.  per  le  prov. 
nioden.  e parm.  Modena  1888,  m*r.  3*,  vol.  V,  parte  I», 
p.  179.) 

Creepeliani,  Araenio.  Scavi  del  Modenese,  1886  — 87. 
(Atti  e Mem.  delle  Deput.  di  storia  pat.  per  le  prov. 
modeueei  e parmensi,  **r.  III,  vol.  IV,  1888,  parte  II, 
p.  491—502.) 

Ferrari,  Giuaeppe.  II  Museo  Chierici  di  paletnologia 
e di  atoria  pat  rin.  discorso  iuaugurale.  Reggio-Enülia 
1888.  35  pp.  8°. 

Garovaglio,  Alfonao.  Necropoli  gallo-italica  di  Car- 
dana.  (Riv.  arcbeol.  d.  prov.  di  Conto,  fase.  31,  di* 
cembre  1888,  con  nna  tavola.) 

Ghirardini , Gliorardo.  La  collezioiiK  Baratela  di 
Este  il  löst  rata.  Contributi  all1  archeologia  dell’  Italia 
«nperiore.  (Bfltratlo  da  Ile  Xotizie  degli  »cavi  del  1888.) 
Koma,  Up.  Balviued,  1888.  215  pp.  con  13  Uvole.  4g. 

Vergl.  die  Besprechung  iin  Bullettino  dl  paletnologia 
italiana,  »erie  II,  tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1888,  p.  180 
— 185. 

Gnoli  , Giuaeppe.  8tazioni  dell*  <*tA  della  pictra  nel 
Circondarlo  di  Oamerfno.  (Bullettino  di  paletnologia 
italiana,  »erle  II,  tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1888, 
p.  44—47.) 

Vergl.  unten  Pigorini. 

Gozzadini,  G.  Nuovi  »cavi  della  necropoli  felsiuea 
nel  podere  ».  Polo  (Bologna).  (Xotizie  degli  scavi  di 
antiebitä,  Roma  1887,  p.  340  — 348.) 

Grösst,  Vinceneo.  La  divi»ioue  del  lavoro  nelle  »ocietu 
preistoriclie  — Ricoetruzione  sociologica.  (Ri vista  di 
Wo«,  »eien t.  VII,  1888,  Genuaio,  p.  32 — 43.) 

Da  un  opera  di  prossim*  pubhlicazione  *u  Le  corjKira- 
ztoui  d’arti  e mestieri  nell’anti«  biti  orientale  e grecoTotnana. 

Lorenzoni , Ricc&rdo.  La  Grotu  Nicolocci  presso 
Sorrent«».  (Mit  zwei  Tafeln.)  (Bullettino  di  palntuo- 
logia  italiana,  Serie  II,  tomo  IV,  anno  XIV,  Parma 
18H8,  p.  88  — 75  e tav.  X e XI.) 

Roviaato,  Domenico.  Nota  III  ad  uua  pagina  di 
preistorica  aarda.  (Rendic.  d.  Accad.  d.  Lineei,  »er.  4», 
vol.  IV,  1888,  p.  420  — 426.) 

Morelli , Nioolo.  Relazione  »ugli  scavi  eaeguiti  nella 
caverna  Poller*  situata  nel  Finales«  (prov.  di  Genova). 


(Estr.  dagli  Atti  d.  Acc.  d.  Lineei,  Mem.  d-  CI.  di  sc. 
ntor.  »er.  4»,  vol.  IV,  p.  I.)  Roma  1888.  34  pp.  4°. 
Con  rlg.  e 2 tav. 

Morelli,  Nicolö.  Antichi  inarm fatti  meUlUol  rin- 
venuti  nella  Liguria.  (Mit  zwei  Tafeln.)  (Bullettino 
di  paletnologia  italiana,  »arie  II,  tomo  IV,  anno  XIV, 
Parma  1888,  p.  8 — 19.) 

Narni,  Giovanni  Eroli  di.  Suppellettile  tanebre  di 
tombe  appcirteneuti  al  »epolcreto  anüchisaimo  dt  In- 
teramua  Na  har«,  trovata  preuo  TAcciaieria.  (Xotizie 
degli  acavi  di  antic.bitä,  Roma  1887,  p.  9 — 11.) 

Notisie  degli  scavi  di  antiohiti,  cotnunicate  alla 
R.  Accademia  dei  Lineei  per  online  di  8.  K.  il  Mini* 
fltro  della  Pubb.  Istruzione.  Indioe  topografleo  per 
l'anno  1886.  Koma  1887.  467  pp.  4°. 

Inhalt : Ausführliche  und  illuslrirt«  monatliche  Berichte 
über  alle  neuen  Kunde  u.  *.  w.,  dirigirt  von  Flore  111. 
Di«  Anordnung  i*t  geographisch. 

Orai,  P.  Accetta  di  neIHte  del  Trentino.  (Bullettino 
di  paletnologia  italiana,  serie  II,  tomo  IV,  anno  XIV, 
Parma  1888,  p.  36,  37.) 

Fasqui,  Angelo.  Scavi  dell’  Acciaieria  o della  necro- 
poli ternana  iTeroi).  (Xotizie  degli  scavi  di  aoti- 
chitä,  Roma  1887,  p.  248  — 268.) 

Pierotti,  Antonio.  Di  alcuni  oggetti  prei*torici  rin- 
venuti  a Saimlario  d'Enza,  provincia  dl  Reggio 
nell'  Etuilia.  Modena  1888.  ll  pp.  8°.  Con  una  Uvcda. 

Pigorini|  L.,  e P.  Strobel.  Gaetano  Chierici  la  Pal- 
«tnologia  italiana.  Memoria  preoedutA  dalla  vita  nar- 
mta  da  X.  Campanmi.  Reggio -Emilia,  Artigianelli, 
1988.  97  pp.  8°. 

Erinnerungsbtftter  an  den  unermüdlichen  Foncher,  „der 
sowohl  die  Ausgrabungen  von  Canossa,  »Is  »ueb  zahlreiche 
Untersuchungen  der  Terrnmnrcn  und  der  Ältesten  GrBber- 
felder  de«  nördlichen  Italien«  persönlich  geleitet  und  die 
italienische  Palioethnologi«  in  »o  scharfsinniger  Weise  ge~ 
klärt  und  vorwärts  geführt  hat“. 

Pigorini , L.  Di  alcune  leghe  usale  nelle  prirae  eta 
di  nteUlli.  (Eatr.  dai  Bandle.  d.  Accad.  d.  Lineei,  »er. 
IV,  vol.  IV,  fase.  6,  1.  aem.)  Roma  1888.  4 pp.  4°. 

Pigorini,  L.  Co»pidi  di  selce  ovoidali  dell' Italia  guidi* 
cate  archeoliliclie  da  Adriano  de  Mortillet.  (Bul- 
lettino di  paletnologia  italiana,  serie  II,  tomo  IV, 
anno  XI ^ V,  Paruia  1888.  p.  1 —7.) 

Pigorini,  L.  Htazioni  delKetä  della  pietra  nel  Cir- 
condario  di  Camerino.  (Mit  zwei  Tafeln.)  (Bullettino 

* di  paletnologia  italiana,  serie  II,  tomo  IV,  anno  XIV, 
Partna  1888,  p.  41 — 43  e Uv.  IV  e V.) 

Bemerkungen  zu  dem  oben  eitirten  Berichte  Gnoli1». 

Pigorini,  I*.  Ripo«üglio  di  grandi  pugnali  di  bronxo 
a lama  trianguläre  Hcnperto  nelle  vicinauze  di  Ripa- 
transone  (Marche).  (Bullettino  di  paletnologia  italiana, 
serie  II,  tomo  IV,  anuo  XIV,  Parma  1888,  p.  75 — 80.) 

Pigorini,  I*.  Ornanmnti  di  conchiglie  rinveouti  in 
anticlie  tombe  di  Val  d'Aosu.  (Bullettino  di  pal- 
etnologia italiana,  serie  II,  tomo  IV,  anuo  XIV, 
Panna  1888,  p.  109—117.) 

Pigorini,  L.  Abitazioni  lacustri  di  Arquä -Petrarca  in 
provincia  di  Padova.  (Bullettino  di  paletnologia  ita- 
liana,  «erie  II,  tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1888, 
p.  117—126.) 

Vergl.  die  Berichtigung  S.  179. 

Ricci,  Arpago.  L'etä  della  pietra  e l’uomo  preisto- 
rico  nel  territorio  spoletino.  (Nel  volume  Accademia 
spolelina,  anno  1888,  studi  geologici,  Fobgno  1888, 
p.  86  — 98.) 

Ruggioro,  M.  Di»gli  »cavi  di  antichiti't  nelle  province 
di  Terrafcrma  dell'antico  reguo  di  Napoli  dal  1743 


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Urgeschichte  und  Archäologie.  31 


ul  1676.  Part«  prima:  fogli  da  1 a 32  con  7 tavole. 
K«)a>li  1868.  4°. 

Einv  to|KigmphUrh  geordnete  Aufzählung  «Hw  dessen, 
was.  sieb  über  die  von  1743  bis  1K?6  hi  den  13  festlän- 
dischen Provinzen  des  ehemaligen  Königreichs  Neapel  ge- 
macht en  Kunde  atu  Brieten  und  anderen  handschriftlichen 
Aufzeichnungen  noch  eruiren  läs>st. 

Bantarelli,  Antonio.  Scavi  di  una  stazione  pre- 
roiuana  a Yillauova  presto  Forli.  Forli  1888.  44  pp. 
8°.  Con  2 tav. 

Bantarelli , A.  Nota  sopra  una  stazione  pretwforica 
scoperta  a VilJanovn  sulla  via  verso  Faenza.  (Notizie 
degli  scavi  di  antiebitä,  Koma  1887,  p.  31 — 33.) 

Bc&vi  della  necropoli  voLsiniese  in  contrada  Cannicella 
(Orvieto).  (Notizin  degli  scavi  di  antiebitä,  Roma 
1887,  p,  8 — 8.) 

Bcoporte,  Le,  paletnologiche  nei  comuni  di  Breonio 
e di  Prua  in  proviucia  di  Verona.  (Buliettino  di 


paietnologia  italiana,  serie  II,  tomo  IT,  anno  XIV, 
Parma  1886,  p.  141  — 143.) 

Sergi , O.  Antropologia  e scienzö  antropologiche. 
Messina,  de  Stefano,  1888.  383  pp.  8.  (Mit  eiuer 
Tafel.)  6 L. 

Stefani,  Stefano  de.  Stazione  litlca  a Ciarv  ml 
comune  di  Prun  veronese.  (Mit  zwei  Tafeln.)  (Bul- 
lettino  di  paietnologia  italiana,  serie  II,  loino  IV, 
anno  XIV,  Parma  1888,  p.  47 — 56  e tav.  VI  e VII.) 

Stefan! , Stefano  de.  Iutorno  alle  ecoperte  fatte 
nella  grotta  dei  camerioi  nel  comune  di  Breonio. 
(Mit  zwei  Tafeln.)  (Buliettino  di  paletnologia  italiana, 
serie  II,  tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1R86,  p.  81 
— 91.) 

Strobol,  P.  Anelli  gemini  problematici.  (Mit  einer 
Tafel.)  (Buliettino  di  paletnologia  italiana,  serie  II, 
tomo  IV,  anno  XIV,  Parma  1888,  p.  92 — 100  e tav. 
XII.) 


X.  Polen  und  Russland. 

(Von  A.  Wraesniowskl.) 


Polen'). 

Breaa , A.  Wykopalinka  w Kuzmiuczyku.  — Aus- 
grabungen in  Kuzminczyk  — in:  Zbi6r  wiado- 
mo«ci  do  Autro{xdogii  krajowej,  wydawany  staraniem 
komisyi  Antropologiczucj  Akademii  Umiejetnoici  w 
Krakowie.  — Sammlung  von  Materialien  zur 
Kennt ti iss  der  vaterländischen  Anthro- 
pologie, herausgegeben  von  der  anthro- 
pologischen Commission  der  Akademie 
4er  Wissenschaften  zu  Krakau.  — Krakau 
1888.  XII.  Band,  I.  Abtheilung,  8.  56  u.  37. 

Dowgird,  Taddäua.  Famiatki  z czasöw  przedhlstory- 
cznych  na  Zntudzi.  — Meliyn-Kapa*  w folwarku 
Wizdergi.  Upis  roböt  dokonanych  w 1884  i 1885.  — 
Vorhistorische  Denkmäler  in  Samogitien.  — 
MelZyn-Kapas  i in  Meierhoffe  Wizdergi. 
Bericht  Uber  die  Arbeiten  ausgeführt  in 
den  Jahren  1884  und  1883  — in:  l'amiotnik 
flzyjograticzny.  — Physiographische  Denk- 
schriften. Warschau  1888.  VIII.  Baud,  IV.  Ab- 
theilung, 8.  3 — 17,  mit  8 lithogr.  Tnf. 

Dowgird,  TaddAus.  Famiatki  z czasöw  przedhistory- 
cznycb  na  £mujdzi.  Opis  ementarzyska  i pilkalnia 
w Imbarach  oraz  roböt  dokonanych  w r.  1883  i 


J)  Polnische  Orthographie: 
a = französisch  os, 

§ = französisch  in.  tm, 

sz  — deutsch  aeh,  englisch  ah , französisch  ekt 
a — deutsch  fcscA,  englisch  eh, 
sz  cz  = deutsch  ach.  tack,  englisch  ah,  eh, 
ti  = französisch  gnt  {beaogne), 

6 = deutsch  m,  französisch  ou, 

s — deutsch  an, 
k ss  weiches  I, 
c “ deutsch  z, 
c = welches  c, 
rz,  t = französisch  ge, 
z = französisch  z. 
i = weiches  t. 

Andere  Buchstaben  wie  iw  Deutschen. 


1880 — V orhistorische  Denkmäler  in  Samo- 
gitien.  Beschreibung  eines  Begräbnis»- 
feldes  und  eines  Erdhügel»  in  Imhnry,  so- 
wie Beschreibung  der  in  den  Jahren  1883 
und  1886  ausgeführten  Arbeiten  — io:  Pa- 
mietnik , flzyjograticzny.  — Physiographische 
Denkschriften.  Warschau  1889.  IX.  Band,  4.  Ab- 
theiluug,  8.  3 — 11,  Taf.  I — III. 

Dowgird,  TaddAua.  Wiadomoäö  o zabytkach  przed- 
hiatorycznych  w powiecie  Mlawskim,  z badan  doko- 
nanych 1886  r.  — Slupxk,  Wola  Bzydlowska,  Trzpioly, 
SlAwogüra,  Nosarzewo,  KrzywonoÄ  i Pawlowo.  — 
Bericht  über  vorhistorische  Denkmäler 
im  Kreise  von  Mlawa,  nach  den  im  Jahre 
1886  ausgefüh  rten  Untersuchungen  dar- 
gestellt. — Slupsk,  Wola  Bzydlowska, 
Trzpioly,  Blawogöra,  Nosarzuwo,  Krzy- 
wonoA  und  Pawlowo — in:  Zbiör  viadomokd 
do  Antropologii  krajowej , wydawany  stnraiiiem  Ko- 
misyi  Antropologicznej  Akademii  Umieiotnosci  w 
Krakowie.  — Sammlung  von  Materialien  zur 
Kenntnis»  der  vaterländischen  Anthropo- 
logie, her a u »gegeben  von  der  anthropo- 
logischen Commission  der  Akademie  der 
Wissenschaftern  zu  Krakau.  — Krakau  1689. 
XIII.  Band,  I.  Abtheilung,  S.  20—33,  Taf.  III  u.  IV, 
mit  2 Abbildungen  im  Text. 

Erzepki,  Pr. B.  Wykopalisko  w Pogorzelicv.  — Aus- 
grabungen in  Pogorzelica  — in:  Zapiaki  Ar- 
cheologiczne  poznanskie,  wydawane  przcz  Komisyjq 
Archeologiczna  Towarzystwa  Przyjaciöl  Nauk  poz- 
iianskiego,  pod  redakcyja  Wl.  JatdZewskiego  i D-ra 
B.  Erzepkiego.  — Posener  archäologische 
Mittheilungen,  he  rausgege  hen  von  der 
archäologischen  Commission  der  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  Wissenschaften 
in  Posen,  redigirt  vonVlad.  Jaidiewski 
und  Dr.  B.  Erzepki,  Jahrg.  1889.  Posen  1890. 
V.  Heft,  B.  33. 

Erzepki , Dr.  B.  Przedhlstoryczne  bronzy  z I.ns*- 
czewa.  — Vorhistorische  Bronze  von  Lusz- 
CZe  wo.  — Ebt-ndaselbst,  8.  53  — 54. 

Erzepki,  Romuald.  Kurli&n  w Gruuöwku,  pod  Letz- 
nein.  — Ein  Hügelgrab  neben  Ürunöwek, 


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32 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


beiLeszno  — in: Zapiski  Archeologiczne poznanskle, 
wydawane  przez  Komiivj«  Archeologiczna  Towar- 
zystwa  Przyjaciol  Nauk  poznaiiskiegn,  pod  nslakeyja 
Wh  Jaidtewskiego  i D-ra  B.  Erzepkiego.  — Ponener 
archäologische  Notizen,  keraui^egeben 
von  der  archäolo gischen  Commimiou  der 
Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissen* 
schäften  in  Posen,  redigirt  von  Vlad. 

J a &d  ± e w sk  i und  Dr.  B.  Erzepki.  Posen  188«. 
Heft  4,  8.  37  - 44,  mit  4 Taf. 

Köhler,  Pr.  Naczyuia  z sxybkami  z Naclawia.  — 
(»©fasse  mit  Glaseinsätzen  von  Naclaw.  — 
FQM  Inhh.  Heft  4,  S.  45  — 48,  Taf.  XXI. 

Neyman , Czes.  Notat ki  archeologiczne  z Podola 
rosyjskiego.  Waly  i ctnentarzyska  w Czarnym  Lesie 
pod  Strzy/.aukn.  w powiecie  Winnickim.  — Archäo- 
logisch© Notizen  aut  russisch  Podolien. 
Schanzen  und  Begräbn  issfelder  in  Czarny 
Las,  Kreis  Winnie«  — in:  Zbiör wiadomoilci  do 
Antropologii  krajowcj,  wydawnnv  «taramem  komizyi 
Antropolugicziwj  Akademii  l’tnicjt;tno«ci  w Kra* 
kowit*.  — Sammlung  von  Materialien  zur 
Kenntnis«  der  vaterländischen  Anthro- 
pologie, herausgegeben  von  der  anthropo- 
logischen Commission  der  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Krakau.  Krakau  1880. 
XIII.  Band,  1.  Abtheilung,  8.  34  — 44,  Taf.  V und 
3 Abbildungen  im  Text. 

Ossowski,  G.  Materyjaly  do  paleoetnologii  kurhanöw 
ukramxkich.  1.  Wiadomosci  wstepm*.  Kurhauy 
Ityzanowskie  Nr.  4 i 5. — Materialien  zur  Kennt- 
uiss  derPaläoethnologieder  Hügelgräber 
von  l’krains.  I.  Vor bem erk u n geu.  Hügel- 
gräber von  Ryftanöwka  Nr.  4 und  5 — in: 
Zbiör  wiadomosci  do  Antropologii  krajowej,  wydawany 
«UranU-m  Komisyi  Antropologirznej  Akademii  Umie* 
jetuotei  w Krakowie.  — Sammlung  von  Mate- 
rialien zur  Kenntnis*  der  vaterländischen 
Anthropologie,  herattsgegeben  von  der 
anthropologischen  Commission  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Krakau. 
Krakau  1888.  XII.  Band,  L archäologisch  - anthro- 
ix »logische  Abtheiluug,  8.  I — 46,  Taf,  I — III. 

Ossowski,  G.  Materyjaly  do  paleoetnologii  kurhanöw 
nkraiiiskich.  II.  Kurhany:  Kobrynowski  nr.  1 i Re- 
zynski.  — Materialien  zur  KenntnissderPa- 
läoet huologie  der  Hügelgräber  von  Ukraine. 
II.  Hügelgräber  von  Kobrynowa  Nr.  1 und 
von  Rezyny.  Ebendaselbst.  8.  58  — 89,  mit  2 Ab- 
bildungen im  Text  und  5 lithogr.  Taf. 

Ossowski,  G.  Materyjaly  do  paleoetnologii  kurhanöw 
ukraiüskich.  Kurhany  w Stanislawce,  8okotöwc«,  w 
Loaiatynie  i Antonöwce,  w powiecie  Wasylkowskim 
i w Kiryiöwce,  w pow.  Zwinogrödzkim.  — Mate- 
rialien zur  Keontnist  der  Pwläoeth nologie 
der  Ukrainer  Hügelgräber  (Kurhauen). 
Hügelgräber  in  Stanislawka,  Sokolöwka, 
in  Losiatvn  und  Antonöwka,  im  Kreise 
von  W usy lköw  und  in  Kirylöwka,  im  Kreise 
v on  Z w i nogröd ka.  Krakau  1889.  Xlil.  Baud, 
L Abtheilung,  S.  1—  19,  Taf.  I u.  U. 

Ossowski , G,  Osada  i ndlewiarnia  bronzöw  przed- 
historycznych  w Zariczju.  — Eine  Ansiedelung 
und  vorhistorische  Bronzegiesserei  in  Za- 
riczje.  — Ebendaselbst.  8.45—  55,  mit  »Abbildun- 
«£© n im  Text. 

Ossowski,  G.  Wielki  knrhnn  Ry&anowski,  wedlug 
badan  dokonunveh  w IttACb  1884  i 1887.  — Grand 
kourhan  de  Ryiaöwska  d’apn-s  les  rechercbe« 
faites  en  1884  et  1887.  Krakau  1868.  4°. 


8.  1 — 52,  Taf.  I — VI,  15  Abbildungen  im  Text. 
Publicirt  von  der  anthropologische)«  Commission  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Krakau.  — Titel, 
Heaunu*  und  Tateierklärung  auch  in  französischer 
Sprache. 

Oasowaki,  G.  Zabytki  przedhistoryczne  ziem  polskirh, 
wydawane  staraniem  komisyi  Archeologiexnej  Aka- 
demii Umiej^tnoäci  w Krakowie.  — Mouumenta 
prehistoriques  de  l’ancienne  Pologne, 
publii-s  par  les  soins  du  la  commission  Ar* 
ch4ologique  de  Acad^mie  des  Sciences  de 
CrAcovie.  I.  sörie.  Pruste  royale.  Traduit 
du  polonais  par  Sigismond  Zaborowski- 
Moindron.  4.  Heft.  Krakau  18H8.  4°.  8.  113 

— 168,  51  — 60,  Tafel  XXXV  — XLX.  iHeft  1 Kra- 
kau 1879;  lieft  2 ibidem  1881;  Heft  3 ibidem  1885.) 

F&mietnik  fizyjogTaflozny.  Phy Biographische 
Denkschriften.  Warschau  1889.  IX.  Band,  4.  Ab- 
theilung, Anthropologie,  8.  1 — 77,  Taf.  I — V. 

Pawlowics,  E.  Wystawa  archeologiczno  - biblijogra- 
tlczna  insty tutu  stauropygiauskiego.  — Archäolo- 
gisch-bibliographische Ausstellung  des 
stauropygianisclien  Instituts  — in:  Przewod- 
uik  naukowy  i li  lerne  ki.  — Wissenschaftlicher 
und  literarischer  Anzeiger.  Ilmberg  1888, 
8.  1042  — 1047. 

Pogliid  ua  czynnosci  sekeyi  archeologicznej  wydxialu 
hisloryczno-literackiego,  a pöfcuiej  wydzialu  archeolo- 
gicznego  Towarzystw-a  Przyjaeiöl  Nauk  w Pimiaiüu 
doGrudnia  188«  r.  — Uebe reicht  der  Leistun- 
gen der  archäologischen  Section  der  hi- 
storisch-literarischen und  nachher  der 
archäologischem  Abtheiluug  der  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  Wissenschaften  in 
Posen  bis  Pecember  188«.  — Zapiski  Archeolo- 
giczne jmznaüskie,  wydawane  przez  Komisyja  Atvheolo- 
gicznt}  Towarzystwa  Prxyjaciöl  Nauk  poxuanskiego, 
pod  redakcyja  Wt.  JaidZewskiego  i D-ra  B.  Erzep- 
Uagä  — Posener  archäologische  Mitthei* 
lungen,  herausge geben  von  der  archäolo- 
gischen Commission  der  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Wissen «o haften  iu  Posen, 
redigirt  von  VL  Jaidiewski  und  Dr.  H. 
Erzepki.  1889,  V.  Heft,  8.  55—  58. 

Pnlawaki,  Casimir.  Wiadomosc  o dwu  zabytkach 
bronzowych  znaleziouych  na  Po«lolu.  — Notiz  über 
zwei  in  Podolien  gefundene  Bronzegegen- 
stände — in:  Pamietnik  flzyjograflezny.  — Phy- 
Biographische  Denkschriften.  Warschau 
1889.  IX.  Band,  4.  Abtheilung,  8.  12  — 26,  Taf.  IV 
(unrichtig  Als  V bezeichnet). 

Biarkowaki,  Priester  W.  Wiadomosci  o zabytkach 
przedhistorycznvch  w okolicach  Pinczowa.  — Be- 
richte über  vorhistorische  Denkmäler, 
welche  In  der  Umgegend  von  Piuczöw  ent- 
deckt worden  sind  — iu:  Zbiör  wiadomosci  do 
Antropologii  krajowej  wydawany  «taraniem  komisyi 
Antropologioroej  Akademii  Umiej<;ttio*ci  w Krako- 
wie. — .Sammlung  von  Materialien  zur 
Kenntniss  der  vaterländischen  Anthropo- 
logie,  herausgegebon  von  der  anthropo- 
logischen Commission  der  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Krakau.  Krakau  1888. 
XII.  Bd.  I.  archäologisch-anthropologische  Abtheilung, 
8.  47  — 55. 

Bopodzko,  Titus.  Poszukiwanüt  archeologiczne  w 
powiecie  Ihumeüskim , guberuii  Minskiej  w r.  1875 
i 1883  dokonanc.  — lieber  die  im  Jahre  1«75 
und  188.1  im  Kreise  Ihumen,  Gouverne- 
ment Minsk,  ansgeführten  archäologischen 


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33 


Urgeschichte  und  Archäologie. 

Untersuchungen  — int  Zbiör  wiadomosci  do  Fre und e de r W issen sehn f t«n  in  Posen , redi* 


Antropologii  krajowej,  wydawany  «taraniem  Komisyi 
Autropologicznej  Akndeinti  U miejetiioaci  w Krako* 
wie.  — Sammlung  von  Materialien  zur 
Kenntnis*  der  vaterländischen  Anthropo- 
logie, herausgegeben  von  der  anthropo- 
logischen  Commission  der  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Krakau.  Krakau  1889. 
XIII.  Rand,  I.  Abtlicilung,  S.  56 — 6'-',  Taf.  VI. 

Szarankiewicz , Dr.  la.  Katalog  archeolojgirzno- 
bibliograflcxnej  wystawy  lnstytutu  Stauropygiauskiego 
we  Lvovie,  otwartej  dnia  1«)  paädzicrnikn  r.  1H88, 
a mujacej  sie  zaraknac  dnia  12  stycznia  1889.  Drugi« 
poprawione  wydnnie.  — K a t » 1 og  d er  a in  10.  Oc- 
tober  18  Ha  eröffnet  an  und  an*  12.  Januar 
188  9 zu  schllossenden  archäologisch-biblio- 
grap hia eben  Ausstellung  des  stau ropygia- 
nischen  Instituts  in  Lemberg.  Zweite  ver- 
besserte Auflage.  Lemberg  I8i>8.  8".  S.  3 und 
117.  Dasselbe  auch  ruthenisclt : Katalob  archeolo- 
liiczesko  * bibliohraflezeakoj  wyztaurky  Stauropihijs- 
kobo  Inntituta  w Lwuwi,  otkrytoj  dnia  10  oktobria 
I H88  a imiejusaezoj  byty  zakrytojd  dnia  12  januari* 
1889.  Lemberg  1888.  8°.  8.  (3)  und  9«. 

Wittyg , Victor.  Wykopal  isko  z pod  Czerwonego 
Dvorn  (18  kilometröw  od  Wilna).  — Ausgrabun- 
gen bei  Cz« r von y Dw»r  (IfiKilomeinr  von 
Wilno  entfernt)  — in:  Atsueuin  (eiue  Monats* 
schritt).  Warschau  1888.  III.  Band,  8.  114 — 120, 
mit  1 Taf.  Abbildungen. 

Zapiaki  Arclieologiczne  poznanskie,  wydawaue  przez 
Komisyja  Archeologicxnt)  Towaneyatwa  Przyjaciöl 
Nauk  pozmmskiägo , pod  redakcyjj)  Wh  JaZdfcewa- 
ktego  i D*ra  B.  Erzapklego  — Posener  nrchänlo- 
gische  Miltheilungen,  herausgegeben  von 
der  archäologischen  Commission  der  Go- 
sel lech  aft  der  Freunde  der  W iss  e n »cli  af- 
ten  in  Posen,  redigirt  von  Vlad.  Jaidtawski 
und  Dr.  B.  Erzepki.  Posen.  4°.  Heil  V,  8.  4.’» 
— 58,  Taf.  XXI  und  3 Abbildungen  im  Text  (Schluss 
des  ersten  Bandes). 

Zapiaki  Arclieologiczne  poznanskie,  wydawane  przez 
Komisyja  Arclieologicznq  Towarzyslwa  Przyjaciöl 
Mauk  poznaiiskiego.  pod  redakcyjij  Wl.  Jaidiewskiego 
i D-ra  B.  Erzepkiego.  — Posener  a rcliüologisch e 
Notizen,  heran  «gegeben  von  der  archäologi- 
schen Commission  der  Gesellschaft  der 


XI.  A in 

(Von  E. 

Barber,  Edwin  A.  A description  of  a Prehistoric 
Cave  Ruin  in  Southern  Utah.  (The  Americau  An- 
tiquarien and  Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888, 
p.  57.) 

Berlin,  A.  F.  Pnleolithics  in  Pennsylvania.  (The 
Americau  Antiquarian  and  Oriental  Journal,  Vol.  X, 
Chicago  1888,  p.  250,  251.) 

Brinton,  D.,  O.  The  Inngtiag*  of  palaeolithic  man. 
Read  betör  the  American  PhilosophiciU  Society, 
Oi  tober  5,  1888.  1H  pp.  8°. 

Brinton,  D.  O.  On  the  alleged  Mongoltan  afflnities 
of  the  American  Race.  (Science,  New-  York.  14.  Sep- 
tember 1888.) 

Bi*  Krage  narb  der  Abstammung  «Irr  Urbevölkerung 
Amerika«  Mt  noch  immer  einr  offene,  wiewohl  bereit*  in 
I.ehrbiii  hrrn  die  Zusaimiirngrhiirigkcil  derselben  mit  den 
Archiv  fttr  AnUirupul<j{rie.  l)d.  XIX. 


girt  von  Vlad.  Jaidiewski  und  Dr.  Ii.  hr* 
zepki.  Posen.  4°.  lieft  3,  1888,  8.  37  — 44,  Taf.  X 

— XIII. 

Zbi6r  wiadomoici  do  Antropologii  krajowej , wyda- 
wany  staraniem  Komisyi  Autropologicznej  Akademii 
Umiejetnosci  w Krakowie.  — Sammlung  von 
Materialien  zurKetintnissdervaterländi- 
sehen  Anthropologie,  herausgegehen  von 
der  anthropologischeu  Commission  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Krakau. 
Krakau  1888.  XII.  Band.  I.  Arehäologisch-authropo- 
logische  Abtheilung,  8.  1—89,  mit  13  Tafeln  und 
17  Abbildungen  im  Text. 

Zbiör  wiadomosci  do  Antropologii  krajowvj  vrydawany 
staraniem  Komisyi  Autropologicznej  Akademii  Umie- 
jetnosri  w Krakowie.  — Sammlung  von  Mate- 
rialien zur  Kenntnis«  der  vaterländischen 
Anthropologie,  herausgegeben  von  der 
anthropologischen  Cominisson  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Krakau. 
Krakau  1889.  XIII.  Band.  I.  archäologisch-anthro- 
pologische Abtheiluug,  8.  1 — 62,  Taf.  1 — VI  und 
5 Abbildungen  im  Text. 


Itussl  and. 

Charuzin,  Alekaej.  O kurganach  Bukiejewskoj 
sliepi.  — Uober  die  Hügelgräber  iKurhanenl 
der  Buk  iej  ew  sehen  Steppen  — in:  Izwiestija 
Imperatorskago  obazezestwa  Lubitielej  Jeeliestwoz- 
nania,  Autropologii  i Etnogratii,  soatojaszczägo  pri 
Imperatorskom  Moskow-skom  Uniwersitietie.  Tom. 
TiXllI.  Trudy  Antropologiczeskago  »tdiel».  Tom.  X.  — 
Bericht  der  kaiserlichen  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Naturkunde,  Anthropologie 
und  Ethnographie  der  kaiserlichen  Uni- 
versität von  Moskau.  LXI1I.  Band.  Arbeiten 
der  Anthropologischen  Abtheilung.  X.  Bd. 
Moskau  1889.  8.  1 — 15. 

Jastrebow,  W.  Ob  archeotogiczeskoj  kartie  Cher- 
sonskoj  gubernii.  — lieber  die  archäologische 
Karte  des  Gouvernements  Cherson  — in: 
Bbomik  ehersonskago  zi«in*twa.  Anzeiger  der 
Landschaft» Verw  altung  von  Cherson..  Cher- 
son 1889,  April.  8.  64  — 67. 


e r i k a. 

Fromm.) 

J ' -.*"•!*  -•  . *.  ' • l'  * 

Mongolen  aU  eine  Thnt»arlie  mifgrfiihrt  wird.  Brinton*! 
Abhandlung  wendet  »ich  gegen  die>e  letztere  Anushme. 
Vergl.  die  Besprechung  von  R.  Andre«  in  den  Mitthei- 
lungeti  der  Anthrojmlogi*«  hen  Gesellschaft  in  Wien,  XVIII. 
Band,  1888,  8.  27«.  277. 

Brown,  Thoraaa  J.  Prohistoric  Artificial  Terra«**  in 
- Ohio.  (The  American  Antiquarian  and  Oriental 
Journal,  Vol.  X,  Chicago  1k8x.  p.  187 — 174.1 
Brühl,  Gustav.  Die  Culturvölker  Alt-Amerika*.  New 
York,  Cincinnati,  8t.  Louis,  Verlag  Von  Benzig^r 
Bros,  1875  — 18  87.  516  8,  8°. 

Eine  Fülle  seihst  ständiger  Studien  über  die  Vorgeschichte 
und  die  älteste  Geschichte  der  amerikanischen  .Culturrälker 
bt  in  dem  jetzt  vollendet  vorliegenden  Werke  niedergele^t. 
Vergl.  die  Be«pre<hang  von  Kndelf  Virchow  in  der 
Zrifwhrift  fär  Ethnologie,  IW.  XX,  1888,  S.  255,  268. 

r> 


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34 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Flint,  E.  Human  Foot  print»  in  the  Eocene.  (The 
American  Antiquarian  and  Oriental  Journal,  VoL  X, 
Chicago  1888,  p.  252  — 254.) 

Flint,  E.  Faleolithics  in  Nicaragua.  (The  American 
Antiquarian  am!  Oriental  Journal,  Yol.  X,  Chicago 
18*8,  p,  Ul,  382.) 

Forrer,  B.  The  Copper  Age  in  Europe.  (The  Ameri- 
can Antiquarian  and  Oriental  Journal,  Yol.  X,  Chi- 
cago 1880,  p.  818  — 321.) 

Gatschot,  Alb.  S.  Archaeology  and  Antliropology. 
< American  naturaliat,  June  1888,  p.  554  — 562.) 

Journal,  The  American  Antiquarian  and  Oriental. 
Yol.  X,  January  — November  1888.  Edited  by  Stephen 
D.  Peet,  Chicago,  111.,  170  Wabash  Avenue,  1688. 
SM  pp.  h1*. 

Mc Adams,  William.  Records  of  Ancient  Races  in 
the  Mississippi  Valley,  with  cuts  and  ▼iewn  illustniting 
over  three  hundred  object»  and  sytnbolic  device*. 
St.  Louis,  C.  R.  Barne»»  Publishing  Company,  1887. 

Vergl.  die  Anreise  im  American  Antiquarian  und  Orieo- 
Ui  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  63,  64. 

Morris,  Charles.  The  Aryan  Raes,  its  Origin  aml 
its  Achievements,  Boston,  S.  C.  drigg*  L Co.,  1888. 

Reteufirt  in  The  Uterary  World,  Botton,  June  23,  1888, 
p.  185;  The  Indi-pcndant  IX.  Y«),  Juue  7,  1888,  p.  722. 

Nissley,  J.  R,  A mound-builderV  cave  in  Ohio.  (The 
American  Antiquarian  and  Oriental  Journal,  Vol.  X, 
Chicago  1888,  p.  43,  44.) 

Peabody  Museum.  Palaeolithic  Man  in  Eastern  and 
Central  North  America.  Salem  1688.  26  pp.  6°. 

Peet,  Stephen  D.  Arcliaeology  and  Etbnology  o 1 
Michigan.  (Mit  einer  Tafel.)  (The  American  An- 
tiquarian and  Oriental  Journal,  Yol.  X,  Chicago  1888, 
p.  30  — 30.) 

Peet,  Stephen  D.  Paleolithics  and  Mound-builder», 
tlieir  age  and  date.  (The  American  Antiquarian  and 
Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  46  — SO.) 


Peet,  Stephen  D.  Heuses  and  House-Iite  among  the 
Prehisloric  Races.  (Mit  zehn  Abbildungen  im  Texte 
und  drei  Tafeln.)  (The  American  Antiquarian  and 
Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  333 — 357J 

Thurston,  G.  P.  Ancient  Society  in  Tenne»**-*.  The 
Mound-builder*  wo  re  Indian».  A {»aper  read  hefore 
the  Tennessee  Hiatorlcal  Society  of  Naxhville,  Dee.  19, 

1887.  Publisbcd  by  Order  of  the  aoeiety.  (Keprinted 
in  the  Magazin*  of  American  History,  May  1888.) 

Tuoker,  Williiun.  Nature  Worship  in  ancient  and 
prehixtoric  Religion».  (The  American  Antiquarian 
and  Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  154 
— 157.) 

Vinin gf  P.  A Stune  CTiarm  in  the  Mouth  of  a Motind- 
buildcr.  (The  American  Antiquarian  and  Oriental 
Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  45,  46.) 

Wilson,  Thomas.  Epitome  of  prehiatoric  archaeology 
in  Western  Europe.  Seeon d paper.  (Mit  zahlreichen 
Abbildungen  im  Texte.)  (The  American  Antiquarian 
and  Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago  1888,  p.  H — 21.) 

Inhalt:  France,  |*»irolithic  »ge;  Neohthic  »ge.  — Great 
Britnin.  — Scotland.  — IreUnd.  — Sa  iUerlsnd. 

Wilson,  Thomas.  Epitorne  of  prehisloric  archaeology 
iu  Western  Earope.  Third  and  fourth  paper.  (The 
American  Antiquarian  aud  Oriental  Journal.  Vol.  X, 
Chicago  1M6»  p.  102—108,  ISS— 106») 

Inhalt:  Spam  aml  Portugal;  Rel^ium  and  Italy.  — Man 
in  the  tertlary  Perlod ; Man  In  the  Qualernary  Pcriod  ; 
the  Man  of  the  Xrolithic  Age. 

Wilson,  Thomas.  Epitome  of  Prehistovic  Archaeology 
in  Western  Europe.  Fifth  Paper.  (The  Aniericau 
Antiquarian  and  Oriental  Journal,  Vol.  X,  Chicago 

1888,  p,  212  — 220.) 

Wilson,  Thomas.  Survivnl  of  the  Stone  Age.  (The 
American  Antiquarian  and  Oriental  Journal,  Vol.  X, 
Chicago  1888,  p.  370,  380.) 


n. 

Anatomie. 


Somatische  Anthropologie  von  Polen  und  Russland. 

(Von  A.  Wreeamowiki.: 


Polnische  Literatur  (1888). 


Kadyi , H.  0 naczyniach  krwionosnych  rdzenia 
pacierzowego.  — Ueber  Blutgefässe  de*  Rücken- 
marks — in:  Pami«;tnik  A ködernd  Umiejtjtnoici  w 
Krakowie.  Wvdzial  Matematyexno-przyrodnicxy.  — 
Denkschriften  der  Akademie  der  Wissen- 
• chnften  iu  Krakau.  3latliematisch-natur- 
wis»eu»chaftliche  Abtlieilung.  XV.  Baud. 
Krakau  1888.  8.  1 — 120,  Taf.  1 — X. 
öuligowski , F.  Wilka  slow  <>  pomiarsch  antropo- 
metrycxnych  mrodxiefty  yimnaxyum  raeskiego  w 
Radomin.  — Einige  Bemerkungen  über  au* 


t bropo  metrische  Ausmessungen  junger 
Männer  des  männlichen  Gymnasium«  i» 
Radom  — in:  Medycyna.  — Die  Medicin  (eine 
Wochenschrift.)  Warschau  1887. 

Talko-IIryncewicz,  Dr.  J.  Trwanie  lycia  ludxkiego 
w powiecie  Zwiuogrodzkim  (gub.  Kijowskiej)  oblicxone 
na  za«adzie  wykazu  zwarlych  w 26  latach  1860 
— 1885.  — Lebensdauer  der  Menschen  int 
Kreise  von  Zwinogrödka  (Gouv.  Kijew), 
berechnet  nach  d er  Todten  liste  fiir26Jahre, 
1860 — 1885  — in:  Zbiür  uiaieryjalöw  do  antro- 


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Anatomie. 


35 


pologli  krajowey,  wvdkwanv  staraniem  Kormsyi  An- 
i i‘u|iologirzn«*j  Akademii  l'iuiejetnosci  w Krakowie.— 
bHinniluni;  von  Materialien  zur  Kenntniss 
der  vaterländischen  Anthropologie,  her* 
ausgegeben  von  der  anthropologischen 
Commissiou  der  Akademie  der  Wissen* 
»chafter»  in  Krakau.  Krakau  1*88.  Z1I.  Hand, 
II.  Abtheiluug  für  Anthropologie  in  engerem  Sinne, 
S.  [Ij  hi»  [19]. 

Russische  Li 

Bogdanow  , Axiatol.  Antropologicseakija  zamietki 
otnoaitelno  tnrke»ian»kich  inomdeew. — Anthropo- 
logische Bemerkungen  über  fremde  Be- 
wohner von  Türke* tan.  — Pulieszestwie  w 
Turkestau  A.  P.  Feldczcnki.  — Heise  in  Türkest  an 
von  A.  P.  Fedczenko,  Heft  22  — in:  Izwiestija  Im* 
(leratorskago  obezczestwa  Lubiticlej  Jestustwoxnaiiij*, 
Antropologii  i KtnograHi,  »ostojaszczago  pri  Imster.  Mo*- 
kowskom  Uniwiersitiefie.  — Berichte  der  kaiserl. 
Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturkunde, 
Anthropologie  und  Ethnographie  an  der 
kaiaerl.  Universität  von  Moskau.  Moskau 
täte.  XXXIV.  Band,  5.  Heft,  B.  1—92. 

Dwizenio  nasieleuia  w Ewropiejskoj  Rossii  za  1883 
god.  — Bewegung  der  Bevölkerung  ira  euro- 
päischen Russland  für  das  Jahr  1883 — in: 
Statisticzeskij  wrumiennik  Rossijskoj  Imperii.  Izdanie 
rcutraliiego  Statist  jezesknga  komitieta  mintsterstwA 
Wnutrennacli  Diel.  — Statistische  Zeitschrift 
des  russischen  Reiches.  Herausgegeben 
von  dem  statistischen  Comite  des  Mini- 
steriums der  inneren  Angelegenheiten.  — 
Petersburg  1888.  Heft  23. 

Polnische  Li 

Kopemicki)  Prof.  Isidor.  Czaszka  z Naelawia.  — 
Ein  Menschenschndel  von  Naclaw  — in: 
Zapiski  Archcologiczne  poznanskie,  wydawane  przez 
Komisyjt»  Archeologiczna  Towarzystwa  Przyjaciö! 
Naitk  poznauskiego,  pod  redakcyja  Wt  Jaidianskiego 
i I)-ra  B.  Erzepkiego.  — Posener  archäologi- 
sche Mittheilungen,  he ratisge geben  von 
der  archäologischen  Commission  der  Ge- 
sellschaft der  Freund«  der  "Wissenschaften 
in  Posen,  redigirt  von  Vlad.  Jaidiewski 
und  Dr.  II.  Ersepki.  Jahrgang  1889,  Heft  V, 
8.  4«,  mit  3 Abbildungen  im  Text. 

K opernicki,  Prof.  Jsidor.  Charakterystyka  flzyczna 
göroli  ruskich,  na  podstawie  wrasnych  spostrzeten 
na  otnbiu'h  kywych.  — Physische  Charak- 
teristik der  rut  henisohen  Bergbewohner, 
auf  Grund  eigener  Unter  such  u n gen  leben- 
der Personen  dargestellt  — in:  Zbl6r  wia- 
domosci  do  Antropologii  krajowej . wydawany  stara- 
niem  Komisyi  Antropologicitnej  Akademii  Uraiejet- 
noaci  w Krakowie.  — Sammlung  von  Materia- 
lien zur  Kenntnis*  der  vaterländischen 
Anthropologie,  hernusgegeben  von  der 
anthropologischen  Commission  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  in  Krakau. 

Russische  Li 

Charuniu,  Aleksq).  Kirgizy  Bukiejewskoj  ordy..  An- 
tropologo-etnologiczesk ij  oczerk.  — Kirgisen  der 
Bukiej  ew  scheu  Horde.  Eine  anthropolo- 
gisch-ethnologische Mkizze  — in:  Izwiestija 


Zbi6r  wiadomoMci  ilo  antropologii  krajowej,  wydawanv 
staraniem  Komisyi  Antropologicznei  Akademii  Umie- 
jetuosci  w Krakowie.—  8a  mmluug  von  Materia- 
lien  zur  Kenntnis»  der  vaterländischen 
Anthropologie,  herausgegebeu  von  der  an- 
thropologischen Commission  der  Ak adern  1« 
der  Wissenschaften  zu  Krakau.  — Krakau 
1h*h.  XII.  Band,  i Abtheilung  für  Anthropologie 
in  engerem  Sinne,  S.  [l]  bis  [19J. 

erutur  (1888). 

RonoczewBkij,  A.  D.  Izmierenie  1 7 czerepo w Oroczej 
i nieskolko  zamietok  ob  etoj  narodnosti.  — Aus- 
messung von  17  Schädeln  derOrotschi  und 
einige  Bemerkungen  über  dies«  Nationa- 
lität — in:  Medicinskija  pribowlentya  k Morskonm 
Hborniku,  Jetomiesiarzuyj  zumal. — Mcdicinisrhe 
Beilage  zum  Marine- A Dr.eiger.  Eine 
Monatsschrift.  Petersburg  ISS*.  VIII.  Band, 
8.  121  — 130. 

Walch,  W.  Mediko-statisticzeskija  swiedieuia  o srtiier- 
tno«ti  nasielenia  w 8.  Pietierburgie,  za  Decabr  1887  za 
Jan  war,  Mart,  Aprel,  Maj,  Jun,  Jul,  Awguat,  Sentiabr, 
Oktiabr  i Nojabr  18»8  goda.  — Mediclnisch-sta- 
tistische  Berichte  über  die  Sterblichkeit 
in  8t.  Petersburg  für  DeCember  1887, 
Januar,  März.  April,  Mai,  Juni,  Juli, 
A ugust,  September,  Octoharund  November 
1888  — in:  Wojenno-medlcinskij  iurnal.  — Kriegs- 
medio! nischet  Journal.  8t.  Petersburg  1888. 
CLXI.  Rand,  8.  83  — »2,  18»  — 200,  31b —324. 
485  — 474;  — CLX1I.  Baud,  8.  109  — 118,  171 
— 180,  241  — 230,  351  — 382;  — CLXII1.  Band, 
8.  81—90.  147  — 150,  247  — 256,  299  — SW. 

,oratur  (1889). 

Krakau  1889.  XIII.  Band,  2.  Abtkeilung,  8.  [l] 
-[54|. 

Nadmorekl,  Dr.  Luduosü  polska  w Prusach  Zacliod- 
nich,  jej  rozwoj  i ruzsiodlenie  w bietacetn  stuleciu.  — 
Polnische  Bevölkerung  von  West  preu  säen, 
ihre  Entwickelung  und  Verbreitung  im 
laufenden  Jahrhunderte,  mit  eiuer  ethno- 
graphischen Kart«  — in : Pamicttiik  flzyjograflczuy.  — 
Fhy  Biographische  Denkschriften.  War- 
schau. IX.  Band,  4.  Abtheilung,  8.  27  — 77,  Taf.  V. 

Pamictnik  flzvjograficzny.  — Physiographische 
Denkschriften.  Warschau  188».  IX.  Baud. 
4.  Abtheilung,  Anthropologie,  S.  1 — 77,  Taf.  I — V. 

Rolle,  J.  Dr.  O dziedzicznnsci  oblakania.  — l’eber 
die  Erblichkeit  des  Wahnsiunes.  Krakau 
1889.  8U.  8.  1—79. 

Zbiör  wiadomosci  do  Antropologii  krajowej  wyduwany 
staraniem  Komisyi  Antropologiczuej  Akademii  Umie* 
jetnowei  w Krakowie.  — 8a mmluug  von  Mate- 
rialien zur  Kenntniss  der  vaterländischen 
Anthropologie,  herausgegebeu  von  der 
anthropologischen  Commission  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Krakau. 
Krakau  l»89.  XIII.  Band,  II.  Abtheilnng  tür  An- 
thropologie im  engeren  Siuue,  8.  fl]  bis  (54j. 

cratur  (1889)* 

Iinjieratorskago  obszesestwa  Lnbitielej  Jestiestwoz* 
nania , Antropologii  i Ktnogralb.  aostojaszczago  pri 
Imperatorxkotn  Moskowskorn  Uniwersicietie.  Toin 
LX11I.  Trudy  Antruiailogiczeskago  otdiela.  Tom  X.  — 

5* 


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36 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Berichte  der  kaiserl.  0 «»«llschaft  der 
Freunde  der  Naturkunde,  A n t h ropulo gie 
und  Et  hnologie  der  kaiserlichen  Univer- 
sität von  Moskau.  LXIII.  Hund.  Arbeiten 
der  Anthropologischen  A b t h e i 1 u n g.  X.  Hand. 
Moskau  18*9.  S.  1 — WO,  Taf,  I — LX,  Taf.  I — XVI 
mit  65  plu  Untypischen  Abbildungen. 

Demiankow  , N.  P.  Mediko  • stathticzeskij  otcxot  o 
zaboleurajetnosti  i smiertnosti  po  wojenno-uczebnym 
zuwiedieniam  za  diesiatiletie  Ih7« — | hh;>.  — Medi- 
ci nisch  - statistischer  Bericht  über  das 
Erkranken  und  die  Sterblichkeit  in  Kriegs- 
Lehranstalten  für  das  Decennium  187« — 1885 

— in:  W'ojenno - medlcinskij  zumal.  — Kriege- 
rn ed  i c in  i sch  es  Journal.  St.  Petersburg  1888. 
CLXV.,  CLXVI.  Band. 

Iswieetija  Impevatorskngn  obszcxestwa  Lubitielej 
Jtstiestwoznauija,  Antropologti  i Etnografti  sostojasz- 
cxago  pri  Imperatorskoin  Motkowskom  Uniwer- 
sitietie.  Tom  LXIII.  Trudy  Atitropologiczeskago 
otdiela.  Tom  X.  — Berichte  der  k Aiserl.  Ge- 
sellschaft der  Freunde  der  Naturkunde, 
Anthropologie  und  Ethnographie  der 
kaiserl.  Universität  von  Moskau.  LXIII. 
Band.  Arbeiten  der  Anthropologischen 
A btheilung.  X Band.  Moskau  1*89.  4°.  8.  1 

— 550,  1 — LIX,  I — 15  (2),  mit  XVI  phototypi- 
schen Tafeln. 


Benin.  Ocserk  inorodeew  runkago  poliereiija  Tichago 
okeatm.  — KineKkizze  fremder  Bevölkerung 
der  russischen  Küste  des  Paci  fischen 
Oceans  — in:  Izwiestija  Im|ieratm>kMgo  Uutukago 
Geogratlczenkago  ütazcxestwa.  Berichte  der 
kaiserlich  russischen  geographischen  Ge- 
sellschaft. XXIV.  Band.  Et.  Petersburg  1888. 
s.  m — 198. 

Stogm&n , A.  K.  K Mamepianando  no  bonpocy  o 
wzaimnych  utnoszenijacli  rosta,  okmZnosti  grudi  i 
wies*  tiela.  — - Ein  Beitrag  zur  Kenntnis* 
der  gegenseitigen  Beziehung  der  Statur, 
des  Brustumfanges  und  der  Körperschwere 
— in:  Wojetmo-medicinakij  zurnad.  Kriegsmedi- 
oinisches  Journal.  CLXV.  Band.  St.  Peters- 
burg 1889. 

Walch,  W.  Mediko  statistiezvskija  swiedienia  o 
smiertnosti  nasielenia  w S.  Peterbnrgie  za  Dekabr 
1888,  Jan  war,  Fewral  i Mart  1889  — za  Aprrl,  Maj. 
Jmi  i Jul  1889  — za  Awgust,  Sentiabr,  Oktiabr  i 
Nojabr  1889.  — Medicinlsoh-statistiaoha 

Berichte  überdieöterblichk  eit  in  St.  Peters- 
burg für  Daceinber  1888,  Januar,  Februar 
und  März  1889  — für  April,  Mai,  Juni  und 
Juli  1889  — für  August,  September,  Goto* 
bet  und  November  1889  — in:  Wojcnno- tnedi- 
cinskij  iaraah  — Kriegsmedicin  isches  Jour- 
nal. St.  Petersburg  1889,  CLX1V. , CLXV'.  und 
CLXVI.  Band. 


in. 

Völkerkunde  (1887). 

(Von  Dr.  B.  Soheppig  in  Kiel.) 


Vorbemerkung.  Diu  Jahreszahl  1887  sowie  die  Foriuathezeichnung  8°  ist  in  der  Regel  weg- 
gelassen.  Für  aomailBche  Anthropologie  in  Betracht  kommende  Artikel  sind  du  roh  einen 
Stern  (*)  gekennzeichnet. 

I.  Quellenkunde. 


1.  Literatur  der  allgemeinen  Völkerkunde. 

a.  Bibliographien . 

Fromm,  E.  Uebersicht  der  vom  November  1886  bis 
dahiti  1887  auf  dem  Gebiete  der  Geographie  er- 
schienenen Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 
Zeitachr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde,  Berlin,  22,  495  ff. 

Müller,  A.  Orientalische  Bibliographie.  Baud  1 
(18871.  Berlin,  Reuther,  1888.  300  S. 

,Die  Bibliographie  nmfsMt  Alks,  was  sich  auf  Yulks- 
thum , Religion,  Sitten  uml  Gebräuche,  Sprache,  Literatur 
und  Geschichte  der  Völker  Asiens,  Ozeaniens  und  Afrikas 
bezieht."  ( Prospekt.)  Siehe  unten  Asien. 

Zeitschriften.  Inhalt* Verzeichnisse  tinden  sich  in : 
Somtnaire  de*  pcrtodiqm-s  r<9,’Us  der  Revue  d’Anthro- 


pologie; Revue  des  p4riodiques  der  Materiaux  pour 
l’histoire  primitive  et  naturelle  de  Utoaime;  Rivista 
delle  riviste  des  An  liivio  per  l'autropologia ; und 
für  russische  Periodic*  unter  den  New  Geogrn- 
phical  Publications  der  Proceedings  of  Ute  R.  üeo- 
gmpbtcnl  Society. 

Vgl.  ferner  die  Literaturverzeichnis*«  in  Petormann'a 
Mitthrilungm,  in  der  Revue  d'Kthnographie  und  die  Biblio- 
graphie der  periodischen  Literatur  in  den  Mittheiluugrn 
der  Wiener  geographischen  Gesellschaft. 


Lofövro-Pontalia,  E.  Bibliograph!»  des  soetätta  savan- 
tes  de  la  France.  Paris,  Impr.  nat.  VIII,  142  pp.  4°. 

Tftblo  des  articles  publik*  par  la  Revue  de  la  Societ«'* 
de»  traditions  populuire«.  Materinux  pour  l’hiat.  de 
l’homme  21,  185 — 109. 


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Völkerkunde. 


37 


Valide,  I*.  Bibliographie  «Uh  bibliographie».  Supple- 
ment. l'.iri»,  Terqueni.  359  pp.  gr.  8*. 

Woigol's  Systematisches  Verzeichni«»  der  Hauptwerke 
der  deut*chen  Literatur  am  den  Gebieten  der 
Geschichte  und  Geographie  von  1820—1882.  Bearbeitet 
von  K.  Kr* mm.  Leipzig,  T.  O.  Weigel.  VIII,  I99S.  4“. 

b.  Jahresberichte  and  britische  Revuen. 

Gerland , G.  Bericht  über  die  ethnologische  For- 
«chung  r.fuli  1886  bin  Ende  18x6).  Geogr.  Jahrbuch 
13,  407  — 476. 

* Ranke ) J.  Wissenschaftlicher  Jahresbericht  des 
Geueralseci'et&rs  der  deutschen  an!ht*upi>logi«chen 
Gesellschaft.  Comrspondenzbl.  der  d.  Ges.  I*.  Antlirop. 
1*.  £7  ff. 

Supan,  A.  Geographischer  Literaturbericht  Ihr  1887 
I Beilage  zum  33.  Bande  von  Petermaun's  Mitthei- 
1 ungen  I.  Gotha,  Perthes.  126  S.  -4U. 

Literaturbericht  in  Mittheilungeu  der  Anthropolo- 
gischen Gesellschaft  zu  Wien  (ltd.  XVII,  l»87j. 

Revue  fran^aise  et  Revue«  ütrangsres  in  Revue 
d'anthropologie  (Annee  XV U Paris  1667). 

Index  of  Archneological  Paper«.  Supplement,  zu:  The 
Archaeological  Review.  Vol.  1.  London  1886. 

Vgl.  ferner  die  Jahresberichte  «1er  geogr&pbi»<-heti  Gesell* 
.•  hstt len.  in»l«e*oti<Jere:  Ch.  Mauuoir,  Rapport  sur  les  trtt- 
vaax  <1e  In  wwiete  de  g^ographie  ei  sur  Ic«  progre*  «Ich 
Sciences  ceogrsphique«  pendant  l'nnn^e  18M7  (Bull.  So»-, 
de  geogr.  Baris.  7e  Serif,  T.  9,  p.  1 — 147). 

c.  Zeitschrißen. 

Belgien.  Bulletin  de  la  «ocicte  d'atithropologie  de 
Bruxelles.  T.  V (1686/87),  T.  VI  (1867/88). 

Deutschland.  Archiv  f.  Anthropologie.  Bd.  XVII. 
Braunrchweig  1886.  — ComspoodensbL  d.  d.  Ges. 
für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
Bd.  XVIII.  München.  — Ausland.  Jahrgang  60. 
Stuttgart  u.  München.  — Globus.  Bd.  51  n. 51;  Braun- 
schweig. — Verhandlungen  der  Berliner  Ges.  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  Jahr- 
gang 1877.  Berlin.  — Zeitschrift  für  Ethnologie. 
18.  Band.  Berlin. 

England.  The  Journal  of  the  Anthropologien!  In- 
stitute. Vol.  XVI,  Nr.  3,  4.  Vol.  XVII,  Nr.  1.8. 
Loudon. 

Frankreich.  Bulletin»  de  la  soci£t£  d’autliropologie 
de  Paris.  Je  serie,  T.  X.  Pari».  — Bulletin  de  la 
* op.  d'anthrop.  de  Lyon.  T.  VI.  Lyon,  — Materiaux 
pour  riiistoiro  primitive  et  naturelle  de  riiomine. 
Vol.  XXL  Pari».  — Revue d’nnthmpologie.  AnnteXVl 
(Serie  3 , T.  2j.  Pari».  — Revue  d'ethnographic. 
T.  VL  Pari».  — Le  Tour  du  Monde.  T.  Lift,  LIV. 
Paris.  — Annales  du  Mus4e  Guimet.  T.  X.  Paris., 

Italien.  Archiv  io  per  l'Antropologi*  e la  KtnologUn 
Vol.  XVII.  Firenze. 

Niederlande.  Revue  coloniale  internationale.  T.  III. 
Amsterdam. 

Oesterreich.  Mittheilungen  der  Anthropol.  Ge*,  in 
Wien.  Bd.  XVII.  Wien.  — Annalen  de*  k.  k.  Hof- 
museum». Bd.  II.  Wien. 

Russland.  Sammlung  von  Materialien  zur  Ethno- 
graphie, hemusgegeb.  irn  Raecl»  ko  wVchen  ethnogr. 
Mu*euin.  (Red.  W.  F.  Miller.)  Bd.  II.  Moskau.  (Ru*».) 

Skandinavien.  Yraer.  7.  arg.  Stockholm. 

Die  grographisrhen  Zeitschriften  sind  im  Ueegr.  Jshriau-b 
Bd.  X verzeuhnet. 


d.  Congresse. 

American  Association  for  the  Advancement  of 
Science.  3.V*»  Meeting  held  stt  Burtalo.  in  August 
18*6.  (Proceediuga.  Sh  lern  1887.  Sectiou  II. : Anthro* 
pology  p.  277—336.) 

Association  fran?aise  pour  l'avanceraent  des 
Bciences.  16e«e«ion,  Toulouse  1687.  (Compie  rendit. 
Paria  1887  — 1888.  Ile  »ectitdi:  Anthropologie.  I. 
276  — 302:  II.  682  — 765  f.  Vgl.  Rev.  dVthnogr.  rt, 
492  — 

British  Association  for  the  Advancement  of 
Science.  är*1»  Meeting  held  at  Muuche«t*r  in  August 
and  September  188“.  (Report.  London,  Murray. 
Section  H:  Anthropology  p.  883  — 914.) 

Deutscher  GeographentAg  (VII.).  KarUrnhe.  14.  bi« 
16.  April  1887.  (Verhandlungen.  Berlin,  Reimer. 
VergL  Peterutann’s  Mittheil.  33,  147  ff.;  Aoslaad  60, 
Nr.  1»  f.) 

Deutsche  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Eth- 
nologie und  Urgeschichte.  1«.  allgemeine  Ver- 
sammlung. Nürnberg,  8.  hi»  12- Augu»t  1*k7.  (Steno- 
graphischer Bericht  in»  Correspondeneblatt  XVIII, 
73  ff.) 

Deutsche  Naturforscher  und  Aerete.  6o.  Ver- 
»Htnmluiig.  Wiesbaden,  September  18*7  (*.  Taueblatt 
der  Versammlung). 


2.  Museen  und  Ausstellungen. 

Amsterdam.  H*t  Ethnographisch  Mutfum  van  bet 
Kuniriklijk  Zoologisch  Genootschap  .Natura  Arti» 
Magistra"  te  Amsterdam.  — C.  M.  Pleyte  Wzn.  Gid» 
voor  den  Bezoeker.  Amsterdam.  3 deeleu,  1868. 
Vergl.  Intern.  Are)»,  f.  Etbuogr.  1,28  — 29;  115  — 119; 
2,57  — 56.  — Nederlandsct»  Museum  voor  G«-«chiedeuis 
en  Kumt.  Vgl.  Intern.  Arth.  f.  Ethnogr.  2,  57. 
Aarau.  Ethnologische*  OsvwlwmtiKUm.  Vgl.  vor- 
jährigen Bericht. 

Barmen.  Museum  der  rheinischen  M Urion.  Vgl. 
Intern.  Aruh.  t*.  Ethnogr.  2,  68.  Katalog  (Bornen, 
Sumatra,  Herrerohtnd).  Barmen  1868. 

Berlin.  Königliche»  Museum  für  Völkerkunde.  Führer 
durch  die  Samtnlungeu  de*  M.  f.  V.  Berliu,  24ü  8. 
(dazu  Karteu).  Fr.  Heger,  Die  Einweihung  de»  neueu 
Museum»  für  Völkerkunde  in  Berlin.  Mitthetl.  Au- 
throp.  Ge».  Wien  XVII.  ‘ Sitxungsber.  15  — 2o.  Vgl. 
Intern.  Arch.  f.  Ethn««gr.  1,  119  f . ; 2,  58  f.  (Jeher 
neue  Erwerbungen  «dein:  auch  Verb.  Berl.  Ge»,  f. 
Authrop.  1887,  383  f,,  419  f.,  882  f.  — K u ii  »tge  werbe  - 
nmwum.  Vergl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  2.  61. 
Bern.  Antiquarische»  Museum.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Ethnogr.  i.  68. 

Braunschweig.  Herzogliche«  Museum.  Br.  Riegel, 
Führer.  Braunschweig.  324  S.  Vgl.  Intern.  Arch. 
f.  Ethnogr.  1,  68,  69. 

Budapest.  Ungarische«  Nationatmuseuin.  Vgl.  Intern. 
Arch«  i.  Ethnogr.  1,  69. 

Cambridge  |Kuglan«l|.  Museum  of  General  and  Local 
Archaeology.  3d  and  4**'  Annual  Report.  Cambridge 
1887.  8U.  Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  I,  110  f.; 
2.  61. 

Cherbourg.  Mu*4e  <Vlii»toirs  naturelle.  E.  Harav. 
Le*  ndlertion»  ethmtgrapliique*  du  cabinet  d’histoire 
naturelle  de  Cherbourg.  Rev.  d’Enthnogr.  8,  255— 

Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  2,  62  (liegender«  Mar- 
keMiiuflsln). 


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38 


Verzeichnis#  der  anthropologischen  Literatur. 


Crefeld.  Museum.  Vgl.  Intern.  An  h.  f.  Ethnogr.  I, 
23«;  2,  tU. 

Danzig.  WefttpreuB6i*cl»e*  Provinxialmmeiini.  Bericht 
«her  die  Verwaltung  für  1P**7.  Danxig.  4°.  V ul« 
intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  I,  111  (besoudeis  Hüdsee). 
Barmatadt.  Ort  »«hem  »gl.  hesa.  Museum.  Vgl.  Intern. 
Arcli.  f.  Ethnogr.  1.  111  (IjeBonder*  Indonesien  und 
Peru). 

Dresden.  _ lyünigl.  zoologische*  und  anihropologi«ch- 
ethnognqwische*  Museum.  Ahlmnd lungert  und  Be- 
richte , 1886/87.  Heransgegeb.  von  A-  II.  Meyer. 
Berlin,  Friedländer.  Vgl.  Intern.  Arth.  f.  Ethnogr. 
2,  «4,  — König).  mineralogisch-geologische«  und  prä- 
historisches Museum.  Führer,  Dresden,  Bausch.  5?  8. 
Düsseldorf.  Kunstgewerbemuseum.  Vgl.  Intern.  Arch. 
f.  Ethnogr.  tu. 

Proiburg  i.  Br.  Museum  für  Urgeschichte  und  Völ- 
kerkunde. Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  162. 
Haarlem.  Kolmiinal  Museum-  Vendag  1867.  Vgl. 
Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  198,  199  (auch  Südsee). — 
Museum  van  Kunstnij verlieh!.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Enthnogr.  2,  64. 

Hamburg.  Museum  für  Völkerkunde.  Vgl.  Intern. 
Arch.  f.  Ethnogr.  1,  199  (liier  ein  Theil  des  alten 
Museums  Godefroy).  — Kunstgewerbemuseum.  VgL 
Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  199.  — Sammlung  vor- 
geschichtlicher Alterthümer.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Ethnogr.  1»  199,  20u. 

Helsingfora.  Ethnographisches  Museum  der  Univer- 
sität. Vgl.  Intern.  Arcli.  f.  Ethnogr.  1,  200;  2,  64 
(besonders  Bebritigstraase.  China.  Ostjakeo,  Aegypteu). 
Jena.  Ethnographische  Sammlung  der  Universität. 
Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  200  (las*.  Hinter- 
indieu,  Hochasien,  Japan). 

Karlsruhe.  Grosaherang).  ethnographische  Sammlung. 

Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  200. 

Kiel.  Museum  für  Völkerkunde  der  Universität.  Vgl. 
Intern.  Areb.  f.  Ethnogr.  i,  800;  8«  64;  au<  1»  Mitui. 
d.  anthrop.  Vereins  in  Schleswig-Holstein  2.  33 — 39. 
Kopenhagen.  Künigl.  ethnographisch«  Museum. 
Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  6»,  70  (besonder* 
Grönland). 

Leiden.  Ethnogr*  phihchea  Rijksmuseum.  Verslags. 
Vgl.  Intern.  Arch.  f,  Ethnogr.  1,  237  — 241.  — Rijks- 
museum van  Oudheden.  Vgl,  lutem.  Arch.  f.  Ethno- 
graphie 2,  A4. 

Leipzig.  Museum  für  Völkerkunde.  15,  Bericht, 
Leipzig  1667.  Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  2,  64,  65. 


London.  British  Museum.  Statement  of  progre**  and 
acquisilious  made  iu  the  dwpartment  of  British  and 
medieval  autiquiiie*  and  «lliuograpby  in  the  yaar 
180?»  London.  M.  PJqrte»  The  present  »tat*  of 
the  ethuographical  «e-ction  of  British  Museum.  Rev. 
col.  intern.  1887 , Janvier.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Ethnogr.  2,  110.  — South  Kcoaingtim  Museum  (für 
Kunstgewerbe). 

Madrid.  Museo  arqueologico.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Ethnogr.  2,  113,  1 14  (Iwsonders  Mexico.  Mittelamerika 
und  Perul. 

Mainz.  Ethnologische  Sammlung.  Vgl.  Intern.  Arcli. 
f.  Ethnogr.  2,  113  (Südsee;. 

Moskau.  I)  a s c li  k o w ' sclic«  ei  hnograpbiscbea  M useum . 
l>escription  systüinatique  des  ctdlections  du  Musee 
Daacbkow.  Livr.  1 tr.  Moscou  lau“.  Vgl.  Intern. 
Arch  f.  Ethnologie  2,  114  — 115  (bes.  mongolische 
Rasse). 

Paria.  Muse«  Tfocadem. 

Rom.  Museo  preist>«rico  ed  einograftco.  G.  A.  Colin», 
Coronaca  (Anno  111,  1666/87)  in  Boll.  8oc.  geogr. 
it«*l.  24,  145  IT.,  550 ff,,  649  IT.  L.  Pigorini.  Nuove 
ci dh-r.ii »ui  etnografleh«  acqui»late  dal  Museo  pre- 
istorico-etnograflca  dp  Roma.  Itendiconti  Acc.  dei 
Linoei  3,  284—286. 

8t.  Gallen.  Museum  der  geogntphisch-commerciellen 
Gesellschaft. 

8t.  Petersburg.  Ethnographische«  Museum  der  ktmtrl. 
Akademie  der  Wissenschaften.  Vgl.  Intern.  Arch.  f. 
Ethnogr.  1.  162. 

Wien.  Hofmuseum.  Jahresbericht  für  1687.  Wien. 
Annalen  Ikl.  II. 

Zürich.  Museum  der  Ethnograph  iseben  Gesell  sc  hu  ft. 
Vgl.  Intern.  Arcli.  f.  Ethnogr.  1,  234  (bes.  Südwesl- 
afrika.  Madagaskar,  Guatemala). 


Bahnson , Kr.  Ethnograftske  Museer  i CdUndet. 
Aarboger  for  nonl.  Oldk.  og  Historie  1687.  Deutsch 
von  J.  Mestorf;  Ueber  ethnographische  Museen. 
Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Sammlungen 
in  Deutschland . Oesterreich  und  Italien.  Mittli. 
Anthrop.  Ge*.  Wien  16,  108 — 164  (vgl.  M.  Uhl«  in 
Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  2,  74,  75). 

Muon , O.  T.  Methode  de  classiAeation  dans  les 
tnusees  eihnographique«.  Rev. d’Eihnugr.  1,  239— -242. 
Meyer,  A.  B.  Neue  Einrichtungen  de*  künigl.  zoo- 
logischen und  anthropologischen  Museum*  zu  Dres- 
den. Abhaudl.  n.  Berichte  1886/1867,  Nr.  1 (14  S). 


H.  Ethnologie. 


1.  Methodik. 

Aohelis,  Th.  Di«  Entwickelung  und  Aufgabe  der 
modernen  Ethnologie.  D.  Rundschau  1868,  Januar, 
B.  60  — 83. 

Achelis,  Th.  Die  Priocipieu  und  Aufgaben  der 
Ethnologie.  Arch.  f.  Anthrop.  17,  265  bi*  277. 

Achelis,  Th.  Der  whsenachaftliche  Charakter  der 
Kthuologie.  Z.  f.  Yülkerps.  17,  20—51. 

Vgl.  hierzu  St  eint  ha  l »Cid.  p.  109  — 112. 

Fauvelle,  Dr..  Des  causes  d'erreur  en  anthropologie. 
Bull.  auc.  d‘nuthio|i.  Paris.  10,  863  — 880b  Di.s- 
cuKsion. 


Steinthal}  H.  Der  Begriff  der  Völkerpsychologie.  Z.  t*. 
Yülkerps.  17.  233  — 264. 

Gegen  Paul  und  Wundt  für  ihre  Stellung  *1*  psycho- 
logische Wissenschaft. 

Wundt,  W.  Ueber  Ziele  und  Wege  der  Völkerpsycho- 
logie. Philos.  Studien  4,  1 — 27. 

Sie  hat  * h h au  ruhten  auf  Sprache,  Mvlhu»  und  Sille, 
weil  die-e  den  Umläng  de»  individuellen  RewuskUrin- 
ftberschreites. 

*2.  Allgemeino  Anthropologie.  Rassen- 
charaktere. 

Bertillon.  De  la  nmrphohigie  du  i»ez.  Rev.  d'Authrop, 
16,  168—  169. 


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Völkerkunde. 


39 


Brinton,  D.  G.  Auchrnpology.  (In:  Iconographic 
Kncvclopedia  of  tlie  arts  and  sciencc*. ) Philadelphia, 
Le vy type  Co. 

Vgl.  Topinard  in  Rev.  dMnth^  17,  104,  105. 

Chudzinaky,  Th.  Quelques  nota*  Mir  U splanchno- 
logie  den  races  humaiues.  Rev.  d’Ant hroj>.  in, 
275  — 200. 

Harley,  L.  Comparison  between  the  recuperativ** 
bodily  pow*r  of  man  in  a nule  aml  in  a higlily 
civilised  state;  illustrative  of  the  probable  recupe- 
rative  rapacity  of  men  the  slone-age  in  Europa.  J. 
Anthr.  Inst.  1*7,  108—118.  Discu«sion. 

Hovelacque,  ▲.  et  G.  Hervö.  Preci*  d’aothropologie. 
Paria,  Delataye. 

Vgl.  Topin nr«l  in  Rev.  d‘Antlirop.  16,  402  — 485. 

Mnnouvrier,  L.  La  platycn^mie  ehe«  l'honime  et 
che*  l«s*  singe*.  Bull.  8oc.  d' Anthrop.  10,  128 — 131. 

MathewB,  P.  W.  P.  Notes  on  the  early  development 
of  nboriginal  women  in  all  latitudes.  Proc.  Canadian 
Inst.  22,  181  — 188. 

1‘eber  die  Kutamenialzeit. 

BchaafFhausen , H.  Die  Physiognomik.  Arelt.  f. 
Anthrop.  17,  809 — S31. 

Topinard,  P.  Anthropologie.  Nach  der  3.  franz. 
Aufl.  übersetzt  von  Dr.  R.  Neuhaus«.  Leipzig, 
Frohberg. 

Welcker,  H.  Cribra  orbitalia,  ein  ethnologisch-dia- 
gnostische* Merkmal  am  Schädel  mehrerer  Menschen- 
rassen. Archiv  f.  Anthrop.  17,  1 — 18.  Tafel. 


3.  Einfluss  dos  Klimas  und  dos  Milieus. 

KirohhofF,  A.  lieber  den  Einfluss  von  Steppen  und 
Wüsten  auf  die  Völkerentwickeluog.  D.  Rundschau 
f.  Ueogr.  IX.  1888. 

Pallmann,  R.  Die  Rewohubarkeit  der  Tropen  für 
Europäer.  Eine  c ult urgeographisclie  Studie.  Berlin, 
Kühe.  56  8.  gr.  8°. 

Wagnier,  L.  Des  climats  frohl«  au  point  de  vue 
de  la  vie  humaine.  Bull.  onc.  de  geogr.  de  Lille  7, 
401  lf. 

4.  Allgemeine  Sooiologie. 

Brinton,  D.  G.  Ethuology.  (In:  Iconographie  Ency- 
clopedia  of  tlie  arts  aud  Science*.)  Philadelphia, 
Levytype  Co. 

Die*-e  Sucio  logie  ist  kurz  anahdrt  von  P.  Topinard  in 
Rev.  d’ Anthr.  17,  107. 

Bordier,  A.  La  vie  des  sociltds.  Paris.  359  pp. 

Kuliaoher,  M.  J.  Skizzen  über  vergleichende  Ethno- 
graphie und  Cultur.  St.  Petersburg,  Skorochodow. 
XV,  267  8,  (Russisch.) 

de  Lapouge.  Les  »elections  sociale*.  Rev.  d’Anthmp. 

16,  519  — 550. 

Lubbook , Sir  John.  Une  Conference  sur  le»  »au* 
vag«?*.  R«;v.  iPAnthrop.  16,  369  — 372. 
t(rsuui£  eine»  Vortrag»  von  Lubbock. 


5.  Spociello  Sociologie. 

Familie. 

Dewar,  C.  B-  Stadien  Ober  das  Familienleben.  lieber*, 
von  P.  M-  Baumgarten.  Paderborn,  Bchüningh. 
256  8. 


Die  vorchristliche,  die  christliche  und  die  nachchristliche 
(muhanu-l.-mi-Hi»*  und  moderne)  Familie.  Nur  die  kathi» 
lische  Ehe  whaltl  eine  wahre  Familie.  Vgl.  Globus  52,  96. 

The  Form  of  Captu  re  in  marriage  ceremouies.  West- 
minster  Rev.  1887,  June,  p.  283—294. 

Hurtrel , Mrne  A.  La  Femme,  sa  condition  sociale 
«le  puis  l'antiquii«-  jus«|u‘»  uu  jour*.  Paris,  Hurtrel. 
281  p,  4°.  avec  pl.  et  gr. 

Huth,  A.  H.  Marriag«  of  Near  kin.  Law  of  Kations, 
ltesult*  of  Experienc«.  London,  Lottgman*. 

Jung,  Dr.  E.  Polyandrie  und  Polygamie.  Globus 
32,  80—103,  103—107. 

Floss,  H.  Das  Weib  in  der  Natur-  und  Völkerkunde. 
Anthropologische  Studien.  Zweite  stark  vermehrte 
Auflage.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  bearbeitet  von 
M.  Bartel*.  2 Bde.  Leipzig,  Grieben.  576,  719  8. 
Illust  rirt. 

Wesentlich  bereicherte  und  verbot- serte  Ausgabe  de«  be- 
kannten Hauptwerkes.  Vgl.  Verb.  Berl.  Gin.  f.  Krdk.  15, 
151  — 153. 

Thwing,  C.  H.  and  C.  F.  B.  The  Family  an  histo- 
rtcal  and  social  study.  Berlin.  213  pp. 

Staat  und  Recht. 

Bastian.  Priesterkönigtlium.  Verh.  Bert.  Ges.  f. 
Anthrop.  1867,  711  — 712. 

Fuld , L.  Ibis  Asylrecht  im  Alterthum  und  Mittel- 
alter.  Z.  f.  mg!.  Bechtaw,  7,  109 — 157,  283  — 994, 

Gomme,  8.  L.  On  the  evidence  für  Mr.  Mc  Len* 
nstiV  Theory  of  the  primitive  human  honls.  J. 
Anthr.  Inst.  17,  118—133.  Disc. 

de  Lapouge,  G.  L'antliropologie  et  la  sei** nee  poü- 
tique.  Re v.  d’ Anthrop.  16,  136  — 157. 

Woisongrün,  P.  Die  Entwickclungsgcwt*«*  der  Mensch- 
heit. Eine  Aocialphilosopbisclie  Studie.  Leidig, 
Wiegand.  IV,  213  8. 


Körperliche  Verstümmelungen. 

Bcrchon,  E.  Bur  le*  origine*  et  le  but  du  tatouage. 
Bordeaux.  23  pp. 

Joest,  Wilh.  Tatowiren,  Narbenzeichnen  und  Kör- 
perliemalen.  Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Ethno- 
logie. Mit  11  Tafeln  in  Farbendruck,  1 Lichtdruck- 
tafel  und  30  Zinkätzungen  nach  Originalzeichnungen 
von  O.  Finscli,  CI.  Joest,  J.  Kubary  und 
P.  P re  iss  ler.  Neb*t  Original  * Mittheilungen  von 
O.  Finsch  und  J.  Kubarv.  Berlin,  Asher.  VIII, 
128  8.  Folio. 

Der  Verfasser  will  kein«  erschöpfende  Behandlung  de* 
Gegenstände»  geben,  „Maudern  beabsichtigt  nur,  in  vor- 
liegender Arbeit  seine  während  mehrjähriger  Reiten  in 
Amerika,  Asien,  Indonesien  und  Afrika  gemachten  Beob- 
achtungen ntalenulrgvn  und  dabei  zu  versuchen , unter 
Benutzung  «les  weiteren  ihm  bekanntes  re*p.  zugänglichen 
Material»,  die  Titowirung  nelwt  deren  Vorstufen  zumal 
von  «ler  psychologischen  Seite  zu  bchsmleln*  (8.  2).  Den 
Ursprung  «ler  Bemalung  findet  er  in  der  Absicht,  die 
Witteruugseinflüfse  wie  die  InsectenstiHie  sbzuwehren,  den 
Feind  zu  erschrecken , sich  zu  rer*ehöiienu  Der  Haupt- 
zweck der  Tütowirung  ist  der,  dem  anderen  Geschlecht«* 
besser  zu  gefallen. 

L&fargue,  P.  La  circoncisiou,  sa  Mgniflcation  sociale 
ct  religieuse.  Bull.  soc.  d’anthrop.  Pari*.  10,  420  — 436. 

„Ln  < ircom-Uion  presente  de»  cararttro  nettement  t rauche» 
»uivant  le»  Hasses  et  le»  peuple*  rlie*  qui  «m  Tobserve.  D«n» 


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40  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


le»  km  *rih*lab>  de  l'Eg»  pte  et  de  PAsoe  anlerietue, 

eil«'  |»rol«ableinent  I*  forme  U |du*  alten  ue«  d'horriblcs 
mutilntion»  pratiquees  pour  bonoier  leb  |*retni»-re» 

Lr»  |»*>ii|»la«lv»  »nuvsg«-»  tont  de  U * irc<>n»  idun  u»  »ir* 
rite»  ile  rinitiatioii  ä ln  «'Lute  de»  gurrrier».  Che*  d'sutre* 
pcuplnde«  UrUrr»  , eile  e»t  unc  ceremonie  rclicieun:,  m» 
iiomiiuigc  reudu  ä ln  divimle,  totijour*  tualfacouite  et 
eruelle,  k »jui  il  taut  Micririer  une  parti*  |«our  conserver 
le  rrbte;  eile  e*t  la  tnarque  ineihiy'Hbie  du  contral  eatre 
rhunniic  et  Dien“  (pp,  435  — 434). 

Pokrowsky , Dr.  EinAo-s  der  Wiege  auf  die  kfiiiftt» 
liclie  Verstümmelung  des  Schädels.  Mein.  Soc.  de« 
Amis  Sc.  nnt.  Moscou,  1hh4  iltu«si«ch). 

Vgl.  Rev.  d'Anthrop.  14,  238  — 239. 

Andree , R.  Da»  Zeichnen  lad  den  Naturvölkern. 
Mit  3 Tafeln.  Mittheil.  Authrop.  Ges.  Wien  17, 
BR  — l"B. 

Blondel,  Bpire.  L’Art  capillitii*  che*  len  peuple* 
primitif».  Rev.  d'Ethiu>gr.  d,  414  — 427. 

G.  Chauvct.  Etüde  prelmtorique.  Le»  dehnt«  de  la 
grnvur*  et  tle  la  sculpturc.  Melle,  Lacnve.  b(>.  ftg. 

Religion  und  CtiHus. 

Bacon,  T.  8.  Th*  hegiuniug«  of  religion.  London, 
Rivingion.  534  pp. 

Bastian,  Ad.  Die  Welt  in  ihren  Spiegelungen  unter 
dem  Wandel  des  Vöikergedatikens.  Prolegomena  zu 
einer  Gedankonstatistik.  Berlin,  Mittler.  XXV11I, 
42h  S.  irr.  8".  Hierzu : Ktlmologiarlies  Bilderbuch. 
Mit  erklärend*))!  Text.  VI,  I9f»  S.  (24  Tafeln, 
Querfolio.) 

Ch&ntepie  de  la  Bausaaye , P.  J.  Lehrbuch  der 
Religionageschichte.  Bd.  1.  Freiburg,  Mohr.  X, 
4h:.  s. 

Clarke,  H.  W.  .Historv  of  Titbe«,  from  Abraham  to 
Qu.  ;e»  Victoria.  London,  Redway. 

van  Ende,  N.  llistoire  naturelle  de  la  croyane«.  Ire 
partie.  1/anhnaL  Paris.  AUau.  320  pp. 

Vgl.  G.  Kodier  in  Kevue  de  philo*.  25,  1115 — 318. 

Fraxer,  J.  G.  Totemism.  Eilinburgh,  Black.  VIII, 
9«  PP 

Erweiterter  Abdruck  aus  Knev»  lop.  Britannien  (9«  ed.) 
Val.  XXIII. 

Cto  Döblet  d’Alviella.  Introduction  a l’hixtolre 
generale  des  religicm*.  Bruxelles.  3 Vol*. 

Cte  Goblot  d'Alviella.  Uhtoire  rdigieust»  du  feu. 
Verviers  12®. 

Haberland,  Carl.  Leber  Gebräuche  und  Aherglaulxw 
lieim  Essen.  Z.  f.  Yulkerps.  17,  353 — 385;  18,  1 — 5k, 
128—170,  235  — 284,  357  — 394. 

Happel,  J.  Di*  Hauputufen  de«  religiösen  Lei  Mt  na 
der  Menschheit.  Z.  f.  Missionsk.  u.  ReligimisH iss. 
II,  73— »2,  148—158. 

Hardy , E.  Die  sllgemeine  vorgleichende  Religion*- 
uriiuiensctiaft  im  akad.  Studium  unserer  Zeit.  Au* 
trittsrede.  Freiburg  i.  Br..  Hertier.  39  8. 

Knapert,  L.  De  boteekeni*  van  de  wetenschtp  van 
het  Folklore’  vmir  de  godMlienstgcschiedeni*  onder* 
xoebt  en  aan  de  Holda  Mythen  getoetst.  Amster- 
dam, Leuten.  XII,  272  pp. 

Kuhn,  Ad.  Mythologische  Studien.  1kl.  1.  Güters- 
loh, Bertelsmann  18*8. 

Lang,  A.  Mvth,  Ritual,  and  Religion.  2 Vols.  Lon- 
don, l><ngiuflus. 

Müller-Frauenstein,  G.  Wie  malen  sich  die  Natur- 
völker den  Anfang  uud  das  Ende  der  Mensch- 


heit aus*  Prag,  Vor.  x.  Verlor,  uützl-  Kenntnisse. 

25  8. 

Nagele,  A.  l>*r  Schlangencultus.  Z.  f.  Völkerpsycli. 
17,  244  — 289. 

Nyrop,  Kr.  Navnets  »nagt.  En  folkepaykolngisk 
Studie.  In:  Üpu«cula  Philologien.  Mindre  afhund* 
litiger  udgivne  af  det  philologisk  liistnriake  «arnfuud. 
Kjölneobuvti  |R.  Klein!  p.  118  — 209,  227  — 229, 

„Handelt  über  di«  Sehen,  Personen  und  Dine*  l«ei  ihrem 
wirklichen  Namen  zu  nennen,  mit  zahlreichen  Belegen 
aus  Skandinavien  und  stilleren  I Andern*  (Jahre»Wr.  genti. 
Philol.  9,  1191). 

Preis»,  H.  Religionsgrsrhicht*.  Geschichte  der  Ent- 
wickelung d»*s  r>*ligi«>M-n  BewiikHUc-ins  in  mduen  ein- 
zelnen Erscheinungsformen.  Leipzig.  Maalsr,  1887. 

8®.  v,  ;•»*  s. 

Keville,  Jean.  L'llistuire  de«  religiou»,  sa  methode  et 
aou  rOle,  d'apres  le*  travaux  recents  de  M.  Verne*, 
G.  d’Alviella  et  van  den  GlicVU.  Rev.  de  I'liist. 
des  rel.  14,  $48—383. 

Sebillot  , P.  legendes  croyancas  et  «u|>er«titk>u*  de 
1»  »wer.  VoL  I . Im  Hier  et  le  rivage.  Vol.  II:  Le* 
möteore*  et  los  temjM-tes.  Paris,  CUarpeiitier,  1«hH. 
XI,  334,  342  pp. 

Bteinthal,  H.  Mythos,  Sage,  Märcheu,  Legende, 
Erzählung,  Fabel.  1.  Z.  f.  Völkerpsych.  17,  113 

— 339. 

Tielo , C.  P.  Coiiipeudiunt  der  Ueligionsgeschichte. 
Febers,  u.  herausgog.  von  F.  W.  T.  Weber.  2.  Aull. 
I'renzlHU,  Biller.  Xl,  299  8.  12°. 

Tuchmann,  J.  La  Fasel  na  Gon.  Melusine.  III,  IV. 
Vcrnea,  M.  L’histoirc  des  ndigions,  sou  esprit,  ou 
methmle  et  cos  divisiont,  aon  euseignement  en  France 
et  » l*4trangvr.  Pari«.  Lemu.x.  285  pp.  18°. 

Wake  C.  Btaniland.  The  Origiu  of  Totem  i»m.  Rep. 
Br.  Assoc.  57,  904  — 907. 

^Tho  totem  i*  ihr  re-inraraated  form  ef  the  legeaifary 
a*ne«tor  of  the  gen»  or  tätnily  group  «Ilied  to  tlie  totem." 

Sprache  und  Schriß . 

Abel.  Uejtter  L'rgedanken  der  Menschen.  Verb.  Bcrl. 

ü«-s.  f.  Antlinop.  ln«“,  188—19$. 

Haie,  H.  Development  of  Language.  Pro«,  (.'an.  Inst. 
24,  92  — 134. 

Haie.  H.  T he  Origiu  of  Languages,  and  theAntiquity 
of  S|*eaking  Man.  Pro«.  Am.  A*«>c.  35,  279  — 23  t. 

Der  Vertä-ser  hält  den  p«läolithiH:hea  Mm-.lwu  für 
sprachlos  und  setzt  «Unit  du»  Alter  der  Mensrhbeil  Ih- 
tr*>li(lich  herall.  Die  Entstehung  neuer  Sprache«  erklärt 
er  diinli  die  Micrntinn  einzelner  Familien,  deren  i*olirte 
Kinder  eigene  Sprachen  äushlkleten.  Wo  die  N’alnr  miIi-Iip 
l«olirnng  um  meisten  erleichtert,  linden  sich  die  zahlreich- 
sten Sprmhstsinnie. 

Müller,  Fr.  Grundriss  der  Sprach- Wissenschaft.  3,  LM. 
Wien.  VIII,  879  8. 

Mit  diesem  Hsnde  i*t  da*  hrkannte  llsupturrk  bis  uuf 
einen  Ns»  htragsband  abgeM'hlosSeB. 

Wissennchaß. 

Gaidoz,  H.  La  Ray«-  et  St.  Hubert.  Pari*.  Pieanl, 
I8«7. 

Zur  V«dk»niedi»‘in.  Vgl.  Krau»*'  Zu*ä1ze  au*  »iid- 
slavi»chriB  Grlärt  (Mitthcil.  Antbrop.  Ge*.  Wien  18,  214). 
•Horsloy,  V.  Trephiniug  in  ths  neolithic  peTi«>»l. 
(Abstract  ) J.  Anthrop.  Inst.  17,  190 — 104.  Disc. 


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Völkerkunde. 


41 


Kopp,  H.  Din  Alchimie  io  Mu  rer  und  neuerer  Zelt . 
Ein  Beitrag  zur  Culturgeachiohte.  2 Bde.  Heidel- 
berg, Winter.  1886.  XVII,  26ü;  VI,  425  K. 
■Prehiatoric  Surgery.  We*tminst*r  Äev.  1887, 
Algwtt  i*.  598  — .'•47. 

Schubert,  H.  Zähle n und  Zahl.  Hamburg.  Richter. 
36  S. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien  17,  197,  198. 

CuHur pflanzen  und  llausihirre. 

(Vgl.  O.  Drude  (die  Fortschritte  in  der)  G^zmphie  und 
Geschichte  «Irr  CulturpflaDzen.  Ge»»gr.  Jabrb.  1H,  314  — 316.) 

Drude,  O.  Atlas  der  Pflanzen  Verbreitung  ( Bergbau»’ 
Phy».  Atlas«,  Abtb.  V).  Gotha,  Perthes.  6 H.  u. 

8 Tafeln.  Folio. 

Tafel  8 veranschaulicht  die:  „Heimath  «ier  Xahrung*- 
und  Genu'ftpthmjieu  und  die  Cutiurzonen  «Irr  Erde**. 
Hehn,  Victor.  Cidturpflanzeu  und  Haust  liiere  in 
ihrem  Uebergauge  aus  Asien  nach  Griechenland  und 
Italien,  sowie  in  das  übrige  Humpa,  llictormch-lin* 
guistische  Skizzen.  5.  Aull.  Berlin,  Borntriigvr. 
IV,  US  8.  gr.  8°. 

Langkavel,  B.  Kinder  und  Naturvölker.  Die  Natur 
1887,  8.  8 U f-,  fl6. 

Marehull,  W.  Atlas  der  Thierverbreitung  (Bergbaus' 
Phys.  Atlas,  Abth.  VI).  Gotha,  Perthe*.  10  S.  u. 

9 Tafeln.  Folio, 

Tafel  9 vernnxrhaulirht  die  Verbreitung  der  Hau-tbiere 
und  Parasiten. 

Phüippi , R.  A.  Noch  ein  Wort  Aber  die  Herkunft 
der  Bohne.  Globus  51,  157  — 158. 

Eiahcimi*ch  in  Amerika. 


Technologie.  Waffen. 

Andre« , R,  l'eber  die  Fortschritt«  der  ethnogra- 
phischen Metallkunde,  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien 
15,  115—118, 

Borth**lot,  Le*  origineB  de  17’taiu  dati*  le  monde 
ancieu,  «Fapres  de  nouvelles  Analyse*.  Uev.  scientif. 
38,  166  — 189. 

Haberlandt,  M.  Zum  Ursprung  des  Bogens.  Mittheil. 
Anthrop.  Ge*.  Wien  17,  116. 

.Jede  Erfindung  de»  Menschen  hat  eine  Kette  von  Zu- 
fälligkeiten einerseits  und  bewussten  oder  instinctiven 


in.  Ethn 

1.  Urgoachichto. 

Alsberg,  M.  Anthropologie  mit  Berücksichtigung  der 
Urgeschichte  des  Menschen , allgemein  fasslich  dar- 
gestellt,  Stuttgart,  Weiter. 

Debierre,  L.  LTiomme  avattt  rhistoire.  Inaris,  Bail- 
liere,  1«88. 

H.  Haie.  Siehe  obeu  II,  5,  unter  Sprache  und  Schrift. 

Platz,  B,  O.  Cist.  Der  M«  n*ch,  sein  Ursprung,  «eine 
Kassen  und  *ein  Alter.  Würzburg,  Wörl.  XXVI, 7988p. 
Lex.*»0.  111. 

Bayce,  A.  H.  The  Study  of  language  and  the  evidrnce 
««  »nay  derive  from  it  an  to  the  historv  and  develop- 
ment «if  mankind.  Rep.  Hr.  Assoc-  87,  8»5  — 895. 
(J.  Anthrop.  Inst.  17,  166  — 181.) 

Archiv  fUr  Anthr»>j*.l»»wNi.  Bd.  XIX. 


Vernunfthandlutigea  de*  Menschen  an«icrer»eit*  zur  Vor- 
auiselzuug.  Sn  wäre  hier  die  durch  zußühg«  Abschlitzung 
nn  einem  elastischen  Stock  enUtandeue  natürliche  Sehne, 
wodurch  mit  ••inetn  Male  ein  natürlicher  Bogen  fertig  i*t, 
eine  der  HchöpferUrben  Zufälligkeiten,  welche  auf  die  Er- 
findung «l«**  Bogen*  hinleitet«m.* 
de  Nadaillac.  La  peclie  pt^historique  en  Europe  et 
daus  l’Ameriqu«  du  Nord.  Dapn’-s  Ch.  Ran.  Mate- 
riaux  21,  93—110.  Planche. 

Osborne,  W.  Daa  Beil  und  seine  typischen  Formen 
in  vorhistorischer  Zeit,  ein  Beitrag  zur  üeachichte 
des  U.iles  Dresden,  Warnatz  u.  Lehmann.  87  8. 
4°.  10  Tafeln. 

„Diene  »ebene  Puhlicatiou  erfüllt  »len  doppelten  Zweck: 
einmal  «lie  vielfältigen  Firmen  de*  gebräuchlichsten  Schlug- 
Werkzeuge*  zu  »nmmelii  und  Uber*it'htlich  zu  ordnen , *0 
wie  an«lcrrr*eit*  Niehtfachmünnern  auf  prähi*t«>ri*c hem 
Gebiete  nn  der  Entwickelung  die«**»  Intrumente»  den  Fort- 
schritt der  Menschheit  von  «lein  Punkte,  wo  sie  anfängt, 
sich  vom  Thier«  zu  unterscheiden , bi*  zur  erlangten  Herr- 
schaft über  da«  wichtigste  Metall  der  Erde  nn*rbnulich  zu 
zeigen.“  (Mittheil.  Autbrop.  Ge*.  Wien  17,  187.) 
Balmon,  Ph.  Ij»  Poteri«  pfAhiztoriqu«.  Paris,  Doin. 
22  p.  8°.  7 Hgurt*. 

Balmon , Ph.  L'ichthyophagie  et  la  pt-che  prehisto- 
riques.  Paris  18»?.  19  pp.  8°. 


Verschiedenes. 

Clouaton,  W.  A.  Populär  Tale*  and  Fiction* : tlieir 
Migration*  and  Transformation*.  2 Voll».  London, 
Black  wo«  »d.  1008  pp. 

Crombie,  Buck  ©Pajello.  La  iptlto  e la  sallva  nelle 
tradizioui  popolari  antiche  e moderne.  Arch.  par  la 
8tudio  «lella  trad.  pop.  VI,  Nr.  2,  3. 

G&idoi  et  Basaet.  La  frat«rni*ation.  I — IV.  M4- 
loafttt  i.  409  f-,  579  f.:  4,  HO» 

Hell  wald,  Pr.  v.  Haus  und  Hof.  (111.  Culturgescbicbt«  I.) 

Leipzig,  Schmidt  is  Günther.  III. 

Pichler,  Pr.  Ueber  Höh«*n- Besiedelungen,  Mittheil. 

Anthrop.  Ges.  Wien  XVII.  Sitznngsber.  77  — 79. 
Pokrovaky,  B.  A.  Die  Kinderspiele , mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  rufen  sehen.  M««*kau.  368  S. 

111.  (Russisch.) 

Vgl.  Stieda  in  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien.  18,  69. 
Vfttke.  Th.  Die  Courtoiaie  in  ihrer  culturhi*t«>nsohen 
Entwickelung.  Hen-ig»  Archiv  79,  129 — 148. 


graphie. 

2.  Allgemeine  Ethnographie. 

de  Amezaga,  C.  Viaggio  di  circurftnavigazlone  «lella 
r.  corvett»  „Camcci«>lo*  negli  atini  1881  — 1884. 
4 Volurai.  Roma,  Porzani. 

Brown,  R.  The  peoples  of  the  world ; belng  a po- 
pulär deacriptiou  of  the  characteristics.  condition, 
aud  custoniB  of  the  human  family.  London,  Ca**ell. 
6 Volume*. 

Edkins , J.  Areas  of  Races.  J.  China  Br.  R.  Al. 

Soe.  2,  228  f. 

Oerland.  F.  Ethnograph? . (In:  Iconographk  Ency- 
ciopedia  of  tlie  nrt*  aud  »cieuces.)  Philadelphia 
Ltrjtvp«  Co.,  I»»7. 

1‘eWrwUt  «us  dem  Bilde  ratlos.  „Ost  peut-itre  le 
Programme  le  plu*  methodique  de  la  Science  de*  pcuple« 
6 


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42 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


dont  oous  ayoos  coMuü»*ADce.w  (Topioard,  Her.  d’Anthr. 
17,  107.) 

Guillomard,  F.  H.  H.  The*  cruise  of  the  Marche** 
to  Kamtschatka  aml  New  Guinea.  NVitli  notice*  of 
Formoaa,  Liukiu  am!  various  island*  of  the  Mulay 
Archipelugo.  London.  Murray.  2 Vol*.  080  pp.  III. 

Paladini,  C.  fitudi  etnogradei.  Milano,  Rebeechini. 
VII,  380  pp. 

Palgrave,  W.  G.  Uly****;  or  Scene*  and  Studie*  in 
tnanv  laud*.  London,  Macmillan.  385  pp. 

[PyrardJ.  TbeVoyage  of  Francois  Pyrard  ofLaval 
to  the  Kwst  lndi«M,  the  Maldlves,  the  Moluccas  and 
Br*xi)._  Tr.  into  Kngli*h  from  the  8d  Freuch  edition 
of  1119)  aml  edlted,  withiiotM,  hy  A. Gray , assisted 
bv  H.  (.*.  P.  Bell.  London,  Hakluit  Society.  2 Vols 
LVIII,  452  pp. 

de  Quatrefages,  A.  Lei  Pygmee*.  Paris,  Baillfcre. 

de  Saint-Martin,  V.,  et  L.  Rousselet,  Nouveau  Die* 
tinunaire  de  geographie  universelle.  T.  HI  (K  — M). 
Paris,  Hachette. 

Au«h  t*thnei'raplii«-h. 

Stuart -Glennie,  J.  S.  The  Non -Aryan  aml  Non- 
Semitii-  White  lbices  Kep.  Br.  A*m»o.  57,  S9& 

,T!u’  tirst  civil iMilions  ofCtwldnea  and  of  Kgrpt  apprar 
to  have  Wen  founded  hv  the  sition  on  dark  races  of 
white  ravet.,  nritber  Aryan  nor  Bcmitic.  Tlie  lotnldned 
resull*  of  a great  variety  of  rerrnt  rewarche*  *how  that 
»urh  white  rare*  are  an  important  and  hitherto  quite 
inadei|uutelr  retxtguised,  element  in  the  rthnnlogy  of  Amii, 
and  of  Oceania , of  Africa , of  Europe  and  of  Amerira ; 
and  not  only  in  Cbaldac*  «ml  in  Egvpt , but  tlmiughout 
the  World,  the  civilisation*  of  Semite*  and  of  Arvau*  have 
bern  founded  «n  ^vili^ntion*  initiatod  by  tonne  one  of  thene 
non*Aryan  and  ijon-Semite*,  or,  ns  io  onc  word  they  muv. 
perhap»,  fit  ly  W culled,  Aft-baiun  white  race*.u 

3.  Speciolle  Ethnographie. 


A.  Europa . 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes. 

d'Arbois  do  Jubainville,  H.  Geltes  et  Germain*. 
(Aus;  C.  11.  de  l’Ac.  de*  inscr.)  Paris,  linpr.  nat. 
1888. 

BrAmer,  K.  Nationalität  und  Sprache  im  Königreic  he 
Belgien.  Stuttgart,  Kngelhorn.  127  S.  Karte. 
(Forsch,  am  d.  Landes-  und  Volkskunde  11.) 

Castaing,  Alph.  Origine*  des  population*  de  la 
Ru*«ie  d’Europe.  Mua^on  6,  31  — 4»,  173 — 188,  273 
— 289. 

van  den  Gheyn,  J.  Le*  population*  danubiennet: 
Koumains  et  Bulgare».  Bull.  Soc.  roy.  de  gvogr. 
dAnver*.  II,  197—896. 

Horaberg,  H.  Einige  Beispiele  aus  Europa  über  Völ- 
kerverbindung uud  Völkertrennung  durch  Gebirge, 
Flüsse  und  Meeresanne.  Halle.  (Dissert.) 

Ueber  Wolga  und  Balkan.  Vgl.  Geogr.  I.it. -Her.  1887, 
Nr.  154. 

Miklosioh,  Fr.  Die  türkischen  Elemente  in  den  süd- 
ost - und  osteuropäischen  Sprachen.  Nachtrag. 
1.  Hälfte.  Wien.  Tempeky,  1888.  88  8.  4®.  (Denk- 
schrift der  Wiener  Ak.  37.) 

Bteub,  L.  Zur  Ethnologie  der  deutschen  Alpen.  Salz- 
burg, Kerber. 

Vgl.  Globus  51,  238,  239. 


Treichel,  A.  Uebcr  die  Verbreitung  des  Schulzen- 
stabe*  uud  verwandter  Gerät!»«  und  Zeichen.  Verh. 
Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  8.  75—82. 

Arier. 

Bertin,  G.  The  orgin  of  the  Aryan«.  Academy  1887. 
11,  p.  428. 

Bürge,  L.  Pr-glacial  mau  and  the  Aryan  race, 
Boston,  Lee  Sc  Shepherd.  272  pp.  111. 

Köppen,  F.  P.  Materialien  zur  Frage  über  die  uran- 
fäuglicbe  Heimat!»  und  ursprüngliche  Verwandtschaft 
des  indo-europäischen  uud  finnisch-ugrischen  Stammes 
(Fortsetzung).  Journ.  Min.  der  Volksaufklärung 
I»*6.  Nr.  11  , 8.  21—84;  Nr.  12,  8.  237—990. 
(Russisch.) 

Meyer,  E.  H.  Indogermanische  Mythen.  II.  Die 
Achilleis.  Berlin,  Düromler.  VIII,  710  pp. 

Peet,  St.  D.  Europe  the  home  of  th*  Arvans.  Am. 
Antiqu.  9,  253,  254. 

Much,  Dr.  L’Age  du  cuivre  en  Europe  et  son  rapport 
ä la  civilisation  des  ludogennains-  Paris,  Reinwald. 
15  pp.  8®.  (Extr.  Muteriaux  XXI.) 

Miklosioh,  Fr.  Die  Blutrache.  8.  unter  11.  (Blaven). 
Snyce,  A.  H.  The  primitive  home  of  the  Arvans. 

Tr.  Philol.  Soc.  1885—1887,  Nr.  VI,  p.  878  — 890. 
Spiegel,  F.  Die  arische  Periode  aml  ihre  Zustände. 
Leipzig.  Friedrich.  X,  330  pp. 

Vgl.  hierüber  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien  18,  62  und 
Z.  f.  VölkerjMyeh.  18,  180—199. 

Sohrader,  O.  Ueber  den  Gedanken  einer  Cultur- 
geschieht«  der  Iudogermaneti  auf  sprachwissenschaft- 
licher Grundlage.  Jena,  Costenoble.  22  pp. 

Taylor,  Ie.  The  finnic  origin  of  the  Arvans.  Academy 
IKHT.’n.  187  f. 

Taylor,  I».  The  primitive  seat  of  the  Aryan  t.  Rep. 
Br.  As*.  57,  895  — »97.  (Abstract.) 


2.  Die  Deutschen. 

Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiet« 
der  germanischen  Philologie.  9.  Jahrgang.  1867. 
Leipzig,  Ueissuer,  1888. 

Karte:  H.  Kiepert.  Uebersiclitakarte  der  Verbreitung 
der  Deutschen  in  Europa.  Für  den  Deutschen  Schul- 
verein  zusammmigestellt.  Berlin,  Reimer,  1887. 
(I  ; 3 Hill.) 

Museen : Museum  für  deutsche  Volkskunde  zu  Berlin. 
Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Etiinogr.  1,  235;  2,  81.  — Römisch- 
germanisches  Centralmuseum  in  Mainz.  Vgl,  Iiitaro. 
Arch.  f.  Ethnogr.  2,  113.  — Germanisches  National- 
museuni zu  Nürnberg. 

a)  A 1 1 e r t h n nt. 

Brunner,  H.  Deutsche  Rechtsgeschichte.  Bd.  1.  Leip- 
zig. Duncker.  XII,  412  S. 

KAgi , Ad.  Alter  und  Herkunft  des  germanischen 
Gottesurtheft*.  In:  Festschrift  zur  Philologen ver*. 
I Zürich  1883.)  S.  40  — 6ü. 

Londoia  u.  Vormanji.  \Ve*t  Ai  lischt*  Todtenbäume 
und  Baumsargmensclien.  Archiv  f.  Anthropol.  17, 

339  ff. 

Me&torf,  J.  Zu  den  Gebrauchen  bei  Bauopferu.  Mit- 
theil. Anthropolog.  Ges.  Wieu  XVII.  Bitzungsber. 
8.  54. 


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Völkerkunde. 


43 


LindenRchmit,  L.  Die  Alterthttrner  uneewr  heidnischen 
Vondt.  4.  B.,  4.  Heft.  Mainz,  von  Zubern.  10  8. 
gr.  8°  mit  fl  Steiutafeln. 

Möllenhoff.  K.  Deutsche  Alterthumskundc.  2.  Bd. 
Berlin,  wetdronw».  XVI,  407  s.  gr.  h°.  Mit 
4 Karten  von  H.  Kiepert. 

Kettnor,  GL  Die  Composition  de«  ethnographischen 
Theile*  der  Germania  des  Tacitus.  Z.  f.  deutliche 
Philol.  l h.  SM-S74. 

Vgl.  Jabresber.  8.  58.  Soll  nach  rhetorischen  Gesetzen 
gemacht  seio. 

Lamprecht,  K.  Deutsche*  Wirthscba  ft  «leben  im 
Mitttelalter.  Untersuchungen  über  die  Entwickelung 
der  mati-rielten  Cnltnr  de«  platten  Landen  aut'  Grund 
der  Quellen  zunächst  den  Mosel  lande*  4 liämle. 

Leipzig,  Dürr.  XVI,  684;  XII,  665,  1640;  X,  764; 
XU.  600. 

Vgl.  die  Anzeige  von  In  am a-Sterncgg  in  Gott.  Gel. 
Anx.  1867,  303  — 341. 

Riese,  A.  Tao  tu*  über  die  Hermunduren.  Rhein. 
Mu».  41,  639  ff. 

Schwarte,  W.  Zur  ttutmmbevölkerung«fragc  der 
Mark  Brandenburg.  Berlin,  29  8.  i Karte  (Atu: 
Markt  «die  Forschungen  Bd.  20.) 

Virohow.  Kxcursioneu  nach  der  Altmark.  Verb. 
Beil.  lies.  (.  Autbrop.  18k“,  :vh-J  — 400- 
Nachweis  »Isritchcr  Ansiedelungen. 

b)  Neuzeit 

Haase,  K.  E Volkstümliche*  aus  der  Grafschaft 
Ruppm  und  Umgegend.  1.  Tbeil:  Sagen.  Men* 

Huppin.  Petrenz.  XII,  1*26  8. 

Heer,  Gfr.  Das  altglarnerische  Heidenthum  in  »einen 
noch  vorhandenen  Ueberresteu.  Vortrag.  Zürich, 
Beholtbww  1887,  45  8. 

Held  , F.  Zur  Sprachenkarte  Deutsch  * Oesterreich«. 

Mit  Karte.  Petenn.  Mittb.  33,  14,  15. 

Eine  Hoehzeit  in  Amöneburg.  Aiialand  60,  264  — 266. 
•Hill,  M.  L’eber  die  in  Tirol  vork  (mimenden  Schädel* 
fortuen.  111. , IV.  3Iit  1 Taf..  Mittbeü.  Antlmip. 
Gea.  Wien  17,  129—152;  1«,  1—24. 

Hülsse,  F.  Sagen  der  Stadt  Magdeburg.  Magdeburg, 
Bathke.  IV,  774  s. 

Jahn,  U.  liexenwesen  und  Zauberei  in  Pommern. 
Brealau,  Kühner.  196  8. 

Jenson,  Chr.  Vergessene  und  mit  ergehende  Volks* 
brauche  der  uordl  neidschen  Inselbewohner.  Ausland 
flu,  364  — 368. 

Jenson,  Chr.  Bitten  und  Gebrauche  auf  Führ  sonst 
und  jetzt.  Ausland  60,  521  —524,  548  — 551,  572  — 576, 
591  —595. 

Köhler,  J.  A.  E.  Sagenbuch  des  Erzgebirges.  Schnee- 
berg, Goedsche,  1886.  XXVI,  624  8. 

Kolbe,  W.  Hessische  Volksaktien  und  Gebräuche. 
Marburg,  Klwert,  1886. 

Lemke,  E.  Volkstümliches  in  Ostprcussen.  2.  Theil. 

Mobruiigen,  Hnrich.  XVI,  303  8. 

Obst,  H.  Die  deutsch  - französische  Sprachgrenze  in 
Lothringen.  Ausland  60,  956  — 958. 

Bchwartx,  W,  Ueber  alte  Haustnlagen.  Verb.  Berl. 
Ge*,  f.  Antlirop.  1887,  668  — 671.  III. 

Zu  Virchow. 

Seelmann,  W.  Nordthüriugen.  Jahrb.  d.  Yer.  f. 
nilderd-  8 pracb forsch ung  12,  1 tT. 

Ueber  Seclmann*»  Ansichten  über  die  Besivdelukg 
des  Landes  ivitthrn  Elle,  Har*  und  Unstrut  «ehe  Jahres- 
bericht s.  42. 


Schwebe!,  O.  Tod  und  ewiges  Leben  int  deutschen 
Volksglauben.  Minden,  Bruns.  388  8. 

B Meines  Wissens  sind  die  Thier«  als  Todrslwtcu  noch 
nirgends  gründlicher  und  ausführlicher  behandelt  worden 
*1»  hier.**  (Kraus*  in  Mitibeil.  Antkrop.  Ge».  Wien  17, 
201.) 

Taubmann , J.  A.  Märchen  und  Sagen  au*  Nord- 
böhmen. Aus  dem  Volksmunde  gesammelt.  Reichen- 
berg,  Fri Ische.  VII,  86  8. 

Virchow,  R.  Einige  Ueberlebsel  in  pommerwehen 
Gebräuchen.  Verl».  Ilerl.  Ges.  f.  Authrop.  1887,  361 

— 363.  III. 

Schlitten  und  Schlittschuhe  au*  Thierknochen.  Vgl. 
8.  370. 

Virchow.  Da*  alte  deutsche  Haus.  Verb.  Berl.  Ge*. 

f.  Autbrop.  1987,  568  — 589.  111. 

Weinhold,  K.  Zur  Kntwickelutigsgeschichte  der  Orts* 
Hamen  im  deut*cbeii  Schlesien.  Z.  des  Yer.  f.  Gesell, 
u.  Alterth.  Schlesien«  21,  2 .9  — 296. 

Vgl.  dazu  W.  Ke  bring  io  Arrh.  f.  »Isv.  Philol.  10, 
143  — 148. 

Weinhold,  K.  Die  Verbreitung  und  die  Herkunft 
der  Deutschen  in  Schlesien.  Stuttgart.  Engelhorn. 
89  8.  (Forschungen  zu  d.  Landes-  u.  Volkskunde 
H,  3.) 


3.  Die  Sktinditiarier. 

Museen:  A.  Hazeliiis.  Samfundet  für  Xordiska  Mu- 
seets  ürämjande  1886.  Stockholm  188«,  8°.  111.  — 
Minnen  frän  nordiska  Museet-  Stockholm.  — 
F.  Liebrecht.  Dar  nordische  Museum.  Germania 
32,  376  — 382. 

* Arbo,  C.  La  carte  de  Tindice  ccphalhjue  en  Norwöge. 
Avec  carte.  Rev.  d’Autlirop.  18,  257  — 264. 

Vgl.  J.  Mestorf  in  Arvh.  f.  Autbrop.  17,  391. 

Feddersen , A.  l*land*k  Kun»tinriu»iri.  (Aus:  Tids- 
skrift  für  Kunstindustri,  1887.)  Kjol>etihaveu. 

Mogk,  E.  Bragi  als  Gott  uud  Dichter.  Paul-Braune, 
Beiträge  12,  883  — 392. 

„Führt  aus , das»  der  Gott  Brngi  der  Sk  aldcn  poesie  uur 
ein  zutn  Gotte  erhobener  norwegischer  Dichter  Bragi 
UuildiLH.m  (um  800)  »ei.*  (Jahresbcr.  germ.  Pbilol.  9, 
S.  92.)  Dagegen  wendet  »ich  S.  Buggc,  cbeod.  13, 
187  — 201. 

Monteliua,  O.  Uin  högsättuiug  i skepp  ander  vikin* 
gatidet».  bveuakn  ForutninnesRireningen  Tidskr.  fl, 
14M  — 189. 

Vgl.  J.  Mestorf  in  Archiv  f.  Authr.  17,  386,  387. 

Monteliua , O.  Runnnmsäliler  i Norden.  Svenska 
Fonititinnesföreniugen  Tidskrift  6,  236  — 286. 

Vgl.  J.  Mestorf  iu  Archiv  f.  Antlirop.  17,  387,  388. 

Monteliua,  O.  Heber  die  Einwanderung  unserer  Vor- 
fahren in  den  Norden.  Uebers.  von  J.  Mestorf. 
Archiv  f.  Authrop.  17,  151  ff. 

Rydberg,  V.  Uudersökningar  i gertnanisk  mytholngi. 
1.  DeJeti.  Stockhulm.  Bonnivr,  1886.  VI,  755  pp. 

Schullerua,  Ad.  Zur  Kritik  d«**  altnordischen  Val- 
hailglauheits.  Paul- Braune,  Beitr.  12,221  — 282. 

Soll  erst  in  der  Wikin  ge  rxeit  entwickelt  »ein.  (Jalirni- 
Istr.  gerro.  Pbilol.  9,  92,  93.) 

Bteenatrup,  J.  J.  8.  Kjökkenmöddinger.  Erscli  u. 
Grober1*  BMjkl.  1 1,  56.  834  — 344. 

VgL  J.  Mestorf  ia  Arrh.  f.  Antlirop.  17,  .375,  376. 

Thoroddaen,  Th.  Farria  sag*  fr»  Vestfjördnm  An* 
dvari  1986,  p.  46. 


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44  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Woraaae,  J.  J.  A.  The  Prt-bistory  of  the  North. 

Tr.  byN.F.  M.  Simpson.  London,  Trlibner.  316  pp. 
Wimmer,  I*.  F.  A.  Die  Runenschrift.  Vom  Ver- 
fasser um  gearbeitete  und  vermehrte  Ausgabe.  Aua 
dem  Diin.  von  F.  Holthausen.  Berlin,  Weidmann. 
XXIV,  392  S.  Mit  Abb. 


4,  Die  Bewohner  der  britischen  Inseln. 

Bunaen,  G.  v.  t'elwr  das  Zusammenleben  der  Braut- 
leute auf  Probe  in  Yorksblre.  Verb.  Berl.  Ge»,  f. 
Antbrop.  IN7,  376. 

Davis,  J.  W.  Report  «f  the  Committee  appointed  for 
the  purpose  of  ascertaining  aud  reoording  the  localities 
in  the  British  Islands  in  which  evidence»  of  the 
existence  of  Prehistoric  Inbabitant»  of  the  country 
are  found.  Rep.  Br.  As*oc.  57,  168 — 172. 

Gomme,  G.  L.  TotaraUm  in  Britain,  The  Archneolog. 
Bev.  J.  217  — 242,  350  — 87«, 

„In  the  surrivaU  of  folk-lcnre  lay  hui  the  evidenee  of 
a once-e*i*tine  sT*tciu  of  totemlsm  In  Britain4  (375). 

Hodgetts,  J.  F.  On  the  Scamlinavian  Elements  in 
the  Euglish  Rare.  IV.  Th*  Antiquary  14,  137  — 147. 

Lubbock,  BirJohn.  The  Nationalitie»  of  the  United 
Kingdom.  J.  Anthr.  Inst.  16,  418  — 422. 

,KngIi»H,  IrUh , nit«l  Scotch  are  all  coropowd  of  the 
«une  elfiuent«,  and  in  aut  rerjr  di**imilar  proportiona.- 
(p.  420.)  Gegen  Home  Hule. 

Kelten. 

Moonoy,  James.  The  medical  Mythology  of  Ireland. 
lAusProc.  Am.  Philo».  Soc.  XXIV.  136—166.)  Phila- 
delphia. 

Vgl.  Miltheil.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,  198,  104. 

Pitt  * Rivers.  Excavations  in  Cranborue  Chose  uear 
Uusbiuore  on  the  Borden»  of  Dor*  aud  Willst,  Vol.  1. 
London.  Printed  privately  1887.  254  pp.  4°.  74  plates. 

Nadnillar  rc*iimirt  die  Schilderung  der  Reste  eines 
römisch* britischen  Dorfes  io  Rev.  d’Antbr.  17,  381—366. 

Shore,  T.  W,  Celtic  «arth  work«  in  Hampshire,  in 
reference  to  the  donsity  of  the  Celtic  Population. 
Rep.  Br.  A-soc.  58,  852,  853. 

Wilde,  Lady.  The  ancient  legend»,  my«tic  charm» 
and  superstition»  oflreland.  2 vol*.  London,  Ward 
a.  Downey,  1086. 

Dottin,  G.  Ij»  crovance  ä l'immortallte  de  TArne 
che*  le*  anciens  Iriandai».  Rev,  de  Hmt.  de«  rell- 
gion»  14,  1. 

5.  Die  Bewohner  Frankreichs. 

a)  Alterthum. 

d’Arbois  de  Jubainville.  La  legende  et  le*  femmes 
dan«  la  plus  ancisnne  hUtoire  de*  Celtes  et  de  la 
Gaule.  Rev.  celtique  7,  129  ff. 

d’Arbois  de  Jubainville.  Le  funda»  et  la  Villa  eu 
Gaule.  Paris,  Itnpr.  Mat.  8 pp.  (Extr.  C.  R.  Ae. 
de»  inner.) 

d'Arbois  de  Jubainville.  Des  attributions  judiciaires 
de  l’autorit£  publique  ehe*  le»  Celtes.  Rev.  celtique 
7,  2 ff. 

d'Arbois  de  Jubainville.  La  Fropriete  fonciere  en 
Gaul«.  Paris,  Impr.  Nat.  23  pp.  (Extr.  C.  R.  Ac. 
de*  inscr.) 

d'Arbois  de  Jubainville,  H.  l’nitd  primitive  des 
Ilalo-Celte».  Relation»  de  Tempi  re  celtique  avec  le» 


Germains  ant6rieureinent  au  2e  »teele  avant  notre 
er*.  £tude  granimalicale.  C.  R.  Ac.  des  inscr.  13, 

316  — 325. 

Bertholon,  L.  La  «(»Ionisation  arabe  ep  France 
(721 — 1026).  Lyon,  Piirat.  51  p.  8°.  Avec  Agures. 
(Publication  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Lyon  1886.) 
Castaing,  A.  Ethnog^nie  de  TAquitaine  primitive. 
Pari*.  MatBoniMUve.  IV,  p.  103  — 882«  4°.  3 pl. 
(Memoire*  de  la  8ori£t4  dV-thnographie  T.  I n.  5.) 
Glasaon,  E.  Histoire  du  droit  et  de*  Institution»  de 
la  France.  T.  I.  La  Gaule  celtique,  la  Gaule 
romaine.  Paris,  Pichou.  592  pp. 

Gaidos,  H.  Flora  celticu.  Rev.  celtique  7,  3. 

b)  M e u s e i t. 


Arnaudin,  F.  Conte*  populaire*  recueillis  dan»  la 
OTtnde  - Loads  de  Rom,  Im  PetRe»-- Landes  et  le 
Marengin.  Pari»,  Lecbevallier.  12°. 

Bdrenger- Fdraud,  Dr.  Note  »nr  une  legende  de 
Sctniraini»  en  Provence.  Rev.  d’Anthrop.  16,  559 
— 569  (irrig  bestich  net  259  — 269). 

Vfl.  ?• 

Bonnemüre,  L.  La  bagnette  de»  »onreier*  vendfeot. 

Bull.  80c.  d’Anthrop.  Pari*  10,  780  — 782.  Discu«». 
Bonnemore,  L.  I»e*  pierrea  de  »erpent.  Bull.  Soc. 

d’Anthrop.  Pari*  10,  290 — 294. 

Bonnemure,  L.  Une  auiulctte  bretonne.  Bull.  So«;. 

d’ Antbrop.  Pari»  10,  374,  375.  Disc.  704,  705. 
•Collignon.  (.'arte  de  rupanilion  de  l'indice  c£pha- 
lique  en  France.  Bull.  Soc.  d’Anthrop.  Paris  10, 
3o6  — 816.  Diftcuasion. 

* Colli gnon,  R.  Anthropologie  de  la  Lorraine.  Nancy, 
Berger-Luvrault.  8°.  Carte. 

Cosquin,  E.  Conte»  populaire*  de  la  Lorraine  com- 
pares  avec  le*  conte»  des  autre»  province»  de  France 
ei  des  pay»  dtrangere.  Paris,  Viaweg«  Lxvm, 
290;  376  pp. 

•Debierre,  Ch.  Le»  homme»  d’aujourd'hui  et  le* 
hommee  d’autrefois  en  Auvergne  et  en  Rouergoe. 
Bull.  80c.  d’Anthrop.  Lyon  5,  129 — 150.  4 ptanche*. 
•Durand  (de  Gros).  Ethnologie  du  Rouergue.  Bull. 
Soc.  d'Anthrop.  Paris.  4e  Serie.  11,  138—  153.  *Di*- 
cussion  156. 

* Dutertr© , E.  L*  Ba»  - Boulonnai».  Rev.  d’Anthrop. 

16,  512. 

•Fallet,  Dr.  A.  Not«  sur  l'indice  cdphalique  de  la 
population  proven^al«  et  plus  partieulierement  mar- 
leillaise.  Rev.  d'Anthrop.  16,  129  — 135. 
Laoossagne.  De  la  population  specifique  de  la  ville 
de  Lyon.  Bull.  Soc.  d’Anthrop.  de  Lyon  1887, 
p.  44  f. 

Laeombe.  Sur  une  coutume  fum'mire  du  midi  de  la 
France.  Bull.  Soc.  d’ Anthrop.  PariB  10,  780. 

* Lttfito,  G.  G.  Le«  type»  du  P^rigord.  Rev.  d' Anthrop. 

16,  243  — 245. 

•Lapeyrero,  E.  La  population  de»  Lande«.  Rev. 
d’Anthrop.  16,  245,  246. 

Lapouge,  G.  de.  La  dl'population  de  la  France.  Rev. 
d’Anthrop.  I«,  69  — 80. 

Hifmncii : Die  Bevölkerungsabnahme  in  Frankreich 

(GloLus  51,  141  — 143). 

•Manouvrier.  Sur  la  taillc  de»  Pari»ien«.  Ball.  Soc. 

d’Anthrop.  Paris,  4«;  «tri**  11,  156  — 174.  IHsO.  17h. 
Mortillet,  A.  de.  Rubans  de  Saint- Araable.  Bull. 
Soc.  d'Anthrop.  Paris  10,  705,  706. 


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Völkerkunde. 


45 


•Pommerol,  Dr.  P.  De  la  couleur  de»  cheveux  et 
de*  yeux  en  Lin»gttB,  Bull.  Soc.  d’ Anthrop.  Pari* 
10,  383  — 397.  Diskussion. 

Pommerol.  Dr.  F.  Le  eulte  de  Tarani»  dan*  le» 
traditmns  popolaires  de  1’ Auvergne.  Bull.  Soc.  d'An- 
tlirop-  Pari*  10,  398  — 415.  Dt»eu*sion. 

Quellien,  N.  Rapport  sur  un«  mi»#ion  en  biuae  Br«* 
tagne  avant  pour  objet  de  recueilür  le*  mälodies  po* 
pulnire».  Arch  de»  mi*s.  aclent.  3e  s^rie,  T.  XIII. 

•Ricoohon,  Dr.  L'Anthropologk»  des  Deux  • Sevres. 
Bev.  d’Anthrop.  18.  523  — 528.  («23  ff.) 

•Topinard.  Carte  de  la  repartition  de  la  couleur 
des  yeux  et  de»  cheveux  en  France  (Addition  h la 
Premier«  partie),  itev.  d’Anlhrop.  1«,  1 — 7. 

Instructionen. 


6.  Die  Bemhner  der  Iberischen  Halbinsel. 

Bibliotoca  de  la»  tradicione»  populäre»  espanola». 
T.  X.  Cuentoe  populäres  d«  Estremadura.  Recog. 
y anot.  por  8.  Hernändez  de  Koto.  T.  I.  Madrid, 
Fe,  188«.  801  pp.  — T.  XI.  Cancionero  populär  Gailego 
por  J.  P.  llal  löste  re*.  T.  III.  303  pp. 

Siret,  Henri  et  Lotus.  Le»  premiers  äge*  du  mrtal 
dan»  le  »ud-e»t  de  rEspagne.  Buivi  d’une  »Hude 
ethnologique  par  le  Dr.  Victor  J acq ues.  Prf'fac«  de 
van  Ben«d«n.  Anver»  1*87.  440  pp.  4'*.  2«  pl. ; 

1 carte,  71  pl„,  texte  explicatif  in  Folio. 

Vgl.  Ranke  im  Arch.  f.  Anthrop.  17,  364  — 371. 

Basken. 

Montoiro,  M.  Legend*  and  populär  tale*  of  the 
Basque  people.  New  York,  Armstrong,  1886.  V, 
274  pp.  111. 

O'Shea,  H.  La  m&ison  basque,  note»  et  im  pression*. 
P.iu,  Ri  baut.  Bl. 

Vineaon,  J.  Bibliographie  du  Folk -Lore  basque. 
R»?ctiflcation»  et  note*  »upplcmentaire».  Rev.  Ling. 
20,  279  — 287. 

Zu  16,  372  — 411. 

7.  Die  Betcohner  Italiens. 

a)  Alterthum. 

Bibliographie:  Bibüotbec*  claaaica.  40.  Jahrgang. 
Göttingen. 

• Castelfranoo,  P.  Liguri-Galli  e Galli-Romaui  della 
Transpadaua.  Ricerche  e studL  Con  6 tavole. 
Parma  18H6. 

Büdinger,  M.  Zeit  und  Schicksal  bei  Römern  und 
Westarien).  Bin«  universathist-  Studie.  Wien,  Gerold. 
(Aus:  Siuungsber.  k.  Akad.  Wi*s.) 

Deeoke,  W.  Die  Falisker.  Eine  geschichtlich-sprach- 
liche  Untersuchung.  Mit  1 Karte  und  4 Tafeln. 
Strassburg,  Trübner,  1888. 

Kin  den  Latinern  zunächst  verwandter  Zweig  des  uord- 
östiii'htn  Stamme*  der  Italer,  der  von  den  Etruskern 
unterworfen  wurde.  Diese  bildeten  die  herrschende  C!a**e, 
nahmen  aber  Sprache  und  Cultu»  ihrer  l’nterthunen  an, 
denen  *ie  Klemmte  der  materiellen  CiviliaatUm  zubrarhten. 
Herzog,  E.  Geschichte  und  System  der  vi/mischen 
Staat« Verfassung.  2.  Bd.  Die  Kaiserzeit  von  der 
Dictator  Caesar'*  bi*  zun»  Regierungsantritte  Dio* 
cletian’*.  1.  Abtb.  Geschichtliche  Uebemiclit.  Leip- 
zig,  Teubner.  XXII,  002  8. 

Labbö,  J.  E.  Du  marriago  romain  et  de  la  manu». 
Nouv,  rev.  hist,  de  droit  frant.ai*  et  etrangvr  XI,  1. 


Schaaffhauaan,  H.  Hatten  di«  Römer  Hufeisen  für 
ihre  Pferde  uud  Maulthiere  V Jahrbb.  Ver.  von  Aller* 
thumsfr.  im  Rheinland»*  84,  28  ff. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge«.  Wien  18,  206. 

Pervanoglü,  P.  Deila  paletuologia  della  penisola 
italica  nelle  »ue  atiinenze  colla  penisol»  balcanica. 
Archeografo  Triestino  N.  8.  13,  355  — 378. 

Etrusker. 

Brizio,  Ed.  Uns  Pompei  etrusca  a Marzabotto  uel 
Bolognese.  Bologna. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge«.  Wien  18,  20«. 

Campbell^  J.  The  Euguhine  Talde*.  Proc.  Canadian 
Inst.  82p  129—101. 

Brown,  Rob.  Etruscan  dtviniiv  natne*.  Acad.  1887, 

II,  323  f. 

Caaati)  C.  C.  La  Gens:  Origitie  Itrusqu«  de  la  Gen« 
roinaiue.  Pari»,  Didot.  18  p.  (Mern.  »le  l'Acu»l»*mie 
•Hrusque,  sectiou  fran^aisc.) 

Ellia,  Rob.  Skmrces  of  tbe  Etruscan  and  Basque 
Lauguag**«.  London,  Trubner.  VIII,  166  pp. 

1.  Emiscnii  oumernU.  2.  The  Etruscan  bmguage. 
3.  Caaejisian  charorter  of  tho  Basque  verb. 

Ferguson,  Prof.  The  Etruscan  Question.  Proc. 
Canadian  Inst.  22,  84  — 105. 

Gegen  Campbell’»  Extravaganzen  (siehe  oheu  und  vor* 
jährigen  Bericht). 

Mao  Miah.  Umbria  Capta.  Proc.  Canadian  Inst.  23, 
918—  282. 

Euguhiniscbe  Tafeln. 

b)  Neuzeit. 

•Barroil,  Giulio.  Una  gita  frn  i Calabro-Albanesi. 
Archivio  per  l’antropol.  17,  257  — 270. 

Geschichte,  Sitten,  Indici  cefaliri  di  87  Calahro • Alba* 
ncM.  Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien  18,  58. 

Basianzi,  Giambettiata.  Superntizioni  religiöse  nelle 
proviucie  di  Trevj»o  e di  Beilunu.  Archivio  per 
l’antrop.  17,  271—310. 

Bourdej  P.  En  Corse:  L'Esprit  de  clan;  les  Motuir* 
politique»;  le*  V cndetles ; le  Banditisme.  Paris, 
Levjr.  IV,  464  pp.  18°. 

Gaidos.  H.  Les  vh11»Hm»  frau^aise»  du  Piemont.  (Aus: 
AunalöH  de  l'ecole  libre  de»  Science»  politiquea.)  Paris, 
Alcan. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge«.  Wien  17,  72.  73.  Es 
sprecht* n n»n:h  luÖOOO  Menschen  in  den  italienischen 
Alpen  das  Französische  als  Muttersprache  (besonder*  im 
Thal  von  Aosta). 

KLaruaio,  Antonio.  Pngiudizi  popolari  putignanesi 
(Bari).  Archivio  per  l’antrop.  17,  311 — 332. 

M&ntegazzo,  P.  lucliicsa  stille  superstizioni  inltalia. 
Archivio  per  l’antrop.  17,  53  — 55. 

Anweisung  zu  Forschungen  Fiber  den  italienischen  Volks- 
nbergLnuheo.  Ueber  die  ersten  Ergebnisse  siehe  Bast « n zl , 
Karusio,  Mazzurhi. 

Mazzuchi,  Pio.  Leggandt,  Prcgiudizi  e superstizioni 
del  volgo  nell’  alto  Polesine.  Archivio  per  l'autrop. 
17,  333  — 344. 

•Nicolucoi,  Giustiniano.  Antropologia  delF  Italla 
uell'  evo  antico  e nel  modern'».  Napoli  1887.  112  p. 
4°.  (Aus:  Atti  della  R.  Acc.  doll«  Bcienze  di  Napoli. 
Serie  II,  T.,  2.) 

Vgl.  Auszug  von  Weismann  in  Miltheil.  Anthrop. 
Ges.  Wien  17,  182 — 184.  Mantegazzu  (Archivio  17, 
379)  wirft  dem  Verfasser  zu  grosses  Zutrauen  zu  den 


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46 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


alten  Autoren  und  „oei  rcspenfti  dclla  crnnirtlogia“  rar.  — 
S.  unten  Ten  kn. 

Kino,  A.  de.  Uni  e costtuni  nbrnutai.  VoL  IV.  (Hacre 
I eggend i.)  Firenze,  Marborn.  VI,  278  pp. 

•Penko,  K.  Der  pliyeieclie  Typu»  der  heutigen  Ita- 
liener. Globin*  52,  I4t>,  14 1. 

Kneh  Nivolurci. 

Ortoli,  Pr.  Le»  voceri  de  l'ik*  de  t’orse.  Paris,  Lcroux. 

12°.  (Bibi.  de  cunte*  et  chansons  populairen.) 
“Riocardi  , P.  Im  Matura  nei  Bulogne'i  contempo- 
ranei  studiata  in  mpporto  ul  *e*»o  c a l'etji.  Bologna. 
70  pp.  4r>.  {Mein,  della  K.  Acc.  di  Bcienze  etc.  di 
Modena,  VoL  V.) 

Btefani . C.  de.  Di  alrune  propriettn  colletivc  n«lP 

Appcunitio  e dogli  ordiuammti  relativj.  Archiv  in 

18,  aa— 42. 

*Topinard,  P.  La  carte  de  l’iudicp  cephalique  des 
Italiens.  Rev.  d'Anthrop.  16,  333  — 338. 


8.  7>t>  Griechen. 

a)  Alterthum. 

Bibliographie : siehe  unter  7. 

Blütnner,  II.  Leben  und  Sitten  d**r  Griechen.  3 Abth. 
Prag,  Tetnp*ky.  tWi**.  der  Gegenwart,  IW.  60,  62  u. 
63.)  196,  VIII;  184,  IV;  190  H, 

Daily,  Dr.  De  la  spketion  ethnique  et  de  ln  cou- 
sanguinitc  chez  le*  Grres  aticiem*.  Rev.  d'Anthrop. 
16.  408  — 444. 

Pie  Grösse  Athen»  erklärt  »ich  au*  der  Reinheit  der 
Kuam*,  »ein  Verfall  aus  der  Aufnahme  fremdrr  Klemente. 
Gruppe , 0.  Die  griechischen  Culte  und  Mythen  iu 
ihren  Beziehungen  zu  den  orientalischen  Religion«». 
Bd.  1.  Einleitung.  Leipzig,  Teiibner.  XV 111,  »Ort  8. 
Haberlandt,  M,  Griechisch  ywrj-yeerii*«^.  Mittheil. 
Anthrop.  Ges.  Wien  17.  113. 

N*th  einer  Idee  rot>  J.  v.  Fierlinger  wird  yvrutt 
als  «nssnimencesetrter  Wnrtstiunm  [yvert  -f-  Fix  = 
Fronen  ■ Niederlassung)  erklärt  und  darin  eine  Spur  des 
Matriarchats  gefunden. 

Jebb,  R.  C.  The  bomerie  house.  in  reUtinn  to  the 
remains  at  Tirvns.  Joum.  of  Hell  Studie*  VII,  1. 
Keller,  O.  Thier**  des  elnssi'-chen  Alterthum*  in  cul- 
t u Hi i. »torischer  Beziehung  Mil  56  Abb.  Innsbruck, 
Wagner,  1887. 

Vgl.  Mittheil.  Wien.  A.  Ge».  18,  54. 

Letourneau.  Ln  plndlotoniie  chez  Im  Spartiate*  ei 
le*  Abys»ins.  Bull  Soc.  d'Anthrop.  Paris,  flC  a^rie, 
II,  25  — 26. 

MahafFy,  J.  P.  Grcek  Life,  from  Alexander  to  the 
Roman  Conquert.  laiudoit,  Macmillan. 

Schröder,  L.  v.  Griechische  Götter  und  Heroen, 
Kine  Untersuchung  ihre»  ursprünglichen  Wesen*  mit 
Hülfe  der  vergleichenden  Mx thologie.  1.  Heft: 
Aphrodite,  Kro»  u.  Hephiislos.  Berlin,  Weidmann. 
VII,  118  8. 

b)  Ketisri i. 

Die  A Latum munK  der  heutigen  Griechen.  Zeitschr.  f. 

Bchttlgeogr.  8,  340  1 342. 

Bent  J.  Theodore.  Sun-myths  in  modern  Hellas. 

Rpj  Br.  As  soc.  58.  »5t*,  851. 

Curtius,  B.  Die  Volk sgriuwe  der  Neugrieclien  in  ihrer 
Beziehung  zum  Altertlium.  Sitzungslier.  Bold.  Akad. 
d Wisa.  1887,  B.  147—158. 


OmBtoin,  B.  Die  Westküste  de*  Argotisrhen  Meer- 
busen« mit  dem  Mu»t«V*-See  bei  Astros  in  Kynurien. 
Topographisch  Ethnologische*.  Ausland  ho,  801 — 604; 
*31—633 

Ornatein,  B.  Zur  Statistik  Griechenlands.  Petenn. 
Mittheil.  :i3,  247  — 248. 

Partsch,  J.  Die  Insel  Korfu.  Gotha,  Perthes.  97  S. 
4U.  Katte.  (Petenn.  Mittheil.  Krganzungsheft  88.) 


9.  Die  Albatu-ten. 

* Barroil.  Siehe  ol>en  unter  7 bi. 

Meyer,  G.  Die  Allmnemtu.  Oesterr.-Ung.  Rev.  4.  82  ff. 


10.  Die  Rumänen. 

Bergner,  R.  Rumänien.  Eine  Darstellung  des  Landes 
und  der  Leine.  Breslau,  Kern. 

Vgl.  ttlol.u»  52,  223,  2.4  und  Ausland  61,  180. 

Bolin-Tine&nu,  D.  Die  Romanen  in  Maeedonien, 
I h acieii.  Thessalien,  Kpirti*  und  Griechenland.  Deutach 
vi * i 1’  llrosienmi.  Roman.  Rev,  111,  Heft  1—3. 

H,  A.  lieber  den  Ursprung  der  rumauisclieu  Sprache. 
Kuoiol.  .Milt heil,  an*  Ungarn  1,  Heft  1,  8.  27  f. 

Mailand,  O.  Mythische  Wesen  in  dem  rumütiiocheu 
Volksglauben.  Ausland  60,  1021  — 1023. 

Tortna- Broos,  Sofia  v.  Heber  den  Planetencultu* 
<b-s  vorr •.-mischen  Daciens.  Corr. -Bl.  d.  Ges.  Anthr. 
18.  8 — 9. 

11.  Die  Staren. 

Kruk,  G,  Einleitung  in  die  slav jache  Literatur 
gesch  eilte.  2-  Aull.  Graz,  Leuschner.  887  8.  gr.  8°. 

Vgl.  Krau  ns  in  Mittheil  Antlimp.  Ges.  Wien  17, 
202,  203. 

MikJosich,  Fr.  Die  Blutrache  hei  den  Slaven.  Wien 
1637.  eo  8.  4 \ 

Vgl,  Jagic  in  Arch.  f.  »Uv.  Philol.  10,  626  — 631. 
Ausgehend  von  der  Ihirstellung  der  Blutrache  hei  den 
Munt*  oegrinern , erhellt  sieh  der  Verfasser  zu  einer  Be- 
handlung derselben  bei  den  Indegertnanen  iilierhaupt. 

Ta<.*herni8  heff,  N.  N.  Uelier  ehelichen  Communis- 
tnus  l»ei  den  alten  Slaven.  Verb.  Bcrl.  Ge*,  f. 
Aulhtop.  1887,  375,  376. 

a)  Nordel«  vcn. 

* Anutachin , D.  N.  Uelier  die  alten  künstlichen 
|o-|«irniaiioiieii  der  Schädel,  gefunden  in  den  Gren- 
zen de*  russischen  Reiche».  Moskau  1887.  (Rus- 
sisch.) Aus  den  Mein,  de  la  Hoc.  im  per,  des  Atui« 
de*  . nat.  T.  40,  p.  367—414. 

Anülysirt  in  Her.  d’Anthrop.  17,  375,  376. 

Anutachin,  D.  Bogen  und  Pfeil.  Archliologisrh- 
et Im* "graphische  Studie*  Mit  73  Abb.  Moskau  1887. 
4".  I Russisch.  I 

B*  sonders  auf  Kusslnml  bezüglich. 

Dziednazycky.  Adalbert  Graf.  Mythen  und  Märchen 

l*e|  deui  Nordslaven.  Mitlheil.  Antlirop.  Ges.  Wien 
17.  85  — 97. 

Hager,  Franz.  Die  Ethnographie  auf  der  Krakauer 
I a i ide»Hi)s*l*|] Uli g 1887.  Mittheil.  Anthrop.  Ges. 
Wien  18,  18*1  — 201. 

Koporntcki,  D.  Ein  Beitrag  zur  Ethnographie  des 
ruiheuincben  Volks  In  Volbynien.  (Poluisch.)  Krakau.’ 


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Völkerkunde. 


47 


Kupezanko,  Gr,  Di«  Ruthen«»  iu  der  Bukowina, 

Ausland  ■ k . 4i  - 

Lechnor , K.  Land  uud  Leut«  der  Hamm.  Globus 
51,  513  — 2t,  44  — 45,  50  - 61«  IU. 

MGschner,  M.  Dam Spreewaldhau».  iMit  Plan.)  Verl». 
Beri.  Oe«,  f.  Anlhrop.  1887,  08  — 10,%. 

Münchner , M Nachtrag  zu  »einer  Bezeichnung 
w*ndi*cl»er  Familien.  Verh.  Herl.  De»,  f.  Anthrop. 
1887,  292,  203. 

Marotte,  T.  Zu  den  Dotternamen  der  baltischen 
Slaven.  Arch.  f.  atav.  Philol.  10,  133—142. 

Mas&ryk,  Th.G.  Skizze  einer  *ocio|ogi*ch*tt  Analyse 
der  »«.genannten  (irftneherger  und  Konigi»hofcr 
Handschrift.  Arch.  f.  »lav.  Philol.  Io.  54  — 10]. 

Iateret.!«aii<i*r  Nachweis  der  l'iiechlheit  besonder»  aus 
der  falschen  Aullnstutig  «irr  alt  l>6hfn  Ischen  Zadruhaver- 
faKMing  (welch  letzten*  dabei  eingehend  entwickelt  wird). 

Miklosich,  Fr.  Ueber  die  allrussischen  Kulhjager. 
Arch.  f.  »lav.  Philol.  10.  1 — 7. 

„Die  in  Rußland  eilige* änderten  Normannen  zerfallen . 
nach  den  bisher  bekannt  gewordenen  Quellen  in  Ru**en. 
Kolbjttgcr  uud  Varjnger,  die  man  wohl  nicht  »I»  drei  Stämme 
•utzufuM'ii  luilen  wird.  Der  Gegensatz  kann  darauf  be- 
ruhen, da**  die  zu  verschiedenen  Zeiten  ein gedrungenen 
Vikitigerscliwürtne  in  Russland  nicht  in  ein»  verseil  mol  teil, 
vielleicht  nicht  vemhiuel/en  konnten , weil  »ic  »ich  in 
verschiedene»  Theilen  des  *a*gedehnten  Lvnde»  nieder- 
gela»*rn  hatten.  So  »rheiuen  »ich  die  Varjngcr  von  dem 
HaltiM-lien  Meere  nicht  entfernt  zu  haben.  Die  Sitze  der 
Kolhjager  »ind  Bildlicher  zu  suchen.  Jene  Normannen,  die 
»ich  Russen  nannten  . drangen  atu  weitesten  gegen  Süden 
vor,  aie  setzten  »ich  in  Kiew  fe*t:  von  hier  au*  breitete 
sich  der  Name  Ru»  muh  «Heu  Richtungen  au»/  (S.  3,  4.) 

Oesten , G.  Uelierr*»te  der  Wenden*«»  in  Feldberg 
und  Umgegend.  Verh.  Herl.  Ge*.  f.  Anthrop.  1887, 
H7  84.  UL 

Sembrzyoki.  Ufber  Ursprung  und  Bedeutung  der 
Worte  „Matur*  und  „Masuren*.  Altpreasi.  Monats- 
schrift lt*87,  April-Juni. 

Virohow.  Excursionvn  nach  der  Alt  mark.  Verl». 
Berl.  (len.  f Anthrop.  1867,  362  — 400. 

Nachweis  »Uviseher  Ansiedelungen. 

b)  8 ü d n 1 » v e n. 

Ethnographische  Studien  Aber  Alt-Serbien.  Mi tt heil. 
Anthrop.  (Jen.  Wieu  18,  182 — 100. 

Gesov,  J.  E.  Ziulrugata  v zapadna  ltlgaiija  (die 
Hausgemeinschaft  iu  Weatbulgurien).  Soft]»  1888. 
24  p.  8°. 

Vgl.  Mitthcil.  Anthrop.  Ge«.  Wien  IH,  74,  75»  und 
K.  S.  Krau»»,  Di«  Hausgemeinschaft  bei  den  Bulgaren. 
(Ausland  01,  161—165.) 

Jastrebova,  J.  J.  Die  Gebräuche  und  Lieder  der 
türkischen  Serben  im  Gebiete  von  Prutren,  Ipek, 
Morkva  uud  Dibn.  IBM.  i Serbisch  | 

Vgl.  Kraus»  in  Mitth.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,201,  202. 

Krause,  F.  S.  Dm  Bäuopfer  bei  den  Südulaven. 
Mittheil.  Anthrop.  Ge«.  Wien  17,  16  — 24. 

Vgl.  hierzu  Haherlandt  (ibid.,  ,Sitzung*l>er.  42). 

Kraus« , F.  S.  Ueber  *üd*lavi»che  Dorfunlagen  und 
Hauser.  Verh. Herl. Q es.  1.  A&lhrop.  1887,  668  — ■668. 

Krauss,  F.  8.  Medicinische  Znubersprörhe  mua  Sla- 
vonien,  Bosnien,  der  Herzegowina  und  Dalmatien. 
Mittheil.  Anthrop.  Ge*.  Wien  XVII.  Sitzungsber. 
60  — 67. 

Krauss,  F.  8.,  u.  J.  D.  Beckmann.  Ueber  den  Ein* 
Rums  de*  Oriente  Auf  die  Südslawn.  Ausland  60, 


261—264,  283  — 288,  308—312,  3.50—332;  61,  52—55, 
65—  67, 

Krauss,  F.  S.  Rrautkatif  hei  den  Bulgaren.  Mitthcil. 

Anthrop.  Ges.  Wien  17,  68. 

Krauss , F.  S,  Vampyrglaube  in  Serbien  und  in 
Litauen.  Mittheil.  Anthrop  Get».  Wien  17,  67,  «8. 
M.,  H.  Die  Fortuna  der  Hiidslaven.  Ausland  60,  621 
— 623. 

Zu  K.  S.  Kraus«,  Glück  und  Schicksal. 

Rovinski,  P.  A.  • Die  Weltanschauung  der  Croogorren. 

Isvestya  der  K.  H-  Geogr.  (•*•*.  22,  468  — 542«  1888. 

(H  iLssiseh.) 

Vgl.  Krau»«  in  Mittheil.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,  78. 

8.  S.  N.  Daa  Leben  der  Bulgaren  in»  mittleren 
Rhodope.  Philippopel  1886.  87  S.  (Bulgarisch.) 

Vgl.  Krau»  in  Mittheil.  Anthrop.  Ges,  Wien  17,  80. 

* Weisbach,  A.  Du*  Soldat  enmaterisl  der  lb-rxego- 

wiiui  in  anthropologischer  Beziehung.  Mittheil.  An- 
throp. 0«i.  Wien  XVII,  Sitzungaber.  84,  8.5. 

12.  Letten  mul  Litauer. 

Brosow,  A.  Ober  Bau  inverehrung,  Wald-  und  Feld- 
culte  bei  der  litauische*»  Völkergruppe.  Progr.  de» 
Alt»tiidt.  Gymu.  Königsberg.  4*. 

13.  Lappen,  Finnen  und  Verwandte  (aus*er 
Magyaren) w 

Zeitschrift:  Journal  de  )a  »ocicte  tiniio-ougrieune. 

T.  II.  He)»iugi»fiae  1887. 

Museum  in  Helsingfor*.  Vgl.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr. 
1,  800  ; 2,  64. 

Bogajewaki,  P.  M An«  dem  Leben  der  Sarapnlschen 
Woljakeii.  Dnachkow  Mus.  3,  14  — 64.  (Ritas.) 
Charusin,  N.  N.  Ueber  lappische  Saget»  und  Mär- 
chen. Daschkow  Mus.  3,  1 — 13.  (Russ.) 

L' Emigration  de»  Tnrtnresde  Crimee.  Rev.  d'Kthnogr. 
6,  507  — 609. 

Ethnographische  Funde  au»  der  letzten  Ileidenzeit 
Finnland*.  Ausland  40,  921—4*23. 

Finnische  Märchen.  Cebemetzt  von  Emtny  Schreck. 
Mit  einer  Einleitung  von  G.  Meyer.  Weimar,  Bdh- 
lau  XXX,  244  8. 

Vgl.  Kraus»  in  Mittheil.  Anthrop.  Go*.  Wien  17,  76, 
77.  rltj»  auf  wenige,  nicht  allzu  »•■ht  auiTklli|;e  Züge 
erscheinen  alle  Stücke  der  ganzen  Sammlung  blo»6  aU 
Variiintm  idnvi»cher  und  deutscher  Märchen,“ 

Gross,  F.  W.  Di«  Kalmiiken  oder  das  Volk  der  Wala. 

Ausland  60,  480—404,  510—514,  538—564«  545—540. 
Hiekisch,  C.  Da»  ffeidenthum  der  TscJieremisaeu. 
Ausland  61,  61— «4.  89-  -92. 

Nach  dem  im  vorjährigen  Berichte  aufgeflihrten  Werke 
Kuinnow'i. 

Katona , L.  Finnische  Märchen.  Ethnol.  Mittheil. 
aus  Ungarn.  1,  8.  30. 

* Mudilo.  Anthn»i>ol«»giache  Skizze  der  Permier. 

Ka»an.  (Russisch.) 

Nordvi,  A.  G.  Vier  Schädel  und  ein  Skelet  von  Lap- 
pen. Verl».  BerL  Ges.  f.  Anthrop.  1887.  673. 

Die  Bemerkungen  bet  reffen  die  Be»tnttung»wei»e. 
Roskoaohny,  H.  Die  Wolga  und  ihre  Zuflüsse. 
Geschichte,  Ethnographie,  Hydro-  und  Orographie, 
nebst  Mittheiliingeu  nlier  du»  Kiiuia  de»  Wolga- 
gebiete«.  Leipzig,  Gressncr  $t  Schramm. 

Vgl.  Supun  in  Geogr,  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  262. 


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48 


Verzeichnis*  der  anthropologischen  Literatur. 


Schröder  , Leop.  v.  Eine  esiniache  Sitte.  In : Fent- 
grnsa  an  O.v.Bftbtllngk.  (Stuttgart,  KobJhanunar, 
1888.)  8.  107—10«. 


14.  Magyaren. 

Zeitschrift:  Ethnologische  Mittheilungen  aus  Ungarn. 
Zeitschrift  für  die  Volkskunde  der  Bewohner  Ungarns 
und  seiner  Nehenlander.  Red.  A.  ljerrinann.  Jahr- 
gang I.  Budapest. 

Abasa,  W.  A.  Slaven  und  Ugrier.  Historische  Skizze. 

6t.  Petersburg,  Skoroehodow.  39  8.  (Russisch.) 
Herrmann , O.  A Magyar  Hnläszat  Köny  v«.  Buda- 
pest, 2 Tlieile. 

Vgl.  hierüber  E.  Friedei  (RDic  ungarische  volksth&iu- 
liehe  Finlirrri*)  in  Verb.  Bert.  Ges.  f.  Anthrop.  1887, 
314,  313. 

K&lmany.  Der  Mond  int  ungarischen  Volksglaulien. 

Ethnol.  Mittheilungen  aus  Ungarn.  I,  8.  23  ff. 
Kotona,  L.  Allgemeine  (.'liarakteristik  des  magya- 
rischen  Folklore.  Kthnolog.  Mittheilungen  aus  Ungarn. 
1.  8.  12  IV. 

Ortvay,  Th.  Vergleichende  Untersuchungen  über  den 
Ursprung  der  ungarländischen  uud  nordeuropäischen 
prähistorischen  Steiu Werkzeuge.  Mittheil.  Anthrop. 
ties.  Wien  17,  20  — 65. 

•Urgeschichtlich-Anthropologiaches  aus  Ungarn. 
Ausland  «0,  161  — HU,  187  — 191,  210  — 214. 


15.  Türken. 

Kunos,  J.  Ueher  türkische  Schattenspiele.  Ung. 
Rev.  7,  425  — 435. 


16.  Juden. 

Reinach , T.  Les  Etüde«  d'histolre  jnive  pendant 
1'jintiee  1886.  Paris,  Durlacher.  1887.  22  p.  8°. 


17.  Zigeuner. 

Avery,  John.  Origin  of  the  gipsies.  Am.  Antiqa. 

9,  192. 

Für  Grierson’s  Ableitung  von  den  Dero*. 

Axon,  W.  E.  A.  Colour-namea  aninngst  the  Englislt 
Gipsies.  Rep.  Br.  Assoc.  57,  902,  910. 

Grierson,  O.  A.  tiipsie*  in  Engtaud  and  in  india.  lud. 
Antiqn.  i*>,  35  — 41. 

Haliburton.  R,  G.  Gipaie*,  and  ati  Ancient  Hebrew 
Racc,  in  8us  and  the  ßahara.  Rep.  Br.  Arnoc*  57, 

«mH  — 909. 

Herrtn&nn,  A.  Original- Volksweisen  der  transmlva- 
nischen  Zeltzigeuner.  Ethnol.  Mittheil,  aus  Un- 
garn 1,  103  — 105,  109—112. 

Patkanow,  X.  P.  Die  Zigeuner.  Einige  Worte  über 
die  Dialecte  der  transkaukasischen  Zigeuner.  8t.  Peters- 
burg. 11,  14»«  s.  (Rnasieoh.) 

Sowa,  R.  v.  Die  Mundart  der  slovakiscben  Zigeuner. 

Güttingen,  Vandenhoeek.  X,  194  8. 

Wlialocki,  H.  v.  Zur  Volkskunde  der  transeilvaniscben 
Zigeuner.  HamhArg.  Richter  40  8.  (Virchow, 
HnltzeridorffVhe  Samml.  von  Vorträgen.) 

Wlialocki , H.  v.  Zauber-  und  Besprach ungsformeln 
der  traussilvanieclten  und  südungahscheu  Zigeuner. 
fithnuL  Mitiht-ii.  »us  Ungarn  i,  5i  — 62. 


Wlialocki,  H.  v.  Volkslieder  der  transsitvanischen 
und  südungariachen  Zigeuner.  Inedita.  Originaltexte 
nebst  Verdeutschung.  Mag.  f.  d.  Lit.  des.  In-  und 
Auslandes  1 h , 131  ff.  — Volkslieder  der  transsil- 
vatiischen  Zigeuner.  Z.  D.  Morgenl.  Ges.  41,  347  — 350. 

Wlialocki , H.  v.  Gebräuche  der  transsilvanischen 
Zeltzigeuner  bei  Geburt,  Taufe  und  Leichenbeatattung. 
Globus  51,  249—251,  267  — 270. 

Ii.  Asien. 

Bibliographie:  A.  Müller,  Orientalische  Biblio- 

graphie. 1kl.  1 (1887).  Berlin,  Reuthur.  lt>88. 

Da  die**1  ausgezeichnete  Bibliographie  Alles  zu  um  hu  neu 
sucht,  „was  sieb  aut  Volkstbum,  Religio»,  Sitten  und 
Gebräuche,  Sprache,  Literatur  und  Geschichte  bericht“, 
und  durch  da»  Zu»*  ui  tuen  wirken  einer  Iieihe  besonder» 
günstig  gestellter  Mitarbeiter  in  anderweit  nicht  erreich- 
barer Vollständigkeit  namentlich  für  Asien  zu  umfassen 
im  Stande  ist , beschränk!  sich  der  vorliegende  Literatur- 
bericht  darauf,  das  Wichtigere  und  im  engeren  Sinne 
Ethnographische  bervunuhclteu. 

Zeitschriften;  Z.  der  D.  Morgeul. Gaa.  Bd.  41.  Laip- 
zig.  — Wiener  Z.  f.  d.  Knude  des  Morgeuhuide*, 
Bd.  1.  — Oe*u-rr.  Monatasclir.  f.  d.  Orient.  Bd.  13. 
Wien.  — Journal  aniatique.  8«  Serie,  T.  9, 10.  Paria.  — 
Journ.  of  the  R.  Aa.  Boc.  N.  8.  Vol.  19.  London.  — 
Asiat ic  Quarterlv  Rev  Vol.  IV.  London.  — Journ. 
of  the  American  0r.  8oc.  VoL  13.  — Gioruak*  della 
societü  aaiatica  itnliann,  Vol.  1.  Roma. 

Ethnographische  Karte  V.  v.  Haardt,  ITeber- 
»ichtskart«  der  ethnographischen  Varhnltuiiwe  Asiens 
uud  von  den  angrenzenden  Thailen  Europas.  Be- 
arbeitet auf  Grundlage  von  Fr.  Müller1«  Allge- 
meiner Ethnographie.  Wim,  Holzel.  Maaasstab 
1 : 8 KflL 

AU  ausgezeichnet  anerkannt  Von  K.  Lauge  in  Verb. 
Berl.  Gen.  f.  Erdkunde  15,  130,  131;  von  Er.  Müller 
in  Mittheil.  Anthrap.  Ge».  Wien  17,  71,  72;  von  Mari- 
ne II  i in  Boll.  Soc.  itaUana  di  geogr.  24,  398  — 401. 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes. 

Cust,  R.  N.  Linguist ie  and  Oriental  Essays,  1847  io 
1887.  2d  Serien.  London,  Trübner. 

Fritsche,  R.  Die  Todtengebräuche  der  asiatischen 
Völker.  Oeaterr.  Zeiuehr.  f.  d.  Orient  1887,  Nr.  12, 
8.  186  — 181. 

Lonormant,  Fr.  Ifistoire  ancienne  de  l'Orient  jus- 
qu'Hiix  gu»  rres  raddiques,  continuee  par  E.  Babeion. 
9e  ed.  T.  V:  I«a  civiliaation  Hssyro-c)ialdt>«nne , les 

Medea  et  leg  Perse*.  Paris,  L^vy.  523  pp.  4°.  111. 

Murray-Ainsloy,  H.  G.  M.  Diacursive  contributions 
towards  the  study  of  Asiatic  symbolism.  lud.  Auti- 
quary  16,  18  ff.,  57  ff. 

Schluss  zu  den  im  Verjähre  aufgrfnbrten  Artikeln. 

Paglicci  Broazi,  A.  Teatri  e «pettacoli  dei  popoli 
orient&li.  Milano,  Dumohtrd.  XIV,  278  pp. 

Perrier,  G*,  et  Ch.  Chipiez.  Histoire  de  I’art  dana 
1'atitiquitA.  T.  IV.  (Sardaigne,  Jude«,  Asie  Mineure.) 
Paris,  Hachetu-.  839  pp.  111. 

2.  Kleinasion,  Armenien,  Cyprua. 

Bibliographie:  C.  D.  Cobliatu.  Au  Attempt  at  a 
Bibliograpbv  of  Cyprua  Nicosia,  1886.  12  pp.  12®. 

Cesnola,  A.  P.  di.  Salamina  (Cipro),  Prima  edizione 
italiaua.  Torino,  Löcher.  XXXIV,  301  pp.  8®. 
28  Tafeln  und  I Karte. 


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Völkerkunde. 


49 


Conder,  R.  C.  The  Hittites.  — Hittite*  und  Etrus- 
caiib.  — The  criticism  of  tbe  Hittite».  Pul.  Kxplor. 
Fund,  Quart.  Btatem.  1887,  July,  p.  133 — 148. 

Conder,  R.  C.  Altaic  llieroglyphics  and  Hitdte  In* 
scriptions.  London,  Bentley.  Xll,  247  pp.  (Pal. 
Expl.  Fund.) 

Conder , R.  C.  Hittite  Ethnologv.  J.  Anthr.  Inst. 
17,  131— IM.  »iscussion. 

„I  tm*t  that  the  prvwot  »kctch  may  b«  »uffiricnt  ta 
sliow , timt,  that  the  esiatrncr  of  Hittite  archaeological 
material!«  ts  m>  inrre  drcam  of  tUe  antiquary;  and  »ccxmdly, 
that  Iber«  are  »troug  rrasoiis  for  regardiug  tbe  Hittites 
as  a Txranian  people,  aml  as  akin  to  the  Turunian  rsee» 
of  Medio,  Ada  Minor,  Mcaopvtami«,  and  ltaly.w  (p.  138.) 

Dümmler,  Perd.  Mittheilungen  von  den  griechischen 
Inseln.  IV.  Aelteste  Nekropolen  auf  Cypera.  Mit- 
theil. des  k.  D.  archäol.  Inst.  Athen.  1,  209 — 242. 
Mit  3 Tafeln. 

Werke  einer  vorphönicisehen  Binnciibcvölkrrung,  iden- 
tisch mit  der  von  Hi»»arlik. 

Hirschfeld , G.  Die  Felsenreliefs  in  Kleinarien  und 
da«  Volk  der  Uittiter.  Zweiter  Beitrag  kur  Kunst- 
geschichte Kleinasien».  Mit  2 Tafeln.  Berlin,  Rei- 
mer. 7.r>  8.  4°.  (Aua:  Abth.  k.  Pr.  Ak.  1180.) 

• Jeliasejow,  A.  W.  Anthropologische  Excuraion  quer 
durch  Kleinasien.  Iswaatija  k.  Kuss.  geogr.  Ges.  23, 
249—290.  (Russisch.) 

Vgl.  Dcnlker’a  Inhalt*  an  gäbe  in  Rev.  d’Anthrop.  17, 
107  — 109  und  den  Reisebericht  im  Globus  52,  27  — 28. 

Joaniaaiany , A.  Armenische  Bibliothek.  IV.  Mär- 
chen und  Sagen.  Leipzig,  Friedrich.  XXXVII, 
147  8.  8°. 

Kalatliiantz , G.  Abriss  der  armenischen  Ethno- 
graphie. Moskau.  (Armenisch.) 

Köhler,  J.  Das  Recht  der  Armenier.  Z.  f.  vergl. 
Rechtswegs.  7,  383  — 438. 

Lantahoere , J.  de.  Hittites»  et  Amorites.  Rev.  des 
questions  historiques,  1887,  Avril. 

Menant,  J.  Les  Heteen».  Tn  nouveau  ptdbttn»  de 
Phistoirv  d’Orieut.  Rev.  de  Pb  Ist.  des  rel.  1887, 
p.  88  — 93. 

Pauli,  G.  Von  Tübris  bis  Wan.  Mittheil.  Geogr. 
Ge».  Lübeck,  lieft  9 — II. 

Vgl.  Mitthril.  Anthrop.  Ges.  Wien  17,  199,  201.  Hier- 
nach: Di«  Teotelsanbeter  in  Armenien  uud  der  Urmiya- 

Bee.  Ausland  61,  38,  39. 

Smith,  Agnes.  Through  Cyprus.  London,  Hunt  L 
Blackett-  340  pp.  III. 

Tohihatcheff,  P.  de.  Klein-Aflien.  Prag,  Tempsky. 
VIII,  188  B. 

Treuber,  O.  Geechiclite  der  Lykier.  Stuttgart,  Kohl- 
hamtner.  VIII,  247  8.  — Weitere  Beiträge  zur 
Geech.  der  Lykier.  Tübingen.  4°.  (Progr.) 

Wilson,  Ch.  W.  The  Greeks  in  Asia.  The  As. 
Quart.  Itev.  1887,  JanuAry,  p.  32  — 56. 


3.  Kaukasien  und  Transkaukasien. 

Aniaaimow,  J,  Soli.  Das  jüdische  Bergvolk  im  Kau- 
kasus. Daschkow  Mus.  3,  171 — 322.  (Ru»*.)  Auch 
separat. 

Bebur , W.  Grusische  Volksmärchen  und  Spiele. 

Tiflis,  Chelodje.  120  8.  (Russisch.) 

Chachalow,  A.  Ss.  Feber  die  Mochowi  (grusinisch 
sprechender  Stamm  am  Kasbek).  Dastfhkow  Mus. 
3,  74  — 82.  (Kubs.) 

Archiv  ftLr  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


Chachalow,  ▲.  8s.  lieber  die  Pschawcn.  Daschkow 
Muh.  3,  83  — 98.  (Hubs.) 

Charusin,  N.  N.  Bemerkungen  über  da*  Rechtsleben 
der  Tschetsckemnm  und  Inguschen.  Nebst  2 Bei- 
gatieu:  1.  liochzeitsgebriiuche  der  Tacliettuthenzcii  und 
Inguschen,  aufge zeichnet  von  W.  J.  Akimow. 
2.  Märchen,  im  IngtiBchendurte  Zori  aufgezeichnet 
von  Charusin  und  Miller,  mit  russischer  Ueber- 
setzung.  Daschkow  Muh,  3,  113 — 117.  (Kuss.) 

♦Chantrc,  E.  RechercheB  anthropologiquea  dans  le 
Caucase.  T.  I.  Periode  prähistorique.  T.  II.  Periode 
protohistorique.  T.  III.  Periode  lustorique.  T.  IV. 
Population»  actuelle*.  Pari»,  Reinwald,  1883  — 1887. 
93,  226,  136,  284  pp.  Folio.  I1L 

Auidlihrliclie  Referat«  über  die»  nun  vollendete  Haupt* 
werk  linden  sich  u.  a.  in  Rev.  d'Ethnogr.  6,  471  — 489; 
Rev.  d’Anthrop.  17,  479  — 489;  Bull.  Soc.  d'Aattimp« 
Pari*  11,  198  — 221;  Proc.  R.  Geogr.  Soc.  1 0,  311—  314  » 
Materiaux  pour  l’hi»t-  pr.  et  nat.  de  l'huumie  22,  342  — 373» 
llltthdl«  Anthrop.  G«?s.  Wien  13,  209  — 212. 

Dolbesoheff,  W.  J.  Archäologische  Forschungen  im 
Bezirkt«  dte  Terek  (Nordkaukasus).  Z.  f.  Ethnol. 
19,  101  — 118,  153  — 175.  111. 

IV.  Im  Kluchlande  der  Tschetschnn.  V,  Id  Digorien. 
VI.  Pfeilspitieu  von  Wladikswkas. 

Erckert,  R.  v.  Der  Kaukasus  und  seine  Völker. 
Leipzig,  Frohberg.  Ethnogr.  Kurte.  111. 

«Die  Beobachtungen  dei  Verfassers  haben  die  Schluss- 
folgerung bc*  tätigt  und  für  den  Üntkankasua  erweitert . . 
d«,-o  keiner  der  kaukasischen  Stämme  einen  Anhalt  fhr 
die  Vermutliung  bietet,  da»»  von  hierau»  die  arische  Be- 
völkerung Europa»  ihren  Ursprung  genommen  habe.* 
(Virchow,  Z.  f.  E.  19,  97.) 

Siebe  hierzu  noch:  Die  Bevölkerung  de»  ksuku»i»chen 

Gebiete«  nach  den  neuesten  Ermittelungen.  (Al»  Ergän- 
xuug  uud  Berichtigung  der  »tati»ti»ch  -ethnograpbiM'heii 
Tabelle  in  dem  Werke  „Der  Kaukasus  und  »eine  Völker4* 
von  R.  v.  Erckert.)  D.  Rundschau  für  Geogr.  10, 
417  f. 

Hübschmann , H.  Sage  und  Glaube  der  Osseten. 
A.  Dio  Buge  vou  den  Narten.  B.  Da»  Schicksal 
der  Seele  uaeh  dem  Tode.  Z.  D.  Morgenl.  Ges.  41, 
523  — 576. 

Kuban.  Die  heutigen  tscherkemiscben  und  anderen 
muhammedaniBchen  Völkerschaften  im  Ku bangebiete. 
Ru*».  Rev.  16,  397—431. 

Nach  L.  P.  Sagurski  und  E.  D.  Felizyn. 

Maurier,  J.  L’iltat  religieux  de  3a  Mingr41te.  Rev. 
de  l'hist.  des  religions  16,  84 — 100. 

Raddo,  G.  Aus  den  Daghestanischcn  Hochalpen, 
vom  Schah -dagh  zum  Dulty  und  Bozo».  Gotha, 
Perthes.  (Krgänzungsheft  Nr.  83  zu  Petenn.  Mit- 
theil.) 

Soidlitz,  N.  v.  Vorläufige  Resultate  der  zu  Eude 
1886  iu  Transkaukasien  vorgenommenen  Volkszäh- 
lung. Globus  51,  185. 

Sainow,  W.  J.  Imere tische  Märchen  und  abergläu- 
bische Vorstellungen.  Daschkow  Mus.  3,  138  — 170. 
(Russisch.) 

Uslar,  Baron  P.  K.  Die  Ethnographie  des  Kaukasus. 
Bprachenkunde.  1.  Abcbastttche  Sprache.  2.  Da» 
TachetschenziBche  Volk.  Tiflis  1887.  XV,  193  u. 
102  8.;  VIII,  246  u.  117  S.  8°.  (Russisch.) 

Vergl.  Proc.  B.  Geogr.  Soc.  10,  176  L 

Virchow.  Antimongeräthe  au*  dem  Grälierfelde  von 
Koban,  Kaukasus.  Verb.  Berl.  Ges.  f.  Antlirop.  559 
— 561. 

7 


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50  Verzeichnis*  der  anthropologischen  Literatur. 


Virchow.  Transkaukasische  und  babylonisch-assyrische 
Alterthiimer  aus  Antimon,  Kupfer  und  Bronze.  Verh. 
Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  334  — 337. 

Zaborowski.  Las  pi-up]**  prchistorique«  et  los  peuples 
actuels  du  Cauoase.  Rov.  acientif.  11,  »11  — »15. 


4.  Persien,  Afghanistan,  Belutchistan. 

a)  Geschichtliche*. 

Avery,  J.  The  place  and  time.“  of  tbe  rise  of  Zoro- 
astristn.  Am.  Antiquarian  9,  117 — 120. 

tVber  die  verschiedenen  Ansichten  und  für  Huri  ec 
Annahme  eine»  medischen  und  spülen  Ursprung*. 

Dieulafoy  , J.  Dieulafoy’»  Ausgrabungen  in  8ns*. 
Globus  52.289  — 294.  305  — 311,  321  — 327,  337—343, 
353  — 358,  349  — 375.  Ul. 

Mach  den  im  vorjährigen  Berichte  angeführten  Artikeln 
im  Tour  du  Monde.  Vgl.  unten  unter  bj. 

Geigor,  W.  Civilisation  of  tlie  Küstern  Iraninna  in 
ancient  time».  Tr.  by  D.  D.  Peshotan  Banjana. 
Vol.  II.  The  old  Iraniau  poiity  and  tho  age  of  the 
Avesta.  London,  Frowdo-  28«  pp. 

Harles , Ch.  de.  Coup  d’oeil  aur  1'biMoire  et  l’ätat 
actuel  des  Itudes  avestiques.  Bruxelles,  Hayez.  43  pp. 
8°.  (Aus:  Bull.  Ac.  Belg.  1886.) 

Menact,  J.  Lea  langues  perdu««  de  la  Per»«  et  de 
l1  Assy rie.  Paris,  Leroux.  XVI,  433  p.  18°.  (Bibi, 
or.  elz.) 

Peshotan  Banjana,  Dastur  D Ar  Ab.  On  the  olleged 
practice  of  next-of-kin  inarringes  in  Old  Iran.  Jonrn. 
Bombay  Br.  II.  As.  Bor.  17,  97  — 130.  (Auch  einzeln: 
London,  Trubner,  1888.) 

Gegen  diesen  Versuch  zu  leugnen,  vs«  die  elastischen 
Autoren  bezeugen  und  in  den  Sacrvd  Book»  of  tbe  East 
(XVIII,  389  — 430)  aus  dem  Avesta  und  den  Pahleritevten 
gefolgert  ist,  wendet  sich  E.  W.  West  in  Acatlrmv  34, 
12,  13. 

Schiaparelli,  I*.  Bull’  etnogrofla  della  Persia  antica 
anteriore  alle  invaaioni  ariane.  Atti  Acc.  Scienze, 
Torino  23,  7,  308  — 318. 

Spiegel,  F.  lieber  das  Vaterland  und  Zeitalter  des 
AweatA.  I,  II.  Z.  D.  Morgenl.  Ges.  35,  629  ft;  41, 
280  ff. 

Spiegel,  F.  v,  Iranian  Art.  Oxford. 

The  Zend  Avesta.  Pt.  3:  The  Yuans,  Viaparad, 
Afrtnagiin,  Oäha,  and  Miscellaneous  Fragments.  Tr. 
by  L.  II.  Mills.  Oxford,  Clarendon  Pr.  XLV1H, 
404  pp.  (Bacred  Brooks  of  tlie  East  XXXI.) 

6)  Neuzeit. 

Benjamin,  8.  O.  W.  Persia  aod  tbe  Peraian*.  (Bo- 
ston, Ticknor)  London,  Murray.  XI,  510  pp.  111. 

Binder,  H.  An  Kurdistan,  eu  M^sopotamie  et  en 
Perae.  Paris,  Quantin.  460  pp.  4°.  HL 

Hiernach:  A.  Schulze,  Eine  ReU«  durch  Kurdistan. 
Ausland  61,  721—724,  752—754. 

Darmesteter,  J.  Lea  origine*  de  la  po4aie  peraane. 
Pari“,  Leroux.  (Bibi.  or.  el*£v.  53.) 

Darmesteter,  J.  Afjghan  life  in  Afghan  aongs.  Con- 
temporary R»>v.,  Oetotcr. 

Dieulafoy,  Jane.  La  Pene,  la  Chaldta  et  la  8u»ian«. 
Relation  de  voyage.  Paria,  Hachette.  746  pp.  4°. 
Ulustr. 

Vgl.  ölen  unter  a). 


•Duhousset,  E.  Lea  races  hnmainc»  de  la  Pene. 

Her.  d’Bthnogr.  6,  4ou — 413. 

Zu  Houssay. 

Fox,  P.  H.  A year  on  the  Belooch  and  Afghan 
Frontier.  The  Dublin  Journ.  M**d.  Sc.  341  ff.,  425  ff., 
519  ff. 

Feier  einheimische  Krankheiten. 

’HoUBsay.  Lee  peuples  actuuls  de  la  Porte.  Bull.  Boc. 
d'Anthrop.  de  Lyon  VI,  p.  101  — 14»  f.  Plaucbe*. 

Houaaay,  F.  Souvenirs  d’un  voyage  en  Per**. 
1.  L’ Arabisten  et  1*  montagne  des  Ilakhtiyari*.  2.  Le 
littoral  du  golfe  pernique  et  le  Kars.  Il«iv.  des  deux 
mondes,  15.  janv.,  p.  367  — 391  ; 15.  f£vr.,  856  — 883. 

Dayard,  H.  Early  Adveuture«.  in  Persia,  Busiana,  and 
Babylouia,  inoludiug  a resident*#  amoug  the  Bakhti* 
yari  and  other  wild  tribes  befere  tbe  «liscovery  of 
Mineveh.  London,  Murray.  VIII,  490  pp.;  VIII, 
511  pp. 

Bchlaglntweit.  Die  Ghilzaistanune  in  Afghanistan. 
D.  Rundschau  f.  Guogr.  X,  1 ff. 

Stapf,  O.  Eine  Dorfhochz<rit  iu  Büdperaien.  Globus 
51,  199  — 202. 

• Ujfalvy,  Ch.-E.  de.  Quelques  obaervatiooa  aur  lea 
Tadjiks  des  moutagnes,  appeles  aussi  Galtochaa.  Bull. 
Boc.  d'Anthrop.  Paris  10,  15  — 43. 

Hiernach:  Einige  ȟber  die  Galurhu* (Globus  52,  94,  95). 

Weiabrod,  G.  Die  Nomaden  im  persischen  Hoch- 
lande. Ausland  6U,  1025  — 1029. 

Willa,  C.  J.  Perwia  asit  is:  bring  Sketche«  of  modern 
Persian  life  and  charactcr.  2d  ed.  London,  Low. 
324  pp. 

Yate,  E.  C.  Northum  Afghanistan ; or,  Lotters  from 
tbe  Afgban  Bountlary  Commiaaion.  London,  Black- 
wood. 

6.  Somitiacho  Länder. 

Nöldeke,  Th.  Die  semitischen  Sprachen.  Eine  Skizze. 
Leipzig,  Weigel.  64  S. 

„Einstweilen  laust  »ich  ül-er  die  ürsitz*  der  Semiten, 
resp.  ihrer  Sprachen  ni»ch  nichts  einigermassrn  Sicheres 
nussngen“  (S.  12).  Wir  können  nicht  die  Möglichkeit 
leugnen,  das«  e»  ein«t  noch  ganz  andere  semitische  Sprachen 
gegeben  habe  als  die  uns  bekannten.  Aber  ein  sicheres 
Zeichen  fiii  deren  Existenz  haben  wir  nicht.  Aach  nicht 
dafür,  das*  diu  Gebiet  der  *em.  Sprachen  jemals  stark 
über  die  heutigen  Grenzen  hinausgegnngen  sei.  Sicht  ein- 
mal «las  lässt  sich  besonders  wahrscheinlich  machen  , das» 
die  Ciliaer,  die  von  Aller»  her  mit  den  Syrern  uud  Phö- 
niziern in  enger  Beziehung  standen , semitisch  geredet 
haben“  (S.  16).  „Die  Scheidung  der  nord*  [Hebrkisch- 
PhönixUrh , Aramäisch , Assyrisch]  und  «Qdsemitist  hen 
Sprachen  [Arabisch,  Acthiopisch]  ist  eine  auerkmint«  That- 
aache“  (S.  10b  — Vgl.  hierzu  die  Anzeige  von  G.  Hoff- 
mann  im  Litt.  C.  Bl.  1887,  S.  605  — 608. 

a)  Geschichtliches. 

ft)  Palästina,  Phöniziern,  Syrien. 

Bennett,  J.  R.  The  dlaeaat»  of  tho  Bible.  London, 
Rel.  Tr.  Boc.  (By-paths  of  Bible  knowlodg«  IX.) 

Death,  James,  Tho  Beer  of  tbe  Bible:  one  of  the 
liitherto  unknown  leavon*  of  Exodus.  With  a virit 
to  an  Arab  brewery  etc.  London,  Triibner.  VIII, 
179  pp. 

Flöokuer.  Ueber  die  Hypothese  Steinthal’a,  das» 
Simson  «iu  SounenhuroH  sei.  I.,  II.  Theol.  Quartal- 
Schrift  1880,  449  — 481;  1887,  47  — 104. 


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Völkerkunde. 


51 


Friedrich,  Th.  Tempel  und  Palast  Salomos,  Denk- 
mäler phöniki*ch.-r  Kunst.  Iunbniok,  Wagner.  III, 
72  8. 

G-ochlert,  Vinc.  Statistische  Betrachtungen  über 
biblische  Daten.  Ein  Beitrag  zur  Volkskunde  de* 
Alterthums.  Z.  f.  Ethuol.  19,  83  — 93. 

Lag&rde,  P.  de.  Purim.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Religion.  Göttingen,  Dieterich.  94  8. 

Mahler,  Ed.  Biblische  Chronologie  und  Zeitrechnung 
der  Hebräer.  Wien,  Konegen.  XIV,  204  8. 

Maapero.  La  Syrie  avant  l’invasion  de«  H^breux 
d’apres  las  momimeuts  Igyptiena.  Rev.  des  dtodan 
juives  14,  p.  CLXIV  — CLXXVI, 

Noefe.  Die  Kriegstnusik  der  Hebräer.  Allg.  Musik- 
Zeitung  Nr.  2 — 4. 

Ronan,  E.  Histoir*»  du  peuple  dTsrael.  T.  1.  Paris, 
Ü.  Levy.  XXX,  459  pp. 

Virchow.  lieber  Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  Nöt Il- 
ling, betreffend  Dohnen  im  Ostjordantand.  Verh. 
Berl.  Ge*,  f.  Anthrop.  37  — 38.  Ul. 

Wolff,  A.  Zum  Capitol  über  das  jüdische  Erbrecht. 
Israel.  Monatsschr.  Nr.  6 — 8. 


fl)  Arabien.  Islam. 

Franz-Pascha.  Die  Baukunst  des  Islam.  Darmstadt, 
BergBträsBer.  150  8.  4°.  (Handbuch  der  Architek- 
tur 11,  3,  2.)  HL 

Friedrichs,  K.  Dan  Eherecht  des  Islam  nach  den 
Lehren  Schäticis,  Abü  Hanifahs  und  der  Schicah. 
Z-  f.  vergl.  Rschtswisa.  7,  240  — 284,  287. 
ßauvaire,  H.  Matlriaux  pour  servir  ä l bistoire  de 
la  numismatique  et  de  la  m^trologie  musttlmanes. 
OonpUUNt  Journ.  as.  X,  200  — 259. 

(Das  ganze  Werk  auch  einzeln : Paris,  Lerotu.  268  pp.) 
Wellhausen,  J.  Skizzen  und  Vorarbeiten.  3.  Heft: 
Reste  arabischen  Heidenthum*.  Berlin,  Reimer.  VI, 
224  8. 


y)  Euphrat-  und  Tigrisländer. 

Adler,  C.  On  the  viewa  of  the  Babylonians  oonceming 
llfe  after  death.  Proc.  Am.  Or.  Soc.  Oct.  p.  XXXVI 
— XLL 

Bertin,  G.  Origin  and  Development  of  the  cunei- 
form  Syllabary.  J.  B.  As.  Boc.  19,  625  — 854. 

„The  t wo  hrpüthe*es,  that  tbe  hieroglvphic  writing  was 
invented  before  the  first  Separation  ot  the  Hamit»  and 
Semite»,  and  that  after  this  Separation  the  Egvptian  iauguage 
s affered  grently  froin  pbonetic  decay , nre  »ujiported  by 
the  curiou«  fiict  that  the  phonetie  ralurs  of  tbe  hiero- 
glypHa  art*  more  often  found  to  rormpond  to  tbe  Semitic 
Word»  ot'  the  pfcture,  the  Semitic  tonguea  having  perbaps 
sullrred  less  froiu  phonetic  dccay“  (p.  651.) 

Heuzey,  I*.  L’Arcbitcciure  ohilMnül  et  les  dficoQ- 
verte»  de  M.  de  Sarzec.  Paris,  Chaix.  14  pp. 

Hommol,  Fritz.  Geschichte  Babyloniens-Aaayrien*. 
Berlin,  Grote.  111. 

Jeremias,  Alfr.  Die  babylonisch -assyrischen  Vor- 
stellungen vom  Leben  nach  dem  Tode.  Leipzig,  Hin- 
richs.  V,  126  8. 

Lodrain,  E.  La  pmuü-ro conception  des clieux,  d’apres 
la  Collection  8ar*ec.  Rev.  pol.  et  litt  24  *ept.  1887. 

Menant,  J.  Ninive  et  Babylone.  Paris,  Hachette. 
320  p.  18°.  avec  107  gravnre«. 

Pinohes,  Th.  G.  Olimpmt  of  Babylonian  and  Assy- 
rian  Life.  1.  A Ninevite  tragedy.  2.  Babylonian 


wedding.  3.  A Babylonian  wedding  ceremony.  Bab. 
and  Ür.  Ree,  119  — 121,  137  — 139,  145—149.  Plate- 

PinehüB,  Th.  G.  Dovrer  contracts.  Bab.  aud  Or  Ree- 
144. 

Pinchea,  Th.  G.  The  Babylonian»  and  Assyrians  as 
maritime  nations.  I.  BabyL  and  Or.  Rec.  1,  41 
— 44.  Plate. 

Pinches,  Th.  G.  Tablets  referring  to  the  apprentice- 
»hip  of  alaves  at  Babylon.  Bab.  and  Orient  Rec.  1, 
81  —85. 

Barzec,  E.  de.  Dicouverts«  eu  Clialdöe.  Acoom" 
pagne  de  plUMÜM»«  poblilc  par  L.  Heuzey.  Parisi 
Leroux.  4®.  Livr.  1 t 

Tylor,  Th.  The  Babylonian  id«A  of  a di«embodied 
•ooL  BabyL  and  Or.  Rec.  i,  55  — 57.  Plate* 

Rober,  Fr.  Ueber  altchaldäische  Kunst  III.  Z.  f. 
AaaynoL  I,  l — 41. 

ReviUoud.  8.  unter  Aegypten. 

Sayce,  A.  H.  Lecture#  on  the  Origin  and  growth  of 
religion  as  illustrated  by  tlie  religiou  of  the  aucient 
Babylonians.  London,  William«  & Norgate.  VIII, 
558  pp.  (Uibbert  Lecturvs.) 

Virchow.  Sammlung  assyrischer  Steinartefacte, 
namentlich  solcher  aus  Nephrit.  Verh.  Berl.  Ges.  f. 
Anthrop.  456  — 461.  Hl. 

Mit  Bemerkungen  von  Arzruni, 


b)  Das  heutige  Syrien,  Palästina , Arabien  und 
Mesopotamien. 

Böhm,  Juliua.  Beiträge  zur  Kenntnis*  der  Sitten 
und  Gebräuche  der  Subba.  Oesterr.  Monatstchr.  f. 
d.  Or.  7,  104  — 106. 

♦Chantre.  fetoda  de  eräne  d'An*arie*.  BulL  Soc. 
d'Anthrop.  dt*  Lyon  T.  V (1886). 

Knmmirt  in  Rev.  «TAnthrop.  17,  207,  208. 

Demoliua,  E.  Les  progres  do  la  culture  en  famille 
patriiircale.  — Les  paysans  du  Haourün.  La  science 
sociale  p.  33  — 84. 

Einazler,  Lydia.  Der  Name  Gottes  und  die  bo«en 
Geister  im  Aberglauben  der  Araber  Palästinas.  Z. 
D.  Palästinaver.  10,  160 — 181. 

Faurot,  L.  Observation»  ethnographique*  dans  l'Ue 
de  Kamarane.  Rev.  d'Eilinogr.  6,  433  — 438.  111. 

Feigl,  H.  Die  muslimische  Ehe.  Oesterr.  Monat  »sehr, 
f.  d.  Orient,  H.  13,  Nr.  9;  87,  p.  129  — 137.  111. 

Geikio,  C.  Holy  Land  and  the  Bilde.  Illustration» 
gathered  in  Pnlestine.  London,  CasselL  2 VoL 

Glaser,  Ed.  Lieber  meine  Reisen  in  Arabien,  Mitth. 
üeogr.  <ies.  Wien  30,  18  —28,  77—86. 

Auch  Ethnographisches  enthaltend. 

Keane,  J.  F.  8ix  months  in  the  Hejaz:  an  aoeount 
of  the  Mohammedan  pilgrimages  to  31  ec  ca  and  Medina. 
London,  Ward  6 Downey.  300  pp. 

Layard.  Siehe  obeu  unter  Persien. 

Le  Chatelier,  A.  Lea  t’onfrrries  musuhnane»  du 
Hedjaz.  Paris,  Leroox.  X,  310  pp.  18®.  (Bibi.  or. 
elz.  52.) 

Louis,  B.  Palestinian  Demonology.  Proc.  Soc.  Bibi. 
Archaeol.  9,  7,  217—228. 

Mohammed  Sadik  Paacha.  Villes  et  tribus  du 
Hodjaa.  Bull.  Boo*  KbMhilll  de  g^ogr.  2e  s^rie, 
Nr. ’lO,  p.  592  — 605. 

Oliphant,  L.  Haifa,  or  lifo  in  Modern  Patastine. 
London,  Black wood,  VI,  369  pp. 

7* 


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52  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Snouck  Hurgronje.  Ueber  eine  Reise  nach  Mekka. 
Mii  Plan  von  Mekka.  Verb,  Berl.  Oe*,  f.  Erdk.  15, 
138—153. 

Zeller,  J,  The  Druse*  and  their  religion.  Church 
Mi*».  Intelligencer  538—549. 


0.  Vorderindien. 

Zeitschriften;  8i«lie  vorjährigen  Bericht.  Dazu: 
Journal  of  the  Anthropologie«!  Society  of  Bombay. 
Vol.  I.  Bombay. 

MuBoen:  G.  Donati.  Catalogo  del  Momo  inrliano 
nel  r.  istituto  di  Studi  superiori  iu  Firenze.  Firenze, 
Le  Monnier.  90  pp.  16°. 

a ) Geschichtliches. 

Axon,  W.  E.  A.  On  the  u*e  of  beef  and  spirituou* 
liquors  iu  ancient  lndia.  Am.  Antiqu.  9,  199  — 202. 

Bidie.  Visit  to  the  prebistorie  gravea  m*ar  Palla varam. 
J.  R.  Aa.  Soc.  19.  693  — 695. 

Cockburn,  J.  On  palneolithic  Implement*  frora  the 
drift  gravela  of  tlie  Hingnmlt  Bärin.  South  Mirzapore. 
J.  Anlhr.  Inst.  17,  57  — 65.  Discusaiou. 

Dutt,  R.  C.  The  Social  Life  of  the  Hindu*  in  the 
Rig-Ycda  Pcriod.  Calcutta  Rec.  85,  49  — 97. 

Dutt , A.  C.  Hindu  Civilisation  of  the  Brahmana 
Period.  Calcutta  Rec.  85,  243  — 274. 

Foulkes,  Th.  The  Dakhan  in  the  time  of  Gautama- 
Buddlia.  Ind.  Antiqu.  16,  1 ff.,  49  ff. 

Haberlandt,  M.  Der  aldndiecbe  Geist.  In  Aufsätzen 
und  Skizzen.  Leipzig,  Liebeskind. 

Vgl.  hierüber  M.  Hörn  cs.  Aus  Alt-Indien.  (Ausland 
61,  241—243.) 

Kedarnath  Baau.  Note  on  embalmiog  in  Ancient 
lndia.  Journ.  Authrop.  8oc.  Bombay  I,  1. 

Le  Bon,  G.  Le*  CiviltBationB  de  l’lnde.  Paria,  Didob 
VII,  749  pp.  4°.  UL 

Hiernach ; M.  Haberlandt,  Die  indische  Cirilisatton. 
(Oesterr.  Monat u«hr.  f.  d.  Orient  115  6.,  137  ff. , 145  ff., 
189  ff.)  Fr.  x.  Hell  w nid,  Neue  Forschungen  Ahn 
indische  Völkerkunde.  (Ausland  61,  661—685.)  — Vgl. 
Geogr.  Ltt.-Ber.  1887,  Nr.  272. 

Smith,  V.  A.  General  Index  the  Reports  of  the 
Archaeokigical  Survev  of  lndia.  Vol.  I to  XXIII. 
Calcutta.  XVIII,  216  pp. 

Schröder,  L.  v.  Indien*  Literatur  und  Cultur  in 
historischer  Entwickelung.  Ein  Cjdua  von  50  Vor- 
lesungen. Leipzig,  Hässel. 

Vgl.  Haberlandt  in  Mittheil.  Authrop.  Ge*.  Wien 
17,  198,  109. 

Senathi  R AjA,  E.  8.  W.  The  Pre-Sanscrit  Element 
in  Ancient  Tamil  Literatur«.  J.  R.  As.  Soc.  19, 

558  — 582. 

MU  Folgerungen  über  sociale  Zustfinde. 

Terrien  de  Lacouperie.  DU!  Cyru*  introduce  writ- 
ing  into  lndia?  The  Uabvl.  and  Orient.  Rev.  Febr., 
p.  58  — 64. 

Winternitz,  M.  Einige  Bemerkungen  Aber  das  Bau- 
opfer  bei  den  Indem.  Mittheil.  Autlirop.  Ge«.  Wien 
XVII.  Kitzungsber.  37  — 41. 

Vgl.  hierzu  Haberlandt,  ibid.  43  — 44. 

h)  Die  Religionen  Indiens. 

Bübler,  G.  Ueber  die  indische  Beete  der  Jaina. 
Wien,  Gerold.  44  S. 


C&ldwell , R.  On  demonolatry  in  Southern  lndia. 

J.  Authrop.  Soc.  Bombay  1,  2. 

Dymock,  W.  Note  on  Indian  necromancy.  J.  An- 
throp.  Soc.  Bombay  I,  1. 

Haberlandt,  M.  Indischer  Glück*glaube.  Mittheil. 

Anthmp.  (los.  Wien  17,  115. 

Hillebrandt,  Alfr.  Nationale  Opfer  in  Alt -Indien. 
In:  Festgrnss  an  O.  v. Böhtlingk  (Stuttgart,  Kohl- 
hammer, 1888),  S.  41—43. 

Lindner,  Br.  Da*  indische  Ernteopfer.  ln:  Feat- 
gru*s  an  0.  v.  Böhtlingk  (Stuttgart,  Kehlhammer, 
188«),  8.  79  — 81. 

Laouenan,  Fr.  Du  brahmanlsme  et  de  se*  rapport« 
avec  I«  judaisme  et  le  christianisme.  T.  II.  Pondi- 
ehdry. 

de  Miilouä.  fltude  *ur  le  mythe  de  Yriaabha.  Ann. 
Muh.  Guimet  10,  413  ff. 

Moreswar  Gopal  Deahmukh.  On  the  hahita  of  a 
Jain  Ascetic.  J.  Authrop.  000.  Bombay  I,  2. 
Neafleld,  John  C.  The  Functions  of  Modem  Brah- 
muus  in  Upper  lndia.  Calc.  Rev.  84,  257  — 298. 
Owsejaniko-Kulikowki,  D.  N.  Zur  Geschichte  des 
Feuercaltus  bei  den  Hindu*  iu  der  vedischen  Epoche. 
Odc-s.-a.  120  S.  8°.  (Russisch.) 

Parson.  Siehe  unter  c). 

Warren,  8.  J.  Les  idöee  philosophiques  et  rcligieuses 
de*  Jaina*.  Ann.  Man.  Guimet  10,  321 — 412. 
Wallis,  H.  W.  The  cosmology  of  the  Rig-Veda. 
London,  William«  k Norgate.  134  pp. 

Vgl.  Acad.  32,  304  — 306. 

Wilkina,  W.  J.  Modem  Hinduism.  Religion  and 
Life  of  Hindus  in  North  lndia.  London,  Unwin. 

c)  Gegenwart. 

Das  Alltagsleben  der  Frauen  in  Indien.  Ausland  60, 
144—  146. 

Narh  K.  C.  Tempi«. 

BahAdhuxji,  K.  N.  Ueber  ein  indisches  Saiteninstru- 
ment , genannt  Taus.  Verb.  Berl.  Ges.  f.  Authrop. 
418,  419.  DL 

*Cauvin.  tjuelques  indications  d'anatomie  et  de  Phy- 
siologie anthropologique  rncueillies  sur  de*  Hinduus. 
Mem.  Soc.  d’Anthrop,  do  Pari»,  2e  BArift,  T«  9,  430  ff. 
Daa,  Devandra  H.  Sketches  of  Hiudoo  life.  Lon- 
don, Chapman. 

Die  dienende  Cla&ae  in  Indien.  Ausland  60,  224 

— 227. 

*Deniker.  Rapport  de  la  commission  pour  l’etude 
des  öchantillon*  de  cheveux  rapporV*»  par  M.  de 
Ujfalvy  de  sott  voyage  dans  Finde.  Bull.  Soc. 
d’ Authrop.  Pari*  10,  516 — 518. 

Kaschmir,  Inhal,  I*adnk. 

EBm<S.  Three  Scenes  from  the  life  of  a Garo.  Cal- 
cutta Rev.  85,  44  — 48. 

Vgl.  von  derselben  Verfasserin  zwei  weiter*  Skizzen 
Aber  Gwoiebeo:  A Gsro’s  Kt v enge  (ibid.  84,  11  — 15) 
und  Which  wu  it  ? Dawhapa  or  witch  (ibid.  85,  150—154). 
Gubernatis,  A.  de.  Peregrinazioni  in  di  ans.  T.  I: 
lndia  Centrale.  T.  II:  lndia  Meridlouule  e Seilan. 
Firenze,  Niccolai.  379,  270  pj>. 

Hunter,  W.  W.  The  Imperial  Gazetteer  of  lndia. 
2d  ed.  London,  Trübner,  1885 — 1887.  14  Vols. 

Auch  für  Kthnographie  das  bequemste  Orientiraugsmitt«l. 
Jung  E.  Der  MAdchenmord  in  Indien.  Ausland  60, 
29  — 34. 


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Völkerkunde. 


53 


Kneeland,  Dr.  Samuel.  On  the  Santhals  a semi- 
barbarous  tribe  of  Northeastern  Bengal.  Bull. 
£m«x  Institute  19,  95  — 118,  181.  111. 

Nach  dän.  Mmionarrn  und  engl.  üflkieren. 

Kollier,  J.  Die  Gewohnheitsrechte  des  Pendschab. 
Z.  f.  vergl.  Rechtswisa.  7,  161  — 239. 

I«&llomaud}  A.  Mission  Beige  da  Bengale  Occidental: 
Prtei»  bistoriqUM  218  ff.,  359  ff.,  545  ff. 

K»ls,  Orauns. 

MaggTogor,  R.  C.  Journey  of  theErpedition  ander 
Col.  Woodthorpe  from  Upper  Assam  to  the  irawadi, 
and  return  over  the  Palkoi  Range.  Proc.  R.  G.  Boc, 
9,  19,  42.  Map.  Ditcussion. 

Kampti«,  Singpboft,  Mishrais,  Naga*. 

Marrat,  Jabez.  The  Land  of  the  Ghauts;  or,  pic- 
ture*  of  life  in  Southern  Imlia.  London,  Woolmer. 
12«  pp.  1Ä 

Nateea  Saatri,  S.  M.  Folklore  in  Southern  India. 
Ind.  Antiqn.  16,  31—32,  107  — 109,  139—140,  194 
— 19«,  214  ff.,  229  ff,  258  ff.,  293  ff.,  320  ff. 

Newall,  D.  J.  F.  The  Highland*  of  India.  Vol.  II : 
Being  a Chronicle  of  Field  Sports  and  Travel  in 
India.  London,  Harrison.  XVI,  4«4  pp. 

Der  Appendix  i*t  ethnologisch. 

Nottrott,  L.  Die  GossnerVlie  Mission  unter  den 
Kolhs.  Bd.  2.  Die  Arbeit  in  den  Jahren  1874 — 1887. 
Halle,  Mdhlmann,  1888.  VIII,  235  S. 

Parsen.  Meberjibbai  Palanjan  Madan.  Quelques  mots 
sur  1‘etat  de  la  oommunautä  zoroaatrienne  de  Bom- 
bay. MusAon  6,  50  — 55.  — J.  J.  Modi,  Das  religiöse 
System  der  Parsen.  Uebers.  von  8.  Seebens.  Z.  f. 
Missionsk.  u.  Religionsw.  1887,  92—110.  — E.  Plau- 
chut,  Les  descendants  des  langes  a Bombay.  Revue 
des  deux  ntondes,  15  mar«,  p.  428  — 452.  — D.  A.  Tah- 
in u ras,  A compendinm  of  the  social  code  for  the 
ParsU.  Bombay,  Parsi  Fort  Printing  Press.  40  pp.  4°. 

Pollack,  Herrn.  Die  wilden  Stämme  des  Konkan 
(Vorderindien).  Ausland  «u,  701 — 7ü2. 

Nach  den  Berichten  der  Bombay  Fore«t-€ominlssion. 

Portman , A.  B.  Report  on  the  BhAmtAs  of  the 
Deccan.  Bombay,  Ed  ucation  Society’s  Prese.  11  pp.  8°. 

Professional  thieves. 

Putlibai,  D.  H.  Wadia.  Folklore  in  Western  India. 
Indian  Antiqu.  1«,  28  — 81,  188  — 194,  210  ff, 
322  fl. 

Risley,  H-  H.  Widow  and  infant  marriage  in  Bengal. 
As.  Quart.  Bev.  1887  October. 

Ramabai  Saraavati.  The  High  Caste  Hindu  Women. 
With  introduction  by  Kachel  L.  Bodley.  Phila- 
delphia. XXV,  119  pp.  With  2 portraits. 

Taehvant  Vaduaev  Athalye.  On  betrothal  arnong 
the  Maharashtra  Brahmans.  J.  Anthrop.  Soc.  Bom- 
bay I,  2. 

Voll,  F.  HeirathsgeMt*  uud  Hocbzeitsfeier  im  Kurg* 
land.  Ev.  Mise.  Mag.  31,  152 — 168. 

Vireaalingham,  K.  Fortune’*  Wheel : a ule  ofHin- 
doo  doraeetic  life.  Tr.  by  J.  B.  Hutchinson.  Lon- 
don, Stock.  200  pp. 

Watt,  G.  The  Aboviginal  Tribes  of  Manipur.  With 
2 platea.  J.  Anthrop.  Inst.  16,  346  — 370.  Discuss. 

Hiernach:  Die  Bergstiimine  von  Manipur  (Globus  52, 

156  — 159). 

Wilkins,  W.  J.  Daily  Life  and  Work  in  India.  Lon- 
don, L'uwin.  111. 


7.  Ceylon  und  Malediven. 

Bibliographie:  A.  E.  Bnultjens,  Manuscripts  and 
other  curious  works  on  Ceylon.  The  Orientalist  III, 
59  — 61. 

Zeitschriften : Siehe  vorjährigen  Bericht.  Dazu : 

The  Orientalist.  Vol.  III.  Kandy. 

Avery,  John.  The  Laogxutge  of  the  Vedda*.  Am. 
Antiquarian  9,  191,  192. 

[Bell.]  Die  Maldiven.  Ausland  60,  761  — 764. 

Nach  Bell. 

* Chudzinski , Th.  Büste  d une  jeune  iCinghalaiae. 
Bull.  Boc-  d Anthrop.  Paris  10,  146 — 148. 

Folklore.  Zahlreiche  Artikel  sind  verzeichnet  in  der 
Orientalischen  Bibliographie  Bd.  1 u.  2. 

Gordon-Cumming,  C.  F.  The  Tug  of  War.  The 
battle  of  diverse  creeds  in  Ceylon.  Church  Miss. 
Intel!,  and  Record,  1887  Jan.,  p.  18 — 31. 

Nevill,  H.  Social  rites  of  the  Binhalese.  The  Tapro- 
bauian  II,  2,  47—52. 

Nevill , H.  On  the  Dravidian  structure  of  the  Bin- 
halese language.  The  Taprobanian  II,  2,  41 — 47. 

Nevill,  H.  Tamil  melhod  of  enlarging  the  ear*  Per- 
foration. The  Taprobanian  II,  2,  35  — 38. 

Nevill,  H.  The  Tamil  Ood  Muniandi.  The  Tapro- 
banian II,  2,  41. 

Nevill,  H.  The  Vaeddas  of  Ceylon  II.  The  Tapro- 
banian II,  4,  121  — 127. 

Hiernach  Avery  in  Am.  Antiqu.  9,  282,  263. 

Parker,  H.  The  Wanniyas.  The  Taprobanian  II, 

1,  10. 

Pyrard.  Siehe  oben  unter  III,  2 (Allgemeine  Ethno- 
graphie). 

Rosset,  C.  W.  Die  Inselgruppe  der  Malediven.  IUu- 
strirte  Zeitung  (Berlin -Leipzig)  Nr.  2286.  — Globus 
51,  30,  St. 

Barasin,  F.  Reisen  und  Beobachtungen  auf  Ceylon- 
Verb.  BerL  Ges.  f.  Erdk.  15,  20«  — 220.  Mit  Bevölke- 
rungskarte von  Ceylon. 

Leber  die  Bevölkerung  S.  213  iT.  Die  Karte  ist  auf 
Grund  denCen«u*  von  1881  entworfen.  „Die  Karte  zeigt, 
das«  die  zwei  Haupt russen  von  Ceylon,  Singhalesm  [im  W.J 
und  Tamilen  [im  O.l,  durch  einen  breiten  Gürtel  men- 
schenarmen [Urwald-]  Gebietes  getrennt  sind.* 

Bhamsedeen,  A.  T.  t'eremonies  relnting  to  cliild- 
birth  obatrved  by  the  Moors  of  Ceylon.  The  Orien- 
talist 1887,  p.  1 7*—  20. 


8.  Hinterindien. 

Zeitschriften : Siehe  voijährigen  Bericht. 

ö)  Allgemeines. 

Keane,  A.  H.  Eastem  Geograph)*:  Malay  Penin- 
sula, Indochina  etc.  With  map.  London,  Btanford. 
194  pp. 

de  L&nessan.  L'Avolution  des  peuples  de  I'extrtme 
Orient  et  les  regles  de  1a  colouiaation  modern«. 
Rev.  scient.  41,  873  — 687,  752  — 756. 
Miacellaneoua  Papers  relAting  to  Indo -China  And 
the  Indian  Archipelago.  2d  seriös.  2 Vol.  London, 
Trübner. 

Inhaltsangabe  in  Geogr.  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  316. 


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54  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


6)  Burma,  Pegu . 

Th®  Bunnan  at  horae.  Cornhill  Mag.,  1887  TVbruary. 

Colquhoun,  A.  R. , and  H.  B.  Hallott.  Report  on 
the  railway  connection  of  Burma  an<l  China;  wilh 
Account  of  exploration  -survey  by  H.  8.  Hallet!» 
London,  AUcn,  Scott  & Co.  23«  pp.  FoL 

Wesentlich  Uallett’a  Bericht  über  »eine  Forschungen. 

Forehhammer,  E.  Notes  on  tbe  languages  and  dia* 
lects  spuken  in  Br.  Burma!).  London.  20  pp. 

Hooley,  Jua.  Rmne  Indian  Demons  and  so  me  otliers 
tuet  by  with  the  way.  Calcutta  &ev.  85,  134,  149. 
Besonder*  Burma  betreilend. 

Prain , D.  The  Angami  Nagas.  Rev.  ool.  intern.  5, 
472  — 495. 

The  Religion  of  Runnah.  London  Quarterly  Hev., 
1887  Januarv. 

Smeaton,  D.  M,  The  Loyal  Karens  of  Burma.  Lon* 
don,  Paul.  264  pp. 


c)  Malakka. 

Halo,  Abr.  Note»  on  ttone  implementa  fmm  Terak. 
J.  Antlir.  Inst,  17,  66,  67.  I)i*cu»*inn. 

Laborde.  ttad«  experimentale  sur  1c*  poifOOt  de 
fluche  dos  Negrito»  (Bakayes)  de  la  presqnlle  ma- 
laise  et  de*  Wakamba  (Zanguebar).  Bull.  Hoc.  d'An- 
throp.  Pari*.  4e  Serie  11,  194—196.  Discussion. 


d)  Siam  und  Laos. 

Brien.  Apercu  sur  la  province  de  Battambang  (Siam). 

Bev.  mar.  et  col.  5 — 40,  302 — 318. 

Coat,  Mary  L.  Siam;  or,  the  Heart  ofFnrtlicr  India. 

New  York.  IX,  399  pp.  12®. 

Hallett,  H.  B.  A Journey  iu  EasU-rn  Siam.  As. 

Quarterly  Hev.  1887,  376  — 395. 

Borat  Chandra  Di«,  Babu.  Notes  oo  the  coinage 
and  currency  of  Siam.  Ptoc.  As.  Soc.  Bengal  5, 
148—150. 


e)  Cambodga  und  Cochinchina. 

Boulangier,  E.  Cn  hiver  au  Cambodge.  Souvenir* 
d'ttue  nii*»ii>n  offtcielle  remplie  eu  1880—  1881. 
Tour*.  Manie.  400  pp.  Gravüre». 

Vgl.  Geogr.  LiU-Ber.  1887,  Nr.  537. 

Branda,  P.  (,'a  et  la.  Cochinchine  et  Cambodge. 

Pari»,  Fischbacher.  451  pp.  12®. 

Pbcn  Ethnologen  durften  die  Wiedergabe  einheimischer 
Krählungen,  Fabeln,  legenden  und  Sprichwörter , .und  die 
Schilderung  der  Ruinen  von  Angkor  einige*  InUmM  ein* 
flögen.*  (Supan  in  Geogr.  Lit-*Ber.  1887,  Nr.  250.) 

Filoz,  A.  A.  H.  Cambodge  et  Siam,  voyage  et  söjour 
au.\  ruine*  des  monumeuts  ktuer*.  Thonon,  Dubouloz, 
1887  (1876).  191  p.  16°. 

Querlaoh.  Moeur*  ct  superstitions  des  sauvages  Bit* 
hnars  (Cochinchine  orientale).  Le»  Miss,  cnthol.  XIX, 
Nr.  954  — 961. 

Querlaoh.  Dhux  an*  de  captivit^  chsx  les  Ba-linar». 
Los  Miss.  calboi  XiX,  Nr.  962  — 966. 

Lemire,  C.  Cochinchine  fran^aise  et  royaume  de  Cam* 
bodgC.  7e  4d.  Paris,  Challamei.  462*  p.  18  j. 


* Maurel.  Anthropologie  et  ethnogrnphie  du  ’Carn- 
bodge.  Möm.  Soc.  d'Authrop.  de  Tarif,  2a  *^ri«, 
T.  3,  p.  442  ff. 

PoBtcl,  R.  A.  travers  la  Cochinchine.  Pari»,  Challa- 
mel.  VIII,  882  p.,  18  j.  et  2 carte*. 

Teysseyre,  E.  Un  mimioniutin  albigeois  en  Cocbin* 
chine  (Mgr.  G alitiert).  Paria,  Lecoffre.  XIV,  363  pp.  16®. 

f)  Aniuim  und  Tongking. 

Aymonier,  E.  Notes  sur  PAndam.  II.  Le  Khanh 
Iloa.  Saigon,  Impr.  colon.  69  pp. 

Vgl.  vorjährigen  Bericht. 

Azömar,  H.  Dictionnaire  Btieng.  Saigon.  Imp.  col. 

Clayton,  A.  Contes  Pranco-annamites.  Hanoi,  Schnei* 
der.  12°. 

Dumoutier,  Q.  Le  Nam-Giao  de  Hanoi*.  Rev.  d'Eth* 
nogr.  6,  181  — 184. 

Tempel  zur  Antretung  de*  Himmels  durch  di#  Kaiser. 

Dumoutiery  Q.  Legendes  hiftorique*  de  l'Annam  et 
du  Tonkin,  traduites  du  Chinoia  et  accompaguve»  de 
notes  et  de  comuientaire*  Hanoi.  98  pp. 

Vgl.  Haberl  and!  in  Hittheil.  Au  throp.  Ges.  Wien  18, 
278,  279. 

Dumoutier)  G.  Essai  sur  la  pharmacie  annamite. 
Hanoi,  Schneider.  54  pp. 

Des  Michels ) A.  Memoire  sur  les  origine»  et  le  ca* 
ractcre  de  la  laugue  annamite  et  sur  I'influence  que  la 
litternture  chinoise  a exerc^e  sur  1p  mouvsuient  intel* 
toetMl  en  Cochinchine  et  au  Tonkin.  Pari»,  Impr. 
nat.  35  p.  4®.  (Kxtr.  Mein,  de  l’Acad.  de*  inner.  X.) 

Gaidoz,  H.  En  Indo- Chine.  I.  Croyance»  et  pra* 
tiques  des  Annamites.  Melusine  3,  5ü8  — 511. 

Gouin,  A.  Le  Tonkin;  le  haut  fleuve  et  se*  affluents. 
Bull.  Soc.  de  giogf*  Paris  8,  547  — 565. 

Siehe  auch  nach  der  im  vorjährigen  Berichte  verreich* 
neten  Arbeit  Goain’*:  Da»  T4t*Kest  in  Tongking  (Gluhu* 
51,  14,  15). 

Human,  B.  Exrursion  chez  les  Mols  indlpendunts. 
(’.  R.  Soc.  de  g»'«ogr.  Paris  331 — 333. 

Husaenet,  Dr.  Le*  indigvnet  du  Haut  Tonkin.  Rev. 
d’Anthrop.  17,  378. 

Die  Tb&s,  Man»  und  Mnongs  sind  die  wahren  Einge- 
borenen, die  Annatniieu  des  Deltss  sind  Eindringlinge. 

Lemire,  Ch.  La  mort  d'nn  bonze  en  Annani.  Bull. 
Soc.  de  g^ogr.  de  l’Est.  1887,  p 467. 

LemirO)  Ch.  Les  tour»  Kiam*  de  la  province  de 
Binh-Diuh  (Annani).  Rev,  d'Etlmogr.  6,  383  — 394. 
Illustr. 

Marx.  Note  sur  les  tombeaux  deTu-Duc  et  de  Miuh* 
Mang.  Rev.  d'Ethnogr.  6,  428  — 432. 

Mangin,  A.  La  medecine  en  Annam.  Paris,  Davy. 

88  pp. 

Meyner»  d'Eatrey,  H.  Moeurs  et  coutume»  do 
l’Annam.  D'aprcs  un  lettr^  annamite.  Rev.  scientif. 
1887,  1,  528. 

Pari«,  E.  A travers  I'etnpire  annamique:  La  Alle 
du  dragou  rouge.  Limoges,  Ardant.  159  pp. 

P&räfl)  E.  Voyage  » travers  le  Tonkin:  le  palais  de 
marbre.  Limoges,  Ardant.  190  pp. 

Parker)  E.  H.  Annamese  and  Chinese.  Ch.  Rev. 
270  — 273. 

Petit)  E.  Le  Tnng-Kin.  Paris,  Lecere.  239  pp.  111. 

Le  peuplement  de  l lndo-  Chine  et  du  Tonkiu.  Rev. 
Ikientif.  1887  II,  668,  669. 

Vgl.  ebenda  p.  699.  700. 


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Völkerkunde. 


55 


9.  Insulindia. 

Zeitschriften  : Siehe  vorjährigen  Bericht. 

Museen;  J.  A.  van  der  Chijs.  Catalogu*  der 
Xuini»mAti*che  Yerzameling  van  liet  Bataviaaach 
Genootschap.  Ilufn via,  AlbrcehL  VI,  229  pp.  — W.  P. 
Oroeneveidt.  Catalogu*  der  An-haeologische  Ver- 
zameliug  van  het  Bat  av  lausch  Genootschap  van 
Künste»  en  Wetenschapj-en.  Met  aanteekeningen 
omtrent  de  op  verschiilende  voorwerpen  voor  körnende 
inscripties  «u  een  vootioopigen  inventaria  der  he- 
schrcveii  steenen , door  Dr.  J.  L.  A.  Brande». 
Batavia  («’Gravetihage , Nijboff).  XVI,  392  pp.  — 
Siehe  ferner  über  da*  ethnogr.  Museum  von  Batavia 
Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1,  113,  197  und  über  da* 
von  Delft  ibid.  1,  112. 


a)  Allgemeines. 

•Adrinni,  P.  Ontxtaan,  verspreiditig  eo  bestrijding  der 
beri-beri.  De  Indische  Gids  291 — 313,  441  — 4dl, 
632  — «54,  812—  834,  1028—1050. 

Weitere  Literatur  über  diese  Krankheit  siebe  ia  der 
OrientaliM-heo  Bibliographie. 

Brandstetter,  R.  Muluyische  Studien.  Z.  f.  Völker- 
psych.  16.  166  — 214. 

Forbea,  Anna.  Insulinde:  ExperienceB  of  a Natura- 
list* Wife  in  the  Kasten  Arckipelago.  Edinburgh, 
Blackwood.  XII,  305  pp. 

„Her  miaute  descriptioni«  of  the  mannen*  uf  white»  and 
natives  io  tbe*c  eastern  eolouies  are  such  as  ouly  an 
obaervant  woinan  could  «rite,  and  they  will  be,  to  a 
large  rxtent,  new  to  maiir.  Sbe  touche*  juxt  on  thnse 
poinls  ihat  mauv  jieople  try  to  get  intonnation  alioat,  tut 
canaot  find  it.u  (Proc.  R.  G.  Soc.  9,  778.) 

Foore,  Annie.  Indische  huwelijken.  Amaterdam, 
Kämpen. 

♦Hagen,  B.,  Dr.  Beiträge  zur  somatischen  Anthro- 
pologie der  Malftyen Völker,  Mittheil.  Anthrop.  Of*. 
Wien  XVIII.  SiUungaber.  84,  83. 

Pleyte,  C.  W.  De  nraehistorische  steenen , wapenen 
en  werktuigeu  uit  den  Oost  - Indischen  Archipel,  be- 
achouwd  uit  een  archäologisch  en  ethnographisch 
oogpunl.  Bijdr.  T.  L.  Vk.  Nederl  Ind.  36,  586 
— 604. 

Metzger,  E.  Einiges  über  Amok  und  Mataglap.  Globus 
52,  107  — 110,  119—123. 

•Oppel,  A.  Gesundheitszustand  und  Körperpflege  bei 
den  Eingeborenen  des  Malayischen  Archipels.  Aus- 
land 60,  941  — 945. 

Uhle,  M.  Ueber  die  ethnologische  Bedeutung  der 
malayischen  Zahn  Teilung.  Abb.  U.  Ber.  des  k.  Zool. 
U.  Anthrop.  Museums*  zu  Dresden,  1886/87,  Kr.  4. 
(18  8.  rnit  20  Holxachn.  Berlin,  Friedländer.) 

Die  Resultate  siehe  in  Mitthril.  Anthrop.  Ges.  Wien  17, 
204.  Vgl.  hierzu  Wilkrn  in  Bijdr.  T.  L.  V. -Kunde 
Nederl.  lad.  5.  Ser,  3,  472  — 504. 

Wilken,G.  Oostersche  en  Weaterscbe  rechtsbcgrippen. 
Bijdragen  tot  de  Taal-,  Band-  en  Volkeukumle  van 
XedarL  Ind.  5.  Ser.  D.  III,  p.  181  — 141. 

Wilken,  G.  A.  lieber  das  Haaropfer  und  einige 
andere  Trauergebräuche  be»  den  Völkern  Indonesien*. 
Amsterdam,  Bus*y.  XVII,  75  pp. 

Wilken,  G.  A.  Het  Scluunanisme  bij  de  volken  van 
den  Indischen  Archipel.  Bijdr.  T.  L.  Vk.  Nederl. 
Ind.  36,  427  — 497. 


b)  Aiulnmancn  und  Nicobaren. 

Man,  E.  H.  On  the  Funeral  Rite*  und  CcremonieB 
of  the  Nicobar  Isländers.  Rep.  Br.  A**oc.  58,  844 
— 845. 

Portm&n,  M.  V.  A Manual  of  the  Andamanese  lau* 

gonget.  London,  Allen.  VI,  229  pp.  12°, 


c )  Sumatra  etc. 

Bastian,  A.  Indonesien.  3.  Lief.:  Sumatra  und  Nach- 
barschaft. Mit  3 Tafeln.  Berlin,  Dümmler,  1866. 

Harrebomöe,  G.  J.  Aanteekeningen  op  A.  L.  van 
Hasselt's  Volkenbesclirtjvmg  van  Mid'h<n-Siimatra, 
en  wel  de  onderufdeeling  VIII  Kota  en  VII  Loerah, 
afd.  Agam,  residentie  Padangxche  Bovenlanden  , be- 
treffende. De  Indische  üids  p.  67—98. 

Meynera  d'Estrey.  1*  poeaie  et  le  langoage  de* 
foutlle*  chez  lex  Baltak*  de  Sumatra.  Rev.  scietiti- 
8(10  1687,  145  fT. 

Modigliani,  E.  11  Cota  Ragiä  e l'Isola  di  Nia*.  Boll. 
Soc.  geogr.  ital.  24  — 33,  «94  — 717. 

Naumann,  J.  Het  Pane-  en  Bila-Stroomgebiet  op  het 
cilaud  Sumatra  (Studien  over  Batahs  en  Batahsche 
landen.  III.  Afd.  Ethnologie.  IV.  Afd.  Adat.  Tijd- 
aebr.  Neilerl.  Aardrijksk.  Genootuch.  Amsterdam, 
2.  Serie,  D.  IV.  AfdtoL;  Meer  uilgehr.  artikelen 
p.  1 — 110,  217  — 319. 

Fortsetzung  zu  D.  II  u.  HI. 

Buxidermann,  H.  Die  Psychologie  des  Xiasserft.  Allg. 
Miss.  Zeitschr.  14,  269  — 302. 

Vgl.  Ausland  60,  945  — 948. 

Bundermann,  H.  Niassische  Traditionen  und  Gleich- 
nis*«. Ausland  60,  92  — 95,  108 — 111. 


d)  Java. 

van  Delden  LaSrne.  De  officlöelle  Feesten  aan  het 
Sultans-Hof  te  Djnkjakarta.  De  Indische  Gids  126 

— 155,  314  — 338.  Tafel 

Metzger,  E.  Der  Topeng  auf  Java  Globus  51,  55 

— 59. 

Schauspieler. 

Metzger,  E.  Ueber  die  Zeitrechnung  der  Javanern 
D.  Rundschau  f.  Geogr.  9,  257  — 263,  310—316. 

C.  Poenaen.  Iet*  over  het  Javaansche  Gezin.  Medc- 
deel.  Nederl  Zendelinggenootsch.  31,  113  — 150,  221 

— 261. 

e)  Borneo. 

Bock,  C.  Reis  in  Oost-  en  Znid  Borneo  van  Koetei 
naar  Banjermassin  ondernomen  op  last,  der  Indische 
Regeering  ln  1879  en  1880.  Uitgegeven  door  liet  k. 
Inst,  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  vau 
Nt-derlandsch  Indie.  2.  Gedeelte.  s’Gravenhage.  VIII, 
LXXI,  p.  65  — 129.  4°. 

Bohaaok , B.  H.  Iet*  over  de  Pajaksche  sterrekunde. 
Tijschr.  T.  L.  V.-Kunde  Nederl*  Ind.  32,  435  — 438. 


/)  Halmahera  und  Celebes. 

Marre,  A.  Usage*  et  coutumes  des  Macassars  et  des 
Bouguia.  Mus^on  6,  236  — 239, 


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56 


Verzeiebnm  der  anthropologischen  Literatur. 


Meyners  d'Eitrey.  Tribut  aborigines  du  centre  de 
Clläbea,  Le«  Topantunuasu.  Rev.  de  gtogr.  88—96, 
114  — 202. 

Vgl.  Revue  d'Eihuogr.  6,  163. 

Riedel , J.  O.  F.  Die  Topantunu»*u  oder  ureinge- 
lioreiien  Stämme  de»  outralen  Celebes.  Aualand  60, 
Ml,  «h4,  TO»  — 711,  732—735. 

Nach  dem  im  vorigen  Jahre  verzeih  lmeten  Artikel  der 
Bijdragen  T.  L.  & Volkenk.  1886. 

Tromp,  B.  W.  »uige  medeelingen  omtrent  de  Boe- 
gineezen  van  Koetei.  Bijdragen  T.  L.  en  Volkenkundu 
van  Nederl.  Indio  p.  167  — 196. 


g)  Kleine  Sumlainscln  etc. 

Riedel,  J.  G.  F.  Die  Landschaft  Dawan  oder  West- 
Timor.  II.  Ethnographische  Mittheüungen.  D. 
Geogr.  Bl.  10,  278  — 287.  Karte. 

•Virchow.  Gräberfunde  von  den  Key- Inseln.  Verh. 
Berl.  Ge*,  f.  Anthrop.  1867,  321—331. 


h)  Philippinen. 

Ausstellung:  E.  T.  de  Andrade.  Historia  de  Ja 

exposicion  de  las  Isla«  Filipinas  en  Madrid  el  atio 
de  1887.  Madrid,  Goim-z  y Perez.  XV,  120,  2 36  pp.  — 
R.  auch  Verh.  Berl.  Ge»,  f.  Anthrop.  1887,  730,  731. 

Beauregard,  O.  Anthropologie  et  philologie*.  Aux 
Philippine».  Bull.  Soc.  d’Anthrop.  Pari»  10,  482 — 515. 
Dmcusuou. 

„L'Atmly«e  de  quelques  mnts  du  vocabulnire  philippin 
me  permet  d’nfHrmer  que  lVn*embie  pr$-e*psgno|  de* 
popuUtUm»  de  l'archipel  philippin  u pour  origuie  de* 
migration*  de  M&lay*  et  de  Chinoi*  du  continent,  qui  *e 
»out  superposAi  »tu  negritt»»  nborigvöe*  . . . J’ajoute  que 
Pabseme  de  toute  pratique  bouddhique,  ehe«  ce»  meines 
populatious , peut  tou»  nutori-er  i plaeer,  »ree  quelque 
ju*te#*e  d’«ppr4ci*tioQ , l’epoqut  de  Ia  plus  graod*  inten- 
*ite  de  migration  de*  Malny*  et  de*  Chinois  du  continent 
aus  He»,  a une  dnte  voinine,  en  de^&  on  au  deli,  du  debut 
de  not  re  ire  orcidentale.“  (p.  511.) 

Blumentritt,  F.  Bemerkungen  zu  den  »panischen 
Angaben  über  die  Verbreitungsgebiete  etc.  der  philip- 
pinischen Landessprachen.  Z.  Ges.  t.  Erdk.  Berlin 
22,  89  — 108. 

t legen  die  immer  wiederholten  Angaben  in  „Apuntc* 
intere**ente#  »obre  Ia*  I»1ah  Filipino***  (Madrid  1870). 

Blumentritt,  F.  Bitten  und  Bräuche  der  lloc&nen  auf 
Lun.  Globus  61,  359  —361,  376  — 377. 

Nach  dem  Spanischen  de*  D.  I*abelo  de  los  Reyes 
(Los  llocnno*  und  Folklore  ilocnno). 

Blumentritt,  F.  Die  Tinguianen  (LuxAn).  Aus  dem 
Spanischen  des  D.  Isabelo  de  los  Reyes  frei  über- 
setzt und  tuit  Anmerkungen  versehen.  Mit  1 Karte. 
Mittheil.  Geogr.  Ge*.  Wien  30,  5—14,  69—77,  138 
— 134.  — Begleitworlo  zur  Karte  der  Tinguianen- 
Wohnsitze  ibid.  S.  14 — 18. 

Nach  La  Oieania  E»puaulii  1885.  Erster  eingehender 
Bericht  nach  Autopsie. 

Los  Chinos  en  Filipinas.  Observaciones  . . que  se 
encuentran  en  »rgculos  que  la  Ocetuii*  Espanola . . 
ha  dedlcado  al  estudio  de  e*te  problema  social.  Manila 
1886.  130  pp. 

Canga-Ar,güeUefl , F.  La  isla  de  la  Faragua.  Bol. 
*oc.  geogr.  Madrid  23,  208  — 243;  24,  43  — 82. 

Gererra,  A.  J.  De  Manila  & Tayahas.  Madrid,  Fon- 
tauet.  385  pp. 


Gererra,  A.  J.  De  Manila  & Albay.  Madrid,  Fontanet. 
318  pp. 

Marche,  A.  Lu^on  et  Palouan ; Six  annfo  de  voyages 
aux  Philippines.  Paris,  Machet te.  VI,  406  p.  avec 
68  gravures  et  2 carte». 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1886,  Nr.  314. 

Marche’8,  A,,  Reisen  auf  Luzon  und  Palawan.  Globus 
51,  113  tT.,  129  fl.,  145  fl,  161  ff..  177  ff. 

Nach  Le  Tour  du  Monde.  For«eUung. 

Montero  y Vidal,  J.  Historia  general  de  Filipinas. 
Madrid.  T«Uo.  T.  I.  XVI,  606. 

Von  Blumentritt  al»  beste*  Werk  bezeichnet.  (Verh. 
Berl.  Ges.  f.  Krdk.  15,  351,  352.) 

Pateruo,  M.  A.  y V.  J.  M.  La  Antigua  Civilisaciön 
TagtUog.  Apuntes.  Madrid.  411  pp.  4°. 

Pardo  de  Tavera,  T.  H.  El  aanscrito  en  1»  lengua 
tagalog.  Madrid,  Muni  Io.  55  pp. 

Plauehut,  Ed.  Negritos  et  ssuvage»  de  lTlu  Lu<gon. 
Revue  scientiflque  1887,  II,  228. 

Rizal,  Joad.  Tagalische  Verskunst.  Verh.  Berl.  Ge«, 
f.  Anthrop.  1887,  293  — 293. 

Schadenberg,  Al.  Beiträge  zur  Kenntnis»  derBanao- 
Leute  und  der  Guinunen , Grau  Cordiller*  Central, 
Insel  Luzon,  Philippinen.  Verh.  Berl.  Ge»,  f.  An- 
throp.  1887,  145—  159.  111, 

„Die  BmiHo-Leute  haben  sehr  viele  Aehnlicbkeit  mit  den 
Tinguianen  von  Abra  und  llocos.*  Die  Guinan*-n  werden 
eingehender  geschildert;  auch  ein  Voeabular  wird  mitge- 
theilt  (9.  152  — 159). 

10.  China. 

Zeitschriften:  Siehe  vorjährigen  Bericht.  Dazu:  J. 
of  the  Peking  Oriental  Society.  VoL  II. 

Balfour,  F.  H.  Leaves  from  my  Chinese  Scrap  Book. 
London,  Trübner.  V,  215  pp. 

Captured  Bridea  in  Far  Cathay.  Blackwood's  Mag. 
1887,  November. 

Clero,  P.  (Proviccaire  du  Su-Tchnen  ntdridional.) 
Seize  an*  en  Chine:  Lettre» , recueillies  et  publidea 
par  J.  Viard.  Paris,  Hatun.  VIEL,  363  pp.  16°. 

Delbard,  E.  Le  social lerne  en  Chine.  Ann.  de  l’extr. 
Or.  1887,  Jan.,  p.  211 — 216. 

Deeoription  de  la  Chine  occidentale  fmoeura  et  histoire), 
par  un  voyageur.  Tr.  du  chinois  par  M.  Gneluy. 
Louvain,  Peeters.  155  p.  2 carte». 

Devöria,  G.  Cn  mariage  imperial  chinois.  Pari», 
Leroux.  1S6  pp.  16°.  Grav.  (Bibi.  or.  elz£v.) 

Ucb«r*Ptzung  des  Corvmonielh. 

Douglas,  R.  K.  China.  New'  eil.  London,  Soc. 
Prom.  Chr.  Knowl.  IU. 

EdkinB,  J.  „When  dkl  Babylonian  Astrology  enter 
China?*  Proc.  Soc.  Bibi.  Archaeol.  9,  32  — 39. 

Edkine,  J.  Accadian  and  Chinese.  China  Rev.  15, 
295  — 298. 

Eduoation  in  China  London  Quart.  Bev.  1887,  July. 

Fabor , E.  Die  Baukunst  der  Chinesen.  Z.  f.  Mis- 
siousk.  U.  Religionswiss.  II,  4. 

Ficld,  AdeloM.  Pagoda  Shadows:  Studie»  from  lifo 
in  China.  With  an  introductiun  by  J.  O.  Dykes- 
London,  T.  O.  Smith.  216  pp,  12°. 

Ford,  Ch.,  Hokai  and  W.  E.  Crow.  Notes  on  Chi- 
nese Materia  Madie*.  China  Rev.  16,  1 — 10. 

FortM-tzung  zu  den  im  vorjährigen  Verzeichnis»  ange- 
führten Artikeln. 


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Völkerkunde. 


57 


Georgiowaki,  8.  Die  ältesten  Münzen  der  Chinesen. 
Hupisski  Or.  Abtli.  Ruse.  Arcliüol.  Ge«,  t , 253  ff., 
30#  ff.  (Russisch.) 

Güüh,  A.  H.  Th*  family  nnuies.  Journ.  China  Br. 
K.  Ah.  Böc.  21,  265—888. 

Gottschall,  R.  v.  I>a«  Theater  und  Drama  der  Chi- 
nesen. Breslau,  Trewendt. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrup.  Ge».  Wien  17,  196. 

Harles,  Ch.  de.  A ginne«  nt  the  history  of  Chine«« 
pbiloaopby.  Dublin  Review,  July,  p.  38  — 54. 

Harles,  Ch.  de.  Quelques  traits  de  l’art  medical 
ehe*  les  Chinois.  Archive»  de  Biologie  7,  411  — 431. 
(Auch  separat:  Gent  1886). 

Jamotcl,  M.  Pikin,  Souvenirs  de  l'F.mpire  du  milieu. 
Paris,  Pion,  Xourrit.  313  pp.  18°. 

Larrieu,  M.  La  gründe  muraiile  de  Chiue.  Paris, 
Leroux. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  Nr.  534. 

Jenninga,  W.  Chinese  Matrimonv  in  Poetry.  China 
Rev.  18.  99  — 1U4. 

Iwanowaki,  A.  Materialien  für  die  Geschieht«  der 
Fremd  rasaen  de«  südwestlichen  China.  Bd.  I,  Thl.  1. 
Erst«  Periode.  Von  den  ältesten  Zeiten  bis  znm 
Ende  der  Dynastie  Bsun.  Thl.  2.  Ethnographische 
Nachrichten.  8t.  Petersburg,  Besobra«ow.  XVII, 
214;  I,  II;  II,  123;  II,  7 pp.  (Russisch.) 

Kingemill,  Tha.  W.  The  Serica  of  Ptolemy  and  its 
inhuhitauts.  J.  China  Br.  R.  As.  Soc.  Vol.  XIX, 

pt.  2. 

Laffltte,  P.  A general  view  of  Chinese  civilization 
Trans],  by  J.  C.  Hall.  London,  Trübner. 

Loczy,  I*.  ▼.  Die  Umgebung  van  Hsi-ning-fu  in  der 
chinesischen  Provinz  Kan-su.  Globus  52,  161  — 169. 
Illustr. 

Von  Sxechenyt’s  Expedition. 

M.,  J.  Nobility  Titles.  China  Rev.  15,  245  — 247. 

Macgow&n,  D.  J.  Chinese  guilds  and  clmmbres  of 
commerce.  J.  China  Br.  R.  As.  8oo.  21,  133  — 192. 

Mitohcll-J unae  , N.  G.  Birth , marrtage  and  de&th 
rite«  of  thl  Chinese.  Folk-Lore  Journ.  5,  221  — 245. 

Pallologue,  M.  L'Art  chinuis.  Paris,  Quantin. 
320  pp.  Gravüre«. 

Paldoiogrue,  M.  Slpultures  cliinoiaes.  Rev.  de«  deux 
mondes  1887,  918  — 932. 

Tho  Population  of  China.  J.  R.  Statist.  Soc.  50, 
6H8  ff. 

Vgl.  Geogr.  Llt.-Ber.  1888,  Nr.  302. 

Pauvrier , Ach.  Le»  origines  de  rimprimerie  dans 
lex  trenn*  Orient.  Lotus  6,  181  — 186. 

Piton,  Ch.  L’infanticide  en  Chine.  BAle. 

Puini,  C.  II  fuoco  nella  tradizione  degU  antichi  Ctnesi 
Giorn.  Soc.  Asiatica  Ital.  I,  17  — 27. 

Serdot,  L.  F.  Un  district  ebinoia.  Le  Pou-neng. 
fetude»  des  nioeurs.  Miss,  cathol.  19,  Nr.  968  — 969. 

Simon,  G.  E.  China:  its  social,  political  and  religioua 
life.  London,  Low.  340  pp.  8°. 

Ueber»etzut)g  von  Ls  rit£  chinois«  (Pari*). 

Terrien  d©  Laeonperie.  Researchce  ou  the  languages 
spoken  by  the  Pr«  - Chinese  Races  of  China  proper 
previoualy  to  the  Chinese  occupation.  London,  Nutt. 
148  pp. 

(Aus  Tr.  Philol.  Soc.  1685—1887,  2,  394  — 538.)  Audi 
französisch : Le*  Ungiic.«  de  1s  Clüu«  avant  1«*«  Chinoi» 
Museo u 6,  100  — 110,  143—155,  251  —262,  464  — 488, 
583  — 607;  7,  25  — 48,  197  — 220.  (Audi  separat:  Paris, 
Leroux  1 889.) 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


Terrien  de  Laeonperie.  Babylonia  and  China.  I. 
Western  Origin  of  the  Early  Chinese  Civilization. 
Babylonian  and  Oriental  Rec.  1887  June,  p.  113 
— 115. 

Taylor,  G.  Chinese  Folk-Lore.  China  Rev.  16,  163 
— 177. 

Werner,  E.  T.  O.  The  Great  Wall  of  China.  The 
Archaeolog.  Journal  45,  379  — 399.  Plate*. 

Wilson,  J.  H.  China:  Travels  and  Investigation»  in 
the  Middle  Kingdom.  A study  of  iU  civilisation 
and  possibilities ; with  a glanc«  at  Japan.  New  York, 
Appleton,  XX,  376  pp. 

Die  Religionen  Chinas. 

Duboak,  H.  Th«  Dragon,  Image,  and  Demon;  or, 
the  three  niligious  ofCliina:  Confucianism,  Buddhism 
and  Taoism.  London,  Partridge.  462  pp. 

Edkins,  J.  The  first  commentator  on  Lau-tze.  China 
Rev.  15,  242,  243. 

Harlez,  C.  de.  Resuml  des  principes  de  Tohou-Hi 
(Extraits).  Pari«,  Impr.  nat.  (Journ.  As.  9,  89—71.) 

d'Hervey  do  Baint-Denys,  Marquis.  Memoire  nur 
les  doctrines  religieuse»  de  Confuciu«  et  de  l'lcole 
des  letträs.  Paris,  Impr.  nat.  23  pp.  4°.  (Aub 
Mt-moire*  de  l’ac.  des  inacript.  XXXII,  2.) 

Logge,  J.  Confuciu«:  Life  and  teachinga.  With 

explanatury  note».  6lh  od.  London,  Triibuer.  34«  pp. 

Mansfield,  M.  T.  Chinese  superstitions.  Folk-Lore 
Journ.  5,  127  — 129. 

Puini,  G.  Tre  capitoli  del  Li  Kl  concernenti  la  reli- 
gione.  Traduzione,  comrnento  e note.  Contribuxioni 
allo  «tudio  comparativo  delle  istituzioni  social i nelle 
autiche  civiltA.  Firenze. 

Rosny,  L.  de.  La  Philosophie  du  Tao-teh  King. 
Lotus  6,  5 — 24.  (Memoire«  des  Itudes  japonatses  etc.) 

Schult*©.  Tod ten Verehrung  in  China.  Ev.  Miss.  Mag. 
31,  25  — 42,  80  — 85. 

Schell,  H.  Die  Tao -Lehre  des  Lao-tze.  Jahrb.  f. 
Pliilo«.  u.  specnl.  Theol.  1,  403  — 465. 


Chinesische  Inseln. 

[Henry.]  Die  Insel  Hainan  nach  B.  C.  Henry.  D. 
Geogr.  Bl.  125—142. 

Mach  dem  im  vorigen  Verzeichnis*  angeführten  Werke 
«Ungarn*. 

Guillemard.  Siche  oben  unter  III,  2.  (Allgemeine 
Ethnographie.) 

Mo  8ih  Chiu.  Spiritualism  in  Formosa.  China  Rev. 

15,  304  — 305. 

Taylor,  G.  Folk -Lore  of  aboriginal  Formosa.  Folk- 
Lore  Journ.  5,  139  — 153. 

Taylor,  G.  A rambls  through  Southern  Formosa. 
China  Rev.  16,  137  — 161. 

Terrien  de  Laeouperie.  Formosa.  Notes  on  Ms«., 
Langnage»,  and  Races.  J.  R.  As,  8oo.  19,  413  — 494. 
3 Tafeln. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  Nr.  535.  Hierin  IU.  Ethnobgy 
§.  28  — 59  (nach  chinesischen  und  europäischen  Quellen). 
IV.  Linguist  ic*  60  — 110.  VocabuUrir*. 

„The  diniert*  of  Formo**,  especially  the»«  of  the  N.  & 
W.,  »re  more  clo*ely  related  with  s pert  of  the  former 
Non-Chine»e  pcpulatiuu  of  Eastern  Chius  than  with  tbe  mo- 
dern Iudone*ian  lnngunge«.“  (p.  485.)  — „The  Mi-cslled 
nativ«  populatioo  of  F.  Is  th«  outcorae  of  »urce«iive  »d- 
8 


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58  Verzeicbnisa  der  anthropologischen  Literatur. 


mixtures  of  ethnkal  element»  — Negrito»,  Indonesiens, 
Chinese  — which  ihrnihclvt-s  wer*  not  umaiseJ  previous 
to  their  *ettlrnirnt  io  Oie  bland,  und  tbe  contiuuou*  pro- 
a>M  i»t*  »i'srmmliition  mtu  distinrt  trihe* , proper  to  their 
low  ntandard  of  culture,  ba*  produccd  thr  »täte  of  intri- 
cacy  wbich  the  ethnologi»!  bas  to  face  in  studring  their 
origin.“  (p.  49 1.) 


11.  Tibet. 

Garnier , P.  De  Parin  hu  Tibet,  not«*  de  voyage. 
Parin,  Hachett«,  1887.  2e  M.,  422  p.  18  j.  avec 
40  grav.  et  une  carte. 

DesgodinB.  Thibot  ou  Tibet.  C.  R.  ßoc.  de  gfogr. 
Pari»  174  — 176. 

Der  Verfasser  rertlieidigt  die  Schreibung  Thihct ; gegen 
Feer  (ibid.  8.  267  — 271)  repliclrt  er  8.  432  — 435.  Für 
Tilget  erklärt  sich  dngpgen  Terrien  de  Laconperie: 
Tibet,  non  Thil**t.  (Museon  6.  500  — 501.)  , 

Loczy,  L.  v.  Das  chinewHch-tibetanische  Grenzgebiet 
der  Provinz  BzMahwau.  Glubun  52,  129—134.  lil. 
Von  Siecbenji’a  Expedition. 

M.r  J.  Ti  betau  Tribee.  China  Rev.  15,  244  — 245. 
Prjdvalaky.  De  Zaissansk  au  Thibet  et  aux  sonrces 
du  Hoang-ho  (3e  voyage).  Tour  du  Monde  53, 
1—80;  54,  209  — 240.  III. 

Hiernach:  PrjevaUky *»  dritte  Reise  in  Centralasien. 

(Globus  51,  256  ff.,  273  ff.,  28«  ff.;  52,  1 ff,  17  ff, 
33  ff.,  49  ff.)  Vgl.  auch  E.  D.  Morgan,  Prjevalsky's 
Journev«  und  diseorerien  Ln  Central  Asia.  (Proc.  R.  Geogr. 
Soc.  9,  213  — 232.) 

Dan  Reisen  in  Tibet.  Ausland  60,  88. 

Veniukoff.  Potanin't  Jouruey  in  Northwestern  China 
and  Eaatern  Tibet.  Proc.  K.  G.  ßoc.  9,  233  — 235. 


12.  Koroa. 

Allen,  H.  N.  Skizzen  aus  Soul.  Ausland  60,  45 — 47. 

Edkina,  J.  The  Myryeks,  or  „Stone-men*  of  Corea. 
J.  China  Br.  R.  Ar.  ßoc.  22,  224  — 226. 

Siehe  unten  Terrien  de  Lncouperie. 

Genest,  O.  Capitän  Jacohsen's  Besuch  bei  den 
Koreanern.  Globus  52,  58  — 61,  71  — 75. 

Miliioud,  A.  La  Corte  et  se*  religio  ns.  Lotus  VI, 
3,  p.  129  — 153.  (Mlmoires  de  la  Soc.  des  Stüdes 
japonaises  etc.) 

Terrien  de  I*acouperie.  Tbe  Myryeks,  or  ßtone- 
men  of  Corea.  J.  R.  As.  8oc.  19.  553  — 557. 

Für  buddhistischen  Ursprung.  Siebe  oben  Edkina. 


18.  Japan. 

Bibliographie:  C.  Guissani.  A list  of  works, 

esaays,  etc.,  relating  to  Japan.  Tr.  Aa.  ßoc.  Japan 
XIV,  2. 

Zeitschriften:  8.  vorjährigen  Bericht.  Dazu:  Memoir* 
of  tlie  Literatur«  College,  Imp.  University  of  Japan 
Nr.  1.  Tokyo  1887. 

Atidsley,  G.  A.,  and  M.  Tomkinson.  The  art  carvings 
of  Japan,  lvory  and  Wood.  London,  Low.  With 
50  plates. 

Bonar,  H.  A.  C.  Ou  maritime  enter  prise  in  Japan. 
Tr.  As.  ßoc.  Japan  XV,  1,  p.  103 — 125.  Tafeln. 

Ch&mberlain.  Siehe  unten  unter  Ainos. 


Dautremer,  J.  La  vengeance  legale  au  Japan.  II. 
III.  Lotus  (Memoir»  de  la  aoe.  des  <*tude»  japu- 
naises  etc.)  VI,  88  — 102,  216  — 237. 

Fort-Atzung  tu  dein  im  vorigen  Jahre  vrrzriebneten 
Artikel. 

Dönits,  W.  Uaber  vorgeschichtliche  Gräber  iu  Japan. 
Yerh.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  114—126.  111. 

.In  Japan  müssen  wir  mehrere  auf  einander  folgende 
und  sich  zum  Theil  mit  einander  miM’hend*  Völker  an- 
nebmeu.  Unter  allen  Umständen  hat  da*  japanische  Volk 
in  seiuer  jetzigen  Zusammensetzung  weder  die  Dülmen 
erbaut,  noch  die  Thonwnarr  darin  niedergelegt.“  (S.  126.) 

Edkina,  J.  Connection  of  Japanese  with  tbe  adjacent 
Continental  languages.  Tr.  As.  ßoc.  Japan  XV,  1, 
96  — 102. 

Faulds,  H.  Nim»  Tein  in  Nipoo:  Japanese  Lifo 

and  Männern.  2d  ed.  London,  A.  Gardner. 

Jung,  E.  Das  japanische  Kunstgewerbe.  Ausland  60, 

801 — 804,  824  — 329.  I1J. 

Kanda,  T.  Notes  on  Ancient  Stone  Implements  of 
Japan.  Tokio  1684.  4°.  8 psges,  24  large  platee 
with  explanation,  and  a map  of  Japan.  (Berlin, 
Fried  I ander.) 

Knollys,  Major  H.  Sketch»  of  Life  in  Japan.  With 
ill.  London,  Chupman. 

Maaaa  Akira  Tomii.  Le  shintoisme,  sa  mythologie 
et  sa  morale.  Ann.  Mus.  Guimet  10,  3Ö7  ff. 

Mayet,  P.  Japanische  Bevölkerungsstatistik,  historisch, 
mit  Hinblick  auf  China,  und  kritisch  betrachtet. 
Mittheil.  D.  Ges.  f.  Nat.-  u.  Völkerk.  Ostasiens  4, 
245  ff. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  300  — 302  und  Mit- 
theil.  Anthrop.  0«*.  Wien  17,  195,  196. 

Maumann,  Ed.  The  physical  geographv  of  Japan, 
with  retnarks  on  the  people.  Proc.  R.  G.  ßoc.  9,  86 
— 102.  Map. 

Paulhan,  L.  Au  Japon:  Kanuütura  et  Nikko.  Paris, 
Sarin.  IV,  76  pp. 

Th«  Piotorial  Arta  of  Japan.  Quarter  ly  Review  1887. 
Jan.,  p.  97 — 118. 

Puini,  C.  L'nrigine  della  raorte  nell»  mitologia  Giap- 
ponese.  Giorn.  ßoc.  Asiat.  Ital.  1,  28  — 32. 

Rathgen,  K.  Ergebnisse  der  amtlichen  Bevölkerungs- 
statistik in  Japan.  MittheU.  D.  G».  f.  Nat.-  u.  Völ- 
kerk. Ostasiens  4,  322  ff. 

Siehe  oben  Mayet. 

Rosny,  L.  de.  Kami  yo-no  maki.  Hiatoil*  des  dy- 
nasties  divines,  publice  en  japonais,  trad.  pour  le 
premicre  foi»  sur  le  texte  original,  accompagnte  d’une 
glosc  in6ditv  composte  en  ohinoie  et  d’un  commen- 
taire  perpetuel  ri-dig^  en  fran^ai*.  Paris,  Leroux. 
(Publ.  de  l'ßcole  des  laugu»  or.  vivantes.) 

Resfumö  statistique  de  rRmpire  du  Japon.  Nr.  1. 
Tokio. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  Nr.  529. 

Shinkizi  Nagai,  Dr.  Die  Landwirthschaft  Japans, 
ihre  Gegenwart  und  ihre  Zukunft.  Dresden,  ßchün- 
feld. 

Vgl.  Ausland  60,  819. 

Spinner.  Da*  japanische  Sterncnfost.  Mittheil.  D. 
Ge*,  f.  Nat.-  u.  Völkerk.  Ostasiens,  Heft  36.  — Z.  f. 
Minsionsk.  u.  Religionswiss.,  ß.  110 — 104. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,  196. 

Stoin,  Ii.  v.  Studie  zur  Reichs-  und  Rechtsgeschichte 
Japans.  Uesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient,  6.  1 f. 


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Völkerkunde. 


59 


Aino*. 

Chamberlain,  B.  H.  The  language  mythology  and 
geugniphical  noinenclature  of  Japan  viewed  in  the 
light  of  Ainu  Studie*.  Including  .Au  Aino  granimar* 
by  J.  Bachelor,  and  a catuloguc  of  books  relating 
to  Yezo  and  the  Aino«.  Tokio.  174  pp.  (Mernoir* 
of  the  Literatur«  College,  Itn|>erial  ITniversity  of 
Japan  Nr.  1.) 

Vgl.  das  Roatn*  von  Milieu*  in  Rev.  d'Aiithrop.  17, 
81 — HP,  Chamberlain  erklärt  die  Aino«  tur  die  Ur- 
bevölkerung «lr»  gniizen  japanischen  Archipel«. 

(Bachelor.:  Los  Ainos,  leur  accroUsement.  Kev. 

d'Anfhmp.  17,  U&,  IM. 

Nach  Bachelor  in  Japan  Weekly  Mail  vermehrte  sich 
die  Bevölkerung  eine»»  Dorfes  auf  Yeso  von  1871  — 1866 
von  665  Männern  und  839  Krauen  auf  691  Männer  und 
742  Krauea. 

Diokina,  F.  V.  Are  the  Ainos  the  aborigines  of  Ja- 
pan? Academy  1887,  II,  PI  f. 

Genest,  Sachalin.  Siche  unten  14  (Sibirien  um)  Amur- 
gebiet). 

Hegel,  WL  Snr  |«s  insulaires  de  Karsfuto.  Lotu* 
6,  3,  p.  176.  (Moni.  8<»c.  des  6tndes  ja(»onais«*  etc.) 

Summers,  J.  An  Aino-Engtish  Vocabulary.  Tr.  A«. 
Soc-  Japan.  Vol  XJV,  pl.  2. 


14.  Central-  und  Nordaaien. 

Zeitschriften:  Inhaltsangaben  der  russischen  Zeit- 

schriften linden  «ich  in  den  Proc.  H.  Geogr.  Society. 
Vgl.  auch  E.  D.  Morgan.  Ruimian  Geogrsphical 
Work  in  1886.  Proc.  R.  0.  Soc.  9,  423  — 4.17. 

Ausstellungen : F.  Land  rin.  Exposition  de  M. 

Joseph  Martin,  au  Musto  du  Troesd&o.  Rav. 
«l'Ethnogr.  6,  503 — 500.  — A.  Birnonaoo.  Die 
sibirisch  uralische  Ausstellung  in  Jekateriuburg. 
Baltische  Monat*schr.  34,  lieft  7. 

(Harles.]  La  religion  nationale  des  Tartaros  orten- 
taux,  Mandehou*  et  Mongole,  eomparve  « la  religion 
des  andern)  Chinois,  däpres  le«  texte«  indigenes, 
avec  le  Kituel  Tartare  de  PEmperenr  Kien  long, 
traduit  pour  la  prämiere  fois  pur  Ch.  de  Harle z. 
Bruxelles,  Hayec.  21«  p.  Planche«. 

Vgl.  L.  F*er»  Asiljw  in  Joum.  As.  11,  540  — 542. 

Meynora  d’Eetrey,  H.  Le«  populalions  de  l'Asie 
centrale.  Bev.  ecientif.  1887,  11,  p.  36P  — 367. 

v.  Ujfalvy.  L'influencc  du  milieu  aur  le*  peuples  de 
l’Asie  centrale.  Bull.  8oc.  d’Anthrop.  Paris,  10,  436 
— 457. 

v.  Ujfalvy.  Vorrede  und  Inhaltsverzeichnis*  (einer 
ethnologischen  Beschreibung  der  Völker  Central- 
asiena),  Arch.  f.  Aulhrop.  17,  168  — 171. 


Mongolei  und  Mandschurei. 

James,  H.  E.  M.  A Joumey  in  Manchuria.  Proc. 

R.  G.  Soc.  P,  531  — 567.  Map.  lUaciH*ion. 
Howorth,  EL  H.  Chingix  Khan  and  his  Ancestors. 
Ind.  Antiqu.  16,  92  tr.,  122  ff. 

Continued  frorn  XV,  138  ff. 

Poidncjow , A.  Skizzen  aus  dem  Leben  in  den  bud- 
dhistischen Klöstern  und  der  buddhistischen  Geistlich- 
keit in  der  Mongolei.  8api«ki  der  K.  Russ.  Geogr. 
Ges.  Kthnogr.  Ahth.  493  8.  (Russisch.) 


Parker,  E.  H.  The  Manchus.  Tr.  A«.  Soc.  Japan 
XV,  63  — 92. 

Stumpf,  C.  Mongolische  Gesänge.  Vforteljahmchr. 
f.  Musik  wise.  3,  297  — 304.  Mit  Noten. 


Türkest  an. 

Balkaschin , N.  N.  Ueber  die  Kirgisen  und  im  All- 
gemeinen über  die  Russland  unterthanen  Muslime. 
St.  Petersburg,  Druckerei  des  Min.  des  Innern.  I, 
56,  I pp.  (Russisch.) 

*Bogdanow,  A.  Kraniologinche  Bemerkungen  über 
die  Bewohner  Türkest  au»  l.  Die  Schädel  der  ira- 
nischen Colonie,  gesammelt  von  der  Expedition 
A.  Fedtchenko’s.  Mem.  Boe.  Amis  des  Science«  nat. 
Moscou  1886.  (Ru**.) 

Vgl.  Ikow'*  Analyse  io  Rev.  d'Antbrop.  17,  109,  110. 

Carey,  A.  D.  A Journey  round  Chinese  Turkestau 
and  «long  the  Northern  Frontiers  of  Tibet.  Proc.  R. 
G.  800.  9.  731—752.  Map. 

Ddniker.  Lea  populalions  turqnea  en  Chine  et  pluB 
spöcialement  les  Daldes.  BuR.  soc.  d’Anthrop.  Paris, 
10,  206  — 210. 

Kr&snow,  A.  N.  Skizze  der  Lebensweise  der  Kir- 
gisen von  Rsemirietschie.  Iswestija  K.  Russ.  Geogr. 
Ges.  23,  4,  436 — 481.  (Rassisch.) 

Müller,  E.  Fouill«*  nux  environs  de  Tacbkend.  Bev. 
d'Ethnogr.  fl,  516  — 518. 

Putilow,  P.  W.  Au*  ethnographischen  Reisebeob- 
acht ungen  über  das  Zu«ammenlclien  der  Barten  und 
der  Russen.  Heran  «gegeben  von  der  Wettlib.  Abth. 
der  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  Omsk.  30  8.  80.  (RtUS.) 

[Mamed  Schach taohtinski.]  Aus  dem  Leben  eines 
orientalischen  Kleinstaates  an  der  Grenze  Russlands. 
Ausland  60,  23  — 26, 

Chanut  von  Maku  (»chiitische  Tartarrn  and  Kurden). 

♦Topinard,  P.  Description  et  mensuration  d’une  serie 
de  cr&nes  Kirghis  Offerte  par  le  Dr.  Seeland.  Rev. 
d'Anthrop.  16,  445  — 475. 

Tschekelow,  M.  J.  Die  aderbeidschaniachen  Tataren. 
D&schkow  Mus.  3,  99 — 114.  (Russisch.) 

Virchow.  Ueber  eine  kleine  Sammlung  prähistorischer 
und  moderner  Gegenstände  vom  Ural  und  aus  Tur- 
ke-stsn.  Verh.  BerL  Gea.  f.  Antlirop.  413 — 415.  Ul. 

Sibirien  und  Atmir gebiet. 

Aapelin,  J.  R.  Fels-  und  8telnlnachriften  am  oberen 
Jenlsei.  Verb.  Berl.  Ge«,  f.  Authrop.  1887,  529 

— 581. 

Beguelin,  M.  v,  Ueber  de.u  Glauben  der  Jakuten 
im  Gouvernement  Jakutsk.  Ausland  6ü,  *81 — 807. 

Nach  Mitth.  Oslsib.  Abth.  K.  R.  Geogr.  Ge».  1886,  1,  2. 

Genest,  O.  Capitän  Jakobsen’s  Reisen  im  Gebiete 
der  Giljsken  und  auf  der  Insel  Sachalin.  Globna  52, 
378  — 382;  53,  9 ff.,  25  ff- 

Genest,  O.  Capitän  Jakobsen's  Reisen  im  Laude 
der  Golden.  Globus  52,  152—156,  171  — 174,  205 

— 208,  220  — 223. 

Genest,  O.  Die  Burjäten.  Globus  52,  11  — 16. 

Jakobsen's  Reise. 

Jasykow , K.  Skizzen  ans  dem  Jakutenlande.  Ko- 
lossjs  Nr.  4,  p.  245  — 273.  (Russisch.) 

Die  Karagasaen.  Globus  51,  90  — 92.  103—104. 

Nach  Sibir  1885,  Nr.  48  u.  1886,  Nr.  15—16.  Ein 
Re»t  der  sibirischen  Ureinwohner. 

8* 


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60  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


KusnezoWj  N.  J.  Die  Natur  und  die  Bewohner  de« 
östlichen  Abhanges  des  nördlichen  Urals.  Isweatija 
K.  Rurs.  Geogr.  (»es.  23,  726  — 749.  2 Tafeln. 
Nobbüow,  K.  Rechtst*  brauche  der  Mansi  (Osiiaken). 

Daseh  ko  w Mus.  3,  65 — 73.  (H— farh.) 

Pnklonski,  V.  L.  Ueber  das  Solmruanenthum  der 
•1 akuten.  IswesUja  der  ostaib.  Abth.  der  K.  Kuss. 
Oeogr.  Ge».  17,  84 — 136.  1686.  (Hubs.) 

VfL  P.  S.  Kraus»:  Das  Schauianenthuin  6er  Jakuten. 
Nach  dem  HutiM-then  de«  V.  L.  Priklonskij.  Mittheil. 
Aothrop.  Ges.  Wien  18,  165—182. 

Petri,  Ed.  Neueres  über  die  Jakuten.  Petertn.  Mit- 
theil. 33,  102—108. 

Roussy,  A.  Le«  Jacoutes,  leurs  dieux  et  leurs  chamans. 
I*  (Hohe  26,  23  — 34. 

Siehe  auch  Materiau*  21,  250  — 257. 
fStieda.]  Das  Bchanaanenthum  unter  den  Burjaten. 
1.  Die  Götter  und  die  Gottheiten.  2.  Die  Götter- 
bilder. 3.  Opferdarbringungen  und  Wahrsagen. 
4.  Die  Schamanen.  Globus  52,  250  — 253,  268  — 270, 
886  — 288,  209  — 301,  316  — 318. 

Noch  N.  N.  Agspitow  und  M.  N.  Changnlow:  Bei- 
träge zur  Kcnntni»»  des  Schamanutnu»  in  Sibirien.  1.  Das 
Schamanen! hum  unter  den  Burjaten  de»  Gouvernements 
Irkutsk.  (Nachrichten  der  ostaib.  Abth.  der  K.  Rus*. 
Geogr.  Ges.  in  Irkutsk  XIV,  1883.) 

♦Sommier,  B.  Misurazione  di  50  Sirieni  della  Talle 
dell'  Ob.  Archivio  per  l'antrop.  17,  57  — 67. 

* Bornimer,  B.  OstiaccM  e 8atnoiedi  dell*  Ob.  I. 
Archivio  per  l'antiop.  17,  71—222.  Fig.  u.  Tafeln. 
Carla  ctnograftea  die  una  parte  dell’  impero  rnsso. 
(Auch  einzeln.)  111. 

Vgl.  Denlker’t.  Kesume  in  Rev.  d’Anthrop.  17,  91 — 95. 
•Zogroff*  Die  Eingeborenen  de«  Altai  nach  den  For- 
schungen Jadrinzew’s.  Mem.  de  la  Soc.  imp.  des 
Amis  des  sc.  nat.  Moscou.  Bd.  49,  lieft  3.  (Russisch.) 
1886. 

Vgl.  die  Analyse  Ikoffi»  in  Rer.  d’Anthrop.  10,  109 

— 111. 


C.  Australien . 

Bibliographie:  A.  Mül ler 's  Orientalische  Biblio- 

graphie (unter  111,  5:  Oceanien). 

Zeitschriften : Siehe  den  Bericht  für  IHM  (dieses 

Areh.  Bd.  17).  Dazu:  Nachrichten  über  Kaiser 

Wilhelms- Land  und  den  Bismarck-Archipel.  Heraus- 
gpgeben  von  der  Neu  - Guinea  • Compagnie  zu  Berlin. 
<lj  Jahrgang  1887.  Berlin,  Äther.  — MelaoesJan 
Mission.  The  Island  Voyagt , 1885.  Ludlow,  Par* 
tridge,  1885.  53  pp.  8°.  Map.  — Annales  de»  Mis- 
sion» de  l'Oceanie. 

Ethnographische  Karte.  G.  Gerl  and,  Die  Völker 
Oceaniens.  Maaasstab:  1:30 Mill.  (Bergbaus*  Phys. 
Atlas.  7.  Abth.  Völkerkunde.  Nr.  10.) 

Die  Karte  zeigt  zugleich  die  räumtirhi-  Verbreitung  der 
wichtig«!«»  körperlichen  Verstümmelungen  uiwl  filr  das 
Festland  die  von  Howitt’s  Verwandtst  iuifhuvstemen. 


L Oceanien  überhaupt. 

Ausstellung:  L.  Cameron.  Colonial  and  Indian 

Exhibition,  8.  Kennington.  IV.  Ausstralasia.  Rev. 
ool.  intern.  4,  50  — 71,  223  — 238. 

Alc&n,  E.  Les  Cannib&les  et  leur  tetnp».  Souvenirs 
de  la  Campagne  de  l'Oceanie  soua  le  commandant 


Marceau,  Capitaine  de  frf*gate.  Paris  et  Lyon, 
Delhomme  et  Briguet.  XIV,  408  p.  16°. 

Brown , G.  Papnans  and  Polynesian*.  J.  Anthrop. 
Inst.  16,  311—327. 

Vgl.  Geogr.  Uk-Bcr.  1888,  Xr.  22. 

Cust,  Rob.  The  Race«  and  languages  of  Oceania. 

Calcutta  Rev.  85,  209  — 228. 

Finach,  O.  Abnorm*  Kberhauer,  Pretiosen  im  Schmuck 
der  8Üd*ee- Völker.  MittheiL  Anthrop.  Ges.  Wien  17, 
153—  159.  Mit  1 Tafel. 

Finsch,  O.  Gesichtsmasken  von  Völkertypen  der  Bad- 
see und  des  Malayischeu  Archipel»,  nach  Lebenden 
abgegORsen  in  den  Jahren  1879  — 1882.  Lehrmittel 
für  Völkerkunde.  Bremen.  19  S. 

Hoaton.  On  the  origin,  mann  er«,  customs,  and  insti- 
tutions,  and  the  annihilaliou  of  the  Aborigines  of 
AuHtralasia.  Trsuis&cliou»  Soc.  Lit.  of  London,  ßeries 
II,  XIV,  1. 

Macdonald,  D.  The  Ocetnic  languages  Shemitic. 
Tr.  aml  Proc.  Royal  Boc.  Victoria  24,  1 — 4L 
111.  The  Pronominal*.  IV.  The  Verb. 

Marquer.  Les  Atablissements  fran^ais  eit  0c4anie. 
8oc.  bret.  de  gfogr.  Mars- Avril,  p.  2o  — 62. 

Vgl.  Rer.  d'Kthnogr.  6,  489  — 490. 

Krause,  Al.  Di  alguni  strumenti  musicali  della  Mi- 
croufcsia  e della  MelanesiA  re  gabt  ti  al  Museo  Nazioual« 
d'aninipologia  e di  etnologia  dal  Dott,  Otto  Finsch. 
Archivio  per  l’antr.  17,  35—41.  Tabola. 

Miohel,  E.  Los  populations  primitive«  de  Phümisphere 
auBtral.  Missious  catholique«  1887,  13.  mai,  3 et 
10  juin. 

Vahl,  J.  Mission»- Atlas.  4 de  Hefte.  Hermed:  Fork* 
laring  til  4 de  lieft«  af  Missionsatlas  (Australien!. 
Kjobenhavn  (Christiansen).  4 Karten  fol.  u.  346  pp. 

2.  Neuguinea  und  das  übrige  Melanesien. 

Bevan,  Th.  F.  Discovery  of  two  new  river*  in  Br. 
New  Guinea.  Proc.  R.  O.  Soc.  9.  595  — 608.  Map. 
Mit  Notizen  über  einige  neu  entdeckte  Stimme  (S.  607). 
Bonaparte,  Roland.  La  Nouvelle-Guin4e.  III.  |Le 
fleuve  Augnnta).  IV.  (Le  Golfe  Huon).  Paris, 
Ghamerat,  1887/88.  16,  62  pp.  4°.  (PI.) 

Vgl.  Muntegazza  in  Archivio  18,  280  p, 

Cailliot,  E.  Note«  ethnologique«  sur  l’ile  de  Malliooto. 

Rev.  d’othnogr.  6,  511,  512. 

Chalmors,  James.  Pioneering  in  New  Guinea.  Lon- 
don , Rcl.  Tr.  Boc.  With  a map  and  Ulustr.  XII, 
443  pp. 

Kthnographitrh  sehr  werthvoll. 

Chalmers,  J.  Exploration«  in  South  • Rastern  New 
Guinea.  Proc.  R.  Geogr.  Soc.  9,  71 — 86.  Disc. 

Bctomiers  in  der  Discu»tion  viele  ethnographische  Be- 
merkungen. 

Chalmers,  J.  On  the  nianuers  and  customs  of  some 
of  the  tribes  of  New  Guinea.  Proc.  Philo«.  Boc.  Glas- 
gow 18,  57  — 70. 

[Cl&rkson  u.  Hunter.]  Neu-Guinea.  Ausland  60,  9, 

58,  59. 

Nach  dem  Reiseberichte  in  Tr.  Queensland  Br.  R.  Geogr. 
Soc.  Au»tralasia  1886/67. 

Cleroy,  F.  8.  A.  de.  Le  isole  Koemamba,  Mor,  Wiako, 
Riak  nel  nord  della  Nuova  Guinea  Olandeee  visitate 
e descritte.  I.,  11.  Cosmo«  9,  218  — 224. 

Colini,  G.  A.  Collezione  etnograflea  della  Nuova 
Caledonia  esiatente  nel  Museo  Preistorico  di  Roma. 
RI.  Accad.  Lincei  IV,  1,  2,  74  — 83. 


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Völkerkunde). 


61 


Colini,  G.  A.  Ornamenti  personali  dei  Melaneai  esi- 
»tenti  m-1  Museo  Prvistorico  di  Koma.  RI.  Accad. 
LiDfld  IV,  1,  4,  17:j  — 176. 

Cooto,  W.  L’Oc^an  Paciflqne  Occidental.  Tr.  par 
J.  W.  Hay.  2e  ed.  Pari»,  Ikiagrave.  XVI,  183  pp. 
lllufttr. 

Cottoau , E.  Lus  Nouvel les- Hybrides.  Par»,  Berger- 
Levmult.  8 p.  8°.  (Asb.  fr.  1886.) 

Das  Dewarra-Geld  auf  Neu-Britannien.  Globus  51, 
76,  77. 

Nach  Parkinson. 

•Dreger.  Anthropologische  uud  ethnographische  Beob- 
achtungen während  der  Fahrt  zur  Untersuchung  des 
Huon-(iolfes.  Nachrichten  18H7,  23  — 26. 

Elton,  F.  Notes  on  Natives  uf  the  Balomon  Islands. 
J.  Anthr.  Iusit.  17,  90  — 98. 

Antworten  eines  deutschen  Koprasjunmlrr»  auf  Fragen 
ober  sociale  Zustände  (nach  dem  „Aduiimltv  Manual  of 
Scientific  Inquiry“). 

Fe&therman,  A.  Social  History  of  the  Races  of 
Mankind.  becond  Division.  Papuo-  and  Malayo- 
Melanesians.  IiOndon,  Trübner.  XVIII,  507  pp. 

Vgl.  die  Analyse  Mondieres  in  Rev.  d’Anthrop.  17, 
225  — 239. 

Fljl.  Correspondence  relating  to  the  native  population 
of  Fiji.  (Bluebook.)  London  1887. 

Finnoh,  O.  Tanzmaske  von  Södost- Nett- Guinea. 
Verh.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  423  — 425.  BI. 

Finsch,  O.  Hausbau.  Häuser  und  Siedelungen  an  der 
Südostküste  von  Neu  ■ Guinea.  Mittheil.  Anthrop. 
Ges.  Wien  17,  1 — 15.  Mit  18  Abb.  (Auch  separat. 
Wien,  Hölder.  15  8.  4°.) 

Finach,  O.  TÄtowirung  und  Ziernarben  in  Melanesien, 
besonders  im  Osten  von  Neu-Guinea.  In:  W.  Joest, 
TAtowiren,  Narbenzeichnen  und  Körperbemalen.  Ber- 
lin, Asber.  (8.  36  — 42.) 

Gl&umont.  Ethnogenie  des  insalaires  de  König  (Isle 
des  Pins).  Rev.  d’Ethnogr.  6,  336 — 342. 

‘Guppy,  H.  B.  The  Salomon  Islands  and  their  Na- 
tives. London,  Sonnenschein.  XVI.  384.  royal-#®.  25. 

Wichtigstes  Werk  über  die  Gruppe.  Hiernach:  Die 

Salomon«  • Inseln,  Lebensbilder  von  den  Antipoden.  Aus- 
land 61,  711  ff.,  726  ff-,  749  ff.,  773  ff. 

Haie , H.  The  Melanesian  Races  and  Languages. 
Science  (New  York)  9,  99,  100. 

Besprechung  von  Codringlon’s  Buch.  Hsle  erklärt 
sich  für  Müller’»  Annahme,  dass  die  Melanesier  „arr  • 
people  of  umed  origin , deriving  their  languagc  rnninly 
from  the  Malat  an  race,  and  their  phyuieal  traits,  in  vnrying 
proportioos,  pari  ly  from  thal  race,  and  partly  from  a 
negroid  rate,  wlüch  is  still  found,  nearly  if  not  quite 
unmixed,  in  mnny  parts  of  New  Guinea.**  Codrington 
nimmt  liekanntlich  eins  dunkel  farbige  and  wotlhaarige 
Rasse  mit  der  primitiven  mnlnyo*po)yne*i»rhen  Sprache  an, 
zu  der  später  eine  hellfarbige  kam , die  ihre  Sprache  an- 
nahm. 

Hasaelt,  J.  L.  van.  Sociale  toestanden  in  de  Groote 
Geelvinksbaai.  Tijdschr.  voor  NederL-JLndie  2,  399 
— 401. 

Hickson,  8.  J.  Certain  Degenerations  of  Desigu  in 
Papuan  Art.  Rep.  Br.  Assoc.  57,  907. 

Hollrung,  Dr.  Erstes  Verzeichnis*  von  Wörtern  des 
Dialectea,  welcher  von  den  Eingeborenen  in  der  Um- 
gebung von  Hatzfeldhafen  gesprochen  wird.  Nach- 
richten 85  — 87. 

Hollrung,  Dr.  Bericht  über  König  Wilhelmsland. 
Nachrichten  1867,  8.  183  ff, 

S.  223  — 237  über  die  Eingeborenen. 


Kern , H.  De  FidjitAal , vergeleken  met  bare  ver- 
walten in  Indonesie  cn  Polyue*i£.  Amsterdam  1886, 
ft,  242  pp.  4°. 

Köhler,  J.  Geber  das  Recht  der  Papuas  auf  Neu- 
Guinea.  Z.  f.  vergl,  RechUwiss.  7,  369  — 380. 

Lawes,  Rev.  W.  G.  Gnunmar  and  Vooabt&Ury  of 
ÜM  lauguage  spoken  by  the  Motu  Tribe,  New 
Guinea.  With  Iutroduction  by  the  Rev.  G.  Pratt. 
London,  Trübner.  X,  108  pp.  8®. 

Vgl.  Geogr-  Llt.-Ber.  1888,  Nr.  399. 

Limit,  J.  W.  Pictureeque  New  Guinea.  Accompanied 
with  50  full-page  autotype  Illustration*.  London, 
Longman*.  XVIII,  194  pp.  4°. 

„1  am  grestlv  indehted  for  Rev.  James  Chaliucra’ 
interestmg  paper  on  .The  Mnnners  and  Custom»  of  the 
Papuans*.  On  that  subject  no  Letter  sonree  of  Infor- 
mation thnn  him  could  be  tound.“  (p.  X.) 

Mangm,  A.  Voyage  ä la  Nouvelle-Cal£donie.  3e  t*\. 
Paris,  Delagrave.  191  p.  Grav. 

Navarro,  L.  A.  Voyage  sn  Nouvelle-Gulnöe.  (Aus: 
Ann.  de  Notre-Dame  de  8acrd-Coeur.)  Issoudun. 

Navarre,  R.  P.  Lettre.  Ann.  Prop.  Foi  59,  182 — 188. 

Eine  Certmonie  auf  Neuguinea. 

Penny,  Rev.  Alfred.  Ten  Years  in  Melanesia  111. 
with  chart  and  6 engravings  from  aketrliea  by  the 
author  and  H.  J.  Rhode».  London,  Gardner.  232  pp. 

Vgl.  Geogr.  Lit,*Ber.  1888,  Nr.  24- 

Pionnier,  R.  P.  Lettre.  Ann.  Prop.  Foi  59,  288 

— Hti8. 

Moeors  des  N4o-H<M>ridais.  Religion.  Polygamie. 

Pleyte  Wm.,  C.  W.  Eine  Tanzbekleidung  von  Neu- 
Guinea.  Yerh.  BerL  Ges.  f.  Anthrop.  30 — 31. 

Ray,  H.  8.  Sketch  of  a Nguna  Grammar.  J.  Anthr. 
Inst.  16,  409  — 418. 

Ein  Dialert  von  den  Neuen  Hebriden. 

Ro&d,  C.  H.  Some  spinning  tops  from  Torre*  Straits, 
New  Guinea.  J.  Anthr.  Inst.  17,  85  — 90.  With  plate. 

Report  of  thu  Special  Commission  for  1887  on  British 
New  Guinea.  The  Archaeol.  Rev.  3,  256  ff.,  411  fl. 

„The  people  of  the  Papuan  Gulf  aie  a*  distinrt  from  the 
iuhabitants  of  the  South  Rastern  Islands  a*  lx»th  rare* 
are  t«  tlie  people  who  dwell  on  the  North  West  Coaat  and 
in  Jeilvinck  llay.“  (p.  418.) 

Romanet  du  Chaillaud.  Quelques  detail*  aur  le* 
Nouvellet-H6bridcs.  C.  R.  8oc.  de  g«?ogr.  Paris  1887, 
296  — 297. 

Romilly,  H.  H.  The  ialanda  of  the  New  Britain 
Group.  Proc.  K.  G.  8oc.  9,  1 — 18. 

„I  projKise  to  speak  of  the  N.  Britain  Group  *»  it  was 
when  I knew  it  in  1881  and  1883.“  p.  8 ff.  Uebet 
Sitten  und  Gebräacbe. 

Rosenberg,  H.  Nieuw  Britaunije,  tnfensden  vnu  laml 
en  volk.  Tijdschr.  Nederl.  aardrijksk.  Genootseb. 
11.  Serie,  IV.  Deel,  Afd.  Vertagen  eu  Aardrijkak. 
Meded.  1—2,  p.  144—152, 

♦Rüdinger,  N.  Geber  künstlich  deformirte  Schädel 
und  Gehirne  von  Sudsee -Insulanern.  (N.  Hebr.) 
München,  Franz.  33  8.  4°.  3 Tafeln  (aus  Abb. 

bayr.  Akttd.  malli.-phys.  OL  XVI,  2,  8.  369  — 401). 

Rüge,  8.  Die  Geschichte  der  Erforschung  de*  Bis- 
marck-Archipel*. A 11g.  Zeitung  (München),  1887,  Bei- 
lage Nr.  275  — 277. 

Vreedo,  A O.  Kantteekcningen  op  de  Woordenlij^t 
van  Kern ’s  „De  FidjitAal  etc.“  Bijdragen  T.  L. 
V.-kunde  Ned.  Inditf  86,  405  — 427. 

Vgl.  auch  TijiUchr.  Ind.  T.  L.  V.-kundc  32,  150  — 210 
(Brande*). 


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62 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Wilken,  G.  A.  Iets  over  de  Papoewa*  van  de  Geel- 
vinksbaai.  Opmerkingen  naar uanleiding  vanUhle's 
Ffiilx*  und  lhimbusgeräthe  hup  Nord  west  «Neuguinea. 
Bijdr.  T.  L.  V. -künde  v.  NlM.  Indü  36,  605  — «40. 

3.  Ncuacoland,  Polynesien,  Mikronesien. 

Museen  und  Ausstellungen:  Ed.  Arning.  Ethno- 
graphie von  Hawaii.  Verb.  Berl.  Oe*,  f.  Anthrop. 
129 — 136.  (Sammlung  im  Berliuer  M.  f.  Völker- 
kunde.) — J.  E.  de  la  Croix.  La  Collection  Boiler 
au  Mu*&>  du  Trocadero.  Bev.  d’ethn.  6,  172  — 176. 
(Neuseeland.) 

Bibliographie:  J.  D.  Davi*.  Contribntion  toward* 
a bihliographv  of  New  Zealand.  Wellington,  Lyon 
& Blair.  77  pp.  12°. 

Allardyeo,  W.  B.  Rutooma  Island  and  the  Kotoomans. 
Proc.  (jueensl.  Br.  R.  O.  Soe.  of  Australasin  1666, 
p.  130  ff. 

Atkinson,  A.  S.  The  Aryo-Semitic  Maori.  Tr.  and 
Proc.  New  Zenland  Inst.  19,  552  — 576. 

Blyth,  W.  H.  On  „The  Whence  of  the  Maori“.  Tr. 
and  Proc.  New  Zealand  Inst.  19,  515  — 549. 

Von  den  Ariern  au*  Indien  verdrängte  Turnnier. 

Chartier,  H.  Tahiti  et  les  eolonies  frangaises  de  la 
Pohoesie,  Paris,  Jouvet.  224  p,,  18  j.,  2 carte*  et 
25  gravures. 

Chevron,  R.  P.  La  langtie  de  l'archipel  Toga.  Ann. 
de  l extr.  Orient  225  — 242,  321  -334. 

Churchward,  W.  B.  My  Consulate  in  Samoa.  A 
Record  of  four  years  sojourn  in  the  Navigators 
Islands;  with  personal  experiences  of  King  Malietoa 
Lattpnp*.  bis  country  and  hi»  meu.  London,  Bent- 
ley.  XII,  403  pp. 

Clavel,  Dr.  Les  MarquisicnB.  Paris,  Dein  (1685). 
186  pp.,  avec  flgures. 

Clouston,  W.  A.  TwoRonth-Paclftc  Folk-Tales.  Folk- 
Lore  Jonrn.  5,  254  — 257. 

Colomb,  P,  A.  Vocabulaire  arorai  (lies  Gilbert), 
pr^c^d^  de.  notes  granimaticales  d'apre*  un  manuserit 
du  P.  L.  L^vique..  et  le  truvail  de  Haie  sur  la 
langue  Tarawa.  Actes  de  la  8oc.  phil.  4,  121 — 228. 

DartFenton,  Francis.  Suggestion»  für  a History  of 
the  Origin  and  Migrations  of  the  Maori  People. 
Auckland,  Brett,  1885.  130  pp. 

„Kuahlte»  fr«m  the  piaiiu  nf  Shinar.“ 

Fi n sch  t O.  Ueber  Canoes  und  Canoebau  in  den 
Marshall* Inseln.  Verb.  Berl.  Oes.  f.  Anthr.  22  — 29. 
IUustr. 

Vgl.  Westcrmann’*  Monatshefte,  Juli,  492  — 504. 

Graefl'e,  Ed.  Uebcr  die  Sprache,  Sitten  und  Gebräuche 
der  Sarnonner.  Mittheil.  Geogr.  Ge*.  Hamburg, 
1887/1888,  8.  64—75. 

Qrey,  ßir  Goorgo.  Polynesian  Mythology  aud  An- 
cient  Traditional  History  of  the  New  Zealainl  Raee, 
as  furnished  by  their  priest*  aud  rhief».  2d  edition. 
Engllsh  and  Maori.  Auckland,  Brett,  1885.  XX,  255, 
199  pp. 

Neue  Ausgabe  des  berühmten  Hauptwerkes.  Bcigrfügt 
ist  ein  1869  gehaltener  Vortrag:  „On  the  «x-Ul  life  of 

the  sDcient  inhabitants  of  New  Zealand,  and  on  the  natio- 
nal rbararter  H was  likely  te  form.“  (p.  244  — 255). 

Gudgoon,  Thointta  Wayth.  The  Uistory  and  Döings 
of  the  Maori»,  frorn  the  year  1820  to  the  Signing  of 
the  Trnatv  of  Waitangi  in  1840.  AuckUnd,  Brett, 
18H5.  225  pp. 

Hierin  zwei  Briefe  J.  White' * über  „Maori  Customs  and 
Superstition»*. 


Ib&nez  y Garcia  , 8.  Historia  de  las  Isias  Marianas 
con  su  derrotero , y las  Carolinas  y Palaos , desde  el 
descubrimiento  por  Mugallau©*  on  e!  ano  1521  basta 
nuustru*  diu».  Granada,  Sabatcl,  1886.  207  pp.  4°. 

Jouan,  H.  Le*  legende*  de*  ile*  Hawaii  et  le  peuple- 
ment  de  la  Polyncsie.  Cherbonrg.  (Aus:  Mem.  Hoc. 
nat.  des  sc.  natur.  et  mathtai.) 

Vgl.  hierüber  Rev.  d'Ethnogr.  6,  353  — 355. 

Kirchhoff,  Alfr.  Skizzen  von  den  Marsohallinaatn 
und  den  Carolinen.  Wostormann's  Monatsheft«,  Fobr. 

Kubary,  J.  S.  Dm Tütowiren  in  Mikronesien,  speciell 
auf  den  Carolinen.  In:  W.  Joost,  Tatowiren,  Nar* 
bonzeichnen  und  Körperbemalen.  Berlin , As  her. 
(8.  74  — 98.) 

Hierin  auch  Notizen  ober  Versrhlsgungrn  von  West 
nach  Ost  und  umgekehrt,  sowie  „eine  ethnographisch 
strengere  Kintheilung  der  Carolinen“  in  Ostcarolinen 
(Kusaye,  Pompe  mit  Zubehör),  östliche  CentralcaroUeen 
(Ruk  nnt  ririmut  liehen  Coralleugruppen , deren  Einwohner 
»ich  an  dieses  aniehnen),  westliche  Ontrolr-arolinen  (Ulay 
mit  den  sich  an  dieses  «dehnenden  Inseln,  also  auch  Ulidi, 
Fei»,  und  den  südwestlichsten  Ausläufern,  Suusorol  u.  i.  w.), 
und  westliche  Carolinen  (Yap,  Roli,  Pulau). 

Kurze.  G.  Mikronesien  and  die  Mission  daselbst. 
1.  Allgemeines  über  Mikronesien.  2.  Land  und  Leut« 
auf  Ponapc.  3.  Die  Marxclmlliuseln  und  ihre  Be. 
völkeruug.  Allg.  Mi*s.-Z*it*chr.  1887,  64  — 80,  123 
— 128. 

(Mackay,  John.]  Tukopier.  Ausland  60,  958. 

Nach  Pr.  k Tr.  of  thr  Queensland  Br.  Geogr*  Soc.  «f 
Australasia,  Vol.  II,  1886/1887. 

Miquel,  Gregorio  de.  Estudio  »obre  las  Isias  Caro- 
linas. Madrid.  XIV,  207  pp.  Atlas. 

Vgl,  Geogr.  Lit.-Brr.  1888,  Nr.  402. 

Neuseeland.  — Resulta  of  a Census  of  the  Colony  of 
New  Zealand.  Wellington. 

Vgl.  Hierüber:  Die  Maori-Bevölkerung  auf  Neuseeland 
nach  dem  Censu»  von  1686.  Zeitw.br . Berl.  Ges.  f.  Krdk. 
22,  455  — 4. <5.  „Im  Jahre  1866  (mit  Ausnahme  der 
Chatbam« Inseln)  betrug  die  Maori-  und  Mischlings-Bevölke- 
rung 41  432  Seelen.  Gegenüber  dem  Census  von  1681 
ergab  eich  wiederum  eine  Abnahme  von  2541  Seelen, 
nämüch  für  die  Nord-Insel,  auf  welcher  die  Maori-Bevölke- 
rung noch  in  grösseren  Massen  lebt,  um  2525,  für  die 
Südinsel  um  16  Seelen.  Der  un*  vorliegende  Census  ent- 
hält die  Zählung  der  reinen  Mnoris  (21523  männliche, 
17  645  weibliche)  und  Mischlinge  (1242  männliche  und 
1022  weibliche).“  Im  Jahre  1881  wurden  auf  den  Chatham- 
Inseln  126  Maoris  gezählt. 

Pleyte  Wm.,  C.  W.  Zwei  neu©  Gegenstände  von  den 
Hervey-Inseln.  Verb.  Berl.  Ges.  f.  Anthr.  29,  30.  IL1. 

Bisher  unbeschriebene  Gegenstände  aus  dein  Br.  Museum: 
Soul-catcher  und  Ohreuzierrath  in  Form  eines  männlichen 
Gliedes  mit  den  zwei  Testikeln. 

Powell,  Rev.  T.  A Samoan  Tradition  of  Creation 
and  the  Deluge.  Journ.  Victoria  Inst.  20,  147 — 172. 
Diwcussion. 

•Reisohek,  A.  Anthropologische  und  anderweitige 
Beobachtungen  in  Neu-Seeland.  Mittheil.  Anthrop. 
Ges.  Wien  XV.  Verb.  S.  120—121. 

Rom&net  du  Ch&illaud.  Le  roi  d’Atafu.  C.  R. 
Boa.  di  giSogr.  Pari»  1887,  295  — 296. 

Tregear,  E.  Polynesian  Folk-Lore.  „Hina’s  voyage 
to  the  Sa c red  Isle.*  Tr.  and  Proc.  New  Zealand 
Inst.  19,  466  — 504. 

Trotter,  Coutta.  Notes  on  the  natives  of  the  Poly- 
nesian Islands.  J.  Anthr.  Inst.  17,  75  — 78. 

Allgemeines  über  den  Typus. 


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Völkerkunde. 


63 


Varigny,  C.  de.  L’0c6anie  moderne.  I — IV.  Revue 
des  doux  moiidcs,  Vol.  81  — 83. 

White,  John.  The  aneient  histonr  of  the  Maori:  hia 
mytliology  and  iraditions.  Wellington,  Didsbury. 
XIII.  164  pp. 

White  ist  die  erste  kiwnde  Autorität. 


4.  Festland  von  Australien, 

Bland , R.  H.  A few  particulnrs  concerning  the 
Abongines  of  Western  Austral?»  in  the  early  hutory 
of  that  colony.  J.  Anthr.  Inet.  18,  340  — 343. 

* Cunningham  , A.  Exhibition  of  natives  of  Queens- 
land. J.  Anthr.  Inst.  17,  88  — 84.  Diacuseion. 

Io  «1er  iMs'u-Mnn  sprach  Kev.  W.  Wyatt  Gill  die 
Ansicht  aus , das  die  Australier  und  die  Aborigincr  von 
Südwest  - Neuguinea  (nicht  die  cingewandcrten  Küsten- 
stäiiitnrj  suhstauUell  dieselbe  Kasse  «eien. 

Daly , Mrs.  D.  Digging,  squatting  and  piooering 
life  in  the  Northern  Territory  of  South  Australia. 
Londou,  Low«  XI,  MB  pp. 

Forreit,  J.  Notes  ou  Wentern  Australia.  Perth,  1888. 

80  pp. 

Qaaon,  S.  Note  on  tbeDieyerie  tribe  of  8.  Anstralia. 
J.  Anthr.  Inst.  17,  185. 

Familien  recht. 

De  godidienetige  begrippen  van  de  inboorlingen 
van  Nieuw-llolland.  De  Mazedonier.  Alg.  Zendings- 
tijdschr.  5,  »8—102. 

Hog&n,  J.  F.  The  Irish  in  Australia.  London,  Ward. 
Ho witt,  A.  W.  Notes  on  songs  and  songmakers  of 
some  Australia»  tribe*.  J.  Anthr.  Inst.  16,  327 

— 335. 

Köhler,  J.  IM  »er  das  Recht  der  Auatr&lneger.  Z.  f. 

vergl.  Recht» wies,  7,  321  — 368. 

Lumholtz,  C.  Bland  Australnegrerna.  Ymer,  Nr.  1 — 8. 
Vgl.  C.  Lumholtz.  Chez  les  Caumbale*.  V«iyage  dans 
le  nord-est  de  TAuttrahe  1880  — 1884.  Le  Tour  du 
Munde  56  (1888). 

Roclua,  E.  Contributions  ä la  sociologie  des  Auatra- 
liens.  II.,  III.  Rev.  d'Anthr.  16,  20 — 43,  692 — 706. 

Inhalt:  Clans  et  cout>inages.  Le«  oblique«.  — Le* 

Esprit»  et  les  surrim. 

’Rolleeton,  H.  D.  Deacription  of  tbe  cerebral  html- 
spheres  of  an  adulte  Australian  Male.  With  ptais. 
J.  Anthr.  Inst.  17,  32  — 42. 

Roth,  H.  L.  Australian  Tune».  J.  Anthr.  Inst.  16, 
423. 

Zusatz  su  dem  Folgenden. 

Torrance,  Q.  W.  Music  of  the  Australian  Aboriginala. 

J.  Anthr.  Inst-  16,  335  — 340. 

Wallroth,  E.  Deutsche  Missionsairbeit  unter  den  Ein- 
geborenen Australiens.  Allg.  Mi*s.-Zeitachr.  14,  427 

— 445. 


D.  Afrika. 

Bibliographie:  A.  P.  Pott.  Zur  Literatur  der 

Kprwc hen künde  Afrikas.  Techroer’s  Intern.  Z.  f.  allg. 
Spracbwiss. 3,  249  — 275.  — Gabr.  Kayser.  Biblio- 
graphie d’ouvmge*  ayant  trait  » TAfrique  en  general 
dans  ses  rapports  avec  l’exploration  et  la  civilisation 
de  ces  contrtas,  depuis  le  commencenient  de  Fim* 
primerie  jusqo'ä  nos  joura.  Pr^cede  d un  indicateur. 
Bruxelles  1887.  8°. 


„Si  le  travall  de  M.  G.  Ksyser  manque  de  developpeiaeat 
dans  certain»  ebapitre»,  il  n’en  rentVrme  p«s  rooins  le 
depr.uiUcinent  partiel,  il  est  vrai,  dVnviron  240  p^riodiques.“ 
(C.  K.  Soc.  de  gfogr.  Paris  1887,  466.) 

Zeitschriften:  8.  Bericht  für  1884  (dieses  Archiv, 

Bd.  XVII).  Dazu:  Zeitschrift  für  afrikanische  Spra- 
chen, herausgegeben  von  C.  G.  Büttner.  1.  Jahrg. 
(Oclober  1887  bis  Juli  1888.)  Berlin,  Alber,  1887 
— 1888. 

1.  Allgemeines  und  Vermischtes* 

Blyden , E.  W.  Chri*ti*»ity . Islam,  and  the  Ncgro 
Raoe.  London.  Whittiugbam.  VII,  423  pp. 

Brandt,  O.  Leber  die  Culturfahigkeit  der  Neger. 
Ausland  60,  281  — 283. 

Christaller,  J.  Q.  Bemerkungen  zu  R.  Lepsius' 
Einleitung  über  die  Völker  und  Sprachen  Afrika*. 
(Nub.  Grammatik,  1880.)  Z.  f.  afr.  Sprachen  1,  241 

— 251. 

Eckardt,  M.  Die  Kolanuss.  Globus  51,  283  — 286. 

Einwanderer:  O.  Bau  inan  n.  Die  Araber  an  den 
Stanley -Fällen  des  Congo.  Globus  52,  145  — 148. 
DL  — G.  Me  Call  Theal.  History  of  the  Boers  in 
South  Africa,,  London,  Sonnenschein.  XXIV,  392  pp.  — 
O'Neill.  Der  Sklavenhandel  in  Mozambique  und 
am  Nyassa.  Ausland  60,  391  —394. 

*Giacomini,  C.  Annotazioni  sull’  anatomia  del  ncgro, 
Atti  della  r.  accad.  delle  scienze  dl  Torino  22,  893 
— 71t.  Ood  tavole.  (Auch  einzeln:  Torino.) 

Buschmänner,  Neger. 

Last,  J.  T.  Polyglott»  africana  orientalis.  London, 
Boc.  Pront.  Chr.  Knowl.  XII,  239  pp. 

Enthalt  such  „eine  Reihe  interessanter  und  werthvoller 
Notizen  Iber  die  Wohnsitze  und  Bitten  der  aufgefuhrtr» 
Stämme**  (meist  Bnntu).  Z.  f.  afr.  Spr.  1,  77. 

Oppel,  A.  Die  religiösen  Verhältnisse  von  Afrika. 
Mit  Karte.  Z.  Ges.  f.  Ertlk.  Berlin  22,  280  — 338. 

Foat,  A.  H.  Afrikanische  Jurisprudenz.  Ethnologisch* 
juristische  Beiträge  zur  Kenntnis!  der  einheimischen 
Rechte  Afrikas.  2 Bde.  Oldenburg,  Schulze.  XV, 
480  ; 192.  XXX  8. 

Vgl.  In  nina-Sternegg's  Kecension  in  Mittheil.  An- 
tbrop.  Ges.  Wien  18,  68,  69. 

Ratzel,  Fr.  Die  geographische  Verbreitung  des  Bogens 
und  der  Pfeile  in  Afrika.  Ber.  Verh.  Shell».  Ges,  d. 
Wiss.  1887,  8.  233  — 252.  Tafel. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge*.  W’ien  18,  71,  72. 

2.  Atlaaländer,  Tripolis,  Sahara. 

Bibliographie:  R.  L.  Plavfair.  A bibliograpby 

of  Algeria,  from  the  expedition  of  Charles  V.  in  1591 
to  1887.  R.  Geogr.  8oc-,  Buppl.  Papers  II,  2,  p.  129 

— 430.  — Für  eine  Bibliographie  von  Tunis  siehe 
unten  Graham  & Aahhee. 

Baaaet,  R.  Not»«*  de  lexicographie  berbere.  Journ 
as.  He  *£r.  10,  361  — 464. 

Fortsetzung. 

Belkaaeom  ben  Sedira.  Une  nmsion  en  Kabylie 
snr  les  dialectes  herberes  et  l'aaaimilation  des  indigvues. 
Alger,  Jourdau.  LXXV  p. 

Bertholon  et  Lacaasagne.  Quelques  renseignemeDts 
*ur  les  habitauta  de  la  Kroumirie.  Bull.  8oc.  d’An- 
throp.  Lyon  6,  71  — 80. 

Bloch,  J.  Les  Isradlites  d’Ornn  de  1792  ä 1815. 
Paris,  Durlacher.  24  p.  8°.  (Extr.  ßev.  des  etudes 
juives  2,  13.) 


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64 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Bonn&font)  Dr,  Ftfrfgrination*  en  Alg^rle  (1830  A 
1842):  histoire,  ethuographie,  anecdote*.  Paris, 

Challamel.  VIII,  384  p.  18  j. 

*Bouchard.  Sur  les  trepanations  pratiqufa*  chez  les 
triböt  4*  PAimn  (AMrto).  Bull.  Boo*  d’anthrop.  de 
Bordeaux  18H6,  84  — 85. 

Cagnat's  und  Baladins  Reisen  in  Tunisien.  Globus 

51,  53. 

Nach  Tour  du  Monde  57.  Fortsetzung. 

Charagnao,  M.  de.  De  Fez  ä Oudjda.  Bult.  Soc. 
de  gäogr.  Paris  8 (7«  serie),  389  — 351. 

Coello,  D.  F.  Sahara  Occidental.  Conocimientos 
anteriore*.  Bol.  Soc»  geogr.  Madrid  23,  85  — 1 10. 

Collignon,  Dr.  R.  Les  äges  de  )a  pierre  en  Tuniais. 
Mateviaux  21,  171  — 204.  Planche*.  (Auch  einzeln: 
Paris,  Reinwald.  38  pp.,  2 p),) 

„Lc  point  Capital  de  mr»  dicoavrrte*  en  Tunis!«  est 
la  «.oniUatatioo  « gisemeats  dwIKeii  irec  superposltioa 
incontetitabl«  «Tune  Industrie  snnlogue  au  moustAries  le 
plus  grösster  d’Europe.“  (p,  199).  — „11  exisUit  eu 
Tuniüie,  cotntne  daus  no»  r^gions,  un  botnmt  quatemalre 
qui,  peu  i peu,  a pcrfectiann«  la  taill«  du  »ilex,  aait 
spontuoement , soit  an  s’iurtruinant  au  contact  de  ptuplea 
plus  »vancta.  Octte  industrie  »Vst  prulunge  tr£e  tard  et 
in£me  poslerienrrinrnt  4 Plpoque  romaJne,  4 enjuger  par  le* 
^clata  trouv4*  frequent)  in  ent  sur  le*  tutnult  qui  rwouvrent 
le*  ruine»  romaine«  (Uus  le  Sud.-  (Dr.  Himv,  Rev. 
d'Etbu.  7,  165.) 

* Collignon)  Dr.  R.  fttude  sur  l'ethnographie  g£i«*rale 
de  la  Tnnisie.  Paris.  172  pp.,  4 carte*,  2 pl.  (Extr. 
Bull,  de  g6ogr.  hist.  et.  deseriptiv«  1.) 

Siehe  die  Analyse  in  Rot.  d*  Anthrop.  17,  73  — 76. 

Darmon , Ib.  Ütude  sur  la  secte  religieuse  de  la 
confrerie  musulmane  dite  „le*  Derkaoua-.  C.  R.  Assoc. 
Gr.  17,  2,  399  — 404. 

DouIb.  Voyage  d’exploration  k travers  le  Sahara 
Occidental  et  le  snd  marocain.  Bull.  Soc.  de  gtogr.  Paris 
9,  437  — 479. 

Vgl.  Ausland  61,  43—47;  Verb.  Perl.  Ges.  f.  Enlk. 
15,  465,  466;  Proc.  R.  G.  Sor.  9,  760,  761, 

Dtnreyrier,  H.  Note*  ethnographiques  et  archlo- 
logique*  recueiUies  au  Maroc.  Rev.  d’Ethnogr.  6,  259. 

d'EBtournellc«  de  Const&nt,  Baron.  Les  eongn'*- 
gations  religietises  chez  les  Arabes  et  la  conqu^te  de 
l’Afrique  du  Nord.  Paris,  Maiconneuw.  72  pp.  18°. 
(HM.  ethnogr.  VIII.) 

Fallot,  E.  Par  delA  la  Mediterran^ : Kabylie,  Aure», 
Kroumirie.  Paris,  Pion.  I1L  313  p.  18  j.  avec  grav. 

Foncin,  P.  Die  Eingeborenen  von  Algerien.  Aus- 
land 60,  141  — 144,  164  — 167. 

Au*  Kam  baut!*»  La  France  Coloniale. 

Foucauld,  Ch.  de.  Itiot'raire*  au  Maroc.  Bull.  Soc. 
de  gtogr.  Paria  8 (7e  Serie),  118  — 125. 

Vorläufiger  Bericht  über  die  wichtigste  der  neuere« 
Reisen  in  Marokko,  deren  auch  ethnographisch  betleutende 
Ergebnisse  wildem  veröffentlicht  sind  in;  Ch.  de  Fou- 
eauld.  Keconnuirt*atic-e*  »u  Maroc,  1881  — 1884.  Pari«, 
Chnllsmel,  1888.  4°.  XVI,  195  pp.  Adas. 

Fournel,  M.  La  Tripolitaine;  les  Routes  du  Soudau- 
Pari»,  Challamel.  276  pp. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,  199. 

Geoffroy,  A.  Ara  Le»  pasteurs  nomades  de  In  tribu 
de»  Larbas , ouvriers  chefs  de  mutier,  propritftaire», 
duns  le  n-gime  de»  nomades  et  dan»  le  System  du 
travail  sans  engngements.  Paris,  F.  Didot. 

p.  409  — 464  von : Le»  Ouvriers  de*  den»  Mondes, 
pnhlL*  par  la  Socirt4  d'econotnie  sociale,  nouv.  Serie. 
8«  Fase. 


Graham,  A.,  and  BL  B.  Aahbee.  Travel*  in  Tnnisia. 
With  a glonsary,  a map,  a bibliography,  and  50  illu- 
»tration».  London,  Duiau. 

Hauptsächlich  archäologisch. 

Horowitz,  V.  Marokko.  Da*  Wesentlichste  und 
Interessanteste  über  Land  nnd  Leute.  Leipzig,  Fried- 
rich. III.  215  B. 

Vgl.  Mitthei).  Anthrop.  Ge*.  Wien  17,  126. 

Jacqulnot  d'Oisy,  P.  Autour  du  Rharnadan  tunisien. 
Melange»  de  voyage  et  de  musique.  Pari*,  Marpon 
St  FLimmarion.  238  p.  18  j. 

Jus , H.  Le»  oasis  du  Souf  du  d^partement  de  Con- 
»tuutine  (Sahara  Oriental).  Bull,  de  l'Ac&d.  d’Hippone, 
Nr.  22.  Fase.  1. 

Vgl.  Revue  d’ Ethnogr.  6,  164,  165. 

Jus,  H.  Station»  prell btoriques  de  l’Oued-Rir.  Rev. 
d'Kthnogr.  6,  343  — 346. 

LanesBan,  J.  L.  de.  LaTuniaie.  Pari»,  Alcan.  272  pp. 
avec  carte. 

Le  Co  rate  de  Mas  Latrie.  Relation»  et  commerce  de 
l'Afrique  aeptentrionale  ou  MagTeb  avec  lea  nation» 
chreüenne«  au  moyen  »ge.  Pari*,  Didot.  V,  554  pp. 

18  j. 

Mayet,  V.  Voyage  dan*  le  sud  de  la  Tunisie.  2e  cd. 
Pari*,  Challamel.  358  pp.  18  j.  avec  carte. 

Meroier,  E.  Le«  Mozabites.  Rev.  de  l'Afrique  fran* 
^ai*e  1887,  253  — 258. 

Piesae,  L.  La  Femme  arabe  d’aprA»  le«  note*  re- 
cneillie»  et  classces  par  L.  P.  Pari»,  Cbaix.  (Extr. 
Revue  de  l'Afrique  fran^aise.)  111. 

Quedenfeldt,  M.  Nahrung»-,  Reiz-  nnd  kosmetische 
Mittel  bei  den  Marokkanern.  Mit  1 Tafel.  Verh. 
Berl.  Ge*,  f.  Athrop.  241 — 285. 

* Quedenfeldt,  M.  Anthropolngisehe  Aufnahmen  von 
Marokkanern.  Verh-  Berl.  Ge*,  f.  Anthrop.  32  — 33. 

Mit  Rcmrrkungrn  von  Virchoir  (33  — 34)  und  einem 
Rriefc  vun  Wetzstein  aber  die  Namen  Berber  (au*  bar- 
bari  oder  ßttgßoQoi),  Bcbulüh  (arabischer  .Schimpfname 
für  die  Berber  — Strolche),  Tuareg  (von  arab.  tawirik  =: 
die  Aufgebenden,  d.  b.  ihre  mauretanische  Heimath), 
KabiU  (nrab.  Stamm , also  für  Berber  und  Araber  gleich 
anwendbar),  Amkzir  pl.  ImiUiren  (eine  der  Formen  des  ein- 
heimischen Namens  der  Berber) , Maun  (au*  Möhef  oder 
Mihir)  (S.  34  — 37). 

•Pallary,  P.  Ma?/riAux  pouvsmt  servir  k la  d4ter- 
mination  de  Taiithropologie  dAlger.  Bull.  trim.  Soc. 
geogr.  Oran  T.  7 p,  49  — 58.  13  Tafeln. 

Röveill&ud)  E.  Uue  excuraion  au  Sahara  alg»4rien  et 
tunisien,  angle  du  Nord-Est.  Paris,  Finchhacher. 
IV,  236  pp.  18  j. 

Rey,  E.  G.  Notice  sur  la  cavea  de  Roh'  ou  8clieriat- 
el-Mandour.  Paris.  11  pp.  (Aus:  Mein.  Soc.  nat. 
des  antiquaires  de  France,  T.  46.) 

Ricoux , R.  La  Population  europ4enne  en  Algerie 
pendant  Fannie  1886.  Pliilippeville.  26  pp.,  11  ta- 
bleaux. 

Rinn,  L.  EtsAi  dVtude*  linguistiques  et  ethnologique* 
sur  les  origines  herbere».  (Suite.)  Revue  Africaine 
44  — 54,  132  — 157,  231  — 239. 

Balmon,  Ph.  Reoenseinsnt  de*  monument*  m£ga- 
litliiques  de  l'Alg^rie  et  de  la  Tunisie.  Bull.  Soc. 
d’Anthrop.  Lyon  6,  202  — 209. 

Bauvot,  C.  Mouutueuts  m^galitliique*  du  Djebol- 
O—l  BsttiiS  ct  de  rOued-DorbelA.  Rev.  d'Ethnogi'. 
6,  512  — 514. 

ten  Kalo.  Ueber  mohammedanische  Brüderschaften 
in  Algerien.  Verb.  Berl,  Ges,  t Autlirop.  371 — 375. 


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Völkerkunde. 


65 


’ Tommaami , Dr.  P.  Les  Juifs  iodigtme».  C.  R. 
Ahboc.  Fr.  17,  2,  412 — 415. 

Aubhebungtresultate. 

Wahl  , M.  La  Femme  Arabe.  Rev.  de  FA  fr.  fran* 
1 Hf*7,  147—  163. 

ZeyB,  E.  Ci  mm  de  coutumes  indigene«;  ]<igialaüon 
mozabite;  du  marringe  et  de  «a  dissolution.  Rev. 
alg.  de  legialation  1887,  Oct.-IWc. 


3.  Aegypten. 

Bibliographie:  Prince  Ibrahim  Hilmy.  The  lite- 
rature  of  Egypt  und  the  S<»udan  ftmn  the  earliest 
time»  to  the  year  1885,  incl.  Vol.  II  (M-Z.).  Lon- 
don, Trübner.  406  pp.  4U. 


a ) Altert  hum. 

Oroff,  W.  N.  fit n de  nur  lei  nom*  propre«  che*  le*  fcgyp- 
tietifi.  Rev.  ^gyptol.  5,  85  — 89. 

Leföbure,  E.  Un  de«  proc»'*d4*i  du  l>£iniorge  egyptien. 
Anu.  Mus.  Guimet  10v  55-i  — 558. 

Lieblein,  Dr.  Le«  ((untre  rare-«  dan*  1«  cid  införteur 
de«  fcgyptiens.  Anu.  Mn«.  Guimet  10,  545  — 552. 

Loret,  V.  I.«  flore  pharm  »tiiqu«  d’apres  le«  documents 
btfruglyphüjue*  et  le«  »ptaimene  deoouverts  dans  les 
tombes.  Pari«,  Bailliere.  84  pp. 

Loret,  V,  Le  Kyphi,  parfum  narre  de«  anclens  ßgyptiena. 
Journ.  a«.  10,  7«-- 132. 

Loret,  V.  Im  toml*e  d’un  ancien  fcgyptien.  Ann. 
Mop*  Guimet  10,  517  — 544. 

Macalister,  Al.  Anatomical  and  medical  knowledge 
of  Andern  Egypt.  Notice«  of  Proc.  R.  Inst.  tir. 
Britain  11,  278—883. 

Maapero,  G.  L’Arch^ologie  ^gyptienne.  Pari«,  Quan- 
tin.  323  p.  8°.  avec  grav. 

Maapero,  O.  Le  rituel  du  sacriflce  fmn*raire.  Rev. 
da  Phlst.  de«  reügiou*  1887,  p.  159—  188. 

* Petri*,  W.  M.  Flindera.  Report  of  the  Committee 
appointed  for  the  purpose  of  procuring  racial  photo- 
graplis  from  the  ancient  Egyptian  picturea.  Rep. 
Ir.  A«s«»c.  57,  439 — 4M. 

Liste  der  Abgüsse  «ad  Photographien.  Dazu  Berner* 
kungrn  von  H.  G,  Tom k ins  (S.  450  — 458). 

Pierret,  P.  Religion  et  mythologie  des  enden«  fcgyp- 
tiens  d'apres  les  monuments.  Rev.  Igyptol.  5, 
126—129. 

•Poole,  R.  St.  The  Egyptian  ClAsaiftcation  of  the 
Races  of  Man.  With  2 plate«.  J.  Antlir.  Iust.  18, 
370  — 379.  Dlscntskm. 

Revillout,  E.  Lea  Obligation«  en  droit  egyptien  com- 
parees  aux  autrea  droits  de  l’antiquite.  Paria,  Leroux. 
XXXIV,  600  pp. 

Hierbei  ein  „appendire  mit  le  droit  de  1«  C'hnhbV  an 
23«  siede  et  au  6e  siirl«  avant  Jesus -Christ  par  M,  M. 
V.  et  E.  Revillout*. 

Revillout,  E.  et  V.  Contrats  de  marriage  et  d’adop- 
tion  dann  l’fcgvpte  et  dana  la  Chaldee.  Proc.  Soc. 
Bibi.  Archaeol.'lX,  6,  p.  107—  177. 

Revillout,  E.  et  V.  8woro  Obligation»  in  Egyptian 
and  Babylouian  law.  Bahyi.  and  Or.  Recortl , 1887, 
May,  p.  101— 104. 

Revillout,  E.  et  V.  L’antichrese  non-immobil  icre  da  ns 
rfcgypte  et  dana  1a  Chaldee.  Proc.  Soc.  Bibi.  Arch. 
9,  178—179. 

Archiv  flr  Anthropologie  W.  XIX. 


Revillout,  B.  et  V.  Le«  d£pnta  et  le«  conflentent*  eu 
droit  4gyptien  et  eu  droit  babyloutea.  Proc.  S.  Bild. 
Arch.  9,  267  — 310. 

Revillout,  E.  «t  V.  Antichrese  in  solutum.  Proc. 
Soc.  Bibi.  Archfteol.  9,  7,  228  — 233. 

Robiou,  F.  Recherche»  recenu*»  sur  la  religtou  de 
l’aucienuu  Egvpte.  Museon  ö,  91— 9Ö,  189  — 208, 
311  —325. 

Fonsetzung  zu  den  im  letzten  Berichte  angeführten 
Artikeln. 

Schweinfurth , G.  Sur  le«  dernlen»  trouvaille»  bo- 
taniques  dans  les  tombeaux  de  i’ancienue  fegypte. 
Bull.  Inst.  Egypt.  Serie  II,  Nr.  7,  p.  419  — 433. 

Bchweinfurt , G.  Kieaelartefact*  aus  neuen  Ägyp- 
tischen Fundstätten.  Verh.  Berl.  Ge*,  f.  Authrop. 
561.  111. 

Wiede  mann,  Dr.  Mäa  d^esne  de  la  vdritA;  not»  röle 
dans  1«  Pantheon  egypticu.  Ann.  Mus.  Guimet  10, 
559  — 574. 

Wiesner,  J.  DiePaijumer  tmd  Uschmüneiuer  Papiere? 
Eine  naturwissenschaftliche , mit  Rücksicht  auf  die 
Erkennuug  alter  und  moderner  Papiere  und  auf  die 
Entwickelung  der  Papierbemtung  durch  geführte 
Untersuchung.  Wien,  Staatednickerei.  (Aus:  Mit- 
theil. Papyrus  Raiuer  II  — III,  179  — 260.) 

b)  Neuzeit. 

Aacheraon,P.  Die  nördliche  Isthmus- Wüste  Aegyptens, 
Verh.  Berl.  Ges.  {.  Erdk.  15,  313  — 322. 

Ethuegrsphitche  Bemerkungen  S.  319  fl‘.  Die  Be- 
ziehungen zu  Aegypten  sind  gering,  die  zu  Syrien  innig. 

Aacheraon,  P.  lieber  duo  ägyptischen  Caviar  (Bu- 
targh).  Verh.  Berl.  Ge«,  f.  Antaiop.  1887,  315. 

Butler,  A.  J.  Court  Life  in  Egypt.  With  lllujtr. 
London,  Cliapmau. 

*Han\y , £.  T.  Apercu  Mir  le«  races  humaines  de  la 
hasse  vallee  du  NH.  Paris,  Henuyer.  27  p.  8°. 
avec  3 ftg.  (Extr.  Bull.  Soc.  d’Anthrop.) 

Cunningh&me , H.  The  present  state  of  education 
in  Egypt.  Proc.  R.  As.  Soc-  19,  223  — 237. 

Robeochi,  L.  Notizie  sull’  oasi  di  Siuhwah.  Arch. 
per  Tantrop.  17,  223  — 242. 

Bchliemann , H.  Aegyptische  Reise.  Verb.  Berl. 
Ges.  f.  Authrop.  210  — 213. 

4.  Nordoetafrika. 

Antinori , A.  Viaggio  nel  Bogo«.  Bult.  Soc.  Geogr. 
ItaJ.  24,  468  — 481,  511—550,  614—640.  668  — 694, 
705  ff. 

Aubry,  Alph.  Une  mission  an  Choa  et  dans  les  pays 
Gallas.  Bull.  Soc.  de  gtogr.  Paris  8 (7e  eerie),  439 
— 485. 

Biauohi,  G.  Esplorazioni  in  Afric».  Milano,  Val- 
iardi.  VIII,  325  pp.  16°. 

Cameron,  D.  A.  Ou  the  Tribe«  of  the  EasUtrn  Son- 
dern J.  Antlir.  In«t.  16,  287  — 295. 

Ceoohi,  A.  Da  Zeila  alla  frontiere  di  Caffa.  Vol.  III. 
Roma,  Lnisdier.  636  pp.  Ul. 

In  diesem  Schlutshimde  such  lrnmuiutikshsrhe  Studien 
und  WurterverzeichniiM'.  lliernsch:  Ceechi’»  Reiiewerk: 
Von  Zeila  bi*  »n  die  Grenze  von  Katfa.  (Globus  51, 
214  ft'.,  231  ff-,  246  ff-,  263  ff.,  280  ff.)  — Im  Jahre  1888 
erschien  eine  abgekürzte  deutsche  Bearbeitung  von  K um- 
bauen Fünf  Jahre  in  Ostafrika.  Leipzig,  Brorkhau*. 
XI,  541  S. 

9 


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6ö 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Cicognani,  L.  Attr*  verso  il  pae*e  dei  Datmkil.  Lugo. 

29  pi».  0U.  (Au*:  BolL  8oc.  afr.  d'Itali*.) 

Colizza,  Qiov.  Lingua  Afar  «lei  Nord- Ent  delT  Africa. 

Graimuatira,  testi  e vocabulario.  Vienna.  XII,  153  pp. 
Dieulafoy,  J.  Obock.  Globua  52,  273  — 278, 

Fasolo,  F.  L’Abisniuia  e le  cotonie  italiane  »ul  Mar 
Rosbo.  Caserta.  273  pp. 

Faurot,  L.  Observation*  ethnographiqiie*  »ur  le« 
Danakil«  du  golfe  de  Tadjoura.  Rev.  d’Ethoogr.  0, 
57  — flrt.  DL 

Florio-Sartori.  11  paese  degli  liabab.  Bull.  Soc. 
afr.  d’ltalia,  VI. 

Guidi,  J.  I jtupoli  e le  lingue  di  Abissioia.  Nuova 
Autologia  1887,  1.  Febbr. 

Hartmann,  R.  Ueber  eine  bildliche  Darstellung  und 
ein  Handschreiben  dt»  Ra«  Aluln.  Verb.  Herl.  Ge*, 
f.  Anthrop.  1887,  318  — 321, 

Maasaja , G.  I ntiei  35  anni  di  mi*sione  »eil’  alta 
• Etiopia.  Vol.  III,  IV , V.  Milano,  Giuseppe.  220, 
2*0,  213  pp.  4°.  11L 

Paulitacke } Ph.  Gli  Orömo  o Galla  dell’  Harar  1. 

Bull.  So*.  tlor.  Soc.  Afr.  Italia  3,  198  — 211. 
Reinseh,  Leo.  Die  Bilin - Sprache.  2.  Band;  Wör- 
terbuch. Wien.  VI,  428  pp. 

Reinach,  L.  Die  Afar -Sprache.  I,  II,  III.  Wien, 
Gerold. 

VgL  Pritoriu»  in  Z.  f.  afr.  Sprachen  I,  156—100. 
Rivoyre,  D.  de.  Le«  Franfftis  A Obock.  Pari«, 

Dreyfcm». 

Rumbauer,  M.  Ueber  den  Ursprung  der  Galla-Völ- 
ker.  Ausland  60,  71—74. 

Kur  Cercbi'*  Hypothese  einer  Herkunft  au*  SÄdoM- 
arahien. 

ßapeto,  G.  Viaggi  e inissione  catholica  fra  i Mensa, 
i Bogo«  e gli  Habab.  Koma.  528  pp. 

Sohreiber,  J.  Mauuel  de  la  langue  Tigrai,  parUe  au 
centre  et  dan»  le  uord  de  l'Abyasinie.  Vienne.  VII, 
83  pp. 

Simon,  G.  Voyage  en  Abyssinie  et  eher  les  Galla»- 
Hulas;  L’Rtliiopie,  st*s  moenrs , »es  traditions  etc. 
Paris,  Challamel.  VIII,  377  pp.,  22  dessins  et  uue  carte. 
Uai  e costumi  africani  in  Mansaua  I — V,  Arch. 

per  lo  Studio  delle  trad.  pop.  V,  3. 

Vito,  L.  de.  Noliii«  null'  Abissinia  e regioni  con- 
Ananti.  Parte  I:  I*a  region«  di  con  fl  ne  a nord  dell' 
Abissinia.  Ascoli-Piceno,  Cardi.  102  pp.  Carta. 
Wataon.  Vocabularie«  of  the  Hodendua  and  Beni 
Amir.  London,  Boc*  Prom.  Chr.  Knowl. 

Vgl.  J,  R.  Ai,  8m,  19.  708. 

Wilson,  Sir  Ch.  W.  On  the  Tribe«  of  the  Nile  Val- 
ley, north  of  Khartum,  With  plate.  J.  Authr.  Inst. 
17,  3 — 25.  Dna 
Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  Nr.  346. 

5.  Obere  NilMnder  und  östlicher  Sudan. 

Corazxa,  L.  Ueber  da»  Geschick  der  beiden  nach 
Italien  gebrachten  Akka.  Verb.  Herl.  Go»,  f.  Au- 
throp.  1887,  213  — 215. 

(Deeken,  V.  d.)  Wörterverzeichnis  au*  dem  Kid- 
schagga  und  Pare.  (Am  Kilimandscharo.)  Z.  f.  afr. 
8pr.  1,  72  — 76. 

Emin  Pascha.  Meine  letzte  Reise  von  Ladö  nach 
Monbntta  und  zurück.  Mittheil.  Geogr.  Ge«.  Wien 
80,  2*1  — *70,  874—804,  400— 48*. 

Such  Briefen  von  1083. 


[Emin  and  Casati.]  The  Monbuttu  and  their  Country. 
Soottiah  Geogr.  Mag.  3.  407 — 410. 

Nach  Brieten  von  Emin  Pasch«  und  Casati  in  Bul- 
letin« dt-lla  S.xietA  «TEtploruione  Commertiale  in  Africa. 

Jacques,  Victor,  et  E.  Storms.  L'Etbnographie  de 
la  partie  oriental«  de  l’Afrique  äquatoriale.  Bruxelles, 
Have*.  112  pp.  Avec  12  pl. 

(Bull.  Soc.  d'anthrop.  de  Bruce  Ile*  V,  91  ff.) 

Junker,  W.  Bericht  über  «eine  Reisen  im  Sudan. 
Mit  Karte.  Verb.  Berl.  Ge*,  f.  Erdk.  15,  241—260. 

Siehe  auch  Pro«.  K.  Geogr.  Sor.  9,  399  — 420;  Ausland 
60,  805  ff.,  825  fl.,  852  fl',  und  J.  T.  Will*.  Betweeu 
the  Nil«  and  tbe  Congo:  Ür.  Junker  and  the  (Well«) 

Makua.  Pme.  R.  G.  S*c.  9,  285  — 304.  Map*  Di*cu*- 
»ion.  Zaiideh»  und  Moubuttu*. 

Thomson,  J.  Through  Masailand.  New  and  revi*ed 
ed.  London,  Low. 

6.  Mittlerer  und  westlicher  Sudan  und 
Küstenländer. 

Anoelle,  J.  Le»  Exploration«  au  Sntjäga!  et  daus  le» 
contrees  voisme»  riepim  l’antiquitä  jutqu'ä  no«  jours. 
PrecedA  d'une  notice  ethnographique  »ur  notre  colouie 
par  le  gäneral  Faidherbe,  avec  une  carte  du  Soudan 
Occidental.  Pari*,  Mafronneuve.  XL,  445  pp.  10  j. 

Baumann,  O.  Zur  KenniniM  der  Waineger.  Mit 
«iuent  Facsimile  der  Waiachrift.  Globu*  52,  238.  239. 

Die  Schrift  ist  vor  50  Jahren  von  einem  Wai- Manne 
erfunden. 

Bloxam,  G.  W.  Exhibition  of  West  Africa u 8ym- 
bolic  3Ie*«age».  With  plate.  J.  Authr.  Iuat.  10. 
295  — 299. 

Bourzeix,  R.  P.  P.  La  Republique  de  Liberia.  Pari». 
Alcan-Levy.  88  pp.  et  carte. 

Broeaelard-FaidhoiJje.  Le  Soudan  fran^ai».  PAne- 
tration  au  Niger.  5e  partie.  Lille,  Danel.  42  pp. 
Carte. 

Christ&Uer,  J.  G.  Die  Volta-Sprachengruppe,  drei 
alt  bekannte  und  zwei  n«?u  bekannte  Negempracheu, 
vergleichend  besprochen.  Z.  f.  afr.  Sprachen,  1,  161 
— 188. 

Die  alt  bekannten  Sprachen  sind  T»hi,  Akra  und  Ewe, 
die  neu  bekannten  Guan  und  Avntime. 

Christaller,  J.  G.  Negersagen  von  der  Goldkfiste, 
mitgetheilt  und  mit  Sagen  auderer  afrikaniacher  Völ- 
ker verglichen.  Z.  f.  afr.  Sprachen  1,  p.  49  — 63. 

Christol,  Fr.  Chez  le*  Fitigou».  Rev.  d'Ethuogr.  Ö, 
70  — 72. 

Correspondence  reepecting  the  war  bstween  native 
tribe*  in  the  interior  and  the  uegotiatious  for  peace 
conducted  by  the  govemmeut  of  I*agos.  Bluebooka 
c.  4957,  5144.  London.  VI,  154;  IV,  88  pp. 
Folio.  Map*. 

Dilger  G.  Sklaverei,  Pfandwesen  und  Schnldverhalt- 
ni»«e  unter  den  Negern  Westafrika*.  Mittheil.  Geogr. 
Ge*.  Jena  ö,  48  — *4. 

Ellis , A.  B.  The  T*hi-«peaking  people»  of  the  Gold 
t’oast  of  Weit  Africa,  their  religion,  männern,  cu- 
»tom»,  law»,  iauguage  etc.  London,  Chapmau.  IV, 
443  pp. 

Vgl,  Mitthcd.  Anthrop.  Ges.  Wien  18,  08,  67  u.  Geogr. 
Lit,-Ber.  1888,  Nr.  358.  Besonder*  für  die  Erkenntnis» 
der  Negerreligion  wichtig. 

Gallieni.  Le  Soudan  francai*.  C.  U.  Soc.  de  geogr. 
Pari*  1887,  372  — 376. 

Hierzu  Note*  par  L.  Sevin  Desplaee*  ibid.  377  — 383. 
Carte. 


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V ülkerkundc. 


67 


Geraldee,  F.  A.  Marques.  Guino  Portugueza.  Bol. 
Soc.  de  geogr.  Lissabon  7,  465 — 522. 

Griffith,  T.  B,  On  the  Races  inhabiting  Sierra  Leone. 
J.  Anthr.  Inst.  18,  3u0  — 310. 

F&idherbe,  Le  General.  Langucs  *inieg»laiiM!!*. 
Wolof,  Arnbe-Hassiiuia,  Sonike,  Ser«*re.  Xotioio*  gram- 
maiicalc»,  vocabuiaires  et  phmse*.  Pari«,  Leroux. 
271  p.  18  j. 

Hay,  J.  S.  Gambia.  Paper»  rclating  to  H.  M's  Colo- 
nial Possessions,  Reports  Cor  1884 — 1888.  London, 
p.  «Er  rr. 

Ceber  <l»e  ethnographischen  Notizen  s.  Geogr.  Ut.-Ber. 
18BM,  Nr.  7. 

Hagen,  A.  La  oolonie  de  Porto- Novo  et  le  roi  Toffa. 
Rev.  d'ethnogr.  8,  81  — 116.  111. 

Hartert,  Emst.  Skizzen  au*  dem  Haussaland.  Glo- 
bus 32,  334  — 338,  340  — 332. 

Iradier,  M.  Africa  tropical:  viaje«  y trabajos  de  la 
asociacion  euskara  La  Explorwdora.  Victoria,  De 
Hurbe.  2 Bd.  501,  339  pp.  III. 

Der  rote  Thcil  i»t  wählend , der  zweit*  systematisch. 
Vgl.  BalL  *«*'-  Hai*  di  geogr.  23,  1142,  1143. 

Krauae,  G.  A.  Die  Musukaprache  in  Centralafrika. 
Herausg.  von  F.  Müller.  Sitzher.  Phil.  hist.  Kl. 
Akad.  Wiss.  Wien  112,  333  ff.  Karte.  1886. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  369. 

Le  Corbeüler,  E.  Note  snr  le  Cayor.  C.  R.  Soc. 
de  g**ogr.  Paris  1887,  212  — 214. 

Le  Roux,  J.  M.  Kwai  de  dictionnaire  fran^Aia-haonaaa 
et  baousaa-fran^ai*.  pm^W  d’un  ea*ai  de  grammaire 
de  la  laiiguc  haouMA  Magana  N Haoussa.  Alger, 
Jourdan.  XLV,  3:’.«  p.  4°. 

♦ M&nouvrior.  Gränes  de  Maudingne».  Bull.  Soc. 
d'Anthrop.  10,  636  — 638.  Discussion. 

Pauli,  Dr.  Rimhia  und  Victoria.  Globus  51,  347 
— 349. 

Reclue,  E.  Xouvelle  gtographie  universelle.  T.  XII. 
L'Afrique  occidentale.  Paris,  Hachette.  756  pp.  111. 

Ein  8chmaua  bei  König  Daclm-Dscha.  Lebensbild 
aus  Westafrika.  Ausland  60,  661 — 665. 

Nea-Cdabar. 

[Boleillet,  P.J  Voyage  k fcngon  (1878  — 1879).  R*dig£ 
d’apres  leB  notes  et  journanx  de  voyage  de  P.  8. 
par  G.  Gravier.  Paris,  Ckallamel.  XVII,  518  pp. 
avec  portrait  et  carte. 

♦ Btassano.  Studii  antropologici  »u  trentuno  negri 
deila  Guinea  superiore.  Arcb.  per  l’antrop.  17, 
fase.  3. 

Btaudinger , P.  Reise  von  Loko  am  Benuö  über 
Keffl  nach  den  Reichen  von  Saria,  Kano,  Samfarra, 
Sokoio  und  Gandu.  Verh.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.  15, 
96—  110. 

Fällst. 

Tautain,  Dr.  Le  Dioula-Dougou  et  le  8£n£fo.  Bev. 
d’Ethnogr.  6,  395  — 399.  111. 

Tautain.  Dr.  Quelques  renseignement«  sur  le«  Bobot 
Rev.  d'Ethnogr.  6,  228  — 233. 

Vftllilere,  J.  Notice  g^ograpbique  sur  le  Soudan 
fran^ais.  Carte.  Bull.  Soc.  de  gäogr*  Paris  8 (7e 
*6rie),  486  — 521. 

Auch  ethnographisch. 

Virchow.  Westftfrikaniscbes  Ringgeld.  Verh.  BerL 
Ges.  f.  Anthrop.  1887,  566  — 367. 

Vohsen,  E.  Kurze  Notiz  über  Futab -Djallom  und 
seine  Bewohner.  Z.  f.  sfr.  Sprachen  1,  218  — 237. 

Fulsh*.  Mit  Sprschprobeo. 


Zabala,  A.  O.  Vocabulary  of  the  Fau  Laugung»  in 
W.  Africa,  8outh  of  the  Equator.  Witli  »panisli 
Interpretation  prepared  «m  the  spot.  Loudou,  8oc. 
Prom.  Chr.  Knowl.  VI,  34  pp.  12u. 


7.  Westaftikaniache  Inseln. 

Baumann,  O.  Beitrüge  zur  Kenntnis»  der  Bube- 
Sprache  auf  Fernando  PtSo.  Z.  f.  afr.  Sprachen  1, 
138  — 155. 

Bantu. 

Janikowaki,  L.  La  isla  de  Fernando  Po;  *u  «stado 
actoel  y sus  habitantes.  Bot.  Boc.  geogr.  Madrid 
22,  67  — 77,  SOI— 811. 

Montanua,  E.  Die  Urbewohner  der  „Glücklichen 
Inseln“.  Aus  allen  Welttbeilen  19,  11  — 14. 

•Quatrefagee , A.  de.  Rapport  sur  1«*  r^sultat*  au- 
thropologiques  de  la  inission  de  M.  le  docteur  Ver- 
ne au  dans  Tarchipel  des  Canaries.  Arch.  des  miss, 
sc ient.  3e  serie,  T.  XIII. 

Quodenfoldt,  M.  Pfeifspraohe  auf  der  Insel  Öonjers 
Verb.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  731—741. 

Rone,  J.  Harne.  The  Aneieot  Inhabitants  of  the 
Canary  Islands.  Rep.  Br.  Assoc.  58,  851. 

•Taylor,  C.  F.  Das  Goflo.  Eine  ethnographisch-hy- 
gienische Studie.  Ausland  60,  808  — 811. 

Csusrien. 

•Vorno&u,  Dr.  R.  Rapport  snr  une  missiou  scienti- 
fiqtle  dans  l'archipel  Canarien.  Paris,  Intpr.  hat. 
4 pl.,  41  ftg.  (Arch.  Miss,  neientif.  3e  särie,  T.  13.) 

Die  ethnogrsphi**  hen  Ergebnisse  stellt  Dr.  Hauiy  in 
Rev,  d’Rthnogr.  7,  156 — 162  zusammen.  Die  alte  Be- 
völkerung ist  weder  durch  die  Eroberung  noch  durch  die 
Pest  von  1494  ganz  untergegungen,  Mindern  ist  unter  den 
heutigen  Canarirrn  reprlUentirt.  Sie  bestand  su«  einem, 
wenn  auch  nicht  «utochthonen,  so  doch  alten  gusnehisrhrn, 
einem  von  Xordafrika  liinzugekonune  nen  semitischen , und 
einem  sonst  unbekannten  kurzen,  brachyccphalen  Elemente.  — 
Vgl.  «nch  Bull.  8oc.  de  g^ogr.  Paris  9,  423  — 434  und  s. 
Quatrefnges. 

Vernoau,  Dr.  R.  Le*  nnciennes  populatiou*  de  l’archipel 
Canarien.  C.  R.  Soc.  de  geogr.  Paris  1887,  439 — 442. 

•Veraeau,  Dr.  R.  La  taille  des  anciens  habitants  des 
lies  Canai-ie».  Rev.  d’Anthrop-  16,  641— -657. 

Vernoau,  Dr.  R.  Llndnstrie  de  1a  pierre  chaz  les 
anciens  habitants  de  l'archipel  Canarien.  Rev. 
d'Ethnogr.  6,  361—  382.  DL 

Vernoau,  Dr.  R.  Instruments  en  pierre  des  II«« 
Canaries.  Bull.  Soc.  d’Anthr.  Paris  10,  652  — 656. 
Diacuasion. 

Vernoau,  Dr.  R.  Recherche*  ethnographiquea  dans 
l*ile  do  Lance  rotte.  Rev.  d’Khnogr.  6,  72,  73. 

* Wallach,  H.  The  Guancbos.  J.  Anthr.  Inst.  17, 
158  — 165. 

8.  Bantuvölker. 

Allen,  G.  The  land  of  the  Duallas.  Notes  of  llfe  in 
th«  Cameroons.  Newcaatlo-upon-Tyne,  Reid,  1885. 
60  pp.  12°. 

Cb.  5:  The  Dualis».  Ch.  6:  Sketches  of  Dualln  Life. 

d’Almeida  da  Cunha,  J.  Estudo  aceroa  do«  usos  e 
costumesdos  Bamane»,  Bathias,  Parse»,  Mouro»,  Gentes 
e Indigcnas.  Mocambique,  Imprensa  Nacional,  1885. 
p.  1 — 134. 

„Eine  sehr  werthvolle  Sammlung  von  Material  zur  Be- 
schreibung der  Sitten  der  im  portugiesischen  Ostsfrika  be- 

9* 


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68  Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


ziehrntlkh  in  der  Karhb.irschal't  wohnenden  Völker;  nucb 
viel  .sprachliche*  ist  darin  enthalteu.“  (Büttner,  Z.  f. 
Air.  Spr.  2,  läd.) 

Arnot,  F.  8.  Amon#  the  Garenganze  in  Centnil  Africa, 
London,  Hnwkius.  22  pp.  12°.  Map,  illustrationa. 

Arnot,  F.  8.  Six  Montli*  more  amoug  tba  Gareuganze. 
London,  Hawkins.  24  pp,  12°.  Map*,  illustraüona. 

Bas,  F.  de.  Beta  Nederlaodsek  reiziger  aan  den 
Cougo.  II.  Tijdnchr.  NederL  Aardrijksk.  Genoot- 
schap.  Amsterdam.  2.  Serie,  D.  IV,  Afdeel. ; Meer 
uidgebr.  Artikeln,  p.  162 — 175. 

Inhalt:  V.  Leopold v die.  VI.  De Godsdienst.  VII.  Het 

familieleveo. 

Baumann,  O.  Beiträge  zur  Ethnographie  des  Congo. 
Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien  17,  100  — 181.  111. 

Bakougo.  Biitekv,  Baku»,  Bai  amu  u.  ».  w.  Vgl.  Geogr. 
I.it.-Ber.  1808,  Kr.  364. 

Baumann,  O.  Handel  und  Verkehr  am  Congo.  Rev. 
col.  iutern.  2,  223  ff. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1080,  Nr.  307. 

Baumann , O.  Ausflug  nach  Siwii-Siwas  I>orf.  Mit 
Kartenskizze.  Mittheil.  OtOgT.  Ott.  Wieu  30,  167 

— 17u. 

Becker,  Jerome.  La  vie  en  Afrique,  ou  troia  an» 
dana  l'Afrique  centrale.  2 Vola.  Bruxelles  et  Paria, 
Lebegne.  111. 

Vgl.  Vcrh.  Ge*,  f.  Krdk.  Berlin  15,  353—555.  The 
Araber  in  Tahora  sind  ziemlich  genau  beobachtet;  die 
ethtun;»'aphiM  hen  Notizen  *on*t  oft  ans  wenig  zuverlässigen 
Quellen  geschöpft. 

Bentley,  W.  H.  Life  on  thi*  Congo.  With  an  Intro- 
ductlou  by  the  Rev.  G.  G re o feil.  London,  Rel. 
Tract  Soc.  124  pp.  8®.  III. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1880,  Kr.  306. 

Bentley,  Rev.  W.  Holman.  Dictionary  and  Gram- 
mar  of  the  Congo  hm  gütige,  a»  spuken  at  San  Sal- 
vador, the  AUcient  Capital  of  the  Old  Congo  Empire, 
We»t  Africa.  Publislird  by  the  Baptist  Missionary 
Society.  London,  Trübner. 

„Knien  ganz  besonderen  Werth  verlieh  Bentley  seinem 
Ilm  he  durch  die  üherstihüirhe  Zusammenstellung  der 
Krankheiten,  MedMnen,  Tänze  and  Schwüre,  die  einer 
ziemlich  eingehenden  Würdigung  unterzogen  werden  (8.  501 

— 503).  Der  Ethnograph  findet  ferner  »ehr  danken»- 
werthe  Mittheilungen  Über  die  Geisterwclt  und  da»  damit 
verbundene  Zauherwe*en,  ein*  ringrheade  Besprechung  der 
Fetische  and  Gottesurt heile  und  eine  anschauliche  Dar- 
stellung der  geheimen  Verbrüderungen  Ndembo  und  Nkimha 

. (S.  503  — 50?).4*  (Hein,  Mittheil.  Anthrop.  Ge*.  Wien 
18,  200.) 

Blaiae,  P.  Le  Congo,  hiatoire,  description,  moeur»  et 
coiiiuine*.  Paria,  Leccne.  240  pp.  111. 

Brazaa,  P.  Savorgnan  de.  Conferences  et  lettre» 
sur  mjs  troia  explonitions  dau*  l’ouest  Africaiu  de 
1875  ü 1086.  Texte  publik  et  coordonQu  pur  N.  Ney. 
Pari»,  Dreyfous. 

Vorläufer  eines  grösseren  Werke*.  Riehe  auch  „Voyage» 
dann  l'Ouesl  Afriisln  1875 — 1887**.  (Le Tour  du  Monde.) 

Büchner,  M.  Kamerun.  Skizzen  und  Betrachtungen. 
Leipzig.  Duucker  &.  Humblot. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1088.  Kr.  9.  — Hieran?:  Ueber 
di*  ehelichen  Verhältnisse  hi  Kamerun.  (Globus  52,  63,  64.) 

Büchner,  M.  Ein*  Todtenfoier  in  lunerufrika.  Aus- 
land 00,  341  — 345. 

Bangui*. 

Büchner,  M.  Afrikanische  Complimoute  und  Cere- 
nionien.  Westermaün’s  Monatshefte  1887,  December, 
S.  323  — 327. 


Büchner,  M.  Zur  Charakteristik  der  Bantu-Neger, 
Oesterr.  Monatasclir.  f.  d.  Orient  1«87 , Mai,  8.  70 

— 78. 

Büchner,  M.  Die  Lukoke***,  die  gynokratiseke  Köni- 
gin des  Lundareiche».  Globus  51,  135 — 137. 
Büchner,  M.  Meine  Sklaven.  Ein  afrikanisches 
Stimmungsbild.  Ausland  60,  781  — 788. 

Büttner,  C.  G.  Deutsch- Kikanib*,  Wörterbuch.  Nach 
den  Vorarbeiten  von  Dr.  L.  Krapf.  Z.  f.  afr.  Spra- 
chen 1,  81  — 126. 

[Büttner.]  Märchen  der  Ova-Ilerero.  Uebersetzt  und 
erläutert  von  C.  G.  Büttner.  Z.  f.  afr.  Sprachen 
1,  189—216,  205—316. 

Ch&vanne,  Joe.  Reinen  und  Forschuugen  im  alten 
und  neuen  Congosuate  in  den  Jahren  1884  u.  1085. 
Jena,  tostenoble.  X,  508  8.  111. 

Vgl.  Geogr. Lit.-Ber.  1888,  Nr.  11  (Klrclihoff).  Den 
W*rth  der  lUithrojMilogmheii  Beobachtungen  giebt  auch 
v.  Dunkelmann  zu.  (Verb.  G*s.  f.  Krdk.  Berlin  15, 
345  — 340.) 

Coquilhat,  Capt.  Th**  Bnngala,  a Tribe  in  the  Upper 
Cougo.  Jouru.  Manchester  Geogr.  Soc.  1887, 
Daenon.  1/*»»  sacritlces  hnmains  daits  le  Bas  Cougo. 

Mouvement  geogr.  4,  83  — 84. 

Une  ddcouverto  ethnograpbique  au  Congo.  Mouve- 
ment geogr.  IV,  9. 

Decays,  E.  La  pudeur  che*  las  aauvage*.  Rev, 

d*  Anthrop.  16,  501. 

Dennet,  R.  E.  Seven  yean  amoitg  the  Fjort.  An 
Engl  ich  frader1*  expertem-«*  in  the  Congo  d ist  riet. 
London. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wien  17,  122. 

Dupont,  Ed.  Döcouverte,  faite  par  M.  le  capit. 
Zhotnski,  d’instrumeuts  de  l’Age  de  la  pierre  daus 
P£tat  du  Congo.  Bull.  Ac.  de  Belglqut  13,  p.  4v7 

— 400. 

Vgl.  Ed.  Dupont.  L’sgc  de  pierre  nu  Congo.  Rev. 
d’Ethnogr.  6,  509,  510. 

Einwald,  Atig.  Die  Bewohner  des  afrikanischen 
Himmelreiches.  D.  Bundschau  f.  Geogr.  9,  241 

— 245, 

Zulu. 

Ezpedi^Ao  a»  terra»  do  Muzila  (1082).  Bol.  Soc.  de 
geogr.  Lisboa  7,  153 — 240.  Karten. 

GlanviUe,  E.  Among  the  Cape  Kafflr».  London, 
Sonuenscheiu. 

Guerin , Rob.  Au  pays  des  Cafres  et  de*  Zoulous. 

Limoges,  Barbou.  144  pp.  12®.  Grav. 

Hannington  a Reisen  in  Ostafrika.  Ev.  Miss.  Mag. 
81,  885  — 412,  457—407,  490  — 504. 

Vgl.  E.  C.  Ilawsun,  Jame*  Hannington,  first 
Ui  »hop  of  Eaateria  Kquatorial  Africa.  London , Seelev. 
300  pp. 

Herrmann,  C.  B.  Spaziergänge  in  Centralafrika.  Aus- 
land 60,  101  ff.,  128  ff..  147  ff.,  169  ff.,  3dl  ff.  u.  *.  w. 
Holub,  E.  Au«  dem  Marntsereiche.  I>.  Rundschau  f. 
Geogr.  X,  1,  2. 

A Journey  to  Lake  Nytata  and  Visit  to  the  Mag- 
wangwara  and  the  Source  of  the  Rovuma , in  the 
year  1806,  by  the  Rtehop  of  UniversitteV  Mission 
to  Ceutral  Africa.  Zanzilmr,  Un.  Miss.  Press, 
49  pp. 

Langhaus,  F.  Dh<  Revölkorungsverhältms»«  im  deut- 
schen Kameniugebiete.  D.  Rundschau  f.  Geogr.  9, 
145  — 151,  Karte. 

Last,  J.  T.  Journey  from  Blantvre  to  the  Namuli 
Hüll.  Proc.  R.  G.  Soc.  9,  42  — 44. 


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Völkerkunde. 


09 


Last,  J.  T.  On  t)ie  Hociety’»  Expedition  to  tlw 
Nanuili  Hill*,  Eilt  Africa.  Proc.  R.  O.  8oc.  9,  468 

— 478. 

Vau»,  MaUn-Makua». 

Last,  J.  T.  A juurney  from  BUntyre  to  Angoui-laiMl 
and  back.  Proc.  R.  G.  Soc.  9,  177  — 187.  Map. 
L&wb,  Dr.  and  Mrs.  The  Tahigunda  Language  of  the 
Lower  Zambe»i  Region,  East  Africa.  Vocahulariea. 
PrivateJy  printed  by  the  Livingstonia  Miss.  Committee, 
1886.  Edinburgh,  Thin.  04  pp.  12°. 

Mackenzie,  J".  Bechuaoaland,  witli  tome  remarka  on 
Maahonalaml  and  Matebeleland.  Bcottinh  Geogr.  Mag. 
3,281  — 316.  Map. 

Matthews,  J.  W.  Jncwadi  Yarni;  er  Twenty  years* 
Personal  Expenenc*  in  bouth  Africa.  London,  lxiw. 
548  pp.  8°.  111. 

Auch  über  Sitte u too  Natal,  wo  der  Verfasser  Arzt  vrar. 
Munsü.  Leber  »eine  in  Gemeinschaft  mit  llcv.  Gren- 
feil  unternommene  Befahrung  dos  Kuango  bis  zu 
den  Kingundji- Schnellen.  Verb.  Berl.  Ge*,  f.  Erdk. 
15,  369  — 382, 

* Monse.  Ueber  die  Anthropologie  der  Volker  vom 
mittleren  Congo.  Verb.  BerL  Ges.  f.  Authrop.  624 

— 650.  lli. 

Vgl.  Geogr.  Ut.-Bor.  1688,  Nr.  365.  fciehe  such  unter 
B a u na  a d n. 

Möller,  P.,  G.  Pagels  aud  E.  Gleerup,  Tre  Ar 

i Kougo.  .Stockholm,  Norstedt.  8 Bde,  347,  512  pp., 
4 Karten. 

Nika- English  Dictionary,  compiled  by  the  late  Rev. 
Dr.  L.  Krapf  and  the  late  R.  J.  Rebmann,  edited 
by  Bev.  T.  II.  S pars  hott.  London,  Boc.  Prum. 
Chr.  Knowl.  VII,  391  pp. 

Paiva,  A.  de.  Aexperii^ao  ao  Cubango  (1685 — 1886). 

Bol.  Boc.  de  geogr.  Lisboa  7,  97  — 142.  Mit  Karten. 
Paiva  de  Andrade,  J.  C.  Cotnpanha»  du  Zaml>ezia- 
Bol.  Boc.  de  geogr.  Lisboa  7,  715  — 738. 

Pauli)  Dr.  Am  Ögowe.  Globus  62,  42  — 46,  55  — 58. 
Pecile,  A.  Sulla  vita  dulle  tribü  »vlvaggie  nella 
regfcme  deir  Ogöoe  • del  Congo.  BoU.  nc.  geogr. 
ital.  24.  432  — 464. 

Pesohuel-Lösohe , E.  Cougolaud.  Jena,  Costenoble. 
XL,  581  8. 

Hiernach:  G.  Tb-  Iteichelt.  Congo-Land  und  Congo- 
Staat  wie  sie  sind  und  »rin  werden*  Ausland  61,  195 

— 197. 

Picarda,  R.  P.  Autour  de  Manddra.  Note»  snr 
I'Ouzigoua,  L'Oukwere  et  l’Gudod  (Zauguebar).  Mi»B. 
C'atli.  18,  1b4  uud  weiter.  1886.  Dl. 

Rioh&rdson,  C.  H.  Zur  Grammatik  der  Hprache  der 
Bakundu  (Kamerun).  Z.  f.  afr.  Spr.  1,  48 — 48. 
Silva  Portos.  Journey  from  Bilie  to  the  Bakuba 
CoUDtry . Proc.  R.  Geogr.  Boc.  »,  753  — 756,  Map. 

Auch  in  Ausland  AI,  352  — 355.  Nach  dem  Bol.  Soc. 
geogr.  Li»l*on. 

Sims,  A.  A vocnbulAry  of  Kibangi,  a»  spoken  by  the 
Babangi  (common ly  called  RaumniJ  on  the  Lpper 
Congo.  English • Kibangi.  London,  East  London  In- 
stitute for  Home  and  Foreign  Mission*.  1886.  12°. 

Sims,  A.  A vocftbulary  of  th#  Kiteke,  u*  spoken  by 
the  Bateke  and  kindred  tribes  on  the  Lpper  Congo. 
English  • Kiteke.  London,  Hodder  k Stoughtou. 

tM«6.  12°. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  Nr.  287. 

Tooke , W.  H.  Curtttin  reseaiblance*  ju  the  land 
tenure  aud  crinünal  law  of  the  Kafflrs  and  Anglo- 
Saxou*.  Rev.  col.  interu.  5,  89  ff.,  87. 


Töppen,  K.  Eine  Reite  nach  dem  Innern  von  Afrika. 
Ausland  60,  656  — 659,  677  — 680,  695—608. 

ÜHogsra  u.  ».  w. 

Veth,  P.  J.,  en  J.  F.  Snelloinan.  Daniel  Veth’s 
reizen  in  Angola.  Haarlem.  8,  430  pp. 

Viasey,  R.  P.  Lettre.  Ann.  Prop.  Fol  50,  79  — 96. 

Zauberer  u.  *.  w.  in  der  Gegend  von  Ranuua. 

•Virchow.  Schädel  von  Dualla  von  Kamerun.  Verb. 
Berl.  Ge*.  C Anthrop.  331  — 334. 

W akofiold,  M.  Vocabulary  of  the  Kävirondo-Lauguage. 
London,  Boc.  Prom.  Chr.  Knowl.  7 pp.  12®. 

Wautera,  A.  J.  Le»  nain»  du  Congo.  Le  Mouvement 
g6ogr.  1885)  p*  25. 

Westmark,  T.  Trots  ans  au  Congo,  sejour  cbez  le» 
Baugulas,  canuibale»  du  Haut-fleuve.  Lille,  Danel. 
1U7  pp. 

WisBm&nn.  Leber  »eine  letzte  Reise  in  Centralafrika. 
Verb.  Berl.  Ge*.  f.  Erdk.  15,  398  — 408. 

Wolf,  Dr.  L.  Reisen  in  Centralafrika.  Mit  Kart«. 
Verb.  Berl.  Ge*,  f.  Erdk.  15,  79 — 85» 

Mit  Notizen  über  Baluba,  Üakuh«,  Bateke  und  benach- 
bart* Stämme. 

9.  Hottentotten  und  Buschmänner.  4 

Buckland,  A.  W.  Prebistorio  Remaiu«  in  Bouth 
Afrika.  J.  Anthr.  Inst.  16,  42S  — 425. 

Geher  angebliche  Kunde  von  Steingerät  het»  u.  *.  w.  io 
grosser  Tiefe. 

Fritsch,  G.  Ueber  die  Verbreitung  der  Buschmänner 
in  Afrika  nach  den  Berichten  neuerer  Forschung»- 
reitenden.  Verli.  Berl.  Ge»,  f.  Anthrop.  195 — 808« 

„Somit  glaub«  ich  behaupten  zu  dürfen,  da»»  die  »einer- 
zeit  von  mir  im  Hinblick  auf  die  Verhaltniste  südafri- 
kanischer Eingeborener  aufgf*lellte  Ansicht,  die  Iluichinau- 
uer  seien  die  südlichsten  Ausläufer  einer  früher  in  Afrika 
weit  verbreiteten  Urbevölkerung,  durch  die  Ergebnis»«  der 
nfuenten  Forschungen  als  für  den  gissen  Contineot  er- 
wiesen betrachtet  werden  kann,  and  da*«  die  Itantavölker 
Südafrikas  die  gleichen  Stämme  al«  Batua  bezeichnen, 
welche  sie  unter  dem  Aequatnr  mit  solchem  Namen  be- 
legen.“ (S.  201.) 

Hahn,  C.  Hugo.  Untiere  a&dwsitsfHkanischen  Colo- 
niun  und  Schutzgebiete.  Atuiland  60,  841  — 844,  866 
— 889,  887  — 891. 

Olpp.  Aus  dem  Sageruu-hatxe  der  Nama-Khoi-Kboin. 
Mittheil.  Geogr.  Ge*.  Jena  6,  1—47. 

Ploiz.  Le*  Hottentot»  on  Khoikhoi  *>t  leur  ruligiou. 
Rev.  d'Authrop.  16,  571  — 589  (irrig  271). 

Noch  Th.  Hahn. 

Schils,  G.  La  rsee  jaone  del’Afrique  australe.  Mu- 
»*on  6,  224  — 231;  7,  5 — 13. 

Bchinz,  Hans.  Durch  Siidwe*t-Afrik».  Verb-  Berl. 
Ge*,  f.  Erdk.  15,  322  — 334. 

Nanum.  Gvahorero,  Ovambo,  San.  — Vgl.  Die  sudnfrl- 
knui’then  Krisen  und  Sammlungen  de*  Dr.  Han»  Schi  uz. 
(Globus  51,  333,  334.) 

Virohow.  Die  physische  Anthropologie  von  Bu*eh- 
mänuern,  Hottentotten  und  Omuudouga.  Verb-  Berl. 
Ge»,  f.  Authrop.  856  — 306.  111. 


10.  Ostafrikanische  Inseln. 

Abln&l  et  La  Vaissiöre.  Vlngt  an«  ü M*daga»car: 
Coloui*ation , Tradition*  biitorique« , Moeura  et  Cro- 
yauce».  Pari»,  Li?coflVe.  VIII,  363  pp.  Carte. 


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70  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Ü’apre*  les  notee  du  P.  Abinal  et  de  plutlton  autres 
oiifrfctonnaire»  de  1*  Cie  de  J£sus  per  le  F.  de  La  Yaissiere. 

Bairbac  , C.  L«  folk * lore  de  1*11«  Maurice.  Pari«, 
Xaisonneave.  XIX,  4ö7  pp.  l'Ä  (Litt^ratona  po- 
pulair*-s,  T.  27.) 

, Dan*  cett*  colouie  fr&n^ais«,  qui  ti'n  pour  aimi  dire  pas 
d’hittflire,  l’nfriux  iiK-easani  de  Ferment  ethuographiqu* 
Indien,  dravidicn  surtout , inodilie  de  plus  en  plus  le 
vernis  superticiel  que  les  erhole»  fran^al*  «vairnt  mi» 
depur»  un  xieele  et  demi  sur  le«  esclaves  importi*  d’Afrique.** 
(Hev.  lim:.  *1,  18».) 

Brßmaud , P.  Origine  ei  progrßs  de  la  puisaance 
hova  ä Madagaskar.  Bull.  Hoc.  acad.  de  Brest.  2« 
aerie.  10,  213  — 251. 

Le  Colonel  Du  Verge.  Madagascar  et  peupladeü 
inddpendante*  abandomi**««  par  la  France;  suivi  de 
notes  et  document*  inldlts.  Pari»,  Challamet.  182  pp. 

•Debierre,  C.  Note«  oBt^ologiquea  et  anthropologique» 
sur  un  sujet  de  Xossi-Bd.  Lyon,  Pitrat.  14  p.  8°. 
(Kztr.  8oc.  d’anthr.  Lyon  1886.) 

Guöt,  J.  Le*  Origine«  de  File  Bourbon.  Pari«,  Bau* 
doin.  290  p.  8°. 

Keller,  C.  Keifebilder  au«  Ostafrik»  und  Madagascar. 
Leipzig.  Winter.  X,  541  8.  III. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber,  1888,  Nr.  1. 

Keller,  C.  Volkselemente  und  Volksleben  in  Mada- 
gaskar. Globus  Jl,  152—155,  169—172,  180—184.  111. 

Keller,  C.  Die  Intel  Reunion.  Globus  51,  378  — 382. 

Leolerc,  M.  Les  peuplades  de  Madagascar.  Origines 
(Suite  et  fln).  Rev.  d’Ethnol.  6,  1 — 32. 

Leolerc,  M.  I**  pygmßes  ä Madagascar.  Rev. 
d’Ethnogr.  «,  323  — 835. 

Leolero,  M.  Kotes  sur  Madagascar.  Rite«  funßraires. 
Les  Vazimbas.  Migrations  polynßsiennes.  Rev. 
d’Ethnol.  6,  4Ö3  — 469. 

Ort,  8.  B.  Kort  verhael  van  het  eiland  Anzuany  en 
desvelfs  iuwooner*.  Met  een  kaart.  Tijdschr.  Kederl. 
Aardrijk*k.  Genootsch.  Amsterdam,  2.  Serie,  D.  IV. 
Afd. : Meer  uidgebr.  artikelen.  p.  454  — 467. 

Comoren. 

Pajot,  E.  Simple«  renseignement*  sur  File  Bourbon. 
Pari«,  Challamel.  348  pp.  18  j. 


E.  Amerika. 

Bibliographie : Bibliotheca  American».  Supplement. 
Kr.  2.  Paris,  Maisonneuve.  127  p. 

Congroas  1836:  J.  de  Baye.  Congres  international 
de«  amßricauistes.  (6e  session:  Turin  1RH6.)  Chalons- 
sur-Marne,  Martin.  48  pp.  — V.  Grosai.  Relazioue 
sommaria  del  VI  congresao  internazionale  degli 
atnericAnisti.  Boll.  Soc.  geogr.  ital.  24,  36  — 56. 

Zeitschriften:  ßielie  vorjährigen  Bericht- 

Ethnographische  Karten:  G.  Gerl  and.  Wohn- 

sitze der  amerikanischen  Urbevölkerung  in  den  Zei- 
ten der  Entdeckung.  — Amerika  um  1880.  Maa*»- 
«tab:  1 :3uMill.  (Berghaus  Phys.  Atlas,  7.  Abtb. 
Völkerkunde  Kr.  7 u.  8.) 

Die  entere  Karte  zeigt  zugleich  die  räumliche  Verbrei- 
tung der  wichtigsten  körperlichen  Verstümmelungen. 

1.  Allgemeines. 

Brin ton,  D.  G.  A Review  of  the  Data  for  the  Study 
nt  the  Prebistoric  (’hronology  of  Amerika.  Proc. 
Am.  Aasoc.  36,  283  — 301. 


Brinton,  D.  G.  The  comeption  of  love  iu  some 
American  languagea.  Read  before  the  Am.  Philo«. 
Soc.  NOT.  5,  iHhrt.  Philadelphia,  18  pp. 

„A  philosophical  study  of  the  ward*  asod  to  express 
lore  in  the  Algonkin,  Maya,  Quichua,  and  olher  andeut 
Indian  dialccbu* 

Charuberloin,  A.  F.  The  relationship  of  the  Ameri- 
can languages.  Proc.  Cau.  inst.  23,  57  ff. 

de  Charencey.  Sur  quelques  afflnitäs  entre  la  sym- 
bolique  chiuoiae  et  ©eile  du  Nouveau  monde.  C.  R. 
Soc.  de  gdogr.  Paris  18«7,  144  — 147. 

Die  Entlehnungen  sind  älter  als  Hamy  «noimtnt. 

Gatachet,  A.  8.  Elephants  in  America.  Am.  Antiqu. 
9,  202,  203. 

Peet,  St.  D.  The  antiquity  of  man  in  America.  Am. 
Antiqu.  9,  49—53. 

Peet,  St.  D.  Ar«  t her«  any  dragons  in  America? 
Am.  Antiqu.  9,  179 — 182.  DL 

Ploix,  Ch.  L'Atlantide.  Rev.  d’Anthrop.  16,  291 
— 312. 

„L’AtJantide  doit  etre  rayee  de  PhUtoire.“ 

Schmidt,  E.  Die  ältesten  Spuren  des  Menschen  in 
Koniamerika.  Hambarg,  Richter.  58  8.  (Virchow- 
Holtzendorff’s  ßamml.) 

Für  di«  Existenz  de«  tertiären  Menschen. 

Topinard,  P.  L’Homme  quaternaire  de  FAraßrique 
du  Nord.  Rev.  d’Anthrop.  16,  483  — 491. 

Kord-  and  Mltt*Umerik«. 

Uhle,  M.  Ueber  die  Wurfhölzer  der  Indianer  Ame- 
rikas. Mit  1 Tafel.  Mittheil.  Anthrop.  Ges.  Wrien  17, 
107  — 114. 

Uhle,  M.  Angebliche  Elephantendamellungen  der 
prähistorischen  Zeit  Amerikas.  Mittheil.  Anthrop. 
Ges.  Wien  17,  24  — 29. 

Noch  keine  prähistorische  Elepbantendarstellung  ist  nach- 
gewiesen; di«  beglaubigtste  ist  noch  immer  die  auf  den 
Pfeifen  von  Davenport. 

2.  Nordamerika. 

Museen  und  Sammlungen;  Ueber  die  New  Yorker 
Museen  siehe  Am.  Antiquarian  9,  319  ff.  — Ueber 
das  Peabody  Museum;  Report,  VoL  IV.  — Ueber 
Die  Sammlungen  in  Washington : Smitbsonian  Report 
for  1886,  P.  I (Washington  1889). 

Jahresbericht:  Fifth  Annual  Report  of  the  Bureau 
of  Ethnology.  1883  — 1884.  By  J.  W.  Powell. 
Waahington. 

Der  M»nstig«  Inhalt  des  Bandes  ist  angegeben  in  Am. 
Antiquarian  11,  133  tT. 

Zeitschriften:  Proc.  of  the  Am.  Antiquarian  Soc. 

Vol.  IV  (Worcester.  Maas.).  — Proc.  Am.  Philo«.  Soc. 
Vol.  XXVI  (Philadelphia).  — Bull.  Am.  Philo«.  8oc. 
of  Washington,  Vol.  IX.  — Science,  VoL  IX,  X 
(New  York).  — Proc.  and  Transactions  of  the  R. 
Soc.  Canada.  Vol.  IV  (Montreal).  — Proc.  Canadian 
Institute,  Vol.  XXII  (Toronto).  — American  Katuralisr, 
Vol.  XXI  (Philadelphia). 

a)  Einyacanderte  Rassen. 

Beiwett,  F.  E.  A detective’s  experience*  among  the 
Hormons;  or,  Polygamist  Mormons ; How  they  live 
and  tbe  land  they  live  in.  Chicago.  294  pp.  12°. 

Culin,  Stewart.  China  in  America,  a study  in  the 
social  life  of  the  U.  States.  Philadelphia.  16  pp. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1868,  Nr.  488. 


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Völkerkunde. 


71 


Culln,  8t,  The  practiee  of  medicine  by  the  Chinese 
in  America.  Philadelphia. 

Culin  , St.  The  religiou«  eeretnonie»  of  tbi  Chine»« 
in  the  eastern  Uuited  State».  Philadelphia  {private!}* 
printed). 

Vgl.  Trüboer’»  Record  3,  67  f. 

Coudon,  E.  OM.  The  Irish  Race  in  America.  Lon- 
don,  Catneron. 

Legendre,  N.  La  race  fran^aite  en  Amerique.  Tr. 
R.  8oc.  Canada  111,  61  —77. 

Topin&rd , P.  Parallele  «tatistique  de»  race»  blanche 
et  de  ooulenr  k Washington.  Rev.  d’Anthrop.  17, 
632,  633. 


h)  Eskimo.  Allgemeines  über  Alaska. 

The  AlaBcan  Society  of  Bitka.  Heienct*  (New  York) 
10,  280,  281. 

Institut  zur  Erforschung  Alaskas. 

Boas,  Fr.  Di«  religiösen  Vorstellungen  und  einige 
Gebrauche  der  centralen  Eskimo«.  Peterm.  Mitth. 
33,  302  — 316. 

Sedna-Huge.  Dir  Tornait  und  Augakut.  Der  Flug  zum 
Monde.  Kadlu,  der  Donnerer.  — Die  religiösen  Feste. 

Boas,  Fr.  Poetry  and  Music  of  some  North  Americau. 
TriiR**.  8cience  (New  York)  9,  383  — 385.  Mit  Noten* 
beisplelen. 

Eskimo  von  DnfKnslsnd  und  Stimme  von  British  Co- 
lumbia. 

Boas , Fr,  A vear  atnong  the  Eskimo.  Ball.  Am. 

Geogr.  Soc.  I»,  383  ff. 

Boas,  Fr.  The  Eskimo.  Tr.  R.  Hoc.  Canada  Beet.  U. 

Vgl.  ü.  L.-B.  1888,  Sr.  478.  lieber  die  BafBnatand- 
stimme  (üchomiut,  Akuduirmiut  und  Agomiut). 

Ch&mberlain,  A.  F.  Eskimo  and  the  Indian.  Science 
(New  York)  10,  120  ff.,  273,  322  ff. 

Versuch,  die  Sprachen  als  verwandt  zu  erweisen.  Vgl. 
dagegen  Boas,  ibid.  273  ff.,  Murdoch,  ibid.  287  ff.  u. 
Howitt,  ibid.  11,  11  tf. 

Gardo,  V.  Nogle  Beraaerkninger  um  Oest-Gronlandt 
Beboere.  Geogr.  Tidskr.  9,  88  ff. 

Greely,  A.  W.  Drei  Jahre  im  hohen  Norden.  Die 
Lady  Franklin  • Bay  - Ex|>edition  in  den  Jahren  1881 
— 1884.  Aus  dem  Englischen  von  R.  Teuscher. 
Jena,  Cootenoble.  XXVIII,  539  8.  111. 

Holm,  G. , and  V.  Qarde.  Den  Danske  Konebaada- 
Expeditiou  til  Groenlands  OatkysL  Kopenhagen, 
Forlagsbureauet,  1886.  379  pp.  Karte. 

Holm,  G.  Hago  og  Fortaellinger  pa  Angmagsalik. 
(Saertryk  af  „Meddeleser  om  Grönland“,  X-j  Kjöben- 
havn.  100  pp. 

Holm,  G.  Kthnologisk  Skizze  af  Angmagsalik.  (Saertryk 
af  „MeddeleUer  om  Grönland k,  X.)  Kjöbenhavn. 

Kcano,  A.  H.  The  Eskimo.  Nature  25,  309  f. 

Murdoch,  J.  A few  legendary  fragment»  from  the 
Point  ßarrow  Eskimos.  Am.  Naturalist  20,  593  ff.  1 886. 

Murdoch,  J.  The  East  Greeulanders.  Am.  Natura- 
list 21,  33  ff. 

Murdoch,  J.  On  tome  populär  error»  in  regard  to 
the  Eskimo».  Am.  Naturalist,  May  16i«d  1887. 

Vgl.  Auslund  rto,  334. 

Petitot,  E.  Les  graml«  Esquimaux,  Corte  et  7 gra* 
vures.  Pari»,  Pion.  VI,  307  pp.  18°. 

lebendige  Rei«»e<childerung.  Da*  eigentlich  ethno- 
graphische Matcriul  gab  der  Vertaner  « hon  1876  in  »einer 
Monographie  de»  F.*ijuimaui  Tchiglit  du  Mackenzie  et  de 


l’Anderson  (Paris,  Lerouz).  Dort  »dch  ausführlich  «eine 
Theorie  vom  asiatischen  Ursprung  der  Eskimo«. 

Sink,  H.  The  migrationa  of  Ute  Eskimo  indicated  by 
their  progre»»  in  completing  the  kayak  Implement«. 
J.  Anthr.  ln»t.  17,  68  — 74.  Diacuaaion. 

Eiuzeljusiuhrung  zum  folgenden. 

Kink,  H.  Th«  Eskimo  Tri  be«.  Their  di»tributi«m  and 
charactermic« , eepecially  in  regard  to  laoguage. 
With  a comparative  vocabulary,  and  a »ketch-nutp. 
Copenhagen,  Reitzel.  163  pp,  8°.  (Meddeleher  om 
Grönland,  XL) 

Inhalt:  I.  The  Eskimo  Trtbe*  , their  common  orlgin, 
their  di6persion  and  their  diversities  in  general.  Inven- 
tion»- for  proruring  the  ncccssary  mean*  of  »ul»«istence ; 
Dwcllings,  drea*  und  ornamcnU;  Domestic  indubtry  and 
art«;  Religion  and  folklore ; Sociology;  Distribution  and 
Division  (Western  Eskimo,  Mackenzie  Eskimo  or  Tchiglit, 
Tribes  of  the  Central  Region«,  Lahradorians,  Greenlanders). 
II.  The  Eskimo  Lang  nage,  its  admirable  Organisation  ss 
to  the  construction  and  fleilon  of  word».  III.  Comparative 
List  of  the  stem  word»  or  independent  stema  of  the  Eskimo 
dialect»,  with  example*  of  their  derivative«. 

„If  their  kinship  to  other  nation»  ha»  to  be  judged  from 
their  cu»toiDs  and  roanners  of  life , ther  secra  to  form  n 
natural  continnatUm  of  their  Indian  neighbonrs  on  the 
westem  coast  of  America.  It  has  bcen  a*»mnrd,  thst  the 
latter  aborigine*  liave  cotne  from  the  interior  of  the  conti* 
nent  following  the  river  cour-.es  unto  the  »an.  The  aame 
rnay  a«  well  l*e  »uggested  with  regard  to  the  Eskimo,  only 
with  the  addition , tbat  having  renched  the  ocean  they 
spread  along  the  coast»  to  the  north  and  the  esst  as  ihr 
na  the  same  natura]  condition»  and  the  lack  of  Opposition 
by  earlier  inhabitants  admitted,  occupving  in  this  way 
rogion*  of  anormous  cstent.  In  propoaing  this  hypothrsis 
«f  tnay  leave  wholly  out  of  ron*id«ration  the  queation, 
whctlicr  in  a still  earlier  period  the  ancestor«  of  both  the 
Indians  und  the  Eskimo  migruted  from  Asin  or  not.“  (p.  3.) 

Vgl.  hierzu  F.  Boa«,  The  Eskimo  Tribe«.  Science  (New 
York)  10,  271. 

Kink,  H.  Groenlaendern«.  Christiania,  Cammerineyer, 
1H86.  155  pp.  4 Tafeln. 

Kink,  H.  Groenlaenderne  og  danske  i Groenland. 
Christiania,  Cammerineyer.  204  pp. 

Kink,  H.  Die  neueren  dänischen  Untersuchungen  in 
Grönland.  Peterm.  Mitth.  33,  143  — 147. 

Mit  einigeu  Angaben  über  die  Ostgrönländer  nach 
S.  Hansen. 

Rink,  H.  Ueberaicht,  der  Resultate  der  dänischen 
Untersuchungen  in  Grönland  1895  u.  1886.  Mitth. 
Osogr,  Ge«.  Wien  30,  399  — 411, 

llauptresultate  Uber  die  Osigrönläoder. 

Kink,  H.  Den  üetgrönlaudake  dialekt.  (Saertryk  af 
„Meddeltlser  om  Grönland",  X.)  Kjöbenhavn. 


c)  Indianer. 

«)  Allgemeines. 

Da»  angebliche  Ausstorbon  der  Indianer  von  Nord- 
amerika. Globn»  51,  217  — 218. 

* Baker,  Dr.  Frank.  Torsion  of  the  huuierus  in  N.  A. 
Indians.  Proc.  Am.  A»w»c.  35,  334. 

„Mra»urernent  of  the  angle  of  tor-ion  of  humeri  of  N.  A. 
liidinus  do  not  show  that  nny  law  cad  be  dedured  there- 
from  with  relcrcnce  to  a phyJogeaetic  development  of  that 
torsion.“ 

Beauohamp,  W.  M.  Aboriginal  Commnnal  life  in 
America.  Am.  Antiqu.  9,  343  — 850. 


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72 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Beauchamp,  W.  M.  Wampum.  Proc.  Am.  Aasoc. 

35,  3:53. 

,,True  waiepom  wax  not  u*cd  itdand  in  New  York  betöre 
A.  I).  1620,  and  warirlr  anv  »hell  Lead»  or  ornament*  ot 
anv  kind  are  fouml  on  the  mland  pwhixtnric  »he»  «f  »hat 
State.  The  early  Iroqaoi*  hml  no  wampum,  hat  obtalhed 
it  Irom  the  Dutch , and  ieara  to  have  Wen  the  liest  to 
nse  it  in  WH*  «t  treutie».  The  toanufacture  rapidly  in* 
erea»ed,  lltough  for  the  rirtt  Century  rnostly  in  the  knda 
of  the  »höre  Indian».  Wrge  quantltie*  were  müde,  and 
it  »«  long  the  Dntrh  colonial  currency.* 

Dawson,  J.  W.  Fossil  men  and  their  modern  repre- 
seutative».  Montreal,  Dawaon. 

Vgl.  Am.  Antiqu.  10,  195—197. 

Bella,  M.  The  Stone  Age  of  Oregon.  Smithsonian 
Rep.  1886,  1,  283  — 295. 

Haie,  H.  Wampum.  Populär  Science  Montlily. 

Anidvort  in  Rer.  d'Anthrop.  10,  372,  373,  Für  chine- 
sischen Ursprung  der  Wampum*. 

Harrieon,  J.  B,  The  latent  Studie»  on  Indian  Reser- 
vation». Philadelphia,  Indian  Rights  Asaoc.  223  pp. 

Der  Kannibalismus  unter  den  Indianern  Nordamerikas. 
Ausland  «0,  401—463,  483  — 488. 

K.  Knorts.  Nokotnis.  Märchen  und  Sagen  der  nord- 
amerikanischen  Indianer.  Zürich.  121  8. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge».  Wien  17,  197. 

Linguistic  Familie«  of  the  Indian  Tribes  north  of 
Mexico,  with  provisional  liet  of  the  principal  tribal 
natne»  and  synonym«.  Washington,  Gov.  Pr.  Off. 
55  pp. 

Vgl.  Hatny  in  Ucv  d'Kthnogr.  6,  356,  357. 

Me.  Farland,  A.  A fern*  additional  note*  concerning 
Indian  trames.  Salem.  23  pp.  (Ans:  Bull.  Essex  Tust. 
T.  18.) 

Mason , O.  T.  Indian  rradle«  and  bead  ftattening. 
Science  (New  York)  9,  017  — 620. 

Margry,  P.  Meinoirt»  et  documenta  pour  servir  4 
rbistoire  des  Origines  fran^aise«  des  paya  d’outre-mer. 
Ibk-ouverte*  et  Etablissements  de«  Franoaia  dans 
l’Ouest  et  dans  le  Sud  de  TAmerique  Septen- 
trionale  (1683 — 1724).  T.  V.  Pari»,  Maisonneuve. 
697  pp. 

Poet,  St.  D.  Geolog? , geography  and  aboriginal 
liistoty.  How  are  they  related?  Am.  Antiqn.  9,  372 

— 380.  111. 

Peet,  St.  D,  Sport  Ornaments  and  ear*  rings.  Am. 
Antiqu,  9,  380  — 385.  111. 

Poet,  St.  D.  The  8erpent  Svmbol.  Am.  Antiqn.  w, 
133—163.  111. 

Putnam,  F W.  C'onventionalism  in  ancient  American 
«rt.  With  7 plates.  Salem.  (Aus:  Bull.  Essex  In- 
stitute XVIII,  p.  154—  167.) 

Vgl.  Am.  Antiqu.  10,  65,  66. 

Putnam,  F.  W.  The  way  bone  flsh-hooks  wer«  rnade 
in  the  Little  Miami  Valley.  Rep.  Poabodj  Mus.  8, 
581  — 580. 

Storm , G.  Studier  over  Vinlands  geografi  og  ethno- 
grafl.  Aarbögr  for  nordisk  Oldkvndighed  1887,  p.  293 

— 372. 

Yatee,  L.  G.  Charm  Stone».  Notes  on  the  so-called 
»plummets*  or  sinken.  Smithaonian  Rep.  1886,  I, 
296 — 805.  With  4 plates. 

Für  den  religiösen  Charakter  der  viel  broprorhenen 
Objecte. 


/ff  8 p e o i e 1 1 e s. 

Ath/ijxukei  i. 

Allen,  H.  T.  Report  of  an  Expedition  to  the  Copper-, 
Ta  nana- . and  Koyukuk- River*  in  the  Territory  of 
Alaska  in  the  year  1885,  made  under  the  direction 
of  General  Nelson  A.  Miles.  Washington.  172  pp. 
5 map». 

Allen,  H.  T.  Atuatana«;  Natives  of  Copper  River, 
Alaska.  SmitliftOniau  Rep.  1886,  1,  258  — 266. 

Allen , H.  T.  Die  Atnatänaa  oder  Anwohner  des 
Kupier flussea.  D.  Geogr.  Bl.  9,  216  ff. 

Busse,  C.  Die  Indianerin  Urion  der  Church  Miss 
Society  in  Britisch-Nordamerika.  AUg.  Miss.-Z«itschr. 
1887,  August  und  weiter. 

Dawaon,  G.  M.  Notes  on  the  Indian  Tribes  of  the 
Youkou  District  and  adjacent  northern  portion  of 
Br.  Columbia.  Montreal,  Dawson. 

Vgl.  Am.  Antiqu.  11,  261. 

MaBon , O.  T.  The  Hupa  Indians : an  ethnographle 
sketch.  Science  (New  York)  9,  149 — 152.  111. 

Califartnia,  Lower  Trinity  River.'  Zum  Psoiftc  coa»t 
brauch  of  the  Athabaxcan«  gehörig. 

Mason,  O.  T.  The  Ray  Collection  frorn  llnpa  Reser- 
vation. Smithsonian  Rep.  1886,  I,  205  — 239.  With 
26  plates  (1889). 

Matthew*,  Dr.  Washington.  The  Prayer  of  a Navajo 
Shatuan.  Am.  Anthropologiet  I,  2,  p.  5 — 26. 

Proulz,  M.  En  route  pour  la  Baie  d'Hudson.  De 
Test  ä Tonest  du  lac  Abbitibi.  Mia»,  cath.  19,  Nr  932. 

Rae,  J.  Remark«  on  the  Natives  of  Br.  North  America. 
J.  Anthr.  Inst.  16,  199  — 201. 

•Schuieldt,  R.  W.  Contribution  to  the  comparative 
craniology  of  the  North  American  Indiana:  The 
Skull  in  the  Apache«.  Journ.  of  Anatomy  aud 
Physiol.  XXI. 

Bchnfeldt,  R.  W.  A Navajo  Artiat  and  his  notions 
of  mechanical  drawing.  Smithsonian  Rep.  1886,  I, 
240  — 244.  With  3 plates. 

Algonquin. 

Babbith,  Miss.  Fr.  R.  Illustrative  Notes  concerning 
the  Minnesota  Odjibwas.  (Abatrnct.)  Proc.  Am.  Aasoc. 

30,  803  — 307. 

Civil  cliieüainrie*.  War  efaici».  Totem»  of  the  Red 
Lttkcüdjibwn».  The  rartb-pit».  War-pit*.  Caonibsl  practice*. 

Bell,  C.  N.  Der  Indianerstamm  der  Odjibways  in 
N.-W.-Canada.  D.  geogr.  Bl.  9,  239  — 244. 

Berlin , A.  P.  Mode  of  Ashing  by  the  Delaware  In- 
dians. Am.  Antiqu.  9,  1H7 — 189. 

Gataohet,  A.  8.  The  Beothnk  Indians.  11.  Proc. 
Am.  Philos.  8m.  23,  411  — 433. 

Leland,  Ch.  G.  The  mytbology , legend*  and  Folk- 
lore of  the  Algonkins.  Tr.  R.  Soc.  of  Literature  2, 
XIV,  68  — 91. 

Lean,  John  Mc.  The  Mortuary  Casums  of  the 
Blackfeet  Indian«.  Proc.  Canadian  In*t.  22,  20  — 24. 

Pajeken,  Fr.  J.  Ein  Besuch  bei  den  Arapahoe- In- 
dianern. Aus  allen  Weht  heilen  18,  219  ff.,  258  ff. 

Third  Report  of  the  Committee,  conristing  of  Dr. 
E.  B.  Tylor,  Dr.  G.  M.  Dawson,  General  Sir 
J.  H.  tiefroy,  Dri  Daniel  Wilson.  Mr.B.G.  Hali  - 
burton, Mr.  George  W.  Bloxam  appoimed  for 
the  purpose  of  investigaiing  and  Publishing  report.« 
on  the  physical  characters,  languagea,  and  industrial 


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Völkerkunde. 


73 


find  social  condition  of  the  North-Western  Tribes  of 
tbe  Dominion  of  Caüadtt.  Rep.  Br.  Ansoc.  57,  173 
— 183. 

Im  Aim-tiluss  hieran:  E.  F.  Wilson,  Repml  on  the 
UUcktoiM;  Trib«*s  (p.  133 — 197)  mit  Notes  by  H«  Haie 
(p.  197  — 200). 

Dakota  etc. 

Hovey,  H.  C.  Evay  Shah : a sacrifleial  «tone  uear 
8t.  PmuL  Am.  Antiqu.  0,  35  — 36. 

Bookwith)  P.  Note«  on  custoim  of  the  Dakotaha. 
Öimtbsoman  Rep.  1386,  1,  245  — 257. 


Irokesen. 

Beauohamp,  W.  M.  Tbe  Relica  of  the  Iroquoi«. 
Am.  Antiqu.  0,  37  — 30. 

Verschiedene*  über  die  Totem«,  das  Alter  des  Wam- 
pum  etc.  Gegen  hohe*  Alter. 

Beauchamp,  W.  M.  Aboriginal  New  York  Villages. 

Proc.  An».  A«w>c.  36,  310. 

B(onnefozuO)  J.  C.  Voyage  au  Canada,  dann  le  nord 
de  l'Ajm*rii|ue  septentrionale,  feit  depui*  Tan  1751  ä 
1761.  Publik  nerM.rAbbd  11.  R.Casgraim  Quebec, 
Brou«*eau.  8". 

„On  y trouvera  dlspenea  de  numbreux  renseignemenU, 
qaelques-uns  fort  curieux,  recueilli*  sur  place  . . «ur  Iw 
Ab^naquis,  les  Hurons,  les  Iroquoi«.“  (Rev.  d’Kthnogr. 
7,  433.) 

Sanborn,  Rov,  John  W.  Observation«  ou  the  Iroquoi« 
Lcague.  Proc.  Am.  Absoc.  35,  332. 

Setzt  den  Ursprung  der  Liga  in  das  J«hr  1460. 

Zeiaberger'a,  D.  Indian  Dictionary.  English-OermaD, 
Iroquoi«  — The  Onondaga  and  Algonquin  — The 
Delaware,  Printed  from  the  Original  Manuscript  in 
Harvard  College  Library.  Cambridge  Mas«.  V, 
236  pp.  4°. 

Tltalilm,  Sei ish  etc. 

Bancroft,  H.  H.  History  of  British  Colnmbia  1702 
— 1337.  Boa  Francisco. 

Boofl,  Fr.  Ueber  die  Vancouver-Stämme.  Yerh.  BerL 
Ge«,  f.  Autbr.  64  — 66, 

„Dte  sprachliche  Verschiedenheit  der  Stamme  ist  gane 
verwirrend , doch  müssen  die  BelyuU  und  die  KauiUchin 
zu  des  SchsK  gezahlt  werden.“  Wohnsitze  der  Comox. 

Boas,  F.  Note«  on  the  Ethuology  of  Br.  Columbia. 
J.  Am.  Philo«.  8oc.  1837.  p.  422  ff. 

Vgl.  Geogr.  Liu-Der.  1383,  Nr.  423. 

Boa«)  Fr.  Zur  Ethnologie  Britisch  -Columbiens.  Mit 
Kart«,  Peterm.  Mitth.  33,  129  — 133. 

[Boas.]  The  Coaat  tribea  of  Br.  Columbia.  Science 
(New  York)  0,  233  — 280. 

Fr.  Bons’  vorläufiger  Reisebericht  von  1886.  Deutsch 
in  AUkland  60,  405  — 497. 

Boas,  Fr.  Cenau*  and  reaervation«  of  the  Kwakiutl 
Nation.  Bull.  Am.  Geogr.  8oc.  10.  225  — 233.  Map. 

Der  Censu»  von  1885  ergab  1060  Seelen. 

Boas,  Fr.  Erläuterungen  zu  Schnitzereien  von  der 
Nordweatküste  Amerika».  Globus  52,  368. 

Berichtigung«*»»  zu  dm  hn  Globu*  45,  8 IT.,  24  ff.  gegebenen 
Erklärungen  van  Stücken  der  J akobnen’ whea  Sammlung. 

Deans,  J.  Inside  view  of  a Hnidah  Dwelling.  Am. 
Antiqu.  0,  309,  »10. 

Deans,  J.  The  wonhip  of  Priapoa  among  the  In- 
dian« of  Br.  Columbia.  Am.  Autiqu.  9,  368,  360. 

Archiv  für  Auüiropwlugi*  B«l.  XIX. 


D&waon,  O.  M.  Not»  And  Observation«  on  the 
Kwakiool  People  of  Vancouver  Island.  Tr  K.  Soe. 
Canada,  Vol.  V,  pt.  2.  Einteln  Montreal,  Dawson, 
1886.  »6  pp.  411.  plate. 

VfL  Geogr.  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  425. 

Auszug  hierau*:  b-bensweise  und  Künste  der  Kvrakiul. 
Ausland  61,  026  — 930. 

Eells,  M.  The  Indian«  of  Paget  Sound.  Am.  Antiqu. 

9,  1—9,  97  — 105,  211—219,  271  —278. 

Gatschet,  A.  S.  Der  TakAn- Vogel.  Eine  mythische 
Erzählung  der  Okinageu-lndi&ner.  Globus  52,  137 
— 139. 

Hoßmann,  W.  J.  Vocabtilary  of  the  Beiiah  languag«. 

Proc.  Am.  Philo«.  Soc.  23,  367—330. 

Sw&n,  J.  G.  Tattoo  mark«  of  the  N.  A.  Indiana  of 
Queen  Charlotte  Islauda  and  the  Prince  of  Wales' 
Areblpelaga  Fourth  Report  of  the  Bur.  of  Etlmo- 
logy  p.  66 — 73.  111.  1886. 

Willoughby,  C.  Indian«  of  the  Quinaielt  Agency, 
Washington  Territory.  Smithsoniau  Rep.  1886,  I, 
267  — 282.  111. 

Seitab. 

Maskoki  et«. 

Gatschets  EthnologiraU  Map*  of  the  Gulf  8t»te«. 

Science  (New  York)  9,  404  — 406. 

Haie,  E.  M.  A prehistoric  amphitheatre  in  Fkirida. 

Am.  Antiqu.  9,  207  — 211.  111. 

Kunz,  G.  F.  On  gold  and  silver  Ornament«  from 
niouiid«  of  Florida.  Am.  Antiqu.  9,  210  — 227. 

Nildicefffeit.  Sonora-,  S Kos  honest /'kn  mr  de. 

Anderson,  W.  Soine  Western  mummies.  Science  (New 
York)  10,  146—  148.  UL 
Arizona. 

Gatschot,  A.  8.  Ethnologie  reralt«  obtained  upon 
an  expeditiou  in  the  8outh* W est  of  the  United  8Utte*. 
Science  (New  York)  0,  411  ff. 

Vgl.  Geogr.  Lit.*Ber.  1888,  Nr.  54. 

Hart,  Dr.  Charles  P,  Piute  herbali#t*.  Proc.  Am. 
Aneoc.  81,  330,  331. 

Shoeliom*.  Mit : Brief  Itst  of  mediciual  plant*  ia  common 
u»e  ninong  the  Piute  Indian*. 

HofTmann,  W.  J.  Totem«  of  the  Shoshoni  Indian«. 
The  Coyote  and  the  Panther.  (Reprint  from  the 
Rep.  of  tbe  Antiqu.  and  Nat.  Hist.  Society,  Hamsev, 
Isla  of  Mann.)  Am.  Antiqu.  9,  128  — 130. 
Hoffinami,  W.  J.  Da*  Aussterben  dar  Eingeborenen 
der  Insel  8t.  Cruz.  Ausland  «0,  312 — 314. 
Henshaw,  H.  W.  Perforated  stone«  from  California. 
Washington. 

Vgl.  Am,  Antiqu.  10,  131  und  Intern.  Arch.  L Elhnogr. 
1,  207. 

LiUie,  G.  W.  Die  heiligen  Tänze  der  Panies  (Pawneea). 
Ausland  60,  413  — 415. 

Nach  dem  Aru.  Antiquarinu. 

MindelefF,  V.  Origin  of  Pueblo  Architecture.  Science 
(New  York)  9,  593  — 595. 

„The  purblo  *y»tem  of  eoostruction  mar  he  rrgardcd  «* 
the  product  of  the  defensive  motire,  operating  through  an 
environmeut  ihat  furoished  at  the  *4tnc  time  huth  au 
abunJancf  ef  auitable  building- material  and  the  climatic 
condition«  that  ceiupelled  it*  verr  frequent  employment.“ 
Portttlo,  Eateban.  Apunte*  para  la  hiatoria  antiqua 
de  Coalinila  y Texas.  Kaltillu,  Valdez,  1886  f. 

Vgl.  Atm.  Antiqu.  9,  124. 

10 


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74  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Fullen , C.  New  Mexico:  it*  geography,  »eene»  and 
pcoples.  Bull.  Am.  Geogr.  Hoc.  10,  22  — 47. 

Seler,  Ed.  Gerftthe  und  Ornamente  der  Pueblo-In- 
dianer. Verb.  Berl.  Ge»,  f.  Anthrop.  59« — 603.  111. 

• Virchow.  Photographien  von  Indianern  der  west- 
lichen Stamme.  Verb.  Berl.  Ge»,  f.  Anthrop.  729 
— 730. 

Ueber  physiognomUch«  Veränderungen  unter  den»  Ein- 
flüsse der  Cultur. 

Zuni.  Eine  sonderbare  Geboteform  unter  den  Zuüi- 
Indianern.  Ausland  60,  235  — 237. 


Moundbuildera. 

Cbatelier,  F.  Du.  Tumulu»  emblematiques.  Mat4riaux 
fl,  274  — 280.  PI.  Auch  separat:  Pari»,  lteinwald. 

Hinweis  auf  die  am.  Studien. 

Cyrug,  Tb.  Work  in  Mound  Exploration.  Washington. 

Lewis,  T.  H.  Snake  and  snake-like  Mounds  in  Minne- 
»ota.  Science  (New  York),  Nr.  220. 

Lewis,  T.  H.  The  „Monumental  Tortoise11  mounds 
of  „De-coo-dah“.  Am.  Journ.  of  Archaeol..  Jan.  1886. 

Vgl.  E.  Hamv  in  Her.  d'Ethnogr.  6,  163,  106.  Es 
handelt  sich  um  Fälschungen. 

Mo  Adams,  W.  Record»  of  Ancient  Races  in  the 
Mi«*i»»ippi  Valley,  with  cuts  and  viewB  illustrating 
over  300  ob j ecu  and  symbolic  devices.  St.  Louis, 
Barnes. 

Vgl.  Am.  Antiqu.  10,  63,  64.  Besonder»  Felszcichnun- 
gen  wieder gebend. 

Mounds.  Zahlreiche  Artikel  in  American  Journal  of 
Archaeology,  The  Magazine  of  American  Hi»tory, 
The  Ohio  Archaeological  and  llistorical  Quarterly,  The 
Ameriquan  Antiquarian. 

de  Nad&illac.  LaToterie  de  la  Vallee  da  Mississippi. 
MiU'-riaux  21,  373  — 383,  387. 

Poet , ßt.  D.  Early  books  which  treat  of  mounds. 
Am,  Antiqu.  9,  239  — 242. 

Peet,  8 t.  D.  Tlie  mastodon  in  America  and  the 
moundbuilders.  Am.  Antiqu.  9,  242 — 247.  I1L 

Peet,  St.  D.  Wbo  wer«  the  Efflgy  Builder»?  To  what 
age  and  race  did  thev  belong?  Am.  Antiqu.  9, 
67  — 94.  Ul. 

„The  efhgy  builder*  wer«  different  fron»  mo»t  of-the 
tri  Ws  which  were  lor-ated  her*  sftcr  the  time  of  tbe  di»- 
covery;  they  did  not  telong  to  the  Algouquiu  rate. 
We  to  not  know  wbether  they  wert  a people  reist  ed  to 
the  Dakota»  or  Sioux , thuugh  it  tumeümes  »eems  a»  if 
thoy  were.“  (p.  07.) 

Peet,  8t,  D.  YiUage  Life  and  Clan  Residences  among 
the  Emblematic  Mounds.  Am.  Autiqu.  9,  10  — 34. 

niiiatr. 

Bhepard , H.  A.  Antiquities  of  the  State  of  Ohio. 
Cincinnati,  Y'oston.  139  pp.  4°.  111. 

Vgl.  Am.  Antiqu.  9,  197. 

3.  Mexico  und  Contralamorika. 

Adam,  L.  La  langue  chiapaneque.  Wien. 

Bamps,  A.  Le  calendrier  Aztcque,  sa  ooncordauoe 
avcc  le»  computs  Julien  et  gr^gorien.  Bull.  Soc.  R. 
Balgt  de  gdofT.  io,  465  — 497. 

Baker,  A.  The  Aboriginal  Indian  Races  of  the  State 
of  Vera  Crux,  Mexico.  Proc.  R-  G.  80c.  9,  568  ff. 

Bastian,  A.  Notice  sur  les  pierres  sculpi&ft  du 
Guatemala.  Ann.  Mus.  Guimet  10,  261  ff. 


B&trea,  L.  Informe  que  rinde  el  In*pector  y Conservador 
de  los  tnon  unten  tos  afqueologioo»  de  la  Republica  de 
lo»  trabajo»  «Uevodoe  & calio  desde  el  9 de  octobre 
de  1685  at  30  de  abril  del  presente  anno.  Mexico, 
lo  launua*. 

Vgl.  Hamy  in  Rev.  d'Ethnogr.  7,  377  — 379. 

Blako,  W.  W.  The  Metals  of  the  Asteca.  Am. 
Antiqu.  9,  114—  117. 

Bouoart,  A.  Une  visite  aux  ruines  de  Xocbicalco. 
Rev.  d'Ethnogr.  0,  430 — 443. 

Boyallina,  C.  Re*a  i Central -America  1881  — 1883. 
2 Vota.  Stockholm,  Suneson. 

Brinton,  D.  G.  The  Phonetic  Elements  in  the  gra- 
phic  System»  of  the  Mayas  and  Mexican».  Proc.  Am. 
Assoc.  35,  327,  328. 

Brinton,  D.  O.  Ün  the  so-called  Alaguilac  language 
of  Guatemala.  Read  before  the  Atn.  Philos.  Soc. 
Nov.  4.  1887. 

Brinton,  D.  G.  The  ancient  Nahuatl  poetry.  (Library 
Of  aborig.  Am.  Lit.  VII.)  Philadelphia. 

Vgl.  Mittheil.  Anthrop.  Ge*.  Wien  18,  283, 

Brinton,  D.  G.  Were  the  Tolteca  an  Uiatoric  Natio- 
nality?  Philadelphia,  Mac  Calla.  15  pp. 

Die  Frage  wird  vereint.  Dagegen  wendet  «ich : 
I).  Chnrnsy.  Lettre  4 M.  D.  G.  Brinton,  4 propo» 
de  »a  brochure  „Wen  the  Tolteca  an  historic  national ity  ?“ 
(Rev.  d’Ethnogr.  6,  457  — 462.) 

Bruehl,  Dr.  Gustav.  Die  Culturvölker  AltAxnerikas. 
Cincinnati,  Benziger.  2 Bande. 

„Tbe  chapter  on  the  social  Organization  i*  br  for  the 
mo*t  important  onc  of  the  book.“  (Science  10,  179.) 

BuelnA,  Euataquio.  Peregrinacion  de  lo«  Azteco« 
y nombres»  geograftco»  de  Sinaloa.  Mexico.  140  pp.  8°. 

Die  Azteken  kiuneo  von  Nordafrika  über  die  versunkene 
Atlantis  nach  der  Kiiate  von  Georgia,  wo  sie  Atlanta 
gründeten,  darauf  Uber  den  Gilaflu»»  nach  Sinnloa  und 
Mexico  1 ,Hia  li»t  of  the  geographica!  name*  of  Sioaloa  ha» 
Mine  real  value.“  (Brinton,  Am.  Antiqu.  11,  70.) 

Chorenooy , H.  de.  Textes  en  langue  Tarasque. 
Museon.  1887. 

Vgl.  Rev.  d’Ethnogr.  6,  491. 

Charencey.  Confeaaioanaire  en  langue  Chaüabal. 
Rev.  Ling.  20,  232  — 230. 

CMapaa. 

Charnay,  D.  Exp&lition  au  Yucatan.  Bull.  eoc. 
d' Anthrop.  Paris  10,  65  — 78. 

Vgl.  hierzu N ad ai llac* * Bemerkungen:  ibid,  8.81 — 65. 

Charnay'a,  D. , j ungut«  Expedition  nach  Yucatan. 
Globus  52,  193—198,  209—214,  225  — 230,  241—243, 
257—261.  I1L 

Nach  Le  Tour  du  Monde. 

Charnay,  D.  Monnaie  de  cuivre  en  Amdrique  avant 
la  conquct«.  BulL  soc.  d’Antlirop.  Paris  10,  237 
— 241.  Discussion. 

Charnay,  D.  A propos  de  Tamoauchau.  Rev.  d’Ethnogr. 
6,  347  — 360. 

Cora,  G.  Maia  o Maya:  Saggio  di  etnologia  e di 
linguistica  America,  specialmente  eecundo  le  rieerche 
v gli  »tudi  did  dott.  D.  G.  Briutou.  Cosinot»  0,  40  ff., 
148  ff,  181  ff. 

Girord,  J.  Excuraion  d'un  touriste  au  Moxique  pendant 
l'anncc  1854.  Nouv.  ed.  Tours,  Maine  192  p.  12  gr. 

Habel,  8.  Slpulture*  de  Santa  Lucia  Coaumalwbuapa. 
Amt.  Mus.  Guimet  10,  121  ff. 

H&my,  E.  T.  Au  Interpretation  of  one  of  the  Copan 
Monument»  (Ilouduras).  With  platt.  J.  Anthr.  Inst. 
16,  242  — 247. 


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Völkerkunde, 


75 


Hamy,  E.  T.  Reponne  ä quelques  objectioni  pr6«ent4es 
ä Poccasion  d’une  not«  sur  un  rnonumeüt  da  Copan. 
C.  R.  Soc.  de  1887,  p.  274  — 278. 

Hamy,  E.  T.  Decadea  Amer  ic-anae.  XIII.  Le«  «tatues 
de  Tebuacan  de  las  GrauadaB.  Rev.  d'Ethnogr.  6, 
150—160.  111. 

Holme«,  W.  H.  The  monolith«  of  8.  Juan  Taoti- 
huacan,  Mexico.  Am.  Journ.  of  Arcliaeol.  1,  Nr.  4. 

Vgl.  Hamy  in  Rev.  d’Kthn.  7,  379,  380. 

Holmes,  W.  H.  The  iim  of  gold  and  other  n>etal« 
among  the  ancient  inhabitauta  of  Chiriqni,  Isthmus 
of  Darien.  Washington,  Oov.  pr.  off.  27  pp. 

Vgl,  Mittheil.  Anthrop.  Gen.  Wien  16,  194. 

Holmes,  W.  H.  On  aonie  «purinu*  Mexican  antiquities 
and  tbeir  relation  to  aucient  art.  Smith«ouian  Rep. 
1886,  I,  319  — 334.  111. 

Johnson,  H.  About  Mexico,  past  and  present.  Phila- 
delphia. 410  pp.  16°. 

Le  Plongeon,  A.  D.  Yucatan,  it*  Ancient  Place*  etc. 
Brooklyn.  Ul.  with  photogr. 

Le  Plongeon,  A.  D.  Here  and  there  in  Yucatan: 
Mittel  lanie«.  Brooklyn.  16°. 

L«  Plongeon,  A.  D.,  and  A.  Monument«  of  Maya«  etc. 
Brooklyn,  iil.  with  phoiograph*. 

Leon,  N.  Studie*  o«  the  Archeology  of  Michoacan 
(Mexico).  Smitbsonian  Rep.  1886,  I,  307  — 318. 
With  plate. 

Mason , O.  T.  The  Guadalajara  pottery.  Science 
(New  York)  8,  405  — 408. 

Mo  Niel,  J.  *A.  Borne  facta  indicating  a greater  anti- 
quity  for  the  ancient  Chiricanos  than  is  generally 
conceded.  Proc.  Am.  Aseoc.  35,  334. 

McNiel,  J.  A.  Gold  and  bronze  reües,  and  Guaymi 
Indian*.  Am.  Antiqu.  9,  42,  43. 

Die  Guayrnie  wissen  nichts  von  den  Verfertigern  der 
Goldarbeiten  von  Cturiqui. 

Mejia,  C.  D.  Informe  relative  k una  exploration  que 
practico  eu  las  ruina«  del  cerro  de  TenguicugajA, 
Eat.  de  Oaxaca.  An.  del  M.  Nat.  de  Mexico  1Y,  p.  17, 
lam. 

Meyer,  A.  B.  Analyse  d’une  hache  du  Mexique.  Rev- 
d’Etbnogr.  6,  518. 

Nach  Kngelbreeht  in  Abb.  au«  dem  Gebiete  der  Natur- 
wissenschaften herausg.  vom  naturw.  Verein  zu  Hamburg 
Bd.  X. 

Miller,  W.  Notes  on  a part  of  the  Western  Frontier 
of  Br.  Honduras.  Proc.  R.  G.  Soc.  9,  420  — 423.  Map. 

Mehr  Neger  als  Indianer. 

Nutt&U,  Zella.  The  terracotta  heads  of  Teotihnacan. 
Am.  Journ.  of  Archaeol.  1886. 

Vgl.  S.  Hansen  In  Rev.  d’Ethnogr.  fl,  247  — 250. 

Nuttall,  Zella.  Preliminary  notc  of  an  analysi«  of 
the  Mexican  Codices  and  graven  inscriptiou«.  Proc, 
Am.  Assoc.  35,  325  — 327. 

Der  Opferstein  enthält  ein«  Tribntliste,  die  OpfcT«cbalcn 
sind  „Standard  measures“  u.  S.  w, 

Nuttal,  Zella.  Das  Prachtstück  altmexikanischer 
Federarbeit  au«  der  Zeit  Montezuma’s  im  Wiener 
Museum.  Abh.  n.  Ber.  des  künigl.  Zool.  u.  Anthr. 
Mub.  zu  Dresden  1886/1887,  Nr.  7 (29  8.  mit  2 Tafeln). 

Orosoo  y Berra,  M.  El  TonalamatL  An.  delM.  N. 
de  Mexico  IV,  p.  30,  lam. 

Poet , 8t.  D.  The  green  stone  axe.  Is  it  a „Chol- 
chihuatT?  Am.  Antiqu.  9,  317  — 319;  10,  198. 

Peuvrier,  Ach.  Un  bas-relief  Yucateque  du  mus^e 
»le  Madrid.  Arch.  de  la  Boc,  America  ine  de  France. 
Nouv.  84rie.  5,  92.  Planche. 


Per&lta,  M.  de.  Costa  Rica  yColombia  1573  & 1881, 
«u  jurisdiedon  y *us  limitcs  territoriale*  segun  los 
documentos  iuedito*  del  Archive  de  Indias  de  Se- 
villa etc.  Madrid,  Murillo  (Paria,  Leroux),  1*86. 

Auch  ethnographisch  wichtige  Berichte  über  die  Missionen 
in  TaUtmanca.  Vgl.  Verb.  Uerl.  Ges.  f.  Erdk.  15,  288. 

Porrin , P.  Les  annotationa  europ^ennee  du  Codex 
Peretianu«.  Arch.  de  la  Boc.  Amorieaine  de  Fraucc 
Nouv.  Serie.  5,  87  — 91. 

Pinart,  A.  Lob  Indian«  de  I’ßtat  de  Panama.  Rev. 
d’Ethnogr.  6,  88 — 56,  117 — 132. 

Indien«  Guayrnie«.  Indien»  Canas.  Kamille  Doraaque- 
Chaeguinn.  Indiens  Terraba».  Indiens  Siguas,  Segun»  ou 
Mexiciuns-Chii'himeeo*  (historische  Notizen,  illustnrt).  In- 
diens Sambus-Cbocoes.  Indien»  l’aparos  (hUtori-M-bs  Notizen). 
Yocabulaire  compnre. 

Bau,  C.  La  stele  de  Palanqu£  du  muse«  national  des 
£tat*-Unis.  Annales  du  Mu*6e  Guimet  10,  1 ff. 

BoBny,  L.  de.  Le  Mythe  de  Quetzalcoatl.  Archive* 
de  la  Soc.  Am.  de  France.  Nouv.  86ri«.  8,  49 — 84. 
6 flg.,  I pl. 

Sohellhaa,  P.  Ueber  Mava-Hieroglvphen.  Verh.  Berl. 
Ge*,  f.  Autbrop.  1887,  17  — 19.  lll. 

Mit  Bezug  auf  Ed.  Seler  in  Verb.  1880,  416. 

Seler.  Ueber  eine  Liste  der  mexieani*chen  Monats- 
fe*te.  Verb.  Berl.  Gee.  f.  Anthrop.  1H87,  172  — 17fl. 

Vergleich  der  Bilder  in  Codex  Vaticanus  A,  Codex 
Telleriano  - Remensis  und  im  Anhang  zu  P.  Du  rin’» 
GeachichUwerk. 

Beier.  Namen  der  in  der  Dresdener  Handschrift  ab- 
gebildeteu  Maya-Götter.  Verh.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop. 
1887,  224  — 231. 

Beier.  Entzifferung  der  MAya-  Handschriften.  Verh. 
Berl.  Ge*,  f.  Anthrop.  1887,  231  —237.  111. 

Seler.  Ueber  die  Bedeutung  des  Zahlzeichens  20  in 
der  Maya-Schrift.  Verh.  Berl.  Ge*.  L Anthrop.  1887, 
237  — 241.  Hl. 

Seler,  Ed.  Ueber  den  Codex  Borgia  und  die  ver- 
wandten axtckischen  Bilderschriften.  Verb.  Berl.  Ge*, 
f.  Anthrop.  1887,  105  — 114. 

Simoon,  R.  Rapport  sur  q untre  manuscrit«  mexicains 
communiqu^s  par  M.  Loasenef.  Archive*  de  la 
Soc.  Am.  de  France.  Nouv.  Serie.  6,  85 — 91, 
1 pL 

öotomayor,  D.  Lo*  Aztecoe  de«de  *u  advenimiento 
liusta  la  elevacion  y caida  del  imperio  mexicano. 
Tomo  I.  Mazatlan.  221  p.  Folio. 

Der  mexicaniache  Kalender  und  da*  Tonalamatl  enthal- 
ten die  Geschichte  Adams  und  Eva*  im  Paradiese  und 
nach  ihrer  Vertreibung!  (vgl.  Brlnton  in  Am.  Antiqu. 
11,  70). 

Stoll,  O.  Die  Sprache  der  Ixil-Indianer.  Ein  Beitrag 
zur  Ethnologie  und  Linguistik  der  Maya- Völker. 
Leipzig,  Brockbaus.  XII,  156  8.  gr.  8°. 

Ten  Kate,  H.  Bur  quelques  objets  indiens  trouv£s 
pre*  de  Guaymae  (Mexique).  Rev.  d’Ethnogr.  6, 
234  — 238.  111. 

Thompson,  Ed w.  H.  Exploration*  in  Yucatan.  Proc. 
Am.  Antiqu.  Boc.  4,  379  — 385. 

Labna  und  Umgebung  (neue  Ruineustadt).  Vgl.  Vol.  V, 

p.  9 — 11. 

Virehow.  Jadeitkeil  von  8.  Salvador,  Verli.  Berl. 
Ges.  f.  Anthrop.  1887,  455  — 456.  111. 

* Virehow,  Ueber  einen  Schädel  von  Merida,  Yucatan. 
Verh.  BerL  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  451 — 455. 

Wölls,  D.  A.  A Study  of  Mexico.  New  York. 

261  pp.  12°. 

10* 


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76  Vei«cichnis9  der  anthropologischen  Literatur. 


4.  Westindiern. 

Bibliographie:  H.  Ling  Roth.  Biblingrapby  and 

Cartography  of  HispanioLa.  Suppl.  Papers  ILO.  Suc. 
II,  43  a. 

Churton.  Island  Mission  of  Lhe  Bahamas.  2th  ed. 
lxmdon,  Masters. 

Deldago,  P.  Haiti  en  1886.  Paris,  Dentu.  389  p. 
18  j.  avcc  |T, 

Guesde.  Dicouvert«»  d'antiquitf's  ü la  Guadeloupe,  ä 
la  Destrade  et  a Marie-Galante.  Kev.  d'Ethnogr.  6, 
514.  515.  HL 

MortUlet,  A.  de.  Hache  en  pierre  de  la  Guadeloupe. 
Bull.  soc.  d’authrop.  Paris  10,  48  — 48.  Discussion. 

Ober,  Pr.  A".  Oatnpe  in  tbe  Carribbees:  The  Adven- 
tures  of  a Naturalist  in  the  lasser  Antille».  Edin- 
burgh, Douglas,  1888.  XVIII,  388  pp. 

„One  of  the  best  auUtoriltes*  (Pro«.  R.  G.  Soc.  9,  134). 

P&ton,  W.  A.  Down  the  Islands:  a Yoyage  to  the 
Carribbaes.  New  York. 

Roth,  H.  Hing.  The  Aborigines  of  Hispaniola.  J. 
Am.hr.  Inst.  16,  247  — 288. 

Sodologiuhe  Schilderung  n*<h  den  Quellen. 

Rosny,  I*.  de.  Les  Antillen,  etude  dethnographie  et 
d’arclu*ologie  am^ricaines.  Ouvrage  posthume  publik 
d’aprcs  deux  manuserits  de  l'auteur  parMtne  V.  De* 
vaux.  Paris,  Maisonneure.  152  p.  4°.  Avec 
hgures.  (Publication  de*  Memoire*  de  la  Soc.  d'etbn. 
T.  1,  Nr.  6.) 


ß.  Südamerika. 

Bibliographie:  A.  Seelstrang  and  E.  8.  Zebnllos. 
Mummt* : carta*  bibliogratkas.  Bol.  Inst.  Geogr. 

Argent.  7,  73  ff. 

Zeitschriften : Boletio  del  InttiUlto  OeogTÄflco  Argen- 
tino.  T.  VHL  (Buenos  Airs».)  — Revista  irimt-nsal 
do  iostituto  historico  e geograpbico  brazileiro.  T.  L. 
(Rio  de  Janeiro.)  — Boletin  da  sociedAde  de  geo- 
graphia  do  Rio  de  Janeiro.  T.  III. 

Muaoen:  L.  Darapsky.  Das  Nationalmuseum  in 

Santiago  de  Chile.  Verb.  D.  Wissenschaft!.  Vereins 
zu  Santiago,  Heft  5,  S.  181  ff. 

a)  Allgemeines.  Einwanderer. 

Ball , J.  Notes  of  a Naturalist  in  South  America. 
London,  Paul. 

Brunetti,  J.  Deux  peuplade*  africaines  sur  les  bords 
du  Maroni.  Miss,  cathol.  19,  Nr.  918  ff. 

Daiveaux,  E.  La  Vie  et  les  Moeurs  A la  Plata. 
2 Yols.  Paris,  Hachette.  VIII,  432,  477  pp.  avec 
2 cartes. 

T.  I:  La  »oci£t£  des  rilles.  T.  II:  Industries  et  pro* 

durtions. 

Gregor,  Jos.  Der  Gaucho.  Volkstype  aus  Argen* 
tinien.  Ausland  60.  7o2  — 706. 

Haaaaurek,  F.  Vier  Jahre  unter  den  Bpanisch-Ameri* 
kanern.  Aus  dem  Englisclieu.  Dresden,  BAnsch. 
386  pp. 

Ecuador.  Vgl.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.  15,  474. 

Pöppig,  Ed.  lieber  den  Charakter  der  Tropenbe- 
wohner  Südamerikas.  Mitth.  d.  V.  L Erdk.  Leipzig, 
1887,  S.  39  ff. 


Soler,  M.  America  precolombiana , ensayo  ethno- 
lügico  dedicado  a la  Bociedad  de  cicncia»  j arte«. 
Montevideo. 

b)  Indianer . 

rr)  Kariben,  Arawaken,  Guarani  etc. 

Aloncar  Araripe,  Tristäo  de.  Cidades  petrifleada* 
e inscripqoes  lapidare«  uo  Braxil.  Revista  trirnensal 
L,  1,  213  — 294.  36  Tafelu. 

Bieohoff,  Prof.  Theod.  Ueber  dteHambttquys  in  der 
Provinz  Rio  Grande  do  Stil.  Z.  f.  Etbnol.  19,  176 

— 108.  Ul.  Mit  1 Tafel. 

Brauner,  John  C.  Notes  upon  * native  Brazilian 
langunge.  Proc.  Am.  Assoc.  35,  329  — 330. 

Carn(jA»  in  Peraambuco. 

Breitenbach,  W.  IndianersUltnme  am  Rio  Schingu. 
Ausland  60,  321—324,  349—352. 

Nach  C.  r.  d.  Steinen. 

Chaffanjon,  J.  Voyage  aux  eources  de  rOrdmoque. 
C.  R.  Hoc.  de  g&»gr.  Paris  1887,  471 — 511. 

Vergl,  Bull.  Soc.  de  gAogT.  Paris  0,  409  — 418  und 
Ausland  80,  856,  857. 

Coudreau,  H.  A.  La  France  ßquinoxiale.  T.  I. 
iltudew  sur  lesGuyanes  et  rAmazmiic.  T.  II.  Voyage 
A travers  les  Guyana*  et  l’Amazonie.  Paris,  Challa* 
me|,  1886  — 1887.  XVI.  438;  XXXVI,  495  pp.  Atlas. 

Vgl.  Geogr.  Lit.  *Rcr.  1888,  Nr.  68  und  Ausland  61, 
243  — 246. 

Coudreau,  A.  H.  Ma  mission  che*  les  tribus  indieunee 
de  la  Guyana.  Rev.  de  gtagr.  XI. 

Coudreau,  H.  A.  Lee  Franfais  en  Aroazonie.  Paris, 
Picard  et  Kaan.  231  pp.  avec  grav. 

Duarte,  A.  J.  Catechew  do*  indios  coroados  na  pro* 
vincia  ili  Matto-Qrosso.  IUv.  da  eoc.  de  geogr.  do 
Rio  de  Janeiro  3,  48  — 64. 

‘Bhrenreich,  P.  Ceber  die  Botocudo*  der  brasilia- 
nischen Provinzen  Espiritu  santo  und  Miuaa  Gerne«. 
Mit  2 Tafrln.  Z.  f.  Ethn.  19,  1 — 46,  49  — 82. 

Der  Verfasser  glaubt  ,,  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben, 
dn»s  wir  in  den  ftotecuden  die  Ältesten  Vertreter  der  Ges 
vor  uns  haben,  die,  ihrer  Gesittungsstufe  narb,  dem  Ur- 
zustände dieser  Yülkerstafe  am  uichstea  stehen“.  (S.  81 

— 82.)  Vgl.  Geogr.  Lit.-Ber.  1888,  Nr.  72. 

Ernst,  A.  Nachtrag  zu  den  ethnographischen  Mil* 
tbc Hungen  aus  Venezuela.  Verb.  Ges.  f.  Anthrop. 
Berlin  1837,  295  — 296. 

Zu  Verb.  188«,  514  — 545. 

Ernst,  A.  Die  ethnographische  Stellung  der  Guajiro- 
Indianer.  Verb.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  425  — 444. 
Ein  versprengtes  Glied  des  AruAkeustanime». 

♦ErnBt,  A.  lieber  einen  Mot  i Ionen  Schädel  au*  Vene- 
zuela. Yerh.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  296  — 301.  IU. 
Ernst,  A.  lieber  die  Sprache  der  Motilonen.  Verb. 

Berl.  Ge*,  f.  Anthrop.  1887,  376  — 378. 

Eyo,  A.  von.  Ueber  die  brasilianischen  Sarabaqui*. 

Verb.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  531  — 533. 

Ferrax  de  M&cedo,  Dr.  F.  Eihnog6nie  Br&dlienne. 
Kwai  critique  sur  le*  äges  pr8hi»turiquos  du  Brasil. 
Lisbonne.  137  pp.  IU. 

Für  die  Verwandtschaft  der  altbrnsi  tischen  Cultur  mit 
der  altägjptiMheü. 

•Hansen,  Sören.  On  a fossil  human  skull  from 
Lagoa  Santa,  Brasil  (Abstract).  J.  Ant.hr.  Inst.  17,  43. 
Kapplor,  A.  Surinam.  Stuttgart.  Cotta. 

Hiernach:  Surimun  (Globus  51,  106 — 108). 


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Völkerkunde. 


77 


Kingston , W.  H.  O.  Adventnre*  in  the  wild«  o f 
Trinidad  and  up  the  Orinoco.  London,  Neleon. 

Köhler,  J.  lieber  das  Recht  der  Goajiro-Ind  lauer.  Z. 
f.  vergl.  Rechtswiss.  7,  381  — 384. 

Martin,  K.  Westindische  Skizzen.  Reiwsorinnerungen. 
(Bericht  über  eine  Reise  nach  Niederländisch  West- 
Indien  und  darauf  gegründete  Studien.  Bd.  1.)  Lei- 
den, Brill.  Mit  22  Tafeln  und  1 Karte, 

Obwohl  Martin'*  Heise  xu  geologischen  Zwecken  unter- 
nommen wurde,  findet  W.  Sierer'*  (Verh.  Berl.  Ge»,  f. 
Erdk.  15,  292,  29-1)  seine  Mittbeihmgrn  über  Buwluieger 
(S.  43  —-59)  und  Indianer  (S.  92  ff.i  von  hohem  Werth. 
Vgl.  dagegen  auch  Heger  in  Mittbeil.  Anthrop.  Ges. 
Wien  17,  125,  126,  207,  208. 

Mello  Moraea  jr.,  A.  J.  de.  Os  Ciganos  no  Brazil. 
Contribui^aoethuographica.  Rio  dt?  Janeiro.  203  pp. 

Pereira  da  Costa,  Dr.  Francisco  Aug.  Documen- 
tus  «obre  dus«  tribus  de  Indios,  que  ainda  existiam 
em  1827  Da  provincia  do  Piauhy.  Rev.  da  soc.  de 
geogr.  do  Rio  de  Janeiro  2,  36  — -40. 

Charentes. 

Plümachur,  H.  E.  Reporte  from  the  CodsuIb  of  the 
United  State«  Nr.  78.  März  1887.  Washington,  Gov. 
Pr.  Off. 

Hiernach;  O.  Plumacher,  Etwas  über  die  Coajiro- 
Indianer  (Ausland  ÖÜ,  41 — 43). 

Riocardi,  Dr.  P.  Intorno  a due  curioai  oniamenti 
personali  in  quarzo  de  gli  indigeni  del  Brasil«. 
Arcbivio  per  1'antrop.  17,  27  — 37. 

Rodriguez,  J.  B.  Rio  Jauapcry.  Psciflca^ao  dos 
Oriohmia.  Rio  de  Janeiro  1885.  274  pp.  8°.  Karte. 

Vgl.  hierzu:  C.  v.  d.  Steinen,  Die  Krischaui-Iuduuier 
(Ausland  60,  11  — 15). 

•Scrgi,  O.  Crani  di  Omaguac*.  (Au«;  BolL  della 
R.  Acc.  Medica  di  Roma.)  Roma.  16  pp.  cou  uua 
tavola. 

Bievers,  W.  Reise  in  der  Sierra  Nevada  de  Santa 
Marti»,  Leipzig , Greesner  k Schramm.  Mit  8 Abb. 

Hierin  Capitel  über  die  Arhunro»  (siehe  folgende  XumtuerJ 
und  dieGonjiros  (nach  Simons),  Vgl.  Globus  52,  28,  29. 

Sievert,  W.  Die  Arhnaco-Indianer  in  der  Sierra  Nevada 
de  Santa  Maria.  Z.  Herl.  Ges.  f.  Erdk.  21,  287  ff. 

Bievers,  W.  Zur  Kenntnis»  Venezuelas.  Globus  52, 
134—  137,  149  — 152,  169  — 171. 

Steinen,  Dr.  Carlos  von  den.  Obeerva$oe«  »obre 
a axplora^äo  do  Rio  Xingü.  Rev.  da  8oc.  de  geogr. 
de  Rio  de  Janeiro  3,  95  — 97. 

„Esten  indios  primitivo*  da»  cabeceira*  do  Xiogü  s«  com- 
pöetu  de  tribus  representando  tuda»  as  familiss  prlnripae* 
da  povonyao  mdicena,  send»  tudas  de  origem  differente. 
Assmi  toi  posrivel  Inzer  um*  nova  classifica^iio ; estudando 
os  glosssrio*  itefaei,  eicluiudo  todas  as  tribus  de  uroa  origem 
ineerto,  einen  distinetas  familin*  que  se  estendeiu  do  Atlan- 
tic« nt«  ns  Cordilheiras,  das  Antilho*  at£  a#  cabcceirns  do 
Paraguay.“ 

Betreff«  seiner  Entdeckung  südlicher  Kariben  bemerkt 
der  Verfasser:  „Estimo  muito  menctoitar  aqui  devids- 

mente  que  o ill.  Severiano  da  Foaaeca  *4  fex  uma  de*- 
coberta  analnga,  eucontmnda  no  alto  Madeira  oh  Palmellos, 
Oma  na{äo  tarn  hem  CariM"  (p.  90). 

Ein  Zusatz  von  Dr.  F.  A.  Piment«  Bueuo  (Conside- 
fs^ses  »obre  a eiplorsfäo  do  Xingu  «in  rrposta  4»  ol»*er- 
Ta^ües  do  Sr.  Dr.  Carlo#  ▼.  d.  Steinen,  Ibld.  p.  97 
— 104)  bestreitet  die  frühere  Unbekannlheit  des  Xingu- 
gebiet*. 

“Steinen,  C.  v.  d.  Ueb«r  8ambaki-Unter*uchungen 
in  der  Provinz  8ta.  Cltf rilML  Verh.  Berl.  Ge«,  f. 
Anthrop.  1887,  443  — 450.  111. 


Stradolli,  E.  Dali*  Itola  Trinidad  ad  Atnrea.  Bull, 
soc.  geogr.  ital.  24,  822  — 849. 

Hierin  Abbildungen  von  Kel«xei<'hnongrn. 

Ten  Kate,  H.  Meine  Reisen  in  Guyana  und  Vene- 
zuela. Ausland  60,  649  — 651. 

Aua  der  Rev.  rol.  intern. 

“Ten  Kate,  Dr.  H.  Obeervation«  anthropologfqne* 
recueillles  dann  laGuyane  et  le  Venezuela.  (Resumd.) 
Rev.  d'Anthrop.  18,  44 — 68. 

Die  Meinungen  erstrecken  sich  auf  54  Indianer  (Arown- 
ken,  Kariben,  Macuri,  WsTTSU«  und!  Indianer  von  Aguasai), 
25  Mischlinge  (Karbuger  und  Gnayquerie*) , 15  Busclt- 
neger  und  daneben  auf  9 Hindus  und  7 Annaimtrn. 

Thouar,  A.  Expedlciön  al  Alto  Paraguay.  Bol.  Soc. 
geogr.  Madrid  23.  251  ff. 

VeriMlmo , J,  Idole«  de  V Amazone.  Annale*  du 
Mus.  Guimet  10,  105  ff. 

Veriaaimo,  Josö.  As  popola^oe»  indigenas  mesti^a» 
da  Amazonia.  Reviata  trimensal  L,  1,  295—390. 

“Virohow.  Ue1>er  einen  retinirten  Zahn  mit  offener 
Wartsl  in  dem  Unterkiefer  einer  Goajira.  Verh. 
Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1887,  202  — 207. 

“Virchow.  Ueber  den  Schädel  und  das  Becken  eines 
Buschnegers  und  den  Schädel  eine«  Karbuger*  von 
8urinam.  Verh.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  615  — 624. 

Wallis',  Gustav,  Reisen  In  Brasilien  von  1860 — 1866- 
Herausgegeben  von  P.  Petersen.  Ausland  60,  Nr.  1 ff. 

ß ) P «ru an  i«ch e u nd  Cb ibe  ba- VÖl  ker. 

Bamps,  A.  Tomebamba , antique  cit4  de  lVmpire 
des  luca»,  Bull.  Boc.  R.  Beige  de  geogr.  11,  68»  ff. 

Castaing,  A.  Les  croyances  *ur  I«  vie  d’ontretombe 
Chez  lea  anciens  Peruviens.  Arch.  de  la  Boc.  Am£ri- 
caine  de  France.  Nouv.  Sörie  5,  49  — 66. 

Castaing,  A.  La  vie  monastique  dan«  Pan  eien  P4rou. 
Areli.  de  la  Hoc,  Americaine  de  France.  Nouv.  S*rie. 
5,  66—86. 

Cattellanos,  J.  do.  Historia  del  Nuevo  Reiuo  de 
Granada.  Madrid.  Manila,  1886—1887.  2 Bd«. 

Vgl.  Geogr.  Lit.-Bcr.  1888.  Nr.  84.  „Von  bet-onderem 
wissenschaftlichen  Werthe  (in  diesem  1592  vollendeten 

4.  Theile  der  Elegias  de  varone*  ilustres  de  Indio*' , deren 
drei  erste  Theile  in  Kibadeneyros  Bibliotecs  do  Autores 
espanoles  veröffentlicht  eirnl)  sind  die  zahlreichen  Angaben 
über  die  Sitten  der  Eingeborenen  und  ihre  Geschichte, 
welch«  sich  durch  da»  ganze  Werk  zerstreut  finden.“ 

Kunz,  G.  F.  Gold  Ornaments  from  United  State«  of 
Columbia.  Am.  Attttqu.  9,  267  — 270.  111. 

Nüster,  Chr.  Dia  Cholos.  D.  Rundschau  f.  OeogT.  9, 
»49  — 358,  403  — 413,  554  ff. 

Nasser,  Chr.  Das  Cbilinobili-Fest  der  Aymara.  Glo- 
bus 52,  123—126. 

[NusBer.j  Gebräuche  der  Aymara.  Globus  51,  221, 

222. 

Nachtrag  zu  Globus  50,  238.  Feste. 

Ordinaire,  OL  Le«  sauvages  du  Perotu  Rev.  d’Ethn. 

5,  265  — 322.  111. 

Hiernach:  Im  Lande  der  Cattpas  111.  (Globus  53, 
4—9;  21—25.) 

Perrier,  E.  V«ux  artiflcieU  des  momies  <V Arica,  Fdron. 
Rev.  (VEthnogr.  6,  176. 

„Ce  *ont  bien  r^ellement  de*  cristsllina  de  Poul|»e  du 
genre  Octopu»,  appat  tensnl  prnbiibleiuent  k l’une  des  quatre 
«apece*  de  gründe  taille  qui  vivant  *ur  le»  i5tea  pan  oururs 
pur  les  liabitants  d'Aric*.“ 

Reise,  W.,  und  A.  BtQbel.  Das  Todteufeld  von  Ancon 
in  Peru.  Eiu  Beitrag  zur  Cultur  und  Industrie  des 


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78  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Inca-Reichet».  Nach  (len  Ergebnissen  eigener  Aua* 
grmbungen.  14 1 Tafeln  in  Partien'] ruck  mit  Text. 
3 Bünde  gr.  Folio.  Berlin,  Äther,  1800 — 1837. 

Von  dit-M-m  nun  vulleudetcn  Hauptwerke  (vergl.  Vertu 
BerL  Ge*.  f.  Erdkunde  15,  222  — 226,  wo  eine  Inhalts- 
übersicht gegeben  ist)  erschien  eine  englische  Ausgabe 
unter  dem  Titel  „The  NccropoU«  ot’  Auooa  in  Peru“, 
London. 

(8&OC.J  Intereaante»  informes  del  Doctor  Hacc,  Jef* 
de  la  common  cientitlca.  De  Cocbabamba  ä Santa- 
Crua.  — De  Bantu-Crux  i Cbiquitos.  BoL  del  Alini- 
*t«rio  de  relao.  extar.  Bucre.  4ft. 

*S«rgi,  O.,  e L.  Moschen.  Crani  Peruviani  antichi 
del  Mueo  atitropulogico  nella  Uaiversitä  di  Roma. 
Archivio  per  Pantrop.  17,  5 — 2«. 

Thoron , Le  Vioonte  Duifroy  de.  Grammaire  et 
dictkmnaire  frau';ai»-kiehua.  Paria,  Leruux.  210  pp. 

Taohudi , v.  Kupferaxt  von  8.  Paulo , Brasilien. 
Verh.  Berl.  Gen.  f.  Anthrop.  1HH7,  Mt 2,  593. 

Bestätigung  des  von  Uhle  angenommenen  peruanischen 
Ursprung*. 

Uhle,  M.  Ueber  eine  Kupferaxt  von  8.  Paulo.  Bra- 
silien. Verb.  Berl.  Gea.  l’.  Anthrop.  1887,  20  — 22.  111. 

AHperaaaitck. 

Wilcaynaki,  H.  Wörterverzeichnisse  der  Cayapä  und 
der  (Juichua.  Vt-rh.  Berl.  Qm.  f.  Authrop.  1887,  597 
— 599. 

y)  Chilenen,  Paiupaaindianer,  Patagonier, 
FeuerlAnder. 

HyadeB.  Ethnographie  des  Fuegioo*.  Bull.  Soc. 
d’Anthrop.  Pari«  10,  327  — 345.  Diacuasion. 

Ausfüllung  de«  Questiunnaire  de  sociologit  ot  d'ctbno- 
graphie  der  P«ri*er  Anthropol.  Gesellschaft. 

Letourneau.  Sur  1'antbropopliagie  «n  Atnärique.  Bull. 
Bcic.  d’Antbrop.  Paria  10,  777  — 73U.  Diacusaion. 

Chile. 


Lieta,  R.  Utilitd  d’une  exploralioD  4 la  Terre  de 
Feu.  C.  R.  Soc.  de  gfogr.  Paria  1837,  176  — 130. 

Interesse  „de  savoir  *i  les  Onas  ne  »eraint  pa*  de  la 
race  primitive  qui  anrait  habite  nutre  Amenque“. 

Lifttft,  Ramon.  Viuje  al  Paia  de  loa  Onat,  T.  del 
Fuejo.  Buenos  Ai  ree.  145  pp. 

VgL  Pme.  H.  Geogr.  Soc,  9,  334  ff.  Seine  Beobach- 
tungen über  die  Tehuelrhen  {die  den  Ona*  iihulich  sein 
«ollen)  in:  Die  wilden  Stimme  von  Patagonien  (Ausland 

61,  347  — 349). 

Polokoweky,  H.  Da*  Magellaue-Territoritiin.  Rev. 
OoL  Intern.  5,  447  ff, 

*8ergi,  G.  Antropologia  fisica  della  Fuegia.  Roma. 
(Aua:  Atti  della  R.  Acc.  Medica  dl  Komi«.  Serie  2, 

T.  3.) 

VgL  die  An*))***  I)cn  i her’»  in  Rer.  d'Anthrop.  16, 
500  — 507  (irrig  300).  Siehe  auch:  ü.  Sergi.  Antro- 
pologia  Hsica  della  Fuegia.  Archivio  18,  25  — 32  (1888). 

cf)  Völker  am  Ontabhange  der  Cordilleren. 

Arnoz , G.  Navegacion  dell  Rio  Berrnejo  y viajea  al 
Gran  Chaco.  Buenos  Aire*  1880.  416  pp.  111. 
Armentia,  Nicolas.  Navegnciou  del  Madre  de  Dioe. 
Bibliotbeca  Buliviana  de  geografla  y biatoria.  Vol.  I. 
La  Pax.  230  pp.  Karte. 

Vgl.  Verh.  Berl.  Oe*,  f.  F.rdk.  15,  475,  476.  Besonders 
Über  die  Arwraiu.  Zwölf  Setten  sind  den  Sprachen  der 
Tnraua,  Ariuuia,  Pamguara , Cavineüo  und  Miweteno  ge- 
widmet. Ueber  das  Geographische  vergl.  J.  Fr.  Velarde 
Lu  Bull.  Soc.  de  Geogr.  Pari*  8,  241  — 267. 

Pink&e , Julio.  O alto  Madeira.  Bev.  da  soc.  de 
geogr.  do  Rio  de  Janeiro  3,  269  — 309. 

Ch.  V.  Pupulayao  do  alto  Madeira.  (p.  292  — 302.) 
Ordinairo.  8.  oben  unter  fl). 

Bimson,  A.  Travel«  in  Wilds  of  Ecuador  and  Explo- 
ration of  the  Putumayo  River.  London,  Low. 

VgL  Pro«.  R.  Oeogr.  Soc.  9,  321. 


IV. 

Zoologie. 

Literaturbericht  für  Zoologie  in  Beziehung  zur  Anthropologie  mit  Ein- 
schluss der  fossilen  und  recenten  Säugothiere  für  das  Jahr  1887. 

(Von  Max  Schlosser  in  München.) 


A.  Menschen-  und  S&ugethierreate  aus  dom  Diluvium. 


Anoutschine/  D.  Lee  reute*  de  Tours  des  cavw&M  en 
Tranacaucaaie.  Materiaux  pour  Tbistoirt  primitive 
de  Tbomnie  1887,  T.  IV,  fVr.  3 und  Bulletin  de  la 
Bocidtd  imperiale  des  Xaluraliates  de  Moscou,  1887, 

p.  216  — 221. 

Hcrnnzky  fand  in  einer  Höhle  hei  Kgnni  unweit 
Fschichatura  im  Gouvernement  Koutki*  Ke*t*  d«a  Höhlen  - 


baren.  Die  Höhle  Hegt  in  einem  Halbfetten , der  von 
Tertiärschichten  überlagert  wird,  und  war  von  einem  Kalk- 
block  gench)uM*n.  Mun  «uchte  dort  Manganerze,  fand  aber 
statt  deren  in  einem  zweiten  Gewölbe  Lehm  mit  Knochen. 
Ausser  zahlreichen  Renten  de*  Höhlen  hären  kommen  darin 
noch  vor  Wlldaeh wein,  kleine  Säuger  und  Menschen- 
knochen. Die  letzteren  sprechen  für  pnl&oUthiache«  Alter. 


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Zoologie.  79 


Unter  dem  von  Anout« rhine  untersuchten  Material  fehlten 
jedoch  menschliche  Ueberrest« , vielmehr  gehören  die  be- 
treffenden Knochen  alle  den»  Höhlenbären  an.  Er  be- 
streitet es  durchaus,  dass  diese  schwer  zugängliche  Höhle 
vom  Menschen  bewohnt  war.  um  so  mehr,  als  auch  Feuer- 
steinsplitter und  Asche  fehlen.  Aach  lasst  keiner  der 
Knochen  Zahn» puren  erkennen , die  etwa  als  solche  des 
Menschen  gedeutet  werdrn  könnten;  es  rühren  solche 
vielmehr  zweifellos  von  jungen  Bären  her.  Die  Baren  - 
reale  sind  fast  durchgehend»  zu  klein  für  den  Höhlen- 
bären, doch  spricht  für  diesen  die  Beschaffenheit  der 
Zähne  und  das  Kehlen  der  vorderen  Prämolaren. 

Bertkau.  Fund  des  Höhlen  baren  unweit  Ktromberge 
bet  Bingen.  Correspondenzblatt  des  n»tu rhetorischen 
Vereins  der  preussischen  Rheinland«»  und  Westfalens, 
1887,  8.  159. 

Brie  ton,  Daniel  G.  On  an  ancient  Human  Foot- 
print from  Nicaragua.  Proceeding*  of  the  American 
Philosophical  Society.  Philadelphia  1887.  p.  437 
— 444.  Mit  einer  Tafel. 

ln  vulcanischen  Tuffen  am  Managua -See  fanden  sich 
Fußspuren  de»  Menschen.  Di«  betreffende  Schicht  liegt 
21  Fa»  unter  dem  Boden  und  wird  unmittelbar  von  gel- 
bem Sande  mit  postpliocmnen  Muscheln  überlagert,  ln  Mitte 
des  angeschnittenen  Profils,  etwa  10  Fuss  Über  den  Fuß- 
spuren befindet  sich  ein  blauer  Thon  mit  Maatodon- 
liesten.  Mastodon  hat  noch  zweifellos  mit  dem  Men- 
schen zusammen  gelebt,  denn  ln  eluer  später  ver- 
schütteten Teichanluge  — in  Concordia,  Columbia  — , 
di«  nur  vom  Menschen  brrrühren  kann,  kam  ein  ganze« 
Mastodon  - Skelet  zura  Vorschein.  Die  Tuffe  mit  Fuß- 
spuren haben  daher  wohl  höchstens  oberpliocäne*  oder 
vielmehr  richtiger  ijoartäres  Alter.  Die  Zahl  der  Fuss- 
spuren  selbst  ist  sehr  beträchtlich.  Sehr  auffallend  ist, 
dass  die  zweite  Zehe  die  längste  von  allen  ist,  was  als 
Zeichen  einer  inferioren  Rasse  angesehen  wird.  Ein  Kuss* 
abdruck  lässt  anscheinend  sogar  dna  Tragen  von  Sandalen 
erkennen. 

Bürge,  L.  PreglacialMan  and  theAryan  Race. 
Boatou,  MaB».  1887. 

Liegt  nicht  vor. 

derlei,  E.  Sopra  i resti  diCastoro  Önora  rinvenuti 
nei  dintorni  di  Roma.  Uullelino  di  comitato  geulogico 
d’Italia,  1 RH 7.  p.  278  — 284.  Mit  einer  Tafel. 

Id  einer  Höhle  de»  Monte  Sacro  fanden  sich  Säuge- 
thierknochen, darunter  auch  Reste  des  Bibers.  Die 
Localitäl  liegt  4 Kilometer  vor  Rom  an  der  Via  Nomen- 
Unu.  Ausser  den  Biberrestrn  kamen  daselbst  auch  solche 
von  Elephas  antiquus,  Hippopotumus  major,  Bo« 
prlmigeniu»  und  Cervus  elaphus  vor.  Knochen  und 
Zähne  des  Biber»  kennt  mau  au*«er  von  dieser  Locali- 
tat  auch  aus  Leffe,  Arezzo,  dem  Torf  von  Verona,  aus  den 
Pfahlbauten  von  Imola,  Reggio  und  Varese  und  endlich 
aas  dem  Tarnigi - Thale.  In  Frankreich  wurde  der  Biber 
nach  gewiesen  in  den  Tuftcn  von  Aube,  der  Höhle  von 
Lunel  Viel,  den  Torfmooren  der  Somme,  bei  Paria,  in 
Deutschland  im  Rhein-  und  Neckarlöss , den  Sanden  von 
Mauer,  Moosbach,  den  Tuffen  von  Cannstadt,  dem  Torf- 
moor von  Urdingeu  (?)  und  Haderslehen.  Man  kennt  Biber- 
reste auch  au»  den  Schweizer  Pfahlbauten,  den  dä- 
nischen Kjökkeumüdding  and  einer  Hohle  des  Altaigebirge*. 
Im  15.  Jahrhundert  lebte  derselbe  noch  am  Po. 

Dawaon,  J.  W.  Fossil  Men  and  th«ir  Modern  Reprä- 
sentative*. .ite  Edition.  Loudon,  Ilodder.  8(>.  356  8. 

Liegt  nicht  vor. 

Döderloin , L. , and  E.  ßohuhmacher.  Ueber  eine 
diluviale  Saugathierfauna  aua  dem  Oburelaaaa. 
Mitthcilungen  der  Commission  für  die  geologische 
tandesuntersuckung  von  Elsas* - Lothringen  1887. 
Band  I,  8.  75. 


Einer  der  Steinbrüch*  im  BunUandstein,  die  sich  von  den 
.drei  Ecken"  bei  Colmar  bi*  gegen  dn*  Gebwriler  Thal  hin- 
zieben,  liefert«  eine  Anzahl  diluvialer  Säugetbierrcste.  Die- 
selben waren  eingebettet  in  rinen  braunen  Lehm,  der  sich  zwi- 
schen Blöcken  und  Platten  de»  Sandsteins  eingelagert  findet. 
Neben  den  Knochen  enthielt  der  Lehm  noch  Feuerstein- 
splitter, Topfscherben  und  Kohlenstückchen.  In  früheren 
Jahren  »ollen  hier  auch  menschliche  Skelettheile  und 
Schädel  znm  Vorschein  gekommen  sein.  Da*  vorhandene 
Saugetbier- Material  besteht  der  Hauptsache  nach  aus  iso- 
lirtrn  Zähnen  und  Knochcniragracnteu.  Es  vertheilen  sich 
dieselben  auf  M a ul wurf,  M nrmelth ler,  Myoxus  glis, 
Arvicola  amphibiu»,  M yodes  torq  nntus,  lemnut, 
Lepu»  variahili»,  Wolf,  Fuchs,  Höhlenbär,  brau* 
ner  Bär,  Gulo  borealis,  Putorius  «p. , Höhlen- 
hyäne (crocuta),  llöhlcntigrr,  Luchs,  Wildkatze, 
Mammuth  (Backzähne,  Stossühne  und  Kxtremitätenknn- 
chea),  Wildschwein,  Hi  ppopotamu»?  (ein  sehr  proble- 
matischer Backzahn),  Rhinoccros  tiehorhinus,  Pferd. 
Ken  eh  i er  (nebst  dem  Pferde  eines  der  häutigsten  Thier«), 
Cervus  spelaeus  — Edelhirsch,  Gemse,  Steinbock 
(?  nur  zwei  Zähne),  Orttier  und  Hautrind  — dilMS 
jedoch  an  einer  amleren  Stelle  gefunden  und  zweifellos  viel 
j Enger. 

Es  wäre  nicht  unmöglich , da»  diese  Thier«  verschiede- 
nen Zeiträumen  nngehören,  doch  halten  hier  sicher  Höh- 
lenbär und  brauner  Bär  und  Edelhirsch  und  Ren- 
thier  zusammen  gelebt.  Die  Ksunn  hnt  einen  subarctischen 
und  Höchgeblrgtcharakter.  Der  Cervus  spelaeus  stimmt 
hinsichtlich  der  Grosse  der  Molaren  mit  Elenn  und 
Riesenhirtch;  ihre  Form  weicht  von  jener  der  Elenu- 
Molnren  wesentlich  ab.  Die  Prämolareu  unterscheiden 
sich  aber  wesentlich  von  denen  de»  Riesenhirsch  ubd 
stimmen  besser  mit  Edelhirsch.  Es  gehören  die»«  Zähne 
wohl  der  nämlichen  Hirschart  an , wie  die  Geweihe  von 
Schiltigheim.  die  alt  Cervus  canadensis  bestimmt  sind, 
aber  jedenfalls  zu  dem  Strongylocera»  spelaeus  Owen 
passen.  Die  Identität  zwischen  diesem  und  Cervus  eana- 
densls  ist  noch  nicht  bewiesen. 

Fritsch,  C.  Frh.  v,  Zahn  von  Elepha*  nntiquu* 
Falce  im  Diluvium.  Zeitschrift  für  Naturwissen-  * 
schäften.  Halle  1887.  60  Bd.,  8.  86. 

Gaudry , Albert.  Une  lettre  de  M.  Zawiaza  *ur  le 
Quaternaire  de  la  Pologne,  Bulletin  de  1&  aoeiet« 
glologique  de  France  1887,  p.  143. 

In  Polen  fanden  sich  bearbeitete  Elfenbeinstilckc , vom 
Mammuth  herrührend,  die  Fische  darstellen  und  eine 
sehr  geschickte  Hand  verralhen.  Mammuth  und  Khino- 
eeros  haben  »ich  dort  bis  ans  Ende  der  Quartärzcit  er- 
halten, während  ln  Frankreich  das  Rhinoceros  damals 
schon  ganz  ausgestorben  und  das  Mammuth  sehr  selten 
geworden  war. 

Gaudry,  Albert.  Sur  le  aquelett«  d'un  petit  Urans 
spelaeus.  Bulletin  de  la  aoetetä  gfalogiqtM  de 
France  1887,  p.  423. 

Gaudry,  Albert.  Le  petit  LTreu*  spelaeus  de 
Gargos.  Comptea  rendua  de*  s4anc«a  de  Pacad^mie  de* 
acience«  1887,  T.  CIV. 

' Während  der  echte  Ursus  spelaeus  viel  grösser  ist 
als  der  Griiztybär  (Ursus  horridus)  und  der  braune 
Bär  (arctosl,  ist  der  Bär  von  Gurgtu  kleiner  als  beide; 
in  seinen  sonstigen  Merkmalen  stimmt  er  jedoch  ganz  mit 
Ursus  spelaeus  überein.  Im  Gegensatz«  zum  braunen 
Bären  zeichnet  sich  der  Höhlenbär  durch  die  relativ« 
Kurze  seines  Unterschenkels  aus.  Die  schwachen  Krallen, 
der  Verlust  der  meisten  Prämolaren  und  die  Länge  der 
hinteren  M.  lauen  fast  auf  eine  mehr  gemischt«  Nahrung 
schUesseu,  als  der  braune  Bär  zu  sich  nimmt.  Während 
die  Läuge  de»  Schädels  beträchtlicher  ist  als  bei  diesem, 
sind  die  Eitremitätenknochrn  bei  dem  kleinen  Bären  von 
Gargas  kleiner.  Der  Scheite)  kaum  ist  schwächer  als  beim 


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80  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


gewöhnlichen  Höhlenbären.  Er  lebte  mit  dieser»  xu- 
«■immrn  und  war  nicht  allzu  selten.  Kr  findet  «ich  auch 
in  i'Hrrm  und  Aubert  (bei  St.  Glron»),  sowie  in  Belgien; 
die  dortigen  Schädel  sind  jedoch  audnllrltd  breit.  Auurr  den 
Hub  len  baren  enthalten  manch«  Hohlen  auch  Bärenreste, 
die  man  auf  den  Grizzly  hären  bezogen  hat,  doch  schei- 
nen dieselben  nur  von  einem  starken  (Traue  urcton 
herzurühien.  Die  Bären re* te  sind  am  hantigsten  in  den 
rtnstersten  Theilen  der  Höhlen.  Die  Höhle  von  Garga* 
giebt  wähl  auch  Aufechlüs«*  Uber  die  Chronologie  der 
(ilacialerscheinungen.  Obwohl  in  den  Schichten  dea 
Magdalcnicn  di«  Kenthierr«at«  so  häutig  sind,  «nt* 
»(■rieht  diese  Periode  doch  nicht  der  grössten  Ausdehuuug 
der  Gletscher,  sondern  scheint  junger  zu  sein.  Auch  die 
Periode  der  Höhlenbären  scheint  erst  auf  die  eigentliche 
Eiszeit  gefolgt  zu  sein,  dehn  während  der  Eiszeit  war  diese 
Höhl«  ganz  von  Eia  ein  geschlossen,  wie  die  erratischen 
Blöcke  zeigen,  di«  auch  in  der  Höhle  selbst  anzut reifen 
sind. 

Gttudrjr , Albert.  La  grotta  de  Motitgaudier. 
Materiaux  pour  rhiatoire  primitive  de 
l’homnte  188",  p.  57  — 61. 

Au»  dieser  Höhle  stammt  das  schon  früher  erwähnt«, 
zu  einem  ('omiuandostab  (! !)  verarbeitete  Kenlhier-Gcweih. 
Noch  früher  will  mnn  daselbst  ebenfalla  Knochen  mit 
Schnitzereien  gefunden  haben,  and  zwar  in  einer  Schicht, 
in  welcher  auch  Ithinoceros  tichorhinu«  und  Höh* 
lenhär  vorkonimen.  Die  Höhlen  enthalten  entweder  aus* 
schliesslich  Knochen  aasgestorbener  Thiere  oder  ausschliess* 
lieh  solche  Beste,  welche  tur  die  Anwesenheit  des  Menschen 
sprechen.  Die  letzteren  Hohlen  sind  auch  viel  leichter  zu 
betreten  und  viel  geräumiger.  Diese  Angaben  wurden 
auch  durch  die  letzten  Untersuchungen  bestätigt.  Die 
oberste  Schicht  lieferte  früher  Feuerstcingerathe  und  Nadeln 
vom  Magdalenien-Typu.«  nebst  Hyäne,  einen  grossen  Boa, 
Pferd  und  Ken.  lut  Jahre  1865  fandPaignon  in  der  tief- 
sten Schicht  den  erwähnten  Cominandostub  nebst  Feuerstein- 
reräthe»  vom  Solutre-Typu»  und  zahlreiche  Thierknochen. 
Bei  seinem  letzten  Besuche  entdeckt«  Gaudry  Elfenbein* 
stücke  mit  Gravirungen,  eine  ähnlich  bearbeitete  Kippe  vom 
Auerochsen  und  Fcurrstrinstücke  mit  feinen  Sch)ag*pureu. 
Höhle  nlöwe,  Höhlenhy  ine,  Höhlenbär  (kleine  Raset), 
einen  plumpen  kleineren  Bären,  Wolf,  Ur,  Ren,  Cor- 
vo» canadeoais,  Eber,  Pferd  und  K hinocero«  ticho- 
rhious,  doch  fehlten  Reste  von  Mnmmuth  ausser  jenen 
Ellenheiustücken.  Dafür  landen  sich  Backzähne  eine«  klei- 
nen Mammuts  in  der  benachbarten  Höhle  von  la  Chaise 
zusammen  mit  Knochen  der  eben  genannten  Thiene.  E* 
darf  daher  auch  tttr  die  erwähnten  bearbeiteten  Renthier- 
gnwcih«  daa  nämliche  Alter  festgestellt  werden.  Noch 
tiefer  wurden  auch  noch  Holzkohle  und  Asche  gefunden 
neb»t  Knochenntiickcn,  von  welchen  eins  al»  Harpune  vom 
Magdalenientypu»  gedeutet  werden  konnte,  ferner  die  Reste 
der  ol*en  »ui gezählten  Th»«*re,  unter  denen  sich  besonders 
Pferd,  Ur  und  Ken  durch  ihre  Häufigkeit  auszeichnen. 
Gaudry  ist  daher  der  Ansicht,  das»  nur  diese  Thicre  dem 
Menschen  zur  Nahrung  dienten , nicht  aber  M a m • 
muth  und  K hinocero». 

Gümbel,  W.  ▼,  Kurze  Erläuterungen  za  dem  Blatte 
Bamberg.  Nr.  Xlll  der  geognosti  sehen  Karte  des 
Königreichs  Bayern.  Cassel,  Theodor  Fischer,  18H7. 
54  Beiten. 

Von  dieser  Abhandlung  ist  hier  der  Abschnitt  „Quartäre 
oder  diluviale  Ablagerungen1*  zu  besprechen. 

Der  Lösa  erstreckt  »ich  von  W’ürzburg  al»  Hochterras»e 
das  Maintha]  aufwirt»  bi»  zur  Mündung  der  Regnitz.  Er 
Ui  als  Fluthablagerung  nufzulassen,  und  zwar  stammt 
derselbe  aus  der  Zeit,  in  welcher  die  Flosa«  ihr  Bett  noch 
nicht  so  tief  eingesebnitten  hatten  wie  heutzutage.  Zum 
Thril  »teilt  er  auch  Gehänge«  berdeckung  dar.  die  jedoch 
vielfach  erodirt  erscheint.  Bi»  Bamberg  enthält  er  noch 


die  Lössconchylien  und  die  charakteristischen  I.ö«*m*nn- 
chen.  Viel  Aehnhchkeit  mH  dem  lö«i  zeigen  die  »ehr  weit 
verbreiteten  diluvialen  Lehmbildungen , doch  fehlen  die 
ölten  erwähnten,  für  höt*  so  bezeichnenden  Einschlüsse. 
AI»  weitem  Dituvialhildungen  finden  »ich  auch  Sand*  und  Ge- 
rullablagerungen.  Diese  letzteren  Bildungen  enthalten  nicht 
■eiten  Reste  von  Diluvialthieren,  Mummnth  und  Khinoceros. 

Do»  fränkische  Juragebirt  zeichnet  sich  durch  den  Reich- 
tbum  an  Höhlen  aus,  die  ihrerseits  in  Folge  ihre»  Reich- 
thuma  uo  foeeitcn  Säuget hiermsten  Berühmtheit  erlangt 
halten.  I»ie  Knoc  hen  liegen  in  dem  etgenthümlicheu  Höhlen - 
lehm,  sind  aber  oft  auch  durch  Kalksinter  verkittet. 
Die  häutigsten  Thier#  sind  Höhlenbär,  Hyäne,  Löwe,  Luch*, 
Wolf,  Fuchs,  Schwein,  Pferd,  Ken,  Ur  und  Mamrauth. 
Besonderes  Interesse  verdient  die  Mikrofuuna,  in  welcher 
Ne  bring  zahlreiche  nordische  Thierarten  — z.  B.  Lem- 
ming — nschgew ie»en  hat;  nicht  weniger  interessant  ist 
da»  Vorkommen  von  Riesenhtrach  und  Moschui- 
ochsen  — sowie  die  Anwesenheit  von  Stachelschwein  — 
von  Ranke  gefunden.  Manche  dieser  Höhlen  haben  den 
genannten  Thirren , namentlich  aber  den  Höhlenbären  als 
Wohnung  gedient.  Dass  der  Mensch  bereit*  gleichzeitig  mit 
dieser  Fauna  zur  Diluvialzelt  In  Franken  gelebt  habe,  hat 
Esper  gezeigt  : er  fand  in  einem  noch  unberührten  TTteile 
der  Gallenreuthpr  Höhle  Menschenknochen  zusammen  mit 
jenen  von  Höhlenbären  etc.  Auch  in  der  Räuberhöhle  im 
Kanbthale  und  in  der  Ofnet  bei  Nördlingcn  wurden  Reste 
de»  diluvialen  Menschen  gefunden,  sowie  gespaltene  Röhren- 
knochen. Viele  der  Höhlen  waren  jedoch  auch  noch  in 
der  neoHthiaehen  Zeit  vom  Menschen  bewohnt.  Am  reich- 
sten an  Knochen  diluvialer  Säugrthiere  sind  die  Gailroreuther 
Höhle,  die  Sophienhöhle  und  da»  Kuhloch  hei  Kabrnstein, 
die  For*terhöhie  bei  W'ni«chenfeld,  dos  Zahnloch  hei  Ster- 
ling und  die  Schön  Hein  höhle  Itel  Streitberg. 

Hannen , ßören.  Lago«  Haut«  Racen.  En  anthm* 
pologisk  UadmUgdsa  af  jonlfuudne  M«nne»kelev* 
niuger  fra  braailianake  Huler  Mod  et  Tillaeg  on>  det 
jordfundne  Mennenke  fra  Puntimelo  ved  Bio  de  Arre- 
cifea,  1«  Plata.  E Museo  Lundii.  Kn  Hämling  af 
Afliandlingnr  om  de  i det  indre  Brasilien#  Kalaten- 
huler  nf  Prof.  Peter  Vilh.  Lund  udgravede  og 
i den  Luud»ke  |>alaeontologiskn  Afdeling  af  Kjöben- 
havna  Univereltet*  Zoologiak«  Museum  opbrrande 
Dyre  Og  MeomricekBOgler«  I.  Band.  Kupenhftgeti 
1866.  37  p.  3 Tafeln.  4®. 

Die  Menschenreste  aus  den  Höhlen  von  Lagos  Santa 
(Minn»  Gerte«)  sind  niemals  mit  solchen  Tlileren  vermischt, 
du»»  man  auf  gleiche»  Alter  »chliessen  könnte.  Die  Höh- 
len waren  freilich  schon  vollständig  durchwühlt , bevor 
Lund  seine  Ausgrabungen  begann.  Die  Sammlung  in 
Kopenhagen  enthält  15  Schädel  und  zahlreiche  Knochen  — 
30  Unterkiefer.  — AH«  die**  Reste  sind  calrinirt  und  von 
brauner  Farbe  und  oft  mit  Eisenocker  überzogen.  Die 
Reste  vertheilen  sich  auf  Wide  Geschlechter  und  alle 
Altersstadien.  Die  ScHä-Je!  sind  sehr  hoch  und  sehr 
lang  — dotkhoeephal  — , die  Kiefer  stark.  Im  Ganzen  ge- 
währen diese  Reste  kein  besondere«  Interesse.  Sie  erinnern 
an  den  Papuatypus. 

Hannen,  ßören.  L’homme  fossile  de  Pontimelo.  Ibidem. 

Da»  Skelet  lag  unter  einem  Panzer  von  Glyptodon. 
Drr  Schädel  wurde  von  verschiedenen  Anthropologen  unter- 
sucht. Nach  den  Angaben  von  Roth  scheint  die  Gleich- 
altrigkeit de*  Menschen  mit  dem  Glyptodon  zwar  nicht 
bewiesen , aber  auch  nicht  ganz  unmöglich  gewesen  zu 
sein.  Die  onteologischen  Merkmale  stimmen  mit  denen  der 
Reste  von  Lagos  Santa  überein, 

Hieka , Henry.  The  Faun«  of  the  Ffynnon  Bneno 
('ave*  und  nf  the  Norfolk  furewtbed.  The  Geological 
Magazine  1887,  p.  105 — 107. 

In  Erwiderung  auf  Newton* * Einwände  bemerkt  Vesf., 
er  hätte  nur  t*hauplet,  dass  die  Fauna  der  Kfynnon  Bucno 


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81 


Zoologie. 


Cavea  etwas  Elter  sei,  als  jene  der  echt  postglacinleo  Flau* 
ablagerungon.  Viele  nordische  Thier*-  lebten  wohl  schon 
in  England,  bevor  die  eigentliche  VerglrUcberung  begonnen 
hatte,  überall  da,  wo  sie  eben  günstige  Bedingungen  vor- 
fanden.  So  lebte  sicher  schon  «lat  He  nt  hier  zur  Plio- 
cEnzeit , bewohnte  aber  damals  noch  Gebirge  und  kam 
erst  nach  Süden  in  Folge  des  Vorriicken*  der  niedrigen 
Temperatur,  wahrend  wieder  andere,  Wärme  liebende  Formen 
noch  weiter  narb  Süden  getrieben  wurden.  Es  wäre  so- 
nach die  interelaciale  Fauna  iin  Nonien  zugleich  noch 
präglacmi  im  Süden.  Im  Norfolkbed  linden  sich  auch  schon 
Yielfras»  und  Moschusochse;  das  Kenthier  lebte 
aber  damals  noch  weiter  nördlich.  Der  Löwe  und  die 
Hyäne  fehlen  im  Foreatbed,  weil  sie  Höhlen  bewohnten. 
Die  IMiocäntäona  lässt  schon  auf  eine  allmäiige  Abkühlung 
de«  Klimas  srbliesscn.  Von  «len  Tlüeren  des  Foreatbed 
gehen  ins  Pleistooin  Hippopotamus,  Rhinoeeros 
tichorhinus,  Elepbas  antiquus,  Elaphua,  Pferd, 
Macbairodus  und  Ca  stör;  nur  ganz  wenige  Pliocän- 
formen  fehlen  im  Pleistocän. 

Ho  worth  > Henry.  The  Mammoth  and  the  Flood. 
564  p.  London,  Sampoon  Low , M amton  Bearle  and 
Kivington,  1887. 

Liegt  nicht  vor.  Ref.  in  Mat6riaux  pour  l’histoire  primitive 
de  l’homme  1887,  p.  432  und  in;  The  Zoologist  1887,  p.  438. 

Verfasser  huldigt  in  Bezug  auf  die  Erklärung  der 
Glacialbildungen  ganz  eigenartigen,  von  den  allgemein  gül- 
tigen fundamental  abweichenden  Ansichten , die  in  einem 
späteren  Abschnitte  begründet  werden  sollen.  Mammut b, 
Rhinoeeros,  das  Rie«enfaul thier,  sowie  der  palio- 
lithische  Mensch  sind  nach  ihm  durch  WasserHulhen 
zu  Grunde  gegangen,  die  durch  die  Erhebung  der  Gebirge 
veranlasst  wurden.  Der  bis  jetzt  vorhandene  Tlieil  dieses 
Werke«  beschäftigt  sich  mit  den  Main  in  uth -Funden  in 
Sibirien , Europa  und  Nordamerika  und  der  Mammuthzeit 
in  Südamerika,  Westindien  und  Australien,  womit  nach- 
zuweisen  versucht  wird , dass  die  Annahme  von  Aufein- 
anderfolge der  einzelnen  PleiBtocänfaunm  und  von  luter* 
glacialperioden , sowie  von  Wanderungen  des  M a ui  m u t h 
ganz  irrig  sei.  Auch  wird  der  Name  Mn  mm  uth  schon 
aas  der  Bibel  abgeleitet, 

Hoch)  A.  Dritter  Nachtrag  za  dem  Verzeichnis«  der 
U rsäugethier-Ueberreate  von  Siebenbürgen  und 
auf  den  Urmenschen  bezüglichen  Funden.  Orv. 
tenn.  tud.  Erteaitö.  Klausenburg  1886.  Ref.  in  Föld* 
Um;  Közlöny  1887,  p.  291. 

Seit  dem  Jahre  1879  wurden  dem  Verfasser  folgende 
Funde  bekunnt : I.  Bei  Sepai  Sie  nt  Gyorgy  neben  Geräthen 
aus  Extremltäteuknocht-n : C-anls  faniiliaris,  Kbinocc- 
ros  tichorhinus,  Equus  caballus  und  Cervu*  ela- 
hus.  2.  Mammuthreste  kennt  man  von  Hidvdg, 
tfaiva,  Kis-E*küllö , dem  diluvialen  Temssenlehm  von 
Alt  Füld  und  dem  Diluvium  von  Virfalu.  Cervu«  ela- 
phns  von  Mt-sxrshrly  und  Zägon,  von  Zägon  auch  Wild- 
schwein. 3.  Equus  primigenius  aus  dem  Lignit  von 
Köpecx.  Equua  caballus  fossilit  von  Nyiräd-Szereda. 
4.  Aua  dem  mitteleocänen  Siobkalk  von  Kolozsmonostor 
Delpbinu«  sp.  von  Hoja  Halitherium  von  Sztrigy 
Acerotherium  «p.  5.  Au«  d*~m  Aquitanischen  Sand- 

stein von  Klausenberg  Antb raentheri um  sp.  6.  Von 
Tordos  stammen  Hirsch,  Reh,  Capria,  Ovis,  Bos,  Sus 
acrofa,  Equus  caballus,  wohl  alles  Küchenabfälle  drs 
dortigen  Urmenschen.  Endlich  sind  zu  erwähneu  Reste 
des  Höhlenbären  von  der  Bedelöer  Alp«. 

L&dridre.  Dicouvert«  d'une  silex  taille  etd’un  defense 
de  Mammouth  ä Vitry  en  Artois.  G'omples  ren- 
duea  bebdomadaires  de«  aeaucea  de  l’acaditnie  des 
»ciencea.  Pari«.  T.  CVI,  p.  513. 

Lumplugh , Y.  W.  Mamtnaliferous  öravel  at 
Ellougbton  in  the  Hnmber  Valley.  Nature,  VoL  36, 
1887,  p.  153. 

Archiv  fUr  Anthropologie.  B«L  XIX. 


Der  Aufecblua*  zeigt  zu  oberst  Ackerkrame,  2l/j  Fass 
mächtig,  mit  britischen  Grabstättrn,  darunter  steiniger  Sand 
und  Gerolle  mit  Feuersteinen  und  erratischen  Blöcken, 
8 Kuss  mächtig,  unter  diesen  gelber  Sand,  5 Fass  mächtig, 
mit  einem  M aminuthatOttzahn  und  anderen  Knochen. 
Der  Autor  glaubt,  «lass  dieser  Zahn  bei  »einer  Schwere 
nicht  wohl  durch  Wamr  traiisportirt  sein  könne,  soiulern 
in  Ei*  eingefroren  an  seine  jetzige  Lagerstätte  gelangt  sein 
dürft«. 

Martinet.  L'liomine  oontemporain  au  Mammouth 
& 8py.  R«f.  über  Marcel  de  Tuydt  und  Max 
Lobest  in;  Materiaux  pour  rhistoire  primitiv«  de 
l'bt>mm«  1887,  p.  242  — 245. 

Die  Höhle  bei  Spy  unweit  Kamur  ist  unter  dem  Namen 
Bec  aus  Koches  bekannt.  Die  untersuchte  Terrasse  ergab 
drei  Lageu  mit  Knochen.  Die  erste  Schicht  enthielt 
nur  wenige  bearbeitete  Feuersteine  und  Knochen  von 
Hi  rach  und  Mammutb.  Die  Feuersteine  sind  zum 
Theil  auf  zwei  Seiten  behauen  und  nachgearbeitet. 

Die  zweite  Lage  bietet  über  20  Saugethierarten,  davon 
besonder*  in  erwähnen  Rhinoeeros  tichorhinus,  Pferd, 
Mammutb,  Hyäne,  Höhlenbär.  Die  Men»cheu  dimer 
Periode  bearbeiteten  Elfenbein  — ■ Ringe , Stäbe  — Horn, 
Calcednn  und  Feuerstein.  Die  Steingeräthe  haben  hier 
keine  Patina  und  gehören  dem  Typus  von  Moustttre  an. 
Die  dritte  Lage  enthält  so  ziemlich  die  glricheo  Thier- 
arten wie  die  zweite,  dazu  aber  auch  Meuschen- 
knochen  — zwei  nahezu  volLtändige Skelete.  Dass  diese 
menschlichen  Rente  an«  der  nämlichen  Periode  hemibren, 
wie  die  Re«tc  de*  Maromuth,  Rhinoeeros  etc.,  kann 
nicht  bezweifelt  werden.  I>ie  Dicke  der  Schädetknorhen 
ist  eine  sehr  beträchtliche.  Die  Augenbrauenhogen  treten 
stark  hervor.  Die  Unterkiefer  zeichnen  «ich  durch  ihre 
Höhe,  die  Zähne  durch  ihre  Stärke  au«.  Der  letzte  Molar 
ist  ebenso  «tark  wie  der  vorletzte  — lauter  inferiore 
Merkmale.  IRese  Menschen  müssen  gleich  jenen  vom 
Kcauder-Thul  nud  Naulette  klein  und  plump  gewesen  «ein. 
Die  Feuersteiue  ans  dieser  dritten  Schicht  zriglen  Nach- 
arbeitung und  stimmen  am  meisten  mit  jenen  vom  Mou- 
«ti^re-Typn*  überein. 

Modigliani)  Elio.  Grotte  de  B^rgeggi  pr&«  de  Savone. 
Archivio  per  l’antropologia  e etnologia.  XVI  VoL, 
2 fase.,  p.  407  — 412.  Rev.  in  Matdriaux  pour 
lliiatoire  primitive  Thomm«  1887,  p.  76. 

Bei  Suronu  befinden  sich  zwei  Höhlen,  Die  Höhle  von 
Bergeggi  wird  hei  SturmHuthcn  uofer  Wasser  gesetzt,  lu 
einem  Niveau  von  2 Meter  über  dem  höchsten  Wasser- 
stande öffnet  steh  ein  Gang,  in  welchem  Skelete  au«  der 
paläelithisrhen  Zeit  zum  Vorschein  kamen.  Vor  jener 
Periode  war  auch  dieser  Theil  der  Höhle  vom  Meere  be- 
deckt, wie  die  Muschelschalen  zeigen.  Die  Untersuchungen 
lieferten  vier  menschliche  Skelette  und  zwei  Schädel, 
Knochen  von  Hausse h wein,  Wildschwein  und  Wieder- 
käuern, rohe  Topfscherben  mit  Fingereindriicken,  Meeres- 
conchytien,  verschiedene  Steingeräthe,  einig«  davon  gut 
polirt,  und  Bronzefibeln.  Trotzdem  stellt  der  Antor  diese 
Reste  in  die  neolithiscbe  Periode. 

N&daillaC)  de.  Lmpreints  fossile»  de  pas  humaina 
deoouverti  daus  1«  Nicaragua.  La  Nature  1887, 
Nr.  770. 

Siehe  B rinton  in  diesem  Literatur  bericht. 

Nehring,  A.  Uebar  die  Mumie  eines  langhaarigen 
ln  ca  Bunde«  von  Ancon  in  Peru.  Bitznngaberirht 
der  Gestdlacb.  naturforschender  Freunde  zu  Berlin 
1887,  8.  139—141. 

Di«  Mumie  war  mit  Baumwolle  umhüllt  und  in  Typha- 
blätter  eingewickelt.  Das  Individuum  gehörte  der  Schäfer- 
hund-ähnlichen  Race  an  — Canis  Inga«  preuariu«. 
F.s  nt  auffallend  langhaarig , wahrend  diese  Rasse  sonst 
kurzhaarig  ist.  Es  war  hier  sicher  eine  Teudeiu  zur  Rasse- 
bildung  gegeben. 

11 


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82  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Newton,  E.T.  Note  on  *omp  roeent  addition«  to  the 
Vene  brate  Fauna  of  Norfolk  PreglacUl  „Forestbed*. 
The  geotogical  Magazine  1887,  p.  145 — 147.  Mit  einer 
Tafel. 

Zu  d*n  bisher  bekraatn  Wirbelthiematen  kommt  nun 
noch  Lutra  vulgaris,  Htibo  maximus,  Spatula 
clyprata  — eine  Ente  und  Phalacrocora*  carbo  — 
Com  o ran. 

Newton  E.  T.  Tbo  Ffynnon  Buenu  Care.  The  geo- 
logiral  Magazine  1887,  p.  84. 

11  ick»  hatte  in  der  gleichen  Zeitschrift  behauptet,  da»«  in 
dieser  Höhle  eine  Anzahl  Thiere  vertreten  seien,  die  auch 
im  Norfolk  forest U*d  Vorkommen  und  mithin  präglacial 
»eien.  Dem  hält  Verftwr  gegenüber,  das»  diese  Höhle 
zugleich  auch  liebte  von  Thieren  enthalte,  die  im  Knrstbed 
fehlen,  wie  Reo,  Rhinocero«  tichorhinu»,  Löwe. 

Ausserdem  sind  auch  alle  Thiere , welche  diese  Höhle 
mit  dem  Foresthed  gemein  hat,  keine  eigentlich  präglm  ialen, 
denn  in  derselben  fehlen  die  charakteristischen  Formen,  wie 
Rhinocero»  etrnscu»,  Trogontherium  Cuvieri, 
Myogale  mosrhnts,  Klephas  meridion nlis,  grosse 
Hirsche,  wir  Sedgewicki,  rerticornis,  Fol y g n acut, 
Ssvinii.  Siehe  „ Hicks1*  in  diesem  Lileralurbericht. 

Herrin,  A.  Decou verte  d’une  df-fense  de  Mammouth 
dann  la  Haute-Savoie.  Materiaux  pour  l'bistoire  primi- 
tive de  Phonim«  1887,  p.  801» 

In  der  Gemeinde  liellrvaux  (Haute -Savoie)  fand  sich  in 
postgUcinlrn  Schottern  ein  riesiger  Mam  m u t h -Stosszahn. 
Wichtig  ist  der  Fund  deshalb,  weil  solche  Reste  in  den 
Alpen  bis  jetzt  noch  so  gut  wie  gar  nicht  bekannt  ge- 
worden Bind. 

Piotto,  Ed.  E quid  4s  de  1*  Periode  quaternaire. 
Materiaux  pour  i'liiatoire  primitive  de  l'bumme.  Paria 
1887,  p.  35«  — 368.  Mit  mehreren  Holzschnitten. 

In  Frankreich  lebten  zur  Quaternärzett  zahlreiche  Arten 
von  Pferden.  Aus  der  Renthierperiod«  sind  nns  ver- 
schiedene Schnitzereien  aus  Rcnthiergeweihcn , Pferde  dar- 
stellend, aberliefert.  Die  Höhle  von  Pont  du  Gsni  ent- 
hielt einen  Knochen  mit  eingegrabener  Zeichnung  eines 
Hera* onus,  die  Höhle  von  Lorthet  und  Höhlen  der  Pyrenäen 
lieferten  Zeichnungen  vom  Zebra.  AU  Zebrakopf  ist  rin 
geschnitzter  Dolcbgriff  sus  Kcnthiergrwrih  aus  der  Höhle 
von  Jourdan  zu  deuten.  Zur  Renthierzeit  gab  es  jedoch 
auch  echte  Pferde.  Von  der  nämlichen  Locolität  liegt 
die  Zeichnung  eines  solchen  vor;  von  dem  lebenden  Pferde 
unterscheidet  es  sich  durch  seine  aufreebtstehendo 
Mähne.  Zeichnungen  von  Pferden  mit  liegender  Mähne 
üind  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden  worden,  auch  das  Pferd 
von  Solutre  war  daher  vrrrauthlirh  noch  mit  aufrechter 
Mahne  versehen , sofern  es  überhaupt  ein  echtes  Pferd 
war.  Dies«  alten  Pferde  hatten  auch  nur  wenige  Schwanz- 
haare, und  auch  diese  nur  als  Quaste  nngeordnet.  Eine 
Varietät  dieser  Art  besäst  einen  kuran  plumpen  Kopt. 
Ein  anderer  pferdihnlicher  Equidc  zeigt  Zebraxricbnuug, 
doch  waren  die  Streifen  "ehr  viel  dichter  und  zahlreicher 
als  bei  den  teilenden  Zebras.  Diese*  Thier  hatte  ganz 
kurze  Mähne  und  sehr  schlanke  Glieder.  Die  letzter- 
wähnten Schnitzereien  sind  in  Elfenbein  au*gefiihrt.  Die 
erste  stammt  aus  Amdy  (Ba**e«-PyTcnl«*),  die  zweite  au» 
Thaingeu , die  dritte  und  vollständigste  au*  den  Pyrenäen. 
Die  Flecken  am  Kopfe  scheinen  variabel  gewesen  zu  sein. 
Diese  Farm  dürfte  in  der  Mitte  stehen  zwischen  den 
Ahnen  der  lebenden  Pferde  und  jenen  der  Zebras.  Der 
Verfasser  giebt  der  seilten  den  Namen  Maculatu  s.  Du« 
das  PlVrd  ursprünglich  eine  «ebrsartige  Zeichnung  be- 
sessen haben  muss»,  ist  auch  von  anderen  Autoren  ange- 
nommen worden. 

Jedenfalls  verdient  diese  Mittheilung  allgemeine»  Inter- 
esse, denn  bekanntlich  waren  wohl  sammtlicbe  Käogcthiere 
mit  solcher  Zeichnung  ursprünglich  ausgestattet.  — Der 
Referent. 


Pohlig,  H.  lieber  Elephas  trogontherii  tfnd 
ßhinoccros  Mercki  von  Bixdorf  bei  Berlin.  Zeit- 
schrift der  deutschen  geologischen  Gesellschaft  1887, 
8.  88  — «:*.  Mit  einer  Tafel. 

Der  bisher  sIs  E.  antiquus  bestimmte  Elephantrnzahn 
Von  Riidorf  ist  ln  Wirklichkeit  ein  solcher  de»  E.  tro- 
gontheri.  Dieselbe  Art  hat  mit  antiquus  die  Larnel- 
lenrahi  und  mit  priroigenius  die  Gestalt  der  Schmelz- 
figuren  der  KauHirhe  gemein.  E*  wurde  diese  Art  zuerst 
in  Thüringen  gefunden  und  gehört  den  Unter-  und  Mittel- 
pleistocän  an.  Verfasser  bezweifelt  auch  das  Vorkommen 
des  E.  meridionalis  im  Forestbed.  Die  Rhinoceros- 
Ke»te  sind  wirklich  auf  Rhinocero»  Mercki  zu  beziehen, 
auf  eine  Varietät  desselben,  die  noch  mit  tichorhinu» 
zusammen  gelebt  hat.  Die  von  Nehring  als  Mercki 
bestimmten  Reste  aus  Westeregeln  sind  solche  von  ticho- 
rhinus,  Mercki  findet  sich  dagegen  im  Braunschwei- 
gischen bei  Erxheim.  Fände  »ich  Mercki  w irklich  in  Wester- 
egeln, so  batten  wir  es  doch  nicht  mit  Löss,  sondern  mit 
einem  Aequiralrnt  der  Rudorfer  Sande  zu  thun.  Fraas 
giebt  dies«  Art  auch  für  dir  Üfnet  bei  Nördtingen  an,  wo 
sich  ausserdem  auch  tichorhinus  findet.  Ebenso  soll 
Mercki  in  Sibirien  Vorkommen.  Pohlig  bezweifelt  die 
Richtigkeit  dieser  beiden  Angaben.  Die  im  Eise  .Sibiriens 
eingesrhlossenen  Thiere  haben  wohl  kaum  vor  der  Ver- 
gletscherung gelebt , da  ihre  Knochen  sonst  zerquetscht 
»ein  müssten , wie  dies  wenigstens  bei  den  F.lrphanten- 
stMsiähuen  in  Oberitalien  der  Fall  ist.  Rh.  Mercki  lebte 
in  einem  gemässigten  Klima  und  wurde  von  tichorhinus 
überdauert.  In  Italien  fehlt  derselbe.  Die  Rudorfer  Sunde 
gehören  einer  anderen  Periode  an, wir  die  Mosbacher  Sande. 
Denn  sie  enthalten  ausserdem  auch  Ovibos  moschatus 
und  tichorhinus,  während  in  Mosbach  Hippopotamus, 
Elephas  antiquus  und  Trogontherium  augetroffen 
werden,  die  auf  ganz  abweichende,  klimatische  Verhältnisse 
schliessen  lassen. 

Da»  Mittel  pleistocän  gliedert  »ich  folgendermaasaen : 

111.  Mammuthstufe.  Löss, Höhleulehm,  oberer  Geachtelte- 
Ichm,  Thalschotter,  untere»  Ubcrpleislocäa. 

II.  Stufe  de»  Rhinocero»  Mercki. 

2.  Antiquusstufe.  Die  Tuffe  Thüringens  mit  Bh. 

Mercki  und  Mummuth;  häufig  antiquus. 

1.  Trogontheriumstufe.  Die  älteren  tiuviatilen 
Schotter  mit  Elephas  trogontheriL 
Diese  Stufe  1.  zerfällt  wieder  in: 

B,  Mosbachrr  Sande,  tiefere  Terraswnschottcr  mit 
Hippopotamus,  Trogontherium  uml  Elephas 
antiquus  und 

A.  Riwlorfer  Stufe,  höhere  Terrassen  mit  Ovibos, 
Rhin,  tichorhinas,  Mammutb  und  selten 
Mercki. 

I.  H auptglacialstufe.  Aelterer  Gesrhirbelehm. 

Da»  Alter  de»  englischen  Forcstbed  ist  davon  abhängig, 
ob  die  dortigen  Elephanten- Reste  dem  meridionalis  — 
plioeän  — oder  dem  E.  trogontherii  angehören. 

Pohlig,  H.  Jugendlicher  Stomzahn  von  Elephas 
pri  trugen  ins.  CorrespondeozblMtt  dea  nnturhisto- 
rischen  Vereins  der  preuasischen  Rlminlande  und 
Westfalens  1887,  8.  15«. 

Der  Zahn  zeigt  noch  Spuren  des  Schmelzhandr»,  da»  bei 
Elephas  sonst  nicht  vorkommt,  wohl  aber  tur  Mastodon 
sehr  charakteristisch  ist. 

Pr  entwich,  Joseph.  Considerations  on  the  Duration 
aud  Conditious  of  tbe  Qlacial  Periode  with  Reference 
to  the  Autiquity  of  Man.  Quarterly  Journal  of  tbe 
Geologieal  Society  of  London  1887, ’p.  »93 — 410. 

Die  neuesten  Untersuchungen  im  Somme-Thal  bei  Amien», 
an  der  Seine  bei  Pari»  und  des  Thaine*  und  Avon  bei 
Salisbury  ergeben,  dass  der  Mensch  während  der  Prä- 
glacialzeit  gelebt  hat,  d.h.  wenigstens  schon  zu  der  Zeit, 
als  die  Gletscher  noch  nicht  ihre  grösste  Ausdehnung  er* 


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Zoologie. 


83 


reicht  hatten,  sondern  noch  im  Vordringen  begriffen  waren. 
Man  würde  daher  freilich  bester  von  einem  glarialen  oder 
congiacialen  Menschen  sprechen  als  von  einem  prägtacialen. 
Da  die  Eiszeit,  die  Periode  der  grössten  Kalte  und  der  aus- 
gedehntesten Vergletscherung,  auf  1 5 000  bi*  25  000  Jahre 
geschätzt  wird,  da*  Abschmelzen  der  Gletarher  sodann 
etwa  8UÖ0  bis  lOOtM)  Jahre  gedauert  hat,  so  darf  man 
das  Alter  de«  paläolithischen  Menschen  immerhin  auf 
20ÜOU  bi*  30  0O*>  Jahre  schätzen.  Sollte  der  paUudithischc 
Mensch  aber  wirklich  erst  nach  der  Eiszeit  erschienen 
sein,  so  hätte  er  doch  immerhin  noch  10  000  bi*  15  000 
Jahre  vor  dem  neolithischen  Menschen  voraus.  Da» 
Alter  von  200  000  Jahren , das  man  dein  Menschen  xu- 
schreiben so  müssen  glaubte,  ist  entschieden  su  hoch, 
wenn  man  bedenkt,  dass  seit  dem  ersten  Auftreten  des- 
selben so  viele  gross«  Land  säuge  thie  re  au»  gestorben 
sind,  ohne  das*  der  Mensch  selbst  wesentliche  Armierungen 
erfahren  hätte,  ln  Nordeuropa  reicht  der  neolithische 
Mensch  kaum  weiter  surück  als  3000  bis  4000  vor  Chri- 
stus, in  Asien  war  derselbe  jedoch  schon  4000  bi*  5000 
vor  Christus  civilbirt. 

Regazzioni.  La  Station  pr^historiqae  de  1«  Lagozza. 
Bolletino  di  paletnologia  italinna.  8er.  11,  T.  III.  1867. 
Bef.  in:  Mntcriaux  pour  l’histoire  primitive  de  Tbommr 
1887.  p.  294. 

Die  Pfahl liauten  von  Lagnzza  haben  eine  beträchtliche 
Ausdehnung.  Sie  liefern  Geräthe  aus  Hirschhorn, 
Strati t,  Serpentin  und  Bronze  und  gehören  der  neolithischen 
Zeit  an. 

Bergi.  De  l’homme  tertiaire  en  Lombardie.  Ms- 
fertaux  pour  Thistoire  primitive  de  lliomme  1887. 
Bef.,  p.  392. 

Das  Alter  der  betreffenden  Reste  wird  »ich  nie  mit 
Sicherheit  feststrllen  lassen.  Topinard  war  an  Ort  und 
Stelle  geneigt,  dasselbe  ins  Tertiär  zu  versetzen,  hat  aber 
später  diese  Ansicht  wieder  aufgegebeo.  Kür  Qu  atrefages 
sind  die  Schädel  von  Castenedolo  und  die  Entdeckungen 
Cupellini’»  und  Kame's  die  einzigen  Beweise  für  die 
Annahme  der  tertiären  Menschen. 

Bteraol,  T.  Binoceros  tichorhinus  Cuv.  Aus  dem 
Diluvium  von  Chemnitz.  Berichte  der  naturwissen- 
schaftlichen Gesellschaft  von  Chemnitz.  Bd.  10, 
1887,  8.  140  — 143.  Mit  Tafel. 

Struokmann , C.  Notiz  über  das  Vorkommen  des 
Moacliusoclisen  (Ovibos  moschatus)  im  dilu- 
vialen Fluaskie»  von  llamcln  a.  d.  Weaer.  Zeitschrift 
d.  deutschen  geologischen  Gesellschaft  1887,  8.  601 
— 604.  Mit  einer  Tafel. 

In  den  unteren  Kiehschichten  de*  We*«rschottcr*  fand 
sich  da*  Schädelfragment  eines  Moschusochsen  zu- 
sammen mit  Elephas  primigeniu»,  Rhinoceros 
tichorhinus,  Cervus  elaphu»,  Bison  priscus,  Bos 
primigeniu*  und  Kquu*  caballua.  Das  Stück  sieht 
jenem  »ehr  ähnlich,  welches  Römer  in  Schlesien  ge- 
funden hat  und  gehört  einem  weiblichen  Individuum  an, 
während  die  Reste  von  Dömitz  an  der  Elbe  und  aus  Lan- 
geubrnnn  an  der  Donau  auf  männliche  Individuen  zu  be- 
ziehen sind.  Man  kennt  Reste  de*  Moschusochsen 
ausserdem  auch  vom  Kreuzberg  bei  Berlin,  von  Jena, 
Merseburg,  vom  Vnkrlstein  am  Rhein,  von  Moselweis*  and 
Vallendar  am  Rhein.  Am  häutigsten  «iud  dieselben  in 
Schlesien.  Jene  vom  CukeUtein  zeigen  künstliche  Ein- 
schnitte. 

Tardy.  L'homme  quaternaire  dans  la  vallAe  de  l'Ain. 
Bef.  vod  Arcelinin:  Matdriauz  pour  Hüstoire  primi- 
tive de  rhoinme  1887,  p.  89. 

Die  Alluvionen  an  der  Ain  haben  eine  Höhe  bis  zu 
260  m,  beim  Plateau  von  Kapl  bi*  zu  700  tu  uud  bestehen 
au*  alpinen  Gerollen.  An  der  Basis  der  Alluvionen  bemerkt 
man  oft  Moränen.  Aiu  Rande  diese*  einst  vergletschertet! 
Gebietes  bei  Boban  fand  sich  nun  ein  Feuersteinbeil  au» 


dem  Cheileen,  da*  auf  den  Aluvionen  lagert.  Es  war  diese 
Ablagerung  daher  jünger  als  dir  Glacialgebilde  und  Kluse- 
arhottef.  A rceli n erklärt  den  Lehm,  in  weichem  dieses 
Werkzeug  gefunden  wurde,  ab  Temuuenlehiu,  vermut hlich 
äolischen  Ursprungs  und  daher  jünger  als  die  Moränen. 

Tdgi&s,  Gabriel.  Zwei  neue  süd ungarische  Knochen- 
höhlen.  Földtani  Közlöny  I geologische  Mitthei- 

lungen). Zeitschrift  der  ungarischen  geologischen 
Gesellschaft.  17.  Band,  1887,  8.  115—120. 

Die  eine  dieser  Höhlen  liegt  bei  Petrocz  im  Comitat  Hunyad. 
Von  Tbieren  fanden  sich  nur  Reste  des  Höhlen- 
hären  und  auch  die*«  haben  auf  keinen  Kall  hier  gelebt; 
ihre  Knochen  sind  vielmehr  durch  Hocfcflntheu  einge- 
sebwemmt  worden.  Die  zweite  Höhle  liegt  bei  Buhuy  im 
Comitat  KrassA-Szöreny.  Schon  früher  fand  »ich  hier  ein 
Stein borkschädel , spater  dann  auch  Kiefer  und  Femur 
vom  Höhlenbären,  und  zwar  von  riesiger  Grösse.  Das 
Vorkommen  des  Bteinbocks  in  der  nur  800  in  hoch  ge- 
legenen Höhle  von  Steierdorf  deutet  darauf  hin , das»  da- 
mals dieses  hochalpine  Thier  in  Folge  der  Vergletscherung 
der  Gebirge  in  tieferen  Regionen  gelebt  hat.  Man  hat 
Steinbockreste  auch  bei  Aussig  in  Böhmen  gefunden  zu- 
sammen mit  Mammuth,  Rhinoceros,  Pferd,  Ur  und  Höhlen- 
bär, dann  in  den  Höhlen  Ton  Cro  Magnon,  Le»  eyzie», 
Bruuiqnel,  Gibraltar,  Mentone,  Laugerie  Bass,  Laugerie 
liante,  George  dVufrr  uud  einem  Pfahiban  bei  Kempten. 
Anmrrk.  des  Ref. 

TrAbueco  f Giac.  Considerazione  palaeologiche  »ui 
resti  (U  Arctomya  marmott»  ecoperti  neUe  tane 
del  coli«  di  8.  Puucrazio  presao  Bilvauo  d'Olba  (Alto 
Mont«  ferrato).  Paria  1887.  8°.  38  p.  1 Tafel. 

Weithofer,  Anton.  ITeber  ein  Vorkommeu  von 
Baelreaten  in  der  Höhle  Pytma  jama  bei  Gabro- 
witza  nächst  Prosecco  im  Küstenlande.  Annalen  des 
k.  k.  naturhistor.  Hofmuseums.  1887,  Bd.  111,  B.  7 
— 14.  Mit  1 Tafel. 

Das  Material  besteht  au*  einem  Schulterblatt,  einem 
Melatrorpale  nebst  den  dazu  gehörigen  Phalangen.  Die 
Grössenverhältnisse  sprechen  eher  fiir  die  im  Allgemeinen 
kleinen  asiatischen  Eselrassen  als  für  eine  afrikanische 
Form.  Eselreste  kennt  man  sonn  nur  ans  Ablagerungen, 
deren  Fauna  auf  Steppen* hnrakter  hinweist  ; alle  bisherigen 
Fund*  von  solchen  Kesten  waren  von  Resten  asiatischer 
Steppeuthierr  oder  sogar  arktischen  Arten  begleitet.  Die 
Eselknochen  von  Engis  waren  in  Gesellschaft  von  Rhino- 
ceros,  Elephas,  Hyaena  und  Ursns,  jene  von  Asi- 
nus  fossilis  major  und  minor  in  Gesellschaft  von 
Rperroophilus  und  Arvicola  — Südrnuland  — , die 
von  Baden  lagen  neben  solchen  von  Mammuth,  Ktiino- 
ceros,  Hirsch,  Gemse,  Steinbock,  Ur  oder  Bison, 
Pferd,  Höhlenbär,  Dachs,  Wolf,  Hyäne,  Luchs, 
Murmelthier,  Alpenhase,  Hamster  etc.  Auch  die 
Lindenthsler  Hyänenhöhle  lieferte  Zähne  und  Phalangen 
vom  Esel,  letzterer  wohl  ein  Wildesel.  Hier  fanden 
sich  ausserdem  Pferd,  Hyäne,  Rhinoceros,  Ur,  Höh- 
lenbär, Höhlenlöwe,  Wolf,  Hirsch,  Elen,  Ren, 
Mammuth,  Alactaga,  Murmelthier  nebst  anderen 
freilich  nicht  charakteristischen  Formen.  Man  kennt  Esel- 
reste ferner  von  Langenbrunn , aus  der  Ofnet  bei  Nörd- 
lingen  — hier  mit  den  oben  erwähnten  Arten  zusammen  — , 
dazu  noch  Cervus  euryccroa  — , aus  der  Wildsc heuer 
von  Stetten  an  der  Lahn  — , daselbst  auch  Lemming, 
Halsbandlem  mi  ug,  Moschusochse,  Ren,  Mam- 
muth, Rhinoceros  — aus  der  Spalte  I von  Zuzlawiu 
zusammen  mit  einer  sehr  reichen  Glacial-  und  Steppen- 
fauna, ausserdem  au*  Stramberg  — Schipka-Höhle  — , aus 
der  Höhle  von  Brengue»  (Lot),  hier  ebenfalls  zusummeu 
mit  Ken,  Rhinoceros  und  Pferd,  sowie  aus  denTerra- 
maren  Italiens;  dieser  letztere  Fund  beweist  jedoch  sehr 
wenig,  dn  diese  Ablagerungen  schon  der  älteren  Bronze- 
zeit aiigehören.  Die  vorliegende  Zusammenstellung  zeigt, 

u* 


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84  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


das«  dir  diluvialen  Eselrentr  immer  mit  solchen  Thieren 
vergetellKchaftet  sind,  die  der  Mrdliekn  oder  der  asia- 
tischen  Steppenfauna  eigen  sind.  Wahrscheinlich  müsse» 
daher  jene  diluvialen  Eatlrwte  auf  einen  asiatischen 
Wildesel  bringen  werden  und  nicht  auf  den  Afrika* 
nischen  Esel,  welch  letzterer  als  der  Ahne  amem  rahmen 
Bub  gilt. 

Au  der  fraglichen  Local i tat  nun  fanden  sich  au»*erdem 
Wolf,  Fuchs,  Höhlenbär,  Edelmarder,  Vlelfrasa, 
Dachs,  Höhleolöwe,  Hyäne,  l’ferd,  Kind,  Schaf, 
Hirsch,  Schwein,  Hase,  Hatte  und  Eulen;  dazu 
kommen  nun  noch  Menschenreste  und  scheint  diese 
Ablagerung  mithin  sinnlich  jung  zu  sein.  Eigentliche 
Stcppeufonuen  fehlen,  die  Anwesenheit  von  Höhl  en  bür  etc. 
dürfte  wühl  einer  nachträglichen  ZusanuueitMhw einmütig 
der  genannten  Beste  zuiuwhreiben  sein.  Das  Küsten- 
land liegt  bereit»  ausser  dem  Gebiet«  der  ehemaligen  Ver* 
gletM’hrrung , weshalb  auch  die  eigentliche  Steppenfauna 
sowie  Mimmuth  und  Rhinocero»  fehlen. 

Woldrich,  Joh.N.  Diluvial«  Funde  in  den  Pmchover 
Felsen  bei  Jicm  in  Böhmen.  Jahrbuch  der  k.  k.  g«ol. 
Heichsnustalt  1887,  8.  223 — 232.  Mit  1 Tafel  und 
2 Holzschnitten. 

In  den  Slelnbröchen  des  Pracbover  Felsens  bei  Jicin  ta- 
finden  sieb  fünf  Höhlen,  die  bis  jetzt  genauer  aufKnoehrn- 
re»te  untersucht  worden  sind.  Die  erste  Höhle  lieferte 
Ei]uu»  rabailuR  fo»»i  li*  rainor,  Atelodus  (Rhino cr- 
roa)  antiqui  tatis,  Ovibos  moschatu»,  Equus  ca- 
ballut  fossilis  und  Menscheureste;  die  zweite  ent- 
hielt neben  Equus  caballus  fossilis  auch  Renthier- 
knochen,  die  dritte  ausser  den  beiden  letztgenannten  Arten 
auch  Atelodus  nntiqu itatis  und  Vulpes  adrr  Cania. 
Iu  der  vierten  Höhle  fanden  sich  Equus  caballus  fos- 
sil!» minor,  Atelodus  antlquitatis,  Vulpes  vul- 
garis fossilis,  Lepus  tlmidus?  Vulpes  oder  Cants, 
in  der  fünften  Atelodus  antiquitatis,  Equus  rabal- 
lus  fossilis,  Elephas  primigenius  und  Lepus  timi- 
dua.  Viele  Knochen,  auch  solche  vom  Rhinocero», 
Renthier,  sowie  drr  Schädel  des  Moschusoch sen  zei- 
gen Schlagspuren.  Dieser  letztere  besitzt  auch  im  Ver- 
gleich zu  dem  von  Wanket  aus  Olmiiti  lte.-chriel.eneu 
Exemplare  ganz  riesige  Dimensionen.  Auffallend  erscheint 
e»,  «lass  von  den  Recken,  selbst  von  jenen  de*  Rhinocero» 
die  Knochenäste  abgeschlagen  sind.  Auch  der  menschliche 
Oberschenkel  weist  Schnittspuren  auf.  An  dem  Rhinoce- 
ro« Unterkiefer  ist  der  Condylus  wegge  schlagen.  Die 
Knochenwerkieuge  gleichen  so  ziemlich  jenen  von  Zuzlawitz. 
Ei  sind  ganz  rohe,  dreiseitig  zugespitzte  Artefaete,  und  ein 
durchbohrter  Calruneux.  Hierzu  kommen  noch  .Steinmesser, 
von  welchen  auch  die  Schnitte  auf  den  Knochen  herriihren. 
Wir  haben  c»  hier  mit  einer  zweifellosen  Station  des  dilu- 
vialen Menschen  zu  thun,  die  in  die  postglacialc  Weide- 
zeit fällt.  Der  eigentliche  Lagerplatz  des  Menschen  war 
am  Fu«m>  der  Felsen;  in  den  kleineren  bis  jetzt  unter- 
suchten Höhlen  kann  sich  derselbe  nicht  aufgrhaltcn  halten. 
Die  Knochenreste  sind  »heil*  durch  Raubtbirre,  theils  durrh 
Regennasser  ln  der  postglacialen  Weidezeit  in  die  Höhlen 
gelangt.  Auch  der  Moschusochse  hat  nach  dem  Autor 
noch  zu  jener  Zeit  in  Mitteleuropa  gelebt.  In  den  tiefer 
gelegenen  Höhlen  findet  sich  nur  Sand,  aber  niemals  Kno- 
chen. Aber  auch  in  drn  Knochen  führenden  Höhlen  liegt 
zu  unterst  bloss  leerer  Sand,  erst  darüber  daun  drr  Lö>m 
mit  Knochen  und  darüber  eine  humose,  sandige  Schicht. 
Derselbe  diluviale  Löss  bedeckt  auch  den  Fuss  des  Berg- 
abhanges  und  enthielt  hier  einen  Pferdeschädel.  Er 
lagert  dort  auf  Schotter  mit  Rhinocero».  Der  Löss  wurde 
wahrscheinlich  zum  Thcil  durch  Wind«  in  die  Höhlen  ge- 
tragen. 

Woldrioh,  J.  H.,  und  J.  P.  Brandt.  Diluviale  nord- 
«sintische  Sauget hb-rfaurm  und  ihre  Beziehungen  zum 
Menschen.  Memoire«  da  l'acadctnie  imperiale  de« 


•cience*  de  8t-  Pvtenibourg.  1887,  VII,  Tome  35, 
162  p.  4* 

Woldfich  hatte  Gelegenheit , die  zahlreichen  Manu- 
scripte  de«  verstorbenen  Prof.  J.  F.  Brandt  durchzusehen, 
unter  welchen  sich  auch  äußerst  werthrolle  Notizen  über 
die  Säugethierlauna  des  Diluviums  fanden.  Es  werden 
hier  von  Ȋmmtlicheo  Arten  alle  bisher  bekannt  ge- 
wordenen Fundplätze  angeführt.  Hieran  knüpfen  «ich  viel- 
fach Betrachtungen  über  die  Berechtigung  gewisser  Specics 
und  über  die  Beziehungen  der  eiuzeloeu  Formen  zum 
Menschen. 

Natürlich  kann  es  nicht  Aufgabe  dieses  Berichtes  sein, 
näher  in  dir»«  Studien  einzugehrn , es  genüge  hier,  dieses 
ausser»  t werth  volle  Nachschlage  buch  Jedem  dringend  zu 
empfehlen,  drr  »ich  mit  der  Säugethierlauna  des  Dilu- 
viums befasst.  Im  Anschluss  an  jene  Zusammenstellung 
folgen  mehrere  Abhandlungen , die  hier  in  Kürze  be- 
sprochen sein  mögen. 

Beziehungen  des  Renthier»  zum  Menschen  im 
Allgemeinen. 

Da»  Ren  war  ursprünglich  ln  Asien  und  Nordamerika 
einheimisch.  In  der  Diluvialzeit  lebte  es  auvh  in  Mittel- 
europa. In  Deutschland  erhielt  es  »ich  angeblich  bis  za 
Cäsar'»  Zeit,  in  Schottland  sogar  bis  in»  12.  Jahrhundert. 
Dagegen  waren  die  ersten  Völker,  die  mit  dem  Kon  zu- 
sammen in  Frankreich  und  Deutschland  lebten,  noch  keine 
Germanen,  Iberier,  Gelten  und  Ligurer.  Die  Zäh- 
mung des  Ren  ist  vermuthlkh  schon  in  Asien  erfolgt,  in 
Skandinavien  aber  erst  nach  der  Eiszeit.  Nach  Spring 
exislirte  das  Ren  in  Asien  schon  in  der  Präglncinlzeit ; in 
der  GLacialzeit  gelangte  es  dann  bis  ins  südliche  Frank- 
reich, zu  Ende  der  Eiszeit  kam  es  nach  Skandinavien, 
ln  Frankreich  verschwand  es  im  vierten  Zeitalter  — 
mixte.  — In  den  südlichen  russischen  Gouvernement*  fin- 
den sich  echt  fossile  KcnUiierresto.  Nach  Aristoteles 
soll  da*  Ken  noch  bei  deu  Scythen  gelebt  haben.  In 
den  Ostseeprovinzen  kommt  es  erst  km  neolithi sehen  Zeit- 
alter vor,  in  Stationen,  die  bereits  Kupfergcfäase  enthalten. 

Skandinavien.  Die  Lappen,  welche  noch  jetzt  da» 
Ren  als  Hausthier  besitzen,  scheinrn  früher  bedeutend 
südlicher  gewohnt  zu  halten,  in  Dänemark.  Damals  hat- 
ten sie  aber  da»  Ren  noch  nicht  domestidrt.  Sie  trafen 
dasselbe  vielmehr  erst  an  Ihren  heutigen  Wohnsitzen, 
denn  sonst  wäre  die  jetzige  Existenz  wilder  Renthiere  nicht 
zu  erklären , es  müsste  denn  diese«  gerade  aus  Asien  ein- 
gewandert sein,  als  die  Lappen  nach  Skandinavien  kamen 
und  so  hier  mit  demselben  xusammentrafen.  Uebrigen* 
enthalten  doch  die  Kjükkrnmüddings  in  Dänemark  bear- 
beitete Henthierkuu.  heu  und  Geweihe,  Artcfaiie  vom  Peri- 
gordtypus.  Die  dortigen  Völker  werden  bald  mit  Lappen, 
bald  mit  Finnen  verglichen;  dagegen  wird  da»  Bronze- 
volk «um  Arierstamm  gerechnet.  Freilich  ist  es  zweifel- 
haft, oh  dieses  noch  mit  dem  Ren  zusammen  gelebt  hat. 
In  Dänemark  gehört  da*  Volk,  welches  Renthiere  hielt,  der 
Kiefernzeit  an , in  der  Eichenzeit  kamru  dort  Bronze 
und  feine  Stein  werk  zeuge  in  Gebrauch,  während  da»  Ken 
verschwand.  Die  letzte  Periode  ist  charakterisirt  durch  die 
Buchenwälder. 

In  der  Schweiz  fehlt  das  Ren  vollständig  ausser  in 
der  Genfer  Gegend.  Während  der  Pfuhlhauzeit  scheint  es 
bereits  vertilgt  gewesen  zu  sein , doch  ist  nicht  anzu- 
nehroen , dass  es  wirklich  niemals  in  der  Schweiz  eiistirt 
haben  sollt«.  Maromuth  und  Rhinocero»  fanden  sich 
hier  immer  nur  in  Ablagerungen,  die  älter  als  die  Pfahl« 
hauteu  sind.  Die  Menschenschidel  aus  dem  Pfahlbau  von 
Meilen  stimmen  bereits  ganz  mit  denen  der  lebenden 
Schweizer;  es  sind  weder  echte  Lang-  noch  echte  Kurz- 
schädel.  Letztere  finden  sich  dagegen  noch  heutzutage  in 
Graubündtrn,  wo  auch  noch  das  Torfach  wein  sich  erhalten 
hat.  Diesr  Khätier  sind  wohl  ans  Etrurien  eingewandert. 

Deutschland.  Ob  der  Mensch  der  Neauderthalrasse 
schon  mit  dem  Ren  zusammen  gelebt  hat,  ist  uicht  genau 


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Zoologie.  85 


tu  ermitteln , aber  immerhin  wahrscheinlich  , denn  es  fin- 
den aieh  Renthlcrre*te  iui  Kbeinthale,  ebenso  wenig,  welche 
Volker  soust  in  Deutschland  mit  dem  Ken  zusammen 
existirt  hoben. 

In  Nordde utschland  kommen  Renthierreste  mit  Men- 
schenknochen zusammen  tot,  und  zwar  erinnert  diese  Men- 
schenrasse etwas  an  die  Lappen ; sie  gehört  jedenfalls 
der  älteren  Steinzrit  an. 

Belgien  und  Frankreich  hatten  eine  diluviale 
Bevölkerung,  die  zweifellos  noch  dasMammuth  kannte  — 
Loa«  von  Mastricht  — und  ebenso  auch  noch  mit  dem 
Rhinoceros  zusammen  gelebt  bat  — Hohlen  von  Lüttich, 
Schädel  von  Engi<  — ; diese  Menschen  jagten  auch  das 
Ren,  wenigstens  finden  sich  zugleich  auch  bearbeitete 
Renthierrestc.  Dass  dieselben  von  gezähmten  Konthierrn 
stammen,  Ist  nicht  auiunehuieu.  Spring  hält  alle  Men- 
schen, die  lUhiimmen  mit  Mammutb  und  Rhinoceros 
gelebt  haben,  fiir  gleichnltorig  — also  Engis,  Sein«-,  Somme- 
tmd  Themsethal-,  um  so  mehr,  als  diese  Völker  auch  gleich- 
artige Werkzeuge  besessen  haben.  Die«?  Engisrni>*e  hat 
sich  möglicher  Weise  vom  Mittelmeer  her  ausgebreitet, 
in  Namur  landen  sich  Reste  vorn  Menschen  und  Ren, 
wahrend  solche  vom  Mammuth  fehlen.  Die  dortigen 
Schädel  zeigen  Anklänge  an  den  Negertrpu» ; die  aus  den 
Kjökkenmödding»  dagegen  schlirssen  sich  den  Finnen  an. 
Diese  letzteren  wurden  dann  von  drn  Germanen  ver- 
trieben. Die  Kjükkenmöddings  enthalten  Reste  vom  Ren, 
in  ChauTeauz  fehlen  sie  jedoch,  obwohl  diese  letztere 
Station  den  gleichen  Menschentypus  zeigt.  Diese  Men- 
schen waren  Cnnnibalen.  Die  gleiche  Rosa«  findet  sich 
ancli  in  den  Höblrs  Frankreichs  — Avryron , Pyrenäen 
Taraacon,  Tarn  et  Gerönne  — Bruniquel.  — Die  meisten 
franzönU.*  bc-u  Hohlen  enthalten  Reutbierreste.  Wold  rieh 
bezweifelt,  dass  das  Ken  noch  ln  postglacialer  Zeit  in 
südlichen  Gegenden  gelebt  habe,  also  in  der  noolithiachen 
Periode.  Die  Hentbienrxt*  ohne  Mammuth  stammen 
vielmehr  vom  Schlosse  des  Diluvium.  In  nördlichen  brei- 
ten blieb  das  Ren  freilich  auch  noch  ln  neolithischer  Zeit, 
aber  als  Hausthier. 

Oesterreich  und  Nachbarländer.  Die  ältesten 
Reste  des  Menschen  zusammen  mit  Ren  fand  Wanke I in 
der  Byciskilahüble  in  Mähren.  Wichtig  sind  auch  die 
Funde  im  Löss  zoii  Joslowitz  — Holzkohlen,  Mammuth, 
Rhlnoceres,  Pferd  und  fragliche  Reste  des  Ren.  Mit 
Sicherheit  konnte  das  Ken  in  der  zweiten  Spalte  von 
Zuziawitz  im  böhuierwaldr  nachgp wiesen  werden , ferner 
im  Löss  von  Willendorf  an  der  Donau,  daselbst  auch 
Minmnth.  In  Prerau  in  Mähren  kam  Ren  neben 

Mammuth,  Rhinoceros,  Vielfrass,  Elen  und  zwei 
grossen  Katzen  zum  Vorschein.  Zu  erwähnen  sind  auch 
die  prähistorischen  Funde  bei  St ran» borg  — die  dortigen 
Menschenrestc  geben  sicher  bis  zum  Ende  der  Eiszeit  zu- 
rück — und  am  Prachower  Krisen  bei  Jicin  in  Böhmen. 
Sehr  interessante  Ergebnisse  lieferte  die  Gudenushöble 
(Hartenstein)  in  Niederüsterreich.  Sie  enthielt  Reste  vorn 
Ren  und  der  Wakltiauna  und  geschliffene  Knocbenwerkzeuge. 
Besonders  wichtig  sind  endlich  die  Untersuchungen 
Ossowki’s  über  die  Höhlen  von  Krakau.  Die  tiefst« 
Schicht  der  Maszyckaböhlr  enthielt  hier  Ken,  Mam- 
muth, Rhinoceros,  Hyäne,  Höhlenbär,  Saigaanti- 
lope  und  Haushuhn,  dazu  Geräthe  aus  Knochen,  mit 
Verzierungen.  Ossowskl  meint,  es  befänden  sieb  hier  die 
Thterrente  auf  secundärer  Lagerstätte  — eingeschwemmt  — , 
der  Mensch  sei  daselbst  erst  alluvial.  W'oldrich  hält  dies« 
Station  jedoch  fiir  diluvial  wegen  des  Fehlen«  vom  II aus- 
find  und  der  Anwesenheit  der  Waldfauna.  Da«  Ren 
hat  hier  sicher  noch  mit  dem  Menschen  zusammen  gelebt. 
Die  nächst  höhere  Schicht  enthält  schon  geschliffene  Stein- 
werkzeuge, Topfscherben,  Reste  vom  Hausrind,  Ziege,  Schaf, 
zahmen  Schwein,  während  das  Ken  fohlt.  E«  spricht  dies 
fiir  die  postdiluviate  Waldfauns.  In  der  Na  Miksszowce- 
hökle  fanden  sich  ganz  dieselben  Thierarten  und  Artefacte, 


jedoch  mit  Ren,  und  logen  auf  riner  Schicht,  in  welcher 
Mammuth,  Rhinoceros,  Höhlenbär,  aber  ohne  Spu- 
ren des  Menschen  gefunden  wurden.  Die  oberste  Schicht 
lieferte  hier  Geräthe  au*  Knochen  und  Feuerstein,  die  ganz 
den  Habitus  des  Zeitalter*  Her  Waldfauna  an  sich  tragen; 
sie  sind  geschliffen  und  zum  Thcil  als  Zierat ückc  bearbeitet. 
Topfscherben  sind  gleichfalls  vorhanden.  Die  wichtigsten 
Thiere  sind  Gemse,  Rind,  Bär,  Elen,  Haushund, 
also  postglacisle  Waldfaun«,  darunter  noch  Ren.  Es 
ist  daher  die  Schicht  b)  in  beiden  Hohlen  der  Zeit  und 
dem  Inhalte  nach  verwandt , jene  der  Na  Milaszowcehohle 
aber  doch  vor  der  Schicht  h)  der  Miuzyckahöhle  abge- 
lagert, jedoch  nach  der  tiefsten  Schicht  dieser  letzteren 
Hoble.  Die  Schicht  b)  der  Maszyckahühle  zeigt  Fortschritte 
in  der  Bearbeitung  der  Knochen.  — Die  Hirschhorugerälhe 
und  Thonwirtcl  zeigen  drn  nrolithischcn  Typus.  Das  Ken 
ist  in  jener  Zeit  verschwunden. 

Woldricli  gliedert  daher  das  Diluvium  in  Mähren  in 
a)  präglacial;  1.  Cheläen.  b)  glacial:  2.  Monatiörieu, 
Stramberg  und  ältere  Schicht  Her  Byciakäla.  c)  Post- 
glacial:  Steppen,  Weide-  und  Waldfnuna.  3.  Solutrecn, 
4.  Zuziawitz,  5.  Magdaleuien,  Willendorf,  loslnwitz,  jüngere 
Reste  von  Stramborg.  6.  Predmost,  Byciskäla,  jüngere 
Reste.  7.  Hartenstein,  hier  bereite  geschliffene  Werkzeuge. 
Dann  folgt  der  Uebergnng  zum  Alluvium.  8.  Macxyska 
(Alluvialrpoche).  9.  Na  Uilaszowce,  10.  Maczyska  (b), 
11.  Robenhnuscn.  Im  echten  Diluvium  finden  »ich  nur 
geschliffene  Knochen  Werkzeuge.  In  der  neotithischrn  Zeit 
verschwindet  da*  Ken  in  Centraleuropa,  erhält  sich  aber 
noch  in  Norddeutachland , hier  sogar  noch  bis  in  die  der 
Bronzezeit  vorhergehende  Kupferzeit.  W'oldrich  hält  e» 
nach  den  Forschungen,  die  über  den  präbistoriwbcn  Men- 
schen vorltegea,  fiir  wahrscheinlicher,  dass  Europa  die 
Heimatb  der  Arier  »ei  und  die  Zähmung  der  Haua- 
thiere  in  Europa  erfolgt  sei,  während  Much  die  An- 
sicht vertritt,  dass  die  letzteren  schon  im  gezähmten  Zu- 
stande nach  Europa  gekommen  seien. 

Beziehungen  des  Ken  zu  den  Urzuständen  des 
M e uschengeschlecht  s. 

Schon  in  »einer  Arbeit  über  die  Verbreitung  de*  Tigers 
war  Brandt  zu  dom  Resultate  gekommen,  dass  da»  Alter 
des  Menschen  ein  »ehr  hohes  sein  müsse,  indem  der  Tiger 
scholl  dem  Anfänge  der  heutigen  Fauna  angchürt  und  noch 
mit  dem  Mammuth  zusammen  gelebt  hat.  Auch  Schmer- 
ling Ut  fiir  ein  sehr  hohes  Alter  des  Menschen.  Hier- 
für spricht  auch  der  Umstand , das»  die  Cultur  Aegyptens 
sehr  weit  zurück  dotirt,  aber  sich  doch  nur  allmälig 
entwickelt  haben  kann. 

Zu  den  Thierresten,  die  mit  den  Spuren  des  prähisto- 
rischen Menschen  »ehr  häufig  zusammen  gefunden  werden, 
gehören  auch  jeue  de»  Ren.  Dct  damalige  Mensch, 
einem  Jägervolke  angehörig,  zerschlug  die  Knochen,  um 
das  Mark  zu  gewinnen,  muss  jedoch  schon  immerhin  etwas 
euluvirt  gewesen  sein,  denn  er  hinterliess  verzierte  Arte- 
facte;  freilich  trieb  derselbe  noch  nicht  Ackerbau. 

ln  Europa  war  das  Ren  weit  verbreitet,  doch  hat  der 
Mensch  mit  ihm  vermuthlich  schon  in  Asien  zusammen 
gelebt,  dort  auch  wohl  bereits  mit  Mammuth  und 
Rhinoceros;  bei  der  westlichen  Wanderung  dieser  Thiere 
ist  er  denselben  gefolgt,  wie  dies  Jägervölker  thun.  Es  wür- 
den sIbo  diese  Menschen  gleich  den  späteren  Ariern  aus 
Asien  gekommeu  »ein.  Aller  Wahrscheinlichkeit  trafen 
sie  dann  iu  Europa  mit  den  Nachkommen  des  dortigen 
Tertiär-Menschen  zusammen.  Ala  Beweis  fiir  dessen 
Existenz  sieht  Brandt  die  Skeletreste  in  den  Tuffen  von 
Denise  und  die  Schabespuren  an  fossilen  Knochen  des 
Arnothale»  an.  — Die  Menschen  au»  der  Renthier- 
zeit  sind  Kurzköpfe  und  erinnern  an  die  Lappen  und 
Eskimos,  die  noch  heutzutage  mit  dem  Reu  zusammen 
leben,  während  die  Menschen  au»  der  Mammuthzeit  — 
Kngi»  — Langköpfr  sind  und  schon  früher  eingewandert 
sein  müssen.  Der  Mensch  bewohnte  gleich  dem  Ren 


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86  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


ment  da*  tödliche  Europa,  breitete  »ich  alter  mit  dienern 
nach  dem  Zurück weichen  der  Gletscher  Bach  Norden  au*. 

Wann  der  Mnmh  rara  ersten  Male  mit  dem  Reo  zn- 
»nmtnriigrt  rotbrn  ist,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Sicher  alter 
lebte  er  mit  denselben  in  England  bereit*  tot  der  zwei- 
ten Vergletscherung.  lu  »einer  eigentlichen  llrimath  — 
Asien  — müssen  Menschen  und  Ren  sicher  tu  hon  län- 
ger zusammen  existirt  haben.  Wenn  es  aber  In  Europa 
und  Korda*ien  »hon  vor  der  eigentlichen  Glacialpericde 
Me u»ch rn  gegeben  hat,  so  erscheint  auch  die  Annahme 
zulässig,  da*s  dann  auch  in  Centralasien  damals  bereit* 
semitische  und  arische  Urstämme  existirt  halten.  Das 
hohe  Alter  des  Menschen  geht  daraus  hervor,  das*  es 
an  so  und  so  vielen  Orten  der  Zeit  nach  geschieden 
mehrere  aut’  einander  folgende  Rassen  gegeben  hat , die 
Rassen bildung  selbst  jedoch  sehr  lange  Zeit  erfordert. 
Ala  geeignet  für  Zeitbestimmung  hält  Brandt  ein 
Profil  am  Ostufer  de»  Genfereeet.  In  4 Kuss  Tiefe  fanden 
sich  Ziegel  und  Komermünzen , 10  Kuss  unter  der  Ober- 
fläche Bronzegerithe , bei  19  Fas*  zerschlagene  Knochen 
und  rohe  Steinartefacte  und  rin  Schädel,  dem  derKhitier 
ähnlich.  Kür  die  Steinperiode  nimmt,  er  ein  Alter  Ton 
47  bis  70  Jahrhunderten  an.  Jedenfalls  muss  die  ägyp- 
tische Cultur  im  Vergleiche  zu  dieser  Periode  noch  für 
jung  gelten. 

Klima  zur  Tertiär-  und  Diluvialzeit.  Im  Kocin 
herrschte  in  Europa  noch  tropisches  Klima.  Zur  Miorän- 
zeit  hatte  dasselbe  schon  eine  freilich  geringe  Abkühlung 
erfahren.  Selbst  in  den  arktischen  Ländern  war  damals 
noch  eine  Temperatur,  wie  heutzutage  in  Sudeuropa.  Die 
Thiere  des  Mioräu  sind  allerdings  schon  vor  dem  Pliocäo 
ausgrstoriwn  und  die  plioeänrn  wieder  vor  dem  Plristo- 
cän,  nur  Mastodon  geht  noch  in  den  Crag,  erlischt  aber 
im  Forestbed  von  Cromer,  während  der  Elephas  meridio- 
nalis  hier  noch  fortlebt.  Die  Flora  und  die  Conchylien- 
fmuna  deutet  auf  ein  etwas  kältere*  Klima  als  das  gegen- 
wärtige, aber  trotzdem  kommt  hier  Hippopotamus  vor, 
lieber  dem  Forestbed  Hegt  der  Boulder  - (Tay ; es  ist  mit- 
hin präglacial ; auch  kann  damals  uoch  nicht  ein  so  kaltes 
Klima  geherrscht  halten,  wie  zur  Zeit  der  Vergletscherung. 
Der  unterste  Ziegellehm  des  Themsethnles  liegt  zeitlich 
zwischen  dem  Forestbed  und  dem  Boulder-Clay,  denn  seine 
Tbierrvste  verbinden  die  Fauaa  des  Forestbed  mit  der 
postglacialen.  Das  Forestbed  hat  sich  später  unter  den 
Meeresspiegel  gesenkt.  Diese  Ablagerung  lieferte  drei 
Elephantenarten,  darunter  auch  schon  Mammutb, 
das  sich  auch  während  der  Glacialzrit-  erhalten  konnte ; 
dagegen  fehlen  in  Glacialbildungen  Khlnoceros  mega- 
rhious  und  Elephas  priscus,  die  schon  im  Pliocan 
Vorkommen,  aber  auch  noch  in  jenem  Ziegellehm  gefunden 
werden.  Die  wirklich  arktiseben  Formen  finden  sich  erst 
in  den  eigentlich  glacialen  Bildungen , im  Zicgellehro  feh- 
len sie  noch  vollständig.  Aber  gleichwohl  muss  da»  Klima 
des  Forestbed  schon  kälter  gewesen  sein  als  heutzutage, 
wie  au*  der  Anwesenheit  nordischer  Formen  hervorgeht. 
Viele  präglaciale  Thiere  wurden  durch  die  Vergletscherung 
nach  Süden  gedrängt , ebenso  auch  viele  Pflanzen  und 
Schalthiere , während  andere  ganz  zu  Grunde  gingen. 
Postglacial  i*t  jene  Periode,  während  welcher  deT  Rückzug 
der  Gletscher  erfolgte,  veranlasst  durch  die  Milderung  des 
Klimas.  Nach  Meer  war  die  Temperatur  jedoch  auch 
während  der  Eiszeit  Schwankungen  unterworfen.  Auch  in 
Nordamerika  war  während  des  Pleistocän  das  Klima  kälter 
als  in  der  Gegenwart. 

Alte  Völker  Europas. 

Die  mit  dem  Ren  zusammrn  gefundenen  Menschen  in 
Frankreich  und  Belgien  gehören  wohl  der  gleichen  Periode 
an , fraglich  bleibt  es  jedoch , ob  sie  ein  und  denselben 
Ur stamm  repräsentiren.  Die  ersten  ackerbautreibenden 
Völker  sind  jedenfalls  in  Enrop*  eingewamlert,  und  zwar 
noch  vor  den  Celten.  Mit  den  letztem»  verschmolzen 
sie  zu  den  Celtiberern.  Die  Reste  aus  der  Renthierzeit 


der  Dordogne  rühren  von  einem  Stamme  her,  der  im 
.Schädel  bau  an  die  Basken  erinnert.  Die  eigentlichen 
Basken  sind  jedoch  schon  seit  den  ältesten  Zeiten  rin 
ackerbautreibende»  Volk.  Oestlich  von  den  Iberern 
wohuten  die  Ligurer,  Sic  wurden  später  von  den  Cel- 
ten Terdringt,  iHese  Völker  lebten  jedenfalls  schon 
2000  Jahre  v.  Cbr.  Etwa  im  8.  Jahrhundert  ▼.  Chr. 
trafen  die  Griechen  mit  ihnen  zusammen.  Humboldt 
hält  die  Iberer  frir  Autochthonen  oder  doch  fiir  sehr 
alte  Eluwandrrer.  Später  breiteten  sie  sich  weiter  aus 
und  kamen  sogar  nach  Britannien.  Nach  Diefenbach 
sind  keine  Autochthonen  bekannt,  mit  Ausnahme  etwa  der 
diluvialen  Stämme  in  England.  Die  Celten  kamen  nach 
den  Iberern  nach  Gallien  von  Osten  her.  Auch  die 
Cimbero  waren  wohl  Celten.  Die  Celten  erstreckten 
•ich  von  Spanien  bis  snm  Rhein.  Die  Germanen  sind 
schwerlich  sehr  lange  vor  Cäsar**  Zelt  nach  Deutschland 
gekommen.  In  Gallien  gab  es  zu  Cäsar's  Zeit  Beiger  — 
dieselben  auch  in  England—,  Iberer  — Aquitaui  — 
and  Celten.  Die  alten  Br  i t a n n e n waren  Ce  1 te  n,  In 
England  gab  es  jedoch  schon  zur  Steinzeit  eine  vor- 
r « 1 1 i • c h e Bevölkerung.  Die  alten  Irländer  waren 
Cannihalrn.  Die  Völker  mit  Steingeräthen  und  Rentbier- 
zuclit  sind  jedenfalls  älter  als  die  ackerbautreibenden 
Iberer.  Immerhin  können  sie  sich  neben  dirsen  letzte- 
ren erhalten  und  sogar  mit  denselben  vermischt  haben. 

Der  Mensch  zu  r Tertiärzeit  in  Frankreich. 

Als  die  ältesten  Zeugnisse  für  die  Anwesenheit  de*  Men- 
schen erscheinen  die  Kritzer-  und  Schabespuren  an  Knochen 
des  Elephas  m e r idi  o n a 1 i • , des  Hippopotamus 
und  des  Khlnoceros  leptorhinus  von  St.  Prest. 
Sie  rühren  von  Steinwerkzeugen  her  und  sind  angeblich 
nicht  zu  unterscheiden  von  Scbahe*pureu  an  Knochen  des 
Mammnth.  Der  Zeit  nach  gehört  jener  Mensch  von 
St.  Pre*t  ins  Pli  nein,  also  noch  ins  Tertiär.  Auch 
Brandt  spricht  sich  für  die  Kilstenz  des  pliocänen  Men- 
schen au»,  denn  Pferd  und  Edelhirsch,  die  doch  der- 
selben Fauna  angehören  wie  der  Men  ach,  haben  schon 
zur  PliocKnzeit  gelebt,  es  ist  also  nicht  einzusehen,  warum 
dies  nicht  auch  schon  bei  dem  Menschen  der  Fall  ge- 
wesen sein  sollte.  Das  mythologische  Zeitalter,  für  wel- 
ches sich  Spring  entscheidet,  wo  deT  Mensch  noch  mit 
Drachen  und  anderen  Ungeheuern  gekämpft  haben  soll, 
lässt  sich  freilich  nicht  wissenschaftlich  begründen.  Sicher 
Ist  es  aber  immerhin,  daas  der  Mensch  noch  solche  Thiere 
aus  eigener  Anschauung  kannte,  die  jetit  vollkommen  aus- 
gestorben sind.  Jedoch  schon  vor  dem  Pliocan  haben 
Menschen  oder  doch  menschenähnliche  Lebewesen 
ezistirt. 

Bourgeois  fand  die  künstlich  zugeschlagenen  Feuer- 
steine im  Otigocän  von  Thenay,  Karnes  entdeckt«  solche 
im  Obermioran  — Tortonien  von  Puy  Courny  — und 
Ribeiro  ebenfalls  solche  im  Tortonien  von  Portugal. 
Mort  Ulet  glaubt  zwar  nicht  an  den  echten  tertiären 
Menschen,  wohl  aber  an  einen  tertiären  Vorfahren  des- 
selben, in  der  Mitte  stehend  zwischen  Mensch  und 
Affe  — A nthropopithecus  — and  zwar  unter- 
scheidet er  den  Anthr.  Bourgeois!,  kleiner  als  Mensch, 
und  Dryopithecas  — , dem  letzteren  schreibt  Gau  dry 
die  bearbeiteten  Stein«  von  Thenay  zu  — und  deu  A.  Ra- 
raeai  und  Ribeiroi.  — (Dieses  Capitel  ist  das  schwächst« 
de*  ganzen  Werkes.  Der  Ref.  — Es  braucht  wohl  kaum 
bemerkt  zu  werdrn , dass  die  Existenz  des  tertiären , aber 
auch  nur  eine»  oberpliocänen  Menschen  möglich,  aber  noch 
durchaus  nicht  bewiesen  ist.  Die  „ Anthropopithecu»41 
dagegen  brauchen  oeUMverständlich  nicht  ernst  genommen 
zu  werden.) 

Vebrr  den  Ursprung  der  Geschichte. 

Nach  Cuvier  gab  es  keim-  fossilen  Menschen, 
weil  es  auch  keine  fossilen  Affen  gegeben  haben  sollte. 
Diese  Ansicht  ist  natürlich  längst  als  irrig  erkannt  worden. 
Der  Men  »eh  geht  sicher  sehr  weit  zurück,  aber  wie 


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Zoologie.  87 


weit,  darüber  geben  an*  euch  die  ältesten  geschichtlichen 
Denkmale  keinen  Aufschluss ; wir  sind  hierin  auf  die 
Geologie  angewiesen. 

Bei  Bestimmung  de»  Altera  de«  Me  juchen  hat  man  nach 
Brandt  zu  untersuchen:  1.  sein  erstmaliges  Auftreten 

überhaupt;  2.  seine  ersten  Spuren  in  Ländern,  über  welche 
die  Geschichte  keine  Auskunft  gtebt,  die  aber  doch  immer* 
hin  in  die  Zeit  fallen  können,  wo  es  in  Asien  und  Afrika 
schon  eine  Cultur  gab. 

ad  1.  Das  Alter  de«  Menschen  ist  fiel  höher  als  man 
bisher  nuualim.  Selbst  die  alte  Cultur  Aegyptens  reicht 
noch  bei  weitem  nicht  «o  weit  zurück.  Der  Umstand,  dass 
seit  dem  Auftreten  de*  Menschen  gewisse  Thicrarten 
ganz  erloschen  sind  — Mummuth  spricht  für  eine  sehr 
lange  Existenz  desselben.  Brandt  ist  sogar  für  die  Existenz 
eines  tertiären  Menschen. 

ad  2.  Die  Reste  des  prähistorischen  europäischen 
Menschen  dürften  doch  zum  Thefl  noch  in  jene  Periode 
fallen,  während  welcher  Aegypten  bereits  Culturland 
war.  Es  gilt  dieses  für  einen  Theil  der  Reste  au»  der 
Rrnthierperiode , einen  Theil  der  Höhlenfunde , für  die 
Pfahlbauten  uud  Kjükkenmödding»  und  die  Ansiedelungen 
und  Spuren  menschlicher  Thätigkcit  im  Ml»*i»*ippltUale, 
wo  heutzutage  Urwälder  sich  befinden.  Auch  Fr  aas  legt 
die  Ansiedelung  an  der  Schüssen,  an  der  Endmoräne  des 
alten  Rheingletschers,  nicht  weiter  zurück,  al*  an  den  An- 
fang der  babylonischen  Geschichte  ; kurz,  alte  Ansiedelungen 
der  jüngeren  Steinzeit  gehören  wohl  schon  der  historischen 
Zeit  an.  Die  Kjökkrnmbdding*  enthalten  noch  Austern,  die 
heutzutage  in  der  Ostsee  fehlen.  Die  übrigen  Thierreste 
dagegen  gehören  nur  solchen  Thieren  an , die  noch  jetzt 
Dänemark  bewohnen.  Es  falleu  dies«  Ablagerungen  mit 
Steiuwerkzeugen  in  die  Fichtenzeit , jene  mit  Bronze* 
geräthen  in  die  der  Eichenzell  und  jene  mit  Eisengerätlien 
in  die  Buchenzeit.  Die  Reste  im  Mi**i**ippithale  sind  jeden- 
falls älter  als  da«  alte  mezicanische  Reich. 

Der  Ausdruck  a Steinzeit4*  darf  nur  mit  Vorsicht  ge* 
braucht  werden , denn  auch  noch  in  der  historischen  Zeit 
und  selbst  in  der  Gegenwart  wurden  und  werden  noch 
von  einzelnen  Völkern  fiteinwaffen  etc.  benutzt. 

Wollemann.  Gliederung  und  Fauna  der  Diluvial* 
ablager ungen  im  Dorfe  Thiede  bei  Braunachweig. 
CorreepondenzhUtt  de»  naturhistorischen  Vereins  für 
die  preußischen  Rheinland«  nnd  Westfalen  1867,8.  260. 

Bestreitet  die  von  N eh  ring  behauptete  Existenz  einer 
auf  die  Vergletscherung  folgenden  Steppenfauna. 
Wollom&zm.  Uebcr  «ine  Wundnarbe  an  «dnem  Meta- 
tara ua  eines  Riesenhirsch ea  von  Thiode.  Corre- 


•pondenzbUtt  de«  naturhiatoriachen  Vereins  für  die 
preussiachen  Rheinland«  und  Westfalen. 

Bestätigung  des  von  N eh  ring  gemachten  Fundes  — 
Verletzung  des  Knochens  durch  cino  Pfeilspitze.  Im  An- 
schluss hieran  wird  berichtet  über  die  Auffindung  eines 
Humerus  des  Höhlenlöwen  bei  Remagen. 

Ueber  das  einstige  Vorkommen  des  Elen  in  Europa. 
Jagdzeitung  von  llugo,  1867,  fi.  149  — 154. 

Von  den  Schriftstellern  de»  Alterthums  erwähnt  Julius 
Cäsar  zuerst  des  Alces  im  Hercynischen  Wald.  Die 
südlichste  Fundstelle  fossiler  Elenreste  ist  die  Lombardei 
(Diluvium).  Aus  dem  übrigen  Europa  wären  eine  Menge 
Localitäten  zu  nennen,  wo  solche  Reste  zum  Vorschein  ge- 
kommen «ind.  Besonilers  häufig  sind  sie  in  Ptühlbnnten  der 
.Schweiz,  im  Torf  der  Kirderiausitz,  bei  Sprottau  in  einem 
Mergel  zusammen  mit  Mammuth,  Ren  und  Riesenhirach. 
Auch  aus  Ungarn  kennt  man  Klchrrste.  Solche  fanden  sich 
endlich  auch  am  Cubantiussc  im  Kaukasus,  ln  Süddeutsch- 
Und  ist  da«  Elen,  der  Elch  schon  vor  dem  Jahre  1000  n.  Chr. 
verschwunden,  ln  Ungarn  im  18.  Jahrhundert,  in  Nord- 
dcutschland  jedenfalls  schon  sehr  viel  früher , sie  hielten 
sich  nur  in  Freussen  noch  länger , und  wurde  daher  in 
Ostpreussen  dessen  Schonung  anbefoblen.  Dagegen  ist  das 
Elen  noch  zahlreich  in  Russland  zwischen  dem  53.  und 
64-  Grade,  sowie  in  Skandinavien.  Da*  Alter  drr  bi*  jetzt 
ausgegrahenrn  Klchreste  ist  sehr  verschieden.  Mit  Sicher- 
heit gehören  nur  jene  der  prähistorischen  Zeit  an,  welchen 
Artefacte  aus  jener  Periode  beigemengt  sind.  Knochen  des 
Elch  sind  sehr  häufig  zu  Harpunen  verarbeitet.  Die  an- 
geblichen Elcharten,  wie  Cervus  alcea  fossili»,  Irpto- 
cephalus,  resupinatus  haben  keinerlei  Berechtigung, 
da  »olche  Varietäten  wie  diese  auch  beim  lebenden  Elen- 
tliier  noch  Vorkommen.  Es  ist  wohl  kaum  zu  zweifeln, 
dass  dieses  Thier  überhaupt  in  Bälde  gänzlich  ausgerottet 
sein  wird,  wie  die*  mit  dem  Ri esenhirsch  geschehen  i*t. 
Ein«  der  Ursachen  de*  Zurückweichen*  de*  Elena  Ut  die 
Austrocknung  vieler  Sümpfe. 

Horn«  of  tbe  Red  Deor  found  in  the  Duddon  Estuary . 
Nature.  ToL  37,  p.  543.  Th«  Zoologist  1888. 

Die  Geweihe  haben  rum  Theil  eine  Länge  von  40  Zoll 
and  bi*  zu  15  Sprossen.  Diese  Geweihe  wurden  ver- 
mutblich  aus  einem  benachbarten  Moor  ausgewaschen. 

Ueber  einen  bei  Perschau  gefundenen  Knochen  von 
Rhinooero«  ticborhinu«.  Jahresbericht®  der 
«chleaiftchen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur 
1887,  38.  Bd.,  S.  120. 


B.  Säugothiore  aus  dom  Diluvium  ohne  nähere  Beziehung  zum  prähistorischen  Menschen. 


Almera ot Boflll.  Descubriexnento  do  grande* Mami- 
feros  foslle*  en  Catalu  na.  8°.  Cronlca  cientiAca  de 
Barcelona  Anno  X.  Nr.  220,  1887,  4 p. 

Liegt  nicht  vor. 

Burmeiater,  H.  Atia*  de  la  dascriplion  phyalqu«  de 
la  Republique  Argentine.  Le  texte  tradutte  en  fran- 
<jal*  avec  le  coucour*  de  E.  Daireaux.  3 Livre. 
Osteologie  der  Gravigraden.  1.  Abth.  Scelido- 
therium  und  Mylodon.  Part  1.  Buenos  Aires, 
Paris,  E.  Deyrolle.  Halle,  Anton,  p.  65 — 125.  pl.  Yill, 
pl.  XU  — XVI. 

Burmeister  , H.  Neue  Beobachtungen  über  Coelo- 
don.  Sitzungsberichte  der  Akad.  der  Wissenschaften 
zu  Berlin. 

Hardman,  Edw.  T.  On  tbe  Discovery  of  Diproto- 
don  anstrali«  in  tropical  Western  Australia,  Kim- 
berley  Diatrict.  Report  of  the  British  Association 


for  tbe  Advanoement  of  Science«.  56  th  Meeting, 
1887,  p.  671,  672. 

Keilhaok,  K.  Ueber  einen  Damhirsch  aus  dem 
deutschen  Diluvium.  Jahrbuch  der  königl.  preußi- 
schen geologischen  Lande*anstalt  und  Bergakademie 
zu  Berlin  1887.  8°.  8.  283  — 290.  Mit  1 TafeL 
In  der  Gegend  von  Bclzig  fand  sich  in  einem  unter- 
diluvialen Siis*wo*j«rkalk  das  Geweih  eines  Damhirsches 
au*  alt-  oder  gar  präglacialcr  Zeit,  Der  Umfang  de» 
Geweihzapfens  üt  größer  als  bei  ollen  lebenden  Dam- 
hirschen, ebenso  jener  der  Stange  unterhalb  des  Rosen- 
storkr»,  ferner  auch  in  dem  «tark  verdickten  vorderen 
Schaufeltheile , desgleichen  die  Sprossen  und  endlich  ist 
auch  die  Breite  der  Schaufel  bedeutender.  Dagegen  sind 
die  Wurzeln  der  beiden  Sprossen  näher  beisammen  al*  bei 
der  lebenden  Art;  selbst  die  Schaufeln  stehen  näher  bei- 
sammen. Das  Geweih  ist  relativ  niedriger,  mehr  gedrun- 


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88 


Verzeicliniss  der  anthropologischen  Literatur. 


gen.  Der  Winkel , den  der  unter*  Spross  mit  der  Stange 
bildet,  ist  etwas  grösser  als  heutzutage.  Der  untere 
Spross  kt  ausserdem  nach  unten , der  obere  nach  oben 
gedreht.  Ks  besteht  also  beim  Damhirsch  die  Trmlrni 
einer  Streckung  de»  Geweih»  und  eines  Auseinandcrwei- 
chens  der  Schaufeln.  Der  Kund  verdient  besonderes  Inter- 
«»«,  insofern  der  Damhirsch  in  Norddeut schland  erst 
wieder  in  historischer  Zeit  eingrfübrt  worden  ist.  Bemer- 
kenswert!] ist  auch  die  That*achi* , dass  die  Geweihe  de» 
noch  wild  lebenden  Damhirschea  in  Akernanieu  dem 
fossilen  viel  näher  stehen  als  jenen  der  nur  mehr  halb- 
wilden Damhirsche  der  Parke.  In  Heilig  fanden  sich 
ausserdem  Rest«  von  Keh,  Kdelhiracb  und  Elch. 

Koken)  Ernst.  Elcntberocercus,  ein  neuer  vor- 
wdtlicher  Glyptodont  aus  Uruguay.  Abhandlungen 
der  küuigL  pretua.  Akademie  der  W iMi&icblfttt  zu 
Berlin  vom  Jahre  1888.  4°.  28  8.  8 Tafeln. 

Der  Verfasser  giebt  rine  historische  Ucbersicht  über  die 
Kunde  jener  riesigen  Eden  laten- Reste,  die  für  Süd- 
amerika so  charakteristisch  sind,  und  stellt  sodann  die  Mei- 
nungen der  einzelnen  Autoren  zusammen , die  über  diese 
Rest«  geäussert  worden  sind,  insbesondere  so  weil  dieselben 
sich  auf  die  Gattung  Glyplodon  und  deren  Verwandte 
belieben,  die  sich  bekanntlich  durch  die  eigenthüuilichen 
Knocheupanxer  ausxeichuen.  Es  sind  dies  Doedicurus, 
Hoplophorus,  Panochthns,  Euryurus,  Glyptodon 
(dieses  Schistopleuron).  Die  drei  erstcren  besitzen  einen 
geschlossenen  Schwanztuhus , d.  h.  es  verschmelzen  dir 
sonst  beweglichen  und  zu  Ringen  verbundenen  Kno- 
chcnplattcn  des  Schwanzendes  hier  vollständig  zu  einer 
Kiihre.  Eine  solch«  wird  nun  auch  hier  eingehend  be- 
schrieben. Auf  der  Rückseite  befinden  sieb  massig  grosse, 
rundlich  bis  elliptisch  vertiefte  Felder,  die  von  meist  fünf- 
eckigen, kleineren  Feldern  umgehen  werden.  Die  ersteren 
stehen  alter nirend ; die  Seiten  des  Tubus  bestehen  aus  je 
zwei  grossen,  annähernd  elliptischen  Feldern,  die  Bauchseite 
trägt  orale,  mit  einem  Kiel  versehene  Felder,  die  durch 
eckige  Felderchen  getrennt  werden.  Die  Gattungen  Pa- 
nochthus,  Hyplophoru»,  Doedicurus  und  Palaeo- 
hoplophorus  weichen  ganz  wesentlich  ab.  Das  unter- 
suchte Stück  stammt  ans  einem  Flussbett*,  and  ist 
möglicherweise  aus  Schichten  ausgewaschen,  die  ein  etwas 
höheres  Alter  besitzen  wie  die  Pampaslormation ; doch 
bleibt  es  sehr  zweifelhaft , ob  das  fragliche  Thier  gleich- 
zeitig gelebt  hat  mit  den  vor  Kurzem  von  Florentino 
Amcgbino  aufgrzählten  und  leider  allzu  ungenügend 
charakterisirten  Formen , die  wohl  der  nämlichen  Periode 
allgehören,  wie  die  von  Itravard  als  Anoplotherium 
und  Pal  aeot  her  iura  bestimmten  Typen.  Jenes  Aoo- 
plotherium  betrachtet  Ameghino  als  einen  Urwieder- 
kauer,  den  er  Proterotherin m nennt;  das  Palaeo- 
therlum  erhält  von  ihm  den  Namen  Ozyodontherin m 
und  Scaiabrinitlierium ; nach  Burmeister  ist  jedoch 
das  erstere  ein  eigener  Typus,  am  nächsten  noch  verwandt 
mit  Plagiolophns  nnd  A nohiloph us,  da»  letztere  nichts 
weiter  als  Mac ronchen ia.  Ameghino  beschreibt  aus 
diesen  älteren  Schichten  fünf  Gljptodonten,  Ton  denen 
jedoch  nur  ein  einziger  Palacoboplophorus  mit  dem 
vom  Verfasser  untersuchten  Reste  gewisse  Uehereinstimiuung 
zeigt,  sieb  indes»  doch  auch  insofern  wieder  sehr  welt- 
lich unterscheidet,  als  der  Panzer  hier  »ehr  fest  geschlossen 
und  reich  ornnmentirt  erscheint,  während  bei  Palaeo- 
hoplophorus  der  Zustand  der  Bepanzerung  als  ein  noch 
durchaus  unfertiger  bezeichnet  werden  muss.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich , dass  di«  tief  eiugenenkten  Rosetten  noch- 
mal* van  kleinen  K norhenplatten  ausgefüllt  waren,  während 
die  zahlreichen,  reihenweise  angeordneten  Poren  die  Würze  1- 
bälge  horstenartiger  Haare  aufzunehmrn  hatten,  wie  die» 
Burroeister  schon  bei  Doedicurus  vermuthet  hatte. 
Die  Sch wanxt ulten  der  Olyptodonteu  sind  wohl  kaum 
durch  Verschmelzung  von  Knochenringen  entstanden,  denn 
die  Ornamentik  lässt  keine  solche  Zonen  erkennen. 


Leidy,  Joeeph.  Fossil  Bonea  fYom  Florida  Froceed- 
ingi  of  the  Academy  of  Natural  Sciences.  Phila- 
delphia 180?,  p.  808. 

Bei  Archer  LeryCo.  fänden  »ich  ueuerdiugs  wieder  Rest« 
von  Rblnocero»  proterus,  Mastodon  floridanu» 
and  Anchenia  roajor.  Die  grösseren  Knochen  sind  zer- 
brochen, doch  offenbar  ohne  Zuthan  de»  Menschen.  Neu 
sind  Kusvodon  mazimus,  ein  Schwein,  und  Hippo- 
tberium  pllcstile. 

Malet,  H.  P.  Wer«  the  Elephant  and  Mastodon 
Contemporary  in  Süfopif  Nature,  YoL  37,  p.  488. 

H« warth  hatte  dir  Gleichaltrrigkeit  beider  Gattungen 
behauptet.  These  Annahme  gilt  jedoch  nur  für  zwei  Arten, 
Elephas  meridioualU  und  Mastodon  nrvernensi» 
im  Pliocän,  wo  übrigen»  die  Höhlenfauna  noch  fehlt. 

Nehring,  A.  U**ber  fozzile  Arctomys- Reste  vom  Süd - 
Ural  und  vorn  Rhein.  Sitzungsbericht«  der  Gesellschaft 
naturforschender  Freunde  zu  Berlin  1887,  8.  I — 7. 

Die  Reste  vom  Sud-Ural  gehören  dem  Bobac  an;  hier- 
für spricht  die  Zweiwurzeligkcit  des  unteren  Pr;  jener  von 
Arctomys  marmotta  hat  drei  Wurzeln.  Der  Bobac  »oll 
kleiner  sein  als  das  Alpciuuurmelthier.  Dies  ist  indes» 
nicht  richtig.  Der  Humerus  de»  untersuchten  Arctomys 
vom  Ural  zeigte  noch  ein  Epicondylarforamen,  desgleichen 
rin  Humerus  von  Gera.  Bei  den  iro  Löss  von  Aachen 
und  Remagen  gefundenen  Oberarmknorhrn  fehlt  dieses 
Foramrn  oder  ist  nur  unvollkommen  entwickelt;  hei  Arc- 
tomys tnonax  fehlt  es  immer,  ebenso  hei  calsgatua, 
dagegen  scheint  es  bei  Arctomys  marmotta  immer  — - 
wenigsten»  normal  — vorhanden  zu  »ein. 

Vgl.  Schiff  in  diesem  Literat urbrrichte. 

Philipp!,  R.  A.  Die  tertiären  und  quaternären  Ver- 
ztaiuerungnn  Chile«..  Leipzig,  Brock  haus,  1887.  4°. 
‘266  8.  58  Tafeln. 

Liegt  nicht  vor. 

Bch&ff,  Ernst.  Beitrag  zur  genaueren  Kenntniai  der 
diluvialen  Murmelthier«.  Archiv  für  Matur- 
geschieht«  1887,  8.  118  — 132. 

Die  fossilen  Murmelt  hierreste  von  Aarhrn  and  vom 
Unkelstein  am  Rhein  gehören  zu  Arctomys  marmotta. 
An  der  ersteren  Local ität  ist  kein  eigentlicher  Löss  ent- 
wickelt, die  Ablagerung,  welche  Murmelt hterTeste  enthält, 
liesteht  vielmehr  aus  Detritus  des  dortigen  Kreide-Grün - 
Sandsteins,  hingegen  liegen  hei  Remagen  di«  betreffenden 
Knochen  in  echtem  Lös*.  Die  ältesten  A rctomy srtste 
hat  Kaup  au»  Eppelsheim  alt.  Primigeuiu»  beschrieben. 
Sie  seh1ies*en  »ich  sehr  eng  an  Arctomya  marmotta 
an.  Hensel  hielt  die  Stücke  von  Canustadt,  Mosbach, 
Köstlich  und  Oelsnitz  tür  Marmotta,  Giebel  nannte  die 
Reste  aus  der  Kankharahülde  im  Altai  A.  spelnens,  Brandt 
stellte  sie  zu  Bobac.  Dieser  letztere  wurde  von  N eh- 
rin g bei  Weateregeln  gefunden.  Dogegen  glaubt  derselbe 
die  Stücke  von  Langrnbrunn  als  Marmotta  bestimmen 
zu  müssen.  Giebel  zählt  die  Murmelt  hierreste  aus  der 
Undetuhaler  Hyänenhöhle  zu  Bobac.  Dieser  letztere  galt 
lange  Zeit  für  kleiner  als  Marmotta,  in  Wirklichkeit  ist 
aber  die  GrössendifTerenz  ausserordentlich  genug.  Die 
Breite  d«»  Hinterhaupts  tat  beim  Bobac  beträchtlicher  als 
hei  Marmotta,  doch  verhält  sich  hierin  der  Bobac 
vom  Altai  abweichend.  Er  darf  deshalb  wohl  als  Varietät 
angesprochen  werden,  die  möglicherweise  zu  Arctomys 
nionnx  — in  Nordamerika  — hinülierieitet.  Immer  ist 
bei  Bobac  da»  Foramen  magnum  breiter  als  bei  Mar- 
motta. Dagegen  ist  bei  diesem  letzteren  die  Stirn  hinter 
den  PoBtorbitalfoTsätzcn  viel  weniger  eingeschnürt  und  die 
Nasenbeine  viel  schmäler.  I>cr  Hauptunterschird  besteht 
aber  darin,  das»  beim  Bobac  deT  untere  Pr,  immer  nur  zwei 
Wurzeln  besitzt , während  die  Zahl  derselben  beim  Alpen- 
murmelthier  immer  drei  beträgt.  Die  fossilen  Marmotta 
zeigen  nur  selten  eia  Epicondylarforamen  am  Humerus,  dir 
recenten  fast  immer.  Die  Uba  ist  bei  den  fossilen  ladi- 


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89 


Zoologie. 


▼iduen  kräftiger  entwickelt  als  bei  den  recenten  Exem- 
plaren, das  Ulriche  gilt  nach  von  «1er  Tibia.  Die  Mar- 
ino tten  scheinen  immer  vier,  die  Bobac  nur  drei 
Sacral  wirbel  tu  besitzen. 

Thomas,  Ph.  Note«  aditinnelleg  tur  le»  vert4br£s 
foaaile»  de  la  proviuce  de  Constantine.  Bulletin  de  la 
soci^tf-  geologique  de  France  1887,  T.  XV,  p.  139— 142. 

1.  Coaktance  de  l’Equus  stenonis  et  de  l’Hippa- 
rion  gracile  dann  les  calcaiies  lacustrc»  anciens  de» 
environ*  de  Constantine. 

Im  Pliocän  von  Constantine  finden  »ich  Rente  von 
Eqnus  neben  Hipparion,  wahrend  diese  bei  den  Gat- 
tungen in  Eurepu  niemals  zusammen  Vorkommen.  Da» 
Hipparion  ist  hier  auf  ältere  Ablagerungen  beschränkt. 

2.  Drorucdaire  quaternäre  de  POued  Segnen,  dcpartc- 
ment  de  Conatnotine.  Im  PleUtodui,  Aluvionen  von  Qued 
Segurn  liegen  Reste  vom  Dromedar  neben  Bubalu» 
antiquus  und  Bo  »prim  igen  lus  mauritanicu*. 

3.  Caracteres  ostiologique»  du  eräue  d’uu  vieux  Buba- 
lu» aotiquu». 

Der  Schädel  wurde  zusammen  mit  dem  Unterkiefer  de* 
eben  erwähnten  I>romedar«  gefunden.  Derselbe  ist  nicht 
wie  gewöhnlich  gewölbt  und  glatt,  sondern  trägt  einen 
rauhen  Hücker  anf  der  Mittrlregiou.  Ueber  der  Naht  von 
Stirn-  und  Niuenbciu  erhebt  »ich  ein  quer  gestellter  Kamm. 
Der  Hinterhauptskamm  i»t  auffallend  stark  entwickelt. 
Die  Augenhöhlen  liegen  ziemlich  weit  entfernt  von  den 
Honunpfen.  Während  die  Hornxapfen  der  lebenden  Büffel 
prismatisch  erscheinen,  halten  sie  hei  den  fossilen  aigierischeu 
Büffeln  gerundeten  Querschnitt;  hier  bei  dem  Schädel  von 
Oued  Seguen  besitzen  eie  jedoch  dreieckigen  Querschnitt. 

Wingo  Horluf.  Jordfandne  og  unlevende  gnavere 
(Boden tia)  fra  Lago»  Santa,  Minas  Geraea,  Bra- 
silien. Med  Udsigt  ov«r  Gnaverne»  imlbyrdeaSlaegt- 
akab.  Roogeura  fossile«  «t  vivanU  de  Lagon Santa, 
Min*»  Gerne*  (Brasil).  Avec  une  apen;u  de»  nffinibto« 
routuellea  den  Rongeur«.  E.  Museo  Lundii.  En  Säm- 
ling af  Afhandlingar  om  de  i det  indre  Brasilien« 
Kalkstenshuler  af  Prof.  Peter  Vilh.  Lund  ud- 
grmvede  og  i den  Lundake  palaeontologiake  Afdeiing 
af  Kjobcnhavus  Universität*  Zoologiake  Museum  op- 
Itevaredc  Dyre  og  Menneakcknogler.  I.  Bd.  Kopeu- 
1 tagen  1887  (1888),  p.  1 — 178,  179  — 200.  Mit 
8 Tafeln.  4°. 

Von  den  jetzt  in  der  dortigen  Gegend  lebenden  Nagern 
sind  so  ziemlich  alle  auch  in  fossilisirtem  Zustande  erhal- 
ten, es  fehlen  nur  Habrothrix  lasloti»,  Calomi» 
saltator,  Mus  musculu»,  Sphingurus  insidiosus, 
Sciurus  aestuans,  Mus  musculu»  und  Mus  rattu* 
sind  erst  in  der  Gegenwart  eingefiihrt  worden.  Die  in 
Lagos  Santa  nur  fossil  gefundenen  Myopotumu»  easto- 
roides,  Cavia  flavidens  und  Dactvlomys  nmbly- 
onyx  leben  in  benachbarten  Districteo,  Cavia  bolivlen- 
»is  nur  in  den  Anden,  ebenso  Lasiurus  villosa*.  Die 
fossilen  Coelogenys  pnea  und  Hydrochoeru»  capi- 
var«  sind  grösser  als  die  lebenden.  Non  elf  Hespero- 
myden  sind  auf  die  Höhlen  beschränkt:  Hesperomys 
molitor,  Habrothrix  clivigenis,  anguatidena,  Oxy- 
mycterus  breviceps,  talpinus,  cosmodas,  Scap* 
teroroys  fronto,  Calomys  onoblepa»,  plebejns, 
rex  and  coronatus,  Cavia  vates,  Mesomys  roordax 
and  Dicolpomys  fossor  sind  nur  in  fossilem  Zustande 
bekannt.  Cavia  vates  steht  zwischen  poscellas  and 
flavidens  in  der  Mitte.  Dicolpomys  ist  ein  noch 
primitiverer  Octodont  als  Schizodon  fucus.  Der 
Sphingarua  magna*  l»t  der  grösste  aller  Sphingurus 
und  gänzlich  au*ge»torben.  Die  47  oder  49  in  den  Höhlen 
verkommenden  Nagerarten  vertheilen  sich  möglicherweise 
auf  verschiedene  geologische  Zeitabschnitte. 

Verfasser  giebt  eine  tabellarische  Uebersicht  der  Cha- 
raktere der  einzelnen  Arten  von  Hesperomya,  Habro- 
Archiv  tftx  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


thrix,  Oxvroycterns,  Srapter  orays,  Calomys, 
Echinomya,  Dactylomv»,  Lasiurus,  Lonchere», 
Echinomys,  Nelomys,  Mesomys  und  Carterodon. 

Die  Nager  stammen  vermuthlich  von  Siugethieren  ab, 
deren  wesentlichste  Merkmale  noch  jetzt  bei  den  Insecti- 
vnren  »ich  erhalten  haben,  doch  müssen  die  ältesten  Nager 
schon  in  gewissen  Beziehungen  mehr  modemixirt  gewesen 
sein;  so  kennt  man  z.  B.  keinen  Nager  ohne  vollständig 
verknöcherte  Ueliiirblnse , während  bei  den  Insectivoren 
der  ursprünglich  ringförmige  Knochen  sich  noch  sehr 
häufig  erhalten  hat. 

Die  ersten  Kager  lebten  jedenfalls  von  Körnern  und 
hsrtschalifrrn  Früchten,  die  durch  Benagen  mittelst  der 
Schneidezähne  geöffnet  werden  mussten.  Hierdurch  wur- 
den sowohl  der  Massetermuskel  als  auch  die  Schneide- 
zähne, die  hier  im  Ruhezustände  hinter  und  nicht  vor 
den  oberen  locisiven  stehen , wesentlich  modifirirt.  Die 
Schncidfzähne  erfuhren  eine  beträchtliche  Verstärkung  und 
erhielten  zugleich  die  Fälligkeit,  sich  von  hinten  her  itnmrr 
aufs  Neue  zu  ergänzen.  Die  Abweichungen  der  Kau- 
muskeln der  Nager  gegenüber  der  entsprechenden  Organi- 
sation der  übrigen  Säuger  werden  eingehend  besprochen, 
desgleichen  auch  die  aus  dieser  Moditic.ution  der  Mus- 
culatnr  hervorgehenden  Differcnzirungen  des  Schädels, 
Der  Autor  gründet  auf  diese  Verhältnis»«  sein  System  der 
Ka<er. 

Leporidae  mitLeporlni  — Palaeolagu»,  Lepus  — und 
Lngomyinae  — Lagorav*  — . 

I*cb  yromyidae  mit  Allomyina«  — Allorars  — 
und  Ischyromyioae  — Poramya,  Ischyromy»  — . 

Haplodontidae  — Haplodon. 

Anomalurldae  mit  Anoraalurlnl,  Pseudosciu- 
rini,  Trechoinvini,  Theridomyini  — Theridomv», 
lasiodoromys,  Archaeoroy*  — und  Pedetini  — Pedetes  — . 

Dipodidae  mit  Koroyini  — Enmys,  Dipodini, 
Sminthi  — Sminthu»,  Jaculus  — Dipodes  — Dipus, 
Scirtites  — und  Spalacini  — Spalax  — . 

Mvoxidae  mit  Graphlurlni  — Graphiurus  — und 
Myoxlnl  — Eliomys,  Myozua,  Miueardinux,  Plathacan- 
thomys  — . 

Muridae  mit  Rhixomyini,  Cricetodontcs  — Cri- 
retodon,  Kumys  — , Rhizomvea  — Rhizomy*  — , Cri- 
cetini  — CHcetoi , Lophiyomya,  Biphneo* , Nesomys, 
Brachytarsomys,  Hallomy»  — Hesperomyet  — Hespe- 
romvs,  Sigmodon,  Keotoma,  Habrothrix,  üxymycterus, 
Scapteromys,  Calomys,  Rhipblomy»,  Neotomys  — und 
Arvicolida*  — Hyppudoeu»,  Myode»,  Arvicola,  Ellobiu», 
Fiber  — ; Murioi,  Mure*  — Acomys,  Mus,  Cricetomys, 
Dasymys,  Dendromys,  Isomys,  Lophiuromy*,  P«lomys,  8ac- 
costöiuu»,  Steatomys.  Chiropodomys,  Phloeomys,  Spala- 
oorar»,  Uromvs,  Echinotrix,  Hapalotis,  Mostacomys  — , 
Ger  Mil  i — Gerbillu»,  Rhombomys,  Psammomys,  Otomys  — , 
und  Hydromyea  — Hydromys  — . 

Hystericidne  mit  Bathyergini,  Bathyergi  — 
BathyeTgu»  — , Georhvchi  — GeoTbychu»,  Heterocrpha- 
lu»,  Heliophoblus  — , Hystricini,  Hystrice*  — Trichys, 
Atherurn,  Hystrix  — , Sphingnri  — Sphingurus,  Erethi- 
xon,  Chaetomy*  — , Capromyinl  — Aulacodus,  Myopo- 
tarn us , Caprorays,  Flagiodon  — , Ctenodactylini  — 
Pckromy*,  Pertinator,  Ctenodactylus  — , Daayproctini, 
Dynomyes  — Dynorny»  — , Dasyprocta«  — Dasy- 
prortn,  Coelogeny»,  — Caviae  — Cavia,  Dolichoti», 
Hydrochoeru*  — und  Kriorayini  — Eriomy»,  Logidium, 
Lagostomus  — . 

Octodontidae  mit  Echlnamye»  — Cercomys,  Dac- 
tylomy»,  Thrinarodu»,  Lasluromys , Lonchere*,  Echinomys, 
Nesomys,  Mesomys,  Carterodon  — und  Octodonte*  — 
Habrocoraa,  Dicolpomys,  Schixodu»,  Spnlacopus,  Ctenomys, 
Octodon. 

Sciuridne  mit  Castorinl  — Steneofiber,  Castor, 
Trogontherium,  Castoroide*  — und  Sciurlnl  — Sciurus, 
Tamias,  Pteromys,  Xenia,  Arctomy»,  Cvnomys  — . 

12 


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90  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Saccomyidae  mit  Gymnoptyrhi  — Gymnoptychns  — , 
Saccomyini  — Helisconiv*,  Prrignathus,  Snrroiny»,  I>ipo- 
domys  — und  Georayini  — Pleurolicu» , Entoptychua, 
Tomomy»,  Geomy«  — . 

Von  Nordamerika  kamen  di*Hyatrtcini,Caprotnrinl, 
Lepu«,  Sclurini,  He»ptromyini.  Die  letiteren  sowie 
die  Hystricini  haben  in  Südamerika  »ehr  günstige  Exi- 
stenzbedingungen vorgefundrn  und  einen  (ehr  poM.cn  Kor* 
menrcichtliuni  entfaltet. 

Europa,  Asien  und  Afrika  sind  oder  waren  immer  reich 
an  Nagern,  nicht  so  Amerika.  Zur  Tertiirzelt  leb- 
ten in  Nordamerika  Pslaeotagu*  und  Lepua,  von 
Isirhy roruytdrn  Allomy*,  Ischyromy»  und  Paramy», 
Sciurini,  Cnatorini  ( Steneofiber).  Die  höheren 
Nager  waren  vertreten  durch  Oymuopty ch u»,  Helis- 
coroy«,  rieurolicua,  Entoptychua,  — Saccomyiden 
und  Eumy»  und  Hesperomv*  — Muridae  — . Die 
Saccomyiden  sind  beschränkt  auf  Nordamerika,  und 
gehen  von  Caatoriden  aus.  Alle  übrigen  Nager  hatten 
auch  ln  der  alten  Welt  Vertreter.  Dagegen  fehlten  in 
Nordamerika  die  Anotnaluriden,  Dipodiden  und  My- 
oxiden.  Die  Muriden  scheinen  in  der  alten  Welt  ent- 


standen xusein.  Dagegen  sind  die  amerikanischen  Sie  ne  o- 
fiber  die  Ahnen  des  Cattorolde»,  die  Iscbyromy», 
jene  von  Haplodon,  ebenso  scheinen  auch  die  amerika- 
nischen Lepus,  Cattor,  Tatnia»,  Sciurn»  auf  Formen 
des  dortigen  Tertiär  zurückzugehen,  desgleichen  hatten  die 
Hesperomys  dort  ihr«  Heimath.  Die  tertiären  Nager 
der  alten  Welt  entfalten  einen  grossen  Formrnrvü  htham. 
Sie  haben  sich  über  die  ganze  östliche  Hemisphäre  ver- 
breitet. Die  Muridon  sind  erst  spät  in  KeaboHaad  er- 
schienen. Erethlton  und  Jacuius  sind  nach  Amerika 
surrst  ausgewandert , später  erscheinen  dort  die  Lepo- 
riden,  Sciuriden  und  Murinen.  Dieselben  wurzeln 
io  Können  der  alten  Welt  (die  L-eporiden  auf  keinen  Fall; 
der  Ref.).  — Cynomys  stammt  von  Spermophilua; 
Fiber  von  Arvicoln.  Eine  echt«  tertiäre  Nagerfauna 
Südamerikas  ist  zur  Zeit  noch  nicht  bekannt.  Was  man 
dort  in  den  Höhlen  und  in  den  Pampas  gefunden  hat, 
schliefst  sich  sehr  eng  an  die  noch  dort  lebenden  Formen  an. 
Wenn  es  da*elbst  wirklich  echt  tertiäre  Nager  gegeben 
hat,  so  haben  dieselben  doch  keine  Beziehungen  zu  den 
diluvialen  und  noch  lebenden  Formen. 


C.  Säugethiere  aus  der  mesozoischen  Zeit  und  dem  Tertiär. 


Ameghino,  Florentino.  Bolletino  de  la  ac&demi* 
national  de«  ciencias  en  Cordoba.  9 VoL,  1H86, 
p.  346,  347. 

Giebt  wieder  eine  Menge  neuer  Säuger  aus  den  Tertiär- 
schichten am  Parana  an,  darunter  Cynonasua  argen- 
tina  mit  noch  7 Backzähnen,  Canis  von  der  Grösse  de« 
Azsrzc,  Apera,  ein  katzenäh nlicbea  Thier,  — sechs  Mega- 
mv»,  Epiblema  horridula,  zwei  oder  drei  Tetra- 
strlus  n.  gen.,  je  zwei  Morenia  und  Orthomya,  Myo- 
potamus  parsnenaia,  Plezochocrus  paranensi«, 
Cardiatherium  und  andere  Nager.  Dazu  Toxodon, 
Paradozomys,  Macranclienia  Bravardi  und  Kothi 
werden  zu  Scnlabrinitherium;  die  M.  minuta  wird 
zu  Oxyodonlherium  zeballoal.  Mit  Megatherluui 
eind  verwandt  l’romegatherium  und  Pseudolestodon , 
mit  den  Loritaten  Comaphorus  und  Proöciphractus. 

Andreae,  A.  Eilt  neue«  Raubt  hier  aua  dem  mittel- 
oligocanen  Meeresoande  des  Mainzer  Becken«.  — 
Duiyurodon  Flonheimensi»  n.  g.  n.  ap.  Abhand- 
lung der  Senkentwr gischen  Daturforschciulvn  Gesell- 
schaft in  Frankfurt  a.  M.  IW7,  B.  125 — 133.  Mit 
1 Tafel. 

Die  mitteloligocäneu  Meeressande  von  Flonheim  in  Rhein« 
he»»eti  liefern  bekanntlich  nicht  selten  Reste  von  Hall- 
therium  Scbinzi,  einer  Seekuh;  oh  wurden  hiervon 
seihst  schon  mehr  oder  weniger  vollständige  Skelette  ge- 
funden. Sehr  viel  seltener  sind  Reste  von  Landsäugrthirren. 
Man  kennt  von  solchen  bisher  nur  einige  Kiefer  und  Zähne 
des  A nthracot herium  magnum,  Knochen  eines  Rhi- 
nocerotiden  und  einen  Unterkiefer,  der  seiner  Zeit  alt 
Phoca  bestimmt  worden  war.  Die  nähere  Untersuchung 
diese»  Stückes  zeigte  nun,  dass  wir  hier  einen  Fleisch- 
fresser und  zwar  eioen  Creodonten  vor  uns  haben,  der 
mit  dem  schon  lange  bekannten  Ptcrodon  ziemlich 
nahe  verwandt  ist.  Wie  diese  aus  dem  älteren  euro- 
päischen Tertiär  stammende  Gattung  besitzt  auch  die  neue 
Gattung  Dasyurodon  3 M,  die  unteren  aus  Vorder- 
ucken,  Hauptzacken  und  schneidendem,  auffallend  langem 
Tnlon  bestehend.  Der  Vorderxockcn  ist  »ehr  viel  schwächer 
als  bei  Ptcrodon;  dafür  ist  ein  bei  Pterodon  fehlendes 
Baaalband  vorhanden.  Die  Zahl  der  Pr  (»«trägt  hier  nur 
drei,  bei  Pterodon  off  vier.  Der  Kiefer  ist  an  ulleu 
Stellen  gleich  hoch. 

Verfasser  giebt  dann  noch  eine  U ehersieht  üb«r  di«  ver- 
schiedenen Ansichten,  die  bisher  in  Betreff  der  Gattungen 


Hvaenodon  und  Pterodon  geltussert  worden  sind.  Er 
srhliesst  «ich  Cop«  an,  der  dieselben  als  eine  Ordnung', 
die  Creodonten,  betrachtet.  Unter  diesen  ist  es  wieder 
die  Familie  der  Ozynrniden,  in  welche  Dnsyurodon 
und  Pterodon  rinzureihru  sind.  Da» Skelet  erinnert  hier 
vielfach  an  dos  der  Hären,  die  ja  auch  hierin  noch  sehr 
primitive  Merkmale  aufweisen. 

Beneden , J.  v&n.  Deecription  des  ossements  foa- 
eilc*  dw  enviroQ«  d’Auvers.  V.  Partie.  Cetac6e«. 
Genre«  Ampli icetus,  Heterocetut,  Mesocetus, 
Idiooetus,  IsocetuB.  Avao  Atlas.  97  pL  Bruxelles 

1899/1887.  4°.  189  pp. 

Beneden^  J.  ran.  Ueher  einige  Cetaceenrerte  vom 
Fasse  des  Kaukasus.  Zeitschrift  der  deutschen  geo- 
logischen Gesellschaft  1887,  S.  H8 — 96.  Mit  1 Tafel. 

Am  Kordftiase  des  Kaakacas  bei  Wladikuwkas  (Dagestan) 
fanden  »ich  Schidtdfrsgmentc , ein  Rostrum  und  Wirbel 
eine«  Bartenwales,  wohl  Cctotheriuro,  nud  zwei  Wirbel 
•ine«  Cctodonten. 

Cftlderon,  Y.  Arima.  Nota  «obre  la  mandibola  de 
Elephas  arvernensis  Falc.  existente  en  la  uni- 
veraidat  de  Sevilla.  Anales  Bociwlad.  Espan.  Bist. 
Nftt.  T.  16,  p.  25  — 28. 

Copo,  E.  D.  Borne  new  Taeniodonta  of  tbe  Pueroo. 
The  American  Naturalist  1887,  p.  469. 

Zu  den  bis  jetzt  bekannten  Arten  von  Psittacotheriam 
— roultifragum  und  aspasiae  — kommt  nunmehr  ein« 
neue  — P*.  mcgalodus  — . Der  nagerähnlicbc  Incisiv  i»t 
hier  noch  grösser  als  bei  den  genannten  Arten.  Eine 
Zahnlücke  ist  nicht  vorhanden. 

Cope,  E.  D.  The  Marnupial  Genu«  Chirox.  Tbe 
American  Naturalist  1887,  p.  566,  567.  Mit  Holz- 
schnitt. 

Von  dieser  Gattung  aus  dem  INiercobed  kennt  man  nun- 
mehr alle  oberen  Molaren  und  Prämolarcn.  Die  letzteren 
erinnern  an  jrnc  von  Plag iau lax;  sie  bestehen  aus  drei, 
beziehungsweise  vier  in  zwei  Reihen  geordneten  Höckers. 
Die  M sind  aus  zahlreichen  aber  kleinen  Höckern  gebildet, 
die  eine  Anordnung  in  zwei  Reihen  zeigen.  Am  Mj  ist  ausser- 
dem noch  ein«  freilich  sehr  kurze  dritte  Reihe  gebildet. 
Polym  ABtodon  unterscheidet  »ich  durch  das  Fehlen 
von  Pr. 

Copo,  E.  D.  On  twu  new  8pocie«  of  throe  toed  Hör»« 
from  the  Upper  Miocene  vrith  Notes  on  the  Fauna 


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91 


Zoologie. 


of  the  Ticholeptusbed.  Proeeedings  of  the  Ameri- 
can Philooopical  Society  1887.  8°.  S pp. 

Cope,  E.  D.  A Saber  tooth  Tiger  from  the  Loup- 
Forkbed.  The  American  Naturalist  1887,  p.  1019, 
1020. 

Das  Miocan  Whiter  River  und  John  Daybed  enthalten 
verschiedene  Nitnraviden  mit  langen  Eckzähnen.  Im 
Loupfork  finden  wir  alsdann  auch  derartige  Feliden. 
Dieses  Loupfork  wird  vom  Ptiocän  überlagert.  Der  eine 
dieser  Feliden  ist  Mnchairodus  catacopi».  Der 
untere  Eckzahn  ixt  auffallend  lang.  Dagegen  ist  der  sonst 
so  mächtige  herabhängende  Lappen  vor  dem  Erkznhnc 
missig  entwickelt.  Die  drei  Ineisiven  haben  nur  wenig 
Raum  und  stehen  daher  alternirend.  Der  Canin  hat  bloss 
auf  der  Hinterseite  eine  grzähnette  Schneide.  Der  obere  muss 
sehr  gross  gewesen  sein,  wohl  ebenso  gross  wie  bei  Smi- 
lodou  fatal is  Leidy. 

Cope,  E.  D.  The  Mesosoic  and  Ceenozoic  Realm«  of 
the  Interior  of  North  America.  The  American 
Naturalist  1887,  p.  445  — 402. 

Verfasser  giebt  hier  eine  kurze  Ueberxicht  über  die  Zu- 
sammensetzung der  verschiedenen  Wirbelthirrfaunen  Nord- 
amerika*. Hier  kann  natürlich  nur  auf  die  Saugethiere 
Rücksicht  genommen  werden.  In  der  mesozoischen  Zeit, 
die  durch  die  gewaltige  Ent Wickelung  der  Reptilien  — 
und  insbesondere  der  Dinosaurier  — ausgezeichnet  ist, 
lebten  von  Saugern  nur  Hunotheria  (wohl  doch  besser 
Marsupialier,  allerdings  von  fast  ausschliesslich  sehr 
primitiver  Organisation).  — lu»  postcretacischeu  Systeme 
giebt  es  Mamuplalia  >1  ul tituberculata.  Die  obere 
Abtheilnng,  da*  Puercobcd,  enthalt  die  ersten  echten  Pia- 
centalier,  Creodonten  und  Condylartbra  neben 
den  letzten  M ul  t it  u bereu  laten.  Das  caenozoisc  be 
Reich  beginnt  mit  drin  Waxalchbcd.  Hier  rinden  sich 
Taeniodonta,  Condy larthren  und  Funtodonta.  — 
Dm  Windriverbed  enthält  Cond  v larthra,  Tneniodonten, 
Pantodonta,  Dinocerateu,  Falueosyops  und  Hvra- 
chyus;  da*  ßridgerbed  Tillodonta,  Condylurthren, 
Dinoeeraten,  Hyracbyus,  Palacosyops,  Amy  nodon, 
Triplopun  und  Achacnodon;  das  Uintabed  endlich  Amy- 
nodon  und  Artiodactylen.  Das  Miocän  beginnt  mit 
dem  Whiteriverbed.  Ea  rinden  sich  hier  noch  Lemu- 
roiden  und  Creodonten,  Amy  nodon,  Hyracodon, 
Cryptoproctiden  ( Fel i s-ähnlu-h)  Poebrotheriidcn , 
Tr agulid rn  , K I o t h er iid  en  und  >1  enodon  tiden.  Diese 
Ablagerung  zeigt  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem  alteren 
europäischen  Tertiär;  s«  sind  die  Gattungen  Elotberium, 
Hyaenodon,  Cynodictis,  Ischyroinys,  Fterodon 
und  Agriochoeru»  (Haplomeryx)  beiden  Continenten 
gemeinsam.  Auch  das  John  Duybed  hat  solche  gemeinsame 
Gattungen:  Moniscomys  und  Aelnrogale.  — Im 

Uebrigen  ist  es  charakterisirt  durch  die  Anwesenheit  von 
Nimraviden,  Foebrotheriiden,  Tragnliden,  Elo- 
theriiden,  Suidcn,  Muriden  und  Saccomyiden. 
Das Ticholeptusbed enthält  Ancbitberium,Proboscidia, 
Cameliden  und  einige  Oreodontiden , das  noch  jüngere 
Loupfork  Feliden,  Cameliden,  Equidcn,  Proboa- 
cldia,  Cosoryx,  Glyptodontiden  und  Hystrlciden. 
Der  liier  Vorkommende  Blastomeryx  hat  grosse  Aehn- 
lichkeit mit  den  in  Europa  so  häutigen  und  artenreichen 
l’alaeomeryx.  Das  Pliurin  zerfallt  in  das  ältere  Equus- 
bed  und  die  noch  jüngeren  Megalonvxbcdx.  Das  erxtere 
ist  bemerkenswert h wegen  der  Anwesenheit  von  Glypto- 
dontiden, Mcgatheriiden  und  Eschatiiden  (Carnel- 
ähnlieh)  nebst  Mastodon,  Smilodon,  Kquus,  Hirsch, 
Arvicola,  Castor  und  Menseh  — Fussspuren  und 
Obsidian  • Werkzeuge  — (die  Fussspuren  schreibt  jedoch 
Marsh  einem  Megalonyx  oder  einem  anderen  grossen 
Eden  taten  zu).  Die  Megalonyxbeds  enthalten  Mega- 
lonyx,  Megatherium,  Mylodon,  Castoroidex, 
Atnblyrhiza,  Anoroodon,  Arctotberium , Stnilo- 


don,  Platygonas  (ein  Dicotylea)  und  Mastodon 
nebst  vielen  lebenden  Nagergattungen;  ferner  Kquus, 
Tapirus.  Dicotyles,  Cariacus,  Box  und  Didelphys. 
Du  Ileistocän  endlich  wird  charakterisirt  durch  Ma- 
stodon american  u»,  Cervalcea,  Rungifer,  Ovibos, 
B»s,  Felis,  Wolf,  Grizzlybär  und  Mallotus.  Die 
älteren  Ablagerungen  sind  ganz  auf  den  Westen  von  Nord- 
amerika beschränkt,  die  jüngeren  sind  auch  in  den  öst- 
lichen Staaten  — aber  fast  nur  in  den  südlichen  — nn- 
iu!  reffen. 

Döpdret.  Bur  1a  Faune  des  Vert^bres  miocenex  de  la 
Grive  Bt.  Alban  (Isereh  ComptM  rendues  liebdoraa- 
dairea  des  aeances  de  l'Acad^mie  de«  sciencca.  Paria 
1887,  4 pp. 

Ddp4ret,  Charles.  Recherche«  nur  la  «uccesaion  des 
Faunes  des  Vertebres  Miocene*  de  lu  vallee  du  Rhone. 
Archive«  du  Museum  d’Hiatoire  naturelle  de  Lyon. 
Tome  quatrieme.  Lyon  1887,  p.  53 — 304.  pl.  XII 
— XXV.  4°. 

Döpöret,  M.  Sur  le*  horizona  mantmalogiquea  mio- 
eene«  du  liaasiu  du  RhAne.  Balletin  de  la  soci£t£ 
gskdoglque  de  France  1887,  p.  507  — 512. 

Während  des  Unter  miocän*  — Tongrien  und  Aqui- 
tanien — scheint  die  Rhonegcgend  ein  Festland  gewesen  zu 
sein.  Nur  bei  Voll  (Manoaque)  findet  sich  Anthraco- 
therium  mngnum  und  hippoideuro  und  bei  Marseille 
ist  eine  Reihe  »ioiänablngerungen  entwickelt:  Zu  oberst 

gelbliche,  sandige  Mergel  mit  Heli*  afT.  Rauioudi,  roihe 
Mergel  von  St.  Henri,  Siisswasserkalk  mit  Cyrena 
semistriata,  und  zu  unterst  graue  Mergel  mit  Lignit. 
(Diese  gehören  schon  zum  Eocin.)  Die  Locolität  St.  Henri 
lieferte  Anthracotherium,  Hyopotamnt,  Acero- 
therium,  Khinoceros  minutus,  Caanotheriuro 
commune,  Amphitragulns , Hyaenodon,  Cyno- 
dictis etc.;  es  stehen  diese  Reste  hinsichtlich  ihres  Alters 
zwischen  dem  Ronzonknlk  und  dein  Induslenkalk  von 
St.  GArand-le-Puy.  Die  angeführten  Gattung*-  und  Art- 
bestimm ungen  sind  indes*  wohl  doch  mit  grosser  Vorsicht 
aufzunehmen , es  handelt  sich  vermuthlich  nur  um  echte 
Ronzon formen,  beziehungsweise  gänzlich  neue  Arten.  Der  Kef. 

Das  Mittelmiorän  zerfällt  in  da«  Mayencien  oder 
Langhien,  nur  in  Grivo  St.  Alban  entwickelt,  und  das 
Hclvetien,  eine  marine  Ablagerung. 

Die  Fauna  von  Grive  St.  Alban  Pllopithecus  anti- 
quua  (var.  Chantrei)  Maehalrodus  Jourdani,  Oelu- 
rogale  Intermedin,  Lutra  Lorteti,  Mustela  Fi I - 
holi,  Mustela  sp.,  Plesictla  mutstu«,  Herpestex 
crassus,  Viverra  leptorhyncha  und  aff.  Steinhei- 
mensis,  Dinocyon  Thennrdi,  Amphicyon  inajor, 
Hyaenarctos  hemicyon  und  minor,  Erinaceu* 
sansanlensis,  Talpa  tellurls,  Lagomys  rerus,  Pro- 
lagus  Meyeri,  Lagodus  Fontannesi,  Seiurus 
a permophilinua,  Myoms  niteloides,  Cricrtodon 
rhodanicum  und  medium,  Chalicomy*  Jaegeri, 
Mastodon  angustidens,  Dinotherium  giganteum, 
Khinoceros  brachypus  und  sanxaniensia,  Anchi- 
therium  aurelianen «e,  Su«  Steinheiroensis,  Li» 
strlodon  splendeus,  Chalicotherium  aff.  modieum, 
Protragocerus  Chantrei,  Dicroceru*  elegans,  Dre- 
motherium  eminens,  Micromeryx  Plourensianus, 
Hynemoschus  sp.  JU  bat  die.se  Fauna  grosse  Achaluli- 
keit  mit  jener  von  Sansun.  doch  fehlen  in  Grive  8t.  Alban 
die  Choeromorus  und  Choerotheri  um  und  Steneo- 
fiber.  Auch  zeigen  die  einzelnen  Typen  einen  gewissen 
Fortschritt  gegenüber  jenen  von  Sansan;  so  füllt  der 
Machairodus  Jourdani  die  Lücke  zwischen  palmidens 
von  Sunsan  und  dem  noch  jüngeren  M,  cul leiden*  aus, 
die  Lutra  nähert  sich  mehr  den  lebenden  Lutren  als  dem 
Hydrocyon  sansaniensis,  unter  den  Nagern  steht  da» 
Cr.  rhodanicum  den  leitenden  Hamstern  schon  näher 
als  Cr.  sansaniense,  und  die  Antilope  ist  schon  den 
12* 


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92  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Tragoceren  ähnlicher  als  jene  von  Sansan.  Gant  das 
nämliche  Alter,  wie  die  Fauna  von  Grive  St.  Alban,  scheint 
die  Fauna  von  Simonr  und  jene  von  Steinheim  xu  besitzen. 

Da»  Helvctien  enthalt,  trotzdem  e»  eine  marine  Ab* 
lagrrung  ist , Reste  von  verschiedenen  Landsäuget  b irren : 
nämlich  Dinotherium  gignnteum,  Irviu»,  Cuvieri, 
Hipparion  gracile,  Rhinoceros  »p.,  Lislriodon 
splrnden», 8us  palaeochoerus,  Dicroceru»  elegau* 
(race  dicranoceros).  Sehr  auffallend  ist  da*  Vorkommen 
von  Hipparion  neben  den  genannten,  *<»n*t  für  da* 
Mittelmio«  in  so  charakteristischen  Arten.  Dep£ret  er- 
klärt deshalb  Hipparion  für  eine  elngewandert«  Forte. 
Von  Seethiercn  linden  sich  Pristiphoca,  Halitherlum 
Beautnonti  ( M e ta  x y t h e r i u m ) , Balnenoptera 
(Pleslocetus),  Hoplocetus  crassidens,  l’hvsodon 
Lorteti,  Squalodon  Gratelonpi,  Champsodelphis 
acutus,  Schizodelphis  planus,  Delphinus  restl- 
turnsis. 

Das  Obermiorin  gliedert  sich  in  das  Tortonien,  vom 
Alter  der  Kppelsheiraer  Sande,  und  in  den  Horizont  von 
Mont  Luberoii,  vom  Atter  der  Ablagerung  von  Piken». 

Da«  erster«  ist  als  Süsswassernand  mit  Liguilen  ent- 
wickelt; bei  Tour  du  Pin  (Wre)  fand  sich  bis  jetzt  nur  So s 
palaeochoerus,  dagegen  sind  die  Localitäten  Saint  Jeon 
de  Buurnay  jlserr)  und  Saint  Martin  du  Mont  (Ain)  viel 
reicher  au  Säugethierresten.  An  der  letzteren  fand  sich 
in  den  dortigen  Li gniten  Mastodon  Turicensi»,  Castor 
Jaegeri,  Sus  major,  Hipparion  gracile,  Khiuoee- 
rc»  nff.  Srh  Iriermscheri,  Protragocerus  Chantrei 
und  Trionyx;  von  Saint  Jean  Bournay  kennt  man  Ma- 
stodon alT.  longirostria,  Dinotherium  gigsnteum, 
Hipparion  gracile,  Rhinoceros  simorrenaia,  Sus 
major,  Machairodus  Jourdani,  Castor  Jaegeri, 
Protragocerus  Chantrei  und  Dicrocerns  elegant. 
Die  Lignite  von  Pommiers  lieferten  Mastodon  turi- 
censis,  Montmirail  (Dröme)  und  andere  Orte  Dino- 
therium giganteum  und  Tcrsanne  (Dröme)  Hipparion 
gracile. 

Die  Fauna  tod  Mont  Luberon  stimmt  fast  ganz  mit 
jener  von  Pikermi.  ln  Croix  Rousse,  im  Stadtbezirke  von 
Lyon,  wurde  von  Jourdan  eine  ganz  ähnliche  Fauna  ent- 
deckt. Sie  setzt  sich  zusammen  aus  Mastodon  aff.  lougi- 
rostris,  Dinotherium  Cuvieri,  Rhinoceros 
Schleier macheri,  Gaxelladeperdita,  Hyacmoschus 
Jourdani,  Drcmotberiutn,  Hipparion  gracile, 
Tragoceru*  amaltheus  und  Valencienneti,  Mrtarc- 
tot  diaphorus  und  Cbalicomvs.  Der  Hyaetnoachus 
Jou  rdani  füllt  die  Lucke  aus  zwischen  dem  Hyae mosch  ut 
crassus  und  dem  lebenden  H.  aquatilis.  Viele  der 
genannten  Arten  kennt  inan  auch  aus  den  Congerion- 
srhichtcn  und  den  Belvedereechottern  des  Wiener  Beckens, 
aus  Baltavar  (Ungarn)  und  Concud  (Spanien),  ausserdem 
auch  vom  Mont  Luberon  (Vaucl us«)  und  Aubignas  (Anleche). 

Wat  dl«  Fauna  von  Grive  St.  Alban  brtrilft,  »o  ist  der 
l’liopitheou»  antiquus  ausser  durch  Kiefer  auch  durch 
ein  Mctiu-arpale  und  eiuen  Astragalus  vertreten;  der 
letztere  soll  noch  Merkmale  von  Macacu»  an  sich  tra- 
gen (?).  Lag odu*  Fontanneti  n.  sp.  ist  vielleicht  schon 
«in  Hase,  Scinrus  spermophilinu*  n.  sp.  wohl  = 
Gerraisi  von  Sansan,  Cricetodon  rhodanicum  wohl 
doch  = sansaniense.  Zu  Talpa  telluris  gehört  nur 
der  abgebildete  Humerus,  der  abgebildete  Kiefer  ist  nichts 
anderes  als  Parnrorex  »oeialis.  Pleaictis  mutatns  ist 
kein  Plesictis,  sondern  eher  eine  Uaplogale,  die 
Viverra  leptorbyncha  ist  keine  echte  Vlvirrs,  son- 
dern gehört  vermnthlirh  dem  nämlichen  Thiere  an,  das 
Toula  ul«  Cynudictis  Goeriachcnsis  beschrieben  hat. 
Uyaenarcto»  hcwlcyou  ist  vercnuthilch  mit  Dino- 
cyon  Goeriachcnsis  identisch.  Da»  Chalicof heriuro 
aff.  rnodicum  ist  kein  Chalicothcriura,  sondern  ein 
Tapirus,  Sus  palaeochoerus  = Hyotherium 
Soemmeringi,  ebenso  Sus  aff.  Steinlieimensis;  ein 


Th« II  desselben  gleich  antedilu vianus  Kaup.  Protrago- 
cerus Chantrei  hat  im  Gegensatte  xu  Gaxella  »an- 
»aniensis  mit  Hörnern  von  gerundetem  Querschnitt 
»olche  von  comprimirter  Gestalt.  Lutra  Valet oni  hat 
mit  Hydrocjon  gar  nichts  xu  schaffen,  da  der  lextere 
zu  den  Meliden  gehört. 

Das  Auftreten  von  Hipparion  zusammen  mit  Diera- 
cerus  elegans  könnte  Im  ersten  Mocueut  etwa»  frappiren. 
E»  wird  sich  jedoch  die  Sache  wohl  hier  ebenso  verhalten, 
wie  in  Eppelsheim,  wo  ja  auch  Säuget  hierart  en , die 
sonst  zwei  verschiedenen  geologischen  Perioden  angehören, 
mitsammen  Vorkommen,  ohne  das*  sie  deshalb  auch  wirk- 
lich noch  mit  einander  gelebt  haben  müssen.  Es  sind  eben 
wohl  auch  hier  die  fo*«ilisirten  Reste  der  älteren  Fauna 
aus  ihrem  Lager  ausgewaschen  und  dann  zusammen  mit 
jenen  der  zeitlich  jüngeren  Formen  wieder  aufs  Neue  be- 
graben wurden.  — Der  Ref.  — 

Die  erst  erwähnte  Arbeit  giebt  für  jede  Art  das  bi» 
jetzt  nachgewiesene  Vorkommen,  and  zwar  nicht  bloss  »e 
weit  es  bloss  französische  Localitäten  betrifft,  und  hat  da- 
her eiu  grosses  wissenschaftliches  Interesse. 

Flot.  Not«  aur  1«  Prohalicor©  DubalenL  Bulletin 
d«  la  Sociötö  geologique  de  France  1887.  T-  XV, 
p.  134—138.  Mit  1 Tafel. 

Die  Loralität  Odon  bei  Tartan  (Landes)  lieferte  einen 
Unterkiefer  eines  Du  gong- ähnlichen  Thicre*.  Der  Kiefer 
selbst  erinnert  an  Halicore.  Von  den  fünf  Backenzähnen 
sind  zwei  als  Prämolaren , drei  als  Molaren  xu  deuten. 
Die  enteren  besitzen  nur  eine  einzige  Wurzel , während 
die  letzteren  zwei  wurzelig  sind;  die  M de«  Du  gong  haben 
bloss  je  eine  Wurzel,  die  freilich  dnreh  Verschmelzung  von 
zweien  eutntanden  ist,  was  dafür  spricht,  dass  Halicore 
von  Prohallcore  abstammt.  In  den  gleicbalterigen  Schich- 
ten — Pliocän  — kommt  auch  das  Halitherlum  fossil« 
vor,  der  Nachkomme  de«  H.  Schinzi  aus  den  Sanden  von 
Fontainebleau. 

Hofmann , A.  lieber  einige  ßäugethierreste  not  der 
Bmuukohle  von  Voitcbcrf  und  Steierejjg  bei  Wie*  in 
Steiermark.  Jahrbuch  der  k.  k.  gooL  Reiclisaustalt 
1887,  S.  <207  — 218.  Mit  3 Tafeln. 

Cephalogale  brevtrhinn*  (Schädel  und  Unterkiefer). 
Die  unteren  M zeigen  hier  im  Gegensätze  zu  den  echten 
Cephnlogalen  des  Untermiocän  zahlreiche  Schmelzfur- 
chen;  die  Zahntarmc)  stimmt  mit  jener  der  Hunde  über- 
ein. Must  ela  taxodon,  sonst  nur  au*  Sansan  bekannt, 
ist  hier  durch  verschiedene  Reste  vertretrn,  ebenso  auch 
Lutra  Valetoni;  diese  ist  aber  im  Gegensätze  zu  der 
vorigen , sonst  nur  aus  dem  Obermlocäu  bekannten  Art 
bis  jetzt  nur  im  Untermiocän  gefunden  worden,  dicLutra- 
Arten  au*  dem  Obermioeän  weichen  von  den  Kesten  aus 
Steiermark  nicht  unbeträchtlich  ab,  nur  Lorteti  kommt 
wenigstens  in  den  Dimensionen  ziemlich  nahe.  Hieran 
scblicAsen  sich  noch  Kiefer  und  Zähne  von  Steneofiber 
(Cbalicomys)  Jaegeri  und  ein  Zahn  eines  ziemlich 
grossen  Pnlaeomeryx  (vielleicht  Kaupi),  weil  zwischen 
Dicrocerns  elegans  und  P.  Bojani  der  Grösse  nach 
in  der  Mitte  stehend.  Man  krönt  ausser  den  erwähnten 
Arten  aus  VoitsbeTg  noch  Felis  sp.,  Mastodon  angu- 
stidena,  Hyotherium  Soemmeringi,  Rhinoceros  sp. 
und?  Khinoceros  sp.  nov.  Ref.  raus«  hierzu  bemerken, 
dass  nach  seiner  Ansicht  die  fraglichen  Cephalogale- 
Reste  mit  dem  mittlerweile  bekannt  gewordenen,  auffallend 
kleinen  Hyarnarctos  aus  dem  Obermiocäo  von  Schlesien 
vereinigt  werden  müssen. 

Oourdon,  M.  Note  aur  lea  ddbria  de«  mammiferea 
du  Bud-Üuest.  Bulletin  de  la  societ«  geologique  de 
Franc«  1887,  p.  735  — 737. 

ln  der  Nähe  von  Saint  Christas  (Gers)  fand  sich  Sus 
Steinheimensis,  vielleicht  mit  belsiacus  identisch,  in 
der  Nähe  von  St.  Gaudens  (Haute  Garonne)  Li  »tri  odon 
■ plendeos.  Ref.  bemerkt  hierzu,  das  Sus  Steinheimen- 


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Zoologie.  93 


«i»  nicht«  anderes  ist  als  Hyotherium  Soemmeringi, 
während  Sa»  bclsiacus  der  Gattung  Su»  selbst  zuge- 
tbeilt  werden  muss. 

Kittl,  ErnBt.  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  foiailen 
Bäugethiere  von  Maragha  in  Persien.  1.  Carni- 
YOren.  Antillen  des  k.  k.  naturhiztori sehen  Hof- 
museani*.  B<1.  11.  1*67,  S.  317  — 368.  Mit  3 Tafeln. 

Oe»tlirh  Tom  UraiMf«  in  Persien  bei  Marngha  liegt 
ein  mehrere  Quadrat  mri  len  grosses  Gebiet,  welche»  mit 
ldssähnlichea  Ablagerungen  bedeckt  ist.  Dasselbe  enthalt 
zahlreiche  Reste  von  fossilen  Säugeth ieren.  Ihr  Alter 
ist  pltocän  — gleich  jenem  von  Pikerwi  — . Die  Knochen 
finden  sich  nesterweise.  Man  kennt  von  dieser  Loyalität 
hi»  jetzt  folgende  Arten:  Machairodus  orientalis, 

Machairodu»  oder  Felis,  Keil»  cfr.  hrevirostri», 
Hyaen*  exinila*,  Palhyaena  hipparionuin  *,  Meie« 
Polaki  und  maraghanus,  Mastodon  Pentellci*  und 
*p.,  So»  er vmanthi us *,  Palaeorea»  Lindermay  eri*, 
Palaeoryx  Pallasü*,  Tragoceru»  »p.,  Gazella  aff. 
brevlcorni»  * , Giraffa  attica*,  Helladotherinm 
Duvernoyi*,  Hippariou  gracile  *,  Richthofcni  und 
n.  f.,  Rhinocero»  Schleier  macheri*,  Acerotherium 
Blanfordi  und  aff.  antiquitatis. 

Der  Mnchairodu»  orientalia  hat  relativ  »ehr  mäßige 
Dimensionen.  Verfasser  giebt  eine  eingehende  UeWrsicht 
nller  bia  jetzt  bekannten  Mac  hai  rodus-Arten.  Referent 
ist  sehr  geneigt,  den  Machairodus  orientali»,  sowie 
Fella  cfr.  brerirostria  mit  Eppelsheim  er  Arten  sn  ver- 
einigen. Die  beiden  Meies  verdienen  jedenfalls  das  meiste 
Interesse,  da  fossile  Dachse  bis  jetzt  noch  nahezu  gänz- 
lich unbekannt  waren.  Die  mit  * bezeichnten  Arten 
finden  »ich  auch  in  Pikermi  in  Griechenland. 

Ldmoino,  V.  Bur  quelques  m&tnmiferes  carnsssiers 
recueilli«  dann  l'eoccne  intcrieur  des  environs  de 
Reims.  Comptes  rvudues  h4bdomadaire«  de  l’Acadämie 
des  acieores  1867  (Y),  T.  CVI,  p.  511,  512. 

Lämoine,  V.  Bur  l'ensemble  des  recherches  pa!4onto- 
logiques  feite«  dass  les  terrains  tdrtiaires  iuferieures 
des  enviroo*  de  Reime.  Revue  «cienliftque  1887, 
p.  251.  Comptea  reudues  hlbdomadaire«  de«  «4ances 
dtt  PAcad4mie  de«  «cieuces  1888,  T.  104,  p.  403 — 405. 

Die  Fauna  von  Reim»  — Eocän  — - enthält  23  Gattun- 
gen und  40  Arten  Säugethirre,  4 Genera  und  15  Arten 
von  Vögeln,  25  Arten  von  Reptilien  — Schildkrö- 
ten, Krokodile,  Kidechsen,  Schlangen,  Simaedo- 
sanrier,  3 Ratrachier  und  21  Fische  — Selachicr, 
Ganoiden  und  Teleostier.  Unter  den  Säugeihieren 
ist  besonders  wichtig  Arctocyon  — der  Charaktere  von 
Carnivoren  und  Pachydermen  vereinigt  (in  Wirklich- 
keit aber  nichts  andere«  als  ein  bärenartig  differeozirter 
Creodont  ist;  Ref.)  — Pleuraspidotherium , zwi- 
schen Pachydermen  und  Lemuren  stehend  — , wohl 
ebenfalls  ein  Creodont  oder  Inseetivor  (der  Ref.) 
und  Plesisdapis,  der  zugleich  Lemure  und  Mar- 
supialier  ist  - — wohl  jedenfalls  nur  das  Eratere,  wenn 
nicht  gar  »chon  Affe  (der  Ref.). 

Lömome,  Victor.  Note  sur  le  gen  re  Plesiadapis. 
Bulletin  de  la  socidtd  göolcgique  de  France  1887, 
p.  147  — 149. 

Ea  werden  beschrieben  Schädelfragmentc  und  Kiefer. 
Der  Schädel  hat  einen  schwachen  Pfeilnahtkamm , dafür 
iat  aber  da»  Occiput  von  einer  hoben  Crista  Überragt. 
Vorder-,  Mittel-  und  Naehbira  sind  nahezu  gleich  gro«s 
und  scharf  von  einander  getrennt.  Der  äussere  Gehör- 
gang ist  sehr  weit.  Die  Oberkiefer  sind  kurz  und  nieder- 
gedrückt. Die  zwei  Prämoiaren  bestehen  au*  ja  einem 
äusseren  und  einem  inneren  Höcker,  dir  Molaren  haben 
je  einen  Innrnhöckrr  und  zwei  Auasenhöcker.  Der  vordere 
der  beiden  Inriaiven  hat  dreiaeitigen  Querschnitt  und 
zeichnet  sich  durch  »eine  Grösse  aus.  Der  Canin  muss 
sehr  klein  gewesen  sein.  Der  aufsteigende  Ast  des  Unter- 


kiefer ist  stark  verbreitert.  Von  den  fünf  Rackxabnen  ist 
der  hinterste,  der  Ms,  weitaus  der  grösste.  Seine  hintere 
Partie  webt  eine  breite,  tiefe  Grube  auf;  an  den  beiden 
vorderen  Molaren  ist  dieselbe  viel  kleiner  und  seichter. 
Die  Pr  bestehen  Idos*  aus  einem  stumpfen  Hügel  und 
einem  schwachen  Talon.  Ea  iat  nur  ein  einziger  Schneide- 
zahn  vorh&udeu.  Derselbe  lat  »ehr  lang  und  nahezu 
horizontal,  nach  vorn  geneigt.  Er  steht  weit  ab  von  den 
Prämolaren.  Ein  Kiefer  trägt  zugleich  die  drei  Mllchzähne 
und  di«  drei  Ersatixihne.  Plesiadapis  ist  im  Cernaysieu 
sehr  häufig.  Man  krnnt  das  Skelet  ziemlich  vollständig. 
Die  Schwanzwirbel  haben  eine  beträchtlich«  Läng«.  Am 
Humerus  Ist  ein  weites  Epicondylarforanien  zu  sehen. 
Das  Olecranon  hat  nur  geringe  Höhe.  Der  Radius  b«6as» 
die  Fähigkeit  der  Rotation.  Die  Zahl  der  Femur-Trochan- 
ter ist  drei.  Die  Tibia  ist  schlank  und  dabei  stark  ge- 
bogen. Die  Vorderpartie  des  Astragalus  zeigt  eine  eigen* 
thümliche  Ausbildung.  Die  Phalangen  haben  eiue  ansehnliche 
Länge  und  seitliche  Rinnen  zum  Ansatz  von  Muskelu. 
Die  Endphalsngen  sind  vom  oval  and  stark  abgeplattet. 
Im  Ganzen  erinnert  das  Skelet  an  die  Lemuren,  zeigt 
aber  auch  schwache  Anklänge  an  die  Marsupialier. 
Beim  Plesiadapis  der  Sande  mit  Teredinrn  hat  der 
obere  I bloss  zwei  Zacken,  bei  dem  Plesiadapis  aus  dem 
Cemnysien  Ist  dieser  Zshn  mit  drei  Zacken  versehen.  Es 
dürfte  »ich  daher  empfehlen , diese  Gattung  in  zwei 
Untergattungen  zu  theilen : 1.  Tricuspidens  mit 

remensi* — klein,  M gestreift,  Kronfortsatx  gerade — und 
Gervaisii  — doppelt  so  gross  wie  der  vorige,  M glatt, 
Kronfortsatz  einwärts  geneigt,  2.  Subuni  cutpldens 
mit  Plesiadapis  Daubrei. 

Lortet.  Note  aur  le  Rhizoprion  bariensi«  (Jourd.) 
Archive«  da  muadum  d’ Ins  toi  re  naturelle  de  Lyon. 
T.  IV,  1887,  p.  315  — 31».  Mit  2 Tafeln. 

Beschreibung  des  Genus  Rhizoprion,  welcher  Name 
die  Priorität  vor  Hqualodon  hat  und  vorwiegend  auf 
Schädeln  busirt , die  sich  durch  zwei  Wurzel  i ge , für  Crts- 
ceen  auffallend  kräftige  und  differenzirte  Zähne  aus- 
zeichnen. 

Lydekker,  Richard.  Miocene  Insectivora.  The 
Geological  Magazine.  London  1867.  6°.  p.  47,  48. 

Der  früher  mit  Plesiosorez  identificirte  Parasorex 
social ia  von  Steinheim  ist  von  dem  ersteren  durchaus 
verschieden;  er  gehört  in  die  Näh«  von  Tupaia,  der 
Plesiorcx  dagegen  zu  den  Talpiden. 

Lydokker,  Richard.  The  Cetacea  of  the  BufTolk 
Crag.  The  Quarterly  Journal  of  tbe  Geological  Society. 
London  1887.  p.  7 — 18.  Mit  einer  Tafel  und  zwei 
Holzschnitten. 

Die  untersuchten  Reste  bestehen  hauptsächlich  aus  den 
ungeheuer  massiven  und  daher  sehr  leicht  erbaltungs- 
fähigen  Paukenbeiuen.  Sie  Tertheilen  «ich  auf  Balacn« 
primigenia,  aftinis,  insignis,  balnenopsi* , Megsptrrs  affin U, 
similLs,  minuu,  Balaenopters  definiu,  Goropi,  boreatina, 
erasjginsta , Ototherium  Brialmonti,  dubium,  Hupschi, 
brevifiron»  und  Herpetocetus  »midien»!».  Phv  seter  Iden  : 
Euretu»  amblyodon,  Humocetus  Villen!,  Balaenodon  phyan- 
loides,  Pbysodon  grandis,  fuaiformis,  Hoplocetus  crassidrns, 
borgehoutensia , curvidens , Hyperoodon , Choneziphius 
planirostris,  planus,  Packardi , Mesoplodon  longirostris, 
tenuirostris,  gibbus,  angustus,  angulatu»,  compressus, 
Floweri.  Squalodontiden : Squalodon  antwerpiensis.  Del- 
phiniden:  Orca  citoniensis,  Globicephalus  u neiden*  and 
Delphinus. 

Lydekker,  Richard.  Deicription  of  a Jaw  of  Hyo- 
therium  from  thePliocene  of  India.  The  Quartcrly 
Journal  of  tlie  Geological  8ociety  of  London  1687, 
p.  1»  — 23.  Mit  1 Holzschnitt. 

Das  Hyotherium  perimense  schlieast  sich  eng  an 
das  europäische  Hyotherium  Soemmeringi  an;  da» 
sindiense  der  Simalikhügrl  ist  noch  grösser.  Das  Vor- 


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94 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


kommen  der  Gattung  Hyotherium  neben  GirafFa  ist  insofern 
interessant,  als  dieselbe  in  Europa  mit  dem  Miocin  bereits 
erloschen  i«t,  in  Indien  aber  »ich  noch  bl»  in»  Pliocän  er- 
halten hat.  In  den  A Magerangen  von  Peritn  finden  »ich 
Sun  und  Hyot  he  rinnt  zusammen,  gerade  wie  in  den 
östlichen  Siwnlik  Hipparion  und  Ei] uns. 

Hyot  her  i um  ist  ein  »ehr  generaUrirter  Suidentypu».  Die 
Zähne  halten  in  ihrem  Aussehen  die  Mitte  zwischen  jenen 
Ton  Sn#  und  Chaeropotnmu*.  und  zwar  schliessen  »ich 
die  Formen  mit  kurzen  oberen  Ms  enger  an  den  letzteren 
an  als  die  mit  langen  Ms  — wie  II.  Waterhousi  — , 
Der  obere  Prj  hat  bei  Hyotherium  typus  immer  noch 
einen  einzigen  Ausseubügel , was  als  primitive#  Merkmal 
aufzufassen  i*t.  Im  Gegensätze  zu  Filhol  betrachtet 
Lydekker  diese  Gattung  als  Zwischenglied  zwischen  seinen 
Chaeropotamiden  und  der  Gattung  Sus  einerseits  und 
Dieotyle»  andererseits.  Dicotyle*  ist  ein  eigenartig 
apecinlisirter  Typus  — die  Pr  sind  »chon  Molar-ähnlich 
geworden.  Mit  Sus  hat  Hyotheriuw  da»  Merkmal 
gemein,  das»  der  >!a  erst  inThätigkeit  tritt,  wenn  der  >1| 
schon  stark  angekaut  erscheint.  Hei  Sus  verlängern  »ich 
die  letzten  M;  noch  mehr  ist  da»  der  Kall  hei  Phaco- 
choeru»,  wo  danu  auch  die  vorderen  Zahne  beim  er- 
wachsenen Thiere  verloren  gehen.  Der  Su»  adutuaueu- 
si»  hat  noch  primitive  Merkmale  im  Gebiss,  ebenso  So» 
barbntu«  und  Potainoehoerus.  Der  lebende  8u# 
cristatus  ist  der  mnthmnassliche  Nachkomme  de«  Sus 
Fulconerl  der  Siwaliktauna. 

Lydekker,  Richard.  Ou  a Molar  of  a Tllocene  Type 
of  Equui  from  Kubia.  The  Qunrterly  Joumal  of 
the  Geological  Society  of  London  1887,’  p.  161 — 164. 
Mit  1 Holzschnitt. 

Bei  Wadi  Haifa  fanden  »ich  fossile  S&ugethienreste,  die 
ihrem  Erhaltungszustände  oarh  mit  denen  vom  Val  d’Arno 
und  dem  Xarbadnthal  in  Indien  Aehntichkrit  haben.  Schon 
im  Jahre  1865  hatte  Falconer  von  dort  einen  Hippopo» 
tarn us -Zahn  beschrieben.  Der  Eq  uns -Zahn  »chlies»t 
sich  am  besten  an  Equu»  Stenoni»  von  Val  d’Arno  und 
an  E.  si walen »is  der  Siwalikfaunn  an.  Es  scheint, 
dass  hier  im  östlichen  Afrika  asiatische  und  europäisch« 
Formen  zur  Plioeänzeit  eingedrungen  sind,  während  die 
gleichalterigen  Ablagerungen  in  Algier  mehr  Anklänge  an 
Europa  zeigen  — so  die  Anwesenheit  von  Elephus 
meridionalis.  In  Nubien  haben  zur  Plioeänzeit  auch 
Hirsche  gelebt,  während  in  der  Gegenwart  Hirsche 
nur  mehr  im  nordwestlichen  Afrika  Vorkommen  und  in 
Nubien  ausschliesslich  Antilopen  leben.  Die  einstigen 
Beziehungen  zwischen  Afrika  und  Asien  werden  auch  In- 
sofern wahrscheinlich,  als  die  Siwalikfauua  Affenformen 
enthält,  die  jetzt  nur  iu  Afrika  anzulreffen  »ind. 

Lydekker,  Richard.  Catulogue  of  Fossil  Mammalia 
in  the  British  Museum  (Natural  History),  Part  V, 
eantaining  the  Group  Tiltodontia,  the  Orders 
Sirenia,  Cetacea,  Edcntata,  Marsupialia, 
Monotremata  and  Supplement.  London  1867. 
330  pp.  53  Holzschnitte. 

Die  Stellung  der  Tillodontia  ist  noch  ganz  uu sicher. 
Vertreten  »ind  davon  Anchippodus  und  die  Platy 
choeronidae,  letztere  durch  Platy choerop*  (Mio- 
lopliusj  plnnicep**,  einen  nahen  Verwandten  des 
Esthonyx.  Die  Sirenen  haben  Repräsentanten  in 
5 Halitherium  * , 1 Proras tom u»  * , 1 Kotheri um  • und 
1 Rhylina*;  die  Cetaceen  und  zwar  die  Mystacocetl 
in  10  Hnlaena,  1 Palaeocetu*  •,  3 Megaptera*,  11  Balae- 
noptern*,  6 Cetotherlum  *;  die  Archaeocetl  in  2 Zeu- 
glodon*;  di«  Odnntoceti  in  1 Physeter,  1 Physcterula  •, 

1 Euoetodon*,  1 PhyseUdon  * , 1 Scaldiretu* , 1 Balnr- 
nodon  * , 2 Pliysodon  • , 3 Hoplocetus*,  2 Hv]>eroo<ti>i>, 

2 Chonrriphiu»  *,  6 Mcsoplodon*,  1 ChanipHodelphis  *, 
1 Schizodelphis*,  3 Squalodon*,  1 Monodon , 2 Delphi- 
napteru»,  l Orca*,  2 Globicephalus  und  1 Turaiops.  Die 


Edentaten  zerfallen  in  die  nackten  Megatheriiden 
mit  3 Arten  Megatherium  •,  4 Seelidotlierium  •,  6 MyloJnn*, 
1 Megnlonyx*,  1 Coelodon • J in  die  gepanzerten  Glypto- 
dontiden  mit  4Glvptodon*,  1 Daedicurus *,  1 Kuryuru»*, 
1 Panochthus* , 7 Hoplopboru»*;  in  die  Dasypodiden 
mit  3 Chlamydotherium  * , 1 Tolypeutc# , 1 Dssypns, 

1 Xenuru»,  1 Eutatus*,  2 Tatusia;  in  die  Maniden 
mit  1 fossilen  Mani»,  and  in  die  Marrotb eriiden  mit 

2 Arten  von  Macrot lverium*.  Die  Marsupialier  werden 
in  dir  Unterordnungen  der  Diprulodont  ia  und  die  Poly- 
prot odonta  getlieili.  Die  ersteren  mit  nur  einem  unteren 


Incmven,  die  letzteren 


mit  mehreren,  meist 


4 — 5 
3 — 4 


Inci- 


siven. 


Die  Diprotodontia  umfassen  die  Pbascolomyiden 
mit  9 Phascolomya* , 1 Ptuwcolomts*,  die  Kototherii- 
den  mit  l Nototherium*,  die  Diprotodontideu  mit 
1 Diprotodon*,  die  Phalanglstiden  mit  1 Pseudochiru», 

1 Thylacolro* , die  Plagiaulaciden  mit  14  Plagiaulax *, 
die  Polymastodontiden  mit  1 Polrroastodwi  • , die 
Tritylodontiden  mit  1 Tritylodon *,  die  ßolodontiden 
mit  1 Microlestes* , 1 Bolodon*  und  die  Macropodiden 
mit  1 Aepvprymnn»,  19  Macropu»*,  1 Sthenuru»*,  3 Pro- 
coptodon*  und  1 Palorcheste#  *. 

Die  Polyprot  odonta  werden  wieder  zerlegt  in  die  Pcra- 
meliden  mit  4 l’eramele*  und  1 Peragalc.  Die  Trico- 
nodontiden  mit  3 Triconodon * , die  Dasvaridea  mit 

1 Thylacinus,  1 Sarcophilu*,  1 Daayunu.  — Zu  dieser 
Familie  werden  auch  die  My rmecobiinae  gestellt.  — 
Die  Amphitheriiden  mit  1 Phascolotherinm*,  1 Araphi- 
leste»*, 1 Amphitherium*,  3 Amblotherinm * , 2 Achy- 
rodon*,  1 Prrnmus*  und  dieDidelphida«  mit  Didelphy*  — 
davon  8 fossil  in  Amerika  nnd  mehr  als  12  fossil  in 
Europa  — und  mit  Chironecteo.  Die  Stellung  der  Familie 
der  Stylodontiden  mit  den  Gattungen  Stylmion  und 
Leptocladu»,  sowie  die  Familie  der Spalaeoth eriiden  mit 

2 Spalacotherium  und  1 Peraleste*  lässt  sich  noch  nicht 
genauer  fiziren.  Beide  Familien  sind  auf  di«  mesozoische 
Zeit  beschränkt. 

Von  den  Monotremen  giebt  es  «in«  fossile  Art  der 
Gattung  Echidna. 

Im  Anhang  werden  erwähnt  von  Quadrumanen 
1 Troglodytes , 1 Hylobates,  1 Semnopithecus , 2 Cyno- 
cephaltt»,  Adapis,  Caenopithwu» ; von  Chiropteren 
1 Pbyllorhina  und  1 Taphozous;  von  Insecti  voren  1 Talpa, 
1 Protalpa,  I Sorez,  1 Erinaccu»,  2 Neurogymnuru», 

1 Microchoerus  (in  Wirklichkeit  zu  Necrolemur,  also  zu  den 
Lemuriden  gehörig)  und  1 Tupajide  — Parasorex  — . Von 
Creodonteu  — Carnivora  primigeuia  — werden  genannt 

2 Hyaenodon,  1 Pterodon,  1 Proviverra  und  1 Deltatherium ; 
von  Carm voren  2 Machairodu»,  1 Eusmilus,  2 Psendac- 
luru»,  1 Aelurogale,  2 Hyaena,  1 Proailurus,  Viverra, 
2 Herpeatea,  1 Cynodictis,  1 Cunis,  1 Amphicyon,  1 Nasua; 
von  Robben  1 Phoca;  von  Nagern  1 GerbUlu»,  2 Nesokia, 
1 Mus,  1 Eumy»,  1 Arvicola,  1 Myodea,  1 Entoptychua, 
1 Hystrix,  1 Atherura,  1 Lagomys,  1 Lepus,  2 Palaeo- 
lagus;  von  Artiodactylen  I Bo«,  2 Cobus,  1 Tctracero», 
1 Hyduspitherium,  1 Cariarns,  3 Coassinen,  1 Poebro- 
therium,  1 Lcptoimryx , 1 Dorcatheriura , 1 Dichodun, 
1 Xiphodon,  1 Ejiorcodim,  1 Hyutheriura,  5 Su» ; von 
Pcrissodaclylen  1 Equu*  und  1 Rhinocero»;  von  Pro- 
boscidiern  1 Mastodon  uud  1 Elephos;  von  Edentaten 
1 Sceljdotherinro  und  1 Hoplopboru».  — Die  mit  • be- 
zeichneten  Gattungen  sind  ganz  oder  doch  überwiegend 
durch  fossile  Arten  vertreten. 


Marsh,  O.  O.  American  Jurawic  Mammal*.  Ameri- 
can Journal  of  Science.  Vol.  XXIII , 1887,  p.  327 
— 348.  Mit  4 Tafeln. 

In  der  gleichen  Zeitschrift  halte  der  Autor  »chon  früher 
Reste  jurassischer  Slugethicri?  beschrieben.  Das  Material 
besteht  meistens  atu  Unterkiefern,  diese  aber  sind  sehr 


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Zoologie. 


95 


pul  erballen.  Wu  die  Untersuchung  ausserdem  »ehr  er- 
schwert, ist  der  Umstand.  das*  die  Skelette  vollständig  xer- 
t’ullen  und  die  einzelnen  Tbeile  zerstreut  worden  sind.  K* 
liegen  die  zu  besprechenden  Formen  fast  sämiutlich  in  dem 
Atlantosaurusbed  — so  genannt  wegen  der  daselbst 
verkommenden  riesigen  Dinosaurier -Koste. 

Häutig  sind  daselbst  auch  Krokodile,  Schildkröten, 
Eidechsen  und  Eiache;  auch  kennt  man  von  dort  einen 
Vogel — Laopteryx  — und  einen  Pterodacty  l ua.  Mit 
den  englischen  von  Owen  beschriebenen  Säugethierro*ten 
aus  dem  Weuldon  haben  die  amerikanischen  Kunde  sehr 
grosse  Aehnlichkeit , doch  konnte  keine  eurupäisebe  Hat* 
tuog  oder  gar  Art  in  Amerika  bisher  nachgewiesen  weiden. 
Die  Flagiaulacideu  sind  repräsentirt  durch  Allodon. 
Derselbe  — nur  in  Oberkiefern  bekannt  — hat  hlnsic ht lieh  der 
Molaren  viel«  Anklänge  an  den  schon  früher  beschriebenen 
Ctenwc.odon  — nur  durch  Unterkiefer  vertretrn  — unter- 
scheidet sich  aber  durch  die  Prümolaren  und  Indsiven. 
0 q 5 2 

Y I - C~Pr»  — M.  Allodon  fortia  und  laticeps.  Von 

den  europäischen  Formen  stehen  Bolodon  und  Plagiau- 
lax  sehr  nahe.  Ctenacodon  potens  und  »erratus. 

Von  Ct.  potens  ist  der  Oberkiefer  gefunden.  Wie  bei 
Bolodon  bestehen  auch  hier  die  Pr  aus  je  zwei  Innen* 
und  einem  Aussenhöcker,  die  M aber  aus  vier  — statt  drei  — 
Aus&enhückern  und  zwei  statt  drei  Inneuhöckern.  Der 
einzige  untere  IncMv  ist  bei  allen  Plngiaulacidcn  sehr 
gross.  Dir  vier  unteren  Pr  von  Ctenacodon  haben  einen 
gezähneiten  Überrund. 

Dryolestidae.  Dieselben  haben  mehr  als  44  Zähne. 
Die  Unterkiefer  tragen  drei  bis  vier  Incisiven,  vom  ersten 
bis  letzten  an  Grösse  abnehmend , einen  hoben  zwei- 
wurzeligen Canin,  drei  oder  vier  Pr  — der  letzt«  am  gröss- 
ten — , sämmtlich  mit  zwei  Wurzeln  versehen.  Diese 
Zähne  haben  eine  kegelförmige  Krone  und  einen  Talon. 
Die  Zahl  der  M beträgt  6 bis  8;  sie  bestehen  aus  einem 
»ehr  hohen  Hauptzacken  und  drei  Innenzacken  und  wer- 
den von  je  zwei  allerdings  eng  an  einander  gedrängten 
Wurzeln  getragen.  Die  oberen  M — 7 an  der  Zahl  — 
besitzen  einen  Innenzacken  und  drri  Aussenzackcn.  Dryo- 
lestes  und  Stylacodon  sind  einander  sehr  ähnlich,  nur 
gleicht  der  erste  M von  Stvlacodon  den  Pr.  Bei  Drro- 
lestes  ist  ausserdem  der  Kiefer  relativ  kurz  und  hoch 
im  Gegensatz  zu  jenem  von  Stvlacodon.  Astbenodon 
hat  hinter  dem  Canin  noch  11  Zähne,  die  auch  ausserdem 
nahezu  sämmtlich  gleiche  Grstalt  besitzen.  Die  Zahnforroel 
ist  4 1 1 C 3 Pr  8 M.  Astbenodon  segnis.  Laodon 
venustus  n.  g.  n.  sp.  Die  M sehen  denen  der  übrigen 
Dryolestiden  zwar  im  Ganzen  sehr  ähnlich,  doch  ist 
der  Innenzacken  sehr  klein.  5 Pr,  8 M,  alle  Pr  sind 
zweiwurzelig.  Der  Unterkiefer  izt  so  lang  wie  bei  Styla- 
codon,  aber  zugleich  sehr  massiv.  Die  M ähneln  denen 
von  Peraspalax  Owen. 

Diplocynodontidac.  Die  typische  Gattang  ist  eine 
der  grössten  Formen  aus  dem  Jura.  Drei  schräge  I, 
hoher,  starker  C mit  zwei  Wurzeln,  dahinter  12  Zähne, 
nahezu  von  gleicher  Gestalt,  die  hinteren  ausser  dem 
llauptzaeken  noch  mit  Vorder-  und  Hinterznrken  versehen. 
Kiefer  lang,  Coronoidproce**  hoch;  Condylus  niedrig  ge- 
stielt. Von  Diplocynodon  Victor  ist  der  Oberkiefer 
bekannt.  Obere  M mit  Hauptzacken  und  zwei  Nebenzacken. 
Zu  dieser  Familie  gehört  wohl  das  europäische  Ampbi- 
peratlierium.  Docodon  hat  nur  11  statt  12  Zähne, 
im  Uebrigen  sonst  von  Diplocynodon  wenig  abweichend. 
Enneodon  crassus  n.  sp.  sehr  massive  Kiefer  mit  nur 
9 Zähnen  hinter  dem  C.  Enneodon  affinis  n.  sp. 

Spalacotheriidae.  Spalacotherium,  da*  wohl  in 
mehrere  Genera  zerlegt  werden  musa,  hat  10  Zähne  hin* 
ter  dem  Canin;  dieser  seihet  ist  zwei  wurzelig ; bei  Men  a- 
codon  ist  die  Zahl  derselben  jedoch  nur  sieben;  der 
Canin  ist  relativ  klein.  Menacodon  rarus  n.  g.  n.sp.  Die 
3 Pr  stehen  isolirt  und  haben  nur  massige  Grösse.  Mena- 


codon hat  auch  im  Gegensätze  zu  Spalacotherium 
eine  schwache  Mylobyoidgrube. 

Tinodontidae  enthalten  von  europäischen  Formen 
Phascolotherium.  Die  IV  und  M sind  einander  sehr 
ähnlich.  Die  Zahl  der  Zähn«  hinter  dem  C Ist  bei  Tino- 
don  grösser  als  bei  Phascolotherium.  Die  Molaren 
tragen  je  einen  Hauptsachen,  einen  Vorder-  und  einen 
Hinterzacken , beide  etwas  einwärts  gerückt,  dazu  aussen 
eiu  starkes  Basalband.  Tinodon  bellus. 

Triconodontidac.  Die  Pr  sind  hier  noch  »ehr 
einfach  und  coroprimirt.  Die  sehr  grossen  M bestehen  aus 
je  drei  hinter  einander  gestellten  schneidenden  Zacken. 
Priacodoa  ferox  n.  g.  n.  sp.  hat  3 Pr  4M;  die  Pr 
haben  ausser  dem  Hauptzacken  vorn  und  hinten  je  einen 
ItoAalhöcker.  Der  letzte  l’r  zeichnet  sich  durch  seine 
Grösse  au*;  der  vorletzte  M hat  sogar  vier  Zacken.  Der 
schräg  gestellte  C ist  sehr  kräftig.  Triconodon  in 
Europa. 

Paurodontidae  sind  auf  Amerika  beschränkt.  Nur 
6 Pr  und  M zusammen.  C gross,  aufrecht  und  einwurze- 
lig. Auf  diesen  Zahn  folgt  eine  lange  ZahnlUcke  und  dann 
erst  der  sehr  kleine  vorderste  Pr.  Kiefer  kurz  mit  tiefer 
Mylobyoidgrube.  Die  Zähne  zeigen  eine  gewisse  Aehn* 
lichkeit  mit  Acfayrodon  und  Peraleste*.  Puurodon 
ralens  n.  g.  n.  sp.  hat  nur  2 Pr  und  4 M.  Pr  einfach 
mit  niedrigem  Talon.  Die  M bestehen  ausser  dem  Haupt- 
zacken  aus  zwei  einwärts  gerückten  Nebenzacken. 

Die  Verthrilung  der  Wirbel,  Extremitätenknochen  etc. 
auf  die«*  Formen  ist  »ehr  schwierig,  es  soll  der  Versuch 
jedoch  in  einer  späteren  grösseren  Abhandlung  gemacht 
werden.  Verfasser  giett  dann  eine  Zusammenstellung  aller 
bis  jetzt  beschriebenen  Säugetbiergattungco  uud  -Arteu 
aus  dem  Jura  von  Nordamerika.  Keiner  von  all  diesen 
ist  ein  echter  Herhivor,  auch  von  Stereogn athus  ist 
dies  durchaus  nicht  sicher.  Die  Lebensweise  war  wohl 
durchgehend»  1 n s e c t i v o r.  Die  Lebensweise  der  P I a g i a u - 
laciden  ist  bi»  jetzt  noch  durchaus  unbekannt,  denn  hier 
linden  sich  neben  Höckcreähnrn  noch  schneidende  Zahn- 
formen.  Möglicherweise  erreichten  einige  wirklich  Herbi - 
vorengebjss;  hierfür  spricht  das  Verschwinden  der  vorde- 
ren Pr  bei  dem  Neo plagtaulax  au*  dem  Tertiär  von 
Reims.  Die  trlaasischen  Säuger  lassen  sich  am  besten 
gliedern  in  die  Drom otheriide n — Amerika  — und 
die  M icroles tiden.  Man  stellte  die  mesozoischen  Säu- 
ger last  allgemein  zu  den  Marsupialiern,  was  aber 
wenig  gerechtfertigt  erscheint.  Sie  weisen  vielmehr  eher 
Beziehungen  zu  den  I nsecti  vore n auf.  Verfasser  möchte 
sie  am  liebsten  in  der  von  ihm  schon  früher  nufgesteUten 
Gruppe  der  Pantotheria  unterbringen.  Dieselbe  zeichnet 
sich  durch  folgende  Merkmale  au»:  Glatte  Gehirnhemi- 

sphären ; Zahnznhl  höher  als  44,  C mit  zwei  Wurzeln,  Pr  und 
M wenig differenxirt-,  keine  eigentliche  Unterkiefersymphyse; 
die  Innenseite  des  Unterkiefers  mit  einer  Mylobyoidgrube 
versehen,  Unterkiefereckfortsatz  nicht  ringebogeu,  Con* 
dylua  so  ziemlich  in  gleicher  Höhe  mit  den  Zähnen,  verti- 
cal  oder  rund,  aber  niemals  schräg  gestellt.  Von  solchen 
geoerahsirton  Formen  stammen  sicher  die  Insectivoren. 

Eine  zweite  Ordnung  der  mesozoischen  Säuger  zeichnet 
sich  durch  die  auffallende  Specialis irung  aus.  Es  sind  die 
Allotheria:  Dieselben  gehen  bi*  in»  Tertiär  — Neo* 

plagiaulax.  Die  Hauptcharaktere  sind  hier:  Zahnzahl 

weit  unter  der  normalen  ; C fehlen,  Pr  und  M sehr  speciali- 
sirt,  Mylobyoidgrube  fehlt,  Unterkiefereckfortsatz  einge- 
bogen. Diese  Merkmale  lassen  die  Annahme  zu,  dass  wir 
e»  hier  mit  Marsupialiern  zu  thun  haben.  An  diese 
Allotheria  — mit  den  wichtigsten-  Gattungen  Bolo- 
don, Allodon,  Ctenacodon  und  Plagiaulax  »chlie**en 
sich  auch  die  Microlestiden  am  Iwsten  an,  während  die 
Dromotheriiden  »ehr  viel  an  die  Pantotheria  er- 
innern. Die  modernen  Placentalier  »taromeu  auf  kei- 
nen Fall  von  Marsupialiern  ah,  sondern  von  Oviparen 
Monotremen.  Die  Inaectivoren  sind  auch  die  primi- 


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96 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


tivsten.  Unter  den  lebenden  Marsupi  ali  rrn  srhliesscn 
eich  die  H ypsipry mnideu  am  engsten  nn  die  Allo- 
theria  an.  Der  gemeinsame  Ausgangspunkt  der  Mnr- 
»upialicr  und  Placentalier  wftre  in  der  paläozoischen 
Zeit  za  Rüchen;  diese  Urfornfrn  nennt  Marsh  Hypotheria. 

Marsh)  O.  C.  Notice  of  New  Fossil  Mamninls.  The 
American  Journal  of  Science  and  Arte  1887,  9 pp. 
Mit  12  Holzschnitten. 

Einer  der  grössten  bekannten  Borinen  Nvrddamerikns  ist 
der  Bison  latifrona.  Derselbe  besitzt  lange  und  schräg 
gestellte  Homzapfen,  während  sie  bei  dem  lebenden  Bison 
kurz  und  nach  vom  gerichtet  sind.  K»  stammen  diese  Reste 
au*  dem  Plioc&n  von  Denver,  sind  aber  jünger  als  Equu*bed. 
— Inzwischen  wurde  von  Cop«  und  Anderen  nachgewiesen, 
das«  diese  Hornxapfen  aus  den  Lazamiebed  — also  obere 
Kreide  — - stammen  und  einem  Dinosaurier  angeboren! 
Der  Bef.  — Im  PI kocin  von  Kansas  kommen  Aceratherium- 
Reste  häufig  vor  zusammen  mit  Pliohippus.  Der  Schädel 
dieses  Accrathcrium  acutum  Ist  hinter  der  Schläfen» 
grübe  sehr  schmal ; die  Jochbogen  stehen  weit  vom  Schädel 
ab.  Der  letztere  besitzt  einen  hohen  Pfeilnahtkamm.  Die 
Stirnbeine  verbreitern  eich  sehr  rasch.  Die  Zwischenkiefer 
sind  sehr  schwach  nnd  tragen  je  einen  lncislven.  Die  M 
haben  eine  sehr  ansehnliche  Gröe*«.  Der  Unterkiefer  trägt 
einen  Inrisiren  und  einen  Caninrn  nebst  sech*  Backzähnen. 

Von  den  Brontot heriiden  liegen  nunmehr  zahlreiche, 
gut  erhaltene  Exemplare  vor.  Sie  werden  eingelheilt  in 
die  Gattungen  Brontops,  Menopa,  Titanops  und 


2 14 

All opa.  Die  beiden  ersten  haben  je  — I,  — C,  — Pr, 


— M,  während  bei  dem  schon  länger  bekannten  Br onlo- 


therium  — 1,  und  — Pr  vorhanden  sind.  Die  Jochhogen 


stehen  sehr  weit  vom  Schädel  ob,  die  Horn  zapfen  sind 
kurz,  aber  sehr  kräftig.  Man  kennt  von  Brontops  zwei 
Arten,  rohnstus  und  dispar.  Die  entere  Art  stammt 
aus  dem  Untermiocän  von  Nebraska,  die  letztere  von 
Dakota.  In  Dakota  wurde  auch  das  Original  von  Menopa 
varians  gefunden.  Die  Hornzapfen  find  hier  relativ  schwach. 
Die  Gattung  Titanops  enthält  den  grössten  aller  ßronto- 
t heriiden  und  ist  ausgezeichnet  durch  dir  riesigen,  hohen 
Homzapfen  und  die  kleinen  Nasenbeine.  Die  Bezahnnng 
stimmt  mit  Brontotherlum,  doch  haben  die  oberen 
Molnren  zwei  Innenhöcker.  Titanops  curtus  wurde  ln 
Colorado  gefunden,  T.  elatus  mit  noch  höheren  Horn- 
zapfen und  längeren  Kasalicn  in  Dakota.  Ailops  hat 
grosse  Aehnlichkeit  mit  Brontotherlum,  besitzt  aber 
nur  einen  oberen  Incisiven.  Ailops  acrotinua  stammt 
aus  Dakota. 

(Die  Brontotheriidc n haben  im  Skelettbau  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Rhinoceros,  besitzen  jedoch  im  Gegen- 
satz zu  diesen  vier  gleich  starke  Zehen  an  der  Vorder- 
extremität  und  zwei  neben  einander  stehend«,  mehr  (hier 
weniger  lange  Homzapfen  auf  den  Oberkiefern.  Auch  der 
Zabnbau  ist  von  Rbinoceroa  ganz  verschieden ; die  Zähne 
erinnern  auffallend  an  jene  des  freilich  ebenfalls  ausge- 
»lorbeuen  europäischen  Chslicothcriam-  Dass  die  von 
Marsh  hier  angegebenen  Merkmale  zur  Anstellung  neuer 
Genera  ausreichend  »eien,  wird  wohl  Niemand  behaupten 
wollen.  Anmerk.  d.  Ref.) 

Naumann,  E.  Fossile  Elephantenreste  von  Min- 
danao, Sumatra  und  Malakka.  Abhandlungen  und 
Berichte  dos  zoologischen  und  anthropologiBCh-ethno- 
graphiechen  Museums  zu  Dresden  1886/1887.  4°. 

11  Seiten  und  1 Licbtdnicktafcl. 

Die  zwar  sehr  fragmentarischen  Rackzuhnreste  von 
Mindanao  zeigen  immerhin  sehr  deutlich  ihre  Zugehörig- 
keit zum  Stegodontentypn»,  der  in  jungtertiärrr  und 
späterer  Zeit  in  Asien  eine  so  bedeutende  Rolle  gespielt 
hat.  Hierzu  kommt  noch  ein  vollständiger  Molar  des 


Euelephas  Indien*  von  Malakka  und  ein  zierlicher 
Stosstabn  von  Sumatra. 

Der  eine  Zahn  von  Mindanao  gehört  dem  Stegodon 
trigonocephalus  Mart,  an,  ausgpxeirhnet  durch  da» 
starke  Cim«*nt.  Die  typische  Art  stammt  nu*  Java.  Sie 
Uberbrückt  die  Kluft  zwischen  Stegodon  und  Lozodon. 
Da»  zweite  Zahnfragment  wird  als  Stegodon  aff.  insig- 
nis  Pale,  und  C.  bestimmt.  Der  Stosszahu  von  Sumatra 
darf  allenfalls  auf  Stegodon  Ganesa  bezogen  werden. 
Die  Anwesenheit  einer  Skwalikform  ln  Mindanao  — Philip- 
pinen— lässt  vermuthen,  «lass  auch  noch  andere  derSiwalik- 
fauna  angehörige  Arten  eine  »ehr  weite  Verbreitung  nach 
Osten  besessen  haben.  Der  angebliche  El epb an  indicu» 
von  Japan  muss  mit  dem  n am  adieu»  der  Slwalikhügel 
identificirt  werden. 

Verfasser  erwähnt  hierbei,  das*  seine  Bestimmung  der 
japanischen  I'roboscidier-Reste  al»  Stegodon  Clifti 
und  insignis,  die  auch  in  China  nachgewiesen  werden 
konuten , von  Lydekker  und  später  auch  von  Koken 
bestätigt  worden  seien,  während  Brauns  dieselben  für 
diluviale  Arten  gehalten  batte.  Lydekker  hat  auch 
Mastodon  latidens  in  Borneo  nnchgewiesen  und  somit 
die  Grenzen  der  Siwalikfauna  sehr  weil  nach  Osten  aus- 
gedehnt. 

Eine  Tabelle  giebt  Auskunft  über  die  Verbreitung  der 
fossilen  asiatischen  Probo*cidier.  Dinothevium  nur 
in  Indien,  Mastodon  mit  sech*  Arten,  davon  latidens 
auch  in  Birma  und  Borneo,  Pandlonis  und  perimensis 
in  China,  Stegodon  Clifti  ln  Birma,  Java,  Japan  und 
China,  bombifrons  in  Java  nnd  China,  alle  gleich 
Elephas  planifrons  ln  den  Siwalikhügeln.  Von  den 
Karbada-Arten  findet  sich  Stegodon  ganesa  nur  in 
Indien,  insignis  in  Birma,  Japan  und  China,  hysudri- 
cus  in  Java,  Elrphas  namndlcus  in  Birma,  Java,  Japan 
und  China;  in  Malakka  wurde  auch  Elephas  indicus, 
in  Samatra  Stegodon  nachgewiesen.  In  Java  lebte 
Elephas  trigonocephalus,  auch  auf  den  Philippinen 
gefunden  mit  einem  zweiten  Stegodon. 

Roger,  Otto.  Verzeichnis«  der  bisher  bekannten  fos- 
silen Säugethier».  29.  Bericht  de»  natu  rhi»tori sehen 
Verein»  für  Schwaban  und  Neuburg  in  Augaburg 
1887.  8°.  162  8. 

Auf  dem  Gebiete  der  Paläontologie  der  Säugethier« 
haben  die  beiden  letzten  Jahrzehnte  einen  solchen  Zu- 
wachs gebracht,  dass  es  selbst  dem  Specialisten  schwer 
wird,  diesen  Forschungen  zu  folgen.  Wir  werden  kaum 
irren,  wenn  wir  behaupten,  dass  sich  die  Zahl  der  bekann- 
ten Formen  in  diesem  Zeiträume  nahezu  verdreifacht  hat, 
trotzdem  es  in  vielen  Fälleu  gelang,  Identificirungcn  von 
Arten  vorzunehmen,  die  bisher  unter  verschiedenen  Namen 
in  der  Literatur  fortgeschleppt  worden  waren. 

Eine  knappe  Uebersiclit  dieser  Formenfülle  musste  sich 
daher  als  Noth wendigkeit  Herausstellen  und  haben  auch  in 
der  That  mehrere  Autoren  die  Lösung  dieser  Aufgabe  ver- 
sucht. Zu  den  Arbeiten  in  dieser  Richtung  zählt  gewisser- 
tnaassrn  auch  R.  Lydekker’«  Catalogue  der  fossilen 
häugethiere  des  britischen  Museums.  Da  aber  in  diesem 
Museum  wie  ja  überhaupt  in  Europa  das  so  überaus 
reiche  amerikanische  Material  doch  nur  ziemlich  spärlich 
vertreten  ist , so  giebt  uns  dirser  Katalog  auch  nur  ein 
unvollständiges  Bild  von  der  Mannigfaltigkeit  der  fossilen 
S&ugrthierformen. 

Noch  weniger  genügt  in  dieser  Hinsicht  der  Troues- 
sart'sche  Katalog.  Fürs  Erste  ist  derselbe  noch  nicht 
über  ein  paar  Lieferungen  — Affen,  Chlropteren  und 
Fleischfresser  — hinausgekouimcn  und  fürs  Zweite  lässt 
derselbe  an  Genauigkeit  und  Kritik  doch  Manches  zu  wün- 
schen übrig. 

Sehr  viel  zweckentsprechender  nun  »st  die  vorliegende 
Arbeit  des  Herrn  Kreismedicinalrath  Dr.  Otto  Roger. 
Schon  im  Jahre  1879  hat  derselbe  eine  ähnliche  Zu- 


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97 


Zoologie. 


sammenstellung  gegeben.  Dieselbe  erfuhr  jedoch  nunmehr 
eine  gründliche  Umarbeitung  und  eine  außerordentliche 
Bereicherung,  so  das*  »je  für  einige  Zeit  recht  wohl  ge- 
eignet i»t,  un«  den  Hei-  hthuin  der  abgestorbenen  Thier- 
welt vor  Augen  EU  führen.  Die  Zahl  der  Gattungrn 
beträgt  ein»  b»Ki,  die  Zlhl  der  einigertnaasaen  »icher  ge- 
stellten Arten  ist  mit  3i>00  bi»  4000  wohl  kaum  zu  hoch 
gegriffen. 

Wenn  man  bedenkt , da**  die  vorliegende  Arbeit  da* 
Ergebnis*  der  wenigen  Muftsestuuden  ist,  welche  dem  Autor 
in  aeiner  ärztlichen  Thätigkeit  und  »einen  vielfachen 
Berufsgetchäften  ülirig  Idieben  , wird  man  demselben  gern 
die  grösste  Anerkennung  »ollen  und  den  innigsten  Dank 
•UMprerhen,  und  da*  um  *o  mehr,  als  derselbe  nicht  etwa 
am  Sitae  einer  größeren  Bibliothek , sondern  in  einer 
kleinen  Provinzialstadt  »ein  mühevolle»  Werk  in  Angriff 
genommen  hat. 

Schmidt,  Oscar.  Lea  mamniiföre*  «Jan*  leura  rapport* 
»vec  leur»  ancetrea  gdologique».  Edition  frauc.  et 
tr&*  augmeut»'«  pur  Fauumr.  8°.  *246  pp.  51  flg. 
Paris. 

Ist  Uebersetxung  der  „Säugethiere  in  ihrem  Verhältnis» 
rar  Urwelt“.  Leipzig,  ßrockhaua,  1884.  International* 
wissenschaftliche  Bibliothek.  LXV.  Bd.,  280  S.  51  Holz- 
schnitte. Siehe  da»  Heferat  in  diesem  Literaturberichte 
für  1884. 

Scott,  W.  B.,  und  H.  F.  Oaborn.  Prelirainary 
Report  on  the  Vertebrat«  Fossil*  of  the  Uinta  For- 
mation, collected  by  tbe  Princetoo  Expedition  of  1886. 
Proceedings  of  the  American  Philosophien!  Society 
l«87,  p.  255  — 2«4-  Mit  1 Holzschnitt. 

Von  Lemuroiden  fand  »ich  Hyopnodus  graeiiis, 
von  Creodonton  Meaoayx  uintensi»,  von  Carni- 
voren  Amphicyon(?)  vulpinum,  von  Nagern  Plesi- 
arctomy»  «ciuroide»,  von  Artiodactylen  Proto- 
reodon  parva»,  pumilu»  und  Leptotrngulu*  pro- 
avui,  von  Periasodactylen  Epibippa«  uintensi» 
and  graeiHs,  Hyrachyus  obliquidens,  Prothyra- 
eodon  intermedium,  Isectolophus  annecten«, 
Amynodon  advenu»,  Diplacodon  elatua. 

DeT  angebliche  Arophlcyon  hnt  einen  Secundärhikker 
am  Pr  — vielleicht  doch  nur  ein  Miacis. 

Protoreodon  hat  im  Gegensatae  zu  dem  jüngeren 
Oreodon  noch  einen  fünften  Höcker  auf  den  oberen  M, 
auch  sind  die  Pr  noch  einfacher  gebaut.  Die  unteren 
Zähne  «.rhliesaen  dicht  an  einander  wie  1*1  allen  Oreo- 
don tiden,  von  denen  wir  hier  die  aHerthUmlichste  Form 
vor  uns  haben.  E»  i*t  auch  hier  der  untere  C zu  eiuem 
vierten  I geworden , während  der  PT|  die  Gestalt  eine» 
C angenommen  hat.  Die  Zehenxah]  beträgt  vorn  fünf, 
hinten  vier.  Leptotragulu»  erinnert  an  Leptomeryx, 
hat  aber  einen  noch  einfacheren  Ban  de*  letalen  Pr  und 
einen  deutlichen  Basalpfeiler  auf  den  unteren  M.  Im 
Gegen»ntre  tu  Leptomeryx,  dessen  Hinterfuss  bereit* 
einen  Canon  bildet,  sind  hier  dJe  Metajwidien  noch  »charf 
getrennt.  Der  Pr4  fehlt  hier  bereit» , die  übrigen  ähneln 
denen  der  Tragul  inen,  wozu  diese  Gattung  wohl  ge- 
hören dürfte. 

Prothyracodon  steht  im  Zahnhau  und  auch  zeitlich 
zwischen  Hyracodon  und  Hyrachyus  in  der  Mitte. 
Der  ITj  hat  wie  hei  dem  letzteren  nur  einen  Innenhocker, 
die  M »timmen  schon  mit  Hyracodon.  Isectolophus 
ist  mit  Helalete«  au«  dem  Encäu  verwandt,  zeigt  aber 
Jrhon  Fortschritte  in  der  Richtung  gegen  Tapir«*.  Der 
letzte  untere  M besitzt  ein  drittes  Joch.  Au«  Isecto- 
lophu«  hat  »Ich  Tapirava«  (Lophiodon  Leidv)  des 
White  Riverbed  und  au«  diesem  Tapiru*  entwickelt. 

Amynodon  (Orthoeynodon).  Der  Schädel  vereinigt 
Merkmale  von  Rhinocero*  und  Tapir,  die  Zähne  glei- 
chen jedoch  denen  de*  Rhinocero»,  die  letzten  oberen 
Pr  haben  bereits  alle  Elemente  der  M , sind  aber  noch 
Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


■ehr  viel  kleiner,  die  übrigen  »ind  noch  sehr  einfach.  Die 

8 

uuteren  C stehen  noch  aufrecht,  die  Zahl  derl  ist  — • 


Diplacodon  ist  das  grösste  Säugethier  der  t’intafaana. 
E»  verbindet  die  Palacosyop»  etc.  des  Bridge rbed  mit 
den  klenodontiden  de*  White  Riverbed.  Die  Pr  be- 
ginnen schon  M -artig  zu  werden.  Der  Schädel  ist  no<h 
hornlos.  I)a* Skelet  hat  gleich  jenem  von  Menodus  viel- 
fache AnkUnge  an  Rhinocero».  Die  Zeilenzahl  i»t  vorn 
vier,  hinten  drei. 

I>ie  Uintafauna  verbindet  die  ßridgrr-  und  White  River- 
fauua  mit  rinander,  sehliessl  »ich  alter  schon  etwa*  mehr 
an  die  letztere  an.  Insofern  die  Dinoceraten  und  Tillo- 
dontier  de*  Eocän  fehlen  und  die  Artioilacty len  häu- 
tiger werden.  Doch  giebt  e«  noch  ähnliche  Nager, 
Creodonten  und  Lemuroiden,  wie  im  Hridgerbed. 
Gleich  diesem  wird  e*  noch  für  Eocän  angesprorheu. 


Bcott,  W.  B.,  und  H.  F.  Onborn.  Prclitninary  Account 
of  tbö  Fossil  Main  mal*  fron»  the  Withe  River  For- 
mation contained  in  the  Musenm  of  Comparativ 
Zoology.  RnlMm  of  the  Museum  of  Com|mrative 
Zoology  at  Harvard  College.  V«>1.  XIII,  Nr.  5. 
Cambridge  1887,  p.  151  — 171.  Mit  11  Fig. 

Die  Sammlung  enthält  von  Nagern  Paliieolsgu*  Har- 
den! uud  Uchrronir«  typus,  von  Creodonten:  Hyaonodon 
hum  du.«  und  leptocephalu» , von  Carnivoren  und  zwar 
Caniden  Cynodicti»  graeiiis,  Cry  ptoproetiden  Dinicti» 
feliua,  Nimraviden  Hoplophonena  (Drepanodon  primuevu« 
und  oci-identalis) , von  Artiodaety len  Oreodon  CulLert- 
soni,  graeiiis,  Em-rotaphu«  mnjor,  Agriochoeru»  latifron* 
— Oreodontiden  — , Hyotherium  aroeriennum,  Ente- 
lodou  Mortoni  — Saiden;  Hyopotamu«  ararricanu*  — 
Hvopotamide  — ■;  Poebrotberiuiu  Wilsoni  — Came* 
lide  — ; Leptomeryx  Evansi  — Tragulide;  Hypisodus 
tninimu»  wohl  ebenfalls  ein  Tragulide.  Von  Perisso- 
dactylen  sind  vorhanden:  llenodu»  coloradensi»,  tichocera», 
dolichoceras,  platycera»  — Menodontiden  — ; Metamy- 
nodon  planifron«  — Amynodontide  — ; Acerathcrium 
occidentale  — Rhinoceride  — ; Hyracodon  nebrascen*e, 
mnjor  und  plamceps  — Hyracodon  tiden  und  Anchi- 
therium  (Mesohippus)  ßairdi  — Anchitheriide. 

Von  Hoplophoneu*  primaevu»  und  Meuodu»  Prouthi  wird 
eine  rrstaurirtc  Abbildung  gegeben. 

Der  Cynodicti«  war  von  Leidy  als  Amphicvon  be- 
stimmt; diese  Gattung  kommt  jedoch  in  Nordamerika  nur 
im  Eocän  vor;  die  übrigen  gebären  zu  Cynodicti»,  des- 
gleichen auch  die  sogenannten  Galecrnu*.  Der  echte  Gale- 
cjrnua  findet  »ich  nur  in  Europa  und  unterscheidet  «ich 
in  keiper  Weise  von  Cania. 

Dinicti«  «chliesst  »ich  »ehr  eng  an  die  lebende  Gattung 
Cryptoprocta  an.  Die  Tibia  hat  eine  ziemlich  flache 
A«tragalu*facette.  Die  Krallen  waren  zurüclcziehbar.  Der 
Kuss  ist  wie  bei  Cryptoprocta  fünfzehig  and  plantigrad. 

Hoplophoneu»  hat  im  Bau  der  Wirbel  sowohl  An- 
klänge  an  die  echten  Katzen  uls  auch  an  Cryptoprocta. 
Der  Huroera*  zeigt  eine  stark  entwickelte  Deltoidfläche. 
Die  Holle  stimmt  mit  jener  der  Katzen,  ebenso  Ulna  und. 
Radius,  der  Corpus  desgleichen ; nur  ist  er  relativ  niedrig. 
Der  Daumen  ist  Mark  reducirt,  die  übrigen  Finger  »ind 
klein  und  schlank.  Die  Kndphal nagen  sind  coroprimirt 
and  mit  hoher  knöcherner  Lamina  versehen.  Sie  weichen 
beträchtlich  von  Cryptoprocta  ab.  Dagegen  stimmt 
wieder  das  Becken  mit  der  eben  genannten  Gattung  Über- 
ein. Das  Femur  bat  wie  bei  Cryptoprocta  einen  deut- 
lichen dritten  Trochanter,  ein  Krbthei!  der  Creodonten. 
Die  Tibia  hat  eine  ziemlich  seichte  Grube  für  den  Astrn- 
galus.  Die  Fibula  ist  schlank , am  unteren  Endo  aber 
stark  verbreitert.  Der  Tarsus  hat  im  Ganzen  Feliden- 
charaktere,  nur  erscheint  der  Astragalus  mehr  abgetlacht, 
wahrend  der  Calmneus  etwas  an  die  Bären  — Amphi- 
cyon  — erinnert;  er  hat  nämlich  einen  conisrhen  Fort- 


13 


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98 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


»all  auf  der  Außenseite  nahe  dem  Untereude.  Die  Mcla- 
tarsalien  »lud  katzenähnlic li . Hoplophoneu»  Le» itzt 
eilten  kurzen,  runden  Kopf  and  lauge  Eckzähue,  einen 
langen  Hain,  aber  einen  kurzen  Kampf  — wie  Crypto- 
procta.  Der  Schwan*  hat  eine  ansehnliche  Länge. 

Von  Oreodou  gracili»  iat  der  Daumen  erhalten, 
zum  ersten  Male  bei  einem  Artiodactylen  gefunden. 
Die  Reste  de»  Hy  ot  her  in  m — ausser  Schädel  auch 
llinterfus*  rrhulten  — verdienen  insofern  Interesse,  al» 
diese  Gattung  bisher  noch  nirht  in  Amerika  nachgcwiesen 
worden  iat. 

H r p i s o d u s ist  der  erste  bochxähnige  Wiederkäuer 
Ameiikiis.  Kr  hat  fl  1,  1 C,  4 Pr,  8 M.  Die  Orbita  lind 
hier  sehr  weit  und  gleich  den  Tragulidcn  sehr  tief 
gestellt.  Beschreibung  des  Owicktucbidcls  Dir  vorderen 
l’r  haben  ganz  einfachen  Bau  — ohne  Innrnhöikrr  — und 
stellen  Schneiden  dar.  Ihre  Grösse  iat  sehr  gering.  Hinter 
dem  vordersten  Pr  befindet  sielt  eine  lange  Zahnlücke. 

Der  Saute  Menodus  hat  die  Priorität  vor  Titan©- 
theriunt,  Br  on  to  t h er  ium , Sy  nt  borodon  etc.  Die 
2 14  fl 

Zahl  der  I wechselt,  meist  — I,  -y  C,  — Pr,  — M.  Die  Pr 

haben  ganz  die  Form  von  M.  Die  ! sind  stets  ganz  klein,  hei 
den  Formen  von  Colorado  fehten  die  unteren  I,  bei  den 
Formen  von  Nebraska  ist  ihre  Zahl  zwei,  manchmal  auch 
drei.  Ungemein  schwankend  ist  die  Gestalt  und  Grosse 
der  knöchernen  Hornzapfen,  die  zwischen  Nasen-  und  Stirn- 
beinen sitzen.  Die  Formen  ohne  I lassen  sich  allenfalls 
als  selbstständiges  Genus  Symborodon  aufTasteu.  Mono- 
du«  toioradensis  hat  die  schwächsten  Hornxapfen,  aber 
die  kräftigsten  Nasalien;  bei  dolichoeerns  sind  die  letzte- 
ren sehr  klein  geworden,  während  die  Homxnplro  ganz 
gewaltige  Grösse  erreicht  haben;  ebenso  verhalten  sich  M. 
acer  und  platyceras.  M.  tichocera»  steht  zwischen 
toioradensis  und  dolichoceras  in  der  Mitte.  Das 
restaurirte  Skelet  eines  Menodus  misst  8 Fass  in  der 
Höhe  und  12  Fuss  in  der  Länge.  Dos  Thier  konnte  trotz 
dieser  Höhe  den  Kopf  bis  auf  den  Boden  biegen.  Die 
einzelnen  Knochen  des  Vorderarme*  erinnern  vielfarh  an 
Khinocero»,  die  HinterextreiniÜt  hat  dagegen  die  geringe 
Beweglichkeit  des  Knie*  mit  dem  Elephunteu  gemein. 
Während  die  Extremitäten  selbst  relativ  kürzer  sind,  ab 
die  von  Uintatheri u m,  buben  die  Metapodien  doch  eine 
ziemlich  beträchtliche  Längp.  Ganz  besonders  trägt  zur 
Höhe  des  Menodus -Skelets  die  nuff.nl lende  Länge  der 
Dornfortsätze  der  ersten  Rückenwirbel  bei. 

Die  Amrnodontiden  haben  im  Gegensätze  zu  drn 
Khinocerideii  noch  keine  Hörner,  dafür  aber  Incisiven 
und  Caninen  in  beiden  Kiefern.  Die  hinteren  Pr  werden 
schon  molurartig,  der  vorderste  Pr  fehlt  bereit»  sehr  häutig. 

Arnynodon  deckt  sich  wohl  mit  Orthocynodou. 

fl  l 

Metamynodon  hat  zwar  noch  — I,  — C,  aber  bloss  mehr 

J 3 1 

g 

— Pr.  Die  C stehen  hier  schräg,  bei  Arnynodon  noch 

nahezu  vertieal.  Es  ist  diese  letztere  Gattung  der  zweifel- 
lose  Alme  von  Metamynodon;  hat  aber  kaum  die 
halbe  Grö**e  desselben.  Der  Schädel  ist  »ehr  niedrig.  Er 
besitzt  einen  hohen  Scheitelkamm.  Die  Backzähne  nehmen 
»ehr  raach  von  vorn  nach  hinten  an  Uri***«  zu.  Der 
Geaichtsachädel  hat  sich  entsprechend  der  Rednction  der 
Pr  ganz  beträchtlich  verkürzt.  Die  Joch bogen  sind  sehr 
kräftig  und  stehen  weit  vom  Schädel  ah. 

A rerot  beri  u tu  Occidental«  Ut  jetzt  nahezu  in 
seinem  ganzen  Skelet  bekannt.  Es  ist  diese  Art  schlanker 
als  die  europäischen,  namentlich  hat  der  Tarsus  eine  viel 
ansehnlichere  Höhe.  Die  Anordnnng  der  Uarpalien  kommt 
der  ursprünglichen  reibeoweisen  Stellung  derselben  noch 
näher,  als  bei  den  europäischen  Formen. 

llyracodon  erinnert  in  »einem  schlanken  Bau,  nament- 
lich in  Folge  der  Länge  de»  Halse»,  eher  au  Pferd  al»  an 


Rhinoceros.  Da»  fünfte  Metacarpale  »teilt  nur  mehr 
einen  Stummel  dar.  Die  Carpalien  haben  »ich  »ehr  be- 
deutend gegen  einander  vrrsrhoben.  Bei  planiceps 
nehmen  die  M von  vorn  nach  hinten  an  Grösse  zu,  bei 
nebrasccnse  ist  der  zweite  am  grössten. 


Weithofer,  Anton.  Zur  Ketmitii**  iIct  fossilen  Chi- 
ropteren  4«r  fr*njtö*i»ehi*n  Phosphorite.  Sitzunga- 
be  richte  der  k.  k.  Akademie.  I.  Abtheil.  Wien  1887, 
8.841—3*0.  Mit  Tafel. 

Fossile  Fledermäuse  sind  sehr  selten;  nur  in  den  Phos- 
phoriten de»  Quercy  linden  sich  Re*te  derselben  in  iwnnen*- 
werther  Menge.  Hier  wurden  zwei  Gattungen  unterschieden, 
Pseudorhinolophus  und  Vespertltiavu»  — der 
letztere  der  Alme  der  Vespertllioniden. 


0 ? . 1 _ 2 3 

Pseudorhinolophus  hat  — I,  — C,  — Pr,  — M. 

2 1 3 J 

Oben  sind  jedoch  sicher  2 1,  also  — I in  jeder  Hälfte  des 


Gebisses.  Die  Prämaxillen  stimmen  ganz  mit  jenen  von 
Rhinolophus.  Der  obere  N,  ist  angeblich  ganz  wie  hei 
Khinolophus  gebaut,  dagegen  trägt  der  obere  M,  nur 
einen  Auasenhöcker.  Bei  der  fünften  Art  hnt  der  obere 
Ms  noch  einen  kleinen  Ansatz  — ist  also  V gestaltet. 
Bel  dieser  Art  ist  auch  im  Unterkiefer  stets  eiu  dritter 
Pr  vorhanden  — daher  wohl  generisch  verschieden.  (Anmerk, 
des  lief.) 

Alastor  heiiophygas  n.  gen.  n.  »p.  Schädel  ohne 
Unterkiefer.  Der  letzte  oltere  M V-förmig.  Zahl  der  Pr  2 ; 
der  vorderste  derselben  »ehr  klein,  einwurzelig.  Nasenüff- 
nuug  steiler  al*  bei  Khinolophus,  Naseuregtou  klein 
und  kurz  im  Gegensätze  zu  Pseudorhinolophus.  Die 
hohe  Parietalcrista  theilt  »ich  in  der  nämlichen  Weise  wie 
bei  Khinolophus.  Da»  Gebiss  erinnert  an  Pbylorbina, 
der  Schädel  an  Khinolophus. 

Khinolophus  dubius.  21,  1 C,  2 Pr,  3 M.  Die  Has- 
set ergrubt?  weicht  von  Khinolophus  ab  und  erinnert  an 
Molossus  und  Taphoious. 

Necromanti»  adichnstor  n.  gen.  n.  »p.,  ein  Vam- 
pyr i de,  die  heutzutage  auf  di«  neotropische  Kegion  be- 
schränkt »nd.  Nur  Unterkiefer  mit  Ma  und  Mg  vorhanden. 
Pr,  einwurzelig;  Pr<j  »ehr  klein  und  au»  der  Reihe  gedrängt, 
gleich  dem  grossen  Pr3  ein  wurzelig.  Zahl  der  I höchstens 
eins,  ganz  wie  beim  recenteu  Lophottoma,  doch  ist  bei 
diesem  die  Form  de»  Kieferknochen»  verschieden.  Hierin 
besteht  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  Mirnon  und  Chro- 
topteru*  nur i tu*,  doch  besitzen  di«se  drei  Pr.  Die 
Yorde  rpartie  der  M von  Kccrom an ti»  ist  auffallend  hoch. 

Die  Khinolophidrn  haben  unten  uur2l,  mit  Aus- 
nahme von  Xycteris  (mit  3 I),  die  Vespertllioniden 
alier  3 1,  mit  Ausnahme  von  Anthozou»  mit  2 I.  Die 
letzteren  erweisen  »ich  auch  im  Bau  de»  Schädel», 
Schwanzes  nnd  der  Phalangen  als  ursprünglicherer  Typu». 
Untor  den  Emhallonuriden  haben  die  eigentlichen 
Kmballonurinen  »tet»  mindestens  2 I im  Unterkiefer, 
blo»s  Noctilio  hat  deren  nur  einen;  die  Molossinen 
haben  mit  Ausnahme  von  Nyctiaomu»  mit  3 I deren 
nur  2,  die  Mystecina  sogar  bloss  einen.  Neeroman- 
t i ■ ist  also  modernisirter  als  alle  Emballonurideu  in 
Bezug  auf  die  Zahl  der  1,  aber  primitiver  hinsichtlich  der 
Zahl  der  Pr.  Näher  stehen  die  Phyllostomatiden;  die 
Aehnlichkeit  mit  diesen  i»t  noch  immer  am  grössten.  Die 
Mormopes  unterscheiden  »ich  durch  die  starke  Knt« 
wickeiuug  der  I,  die  Glosnophaga  durch  die  Länge  der 
Pr  und  M und  die  Gestrecktheit  der  Kiefer,  die  Steito- 
der  in  ata  durch  die  breite,  Hache  Krone  der  Pr  und  M, 
die  Dosmodonten  durch  die  Keductiou  der  M. 

Khinolophus  weicht  von  Pbytlorhina  und  Pseudo- 
rhinolophus ab  in  Folge  der  zwischen  den  Frontal  leisten 
befindlichen  Einsenkung.  Die  beiden  letztgenannten  Gat- 
tungen unterscheiden  »ich  auch  von  den  rrstereu  im  Rnu 
des  Unterkiefer».  P»eudorbinolophu»  ist  daher 


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Zoologie.  99 


wohl  der  Stammvater  von  Phyllorhina,  aber  nicht 
von  Rhinolophu*. 

Zigno,  A.  de.  Bar  les  Sirenienn  fossilen . Bulletin 
de  U societ4  gdoloftique  de  France,  1887,  p.  72« 
— 782.  Mit  einer  Tafel. 

Lepsiu»  hatte  in  seiner  Monographie  über  Halitherium 
Schinxi  die  Vrrmuthung  ausgesprochen,  du**  Hali- 
therium bellunensc  mit  M e t a x it  h er  i u m ver- 
einigt werden  mimte,  welche  Gattung  auf  das  unter  dem 
Kamen  M.  Cu  vier!  bekannt«  Thier  gegründet  worden 
war.  Diese«  letztere  ist  aber  nicht«  Anderes  als  Hali- 
theriutn  Serreai,  da«  als  h'c I sin  o t h er i u m be- 
trachtet werden  mau  «regen  der  Abplattung  der  Scheitel- 
region. Bei  dem  Halitherium  von  Bellano  stimmt  die*« 
Partie  jedoch  ganz  mit  dem  erbten  Halitherium. 
Lepalua  hatte  auch  Halitherium  angustifrons 


und  veronense  vereinigt,  jedoch  mit  Unrecht.  Hali- 
therium curviden«  ist  ebenfall»  eine  selbstständige 
Art,  was  au»  der  Beschaffenheit  der  Incisiven  hervorgeht. 
Auch  besitzt  Halitherium  im  Gegensätze  zu  der  Angabe 
von  Lepaius  im  Unterkiefer  Incisiven,  die  freilich  bald 
verloren  gehen.  Wahrend  der  Eocänxeit  lebten  Sirenen 
zwischen  dem  32.  and  45.  Grade  nördlicher  Breite.  Der 
Typus  dieser  alten  Sirenen  — Protolberium  — ist 
Halitherium  veronense.  Der  Typus  ' der  echten 
Halitherien  — Üligocäu  — Ut  H.  Schinxi.  Der 
Typus  Felsinotherium  des  ITioeins  lebte  zwischen 
dem  42.  und  52.  Grade.  Die  südlichste  fossile  Seekuh 
Ist  das  Prora* tomus  sirenoides  von  Jamaica.  Hali- 
therium schliesst  sich  an  Manntns,  KeUinotberium 
an  Halicore  an.  Das  Crassitherium  robustum 
au«  Belgien  gehört  in  die  Nähe  von  Rhytina. 


Becente  Säugethiere  nebst  Morphologie  und  Systematik. 


Altum.  Uelier  den  Bnumscliliifer  (Bliomys  dry  na 
Bchreb.),  Der  zoologisch#  Garten.  Frankfurt  1887. 
B.  135  — 139. 

In  Deutschland  sehr  selten,  häufiger  ist  er  In  Ober- 
Schlesien  und  Tirol.  Dryas  uistet  auf  Bäumen,  Quer- 
ein us  in  Gebüschen. 

Auld,  B.  C.  Horulesa  Bumiuaat».  The  Ainerintu 
Naturalist  18H7,  p.  730  — 74«,  p.  «85  — 902  and 
p.  1070—109«. 

Die  K uminantier  sind  zum  grossen  Theile  durch 
den  Besitz  von  Hörnern  ausgezeichnet , die  auf  den  Stirn- 
beinen aut'sitzen  und  entweder  fest  mit  denselben  ver- 
wachsen und  alsdann  mit  Hornsuhstanz  überzogen  sind, 
oder  nur  vorübergehend  eiist iren;  in  dem  letzteren  Falle 
sind  sie  anfangs  mit  Haut  überkleidet.  Niemals  kommen 
Hörner  vor  bei  den  Kameelen,  Llamas,  den  Tragu- 
liden  und  Mosch  usthieren,  auch  die  weiblichen  Indi- 
viduen sind  bei  den  gehörnten  Formen  meist  hornlos. 
Die  Giraffe  zeigt  immer  nur  knöcherne  Zapfen,  die  stets 
von  Haut  bedeckt  bleiben  und  auch  nie  abgeworfen  werden ; 
ein  dritter  Zapfen  wird  nur  als  Kegel  ausgehildet  und 
bleibt  stets  spongiös. 

Die  Hirsche  haben  solide  knöcherne  Stangen  — Ge- 
weihe — , die  jährlich  abgeworfen  werden  und  durch  ein 
immer  complirirteres  neues  Geweih  ersetz!  werden.  Die 
Weibchen  sind  mit  Ausnahme  de»  Re  nt  hier»  stets  horn- 
los. Beim  Renthier  ist  dasselbe  für  beide  Geschlechter 
nöthig  wegen  des  Ausgrabens  der  Nahrung  unter  dem 
Schnee.  Bei  den  weiblichen  Hirschen  kommen  Geweihe 
sonst  immer  nur  abnorm  vor,  ebenso  wir  auch  dir  männ- 
lichen nur  ubnormer  Weise  hornlos  bleiben  oder  werden. 
Solche  Männchen  zeichnen  sich  nach  englischen  Jägern 
durch  auffallende  Stärke  aus.  ln  England  nennt  man  sie 
Hammel,  in  Deutschland  Mönche.  Sie  sollen  von 
Jugend  an  schon  die  Hornlosigkeit  aufweisen , und  sind 
von  den  anderen  Hirschen  gefürchtet.  Die  Hornzapfen  fehlen 
zwar  auch  nicht  gauz,  zeigen  jedoch  niemals  Gabelung  und 
bleiben  auch  stets  vom  Haar  liedeckt.  Wenn  sie  grösser 
werden,  heisst  das  Thier  , Mörder*,  die  Th  irre  mit 
kleineren  Hornxapfen  nennt  man  Plattköpfe.  Beim 
Kampfe  stossen  sie  mit  dem  Kopie , nach  anderen  Be- 
obachtern stellen  sie  sich  jedoch  auf  die  Hinterläufe  und 
»chlagrn  mit  den  Vorderläufen. 

Beim  Moschus  und  Hyämoschus  wird  dn*  Geweih 
ersetzt  durch  die  Anwesenheit  auffallend  langer,  dolch- 
artiger Eckzähue  im  Oberkiefer.  Ursprünglich  waren  alle 
Hirsche  geweihlos  — Miocän  — und  dafür  aber  mit  sol- 
chen Eckzähnen  versehen  — , dann  beginnen  Formen  mit 
einfach  gegabeltem  Geweih ; dieses  gewinnt  dann  im  Laufe 
der  Pliocinzeit  immer  mehr  an  Grösse  und  Bprossenzahl. 


Die  Antilopen  hatten  anfangs  auch  keine  Körner  — , 
dann  folgten  solche  mit  einfachen  kurzen  Hörnern,  wobei  aber 
dir  Weibchen  noch  ganz  Hornlos  blieben,  und  erst  nilmalig 
entstanden  jene  gewaltigen  ‘ Hörner , wie  wir  sie  bei  man- 
chen lebenden  Formen,  und  zwar  bei  beiden  Geschlechtern, 
autreffeu. 

Gaudry  hat  eine  Horn  form  beschrieben , die  in  der 
Mitte  steht  zwischen  dem  soliden  Kuochenxapfea , der  ab* 
geworfen  wird,  und  dem  bleibenden  hohlen  Horn  der  Anti- 
lopen. Die  Hornzapfen  sind  bei  diesen  immer  solid  und 
nicht  schwammig,  wie  bei  Schafen  und  Rindern.  Auch 
ist  ihre  Steilung  sehr  verschieden. 

Die  Hausziege  ist  »ehr  oft  in  beiden  Geschlechtern 
hornlos,  so  bei  den  afrikanischen  und  asiatischen;  dagegen 
haben  die  Böcke  der  europäischen  Ziegen  Hörner,  mit 
Ausnahme  der  Maltaziege,  von  der  such  die  hornlosen 
Ziegen  Spaniens  absta atmen  sollen.  Bei  den  Römern 
wurden  Schafen  und  Ziegen  die  Horner  ubgruommen.  Die 
lybischrn  Widder  tragen  schon  bei  der  Geburt  Hornzapfen. 
Die  persischen  und  die  meisten  afrikanischen  Schafe  sind 
hornlos,  ebenso  viele  indische  und  die  chinesischen.  In 
Eugland  Italien  die  Schafe  westlich  vom  Adnr  Hörner, 
östlich  davon  giebt  es  nur  boralose.  Die  Merinos  sind 
bald  gehörnt,  bald  hornlos. 

Unter  den  Hindern  zeigen  die  Bison  und  Büffel  nie- 
mals hornlose  Formen,  dagegen  sind  solche  sehr  häufig 
unter  den  zahinrn  Rindern.  Die  letzteren  zerfallen  in 
die  mehr  tropischen  Buckelrinder  — Zebu  — und  die 
glattrück  igelt  Typen,  Bos  taurus  mit  pr  im  igenias  und 
longifrons. 

Manche  Autoren  leiten  alle  Rinder  vom  Zebu  ab  und 
stützen  sieh  hierbei  auf  die  Färbung.  Der  Zebu  varlirt 
stark  in  Grösse,  Färbung  und  Entwickelung  der  Hörner  — 
Fehlen  beziehungsweise  Grösse  derselben.  Die  Tibetaner 
halten  die  Hornlosen  fiir  degenerirt.  Die  Hornlosen  halten 
Hängeohren  und  sind  grau  gefärbt  — Bos  pusio  S«ain- 
son,  die  Bagondha  Haatian*  im  Nordwesten  von  Indien. 
Sie  pHanzen  sich  unter  einander  fort  und  erzeugen  horn- 
lose Nachkommen.  Die  Verbreitung  der  Zebu  geht  durch 
den  indischen  Archipel,  ganz  Südasien,  Abvtsinien  und  bis 
iura  Cap  der  guten  Hoffnung.  Macgilllaray  unterscheidet 
vier  Rassen  der  Zebu,  langohrlge,  kurzohrige,  kleine  Statur 
und  horulose.  Zum  Zebu  gehört  nach  Bwninson  das 
grosse  Innghornige  Gallarind , »owie  das  Bornriud.  Im 
Alterthume  wurden  Zebu  auch  in  Aegypten  gehalten,  doch 
mehr  in  Oberägypten,  und  waren  manche  deptelben  horulo-. 

Das  erste  hornlose  Rind  Europas  ist  Bos  et  ruscus 
aus  dem  italienischen  Pliocän,  doch  hatten  wohl  schon 
einige  Individuen  derselben  Hörner;  die  Weibchen  waren 
dagegen  immer  hornlos. 

13* 


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100  Verzeichnias  der  anthropologischen  Literatur. 


Bei  den  Griechen  gwb  r*  nach  den  Abbildungen  auf 
Münzen  iiu  5.  bi»  6.  Jahrhundert  t.  Chr.  sicher  hornlose 
Rtuder.  ebenso  bei  den  Kömrrn  xor  Zeit  de*  Augnstu». 
Nach  Herodot  und  Hippokrate»  waren  die  Kinder  der 
Scytben  hornlos  , was  div-M-  Berichterstatter  dein  Einflüsse 
der  Kälte  * «schreiben.  Auch  in  Deutschland  »oll  e»  einst 
hornlose  Rinder  gegeben  haben;  nach  Nathusius  sind 
solche  noch  jetzt  in  Norwegen  snzui  reifen , und  rwur  nur 
im  südlichen  und  iui  arktischen  Theile.  In  Oesterreich 
besitzt  Fürst  Lichtenstein  eine  hornlose  Heerde,  die 
durch  hornlose  Bullen  aus  Norfolk  aufgefrLscht  wird. 
Hornlose  Bullen  erzeugen  ta*t  stets  hornlose  Nacbkotnmeu. 
Io  den  Niederlanden  erreichen  die  hornlosen  Kühe  be- 
deutende (misse,  sie  haben  verschiedenartige  Färbung.  In 
Frankreich  gaebt  es  nur  au  einer  Local ität  hornlose  Rinder. 
Von  den  drei  Kinderrassen  der  Schweizer  Pfahl hauten 
scheint  Boa  brachycero*  longifron»  xuweilen  hornlos 
gewesen  xu  sein.  I>cr  Boa  frontoaus  verhüt  sich  auch 
in  dieser  Hinsicht  wie  das  moderne  Fleckvieh.  Von  Bus 
primigenius  kcunl  inan  überhaupt  sehr  wenig. 

In  Island  sind  die  meisten  Rinder  hornlos.  Die  bri- 
tischen Kinder  stammen  nach  llo yd  Dawkin»  theils  von 
Bos  primigenius,  theils  von  longifrons.  Der  erstere 
war  bereits  xur  Zeit  Karl*»  de*  («rossen  nicht  mehr  in 
wildem  Zustande  in  England  anzutrrflrn , der  zweite  ist 
überhaupt  schon  im  gezähmten  Zustande  nach  Europa 
eingefuhrt  worden.  Er  stammt  aus  Asien.  Die  hornlosen 
Rassen  sind  nach  diesem  Autor  durch  Zuchtwahl  entstanden. 
Nach  Marsh  all  gab  es  im  vorigen  Jahrhundert  in  Eng- 
land drei  oder  vier  Zuchtanstalten  von  hornlosen  Rimlern. 

Youatt  unterscheidet  nach  der  Grösse  der  Hörner  fünf 
Rassen  in  Großbritannien:  1.  Die  langhomigen  im  Mittel- 
drvon,  2.  die  Shorthorn*  der  nördlichen  Bezirk«,  3.  die 
Rinder  von  Devon,  Sussex  etc.  mit  mittcllangeu  llömero, 
4.  die  crurnpledhorns  von  Ahlerney  und  der  südlichen 
Küste  und  5.  die  hornlosen  Rinder  England»  und  Schott- 
lands. Von  diesen  sind  ru  nennen:  die  Yorkshire  jtolled 
Cattles,  den  Shorthorn  ähnlich,  die  Devon  Katts,  die  Pol- 
led  Sommerset«,  die  Derby*hire  poll*  — vielleicht  die 
Nachkommen  de«  wilden  weissen  Rinde».  Die  Hertford« 
halten  nur  Iom*  aufsitxende  Homzapfen , die  unter  einem 
Haarschopf  verborgen  sind.  Diese  Rasse  ist  auch  in  Nord- 
amerika verbreitet,  ln  Wales  finden  sich  häutig  hornlose 
Rinder. 

Die  irländischen  Bog*.  Di«  irländischen  Crannogc*  — 
Ml  bis  93.1  — zeigen  nach  W.  R.  Wilde  vier  Rindeirussen, 
geradbornig,  kruxninhornig,  kurzhornig  und  hornlos.  Auch 
in  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  gab  es  dort  noch  vier 
Kassen.  Diese  alten  Rassen  Irlands  sind  jetzt  durch  Kreu- 
zungen mit  Shorthorn*  verdrängt  wurden.  Unter  den 
schottischen  Rindern  sind  narh  Murshall  die  Gnlloway 
meist,  die  Lowlntkd*  Scott*  häutig  hornlos.  Die  Highlands 
tragen  dagegen  Hörner.  Hornlos  ist  auch  die  Gruppe  der 
weit  verbreiteten  Caledoaler.  Solche  hornlose  Rinder  sind 
aueh  schon  auf  1000  Jahre  alten  Denkmälern  abgebildet. 
Die  hornlosen  Fite  Poll*  in  Fifcshire  sind  am  Anfang 
dieses  Jahrhundert*  verschwanden.  Der  officidle  Bericht 
von  1880  giebt  drei  hornlose  Kassen  an,  die  Galloway,  die 
Angu*  humilie*  und  die  Buchan , die  letzteren  xur  Cale- 
donicr-Ras««  gehörig.  Hornlose  Rinder  finden  sich  endlich 
auch  aal  den  Orkueymselo. 

Beckmann,  L.  Homleia  Stagen.  The  Zoologiat 

1*87,  p.  381,  382. 

Die  Hornlosigkeit  der  Hirsche  und  Rehe  wird  von 
manchen  Beobachtern  als  Folge  von  Inzucht  betrachtet, 
andere  aber  schreiben  dieselbe  dem  Mangel  an  geeignetem 
Futter  xu,  wie  Eicheln  und  Buchein.  Sieber  ist,  da**  solche 
— Plattküpfe  — in  Revieren  von  ausschliesslichen 
N ad«)  waldbeständen  am  häutigsten  Vorkommen,  ln  der 
Brunstzeit  stellen  sich  dieselben  beim  Kampfe  auf  die 
Hibterläufe  und  schlagen  mit  den  Vorderläufen,  ein  Ver- 


fahren, welche»  dann  such  die  mit  Geweih  versehenen 
Männchen  anwenden. 

Beddard,  Frank  E.  M.  A.  Nute*  cm  Rrachyurus 

oalvus.  ProoMdlogs  the  Zoologie»)  Society  of  Lon- 
don 1887,  p.  119—121.  pl.  XU. 

Beschreibung  de*  äusseren  Habitus,  Angabe  der  Wirbel- 
sahlen — 19  Ca uiial  Wirbel  — und  Besprechung  deT  Ein- 
geweide. 

Dieses  Platyrhinen  Zunge  und  Darm  werden  mit 
den  entsprechenden  Organen  von  Jacchus  und  Mid»» 
verglichen. 

Beddard,  Frank  E.  M.  A.  Kote  on  n Point  in  the 
Structuro  of  Myrmecobiue.  Froceedinga  of  the 
Zoolugical  Society  of  Lumloti  1887,  p.  527  — 531. 
Mit  3 Holzschnitten. 

Beschreibung  de»  über  dem  Sternum  befindlichen  Drüsen- 
fielde*. 

Bl&nford,  W.  T.  Critical  Notes  on  the  Nonienclaturc 
of  Indian  Maninmls.  Proceedingv  of  tlie Zoological 
Society  of  lamdon  1887,  p.  820 — 818. 

1.  On  the  Siroin  silenu*  and  S.  veter  of  l.innaeus, 
and  on  the  proper  naiue  of  the  Malabar  Bearded 
M unkey. 

2.  On  the  Simia  cynomolgo»  of  Linuaeus. 

3.  On  Macacua  rhesus. 

4.  ün  Presbytis  or  Semnopithecui  tbrrsitc*. 

5.  On  Semnopitheru»  pilcatu*  and  S.  chrjrao- 
gaster. 

8.  Note»  on  some  of  the  Yarietie»  of  Felis  bengalen- 
sis  Herr,  and  es|iecially  on  Felis  je rdoni  Blyth. 

7.  On  the  sperißc  Name  of  the  common  Indian  Mungoosc 
(Herpeates  grisens  auct.  nee  Ichneumon  gri- 
»eu*  Geoffr.). 

8.  On  the  Scientific  Name  of  the  Common  Fox  and  on 
the  Classification  of  Allted  Form». 

9.  On  the  Genrric  Terms  Muslela,  Martes  and  P u - 
torina. 

10.  On  Xanth&rpyia,  Eleuthernra  and  Cynonyc- 
teris. 

11.  On  Hipposidcrns  and  Phyllorhioa. 

Blasius,  Wilh.  Le  Vison  du  Japan  (Putortus  — 

Foetoriua — Itatai  Temm)  dann  aes  rapports  avec 
Lea  Äutn»  eeptoe*  du  gunre  Putoriua  (Foetoriu») 
et  plus  particulierement  du  Soungenre  Lutreola. 
Analyse  critique  par  F’ern.  Lataate.  Bulletin  acienti- 
fique  du  Kord  de  la  France  IX,  p.  189  — 198. 

Bol  an,  H.  Der  Eleph&nt  in  Krieg  and  Frieden  und 
aeine  Verwendung  in  unseren  afrikanischen  Colomen. 
Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher 
Vorträge.  Neue  Folge.  2.  Berns,  8 Hefte.  Hamburg, 
Friedrich  Richter,  1887.  Blf.  in:  Der  zoologische 
Garten.  Frank fart  1887,  8.  324. 

Die  ältesten  gezähmten  Elephnnten  kamen  an»  Indien ; 
unter  Ptolemaeus  Philadelphus  begann  man  auch 
die  Zähmung  de»  afrikanischen  und  zwar  mit  gutem  Er- 
folge, wie  seine  Verwendung  in  den  Kriegen  der  Car- 
thager  etc.  und  bei  den  Thierkämpfen  der  Römer  beweist. 
Man  sollte  die  Zähmung  dieses  Thiere*  neuerdings  ver- 
suchen, denn  ein  einziges  Individuum  ersetzt  bis  über 
100  La*tträger;  dabei  verköstigt  er  sich  selbst,  indem  er 
Hänme  umreisst,  um  deren  Blätter  zu  erlangen. 

Brühl,  C.  B.  Zar  Kentnise  des  Orangkopfea.und 
der  Orangarten.  Mit  zwei  Tafeln.  Neue  unver- 
änderte Ausgabe  der  Schrift  des  gleichen  Titeln  1856. 
Berlin,  Friedländer  u.  Sohn,  1887.  4°.  28  8. 
C&ldwoll,  W.  H.  Embryology  of  Monotremata  and 
Marsupialia.  Procuedings  of  the  Royal  Society 
of  London  1887,  p.  177 — 180  and  Journal  of  the 
Royal  Microecopical  Society  of  Loudou  1887,  p.  581. 


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Zoologie. 


101 


Cartor,  Samuel.  On  Ute  growth  of  antler*  in  the 
Red  deer  as  observed  in  eoufiueiuent.  TheZoulogiit 
1887.  London.  p.  321  — 327. 

Die  Hirsche  erreichen  oft  scheu  Im  dritten  Jahre  ein 
Geweih,  wie  es  sonst  nur  siebenjährige  habeu.  Der  Autor 
erklärt  die*  für  die  Hi  rache  in  England  durch  da»  bessere 
Futter  und  da*  mildere  Klima.  Junge  Hirsche  bekommen 
dort  anstatt  de»  Spiessergewejh«  nicht  «eiten  gleich  ein 
Sechsergeweih.  Die  schottischen  Hirsche  sind  dunkler  ge- 
färbt. 

Coleman,  J.  Englische  Vi«hra**en,  Rinder,  Schafe 
und  Schweine.  Unter  Mitwirkung  der  bedeutend- 
sten englischen  Züchter.  Deutsch  von  Georg  Zöp- 
prits  jun.  Mit  27  Vollbildem  in  Holzschnitten  von 
Uarriton  Weir.  Stuttgart,  Jul.  Hoffmamt,  1887. 
4».  230  8. 

Collet,  Robert.  On  a Collection  of  Mamma ls  from 
Central  and  Northern  Queenslnnd.  Zoologische  Jahr- 
bücher. Zeitschrift  für  Systematik,  Geographie  und 
Riologie  der  Thiere,  1887,  11.  1kl.,  S.  829  — 940.  Mit 
5 Holzschnitten. 

l'mf»**t  Csnis  ding»,  Mus  greyi,  assimili»,  rausculus, 
Uromy#  tnanropns,  Hvdromy*  chrysognster,  Pteropu» 
poliiMi-phalua,  »rapuLtu*,  gouldii,  Macroglossus  rniniuius, 
Nyctophilus  timoriensls,  Seotophilua  greyi,  Vesper- 
tilio  adversua,  Kerivoula  papuensi»,  Miniopterus 
australis,  Ithinolophu«  megapbyllu*,  Taphozous  austra- 
lis,  Kyctinoinu*  australis,  llalicore  dugong,  von  Meta- 
therien:  Dasyurus  raaculatus,  geoffroyi,  hallucatus, 

Phasrologale  peniiilluta,  flavipe»,  minutissima,  virginiae, 
Peramele»  miururn,  Miaut*,  31  acropusgigantens,  Halm  a- 
turus  robust  u»,  parryi,  agill»,  durudis,  Onychogalea  i’re- 
nata,  Lagor  eheste» con*picillatu*,  Petrogale  penicillata, 
Dendrolagus  lumholtzi,  Bettongia  penicillata,  Hypsi- 
pry  mnodon  maschatu*,  Phalangista  vulpetula,  Pseudo- 
chirus  archeri,  berbertensi* , raudirolvulus , lemuroldes, 
Petaurista  volans,  Petaurus  »riureua,  brrvieep»,  Dac- 
tvlopsila  trlrirgata,  Acrobata  pvgmara,  Phasrolarc- 
tos  cinereua,  Prototheria,  Echidna  aculcata  und 
Ornithorhynchus  anatinu». 


Hingehende  Beschreibung  dieser  Arten  (Gebiss  etc.).  Es 
wurden  diese  Arten  von  Dr.  Lumholt*  gesammelt. 


Cope,  E.  D.  The  Pag  Dog  and  the  Chihuahua 
Dog.  The  Amerümt»  Naturalist  1887,  p.  1125. 

Die  Zähne  «eigen  Differenzen  gegenüber  der  Gattung 
Canin,  stimmen  aber  mit  jenen  der  Gattung  Svnagodu* 
Cope.  Im  Unterkiefer  sind  nur  zwei  Molaren  vorhanden; 
auch  trägt  der  untere  Mj  — Reisszahti  — keinen  Innen- 
zacken  mehr.  Die  Art  erhält  den  Namen  Svnagodu s 
retusus;  von  dem  typischen  Svnagodu«  mansuetus 
unterscheidet  sie  «ich  durch  die  Kürze  der  Schnauze 
und  di«  Anwesenheit  von  zwei  Wurzeln  an  dem  unteren 
Ma.  Bel  allen  untersuchten  Exemplaren  des  Chihuahua 
— Canis  gib  b us  oder  dem  nackten  mexikanischen 
Hund  — fehlte  der  untere  M3  und  der  Innenzacken 

2 3 

am  unteren  Mi.  Die  Zahl  der  Pr  ist  — oder  — , die  der 
1 3 3 


0 1 2 

M — , — oder  — . Bei  drei  oberen  Pr  sind  die  beiden 
i t 2 

vordersten  rudimentär.  Da  bei  Synagodus  — Pr  vor- 


handen sind,  so  schliesst  sich  der  Gibhus  der  Gattung 
Dysodus  an.  Von  dem  japanischen  Dysodus  pravus 
unterscheidet  er  »ich  durch  die  Länge  der  Schnauze,  den 
spärlichem  Haarwuchs  und  die  aufrechten  Ohren.  Der 
japanische  Hund  Dysodua  pravus  ist  stets  sehr  reizbar 
und  grausam  gegen  seinesgleichen. 


Cop«,  E.  D.  Th«  Clfumlftcation  and  Phylogeny  of  th« 
Artiodautyla.  Procevding*  of  th«  American  Philo- 
»ophical  Society  1887,  p.  377  — 400. 

Die  Artiodiictylen  werden  gewöhnlich  in  Omni  vor  a 
und  Ruminantia  eingetheilt  oder  in  Bunodonta  und 
Selenodonta  nach  der  Gestalt  der  Backzähne,  die  bei 
den  ersteren  aus  Höckern,  bei  den  letzteren  aus  Halb- 
monden bestehen.  K*  giebt  jedoch  zwischen  beiden 
Uebcrginge  — so  Dichobune,  das  mit  Caenotherium, 
und  Choeropotam  ua,  der  mit  Hvopotamus  cor- 
mpondirt.  Verfasser  giebt  folgende  Uebenicht  der  A r - 
tiodactyle  n. 


I.  Obere  Molaren  trituberculir.  Molaren  bonodont;  vier  Zehen  . ♦ . * . 

II.  „ „ vierhöckerig  und  mit  einem  fünften  Zwischenhöcker  versehen : 

1.  Drei  Zehen.  Zwischeuhocker  in  der  vorderru  Hälfte  

2.  Zwei  oder  vier  Zehen  (Anthracotheroidea). 

A.  Z«ri,cheahui:k«r  in  der  Unteren  HUft*  { ""  Z'h'"'  *J 
AA.  Zwischenhöcker  in  der  vorderen  Hälfte: 

vier  Zehen;  nur  eine  Reihe  von  Monden  unten . 

zwei  oder  vier  Zehen;  swei  Reihen  von  Monden  unten 

III.  Obere  M vitnrhöckerig,  Zwischenhöcker  fehlt. 

A.  M bunodont  (Suoidea)  j 

AA.  M mit  VerbindungskÜnitnrn  zwischen  den  einzelnen  Höckern  (Liatrlodontoidea); 

Pr  verschieden  von  M ................... 

AAA.  M selenodont  (oben  mit  vier  Monden). 

m.  Untere  M nur  eine  Reihe  von  Monden  (Merycopotamoldea);  Pr  verschieden  von  M 
«r.  Untere  M mit  zwei  Reihen  von  Monden 

ft.  Obere  Pr  mit  nur  einem  Kamm  (Prl  mit  zweien) 

y.  Letzter  unterer  Pr  gleich  den  M mit  drei  Kämmen.  Zwei  Zehen  ..... 
yy.  Letzter  unterer  Pr  verschieden  Ton  den  M. 

<f.  Naviculare  und  Cuhoid  getrennt. 

S.  Obere  Incisiven  vorhanden. 

Kein  Kanon,  aber  Vertekralarterlencanal  ............ 

Vertebralarterie  ucanai  fehlt,  ebenso  Canon  ........... 

„ „ jedoch  Canon  vorhanden  ...... 

Cf.  Obere  Incisiven  fehlen  (ausser  ls): 

Kein  Vertebralarteriencanal,  jedoch  Canon.  Oberer  Prj  mit  Ausaen- 

und  Innenmond  

Gleich  den  Cameliden,  aber  Prj  einfacher  Kegel  

cf  J.  Naviculare  und  Cuhoid  verschmolzen. 

Alle  Pr  mit  Ausnahme  des  l*r,  nur  aus  einem  Kamm  bestehend  • 


Pantolestidae. 

Anoplotherlidae. 

Dirhobunidae. 

Caenotberiidae. 

Anthracotherildae. 

Xiphodontidae. 

ßuidae*. 

Klotheriidsc. 

Liatridontidae. 

Merycopotamidae. 

Caraeloidea. 

Dichodontldae* 


Oreodontidae. 
Poebrotheriidae. 
Protolabid  idae. 


Camclidae*. 

Esvhatiidae. 

Tragul  idae. 


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102 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


PP-  Pi*  oberen  Pr  nu»  je  einem  Auwd*  und  einem  Innenk&mm  besteheud.  Cuboid 
und  Nach ulare  verschmolzen.  Keine  oberen  I. 

Oberer  Pra  ohne  Innemnond Mosch  idae*. 

Ol»erer  I*rs  mit  Inneoroond,  Horn  permanent,  ursprünglich  ibfeietit 

vom  Schädel  ...... Giraffidae*. 

Oberer  Pr>  mit  Innenroond,  Horn,  permanrnt,  Fortsätze  des  Schädels 

bildend  Bovidae*. 

Oberer  Prj  mit  Innenmond,  Horn  wird  zeitweilig  abgeworfen  . . . Cervidae*. 


Kur  die  mit  Stern  bezeichnet en  Familien  leben  noch  in 
der  Gegenwart. 

Ref.  muss  hier  gleich  bemerken,  das#  die  Listriodon- 
tiden  keine  selbstständige  Familie  darstellen,  sondern  bloss 
eine  Gattung  der  Suiden.  Die  Kstrrmiten  sind  gauz 
Schweine-ähnlieh. 

Die  mit  nur  dreihiVkerigen  Oberkiefermolaren  versehenen 
i'aiitolestiden  sind  der  Ausgangspunkt  für  die  Formen 
mit  Tierhöckerigen  M.  Der  fünfte  Höcker  der  oberen  M 
ist  charakteristisch  für  die  obereocänen  Paarhufer. 
Die  Auoplotheriiden  weichen  durch  den  Besitz  von 
drei  Zehen  von  allen  Artiodactylen  ab,  sind  aber  doch 
wohl  von  vierzehigen  Formen,  etwa  A nthracotheriiden, 


«Irr  Cehochoerns  — ähnlichen  Typen  ausgegangen  die 
ihrerseits  wohl  wieder  auf  Pantolrstidcn  zurik  k zu  tu  Ir- 
ren sind.  Diese  sind  auch  als  Ahnen  der  Dirhobuniden 
zu  betrachten,  während  die  X iphodontiden  von  Anthra- 
eotheriiden  stammen.  Auf  die««  letzteren  gehen  viel- 
leicht auch  die  Wiederkäuer  und  Kameeie  zurück, 
ganz  sicher  aber  die  M « rjr cop o t am i den.  DieTragu- 
liden  betrachtet  Cope  als  Nachkommen  von  älteren 
Oreodontiden  (was  jedoch  ganz  unstatthaft  ist;  der 
Ref.  — , da  sie  sicher  auf  eine  Dichobuue-ähnliche 
Form  hinauslaufen. 

Per  Zusammenhang  zwischen  den  einzelnen  Familien 
scheint  folgender  zu  sein: 


llovidae 


Cervida*  / 

\ / 

Mosch  idae 


T" 

On-odontidne 


Kachatiidae 

I 

Camelidae 

I 

Protolabidae 

Poebrotheriidae 


Mrrycopotamidar 


AnoplotberiüUe 

1 


Xiphodnntidae 


Anthracotheri  idae 

\ / 

Pantolestidae 


/ 

. / 

Dirhobnnidae 


Caenotheriidne 

/ 

/ Elotheriidae 


Listriodontid.se 


Suidae 


Die  Pantolestiden  umfassen  nur  das  einzige  Genus 
Pantolestes,  die  Dicbobuniden  ausser  Dlchobune 
auch  Mouillacitherium,  Spaniothcrium  und  Deilo- 
therium,  sowie  Caenotherium , die  Anoplotheriiden 
Anoplotherium,  Diplohune,  Dacrytherium,  Miz- 
lotherium  und  Mizochoerus.  Die  Anthracotheri- 
iden  enthalten  ausser  Aothracotherium,  Hyopo- 
tauiui  und  Cboeropotamus  auch  Ceboehoerus  — , 
die  Xiphodontiden  Rhagatheriniu,  Xiphodon- 
therium,  Xiphodon  und  Protorrodon.  (Ref.  muss  hier 
bemerken,  das*  Proloreodon  doch  Tiel  naturgemäßer  zu 
den  Oreodontiden  zu  stellen  Ist;  Ceboehoerus  reprä- 
sentirt  wohl  einen  alten  Typus  der  Suiden,  Crypto- 
meryz  endlich  gehdrt  sicher  in  die  Nähe  von  Lophio- 
meryi,  mithin  also  zu  den  Trsguliden  oder  gar  zu  den 


Choeropsis 

Hippopotamus 

Hezaprolodon 


Phacochoerus  Platygonus 


Babirussa  Sus  Dicotylea 

\ / / 

Hyotherium  / 

Chaenohyus 

Thinohyus 


eigentlichen  Cerviden  — , Xiphodontherium  endlich 
ist  auf  keinen  Kall  von  einem  Xiphodon  abzuleileu.) 

Die  Suiden  werden  eingetheilt  in  Dicotylinae  mit 
venu-hmolzenrn  MrtaUrsalicn  — Dicotvles  und  Platy- 
gonus — , in  die  Suinae  ohne  Cäment  auf  den  Backzähnen 
und  normalen  Imrisiven  — Thinohyus,  Chaenohyus, 
Hyotherium,  Hippohyus,  Sus  und  Babirussa  — , 
dir  l’hacochoer  in  ne  mit  Cäment  auf  den  Backzähnen 
und  verringerter  Zahl  der  ob«rrn  I — Phacochoerus  — 
und  die  Hippopotami nae  mit  gerade  gestellten  unteren 
1 — » die  Gattungen  Hippopotamus,  Hezaprolodon  und 
Choeropsls  umfassend.  Die  drei  letzten  Gruppen  zeigen 
niemals  Verschmelzung  der  Metapodien.  Die  Ableitung 
dieser  Gattungen,  insbesondere  von  Hippopotamus,  ist 
sehr  schwierig.  Verfasser  giebt  folgendes  Schema: 


Thinohyus  und  Chaenohyus  haben  am 
oberen  Prt  nur  einen  einzigen  Ausscnhöcker.  Klo* 
therium  hat  nur  zwei  Zehen  und  sehr  primitive 
Form  der  Zähne. 


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Zoologie. 


103 


Die  Gattung  Dichodon,  die  Zweifel  los  io  die  nächste 
Nähe  ron  Xiphodon  gehört,  wird  zum  Vertreter  einer 
besonderen  Familie  gemacht  and  in  dieselbe  auch  Agrio* 
choeru*  und  Coloreodon,  die  doch  riet  Leiser  bei  den 
Oreondotidetl  untrrzubniigen  sind,  hineingezwangt. 

Die  Oreodontide n haben  obere  1,  seletiodunte  Molaren, 
vier  Zehen;  Radius  und  Ulna,  sowie  Tibia  und  Fibula  und 
Kaviculurc  und  Cuboid  bleiben  getrennt-  Lunare  liegt 


nicht  auf  dem  Magnum,  sondern  auf  dem  Uneiforrae.  Der 
Epistropheus  vereinigt  Merkmal«  der  Suiden  und  Kumi* 
nantier;  die  übrigen  Halswirbel  gleichen  jenen  der 
Schweine,  die  Rücken-,  Lenden-  und  Schwanzwirhrl 
denen  der  Wiederkiuer,  Femur  und  Tarsus  jenen  von 
Dicotyles,  ebenso  das  Ileum , während  das  Sutrum  mit 
jenem  der  Kuminantier  Ubereinstiinxnt. 


Die  Oreodontideu  gliedern  sieh  folgcnderraaassen : 

A.  Orbita  geschlossen.  4 Fr,  der  letzte  mit  nur  einem  Aussenmond.  Pr4  hat  die  Gestalt 
eines  Caalnen. 

a.  Keine  Lucken  zwischen  dm  Ge*icht*knochen. 

Getrennte  Zwiscbenkieter.  Gehörblas«  nicht  gewölbt,  vorn  fiinf  Finger 

n it  n gewölbt,  nur  vier  Finger  ......... 

Zwisrhenkiefer  verwachsen  „ » 

««.  Lücken  zwischen  deu  Gesichtakuuchen : 

Zwischenkiefer  verschmolzen.  Zähne  tragend.  Nur  Präla<  hrymaUpnlte 

Zahl  der  oberen  Incisiven  «5.  Frälachrymal-  und  Fräfronulspalte,  Nasalia  reducirt  . 

Wenig  obere  Incisiven;  ausfallend.  Welte  Gesichtsspalten . \ 

AA.  Unten  drei  Fr;  ein  echter  unterer  Canin.  Nur  je  ein  unterer  Incislv  . 


Orcodon. 
Kucrotaphus. 
Mer  ycochoeru», 

Mery  chy  us. 
Lepta  uchenia. 
Cyclopidius. 
Fithecist  es. 


Das  Dorcatheriura  — mithin  also  auch  die  Tragu- 
11  deu  — soll  von  dem  nämlichen  Stammvater  ausgrhen, 
wie  die  Oreodontiden  (was  überaus  unwahrscheinlich  ist; 
der  Ref.).  Der  Zusammenhang  zwischen  diesen  Formen 
ist:  Pithecites,  Cyclopidius,  Lcptauchenia,  Mery- 
cbyus,  Merycochoerus,  Kucrotaphns,  Oreodon 
— * — Dichudon,  Agriochoerus,  Coloreodon. 

Die  Dichodontiden  zeichnen  sich  durch  den  corapli* 
cirteu  Bau  des  hintersten  Fr  aus.  Verfasser  stellt  hierher 
auch  Coloreodon  und  Agriochoerus,  die  Bicher  mit 
der  Gattung  Dichodon  nicht  das  Geringste  zu  schaffen 
halten;  Dichodon  gehört  vielmehr  in  die  aller  nächste 


Nähe  von  Xiphodon.  Dichodon  kann  auch  nie  und 
nimmer  ein  Nachkomme  von  Lophiomeryz  sein,  da 
derselbe  nicht  bloss  geologisch  viel  jünger  ist,  sondern 
auch  offenbar  zu  den  Hirschen  oder  den  Traguliden 
gestellt  werden  mau.  — Der  Ref. 

Die  Traguliden  sollen  sich  von  den  Oreodon- 
tiden nur  durch  die  Verschmelzung  von  Naviculare  und 
Cuboid  unterscheiden  — in  Wirklichkeit  ist  der  Gesammt- 
habitus  ein  wesentlich  verschiedener  und  ebarakterisirt  sie 
als  nahe  Verwandte  der  Cervlden.  Sie  werden  fol- 
geudermaassen  eingetheilt : 


I. 

II. 


HI. 

IV. 


Metacarpalia  und  MetatarsaUa  getrennt;  Molaren  brachyodont. 
fi.  Hinterfuß  mit  Seitmzehen.  Lophiomeryz  und  Dorcatherium  (der  erstere.sebr 
zweifelhaft  und  hat  möglicherweise  auch  keine  Seiteuzehen.  Der  Ref.j. 

aa.  Ohne  Seitenzehen  am  Hinterfüße.  Diastema  in  beiden  Kiefern  . 

Metntarsalia  verschmolzen,  Molaren  hrnchyodont. 
a.  Xur  an  der  Hand  Seitenzehen.  Obere  Fr  mit  kleinem  Jnnrnhöckpr  versehen  .... 

fr«.  Keine  Seitrazehen.  Unten  vier  Pr  — Gelocus  — ; unten  nur  drei  Fr 

Melatarsaliu  verschmolzen,  ebenso  die  Metacarpalia.  M brachyodont. 

«.  Seitenzehen  wohl  entwickelt.  Fr  einfach  . 

. , , ( unten  vier  IV;  oberer  Fr«  mit  kräftigem  Basal  band  . . . 

««.  * sehr  schwach  { . . ' „ 1 * 

l „ drei  Pr;  „ Pr,  , „ » ... 

Eztrrmi täten  nn bekannt;  Molaren  hvpaodont. 

Zahnlücke  hinter  Prj.  Ohne  Eckzäbnc 


Hy  pertragul  us. 

Lept  oroery  z. 
iS  ac hi  t h cri um. 

Tragulufl. 
Amphitragulus. 
Frodremot  herinm. 

Hypisodus. 


Die  morphologische  Reihenfolge  ist  nachCope:  Lophlo- 
meryx,  Dorcatherium  und  von  hier  aus  Tragulus, 
Amphitragulus  und  Frodremotherium  einerseits  und 
Leptomeryx,  Gelocus,  Bachitherium  andererseits. 
H j pertrag  ul  u»  stellt  einen  Seitenzweig  dar.  — Ref. 
glaubt  jedoch  mit  mehr  Recht  die  Traguliden  auf  Dor- 
catherlum,  Tragulus,  Lepiotneryz  und  Hyper- 
tragulus  beschränken  zu  müssen.  Die  Stellung  von 
Lophiomeryz,  Bachitherium,  Frodremotherium 
und  Gelocus  ist  zum  mindesten  sehr  zweifelhaft,  Amphi- 
tragulus ist  dagegen  sogar  schon  ein  erhter  Hirsch ! Auch 
die  vier  ebengenanntrn  sind  wohl  besser  zu  denCervidrn 
zu  stellen. 

Die  Foebrotheriiden  umfassen  nur  PoShrolheriuin 
und  Gomphotherium.  Sie  gehen  auf  Fantolestes 
zurück  und  unterscheiden  sich  von  den  Cameliden,  ihren 
Nachkommen,  nur  dadurch,  dass  noch  keine  Verschmelzung 
von  Metupodien  stattgefunden  hnt.  Gleirh  den  Kamee-* 
liden  besitzen  sie  keinen  Vertebralarteriencanal.  Deu 
Uebergang  vou  den  Foebrotheriiden  zu  den  Kameelen 
vermittelt  Frotolahis. 

Die  Cameliden  haben  schon  viele  Anklänge  an  die 
Wiederkäuer;  sie  unterscheiden  sich  iodoch  durch  das 


Fehlen  eines  Arteriencanals  an  den  Halswirbeln,  die  Anwesen- 
heit eine»  oberen  Incisiven  und  die  unvollständige  Ausbildung 
des  Kieles  auf  den  Metapodicn.  Die  .Seitenzehen  sind  schon 
vollständig  verloren  gegangen,  die  Reduction  der  Zahnzalil 
ist  sehr  weit  gediehen,  uud  bei  Eschatiu»  Ut  der  einzige 
obere  Fr  zu  einem  einfachen  Zacken  geworden.  Pro-* 

camelus  hat  noch  y Fr,  bei  Pliauchenia  sind  — , bei 


bei  A uchenia  y , bei  Holomeniscus  gar  nur  mehr 


l 


Pr  vorhanden. 


Die  ErabryonaUtadien  zeigen,  dass  auch 


hier  einmal  die  Metapodien  noch  getrennt  waren  und  die 
Zahl  der  Fr  eine  höhere  war.  Gleich  den  Pferden  sind 
Cameliden  in  allen  Tertiärablagerungen  Nordamerika»  ver- 
treten. Da*  Kamee!  wandert«  dann  noch  Asien,  die 
Llaroas  nach  Südamerika  aus. 

Die  Moschiden  vermitteln  den  Uebergang  von  den 
Traguliden  zu  den  Boviden.  Sie  unterscheiden  sich 
von  den  letzteren  durch  den  einfacheren  Bau  der  Pr,  die 


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104  Verzeichnis!*  der  anthropologischen  Literatur. 


Anwesenheit  eine»  kräftigen  alteren  Caninen  unrl  da«  Feh- 
len von  Geweihen  oder  Hörnern.  Man  kennt  nur  zwei 
(Innungen,  da»  mlocäne  Dremotheri  um  und  den  leben- 
den Mofchu*.  Der  erster«  ist  der  Alme  von  Palammeryx 
und  mithin  der  Boriden.  — In  Wirklichkeit  i»t  Dremo- 
thcrium  nicht«  Andere*  als  Pilitonerjrx.  Der  Kef. 

Die  Oiraff«!  «eigen  im  Zahnhau  Anklänge  an  die 
Hi  rache  und  Kinder.  Die  Hörner  verwnehaen  bald  mit 
dem  Schädel. 

Die  Kinder  stehn  in  Bang  auf  die  Beschaffenheit  der 
llornzapfcn  den  Giraffen  näher  und  mithin  auf  einer 
priaitiiiWB  Stufe  ala  die  Hirsche»  im  Znhnbuu  haben  *ie 


dagegen  Fortachritt»  aafxuwei*en.  Dicrocerus  und 
Cosory«  betrachtet  Vertaner  als  lioriden,  da  sic  ihr 
Geweih  nicht  abwerfen.  Kef.  muss  hier  bemrrken,  da»« 
der  Pro*  — auch  Dicrocerus  furcatu*  sein  Geweih 
in  der  That  nicht  wechselt ; wohl  aber  ist  die»  der  Fall 
bei  dem  so  ungemein  nahestrhmden  Dicrocerus  eie* 
gans.  Cosorr«  hat  Antilopen  - ähnliche  Zähne; 
Dicrocerus  geht  von  Palaeomervx  au»  — , der  jedoch 
zugleich  auch,  wenigsten»  gilt  die*  für  einzelne  Arten, 
der  Ahne  der  jüngeren  Cerriden  ist;  der  Kef. — . Cosory» 
verhielt  »ich  in  Bezug  auf  ihr  Gehörn  ebenso  wieGlraffa. 
Verfasser  unterscheidet : 


I.  Männchen  ohne  Horn : M bracbyodont  • . 

II.  Horn  bedeckt  mit  Haut  (Ccnorvtinne)  I ^*n*  hrmchyodont 

' * ln  prismatisch  ............. 

I Zähne  brachyodonl.  Zwei  Paar  Horner,  beide  getrennt  . 
n m non  das  vordere  Paar 

an  der  Basis  verwachsen 

Zähne  bracbyodont.  Ein  Paar  Hörner,  mit  gemeinsamer  Basis 
« v a n ■ a getrennter  Mt  . 

IV.  Horn  bedeckt  mit  Hornacbeide.  Zähne  hypsodont  

ff.  Keine  Innensäute  an  den  Molaren. 

fl.  Ohne  { H',r"“h,i<1'  WP“*  ' ‘ ‘ • • * * ' 

fl  fl.  Seitenzehen  vorhanden. 

y.  Nasal  ia  getrennt  von  Oberkiefer  und  Larhrymale.  Horn  einfach  • 

yy.  Nasalia  berühren  Oberkiefer  und  Larhrvmale. 

<f.  Hintere  Getenkfortsätze  einfach. 

«.  Drei  untere  Pr,  ein  Paar  Hörner 

(zwei  Paar  Hörner 

ein  Paar  Hörner.  Mg  inf.  mit  vier  Säulen  .... 
„ „ „ Ma  inf.  mit  fünf  Säulen  .... 

<f  <f.  Hintere  Gelenk fortaätxc  doppelt.  Ein  Paar  Hörner.  Ms  inf.  mit  fünf  Säulen 

....  Ein  oder  nr.l  ob.™  M mit  bumüul'  j D”r,“U> B*po|*r«»  

1 „ doppelt  ....... 


Pnlaeomeryx. 
Blautomeryx. 
Cosory  x. 
Sivatherium. 

Bramatherium. 

H ydaspitherlum. 

Dicrocerus. 

Bovinae. 

A nti  tocapra. 
Kanotragoa. 

Saig*. 


A ntidorcas. 
Tet  racerus. 

N eot  ragus. 
Ovi»*). 

Capra. 

Aegocerus**). 

Bos. 


•)  Verfasser  schliesst  hier  ein  Antilope,  Gaxella,  Cervicaprt,  Cephalophus,  Strepsicerus,  Rupictpra, 
Oribos,  Ovis,  Anna  etc.  etc. 

Verfasser  stellt  hierher  Kleotragus,  Aegocerus,  Orjx,  Portas  und  Addax. 


Bei  Bos  sowohl  wie  bei  Ovis  können  die  Frontalia 
eine  ganz  beträchtliche  Ausdehnung  erfahren,  so  dass  die 
Parietalia  ganz  xurlickgedrängt  werden. 

Der  Zusammenhang  wäre  nach  Cope: 


Saiga  Bos  Tetracenu 


\ 


/ 


\ I / 

Ovia  Antilocapra 

\ / 

Coaoryx 

\ / 

Palaeomervx 


Sivatheriidae  Ccrvidae 

\ / 

Dicrocerus 

/ 

Blastomervx 


Von  den  Cerviden  unterscheidet  Cope  folgende  Grup- 
pten und  Genera: 

I.  Seitliche  Zehen  blos«  durch  distale  Reste  vertreten: 
er.  Kur  ein  hinteres  Nasenloch,  nicht  getheilt  durch 
den  Vomer  (Capreoli). 

Ohne  Geweih:  Hvdropotes;  Geweih  gegabelt, 


ohne  HintersproüS : Capreolu*;  Geweih  schaufel- 
formig,  ohne  AugeusproM» : Alces;  Geweih  ge- 
gabelt mit  Augensproes:  Cervalces. 
off.  Der  Vomer  theilt  das  Nasenloch:  Cariaci. 

Geweih  einfache  Zinken:  Coassus;  Geweih  ge- 
gaWlt:  Car iacus;  Geweih  »cbaufrlfürmig : Kan- 
U'f.r. 

11.  Seitliche  Zehen  durch  proximale  Reste  angedeutet. 
Nasenhöhle  nicht  getheilt. 

Frontale  Hautdrüsen  vorhanden;  Geweih  gegabelt:  Cer- 
vulus. 

Frontale  Hautdrüsen  fehlen;  Geweih  einfach:  Ela- 
phodus. 

Frontale  Hautdrüsen  fehlen;  Geweih  gegabelt:  Cervus. 
Frontale  Hautdrüsen  fehlen;  Geweih  schaufclformig  : 
Dam  a. 

Geweih  gegabelt;  Vorderspros»  grösser  als  Hauptstange  : 
Klaphurus. 


Der  Zusammenhang  der  einzelnen  Hirschgattungen  ist  etwa  folgender: 


Capreoli 

\ 

Cariaci 

\ 


Cervi 

/ 


/ 


Cosorycinae 

I 

Moschinae 


oder  Rangifcr  Cervalces  Alces  Damu 

\ \ ,1  , l 

Curiiicus  Capreolu»  Cervus  Cervulu» 

\ i i / 

Coassus  Hydropotes  Elaphodu» 

\ l / 

Moschus  Blastomcryx 


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Zoologie.  105 


Di»  Gattung  Bo*  scheint  folgend«  Familien  und  Gat- 
tungen uU  Studien  durchlaufen  zu  haben : 

Üvi»,  Cosoryx,  Palaeomrrrx  — Buvidne  — , Dre- 
motherium,  A m pln t r»  g u J us,  Gelocus,  Lepto- 

meryx»  Dorcatberium  — Traguliden  — , Authra- 
cotberium,  Cebocboeru»  — Anthracotheriidae  — * 
und  Pantolette»  — l’antolestidae ? der  Ref.  — 

Cope,  E.  D.  The  inechitnical  origin  of  the  sectorial 
beeth  of  th«  Cnrnivom.  Proceeditigs  of  the  Asso- 
ciation for  tli«  iwlvADcement  of  Scieuc«.  Vol.  XXXVI, 
1887,  p.  264  — 257. 

Die  ältesten  Säugcthiere  hatten  ein  Reptf  lien-ähnliche» 
Gebiss , also  einfache , conisrhe  Zähne.  Die  jurassischen 
hnttt-n  «um  Theil  mich  4 l*r  und  8 >1.  also  viel  mehr  als 
die  »pitmo.  Auch  diese  hohe  Zahl  erinnert  an  die 
Reptilien.  Die  Zähne  hatten  anfangs  eine  einfache 
Krone  und  alternirtcn  die  uutereu  mit  den  gleichstelligen 
Zahnen  des  Olwrkiefcr*.  Zuletzt  bildet  sich  je  rin  Vorder- 
und  Hinterzacken,  wie  bei  Triconodo»,  wodurch  ein 
besserrr  Schluss  der  Zahnreihe  erzielt  wird.  Die  seeun- 
därrn  Zacken  der  benachbarten  Zahne  stosscn  an  einander 
und  üben  zugleich  einen  grösseren  Druck  auf  einander 
au*.  Hierdurch  werden  die  Xcbenzacken  der  oberen  M 
nach  aussen,  jene  der  unteren  nach  innen  gerückt,  nur  die 
Hauptzacken  behalten  ihren  Hatz. 

Der  tritubercuUre  Zahn  de«  Unterkiefer*  bekommt 
zuerst  einen  Anwuchs  an  seinem  Hintermde  — der  Ta- 
lon — , so  schon  bei  Centctcs  und  Chrysocblori», 
doch  besitzt  hier  der  obere  M ebenfalls  ein  solches  hin- 
tere» Basalband.  Bei  dem  echt  tritubereulären  Zahnbau 
altermren  die  Kronen  der  Zähne  Wider  Kiefer  mit  ein- 
ander, wahrend  ihre  Talon  auf  einander  zu  liegen  kommen. 

Die  unteren  M zeigen  ursprünglich  den  Trituberrular- 
tvpu*  der  Creodonten.  Aus  diesem  bildet  sich  durch 
Reduction  der  Znlmzahl  und  Vereinfachung  von  Talon  und 
Inncnzackm  der  Reisszahn  der  Fleischfresser,  der 
bei  den  Feliden  so  mächtig  wird,  aber  zuletzt  bloss 
mehr  aus  dem  ursprünglichen  Haupt-  und  dem  VordeT* 
zacken  besteht. 

Da  der  uutere  Canin  vor  den  oberen  zu  stehen  kommt, 
wie  dies  ja  jeder  RauMlilersrhulel  zeigt,  so  kommt  eine 
gewisse  Zerrung  und  Streckung  der  unteren  M zu  Stande, 
was  zur  Scheerenbildung  führt  zwischen  dem  unteren  M 
und  dem  oberen  Reisszahn,  dem  I*Tt , und  zwar  zwischen 
dem  vorderen  Aussenzacken  des  enteren  und  dem  zweiten 
Ausaetizacken  des  letzteren. 

Deniker,  8.  Recherche«  nnatomique*  et  embryo- 
logiquc«  aur  lefl  Hinge«  Anthropoide«  avec  22  fig. 
dans  le  texte  et  9 pl.  Archiv  de  Zoologie  experi- 
mentelle et  g^n^rale.  Lacaze  Duthiers.  Paris  1887.  8°. 

Dinnik,  H.  On  the  Caucasian  Mountain  Goat  {Capra 
caucasica  Güld).  AnnaU  of  Natural  History,  Lon- 
don 1887.  p.  450  — 461.  Mit  pl.  XIV. 

Es  giebt  drei  Wildziegen  im  Kaukasus.  Die  glatt- 
hornige  Hircus  aegagrus,  die  Brzoar-Ziege.  Sie  be- 
wohnt ausserdem  auch  Armenien,  Persien,  den  Taurus  und 
Creta.  Kur  im  SUdkaukasu*. 

Am  KazWk  lebte  Capra  (Aegoceros)  Palla*!!,  wie 
Rauiller  angiebt,  eine  Mittelform  zwischen  Schaf  und 
Ziege.  Die  dritte  Art  Capra  caucaaica  oder  Aego- 
cero*  ammon  gleicht  dem  Stein  bock.  Sie  fehlt  io 
den  Quell  gebieten  de*  Terek  und  Ardon  und  am  Kazbek  ; 
wo  überidl  die  Pallasii  vorkommt.  Die  Caucasica  findet 
*ich  nur  fern  von  menschlichen  Wohnstätten. 

Biologische«  und  Beschreibung  des  äusseren  Habitus 
nebst  genauer  Angabe  über  die  Verbreitung  dieser  drei 
Arten.  Siehe  Menzbier  in  diesem  Literat urbericht. 

Dobeon,  G.  E.  On  the  Genna  Myosorex  with 
Deacription  of  a new  Species  from  the  Rio  del  Rey 
(Cameroona)  District.  Proceeding»  of  the  Zoological 
Society  of  London  1887,  p.  675  — 570.  Mit  Holzschnitt. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


Mroaore«  »ehr  ähnlich  Crocidura.  Drei  Arten 
variu*,  morio  und  Johnatoni. 

Döderloin,  L.  Ueber  s<hwiuizl.w  Katzen.  Zoo- 
logischer Anzeiger  1887,  p.  808  — ö08. 

Zacharias  hatte  die  Mittheilung  gemacht,  dass  eine 
Katze,  die  chm  Schwanz  — vermuthluh  war  ihr  derselbe 
abgefahren  worden  — verloren  hatte , nur  noch  schwanz- 
lose Junge  zur  Welt  gebracht  habe.  Ddderlein  glaubt, 
dass  dieselbe  eher  den  Schwanz  in  Folge  coristitulloueller 
Krankheit  verloren  hätte,  und  die  Schwanzlosigkeit  der 
Jungen  sonach  die  Folge  von  Vererbung  der  Krankheit 
sei.  Schwanzlose  Katzen  sind  übrigens  iu  gewissen  Thei- 
len  von  Japan  nicht  selten,  aber  doch  giebt  es  wohl  auch 
dort  bei  jedem  Wurf  nussenicra  auch  ge*cbwänzt«  Junge. 
Bei  Mensch  uud  Hund  sind  Verstümmelungen  nicht 
erblich* 

Dfiderlein,  L.  Phy  logetuet  isehe  Betrachtungen.  Bio- 
logische* Centralbiatt.  Erlangen  1887.  p.  304 — 402. 

Die  Weiterentwickeluug  innerhalb  einer  phylogeneti»chen 
Reihe  ist  nicht  immer  gleichbedeutend  mit  einer  Ver- 
besserung der  Organisation , die  im  Kample  ums  Dasein 
zur  Geltung  kommt.  Es  sind  namentlich  bei  den  Säuge- 
thieren  Einrichtungen  erwarben  worden , die  höchst  un- 
zweckmässig waren , ohne  dass  solche  Kachthrile  durch 
gleichzeitig  erworbene  Vorthelle  eine  Compensation  erfah- 
ren hätten.  Sehr  häutig  sind  namentlich  die  Fälle,  wo 
ein  Charakter  allinälig  erworben  wurde,  der,  ohne  nach- 
tbeilig  für  den  Orgaoismu»  zu  sein,  doch  überflüssig  oder 
zum  wenigsten  gleichgültig  fiir  das  Bestehen  der  Art  war. 

Eine  höchst  merkwürdige  Familie  der  Paarhufer  sind  die 
Oreodontiden.  Die  auf  die  Stammform  — Oreodon  — 
folgende  Gattung  Eucrotaphus  hat  stark  aufgeblähte 
Bullw  oeseae,  dann  verwachsen  die  Zwischenkiefer  — M e ry  • 
cochoeru*  — , die  höchste  Klüt  he  des  ganzen  Stammes. 
Dann  beginnt  der  Verfall  bei  Merychyu*  mit  dem  Auf- 
treten von  Gesicht«)  ür  km,  die  bei  Leptauchenia  noch 
grösser  werden;  das  Thier  selbst  wird  kleiner,  bei  Cyclo- 
pidäus  gehen  dann  die  oberen  Incisiven  verloren;  bei 
Pithecistes  wird  auch  die  Zahl  der  Pr  geringer  und  mit 
dieser  Gattung  erlischt  der  ganze  Stamm.  Derselbe  zeigt 
auffallende  Degeneration  des  Geslchtaschädels.  Eine 
Erklärung  hierfür  ist  freilich  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden. 
Bei  gewissen  Katzen  — Sinllodon  — hat  der  obere 
Eckzahn  eine  solche  Grösse  erreicht,  das*  er  das  Thier 
sogar  am  Fressen  hindern  musste.  Ebenso  hat  sich  auch 
da*  anfangs  durchweg  schwache,  gabelförmige  Geweih  bei 
manchen  Hirschen  ru  einem  riesigen,  vielästigen  Gebilde 
ausgewachsen,  dass  e*  »einem  Träger  unbedingt  zur  Last 
werden  musste.  Alle  drei  Beispiele  zeigen  uns , dass  ein 
bestimmtes  Organ  in  luxuriöser  Wei»c  ausarten  kann, 
während  die  betreffende  Aenderung  anfangs  freilich  von 
grossem  Vortheil  war.  Ist  aber  das  Masitnum  der  Zweck- 
mässigkeit erreicht,  so  wird  das  weitere  Fortschreiten  in 
der  eingeschiagenen  Richtung  schliesslich  zum  Verderben. 
E*  steht  hiermit  auch  die  Erscheinung  im  Einklänge,  dass 
bei  Ziic.htungsversuchen  ein  anfangs  schwaches  Merkmal 
gesteigert  werden  kann.  Das  M&mrooth  lies*«  »ich  hier 
auch  allenfalls  als  Beispiel  anfiigrn.  Die  Stosszähue  der 
Proboscidier  waren  anfangs  kurz  und  gerade  — Ma- 
stodon — , dann  erfolgte  Verlängerung  und  Biegung,  die 
zuletzt  heim  Mammuth  dm  höchsten  Grad  erreicht. 

Ebenso  sind  auch  die  Stosssähne  des  Babirusa,  die 
niemals  zur  Vertheidigung  gebraucht  wurden  — da  diesrsThier 
sich  nicht  gegen  Feinde  zu  vertheidigrn  brauchte,  well  eben 
solche  ln  dessen  Heimath  überhaupt  fehlen  — in  ähnlicher 
Weise  ausgearlet,  wie  die  Hörner  der  Wild  schafe.  Al* 
Luxuriiren  Ist  auch  die  Vermehrung  der  Joche  auf  dm 
Backzähnrn  zu  betrachten  — bei  Dinotherium  zwei 
bi»  drei,  bei  Mastodon  drei  bis  fünf,  bei  Mammuth 
endlich  zwanzig.  Auch  hier  finden  wir  ein  Verharren  in 
einer  anfangs  vortheilhaften  Richtung. 

14 


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106  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Auch  die  complieirten  Backzähne  der  eitrann  Formell 
von  llufthieren,  der  Pferde,  Kinder,  von  l'haco- 
f hoeru«  und  Elasmothrrium  sind  als  direrte*  Resul- 
tat der  natürlichen  Zuchtwahl  kaum  zu  erklären ; ihre 
»chlie&sliche  Entwickelung  lässt  »ich  aber  wohl  auf  da» 
im  Obigen  erörterte  Princip  zurück  führen.  Auch  der 
dlrecte  Weg,  auf  welchem  Pferde, Rinder, Kameeie  u.  a. 
in  verhältni*smi*sjg  kurzer  Zeit  einen  übe  rau*  einfachen 
Fussbau  erworben  haben , dürfte  gleichfall»  zum  Theil 
dieser  Tendenz  zuzunchreiben  »ein , welche  die  Erreichung 
de«  extremen  Stadium«  lieber  «ehr  beschleunigte.  Die 
Annahme  einer  erhlirh  werdenden  Tendenz,  eine  bestimmte 
ursprünglich  nützliche  Entwickelungsrichtung  rinzuhalten, 
erklärt  auch  die  Entstehung  vieler  Formen,  die  nicht  mehr 
ul*  blosse*  Resultat  der  Zuchtwahl  angesehen  werden  können. 
Die*  gilt  namentlich  für  die  extremen  Formen . die  in 
Folge  weitgehender  einseitiger  Aasbildung  ihre  Adaption*- 
fahigkeit  emgcbü**t  und  daher  eine  der  wesentlichsten 
Vorbedingungen  erfüllt  haben,  um  da»  Au*»terbeu  zahl* 
reicher  Typen  zu  veranlassen. 

Drion , Adolph,  ftls.  De«  race»  des  vari^tfa  dann 
l’espece  Must  ela  putoriui.  Bulletin  de  l'acadeuiie 
royal  de»  «cteuces  de  Belgique  1887,  Vol.  14,  p.  30h 

— 308. 

Eyrioh.  Wildkatze,  Luch«  und  Dach«  in  Baden. 
Der  zoologische  Garten.  Frankfurt  1887.  8.  218. 

In  den  Mannheimer  Waldungen  ist  die  Wildkatze 
noch  ziemlich  häutig.  Der  letzte  Luch«  wurde  schon 
1834  erlegt,  der  Dach»  hingegen  findet  »ich  nicht  allzu 
«eiten  jen«eit»  de»  Neckars. 

Funkhäuser,  jr.  Die  volkswirthschnfUiche  und  formt* 
liehe  Bedeutung  der  Ziege  in  der  Schweiz.  In- 
auguraldissertation. (München)  Bern  1887.  4°.  84  8. 

Flower,  W.  H,  Oti  the  pygmy  Hippopotaniua  of 
Litieria  — Hippopntauiua  liberiensis  Morton  — 
and  Uh  claini«  to  di»tinci  Generic  Rank.  Proceed- 
ings  of  the  Zoological  Society  of  London  1887,  p.  612 

— 614. 

Di«  (Jenem  Hezaprotodon  und  Tetra protodon 
gehen  in  einander  über  und  sind  folglich  nicht  aufrecht 
zu  halten.  Da«  kleine  Flusspferd  von  Liberia  behält  den 
Überdies  «ehr  grossen  vordersten  Fr  »ehr  lange,  die  Molaren 
sind  coinplk-irter , der  Hirusthädel  und  die  Sinnesorgane 
besser  entwickelt  al»  hei  den  übrigen  Hippop otamu»- 
Arten.  Doch  reichen  diese  Merkmale  nicht  hio  zur  Auf- 
stellung einer  eigenen  Gattung  „ Ch  oe  r o p » i « “. 

Fliickiger,  D.  I>a*  Berner  Fleckvieh.  Ein«  Mono- 
graphie, herauagegeheu  im  Aufträge  der  ökonomischen 
Gesellschaft  de*  Canton  Bern.  Beru , K.  J.  Wyta, 
18*7.  8°.  37  8.  Mit  zwei  Tafeln. 

GerstAcker,  A.  Da*  Skelet  de»  Dögling»  — Hype* 
roodon  rostratu«  Jone»,  — Ein  Beitrag  sorOsteo- 
logie  der  Cetaceen  und  zur  vergleichenden  Ana- 
tomie der  Wirbelsftule.  Leipzig,  C.  F.  Winter,  188". 
4“.  175  8.  Mit  2 lithogr.  Tafeln. 

Giglioli,  Enrico  H.  Nota  intorao  ad  una  nuova 
•pecie  di  Cercopitheco  dal  Kaff*.  Africa  centrale. 
Zoologischer  Anzeiger  1887,  8.  50». 

Der  Name  dieser  Art  int  Cercopithecu»  Boutourlinü. 

Girtanner,  A.  Die  M urmelthiercolonie  in 
8t.  Gallen  und  daa  Anlegen  von  Murmelthier- 
coionien.  Der  soologiiche  Garten.  Frankfurt  1887. 
8.  20  — 27,  8.  46  — 54. 

Die  Tbierc  vermehrten  »ich  in  der  Gefangenschaft,  ob- 
wohl die  Verhältnisse  der  Hingebung  — Nahrung,  Ter- 
rain etc.  — »o  ganz  verschieden  sind  von  denen  der  eigent- 
lichen lleimath  der  M urmelthiere. 

Zur  Aussetzung  im  Freien  eignen  »ich  nur  ganz  gesunde, 
vor  Kurzem  erst  gefangene  Exemplare.  Der  Ort  darf 
weder  «chuiteiilos  sein,  noch  auch  der  direkten  Besonnung  ent- 


behren: auch  muss  die  Wintcrtemperatur  so  tief  sinken,  dass 
die  Thiere  ihren  gewohnten  Winterschlaf  beginnen  können. 

Gflldi,  A.  Emil.  Bemerkungen  zur  Osteologie  de« 
Delphin*  au»  der  Bucht  vou  Hio  de  Janeiro.  Bio- 
logische Miscellen  au»  Brasilien.  Zoologische  Jahr- 
bücher, Bd.  Ul,  Heft  I,  1887,  8.  134  — 142. 

Greve,  C.  Beobachtungen  über  eine  gewisse  Gesetz- 
mässigkeit der  Zeichnung  bei  Tliieren.  Der  zoo- 
k.gis.  lie  Garten.  Frankfurt  18*7.  8.  338,  339. 

Weis»«  Zeichnung  tritt  zuerst  an  den  Extremitäten  und 
namentlich  an  der  Hinterextremität  auf. 

Harting,  J.  E.  The  Mole  (Talpa  europaea).  The 
Zoologist  1887,  p.  441  — 446.  Mit  Tafel. 

Verbreitung  und  Biologisches. 

Harting,  J.  E.  Ob  the  Bank  Volt,  Arvicola 
glareoiu«.  The  Zoologist  1887,  p.  361 — 371.  Mit 
1 Tafel. 

Von  Arvicola  leben  drei  Arten  in  England,  amphibiu», 
agrestis  und  glareoiu».  Biologische«  und  Verbreitung. 

Harting,  J.  E.  Remark»  on  the  British  Bata.  The 
Zoologist  1887,  p.  161—171.  Mit  1 Tafel. 

England  bewitzt  wahrscheinlich  15  Kledpnnausarten. 
Vespertilio  murinu»  fehlt  vielleicht  ganz.  Die  Namen 
der  15  Arten  sind:  Ve«perugo  noctuln,  Leisleri, 
diacolor,  pipistrellus,  »erotinu«,  Vespertilio 
murinu«,  Bechsteini,  Nattererl,  Daubentonii, 
mystarinus,  dasyeneme,  Pleeotus  auritu»,  Syno- 
tu«  barbaslellu»,  Khinolophus  ferruro  equinum 
und  hipposideros.  Von  diesen  Gattungen  wird  eine 
kurze  Diagnose  gegeben. 

Heyden , L.  v.  Die  Aufteilungen  der  zoologischen 
Sammlungen  des  berühmten  Reisenden  in  Central- 
anien,  General  N.  M.  Przewalski.  Der  zoologischo 
Garten.  Frankfurt  1887.  8.  210—214. 

Der  bekannte  Forscher  erbeutete  115  Arten  Säugethiere 
in  702  Exemplaren,  .larunter  399  von  kleineren  Arten.  Die 
wichtigsten  Thiere  sind:  der  tibetanische  Bär  — Ursu» 
lagomy iar iu»,  der  tjaiischauesrhe  Bär  Ursu»  leuconyx, 
Meie*  vulgär  i«,  Must  ela  foiua,vulgaria,Foetorlu» 
putoriu»  und  alpin us,Canl»alpinu»,1upu«,chauco, 
Eckloni  n.«p.,  Vulpes  vulgaris,  Felis  tigris,  Fon- 
tanieri,  uneia  mierroti«?,  chau»?,  caudata,  Sha- 
wiana,  lynz,  der  wilde  Yak  Poephagus  gruniens, 
Fautholops  Hodgsoni,  Antilope  pictlcauda,  Cu- 
vieri  n.  *p.,  subgutturosa,  gutturosa,  caudata. 
Der  sibirische  Stein  bock  — Capra  Sibirien  — . Ovis 
jubata,  Heinsi,  Darwini  n.  sp.,  Dalai  Louise, 
Fseudoi*  burrhel,  uahoor.  Maralhirsch.  — Cer- 
vu«  albirostris,  moral  und  znnthopygus  — pyar- 
gu«  --  ein  Heb  — und  Moschus  mosclriferua  — da» 
wilde  Knmrel  — Lact  rinn  u*  frrus  im  Hochgebirge  bis 
in  eine  Höhe  von  12  000  Fu*»,  da»  Wildpferd  — Equu» 
Frzewalskli  Poljak,  der  Wildesel  Asiaus  Klang,  Süs- 
se r o fa , Arctomy«,  drei  Arten,  Spermciphilu»  fünf, 
davon  obscurus  und  alaschanicus  neu,  Tamlas  Pal« 
lasi,  Pteromys,  Sminthu»,  Gcrbil  lus  sechs  Arten, 
davon  giganteus,  Przewalskii  und  Roborowskii 
neu,  zwei  Cricetu»,  Nesokia  bracbyura  n.  »p. , zwei 
Mus,  sechs  Arvicola,  davon  tianschanicus,  robust« 
und  Strauchi  neu,  Brachyuru*  zwei  Arten,  EUobius, 
Siphncus,  drei  Dipus,  fünf  Lagomy*,  davon  Kos- 
lowi  und  rufus  nru,  drei  Lepu»,  Pylzowi  neu,  zwei 
Erinnteux,  ein  Sorez,  verschiedene  Fledermäuse. 

Iloffiaarm,  B.  Ueber  Säugethiere  aus  dem  ostindisclien 
Archipel.  Berlin,  Friedländer,  1887.  4°.  1 Tafel 

und  Abhandlungen  desköuigl.  zoologisch-  und  anthro- 
pologisch - ethnographiacheu  Museums  in  Dresden, 
1886/87,  29  8. 

Aufzählung  der  dortigen  Mäuse,  Fledermäuse  und 
Büffel. 


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Zoologie.  107 


Hume,  A.  O.  Rimarks  od  certain  Asiatic  Bum  i oft  nt*. 
Budorcas  taxicolor  Hodgwo.  The  Gun  goat  or 
Takin.  Proceedings  of  the  Zoologien!  Society  of 
London  1887,  p.  483 — 486.  Mit  3 Holzschnitten. 

l>ie  Hörner  di****  Thiere»  tlltilW  »ehr  beträchtlich. 
Die  typischen  erinnern  an  des  Gnu,  die  anscheinend  ab- 
normen eher  hq  Kinder.  Offenbar  rühren  die  letzteren 
von  Männchen  her. 

Jentink,  F.  A.  On  M animal»  front  Mo«»am©de» 
(South  Africa).  Not«  from  the  Leyden  Museum, 
1887,  Vol.  IX,  p.  171  — 180. 

Felis  leo , Protele*  lalandei , Aonyx  inungnis , Kobu* 
ellipsiprymnu»,  Eleotragu*  eleotragu*,  Cvphalolopbua  hern- 
pricbanus,  Pediotragu*  tr*gula* , Aegoceroa  leurophaeus, 
Aepycero»  melarnpu»,  .Strepsicero*  *Lrep»ic«ro4,  Rhinoceros, 
Sciurus  congicu#,  Mu*  pumilio,  nigrlcuud»,  concha,  EuryotU 
irrorata,  Georhyrhua  hottentoius,  Lepu*  ochropu*,  Macroa* 
celide*  intufi,  Erinaceu»  frontuli»,  Croridura  marquensi», 
Rhinolophu*  aethiop»,  capcuii,  Pbyllorbina  fuliglnoso, 
Nycteri*  hUpida,  Veaperugo  nanu*,  Scotophüu»  borbonicu*. 

Jentink,  F.  A.  On  three  rare  South  anterican  M a m- 
mal«.  Note»  from  the  Leyden  Museum,  1887, 
Vol.  IX,  p.  223  — 228.  Mit  1 Tafel. 

E»  sind  zwei  Nager,  Dactylomva  typu»  und  Ecbimyt 
brevicauda,  au*  Nauta  im  Marrsiinn  und  Didelphya 
laniger«  von  Ecuodur.  Dieser letztere,  ein  Marnupialier, 
zeichnet  »ich  durch  die  auffallende  Höhe  seines  zweiten  l*r 
nu»,  hierin  etwa*  an  die  fossil«  Gattung  Peratheriuro 
de*  europäischen  Tertiär  erinnernd.  Antnerk.  des  BeC 

Jentink)  F.  A.  Zoological  Reaearchea  in  Liberia.  A 
serie»  of  Mammal»,  collected  by  J.  Bättikofer, 
C.  F.  Sala  and  F.  X.  Stampfli.  Notes  front  the 
Leyden  Museum,  Bd.  X,  1887,  Decembur,  p.  1 — 57. 
pl.  I — IV. 

8imia  troglodyte*,  Colobus  sp.,  nrsinus,  ferrugioeu»,  veru», 
Cercopithecus  callitrichua,  Caropbelli , Blttikuferi  n.  »p., 
Stampfl»  11.  sp.,  diana,  Cercocebu»  fuliginosu»,  Nyeticebus 
|K)tto,  Galago  Demidoffi,  Felis  pardu».  »erval,  relidog&ster, 
Viverra  civetta,  Grnrtta  pardina,  Sandln  ia  hinotata,  Her- 
pes!«* pluto,  gracili»,  Crossarchus  obecurus,  Aonyx  inungui», 
Hydttigale  maculicolll»,  Uubalus  bracbycero*,  Terpcmr  longi- 
cep»,  Cepludolophus  dorsalis,  nigrr,  Ogilbyi,  sylrkultrix, 
Maxwellii,  dom,  Euryeero»  surycero«  (müsse  hl  ies»lich  Wald- 
bewohnerl),  Tragelaphu*  seriptu*,  Hyaemoschu*  aquaticu«, 
Hyrax  (Dendrohyrax,  Stampfl»  n.  »p.  und  dorsalis,  Potamo- 
rhoents  penirilJatu»,  Choeropsi»  Uberiensi»,  Klepha»  afrieanu», 
Manatu»  »enegalensis,  Anomuluru*  BecToft»,  Kraseri,  Sciuru», 
Stangen,  Aubtnii,  rufubrachiatu»,  punctatu»,  poenm,  pvrrho- 
puH,  Xerus  erythropus,  Graphiuru«  Nagtgbuii,  Clavigli»  craa- 
»icandatus  n.  g.  n.  ip.  (ein  Myoxine),  Cricetomy»  garabianu*, 
Lophuromy*  sikapusi,  Mus  rattu»  decumanu»,  alexandrinu», 
nigricauda,  rufin  u*  , barbaru»  , trivirgatus,  dorsalis,  rous- 
calotdes,  Aulacodes  swinderianus,  Atherura  africana,  Hystrix 
crUtata.  Crocidura  Sch  weit  xeri,  Büttikoferi  n.  sp-,  Stampflll 
n.  sp.,  Pachvura  mrgnlurn,  Epomophoru*  monstrosu»,  gam- 
bianus,  pusillu«,  Vcldkampii,  Cynouycteri*  torquata,  atra- 
minea,  Leipony  1 Buttikoteri,  Megaln-glossu*  Woermanni, 
Phyllorhina  tuliginosa,  Xycteris  hlsptda,  grandia,  Vespern* 
minutu* , teuuipinni»,  Veeperngo  Stampfli  n.  *p.  nanu*, 
Kerivoula  africana,  Manis  gigantca,  longiraudata,  tricuspi». 
Hiervon  sind  ahgebildet  Terpone  longiceps,  Cephalo- 
lophus  doria  und  Dendrohyrax  StampflU. 

Jone«)  J.  Matth.  The  M am  mala  of  Bermuda. 
Contributions  of  the  Natural  History  of  Bermuda». 
Vol.  I,  p.  143—161. 

Liegt  nicht  vor. 

Kobolt,  W.  Saugethiere  der  westlichen  Sahara.  Der 
zoologische  Garten.  Frankfurt  1887.  S.  155. 

Meriones  Shawi,  Bifa  «erotina,  Gazella  dorca» 
und  Oryx  leucoryx. 


Kobelt,  W.  Die  Abstammung  des  Neufound linder». 
Der  zoolr»giacho  Oarten.  Frankfurt  1887.  8.  155. 

Dersell*»  gilt  manchen  Leuten  al*  Bastard  von  Pudel 
und  Mctxgerhund  (»k!)f  ist  aber,  wie  Kobelt  mit  Hecht 
hervorhebt,  eine  sehr  gut«  Rim*.  Naeh  Lafite  »oll  der- 
selbe nebst  dem  gro**cn  Wolfshunde  der  Pyrenäen  und 
den  langhaarigen  Hunden  der  unteren  Donauländer  von 
dein  Hunde  der  Gothen  abstammen.  Von  diesen  wurde 
er  auch  nach  Skandinavien  gebracht , von  wo  ihn  »päter 
Norweger  nach  New  Foundland  mit  nahmen.  Dort  soll 
er  nun  verwildert  und  später  wieder  dom«»ticirt  worden 
»ein.  Die  mittelalterlichen  Hetzhunde,  Allan»,  leitet  Lafite 
von  den  Hunden  der  Alanen  ab.  — i der  Bef. 

Kobelt , W.  Das  Wildpferd  der  Dachungarei.  Der 
zoologische  Garten.  Frankfurt  1887.  8.  354. 

Der  Kquus  Przewalski,  Kertag  der  Kirgisen,  ist 
naeb  Pidtrement  kein  Pferd,  sondern  mit  Kquu» 
hemionu»  verwandt.  Gleich  Gervais  nimmt  Kobelt  nn, 
da»»  es  überhaupt  kein  eigentliche*  Wildpferd  mehr  gäbe.  Der 
centralasiatische  Tariwin  sei  ebenso  na  verwilderte*  Pferd, 
wie  der  amerikanische  Mustang.  Doch  stamme  freilich  die 
Hauptmasse  unserer  Pferde  von  zwei  central asiatiachen 
Russen,  von  denen  die  eine  durch  die  Mongole«  domesti- 
cirt  wurde,  während  die  sechs  europäischen  Raaaen  immer 
nur  ganz  beschränkte  Verbreitungsbezirke  hatten.  Alle 
diese  sind  dünn  später  gezähmt  worden.  In  Asien  giebt 
e*  nach  Pi&trement  auch  keinen  wirklich  wilden  E*el 
mehr;  alle  Formen,  wie  Onager  uml  Kuion,  sind  nach  ihm 
nur  Hemionu*. 

Kobelt,  W.  Das  |*r*i»che  Wildaebaf.  Der  zoo- 
logische Garten.  Frankfurt  1887.  8.  378. 

Wildschale  giebt  e*  im  Atla*  und  in  CorsUa;  zwiwhen 
dem  Taurus,  Cypern  und  Kamtschatka  hat  jede*  tJebirge 
•eine  eigene  Art.  In  Amerika  lebt  dann  noch  Ovis 
montan*.  Da*  persische  Wildschaf  gehört  zu  Ovi* 
orientalis  gen.  Diese  Art  lässt  »ich  in  mehrere  Varie- 
täten theilen.  Die  armenische,  die  kleina*iatische  — ana- 
tolira  — , die  sich  an  die  crprlaehe Form  — Övl»  cypria 
s.  ophlon  — nnschliesst,  die  per*i*che.  Hieran  reiht  sich 
Ovi*  nr k al,  der  den  Uehcrgang  bildet  zum  Ovi» 
argali,  dem  auch  Ovi*  eyelocero*  nahe  steht.  Da» 
karotsi'hadalische  WUdfcbaf  ist  mittelst  de»  Ovi*  Dallai 
von  Alaska  mit  dein  amerikanischen  Bighorn  verbunden, 
ln  Til>el  »oll  e*  web»  Arten  von  Wildschafen  geben. 

Kobelt,  W.  Fauna  der  In**sl  Palawan.  Der  zoo- 
logische Garten.  Frankfurt  1887.  8.  220. 

Diese  Insel,  zwischen  Nordborneo  und  den  Philippinen 
gelegen,  beherbergt  eine  ziemlich  kleine  Katze,  ein 
Schuppenthier  (Pholidatu*  Indien»),  Stink  dach»  (My- 
dnus  meltcep»)  Wildschwein  (verschieden  von  Su*  phi- 
lipp«n»is).  Den  Säugelhieren  nach  schließt  sich  die*« 
Insel  enger  an  Borneo  an,  während  die  Schnecken  mehr 
Beziehungen  zu  jenen  der  Philippinen  haben. 

Krause,  Ernst.  Beitrag  zur  Kenntnis»  deaKomba  — 
Otolicnu»  agiay  mbanua.  Abhandlungen  de» 
naturwiasenecluafi liehen  Verein»  in  Bremen.  8.  Bd. 
1887,  ö.  387—400. 

Kriohler,  Franz.  Da»  Schwarzwild,  d«»aen  Natnr- 
geaclüchte , Jagd  , Fang , Einflus»  auf  die  Land-  und 
Forst wirth schafl  und  deashn  Zucht  im  Gatter.  Trier, 
Lintz , 1887.  8°.  VIU,  90  Beiten.  Mit  15  lllu»tr. 
und  8 Vollbildern. 

Kühn,  Jul.  Fruchtbarkeit  der  Bastard©  von  Schakal 
und  Haushund.  Der  zoologische  Garten.  Frank- 
furt 1887.  8.  161  — 163. 

Die  Mutter  w«r  eine  K*jan*-Hündin  (final Indische  Vogel- 
hondln).  Der  Schakal  war  ein  Individuum  de«  Cnni» 
»ureus  indicu*.  Bi*  jetzt  wurden  drei  Würfe  erzieh. 
Die  Jungen  when  dem  Schakal  mehr  ähnlich  nl»  der 
Mutter.  Ein  Männchen  dieser  Bastarde  erzeugte  mit  einer 
14* 


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108 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Litoratur. 


Tschuktschcn  Hündin  mehrmals  Junge.  Die  Bastarde 
von  Schakal  und  der  erstgenannten  Hündin  waren  auch 
unter  sich  fruchtbar  trotz  der  engsten  Blutsverwandt* 
schaft. 

Kühn,  Jul*  Fruchtbarkeit  der  Bastard«*  von  Schakal 
und  Haushund.  Mittheilungen  de«  lnndurirth* 
achaftJichen  Instituts  der  Universität  Halb*,  2 8., 
und  Zeitachrift  des  lnndw irthsclmftlichen  Vereins  der 
Pro v in*  Sachsen  1887.  Biologischen  Ceutralblatt  1887, 

7.  Bd*,  8.  47,  48, 

Ii&ndoia,  H.  Zum  Leben  der  Frischlinge.  Der 
zoologische  0 arten.  Frankfurt  1887.  8«  236  — 230. 

Biologische*.  Die  Wildschweine  pnarro  »ich  nur 
höchst  selten  in  der  Gefangenschaft,  der  Fuchs  niemals. 

La  taste,  Fern.  £tude  aur  la  tau  uh  de»  Vertdbres  de 
Bnrbarie,  Algerie,  Tuuis  et  Marocco.  Cataloguo  pro* 
visoire  de*  tnumtniferes  apölagique*  sau  vage*  de  Bar- 
Viarie.  Acte*  de  )a  soetäuj  Liundenne  de  Bordeaux. 
Vol.  39,  p.  129  — 29». 

83  Arten.  Liegt  nicht  vor. 

Lataate,  Fern.  £iude  de  1a  canin*  appliqiief*  au  cas 
prdsentd  p»r  le  gerne  Da  ui  an  et  completde  par  les 
detinition  de*  categoric*  de  deDts  commune*  n plu- 
aieurs  ordres  de  la  clasae  d«  mammiferea.  Zoo- 
logischer Anzeiger  1887,  8.  285—271  u.  8.  284—292. 

Dem  Da  man  — Hyrax  — werden  toh  verschiedenen 
Autoren  Cantnen  ahgr*pro«-hen.  Lat  aste  deutet  nun  den 
ersten  Zahn  des  Oberkiefers  als  Erkznhn,  da  derselbe  hin- 
ter den  Priimaxillrn  kommt.  Die»«?  tragen  nämlich  stets 
nur  Schneidexihne,  während  die  Mnxillen  die  Basis  der 
Caniceu,  Prämolareu  uud  Molaren  nbgebrn.  DleDiphyo- 
donten  haben  Vorläufer  der  I , C und  Pr,  die  Mono- 
phrodonten  — Cetaceen,  Monotremen  (?)  und 
Edentaten  — entbehren  des  Zahn  Wechsel».  Man  unter- 
scheidet bei  den  Dlphyodonten  die  Milchzäbne , welche 
einem  Wechsel  unterliegen,  und  die  Molaren,  welche  wäh- 
rend der  ganzen  Lebensdauer  erhalten  bleiben.  Ihr  vor- 
derste Prämolar  wird  sehr  häutig  nicht  mehr  gewechselt, 
ist  aber  gleichwohl  ein  Pr,  weil  er  zwischen  Zähnen  steht, 
für  welche  ein  Ersatz  siatttindrt.  Der  vorderste  Zahn  der 
Maxilleii  unterscheidet  sich  bei  den  Carnivoren  sehr 
leicht  durch  seine  Gestalt  von  den  übrigen ; es  ist  dies 
der  Canin.  Aehnlich  verhält  sich  dieser  Zahn  bei  den 
Cliiropteren  und  Quadrumauen.  Der  Canin  hat  nur 
eine  Wurzel  — eine  Ausnahme  hiervon  macht  der  Maul- 
wurf. Die  oberen  Incisiven  können  die  Wund  verlieren 
— Klephant,  Kager  — oder  zweit  heilig  werden  — 
Igel  — , ihre  Krone  kann  sich  einer  Complication  unter- 
ziehen — Spitzmaus.  Der  Oberkiefer  der  Placen- 
t aller  trägt  nie  mehr  als  acht  Zähne,  von  denen  der 
vorderste  stets  als  C zu  deuten  ist.  Der  untere  Kckzahn  — C — 
»tcht  bei  geschlossenem  Kiefer  vor  dem  oberen  C.  Der 
Keisszuhn  der  Flelschfresaer  — Cnrnassifre  — ist  in 
Wirklichkeit  der  letzte  Pramolar,  der  obere  Milchcarnas- 
slire aber  der  vorletzte  obere  Milchzahn.  Der  untere 
Mihhcania»*iere  ist  der  hinterste  Milchzahn,  der  untere 
Kei»«zahn  — Canuissiere  — , der  vorderste  der  unteren 
Molaren.  Die  hinteren  Molaren  sind  di«  sogenannten 
Tuberkelzähne. 

Leche,  Wilhelm.  lieber  die Süugethiergnttung  Gal- 
eopithecu*.  Fine  morphologische  Untersuchung. 
Zoologische  Jahrbücher.  Zeitschrift  für  Systematik, 
Geographie  uud  Biologie  der  Tliiere.  11.  lld.,  1887, 

8.  988  — 978. 

Auszug  au»  der  grossen  Arbeit  dieses  Autors.  Siehe 
das  Referat  im  Literaturbericht  1886. 

Leche , Wilhelm.  Ueber  einig«  von  Emin  Pascha 
gesammelt«  afrikanische  Saugethiere.  Zoologische 
Jahrbücher  1887,  8.  118  — 126.  Mit  2 Tafeln. 

Crocidura  crasskauda,  Nyctinorau»  pumilus,  Megnderma 
fron»  Kciurus  aimulatu»,  Irmniscatus,  Xeru*  erythropus, 


Myoxus  (Graphiuru»)  murinu«,  Mus  barbarus,  nntalensi*, 
variegatus,  Merione«  gerbillus,  Georhychus  datnarensi», 
ochraceo-cinereus,  Aulacodus  swiiwleriana»,  Lepu»  mirroti*. 

Von  diesen  wird  eine  Beschreibung  des  äusseren  Habitus 
und  des  Skelets  gegeben  nebst  Bemerkungen  Uber  die 
geographische  Verbreitung. 

Mungos,  J.  Bemerkungen  über  die  Gaxel  la  W al- 
ler i des  nördlichen  Sotnalilandea.  Der  zoologische 
Garten  1887,  8.  54  — 59. 

Sie  bat  di«  Grösse  und  Figur  der  Sömtnrring* Anti- 
lope; ist  alter  vom  höher  als  hinten.  Die  Weibchen 
sind  hornlos.  Biologisches. 

Monges,  J.  Der  Wild  es«)  dea  Somalilaudes.  Equus 
asinus  somalicus.  Der  zoologische  Garten.  Frank- 
furt 1887.  8.  261—288. 

Er  bewohnt  die  Küstenebenen  de»  Rothen  Moore*  süd- 
lich von  Ma*»awa,  geht  aber  auch  noch  in  die  grosse  Hoch- 
ebene — 20U0tn  — , wo  auch  da»  Berg-Zebra  und  der 
EquusGrevvi  Vorkommen.  Färbung  mäiurgrau.  dunkler 
am  Kopfe,  Ohren  innen  schwarz,  Bauch  weis»,  Küsse  hell 
mit  schwarzen  Binden  vom  Knie  ab  bis  zum  Huf.  Der 
schwarz«  Streiten  auf  der  Schulter,  der  sonst  bei  Esrln  so 
häutig  ist,  fehlt  hier  ganz. 

Menzbier,  M.  On  a newCaucasian  Goat  (Capra 
aevertzowi  n.  sp.).  Proceedings  of  the  Zoological 
Society  of  London  1887,  p.  818—820. 

Im  Westen  de»  Kaukasus  lebt  Capra  Bevrrtzowi, 
im  mittleren  Kaukasus  Capra  caucasica,  im  Osten 
Aegoceros  Pallasii  oder  cyllndricornis.  Severt- 
zowl  ist  viel  kräftiger  als  caucasica. 

Mollendorf,  O.  Fr.  ▼.  lieber  die  Kiku-Hirsche 
von  China  und  Japan.  Zoologische  Jahrbücher. 
Zeitschrift  für  BystemaGk,  Geographie  und  Biologie 
der  Thier«.  Jeua  1887,  Bd.  II,  8.  588  — 590. 

In  Manischurei  und  China  leht  der  japanische  Sika- 
Hirsch,  unter  folgenden  Namen  bisher  beschrieben: 
C.  taivauus  (Formosa),  dybowskii  (Amurland),  man- 
trhuricus  (Peking  und  Mautschurei),  mandarinus, 
kopschii,  sica  (aus  Japan).  Heudc  erhebt  den  japa- 
nischen Sika  zu  einer  besonderen  Gattung  Sica,  die  aber 
keine  Priorität  beanspruchen  kann , da  für  dieselbe  »chon 
die  Kamen  Elaphoceros  und  Pseudaxis  eustiren. 
Tai  van  us  und  mantchuricus  fallen  sicher  in  eine  Art 
zusammen,  dazu  kommt  wohl  auch  dybowskii.  Kop- 
schii hat  manchmal  fünf  Sprossen  und  stellt  vielleicht 
eine  besondere  Art  dar,  ebenso  kann  der  sica  als  Insel  form 
gelten.  Ausser  diesen  Arten  nennt  Heude  noch  31  Arten, 
wohl  alle  höchst  problematisch.  Er  theilt  das  östliche 
Asien  hinsichtlich  der  Verbreitung  der  Sikahirsche  ln 
sechs  Regionen. 

Nazaroff.  The  Faun«  of  the  Kirghiz  Steppe.  Nature. 
Journal  of  Science.  London  1887.  Vol.  36,  p.  476 
— 477. 

Der  Wald  Ist  meist  nnr  als  Busch  entwickelt;  der 
grösste  Theil  des  Landes  besteht  aus  Wü*te  und  der  Arte- 
misia Steppe.  Als  zur  Glaeialxeit  da*  Eis  ganz  Russland 
erfüllte,  und  der  Aralsee  und  das  Kaspische  Meer  noch 
die  heutige  Steppe  einnahmen,  bot  der  Ural,  dessen  Hinge 
damals  viel  fruchtbarer  waren  als  in  der  Gegenwart,  für 
viele  Thiere  ein  Refugium.  Die  russischen  Steppen  süd- 
lich vom  Ural  und  ebenso  die  Kirghisensteppe  werden 
immer  ärmer  an  Thicren.  Früher  waren  daselbst  gemein 
Equus  Onager,  im  Ba*< hkirenlande  der  Biber;  der 
Elch  und  der  Tiger  gingeu  bis  xumTurgai,  der  Corsac 
bis  zum  50.  Grade  nördt.  Breite ; dagegen  erstreckte  sich 
das  Ke  nt  hier  bis  xum  Südural,  der  Bobac  wiederum 
bis  zum  53. Grade.  Auch  die  Antilopen  sind  jetzt  ver- 
schwunden. 

N eh  ring,  A*  Ueber  die  Gray*schen  Fischottargat- 
tu ugeti  Lutronectre»,  Loutra  und  Pterooura. 


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Zoologie.  109 


Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  n&turfomliender 
Freunde  zu  Berlin  1887,  H.  21 — 25. 

Lutronectes  mit  der  Speele*  Whiteleyi  l*t  auf 
junge  Exemplare  der  japanlf« hen  Fischotter  gegründet,  die 
selbe!  wieder  höchsten»  eine  Varietät  der  europäischen  ist. 

Lontra  mit  den  drei  Arten  enhydris,  hrnsiliensi» 
und  insulari»  wurde  ulglitllH  wegen  der  von  Lutra 
abweichenden  Behaarung  der  Nasenspitze.  Nehring  hält 
die  beiden  ersten  nebst  Lutra  macrodus,  solituria, 
platanensis  und  paraneusis  nur  für  Varietäten  der 
südamerikaniachen  Fischotter.  Auch  Lutra  chilentia 
und  felina  stehen  sehr  nahe. 

Pteronura  Sandhachii  ~ Lutra  brasiliensi*  ist 
nicht  die  „Leutra“,  sondern  die  Arirhana  der  Brasilianer. 
Die  Lutra  iiil.  brasiliensi»  Lund,  aus  brasilianischen 
Höhlen  ist  identisch  mit  der  Loutra. 

Nehring,  A.  Ucker  die  Bohlenfärbung  am  Hintcrfusa 
von  Felis  catu»,  caligata,  maniculata  und 
domeatica.  Sitzungaberichte  der  Gesellschaft  uatur- 
forschender  Freunde  zu  Berlin  1887,  8.  26  — 27.  Mit 
1 Holzschnitt. 

Während  die  Sohle  bei  Felis  catus  nur  einen  schwar- 
zen Fleck  aufweist,  ist  sie  bei  caligala,  manlculata 
und  auch  hei  dunkelfarbigen  Hauskatzen  ihrer  ganzen 
Lauge  auch  schwarz  gefärbt.  Dies  spricht  dafür,  dass 
die  Hauskatze  von  den  beiden  letzteren  Wildkatzen 
und  nicht  von  der  europäischen  nb«tarnmt.  Bei  dieser  ist 
auch  der  untere  Keisszahn  — M,  — länger  und  stärker 
als  bei  der  Hauskatze.  Der  Mf  i«t  bei  dieser  in  Folge 
der  Docnrstication  schwächer  geworden. 

Nehring,  A.  Ueber  Cuon  rutilun»  von  Java  und 
Lupus  jnponicus  von  Nippon.  Sitzungsberichte 
der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde  zu  Berlin 
1887,  B.  fl«  — 69. 

Nach  Gray  soll  der  Canls  hodophylax  (Lupus 
japonlcus  Nehring)  mit  Canis  (Cuon)  rutilans  iden- 
tisch sein:  Er  ist  lodess  in  Wirklichkeit  mit  dem  Canis 
pallipes  von  Indien  nahe  verwandt,  während  er  von 
Cuon  im  Behädelhau  und  im  Gehiss  vollständig  abweicht. 
Der  Cuou  rutilans  bat  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem 
Cuon  primaevus,  dem  ßuansu,  der  jedoch  «einerseits 
von  dem  Cuon  alpinus  wesentlich  abweicht.  Der  japa- 
nische Str;iwnhund  unterscheidet  sich  Ton  Canis  pal- 
lipes, doch  ist  es  immerhin  nicht  unmöglich,  dass  sie  in 
genetischen  Verhältnissen  zu  einander  stehen.  Der  letztere 
wäre  alsdann  die  Stammform  des  ersteren. 

Nehring,  A.  Ueber  eine  Ctenomya-Art  vom  Rio- 
gmnde  do  8ul.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft 
naturforachciuler  Freunde  zu  Berlin  1887,  S.  45 — 47. 

In  dieser  Provinz  ist  die  soust  gewöhnliche  Ctenomya 
brasiliensi»  durch  eine  kleinere  Art,  vielleicht  magel- 
lanicus  vertreten;  in  Siidperu  lebt  hrasillensis  oder 
boliviensis. 

Nehring,  A.  Ueber  den  Schädel  eines  Canis  juba- 
tus  aus  Argentinien.  Sitzungsberichte  der  Gesell- 
schaft naturforscheader  Freunde  za  Berlin  1887, 
8.  47,  48. 

Dieser  Schädel  zeigt  Windhundcharaktere. 

Nehring,  A.  Zur  Abstammung  der  Hunderassen. 
Zoologische  Jahrbücher.  Abtheilung  für  Systematik, 
Geographie  und  Biologie  der  Thiere.  3.  Bd.t  1887, 
8.  51  — 58. 

Die  locahunde  stammen  von  keiner  südamcrikanischeu 
Canis-Art  ab,  sondern  von  dem  Lupus  occfdentalis 
Nordamerika»,  oder  gar  von  einer  asiatischen  Form,  auf  kri- 
neu  Fall  jedoch  von  Canis  jubatus,  oder  cancrivoru» 
oder  vetulus,  wie  Pelzelu  meinte.  Es  spricht  gegen 
letztere  Annahme  die  Form  des  Schädels  und  Gebisses. 
Dagegen  stimmen  die  Incahunde  in  dieser  Beziehung 
mit  C.  Lupus  occide ntalis,  namentlich  den  kleinen 
südlichen  Hassen  desselben  überein.  Vielleicht  bat  auch 


eine  geringe  Beimischung  von  Canis  latran*  stattge- 
funden. Von  Ofttaxiati»chen  Hunden  zeigt  der  Cani s hodo- 
phylax eine  gewisse  Aehnlichkeit.  Der  Dingo  soll  von 
den  Eingeborenen  auf  ihrer  Einwanderung  nach  Austra- 
lien gebracht  worden  sein.  Dagegen  ist  jedoch  zu  be- 
merken, dass  derselbe  dort  sogar  fossil  verkommt.  Der 
Dingo  ist  uiit  Canis  pallipes  nahe  verwandt,  aber 
wohl  kaum  ein  directer  Abkömmling  desselben.  Pelzein 
hält  auch  die  Trennung  von  Cuon  und  Cauis  nicht  für 
gerechtfertigt,  da  auch  beim  letzteren  der  hinterste  untere 
Äl  zuweilen  fehlt.  Er  übersieht  «her,  wie  Nehring  ult 
Recht  bemerkt,  dass  auch  die  Form  der  Zähne  eine  ganz 
andere  ist  wie  bei  Canis.  Tier  Cuon  ist  auf  keinen 
Kall  der  Stammvater  irgend  eines  Canis.  Zur 
Diluvialzeit  hat  er  auch  in  Mitteleuropa  gelebt.  Pelzelu 
behauptet  ferner  die  Abstammung  de.-  W i ndhuude»  vom 
abessini-tfhrn  Cauis  «imensia.  Auch  dies  ist  nicht  sehr 
wahrscheinlich,  denn  der  Schnauzentheil  verjüngt  sich  bei 
diesem  ganz  auffallend  und  überdies  weicht  auch  die  Form 
und  das  Grössen  Verhältnis»  der  Zähne  bedeutend  ab,  wo- 
rauf es  ja  in  erster  Liuie  ankommL  Bei  Windhunden 
sind  die  Keisszähne  länger  und  schmaler.  Wäre  alwjr  der 
Windhund  der  Nachkomme  des  »imeusis,  so  müssten 
diese  Zähne  kürzer  und  schwächer  geworden  sein,  wie  dies 
bei  allen  domesticirten  Formen  zu  beobachten  ist.  Zwischen 
airoensia  und  jubatus  (von  Südamerika)  herrscht  ein 
gewisser  Parallelismus.  Beide  zeichnen  »ich  durch  Schlank- 
heit de»  Schädels  und  der  Extremitäten  aus.  Was  die 
Abstammung  der  Windhunde  selbst  betrifft , so  können 
dieselben  aus  dickköpfigeren  Hunden  unter  Mitwirkung 
einer  gewissen  Zuchtwahl  von  Seiten  des  Menschen  her- 
vorgegangen  »ein;  gewisse  Wolfe  und  Schakale  aus 
Steppengegenden  zeigen  nämlich  eine  auffallend  schlanke 
Schädel  form.  Die  grossen  Windhunde  mit  schlanker  lan- 
ger Schnauze  sind  anscheinend  nur  ein  Züchtungsproduot. 

Nehring,  A.  Heber  die  Lebensweise  des  grossen 
Griaon.  üalictis  ersasidens.  Der  zoologische 
Garten.  Frankfurt  1887.  8.  152  — 154.  * 

Er  sucht  mit  Vorliebe  Fluasufer  auf;  man  findet  ihn 
von  Mittelamerika  an  — Costariea  — bis  zur  brasilianischen 
Provinz  St.  Catbarina,  aber  nur  östlich  der  Cordilleren. 

Nehring,  A.  Die  Raehundtarten  der  deutschen 
Küsten.  Mittheilungen  der  Bectiou  für  Kutten-  und 
Hochseefischerei.  Berlin,  Möser,  1887.  16  8.  Mit 

7 Holzschnitten. 

Die  Seehunde  gehören  zu  den  Pinnipedien,  die  zwar 
im  Schädel  und  Gebiss  sich  an  die  Caruivoren  enge 
anschliessen,  im  Kxtremitätenbau  jedoch  bedeutend«  Abwei- 
chung — Anpassung  au  das  Wasarrli-ben — zeigen.  Auch 
das  Gebiss  weist  Unterschiede  auf,  indem  die  Backzähne 
nicht  in  Prämolaren,  den  Reisszahn  und  Höckerzähne  difle- 
rensirt  sind,  sondern  durchgehend»  einen  sehr  einfachen 
Bau  besitzen.  Die  Pinnipedin  gliedern  «ich  in  Ohren- 
robben — Otariiden  — , Seehund*  — Pbocida  — 
und  Walrosse  — Trichcchida.  Von  diesen  sind  nur 
die  Seehunde  au  den  deutschen  Küsten  vertreten,  und  zwar 
durch  drei  Arten:  Halichoeru*  grypus,  die  Kegel- 
robbe,  Pboca  vitulina,  den  gemeinen  Seehund  und 
Phoca  vitulina,  die  Kingclrobbe.  Die  Kegelrobb# 
erinnert  hinsichtlich  des  Schädelbnue*  an  Hand,  die  Phoca- 
Arten  mehr  an  Katze.  Von  den  genannten  drei  Arten 
giebt  Verfasser  genauere  Beschreibungen  und  biologische 
Notizen. 

Nehring,  A.  Einige  Notizen  über  die  aüdbraailianiacb<m 
Pelzrobben.  Sitzungaberichte  der  Gesellschaft 
naturforachender  Freunde  zu  Berlin  1887,  8.  142,  143. 

Das  untersuchte  Individuum  war  anfangs  als  Otaria 
faldandica  bestimmt.  Es  handelt  sich  aber  hier  ent- 
weder um  eine  Varietät  derselben,  also  Arctocephal ui 
falclandicus  var.  gracilia,  oder  um  Arctocephalu» 
gracilia.  Von  falclandicui  unterscheidet  sich  diese 


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110  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Form  durch  die  hellfarbige  Uilenrollc  und  die  »ehr  be- 
deutenden Grüftsendiiferrnzcn  der  beiden  Geschlechter. 

Nehring,  A.  Ceber  eine  nette  Pelzrobbenart  von 
•l^r  Küste  Shdbraxilien».  Archiv  für  Naturgeschichte 
1887,  Bep.  20  8-  Mit  1 Tafel. 

Die  Ohrenrobben  gliedern  »ich  in  Peizrobben  und 
in  Haarrobben.  Bei  den  letzteren  besteht  der  l’elz  nur 
uu»  Grannenhaaren , bei  den  ersteren  bst  derselbe  tuuer 
den  Grannenhaaren  auch  ein  darunter  befindliches  Wollkleid. 
Von  Haarrobben  kennt  man  fünf  Arten:  Otaria  jubata, 
an  den  Küsten  .Südamerika»  vom  Lv  Plntn  bi*  zu  den 
Gnllopagn»  • Inseln , Euinetopias  Stelleri  im  Behrings- 
meere , Eumetopins  ealiforniauu»  uu  der  Küste  von 
Kalifornien,  Phocarrto«  cinereu«  zwischen  Neuhol- 
land und  Van  Dirrarnsliind , und  Phocarctos  Hookeri 
südlich  von  Neuseeland;  von  Pelzrobben  Arctophoca 
falclandtca  an  den  FalklamUinM-ln  und  an  der  »iidntneri- 
kanischen  Küste  bis  zum  La  Plata.  — Gray  nennt  von 
dort  aufrKPrdem  noch  zwei  Euotaria  — Arctophocn 
cinerea  in  der  Bnssstrasse , Arctophoca  Förster!  bei 
Neuseeland,  Arctocephal ns  nrsinus  in  der  Umgegend 
der  Hehnngsstrasse , Arctocephal us  Philipii  an  der 
Insel  Juan  Fernande»,  Arctorep h a I u*  Gazellae  l>ei 
der  Kerguelen-Insel , Arrtocephnlus  pusillu*  am  Cap 
der  guten  Hoffnung.  Arctophoca  besitzt  im  Gegensätze  zu 
Arctocephalus  Nebenzacken  auf  den  Backzähnen,  ein 
Merkmal,  da»  nach  Nehring  nicht  immer  zutrillt.  Die 
untersuchten  Robben  von  der  Mündung  des  Truuiandahi- 
Flusse*  in  der  Provinz  Rio  grande  du  Sul  erweisen  »ich 
ah  Pelz  robben.  Das  Pelzkleid  weicht  bedeutend  von 
dem  der  Arctophoca  falclandica  ab;  auch  die  Schädel 
sind  schmäler  und  gradier.  Dieselben  haben  mehr  Aehn- 
lichkeit  mit  jenen  von  A.  Förster!  aus  Neuseeland.  Die 
Backzähne  de*  männlichen  Exemplar*  weisen  vorn,  bei 
einem  Zahne,  dem  letzten,  auch  hinten  einen  Nebenzarken 
auf.  Der  sechste  Backzahn  de*  Männchen»  hat  nur  zwei 
Wurzeln,  bei  einem  Weibchen  iit  noch  eine  dritte  vor- 
handen. Die  beiden  ersten  Backzähne  sind  immer  nur 
einwurzelig;  beim  dritten  und  vierten  ist  eine  Theilung  zu 
beobachten.  Ea  ist  nicht  ganz  sicher,  ob  wir  es  hier  nur 
mit  einer  Varietät  der  falclandica  oder  eiuer  selbst- 
ständigen Art,  die  alsdann  al*  gracili*  zu  bezeichnen 
wäre,  zu  thun  haben. 

Nehring,  A.  Ueber  da»  Gefangen! eben  der  Kegel- 
robbe. (Halichoerua  grypua  Nilas.)  Der  zoologische 
Garten.  Frankfurt  1887.  8.  1 — 10,  40—45,  74—79. 
Mit  zwei  Abbildungen. 

Die  Kegelrobbe  gewöhnt  sich,  wenn  schon  etwas 
schwerer  al»  der  Seehund,  an  die  Gefangenschaft.  Bio- 
logie be  Bemerkungen.  Die  Ontscekcgelrobbrn  haben 
eine  andere  Wurfzeit  wie  jene  der  Nordsee.  Verfasser 
glaubt  daher  zwei  geographische  Rassen  unterscheiden  zu 
müssen. 

Noack,  Th.  Neue«  au«  der  Thierhandlung  von  Karl 
Hagen  heck,  sowie  au«  dem  zoologischen  Garten 
in  Hamburg.  Der  zoologische  Garten.  Frankfurt  1887. 
8.  195—  202. 

Der  Coyote  aus  Nordamerika  lässt  »ich  leicht  zähmen. 
Im  westlichen  Nordamerika  giebt  es  einen  »ehwarzen 
Wolf — Canis  occidvn talis  — , unter  den  altweltlichrn 
Wölfen  kommt  der  ostasiatiscb«  C.  alpinu»  am  nächsten. 
Die  Zeichnung  erinnert  an  die  der  ZI bethk atzen;  die 
Brust  und  die  Pfoten  sind  weis«.  Packard  leitet  den 
Hund  der  Carrier-  und  Hasenindianer  vom  kleinen 
Pririevrolfe,  die  mexikanischen  llnnde  vom  mexi- 
kanischen Wolfe  ab.  Auch  die  Eskimohunde  gehen 
zweifellos  auf  Wölfe  zurück.  Indessen  sind  wohl  nur 
die  »pitxohrigeu  Hunde  Nachkommen  von  Wollen,  während 
die  Hunde  mit  grossen  oder  häufenden  Ohren  toq  unter- 
gegntigcnen  Megalotia- Arten  und  die  hochbeinigen 
Windhunde  von  hochbeinigen  afrikanischen  Hunden  — 


Canis  lupaster  und  riparius  — alMtammen.  Grosse, 
gelbrothe  Huode  mit  Hängeohren  haben  die  Wapokomo 
in  Ostafrika,  während  die  Hunde  westlich  vom  Tangamka- 
*ce  spitzohrig,  gelhhaurig,  schakalähnlu-h  sind  und  deu 
Schweif  nach  oben  krümmen.  Die  Füchse  haben  nach 
Noack  keine  Bedeutung  als  Stammelten)  der  Hunde,  sie 
gehen  schon  zur  Tertiärzeit  von  V Werren  ab.  V der  Rcf. 

lu  Nordamerika  lebt  ein  Dachs  — Taxidea  nmrricana. 
Kr  ist  kleiner  als  der  europäische  Dachs  und  weicht  von 
demselben  auch  im  äusseren  Habitus , namentlich  in  der 
Färbung,  bedeutend  ab.  Diese  Art  lebt  im  nördlichen 
Thelle  von  Nordamerika  — 58®,  im  Quellgcbiet«  des  Mis- 
souri und  Winlpeg. 

Von  westafrikuniseben  Antilopen  sind  neu  Kubus 
unetuosns,  Tragelaphus  scriptu»,  aus  Südafrika 
Tragelapbu»  «ylvaticu»,  aus  Ustafrika  Antilope 
redunca  und  vom  Somuiilnnde  Gnzvlla  Soc  m meringi. 
Beschreibung  des  äusseren  Habitus  dieser  Formt*. 

Noaok , Th.  Wolfsbastardt.  Der  zoologische 
Garten.  Frankfurt  1887.  8.  108 — 111. 

Der  Körper  der  , jungen  Thiere  ist  länger  nl*  bei  glrichalt«- 
rigen  echten  Wölfen,  die  Tar*n»länge  schwankt,  die  Uhren 
sind  erheblich  länger  al»  Wim  Wolf.  Ein  Exemplar  hatte 
sogar  schon  urogebogpue  Ohrenspitxen.  Die  Thiere  gaben 
auch  Lnutr  von  sich,  die  nur  al»  Bellen  bezeichnet  werden 
konnten.  Im  Laufe  des  Wachsthum»  erlangten  alle  Indi- 
viduen so  ziemlich  das  Aussehen  von  echten  Wölfen.  Auch 
ein  Bastard  aus  Bosnien  zeichnet  sich  durch  die  viel  län- 
geren Ohren  und  die  Hunde-,  Doggen  - artige  Zeichnung 
de»  Gesichts  aus.  Verfasser  hält  Bastardirung  zwischen 
Wolf  und  Schakal  für  möglich,  nicht  aber  zwischen 
Wolf  uud  Fuchs. 

Noack,  Th.  Beitrüge  zur  Kenntnis«  der  Bäugethier- 
fauua  von  0«t*  und  Centralufrika.  Zoologische  Jahr- 
bücher. Zeitschrift  für  Systematik , Geographie  und 
Biologie  der  Thiere  1887,  ßd.  II,  3.  193  — 302.  Mit 
drei  Tafeln. 

Die  Arbeit  stützt  »icb  auf  da»  von  Böhm  zwischen  Sansibar 
und  dem  Tunganikasre  gesammelte  Material  und  die  Notizen 
dieses  Reisenden.  Das  Hochland  um  den  Tangauikasee 
herum  bildet  die  Wasserscheide  zwischen  Nil,  Cougo  uud 
Sambesi,  und  daraus  erklärt  sich  auch , dass  die  Fauna  in 
ihrem  Charakter  sowohl  an  jene  von  Guinea,  al«  auch  an 
die  Thier  weit  der  Nilländer  und  Mozambique  erinnert. 

E»  finden  »ich  daselbst  Rhiuoceros  bicarni»,  Phaco- 
chorru*  africanus,  Potamochoerua  afrieanus  uud 
penicillatua,  Hippopotnmu*  amphibius,  Elepha» 
africanus,  Hyrax  mussnmbicns,  Mttnis , Orycteropus. 
Kquus  zebra  und  asinus,  Bus  tauru»  var.  indicua,  Bo» 
caffer.  Ovis  arte*  var.  platyura,  Capra  hircus,  Camelopar- 
dalis  giraffa,  Kobu»  singsing,  Adenota  Kob.  u.  sp., 
Arpycerosmelampu*  und  zwei  sp.  Antilope,  Elentragus, 
Alcelaphus  caama,  Damalis  »enegalensi»,  Orr*»  sp., 
Strepsiceros  kudu,  Euryceros angasii,  Tragelapbu»  scrip- 
tus.  Hlppotragus  bakeri  und  niger , Oreotragu«  sal- 
tatrix,  Antilope  ocularia  und  nltifrona,  Nesotragu» 
nioschatus,  Cephalolophus  sp.,  Lepus  aaxatilis,  Hyetrix 
africue  australi» , Prtromy«  sp. , Aulacodu»  »winderianu«, 
Batbyergus  sp., Heliophobi us  a rgenteo-cinereu»  und 
inarungcnsis  vor.  Acomys  »p. , Mus  hildeubrandtii, 
Mus  kaiseri  n.  sp.,  Mus  rufinn*  var.  marungen- 
sis,  Pelorny«  reichardi  n.  sp. , Golunda  pulcbella, 
Mus  melirere  «p.,  Dendrouiys  sp.,  Cricetomy»  gambia- 
nu«,  Gerbillus  Böhmi  n.  sp.,  Myatromy»  longi- 
caudntu»  n.  »p-,  Redete*  caffer,  Graphiurus  »p.,  Kliomys 
microtis  n.  »p. , Sciurus  cepnpi.  Sciurus  drei  sp., 
Sciurus  bübmi  n.  sp. , Vjverra  civetta,  genetta  n.  sp., 
Herfirstes  badius,  t'asciatus  und  sp.  Ratelus  capentl«, 
Zorilla  albinuchn , Lutra  inunguis,  Hyaena  rrocuta, 
Lycaoti  pictus , Canis  aureus  - adustu».  Felis  leo, 
Felis  pard us,  Felis  serval , caracal  und  drei  sp.  Felis 


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Zoologie.  111 


Cato*,  Rhynchocyon  reichardi,  Petrodromu*  tetra- 
dartylu*.  M acroscelide»  ateinndri,  Crocidura  sp., 
Erinareu«  *p.,  Epomophorns  minor.,  Phyllorhina 
comersonii  var.  marungensis  und  caffra  und  zwei 
sp. , Nycteris  drei  ap. , Megadermn  fron»,  Yrsperugo, 
Nyctinomys.  Xvcticejiu,  Yespertillo  vier  ap.,  Dysopc»  zwei 
ap.,  Scotophiiu*  mlnimus  n.  ap.,  Taphozou*  tnaurl- 
tianu«,  Otolycnu*  cratsicaud  at  ut,  Cynocephalus 
Itabuin,  Cercopithecu*  ervtbrarchu*  und  nictitans 
u.  ap.  und  Troglodytes  niger  var.  marungensis  (die 
gesperrten  Arten  werden  eingehend  beschrieben  oder  es 
hegen  genauere  biologische  Angaben  über  dieselben  vor). 

Der  Wasserreichtham  de»  Landes  erkllrt  wohl  tur 
Genüge  das  Fehlen  wn  Gaxel  len.  Waa  die  Nager  an* 
langt,  *o  ist  keine  einxige  nordafrikanische  Form  vorhan- 
den. Pie  zahlreichen  Muriformes,  die  für  Südamerika 
charakteristisch  sind,  lassen  auf  die  einstige  Existenz  einer 
Laudbrücke  quer  durch  den  südlichen  Atlantischen  Oeean 
hindurch  achlleeaen  — ? der  Sei  — Die  mediterrane 
x Kegion  greift  nur  mit  solchen  Genera  und  Arten  herüber, 

dir  entweder  sehr  alt  sein  müssen  oder  die  Sahara  durch- 
wandern konnten. 

Von  madagassischen  Formen  sind  nnr  einige  Fieder* 
mäute  zu  uetinen,  dagegen  sind  die  Beziehungen  zu 
Weatafrikn  und  den  Nilländen!  sehr  innige. 

Owen,  Richard,  Demription  of  a new  ly  exelnded 
Young  of  Ornithorhynchua  paradoxa*.  Annaln 
of  Natural  Hiatory  1887,  Voi.  20,  p.  249  — 250. 
Proceediuga  of  the  Koval  Bociety  of  London  1887, 
Vol.  42,  p.  391. 

Pavlow,  Marie,  ßtude  anr  l'hiatoira  paldontologiqne 
des  Ongulla  eu  Amerique  et  en  Europe.  I.  Groups 
primitif  de  l’eocene  iuferieur.  Bulletin  de  la  Bootete 
imperiale  des  Naturalisten  de  Moacou  1887,  31  p. 
1 pL  «•. 

Es  i»t  hier  eine  Zusammenstellung  gegeben  über  die 
verschiedenen  Ansichten,  welche  Cope  im  Laufe  der  Zeit 
hinsichtlich  der  systematischen  Stellung  der  Condy- 
larthren  geäu*sert  hat,  jener  merkwürdigen  fünfzehigen 
Hufthit- re  aus  dem  Eodtn  von  Nurdnmerika,  welche  geradezu 
den  Ucliergang  zwischen  den  primitiven  Fleisch fres- 
sern  — C'reodonteo  — und  den  echten  Hufthiercn, 
dm  Paarhufern,  Unpaarhufern  und  „ A m klypodrn 
vermitteln. 

An  diese  Zusammenstellung  schliesst  sich  ein  Rcsunte 
über  die  Ansichten,  welche  von  Wortmann  und  Schlos- 
ser über  da»  gleich«  Thema  nufgestellt  worden  »itd. 

Pie  Condylarthra  sind  nach  der  Verfasserin  eine  ge- 
mischte Gruppe,  deren  verschiedene  Formen  die  Merkmale 
von  Ungulste»  und  Uuguiculaten  „affectent“.  81« darf 
vielleicht  als  Ausgangspunkt  der  Uugulaten  und  Carni- 
vorcu  betrachtet  werden1).  AU  Ahnen  der  Car  ui  vor  eu 


l)  Referent  hat  hier  zu  bemerken,  dass  es  geradezu  gegen 
alle  Ordnung  in  der  Natur  verflossen  würde,  wenn  aus 
Pflanzenfressern  Fleischfresser  werden  könnten. 
Das  gerade  Gegenthril  ist  der  Fall , wie  die  (rcochichte 
der  Ruubthiere  aufs  Klarste  darthut.  Pie  Natur  ist 
augenscheinlich  bestrebt,  die  Zahl  der  auf  cxrlusive  Fleisch- 
nahrung  angewiesenen  Caraivoren  zu  beschränken.  ln 
fast  allen  Gruppen  der  Fleischfresser,  und  zwar  von  deu 
ältesten  Zeiten  an,  zeigt  sich  auf»  Deutlichste,  wie  ein 
grosser  Theil  derselben  sich  gemischter  Nahrung  anpasst, 
da  dies  ja  für  die  Erhaltung  des  Stamme*  viel  vortheil- 
hafter  ist.  Ein  Omnivor  kann  noch  immer  da  existiren, 
wo  ein  anftschllesslich  auf  Fleischnahrung  angewiesene* 
Thier  verhangen!  müsste,  ln  der  That  Ist  es  auch  über 
allen  Zweifel  erhaben , da**  die  Condvlarthren  — also 
Omnivoren  — aus  Creodonten  — Fleischfres- 
ser n — entstanden  sind  and  »ich  allmälig  in  echte 
Pflanzenfresser  umgewandelt  haben. 


dürften  sich  vielleicht  Anisoucbus,  Haploconu»  und 
Hemithlaeu*  her.iusstellea,  von  welchen  man  jedoch  bis 
jetzt  nur  da*  Gebiss  kennt. 

Ph marod u*  puercensis  und  primaevus  können 
wohl  die  Vorfahren  der  E(|niden  sein,  dagegen  soll  Ph. 
Wortinaoni  rin  eigenes  Genua  rrpriUentiren , aber  zu- 
gleich l'rotogonia  umfassen  und  zu  den  Phenarodou- 
tiden  gezählt  werden.  Protogonla  soll  auch  Hyop- 
aodus  einschliessen  (???  der  Rei.). 

Meniseotherium  ist  vielleicht  identisch  mit  Palo- 
p 1 o t b e r i o m (V  ?). 

Hyracotherium  leporiaum  ist  «in  Vertreter  der 
Pbeuacodontiden(?),  die  iibrigru  Hyracotherlen 
aber  Ausgangspunkt  der  Equiden.  Pa  nun  Hyraco* 
therium  leporinum  als  ein Condylarth re  anfzufassrn 
ist,  hätten  solche  auch  in  Europa  ezistirt.  Hyraco- 
therium ist  jedoch  schon  ein  echter  Unpaarhufer  (der 
Referent)! 

Cope  bemerkt  in  seinem  Ref.  — American  Naturalist 
1888,  p.  850  — 658  — , dass  Phenacodus  Wortmanni 
und  primaevus  doch  wohl  rin  and  demselben  Genus  zu- 
get  heilt  werden  müssten;  Hynpsadas  könne  ebenso 
wohl  ein  Lew uroide  als  auch  ein  Artiodnctyle  »ein — 
ist  aber  in  Wirklichkeit  der  Ahne  der  Cynopithecinen, 
also  Affen  (der  Ke£).  — Periptychu*  kann  nicht  der 
Ahne  von  Saiden  sein.  Meniseotherium  ist  im  Fu**- 
baa  sicher  ein  Condylarthre.  Hyracotherium  lepo- 
rinum (ss  PHolophus  vulpiceps)  hingegen  nicht,  son- 
dern ein  Perissodactyl,  doch  noch  kein  Equide,  weil 
die  Zähne  noch  zu  einfach  sind  — sind  aber  eben  dann 
schon  oomplicirter  geworden  (der  Ref.).  Die  Hyraco- 
tberien  sind  die  Ahnen  aller  Perissodactylen , also 
•uch  der  Tapiriden  — wns  Ref.  indes»  bestreiten 
mochte  — , auch  Lumbdotherium  geht  von  Hyraco- 
therium aus.  Die  einstige  Anwesenheit  von  Condvlar- 
thren  lu  Europa  ist  wahrscheinlich  (7  der  Ref.). 

Poulton,  B.  B.  The  Teeth  in  th«  Young  Ornitho- 

rbynchas  paradox««.  Natura.  Vol.  37,  p.  383. 

Bei  einem  jungeu  Tbiere  von  8,3dm  war  der  vordere  Zahn 
de*  Oberkiefers  lang,  schmal,  einfach,  und  bestand  aus 
Dentine  und  Schmelz.  Pie  zwei  übrigen  Oberkieferxiline 
sind  breit  und  haben  drei  oder  vier  Ausseabocker  und 
zwei  Innenhücker,  die  beiden  Unterkieferzähne  drei  oder 
vier  Innenhikker  und  zwei  Aussenhöcker.  — Es  erinnern 
diese  Zähne  sonach  auffallend  an  jene  der  „Multitubrr- 
culata*  — Plngiaulnso  ete.  — die  während  der 
mesozoischen  Zeit  eine  so  grosse  Rolle  gespielt  Italien  und 
wird  es  mithin  wahrscheinlich,  dass  diese  „Mul  titulier - 
culata*  als  Monotremen  gedeutet  werden  müssen. 
Anm.  des  Ref. 

Reichenow,  Anton.  Neue  Wirbelt  liiere  dea  zoo- 
logischen Museums  in  Berlin.  Zoologischer  Anzeiger 
1887,  8.  369  — 372. 

Dip u*  microti*  n.  *p.  au*  Samnr  in  Xnrdostafrika 
hat  sehr  kleine  Ohren ; gehört  in  die  Rection  von  Haltomy*. 

Roger.  Ceber  die  Hi  rache.  Correspoodenzblau  dea 
natur historischen  Vereina  in  Regen  sburg  1Ä87,  S«p. 
43  8.  Mit  zwei  Tafeln. 

„Hirsche-  detinirt  Hrehm  ah  „geweihtragende  Wieder- 
käuer". Sehr  viel  ausführlicher  ist  dagegen  Brook  e. 
Er  kennzeichnet  die  Hirsche  folgenderem»**« : Wiedcr- 
käurnde  Hutthiere  mit  doppelter  üctüuung  des  Thränen- 
ganges  nahe  der  Augenhöhle,  mit  Tliräuengrube,  zwischen 
Thränealiein  und  Naseobein  gelegen : Krone  der  Backzähne 
niedrig , mindestens  der  vorderste  Backzahn  braehydoat : 
die  Naht , welche  das  Seitenwandbein  und  die  Schläfen- 
schuppe  trennt,  liegt  dem  olteren  Rande  der  Schläfengruhe 
näher  als  dem  unteren  ; die  Placentn  hat  im  Gegensätze 
zu  jener  der  Cavicornier  nur  wenige  Cotyledonen. 

Es  geht  ans  dieser  Charakteristik  hervor,  daaa  die 
Hirsche  sich  von  den  hohlhörnigen  Wiederkäuern  fast 


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112  Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


nur  durch  den  Schidelbau  unterscheiden;  die  Extremitäten 
aller  Wiederkäuer  sind  einander  in»  Ganzen  «.ehr  ähnlich. 
Die  Traguliden  weichen  von  den  Hirschen  hinsicht- 
lich ihre«  primitiven  Zahn-,  Schädel-  and  Fussbauc*  ab,  die 
Daviden  im  weitesten  Sinne,  auch  die  Antilopen, 
Ziegen  und  Schafe  umfassend,  zeigen  auffallend« 
Knickungen  der  Schädelachse  und  einseitiges  Ueberwiegen 
gewisser  Schädelthcile,  Höherwerden  der  Kiefer  und  Zähne 
und  Entwickelung  weiter  Lufträume. 

Von  den  ursprünglichen  fünf  Zehen  ist  die  erste  schon 
ganz  verloren  gegangen,  die  zweite  und  fünfte  sind  stark 
rückgehildet , die  dritte  und  vierte  dagegen , welche  die 
ganze  Körperiast  zu  trngro  halten,  sind  zu  eiuem  ein- 
zigen Knochen  — Canon  — verschmolzen ; nur  am  Unter- 
eude  hat  sich  noch  die  Trennung  erhalten.  Die  Küsse 
sind  iu»  Gegensätze  zu  denen  der  Hohlhörner  schlank 
und  zierlich,  dagegen  hat  sich  der  Schwauz,  der  hei  diesen 
meist  eine  ziemliche  Länge  besitzt,  stark  verkürzt. 

Die  überwiegende  Mehrzahl  der  lebenden  Hirsche  — 
aber  mit  Ausnahme  von  Kenthier  nur  die  männlichen 
Individuen  — trägt  das  unter  dem  Namen  Geweih  be- 
kannte Gebilde,  eine  Knochenmaas« , die  früher  wohl  als 
Waffe  diente,  bei  vielen  Formen  aber  zu  einem  eher  hin- 
derlichen Schmucke  ausgeartet  ist.  Daa  Geweih  wird 
alljährlich  allgeworfen  und  beträgt  dann  die  Eudenzahi 
des  neuen  ateta  um  ein*  mehr  als  die  des  alten;  doch  ist 
die  Zahl  der  Enden  bei  den  einzelnen  Gattungen  sehr  ver- 
schieden. Die  Hirsche  haben  iui  Ganzeu  braune,  einfarbige, 
kurte  Haare , die  jungen  Tldere  dagegen  haben  rin  weiss 
gedecktes  Haarkleid. 

Alle  Linder  der  Erde,  mit  Ausnahme  von  Australien, 
In-hcr  bergen  Hi  rach«.  Afrika  bat  nur  an  der  Küste  de* 
Mittelmeeres  echte  Hirsche,  in  den  übrigen  Theilen  werden 
dieselben  durch  die  Giraffen  ersetzt. 

Von  den  Hirschen  der  alten  Welt  besitzt  die  über- 
wiegende Mehrzahl  bkw*  mehr  den  oberen  Tbell  der  ehemals 
wohl  entwickelten  seitlichen  Zehen  — *ie  sind  plc6io- 
luetacarpal  — nur  das  Reh,  sowie  da*  Wasser- 
moschusthier  und  die  rircumpnlarrn  Ren  und  Kirn 
machen  hiervon  eine  Ausnahme.  Dir  Hirsche  der 
neuen  Welt  haben  dagegen  nur  mehr  die  unteren  Reste 
der  seitlichen  Zehen  — eine  Ausnahme  hiervon  macht 
jedoch  der  Wapiti.  Bei  den  altweltlichen  Hirschen 
stossen  ferner  die  ZwischrnkiMer  mit  den  Nasenbeinen  zu- 
sammen, bei  den  neuweltlichen  nicht,  doch  giebt  e*  einige 
Ausnahme!!.  Bei  den  neuweltlichen  Hirschen  bildet 
die  senkrechte  Matte  des  Pffugschnrbeins  — Ausnahme 
hiervon  beim  Wapiti  — eine  vollkommene  knöcherne 
Nuseuscheidewand , wa*  als  ein  alterthümliches  Merkmal 
angesehen  werden  muss. 

DieCervidae  — Hirsche  — zerfallen  in  dir  Moschina, 
die  Co  assin  a (Spiew-Hirsche),  die  Cervulina  (Muot* 
jac),  die  echten  Hirsche  Cervtna  und  die  Caraelo- 
p a r d a l i n a.  Die  Moschusthiere  umfassen  die  Gat- 
tungen Moschus  und  llydropotes,  beide  goweihlos, 
aber  mit  starken  oberen  Eckzähnen  versehen,  im  östlichen 
Asien  lebend.  Die  Gewrihlosigkeit  und  di*  starken  Eck- 
zähne habet»  sie  mit  den  ältesten  fossilen  Hirschen  gemein. 

Die  Coase Ina  bewohnen  Südamerika.  Das  Geweih 
besteht  aus  einer  kurzen  Stange  nebst  kräftiger  Kose. 
Nur  im  Milchgebiss  sind  noch  grosse  Eckzähne  vorhanden. 
Die  Dimensionen  dieser  Tbiere  sind  ziemlich  gering.  Am 
nächsten  »teheu  ihnen  di«  Cervulina,  mit  grossen 
lickzähnen  und  einfach  gubelfiinnigem  Geweih.  Sie  leben 
im  südöstlichen  Asien;  bei  Elaphodus  ist  da*  Geweih 
noch  als  ungegabelte  Stange  entwickelt. 

Die  Cer ri da  enthalten  nahezu  50  Arten  ln  etwa 
12  Gattungen;  selten  nur  bleibt  es  bei  einem  Gabler- 
geweil»,  meist  zeigt  dasselbe  eine  viel  reichere  Gliederung, 
auch  erreichen  di«  einzelnen  Formen  meist  ziemlich  be- 
trächtliche Grösse.  Di«  oberrn  Eckzähne  sind  stark  rück- 
gebildet. Die  telemetararpalen  Hirsche  Amerikas  fasst 


Brook«  in  die  Gattung  Cariacus  zusammen,  währetfcl 
Gray  die  drei  Gattungeu  Cariacus,  Blaatoeerus 
und  Fureifer  unterscheidet.  Der  Furclfer  der  Anden 
bringt  es  nur  zu  einem  Gublergeweih,  aus  Augenspro«« 
und  Stange  bestehend.  Dagegen  sind  die  Eckxähnc  noch 
ziemlich  gross.  Es  erinnrrt  diese  Gattung,  abgesehen  von 
der  Schädelbildung,  ganz  an  das  Reh.  ltn  mittleren  und 
südlichen  Theile  von  Südamerika  lebt  Blastoceru«  mit 
Gablergeweib.  Dieses  ist  aber  schon  länger  als  der  Schädel. 
Hier  kommen  schon  Sechsender , seltener  freilich  sogar 
Achtender  vor.  Cariacus  in  Nord-  und Crntralamerika 
hat  ausser  der  Augensprossr  drei  bis  sieben  Sprossen, 
kämmt luh  nach  einwärts  gerichtet. 

Hieran  schliesst  »ich  das  Reh  mit  zwei  Arten,  Capreo- 
lns  vulgaris  und  C.  pygargus  in  Sibirien.  Die  Enden- 
zahl beträgt  gewöhnlich  nur  drei,  doch  sollen  zuweilen 
»ogar  Fünf« oder  Vorkommen. 

Das  einfachste  Geweih  untrr  den  plesiumetacarpischen 
Hirschen  besitzen  Axis  und  Run  im  centralen  östlichen 
nnd  südlichen  Asien.  Daa  Geweih  zählt  nur  drei  Enden, 
wird  aber  bei  Rum  doch  schon  dreimal  »o  lang  als  der 
Schädel.  Rucervu*  in  Indien  und  Siam  bat  anachnlirhe 
Grösse.  Die  Endenzahl  ist  virr  und  zeigt  das  Geweih 
bereits  Anlage  zur  Schaufelliitdnng. 

Der  Milu  oder  Elapliurua  und  der  Edelhirsch 
Cervus  haben  ein  endenrrlches  Geweih  erlangt.  Beim 
Milu  ist  jede«  Geweih  zweitheilig.  Der  Schwanz  hat  eine  ziem- 
lich ansehnliche  Länge.  Das  Thier  ist  auch  schon  in  der 
Jugend  einfarbig.  Der  Edelhirsch  trägt  über  der  nor- 
malen Augensprusae  noch  eine  zweite.  Ausser  in  Mittel- 
europa findet  er  sich  auch  im  Kaukasus  und  in  Klein- 
asien, ln  Nordatrikn  wird  er  durch  den  C.  harbarus 
vertreten,  in  Persien  durch  den  Maral,  im  Altai,  Sibi- 
rien und  China  durch  dm  Xanthopygos,  io  Kaschmir 
durch  den  Kaschmirianns,  in  HimaDya  durch  den 
Wall  ich  ii.  Der  Eustephanus  von  Tbiunwhan  ist 
nach  Köppen  der  gemeinsame  Stammvater  vom  Edel- 
hirsch und  dem  nordamerikanischen  Wapiti. 

Dieser  letztere  ist  der  Riese  unter  den  Edelhirschen, 
mit  denen  er  im  Bau  des  Srhidels  und  der  Extremitäten 
vollkommen  UhereinslimmL.  Nach  diesrn  Merkmalen  erweist 
er  sich  als  ein  Einwanderer  und  uicht  als  eigentlicher  Bür- 
ger der  neuen  Welt.  Die  Hufe  — Schalen  — sind  hier 
ebenso  verbreitert  wie  beim  Ren. 

Alte  bisher  behandelten  Hirsche  haben  ein  Geweih 
von  kreisrundem  Querschnitt  nnd  bestehen  alle  Verände- 
rungen desselben  nur  in  Vermehrung  der  Sprossenzahl. 
Die  nun  zu  nennenden  zeiebuen  sich  dadurch  aus,  das«  das 
Geweih  die  Tendenz  sich  zu  verbreiten»  zeigt. 

Der  Damhirsch  stammt  au»  Mesopotamien.  Di« 
Augensprosse  ist  noch  deutlich  vorhanden , die  oberen 
Sprossen  gehen  von  der  Hiatcraitc  der  Schaufel  au*.  Die 
heim  Edelhirsch  immer  noch  erhaltenen,  wenn  auch 
schwachen  obereu  Caninen  fehlen  hier  schon  ganz.  Der 
Riesenhirsch  Megncerus  hibernieus  zeichnet  sich 
durch  seiue  ansehnliche  Grösse  und  sein  riesige*  schaufel- 
artiges  Geweih  au«.  Er  schliesst  sich  in  jeder  Beziehung 
am  engsten  an  den  Damhirsch  an,  doch  geben  hier 
die  Sprossen  von  der  Vorderseite  der  Schaufel  au*.  Im 
Gegensatz«  zum  Elen  besitzt  er  noch  einen  echten  Augen- 
»pros».  Ara  häufigsten  sind  die  Reste  dieses  nunmehr 
ausgestorbeuen  Thieres  in  Irland , fehlen  aber  auch  nir- 
gends in  Centraleuropa.  Auch  in  Italien  bis  zum  Arno- 
thnl  und  im  Altai  fnnrfcn  sich  ebenfalls  Reste  desselben. 
Jedenfalls  war  der  Riescnbirsch  Doch  ein  Zeitgenosse  des 
prähistorischen  Menschen.  Sein*  Existenz  in 
historischer  Zeit  erscheint  dagegen  etwas  zweifelhaft. 

Die  cimunpolaren  Gattungen  Rangifer  und  Alces 
sind  beide  teiemetararpal ; während  aber  das  Elen  im 
Bau  des  Gesichtsschädel*  sich  an  die  altweltlichen  Hirsch« 
anschlirMt,  zeigt  das  Ken  jene  starke  Entwickelung  des 
Pffugscharbeins,  wie  die  amerikanischen  Formen.  Hinsicht- 


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113 


Zoologie. 


lieh  «kr  Hufe  stimmt  das  Kien  mit  «kn»  Edelhirsch 
überein , wibxwod  «Jas  Ken  an  «Je«  Wapiti  erinnert. 
Da«  Kien  lrl«tr  wibmi«!  «kr  Diluvialxeit  in  Italien , da* 
Ren  in  Frankreich  und  Deutschland. 

Die  0 i r a f f e u . »thliessru  weh  im  Gebiss  Hehr  eug  an 
Alce»  au;  derselbe  int  zugleich  aueh  von  allen  Hirschen 
wegen  »einer  Hochbeiuigkeit  der  G i r a ffe  u * ähnlichste. 
Der  Ge»icht*»rhä«kl  verlängert  sich  im  Laufe  des  Alters, 
wie  «lies  auch  bei  allen  anderen  Hirschen , vornehmlich 
aber  beim  Kien  der  Kall  ist.  An  Stelle  de*  Geweihe*  be- 
sitzt die  Giraffe  zeitlebens  nur  knöcherne  t von  Haut 
Überzogene  St  imzapfen.  steht  also  mithin  immer  noch  auf 
einer  höheren  Eutwickelung»»tufe  ul*  die  gewelhlosen 
Moschusthier e.  Die  Giraffen  waren  schon  zur 

lliorttnxeit  als  solche  vollständig  entwickelt,  ihre  Heimath 
war  aber  damals  noch  Knropa  utul  Indien. 

Die  Anwesenheit  vou  oberen , beziehungsweise  unteren 
Rudimenten  von  Seitrnzrhcn  bei  «kn  leitenden  Hirschen 
erheischt  . als  uothwrndiges  Postulat  die  Anwesenheit  von 
vollkommen  entwickelten  Seitenzehen  hei  den 
ursprünglichen  Stammformen.  Kbemto  tadingt  auch  die 
sehr  vers«-hiedene  Knt  Wickelung  inclusive  das  Kehlen  des 
Geweih«*»  l»ei  «kn  verschiedenen  llir«chen  die  Anwesen- 
heit eines  ehetnal*  ganz  einfachen  Geweihe*  and  in  m>ch 
früherer  Zeit  die  vollständige  Grweihlosigkeit.  Ebenso 
müssen  die  ältesten  Hirsche  noch  kräftige  Kckzähm*  be- 
sessen haben.  Allen  diesen  Bedingungen , welche  wir  an 
die  Stammform  der  Hirsche  stellen  müssen,  genügt  die  Gat- 
tung G e I o «- u # im  älteren  europäischen  Tertiär,  die  ihrer- 
seits wohl  von  dem  noch  älteren  Genus  Dichohune 
aktamuic.  Noch  älter«?  Hirsch«?  sind  aus  Kuropn  nicht 
bekannt, die  Gattungen  II  o macml  nn  , K n m e r y x , P u r a - 
ineryx  und  Oromcrjrx  des  amerikanischen  Tertiär* 
sind  noch  nicht  genauer  •«eschriebcn.  Im  Vergleiche  zu 
deu  moderneren  Hirschen  hat  Gelocus  noch  sehr  primi- 
tives Gebiss,  sehr  einfache  Präwolnrcn  und  niedrige,  aus 
»ehr  dicken  Monden  besteh  ende  Molaren.  Wie  bei  allen 
Hirschen  fehlen  jedoch  auch  hier  schon  «lie  oberen 
locisiven.  Die  leiden  Mittelfussknochen , die  l>ci  den 
Wiederkäuern  verschmelzen  und  «kn  Canon  bilden , ver- 
einigen sich  hier  erst  ziemlich  lose,  dagegen  sind  die  seit- 
lichen Mrtapudicu  s«  )i«>n  in  der  Mitte  durchbrochen.  Auf 
Gelocus  folgt  P r o d r e m o t h e r i u m . da»  sowohl  im 
Gebiss  als  auch  iu»  Skeletbau  den  directeu  Uebergang  zu 
den  Hirschen  bildet.  K»  leitet  zu  Palaeomeryx 
(Dremotherium  un«l  Amphitragulus)  hinüber, 
welche  Gattung  für  die  Miocanzeit  so  «harakteristisch  ist. 
Die  Kitremititim  sind  hier  schon  ganz  hirschartig.  Au» 
P a I a eo  in  e ry  x gingen  die  nirsche  unmittelbar  hervor. 
Alle  Palneomeryx  hüben  noch  die  starken  oberen  Eck- 
zähne, alter  nur  gewisse,  als  Dicrocerus  nusgeschiedene 
Können  besitzen  bereits  ein  Geweih:  «loch  ist  die  ursprüng- 
liche Ausbildung  de«  Geweiltes  — ein  einfacher  Spies*  — 
noch  bei  keiner  Art  nachgewiesen,  immer  haben  wir  es 
schon  mit  einem  Gatielgewrih  zu  thun,  das  indes*  bei 
Kurcat  us  noch  keinen  Rosenstork  entwickelt  hatte  und 
auch  wohl  Dirmals  abgeworfen  wurde;  dagegen  stimmt 
das  Geweih  des  Dicrocerus  elegataa  iu  beiden  Punk- 
ten mit  dem  der  echten  Hirsche.  Solche  gab  es  auch 
schon  gleichzeitig  mit  Dicrocerus  zur  Miocänzeit,  doch 
sind  von  denselben  bis  jetzt  nur  Kiefer  mit  den  allerdings 
sehr  charakteristischen  Zähnen  aufgefnmkn.  Im  Unter* 
pliocän  erreichen  die  Hirsche  Cervus  Matheroni  und 
Pentelici  da*  Sechsergeweih,  doch  ist  dasselbe  noch  sehr 
plump;  ebenso  jenes  des  suttonensis,  dagegen  zeigen 
die  Hirsche  des  Oberpli«>cän  — Auvergne  — — schon  echte 
Axis  form,  wie  cylindroceros,  pardinensi», 
etueriarum  und  borbonicus,  oder  sind  schon  Acht- 
ender vom  Rusat  vpus,  wie  issiodorensis.  Daneben 
giebt  es  Rehe  — cnsanua  — und  Anfänge  des  Edel- 
hirsche* — rntnosus  und  arvrrnensis  — und  des 
Damhirsches  — ardeus  — mit  Srbaulkrgeweih ; in 
Archiv  fUr  Anlhrop«>logtc,  Md.  XIX. 


England  haben  wir  in  tetraceros  schon  den  Beginn  de* 
Kl  ap hur u>  mit  «km  reich  verzweigte«,  aus  je  zwei 
Hauptästen  bestehenden  Geweih.  |)a*  am  meisten  geglie- 
derte Geweih  alter  bekannten  Hirsche  i*t  «las  des  dicra- 
iii  us  au»  dem  Arnothal. 

Aus  Afrika  kennt  matt  keine  fossilen  Hlrschreste , in 
Asien  finden  »ich  solche  fa«t  nur  iu  China.  — Die  leitenden 
Hirsche  Asien*  schließen  sich  in  ganz  nutfallcndcr  Weise 
innig  an  die  Formen  des  europäischen  Miocän  und  Pliocfln 
an.  In  Amerikn  kommen  fossil  und  nach  da  nur  im  Hie- 
ran und  Pleistocän  hist  bloss  solche  Können  vor,  welche 
noch  jetzt  die  nämlichen  Gebiete  bewohnen.  Die  C. 
Chimborazzoi  und  der  riohambensis  in  «len  Tuf- 
fen von  Ecuador,  zusammen  mit  Mastodon  und  Glyp- 
todon  gefunden,  sollen  gänzlich  von  «kn  amerikanischen 
Hirschen  abweichen,  der  erstem  ist  sogar  noch  grösser 
als  raegnerros. 

Ein«  ungemein  wichtige  Form  ist  der  Cervnlcea  amert- 
CROtti  aus  dem  Pkistorän  von  Nordamerika.  Mau  kennt 
«las  ganze  Skelet  diese»  Tbiere»,  da*  der  Grösse  nach  dein 
Kien  gleichkoiumt  und  auch  wahrscheinlich  «Jessen  Ahnen 
«Inrstellt.  Die  Bihluug  der  Gesichtskmichen  steht  «genau 
in  der  Mitte  zwischen  dem  Wapiti  und  «km  Kien. 
Gleich  diesem  ist  Cervnlres  teleuietacurpol.  Da*  Geweih 
ist  auch  hier  schaufelt' örmig. 

Kn  ergiebt  siel»  au»  «Uesen  Betrachtungen : 

Die  ältesten  Cer  vielen  finden  sich  un  europäischen 
Tertiär.  Die  ältesten  hatten  noch  keine  Geweihe , «Intür 
aber  lange  öftere  Kckzähne , deren  Rückbildung  gerade  in 
dem  M «lasse  fortschreitet,  al*  die  Verästelung  des  Geweihe* 
zunimmt.  Ihr  ältestru  echten  Hirsche  hatten  einfache, 
spie**-  und  gabelförmige  Geweihe,  und  «lies  wiederholt  sich 
auch  hei  gar  jedem  Individuum  selbst  jener  Formen,  welche 
die  verzweigtesten  Ge  «reihe  besitzen.  E*  ist  sehr  wahrschein- 
lich, da**  gtei«-h  den  jungen  Individuen  der  noch  lebenden 
Hirsche  die  geologischen  älteren  Hirsche  durchgehend», 
jed«tch  wahrend  ihre*  ganzen  Lehen*  ein  hell  gedeckte* 
Haarkleid  liesesaen  haben.  Die  ält«>sten  Hirsche  waren 
noch  mit  vollständigen  Seitenzehen  ausgestattet  — »ic 
waren  h'ilotnetscjirpnl  — , aber  dafür  war  die  Verschmel- 
zung der  mittleren  Mefuptlolen  noch  eine  sehr  lose.  Je 
mehr  sich  diese  letzteren  zu  «lern  sogenannten  Canon  vereinig- 
ten, un»  »o  mehr  wurden  die  seitlichen  Zehen  rückgebildet, 
hi*  zuletzt  nur  mehr  die  oberen  oder  die  unteren  Reste 
derselben  übrig  blieben.  Der  hintere  Nasenmum  war 
ursprünglich  «lurrh  das  Pflugschariwin  in  zwei  Hälften  ge- 
theilt : die»  Merkmal  zeiget»  noch  die  amerikanischen 

Hirsche;  die*  sowie  die  Telemetacarpie  deutet  darauf  hin, 
dass  die  Scheidung  iu  altwehlkhe  und  neuweltliche  Hirsche 
schon  vor  »ehr  langer  Zeit  erfolgt  sein  muss.  Nur  der 
Wapiti  un«l  das  Kien  sind  erst  später  in  Amerika  ein- 
gewandert. Beide  Reihen,  die  alt-  und  neuweltlichen  Hirsche, 
zeigen  die  nämliche  allmälige  Complication  de»  Geweihes. 
Da*  Ren  dürfte  al*  Verwandter  de»  Virginia nus  zu  be- 
trachten sein.  Die  europäisch-asiatischen  Hirsche  zeigen 
insgesammt  die  erwähnte  Umformung  des  hinteren  Nasen- 
raumes , ein  kleiuer  Thell  derselben  ist  telemetacarpal  — 
Hydropotes,  Reh  und  Elen  — , die  übrigen  plcsio* 
tnetacarpal.  Die  Antangsformen  mit  mangelndem  <?der  nur 
gegabeltem  Geweihe  sind  in  «kr  Gegenwart  au*  dem  Osten 
Asien*  hinausgedrängt,  die  Rusa  und  Axis,  welche  den 
l’ebergnng  zwi*«*hen  ihnen  und  den  Hirschen  vom  Ela- 
phustypu»  vermitteln  und  im  Pllocäu  in  Europa  eine  »o 
grosse  Rolle  gespielt  halten , sind  auf  da*  mittlere  Asien 
beschränkt.  Die  moderaitten  Formen  endlich  bewohnen 
Europa  und  da*  westliche  und  nördliche  Asien.  Dieser 
Wandert ug  erfolgte  also  in  südöstlicher  Richtung.  Einer 
Wanderung  vom  nördlichen  Asien  her  venlanken  wir  das 
Reh  und  gewisse  Hirsche  vom  S trongy  locerust  v pu*t 
während  der  Wapiti  und  gewisse  Strongylocerus- 
Konnen  in  Amerika  eindrnngen.  Au»  diesen  letzteren  ent- 
wickelte sich  dann  der  Cer v alce*  americanu*  und 

15 


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114 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


an*  tliesrin  d;»«  Eleu,  während  du-  Ken  wob!  schon  not' 
eine  iilterr  .iiiicrihHItt-rhe  MiiiuuiIöt  m zuru«kgcht.  Die 
höchst«  Pdülhe  erreichten  du*  Hirsche  IW  PliMcainxcit. 

Rule,  P.  M.  The  Ca».  It«  natural  liDtory,  dorne.«  tie 
varietn-s . management  and  trentment.  Willi  an 
e*N»y  oii  feline  in*tiiu*t  by  II.  Per«?*.  Diudon,  Son- 
nenschein, 188".  8°.  175  pp.  illustrntcd. 

Schacht,  Heinrich.  Die  Itatih-iiugel  liiere  »len Teilte- 
liurger  WhMi'ü.  lh-r  Mol«i>jii>clie  Garten.  Frankfurt 
|8«7.  H.  .‘t'  I — 2 14k  242  232. 

Die  TVildlluli«  i-t  liier  noch  »ehr  häubß,  rlonw  der 
Ku«  h«.  Jai>ilj;rHlii<'lilfii. 

Schaff,  Ernst.  Der  Mi  Lu,  E I a p h u r u*  Davidianu» 
im  xoo|u|'iM-|ii‘n  Galten  zu  Berlin.  Der  zoologische 
Garten.  Frankfurt  Iba".  S.  IVI— lUk  Mit  I Ab- 
bildung. 

Da»  Thier  «tiumut  aus  Olim».  VerfiMtr  giebt  lk'chrei* 
billig  de«  ätuaorcB  Ualdlll»;  da«  Geweih  gtibclt  sich  gle|«  li 
idwrhnlb  «Irr  Kow  uinl  rnlfeudrt  einen  A«t  niteh  von» 
und  last  einen  el»eii*.i»  kräftigen,  aber  noch  höheren  iineii 
hinten.  Iler  vordere  A»t  seist  uu  der  Spitze  Sprosseii- 
Ulihitt. 

SchfttF,  Ernst.  IT  eher  die  OrOuat  der  Ducli»- 
aeliüdcl.  Der  Zoolog i#chc  Garten.  Frankfurt  1*87. 
H.  5t»,  8*». 

Die  von  Lautluis  jtnMKieMB  Schädel  nus  Westfalen 
-itnl  auH'ullcnd  klein  gei^uiiler  anderen  Dw-h—chädeln  an« 
Deutschland.  l»l«>  diluvialen  Srhkdel  tthertrefTeit  hinsicht- 
lich ihrer  Dimemiimrn  alle  rcceiiten  ganz  bedeutend. 

Schaff,  Ernst.  Einixe  Abnormitäten  au  Siiugethier«  n. 
Der  zoologische  Gurten.  Fruukl'urt  Ihh7.  S.  269 

— 273. 

Kill  S.  Iiüdel  von  Mustrlu  uinrtr«  hat  im  Gehiss 
viele  Ankläuge  au  Foina.  Verfasser  glaubt  daher,  dass 
hier  utöglhlirr  Weise  ein  Fall  von  Bastard  iruug  zwischen 
hei  dm  Arten  gegeben  sei. 

Bei  einem  Fucli-e  fehlte  ein  Inci-iv.  Im  drittelt  Fülle 
hatte  der  Xiigetuhn  einer  Kalte  keine  Abnutzung  erlah- 
ren  und  war  daher  zu  einem  halbkreisförmigen  Gebilde 
fort  gewachsen.  Ein  Ki*  hhiirnchensi  hädel  zeigte  xwi- 
««  heu  ileu  Scheitelbeinen  uml  dru  Stirtda-ineu  einen  nun* 
«itris.  beti  Knochen  — Front i * iiiterpurietiile.  Au  einem 

Schädel  des  l'rsu»  aiiieriranus  ist  der  gunxe  linke 
Silmau/eul heil  itullalh-nd  verkürzt , der  Jorltlatgeu  springt 
viel  weiter  vor  als  gewöhnlich,  aiieli  haben  sirli  die  /.ab m* 
beider  Kieler  etwa«  ('cjjru  eimmder  ver-choUn. 

Schulze,  Erw.  Kor  ex  alpinua  am  Brocken.  Zeit- 
•clirift  für  Xaturwi*«ch»cliafteu.  Dalle.  60.  Kd., 
s.  127. 

Seintor,  Ph.  Lutloy.  Note  on  die  Wild  Goat«  of 
tlie  (fliicaatti*.  Proceediiigs  of  the  Zoologien!  Society 
of  lamdoii  1687,  p.  S52,  51» 3. 

Capra  cau*-asii»  im  grossen  Kaukasus  um  den 
Klhruz  herum,  am  Kasbek  dagegen  !*nlln«ii.  Blatiua 
hatte  beide  in  eine  Art  vereinigt.  In  Armenien  lebt 
t'aprn  aegngru*;  sie  findet  »ich  muh  sporndi*-<h  am 
grossen  Kiiuka-iis. 

Shaw,  Vero.  Du«  illustrirtc  Buch  vom  II  uud  t». 
Unter  Mitwirkung  der  hervorragendsten  Hundezüch- 
ter und  Kyu«ili>geu.  lebermtzt  uud  mit  Annierkun- 
geu  und  Zusätzen  vergehen  von  11.  v.  Hcli  miede - 
borg.  Mit  2«  Tafeln  in  Farbendruck  mit  zahlreichen 
schwarzen  Abbildungen  von  Jagd-  und  Luxmdiunden 
aller  Kassen.  Leipzig,  E.  Twietineyer , 1886.  4U. 

30  Lief,  a 1 Mark. 

Tegetmeier.  Exhibition  of  and  Remark»  upon  »oine 
»bead«  oi  t he  Sumatra»  Rhinocere«  from  Havnrak 
(Borneo).  Pioeeedinga  of  ihn  Zoologien!  Sot^oiy  of 
London  1887,  p.  3. 


Thomas , Oldfield.  Diagnosia  of  a new  Hpecie«  of 
Heaperomy«  froin  North  America.  Aunala  of 
Natural  llistory  188",  p.  66. 

He-perotnya  Taylnri  n.  ap.  von  Weat-Texaa. 

Thomas,  Oldfield.  I)e*cription  of  a new  Papuan 
P ha  langer.  Anuals  of  Natural  History.  London 
1887.  p.  146. 

Pseiidwebir  u«  Porbesi  n.  «p.  udt  2 I,  1 C.  2 Pr,  4 31. 

Thomas,  Oldfield.  Diagmisiv  of  two  u«?w  Fmit-cating 
Bat*  fi um  the  Kalomou  Island«.  Almut»  of  Natural 
History.  Lmdon  lbb".  p.  147. 

Nesiraycteri»  Wondfordl  o.  g.  n.  s|i.,  Pteropu» 
granill*  n.  -p. 

Thomas,  Oldfield.  De«cription  of  a seeond  Species 
of  Rahbit-KamUeoot  (Peragale).  Aunal«  of  Natu- 
ral History.  l^indou  I6H7.  p.  327  — 399. 

l'eragale  Inuciira  n.  «p.,  kleiner  als  lagoti».  Junge- 
Thier.  ISesrhreibung  de.-  äusseren  llnbitus  uud  Angabe 
der  Diinensivnc«  «ler  ciu/einru  Zähne. 

Thomas,  Oldfiold.  Oii  the  Milkdentitinu  of  the 
Koala.  Procnediug*  of  the  Zoological  Socinty  of 
London  lbb7,  p.  338,  339.  Mit  Holzschnitt. 

Hei  Phatcoiarctu«  eiuereuh  war  bi*  jetzt  noch  kein 
Milchgebiss  lieoimi'litet  worden.  K«  sind  die  MiKbzähne 
hier  ganz  rudimentäre  Gebilde,  einwurzelige  Stifte,  die 
meuinl«  functionimi.  Hei  den  Phalangisliden  treten 
die. elfen  noch  in  Action , bei  Phaacolomy * fehlen  sie; 
wie  überhaupt  i<ei  Thieren  mit  pri»matiM-|ieu  Zähnen  da« 
Milchgebiss  \iel  häutiger  fehlt,  als  hei  solche»  mit  be- 
wurzelten Zähnen. 

K«  «teilen  diese  Zähne  den  lg  uml  Mt  dar. 

Thomas,  Oldfield.  Kupon  on  the  Mammalia  collec- 
teil  by  the  ofilcers  of  H.  31.  S.  * »Flying  Fish"  on 
i'bristina«  Island.  Prooendings  of  tlie  Z«Hilogical 
Society  of  Loudou  lHb",  p.  Ml  — 514.  Mit  2 pl. 

Pteropo*  nntili«  n.  sp.  und  3lu«  Maelnari  n.  *p., 
letztere  vom  Tvpu«  der  Mäuse  de*  oMimlisehen  Archipel*. 

Thomas,  Oldfiold.  On  the  small  Mammalia  collncted 
in  Demernra  by  3!r.  W.  L.  Sc  later.  Proceeding» 
of  tlie  Äxiln^lcal  Society  of  London  1887,  p.  15o 

— 153.  Mit  pl.  XIX. 

Vesperugo  Hilnrii,  Paria  horrem,  Hhyncho- 
nycterl*  dm»,  Saecopteryx  leptora,  Glotstiphaga 
»orlrina,  Holorhilus  «qunmipe»,  llesperomy* 

( Khipidomy «)  Selateri  n.  *p.,  Didelphv*  tnaritia. 

Thomas , Oldfield.  Ou  the  Hat»  collected  bv  Mr. 
C.  M.  Woodford  iu  tlie  Salomou  Island*.  Proceed- 
ingi*  of  tlie  Zoological  Society  oflaiudou  1887,  p 320 

— 328.  Mit  2 Tafeln. 

Pteropu*  grnudis,  bypomelnnu«,  Kayneri,  Cyno- 
ny rterl»  b racliyotl s,  llarpvin  miuor,  Ceplmlotes 
IVrouii,  Netony eteris  Waodfordi  u.  g. n.  ap.,  Phyl- 
lorhina  disdcnin,  cervina,  Vesperugo  abrnniuK, 
Kinballnnurii  nigresven*.  Die  Nesonycteris  ist 
mit  Meloiiyeteri»  nahe  verwamlt,  doch  fehlen  die  unte- 

2 13  2 

ren  I Zahnfurmrl  — I — C — Pr  — M. 

e 113  3 

Während  Ncu-Iriand  nur  zwei  Arten  Fledermäuse,  V e ■ p e - 
rugo  angulntu«  und  Meluiiyctcriv  melünop»,  eigen- 
thiimlich  »iud , hnt*ea  die  Saluiu<min»elu  deren  drei:  Pte- 
ropus  grandi*  ntnl  Itnyneri,  *<owie  Neaouy cte ri s 
Woudfardi.  Neu  - Irland  hat  ausserdem  sechs  eigene 
Nager  und  ktarsupialier:  dirCuscu*  und  die  Kulte  der 
Subimoninselu  sind  wohl  auf  schwimmenden  Baum-tammen 
dahin  gelangt. 

Thomas,  Oldfield.  Ou  tlie  »peciraena  of  Plianco- 
logale  in  the  Museo  Civico.  Genova.  Witli  Noten 
on  tlie  »llied  apccies  of  the  genu«.  Aunnli  di  Muveo 
Civico  di  SGiria  naturaii.  Genova.  Vol.  4.  p.  o02 

— 511. 


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Zoologie.  llß 


Thomas,  Oldheld.  Diagiioftc*  of  two  new  Central 
AtVicau  Htunmnlia.  AnintU  and  Magazin*  of  Natural 
Hintory  1888,  Vul.  2o,  p.  44ö. 

Thomftä,  Oldßeld.  On  tli*  Homologie*  and  Succes* 
*ion  of  Teeth  in  tlu?  Dasyuridn«  witli  an  Attempt 
tu  trace  rh«  Hi*t«>rv  of  tlie  Evolution  of  Mamma* 
liaii  teetli  in  gen«i«l.  Tnuisnetiou*  of  tln*  Philo* 
«opliienl  Society.  London  1887.  p.  443 — 482.  Mit 
2 Tafeln. 

Flower  hat  gezeigt,  dass  die  M nrsupinlier,  wenn 
überhaupt , in  jedem  Kiefer  uur  einen  einzigen  Zahlt 
wrehwln,  und  zwar  ist  «liin  der  hinterste  der  Prhmolaren. 
Bei  den  Dasyuriden  findet  jnlarb  W»  manchen  Arten 
überhaupt  uiemaD  Zahn  Wechsel  (litt;  da«  Ulriche  ist  der 
Kall  hei  My rinecobiu»,  der  unter  allen  Säugern  die 
grösste  Zahl  von  Molarct»  — fünf  hi*  sechs  — au  I weist, 
während  ilie  übrigen  Mn  r * u p i a l i e r sollst  vier  Molaren 
blitzen.  Die  Zahl  der  IVäimdanm  i»t  hei  den  tleisrb- 
fres  »enden  Maisupi«  Ilern  — Melalheria  — drei, 
bei  zweien  dmelti+ii,  Sn r eophi  1 ti * und  Dztrurui,  nur 
zur».  K»  verdient  dlere  U nippe  deshalb  tasnmlere»  Inter* 
iw,  weil  sie  einen  sehr  primitiven  und  zugleich  «ehr  generali- 
*irten  Typus  dnratrllt  und  andererseits  sehr  innige  Be- 
ziehungen zu  dm  Creoilnntm,  dm  primitivsten  Eutherin 
und  gewissen  ln*e«  tivnren  aufweixt. 

Bei  den  eben  genannten  Dasvurus  und  Saren  philus 
mit  nur  zwei  IV  findet  gar  keilt  Zahnwecbwd  statt , und 
wir»!  e«  »ehr  wahrM  Heini  ich,  da*«  hier  eben  der  n«nd  owlt 
einem  Wechsel  unterworfene  |’r,  Trraehwnitdrn  i*t.  |lr*i 
Phn«ro|ogale  mit  drei  Pr  hat  der  hinterst*  drrarlhrt», 
je  nach  den  einzelnen  Arten,  «ehr  vrrarhirdmr  Urüs*e,  bei 
einigen  i»t  er  ganz  klein  und  »uiirtion-lo*  geworden  lind 
oflenbaw  in»  Verschwinden  liegritlen,  und  fehlt  sogar  schon 
zuweilen.  Hei  den  letzteren  fehlt  dann  auch  der  Milrh- 
xahn  gänzlich,  oder  bleibt  zehr  klein,  wahrend  er  sonzt 
eine  ziemlich  complklrte  Uc»talt  und  eine  lange  Dauer 
besitzt. 

Normal  »iud  al»«i  hier  drei  IV  und  ein  Mibhzahii,  jedoch 
kann  der  letzte  — hier  Fr,  — und  auch  «ler  ihm  entspre- 
chende Mihhrahn  fehlen,  ganz  wie  hei  Surcopliilus  und 
Dasy  urus. 

Früher  halten  jednrh  auch  die  Ha ubhe ut  (er  noch  vier 
IV,.  Kilt  vierter  IV  koiuuit  auch  zuweilen  l«ei  ll«ay  u rua 
vor;  «teilt  aber  dann  zwischen  den*  vordersten.  dem 
eigentlichen  Pr,,  und  dem  zweiten,  aho  eigentlich  dem 
IV*  Audi  bei  einem  Kxetnplare  v«n  Pba»colugule 
dorenlis  fand  «ich  ein  solcher  atuvistisrher  vierter  l'r, 
ebenliill«  der  eigentliche  IVj.  Die  Virrzah]  der  l’r  i*t  he» 
dein  ältesten  bckaniiteu  Marsupinlirr  — Trlconodol»  — 
stet»  nt  I « ol.a»  hien , und  also  die  ursprüngliche.  Die  IV 
von  Dasvuru»  und  S.ircophi I u*  niiii^ti  daher  nl*  Pr, 
um)  l'r*  gedeutet  werden.  Bei  MyrmeeoLiu«  stellt  an* 
scheinend  der  vorderste  der  Molaren  den  |*ersi*tei»t  ge- 
wordenen Milchzahu  dar.  Bei  näherer  Betrachtung  zeigt 
sich  jedoch , das*  der  -Iritte  IV,  von  vorn  gezählt,  *|*ät«T 
»uttiitt  «D  die  übrigen  und  daher  «!«  der  eigen! lie 'Iw  IV, 
gedeutet  werden  muss;  M v rmccobiii*  hat  sonach  IV,, 
Pr2  und  l*r, : Pr,  fehlt.  Zuweilen  Ut  hier  noch  rin  » ler- 
ter  unterer  Inrüiv  zu  beobachten.  Puter  den  mesozoischen 
Beutlern  zeigt  Tri uca n l hodo n den  Wechsel  der  hinter- 
sten Br. 

Die  genannten  Formen  geben  folgende  Iteilie : Trluran- 
thodon  mit  vier  Br  und  Wechsel  de*  Br,.  Bhnseolo- 
jfnle  abnorm  vier  Pr  mit  Zahuwerhsel  und  IV-,  sehr  klein, 
Bll  n «rnlogale  normal  «Irei  IV  mit  Zahn  Wechsel,  Bl'j  fehlend, 
gewisse  Bhasenlogalr  mit  sehr  kleinem  Br,  und  ohne 
Znhnucrh«i*i,  Dasyurn«  und  Sarenph  Iltis  mit  nur  Br, 
und  Br*.  1*1  nun  dieser  mangelhafte  Znlmer-atx  und  die 
geringe  Zahl  der  IV  als  Ihi«  kbildung  aufzu lassen . und  die 
hohe  Zahn/ahl  und  der  Wechsel  «Iler  Br  «I*  «Ul*  Ursprüng- 
liche zu  betrachten,  oder  W finden  «ich  die  Mnrsiipialicr 
noch  in  einem  An1äiig**t*dnim  zu  einem  vollständigen 


Zuhliwet  lisel , <la*  die  Plaet-nt  aller  schon  längst  über* 
schritten  haln'ii. 

N" erfasse r kann  nun  nicht  glauWu,  «Um  die  Marsupialier 
früher  mehr  Milehzählie  besessen  haben,  da  auch  bei  «len 
ältesten  derselben  immer  nur  ein  Zahlt  gewechselt  wurde. 
Auch  Flow  er  hält  da*  Milchgebiss  ül-cihaupl  für  eiue 
spatere  Zuthat. 

Mau  betrachtet  die  hieil»eudeu  Zähne  deshalb  als  da« 
Sc.  undäre  und  die  Milch/ahue  al*  da»  l'rimäre,  weil  die 
erstereil  misTheilcn  «ler  Mlb-Iizähue  »ich  bilden  — knospen, 
wn*  jedoch  v»*n  Baume  bcsfriltcn  wird.  — Thomas 
hält  e*  auch  für  «ehr  wohl  möglich,  das*  iu  Wirklichkeit 
drhuitive  und  Mibh/äilme  eigentlich  gleichzeitig  entstehen, 
wollet  dann  freilüh  der  Mileh/.ahn  etil  uulläileud  rusche» 
Wach»tliuin  erlangt  und  somit  den  definitiven  Zahn  ül«rr* 
wuchert. 

Dann  «her  sind  Fälle  bekannt,  wie  bei  den  Probos. 
ridiern  und  dem  vordersten  lLich/nhn  der  Bcri*»odae- 
tylen,  «lern  «cheinbiiren  (VV)  IV,,  dis»  die  Miblizähiie 
zeillela'ii*  erhalten  bleiben.  Hier  geht  «ler  «lein  Milelt- 
zahn entsprechende  Br  gnaz  verloren  und  an  seiner  Stelle 
verbleiht  der  D.  Elietmo  verhalt  es  sielt  itueli  mit  den 
Br  der  ProboKi-idier.  — In  Wirklichkeit  uiü«w>h  iiale»» 
die  sogenannten  Milchzähne  der  Klephaitteu  ul*  Br  nnge- 
sprothen  werden;  es  unterliegt  gar  keim-ui  Zweifel,  «la»» 
die  echten  Mihhzahne  sich  iuk-Ii  heim  Etnhryo  finden 
tuü*M*n.  Auch  «ler  vorderste  «Irr  sirhen  Back/ählie  lwi 
Hu  ft  hi  er  eu  und  Fleischfressern  ist  ein  echter  IV, 
uml  nicht  etwa  ein  I),  (Atuncrk.  d.  Itel.  b 

Uleicltzeitig  mit  dem  MilcIiEuhu  hrieht  hei  den  Mar* 
«apialiern  auch  der  ihm  zunach»t  stellende  Br  ilurclt  «len 
Kiefer  und  habt  «larauf  auch  «ler  M,.  Der  Br,  koiuuit 
hier  *elb»t  «htitn  erst  nach  «len  übrigen  Backzähnen  zum 
Vorschein,  wenn  sein  Vorgänger,  der  D, , gar  nicht  mehr 
Ciiditt.  Sollte  auch  «ler  IV*  einen  Mih  hzahn  haben  oder 
bekommen , »o  müsste  er  nach  der  Analogie  mit  dem  IV, 
zuerst  sein  Erscheinen  verzögern;  eine  solche  Verzögerung 
des  Auftreten»  von  Zahlten,  die  einen  Vorgänger  int  Mthli* 
gehis»  liekiiimncn  sollen,  erweist  sich  al»  eine  Nuthwendig- 
keit.  Bei  «len  tlejsi hfrrs«ctjdcii  Marsupialier it  treten 
auch  »lie  drei  äusseren  litcisiven  lauge  vor  deiu  I,  auf;  e* 
scheint  fast,  als  oh  die  zwei  ersten  «sler  doch  wenigsten» 
der  erste  Zahn  sich  dnraiil'  vorbrneifett  würden,  um  einem 
jetzt  liiili.li  noch  ui«ht  exutirendeii  Vorgänger,  einem 
1 D, , Platz  zu  lunchen,  ein  Stadium,  welche*  den  gemein - 
«aiut'ii  Ahnen  der  Metatheria  und  Kutliprin  eigen  war. 
Eine  genernlisirte  Ue/^ihnuiig  «ler  Mar*upinlier  a*lgi 
5 I,  I C,  4 Br  mit  I I»  und  4 M.  Ihtitn  verzögert  sieh  der 
Durrhhrm  h de*  1,  und  I-,  geht  verloren  — l'hascogule  — . 
weiter  erhält  der  I,  einen  Vorgänger  — I,  D nr»«l  l*  und 
IV*  treten  erst  später  auf;  smlanii  bleibt  auch  «ler  i,  un* 
und  1*  und  l'r*  bekommen  je  einen  VoH» liier  — n|»o 
«Ucli  )•  D Uiol  IV*  D . währ«'üd  l:l  un.i  Bt  ^ I > er»!  »pater 
«lurelihre«  hen.  Hieran»  re»ultirt  •!»•*  allgeitieiiM1  Bezahnung 
«ler  l'lacentalicr — Eutheria  — mit  Al,  :« 1 D.  I V,  I CD. 
4 l*r,  A l’r  D und  4 MlOtwynn)  uml  liierau«  .'I I,  A I D,  1 
1 CD.  4 Br,  4 IV D,  i M,  wi>*  Tnpir  und  Hyrui.  — Die*e 
Zahl  ist  die  eigentlich  typische  mul  zeigt  sich  gerade  hei 
«len  äile-leu  hu  Eocäii  — «lurchgeheiids  (Annierk.  <1. 
Uef.h 

Die  Marsupinl  ier  hingegen  hatten  früher  J*  I , I C, 

4 IV,  der  Pr,  erst  später  auflretend,  und  M ; Vwher  war 
nurb  «ler  Br,  sihon  in  einem  trüberen  Stadium  ersrliieuru 
uml  m*ch  früher  war  zwi.»vheu  C,  Br  und  M keiner!«1: 
Verschiedenheit  zu  bemerken.  — Da»  Urliis*  war  «1**« 
homodont.  Die  Zahl  «ler  M scheint  ein»t  sehr  gro»s  ge- 
wesen zu  .»em,  hat  »ich  aber  «laun  Wi  den  Metälberiei» 
nuf  vier,  hei  den  Eutherirn  auf  drei  heiwbränkt.  Die 
Zälim-  dürfleii  auch  früher  wurzell«»»  gewesen  «ein , wi« 
Inh  Da*>pn».  e»ler  doch  h|o**  einfache  Kegel  darge»tellt 
halam.  Die  Pmt«»therinf  generali-irte  Monot rrtnen , 
waren  wohl  Itoiuodon!  und  zugleich  ni*>ii<ij»livo«l«iiit. 

15* 


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116  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Die  Me  tat  her  in  zeigen  fvlgvwl*  Eiitwickelungsreihe. 
Zuerst  M,  1 C,  4 l*r,  1 l'r  D and  4 M,  dann  Verlust  de* 
IVj  and  Verzögerung  de*  Ij  — Diilelphys,  weiter  Ver- 
lust de*  I-,  — Phasrolognle,  wdtrr  Verlust  des  Pr  D — 
Myrmerohius,  mit  Verteerung  de»  Ma — , daun  Verlust 
de*  Prj  Da«yuru»  — ; die  Diprotmodonten  halten 
zuerst  3 1,  1 C,  Pr4,  Pr2,  Pfj,  Pr  D,  und  4 M — Pseudo- 
ehirus  — , weiter  Verlust  von  l*r4  und  Prj  und  Reduc- 
tion  de«  Pr D — Phascolarcto«  — , weiter  Verlust  de« 
U und  ls  und  <\  »«wie  de*  PrD  — Phnscolnmys;  hei 
.lern  Känguru  hnWn  wir  9 I.  0 C,  Pfj,  Pr,,  Pr  1)  und  4 M. 
I*if  letzteren  gehet!  vom  Myrmecobius-Stadium  au*. 

Puter  den  PI acent al i ern  »eheinen  die  ('ctaceen  zu- 
rr»! ein  mehr  oder  weniger  vollständige»  Milchgebiss  W- 
»e»*en  zu  halten , da»  «ieh  »her  dann  rcrloreo  hat,  wobei 
die  Zahnwale  eine  Vermehrung  der  Znhnzahl  erfahren, 
die  Mystaeoceti  dagegen  die  Ilnrtcn  entwickelt  haben. 

Di«  Kd en taten  haben  folgende*  Schema.  Zuerst  öl 
und  etwa  neun  Backzähne,  diuiu  Verlust  derli—4  und  dem 
hintersten  M — Dnsvpu»  — , weiter  YeHttai  de»  !a  — 
Xrnurui  — , dann  Zunahme  der  Rackzähne  — Prlo- 
dun  — , weiter  Verlust  der  M bi»  auf  fünf  — Mi— 5 — 
hei  Rrndypu»  etc.  — weiter  Verlust  aller  Zähne  — 
My rroerophagn  — . Die  Talusin  wäre  etwa  von  einer 
X rnuru*- ähnlichen  Form  ausgeganpen,  da  sie  neun  Back* 
zähne  besitzt , von  denen  jedoch  acht  gewechselt  werden. 

Der  Verlust  gewisser  I geht  nicht  immer  vom  hinter- 
sten und  der  Verlust  von  Pr  nicht  immer  vom  vordersten 
aus,  sondern  diese  Reduc tion  befolgt  in  jeder  Gruppe  ihre 
eigenen  Regeln  und  betrifft  auch  nicht  »eiten  mittlere  I 
und  Pr. 

Roi  einem  le Waden  Mnrsupialirr  könnte  nach  den 
obigen  Betrachtungen  ein  Milrhzahti  gefunden  werden,  der 
einem  anderen  Pr  al»  dem  Pr,  vorausgeht , und  ebenso 
ein  »otrher  für  I,. 

Würde  ein  weiterer  Krsatzzahn  als  der  de»  Pr,  schon 
hei  einem  fossilen  M«r*upialier  entdeckt  werden,  so 
würde  die*  zeigen,  «ln**  der  Zahnwechsel  ein  Krhtheil  und 
nicht  eine  neue  Zuthat  i»t.  Doch  könnte  ein  »olctier 
Kall  auch  da  hin  gedeutet  werden,  dass  eben  die  Wt  ref- 
fende Form  in  dieser  Beziehung  den  übrigen  Maraupin- 
liern  vorausgeeilt  »ei.  Kiu  solcher  Kund  ist  indes»  nicht 
wahrscheinlich. 

K»  wäre  «ehr  interessant , wenn  sich  fossile  Kutheria 
fänden , welche  nur  einen  Theil  der  I und  l’r  wechseln 
und  *0  den  l’ebergang  vermitteln  würden  zwischen  den 
Metatheria  und  den  Kutheria;  Triisadon  wechselt 
angeblich  nur  Prg  und  Prf.  Eheuso  wäre  danach  zu  suchen, 
ob  »ich  nicht  ein  rudimentärer  Nachfolger  eine«  Pr  Wi 
einem  Marsupialier  linde! » der  «on»t  bei  die»«m  nicht 
mehr  gewechselt  wird;  o>  wäre  alsdann  da*  definitive  und 
nicht  da»  Milchgebiss  eine  Zuthat , doch  könnten  auch  Wi 
mesozoischen  Säugern  die  astrologischen  Merkmale  der 
Metatheria  neben  einer  Eutherien -artigen  Bezahnung 
existirt  haben. 

Fossile  Edentaten  mit  mehr  Incitdven  al»  einem  in 
anderru  Gruppen  als  Wi  den  Dasypodideu  würden  zeigen, 
das»  auch  sie  von  dem  nämlichen  Stamme  abzuleiten  sind, 
wie  die  übrigen  Mammalia,  und  drmnarh  vier  von  den 
ursprünglichen  Inrisiven  verloren  haben. 

K«  ist  sehr  darauf  zu  achten,  ob  nicht  in  «len  ver- 
schiedenen Gruppen  der  Säuger  gelegentlich  — atavistisch  — 
Zählte  Auftreten,  die  normal  fehlen. 

Der  Proto-meta-eutheria- Stamm  hätte  folgende 
Stadien : 


1.  51,  IC.  10  Backzähue.  Hiervon  ab  die  Pnratherta. 

2.  I.  1 t\  4 Pr,  M. 

3.  Dieselbe  Zahl,  aber  Vergrößerung  «le*  Pr,. 

4.  5 I,  1 C,  4 Pr,  aber  nur  4 M und  Mib  bzahn  an  8t«lle 
des  Pr,.  Hiervon  ab  die  Metatheria. 

5.  Verlust  de*  la  und  Verzögerung  des  |,. 

6.  Verzögerung  de»  Ia  und  Pra  und  Milcbzabn  für  I,. 

7.  Verzögerung  de«  I,  und  Pr5  und  .Milchzahn  für  I, 
und  Pr.,  nebst  Verlust  des  I4. 

8.  3 I und  3 I D , 1 C und  1 CD,  4 Pr  und  3 Ihr  D neb*t 
4M  — Otocvon.  General isirte  Kutheria. 

1».  .8 1 und  3 I D.  1 C und  1 C D.  4 Pr  und  4 Pr  D mit  S M. 

10.  Elephn»  1 I,  1 ID,  8 D,  3 M. 

11.  Hvdromvs  mit  nur  11  und  2 M. 

12.  Fell»  31,  3 ID,  1 C,  ICD,  3 Pr,  3PrD,  IM. 

13.  Chirotn v*  II,  2 ID,  1 C,  ICD,  1 FT,  2 PrD, 
3 M. 

Török,  Aur.  V.  Ueber  «len  Schädel  eine*  jungen  Go- 
rilla. Internationale  MnnutMchrift  für  Anatomie 
und  Physiologie,  4.  Ikl , 1887,  4.  Heft,  8.  137  — 152; 
5.  Heft,  8.  153—  176;  «.Heft,  8.  227  — 24«;  7.  Heft, 
8.  249  — 274.  Mit  3 Tafeln  und  2 Maantitbellen. 
Windle,  C.  A.  ün  the  aiatony  of  Hytlroniv» 
chryiogaster.  Proceedinga  of  the  Zoological 
Society  of  London  1887,  p.  53  — 64.  Mit  llotz- 
schnitten. 

Angaben  «ler  Dimensionen,  Beschreibung  der  Musculatur 
und  Nervatur,  der  Leber,  de*  Verdauungssystems  und  de* 
Gebisses. 


Acclimatation  de«  anitnaux  dan*  In  Nouvelle  Zelande. 
Revue  Bcientitlque  1887,  p.  51. 

Vor  der  Ankunft  Cook'*  gab  e»  in  Neuseeland  von 
Plaieutaliern  nur  die  schwarze  Ratte  und  den  Hund  der 
Maori.  Die  von  Cook  «lort  au*g«*etzten  Schweine  haben 
»ich  stark  vermehrt  und  sind  verwildert,  ebenso  die  Zie- 
gen und  Schafe.  Die  »chwarze  Ratte  wurde  vertrieben 
von  der  mit  Schuren  eilige») hieppten  braunen  Ratte.  Die 
Kaninchen,  die  erst  1867  dahin  gelangten,  haWn  «ich 
so  stark  vermehrt , dass  sie  bereits  zu  einer  Landplage 
geworden  »ind;  man  hat  deshalb  dort  jetzt  Wieael  au«- 
gesetxt.  Die  Kinführnng  von  Hirschen  und  Gemsen 
war  v«»n  Erfolg  begleitet. 

Exploration  for  a Collection  of  Skeletons  and  Skins 
of  American  Bison  or  Buffalo.  ILeport  of  the 
Hmithsouian  Institution  1887.  Nature,  1888,  Vol.  37, 
p.  351. 

ln  Montana  wurde  eine  kleine  Heerde  Bison  angetroffen. 

Fauna  vonTexaa.  Jagdzcitung  von  Hugo  1887,  S.  53. 

Ehemals  waren  Antilopen  (?)  und  Büffel  sehr  häufig, 
jetzt  nur  noch  im  Norden  und  auch  da  immer  seltener. 
Die  westlichen  Prärien  WherWrgeu  den  Mustang  — ver- 
wilderte* Pferd  — . Nicht  scheu  »ind  der  graue  Wolf, 
Puma,  Schakal(?),  Jaguar,  wilde  Katze,  Luchs  und 
schwarzer  Bär,  ferner  auch  Waschbär,  Damhirscb(V), 
mehrere  Hasen-  und  Eichhornarten. 

Flouriahing  Condition  of  ihn  Beaver  Colony  at 
Amlid  in  Norway.  Nature,  1887,  VoL  37,  p.  140. 

Eine  Bibercolonie  wurde  Wi  Arnlid  nördlich  von 
Chrisliausand  in  Norwegen  eutdeckt. 


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Zoologie, 


117 


Literaturbericht  für  Zoologie  in  Beziehung  zur  Anthropologie  mit  Ein- 
schluss der  fossilen  und  recenten  Säugethiere  für  das  Jahr  1888. 


A.  Mcnschon  und  S&ugethierreate  aus  dem  Diluvium  und  der  prähistorischen  und 

römischen  Zoit. 


Aymard.  La  Periode  neolitlnque  dun*  la  Haute 
Lohne.  Mwu-riaux  pour  lTii»toire  primitive  de  rhoiume. 
Pari»  1 888.  8°.  p.  461  — 470. 

In  Uif sit  Periode  lebte,  wir  bekannt , ganz  Ute  gleiche 
K.iunn  wie  heutzutage.  Die  Tbierreste  sind  an  den  unter- 
suchten Stationen  »dir  spärlich.  Sie  vert heilen  eich  aut' 
Edelhirsch,  Kind,  wohl  Uer  Ahne  der  Mezrnc - Ka»*e, 
ein  kleine«  Schaf,  eiurn  Hund,  ähnlich  dem  Schäfer- 
hund, und  einen  Musteliden.  Dazu  kommt  der  Unter- 
kiefer ein«  Bibers,  der  ollenbar  wegen  »eines  Incisiven 
nl»  Werkzeug  diente. 

Bergongnoux,  Felix.  T*-»  tempe  prvhistorique*  en 
Quurcy  (Dep.  Lot).  MntAriftux  pour  Pbiotolre  primi- 
tive de  Phonme  1888,  p.  387  — 389,  49b  — 428.  Kef. 
von  E.  Cartailhar. 

ln  der  Conduche  genannten  Hohle  landen  sich  Pferde* 
zähne  und  Rm thierreste  nebst  noch  nicht  näher  be- 
stimmten Knochen  anderer  Säugethiere.  Die  Station 
gehört  ins  Magda)4nien.  Die  Holde  von  Conal  liefert« 
Reste  von  Ken,  Pferd,  Ziege,  Gemse,  Schwein, 
Kind  und  einem  kleinen  llund.  Nach  Fischer  gehören 
die  Bette  aus  der  Uondue bf-Höhle  dem  Ren,  einem  klei- 
nen Hirsch,  dem  Stein  hock,  dem  Kind  und  Schaf  an. 
Ausserdem  fand  sich  der  Eckzahn  eine»  Höhlenbären. 

Boule,  Mureclm.  Essai  de  palöontologie  stratiRra- 
phique  cl«  l’honime.  Revue  <t' Anthropologie  1888, 
i>.  128  — 144.  279  — 297,  385  — 411,  «47  — 080.  Ref. 
in  Materiaux  pour  litiatoire  primitive  de  l'homnie 
1 888,  p.  470  — 492,  584  — 581. 

Verfasser  hatte  l»ei  der  Anlhropologenversammlung  in 
Toulouse  die  Behauptung  aufgestelit , dass  das  Central- 
plateau Frankreichs  einst  vergletschert  gewesen  sei , was 
jedoch  lebhaften  Widerspruch  hervorrief  und  keinen  (Rau- 
ben fand.  Er  giebt  deshalb  nunmehr  eioc  zusammen- 
fassende  Darstellung  öber  die  Verbreitung  de»  Menschen 
wählend  der  Eiszeit  und  die  Ausdehnung  der  vergletscher- 
ten Areale. 

Verfasser  Iwbmt  mit  Recht,  dass  trotz  der  zahlreichen 
Ausgrabungen  unsere  Kenntnisse  vom  präglarialen 
Menschen  noch  sehr  mangelhaft  seien,  da  man  es  mci- 
st cjis  vernachlässigte,  die  Aufeinanderfolge  der  einzelnen 
Schichten  genau  festzustellen.  Nur  »o  kann  man  Gewiss- 
heit erlangen  über  die  zeitliche  Aufeinanderfolge.  Die 
Thierrrste  geben  Aufschluss  über  den  Charakter  des  Klima», 
doch  darf  hierbei  nicht  iiber*ehen  werden,  das»  viele  Arten 
einer  ziemlichen  Anpassung  fähig  sind. 

Der  schwedische  Gletscher  hatte  eine  Ausdehnung  über 
einen  grossen  Thril  Englands , ganz  Holland , Dänemark, 
Sorddeutschland  und  dir  Ostaeeprovinzen.  Dieser  Gletscher 
zeigte  Schwankungen,  dte  als  Perioden  gedeutet  werden. 
Im  südlichen  Skandinavien  eilst  treu  fluviatile  Ablagerungen 
zwischen  den  beiden  Moränen.  Da«  Maximum  de«  Eises 
kam  von  Finnland,  wie  die  tiefsten  nordischen  Blöcke  zeigen; 
daun  lenkte  der  Ei  «ström  mehr  nach  Osten  ab,  und  endlich 
begann  der  Rückzug  der  Gletscher,  die  «ich  in  den  Thälera 


□och  am  längsten  erhielten,  ln  Deutschland  bei  Kisdorf 
ist  folgende»  Profil : 

1.  Blocklebiu  — Moräne  ohne  Fo«»ilien  — . 

2.  Graue  Sande  mit  gerollten  Kieseln  — FIusMihlagerung  — 
mit  Klepba»  priimgenius,  antiquu»,  Rblnorero»  licho- 
rhinu«,  Merck!,  Bison  priscus,  Uervus  tarnndus  — . 

3.  I«chm  mit  erratischen  Blöcken.  ^ 

4.  Sande  mit  l’aludinndiluviane,  einer  au*ge«torbeneu  Art. 

Uebcrall  in  Norddrutschland  kann  man  zwei  oder 

mehrere  Perioden  der  Vergletscherung  erkennen,  eben*«»  in 
Russland.  Ein  Theil  der  Nord»«*«  und  die  ganze  Ostsee 
waren  zeitweilig  vollkommen  mit  Eis  uusgefullt. 

Die  Fauna  von  Rudorf  «teilt  ein  Gemisch  von  Formen 
atu  kaltem  und  au«  warmem  Klima  dar,  nämlich  sogenannte 
glarinle  liehen  präglacialen.  ltn  vergletscherten  Gebiete 
«bisrlhvt  fanden  sich  keine  Spuren  des  paläolithisehen 
Menschen,  dieselben  lebten  erst  in  einer  Entfernung  von 
100  km.  Die  Reste  auf  wirklich  glacialem  Gebiete  ge- 
hören einer  viel  jüngeren  Periode  an,  so  z.  B.  die  Station 
von  Weimar,  die  auf  dem  älteren  Grschiebclehm  »ich 
befindet , aber  jedenfalls  der  zweiten  Vergletscherung  vor- 
ausgeht, da  die  Tliierreste  den  nämlichen  Arten  ange- 
boren wie  jene  der  Rivlorfcr  Sande,  die  ebenfalls  in  die 
Zeit  vor  der  zweiten  Vergletscherung  fallen.  Auch  die 
Stationen  von  Thiede  und  Wcstcregeln  liegen  auf  der  älte- 
ren Moräne;  nach  Penek  »ind  sie  intrrglucial,  nach  Neh* 
ring  postglarial.  Sie  enthalten  nordische  Formen , Ren- 
thier,  Mammuth  und  Rblnorero»  tichorhinus. 

In  England  fällt  die  Grenze  der  ehemaligen  Eisbe- 
deckung ungefähr  mit  der  Richtung  der  Themse  zusammen. 
Die  Gletscher  kamen  zuerst  Ido*»  von  Schottland,  dann 
aber  rückte  auch  der  skandinavische  Gletscher  hi«  Groß- 
britannien vor,  was  eine  gewisse  Ablenkung  und  ein  Ver- 
schmelzen der  ersteren  mit  diesem  letzteren  zur  Folge 
hatte.  Auch  in  Irland  exiatirte  ein  selbstständige*  Glet- 
orhergebiet.  Zuerst  fand  man  bei  Norfolk  die  zweimalige 
Vergletscherung;  an  anderen  Orten  glaubt  man  indes* 
noch  mehr  solche  Perioden  tiachgewieseu  zu  haben.  Bei 
Edinburgh  folgt  auf  den  Gecchiebelehm  Saud  und  Lehm 
nebst  tiuviatilen  Gerollen,  »owie  ein  Torflager  und  darüber 
liegt  dann  wieder  eine  Moräne.  Während  der  Inlerglacial- 
zeit  fand  »ich  die  noch  jetzt  in  England  lebende  Faun* 
wieder  ein,  nebst  dem  .Megacer»*  bibernieu»;  wäh- 
f reud  der  beiden  Vergletscherungen  existiien  da*elb*t  jedoch 
nur  boreale  Formen.  Norfolk  zeigt  folgendes  Profil : 


Quartär  der  Gegenwart : 


Altes  Quartär: 


Glet«chennaterial  vom  Norden 
England*. 

Thalablngerungrn  im  Süden.  — 
Patäolithische  Zeit. 

Kreidiger  Boulder-Clav. 
Geschichtete  Ablagerungen  (Var- 
month). 

Till  — Gesrhiebelehm. 
Süsswasserbildungen  mit  l>oreaU*n 
PHanzeu. 


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118 


Verzeichnis^  der  anthropologischen  Literatur. 


f Schichten  niit  Le  «In  myzlift. 

I SÜHswaxHernhl.igcningen  und Fnre*t- 
Oberes  Flioeän:  j bed. 

I voa  niillcsfonl. 

\ Kot  her  l'rif. 

Palm«  PImm-Uq:  Corallia-Craj. 


l'iiläoliiliiM-lie  Schichten  sind  in  (iroMWilmiDirn  wie  in 
Deut-chland  nur  in  einem  cewinrn  Ab«tand(  von  dem 
ehemals  vergletscherten  Areale  nnzutrrtlen.  In  ilen  |K>»t* 
glacialen  Schi«  hie»  am  Ouftotiu-»»*  tiudeu  »ich  die  «hexten 
St  ein  gerät  he  und  zwar  teilen  sie  den  Chelleeiitypu». 
Na»li  der  Faun»  kau»  mau  uuterM-hcideu: 


UUon  priicu»  .... 

Bo»  lunglfron#  .... 

* primigeuiu*  . 

Cer von  megucero»  . . 

a rlaphiK  * . . 
Klrphu»  anti»|uu»  . • 

, primigeniu» 

K t| u u * c n h a 1 1 u > l'oHdili» 
Fel i ft  »pelaea  .... 

Ifippopot niinift  major 
llyneiia  «pelne«  . . . 
Melos  to xus  . . . . 
Ithinoecroft  tichorhiiiu» 
Sut  »er» in  ...... 

l’r»u*  »pelaou»  . , . 


Alte  Bildungen.  Obere  Tcrra«ru.  Mittlere  Trrnt»»rn.  t*  Itter*  Terrassen. 

o 


Aüuvioneii  der 
Gegenwart. 


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es 


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Bearbeitete  Feuersteine  fanden  »ich  in  SuflLIk  auch  in 
«len  interglacialr»  Ablagerungen.  Im  Thenv«ethnlc  gab  ex 
zwar  keine  (ilitnrhrr,  die  dortigen  Spuren  «Ic*  Mcn*clu*n 
sind  nl>er  trutz-lem  nmh  ni«bt  aller  ul»  intrrgl.v  ial  oder 
p.r*tghn  ial,  denn  du*  Gerät  he  zeigen  den  gleivlten  Tvptl* 
wie  jene  nu»  dem  ehemals  vergl»“ts*h«-rteil  Gebiete.  Dir 
Thlerrente,  *»>w.dil  Sauger  *1»  atnh  Mu»cli«dn,  *tad  die 
nämlichen  wie  jene  «nt»  «ten  titiviatilen  Ablagerungen,  die 
anderwliits  zwiiwlion  dem  Älteren  und  dem  jüngeren 
tJesrlilebelebm  Vorkommen.  Dir  Alluvionen  t«»ii  Ilford 
sowie  an  der  Somme  wurden  von  Dawkin»  Tür  prSgh»  lal 
gehalten,  »ind  alur  ent»rhle«len  jünger  nn«l  zwar  po*tgla«'uil 
«»Irr  *ie  eiil  sprechen  dem  oberen  GeM*hlel»elohni. 

Die  Höhlen  mi  Clwyd  -Th.iie  — • Ffynnon  Brun»»  und 
Cae-Gwyn  lieferten  licule  de»  Menschen.  der  jedoch 
jünger  ist  als  jener  der  iutrrgU«  ialen  Ablagerungen. 

Die  Tbi«r-  und  JlMiw,hi>nrr*ir  in  Ub-or  Höhle  sind 
dnreh  »ine  Spalte  in  die  Hidile  gelaunt , die  dann  durch 
errat IspImt  Blöcke  vrr*-ibh»»*ri»  wurde  und  ««-lietnen  daher 
piä'.din  iul  an  »ein  oder  doch  wenigsten»  iiilergl.w  inl. 

Hughes  ixt  Jedoch  der  Meinung*  das»  diese  Beste  an» 
jener  Zeit  stammen,  welche  mit  die  letale  Vergift  ««-herung 
folgte.  Per  HohlenHngang  wäre  erst  tuichtraglleh  und 
zwar  durch  eine  Ilnt9«-hiiug  geselilnssen.  Die  Thier-  und 
Mensrhenrextc  jedoch  sind  überhaupt  Dicht  durch  diese 
Spalte  in  die  Hohle  gelangt. 

Die  l*ater»uchungen  von  Hi«k*  »ind  ind»—*  wenig  von 
Belang,  weil  er  auf  den  venu'hinlen»rtlgp«  Charakter  der 
Fcuer*tei ngeräthe  keine  Klokxoht  genonnnen  hat.  Hin 
Theii  der  »eilten  zeigt  thatsiiehliih  den  M.igdaleiilen -Typu» 
mit  liegt  auch  nehett  Knochen  de*  Heu. 

In  den  Alpen  hat  Morlot  zuerst  mehrere  Vprgletftclw 
rungeu  narhgeu  Ichcd  mit  »len  dazwiiielteit  liegenden  ältereu 
FluiwterrnMen.  Heer  unter»uehte  »h»nn  die  Lignit c von 
Vt/nach  und  Dnrnten  mit  Klepha*  antiqnu»,  priini- 
genin»,  Rhinnrero*  Merrki,  Bo»  pr  im  i gmiu», 
||ir«i-h  und  Höhlenbär.  Kr  fand , das*  «lies*  Lignlte  V 
nuf  einer  Mntälie  liegen,  die  ihrerseits  nu«h  wieder  einer 
»olrlieu  niitgelogerl  erscheint.  Auch  l'eni  k fand  hei  Inns- 
bruck eine  Bieccie  mit  l’HonzrnrrftteD  nuf  und  unter 
Moränen.  Gegen  ldos»e  0»ril  lat  innen  »ler  Gltl*t -lier  *pri«l»t 
«Ile  hohe  Lag«*  dieser  ptianzenf iihremltn  S* hi«’ht  — D'lMim. 
Kbensn  exi-tirt  im  Allgäu  ein  intergl  w i.tle*  l.ignitlager. 
Knrh  Buhn*  enl*priirhl  jiNler  Terrasse  eine  iVriodc  wirk- 
licher Vergletscherung ; je»le  »ler  drei  Terrassen  in  den 
baveri*»lieu  Alpen  liegt  auf  einer  eorre»pondiren»l«*o  Mo- 
räne. Im  Bbolie  -Thal , an  der  Sa» me  und  am  Am  lassen 
eich  folgende  Ablageruugeh  gtifeo-»  beiden  I 


| l'ofttglui 'iiile  Alluvionen  mit  Mainmutli. 

...  | Platenulehm  um  Klepbn»  intermediu* 

U u n r t a r : . . _ 

(=  »llt»|Ul|.j. 

I Moräne. 

ülicre»  rilocBu.  — Alte  Allutioueii  mit  E.  merldio- 
nali*. 

Mittlere*  PlincBlt.  — - Sunde  mit  Mn*todon  »rver* 
U e n * i ». 

Die  Schichten  mit  K.  tnrridionalin  eiitzprrrhe»  «lern 
Forectbed.  Du  in  ilrr  Schweix  «ler  Klepha»  ontiqnu» 
illu*r  »len  «Itt-ren  Moränen  liegt  und  dem  Lyoner  Plateau- 
lehn»  entspricht,  »u  fehlt  «ideiiltar  »l»e  obere  Moräne 
bei  Lyon  voIBtändig.  Die  zweite  Vergletscherung  de» 
Hhonethalei»  hatte  sil»o  keine  ho  gewaltige  Ausdehnung  wie 
die  erstere. 

Bei  Tlmnon  nu  »ler  Drun»c  i»t  folgende*  Profil  (\uu 
nuten  tweli  oben): 

1.  PiägJu«  iale  Schotter. 

IS.  Kr»te,  älteale,  Mwräue. 

■(.  t'onghttiierat  der  Driuise , zum  Theii  al»  Delta  — l»i« 
1.'i«>iii  liier  »lern  (»enter  See. 

4.  Neu«?  Verfiel  »che runjf  und  Moräneu. 
b.  Biblun^*  «le»  jetzigen  Dran-e-Thale»  dur«h  Eroeiou  und 
Sinken  «Ich  Genfer  Spiegel*. 

Die  ( L-cil!at ioneii  der  ein»tig»‘n  Glct*»'her  in  «len  frai»- 
/»>»|.«li»n  Al]u-n  xiud  zi  1»eti4«  htli»  h , al*  da»*  man  nicht 
auch  hier  von  zwei  wirklichen  Verglelxcherungen  »prcchcn 
• lürite.  U’iilrr  i*t  diu  Alpeugrhiel  »ehr  arm  an  Spuren  de» 
puläolit hixchon  MenncheD.  Dlt  St.  Acheul- Periode  i»t 
entwfder  prägiacial  »»ler  lallt  mit  »ler  einten  Verbiet»« ht- 
nuijj  xuMiDimen.  »»ler  nWr  hm*  i»t  gar  |N-tglacial , da  die 
priiglo«  mlen  Ablagerungen  eine  iibwei»  hende  Fnumi  ent- 
hüll »-m  U äie. ln*  letzte  der  Fall,  »o  mii*>Me  man  «icmrtige 
Siirxe  nuf  «len  jüngeren  Motanen  linden.  Nun  hat  »ich  in  Dürn* 
len  ein  zugcHchnittene»  und  gekerbte*  Stück  Holz  gefunden. 
Iler  M»-n»>h  hat  hier  «Uu  m»»gli«h<-r  Weine  uiit  Klepha» 
nntiiiuu»  ziuamuieugeiebt,  d«ich  blciht  e»  eiten  do<  li  »ehr 
fraglich,  oh  hier  wirklich  ein  Act  de-*  Meuachen  vorlieg», 
in  d«-n  C*nn»tndter  Tüllen  lunlen  »ich  Menu  henrest  e 
neben  K.  auf  i«|UUH  uml  Ubinocoro*  Jlorcki.  Im  Ilhorn  - 
thnlo  lebte  der  Meu*»  h «U-r  A>  heul-Zeit  ernt  nach  dem 
Rückzüge  «ler  GloUH'hcr,  was  jt^loch  Fnl»au  IcdrriUl. 
Bei  IIoUhd  entdeckte  Tardv  Sile*  vom  Adtrul-Trpoi  in 
AIIiivnuii-D  über  «h'n  .Moränen.  Da  aber  «iie*e  «Igr  ertttrcil 
Verglet»cheniiig  anc«-h»»ren T «lürfen  wir  jene  Spuren  de» 
Men»«  li»ku  als  interglacinl  auxprcwlien.  Die  Beul  hier* 
|»eiii»do  — Thumgt'U,  Sthuw-enns»!  — i»t  zwar  kaum 


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119 


Zoologie. 


postglacbil , t'i&tlt  «••er  doch  mit  dem  Rückzüge  der  Glet- 
scher zusammen.  Es  herrschte  ein  kaltes,  über  trockene* 

Klimn. 

In  dru  l'vrtnüen  la»*en  »ich  eheafall»  zwei  Vrr^ftwb»- 
ruitgen  im«  bw einen , freilich  nicht  so  «eher  wie  in  «Im 
Alpen.  Die  um  längsten  bekannten  Spure«  de*  Men* 
% rbi' ii  in  diesem  Gebiet«  sind  die  Silez  von  Clertumit. 
Sie  stammen  fast  ulk  nu*  Flu*»*chottern  mit  Mammut  h, 
IthinoceroA  lidiorhinu«,  F«li»  spelaea,  Mega* 
coro«  bilitrnieoi,  Pferd  und  Wisent.  Auch  die 
llöhlenfauna  von  Gargas  fallt  in  die  Zeit  nach  der  größten 
Ausdehnung  der  lilvtMlivr.  Der  Eingang  d»-r  Holde  *cll»*»t 
wir  wihrrtij  jeuer  Zell  vom  Eise  verschlossen.  In  der 
Auvergne  konnten  bei  Cantal  und  Puy  de  Dome  dir 
Spuren  der  einstmaligen  Vergletscherung  nachgewiesen 
werden.  Die  Couglomerafe  von  Perrier  ruhen  direct  auf 
den  PiiocänM-hirhten  mit  Mastodon  arvernensi»  und 
find  gboinlen  Ursprung*.  Sie  werden  überlagert  von 
Hu«*sch«tterii  mit  Elephaa  uieridi onal in  und  Hippo- 
potamus  rnajor.  Die  Glnciulbiidungrn  sind  oft  ver- 
waschen und  nur  durch  erratische  Blöcke  nngedeutet ; die 
ältesten  liegen  auf  den  Höhen  von  700  bi«  UKM)  tn.  Die 
Richtung  der  ersten  Gletscher  war  unabhängig  von  der  Rich- 
tung der  jetzigen  Thäler,  deren  Einschnitt  sehr  viel  jünger 
ist.  Nur  von  Cants  1 kennt  man  Spuren  des  diluvialen 
.Menschen,  und  zwar  au*  den  Terra« senbildungen,  die  der 


ersten  Vergletscherung  folgten.  Boule  giebt  zwar  zu, 
dass  die  Meuselienknorlirn  von  DeuBc  wirklich  nu«  den 
vulkanischen  Tüllen  stammen , das  Alter  dieser  letzteren 
lässt  steil  jedoch  absolut  nicht  festslellen. 

Nordamerika  hatte  »owohl  in  den  westlichen  Gebir- 
gen und  den  Appal&rhe*  etc.  selUt  ständige  Gletsoher- 
geblete,  *1*  auch  ein  gr«**e*  Gebiet  de*  Inlandeises,  von 
den  canudirchen  Gebirge«  ausgehend.  Das  Eis  war  an- 
geblich bis  zu  2000  und  3000  m (?V)  mächtig.  Die  so- 
genannten Kettle  Ranges  sind  nur  eiu  langer  Morätienzug. 
„Drift  nttenuated“  zeigt  die  Grenze  der  ersten  Vergletsche- 
rung, die  Moränen  die  Grcuz«  der  zweiten.  Im  Osten  der 
Vereinigten  Staaten  fallen  die  Grenxcu  beider  zusammen, 
sonst  sind  die  erst eren  wjir  viel  ausgedehnter,  um  500  km. 

Es  werden  folgende  Ilorixuute  unterschieden : 

Terrassen-  oder  Fl  uth  period«. 

Cnaniplain  oder  Seenzeit. 

Zweite  Vergletscherung. 

Interglaeialzeit. 

Erste  Vergletsi  herung. 

Die  mehrmiilige  Vergletscherung  ist  in  Amerika  be- 
wiesen durch  die  alten  Seen  der  t^uartärxcit.  Im  Westen 
— Casciulengebirge,  Rock v-Muuntain«  etc.  — wrrden  folgend« 
Perioden  von  den  amerikanischen  Geologen  unterschieden 
tmth  den  best  »tudirten  Verhältnissen  am  Lac  Lahontun 
in  der  Sierra  Nevada. 


•I. 


5. 

«. 


Pro  Liihontnn  arid  period  . . 
First  rin*  of  Ukr  Lahonlan  . 
Inter  Lahontau  period  . • ■ 

Second  ri»e  of  Luke  Lahontan 
Pust  Lahontnn  arid  period  • . 
Present  time  ....... 


| Regen  selten,  lebhafte  Verdunstung,  hohe  Temperatur. 

( Seen  klein,  oft  ganz  ausgetroeknrt,  Berge  ohne  Gletac  her. 

J Sehr  häutige  atmosphärische  Si«der*r  hinge,  schwache  Verdunstung,  niedrige  Temperatur. 
| Grosse  Sem  in  den  Thälrrn,  Gletscher  auf  den  Berge«. 

j Atmosphärische  Niederschläge  gering,  starke  Verdunstung,  hohe  Temperatur, 
j Seen  kleiner  als  jetzt,  vielleicht  ganz  ausfpe  trocknet . Schwinden  der  filetscher. 

I Kegen  «och  häutiger  als  in  der  zweiten  Periode,  Verdunstung  sehr  schwach,  niedrige 
Temperatur. 

| Grosse  Seen  und  gewaltige  Gletscher. 

| Gros»«  Trockenheit,  Temperatur  im  Mittel  höher  als  in  der  Gegenwart. 

I Sec«  nusget  rock  net,  Gletscher  ganz  alige»ihmolzen. 

(liegen  nicht  häutig,  Verdunstung  stark,  Temperatur  gemässigt. 

Trockenes  Klima.  Wassermeuge  nicht  beträchtlich  und  schwankend.  Seen  und  Glet- 
scher schwach  entwickelt. 


Zwischen  den  Eiszeiten  in  Amerika  und  jenen  in 
Europa  konnten  bis  jetzt  noch  keine  directeu  Beziehungen 
ermittelt  weiden: 

Auch  in  Amerika  ergeben  »ielt  die  nämlichen 
Beziehungen  zwischen  den  geologischen  Perio- 
den und  den  verschiedenen  Culturfortachrllteu 
de*  Menschen. 

Die  Spuren  de*  tertiären  Menschen  in  Amerika  — 
Schädel  von  Calarrni*.  Talde  Mountain,  im  Goldsand«  von 
CalHornlcn  und  die  Fußspuren  in  Nicaragua  und  Nevada  — 
werden  kurt  (»ehandeh.  Um  so  mehr  Aufmerksamkeit 
schenkt  Verfasser  den  Art  einet  en  nu*  dem  Diluvium.  Von 
Luc  |,ahout«n  stammen  Säugrthierknochen  und  Obsidian* 
spitzrn , «Heilbar  der  Periode  der  zweiten  Anschwellung 
die*«*  See«  und  mithin  der  Zeit  der  zweiten  Vergletsche- 
rung angehörig.  Die  Sande  um  Delaware  enthalten  tjuarxit- 
Geräthe  ähnlirh  jenen  von  Chelle«,  Acheul,  sowie  Metl- 
schenkttocktrn , zusammen  liegend  mit  Mastodon.  Diese 
Sande  sind  glacinlen  Ursprungs  und  inu**  der  Menarh 
zum  mindesten  bereits  während  der  zweiten  Vergletsche- 
rung gelebt  haben.  Aeh «liehe  Funde  luit  man  aus  New 
Hampshire.  Auch  bei  Cincinnati  — Ohm  — kamen  Arte- 
factp  in  Ablagerungen  zum  Vorschein , deren  Alter  sicher 
ul*  interglacial  bezeichnet  werden  «larf. 

Die  Geräthe  aus  l.ittle  Falls  in  Minnesota  stammen  au» 
einer  Terra*«*,  die  der  letzten  Vergletscherung  angehört. 
Man  will  dort  elf  verschiedene  alte  Moränen  unterscheiden. 
Dies«  Terrassen  liegen  der  Zeit  nach  zwischen  der  achten 
und  neunten  und  sind  vielleicht  daher  etwa*  jünger  als 
jene  v»u  Ohio. 


Zum  Schluss  wendet  sich  Verfasser  wieder  den  «IlMwf* 
sehen  Lm'iili  täten  in  Nordfrank  reich  zu  — Chelle,  St. 
Acheul — etr.  lhtslhlusium  der  Platenus,  altes  Diluvium, 
liegt  immer  m beträchtlicher  Hohe  über  den  jetzigen  Klu**- 
laufen  und  besteht,  wie  in  St,  Prest  etc.,  aus  gerundeten 
o«ler  aber  eckigen  Geröllen ; letztere  stammen  dann  au» 
der  nächsten  Nähe.  Die  Dauer  dieser  Ablagerungen  war 
eine  sehr  betriebt  liehe  und  geht  wohl  bi*  in*  Mio«än  zu- 
rück. Viel  tiefer  liegen  die  Klussterrassen  de*  „rolhen 
Diluvium“ ; sie  sind  wesentlich  jünger  und  enthalten 
Kleplias  prk migeui us,  während  in  den  eiteren  E.  anti- 
i]uus  vorkommt : doch  linden  zieh  auch  manchmal  Wide 
zugleich,  wie  in  Chelle,  Heide  Alluvioueti  werden  gh-ich- 
mässig  vom  Löss  bedeckt,  der  von  Wu**erHiithen  während 
der  Vergletscherung  abgesetzt  worden  zu  sein  scheint.  Io 
dem  erst  erwähnten  Diluvium  nun  rinden  sich  pnlüolithi-che 
Geräthe,  doch  hält  Verfasser  die  Stution  von  Chelle  im 
Gegensatz  zu  Murtillet  nicht  für  älter  uls  jene  von 
Abheville  und  Amiens,  da  sie  die  nämlichen  Thierrrste 
einachliesst. 

hu  Ganzen  kommt  Verfasser  zu  dem  Schluss , das«  von 
mindestens  zwei  Vergletscherungen  und  nicht  Idos*  von 
Owillationeii  der  Gletscher  gesprochen  werden  müsse,  ver- 
anlasst durch  wiederholten  Werbart  de*  Klima*.  Dir 
Veränderungen  in  der  Zusammensetzung  der 
Fauna  beruhen  theil*  auf  dem  Erloschen,  thell* 
auf  den  Wanderungen  gewisser  Arten.  An  man- 
chen Urten  sind  die  Typen  eine»  warmen  Klima*  mit 
solchen  eine»  kalten  vermischt.  Der  Arbeit  liegt  eine 
tabellarische  Uebersicht  der  Glncialphänomene  in  den  eiii/el- 


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120 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


iien  Ländern  Europa»  und  der  betreffenden  Faunen  bei, 
welche  zeigt,  das*  diese  Vorgänge  in  der  Tliat  «lienthalbeu 
zu  gleicher  Zeit  erfolgt  seien. 

Während  in  Frankreich  Mortillet  dem  ersten  Menschen 
rin  präglnciales  Alter  zusrhrribt,  versetzen  Prest  w ich 
und  Andere  das  Auftreten  de»  ersten  Menschen  in  die 
poslglaciule  Periode , Hnyd  Dawkin»  hingegen  bean- 
sprucht für  einen  Theit  der  Spuren  desselben  präglariale» 
Alter,  Geikie  und  Peuck  betrachten  wiederum  die  älte- 
sten Menschen  als  der  Interglucialpcriode  angehurig.  E» 
lassen  sieh  jfdcrh  diese  M'heinhar  widersprechenden  An- 
sichten vereinigen,  indem  das  Chellrrn  wirklich  nueh 
nur  scheinbar  präglarial  ist ; die  prägUn'iulen  Stationen  Lagen 
zu  ui  Thri)  eben  zu  hoch,  nls  dass  sie  von  Gebilden  der 
Glacinlzcit  erreicht  werden  konnten.  Während  der  ersten 
Vergletscherung  lebte  noch  Klepha*  autiquu*.  Die 
Reste  von  Xeanderthal , Uimnstadt . Lahn,  Engisheiin  und 
ftenise  können  recht  wohl  junger  sein , als  das  Chcllecn, 
uaiuetitlich  gilt  da«  von  den  Tutten  von  Cnnii-tadt  , die 
zweifellos  auf  den  gleichen  Schottern  liegen,  welche  aurh 
hei  Pari*  Vorkommen  und  für  intergluvinl  gelten.  Auf 
die»en  liegt  dann  erst  der  Los».  Der  eigentliche  Mensch 
de«  Chelleeu  wäre  demnach  erst  zu  entdecken.  Audi  der 
Kieler  von  Noulettc  gehört,  wie  die  begleitenden  Thier- 
reste  zeigen,  dem  Diluvium  nn.  In  diese  Periode  sind  auth 
die  Reste  von  Solutre,  Cro  Magnon,  Kngi» , Spy  etc,  zu 
stellen.  Ihre  absolute  Gleichaltrrigkrit  ist  freilich  nicht 
direct  zu  beweisen. 

Brown,  J.  Allen.  Discovery  of  Elejilia»  primigenitin 
asaoeiated  with  Klint  Imph'ineuU  at  Sunt  hall.  Nature 
1888,  Vol.  At»,  |».  283  — 284. 

K*  war  der  grösste  Theil  «Ir*  Skelete*  vorhanden  , ein- 
gebettet in  sandigem  Lehm , brderkt  von  l.n*»  und  auf 
Flu»»*chottero  lagern«!.  In  nächster  Nähe  kamen  bearbeitete 
Feuersteine  zum  Vorschein  — Speerspitzen  vou»  Acheuil- 
Tvpu*  — . Wahrscheinlich  wurde  diene*  Mauimuth  von 
palkolithisrhen  Menachen  gejagt  und  verendete  an  seinen 
Wunden  in  den»  seichten  Wasser.  Der  Autor  beatreitet 
auch  mit  vollem  Recht  die  kürzlich  von  Howorth  auf- 

gestellte  Hypothese,  wonach  die  Mammuth  durch  gewal- 
tige Katastrophen  zu  Grunde  gegangen  sein  sollten. 

Cartailhac,  Emil.  La  Station  qunLeruaire  de  Pali- 
Itio  (Dep. Orno).  MtiMuix  poir  l'Uitoirfl  primitive 
de  ntontine.  Paris  1888.  8'*.  p.  221 — 242. 

Palla  v,  ('«wsideration»  generales.  Pornel,  Note  g£o- 
logique  et  puleontologique. 

Das  Sandlager  von  Palikao  lieferte  im  Jahre  1881*  erneu 
Mauimuthstosszalin.  Später  fand  Tomtuasini  Kno- 
chen mit  Einschnitten  und  bearbeitete  Feuersteine,  l'oinel 
entdeckte  bald  «larauf  einen  Mammuthk iefer  mit  tiefen 
Einschnitten,  die  nur  vom  Menschen  hrrvorgcbracht  sein 
konnten;  »eiue  späteren  Untersuchungen  lieferten  rior 
Kumeelspecies  und  Reste  der  Hyaena  »prlaea  und 
de»  St  mu»»e«.  In  der  letzten  Zeit  kamen  auch  mensch- 
liche Knoche»  zum  Vorschein,  die  jedoch  nicht  gerettet 
werden  konnten.  Die  Feuerstringerithe  und  Topfscherben 
zeigten  den  Mou*t*ericn-Typu». 

An  der  Gleirhnlterigkeit  dieser  Geräthe  und  der  noch 
aufzuzählend«‘ii  Thirrre*te  kann  keinerlei  Zweifel  bestehen, 
trotzdem  die  Thierarien  «um  Theil  dagegen  zu  sprechen 
scheinen.  Allein  die  Knochen  und  Geräthe  sind  so  innig 
durch  einander  gemengt  — und  «lie  Fundstätte  selbst  offen- 
bar n«K‘h  nie  berührt  worden  — , wie  «lies  nur  bei  wirklich 
gleichalterigen  Resten  der  Fall  sein  kann.  Die  Säuge- 
thierrest«  vert heilen  sich  auf:  Klepha»  atlanticu»  — 
in  der  Mitte  stehend  zwischen  E.  africanu*  und  meridio- 
nali»,  mit  auffallend  langen Stosszähnen  — , K.  mrlitrn 
sls(V)  — eiue  kleine  Form  — , Hippopotamus  mnjor, 
Su*  »crofa  — »ehr  kleine  Rasse  — . Camelus  Tho- 
innhi»  Pom.  — im  Schädelbau  von  Dromedar  abwei- 
chend — , Hubalu»  antiquu»  Duv.,  Ro»  »p.  — Gazel- 


lengröt*e  — ■,  Ziege  oder  Schaf  — sehr  selten  — , 
Rhinocero»  mauritanicus  Pom.  vom  Typus  des  afri- 
kanischen Atelodu»,  aber  »ehr  nhwrichend  v«»n  sinu* 
und  tirhurhinus  — Kquus  sp.  — »ehr  häutig  die 
Mittclhan«!-  und  Mittelfussknochen , kleiner  als  Zebra, 
wohl  eine  Rasse  de»  E.  mauritauicu».  Da»  Fewelbeiu 
Ist  viel  gedrungener  als  bei  Pferd  wler  Esel.  Vonler- 
extreniität  viel  länger  al»  die  hintere;  namentlich  zeichnet 
sich  der  Radius  durch  «eine  relative  Länge  aus,  wahrend 
die  Metapodieu  relativ  kur»  erscheinen.  Der  E.  Bur* 
cbellii  steht  im  Rau  den  Phalangen  nahe,  ist  aber 
etwa«  massiver  — , Hyarnu  spelaea  — Kiefer  — , Felis 
leo,  Felis  pnrdus(r),  Hystrix  crlatata(?)  vielleicht 
doch  au*  einer  späteren  Zeit.  Dazu  kommt  noch  Straus». 

K»  gehört  diese  Fauna  jeuer  Zeit  an,  in  welcher  zwar  keine 
Hebung  de*  Contineut*  mehr  stattgefunden  hat,  aber  auch 
die  Bildung  «ler  letzten  Terra«»enlehme  noch  nicht  begon- 
nen hatte. 

Am  häutigsten  »ind  die  Metapodien  vom  Pferd,  aber 
auch  dir  Kl  eph  nuten  zähm-,  namentlich  die  Stotszähne, 
sowie  die  Sto*scähi»e  de*  Flusspferde*  sind  nicht  selten 
anzutretreu.  Auffallender  Weise  zeigt  kein  einziger  Kno- 
chen Zahnspüren,  was  wohl  durch  da*  Fehlen  de»  Haus- 
hunde» am  besten  zu  erklären  ist. 

Cartailhac,  Emil.  Referat  über  FrAipont  Julien 
et  Lohest  31  hx.  La  Rare  hutimine  «lo  Kmuwlerthfll 
oil  «Iw  i'AiniatJiüt  eo  Helgi«jue , recliercliea  ethnogiu- 
p1ii«iue«  »ur  le»  oesenietus  «lecotivert*  «lau»  lea  depots 
quaterimiitx  «Tune  Grotte  » Spy  et  deterniination  <le 
leur  age.  Materiaux  pour  ITiiatuire  primitive  de 
rhoimue.  Pari*  1888.  p.  17  — 29. 

Die  Autoreu  geben  in  der  Einleitung  eine  kurze  Geschichte 
aller  wichtigeren  Kunde  von  Meuscheurestcn  im  euro- 
päischen fjuartkr.  und  behandeln  sodann  die  Höhle  von 
Spv  bei  Xumur  und  deren  Inhalt. 

Die  menschlichen  Ueberreste  lagern  in  einer  Terrasse 
vor  dem  Eingang«*  der  Höhle  und  gehören  zwri  Individuen 
an.  Du»  erste  Skelett  lag  auf  «ler  linken  Seite , die  Hand 
an  den  Unterkiefer  gebogen  und  das  Ganze  von  kieseligem 
Tuff’  umhüllt ; dieser  letztere  besitzt  eine  »olche  Festigkeit, 
«las«  jede  Möglichkeit  eines  Betruges  ausgeschlossen  ist, 
du*  Skelett  also  offenbar  in  ungestörter  Ijige  »ich  befindet 
und  auch  «las  nämliche  Alter  bat,  wie  sein  Bett.  E«  be- 
stand der  Boden  v«»r  «ler  Höhle  aus  folgenden  Schichten : 

A.  Schutt  und  brauner  Lehm , 2,9m,  mit  grossen  Kalk- 
blocken,  oft  mehrere  Culdkmeter  gross,  ohne  Reste. 

B.  (irlber,  kiescliger  Tuff  mit  Kalkhtö«  kcn.  Dicke  9,8  u», 
mit  Kesten  von  Mammuth  und  Hirsch. 

C.  Dünne,  rothr  Schicht  mit  beurbeitem  Silex,  Holzkohlen 
und  Krsteu  von  Mammut  h -Stosszähnen.  Zu  einer 
Art  Breccle  verkittet.  — Hier  auch  die  Skelette. 

D.  Ge]l>er,  kalkiger  Thon  in  einen  ähnlichen  Tuff*  über- 
gehend wie  B. 

E.  Meascheureste  und  bearbeitete  Feuersteine. 

F.  Brauner,  oft  schwarzer  Lehm,  mit  c<  kigen  Kalkbrockeu, 
zahlreichen  Knochen  und  Feuersteinen. 

Es  ist  sehr  vferthvoll,  da»»  die  Schicht  über  den  Skelet- 
ten »ich  nach  allen  Seiten  fort  setzt , indem  sie  auf  diese 
Weise  einen  Horizont  von  bestimmtem  Alter  darstellt. 
Die  Schicht  C.  enthalt  Reste  von : 

Rhinocero»  tichorhinus,  Pferd,  Wildschwein, 
Edelhirsch, M«*gucern*,Rrn,Cervuscana«!en»i»(V), 
Schaf,  Ur,  Wisent,  Mammuth,  Ha»e,  Höhlenbär, 
Dachs,  Edelmarder,  Wolf  oder  Huud?,  Hyäne, 
Felis  »pelaeu»  und  cattu». 

Unter  den  Skeletten  lagen  Knochen  von  Rhinocero«, 
Pferd,  Mammuth,  llräne,  sämmtlich  sehr  zahlreich, 
und  Edelblrach,  Ren,  Ur,  Höhlenbär  und  Dach», 
mehr  oder  weniger  »eiten. 

Man  hat  also  drei  knochenführende  Horizonte.  Schicht 
B.,  Schicht  C.  und  Schichten  D.  bi»  F.  zu.vauiuieu. 


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121 


Zoologie. 


I>a*  tiefste  Niveau  enthält  Feuerfiteingeräthe  vom  Mou- 
stiere-Typu*.  Knochenartefsete  fehlen  tu  dieser  Schicht 
mit  den  Men»chenre*tcn  vom  N rändert  halt  ypus. 

Auch  iiu  zweiten  Horizont  zeigen  di«  Feuersteine  den 
Typus  von  Mousti&re,  hohen  aber  viel  mannigfaltigere 
Form  und  neben  ihnen  finden  sieh  auch  Gerathe  aus 
Ku«H-heu  und  Elfenbein ; letztere  al»  Stäbe,  Ferien  etc.  zu* 
gerichtet.  Von  den  ersteren  sind  manche  mit  linearen 
Eingrnvi  Hingen  geziert;  sie  waren  ehemals  wohl  auch  mit 
farbigen  Zeichnungen  geschmückt.  Daneben  fanden  sich 
auch  To|ifscherben.  Einige  der  bearbeiteten  Gesteine  — 
Opal  und  Achat  — müssen  von  weiterhereingeführt  wor- 
den sein,  da  sie  in  Belgien  fehlen. 

Das  oberste  Knochenlager  ist  vom  mittleren  durch  eine 
TuiTbank  getrennt  und  enthält  Knochen  vom  Mammut  h 
und  Hirsch.  Die  vorkoiumenden  Feuersteine  liegen  nicht 
in  einer  bestimmten  Ebene,  sondern  sind  regellos  zerstreut. 
Auch  sie  lassen  den  Moustiere-Typu*  erkennen,  zeichnen 
sich  jedoch  durch  ihre  auffallende  lAnge  aus  und  zeigen 
auch  Nacharbeitung,  ähnlich  wie  in  Engi*.  Jedenfalls  sind 
die  Meuschenreste  der  Schicht  C.  jünger  al*  die  Thier- 
rcste  der  Schichten  I>.  hi*  F.  Möglicherweise  haben  die 
Menschen  die  beiden  Todten  während  der  Ablngening  der 
Schicht  C.  in  dieser  begraben  nnd  dann  die  folgenden 
Schichten  dis  KUchenahfalle  nach  und  nach  darüber  ge- 
häuft. Es  wären  diese  Menschen  dann  Zeitgenossen  des 
Miimmuth,  Rhinoceros  und  Höhlenbären  gewesen, 
h&lten  aber  doch  schon  eine  ziemliche  Cultur  erreicht. 
Es  erscheint  jedoch  »ehr  fraglich,  ob  wir  hier  in  derThat 
einen  Fall  von  Todteubestattung  vor  uns  haben. 

Die  Vcrftu.vcr  tragen  kein  Bedenken,  diese  Menschen- 
reale  ln  di«  Zeit  der  Moustiericn  zu  versetzen  und  bei  der 
Aehnlichkeit  der  Schädel  mit  jenen  vom  Neandertbal  auch 
diese  letzteren  für  glehhalterig  zu  erklären.  Dagegen 
leugnen  sie,  da**  der  Mensch  des  Chelleen  bereits  ent- 
deckt sei. 

Die  Hohlen  waren  jederzeit  über  dem  höchsten  Wasser- 
stande gelegen  und  stammen  daher  die  in  denselben  ent- 
haltenen Ablagerungen  auf  keinen  Fall  au*  der  gleichen 
Periode  wie  jene  Thals«,  hotter , wie  Dupont  meinte.  Die 
Gerolle  müssen  vielmehr  schon  sehr  viel  früher  in  diese 
Höh!«  hi  nein  gekommen  sein.  Für  die  Altersbestimmung 
der  Höhlcnablagerungen  ist  einzig  und  allein  deren  Kamin 
verwendbar,  sowie  der  Charakter  der  etwa  vorhandenen 
Artefactr.  K*  entspricht  demnach  «ln*  dritte  Niveau  der 
Höhl«  von  Spjr  dem  sechsten  der  Höhle  von  Petit  Modave 
und  dem  dritten  von  Goyet.  Das  zweite  Niveau  von  Spjr 
ist  sonst  noch  nirgend»  constatirt  worden,  kommt  aber 
dem  MngdnlvuicD  Mortillet’s  ziemlich  nahe  hinsichtlich 
der  Knochen  und  KliVnheingcräthr,  während  di«  Feuerstein* 
noch  den  Mou*ti£re-Typu*  bewahren.  Diese  beiden  Hori- 
zonte von  Spy  liegen  zeitlich  nicht  »ehr  weit  aus  einander. 

Die  vorhandenen  Menscbenreste  wurden  eingehend  be- 
schrieben und  mit  jenen  von  Stratnberg,  Nnulett«  und 
Neandertbal  verglichen.  Der  Typus  der  Neanderthul-Raase 
ist  absolut  nicht  zu  verkennen. 

Der  Grösse  nach  stimmrn  die*«  Menschen  am  besten 
mit  den  heutigen  Lappen  überein,  die  Extremitäten  waren 
auffallend  kurz,  die  Arme  jedoch  sehr  muskulös,  di«  Tibia 
»ehr  kurz.  Man  ist  durchaus  berechtigt , von  pitliecoiden 
Merkmalen  de*  Schädels  — niedrige*  Cranium  und  vor- 
»pringende  Augenbrauenwülste  — und  des  Unterkiefers  zu 
sprechen. 

Cartel  franco , Pompoo.  Len  village«  lacuatrea  et 
palustre«  et  lea  terramares.  Revue  d’ Anthropologie 
1887,  1888,  p.  608  und  568—  587. 

Am  Lago  Varese  bei  Lugano  wurden  schon  im  Jahre 
1863  Phahlbauten  entdeckt.  Die  Insel  Isoliuo  Ut  künst- 
lich. Bt«  zum  Seegrund  lassen  sich  vier  Schichten  unter- 
scheiden, von  welchen  die  eigentliche  Culturschicht  di« 
tiefste  ist.  Die  oberste  Schicht  lieferte  zwar  auch  prä- 
Arnhiv  für  Anthropologie,  lld.  XIX. 


historische  Reste,  doch  können  dieselben  aus  tieferen 
Lagen  Mammon.  Auch  die  raittlereu  Schichten  enthielten 
Artetarte  aus  der  Bronzezeit.  Unter  den  Pflanzcnretten 
verdienen  besonder»  die  von  Yitis  vinifera  erwähnt  zu 
werden.  Die  Säugethierkuocheu  vertheiien  »ich  aul 
Haushund,  Rind,  Schwein,  Bär,  Eber,  Hirsch, 
Reh,  Damhirsch,  Wolf,  Dach*,  Ha»«,  Marder, 
Biber.  Da»  Pferd  fehlt  hier,  ebenso  Schaf  und  Ziege, 
die  in  den  übrigen  italienischen  Pfahlbauten  stets  beob- 
achtet werden.  Ex  gehört  dies«  Station  «loch  wob!  der 
Bronzezeit  an. 

Die  Station  von  Peschiera  Ut  ungemein  reich  an  Bronze- 
geräthrn.  Die  CultUTM-hirbt  besteht  hier  au*  einer  Art 
Torflager.  Von  Pflanzen  *iud  vurhauden  Roggen  und  Rebe ; 
der  erster«  fehlt  »ou»t  in  allen  Pfahlbauten , auch  in  der 
Schweiz  und  in  den  Torfmooren  der  Emilia.  Es  scheint 
mithin  diese  Station  jünger  zu  »ein.  lu  Wirklichkeit  haben 
wir  jedoch  zwei  auf  einander  folgende  Perioden , jedoch 
ist  auch  die  ältere  jünger  als  der  Pfahlbau  vou  Yare»e. 
Di«  Knochen  vertheilen  »ich  auf  llund,  Rind,  Hirsch, 
Reh,  Pferd,  Schaf,  Ziege,  Schwein  und  Wild- 
schwein. 

Delvftux,  E.,  et  Houzeau  de  Lehaie.  Sur  Flut 
des  terrttiut  dana  leaqaela  M.  Cela  n decouvert  dea 
Silex  taille«  pnr  l'homme  tertiaire.  Referat  in: 
Materiaux  pour  l'histoire  primitive  de  l’homme. 
Vol.  18,  I 88m,  p.  140—  152. 

Im  Landenien,  den  ältesten  Tertiärschichten  von  Mon» 
will  Cel»  vom  Menschen  bearbeitete  Feuersteine  gefun- 
den haben.  An  der  ersten  Local ität  ist  jedoch  über  die 
Lagerungsverhältnisse  gar  nicht»  Sicheres  zu  erfahren,  da- 
gegen fand  die  Commission  an  der  zweiten  Localilät  auf 
der  Oberfläche  des  Lund£nieu  in  der  Thal  zwei  Feuersteine 
vom  Cbelle-  oder  Aclieultypus  und  Knöchern  von  Rbino- 
ceros  und  Mammuth.  E*  wird  jedoch  ganz  mit  Recht 
betont,  dass  solche  KeuersteinspÜtter  auch  durch  Frost  und 
Hitz«  und  andere  meteorisch«  Vorgänge  entstehen  können 
und  daher  für  sich  allein  keinen  Beweis  Air  die  Existenz 
des  Menschen  abgeben. 

Qirod,  Paul,  et  Elie  Maaadna.  Documenta  publica 
par  lea  »tations  de  l’age  du  Kenne  dun»  1»-«  vall/is 
de  la  Vezere  et  de  la  OottÜM»  Paria,  J.  R.  Bail* 
li«>re  et  fll«,  1888.  4tf.  10  Fase,  avec  100  pls.  hon» 
texte. 

Liegt  nicht  Tor. 

Gross,  Victor.  La  palAo^thnologie  en  Suisse.  Revue 
d' Anthropologie  18»«,  p.  720  — 75>5. 

Die  schweizer  Jura  enthält  verschiedene  Höhlen,  welche 
prähistorische  Reste  geliefert  haben.  — Lysberg,  Thayngcn. 
Die  letztere  gab  «lie  interessantesten  Aufschlüsse.  Unter 
der  obersten  Schicht,  die  au»  berabgrtällenen  Steinfrng- 
menten  besieht,  befindet  sich  die  eigentliche  schwarze 
Knochen»!  hiebt.  — 1 in  — , darunter  ein  rother  Lehm.  Abge- 
»eben  von  einer  grossen  Menge  von  Feuersteinen , kamen 
zahlreiche  Artefact«  au»  Geweihen  und  Knochen  de»  Reu 
zum  Vorschein,  sowie  Pferde*  und  Kaubthiersähne. 
Auch  fanden  sich  daselbst  Zeichnungen  auf  Geweihstücken 
— Renthier,  Pferd,  Moschusochse  — vomtellrnd. 
Selten  sind  Rest«  von  Pferd,  Hirsch,  Ur,  Hase,  Reh, 
Gemse,  Wildschwein,  Sai'gaautilope,  Bär.  Aus 
den  tiefsten  Lagen  »tammen  die  wenigen  Fragmente  »au 
Mammuth  und  Rhinoceros  tichorhinu».  Felis 
spelaeus  ist  hier  ebenfalls  constatirt  wordeu.  Der 
damalige  Mensch  Hnt  sicher  noch  keine  Metalle  gekannt ; 
auch  Topfscherben  scheinen  gänzlich  zu  fehlen. 

Die  Pfahlbauten  vom  Blenner  See  und  Genfer  See 
wurden  in  «len  letzten  zwölf  Jahren  systematisch  unter- 
sucht. Jene  vom  Bienncr  See  lassen  zwei  Perioden  der 
Steinzeit  erkennen.  Hierauf  folgt  die  Kupferzeit , der 
U ebergang  zur  Bronzezeit  — Staliou  Fenil  am  Bienncr 
See.  Di«  au  sich  reiche  Fauna  lieferte  keiu©  besonder» 

16 


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122  Verzeickniss  der  anthropologischen  Literatur. 


wichtigen  Resultate.  Wahrend  der  Eisenzeit  — la  T£ae  — 
scheinen  die  Pfahlbauten  nur  noch  als  Zufluchtsstätten 
gedient  zu  bähen. 

Haxny , T.  Notice  nur  lea  fouillea  M<ü*uti‘es  dnns  le 
lit  dt*  Liunw  en  1887  pour  r&abUxsemeiit  du  nouvecii 
VÜmIuc  du  ('heniiodefer.  ltevue  d’ Anthropologie  1888, 
p.  257  — 271. 

An  der  Mündung  der  Linnr  in  die  Manche  fanden  «ich 
hei  Ausgrabungen  mehrere  Schichten  mit  Resten  de*  Men- 
schen uud  Artrfmten,  die  freilich  von  der  römischen  Zeit 
bis  fttt  in  die  Gegenwart  reichen.  In  den  grauen  oder 
röthlichen  Senden  lagen  ueben  ArtHacten  au»  historischer 
Zeit  auch  Knochen  von  Pferd,  ßoulonnaiser  Raser, 
Hirsch,  Schaf  und  Itind  — letzteres  klein  von  flaman- 
discher  Rasse  — bo»  tu uru»  batavicus.  Die  Knochen 
aus  einem  tieferen  Horizont  sind  schon  mehr  fo**ili*irt ; 
sie  gehören  dein  Pferde,  den»  Rinde,  dem  Wolfe  — sehr 
gross  — der  Ziege  und  dem  Schweine  an,  die  beiden 
letzteren  »ehr  kleine  Rasse;  auch  das  Rind  war  von 
massiger  Grtese , dagegen  zeichnete  sich  das  Pferd  durch 
Grösse  und  kräftigen  Hau  au» , es  hat  Aehnluhkeit  mit 
dem  frisischen  Stamm  — Rquus  ca  ha  llu»  frisius 
Sanaon  — zeigt  aber  auch  Anklängc  an  die  britannische 
Kasse  — E.  caballus  britannicus  Sansun , also  eine 
Kreuzung.  In  der  unmittelbar  auf  den  schwanen  Mer- 
geln — Juraformation  — liegenden  Geschieben  lag  ein 
M enschenschiidcl,  begleitet  von  Menschen-,  Pferd« 
und  Ki nderknochen,  alles  von  zweifellos  hohem  Alter 
und  echt  fossil isirt.  Die  sonstigen  Me n»r heutest c,  Hecken, 
sprechen  für  sehr  grosse,  kräftige  Individuen.  Der  Schädel 
zeigt  den  Neanderthaltypu*. 

Herzog,  Aug.  Die  Knochenfunde  von  Vöcklinshofen, 
Obeielsaas.  (orrvspotidonzblntt  der  deutschen  Gesell- 
•chaft  für  Anthropologie.  Ethnologie  und  Urgeschichte 
1 888,  Bd.  XIX,  p.  156  — 157. 

Die  Stein  bräche  von  GebersehwricT  und  Vöcklinshofen 
lieferten  vor  Kurzem  zahlreiche  Säugethierknochen.  Die- 
selben wurden  von  DSderlein  bestimmt.  Siehe  den 
Literaturbericht  für  1887  ltcsondere»  Interesse  verdienen 
die  in  Folge  eine*  Felssturzes  l»rritgequrt«>  htm  Hruch- 
stücke  eines  Mammuth*ti»«zahnes , sowie  die  zahlreichen 
Feuersteingeräthe. 

Ladriöre  , M.  Deconv«rfee  d'uno  ailex  taill*  et  d'une 
dtfenaede  Nammout  hä  Vitry — en  Artois.  Matöriaux 
pour  l'histoire  primitive  de  l’homme.  VoL  22,  1888, 
p.  14H  — 150. 

Das  Profil  ist  hier: 

Zu  unterst  Conglumerat  von  Feuersteinen  und  kreide- 
ähnlichem  Hiudeinittrl. 

Darüber  gelblicher,  sandiger  Lehm  mit  vielen  Lösskind- 
chen  — Concretionen  — . ln  »1er  Mitte  ist  er  frei  von  den 
in  den  unteren  und  oberen  Lagen  verkommenden  Roll- 
stucken. 

Zu  oberst  der  Plntcaulehm. 

In  deu  tiefsten  Lagen  des  sandigen  Lehms  kamen  die 
Feuersteinsplitter  vom  Moustierientypux  cum  Vorschein, 
sowie  der  Mammuthstosszahn. 

Lütken , Chr.  Fr.  Indledende  Bemaerkninger  om 
Menneskelevningur  in  Brasiliens  Huler  og  i de  Lundske 
Samlinger,  und  : Hesutnc  des  remarque*  preliminaires 
sur  les  ossementa  huin*ins  des  cavernes  du  Brösil  et 
des  collect ions  de  31.  Lund,  ln:  E Museo Lundii.  En 
Sämling  af  Afhandlingar  om  de  i det  indre  Brasiliens 
af  Prof.  P.  V.  Lund  udgravede  r»g  i de  Lundske 
palaeontologiske  A ithding  af  Kjöbeuhavns  Universität* 
Zoologiske  Museum  opbevarade  Dyre-og  Menncske- 
knogler.  Kjöbenhavn  1888.  1.  Bd.,  29  ft. 

Die  ersten  von  Lund  in  den  brasilianischen  Hohlen 
vorgcnomuieiien  Ausgrabungen  lieferten  noch  keine  Men- 
schen reale.  Er  hielt  e»  daher  iur  »ehr  unwahrscheinlich, 
dass  der  Mensch  noch  mit  ausgestorbenen  .Sauget hierarten 


zusammen  gelebt  hätte.  Später  fanden  »Ich  jedoch  Men* 
»•  beureate  und  zwar  von  dein  nämlichen  Erhaltungszustände 
wie  jene  Thierknochen  — * Lapada  Lagoa  do  Somidouro  — , 
einrr  Höhle,  durch  welche  sur  Regenzeit  ein  Hach  durch- 
flie»»l.  Immerhin  war  die  Ablagerung  dieser  Menschen- 
re*te  eine  solche,  «lass  über  ihr  Alter  nichts  Sicheres  er- 
mittelt werden  konnte.  Sie  konnten  sowohl  aus  jener 
Periode  herriihren,  in  welcher  jene  «usgrstortenen  Thiera 
gelebt  hatten,  als  auch  aus  der  allerjüngstcn  Zeit.  Di* 
Thierknochen  jener  Höhle  zeigten  alle  Grade  von  Fosoili- 
■ation;  vollständig  petrilicirt  waren  indes*  bloss  jene  von 
Platyonyz,  ftcelidot  heriuiu , Cblamydotherium, 
Dasypus  sulratus,  Antilope  mnquiensis  — seither 
jedoch  mit  dem  noch  leitenden  Cervu»  simplicicornit 
idcntiticirt  — , uud  Hy  drochoer  u*  su  leiden»,  der 
indes«  auch  nicht*  andere«  ist,  *1*  der  noch  lebende Capy- 
bara.  Die  Mrnschcnschädrl  gehören  zwei  Rassen  an;  die 
einen  sind  klein  aber  wohl  geformt , die  anderen  gross, 
haben  aber  eine  ungewöhnlich  niedrige  Stirn.  Später 
legte  Lund  auf  diese  Unterschiede  kein  besondere*  Gewicht 
mehr.  Er  unterscheidet  »i«  kaum  mehr  von  den  noch 
lebenden  Russen. 

Die  zweite  untersuchte  Höhte  ist  zur  Regenzeit  unter 
Wasser  gesetzt.  Am  Grunde  dersrlten  lagen  die  Reste 
von  Cervu*,  Pecari,  Faca,  Betet  Platyony  z,  Mega- 
therium,  Hoplophoru»  und  Smilodon.  Die  Menschen- 
reste befanden  »ich  jedoch  atecits  von  diesen.  Die  einzel- 
nen Knochen  deuteten  auf  ein  einzige*  Individuum,  waren 
inde6»  zerbrochen  und  gaben  über  du»  Alter  keinerlei 
sicheren  Aufschluss. 

Von  800  untersuchten  Höhlen  lieferten  überhaupt  our 
sechs  Ueberreste  de»  Menschen;  die  meisten  derselben 
stammten  freilich  au*  einer  sehr  entlegenen  Periode.  Fiat 
niemals  waren  dieselben  mit  Knochen  von  au»ge»torb«nen 
Arten  zusammengemengt,  aber  auch  da  nicht  auf  primärer 
Lagerstätte,  sondern  offenbar  erst  nachträglich  mit  diesen 
vermischt. 

Im  Jahre  1843  untersuchte  Lund  die  Höhle  von  Somi- 
douro genauer.  Die  tiefste  Schicht,  rot  her  Lehm,  enthielt 
Cervu«  siui  pliclcorui*  und  rufus,  beide  noch  jetzt 
lebend,  und  wahrscheinlich  stammte  an*  derselben  Lage 
auch  ein  Rest  von  Chlatnydotberlum.  Alle  übrigen 
Erdschichten  befanden  sich  offenbar  nicht  mehr  in  unge- 
störter Lage,  »ie  waren  vielmehr  von  tÜcssrndem  Wuwr 
hercingefuhrt  und  zwar  zu  einer  Zeit,  als  da»  Wasser  des 
benat  hbartrn  Sees  zum  erateauato  in  die  Höhle  cindrang 
und  zugleich  hier  SQ*»wa*serconchyIien  ateetzte.  Die  weniger 
gestörten  Schichten  lieferten  Pecari  (Dicotylcs  steno- 
cephalus),  Llatna,  Callithrix  primaevus,  Tapir, 
Cervu*  paludosus,  ater  noch  keine  31enschenre*te. 
Die  ersten  derselben  lagen  in  dem  über  dieser  Schicht  ab- 
gesetzten gelten  Lehm  mit  »cliwarzen  Flecken,  der  noch 
mehr  Conehylien  enthält,  zusammen  mit  Llurau,  Pferd, 
Cania  jubatus,  den  zwei  lebenden  Pecari- Arten,  dem 
grossen  Hydroehoerus  und  Fel  i*  propaother.  Hier 
kam  auch  ein  Platyomy*  (ftcelidothrrium)  Huck- 
landi  zum  Vorschein.  Noch  jünger  ist  der  graugelbliche 
Lehm  ohne  Flecken,  reich  an  Schnecken  und  oft  zu  einer 
Breicie  umge»taltet.  Hier  sind  die  Menschenknoehen 
sehr  zahlreich.  Sie  sind  vergesellschaftet  mit  Hydro- 
choerus  sulcidens,  Pecari,  Hirsch;  die  darüber  be- 
findliche blauschwarze  Erde  gehört  offenbar  der  allerjüng- 
sten  Zeit  an.  Auch  sie  enthält  Menschenknochen, 
braun  und  mehr  oder  weniger  petriticirt,  dazu  viele  noch 
jetzt  lebende  Säuger,  namentlich  Mäuse,  Spitzmäuse, 
Fledermäuse,  Fischotter,  Felis  coneolor  und  par- 
dalls, Schakal  (Canisfulvocaudo  aff.),  drei  Hirsche, 
die  zwei  Pecari  und  Tatua  (Dasypus  novemcinc- 
tu«  und  mirim),  Vögel,  Schlangen,  Eidechsen,  Alligator 
und  Fische,  letztere  viel  grösser  wie  die  jetzt  in  dem  be- 
nachbarten See  lebenden.  Auch  hier  giebt  c*  noch  Reste 
von  au«ge*tortenen  Arten,  Dasypus  sulcatu«  und  puoc- 


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Zoologie.  123 


(»tu»,  palneocton  troglodyt**,  Plntyony*  Burk- 
landi,  dir  an^Mtorbriirn  Pecari  und  den  Rie*en- 
jaguar.  Menschen  kboclien  von  ganz  fossilem  Erhaltungs- 
zustand lagen  sogar  in  dem  in  der  Mitte  der  Hohle 
befindlichen  Teiche. 

Lütken  glaubt,  dass  die  ausgestorbenen  Tliiere  einer 
besonderen  und  zwar  älteren  Periode  angeboren,  während 
die  Reste  des  Mensche«  and  der  noch  lebenden  Arten  aus 
einer  jüngeren  Zeit  stammen , die  indes*  auch  immerhin 
schon  sehr  weil  xurUckrrichen  dürfte. 

Die  Reste  aus  der  schwarzen  Höhlenerde  sind  calcinirt 
und  etwa*  petrifteirt,  jene  aus  dem  gelben  und  graugclben 
Lehm  siml  »Ingegen  ganz  fossil isirt.  Die  Zertrümmerung 
der  Knochen  erfolgte  durch  herab«! ürzende  Felsblücke.  Die 
Menschenreste  vertheilen  sich  auf  etwa  90  Indiridaen, 
und  xwar  vorwiegend  Greise,  daneben  auch  Kinder,  rum 
Theil  selbst  Neugeborene.  Es  hat  diese  Höhle  vermuth- 
lich  als  Begribniasplatz  gedient.  Alle  Schädel  zeigen  die 
Charaktere  der  amerikanischen  Kasse.  Lund  glaubt  hier* 
au*  folgern  zu  dürfen,  das*  die  rothe  Kasse  der  Ausgangs* 
punkt  der  gelben  gewesen  sei , und  nicht  umgekehrt , wie 
man  vielfach  anniuimt.  Jedenfalls  gab  es  einen  prä- 
historischen Menschen  Amerika*. 

Reinhardt  kann  hinsichtlich  des  Erhaltungszustandes  der 
ausgrstorbrnen  Thier-  and  Menschenknochen  keine  Unter- 
schiede finden , und  »rhliesst  hieraus  aul  das  Zusammen- 
leben de*  Menschen  mit  jenen  abgestorbenen  Arten. 

Lund  schätzt  dns  Alter  dieser  Menschenreste  «uf  minde- 
sten» 5000  Jahre.  Die  kleinen  Thirre , Nager  etc.  sind 
von  Eulen  el »geschleppt  worden.  Die  in  einem  genau  ge- 
messenen Theile  der  Höhle  vorhandenen  Reste  solcher 
Tliiere  sind  so  zahlreich,  dass  eine  Eule  7*/j  Millionen 
Jahre  gebraucht  haben  würde,  um  diese  Masse  zusammen* 
xuhringen.  Alle  diese  Berechn  urigen  sind  indes«  hinfällig 
and  unbrauchbar  für  die  Altersbestimmung  »1er  Menschen- 
re*te,  weil  gerade  in  diesem  Thriie  der  Höhle  die  Men- 
schenreste gänzlich  fehlen. 

Nach  Lac  er  da  and  Rodrlguez  nähern  sich  die  Men' 
srhenschädel  der  brasilianischen  llöhlen  »len  Botokudeu,  doch 
sind  deutlich  zwei  Kassen  zu  unterschrillen.  (Juatrefages 
zweifelt  keineu  Augenblick  daran,  dass  jene  Menschen 
mit  den  abgestorbenen  Tbieren  zusammen  gelebt  haben, 
ebenso  wenig  wie  an  ihrem  echt  fossilen  Erhaltungszu- 
stände. Die  Botokudeu  sind  nach  ihm  Nachkommen  der  Kasko 
von  Lagoa  Sanlu,  jedoch  hat  dubei  Vermischung  mit  einer 
bracbycepbalen  Basse  ».tat t gefunden.  Die  eigenartige  Ab- 
kauung der  Schneidezihne,  die  Lund  so  sehr  in  Erstaunen 
setzte , findet  sich  auch  beim  fossilen  europäischen  Men- 
schen. 

Mttkowsky,  Ad.  Der  Lösa  von  Brünn  und  »eine  Ein- 
schlüsse von  diluvialen  Thieren  und  Menschen. 
Verhandlungen  des  nnturt» »rächenden  Vereins  in  Brünn, 
XXVI.  Bd.,  1UH8,  9$  Seiten  mit  7 Tafeln. 

Die  Fauna  der  Höhlen  Mährens  ist  eine  Walilfauna,  jene 
des  norddeutschen  Diluviums  eine  Steppenfauna,  zum  Theil 
sogar  arktisch.  Die  Berg-  und  Hügeilandtchaft  Mährens 
war  während  der  jüngeren  Diluvialzeit  eine  von  grossen 
Steppen  umschlossene  Waldlandschalt.  Im  mittleren  und 
südlichen  Mähren  hingegen  wechselten  Graslluren  und  Wald. 
Die  Stürme  der  trockenen  Jahreszeit  führten  die  lockeren 
Müssen  des  Bodens  über  die  haumlose  Landschaft  und 
lagerten  sie  au  geschützten  Stellen  als  Lus«  ab.  Anfangs 
hatten  in  dieser  Gegend  das  Mammut h und  das  Kbino- 
reros  das  Ucbergewjcht , später  wurden  sie  verdrängt 
durch  Pferd,  Rind  und  Ren.  Der  damalige  Mensch 
war  Nomade,  stand  aber  seinem  Skelettbau  nach  auf 
einer  durchaus  nicht  niedrigen  Stufe.  Zur  Winterszeit  zog 
sich  derselbe  jedenfalls  in  die  Höhlen  zurück.  Er  lebte 
von  der  Jagd  des  Wildpferde*,  Ren,  Wisent  und 
Rie«enhir<»ch.  Auch  Mammulh  and  Rhinoceros 
wurden  von  ihm  gejagt. 


Die  diluvialen  Sande  und  Schotter  enthalten  Reste  von 
Miunmulh,  Wildpferd  und  Nashorn.  Die  LÖss- 
bedeckung  ist  von  »ehr  wechselnder  Mächtigkeit,  30  bis 
1 tn.  Der  Lös«  erscheint  als  eine  atmosphärische  Bildung, 
Insofern  er  durch  Winde  an  Ort  nnd  Stelle  gebracht  wurde. 

Am  Rothenberg  bei  Brunn  fanden  sich  Maratnulh, 
Rhinoceros,  Pferd,  Wisent,  Hyäne,  Wolf,  Holz- 
kohle, calciuirte  Knochen  und  Reste  des  Menschen. 
Knochen  der  drei  erstgenannten  Thiere  sowie  von  Rind 
kamen  auch  in  der  Schwarza  bucht  zum  Vorschein.  In  der 
TboauMJtiegelei  hat  der  Lös*  eine  Mächtigkeit  von  25  m. 
Derselbe  lieferte  Stosszähne  von  Mammuth,  Reste  von 
Rhinoceros,  Höhlenbär,  Wolf,  Wisent,  Pferd, 
Ren,  Eisfuchs  (?),  Lössschnecken , Kohleuspuren  und 
Brandrecte.  Bei  der  Wranaa-Mnhle  fand  man  auch  Riesen- 
birsrh  und  Hyäne.  Die  Knochen  waren  vielfach  auf- 
geschlagen.  Aus  der  Zwittawu - Bucht  kennt  man  Mam- 
muth, Rhinoceros  und  Edelhirsch,  hiervon  Mam- 
muth am  häutigsten.  Heim  Hau  der  Trans versnlbahn 
erhielt  man  Mammutli,  Rhinoceros,  Pferd  und  einen 
menschlichen  Unterkiefer.  Die  Knochen  zeigen  niemals 
Spuren  von  Rollung;  ein  Theil  der  betreffenden  Thiere 
mag  an  Ort  und  Stelle  vrremlet  sein,  während  ein  grosser 
Theil  sicher  dein  M en sehen  zur  Nahrung  gedient  hat. 

Es  folgt  eine  genaue  Beschreibung  der  einzelnen  Reste 
des  Maminuths  unter  Berücksichtigung  der  chronologi- 
schen Daten.  Von  Rhinoceros  hat  man  zwei  ganze 
Schädel;  Pferdereste  sind  am  häutigsten.  Man  fand 
hiervon  nahem  vollständige  Skelette.  Bus  priscaa  ist 
überaus  spärlich,  während  man  von  demselben  aus  der 
Vipustek-Höhle  ganze  Skelette  besitzt.  Von  Alees  pal- 
matu* liegt  nur  ein  Geweih  vor.  Von  Hangifer  ta- 
r and us  Süden  sich  in  den  Höhlen  Geweihe  und  anfge- 
schlageue  Rühreukuochen.  Sonst  hat  man  noch  gefunden 
Megaceros  hibermeus,  Edelhirsch,  Reh,  ungemein 
viele  Reste  von  Höhlenbären;  im  Löss  sind  die  jünge- 
ren Thiere  häufiger,  vielleicht  durch  Hufschläge  von  Pferden 
getodtet.  Dazu  kommen  Hyaenu  prisca  in  Höhlen  und 
im  Löss,  hier  in  einer  Kohlenschicht.  Es  stimmt  diese 
Hyäne  mit  der  striata  überein,  während  die  spelaea 
mit  croeuta  identisch  ist.  Die  Unterschiede  von  prisca 
und  spelaea  sollen  nur  in  Abweichungen  des  Schädel- 
baue*  bestehen  (??). 

Der  Los*  von  Czernahora  liefert  einen  Wol  fsschädel. 
Von  Vulpe*  lagopus  kennt  man  nur  einen  Fussknochcn, 
mit  Ren  zusammen  gefunden.  Die  Schädel  des  diluvialen 
Dachses  sind  kräftiger  als  die  der  noch  leitenden.  Vom 
Biber  hat  man  nnr  zwei  Kiefer.  Im  Löss  ist  die  Mlcro- 
fauna  sehr  selten. 

Lössfunde  hat  man  ausser  von  Brünn  am  Zwittawa-  und 
Schwarza- Fluss  und  im  Bokytrathale  bei  Hroman  gemacht. 
Die  Station  von  Joslowiz  hat  Wurmbrand  ausführlich 
beschrieben,  Wanket  ausserdem  eine  solch#  von  Prerau. 
Die  Hohloitfunde  lassen  nur  dünn  eine  sichere  Altersbestim- 
mung zu,  wenn  die  einzelnen  Lagen  de*  Höhlenichms  durch 
Sinterdecken  getrennt  sind.  Die  mährischen  Höhlen  liegen 
im  Devonkalk.  Löss  und  Höhlen  zusammen  haben  bisher 
geliefert;  Mammuth,  Rhinoceros,  Pferd,  Bison, 
Alcrs  palmatu*,  Ren,  Edelhirsch,  Reh,  Riesen- 
hirsch, Steinbock,  Höhlenbär,  Bär,  Panther, 
Wildkatze,  Luchs,  Hyaena  spelaea  und  prisca, 
Wolf,  ilölilenfnch»,  Eisfuchs,  Fuchs,  Guloborea- 
lis,  Dachs,  Baummarder,  Iltis,  Hermelin,  Vespe- 
rugo  serotinus,  Biber,  Arvicola  amphibius  und 
spelaea,  Lepus  variabilia,  Hamster,  Eichhörnchen 
und  Siebenschläfer. 

Am  rotheo  Berge  (Ziegelei)  fand  «ich  eine  Lage  von 
Holzkohlenrest  en,  nach  unten  zu  scharf  abgegrenzl,  nach 
oben  xn  gemischt  mit  Löss  und  Knochen  von  Pferd  und 
Hyäne.  Ein  hcrahgrstürxter  Lössblock  — 2 bi*  3m  unter 
der  Oberfläche  — enthielt  ein  menschliches  Skelett, 
dessen  Schädel  Scbaalfliausen  beschrieben  hat.  Gräber 

16* 


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124  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


sind  im  Lü**  noch  nie  beobachtet  worden,  nur  Topfscher- 
ben,  aus  Thon  und  tjuarzköroero  gemischt.  Der  Schädel 
i»t  orthognath  und  rührt  von  einem  jungen  Manne  her. 
Oberschenkel , lrlna  und  Radius  gehören  dem  gleichet»  In- 
dividuum an.  Die  Augenbrauen  bogen  sind  nicht  »ehr  Mark. 
Prognathismu»  ist  nn  dienern  Schädel  nicht  zu  beobachten 
und  kann  derselbe  daher  gerade  nicht  als  »ehr  niedrig 
stehend  bezeichnet  werden.  Auch  au»  llussowitx  hat  man 
den  Schädel  eine»  kräftigen  Manne»  erhalten.  Denel be  ist 
dolichocephal  und  orÜiocephaL  Die  Stirn  ist  schmal,  aber 
nicht  besonder»  niedrig,  die  Augenbrauen  bogen  kräftig,  die 
HirnknpKcl  sehr  gross.  Auch  hier  kann  man  keineswegs 
Ton  einer  niedrig  stehenden  Rasse  sprechen.  Ob  dieser 
Mensch  noch  mit  dein  Mammuth  zusammen  ge- 
lebt hat,  lässt  sieh  nicht  entscheiden.  Der  Lös» 
von  Sclilappanitx  lieferte  einen  Unterkiefer.  Sonst  bat 
min»  noch  Menscheureste  aus  Prerau,  der  Schipkahohle 
und  der  KaUsteiuhöhle  von  Lautsch.  Bei  der  Thomas- 
Ziegelei  fand  sich  in  einer  Tiefe  von  10  bis  12  ni  eine 
Holzkohleusehicht  mit  Mammuth-  und  Wisentk norhen. 
Die  letzteren  waren  aufgebrochen  und  angebrannt*  Hier 
befand  sich  wohl  ein  l-agcrphUx  des  Menschen. 

Nohrlng,  A.  Uober  vereinzelt  gefundene  Hornkerne 
dw  Hob  primigenius.  Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie , Ethnologie  und  Ur- 
geschichte 1888,  8.  341  — 343.  Mit  1 Holzschnitt. 

ln  dem  Torfmoore  von  Harnow  in  Hinterpommern  waren 
zwei  Uolirte  Horuzapten  des  Do»  priiuigenius  zum  Vor- 
schein gekommen.  Vortragender  erklärt  dieses  auch  sonst 
schon  sehr  oft  beobachtete  Vorkommen  von  Hornzapfen  bei 
vollständigem  Kehlen  aller  weitere»  Reste  von  Kind  damit, 
dass  man  jene  vom  .Schädel  abschlug  und  im  Wasser  eine 
Zeit  lang  aufhewahrte , um  mittelst  einer  Maceration  die 
als  Trinkgeräth  dienende  Hurnscheide  frei  zu  bekommen. 
Siehe  X eh  ring,  Pfahlbauten  des  Szontag-Sees  in  diesem 
Literaturberirhte. 

Nehring,  A.  Bon  primigenius,  insbesondere  über 
Kein«  Co«xi»t«?nz  mit  dem  Menschen.  Verhandlungen 
der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  18a8, 
6.  222 — 231.  Mit  3 Holzschnitten. 

In  einem  Torfmoore  von  Guhlen  in  der  Niederlausitz 
fand  sich  der  wohlc rhaltene  Schädel  und  Extremitäten- 
kii'M-ben  eine»  weiblichen  Individuums  von  Uos  prhnlge- 
niu*.  Dia  Dimensionen  nbcrtrrffon  die  der  zahmen  Haus- 
kuh ganz  beträchtlich.  Au»  den  Dimensionen  de»  Metutarsu« 
ergiebt  »ich,  daa»  der  hei  Salzderheldeu  »ufgefutideue  Meta- 
tnrsu*  einem  grossen  männlichen  Individuum  des  Primi- 
gruiu»  angrbört;  für  Bison  ist  derselbe  zu  lang.  Er 
zeigt  SchhiTHichen.  Mit  ihm  zusammen  kamen  auch  zwei 
Kinderschädel  zum  Vorschein , von  denen  der  eine  auf 
Primigenius,  der  andere  auf  die  Torfkuh  zu  beziehen 
Ist.  Erst  iu  der  tiegenwart  werden  Kinder  gezüchtet, 
die  ähnliche  Dinieimuaen  erreichen,  wie  jene  «ubfussilcu 
Primigenius.  In  der  prähistorischen  Zeit,  sowie  im 
Mittelalter  gab  es  bei  um  nur  klrine  Rassen , was  aber 
bloss  auf  die  mangelhafte  Pflege  und  unvollkommene  Züch- 
tung von  Seiten  des  Menschen  zurinkzuluhren  l»t.  Es 
stammen  nicht  nur  die  Lnnghomigen  Primi  gen  ius-Rassen 
von»  wilden  Primigenius  ab,  sondern  auch  die  Brachy- 
cer  ob -Kassen,  inclusive  der  Torfkuh.  Klima  und  Nahrung 
sind  von  grossem  Einflüsse  auf  die  Grösse  der  Horner, 
letztere  aber  wieder  auf  den  Bau  de*  Schädels.  Trockenes 
Klima  befürdet  das  WachMhum  dentelbeu,  feuchtes  Klima 
hemmt  ea,  desgleichen  Hunger  und  Inzucht.  Dass  der 
wilde  Primigenius  noch  mit  dem  Menschen  zusammen 
gelebt  hat,  geht  daraus  hervor,  «lass  der  erwähnte  Mctn- 
tarsu»  Spuren  von  Bearbeitung  zeigt  — er  dieute  als 
Wetzstein  — , sowie  daraus,  dass  «in  .Schädel  den  wildeu 
Primigenius  au»  dem  See  von  Clausdorf  mehrere  Bohr- 
löcher erkennen  lässt,  die  wohl  dazu  dienten,  denselben  ul* 


Trophäe  oder  als  Zierde  aufzuhängen.  Beule  Reste  stammen 
aus  dem  frühen  Mittelalter. 

Nehring,  A.  Die  Fauna  eines  masurischen  PfAhl- 
bauvs.  XaturwieamiHchAftlichp  Wochenschrift,  Berlin, 
H.  Hismaitn,  1888.  4®.  S.  V — 13.  Mit  Holzschnitt. 

Prof.  Ile  yd  eck  untersuchte  im  August  1887  Pfahl- 
bauten im  südlichen  Masuren  zuerst  jenen  in  der  Gegend 
vom  Lötzen  und  Lyell,  am  Sxontag-Soe.  Neben  Artefacten 
aus  Feuerstein  und  einer  Bronze  - Scheibe  und  -Nadeln, 
S]>eer*pitzen  etc.  aus  Knochen  und  Thongerälhen , diese 
sicher  ohne  Töpferscheibe  verfertigt,  fanden  sich  die  Kette 
von  17  Säuget  liieren,  »3  Vögeln  und  2 Fischen.  Die  Thier- 
re«te  verflteilrn  sich  auf  Wolf,  Fuchs,  Wildkatze, 
Fischotter,  Bär,  Biber,  Hase,  Wildschwein,  Ur- 
rind  (primigenius),  Edelhirsch.  Reh,  Haushund, 
Pferd,  Hausschwein,  Hnusrind,  Schal,  Ziege, 
Auerhahn.  Birkhahn,  Ente,  Krähe,  Hühnerhabicht, 
Eule,  Hecht  und  Wels.  Am  häufigsten  sind  die  Knochen 
von  Huusthierrn,  namentlich  vom  Schwein.  Die  Knochen 
zeigen  meist  Spaltung  mittelst  Steinen.  Der  C r ist  durch 
eiu  riesiges  Horu  vertreten,  das  In  der  Mitte  durchgehrodtra 
worden  war  und  zahlreiche  Einschnitte  und  Einkerbungen 
erkennen  lä*»t.  Auch  die  Hirschgeweihe  zeigen  vielfach 
Spuren  von  Bearbeitung.  Der  Hund  nähert  sich  sehr  dem 
Wolfstypus.  Da»  Pferd  gehörte  einer  I’onny-Eaase  an. 
Die  Schweinereste  deuten  ebenfalls  auf  eine  »ehr  kleine  Rasse, 
weiche  sich  an  das  Wildschwein  AMehliesct.  Das  Rind 
»st  eher  mit  Primigenius,  als  mit  der  Torfkuh  zu  ver- 
gleichen. Das  Schal  schliesst  sich  am  ehesten  an  die  Haid- 
schnuekeu  au.  Die  Ziegen  waren  »ehr  gross  und  sehr 
kräftig,  wie  das  häutig  der  Fall  ist,  wenn  die  übrigen  Haus- 
thierr  verkümmern.  Der  Hund  ist  allenfalls  aU  matris 
optimae  zu  bezeichnen,  der  übrigen» auch  schon  in  der  neoli- 
thischen  Periode  verkommt.  Zwischen  dieser  und  der  Bronze- 
zeit lässt  »ich  nur  schwer  eine  Grenze  ziehen  und  ist  es 
sehr  wohl  möglich,  das»  dies«  Ansiedlung  trotz  der  Seltenheit 
von  Metallgerätlien  doch  schon  zum  Tlieil  in  die  letztere 

■ Periode  fallt.  Die  Bewohner  dieses  Pfahlbaues  scheinen 
hauptsächlich  von  der  Jagd  und  vom  Fischfang  gelebt  zu 
haben.  Daneben  cullivirten  sie  allerdings  mit  ziemlichem 
Fiel**«  die  Zucht  ihres  Hausschweines.  Hausgeflügel 
scheinen  sie  nkht  besessen  zu  haben. 

Riviöre,  Emile.  Da  PantiqultA  de  Thomm«  dann  Jea 
Alpes  maritimes.  Ref.  in  Mat^riaiix  pour  Phistoire 
primitive  de  Thomm«  1888,  p.  44h  — 455. 

Die  Untersuchungen  beziehen  »ich  ersten*  auf  den  Menschen 
in  den  geologischen  Perioden  und  zweitens  auf  die  mit  ihm 
gleichzeitig  leheude  Thierwelt.  Verfasser  behandelt  die 
Höhlen  und  Knocbenbrecrien  von  Nizza,  Antibes  etc.,  di« 
Station  Bau» -Roux  oder  Cap  Roux  de  Benulieu  und  die 
Höhlen  von  B»ou»»e  - Kotm*.  Die  letztgenannten  Höhlen 
liegen  schon  in  Italien  (VentimigUa).  Die  daselbst  ge- 
fundenen Knochen  »ind  angebrannt  und  dürfen  somit  als 
echte  Küchenabfalle  lief  rächtet  werden.  Dir  Station  ist 
entschieden  quartär,  die  Fauna  hat  einen  alterthümlichet» 
Charakter:  Höhlenbär,  Löwe,  Hyäne,  Vielfrass, 
Elephunt,  Rhinoceros,  Crrviden,  Vögel,  Fische 
und  Mollusken.  Da»  Ren  t hi  er  fehlt  wie  zu  erwarten 
war;  sein  südlichstes  Vorkommen  ist  au»  Port  du  Gard. 
Die  Hteingeräthe  der  untersten  Schiebt  zeigen  den  Moustic- 
rien-Typus,  die  der  höheren  Schichten  nähern  «ich  mehr 
jenen  von  Solutrö.  In  der  Höhle  von  St.  Louis  fand  sich 
ein  menschliches  Skelett,  mit  Musr-haln  geziert,  nebst 
Knochen  von  Schwein,  Ziege  und  Hirsch. 

Die  sonst  noch  vorhandenen  Meu»  benknochen  boten  keiner- 
lei Anhaltspunkte  für  ihr  Alter.  Die  wenigen  Geritbe  aus 
Thierknochen  zeigten  den  Typ«*  von  Solutr#-.  Die  fünfte  der 
untersuchten  Höhlen  lieferte  Menschenreste  in  verschie- 
denen Niveau»;  die  meisten  waren  offenbar  hier  begraben. 

Die  sechste  Höhle  enthielt  ebenfalls  menschliche  Ucber- 
reste;  bet  einem  Skelett  lag  ein  durchbohrter  Hi  rach- 


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Zoologie.  125 


Cnnin  und  der  E<kxahn  etn»  Höhlenbären.  Erst  ober- 
halb dieser  Schicht  folgt  eine  Lage  mit  Geräthen  vom 
Muustirrien-Typu»;  diese  Schicht  enthielt  auch  ein  Kinder- 
skclctt,  jedoch  ohne  alle  Beigabe.  Von  einem  zweiten 
Skelett  fehlten  verschiedene  Theile,  andere  waren  au.*  ihrer 
natürlichen  Lage  gebracht  and  licsse»  Zshuspureo  erkennen, 
die  auf  Hyaena  spclaea  gedeutet  wurden,  von  der  ja 
auch  zahlreiche  Coprolithen  zum  Vorschein  kamen.  Sicher 
»lud  diese  Reste  eben*»  alt  wie  die  Ablagerungen,  in  denen 
*ie  gefunden  wurden.  Jedenfalls  handelt  es  sich  um  neoli- 
thiache  Reste. 

Riviure,  Emile.  Sur  in  Faune  et  Urs  ossonusnt*  Imtnains 
de»  Baum««  de  Buils*  et  dt  U Grotte  Kt.  Martin  (Alpe* 
maritimes).  Matlriaux  pour  PhtMtoire  primitive  de 
rhonnne.  Paris  1888,  p.  554  — 658. 

Die  untersuchten  fünf  liöhh-n  zeichnen  »ich  durch  den 
Rrichthum  an  Thierresten  aus.  Die  vier  ersten  enthielten 
Crsusarctos,  Fuchs,  Wildkatze,  Murmelthier  und 
Arctomy*  primigenia  (?)  Kaninchen  und  Feld- 
hase, Wildschwein,  Edelhirsch,  Reb,  Damhirsch, 
Hirsch  (?),  Ziege,  Schaf,  Bos  longifron»,  ver- 
schiedene Vögel  und  einen  Fisch,  Sciaena  aquila. 
Eine  Hirschphalange  war  gespalten  und  mit  einem  Loch 
versehen.  Von  MeiiM-lien  kamen  nur  einzelne  Zähne  und 
Knochen  zum  Vorschein,  einer  kleinen  Rasse  angehörig. 
Die  Höhle  von  St.  Martin  war  während  der  neolithin-hen 
Zeit  vom  Menschen  bewohnt,  welcher  hier  zahlreiche, 
aber  roh«  ThongeOUse  hinterlassen  hat.  Von  Thieren 
fanden  sich  nur  Myoxus  prisens,  Arvicola  smphi- 
bias,  Wildschwein,  Edelhirsch,  eine  kleine  Ziegen* 
rasse,  Schaf,  Rind,  vielleicht  longifron»  und  Perdix 
graeca. 

Rividre,  Emile.  La  Grotte  de  St.  Mitrtin  (Alpes 
maritime*).  Materiaux  pour  fhlitoira  primitive  de 
lliomme.  Vol.  XXII,  1888,  p.  217  — 218. 

Die  Höhle  war  in  der  neolith Ischen  Zeit  vom  Men- 
schen bewohnt.  E»  fanden  sich  Knochen  von  Schwein, 
Hirsch,  Rind  etc. 

Riviöre,  Emile.  Grotte*  ditw»  le*  Baumn*  du»  Bail» 
(Alp**  maritima*).  Matlriaux  pour  Hmtoire  primitive 
de  l’bomme.  Vol.  XXII,  I8b8,  p.  218. 

In  zwei  von  diesen  drri  Höhlen  kamen  Menschen* 
knochen  zum  Vorschein  und  zwar  von  verschieden  alten 
Individuen  nebst  Resten  von  Schweinen,  Hirschen, 
Rindern,  offenbar  aus  neolithischer  Zeit  stammend.  Die 
dritte  Höhle  enthielt  eine  zahlreiche  Fauna  aber  keine 
Menschen  roste,  sondern  nur  Feuersteine  ohne  Nacharbeitung 
und  eine  durchbohrte  und  geriefte  Hirschphalange.  Von 
Thieren  sind  anzuführen  mehrere  kleine  Fleisch- 
fresser, Murmelthier  und  ander«  Nager,  Schwein, 
Wiederkäuer,  mehrere  Yogelarten,  ein  Fisch  und  Land- 
Achneckenschalen. 

Rlvlöre,  Emile.  Decouverte  iVun  gisetnent.  quaternaire 
dati*  FAngoumU,  )a  Qu  Ina.  Revue  seien  tidque, 
T.  XXXXI,  1888,  p.  270  — 272. 

Ri  viere , Emile.  Hur  1h  Station  anaternaire  de  la 
Quinn  (Charente).  Matöriaux  pour  Ihistoir«  primitive 
de  Hiomme.  ToL  XXII,  1888,  p.  145 — 147. 

Die  Ablagerungen,  welche  Artefacte  und  Thierreste  eiu- 
*chlie*»en , haben  hier  eine  Höhe  von  2 bis  3 tn.  Es  ge- 
hören diese  Reste  nur  einer  rinzigrn  Periode  an.  Von 
Thieren  fanden  »ich:  Crsus,  vielleicht  spclaeus,  Dachs, 


Schakal,  Fuchs,  Wildkatze,  Pferd  (»ehr  häufig), 
Rentbier,  gleichfalls  gut  vertreten,  Edelhirsch,  Reh, 
Ziege  und  Rind  (primigenius).  Die  Silex  zeigen  den 
Moust  Serie  o-Typus.  Dagegen  fehlen  bearbeitete  Knochen 
und  Geweihe. 

Schlosser.  Ueber  SAugethiere-  und  Vogelreste 
von  den  Ausgrabungen  in  Kempten  stammend.  Cor- 
respondenzblatt  der  aeutschn  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte  1888.  8.  17—22. 

Die  Funde  stammen  au»  der  Römerxeit,  Von  Hausthier* 
knochen  bat  man  Rind,  Pferd,  Esel,  Schwein,  Schaf, 
Ziege,  Hund,  Gans  und  Huhn,  von  Wild  Hirsch, 
Reh  und  Wildschwein.  Die  R i n der  knochen  gehören 
zum  grössten  Theile  der  Torfkuhrasse  »n;  eine  grosse 
Primi  ge  nius-Ruste  ist  nur  durch  einige  Reste  angedeutet. 
Dieselbe  war  wohl  von  den  Römern  eingefübrt  worden. 
Das  Schwein  stimmt  mit  dem  Torfsrbwein.  Wlld»chwein- 
rest*  sind  »ehr  selten.  Das  Pferd  dürfte  als  orientalische 
Rasse  zu  deuten  »ein.  Von  Hunden  waren  drei  Hassen 
zu  unterscheiden,  Dachshund,  eine  weitere  mit  Anklängen 
an  Windhund  und  Hühnerhund,  und  dann  noch  eine 
kleine  Rasse,  Fuchsahnlieh  im  Kiefer  und  Zahnbau. 
Von  Kempten  stammen  auch  Pfahlbaureate,  mit  Knochen 
von  Pferd  (Schädel),  Torfkuh,  Torfschwein,  Ziege 
und  Torfhund.  Ganz  besonderes  Interesse  verdient  jedoch 
der  Homzapfen  eines  Steinbocks. 

Virchow,  R.  Untersuchungen  von  Gräbern  und  Pfahl- 
bauten in  Ontpreuasen.  Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte 1888.  8<\  8.  428—430. 

Am  Siontagsee  kam  rin  Pfahlbau  an*  der  jüngeren 
Steinzeit  zuin  Vorschein.  Von  Metallgeräthen  war  nur  eine 
Bronzescheib«  vorhanden. 

N eh  ring  fand  II  uiid,Torfschwein,Torfknh,  Ziege, 
Schaf,  Pferd,  Wolf,  Fuchs,  W’ildkatze,  Fischotter, 
Bär,  Biber,  Hase,  Wildschwein,  Bison,  Edelhirsch, 
Reh,  Auer-  und  Birkhahn.  An  den  Vortrag  wird  die 
Bemerkung  geknüpft,  da»»  wohl  nur  ein  Theil  des  Pfahl* 
hauvolkes  die  Pfahlbauten  bewohnt  haben  dürfte.  Ein 
grosser  Theil  desselben  hatte  vielmehr  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  »eine  Wohnsitze  am  festen  Lande. 

Virchow,  R.  Die  menschlichen  Uebwrreste  bub  der 
Bilsteiner  Höhle  hoi  Wart* Kein  in  Westfalen.  Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie, Ethnologie  und  Urgeschichte  1888,  8.  335—338. 

Die  Höhle  liegt  im  devonischeo  Kalk  und  gabelt  sich 
mehrfach ; sie  hat  drei  Ausgänge.  Au»  derselben  stammen 
fünf  Me  »sehen  »chkdel,  einer  davon  aus  einer  höheren 
Lage.  Von  Thierknochen  konnten  bestimmt  werden  solche 
von  Ren,  Schwein  und  Schneehuhn.  Ob  die  Men- 
schen reste  das  gleiche  Alter  haben,  konnte  nicht  er* 
mittelt  werde», 

Virchow,  R.  Knochenbreccie  aus  einer  astarischen 
Höhl».  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1888, 
8.  468. 

Nordspanien  ist  reich  an  Höhlen  mit  Knochenbreecie». 
Ren  ki>mmt  darin  niemals  vor,  wohl  aber  Edelhirsch, 
Steiubock,  Pferd,  Biber.  Du»  vorliegende  Stück 
Breccie  enthält  Reste  vom  Hirsch  und  Holzkohlen.  E» 
ist  recht  wohl  möglich,  da»*  die  Höhle  wirklich  von  Men- 
schen bewohnt  wurde  und  zwar  io  sehr  früher  Zeit. 


B.  Säugethiere  aus  dem  Diluvium  ohne  nähere  Beziehungen  zum  prähistorischen 

Menschen. 


Buchenau,  Franz.  Maramutb-Stoaszabn  aus  der 
Weser  bei  Xieuburg.  CorreapoudenzblAtt  der  deutschen 


Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte, Bd.  XIX,  1888,  8.  36. 


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120 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


[m  Kln**kic*  der  Wewr  sind  schon  wiederholt  Zähne  voii 
Mammuth  gefunden  worden. 

Calderon } Salv.  ExiMencU  d*»l  ElephAa  (mcri- 
dioualU]  Trogontherii  TohL  en  Sevilla.  Anales 
aocmlad  espanola  hist.  nat.,  Tom.  17, -Cu&d.  2,  Acta«, 
p.  82  — 35. 

Liegt  nicht  ri»r. 

Calderon  y itrana,  Salvador.  Note  sobra  la  exi- 
ütoncia  del  „Eie  phas  nnliquua“  en  Andalunia. 
Anales  aoeiedad  espaüola  hist,  mit.,  Tom.  10,  Cuad.  3, 
Actas,  p.  46  — 50. 

Capeliinij  A.  Sur  un  petit  ours  de  la  grotte  de  Ca*- 
sana.  Materiaux  pour  1 'hin  toi  re  primitive  de  l'homme 
1888*  8rt-  p.  808. 

Auch  in  dle*er  Hohle  — Ligurien  — fand  sich  nunmehr 
diese  kleine  üarenrasse,  die  jedenfalls  schon  mehr  der 
PHanxennahnmg  nngepasst  war  als  die  grosse.  Beide  haben 
zusammen  gelebt , aber  nur  seitlich , nicht  auch  an  den 
gleichen  LocaliUten. 

Conwentz,  H.  Vorweltliche  Wi  r bei  t hier  res  te  ans 
der  Umgebung  von  Riesenburg.  Schriften  der  &atur~ 
forschenden  Gesellschaft  in  Danzig,  Bd.  VII,  B.  40—41. 
Liegt  nicht  vor. 

Dawkins,  W.  Boyd.  OnAilnrnsanglicus.  A 
new  Carnivora  Brom  the  red  Crng.  Nature  1087, 
Vol.  37,  p.  350.  The  Quarter  ly  Journal  of  the  Geo- 
log i ca  I Society  1888,  p.  228  — 230.  Mit  1 Tafel. 

Im  Ked-Crag  fand  sich  der  Untrrkiefer  eines  Ailurus, 
grösser  als  der  lebende  fulgens. 

De  Via,  C.  W.  On  n Kiipposed  new  species  of  Noto- 
therium  (dumme).  PTOCOedlll«  of  the  Linncan 
Society  of  New  South  Wales.  VoL  II,  p.  1085 — 1070. 

De  Via,  C.  W.  On  an  extinct  genua  of  the  Marsu- 
pials  allied  to  Hypsipry mnodon  (Triclts  oaeil- 
lanus).  Proceediuge  of  the  Lin nean  Society  of  New 
South  Wale*.  Vol.  III,  p.  5 — 8. 

Qaudry,  Albert  et  Boule  M&rcelin.  L'Elas- 
motherium.  Matlriaux  pour  rhistoire  des  temp* 
quaternaires.  III.  Vol.  Paris  1888.  p.  83  — 104. 
Mit  4 Tafeln. 

Das  Elismnthrrium  zeigt,  wie  sich  Skugrlhier*  im 
Laufe  der  Zeit  bei  einer  Armierung  in  ihrer  Lebensweise 
auch  in  ihrer  Organisation  andern  können.  Wir  sehen 
hier  die  Umwandlung  des  Rhinocerostypus  in  einen 
echten  fterhivoren.  Zuerst  wurde  dasselbe  beschrieben 
von  Fischer  von  Waldhritn  als  Klephns  Sibiriens. 
Dieser  Forscher  glaubte  an  demselben  Merkmale  von  Eie- 
phas,  Khinocrros  und  Kdentaten  finden  zu  können. 
Mit  den  letzgenannten  hat  es  auch  Blain vi Ile  vereinigt, 
während  es  vonCuvier  zwischen  Khinocrros  und  Pferd 
gestellt  wurde.  Erst  Pictet  erkannte  dessen  nahe  Ver- 
wandtschaft mit  Rhinoceros.  Gail  besans  von  F.las- 
inotherium  eine  Schiulelliiilfte  aus  dem  Rhein.  In  letzter 
Zeit  fanden  sich  einige  Reste  dieses  Thieres  bei  Samara 
an  der  Wolga.  Von  Rhinoceros  lichorb i nun  unter- 
heidet  es  sich  vor  allem  durch  seine  riesigen  Dimensionen; 
ferner  befindet  siel»  der  Hornxapfm  nicht  auf  der  Nase, 
sondern  auf  der  Stirn.  Die  Dimensionen  stimmen  fast 
eher  mit  Klephns  als  mit  Rhinoceros.  An  Rhino- 
reros  erinnert  die  Anwesenheit  einer  knöchernen  Nasen- 
srheidewand.  Die  Porletalia  sind  auffallend  klein  und 
liegen  weit  zurück.  Möller  schreibt  ihm  einen  Rüssel  zu, 
indess  wohl  mit  Unrecht.  Gleich  dem  Schädel  hat  auch 
das  Gehirn  grosse  Aelinlichkeit  mit  Rhinoceros.  Was 
das  Gebiss  anlangt,  so  fehlen  die  BchneidezShne,  abgesehen 
vom  Milchincisiven , doch  verhalt  sich  auch  Khinoeeroa 
simus  ebenso.  Die  Backzähne  bestehen  aus  zwei  kleinen 
Priimolareu  und  drei  Molaren.  Dir  ersteren  haben  für 
einen  so  ausgesprochenen  Herblvoren  keinen  Werth 
und  sind  daher  beträchtlich  reducirt;  um  so  kräftiger  sind 


dafür  die  Molaren.  Auch  hei  Rhinoceros  tichorhinu» 
kann  bereits  der  obere  Prs  verschwinden ; im  Unterkiefer 
erhalt  sich  alter  dessen  Alveole  auch  bei  Elastnotherium. 
Die  .Schmelzleisten  der  Backzähne  zeigen  Faltung;  die 
Krone  hat  eine  bedeutende  Höhe  erlangt.  Khinoeeroa 
tichorhinu»  ist  nicht  der  Stammvater  des  Elasmothe- 
rlum  sondern  nur  dessen  Vetter.  Als  Ausgangspunkt  des 
letzteren  kann  jedoch  Cndurcotherium  aus  dem  Oligo- 
cän  gelten.  Die  Zähne  haben  hier  ebenfalls  bereits  Cäment 
angesetzt. 

In  der  Tafelerklärung  wird  gezeigt , wie  bei  allen  Huf- 
thieren  die  anfangs  niedrige,  aber  mit  dicker  Schmelz- 
schiebt  überzogene  Krone  immer  mehr  an  Höhe  zunimint, 
wir  alle  Erhabenheiten  der  Krone  immer  mehr  ins  gleiche 
Niveau  treten , die  Wurzel bildung  immer  »piteT  erfolgt 
und  xuletzt  in  den  Vertiefungen  der  Krone  ein  neues  Ele- 
ment, die  CümrnUubManz,  zur  Entwickelung  kommt. 
Kurz  der  anfangs  niedrige,  mit  Wurzeln  versehene,  für  ge- 
mischte Nahrung  bestimmte  Zahn  verwundrlt  sich  in  den  für 
die  echten  llerbivoren  so  charakteristischen,  wurzellosen 
„ prismatischen “ Zahn.  Beispiele  hierfür  zeigt  unter  den 
Proboscidiern  die  Reihe  Mastodon,  Stegodon,  Kit- 
phas  meridionalis  und  Mimmuth,  unter  den  Peristo- 
dacty len  die  Reihe  Lophiodon,  Aceralherium,  Rhino- 
ceros, Elamotheri  u m,  unter  den  Artiodactylen 
die  Reihe  Xiphodon,  Antilope,  Boi  elatus,  Bison. 
Diese  Beispiele  sind  indes»  zum  Theil  etwas  unglücklich 
gewählt,  indem  Lophiodon  mit  den  Rh i nocrotiden 
eltenso  wenig  xn  schaffen  hat,  wie  Xiphodon  mit  den 
Wiederkäuern,  d.  b.  als  deren  Ahnen  iu  Betracht  kommen 
können.  Bei  einer  etwa«  genaueren  Kenntnis«  de«  fossilen 
Materials  Hessen  sich  schon  bessere  Beispiele  aufstellcn. 
(Anmerkung  des  Ref.) 

Was  die  Kitrcmitätrnknochen  des  Elasmotberium  betrifft, 
so  stimmen  dieselben  fast  ganz  mit  jenen  der  Rhino- 
cerotiden  überein.  Sie  waren  nur  grösser  und  zugleich 
etwas  schlanker  al*  jene  von  Rhinoceros  tichorhinu*. 

Nehring,  A.  Utbtr  die  Fon«  der  unteren  EckzAhne 
M den  Wildach weinen,  sowie  über  da«  aoge- 
nannte  Torfschwein  (Bus  palustris  Kütimeyer). 
Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  naturforacbender 
Freunde  zu  Berlin  1H88,  8.  9 — 15.  Ueber  daa  sog©* 
nannte  Torfachwein  (Bua  palustris  Kütimeyer). 
Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen  Gesell- 
sclrnft  1888,  8.  181  — 187.  Mit  xwei  Holzschnitte«. 

Die  von  RÜtimeyer  als  Bus  palustris  beschriebene 
kleine  Schweinrform  fand  sich  später  auch  iu  allen  prä- 
historischen Fundstätten  Europa».  Der  genannte  Autor 
hielt  dasselbe  ursprünglich  für  eine  selbständige  wilde 
Art,  die  neben  dem  eigentlichen  Wildschwein  existirt 
hätte,  später  erklärte  er  es  für  ein  Kreuzuugsproduct  vom 
indischen  und  europäischen  Hausschwein,  zuletzt 
brachte  er  es  in  whr  nahe  Beriehong  zu  dem  iadiichea 
Hausschwein,  indicas,  resp.  dessen  wilder  Stammform, 
dem  Sus  vittatus,  hob  also  die  asiatische  Abstammung 
besonders  hervor;  Schütz  hielt  es  für  einen  Abkömmling 
des  Sennaarsch wein«,  Strobel  für  eine  selbstständige 
europäische  Art,  Steenstrup  und  Rolleston  lediglich 
lur  das  Weibchen  des  Wildschweins.  Verfasser  zeigt 
nun,  dass  das  europäische  ildsrh wein  je  nach  der 

weiter  fortgeschrittenen  Dornest kirung  und  sonstigen  Fac- 
toren  ausserordentlich  variirou  kanu.  Bo  halten  Inzucht, 
Klima,  Nahrung  grossen  Einffu««  auf  dessen  Variabilität. 
Schon  io  der  Natur  kommen  häufig  Kümmerer  vor,  die 
dem  Herbstwurf  entstammen ; so  ferne  sie  nicht  über- 
haupt zu  Grunde  gehen,  bleiben  sie  Kümmerer,  d.  h.  unge- 
mein schwächlich  und  klein.  Sehr  häutig  sind  solche  auch 
in  Parken  in  Folge  der  Inzucht.  Sie  haben  einen  xuge- 
»pitzten  Knpf,  relativ  grosse  Augen,  flnehrippigen  Rumpf, 
hohe,  dürre  Beine,  kurz  sie  sehen  dem  Torfach wei n sehr 
äholich.  Gleich  diesem  zeigen  sie  auch  einen  verkürzten 


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Zoologie.  127 


Incisiven-Theil  und  ein  schwächliche*  Gebiss,  namentlich 
in  bezug  aut'  die  Primotnren.  Vertaner  halt  deshalb  das 
„Torfschwein1*  nur  liir  riuen  durch  primitive  Dotnesti- 
eirung  verkümmerten  Abkömmling  des  europäischen  Wild- 
schwein*. E*  sollen  freilich  im  Pleiatocäu  von  Paris  und 
nn  anderen  Orten  diluviale  Reste  des  Torfschweins  ge- 
funden worden  sein;  sollte  dies  aber  wirklich  der  Full  sein, 
so  wären  auch  dies«  Thier«  nur  Kümmerer  des  gewöhn- 
lichen Wildschweins.  In  den  Mittelmeer  ländern  und  in  der 
Schweiz  mögrn  zur  Bronzezeit  immerhin  Importirongen 
asiatischer  Hausschweine  und  Kreuzungen  mit  den 
Nachkommen  des  gezähmten  Wildschweines  stattge- 
funden  haben ; die  Reste  aus  Norddeutsehland  hingegen 
weisen  in^gesammt  aut  Kümmerer,  d.  h.  domesticjrte  Ver- 
treter des  Wildschweins  hin.  Die  verkümmernden  Ein- 
flüsse der  Domestidrung  werden  immer  noch  zu  wenig 
beriieksi«  htigt.  Selbst  bei  Thieren  ein  und  desselben 
Wurfe*  zeigen  sich  erhebliche  Verschiedenheiten. 

Auch  diu  sardinische  Wildschwein,  Sus  scrofa 
meridionalis  K.  Maj.,  angeblich  mit  Sus  vittstu» 
verwandt , ist  nur  eine  verkümmerte  Inselrasse  de*  ge- 
wöhnlichen Wildschweines. 

Was  die  Eckzähne,  Hauer  lrttrifft,  so  leigen  jene  des 
papuensis  den  nämlichen  Querschnitt  wie  jene  des  vit- 
tatu*-  Die  stärksten  Kckzähne  finden  sich  bei  barbat u* 
und  longirostris.  Die  Form  wechselt  auch  bei  den 
einzelnen  Arten  und  zwar  bei  den  uämlicben  Individuen 
je  nach  dem  Alter. 

Nehring  A.  Feber  die  Dilu  vialfaunen  von  Wester- 
ege  ln  und  Tbiede.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft 
naturf»r«chender  Freunde  zu  Berlin  1888,  S.  89. 

Pohl ig  hatte  in  „Sitzungsber.  der  niederrhein.  Gesell- 
schaft- 1887  behauptet,  das»  Rbinoceros  Merck!  bei 
Westercgeln  gefunden  worden  sei.  Verfasser  giebt  die 
Möglicbkeit  zu , dass  diese  Art  wirklich  bei  Egeln  zum 
Vorschein  gekommen  wäre,  doch  könnten  dies«  Reste  un- 
möglich aus  jenen  Ablagerungen  stammen , die  er  sell*»t 
untersucht  halt«;  dieselben  seien  zweifellos  lössartige  Bil- 
dungen und  auf  keinen  Fall  identisch  mit  jenen  von  Rix* 
dorf,  dl«  Pohlig  unter  die  Motwlxcher  Sande  »teilen 
will.  Gegenüber  W oll  «mann  hält  Kehring  mit  aller 
Entschiedenheit  daran  fest,  dass  die  Fauna  von  Wester- 
egrln  aut  einen  strppenartigen  Charakter  schliessen  lässt, 
namentlich  gilt  dies  vou  der  Anwesenheit  charakteristischer 
Steppen -Nager.  Uebrigen»  finden  sich  aolcbe  nicht  bloss 
an  der  genannten  Localität,  sondern  auch  in  Diluvial- 
Ablagerungen  von  Frauken  und  Mahren. 

Nolirlng,  A.  Ueber  das  Skelett  eines  weiblichen  Boa 
printigeniti*  aus  einem  Torfmoor«  der  Provinz 
Brandenburg.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  natur- 
forschender  Freunde  zu  Berlin  1888,  S.  54  — 62.  Mit 
einem  Holzschnitte. 

Mehring,  A.  Entgegnung  auf  Wolle  mann ’s  Ab- 
handlung über  die  Diluvialsteppe.  Sitzungsberichte 
der  Gesellschaft  naturforscheuder  Freunde  zu  Berlin 
1888,  153—186. 

Wollemann  hat  gegenüber  Kehring  bestritten,  dass 
ln  Mitteleuropa  zur  Postgladalzeit  gewisse  Landschaften 
Steppencharnkter  besessen  hätten.  Der  letztere  Autor 
weist  nun  darauf  hin , dass  nicht  bloss  die  Botaniker  die 
einstige  Anwesenheit  einer  Steppenflora  zugeben , sondern 
Auch  in  der  Thal  in  Mitteleuropa  Thiere  gelebt  hsbeu,  die 
heutzutage  nur  noch  in  der  russischen  und  sibirischen 
Stepp«  anzutreffen  sind,  so  die  Alactaga,  verschiedene 
8p  ertno philus  — Thiede  — verschiedene  H a in »te r - 
arten  — phaeu»  in  Ungarn,  Saalfeld,  Zuzlawitz — . Auch 
die  in  Thiede  gefundenen  Landechnecäeu  sprechen  keines- 
wegs dagegen,  dass  dort  wirklich  eine  Steppe  geweseu  sei. 
An  der  genannten  Localität  beiiuden  »ich  die  nordischen 
Steppentliiere  in  den  tiefsten  Lagen.  In  den  höheren 
herrschen  Rhinocero*  und  Mammuth  vor. 


Nehring,  A.  Utber  da«  Vorkommen  von  Arvicola 
oecoDomui  Pall.  sp.  im  Diluvium  von  Thiede  und 
Westeregeln.  Sitzungsberichte  der  Gesellschaft  nutur- 
forscheruJer  Freunde  zu  Berlin  1888,  8.  80  — 85. 

Verfasser  ist  nunmehr  geneigt,  die  früher  von  ihm  als 
Arvicola  rattierp»  bestimmten  Reste  au*  dem  Dilu- 
vium zu  Arvicola  oeconomu*  zu  stellen,  indessen  sind 
die  otteologUchen  Unterschiede  zwischen  beiden  Arten 
äussrrst  gering.  Die  Deutuug  al«  oeconomu*  erscheint 
insofern  als  mehr  berechtigt,  weil  sich  an  jenen  Local i- 
taten  auch  sonst  sehr  viele  charakteristische  Steppennager, 
so  Alactaga  jaculua,  Arctomys  bobac,  Lagomys 
pusillus  und  Spermophilu»  rufetcon*  gefunden 
haben.  Gegenüber  Plcske  «ei  zu  erinnern,  das*  Myodes 
lern  nun  und  schisticolor  wohl  nur  Abzweigungen  von 
obensi»  sind.  Die  der  Art  nach  fraglicbeu  diluvialen 
Myodes- Reste  sind  deshalb  richtiger  als  obensi«  zu 
bestimmen,  weil  sie  neben  solchen  von  torquatus  Vor- 
kommen , welche  beiden  Species  auch  noch  in  der  Gegen- 
wart die  nämliche  Hcimath  haben. 

Pohlig;,  Hans.  Dentition  und  Kraniologie  des  E.  antl- 
quua  Falc.  mit  Beiträgen  Uber  Elephas  primi- 
gouius  Blum,  und  Elephaa  meridionalis  Nesti. 
Erster  Abschnitt.  Nova  acta  der  kaiserlich  Lcopol- 
diniach-Carolinischen  deutschen  Akademie  der  Natur- 
forscher, Halle,  53.  Bd.  1886,  2HO  Seiten.  10  Tafeln. 

Verfasser  giebt  zuerst  einen  Urberblick  über  die  Arbei- 
ten Bl umenbach’a,  Cnvier's,  Nesti1»  Falconer’» 
und  anderer  Autoren,  die  »ich  mit  den  Resten  fossiler 
Elephanten  beschäftigt  hatten  und  wendet  sich  daun 
dem  Elephas  antiquu*  zu,  der  in  Mitteleuropa  eine  *o 
wichtige  Rolle  in  der  Pleistoi-änxeit  gespielt , aber  auch 
in  Italien  vielfache  Reste  hinterlassen  hat.  Besonders 
häufig  ist  E.  antiquu*  in  drn  Tüllen  von  Taubach  bei 
Weimar , doch  wurde  da»  vorhandene  Material  in  »ehr 
viele  Museen  zerstreut  und  befinden  »Ich  z.  B.  die  Re»te 
von  anscheinend  ein  und  demselben  Individuum  io  nicht 
weniger  als  sielten  Sammlungen. 

Ein  Abschnitt  Itebandclt  die  geologische  Bedeutung  de* 
E.  antiquu»  und  die  Localitäten  von  dessen  Ueberreaten. 
Bezüglich  der  geologischen  verticalen  Verbreitung  scheinen 
die  drei  wichtigeren  fossilen  Elephanteutörmen  Europas, 
Elephas  meridionalis,  antiquu»  und  primigeuius 
eng  mit  einander  verkettet  zu  »ein.  Der  er»te  kommt 
bereit»  im  Pliocfin  de*  Val  d’Arno  vor,  »päter  findet  er  »ich 
auch  in  Frankreich  — 8t.  Prcst  — , in  England  im  jünge- 
ren Crag  und  Forestbed , im  Süden  erhielt  er  »ich  jetloch 
anscheinend  noch  hl»  in»  Pleistocän  neben  antiquu»  und 
prlmigeniua. 

Auch  der  antiquu*  hat  noch  im  Arnothal  im  Pliocän 
gelebt  neben  Mastodon  arverneneis  und  Bomoui; 
noch  häutiger  wird  er  in  den  eben  erwähnten  oberplio- 
einen  Ablagerungen  und  erreicht  sodann  »einen  grössten 
Individuonrrit  bthuin  in  den  mittel ptioeänen  tlnviatiirn  und 
liinnifcclieu  Bildungen  Mitteleuropa*  sowie  ln  Italien.  Die 
jüngsten  Reste  »tauuneu  au*  Huviatilen  Absätzen  von  Arezzo, 
die  etwa  dem  Löss  entsprechen;  hier  neben  Mammuth. 
E.  primigeniu»  erscheint  zuerst  in  den  ältesten  Pliocän- 
Schotlern,  vielleicht  sogar  schon  in  dem  Oberpliocäa  mit 
Machnerodu»  latiden»,  aber  immer  in  Schichten,  in  wel- 
chen Mastodon  arvernensis  bereit*  erloschen  ist,  bleibt 
aber  hier  noch  sehr  individuenann , häufiger  wird  da« 
Mammuth  in  den  alteren  Flussablagerungen,  die  der 
Haupt-Glncinlzeit  folgen,  um  dann  während  der  Periode  der 
oberen  Flussablagerungen  wieder  seltener  zu  werden.  Iu 
der  Zeit,  welche  durch  die  jüngeren  Glacial-Lehme,  Schot- 
ter und  den  Lös*  repräsentirt  wird,  erreichte  da*  Mam- 
muth den  Höhepunkt  seiner  Entwickelung.  Der  grössere 
Individuen  - Keicbthum  de»  Mammuth  fällt  also  immer 
mit  klimatischen  Schwankungen , d.  b.  mit  Temperatur- 
erniedrigung  zusammen.  Es  lassen  sich  drtnnar-h  hinskht- 


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128 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


lieh  der  Verbreitung  der  jiing*ten  fossilen  Proboscidier 
ln  Europa  folgende  Stufen  unterscheiden : 

1.  Stufe  de»  Mastodon  nrvernensis  für  das  untere 
PliocSn. 

2.  Stufe  de»  Elephas  meridionalis  für  da»  obere 
Pliocin. 

5.  Stufe  de*  K.  meridlotialis  trogontherii  für  da* 
älteste  PlistoeJin. 

-Sa.  Haupt/lHcinlstufe  für  das  untere  l'listocän. 

4.  Stufe  de*  E.  primigeuiu*  trogontherii  für  da* 
untere  Mittelplistoi  an. 

fj.  Stufe  des  K.  antiquus  für  da*  obere  Mittelplistocin» 

6.  Mamcuuthstufe  für  das  untere  Uberplistocan. 
da.  Hen t hier» tul'e. 

7.  Prähistorische  oder  Pfahlbautenstufe  für  das  mittlere 
Olierplistocin. 

8.  Historische  Stufe. 

Treue  Begleiter  haben  die  einzelnen  Eleph anten- 
arten in  solchen  von  Rhinoceros.  So  Rhino ccrn» 
megarhinus  und  Mercki  etrusen*  nur  in  der 
Meridionalis-Stufe,  Kbinoceros  Merck!  trpu»  wohl 
auch  schon  hier,  aber  der  Hauptsache  nach  in  der  Anti* 
quus-Stnfc.  Rh.  tichorhinus  endlich  vorwiegend  in  der 
Matumutb-Stufe. 

Reste  des  Elephas  autiquu»  tiuden  sich,  abgesehen 
vom  Pliocän,  in  limniscbeu,  Üuviatilen,  iluviotuariucn  Bil- 
dungen, in  Höhlen-  und  halbvulkanischen  Ablagerungen 
de»  Plistociu.  ln  Deutschland  sind  als  Fundorte  zu 
nennen  die  Sande  von  Moosbach  bei  Wiesbaden,  und  die 
Travertine  von  Thüringen  — Tauhach  etc.  — , in  der 
Schweiz  die  Schieferkohten  von  Utznarh  und  Dörnten , in 
Itatien  die  Travertine  des  Tiberthaies  und  in  England  das 
Becken  von  Gray* - Tliurrock  au  der  unteren  Themse,  in 
Frankreich  die  Travertine  von  Marseille,  die  allerdings 
auch  meridionalis  enthalten  »ollen.  Von  Flussschottern, 
welche  Re»te  des  E.  antiquus  führen,  sind  zu  nenneu 
jene  aus  dem  llmthal  unterhalb  Weimar,  die  Kiesbänke 
von  Rosenheim  am  Inn,  der  Neckarkies  von  lleilbronn 
Und  Bietigheim  und  endlich  au*  der  Gegend  von  Braun- 
schweig — Thiede  — , nicht  aber  in  den  Sonden  von 
Rildorf.  lu  Frankreit  h hat  man  Funde  zu  verzeichnen 
bei  Pari»  — Argenteuil  — , bei  Atnien»,  bei  Lyon,  an  der 
Saone,  Rhöne  und  im  Becken  der  Gironde,  in  England  im 
Themsethal  und  vielen  anderen  Flussthälern ; auch  in 
Italien  sind  manche  Flussschotter  reich  an  Resten  des 
K.  antiquus,  besonder»  Tiber,  Po  mit  Nebeniiüuen  und 
da*  Val  de  chiana.  Auch  int  Italien  da»  einzige  Land,  in 
welchem  E.  antiquus  noch  während  der Ldsazeit  cxi»liri 
hat  — Arezzo  — . Reste  dieses  Thieres  sind  auch  in  den 
halbvulkaninchen  Tuffen  der  Gegend  von  Rom,  sowie  io 
HuTiomarinen  Schichten  von  Livorno,  Civitavecchia  und 
Sicilieo,  und  in  den  Höhlen  von  Kent  und  Oreston  in 
England,  den  Höhlen  am  Golf  von  Tarent  und  den  slcllia- 
niM-hen  Höhlen  zum  Vorschein  gekommen ; schliesslich 
wären  noch  anzufiihreu  als  Fundplätze  Gibraltar,  Malta, 
Korinth  und  Sardinien. 

Die  Thiergesellsrhnfl , in  welcher  der  E.  antiquus  zu- 
erst erscheint,  hatte  eilten  nahezu  tropischen  Charakter; 
«ie  zählte  Axishirsche,  Affen,  Flusspferd,  gewisse 
Boviden  von  südlichen  Typus;  auch  die  Anwesenheit  der 
aasgestorbenen  Mnchairodus  und  Mastodon  darf  mit 
gutem  Grund  als  Beweis  für  ein  warmes  Klima  gelten ; 
von  dieser  ganzen  Fauna  sind  dem  E.  antiquus  nach 
Norden  gefolgt  blo**  E.  meridionalis,  Hippopotam us, 
Equua  St enonis.Machaerw du»,  Khinoceros  Mercki, 
etrnscu»  und  megarhinus,  während  die  Fehden, 
Cerridcn,  llyaenaarten,  Nager  etc.  wohl  zu  Beginn 
des  jüngsten  Pliocän  aus  Europn  verschwunden  sind.  Es 
bähen  sich  zu  dieser  Zeit  nicht  nur  die  Grenzen  zwischen 
Land  und  Wasser  verschoben,  es  hat  vielmehr  offenbar 
auch  schon  eine  Abnahme  der  Temperatur  stattgrfunden, 
wie  das  Auftreten  von  Können  beweist,  die  noch  jetzt 


der  mitteleuropäischen  Fauna  angehören  oder  gar  schon 
mehr  oder  weniger  nordischer  Abkunft  sind.  Die  Pflan- 
zen aus  dieser  Periode  deuten  auf  ein  Klima  wenig  ver- 
schieden von  dem  heutigen  and  die  Meeresronchylien  zeigen 
bereit»  seit  der  Ablagerung  de*  Corallin-Crag  eine  stetige 
Temper.iturabnalime  an,  die  bis  zur  HnuptglaCialzeit  an- 
gedauert  hat.  Das  Ende  dieser  Periode  war  mit  dem 
AWlimelzen  des  Inlandeises,  gesteigerter  vulkanischer 
Thltlgkeit  und  einer  Einengung  des  Festlandes  verbunden. 
Die  Unterbrechung  der  Landbrücken  zwischen  England  und 
Frankreich,  zwischen  Sicilieo,  Italien  und  Afrika,  zwischen 
Afriku  und  Spanien,  zwischen  Griechenland  und  Kleinasien 
fallt  auch  in  diese  Zeit.  Von  den  älteren  Säugern  haben 
sich  bis  in  diese  Zeit  bloss  mehr  E.  antiquus,  Khino- 
ceros Mercki  und  allenfalls  Trogont her i u m erhalten. 
In  diese  Periode  nun  fällt  das  erste  Auftreten  des  Men- 
schen in  Europa.  — St.  Acheuil,  Moustier,  Tuubach  etc. 
und  neben  ihm  erscheinen  Thierformon , die  sich  bis  in 
die  Gegenwart  oder  doch  bis  ans  Ende  des  Plistociu  er- 
halten haben.  — Brauner  Bär,  Löwe,  Panther,  ge- 
fleckte Hyäne,  Wolf,  Fuchs,  Dachs,  Fischotter, 
Wisent,  Ur,  Edelhirsch,  Reh,  Damhirsch  und 
Riesenhirscb.  Soweit  sie  nicht  ansgerottet  worden  sind, 
sind  sie  doch  aus  unseren  Gegenden  verdräugt  worden,  zum 
Theil  auch  Norden,  zum  Tlieil  nach  Süden,  zum  Theil 
nach  Osten.  Renthier  und  Mammnth  lebten  ln  Deutsch- 
land, während  der  Hippopotam  ns  wieder  in  Italien 
erschien,  ja  sogar  (angeblich)  bis  England  wieder  vor- 
drang.  — Für  eine  wenigstens  theilweise  beträchtlichere 
TemperaturzunHhme  sprechen  auch  gewisse  Ptianzenreste 
— Feige  und  Laurus  — bei  Pari«,  Weinrebe  inSüdfrank- 
reich.  Mit  dem  erneuten  Anwachsen  der  Gletscher  ver- 
schwindet der  E.  antiquus  für  immer  aus  Mitteleuropa. 
Er  räumt  hier  den  Platz  für  Msmmuth  und  Rhino- 
ceros  tichorliinas,  sowie  für  Ken.  Diese*  letztere  ge- 
langte nunmehr  bi*  zum  Golf  von  Tarent,  nach  Spanien  (V), 
Transkaukasien  und  Kleinasien.  Einige  arktiache  und  öst- 
liche Formen  bevölkerten  die  eisfreien  Gebiete  zusammen 
mit  dem  Menschen,  der  in  dieser  Periode  schon  ent- 
schieden Culturfortschritte  aufzuweisen  hat. 

Der  grösste  Tlieil  de*  vorliegenden  Werkes  — Beschrei- 
bend und  vergleichend  anatomischer  Theil  — Ist  dem 
Studium  der  einzelnen  Zähne  der  wioderholt  genannten 
drei  Elephanten  - Arten  gewidmet.  Diese  Untersuchungen 
»iud  sehr  schätzbar,  da  Verfasser  wohl  den  grössten  Theil 
des  gesammten  europäischen  Materials  aas  eigener  An- 
schauung kennt  und  alle  wichtigeren  Stücke  eingehend 
bespricht  und  abbildet.  Ucber  diese  speciellcn  Studien  zu 
referiren,  kann  jedoch  nicht  Aufgabe  dieses  Litcratnr- 
berichles  sein,  es  genüge  auf  einige  Punkte  aufmerksam 
zu  machen. 

Echte  Prämolaren  sind  bei  Dinotherinra  und 
Mastodon  angustidens  und  longirostris  gefunden 
worden,  aber  nur  jene,  welche  den  vorderen  Milchzähnen 
entsprechen.  Der  vorderste  Milchzahn  jedoch  wurde  auch 
hier  nicht  mehr  gewechselt,  andere  M astodon- Arten 
lauen  dagegen  keinen  Zahnwechsel  mehr  erkennen , wohl 
aber  scheint  unter  den  Elephanten  noch  eine  pliodlne 
Specics,  E.  plaoifron*,  eine  solche  Organisation  besehen 
zu  haben.  Milrh*tu**zähne  — oder  Milchincisoren  — lin- 
den sich  dagegen  wohl  bei  allen  Elepbantenarten,  sie  sind 
auch  bei  den  lebenden  Arten  — Indiens  und  afri- 
canus  — vorhanden,  von  Mastodon  angustidens 
kennt  inan  den  oberen,  von  M.  gignnteu*  den  unteren 
Milchlncisor.  Die  definitiven  Stowzähne  des  Eleph  an 
antiquus  dürften  wohl  bis  3 m lang  gewesen  sein. 

Unter  dem  Namen  Elephas  trogontherii  beschreibt 
Verfasser  eine  Art,  welche  zwischen  meridionalis  und 
primigenlus  zeitlich  und  morphologisch  in  der  Mitte 
steht  und  beide  genetisch  verbindet;  in  der  Form  der 
Krone  und  der  Abrasion »figuren  stimmt  sie  mit  beiden 
überein,  in  der  Lamellenzahl  jedoch  mit  antiqnus.  Er 


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Zoologie. 


129 


findet  »ich  im  Moofthacher  Sande,  hei  Rixdorf,  in  den  Tra- 
vertinen Thüringen»  und  in  der  süddeutschen  Rheinebeno, 
in  Frankreich  bei  Vlllevert , Pari*,  St.  Pre*t,  in  Spanien 
— E.  armeniacus  Calderon  — , in  England  im  Forestbed, 
und  fehlt  auch  nicht  in  Italien.  — Die  als  arm  e n i iicu  i* 
bestimmten  Rente  gehören  wohl  zum  gnw.ien  Theil  dieser 
Art  nn.  Von  Elephas  priruigeniu»  besitzt  da»  Museum 
in  Tiflis  einen  letzten  Mnlnren,  der  sich  durch  ganz  ge- 
waltige Länge  ausxeirhnet  aber  auch  «ofort  ab  anomale 
Bddung  erw  heint , veranlasst  offenbar  durch  pathologische 
Störungen.  Der  afrikanische  Klephant  int  bi*her  in 
Europa  nicht  mit  voller  Bestimmtheit  in  fossilem  Zustande 
nachgewieven  worden.  E*  könnten  al*  wirklich  fossile 
Ueberreate  desselben  höchstens  Zahne  de*  E.  priacu»  au* 
Sicilien  in  Betracht"  kommen. 

Der  namadirn»  »clieint  zwischen  indicu*  und  den 
älteren  antiquus  zu  stehen;  er  kann  recht  wohl  *1*  Rasse 


de*  indicu»,  E.  Indiae  fossili»  aufgefaMt  werden. 
Der  hysudricu*  kommt  dem  mrridionalia  sehr  nahe, 
wenigsten*  im  Zahnban.  Die  fossilen  El  e pbnnten-Z&hne 
aus  Amerika  »chlieaaen  »ich  theil*  dem  Mnniunuth,  theil* 
dein  trogontherii  sehr  eng  an.  Die  japanischen  Ele- 
phanten  dürften  zu  nam  adieu*  oder  indicu*  gehören. 

Dir  allgemeineren  Schlüsse,  welche  »ich  aus  den  Unter- 
suchungen aber  das  Gebi«*  der  KJephantcn  ergeben , sind. 

1.  Es  giebt  vier  selbstständige  Molnvenformen : K.  tro- 
gontherii, E.  Leitli  Adarasi  oder  Zwcrgniam- 
muth.  E.  priscu*  und  E.  Fnlconeri,  von  welchen 
der  Elftere  zwischen  nntiquu*  einerseits  und  dem 
in eridionalia  und  primigeniu*  andererseits  in  der 
Mitte  *teht.  E.  priscu*  ist  eine  Uebergangsform 
zwischen  K.  africanu.*  und  nntiquu*,  während  K. 
Fnlconeri  eine  Zwergra**e  des  africanu»  darstellt. 

Die  Proboscidier  bilden  eiue  geurtis.be  Reihe; 


A.  Mastodonten 


B.  [>i«odonteii 


1.  Bunolophodon  — * 2.  Zygolophodon  3.  Stego(-lopho)don  — 4 a.  Archidiscodon  — Polydiscodon  — 4 b.  Lo*«(-diiH;<ihlon. 


Das  Band  zwischen  Stegodon  und  Zygolophodon  ist 
jedoch  ziemlich  h»*e  und  sind  Zwisrhenformen  noch  sehr 
wünirhen»  werth : 

2.  Ein  Praoantepaenultiniu»,  ein  vierter  Milchzahn,  ezistirt 
nicht  bei  den  Elephanten. 

3.  Der  hysudricus  lässt  »ich  den  Zähneu  nach  nicht 
von  mrridionalia  unterscheiden. 

4.  Die  Deminutiv  • Elephanten  von  Malta  — E. 
Mnaidricnsi*  L.  Ad.,  E.  melitensis  Kaie,  und 
K.  Falconerl  Bu*k.  — zeigen  in  der  Milchbezahnung 


vollkommene  Ucbereinstlimnung  mit  E.  nntiquu». 
E*  stellen  mithin  die»e  drei  angeblichen  „Arten*  nur 
eine  Ponnyrussc  de*  E.  antiquu*  «tar,  für  welch# 
der  NiiUie  E.  (antiquu*)  Melitae  Falc.  zu  wählen 
wäre. 

S.  E»  bat  auch  eine  Deminutivrasse  des  Mammut  h 
— E.  (primigenius)  Le  Ith-Ada  nt  *i  — - eiistirt. 

I>ie  Abstammung  der  l'roboscid ier  und  der  Zusammen- 
hang der  einzelnen  Elephanten -Arten  veranschaulicht 
folgende*  Schema : 


f Hippopotainus  1 
\ Artiodactyla  | 

j — . HyoLpIru.  . j j 

| 3 |*  \ Prototapiru*  | 

1 

Man*  tu-  \ 
Sirenia  / 

Mastixion 

i 

■ V "■ 

• 

1 

Bunnlophixlon 

f v, 

Zygolophodon 

Dinotheriutu 

/ Rhinocern* 

\ Perissodactyla 

/ Hyrax 

M.  ohioticus 

Stegodon  M.  arverueufti* 

Afrikanische 

V Roden!  ia 

) 

V 

Gruppe  * * 

Japanisch malavisrh*  SUdeuropfcisch  - indische  | ( Nordeuropii»rh*  amerikanisch- 

indische  Gruppe*  Gruppe***  ) | borenle  Gruppe f 


• Umfasst;  E.  planifrons,  Arroeniae,  naruadirus,  indicu». 

'*  „ E.  africanu*,  priscus.  Falconeri,  nntiquu*,  Melitae. 

'*  „ E.  meridionali»  s=  ? hysudricu*. 

f „ E.  Columbii,  ? trogontherii,  Americae  ? primigenius,  Leith-  Adnntsi. 


Wie  inan  heutzutage  nach  den  grundlegenden  Arbeiten 
Copes  über  die  Systematik  und  Geschichte  der  Hufthlere 
und  die  Bedeutung  de*  trltuheirulären  , sowie  tubercular- 
»ectorialen  Zahne*  immer  noch  Tapirn*  wegen  der  Joch- 
firm  seiner  Zahne  als  Stammform  aller  Haft  hier«  hin- 
stellen kann,  ist  schwer  begreiflich.  (Der  Kef.) 

Pontlethwaite,  T.  N.  Romain»  of  Redde« r iu  tb* 
Duddcui  Eitutiry.  Th«  Zoologiot  1888.  8®.  p.  138. 

Die  Thiere  müssen  viel  stattlicher  gewesen  seiu,  ala  die 
noch  jetzt  in  England  lebenden  Hirsche. 

Rütimeyer,  I»,  Zur  Frage  über  da*  Tor  fach  wein 
und  das  Torfrind.  Verhandlungen  der  Berliner 
anthropologischen  GeaeUsuihaft  1H8K,  8.  5A0  — 556. 

N eh  ring  hat  behauptet,  dass  das  Tor  l'sch  wein  keine 
eigene  Sperie*  dar»teUe,  sondern  nur  eine  verkümmerte 
do««  itkirte  Russe  de*  Wildschweines  und  das* 
ebenso  auch  da*  Torfrind  al»  Ktiintnerrnft*e  de*  Primi* 
genius  aufzufassen  »ei.  Der  Hund  und  das  Rind  der 
Pfahlbauten  erwiesen  sich  so  verschieden  von  wilden  Rassen, 
dass  sie  sofort  als  Hnu*thiere  anerkannt  wurden.  Auch  das 
Archiv  für  Anthropologie.  Bit.  XIX. 


Torfschwein  zeigte  *o  viele  von  Wildschwein  al»- 
weichenfle  Merkmale,  da**  ein  director  Zusammenhang  mit 
diesen»  ausgeschlossen  schien.  Verfasser  leitete  r*  von  asia- 
tischen Wildschweinen  ab  (vittatus).  Auch  Studer 
ist  geneigt,  asiatische  Wildschweine  al»  Stammformen 
de*  Torfschwetnes  zu  betrachten.  Ferner  geben  auch 
alle  Beobachter  au»*er  N eh  ring  an,  da»*  dasselbe  in  Be- 
ziehung stehe  zu  den  romanischen , ungarischen  und  asia- 
tischen Hausschweinen,  die  doch  sicher  nichts  mit  dem 
europäischen  Wildschwein  zu  thun  haben.  Ws«  den 
Bo*  priraigeniu*  anlangt,  so  halt  Rütimeyer  denselben 
für  viel  zu  verschieden  von  Brachvcero»,  als  dass  er 
dessen  Stammvater  darstellen  konnte.  Freilich  erklärt  er 
»U*h  ausser  Stande,  den  Ahnen  des  Brachvcero»  anzugrbeu. 
ebenso  verhält  es  sich  jedoch  auch  mit  dem  noch  lebenden 
Bo*  iudicus.  Immerhin  i*t  e*  wahrscheinlicher,  da»* 
auch  Brachvcero»  auf  ein»  ausgeatorbone  asiatische 
Wildform  zurürkgr fuhrt  werden  darf. 

Referent  möchte  hier  bemerken , das»  die  Frage  nach 
der  Herkunft  de*  Torfschweines  und  Torfrindes  wohl 
noch  der  Lösung  harre;  doch  sind  die  von  Ne  bring  vor- 

17 


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130 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


gebrachten  Grinde  für  die  Ableitung  derselben  von  euro- 
päinhrn  Wildnissen  sicherlich  uller  Beachtung  werth. 

8(108011,  Andre,  dar  Forigine  dw*  coclion*  dornest  i- 
quc*.  Jmininl  de  l’»DMoipi«  et  Physiologie  de  Pari», 
24.  Anne*’,  p.  *201  — 2 IS.  Mit  3 Figuren. 

Verfiniser  hält  gegenüber  N eh  ring  daran  feit,  dass  die 
zwei  Typen  de*  europäischen  1!  aus  sch  xvei  ne»  — cel- 
tivn»  und  ibericus—  nicht  vom  Wjldsch «reine  all- 
stammen. 

Schlosser,  Max.  Ueber  Hülilenfuude  von  Feldmühl« 
bei  KicliMndt.  (‘orrespoudenzblatt  der  deutlichen  Ge- 
«ellKcbnfi  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urge- 
schichte 1HWH,  Kr.  2,  8.  10. 


Die  H«Hb*  lieferte  vor  allem  zahlreiche  Reste  vom 
Pferd,  daneben  Schaf,  Rind,  Edelhirsch  und  Feld- 
hase. Alle  diese  Knochen  noch  nicht  petribeir»  und 
stummen  aus  der  neolithis»  hen  Zeit.  Die  Glacialfnuna  ist 
angedeutet  durch  Maroni  uth,  Höhlenbär  und  vielleicht 
gehören  derselben  auch  un  die  Rr«te  von  Wolf,  Wild- 
schwein, Fuchs  und  einzelne  Zähne  und  Knochen  des 
Pferdes.  Die  Mirrotuuua  enthält  von  Säugern  bloss  Mus 
sp.,  Arvicola  ainphiblu»,  und  -My"  x u s gli*. 

Schaffhaueen,  H.  Fund  einet  Bchädeli  von  Cervu» 
m.-gncero»  bei  Bonn.  Verhandlungen  des  uatur- 
historischen  Vereint»  der  preußischen  Rheinland«  und 
Westfaleu»,  45.  Jahrgang,  1.  lieft,  Sitzungsberichte, 
S.  4 — 6. 


C.  S&ugethicre  aus  der  mesozoischen  Zeit  und  dem  Tertiär. 


Cope,  E.  D.  Glyptudon  from  Texas.  The  Ameri- 
can Naturalist  1HX8.  S°.  p.  345  u.  346. 

Castillo  hatte  Olyptodon  im  Thalc  von  Mexico  nach- 
jjew lesen.  Jet/t  entdeckte  Taylor  scdchc  Reste  auch  im 
südlichen  Texas  zusammen  mit  Equus  ereniden«  und  * 
Bareenai,  hei»Uj  ursprünglich  nus  Mexico  be*» hrieben. 
Das  neue  Glyptodon  srbliesst  sich  drmOwcui  und  clavi- 
ceps  nus  den  Pampas  an.  Die  äusseren  Felder  der  Rosette 
sind  regelmässig  pentagonal , das  innere  hexagonal.  Die 
neue  Art  erhält  den  Namen  petaliferus. 

Cope,  E.  D.  Oo  tfae  Dicoty linat  of  tht  Jobs  Day 
Uioeene  of  North  America.  Proceediug*  of  tlia 
Aniencnn  PhiUmophiciil  Society  Ihhh,  p.  02 — 79. 

Marsh  fand  im  John  Daybed  zuerst  «ine  Art  Dico- 

Untercr  Eckzahn  geeilt  in  eine  Vertiefung  des  Oberkiefer«  ein. 
drei  Pr  oben 

Unterer  Erkzahn  greift  in  eine  Vertiefung  de»  Oberkiefer»  ein. 
vier  Pr  oben 

Ecktähne  von  ovalem  Querschnitt. 


tyle*  hesperius,  Leidv  daun  später  D.  pristinu». 
Marsh  hesebneb  hierauf  zwei  Arten  aUThinohyu»  len- 
tu*  und  »oclali*.  Cope  fügte  hinzu  Chaenohyus 
deceden»,  Tbinohyu*  trichaenu»  und  Palneocboe- 
ru*  »u banj n« ns,  Keine  von  allen  diesen  Körnten  gehört 
jedoch  zu  den  echten  Dicoty  le»,  da  die  Pr  sänuntlieh 
ein faiher  gebaut  sind  wie  die  Molnrrn.  Auch  haben  sie 
keinen  Präglenoid-Kamm : wohl  aber  stimmen  sie  in  beiden 
Punkten  mit  der  fusssilen  europäischen  Gattung  Palaeo- 
choeru*  überein  und  nctimeu  eine  Mittelstellung  ein  zwi- 
schen diesem  und  den  echten  Dicoty  1*».  Cupe  giebt 
folgende  Unterscheidung;  — Die  Marsh’ »che  Diaguose 
ist  viel  zu  mangelhaft  — Dicotylidae  mit  Pr  ver- 
schieden von  den  M. 


Querschnitt  der  EckzJüme  dreiseitig, 

Chaenohyus. 

Querschnitt  der  Eckzähnc  dreiseitig, 

.....  Bothrolnbi». 

Keine  Vertiefung  des  Oberkiefers,  entsprechend  dem  C ....  Pnlaeochoerus. 


Bei  Chaenohyus  decedens  verjüngen  sich  die  Zähne 
sehr  rasch  nach  vorne  zu.  Von  Bothrolabi*  sind  vier 
Arten  zu  unterscheiden,  subacqunns,  pristinu*  — Leidy 
*|».  — rostratus  und  trichaenu*. 

Cope,  E.  D.  Synopsis  of  the  Vertebrale  Fauna  of 
the  Puerto  Serie*.  Journal  of  the  American  Philo- 
•ophiciil  Society  Ihsh,  p.  298  — 86L  Mit  2 Tafeln 
und  mehreren  Holzschnitten. 

Die  Puercoformation  wurde  im  Jahre  1H74  entdeckt. 
Sie  ist  entwickelt  im  nordwestlichen  Theile  von  Neu-Mexica 
und  im  ȟdwestbchen  Theile  von  Colorado,  liegt  auf  dem 
Lttrntniehed  und  wird  von  dem  mächtigen  WasAtcllbed  Über- 
lagert. Ihre  eigene  Mächtigkeit  beträgt  500  bi*  1000  Ku*s. 
Es  ist  eine  Sii ss wasserblldung.  Die  Kaunn  umfn**t  bi« 
jetzt  über  100  Arten  und  zwar  zum  nllergrü**ten  Theil 
Wirbelthiere,  unter  denen  wieder  die  Säuger  alle 
übrigen  Clausen  weit  an  Formen  reicht  hum  übert  reffen. 
Die  Säugetbiere  verdienen  besondere*  Interesae  insofern, 
al*  hier  die  ZnSnfurm  durchgehend*  noch  eine  sehr 
primitive  i*t  — Trituherculartypu*  im  Oberkiefer,  Tuher- 
rularsertorinltypti*  im  Unterkiefer  — und  der  Kuss  noch 
fünf  Zehen  nuf weist.  Von  «len  Gattungen  des  Puercol-ed 
geben  nur  Didyinictis  und  Chriacu»  in  noch  höhere 
Schichten,  ja  die  Peri ptv ch ide n hören  mit  dieser  For- 
mation auf,  dagegen  erhalten  »ich  hier  noch  Multitu b*r- 
culaten.  die  ihre  Hauptverbreitung  im  Jurn  besiegen, 
während  Perissodactylen  and  Nager  noch  gänzlich 
fehlen. 

Die  Taeniodonta  Mellen  wohl  die  Ahnen  der  Tillo- 
dontia,  Kodentia  und  F.dentata  dar,  die  Crcodonta 
sind  die  Ahnen  der  ltnubthiere,  die  Condylarthra  uie 


Ahnen  der  Paar-  und  Unpaarhufer  und  der  Ambly- 
poden. 

Auf  die  tieferen  Schichten  de*  Puercobed  sind  beschränkt : 
Neoplagtaulax  mnericanu»,  Poly mastodon  taoen- 
sis,  attenualu»,  latimolis  — früher  IlirMnrsupialia, 
jetzt  aber  für  Mouotremen  angesehen;  — Hetniganu* 
ntariiden»,  Onyelmdectes  tisonensia,  Mioclueuus 
pent»cu*,bathyunathu»,cra**ica*pis,coryphaeu», 
gnudrianua,  filholianna,  t urgid u n c u I u *,  Cliria- 
cus  priscu*,  hyattianus,  rutiro  eir  ian  u*  — Creo  - 
deuten  — , Periptyehus  brabensis,  coarctatu*, 
Ectocotiu«  ditrigonu»  — Condylarthra  — . 

Im  Ganzen  besteht  die  Fauna  de»  Puercobed  ans 
Ptilodu*  mit  2 Arten.  — Neoplagtauiax  Dtto., 
Chirox  plicatn*  und  5 Polymnstodon,  Ȋmmtliili 
Multituberculaten,  3 P*ittacotheri um  — Taenlo- 
donta — , 2Hrmigann*,Connrycte*,0nychodcctes, 
zahlreichen  Arten  von  Mioclaenus,  3 Tricente«,  vielen 
Chriacu*,  1 Deitatheriuro,  je  2 Triisodon,  Di«- 
»acu»  und  Didyinictis  — Creodouten  — 2 Mixo- 
decte»  und  1 lndrodon  — Letnuroiden  — 5 Ha- 
p loco  nus,  5 A nisonchu»,  1 Zetodou,2  Heiul  thlaeus, 
4 Periptyehus,  1 Ectoeonu»,  4 Protogonia  — Con- 
dylarthra und  2 Pantolnmbda  — Amblypoda. 

Unter  den  Creodonten  verdient  Mioclaenus  besondere» 
Interesse,  insofern  er  du  Entstehung*  - Centruin  aller 
übrigen  Form  reihe*  dieser  Gruppe  darslellt.  (?  Der  Ref). 
Eine  Linie  fuhrt  durch  Triisodun,Di»*acus,Pacliyucna 
zu  Mesonya,  eine  weitere  durch  Onychodect e», 
ConoryctesxuHemiganu»,  eine  weitere  durch  Chriacu* 
zu  Deltathcrium  einerseits  und  durch  Stypolo  hus 
zu  »Um  Ozyaeniden  andererseits;  die  letzte  Reihe  endlich 


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Zoologie.  131 


geht  durch  Mincis,  Didyrnictis  zu  «len  echten  Cnrni- 
voren.  Bei  der  Me*onyi> Reihe  int  die  Veränderung 
der  Molaren  auf  Vereinfachung  dieser  Zähne  gerichtet. 
Mchonyi  zeigt  auch  wie  die  Perissodacty len  des 
Cuboid  zwischen  Calcaneu»  und  Aslragulu*  hineingrschoben 
und  xugleich  hufülinlicbe  Form  der  Kudphalaugen.  — 
Die  Ansicht,  das»  Mioclaeuu»  den  Ausgangspunkt  der 
übrigen  Creodonten  darstellc,  dürfte  wohl  wenig  Bei- 
fall linden,  im  (iegenthfil  erscheint  gerade  dies«  Gattung 
als  sehr  speziaiisirter  und  deshalb  rrlu-chcndci  Typus,  wo- 
für auch  die  grosse  Fonacniaannigfiiltigkcit  spricht.  (Der 
Referent.) 

Die  Gattung  Hemiganus  uiit  der  neuen  Art  olari- 
iden*  erinnert  im  Zahtiiuiu  etwas  an  die  Robben.  Die 
HnUwirl*!  sind  auffallend  kurz;  auch  sonst  »ehr  gedrungene 
Form.  Extremitäten  eiu  wenig  Hären -ähnlich.  Die  Wurzeln 
der  Zähne  verschmelzen  zu  tu  Theil  mit  einander.  Von 
der  Gnttung  Conoryctes  sind  die  Kndphalatigen  nicht 
bekannt,  daher  vielleicht  schon  ein  Condylarthre.  Die 
Gattung  Onychodect es  hat  ebenfalls  rin  ziemlich  Mim  - 
Rehes  Gehis*.  Aua  der  Abkauung  der  Zahne  wird  auf 
ähnliche  Kieferbewegung  geschlossen,  wie  bei  Mioclae- 
nus  und  mithin  auch  auf  die  Anwesenheit  eine*  Präglenoid- 
knmmes.  Die  artenreiche  Gattung  Mtoelaenu» 
— 24  Spceies  — zeichnet  sich  durch  di«  mehr  oder 
weniger  fortgeschrittene  Reduction  de»  Vorderzackens  der 
unteren  M aus;  bei  der  Subgaitung  Sarcothraustes  i»t 
dei selbe  noch  am  deutlichsten.  Von  der  Aufzählung  und 
Beschreibung  der  einzelnen  neuen  Arten  muss  hier  Abstand 
genommen  werden. 

Die  Gattung  Chriacu«,  fast  nur  im  Gebiss  vertreten, 
unterscheidet  sich  von  Mioclnenu*  durch  die  Anwesen- 
heit eines  Innenzackens  am  letzten  unteren  Pramrdnrc«, 
das  Vorhandensein  eines  fünften  Zackens  auf  den  unteren 
M.  und  die  beckenartige  Beschaffenheit  des  Talons,  ähnlich 
wie  bei  Pelyrodus.  Im  Ganzen  bestehen  jedoch  im 
Zahnbau  Uebergänge  zu  N ioelaen us.  Von  einer  Auf- 
zählung der  einzelnen  — 10  — Arten  muss  auch  hier 
Umgang  genommen  werden.  Der  Radin«  war  sicher  nicht 
rotat in n «fähig.  Die  Kemurtrochantcr  sind  wohl  entwickelt. 

Von  Triisodon  wird  eine  neue  Art  beschrieben.  Dis- 
sacus  ist  nunmehr  durch  den  grossen  Theil  des  Skelettes 
vertreten.  Die  Zygapophyseu  der  Lurnbur-  Wirbel  haben 
den  involuten  Typus  wie  bet  allen  Creodonten,  die 
Zehenzahl  ist  fünf,  bei  dem  sehr  ähnlichen  M es onyx  blosa 
vier.  Auch  hier  hat  der  Astmgalus  eine  deutliche  Cuboid- 
Facette.  Die  TrocUlea  aber  sphr  flach.  Der  Humerus 
trägt  ein  Kntepkondylarfornmeu. 

Unter  den  Condy  lartfa  ren  verdienen  Haploconus 
und  Aniaonchus  besondere»  Interesse,  in  so  fern  jetzt 
auch  Theile  des  Milchgebisse»  beider  Gattungen  vorliegen. 
Immer  gleicht,  wie  auch  »*i  den  Creodonten,  der  letzte 
Milchzahn  einem  echten  Molaren,  so  das*  man  leicht  vier 
Molaren  zählen  könnte.  Dagegen  ist  der  letzte  Milchznhn 
im  Unterkiefer  von  Protogonia  bereits  etwas  compli- 
cirter  und  leitet  mithin  schon  zu  den  Diplarlhren  hin- 
über. Die  Phenacodontiden  “ die  Ahnen  der  Peris- 
sodnctylen  — sind  also  schon  weiter  fortgeschritten  als 
die  Periptychiden . die  Ahnen  der  Artiodactylen , bei 
welchen  der  letzte  Milchsahn  zwar  bereits  viel  compli* 
cirter  erscheint  al«  «ein  Nachfolger,  der  Pr,  aber  immerhin 
noch  kein«  solche  Zusammensetzung  aufweist  wie  die  echten 
Molaren.  Es  spricht  diese  fortschreitende  Kntwickelung 
der  Milchzähne  zu  Gunsten  der  Flow  erwachen  Ansicht, 
wonach  dieselben  als  eine  neue  Zuthat  erscheinen.  (V  Der 
lief.)  Von  einer  H a plocon ua-Art  liegen  5 Schädel  vor. 

Anisonchus  zeichnet  sich  durch  die  auffallende  Grosse 
»eines  zweiten  Pr  aus.  Von  Heroithlaeu*  ist  jetzt  auch 
der  Schädel  besser  bekannt;  massige  SugitUlrrista.  Perip- 
tychu*  brabenais  ist  durch  Reste  von  20  Individuen 
vertreten;  Ectogonus  ditrigonus  durch  32.  Der  erste 
und  zweite  M haben  bier  8 oder  9 Zacken.  Die  Talons 


der  unteren  Pr  sind  höckerig.  Der  Schädel  hatte  im 
Gegensätze  zu  den  übrigen  Periptychiden  eine  «ehr 
hohe  Crista.  Der  zweite  Halswirbel  besitzt  die  gleiche 
Läng«  wie  die  Lendenwirbel. 

Protogonia  ist  mit  Phennrodus  — 2 Mucker  auf  der 
Aussenseite  — durch  eine  Zwischenform,  Phcnacodu» 
puercensis  verbundep,  der  jetzt  auch  unter  die  vier 
Arten  von  Protogonia  aut'genomuieo  wird. 

Bei  Pnntolambda  haben  die  oberen  Pr  die  gleich« 
Gestalt  wie  bei  Coryphodon;  mit  diesem  »tnnmt  auch 
da*  Cum-iinrme,  während  da»  Pistforme  sich  dem  der 
Uoguiculntcn  nähert.  Der  Hinterfu**  scheint  eben  lad» 
die  Organisation  der  Unguiculatcn  mit  jener  der  Ambly- 
poden  zu  verbinden. 

Cope,  E.  D.  The  Vertebrale  Fauna  of  the  Pnercobed. 
The  American  Naturalist  1888,  p.  161—163. 

Zu  den  schon  früher  beschriebenen  Formen  kommt  ein 
neues  Genu»  Onycliodect« s,  verwandt  mit  Cono- 
rycte*  — einem  Creodonten  — . Das  Pnercobed  liegt 
aut  dem  Larsimie  im  nordwestlichen  Neumexieo  und  im 
südwestlichen  Colorado  und  winl  vom  Wa*atchbed  über- 

Die  ersten  Vertebralen  fand  daselbst  Baldwin  im  Jahre 
lH8t>.  Man  kennt  von  dort  bis  jetzt  108  Veitebraten- 
•rten,  dazu  eine  Unio,  2 Heliz  und  1 Pupa.  Die  Zahl 
der  Mammalia  beträgt  93,  davon  11  Beutler,  3 Taenio- 
donten,  49  Creodonten,  4 Quadrumanen,  24  Con- 
dylarthra  und  2 Amblvpoden.  Da*  Puercobed  ent- 
hält di«  schon  längst  erwarteten  fünfzehigen  buonodonten 
Hu  ft  hi«  re.  Es  lässt  sich  jetzt  der  Satz  aufstellen,  dass 
alle  Placentalier  ursprünglich  pendactyl,  buono- 
dont  und  plantigrad  waren.  Weitaus  die  Mehrzahl 
der  Formen  hat  noch  tritubereuiäre  Oberkiefermolareu,  die 
Form  der  unteren  ist  zum  grossen  Theil  tubeicularscctorial. 
Krine  der  Gattungen  de6  Puercobed  geht  mehr  in  da» 
Wnsatchbcd  hinauf,  mit  der  einzigen  Ausnahme  von  Di- 
dymictia.  Mit  dem  Puerco  erlöschen  auch  die  Peripty- 
chideu  und  die  m ultituhc  reulärc  n M arsupialier, 
dagegen  finden  wir  hier  die  Vorläufer  der  l'erissodac- 
tylen  in  den  Phenacodontiden , ferner  die  Stamiueltern 
der  Kager  und  Kdentnten  in  >len  Tillodontie  rn,  in 
den  Condylarthren  die  Ahnen  der  Diplarthra  und 
Amblypoden,  in  den  Creodonten  — Miaciden  — 
die  Ahnen  der  Carnivorea. 

Cope,  E.  D.  Referat  über  RAtlmeyer*»:  Ucber 
einige  Beziehungen  zwischen  den Säugethleratwm- 
inen  aller  und  neuer  Welt.  Erster  Nachtrag  zu  der 
coeünen  Fauna  von  Egerkingen  1888.  The  American 
Naturalist  1888,  p.  831—836. 

Anknüpfend  an  die  gegebene  Urbeokht  de»  Inhalt*  de» 
Kütimeyer’schen  Werkes  bringt  Cope  einige  ltemer- 
kungon.  Die  Differenzen  im  Carpua  und  Tarsu«  der  einzel- 
nen II ufthicr gruppen  scheinen  ihm  wenig  geeignet  für  die 
Systematik,  da  sic  bei  Entdeckungen  neuer  Zwi»<  henforiucn 
nicht  mehr  in  Anwendung  gebracht  werden  könnten. 
Die«  gilt  jedoch,  wie  Cope  ganz  mit  Recht  bemerkt,  von  gar 
jedem  anderen  Merkmale  auch.  Die  Condylarthrn  »iud 
nach  Cope  eine  ganz  berechtigte  Ahtheilwng,  denn  sie 
stehen  zur  Zeit  noch  ziemlich  unvermittelt  da.  Für 
Phenacodus  muss  eine  eigene  Ordnung  »ubstituirt  wer- 
den, da  derselbe  im  Carpua  Probosc  id icr-artig , im 
Tarsus  aber  Rhinoceros-ähnlkh  ist.  Rülimeyer  wei-s 
offenbar  nicht  genau,  was  unter  Taieopodie  und  Condi- 
larthne  des  Corpus  und  Tarsus  verstunden  werden  »oll. 
Cope  deünirt  dieselbe  als  Verbindung  des  Unguiru- 
lat  en -Car  ni  voran  tvpus  mit  dem  U n gu  laten trpus.  Iluf- 
artig«  Nägel  sind  bis  jetzt  noch  bei  keiner  l'ebergang«- 
form  zu  den  Ungulatcn  gefunden  worden.  Die  ConJylarthrio 
des  Corpus  und  Tarsu«  ist  eine  Eigenthümlichkeil  der 
Lemuren  und  verschieden  von  der  Organisation  der 
L’ngu laten.  Die  Form  de»  Astragalu»  von  Dissacus 

17* 


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132  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


zeigt,  wie  die  Uebergangsformen  unter  den  Unguieulnten 
beschaffen  sein  dürltcn. 

Den  von  Kiitimeyer  für  die  Ungulnten  nufgestelrten 
Ausdruck  Trigonodontie  statt  „Trituhercular*  ver- 
wirrt Cope,  du  Uelierginge  zu  «leu  Unguieulnten  be- 
stehen. ln  phylogenetischer  Hinsicht  hat  dieser  Typus 
sicher  grosse  Bedeutung.  Für  «len  Zahn bau  unterschied 
RUtlmeyer  früher  folgende  Formen:  horoaeo.lent  mit 
kegelförmiger  Krone,  — dnfur  hoplodont  von  Cope 
vorgeschlogen — ; elasmodont — ptychodont  Cope  — 
mit  .senkrechten  Falten,  und  zygodout,  wenn  die  Höcker 
durch  Qnerkämme  verbunden  sind.  Was  den  Ausdruck 
zygodont  betrifft,  so  ist  es  besser,  zw  ei  Typen  zu  unter- 
scheiden, die  einfach  quadrituLcrkolären  Bunodonten 
Kowslevsky’»,  und  die  mit  jochförtnigen  Höckern,  die 
Lnphodonten.  Oer  hier  auf  dem  oberen  M übrig  blri- 
Wnde  Höcker  ist  der  vordere  Innenhöcker. 

Du*  Festhalten  au  der  Jochform  als  Frtypu*  der  Huf- 
tliiere,  wie  es  von  RUtimeyer  versucht  wird,  Ut  heut* 
zutage  nicht  mehr  zu  rechtfertigen. 

Vcrgl.  «las  Ref.  „Rütimever*  in  diesem  Literatur  bericht. 

Cope,  E.  D.  Ou  the  Mechumcal  Cause*  of  the  Den- 
tition of  the  Ainblypoda.  Proceedings  of  the  American 
Philosophicul  Society  * e* hju,  p.  HO — 88.  Mit  ft  Figuren. 

Die  Amtdypoden  sind  die  einzigen  llufthierr,  bei  welchen 
sich  der  Tritubcrc ulart rpus  der  oWren  M und  der  Tuber* 
cularsectoriultypus  der  unteren  M erhalten  hat.  Wahrend 
jedoch  bei  den  mit  gleichartigen  Molaren  versehenen  Ungui- 
culnten  — Fleischfressern  — die  Kimme  der  unteren 
Molaren  von  hinten  nach  vorne  gegen  die  Kimme  der 
oberen  Molaren  zu  stehen  kommen,  ist  hier  bei  den  Ambly- 
poden  das  Gegen!  heil  der  Kall.  I>ie  Sauger  hatten  zuerst 
insgesammt  tritubrrcularr  obere  Molaren  und  tubercular* 
«ectnriale  untere  M.  Ein  solches  Gebiss  ist  jedoch  nur 
für  die  Zerkleinerung  von  Fleisch  oder  Mmsligeiii  weichen 
Futter  geeignet;  bei  den  Hufthieren,  die  ja  harte  Nahrung 
zu  «ich  nehmen , hat  daher  eine  Complication  der  Zähne 
statt  gefunden.  Nur  die  Ainblypoden  haben  jene  primitive 
Organisation  de»  Gebi»»e»  bewahrt , da  ihr  Kutter  aus 
»artigen  Wasserpflanzen  und  wohl  auch  Süsswa»*erinu»chelu 
Wntaud.  Die  ältesten  Ainblypoden,  die  Pantolamtida,  haben 
den  ursprünglichsten  Zahntypus,  die  jüngsten,  die  Cnita- 
theriideen  — * Dinoceraten  — den  am  meisten  modifirirten. 
Die  zeitlich  in  der  Mitte  stehenden  Coryphodontiden  gehen 
Aut'schluM,  welche  Veränderungen  Platz  gegriffen  haben. 

Die  Zähne  der  Säuger  wirken  auf  folgende  Weiset 

I.  Einzelne  oder  alle  unteren  Molaren  greifen  in  die 

oberen  Molaren  ein:  amoebodccte  Mastication. 

1.  Die  unteren  M liewregen  sich  gegen  die  oberen  und 
zwar  nach  vorwärts  — proterotomc  Mastication  — 
Fleischfresser. 

i.  Die  unteren  M bewegen  sich  nach  rückwärts  gegen 
die  oberen  M — opistothoiue  Maaticalion  — - Corv- 
plHxbmtidae,  l'intatheriidae. 

II.  Die  Zähne  beider  Kiefer  sind  einander  gegenüber- 

gestellt  — antiodectc  Ma*ticatioo. 

3.  Kb-ferbewegung  vertiral  — orthalr  Mastication  — 
Suuulen,  Tapiridae. 

4.  Bewegung  de»  Unterkiefers  nach  einwärts  — Eclair 
Mast i <nt iou  — manche  Perissodactylen. 

5.  Bewegung  des  Unterkiefers  nach  auswärts  — Eutale 
Mastication  — gewisse  Perissodactylen  and  die 
meisten  Artiodartvlen. 

6.  Bewegung  des  Unterkiefer»  von  vorne  nach  hinten 
— Prtiale  Mastication  — die  meisten  Nager. 

7.  Bewegung  de»  Unterkiefers  von  hinten  nach  vorne 
— Palinale  Mastication  — • Proboscidia. 

Bei  den  Amhtypoden  wurde  der  Unterkiefer  in  querer 
Richtung  bewegt  und  erfolgte  daher  Abschleifen  de»  vorde- 
ren Attssenliöchers  und  de*  lunenhörker»  der  oberen  Mola- 
ren. Die  Reste  dieser  beiden  Gebilde  verschmolzen  zu 


einem  Kmum,  während  Pantolainbda  noch  den  echten  Tri- 
tubemilnrtypa»  der  oberen  M erkennen  lässt.  Zur  Ent- 
wickelung eine»  »ecundiren  Innenhöekers  i*t  es  bei  Cory- 
pliodon  niemals  gekommen , nur  bei  den  Dinoceraten  ist 
ein  solcher  angedrutrt.  Bei  diesen  letzteren  tragen  die 
oberen  M zwei  Kämme,  die  nach  der  Innenseite  de*  Zahnes 
convergiren.  Im  Unterkiefer  ist  der  Vorderrand  dea 
vorderen  V und  der  hintere  Kamm  des  hinteren  V rudi- 
mentär geworden,  da  sie  keine  Antagonisten  an  den*  oberen 
Molaren  fanden.  Dagegen  hat  «ich  drr  Innenhöcker  der 
oberen  M auch  mit  dem  hinteren  Aussenhftrker  zu  einem 
Kamm  verbunden.  Die  Aussetihöcker  waren  schon  bei 
Pantolainbda  nls  V-förmige  Gebilde  entwickelt.  Zur  Ver- 
anschaulichung diene  folgendes  Schema: 


Obere 

6v) 

(Tv) 

Q 

Molaren : 

W 

\y 

Untere 
Molaren : 

W 

W 

A 

l’anto* 

Cory- 

Dino- 

iainbd» 

phodon 

cersta 

Der  Coryphodontuleiixahn 

resaltirte  ans 

einer  ectalen, 

der  Dinoi-eruteuzahn  aus  einer  entalen  Bewegung  des 
Unterkiefers.  Die  Dinoceraten  — Uintatherium  und  Loio- 
lophodon  gehen  direct  von  Pantolambda  au». 

Dep6r©t , Ch.  Bur  la  pr£*e»ce  »Vuoe  H*e*que 
fossile  (Mhczcuh)  (laus  le  terraiu  pHorene  ntoyeti 
ile  PerpiguHU.  Bulletin  de  la  anciete  d’Anlhropologie. 
Lyon  1 H#e.  Tome  VI,  p.  40  — 42. 

Liegt  nirbt  vor. 

Filhol,  II.  ßtude  du  aquelette  du  Cynohv »enodon. 
Mem<»irc»  de  la  societe  philomatique.  Pari»  1888. 
p.  179—  192.  Mit  2 pl. 

Liegt  nicht  vor. 

Filhol^  H.  Bur  une  nonveile  eapece  de  Mastel* 
Bulletin  de  la  aoeietd  philomatique.  Pari«  1888. 
T.  12,  p.  26  — 30. 

M uste la  Larteti.  Liegt  nicht  vor. 

Filhol,  H.  Deacriptirm  d’un  nouveau  getire  de  Mainmi- 
fere  (Cesaeraiaiotis)  trouvd  a Cesseraa  (Herault). 
Bulletin  de  la  socidtd  philomatique.  Paris  1888. 
T.  12,  p.  58  u.  59. 

Liegt  nicht  vor. 

Filhol)  H.  Descriptioti  d’ane  genr«  nouveau  dt» 
Ruminant  (Choilodon  elegans).  Bulletin  de  la 
»ociet^  philomatique.  Paria  1888.  T.  12,  p.  17  u.  18. 

Liegt  nicht  vor. 

Filhol)  H.  Description  d'une  nouvtll«  «*p£ee  d’Adapis 
in  Bulletin  de  1h  «oetüte  philomatique.  Paris  1888. 
T.  12,  p.  10—12. 

Der  Niime  dieser  Art  ist  angustiden».  Liegt  nicht  vor. 

Filhol)  H.  Description  d’une  nou  veile  ©spec* d’A  mp  Ul- 
tra g ul u*.  Bullwtiu  de  la  societd philomatique.  Paris 
188h.  T.  12,  p.  12 — 14  und  Deacription  d'une  secoud 
espöce  nou veile  ibidem  p.  14 — 16. 

Die  crstereArt  heisst  A.  Quercyi,  die  zweite A.  «ras- 
Mli.  Liegt  nicht  vor.  Doch  handelt  es  sich  jedenfalls  um 
keinen  wirklichen  Amphitragulus  (=  Palaeomeryx). 

Filhol)  H.  Description  d’un  nouveau  genre  de  Pachy- 
derme  proveuam  des  depöt«  des  phovphat«  de  chaux 
du  Quere v.  Bulletin  de  la  sociütä  philomatique. 
T.  12,  p.  129  — 134. 

Uphelognathu».  Liegt  näht  vor. 

Filhol)  H.  Description  d'une  nou  veile  esp£c«d*Hyra- 
cotherium.  Bulletin  de  la  •oetttl  philomatique. 
Paria  1888.  T.  12. 

Hy racotherium  Cayluxi.  Liegt  nicht  vor. 


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133 


Zoologie. 


Filhol,  H.  8ur  uue  nouveau  genre  d’Ineectivore 
(Lantanotheriuiu  annaanieneeji  Bulletin  (tu  It% 
■oci^tu  philomatique.  Paris  188Ä.  T.  12,  p.  24  u.  25. 

Liegt  nicht  vor. 

Filhol , H.  Deieriptkm  d’une  nouvellc  espec«  de 
Lophiodon  (L.  leptorhy nai).  Bulletin  de  la 
MciM  phi]omati«|Ue.  Paris  1888.  T.  12,  p.  23  — 34. 

Filhol,  H,  Deecriptlon  d'un  nouveau  genre  de  nmmmi- 
fer  fosnile.  Bulletin  de  la  *oci£te  philomatiquc.  Parin 
1888.  T.  12,  p.  53  — 58. 

Palaeotnpirus.  Liegt  nicht  vor. 

Filhol,  H.  DencripLiou  d’un  uonvinn  genre  de  Kami- 
DHtit.  Bulletin  de  ln  eocielä  philunmlique.  Pari* 
1888.  T.  12,  p.  30  — 32. 

Fiat vprosopos  snnsansiensi*. 

Filhol,  Henri.  Ültude  *ur  1**  Verldbrd*  fossiles 
(ITaael  (Aude).  Memoire»  de  In  aociet£  geologique  de 
France,  XIII.  8er.,  V.  T.,  1888.  4°.  188  p.  21  planch. 

Die  umfangreich«*  Arbeit  girbt  nicht«  weiter  als  die 
detaillirte  Beschreibung  der  bU  jetzt  iu  Frankreich  ge- 
fundenen Reste  von  Lophiodon  und  Pachynolophu*. 

Von  der  elfteren  Gattung  kennt  man  ausser  dem  Schädel 
und  Gebi**  auch  nahezu  alle  Eitreroitätruknm  hen.  Die 
letzteren  nähen»  sieh  mehr  den»  Typus  von  Tapir  und 
dem  fossilen  Pälaeotherium,  als  dem  Khiuocero»- 
typua;  sie  sind  namentlich  schlanker.  Der  Scbldel  sieht 
dagegen  jenen»  von  Rhinocero*  zieuilieh  ähnlich,  jedoch 
fehlen  die  horntragrndrn  Auswüchse  auf  den  Nasenbeinen. 

Von  Rhinozeros  unterscheidet  sieh  Lophiodon  im 
Gebiss  unter  anderen»  durch  die  kräftige  Entwickelung 
der  Eckzähne  und  das  primitive  Verhalten  der  Schneide- 
zähne. Beide  Arten  von  Zähnen  erinnern  noch  sehr  an  die 

9 1 11  3 

Rauht  liiere.  Die  Zaltnfunnel  selbst  ist  -1,  - C,  -Pr,  jM. 

Sämmt liehe  l’r  weichen  in  ihren»  Bau  vou  den  Molaren  ab; 
sie  sind  noch  viel  einfacher  als  diese.  Die  Zehenzahl  ist 
sowohl  um  Vorlar*  *1*  such  am  Hintrrfus*  bloss  mehr  drei. 

Einige  Lophiodon  haben  laugen  Rüssel,  bei  anderen 
ist  derselbe  kürzer.  Die  Länge  der  Zahnlücke  Ist  Schwan- 
kungen unterworfen.  Filhol  hält  die  mit  langer  Zahn- 
lücke für  die  «Iterthümlicheren  Formen.  Au»  zahlreichsten 
sind  dis  Reste  von  Lophiodon  isselense,  zu  welchem 
auch  ein  Thril  des  tapirotherium  von  Issel  gehört, 
während  ein  anderer  vielleicht  doch  eine  eigene  Art  dar* 
stellt.  Das  isselense  hat  ungefähr  die  nämlichen  Dimen- 
sionen wie  Khinoceros. 

In  Issel  kommt  noch  eine  kleine  Art  von  Lophiodon,  - 
das  occitanicum  vor,  ferner  Pachynolophu*  argen* 
tonicus,  isselanus  und  parrulus,  sowie  Palaeo- 
nyctis  gigantea,  ein  Creodont.  Pachynolophu« 
isselanus  findet  sich  auch  in  Pepieux.  Pachynolophu* 
besitzt  im  Gegensatz  zu  Lophiodon  noch  vier  Pr.  Hier 
bleibt  auch  das  lÄngcn  Verhältnis*  zwischen  Pr  und  M 
immer  gleich,  bei  Lophiodon  kann  dasselbe  beträchtlich 
schwanken.  Die  Verbreitung  der  Lophiodon- Arten  zeigt 
folgende  Zusammenstellung : 

Lophiodon  isselense  findet  sich  ausser  iu  Issel  auch  in 
Paris,  Argen  ton  und  Buvhsweiler,  Nanteire  (=  tapi- 
roides  von  Buchsweiler). 

Lophiodon  parisiensc  iu  Pari*. 

Lophiodon  Larteti  im  Soissonais  und  Hohles  I Terc- 
dines. 

Lophiodou  Meunieri  in  Jonv. 

Lophiodon  leptorhynebum  iu  Prpieux. 

„ lautrlcense  in  Laulrec. 

„ buxovil lau uut  in  Buchsweiler. 

„ aubpy renalcum  von  Sibrac. 

Lophiodon  minus  und  miuimum  wäre  Hyracbius  Inter- 
medins . derselbe  auch  in  Seiler  sur  Cher  (Calcaire 
Bauer.) 

Lophiodon  cesserasicuni  in  Hfraalt. 


Lophiodon  occitanicum  in  Issel  (und  im  Kressenberg). 
(Der  Ref.) 

Lophiodon  rhinocerodrs  in  Egerkiogrn,  Mauremont 
und  HvidcnUeim. 

Weiter  1 wach  reibt  Filhol  einen  Hyrachiu*  Inter- 
medins von  Argenton,  was  insofern  interessant  ist,  als 
die**  Gattung  sonst  nur  im  Eocän  von  Nordamerika  vor- 
komm L In  die  Nahe  desselben  gehört  auch  noch  der 
Protu pirus  buxoviilanus  von  Burhsweiier.  Weiter 
wird  eilte  Gattung  Cesserasictis  antiquu»  uns  Hernult 
bescbriefien , vou  Hyrachiu*  verschieden  in  Folge  de* 
noch  einfacheren  Baues  der  PrätnoWren.  In  echt  fran- 
zösischer Manier  wird  die  so  wichtige  Arbeit  Maat  k 's 
über  Lophiodon  so  viel  als  möglich  ignorirt;  Filhol 
erwähnt  dieselbe  bloss  gelegentlich  des  Lophiodon  rhino- 
cerodes,  bemerkt  aber,  d*ss  er  zum  erstenmale  eine 
kritische  Zusammenstellung  der  Ixipbiodon  - Arten  gäbe, 
während  dies  schon  längst  von  Maack  besorgt  worden  ist. 

Gaudry,  Albert.  Les  ancetre»  des  dos  animaux 
dan*  lea  temps  gtkjlogiquea.  Bildiothwjue  scicntiflque 
contemporaim*.  Pari»  1888.  8U.  298  pugea  und 

4?  Holzschnitte. 

Dieses  populär  geschriebene  Buch  giebt  vor  allem  einen 
Uel «erblick  über  die  gewaltigen  Fortschritte  der  Paläonto- 
logie der  Wirbellhiere  seit  Cuvler,  und  die  allmälige 
Entwickelung  der  vcruchiedenen  Tltierstimme  in»  Allge- 
meinen während  der  geologischen  Zeiträume  vom  Paläo- 
zokum  Ml  zur  Gegenwart.  Ferner  zeigt  der  Verfasser, 
welche  hervorragende  Bedeutung  die  Darwinsche  I)e»- 
cendenztheorie  für  die  Paläontologie,  namentlich  der 
SSugethiere,  gewonnen  hat.  Er  Wh  nudelt  sodann  kurz 
die  einzelnen  Faunen  des  europäischen  Tertiär»  und  zeigt, 
welche  Veränderungen  die  Haupt  typen  der  Perissodnc- 
tylen  — Rliinocorotiden  und  Kquiden  — , sowie 
die  Artiodactyleu  erfahren  halten  — Campiicntion  der 
Backzählte,  Erhöhung  der  Zahnkrone  und  Vereinfachung 
der  Zeheuzuhl  — ; er  weist  ferner  hin  auf  die  alluiälige 
Entstehung  der  Bären  aus  Formen  mit  Hunde-ähttiicbem 
Gebiss  und  der  Hyänen  au»  solchen  mit  Vivrrren- 
ihnlirher  Bezahnung,  sowie  auf  den  — freilich  absolut 
unstichltaltigeu,  von  den  französischen  Autoren  alter  nichts- 
destoweniger hartnäckig  verthridigteu , angeblichen  — 
Zusammenhang  zwischen  den  Affen  und  den  Suiden- 
äbulicUeit  Paarhufern.  — Besonder*  eingehend  verbreitet 
er  «ich  über  die  Säugrtbicrfauueu  von  Ihkenni  und  M<«nt 
Lebe ron , die  von  ihm  seinerzeit  eine  sorgfältige  Beschrei- 
bung erfahren  haben.  Es  setzen  «ich  diese  beiden  Faunen 
zusammen  aus  M e «opi t li rc u » , einem  Semnopithccus- 
äbnlichcn  Affen,  zahlreichen  Fleischfressern  — Sirno- 
cyon,  Promephitis,  Viverren  — Ictitherium, 
Hyänen,  Katzen,  darunter  auch  Machairudus, 
ausgezeichnet  durch  die  gewaltige  Entwickelung  der  oberen 
Eekzäline,  Proboscldier  — Mastodon  und  Dino- 
therium,  Rhino cerotideu,  Equiden  — , da«  drei- 
zeitige Hipparioit  — zahlreichen  Wiederkäuen»  — , 
darunter  G 1 ra ff e n und  viele  Antilopen,  und  end- 
lich au*  Schweinen  und  dein  für  einen  Edcntaten  ge- 
haltenen Mnrcrotheriuu».  ln  tabellarischer  Uvbersicht 
werden  die  wechselseitigen  Beziehungen  der  Mastodon- 
und  Elephas-  A rten , die  angeblichen  Beziehungen  der 
Vivr  rrrn  zu  den  le  Wilden  und  fossilen  Hyänen-  Arten, 
der  Lophiodon  und  Pal a eo t h e r i e n zu  den  ver- 
schiedenen Rh  laoe  er  ob- Formen,  der  Pachynolophu«, 
A n c h 1 1 h e r i u m und  H i p p a r i o n zu  den  Pferden  und 
des  Choeropotamu«  zu  deu  Stämmen  der  Anthrn- 
cotherien,  Hyopotamen,  Sniden,  Entelodon 
nnd  iMrotyle*  zur  Darstellung  gebracht.  E»  darf  hier 
nicht  verschwiegen  werdeu , dass  die  Stammbäume,  da  sic 
nur  das  europäische  Material  berücksichtigen , als  «ehr 
mangelhaft  bezeichnet  werden  müssen.  Writrr  werden  die 
Entdeckungen  der  französischen  Paläontologen  d’Orbigny, 
d'Arrhiac  und  L a r t e t besprochen , vou  denen  der 


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134  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


LetSter«  auf  dein  Gebiet«  der  fosrilrj»  Sauget  hier«  thätig 
war  und  die  MiocÜnfauu»  von  Sansan  beschrieben  hat, 
»©wie  den  anthropomorphen  Dryopit  becu«,  d«u 
Haren -ähnlichen  Amphieyon,  den  Keliden  Pseudae- 
lurux,  das  merkwürdige  Cbnl  icot  her  i um . das  Pferde* 
ähnliche  A o eh i t her  iu  in  und  das  Sch  wei  ne-artige 
Listriodon  und  zuletzt  insbesondere  durch  das  Studium  der 
französische!!  Höhlenfauna  »ich  grosse  Verdienste  erworben 
hat.  Zum  Schluss  gedenkt  Verfasser  der  iu  letzter  Zeit  vom 
Pariser  Museum  erworbenen  Slugetbierreste , unter  denen 
»nmeotlich  die  vollständigen  Skelette  zweier  ülyptodon, 
eines  Skrlidetherium,  eines  ergänzten  Mastodon 
angustidens,  einer  kleinen  Höhlenbärraase  und 
iiistu-Mmdere  jenes  von  Paine  otheriura  inaguutn 
— letztere*  aus  dem  Pariser  Gvpa  — - lierrorzuheben  sind. 
Das  Huch  verdient  in  sofern  ein  hervorragendes  Interesse» 
als  dasselbe  ganz  auf  dem  Standpunkte  der  Transloriualiou*- 
throric  steht  und  auch  offenbar  bezwecken  soll , im  Publi- 
cum iür  dMe  Lehre  zu  wirken.  Die  iMrtUllutigswri*« 
ist  in  diesem  populären  Werke  in  der  That  ganz  vortreff- 
lich und.  wäre  »ehr  zu  wüiischeu  , da**  Verfasser  recht 
weite  Kreise  »einer  Landsleute  fUr  sein  Fach  begeistern 
möchte. 

Immerhin  darf  e*  nicht  verschwiegen  bleiben  , dass  der 
stolze  Titel : „Die  Ahnen  unserer  Thiere“  doch  nicht  so 
ganz  gerechtfertigt  erscheint,  da  der  Verfasser  offenbar 
noch  »ehr  wenig  vertraut  i*t  mit  den  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten gemachten  Säugetliierl'uudru  in  Europa , den  in- 
dischen Siwalik  und  uaineutlicb  in  Nordamerika , Uber 
welch«  bereits  verschiedene  recht  brauehliare  Arbeiten  vor- 
liegen . namentlich  wa»  das  amerikanische  Material . von 
£.  D.  Cop»  »tudirt,  betrilft.  Ein«  Berücksichtigung  dieser 
Arbeiten  würde  den  Werth  de»  vorliegenden  Werke»  wesent- 
lich erhöht  und  dasselbe  auch  für  Fachleute  nutzbringender 
gemacht  haben. 

Gaudry , Albert.  Kur  lea  ffimenaiona  gigaiitesque* 
de*  queb  |ue»  Main  nuferen  fozailM.  Corapten  renjuea 
lietvdnmHdnirea  aciencea  de  J’Acad^mie  dea  Science», 
T.  CVU,  1888,  3 p. 

Ira  Jahr«  1799  fand  sieb  der  Cadaver  eines  Mammut  h 
am  Ufer  de»  Eismeeres,  nahe  der  Lennmiindung.  Da« 
Skelett  wurde  nach  Petersburg  gebracht,  nachdem  die  Haut 
und  da»  Fleisc-h  bis  auf  einige  Beste  am  Schädel  und  den 
Extremitäten  entfernt  worden  war.  Die  Höhe  de»  mon- 
tirlen  Skelette»  ist  3,4m;  das  von  meridionalis  ist 
jedoch  noch  grösser.  Dasselbe  stammt  aus  Durfort  und 
misst  3,7  ro,  am  Schädel  sogar  4,2  m.  Die  Länge  von  den 
Enden  der  Stosszihne  Ms  zum  Hecken  ist  6,8  m.  Es  über- 
ragt somit  weit  da* Skelett  von  Mastodon  angustiden» 
aus  Sansau  und  selbst  da»  amerikanisch«  Mastodon  und 
ist  das  grösste  montirte  Skelett  aller  bekannten  Säuge- 
thiere.  Aber  auch  der  Elephas  antiquu»  aus  Mont- 
reu il  sous  Boi»  dürfte  schwerlich  kleiner  gewesen  Bein, 
denn  sein  Humerus  misst  I,3m,  bei  meridionalis  1,24. 
Sehr  gross  muss  auch  Dinnthrrium  giganteum  von 
Pikermi  gewesen  sein;  die  Lange  der  Tibia  beträgt  0,04  m, 
beim  E.  antiquu*  nur  0,8  m.  E*  hat  Dinotherium 
möglicherweise  «ine  Höhe  von  4*/|  bis  5 m erreicht , also 
so  viel  wie  drei  grosse  Männer  zusammen.  Der  Grü»*e 
nach  wurde  »ich  folgende  Keihe  ergeben : Dinotherium 
giganteum,  Klephus  antiquu*,  E.  meridionalis, 
Mastodon  americanns  und  zuletzt  E.  priroigenius. 
Sicher  hat  der  Mensch  norh  mit  E.  antiquu»  und 
primigeniut  zusammen  gelebt. 

Hofm&nn,  A.  Beiträge  zur  Slugälbitrfium  der  Broun- 
kohle  de*  I^bitachberge»  bei  G&mliiz  in  Steiermark. 
Jahrbuch  der  k.  k.  geolog.  Reicbaanstalt,  Wien  1888, 
38.  Bd.  Tal.  VIII  — X.  S.  543—562. 

Bisher  kannte  uiau  au»  dieser  Ablagerung  nur  den  als 
„Mustela  Gaiulitxensis“  beschriebenen  Zahn,  «owie 
einige  dürftige  Beste  von  Hyotberium  Sommer  ingi. 


Vom  den  erstcreu  liegen  nun  auch  einige  Fragmente  von 
Unterkieferzahnen  vor  und  stellt  Verfasser  dieselben  gleich- 
falls zu  ui  Genu»  Mustela.  obwohl  er  mit  Hecht  die  Ver- 
muthung  ausspricht , das»  der  erwähnt«  ober»  Molar  auch 
alle n falls  von  Trochitia  herrühren  könnte. 

Neu  sind  von  der  genannten  Lucahtät : Antilope  cri- 
stata  Biedermann , verirrten  durch  ganz  einfache  Horo- 
zapleti  und  Backzähne , letztere  nicht  zu  unter**  heiden 
von  den  bisher  als  „Cervus  luustu»“  bcsthrielicorr, 
ferner  Zähne  vom  Palaeomcryz  Bojani,  Palacomery« 
furcatu»  — Ober-  und  Unterkiefer,  ein  »ehr  hübscher 
Kiefer  von  Hyuemoscbus  craasu»,  «in  Milchgebiss  von 
Hyaemosehua  sp.  — von  crassua  verschieden  durch 
die  Länge  der  Zahnlücke,  und  der  gut  erhalten«  Unter- 
kiefer von  Hyotherium  Sömmcringi. 

Hofmann,  A.  Beitrüge  zur  Kenntnis»  der  Saugethiere 
au»  den  Miocüo-Schichteu  von  Vorderndorf  bei  Wie* 
in  Bteiermnrk.  Jahrbuch  der  k.  k.  geolog;.  Reich»- 
an-talt,  Wien  1888,  38.  Bd.,  8.77  — 82.  Mit  1 Tafel. 

Mau  kennt  von  dieser  Localität  Lntra  Valetoni 
(Unterkiefer),  Mastodon  angustiden», Zähne  und  Kiefer- 
frsgmente.  Palaeomery*  «roinen»,  A mpbitragulu« 
Boutangeri  — Unterkiefer  — um!  Hyaemoschn» 
crassu»  — sehr  gut  erhaltem*r  Unterkiefer.  IHe  Be- 
st immun  treu  „Lutra  Valetoni“  und  „ A mph  it  rag  u Iu  * 
Boulangeri“  sind  indes»  doch  etwa«  unsicher,  da  die«« 
Iwiden  Arten  sollst  uur  in  einem  tieferen  geologischen 
Horizonte  verkommen.  (Anmerk.  d.  Bef.) 

Kittl,  Ernst.  Beat«  von  Liatriodou  au*  dem  Mio- 
cüo  K ied  e rii*Usrr  eicht.  Beitrüge  zur  Paläontologie 

Oesterreich -Ungarn*  und  dea  Oriente,  Wien  1889, 
Bd.  VII,  S.  233  — 249.  Mit  zwei  Doppeltafeln. 

Die  untersuchteu  Keste  *tammeii  theil»  au*  dem  «ar- 
matt  scheu  Tegel  von  Nussdorf,  theil«  au*  dem  Lrithakalk. 
Verfasser  zeigt  ausführlich,  das«  »ich  Listriodon  im  Bau 
de«  Schädel»  und  der  Extremitäten , sowie  auch  im  Geld»» 
auf«  Engste  an  die  Suiden  ansebliesst  und  mit  «len 
Tapiren,  mit  welchen  diese  Gattung  wiederholt  in  Be- 
ziehung gebracht  worden  ist,  nicht  da*  Geringste  zu  thun  hat. 

Die  Unterschiede  von  Sus  bestehen  nur  in  der  riesigen 
Kut Wickelung  der  Hauer,  der  Redtiction  der  l'rimolaren- 
zahl  — bloss  3 — und  der  Verbindung  der  einzelnen 
Hö  ker  der  Molaren  durch  Querkimine.  Verfasser  giebt 
weiter  eine  Ueberaicht  der  Österreich  -ungarischen  Locali- 
täten,  welche  bi«  jetzt  Reste  von  Listriodon  geliefert 
halten. 

Listriodon  stellt  einen  gänzlich  erloachenen  Seiten- 
zweig der  Suiden  dar,  ausgezeichnet  durch  die  Queijoch- 
bilduug  der  Backzähne.  E*  verhält  »ich  diese  Gattung 
zu  den  Suiden  ganz  so  wie  Dinotherium  zu  deu  Ele- 
phanten.  Von  den  Dinotherium  liegt  ituumehr  ein 
ziemlich  vollständiges  Skelett  aus  Franzrnshad  vor.  Der 
Carpu»  unterscheidet  sich  iu  keiner  Weis«  von  jenem  der 
übrigen  Prohoscidia,  um  so  mehr  aber  der  Tarsu«.  Wäh- 
rend bei  diesen  da«  Navleulare  mit  den  drei  Cunciformeu 
und  dem  Cuboid  artikulirt , fehlt  hier  iiei  Dinotherium 
eine  Facette  für  Cunei forme  I.  E»  scheint  also  die  er*te 
Zehe  bereit»  verschwunden  zu  sein  und  vermut  blich  auch 
die  fünfte  Zehe,  da  diese  immer  vor  der  ersleu  verloren 
geht.  Während  bei  den  übrigen  Prohocidicrn  die 
oberen  Stosszähne  »ich  auf  Kosten  der  unteren  entwickeln, 
Bildet  bei  Dinotherium  das  Gegentheil  fllatt. 

Wie  in  Frankreich  die  Ablagerungen  von  Simon»  sich 
durch  die  Anwesenheit  von  Dinotherium  und  Listriodon 
nuszeichnet  , während  diese  Gattungen  in  Sansan»  noch 
fehlen,  so  h«t  auch  in  Oesterreich -Ungarn  die  jüngere 
Mediterran-Stufe,  — die  sarmatische  — diese  beiden  Gat- 
tungen aufzuweisen,  während  sie  in  der  älteren  Mediterran- 
Stufe  noch  nicht  exUtiren. 

Koken,  E.  Ceber  die  mioeänet  Saugethierreste  von 
Kiefemtädtl  in  Obertclitosieu  und  über  Hynenarc* 


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Zoologie.  1 35 


to»  minutll«  Schlrwwjr-  Kitzungnber  lohte  der  Gesell- 
schuft  uatnrforscheiMler  Freunde  zu  Berlin  1888, 
H.  44  — 49.  Mit  2 Holzschnitten. 

Man  kannte  bisher  von  dort  Geweihe  und  Kiefer  de* 
l'alaeomeryx  (Prox)  fureatu*  und  Zähne  von  Acora- 
therinm  Go|dfu*s];  dazu  kommrti  nun  ein  Eckzahu 
und  dir  oberen  Molaren  eine»  kleinen  Hia*n»rctos 
— de»  in  ln  u tu»  — . Der  Bau  der  letzteren  bestimmt 
den  Verfasser,  diesen  Hvae na rcto«  schon  lür  eine  etwa* 
abseits  stehende  Form  zu  halten  , <D  die  Achnlichkcit  mit 
Bär« n zäh nen  nicht  so  gross  ist  wie  das  sonst  bei 
Hyaenareto»  der  Fall  ist. 

Major  Forayth,  C.  J.  Fauna  mnmtnalogiche  dell 
isol#  di  Kos  • di  8»mo*.  Letten  in  AUiSocietäTos- 
cÄtia.  Sci»*ii/e  Naturell  di  Pisa.  Prooaaai  verhall, 
Vol.  V,  p.  273. 

Major  Forayth.  Stir  tmgiiemant  d’ominent*  fossiles 
dun»  Ille  de  Sumo»,  contemporeins  de  Füge  du  Pikermi. 
t'oropte»  rend  lieft  hAxl'unadaires  des  neances  de 
Pncad^mie  des  aciences.  Paris  1887.  4 p. 

Auf  der  Insel  Sumos  fand  Forsyth  Major  Proue- 
phitis  Lurteti,  MusteU  palaentticn,  Lycyaena 
Cbnereti»,  Irlitheriuut  Orbignyl,  robuitum,  hip- 
parionuin,  A ncy  lotherium  Penfcellci,  Mastodon 
Peutelict,  Rhinocrro*  pächygnathua,  Hipparion 
inediterraneum,  Su*  erymauthlus,  I’alaeotragu* 
Rouen],  Tragoeero»  irmaltiieu*,  Palaeorea*  Lin- 
•lermitreri,  Gnzelia  brevicornis,  Pnlucoryx  Pal- 
la** ii  und  itus^er  diesen  fünf  norh  zwei  weitere  Anti- 
lopen, M u*  Gaudr.yi , einen  Hirsch,  und  Affenzähne, 
alle*  Formen,  die  auch  in  l’ikermi  Vorkommen.  Ausserdem 
fanden  »Ich  daselbst  über  auch  noch  zwei  Kdentaten, 
von  denen  der  eine  drrGuttuug  Orycteropu*,  — Gau- 
dryi  — , der  andere  der  Gattung  Manie  — Palnco- 
inani*  neas  — nngehürt , ein  sehr  grosser  Wiederkäurr, 
Sainothcrium  Rot*»ieri,  Giraffen  - ähnlich , aber 
mit  kürzerem  Mal»  und  kürzeren  uud  plumperen  Extremi- 
täten und  endlich  auch  einen  Dachs  — identisch  mit  dem 
Meie»  tnarnghanus  von  Maragha  in  Persien  — sowie 
eineu  Straus»,  Struthio  Karotheodoris  — . 

Marsh,  O.C.  Notice  of  aNewFosail  Hirenian  from 
California.  The  American  Journal  of  Science  and 
Art»  1888,  Vol.  XXXV,  p.  94  — 98. 

Im  Tertiär  von  Californien  — Pliocin  — knmen  Zähne 
und  WiH»el  eines  Iw"«  h*t  eigenartigen  Thierr*  zum  Vor- 
schein, neben  Wirbeln  von  Morotheriuro,  Kamel, 
Mastodon  und  Pferd.  Die**  Zähne  werden  einer  Sirene 
zugeschrieben , die  wenigstens  15  FlU»  lang  gewesen  sein 
müsste.  Der  Name  dieses  Thierc»  ist  Desiuostylus 
he» per u»  n.  gen.  n.  »p.  Die  Zähne  bpstehen  aus  drei 
Sclimclzsäulcii,  die  von  einer  dicken  Cftment • Schiebt  be- 
kleidet werden.  AD  nächste  Verwandte  erscheinen  Metn- 
zytherium  und  Halicore.  — Di*  Zähne  von  diesen 
sind  jedoch  bewurzelt  uud  überhuupt  ganz  abweichend 
gebaut.  I>ie  fraglichen  Objecte  sehen  vielmehr  ganz  »o 
aus  wie  die  Lamellen,  in  welche  die  Zähne  von  Elephus 
zerfallen.  (Anmerk.  «I.  Ref.) 

Neumayr,  M.  Hy opotam u» r e*t«  von  Eggeuburg. 
Verhandlungen  der  k.  k.  geologischen  ReidisajizlaU 
1888,  8.  288. 

Die  marinen  Ablagerungen  de*  österreichische»  Miocän 
haben  erst  in  allerletzter  Zeit  Reste  von  Lnndsäiigethiemi 
geliefert  und  zwar  solche  mit  auffallend  nltcrthümlirhen 
Merkmalen.  Jetzt  Hegt  von  dieser  Localität  der  Unter- 
kiefer eine*  Hyopotamus  vor;  dies*  Art  weicht  jedoch 
von  den  übrigen  Hyopotamcn  insoferne  ab,  als  der 
vorderst*  PrämoUr  — Pr,  — unmittelbar  an  den  Pr3  an- 
«chlicKst.  Hyopotamus  keuut  man  sonst  nur  aus  viel 
älteren  Ablagerungen. 


Oflborn,  Henry  Fairflold.  Chalicotherium  and 
M ac  rotheriu  tu.  The  American  Naturalist  1888, 
p.  728  U 729. 

Von  Chalicot  her i um  kannte  man  bisher  nur  Kiefer, 
von  Macrotherium  und  Ancylutheriuin  nur  Extremi- 
täten, obwohl  die  Arten  beider  Gattungen  immer  zu- 
sammen Vorkommen  uud  zwar  in  verschiedenen  Horizonten. 
So  finden  »ich  stet»  nur  kleinere  Chalicotherien  neben 
kleineren  Arten  von  Macrotherium,  und  immer  nur 
grössere  Chalicot hcrien  zusammen  mit  grösseren  Arten 
von  Macrotherium  oder  A n c y I o t h e r » u m.  Kilhol 
fand  nunmehr  in  Sunsan  ein  gaiizr*  Skelett,  welches  zeigte, 
dass  in  der  Tliat  diese  anscheinend  verschiedenen  Gat- 
tungen zuNumiueugehöreii.  Die  Extremitäten,  wenigstens 
die  Phalangen,  erinnern  an  Kdentaten,  die  Zähne  dagegen 
an  l'er isaodacty len.  Es  kann  jedoch  kein  Zweifel 
bestehen,  dass  wir  cs  hier  trotz  der  Eden  taten-ülin- 
liehen  Diffcrenzirung  der  Phalangen  wirklich  mit  einem 
PerisBodartylen  zu  thun  haben,  indem  t'nrpus  und 
Tarsus  fast  ganz  mit  Palacosyop»  Sberrinstimmen.  Die 
Vorderextremität  war  im  Verhältnis»  zur  hinteren  auf- 
fallend lang  und  hatte  da*  Thier  in  der  That  das  Aus- 
sehen eine*  Kdentaten. 

Osborn.  A Review  of  Mr.  Lydekker’a  Arrange- 
ment of  Mesozoic  Mammalia.  The  American  Natura- 
list 1888,  p.  232  — 235. 

Lydekkrr  hat  in  «einem  Catn  löge  alle  mesozoischen 
Säuger  zu  den  M arsupialieru  gestellt,  ohne  die  »ehr 
grossen  Verschiedenheiten  des  Gebi*sc*  zu  l»erürk*ich* 
tigen. 

Osborn,  Henry  Fairfield.  Stmcture  and  Clawi- 
tientiou  Of  tlie  Httoiolo  Mammalia.  Journal  of  tbo 
Academy  of  Natural  Bcieooea  of  Philadelphia,  Vol.  IX, 
1888,  p.  183 — 265.  Mit  2 Tafeln  und  vielen  Holz- 
schnitten und  : Proceedinga  of  tho  Academy  of  Natural 
Sciences.  Philadelphia  1888.  11  Seiten  Bep. 

Al»  Owen  1871  die  mesozoischen  Säuger  beschrieb, 
kannte  man  kaum  20  Gattungen,  von  denen  mit  Aus- 
nahme des  Microleete»  und  Dmmotherium  alle 
au*  dem  Jura  »lammten.  Jetzt  ist  die  Zahl  der  bekannten 
Gattungen  35,  fünf  davon  der  Tri«»  ungehörig.  Es  zeigen 
diese  Gattungen  eine  sehr  grosse  Formcumanuigfaltigkrit, 
doch  besteht  hinsichtlich  der  eurojAisrhen  und  ameri- 
kanischen Typen  eine  merkwürdige  Uchereiiistimmung. 
Manche  dieser  Formen  haben  »ich  las  ins  Eocän  erhalten, 
cs  sind  dies  auch  die  nm  meisten  »pecialisirten.  Was  die 
Grösse  dieser  Thiere  anlnngt,  so  haben  die  klein -len  etwa 
die  Dimensionen  einer  Maus,  die  grössten  ungefähr  die 
Dimensionen  eines  Igels. 

Verfasser  giebt  zuerst  eine  eingehende  kritische  Urberdchl 
der  europäischen  Gattungen,  Amphit herium , Araphi- 
tylu»,  Amphileste.«,  Phnscolothorium,  Trlco- 
nodon,  Amblotherium,  Pha*coleHtc»,  Achyrodon, 
Leptoc Indus,  Peramu»,  Spalacot herium,  Per»- 
le*te»,  Pcraspnlax,  Hfylodon,  Curtodon  und  Bo- 
lodott. 

E*  gliedern  »ich  die  mesozoischen  Säuger  hinsichtlich 
des  Gebisse*  in  zwei  grosse  Gruppen.  ln  der  ersten  ist 
ein  liicisiv  kräftig  entwickelt  und  zwar  auf  Kosten  der 
übrigen  I und  des  Cj  die  M bestehen  au*  Höcker«.  Die 
Zahl  und  GrVäse  der  Pr  wechselt.  In  der  zweiten  Gruppe 
sind  die  I klein  aber  zahlreich,  der  C kräftig;  die  Zähne 
bilden  eine  zusammenhängende  Reihe,  die  M bestehen  au* 
Zacken. 

'Die  eine  Gruppe,  dir  Multituberculata,  zerfällt 
wieder  iu  die  Plaginulnciden,  die  Bolodontiden,  die 
Tritylodontiden  und  die  Pol  jriuastodoutiden. 

Die  Plagiau laetden  haben  nur  einen  unteren  1;  die 
Pr  «ind  al»  schmale  Schneiden  entwickelt , die  meist  zahl- 
reiche Furchen  nufweisen;  die  J!  bestehen  au«  Höckern 
und  zwar  haben  die  oberen  M drei  Höckerreihen. 


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136 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Microleste»  bat  tiefe  Einschnitte  auf  der  Zahnkrone. 
Piagiaul»»  II,  OC,  4 Pr,  ‘2M.  Kckfortsatz  und  Uelenk- 
lortsatz  fallen  hier  zusammen.  I>ie  primitiveren  Arten 
haben  4 l'r.  Oberkiefer  nicht  bekannt.  Die  Hb*  Wer  viel« 
leicht  nur  zweireihig  ungeordnet.  Ctenacodon,  Gelenk- 
tortsatz  gestielt,  Eckfortsatz  etwa»  einwärts  gelwvgett. 

Ptilodu».  1 1 , 2 l'r,  2 >1 , mit  5 äu»*«r«ci  und 
3 innerv n.  Mg  mit  4 re*p.  2 Zacken.  Neoplaglaulav 
11,  1 l'r,  2 M , Mj  mit  9 äusseren  und  6 inneren,  Mg 

mit  4 rt*p.  3 Zacken.  Thvlacoleo  -I.  -C,  - Pr. 

10  1 

; «•  l’r  Kl»tt. 

Meniscoessu».  M mit  drei  Höckerrrihen,  jede  dersel- 
ben uiit  4 Höckern ; die  der  äusseren  und  mittleren  Keihe 
halbmondförmig.  Pr  aussen  drei* , innen  viermal  einge- 
aclinitten.  Die  M erinnern  nu  Stere  ognat  hu».  Bei 

Ctenacodon  haben  die  zwei  ernten  Pack  zähne  je  zwei 
Au**en  - und  einen  Inncnhücker,  der  dritte  i»t  schneidend. 
Bolodon  bewegt  den  Unterkiefer  vor-  und  rückwirt», 
Ctenacodon  nur  in  vcrtitalrr  Richtung.  Die  zwei  vorde- 
ren Pr  sind  allerdings  ähnlich.  Der  vierte  und  fünfte 
Zahn  aind  hui  Rande  gezahnelt  um!  wohl  al»  M zu  deuten, 
dahinter  vielleicht  noch  zwei  weitere.  Der  dritte  und 
vierte  Zahn  — von  vorne  — - und  al»  hohe  Schneiden  ent- 
wickelt. 


Bolodontidae.  Bolodon.  2 l,  OC,  3 Pr,  4M.  Obere 
Iq  gro«*» , der  erste  schwach.  Pr  dreihöckerig  aber  zu- 
gleich nur  einwurzelig.  Höcker  der  M kegelförmig , die 
Zahl  derselWn  2 bi»  4 in  jeder  Reihe.  Zahne  vom  «raten 
bi»  dritten  an  Grosse  ab-,  vom  vierten  bi»  siebenten  aber 
zunehmend.  Allodou,  31,  0(?)C,  3 Pr  . 4M.  Dlnstem 
kurt.  Mirili  zählt  5 l*r,  2M,  wa»  nicht  berechtigt  ist, 
well  die  vier  ersten  und  die  drei  letzten  Zähne  fast  an- 
nähernd gleichen  Bau  besitzen.  Kronen  der  Zähne  nicht 
abgakant  wie  iwi  Bolodon.  Cfclres,  VI,  al’r,  SM. 
Vorderster  Pr  am  grössten , hat  aber  statt  vier  blos*  drei 
HiU-krr.  Die  M halten  je  2 Reihen  mit  8 und  1 Reihe 
mit  2 Höckern.  M(  ähnlich  den  2 ersten  M von  Bolodon, 
Mj  den  2 letzten  M diese*  Thiere*. 

Trit  ylodontidar.  Tritjrlodon.  21,  OC,  8 Pr,  IM. 
Der  erste  1 sehr  viel  grösser  nl*  der  zweite,  dann  lange 
Zahnlücke,  wohl  2 Pr,  4M.  alle  mit  drei  Höckerrrihcn. 
Am  dritten  hi«  fünften  Zahn  3 Innen-,  4 Mittel-  und 
2 Anssenhöckcr.  An»  letzten  M viel  weniger  Höcker. 
Triglyphu*.  M Tr  itr  1 ml on -ähnlich  ; dazu  kommt  ein 
Pr  mit  4 Höckern. 


Poly  mastodontidae.  I'olymastodou,  — I,  -C,  j Pr, 


- M.  Pr  einfacher  nl*  die  M.  Höcker  der  oberen  M liegen 


denen  der  unteren  M auf;  die  oberen  M halten  drei,  die 
unteren  zwei  Höckerreiheu.  Stereoguathu».  ö Hücker  auf 
den  unteren  M,  und  zwar  in  drei  Reihen  geordnet.  Höcker 
mit  eigenartigen  Leisten  versehen. 

Die  Plagiaulaciden  galten  bi»  jetzt  für  Mnrsupin- 
Iler.  Da  über  nunmehr  l'ou  1 ton  bei  Oraithorh  vnchu  * 
ganz  ähnln  he  Zähne  aufgefunden  hat,  werden  *io  wohl 
mit  mehr  Recht  zu  den  Monot reinen  gestellt  werden 
dürfen.  Cope  bringt  »ie  in  die  Nähe  der  Hy psipryin no- 
nodonten  und  somit  zu  den  Diprotodonten,  da  Poly- 
innstodon  Einbiegung  de»  Eck  fort  salze*  aufweist.  Da» 


Dentalforamcn  liegt  elteulnlls  über  der  Massetergrube.  Der 
Astragalu»  hat  keine  Rolle , aber  eine  grosse  Facette  für 
da»  Cttboid.  Sein  Kopf  ist  klein,  die  Naviculnrfarette  nur 
in  verticaler  Richtung  conves , ähnlich  wie  hei  Hai- 
maturus.  Die  Nasenlöcher  »lehcn  bei  Tritylodon  ganz 
vorne,  Malarr  und  Lnrrvmale  sind  vereinigt.  Die  Zähne 
aind  verschieden  von  den  Diprotodonten.  An  diese 
erinnert  nur  dl«  Hypert  rophie  von  zwei  lncrsiven;  allein 
auch  hier  handelt  e*  »ich  um  kein  Homologon,  denn  bei 
diesen  ist  cs  der  mittlere  I,  lei  den  mesozoischen 
Säugern  aber  der  zweite,  während  der  mittlere  verloren 
geht.  Diprotodon  hat  auch  vertieft]«  Kieferbewegung, 
während  diesellte  hier  vor-  und  rückwärts  geht.  In  dieser 
Beziehung  verhält  sich  Phascolomva  ganz  ebenso  und  da- 
her auch  hinsichtlich  der  De-chatfenheit  der  I,  weicht  aber 
im  Bau  der  M vollkommen  ab. 

An  di«  Monotremen  erinnert  di«  Bezahnung;  obere  M 
ebenfalls  mit  2 Innen-  und  3 oder  4 Aussenhöckeni.  Die 
unteren  M sind  allerdings  etwa»  verschieden.  Eluige 
Ornithorhy neben  haben  rbenfall»  eine  Intertrochloer- 
Furche,  doch  steht  die  Ulna  hier  immer  hinter  dem  Radiu», 
•*ei  den  Plagiaulaciden,  neben  demselben.  Jedenfalls 
stellen  die  Plagiaulaciden  einen  eigenen  Stamm  dar, 
ob  aber  monotrem  oder  marsupial  ist  fraglich. 

Z wei  te  Gruppe  : Trias-Periode. 

Die  triasvi scheu  Formen  Amerikas  differiren  wesentlich 
van  den  europäischen.  Während  die  jurassischen  deutlich 
abgesetzte  Wurzeln  nufweisen , gehen  dieselben  bei  den 
triftasischen  unmerklirh  in  die  Krone  über.  Auch  ist  Zwei- 
theilung der  Wurzeln  zu  beobachten.  — Dies  gilt  übrigeus 
auch  von  den  peruiischen  T h«r oinorphe  u-Dim  et  ro- 
dou. 

Ordo  Protodonta  heterodont,  aber  die  Wurzeln  nicht 
altgesetzt,  sondern  nur  durch  seitliche  Furchen  angrdeutet. 
Droroothcriidne  hinter  dem  P ein  weite»  Diastema. 
Pr  styloid,  ohne  Talon.  M mit  Haupt-,  Vorder-  und  Hin- 
terzacken. 

Drornot  herium  , 31,  IC,  3 Pr,  7 M.  I getrennt, 
C-ähnlich  geformt.  C gross,  zurückgebogen,  l’r  ohne  Wurzel- 
theilung,  etwa»  nach  vom  geneigt.  Der  letzte  IV  zeigt 
hinten  eine  Grube.  Die  M lassen  eine  deutliche  Theilung 
der  Wurzeln  rrkrnnen.  Sie  besitzen  je  einen  hohen  Haupt- 
zackett  und  unregelmässig  gestellte  Vor-  und  Hinterzackrn. 
Der  letztere  zeigt  oft  Theilung.  Ain  Hinterrande  ist  auch  ein 
Butnlbnnd  zu  bemerken.  Hoher  Krontörtsntz , aber  keiue 
Symphyse  vorhanden,  dafür  jedoch  Myl»hyoidgrube.  Sicher 
wnr  hier  ein  echter  Gelenkfortsatz  vorhanden. 

Microcoeodon  ?!,  ?C,  3 Pr,  7M  oder  4 Pr,  8 M. 
Langes  Diastem.  Pr  gerade  und  coiiisch;  Basalhand  um 
Hinterrande  vorhanden.  Pr,|  zeigt  eine  leichte  Theiluug 
der  Wurzel.  M mit  Hanpt zacken  und  je  einem  Vorder« 
und  Hinterzarken.  Hinten  auch  Basalhatid.  Coronoid  und 
Condylu»  niedrig.  Krkfortsatz  nngedcutet  durch  eine  Bie- 
gung des  Unterkieferrande»  wie  liei  Peramus. 

Jura-Periode.  Stet»  Mylohy  oidgrube  vorhauden, 
ebenso  stets  Theilung  der  Wurzeln.  Diastein  fehlt  oder 
doch  bloaa  sehr  kurz.  3 oder  4 I.  C stet*  wohl  ent- 
wickelt und  häutig  zwei  wurzelig.  Die  4 Pr  deutlich  zu 

unterscheiden  von  den  M.  Die  Zahl  dieser  letzteren  ist 
4 bis  8 ; di«  M stets  zackig , nie  höckerig.  Das  Gelds« 
zeigt  mannigtäche  Differenzirung.  An  den  M kann  man 
Talon,  Basaltackeu  oder  Ba*albaudzncken  unterscheiden. 


I 

C 

Pr 

•I 

Kiefer 

Typisch 

1. 

aufrecht 

gro*«  und  auf- 
recht 

mit  Basalzacken 

drei  gerade  Zacken 
und  Bu.»albanil 

gerades,  breite« 
Coronoid,  niedriger 
Condylu» 

Triconodon. 

2. 

aufrecht 

gross  und  auf- 
recht 

mit  Bnsalzacken 

opponirte  Zacken, 
dieselben  auch  nicht 
untereinander  ver- 
bunden 

gerade 

Peraleste». 

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Zoologie. 


137 


I 

C 

Pr 

M 

Kiefer 

Typisch 

3. 

? 

gros» 

klein  oder  in  die 
Gestalt  der  M 
übergehend 

ohne  Zacken ; säulen- 
förmig ohne  Basal- 
band 

V 

Curtodon. 

4. 

nahezu  hori- 
zontal 

klein  und  fast 
horizontal 

mit  Basalband  oder 
Basal  bandzacken 

drei  schlanke  Zacken 
ohne  Basalhand 

schlank,  schma- 
le» Coronoid,  hoher 
Condylus 

A mblotherium. 

5. 

horizontal 

klein  und  fast 
horizontal 

mit  Talon 

opponirte  Zacken  und 
diese  verbunden 

schlank,  schma- 
le» Coronoid,  hoher 
Condylus 

Stylacodon. 

Prodidelpbidn».  Marsupia) , 4 Pr,  zahlreiche  M, 
letztere  mit  mehreren  Wurzeln-  Krane  weder  echt  tri- 
tuberculär  noch  tubercularsectorial. 

Carnivore  und  Ummyurc  ü u t e rat t hei  1 an g.  Die 
Tricooodont  iden  Rind  die  grössten  Formen.  M primi- 
tivsectorial,  drei  gerade,  aufrecht«  Zacken  hinter  einander, 
oder  Vor-  und  Hiuterzacken  einwirt»  gerockt.  Ohne 
innere»  Basnlband.  Di«  Pr  hnbrn  deutliche*  ftasaBtand 
oder  einen  hinteren  Baaalzackrn.  C nufrecht.  I halb- 
liegend bis  aufrecht.  Kiefer  gerade;  breiter  Kronfortsalx, 
Cotid  vltia  manchmal  schräg,  hoher  oder  tiefer  oder  in  glel- 
eher  Höhe  mit  dem  Eckfortsatz. 

Triconodon  int  Hu  echter  Cnrnivor.  Die  meisten  An- 
klinge  unter  den  lebenden  Thieren  zeigt  Thylacinus. 
Omnivoren-Keihe.  Die  Zacken  der  M stebeo  meistens 
opponirt,  d.  h.  schräg,  sind  aber  nicht  sectorial.  Bei 
Peralcstf*  findet  «in  schwaches  Altcmirrn  der  oberen 
und  unteren  M stntt.  Das  Cingulum  der  hinteren  M wird 
hier  durch  mehr  oder  weniger  vompringende  Zacken  ersetzt. 
Die  hinteren  Zacken  der  Pr  fehlen  hier  oder  sind  doch 
nur  wenig  mißgebildet.  Vordere  Zacken  fehlen  «trts. 
C gerade,  oll  auch  zurürkgebogen.  Coudyhis  gerundet 
und  in  gleicher  Hohe  mit  den  31.  Kiefer  gerade,  an  der 
Symphyse  gerundet.  Coronoid  schmäler  als  bei  der  ersten 
Gruppe.  Eckfortsatz  immer  scharf  abgesetzt. 

Carnivore  Tri  r onodontidae.  Obere  und  untere 
M mit  niedrigen  aber  scharfen  Zacken.  Dieselben  stehen 
aufrecht.  Das  Basalband  ist  wohl  entwickelt.  Die  oberen 
und  unteren  M bilden  zusammen  eine  Art  Scheere.  Der 
C bt  aufrecht  uud  hat  oft  xwei  Wurzeln.  l*r  halb  auf- 
recht oder  liegend,  mit  deutlichen  Basalzackrn  versehen. 
Condylus  niedrig.  GelonkHächr  oft  verbreitert.  Coronoid 
breit.  Eckfortsatz  zuweilen  eiugrbogen. 

Peralestidae.  Obere  M mit  hohen  Innen-  und  Aussen- 
zarken,  die  letzteren  schräg  opponirt.  Untere  M mit  einem 
hohen  Aussenzackeu  und  mehreren  Innenzacken.  Obere 
und  untere  31  bilden  zusammen  eine  Scheere.  M zwei- 
wurzelig.  Die  Wurzeln  hinter  einander  gestellt.  C ein- 
wurzelig : Pr  meist  mit  kräftigem  Basalzackrn  versehen. 

Peralestes  ?I,  1 C,  4 oder  5 Pr,  6 M.  Der  letzte  Pr 
hat  ein  hohes  Basalband ; sein  Hauptsachen  höher  als 
jene  der  M,  Die  31  halten  je  zwei  Innenzacken , der 
vordere  höher  als  der  hintere.  Talon  au»  drei  Höckern  be- 
stehend. \ orderzacken  sehr  hoch. 

Peraspalax,  VI,  IC,  4 Pr,  7 31.  Pr  hoch  mit  kräf- 
tigem Basalband.  Die  M haben  nur  einen  Aussenzackeu, 
ferner  Inneuzacken,  hohen  Mittelzacken  und  niedrigen  Vor- 
der- und  Hinterzacken. 

Paurodon,  VI,  IC,  2 Pr,  4M  (wohl  nicht  vollständig). 
C hoch  und  cinwurxelig,  dahinter  Zahnlücke,  erster  Pr 
zweiwurzrUg,  niedrig.  Prj  hoch,  mit  hinterem  Basalzacken 
versehen.  An  den  31  nur  Aussen  - uud  Innenzacken , der 
letztere  bloss  halb  so  hoch  wie  der  Austenzarkrn.  Duxu 
Vorderzacken  und  eine  Art  Talon.  Kiefer  kurz  und  massiv, 
mit  langer,  tiefer  Mylohyoidgrube.  Die  M ganz  ähnlich 
jenen  von  Peraspalax,  aber  in  »ehr  geringer  Zahl  vor- 
handen. Die  Hauptsachen  der  unteren  M passen  nicht  in 
die  Vertiefungen  der  oberen  31. 

Herbivore  Subgruppe.  Von  innen  gesehen  erinnern 
di«  Zähne  nn  Stylodon,  aber  die  Krone  selbst  ist  Bach, 
Archiv  für  AntlMOpologfc.  Bit.  XIX. 


ohne  Zacken  und  sicher  nicht  schneidend.  Wurzeln  ge- 
trennt und  neben  einander  stehend.  Zähne  zuletzt  pris- 
matisch werdend.  Die  Käufliche  oft  von  Schinelsfurchen 
durchzogen  wir  bei  den  Nagern.  Auffallend  ist  die  Höhe 
des  C.  Doch  kann  dieser  Zahn  auch  vielleicht  als  1 ge- 
deutet werden. 

Curtodontidae.  M ohne  Zacken.  Krone  dreiseitig, 
Hach,  mit  Schmelzfurchen.  Kieferbewegung  horizontal. 
Pr  rudimentär  oder  31-artig.  Nur  Oberkiefer  bekannt. 

Ourtodon.  VI,  IC,  4 l*r,  7 31.  Pr  klein,  säulenförmig, 
dicht  hinter  dem  C(V)  stehend,  dann  erst  eine  Zahnlücke. 
Prj  zweiwurzelig,  Innenseite  etwa*  höher  als  Ausscnsrite, 
sonst  gleicht  der  Zahn  den  31.  Die  M bestehrn  aus  durch 
eine  Leiste  getrennten  V. 

Subordo.  Insectivora  primitiva.  Ausgestorben. 
Sicher  echt  plucental.  Obere  31  tritubercular,  ahernirend 
mit  den  unteren  M.  Nahe  verwandt  mit  deu  lebenden 
Inaectiroren. 

Amblntheriidae.  Erinnern  im  Kiefer  bau  etwas  an  die 
Stylacodontiden.  Klein  bis  mittelgross.  Die  kleineren 
sind  echt  insectivor,  hei  den  grösseren  stehen  die  »ehr 
spitzen  I und  C aufrecht.  Niemal*  Vorderzacken  an  deu 
Pr.  Diese  letzteren  nehmen  von  vorne  nach  hinten 
rasch  an  Grösse  zu.  Der  letzte  Pr  meist  höher  als  die  31, 
wie  bei  vielen  Inaectiroren.  M ohne  Innenzacken; 
dreizackig.  Condylua  sehr  hoch.  Coronoid  schlank.  Auch 
der  Erkfortsntz  ist  schlank  und  endet  in  eine  Spitze. 
Meist  4 Pr,  H M.  Stylarodon  hat  liegende  I und  C, 
was  ein  Hernusschnellen  der  Zunge  gestattet.  Zahl  der  14. 
Der  junge  Drvolestes  hat  M wie  Chrysochlorl». 

Amblotheriidae.  31  aus  zwei  schlanken,  hinter  ein* 
ander  gestellten  Zacken  nebst  Talon  und  Baaalhand  be- 
stehend, dieses  auch  an  den  Pr  vorhanden.  Basalzackrn 
an  den  l*r  nicht  selten.  3Jittlero  I lang,  Condylua  hoch, 
Coronoid  schlank.  MylohyoidgruW  vorhanden.  Bloss 
Innenseite  der  Kipfer  bekannt,  daher  Diagnose  mangelhaft; 
manche  Amblotheriiden  können  wohl  zu  Stylacodon 
gehören.  A mblotherium.  4 I,  I C,  4 Pr,  7 31,  Inciaiven 
sehr  verschieden  von  Stylncodon,  last  horizontal  gestellt 
und  in  Abständen,  Pr  fast  ebenso  hoch  wie  die  M.  Spitzen 
der  M etwas  rückwärts  gebogen.  Achyrodon  bat  8 31, 
die  beiden  letzten  Pr  höher  als  die  31.  Spitzen  der  Haupt- 
zacken der  M vorwärts  gebogen.  Hintrrxnrken  relativ  hoch. 

Stylacodontida«.  Obere  M mit  nur  einem  Inneu- 
zacken , verbanden  mit  den  zwei  Aussenzacken.  Dahinter 
noch  Talon.  Die  unteren  M halsen  niemals  Basalband. 
Vordere  1 am  grössten , spatelfdrmig.  Coronoid  schlank, 
Condylua  Koch,  Eckfortsatz  klein  und  spitz.  M »o*  drei 
Zacken  bestehend,  sonst  ähnlich  denen  von  Triconodon. 

Stylacodon.  4 I,  IC,  4 Pr,  7 oder  8 M.  I lang,  dicht 
beisammen.  C hoch  und  schräg.  Nur  eine  Art  bat  8 31. 
Innenzacken  au  den  31.  Pha*cole*tes,  »tet*  8 31,  sonst 
gleiche  Formel;  1 getrennt,  lt  am  grössten,  1^  am  klein 
sten,  1]  und  lt  wieder  grösser.  C.  hoch.  Der  Prj  sehr 
gross,  3lj  dagegen  auffallend  klein.  Kiefer  massiv.  Hier- 
her wohl  Drvolestes  vorn.  Drvolestes.  Zahnformel 
wie  heim  vorigen.  Eckfortsatz  schwach  gebogen,  Condylua 
conenv  und  »chräg.  Innenzacken  der  M fast  ebenso  hoch 
wie  der  Hauptzacken.  C zwei  wurzelig.  Astheoodon, 
nur  3 Pr.  C klein.  M ohne  dritten  Innenzarker..  Alle 

18 


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138  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Pr  unJ  M mit  Ausnahme  von  Prj  gleich  gro»i».  Zähne 
einwurzclig.  Laodon,  5 Pr,  8H,  niedriger  Innen-,  hoher 
Aussenxmken  an  den  M.  Kiefer  schlank. 

Incertae  sedis:  Leptoeladus,  4 Pr , AM.  Pr  mit 
vorderem  Busalhand  und  Talon.  AI  zweiwurzelig , llaupt- 
zacken  hoch , «weiter  Zucken  bildet  einen  Talon , getrennt 
vom  Basalbaiid. 

a)  Ara  philest  in  ue:  Zacken  der  AI  in  gleicher  Hohe, 
keine  oder  doch  nur  geringe  Reductiou  der  Pr.  Deut- 
licher Kckfortsatz.  4 I,  IC,  4 l*r,  7 >1  hei  Amphi- 
leste«  und  Amphitylu*  (=  Amphithcrinm  Pre- 
vosti).  Der  letztere  mit  schwachem  Haealband  , und 
hohem  gentielten»  CoodjFlw.  Beim  erstem»  strhra  die 
AI  getrennt,  ihr  Mittrlxäcken  ist  der  höchste.  Trico- 

nodon,  wohl-I.  ^ «der  - Bl,  M immer  erst  zehr 
’ 3 3 4 

spät  auftretend.  Der  letzte  !*r  heim  jungen  Thiere 
AJ-nrtig,  Pr  nur  hinten,  ».eiten  vorne  mit  Basalzackru. 
Zacken  der  M schneidend,  gleich  gro*#.  C meist 
zwei  wurzelig , Kok-  und  (iclenkfortsatx  in  gleicher 
Höhe.  Pnurodon  (Tinodon),  3 Pr,  4 AI ; im  Gegen- 
sätze zum  v«»rigei»  mit  Zahnlücke.  Pr  den  >1  sehr 
ihn  lieh. 

b)  Phaacolotberiinae:  M haben  Innenzacken  ueWn 
dem  Mittelzacken.  Pr  stark  reducirt  oder  M-artig. 
Kein  eigentlicher  Eckfortsatx  vorhanden.  Phascolo- 
therium,  4 I,  1 C,  0 Pr,  7 Al.  I getrennt  und  säulen- 
förmig. Lange  Zahnlücke.  Vorder-  und  llinterzncken 
der  AI  einwärts  gerückt.  Tiuodon  acht  oder  mehr 
Zähne.  l*r  verschieden  von  den  M. 

r)  Spalai-othcriinac:  Zahl  der  Pr  reducirt,  Pr  ver- 
schieden von  den  AI.  Eck-  und  Gelenkfortsatz  am 
L'nterrande  de*  Kiefers.  Seitliche  Zacken  der  unteren 
M einwärts  geruckt.  Spalacothc riutn  V 3 I,  1 C, 
4 Pr,  6 AI.  I dicht  beisammen , spitz  und  zurück- 
gebogen,  «lesgleichen  der  schlanke  C.  I*r  vorn«  und 
hinten  mit  Zacken  versehen.  Vorder-  und  Hinter- 
zacken der  AI  innig  mit  dem  Hauptzacken  verbunden. 
Basal  band  auf  der  Innenseite  verbreitert.  Eck-  und 
(ielenkfortsnu  hoch.  Alenacodon,  VI,  IC,  3 Pr, 
4 AI.  C klein  und  nach  vorwärts  gekrümmt.  Pr 
verschieden  von  M.  Hinter*««  keu  der  Al  nicht  so 
stark  einwärts  gedreht  wie  beim  vorigen.  Haupt- 
zarken  ziemlich  niedrig.  Amphitylus  hat  Aehn- 
lichkeit  im  Bau  der  AI,  dagegen  ist  «ler  Kiefer  ganz 
verschieden.  Tinodon,  bildet  den  Uebergang  von 
den  Aiuphilestioen  zu  den  Hpalacotheriinen. 

Omni vore-Reibe.  Die  A mphitheriidae  liabeu 
auf  den  oberen  AI  eine  Aussenwaml,  zwei  seitliche  Zarken, 
einen  Itinenzacken  und  einen  schwachen  Hintenacken. 
Untere  M mit  zwei  hohen  Ausaenzncken , Talon  und  ge- 
zähnelmn  inneren  Dasalband  nei»*t  Ba*ulza<  ken.  C zwei- 
wurzelig. I aufrecht.  Condylu»  oberhalb  «ler  AI -Reihe 
stehend,  Kr«»niörtsat*  hoch,  aber  nicht  sehr  breit.  Eck  fort  - 
satz  kurz,  nicht  eingebogen,  getrennt  vom  Condylu».  Al  zwei- 
wurzelig,  primitiver  als  bei  den  Peraleatiden.  Araphi- 
therium,  VI,  IC,  4 Pr,  0 M.  Pr  vorne  und  hinten,  AI 
innen  init  Hasalbnnd  versehen;  letztere  auch  mit  Talon 
und  Innenzacken.  Diplocv nodon,  3 1,  8 AI.  Kiefer  lang, 
Alvloliyoidgrube  vorhanden.  Coronoid  gross  und  hoch. 
IV|  nie«lriger  als  der  vorderste  Pr.  AH«  Pr  mit  deut- 
lichen», äusserem  Basalhand.  Docodon,  3 1,  7 M sehr 
ähnlich  Arophitherium.  Knneodon,  ?i,  1 C,  3 Pr,  6 M. 
C sehr  gross.  I'rj  fehlt.  Vorderzacken  der  M ziemlich 
schwach.  Pr  aussen  gefurcht.  Perainu»,  ?l,  IC,  9 Pr 
und  AI.  Systematische  Stellung  provisorisch.  Vorder- 
zackrn  der  AI  «inwärts  gerückt.  Kiefergelcnk  und  E*k- 
fortsntz  wie  bei  Diploey nodon,  aber  da»  Coronoid 
schwächer.  Kur  die  drei  letzten  AI  haben  Vorderzacken. 
Wohl  4 Pr  und  !>  oder  6 AI.  Letztere  nie  mit  Basnl- 
höcker. 


Beziehungen  der  zweiten  Grupp«  zu  den  Meta- 
theria. 

Hier  »teilt  sich  die  Frage,  ob  diese  Formen  eine  be- 
sondere Ordnung  bilden,  oder  ob  sie  zu  den  Mnrsupia- 
liern  oder  zu  den  Insectivoren  gehören,  oder  zu  den 
einen  oder  anderen  in  directen  Beziehungen  stehen,  ferner 
dräiiirt  sich  hier  die  Frag«  auf,  ob  die  Placentalie r mit 
Alildigebiss  durch  die  Eplacentalier  ohne  ein  solches 
gegangen  »ind. 

Owen  hält  Myrmecobins  für  den  Nachkommen  von 
A inpbitheriiden,  Stylodon  für  einen  Verwandten  von 
Chrysocbloris;  Peralestes  erreicht  seinen  Höhepunkt 
iu  Sarcophiins,  Triconodon  in  Thylacinus.  Gegen 
diese  Deutung  spricht  jedoch  «ler  Umstand,  da*»  «lie  meso- 
zoischen Säuger  unter  einander  zu  verschieden  sind,  als  dass 
mnu  sie  in  eine  Ordnung  zusammen  fn»»en  dürfte;  ihre 
Gebisse  weisen  vielmehr  eben  so  viele  Verschiedenheiten 
auf  wie  jene  der  Nager,  Insectivoren  und  Carnivoren. 
Dies  zeigt  «las  Beispiel  Curtodon,  Stylncodon  und  Tri- 
conodon. Von  den  bekannten  Mar »apialiern  weichen 
sie  wesentlich  ab  und  bilden  somit,  wenn  Oberhaupt  zu  den 
Metatheria  gehörig,  eine  besondere  Gruppe  derselben. 
Alle  besitzen  eine  Myiohyoidgruh«  am  Unterkiefer,  dagegen 
fehlt  eine  Kiefersymphyse  — beide  Alerkmale  haben  indes« 
keinen  Werth  für  die  Systematik  — — . Sicher  »ind  es  kein« 
echten  AI nrsupialier.  Ea  wäre  nicht  unmöglich,  da*« 
diese  letzteren  und  die  Placentalier  nur  einen  gemein- 
samen Ausgangspunkt  haben,  die  Placentalier  aber  nicht 
direct  aus  den  Alarsupialier  u hcrvorgegang«-n  »ind. 

Die  Marsupialier  besitzen  mit  Ausnahme  von  Tar- 
sipe*  einen  Condylu»  und  einen  Eckfort satz  an»  Unter- 
kiefer. Diese  beiden  stehen  bei  den  fleischfressenden 
Formen  nahe  beisammen,  wahrend  sie  bei  den  Insecti- 
voren -ähnlichen  weit  aus  einander  treten;  di«  Kahl  der 
Pr  ist  3,  die  der  AI  4,  jene  der  unteren  I meist  4; 
Aly rraecobius  zeigt  noch  die  Mylohyoidgrube;  Trico- 
nodon und  Amphitherium  dürfen  wohl  zu  den  Mar* 
supialieru  gestellt  werden.  Triconodon  läs*t  auch  «lie 
Einbiegung  des  Eckfortsatzes  erkennen.  Triconodon  hat 
auch  ein  Alilchgebis»,  ganz  wie  jenes  der  Marsupialier. 
Die  Zahl  seiner  1 ist  anfnng»  4 , die  Zahl  der  Pr  eben- 
falls, doch  gehl  ein  I und  Pr,  der  vorderste,  verloren.  Die 
A mphitherien  verlieren  den  Prj  (von  hinten)  gut  wie 
die  Alarsupialier-Gattuug  Dasvuru*.  Der  Kieferhau 
von  Triconodon  erinnert  an  die  Dasyuriden,  desglei- 
chen auch  die  Form  der  M und  das  späte  Erscheinen 
de*  M4,  aber  es  tirhlt  der  Innenböcker  auf  den  oberen  AI. 

Sehr  zweifelhaft  ist  dagegen  die  Marsupialier -Natur 
der  Peralestiden ; es  erinnern  zwar  dir  M von  Pera- 
pala*  an  jene  der  Didelphy  s,  doch  besitzen  ihre  oberen 
AI  keinen  limeuhöcker.  Curtodon  zeigt  zwar  Anklänge 
an  Phascolomys,  «loch  fehlen  diesem  letzteren  «lie  zahl- 
reichen Pr,  die  bei  Curtodon  vorhanden  sind.  Zwei  M 
vim  Curtodon  entsprechen  Immer  einem  von  |*ba»«o- 
lotnys.  Der  letzte  Pr  hat  bei  beiden  die  Gestalt  eines  AI 
angenommen.  Curtodon  hat  indes«  noch  einen  grossen 
eclitim  Krkxahn.  Die.  Amphitheriiden  und  Trico- 
nodontiden,  sowie  Curtodon  röhren  mithin  wohl  zu 
«len  AI arsupialirrn  hinüber,  dagegen  gilt  dies  auf  keinen 
Fall  von  den  Peralestiden.  Sie  »nid  vielmehr  besser  ala 
Prodidelphiden  zu  betrachten. 

Die  Beziehungen  zu  den  Insectivoren. 

Die  Sty lacodontiden  weisen  iro  Zahn-  und  Kiefer- 
bau  auf  «ine  In aeeti vor en -ähnliche  Lebensweise  hin.  Sie 
haben  tuberculür-srrtoriale  M,  was  als  ein  relativ  moderner 
Zahntypus  erscheint.  Bei  Spnlacotherium  ist  die  Zahl 
der  Pr  und  Al  reducirt ; das  Gebiss  vereinigt  moderne 
Zahulörm  mit  altrrthümlicher  Zahnzahl.  In  dimer  Be- 
ziehung unterscheidet  sich  dies«  Gruppe  von  den  marsu- 
pialen  Triconodontiden,  an  welche  die  Zahnforin 
erinnert.  Diese  Zahn  form  kann  jedoch  »»wohl  beiPlacen- 
tnliern  als  auch  bei  Eplacentaliern  Vorkommen  und 


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Zoologie. 


139 


beweist  daher  keineswegs  die  M nr  * u pial  i ern at  «r  der 
Spa  lae  ot  he  rüden.  Freilich  lässt  sich  oirht  läugnen, 
dar.«  die  I nsectlvoren  von  M arsupiallern  abstammen. 
AN  primitive  Merkmale  de«  liiseetlvoren-Gebisses  er* 
acheinen  da«  Beharren  auf  dem  Trituberculartypus , und 
die  Zwei wurzeligkeit  de«  0 heiCentete».  Uymnura  und 
Talpa  (hier  nur  der  obere).  AU  Specialisirung  Nt  tu 
deuten  die  Umwandlung  des  unteren  C in  einen  I bei 
Talpa,  di«  Länge  der  oberen  I,  die  f'nmplication  der  Pr, 
der  Verlust  de»  Pr4  (und  oft  auch  de*  Pr^)  und  die  pris- 
matische Bezahnung  von  Cliry  sochloris.  Alle  die*« 
Differenz'! ruit}  en  linden  »ich  auch  bei  deu  Stylacodon* 
tiden;  ho  namentlich  der  prismatische  Zahnhau,  der 
srhräge  C;  die  mrisselfönnigen  1 auch  bei  Stylodon. 
Die  Stvlnrodontidcn  stehen  mithin  den  lnsectlvoren 
sehr  nabe. 

Dir  jurassischen  Glieder  der  »weiten  Gruppe  bilden 
keine  l>e»ondri‘e  Ordnung;  »ie  »eigen  jedoch,  da**  sie  ver- 
hältnissmässig  neuen  Ursprungs  sind.  Sie  thrilen  sich  in 
zwei  Reihen,  die  zu  den  M arsupialiern  und  Placen- 
t alier n zugleich  liinüberleiten.  Diese  zwei  Reihen  halten 
sich  M-harf  von  einander  getrennt  und  Merkmale  erlangt, 
die  sich  jetzt  auch  bei  Marsupialiern  und  Insecti- 
voren  wirderfinden. 

Die  Mylobyoidgrube. 

Diesellie  findet  sich  angehlich  auch  hei  Myrmecobina, 
fehlt  aber  nach  Oaborn  daselbst,  wohl  aber  Nt  sie  vor- 
handen beiden  mesozoischen  Vertretern  der  zweiten  (truppe. 
Die  lebenden  Marsupialier  variirrn  hierin  sehr  stark. 
Sie  ist  zu  l>eobachten  bei  Dasyuru»  und  Didelphys. 
Hei  den  nemoiKhfB  beginnt  sie  schon  unter  dem  Kom- 
men dentale,  und  enthielt  wohl  einen  Nerv  oder  eine 
Arterie.  Oft  erreicht  »ie  die  Symphyse.  Hel  Dromo- 
t her »ii in  steht  nie  sehr  weit  vorne. 

Entstehung  und  Aufeinanderfolge  der  Zahne. 

Bei  der  zweiten  Gruppe.  Die  I und  C.  Hei  Dro- 
luotheriuiu  halten  diel  das  Aussehen  von  C,  stehen  weit 
von  einander  ah  und  nehmen  rasch  an  Grosse  zu.  Hei  den 
Formen  von  Stonesfiehl  - Amphitylu»  und  Pliasco- 
lotherium  — sind  sie  säulenförmig  und  ebenfalls  getrennt, 
bei  den  Triconodonten  stehen  *i«  dicht;  auch  ist  die 
Spitze  xuriiekgebogen.  Der  C ist  manchmal  zweiwurzelig, 
was  darauf  bindeutet , das*  derselbe  anfangs  wenig  von 
den  Pr  verschieden  war;  bei  Amphitylu*  gleicht  er  den 
erbten  Pr,  hei  den  übrigen  Formen  von  Slonesfleld  sieht 
er  wie  ein  kleiner  Pr  aus. 

Die  Pr  von  Dromotherium  sind  «ämmtlich  gleich, 
säulenförmig,  einwurzelig  und  gross.  Hei  Microeonodon 
zeigen  sie  einen  Talon,  der  hinterste  sogar  Theilung  der 
Wurzel.  Hei  den  jurassischen  Formen  haben  sie  schon 
zwei  Wurzeln  und  sind  vorne  convex  und  hinten  coucav; 
»ehr  häutig  ist  rin  Talon  vorhanden.  Das  Cingulum  spielt 
oft  eine  grosse  Rolle.  Hei  Diploeynodon  ist  rin  solche» 
auf  der  Außenseite.  sonst  meist  auf  der  Innenseite,  wäh- 
rend die  M,  namentlich  bei  den  Peralestideti  und  deu 
Insecti  voren,  glatt  sind.  Beider  tarn  i voren  Gruppe 
bildet  das  Hasalbnnd  häufig  einen  vorderen  und  einen 
hinteren  Zacken. 

Die  Pr  sind  stet*  scharf  geschieden  von  den  I und  M, 
nicht  ala-r  von  dem  C.  Manchmal  haben  die  hinteren 
Complieation  erfahren.  Hei  Arhyrodon  — Curtodon  — 
sind  sie  sogar  M-artig  geworden. 

Die  M.  Dromotherium  hat  noch  das  Reptilien- 
khnlb'hste  Gebiss.  Gleich  den  Pr  fehlt  auch  den  M jegliches 
Basalbnnd.  D»e  M haben  hier  noch  keine  deutliche  Wurzel- 
theilung. Sie  besitzen  wohl  mehrere  Zacken,  doch  können 
die*ell*n  auch  zum  Theil  wieder  verschwinden , so  dass 
die  Zähne  wieder  auf  den  Kinzackentypu*  zurückkommet». 
Die  Sebenzaeken  sind  schwach  und  erscheinen  nls  ein 
blosser  Versuch.  Din  Zähne  der  Theromorphen  stecken 
in  Alveolen.  Die  Krone  ist  tonisch , Innen  und  aussen 
gefurcht , ohne  Nebenzarken  und  oi*n  abgeflacht.  Die 


Theilung  der  Wurzel  erfolgte  vor  dem  Auftreten  von 
Nebenzacken. 

Die  Bildung  der  Säugethierzahne  lässt  fol- 
gende Stadien  erkennen: 

1.  Theilung  der  Wurzeln,  wobei  der  eine  Ast  neben 
oder  hinter  den  anderen  rücken  konnte.  2.  Entwicke- 
lung de*  inneren  Cingulum«.  3.  Da«  Auftreten  von 
Vorder-  und  Hintenarken  und  das  Kinwärtsrücken  der 
Nebrtuacken.  4.  Das  Auftreten  von  Innenzacken. 

1.  Zuerst  nur  eine  Wurzel  — trlassisrh,  dann  zwei- 
wurzelig— u nterju  rassisch , die  Zweitbeilung  zuerst  auf 
der  Innenseite;  dann  Idhlet  sich  eine  Wurzid  auf  der 
Innenseite  — - oberer  Jura  — Curtodon  und  Styla- 
codon. 

2.  Da*  innere  Basal  band  fehlt  noch  hei  Dromotherium, 
nicht  aber  bei  Microeonodon.  Die  jurassischen  Können 
mit  Innciixacken  haben  kein  innere*  Bnsalluind,  wohl  aber 
jene  ohne  Innenzackrn.  — - - Beispiele  sind  die  Tricono- 
doutidae  und  Sty lacodon t idae.  Der  Innenzacken  von 
Peralestes  ist  ein  Product  de*  inneren  Hasalbandes.  Bei 
den  Amphilestiden  theilt  sich  die  Krone  und  das  Cln- 
gulum,  das  gezähuelt  sein  kann,  wie  bei  Diploeynodon  , 
»Hier  eine  mittlere  Erhebung  zeigt  wie  hei  Amphitherium. 
Da»  innere  Ba*alb*nd  ist  immer  vorhanden  hei  den  Pr. 
Es  kann  un  den  M fehlen  oder  auch  wohl  entwickelt  sein 
und  sogar  Innenzackrn  bilden. 

3a.  Der  Säugethier-Molar  stammt  vom  kegelförmigen 
Reptil ienzahn.  Zwischen  dem  Einbacken-  und  dein 
Dreizackentypus  bestehen  Uebergänge;  von  dem  letzteren 
wieder  »um  Tritaberralartypua,  auf  den  sich  alle  Placen- 
talier-Molaren,  selbst  die  mit  4 und  5 Höckern,  zu- 
riickfubren  lassen.  Der  primitive  Zacken  Nt  der  l'roto* 
con.  Der  Vorderzacken  — Paracon  — und  Hinter- 
zacken  — Metaron  — erscheinen  erst  spater.  Der 
trituberculare  untere  M ist  entstanden  durch  Einwärts- 
rücken  von  Para  - und  Metacun , der  obere  M durch  Aus- 
wärtsrücken  derselben.  In  Folge  des  Auftretens  de* 
Hypocon  oder  Talon  entsteht  der  Tabercularsec- 
torialtypu*.  Der  l’mtncon  von  Dromotherium  ist 
bei  allen  M gleich ; die  Grösse  von  Paracon  und  Meta- 
con  wechselt  dagegen  bei  den  einzelnen  M.  Bei  Micro- 
conodon  und  Aiuphilestes  sind  dieselben  fast  stets 
gleich  gross. 

3b.  Spalaeotheriu m bildet  nach  Cope  den  Ueber* 
gang  vom  triconodonten  zum  trituberculare»  M. 
Die  Innenzacken  der  unteren  M sind  nur  die  einwärts 
gerückten  Para-  und  Metacon.  Phascolntberium. 
Tinodon,  Menacodon  bilden  eine  Reihe,  welche  dieses 
allmälige  Einwärtsrücken  zeigt.  Spalacot  herium  er- 
innert im  Bau  seiner  M an  da»  Sectorial-Dreieck  von 
Stypalnphu*  und  Didyunlctis.  Die  Nehenzackeu  der 
oberen  M haben  »ich  wahrscheinlich  nach  auswärts  ge- 
dreht.  Ist  nun  Stylacodon  eine  Uebergang-törm  zum 
Tubercularsect  orinltvpu* , wo  zu  den  Zacken  ein 
Talon  gekommen  NtV  Von  oben  sieht  man  den  hohen 
säulenförmigen  Zacken  und  davor  zwei  Vorderzacken ; 
dahinter  steht  ein  dritter  Zacken.  Im  Oberkiefer  sind  drei 
Ausson-  und  ein  Intieuzarkeu  vorhanden.  Der  untere  M 
von  Stylacodon  scheint  daher  ein  specialisirter  Tuher- 
cularsectorialzahu  zu  sein. 

Das  Styloid  ist  ai*dann  der  Protocon , während  die 
lwiden  Inneuzacken  den  Para  - und  Metaron  repräsentimi, 
zu  welchen  dann  noch  der  Hypocon  — Talon  — kommt. 
Bei  den  Stylacodontiden  ist  der  Talon  derGrösse  nach 
sehr  variabel.  Die  Aussenwurzel  steht  direct  unter  »lern 
Protocon.  Es  ist  daher  zweifelhaft,  oh  wir  es  hier  mit 
der  vorderen  oder  hinteren  oder  gar  einer  «eeuudareu 
Wurzel  zu  thtin  Italien. 

Die  Molaren  zeigen  also  mehr  oder  minder  deutlich 
den  Triconodontentypus.  d.  1».  die  Anwesenheit  eine* 
mittleren  und  zweier  seitlicher  Zacken.  Bei  den  Amphi- 
theriiden  repräseutirt  der  liauptzacken  deutlich  den 

• 19* 


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140 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Protoeon  , der  kleinere  Zacken  den  Paracon , aber  es  lässt 
»ich  nicht  entscheiden  , iru  wir  als  Metacon  «wirr  Hypo- 
«m  tu  deuten  haben.  Die  Beschaffenheit  von  Car- 
todou  inncht  e*  wahrscheinlich , dass  der  Talon  drn 
Hy  poco  n «le*  Trituberrularzabne*  repräseutirt.  Dafür 
spricht  auch  »eine  geringe  Höhe.  Die  Gattung  Diplo- 
rrnodon  zeigt  eiucn  Fortschritt  in  der  Entwickelung  dex 
Paracon. 

Es  geht  au*  dir*en  Ausführungen  hervor,  da**  nicht  der 
Pera*pa  las -Zahn  den  Ausgangspunkt  Ihr  den  Trituber- 
culurtypu*  bildet,  weil  hier  der  Paracon , der  Vorder* 
zacken , fehlt  und  auch  der  Metacon  bin»*  eine  Erhebung 
de»  Ha  »al  bau  de»  dar- teilt.  AU  ältesten  Typus  haben  wir 
vielmehr  A in pbitheri  um  und  da  wieder  die  Perm* 
lest  i den  xu  betrachten.  Die Inornxacken  sind  wohl  vom 
ltasalband  gebildet  worden.  Dl«  oberen  kl  von  Peru* 
1 V s t r * feigen  dagegen  einen  grossen  Innmxarken  und 
xwri  schwächere  Aussenxacken , so  dass  hier  ein  nach 
nu»sen  offene*  V entsteht,  also  der  Tr ituberc ul ar* 
tvpus.  Es  ist  mithin  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Aussen- 
xackett  Para*  und  Metacon  repräsentirrn. 

Alle  Mammalier 'Molaren  halsen  einen  Protoron,  da* 
Homologon  des  einfachen  Kegelzahne*  der  Keptilien. 
Bei  einigen  entstehen  Para-  und  Metacon  direct  vor  re»p. 
hinter  dem  iVutocon,  werden  aber  sehr  gross  — Trl- 
ronodon  — , beiandereu  sind  sie  einwärts  gerückt,  wodurch 
der  Tritubercularxahn  entsteht,  der  dann  weiter 
auch  einen  Talon  erhält.  Bei  wieder  anderen  bildet  sich 
ein  Paracon,  aber  der  Metacon  fehlt,  und  wird  ersetzt 
durch  den  Talon  — Hypocon  — . Bel  wiedrr  anderen 
fehlen  Paracon  und  Metacon , werden  jedoch  ersetzt  durch 
Zacken  des  Basalbande*. 

Keduetion  und  Aufeinanderfolge  der  Zähne. 

Gleiche  Zahnformen  können  durch  gleiche  Ursachen 
hervorgerufen  werden.  Auch  kann  der  eine  oder  andere 
Zahn  erst  relativ  spät  erscheinen  — Ketardation,  oder 
kleiner  werden  alz  »ein  Nachbar  — atropbiren,  verloren 
gehen  oder  relativ  früh  erscheinen  — A cceleration,  oder 
oder  sehr  gross  werden  — li  y prrtop  hi  re  n. 

Bei  deu  mesozoischen  Formen  ist  gewöhnlich  die 
Formel  1 C—  Pr  M;  nie  mehr  als  41,  selten  5 i*r, 
4 14  8 

noch  seltener  bl«*s  3 — Drorootheri um.  Die  M wech- 
seln von  3 bis  H,  bei  den  älteren  fast  immer  6 Ws  8, 
bei  den  jüngeren  3 bis  4.  Die  jUngereti  Trironodonten 
buben  den  vierten  1 verloren.  Die  Keduetion  der  Pr  be- 
ginnt wohl  vome,  an  der  Stelle  de*  verlorenen  l*r  finden 
wir  dann  «in«  Zahnlücke.  Die  M nehmen  von  hinten  her 
an  Grösse  ab,  so  ist  sicher  der  M4  von  Triconodon 
zurrst  verschwunden.  Bei  den  Peralrstiden  scheinen 
die  beiden  vordersten  Pr  verschwunden  zu  »ein. 

In  der  Insectivoren-Keihe  beginnen  die  vorderen  Pr 
schwächer,  die  hinteren  stärker  zu  werden,  wofür  jedoch 
die  M von  hinten  her  immer  schwächer  werden. 


Die  Trieonodontiden  verlieren  den  seitlichen  I und 
den  vordersten  Pr ; die  Keduetion  der  M beginnt  hinten. 
Die  Arophilrstiden  verlieren  den  l4  und  den  vorletzten 
Pr  von  hinten.  Die  Keduetion  der  M beginnt  ebenfalls 
hinten.  Die  Curtodontiden  verlieren  die  drei  vorder- 
sten Pr.  Die  Stylacodoutiden  behalten  4 I,  verlieren 
den  vordersten  Pr,  oder  e*  atropbiren  die  beiden  vorder- 
sten. Die  M alrophiren  sowohl  von  vorne  als  auch  von 
hinten  her. 

Milchgebiss  ist  nur  bei  Triconodon  bekannt  und 
betrifft  den  letzten  Pr  wie  hei  den  Marsupialiern. 
Priacodon  verhält  sich  wohl  ebenso. 

Schl  ussfol  gerungen: 

1.  Die  primitiven  Säuger  waren  heterodont;  Zahn- 
lücke fehlte ; 1,  Pr  und  M waren  schon  differenxlrt. 
Die  cinwurzeligen  1 standen  isolirt.  Die  Pr  waren 
zwar  noch  rinwurzelig,  zeigten  jedoch  schon  Fur- 
chung der  Wurzel.  Die  Krone  war  noch  einfach. 
Nebenzacken  entstanden  au  der  Basis.  Audi  bildete 
sich  schon  häutig  ein  Talon,  der  dann  oft  zu  einem 
Hinterzacken  umgestaltet  wurde.  Ebenso  kam  es 
oft  zur  Entwickelung  eine«  Vorderxai  keu*.  Die  M 
hatten  schon  eine  getbeilte  Wurzel,  aber  noch  ein- 
fache Krone.  Nebenzacken  trnten  vorn«  und  hinten 
auf,  oder  am  Talon  oder  ganz  an  der  Basis  der  Kreme. 
Der  C ist  ein  umgewandelter  Pr,  der  seinen  Nach- 
bar au  Grosse  überragte.  Die  beideu  Wurzeln  ver- 
schmelzen zuletzt  iu  einer  einzigen. 

2.  Die  Complication  der  M begann  am  vordersten  der- 
selben, die  Wurzelthcilung  dagegen  am  letzten,  und 
erstreckte  sich  zuletxt  auf  alle  M und  wenigstens 
auch  auf  einen  Thril  der  Pr,  niemals  aber  auf  die  I. 
Die  eine  Wurzel  rückte  einwärts,  oder  es  fand 
gleich  Dreithrilung  drr  ursprünglichen  Wurzel  bei 
den  oberen  M statt  und  zwar  iu  Folge  der  Entwicke- 
lung des  lunenxackeu*. 

3.  Die  typische  Formel  war  41,  1 C,  4 Ihr,  8 M.  Oft  er- 
folgte ein  Verlust  der  seitlichen  1 in  Folge  Hyper- 
trophie des  C.  Der  Verlust  von  Pr  beginnt  mit 
dem  vordersten  derselben  und  betrifft  oft  gleich  deren 
zwei.  Die  Keduetion  der  M erfolgte  entweder  von 
vorne  oder  von  hinten  her  oder  von  beiden  Seiten 
zugleich. 

4.  Die  Complication  der  M und  die  Gliederung  in 
I,  C,  Pr  und  M fand  statt  unabhängig  von  der  Ke- 
duction,  denn  die*«  Zähne  sind  bei  einigeu  Gattungen 
noch  sämmtlich  vorhanden , obwohl  die  Zahnformel 
noch  die  ursprüngliche  ist,  nämlich  4 1,  1 C,  4 Pr,  3 M. 
Die  Specialisirung  in  1 und  C erfolgte  sehr  rasch. 
Die  Pr  sind  die  cunsrrvativsten  Zähne;  sie  behalten 
ihre  Gestalt  am  längsten;  um  rau  hesten  erfolgt  Ihn? 
Complication  durch  Hinzulrcten  von  Nebenzarken. 

5.  Der  einfache  Kegel  war  die  Urform  der  Zähne.  Die 
Complication  war  auf  mehrfache  Weise  möglich : 


Oberer  Jura  iVraleste»  Diplocynodon  Triconodon 

i l 

IVralestidae 


Triconodont 

Tinodon 


Tritubercular 


Tubercular-  Säulenförmig 
sectorial 


Menacodon 


Mittlerer 

Jura 

Unterer 
J ura 

Obere  Trias 


Amphitlieriidae  Amphilestinae  Phascolotheriidur  / 
'^^'-Triconodonlidae 

I 

Trigonodouta 


Asthenodon  Stylacodon 

I \ / 

Spalacotbenidae  Stjlacodoatidae  Curtodontidar 


Curtodon 

I 


AmbUit  hcriidae 

? 


Protodoata 


/ 


Dromatheriidae 


a)  In  der  ersten  Keihe:  Bei  den  meisten  ent- 

stunden seitliche  Nebenzacken  am  Protocou,  woraus 


der  Triconodon trpus  resultirte.  Diese  beiden 
Nebenzucken  — Para-  und  Metacon  — drehten 


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Zoologie.  141 


»ich  einwärts. — Tri  tubercularty  pus  — schon 
vor  der  Jurazeit.  Dmu  kam  dann  ein  Talon, 
b)  ln  der  Streiten  Reibe  bildete  »ich  nur  der 
Paracoa.  Der  Mrtanm  ist  er»etzt  durch  den 
Talon  und  ein  innere»  Hasalband,  das  dann  »eoun- 
däre  Zacken  entwickelte  — Amphitherium. 
e)  In  der  dritten  Reihe:  Paracoa  und  Metacon 

bleiben  au»,  dafür  jedoch  Zacken  am  Talon  und 
atu  inneren  Basal  band. 

d)  In  der  vierten  Reihe:  Ltploelailui  ent- 

wickelte nur  einen  Talon , »o  da«»  die  M = Pr 
»ind. 

e)  Die  Entstehung  de*  prismatischen  Zahnes  hei 
Curtodon  ist  nicht  lwkannt , vielleicht  ging  der- 
selbe au*  einem  trituberculären  hervor. 

Ref.  konnte  »ich  bei  der  ganz  ungewöhnlichen  Wichtig- 
keit der  torliegenden  Arbeit  natürlich  nicht  mit  einem 
kurzen  Referate  begnügen.  Es  verdient  dieselbe  nicht 
blo«»  deshalb  ein  ganz  besondere»  Interesse,  als  hier  eine 
Zusammenfassung  der  ziemlich  zerstreuten  Literatur  über 
die  mesozoischen  Säuger  gegeben  ist,  sondern  vor 
Allem  deswegen , weil  Verfasser  es  verstanden  hat , dieses 
ungemein  schwierige  Material  in  glücklichster  Weise  zu 
sichten  und  dessen  Bedeutung  für  die  Stauiniesgcschkbte 
der  Säuger  überhaupt  lV»uus teilen , namentlich  soweit 
dies  die  Entstehung  de*  Säugethiergebisses  betritt'*. 

Osborn , Henry  F.  Additional  observntions  upon 
Lite  atructure  and  clasaiticntion  of  tlM  Meaozoic 
Mammalia.  Proropdinga  of  t he  Academy  of  Natural 
Sciences.  Philadelphia  1MB,  p.  '21*3  — 301. 

Amphileste*  hat  3?I,  1 C,  4 Pr,  6 M.  Pbaseo- 
lotherium  zeigt  Pr  verschieden  von  den  M.  Ainphi- 
tylus  wohl  41,  1 C,  I»  Pr,  HM  oder  4 Pr,  7 M.  Per** 
in  u*  wohl  31,  1 C,  6 Pr,  3 M.  Die  letzteren  Im  Unterkiefer 
schon  tubercularsectoriah  Leptocladue  dubius  und 
Spalacotherium  minus  Pernmu*.  Amphitherium 
zeigt  den  Trituberculartypus,  5 Pr,  6 M.  Peraleste*  i«t 
Wühl  zu  Spal acothcri  u m , und  Peraspalax  zuAmblo- 
theriutn  zu  stellen.  Peraspalax,  A m b lotherium  , 
Achyrodon,  Phasrolestrs,  Stylodou  und  Curtodon 
sind  sehr  nahe  verwandt  und  repribeutiren  wohl  nur 
2 oder  3 Genera.  Die  MoUrenform  ist  bei  allen  »o  ziem- 
lirh  die  gleiche.  Die  Peralestidae  und  Curtodon- 
tidar  sind  nicht  mehr  länger  zu  trennen.  Es  vermindert 
sich  also  die  Zahl  der  Gattungen  und  werden  auch  zwei 
Familien  wieder  eingerogen.  Bei  den  englischen  Säugern 
giebt  es  nur  zwei  Typen  von  Molaren,  den  tricono* 
donten  bei  Amphilrstes,  Pliasrolothrrioin  und 
Triconodon,  dazu  wohl  noch  Atuphitylu»,  und  den 
trituberculären  bei  allen  übrigen.  — Bei  der  ausser- 
ordentlichrn  Schwierigkeit,  welches  die  Bearbeitung  dieses 
Materials  darbietet , sind  solche  Irrungen  nur  zu  leicht 
mißlich.  Der  Ref. 

Rodler , Alfred.  Verbreitung  und  Geschichte  der 
Seeaäugethiere.  Schriften  des  Vereins  zur  Ver- 
breitung naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  Wien, 
28  Bde.  S.  263—294. 

Giebt  eine  kurze  Darstellung  der  Diflerenzirungen,  welche 
der  Bau  der  Sirenen,  Robben  und  Wale  aufwri*t, 
sowie  über  die  Stamme»gr*chichte  dieser  Thier«  unter  Be- 
sprechung der  fossilrn  tertiären  Genera.  Vgl.  den  Literatur- 
bericht  für  1886  unter  Weher. 

Rodler,  Alfred.  8clildelfrigment  eine«  Sivathe* 
rüden  aus  Nord persien.  Anzeigen  der  kaiserliche« 
Akademie  der  Wissenschaften.  Wie»  1888,  XII, 
8.  11-4  — lll». 

Der  Name  dieses  Thicrea  i*t  Urmiathcrium.  Das- 
selbe steht  dem  Hydaspitherium,  einem  Sivatheriiden 
(Kuminnntier),  am  nächstem 


Rütimeyer,  h.  Sur  La  Faune  doeene  (ninnimalogique> 
d'Kgerkingen  (ßoleuru).  Archive»  de*  scioncea  physi- 
qtw*  et  naturelle*.  Geneva,  Tome  20,  p.  341  — 343. 

Rütimeyer)  L.  lieber  einige  Beziehungen  zwischen 
den  SiiugethienitÄinmen  alter  und  neuer  Welt.  Krater 
Nachtrag  zu  der  eoeftuen  Fauna  von  Kgerkingen. 
Abhandlungen  der  »chw-eizerücheu  palü«mUdogi*chen 
Gesellschaft,  Vol.  XV,  8.  1—63  mit  1 Tafel. 

Da»  erste  Capltel  — einige  Bemerkungen  über 
Classification,  Insbesondere  bei  Hufthleren  — 
weist  darauf  hin , das»  entgegen  der  früher  gültigen 
Meinung , dass  Europa  die  Heimath  der  meisten  Säuge* 
thierr  »ei,  nunmehr  auch  Amerika  für  einen  grossen  Theil 
derselben  als  Heimath  in  Betracht  kommen  müsse,  wäh- 
rend für  manche  Stämme  vielleicht  sogar  eine  ConTergen* 
der  Entwickelung  gegeben  zu  sein  scheint.  Cu  vier 
unterschied  die  Säuger  nach  Placentalität  und  Implacen- 
talitkt.  Die  Implacentalier  lassen  einen  gemeinsamen 
Grundpinn  des  Zahne»  erkennen  und  sind  auch  sämmtlich 
unguirulnt.  Sehr  viel  fonnenreicher  erscheinen  dagegen 
die  PUcentalier,  doch  sind  auch  hier  zwei  grosse  Gruppen 

— wenigstens  als  Endstadien  — gegeben,  die  Unguicn- 
laten  und  Ungulaten,  dl«  sich  insbesondere  im  Zahu- 
bau  wesentlich  von  einander  unterscheiden.  Innerhalb  der 
U u g u 1 ii  l e n legte  Ow  e n zuerst  das  Hauptgewicht  auf  P a a r - 
re*p.  Cnpaarfingerigkeit.  Kowalevsky  zeigte  sodann, 
da«*  die  Bewegungsmechanik  für  die  Mod  ificat  innen 
des  Extrcmitätcnskeh'tte»  maasagebend  sei , und  das»  das 
Erloschen  gewisser  Formen  von  der  mangelnden  An- 
passungsfähigkeit abhängig  sei , während  die  dauerhaften 
Stämme  «ich  durch  grosse  Modifiralionstihigkcit  nuszeich- 
nen. Für  ihn  war  auch  die  Beschaffenheit  dea  Extre- 
mitätenskelett«» ein  wichtigere»  Moment  für  die  Systematik 
lh  die  Beschaffenheit  de*  Gebisse». 

Durch  die  massenhaften  Entdeckungen  nener  Formen  in 
Nordamerika , darunter  ganz  abe  tränt  er  Formenkreise , er- 
litt die  bisherige  Systematik  eine  gewaltige  Erschütterung, 
indem  eine  völlig  neue  Zusammenstellung  zur  Annahme 
gelangte,  die  Verfasser  freilich  zum  Theil  tÜr  wenig 
berechtigt  hält ; nur  für  die  Huftliiere  scheint  dieselbe 
besser  begründet  zu  sein,  indem  hier  in  der  That  zwischen 
Taxeopodie  und  Diplarthrie  die  vermittelnden  Stadien 
gegeben  sind,  von  der  Plantigradie  und  Penladactylie  bi* 
zur  Aufrichtung  der  Zehen  und  Reduction  des  grössten 
Theil*  derselben;  zwischen  diese  Taxeopodie,  welche  zu 
den  Unguiculata  hiniiberlcitet  und  di»  Diplarthrie 
schaltete  Cope  noch  als  vermittelndes  Glied  di«  Arnbly- 
plodie  ein,  wobei  nämlich  der  Carpu*  noch  nnch  dem 
rrsteren  Typus,  derTamu»  aber  bereits  nach  dem  letzteren 
Typus  gebaut  sein  soll.  Diese  theoretischen  Amblypodu 

— die  Hvodonta  — »oll teu  dam»  auch  ein  höckeriges 
Gebiss  lesitzeii.  Solche  Formen  soll  es  nach  Cope  nie- 
mal» in  der  alten  'Welt  gegeben  haben. 

Es  ist  diese,  namentlich  von  Cope  vertretene,  An- 
schauung eigentlich  nur  ein«  weitere  Ausführung  de*  von 
Kowalevsky  zuerst  aufgestellten  Princips,  das»  nämlich 
die  aus  der  Bewegungsmechanik  re»ultirenden  Modificationeu 
für  die  Systematik  verwendet  werden  müssten.  Cope 
knüpft  nämlich  daran  an,  dass  es  »ich  bei  Zehenredu«  tion 
eigentlich  weniger  um  eine  An|ia»suug  der  Fusswurxel- 
knochcn  handelt , als  vielmehr  darum  , dass  die  Stützung 
der  Korperlast  auf  immer  knappere  Stellen  beschränkt 
wird,  was  natürlich  zu  einer  zweckentsprechenderen  Modi- 
firation  de*  Carpu»  und  Tarsus  führen  muss. 

Rütimeyer  bespricht  nun  die  Moditicatiouen  im  Carpu* 
und  Tarsus,  die  sich  auf  dem  Wege  der  Umwandlung  aus  der 
Taxeopodie  zur  Diplarthrie  ergeben,  soweit  sie  an 
noch  lebenden  Hutthieren  zu  beobachten  sind.  In  der 
Gegenwart  ist  die  indifferenteste  Reweguugsart , wa*  Viel- 
und  Gleichfingerigkeit  anlangt,  durch  den  Elcphantrn,  die 
grösste  Ausdehnung  der  Sohle  aber  durch  den  Klippdachs 


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142  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


repräsentirt.  Allein  schon  bei  «Uesen  Ist  in  Folge  der  ganx 
verschiedenen  Function  der  Corpus  total  abweichend, 
und  sind  daher  die  von  Cop e gegebenen  Categorien  bereits 
hier  nicht  mehr  anwendbar.  Der  Hinterfu»»  hat  als 
Lucomotionsorgito , der  Vonlerfusa  nur  als  Stütze  zu 
tungiren ; der  letztere  ist  immer  breiter  angelegt , als  der 
erste«?.  Heim  Hinterfu»*  kommt  es  daraut'  im , dass 
Unterschenkel  und  Fu»»  auf  möglichst  einfache  Weise, 
durch  möglichst  wenige  Knochen,  verbunden  »eien.  Frei* 
lieh  geht  dabei  kein  einziger  Knochen  wirklich  verloren, 
e»  verschiebt  sich  nur  die  obere  Knochenreihe , um  da* 
Gelenk  ganz  zu  umfassen,  wahrend  am  Corpus  die  erste 
Knochrnrrihr  quergestellt  bleibt.  Der  Hinterfu**  erleidet 
eher  Zehenredurtian  als  der  Vorderfu**.  Et  stützen  sich 
daher  die  Begriff«?  Diplurthrie,  Amblypodie  und 
Taxeopodie  alle  mehr  oder  weniger  auf  die  Organisation 
des  Hinterfusse»  weil  dieselbe  «loch  noch  nicht  so  einförmig 
ist.  sie  verlieren  aber  hierdurch  »ehr  an  Bedeutung. 

Der  Elcphant  vereinigt  Peutadactvlie  mit  lio- 
dnctylie  und  Urachydactv lie  an  beiden  Extremitäten, 
und  zeigt  auch,  abgesehen  von  Hyrax,  den  buchsten  Grad 
von  unpuartingeriger  1*1  ant igr ndie.  Er  hat  daher  auch 
noch  die  geringste  DiHerrnzirung  der  Knochenelemente 
de»  Fuasea  und  die  elementare  »rriale  Anordnung  der  Kuss- 
wurzelknocheu.  Von  Plantigradie  ist  freilich  beim  Eie* 
phanten  nichts  zu  bemerken,  der  Körper  stützt  »ich  viel« 
mehr  auf  die  erste  oder  zweite  Phalanx.  Die  Plantigradie 
ist  nur  scheinbar.  Der  Carpus  ist  sehr  breit,  die  digitale 
Anordnung  »einer  Elemente  sehr  deutlich  , trotz  der  An- 
wesenheit eine»  Centrale.  Der  Astragalus  dagegen  ruht 
distal  schon  auf  zwei  Knochen,  das  Nariculare  auf  dreien. 
Ob  die  doppelte  Verbindung  de»  Astragalus  — Diplarthrie  — 
ein  primitive»  Verhältnis»  durstellt,  wie  Cope  meint,  ist 
sehr  fraglich. 

Hyrax,  der  einzige  noch  lebende  Taxeopode,  ist  viel 
mehr  plantigrad  als  der  Elephant,  freilich  führt  er  aber 
auch  eine  andere  l^benswei«e  — Kletterer  — , Die 
Metapodien  bekommen  hier  schon  Leitkiele  und  sind  daher 
schon  zu  steilerer  Aufrichtung  befähigt.  Der  Carpus 
gleicht  dem  des  Eie plianten,  dagegen  sind  Nariculare 
und  Cuboideum  weniger  ausgedehnt,  du*  erstere  nicht  wie 
beim  Klephnnteu  über  da»  letztere  noch  hinweggrescholxm. 
Der  Astragalus  stützt  sich  ausschließlich  auf  diu  Xavi- 
• ulare  und  nicht  auch  auf  das  Cuboid,  eiue  Organisation, 
die  auch  den  Condv lartb ren  zukommt.  Metutarsale  II 
stützt  sieh  schon  etwas  aut  das  Cuneiforme  111.  Immerhin 
ist  Hyrax  nicht  mehr  so  primitiv,  wie  der  Elephant; 
er  zeigt  die  »eriale  Anordnung  der  Cnrpalien  nicht  mehr 
so  scharf  wie  Phenucodus,  sondern  stimmt  viel  eher 
mit  Khinoceroa  überein.  Zwivhen  Hyrax  und  Eie* 
pbnnt  wäre  als  amblypode  Gruppe  die  Coryphodon 
und  Dinocerata  einzu»« halten,  «lie  »ich  selbst  wieder 
zwar  im  VorderfuM  mit  diesem  letzteren  vergleichen  lassen, 
im  Bau  des  Hintcrfusse»  aber  noch  viel  platt füssiger  sind. 

Bei  Phenacodu»  erscheint  die  Anordnung  derCarpalia 
deshalb  so  streng  serial , weil  sie  trotz  der  ziemlich  ge- 
ringen Breite  doch  fiinf  Finger  zu  tragen  haben.  Küti- 
meyer  findet  keinen  Grund , Hyrax  von  den  Condyl- 
arthren  zu  trennen.  Ilyrax  und  Phenacodu»  kämen 
nach  «lern  Bau  der  Vorderes» remitit  in  die  gleiche  t'atc- 
gnrie  wie  der  Elephant,  nach  dem  Kau  der  hinteren 
in  die  gleiche  wie  Khinoceroa  und  Tapir.  Beim  Tapir 
übertrifft  der  dritte  Finger  die  übrigen  schon  bedeutend 
au  Länge  und  Stärke,  in  viel  höherem  Grade  als  bei  allen 
bisher  btsprochttMn  Thieren.  Die  Caquilia  greifen  unge- 
mein Innig  in  einander,  ganz  wie  auch  bei  Khinoceroa 
und  den  Pnlaeotherien , so  dass  das  Uncinnatum  und 
Lunatum  beinahe  an«-h  «la»  Scnphoid  berühren.  Nach 
den  Cope’achen  ('la»*itication»prinripten  wärm  diese 
Genera  consequenterweise  auch  wieder  der  Typus  einer 
besonderen  Familie.  Am  Hinterfuss  Ist  die  Diplarthrie 
sehr  viel  ausgesprochener  als  bei  Hyrax  — - Cuboid  mit 


Astragalas  articulirend  — , ein  Verhältnis»,  da»  jedoch  bei 
den  mehrzelligen  Perissodacty  len  je  nach  der  Gestreckt- 
heil  der  Metaf»odien  in  »ehr  rer»ehU*denem  Grade  gegeben 
ist.  Die  Verbindung  zwischen  Carpu»  und  Metacarpalieu 
ist  ganz  die  gleiche  wie  bei  Hyrax  und  Phenacodu». 
Im  Tarsus  nähert  sieh  da»  Metutarsaie  III  dem  Cuboid,  am 
stärksten  bei  H y r a c o t h e r i u m ; bei  H y r a c h y u s und 
Phenacodu»  ist  die  Anordnung  de»  Melatarsale  III  noch 
»treng  serial. 

Da»  einzellige  Pferd,  dessen  seitliche  Carpalieu  nur 
mittelst  der  Griffelbeine  noch  befestigt  erschienen,  trägt 
die  Beweise  lür  die  luadaplinn  von  Reduction  der  Fuss- 
würzet  »n  jenen  Metapodien  iiti  allerstärksteu  Masse  au 
»ich.  Die  Beweglichkeit  de»  Tarsus  ist  auf  wenige  .Stellen 
beschränkt.  Am  Schlüsse  dieser  Untersuchungen  bekennt 
Rätiineycr,  da**  er  sich  gegenüber  den  von  Cope  auf- 
gestellten  ClassiticMtioHspriiii-ipien  ablehnend  verhalten 
müsse.  — Ref.  mörhte  hier  bemerken,  das.»  auch  er  einen 
ganz  ähnlichen  Standpunkt  einnimmt  wie  Kütimeyer. 
Die  Gruppe  der  Diplarthra  — Perissodactyla  und 
Artindnctrla  umfassend  — hält  er  fUr  etwa*  ganz 
Unnatürliche»,  diese  beiden  Gruppen  »ind  vielmehr  schon 
von  den  frühesten  Zeiten  twei  scharf  getrennte  Stämme, 
und  zwar  schon  als  Condylarthren,  mit  welcher  Bezeichnung 
auch  nicht  eine  eigene  Gruppe , «oudern  besser  nur  ein 
Kntwickelnngsstadium  tixirt  würde.  Die  Hyracoide» 
dagegen  »ind  wohl  d«wh  mit  Recht  ab  eine  besondere 
Grupp«?  anfzutässen,  »ehr  weit  verschieden  von  den 
Peri»»odactylen. 

Riitimeyer  wendet  ferner  sein  Augeutqerk  auf  die 
Verschiedenheit  in  den  einzelnen  Extremitäten-Segmenten, 
welche  auf  der  Verschiedenartigkeit  der  Leiten« weise  ba*irt 
und  freilich  die  grössten  Segmente , wie  Oberarm , Femur 
um  aileraudälligsten  beeinflusst,  aber  auch  in  kleineren 
Theilen  de*  Skelette»,  wie  Carpus  und  Tarsus,  zum 
Ausdruck  gelang*.  Wie  bei  je«ler  Organisation  wird 
hier  nicht  bloss  eine  Familienanlage,  sondern  auch  indi- 
viduelle Besonderheit  des  Wachst  hum»  erkennbar  werden, 
ja  die  Altersstufen  ein  und  desnelbcn  Individuums  zeigen 
schon  erhebliche  Verschiedenheiten  im  ganzen  Habitus, 
namentlich  im  Verhältnisse  der  Grösse  des  Kumpfes  zur 
Länge  der  Extremitäten,  so  z.  B.  die  Hochbeinigkeit  der 
Kälber  und  Füllen.  Wenden  wir  diese  Erfahrungen 
auf  die  fossilen  Formen  an,  so  wird  es  sehr  annehmbar, 
«Ins»  Plantigradie  gewi**eraioa**en  als  embryonale  Be- 
wegungsart  v«*r*rhiedencr  Stufen  der  Digitigradie  vor- 
ausgegangen wäre,  allein  gleichwohl  hat  e*  schon  zu 
allen  Zeiten  neben  plumpen  kurzbeinigen  auch  schlanke 
h<M'htttinige  Thiere  gegeben. 

Die  elementarste  Hufthierl>eweguiig  finden  wir  beim 
Elephanten,  wo  eigentlich  bloss  die  hehlen  ersten  Glieder 
drehbar  sind,  und  der  Kuss  nur  zum  Auftreten  dien». 
Erhebliche  Streckung  «le*  PaMW  scheint  mit  Pentn- 
dactylic  schwer  verträglich  zu  sein,  einzig  und  allein 
Phenacodu»  kann  al»  Versuch  hierzu  gelten.  Wenn 
Plantigradie,  sei  es  auch  nur  scheinbare,  bei  hochbeinigen 
Thieren  sich  einstellt,  so  ist  sie  immer  mit  Svndactylie 
verbunden;  so  stecken  auch  Wim  Kamee]  die  benach- 
barten Phalangen  in  einer  Art  Sack.  Die  Plantigradie 
wird  hier  auch  insofern  durchgeführt,  als  die  Phalangen 
dem  Boden  aufiiegen  und  auch  keine  Leitung* rinnen  für 
die  Metapodien  besitzen. 

Mit  «lern  Wegfällen  der  Seif«*nfinger , d.  h.  der  Ver- 
minderung oder  der  Verwachsung  von  Radien,  beginnt  zu- 
gleich die  Aufrichtung  und  Verlängerung  der  Metapodirn ; 
aber  auch  am  Unterarm  und  Unterschenkel  ergeben  »ich 
Veränderungen,  nämlich  die  Einschränkung  von  Pmnation 
und  Suplnntion.  Ulna  und  Fibula  werden  stark  rrdacirt, 
ohne  jedoch  völlig  zu  schwinden;  damit  tritt  daun  Lcpto- 
podie  an  Stelle  von  Pachypodie.  Am  raschesten  erfolgt«* 
dieser  Proee*»  bei  den  Selenodonten,  langsamer  bei  «len 
Unpaarhufern,  am  langsamsten  bei  den  Schweinen. 


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Zoologie.  143 


Die  Spuren  «1er  Pentadactylie  sind  Übrigens  noch  bei  alten 
Hufthiereu  nacbxuwelsen.  Auch  im  Tar»Us  »iml  die  Ver- 
änderungen nicht  alhu  beträchtlich  und  die  Uiderrmm, 
«lie  hier  bei  der  Befestigung  «»der  Betsegliehhaltuiig  de# 
Me«  huni-uiu*  #j«ch  ergeben , sind  nicht  hinreichend  xur 
Unterscheidung  von  gru**en  Gruppen. 

Die  noch  tiefer  gelegenen  Skrlettt heile , Phalangen  und 
Meta podien  sind  *o  lange  wenig  geeignet  diu  Thier  hoch- 
beinig uud  locoinolion  »fähiger  xu  ina«  hro,  al#  sie  noch  in 
grösserer  Zahl  vorhanden  sind.  Erst  da»  Ueberwiegen 
eine*  Mittelfinger»  oder  «ler  beiden  mittleren  Finger  tragt 
sofort  xu  einer  wesentlichen  Erhöhung  de»  Tlitere»  hei. 
An  diesen»  starken  Wachsthutn  nehmen  dann  auch  die 
Phalangen,  vor  allem  aber  die  ernte,  Tbeil,  die  zweite 
bleibt  mehr  ein  blo«*r*  Gelenkstück. 

Da#  zweite  Cnpitel  behandelt  einige  neue  Binde- 
glieder für  die  Siugethierstänime  alter  und 
ueuer  Welt.  Mit  der  Entdeckung  der  in  den  l'hos- 
|>horiten  de»  Quervy  begrabenen  Thierwelt  ergaben  »ich 
auch  wieder  nähere  Anhaltspunkte  xu  der  iiu  Gauxen  »o 
fremdartigen  Säuget  Uierfaunu  Nordamerika»,  immerhin  aber 
bleiben  noch  genug  Formen  übrig,  für  welche  in  Europa 
keine  Vertreter  nufxutinden  waren.  Die  jetzt  an  da» 
Baseler  Mu-eum  übergegangtne  Cartier '«wh«  Sammlung 
«ler  Säuget hierreata  au»  den  Egrrkinger  Bohitrrzen  brachte 
allerlei  Anknüpfungspunkte  au  dir  ältere  nordurarrikanische 
Mammalirrtänna.  Von  deu  atu  häutigsten  vorkutnniemleu 
Lophiodonten,  darunter  auch  Protupiru»  befindlich, 
sowie  von  den  Propalaeotherien,  Pachy uolophu#, 
l.opbiot  herium  und  den  noch  selteneren  i'alaeotherien 
und  Hyracotherien  »ieht  Verf.  in  «Ict  vorliegenden 
Arbeit  gänzlich  ab,  dergleichen  von  deu  Hy opotamiden, 
Khagatheriunt . Dolichoeru»,  Dichobune,  Czrno* 
t herium  und  Xiphodon.  Seine  frühere  Angabe,  das» 
der  I*r  von  Dichodon  M-artig  »ei,  wird  nun  «lahin 
corrigirt , da»»  auch  hier  der  hinterste  Fr  wie  bei  allen 
Wiederkäuern  einen  von  den  M verschiedenen  Bau  auf* 
weiM.  Unter  den  Leiuuridea  verdienen  die  hier  vor* 
kommriHlen  Caenopithecu#  und  Adapi#  ganz  behin- 
dere» Interesse,  indem  namentlich  der  «rstere  hinsichtlich 
»eines  Zahiil-aues  {«viiMinuiwwii  eine  ZwiKbrafom  dar#tellt 
zwischen  den  Maki»  und  den  Mycete*  der  neuen  Welt. 
Von  verschiedener  Seite  wurdi-u  die»«  rr«terwähuten  Formen 
für  Bindeglieder  zwischen  Affen  und  Hu  ft  hiereu  an- 
gesehen, wahrend  Cope  dieselben  Inclusive  der  in  Nord- 
amerika entdeckten  Hyopsodua  und  Pelycodu«  etc.  in 
»eine  Grupp«  der  Me*odouta  aufuahen,  die  wiederum  al» 
eine  Abtheilung  «ler  -Du not  her in“  ein«  Mittelstellung 
zwiachen  deu  Creodonta  und  den  echten  Quadrumann 
rionehmen  sollte;  einen  Theil  hezeichnete  er  freilich  als 
Frosimier.  Er  erklärt  die  Mrsodonta  nl»  eine  Parallele 
ra  den  Condylarthra  unter  den  Hufthieren,  «lie  eben- 
falls ein  »ehr  ähnliche»  Urbi»  br»itzen,  nbrr  mit  Hufen 
anstatt  mit  Nägrln  versehen  sind.  Schlosser  hat  diese 
atTenlhnluhen Formen  al»  Pseudo lemuriden  au#gesehie- 
«ien  von  «len  eigentlichen  Prosimiern,  da  »ie  normale 
Eck-  und  Schneidezihne  tragen,  un«l  zu  den  uaef ru- 
ms# n n in  Beziehung  gebracht. 

Auch  in  der  vorliegenden  Arbeit  wird  auf  die  Aehnlich- 
keit  der  Molaren  «ie#  Caenopithecu»  lemuroides  mit 
jenen  von  Mycete#  hingewiecen,  obschoii  auch  anderer- 
seits wieder  gewisse  A »klänge  an  mnnrhr  Maki»  nicht  zu 
verkennen  sind.  Viel  näher  al»  beitlen  genuunten  Gruppen 
steht  der  Caenopithecu»  jedoch  der  fossilen  Gattung 
Adapi«,  mit  welcher  er  sogar  toh  einigen  Autoren  direct 
vereinigt  wird.  — Al*  Hauptunterschied  giebt  Verf.  die 
grössere  Gestm ktheit  der  Molaren  von  A«iapis  an,  auch 
*ind  die  Au**«nhügel  bei  dem  Caenopithecu»  nicht  m> 
innig  verbunden,  wie  bei  diesem.  Ueberdies  ist  da* 
Foramrn  infraorbitale  bei  Caenopithecu#  viel  weiter 
als  bei  Adapi#  und  erinnert  hierin  eher  an  Galago, 
während  »ich  Adapi#  in  dieser  Beziehung  noch  am  ehesten 


mit  Stenop*  vergleichen  lässt.  Endlich  ist  der  letzte 
Pr  — Pr,  bei  Caenopithecu#  ganz  abweichen«!  von  «len 
M,  während  er  bei  Adnpi#  grratlezu  «len  Uebrrgang 
vermittelt  zwischen  diesen  und  den  vorderen  Pr.  Die  Auf- 
stellung de»  selbständigen  Genu»  Caeuopithecu*  er- 
scheint mithin  vollkommen  gerechtfertigt , — nach  den 
neueren  Kunden  freilich,  die  Zeichnung  der  schon  länger 
bekannten  Beste  lies#  jedoch  manch«*  Zweifel  hierüber 
auf  kommen,  «ler  Bef.  — Nahe  Beziehungen  ergeben  sich 
auch  zwischen  Caro opith ecu s und  «len  im  nordameri* 
katiischen  Tertiär  gefundenen  Hyopsodu»  und  Peiy- 
codus,  namentlich  aber  mit  dem  letzteren.  In  Bezug 
auf  die  Verschiedenheit  der  Pr  von  den  M ergiebt  »ich 
auch  eine  gewisse  Uebereinstimmuug  mit  den  leben«leu 
Indrisina.  Weuit  »ich  die  Anwesenheit  von  nur  zwei 
Pr  bestätigen  sollte,  wofür  eiuigermaassen  die  Stärke  der 
vor  denselben  stehenden  Wurzel  spricht,  die  nahezu  al» 
solche  eine«  Caninen  erscheint,  *o  hätte  der  Caeno- 
pithecu» einen  autTäUrn«!  kurzen  Grsichtsschädcl  besessen 
im  Gegensatz  zu  dem  sehr  langen  von  Adapi». 

Adupis  Duvernoyi  scheint  in  Egerkingen  vertreten 
zu  »ein.  — Bef.  muss  hier  bemerken,  da»«  KUtimever 
sich  »ehr  im  Irrthume  befindet,  wenn  er  meint,  e»  wäre 
in  seiner,  «les  Bef.  Arbeit  — Affen  etc.  de»  europäischen 
Tertiär»  — als  Adapi«  parisieusis  der  Delfortrie’sehe 
Palaeolemur  copirt  w«irden.  Die  Zeichnung  bezieht  sich 
vielmehr  wie  alle,  bei  denen  die*  nicht  eigen*  bemerkt 
1*1,  auf  eia  Uriginal  im  Münchener  Museum. 

Pheuncodu»  curopaeus  basirt  auf  Uherkieferfrag- 
rueuten.  Das  Thier  hatte  ungefähr  Tapir-Grosse.  Es  ist 
schwer  zu  sagen,  oh  wir  hier  von  einem  Jochzähner  oder 
einem  Warzenzähner  sprechen  sollen;  Itütimeyer  be- 
schreibt denselben  je«lo«h  nl»  Jochxäbuer,  da  eine 
deutliche  Aussen  wand  zu  l«eobacbten  i«t,  die  ihrerseits 
wieder  zwei  roni*ch*  Hügel  erkennen  lässt.  Dos  Vorjoch 
besteht  au»  zwei  buhl  in  Folg«  der  Ofur  verschmelzenden 
Hügeln,  ein  eigentliche*  Nachjoch  ist  nicht  vorhanden, 
solidem  nur  zwei  Hügel,  von  denen  der  eine  mit  der 
Hinterkante  des  Zahu«**  in  Verbindung  tritt,  der  andere 
•bar  isolirt  bleibt.  Der  ersten*  erscheint  als  eine  An- 
schwellung «le»  hinteren  Uu»albande».  Aui  Ms  ist  die 
hiutere  Hälfte  ganz  verkümmert  — richtiger  noch  nicht 
entwickelt,  der  Bef.  — . 

E«  unterscheiden  »ich  dies«  Zähne  von  allen  bekannten 
Hufthierzähnen  der  alteu  Welt,  in«lem  bei  diesen  stet#  ein 
Vorjoch,  rin  Querthal  und  ein  Nachjoch  sichtbar  ist. 
Einzig  uml  allein  der  Zahn  von  Caenopithecu#  könnte 
zum  Vergleich  herangetogru  werden,  indem  auch  dieser 
eine  ähnliche  Grupp  innig  und  Verbindung  der  einzelnen 
Zahnelemente  aufweist.  Bütimoycr  nennt  diesen  Typu» 
„Trigouodontie*  im  Gegensatz  zu  Zygodontie.  Von 
diefteiii  Phenacodu#  liegen  scheinbar  auch  Milchzähne 
vor,  die  viel  schmäler  sind  al»  «lie  definitiven  Molaren. 
l>er  hinterste  gleicht  einem  M.  Beide  erinnern  an  die 
letzten  Milchzähne  ron  Art  iodacty!  en,  namentlich  von 
Suiden.  Der  zweitletzte  übrigen#  auch  au  «len  vordersten 
Milchzahn  von  Tapiru».  E*  werden  diese  Zähne  jedoch 
nicht  al»  Milrhzähue,  »ondern  al»  die  vordersten  Prämo- 
lareu ge«leutet.  — Bef.  zieht  entschieden  «lie  Deutung  «Is 
Milchzahne  vor  — ; auch  glaubt  er,  dieses  nette  Slugethier 
selbst  zu  «ien  Unpaarhufern  «teilen  zu  sollen.  — Ein 
solcher  Zahn  typu«  findet  «ich  «ehr  häufig  bei  «len  Säuge- 
ih irren  «le#  nor<]amrrikani*«'hcn  Eocaeo,  namentlich  l«ei 
den  Condylarthren  — Ectocion  und  selbst  hei  Di- 
plarthren  — Pantolestes  — (nicht  minder  auch  hei 
Dichobune  der  Kef.!).  Von  den  Condylarthren 
kommen  als  nächste  Verwandte  dieses  Interessanten  Thiere* 
nur  die  Phenacodont i«len  in  Betracht. 

Auf  l'rotogonia  werden  einige  isolirte  Zähne  be- 
zogen. Einer  dersellien,  der  Pfj  oder  aber  «ier  M,  zeigt 
die  Trigonodootie  noch  schärfer  al*  obiger  Phrnncodu*. 
Der  lunrnhügel  ist  hier  mit  beiden  Zwischrnhügeln  ver- 


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144  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


blinden,  «ler  zweite  Innenhügel  erscheint  offenbar  al*  eine 
Anschwellung  des  hinteren  Basalbande».  Eine  Vergleichung 
mit  Zygodonten  erscheint  ausgeschlossen , seihst  wen» 
die  Trigon«>dontie  hier  wirklich  nur  durch  Verkümmerung 
de*  Xachjorhes  entstanden  wäre.  Allein  die  Propalae«»- 
therium-Zähne  zeigen,  «hu»  selbst  die  Unterdrückung  de* 
Xachjoche*  die  Zygodontie  nicht  zu  verwischen  vermag. 
I>ie»e  nur  mit  Protogenla  vengleichbaren  Reste  erhalten 
den  Species-Namen  Protogonia  Cartieri. 

Zu  Meuiscodon  wird  ein  isolirter  Oberkirferzahn  ge* 
stellt,  der  w«»hl  al»  Prt  gedeutet  werden  darf.  Von  dem 
nU  Protogonia  he-timmten  Zahn  unterscheidet  er  »ich 
dadurrh,  das«  die  Kanten,  welche  die  Zwischenhüge)  be- 
grenzen, halbmondtnrmig  gebogen  erscheinen.  Es  ist  hier 
gewissermaassen  die  Urberfährung  der  Trigonodontie  zur 
Selenodontie  versucht.  Man  könnte  versucht  sein,  diesen 
Zahn  auf  einen  Paarhufer  zu  beziehen,  allein  die  Arhnlirh- 
kelten  mit  jenem  Protogonia -Zahn  erlaubt  keine  solche 
Annahme. 

Dies«  eben  erwähnten  Formen  lassen  darauf  schliessen, 
dass  in  Europa  zur  Eoränxeit  ein  Hufthiertypus  cxistirt 
hat,  dessen  Gebiss  in  Nordamerika  mit  der  -«genannten 
<*»ndy  larthrie  «ler  Eztremitäten  cnmbinirt  war.  Der 
Zahntypii« , die  Trigonodontie,  findet  sich  auch  bei 
allerlei  ünguiculaten , wie  Halbaffen  . ln«ectivoren, 
Caruivoren  und  Brutelthieren  Wider  Hemisphären 
und  zwar  nicht  bloss  bei  noch  lebenden,  sondern  nument* 
lieh  bei  den  älteren  Formen.  Ea  könnte  daher  der  Schluss 
gezogen  werden,  das»  diese  Makis  etc.  ein  altes  Erhtheil 
um  getreuesten  ÜWrliefeit  hätten  und  den  l’eberrest  von 
alten  Collectirfypen  «Untellen.  Unsere  Kenntnisse  werden 
jedoch  gegenwärtig  von  Tag  zu  Tag  durch  so  viele  neue 
Formen  Wrrirhort,  so  dass  e*  zur  Zeit  unthunlich  er- 
scheint, über  «len  genetischen  Zusammenhang  der  ver- 
schiedenen Säugethiertypen  Muthmnassungen  anzustellen. 
Deshalb  hat  es  Verf.  auch  vermieden,  den  Ausdruck  Trl- 
tuberculie  zu  gebrauchen,  da  derselbe  vorwiegend  bei 
Punodonten  und  Creodonten  angewendet  wird,  und 
dafür  die  Bezeichnung  Trigonodontie  gewählt,  ohne  da- 
mit jedoch  läugnen  zu  wollen,  dass  dieselbe  sich  recht 
wohl  als  blosse  Modifiration  der  Tritubercuiie,  als 
ein  Fortschritt  derselben,  erweisen  könnte. 

Hei  alirn  bisher  bekannten  Hufth  irren  sind  die 
Hügel  de*  Überkiefrrxuhne*  nach  Queijot-hrn  g«*ordnet, 
deren  Zahl  zwei  beträgt.  Zwischen  ihnen  liegt  da*  Quer* 
thnl,  da»  bis  an  die  Aussenwund  reicht.  Diese  letztere 
wird  meist  aus  zwei  Hügeln  gebildet , jedes  Querjoch  au* 
einem  Zwischen-  und  einem  Inneahügel.  Heim  Trigo* 
uodontenty pus  ist  die  Zahl  der  Hügel  drei;  zwei  der* 
»elWn  entsprechen  der  Aus*enwand  der  Zypodonten, 
während  der  Innenhiigel  da*  Querthal  sperrt-  Ein  solcher 
Zahntypus  kommt  allen  Condylarthren  zu  und  gicht 
ihrem  Gelds»  eine  gewisse  Aelmlirhkeit  mit  dem  mancher 
Ünguiculaten.  Man  muss  jedoch  unterscheiden  eine 
scheinbare  Trigonodontie,  die  bei  Hufthieren  öfter» 
verkommt,  aber  nur  auf  Redui-tion  eine*  der  beiden  Innen- 
hüge!  zuriickzufiihren  ist. 

Zwischen  der  Trigonodoutie  und  der  Zygodontic 
bestehen  UebergSoge , indem  der  aceessorische  Innenhügel 
de*  trigonodonten  Zahnes  sich  nach  einwärts  verschiebt 
und  eWnso  gross  wird,  wie  der  primäre,  woWi  zugleich 
auch  ein  Querthal  sich  öttnet.  Beispiele  hierfür  bilden 
gewisse  Condylarthren  — Conorycte*  und  Phena- 
rodui  puercensis.  Aber  auch  unter  den  echten  Huf- 
thieren Anden  sich  Formen,  die  zu  solchen  Condylarthren 
hinüberleiten,  so  z.  B.  Propalaeotheriuni  zu  Pheua- 
codus,  doch  spielt  im  Nachjoch  bei  dem  letzteren  noch 
der  Zwischenhügel,  bei  den»  ersteren  dagega»  schon  der 
Innenhiigel  die  Hauptrolle. 

Da  die  Zwischenbügel  und  der  hintere  Inneahügel  als 
etwas  arcessoriwhes  erscheinen  können,  so  ist  e»  wohl 
möglich,  da*»  der  Jorhzahn  au*  einem  tritubercola- 


reu  hervorgegangen  sei.  Es  würde  dies  auch  die  Aehnlich- 
keit  des  Zehnes  der  Palaeolem  uridrn  mit  dem  vieler 
Hufthtere  erklären.  Aach  die  Pr  würden  nicht  mehr 
als  rednclrte,  sondern  vielmehr  als  noch  nicht  vollständige 
Molaren  erscheinen.  — Gerade  die«  hat  auch  Ref.  wohl 
schärfer  als  jeder  andere  Autor  zu  allen  Zeiten  betont 
und  ist  daher  höchlich  erstaunt,  wir  ihm  Rütimever 
da*  gerade  Gegenthril  imputirrn  möchte.  Gerade  lt.  hat 
»einer  Zeit  den  Prmtnolar  für  einen  riirkgcbjldeten  Molaren 
angesehen.  — Die  Beantwortung  der  Frage,  ob  Trigono- 
dontie den  Ausgangspunkt  der  Zygodontie  darstellt, 
und  die  erster«  somit  al»  das  primitivere  erscheint,  würde 
vielleicht  auch  Auskunft  gehen,  ob  Überhaupt  die  compli* 
arten  Zahnformen  aus  einfachen  hervorgegangen  sind. 
Somit  wird  sich  eine  ganz  neue  Perspective  eröffnen  für 
die  Aufstellung  von  Deseeadrailinlen. 

Da  die  Hyracotherien  eben*«»  deutlich  den  Joehtypus 
erkennen  lassen  wie  «iie  Propalaeotherien,  so  dürfte 
e*  zur  Zeit  auch  noch  nicht  augezeigt  erscheinen,  den 
Phenacodu»  als  deren  direden  Vorläufer  zu  bezeichnen. 
Auf  trigonodonte  Stammformen  könnten  indes»  nicht 
blos*  unpaarfingerige,  sondern  auch  paar fingerige 
Hufthiere  znrückzufiihren  sein,  namentlich  gilt  die*  von  den 
Dichobnqen.  Gegen  die  Entstehung  de*  Jochzuhnes  au* 
«lern  trigonodonten  Typus  scheint  jedoch  der  Umstand  zu 
sprechen,  «lass  die  Luphiodonten , bei  welchen  der  Joch- 
typus doch  so  deutlich  ausgeprägt  ist,  schon  so  frühzeitig 
auftreten;  es  könnte  daher  «Ile  Entwickelung  des  Joch- 
typu»  an»  dem  Höckertypus  — bunodont  — auch 
in  manchen  Fällen  ohne  da*  Zwlschenstadlum  der  Tri- 
gonodontie erfolgt  sein. 

Ref.  glaubt  bemerken  zu  müssen,  dass  die  Trigono- 
dontie in  der  Thut  höchstens  als  Zwischenstadium  von 
noch  dazu  ziemlich  kurzer  Dauer,  nicht  aber  als  rigenrr 
Zahntrpus  uul  gefasst  werden  darf. 

Am  schwierigsten  ist  die  Frage  zu  lösen,  nach  einer 
Ueberbrückung  der  Kluft  iwischeu  den  Ungulaten  und 
Ünguiculaten.  und  hier  muss  uul»edi»gt  das  gesammte 
Skelett  berücksichtigt  werden.  Vorderhand  gelten  al*  solche 
Zwischenformen  die  Makis.  — Doch  wohl  bei  Niemand 
anderem  als  bei  den  französischen  Autoren.  Die  deutschen 
und  amerikanischen  Autoren  haben  diese  Verirrung  »«'hon 
längst  eing«*sehen,  nur  bei  Cope  scheint  sie  neuerdings 
und  mich  dazu  in  ganz  abenteuerlicher  Weise  zur  Geltung 
gelangen  zu  wollen,  indem  »ein  Phenacodu*  sogar  als 
Ausgangspunkt  der  Affen  herhalten  muss.  <Der  Ref.)  — 

Zum  Schluss  bildet  Rütimeyer  noch  einige  Zähne 
ohne  nähere  Beschreibung  ah  und  bezeichnet  dieselben 
provisorisch  als  Pelycodu*  and  Mioclaenus.  — Die 
erster«  Deutung  scheint  ziemlich  berechtigt  zu  sein,  der 
Mioclaenu*  dürfte  sich  dagegen  wohl  als  A rt  ioducty  I e 
und  zwar  al*  sehr  primitiver  Sclenodonte  erweisen, 
f Anmerk,  de*  Ref.).  *— 

Rütimeyer  kommt  in  seiner  vorliegenden  Arbeit  zu 
folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  von  Cope  auf  die  Art  der  Gelenkverbindung  in 
Carpu*  und  Tarsus  gegründete  Systematik  «ler  Hufthiere 
giebt  zwar  ein  lehrreiches  Bild  von  den  Modiftiationeu  im 
Mechanismus  der  Bewegung,  bietet  jedoch  keine  scharfen 
Unterscheidungen.  Vor  allem  bestehen  zwischen  Con- 
dylarthrie  und  Diplarthrie  keinerlei  feste  Grenzen  — 
eine  Ansicht,  mit  der  sich  Ref.  auch  ziemlich  einverstanden 
erklärt. 

2.  Der  Bauplan  der  Oberkieferzihne  bei  den  Con- 
dylarthra  besteht  in  der  sogenannten  Trigouodont ie, 
wobei  die  drei  oder  fünf  Höcker  zusammen  ein  Dreieck 
bilden  and  der  unpaare  Innenhöcker  da*  Querthal  zwischen 
den  Knuhügeln  abschliemt.  Diese  Zahnform  kommt  jener 
der  Maki*  und  Insectivoren  »ehr  nahe  und  grenzt 
auch  an  jene  der  Carnivoren.  Es  ist  diese  Trigono- 
dontie als  ein  elementarerer  und  somit  älterer  Typus  zu 
betrachten  als  die  Zygodontie  und  Selenodontie.  Die 


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Zoologie.  145 


letztere  ist  jedoch  auch  schon  bei  trigonodonten  Zahn- 
formen angedeutet,  — Hef.  hält  die  Unterscheidung  von 
„Trigonodontie*4  gegenüber  der  ilteren  Bezeichnung 
Trituberculie  fiir  »ehr  überflüssig. 

3.  Formen  mit  trigonodonten  Oberkiefermolaren  — 
Condylar ihr»  — sind  nicht  auf  Amerika  beschränkt, 
sie  finden  sich  vielmehr  auch  in  Europa.  Auch  die  diesen 
„Condylarthren*  eigentümliche  Organisation  der 
Extremitäten  wird  daselbst  nwh  zum  Vorschein  kommen. 

4.  Der  Anfang  der  Pferdereihe  braucht  nicht  in 
Amerika  gebucht  zu  werden,  du  »ich  ähnliche  Formen  — 
Pbenacodontiden  — auch  in  Europa  finden. 

5.  Abgesehen  von  den  Dinoceraten  Nordamerikas 
und  den  Toxodonten  Südamerikas  scheinen  alle  bisher 
für  amerikanisch  gehaltenen  Forraengruppen  auch  in 
Europa  vorzukommen,  so  dass  es  zu  einem  Postulat  wird, 
die  erloachenen  Typen  beider  Continente  aus  einem  gemein* 
samen  Quellgebiete  ahzuleiten.  Von  den  europäischen 
Localitäten  haben  besonder«  Rheim*  und  Egerkingen  vielt 
Anklänge  an  nordamerikanischc  Formen,  weniger  gilt  die* 
für  die  Phosphorite  des  Quercy  etc. 

fl.  Caenopithccus  ist  verschieden  von  A d a p i s , 
kämmt  jedorh  mit  demselben  zusammen  vor.  Beide 
srhliessen  sich  an  die  nordamerikanischen  Mesodonta 
ziemlich  innig  an. 

Ref.  glaubt  bemerken  zu  müssen,  dass  Rütimeyer  die 
Bedeutung  dieser  neuen  Funde  fiir  die  Zoogeographie  und 
Stammcsgeschichte  entschieden  überschätzt  hat.  Selbst 
wenn  diese  angeblichen  Phenacodus,  Protogonia  etc. 
wirklich  Condylarthren  wären  — es  sind  aber  wohl 
eher  «ehr  primitive  Artiodartvlen  — so  könnte  dies 
nicht  das  Geringste  an  der  Thatsache  ändern,  dass  eben 
doch  Amerika  die  Heimat  der  Hufthier*  insgesammt  dar- 
stellt. Erst  im  Mittel  • und  Obereocän  erschienen  solche 
auch  in  Europa,  sind  aber  sicher  Nachkommen  von  Formen 
des  nordamerikauisehen  Puercobed.  Wenn  aber  auch  wirk- 
lich noch  echte  Condylarthren  nach  Europa  gekommen 
sein  sollten,  so  ist  ihre  Zahl  doch  so  herzlich  gering,  dnss 
aie  gegenüber  dem  Formenreichthnm,  welchen  das  Puerco- 
bed aufweist,  geradezu  verschwinden  müssen.  — Das«  end- 
lich Pseudol emu riden  in  Europa  Auftreten,  ist  eine 
längst  bekannte  Thatsache ; solche  giebt  es  aber  auch,  und 
zwar  in  noch  grösserer  Zahl  in  Nordamerika.  Vom  Obereocän 
an  halten  sich  freilich  gewisse  Säugethierstämmc  in  Europa, 
andere  dagegen  in  Nordamerika;  jedoch  findet  auch  später 
noch  ein  lebhafter,  wiederholter  Formenaustausrh  mit 
Amerika  6tatt.  Ref  würde  diese  Bemerkungen  gänzlich 
unterlassen  haben,  wenn  es  nirht  nach  dem  Referate 
Brarjro’s  — im  Neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.  — den 
Anschein  hätte,  als  ob  Rütimeyer’*  Entdeckungen  mit 
den  Ansichten,  welche  Ref.  seiner  Zeit  geäussert  hat*), 
gänzlich  unvereinbar  seien,  was  aber  doch  in  Wirklichkeit 
durchaus  nicht  der  Fall  ist.  Dass  Europa  und  Nordamerika 
zu  allen  Zelten  gemeinsame  Genera  autzu  weben  hatten  — 
Rütimeyer  will  freilich  anscheinend  die  Zahl  derselben 
möglichst  erhöhen  — hat  ja  auch  Ref.  in  jener  Abhand- 
lung zur  Genüge  hervorgehoben. 

Schlosser,  Max.  Die  fossilen  Affen,  Archiv  für 
Anthropologie,  Dil.  XVII,  1888,  8.  *279  bia  30U  mit 
Tafel. 

Ref.  verweist  einfach  auf  diese  Abhandlung,  mit  dem  Be- 
merken, dass  er  seine  damals  geäusserten  Ansichten  auch 
jetzt  noch  in  gar  jeder  Beziehung  aufrecht  erhält. 
Seeley,  H.  G.  Researches  ou  the  ßtructure,  Organi- 
sation and  CUaatfication  of  the  Fossil  Keptilia  III. 
On  Part«  of  the  Skeleton  of  a M am  mal  froui  Tri- 
assic  Rocks  of  Klipfontein,  Fraserberg,  South  Afvica 

•)  Ueher  die  Beziehungen  der  ausgestorbenen  Säugethier- 
faunen  und  ihr  Verhältnis*  zur  Fauna  der  Gegenwart.  Bio- 
logische« Centralblatt  1888,  S.  682. 

Archiv  fUr  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


(Theriodeamu*  phylarohua  Seeley),  illuatrmting 
the  Reptil  »an  Inheritnuce  in  the  Mammalian  Hand. 
Pbiloeophical  Tranaactiona  of  the  Royal  Society  of 
London,  Vol.  179  (1888),  p.  141  — 145.  pl.  26. 

Man  kennt  von  diesem  Thlere  nur  die  Vorderextremi- 
tät — mit  5 Fingern  — , und  Tibia  und  Fibula.  Die 
Grösse  desselben  kommt  etwa  der  Fischotter  gleirh. 
Von  den  entsprechenden  Knochen  der  Carnivoren  unter- 
scheiden sich  Ulna  und  Radius  durch  ihre  distale  Partie. 
Nur  Femur  und  Tibia  besitzen  Epiphysen.  I>er  Carput 
zeigt  eine  dritte  Carpal  -Reibe.  I)Je  Kndphalangen  stim- 
men absolut  nicht  mit  solchen  von  Säugern  Überein ; sie 
scheinen  auch  reproductionsfäbig  gewesen  zu  sein.  Der 
Humerus  wird  mit  jeuem  von  Leopard,  Thylacinus  und 
Hyrax  verglichen.  Die  Anwesenheit  eine*  Epicnndylar- 
fornmens  war  nicht  sicher  zu  ermitteln.  Ulna  urtd  Radius 
sind  nur  um  ein  Weniges  kürzer  als  der  Humerus;  beide 
haben  *o  ziemlich  gleiche  Stärke.  Das  Olrernnon  erinnert 
auffallend  an  Chiromys,  ebenso  die  proximale  Partie  des 
Radius;  die  distale  hat  dagegen  eine  gewisse  Aehnlirhkeit 
mit  Civetta  und  Dachs.  Die  Gelenkääcbeu  siud  Rep- 
tilien • artig.  En  bestehen  im  Bau  von  l’lna  und  Radius 
auch  Anklänge  an  die  Sirenen  und  an  Hyrax. 

Von  den  Carpalia  liegen  zwei  — Pbl  forme  und  Pyrami- 
dale — an  Ulna,  eine#  — Radiale  — am  Radius.  Zwischen 
diesen  sind  drei  Centralia  zu  beobachten,  hiervon  das  innerste 
sehr  gross,  das  äusserste  ziemlich  klein.  Die  beiden  äusse- 
ren nrtikuliren  mit  dem  Trapezium.  Scaphoid  und  Luna- 
tum sind  wie  bei  den  Carnivoren  verwachsen.  Die  zweite 
Carpalreihe  enthält  Magnutn,  ein  kleines  Trapezoid  und  ein 
grosses  Trapezium.  Die  Anwesenheit  von  drei  Centralia 
»st  höchst  merkwürdig,  da  bei  Säugern  N'»nst  höchsten» 
eins  verkommt,  und  auch  bei  Reptilien- Chelonier  und 
Hatteria  — nie  mehr  als  zwei  vorhanden  sind.  Sie  bilden 
zusammen  das  Homalogon  fürNavicularc  Tar»i.  Die  fünf  Meta- 
carpahen  sind  an  beiden  Enden  verbreitert  und  plattgrd rückt 
und  erinnern  so  eher  an  Reptilien  als  an  Säuger  — mit 
Ausuahme  von  Otaria  — . Der  Humerus  an  und  für  aich 
würde  für  einen  Carnivoren  sprechen;  Ulna  und  Radius 
stimmen  in  ihrem  oberen  Theile  mit  Carnivoren  und 
Lemuren,  in  ihrem  unteren  mit  Nagern  und  Echidna. 
Supination  des  Unterarms  war  hier  nicht  möglich.  Die 
Carpalirn  befinden  aich  zwar  nicht  mehr  in  ihrer  natür- 
lichen Lage,  doch  ist  die  Anwesenheit  von  drei  Crntrnlicn 
durchaus  sicher;  bei  Carnivoren,  mit  welchen  der  Cor- 
pus noch  am  ehesten  Aehnlicbkeit  hut,  ist  deren  höchstens 
ein»  vorhanden.  Die  Metararpnlia  erinnern  au  Otter, 
zeigen  aber  auch  Anklkuge  an  die  Marsupialier.  Die 
Phalangen  sind  kurz,  unentwickelt,  fa#t  Chelonier -artig 
und  wenig  beweglich.  Das  Thier  war  jedenfalls  plant i- 
grad. 

Der  vierte  und  fünfte  Finger  haben  je  drei , der  fünfte 
aber  vier  Phalangen,  ara  zweiten  sind  deren  nur  zwei,  am 
ersten  nur  eine.  Die  Metacarpalien  erinnern  etwas  an 
Thylacinus,  die  Phalangen  an  Echidna;  dafür  weicht 
jedoch  der  Carpus  ganz  von  jenem  der  Marsupialier 
und  Monotreiuen  ah.  Tibia  und  Fibula  sind  gleich  lang, 
die  letztere  sehr  kräftig.  Die  distale  Facette  der  Tibia 
war  anscheinend  noch  von  Knorpel  überzogen , vielleicht 
sogar  noch  die  Epiphyse  getrennt.  Diese  Knochen  der 
Hinterextremität  lassen  sich  nicht  mit  den  entsprechenden 
Knochen  anderer  Tbirre  vergleichen. 

Zu  Tritylodon,  einem  Säuger  au*  einer  etwa  gleich- 
nlterigen  Ablagerung,  können  diene  Reste  nicht  gehören; 
derselbe  ist  ein  „bunotherialer  Nager,  d.  h.  omui- 
vor.  Die  vorliegenden  Extremitäten  erinnern  vielmehr  an 
Lemuren  und  Carnivoren,  mit  Ausnahme  der  distalen 
Partie  von  l’lna  und  Radius.  Ke  ist  dieses  Thier  jeden- 
falls den  Cope’schen  Bnnotherien  anxureiheu , aber 
keiner  der  bisher  bekannten  Abteilungen  derselben;  es 
stellt  einen  höheren  Typus  dar  ab  die  C reo don teil.  E» 
werden  sich,  wie  Verfasser  glaubt,-  unter  den  Säugern 
19 


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146  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


norh  viele  finden  mit.  Auklängen  an  Reptilien  and 
Ampliibien. 

Der  lief.  muss  jedot  h bemerk» , dass  der  Grüne  nach 
diese  Knochen  indes»  doch  möglicher  Weis«  tu  TritV* 
lud 011  geboren  durften,  l’eherdies  bestellt  auch  in  mor- 
phologischer Hinsicht  durchaus  kein  (»rund  gegen  die*« 
Annahme,  indem  eben  die  Knochen  doch  noch  sehr  primi- 
tive Merkmale  zeigen  neben  manchen  DilTereuxirungen, 
wie  solche  bei  einem  so  spec ialisirteu  Typus  immerhin 
srhou  zu  erwarten  sind.  Dir  Ordnung  der  liuuotheria 
ist  längst  wieder  aufgelöst  nud  ist  auch  sicher  an  kein 
derselben  etwa  ungehöriges  Thier  zu  denken. 

Teller,  F.  Ein  pUocüner  Tapir  aus  8ücl»t«iernmrk. 
Jahrbuch  iler  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Wien 
18*8.  H.  729  — 772.  Mit  2 Tafeln. 

Das  Hecken  von  SchSnstein  hei  Cilli  gehört,  wie  seine 
Conchylienfaunn  zeigt,  dem  Pliocän  an;  «ie  enthält  Arten, 
die  noch  heutzutage  in  Europa  leben  — mehrere  Pla- 
norhis  — . Es  ist  diese  Ablagerung  wohl  ebenso  alt  wie 
die  Schichten  des  Arnothaies  mit  Elephas  roerldlo- 
nalis,  Mippopotnmu*  inajor,  Rhinocero«  lepto- 
rhinus.  Noch  über  den  I.igniten  fand  sich  beim  Abteufen 
eines  Hohrloches  ein  Theil  eines  Tapir  «Skelettes.  Tnpir- 
Reste  kennt  man  ausserdem  au»  Oesterreich -Ungarn  auch 
von  AjnicskÖ,  Wahren,  Ilribir,  Göriach  und  Keutschach, 
sowie  von  Neudorf  an  der  March. 

11.  v.  Meyer  unterschied  im  europäischen  Tertiär 
Tapirns  priscus,  hungaricus  und  helveticu».  Zu 
helveticns  (=  Poirieri  l'omel , der  Ref.!)  gehören  die 
Reste  von  Waitxrn  und  Keutschach,  dagegen  stimmen  die 
Reste  von  Neudorf  und  Göriach  besser  mit  Tnpiru*  pris- 
ru*  und  »uevicua  Frans.  Mit  priscus  wurden  auch  ein 
Tlieil  der  lU-ste  von  Ajnäcskö  und  »ämratliche  Stücke  von 
Hrildr  ident  ificirt , obwohl  die»«  beiden  letzteren  Ablage- 
rungen zweifellos  schon  höheren  Schichten,  nämlich  jenen 
mit  Mastodon  arvernensi*  und  Horsoni  entsprechen. 
Der  hungaricu«  stammt  aus  Ajnieskö  und  mit  ihm  ist 
wahrscheinlich  der  T.  minorGcrr.  von  Montpellier,  — abor 
auch  ans  Italien  bekannt  — zu  vereinigen.  Die  vor- 
liegenden Reste  aus  Schönstem  nun  gehören  »irher  die*«m 
hungaricus  an.  K»  folgt  dieser  Einleitung  eine  «ehr 
sorgfältige  Beschreibung  de»  Gebisses  und  der  vorhandenen 
Eitrcmitatenknochen.  Der  Tnpiru»  hungaricus 
schliefst  sich  sehr  eng  an  den  lebenden  indischen  Tapir 
an.  Wie  noch  jetzt  in  Südamerika  zwei  Arten  von  Tapir 
terrestris  und  pinchncus  neben  einander  leben,  von 
«lenen  der  letztere  kleiner  ist  und  gebirgige  Gegenden 
bevorzugt,  so  gab  es  auch  in  Europa  zur  PUocänxeit  zwei 
Tapirarien  — hungaricus  und  priscus  — . 

Referent  möchte  hier  bemerken,  dass  ihm  die  Abgüsse  zu 
den  Originalen  von  Tapirus  arvemensis  und  minor 
vorliefen  und  noch  dazu  die  von  1*.  Gervais1»  eigener 
Hand  angebrachten  Bestimmungen  an  sich  tragen.  Nach 
diesen  Stöcken  knnn  e*  nicht  zweifelhaft  sein , dass  dieser 
hungaricus  nicht  mit  dem  mioor,  sondern  mit  dem 
arvemensis  ident  ificirt  werden  muss,  indem  der  erster« 
noch  wesentlich  kleiner  ist.  M,  inf.  nur  19  mm. 

Weithofer,  Anton.  Beiträge  zur  Kennt nis»  der  Fauna 
von  Pikermi  bei  Athen.  Beiträge  zur  Paläontologie 
Oesterreich -Ungarns  uu«l  des  Orient«,  Bd.  VI,  1888, 
8.  225 — 292.  Mit  lu  Tafelu. 

Mustrln  palaeatlica  hat  die  Gross«  des  Edelmar- 
ders; die  Zahne  sehen  jenen  de»  Dachse»  sehr  ähnlich, 
haben  aber  zugleich  auch  noch  gewisse  Beziehungen  zu 
jenen  von  Martes.  Namentlich  gilt  die  Dachsähnlichkeit 
für  den  olderen  M,  der  viel  complicirter  gebaut  ist  als  bei 
den  Mardern.  — Referent  hält  die*«  Form  für  ein  Ver- 
bindungsglied zwischen  den  Mardern  und  Dachsen. 

Hyarnarctos  atticus,  eine  neue  Art  der  im  Zahn- 
hau  zwischen  Amphicyon  — mit  noch  Kunde-ähnlichem 
Gebiss  und  einfacheren  M — und  den  ß&ren  in  der 


Mitte  stehenden  Gattang.  Voii  Pikermi  liegt  nur  ein 
ITnierkieferfragraent  vor. 

Machairodus  Schlossert  sieht  dem  Macbairodus 
parvulus  vou  Pikermi  und  der  Felis  ogygin  »ehr  nabe 

— ist  sogar  wohl  mit  denselben  identisch;  der  Ref.  — , 
von  denen  der  erster«  etwa*  kleiner  ist,  während  der 
letztere  einen  glatten,  ungexahnrlten  Eckzahu  besitzt. 
Machairodus  unterscheidet  sich  bekanntlich  von  Felis 
durch  deu  brritgedriiekten  oberen  Eckzahu  und  das  hohe 
kantige  Kinn,  sowie  die  grosse  Zahnlücke  im  Unterkiefer. 
Der  untere  Canin  wird  hierbei,  weil  nur  wenig  functio- 
nirend,  Mrächtlkh  reducirt.  Er  verliert  auch  nicht  sel- 
ten di«  Zähnelung  seine»  Hinterrande»,  während  er  lei 
Felis  stet#  gezähnelt  ist  und  gleich  dem  oberen  Furchen 
aufweist.  Während  bri  Felis  die  Kckzähne  beider  Kiefer 
zusammen  als  Zange  wirken,  dient  bei  Machairodus 
uur  der  obere  zum  Festhalten  der  Beute,  wobei  sich  frei- 
lich das  Kmn  eng  an  den  oberen  Eckzahn  anlegt.  Merk- 
würdigerweise stimmen  im  Hau  der  Eckzähne,  Lang  und 
zusammen  gedrückt , auch  die  ältesten  fossilen  Kaixeutypen 

— Proailuru»,  Aelurogale,  Pseudaeluru»  — über- 
ein und  ebenso  auch  die  noch  teilenden  sogenannten 
„ Neot'eli#**,  Vergleicht  man  wimmt  liehe  fossilen  Machai  - 
rodus  etc.  und  Felis  mit  den  lebenden  Katzen,  »o  zeigt 
»ich,  das»  die  amerikanischen  Katzen  die  kürzeste 
Zahnlücke  aufw-easen,  dieselbe  aber  bei  den  alt  welt- 
lichen Katzen  bis  zu  Machairodus  hin  immer  länger 
wird. 

Von  Machairodus  leoninu»  werden  auch  einige 
Skdettt heile,  Kstrrmitätcnknochen,  beschrieben. 

Verfasser  giebt  die  weitere  Beschreibung  einer  Katze, 
die  der  Grösse  nach  zwischen  Felis  lynx  und  onca  steht 

— Feli»  leiodon.  Der  Eckzahu  ist  im  Gegensätze  zu 
jenem  der  echten  Katzen  gauz  glatt  und  uähert  sieb  auch 
sonst  dem  Machairodus.  Mit  demselben  hat  dies«  Art 
auch  die  kantige  Ausbildung  de*  Kinnes  gemein.  Dagegen 
erinnert  die  Kürze  der  Zahnlücke  an  Feli». 

Sehr  ausführlich  bespricht  Verfasser  dos  M häutige 
Hipparion  gracile.  Kr  beschreibt  Scapula  — in  man- 
cher Beziehung  dem  Anchithcrium  ähnlicher  als  dem 
Pferde  — und  die  Knochen  des  Vorderfu#»«»,  unter  diesen 
besonders,  das  Maguum  bemerkenswert!!,  da»  sich  entspre- 
chend der  Verdickung  und  Verlängerung  des  dritten  Finger* 
immermebr  verbreitert,  und  auch  mit  seinem  hinteren 
Theile  nur  mehr  an  deiu  Lunatum  und  nicht  mehr  an 
dein  Scaphoid  artikulirt.  Wie  schon  Gau  dry  nach  ge- 
wiesen hat,  bestehen  zwischen  den  von  Hensei  unter- 
schiedenen H.  gracile  und  brachypus  Uebergänge. 
Während  heim  Pferde  der  Daumen  uur  noch  als  Kusse  u- 
eigenthüinliclikeit  vorkommt,  ist  er  hier  fast  immer  erhal- 
ten. Dos  Becken  int  im  Allgemeinen  weniger  schlank 
gebaut  als  beim  Pferde.  Der  Calcaneu*  bildet  einen 
Uebcrgang  zwischen  Anchitherium  und  Pferd.  Di« 
Facette  lur  den  Astragalu*  »treckt  sich  immer  mehr. 

Das  Cuboid  hat  sich  hier  schon  ganz  auf  da»  Metatar- 
»ule  III  verlagert.  I>ns  Cuneiforme  111  zeigt  nicht  selten 
eine  Grlciiktläche  für  da»  Metutarsale  II,  auch  bei  Equu» 
Stenonis  angeblich  vorhanden.  Bei  deu  Facetten  des 
MetaUrsale  III  für  Cuneiforme  II  lässt  sich  in  der  Reih« 
Hipparion,  Equus  Stenonis  und  Equu»  cuballu« 
eine  Vergrößerung  beobachten.  In  Vergleich  zu  dem 
mittleren  Mctatarsnle  gehen  die  »eitlirhen,  wie  schon 
Kowalcvsky  gezeigt  hat,  in  der  Reihe  Anchitherium, 
Hipparion,  Equu»  immer  mehr  zurück.  Die  scheinbare 
Verdickung  de»  oberen  Thcilr»  von  Metatar»ale  IV*  be- 
trifft nur  die  Vorderpartie. 

Nach  Korsyth  Major  werden  einmal  beim  Pferde 
die  protimalen  Reste  der  Meutarsalia  lateralia  mit  dem 
medialen  verwachsen,  um  diese»  letztere  zu  verstärke«. 
Weithofer  glaubt,  dass,  wenn  wirklich  ein«  solche  Ver- 
schmelzung eintreten  sollte,  e*  erat  mit  den  allerletzten 
Rudimenten  der  seitlichen  Metarsalia  geschehen  würde, 


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Zoologie.  147 


wm  aber  dann  nirht  mehr  rin*  Verstärkung  de*  medialen 
bedeutet,  weil  dieser  alsdann  schon  ohnehin  *o  kräftig  ge- 
worden sein  muss,  dass  er  die  ganze  Korperlast  tragen 
kann.  Auch  im  Ban  der  Halswirbel  bestehen  Unter- 
schiede iw  Ischen  Hipparion  und  Kquu*.  Was  den 
Zahnhaa  «nlnngt , to  zeichnen  sich  die  Milchxühne  gegen- 
über den  bleibenden  durch  die  etwa«  stärkere  und  tiefer 
hernbreirhende  Fältelung  des  Schmelze*  und  die  deutlichere 
Ausbildung  der  Innonpfeiler  au*.  Sehr  bemerk enawerth 
ist,  du«  Weithofer  den  Innenpfeiler  der  oberen  Back- 
zähne, der  auch  beim  Pferde  vorhanden  ist,  als  den 
ursprünglichen  Innenhöcker  deutet,  während  der  anfäng- 
liche Zwischenhöcker  zum  eigentlichen  vorderen  Inneu- 
höcker geworden  ist,  eine  Deutung,  die  als  durchaus  cor- 
rect  bezeichnet  werden  muss;  bisher  hielt  man  den 
Innenpfeiler  tür  eine  acce**ori*che  Bildung;  in  Wirklich- 
keit stellt  derselbe  sogar  das  primärste  Element  des  ganten 
Zahnes  dar.  Natürlich  darf  dieser  Innenpfeiler  demnach 
nicht  mehr  mit  den  Basalpfeilcrn  derBoriden  etc.  borao- 
logisirt  werden.  Die  unteren  Milchtähne  haben  dagegen 
echte  acrestorisrhe  Basal bildungen,  einmal  auf  Auxsenseite, 
und  zwar  zwischen  den  beiden  Zahuhälften,  und  eine  weitere 
am  Vorderrande , uud  zweiteus  auch  auf  der  Innenseite 
vor  den  beiden  Schleifen.  Der  erst  erwähnte  Basalpfeiler 
findet  sich  auch  an  den  unteren  echten  Backzähnen,  frei- 
lich nicht  immer.  Verf.  wendet  sich  grgen  Wilkens,  der 
au*  der  Anwesenheit  grosser  Iiciaiven  in  Maragha  auf  die 
Existenz  eines  fossilen  persischen  „Pferdes“  geschlossen 
hatte.  Die  fraglichen  Zähne  gebaren  vielmehr  zweifellos 
dem  Hipparion  an. 

Sehr  interessant  sind  die  ausführlichen  Auseinander- 
setzungen iihrr  die  Abstammung  des  Pferdes.  Bekannt- 
lich wurde  dessen  Abstammung  früher  in  der  Reih« 
Palaeotheriu  m,  Anchitherium,  Hipparion, 
Equus,  gesucht,  mit  vornngrstrlltero  Tapir.  Diese 


Reihe  giebt  jedoch  nur  in  groben  Umrissen  di«  Ver- 
änderungen wieder,  welrhe  die  Stammeltrrn  de*  Pferdes 
durchzumachen  hatten.  Das  Palaeothcrium  kann  nun- 
mehr nicht  weiter  in  Betracht  kommen,  da  es  zweifellos 
einen  S«itenzweig  daratellt.  Auch  zwischen  Auchi- 
therium  und  Hipparion  besteht  eine  tiefe  Kluft,  die 
allerdings  durch  Meryehi ppu*  einigertnaassen  überbrückt 
wird.  Allein  auch  das  Hipparion  kann  nicht  der  Ahne 
des  Pferde*  sein , da  sein  Gebiss  zu  speciaiisirt  »st.  — 
Wie  schon  oben  angegeben  wurde , Ut  hier  der  vordere 
Innenhöcker  der  nherrn  M vollkommen  isolirt,  während  er 
bei  deu  Vorläufern  des  Pferde»  und  auch  bei  diesem 
selbst  mit  dem  vorderen  Zwischenhöcker  noch  verbunden 
ist.  Ueberdies  zeigt  Hipparion  auch  eine  viel  beträcht- 
lichere Fältelung  des  Schmelzes,  ebenso  Ut  auch  selbst 
bei  den  geologisch  jüngsten  Hipparion -Arten  keine 
weitere  Keduction  der  Seitenzehen  zu  bemerken.  Die  Ab- 
slammungslinie  de*  Pferdes  geht  also  nicht  durch  Hip- 
parion, sondern  durch  die  ausschliesslich  neu  weltlichen 
Gattangen  Protohippus  und  Pliohippus.  Echte  Pferde 
lebten  auch  Überdies  in  Asien  schon  mit  erbten  Hip- 
parion zusammen.  Die  Stammelten»  des  Pferdes  sind:  die 
amerikanischen Phenacod us,  fünfzehig,  Hy  racoLherium, 
vorne  vier-,  hinten  dreizehig,  Epihippus,  Anchitherium  , 
«Ireizehig,  Protohippus  und  Pliohippus  — dieser 
Irtztrrc  bereits  ohne  seitliche  Hofe  — , wobei  die  freilich 
noch  sehr  unvollständig  bekannten  Merychi pp  us,  Hypo- 
hippus,  Anchippus  und  Parahippus  die  Kluft  zwi- 
schen Anchitherium  (=  Meso-  und  Miohippus)  und 
dem  Protohippus  auMfiillen  dürften.  Der  letztere  theilt 
mit  dem  Hipparion  die  Dreizehigkeit , passt  aber  hin- 
sichtlich des  Zahnbau*  viel  besser  in  die  echte  Pferde- 
reibe. 

Die  Abstammung  der  jüngeren  Pferde- ähnlichen  Thiere 
stellt  Verfasser  in  beistehendem  Sch«ma  dar: 


Amerika 


I 


Gegenwart 


Quartär 


Equus 


Hipparion 


Pliocin 


Miocän 


Equus  — . — • 

Pliohippus 

IVotohippu»  Hipparion 

\ / 

Mcrvchippas 

Anchitherium 


Asien  | Europa 

Equus  caballus  | Equus  caballus 

i 

Equus  caballus 
Equus  Stenoni» 

■ I I 

Hipparion  1 Hipparion 

Equu. 


Hipparion ........... 


Hipparion 


Anchitherium 


Die  Linien  bedeuten  vermuthllche  Abstammung,  die 
Punkte  Wanderungen. 

Von  Dinotherium  beschreibt  Verfasser  ein  Schulter- 
blatt. das  zwar  von  dem  von  Gaudry  erwähnten  etwas 
abweicht,  dagegen  mit  dem  entsprechenden  Knochen  des 
D i notheri um -Skelette*  aus  Böhmen  übereinst immt. 

Von  Rhinoceros  liegen  nur  Extrem itätenknochen  vor; 
von  diesen  wird  die  Scapula  etwa*  eingehender  beschrieben. 
Verfasser  stellt  diese  Reste  zu  Rhinoceros  Schleier- 
macherl  und  nicht  zu  pachygnathus,  der  in  Pikermi 


sonst  häutigeren  Art.  Schleiermac  her!  steht  dem 
Rhinoceros  javanus  am  nächsten. 

Caroelopardali*  parva  ist  durch  ein  ungehnmtes 
St  hädelfragrnent  vertreten.  Die  Stirn  liegt  hier  im  Gegen- 
satz« zu  den  übrigen  G i raffen  mit  dem  Oberrande  der  Orbita 
in  einer  Ebene.  Die  ebenfalls  in  Pikermi  vorkomroende 
Camelopardalis  attica  ist  wesentlich  grösser.  Mit  dieser 
letzteren  Art  ist  wohl  die  C.  vetusta  zu  vereinigen. 

ProtragelophusSkouzesi.  Im  Gegensätze  zuOrea* 
nimmt  das  Horn  hier  gegen  die  Spitze  zu  sehr  rasch  an 

19* 


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148  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Stärke  ab.  Von  Tragela phu»  unterscheidet  es  »ich 
durch  die  Anwesenheit  einen  einzigen  Kieles,  bei  Trage- 
lapbds  zwei,  auch  macht  derselbe  bei  Protragelaph u* 
beinah  swei  Umgänge  — bei  jenem  nur  einen.  Am  Bich* 
steil  kommt  die  Gruppe  vier  St  r epsiceros,  von  fossilen 
Antilopen  Palarorea«  Lindermayeri  und  Anti- 
lope torticorni«,  letzter«  aber  mit  swei  Kielen.  Auch 
im  Sthädclbau  weicht  Protragcl apbus  vom  recenten 
Trageluphu»  weit  ab,  indem  beim  letzteren  die  Knickung 
der  A&en  von  Gesicht»*  und  (iehintschädel  viel  bedeu- 
tender  ist.  Helicoceraa  rotundicorne:  die  Horusapfen 


dlvergiren  mit  ihren  Spitzen  — leier  form  ig  — , wie  hei 
den  Gazellen  im  weitesten  Sinne.  I>ie  Hornzapfen  haben 
zwei  Hache  Längsrücken.  Die  ebenfalls  fossile  Antilope 
torticorni*  hat  im  Gegensätze  zu  dieser  schraubenförmig 
gedrehte  Horuzapfeu. 

Von  Trngocerns  amaltheus  und  Gazella  deper- 
dita  halten  sich  nunmehr  hornlose  Schädel  gefunden,  die 
also  jedenfalls  von  Weibchen  berrühreu. 

Zigno  de  Achille.  A utracote rio  di  Monteviale. 
Memork*  de  listituto  Veneto  1888.  12  p.  2 luv. 


D.  Recente  Säugethiere,  sowie  Systematik  und  Stammeegeschichte  der  Säuger  und  des 

Menschen. 


Auld,  R.  C.  The  Derivntion  of  tim  Domestic  Polled 
Breeils.  The  American  Naturalist  1888,  p.  784  — 802. 

Sir  Hieb.  Owen  hntte  sich  gegen  die  Abstammung 
der  hornlosen  Kinder  vom  Bo»  primigenius  ausge- 
sprochen, während  der  Verfasser  diesen  primigenius,  und 
wohl  auch  mit  Recht,  als  Ahnen  auch  der  hornlosen  Kin- 
der zu  betrachten  geneigt  ist.  Verfasser  bespricht  ein- 
gehender die  Aberdeen  -Angus-,  die  GaUowaj-  und  die 
Norfolk*  und  Suffulkslämme  und  behandelt  namentlich 
deren  frühere  Verbreitung. 

Auld,  R.  C.  The  Wild  Cattle  of  great  Britain.  The 
American  Naturalist  1888,  p.  488  — 509.  Mit  1 Holz- 
schnitt. 

Harting  unterscheidet  folgende  weisse  Wildrinder 
(Bo»  uru*)  CiglawU:  Gehörnt«  VarieUU,  schwarze  Ohren 
— Chart tey,  Drumlanztg  und  Athole  Herden;  rothe  oder 
braune  Ohren  — Chillingham  und  Lyme  Herden  — . 
Hornlose  Varietäten,  englische:  a)  Bommrrford,  Cheshlre, 
Wollaton,  NollLnghamsbire , Burton  Constable,  Yorkshlre; 
b)  Gisburne  Yorkslilre;  c)  Middleton-Lan<a*hire , Gunton 
Norfolk,  Bückling  Norfolk,  Wood  bas  twick  Norfolk,  Brooke- 
Norlblk.  In  Schottland:  Ardroasan,  Ayrabire , Hamilton- 
Lnnarksbire;  die  hornlosen  Herden  sind  die  zahlreicheren. 
Von  denselben  macht  Verfasser  genauere  Angalten  über 
Verbreitung,  äussere  Eigenschaften  etc.  und  historische 
Notizen. 

Blanford , W.  T.  Fauna  of  British  India  including 
Ceylon  and  Burma.  Publiahed  under  tlie  authority 
of  tUe  Kecretary  of  State  for  India  in  Council.  Lon- 
don. Taylor  and  Francis.  Referat  in  Nature, 
1888,  p.  304,  513,  514. 

7 Bände  behandeln  die  Säugethiere,  von  Blanford 
selbst  verfasst. 

Bonnet.  Din  «tumm«l*cliWHnzigen  Hunde  im  lliublick 
auf  die  Vererbung  erworbener  Eigenschaften.  Ana- 
tomischer Anzeiger  1888,  B.  584. 

Verfasser  betont  mit  vollem  Hechte  die  Wichtigkeit  der 
genauen  nnntomiscbeu  Untersuchung.  Bei  einem  Falle 
war  die  Vererbung  iu  der  dritten  Generation  bereits  auf 
*/4  aller  Individuell  gestiegen.  Alle  zeigten  Keductiun  der 
Srhwanzwirhelzalit  von  hätten  her,  verbunden  mit  Aneylo- 
sirung  der  mehr  oder  weniger  missbildeten  Wirbel,  eine 
Eigenschaft,  die  offenbar  erblich  ist. 

Brandt,  E.  Vergleichend  anatomische  Untersuchun- 
gen über  die  Griffelbeine  (üssa  calamiformia) 
der  Wiederkäuer.  Zoologischer  Anzeiger  1888, 
8.  542  — 548.  Mit  Holzschnitt. 

Bei  den  Wiederkäuern  verschmelzen  die  beiden  mittleren 
Mctacarpuiicn  und  Mrtatarsalien  zu  dem  sogenannten 
Canon,  nur  bei  Hynemoschus  bleiben  die  er»t«ren  das 
ganze  Leben  hindurch  getrennt.  Die  beiden  seitlichen 


Metacarpalien  und  Metatarsidien  erleiden  Reduction , d.  h. 
werden  iu  der  Mitte  aufgelöst  und  e*  erhalten  sieh  nur 
distale  oder  proximale  Reste  oder  beide.  Nur  bei  llyae- 
in osch us  und  den  Trag uli den  bleiben  sie  unverändert. 
Di«  Hirsch«  haben  meist  unter«  Griffelbeiue , die  Ca  vi- 
vo r nie  r obere;  heim  Kinde  geht  auch  noch  eins  von 
diesen  verloren;  die  Giraffen  halten  bloss  obere,  die 
Tylopoden  gar  keine  Griffelbeiue  mehr.  Vollständige 
Seitcnzehen  und  freie  mittlere  Metapodien  hatten  jedoch 
die  uusgestwrbenen  Paarhufer,  auch  tei  den  Embryonen 
der  leitenden  Wiederkäuer  bleiben  diese  Knochen  noch  ge- 
trennt, die  Seitenzehen  sind  jedoch  schon  rückgebildet. 

Die  gleichzeitige  Anwesenheit  von  distalen  und  proxi- 
malen Griffelbeinen  ist  nur  hei  der  ausgestorbenen  Gattung 
Geloens  zu  beobachten,  höchstens  aber  noch  hei  Cervinen. 
Auch  bei  Hirsche n kanu  ei  u Griffetbeiu  ganz  verschwinden. 
Unter  den  Cavieorniern  finden  wir  die  vollständigsten 
Griffel  Leine  bei  den  Antilopen. 

Bei  dm  Hirschen  haben  die  Afterzehen  immer  noch 
drei,  bei  den  Cavieorniern  nie  mehr  als  zwei  Phalangen. 

Büchner.  Zur  Geschichte  der  kaukasischen  Turo 
(Cnpra  cnucasica  Giild,  uud  Capra  cvlindri- 
cornis  Blyth).  Memoire«  de  la  Ac&dömi«  imperial» 
de  8t.  Peter« bourg , Tome  35,  Nr.  8,  27  p.  Mit 
2 Tafeln. 

Liegt  nicht  vor. 

Cope,  E.  D.  The  A rtiodactyla.  The  American 
Natuialist  1888,  p.  lo“9 — 1093.  Mil  Figuren. 

Kurze  Zelt  vorher  halte  der  Verfasser  eine  Besprechung 
der  Systematik  der  Paarhufer  gehoben,  über  die  im 
Literaturbericht  für  1887  rvfrrirt  wurde.  I)er  vorliegende 
Aufsatz  ist  zum  grossen  Theile  eine  wörtliche  Wieder- 
holung de»  dort  Gesagten,  jedoch  erfolgen  hier  einige  »ehr 
wohl  angebrachte  Berichtigungen  und  Ergänzungen. 

Der  älteste  Artiodactyle  ist  Pan  totestes  im  Eocän 
von  Nordamerika.  Von  den  bald  darauf  in  Europa  er- 
scheinenden Paarhufern  sterben  die  A n op lot h er i i de n 
ganz  aus,  während  die  X i phodon  t i den  Narhkommen 
(?der  Kef.)  (unterlassen  haben.  Die  Pantolestes  sind 
die  Stammeltern  der  Kameele.  Die  Anthracotherieu 
hatten  zum  T heil  Khtuoceros-Grüssc;  e*  waren  srhruss- 
liche  Thier«  mit.  Hauern.  Die  Hyopotamen  hatten  da- 
gegen hei  der  läng«  der  Schnauze  eine  gewisse  Aehulich- 
keit  mit  den  Mamas.  Die  Xiphodontlden  lebten  mit 
Ausuahme  des  Protoreodon  in  Europa.  — Es  ist  nicht 
ciuxusehen,  was  Protoreodon  mit  den  Xlphodn<.tiden 
zu  schaffen  haben  sollt«;  es  kann  absolut  nicht  von  den 
Oreodontiden  getrennt  werden  (der  Ref.). — DicHippo- 
potamiden  gehöreu  der  alten  Welt  an,  «ine  Art  noch 
lebend.  Unter  den  Hyotheriiden  ist  Hyotherium  der 
gencralisirteste  Typus;  iu  Europa  und  Indien,  aber  nur 
fosail.  Hieran  scbliesten  sich  nunmehr  die  Suidae  mit 


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149 


Zoologie. 


der  Unterabtheitung  »Irr  Suinac  und  dm  »prrinlisirten 
Gattungen  Li»triodon,  Hippohvu*  und  Babirussa. 
K*  foltern  die  Gattungen  Bot  hrolnbi*  und  Chaeiioliv  u», 
der  er*trrr  wohl  der  Abu«  von  Dicotyle».  — Vier 
Arten  iin  John  Daybed.  — Auch  Dicotyle*  ist  in  fossilem 
Zustande  bekannt . Die  Elotherlldeu  »ind  nur  durch 
die  eine  Gattung  Klothen uui  vertreten  — aber  in  bei- 
den Hemisphären  gefunden  — in  Amerika  Mortoni  und 
imperator,  die  letztere  Art  iiu  John  Daybed. 

Die  Schweine  »ind  roodiricirte  Hyotherin.  Palae- 
octioeru»  ist  der  primitivste  Suine.  Von  ihm  zweigen 
wohl  auch  die  Dicotylineu  ab-  Sein  Abne  mu»»  bereit» 
S uidr n -ähnlich  gewesen  »ein.  Drr  Ahne  von  Hippo- 
potarnu»  ist  nicht  bekannt.  Für  die  Altertbiimlirhkeit 
diese»  letaleren  Typus  spricht  das  Fehlen  von  Kielen  auf 
den  distaleu  Gelenktlachen  der  Metupodleu. 

Dir  Oreodontiden  waren  in  Amerika  im  MiocSn  sehr 
zahlreich;  die  letale  Form  ist  Cyclopidiu».  Die  gro**en 
Mervrochoeri  hatten  Cauineu,  die  «ur  Vertbcidiguag 
geeignet  waren.  Leptanchenia  sowie  Cyclopidiu» 
führten  eine  aejuntüe  Lebensweise,  wenigsten»  spricht  hier- 
für die  Verlängerung  des  Gehörgaoge» , wie  *ie  auch  bei 
Hippopotamu»  zu  beobachten  i*t-  Die  Na*e  war  jeden- 
falls au  einem  Rü»m*1  umgrstaltet.  Pit  he  eiste»  Hut  die 
Schneidezihue  verloren  und  den  Gesicht  »schade!  auffallend 
verkürzt,  sodus»  eine  gewi»»e  Aehnlichkeit  mit  den  Affen 
gegeben  ist. 

Cope  | E.  D.  The  Periaaod ncty  1s.  The  American 
Naturalist  1887,  p.  985— -1007  und  p.  1060 — 1076  tnit 
44  Holzschnitten. 

Zwischen  Artiodacty len  und  Perissodactylen  sind 
noch  keine  unzweifelhaften  Zwischenfönnen  gefunden 
worden,  obwohl  Formen  existiren,  die  weuig»ten»  hinsicht- 
lich der  Zcheuzahl  ähnliche  Verhältnisse  zeigen  wie  die 
Paarhufer  — Menodu»  etc.  — , vorne  vier,  hinten 
drei  Zehen;  auch  die  Form  der  Taraalkuochen  erinnert 
hier  etwas  an  Hippopotamu»;  jedoch  kann  auch  hier 
der  Astragalus  sich  nicht  auf  dem  Cuboid  bewegen , wie 
da»  bei  den  Artiodacty  len  durchgehend»  der  Fall  i»t. 
Heide  grossen  Gruppen  »ind  aber  durch  die  hypothetischen 
Amblypoda  oder  Hyodonta  verbunden.  Die  Diplar- 
thra  können  nicht  direct  von  deu  Taaeopodu  abstammen. 
Die  Umwandlung  eine»  Taxeopoden  in  einen  Diplar- 
threu  hat  nämlich  iu  der  Weis«  statt  gefunden , da»*  so- 
wohl am  Vorder-  als  auch  «in  Hiuterfus*  der  Mittelfu»* 
sammt  der  ersten  Carpu*-  und  Tarsu»  * Reibe  sich  gegen 
die  zweite  nach  auswärts  verschob,  oder,  was  auf  da» 
nämliche  hinauskommt , e»  hat  eine  Verschiebung  der 
zweiten  Reih»  gegen  die  erst»  und  zwar  nach  einwärtB 
»tattgetuuden.  Dieser  Vorgang  führte  zum  Verlust  de» 
ersten  Finger».  Diese  Verschiebung  ist  nun  bei  dem  auf 
der  Ausseiiseite  befindlichen  Element  zuerst  erfolgt  und 
danu  erst  bei  dem  auf  der  Innenseite  befindlichen*  So 
»eben  wir  auch  schon  hei  den  Amblypoden  da*  Lunare 
auf  das  l'nciforme  fibergreifen,  während  c*  anfangs  nur 
auf  dem  Mngnum  gelegen  war;  das  Scaphoid  hat  dagegen 
noch  keine  Verschiebung  gegen  da*  Mngnum  hin  erfahren. 
Di«  Amblypoden  stellen  mithin  ein  Zwist  henstadiöm 
dar  zwischen  den  Taxeopoda  und  den  Diplarthren. 
E*  wäre  nur  ein  zweiter  Weg  übrig  geblieben,  nämlich 
der,  das»  da*  Scaphoid  sich  auf  da»  Mngnum  verlagert 
hätte,  ohne  das»  jedoch  dn»  Lunare  seinen  Platz  auf  dem 
Magnum  verändert  hätte.  Solche  Formen  »ind  jedorh 
nicht  bekannt.  Bei  den  Oreodontiden  andererseits  hat 
eine  *o  gewaltige  Verschiebung  der  ersten  Carpu»-  Reibe 
stattgefunden,  dass  dn»  Mngnum  ganz  unter  das  Scaphoid, 
da»  Lunatum  ganz  auf  dn*  1‘nciform«  zu  stehen  kam.  Da^ 
so  nützliche  Alterniren  beider  Carpu* -Reihen  wurde  hier- 
durch aufgehoben  und  war  diese  Organisation  auch  der 
Grund  für  da»  Erlöschen  der  Oreodontiden.  Wa»  i»t 
nun  die  Ursache  dieser  Verschiebung  der  ersten  Carpu»- 


Reihe  gegen  die  zweite?  Die  Au*wär(Mlrchung  der  Zehen 
beim  Gehen.  Bei  den  Ungulat«n  ist  die»«  Er- 
scheinung deutlicher  am  Hinter-  al*  am  Vordertn*»,  bei 
den  Carnivoren,  den  ausgesprochenste*»  Unguiculaten, 
ist  da*  Umgekehrte  der  Fall.  Wenn  der  Fus*  den  Boden 
berührt,  hört  die  Rotation  des  Kusse»  von  innen  nach 
auswärt*  auf  und  diese»  Aufhören  der  Rotation  bewirkt 
eine  Krümmung  de»  proximalen,  bewegenden  Gliedes  jeder 
Articulatiou  gegen  da»  distale  feste  Glied.  Eine  »olche 
beständige  Spannung  besteht  seiten*  der  ersten  Carpu»- 
und  Tarnus-Rcihe  gegenüber  der  zweiten  und  hat  eine 
Verschiebung  Wider  Reihen  gegen  einander  bewirkt,  W« 
zuletzt  die  anfangs  reihenformige  Anordnung  dieser  Knochen, 
welche  wir  bei  den  Condylart  hren  linden,  in  die  alter- 
nirendr  der  Diplarthren  übergefbhrt  wurde.  Je  länger 
die  Zehen  »ind,  de»to  grösser  ist  auch  die  Verschiebung 
der  Carpaiien  und  Tarsalien.  Am  llinterfu»»e  erfolgt 
dieser  Proee*»  zuerst , und  i»t  daher  auch  bei  den 
Proboscidiern  bereits  zu  »eben,  während  der  Carpu» 
derselben  noch  keine  Veränderung  aufweUt. 

Auf  die»«  Drehung  nach  aussen  i*t  auch  die  früh  ein* 
tietende  Ausdehnung  von  Ulna  und  Radius  iiWr  dir  erste 
Cnrpntrrihr  zuriickzufiihren , sowie  die  naliezu  fehlend« 
Einlenkung  von  Ulna  und  Fibula  am  Carpu»  re»p.  Tarsus. 

Bei  d«n  Unguiculateu  liegt  die  Sache  ander».  Di« 
Körperlast  ruht  hei  den  Carnivoren  nicht  auf  den 
Zehen,  sondern  auf  dem  Hallen  — dem  fleischigen  Polster  — 
unter  den  Fingern.  Beim  Aufsätzen  des  Fu*»e»  auf  den 
Boden  findet  daher  kein  Druck  statt  gegen  den  festgefügten 
Tarsus,  mithin  i*t  auch  keine  Armierung  in  der  Anordnung 
der  Tar»u*- Elemente  zu  beobachten,  wohl  aber  i*t  Alter- 
nirrn  der  Carpaiien  vorhanden. 

Die  Perissodautylen  zeigen  besonder»  Veränderungen 
im  Buu  der  Zahne , Extremitäten  und  Wirbel.  Die  Ver- 
änderungen in  deu  Extremitäten  bestehen  in  Reduktion 
der  Zehenzahl  von  vier  oder  fünf  zu  ein»,  jene  der  Zähne, 
und  zwar  der  Molaren , in  Ueberführung  der  Höcker  iu 
Kimme  und  bezüglieh  der  Primolnren  darin , da»»  die- 
selben zuletzt  di«  Gestalt  von  Molaren  annehmen  uud 
endlich  in  drr  Reduction  uud  dem  Verlust  von  Eck-  und 
St-hneidezähnen.  Die  Veränderungen  der  Wirbel  äu*-en» 
sich  darin,  das»  die  anfangs  flachen  Zygapophyveu  sich  in 
eine  Art  Zapfen , beziehungsweise  Röhren , umwandeln, 
doch  nicht  in  dem  Man»««  wie  bei  den  Artiodactjrleo. 

An  den  Oberkielerzähnen  hemerkrn  wir  zuerst  Ab- 
dachung und  innigere  Verbindung  der  Aussonhöcker , so- 
dann Verschmelzen  der  Zwischenhöcker  mit  den  Innen- 
höckern zu  gekrümmten  oder  geraden  Jochen.  Im  Unter- 
kiefer ist  die  Stellung  der  Höcker  hei  den  einen  Formen 
eine  opponirte,  Lei  deu  anderen  eine  alternirende ; bei  der 
Verbindung  dieser  Höcker  durch  Kämme  entstehen  ent- 
weder gerade  Joche  oder  es  ergehen  »ich  W- förmige 
Kämme.  Ryder  hat  gezeigt,  du»*  »ich  der  Unterkiefer 
beim  Pferd  und  den  Rhi nocerotiden  gegen  den  Ober- 
kiefer von  aussen  nach  rinwärt»,  bei  den  »eienodonten 
Artiodacty  len  aber  von  innen  nach  au*wärts  bewegt. 
Einige  der  ältesten  Perissodactylen  hatten  wohl  di« 
nämliche  Art  von  KiefcrWwegung  wie  die  Artiodnct  ylcn, 
der  Kiefer-Condylu»  i»t  jedoch  bei  ihnen  stark  convex  nach 
oben,  wodurch  eine  seitliche  Drehung  der  Unterkiefer  beim 
Kauen  möglich  wird  und  di«  Ausw-tihöcker  der  M ganz 
besonder»  zur  Geltung  kommen.  Dies  ist  der  Grund, 
warum  auch  diene  Auwnlmcker  die  gTÖ**tcn  Modiftcationen 
aufweisen,  während  die  inneren  Höcker  relativ  wenig  ver- 
ändert werden.  Beim  Tapir  dagegen,  wo  die  Kiefer- 
bewegung veTtical  ist,  erleidet  keine  der  Höckerreihen  eine 
besondere  Moditimtion. 

Von  den  Lophiodonten  gehen  die  E^uiden,  Tapiriden 
und  Rhinoeerotideti  au».  Bei  deu  Er]  ui  neu  haben  jene  Ver- 
änderungen statt  gefunden,  welche  durch  die  Bewegung  de» 
Unterkiefer»  von  innen  nach  aussen  veranlasst  werden. 
Bei  den  Tapiriden  sind  in  Folge  der  vertiralen  Kiefer- 


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150 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Bewegung  wenig  Modiricationen  zu  beobachten,  bei  den 
Rhinocerotlden  treten  jene  Veränderungen  der  Zahn- 
käuttue  nuf,  die  in  Folge  der  Kieferbewegung  vou  au>»eu 
nach  innen  su  erwarten  sind.  Es  äussern  »ich  die«« 
Modific  ationen  der  Backzähne  in  der  Beschaffen- 
heit ihrer  Auttenv»n4.  Bei  der  Equinen-Linie 
(Mrnodontidrn,  Chalicot  hrriidc n und  Palacothr- 
riiden  umfassend)  wurden  die  Kanten  der  Ausscnhöcker  in 
Folge  der  cntnlen  Bewegung  de»  Unterkiefer«  — von  innen 
nach  auswärts  — nmli  aussen  gezogen  und  bilden  deshalb  zwei 
V-förmig«  Vorsprünge.  Bei  der  Rhinocer  ot  iden-Liuie 
wurden  die  Kanten  de*  einzigen  grossen  vorderen  V nach 
einwärt*  gedrückt , in  Folge  der  ectalen  Kieferbewegung 


— von  aussen  nach  einwärts  — , *©  dass  die  Außenwand 
sich  nach  einwärts  neigt,  an  der  Stelle,  wo  hei  der  Pferde- 
linie die  V nach  au«»en  gehen ; bei  manchen  Gattungen 
ist  ein  medianes  , nach  einwärts  gerichtete*  V an  dieser 
Stelle  vorhanden;  bei  anderen  wieder  lässt  »ich  eine  ge- 
ring« Auswärtsbiegiing  de*  hinteren  Theile*  der  blauer 
beobachten,  was  auf  vorübergehende  entale  Bewegung  der 
unteren  M zurilckgefdhrt  wird.  Wo*  die  unteren  M be- 
trifft, »o  sind  auch  hier  zwei  Typen  zu  unterscheiden. 
Bei  den)  eiuen  besitzen  diese  Zähne  V,  hei  dem  anderen 
Querkämme. 

Für  die  Classification  der  l'eri  «sodactvlen  »teilt 
Cope  folgende*  Schema  auf: 


I.  Kein  A*fönniger  Raum  zwischen  den  Hockern  der  oberen  M.  Untere  M mit  Queijochen. 


A.  Pr  verschieden  von  M. 

er)  obere  Kckzälme  vorhanden. 

1.  4 oder  3 Zehen Lophlodontidae. 

2.  3 Zehen TripfopodUtae. 

««)  keine  oberen  Eckzähne: 

3.  Mastoid  nicht  mit  der  Schädelwand  verschmolzen Caenopodidae. 

AA.  Pr  gleich  den  M mit  QuerkSromen. 

er)  Au**enhöcker  der  oberen  M zu  einer  Mauer  verschmolzen  : 

4.  Mastoid  bildet  einen  festen  Theil  der  Scliädelwand,  obere  C vor- 
handen   Hyracodontidae. 

5.  Mastoid  ausgeschlossen  von  der  Schädelwand  in  Folge  de*  Zu- 
(•atnmenstosscna  von  Oceipitale  und  Squamosutn,  keine  oberen  C . Khinooeridae. 

an)  Au**enhocker  der  oberen  M ungleich,  getrennt. 

6.  Obere  M und  Pr  gleich  gebaut  und  mit  Querkämmen  versehen, 

4 resp.  3 Zehen  Tapiridae. 


II.  Aussenhik-ker  der  oberen  M fa«t  gleich,  durch  einen  A-f&rmigen  Zwischenraum  getrennt.  Untere  M mit  Monden. 
A.  Obere  Pr  verschieden  von  den  M,  mit  nur  einem  Innenhöcker. 


7.  4 oder  3 Zehen.  Vertebralarteriencanal  vorhanden  Chalicotheriidae. 

8.  3 Zehen,  kein  Vcrtebralarterirncanal . • - ♦ Marrauchenidae. 

AA.  Obere  Pr  gleich  den  M,  mit  zwei  Innenlaben  verseheu. 

9.  4 resp.  3 Zehen  • ...«•• Menodontidae. 

10.  3 Zehen  Palaeutheriidae. 

11.  1 Zehe Equldae. 


E*  sind  etwa  200  Periaaodact y len  • Arten  im  (ianzen  be- 
kannt , besonder*  häutig  im  iltrren  Tertiär.  Die  Tapi- 
riden  und  Equidrn  sind  die  jüngsten  Familien,  die  Lophio- 


dontiden  und  (?)  Chalicothrriiden  die  ältesten.  Der  Zu- 
sammenhang zwischen  diesen  elf  Familien  wird  in  fol- 
gender Weise  veranschaulicht: 


Rhinoceridae 

Hjmcodnntidu  | Tapirid.« 

Triplopodidac  t'aenopidae 
IdOphiodontkiae 


Equidae 

/ 

Palaeotheriidae 

/ 

Menodontidae 

/ 

Chalicotheriidae 


Hvracotherinae 


Die  Lophiodo ntidae  sind  die  zahlreichste  Familie; 
die  Grösse  der  Arten  schwankt  zwischen  der  eines  Ka- 
ninchens bi*  zu  der  eine»  Ochsen.  Sie  ähnelten  um  meisten 
den  Tapiren.  Die  Genuscharakteristik  Ist  folgende: 

I.  Aussenloben  der  oberen  M wohl  getrennt  und  wenig 
abgedacht.  Lohen  der  unteren  M lose  verbunden. 

Hyracotheriinae  mit  Zahnlücke  hinter  Pr4, 
H vrai  otheriu m,  Pliolophu»,  der  letzte  Pr 
bei  diesem  = M. 

Hyracotheriinae  ohne  Zahnlücke  — Sy*te- 
modon. 

II.  Aussen  loben  der  oberen  M wohl  getrennt  und  wenig 
abgrdacht.  Untere  M mit  deutlichen  Querkämmen. 

Prot apirtnae.  Isoctolophu*  4 Pr,  unterer  Ms 
mit  (?)  drittem  Lohns;  Protapiru*  3 Pr,  unterer 
Mj  ohue  dritten  Lobus. 


IH.  Aussenloben  der  obereren  M flach,  nicht  sehr  deutlich, 
eine  Mauer  bildend.  Untere  M mit  deutlichen  Qurr- 

ItSauneo. 

Lophiodont idae.  Helalestes  ohne  Zahnlücke; 
unterer  M$  mit  drittem  Lobu*. 

Oben  7 M.  Heptodon  und  Hyrachyu*,  Isrim 
erateren  der  letzte  untere  M mit  drittem  Lobo*. 

Oben  0 M.  Lophiodon,  letzter  M mit  drittem 
Lobus,  Colonocera*  und  Dilophodon  ohne 
diesen.  Dilophodon  mit  Horu  auf  jedem 
Nasenbein. 

Die  Hyracotheriinae  können  nicht  von  denLophlo- 
dontidae  getrennt  werden,  sind  jedoch  die  Ahnen  der 
Pferde;  die  Rhinocerotiden  stammen  von  den  Lophio- 
do nt iden  ab.  Die  Verwandtschaft  ist  folgendcrmaassen 
zum  Ausdruck  gebracht : 


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Zoologie. 


Rhinocerotidac 

Colonocera» 

\ 1 

Hvrachyua  Lophiodon 

Heptodon 

Helalcte* 

\ / 

Svstemodon 


Tapiridac  Equidae 


Protapiru* 


Pliolophu* 


Hyracotherium 


Heliilete»,  Systemodon,  lstctolophus, 
Heptodon , Diluphoilon  und  Colono- 
cera» sind  aut’  das  nordameri  klinische 
Tertiär  Ix- »eh rankt. 


151 


Von  «Irn  Triplopodide n tat  Idos*  «in  Genu*  bekannt; 
e*  stammt  wohl  von  üeptodon,  nur  durch  da»  Fehlen 
«l*fw  dritten  Lohn*  am  unteren  M3  v<»n  diesem  verschieden. 
Zwei  Arten  im  Bridgrrl»ed,  eine  im  Diplocodonhcd  (=r  Pro« 
thvnieodon). 

Die  Caenopidae  haben  den  ol»eren  C verloren  und 
gleichen  insofern  dein  Rhino ceros.  Aaeh  ist  wie  bei 
dirscm  die  Zahl  der  I gering;  eine  Art  hat  sogar  bereit» 
ein  Horn.  Zwei  Gattungen,  Cacnopn*  und  Dihoplu». 
Sie  verbinden  die  Loph iodontideu  vermittelst  Hepto« 
don  mit  den  Khinocerotiden.  Caenopua,  nur  in 
Amerika,  hat  vier  Zehen  vorne,  hinten  drei  und  ist  wohl 
der  Ahne  von  A reratheri u in.  AU  Dihoplus  wird  das 
europäische  Rhino  ceros  Schleier  tu  aeheri  bexeichnet. 

Die  Hyrncodontiden  sind  direct«  Abkömmlinge  der 
Lophiodontiden;  dieCaninen  werden  jedoch  hier  behal- 
ten, im  Gegensatz  *u  den  Caenopiden.  Die  Pr  werden 
M*art»g  wie  bei  Rhinorero«.  Drei  Gattungen,  Aiuy 


nodon  — Pr,  Mctam ynodon  -jj*  Pr,  die  Caninen  ver- 


schieden von  den  Innsiven  , Hyrarodon  — Pr,  Caninen 

ähnlich  den  I.  Sämrutllch  hornlos.  Atu  ynodon  stammt 
«us  dem  Diplacodonbed , die  beiden  anderen  aus  dem 
Whiteriverbed.  Bei  Hyracodon  linden  wir  Degeneration 
der  vorderen  Zahne.  Kt  war  schlank , hochbeinig  und 
lunghalsig.  Sämmt liebe  Genera  nur  in  Nordamerika. 

Die  Khinocerotiden  treten  zurrst  in  Cnropa  auf. 
Aceratherium  mit  noch  vorhandenem  vierten  Finger 
leitet  au  den  Caeuopodiden  hinüber.  Die  Pr  sind  schon 
M-nrtig  geworden.  Diese  Zusammensetzung  der  Back- 
zähne der  Khinocerotiden  stimmt  mit  jener  der  Lo- 
ph iodontideu.  Die  Veränderungen  in  dieser  Familie 
bestehen  In  Verlust  der  1 und  de»  vierten  Finger*  und  in 
der  Verwachsung  der  einzelnen  Schädelknochen , darunter 
der  Na*aJia,  zum  Tragen  der  Hörner.  Bei  Coelodonta 
und  Klasmotheriutn  ist  eine  knöcherne  Nosenscheide- 
wand  vorhanden ; das  letztere  hat  wohl  auch  ein  lluni  auf 
der  Stirne.  Bei  Atelodu»  und  Coelodonta  erhallen  die 


Zahne  epnrennrtige  Vorsprünge  auf  den  Jochen,  welche 
dann  Theile  derThaler  abschliessen.  Be»  Ela »motiierium 
sind  die  Zähne  prismatisch  geworden ; die  Schmelzte)» icht 
zeigt  Fältelung.  Fast  nur  alt  weltlich.  Die  eine  Reihe 
endet  mit  Rhino  ceros,  zwei  Arten  davon  noch  in  Asien 
lebend,  die  andere.  Atelodu*,  mit  zwei  Arten  in  Afrika, 
ln  Amerika  ist  diese  Familie  bloss  durch  Aphelops, 
— in»  John-Daybed  — vertreten  und  durch  Diccrn* 
therium.  Cope  giebt  folgende  Classiikatiou  : 

A.  Vorne  vier  Finger. 

2 0 

Y I.  7 C kein  llorn.  Getrennte«  Posltrmpanicum 

— Aceratherium. 

AA.  Vorne  drei  Finger. 

a)  Posttympanicum  eicht  mit  Glenoid  verwachsen. 

10  0 0 

V i ^ Aphelops,  - I,  y C Perneera»  — 

beide  hornlos;  y I,  j C auf  jedem  Nasale  eine 
knöcherne  Anschwellung  als  Horntriger  — 
Diceratherium;  y 1,  y C Ceratorhinus; 
0 0 

--  I,  — C kein  knöcherne«  Nasenseptum  — 

Atelodu*.  Beide  mit  Hon»  auf  Mitte  der 
Nasal  ia. 

aa)  Posttympanicuin  mit  Postglenoid  verwachsen. 

fl)  Kein  mittlerer  Horazapfen  auf  der  Stirne: 

1 0 

Y I,  7 C Naaeu«*ptum  nicht  verknöchert 

0 0 

Khinocero»;  — 1,  ■-  C Nasenseptum  ver- 
knöchert — Coelodonta. 

flfl)  Kin  Horn  auf  Mitte  der  Stirne , Molaren  pris- 
matisch — Elas  utotheri  um. 

Der  Zusammenhang  der  Khinocerotiden  wäre: 


Peraceraa 

\ 

\ 

Aphelops 

\ 

\ 

Aceratherium 

\ 


Khinocero» 

\ 

\ 

Ceratorhinus 

\ 


\ 


Dihoplu* 


KUsmotherium 

/ 

Coelodonta 

/ 

Atelodu» 

/ 


/ 


Caenopu» 


Der  Ursprung  der  Tapiriden  ist  von  Scott  näher 
untersucht  worden.  Sie  gehen  von  den  Protapirinen, 
einer  Abtlieilung  der  Hyracotheriinae,  aus  und  erscheinen 
zuerst  im  Whlteriverbed ; dann  folgt  Tapiravus  im  Ober- 
uilocän.  In  Deutschland  erst  in  Eppelsheim  (??  der  Ref.); 
zwei  Gattungen  lebend:  Tnpiru»  mit  knorpeligem,  Elas* 
mognathus  mit  knöchernem  Nasenseptum , nur  der 
vorderste  obere  Pr  noch  einfacher  uh»  die  M,  während  bei 
Tapiravu»  die  beiden  ersten  noch  einfacher  sind  al*  M. 

Die  Chalicotheriiden  waren  im  Kocän  »ehr  häutig. 
Sie  sind  einerseits  mit  den  Lophiodontiden,  anderer- 


seits mit  den  Menodontiden  verbunden.  Von  den 
enteren  unterscheiden  »ie  sich  durch  die  Form  der  Zähne, 
die  fast  ganz  mit  jener  der  letzteren  übereinstimmt.  Unter 
den  Lophiodontiden  hat  nur  l’achy nolophus  eine 
ähnliche  Zahnform.  Die  oberen  M zeigen  symmetrische  VV 
auf  der  Aoasenaeit«,  bei  dm  unteren  bilden  die  Erhaben- 
heiten der  Krone  ebenfalls  zwei  V.  Die  Classification  ist 
folgende : 

I.  Innenkegel  der  oberen  M getrennt  von  den  äustercu 
Lohen. 


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152 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


A.  Aussenliocker  nahezu  conisch,  getrennt  durch  einen 
Zwtschenhöcker. 

Unterer  Pr  gleich  den  M — Ectociuro,  die 
beiden  letzten  unteren  Pr  gleich  den  M — Kpi- 
h i p p u s. 

AA.  Aiusrnbocker  der  olieren  M V-förmig,  nur  durrb 
eine  Furche  getrennt. 

«)  Incjsiven  anwesend. 

ß)  Keine  Zahnlücke  vor  dem  unteren  Pr#. 

Unterer  Pr5  ohue  Innenlobu*,  letzter  M mit  einem 
Inneukegel  — Leurocepha  l us. 
l*ra  mit  Innenkcgel  — bei  Paiaeosyop*  der 
letzte  ober«  M mit  einem  Innenkegel,  bei 
Lim n oh r us  ohne  einen  solchen. 
ßß)  Vor  dem  Pr*  eine  Zahnlücke.  Zwei  Innenkegel 


aut  dem  letzten  oberen  M — I.ambdotherium 
««)  ln*  i»iren  in  beiden  Kiefern  fehlend.  Letzter 
oiierer  M mit  nur  einem  Innenkegel.  Nesto- 
ritherium. 

II.  Ein  oder  Wide  Innenucken  der  oberen  M mit  den  Ausseu- 
loben  durch  Querk&mme  verbunden. 
a)  Aussenhöiker  der  oberen  M nahezu  kegelförmig. 
Vorne  auf  Aussen* eite  ein  iaolirter  Hügel  — Pacby- 
■ olophus. 

eta)  Aussenhörker  der  olderen  M V-förmig.  Keine  halb- 
tnondiormigpn  Innenloben,  mittlere  zu»anunentiies»«nd 
— Chalirotherium. 

Ertoriuin  ist  die  primitirste  Form  ; sie  steht  dem 
Systemodon,  einem  Loph  iodontiden,  nahe.  Der  Zu- 
sammenhang ist  etwa : 


Epihlppu* 


Limnohru*  Larabdothcrium 
Palaeosvops 

l 

Leuroeephalu*  Pachynolopus 
Keton  um  


Chalirotherium 


Die  Menodontiden  sind  auf  Amerika  beschränkt, 
n)  Der  letzt«  ober«  Pr  allein  trägt  zwei  Innen* 
horker. 

Inrlsiveu  vorhanden  kein  Horu  — Diplacodon. 
ct«)  Alle  oberen  Pr  mit  zwei  Innenhöckern. 

Bei  Daeodon  und  Menodus  je  drei  I;  die  C beim 
ersteren  gross , bei  letzterem  schwach . letzterer  auch  mit 
Horn  auf  der  Schnnuic.  Symhorodon  hat  unten  gar 
keine  I mehr,  oben  noch  zwei;  Canin  sehr  schwach,  Horn 
uuf  «ler  Schnauze. 

Diplacodou  nähert  sich  im  Bau  der  Pr  den  Chali- 
eotheriiden  und  ist  der  älteste  Typus,  die  übrigen,  mit 
Ausnahme  von  Daeodon  — John  Daybed  — kommen 
im  White  • River  bed  vor.  Die  Menodus  und  Sym- 
borodon  haben  gewaltige tirösw?.  Die  Gestalt  der  Horu- 
znpfen  auf  den  Stirnbeinen  giebt  ein  Mittel  zur  t’nter- 
m heidun  j von  fünf  Gruppen,  je  nach  ihrer  Länge  und  der 
Form  ihres  Querschnitte».  Dies«  Gattungen  hängen  fol- 
geuderffiaassen  unter  einander  zusammen : 

Svmborodon 

i 

Menodus 

l 

Daeodon  Diplacodon 

\ / 

Eetocium 

Eine  Gattung,  Brachydiastematheriu m , soll  in 
Europa  Vorkommen.  — Ist  alier  natürlich  nichts  andere» 
als  Chalirotherium.  Der  Ref.  — Dagegen  konnte  viel- 
leicht Leptodon  von  Pikermi  hierhergehüren. 

Die  Palaeotheriiden  zerfallen  in  zwei  Unterabthei- 
lungen. ln  der  complicirton  Form  der  Pr  (=  U)  zeigen 
sie  eiuen  Vorsprung  vor  den  Chalicot  heriiden  und 
anderen  Familien  des  Ei"  an.  Sir  beginnen  freilich  nuch 
erst  im  ül*ereucäu,  dauern  aber  vielleicht  bis  ins  Pliocän 
« — Protohippus.  Die  Palaeotherilnae  haben  noch 
einen  Tapir- ähnlichen  Humeru»,  bei  den  Hippothe- 
riinae  ist  derselbe  schon  Pferde -ähnlich.  Allmälig 
setzen  die  Zähne  Cäment  an. 

I.  l’alaeot  he  riinae.  Bicipitnlgrube  des  Huroeru»  ein- 
fach. Zähne  ohne  Cäment. 

a)  Ein  oder  mehr  freie  Innenhöcker  auf  den  oberen  M. 
Aeussere  V der  olderen  M nicht  schart'  geschie- 
den — An*  hi  loph  u»:  dieselben  getrennt  hei  Palo- 
plotberium  und  Anchippus,  beim  letzteren  die 


II. 


Zwischenhöcker  nach  vorn«  und  rückwärts  In  Ver- 
bindung. 

na)  Ionrnhiickcr  der  oberen  M zusammenhängend  mit  deu 
Qurrkimtnen. 

Untere  M nur  mit  zwei  V,  seitliche  Zehen  gross  — 
Palaeotherlnm. 

Untere  M mit  deutlichen  Innenhückern,  Incisiven  nicht 
abge**tutzt  — Mrsohippu»,  abgestuzt  bei  Anchi- 
therium. 

Hippotheriinae.  Bicipitnlgrube  de»  Humerus  doppelt. 
Molaren  mit  Cäment. 

«)  Auf  dro  oberen  M ein  oder  mehr  freie  Innenhöcker, 
Innenloben  der  unteren  M verbreitert  — Hippo- 
therium. 

«*»)  Innenhöcker  der  oberen  M nicht  frei,  Innenloben  der 
unteren  M verbreitert  — Protohippu*. 

Fünf  Genera  europäisch,  fünf  amerikanisch.  I'alo- 
plothcrium  steht  den  Cbalicother iiden  am  nächsten. 

Mesohippus  kommt  nur  im  White  - Ri verbed  vor; 
Hippothcrium  und  Protohippus  lebten  zusammen  im 
Obermiocan,  der  letztere  auch  noch  In  Europa  iiq  Pliocän, 
beide  schon  gleichzeitig  mit  den  Equlden,  denen  sie 
üWrhaupt  sehr  uahe  »tehen.  Die  Formen  mit  getreunten 
Innenhöckern  sind  die  primitiveren , und  die  mit  Jochen 
die  jüngeren.  Die  Hippotheriinae  sind  die  jüngsten. 
Der  Zusammenhang  der  einzelnen  Geuer«  wäre  nach 
Cope : 


Hippothcrium 

i 

Anchippus 

i 

Paloplotherium 

Ancbilophus 


Protohippus 

Atichilherium 

Mesohippus 

I 

Palaeotherium 

/ 


Die  Equidae  enthalten  nur  zwei  Genera  — Hlppi- 
di  um,  die  inneren  Loben  der  oberen  M nab  zu  gleich 
gross  und  Equus,  der  vordere  Iiineulap]*en  der  oberen  M 
grösser  als  der  hintere.  Hippidiut»  nur  fosail  im  Plio- 
cän  und  Obcrmiorän  von  Amerika. 

Der  Kiel  auf  der  distalen  Fläche  der  Metnpodien  geht 
bei  den  Pferden  und  den  Wiederkäuern  sehr  weit  nach 
vorne,  was  bis  jetzt  »rhwer  zu  erkläreu  war.  Die  Moment- 
photogruhi«  zeigt  nun,  dass  bei  den  Dipl  arthreu  di« 
Phalangen  beim  Laufe  mit  den  Metnpodien  einen  rechten 


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153 


Zoologie. 


Winkel  bilden,  betör  sielt  der  F uns  wieder  su  einem  neuen 
Sprunge  liebt. 

Die  proximalen  Enden  an  den  Metapodien  sind  bei  den 
meisten  Säugern  einwärts  gedreht,  von  der  Innenseite  gegen 
die  Außenseite  des  Firnes  hin  , so  d«»*  die  Ciir|»«lia  «der 
Tarsalin  auch  an  den  nächsten  Finger  »tos»eti,  veranlasst 


durch  den  Druck  der  Carpalien  und  Tnrsnlien  der  zweiten 
Reihe.  Dadurch  wurden  dann  allntähg  die  Metapodien 
nach  aussen  gepresst. 

Per  Zusammenhang  der  einzelnen  Genera  wird  folgender* 
maassen  veranschaulicht : 


Equus  *p.  Kquus  Sp. 

Hippidium  / 

\ / 

Protoluppu*  Hippotberium 

v / 

Anchitherium  / 

\ Anrhippti* 

Mesohippu»  / 

\ / 

Palarotheriutn  Palotdotherium 
\ / 
i Kpihippus 


I 

Pliolophus 

Hvrarothrrium 

I 

Systcmodon 

I 


l’hrnarodu*  geht  dann  wieder  auf  einen 
noch  unbekannten  Peripty  cbiden  zurück. 

Diu  Pferd  hat  in  Amerika  noch  mit  dem 
Männchen  zusutmnengelehL ; Im  Oberplio* 
cän  von  Oregon  linden  »ich  bearbeitete 
Obhidiansplitter  neben  Resten  von  Equu* 
Occidental!*  und  excelsua.  Gar  kein 
Zweifel  kann  übrigen*  hinsichtlich  der 
Gleichseitigkeit  bestehen  bei  den  Funden 
in  Xevadu.  Der  dortige  E-  occidentalis 
hat  den  Schädel  eines  Pferde*  und  die 
Statur  eine*  Esel*  und  war  von  Oregon 
bis  Texas  verbreitet. 


theoretischer  amblypoder  Hyodont 


Phcnaeodu* 


Referent  muss  bemerken,  das*  er  in  dieser  vorliegen- 
den Systematik  der  l’eriasodactylen  keine  Verbesserung 
des  von  ihm  seiner  Zeit  gegebenen  Systems  dieser  Gruppe 
sehen  kann.  — Siehe  diesen  LitcraturWricht  für  1886.  — 
Er  glaubt  vielmehr  an  seinen  damaligen  Anschauungen 
unentwegt  festhalten  zu  müssen , einzig  und  allein  die 
PHlaeotherien  wären  noch  etwas  weiter  von  der 
Pferde  reihe  zu  entfernen.  Eine  Einigung  mit  Cope 
scheint  ihm  auf  diesem  Gebiete  nun  einmal  nicht  vergönnt 
zu  sein.  Da»«  jedoch  hinsichtlich  der  Organisation  de* 
Cirpai  noch  Zwischenglieder  zwischen  Coadylarthre u 
und  Perisaodactyleu  wünschenswert!*  erscheinen,  will 
Referent  gerne  zugeben.  Nicht  minder  gerne  erkennt  er 
an , dass  obige  Betrachtungen  über  die  Mechanik  der 
Extremitäten  und  der  Kieferbewegung  von  der  allergrößten 
Bedeutung  sind,  indem  sie  tur  die  Umgestaltung  der 
Extremitäten  und  des  Gebisses  die  einzig  richtige  Erklärung 
geben  und  mithin  auch  für  die  Stammesgewhirhte  der 
Säuger  viel  befriedigendere  Aufschlüsse  gewähren,  als  wie 
Theorien  von  blosser  Vererbung  und  natürlicher  Zuchtwahl. 
Cope,  E.  D.  Referat  über  Topinard’s:  .Le» dernifrea 
etagea  de  la  geneologe  de  Pliomme.“  The  American 
Naturalist  1888.  8°.  p.  680  — 663. 

Referent  giebt  zuerst  einen  (Jeberblick  über  die  Aus- 
führungen Topin  ard’a  — - siehe  diesen  Literatur- 
bericht!  — und  knüpft  daran  folgende  Bemerkungen: 

Der  Mensch  und  die  A n thropomorphen  geben  von 
einer  gemeinsamen  Stammform  aus,  die  noch  nicht  mit 
jenem  Greitfus* , der  jetzt  die  Affen  vom  Menschen  unter- 
scheidet, versehen  waren.  Diese  Stammform  war  Phena- 
codus  oder  ein  ähnlicher  Coudylarthre.  Cope  erklärt 
»ich  für  genetische  Beziehungen  zwischen  den  Affen  und 


dem  Menschen  einerseits  und denHufthieren  andererseits. 
Als  affenähnliche  Vorfahren  de*  Men-oheu  halten  die 
Letuuroideu  zu  gelten,  denn  sie  haben  den  gcneralisirten 
Bau  des  Hintcrfusse*  und  den  Trituberculartypus  der 
»bereu  M,  der  sich  auch  Wim  Menschen  wieder  regenerirt. 

Häckel  nimmt  in  der  Entwickelungsreihe  vom  Proto- 
zoon bis  zum  Menschen  ‘21  Stadien  an. 

Cop«  ist  geueigt,  vor  den  Lemuroiden  die  Condy- 
larthra  einzuschuDcn  und  zwar  die  Phenacodontiden, 
trotzdem  der  Vorderfuss  kein  Greiforgan  darstellt.  Von 
diesen  wären  dann  die  Adapidrn  abzuleiten.  Die  Be- 
ziehungen de»  Menschen  zu  den  A nthropomorphen 
sind  viel  innigere  als  jene  zu  den  übrigen  A ffen.  Beiden 
fehlen  im  Gegensätze  zu  den  übrigen  Affen  die  Ann- 
pophysen  der  Wirbel;  diese  letzteren  verhalten  »ich  hierin 
gleich  den  Lemuren  wie  die  Cnrni  voren.  Der  Mensch 
und  die  An  thropomorphen  haben  einen  Intertruchlear- 
katnnt  am  Humerus,  und  nltrrniremle  Anordnung  der  Car- 
palien. Der  erster«  fehlt  den  übrigen  Affen.  Die 
Carpalien  sind  bei  diesen  npponirt  ungeordnet ; auch  be- 
sitzen sie  immer  eine  Centrale.  Cope  Wtrncht«t  daher 
die  A nthropomorphen  als  Subordu  der  Tnseopoda. 
Dieselben  zerfallen  in  Quadrumaiia,  Daubeutuaioiden, 
Hyrucoidea  und  Coudy  larthra.  Die  Taxeopoda 
müssen  wegen  der  Beschaffenheit  der  Kndphalangeu  zu 
den  Huflhieren  im  Sinne  Lainnrk's  gestellt  werden.  Die 
Hapaliden  stehen  dann  freilich  abseits  wegen  der  An- 
wesenheit von  Krallen.  Dagegen  haben  die  Hyracoidea 
grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Affen  io  Bezug  auf  das 
V‘orhandensein  hornartiger  Nägel. 

Der  Zusammenhang  zwischen  diesen  Gruppen  ist: 


Archiv  for  Anthropologie. 


20 


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154 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 

CrrnNi’hiiiiic 

/ 

y 

/ 


)l«»miui«tue  .Simii<lur 

\ / 

\ / 

Anthr«ipniii«rph4r 


Ungulnta 


Uebidae  / 

/ 


Tnrsii.U**  ,Umuridae 

/ / 

/ / ("hirnutyidn* 


/ 


Periphvrhhlne 


AdapMae 

PhrnnciMloiitblite 


_ / 


/ 


-- 


Mitudf  I i'l.v 


/ Hvrn«'blne 

I 

Mrni‘i  nthrriidue 


Itffrr«  ii  t mochte  liemerkrn,  «ln«»  hier  allerlei  Wahre*  mul 
FhU'Iim  zu*aiiiin«*iigemr-ngt  ist.  Was  di**  Hnirliuni'rn  de* 
M c t) * i h c ii  ZU  «len  A fleil  Ultd  dir  Beziehungen  der  Affen 
imtrr  einander  und  zu  den  Lrmuridro  betrifft,  so  hui 
Kotereut  seinen  Standpunkt  unter  Anderem  auch  in  dieser 
Zeitsr ltrm  : — hie  faasilen  Affen  — präcisirt,  und  sieht  »k*k 
auch  jetzt  nicht  lemnlasst , deo*e|l«en  aufzugclieii.  hie 
generaiisirle«  Pro* imier  und  der  Ausgangspunkt  tür  alle 
Qiudrumanrii  und  den  Mens«-hen;  *ie  «ellut  gehen 
auf  p-nMulidtte  Creodonteu,  nicht  über  uut’  Uondy- 
(«rthren  zurück.  Adapis  zeigt  «owohl  uiu  Vorder- 
ul»  »orh  nut  llinterlrn!»e  tiegenäberstrllbarkeit  i!r>  ersten 
Finger»  resp.  «Irr  ersten  Zelie. 

Copo,  E.  D.  Tlte  Multit  uberculat*  Moitoiretue«, 
The  American  Naturalist  188H.  p.  25H. 

Poult«m  fand  hei  jungen  Ornithorhynchu*  — Nature 
li«HM.  p.  MA'.l  — Zähne  itn  Stelle  der  späteren  hornigen 
Znhnplatton  t und  tWIr  drei  oben  und  zwei  nuten,  her 
«diere  erste  Znlm  »j*t  lang,  schmal  und  einfach,  die  übrigen 
trugen  zwei  Iniieiihnckcr  uml  dr«*i  «Hier  vier  Aus»enh«i<rker- 
Bei  den  Unterkiefer  »ahnen  i*4  die  Zahl  der  Aus«enhö»ker 
zwei,  die  der  Innenhikker  drei  oder  vier,  K*  halwn  die«e 
Zähne  ausserordentliche  AehuÜchkeit  mit  jenen  von  Pti- 
I o«l  11  w , einem  l'litgiaulneitlen , und  wird  et  daher  wahr* 
M-heinlich , du»«  wir  «jiese  letzteren  zu  den  kionwtrenuMi 
«teilen  müssen. 

Cope,  E.  D.  Tin*  Mechanical  Cannes  of  th*  Origin  of 
the  Dentition  i»f  th«?  Hoden  t in.  Th«*  American 
Naturalist  p.  — II.  Mit  * Figuren. 

l>ie  Nager  Mmninm  von  «len  Till**dontiern  ah, 
einer  Fnternldhriliing  »l«*r  |lun«»th«*ria;  von  diesen 
letzteren  gehen  auch  die  in  man«her  Hinsicht  — Gelds*  — 
Kager-ähnlichen  Taeinodon  tirr  au*.  Diese  Hu  not  heria 
hatten  nm-h  keine  eigenartig  differenzirten  Iniinrn 
— NagezJihne  — . Kiner  dieser  alten  Tyj»en  i*t  K»t hony*. 
hass  die  Nagezähno  der  Nngethiere  hin*«  sperialisirte 
Incislve«  «tu t '«teilen,  die  «ich  rlw-n  ganz  gewaltig  vergrö**ert 
haWn,  geht  «Inrau*  hervor,  das*  bei  manchen  echten  Nagern 
lieben  den  Nngexähnen  n«»eh  weitere  Im-isiven  vorhanden 
sind.  Die  lange  Zahnlücke  erweist  «ich  ebenfalls  als  etwa* 
Erworbene»;  den«  bei  cin«*m  Tnrnindonticr  — Psltta* 
«‘ntheriiim  — ist  dieselbe  noch  sehr  kurz.  E*  «teilt 
diese«  Genu»  nach  Cape  möglicherweise  in  der  Ahnen* 
reihe  der  Nager,  her  untere  Nageznhn  i*t  immer  der 
ur*prüng)i«-he  zweite  1,  der  erste  verschwindet  ganz,  ebenso 
«lex  dritte.  AI*  Kigenthttmliehkeit  der  Nager  erscheint 
ferner  die  geringe  Zahl  der  Pr,  die  oft  sogar  ganz  fehlen, 
und  die  Stellung  der  Molaren  — «ehr  weit  hinten.  Sehr 
häutig  werden  die  Zähne  noch  prismatisch.  Das  Unter* 
kiefergrlriik  «teilt  keine  Kelle,  Mindern  eine«  Knopf  dar,  der 
eine  Hewegting  vor*  und  rückwärts  grstattet.  Al*  wesentliche 
l'r*arhe  für  die  Differenzirung  «le»  Nagergebisse»  erweist 
sich  die  auffallende  Verlängerung  der  IncisUen.  wa*  rin  Offen- 
st eben  de«  Mundes  zur  Folge  hätte,  wenn  nicht  der  Unter- 
kiefer uarkge geben  uiol  na«h  hinten  *irh  verschollen  hatte. 
Diener  Vorgang  veranlasst  die  |te«eitigung  der  (’ondylu*- 
grube  am  Scldldel,  und  die*  wiederum  verlieh  dem  Filter* 
Wider  die  Fähigkeit,  sieh  vor-  und  rückwärts  zu  bewegen. 
|)ie»e  Itewegung  bedingte  jedm-h  auch  eine  Umgestaltung 
der  bewegenden  Muskel«  ; «ler  Temporalis  rückt  am  Unter- 


kiefer vor  wärt* , der  innere  l'tervgoidmn«kel  streckt  sich 
narb  hinten,  «Irr  Müsset  er  desgleü  lien.  Sie  hexwe«-keb  die 
Vorwärtsbewegung  de*  Kiefers,  der  erster«*  die  Rückwiirte- 
hewegung.  Weil  hierbei  der  Coronoidförtsatx  hinderlich  wäre, 
wird  derselbe  mehr  oder  minder  redutirt.  Kine  weitere 
Veränderung  äu«*ert  *i«'h  in  «ler  Stellung  der  Zähne.  Die 
oberen  M haben  sieh  nach  hinten  verschoben.  Auch 
nehmen  die  Itarkxähne  eine  schräge  Lage  an ; die  oberen 
schauen  mit  der  Krone  na«*h  rückwärts,  die  unteren  nach 
vorwärt*  — hei  den  Formen  mit  prismatischen  Zähnen. 
Diese  selbst  hatten  anfangs  niedrige  Kronen  mit  einfiM'lien 
t^uerkäuimeu ; die  zwischen  deuM-llien  befindlichen  Thäler 
wurden  dann  zu  tiefen  Falten,  die  deu  Zahn  off  in  mehrere 
Theile  zerlegen.  Auch  diese  Falt en bilduug  wird  auf  den 
Druck,  den  die  Zähne  in  der  Kichtung  von  vorne  narb 
hinten  erlei«len,  zurückgetührt , eb«»ii*o  auch  die  Streckung 
«ler  KauHäche  in  dieser  Kühlung. 

Cope , E.  D.  Not«*  nu  the  Mn  raup  Ul  in  Multi- 
tuh«>rrultita.  The  Americain  Nnlu  na  litt  1H88,  p.  II, 
12.  Mit  1 Figur 

Die  Itezahnung  erinnert  etwa*  an  jene  der  Nager, 
insbesondere  gilt  dies  von  «len  Ineistven  l«*l  Flagiaulas, 
Chiroz  und  Colyinastodnn.  Ks  fehlt  deshalb  auch  der 
Foslglenoidfortsatz  und  «Irr  Kronfortwita  i*t  gerundet.  *Bei 
l'laginulas  wurde  aiirh  der  Kiefer  zweifellos  vor-  und 
rückwärts  bewegt.  Ander*  jedoch  liei  den  Formen,  deren 
Backzähne  aut  kegelförmigen  Höckern  bestehen.  Hier 
greifen  die  HörkeiTeihcn  der  Zähne  des  Ober-  und  Unter- 
kiefer* altemireml  in  einander  — Chirot  — . Bei  Poly* 
mastodon  sind  jedoch  die  Kegel  za  dick,  als  das*  sie  in 
einamler  grellen  könnten ; sie  ««-hielten  daher  auf  einander. 
Bei  manchen  Formen  — Meni*roe«*u*  — haben  «Ich  die 
Aussenhöcker  der  oberen  Backzähne  i«  Monde  umge- 
wandelt, in  Folge  des  seitlichen  Drucke»,  eine  Krsrheinong, 
dir  au*  den  nämlichen  Ursarhen  anrh  bei  den  «rlrno- 
•lonten  Paarhufern  wiederkehrt. 


Dobfton,  E.  Detcriptiun  of  twi*  new  Spcciea  »flailiau 
Horicidn«*.  AuuuIcmnihI  Mn^nzineof  Nnturnl  Hittory. 
]««mh]ou  1S8S.  p.  427. 

Croridura  leucogenv«  und  Dnyi,  von  «ler  <> ruppr  der 

_ . ::  I,  F.  ff  P,  o M 

Pitch  v ii  ra.  mit  — — 

• tfl'  und  M 


Döbner,  Merkwürdig*'*  Vorkommen  im  Gehirn  eines 
Luchset.  Der  cooli »gische  Ourten.  Frankfurt  1SÜ8. 
S'*.  t».  .140. 

Der  untersuchte  Schädel,  au*  Norwegen  stammend,  hat 
in  jeilem  Unterkiefer  noch  einen  Hikkerzahn,  der  sonst 
Wim  Luchs  wie  bei  allen  lebenden  K ii  t z e u fehlt.  — Kine 
sehr  wichtige  MittWilung , sofern  hier  in  der  Thal  ein 
militanter  Fall  von  Atavismus  gegeben  ist.  (Der  Ref.) 

Douvi)16,  H.  Revue  paltont ologi«  pour  l’annde  lft«7. 
htria  tsH*.  hu. 

In  dieser  Abhandlung  girbt  K.  Trouettarl  unter 
Anderem  eine  Zusammenstellung  nebst  Auszug  über  die 
wichtigsten  Arbeit«!  auf  «lern  Gebiete  der  Paläontologie 
der  Siugeth lere. 

Everman , B.  W.  The  Occorttnce  in  Indiana  of  th«* 
stammte«!  mole  (Condylura  cristataL.).  American 
Nat umlitt,  Vol.  22,  IHüh,  p.  159. 


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J55 


Zoologie. 


Gronen  Damian.  Der  Wolf  in  Ruaalnw).  Der  zoo- 
logische Gurten.  Frankfurt  1*88.  8.  337  — 241. 

Such  Lasarewski  betrügt  der  Schaden,  «rieben  die 
Wulfe  an  den  Herden  atirirhtrn,  in  Russland  1.**  Millionen 

Rakel« 

Haacke,  Wilhelm.  Heber  di»  Kotateliun*  de»  Säuge- 
thiere».  Biologische»  Centralblatt  1868.  8 . Bd.  VIII, 
8.  8 — 16.  Mit  Figuren. 

Verfasser  vertheidigt  die  Priorität  keiner  Entdeckung 
de»  Eierlegens  bei  den  Monotremen  gegenüber  Cnld- 
well,  und  zwar  mit  vollem  Recht.  (I).  lief.)  Warmblütige 
Thlere  enUUnden  au»  kaltblütigen  in  Folge  einer  Abküh- 
lung de»  Klimas.  Die  erstru  Siiugethirre  treten  in  der 
Tri»»  auf,  welcher  Periode  auch  in  der  Thut  im  Perm 
eine  Eiszeit  vorangegangen  war.  Der  er»te  Schritt  zur 
Entstehung  warmblütiger  Thiere  befand  in  der  Erwerbung 
eine»  Haarkleides , da»  »einerseits  wieder  zur  Bildung 
von  Schwei»»-  und  Talgdrüsen  führte.  Brutpflege  war  bei 
den  Ahnen  der  Säuger  wohl  eben»«  wenig  zu  finde»,  wie 
hei  den  Reptilien.  Erat  da«  älteste  l'rhaarthier  be- 
brütete die  Eier.  Weiter  entwickelte  »ich  der  Hrutbeutel. 
I>a»  in  diesen»  enthaltene  Secret  wurde  von  den  au*  den 
Eiern  ausgenchlüpiten  Jungen  beleckt.  Die  Mummardrüsrn 
sind  urogebildetc  Schweißdrüsen. 

Haacke,  W.  Atta  dem  Leben  de»  Präriehunde»  — 
Cvnomy»  l u du  v ici  a*  n u a.  Dir  Soologfcoll«  Garten. 
Frankfurt  1888.  8U.  8.321—  321».  Mit  Abbildung. 

Biologisch. 

Harting,  J.  E.  The  Budge.r.  MeL*  tax  uh.  The 
Zoologiat.  London  1888.  8U.  |>.  1 — 13. 

Biologische*  und  Verbreitung  in  Großbritannien  und 
Irland. 

Harting,  J.  E.  Identity  of  tlie  European  and  Ameri- 
can Moose.  Tlie  Zoologtat.  London  1888.  p.  20. 

Au»  der  gleichen  Verbreitung  der  Elche  gegen  Süden 
•chlie*»t  J.  A.  Allen  auch  auf  die  spe» itDrhe  identitiit! 

Harting,  J.  E.  Wolvea  in  France.  The  Zoologist. 
London  1888.  p.  64. 

Anfang  der  achtziger  Jahre  auffallende  Zunahme  der 
Wölfe,  jetzt  wieder  Abnahme. 

Harting,  J.  E.  The  Kxtinction  of  tlie  Bison.  The 
Zoologiat.  London  1888.  p.  lo3. 

Im  Jahre  1887  nur  noch  in  Montana  und  To&a*  je  eine 
kleine  Heerde  mit  Aufnahme  der  im  Ycllowstonepark 
gehegten. 

Harting,  J.  B.  Tlo*  Elk  — Alce*  Machlia  — in 
Galk'ia.  Th«  Zoologiat.  Loudon  1888.  p.  182. 

Ein  einzelnes  Exemplar,  wohl  aus  Litthauen  versprengt. 

Harting,  J.  E.  A new  Beaver  Colooy  in  Snxonv. 
The  Zoologist.  London  1886.  p.  182. 

Bei  Schönebeck  an  der  Elbe,  eine  etwa  30  Stück  zäh- 
lende Colon  ie. 

Harting,  J.  E.  The  Beaver  in  Norwav.  The  Zoo- 
logist. London  1888.  p.  260. 

Nur  mehr  in  Drangedal  und  Kragen». 

Harting,  J.  E.  A new  A u»tralian  Mammut.  The 
Zoologtst.  London  1888.  p.  424, 

Siehe  Stirling  in  diesem  Litcrnturhrrirbt. 

Hartwig.  Pferde  mit  gestreiften  Beinen.  Der  zoo- 
logische Garten.  Frankfurt  1883.  S.  180—  180. 

In  Norwegen  sind  Pferde  mit  dunklen  Querst  reifen 
an  den  Beinen  nicht  »eiten , noch  häufiger  jedoch  Falben 
mit  duuklem  Rückenstreit'.  — - Diese  Mitteilung  verdient 
Intere»»# , weil  »ich  hier  ein  Rest  der  früher  zweifellos 
normalen  Zeichnung  — Streifung  — erhalten  bat. 

Heude,  P.  M.  Th«  „'J'Hninrno*  (Anoa  tnindoren- 
aislof  the  Pliilippiue  Island».  Nature,  Vol.  89,  p.  128. 

Heude,  P.  J.  fit  «ult*  aur  I«»  Rumiuant»  et  Ich 

Suilliena  de  l'Aaie  orientale.  Cerfa  de*  Philip- 


pinen et  de  ITndo  Chine  etc.  Chungliai  1888.  4°. 
66  p.  24  pl.  Memoire»  d’Jiiatoire  naturelle,  II,  1. 

Liegt  nicht  vor. 

Hittcher,  Karl.  Untersuchungen  vou  Schädeln  der 
Gattung  Boa,  unter  be»onderer  Beriick»ichtigung 
einiger  in  ostpreuaaiachen  Torfmooren  gefundenen 
Kinder»«' hadcl.  Iu.iugurwl  - Dissertation.  Königsberg 
1888,  150  Seiten.  25  Seiten  Tabellen. 

Liegt  nicht  vor. 

Jentink,  F.  A.  Oi»  the  Malayan  Shrewn.  Kote« 
front  the  Leyden  Museum,  Vol.  X,  1888,  p.  161  — 167. 

Im  Malavi. «eben  Archipel  kommen  folgende  Spit zmiu»e 
vor:  Pachvura  iiulica,  »umatrans,  unicolor  n.  »p.  — nur 
auf  Tertiale  — , Müllen  n.  »p.  — nnr  auf  Timor  — , 
Croddura  neglecta,  paradox»,  llerenrii,  brunnea  totnla, 
Voamaeri,  doriae,  tenui»,  rdwnrdsiaim , monticola  und 
Macklottii. 

Jentink,  F.  A.  Main  mal*  of  Lilieria.  Kotes  froiu 
the  Leyden  Mumim,  Vol.  X,  1688.  Nature  1688, 
Vol.  38,  p.  137. 

Cercopithrcu»  SUmpriii  u.  *p. , Terpoue  lougireps, 
Ccphalolophu»  doria , Kurv  eros  eurycero* , Graphiuru* 
Niigtglnsii  n.  *p. , Clnrigli»  rrassicaudatu«  n.  g.  iu  »p., 
Crundura  Biittikotcri  n.  sp.  und  Stamptiii,  Pachyura  mega- 
lura  ii.  »p.,  Kporooplioru»  Vcldkampii  u #p. , Wperurgo 
Stampflii. 

Ko  Um  an , J.  HnndakeUdt  und  Hj'|*?rd«ctylie.  Ana- 
tomischer Anzeiger,  3.  Jalirg. , 1888,  8.  515—530. 
Mit  l Tafel. 

Die  Hypcrduvtylie  beiui  Me u»chen  ist  entweder  eine 
Mi"bilduiig , oder  »ie  i»t  iu  der  ursprünglichen  Organi- 
sation der  Ahnen  desselben  begründet.  Die  letztere  An- 
nahme gewinnt  an  Wahrscheinlichkeit , indem  bei  einer 
grossen  Anzahl  von  Wirbelthiereu  Rudimente  von  ein- 
stigen Fingern  und  Zehen  nnrhgewiesen  werden  konnten. 
Al»  solche»  ist  auch  da»  Pisifnrme  aufiufasscn.  Ebenso 
hat  man  an  drr  radialen  Seite  solche  gefunden  — Prae* 
pollex.  Auch  dieser  ist  immer  unter  der  Haut  verborgen. 
Selbst  wenn  diese  Andeutungen  einstiger  kluger  »ich  klüf- 
tiger entwickeln,  bleiben  e*»  doch  nur  Rudiiurntr  und  c» 
kann  daher  nicht  von  einen  sieben Hugerigen  Urahnen  der 
Wirbellhier*  gesprochen  werden.  Wohl  aber  dürfen  wir 
an  nehmen,  dass  hei  den  Vorfahren  der  Wirbelt  liiere 
liehen  den  fünf  Fingern  noch  Rudimente  vorhanden  waren. 
In  Fällen  der  Hvprrdactyli*  treten  dieselben  unter  der 
Haut  hervor.  Weitere  überzählige  Finger  »l>  die  auf  <ler 
ulünren  und  radialen  Seite  »ind  jedoch  teratolngisrb  und 
nicht  als  atavistische , theromorphr  Erscheinungen  zu  be- 
trachten. Dns*  solche  Erscheinungen  wirklich  atavistisch 
sind,  zeigen  die  Pferde,  deren  Gritftdbefne  zu  vollständigen 
Seitenzehrn  geworden  »ind,  wie  hei  den  Vorläufern  des 
Pferde*  und  die  Hunde  mit  fünf  vollständigen  Zebra.  Als 
atavistische  Erscheinung  ist  auch  die  zuweilen  beobachtete 
Anwesenheit  eine»  Centrale  Carpi  zu  deuten,  da»  Wim 
Embryo  und  den  Affen  immer  vorhanden  Dt.  Es  Dt  ein 
Zeicheu  wirklicher  Verwandtschaft.  Immerhin  kennt  man 
«Wr  noch  keinen  Abucn  der  Säuger  mit  7 Fingern  und 
besteht  hier  zwischen  den  Amphibien,  Reptilien  und 
Säugern  einerseits  und  den  Selachiern,  Dipnoern 
und  Teleostiern  mit  zahlreichen  Strahlen  der  Hand 
andererseits  noch  eine  »ehr  weite  Kluft.  ITehrigpn»  werden 
auch  bei  diesen  mehr  Strahlen  augelegt  als  funrtioniren. 

Londois,  H.  Eiue  gehörnte  Ricke,  Cer vna  capreo- 
lua,  weiblich.  Der  zoologische  Garten.  Frankfurt 
1888.  8.  188,  189. 

Da»  Geweih  ist  hier  keine  echte  Geweihbildung,  sondern 
eine  lockere  Knochen  Wucherung. 

Langkavel,  B.  Vordamerikaniach«  Wölfe.  Der  zoo- 
loginche  Garten  1888.  8°.  8.  364  —374. 

90* 


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156  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Die  Verbreitung  de*  Priricwolfs  — Cani*  lat  ran*  — 
gehl  vom  Mississippi  bi*  »um  Stillen  Orean  und  tödlich 
bi*  Mexico  und  erlist  l»i«  Honduras ; nicht  »elfen  i*>t  «l*»r- 
»ellie  jedoch  auch  im  westlichen  Canadn.  Früher  cnlt 
drnelhr  nie  Verwandter  dp*  Bronzehundr*  und  drr  klri- 
nen  Steppe«  wölfe  tMeuropa»  , »wie  dpa  Dingo  und 
dp«  Cani»  lupn*ter.  Nach  Xebring  zeigt  drr  Schädel 
einige  ApIuiIh hielt  mit  Cani«  jubntu«.  Riirrl  rer* 
gleicht  ihn  mit  magrllnniru».  Folgt  Biologische«  und 
Schilderung  der  Varietäten. 

Der  occident  ali*  , zuerst  in  Alnakn  gefunden , daun 
aber  auph  i»n  drr  ganzen  Westküste  Nordamerika»  und 
fn*t  iilloiithalbrn  an  drr  X»rdkii*te  uud  dpti  ilrwilim  Vor* 
grlagerten  In  rin.  In  dru  westlichen  Territorien  Canadas 
»*t  er  nicht  »eiten.  weiter  rindet  er  will  »brr  auch  aut  New 
Koundland  und  an  der  Hud»>>nbay.  Nur  dir  Westküste  Grün* 
fand»  l..,t  Wi.lie  aulzuwei«rn.  Drr  Cani*  oceidrntnli* 
lindrt  »ich  ferner  io  gewi**«n  Thrilrn  drr  Vereinigten 
Stauten  — Colorado,  Texa»,  in  Calitomirn,  «'Ilm  im  Mis- 
souri* und  Mi»«i«»ippithni,  endlich  in  Florida  und  Georgia, 
Immilrrt  häutig  alirr  in  Mexico.  Aach  von  dieser  Art 
la»»rn  «ich  der  Färbung  nach  venw-hiedeue  Varietäten 
unterscheiden.  Iteide  W«dt»arten,  drr  ln  trän*  sowohl  wir 
drr  oeridrntali*,  dürfen  als  Stammelten»  gewl**er  In* 
diaiirrhundr  betrachtet  werden. 

Lanßkavelj  B.  Aplo-rumien  über  Faulthirr»*,  Hra- 
dypu*  Der  zoologische  Oirtn,  Frankfurt  1888, 
8.  18  bin  23. 

behandelt  die  Skelette  der  einzelnen  Fiiulthiertrpe», 
namentlich  die  Zahl  der  Wirhel. 

Lataute,  Fern.  Presente  da  Viaon  (Putoriua  lu- 
t re ii In)  «lau*  In  Giramle.  Acten  de  la  nociete  Liunö- 
«noe  de  Bordeaux.  Vol.  40,  Ton».  10. 

I»eboucq,  H.  Leber  das  Fiiigernkelett  der  Pinui* 
pedier  uud  C’etaceen.  Anatomischer  Anzeiger 
1888,  8.  530  bi*  534. 

Sur  die  Celttcren  und  einige  Sirenen  fllalicore 
und  Mu  na  tu»)  haben  mehr  *1*  drei  Phalangen.  Diese 
Vermehrung  der  Pbalangcncnhl  i*t  jedoch  nicht  al»  Ver- 
erbung de»  primitiveu  Zustande*,  »Mittlern  al»  »ecundlre 
Veränderung  durch  Anpassung  au  deuten.  Di«  uotegmen- 
tirten  Knorpelstrahleu  au  den  IrUtea  Phalangen  von 
Utaria,  bestimmt  au  Stillten  der  Schwimimnembran,  »iwl 
nach  Hyder  der  er»le  Schritt  zur  Bildung  neuer  Phalangen; 
da  aber  die  Nägel  hier  hinter  diesen  angeblichen  neuen 
Phalangen  liegen,  so  können  die»«  «Wo  keine  wirklichen 
Phalangen  »ein,  wohl  aber  genügen  die  Cefaceen  in 
dieser  Hinsicht.  De»  diesen  letaleren  finden  »ich  »ognr 
atu  jungen  Thier  oll  noch  inehr  Phalangen,  al»  beim 
erwachsenen.  Sie  be»itxen  au  viele  Merkmale  einer  tbeil- 
weiw  iin  Rückschritt  begriffenen  höheren  Säugetbicrorga- 
nisatiott,  nl*  da*»  man  »ie  für  die  ältesten  Säuget  hier« 
überhaupt  anscheu  durfte.  Sie  hnbeu  nur  in  ver*ch irdenen 
Organen  t'rsprüugli« he»  liewahrt ; »ie  halten  «ich  nir  voll- 
ständig dein  Landleben  adaptirt  und  es  nur  au  Sumpf- 
(liieren  gebracht , wessbalh  auch  die  Flosse  recht  wohl  in 
ihrem  primitiven  Zustande  verblieben  sein  knnn. 

LondenfeUI.  Bilder  hu»  dem  australischen  Urwald, 

der  zoologisch*  Gurten,  Frankfurt  1888. 

1.  I)a*  Schnabelthier,  S.  14  bi*  18. 

2.  Da*  Wombat  — |’ha«rolouiy»  Wombat,  S.  85 

bis  88. 

3.  Da*  grame  Känguru  — Jlacropu»  giganten», 
S.  225  bi»  233. 

Biologische»  und  Einzelne«  über  den  Habitus»  harakter. 

Mayo,  Florenoe.  The  Teetb  of  Kheep.  Bulletin  of 
the  Muwetun  of  Comp.  Zoology.  Vol.  XIII,  lief  im 
American  Naturalist  1888,  p.  743. 

Die  Verf.  fand  Wim  Schafembryo  zwar  auch  keine 
oberen  K«k-  und  Sc hnriitc/ähue,  wohl  aWr  rxi«tirt  iu  einem 


gewissen  Stadium  noch  die  Dentinlaiuiua  in  der  Region 
dieser  Zähne,  bildet  aber  freilich  keine  Dentinkeime  mehr. 
K*  bestätigt  also  die  Embryologie  die  Annahme,  da««  die 
Wiederkäuer  von  Art iodactvlen  ibiUunnn,  welche  auch 
noch  obere  Erk*  und  SeHneidrzähnc  be*e»*iT»  haben,  eine 
Annahme,  welche  als  noth wendige*  Postulat  der  Ergebnisse 
der  Paläontologie  erscheint. 

Merrium,  C.  Hurt,  Deacription  of  a new  Speciea  of 
Meadow  Mou»e  front  the  Black  Hill*  of  Dakota.  The 
American  Naturalist  1888,  p.  834  bi*  935. 

Diese  Mau«  — Arvicola  (Myauotue*)  longicaudu* 
u.  »p.  — hat  die  Grosse  von  ripnriu».  Beschreibung  de« 
äusseren  Habitu»  und  de*  Gelds«««  — letztere*  auch  ab- 
gebildrt. 

Merrlam,  C.  Hart.  Dawuoti’s  red  baeked  Moute. 

The  American  Naturalist  l«8H,  p.  850  t»ia  «54. 

Die*e*  Thier  — Evotomv*  dawsoni  — stammt  vom 
Fiulavson  River,  einem  nördlichen  ZuHu**  de»  Liard  River 
S.  W.  T.  wa  Caaada.  Ra  »teilt  in  der  Mitte  zwischen 
Gapperi  und  ratilu*.  Vom  Gelds»  ist  eine  Zeichnung 
beigegeben. 

Merriam,  C.  Hart.  I>e»criptiou  of  a new  Specie*  of 
Fiehl-Mou**-  (Arrleola  pallidii«)  frdm  Dakota.  The 
American  Naturalist  1888,  p.  702  bia  705. 

Die»«  Mau*  zeichnet  «ich  durch  ihre  auffallende  Karl.« 
und  die  Kürze  de»  Schwänze«  aus.  Sie  gehört  in  das 
Suhgenn«  Chilotu».  II« schreibong  de*  lutem  Habitus, 
Abbildung  de«  Schädel*  und  Biologische*. 

Middendorff,  A.  v.  l’eber  die  11  ind  viel»  rosse  de» 
nördlichen  Ruaslauda  und  ihre  Veredelung.  Land- 
wirthschaftliche  Jahrbücher  (Thiell,  17.  Jahrg.  1888, 
S.  267  bis  S2& 

Liegt  nicht  vor. 

Mivart , St.  George.  On  the  pnssibly  dual  Origin 
of  the  MatnniAHa.  I*roceedinga  of  the  Royal  Society 
of  London.  Vol.  43,  1888,  p.  372  bia  379. 

Die  Zähne  des  ürnithorhynchu»  weichen  ganz  von 
jenen  der  übrigen  Säugethiere  ab;  die  Zähne  der  letzte* 
ren  M-hliesseu  »ich  mehr  au  jene  von  gewissen  Reptilien 
an,  während  die  von  ürnithorhynchu*  keinerlei  Analoga 
haben.  Verf.  glaubt,  dato,  dir  Monotremen  »ich  schon 
früher  von  dm  Reptilien  abgezweigt  haben , als  die 
Metatbcria  und  Kutheria. 

NathueiuBj  W.  v.  Ueber  die  systematische  Stellung 
von  Capra  (?)  pyrenaica.  Der  Zoologische  An- 
zeiger 1888,  XL  Jahrg.,  S.  333. 

ln  den  Pyrenäen  lebt  die  Capra  montega,  deren  Ge- 
hörn gunz  uiit  jenem  de*  afrikauit» hen  Amtnot ragu* 
überein*timmt , der  sogenannte  Steiobock  der  Pyrenäen. 

Nehring«  A.  l'eber  die  G«bi«seritwickeh»ig  der 
Schweine,  iaibnnndare  Verfrahuuge»  und  Ver- 
spätungen demlben.  net>«t  Bemerkungen  ü(>er  die 
Scliädelfornieu  frühreifer  und  spätreifer  Schweine. 
Berlin.  Paul  J’arey,  1888.  Sep.  au*  Laiulwirtli* 
KClmftUdie  LelirbÜcher,  8.  1 bia  53,  mit  15  llolzachn. 

Da*  Alter  eine»  Säugethier»  lä»»t  sich  au»  der  Re- 
»i'hiitTrnhrit  de»  Gebi«*r»,  d.  h.  AbkaUUlig,  sowie  der  An* 
Wesenheit  der  nach  einander  auftretenden  Zähne  fe*t«tcllen. 
Für  Thierz lichter  itaiiientllch  i»t  eine  »olche  Betitimiunng 
»ehr  oft  von  hohem  Werth«.  Das  zurr»t  auftretende  Ge- 
bi*«.  da«  Milchgebi*».,  zählt  in  jedem  Kieter  je  drei  Schneide- 
zähue,  einen  Erkznhn  — Hacken , Hauer  — und  je  drei 
Hiickzähne;  der  sogenannte  Wolf  «zahn,  der  vorderste 
Backzahn  — Pr,  — gehört  schon  zum  definitive«  Gebis*. 
Aa»»er  den  Nachfolgern  der  eben  erwähnten  Zähne  — im 
Ganzen  28  — lie»itzt  da*  letztere  noch  diesen  „Wolfstahn“ 
und  die  drei  hinteren  Backzähne.  Die  Zahl  der  Zähne  i*t 
somit  44.  Bei  der  Gehurt  ist  nur  der  hinterste  Schneide* 
zahn  und  der  Ktkzahn  schon  zum  Durchbrach  gelangt,  bei 
Jeu  Wiederkäuern  und  Pferd  erscheint  der  vorderste 


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Zoologie. 


157 


Schneidexaliti  zuerst.  Von  «ten  MilehbackenxSltnvn  'tritt 
zuerst  «Irr  vorletzte  des  Oljrrkieter*  und  bald  nachher  der 
liintmli  «Ir»  Unterkiefer*  aut'  — in  der  zweiten  bi« 
tnuftru  Woeli«.  — Knut  gleichzeitig  brrrhea  die  Milch- 
zausen. — ID]  — ölen  und  unten  durch.  Zwischen  fünf  uihI 
neun  Wochen  erscheinen  die  vordersten  Miichbackeuxkhne 
und  last  zur  selben  Zeit  auch  die  Miltvliälin«  — ll>2  — 
de*  Unterkiefer*»  etwa  vier  Wochen  später  er»!  die  obere» 
ll>j.  Der  untere  PDg  und  der  ober*  PDS  stellen  sieh 
8 bi*  20  Tage  nach  dem  oberen  l‘D4  und  dem  unteren 
l’llj,  ein.  Mit  drei  bi*  vier  Monaten  i»t  sunath  da»  Milch- 
gebiss fertig.  Nach  fünf  bis  »erb»  Monaten  tritt  der  erste 
Molar  de*  detiaitiveu  Gebisses  auf  und  wenig  spater  auch 
der  Wolfszahn  — l’r4.  - — Im  Aller  von  acht  oder  neun 
Monaten  beginnt  der  Zahnwecbset.  Zuerst  fallen  die  ID* 
und  CU  au«  und  an  ihre  Stelle  treten  1,  und  C de* 
detiuitiven  G«lii»*es  und  zugleich  bricht  M3  durch  den 
Kiefer.  Im  Alter  von  12  Monaten  werden  die  vordersten 
Si-hneitirzähne  gewechselt;  itn  Alter  von  etwa  &/4  Jnhreu 
werden  die  noch  vorhandenen  Mihhhackeuzähne  dur«h  die 
bleibenden  P verdrängt.  Die  IDg  werden  etwa  Im  zu  eiten 
Jahre  durch  «Ile  l2  ersetzt.  Ui«  unteren  Schtteidezihn« 
erscheinen  gewöhnlich  etwas  früher.  Uer  letzte  itackxnhn, 
Ms,  »teilt  sich  etwa  »ach  2V4  bi*  2'/t  Jahren  ein.  d.  h. 
tritt  vollstämlig  au»  dem  Kiefer.  Verf.  giebt  eine  tabellnri- 
solle  Uebersicht  über  da*  reiche,  ihm  vorliegende  Material 
vom  zahmen  Schwein,  deutschen  Wildschwein  und 
anderen  Sch wrineartru  bezüglich  des  Durchbru« hs  der 
eintelueli  Zähne.  I>a*  Wildschwein  verhalt  »irh  ganz 
so  wie  «las  von  ihm  uhstiiiii meinte  «kutsche  Haussrhwein. 
Da*  Gleiche  gilt  auch  von  den  au«*ereuropäisclien  Wild- 
schweinarten. 

Verl’,  gelangt  zu  folgenden  Krgebnissrn:  Die  Gebiss- 

ent  Wickelung  der  Han  s*c  h wei  ne  und  der  Wlldaeh  weine 
ist  »ehr  regelmässig  hinsichtli«  h der  Reihenfolge  de*  Her- 
vor brechen*  der  einzelnen  Zahnpaare.  Auch  die  Zeitpunkte 
zeigen  hierbei  bei  gesunden  Thieren  grosse  Regelmässig- 
keit. K*  i»t  «taher  da*  Gebis»  zur  Bestimmung  «les  Alter* 
Ms  zu  2 und  2*/*  Jahren  sehr  gut  brauchbar.  K*  giebt 
bei  den  Hausschw einen  frühreife  n»«l  spätreife  Rassen,  was 
fiir  die  Altersbestimmung  zu  berücksichtigen  ist.  Die 
Ijindrasserj  sind  spätreif,  die  fülturrnssen  frühreif.  Jmtner- 
hin  sind  auch  hier  die  Unterschiede  nicht  allzu  beträcht- 
lich. Vcrfr Übungen  und  Verspätungen  werdet!  wesentli«  h 
durch  «len  Gesundheitszustand  bedingt  und  durch  die  Kt- 
nährnng.  Am  zuverlässigsten  erweisen  sich  für  die  Be- 
stimmung des  Alter*  die  Schnelle-  und  Kekzähne.  In 
zweifelhaften  Fällen  hat  man  auch  dir  Backzähne  und  den 
Wolfszabn  zu  untersuchen.  Da*  Wildschwein  verhält  sich 
den  spätreifen  Rassen  sehr  ähnlich.  I>ir  Schädclform  er- 
hält sich  nur  bei  wildlrbendrn  Formen  und  auch  da  nur 
!*•»  glfi«-hhleibenden  (.eheiishediugungen.  Sie  wird  beein- 
flusst durch  die  Kopf-  und  Halsmuskeln  und  durch  die 
Ernährung.  Beim  Schwein  entstellt  bei  reichlicher  Er- 
nährung eine  brach ycephale.  bei  ungenügender  Fütterung 
eine  dolirhncephale  Schädel  form . auch  l«ei  frühreifen 
ist  «ler  Schädel  relativ  breit  uns!  hoch,  bei  spätreifen  schmal 
und  niedrig.  Beim  Menschen  scheint  die  Brae hycephal ie 
un«l  Do lichocep Halie  ebenfalls  nicht  ausschliesslich  auf 
die  Kas*e  beschränkt  zu  »ein,  denn  aurh  in  hrarhyrephalen 
Rassen  finden  »ich  dolichocephale  Individuen  und  umgekehrt. 
Es  wäre  nicht  unmöglich , das*  auch  hier  die  Ernährung 
eine  mäehtige  Rolle  spielt. 

Nehring,  A.  Heber  den  Krhndel  eines  Frnnqueiro- 
Ochsen  atu  DrMailien.  Sitzungsberichte  der  G***«ll- 
wrhnfi  imturf'irschender  Freunde  zu  Berlin  1H8H, 
H.  91  bi*  100,  mit  12  Holzschnitten. 

Die  Hesse  in  den  t'ampo*  im  Innern  von  Brasilien  zeich- 
net »ich  durch  die  Länge  der  Hörner  au».  l>ie  Hörner 
»ind  gleich  anfangs  seitwärts  und  schräg  abwärts  gerichtet. 
Diese  Rinder  zählen  zur  Fron tosus- Kasse.  Von  «trn 


eumpäiiM  hen  stimmt  keine  einzige  mit  derselben  überein, 
trotzdem  nuch  sie  aus  Italien  «ingeführt  sein  soll.  Wäre 
«lies  der  Fall,  dann  hätte  im  Laute  von  nur  4t Kl  Jnhren 
eine  erstaunliche  Wandlung  »tattgefundeu.  Hensel  leitet 
die  shdainenknnifH-hei!  Kinder  von  *pani»chcu  nb  und  sollen 
«lie-clWn  «lort  noch  die  ursprünglichen  Merkmale  besitzeu. 
Andere  Hornxnpten  und  Srhä«lrl  au«  Südamerika  erinnern 
an  primige  uiu*.  Vortragender  hält  es  für  sicher,  da*« 
«ln*  Kind  in  Amerika  nicht  frei  von  Umbildungen  ge- 
blieben ist,  dabei  scheinen  auch  Rückschläge  zur  wilden 
Stammform  erfolgt  zti  sein. 

Nobring,  A.  Unbor  den  Hin  Uns*  der  Dome*t.ikntiou 
auf  die*  Grösse  der  Tbiere,  nwtoentlicli  über  Grössen- 
unterschiede  zwischen  wilden  und  zahmen  Grunz- 
ochaen  (Polp)iagu*  grunnien*).  Sitzungwbcrichn- 
iiaturforwcheuder  Freunde  zu  Berlin  188»,  8.  133 
bi*  141. 

Nehring,  A.  Heber  altperuaniacha  Hausthierr. 
Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
polngie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  1688,  8.  311h. 

Vor  «lern  Eindringen  der  Spanier  hntte  Peru  als  Hnu*- 
t liiere  nur  Hund,  Meerschweinchen,  Alpncca  und 
Llama.  Der  Hund  stammte  jedenfalls  aus  Nordamerika, 
un«l  zwar  von  einer  kleinen  Rasse  de*  Uanis  (Lnpu*} 
oeridentalis.  Dir  in  Sü«lnmerika  noch  lebenden  wilden 
Cn n i den  können  unmöglich  ul«  Slummaltcrn  desselben  in 
Betracht  kommen.  Die  drei  übrigen  genannten  Säuge- 
tbierarteu  sind  dagegen  in  Südamerika  zu  Hause  und  von 
«ler  eiugewauderten  Bevölkerung  gezähmt  worden. 
Oaborn,  Henry,  F&irfield.  Evolution  of  Mammalinn 
molars  »o  and  from  the  trituberculare  type.  The 
Aüierican  Naturalist  1688,  p.  10n7  bi«  1079.  mit  «Ire! 
Figuren. 

Wie  die  Extremitäten  der  Säugethierr  auf  einen 
pentada« tyien  Typus  zunickgefUhrt  werden  können,  au* 
welchem  «lanu  durch  Reduclioit  von  Fingern  die  ver- 
»chiedeii artigen  DlfTereimrungeu  hervorgeguugen  «ind,  *o 
lässt  sich  auch  die  nicht  minder  mannigfaltige  Form  der 
Säuget  hierzähne  von  dem  sogenannten  Trituberculartypu» 
aldeiten,  der  dann  seiner  Zeit  wieder  aus  einem  einfachen 
kegelförmigen,  einwurzeligen  Zahn  htfrvorgegangrii  ist,  wie 
skh  derselbe  allenfalls  hei  «len  Eden  litten  erhalten  bat 
uml  hei  «len  Cetaceeu  durch  Rückbildung  entstanden 
i*t  {?  der  Kef.).  Während  aber  die  primitive  tünthngerige 
Extremität  schon  al»  ein  Erbstück  von  den  Reptilien  er- 
scheint. kennen  wir  keinen  Säuger  und  kein  Reptil,  welche 
jene  primitive  Zahnform  in  unverändertem  Zustande  zeigt. 
S«  Ihm»  «Irr  älteste  bekannte  Säuger  — Dromotberium  — 
hat  bereits  gewisse  Fortschritte  aufzuweisen.  Die  Monotre- 
inen  und  Multituhrrculatru  scheinen  auf  einen  anderen 
Zahutrpu»  hiiiauszulaufen.  Der  trituherculäre  Znbn  be- 
sieht aus  je  drei  Za«ken,  «lie  oberru  Zähne  au»  zwei  Aussen- 
und  einem  lunenzacken : die  unteren  zeigen  die  um- 
gekehrte Anordnung.  Di«  Zahne  der  oberen  und  unteren 
Znhnreihe  alterniren  mit  einander.  Von  den  rnfMaoUcbn 
Sängern  hat  der  allergrösste  Theil  derartig«.*  Zähne,  ebenso 
auch  noch  im  Uotereoidin  — - Puercobed.  — Erst  im  Mittel- 
•oeän  erscheinen  complicirtere  — quadritubcrculäre 
Zahnformen  in  grösserer  Zahl.  K»  hat  »ich  dieser  primi- 
tive Typus  iudefts  auch  noch  bis  in  dir  Gegenwart  er- 
halten bei  In*ecti euren , Lemureu  und  Ms  zu  einem  ge- 
wissen Grade  auch  lei  deu  Cnrnivoren.  Selbst  beim 
cotnplicirtesten  Znbn  lassen  »ich  jedoch  die  drei  Primär- 
znckeu  nachweiseu. 

Der  Trituberculartypu*  entstand  in  der  mesozoischen 
Zelt  ans  einem  einfachen,  kegelförmigen , einwurzeligen 
Zahn.  Die  mesozoischen  Säuger  zeigen  die  allmälircn 
Kntwickelung**tadirn.  Die  langlebigsten  Formen  gehen  auf 
solche  mit  trituberculären  Zahnen  zurück.  Alle  Bestand* 
theil.»  der  verschiedenen  Säugerzähne  ln«*en  »ich  unter 
einander  homologisiren,  wenngleich  sehr  mannigfache  Ver- 


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158  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


änderuugeu , m>  t.  B.  neu«  Zut hüten,  diente  Klemmte  ver- 
decken können.  Es  ergeben  »ich  hei  Betrachtung  der  ver- 
schiedenartigen Säugerzähne  im  Laute  der  geologischen 
Entwickelung  folgende  Stadien: 

1.  Der  haplndonte  Typus  — * ein  wurzelig,  einfach  kegel- 
förmig , mit  dem  Subtyp  u»  l'rotodont  — beginnende 
W urxr Upaltung  und  Auftreten  von  zwei  kleinen  Neben« 
zacken  — Dromotherium,  2.  Der  triconodont«  Typus  — 
langgestreckte  Krone  mit  drei  Zacken  versehen,  davon  ein 
Hauptxuckeu  und  zwei  seitliche  Nektenzarken  and  doppelte 
Wurzel  — Triconodon.  3.  Der  Trituberculartypus  — - 
Knme  dreieckig,  aus  drei  Hauptmarken  bestehend,  der 
Mittellacken  der  oberen  Zahne  auf  der  Innenweite,  l>et  den 
unteren  auf  der  Außenseite  befindlich  — Spalacotherium 
uml  Asthenodon.  Beim  ersten  und  zweiten  Typus  sind 
dagegen  nbrre  und  untere  Zähne  ganz  gleich.  Bald 
nahmen  die  tritubrrculären  Zähne  entweder  bunodonte  — 
höckerige  — oder  sectoriale  — srhneidende  Form  nn,  je 
mich  der  Lebensweise  des  Thieres. 

Sectoriale  untere  >1.  Der  primitive  Triangel  er- 
höht »Ich;  »eine  Spitzen  sind  durch  schneidende  Kämme 
verbunden.  Dazu  kommt  hinten  noch  ein  Talon,  au»  zwei 
Zacken  bestehend . so  da*»  der  Zahn  quinquetuberculär 
wird.  Bei  den  Bunodonten  verschwindet  einer  der  fünf 
Zacken,  e*  entsteht  also  der  quadrituberculäre  Typus. 

Obere  Molaren.  Trituberculartypus.  a)  Boi  den 
schneidenden  Zaltnfonnen  bleibt  der  ursprüngliche  Triangel 
dreizackig,  bl  Bel  den  schneidenden  und  huiiodonfrn  Zahn- 
foniu-u  entwickeln  sich  Zwischentuberkel,  also  der  Zahn 
tllnl  höckerig,  c)  Bei  den  bunodonten  tritt  hinten  noch 
ein  sechster  Höcker  auf.  und  zwar  auf  der  Innenseite;  es 
entsteht  also  ein  »echshöekeriger  Zahn. 

Bei  den  oberen  und  uutexen  Molaren  giebt  e*  je  einen 
l'rotoron,  einen  Para-  und  Metacon.  Dazu  tritt  dann 
der  Hypoeon , resp.  Hypoconid  (dieser  letztere  auf  den 
unteren  >1) , »odass  der  Quadrituberculartypu»  entsteht. 
Die  oberen  Zwischenhöcker  — Protoconulus  und  Metarnnu« 
lu»,  sowie  der  zweite  Innenböcker  — Protoconid  — haben 
keine  Homologa  auf  den  unteren  M. 

Bei  Dromotherium  ist  ausser  dem  l'rätocouid  nur  eine 
Anzahl  sehr  kleiner  Nebenhöcker  vorhanden,  doch  erhält 
der  Zahn  hierdurch  schon  eine  Art  Dreitheilung.  Bei 
Microcoiiodon  ist  die  Dreitheilung  schon  deutlicher,  obwohl 
die  Wurzel  noch  keine  (labrlung  erfahren  hat.  Mnn  kann 
hier  schon  von  Para-  und  Metaeonid  sprechen.  Bei 
Amphileste*  , Phasen lotheri um  und  Tri conodon  kommt  ein 
Basalbaud  hinzu;  auch  erfolgt  bereit*  Theilung  der  Wurzel. 
Para-  und  Metaeonid  werden  dann  immer  grösser. 

Amphitherium  zeigt  zuerst  Tuberculnrfiectorialtvpu*.  Es 
besitzt  nämlich  auch  einen  Hauptaussenzacken  zwischen 
dem  innrrrn  Za>  kenpaar.  Bei  Pernmu*  ist  die*  noch  deut- 
licher und  zugleich  hat  »ich  dort  auch  der  Talon  erhöht. 
Spalacotherium  und  l’eraleste»  hatten  dagegen  noch  keinen 
Talon.  Die  Stylodon  zeigen  Tuberrularftectorialtypu»,  ausser 
Asthenodon, -welcher  nur  Trituberculartypus  uhne  Hypoconid 
aufweist. 

E*  kann  »ich  der  Trituberrulnrtypu*  in  der  Weise  her- 
ausgebildet haben,  da**  neue  Zacken  entstanden  und  die 
alten  eine  bestimmte  Form  erhielten,  oder  auch  durch  die 
gegenseitige  Einwirkung  der  oberen  und  unteren  Zähne, 
wobei  gewisse  Punkte  eine  Vergrösserung  erfuhren,  zu- 
gleich alier  auch  neue  entstanden  und  endlich  eine  Platz- 
äuderung  gewisser  Zacken  erfolgte.  Die  zweite  Aunahme 
hat  mehr  für  sich: 

1.  Die  ersten  Höcker  erscheinen  «D  winzige  Kege]  an 
jenen  Stellen,  wo  zuerst  die  unteren  M bei  rcrticihr 
Bewegung  einen  Angriffspunkt  finden. 

2.  Die  Umgestaltung  der  Hörker  und  die  Veränderung 
ihrer  tage  wird  veranlasst  durch  die  horizontale 
Kiefer  bewegung. 

Der  zweite  Vorgang  tritt  besonder*  dann  ein,  wenn 
einmal  der  Tritubemilartypu»  erreicht  ist. 


Bei  den  ersten  Hau  gern  waren  die  Zähne  wohl 
ebenso  grbant  und  auch  ebenso  angeordnet,  wie  bei 
den  Delphinen  — alternirend  bei  isoguathen  Kiefern. 
Die  ersten  Zut baten  erfolgten  an  dem  Vorder*  und 
Hinterrande  der  M.  Da»  Wachst  hum  der  Metaconide 
und  Paraconide  veraulasste  Anisogtiathi-mu» . so  daß 
die  unteren  M die  Innenseite  der  oberen  treffen  — 
Triconodon.  Ka  giebt  U ebergänge  hiervon  zu  Spala* 
rntberium;  aolehe  sind  Tlliodon,  Menucodon.  Die 
Metaconide  und  Paraconide  können  sich  nach  ein- 
wart» verschoben  oder  aber  auch  schon  ursprünglich 
an  der  Innenseite  das  Protoconid  gebildet  haben. 
Die  Kiefern  konnten  isognath  bleiben , da  der  obere 
und  untere  Zuhu  mit  je  einem  Dreieck  in  einander 
griffen. 

Wann  das  Hypoconid  entstanden  ist.  Iä**t  »ich  nicht 
entscheiden,  jedenfalls  aber  vor  dem  Hypocon.  Bel 
Phiwoiestes,  den  Stylacodontiden  etc.  nahm  «Irr  Breiten* 
durchmesser  der  Zähne  sehr  r»sch  zu  und  wurde  der 
Trituberculartrpus  sehr  häufig  ganz  verwischt  — »o 
auch  Curtodon.  Die  weitere  Entwickelung  der  Krone 
ist  bei  den  Bunodonieu  de»  unteren  Eockn  zu  beob- 
achten. 

Da*  Aufeinanderliegen  der  KnuHächen  der  unteren 
und  o l*errn  M bedingt  vielfache  Besultate: 

a)  Seilest  bei  den  complirirten  M der  Bunodonten  be* 
halten  die  primitiven  Triangel  ihre  alternirendr  Stellung. 

b)  Die  Kiefer  waren  etwas  anlsognath. 

c)  Der  Protoconulus  und  Metaconulu*  sind  an  den  Stellen 
entwickelt,  welche  in  Berührung  kommen  mit  dem 
vom  Protoconid  ausgehenden  Kamm  der  unteren  >1. 

3.  Der  Hypocon  entsteht  da,  wo  da»  Paraconid  gegen 
den  Protocon  wirkt.  Wenn  sich  der  Hypocon  stark 
entwickelt,  gebt  jedp*mal  da*  Parnconid  verloren,  so 
bei  Pelyco.lu»,  Mioclaenus  und  den  Artiodac- 
tylen.  — Der  Kef.  — Auf  solche  Weise  wird  der 
ursprüngliche  Dreizack  der  unteren  M zerstört.  Die 
oberen  M bekummeu  einen  t^uinque-,  einen  Quadri- 
oder  einen  Seituberculartypu». 

Bei  den  Eoclu-Caroivoren  ist  der  eztreme  Seco- 
donteu*  und  der  Bunodontentypus  oft  vereinigt,  der 
erstere  am  M,,  der  letztere  am  und  »o  bei  Didy- 
mictis.  Der  Haupt  unterschied  zwischen  diesen  zwei  Typen 
liegt  darin,  da*.«  bei  den  Bunodonten  Entwickelung 
von  Sccundärhückern  und  der  Verlust  de»  Paraconid»  statt - 
findet,  veranlasst  durch  die  Breite  der  Berührungsflächen. 
Bei  den  Secodouten  ist  die  Entwickelung  von  Secuodir- 
höckeru  ziemlich  selten,  um  »o  häutiger  aber  der  Verlust 
de»  Metaeonid*. 

Auch  der  Verlust  secundärer  Höcker  — Metaconulu» 
und  IVotocooulu«  — kommt  vor,  und  zwar  sowohl  hei 
den  Fleisch frr**eru , als  auch  bei  Hufthieren,  — »o  z.  B. 
bei  den  Artiodnctyleu;  endlich  tat  auch  die  Gestalt  der 
Höcker  einer  Umänderung  fähig.  Adapi»  und  Anapto- 
nipcphus  zeigen  Vereinigung  vou  Tri-  und  Quadrituberculnr- 
typus;  hei  Tiirsiu*  »iud  die  öfteren  Mtritubercular , die 
unteren  quluquetuberculär , beim  Lori  oben  seztuberculär 
und  unten  quadrilulterculär ; nirmals  jedoch  können  quin- 
quetulierculire  M neben  quadri-  oder  »estuberculären  Vor- 
kommen (V  der  lief..  Xiphodon  etc.j.  Das  Pararonid  atrn- 
phirt  zuweilen,  ohne  dass  eine  Vergrösserung  de»  Hypocon 
erfolgt. 

Der  Triconodoutentypu»  ist  am  häutigsten  im  unteren 
Jura,  der  ursprüngliche  Triiubercular-  und  Tubercular* 
»evtorialtypu»  im  oberen  Jura.  Die  »ecodonten  und  buuo* 
Junten  Hubtypen  de*  Tritul>er< ulartypu«-  dominiren  im 
Puercobed;  iraBridgerbed  haben  die  Perissodac  t jrleq  meist 
schou  Jochzähne  oder  Hymborodontenzihne ; die  Artiodac« 
tylen  *ind  hier  unten  quadrituberculär  uud  oben  seztuber- 
cnlär;  die  Creodonten  und  Lecnuroider  bleiben  tri- 
tulierruiär.  Daneben  giebt  e*  freilich  schon  zu  jeder  Zeit 
aberrnnte  Typen,  ao  die  Diplocy nodontiden  im  ol*eren 


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Zoologie, 


15» 


Jur«  t die  Disaatus  und  Mesony*  im  Eocän.  Auch  l<cim 
Thylaciuu»  i*t  das  Metucomd  atrophirt-  Sohlte  aher- 
raute  Formen  erhalten  sieh  jedoch  niemals  lange;  e*  sind 
Mili  lte  we<lec  aus  dem  Jura  im.  IVrvo*,  noch  vom  Puerco- 
in»  Bridgerhed  üWrgegangcu. 

Oudemana,  J.  T.  Beiträge  zur  Kenntnis»  de»  Ohl- 
roroyn  ni«dngH#e«rien»e*  Cnv.  Xnturk.  um! 
Verband!.  K.  Acnd.  Amsterdam.  27.  Bel.  IH88,  4°, 
.12  Heiten  mit  1 Tafrln. 

Liegt  nicht  vor. 

Pavlow,  Marie.  Le  develo|>|>ement  de»  fhjuidae. 
Knute  Mir  HiMitoire  puleoiitidogujue  de»  ongule*. 
Bullet  in  de  In  »ociete  imperiale  des  ruituralistea  de 
Mhh  i'u  Ihhh,  |>.  33  bis  Hü,  mit  2 Tafeln. 

Verl',  n endet  »ich  zuerst  gegen  die  von  Cope  gemachten 
Kin würfe  bezüglich  der  Stellung  von  Hyupsodu»,  Hyrs* 
cotheriutn  etc.  — Hyopsodu*  i*t  indes»  ein  Paeudo* 
le  ui  u ride,  siehe  diesen  -Liternturberirht  für  1 , der 

lief.  — giebt  dsnn  eine  Zusammenstellung  der  Anaivliten, 
welche  von  feiten  der  verschiedenen  Autoren  von  Cu  vier 
nn  über  die  Herkunft  de»  Pterde»  reiumerl  worden  sind. 

. I’nter  diesen  hat  nmneiitlieh  Kownlewsky  unsere  Kennt- 

. uioi-  wesentlich  gefordert,  wennschon  die  von  ilim  von* 
»Iruittc Stumtnesreihe  Palacotheriuin,  A nchilher  iuui, 
llipparion,  Pferd  nicht  mehr  haltbar  erscheint.  Pope 
hitit  die  Hyracotheriiden  tur  , den  .Ausgangspunkt  der 
Chalicotheriidrn,  von  dieser  gehen  die  Tapiriden 
einerseits,  und  i)^  Menodoutidcn,  Pnla  eot  li eri ide n 
und  Kquiden  andererseits  aus. 

Nach  den  neuesten  Aium hauuugen  bildet  Phenaeodut 
den  Aukganuspmikt  und  geht  die  Keihe  durch  Hyraco- 
1 h r t i u ui . PuvhynoJopbu»,  A nchilnphu«,  Anchi- 
thertum,  llipparion  zu  Pferd.  Verf.  selbst  lasst  die 
Reihe  beginnen  mit  Ilyracothcrium  wohl  gleich  Kohip- 
pu*.  , E»  folgt  Pacliynojophus,  \erscbieden  von  Pro- 
pnlneother  iuro,  mit  dem  es  oft  i-lentilh  irt  wird,  hier- 
auf Ancbilupli us,  wohl  gleich  Kpihippu»  und  auf  diesen 
Anchi theriuiu;  die  europäischen  Arten  sind  grösser  und 
wohl  nuch  jünger  nl*  die  amerikanischen,  die  letzteren  dürf- 
ten zu  Mesohippu»,  die  erstrren  zu  Miobippu»  zu  stel- 
len sein.  Dir  Verschiedenheit  im  Rnu  der  einzelnen  Kuochen 
von  Palnroth  eriuiu  zeigt  deutlich,  das»  dasselbe  nicht 
in  die  Pferdereihe  gesetzt  werden  darf;  es  stellt  dasselbe 
zweifellos  eine  erloschene  Seitenreihe  dar.  Zwischen  An* 
rliitherium  und  l'rotöh i pp us  stehen  mehrere  Formen, 
die  freilich  nur  sehr  unvollständig  bekannt  sind.  I’nter 
ihuen  verdient  namentlich  Merychippu*  In-sondere  Be- 
lichtung. Protohippu*  gehört  in  die  echte  Pferdereihe, 
■fti  der  Innenpfeiler  drr  ohereu  Molaren  mit  dem  Vorjoch 
verbunden  bleibt,  während  derselbe  sieb  bei  Hippnrion 
aldöst . Auf  P r o t o h i p ]» u s folgt  II  i p p i d i u m (gleich  P I i o - 
hippn»),  wo  die  Seiteuzebrn  bereit»  die  Phalangen  ver- 
loren halten.  Da»  nächste  (ilied  io  unserer  Kormenreihe 
ist  Kquua  Htenoni».  Welche  fossllp  Pferdearten  für 
unsere  leben-len  Typen  von  »tAmmesgeschicht1i<-her  Be- 
deutung sind,  lässt  *ieh  schwer  entscheiden.  Ihe  Ver- 
hältnisse im  Gebiss  — stärkere  Fältelung  des  Schmelze« 
in  den  Marken  und  die  Iwdirtheit  de»  Inuenpfeiler»  der 
oberen  Molaren  — sowie  iui  Carpu*  und  Tarsu*  zeigen 
deutlich,  das-  Hippari ou  einen  Seiteuausläufrr  der  Pferde« 
reihe  darstellt.  Fla  fehlt  nämlich  u.  a.  bei  der  Pterde- 
reihe  der  Daumenrest  st  hon  frühzeitig,  während  er  bei 
llipparion  noch  erhalten  bleibt;  das  Gleiche  ist  auch 
mit  dem  Beste  de»  fünften  Finger»  der  Fnll.  l.ydekker 
hat  schon  von  den  llipparion  au»  dem  Sivnlik  bemerkt, 
dass  sie  nicht  die  Stamnriclteru  der  Pferde  darstellen 
könnten. 

Die  Milchzähne  galten  bisher  für  einen  alterthüiulicheren 
Typus  als  die  Präuiolaren,  indem  sie  die  Kigenschaftru  der 
Stammciieru  des  betreibenden  Tliieres  wiederlioleu  sollten; 
sie  sind  jedo«h  bei  der  Pferdereihe  stets  romplicirlrr  als 


die  Prinudaren  und  kommen  den  Pr  des  jeweiligen  nächst- 
folgenden tiliedes  in  dieser  Formrttrcibc  schon  näher,  sind 
alicu  prophetisch  — wie  dies  schon  übrigens  Hiitimever 
bemerkt  hatte.  Kef.  muss  hier  noch  betonen,  (lass  dieser 
Satz  nur  illr  die  Hufthiere  gilt , und  auch  dn  nur  für  die 
Per itsodactrlen.  Bei  den  Fleischfressern  rindet  da* 
gerade  OCgenlltcil  «tat»,  in-lem  die  Mitchzähnr  hier  »teu 
noch  den  Typus  der  alterthtimlbhereii  Formen  repetlren. 
In  einer  Taltelle  wird  der  genetische  Zusammenhang  der 
einzelnen  Glieder  der  Pferdereihe  and  der  Seitenlinie 
Hipparion  veranschaulicht.  Zu  unterst  stellt  Pbena* 
codus,  dann  folgt  Hyracotherium  (Kohippus  und 
Ürohippus),  Pachynolophu«,  Anchilophns  (Kpi- 
hippu*). A uchit  herium  (Miobippu*  und  Mesohip- 
pua).  Protohippu«,  llippldium.  Von  diesen  geben 
aus:  Kquu«  parvnlus  und  ocridentali«  (Nordamerika!, 
Equus  Stenoni«,  K.  caballu»  (Kuropa  und  Afrika) 
und  K.  ftivntensi«,  namadien«  (Asien).  Von  Alichi- 
t her iu m gehen  wohl  auch  die  Hipparion  aus  (in  Amerika, 
Kuropa  und  Asien). 

III.  Rlnnoeer idae  et  Tapirldae.  Bei  diesen  Fami- 
lien sind  -He  sechs  ursprünglichen  Höcker  der  oberen  M 
schon  sehr  buhl  zu  zwei  Jochen  r erschmolzen  und  ebenso 
die  vier  Höcker  der  unteren  Molaren.  Kine  solche  Organi- 
sation i*t  noch  liei  keinem  der  bisher  bekannten  Condyl- 
nrthren  zu  beobuebten.  Einen  ähnlichen  Zohnbuu  zeigt 
Svstemodon  au»  dem  Wa»atchl>ed,  doch  erinnern  die 
unteren  M noeh  sehr  an  Plieuucodus.  iK-r  Astrngnlus 
ist  auch  noch  Pond  s la  rt  hre  n -ähnlich  ; rs  waren  viel- 
leicht noch  fünf  Zehen  vorhanden.  Syatemodon  »teilt 
wohl  den  Ausgangspunkt  jener  beiden  Familien  dar.  K» 
folgt  dann  Hyraehvu«.  Von  Hyrachyu»  evinnu» 
gehen  möglicherweise  die  Tapiriden,  von  H.  agresti» 
Hie  Hhinoreriden  aus.  Die  Kvtremitnten  de*  ersteren 
srkliessrn  sich  denen  der  Tapiriden  sehr  enge  an; 
weichen  aber  wesentlich  von  jenen  der  Hhinoreriden 
ab.  Von  H.  agresti»  stammt  wohl  Hyracodoa  und  von 
diesem  die  Rhiuoceriden.  Die  Acerat lierieu  sind  eine 
Nebenreihe,  die  neben  jener  der  erbten  K binarer os- 
Arten  einher  läuft.  Die  Kluft  zwischen  Tapir  und  Syite» 
inndon  wird  scheinbar überbrüekt  durch  l.nphiodou  uu-.l 
Protapirus,  liewle  sind  jedoch  ausgrstorlten,  ohne  Nach- 
kommen zu  binterlnssen.  — Protapirus  hat  sicher 
stnmroesgeschirhtli«  he  Be«teutung,  I.op|ii"don  freilich  nicht. 
Der  Rct. 

Die  Chalicotherildeii  sind  bis  jetzt  nur  »ehr  unge- 
nügend bekannt,  f'hal icotheriura  und  Macrotherium 
sind  Identisch.  Vgl.  Oshoru  in  diesem  Literat urlnricht ! 

Pochuel  Loeache.  Afriknnisclm  Büffel.  Zoolugische 
•Inlirbllcber.  Systematik.  .1.  B»l.p  8. 70b — 724.  Tafel  27. 

Krwähnt  Büffel  von  Südafrika  und  der  Insel  Reunion, 
deren  Hörner  beweglich  sind  und  daher  nicht  aus 
knöchernen  Auswüchsen  der  Stinil»eine  hrrvorgegangen 
«ein  können. 

Placsek,  B.  Wiesel  und  Katze.  Ein  Beitrag  zur 
Geachichte  der  Hauathiere.  Brünn,  FI  pst  ein  in 
Cornm.  18S3.  8°.  72  Haitun.  Verhandlungen  de# 

naturfuracheiiden  Verein»  io  Brüiiu. 

Poulton,  Edw.  B.  True  teeüi  in  the  Young  of 
Omithorhynclin#  paradoxus  Proc«edinga  of  the 
Royal  Society  of  Iauxion.  Vol.  43,  1888,  p.  853  — 356 
UM  Nature  Vol.  57,  p.  553* 

Poulton,  Edw.  B.  Rudiment»  of  calciHed  treib  in  the 
Yottng  of  Oruithorhynchiis.  Antei ienn  Nntumlist. 
Vol.  22,  18M8,  p.  368  — 389. 

Sanders,  J.  H.  Die  Pferdezucht  unter  Anwendung 
der  allgemeinen  Vererhungwgesetze  auf  die  praktische 
Züchtung.  Deutsche  »utorisirte  Bearbeitung  mit 
einer  Einleitung  von  II.  v.  Nathnaiua-Althalden»* 
leben.  Bnnlzu,  W.  G.  Korn,  1888,  8°.  280  Seiten. 


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160 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Seelfeld,  A.  und  M.  Schmidt.  Ein  KtJnigatiger 
au«  Sibirien.  Der  sootogltcht  Oftrleo , Frankfurt 
1888,  8°,  8.  28. 

Bei  Wlzdiwostock,  im  südöstlichen  Sibirien  erlegt. 

Soeley , H.  Q.  On  the  Nature  and  Limit«  of  Rep* 
tili  an  CluncUn  in  Mammalian  Teetb.  Proree- 
diug»  of  the  Royal  Hociely.  Vol.  44,  1888,  p.  12V 
bis  141,  tnit  8 HÖIzachnitten. 

Zwischen  den  Reptilien  und  den  Säugethiereu  be- 
stehen mannigfach«  Beziehungen,  besonder-»  gilt  dies  von 
geologisch  ältesten  Koronen.  Zu  einer  gewissen  Zeit  hat  es 
weder  echte  Sänger  noch  echte  Keptilirn  gegeben. 
Die  ältesten  Säuger  zeigen  Merk  male  von  Monotreiueu, 
Kden  taten,  I n sec  t i vor  en  «d  Carnivoren  und  diese 
wieder  solche  von  Reptilien.  Die  Zähne  der  ältesten 
Säuger  erinnern  an  Reptilien -Zähne.  Früher  waren 
wohl  alle  Zahne  der  Säuger  einwurzelig.  Auch  jetzt 
kommen  noch  vielfach  solch  einfach  gebaute,  ein  wurzelige 
Zähne  in  dieser  Tbirrclasse  vor  , die  Mehrzahl  freilich  be- 
sitzt mehr  als  eine  Wurzel,  auch  hüben  die  Zähne  Neben- 
sachen entwickelt  , stecken  in  ünibn,  lassen  Abkauung 
erkennen  und  werden  wahrend  de*  Lebens  de»  Individuum- 
durch  andere  ersetzt.  Die  Mebrwurzeligkeit  hängt  von 
der  Zusammensetzung  der  Krone  — Coniplicntion  — ab. 
diese  aber  wieder  von  der  Nahrung.  Indes*  stecken  auch 
schon  Wi  manchen  Reptilien,  x.  B.  den  Crocodi  l ic  rii , 
die  Zähne  in  Gruben  (Alveolen).  Die  Zähne  de*  er- 
wachsenen Ornitborhy nchu»  betrachtet  der  Vtrf.  «I* 
wirkliche  Zähnt*  und  nicht  als  Hornplatten  — sie  sind 
eben  dW  noch  nicht  ganz  verkalkte  &hinelz*obi«  ht  und 
orten  har  in  der  Rückbildung  begriffen.  Die  Dirterenzirung 
in  Schneide-,  Eck-  und  Backeuzähnr  i*t  nicht  bei  allen 
Säugern  durchgefiihrt.  So  fehlt  sie  noch  bei  den  Ceta- 
ceen  und  Edentatcn;  sie  ist  durch  die  Ernährung  be- 
dingt, ist  nl>er  auch  bei  vielen  Reptilien  zu  beobachten. 

Die  Theilung  der  Krone  ist  die  Folge  einer  Faltung  der 
Zahusubstant , sie  zeigt  sirh  aber  nur  hei  den  hintersten 
Zähnen  deutlich , allein  selbst  diese  sind  «Hl  uoch  ganz 
einfach  — Cetaceen  und  Kdentatcn  — * viel  einfacher 
nl»  bei  manche«  Reptilien.  Di«  Falten  stehen  senkrecht 
zur  Kieferachse.  Bei  Tatusia  linden  sich  Krsatzzähne, 
die,  so  lange  sie  uoch  itu  Kieler  stecken,  ganz  an  Tejus 
— ein  Reptil  — erinnern.  Die  ältesten  Säugethier- 
zähn«  waren  sicher  Kept  »lien-artig.  Die  hei  den  Säuge - 
thieriähnen  staltrtndende  Abkauung  lässt  sich  auch 
bei  Reptilien  — Polyptycbodon  — beoliachteii , l»ei 
welchem  der  Zahn  bi*  zur  Wurzel  abgetragen  wird. 

Der  Ersatz  der  Zähne  ist  für  die  Säuge thi er e cha- 
rakteristisch. jedoch  unterbleibt  er  auch  hier  sehr 
häutig  — Kden  taten  mit  Ausnahme  von  Tatusia  und 
Cetaceen  — . Bel  der  *o  sehr  au  die  Säuger  er- 
innernden Bezahnuug  der  T li  e r i o do  n t i e r tindet  kein 
Zn h n Wechsel  statt,  wohl  aber  hei  den  Crocodiliern  und 
Ichthyosauriern,  nur  erscheint  hier  der  neue  Znhn 
innerhalb  seines  Vorgängers,  während  er  bei  den  Säugern 
unterhalb  derselben  auftritt. 

Bei  den  Säugern  sowohl  als  auch  hri  den  Reptilien 
waren  die  Zähne  anfangs  ganz  einfach  c*haut.  Allein  in 
beiden  Gruppen  haben  später  Sperialisirungen  »tätige* 
funden  und  zwar  erinnern  solche  »pecialisirte  Reptilien- 
zähne  nicht  »eiten  au  Säug«thier.:Ihue.  Es  feigen  z.  B. 
auch  die  Crorodiiier,  sowie  die  Plesiosaurier, 
Schneide-,  Eck*  und  Backenzähne.  Der  ür nithosaurier 
Diroorphodou  hat  unge wohulich  grosse  lnci*i ven,  viele 
Theriodontier  besitzen  riesige  K«k*ähm*  und  sehr  kleine 
Backenzähne.  Der  Incisir  von  Deutrrosauru*  hat 
Schneidezähne  mit  Kebenzackrn;  die  Moiarrit  von  Ualeo- 
saurus  sind  ebrnfalla  mit  solchen  versehen.  Die  Mo- 
laren von  Kmpedins,  einem  Pelycosaurier,  sind  ein- 
wuncelig  und  seitlich  stark  compriuirt , ganz  wie  jene 
vou  Chry sochloris,  einem  Maulwurf.  Auch  hier  ist 


der  Innenzacken  der  hdchate.  Wie  Galeosaurti»  an  die 
Cetaceen,  so  erinnert  Emprdia*  nn  die  Inaecti- 
vorfB.  Auch  die  Zähne  mancher  Eidechsen  zeigen 
Anklänge  nn  gewisse  Säugethierzähne.  Chi  am  vdosaur  ui 
hat  unten  Eck-  und  Schneidezähne , oben  je  zwei  Eck- 
zähue.  — Die  fünf  oder  sechs  Molaren  vou  Teju»  sind 
zweispitzig,  der  Ausscnxuckeo  höher  als  der  innere,  wie 
bei  vielen  Insertivoren.  IH«  hohnenfeirmigrn  Zähne 
von  P I a c o d u s lassen  sich  mit  den  Zahuplatten  de» 
Ornithorhynrhus  vergleichen. 

Ihr  Ditferenziruug  gewisser  Zähne  der  Eidechsen  er- 
innert ebenfalls  an  die  Säuger,  jedoch  handelt  es  sich 
hier  um  einen  Erwerb  und  nicht  um  ein  Erklheil.  So 
hat  Amriva  au  den  oberen  Zähnen  Xebcnxacken,  ähnlich 
Droinuthenum.  Wenn  *ieh  diese  Zahne  seitlich  aus- 
breiten  würden,  wie  bei  Kmpedias,  «o  würden  sie  ei« 
nn  Säugerzählte  erinurrnde*  Aussehen  bekommen.  Bei 
Amblyrhynclitu*  werden  die  zwei  Nebcuzackeu  fast 
eben  «o  stark  wie  der  Hauptzarken.  Diese  Zähne  er- 
innern an  jene  der  Seehunde.  Die  sägeartige  Ausbil- 
dung der  Zähne  v»»u  Iguaun  hat  ein  Analogon  in  den 
Schncidezähnen  von  Guleopit hecus.  Diese  Verhältnisse 
haben  früher  selbst  Kenner  verleitet,  Siugethierzähne  — 
Amphitherium  — ftir  solche  voa  Reptilien  nnzu- 
sprechen. 

Anmerk,  de*  Ref.  Es  ist  ganz  richtig,  du«»  solche 
Aehnlirhkeiten  »nt  Zahahou  zwischen  gewissen  Reptilien 
und  manchen  Säugern  bestehen,  allein  dieselben  sind  eben 
das  Resultat  gleichartiger  Differenz irung  und 
nicht  etwa  ein  Zeichen  näherer  Verwandtschaft. 
Dass  freilich  die  Säuger  »u«  sehr  primitiven  Reptilien 
hervor  gegangen  sind,  wird  Niemand  mehr  leugnen  wollen. 
Solche  Anklängi*  im  Zahnhau  bestellen  übrigens  auch 
zwischen  Fischen  uud  Säugern. 

Stlrling , E.  C.  A new  Auatralinn  Mamtnal.  Nature. 
Vol.  XXX VIII,  p.  7i88  — 589  und  Tlie  Zoologist,  1888, 
Vol.  12,  p.  424  — 425. 

Von  »lern  netten  Thier  wird  der  äussere  Habitus  und 
da*  Gehirn  beschrieben.  Die  Zahne  haben  die  meiste 
Aehnlichkeit  mit  jenen  des  jurassischen  Amphitherium. 
Die  Schlüsselbeine  sind  schwach , Epipubi*  fehlt , dagegen 
ist  eine  Bruteltasche  vorhnuden.  Da*  Thier  ist  blind  und 
hat  vielfach  Anklänge  an  die  Maulwürfe.  Die  vierte  und 
fünfte  Zehe  allein  sind  sichtbar.  Die  Zalmformel  lautet; 

- I,  T C»  y Pr,  ~ M.  Kin  Zvgomaticum  ist  vorhanden, 

Orbita  fehlen.  Vgl.  das  Ref.  über  Ziel*  in  diesem  Lite- 
raturbericht. 

Studor,  Th.  lieber  die  ZAhmeti  Hunde  von  Sumatra. 
Mittheilungeu  der  na  tur  forschenden  Gesellschaft  in 
Bern  au»  dem  Jahre  1887,  8.  XV. 

Schädel  von  den  Hunden  der  Kattacks,  der  wilden 
Urbevölkerung  Sumatras  und  de»  ihiuesischcn  Twhau.  Die 
ersteren  stimmen  mit  drnrn  der  Pfahlbauhunde  uud  der 
Hunde  des  nrubritischen  Archipels.  Sie  gehören  zum 
Formenkrein  des  palustris  und  hierzu  muss  auch  der 
Tschau  gerechnet  werden. 

Thomfts  Oldfleld.  On  » collaction  obtziaed  by 
Ent  in  Paaclia  in  Equatorial  Africa  and  preaented 
by  Ititn  to  the  Natural  Hrttory  Museum.  Proueedinga 
of  Ute  Zoological  Society  of  l»n<lo«  1888.  8°.  p.  3 
bi«  17,  mit  2 Tafeln. 

Es  sind  Anthrurpopithecus  troglodytes*.  Colobut  Guerexa, 
Galago  Demldoffi* , Fehs  «ervsiinu*,  cnligata**,  Genetta 
tigrinn , Poiana  Richardsoni*,  t.'ro**»rchu*  xebm  (A),  ob- 
»curus*.  Lycaon  pi.  tus , Ictidonyx  zorilla,  Epomophoru» 
tium *t ros us  * und  Franqueti  *.  Megaiienn*  fron»,  Anomnluru» 
pusillus***,  Sciuru«  Stangeri*.  nnnulatu»,  Biibnii***, 
pvrrhopu«  * , rufobrachiatos  * , Xeru»  errthropu*  *•  , Ger- 
billu»  »p.  Criretomys  Gambianus**),  Malaromys  longipe»*, 
Mus  bnrbaru***,  nbyssinicus,  Geiuixii  (N),  Kaiseri  ***, 


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Zoologie. 


161 


nifinu»*,  univitUtu**,  sp.  ininutoldes**,  Lophuromys 
Sikapusi*,  Georhychus,  oehraceo  - cinerea* •••  , Atherura 
afrirana * , Deudrohvrax  mini***,  Mani»  trieuspis •-  Dia 
um  * versehenen  laben  auch  io  Waatafrika  und  haben 
mithin  eine  ansehnliche  Verbreitung,  die  mit  •*  bexelch- 
neten  finden  sich  ebenfalls  in  Wratatrika,  aiud  aber  auch 
schon  anderwärt*  gefunden  worden;  di«  mit  A bemerkt« 
Art  kommt  in  Abyssinien,  die  mit  N vermerkte  in  Nntal 
vor.  Die  mit  **•  versehenen  sind  nor  in  Ccntral-Afrika 
zu  tin-len,  hier  aber  allenthalben  anzutreffirn. 

Thomas  Oldfield.  List  of  M ammal»  obtatned  by 
Mr.  G.  F.  Onanier  on  Cozumel  and  Ruatan  Island, 
^olf  of  Mondum».  Proo-eding»  of  the  Zoological 
Sonet y of  London  18N8.  8’'.  p.  129. 

Nn*un  naaica,  Nyctinomus  grarilis,  C'hilonvclerl»  rul*l- 
ginosa,  Arrtibeu*  perspicil  latus , Didelphya  tn*rt-n|>inli*  auf 
Cozumel  und  Saccopteryx  bilinrata , Molussu*  obsrurus, 
Glovsophaga  toridna,  Arc-tihcn*  perspiril  latus,  Sigroodon 
hispidu»,  Daaypmcta  punctata  auf  Huatati. 

Thomas  Oldfield.  On  a new  and  interesting  an- 
nectatit  Genu»  of  Muridae  with  Remark»  on  the 
Relation»  of  the  Old  and  New  World  Member*  of 
the  Family.  Pmceeding*  of  the  Zoologicnl  Kiieiety  of 
London  1 »88.  8°.  p.  ISO  — 135,  mit  1 Tafel 

Ea  handelt  von  der  neuen  Gattung  Deoroys  — mit 
der  Art  ferrugineus  — vom  oberen  Congo.  Sie  ver- 
bindet dl«  Abteilungen  der  Murea  und  Crieeti  — bei 
den  erstcren  di«  lli>rker  der  oberen  M in  drei , bei  den 
letzteren  in  zwei-  Reihen  geordnet.  Hier  nun  besteht  die 
dritte  Reihe  Wo*»  au»  einem  Hücker.  Die  Criceti  gelten 
schon  »eit  Langem  hIü  die  ältesten  Muriden  und  waren 
früher  über  die  ganze  Erde  verbreitet,  während  sie  jetzt 
fast  ganz  auf  Amerika  und  Madagaskar  beschränkt  »ind, 
wo  echte  Murea  fehlen. 

Thomas  Oldfield.  On  the  Bmail  M am  mala  of 
Duval  County.  South  Texas.  Froceedings  of  the 
Zoologicsl  Society  of  London  1888.  8®.  p.  443  — 450. 

Scalop»  aquatieua,  Sorex  personal u*.  Sorex  Crawfordi, 
Blarin«  Berlandieri  — In»ectivoren  — , Vesperugo  geor- 
glanua,  Atalapha  noveboracensl» , Nyetinomua  braaiiieuai» 

— Chiropteren  — , Sperraophilus  »pilosoma,  Neotoma  ilort- 
«Juna,  Sigmodon  hiapidua,  Crioetua  leucogaster,  lencopua  und 
Taylori,  Ochetodon  mexieuaua,  Dipodoroy»  agili»,  rompactu», 
Pterognathu*  fasriatus,  CYicetodipu*  flavus  — Nager  — . 

Thomas  Oldfield.  On  the  Mammala  of  Christmas 
Island.  Proceeding*  of  the  Zoologic&l  Society  of 
London  1888.  8®.  p.  532. 

Crocidura  fuliginosa , trirhora,  PUropus  natali»,  Mus 
Madenri  und  nalivitatia. 

Thomas  Oldfield.  The  Mammals  of  the  Solomon 
Islands,  liaaed  on  the  Collection«  made  by  Mr.  C.  M. 
Woodford  during  bis  second  Expedition  to  the 
Archipelago.  Froceedings  of  the  Zoological  Society 
of  London  1888.  8°.  p.  470  — 490,  mit  3 Tafeln. 

Von  Chiropteren  Pteropu*  grandi»,  bypomelnnu»,  Kavneri, 
und  Woodfordi,  Pleralopex  atrata,  Cynonycteri»  brachyoti», 
Harpyia  major,  Cephalutea  Peruuii,  MacrugloKHti*  auatralia, 
Nesonycteri*  Woodfordi,  Anthops  ornatus  n.  g.  u.  ap. 
Hippoaideru»  tricuapidatua  , diadema  , cerrinu»,  Vesperugo 
abramu»,  Minioptcrua  Schreiberei,  Emballonura  oigrescen», 
von  Nagern  Mus  iroperator,  res,  Solomoni»,  praetor 

— fa*t  »ärorotlich  aehr  groi* — von  Maraupialiern  Pha- 
langer  arientalia  brevirepa.  Giebt  eine  tabellanache  Ver- 
gleich utig  dieser  Fauna  mit  der  Fauna  der  Fauro  und 
Short  landlose  ln,  Neu  Georgien,  Guadalcanar,  San  Chri- 
atoval , der  Duke  of  York-Gruppe,  Celebes  and  der  Ugi- 
uad  Florida-Insel, 

Thomas  Oldfield.  Diagnose*  of  four  new  Mammals 
from  the  Matayan  Region.  Annal»  and  Magazine  of 
Natural  Hwtory  1888,  YoL  II,  p.  407. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


Es  sind:  Hvlomr»  auillus  dorsalis,  Sciurus  condonus, 

Mus  altidena,  infrmlutru». 

Thomas  Oldfield.  Diagno*es  of  four  new  Species  of 
Didelplivs.  Annuls  and  Magazine  of  Natural 
Hiatory  1 8*88,  Vol  1,  p.  158. 

Diiirlphy*  (Micoureus)  lepiila  — Fern,  Amazonas  — 
Didelphya  (Perumys)  »calnp»  — Brasilien  — D.  (Peraray»! 
Iheringi  — Rio  Grande  du  Sul  — und  Didelphya  (Penunys) 
Henaeli  ibidem. 

Thomas  Oldfield.  Diagnose  of  six  new  M am  mal» 
frum  the  Solomon  Island».  Antmls  and  Magazine 
of  Natura]  History  1888.  8°.  Vol.  1,  p.  153 — 158. 

Pteralupex  atrata  n.  g.  u.  sp. , Pteropu*  Woodfordi, 
Anthop*  ornatus  n.  g.  u.  sp.  Chiropteren , Mus  Imperator, 
rex  und  praetor  — Nager. 

Topinard.  Lu*  dernlerea  «tage»  de  In  ganesdogi*  de 
riiontme.  Revue  d'Anthropologi«  1888.  8°.  p.  298 

bis  332. 

Verfasser  bespricht  zuerst  die  Quadrumanea,  mit 
welchen  er  auch  im  Gegencats  zn  Vogt  dl«  Lemuren 
vereinigt  wi*»en  will,  denn  ihre  Kndphalangen  bilden 
den  llebergnng  von  dem  Nagel  der  Affen  zur  Kralle 
der  Inaeutiroren.  An  die*«  letzteren  erinnern  auch  di« 
Zähne  der  Lemuren.  Die  Lemuren  zerfallen  wieder 
iu  die  Gruppen  der  Galeopithecincn,  Chiromylinac 
und  die  eigentlichen  Lemuren.  Die  Placentation  ist 
zwar  etwa»  abweichend  von  jener  der  echten  fjuädru* 
inanen,  allein  dieser  Unterschied  wird  nicht  für  wesent- 
lich gehalten.  Zn  den  Lemuren  zählt  Verf.  auch  di« 
fossilen  Adapides,  di«  nach  der  Ansicht  der  französischen 
Autoren  iu  den  „Pachydermen“  hinäberleiten  sollen 
— was  alier  »onat  allseitig  längst  als  irrig  erkannt  worden 
ist.  — Der  Ref. 

ln  seinen  weiteren  Ausführungen  stellt  sich  Topinard 
die  Frag«,  ob  die  Anth ropomorphen  mit  dem  Men- 
schen oder  mit  den  Affen  der  alten  Welt  in  nähere 
Beziehungen  gebracht  werden  sollen.  Er  entacbeidet  sich 
für  di«  Zusammenstellung  der  A nthropomorphen  mit 
den  Affen  der  alten  Welt , wie  dies  auch  die  Ansicht  von 
Cuvier,  Hoxlev  und  Vogt  ist,  während  Brocca  die 
grosse  Verschiedenheit  des  menschlichen  Fasses  von  jenem 
der  Anth  ropomorphen  beatreitet,  indem  die  Gegett- 
überatellbarkeit  der  groaaen  Zehe,  die  nur  bei  den  Affen 
gegeben  ist,  eben  doch  kein  wesentliche»  Unterscheidungs- 
merkmal darbiete.  Der  Mensch  kann  nach  Topinard 
weder  direct  von  den  Anthropotnorphcn  noch  von 
den  Lemuren  abgeleitet  werden;  der  Bau  der  Extre- 
mitäten spricht  gegen  beide  Möglichkeiten.  Der  Schreit- 
fass  d«  Menschen  kann  sich  nicht  au«  dem  GitHhu 
der  Affen  entwickelt  haben.  Die  Hand  des  Menschen 
dient  zum  Greifen,  der  Fass  ausschliesslich  zur  Locomotion, 
bei  den  Affen  sind  beide  Extremitäten  für  beide  Func- 
tionen zugleich  geeignet,  bei  den  Lemuren  dient  die 
Hand  zur  Locomotion,  der  Fus*  hingegen  »um  Greifen. 
Unter  den  Affen  der  neuen  Welt  verdienen  dieArcto* 
pitheeaa  besonderes  Interesse,  da  sie  zwar  mit  den 
übrigen  Pia thyrh inen  die  runde  Form  des  Schädels  ge- 
mein haben,  die  erste  Zehe  jedoch  nicht  mehr  den  anderen 
gegeniiberstellen  können  und  auch  statt  der  Nägel  Krallen 
tragen.  Sie  stehen  mithin  den  Inseetivoren  *ogar  näher 
als  di«  Lemuren.  Die  Reihenfolge  wäre  demnach:  In- 
aectivoren  t Aretopithecu» , Nacbtaffen,  Tag- 
affen. 

Die  Affen  der  alten  Welt  leben  nicht  mehr  aus- 
schliesslich auf  Häumrn  und  führen  auch  keine  nächtliche 
Lebensweise.  Ihre  Hezahnnng  ist  weniger  oronivor  als 
beim  Mensehen.  Sie  zerfallen  in  Anthropoiden  und 
geschwänzte  Affen  — Semnopitheci , Cerco- 
pitheei  und  Cynocephal*.  Sie  stehen  sätnrotlich  in 
Beziehung  *u  den  Lemuren  einerseits  und  den  Huf- 
thieren  andererseits*  Gaudry  namentlich  hat  auf  diese 

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162  Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Verhältnisse  aufmerksam  gemacht  und  die  fossilen  Adapis 
und  Aphelotheri  um  nie  die  Zwischenformen  erkennt. 
Beide  leiten  Kn  den  Perissodactylen  hinüber,  während 
der  Oreopithecus  Ankläuge  an  Chor  ropotamus  und 
die  Saiden  zeigt.  Von  fauilrn  Formen  scheinen  die 
Cebochoeraa  , Acotheruluin  und  Hy  ratet  herium 
die  Lücke  auszufullen.  Vogt  und  Schmidt  glauben  an 
einen  iveiftchfl  Ursprung  der  Affen.  Die  amerika- 
nischen stammen  nach  ihnen  Ton  Insectivoren,  die  alt* 
weltlichen  ron  „ Parhy de r ui e n **.  Topinard  hält  indes» 
die  Lemuren  für  die  tielststehenden  Allen;  er  bestreitet 
entschieden  den  Ausgang  de»  Menathen  von  einem 
Suidentypu*. 

Bei  den  Affen  drr  neuen  Welt  UDst  »ich  deutlich  eine 
ansteigende  Entwickelung  constatiren , desgleichen  aber 
auch  bei  jenen  der  alten  Welt.  So  verbindet  der  fossile 
Mesopit  bet  us  die  jetzt  scharf  geschiedenen  Seinno- 
pithecus  und  Macacua,  während  der  Gibbon  von  den 
Anthropomorphen  zu  den  Semnopithecen  hinüber- 
leitet. Fortschritte  sind  insofern  zu  beobachten , als  die 
Affen  der  neuen  Welt,  sowie  der  Semnopithecu»  nie 
die  Bäume  «erlassen,  die  Magots  öfter»  auf  dru  Boden 
kommen  uni  die  Macacus  und  Cynoeephalu»  fast 
»leu  am  Boden  leben,  also  eine  Anpassung. 

lläckei  ist  für  die  monogenetiache  Entstehung 
des  Menschen.  Die  Affen  der  alten  Welt  bilden 
sein  19.  Stadium  nach  den  Moneren;  sie  (heilen  sich  ln 
vier  Aeste,  der  vierte  ist  der  der  Anthropoiden.  Diese 
gliedern  sich  wieder  in  einen  afrikanischen  und  einen 
asiatischen  Zweig.  Iler  letztere  spaltet  sich  dreifach,  die 
dritte  Kcihe  fuhrt  zu  Pithecanthropos,  schon  aul- 
rechtgehend, aber  noch  sprachlos.  Von  diesrm  stammt  der 
Anthropopithecus  und  von  diesem  der  Mensch  seihst, 
— das  22.  Stadium  — wieder  in  zwei  Typen  zerfallend, 
der  eine,  der  Neger  mit  Wollhaar,  der  andere  die  Kassen 
mit  schlichtem  Haar.  Beide  treten  zuerst  io  Siidwesten 
von  Indien  auf. 

Maxley  scheint  den  Menschen  vom  Anthropoiden 
ableitrn  zu  wollen,  Gau  dry  giebt  die  Möglichkeit  zu, 
dass  Dryopithecus  mit  dem  A nthropopitliecus  iden- 
tisch sei.  Nach  Cope  stammt  der  Mensch  direct  von 
den  Lemuren,  diese  wieder  von  den  Condylarthren. 
Die  Condylarthren  führen  xu  A naptomorphus,  von 
diesem  wieder  stammen  die  Affen  und  Authropoideu 
einerseits  und  die  Menschen  andererseits.  Vogt  hat 
zwei  verschiedene  Ansichten  geäussert.  Noch  seiner 
früheren  eiistirt  keine  Zwischenfonu  zwischen  Menschen 
und  Alfen,  sondern  zahlreiche  f'arallelreihen.  Seine  neuere 
Ansicht  ist  folgende:  Die  Affen  bewohnen  die  Tro- 

pen , die  Affen  der  alten  und  neuen  Wtdt  sind  scharf 
getrennt  und  sicher  nie  über  die  kalte  Behrings- 
strasae  gewandert.  Gewisse  Fortschritte  sind  jedoch  inner- 
halb einiger  Gruppen  zu  beobachten;  der  Gorilla  nähert 
sich  dem  Menschen  im  Extremitäten  bau.  der  Drang  im 
Bau  de«  Gehirns  und  der  Cbimpanze  im  Schädel-  und 
Zabnbau.  Der  jnnga  Affe  ist  dem  Menschen  ähnlicher 
als  der  erwachsene.  Der  Mensch  kann  weder  direct 
von  einem  der  lebenden  noch  auch  von  einem  der  bisher 
bekannten  fossilen  Affen  abatammen.  aber  beide  haben  einen 
gemeinsamen  Stammvater,  dessen  Charaktere  in  der  Jugend 
noch  am  deutlichsten  sind,  was  wie  Topinard  ausführt, 
in  der  That  so  viel  heisst,  als : das  junge  Thier  eine*  jeden 
Zweiges  wiederholt  die  Merkmale,  die  vor  der  Trennung 
der  Zweige  vorhanden  waren , während  das  alte  Thier  die 
Fortschritte  de*  betreffenden  Zweiges  zeigt. 

Viel  mehr  als  die  Abstammung  des  Menschen  von  den 
Affen  gefällt  den»  Verfasser  die  Ableitung  von  Huf- 
thieren,  namentlich  von  Phenacodu»,  wo  die  Hand  als 
Greiforgan,  der  Kuss  aber  als  ßewegungswerkzeug  erscheint 
und  plantigrad  ist.  Beim  Menschen  nun  erreicht  diese 
Organisation  ihren  Höhepunkt , bei  den  Affen  hingegen 
ist  schon  frühzeitig  in  Folge  ihrer  Lebensweise  auf  Bäu- 


men die  Umwandlung  der  Hinterextrrmität  erfolgt,  wäh- 
rend die  Hsnd  in  ihrem  ursprünglichen  Zustande  verblieben 
ist.  Andererseits  halten  sich  von  diesem  Phcnacodus 
auch  die  Huftbirrr  abgezwrigt.  Würden  die  Menschrn 
vom  Affen  atMtaimnrn , so  müssten  sie  also  eine  ange- 
passte Organisation  aufgegeben  und  wieder  zur  ursprüng- 
liche« zurückgekehrt  sein,  eine  solche  Wiederholung  ist 
jedoch  wenig  wahrscheinlich.  Da  nun  alter  Mensch  und 
Affe  zeitlich  sehr  weit  als  getrennte  Zweige  zurückgehen, 
so  ist  e*  auch  begreiflich,  warum  die  Menschenrassen  unter 
einander  so  ungemein  nahe  stehen  und  selbst  die  tiefsten 
so  sehr  von  den  Affen  abweichen.  Der  pliocäne  Mensch 
hat  wohl  in  Amerika  gelebt,  der  mioeäne  i»t  noch  nicht 
narhgewiesrn. 

Am  Schlüsse  bemerkt  Topinard  jedoch,  dass  der  Ban 
des  Gehirns  bei  Affen  and  beim  Menschen  im 
Grunde  der  gleicheist,  was  als  das  wesentlichste 
Moment  für  die  Bestimmung  der  Verwandtschaft 
in  Betracht  kommt.  Der  Kxtreroitätcnbau  er- 
scheint immer  nur  als  Differenzirung.  Es  ist 
also  doch  kein  Zweifel  über  die  Abstammung  des 
Menschen  vom  Affen  möglich;  von  welchem  Affen  frei- 
lich, lässt  sich  zur  Zeit  noch  nickt  entscheiden,  jedenfalls 
von  keinem  der  bisher  bekannten. 

Ref.  muss  bemerken,  dass  in  dieser  Ausführung  ebenso 
viel  Wahre»  als  Falsches  zu  tinden  ist.  Ganz  und  gar  un- 
gerechtfertigt ist  es,  schlechtweg  von  Affen  der  allen 
Welt  zu  sprechen,  indem  zwischen  den  Anthropomor- 
phen und  den  ührigen  Catarhineo  grössere  Unterschiede 
bestehen,  als  zwischen  den  ersteren  und  den  fort  und  fort 
verkannten  Platyrhinen.  Was  die  persönliche  Ansicht 
des  Kef.  betrifft,  so  hat  er  dieselbe  in  der  vorliegenden 
Zeitschrift,  Bd.  XVIII,  1888  — Die  fossilen  Affen  — 
8.  279  bis  300  ausführlich  aaseinander  gesetzt;  freilich 
ist  diese  Abhandlung  bi»  jetzt  noch  so  gut  wie  gar  nicht 
beachtet  und  anscheinend  noch  weniger  verstanden  worden. 

Weithofer,  Anton.  Einige  Bemerkungen  über  den 
CerpOB  der  Proboacidier.  Morphologische*  Jahrbuch 
lB*np  8.  507  bis  516. 

Cope  batte  behauptet,  dass  die  Carpaliea  bei  den  Pro« 
bo*cidiern  genau  in  Keiben  geordnet  »eien.  Indes»  zeigt 
die  eingehendere  Untersuchung,  dass  das  Lunatum,  wenig- 
stens bei  Elepbas  africanus,  auf  dem  Magnum  liegt 
und  sogar  noch  etwas  über  ds*  Trapezoid  be rübergreift, 
ebenso  verhalten  sieb  Klephas  mcridionalis,  phinigeniua 
und  Mnstodou  arvemeusis;  vielleicht  war  dies  auch  schon 
der  Fall  bei  Mastodon  lougirostria , augustidens  und 
Dinotherlum.  Die  reihenweise  Anordnung  ist  also  auf 
Pyramidale  und  Uncifonne  beschränkt.  Bei  den  Probo»- 
cidiero  trägt  im  Gegensatz  zu  den  Perissodacty le u 
und  Artiodactylen  nicht  der  Radius,  sondern  die  Ulna 
die  Körperlast.  Es  trachten  daher  die  Glieder  der  oberen 
Reih«  sich  gegen  jene  der  unteren  iu  verschieben,  aber 
nach  einwärts,  and  zwar  gilt  dies  für  das  Lunatum, 
das  auf  Magnum  und  Trapezoid  zu  liegen  kommt;  bei 
den  beiden  anderen  genannten  Gruppen  dagegen  liegt  es 
auf  dem  Magnum  und  l'nciforme,  das  Scaphoid  aber  auf  dem 
Magnum.  Die  scheinbar  Proboactdier  - ähnlichen  Ambly- 
poden  zeigen  nur  Lunatum  über  Uucinatuin  geschoben, 
aber  noch  nicht  Magnum  bedeckt  von  Scaphoid. 

Die  Aehnlichkeit  mit  den  Proboscidlern  ist  eine  ganz  xu- 
lälltge.  Die  Verhältnisse  im  Tarsus  zeigen,  dass  die  Pro- 
boscidier von  diesen  Amblypoden  weit  verschieden  sind. 
Sie  stellen  einen  besonderen  Zweig  der  Hufthirre  dar,  der  sich 
von  einer  taieopoden  Stammform,  vielleicht  von  einem 
PeriptycbuB  abgetönt  hat.  Die  amblypoden  Zwischen- 
farmen zwischen  den  Diplnrthren  und  Taieopoden  sind  auf- 
recht zu  halleu.  — Von  dieser  Nothwendigkeit  ist  übrigen* 
Baur,  der  diese  Verhältnisse  auch  kennt,  ebenso  wenig 
überzeugt,  wie  der  Referent.  Zudem  ist  e«  auch  keines- 
wegs gleicbgiltig,  wie  Weithofer  meint,  welchen  Namen 


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Zoologie.  163 


man  einer  wichen  Zwiscliengruppe  geben  «oll.  Jeden  fall* 
darf  *ie  nicht  als  -Arablypo.la“1  bezeichnet  werden,  da  ihr 
nur  eine«  der  drei  Hauptmerkmale  dieser  Gruppe  zu* 
kämmt,  während  die  zwei  anderen  — (iebissbeschstfenheit 
und  Tarsusorgan iMtion  — fehlen.  E*  Ina;  übrigen*  bei  den 
Proboscidicrn  kein  besondere*  Bedürfnis*  vor,  die  alte 
Organisation  in»  Carpu*  wesentlich  zu  Andern;  ganz  so  ist 
es  auch  mit  ihrer  Künfzehigkeit.  Beim  erwachsenen  Indi- 
viduum Ton  Klephas  iodicus  verschwindet  die  Ueber- 
•chiebung  de«  Lunatum*  über  da«  Trapezaid  wieder  und 
die  Handwurzel  wird  wieder  taxeopod. 

Wrangel,  Graf,  C.  G,  Dn*  Buch  vom  Pferde.  Ein 
Handbuch  für  jeden  Besitzer  und  Liebhaber  von 
Pferden.  Stuttgart,  Schickhardt  u.  Ebner,  1887, 
1888.  In  Lieferungen.  ä 2 Mk. 

Wilckona,  M.  Beitrage  zur  Kenntnis«  de»  Pferde- 
gebisses  mit  Rücksicht  auf  die  foaailen  Kquiden 
von  31  a rag  hu  in  Persien.  Nova  Acta  der  k.  Leopold. 
Carol.  deutschen  Academie  der  Naturforscher.  Bd.  LU, 
Nr.  5,  1888,  S.  25t»  bi»  284,  mit  8 Tafeln. 

Die  Form  der  Schneidezähne  bei  den  lebenden  und  fos- 
silen Equiden  wurde  bisher  von  den  Zoologen  wenig  be- 
achtet, fast  immer  haben  «ich  dieselben  mit  den  Back- 
zähnen allein  beschäftigt. 

Nach  Rütitneycr  giebt  c*  nur  zwei  fossile  Equiden 
in  Europa,  Hipparion  und  Kqua«  fossilis.  Verf.  ver- 
gleicht uun  die  Milchzähne,  Pr  und  M dieser  beiden  mit 
•lenen  des  lebenden  Equus  caball u«  in  einer  tabellari- 
schen Ueliersicht.  Man  untere heulet  gegenwärtig  zwei 
Grundformen  von  Equus  caballus,  die  morg en ländi- 
sche und  die  abendländische  Rasse.  Zur  letzteren 
geboren  Percheron,  Brabanter,  Kormänner  und 
Pinzgauer,  zur  ersteren  die  asiatischen,  russischen, 
ungarischen  and  andere  Pferde.  Das  englische  Renn- 
pferd i*t  aus  rinrr  Kreuzung  beider  Rassen  hervorgegangen. 
Bei  dem  norischen  Pferde  ist  dir  Länge  der  Überkiefer- 
backzihne  grösser,  beim  arabischen  kleiner  als  die 
Breite,  Auch  zeigt  da*  erstere  stärkere  Kräuselung  de* 
Schmelzes.  Nach  Kranck  hat  das  norische  Pferd 
noch  Aukläuge  an  den  Hipparioma  hn;  es  ist  jünger 
als  da*  morgenländischc,  das  sogar  am  Himalaya  mit 
dem  Hipparion  noch  zusammen  gelebt  hat.  Der  Esel 
ist  aber  noch  älter , weil  am  meisten  vom  Hippnrion 
verschieden  — es  fehlt  auch  der  Dauroenrest  vollständig. 
Verf,  ist  der  Ansicht,  da»*  da»  abendländische  Pferd 
nicht  vom  inorgentändiftcben  und  auch  nicht  vom 
Esel  stammt. 

ln  Marugba  kommt  neben  Hipparion  auch  rin  Pferd 
vor,  Equus  fossilis  Persicus.  Da*  dortige  Hip- 
parion unterscheidet  sich  von  dem  europäischen  durch 
die  schwächere  Schmelzkräuselung.  Da»  arabische  Pferd 
•teht  diesem  persischen  Hipparion  im  Bau  der  Unter- 
kieferzALne  ziemlich  nahe,  da*  norische  Pferd  dagegen 
dem  europäischen  Hipparion.  Das  fossile  persische 
Pferd  hatte  kürzere  Zähne,  aber  höheren  Unterkiefer  als 
da»  arabische. 


Was  die  Schneidezähne  betrifft,  so  sind  die  sogenannten 
Marken  nicht  immer  allseitig  von  der  Schtnclxwand  ge- 
schlossen, am  Häufigsten  ist  dieser  unvollständige  Schluss 
beim  Esel,  und  zwar  ist  diese  Erscheinung  beim  dritten 
lncisiv  nahezu  Kegel.  Es  folgt  nun  eine  Untersuchung 
des  Material*  der  verschiedenen  Pferde-  und  Eselrassen, 
woraus  sich  jedoch  keine  Gesetzmässigkeit  ableiten  lässt. 
Die  Form  der  Marken  giebt  kein  Merkmal  für  die  Unter- 
scheidung von  Hipparion,  Equus  fossilis  oder  einer 
der  lebenden  Arten.  Bei  der  tn orgeitlä udischen  Rasse 
verschmälert  sich  der  Hals  der  I mehr  als  bei  der 
abendländischen.  Die  Schneidezähne  der  lebenden 
Pferde  zeigen  Falten  auf  der  Aossenteitc,  die  es  er- 
möglichen, diese  Zähne  als  Fohlen-,  Pferde-  oder  Esel- 
zäh  ne  zu  bestimmen.  Die  Schneidezähne  des  Hipparion 
haben  mehr  Aehnlicbkeit  mit  FohlenzAhuen,  als  mit  solchen 
des  erwachsenen  Pferde«.  Sie  verschtnäleru  sich  wie  jene 
nach  unten  zu  sehr  beträchtlich  und  wiederholen  daher 
die  Milchzähne  des  lebenden  Equus  caball u*  die  Form 
der  Ersatzschncidezähne  von  Hipparion.  Die  Schnride- 
zähne  drs  persischen  fossilen  Pferdes  stimmen  in  dieser 
Beziehung  sehr  viel  besser  mit  denen  des  E.  caballus, 
als  mit  jenen  von  Hipparion,  nehmen  aber  doch  eine 
gewisse  MiiLeDteliung  ein  und  erinnern  ihrerseits  wieder 
mehr  an  da*  Hipparion  von  Maragha  als  an  da*  euro- 
päische and  ebenso  mehr  an  da*  arabische  als  an  da* 
norische  Pferd. 

Verf.  betrachtet  daher  das  Hipparion  und  das  fos- 
sile Pferd  Persiens  al«  Stammform  der  morgenländi- 
sehen  und  da*  europäische  Hipparion  und  den  E.  fos- 
sili«  Europas  als  Stammform  de»  norischrn  Pferde*.  Vgl. 
Weithofer  und  Pa v low  in  diesem  Literaturbericht, 
welche  nachgewirsen  haben,  dass  das  Hipparion  nicht 
der  Ahne  des  Pferdes  sein  kann. 

Zietr.,  A.  Kurze  Mittheilungen  über  ein  neues  Säuge- 
thier au«  Australien.  Zoologischer  Anzeiger  1888, 
8.  647  bis  648. 

Das  Thier  sieht  dem  Goldmaulwurf  — Chrysochloris 
— ■ ähnlich  und  ist  wie  dieser  blind.  Die  Hand  ist  der 
Länge  nach  susaromengefaltet.  In  der  inneren  Reihe 
stehen  die  drei  ersten  Finger,  in  der  äusseren  der  vierte 
und  fünfte.  Der  vierte  besitzt  einen  langen  schmalen,  der 
fünfte  einen  grossen  dreieckigen  Nagel.  Der  Schwanz  ist 
ziemlich  lang.  Die  Sohle  der  Hinterftisse  ist  nach  aus- 
wärts gerichtet.  Am  Bauch  befindet  sieb  eine  Tasche;  die 
Bezahnung  erinnert  an  das  fossile  Amphitherium.  Die 
Schlüsselbeine  sind  wohl  entwickelt.  Wir  haben  es  ver- 
mutlich mit  einem  Monotremen  zu  thun,  der  jedoch 
offenbar  sehr  selten  ist.  Vgl.  Stirling. 
Zebrabaatardo.  Der  zoologische  Garten.  Frankfurt 
1888,  8.  319. 

Ein«  Zebrastute  zeugte  mit  Ponys  von  amerikanischer 
Abkunft  zwei  lebenskräftige  Füllen,  das  eine,  jetzt  drei  Jahre 
alt,  hat  die  Zebrastreifung  nur  sehr  schwach.  Um  so  deut- 
licher aber  ist  dieselbe  bei  dem  zweiten  — im  ersten  Jahr» 
stehenden  — am  Kacken,  an  den  Beinen  und  Schenkeln. 


Nachtrag  zu  1887,  188a 


Kittl  y E.  Säugethiere  von  Frateecht.  Annalen  des 
k.  k.  naturhistorischen  Hofmuaeurna.  Ui.  1L  Wien 
1887.  8.  75,  76. 

Die  roittelpliocänen  Sand«  van  Giurgewo  in  Rumänien 
lieferten  Rhinoceroa  leptorhinus,  rtruseus,  Bos 
priacus,  Cervus  sp. , Elephas  meridionalis  und 
Mastodon  arvernensis. 


KIoob,  J.  H.  Vorläufige  Mittheilungen  über  die  neuen 
Knochenfunde  in  den  Höhlen  bei  Rübeland  im  Harz. 
Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft 
1888.  8°.  8.  306  — 309. 

Der  devonische  Kalk  von  Bode  bei  Rübetand  enthält 
einige  Höhlen,  die  ursprünglich  blosse  Zerklüftungen  waren 
und  dann  durch  das  auswaschende  Wasser  eine  Erweite- 


I 


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164 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


rang  erführen  haben ; an  anderen  Stellen  hinwiederum 
haben  Einbrüche  stattgefunden.  Oie  so  wohl  bekannte 
Baumanoshühle  lieferte  nur  wenige  Thierreste.  Viel  mehr 
▼on  aolchen  fand  «ich  in  der  neu  entdeckten  H'-rmann»- 
böhle.  Ana  einer  Abthrilung  tt  m unter  dera  Niveau  der 
Bode  ituiuscn  Schneehuhn,  Pfeifhase,  Lemming, 
Schneehase,  Ren,  Wasserratte,  Hamster  und  Her- 
melin. Io  früheren  Zelten  hat  die  Bode  ihren  Weg 
durch  diesen  Theil  der  Hoble  genommen,  wie  die  rtuviatilen 
Geschiebe  darthun,  Während  dieses  Niveau  unbewohnbar 
oder  doch  unzugänglich  war,  lebten  in  einer  10  m höheren 
Etage  sahireiche  Höhlenbären,  darunter  Individuen  von 
riesiger  Grösse.  Die  Aualyte  des  Hühlenlebtas  ergab  einen 
starken  Gehalt  an  pbosphorsaurem  Kalk  und  stickstoffhal- 
tigen Bestand!  heilen.  E*  unterscheidet  sich  derselbe  von 
jedem  anderen  lehmartigen  Grliilde  und  ist  sus  Verwitte- 
rung des  Höhlengesteins  und  der  Verwesung  der  thierischen 
Höhlenbewohner  entstanden.  Neu  entdeckte  Räume  der 
Baumannshühle  lieferten  zahlreiche  Reste  von  Remitieren, 
dagegen  ist  es  noch  nicht  gelungen , in  den  Höhlen  von 
Rübeland  Spuren  des  paläolit  bischen  Menschen  aus- 
findig su  machen.  Doch  ist  es  nicht  gans  unmöglich,  das« 
beim  Wegraumen  des  Schuttkegels  vor  der  Hermaunithöhle 
Cultursch ichten  zum  Vorschein  kommen  werden.  An  einem 
Geweihstück  de«  Cervua  eiapbus,  das  zusammen  mit 
Ursua  spelaeus  im  Höhlnnlebm  gefunden  wurde,  glaubt 
jedoch  Fritsch  Spuren  von  Bearbeitung  — einen  Schnitt  — 
constatirca  zu  können. 

Ladri&re.  Dicouvert®  d'un  zilex  taill4  et  <Pun  ddfense 
de  Maromouth  ä Vitry-eü-Artoia.  Comptes  rendues 
hebdomadairefl  de  Tacadctuie  des  Sciences.  Paris  1888. 
Tome  CVI,  p.  513,  514. 


Der  Feuerstein  zeigt  den  Mouuti^nentrpu»  und  das  Zu- 
isuimcnTorkumraeu  mit  dem  M atu  ui  ut  h-Stotazahu  ist 
ein  Beweis  dafür , dass  diese«  Thier  noch  in  der  Zeit  de« 
Moustierten  gelebt  hat. 

Lömoine,  V.  Sur  quelques  mamraiftres  carnassiers 
rvcueillis  dann  Feoceoe  Interieure  des  enviroas  de 
Reims.  Comptes  rendues  faöfKlommlaires  de  l’acaddinie 
des  Sciences.  Paris  1888.  Tome  CVI,  p.  511,  512. 

Das  Eockn  toi*  KHina  lieferte  fünf  neue  Rauhthiere. 
Das  grösste  stimmt  ln  dieser  Hinsicht  ungefähr  mit 
Arctocyon,  hat  aber  sonst  mehr  Aehnlichkeit  mit  dem 
amerikanischen  Genu«  Ditsacus.  Ein  zweiter  Carnivor 
zeigt  auf  den  hinteren  Molaren  eine  Verdoppelung  der 
Spitze  (?)  Der  dritte  Typus  ist  Provj  Terra- ähnlich,  der 
vierte,  Tricuspiod on , hat  mehr  Anklänge  an  Spaln- 
cotbertum  Owen  aus  dem  Purbeck,  der  fünfte  — Pro- 
cynictis  — erinnert  etwas  an  Amblotheriuin  und 
Peramus,  gleichfalls  aus  dem  Purheck,  also  mesozoisch. 

Schaafhausen.  Geber  ein  Rhinozeros  Born  von 
(ilogau.  Verhandlungen  des  naturhiBtoriachen  Ver- 
ein« der  Rheinland«  uud  Westfalens  188?,  Jahrg.  44, 
8.  71. 

Am  Rande  einer  Wasserlache  bei  Glogau  kam  ein 
Rhinoceroshorn  zum  Vorschein,  an  einer  Stelle,  die 
früher  schon  M am muth zähne  geliefert  hatte.  Die  Her- 
kunft diese«  Stückes  Ut  «ehr  problematisch.  Kür  die  leben- 
den Rhinoceroten  ist  das  Stück  zu  gross;  seine  Zuge- 
hörigkeit zu  tichorhi nus  Ist  jedoch  insofern  zweifelhaft, 
als  sich  ein  horniges  Gebilde  bei  uns  schwerlich  so  lange 
erhalten  konnte.  In  Sibirien  freilich  int  die  Möglichkeit 
einer  solchen  Conservirung  gegeben,  indem  die  Verwesung 
durch  die  Eishülle  verhindert  wird. 


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Verlag  von  Friedrich  Vieweg  & Sohn  in  Braunschweig. 


Archiv  für  Anthropologie. 

Zeitschrift  für  Naturgeschichte  u.  Urgeschichte  des  Menschen. 

Begründet  von  A.  Erker  und  L J.i  n dense  bni  il. 

Organ  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Unter  Mitwirkung  vor»  A.  Bastian  in  Berlin,  O.  Frans  in  Stuttgart.  F.  v.  Hellwuld  in  Tölz,  \\\  Hi»  in  Leipzig, 

H-  v.  Hohler  in  Stuttgart,  I*.  Kütimoyer  in  Basel,  II.  Schaaffhauflcn  in  Bonn,  C.  Sen»]» er  in  Würzliurg, 
R.  Virchow  in  Berlin,  C.  Vogt  in  Genf,  A.  Vobh  in  Berlin  und  II.  Welcker  in  Halle, 
herausgegeben  und  redigirt  von 

L.  Lindensehmit  in  Mainz  und  J.  Ranke  iu  München. 

Mit  Holzstichen,  Karten  und  lithographirten  Tafeln.  4.  geh. 

Erschienen  sind:  I.  Ins  XIX.  Band  incl.  2 Supplement  - Bünde.  Preis  zus.  961  A 70  •}. 


Naturwissenschaftliche  Rundschau. 

Wöchentliche  Berichte  über  die  Fortschritte  auf  dom  Gesammt- 
gebiete  der  Naturwissenschaften. 

U nter 

Mitwirkung  der  Professoren  11  r.  J.  Bernstein,  Dr.  W.  Ebstein,  Dr.  A.  von  Koenen, 
I)r.  Victor  Meyer,  Dr.  B.  Schwalb  C und  anderer  Gelehrten 
herausgegeben  von 

I>r.  W.  Sklarek 

ln  Berlin  W. , M a g d e b u r g e r s t r a * » c Nr.  25. 

I.  Jahrgang,  geh.  Preis  10  A»  geh.  Preis  11  A ü O — Einbanddecke  apart.  Preis  75  f>.  — II.  Jahrgang,  geh. 
Preis  11  A 60  gel».  Preis  13  A — Einbanddecke  apart.  Preis  75  ^ — III.  Jahrgang,  gell.  Preis  IG  A,  geh. 
Preis  17  A 50  4*  — Einbanddecke  apart.  Preis  75  £.  — IV'.  Jahrgang,  geh.  Preis  16  ,1k , geh.  Preis  17  A 50  — 

Einhanddecke  apart.  Preis  75  •}.  — V.  Jahrgang,  geh.  Preis  16  A«  geb.  IVeis  17  A 50  — Einbanddecke 

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(In  der  deutschen  Zeitung* ~ Preisliste,  1891,  unt«-r  Nr.  4277  aufgcführl.) 


Reden, 

gehalten  in  wissenschaftlichen  Versammlungen 
mul  kleiner«  AufsiiW«  vermischten  Inhalts 
von  Dr.  Karl  Ernst  von  User, 

weil.  KhrramJtgkud  der  Kiiurlkbni  Akademie  der  Winnurlnftrti 
su  8t.  Petersburg. 

Zweite  Ausgabe.  Drei  Theile.  gr.  8.  geh.  Preis  16  A 
Eiosel-Prsite: 

Erster  Theil:  Reden.  Zweite  Ausgabe.  Mit  «lern  Bild- 
nis« de*  Verfasser*  in  Stahlstich.  Preis  4 A 50  4 

Zweiter  Theil:  Studien  aus  dem  Gebiete  der  Naturwis- 
senschaften. Zweite  Ausgabe.  Mit  22  llolistichen. 
Preis  10  A 

Dritter  Theil:  Historische  Fragen  mit  Hülfe  der  Natur- 
wissenschaften beantwortet.  Zweite  Aungabe.  Mit 
einem  Kärtchen  iu  Kupferstich  uuil  3 eingedruckten  Holf* 
stirhen.  Preis  9 A 


Anthropologische  Vorträge 

von  J,  Men  Io. 


Die  Flutsagen. 

Ethnographisch  betrachtet  von 

Richard  Andre«. 

Hit  einer  Tafel.  8.  gell.  Frei*  '2  Jk  25  4 


Nachrichten 

iil,er  Leben  und  Schriften  des  Herrn  Geheimrnths 

I)r.  Karl  Ernst  von  Baer, 

mitgcthcilt  von  ihm  selbst. 

Veröffentlicht  bei  Gelegenheit  seine«  fünfzigjährigen 
Doctor -Jubiläums  am  29.  August  1861 
von  der 

Ritterschaft  Esthlands. 

Zweite  Ausgabe,  gr.  8.  geb.  Preis  6 A 


Studien 


gr.  8.  geh. 

Erstes  Heft.  Preis  2 A 40  ^ — Zweites  lieft.  Mit 
Holzstichen.  Preis  2 A 1°  ^ 

Inhalt. 

Ueb«r  di«  Onuie.  — O lauton  uud  Matrrialismtis.  — Kalnrgnchichte 
da  Seuftcrs  — Physiologie  de«  AITcct«.  — (tr.elimaek  and  OewirMn. 
— Von  den  T*taperam«nte«i.  — Uctier  den  Oc-tchmackMinn.  — Vom 
Willen.  — Teleologie  and  Darwiniraa«.  — Utbtr  Physiognomik.  — 
Dar  «nsdiciniwto  und  der  reUgiitae  T)aali*aiua. 


sur 

vorgeschichtlichen  Archäologie. 

Gesammelte  Abhandlungen  von 

Christian  llostmimn. 

Mit  einem  Vorworte  von  Dr.  I«.  Lindensehmit. 


gr.  8.  geb.  Preis  7 A 

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Verlag  von  Friedrich  Viewcg  & Sohn  in  Braunschweig. 


(Blobuö. 

gffuflriertc  'pcitfdjrift  fit  c£ ä 11  b c r - unb  ’gföfftcrßuitbe. 

Söegrfuibet  von  Jftnrl  'ilnbicc. 

^jcrauSgcgcOcit  Don  Dr.  'JtidjaiD  'ituörcc. 

f8rrft$rcncn  ftn&  S8  V3  ff  rt  5 o.  ?3an6  B9  im  Srfc^cinen. 

SanD  1 — 3 jtljlt  lönnb  4 — 24  !6unnt  ttocf)  jum  ^kti{c  Don  9 M..  $anb  25  — 58  jum  ^rtijf 
Don  12  pro  2,'anb  bfjogtn  mcrbcn.  lUonatlid)  rrföcintn  4 Simnmfrn.  3äl)rli$  2 ©änbo.  Subfcriptionm 
nimmt  jcbc  2!u$l)anbliing  unb  ^ßoftanflall  rntgegm. 

(3n  ber  bouifd)cn  3citung#‘Prci#lijlr,  1891,  nntrr  9lr.  2515  aujgrjnt)rt.) 

anljolt  Don  Sir.  1 bi»  13. 

Sir.  I.  'Prof.  S o p p in  Sugr,  Xir  äutirrflrn  punllc  brr  nrurn  Will.  Vitt  Harte.  — ptof.  S).  fflaibot.  Pari». 
Xie  fron röfif rtjf n H)Mit  Piemont».  Vlil  Jtiuti.  — 'Jiidtitrb  flnbrer,  Jjoljfigurrn  bon  bin  Salomoinfrln.  Viit  6 flbbilbungen. 

— 'Prof.  01.  fl.  Willen,  Xir  ffpr  jmiftprn  Plutluerisanbtrn.  I.  — Tot  Sätjrl  bon  Simbabjr.  fJiil  4 fthbllbnngrn.  — 
Ir.  48.  Sirbrrb.  Prfdiiribung  bir  latnniitdjrn  Onfrln  Don  rinim  3apanrr.  — Xr.  ffrmling,  Xir  Spraipmpaitntlfr  nuf 
Violto.  — flu»  alten  ffrbleilen.  — Sir.  2.  öermann  Strcbrl.  Vlil  Pilbni».  — Xr.  ÜRotii  Oorrnei,  3ut  tHrAbologie  be* 
ffi|rp»  in  Sorbeuropa.  — proj.  tS.  fl.  Willen,  Xie  Cb«  jToifd)rn  Plutsornoanbten.  II.  — HirgijenbilbntS.  — fl.  Sauer, 
l»egrnn>Srtlgrr  Stanb  brr  Diftfragr  in  Xrutidjlonb.  Viit  flbbilbungen.  — Sidjarb  ftnbree,  Xie  tSrenjen  ber  nicbttbculfipen 
Spraipr.  Viit  einet  Horte.  — flntpropologie  ber  X'toflituiciten.  — Xieffcrfotfipungen  im  Sdiroarjen  Vielte.  — flu#  «Ben  ffrb' 
teilen.  — Sir.  3.  Xr.  Wolter  3.  Qofiman,  Wafpingtcn,  llrfacDrn  be»  gegrntoürtigru  SnbianrrltiegeS.  — Prof.  ffl.  ft. 
Witten,  Xie  Obe  jroiliprn  Slulebrrtoanblen.  III.  — ffmil  Vlapt,  Xtie  EUOgtenje  bon  Itutjip  Cfl-ftfrila  jtoijiprn  Siaffa» 
unb  Xangunila.-Ser.  Viit  Horte.  — ff.  ilaiblrr.  Oirgriiniärliget  puflonb  bei  beuljtl)cti  Ükmrinben  ant  Sübjufir  beb  Vianlc 
Sol«.  Viit  flbbllbunj.  — Siiporb  fl  norte.  Xie  iHrrnjen  ber  mrberbeutfdjrn  Stumpe-  (SdjluJ.)  — Wegwifer  )um  Sorbpot.  — 
ltitllebolei  Seife  über  ben  Pamir  narb  Hofibmit.  (Sommer  1890.)  — Btanforb  über  bie  ffntflepung  tropijiter  ffpllonr.  — ■ 
Xono  Uber  bie  Sultane  Oomaill.  — Tie  Eterblieplrit  ber  frangöfi|4Kn  solbaten  in  ben  Roloniren.  — Xer  Ifdjinut  3argon.  — • 
flu»  atlrn  ffrbleilen.  — Sr.  4.  tSuftab  Vielter,  Wuj,  gut  Bollitunbe  bet  fllprnlinbrr.  — SminonS ftnlbropologildte  ctoliflll 
tonPobtn.  — ff.  Vt.  piebte  Wjn.,  flmflrtbam,  3nbontjij<pr»  ffeutrieug.  Vlil  7 flbbilbungen.  — ffapu#  über  bie  Pieloeiberci 
in  Suffijcb'TutttRan.  — 3.  ffpolets  Seife  auf  bent  Sangpa.  Viit  Horte.  — ft.  Sauer,  Borbiluoiolt  (Bloeiolrrfibeinungen.  — 
flu|  3oponllcbc  flrt.  - Püdjtridjau  — ftu»  ollen  ffrbtpiilen.  — Dir.  5.  fllfreb  Ririppolf,  Xtinbten  unb  Steppen  im 
biluoiatcn  Xeutfrblanb.  — ffmil  Viapr,  IbrombtfipeiDlH*  Seifen  in  ijotbofien  1898—110.  Vlil  florte.  — Oluflao  Vieper, 
Ötaj,  3«'  Ooltlluube  ber  ftlpenlünber.  II.  — Rriebtid)  £.  Hraug  unb  S.  potetie  Pulafobie,  XoS  XSltomieien  bei  ben 
SUbflooen.  Wit  10  flbbilbungen.  — Prof.  $.  Poa§,  Stforrrftrr,  Vioff.,  Bin  Pefucp  in  Pitlotio  nuf  Poneouoer.  — Xie  Stbiff- 
barteit  be4  Siget.  — Xie  Pebeututtg  be»  ‘iSortei  »Tobol*.  — flub  ollen  Sebteilen.  — fir.  (I.  Pafilij  PrillonPti,  Toten' 
grbrjndte  ber  Saluten.  Sa<p  ber  rulfrlipen  CriglnoIbanbi*rlft  oon  fjriebr.  S.  Rraufi.  Viit  0 flbbilbungen.  — Ir.  Vi.  ^aben 
lanbt,  Wien,  Xie  Sitleraturen  be»  Crient».  — floifertube  fiorbfabrien.  Viit  4 flbbilbungen.  — Xr.  W.  Hobelt,  Xer  Vionoi 
See  in  Halifornien.  — Vlortbe,  Pubbbiflijrbe  fteillunbe  unb  ipr  Shrbium  in  Sibirien.  — t>.  polalomotii,  Spanifdte  Dnfirbl 
Uber  bie  Jutunft  bet  fpanifit>en  Sprarpe.  — Xa»  heutige  Xariu»  in  (Mieien.  — Xie  Ranindjrnptogr  in  Birtoria  (Huficalien).  — 
Pu»  allen  Brblrilrn.  — 9tr.  7.  Xaniel  W.  Printon,  pl)itabrtpbia , Xa4  öeibentum  im  rbrifttnbeu  ’lfulalan.  — ifriebeiOb 
P.  ^ellrealb,  Xer  lam  im  Viepte  ber  Pbllrtlunbe.  L — Rtopf  unb  ffrelimlmut  im  3nbifrben  ftritipel.  — BI  Viorro,  ein 
3nl(briftfel|en  in  Seu-Vietito.  Vlil  2 flbbilbungen.  — Xr.  ff.  Steffen!,  Sem; Vort,  Ifine  überftdjt  bet  norbameritanifitm 
Snbianerlrrege.  — Xer  Übergang  Pinna»  bom  Porrenberlcbr  jum  Viiiujtorirn.  — p.  ».  Slenin:  He  lufibiner  in  fioulafirn. 

— Ter  Xfdternofem  Suftlonb».  — Xi.  (H.  Solb,  pflonjrnr  unb  lirrmcll  uuf  ber  Cflfüflr  Suntolro».  — Xie  WermoniReeung 
bet  Vilourr  in  Cflprrufirn.  — fl.  ».  Sciblip,  Xer  Selbjlmorb  bei  ben  Xfibullbilcn.  — flu#  «Den  ffrblcilen.  — Ät.  8. 
Xr.  W.  Hobcll.  Pmegpinot  tfotjrbungrn  in  ben  «rgrntintfiben  pompa».  I.  — Xir  brabfiiptiglt  Sübpolar  ffppebition.  — 
Xir  (linpliebe  Perunflollung  ber  flbpfr  in  ffuropo.  Viit  & flbbtlbungrn.  — rfriebrirti  b.  Qrlltoalb,  Xer  Xanj  Im  iirbte 
ber  Pblterlunbr.  IL  — Salat»  unb  fHaiftrr»  Seijrn  auf  ViabagaJtar  1889— DO.  Vlil  rinrr  Rartr.  — Xr.  W.  Sicbcrl, 
Xie  Cntftebung  bet  floraneninfrtn.  — Seuc  fjaptten  jut  See  natb  Sibirien.  — $.  «reffratp,  Prtlijd)  Seu'Äuinea  1880 

— 90.  — flu»  atlm  Krbteiten.  — Sir.  I).  Dubroig  Woli*  letjte  Seife  im  Sorben  »on  Xapomr.  Viit  cinre  Harte.  — Xr.  W. 
Hobelt,  flraegpino»  Sforjepungeii  in  ben  «rgentinijilien  pampn».  II.  — Xt.  ft.  Sepfolb,  fionbon.  Xir  Pafalllnfrl  Staffa. 
Viit  8 flbbilbungen.  - Prof.  Ü-  Plumenlritt.  Spantfip'öuinea.  — Xt.  {triebt.  3.  Rraufi,  Slaoijipr  ifeurrboprer.  — 
Xiefferforftpungm  im  bftliiben  ViilltlmeeT.  — PHtperfipou.  — flu#  oBeti  ffrbleilen.  — Sr.  10.  Ponbalot»  Seife  naip  Xibri 
unb  quet  bunp  flfien  1899—90.  ffnlbrtlung  intierofiotiitber  Pultanr.  füll  jtoei  flbbilbungen  unb  einer  Rarlr.  — ftaebtrllge 
lur  Harte  bei  niebecbeulfiprn  Spraibe.  1.  Xie  nirberbcutfipr  Spraipe  in  ffraniöjifip  Jlanbein  unb  bir  Spratpgrrnjr  in  Prlgira. 
Pon  3opan  Wintler,  öoarlrm.  2.  Xir  uutrrflr  Saale  leine  Wtenir  jutifipen  'Wittel  unb  Sieberbeulfd).  Pon  fl.  Hirtpi 
poff.  — Xie  beulfipe  ff  in  in  pafibo ' fftpebitioii  unter  Harl  Peter».  Vlil  »irr  flbbilbungen.  — Xir  {farbigen  uuf  ftaitl  unb 
3amaita.  — ff r atu  HrauS,  ffinr  eleltrifdie  fllpenbapn.  — flu«  cflrn  ffrbleilen.  — flr.  11.  flbrian  Satobfcn,  florbioefl< 
omeritonifib  polpntfifipe  flnalogieen.  — ff  toiu  HrauS,  Xie  Xolinen  be»  Hatflit.  Vtil  brti  flbbilbungen.  — proi.  fferbinanb 
Plumeiilritl,  Übet  bie  ffingrborenrn  bet  3n)tl  polotuan  unb  brr  Snfrlgruppt  brt  ffolomlonen.  f.  — Xer  fytf  Pon  Siam 
unb  feine  »lillutbrftrebungeit.  Vlil  brri  flbbilbungen.  — Xie  Xibet  ober  bet  JibctV  — Xt.  ff.  VIrplil,  PorgtftpiipUiibe* 
au»  StiipenpaB.  — fl.  ».  Sepblip,  Xie  fftier  be»  fleujapr#  bei  ben  fflrufinrtn.  — Xr.  W.  Hobelt,  Sborp*  Ptfleigung  bei 
Pultan»  oon  St.  Pineent  (Weilinbien).  — flu»  allen  ffrbleilen.  — Sir.  12.  Xr.  für.  Vbolf  pauitrl»,  flnlmerpen,  Xer 
»tamifdje  Sproipflrcii.  — Soppu#  Sugr,  Xir  fftidjqueBe.  Viit  einet  Harle.  — prof.  fferbinanb  Plumenlritt,  Über  bie 
fftngeborenrn  ber  3n[el  Polatoon  unb  bet  Snfelgruppe  bet  ffnlamionen.  II.  — ff.  Halbier,  Xte  Deiipenbrrllet.  HKit  einer 
Pbbilbung.  — Silpntb  flnbree,  Xie  fflutfagm.  — flu»  oBcn  ffrbleilen.  — Sir.  13.  Xt.  ff.  »untrom  Stpullpriü, 
flntbropalogie  unb  Weidtiiple.  I.  — Xr.  3.  ö.  HlooS,  Ptaunfipitcig,  Xie  ObW'n  bei  Sliltlonb  im  ftarj-  I.  Wit  jiwi 
flbbilbungen.  — Xr.  pp.  trni,  3nbij<pe  flinbttpeirolen.  — ff.  «.  Saoenftein,  flreal  unb  Peobltrrung  flftila«.  — 
Xr.  fl.  Sauer,  Xie  «(pmariBolbgletfiper  unb  bie  üb&bilbung  bet  obmpeinifeprn  Xiefebene.  — PUipetfipau.  — flu»  oBeu 
fftbleüeu.