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Full text of "Archiv für Anthropologie, Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel"

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ARCHIV 

FÜR 

ANTHROPOLOGIE. 

XII.  BAND. 


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Holzstiche 

»ua  dem  xylötfr»phi*ch«n  Atelier 
von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn 
in  HrMtiectiweig. 

Papier 

»ui  der  mechaaltchen  J'ajuer  - Fabrik 

der  Gebrilder  Vieweg  xu  Wendhauseu 

bei  Br»uu»c))««lg. 


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ARCHIV 


FÜR 

ANTHROPOLOGIE. 

ZEITSCHRIFT 

r Cb 

NATURGESCHICHTE  UND  URGESCHICHTE  DES  MENSCHEN. 

Organ 

der 

deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Unter  Mitwirkung 
von 

E.  Desor  in  Neuenburg,  F.  v.  Hellwald  in  Canstatt,  W.  Hia  in  Leipzig, 

G.  Lucae  in  Frankfurt  a.  M.,  L.  Hütimeyer  in  Basel,  H.  Sehaaffhauaen  in  Bonn. 

C.  Semper  in  Würstrarg,  R.  Virchow  in  Berlin,  C.  Vogt  in  Genf 
und  H.  Wolckor  in  Halle, 

herausgegeben  und  redigirt 
von 

A.  Ecker  in  Freiburg,  L.  Lindenschmit  in  Mainz 
und  dem  Generalsecretair  der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft 

Zwölfter  Band. 


Mit  io  den  Text  eingedruckten  Holastichen,  vier  Lioktdrnck  tafeln,  fünf  lithograpbirten 
Tafeln  nnd  einem  Generalregister  über  Rand  I.  bis  XII. 


BRAUNSCHWEIG, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  FRIEDRICH  VIEWEG  USD  SOHN. 

1 8 80. 


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215715 


Alle  Rechte  Vorbehalten. 


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INHALT  DES  ZWÖLFTEN  BANDES. 


Bell« 

I.  Ein  Urnenfnnd  von  Erpolzheim  in  der  Pfalz.  Von  Dr.  C.  Mehlis 1 

II.  l'eber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonen  steine,  sowie  über  das  fabelhafte  Amazonenvolk 

selbst.  Von  H.  Fischer.  (Freiburg  i.  B.)  Hierzu  Tafel  I 7 

UI-  Kraniologische  Untersuchungen.  Von  Dr.  Emil  Schmidt  in  Essen  a.  d.  Ruhr.  1 29 

IV.  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  Himderacen  in  den  Pfahlbauten.  Von  Dr.  Th.  Studer,  Professor  in 

Bern.  (Hierzu  Tafel  H.) . 67 

V.  Der  Steiwhaarwirbel  (vertex  coccygeus),  die  Steissbeinglaze  (glabella  coccygea)  und  das  Steissbein- 

grübchen  (fovcola  coccygea),  wahrscheinliche  Ueberbleibsel  embryonaler  Formen,  in  der  Steiss- 
bein gegen d beim  ungeborenen,  neugeborenen  und  erwachsenen  Menschen.  Von  A.  Ecker. 
(Hierzu  Tafel  III*)  u.  IV)  I . 129 

VI.  Kraniologißchc  Untersuchungen.  Von  Dr.  Emil  Schmidt  in  Essen  a.  d.  R.  (Fortsetzung  und 

Schluss.) 167 

VIL  üeber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  Von  Alexander  Teploucboff  in 

IlliinBkoje  bei  Perm.  (Hierzu  Tafel  V u.  VI) 201 

YIIL  Neuer  Messapparat  . für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  und  von  Schädeln  oder 

Skeletten.  Von  Dr.  Gottschau  in  Würzburg.  (Hierzu  Tafel  VII) 233 

IX.  Ueber  prähistorische  Kieselwcrkzcuge.  Von  H.  Fischer  in  Freiburg  (Baden).  (Hierzu  eine  Karte 

Tafel  Vin.) 273 

X.  Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgcachichtlicher  Beziehung.  Von  Dr.  L.  Beck  in 

Biebrich  a.  Uh 293 

XI.  Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden,  von  Herrn  Virchow  den  Friesen  zugesprochenen 

niederen  Schädelformen.  Von  Obermedicinalrath  Dr.  1L  v.  1161  der  in  Stuttgart 315 

XII.  Ueber  die  Berechnung  des  Schädelindex  aus  Messungen  au  lebenden  Menschen.  Von  *Dr.  Lud- 
wig Stieda,  Professor  der  Anatomie  in  Dorpat 421 

XIII.  Die  Metallarbeiten  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  für  dio  allgemeine  Geschichte  der  Metall- 
industrie. Von  Christian  Hostmann  in  Celle  * . 431 

XTV.  Zur  nöhenmessung  des  Schädels.  Von  Dr.  J.  Gildemeister  in  Bremen 449 

XV.  Bemerkungen  über  die  Squ&ma  ossis  occipitis  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  „Torus  occi- 
pitalis“.  Von  W.  Waldeyer,  Professor  der  Anatomie  zu  Strassburg,  Elsaas.  (Hierzu  Taf.  IX, 

Fig.  1 u.  2.) 453 

XVI.  Der  Trochanter  tertius  deB  Menschen  nebst  Bemerkungen  zur  Anatomie  des  Us  femoris.  Von 

W.  Waldeyer,  Professor  der  Anatomie  zu  Strassburg,  Elsas«.  (Hierzu  Taf.  IX,  Fig.  3.)  ...  463 

XVII.  Ueber  Timur’s  (Tamerian’B)  Grabstein  aus  Nephrit.  Von  U.  Fischer  in  Freiburg  .......  469 

Kleinere  Mittheilungen. 

Die  anthropologische  Ausstellung  in  Moskau  im  Jahre  1879.  Von  Professor 
Dr.  L.  Stieda 251 


Auf  Seil*  134,  135  and  130  ist  Tafel  III  irrthümlUhenreUe  ab  Tnfrl  1 bezeichnet. 


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VI 


Inhalt* 


Referate. 

8«lt« 

L ZftiUf.hriften-  nnd  Bücharachaa. 

1 bin  6.  Ethnographisches  ans  der  neueren  Reiseliteratur.  Von  F,  Ratzel 88 

1.  Karl  Sach»,  Au»  den  Llanos.  Schilderung  einer  naturwissenschaftlichen  Roise 

nach  Venezuela.  Mit  Abbildungen.  Leipzig,  Verlag  von  Veit  u.  Comp.  1878  . . 83 

2,  A;  Rastian,  Die  Culturlander  des  alten  Amerika.  Erster  Band:  Ein  Jahr  auf 

Reisen.  Mit  3 Karten.  XV1I1.  704  Seiten.  Zweiter  Band:  Beiträge  zu  geschicht- 
lichen Vorarbeiten  auf  westlicher  Hemisphäre.  XXXVIII,  967  3.  Berlin  1878  . . 86 

8.  Max  Büchner,  Heise  durch  Jen  Stillen  Oceau.  (Breslau,  J.  U.  Kern's  Verlag 
1878),  470  S 87 

4.  Dr.  Gustav  Radde,  Director  deB  Kaukaa,  Museum*  und  der  Öffentlichen  Biblio- 

thek in  Tiflis.  Dio  ChewBaren  und  ihr  Land  (ein  monographischer  Versuch) 
untersucht  im  Sommer  1876,  Mit  13  Tafeln  Abbildungen,  vielen  Ilolzadtnitten 
und  einer  Karte.  Cassel , Ph.  Fischer  1878 90 

5.  Narrative  of  a Voyage  to  the  Polar  Sea  during  1875—7(1  in  II.  M.  Ship<t  „Alert“ 


with  NoteB  on  the  Natural  iiiBtory  ed.  by  J.  W.  Fei  Iden,  Naturalist  to  tbo 
Expedition.  London  1878.  2 Volt,  (Mit  2 Karten,  0 Photographien  und  42 

Holzschnitten.)  . . . 91 

6.  Davis,  C.  H.,  Rear  Admiral  U.  8.  N.,  Narrative  of  the  North  Polar  Expedition 
U.  8.  Ship  Polaris,  Capt  C.  F.  Hall  commanding.  Washington  1878.  896  Seiten 
mit  Iiluatr.  und  Karten .............. , . .. 31 

7.  PrähiBturigckc  EiBenschmelz-  and  tkkmkdsatiitkn  in  Mahren, Von  Df,  Heinrich 

Wank  gj  in  ffiimkfl»  HeL  von  Dr.  Deck  in  Die  brich  , B 

8.  Die  Nase.  Essai  aur  Ie  nez,  parE.D.  (Desor)  Locle,  1878.  Von  H.  Schaafl'hauson  34 

9.  Journal  de»  Mnsuum  Godcffroy.  Geographische,  ethnographische  und  naturwissen- 
schädliche  Mittheilungeü.  Hedaction:  L.  Friederichae  n.  Heft  I hi«  XIV.  Hamburg, 

L.  Friederichsen  u.  Comp.  1873  bis  1879.  Von  R.  Andree , . . 96 

10.  Adjectivcs  of  color  in  Indian  Languagc».  By  Albert  S.  Gatschct.  The  American 

Naturalist  vol,  Xill,  August  1879,  p.  475  bis  485.  Von  Dr.  R.  Andree 263 

11.  Antwort  anf  die  Abhandlung  des  Herrn  M.  Kulischer  über  das  jna  primae 
noctis  im  Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  11,  Jahrgang  1879,  S.  223  bis  229.  Von  Dr. 

Carl  Schmidt,  Landgerichte rath  tu  Colmar  im  Elisa»« 265 

12.  Replik  auf  das  Referat  des  Herrn  Dr.  Beck  in  Biebrich  über  die  Schrift  „Pr&- 

hiEluriEchu  KifimiBchmclz - und  ftuhmiedcatätten  in  Mähren14.  Yqh  Dr.  Heinrich 
Wftnkd 27Q 

13biBl6.  Mittheilungen  aus  der  anthropologischen  Literatur  Amerikas.  Von  Dr.  Eroil 

S_chm.idt_iiL..EBaen  a,  d,  Ruhr  r t ,.  t 859 

13.  Annual  reports  of  the  trustoes  of  tho  Peabody  muscum  of  american  archaeology 

and  ethnology  1868  bis  1878.  Elf  Hefte. 359 

14.  Frocecdings  of  the  Davenport  Academy  of  Natural  Science».  Yol.  I,  18G7  bis  1870. 

Vol.  11,  1,  1876  bis  1877  368 

15.  The  American  Antiquarien,  A quarterly  joumal  devoted  to  early  American  history, 
ethnology  and  archaeology,  edited  by  Kev.  Stephen  Poet,  Vol.  1,  Heft  1,  2 u.  3 . ♦ 371 

16.  The  American  Naturalist,  devoted  to  the  natural  Sciences  in  their  widcat  sense  . . . 876 

17.  Die  (.ieheimwissepschaften  Asiens.  Die  Magio  und  Wahrsagckunst  der  Chaldäer. 

Von  Francois  Lenormant,  Professor  der  Alterthumskunde  an  der  National» 
bihliothek  zu  Paris.  Autorisirte,  vom  Verfasser  bedeutend  verbesserte  und  vor» 
mehrte  deutsche  Ausgabe.  Zwei  Thcile  in  einem  Bande.  Jena,  Herrn.  Coste- 
noble,  1878.  571  Seiten  in  6°.  Treis  14  Mark,  lief,  von  F.  X.  Kraus 380 


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Inhalt. 


VII 


18.  Berichte  aus  der  russischen  Literator  über  Anthropologie , Ethnographie  und 

Archäologie  für  das  Jahr  1678.  (Nro.  1 bi»  258.)  Von  Dr.  Ludwig  Stieda,  Pro- 
fessor der  Anatomie  in  Dorpat . 382 

Antwort  auf  die  Replik  de»  Herrn  Dr.  Wankel,  Bd.  XII,  S.  270  des  Archiv»  für  Anthropologie. 

Yfln  Br»  jL  Back  ..............  . . ...............  11g 

19  hu  21  Au«  der  ykapdiDavHchen  Literatur,  Von  J.  Mestorf. 

19.  Aarhöger  f.  nordiak  Oldk.  ctc.  1878.  Heft  II  untl  III.  Verte!,  E.,  Xyere  Under- 

aögclse  angaaende  Jernaldoren  paa  Bornholm.  S.  73  bis  258.  Mit  13  Kartenskizzen, 
einem  Grundriss,  einer  Figur  in  Holaschnitt  und  7 Tafeln 513 

20.  Woraaao,  J.  J.  A.:  Aus  der  Stein-  und  Bronzezeit  in  der  alten  und  neuen  Welt. 

Archäologisch  - ethnographische  Vergleiche.  (Aarboger  1679,  Heft  IV,  S.  249  big 
357,  mit  81  Figuren  in  Holzschnitt  und  1 Tafel  in  Farbendruck.) 515 

21.  Antiquariak  Tidskrift  f.  Sverige,  Bd.  V.  lieft  2 und  3,  Bug  ge  Sophns.  Ueber 

den  Runenstein  zu  Hole  (Oatgotland) . 520 

22.  Aarsberetning  f.  1877  529 

23.  Aarsberetning  f.  1878  681 

24.  Norske  Bygninger  fraFortidon  i Tekninger  og  med  Text;  in  folio.  Heft  IX  uud  X. 

gjznsasczzzi zzzzzizzzziizzi m 

26.  O.  Caspari : Die  Urgeschichte  der  Menschheit,  mit  Rücksicht  auf  die  natürliche 
Entwickelung  des  frühesten  Geisteslebens.  Zweite,  durchgesehene  und  vermehrte 
Anflage.  2 Bdc.  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.  1877.  Von  Professor  Windel  band  633 

2 ß-  Ujfälvy  de  Mezö-Kövesd:  Le  Kohistan  le  Ferghanah  et  Kouldja  avec  un 
appendice  sur  Kachgario.  Paria  1878.  Leroux  und  Ujfälvy:  Le  Syr- Daria, 
le  Zerefscbäne  le  pays  de  sept-rivicrea  et  la  Sibcrie  occidentale.  Paris  1879. 
Leroux.  Von  L.  Fligicr 535 

27.  Chronologicftl  History  of  Planta:  Man’a  record  of  his  own  existencc  illustratod 
throngh  their  names,  uses  and  companionahip.  By  Charles  Pickering  (author 

of  „Kace  of  man“) 536 

28.  G.  Nicolucci:  Artni  ct  utcnaili  in  pietra  dcllaTroado.  — Kstratto  dal  Kendiconto 

della  Reale  Accademift  delle  Scienae  fiaiche  e mateinatiche  di  Napoli.  Anno  XV11L 
Fase.  4°.  Aprile  1879  . . 537 

II.  Verhandlungen  gelahrter  Qeaellachaften  und  Veraammlnngen. 

1.  Aua  den  Sitzungsberichten  der  niederrheiniachen  Geaellachaft  für  Naturheilkunde 

in  Bonn,  1877  und  1878  106 

2.  Aua  der  Generalversammlung  dea  naturhistorischcn  Vereins  für  die  pr.  Rheinlande 

and  Westfalen  am  22,  uiid  23,  Mai  1877  in  Münster ..  . 109 

8.  Der  internationale  adthropol.  Congres»  in  Paria.  Vom  16.  bis  21.  August  1878  . . 111 

4.  Verhandlungen  der  anthropologischen  Section  der  Association  frangaiae  pour 

r&vancemfint  dea  nciencfts. Paria  1878 118 

5.  Der  nächste,  nennte  internationale  Congreaa  für  prähistorische  Anthropologie  und 

Archäologie 121 

6.  Oeffentliche  Vorlesungen  über  Anthropologie  in  der  Fcole  pratique  de  la  FacultI 

de  Aledicine  in  Paria ,121 

7.  Die  Anthropologie  auf  der  Pariser  Weltausstellung  im  Jahre  1878 121 

8.  Deutsche  anthropologische  Veraammlnngen  im  Jahre  1879  539 

9.  Versammlung  der  anthropologischen  Section  der  Britiah  aasociation 539 

10.  Versammlung  der  Association  frangaise  poor  l’avancement  dea  Sciences  tu  Mont« 

pcllier  vom  28.  August  bis  4,  September  1879  639 

11.  Anthropologische  Ausstellung  und  anthropologischer  Congres»  in  Moskau,  eröffnet 

15.  April  1879  640 


VIII 


Inhalt. 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


I. 

UrgeBchichic  und  Archäologie.  Von  J.  11.  Möller  in  Hannover. 

Die  nordische  Literatur  (Dänemark,  Schweden,  Norwegen, 

Fiuland)  von  Frl.  J.  Mestorf. 

L 

1 

ir. 

18 

UL 

M 

IV. 

16 

3L 

16 

VI. 

18 

VII. 

19 

VIII. 

Holland  und  Belgien 

21 

IX. 

?? 

2L_ 

XI. 

28 

XII. 

Finland 

31 

XIII. 

82 

XIV. 

9? 

n. 

Anatomie.  Von  A.  Ecker 

34 

1. 

%_ 

36 

8. 

33 

in 

Völkerkunde  und  Reisen.  Von  Friedrich  Ratzel.  . . 

41 

I.  Allgemeines 

41 

1.  Allgemeine  Reiseberichte.  2.  Qoaelhch&fteu,  Versammlungen.  Mnseen.  S.  Anwei- 

sungen  und  Methoden  der  Forschung.  Lehrbücher.  4.  Culturgeschichte  und  Phi- 

losophie  der  Geschieht«?.  5.  Statistik.  G.  Physiologisches  und  Pathologische». 
7.  Nahrung*-  und  Genussmittel.  Opiumfnigo.  fl.  KUidung,  fieräthe,  Wohnung, 
Gewerbe.  0.  Krieg  und  Wallen.  10.  KunBt.  — Der  Farbensinn.  11.  Tänze  und 
Spiele.  12.  Sprache.  — Schrift.  13.  Beziehungen  zur  Thierwelt.  14.  Beziehun- 
gen zur  Pflanzenwelt.  15.  Beziehung  zu  Steinen  und  Metallen,  16.  Mythen  und 
Sagen.  17.  Religion.  16.  Aberglaube,  Wahrsagen,  Sprüche.  19.  Mimionwweaen. 
20°  Die  Familie.  — Dag  Weih.  ~ Die  Bildlichkeit.  «-  Die  Gesellschaft.  — Die 

Kolonisation.  22.  Da»  Wirth- 


n. 


Bildung.  21.  Staat  und  Hecht.  — Sklaverei.  — 

atihaftalelieii. 2a.  Yfirachicdmiei« 

Europa 


1.  Allgemeine»  . 


2.  Albanesen.  — Baaken.  — Etrusker.  — Pelasger.  — Thracier.  — Lithauer 
2a,  - Irländer  « . i , * : t • » r . i » t * t t t « i « r i • • • 


69 


69 


69 


8.  Komaneu  im  Allgemeinen.  — Rhäto-Romancn.  — Ostroinanen 60 

4.  Italiener.  — Malteser  and  Corsikaner 61 

6.  Spanier.  — Portugiesen 63 

6.  Franzosen.  — Belgier . ♦ 64 

?i  Alte  fimniMi  ZZZZZIIIIIZZZZZZIIZZIZZZZZZZZZZZZI 

8.  Skandinavier.  — Isländer Üö 

9.  Uuntadic  im  Üiich — — üZ 

10.  Deutsche  Oeaterreicher.  — Oesterreich-Ungarn  im  Allgemeinen 71 

11.  Schweizer.  — Niedtirl&ndcr ZS 

12.  Etiglauder  und  Schotten 73 

13.  Slitven  im  Allgemeinen 74 

14.  Nordslaven.  (Rassen.  — Polen,  Wenden.  — Letten.) 76 

16.  Südslavsn.  — Bulgaren 77 

16.  Griechenland  » • Z£ 

.LZi—l.ur.Kei  • • , • t » t i t f t ♦ - r t • • t ZS 


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Inhalt. 


ix 


18.  Finnische  Völker  Nordeuropa«.  — Ungarn 

19.  Zigeuner 

. . . 81 

III 

. fll 

1. 

Asien  im  Allgemeinen 

..  . 81 

2. 

Asiatische  Türkei  im  Allgemeinen 

Kleinasien.  — Cypern 

9, 

Kaukasus.  — Armenien 

4. 

Syrien,  Palästina  und  Sinai-Halbinsel 

. . . 84 

6. 

Arabien.  — Mesopotamien 

6.  Semiten  im  Allgemeinen 

...  fiß 

7.  Das  Judoutkum 

fi7 

9. 

Centralasien  im  Allgemeinen  

10. 

Tnrkestan  und  Pamir-Gebiet.  — Kaschgarien  und  Kuldscha  . . 

. . . 88 

11. 

Persien.  — Afghanistan 

12.  Die  Arier 

90 

Ifi 

. . - 90 

14. 

Tibet  und  Mongolei 

15, 

Sibirien  nnd  Amurland 

Ifi 

China.  — Die  Chine.cn  inl  Ausland 

95 

17. 

Japan.  — Korea 

1* 

19. 

Der  Malayische  Archipel 

TV 

Afrika 

1- 

Afrika  im  Allgemeinen 

? 

3. 

Algier.  — Tunis  und  Tripolis 

. . . 108 

i 

Aecrpten .....  

ft 

6. 

Oatafrika  fNördlichea) 

7. 

Ostafrika  (Südliches)  . . 

H 

»1 

10. 

Innerafrika  ira  Allgemeinen 

11. 

Innerafrika  (Nördliches)  .... 

117 

12. 

13. 

Afrikanische  ln.eln.  (Des  Westen».  — Des  Daten».) . 

Y 

1. 

Amerika  im  Allgemeinen 

? 

9 

M lttplam erik a und  Westindien 

.124 

VI 

Australien  nn<l  Polynesien 

. - 129 

1. 

Australien  und  Polynesien  im  Allgemeinen 

4 

5. 

VII 

137 


Dr.  W II  rarii-,  n in  München 


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L 

Ein  Urnenfund  von  Erpolzheim  in  der  Pfalz1).' 

Von 

Dp.  0.  Mehlis. 


Es  war  beim  Mittagsmahle  nach  der  vorletzten  Generalversammlung  der  Polliehin,  des  natur- 
wissenschaftlichen Vereins  der  Pfalz,  da  brachte  zum  Dessert  ein  Bote  eine  mächtig  bauchige  Urne, 
in  deren  Innern  eine  hübgehe  Collection  von  Schwämmen  und  Pilzen  sich  befand.  Der  Inhalt  kam 
dem  Pilzgelehrten  des  Vereins,  Herrn  Lingenfcldcr,  in  die  Hände.  Den  Urnenfund  machte  der 
Entdecker  dem  Alterthurasvercine  zu  Dürkheim  zum  Geschenke.  Bei  dem  Interesse  dieses  Urnen- 
fundes  in  verschiedener  Beziehung  folge  hier  zunächst  der  Fundbericht  des  Mühlbesitzers  J.  Werna 
au»  dem  angegebenen  Orte. 

Herr  Jakob  Kitsch  von  Erpolzheim  fand  im  October  1877  bei  seinem  Hause  nördlich  des 
östlichen  Dorfthciles  auf  schwach  südlich  geneigtem  Hange  in  der  Tiefe  von  circa  3 Fusb  — als 
Grundlage  genommen  — 13  Stück  zum  Theil  wold  erhaltene  Urnen.  — Die  ursprüngliche  Tiefe 
muss  wold  zu  4 Fusa  angegeben  werden,  da  das  betreffende  Land  früher  durch  Abtragen  etwa 
1 Fuss  tiefer  gelagert  wurde. 

In  umstehender  Zeichnung  (Fig.  1)  wurde  die  Stellung  der  Gefiisse  in  */*  natürlicher  Grösse 
und  nach  Ordnungsangabe  des  Finders  von  dem  Verfasser  wiederzugeben  versucht,  und  werde 
Folgendes  dabei  bemerkt: 

Urne  B stand  westlich  der  grossen  Urne  .4,  während  das  nur  in  Bruchstücken  vorhandene  Geföss 
C östlich  lagerte.  Die  Platte  D mit  hübsch  gewundener  Handverzierung  diente  jedenfalls  als 
Deckel,  da  das  mittlere  Stück  derselben  in  der  Urne  A den  Boden  nach  oben  kehrend  gefunden 
wurde,  während  die  Handstücke  gleich  einem  Mantel  um  den  oberen  Theil  der  Urne  A lagerten. — 
Einzelne  hier  nicht  gezeichnete  gröbere  Gelassbruchstücke  scheinen  zur  Unterlage  gedient  zu  haben. 


*)  Beim  Dorf«  (mittelalt.  fieribotesbeisn),  ß,.r>  Kilometer  östlich  von  Dürkheim,  am  Nordrande  des  lsenach- 
brache*,  bekannt  durch  mehrere  Stein-,  Metall-  und  öchädelfuude;  vgl.  d.  V’h  * Studien“.  III.  Abtkl.,  B.  43  u.  44. 
Archiv  für  Anthropologe.  B«J.  Xlt.  ] 


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i 


Dr.  C.  Mehlis, 


Von  ilijij-  in  der  grossen  und  ganz  erhaltenen  Urne  A befindlichen  nenn  Gelassen  waren  nnr 
a und  Isijüt.  'feineren  Knochenresten  gefüllt,  und  eben  solche  Reste  fanden  sieh  auf  dein  Boden  der 
gTos/ien'  Urne,  ob  dieselben  dem  gebrochenen  Gelasse  d angebört  haben,  war  nicht  fesUustellen. 

.'■.-.pie  auf  der  Vorder-  und  Hinterseite  von  a und  b stehenden  Schüsselchen  e und  d,  von  denen 
-lläs  letztere  bei  der  Durchschnittszcichnung  wegbleiben  musste,  sind  ganz  gleich  und  mit  starken 
Winden  geformt;  sie  waren  leer  und  unversehrt. 


Die  oberhalb  um  d gelagerten  vier  Schisselchen  e,  c\  d\  e"',  von  denen  die  beiden  vorderen 
e”  und  d"  ebenfalls  bei  der  Durchschnittszcichnung  wegbleiben  mussten,  haben  dünnere  Winde, 
waren  unter  sich  gleich  geformt,  aber  in  Stücke  gegangen. 


Bei  allen  in  dcr_Urnc  befindlichen  Gelassen  ging  die  ziemlich  weite  Oeffnung  nach  oben. 

Fig.  t. 


Simmtliclie  13  Geßsso  sind  soweit  möglich  zusammengesetzt,  so  dass  immer  vollständig  die 
Form  orkennbar  ist  und  dem  Dürkheimer  Alterthumsverein  nach  Wunsch  des  Finders  einverleibt. 

Wie  sich  aus  verschiedenen  Unregelmässigkeiten  auch  aus  den  nicht  immer  parallel  eingedrehten 
Ringen  annchmen  lässt,  sind  sümmtliche  Gelasse  ohne  Drehscheibe  gefertigt  und  lässt  cs  sich  bei 
o und  b durch  die  glänzend  geriebenen  unteren  Eindrücke  X und  y weiter  annchmen,  dass  diese 
Gcfusse  bei  der  Anfertigung  hier  aufgesetzt  und  mit  den  Händen  angedrflekt  durch  Drehung  ver- 
mittelst der  Hände  ihre  Form  erhielten. 

Als  ringförmige  Verzierungen  — parallele  Ringe  — finden  sich  eingedrehte  Riefen  bei  a,  b, 
d und  B. 

Die  grosse  Urne  A hat  drei  linige,  wellen-  oder  schlangcnartigc,  vom  Rande  bis  zum  Boden 
laufende  Verzierungen  aufzuzeigen. 


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Ein  Urnenfund  von  Erpolzheim.  3 

Die  Gefasse  im  Innern  der  Urne  A und  ebenso  das  aussenstehende  B sind  schwere,  wahrend 
die  Urne  -4,  sowie  C und  D eine  hellere  Erdfarbe  zeigen.  Die  grosse  Urne  zeigt  an  ihrer  unteren 
Ilülfte  Sporen  von  starkem  Feuer,  in  Folge  dessen  die  Verzierungen  theilweise  verwischt  und  die 
obere  Hälfte  auch  theilweise  geschwärzt  erscheint,  wie  auch  ein  Sprung  auf  spannenlanger  Strecke 
die  Einwirkung  deB  Feuere  bezeichnen  mag. 

Nordöstlich  der  Fundstätte,  circa  35  Schritte  entfernt,  wurden  beim  Hausbau  des  Herrn  Kitsch 
vor  etwa  25  Jahren  zwei  Gerippe  in  beträchtlicher  Tiefe  gefunden,  deren  Schädel  *)  zur  Zeit  in  den 
Räumen  der  Pollichin  zu  Dürkheim  auf  bewahrt  sind;  eine  Strecke  westlich  davon  ein  Plattengrab 
mit  sehr  grossen  Gerippen,  Thonpcrlensclmiuck  — davon  die  Hälfte  im  Alterthunisverein  — und 
einem  Schwerte. 

Was  dem  Urnenfunde  von  Erpolzheim,  schliessen  wir  aus  den  Fundobjecten  und  dem  Be- 
richte, seine  Bedeutung  verleiht,  ist  vor  Allem  die  örtliche  Lagerung.  Es  ist  auflallend  und 
verdient  für  den  Mittclrheiu  alle  Beachtung,  dass  drei  kleine,  schüsselforiuige  üefässe  mit  Knochen 
gefüllt  im  Innern  der  Graburne  mit  sechs  anderen  stehen.  Aussen  sind  befindlich  westlich  und 
östlich  je  eine  alleinstehende  Geräthurue,  wahrscheinlich  zur  Aufnahme  von  Speise  und  Trank  be- 
stimmt. Die  drei  Knochenurnen  scheinen  ein  mehrfaches  Begräbnis»  anzudeuten  — vielleicht  ein 
Familiengrab. 

Was  die  Dimensionen  der  Urnen  betrifft,  so  hat  die  Graburne  eine  Höhe  von  34  cm,  einen 
oberen  Durchmesser  von  2G  cm,  einen  unteren  von  13  cm.  Die  sechs  gleichen  Schfisselchen  haben 
einen  oberen  Durchmesser  von  14  cm  und  laufen  konisch  nach  unten  zu.  Die  Form  der  übrigen, 
sowie  deren  Dimensionen,  ergeben  sich  aus  der  genauen  Zeichnung. 

Bezüglich  der  Technik  der  Gefasse  ist  zu  bemerken,  dass  sie  sämintlich  ohne  Anwendung 
einer  regelmässigen  Drehscheibe  hcrgestellt  sind,  doch  zeigt  eine  geschwärzte  und  kegelförmige 
Vertiefung,  dass  sie,  wie  schon  II.  Wernz  bemerkt,  vielleicht  auf  einem  Holz  mit  kegelförmiger 
Erhöhung  aufgesetzt  und  mit  den  Händen  gedreht  wurden.  Die  meisten  Gefasse  bestehen  aus 
geschlemmtem  Lehm,  zeigen  unregelmässige  Brennung  und  haben  gleichmäßig  dünne  Wände. 

Von  Verzierungen  linden  sich  auf  zw'ei  kleineren  Gelassen  und  auf  der  bauchigen  Gerätli- 
urne  B eingeritzte,  parallele  Kiefen  oder  Rinnen,  die  vielleicht  schon  beim  Drehen  mit  einem  spitzen 
Stäbchen  angebracht  wurden.  Ein  ganz  singuläres  Ornament  trägt  die  Graburne  A,  nämlich  drei 
von  oben  nach  unten  laufende  wellenartige  Linien.  Es  ist  bekannt,  dass  sich  das  Wellenornaraont 
vorzugsweise  auf  den  altslavischen  Gefassen  in  Ostdeutschland  und  Russland  vorfindet.  Virchow 
bezeichnet  diese  wellenartigen  Linien  als  ein  Ilauptcharaktcristicum  der  altslavischcn  Urnen.  Auch 
auf  westdeutschem  und  speciell  rheinischem  Boden  findet  sich  jedoch  auch  da«  Wellenomament, 
so  auf  einer  Urne  von  dein  fränkisch -alemannischen  Grabfelde  bei  Schiereteni  im  Kheingau  (vgl. 
Bericht  über  die  VI.  allgem.  Versammlung  d.  U.  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.,  1874,  S.  12) 
und  auf  einem  Grabgefasse  von  einem  Reihengräberfelde  von  Kirobheim  a.  d.  Eck  (auf  letzterem 
Gefasse  sieben  parallele  Wellenlinien,  in  der  unteren  Hälfte  acht  längliche  Eindrücke  *). 


*)  Vgl.  „Studien“  III.  Abth.,  S.  44;  die  Schädel  haben  einen  Index  von  75,0  und  87,9. 
*)  Vgl.  Beschreibung  und  Fundbericht  in  der  Zeitschrift:  , Kosmos"  1879  Märzheft. 

1* 


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4 


Dr.  C.  Mehlis, 


Der  Unterschied  aber  zwischen  den  Wellenlinien  vom  alavisclicn  Gebiete  und  diesen  zwei 
mittelrheinischen,  sowie  denen  auf  der  Graburne  von  Erpolzheim,  ruht  in  der  Lage  derselben. 

Auf  den  mit  der  Drehscheibe  verfertigten  Geßssen  laufen  die  Wellenlinien  in  der  Horizon- 
tale, auf  diesem  ohne  Drehscheibe  hergestelltou  in  der  Vertieale.  Und  dieser  Umstand  erklärt 
sich  ans  der  Art  der  Herstellung  des  GefUsses. 

Während  de«  Umdrehens  auf  der  Scheibe  oder  einem  mit  einer  Erhöhung  versehenen  Brette, 
wie  bei  den  kleineren  Gefassen  von  Erpolzheim,  kann  man  wahrend  dos  Drehen s durch  Ansetzung 
eines  Stäbchens  oder  einer  Gabel  die  Wellenlinien  mit  Leichtigkeit  erzeugen.  Dagegen  die  Ver- 
zierungen der  aus  der  freien  Hand  hergestellten  Gelasse,  wie  dieser  grossen  Graburne  A von 
Erpolzheim,  lassen  sich  erst  nach  Vollendung  des  Gefasses  anbringen,  und  dann  ist  die  Verzierung 
nach  verticalen  Partien  diejenige,  die  dem  Töpfer  am  nächsten  Hegt  (vgl.  über  diese  Technik 
L.  Schneider  in  der  „Zeitschrift  für  Ethnologie“,  X.  Bd.  1878,  Verhandlungen,  S.  39  bis  43, 
sowie  M.  Much,  „über  prähistorische  Bauart  und  Ornamentirung  der  menschlichen  Wohnungen“, 
1878,  S.  27  bis  28). 

Was  aber  dem  Erpolzhcimer  Umcnfundo  vor  Allem  Wichtigkeit  verleiht,  ist  die  Analogie, 
die  ihm  mit  gewissen  ostdeutschen  und  osteuropäischen  Funden  eigen  ist.  Die  charakteristische 
Form  der  ausgebogenen  und  gerieften  kleinen  Gcräthume,  die  Schweifung  an  der  Trankurne  (B), 
die  Technik  der  Gefasst*  und  ihre  Zusammensetzung,  vor  Allein  aber  ein  Stempel  (vgl.  Fig.  2),  der 
sich  auf  der  Ausseuseite  eines  Schüsselchens  befindet,  das  sogenannte  Triquetrum  von  der  Form 
eines  griechischen  Ypsilons: 


Das  Alles  sind  Kriterien,  welche  der  Fund  von  Erpolzheim  gemeinsam  hat  mit  solchen  des 
OstenB  Europa’«.  Man  vergleiche  vor  Allem  hiermit  die  Fundo  eines  Gräberfeldes  zn  Zaborowo,  in 
Fig.  2.  der  Provinz  Posen,  das  Urnen  ganz  ähnlicher  Form,  nur  mit  reicherer  Verzierung, 
und  die  Anwendung  desselben  eigentümlichen  Stempels,  des  Triquetrums  zeigt 
(vgl.  .„Zeitschrift  für  Ethnologie“,  VI.  Bd.  1874, S.  217  bis  224  und  Tafel  XV,  be- 
ib  ■*  i sonders  Fig.  2).  Es  ist  das  die  Uroenforra,  denen  Virchow  von  ihrem  Haupt- 
fundplatze  her  den  Namen  „Lausitzer  Typus“  gegeben  hat.  Dieselben 
a.o.  zeigen  viel  Kunstsinn  in  den  Formen  und  Ornamenten,  gleich  massige  Wände, 

meist  vertieale  Anordnung  der  Verzierungen  und  vielfach  Anwendung  von 
Buckeln  und  Henkeln,  aber  keinen  Gebrauch  der  Drehscheibe,  wie  bei  den  Gefassen  des  sogenann- 
ten „Burgwalltypus“  (vgl.  Anhang  zum  n.  Bde,  der  „Materialien  zur  Vorgeschichte  der  Menschen 
im  östlichen  Europa“  von  A.  Kolm  und  Dr.  C.  Mehlis,  a.  m.  St).  Funde  solcher  Urnen  sind 
nach  Osten  bis  in  da«  Gebiet  der  Warthe  mehrfach  bekannt  (vgl.  x.  B.  „Materialien“,  I.  Bd.,  S.  211, 
Fig.  91  n.  a.  w.). 


Dass  sich  diese  analogen  Funde  liier  am  Mittelrhein  und  in  Nord  Westdeutschland  vorfindon, 
darf  den  Archäologen  und  den  Historiker  nicht  Wunder  nehmen.  Sind  es  doch  dieselben  Stämme 
gewesen,  die  am  Strande  der  Ostsee,  an  den  Ufern  von  Elbe,  Oder  und  Weichsel  Bussen,  und  die 
als  Sueven,  Alemannen,  Burguuden,  Longobarden  allmälig  in  den  Gesichtskreis  der  Geschichte 
traten.  Erstreckt  sich  doch,  um  mit  Virchow  zu  reden  (vgL  Correspondenzblatt  d.  d.  Gesellschaft 
f.  Anthropologie  1878,  Nr.  9,  S.  105),  von  den  Cimbera  bis  zu  den  Longobarden  und  Burgundern 
eine  regelmässige,  contiuuirliche  Gliederung,  die  von  der  Ostsee  an  den  Mittelrhein  und  an  die 


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Ein  Urnenfund  von  Erpolzheim.  5 

Donau  fuhrt.  Wenn  wir  dieselben  Gelasse  mit  denselben  Ornamenten  und  denselben  Stempeln  in 
dem  Lande  zwischen  Elbe  und  Weichsel,  am  Mittelrhein  und  an  der  March  (vgl.  den  Umenfimd 
von  Dr.  M.  Much  bei  Lnndenburg),  in  Böhmen1)  und  am  Mittelrhein  wahmehmen,  so  ist  das  in 
Verbindung  mit  historischen  Thataachen  ein  archäologischer  Beweis  dafür,  dass  diese  Stamme  — 
Sueven,  wie  sie  Tacitus  und  Caesar,  Strabo  und  Ptolemaeus  nennen,  hierher  in  der  neuen 
Heimath  mit  derselben  Fertigkeit  und  verbältntsstnlssigen  Kunst  ihre  Gelasse  verfertigten,  auf 
dieselbe  Art  ihre  Todten  bestatteten,  in  derselben  Weise  ihren  Sitten  und  Gewohnheiten  treu 
blieben  (vgl.  über  die  Sueven  und  ihre  Einwanderung  zur  Zeit  Caesar*«  Usinger,  Anfänge 
d.  deutschen  Geschichte,  S.  2b  bis  2GG,  des  V’s  Studien  zur  ulte&ten  Geschichte  der  Uheinlande, 
L Abth„  S.  33  bis  51). 

Ueber  die  speciclle  Zeit,  in  welche  diese  Gräber  zu  setzen  sind,  kann  man  im  Schwanken 
sein,  das  aber  mag  man  mit  Berücksichtigung  aller  einschlägigen  Verhältnisse  annehmen,  dass  sie 
vor  die  Periode  der  energischen  Cult urein Wirkung  der  Römer  fallen;  das  erste  Jahrhundert  vor 
Chr.  und  das  erste  Jahrhundert  nach  Chr.  mag  den  Zeitraum  bezeichnen,  wo  die  Besitzer 
dieser  Knochenreste  — Vangionen  oder  Nemeten  — hier  am  Mittelrhein  das  Land  bebauten  und 
das  Wild  im  Ilartgebirge  erjagten. 

*)  Vgl.  den  Fund  barlallt  von  W.  Qshorn*  über  die  Ausgrabungen  auf  dem  llradischt  in  Bübinen  »f»i»u 
1878,  I.  Ahthl.,  8.  82  bi»  39.  Die  Thonscherben,  welche  Herr  Csborne  dam  Verf.  sandte,  weisen  in  vorzüg- 
licher Art  den  Lausitzer  Typus  auf.  Näheres  darüber  wird  in  diesen  Blättern  folgen. 


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n. 

TJeber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine,  sowie 
über  das  fabelhafte  Amazonenvolk  selbst. 

Von  H.  Fischer. 

(Freibar«  i.  B.) 

Hieran  Tafel  I. 


Nachdom  durch  meine  früheren  Publicationcn  der  Nachweis  geliefert  worden,  wie  reich 
Mexiko  an  kunstvoll  geschnittenen  Figuren  aus  harten  Steinen  sei,  war  es  stets  mein  Bestreben, 
das  Vorkommen  solcher  Ueberreste  einer  untergegangenen  amerikanischen  Cultur  auch  weiter 
Büdlich  und  östlicli,  nach  den  Antillen,  nach  Mittel-  und  Süd-Amerika  zu  verfolgen.  Aus  Mittel  - 
Amerika  6tammen  u.  A.  die  schon  in  meinem  Nephritwerke  (1875)  gegebenen  Fig.  34,  35, 
pag.  31;  Fig.  42,  pag.  34;  Fig.  115,  pag.  281  *);  Fig.  121,  122,  123,  pag.  344;  Fig.  124,  pag.  345 
(wo  durch  Versehen  Mexiko  steht).  — Aus  Südamerika  findet  man  ebendaselbst  die  Fig.  9, 
pag.  26;  Fig.  18,  19,  pag.  27;  Fig.  50,  pag.  38;  Fig.  60,  pag.  45.  — Zweifelhaften  Ursprungs  blie- 
ben damals  Fig.  38  (Frosch,  Kröte  ?),  pag.  33  und  Fig.  41,  pag.  34. 

Zu  dem  Bilde  Fig.  38  (aus  dem  Genfer  Museum,  welches  ich  hier  in  Fig.  1 reproducire,  lernte 
ich  später  noch  interessante  Seitenstücke  kennen,  welchen  aber  grösstentheils  in  den  betreffenden 
Museen  ebenfalls  keine  genaue  lleimath  beigescb rieben  w ar,  nämlich  Fig.  46,  Taf.  VII  (von  Guade- 
loupe) und  Fig.  73  und  Fig.  74  auf  Taf.  VIII  a.  a.  O.  ira  Archiv,  aus  Nephrit,  Serpentin  und  Thon- 
schiefer,  beide  letzteren  jetzt  Eigenthum  des  Freiburger  Museums  (in  dieser  Abhandlung  Fig.  2, 
3,  4),  sodann  Fig.  21,  Taf.  IV  in  N.  1,  2,  Bd.  VIII  der  Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesell- 
schaft zu  Wien,  Nov.  1877,  aus  Nephrit  (hier  Fig.  5). 

In  letzterer  Zeitschrift  konnte  ich  a.  a.  O.  auf  Taf.  I,  Fig.  4,  a.  b.  auch  nach  dem  im  Münche- 
ner ethnographischen  Museum  wiederaufgefundenen  Original  die  oben  erwähnte  Fig.  60,  pag.  45 
des  Nephritwerkes  (liier  Fig.  6)  vervollständigen  *). 


*)  Hiervon  konnte  später  in  dienern  Archiv,  Bd.  X,  Heft  3,  4,  Taf.  VI,  Fig.  25,  eine  nach  dem  Original- 
■tück  selbst  rorrigirte  Abbildung  geliefert  werden. 

*)  Dieses  Ornament  stammt  von  Obydo»  an  der  Mündung  des  Kio  Trombetas  in  den  Amazoneustrom 
und  von  derselben  Stelle  bildet  Rodrigues  ein  Fisch-Idol  (Fig.  7)  ab. 


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8 


H.  Fischer, 


In  neuester  Zeit  erhielt  ich  durch  gefällige  Vermittelung  de*  Herrn  Dr.  med.  Naegeli  hier, 
beziehungsweise  durch  Herrn  Dr.  Henning  in  Kio  de  Janeiro,  mehrere  portugiesisch  geschriebene 
Abhandlungen  des  Herrn  Joüo  Barbosa  Rodrigues  in  Rio  de  Janeiro  von  diesem  Autor  selbst 
oingesaudt,  durch  welche  auf  Grund  eigener  kritischer,  an  Ort  und  Stelle  angestellter  Forschungen 
jenes  Autors  endlich  bessere  Streiflichter  auf  die  Herkunft  jener  Frosch-  (oder  Kröten-)  Idole  u.  s.  w. 
geworfen,  sowie  auch  erwünschte  Aufschlüsse  über  da*  fabelhafte  sogenannte  Amazonen  Volk  ge- 
wonnen werden. 

Es  dürften  somit  für  die  Leser  des  Archivs  einige  Notixen  über  die  Ergebnisse  von  Rodri- 
gues, welcher  den  Amazonenstrom  und  einige  Nebenflüsse  selbst  bereiste,  nicht  ohne  Interesse 
sein.  Die  eine  jener  Schriften  führt  den  Titel:  (Exploracäo  e cstudos  do  Valle  do  Amazonas.)  Re- 
latorio  sobre  o Rio  Yamundä  por  Joüo  Barbosa  Rodrigues.  Em  Commissäo  scientifiea  pelo 
Governo  Imperial.  Rio  de  Janeiro.  Typ ographia  Nacional.  1875.  8.  Mit  zwei  geographischen 

Kartenskizzen  und  drei  Tafeln  Abbildungen,  wovon  die  eine  geschnitzte  Stern-Idole,  die  zweite 
Steinbeile  und  die  dritte  verzierte  Thonscherben  darstcllt.  Die  andere  Schrift  heisst:  Ensaios  de 
aciencia  (Wissenschaft!,  Untersuchungen)  por  divereos  amadores.  I.  II.  Rio  de  Janeiro  1870.  8. 
Das  Heft  I enthält  von  J.  B.  Rodrigues:  AnliguidadeB  do  Amazonas;  Annas  e instrumentos 
de  pedra  (aus  Stein),  pag.  93  bis  125,  mit  10  Tafeln  Abbildungen,  Heft  II,  Ant.  d.  Amaz.;  Arte 
ceramica  mit  13  Tafeln. 

Von  dem  enteren  Werke  hebe  ich  ans  dem  1.  Capitel,  betitelt:  Baixo  Yamundä1)  o viüa  de 
Faro  (unterer  Yamundä  und  Stadt  Faro)  zunächst  die  Stelle  (pag.  7,  8)  hervor,  wo  der  Autor  seine 
Reise  westlich  von  der  Stadt  Obydos  (ehedem  I’auxis,  2°  s.  Br.,  zwischen  55*  und  56*  w.  I*)  nach 
der  Richtung  des  Rio  Trombetas  beschreibt.  Achtzehn  Meilen  oberhalb  der  Mündung  dieses 
Flusses  in  den  Amazonas  traf  Rodrigncs  am  Ufer  des  ersteren  auf  sehwarze  Erde  — als 
Zeichen  von  ausgerodetem  Wald  — mit  unzähligen  Fragmenten  von  Thonscherben,  welche  gleich- 
sam Schichten  bildeten  und  ihm  den  Beweis  lieferten,  dass  hier  vor  langen  Jahren  Ansiedelungen 
von  Indianern  gewesen  sein  mussten;  ausserdem  fand  er  dort  noch  jenes  obenerwähnte  Stein-Idol 
(Fig.  7)  (sogenanntes  Muiräkitan,  über  welchen  Namen  weiter  unten  Näheres).  Daseihst  wohnten 
nämlich  die  Indianer,  welche  mit  ihren  Weibern  den  Orellana  angritfen,  als  er  1541  von  Peru 
herabstieg;  denn  nach  Tradition  und  Geschichte  sei  es  dieses  Volk  gewesen,  welches  sich  solches 
Stcinschmnckes  bediente,  den  sich  jetzt  auch  unser  Autor  zum  Leitstern  nahm.  Nur  in  dieser 
Gegend  des  Amazonas  sind  solche  geschnittene  Steine  unter  den  Fragmenten  von  Thuuwaarcn  ge- 
funden worden,  welche  das  Wasser  alljährlich  bioslegt.  Dies  genannte  Ufer  des  Amazonas  heisst 
Costa  do  Parii,  indem  dahinter  der  See  gleichen  Namens  liegt. 

Rodrigues  beschreibt  dann  (pag.  30  ff)  ganz  genau  die  Stelle,  um  welche  cs  sich  bei  der 
Erzählung  von  den  fabelhaften  Amazonen  handelt,  und  ich  habe  im  Hinblick  auf  das  Interesse, 
welches  die  genannte  Gegend  deshalb  bietet  und  mit  Rücksicht  auf  die  Seltenheit  dieser  portugie- 
sischen Schrift  auch  die  betreffende  Stelle  der  Karte  (Fig.  8)  hier  copiren  lassen.  Zur  Oricntirung 
bemerke  ich  noch,  das*  auf  jeder  nur  cinigonnaasscn  ausführlichen  Karte  von  Brasilien  der  Lago 
de  Faro  zu  finden  sein  wird. 


t)  Nebenfluss  des  Amazonenstromes  westlich  vom  Trombetas;  auf  einigen  Kurten  auch  Neamunda  genannt.  . 


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9 


Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc. 

Rodrigues  erzählt  Meine  Reise,  wie  folgt:  „Indem  ich  den  Uuinchä  verlies»,  welcher  darch 
den  die  Gewässer  kräuselnden  Ostwind  Mehr  ansgetieft  ist,  fuhr  ich  längs  dem  linken  Ufer  des 
Yamundä  hin,  und  an  der  Bucht  von  Poco  und  Matapy-cunhan  vorbei,  welche  rings  von  Sand- 
bänken und  Niederungen  umgeben  sind,  die  sich  zu  der  Ebene  von  Uäincliä  vereinigen.  Den  Wind 
benutzend  setzte  ich  mit  einiger  Gefahr  nach  dem  rechten  Ufer  über,  welches  vom  linken  ungefähr 
drei  Meilen  entfernt  ist  und  sich  zu  einem  Gebirge  erhebt,  welches  heutzutage  Pir6ca  heisst,  vor 
nicht  vielen  Jahren  aber  Yacy-tapere  und  noch  früher  Itacamiaba  genannt  wurde. 

„Ich  war  nun  in  dem  berühmtesten  Gebirge  des  Amazonas-Thaies,  nämlich  da,  wohin  sich 
nach  den  alten  Missionären  und  Geschichtschreibern  die  fabelhaften  Amazonen  alljährlich  begaben, 
um  mit  ihren  Liebhabern  zusammenzutreffen,  und  wo  sie  — dem  spanischen  Pater  Acunä  zufolge 
— auch  hausten.“ 

Uodrignes  äussert  sich  nun  zunächst  auch  über  den  Namen  Itacamiaba,  den  jenes  Ge- 
birge fuhrt  Derselbe  datire  nicht  aus  dem  Lande  selbst,  wie  so  viele  andere  an  demselben 
nasse,  auch  sei  er  nicht  von  dem  Stamme  gegeben,  welcher  zur  Zeit  der  Reise  Orellana’s  hier 
verweilte,  ebenso  wenig  von  den  heidnischen  Stämmen,  welche  diesen  nachfolgten ; er  gehöre  viel- 
mehr einer  weit  späteren  Periode  an  und  sei  einzig  in  der  Absicht,  um  eine  gewisse  Fabel  sich 
forterben  zu  lassen,  durch  die  Missionäre  erfunden,  nachher  aber  durch  die  (von  den  Jesuiten 
geschaffene)  lingua  geral  (von  generalis)  wirklich  landesüblich  geworden.  O roll  an  a begegnete 
dem  betreffenden  Stamme  im  Jahre  1541,  die  lingua  geral  sei  aber  viel  späterer  Entstehung,  und 
der  erste,  welcher  diese  Sprache  mehr  in  Aufnahme  zu  bringen  begann,  wäre  Jose  de  Anchieta, 
welcher  1553  in  Brasilien  landete  und  seine  desfallsige  Grammatik  verfasste,  nachdem  er  die  Tupi- 
Sprache  gelernt  hatte.  Acunä  stieg  1639  den  Amazonenfluss  herab,  zu  einer  Zeit,  da  die  civili- 
airten  Indianer  Bich  bereits  anschickten,  die  lingua  geral  zu  lernen. 

Der  Name  Itacamiaba  lasse  bei  gleicher  Etymologie  zweierlei  Deutungen  zu,  welche  uns 
gleichermaasBcn  an  die  Gebräuche  der  „ Amazonen“  erinnern  und  welche  nur  durch  civil  isirte 
Leute  bezweckt  sein  konnten,  die  sich  bei  jenem  Volke  in  Gunst  setzen  wollten.  Das  Wort  ist 
nach  Rodrigues  eine  Abkürzung  oder  vielmehr  Corruption  aus:  Ita  (=  Stein),  caä  (=  Wald), 
tneen  (=  geben)  und  äua,  was  ein  Anliangswort  wäre;  dies  gäbe  also  Itacümenaba,  oder  Itacu- 
mcaba,  woraus  später  Itacamiaba  wurde.  Nicht  streng  wörtlich  übersetzt  würde  dies  heissen:  ein 
Stein  im  Wald,  Gebüsch,  ob  welchem  sie  sich  ergeben,  oder  aber:  Gabe  des  Steins  vom  Wald. 

Von  diesen  zwei  Uebersetzungen  bezieht  sich  die  erstere  auf  den  Gebrauch,  welchem  zufolge 
die  Amazonen  sich  einmal  im  Jahr  den  Guacurys  im  Gebirge  hier  ergaben,  und  die  zweite  ginge 
auf  einen  anderen  Gebrauch,  den  sie  ebenfalls  hatten,  den  nämlich,  denselben  (d.  lu  den  Guacurys) 
Schmuckstücke  — Muirukitana  — aus  Stein  zu  geben,  wenn  sie  sie  besuchten,  wie  der  Pater  J. 
M oraes  in  seinen  Memoria»  erzählt,  „wonach  die  Amazonen weibor  sie  (nämlich  die  Steine,  wor- 
aus die  Schmucksachen  gefertigt  wurden)  den  Männern  schenkten,  welche  eiumal  im  Jahre  kamen, 
um  sich  mit  ihnen  abzugeben“. 

Man  Bebe,  sagt  Rodrigues,  das«  nicht  ein  Volk,  das  hier  lebte,  von  sich  aus  den  Namen 
Icamiabas  führte;  der  letztere  sei  auch  jetzt  völlig  aus  dem  Gedächtnis»  der  Eingeborenen 
verschwunden,  lebe  nur  noch  in  den  Büchern;  heute  habe  sich  für  die  betreffende  Gegend  nur 
die  Bezeichnung  Yacy-tapere  oder  Piro  ca  erhalten.  (Icamiabas  = Abkürzung  für  Itaeainiaban.) 

In  Fortsetzung  seiner  Reise  am  Yamundä  hinauf  kam  Rodrigues  (a.  a.  O.,  pag.  34)  zu  dem 
A«hl»  fcr  Anthropologie-  Bd.  XII.  2 


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10 


H.  Fischer, 


berühmten  Lago  Y aeyuaruä,  welcher  auf  seiner  Karte  als  zunächst  ober  dem  Lago  Faro  eingetragen 
ist  (vgl.  Fig.  8 unserer  Tafel).  Jener  entere  See  sei  nun  ausser  der  oben  angeführten  Costa  do 
Paru  die  zweite  Localitat,  wo  nach  der  Tradition  sich  Muirakitans  (Steiaschnilzereien)  Hilden 
Und  wo  sie  auch  fabricirt  wurden. 

Zwei  Legenden  eursiren  bei  den  Eingeborenen  bezüglich  ihrer  Anfertigung  und  ihres  Vor- 
handenseins. Die  eine  lautet  so:  An  der  Quelle1)  des  Yamunda  liegt  ein  schöner  See,  genannt 
Yacyuarua,  der  durch  die  Amazonen  dem  Mond  geweiht  war.  In  einer  gewissen  Phase  desselben 
und  zu  eiuer  bestimmten  Jahreszeit  versammelten  sich  die  Amazonen  im  Umkreis  am  See,  um  dem 
Mond  und  der  Mutter  der  Muirakitans  *)  zu  Ehren  ein  Fest  zu  feiern.  — Etwelche  Tage  nach  dem 
andauernden  Feste  der  Sühne,  wenn  sich  die  Oberfläche  des  Sees  glatt  und  wellenlos  zeigte  und 
der  Mond  sich  in  ihm  spiegelte,  warfen  sich  die  Amazonen  in  das  Wasser  auf  dessen  Grund,  um 
aus  der  Hand  der  Mutter  der  Muirakitans  die  Steine  so  gestaltet  zu  empfaugen,  wie  sie  sie  wünsch- 
ten, zwar  noch  woicli,  jedoch  alsbald  erhärtend,  sobald  sie  aus  dem  Wasser  kommen.  Diese  Steine 
wurden  nachher  den  Männern  geschenkt,  mit  welchen  die  Amazonen  sich  in  Verkehr  setzten. 

Eine  andere  Lesart,  welche  Rodrigues  von  einigen  alteu  Uaboys  (Volksstamm  am  Yamunda) 
vernahm,  geht  vollends  noch  starker  in  das  Fabelhafte.  Dieselben  ineinten,  die  Muirakitans  ver- 
weilen lebendig  im  See,  von  wo  die  Weiber  sie  zu  holen  wissen.  Hierzu  sei  es  aber  nöthig,  einen 
Theil  des  Körpers  zu  verwunden,  einen  Tropfen  Blut  ins  Wasser  zu  vergiessen  und  zwar  über  den- 
jenigen Stein  hin,  welchen  sie  zu  besitzen  wünschen;  die  Muirakitans  blieben  dann  stehen  und  seien 
leicht  zu  haschen  s).  Mit  ihnen  entschädige  alsdann  eine  Mutter,  welche  eine  Tochter  gehabt,  den 
Vater!  Daher  noch  heute  dort  der  allgemeine  Glaube,  dass  diese  Steine  belebt  seien. 

Ausser  Zweifel  steht  es  bei  Rodrigues,  dass  die  Muirakitans  hie>  und  an  der  Costa  do 
Parii  (s.  S.  8)  eigentlich  allein  ursprünglich  zu  finden  seien.  (Von  daher  stammen  Fig.  0,  10.) 
Wenn  man  nämlich  auch  am  Lago  Verde4)  — beim  Alter  do  Chao  am  Topajos-Fluss  — gleich- 
falls solche  angetroffen  habe  (Fig.  12),  so  seien  dies  verschleppte  Exemplare  gewesen,  worüber 
weiter  unten  Näheres.  — Das  von  Rodrigues  in  jenem  See  Yacyuarua  entdeckte  Stuck  (Fig.  13 
&.  b.)  wurde  von  den  Einwohnern  als  eine  Kröte  darstellend  erachtet,  jedenfalls  scheint  der  Künstler 
eine  solche  damit  haben  versinnlichen  zu  wollen. 

Diese  Figur  ist  es  auch  vor  Allem,  welche  mein  lebhaftes  Interesse  in  Anspruch  nimmt,  erst- 
lich weil  wir  nun  doch  einmal  eine  Steinsculptur  mit  genau  constatirter  brasilianischer  Heimath  vor 
uns  haben,  welche  mit  den  früher  von  mir  abgebildeten  und  hier  (Fig.  1 bis  5)  reproducirten  Stein- 
Idolen  sehr  nahe  übereinstimmt  und  demnach  auch  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  für  diese  letzte- 
ren, deren  Abstammung  zum  Tbeil  nicht  bekannt  war,  auf  eine  Abkunft  aus  der  gleichen  Gegend 
hin  weist. 

*)  Diese  Anschauung  der  Indianer  ist  insofern  irrig,  als  der  Lago  Yacyuarua  dem  Einflüsse  des  Yamunda 
in  den  Amazonas  viel  näher  liegt,  alB  dem  Quellgebiete  dos  erstereu. 

a)  Muiräkitan  kommt  im  indianischen  Idiom  von  MuJra,  Holz,  Stock  und  Kytan,  Knoten,  wegen  der  Aehn- 
liclikeit  mit  Harzen  (die  an  Bäumst ämmen  hervorquellen).  (Ist  dabei  wohl  au  dereu  Farbe  gedacht?  Fischer.) 

*)  Wenn  wir  erwägen,  was  unser  deutsches  Volk,  von  gewissen  Seiten  angeleitet,  trotz  aller  hohen  Cultur 
noch  heute  Haarsträubende*  glaubt,  so  wolleu  wir  mit  den  guten  Indianern  am  Yamunda  nicht  zn  hart  in's 
Gericht  gehen,  wenn  sie  siel»  von  Generation  zu  Generation  jene  Fabel  fortan  noch  aufbinden. 

4)  Auf  der  Tafel  von  RodrigneB  ist  auch  ein  Stück  (Fig.  II)  als  am  Lago  Curumu  entdeckt  bezeichnet, 
welchen  Ort  ich  aber  weder  im  Text  näher  erörtert,  noch  auf  der  Karte  bis  jetzt  Anden  konnte. 


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Heber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  11 

Zweitens  ist  ober  auch  die  ganz  gleiche  Art  der  Durchbohrung,  wie  wir  sie  bei  den 
mexikanischen  Idolen  beobachten,  von  hoher  Bedeutung;  ich  werde  mich  hierüber  weiter  unten 
näher  lüstern. 

Heber  das  Volk  der  Icamiabas  cursiren  nach  Rodrigues,  Capitel  II,  S.  50,  bei  den  In- 
dianern zwei  Versionen,  wobei  dieser  sich  fragt,  ob  man  denselben  denn  schon  deswegen  Glauben 
schenken  müsse,  weil  sie  dieselben  erzählen?  Was  La  Condamine  dort  hurte,  seien  ebenso  gut 
Fabeln  gewesen,  wie  jene,  welche  die  spanischen  Missionäre  dem  Gedächtnis»  der  Indianer  ein- 
zuprägen  suchten,  um  die  Thaten  ihres  (spanischen)  Landsmanns  zu  verewigen  und  »eine  Mängel 
zu  bemäuteln.  Deshalb  hätten  sie  sich  der  Romantik  bedient,  um  deren  Aufmerksamkeit  desto 
besser  zu  fesseln. 

„Nach  der  Angabe  von  Acuna  sagten  die  T u p in  arabas,  sie  nennen  Bich  Icamiabas.  Wie 
sollten  sie  aber  in  der  lingua  geral  einen  Namen  haben  können,  der  auf  ihre  Gebräuche  hin- 
wei»t,  wenn  sie  nicht  mit  Civilisation  in  Berührung  gekommen  wären  und  wenn  sie  auf  dem  Hoch- 
gebirge von  Guyana  gelebt  hätten?!  Wenn  die  Tupinambäs  nicht  rnit  ihnen  selbst  verkehrten, 
sondern  mit  anderen,  die  ihrerseits  mit  jenen  Handel  trieben,  so  hatten  diese  ihnen  den  Namen  des 
Stammes  zu  geben.  Welcher  war  es  aber?  Icamiaba  ist,  wie  oben  erwähnt,  ein  auf  einen  ihrer 
Hauptgebräuchc  hinzielendes  zusammengesetztes  Wort.  Wer  den  Tupinambäs  den  Namen  Ica- 
miabas  beilegte,  musste  die  Geschichte  von  Orollana  kennet!,  oder  aber  jene  brachten  diese  schon 
einunddreissig  Jahre  in  der  Welt  cursirende  Tradition  vom  Süden  mit. 14 

Bekanntlich  seien  die  Tupinambä»,  welche  nach  dem  Amazonas  auswanderten,  ein  Theil  des 
Stammes  gewesen,  welcher  am  Cabo  Fr  io,  östlich  von  Rio  de  Janeiro  (23°  ».  Br.,  42°  w.  L.,  also 
etwa  20  Breitengrade  südlicher)  wohnte. 

„Nachdem  etliche  französi»ehe  Rheder,  welche  dort  Handel  trieben,  W affen  unter  sie  ausge- 
theilt  hatten,  griffen  sie  aus  altem  Hans  gegen  die  Portugiesen,  wovon  sie  1540  auf  der  Insel  Ita- 
parica  (bei  Bahia,  13°  s.  Br.)  Probe  abgelegt  hatten,  die  neue  Stadt  S.  Sebastian  (nahe  24°  s.  Br., 
45°  w.  L.)  an.  Der  Gouverneur  von  Bahia,  Antonio  Salema,  rückte,  hiervon  benachrichtigt,  mit 
200  Portugiesen  und  700  indianischeu  Hßlfatruppen  gegen  sie  an,  jedoch  ohne  Erfolg,  da  die  gut 
verschanzten  Tupinambäs  den  Belagerern  grossen  Schaden  zufügten.  Salema  sah  sich  genöthigt, 
mit  den  Franzosen  zu  verhandeln,  welche  darauf  die  Indianer  entwaffneten.  Hieran  knüpfte  gich 
dann  eine  x)  Scene  des  Cannibalismu»,  indem  die  Tupinambäs  wehrlos  den  portugiesischen  Kugeln 
ausgesetzt  wurden,  welche  ohne  Mitleid  Acht-  bis  Zehntausend  derselben  als  Leichen  auf  dem 
Schlachtfeld«!  Hessen!  Der  Rest  dieses  schönen  Stammes  zog  sich  alsbald  (etwa  um  da»  Jahr 
1572)  in»  Innere  zurück  und  stieg  gegen  die  Quellen  des  Madeira  hinauf.  Al»  hier  wegen  Ver- 
mehrung der  Kopfzahl  die  Ernährung  schwierig  wurde,  trennten  sie  sich;  einige  wunderten  tiefer 
an  jenem  Flu»s  herab  und  Hessen  »ich  an  der  sogenannten  Amazoneuinsel  nieder,  da  wo  heutzu- 
tage Villa  bella  (oder  Cidade  de  Matto  Grosso,  15°  s.  Br.,  60°  w.  L.)  Hegt  weshalb  letztere  Stadt 
nachher  auch  den  Namen  Tupinamhäranas  erhielt-  Siebeuzig  Jahre  nach  dieser  Begebenheit  pas- 
sirte  dann  Pater  Acuna  die  betreffende  Gegend. 

„Wenn  cs  keine  Fabel  wäre,  wenn  die  Tupinambäs  mit  den  Itacamiabas  Handel  getrieben 
hätten,  so  müsste  die  Bestätigung  leicht  wordcu,  weil  jener  „Berg  von  erstaunlicher  Höheu 


l)  Von  Christen  ausgeführte.  (Fischer.) 

2* 


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12 


H.  Fischer, 


und  der  Itacaniiaba  zwei  Tagereisen  von  dem  Punkte  entfernt  liegen,  an  welchem  die  Tupinumbas 
waren.  Ueberdies  fuhrt  ein  Stamm  immer  »einen  Kamen  in  derjenigen  Sprache,  welche  er 
spricht.4* 

„Als  einen  «ehr  überzeugenden  Beweis,  welcher  Anhänger  für  seine  Ansicht  gewann,  brachte 
La  Condainine  etwas  nach  Europa  mit  Es  war  dies  der  berühmte  grüne  Stein,  welchen  die 
gesammte  Tradition  dem  uneigentlich  mit  dem  Kamen  Icatniabas  benannten  Volke  zugehöron  lässt 
Ich  glaube,  sagt  Rodrigues,  dass  der  betreffende  Stamm  sich  dieser  Schmucksteine  bediente, 
weil  ich  vermöge  des  Studiums,  welches  ich  über  denselben  anzustellen  mich  bemühte,  Belege  da* 
für  in  Händen  habe.“ 

„Jene  Schmucksteine  haben  verschiedene  Kamen  geführt;  bei  den  Tapuyos  waren  sie  als 
Muiräkytan  bekannt,  die  Uaboys  oder  Yamundäs  nannten  sie  in  ihrer  Mundart  aliby.“ 

„Ein  Abkömmling  der  Yamundas  oder  der  Topayos  oder  eine  alte  Tapuya,  welche  ein  solches 
Ornament  als  Erbstück  von  ihren  Vätern  besitzt,  bewahrt  es  wie  einen  theuren  Schatz  und  ver- 
birgt es  am  Busen,  verweigert  einem  anderen  dessen  Besitz,  zeigt  es  sogar  ungern  und  verkauft  es 
um  kein  Geld  *).  Sic  legen  ihnen  erdichtete  Kräfte  bei,  glauben  dass  sie  Leben  besitzen,  vor  ge- 
wissen Krankheiten  bewahren,  \vio  z.  B.  vor  Epilepsie,  Halsbräune,  Kolik  u.  s.  w.  Es  ist  ein  wahr- 
hafte» Amulet.  “ 

Hier  ergeht  »ich  dann  der  Verf.  in  Betrachtungen  über  Amulete,  mit  Rücksicht  auf  das  Licht, 
welche»  ihr  Studium  auf  die  primitive  Race  Brasiliens  nnd  auf  Beziehungen  der  amerikanischen 
Urbevölkerung  zum  Orient  werfen  könne.  Ich  kann  diesen  Punkt  hier  übergehen,  da  ich  in 
meinem  Nephritwerke,  pag.  22,  23,  38,  90,  117,  164,  200,  216,  230,  237,  279,  300,  327,  339,  340, 
358  ihn  ausführlich  behandelte.  Rodrigues  seinerseits  (pag.  52)  erinnert  an  die  Amulet-Colliers 
der  Aegypter,  das  Phylacterion  der  Griechen,  das  Amuletum  der  Römer,  die  gleichfalls  mit  dem 
Aberglauben  an  Heilung  von  Krankheiten  verknüpft  waren,  und  hebt  als  unleugbar  hervor,  dass 
in  Brasilien  die  Muiräkytans  als  archäologische  Denkmäler  im  allerhöchsten  Werth  und  An- 
sehen stehen. 

Dieselben  beweisen  jedoch  nach  seiner  Ansicht  gleichwohl  keineswegs,  dass  es  Amazonen  ge- 
geben habe,  wohl  aber,  dass  der  von  Orcllana  angetroffene  Stamm  unter  seinen  Gebräuchen 
einen  hatte,  welcher  auf  Berührungspunkte  mit  dem  heidnischen  Alterthum  des  östlichen  Europa 
hindeute. 

„Vermöge  einiger  von  La  Condamine  nach  Europa  mitgebrachter  Exemplare  verbreitete 
sich  der  Glaube  an  ihre  Heilwirkung  auch  dorthin*),  wo  sie  gegen  Epilepsie,  Kolik,  Nieren - 
schmerzen  etc.  angewandt  wurden,  daher  der  Name  Nephrit,  Nierenstein.41 — Rodrigues  citirt  hier 
den  auch  von  mir  (Nephritwerk  pag.  125  Aum.)  angeführten  Brief  von  M.  de  Voiture  ä Mllc. 


J)  Genau  dasselbe  erzählte  v.  Martius  (vgl.  mein  Nepliritwerk  pag.  200)  von  einem  Indianer,  den  er  an 
der  Villa  de  Sylves  in  der  Gegend  de*  Madeira-Flusse»  (eines  südlichen  Zuflusses  zum  Amazonen  ström,  tätlich 
vom  Rio  Negro)  begegnete,  and  der  ein  länglich- viereckiges  Amulet  au»  Amazonenstein  am  llalse  trug,  der 
Beschreibung  «ach  vollständig  übereinstimmend  mit  einem  solchen,  welche«  im  Berliner  Museum  liegt,  von  mir 
schon  im  Nephritwerk  png.  38,  Pig.  30  abgebildet  nnd  hier  in  Fig.  14  reprodneirt  ist. 

*)  Bodrigue»  ist  demnach  geneigt,  den  Glauben  an  Heilkräfte  der  Muiräkytans  als  bei  den  Indianern  ur- 
sprünglich entstanden  anzune  Innen,  während  der  Spanier  Uernandez,  welcher  in  der  zweiten  Hallte  des 
16.  Jahrhunderts  Mexiko  bereist«  (vgl.  mein  Nephritwerk  pag.  8.3  und  93  bi*  94  Anmerkung),  wenigsten»  be- 
züglich der  Mexikaner  ausdrücklich  bemerkt,  das»  vor  der  Ankunft  der  Spanier  diese  geschnittenen  Steine  ihnen 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  13 

Pa  ulet,  ferner  eine  Schrift  von  dem  Jesuiten  Jose  de  Moraee  (deren  Titel  ist  von  ihm  pag.  33 
und  55  bloss  mit  „Memorias  do  Maranhuo“  ohne  Jahreszahl  angeführt),  der  von  grünen  Nephrit* 
steinen  spreche,  welche  von  Anderen  als  Amazonensteine  bezeichnet  würden,  endlich  die  (von  mir 
a.  a.  O.,  pag.  115  sub  1684  angezogene)  Flugschrift,  worin  der  Name  „Pierre  divine“  zum  ersten 
Male  erscheint. 

Heutzutage,  sagt  Rodrigues,  seien  diese  Stein -Idole  in  Brasilien  überaus  selten  ge- 
worden *).  Dass  sie  aber  an  der  Stelle  der  Küste  deB  Amazonas,  welche  Costa  do  Parii  (Parü- 
Küste)  heisst,  und  am  unteren  Yamunda  Seitens  des  Volksstammes,  welchen  Orellana  Amazonen 
oder  leamiabas  nannte,  im  Gebrauch  waren,  ist  für  ltodrigues  vermöge  der  — wie  oben  er- 
wähnt — von  ihm  am  See  Yacyuaruä  gemachten  Funde  solcher  Steinfiguren  mitten  unter  Thon- 
scherben jener  alten  Bevölkerung  ausser  Zweifel  gesetzt,  und  dass  sie  dort  nicht  bloss  getragen, 
sondern  auch  fabricirt  wurden,  das  geht  für  ihn  mit  Sicherheit  daraus  hervor,  dass  er  noch 
kleine  Stückchen  und  Fragmente  von  der  Stein art,  woraus  sie  gefertigt  waren,  mitten 
unter  den  genannten  Scherben  von  Thonwaaren  fand  *). 

Die  Connrys,  welche  sich  später  dort  niederliessen,  so  wie  die  Uaboya  begannen  dann  eben- 
falls sich  derjenigen  Steinacnulete  zu  bedienen,  welche  sie  an  jenen  Orten  fanden,  wussten 
aber  nichts  über  deren  Herkunft  und  betrachteten  sie  sonach  schon,  sowie  noch 
heute,  als  Talismans. 

Die  eine  oder  andere  solche  Steinfigur  erscheint,  jedoch  höchst  selten,  auch  am  Lago  Verde 
(beim  Alter  do  Chiio  am  Rio  Tapajös*),  weshalb  letzterer  dereinst  auch  den  Namen  „Aldeo  de 
Pnerary  (indianisch)  erhielt,  was  später  in  Borary  verstümmelt  wurde;  portugiesisch  wäre  das 
gleich  Rio  de  Contaa,  = Perlenschnur-Fluss,  d.  h.  wobei  Rosenkranzpcrlen,  Collicrperlen  gemeint 
sind.  — Eine  120  Jahre  alte  Tapajosfrau,  der  letzte  Rest  dieses  schönen  Stammes,  erzählte  Kodri- 
gues in  der  Stadt  Santarem  (zu  allernächst  der  Tapajösmündung),  dass  als  sie  jung  war,  die 
Tapuyua  (Tapajös)  sich  jährlich  zum  Yamunda  begaben  und  Landesproducte  initnahmen,  um  sie 


nur  „ornamenti  et  lusu*  gratis  fuixsant  haod  aliter  ac  aurum  et  argentum  (ai  quod  eo  tempore  erutnm 
erat),  cochleae  ac  pennae*.  Ich  habe  dort  schon  darauf  hingewieaen,  das«  die  Originalnamen  mexikanischer 
Pflanzen  doch  auch  schon  auf  Heil  Wirkungen  Hinweisen.  Sollte  alao  nicht  vielleicht  schon  lange  vor  Ankunft 
der  Europäer  in  Amerika  ein  Verkehr  der  Völker  am  Amazonas  and  in  Mexiko  bestanden  halten,  und  die  viel 
grössere  Anzahl  solcher  8tein-Ido)e  in  Mexiko  und  ihre  höher«  Vollendung  gegenüber  den  brasilianischen  nicht 
so  aufzufassen  sein,  dass  Mexiko  der  Ausgangspunkt  für  die  Kunst  der  Brasilianer-Idole  gewesen  wäret 
Rodrigues  äussert  sich,  soweit  ich  bis  jetzt  seine  Schriften  zu  lesen  Zeit  fand,  über  diesen  Punkt  gar  nicht, 
möglicherweise  weil  ihm  von  den  Mexikaner-Idolen  nichts  vorlag.  Unterdessen  sind  meine  Abhandlungen  nun 
nach  Brasilien  gelangt. 

*)  Es  lässt  sich  das  jetzt  leicht  begreifen,  da  (vgl.  mein  Nephritwerk  pag.  124  bis  126)  Barrfcre  und  La 
Condamine  dasselbe  schon  vor  130  Jahren  von  ihren  Reisen  allda  meldeten.  — Wird  nun  wohl  uueh  einmal 
der  Tag  anbreebeü,  wo  in  Europa  diese  Reste  einer  untergegangenen  amerikanischen  Cultur  von  den  Forschern 
wenigstens  annähernd  derselben  Aufmerksamkeit  gewürdigt  werden,  wie  z.  B.  die  ägyptischen  8tein-,  Email- und 
Bronzeflgurent!  "Wenn  übrigens  in  der  That  jener  Tag  einmal  kommen  sollte,  so  werden  «ich  freilich  diejenigen 
ethnographischen  und  archäologischen  Museeu,  welche  sich  rechtzeitig  um  solche  .unansehnliche  Dinge*  um- 
gesehen  haben,  mit  Recht  — vollends  im  Hinblick  auf  die  obigen  Aussprüche  der  Reisenden  — sagen  können: 
lieati  poasidentesl 

*)  Die  von  letzteren  auf  einer  besonderen  Tafel  gegebenen  Abbildungen  in  der  Schrift  von  Rodrigues  zeigen 
recht  hübsche,  zierliche,  Cast  ausnahmslos  schief  winkelige  Ornamentik,  jedoch  auch  horizontale  Parallel-Linien 
and  concentrische  Kreise. 

*)  Ich  finde  diese  Stelle,  Alter  do  Cham  geschrieben,  auf  meiner  Karle  ganz  nahe  der  Mündung  de«  Tapajös 
in  den  Amazoneuttrom  angegeben. 


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14 


H.  Fischer-, 


für  diese  Steinfiguren  einzutauschen,  welche  sie  dann  mit  religiösem  Aberglauben  trugen.  Sie 
selbst  hatte  noch  eine  solche  am  llalso  hängen,  zu  deren  Abgabe  sie  aber  nicht  au  überreden  war. 

Rodriguea  nimmt  dieser  Mittheilung  zufolge  an,  dass  eben  zur  Zeit  der  Cunurys  sich  diese 
Steine  dann  in  andere  Gegenden  ausbreiteten.  Nach  H.  de  la  Borde1)  bedienten  sich  auch  die 
Caraiben  derselben.  „Elles  portent  aussi  des  Colliers,  mais  de  gros  grains  de  crystal  et  de  pierres 
vertes,  qui  viennent  de  terre  ferme  *),  vor»  la  riviöre  des  Amazones  et  qui  ont  la  vertu  de  guerir 
du  haut  mal  (Epilepsie),  c’est  leur  plus  precicux  hijou.“  . 

Die  darauf  folgenden  verschiedenen  Angaben  über  die  Härte  der  Muirakytans,  wonach  Einige 
von  Funkengeben  am  Stahl  sprechen,  während  Rodriguea  diesen  Grad  von  Härte  nie  beobachtet 
haben  will,  lassen  sich  wohl  ganz  einfach  daraus  erklären,  dass  Mineralien  verschiedener  Spe- 
cies  von  den  Eingeborenen  dort  zu  Steinfiguren  verarbeitet  wurden,  worauf  auch  die  gemalten 
Figuren  von  Rodrigues  hin  weisen,  wo  uns  lichtgelbe,  grünlich  gelbe,  rein  grüne  und  bläulich 
grüne  Farbentöne  begegnen.  Ich  muss  übrigens  hierbei  noch  energisch  hervorheben,  dass  auch 
Steine  von  Qnarzharte,  wenn  ihre  Kanten  von  der  Natur  (also  an  Geschieben)  oder  künstlich  rund 
abgeschliffen  sind,  bezüglich  ihrer  Härte  starke  Täuschungen  herbeifuhren  können,  indem  man 
daun  auch  bei  wirklicher  Qnarzharte  oft  keine  Funken  durch  Anschlägen  mit  Stahl  bekömmt,  sich 
also  auf  dieses  Experiment  allein  für  die  Härtebeatimin ung  bearbeiteter  Gesteinsstücke  ja  nicht  be- 
schränken darf*,  vielmehr  die  Probe  mit  der  Härtescala  vornehmen  muss. 

Ich  Obergehe  verschiedene  unwichtige  Fabeln  aus  den  Schriften  von  Moraes  über  diese  Idole 
aus  dem  Yamundä-Fluss  und  bemerke  nur,  dass  in  dom  Museum  des  Papst  Benedict  XIV.  (regierte 
1740  bis  1758)  sich  ein  solches  Idol  von  der  Form  eines  Pferdekopfes  mit  Hals  befunden  haben 
soll  *). 

Die  Muirakitans  oder  Amazonensteine,  welche  Rodrigues  sah,  hatten  eine  gelbliche  Farbe 
wie  die  des  „Unicorne“  (womit  wohl  das  eiuhörnige  Rhinoecros  gemeint  sein  dürfte),  oder  waren 
grünlich,  dunkelgrün,  bläulich  oder  milchweiss.  Sie  Bind  undurchsichtig  und  glänzend,  haben  ge- 
wöhnlich die  Form  cylindrischer  Perlen  von  2 bis  9 cm  Lunge  (vgl.  Fig.  10),  und  sind  dann  der 
Länge  nach  durchbohrt.  Andere,  die  man  jedoch  höchst  selten  antriffl,  ahmen  diu  plumpe  Form 
von  etwelchen  Thieren  nach.  Sie  haben  ein  oder  mehrere  Löcher  in  der  Mitte  in  der  Art,  dass 
man  sie  am  Halse  tragen  konnte. 

„Die  grünen  bestehen  aus  blätterigem  Feldspath4),  die  weisBcn  aus  Quarz.  Diese  sind  ge- 
wöhnlicher und  geben  wirklich  Funken  am  Stahl,  ganz  wie  die,  welche  bis  auf  den  heutigen 
Tag  die  Uaupes  am  Rio  Negro  noch  hers teilen  und  tragen.  Bemerkenswert!!  ist  besonders  das  in 
die  Steine  gebohrte  Loch  und  die  Zierrathen,  während  sie  doch  zu  jener  Zeit  keine  hierzu  gut  ge- 


*)  (Voyage,  qui  contient  une  relation  exarte  de  l'origine,  moeurs,  coutumea,  religiös,  guerres  et  voyages  de« 
Caraibes,  sauvnges  des  iles  Antillen,  par  le  tiieur  de  la  Borde.  Leyde.  Van  der  Aa  1704.) 

a)  Vgl.  mein  Nephrit  werk  pag.  295;  darunter  verstand  man  aber  den  nördlichen  Theil  von  Südamerika,  im 
engeren  Sinne  jedoch  die  Landenge  von  Panama  zwischen  dem  Golf  von  Darien  und  der  Bai  von  Panama. 

*)  Die  Stein  heile  der  Gegend  am  Amazonenstrom  bezeichnet  Rodriguea  als  aus  mehr  oder  weniger  dichtem 
Diorit  oder  ans  Syenit  bestehend,  welche  Felsarten  er  nicht  bloss  in  den  Wasserfällen  des  Rio  Tupajo«,  sondern 
auch  in  jenen  de*  Jatapu  an  traf. 

4)  Dieser  entschiedene  Ausspruch  von  blätterigem  Gefüge  spricht  nicht  für  Nephrit,  noch  Jadeit,  da  diese 
selten  blätterig  sind.  Es  könnte  also  hier  wirklich  grüner  Amazonit -Feldspath  (Mikroklin)  im  Spiel  sein,  wie  ich 
solchen  im  Handel  auch  schon  aus  Brasilien,  wiewohl  höchst  selten  an  traf.  Leider  sind  voll  Rodrigues  gar 
keine  Angaben  ober  das  sperif.  Gewicht  seiner  Idole  gemacht. 


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15 


Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc. 

eigneten  Werkzeuge  hatten.  Die  Figuren  wurden  eben,  nachdem  ein  Stein  zerschlagen  war,  durch 
Reiben  mit  Wasser  herausgearbeitet  und  hernach  wohl  mit  einem  Thierzahn  polirt.  Die  Zierrathen 
an  denselben  mochten  in  gleicher  Weise  durch  Reiben  gegen  die  Ecken  oder  Kanten  der  genann- 
ten Felsart  angebracht  worden  sein,  ein  überaus  mühseliges  Geschäft!  Das  durch  den  Stein  ge- 
bohrte Loch  machten  die  alten  Indianer  wohl  in  derselben  Weise  wie  sie  noch  heute  die  Uaupös- 
Indianer  anwenden  und  die  man  wirklich  sehen  muss,  um  es  zu  glauben. “ 

„Sie  verschaffen  sich  nämlich  ein  Rüthehen  ')  vom  Schössling  der  Pacova  Sororoca  (Urania 
amazonica)  und  lassen,  indem  sie  nun  den  Stein  zwischen  die  grosse  und  zweite  Zehe  des  einen 
Fasset  nehmen,  unter  Anwendung  feinen  Sandes  nebst  Wasser  die  Ruthe  zwischen  den 'flach  ge- 
haltenen Händen  sich  drehen,  unter  Aufwand  grosser  Geschicklichkeit,  unsäglicher  Geduld  und 
vieler  Monate,  Bei  den  Uaupes  ist  das  grössere  Muirukitan  ein  Zeichen  von  hoher  Würde.“ 

Rodrigues  führt  dann  auch  noch  den  ganz  ühnlioh  lautenden  Ausspruch  von  Alfred  R. 
Wallten  in  seinen:  Narrative  of  travels  on  the  Ainazon  and  Rio  Negro,  London  1853.  2.  edit. 
1870,  pag.  278  au,  bezüglich  der  weissen  Cy linder  au»  undeutlich  krystallisirtem  Quarz,  von  4 bis 
11  cm  Länge,  deren  der  Länge  nach  durchgeführte  Durchbohrung  zuweilen  zwei  Menschenleben 
erfordere  und  auf  die  gleiche  Weise,  wie  oben  angegeben,  ausgefuhrt  werde.  Die  Tushäua  (Häupt- 
linge) tragen  sie  quer  über  die  Brust.  — Nachdem  von  Rodrigues  durch  das  Vorangegangeue 
nachgewieseu  worden,  dass  der  von  Grell  an  a angetroflene  Stamm  erstlich  nicht  bloss  aus 
Weibern  bestand,  dass  derselbe  nach  Ausweis  ihrer  Muiräkitans  am  unteren  Yamundä  und  an 
der  Costa  do Parti  gewohnt,  und  diesen  Zierrath  so  sehr  hoch  gehalten  hatte,  kommt  er  dann  (pag.  57) 
auf  das  Verschwinden  jene»  Stammes  zu  sprechen,  wofür  er  sich  wiederum  der  Muiräkitans  als 
Schlüssel  behufs  ihrer  Wiederaufßndung  in  einer  anderen  Gegend  zu  bedienen  sucht.  ' 

Die  Tradition  sage,  dass  diese  Steine  nur  durch  diesen  Stamm  bearbeitet  werden  und  spreche 
von  keinem  anderen,  welcher  sich  derselben  bediente,  ausgenommen  jene,  welche  mit  ihm  in 
Handelsverkehr  standen.  „Seit  dem  Verschwinden  der  „Amazonen“  tauchte  gleichwohl  ein  an- 
derer Stamm  auf,  welcher  die  Muiräkitans  herstellt,  trägt  und  sie  als  ein  Zeichen  von  Ranghöhe 
betrachtet.  Es  ist  dies  das  Volk  der  Uaupes  (am  Yamundä).  Wenn  man  sich  nun  gerade  auf 
dieselbe  Tradition  stützte,  welche  die  Parteigänger  der  Ansicht  von  weiblichen  Kriegern  am  Yamundä 
geltend  machten,  so  schlage  dieselbe  gerade  zu  Gunsten  seiner  (des  Rodrigues)  Ansicht  aus*).“ 
Es  existiren  nämlich  drei  Versionen  über  das  Verschwinden  der  Amazonen.  Die  eine  rühre 
eben  von  La  Condamine  her,  welcher  den  Amazonenfluss  in  Hast  und  somit  ohne  die  nöthige 
Müsse  bereist  habe,  um  den  Charakter  des  Indianers  jener  Gegend  verstehen  zu  lernen,  welcher 
ganz  und  gar  abergläubisch  sei,  das  Uebernatürliche  liebe  und  auch  das  Allerunwahrscheinlichste 

*)  Ich  füge  hier  in  Fig.  15  ein  Bild  aus  der  anderen  oben  pag.  H erwähnten  Schrift  von  Rodrignes  zur 
Erläuterung  dieser  Manipulation  bei;  die  von  mir  daneben  gestellten  Bilder,  Fig.  IS  bis  19,  aus  dem  grossen 
Werke  von  Kingsborough  stellen  dasselbe  fieacltäft  Beiten«  mexikanischer  Steinkünstler  dar;  obwohl  den- 
selben leider  kein  Text  im  Werke  selbst  beigegebeu  ist,  so  werden  sie  doch  wohl  deutlich  genug  dafür  sprechen, 
dass  die  Mexikaner  und  die  Indianer  Brasiliens  entweder  in  dem  Erfindungstrieb  den  gleichen  Lehr- 
meister hatten,  oder  aber,  dass  die  einen  bei  den  anderen  noch  in  die  Schule  gingen. 

*)  Der  Leser  wird  sich  nun  wohl  überzeugen,  dass  diese  während  des  letzten  Jahrhupdert«  in  Europa  ganz 
verachtet  gewesenen  Amerikanischen  Stein-Idole  und  Amulete  jetzt  einem  brasilianischen  Forscher  — 
ganz  unabhängig  von  allen  neueren  mineralogisch -archäologischen  Studien  in  Europa,  die  ihm  ganz  unbe- 
kannt sein  dürften,  zu  sehr  wichtigen  Schlüssen  über  Völkerwanderungen  der  letzten  Jahrhunderte  in  jenem 
Erd  t heil  verhelfen  haben. 


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16 


H.  Fischer, 


noch  für  möglich  halte,  ausserdem  alles  verbürge,  ohne  es  selbst  gesehen  zu  haben.  La  Condamine 
berufe  sich  nun  in  seinem  Tagebuche  auf  die  Aussage  seines  Gewährsmannes  !)  — eines  damals 
(d.  h.  um  1745)  siebenzig  Jahre  alten  Indianers  am  Coari-Fluss  zwischen  dem  63°  bis  64°  w.  L., 
südlich  vom  4°  s.  Br.  — wonach  dessen  Vater  die  Amazonen  am  Einfluss  des  Cuchiuara  (östlich 
von  Coari  auf  La  Condamine’s  Karte,  jetzt  Alvellos)  vorbeiziehen  gesehen  habe,  auf  ihrer  Wan- 
derung vom  Cayamö  her,  welcher  sich  auf  der  Südseite  zwischen  Teffe  und  Coari  in  den  Amazonas 
ergiesst.  Vom  Cuchiuara  weg  hätten  sie  über  den  grossen  Fluss  (d.  h.  den  Amazonas)  gesetzt  und 
ihren  Weg  nach  dein  Rio  Negro  eingeschlagen. 

Die  zweite  Version  lässt  die  Amazonen  den  Trombetaa-Fluss  hinaufsteigen  und  die  dritte 
behauptet,  sie  seien  auf  dem  Landweg  über  den  Rio  Uatumä,  dann  über  den  Urubii  und  endlich 
Über  den  Rio  Negro  gegangen,  um  dann  nach  Guyana  hinaufzusteigen  *). 

Diese  letzte  Meldung  harmonirt  nun  nach  Rodrigues  vollständig  mit  dem  Auftreten 
des  Stammes  der  Uaupös*)  wie  auch  mit  ihren  Gebräuchen.  In  der  Timt  haben  diese 
Indianer,  welche  hübsche  and  fast  weibische  Gesichtszüge  besitzen,  die  Gewohnheit,  in  allen  ihren 
Kämpfen  ihre  Weiber  mitzunehmen,  welche  ihnen  nicht  bloss  ira  Augenblicke  der  Action  Hülfe 
leisten,  indem  sie  ihnen  Pfeile  herbeibringen,  sondern  auch  selbst  sich  betheiügen  und  beim  Ein- 
sam mein  der  Beute  an  die  Hand  gehen.  Uebordies  ist  der  Stamm  der  Uanpd*  jetzt  der  einzige, 
der  sich  der  M u i rä ky  tan s bedient,  und  zwar  seien  diese  in  der  Form  ganz  übereinstimmend 
mit  jenen,  welche  man  aus  früheren  Zeiten  in  der  Erde  vergraben  an  den  zuvor  angegebenen 
Orten  finde. 

Diejenigen  Steinamulete,  welche  die  Uaupes  gegenwärtig  tragen,  sind  auch  aus  dem  gleichen 
Stein,  Quarz,  ans  welchem  die  „Amazonen“  solche  Figuren  herstellten,  welche  bei  ihnen  durchaus 
nicht  bloss  aus  Feldsp&th  oder  grünen  Steinen  überhaupt  gefertigt  waren;  vielmehr  beständen  die- 
jenigen, welche  man  von  ihnen  kennt  und  vergraben  antrifft,  vorherrschend  aus  Quarz.  Rodrigues 
fand  bei  Vergleichungen  derselben  mit  denen  der  UaupeB  keinerlei  Unter- 
schied. Auch  dieGröBse  derselben  ist  bei  den  „Amazonen“  so  gut  wie  bei  den  Uaupes  verschieden. 
Unter  denselben  giebt  es  solche  von  0,16  Länge;  unter  denen  von  den  Amazonen  sah  Rodrigues 
gleichfalls  solche,  unter  Anderen  zwei  in  der  Stadt  übydos  ausgegrabene.  Die  Häuptlinge  (tuchäuos) 
der  Uaupes  tragen  längsdurchbohrte  Cylinder  (vergl.  Fig.  10),  das  Volk  selbst  querdurohbohrte 
(vgl.  Fig.  12),  dasselbe  scheine  bei  den  Icamiabas  der  Fall  gewesen  zu  sein,  da  man  auch  dort  die 
zwei  Arten  von  Durchbohrungen  antrifft,  wobei  die  weissen  und  querdurchbohrten,  welche  ira  ge- 
meinen Volk  getragen  worden  sein  mochten,  die  häufigsten  sind. 

Gerade  der  Weg  nun,  welchen  die  Amazonen  nach  der  Richtung  von  Guyana  hin  einschlngen 
und  der  — zufolge  der  Geschichte  — über  die  Flüsse  Uatumä,  Urubii  und  Negro  gegangen  sei, 

l)  Vgl.  meine:  Mineralog.  archäolog.  Studien  (als  Nachträge  zum  Nephritwerk)  in:  Mittheil.  der  anthropol. 
GeneUsch.  in  Wien,  Bd.  VIII,  Nr.  1 und  2,  1878,  pag.  38  ff. 

*)  Wenn  der  Lewer  dio  Karte  zur  Hand  nimmt,  wird  er  finden,  das»  die  von  La  Condamine  gemeldete  Route 
von  Wert  nach  Ost  und  vom  Cuchiuara  au»  nördlich  ging,  die  zweite  an  dem  — örtlich  vom  Yamundä  betind* 
lichen  Trombeta*  hin,  die  dritte  dagegen  von  dem  oben  pag.  15  erwähnten  Ausgangspunkt  am  Yamundä  ab 
west  wärt*. 

*)  Der  L'aup£-Flufln  entspringt  nahe  der  braailianischen  Grenze  gegen  Neugranada  hin  ganz  im  Wanten 
und  ergioast  sich  in  der  Nähe  de»  25®  vr.  L.  in  den  Rio  Negro. 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  17 

wird  von  Rodrigues  als  besondere  Bestätigung  seiner  Ansicht  verwerthet,  das«  eben  die  Uau- 
p£s,  welche  jetsi  gleichsam  an  der  Grenze  von  Guyana,  am  Flusse  gleichen  Namens  (Uaupes) 
wohnen,  die  „Amazonen*  oder  Ioamiabas  vom  Yamundä  selbst  gewesen  seien.  Sie  benutzen 
auch  dieselben  Blasrohre  wie  jene,  und  wenn  diese  Unupes  ihre  Muirukitans  jetzt  nicht  gleichfalls 
aus  Feldspat!)  verfertigen,  so  liege  der  ganz  einfache  Grund  hierfür  darin,  dass  sie  da,  wo  sie  jetzt 
wohnen,  nur  Quarz  haben.  Aber  auch  unter  ihnen  tragen  einige  (aus  alter  Zeit  her)  noch  grüne 
Steine,  welche  natürlich  von  Generation  zu  Generation  sich  vererben. 

Rodrigues  bemühte  sich  während  seiner  Bereisung  der  Flüsse  Trombetas  und  Yamundä, 
auch  die  rohen  Mineralvorkommnisse  zu  entdecken,  woraus  jener  Stamm  damals  seine  Steinzier- 
ratheu  fertigte,  ohne  dass  es  ihm  jedoch  gelungen  wäre.  Natürlich  müssen  sich  jene  in  einem  der 
Zuflüsse  finden  lassen,  die  er  gerade  nicht  selbst  besuchte.  Nach  einer  ihm  gewordenen  Mittheilung 
sollen  sich  jedoch  am  Fluss  Yamary,  dem  grösseren  Zuflusse  des  Yamundä,  kleine  grüne  Steine 
finden,  ähnlich  denen,  woraus  gewisse  jener  Figuren  gearbeitetet  sind  l). 

Für  Rodrignes  steht  es  nach  allem  Obigen  nun  ganz  fest,  dass  die  jetzt  am  „Uaupes“ 
(ehedem  „Ucayary“)  genannten  Fluss  wohnenden  Uaupes  die  vermeintlichen,  fabelhaften 
Amazonen  sind,  was  er  noch  durch  eine  weitere  Tradition  zu  erhärten  vermag. 

Die  alten  Uaupes  erzählen  selbst,  dass  sie  einst  an  den  Ufern  eines  verzauberten  Sees  wohn* 
ten,  wo  eine  Wassermutter  hauste,  und  dass  diese  es  gewesen,  welche  sie  die  Herstellung  der 
Muiräkitans  lehrte.  Eines  Tages  habe  sie  aber  die  Form  eines  Thieres  angenommen,  sei  an  den 
nächsten  Bergen  hinanfgestiegen  und  dort  durch  einen  Indianer  getüdtet  worden.  Dieser  Tod- 
fall habe  in  den  Gewässern  des  Flusses  eine  Revolution  hervorgebracht,  wodurch  die  Bevölkerung 
eine  Ueborschwemmung  erlitt,  welche  sie  zwang  zu  entfliehen  und  eine  Gegend  aufzusuchen,  wo 
sie  vor  der  Wiederkehr  eines  solchen  Ereignisses  gesichert  wäre. 

[Aus  einer  anderen,  viel  älteren,  mir  gleichfalls  durch  Herrn  Dr.  Naegeli  zugänglich  geworde- 
nen, portugiesischen  Schrift:  Diccionario  topographico,  historico,  deacriptivo  da  comarca  (District) 
do  Alto  Amazonas  por  Lourenyo  da  Silva  Araujo  e Amazonas,  capiuio  tenento  da  armada. 
Recife  (Prov.  Pernarabuco)  1852.  8°.,  möchte  ich  hier  zur  Vergleichung  und  wohl  auch  zur  Be- 
stätigung der  von  Rodrigues  über  die  Uaupes  geäusserten  Ansicht  noch  ein  paar  Worte  eben 
aus  dem  Artikel:  „Uaupes*  anführen.  Dieselben  sind  hiernach  ein  Indianerstamm  in  der  brasiliani- 
schen Provinz  Guiana,  am  Flusse  Uaupes;  sie  unterscheiden  sich  durch  die  Durchbohrung  der 
Ohren  und  der  Unterlippe  *)  und  zeichnen  sich  ferner  durch  Rangunterschiede  aus,  welche  sie  unter 


*)  Endlich  Also  wissen  wir,  zufolge  der  verdienstvollen  Bemühungen  von  Bodrigaes,  wo  ungefähr  die 
Fnndorte  für  da»  Rohmaterial  dieser  Idole  liegen  müssen,  während  (vgl.  mein  Nephritwerk  pag.  171,  222  ff. 
254,  ff-,  339)  europäische  Beisende,  wie  Alex.  v.  Humboldt,  die  Gebrüder  v.  Schomburgk,  C.  P.  Ph.  von 
MArtius  keine  Mühe  gescheut  hatten,  sie  ausfindig  zu  machen,  ohne  dass  es  ihnen  hatte  gelingen  wollen. 

*)  Ob  sie  in  der  letzteren  einen  sogenannten  Lippetisteiu,  Oripendulum,  tragen,  wie  ich  einen  solchen  nach 
Geaner  (1565)  im  Nephritwerk  pag.  26,  Fig.  9 abbildete  und  hiur  in  Fig.  20  copirt«,  davon  spricht  weder  da 
Silva  Araujo,  noch  Rodrignes.  Das  Schicksal  der  Sammlung  von  Gcsner  in  der  Schweiz,  sowie  derjenigen 
von  Boötius  de  Boodt  (lß09),  Clutius  (1827).  de  Laet  (1647),  Worin  (1655)  in  Holland,  worin  so  viel  Inter- 
essantes zu  ermitteln  wäre,  nachträglich  zu  ergründen,  ist  bis  jetzt  trotz  aller  Bemühungen  weder  mir,  noch 
meinen  auswärtigen  Correspondenten  gelungen.  Vielleicht  gingen  diese  Sammtungen  unbeachtet  in  öffentliche 
Museen  über  oder  wurden  verschleudert  und  könnten  also  einzelne  ihrer  Bestandtheile  immer  noch  im  Handel 
circulireu.  Ein  Oripendulum  aus  grünem  Stein,  wie  es  Gestier  beschreibt,  bekam  ich  trotz  so  vieler  Zusendun- 
gen aus  öffentlichen  und  Privatmuseen  noch  nie  zu  Gesicht. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII.  3 


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18 


H.  Fischer, 


einander  beobachten  und  durch  Tragen  ausgehöhlter  Steincylinder  (Bergkrystall  ?)  am  Halse  kenn- 
zeichnen. (Vgl.  hierüber  in  meinem  Nephritwerk  die  Notizen  von  Alex.  v.  Humboldt,  pag.  167, 
von  C.  F.  Ph.  v.  Martins,  pag.  255  u.  s.  w.)  Sie  seien  noch  auf  dem  Stadium  der  Wilden  (ja 
von  Martins  beschuldigt  sie  sogar  noch  der  Anthropophagie),  gleichwohl  erscheinen  nie  sehr 
gelehrig  und  zugänglich,  sowohl  in  den  Beziehungen,  die  sie  mit  den  Bevölkerungen  von 
Coane,  S.  Jeronymo  und  Santa  Izabel  einhalten,  als  auch  in  ihrem  Verkehr  mit  den  Weissen.  Die 
geistige  Stumpfheit,  welche  bei  dieser  Nation  ungeachtet  ihrer  Neigung,  ja  sogar  Begierde  nach 
Civilisation,  vermöge  des  Umstandes  eingerissen  ist,  dass  sich  Niemand  um  sie  kümmerte  und 
dass  sic  abgelegen  wohnt,  errege  Mitleid,  wo  nicht  Missfallen.  Ausser  den  Gewürzen,  die  dies© 
Indianer  ausführen,  bieten  sie  zum  Tausch  auch  ihre  kleinen  Banke,  die  sie  nur  aus  einer  einzigen 
Sorte  Holz  fertigen  und  die  in  der  ganzen  Provinz  Para  zum  Sitzen  während  des  Nahens  geschützt 
sind,  ferner  Filtirsteine  (ralos),  welche  sie  aus  ganz  kleinen,  in  ein  Brett  eingesetzten  Steinchen 
fertigen  und  endlich  vegetabilisches  Salz,  das  sie  aus  der  Curnre- Pflanze  gewinnen.  — Eb  ist  das 
also  heutzutage  noch  ein  ganz  rühriges  Völkchen,  das  der  besonderen  Aufmerksamkeit  wohl 
wertli  erscheint] 


Den  vorhin  mitgetheiltcn,  von  Kodrigues  an  Ort  und  Stelle  gesammelten,  wichtigen  und 
durch  Kritik  bemerkenswerten  Beobachtungen  habe  ich  nun  noch  Verschiedenes  beizufögen,  wor- 
auf jener  Autor  nicht  einging,  da  ihm  die  in  Deutschland  in  den  letzten  Jahren  über  den  Gegen- 
stand erschienenen  Pnblicationen  nicht  bekannt  waren. 

Die  in  der  Gegend  des  Amazonenstroraes  vorfindlichen  Steinfiguren,  welche  daselbst  schon 
so  selten  sein  sollen  ( — wenn  man  auch  etwa  annehmen  will,  dass  noch  manche  im  Erdboden 
und  in  Flussbetten  begraben  sein  mögen  — ),  gehören,  wie  mir  aus  allen  meinen  bisherigen 
Erfahrungen  hervorzugehen  scheint  einer  Cultur  an,  welche  hier  in  Brasilien  wohl  nicht  ihre  ur- 
sprüngliche Heimath  hat  sondern  irgend  woher  dahin  verpflanzt  ist  am  ehesten  z.  B.  aus  Mexiko, 
welches  Land  — im  Vergleich  mit  Brasilien  — zur  Zeit  der  dortigen  Culturblüthe  an  solchen 
SteinJdolen  verhältniasmässig  reich  gewesen  sein  dürfte  nach  dem,  was  mich  die  Sammlungen  in 
Basel,  Darmstadt  (Phil.  J.  Becker),  Wien,  Hamburg  (IL  Hermann  Strebei)  gelehrt  haben. 

Schwerlich  wird  Jemand  lieber  das  Umgekehrte  annehmen,  dass  sich  nämlich  diese  Kunst  eher 
vom  Amazonenstrom  nach  Mexiko  ausgebreitet  habe,  oder  aber  Angesicht«  der  Objecte  selbst  in 
Abrede  stellen  wollen,  dass  zwischen  den  Steinschnitzereien  dieser  beiden  Gegenden  überhaupt 
eine  Beziehung  bestehe.  Die  subcutane  (horizontale),  die  submarginale  (schiefe)  und  die  ver- 
ticale  Durchbohrung  begegnet  uns  bei  den  einen  wie  bei  den  anderen  Figuren  in  ganz  gleicher 
Weise;  die  bei  der  Auswahl  der  Steine  bevorzugten  grünlichen,  gelblichgrünen  und  bläulichgrünen 
Farbentöne  stimmen  ebenfalls  überein.  Dagegen  bewegen  sich,  soweit  meine  Beobachtung  reicht 
die  in  Stein  dargestellten  Gegenstände  auf  dem  brasilianischen  Boden  in  einem  viel  engeren  und 
tiefer  stehenden  Bereich,  als  in  Mexiko;  aus  Brasilien  kenne  ich  bis  jetzt  nur  Täfelchen  (Fig.  12, 
14),  durchbohrte  Cylinder  (Fig.  10),  Lippensteine  (bloss  aus  Gesner’s  Abbildung,  Fig.  20), 
Phantasie-Figuren  (Fig.  G,  9,  11),  Fische  (Fig.  7)  und  Kröten  oder  Frösche  (Fig.  13,  a,  b) 
sicher  aus  Brasilien  und  Fig,  1,  3,  5 möglicherweise  eben  daher  oder  aus  anderen  Tbeilen  Süd- 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  19 

Amerika’»  oder  aus  Mittet  Amerika,  Mexiko,  Antillen  ? *),  dagegen  sah  ich  bis  jetzt  noch  gar  nichts 
von  deutlich  menschlichen  Gestalten  aus  Brasilien. 

Zufolge  der  übereinstimmenden  Aussagen  aller  früheren  Reisenden,  als  z.  B.  von  Barr&re, 
La  Condamine,  Alex.  v.  Humboldt,  Gebrüder  v.  Schomburgk,  C.  F.  Ph.  v.  Martius, 
sowie  aus  allerneuester  Zeit  von  Rodrigues  und  von  Berichterstattern  über  nordamerikanische 
Museen  bezüglich  der  grossen  Seltenheit  dieser  brasilianischen  Objecte  haben  wir  wohl  erstlich 
wenig  Hoffnung,  Bpüter  zu  vergleichenden  Studien  noch  erheblich  mehr  davon  kennen  zu  lernen, 
als  ich  jetzt  schon  beschrieben  habe;  zweitens  können  wir  uns  glücklich  schützen,  in  europäischen 
Museen  wenigstens  einige  derselben  zu  besitzen,  welche  sich  in  den  Museen  von  München  *), 
Berlin1)  und  Genf4)  befinden. 

Ich  habe  schon  im  Nephritwerk  pag.  341  ff.  darauf  hingewiesen,  dass  gewisse  Sculpturen  aus 
Nephrit  (oder  wenigstens  ans  — nach  dem  specif.  Gewichte  und  v.  d.  Löthrohr  sich  wie  Nephrit 
verhaltenden  — Mineralien),  welche  sicher  aus  Brasilien  herkommen,  sich  durch  eine  deutlich  ins 
Gelbe  ziehende  grünliche  Farbe  von  allen  aus  Asien  oder  aus  Ncu-Sceland  stammenden  Nephriten 
wesentlich  unterscheiden  und  den  Gedanken  nahe  legen,  dass  Amerika  wirklich  erstens  seine 
eigenen  Nephrit  Vorkommnisse  besitze  und  — was  gewiss  noch  weit  merkwürdiger  ist  — dass  diese 
Nephrite  auch  von  der  dortigen  Urbevölkerung  vor  anderen  Mineralien  zur  Herstellung 
von  Figuren  benutzt  worden  seien. 

Angesichts  der  Farben  auf  der  Tafel  von  Rodrigues,  welche  ja  ausschliesslich  von  ihm 
selbst  gesehene  und  gesammelte,  also  zweifellos  echte  brasilianische  Sculpturen  darstellt, 
haben  wir  nun  wenigstens  für  drei  derselben,  Fig.  1,  2,  a,  b und  4 (bei  uns  Fig.  7,  11,  13)  solche 
gelbliche  Farbentöne  zu  constatiren,  am  ähnlichsten  meinem  Bild  10  auf  der  ersten  chromolith. 
Tafel  im  Nephritwerk;  seine  Fig.  6 (bei  uns  Fig.  12)  ist  ähnlich  chrom.  Taf.  I,  Bild  12,  seine  Fig.  3, 
a,  b,  c (bei  uns  9,  a,  b,  c)  unserem  Bild  2 und  Bild  24  auf  der  chrom.  Taf.  II,  endlich  seine  Fig.  5 
(bei  uns  Fig.  10)  den  tiefer  grünen  Farbentöuen  in  Bild  11,  Taf.  I,  und  dem  Bild  16  (besonders 
am  linken  Rande)  auf  Taf.  U. 

Dieser  Umstand  der  Farbe  darf  nun  nach  meinen  Erfahrungen  umgekehrt  auch  bei  Stein- 
figuren,  welche  schon  vermöge  des  dargcgtelltcu  Gegenstandes  auf  Brasilien  hinweisen,  annähernd 
zur  Bestimmung  der  ileiraath  verwandt  werden,  wie  mir  dies  jetzt  speeiell  der  Fall  beim  Geufer 
Idol  (bei  uns  Fig.  1)  zu  sein  scheint,  während  bei  diesem  Stück  im  Geufer  Museum  als  Abkunft  nur 
die  vage  Bezeichnung  „Inde“  angegeben  war;  früher  dachte  ich  bezüglich  desselben  (Nephritwerk 
pag.  33)  auch  an  die  Antillen. 

Schon  Monardes  (1565  bis  1569;  Fischer,  Nephritwerk  pag.  85)  vergleicht  die  Farbe  der 
von  ihm  beschriebenen  westindischen  Stein-Amulete  mit  deijenigen  des  sogenannten  Smaragd- 
Plasma,  welcher  Name  — zufolge  meiner  neuerlichen  Auseinandersetzung  in  den  Mineral,  archüol. 
Studien  1878  (Wien)  — eine  Chrysopras-Varietät  bezeichnet;  ebenso  spricht  Boetiua  (Nephrit- 


*)  Fig.  2 aus  dem  Pariser  Museum,  stammt  bestimmt  von  Guadeloupe  (vgl.  mein  Nephritwerk  pag.  294). 

*)  Fig.  6. 

a)  Fig.  14  und  die  zwei  im  Nephritwerk  pag.  27r  Fig.  18,  19  abgebildeten  durchbohrten  Cv linder;  die  Farbe 
ist  ebenda  aus  der  chromolith.  Taf.  I,  Bild  10  zu  ersehen. 

4)  Fig.  1,  Der  Farbe  zufolge  — ebenda  chromolith.  Taf.  I,  Bild  11  möglichst  getreu  dargestellt  — höchst 
wahrscheinlich  ebenfalls  aus  Brasilien  stammend. 

3* 


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20  H.  Fischer, 

buch  pag.  90)  von  der  Ähnlichkeit  der  Farbe  seiner  Stucke  mit  Pseudosraaragd  oder  Chrysopras, 
ferner  auch  mit  durchsichtigem  Vitriol  (d.  h.  wohl  Eisenvitriol),  was  für  manche  der  mir  bekannten 
Stöcke,  z.  13.  die  Cylinder  bub  dem  Berliner  mineralogischen  Mnseum  annähernd  passen  würde. 

Eine  andere  Reihe  von  geschnittenen  Nephriten,  welchen  man  die  Form  von  rectangulären 
oder  ovalen  Amuleten  gegeben  hat  und  deren  lleimath  mir,  da  die  ihnen  in  den  Museen  beiliegen* 
den  Zettel  gar  keinen  Ausschlag  geben,  lange  Zeit  ganz  zweifelhaft  geblieben  war,  dürfte  wohl 
nach  neueren  Untersuchungen,  welche  ich  in  den  Mineral,  archäolog.  Studien  pag.  25,  175  ff. 
niedergelegt  habe,  gleichfalls  aus  Amerika  stammen.  Ihre  Farbe  ist  in  dünneren  Stücken  von 
der  schmutziggrüuen,  Art,  wie  Bild  9 auf  der  ersten  chromolith.  Tafel  I im  Nephritwerk;  in 
dickeren  Stücken  oder  Brocken  gestaltet  sie  sich  eigentlich  mehr  blaugrün  und  hübscher;  jeden- 
falls ist  diese  Farbenabstufung  ebenfalls  etwas  anderer  Art,  als  ich  sie  bei  allen  asiatischen  oder 
neuseeländischen  rohen  oder  verarbeiteten  Nephriten  traf.  Dieser  Substanz  gehören  nun  die  in 
den  europäischen  Museen  — wie  ich  allinälig  mich  überzeugte  — immerhin  in  ziemlich  vielen 
Exemplaren  verbreiteten  Amulettäfelchen  an,  wie  ich  solche  verschiedentlich  abgebildet  habe 
(Nephrit werk  pag.  38,  39,  40),  wohl  auch  das  gebogene  Amulet  (ebenda  pag.  90,  Fig.  71),  dessen 
Bohrkanal  die  gleichen  inneren,  von  der  primitiven  Bohrarbeit  herrührenden  rillenartigen  Iler- 
vorragungen  zeigt,  wie  die  Mehrzahl  der  in  gleicher  Weise  gefärbten,  oben  berührten  Amulet- 
t&felchcn  *). 

Auf  das  letztere  Merkmal  des  Bohrkanals  wie  auch  auf  die  gewöhnlich  nicht  gerade  Richtung 
desselben,  als  Zeichen  unvollkommener  Bohrapparate,  möchte  ich  die  Aufmerksamkeit  der  Archäo- 
logen hiermit  wiederholt  lenken;  dazu  kommt  mitunter  noch  das  unverkennbare  Zeichen  miss- 
lungener Versuche  beim  Anfang  der  Bohrarbeit,  indem  dicht  neben  dem  reell  durchgefuhrten 
Kanal  eine  nicht  weiter  ausgeführte  vertiefte  Kreiszeichnung  sichtbar  ist. 

Die  Durchbohrung  an  allen  vier  Ecken  einer  Tafel  oder  an  der  Mitte  der  Schmalseiten  scheint 
bei  den  Verfertigern  solcher  Amuletc  in  Amerika  am  meisten  beliebt  gewesen  zu  sein. 


Während  ich  hiermit  meine  Mittheilungen  über  die  Schrift  von  Rodrigues  abschliesse, 
möchte  ich  noch  einige  ausschliesslich  eigene  Beobachtungen  anreihen,  welche  sich  zwischen 
Occident  und  Orient  bewegen;  voreilige  Schlüsse  daraus  sollen  vorsichtig  vermieden,  es  mögen 
die  enteren  vielmehr  nur  als  Winke  für  weitere  Studien  angesehen  werden;  verschiedene  rein 
objective  Erfahrungen  sollen  dadurch  einfacb  zur  Anschauung  der  Fachgenossen  gebracht  und 
etliche,  soweit  mir  bekannt  ist,  noch  nicht  ventilirte  Fragen  in  die  Discussion  gezogen  werden. 

Die  in  meinen  Publicationen,  besonders  in  diesem  Archiv  Bd.  X,  lieft  3 und  4 auf  den 
Doppeltafeln  VI,  VII,  VIII  einer  eingehenden  mineralogischen  Untersuchung  unterworfenen  Stein* 
sculpturen  aus  Mexiko,  Mittel-  und  Süd-Amerika,  die  mir  aus  den  Museen  von  Basel, 
Wien  und  dem  Privatmuseum  des  Herrn  Pb.  J.  Becker  in  Darmstadt  u.  s.  w.  zukamen,  Bind 


l)  Hiervon  sind  jedoch  die  mit  eingravirten  Arabesken  verzierten  orientalischen  Nephrit- Amulete, 
wie  ich  solche  im  Nephritwerke  pag.  99,  Fig.  81,  82,  pag.  100,  Fig.  83  bis  80,  mxiitnn  in  den  Mineral,  archäol. 
Studien,  Wien  1878,  Taf.  II,  Fig.  7 bis  14,  Taf.  III,  Fig.  15,  16  abgebildet  und  beschrieben  habe,  streng 
auseinander  zu  halten. 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  21 

« 

der  grossen  Mehrzahl  nach  aus  harten,  zum  Theil  sehr  harten  nnd  überaus  zähen  Mineralien 
(Feldspa th,  Quarz,  Nephrit,  Jadeit  u.  b.  w.),  verhältnissmässig  «ehr  spärlich  aus  weicheren,  leicht  zu 
schneidenden  Substanzen  (Gyps,  Marmor,  Serpentin)  hergestellt.  Da  die  letzteren  wirklich  dar- 
unter Vorkommen,  so  fallt  der  Einwurf  von  vornherein  hinweg,  als  wäre  den  dortigen  Völkern  daa 
bequemer  zu  handhabende  Material  hierzu  nicht  zu  Gebot  gestanden.  Ich  habe  deshalb  schon 
a.  a.  O.  pag.  352  (Separat -Abdruck  pag.  46)  die  Frage  aufgeworfen:  Wo  sind  die  Lehrstücke 
für  diese  Kunst,  für  eine  so  hohe  Cultur  geblieben?  Warum  sollten  sie  nicht  ebenso  gut  wie  die 
Exemplare  von  höherer  Vollendung  aus  Gräbern  oder  beliebigen  Stellen  des  Erdbodens  heraus- 
gefördert  worden  und  in  den  Verkehr  der  Archäologen  gekommen  sein?  Die  Männer  Lucas 
Vischer,  Ph,  J.  Becker,  Wold.  Schleiden,  Bilimek,  II.  Strebei,  welche  sich  seiner  Zeit 
das  Verdienst  um  die  Wissenschaft  erwarben,  in  Mexiko  die  schönen,  später  von  mir  bearbeiteten 
Sammlungen  anzulegen,  haben  wohlweislich  dort  Alles,  was  sioh  ihnen  zum  Kaufe  bot,  anzukaufen 
gesucht,  überhaupt  auch  so  wenig  wie  die  Verkäufer  so  genau  darauf  geachtet,  ob  die  Figuren 
aus  harten  oder  weichen  Steinen  geschnitten  seien.  Dieselben  haben  ausserdem  auch  die  viel 
weniger  werthvollen  Thonfiguren  *)  in  reichlicher  Anzahl  aus  Mexiko  mitgebracht,  somit  ist  inner- 
halb der  Figuren  aus  weichen  und  harten  Steinen  das  statistische  Verhältnis»,  wie  es  sich  aus 
diesen  Sammlungen  ergiebt,  ganz  dasselbe,  wie  es  sich  eben  durch  die  Funde  in  Mexiko  selbst 
heransstellte.  — Andererseits  suchen  wohl  die  Verkäufer  in  Mexiko  Alles,  auch  das  Geringere 
— dies  eben  dann  zu  massigeren  Preisen  — los  zu  werden,  und  die  alten  Mexikaner  selbst  werden 
ihrerseits  wohl  schwerlich  so  heikel  gewesen  sein,  dass  nicht  das  geringere  Volk  für  die  Zwecke 
«eines  Cultus  oder  des  Schmuckes  mit  weniger  gut  gelungenen  oder  aus  weicheren  Steinen 
hergestellten  Figuren  besser  zufrieden  gestellt  gewesen  wäre,  als  mit  dem  vollständigen  Ver- 
zichte auf  dieselben.  Auch  dort  wird  seiner  Zeit  der  Lehrling  und  der  niederer  stehende  Künstler 
seine  Probestücke  nicht  weggeworfen,  sondern  an  den  Mann  zu  bringen  gesucht  haben. 

Wenn  nun  Jemand  behaupten  wollte,  es  sei  die  Lehre  für  diese  Kunst  des  Steinschneidens 
bei  dem  Volke  der  Mexikaner  in  Thon  gegenständen  gemacht  worden,  wenigstens  was  die  Klar- 
heit in  der  Anschauung  der  Natur,  die  richtige  Auffassung  der  Gestaltsverhältnisse  von  thierischen 
und  menschlichen  Figuren  und  ihren  Stellungen  betrifft,  so  muss  ich  sagen,  dass  jene  tausend  im 
Baseler  ethnographischen  Museum  aufgestellten  Thonfiguren  auf  mich  durchaus  nicht  so  sehr  den 
Eindruck  einer  ersten  und  rohesten  Lehrlingsarbeit  gemacht  haben,  während  auch  hier  von  dem 
bienenfleissigen  Sammler  Lucas  Vischer  sicherlich  wiederum  keine  besondere  Auswahl  ge- 
troffen, sondern  angekauft  worden  war,  was  sich  ihm  eben  während  seines  langjährigen  Auf- 
enthaltes in  Mexiko  gerade  zum  Kaufe  darbot.  Die  betr.  Gestalten  — weitaus  am  häufigsten 
menschliche  — sind  so  gut  ausgeprägt,  dass  sie  schon  an  und  für  sich  auf  eine  in  gewissem 
Grade  vorgeschrittene  Cultur  hinweisen.  Die  in  den  Thonartefacten  dargestellten  Figuren  ver- 
rathon aber  auch  schon  vermöge  ihrer  Mannigfaltigkeit  reichlich  gegliederte  gesellschaft- 
liche Zustände. 

Man  könnte  also  vermöge  obiger  Umstünde  auch  auf  den  Gedanken  kommen,  es  habe  das 


*)  ln  Basel  stehen  von  Lucas  Vischer  her  etwa  tausend  solche,  deren  8tudium  — was  die  Bedeutung 
derselben  betrifft  — von  mir  gleichfalls  in  Aussicht  genommen  wurde,  da  auch  sie  früher  so  wenig  wie  die 
Stefhsculpturen  daselbst  einer  wissenschaftlichen  Bearbeitung  unterlegen  waren. 


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22 


H.  Fischer, 


betreffende  Volk  Mexiko’»  »eine  allererste  desfallsige  Lehre  irgendwo  ander»,  in  einer  frühe- 
ren Heimath  durchgemacht  (was  ja  vermöge  der  Wanderungen  der  Völker  ohnehin  nicht  ao 
gar  ferne  liegt)  und  »ei  also  nicht  in  der  Lage  gewesen,  auf  dem  amerikanischen  Boden  mit 
»einer  Kunst  ganz  von  unten  an  zu  beginnen. 

Diese  Idee  einmal  probeweise  vorausgesetzt,  hatten  wir  uns  umzusehen,  in  welchen  an- 
deren Erdtheilen  ein  ähnlicher  Ueichthum  wenigstens  an  Thonfiguren,  welche  — wie  wohl 
auch  die  mexikanischen  — wenigstens  th  eil  weise  dem  Cultus  zu  dienen  hatten,  zu  finden  wäre, 
und  da  werden  wir  unsere  Blicke  in  erster  — aber  wohl  auch  in  letzter  und  einziger  Linie  — 
nach  Aegypten  zu  richten  haben,  welches,  soweit  ich  Gelegenheit  fand,  derartige  Gegenstände 
zu  sehen,  wohl  einen  bedeutenden  Reichthum  und  grosse  Mannigfaltigkeit  an  kleinen  und  grösseren 
Emailfiguren  uufzuweisen  hat,  Bich  in  der  Anzahl  feinerer  Steinsculpturen  aber  mit  Mexiko 
schwerlich  wird  messen  können.  Aegypten  hat  kleine,  zierliche,  au»  Lasurstein  (angeblich  auch 
aus  Kalait)  geschnitzte  Figuren  (vgl.  die  Mineralogie  als  üülfswissensch.  u.  s.  w.  im  Archiv,  X.  Bd., 
Hefl3,  4.  1877,  Taf.  VI,  Fig.  4,  5,  6,  7,  8,  9),  ferner  Figuren  und  A m ulete  aus  Amazonit-Mikroklin 
(Nephritwerk,  pag.  11,  Fig.  1,  2)  aulzuweisen,  sodann  kleinere  Scarabäcn  (aus  verschiedenen 
weicheren  und  härteren  Mineralien  bis  zu  Quarz)  und  zwar  sind  diese  merkwürdigerweise  sehr  oft 
in  ganz  gleicher  Art  auf  der  Bauchseite  horizontal  (subcutan)  von  rechts  nach  links  durch- 
bohrt (zum  Anhängen  an  Colliers),  wie  so  viele  mexikanische  Steinfiguren;  grössere  Scara- 
bäen  kenne  ich  zum  Theil  ans  zähen  Felsarten  (Diorit  u.  dgl.),  zum  Theil  aus  dem  so  seltenen 
Mineral  Chloromclanit  gearbeitet,  dessen  Heimath  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  unbekannt 
ist.  Letztere  Scarabäcn,  wovon  der  eine  im  Wiener,  der  andere  im  Wiesbadener  Museum  als  kost- 
barer Schatz  liegt,  tragen  auf  ihrer  Unterseite  eingravirte  Hieroglyphen  x).  Es  ist  nun  gewiss 
höchst  wuchtig,  dass  wir  aus  demselben  Chloromelanit  gearbeitet  auch  Prunkbeile  kennen,  welche 
in  Amerika  gefunden  wurden ; das  eine,  aus  Peru  kommend,  ist  im  Privatbesitz  des  Herrn 
Prof.  F.  v.  Hochslotter  in  Wien,  eines  aus  Mexiko  liegt  im  Freiburger,  andere  ebendaher  im 
Berliner  mineralogischen  Museum.  Was  iat  nun  wahrscheinlicher?  Sollte  in  Aegypten  und  in 
Amerika  jo  ein  Fundort  für  dieses  Mineral  liegen  oder  sollte  dasselbe  ursprünglich  allein  in 
Afrika  zu  suchen  sein,  von  wo  es  das  Material  für  ägyptische  (phönicische?)  Scarabäen,  für  die 
in  Deutschland,  der  Schweiz  und  Frankreich  im  Erdboden  liegenden,  sogar  bis  30  cm  langen 
Prunkbeile  und  endlich  für  die  in  Mexiko  und  Peru  entdeckten  polirten  Beile  abgegeben  hätte? 

Undenkbar  wäre  letzteres  um  so  weniger,  da  — wie  ich  nachgewiesen  habe  — auch  exact 
in  der  Substanz  übereinstimmende  Jadeit instrumente  (von  Lüscherz  in  der  Schweiz  ein  kleiner 
Meissei  und  von  Mexiko  das  prachtvolle,  mit  mexikanischen  eingravirten  Hieroglyphen  versehene, 
von  Alex.  v.  Humboldt  dem  Berliner  Museum  geschenkte  Azteken-Beil  — 22  cm  lang,  8 cm  breit  — 
aus  einem  Substrat  gearbeitet  sind,  wofür  wir  noch  heute  den  Fundort  nicht  kennen,  denn  die  mir 
(zum  Theil  direct)  aus  China  und  Tibet  zugegangenen  rohen  Stucke  von  Jadeit  stimmen  nicht 
mit  jenen  ersterwähnten  in  den  feineren  Verhältnissen  (Farbe,  Einschlüsseh  u.  s.  w.)  überein1). 


l)  Der  Chloromelanit  ist  vermöge  seiner  Hirte  und  dunkelgrünen  Farbe  leicht  mit  dunkelgrünem  Quarz, 
sogenanntem  Heliotrop,  zu  verwechseln;  (auch  das  oben  erwähnte  Exemplar  im  Wiener  Museum  wurde  vor 
Kurzem  durch  Herrn  Prof.  v.  Höchst  etter  dort  unter  den  Quarzen  entdeckt). 

*)  Dagegen  habe  ich  in  neuester  /eit  bei  einer  Zusendung  mexikanischer  Steinornamente,  welche  mir  Herr 
Hermann  Strebei  in  Hamburg  anvertraut*,  die  interessante  Beobachtung  an  einem  schönen  Jadeitprunkbeile 


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23 


Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonenstoine  etc. 

Aegypten  bietet  nnn  dem  archäologischen  Stndinm  ferner  bekanntlich  seine  ans  feinem  Sand 
geformten  und  blau  oder  grünlichblau  glasirten  Muraienfignren  (Statuetten),  ausaerdem  eine  groase 
Anzahl  kleiner,  trotz  dea  winzigen  Maassstabes  doch  noch  nach  ihrer  Bedeutung  gut  verständlicher 
Email figuren  l),  ferner  sogenannte  Horasaugen,  endlich  cylindriache  und  kugelähnliche  Glasperlen, 
welche  man  als  Colliers  am  HalBe  der  Mumien  findet 

Die  Thonfiguren  aus  Mexiko  sind,  soweit  ich  sie  kenne,  alle  nur  in  grösserem  Maassstabe  an- 
gelegt; aber  sowohl  sie  sowie  die  kunstreich  aus  Stein  geschnitzten  Amuletfiguren  dürften,  da  so 
manche  derselben  dort  aus  der  Erde  ausgegraben  werden,  gleichfalls  theil weise  dem  Begräbniss- 
cultus  gedient  haben,  resp.  den  Leichen  in  das  Grab  mitgegeben  worden  sein.  So  möchte  z.  B. 
die  von  Squier  publicirto  und  von  mir  im  Nephritwerk  pag.  29,  Fig.  23  copirte  Figur,  wo  die 
Zunge  als  Zeichen  des  Todes  seitwärts  aus  dem  Munde  hängt,  schwerlich  anders  wie  als  recht 
sinnreiche  Beigabe  zu  einem  Grabe  zu  deuten  sein. 

Die  Analogie  zwischen  den  assyrischen,  persepolitanischen  und  babylonischen  (mit 
eingravirten  Figuren  und  Zeichen  gezierten)  Cylindern  und  den  oben  pag.  15  wieder  berührten 
längsdurchbohrten  Cylindern  aus  Nephrit  bei  deu  Indianer-Häuptlingen  Süd-Amerikas  fiel  schon 
Alex.  v.  Humboldt  auf  und  ist  von  mir  im  Nephritwerk  pag.  27  ff.  genügend  erörtert,  wie  auch 
in  Fig.  16,  18,  a,  b,  19,  20,  21,  22,  23  bildlich  erläutert  worden. 

Welch’  grosse  Rolle  aber  die  durchbohrten  Cy linder  aus  grünen  Steinen  (worunter  auch 
Quarze  waren)  bei  den  Mexikanern  spielten,  habe  ich  erst  in  neuerer  Zeit  bei  eingehenderem 
Studium  des  Prachtwerkes  von  Kingsborough  (vgl.  Xephritwerk  pag.  204),  welches  hier  — im 
Besitze  des  Herrn  Privat  Albin  Wcrle  — zu  meiner  Verfügung  steht,  ermessen  gelernt.  Dort 
sind  im  V.  Textband  in  der  Abhandlung:  Esplicacion  de  la  Coleccion  de  Mendoza  in  Bodlei&n 
Library  at  Oxford  (73  Pages)  und  dem  dazu  gehörigen  I.  Bde.  Abbildungen  eine  Reihe  von  Pro- 
vinzen genannt,  welche  die  unter  dem  Namen:  Chalchihuitl  cursirenden  Schmucksteiue  zu  Liefern 
batten  *)  und  wir  finden  solche  a.  a.  O.  auf  Tafel  39,  Fig.  32  bis  36,  Tafel  45,  Fig.  21  bis  22 
u.  Fig.  8 bis  9 (Frosch),  Taf.  48,  Fig.  32  bis  43;  ebendas.  Fig.  44  ein  Pesote-(Lippen&tein),  Taf.  49, 
Fig.  22,  26  Lippenstein  und  Tafel  54,  Fig.  28,  29,  30  (Türkis)  abgebildet  *). 

ebendorther  machen  können,  dass  in  der  blaagrünen,  dichten  Jadeitgrundmasse  vereinzelt  schwarze  stilnge- 
lige  winzige  Kry stalle  eingewachsen  sind,  genau  wie  solche  mir  auch  schon  einmal  in  einer  mexikanischen 
Chloromelanitfigur  Nr.  2«8  aus  dem  Wiener  Hofminerallencabinet  begegneten.  Dies  würde  anf  eine  Abstam- 
mung gewisser  Jadeit-  und  Ckloromelanitvorkommnisae  von  ein  und  derselben  Gegend  — welche  die# 
auch  »ein  möge  — scbliessen  lassen,  was  bei  der  so  grossen  chemischen  Ueberein Stimmung  beider  ohnehin  nahe 
genug  liegt. 

*)  Ich  bin  schon  auf  den  Gedanken  gekommen,  ob  wohl  die  durchweg  blaue  oder  blaugrune  Farbe  dieser 
EmailAguren  dazu  bestimmt  war,  wenigstens  annähernd  die  blAue  Farbe  der  natürlich  sehr  kostbaren  und  nur 
Beicheren  zugänglichen  Figuren  aus  Lasurstein  und  Kalait  nachzuahmen? 

*)  ßullock  spricht  in  seinem  alsbald  näher  anzuführenden  Buche  pag.  332  von  „beads  of  jade  and  blood- 
#u>ne“  aus  Mexiko,  also  von  Collierperlen  aus  Nephrit  und  Blutstein;  ob  in  seinen  Fällen  die  Diagnose 
von  Jade  gerade  genau  war,  kann  man  nicht  wissen;  Blutstein  jedoch  ist  nicht  leicht  verkennbar  und  in  die- 
sem Fall  deswegen  wieder  interessant,  weil  auch  die  Cyiinder  der  Aegvpter  zuweilen  ans  Roth-  und  Brauneisen- 
stein (wovon  der  entere  auch  Blutstein  heisst)  geschnitzt  waren.  (VgL  Nephritwerk  pag.  170  und  pag.  28, 
Fig.  20  bis  22.) 

*)  Es  würde  von  Interesse  sein,  die  Lage  der  einzeln  aufgeführten  Ortschaften,  von  welchen  einige  als  der 
Niederung,  andere  den  »emperirten  Gegenden  angehörig  bezeichnet  sind,  genau  kennen  zu  lernen,  dazu  reichen 
aber  die  mir  hier  cur  Verfügung  stehenden  Karten  Mexiko's  nicht  aus.  Es  entsteht  nämlich  hier  die  Frage,  oh 
diese  Hchmncksteine  alle  im  Gebirge  Mexiko’s,  beziehungsweise  unter  den  GeröUen  der  dortig«!  Flüsse  sich  fan- 


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24 


H.  Fischer, 


Hecht  merkwürdig  war  mir  eine  neulich  an  einem  direct  aus  Aegypten  erworbenen  Würfel 
(etwa  von  der  Grosse  der  gewöhnlichen  Knöchelwürfel)  aus  dunkelgrünem  Quarz  (?)  gemachte 
Beobachtung;  derselbe  ist  nämlich  in  einer  Richtung  cylindrisch  durchbohrt  und  bei  Betrachtung 
mit  der  Lupe  erblickt  man  im  Innern  des  Bohrkanals  exact  dieselben  rillenartigen  Hervor- 
rag ungen,  wie  ich  sie  oben  pag.  20  von  den  (?  amerikanischen)  Amulettäfclchen  erwähnte. 

Wenn  die  Frage  aufgeworfen  werden  sollte,  ob  sich  etwa  auch  in  der  Auffassung  und 
Darstellung  thierischer  und  menschlicher  Figuren  Aehnlichkeiten  zwischen  Mexiko 
und  Aegypten  erkennen  lassen,  so  soll  die  Betrachtung  der  hier  beigegebenen  Abbildungen  dem 
Leser  ein  eigenes  Urtheil  ermöglichen. 

Herr  Dr.  med.  Friedrich  Mook  aus  Rheinzabern  (Rheinbaiern),  welcher  lungere  Zeit  in 
Heluan  bei  Cairo  als  Badearzt  fungirte  und  auf  seinen  Streifzügen  von  dort  weiter  am  Nil  auf- 
wärts eingehende  archäologische  Untersuchungen  vornahm,  hat  vor  Kurzem  in  unserem  Universitäts- 
gebäude die  reichen  und  sehr  interessanten  Ergebnisse  mehrjährigen  Sammelns  dem  sich  dafür 
interessirenden  Publicum  zur  Schau  gestellt  Bei  dieser  Gelegenheit  erwarb  auch  unser  ethno- 
graphisches Museum  eine  sehr  grosse  Anzahl  solcher  ägyptischer  Alterthümer,  bei  deren  Auswahl 
gerade  auch  auf  den  oben  erwähnten  Punkt  Rücksicht  genommen  werden  konnte,  da  die  im  ge- 
nannten Museum  aufgestellten  mexikanischen  und  mittclamerikanischen  Originale,  sowie  die  noch 
viel  reichlicheren  Imitationen  auswärtiger  Originale  die  amerikanischen  Typen  körperlich  (nicht 
bloss  in  Abbildung)  in  lebhaftestem  Eindruck  zu  erhalten  geeignet  sind. 

Ich  überlasse  cs  natürlich  ganz  dem  Ermessen  des  Lesers,  ob  er  in  der  Achnlichkeit  der  hier 
neben  einander  gestellten  ägyptischen  und  mexikanischen  Figuren  (ganz  abgesehen  vom  Gesteins- 
material)  mehr  als  das  Spiel  des  Zufalls  zu  erblicken  Lust  hat  Fig.  21  (Thierfigur)  und  Fig.  22 
(? Menschenfigur)  stammen  aus  Aegypten  und  gehören  dein  Freiburger  Museum;  sie  sind  beide  in 
dichtem  gelblichem  Kalk  ausgefuhrt  und  von  Herrn  Dr.  Mook  selbst  in  Sakkarah  ausgegraben. 
Fig.  23  aus  einem  thonschieferähnlichen  Gestein,  zusammengekauerte  Figur,  aus  Mexiko,  war 
schon  im  Archiv  X.  Bd.,  Heft  3,  4,  Taf.  VIII,  Fig.  77,  a,  b abgebildet  und  liegt  im  Privatmuseum 
des  Herrn  Ph.  J.  Becker  aus  Darmstadt. 

Der  schon  früher  von  mir  hervorgehobenen  Eigentümlichkeit  aufrechter  mexikanischer 
Menschenfiguren,  dass  so  oft  der  Kopf  allein  schon  die  halbe  Höhe  der  ganzen  Figur  einnchme 
(vgl.  a.  a.  O.  im  Archiv  Taf.  VII,  Fig.  33,  47,  48,  49,  51,  57;  Taf.  VIII,  Fig.  59,  81,  70,  80,  69, 
79,  78,  82,  71,  76)  stellt  sich  z.  B.  unsere  Fig.  25  hier  zu  Seite,  welche  eine  kleine  ägyptische 
Emailgestnlt  versinnlicht  und  welche  vielleicht  — gegenüber  so  vielen  anderen  gleichfalls  ägyp- 
tischen, mit  mehr  wahrheitsgetreuen  KörperverhältnisBen  ausgestatteten  Figuren  — eine  ältere 
Periode  und  Culturstufe  repräBentirt, 

Bezüglich  der  Verzierungen  des  Kopfes  findet  sich  mitunter  eine  auffallende  Ueber- 


den,  oder  ob  einige  derselben  durch  Tausch-  und  Handelsverbindungen  mit  ferner  liegenden  Gegenden  zu  be- 
ziehen waren,  wie  sich  dies  etwa  von  dem  Türkis  denken  Herw»,  von  welchem  man  jetzt  einen  Fundort  in 
den  Cerilloe-Bergen  in  Neu-Mexiko  kennt.  — Die  Lippensteine  (ganz  ähnlich  geformt  wie  der  von  mir  im 
Nephritwerk  pag.  26,  Fig.  9 ab  brasilianisch  abgebildete)  bestanden  theil»  aus  Bernstein  (?)  allein  oder  an»  einem 
blauen  Mineral  mit  Bern»tein(?}<Aufiiatz.  Die  a.  a.  O.bei  Kingnborongh-Mendoza  abgebildeten  Collier»  waren  theil» 
au»  cylindriachen  Steinen  allein,  theih  abwechselnd  au»  cylindrinchen  und  kugeligen  Steinen,  theil»  nur  au» 
kugeligen  zusammengesetzt. 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  Amazonensteine  etc.  25 

einstimmung  zwischen  Aegypten  und  Mexiko  und  ich  hebe  hierfür  aus  meiner  Erfahrung  einige 
Beispiele  eben  nur  als  neue  Anhaltspunkte  hervor,  ohne  dass  ich  als  Mineraloge  in  der  Lage  wäre, 
aus  der  zuständigen  älteren  Literatur  für  diese  längst  auch  schon  von  Anderen  gemachte  Beob- 
achtung hier  die  entsprechenden  Ci  täte  anzuführen. 

Der  mit  dem  Namen  Calantica  belegte  figyptische  Kopfputz  findet  sich  auch  in  Stein- 
figuren ausgeführt;  als  Beispiel  füge  ich  liier  in  Fig.  20  ein  in  gelblichem  Glimmerschiefer  ans* 
geführtes  Hatlior-Köpfchen  an  (ein  Prachtstück  wohl  einzig  in  seiner  Art),  welches  Herr  Dr.  med. 
Fr.  Mook  gleichfalls  nach  Freiburg  mitgebracht  hatte1).  Für  diesen  Kopfzierrath  haben  wir  in 
Mexiko  ein  Analogon,  z.  B.  in  Tnf.  VIII,  Fig.  67,  a,  b,  im  Arcldv  Bd.  X,  Heft  3,  4,  nur  kommt 
in  Mexiko  öfter  noch  eine  Scheibe  als  Ohrschmuck  dazu,  vgl.  auch  ebenda  Taf.  VT,  Fig.  23  und 
Taf.  VIII,  Fig.  01,  64,  69,  ferner  unsere  Fig.  28  hier,  welche  ich  einem  Werke  von  W.  Bnllock, 
F.  L.  S.  (Proprietor  of  the  Late  London  Museum):  Six  month’s  residence  and  travcls  in  Mexico, 
London  1824.  8.  pag.  327  entnehme. 

Der  Kopfputz  der  oben  erwähnten  ägyptischen  Thonfigur,  Fig.  25,  erinnert  zugleich  einiger* 
maassen  an  den  reichen  Schmuck  der  Fig.  27  a).  Ich  zögerte  nicht,  auch  diese  Figur  aus  dem 
angeführten,  selten  citirten  Werke  von  B ullock  sammt  der  zugehörigen  Beschreibung  hier  ein- 
zuschalten, da  sie  der  letzteren  zufolge  wohl  eines  der  schönsten  Gebilde  feiner  mexikanischer 
Steinschneidckunst  darstellt  und  hiermit  um  so  sicherer  der  Vergessenheit  entrissen  wird.  Es 
ist  dieses  Prachtstück  jetzt  dem  British  Museum  ein  verleibt;  eine  Bestimmung  des  specifischen  Ge- 
wichts daselbst  würde  den  Wink  für  die  Diagnose  auf  Jadeit,  Saussurit,  Andesin?  abzugeben  haben. 

Ferner  erinnert  uns  der  Kopfschmuck  von  Taf.  VIII,  Fig.  82  im  Archiv  an  unsere  Fig.  24  hior. 

Was  die  Lage  der  Arme  und  Hände  betrifft,  so  finden  sich  dieselben  Belten  frei  vom 
Körper  abstehend,  da  hierdurch  bei  Stein-  und  Thonfiguren  natürlich  viel  leichter  ein  Abbrecheu 
zu  gewärtigen  gewesen  wäre,  sondern  mehr  an  den  Körper  angelegt,  senkrecht  oder  horizontal 
oder  gekreuzt,  in  Aegypten  wie  in  Mexiko  (für  Malereien  oder  bloss  eingravirte  Figuren  gilt  dieser 
Ausspruch  selbstverständlich  nicht). 

Gesichtsmasken  haben  die  Mexikaner  mit  staunensworther  Kunstfertigkeit  (man  vgl.  die 
Museen  von  Basel,  Pest,  Privatmuseum  des  Herrn  Becker  in  Darmstadt)  aus  farblosem,  grünem, 
bräunlichem  Marmor,  sogar  aus  Jadeit  und  Obsidian  herges teilt;  im  Archiv  a.  a.  O.  Taf.  VII, 
Fig.  38  und  40  habe  ich  solche  abgebildet. 

Für  Aegypten  hebt  Heinrich  Brugsch  (die  ägyptischen  Alterthümer  in  Berlin,  mit 
einer  Tafel,  Berlin  1857.  8.  pag.  39)  die  den  einzelnen  ägyptischen  Göttern  eigentümlichen 
Thiermasken  hervor,  mit  welchen  der  Mehrzahl  nach  die  Götterstatueu  allgebildet  zu  sein 


*)  Sehr  getreue  Kupferabgiisse  hiervon  sind  durch  Herrn  A.  Stotz,  Fabrik  schmiedbarer  Eiscnwaaren  in 
Stuttgart,  zu  S M.  50  Pf.  per  Stück  zu  beziehen. 

*)  B ullock  sagt  davon  in  der  Tafelnerkliirung  (Liste  of  Plate*  hinter  pag.  530)  Folgende*:  A high  ly 
curiou*  apecimen  of  Mexican  iculpture,  in  an  exceeding  hard  »tone,  ressembling  Hornstein,  a coarse  kind  of 
Jade:  it  i»  a ipecie*  of  compact  talc,  of  most  elaborate  workmanship  aud  the  buit  of  a Priest  or  perhaps  of 
the  Idol  representing  the  Sun.  The  head  is  crowned  with  a high  mitre-ahaped  cap,  decorated  with  jeweU  and 
feather»;  it  has  long  pendant  earringa.  The  hand»  are  raised;  the  right  sustaina  «omething  renembling  a 
knotted  club,  while  the  left  takes  hold  of  a festoon  of  flower*  which  descenda  froin  the  head ; all  the  other 
parta  are  oovered  with  the  great  rattle-snake,  whu*e  enorinous  head  and  jaws  are  on  the  right  side  of  the 
figure,  while  the  back  and  skles  are  covered  with  the  »cales  and  rattles  of  the  deadly  reptile.  The  eyea,  which 
w äre  probably  of  precious  stones,  are  wanting, 

Archiv  für  Anthropologie.  B«l.  XII.  4 


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26 


H.  Fischer, 


pflegen,  und  der  Leser  findet  hierfür  so  zu  sagen  in  jedem  Werke  über  Aegypten  Beispiele  genug, 
z.  B.  auch  in  Bädecker’s  Reisehandbuch  für  Aegypten,  Leipzig  1877.  8.,  in  der  kleinen  Abhand- 
lung von  J.  Ch.  Ernst  Lösch,  die  ägyptischen  Mumien.  Nürnberg  1837  u.  s.  w. 

Letztere  Schrift  erwähne  ich  desshalb  hier  speeiell,  weil  in  derselben  auf*  Taf.  1,  Fig.  9 auch 
der  Frosch  gezeichnet  ist,  welcher  uns  in  Mexiko  und  Brasilien  — wie  oben  pag.  7,  10,  18  ff.  ein- 
gehend erörtert  ist  — nebst  der  Kröte  öfter  in  Stein  ausgeschnitten  wieder  begegnet. 

Wenn  wir  die  Mumificirung  der  Menschen-  und  gewisser  Thierleichen,  welche  in 
Aegypten  eine  so  grosse  Rolle  spielte,  ausser  bei  den  Guanehen  (den  allen  Bewohnern  der  canari- 
schen  Inseln)  auch  in  Peru  und  Mexiko  wiederkehren  sehen,  so  dürfte  diese  Erscheinung  w'ohl 
auch  über  dem  Bereiche  des  reinen  Zufalls  liegen. 

Die  Colliers,  welche  man  in  Aegypten  den  Mumien  anzuhängen  pflegte,  bestehen  entweder 
aus  den  oben  erwähnten  kleinen  Eraailfigürchen  (so  wahrscheinlich  bei  Reicheren)  oder  — wie 
unser  Museum  kürzlieh  ein  solches  aus  Theben  (Oberägypten)  durch  Dr.  Mook  erwarb  — aus 
langeylindrisehen  Eiuailstückchcn,  welche  mit  scheiben-  und  kugelförmigen  und  flachen  fa^onirten 
Stückchen  derselben  Substanz  abwechscln,  endlich  wohl  auch  aus  quer-  (subcutan)  durchbohrten 
Scarabäen  aus  Stein  und  Email  (vgl.  pag.  37,  Fig.  48  in  meinem  Nephritwerk).  Als  Abschluss 
des  ganzen  Colliers  dient  eine  längliche  Eniailtigur,  welche  alle  anderen  Collierperlen  an  Grösse 
um  das  Drei-  bis  Sechsfache  überragt 

In  Mexiko  finden  wir  dem  entsprechend  Hals-  oder  anderenfalls  auch  Armgehänge  aus  durch- 
bohrten Steinen  in  Form  von  dicken  Scheiben,  Kugeln,  kurzen  Cylindern  (vgl.  Nephritwerk  pag.  27, 
Fig.  10  bis  16),  als  Abschluss  aber  ein  längliches  Gesteinstfick,  einen  dickeren,  längsdurchbohrten 
Cylinder  mit  Gravirung  (ebenda  pag.  29,  Fig.  23)  oder  auch  ein  an  der  Basisflnche  subcutan  durch- 
bohrtes, blank  polirtes  Prunkbeil,  wie  z.  B.  unser  Museum  ein  solches  aus  Chloromelanit ! besitzt 

Mexiko  besass,  wie  Aegypten,  seine  Hieroglyphen  Rchrift  (vgl.  z.  B.  im  Nephrit  werk  pag.  31, 
Fig.  36  das  Aztekenbeil),  welche  reich  an  Zeichen  war,  deren  Entzifferung  gegenwärtig  wohl  nur 
noch  in  der  Macht  weniger  Gelehrter  liegt  und  durch  das  Studium  der  in  dem  grossen  Kings* 
borough* sehen  Werke  gesammelten  Schriften  und  mexikanischen  Originalbilder  einigermaassen 
gefördert  werden  kann  >). 

Von  Kunstwerken  der  vor  der  spanischen  Eroberung  mit  dem  Namen  Tenochtitlan  belegt  ge- 
wesenen Stadt  Mexiko  ist  nach  B ullock  a.  a.  O.  pag.  333  jetzt  öffentlich  nur  der  grosse  Kalender* 
stein  (im  Volksmund  „Montczuma’*  Uhr“  genannt)  zu  sehen,  sowie  der  Opferstein  oder  der 
grosse  Altar,  welcher  einst  im  grossen  Tempel  vor  dem  Hauptgötzenbilde  stand.  Der  erstere 
misst  im  Durchmesser  12  Fttss  und  ist  aus  einem  grossen  Block  porösen  Basalts  gehauen.  Man 
nimmt  an,  dass  er  in  dem  grossen  Tempelraum  in  derselben  Weise  aufgestellt 
war,  wie  der  Zodiac  (Thierkreis)  in  dem  Tempel  von  Tentyra  in  Oberügypten. 

Eine  gewisse  Aehnlichkeit  auch  in  der  Tempel  form  wird  wohl  den  Besuchern  der  Pariser 
Ausstellung  von  1867  nicht  entgangen  sein  zwischen  dem  mexikanischen  Gebäude,  welches  den 
Tempel  von  Xochichalco  nachzuahmen  bestimmt  war  und  zwischen  der  idealen  Reconstruction  des 
ägyptischen  Tempels  von  Phitao. 

*)  Preecott  in  dem  sogleich  näher  zu  citirendeu  Werke  «*mpfi«*hlt  hierfür  die  Schrift  von  Uama  (Ant.  de 
Leon  y)  Descripcion  Historie»  y Cronolögica  de  las  Doa  Piedras  etc.  data  a luz  con  notas  . . . por  Carlo  Maria 
de  Bustaniante;  seg.  edic.  Mexico  1832.  2 pari,  en  1 Vol.  petit  in  4.  Fig.  (prima  edic.  Mexico  17#2). 


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Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten  AmazoncnBteine  etc.  27 

Für  die  Pyramiden  Aegyptens  citire  ich  hier  au«  ßullock’s  Schrift  pag.  412  das  Bild  der 
Sonnen pyramide,  San  Juan  de  Teotihuacan  bei  Otumba  (nordöstlich  von  Tezcnco  und  Mexiko),  da 
von  diesem  merkwürdigen  Denkmal  weniger  noch  die  Rede  ist,  als  von  den  in  den  Urwäldern 
Mexiko’s  noch  heute  stehenden,  prächtigen,  ringsum  mit  ausgehauenen  Figuren  gezierten  Säulen, 
wie  sie  in  den  Werken  von  Stephens  (z.  B.  Incidents  of  Travel  in  Centralaincrika,  Chiapa  and 
Yucatan.  II  Vol.,  New  York  1841  etc.)  ahgebildet  und  auch  durch  Photographien  dem  wiss- 
begierigen Publicum  zugänglich  geworden  sind. 

Im  Uebrigen  wiederhole  ich,  dass  uns  in  dem  Werke  von  Will.  11.  Prescott,  History  of 
the  Conquest  of  Mexico.  Vol.  1 — III,  Boston,  23  edit  1855,  z.  B.  im  Vol.  I,  Cap.  3:  Azteo 
civilisation ; Bacerdotal  order  pag.  71,  Cap.  4,  Mcxican  Hieroglyphics  *)  pag.  91,  94,  Chronology 
pag.  111  u.  s.  wr.  Vergleichungen  genug  zwischen  Aegypten  und  Mexiko  entgegentreten,  welchen 
ich  meinerseits  obige  Analogien  vor  Allem  nur  desshalb  beifügen  wollte,  weil  in  diesem  Betreff  der 
mineralogisch-archäologische  Gesichtspunkt  wohl  noch  nie  zuvor  verwerthet  gewesen  war, 
während  derselbe  erstlich  wegen  der  relativen  Unverwüstlichkeit  der  Steinornamente,  zweitens 
wegen  der  erst  noch  zu  ergründenden  Ileimath  des  Chloromelauit-Minerals  (vgl.  oben  pag.  26) 
noch  von  besonderer  Bedeutung  werden  kann. 

*)  Gerade  int  Augenblick,  als  mir  dieser  Druckbogen  zur  Correctur  zugeht,  erhalte  ich  von  befreundeter 
Hand  au*  New -York  eine  kleine  Schrift  zugesandt,  welche  ich  den  — leider  noch  so  spärlichen  — Freunden 
de*  mexikanischen  Alterthum*  zur  Kenntnis«  bringen  und  angelegentlich  empfehlen  möchte.  Dieselbe  führt  den 
Titel;  Vortrug  über  den  mexikanischen  Calenderstein,  gehalten  von  Professor  Ph.  Valentini  am 
30.  April  1878  in  Bepublican  Hall  vor  dem  deutsch  gea.  wissenschaftlichen  Verein.  New-York,  gedruckt  bei 
A.  Marrer  und  Bobn  (139  Essex  Bt.)  1878.  8.  Mit  1 Tafel,  welche  den  besagten  Calendorstein  (Bild-Durchmesaer 
18  cm)  darstellt. 

Der  Verfasser,  welcher  sich  offenbar  ganz  eingehend  mit  den  Sitten,  der  Sprache  und  den  Hieroglyphen  der 
alten  Mexikaner  befasst  hat,  entwickelt  in  sehr  anschaulicher  Weise  seine  Ansicht  Uber  die  Bedeutung  dieser 
merkwürdigen  Steinplatte  (Basalt)  von  beinahe  zwölf  Fum  Durchmesser,  welche  jetzt  an  der  Südseite  der  Cathe- 
drale  von  Mexiko  in  den  Sockel  eine*  ihrer  Thürme  eingemauert  ist. 

Leon  y Garna.  dessen  Schrift  soeben  citirt  wurde  und  bia  jetzt  immer  als  maassgebend  erachtet  worden 
»ei,  habe  die  Anschauung  vertreten,  die  Hieroglyphen  dieses  Calenderstein*  sollten  die  Tage  des  Durchgang*  der 
Könne  durch  den  Zenith  der  Stadt  Mexiko,  durch  die  Aequinoctial-  und  SoUtitialpunkte  darstellen.  — Dieser 
Meinung  tritt  nun  Valentini  streng  gegenüber  mit  «einer  neuen,  bis  in  alle  Eiuzclnheiten  durchgvführten  An- 
sicht, wonach  auf  jenem  Stein  vielmehr  dia  höchst  eigentümliche  Zeitrechnung  sinnbildlich  vorgestellt  sei, 
wie  sie  bei  den  Völkern  von  Anahuac  vor  der  «panischen  Eroberung  gebräuchlich  war.  Die  einzelnen  um 
einander  herum  liegenden  Zonen  bedeuten  die  Zeiteiutheilung  in  Jahre  mit  385  Tagen,  wovon  260  die  so- 
genannte Mondrechuung,  der  Re*t  mit  100  resp.  105  Tagen  die  sogenannte  Sonnenrechnung  enthielten.  Ausser- 
dem  zerflei  das  Jahr  in  18  Monate,  jeder  zu  20  Tagen  (zusammen  300),  der  Monat  in  4 Wochen  zu  je  6 Tagen, 
den  Tag  zu  16  Stunden.  — Endlich  erblickt  man  auf  dem  Stein  noch  den  Oyclus  von  je  52  Jahren  und  die 
gTo**en  kosmogonisclien  Epochen,  die  Aeonen. 

Valentini  berechnete  aas  diesen  Angaben  ferner,  da*«  die  Mexikaner  im  Jahre  1470  nach  Chr.,  in  welchem 
der  Künstler  dieses  Steindenknial  herstellte,  1248  Jahre  verzeiebneter  und  nationaler  Geschichte  hinter  sich 
hatten,  wonach  der  Anfang  ihrer  nationalen  Aern  also  auf  das  Jahr  231  nach  Christus  zu  stellen  sei. 

Diese  Andeutungen  mögen  genügen,  utn  dos  Interesse  der  Leser  auf  diese  Schrift  hinzuleuken.  Ich  meiner- 
seits werde  nun  versuchen,  auch  diesem  Forscher  die  Deutung  der  (meines  Wissens  bisher  noch  unenträthsel- 
ten)  mexikanischen  Hieroglyphen  auf  Alexander  v.  Humboldt'*  Aztekeubeil  (vgl.  mein  Nephritwerk  pag.  31, 
Fig.  36,  Vs  natürlicher  Grössp)  zu  unterbreiten,  während  »ich  gerade  'vor  Kurzem  U.  Damour,  Mitglied  der 
Akademie  zu  Pari«,  auf  mein  Ersuchen  für  dasselbe  Object  nach  zwei  anderen  Quellen  der  Erklärung  umgesehen 
hat.  Es  wird  hei  der  Schwierigkeit  de*  Gegenstandes  gewiss  nur  erwünscht  sein,  durch  drei  von  einander  ganz 
unabhängige  Forschungen  die  Deutung  dieser  Hieroglyphen  erhalteu  und  vergleichen  zu  können  t Da  dieselben 
aber  in  einem  Jadeitbeil  von  ungewöhnlicher  Grösse  (22cm  lang,  8 cm  breit)  eingravirt  sind,  so  können  die- 
selben nach  verschiedenen  Richtungen  möglicherweise  noch  ein  doppeltes  Interesse  gewinnen. 

. 


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Figuren -Erklärung  zu  Tafel  I. 


Figur  1.  Kröten  ('  Frosch)  - Idol  im  Genfer  Museum;  pag.  7,  10,  18. 

„ 2.  ( Mn  aus  Guadeloupe  im  Pariser  Muneom;  pag.  7,  18. 

, 3.  , ■ » au»  Surinam  im  Freiburger  Museum;  pag.  7,  18. 

„ 4.  „ n n ebendaher  „ „ „ pag.  7,  18. 

, 5.  „ n » aus  Brasilien?  im  Prager  Nationalmuseum ; pag.  7,  18. 

, 6.  Ornament  von  Obydos  (Brasilien)  im  Münchener  ethnographischen  Museum;  pag.  7,  18. 

„ 7.  Fisch-Idol  vom  Rio  Trumbetas,  Brasilien;  Rio  de  Janeiro;  pag.  7,  8,  18,  19. 

„ 8.  Skizze  einer  Stelle  — Lago  Yacy-uaruA  — am  Amazonenstrom;  pag.  8,  10. 

, 9.  a,  b,  c.  Idol  von  Costa  da  Part»  am  Amazonenstrom.  Rio  de  Janeiro;  pag.  10,  18. 

„ 10.  Durchbohrter  Cylinder  ebendaher;  pag.  10,  18,  23. 

„ 11.  Fantasie -Figur  vom  Lago  Curumu  am  Amazonenstrom ; pag.  10,  18,  18,  19. 

. 12.  Vertical  durchbohrtes  Amulet  vom  Lago  verde  am  Amazonen#!  rom ; pag.  10,  16,  18,  19. 

w 13.  a,  b.  Kröten-Idol  vom  Lago  Yacy-uaruA  (Vorder*  und  Hinterseite);  pag.  10,  18,  19;  10  bis  13 

in  Rio  de  Janeiro. 

, 14.  Amulet  aus  Brasilien.  Berliner  Museum;  pag.  12,  18,  19. 

. 16.  a.  b.  Bohrmaschine  für  Steine  nach  Rodrigues.  (Was  h bedeute,  ist  dabei  nicht  erwähnt); 

pag.  15. 

, 16.  17.  18.  19.  Vier  Bilder  aus  Kingsborough,  Steinbohrung?,  Feuererzengnng?  der  Mexikaner  dar- 

stellend; pag.  15. 

# 20.  Brasilianischer  Lippenstein  (Oripendulum)  nach  G ein  er;  pag.  18. 

. 21.  Hockender  Mandrill  (Affe)  1 beide  aus  Aegypten,  im  ethnographischen  Museum  zu  Freiburg; 

, 22.  Hockende  menschliche?  Figur  j pag.  24. 

„ 23.  Hockende  Figur  aus  Mexiko.  Im  Museum  des  Herrn  PhiL  J.  Becker  (Darmstadt);  pag.  24. 

, 24.  Email-Figiirchen  aus  Aegypten.  Freiburger  Museum;  pag.  25. 

* 25.  Email  Figur  mit  Kopfputz  aus  Aegypten.  Freiburger  Museum;  pag.  25. 

„ 28.  Hathor-Kopf  aus  Glimmerschiefer.  Von  Aegypten.  Im  Besitz  des  Herrn  Dr.  med  Fr.  Mook; 

pag.  25. 

27.1 

" | Mexikanische  Figuren.  Aus  dem  Werke  von  B ullock;  pag.  25. 


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V 


III. 


Kraniologische  Untersuchungen. 

Von 

Dr.  Emil  Schmidt  in  Essen  a.  d.  Ruhr. 


I.  Schädelmodulus. 

«Mir  scheint  es,  dass,  soweit  eine  einzelne  Ziffer 
als  allgemeiner  Modulus  (d.  h.  als  Werth,  auf  weh 
eben  alle  Maaeae  redaeirt  werden)  dienen  kann, 
nicht  irgend  ein  einzelner  Durchmesser,  sondern  nur 
die  Bumine  aller,  die  Oesammtgrösse  des  Schädels, 
zu  Grande  gelegt  werden  dürfe.  Man  setze  die 
SchiUM  gleich  gross,  dann  es  zeigt  sich  sofort,  wel- 
cher einzelne  Schädel tlieil  hier  gross,  dort  klein  ent- 
wickelt ist.*  Welcker,  kraniolog.  Mitth.,  Archiv 
f.  Anthropologie  1,  pag.  08. 

Es  war  ein  grosser  Fortschritt  in  der  Kraniologie,  als  Retzius  znm  ersten  Male  auf  das  Ver- 
hältnis* von  Länge  und  Breite  des  Schädels  hin  wies.  Alle  mathematischen  Angaben  vor  Retzius 
waren  absolute  Zahlen  gewesen:  man  hatte  einzelne  Dimensionen  oder  Winkel  am  Schädel  ge- 
messen, ohne  sie  aber  in  Beziehung  zu  einander  zu  bringen.  Absolute  Zahlen  als  solche  sind  aber 
starre,  nichtssagende  Grössen,  ein  todtes  Capital;  dass  ein  Maass  am  Schädel  so  oder  so  lang  ist, 
sagt  uns  nichts,  so  lange  wir  nicht  wissen,  wie  sich  andere  Zahlen  dazu  verhalten ; dasselbe  Maass 
kann  bei  zwei  verschiedenen  Schädeln  ein  und  dieselbe  absolute  Ziffer  haben  und  doch  das  eine 
Mal  sehr  gross,  das  andere  Mal  sehr  klein  sein,  je  nachdem  der  übrige  Schädel  klein  oder  gross 
ist.  In  die  absoluten  Zahlen  kommt  erst  VerstundniBB,  wenn  sie  mit  einander  in  Beziehung  ge- 
bracht, wenn  an  ihre  Stelle  Verhältnisszahlen  gesetzt  werden.  Diese  Beziehung  zwischen  zwei  der 
wichtigsten  Schädelmaasse,  zwischen  Länge  und  Breite,  zuerst  hergestellt  und  dafür  einen  mathe- 
matisehen  Ausdruck  gewonnen  zu  haben,  ist  das  grosse  Verdienst  von  Retzius. 

Nachdem  erst  das  Princip  des  Vergleichen  der  Maasse  in  die  Kraniologie  eingeffihrt  war, 
lag  es  nahe,  dasselbe  auch  auf  andere  Maasse  auszudehnen : es  wurde  die  Schädelhühe  bald  mit 
der  Lange,  bald  mit  der  Breite,  die  Stirnbreite  mit  der  grössten  Schädelbreite,  die  Höhe  der  Nasen- 
öffriung  und  der  Orbita  mit  den  entsprechenden  Breiten,  die  Breite  des  for.  maguurn  mit  dessen 
Länge,  Curven  mit  den  dazu  gehörigen  Sehnen  etc.  etc.  verglichen. 


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30 


Dr.  Emil  Schmidt 


So  vorteilhaft  nun  aber  auch  alle  Verhültmssbestimmungen  je  zweier  M nasse  für  die  Beur- 
tbeilung  der  Gestalt  einzelner  Schiuleltheile  sind  — eins  können  wir  durch  sie  doch  nicht  ge- 
winnen, eine  Vorstellung  von  dem  Verhältnis»  der  einzelnen  Maasse  zürn  ganzen  Schädel.  Setzt 
man  zwei  lineare  Grössen  mit  einander  in  Verbindung,  so  gewinnt  man  höchstens  eine  Vorstellung 
von  der  Gestalt  einer  Flüche:  darum  sagen  uns  die  Ausdrücke  dolichocephal  und  brachycephal  in 
Wirklichkeit  auch  nichts  über  Länge  oder  Breite  des  Schädels,  sondern  nur,  dass  die  Ebene,  in 
welcher  Langen-  und  Breitendurchmesser  liegen,  oder  die  Verticalnorm,  auf  welche  beide  projieirt 
werden,  schmal  oder  breit  im  Verhültniss  zu  ihrer  Länge  ist  Hoch  oder  niedrig  ist  die  Median- 
ebene oder  die  Lateral  norm,  wenn  die  Höhe  in  Verhültniss  zur  Länge  gesetzt,  die  Frontalebene 
oder  Occiptalnorm,  wenn  die  Höhe  mit  der  Breite  verglichen  wird.  Mit  zwei  Linien  bleiben  wir 
immer  in  den  Grenzen  des  Plnnimetrischen,  der  Schädel  ist  aber  eine  stcreom  et  rische  Grosse  mit 
drei  Ausdehnungen  im  Kaum.  Wollen  wir  daher  erfahren,  ob  wirklich  der  Schadet  lang,  breit 
oder  hoch  ist,  so  haben  wir  aus  ihm  selbst,  d.  h.  aus  seiner  räumlichen  Grösse  den  Maassstab  hier- 
für abzuleiten.  Mit  der  Schädelgrösse  selbst,  einem  cubisehen  Maass,  lassen  sich  lineare  Grössen 
nicht  ohne  Weiteres  messen;  nur  Gleichartiges  hisst  sich  vergleichen,  lineare  Grössen  lassen  sich 
nur  wieder  durch  Linien,  nicht  durch  Flächen  oder  Körper  messen,  und  der  Schädelmodnlus  muss 
daher  selbst  wieder  eine  Linie  sein.  An  die  Linie,  die  uns  als  Schädel mod ul us  dienen  soll,  haben 
wir  die  beiden  Anforderungen  zu  stellen: 

1)  dass  sie  möglichst  proportional  läuft  mit  der  Grösse  des  Schädels,  d.  h.  dass  sie  ein  mög- 
lichst genauer  linearer  Ausdruck  Bciner  räumlichen  Entwickelung  ist; 

2)  dass  sie  leicht  sich  aufHnden  und  anwenden  lässt. 

Welche  Linie  diesen  beiden  Forderungen  am  besten  entspricht,  das  zu  prüfen  ist  der  Gegen- 
stand der  folgenden  Untersuchung. 


Die  bishorige  Kraniologie  hat,  bewusst  oder  unbewusst,  consequent  eine  Trennung  zwischen 
Gesichts-  und  Gehirnschädcl  durchgeführt,  und  zwar  hat  vorzugsweise  letzterer  Berücksichtigung 
gefunden,  während  der  Gesichtsschädel  im  Ganzen  weniger  eingehend  behandelt  wurde.  Freilich 
wurde  diese  Trennung  nicht  immer  scharf  betont:  man  sprach  von  grösster  Länge,  Breite  und 
Höhe  des  Schädels,  bezeichnet«  aber  in  Wahrheit  damit  nur  die  betreffenden  Maasse  der  Hirn- 
kapsel.  Die  „grösste  Schüdellänge“  berücksichtigt  nicht  die  Nasenspitze,  den  Kieferrand  oder 
das  Kinn,  sondern  wird  immer  nur  von  dem  vorderen  Theil  der  Hirnkapsel  aus  gemessen;  auch  die 
„Schädelhöhe“  nimmt  keine  Rücksicht  auf  das  Gesicht,  sondern  misst  nur  die  verticale  Ent Wickelung 
de»  Gehirntheils  des  Schädels,  und  dasselbe  gilt  von  der  „grössten  Schädelbreite,“  die  stets  an 
den  Seiten  des  Gehimschädela  gemessen  wird,  wenn  auch  der  Abstand  der  Jochbogen  ein  grösseres 
Maass  ergeben  sollte.  Diese  Trennung  zwischen  Gesichts-  und  Gehirnschädel  hat  ihren  guten 
Grund:  die  beiden  Theile  sind  nach  Gestalt  und  Bedeutung,  anatomisch,  physiognoniisch  und 
functionell  so  bestimmt  von  einander  verschieden,  das»  die  Betrachtung  des  Schädels  nur  an  Klar- 
heit gewinnen  kann,  wenn  sie  seine  beiden  Haupitheile  zunächst  für  sich,  und  dann  erst  in  ihrer 
Zusammenlegung  zum  Ganzen  behandelt.  Daraus  folgt  lur  die  vorliegende  Aufgabe,  dass  wir 
auch  lur  jeden  einzelnen  dieser  beiden  Haupitheile,  für  den  Gehiruschädel  und  tür  den  Gesichts- 


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Kraniologische  Untersuchungen.  3 1 

schädel  einen  besonderen  Modulus  aufzusuchen  haben.  Denn  beide  Theile  stehen  nicht  in  einem 
constanten  Verbal  miss  zu  einander:  an  einen  grossen  Gehirnschädel  kann  sich  ein  kleines  Gesicht, 
an  ein  grosses  Gesicht  ein  kleiner  Hirnschädel  anschliessen.  Wir  haben  daher  für  die  Gesichts- 
m nasse  einen  Gesichtsmodulus,  für  die  Maasse  am  Gehimachädel  einen  Modulus  der  IlirnkapBel 
aufzusuchen. 


A.  Der  Modulus  der  Himkapsel. 

Der  Modulus  soll  der  lineare  Ausdruck  der  Hirnkapselgrösse  sein;  die  nächste  zu  unter- 
suchende Frage  ist  daher;  welches  ist  die  Grösse  des  Gehirnschädels?  Man  hat  bisher  allgemein 
die  cubische  Grösse  seines  Innenraumes  als  Ausdruck  Beiner  Grösse  angenommen.  Wäre  die 
knöcherne  Kapsel  bei  allen  Schädeln  in  gleichem  Verliältnisa  dick,  bo  würde  der  Schädelinnen- 
raum,  wenn  auch  nicht  das  directe  Maass  der  ganzen  Hirnkapselgrösse,  so  doch  eine,  der  letzteren 
proportionale  Grösse  sein,  und  wir  wären  berechtigt,  den  Modulus  austatt  von  der  ganzen  Grösse 
de«  GchirnichideU,  von  der  ihr  stets  proportionalen  Schadelhöhlengrössc  herzuleiten.  Die  Sache 
liegt  aber  nicht  so  einfach:  schon  die  oberflächliche  Betrachtung  zeigt,  und  wir  worden  es  später 
noch  genauer  nach  weisen,  dass  die  Knochendicke  der  Himkapsel  bei  verschiedenen  Schädeln  sehr 
verschieden  entwickelt  ist,  dass  sie  sehr  beträchtlich  sein  kann  bei  kleinen,  und  sehr  gering  bei 
grossen  Schädeln:  wir  können  also  von  vornherein  sagen,  dass  der  Innenrauiu  der  Himkapsel  nicht 

stets  parallel  geht  mit  ihrer  Aussengrösse,  dass  er  also  nicht  ohne  Weiteres  als  parallel werthiger 

■\ 

Ausdruck  der  letzteren  gelten  und  für  sie  substituirt  werden  kann.  Wir  können  daher  nicht  um- 
hin, zunächst  die  wirkliche  Grösse  des  Gehirnkapseltheiles  selbst  zu  bestimmen. 

Die  einfachste  Volumbestiminung  würde  die  sein,  dass  man  den  zu  messenden  Körper  in 
Wasser  cintaucht  und  die  Menge  des  verdrängten  Wassers  durch  Messen  oder  Wägen  bestimmt. 
Indessen  hat  die  directe  Messung  der  Grösse  der  ganzen  IlirnkapBel  doch  ihre  grosse  Schwierig- 
keit: sie  lässt  sich  kaum  ausfüüren,  ohne  dass  der  Gesichtstheil  auch  wirklich  abgetrennt  ist.  Am 
unversehrten  Schädel  ist  es  kaum  möglich,  alle  OcfFnungen  an  der  Basis  so  zu  verschliesgen,  dass 
beim  Eintauchen  bis  zur  Trennungsebene  zwischen  Hirn-  und  Gesichtstheil  kein  Wasser  in  den 
ersteren  eindringt;  ausserdem  ragen,  wenn  der  Schädel  bis  zur  Trennungsebenc  eingetaucht  wird, 
Mastoid-  und  Griflelfortsütze  aus  dem  Wasser  hervor;  taucht  man  aber  auch  diese  unter,  so  wird 
auch  ein  grösserer  oder  kleinerer  Theil  des  Gesichtes  initgemessen.  Man  wird  daher,  wenn  man 
wirklich  die  Himkapsel  vollständig  und  genau  messen  will,  den  Gesichtstheil  vorher  davon  ab- 
»prengen  müssen,  eineProcedur,  zu  welcher  man  sich  bei  einer  grösseren  Anzahl  von  Kacenschädeln 
nicht  leicht  entscliliessen  wird.  Viel  leichter  auszufillircn  würde  die  Messung  sein,  wenn  man  bloss  den 
oberen  Theil  der  Schädelkapsel  bis  zum  oberen  Hände  der  Orbita  und  des  meatus  andit.  ext  beider- 
seits einzutauchen  brauchte.  Lässt  sich  nachweisen,  dass  der  hierbei  nicht  mitgemessene  Theil  der 
Schädelkapsel  (die  Basis)  sich  proportional  zum  gemessenen  verhält,  so  würde  die  Messung  des 
über  der  Orbita-Auricularebene  gelegenen  Theils  zwar  nicht  die  Grösse  der  ganzen  Schädelkapsel, 
aber  doch  einen  constanten  Bruchtheil  derselben  ergeben,  und  wir  hätten  wenigstens  eine  ver- 
liältnigsmässig  leicht  zu  bestimmende,  der  ganzen  Himkapsel  proportionale  Grösse  erhalten,  welche 
für  die  Zwecke  der  vorliegenden  Untersuchung  vollkommen  genügte. 


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32 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Ich  stellte  an  fünf  Schädeln  meiner  Sammlung  vergleichende  Messungen  an,  um  das  Ver- 
hfiltniss  des  oberhalb  der  Ohr-Orbitalebene  liegenden  Theils  z ur  ganzen  Schüdelkapsel  zu  prüfen. 
Schädel  A und  B hatte  ich  mit  der  van  der  Iioeven’schen  Sammlung,  Schädel  C,  D und  2?  in 
Kiel  erworben;  die  ersten  beiden  stammten  wahrscheinlich  aus  Holland,  dio  letzteren  aus  Holstein. 
B,  C und  E waren  männliche,  A und  D wahrscheinlich  weibliche  Schädel.  Schädel  E war  ein 
sehr  grosser  Schädel  und  besass  eine  ungewöhnlich  flache,  wenig  gewölbte  Sohädolbasis ; ich  nahm 
ihn  absichtlich  hinzu,  um  zu  erfahren,  ob  ein  Abweicben  von  der  gewöhnlichen  Gestalt  der  Schädel- 
basis von  wesentlichem  Kinfluss  auf  die  Resultate  der  folgenden  Messungen  sei.  Nachdem  ich  die 
processus  pterygoid.  an  ihrer  Basis  durchsägt  und  das  Gesicht  mit  den  zu  ihm  gehörenden  Theilen 


Fig.  3. 


des  Siebbeins  abgesprengt  hatte,  füllte  ich  in  die  Höhle  jeder  Ilirnkapsel  1500  bis  2000  g Schrot, 
verstopfte  dann  das  for.  magnum  mit  einem  Korkstopfen,  der  im  Niveau  der  äusseren  Oefl'uung 
abgeschnitten  wurde,  verklebte  sämmtliche  Hoffnungen  und  Nähte  mit  einer  Mischung  aus  Wachs, 
Stearin  und  Oel  und  überzog  das  Ganze  mit  Schellackfirniss.  Als  Messgefuss  diente  mir  (lug.  3) 
ein  Blechgefuss  von  elliptischem  Querschnitt  und  senkrechten  W änden,  von  1 (>  cm  Höhe,  1 7 cm 
kleinem  und  20  cm  grossem  Durchmesser.  Der  obere  Rand  war  vollkommen  eben.  An  den  bei- 
den Endpunkten  der  kleinen  Axe  der  Ellipse,  sowie  au  dom  einen  Ende  der  grossen  Axe  waren 
ö.ium  unterhalb  des  oberen  Gefussrandcs  Schraubenmuttern  oingclöthet,  durch  welche  sich  drei 
horizontal  liegende  Schrauben  mit  Bcharfen  gehärteten  Stahlspitzen  nach  einwärts  vor-  und  zurück- 
drehen Hessen.  Es  war  leicht,  vermittelst  der  drei  Schrauben  die  Schädel  so  zu  iixiren,  dass  die 


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33 


Kraniologische  Untersuchungen. 

oberen  Orbitalkanten  und  der  obere  Rand  der  beiden  äusseren  Gehörgänge  genau  in  der  Ebene 
des  oberen  Gefassrandes  lagen,  ko  dass  nur  der  unterste  Theil  der  Hirnkapsel  (die  Basis)  über  das 
Niveau  des  Blecbgefösses  hervorragte.  Es  wurde  nun  zuerst  der  Raum  zwischen  Schädel*  und 
Gefasswand  bis  zum  Rand  des  GefÜMCfl  (Niveau  der  Ohr-Orbitalebene)  mit  Wasser  vollgegossen 
und  darauf  die  Schrauben  vorsichtig  gelöst  und  die  Schädel  hcrausgenoinmen.  Die  Menge  Wassers, 
welche  jetzt  erforderlich  war,  um  das  Gefasa  von  Neuem  bis  znra  Rande  zu  lullen,  entsprach  genau 
dem  Volumen  der  Schädelkapsel  oberhalb  der  Orbito-Aoricularebene. 

In  gleicher  Weise  wurde  das  Gesamintvolum  der  II imkapsel  bestimmt,  die  letztere  wurde  nur 
vermittelst  eines  dünnen  Eisendrabtcs  zuerst  ganz,  anstatt  bloss  bis  zur  Ohr-Orbitalebene  ein- 
getaucht. 

Die  Volummessungen  des  ganzen  Gehirnschädels  und  des  nur  bis  zur  Ohr-Orbitalebene  ein- 
getauchten Abschnittes  desselben  ergaben  nun  folgende  Zahlen: 


Tabelle  I. 


1 

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3 

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1 § 

S X> 
o 

A 

1735 

1590 

145 

8,35 

9,12 

B 

1800 

1640 

160 

8,88 

9,76 

C 

1930 

1760 

170 

8,80 

9,66 

J> 

1660 

1520 

uo 

8,43 

9,21 

E 

2450 

2225 

155 

6,33 

6,75 

Im  Durchschnitt  Procent  . . . * . 

8,16 

8,9 

Nach  diesen  Zahlen  beträgt  das  unterhalb  der  Orbito-Auricularebene  gelegene  Stück  des 
Himschädets  zwischen  140  und  170  ccm,  d.  h.  G,33  Proc.  bis  8,88  Proc.,  im  Mittel  8,16  Proc.  des 
ganzen  Hirn  sch  ädels,  oder  6,75  Proc.  bis  9,76  Proc.,  im  Mittel  8,9  Proc.  des  oberen  Abschnittes 
desselben.  Berücksichtigt  man,  dass  die  Basis  der  Hirnkapsel  K ungewöhnlich  flach  gebildet  ist, 
dass  sic  trotzdem  al>er  nur  um  1,83  Proc.  der  Gesammtgrösse  hinter  «lern  Durchschnitt  zurück- 
bleibt, dass  aber  die  vier  übrigen,  mittlere  Verhältnisse  aufweisenden  llirnknpseln  eine  fast  voll- 
kommene Uebereinstimmung  in  der  Proportion  des  oberen  und  unteren  Stückes  zeigen,  so  ist 
man  wohl  berechtigt,  anstatt  die  ganze  Himkapsel  bei  einer  grösseren  Reihe  von  Schädeln,  die 
man  vorher  erst  beschädigen  müsste,  zu  messen,  sich  mit  der  leichter  auazufübrenden  Messung  des 

Archiv  für  Anthropologf«.  Bd.  XIX.  g 


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34 


Dr.  Emil  Schmidt, 


ihr  proportionalen  Theiles  oberhalb  der  Ohr-Orbitalebene  zu  begnügen.  Wir  brauchen  dann  nur 
dies  Maas»  um  8,9  Proe.  zu  vergrößern,  um  ziemlich  genau  die  Grösse  de«  ganzen  IlirnschädeU 
zu  erhalten. 

Aus  dem  so  gefundenen  Volummaass  der  Hirnkapsel  hätten  wir  nun  diejenige  Linie  ab- 
zuleiten, welche  ihm  am  meisten  proportional,  der  bezeichnendste  Ausdruck  für  dasselbe  ist.  Für 
jede  cubische  Grösse  ist  aber  ihre  Cubikwurzel,  die  Würfel  kante  der  entsprechende  lineare  Modulus: 
sie  ist  die  gleiche  Einheit  des  Cubus  für  Länge,  Breite  und  Höhe,  d.  h.  für  alle  Ausdehnungen 
im  Kaum,  auf  sie  können  daher  auch  alle  Dimensionen  gleichmässig  bezogen,  mit  ihr  gleichmussig 
gemessen  werden.  Für  die  Gehirn kapsel  würde  daher  der  richtigste  Modulus  die  Cubikwurzel  der 
durch  Eintauchen  mittelbar  bestimmten  Gesammtgrösse  derselben  sein.  Wir  wollen  sie  den 
Grundmodulus  nennen. 

Ein  Uebelstnnd  haftet  indessen  diesem  Grundmodulus  an:  er  erfüllt  nicht  die  zweito  Be- 
dingung, die  wir  vom  Schüdelmodulus  verlangen  müssen,  die  Bedingung  des  leichten,  praktischen 
Auffindcns.  Im  günstigsten  Falle  ist  die  Ermittelung  dieses  Modulus  sehr  zeitraubend  und  um- 
ständlich; bei  etwas  beschädigten  Schädeln,  auch  wenn  nur  die  Oberfläche  grobporos  verwittert 
ist,  oder  wenn  die  Nähte  klaffen,  ist  es  äußerst  schwierig,  die  Oberfläche  wasserdicht  zu  machen, 
schliesslich  verwischt  diese  letztere  Procedur  soviel  werthvolles  Detail  an  Nähten'  und  OefTnungen, 
dass  die  allgemeine  Anwendung  dieses  Modulus  kaum  durchführbar  sein  dürfte. 

Giebt  es  nun  nicht  eine  Grösse,  welche  dem  wahren  (Grund-)  Modulus  möglichst  parallel  geht, 
dabei  aber  sich  leicht  und  einfach  aufflnden  lässt?  Für  die  Praxis  würden  wir  einem  solchen  Mo- 
dulus den  Vorzug  geben,  er  würde,  wenn  auch  nicht  der  ideal  richtigste,  doch  der  praktisch  beste 
Modulus  sein. 

Ich  versuchte  eine  Antwort  auf  diese  Frage  zu  finden,  indem  ich  bei  einer  Reihe  von  hundert 
Schädeln  aus  meiner  Sammlung  zunächst  nach  der  beschriebenen  Methode  (s.  Fig.  a.  S.  32)  die 
IIirnkapselgrös80  bestimmte,  aus  ihr  den  Modulus  (die  Cubikwurzel)  ableitete,  und  mit  diesem 
Grundmodulus  eine  Anzahl  von  linearen  Grössen  verglich.  Ich  nahm  nur  ganz  wohlerhaltene, 
nach  Herkunft  genau  bestimmte  Schädel ; unter  denselben  befanden  sich  drei  Kinderschädel,  näm- 
lich der  eines  Australierkindes  (Nr.  1),  eines  Malayeukindes  (Nr.  3 9)  und  eines  Chinesenkindes 
Nr. 4 $).  Die  übrigen  Schädel  gehörten  Erwachsenen  an;  mit  Ausnahme  eines  künstlich  stark  ver- 
drückten Peruanerschädels  Nr.  43  und  eines  sehr  pachycrancn,  kleinen  Schädels  einer  amerikani- 
schen Negerin  (Nr.  2)  waren  sie  alle  normal  gebildet.  Ich  hatte  sie  so  ausgesucht,  dass  sie  mög- 
lichst aus  alten  Theilen  des  Erdballs  herstammten;  sie  umfassten  die  folgenden  Völker  und  Kacen: 

Austalier:  Kind  1,  Weiber  2,  Männer  2. 

Afrikanische  Neger:  Männer  6. 

Amerikanische  Vollblutneger:  Weiber  4,  Männer  8. 

Mulatten:  Männer  4. 

Hottentotten:  Männer  1. 

Araber  aus  Nordafrika  (Cabylen),  Männer  4. 

Malayen:  Java,  Kind  1,  Weiber  2,  Männer  14. 

„ Sumatra,  Männer  1. 

„ Celebes,  Männer  l. 


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Kraaiologische  Untersuchungen. 


35 


Malayen:  Borneo,  Männer  1. 

„ Bali,  Männer  1. 

„ Amboina,  Männer  1. 

„ Ternate,  Männer  l. 

China;  Kind  1,  Männer  10. 

Hindu:  Männer  1. 

Mongole  vom  Himalaya:  Männer  1. 

Polynesier  und  Melanesier:  Weiber  1,  Männer  4. 

Peruaner:  Männer  1. 

Europäer:  Deutschland,  Weiber  1,  Männer  7. 

„ Holland,  Männer  2. 

„ Belgien,  Männer  1. 

„ Irland,  Weiber  1. 

„ Dänen,  Männer  2. 

„ Schweden,  Weiber  1,  Männer  1. 

„ Norwegen,  Mäuner  1. 

n Spanien,  Männer  2.  - 

- Portugal,  Männer  1. 

„ Griechenland,  Männer  1. 

* Rumänien,  Männer  1,  Rumänische  Zigeuner,  Männer  1. 

„ Ungarn,  Männer  1. 

„ Finnland,  Männer  1. 

„ Russland,  Männer  1. 

Bei  diesen  Schädeln  maass  ich  zunächst  das  Volum  der  Hirnkapsel  bis  zur  Ohr-Orbitalebene. 
Zwciunddreisaig  derselben  hatte  ich  schon  zu  den  Untersuchungen  über  die  Schädelhorizon- 
tale  benutzt;  sie  waren  median  durchschnitten,  und  ihre  Grössen bestiramung  war  deshalb 
nicht  gut  nach  der  Methode  des  Eintauchens  in  Wasser  auszufuhren.  Ich  ging  bei  diesen  Schädeln 
daher  in  anderer  Weiae  vor,  indem  ich  von  dem  zu  messenden  Stück  bis  herab  zur  Ohr-Orbital* 
ebene  genaue  Gipsformen  abnahm;  in  den  Scheitel  jeder  dieser  Formen  wurde  ein  l1/*  cm  grosses 
Loch  gebohrt,  der  untere,  ebene  Rand  der  Form  auf  eine  ebene  Platte  aufgesetzt  und  nun  das 
Volumen  durch  Ausfullen  mit  Schrot  gemessen.  Das  Volum  der  übrigen  68  Hirnkapseln  wurde 
nach  dem  oben  beschriebenen  Verfahren  vermittelst  Eintauchen  in  Wasser  bestimmt 

Mit  dem  aus  der  so  bestimmten  Ilirnkapselgrösse  abgeleiteten  ürundmoduluB  (der  Cnbik* 
wurzel  des  Volums)  wurden  nnn  theils  lineare,  direct  am  Schädel  abgemessene  Grössen  verglichen, 
theils  solche,  die  ans  cubischen  Grössen  abgeleitet  waren.  Als  nächstliegendes  cubisches  Maass 
nahm  ich  da«  Volum  der  SchädelhöMe,  und  verglich  seine  Cubikwurzel  mit  dem  Modulus.  Zur 
Ausmessung  der  Schädelhöhle  hielt  ich  mich  an  das  Verfahren  von  Broca,  indem  ich  nach  seiner 
Vorschrift  den  Schädel  mit  Schrot  auslullte  und  den  letzteren  maass.  Vergleichende  Versuche 
hatten  mir  dasselbe  Resultat  ergeben,  w'ie  Wyman  und  Broca,  dass  nämlich  die  Sehrotmessung, 
mit  den  nüthigen  Cautelen  ausgeführt,  sicherere  Resultate  giebt,  als  die  Messung  mit  irgend  einem 
anderen  Material.  , 

Eine  zweite  cubischc  Grösse  erhält  man,  wenn  man  aus  der  grössten  Länge,  Breite  und  Höhe 

6* 


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36 


Dr.  Emil  Schmidt» 


ein  rechtwinkelige»  Parallelepipedon  construirt,  dessen  Volum  durch  das  Product  aus  Länge,  Breite 
und  Höhe  (L  X B X H)  ausgedrüekt  wird.  Die  Hirnschale  lasst  sich  gleichsam  als  ein  durch 
Abstutzung  und  Abrundung  der  Ecken  dieses  Parallelepipeds  hervorgegangener’  Körper  denken; 
es  fragt  sich  nur»  ob  bei  dieser  Abrundung  der  Ecken  ein  gleich  massiges  Verhalten  herrscht;  in 
diesem  Falle  sind  die  Hirnkapsel  und  ihr  Durchmesserparallelopiped  proportionale  [Grössen  und 
wir  sind  berechtigt,  den  Modulus  aus  dem  letzteren  abzuleiten. 

Um  die  Untersuchung  hier  nicht  aufzuhalten,  muss  ich  die  Begründung  der  Wahl  der  drei 
Ilauptdurchmesser  einem  späteren  Abschnitt  dieser  Arbeit  Vorbehalten,  und  ich  bemerke  hier  nur, 
dass  ich  die  Lange,  übereinstimmend  mit  dem  bisherigen  Längenmaass  fast  aller  Kraniologcn,  mit 
dem  Tasterzirkel  in  der  Medianebene  von  der  Glabella  bis  zu  dem  am  weitesten  davon  abstehen- 
den Punkt  am  Hinterhaupte,  die  grösste  Breite  mit  dem  Stangcnzirkel  rechtwinkelig  auf  die 
Medianebene,  und  die  Höhe  in  der  Medianebene  senkrecht  auf  die  Richtung  der  Länge  and  Breite 
mit  dem  Stangcnzirkel  maass. 

Für  die,  aus  Länge,  Breite  und  Höhe  gewonnene  cubische  Grösse  haben  wir,  ganz  wie  bei 
der  Schädelkapsel  und  deren  Inneuraum,  das  Aoq  ui  valent  im  Gebiet  der  Linie  zu  bestimmen:  es 
ist  dies  die  Cubikwurzel  aus  dem  Product  von  Länge,  Breite  und  Höhe  1?'  L X B X H.  Die  so 
gefundene  Grösse  wurde,  wenn  sie  einigermaassen  parallel  dem  Grundrnodulus  verläuft,  vor  diesem 
entschieden  den  Vortheil  leichterer  Auffindung  voraus  haben. 

In  noch  einfacherer  Weise  hat  bereits  Welcker  die  drei  Durchmesser  mit  einander  verbun- 
den, indem  er  ihre  Summe  L -f-  B -f~  H als  Maass  für  die  gesummte  Grössenentwickelung  der 
Hirukapsel  annahm.  Nimmt  man  nicht  die  Summe,  sondern  das  arithmetische  Mittel  dieser  drei 
I,  4.  R J_  ii 

Linien,  ^ , so  erhält  man  ein  Maass,  welches  mit  der  Cubikwurzel  aus  dem  Product 

der  drei  Durchmesser  sehr  nahe  übereinstimmt.  Da  das  arithmetische  Mittel  noch  leichter  auf- 
sufinden  ist,  als  die  Cubikwurzel  aus  dem  Product  der  drei  Durchmesser,  so  habe  ich  dasselbe 
ebenfalls  zur  Vergleichung  mit  dem  wahren  Modulus  herangezogen. 

Von  linearen  Maassen  ist  von  Welcker  der  Horizontalumfang  benutzt  worden,  um  danach 
die  Schädel  in  aufsteigender  Grösse  zu  ordnen;  ich  habe  ihn  deshalb  ebenfalls  unter  die  zu  ver- 
gleichenden Maasse  aufgenommen.  Diese  Linie,  abhängig  von  der  Eutwickelung  des  Schädels 
nach  Länge  und  Breite,  lässt  die  Höhe  ausser  Betracht  Um  dem  Factor  der  Höhe  die  gleiche 
Berücksichtigung  angedeihen  zu  lassen,  wie  der  Breite,  habe  ich  auch  den  Längsumfang  (von  der 
sut  nasofront  bis  zum  hinteren  Rand  des  for.  magnum),  dessen  Grösse  wesentlich  von  der  Ent- 
wickelung des  Schädels  nach  Länge  und  Höhe  abhängt,  unter  die  zu  vergleichenden  Maasse  auf- 
genomraen.  Schliesslich  habe  ich  noch  die  Linie  vom  vorderen  Rande  des  for.  magnum  bis  zum  for. 
coeeuin,  welche  Aeby  als  Modulus,  d.  h.  als  lineares  Maass  für  die  Beurtheilung  der  Grösse  des 
Schädels  aufstellte,  zur  Vergleichung  herangezogen. 

Die  Reihen  der  besprochenen  Linien  bewegen  sich  selbstverständlich  in  sehr  verschiedenen 
Grössen-Niveaus;  die  Cubikwurzel  des  Innenraumes,  sowie  die  Acby’sche  Linie  sind  stets  kleiner, 
die  beiden,  aus  Länge,  Breite  und  Höbe  abgeleiteten  Grössenreihen  durchweg  grosser,  als  der 
Grundrnodulus»,  und  sehr  bedeutend  übertreten  den  Letzteren  die  Linien  des  Längsumfanges  und 
des  Horizontalumfanges.  Durch  dies  ungleiche  Niveau  der  Reihen  wird  aber  das  Urtheil  dar- 
über, ob  in  der  einzelnen  Reihe  Parallelismns  mit  dem  Grundrnodulus,  odor  ob  Abweichung  davon 


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37 


Kraniologische  Untersuchungen. 

besteht,  in  hohem  Grade  erschwert-  Um  die  Vergleichung  zu  erleichtern,  ist  es  nöthig,  die  Reihen 
auf  gleiches  Niveau  zu  bringen,  d.  h.  die  einzelnen  Glieder  gleiehmässig  nm  so  viel  zu  reduciren, 
• dass  die  Summen  aller  Reihen  einander  gleich  sind.  Die  Summe  der  100  Grundmoduli  beträgt 
11996  mm,  die  der  Cubikwurzeln  des  Innenraumes  11185  mm,  die  der  Cubikwurzeln  aus  L X B X H 
15115  mm,  die  der  arithmetischen  Mittel  aus  Länge,  Breite  und  Hohe  15239,  die  der  Horizontal- 
um lange  51213.  Um  die  einzelnen  Reihen  alle  gleicbgroBS  zu  machen,  müssen  wir  daher  jede 
Cubikwurzel  des  Innenraumes  im  Verhfiltniss  von  11185  : 11996  vergrössern,  jede  Cubikwurzel 
des  Produetcß  aus  LX  B X H dagegen  im  Verhältnis  von  15115:11996  verkleinern,  und  ebenso 
die  arithmetischen  Mittel  im  Verhältnis!»  von  15239  : 11996,  und  die  Horizontalumfange  im  Ver- 
hältnis von  51213  : 11996.  Wir  erhalten  dann  Reihen,  welche  untereinander  gleich  gross  sind, 
d.  h.  die  gleich  grosso  Mittelgrösse  haben,  deren  Einzelzahlen  aber  dieselbe  Proportion  der  Schwan- 
kung um  die  Mittelgrösse  zeigen,  wie  in  den  ursprünglichen,  nicht  reducirten  Reihen,  und  wir  sind 
80  in  den  Stand  gesetzt,  bei  jedem  Maass  ohne  Weiteres  vergleichen  zu  können,  ob  und  wie  weit 
es  nach  Plus  oder  Minus  eich  von  dem  betreffenden  Grundmodulus  entfernt-  Die  Summe  aller 
Abweichungen  ist  für  jede  Reihe  der  Ausdruck  ihres  grösseren  oder  kleineren  Parnllelismus  mit 
dem  Grundmodulus. 

ln  der  folgenden  Tabelle  H enthält: 

Reihe  1.  die  cubische  Grösse  der  Hirnkapsel  oberhalb  der  Ohr-Orbitalebene; 

„ 2.  dasselbe  Maass  um  9 Proc.  vergrössert  (das  Volum  dor  ganzen  Himkapsel); 

„ 3.  die  cubische  Grösse  der  Scluldclhöhle ; 

„ 4.  die  Differenz  zwischen  dem  Volum  der  ganzen  Uirnkapsel  und  ihrem  Innenraum. 

Sie  ist  das  Maas9  der  Knochenmasse  der  llirnkapselwand ; 

« 5.  das  procentische  Verhältnis«  des  Wand volums  zum  Volum  der  ganzen  Uirnkapsel; 

„ 6.  7.  8.  die  Lunge  L,  Breite  B und  Höhe  11  der  Schädelkapsel  nach  dem  oben  er- 

wähnten Messverfahren; 

„ 9.  den  llorizontalumfang; 

„ 10.  die  Cubikwurzeln  des  direct  gemessenen  Sch&delkapselvolums  — Grundraodulus; 

„ 11.  die  Cubikwurzeln  des  Product«,  aus  Länge  Breite  und  Höhe; 

„ 12.  das  arithmetische  Mittel  dieser  drei  Grössen; 

„ 13.  die  Cubikwurzeln  des  Innenraumes  der  Schädelkapsel. 

Die  letzten  acht  Reihen  enthalten  die  reducirten  Reiben  9,  11,  12  und  13,  und  die  Grösse  der 
Abweichung  der  einzelnen  reducirten  Zahlen  vom  Grundmoduloa  10. 

Reihe  14  und  15.  enthalten  die  reducirte  Reihe  des  Horizontalumfanges,  und  seine  Differenz 
vom  Grnndmodulns ; 

„ 16  und  17.  enthalten  die  reducirte  Reihe  der  Cubikwurzel  aus  L X B X H,  und  seine 
Differenz  vom  Grundrnodulus;  * 

„ 18  und  19.  enthalten  die  reducirte  Reihe  des  arithmetischen  Mittels  von  L + B + H, 
und  seine  Differenz  vom  Grundmodnlus; 

„ 20  und  21.  enthalten  die  reducirte  Reihe  der  Cubikwurzel  der  Schädelhöhle  und  seine 
Differenz  vom  Grundmodulus. 


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3.  Volum  der  Schädelhöhle 

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1.  Australier  Kind 

1240 

1350 

1130 

220 

16,3% 

157 

131 

127 

2.  A.  Brown,  Negerin  9 . 

1240 

1350 

900 

450 

33,3 

167 

119 

125 

3.  Java,  Mädchen  $ . 

1350 

1470 

1170 

300 

20,4 

154 

137 

127 

4.  China,  Mädchen  9 

1440 

1670 

1150 

420 

26,7 

168 

128 

123 

5.  Bugi  von  Celebes  cf 

1440 

1570 

1190 

380 

21,2 

155 

141 

130 

ß.  Australier  9 

1460 

1590 

1170 

420 

26,4 

178 

130 

133 

7.  Australier  9 

1460 

1590 

1130 

460 

28,9 

181 

129 

130 

8.  Ashanti  cf 

1470 

1600 

1230 

370 

23,1 

183 

117 

137 

9.  Melanesier  cf 

1480 

1610 

1240 

370 

23,0 

177 

126 

142 

10.  Neger,  22  Jahre  cf 

1480 

1610 

1210 

400 

24,8 

181 

126 

136 

11.  Javane  cf 

1510 

1650 

1270 

380 

23,0 

171 

134 

135 

12.  A.  Grant,  Neger  cf  ..*••.  . 

1620 

1060 

1210 

450 

27,1 

186 

125 

129 

13.  Negerin  9 * . . 

1530 

1670 

1140 

530 

31,7 

178 

134 

127 

14.  Amboinese  cf  . 

1530 

1670 

1250 

420 

25,1 

173 

135 

136 

15.  Ashanti  cf 

1540 

1680 

1310 

370 

22,0 

176 

131 

138 

16.  Hessin  9 

1550 

1690 

1250 

440 

26,0 

177 

144 

125 

17.  Javanesin  9 

1500 

1700 

1260 

440 

25,9 

159 

140 

136 

18.  Däne  cf 

1500 

1700 

1370 

330 

19,4 

179 

140 

127 

19.  Javanese  cf 

1570 

1710 

1260 

450 

26,3 

162 

145 

135 

20.  Javaneserin  9 

1580 

1720 

1320 

400 

23,3 

162 

139 

137 

21.  Irländerin  9 

1580 

1720 

1260 

460 

26,7 

175 

140 

127 

22.  Javanese  cf . . f . , 

1620 

1770 

140«) 

370 

20,9 

167 

140 

139 

23.  Chinese  cf 

1630 

1780 

1340 

440 

24,7 

184 

130 

136 

24.  Spanier  cf  ....  

1690 

1780 

1320 

460 

25,8 

181 

143 

129 

25.  Sandwich-Inseln  cf 

1640 

1790 

1270 

520 

29,1 

175 

135 

144 

26.  Malaye  von  Tomate  cf 

1640 

1790 

1360 

430 

24,0 

188 

130 

137 

27.  Neu  Caledonier  cf 

1650 

1800 

1220 

580 

32,2 

169 

137 

134 

28.  Australier  cf 

1660 

1800 

1230 

570 

81,7 

184 

127 

138 

29.  Schwedin  9 

1660 

1810 

1260 

560 

30,4 

185 

136 

135 

30.  Negerin  9 

1670 

1820 

1220 

600 

33,0 

181 

141 

141 

31.  Neger  cf 

1670 

1820 

1440 

380 

20,9 

177 

143 

135 

32.  Javanese  cf 

1670 

1820 

1440 

380 

20,9 

169 

143 

139 

33.  Javanese  cf 

1680 

1830 

1400 

430 

23,4 

178 

140 

138 

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e II. 


Rraniologische  Untersuchungen. 


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34.  Javanese  cf 

1680 

1830 

1330 

500 

27,8 

181 

138 

135 

85.  Hindu  cf • 

1680 

1830 

1400 

430 

23,5 

182 

133 

137 

36.  Chinese  cf . 

1080 

1830 

1360 

470 

25,7 

178 

134 

139 

87.  Schwede  cf 

1680 

1830 

1390 

440 

24,0 

189 

130 

135 

38.  Däne  cf . . 

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1840 

1300 

540 

29,3 

184 

141 

128 

39.  Rheinländer  cf  ........  . 

1690 

1840 

1380 

460 

25,0 

176 

144 

131 

40.  Negerin  $ 

1090 

1840 

1280 

560 

30,4 

181 

140 

134 

41.  Neger  cf 

1710 

1860 

1350 

610 

27,4 

176 

145 

134 

42.  Neger  von  Guinea  cf 

1710 

1860 

1420 

440 

23,7 

181 

140 

131 

43.  Peruaner  cf 

1720 

1870 

1480 

390 

20,9 

168 

149 

141 

44.  Congo-Neger  cf  ♦ . 

1790 

1890 

1340 

550 

29,1 

187 

131 

144 

45.  Cnbyle  cf 

1730 

1890 

1650 

340 

18,0 

186 

136 

141 

46.  Rumäne  <f  . . • , . , 

1730 

1890 

1440 

450 

23,8 

178 

146 

133 

47.  Finne  cf 

1740 

1900 

1410 

490 

26,8 

181 

140 

133 

48.  Chinese  cf 

1740 

1900 

1470 

430 

22,6 

178 

136 

142 

49.  Javanese  cf  . • 

1740 

1900 

1440 

460 

24,2 

170 

151 

133 

50.  Dajak  von  Borneo  cf 

1700 

1910 

1480 

430 

22,6 

178 

138 

140 

51.  Melanesier  cf 

1700 

1910 

1490 

420 

22,0 

191 

129 

137 

52.  Hannoveraner  cf 

1750 

1910 

1440 

470 

24,6 

188 

144 

134 

53.  Mulatte  cf 

1760 

1920 

1380 

540 

28,1 

177 

189 

133 

54.  Baltnese  (Malaye)  cf 

1760 

1920 

1420 

500 

26,0 

184 

143 

141 

55.  Javanese  cf 

1760 

1920 

1490 

430 

22,4 

174 

139 

148 

56.  Javaneee  < f 

1770 

1930 

1520 

410 

21,2 

175 

144 

144 

57.  Neger  cf 

1770 

1930 

1460 

470 

24,1 

182 

137 

144 

58.  Mulatte  cf 

1770 

1930 

1440 

490 

25,4 

182 

142 

135 

59.  Norweger  cf 

1780 

1940 

1630 

410 

21,1 

183 

148 

138 

60.  Javane  cf 

1780 

1940 

1450 

490 

25,3 

174 

141 

145 

61.  Neger  aus  Central-Afrika  cf  . . 

1790 

1950 

1420 

530 

27,2 

182 

137 

147 

62.  Neger  cf ♦ 

1790 

1960 

1490 

460 

23,6 

182 

143 

136 

63.  Zigeuner  cf . 

1790 

1950 

1400 

600 

25,6 

179 

137 

147 

64.  Friese  cf 

1790 

1950 

1430 

620 

26,7 

184 

141 

139 

65.  Neger  cf 

1800 

1960 

1450 

610 

26,0 

181 

141 

133 

66.  Mulatte  cf 

1800 

1960 

1400 

610 

26,0 

191 

144 

139 

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Kraniologischo  Untersuchungen. 


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cs 

« 

0D 

07.  Javanese  c f .... 

1800 

I960 

1400 

560 

28,6 

173 

144 

144 

68.  Grieche  cf 

1800 

1900 

1470 

490 

25,0 

181 

141 

144 

60.  Portugiese  cf 

1810 

1970 

1460 

510 

25,9 

181 

140 

185 

70.  Melanesier  (Carolinen  Archipel)  cf 

1810 

1970 

1480 

490 

24,9 

184 

132 

145 

71.  Javanese  cf 

1810 

1970 

1530 

440 

22,3 

164 

149 

146 

72.  Araber  cf  

1810 

1970 

1550 

420 

21,3 

177 

140 

141 

73.  Mongole  cf 

1820 

1980 

1490 

470 

23,7 

179 

144 

140 

74.  Chinese  cf 

1820 

1980 

1480 

m) 

25,3 

183 

141 

140 

75.  Rheinländer  <f 

1830 

1990 

1470 

520 

26,1 

186 

144 

134 

76.  Hottentot  cf 

1830 

1990 

1430 

560 

28,1 

187 

140 

140 

77.  Hannoveraner  cf 

1840 

2010 

1410 

000 

29,9 

184 

152 

125 

78.  Rheinländer  cf 

1840 

2010 

1520 

490 

24,4 

187 

147 

133 

79.  Spanier  cf 

1840 

2010 

1500 

510 

25,4 

183 

142 

145 

80.  Holländer  cf . 

läso 

2020 

1510 

510 

25,2 

184 

142 

138 

61.  Javanese  cf  

1850 

2020 

1430 

590 

29,2 

183 

148 

145 

82.  Chinese  cf 

1870 

2040 

1560 

480 

23,5 

185 

139 

144 

83.  Chinese  cf 

1870 

2040 

1470 

570 

27,9 

185 

142 

147 

84.  Austral-Neger  cf 

1870 

2t  HO 

1390 

650 

31,9 

191 

185 

141 

K5.  Araber  cf  

1880 

2030 

1510 

540 

26,3 

1.85 

138 

145 

1681) 

2050 

1520 

530 

25,9 

182 

142 

141 

87.  Magyar  cf  

1900 

2070 

1510 

560 

27,1 

178 

147 

134 

88.  Chinese  cf 

1920 

2090 

1510 

680 

27,8 

180 

142 

145 

1930 

2100 

1480 

620 

29,6 

184 

146 

144 

90.  Mulatte  cf’ 

1930 

2100 

1540 

560 

26,7 

193 

141 

145 

91.  Sumat  rauer  cf  ........ 

1930 

2100 

1600 

600 

23,8 

189 

143 

145 

92.  Chinese  cf 

1950 

2130 

1550 

580 

27,2 

187 

143 

142 

93.  Neger  cf 

1950 

2130 

1550 

580 

27,2 

191 

144 

143 

94.  Chinese  cf  

1980 

2160 

1590 

570 

26,9 

194 

142 

145 

95.  Javanese  cf 

2000 

2180 

1560 

620 

28,4 

183 

151 

145 

96.  Rheinländer  cf 

2000 

2180 

1660 

520 

23,9 

184 

151 

140 

97,  Belgier  cf  

2020 

2200 

1640 

560 

25,4 

191 

153 

137 

98.  Neger  cf 

2060 

2250 

1650 

600 

20,7 

192 

139 

149 

99.  Rheinländer  cf 

2190 

2390 

1810 

680 

24,3 

186 

166 

138 

100.  Araber  cf  . ' 

2230 

2430 

1740 

690 

28,4 

201 

144 

149 

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44 


Dr.  Emil  Schmidt. 


Tabelle  IIL 


1.  Grundmodulus 

fcC 

C 

ß 

p 

& 

a 

0 

e4 

3.  Reducirter  Längsumfang 

•9 

0 

3 

i 

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TJ 

C 

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6 

c 

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3 

93 

ja 

93 

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8-3 

93 

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a 

3 

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0 

£ 

to 

5 

N 

1.  Australier  Kiutl  ........ 

107 

333 

107 

0 

79 

106 

-l 

2.  Negerin  $ 

107 

349 

113 

4-  6 

82 

110 

+ 3 

8.  Australierin  $ 

113 

369 

119 

+ 0 

81 

109 

- 4 

4.  Australierin  $ 

113 

371 

119 

+ 6 

86 

115 

+ 2 

5.  Melanesier  cf 

114 

363 

117 

+ » 

90 

121 

+ 7 

6.  Neger  cf 

114 

359 

115 

4- 1 

91 

122 

4-  8 

7.  Neger  cf  

115 

377 

121 

+ 6 

87 

117 

+ 2 

8.  Negerin  $ . . 

115 

356 

114 

— 1 

85 

114 

— 1 

9.  Chinese  cf 

u» 

365 

117 

— 1 

92 

123 

+ » 

10.  Ken  CUedonier  cf 

118 

348 

112 

— 6 

91 

122 

+ * 

11.  Negerin  $ 

119 

378 

122 

+ 3 

93 

125 

+ 6 

12.  Neger  cf 

119 

362 

116 

— 8 

91 

122 

4-  3 

18.  Rheinländer  cf  

119 

357 

'115 

-4 

81 

109 

—10 

14.  Negerin  $ 

u» 

367 

118 

— 1 

87 

117 

— 2 

15.  Neger  cf 

120 

357 

115 

— 6 

91 

122 

4-2 

16.  Peruaner  cf 

120 

356 

114 

— 6 

85 

114 

— 6 

17.  Chinese  cf 

120 

374 

120 

0 

90 

121 

4-  i 

18.  Melanesier  cf  

121 

383 

123 

-f-  2 

102 

137 

416 

19.  Mulatte  cf  ...  

121 

868 

118 

— 8 

89 

119 

— 2 

20.  Neger  cf 

121 

874 

120 

— 1 

91 

122 

4-  1 

21.  Mulatte  cf 

121 

373 

120 

— 1 

85 

114 

— 7 

22.  Neger  cf 

121 

371 

119 

— 2 

89 

119 

— 2 

28.  Neger  cf  - 

122 

374 

120 

— 2 

87 

117 

— 5 

24.  Mulatte  cf 

122 

380 

122 

0 

98 

132 

4io 

122 

370 

119 

— 8 

— 

— 

— 

26.  Rheinländer  cf 

123 

889 

125 

+ 2 

85 

114 

— 9 

27.  Chinese  cf  • • 

123 

394 

127 

4 « 

89 

119 

-4 

28.  Australier  cf 

123 

391 

126 

4 3 

92 

123 

0 

29.  Mulatte  cf 

125 

385 

124 

— 1 

98 

132 

-1-  7 

30.  Neger  cf  ...  

125 

387 

124 

— 1 

88 

118 

— 7 

31.  Rheinländer  c f . . 

126 

379 

122 

— 4 

89 

119 

— 7 

32.  Rheinländer  cf 

130 

392 

126 

- 4 

86 

115 

-15 

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Kraniologische  Untersuchungen,  45 

Die  vorstehende  Tab.  ITT  enthalt  die  absoluten  und  die  nach  dem  oben  entwickelten  Grundsatz 
redneirten  Werthe  des  Längsumfanges  und  der  Aeby’schen  Grundlinie.  Die  Differenzen  der  redu- 
cirten  Reihen  sind  hierbei  so  bedeutend,  dass  ich  darauf  verzichten  konnte,  die  Reihe  auf  summt- 
liehe  100  Schädel  auszudehnen;  die  Zahl  von  32  Schädeln  (bei  der  Ae  by1  sehen  Limo  nur  31  Schädel) 
erschien  mir  genügend,  um  über  die  Brauchbarkeit  dieser  Wertho  als  Modulus  ein  richtiges  Crtheil 
gewinnen  zu  lassen. 

Wir  gehen  auf  Grund  dieser  beiden  Tabellen  zur  Prüfuug  der  einzelnen  Grössen  über,  welche 
für  die  Wahl  eines  praktisch  verwendbaren  Modulus  in  Betracht  kommen  können. 

Vergleichen  wir  zunächst  CoL  20  der  Tab.  II  mit  Col.  10  derselben  Tab.,  d.  h.  die  reducirte 
C'ubikwurzel  der  Schädelhöhle  mit  dem  Grundmodulus,  so  linden  wir,  dass  die  Variation  der 
ersteren  gegen  die  letztere  sich  in  eiuer  Breite  von  9 mm  bewegt,  zwischen  -f-  5 bei  Schädel  1, 
und  — 4 bei  Schädel  30.  Die  Summe  summtlichcr  Schwankungen  nach  Plus  und  Minus  beträgt 
für  die  reducirte  Cubtkwurzel  der  Schädelhöhle  bei  100  Schädeln  119  rum. 

Col.  16  und  18  enthalten  die  reducirtcn  Zahlen  der  Cubikwureel  des  ProducteB  aus 
Länge,  Breite  und  Höhe  und  des  arithmetischen  Mittels  aus  diesen  drei  Grössen.  In  den 
ersteren  dieser  beiden  Reihen  betragen  die  Schwankungsmaxima  -f-  3 mm  und  — 3 mm,  die 
Schwankungsbreite  also  6 mm  (gegen  9 min  der  Reihe  20).  Die  Summe  aller  Schwankungen  der 
Reihe  16  beträgt  101  mm  (gegen  119  der  vorhin  besprochenen  Reihe). 

Fast  ganz  gleich  verhält  sich  die  Reihe  18  (arithmetisches  Mittel  aus  Länge,  Breite 
und  Höhe).  Die  Schwankungen  liegen  hier  zwischen  -+*  3 und  — 4 mm  (Schwankungsbreite 
7 mm),  die  Summe  aller  Schwankungen  beträgt  nur  97  mm,  also  fast  genau  dieselbe  Zahl,  wie 
bei  der  Cubikwurzel  des  Productes  der  drei  llauptdiraensionen. 

Weniger  günstig  ist  das  Verhältniss  des  Horizontal  umfanges  zum  Grundmodulus.  Col.  14 
zeigt  gegen  den  Grundmodulus  Abweichungen  von  + 5 und  — 6 mm  (Schwankungsbreite  11  mm). 
Die  Summe  aller  Abweichungen  beträgt  160  mm,  also  nicht  unbetrachlich  mehr,  als  die  vorher- 
gehenden Reihen. 

Noch  weniger  brauchbar  erweist  sich  der  Längsumfang.  Auf  Tab.  III  beträgt  die  Summe 
der  direct  gemessenen  Längsumföngc  (Col.  2)  11851,  die  Summe  der  32  Grundmoduli  3816.  Alle 
Längsumfiinge  sind  daher  im  Verhältniss  von  11851:3816  zu  reduciren,  uin  die  beiden  Reiheu 
direct  vergleichbar,  d.  1l  im  Durchschnitt  gleich  gross  zu  machen.  Die  Abweichungen  dieser  redu- 
cirten  Reihe  (Col.  3)  liegen  bei  der  geringen  Zahl  von  Schädeln  schon  zw  ischen  -f-  6 und  — 6,  die 
Summe  der  Schwankungen  bei  32  Schädeln  beträgt  schon  91  mm,  während  bei  den  gleichen 
Schädeln  die  Cubikw  urzel  von  L X B X II  nur  um  36  und  das  arithmetische  Mittel  aus  L -f-  B -}-  II 
nur  um  35  mm  vom  Grundmodulus  abweicht.  Die  beiden  letzten  Zahlen  zeigen  für  die  32  Schädel 
fast  das  gleiche  Verhältniss,  wie  wir  es  oben  für  100  Schädel  gefunden  haben;  wrir  dürfen  daher 
diese  32  Schädel  als  ziemlich  genauen  Auszug  der  100  Schädel  ansehen  und  sind  berechtigt  anzu- 
nehmen, dass  der  Längsumfang  auch  bei  100  Schädeln  die  proportionale  Variationsgrösse  haben 
wird:  dieselbe  würde  auf  100  Schädel  berechnet,  284  mm  ergeben. 

Als  unzuverlässigster  linearer  Ausdruck  der  Hirnkapsclgrösse  erweist  sich  die  Aeby*sche 
Grundlinie  zwisclieu  dem  vorderen  Rand  des  for.  magn.  und  dem  for.  coecum.  Von  den  32 
Schädeln  der  Tab.  III  waren  31  median  durchsägt;  an  ihnen  konnte  also  diese  Linie  direct  gemessen 
w-erden.  Col.  5 der  Tab.  III  zeigt  die  absolute  Grösse, Col.  6 die  reducirten  Zahlen  (im  Verhältnis«  von 


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40 


Dr.  Emil  Schmidt, 


2750  [Snnuae  der  A e b y ’ sehen  Linien]  zu  3702  [Summe  der  Grnndmoduli]).  Die  Variation  gegen 
den  Grundmodulus  (Col,  7)  ist  hier  ausserordentlich  gross.  Die  Maxima  der  Schwankungen  be- 
tragen + 16  und  — 15  mm,  die  Summe  aller  Abweichungen  bei  den  31  Schädeln  159  mm,  d.  h. 
auf  100  Schädel  berechnet  513  mm. 

Kassen  wir  die  Ergebnisse  tabellarisch  zusammen.  Die  auf  dieselbe  Mittelgrösse  reducirteu 
Maasae  ergeben  für  100  Schädel: 


Schwankung!* 

breite 

| Schwankungs- 
summe 

Arithmetische  Mittel  von  Länge,  Breite  und  Höhe  . . 

7 

97 

Cubikwureel  der  Productc^von  Länge,  Breite  und  Höhe 

6 

101 

Cubikwurzcl  der  Schädelhühle 

9 

119 

Ilorizoutalumfang 

11 

160 

Li ng»  am  fang  

12 

284 

(bei  32  Schäd.) 

(bei  luOächätl.) 

Acby’sche  Grundlinie 

31 

613 

(bei  31  Schäd.) | (bei  100  Schäd.) 

Danach  verläuft  das  arithmetische  Mittel  aus  Länge,  Breite  und  Höhe  ain  meisten  dem  wahren 
Modulus  proportional.  Zugleich  ist  cs  von  allen  in  Betracht  kommenden  Grössen  unstreitig  am 
leichtesten  und  einfachsten  aufzufmden,  so  dass  es  den  beiden  Hauptbedingungcn  eines  praktischen 
Modulus  am  besten  entspricht.  Es  ist  also  der  beste  praktisch  zu  verwendende  Modulus  der 
HirnkapseL 


B.  Modulus  des  Oesiohtes. 

Hatte  es  die  Betrachtung  des  Hirnschüdels  mit  einem  verhältnissmüssig  regelmässigen  und 
einfach  geformten  Körper  zu  thun,  so  ist  der  Gesichtsschüdcl  sehr  viel  unregelmässiger  gestaltet 
und  erweist  sich  daher  für  die  Betrachtung  sehr  viel  schwieriger.  Es  erklärt  sich  daraus,  warum 
die  Kraniologie  sieh  bisher  so  fiberwiegend  mit  der  Hirnkapsel  beschäftigt  hat,  während  das  Gesiebt 
verhältnissmässig  vernachlässigt  wurde.  Es  wurde  gewöhnlich  nur  eine  Anzahl  von  Gesichts- 
tnaassen  genommen,  die  Vergleichung  dieser  Maasse  aber  bis  auf  die  neuere  Zeit  fast  ganz  unter- 
lassen. Die  Kraniologie  kann  sich  indessen  der  eingehenderen  Betrachtung  dieser  Hälfte  des 
Schädels  nicht  auf  die  Dauer  entziehen.  Um  eine  genauere  Einsicht  in  die  Architektur  des 
Gesichtes  zu  gewinnen,  ist  cs  vor  Allem  nülhig,  den  relativen  Werth  seiner  Hauptansdelinungeu 
festznstellen ; das  Maass  aber  filr  diesen  Werth,  der  lineare  Ausdruck  der  räumlichen  Grösse  des 
Gesichtes,  ist  der  Gcsichtsmodulus. 

Der  Gang  der  Untersuchung  Aber  deu  Gesichtsmodnlus  ist  dnreh  die  bisherigen  Auseinander- 
setzungen über  den  Schädclmodtilua  vorgezeichnet:  zunächst  ist  das  wirkliche  Volumen  des  Gesichtes 
zu  bestimmen,  und  ans  diesem  der  ideale  Modulus  (Grnndmodulus)  abzuleiten;  für  die  Praxis  ist 
denn  ein  Maass  aufzusuehen,  welches  diesem  Grundmodulns  möglichst  proportional  lau  11,  und 
welches  zugleich  die  Bedingung  leichter  Auffindung  erfüllt. 


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Kraniologische  Untersuchungen.  47 

Als  Object«  der  Untersuchung  wählte  ich  aus  den,  schon  bei  der  Untersuchung  über  den 
Hirnkapeelmodulus  benutzen  100  Schädeln  20  Schädel  aus.  Die  Auslese  geschah  so,  dass  dabei 
alle  Extreme  nach  Länge,  Breite  und  Hohe  des  Gesichtes  vertreten  waren:  liess  eich  Ihr  diese 
extremen  Verhältnisse  ein  brauchbarer  Modulus  nuftinden,  so  war  anzunehmen,  dass  er  tTir  die  in 
der  Mitte  liegenden  Formen  noch  zutreffender  sei,  und  ich  glaubte  daher,  mich  mit  einer  geringeren 
Anzahl  von  Beobachtungsobjecten  begnügen  zu  können. 

Will  man  die  Volumgrösso  des  Gesichtes  bestimmen,  so  handelt  es  sich  in  erster  Linie  darum, 
dasselbe  richtig  abzugrenzen.  Bei  einer  geometrischen  Profilzeichuung  entspricht  eine  Linie, 
welche  vom  oberen  Rand  der  Augenhöhle  nach  dem  höchsten  Punkt  der  Gelenkflüche  für  den 
LTnterkiofcr  gezogen  wird,  ziemlich  genau  der  unteren  Abgrenzung  des  Hirnschädels ; eine  Ebeue, 
welche  senkrecht  auf  die  Medianebene  durch  diese  Linie  gelegt  wird,  entspricht  daher  der  Grenze 
zwischen  Gehirn-  und  Gesichtstheil  des  Schädels,  d.  h.  der  oberen  Grenze  des  Gesichtes.  Nach 
hinten  und  unten  ist  der  Gesichtaschfidel  nicht  geschlossen;  doch  bilden  die  Ränder  des  Unter- 
kiefers so  einfache  and  regelmässige  Linien,  dass  leicht  Ebenen  durch  sie  gelegt  werden  können, 
welche  den  Abschluss  des  Gesichtes  nach  hinten  und  unten  darstellen.  Nach  vorn  und  seitlich  hat 
das  Gesicht  eine  mehr  geschlossene  Begrenzung:  Nasen-  und  Augenhöhlen  sind  in  das  Gesicht 
eingesenkt,  die  Grenze  desselben  würde  daher  liier  mit  dem  Niveau  ihrer  Oeffnungen  Zusammen- 
fällen. 

Der  so  abgegrenzte  Raum  des  Gesichtssch&dels  ist  nnn  aber  so  wenig  materiell  abgeschlossen 
dass  ein  Messen  seines  Volums  durch  das  Verfahren  des  Verdrängen«  von  Wasser  absolut  unthun- 
lich  ist  Es  bleibt  kaum  etwas  Anderes  übrig,  als  eine  solide  Nachbildung,  etwa  in  Gips  herzu- 
stellen, bei  welcher  die  ideelle  Gcsichtsabgreuzung  zu  einer  materiellen  geworden  ist  Auf  diese 
Weise  fertigte  ich  von  den  erwähnten  20  Schädeln  Gesichtsabgüsse  in  Gips  an,  welche  nach  oben 
durch  die  Ebene  zwischen  Orbitaldächern  und  Gelenkköpfen  dcB  Unterkiefers  abgeschlossen  waren, 
nach  hinten  und  unten  durch  die  Flüchen,  welche  die  hinteren  und  unteren  Uuterkieferränder  mit 
einander  verbanden.  Nasen-  und  Augenhöhlen  wurden,  als  in  das  Gesicht  eingesenkt,  als  Gesichts- 
raum mitgerechnet,  d.  h.  der  Gipsabguss  schloss  hier  im  Niveau  ihrer  vorderen  Oeffnung  ab.  Das 
Volum  dieser  soliden,  gcflrnisstcn  Abgüsse  iiess  sich  durch  Eintauchen  und  Restimmen  des  ver- 
drängten Wassers  leicht  und  genau  ermitteln. 

Wie  für  jede  cubische  Grösse,  so  ist  auch  für  das  Gesicht  die  Cubikwurzel  seines  VolmnB  der 
entsprechende  lineare  Modulus,  d.  h.  das  gleiche  Maass  für  alle  Ausdehnungen  im  Raum.  Waren 
aber  schon  bei  dem  Hirnschädcl  die  Schwierigkeiten  der  Grössenbestimmung  so  gross,  dass  sie 
dringend  auf  die  Aufsuchung  eines  anderen,  praktisch  verwendbaren  Modulus  hinwiesen,  so  ist  dies 
bei  dem  Gesicht  noch  in  viel  höherem  Grade  der  Fall;  es  würde  gar  nicht  durchzufuhren  sein,  das 
Volum  eiues  jeden  Gesichtsachädels  zu  bestimmen,  den  wir  in  seinem  relativen  Verhalten  studiren 
wollen;  das  Bedürfnis,  an  die  Stelle  eines  ideal  richtigen  Modulus  einen  praktisch  brauchbaren 
zu  setzen,  ist  daher  hier  noch  viel  grösser,  als  dort. 

Wir  hatten  beim  Aufsuchen  eines  brauchbaren  Modulus  für  die  Ilirnkapsel  verschiedenartige 
Maass«;  durclizuprtifen : ein  cubisches  Maass,  die  Schädelhöhle,  zwei  Umfange,  ein  geradliniges 
Maass,  und  endlich  die  Cornbination  der  drei  I lau  ptdu^ph  messe  r.  Für  das  Gesicht  fallen  von  selbst 
einige  analoge  Maasse  fort:  war  die  Schädelhöhle  ein  der  Ilirnkapsel  im  Ganzen  ähnlicher  und 
mehr  oder  weniger  proportionaler  Raum,  so  existirt  im  Gesicht  keine  Höhle,  welche  auch  nur 


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48 


IJr.  Emil  Schmidt,  ’ 

annähernd  ein  Parallelmaass  für  die  ganze  Gesichtsgrösse  abgeben  könnte;  ebenso  lassen  uns  hier 
Umfange  ganz  im  Stich:  sie  waren  werthrolle  Maasse  bei  der  im  (tanzen  regelmässig  gestalteten 
Himkapsel,  das  Gesicht  dagegen  ist  ein  so  wenig  einfacher  Körper,  ntid  die  Länge  eines  etwa  zu 
messenden  Umfanges  ist  so  »ehr  von  zufälliger  grösserer  oder  kleinerer  Entwickelung  des  einen 
oder  anderen  Theiles  abhängig,  dass  es  hier  ganz  unmöglich  sein  würde,  irgend  ein  Umfangsmaass 
als  linearen  Ausdruck  der  Gesammtgrösso  des  Gesichtes  anzunehmen.  Eljcnao  unsicher  dürfte  jedes 
einzelne  gerade  lineare  Maass  sein : 'zeigt  doch  schon  an  dem  viel  regelroässigeren  Gehirnschädel  die 
Aeby’sche  Grundlinie  so  geringe  Uebereinstimmung  mit  der  ganzen  Hirnkapsel,  um  wie  viel 
weniger  wird  ein  Parallelismus  irgend  einer  Dimension  mit  der  ganzen  Gesichtsgrösse  staufinden. 
Es  bleibt  uns  noch  übrig,  einen  Modulus  aus  der  Combination  der  drei  Ilauptdurchmesser  des 
Gesichtes  abzuleiten ; sind  letztere  richtig  gewäldt , d.  h.  ist  jeder  derselben  der  bezeichnendste 
Ausdruck  für  die  Entwickelung  des  Gesichtes  nach  seiner  Richtung,  so  muss  ihr  Product  propor- 
tional sein  dem  Gesichtsvolum ; letzteres  ist  ja  das  Product  aus  der  mittleren  Länge,  Breite  und 
Höhe  des  Gesichtes. 

Ich  behalte  mir  für  einen  besonderen  Abschnitt  dieser  Untersuchungen  vor,  die  Wahl  der 
Hauptdurchmesser  des  Gesichtes  zu  begründen ; als  solche  habe  ich  angenommen : 

GL,  Gesichtslänge,  vom  proc.  alveolaris  des  Oberkiefers  bis  zum  vorderen  Rand  des  for. 
magnum,  beide  Punkte  in  der  Medianebene  angenommen; 

G B,  Gesichtsbreite , grösster  Abstand  der  Jochbogen , rechtwinkelig  auf  der  Medianeheue 
gemessen. 

GH,  Gesichtshohe,  von  der  gut.  nasofrontalis  bis  zum  untersten  Rand  des  Kinns,  in  der 
Medianebene  gemessen. 

„Diese  Hauptdurchmesser  des  Gesichtes  oombinirte  ich  in  derselben  Weise,  wie  diejenigen  des 
Gehirnschädels,  indem  ich  sowohl  die  Cubikwurzel  ihres  Productes  (die  Kante  des  Würfels,  welcher 
das  Volum  des  aus  ihnen  gebildeten  rechtwinkeligen  Parallelcpipcds  ausdrückt)  als  auch  ihr  arith- 
metisches Mittel  bestimmte.  Um  diese  beiden  Reiben  ohne  Weiteres  mit  der  Reihe  des  Grund- 
modnlus  vergleichbar  zu  machen,  mussten  sie  in  gleicher  Weise,  wie  dies  schon  bei  der  Schädel- 
kapsel  geschehen,  auf  die  Mittelgrösse  des  Grundmodulus  reducirt  werden.  Die  Summe  der  20 
Grundmoduli  beträgt  1715,  die  Summe  der  Cubikwurzeln  ans  dem  Product  der  drei  Hauptdurch- 
messer 2325,  die  Summe  der  arithmetischen  Mittel  2337.  Letztere  Reibe  ist  daher  gleichmässig 
im  Verhältnis  von  2337:1715,  die  Reihe  der  Cubikwurzeln  aus  dem  Product  der  drei  Durch- 
messer im  Verhältniss  von  2325: 1715  zu  reduciren.  In  der  folgenden  Tab.  IV  giebt  Reihe  t.daa 
direct  gemessene  GosichUvolum  der  einzelnen  Schädel,  Reihe  2 die  Cubikwurzeln  dieser  Zahlen 
(Grnndmodulus),  Reihe  3,  4 und  5 die  Länge,  Brette  und  Höhe,  Reiite  6 die  Cubikwurzel  des 
Productes  aus  Länge,  Breite  und  Höhe,  Reihe  7 das  arithmetische  Mittei  dieser  3 Durchmesser. 
Reihe  8 enthält  dio  auf  die  Mittelgrösse  des  Grundmodulus  reducirte  Cubikwurzel  des  Productes 
von  OL,  QI)  und  G II,  Reihe  9 die  Abweichungen  dieser  rcducirten  Zahlen  vom  Grundmodulus, 
Reihe  10  die  rcducirten  Zahlen  des  arithmetischen  Mittels  von  GL,  GB  und  GH,  und  Reihe  11 
die  Abweichungen  dieser  Zahlen  vom  Grundmodulus. 

Die  Summe  aller  Abweichungen  vom  grundmodulus  beträgt  bei  20  Schädeln  für  die  Reihe 
der  arithmetischen  Mittel  der  drei  Hauptdimensionen  des  Gesichtes  32  mm,  die  Summe  der  Ab- 
weichungen der  Reihe  der  Cubikwurzeln  aus  detn  Product  dieser  Grössen  33  mm,  im  Mittel  also 


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49 


Kraniologißche  Untersuchungen. 

1,6  mm.  Auf  100  Schädel  berechnet  betragen  die  Abweichungen  daher  160  mm.  Es  ist  dies 
dasselbe  Verhältnis«,  in  welchem  der  Uorizontalumfang  der  Hirnkapsel  gegen  den  wahren  Hirn- 
schädelmodulus  variirt.  Wenn  man  bedenkt,  dass  für  die  vorliegenden  Untersuchungen  über  den 
Gesicbtsmodulus  vorzugsweise  solche  Schädel  ausgewählt  sind,  welche  extreme  Verhältnisse  in 
Bezug  auf  Lange,  Breite  und  Höhe  des  Gesichtes  aufweisen,  dass  also  eine  grössere  Anzahl  von 
Schädeln,  von  welchen  die  überwiegende  Zahl  Mittelverhältnisse  auf  weisen  wird,  wahrscheinlich 
eine  verhältnissmässig  noch  geringere  Schwankungssumme  hat,  so  wird  man  zugeben,  dass  der  hier 
aus  den  drei  Hauptdimensionen  abgeleitete  Modulus  genügend  proportional  dem  wahren  Modulus 
verläuft. 


Tabelle  IV. 


1.  Javanerin 

520 

80 

90 

130 

94 

109 

105 

80 

0 

77 

— 3 

2.  Javanerin  ........ 

550 

82 

100 

122 

107 

1(19 

110 

80 

— 

2 

61 

— 1 

3.  Dajak  Borneo  

560 

62 

97 

133 

108 

112 

113 

83 

+ 

1 

83 

+ 1 

4.  Norweger  . 

590 

84 

96 

138 

116 

115 

117 

85 

+ 

i 

86 

+ 2 

5.  Spanier 

600 

84 

96 

132 

132 

119 

120 

88 

+ 

4 

88 

+ « 

6.  Javanese  ......... 

615 

85 

101 

133 

108 

113 

114 

83 

— 

2 

84 

— 1 

7.  Chinese  ......... 

620 

85 

108 

133 

129 

123 

123 

91 

+ 

C 

90 

+ 6 

8.  Grieche  ......... 

620 

85 

94 

139 

114 

114 

116 

84 

— 

i 

85 

0 

9.  Hottentot 

630 

86 

109 

136 

108 

118 

118 

87 

+ 

1 

87 

+ 1 

10.  Chinese 

630 

86 

97 

130 

127 

117 

118 

86 

0 

87 

+ 1 

11.  Zigeuner 

640 

86 

94 

133 

131 

118 

119 

87 

+ 

1 

87 

4-  l 

12.  Belgier  

650 

87 

87 

135 

125 

114 

116 

84 

— 

3 

85 

— 2 

13.  Holländer  ........ 

655 

87 

92 

135 

130 

117 

119 

86 

— 

i 

87 

0 

14.  Ashanti 

655 

87 

113 

131 

114 

119 

119 

88 

+ 

1 

87 

0 

15.  Javanese  ......... 

666 

87 

96 

133 

129 

118 

119 

87 

0 

87 

0 

16.  Javanese 

675 

88 

110 

136 

117 

121 

121 

89 

4“ 

1 

89 

+ 1 

17.  Ashanti 

675 

88 

110 

122 

118 

117 

117 

86 

— 

2 

86 

— 2 

Id  Gnineaneger  ....... 

690 

88 

106 

130 

121 

119 

119 

88 

0 

87 

— 1 

19.  Australier 

695 

89 

102 

139 

108 

115 

116 

85 

— 

4 

85 

— 4 

30.  Cabyle 

710 

89 

107 

131 

116 

118 

118 

87 

- 

2 

87 

— 2 

Archiv  (Sr  Anthropologie.  Bd.  XII.1 


7 


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50 


Pr.  Emil  Schmidt, 


Im  einzelnen  Fall  betrugen  die  Maxim»  der  Abweichungen  naeh  Pins  und  Minna  in  der  lieilie  8 
(^'üL  x GB  x üll)  -f-  (i  und  — 4,  in  Reibe  lO^**'  ^ + 5 und  — 4.  Die  Schwan- 

kungen beider  Reihen  liegen  daher  in  einer  Grenze  von  9,  bezw.  10  mm.  Diese  Einzvlschwankungen 
sind  allerdings  bedeutender  als  die  des  von  uns  angenommenen  Hirnkaj>selmodulus;  indessen  ist 
auch  hier  zu  berücksichtigen,  dass  unsere  Beobachtungsobjecte  extreme  Verhältnisse  darstellen,  so 
dass  auch  100  Schädel  kaum  grössere  Kinzelabweichnngen  anfweisen  werden. 

W ie  bei  der  Hirnkapsel,  so  ergeben  auch  bei  dein  Gesicht  die  beiden  Arten,  die  Hauptdurch* 
messer  zu  eombiniren,  wesentlich  gleiche  Verhältnisse.  Wo  ein  Unterschied  ist,  ist  er  so  klein, 
dass  er  sich  durch  das  Weglassen  der  Decimalen  erklärt.  Da  das  arithmetische  Mittel  so  viel 
einfacher  aufzufinden  ist,  als  die  Cubikwurzel  des  ProduoteB,  so  werden  wir  in  praxi  dem  ersteren 
den  Vorzug  geben. 

Wir  besitzen  daher  in  dem  arithmetischen  Mittel  aus  Länge,  Breite  und  Höhe  des  Gesichtes 
einen  hinreichend  genauen,  leicht  zu  ermittelnden,  daher  alle  Bedingungen  erfüllenden  Gcsichtsmodulus. 


TL 

Ueber  die  Richtung  der  Hauptdurchmessor  der  Hirnkapsel. 

Seit  der  Versammlung  deutscher  Anthropologen  in  Göttingen  1861  wurden  von  den  deutschen 
Kraniologen  ziemlich  allgemein  die  dort  vereinbarten  Maasse  angewandt:  der  Längsdurchmesser 
wurde  der  grössten  Ausdehnung  der  llirnkapsel  entsprechend  in  der  Medianebene  von  der  Glabella 
nach  dem  am  weitesten  davon  abstehenden  Punkt  des  Hinterhauptes  gelegt;  der  Breitendurchmesser 
wurde  an  der  Stelle  der  grössten  Breite  der  Hirnkapsel  (senkrecht  auf  die  Mediunebene)  gemessen, 
und  als  Höhe  maass  man  seit  v.  Baer’s  Vorschlag  in  der  Hegel  die  Verticalprojection  zwischen  dem 
Hand  des  for.  magnum  einerseits  und  dem  höchsten  Punkt  des  Schädels  andererseits  bei  gerade 
gerichtetem  Schädel;  der  letztere  wurde  in  die  „gerade  Richtung“  gebracht,  indem  man  den  oberen 
Rand  des  Jochbogens  möglichst  horizontal  stellte. 

Es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  in  der  Auswahl  dieser  drei  Durchmesser  eine  gewisse  In- 
consequeuz  liegt.  Längs-  und  Querdurchmesser  sind  in  ihrer  Lage  durch  die  Gestaltsverhältnisse 
der  llirnkapsel  bestimmt;  anders  verhalt  es  sich  aber  mit  dem  Göttinger  Höhend urch messer:  seine 
Lage  bestimmt  sich  durch  die  Richtung  des  Jochbogens,  also  durch  ein  ausserhalb  der  Schädel- 
kapsel selbst  gelegenesMomcnt;  welche  Lage  die  Höhe  zu  der  ganzen  Hirnkapsel,  zu  ihrem  Längen- 
und  Breitend urchmesser  einnahm,  kam  nicht  in  Betracht  Man  handelte  wie  ein  Architekt,  der  um 
die  Hauptdimensionen  eines  Hauses  zu  bestimmen,  sich  für  die  Messung  der  Länge  und  Breite 
lediglich  durch  die  Form  des  Hauses  leiten  lässt,  der  aber  die  Höhe  auf  eine  ansserbalb  des 
Hauses  liegende  Linie,  etwa  auf  die  Erdaxe  rechtwinkelig  projicirt,  uud  dies  Projectionsmaass  die 
Höhe  des  Hauses  nennt 

Um  consequent  zu  sein,  giebt  es  nur  zwei  Wege:  entweder  man  bezieht  alle  Dimensionen  der 
llirnkapsel  auf  eine  ausserhalb  derselben  gelegene  Horizontale  und  auf  das  durch  die  letztere  be- 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


51 


stimmte  System  rechtwiukelig  sich  schneidender  Coordinatenebcnen  (Horizontal-,  Frontal-  und 
Medianebene),  oder  man  legt  ein  System  rechtwinkelig  aufeinander  stehender  Durchmesser  in  die 
Hirnkapsel  selbst,  und  lässt  die  Richtung  dieses  Axensystems  nur  durch  die  Form  dieser  letzteren 
bestimmen. 

Den  enteren  Weg  beschritt  v.  Ihering.  Er  nimmt  für  den  ganzen  Schädel  eine  bestimmte 
Horizontalebeno  an,  welche  er  durch  den  unteren  Rand  der  beiden  Orbitalöffn ungen  und  durch  die 
Mitte  der  beiden  Ohröffnungen  legt.  Durch  die  Horizontalebene  und  den  symmetrischen  Bau  des 
Schädels  ist  die  Lage  der  beiden  anderen  rechtwinklig  auf  der  Horizontalen  stehenden  CoordLuaten- 
ebenen  gegeben.  Indem  nun  v.  Ihering  die  in  der  Richtung  ivon  vorn  nach  hinten,  von  rechts 
nach  links,  von  oben  nach  unten  am  weitesten  von  einander  abstehenden  Punkte  auf  diese  drei 
Ebenen  rechtwinkelig  projicirt,  erhält  er  drei  rechtwinkelig  aufeinander  stehende  Projectionsmaasse, 
welche  er  Länge,  Breite  und  Höhe  des  Schädels  nennt. 

Sind  diese  Maasse  wirklich  die  wahre  Länge,  Breite  und  Höhe  der  Hirnkapsel? 

Gesetzt,  es  sei  die  Länge,  Breite  und  Höhe  eines  Wasserleitungsrohres  von  symmetrischem 
Querschnitt  zu  bestimmen,  welches  vom  Gipfel  eines  Berges  schräg  hinabläuft  zur  Thalsohle.  Herr 
v.  Ihering  wurde  alle  drei  Maasse  auf  die  Horizontalebene  beziehen,  welche  den  tiefsten  Punkt 
des  Rohres  berührt:  das  Perpendikel  vom  höchsten  Punkt  des  Rohres  auf  diese  Ebene  würde  er 
die  Höhe,  die  Linie  in  der  Horizontalen,  welche  den  Fusspunkt  des  Perpendikels  mit  dem  tiefsten 
Punkt  des  Rohres  verbindet,  würde  er  die  Länge  des  Rohres  nennen,  und  die  Breite  würde  er, 
übereinstimmend  mit  dem  Sprachgebrauch,  rechtwinkelig  auf  der  Medianebeno  messen.  Dasselbe 
Rohr,  an  einer  niedrigeren  Anhöhe  aufsteigend,  würde  natürlich  ganz  andere  Ziffern  für  „Länge“ 
und  Höhe  aufweisen,  als  wenn  es  an  einem  steilen  Berg  anliegt  *).  Ganz  dasselbe  geschieht  bei 
v.  Ihcring’s  Hirnkapselmaassen : auch  hier  ist  die  Lage  des  zu  messenden  Rohres,  der  Hirnkapsel, 
keine  constante,  sie  schwankt  bei  40  Schädeln  innerhalb  einer  Breite  von  21° gegen  die  r.  Hierin g'- 
sche  Horizontale*).  Welchen  Einfluss  aber  solche  Richtungssch  wank  ungen  auf  die  Projections- 
maasse  ausüben  müssen,  hatte  v.  Ihering  selbst  schlagend  dargetlian *).  Schon  eine  Veränderung 
der  Scbädelaufstellung  um  nur  15*  brachte  ganz  erhebliche  Veränderungen  in  der  Form  der  Pro- 
jcctionazeichnung  und  in  der  Grösse  der  Projectionsmaasse  hervor.  Es  kann  also  auch  hier  ge- 
schehen, dass  zwei,  nach  Grösse  und  Gestalt  ganz  identische  Hirnkapseln  durchaus  verschiedene 
v.  I he  ring ’sche  Längen  und  Höhen  anfweisen,  bloss  weil  der  untere  Orbitalrand,  der  die  Horizontale 
mit  bestimmt,  also  ein  Punkt,  der  mit  der  Hirnkapsel  selbst  gar  nichts  zu  thun  hat,  bei  dem  einen 
Schädel  hoch,  bei  dem  anderen  niedrig  steht. 

Wir  wollen,  um  noch  einmal  auf  das  Beispiel  des  Wasserleitungsrohres  zurückzugreifen,  an- 
nehmen,  die  v.  Ihcring’schen  Mause  hätten  in  einem  bestimmten  Falle  500  m,  200  in  und  0,5  in 
ergeben.  Welche  Vorstellung  würde  man  sich  wohl  von  einem  Rohre  machen,  welches  500  Meter 


*)  „Es  wäre  sehr  verfehlt,  mir  vorwerfen  zu  wollen,  dass  die  Verhältnisse  Am  Schädel  ganz  anders  liegen. 
Freilich  gieht  e*  Leute,  welchen  es  schwer  fällt  zu  begreifen,  da»*  man  in  Beispielen,  um  deutlich  zu  sei«,  auch 

fingirte  Fälle  benutzen  darf.  Für  diese  sei  liier  bemerkt,  dass  — die  Verhältnisse  absichtlich  übertrieben 

sind.  Gegen  dio  Richtigkeit  des  soeben  Gesagten  beweist  dieser  Umstand  aber  nicht  das  Mindeste,  denn  der 
Unterschied  zwischen  den  Beispielen  und  dem  factischen  Verhalten  ist  lediglich  ein  gradueller/  Zeitschrift  für 
Ethnologie  V,  zur  Reform  der  Kranionietrie,  8.  137, 

*)  Archiv  für  Antliropol.  IX,  Horizontalebene  des  menschlichen  Schädels,  S.  60. 

*)  ZeiUchr.  L Ethnol.  V,  Reform  der  Kranlometrie,  8.  156  und  Taf.  XI,  Fig.  I. 

T 


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52 


Dr.  Emil  Schmidt, 


lang,  200  Meter  hoch  und  einen  halben  Meter  breit  sein  soll!  Die  v.  Ihering’sche  Länge  nnd 
Höhe  sind  eben  nicht  das,  was  der  allgemeine  Sprachgebrauch  alB  Länge  und  Höhe  bezeichnet, 
und  es  kann  nur  zu  Missverständnissen  führen,  wenn  man  Projectionsmaasse  auf  ein  von  der  Hieb* 
tung  des  zu  messenden  Körpers  unabhängiges  Coordinatcnsystem  alts  Länge,  Breite  und  Höhe  des 
Körpers  selbst  bezeichnet.  Hierin  liegt  der  Irrthum  v.  Ihering’s:  sein  Verdienst  ist  c»,  zum 
ersten  Mal  mit  Nachdruck  ein  System  rechtwinkelig  aufeinander  stehender  Durchmesser  gefordert 
zu  haben.  Dass  die  drei  Ausdehnungen  im  Kaum,  dio  jeder  Körper  besitzt,  rechtwinkelig  aufeinander 
stehen,  ist  eine  Grundvorstellung  alles  Raum-Denkens.  Wenn  also  nicht  zwingende  Gründe  vor- 
handen sind,  davon  abzuweichen,  werden  wir  die  drei  Hauptdurchmesser  rechtwinkelig  aufeinander 
messen,  wir  werden  sie  aber  in  den  zu  messenden  Körper  selbst  hineinlegen,  und  uns  für  ihre 
Richtung  nur  durch  die  Gestalt  des  zu  messenden  Körpers,  nicht  durch  ausserhalb  desselben 
liegende,  zufällige  Dinge  bestimmen  lassen. 

Nichts  hindert  uns,  an  der  Ilirnkapsel  dies  Princip  durchzuführen : durch  den  symmetrischen 
Bau  der  Ilirnkapsel  ist  die  Richtung  des  einen  Durchmessers,  der  Breite»  von  vornherein  gegeben, 
die  beiden  anderen  haben  wir  in  der  Medianobene,  d.  h.  recbtwiiikelig  auf  die  Richtung  des 
BreitendurchtnesserR  aufzusuchen,  und  zwar  so,  dass  auch  sie  rechtwinkelig  aufeinander  stehen.  Es 
fragt  sich  nur,  welcher  von  den  beiden  letzteren  Durchmessern,  ob  die  Länge  oder  die  Höhe 
richtungsbestimmend  sein  soll?  Offenbar  der,  dessen  Richtung  durch  die  Form  der  Ilirnkapsel 
am  deutlichsten  vorgezeichnet  ist.  Die  Ilirnkapsel  weist  nun  durch  ihre  ovoide  Gestalt  dem 
Längsdurchmesser  viel  bestimmter  seine  Richtung  an,  als  dem  Ilöhendurchraesser:  die  gleich- 
massige  Rundung  des  Scheitels  und  die  unregelmässig  fluche  Schädelbasis  geben  für  die  Lage  des 
letzteren  weit  weniger  gute  Anhaltspunkte,  als  sie  das  mehr  oder  weniger  spitz  zulaufende  vordere 
Ende  des  Ovoids  für  den  Längsdurcbmesser  darbietet  Hier  wird  daher  auch  naturgemäss  der 
Punkt  sein,  wo  wir  den  einen  Schenkel  des  Tasterzirkels  ansetze n müssen,  wenn  wir  den  Längs» 
durchmesser  aufsuchen  wollen.  Nun  besitzt  das  vordere  Ende  der  Ilirnkapsel  nicht  etwa  eine 
cnlminirende  Spitze,  sondern  es  weist  mit  grösserer  oder  geringerer  Bestimmtheit  zwei  Stellen  auf, 
wo  das  Profil  eine  stärkere  Knickung  erleidet:  am  stärksten  am  Glabellarwnlst,  weniger  stark  in 
der  Höhe  der  tubera  frout&lia.  Beide  Stellen  würden  für  das  vordere  Ende  des  Längsdarchmessers 
geeignete  Stellen  sein.  Wo  Icker  hat  früher  seinen  Läiigsdurchmcsscr  vom  letzteren  Punkt  aus 
(da,  wo  die  horizontale  Verbindungslinie  der  tubera  frontalia  die  Medianebene  schneidet)  gemessen, 
in  den  anderen  Punkt,  die  Glabella,  verlegt  die  grosse  Mehrzahl  aller  messenden  Kraniologen 
Deutschlands,  Englands,  Frankreichs  und  Amerikas  den  LängRdurohmesser. 

Bei  einer  vergleichenden  Prüfung,  welchem  von  beiden  Durchmessern  der  Vorzug  zq  geben 
sei,  sind  drei  Punkte  zu  untersuchen: 

1)  welcher  Durchmesser  entspricht  am  besten  der  „grössten  Länge?“ 

2)  welcher  int  in  seinen  Endpunkten  am  genauesten  bestimmt? 

3)  welcher  stimmt  in  seiuer  Lage  am  besten  mit  der  Längsrichtung  der  ganzen  Hirnkapsel 
überein  ? 

In  der  folgenden  Tab.  V sind  die  hierbei  in  Frage  kommenden  Verhältnisse  bei  36  median 
durchsftgten,  den  verschiedensten  Racen  angehörigen  Schädeln  zusammen gestellt  Mit  L ist  die 
allgemein  angenommene  Länge  (Glabellarlänge),  mit  L,  die  von  der  Tuberalhöhe  auB  gemessene 
Länge  (Tuberallänge),  mit  G L der  LungendurchmesBer  des  Gehirns  (der  Schädelhöhle)  bezeichnet 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


53 


Tabelle  Y. 


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1,  Negerin  « . • • 

167 

169 

474 

246 

248 

229 

— 9° 

4- 

5>/,° 

- 21/,® 

+ 12° 

2.  Negerin  . . . 

178 

177 

485 

246 

256 

253 

- 6% 

+ 

7% 

4-  2 

4-is 

3.  Negerin  .... 

181 

180 

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275 

252 

259 

— 11 

+ 

6 

- IV, 

+ 16*/, 

4.  Negerin  .... 

181 

180 

500. 

246 

250 

256 

— 12 

+ 

7 V, 

— 13 

4-  6V, 

5.  Neger  .... 

186 

184 

506 

259 

254 

261 

— 15 

4- 

1% 

- iy. 

4- 16 

6.  Neger  .... 

181 

178 

496 

256 

271 

246 

- «V, 

4- 

4 

4-  9 

4-  19*/, 

7.  Neger  .... 

176 

176 

495 

242 

258 

258 

- 8V, 

4- 

8 

- 2% 

4-  15 

8.  Neger  .... 

183 

161 

515 

268 

261 

278 

— 12 

4- 

»V, 

4-  V, 

+ 22 

9.  Neger  .... 

177 

177 

501 

244 

271 

265 

- 7*/, 

+ 

8 

4-  iv. 

4- 17 

10.  Neger  .... 

181 

181 

&06 

278 

272 

260 

— 2 

+ 

sy. 

4-  2 

4-  9% 

11.  Neger  .... 

182 

183 

514 

246 

271 

280 

— 9 

+ 

2 

4-  6 

4- 17 

12.  Neger  .... 

182 

190 

510 

254 

263 

264 

- «V, 

-1- 

n V, 

- iv. 

4-  isy. 

13.  Neger  .... 

193 

195 

535 

297 

289 

279 

— 9 

4- 

2 

- sy, 

4-  7*/, 

14.  Neger  .... 

191 

187 

521 

252 

277 

258 

- 7% 

4- 

2% 

— 6 

4-  4 

15.  Neger  .... 

176 

174 

468 

249 

256 

260 

— 3 

4* 

12 

4-  3V, 

4-  18% 

16.  Mulatte  .... 

177 

178 

503 

261 

261 

282 

- io1/, 

+ 

11 

- sy. 

4- 19 

17.  Mulatte  .... 

182 

181 

507 

255 

276 

262 

- 2V, 

+ 

«y. 

- sy, 

4-  4% 

16.  Mulatte  .... 

191 

186 

519 

261 

275 

260 

— 7 

6 

-f  io 

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19.  Mulatte  .... 

193 

191 

535 

261 

290 

276 

- «V, 

+ 

«V, 

4-  sy, 

4-  22% 

20.  Australnegerin 

181 

181 

496 

269 

271 

266 

— 2 

+ 

»V, 

— 2 

4-  9% 

21.  Australnegerin 

178 

177 

495 

244 

269 

260 

— 7 

4- 

6 

4-  2 

4- 15 

22.  Australneger  . 

191 

186 

630 

278 

269 

261 

- sy, 

4- 

ia 

— 4 

4-  17% 

23.  Melanesier  . . 

19! 

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526 

264 

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279 

0 

4- 

9 

4-  sy. 

4- 17% 

24.  Melanesier  . . 

177 

172 

501 

266 

265 

258 

— 10 

4- 

6 

4-  * 

+ 20 

25.  Neu  Caledonieriu 

169 

165 

478 

263 

272 

246 

— 11 

— 

V. 

0 

4-  10% 

26.  Chinese  .... 

184 

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504 

244 

270 

248 

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4- 

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4-  V. 

4-  IS 

27.  Chinese  .... 

185 

188 

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268 

287 

297 

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28.  Chinese  .... 

178 

179 

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264 

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4- 

sy. 

0 

4-  8% 

29.  Chinese  .... 

187 

187 

530 

268 

279 

289 

- iv. 

4- 

isy. 

— 8 

4-  12 

30.  Malaye  .... 

187 

190 

536 

278 

288 

293 

— 7 

4- 

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- 2% 

4- 17 

31.  Rheinländer  . . 

176 

174 

489 

264 

264 

249 

— 4 

4- 

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+ iy, 

4- 18 

32.  Rheinländer  . . 

181 

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- 7% 

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4-  2 

4-  13 

33.  Rheinländer  . . 

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268 

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34.  Rheinländer  . . 

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35.  Däne 

191 

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36.  Pariserin  . . .’ 

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54 


Dr.  Emil  Schmidt, 


1)  Die  Grösse  der  beiden  fraglichen  Durchmesser  ist  nahezu  gleich  (Reihe  1 und  2).  Der 
Tuberallangsdurchrnesser  ist  zwei  Mal  um  3 mm,  drei  Mal  um  2 mm,  drei  Mal  um  1 rara  grösser 
als  die  Glabellarlänge;  in  sieben  Fällen  sind  beide  Durchmesser  gleich  grosN.  L ist  grösser  als  L, 
um  1mm  in  acht  Fällen,  um  2 mm  in  sechs,  um  3 inm  in  zwei,  um  4 mm  in  zwei  und  um  5 mm  in 
drei  Fällen.  Im  Mittel  ist  die  Glabellarlänge  um  fast  1 mm  grösser  als  die  Tuberallänge.  Das 
entere  Maass  würde  demnach  genauer  der  -grössten  Länge“  entsprechen.  Indessen  ist  das  Ueber- 
wiegen  dieser  Grösse  wesentlich  bedingt  durch  die  zufällig  stärkere  individuelle  Entwickelung  des 
Glabellanvulstes,  der  noch  als  accidena  zu  der  eigentlichen  Gehirnkapsel  hinzutritt.  Wenn  es  sich 
für  uns  aber  darum  handelt,  die  Grundform  der  Hirnkapsel  zu  bestimmen,  bo  müssen  wir  von  zu- 
fällig stark  entwickelten  Vorsprüngen,  Leisten  etc.  abseh en,  ein  Grundsatz,  welcher  in  Göttingen 
zuerst  bestimmt  formulirt,  und  seither  allgemein  durchgeluhrt  wurde.  Die  grössere  Ziffer  des 
GlabellardorchmeBBcrs  würde  unter  diesem  Gesichtspunkte  kein  Vorzug  dieses  Maasses  sein. 

2)  Die  Bestimmtheit  der  Lage  der  Endpunkte  ist  der  zweite  Gesichtspunkt,  unter 
welchem  wir  beide  Maasse  zu  vergleichen  haben.  Die  vorderen  Endpunkte  dürften  gleich  sicher 
zu  bestimmen  sein;  die  beiden  Stirnhöcker  sind  nach  Welckcr’s  Anleitung  fast  stets  mit  Sicher- 
heit zu  bezeichnen;  stellt  man  den  Schädel  gerade  und  verbindet  die  beiden  Stirnhöcker  durch  eine 
Horizontale,  so  ist  der  Durchschnittspunkt  dieser  letzteren  mit  der  Medianlinie  der  vordere  End- 
punkt der  Tuberallänge.  Die  Fälle,  in  welchen  die  Stirnhöcker  so  wenig  ausgeprägt  sind,  dass 
ihre  Lage  unsicher  bleibt,  sind  sehr  selten;  auf  der  anderen  Seite  hat  auch  der  Ausgangspunkt  für 
die  Glabellarlänge  keine  ganz  sichere  Lage.  Zeigt  die  Gegend  der  Glabella  mehr  die  Form  eines 
gerundeten  Hügels,  so  „wird  man  nicht  umhin  können,  den  am  weitesten  hervorragenden  Punkt  zu 
wählen“  *).  Hebt  sich  dagegen  ein  Glabellar wulst  deutlich  ab,  so  soll  man  nach  v.  Baer’s  Vorschlag 
Über  demselben  messen.  Man  wird,  wenn  man  den  Zirkel  auf  dem  vorderen  Endpunkt  des  Längs- 
durchmessers  ansetzen  will,  öfter  in  Verlegenheit  sein  beim  Glabellar-,  als  beim  Tuberaldurchmesser. 

Grösser  ist  bei  beiden  Durchmessern  die  Unsicherheit  der  Lage  für  den  hinteren  Endpunkt 
Es  kommen  gar  nicht  selten  Fälle  vor,  wo  der  Taster/.irkel,  welcher  von  der  Stirn  aus  den  hinteren 
Endpunkt  der  Hirnkupsellänge  aufsuchen  will,  auf  mehrere  Centimeter  weit  gleichmässig  die  Ober- 
fläche berührend  über  die  Hinterhauptsschuppe  hinaufgleitet  Aber  diese  Fälle  der  Unsicherheit 
sind  viel  häufiger  bei  der  Glabellar-  als  bei  der  Tuberallänge;  bei  letzterer  trifft  der  Zirkel  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  die  protub.  occip.  externa,  seltener  eine,  etwa  2 cm  über  der  letzteren  gelegene 
Stelle,  wo  das  Hiuterhaupt  sich  etwas  stärker  umbiegt;  diese  Stelle  entspricht  der  Verbindungslinie 
der  beiden  lineae  nuchae  supremae.  Der  hinten*  Endpunkt  des  Tuberallängsdurchmessers  ist 
daher,  wenn  auch  nicht  in  allen  Fällen,  doch  häufiger  durch  anatomische  Punkte  fixirt,  als  der- 
jenige des  GlabellarlängsdurehmesserB. 

3)  Die  Richtung  der  beiden  Durchmesser  in  Bezug  auf  die  Gestalt  der  Hirnkapscl 
spricht  ebenfalls  zu  Gunsten  des  tuberalen  Läugsdurchrnessers.  Für  die  Beurtheilung  der  Richtung 
der  Hirnkapsel  giebt  uns  der  Mediandurchschnitt  derselben  bessere  Anhaltspunkte,  als  ihre  äussere 
Betrachtung.  Das  vordere  nnd  hintere  Ende  der  Schädelhöhle  (des  Gehirns)  läuft  beiderseits  in 
eine  ziemlich  deutlich  ausgesprochene  Spitze  zu,  so  dass  sich  die  Bestimmung  der  Längsrichtung 
des  Gehirns  und  seiner  Höhle  ohne  Schwierigkeit  ausfiihren  lässt.  Dieser  Längsdurchmesser  der 

*)  Bericht  über  die  Zusammenkunft  einiger  Anthropologen  etc.,  S.  48. 


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Kraniologischo  Untersuchungen.  55 

Schädelhöhlc  liegt  nun  so,  dass  seine  Verlängerung  den  ganzen  äusseren  Längs  umfang  der  Schädel* 
kapsel  genau  halbirt.  Reihe  3 der  Tabelle  V zeigt  hoi  36  Schädeln  die  Grösse  des  Gesummt* 
längsumfanges  (d.  h.  die  Summe  des  gewöhnlich  gemessenen  Läng*  urn  langes  von  der  sut.  nasofron- 
talis  bis  zum  hinteren  Rande  des  for.  magnum,  der  Länge  dieses  letzteren,  und  der  Basislinie  vom 
for.  magnum  bis  zur  sut.  nasofrontalis).  Reihe  4 verzeichnet  den  äusseren  Scheitelbogen  der  Hirn* 
kapsel  über  der  Verlängerung  des  Gehirndurcbmessers.  Dieser  Bogen  beträgt  im  Durchschnitt 
255,5  mm,  der  halbe  Gosammtlängsumfang  254,4  mm,  also  faBt  genau  die  gleiche  Ziffer.  Der 
Gehirnlüngsdurchmesser  nimmt  daher  eine  mittlere  Lage  znr  Gehirnkapsel  ein,  seine  Richtung  ist 
durch  die  Bestimmtheit  seiner  Endpunkte  gut  fixirt,  und  wir  dürfen  ihn  dalier  als  zuverlässigen 
Anzeiger  flir  die  Richtung  der  Hirnkapsel  selbst  ansehen. 

Vergleichen  wir  nun  die  Richtung  der  beiden  in  Frage  kommenden  Hirnkapsellängsdurch- 
messer  mit  derjenigen  des  Gehirnlängsdurchmessers.  Zunächst  zeigt  Reihe  5 und  6,  dass  die 
Bogen  des  Längsumfanges  über  den  beiden  Durchmessern  nicht  genau  der  Hälfte  des  ganzen 
Längsumfanges  entsprechen,  dass  also  die  Lage  beider  excentrischer  ist,  als  die  des  Gehimdurch- 
messers.  Der  Bogen  über  dem  Glabellardurchmesser  beträgt  im  Mittel  von  36  Schädeln  270,4  mm, 
derjenige  über  dem  Tuberaldurchmesser  264,5  mm,  gegen  254,4  mm  des  mittleren  halben  Längs- 
umfanges, Die  Lage  des  TuberallängsdurchineBsers  ist  daher  im  Ganzen  etwas  weniger  excen- 
trisch, als  die  der  G labellarlänge. 

Die  Winkel,  welche  beide  Durchmesser  mit  dem  GehimlungRdurchmesser  bilden,  sind  in  den 
Reihen  7 und  8 der  Tabelle  V angegeben.  Bei  den  negativ  bezeichneten  Winkeln  fallt  der  Längs- 
durchmesser  nach  vorn  unter  den  Gohirndurcbtnesser,  bei  den  mit  -f-  versehenen  steigt  er  nach 
vorn  über  letzterem  auf.  Beide  Durchmesser  bilden  durchschnittlich  fast  gleich  grosse  Winkel  mit 
dem  Gehirndurchmesser:  die  Glabel larlänge  fallt  nach  vorn  im  Mittel  um  7,1  ^ ab,  die  Tuberallänge 
steigt  nach  vorn  um  6,7°  über  ihm  auf.  Die  Schwankungsbreite  dieser  Winkel  betragt  für  die 
G labellarlänge  15°  (min.  0°,  mar.  — 15°),  für  die  Tuberallänge  19°  (zwischen  — >/*  und  ■+■  IS1/**)* 

Es  ist  noch  ein  Punkt  zu  erörtern,  welcher  sehr  zu  Gunsten  der  Tuberallänge  spricht.  Nimmt 
man  diesen  Durchmesser  als  Richtnngsnorm  für  das  Axenkreuz  der  Hirnkapseldurchmesser,  so  ge- 
winnt der  senkrecht  darauf  stehende  Höhend urchmesser  nach  unten  einen  viel  constanteren  End- 
punkt, als  dies  bei  der  Orientirung  nach  dem  G labet lard urchmesser  der  Fall  ist.  In  Reihe  9 und 
10  der  Tabelle  V sind  die  Winkel  angegeben,  welche  beide  Längen  mit  der  Ebene  des  for.  mag- 
num  bilden;  auch  hier  bedeutet  das  Pluszeichen  ein  Aufwärtssteigen  der  betreffenden  Lunge  über 
der  Ebene  des  for.  magnum  nach  vorn,  das  negative  Zeichen  umgekehrt  ein  Abfallen.  Nun  fallt 
der  Glabellardurchtnesser  16  Mal  bei  36  Schädeln  nach  vorn  gegen  die  Ebene  des  for.  magnum 
ab,  in  drei  Fällen  läuft  er  dieser  Ebene  parallel,  in  17  Fällen  steigt  er  nach  vorn  über  ihr  auf.  Da 
die  Arme  dt*  Stangenzirkels  parallel  zum  Längsd urchmesser  gehalten  werden  müssen,  um  die 
Höhe  zu  ermitteln,  so  wird,  wenn  man  die  G labellarlänge  als  Richtungsnorm  annimmt,  20  Mal  der 
vordere  Rand  des  for.  magnum  der  untere  Endpunkt  des  Höheumaasses  sein,  16  Mal  dagegen  der 
untere  Arm  des  Stangenzirkels  nicht  den  vorderen,  sondern  den  hinteren  Rand  des  for.  magnum, 
oder  einen  noch  tieferen  Punkt  des  Hinterhauptes  treffen  l).  Die  Tuberallänge  bat  als  Richtungs- 


*)  Noch  häufiger  wird  natürlich  der  untere  Ktangenzirkelarm  vom  vorderen  Bande  des  for.  magnum  entfernt 

bleiben,  wenn  man  den  Jochbogen  al»  Bichtungunorm  für  das  Höhen  maa«8  aunimmt.  und  die  Angabe  mancher 


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66 


Dr.  Emil  Schmidt, 


norm  den  bedeutenden  Vorzug  vor  der  Glabcllarlänge,  dass  der  Stangenzirkel,  parallel  zu  ibr  an- 
gelegt, stets  den  vorderen  Rand  des  for.  tnagnum  trifft,  dass  also  in  diesem  Falle  das  Höhenmaaas 
stets  von  demselben  unteren  Punkt  ausgeht.  Unter  den  36  Schädeln  der  Tabelle  ist  nicht  ein 
einziger,  bei  welchem  die  Tuberallänge  nach  vorn  vor  der  Ebene  des  for.  magnum  abfiele;  der 
Arm  des  Stangenzirkels  trifft  bei  der  nach  ihr  orientirten  llöhenmessung  bei  allen  36  Schädeln  den 
vorderen  Rand  des  llinterhauptsloches.  Ausnahmen  dürften,  wenn  sie  überhaupt  Vorkommen,  doch 
äusserst  selten  sein. 

Nach  den  bisherigen  Auseinandersetzungen  finden  sich  in  der  Überwiegenden  Zahl  von  Ver- 
gleichungspunkten Momente,  die  zu  Gunsten  des  Tul>eraldurchme$ser*  als  Maass  der  Länge  der 
llinikapsel  sprechen:  er  ist  nicht  durch  accessorische  Knochenwülste  beeinflusst,  seine  Endpunkte 
sind  im  Ganzen  besser  bestimmt,  seine  Lage  nähert  sich  etwas  mehr  dem  Gebirnlängsdurchmesser 
und  der  Ilirnkapselmitte,  und  er  giebt  dem  Iiöbenmaass  eine  vortheillialtere  Lage,  als  der  Glabellar- 
durchmesser.  Aber  ein  sehr  gewichtiger  Umstand  spricht  für  den  letzteren:  die  Kraniologen  haben 
ihn  fast  ausnahmlos  als  Läugsdurchmcsser  angenommen.  Da  andererseits  die  der  Tuberallänge 
günstigen  Momente  nicht  von  principieller  Bedeutung  sind,  so  ist  auch  in  der  vorliegenden  Unter- 
suchung die  Glabellarlängo  als  Läogsdurchmcsser  der  Ilirnkapael  angenommen. 


Durch  die  Richtung  des  Längsdurchmcssers  ist  auch  diejenige  der  Höhe  der  Schädel- 
kapsel bestimmt.  Von  dem  Grundsatz,  die  Höhe  senkrecht  auf  die  Länge  zu  messen,  dürfte  man 
nur  dann  abweichen,  wenn  sich  der  Ausführung  zu  grosse  Schwierigkeiten  entgegenstellten;  solche 
Schwierigkeiten  liegen  aber  bei  der  Hirnkapsel  nicht  vor.  Das  auf  dem  Längsdurehmcsser  senk- 
recht stehende  Maass  der  Höhe  ist  mit  sehr  einfachen  Instrumenten  leicht  und  genau  zu  nehmen. 
Der  Tasterzirkel  reicht  dafür  freilich  nicht  aus:  stellt  man  den  Schädel  so  auf,  dass  der  Langs- 
durchmesBer  der  Hirnkapsel  horizontal  gerichtet  ist  und  legt  man  nun  den  vertical  gestellten  Tasier- 
zirkcl  mit  seiner  einen  Spitze  an  den  tiefsten  Punkt  der  Hirnkapsel  in  der  Medianebene  (vorderen 
öderen  hinteren  Rand  des  for.  magnum),  so  wird  die  andere  Spitze  nur  in  den  seltensten  Fällen 
den  höchsten  Punkt  der  llirnkapsel  berühren ; in  der  Regel  liegen  höchster  und  tiefster  Punkt  der 
Medianebene  des  Hirnschädels  nicht  rechtwinkelig  auf  dem  Lungsdurchmesser  einander  gegenüber. 
Die  ganze  Höhe  setzt  sich  daher  eigentlich  zusammen  aus  den  rechtwinkelige n Abständen  des 
obersten  und  untersten  Punktes  vom  Längsdurchmesser.  Dies  Maass  lässt  sich  aber  sehr  gut  mit 
dem  Stangenzirkel  nehmen.  Man  hat  zunächst  die  Lage  des  LängsdurcliineBsers  am  Schädel  zu 
bestimmen;  bat  man  die  beiden  Endpunkte  dieses  Durchmessers  mit  Bleistiftkreuzchen  bezeichnet, 
so  fuhrt  man  eine  ringförmig  geschlossene  Gummischnur  von  etwa  40  cm  Länge  bo  um  die  Hira- 
kapscl  herum,  dass  sie  dem  Horizontalunifang  entspricht,  der  durch  die  Endpunkte  des  Längs- 
dnrehmessers  gelegt  ist.  Die  Schnur  bezeichnet  die  rechtwinkelig  auf  die  Medianebene  durch  den 
Längsdurchmesser  gelegte  Ebene.  Legt  man  nun  den  Schädel  zur  Seite,  so  ist  es  sehr  leicht,  die 
beiden  Arme  des  Stangenzirkels  parallel  dieser  Ebene  in  der  Medianebene,  d.  h.  also  parallel  dem 
LängsdnrchmesRer,  anzulegen.  Die  Stange  des  Zirkels  giebt  uns  dann  das  verlangte  Projections- 


Autoren,  da«»  sie  die  „aufrechte  Höhe“  »tets  vom  vorderen  Bande  des  Hinterhau  ptaloches  aus  und  parallel  dem 
oberen  Jochbogenrande  mit  dem  Stangenzirkel  messen,  ist  nicht  leicht  zu  verstehen. 


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Kraniologißche  Untersuchungen.  57 

maass,  d.  h.  die  Summe  der  rechtwinkligen  Entfernung  des  untersten  und  obersten  Hirnkapsel- 
punktes  vom  Längsdurchmesser. 

In  ähnlicher  Weise  hatte  schon  von  Baer  die  „aufrechte  Hobe“  gemessen,  nur  hatte  er  die 
Arme  des  Stangenzirkels  nicht  parallel  zum  Längsdurchmesser,  sondern  parallel  dem  Jochbogen  an- 
gelegt. Die  Richtung  dieses  Maasse*  hat  keine  bestimmte  Beziehung  zum  Längsdurchmesser ; sie 
schwankt  gegen  den  letzteren  bei  40  Schädeln  um  201/j#.  Diese  Unbestimmtheit  der  Lage  in  Be- 
zug auf  den  Längsdurchmesser  ist  ein  so  schwerwiegendes  Argument  gegen  die  Göttinger  „auf- 
rechte Höhe“,  dass  ich  trotz  Abneigung  gegen  Neuerungen,  doch  dies  Maas*  nicht  als  Ausdruck  der 
Hirnkapselhöhe  annehmcu  konnte.  Die  „aufrechte“  und  die  senkrecht  auf  dem  Glabellardurch- 
mcBKer  stehende  Höhe  geben,  wie  sich  von  vorn  herein  erwarten  lasst,  keine  gleiche  Ziffern.  Bei 
243  Schädeln  meiner  Sammlung,  bei  welchen  ich  Parallelmessungen  dieser  beiden  „Höhen“  vor- 
nahm, zeigten  sich  folgende  Verhältnisse: 

Die  v.  Baer’sche  aufrechte  Höhe  war  kleiner,  als  die  Hirnkapselhöho 

in  4 Fällen  um  2 mm 

* 12  „ ■ 1%, 

in  41  Fällen  waren  beide  Maasse  gleich  gross. 

Die  Hirnkapselhöhe  war  kleiner,  als  die  v.  Baer’sche  aufrechte  Höhe 

in  66  .Fällen  um  1 mm 
• « . . 2 „ 

,31  . , 3 . 

,21  „ „ 4 „ 

,12  * „ 5 „ 

»8  . * 6 „ 

.5  , , 1 „ 

.1  , . 8 . 

.1  , , .18  , 

Im  Durchschnitt  war  also  die  „aufrechte  flöhe“  um  1,93  mm  grösser,  als  die  senkrechte,  auf 
der  Glabellarlänge  gemessene  Höhe.  Die  Einzelschwankungen  beider  Maasse  sind  leider  so  gross, 
dass  es  unmöglich  ist,  das  eine  Maas»  aus  dem  anderen  (etwa  durch  Reduction  um  1,9  mm)  ab- 
zuleiten. 

ln  Betreff  der  Breitenmessung  der  Hirnkapsel  gehen  Methoden  und  Resultate  nicht  all 
zuweit  auseinander.  Durch  die  Medianebene  der  symmetrisch  gebauten  liirnkapscl  ist  auch  die 
Richtung  des  Querdurchmesaers  bestimmt,  der  senkrecht  auf  dieser  Ebene  stehen  muss.  In  der 
Regel  ist  die  Symmetrie  des  Schädels  hinreichend  gross,  um  keinen  Unterschied  erlangen  zu 
lassen,  mag  man  Projectionsmessung  (Stangenzirkel)  oder  directe  Messung  (Tasterzirkel)  anwenden. 
Selbstverständlich  muss  man  bei  der  Messung  mit  dem  Tasterzirkel  genau  beobachten,  dass  die 
Verbindungslinie  beider  Spitzen  senkrecht  auf  der  Medianebene  steht,  und  ebenso  hat  man  bei 
dem  Stangenzirkel  darauf  zu  achten,  dass  seine  Arme  parallel  zur  Medianebene  gerichtet  sind  und 
dass  die  Ebene  des  Stangenzirkels  senkrecht  auf  der  Medianehene  steht.  Ich  habe  die  Breite 
einer  grossen  Anzahl  meiner  Schädel  mit  beiden  Zirkeln  bestimmt,  bei  keinem  einzigen  aber  eine 
Differenz  beider  Messungen  gefunden,  welche  1 mm  überschritten  hätte.  Im  Ganzen  entspricht  die 

Archiv  für  Anthropologie.  C«l.  XU.  u 


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58  Dr.  Emil  Schmidt, 

Messung  mit  dem  Stangenzirkel  dem  Prinoip,  die  Endpunkte  der  betreffenden  Ausdehnung  auf 
unser  Axensystem  zu  projiciren,  besser  als  die  Messung  mit  dem  Tasterzirkel,  und  da  auch  die 
Göttinger  Versammlung  sich  bei  der  Breitenmessung  für  den  Stangenzirkel  entschieden  liat,  so 
dürfte  letztere  Art  der  Messung  sich  als  die  allgemein  vorxuziehendo  empfehlen. 


HL 

Ueber  die  Richtung  der  Hauptdurchmesser  des  Gesichtes. 


Noch  weniger  als  bei  der  Hirnkapsel  besteht  unter  den  messenden  Kraniologen  eine  Ueber- 
einstimmung  darüber,  wie  die  Hauptmaasse  des  Gesichtes  genommen  werden  müssen.  Hat  man  sieh 
doch  noch  nicht  einmal  über  die  Benennung  der  Hauptdurchmesser  geeinigt:  dasselbo  Vertical- 
maass  wird  von  den  Einen  Gesichtshöhe,  von  den  Anderen  Gesichtslänge  genannt  und  die  horizon- 
tale Ausdehnung  von  vom  nach  hinten  wird  bald  als  Länge,  bald  als  Dicke,  epaisscur  des 
Gesichtes  bezeichnet.  Indem  wir  dem  allgemeinen  Sprachgebrauch  folgen,  nennen  wir  in  der  vor- 
liegenden Untersuchung  die  Vertlcalausdehnnng  „Höhe“,  die  horizontale  Ausdehnung  von  vom 
nach  hinten  „Länge“,  und  die  horizontale  Ausdehnung  von  rechts  nach  links  „Breite“  des  Gesichtes. 

Alles  Kaumdenken  beruht  darauf,  dass  man  sich  die  drei  Richtungen,  nach  welchen  ein  Kör- 
per Bich  ausdehnt,  als  senkrecht  auf  einander  stehend  vorstellt  Wollen  wir  daher  ermitteln,  wie 
sich  die  Ansdehnungen  eines  bestimmten  Körpers  verhalten,  so  müssen  wir  die  den  drei  Aus- 
dehnungen entsprechenden  Ilanptdurchmesser,  Länge,  Breite  und  Höhe  ebenfalls  rcchtwinkelig  auf 
einander  messen.  Bei  symmetrischen  Körpern,  wie  beim  Gesicht  und  der  Hirakapsel  werden  wir 
den  einen  Durchmesser  rechtwinkelig  anf  der  Medianebene,  die  beiden  anderen  in  die  letztere,  und 
zwar  wieder  rechtwinkelig  auf  einander  legen.  Von  den  beiden  in  der  Medianebcno  liegenden 
Durchmessern  (Länge  und  Höhe)  wird  deijenige  richtungsbestimmend  für  den  anderen  sein, 
dessen  Lage  durch  die  Form  des  zu  messenden  Körpers  am  bestimmtesten  vorgezeichnet  ist  Am 
llira8chädcl  war  dies  der  Längsdurchmesscr,  am  Gesicht  ist  es  der  Höhendnrehmesser : die  Nasen- 
wurzel (Stirnnasennaht)  und  das  Kinn  (der  untere  ltnnd  des  Unterkiefers)  schliesscn  genau  die 
Ausdehnung  des  knöchernen  Gesichtes  von  oben  nach  unten  ein.  Dicso  Linie  ist  daher  nicht  nur 
das  richtige  Maass  der  Gcsichtshöhc,  sondern  auch  bei  der  genauen  Bestimmung  seiner  Lage  die 
Richtungsnorm  für  die  Gesichtslänge,  welche  senkrecht  anf  der  Höhe  in  der  Medianebene  ge- 
dacht wird. 

Hier  aber  begegnen  wir  einer  giossen  Schwierigkeit  Dio  Abgrenzung  der  Länge  des  Go- 
siebtes  nach  vorn  ist  zwar  sehr  leicht:  der  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers  ist  für  die  grössere 
oder  geringere  Entwickelung  des  Gesichtes  nach  vom  so  maassgebend,  dass  man  den  vorderen  End 
puukt  des  Längsdurchmessers  nicht  wohl  anderswohin  legen  kann,  als  in  den  vordersten  Punkt 
dieses  Randes  in  der  Mittellinie.  Schwieriger  dagegen  ist  dio  Frage  nach  dem  hinteren  Endpunkt 
der  Gesiehtslinge. 


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Kraniologische  Untersuchungen.  59 

Die  am  weitesten  nach  hinten  gelegenen  Punkte  des  Gesichtes  sind  die  hinteren  Ränder  der 
Gelenkfortsätze  des  Unterkiefers:  ihre  Verbindungslinie  durchläuft  die  weite  Oeffnung  der  Rachen* 
höhle,  trifft  aber  in  der  Medianebene  auf  keinen  Punkt,  au  welchen  man  das  messende  Instrument 
anlegen  könnte.  Es  bleibt  also  hier  nur  die  Wahl,  entweder  als  hinteres  Ende  der  Gesichtslänge 
die  Medianprojection  der  Unterkiefergelenkköpfe  (vermittelst  geometrischer  Zeichnung  oder  eines 
besonders  construirten  Zirkels)  zu  nehmen,  oder  empirisch  einen  anatomischen  Punkt  in  der  Median- 
ebene aufznsuchen,  welcher  möglichst  nahe  dem  Projectionspunkt  der  hinteren  Gcsichtsgrenze 
liegt,  dabei  ein  möglichst  constantes  Lagerverhältniss  zu  derselben  besitzt,  und  dessen  Abstand 
vom  Alveolarrand  sich  mit  möglichst  einfachen  Instrumenten  messen  lasst.  Der  erste  dieser  beiden 
Wege  hat  seine  grossen  Uebelstände:  Grundmaasse  müssen  leicht  und  einfach  zu  ermitteln  sein» 
aber  weder  die  geometrische  Zeichnung,  noch  ein  eigens  zu  constroirendes  sonst  nicht  zu  ge- 
brauchendes Instumcnt  erfüllen  diese  Bedingung.  Wir  sind  daher  auf  den  zweiten  Weg  an- 
gewiesen, einen  anatomischen  Punkt  in  der  Medianebene  aufzusuchen,  der  der  wahren  Grenze  des 
Gesichtes  nach  hinten  möglichst  genau  entspricht  Es  kann  sich  hier  nur  um  die  Wahl  zwischen 
zwei  Punkten  handeln:  das  hintere  Ende  des  vomer  und  die  Mitte  des  vorderen  Randes  des  for. 
magnum. 

Stehen  aber  die  Linien,  welche  vom  Alveolarrand  durch  das  Ende  des  vomer  und  durch  den 
vorderen  Rand  des  for.  magnum  gelegt  werden,  rechtwinkelig  auf  der  Gesichtshöbe?  Und  wenn  nicht, 
können  sie  dennoch  als  Längenmaasse  des  Gesichtes  gelten?  Wir  haben  hier  im  Allgemeinen  zu  erörtern, 
ob  und  in  welchen  Fällen  ein  Hauptdurchmesser  schräg  anstatt  rechtwinkelig  gemessen  werden  darf, 
und  welchen  Einfluss  die  schräge  Stellung  eines  Muasses  auf  seine  rechtwinkelige  Projection  ausübt. 

Ein  von  der  auf  die  Höhe  rechtwinkeligen  Richtung  abweichendes  Lüngenmaass  verhält  sich 
zur  wirklichen  Länge  wie  die  Hypotenuse  zu  der,  dem  Abweichungswinkei  anliegenden  Kathete; 
letztere  ist  der  Cosinus  des  Winkels,  der  die  Abweichung  von  der  rechtwinkeligen  Richtung  an- 
giekt  Der  Cosinus  von  0®  = 1,  d.  h.  wenn  der  gemessene  Durchmesser  rcchtwinkelig  auf  "der 
Höhe  steht,  ist  er  der  wahre  Ausdruck  der  Länge.  Mit  der  Vergrössening  de»  Winkels  nimmt  der 
Cosinus  ab,  d.  h.  die  wahre  Länge  ist  kleiner  als  das  gemessene  Manns;  dies  Abnehmern  findet  aber 
sehr  ungleichmässig  statt,  im  Anfang  nur  sehr  langsam,  allmalig  in  steigender  Progression.  Je 
weniger  also  der  gemessene  Durchmesser  von  der  auf  der  Höhe  rechtwinkeligen  Richtung  ab* 
weicht,  desto  genauer  giebt  er  das  wahre  Maaaa  der  Länge  wieder.  Der  gemessene  Durchmesser 
betrage  100  mm;  je  nach  der  Abweichung  vom  rechten  Winkel  wird  dann  die  wahre  Länge  be- 
tragen : 

bei  5°  Abweichung  99,02  mm  (Unterschied:  0,38  Proc.) 


» 

10» 

9 

98,48 

lt 

B 

1,52 

B 

1* 

15« 

9 

96,59 

B 

» 

3,41 

B 

B 

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n 

93,97 

n 

„ 

0,03 

9 

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86,60 

9 

13,40 

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9 

76,60 

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n 

23,40 

B 

60» 

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50,00 

„ 

50,00 

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„ 

90» 

it 

0,00 

B 

lt 

100,00 

B 

Die  umstehende  Figur,  in  welcher  ab  die  Höhe,  bcy  bc f1  6c";  bc"'  den  gemessenen  Längs* 
durchmesser,  L Lt  Lu  Lni  die  rechtwiukclige  Länge  darstellt,  zeigt  graphisch,  in  welchem  Ver- 

8* 


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60 


Dr.  Emil  Schmidt, 


hältniss  sich  die  wahre  Länge  verkürzt,  je  mehr  der  gemessene  Durchmesser  sich  von  der  nuf  der 
Höhe  rechtwinkeligen  Richtung  entfernt. 

Aus  dem  Bisherigen  folgt  zweierlei: 

1)  dass  diejenige  Linie,  welche  nahezu  rechtwinkelig  auf  der  Höhe  steht,  unter  sonst  gleichen 
Verhältnissen  ein  richtigerer  Ausdruck  der  wahren  Länge  ist,  als  eine  mehr  spitzwinkelig  auf  der 
Hohe  stehende  Linie.  Weicht  die  Linie  nur  um  wenige  Grade  von  der  Senkrechten  ab,  so  kann 
sie  im  Nothfall  für  die  Länge  substituirt  werden:  bei  einer  Abweichung  von  10°  beträgt  der  Unter- 
schied nur  P/,  Proc.,  darüber  hinaus  wachst  er  schon  beträchtlich. 

2)  dass  Wiukelschwankungen  eines  Maasses,  welches  sich  durchschnittlich  der  rechtwinkeligen 
Richtung  mehr  nähert,  von  geringerem  Einfluss  auf  die  Beurtheilung  der  w ahren  Lunge  sind,  als 

gleiche  Winkelschwankungen  einer  mehr  spitzwinkelig 
auf  der  Höhe  stehenden  Linie. 

Wie  verhalten  sich  nun  die  als  Längenm&asse  in 
Frage  kommenden  Linien  in  Bezug  auf  ihre  Richtung 
zur  Höhe,  und  welchen  Einfluss  hat  ihre  Abweichung 
von  der  idealen  Längenrichtung  auf  die  Beurtheilung 
der  wahren  Länge? 

Ich  habe  die  hier  zu  untersuchenden  Verhältnisse 
an  geometrischen  Profllzeichnungen  von  36  median 
durchschnittenen  Schädeln,  deren  Unterkiefer  mit  in 
die  Zeichnung  projicirt  w aren,  geprüft.  In  der  folgen- 
den Tabelle  VI  zeigt  Col.  1 die  Entfernung  der 
Median projection  der  Unterkieferköpfe  vom  Alveolar- 
rand, Col.  2 die  Entfernung  des  vomer  nnd  Col.  4 die 
Entfernung  deB  vorderen  Randes  des  for.  rnagnum  vom  Alveolarrand  (a  = Alveolarrand,  v = hin- 
teres Voraerende,  b ss  vorderer  Rand  des  for.  tnagnum,  P = Projectionspunkt  des  hinteren  Ran- 
des der  Gelenkköpfe  des  Unterkiefers).  Col.  3 giebt  die  Differenz  zwischen  av  und  aP  an,  CoL  5 
die  Differenz  zwischen  a b und  a P.  Die  drei  folgenden  Columnen  verzeichnen  die  Winkel,  welche 
flP,  av  und  a b mit  der  idealen  Längenrichtung  bilden. 

Aus  den  drei  letzten  Reiben  der  Tabelle  geht  hervor,  dass  keine  der  fraglichen  Linien  mit  der 
idealen  Richtung  der  Gesichtslänge  zusammenfällt  Der  Winkel,  den  die  Verbindungslinie  vom 
Alvcolarrand  (a)  und  vorderem  Rand  des  for.  rnagnum  (6)  mit  der  Richtung  der  Gesichtslänge 
bildet,  beträgt  durchschnittlich  8,8°.  Bei  einer  mittleren  Grösse  dieser  Linie  von  99,2  mm  beträgt 
das  von  b auf  //  gefällte  Perpendikel  98  mm,  d.  h.  nur  um  1 mm  weniger,  als  die  gemessene  Linie. 

Die  Linie  aP  bildet  mit  der  Senkrechten  auf  U einen  Winkel  von  durchschnittlich  16,5*.  Die 
Grösse  der  Linie  aP  beträgt  im  Mittel  98,4  mm,  das  von  P auf  //gefällte  Perpendikel  94,4  mm, 
also  um  vollo  4 mm  weniger,  als  die  gemessene  Linie. 

Noch  ungünstiger  ist  das  Vcrhultnisa  bei  der  Linie  av,  deren  mittlere  Länge  78  mm,  deren 
Winkel  mit  der  Richtung  der  Gesichtslänge  22,7*  beträgt.  Trotz  der  um  20  mm  geringeren  Länge 
dieser  Linie  betrügt  doch  der  Unterschied  zwischen  diagonalemund  senkrechtem  Maass  volle  Cmm. 

Die  Vergleichung  der  Richtung  der  drei  Linien  ergiebt  also,  dass  die  Linie  ab , d.  h.  der 
Abstand  des  for.  rnagnum  vom  Alveolarrand  des  Oberkiefers  am  meisten  der  idealen  Richtung  der 


Fig.  4. 


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Kraniologiache  Untersuchungen 


61 


Tabelle  VI. 


cs 

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1.  Negerin 

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19 

89 

1 

10 

17 

5 

2.  Negerin  

104 

79 

25 

100 

4 

13 

18  * 

8 

8.  Negerin 

104 

79 

25 

107 

3 

14 

19 

6 

4.  Negerin  

00 

82 

17 

102 

3 

20 

27 

15 

b.  Neger 

101 

78 

23 

101 

0 

8 

17 

3 

6.  Neger 

98 

77 

21 

103 

5 

13 

17 

3 

7.  Neger 

102 

81 

21 

102 

o 

20 

23 

11 

8.  Neger . 

103 

74 

29 

103 

0 

15 

24 

8 

9.  Neger 

106 

86 

20 

106 

0 

18 

25 

11 

10.  Neger 

100 

80 

20 

99 

1 

28 

30 

17 

11.  Neger 

97 

76 

21 

96 

1 

23 

24 

10 

12.  Neger 

100 

es 

17 

99 

1 

17 

25 

12 

13.  Neger  ........ 

106 

82 

24 

106 

0 

17 

27 

13 

14.  Neger 

108 

66 

22 

109 

1 

18 

26 

12 

15.  Neger 

94 

75 

19 

100 

6 

11 

17 

5 

16.  Mulatte  • 

97 

79 

18 

100 

S 

17 

24 

7 

17.  Mulatte 

96 

Bl 

15 

101 

5 

13 

21 

6 

18.  Mulatte 

101 

79 

22 

102 

1 

15 

16 

6 

19.  Mulatte 

102 

65 

17 

103 

1 

16 

31 

6 

20.  Australier  Kind  . . . 

90 

70 

20 

90 

0 

15 

19 

4 

21.  Australierin 

96 

79 

17 

96 

2 

13 

19 

6 

22.  Melanesier 

103 

63 

20 

108 

5 

15 

17 

7 

23.  Melanesier 

106 

81 

25 

106 

0 

16 

23 

7 

24.  Chinese 

95 

75 

20 

95 

0 

26 

30 

14 

26.  Chinese  ....... 

99 

76 

23 

101 

2 

21 

25 

14 

26.  Chinese 

94 

76 

18 

97 

3 

11 

20 

3 

27.  Chinese  ....... 

101 

81 

20 

101 

0 

17 

24 

9 

28.  Malaye  ....... 

95 

80 

15 

96 

1 

16 

24 

9 

29.  Rheinländer  ..... 

94 

74 

20 

88 

6 

19 

27 

10 

30.  Kheinläuder 

92 

75 

17 

93 

i 

16 

26 

11 

31.  Rheinländer 

98 

70 

23 

91 

2 

17 

20 

2 

32.  Rheinländer  ..... 

88 

72 

16 

90 

2 

13 

25 

11 

33.  Rheinländer 

9G 

72 

24 

87 

9 

16 

26 

12 

34.  Däne 

106 

83 

23 

106 

0 

22 

25 

13 

35.  Pariserin 

98 

79 

19 

102 

4 

16 

20 

8 

36.  Peruaner 

92 

71 

21 

93 

1 

18 

30 

14 

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62 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Gesichtslänge  sich  näliert,  and  das»  ihre  Abweichung  von  dieser  Richtung  die  Beurtheilung  der 
wahren  Gesichtslänge  nur  in  sehr  geringem  Maasse  beeinflusst  (im  Durchschnitt  um  etwa  1 Proc.). 

Die  bisherigen  Erörterungen  handelten  nur  von  der  Richtung  der  au  prüfenden  Linien;  es  bleibt 
noch  übrig  zu  untersuchen,  in  wie  weit  diese  Linien  in  ihrer  Grösse  mit  der  w irklichen  Längen- 
ausdehnung des  Gesichtes  übereinstimmen,  welcher  von  den  beiden  Punkten  t>  und  b dem  hinteren 
Gesichtsende,  d.  h.  der  Medianprojeetion  des  hinteren  Randes  der  Unterkieferköpfe  näher  liegt,  und 
welcher  das  constanteste  Lagenverhältniss  zu  diesem  Punkt  besitzt. 

Die  Durchschnittsgrösse  der  Linie  a b stimmt  fast  genau  mit  derjenigen  der  Linie  a P überein : 
ihr  Mitted  ist  nur  um  0,72  mm  grösser,  als  das  Mittel  von  a P (99,2  mm  gegen  98,4  mm). 

Die  Differenz  der  Mittel  von  av  und  aP  ist  weit  grösser:  av  beträgt  im  Mittel  nur  78  mm, 
ist  daher  im  Durchschnitt  um  20,4  mm  kleiner,  als  aP. 

Die  Constanz  der  Lage  der  beiden  Punkte  r und  b zu  dem  Punkt  P ist,  in  absoluten  Zahlen 
ausgedrflekt,  fast  gleich:  der  Punkt  b bewogt  sich  zwischen  9 mm  vor  und  Guim  hinter  dem  Punkt 
P,  die  Breite  seiner  Lagonsehwankungeti  zu  P beträgt  daher  15  mm.  Da»  hintere  Ende  des  vomer 
liegt  in  max.  29  mm,  in  min.  15  mm  vor  dem  Punkt  P;  die  Lagenschwankungen  bewegen  sich 
daher  in  einer  Breite  von  14  mm.  Relativ  sind  die  Schwankungen  bei  dem  kleineren  Maass,  der 
Linie  u r,  viel  grösser,  als  bei  der  Linie  a b. 

Der  Abstand  des  hinteren  Vomerendes  vom  Alveolarrand  weicht  daher  sowohl  in  seiner  Grösse, 
als  auch  in  seiner  Richtung  so  weit  von  der  wahren  Länge  ab,  dass  wir  ihn  nicht  als  Maass  für  die 
letztere  annehmen  können.  Die  Linie  ab  dagegen,  die  Entfernung  zwischen  vorderem  Umfang 
des  for.  magnum  und  Alveolarrand  stimmt  in  Richtung  und  Grösse  so  nahe  mit  der  wahren 
Längenausdehnung  des  Gesichtes  überein,  der  Vortheil  der  leichten  und  einfachen  Messung  ist  bei 
dieser  Linie  (gegenüber  dem  Projectionsmaass)  so  gross,  dass  wir  sie  als  praktisch  beste»  Maass 
der  Gesichtslänge  auuehmen  müssen. 

Wir  können  noch  auf  einem  anderen  Wege  prüfen,  welche  der  beiden  in  Frage  kommenden 
Linien  da»  richtigere  Maass  für  die  Länge  des  Gesichtes  ist.  Bei  den  Untersuchungen  über  den 
Gesichtsmodulus  haben  wir  aus  GL,  Gll  und  GH  ein  rechtwinkeliges  Parallelepiped  construirt 
und  gefunden,  dass  diese  Grösse  ziemlich  parallel  der  wirklichen,  direct  gemessenen  Gesiehtsgrösse 
lief.  Die  wirkliche  Gesiehtsgrösse  ist  anzusehen  als  das  Product  der  mittleren  Länge,  Breite  und 
Höhe  des  Gesichtes;  wir  sind  daher  zu  dem  Schluss  berechtigt,  dass  die  von  uns  angenommenen 
Hauptdurelimesser  des  Gesichtes  den  mittleren  Ausdehnungen  desselben  ziemlich  proportional  ver- 
laufen. Es  fragt  sich  nun,  ob  wir  einen  besseren  Modulus  erhalten,  wenn  wir  an  Stelle  der  von 
uns  gemessenen  Länge  (Abstand  dos  for.  magnum  vom  Alveolarrand)  die  Vomcrallänge  «i>  sub- 
stituiren.  Geht  das  mit  Hülfe  dieser  Länge  gewonnene  Parallelepiped  der  wirklichen  Gesicbts- 
grössc  mehr  parallel,  so  würde  die  Linie  a V ein  richtigeres,  d.  h.  der  mittleren  Längenausdehnung 
dos  Gesichtes  proportionaleres  Maass  der  Gcsichtslünge  sein,  als  die  Linie  ab.  Col.  1 der  Tab.  VII 
zeigt  bei  20  Schädeln  den  Abstand  des  hinteren  Endes  des  vomer  vom  Alvcohirrand  ( GL ,),  toi.  2 
die  Cnbikwurzel  des  Produetes  ans  GL,  X GH  X G II,  Col.  3 die  (nach  dem  früher  erörterten 
Grundsatz)  redneirten  Zahlen  von  jJ'G'L,  x Glt  x GH,  Col  4 die  Abweichungen  dieser  Zahlen 
vom  Grundmodnlus  des  Gesichtes. 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


G3 


Tabelle  VII. 


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1.  Javanerin  

69 

94 

75 

— 5 

99 

94 

77. 

— 3 

2.  Javanerin 

79 

101 

80 

— 2 

90 

99 

80 

— 2 

3.  Dajak  Borneo  .... 

76 

103 

82 

0 

104 

103 

84 

-f-  2 

4.  Norweger 

77 

107 

87 

4-  3 

94 

102 

83 

— 1 

5.  Spanier  ...... 

82 

113 

91 

+ 7 

96 

1U8 

88 

+ 4 

6.  Javanese 

82 

106 

84 

— 1 

99 

103 

84 

— 1 

7.  Chinese 

68 

116 

91 

+ « 

95 

111 

90 

+ 6 

8.  Grieche 

77 

107 

85 

0 

95 

101 

82 

- 3 

9.  Ilottentot 

84 

106 

86 

0 

98 

105 

86 

0 

10.  Chinese 

79 

109 

87 

+ 1 

98 

107 

87 

4-  l 

11.  Zigeuner  ...... 

78 

m 

88 

+ 2 

103 

109 

89 

-1-8 

12.  Belgier 

77 

109 

87 

0 

93 

102 

83 

— 4 

13.  Hollunder 

78 

ui 

88 

+ J 

98 

107 

87 

0 

86 

109 

87 

0 

100 

109 

89 

+ 2 

15.  Javanese 

77 

HO 

90 

+ s 

101 

109 

89 

+ 2 

16.  Javanese  ...... 

90 

118 

90 

+ 2 

103 

110 

90 

+ 2 

17.  Ashanti 

84 

107 

85 

— 3 

96 

108 

88 

0 

18.  Guineaneger  .... 

80 

108 

86 

— 2 

93 

107 

87 

— 1 

19.  Australier 

83 

108 

86 

— 3 

103 

104 

85 

— 4 

20.  Cabjle 

84 

108 

86 

— 3 

97 

107 

87 

— 2 

Die  Summe  aller  Abweichungen  betrügt  bei  der  reducirtcn  Cubikwurze!  des  Productea  aua 
GL,  GB  und  Gif  44  mm.  Die  Summe  der  Abweichungen,  welche  man  erhält,  wenn  die  Linie 
a b als  Länge  angenommen  wird,  beträgt  für  dieselben  Schädel  (a.  Tab.  IV)  nur  33  mm,  die  Ab- 
weichungen betragen  also  hier  durchschnittlich  um  25Proc.  weniger  als  dort.  Bei  gleichbleibender 
Höhe  und  Breite  des  Gesichtes  wird  also  mit  Hülfe  des  von  uns  angenommenen  Längsdurchmesser» 
a b (zwischen  for.  magnum  und  Alveolarrand)  eine  cubische  Grösse  gewonnen,  welche  viel  genauer 
der  wirklichen  Gesichtsgrüsse  proportional  verläuft,  als  wenn  man  den  Abstand  des  hinteren 
Vomerendcs  vom  Alveolarrand  als  Länge  annimmt.  Es  zeigt  daher  diese  Untersuchung  über- 


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64 


Dr.  Emil  Schmidt, 


einstimmend  mit  der  von  Länge  und  Richtung  der  beiden  Linien  ausgehenden,  dass  der  von  uns 
angenommene  Lüngsdurcbmesser  ab  ein  weit  besseres  Maass  der  Gcsicbtslänge  ist,  als  die  Linie 
zwischen  Alvcolarrand  und  vomer. 

Die  Richtung  des  Breitendurchmessers  des  Gesichtes  bietet  keine  Schwierigkeit;  die 
Forderung,  dass  er  senkrecht  auf  der  Medianebene  stehen  soll,  ist  bei  dem  symmetrischen  Bau  de« 
Gesichtes  leicht  zu  erfüllen,  weniger  leicht  dagegen  ist  die  Frage  zu  beantworten,  zwischen  welchen 
einander  symmetrisch  gegenüberliegenden  Punkten  die  Gesichtsbreite  gemessen  werden  soll. 

Das  latste  Maass  der  „Gesichtabreitc“  ist  dasjenige,  welches  am  genauesten  proportional  der 
mittleren  Gesichtsbreite  verläuft  Die  ideale  mittlere  Gesichtsbreite  würde  das  arithmetische  Mittel 
sümmtlicher  Breitendurchmesser  sein,  d.  h.  aller  Linien,  welche  je  zwei  symmetrische  Punkte  des 
Gesichtes  miteinander  verbinden.  Da  diese  Aufgabe  indessen  nicht  durchzufuhren  ist,  versuchte 
ich  zum  Ziel  zu  gelangen,  indem  ich  für  alle  Hauptregionen  des  Gesichtes  je  einen  Breitondurch- 
messer als  Repräsentant  dieser  Region  annalim;  das  arithmetische  Mittel  dieser  Durchmesser  ist 
(wenigstens  annähernd)  der  Ausdruck  der  mittleren  Breite  jedes  einzelnen  Gesichtes.  Als  Repräsen- 
tanten der  Augenregion  des  Gesichtes  nahm  ich  den  Breitendurchmesser  da,  wo  aich  der  hintere 
Hand  des  Stirnfortsatzes  des  Jochbeines  zum  oberen  Rand  des  Jochbeinkörpers  umbiegt;  ist  dieser 
Ucbcrgang  so  allmälig,  dass  er  mehr  ein  Kreissegment  darsteilt,  so  wurde  die  Zirkelspitze  in  die 
Mitte  dieses  Bogens  eingesetzt.  Dies  Maass  ist  in  der  folgenden  Tabelle  als  Breite  der  Angenregion 
bezeichnet.  Als  Maass  der  Breite  der  vorderen  Jochbeiugegend  wurde  die  Eutfernung  zwischen 
den  untersten  Punkten  der  Oborkiefer-Jochbeinnaht  gewählt.  Der  dritte  Breitendurchmesser  wurde 
an  der  Stelle  der  grössten  Breite  des  Jochbogcns  gemessen;  er  ist  der  Repräsentant  der  hinteren 
Jochbeingegend.  Für  die  Region  des  Mundes  nahm  ich  die  grösste  Breite  des  Alvcolarrandes  des 
Oberkiefers,  und  für  die  Unterkiefergegend  die  Abstände  der  Unterkieferwinkel  als  Breitenmaass. 
Das  arithmetische  Mittel  dieser  fünf  Durchmesser  dieute  mir  als  Maass  der  mittleren  Brcitcn- 
entwickeluug  jedes  einzelnen  Gesichtes.  Es  kam  nun  darauf  an,  zu  untersuchen,  welcher  vou  den 
erwähnten  Breitendurchmessern  der  mittleren  Gesichtsbreite  am  meisten  proportional  verlief.  Zur 
leichteren  Vergleichung  war  es  nöthig,  die  Reiben  gleich  gross  zu  machen,  d.  h.  jede  Reihe  so  zu 
reducireu,  dass  ihr  Mittel  gleich  war  dem  Mittel  der  Reihe  der  mittleren  Gesichtsbreiten:  die 
Breiten  der  Augenregion  mussten  daher  im  Vcrhältniss  von  2305 : 2029,  die  Breiten  der  hinteren 
Jochbeingegend  im  Vcrhältniss  von  2653:2029,  die  Breiten  der  vorderen  Jochbeingegend  im  Ver- 
hältnis« von  1955:2029,  die  Alvcolarhroilcn  im  Verhältnis«  von  1270:2029  und  die  Unterkiefer- 
breiten  im  Vcrhältniss  von  1963:2029  rcducirt  werden.  Die  folgende  Tabelle  VIII  giebt  in  den 
Col.  1,  2,  3,  4 und  5 die  absoluten,  in  den  Col.  7,  9,  11,  13  und  15  die  reducirten  Wcrthe  der 
einzelnen  Breitendurchmesser.  Col.  6 zeigt  die  mittlere  Breite  der  einzelnen  Gesichter,  Col.  8,  tO, 
12,  14  und  16  die  Schwankungen  der  reducirten  Breiteudurchmcsscr  gegen  die  entsprechende 
Mittclbrcite  des  einzelnen  Gesichtes. 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


65 


Tabelle  VIIL 


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6.  Mittlere  Gerichtsbreite  (arithmeti sehet 
Mittel  der  vorigen  Durchmesser) 

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8.  Abweichung  von  der  mittleren  Gesichts- 
breite 

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10.  Abweichung  von  der  mittleren  Gesichts-  ) 
breite 

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12.  Abweichung  von  der  mittleren  Gesichts-  ! 
breite 

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1 4.  Abweichung  von  der  mittleren  Gesichts- 
breite 

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0 

0 

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1.  Javanerin 

130 

111 

99 

61 

95 

99 

99,4 

+ 0,4 

97,7 

- M 

102,7 

+ 3,7 

97,4 

- 1,6 

98,2 

— 0,8 

2.  Javanerin 

. . 

122 

ICH 

90 

62 

96 

95 

93,3 

— 1,7 

91,5 

-3,5 

93,4 

— 1,6 

99,1 

+ 44 

99,2 

+ 4,2 

3.  Dajak  Borneo  . 

133 

114 

104 

67 

94 

102 

101,7 

— 0,3 

100,3 

- 1,7 

107,9 

+ 6,9 

107,0 

+ 6,0 

97,2 

— 4,8 

4.  Norweger 

138 

115 

94 

66 

105 

104 

105,6 

+ 1,« 

101,2 

— 2,8 

97,6 

— 6,4 

105,4 

+ 1,4 

108,5 

4"  4,5 

5.  Spanier  . 

132 

110 

96 

58 

106 

100 

100,9 

+ 0,9 

96,8 

— 3,2 

99,6 

— 0,4 

89,4 

— 10,6 

109,6 

+ 9,6 

6.  Javanese  . 

133 

115 

99 

63 

96 

101 

101,7 

+ 0.7 

101,2 

+ 0,2 

102,7 

+ 1,7 

100,7 

— 0.3 

99,2 

— 1,8 

7.  Chinese  . 

133 

117 

95 

62 

91 

100 

101,7 

+ 1,7 

103,0 

+ 3,0 

98,6 

— 1,4 

99,1 

— 0,9 

94,1 

— 6,9 

8.  Grieche  . 

139 

117 

95 

60 

99 

10*2 

100,3 

+ 4.3 

103,0 

+ 1,0 

98,6 

— 3,4 

95,9 

- 6,1 

102,3 

+ 0,3 

9.  Hottentot 

138 

124 

98 

62 

95 

103 

105,5 

+ 2,5 

109,2 

+ 6,2 

101,7 

— 1,3 

99,1 

- 3,9 

98,2 

— 4,8 

10.  Chinese 

130 

117 

98 

61 

105 

102 

99,4 

— 2,6 

103,0 

+ 1,0 

101,7 

— 0,3 

97,4 

- 4,6 

108,6 

4-  6,6 

11.  Zigeuner  . 

133 

114 

103 

63 

103 

103 

101,7 

- 13 

100,3 

- 2,7 

106,9 

4-  3,9 

100,7 

— 2,3 

106,5 

+ 3,5 

12.  Belgier  . . 

135 

113 

93 

68 

102 

100 

103,2 

+ 3,2 

99,4 

— 0,6 

90,5 

— 3,6 

92,7 

- 7,3 

10i5,4 

+ 5,4 

13.  Holländer 

135 

115 

98 

63 

107 

KM 

103,2 

- 0,8 

101,2 

— 2,8 

101,7 

- 2,3 

100,7 

- 3,3 

110,7 

+ 6,7 

14.  Ashanti 

131 

119 

100 

63 

87 

100 

100,2 

+ 0,2 

104,  8 

4-  4,8 

103,8 

+ 3,8 

100,7 

+ 0,7 

89,9 

— 10.1 

15.  Javanese  . 

133 

118 

101 

71 

100 

105 

101,7 

— 3,3 

103,9 

— i,i 

101,8 

— 0,2 

113,4 

+ «.4 

103,4 

— 1,6 

16.  Javanese  . 

136 

122 

103 

66 

98 

105 

104,0 

— 1,0 

107,4 

+ 2,4 

106,9 

+ 1,9 

105,4 

4-  0,4 

101,3 

— 3,7 

17.  Ashanti 

122 

110 

96 

67 

103 

100 

93,3 

— 6,7 

982* 

— 3,2 

99,6 

— 0,4 

107,0 

+ 7.0 

106,4 

+ 6,4 

18.  Guincaneger  . 

130 

115 

93 

65 

102 

101 

99.4 

— 1,6 

101,2 

+ 0,2 

98,5 

-4,5 

103,8 

+ 2,8 

105,4 

+ 4.4 

19.  Australier 

. . 

139 

123 

103 

71 

89 

105 

106,3 

+ 1,3 

108,3 

4-  3,3 

106,9 

+ 1,9 

113,4 

+ M 

92,0 

— 13.0 

20.  Cabjle  . . 

131 

112 

97 

63 

90 

99 

100,2 

+ 1,2 

98,6 

— 0,4 

100,7 

+ 1,7 

100,7 

+ 1,7 

93,0 

— 6,0 

Die  Summe  aller  Schwankungen  der  einzelnen  Breitenmaasse  ist  das  Ma&ss  für  die  grössere 
oder  geringere  Proportionalität  mit  der  mittleren  Gesichtsbreite.  Je  kleiner  die  Summe  der  Ab- 
weichungen ist,  desto  mehr  verläuft  der  betreffende  Durchmesser  der  mittleren  pesichtsbreite 
proportional.  Die  Summen  der  Abweichungen  der  reducirten  Reihen  betragen  nun  für  die  Joch- 
bogenbreite 37,3  mm,  für  die  Breite  der  Augengegend  45,4  mm,  für  die  Breite  der  vorderen  Joch- 
beingegend 50,2  mm,  für  die  Alveolarbreite  72,8  mm  und  für  die  Unterkieferbreite  104,1  mm. 
Die  Jochbogenbreite  ist  daher  das  der  mittleren  Gesichtsbreite  am  meisten,  die  Unterkieferwinkel- 
breite das  derselben  am  wenigsten  proportionale  Maass.  Die  Schwankungen  liegen  in  folgenden 
Grenzen: 

Archiv  fnr  Anthropologie.  IUI.  XU.  g 


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66 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Jochbogenbreite 

• • + M 

and  — 6,7  SchwanknngBbreite  11,0 

Breite  der  Aogenregion 

• • • + 6,2 

. - Sfi 

n 

. 9,7 

Breite  der  vorderen  Jochbeingegend  , . 

• • • + 8,9 

„ — 6,4 

n 

. 12,3 

Alveolarbreite  

• • • + M 

. -10,8 

» 

ff  19,0 

Unterkieferbreite 

. . . + 9,6 

. -13,0 

n 

. 22,6 

Auch  bei  diesen  Zahlen  steht  die  Jochbogcnbrcite  wenn  auch  nicht  in  erster,  doch  gleich  in 
zweiter  Reihe;  mit  Ausnahme  der  Breite  der  oberen  Augenregion  stehen  säinmtlicho  andere  Breiten- 
durchmesser  der  Jochbogenbreite  in  Bezug  auf  Schwankungsgrösse  nach. 

Nach  dem  Vorhergehenden  ist  dio  Jochbeinbreitc  daa  beste  Maas«  der  Gesichtebreite  im 
Allgemeinem  Ich  hatte  ursprünglich  das  Bedenken,  dass  das  Maas«  doch  vielleicht  nicht  ihr  die 
„Gesichtebreite“  anzunehmen  sei,  weil  seine  Lage  so  weit  nach  hinten  gerückt  ist,  und  weil  die 
grössere  oder  geringere  Breitenentwickelung  der  Schläfengegend  des  llirnschudels,  also  ein  Moment, 
welches  mit  der  Gesichtebreite  gar  nichts  zu  thun  hat,  dio  Jochbogenbreite  beeinflussen  muss.  Ich 
dachte  mir,  dass  ein  mehr  in  der  Mitte  des  Gesichts  gelegenes  Maass  auch  wohl  genauer  der 
mittleren  Gesichtsbreite  entsprechen  würde,  und  prüfte  deshalb  den  am  meisten  in  der  Mitte  des 
Gesichte  gelegenen  Querdurchmcsser  zwischen  den  untersten  Punkten  der  Oberkiefer-Jochbein- 
nähte  auch  noch  nach  der  anderen  vergleichenden  Methode,  welche  schon  bei  der  Untersuchung 
über  den  Lungsdurchmesser  Anwendung  gefunden  hat.  Bei  gleicher  Höhe  und  Länge  wird  der- 
jenige Breitendurchmesser  der  beste  sein,  der,  mit  Höhe  und  Länge  combinirt,  den  richtigsten 
Schluss  auf  die  ganze  Gesiohtegrösse  gestattet.  Im  zweiten  Theil  der  Tab.  VH  ist  als  Länge  der 
Abstand  des  Alveolarrandos  vom  Hintcrhauptsloch , als  Höhe  die  Entfernung  der  Stirnnasennaht 
vom  Kinn,  als  Breite  aber  der  Abstand  der  untersten  Punkte  der  Kiefeijochbeinnähtc  angenommen. 
CoL  5 enthält  daa  Maass  dieser  Breite  GJB\,  CoL  6 das  arithmetische  Mittel  aus  GL,  QBy  und  G1I, 
CoL  7 dio  reducirten  Zahlen  der  Col.  6,  und  Col.  8 die  Abweichungen  dieser  Zahlen  vom  Grund- 
modulus.  Die  Summe  aller  Abweichungen  beträgt  hier  42  mm,  während  sic,  wenn  man  die  Joch- 
bogenbreite als  Gesichtebreite  annimmt,  nur  32  mm  ausmacht,  also  um  24  Proc.  geringer  ist  Es 
geht  hieraus  ganz  in  Ueberein Stimmung  mit  der  vorhergehenden  Untersuchung  hervor,  dass  die 
Jochbogcnbreito  der  beste  Ausdruck  für  die  ganze  Gesichtsbreite  ist 


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IV. 

Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunderacen  in  den  Pfahlbauten, 

von  Dr.  Th.  Studer, 

Frof««flor  in  Bern. 

(Hierzu  Tafel  II.) 

Zu  vorliegender  Arbeit  wurde  ich  durch  eine  reiche  Sammlung  von  Thierknochen  veranlasst, 
welche  das  Museum  für  Naturgeschichte  in  Bern  aus  der  Pfahlbaustation  Lattrigen  am  Bielersee 
erhielt.  Es  bilden  diese  einen  schönen  Zuwachs  zu  den  lur  die  Fauna  der  Pfahlbauten  so  reichen 
Sammlungen  des  Museums. 

- Die  Station  Lattrigen,  dreiviertel  Standen  westlich  von  Nidaa,  am  Südufer  des  Bielersees 
gelegen,  wurde  von  Herrn  Postmeister  Cuert  in  Satz  ansgebentet,  das  sämmtliche,  sorgfältig 
gesammelte  Knochenmaterial  kam  in  BesiU  des  Museums  in  Bern. 

Herr  E.  v.  Fe  lienberg  theilt  mir  über  die  Culturepoche  der  Station  Folgendes  mit:  Lattrigen 
gehört  mit  der  inneren  Station  von  Lüscherz  (Locras),  Gerlafingen  (Gerofin)  am  Bielersee  und 
Greng  am  Murtensee  einer  etwas  jüngeren  Epoche  an  gegenüber  den  Stationen  Schaffis  (Cha- 
vannes),  Concise,  Robben hauseh,  Meilen,  Moosseedorf  etc.  Die  vorgerücktere  Cultur 
spricht  sich  aus  in  der  grösseren  Mannigfaltigkeit  und  feineren  Ausarbeitung  der  Stein-  und  Horn- 
geräthe,  dem  reichlichen  Auftreten  des  Nephrits  und  Jadeits  in  Verwendung  zu  Beilen  und 
Meissein,  dem  Auftreten  durchbohrter  Steinäxte '). 

Direct  an  diese  Stationen  lehnt  sich  eine  in  einer  zweiten  Station  von  Lüscherz,  von 
An  vernicr,  der  Station  Sutz  am  Bielersee  vertretenen  Culturstufe,  in  welcher  neben  vorherrschen- 
den Knochen-  und  Steingeräthen  solche  aus  Kupfer,  seltener  aus  Bronze  auftreten.  Diese  Stationen 
können  daher  als  Uebergangsstationen  zur  Bronzezeit  betrachtet  werden  *). 

Die  Untersuchung  der  Thierrestc  in  den  verschiedenen  Stationen  bestätigt  das  mit  der  Zeit 
immer  stärkere  Ueberhandnehmen  der  Cultur.  Während  in  den  ältesten  Stationen  die  Reste  von 


*)  Siehe  v.  Feilenberg.  Bericht  über  die  Ausbeutung  der  Pfahlbauten  des  Bielersee«  in  den  Jahren 
1873  bis  1874,  Bern  1875.  Gross.  Los  habitations  lAcustre»  du  lao  de  Bienne.  DeMmont  1872. 

a)  Siehe  »amentlich  die  interessante  Schrift  von  Gros*.  Une  nouvelle  palatttte  de  lepoquo  de  la  pierre 
ä Locras.  Extrait  de  la  Revue  Mcieutifique  suisne.  Janv.  et  Fevr.  187». 

9* 


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68 


Dr.  Th.  Studer, 


Jagdthieren  denen  derHnusthicro  ziemlich  das  Gleichgewicht  halten,  die  Hansthiere,  namentlich  in  den 
Rinderracen,  noch  die  ursprünglichen  Stammrncen  wenig  verändert  repräsentiron , sehen  wir  in 
Löscherz  die  Zahl  der  Jagdthiere  bedeutend  gegen  die  der  Hausthiere  zurücktreUm.  Von  letzteren 
sind  die  ursprünglichen  Racen  des  Brachyceros-  und  Primigcnius-Rindes  nur  noch  spärlich 
vertreten,  während  die  Culturrace  der  Frontosusform  den  grössten  Theil  der  Rinderreste  liefert1). 

In  Lnttrigen  sind  die  Verhältnisse  ganz  mit  den  genannten  übereinstimmend.  Von  Jagd- 
thieren  hat  nur  der  Hirsch  zahlreiche  Geweihe  und  Knochen  geliefert  Musste  derselbe  doch  das 
Material  zu  den  mannigfaltigsten  Geräthen  hergeben.  Häufig  sind  noch  Knochen  von  Biber  und 
Wildschwein.  Die  Hauer  des  Ebers  sind  häufig  durchbohrt  zur  Anfertigung  von  Armbändern*). 

Weit  weniger  Reste  lieferte  der  Fuchs,  Marder,  Iltis,  eiuen  grossen  Radius  und  einzelne 
durchbohrte  Eckzähne  der  braune  Bär,  einige  Unterkiefer  das  Reh.  Vom  wilden  Bos  primi  - 
ge n i us  fanden  sich  Gelenkenden  des  Femur  und  des  Humerus,  welche  wahrscheinlich  zu  einem 
Individuum  gehören. 

Unter  den  Hausthieren  ist  das  Rind  in  zahlreichen  Unterkiefern,  Schädelfragmenten  und  langen 
Knochen  am  reichlichsten  vertreten,  nach  ihm  das  Schwein  und  zwar  das  Torfschwein,  seltener 
das  ziegenförmige  Schaf  und  die  Ziege. 

Vom  Pferde  fanden  sich  keine  Reste  vor,  ich  fand  dasselbe  im  Bielcrsoe  bis  jetzt  nur  in  der 
Station  Mengen,  welche  schon  der  reinen.  Bronzezeit  angehört 

Die  Knochen  des  Rindes  gehören  nur  zum  geringen  Theil  der  Brach ycerosrace  und 
der  Pr imigeniusrace  an,  von  letzterer  fand  sich  nur  ein  Unterkiefer,  weitaus  die  meisten  ge- 
hören einer  Race  an,  welche  ira  Allgemeinen  mit  dem  FrontOBUsrinde  öbereinstimmt,  nur  nicht 
ganz  die  Grösse  unseres  einheimischen  Fleckviehes  erreicht  Es  ist  dieselbe  Race,  welche  in  den 
Stationen  von  Lü scherz  und  Sutz  vorherrscht3). 


*)  Siehe  meinen  Bericht  über  die  Fauna  der  Pfahlbaufttation  Lüncherz.  Anzeiger  fllr  »chweiz.  Alterthums- 
kunde,  Zürich  1874. 

*)  Aua  Eberzähneu  gefertigte  Armbänder  sah  ich  bei  den  Papuas  am  Mac  Cluer  Golf  in  Neu -Guinea. 
Zwei  Zähne  werden  au  der  Spitze  und  an  der  Basis  durchbohrt  und  durch  eine  Schnur  je  die  Spitzen  und  die 
Wurzeln  verbunden,  so  da**  beide  Zühne  maammen  einen  Bing  darstellen. 


Ebenda  werden  Arm-  und  Kntehelringe  aus  hartem  Holz,  oft  mit  Zinnnägeln  verziert  getragen.  Ein  Holz- 
stab  ist  ringförmig  gebogen,  die  Enden  bleiben  aber  etwaH  von  einander  abstehend.  Vermittelst  dieser  OelThung 
wird  der  Ring  seitlich  Über  das  Handgelenk  geschoben.  Die  Form  ist  ganz  analog  den  bronzenen  Armbändern, 
die  sich  in  den  Pfahlbauten  finden. 

3)  Siehe  meinen  Bericht  über  die  Thierknochen  von  Lüschcrz  1.  c. 


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Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunderacen  in  den  Pfahlbauten.  69 

Interessante  Reste  lieferte  der  Hund,  von  welchem  ich  flluf  gante  Schädel,  drei  Schädel  mit 
fehlendem  ZwiBchenkiefer,  zwei  mit  verletztem  Gesichtstheil  neben  zahlreichen  Schädelfragmenten, 
Unterkiefern  und  Extremitätcnkuochcn  erhielt.  Weiteres  Material  verdanke  ich  Herrn  Dr.  Gross 
in  Neuenstadt,  welcher  mir  dreizehn  grösstentheils  vollständige  Schädel  gfltigst  zur  Unter- 
suchung aberliess;  ferner  Herrn  Dr.  Uhlmann  in  Münchenbuchsce,  dessen  reiche  Sammlung 
von  Pfahlbautenknochen  mir  zu  Gebote  standen.  Im  Ganzen  standen  mir  25  vollständige  Schädel 
und  zahlreiche  Schädel theile,  namentlich  ganze  Ilirntheile  der  Schädel,  sowie  Unterkiefer  und  lange 
Knochen  aus  verschiedenen  Stationen  zur  Verfügung.  Alle  Schädel  gehören  alten  Thieren  an, 
oder  ganz  jungen,  solche  mittleren  Alters  fehlen  fast  ganz.  Die  Schädel  zeigen  alle  Spuren  ge- 
waltsamer Eingriffe.  Meist  ist  ein  Theil  des  Stirnbeins  oder  das  Scheitelbein  mit  einem  stumpfen 
Instrumente  (Steinkeil!)  eingeschlagen. 

Bevor  ich  zu  der  Beschreibung  dieser  Schädel  übergehe,  sei  hier  noch  ein  kurzer  Rückblick 
auf  die  bis  jetzt  aus  den  Pfahlbauten  beschriebenen  Hunderacen  erlaubt 

Der  Hund  der  Steinzeit  wurde  zuerst  vou  Rütimeyer  in  seiner  classischen  Arbeit  über  die 
Fauna  der  Pfahlbauten1)  beschrieben.  Er  schildert  ihn  als  eine  bis  auf  die  kleinsten  Details 
constaute  Race.  Von  leichtem,  elegantem  Bau  der  Schüdclkapsel,  die  geräumig  und  schön  gerundet 
ist,  grossen  Augenhöhlen,  ziemlicher  Kürze  der  mässig  zugespitzten  Schnauze,  massig  starkem 
Gebiss  und  Abwesenheit  aller  starken  Muskel-  und  Knochenkanten.  Jochbogen  schwach,  Hinter- 
hauptskamm schwach  ausgeprägt,  gar  kein  oder  schwacher  Sagittalkamm , Orbitalfortsätze  des 
Stirnbeins  schwach  ausgebildet  und  abgerundet. 

Die  Maximalgrösse  des  Schädels  vom  vorderen  Rande  des  Hinterhauptsloches  bis  zu  den 
Schneidezahnalveolen  wird  auf  130  bis  145  mm  angegeben.  Bei  Hunden  von  alten  Stationen,  so 
von  Schaffis,  Moosseedorf  finde  ich  die  Grösse  von  145  mm  am  Schädel  nie  erreicht.  Der 
grösste  Schädel  aus  MoosBeedorf,  in  der  Sammlung  von  Herrn  Dr.  Uhlmann  misst  139  mm, 
der  grösste  Unterkiefer  117  mm  neben  anderen  von  95  und  97  mm;  aus  der  Station  Schaffis 
erreicht  der  grösste  Schädel  140  mm  neben  anderen  von  durchschnittlich  130  bis  135  mm. 

Rütimeyer  vergleicht  den  Hund  der  Steinzeit  mit  dem  heutigen  Jagd-  und  Wachtelhund. 

Jeitteles*)  findet  den  Hund  der  Steinzeit  im  Torfgrund  unter  der  Stadt  Olmütz,  in  den 
Terramare  Modenas  und  unter  römischen  Altertümern  von  Mainz,  ferner  im  Dabersee  in 
Pommern,  Lycopolis  in  Aegypten  und  a.  a.  O.  Nach  Vergleichung  mit  zahlreichen  Schädeln 
recenter  wilder  Caniden  kommt  er  zu  dem  Resultat,  dass  der  Hund  der  Steinzeit  ein  directer 
Nachkomme  des  Schakals,  Canis  aureus  L.  sei  Dieser  Ansicht  Btimmt  Nauuian3),  welcher  diese 
Form  in  der  Pfahlbaustation  des  Starnbergersees  auffand,  bei. 

Ohne  hier  auf  die  Abstaramungsfrage  des  ältesten  Haushundes  eingchen  zu  wollen,  möchte  ich 
hier  nur  einer  recenten  Hunderace  erwähnen,  welche  dem  Hunde  der  alten  Pfahlbauten  ain  nächsten 
zu  stehen  scheint.  Es  ist  dieses  der  Haushund  der  Papuas  des  Neu-Britannischen  Archipels,  der 
Canis  Iliberniae  Quoy  Gaimard.  Die  Race  wird  von  den  genannten  Forschern  charakterisirt 
als  spitzschnauzig,  mit  kurzen,  aufrechtstehenden,  spitzen  Ohren,  schlanken  Läufen  und  anliegendem 


*)  Neue  Denkschriften  der  Schweiz.  Ges.  für  die  ges.  Naturwissenschaft  1862. 

*)  Die  vorgeschichtlichen  Alterthümer  der  Stadt  Olmütz  und  ihrer  Umgebung.  Mittheilungen 
der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  1872,  und  die  Stammväter  unserer  Hunderacen,  Wien  1877. 
s)  Die  Fauna  der  Pfahlbauten  im  Starnbergernee,  Archiv  für  Anthropologie  1875. 


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70 


Dr.  Th.  Studer, 


Ilaar.  Die  Farbe  braun  oder  gelb.  Der  Hund  soll  von  Fischen  und  vegetabilischer  Nahrung 
leben  und  in  eigenen  Parks  gezogen  werden,  um  als  Nahrungsmittel  verwendet  zu  werden. 

Ich  sah  während  der  Rebe  der  Corvette  Gazelle  diesen  Hund  in  den  meisten  Dörfern 
an  der  Südküste  von  Neu-Irland  und  Neu-Hannover,  immer  aber  bloss  vereinzelt.  Er  trieb 
sich  in  den  Dörfern  herum,  ohne,  wie  es  schien,  bestimmten  Herren  zu  folgen.  Während  der  Nacht 
schien  er  Wächterdienste  zu  verrichten.  Als  sich  im  Cartorethafen  während  der  Dunkelheit 
ein  Boot  einem  Stranddorfe  näherte,  erhoben  erst  die  Hunde  ein  hohes,  scharfes  Gebell,  auf  das 
hin  die  Bewohner  bewaffnet  vor  ihre  Hütten  sprangen. 

Mitunter  wurden  Hunde  zum  Tausch  angetragen.  Ein  solches  Thier,  an  Bord  genommen,  war 
zuerst  ganz  apathisch  und  musste  künstlich  gefüttert  werden.  Später  wurde  cs  wild  und  unbändig, 
biss  nach  Jedermann  und  fiel  einmal  Nachts  unglücklicherweise  über  Bord  und  ertrank.  Im  Holz* 
hafen  (Neu-Irland)  fanden  sich  an  einer  Begräbnisstätte  Schädel  vom  Mensch,  Schwein  und 
Hund,  wahrscheinlich  Reste  eines  Loicheumahles. 

Der  Hundescbftdel,  dessen  hinterer  Theil  eingeschlagen  war,  zeigt  alle  Charaktere  des  kleinen 
Hundes  der  Pfahlbauten.  Rütimeyer,  welchem  ich  den  Schädel  zur  Vergleichung  sandte,  schreibt 
darüber1):  Bl)er  Schädel  stimmt  bis  in  die  kleinsten  Details  mit  den  zahlreich  vor  mir  liegenden 
Hundeschädeln  des  schweizerischen  Steinaltera.“ 

Fig.  1 und  2 stellt  den  Schädel  des  Hundes  der  Papuas  dar,  zur  Vergleichung  steht  daneben 
die  Zeichnung  eines llnndeschädels  aus  Schaffis,  Fig.  3.  Die  bei  dem  Papuahund  mehr  vertiefte 
Stirn  und  die  schärfer  ausgeprägten  Processus  orbitales  finden  sich  in  gleichem  Maasae  bei 
einzelnen  Schädeln  von  Schaffis. 


Schaffis 

Durchschnitto- 
maasse nach 
Rütimeyer 

Neu-Irland 

Länge  des  harten  Gaumens  

75  — 80 

80  — 85 

75 

Länge  der  Nasenbeine  in  der  Mittellinie 

50 

47  — 58 

50 

Breite  zwischen  den  Jochbogen  

82 

92  — 97 

82 

Grösste  Breite  am  Alveolarrando 

43  — 60 

51  — 59 

60 

Bistanz  der  Processus  orbitales  des  Stirnbeins 

37 

41  — 47 

38 

Schädelhöhe  vom  vorderen  Keilbein  bis  zur  Stirnnath  .... 

40  — 48 

44  — 49 

45 

Länge  der  Backzahnreih«  bis  zum  hint  Rand  d.  Kckzahnalveole 

54  — 60 

- 

54 

Alle  Neu-Irland-Hunde,  welche  ich  sah,  zeigten  in  Grösse  und  Habitus  dasselbe  Verhalten. 
Die  Grösse  des  gewöhnlichen  Spitzhundes  wenig  übertreffend,  nur  die  Metatarsen  und  Meta* 
carpen  bedeutend  länger.  Das  Haar  überall  glatt  anliegend,  auch  am  Schwanz,  der  dünn  erscheint 
und  wenig  aufwärts  gekrümmt  getragen  wird. 

Die  Ohren  stehen  aufrecht  und  sind  spitz.  Die  Farbe  war  meist  schmutzig  weiss,  mit  dunklen 
oft  schwarzen  Flecken.  Einen  Sehakalhabitus  konnte  ich  bei  keinem  wahrnehmen.  Ich  zweifle 
nicht,  dass  der  llund  der  Steinzeit  Europas  dem  Hunde  der  Nen -Irländer  ziemlich  ähnlich  sah. 

*)  Weitere  Beitrüge  über  das  zahm«  Schwein  und  Hau*rind.  Abdruck  aus  Verhandlungen  der  naturf. 
Ge»,  iu  Basel,  VI,  3,  I»77.  8.  28,  Anm. 


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Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunderacen  in  den  Pfahlbauten.  71 

Die  zweite  io  den  Resten  der  Pfahlbauer  vorkommende  Uunderace  ist  der  Canis  matris 
optimae,  Jeittclea,  ein  Hund  von  der  GröHse  des  grossen  Schäferhundes,  welcher  hi«  jetzt  nur 
in  Stationen  aus  der  Bronzezeit  gefunden  wurde. 

Von  Rfltimeyer,  in  der  Fauna  der  Pfahlbauten  zuerst  erwähnt,  wurde  der  Bronzehund 
nach  vollständigen  in  Olraütz  aufgefundenen  Schädeln  von  Jeittclea  beschrieben  und  als  eigene 
von  dem  Torfhund  der  Steinzeit  verschiedene  Art  gekennzeichnet. 

Jeitteles1)  konnte  diese  Art  nachweiseu  im  Pfahlbau  von  Würzburg,  im  Torf  bei  Roighoim, 
in  den  Bronzestationen  von  Estavayer,  Au  vomier,  Echallen  und  im  Dabersee  in  Pommern 
und  in  der  raodenesiBchen  Terramare.  Zittel*)  fand  dieselbe  Form  in  der  Räuberhöhle 
am  Scbelmengraben  in  der  bayrischen  Oberpfalz  zusammen  mit  Geräthen  aus  der  Bronzezeit 
Naumann3)  wies  dieselbe  nach  acht  Schädelstöcken  und  einem  vollständigen  Schädel  in  dem  > 

Pfahlbau  des  Starnbergersees  nach. 

Dieselbe  Race  konnte  ich  an  einigen  Schädelstöcken  und  Unterkiefern  ans  der  Bronzestation 
von  Vorigen  nachweisen. 

Als  Haupt  unterschiede  vom  Hund  der  Steinzeit  wird  von  Jeitteles  hervorgehoben,  die  be- 
deutendere absolute  Grösse,  das  viel  flachere  Schädelprofil,  die  weniger  gewölbte  Hirnkapsel,  der 
längere  und  schmalere  Gaumen,  der  lange,  ziemlich  hohe  Sagittalkamm,  da»  Verhältnis*  der  Höhe  des 
Schädels  zur  Länge  boII  ausserdem  geringer  «ein  als  beim  Torfhund,  ebenso  die  Ohrblasen  weniger 
entwickelt 

Naumann  unterscheidet  zwei  Abänderungen,  von  der  die  eine  windhundartig,  die  andere 
dem  grösseren  Jagdhunde  nahe  steht 

Zu  letzterer  Abänderung  mag  ein  Schädel  aus  dem  Bielersee  gehören,  welchen  mir  Herr 
Dr.  Uhl  mann  in  Münchenbuchsee  gütigst  zur  Untersuchung  überüfss.  Der  Schädel  wurde  im  See, 
am  Ausfluss  der  Schuss,  gefunden  und  stammt  wahrscheinlich  aus  den  den  unteren  Lauf  der  S c h ö s s 
Bäumenden  Torflagern,  seine  Farbe  und  die  Beschaffenheit  der  Knochen  stimmt  mit  den  nicht 
weit  davon  gefundenen  Knochen  vom  kleinen  Pferd  des  Bronzealters  und  des  Torfschweins. 

Der  Schädel  Fig.  11  gleicht  einentheils  sehr  dem  des  grossen  spanischen*  Wachtelhundes, 
anderenteils  wieder  dem  Hund  der  Steinzeit,  namentlich  im  Gesichtstheile,  dessen  Form  er  im 
vergrösserten  Maassstabe  copirt  Ferner  besitzt  das  Gymnasinlmuseum  von  Murten  den  Schädel 
einer  Race  von  der  Grösse  des  Bronzehundes.  Derselbe  stammt  aus  der  Pfahlbaustation  bei 
Greng,  welche  der  späteren  Steinzeit  angehört  Auch  dieser  Schädel  entspricht  einer  plumperen 
Form  als  der  typische  Bronzehund  von  Jeitteles  repräsentirt,  zeigt  aber  den  Charakter  der  sanft 
ansteigenden  Stirn  in  vollem  Maasso. 

Man  sieht  aus  folgender  Tabelle,  dass  die  beiden  letzten  eine  stumpfere  und  breitere  Schnauze 
und  relativ  zur  Länge  ein  höheres  Schädelgewölbe  tragen  bei  sonst  gleicher  Grosse  des  Schädels. 

Jeitteles  sucht  zu  beweisen,  dass  der  Stammvater  des  Bronzehundes  eine  eigene  Art  Wolf 
gewesen  sei,  welche  gezähmt  und  zur  Bronzezeit  angeführt  wurde. 

Als  Stammart  wird  zuerst  die  kosmopolitische  Collectivform  Canis  lycoides  angeführt, 

»)  8.  1.  c. 

a)  Sitzuttjfiberichte  der  mathem.  phyaik.  Clasae  der  königl.  bayr.  Akademie  der  Wisseuscb.  zu  München  1872, 

Heft  I. 

*)  8.  c.  I 


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72 


Dr.  Th.  S tu  der 


welche  Canis  anthiiß  maß.  Cuv.,  C.  latrans  Say,  C.  hodopliylax  Fern,  und  den  Dingo 
umfassen  soll.  Später,  in  „Stammväter  unserer  Hundoracen“,  erklärt  Jeittelea  den 
Cania  pallipes  Sykes  aus  Indien  als  den  wahren  Stammvater  des  Bronzehund 

Die  Untersuchung  reichlichen  Materials  aus  den  Stationen  der  späteren  Steinzeit,  namentlich 
Lat  tri  ge  ns  scheinen  mir  nun  in  Bezug  auf  die  Abstammung  des  Bronzehundes  etwas  abweichende 
Resultate  zu  ergeben,  deren  Bestätigung  von  vermehrtem  Material  abhängig  sein  wird. 


Bronzehund 

nach 

Jeittelea 

Bronzehund 

nach 

Naumann 

Hund  vom  i 
Bielersee 

Hund  aus 
der  Station 
Greng 

Schädellänge  vom  Vorderrande  des  for.  magn.  bis 
zur  Incisivalveolo  ...» 

171  __  178 

170,6 

177 

175 

Länge  des  harten  Gaumens 

96  — 101 

92,5 

98 

95 

Länge  der  N&senheine  in  der  Mittellinie  .... 

68—70 

— 

64 

67 

Breite  zwischen  den  Orbital  forteatzen 

45—60 

47  — 49 

— 

— 

Grösste  Breite  vom  Alveolarrande  des  Oberkiefers 

61-68 

68 

69 

74 

Breite  zwischen  den  Jochbogen 

106  — 114 

— 

114 

122 

Länge  vom  Hinterhauptskamm  bis  zur  Wurzel 
der  Nasenbeine 

106  — 114 

112 

122 

122 

Höhe  des  Schädels  vom  vorderon  Keilbeine  bis 
zur  Pfeilnaht 

47  — 66 

48-65 

67 

58 

Schon  bei  Besprechung  der  Fauna  der  Pfahlbauten  von  Loschen  hatte  ich  Gelegenheit  zu  be- 
merken, dass  die  zahlreichen  Schädel  des  Haushundes,  7 ganze  Schädel,  6 Hirntheile,  28  Unterkiefer, 
welche  diese  Station  geliefert  hat,  näher  den  Maximalmasse!)  stehen,  welche  Rfltimeyer  für  den 
Torfhund  angegeben  bat,  ja  oft  darüber  hinaus  gehen. 

So  findet  man  die  Länge  des  Schädels  vom  Vorderrand  des  Foramen  magnum  bis  zu  deu 
Incisivalveolen  140  bis  152  mm. 

Im  Allgemeinen  hat  der  Schädel  noch  ganz  das  Gepräge  des  Hundes  aus  den  älteren  Stationen, 
nur  wird  er  im  Allgemeinen  kräftiger,  die  Jochbogen  sind  stärker,  die  Hinterhauptsleiste  höher, 
häufig  findet  sich  auch  durch  frühes  Zusammentreten  der  Schläfenleisten  eine  deutliche  Crista 
purietalis  (Fig.  4).  Zugleich  lassen  sich  zwei  Typen  unterscheiden,  von  denen  der  eine  eine  spitze, 
schmale  Schnauze,  der  andere  eine  breite,  stumpfe  Schnauze  besitzt-  Beide  Formen  sind  noch  nicht 
sehr  ßcharf  getrennt,  Zwischenforinen  kommen  häufig  vor  (Fig.  5 u.  6).  Folgende  Tabelle  möge 
diese  Verhältnisse  illustrireu. 


t 

n. 

Fig.  6. 

ui. 

Fig.  6. 

Gaumcnlüngc 

m 

78 

78 

Breite  zwischen  den  Backzahnalveolen  

59 

52 

56 

Breite  zwischen  dem  vorderen  Rande  der  Eckzahnalvoolen  .... 

23 

18 

24 

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Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunderacen  in  den  Pfahlbauten.  73 

Auch  Verschiedenheiten  in  Bezug  auf  die  Breite  der  Stirn,  das  mehr  oder  weniger  starke 
Uervortreten  der  Stirnhöcker  kommun  vor,  bei  einigen  ist  auch  das  Schädelprofil  sanfter  ansteigend. 

Ganz  analoge  Verhältnisse  zeigen  die  Schädel  der  Hunde  von  Lattrigen  und  Sutz.  Bei 
allgemeinem  Habitus  der  kleinen  Hace  von  Sehaffis  kräftigeren  Bau,  stärkere  Jochbogen,  Ent- 
wickelung von  Scheitelleisten  mit  Variationen  in  Bezug  auf  die  Schnauzenentwickelung. 


Lattrigen 

Lattrigen 

Lattrigen 

Sutz 

LtUoherz 

Länge  vom  vorderen  Rande  de»  for. 

magn.  — Inciaivalveolen 

152 

140 

ISO 

147 

152 

Länge  de*  harten  Gaumen»  . • 

85 

77 

ai 

80 

81 

Länge  der  Nasenbeine  in  der  Mittellinie  . 
Länge  vom  Tuber  oocipitale  zur  Wurzel 

55 

51 

54 

53 

60 

der  Nasenbeine 

05 

92 

09 

100 

93 

Breite  zwischen  den  Joch  bogen  .... 

90 

86 

90 

— 

— 

Breite  am  Alveolarrande  de*  Oberkiefer» 
Breite  am  vorderen  Innenrande  der  Eck- 

60 

54 

55 

67 

59 

zahnalveolen  

n 

19 

22 

20 

Schädelhöhe  vom  vorderen  Keilbeine  zur 

Pfeilnaht 

52 

60 

61 

48 

Breite  zwischen  Processus  orbitale»  des 

Stirnbein» 

43 

46 

! 

40 

44 

47 

In  denselben  Stationen  finden  sich  aber  noch  Schädel  von  bedeutenderen  Dimensionen  und 
Stärke. 

Namentlich  war  es  Lattrigen,  das  zwei  Schädel  einer  grösseren  Form  lieferte,  wovon  einen 
das  Museum  in  Bern,  den  anderen,  mit  abgebrochenem  Zwischenkiefer,  die  Sammlung  von  Herrn 
Dr.  U ross  in  N euens  tad  t enthält;  ferner  besitzt  das  Gymnasialmuseum  von  M urten  zwei  nicht 
ganz  vollständige  Schädel  dieser  Race  aus  der  Station  Greng. 

Bei  diesen  Schädeln  zeigt  sich  der  Charakter  des  Torfhundes  noch  immer  bewahrt,  nur  sind 
Theile  noch  massiver  und  kräftiger,  namentlich  sind  die  Jochbogcn  stark  entwickelt,  ebenso  bei 
einem  die  Scheitelkriste.  Diese  Form  findet  sich  nach  zwei  Schädeln,  welche  ich  von  Herrn  Dr. 
Gross  giftigst  zugesandt  erhielt,  noch  in  der  Bronzezeit, der  eine  Schädel  stammt  von  Auvcrnier, 
Fig.  9,  leider  weiss  ich  nicht  anzugeben,  ob  uus  der  Station  des  späteren  Stcinalters  oder  aus  der 
Bronzestalion  daselbst  Mit  dem  allgemeinen  Habitus  der  Lattrigerhunde  vereinigt  er  einige 
Charakter«  des  Bronzehundes,  namentlich  die  sanfter  ansteigende  Stirn  und  die  spitzere  Schnauze-. 
Ein  Schädel  aus  der  Station  Mörigen,  Eig.  10,  also  einer  reinen  Bronzestation,  verbindet  dagegen 
mit  der  Grösse  des  vorigen  die  flach  ansteigende  Stirn,  den  niedrigeren  Schädel  im  Verhältnis» 
zur  Länge  und  die  spitze  Schnauze  des  ßronzehnndez. 

Nach  diesen  Thatsachen  sehen  wir  also  in  der  späteren  Steinzeit  und  in  der  Uebergangszeit 
zum  Bronzealter  eine  Mannigfaltigkeit  in  der  Form  des  Hundes  atiftreten,  welche  mit  dem  Ver- 
halten des  Haushundes  in  der  älteren  Steinzeit  ziemlich  contrastift.  Wir  sehen  einesthvils  grössere, 

Archiv  ftlr  Anthropologie.  Bd.  XII.  ja 


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74 


Dr.  Th.  Studer, 


mehr  jagdbundähnliche  Formen  auftreten,  an  welche  sich  die  grosse  Form  des  Biclersecs,  Fig.  11, 
direct  anschliesst,  andererseits  Formen,  welche  nach  der  windhundähnlichou  Raco  des  Bronzealters 
hinzufähren  scheinen,  alle  diese  Formen  durch  Uebergänge  unter  sich  und  mit  dem  Torfhnnde 
verbunden. 


Lattrigen  j 

Lattrigen 

Greng 

Länge  vom  vorderen  Rande  des  for. 

magn.  — Incisivalveolen  ...... 

155 

— 

— 

156 

157 

Länge  de»  harten  Gaumens 

88 

— 

— 

85 

89 

Länge  der  Nasenbeine  in  der  Mittellinie 
Länge  vom  Tuber  occipitole  zur  Wurzel 

60 

— 

— 

61 

, 62 

der  Nasenbeine 

94 

102 

101 

107 

93 

Breite  zwischen  den  Jochbogen  .... 
Breite  zwischen  dem  Alveolarrande  des 

102 

97 

92 

99 

— 

Oberkiefers 

64 

62 

&ü 

61 

60 

Breite  zwischen  den  Eckzahnalveolen  . 
Distanz  der  Processus  orbitaleB  des  Stirn- 

24 

— 

— 

23 

23 

beim? . 

— 

44 

45 

41 

— 

Hohe  des  SchädeU  vom  vorderen  Keil- 

he  ine  zum  Scheitel 

54 

ungenau 

— 

53 

öl 

52 

Beim  Uebersehen  des  ganzen  Materials  drängt  sich  der  Gedanke  auf,  dass  man  cs  hier  mit 
genetisch  zusammenhängenden  Formen  zu  thnu  hat.  l)ie  in  der  älteren  Steinperimio  noch  starre 
Form  wird  in  der  jüngeren  Zeit  und  der  ITebergangszeit  plastisch  und  zweigt  sich  nach  verschie- 
denen Richtungen  auseinander.  Oder  haben  wir  in  den  Hunden  der  späteren  Steinzeit  Krcuzungs- 
productc  zwischen  dem  alten  Hunde  und  dem  nen  eingeführten  Bronzehunde  vor  uns'/ 

Jeittele*  und  Naumann  versichern,  dass  der  grosse  Hund  erst  in  der  Bronzezeit  aufirete, 
aus  der  späteren  Steinzeit  ist  bis  jetzt  nur  der  im  Murten  er  Museum  aufbewahrte  Schädel  der 
Repräsentant  einer  dem  Bronzehund  an  Grösse  gleich  stehenden  Race.  Bei  der  grossen  Zahl,  in 
welcher  die  Zwischenformcn  in  Buttrigen,  Sutz  etc.  auftrete]] , müsste  aber  die  grosse  Form 
wenigstens  ebenso  reichlich  ihre  Reste  hinterlassen  haben,  wenn  sie  zur  Züchtung  mit  der  kleinen 
Stein  race  vorhanden  war. 

Ich  glaube  deshalb  zu  der  Annahme  berechtigt  zu  sein,  dass  die  grossen  Hundcracen  der 
Bronzezeit  nur  ein  Züchtungsproduct  aus  der  ursprünglichen  kleinen  Race  der  Steinzeit  seien  und 
dass  die  Uebergangsformen  dazu  die  mittelgrossen  Hunde  der  späteren  Steinzeit  darBtellen. 

Dafür,  dass  die  Pfahlbaucr  schon  früh  eine  Zuchtwahl  ausübten,  spricht  eine  Tbatsoche,  welche 
Rütimeyer  schon  in  der  „Fauna  der  Pfahlbauten“  hervorhebt.  Er  sagt  auf  S.  117:  „Fast  aI16 
llandeschüdei,  die  mir  bisher  aus  den  Pfahlbauten  zukamen,  gehören  vollkommen  erwachsenen  und 
meistens  sogar  alten  Thieren,  weit  seltener  waren  ganz  junge  Thicrc  and  Embryos,  Mittelstufen 
fanden  sich  kanm  vor.“  Diese  Beobachtung  wird  durch  die  seither  gemachten  Funde  vollkommen 
bestätigt  Schädel  von  Hunden  mittleren  Alter»  fehlen  fast  vollkommen,  Kiefer-  und  Scbädelstflcke 


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Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunderacen  in  den  Pfahlbauten.  75 

' ganz  junger  Thiere  sind  dagegen,  namentlich  an  Orten,  wo  das  Knochenmaterial  mit  grosser 
Sorgfalt  gesammelt  wurde,  wie  in  Lüsche rz,  relativ  häufig.  Die  meisten  Schädel  gehören  alten 
Thieren  und  zeigen  Spuren  gewaltsamer  Todesart,  eingeschlagene  Stirnbeine  etc.  Es  liegt  daher 
der  Gedanke  nahe,  dass  bei  den  Pfahlbauern,  wie  heutzutage,  nicht  der  ganze  W urf  des  Ilundes 
aufgezogen  wurde,  sondern  nur  einzelne  Individuen,  welche  mit  dem  Alter,  als  unbrauchbar,  ab- 
gethan  wurden,  die  übrigen  aus  dem  Wurf  wurden  einfach  ertränkt.  Mit  diesem  Verfahren  giebt 
sich  aber  eine  Auswahl  dor  für  dio  momentanen  Lebensbedürfnisse  passendsten  von  selbst 

Desor1)  hat  in  seinen  schönen  Arbeiten  über  die  Pfahlbauten  der  schweizer  Seen  mit  genügen- 
der Sicherheit  nachgewicseo,  dass  wir  in  dem  Volk  der  Bronzezeit  und  der  Steinzeit  nicht  zwei 
gegenseitig  sich  verdrängende  durch  successive  Wanderungen  aufeinander  folgende  VolksHtämme 
zu  sehen  haben,  sondern  dass  ein  und  dasselbe  Volk  durch  Culturfortschritt  sich  aus  der  Stcin- 
cultur  zur  Bronzecultur  hinaufarbeitet.  Die  von  Dr.  Gross  gefundenen  Uebergangsstationcn  mit 
Kupferwerkzeugen  illuatriren  diesen  allmäligen  Uebergang  der  beiden  Culturperioden  in  einander 
auf  das  schlagendste.  Wir  sehen  demnach  ein  Jäger-  und  Fischervolk,  das  schon  einen  geringen 
Viehstand  besitzt,  sich  an  unseren  Seen  ansiedcln.  Bald  entwickelt  sich  die  Viehzucht  und  zwar 
namentlich  die  des  Kindes  immer  mehr,  so  dass  wir  in  der  späteren  Steinzeit  unter  den  Haus- 
sieren vorherrschend  die  Culturrace  der  Frontosusform  vertreten  sehen,  im  Gegensatz  zu  der 
filteren  Zeit,  wo  noch  die  ursprünglichen  Stammformen,  Primigenius-  und  Brachycerosrace  fast 
allein  den  Bestand  des  Viehes  ausmachen.  Mit  Einführung  der  Bronze  tritt  die  Viehzucht  wieder 
mehr  in  den  Hintergrund,  die  grossen  Kinderracen  werden  klein  und  verkümmert,  nur  das  Schaf 
und  zwar  eine  grössere*  hornlose  Kate,  ist  reichlich  vertreten,  daneben  das  Schwein  und  zwpar  ein 
dem  jetzigen  llansschwein  näher  stehendes  Thier.  Daneben  tritt  nun  das  Pferd  als  neues  Haus- 
thier auf.  Die  Nothwendigkcit  der  Einfuhr  des  Pferdes  ist  klar,  wenn  wir  sehen,  dass  jetzt  der 
Ackerbau  bedeutenden  Fortschritt  gemacht  hat.  Gegenüber  diesem  musste  die  Haltung  von  zahl- 
reichem Grossvieh  zurücktreten,  während  die  des  Kleinviehes  zum  Abw'ciden  der  Brache  einen 
grösseren  Aufschwung  nahm. 

Allen  diesen  Wandlungen,  welche  eine  immer  grössere  Theilung  der  Arbeit  und  mannig- 
faltigere Lebensbedürfnisse  hervorriefen,  wohnte  der  erste  Begleiter  des  Menschen,  der  Hund,  mit 
bei.  Der  Mensch  wurde  veranlasst  dieses  Thier  nach  den  verschiedenen  Bedürfnissen  auszubilden. 
Wo  sich  diese  nicht  boten,  blieb  auch  der  Hund  auf  seiner  primitiven  Stufe  stehen. 

Die  einzigen  Hausthiere,  w'elche  die  Papuas  auf  N eu-Guinea  und  dem  Neu-Britannischen 
Archipel  besitzen,  sind  der  Hund,  das  Schwein1)  und  das  Ilaushuhn.  Alles  Thiere,  welche  der 
ursprünglichen  Fauna  der  australischen  Kegion  vollkommen  fremd  sind.  Schon  die  ältesten  Nach- 
richten über  jene  Völker  (Dampier  u.  a.)  erwähnen  dieser  Thiere  als  im  Besitz  der  dortigen 
Menschen,  welcher  seine  Hausthiere  wohl  schon  bei  seiner  Einwanderung  aus  dein  asiatischen  Fest- 
lande mitgebracht  hat. 

In  der  neuen  Hcimath,  wo  grössere  Jagd  thiere  fehlen,  der  Mensch  in  seinen  Existenzquellen 
auf  das  Meer  angewiesen  Ist,  lag  eine  Veranlassung  zu  besonderer  Ausbildung  des  Hundes  nicht 

*)  Lab  palafittes  du  Lac  de  Neuchatei  par  E.  Desor,  Paris  1865  und  Le  bei  age  du  brotize  lacustre 
en  Suisse,  Paris  1874.  Cap.  18. 

*)  ßieke:  Ueber  das  Schwein  der  Neu-Britannischen  Inseln.  Rütiruey er,  weitere  Beitrage  über  das  zahme 
Schwein  und  das  Hausrind.  Verb.  d.  naturf.  Genetisch,  in  Basel.  VI.  3,  1877. 

!()• 


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76 


Pr.  Th.  Stu der. 


vor,  er  blieb  der  Wächter  der  Hutten  oder  aank  zum  blossen  Nahrungsmittel  herab  und  erhielt 
sich  so  in  «einer  ursprünglichen  Form,  wie  die  Cultur  des  Menschen,  welche  heute  noch  auf  der 
Stufe  der  ersten  Pfahlbauansiedelungen  steht1)« 

Mögen  auch  die  ursprünglichen  Ausgangspunkte  der  Pfahlbauer  Europas  und  der  Papuas 
weit  von  einander  entfernt  gelegen  haben,  so  fielen  sie  doch  auf  einen  Punkt  des  Festlandes,  auf 
welchen  noch  das  Verbreitungsgebiet  des  indischen  Schweines  und  des  Hundes  in  wildem  Zustande 
fiel.  Beide  schlossen  sich  leicht  an  den  Menschen  an,  da  eine  Zähmung  derselben  schon  dem 
primitivsten  Culturzustandc  gelang. 

Ob  der  wilde  Canide  der  SchakfA  war,  wie  Jeitteles  sicher  annehmen  zu  müssen  glaubt,  oder 
was  mir  wahrscheinlicher  erscheint,  eine  Art,  welche  vollständig  in  den  Zustand  der  Domesticution 
überging  und  im  wilden  Zustande,  wie  unsere  meisten  Hausthiere  überhaupt,  nicht  mehr  existirt, 
wage  ich  hier  nicht  zu  entscheiden. 

Es  scheint  aber,  dass  gerade  aus  der  Familie  der  Caniden  auch  wildlebende  Formen  sich  seit 
der  Pfoldbauzeit  merklich  verändert  haben.  Ob  dieses  bei  dem  so  sehr  variablen  Wolfe  der  Fall 
gewesen  ist,  ist  mir  unbekannt.  Ein  paar  Unterkiefer  aus  der  Bronzestation  von  Auvernier  stimmet) 
in  der  Grösse  und  den  übrigen  Verhältnissen  genau  mit  unserem  grossen  Wolfe,  dagegen  scheint  der 
Fuchs  bis  auf  unsere  Zeit  erhebliche  Veränderungen  in  seinem  Bau  erlitten  zu  haben. 

In  der  Rennthierzeit,  welcher  die  Reste  der  Höhle  von  Thayingen  angeboren,  war  unBer 
RothfucliH  noch  kaum  vertreten.  Rütimeyer3)  erkannte  unter  150  Unterkieferhälften  des  Fuchses: 
06  als  dem  Eisfuchs,  82  dem  Vulpes  fulvus  von  Nordamerika  und  nur  2 als  dem  Rothfuchs 
gehörend  an.  . 

Vom  Fuchs  der  Pfahlbauten  sagt  er1),  dass  derselbe  selten  die  Mittelgrösse  des  heutigen 
Fuchses  erreichte,  der  Unterkiefer  höchstens  90  mm.  Die  Zierlichkeit  und  Schlankheit  der 
Knochen  stimmen  mit  der  Kleinheit  des  Schädels  überein. 

Naumann  fand  in  dem  Pfahlbau  vom  Starnberger  See  zwei  fast  vollständige  Schädel.  Er 
sagt  darüber:  „Die  Schädel  zeigen  ausnehmend  feine  Formen.  Die  Ansatzstellen  der  Schläfen- 
muskeln liegen  nicht  an  einem  Sagittalkamm.  Die  Verewigung  der  Schlüfenleisten  findet  erst  am 
Intcrparietale  statt.  Der  Zwischenraum  zwischen  den  Leisten  ist  im  Ganzen  lanzettförmig.“ 

Es  liegen  mir  vier  fast  vollständige  Schädel  des  Fuchses  ans  verschiedenen  Steiiistationen  vor, 
ferner  ein  Gesichtstheil  und  drei  Hirnschädel  nebst  zahlreichen  Unterkiefern  und  Extremitäten- 
knochen. Eine  Reihe  Unterkiefer  und  Extremitätenknochen  hatte  ich  ausserdem  Gelegenheit  in 
der  Sammlung  von  Herrn  Dr.  Uhlmann  in  Münchenbnchsee  zu  untersuchen. 

Alle  diese  Reste  stimmen  in  ihrem  Gepräge  mit  einander  und  mit  den  Schilderungen  Ruti- 
meyer’s  und  Naumann’H  überein,  während  sie  von  unserem  heutigen  Fuchse  in  mehreren 
Punkten  abweichen. 

Von  20  recenten  Fuclissdiädeln  der  hiesigen  Sammlungen  zeigt  der  kleinste  vom  vorderen 

*)  Feber  die  Papuas  des  Neu-BritanniRcheu  Archipels,  v.  Schleinitz,  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde  zu  Berlin  1878.  XII.  Studer,  Ein  Besuch  auf  den  Papuainaeln.  Deutsche  Geograph.  Blätter. 
•Jalirg.  I.  Bremen  1877. 

*)  Siehe:  Die  Veränderungen  der  Thierwelt  in  der  ßchweiz  seit  Anwesenheit  de*  Menschen. 
Basel  1875,  und:  Die  K noclienhölilo  von  Thayingen  bei  Schaffhaueen,  Archiv  für  Anthropologie. 
«.  Band  1875. 

8)  Fauna  der  Pfahlbauten,  8.  22. 


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Beitrag  zur  Kenntnis«  der  Hundoraccn  in  den  Pfahlbauten.  77 

Rande  des  Kommen  magnum  zu  den  Incisivalveolon  eine  Lauge  von  126  mm,  der  grösste  von 
141  mm.  Bei  allen  stossen  die  Schläfenleisten  schon  an  der  Coronalnaht  oder  wenig  hinter 
derselben  zusammen,  um  eine  mehr  oder  weniger  scharfo  Parietalcrista  zu  bilden,  welche  sich  mit 
dem  Occipitalkamme  vereinigt.  Der  Zwischenkiefer  erscheint  vom  gerundet,  die  Sckncidezälme 
bilden  ein  Kreissegment,  dessen  Radios  ungefähr  22  mm  beträgt.  Die  Schädel  der  Pfahlbauten* 
filchse  schwanken  zwischen  117  und  118  mm,  einige  Hirnschüdcl  deuten  auf  ein  wenig  grössere 
Schädel,  deren  Grösse  nach  den  Verhältnissen  der  ganzen  Schädel  sich  auf  circa  120  mm  belaufen 
haben  mag.  Die  Schl&fenleistcn,  ziemlich  schwach  ausgeprägt,  treten  bei  allen  erst  am  Intcrparietnle 
mit  der  Occipitalcrista  zusammen.  Auf  dem  Scheitel  lassen  sie  einen  verschieden  breiten,  lanzett- 
förmigen Raum  frei,  dessen  Spitze  nach  hinten  gerichtet  ist  and  dessen  Ränder  oft  etwas  nach 
innen  ansgeschweift  erscheinen.  Der  Zwischenkiefer  erscheint  länger  und  spitzer,  als  beim  modernen 
Fuchs,  so  dass  das  Kreissegment,  in  dem  die  Schncidezühne  stehen,  einen  Radius  von  bloss  un- 
gefähr 8 mm  besitzt.  Die  Verhältnisse  des  llirntheilea  zum  Gesicbtsthcil  sind  gleich,  wie  beim 
modernen  Fuchs.  Das  lliuterhauptsdreicck  erscheint  nur  weniger  nach  lauten  vorgezogen,  sondern 
fast  senkrecht  zum  hinteren  Rande  des  Foramcn  magnum  abfallend.  Die  Orbita  ist  beim  Fuchs  der 
Pfahlbauten  relativ  grösser,  als  beim  modernen  Fuchse,  was  auf  eine  bedeutendere  Grösse  des 
Bulbus  und  vielleicht  auf  eine  mehr  nächtliche  Lebensweise  des  Pfahlbaufucbses  schliessen  lässt. 

Das  eigenthQmlichc  Verhalten  der  Schädelkapsel  beim  Pfahlbaufuchsc  findet  sich  in  gleichem 
Maasse  bei  dem  Vulpes  fulvus  aus  Nordamerika,  während  die  Verlängerung  und  spitze  Form 
des  Zwischenkiefers  bei  letzterem  noch  weniger  entwickelt  ist,  als  bei  nuserem  Rothfuclis.  Auch 
stimmen  die  übrigen  Verhältnisse  des  Schädels,  Höhe  zn  Länge,  Geeichtstheil  zu  Hirnthcil  beim 
Pfahlhaufuchs  besser  mit  denen  des  europäischen  Rothfuclises. 

Immerhin  geht  ans  der  vorliegenden  Untersuchung  hervor,  dass  der  europäische  Fuchs  sich  in 
dem  verhältnissmässig  kurzen  Zeitraum  von  der  Steinzeit  bis  heute  nicht  unerheblich  verändert  hat  Er 
ist  grösser  und  stärker  geworden  und  dieser  Umstand  hat  genügt,  die  Gestalt  des  Schädels,  so  weit 
sic  durch  Entwickelung  der  Muskelgräten  bedingt  ist,  wesentlich  zu  beeinflussen. 

Ob  auch  andere  wilde  Thicrc  sieb  seit  jener  Zeit  geändert  haben,  muss  die  sieh  mehrende 
Masse  des  Materials  zeigen.  Für  die  Manierarten  der  Steinzeit  hebt  Rütimeycr  die  stärkere 
charakteristische  Ausprägung  des  Gebisses  hervor,  Grösse  und  Form  des  Schädels  sind  dieselben 
geblieben.  Dasselbe  gilt  vom  Fischotter,  dem  braunen  Bären  und  den  Nagern,  namentlich  dem  Biber. 

Ich  möchte  mir  zum  Schluss  noch  eine  Bemerkung  über  den  Werth,  welchen  die  von  Aegyp- 
ten) und  Assyrcrn  binterlassenen  Denkmäler  in  Bezug  auf  die  Frage  nach  der  Abstammung  des 
Hundes  haben,  erlauben.  Wenn  wir  annehmen  dürfen,  dass  jedes  Volk  sich  aus  einem  wilden 
Urzustände  allmälig  im  Laufe  der  Zeiten  zn  einer  höheren  Cultur  emporarbeitet,  so  bezeichnet  der 
Zustand,  in  welchem  es  im  Stande  ist,  seine  Timten  durch  beschriebene  Denkmäler  auf  die  Nach- 
welt zn  übertragen,  bereits  einen  hoben  Culturzustand,  welchen)  eine  lange  vorgeschichtliche 
Periode  der  Entwickelung  voranging. 

Nun  sehen  wir,  dass  gerade  der  Hund  dasjenige  Thier  ist.  Welches  zuerst  sieh  dem  Menschen 
anschloss  und  seinen  Begleiter  während  des  ersten  Jägerlehens  abgnl».  Die  Denkmäler  stellen  uns 
daher  ein  schon  lange  domesticirtes  Thier  dar,  das  durch  lange  Züchtung  bereits  von  seiner  ur- 
sprünglichen Gestalt  bedeutend  abweichen  kann.  Für  die  Beurtheilung  der  späteren  Raten  müssen 
dagegen  diese  Denkmäler  von  unschätzbarem  Wertbe  sein. 


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Erklärung  der  Tafel. 

(Die  Abbildungen  sind  in  */j  natürlicher  Grösse  gehalten.) 


Figur  l.  Seitenansicht  den  Hundeschädel»  von  Neu-Irland. 

„ 2.  Untere  Ansicht  desselben  Schädel». 

. 3.  Seitenansicht  eines  Hundeschädels  aus  der  Station  Schaffis  (Mus.  Bern). 

, 4.  Seitenansicht  eines  Hundeschädels  von  L&soherz  (Mus.  Bern). 

„ 5.  Harter  Gaumen  desselben  Schädel». 

. fl.  Harter  Gaumen  der  breitaehnanzigen  Form  von  Lüscherz  (Hu.  Bern). 

„ ?.  Seitenansicht  des  Schädels  der  grösseren  Hundeform  von  Lattrigen  (Mus.  Bern). 

„ 8.  Harter  Gaumen  von  demselben  Schädel. 

* 9.  Harter  Gaumen  der  grösseren  Hundeform  von  An  vernier*  Sammlung  von  H.,  Dr.  Gross. 

. 10.  Seitenansicht  des  Schädel»  der  mittel  grossen  Form  von  Hörigen.  Sammlung  von  Dr.  Gross. 

„ 11.  Seitenansicht  eines  Uundeschädels  aus  dem  Bielersee.  Sammlung  von  Dr.  Uhltnann. 

„ 12.  Schädel  des  Fuchses  ans  dem  Pfahlbau  von  Schaffis  (Mus.  Bern). 

„ 13.  Schädel  des  europäischen  Rothfacbsee  (Mus.  Born). 

ff  14.  Schädel  des  xiordamerikauiachen  Fuchses,  Vulpes  fulvus.  Desm.  Anatom.  Sammlung,  Bern. 


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Kleinere  Mittheilungen. 


Zehn  Lappländer  in  Deutschland.  In 
der  Sitzung  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  vom 
10.  März  1879  sprach  ich  über  die  im  zoologi- 
schen Garten  za  Düsseldorf  weilenden  zehn  Lap- 
pen, die  ich  an  demselben  Tage  untersucht  hatte 
und  deren  Photographien  ich  vorzeigte.  Iierr 
Hagenbeck  in  Hamburg  befriedigt  nicht  nur  die 
Neugierde  des  Publikums,  sondern  macht  sich  um 
die  Wissenschaft  verdient,  wenn  er  uns  von  Zeit 
zu  Zeit  die  Bewohner  ferner  Länder  vorführt.  Im 
Jahre  1875  kam  Bohle  zweimal  mit  vier  Lappen 
nach  Deutschland,  Hagenbeck  zeigte  dann  sechs, 
über  die  Virchow,  Zeitscbr.  für  Ethnol.  Berlin 
1875,  S.  28  u.  225,  and  Ecker,  Lappland  und 
die  Lappländer.  Freiburg  1878,  berichtet  haben1). 
Alte  Nachrichten  über  die  Lappen  hat  Prichard 
in  grosser  Reichhaltigkeit  zuaamniengestellt , ein 
neueres  Werk  verdanken  wir  dem  Prof.  0.  v.  Dü- 
ben: Om  l^appland  och  Lappame.  Stockholm  1873. 
Während  die  im  vorigen  Jahre  in  Cöln  gezeigten 
Eskimos  sofort  ihre  mongolische  Abkunft  verrie- 
tbeu,  ist  bei  diesen  derselbe  Typus  in  seinen  Merk- 
malen abgeschw&cbt,  aber  die  mongolische»  Ver- 
wandtschaft ist  immer  noch  erkennbar  in  der  klei- 
nen KörpergeBtalt,  der  Brachycephalie,  dem  breiten 
Gesiebte  und  spitzen  Kinn,  dem  schwachen  Barte, 
der  Nase  mit  eingobogenem  Rücken;  nur  in  einem 
Falle  sind  die  Augcnapalton  schief  gestellt,  bei  an- 
deren zeigt  sieb  noch  die  Hautfalte  am  äusseren 
Augenwinkel  aufwärts  gerichtet.  Fast  Alle  zeigen 
die  ohne  Läppchen  angewachsene  Ohrmuschel. 
Es  sind  vier  Männer,  eine  Frau,  ein  erwachsenes 
Mädchen  von  18  Jahren,  ein  solches  von  15,  zwei 
Knaben  von  3 und  von  13  Jahren  und  ein  Kind 
von  5 Wochen.  Die  Leute  sind  Berglappen  aus 
dem  norwegischen  Lappland  von  Käutokeino,  wel- 
ches unter  dem  69.  und  von  Karasjok,  welches 
zwischen  dem  69.  und  70.  Grade  n.  Br.  liegt.  Es 
sind  dies  die  nördlichsten  Gegenden,  aus  denen 
Lappen  bisher  zu  nns  gebracht  worden  sind.  Man 
darf  voraussetzen,  dass  sie  den  Typus  reiner  be- 

•)  Zur  Berichtigung.  Die  von  mir  a.  a.  0.  beschrie- 
twaen  4 (nicht  6)  Lappländer  sind  nicht  dieselben,  Über 
welch«  Virchow  a.  a.  O.  berichtet  hat. 

Ecker. 


wahrt  haben,  als  die  vom  Fischfang  lebenden  Küsten- 
lappen; die  Familie  Sara,  der  drei  der  Leute  an- 
geboren, wird  ausdrücklich  als  eine  der  ältestcu 
lappischen  Familien  bezeichnet.  Die  von  Ecker 
gegebenen  Bilder  zeigen  kaum  noch  mongolische 
Züge. 

Die  an  den  neun  Personen  genommenen  Ma&sse 
sind  die  folgenden: 

(Siehe  die  Tabelle  auf  folgender  Seite.) 

Die  mittlere  Grösse  der  vier  Männer  ist  150,2, 
von  Düben  fand  150,  die  der  beiden  erwachsenen 
Frauen  ist  143,5.  Der  Schädel breitenindex  der 
Männer  ist  86,1,  der  beiden  Frauen  95  und  87,4, 
im  Mittel  91,2.  Virchow  fand  an  drei  lebenden 
Männern  im  Mittel  86,9,  bei  einer  Frau  nur  80,1. 
Diese  Lappen  wurden  auch  bereits  in  Paris  ge- 
zeigt, wo  Bordier  über  dieselben  berichtet  bat, 
vgl.  Bullet,  de  la  Soc.  d'Anthrop.  1878,  p.  396. 

Auffallend  ist,  dass  vier  von  diesen  Lappen 
blaues  oder  blaugraues  Auge  haben,  nur  zwei  sind 
schwarz  von  Haar,  die  Kinder  sind  blond.  Yon 
den  Gliedern  der  Familie  Sara  ist  nor  das  13 jäh- 
rige Mädchen  blond,  keines  bat  blaue  Augen.  Am 
meisten  mongolische  Züge  hat  die  Frau,  was  auch 
Virchow  bei  einer  anderen  Gruppe  beobachtet 
hat.  Schiefe  Augenspalten  hat  auch  nur  ein  Mäd- 
chen. liier  bestätigt  sich,  dass  das  weibliche  Ge- 
schlecht den  niederen  Typus  länger  festhält.  Schon 
von  Düben  führt  an,  dass  es  in  Lappland  Flachs- 
köpfe mit  blauen  Augen  gebe,  dasselbe  hörte  Vir- 
chow in  Finnland  sagen.  Dieser  fand  an  den  vier 
von  ihm  in  Berlin  untersuchten  Lappen,  dass  die 
braune  Iris  bei  Abend  einen  bläulichen  Schein 
habe.  Lappen  und  Finnen,  die  sich  selbst  Saame 
und  Soome  nennen,  sind  von  demselben  Stamme, 
jene  aber,  die  Tacitus  Fenni  nennt  und  als  ein 
sehr  wildes  Volk  schildert,  sind  für  die  älteren  Be- 
wohner des  Landes  zu  halten,  welche  von  diesen 
nach  Norden  gedrängt  worden.  In  dem  Sagen- 
buch der  Finnen,  der  Kulewala,  werden  die  Lap- 
pen als  abergläubische  Zauberer  und  als  schief- 
äugig bezeichnet.  Die  ursprünglichen  Lappen 
werden  dunkel  von  Haar  und  Auge  gewesen  sein 


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80 


Kleinere  Mittheilungen. 


Alter,  Geschlecht 
und  Farbe 

Kopf- 

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B 

H 

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Breite 

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B 

JZ 

3 

a 

Jim  Porsanger  ..... 

i 

f J 4Ö  J.,  schwarzes  Haar,) 

| gelbbraune  Augen  j 

154 

| 180 

155 

109 

168 

68 

86,1  1 

70 

Jun  Gaupa  

| $ 38  J.,  braunes  Haar,  1 
\ blaue  Augen  j 

152 

172 

154 

106 

157 

58 

89,5 

68,8 

Michel  Sara 

j 23  J. , braunes  Haar,  j 
I braune  Iris,  die  äusseren  1 
1 Augenwinkel  nach  obenl 
' gerichtet  ' 

151 

178 

150 

ne 

148 

63 

84,2 

79,3 

Per  Larsen  Anti  .... 

20  J. , braunes  Haar) 
\ und  Iris  J 

145 

172 

146 

116 

158 

04 

84,8 

79,4 

Kirsten,  Frau  von  Gaupa 

f?  3«  J.f  blaue  Augen,! 
1 brau  ne»  Haar  | 

143 

162 

154 

[ 96 

152 

65 

95 

62,3 

Kirsten  Sara 

[9  18  J.,  Haar  schwarz,! 
1 braune  Iris,  die  äusseren  1 
I Augenwinkel  nach  oben! 
' gerichtet  • 

144  i 

175 

153 

131 

156 

62 

87,4 

. «2,3 

Inger  Gaupa 

15  J.,  blaue  Augen,! 
' brauuer  Haar,  AugeuspuM 
l ten  schief 

- 

168 

153 

111 

150 

62 

91  i 

| 

72,5 

Aslac  Sara 

13  J. , blondes  Haar,) 
\ gelbe  Iris  j 

— 

174 

157 

108 

145 

55 

90 

68,7 

Nilas  Gaupa 

| j*>  3 J.,  blondes  Haar,  | 
blaues  Auge  j 

- 

161  ; 

; 147 

i 

119 

131 

47 

91,3 

80 

und  die  helle  Abänderung  ist  erst  später  entstan- 
den. Die  russischen  Lappen  werden  von  Dr.  Euro* 
paeuH  als  ohne  Ausnahme  schwarzhaarig  bezeich- 
net. Virchow  fand  in  Südfinnland  fast  allo  Men- 
schen blond  von  Haar  und  blau  von  Augen.  Er 
bemerkt«,  dass  das  Haar,  welches  bedeckt  war, 
dunkler  war  als  das,  welches  im  Lichte  bleicht« 
und  röthlich  wurde.  Stic* da  giobt  indessen  an, 
dass  bei  Finnen  und  Esthcn  nur  ein  Dritttheil 
blond  sei.  Weil  Lappen  und  Finnen  meist  dunkel 
aber  auch  zuweilen  blond  sind,  darf  man  die  Farbe 
eben  nicht  für  ein  wesentliches  und  unveränder- 
liches Merkmal  halten  und  Virchow’s  Schluss  ist 
nicht  zulässig,  wenn  er  sagt:  weil  die  Finnen  blond 
sind,  so  können  sie  mit  den  als  brünett  abgege- 
benen Brnchycephalen  von  Deutschland,  Frankreich 
und  Italien  in  keinem  Zusammenhänge  stehen. 
Die  grössere  Häufigkeit  der  Blonden  bei  den  Fin- 
nen wird  mit  ihrer  sesshaften  Lebensweise  uud 
mehr  entwickelten  Cultnr  in  Verbindung  zu  brin- 
gen sein.  Ilögström  sagt  geradezu,  wenn  der 
Lappe  Ackerbau  treibt,  ist  er  Finne.  Schon  Pri- 
chard  widerlegt  die  Ansicht,  dass  die  Finnen 
durch  Vermischung  mit  den  Schweden  oder  ande- 
ren germanischen  Stämmen  blond  geworden  seien 
mit  der  Bemerkung,  dass  die  Masse  des  Volkes  im 
Inneren  des  Landes  rein  und  unvermischt  geblie- 


ben sei.  Ein  triftigerer  Grund,  die  kleinen  blon- 
den Lappen  nicht  für  Mischlinge  zu  halten,  ist 
wohl  der,  dass  sie,  wenn  sie  solche  wären,  auch  die 
grössere  Körpergestalt  der  germanischen  Stämme 
geerbt  haben  würden.  Die  geringe  Körpergrösse 
ist  ein  Raoenmerkmal  der  meisten  Mongolen  und 
insbesondere  der  Polarvölker.  Wenn  auch  nach- 
weislich eine  üppige  Ernährung  bei  Meuschen  und 
Thieren  einen  das  Grössenmaass  steigernden  Ein- 
fluss übt,  so  hängt  dieses  doch  nicht  allein  davon 
ab.  wie  schon  ein  Vergleich  der  romanischen  Stämme 
Europas  mit  den  germanischen  zeigt.  Man  wird 
auch  einen  klimatischen  Einfluss  bei  den  Polar- 
Völkern  annehmen  müssen.  Dazu  kommt,  dass  bei 
roben  Völkern  auch  die  durch  keine  Sitte  be- 
schränkte frühe  Geschlechtsbefriedigung  der  indi- 
viduellen Entwickelung  ein  vorzeitiges  Ziel  setzen 
wird.  Schon  der  alte  Scheffer  sah  die  Verschie- 
denheit der  Finnen  uud  Lappen  in  der  Diät  und 
dem  Klima  begründet  uud  Hu  eck  sagt  von  den 
Esthen,  sie  Beien  bei  guter  Nahrung  gross,  aber 
klein,  wenn  sie  ein  kärgliches  Sklavenlehen  füh- 
ren müssten.  Bemerkenswerth  ist,  das»  Tacitus 
und  Procopiua  die  Lappen  noch  als  Jäger  schil- 
dern, die  von  der  Beute  der  Jagd  leben,  ihr  noma- 
disches Hirtenleben  mit  dem  Keunthier  scheint 
sich  orat  später  entwickelt  zu  haben,  denn  erst  der 


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Kleinere  Mittheilungen.  81 


Lombarde  Paulas,  der  das  Volk  der  Lappen,  die 
er  Scritobini  nennt,  als  änsserst  roh  beschreibt, 
erwähnt  des  Rennthiers,  in  dessen  Felle  sie  sich 
kleideten.  Vircbow  hat  die  Ansicht  anfgestellt, 
die  er  auch  nach  Untersuchung  der  hier  bespro- 
chenen Lappen  aufrecht  hält,  dass  dieselben  eine 
in  Folge  ungenügender  Nahrung  pathologische 
Race  seien  und  findet  das  Gebiss  wenig  ausgebil- 
det wegen  vorwiegender  Milchnahrung.  Ecker 
konnte  an  den  von  ihm  beobachteten  vier  Lappen 
nichts  Krankhaftes  finden.  Auch  der  Bericht- 
erstatter kann  diese  Ansicht  nicht  zu  der  seinigen 
machen.  Arthur  de  Capell-Brooke,  der  die 
norwegischen  Berglappen  in  der  Nähe  der  frühe- 
ren englischen  llandelsfactorei  Fuglenaes  bei  Häm- 
mertest »ehr  genau  beobachtete,  wo  sie  während 
des  Sommers,  vor  dem  Ocsfrtw  turnndi  der  Wälder 
fliehend,  auf  der  gebirgigen  Küste  verweilen,  schil- 
dert ihre  N'abrungs weise  genau  und  sagt,  dass  sie 
zwar  im  Sommer  sparsam  lebten  von  der  sehr 
wohlschmeckenden  Milch,  im  Winter  aber  Fleisch 
und  Käse  verzehrten  und  in  einer  Art  von  Ueber- 
floss  sich  befanden.  Ihre  Kleinheit  kann  auch 
darum  nicht  einem  Nahrungsmangel  zugeschrieben 
werden,  weil  schon  die  alten  Lappen,  wie  die  Grab- 
schädel beweisen,  zu  einer  Zeit,  wo  die  Wälder 
gewiss  eine  ergiebigere  «Jagdbeute  lieferten,  wie 
jetzt,  klein  von  Gestalt  waren.  Es  wird  aber  auch 
von  vielen  Schriftstellern,  die  Prichard  nennt, 
ihre  Gewandtheit  und  Körperkraft  gerühmt;  nach 
Peter  Claudi  kann  ein  Norweger  ihre  Bogen 
kaum  über  die  Hälfte  spannen.  Das  spricht  nicht 
für  eine  pathologische  Race.  Die  im  äussersten 
Winkel  Europas  noch  lebenden  Lappen,  deren  Zahl 
nur  noch  auf  20000  geschätzt  wird,  haben  ein 
ganz  besonderes  Interesse  für  uns,  seitdem  wir 
wissen,  dass  sie  der  Rest  eiues  uralten  Volkes  sind, 
welches  vor  der  Einwanderung  der  Germanen  einen 
grossen  Theil  deB  nördlichen  und  mittleren  Euro- 
pas bewohnt  hat.  Man  kann  die  heutigen  Lappen 
nicht  mehr  für  Wilde,  nicht  einmal  für  Halbwilde 
halten,  wenn  sie  auch  sieb  nicht  waschen  und 
kämmen  und  noch  zum  Nähen  oft  sich  der  zer- 
kauten Rennthiersehuen  bedienen  oder,  wie  in  prä- 
historischen Zeiten , den  durchbohrten  Bäreozahn 
als  Amulet  am  Leibe  tragen.  Dass  sie  ein  altes 
Volk  sind,  beweist  auch  ihre  Sprache,  die,  wie 
schon  Scheffer  zeigte,  mit  der  finnischen  dieselbe 
ist.  Sie  hat  nach  Max  Müller,  Vorles.  über  die 
Wissenschaft  der  Sprache.  Leipzig  1870,  S.  182, 
nur  elf  Cousonanten  und  wird  in  dieser  Armnth 
nur  von  den  polynesischen  und  australischen  Spra- 
chen übertroffen,  die  deren  zehn  und  acht  haben, 
während  das  Griechische  und  Lateinische  17,  das 
Sanscrit  37  hat.  Auch  kann  die  Häufigkeit  des 
Vocilei  a,  der  der  älteste  der  reinen  Vocale  ist, 
weil  er  mit  der  leichtesten  Mühe  gesprochen  wird, 
für  ein  Merkmal  des  Alters  der  lappischen  Sprache 

Archiv  für  Aalhrcpologi«.  IUI.  XU. 


gehalten  werden.  Schon  die  vorgeschichtlichen 
Rest«  des  Rennthieres  in  Schwaben  wie  in  den 
Pyrenäen,  and  noch  mehr  die  von  dem  damals  mit 
ihm  lebenden  Menschen  gefertigten  Geräthe  spre- 
chen dafür,  dass  die  Reunthierjäger  jener  Zeiten 
ein  den  heutigen  Lappen  ähnliches  Volk  waren, 
das  mit  dem  Rennthier  nach  Norden  gedrängt 
wurde;  vergl.  d.  Bericht  der  Authropologen Ver- 
sammlung in  Dresden  1875,  S.  59.  Die  klimati- 
schen Ursachen,  welche  dazu  mitgewirkt  haben, 
hängen  gewiss  mehr  von  den  durch  die  Cultur 
veranlaflst.cn  Veränderungen  der  Erdoberfläche  als 
von  gewaltsamen  Naturereignissen  ab.  Wenn 
Eoker  angiebt,  dass  das  prähistorische  Rennthier 
bis  zum  44.  Grade  n.  Br.  sich  verbreitet  habe,  das 
lebende  nur  bis  zum  63.  sich  finde,  so  gilt  dies 
nur  für  Europa,  denn,  wie  v.  Brandt  gezeigt  bat, 
lebt  noch  heute  das  Rennthier  in  Asien  bis  zum 
46.  Grade  n.  ßr.  Alte  Lappenschädel  sind  schon 
mehrfach  in  Gegenden  gefunden,  welche  viel  süd- 
licher liegen  als  ihr  jetziges  Wohngebiet  und  zu- 
weilen unter  Umständen,  die  es  wahrscheinlich 
machen,  dass  dies  Volk  einen  Theil  Deutschlands 
und  Frankreichs  vor  den  Germanen  und  Galliern 
bewohnte.  Die  alteu  Steingräber  Skandinaviens 
bewahren  die  Reste  dieser  Race,  auch  in  dem  1871 
bei  Aarhuus  in  einem  Baumsarg  gefundenen  noch 
bekleideten  Skelet,  welches  sich  in  Kopenhagen 
befindet  und  der  Bronzezeit  angehört,  konnte  ich 
eine  Lappin  erkennen;  vgl.  Corrcspondenzbl.  d.  d. 
a.  G.  1876,  S.  46,  und  Compt.  rend.  du  congres 
de  Stockholm,  II,  1876,  p.  842.  Retzius  fand  schon 
einen  bei  Meudon  in  Frankreich  gefundenen  Schädel 
mit  einem  von  Steego  auf  der  Insel  Moen  ganz 
übereinstimmend,  was  ich  bestätigen  konnte,  vgl. 
Retzius,  Ethnolog.  Schriften  1864,  S.  62  und 
Bericht  über  den  international.  Congress  in  Kopen- 
hagen 1869,  Archiv  IV,  S.  352.  Graf  Ouvaroff 
faud,  dass  die  zahlreichen  Gräber  der  Meriah’s  an 
der  Wolga  aus  dem  10.  und  11.  Jahrhundert  nicht 
slavisch  sondern  finnisch  sind  und  viele  alte  Orts- 
uud  Flnssnamen  dieses  Gebietes  deuten  auf  die 
Anwesenheit  eines  finnischen  Volkes  in  südlicheren 
Gegenden , als  sie  jetzt  bewohnen.  Unter  den 
Kleiurussen  findet  man  Gesichtsbildungen,  die  de- 
nen unserer  Lappen  sehr  ähnlich  sind.  Nach  Gei- 
jer  ergiebt  sich  aus  alten  Nachrichten,  dass  Lap- 
pen sich  bis  zu  den  an  der  Küste  von  Dänemark 
gelegenen  Inseln  der  Ostsee  verbreiteten,  ln  Russ- 
land enthalten  Esthland  und  Kurland  noch  be- 
stimmte Ueberreste  der  alten  finnischen  Bevölke- 
rung. In  Walk,  140  Werst  östlich  von  Riga,  tritt 
nach  Prichard  das  filmische  Idiom  an  die  «Stelle 
des  lithuuischen.  Hier,  sagt  Er  man,  ist  die  klar 
bezeichnetc  Grenze  der  hnnno  - finnischen  Race, 
welche  früher  in  Europa  weit  verbreitet  war  und 
sich  jetzt  von  Finnland  weit  nach  Asien  erstreckt. 
Selbst  in  Memel  unterscheiden  Bich  die  finuischeu 
11 


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«2 


Kleinere  Mittheilungen. 


Lundlcute  tod  deu  lithauischen  sehr  deutlich,  sie 
sind  besonders  fclein,  diese  aber  gross.  Pie  Be- 
merkung des  Baron  v.  Ilerberatein,  Commeut. 
de  reb.  moscov.  Ba&il.  1571,  dass  die  Bevölkerung 
von  Alt-Prenssen  aus  Riesen  und  Zwergen  bestehe, 
darf  unzweifelhaft  anf  die  lappisch  - finnische  and 
indogermanische  Race  bezogen  werden.  Die  mehr- 
fach in  Norddeutsehland  gefundenen  alten  Schädel 
eines  brach ynephalen  Volkes  dürfen  wohl  den  Lap- 
pen oder  Finnen  zugc&chrieben  werden,  wie  die 


von  Uelde  bei  Lippst&dt  und  die  von  Sch  wann 
in  Mecklenburg  und  andere;  dasselbe  gilt  von 
einigen,  die  einer  noch  ferneren  Zeit  angehören, 
wie  diu  aus  dem  Diluvium  bei  Ilamm  und  bei 
Werne  in  Westfalen.  Ich  bin  der  Ansicht,  dass 
sich  auch  in  der  heutigen  Bevölkerung  Norcl- 
dcutschlands  nicht  nur  Gesichtszügo  und  Körper- 
gestalt, sondern  uueh  noch  kraniologische  Merk- 
male finden,  welche  auf  lappischen  Ursprung  hin- 
weisen. 

II.  Schaaffhauseu. 


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Referate. 


I.  Zeitschriften*  und  Bücherschau. 


1 — 6.  Ethnographische!  aus  der  neueren  Heise* 
literatur  von  Fr.  Batsel1). 

1.  Karl  Sachs,  Aus  den  Llanos.  Schilderung 
einer  naturwissenschaftlichen  Reise  nach  Vene- 
zuela. Mit  Abbildungen.  Leipzig,  Verlag  von 
Veit  u.  Comp.  1878. 

Dr.  Karl  Sachs  hielt  sich  zum  Zweck  natur- 
wissenschaftlicher Forschungen,  besonders  über  die 
Zitteraale,  vom  Ootober  1876  bis  Juli  1877  in 
Venezuela  auf.  Kr  reiste  im  Auftrag  der  Humboldt- 
Stiftung.  Man  begreift,  dass  Beobachtungen,  die 
über  die  Grenzen  der  ihm  gestellten  Aufgaben  hin- 
auslagen,  in  so  kurzer  Zeit  nicht  in  vertiefender 
Weise  gemacht  werden  konnten,  sondern  dasB  wir 
es  hier  mehr  mit  Schilderung  der  ersten  Kindröcke, 
mit  Bericht  vereinzelter  interessanter  Thatsachen 
oder  mit  Betrachtungen,  mehr  oder  weniger  origi- 
nalen, über  Gesehenes  und  Gehörtes  zu  thun  haben. 
Da  aber  l)r.  Sachs  ein  vielseitig  vorgebildeter 
und  mit  Scharfe  und  Geist  beobachtender  Forscher 
war,  vermochte  er  trotz  der  verhältnissmässigen 
Flüchtigkeit  seiner  Reise  doch  eine  so  grosse  Zahl 
von  bemerkenswerthen  Thatsachen  aufzuzeichnen, 
dass  sein  Buch  zu  den  lehrreicheren  und  anregen- 
deren nuter  den  Rcisebcschreibungcn  gehört,  welche 
unsere  Literatur  über  Südamerika  aufzuwci&eu  hat 
Unter  den  Theilen  von  Venezuela,  die  Sachs 
besuchte,  sind  es  die  Llanos,  in  welchen  er  am 
längten  verweilte,  und  über  die  Bevölkerung 
der  Llanos  hat  er  daher  auch  am  meisten  init- 
zutheilen.  Die  Bewohner  dieser  Steppen  „bestehen 
in  dem  südlich  vom  Rio  Meta  gelegenen  Theilo 
ausschliesslich  aus  unabhängigen  Indianern,  die 
den  Stämmen  der  Guahibos,  Guaiuus  und 
Otoinncas  angeboren.  Nördlich  davon  sind  es 

’)  Fortsetzung  von  Nr.  51.  Bd.  XI,  8.  369. 


die  sogenannten  Lianeros,  eine  eigene  Classe  far- 
biger Menschen,  welche  durch  Mischung  der  ver- 
schiedenen Racen  des  Landes,  der  rothen,  weissen 
und  schwarzen  entstanden  sind.  Ausgenommen 
sind  nur  die  wenigen  kleinen  Städte,  wie  Calabozo 
und  San  Fernando,  welche  Handel  und  Gewerbe 
treiben  und  »ich  in  ihrer  aus  allen  Bern  belassen 
zusammengesetzten  Bevölkerung  von  den  anderen 
Städten  der  Republik  nicht  unterscheiden.  Die 
eigentlichen  Llaneros  bewohnen  nicht  die  Städte, 
sondern  das  freie  Land,  meistens  als  Peone  auf 
den  ilatos  oder  Meierhöfen  einiger  reichen  Heerdon- 
besitzer,  zutu  T heil  auch  in  eigenen  kleinen  Nieder- 
lassungen.“ (93).  Das  Leben  dieser  Llaneros  be- 
schreibt Sachs  als  eines  der  sorglosesten  und 
ursprünglichsten.  K»  ist  das  der  argentinischen 
Gauchos,  nur  ins  Tropische  übersetzt,  d.  h.  träger 
und  lässiger.  Ihre  Hauptktuist  bestellt  im  Reiten 
und  Lassowerfen.  Der  Knabe  ist  mannbar,  sobald 
er  ein  ungezuhmtes  Ros»  zu  bändigen  and  einen 
wilden  Stier  mit  dem  Lasso  zu  Boden  zu  rei»»eti 
vermag.  Von  Jugend  auf  an  deu  Kampf  mit  der 
Natur  gewöhnt,  ist  der  Llanero  tollkühn  und  wag- 
halsig. Dadurch,  »owie  durch  seine  Kunst  in  der 
Handhabung  der  Lanze,  giebt  er  ein  vortreffliches 
Material  für  die  Armee  ab,  deren  gefürchtctste 
Truppe  die  Lanzenreiter  aus  den  Llanos  sind  (der  Prä- 
sident Guzman  Blaneo  hatte  sich  mit  einer  Leib- 
wache ans  Llaneros  umgeben),  ist  aber  gleichzeitig 
durch  seinen  Lciehtsinu  und  seinen  Waukeluiuth 
ein  politisch  sehr  unzuverlässiges  und  allen 
Wechseln  übermässig  zugeneigte»  Klement.  Am 
treuesten  ist  er  wahrscheinlich  seinem  Pferde,  das 
er  als  einen  Tbeil  von  sich  seihst  mit  ausgesuchter 
Fürsorge  behandelt.  Die  Frauen  und  Mädchen 
der  Llanos  sind  neben  deu  häuslichen  Beschäfti- 
gungen, die  sich  auf  sehr  wenig  reduciren,  höchstens 

11* 


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84 


Referate. 


noch  mit  der  Bestellung  eines  kleinen  Bananen- 
otier Yucafeldes  beschäftigt.  Eigentliche  Ehen 
werden  unter  den  Lianeros  selten  geschlossen, 
wiewohl  es  kaum  je  an  Kindersegen  mangelt.  „Als 
ich  einst  ein  junges  Mädchen,  das  einen  niedlichen 
Säugling  auf  seinen  Knieeu  schaukelte,  frng,  wer 
der  Vater  des  Kindes  sei,  erhielt  ich  genau  die- 
selbe Antwort,  welche  Sir  Mead  unter  ähnlichen 
Umständen  in  den  Pampas  erhielt,  nämlich:  „Quien 
sähe?  Wer  mag  das  wissen“  (95).  Uebrigens  ist 
diese  Vorliebe  für  wilde  Ehen  nicht  nur  eine 
Eigentümlichkeit  der  Llanos,  wenn  auch  hier  im 
höheren  Grade  entwickelt  als  im  übrigen  Venezuela. 
Sie  bildet  iiu  Gegenteil  einen  der  Charakterzüge 
des  venezolanischen  Lebens,  dem  sie  den  Stempel 
der  Halbbarbarei  anfdrücken  hilft,  der  im 
Ganzen  und  Grossen  für  alles  Spanisch  - Ameri- 
kanische so  sehr  bezeichnend  ist  Der  Reisende 
findet  einmal  hei  seiner  Fahrt  auf  dem  Portuguesa 
(Nebenfluss  des  Apure)  Gelegenheit,  einen  Disput 
über  diesen  Gegenstand  zwischen  dem  Patrone, 
einem  Weissen  und  einem  mitreisenden  Indianer 
zu  hören:  „Der  eine,  der  Patron,  plaidirte  für  ein 
geordnetes,  vom  Segen  der  Kirche  geweihtes  Ehe- 
leben, während  der  Andere,  wohl  in  Erinnerung 
an  die  polygamen  Verhältnisse  seines  Stammes, 
ihn  seiner  Sclnverei  halber  verspottete  und  die 
Vorzüge  der  freien  Liebe  vertheidigte.  Unter  den 
niederen  und  mittleren  Venezuelas,  fährt  Sachs 
fort,  wenigstens  im  Inneren  des  Landes,  sind 
kirchliche  Ehen  geradezu  eine  Seltenheit;  oft  war 
ich  erstaunt,  wenn  mir  in  einem  ziemlich  respec- 
tabcln  Hause  der  Hausherr  seine  „Seflora  eßposA“ 
in  aller  Form  vorstellte,  und  ich  hinterher  erfuhr, 
dass  hier  nur  eine  freie,  mit  gegenseitigem  Kün- 
digungsrecht eingegangene  Voreinigung  vorlag. 
Jeden  Augenblick  kann  eine  solche  wilde  Ehe 
gelöst  werden  und  beide  Theile  „verheirathen“  sich 
aufs  Nene,  ohne  dass  man  dariu  etwas  Anstössiges 
findet  In  die  vorhandenen  Kinder  theilt  man  sich 
nach  gütlicher  Ueboreinkunft.  Welch  bunt  ge- 
mischte Familien  dadurch  mitunter  entstehen,  ist 
leicht  zu?  ermessen“  (202).  Uebrigens  passen 
manche  andere  Züge  aus  dem  Charakterbilds  dos 
Venezuelaners  ganz  gut  zu  diesem,  so  z.  B.  die 
Sitte,  dass  dio  Verwandten  bei  herannahendem 
Tode  eines  der  Ihrigen  sich  um  sein  Sterbebett 
versammeln,  am  zu  trauern  nnd  sofort  nach  dem 
Verscheiden  ein  scharfes  Trinkgelage,  nach  Um- 
ständen sogar  mit  Tanz  und  Musik,  zu  beginnen 
(123),  und  überhaupt  die  Wohlfeilheit  dos 
Leben 8,  die  in  der  Häufigkeit  blutiger  Begegnun- 
gen aus  nichtigen  Anlässen,  wie  z.  B.  politischen 
oder  gesellschaftlichen  Gegnerschaften  sich  ent- 
wickeln. Ein  Beispiel:  „Sizzo  der  Juez  de  Primera 
Instancia,  gerieth  mit  Pancho  Flores,  dem  Admini- 
strator de  la  Renta  iu  Streit,  weil  sich  Beide  gegen- 
seitig des  Unterschiedes  öffentlicher  Gelder  be- 


schuldigten. Don  Pancho  sollte  bei  dieser 
Gelegenheit  seinen  Gegner  mit  einem  Revolver 
bedroht  haben.  Als  sich  nun  Beide  am  nämlichen 
Tage  wieder  auf  der  Strasse  begegneten,  zog  Sizzo 
ein  Messer  and  stioss  es  seinem  Feinde  in  die 
Brust,  der  jedoch  ohne  tödtliche  Verletzung  davon- 
kam. Man  setzte  Sizzo  gefangen,  gab  ihn  aber 
wenige  Tage  später  wieder  frei.  Da  er  jedoch 
merkte,  dass  es  die  Verwandten  des  Schwer- 
verwundeten  auf  sein  Leben  abgesehen  hatten,  floh 
er  eiligst  ans  der  Stadt“  (282).  Die  ganze  so- 
genannte Cnltur  dieser  spanisch -amerikanischen 
Völker  ist  von  barbarischen  Zügen  nicht  minder 
durchsetzt,  als  ihr  Blut  es  von  indianischen  und 
äthiopischen  Mischtheilen  ist.  Die  bis  zur  Bor- 
nirtheit  gehende  Selbstvergöttcrnng  eines  Guzman 
Blanco  (36,  50),  die  lächerlichen  Revolutionen,  die 
wie  Schaum  an  der  Oberfläche  sich  drängen  und 
vergehen,  die  leichtsinnige  Spielerei  mit  tief  ein- 
greifenden Gesetzen,  welche  ebenso  leicht  gegeben 
wie  aufgehoben  werden  (vergl.  48,  die  Schilderung 
der  Komödie  des  sogenannten  Culturkampfes,  der  zur 
Bewunderung  naiver  Deutscher  plötzlich  wegen 
einer  Personenfrage  in  Venezuela  vom  Zaun  ge- 
brochen und  danu  in  Kürze  ebenso  plötzlich  wioder 
beigelegt  wurde),  die  Anwendung  der  Tortur  von 
Seite  eines  liberalen  Richters  der  Republik  (221) 
und  dergl.  deutet  alles  iu  derselben  Richtung.  Der 
von  Anfang  an  nicht  dem  höchsten  Wipfel  des 
Baumes  europäischer  Gesittung,  sondern  dem 
spanisch -maurischen  Seitenspross  entnommene 
Culturzweig,  welcher  hier  in  tropischer  Erde  cin- 
ge pflanzt  wurde,  hat  sich  allmälig  wieder  zur  Erde 
gebeugt,  aus  der  er  sich  mit  fremdartigen,  bar- 
barischen Säften  mehr  und  mehr  sättigt  und 
immer  weiter  von  der  reineren  Beschaffenheit 
abkommt,  die  er  mit  aus  Europa  brachte.  Trotz 
einer  nicht  unbeträchtlichen,  aber  wiederum  fast 
nur  aus  Spaniern  bestehenden  europäischen  Ein- 
wanderung, erhalten  die  Farbigen  doch  immer  mehr 
das  Uebergewicht.  Bekanntlich  ist  auf  die  Racen- 
oder  Nationalitätenstatistik  dieser  Länder  kein 
Verlass,  da  die  schon  sehr  weitgehende  Mischung 
der  Bevölkerung  die  Grenzen  zwischen  den  einzelnen 
Bestandteilen  derselben  schon  sehr  stark  verändert 
hat.  Aber  die  Annahme  von  kann»  20000  Europäern 
in  einer  Gesammtbevölkerung  von  P/4  MilL,  welche 
die  gewöhnliche  int,  lässt  dio  Durchsetzung  fast 
der  ganzen  Bevölkerung  mit  Neger-  und  IndiaDer- 
blut  nur  als  eine  Frage  einer  nicht  einmal  sehr 
entfernten  Zeit  erscheinen.  Die  socialen  Schranken 
zwischen  den  Racen  sind  auch  hier  gröastentheils 
beseitigt.  Nichts  ist  in  dieser  Beziehung  so  wirk- 
sam, wie  der  geringe  Unterschied  zwischen  höheren 
und  niederen  C lassen  in  Bezug  auf  Bildung  und 
Umgangsformen.  Einerseits  wohnt  auch  den  nie- 
dersten Classen  noch  immer  etwas  von  romanischer 
Grazie  und  spanischer  Förmlichkeit  ione,  welche 


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Referate. 


85 


sie  im  Umgang  nicht  sehr  viel  von  den  höchsten 
unterschieden  sein  lasst;  und  andererseits  reichen 
aber  Unbildung,  Rohheit,  Schmatz  u.  a.  niedrige 
Eigenschaften  in  die  höchsten  Classen  hinauf. 
Indem  die  Kluft  zwischen  den  Classen  sich  ver- 
engert, macht  sich  natürlicherweise  auch  die 
zwischen  den  Racen  weniger  merklich.  Wo  Neger 
und  Indianer  hohe  ßeamtungen  im  Heer  und  in 
der  Verwaltung,  Rechtspflege  u.  s.  f.  einnehmen, 
können  begreiflicherweise  auch  die  niedrigeren 
Schichten  ihrer  Racen  nicht  von  dem  allmäligen 
Aofsteigen  in  dem  unendlich  verzweigten  Haar- 
röhrchennetz des  socialen  SystemB  zurückgehalten 
werden.  Die  vorhin  genannte  Lockerheit  der 
Sitten  erleichtert  diesen  Proceas  in  hohem  Grade. 
Seihst  wenn  die  Indianer  noch  Heiden  wären, 
würde  dies  nicht  die  Mischung  hindern,  denn  sogar 
die  Religion  ist  dem  Schicksal  verfallen,  das  allen 
europäischen  Culturerrungenschaften  hier  bereitet 
worden  ist.  „Das  Volk  erfreut  sich  in  religiösen 
Dingen  eines  grossen  Indifferent isinuR ; man  macht, 
mehr  aus  Gewohnheit  als  aus  wahrem  Herzens- 
drang  den  hergebrachten  Ritns  mit,  ohne  irgend- 
wie zum  Fanatismus  zu  neigen u (49).  Von  der 
Entsittlichung  der  Geistlichkeit,  die  an  diesem  Zu- 
stande jedenfalls  stark  mitschuldig  ist,  giebt  Sachs 
einige  drastische  Beispiele.  Was  den  körper- 
lichen Typus  der  Mischlinge  anbelangt,  so  ist 
in  vielen  Fällen  die  Unterscheidung  derselben  schon 
schwierig  geworden:  „die  weisse,  schwarze  und 
kupferrothe  Race  haben  sich  namentlich  im  Gebiete 
der  Llanos  auf  so  mannigfaltige  Weise  gemischt, 
dass  der  prüfende  Blick  des  Ethnologen  hier  eine 
schwierige  Aufgabe  vor  sich  sieht.  Das  charakte- 
ristischste Kennzeichen  ist  noch  die  Beschaffenheit 
des  Hau  res;  kurzes,  wollig  krauses  Haar  verräth 
das  vorwiegend  afrikanische  Blut,  während  langes 
schwarzes  schlichtes  Haar  einen  Stammbaum  von 
vorwiegend  indianischem  Charakter  an  kündigt , dabei 
können  Hautfarbe  und  allgemeine  Gesichtsbildung 
in  beiden  Fällen  äusserst  ähnlich  sein*1  (176). 
Uebrigens  muss  diese  Mischung  noch  erheblich 
beschleunigt  werden  durch  die  oigenthümlich  no- 
madischen Gewohnheiten,  zu  denen  die  alljährlich 
wiederkehrende  Dürre  im  Norden  der  Llanosregion 
einen  grossen  Tkeil  der  Llaneros  zwingt.  Im 
Herbst  wandern  alle  Ueerden  and  was  mit  ihnen 
zusammen  hängt,  nach  dem  feuchteren  Süden,  um 
im  31ai  mit  der  Regenzeit  wieder  zurück  zukehren. 
Von  reinen  Indianern  sah  Sachs  in  Ciudad  Bo- 
livar  Angehörige  der  Cariben-  und  Garaunosstärame, 
welche  noch  ziemlich  wenig  von  der  Coltnr  beleckt 
zu  sein  schienen.  Sie  gingen  in  den  Strassen  der 
Stadt  ganz  wie  auf  ihren  sonstigen  Wanderungen: 
die  Männer  voraus,  die  Weiher  und  Kinder  hinterher, 
jene  frei,  diese  ausser  ihren  Kindern  noch  mit  allen 
möglichen  Lasten  beladen.  Die  Meisten  verstehen 
Spanisch,  aber  unvollkommen,  und  sprechen  unter 


sich  ihre  Stammessprachen.  Die  Männer  tragen 
einen  langen  Streifen  eines  blanen  Stoffes  am 
Lenden  und  Schultern  geschlangen,  so  dass  Arme 
und  Beine  frei  bleiben;  für  die  Frauen  und  Mäd- 
chen besteht  in  Bolivar  eine  gesetzliche  Verordnung, 
wonach  sie  nur  bekleidet  die  Stadt  betreten  sollen. 
Häufig  tragen  sie  denn  auch  Röcke  aus  bunten 
Stoffen,  die  von  den  Schultern  bis  zu  don  Knöcheln 
reichen.  Ebenso  häufig  aber  kommen  sie  in  ihrem 
Nation alcostüm  zur  Stadt,  ohne  dass  Jemand  davon 
Anstand  nähme.  Ausser  den  Perlenschnüren 
tragen  sie  dann  nur  ein  kleines  Schürzcheu  aus 
baumwollenem  Stoff,  welcher  knapp  hinreicht,  um 
den  dringendsten  Anforderungen  des  Verhüllens 
zu  genügen.  Dieses,  Yuayuco  genannte  Schürz- 
chen  ist  kaum  grösser  als  ein  Handteller  und  wird 
durch  eine  um  die  Hüfte  geschlungene  Schnur  be- 
festigt. ...  Mit  grosser  Zähigkeit  hält  diese  Race 
an  ihren  überlieferten  Begriffen  von  Schönheit  und 
Anstand  fest.  Nie  wird  eine  Indianerin,  selbst  aus 
den  Niederlassungen,  welche  häufigen  Verkehr  mit 
den  Weiaseu  haben , es  unterlassen , ihr  Gesicht 
mit  rother  Onotofarbe  anzumaleu , bevor  sie  mit 
anderen  Lenten  zusammentrifft.  Diese  Bemalung, 
welche  gegen  die  natürliche  Bronzefarbe  der  Haut 
scharf  abstiebt,  wird  bald  in  Form  eines  breiten 
Bandes  über  Wangen  und  Nasen,  bald  in  zwei 
runden  Flecken  oberhalb  der  Augenbrauen  au* 
gebracht.  Die  langen  schwarzen  Haare  werden 
meist  schlicht  herabhängend  getragen ; die  Mäd- 
chen kämmen  jedoch  die  vordersten  Haare  über 
die  Stirn  nach  vorn  und  schneiden  sie  ein  paar 
Finger  breit  über  den  Augenbrauen  quer  ab,  so  dass 
die  grösste  Aebnlichkeit  mit  einer  Haartour  ent- 
steht, die  auch  bei  den  civilisirten  Europäerinnen 
sehr  beliebt  ist.  Sehr  kräftigen  Körperbaues  waren 
die  Indianer,  die  ich  in  Bolivar  sah,  nicht  gerade; 
doch  zeigten  sie,  abgesehen  von  dem  Hervortreten 
des  Unterleibes,  das  wohl  eine  Folge  der  über- 
wiegend pflanzlichen  Nahrung  ist,  normale  Propor- 
tionen der  einzelnen  Theile.  Die  Frauen  schienen 
mir  durchweg  erheblich  kleiner  als  die  Männer. 
Die  Gesichtszüge  sind  von  ernstem,  melancholischem 
Charakter,  sie  stehen  dem  Typus  der  kaukasischen 
Race  ungleich  näher  als  diejenigen  des  Negers; 
keineswegs  trifft  man  bei  den  Indianern  eine  so 
thierähnliche  und  abstossende  Bildung  des  Ge- 
sichtes wie  bei  der  schwarzen  Race.  Ich  möchte 
sogar,  hinsichtlich  der  Stämme,  welche  ich  am 
Orinoko^  zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  behaupten, 
dass  man  die  meisten  Individuen  schwer  als  Nicht- 
kaukasicr  erkennen  würdo,  falls  ihre  rothhraune 
Hautfarbe  in  eine  weisse  verwandelt  werden  könnte44 
(335).  Von  der  Schönheit  der  Indianerinnen  dieser 
Gegenden  weise  Sachs  nichts  so  Ueberschwäng- 
liches  zu  sagen  wie  Appun,  der  ihnen  in  seinem 
„Unter  den  Tropen44  (1871)  so  begeisterte  Lol>- 
lieder  gesungen  bat.  An  einer  anderen  Stelle 


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8ß 


Referate. 


spricht  Sachs  von  jenen  Indianern,  welche  zur 
spanischen  Zeit  von  missionirenden  Mönchen  in 
feste  Ansiedelungen  zusammengebracht  waren  nud 
mit  dem  Christenthum  auch  einen  gewissen  Grad 
von  Cultur  angenommen  hatten.  Mit  diesen  Mön- 
chen ist  im  Gefolge  der  Indepcndencia  auch  die 
Einrichtung  dieser  sohr  wohlthfttigeu  Missionen 
verschwunden.  So  lange  sie  bestanden,  wurde 
Manches  gegen  ihre  Methode  der  Christianisirung 
und  Civilisimng  eingewandt.  Aber  seitdem  sie 
aufgehoben  und  die  Indiauer  in  ihre  Wälder  zurück- 
gekehrt  sind,  weil  die  republikanische  Regierung 
ganz  and  gAr  nichts  für  sie  thut,  merkt  man  doch, 
dass  jene  Missionen  einen  entschiedenen  cultur- 
fördornden  Einfluss  geübt  haben.  Vorzüglich  am 
Orinoko  und  Apure,  an  deren  Ufer  die  Indianer- 
missionen  zu  Humboldt's  Zeit  noch  die  Vorposten 
der  Cultur  waren  und  die  jetzt  nur  von  ein  paAr 
ärmlichen  Indiauerhütten  belebt  sind,  wird  der 
Mangel  an  grösseren  Niederlassungen  empfindlich 
und  schädigt  selbst  den  Verkehr.  Die  einstigen 
Missionskireben  liegen  in  Ruinen.  Wenn  man 
fragt,  wohin  die  Indianer  gezogen  sind,  heisst  es 
„al  monte.“  Es  würde  von  hohem  Interesse  sein, 
festzustellen,  wie  tief  der  Fall  ist,  den  die  Indianer 
seit  ihrer  Rückkehr  in  den  Urwald  und  den  Natur- 
zustand gemacht  habeu.  Leider  drang  Sachs 
nicht  tief  genug  ins  Innere  ein,  um  darüber  be- 
richten zu  können.  Wir  wissen  soviel,  dass  die 
Commissarien,  welche  nach  der  Vertreibung  der 
Mönche  über  die  Indianer  gesetzt  wurden,  gros&en- 
theils  ihr  Amt  zu  Missbrauch  und  Erpressung 
dieser  schutzlosen,  ans  Gängelband  einer  väterlichen, 
aber  milden  Verwaltung  gewöhnten  Naturkiuder 
benutzten.  ..Gleich  Sclaven  mussten  diese  für  ihre 
Bedränger  arbeiten  und  ihnen  die  Product«  ihrer 
Industrie  fast  ohne  allen  Entgelt  abliefcrn.  So  ist 
es  nicht  zu  verwundern,  dass  die  in  den  Dörfern 
wohnenden  Indianer  schliesslich  das  unabhängige 
Leben  in  den  Wäldern  vorzogen  und  die  Mis- 
sionen verliesscn.  Obwohl  die  Regierung  mehrmals 
durch  edelgesinnte  Männer,  wie  im  Jahre  1838 
durch  den  Coronel  Codazzi  über  den  raschen  Ver- 
fall der  Provinz  Guyana  unterrichtet  wurde,  ver- 
mochte sie  dennoch  kein©  Abhülfe  zu  schaffen. 
Am  oberen  Orinoko  existirteu  in  den  fünfziger 
Jahren,  als  Michele  na  denselben  besuchte,  von 
allen  den  früheren  Missionen  nur  noch  Cabruta, 
Caycara,  Urbana,  Cariben,  Atures,  May  pur  es  und  San 
Fernando  de  Atnbapo.  Von  diesen  ist  nur  Caycara 
ein  Ort,  der  erwähnt  zu  werden  verdient;  die 
übrigen  befinden  sich  in  der  elendesten  Verfassung, 
lu  Atures  waren  nur  sieben,  in  Marpores  nur  vier 
arbeitsfähige  Indianer  anzutreffen.  Beide  Orte, 
welche  für  di©  Schifffahrt  von  grossem  Werth© 
sind,  weil  die  Ladungen  nur  am  Lande,  von  In- 
dianern getragen,  die  Katarakte  passiren  können, 
mögen  jetzt  wohl  gänzlich  verschwunden  sein“ 


(318).  Von  der  Annahme  ausgehend,  dass  den 
klimatischen  Hindernissen,  die  der  Besiedelung  des 
oberen  Oriuokogebictea  entgegenstehen,  nur  die 
Eingeborenen  des  Landes  gewachsen  seien,  glaubt 
Sachs,  dass  dieser  Verfall  dor  Missionen  die  Aus- 
sichten auf  diese  Besiedelung  sehr  vermindere. 
„Kein  Colonisation »versuch  an  den  Ufern  des 
Orinoko  könnte  von  Erfolg  Hein,  wenu  es  nicht 
gelingt,  die  indianische  Bevölkerung  als  arbeitende 
Classe,  als  Kern  der  Niederlassungen  heranzu- 
ziehen.“ Aber  seinen  Angaben  nach  sind  die  In- 
dianer auch  hier  in  rascher  Abnahme  begriffen  und 
zwar  hauptsächlich  in  Folge  von  übermässigem 
Branntweingenuss,  zu  welchem  sie  von  den  Weisaen 
systematisch  verführt  werden.  Dazu  kommen  Hass 
und  Misstrauen  gegen  ihre  Bedrücker,  die  sich 
freilich  nicht  in  kriegerischem  Trotz  wie  in  Nord- 
amerika (blutige  Conflicte  sollen  in  neuerer  Zeit  so 
gut  wie  gar  nicht  vorgekommen  sein),  sondern  in 
dem  passiven  Widerstand  d©B  Rückzuges  in  das 
Dickicht  der  Sumpf-  und  Gebirgswälder  kundgeben. 
Nur  dnreh  Anssendung  von  ehrlichen  und  zutrauen- 
erweckeuden  Vertretern  der  Regierung  und  durch 
energische  Ueberwachnng  des  Handelsverkehrs 
zwischen  Indianern  und  Weisaen,  könnten  erster© 
wieder  herangezogen  und  für  die  Cultur  empfäng- 
lich und  frnchtbur  gemacht  werden.  — Zum  Schluss 
»eien  aus  der  grossen  Zahl  zerstreuter  Beobach- 
tungen unsere»  Reisenden  noch  hervorgehoben : 
Eine  Bemerkung  über  die  unglaubliche  Angst  vor 
giftigen  Thieren  Und  überhaupt  den  Schrecken  vor 
der  Natur,  welche  die  Städtebewohner  in  diesem  tro- 
pischen Lande  beseelt  (78),  die  Aufzeichnung  einer 
an  die  Arionsnge  erinnernden  Sage  von  den  Del- 
phinen (262),  die  Schilderung  von  Ranchero«  in 
den  Ueberschwemmungsgebieten  des  Orinoko, 
welche  die  Hälfte  dos  Jahres  vom  Wasser  rings 
umgebeu,  in  den  oberen  Theilen  ihrer  hoch  auf- 
gebauten Häuser  leben  (252).  Charakteristisch 
ist  auch  die  Schilderung  der  Stellung  dor  Neger 
zu  den  indischen  Kulis  auf  Trinidad:  die  ersteren 
blicken  mit  Verachtung  auf  den  arbeitsamen  Kuli 
herab,  sind  aber  selbst  träge  und  dazu  noch  al» 
spitzbübisch  verschrien.  S.  332  bestätigt  auch 
Sachs  den  viel  grösseren  erschlaffenderen  Druck, 
den  die  feuchte  Luft  von  geringerer  Wärme  im 
Gegensatz  zu  wärmerer,  aber  trockenerer  Luft  auf 
den  Körper  austibt. 

2.  A.  Bastian,  Die  Cultnrlünder  des  alten 
Amerika.  Erster  Band:  Ein  Jahr  auf 
Reisen.  Mit  3 Karten.  XVIII,  704  Seiten. 
Zweiter  Baud:  Beiträge  zu  geschicht- 
lichen Vorarbeiten  auf  westlicher  He- 
misphäre. XXXVIII,  967  S.  Berlin  1878. 

Die  Masse  von  gelehrtem  Material,  welches  in 
diesen  beiden  Bänden  über  die  Geschichte  der 
altameriknni  sehen  Halbculturvölker  zusammen- 


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Referate. 


87 


gehäuft  ist,  erlaubt  keine  auszöglicbe  Behandlung. 
Dagegen  umsehliessen  die  Reiseberichte  aus  Süd- 
und  Mittelamerika,  welche  der  erste  Bund  bietet, 
eine  Anzahl  von  eigenen  Beobachtungen  Bnstian's, 
welche  eine  Reihe  von  Verhältnissen  beschlagen, 
die  in  anderen  Reisebegehreibungen  nicht  be- 
achtet oder  nicht  so  eingehend  behandelt  werden. 
Darunter  sind  von  ethnographischem  oder  anthro- 
pologischem Werthe  in  dem  erzählenden  Theil 
vorzüglich  folgende  Thatsachen  oder  Ansichten : 
Erkundigungen  zur  Ethnographie  der  Yacanncus 
(Feuerland),  welche  vorzüglich  von  Ratten  leben 
und  Waffen  aus  gehärtetem  IIolz,  Steiu  und  Fla- 
Bchenscherben  benutzen,  S.  17.  Charakteristik  der 
alten  Arancaner  21.  Die  verschiedene  Verthei- 
lung  der  Hauptstämme  der  «»gewanderten  Spanier, 
vorzüglich  der  Gnllegos,  Catalunos  und  Viz- 
caynos  über  Amerika  23.  Geistiges  Leben  im 
heutigen  Spanisch  - Amerika : in  Santiago  33;  iu 
Bogota  299;  Zeugnisse  des  Fanatismus  33. 
Reste  der  alten  Culturvölker  iu  Ruinen, 
Sitte  und  Sage.  A.  In  Peru  und  Chili:  Vor- 
kommen des  Namens  Inka  oder  Inga  72,  7ti,  80, 
84,  98,  109;  Hospiz  aus  vorspanischer  Zeit  am 
Passe  von  Azuay  110;  grössere  Ruinen  114; 
Schatzgräbern  112;  Sonnenbild  in  eine  Felswand 
eingegraben;  christliche  Kirche  an  Stelle  eines 
Souncntempels  106.  In  Ecuador:  reiche  Metall- 
funde in  Chordeleg  124;  alte  Indinnerwege  127; 
Reste  von  Wasserleitungen  129,  177;  Piedras  de 
Caropanns  174;  Aberglauben  in  Bezug  auf  Aus- 
grabungen 156.  ln  Columbia:  Alterthümer  der 
Umgegend  von  Medellin  271;  in  der  von  Bogota 
385,  389;  alte  Indianerwege  290;  die  Cultur- 
stellung  der  alten  Chibchas  302  f.  Die  Stellung 
und  Behandlung  der  Indianer  116.  Die  Misch- 
racen  in  Südamerika  143,  173.  Menschen- 
gernch  145.  Die  Kopfformnug  146.  Die  In- 
dianer von  Eten  167.  Stellung  der  Frauen 
in  Spanisch- Amerika  190.  Sagen:  Amazonen  191, 
schätzebewachende  Drachen  209.  Versunkene  Stadt 
207,  gespenstische  Häuser  236,  242.  Gold  in  Vul- 
kanen 359.  Grössere  Rührigkeit  der  Brasi- 
lianer im  Vergleich  mit  den  Columbianern  229. 
Cocada  als  Wegmaass  203.  Wilde  Indianer 
bei  Cartago  238.  Indianer  von  Choco  255.  Die 
AntioqneFios  als  llandelsvolk  254.  Absehen 
vor  dem  Waschen  275.  Düsterer  Zug  in 
der  alten  Geschichte  der  Amerikaner  303. 
Begräbnisssitte  313.  Columbiauer  sind  reineren 
Blutes  als  andere Hispano-Amerikaner  322.  Sela- 
verei  im  alten  Amerika  361. 

3.  Max  Büchner,  Reise  durch  den  Stillen  Ocean. 

(Bresl&n,  J,  U.  Kernes  Verlag  1878)  470  S. 

Feuilletonist iücb  gehaltene  Schilderung  einer 
Reise  von  Hamburg  nach  Neuseeland,  von  da  uach 
den  Fidschi-  und  den  Hawaiischen  Inseln  und 


über  San  Francisco  nach  New- York.  Ohne  ethno- 
graphisches Interesse  sind  die  fünf  ersten  Cupitel, 
welche  die  Seereise  nach  Neuseeland,  die  Ankunft 
daselbst  und  die  Quarantäne  schildern.  Dagegen 
bieten  jene  Capital,  in  denen  die  Reisen  in  Neu- 
seeland und  der  Aufenthalt  auf  der  Fidschiinsel 
K Jinda vu  beschrieben  wird,  vorwiegend  Mitthei- 
lungen über  die  Bevölkerung,  einheimische  sowohl 
als  eingewanderte,  welche,  wenn  auch  flüchtig, 
doch  offenbar  mit  scharfem  uud  vorurtheilsfreiera 
Blick  beobachtet  und  in  sehr  klarer,  plastischer 
Sprache  erzählt  sind.  Es  verdient  besondere  Her- 
vorhebung, dass  Büchner,  durch  anfällige  Ver- 
hältnisse darauf  hingewiesen,  besonders  die  selt- 
samen Uebergangsformen  zwischen  den  Naturvölkern 
und  den  civUisirten  oder  halbcivilisirten  Einwan- 
derern aus  Europa  und  Asien  herausbebt,  Ueber- 
gänge,  diemeist  zwischen  Rohheit  uud  Rafflnirtheit 
schwanken  und  deren  Bedeutung  für  die  Völker- 
kunde noch  nicht  nach  Gebühr  gewürdigt  wird. 
Europäer,  welche  auf  die  Stufe  der  Naturmenschen 
herabsteigen,  Mischlinge,  die  äusacrlich  nach  der 
höheren  Race  der  Väter  hinaufstreben,  während 
ihre  Sitten  sowohl  als  die  Vorurthcilc  der  der 
höheren  Race  Angehöreuden  sie  in  die  tieferen 
Schichten  bannen,  in  denen  ihre  Mütter  vegetiren ; 
Wilde  mit  europäischem  Firniss,  der  in  der  Regel 
nichts  anderes  für  sie  bedeutet  als  Verlust  einiger 
natürlicher  Tugenden  und  Fähigkeiten  ohne  ent- 
sprechenden Gewinn:  sie  alle  sind  wichtig  als 
Theile  jenes  Zersetzungsraudes,  der  überall  ent- 
steht, wo  die  Naturvölkur  mit  höher  civilisirten 
zusammen stossen  uud  der  in  der  Regel  immer 
tiefer  iu  die  erstereu  hineinfrisst  und  den  Boden 
vorbereitet  für  die  Ausbreitung  der  letzteren.  Es 
sind  nur  in  seltenen  Füllen  dauernde  Entwickelun- 
gen, die  auf  diesen  Grenzgebieten  auftreten,  der 
Mehrzahl  nach  sind  es  Zerrüttung»-  undZcrsetzungg- 
gymptome  und  in  dieser  ihrer  vergänglichen  Natur 
liegt  ein  weiterer  Grund  sie  nicht  unbeachtet  zu 
lassen.  Die  M ao  ris,  mit  denen  Büchner  zusammen- 
traf,  gehörten  der  Mehrzahl  nach  diesem  Zersetzungs- 
rande an.  Er  sah  sie  zuerst  in  Wellington:  „In 
einem  Wirthsbaus  Namens  „Crown  and  Anchor 
Hotel“,  das  sie  mit  Vorliebe  besuchen,  um  dem 
Schnapstrinkeu  zu  früh  neu.  kann  man  jederzeit  sicher 
sein,  eingeborene  Zecher  zu  finden,  meist  als  Häupt- 
linge, die  hier  ohne  Beschäftigung  von  dam  Ertrag 
ihrer  Landverkäufe  leben.“  Ihre  Tätowirungen  ver- 
liehen den  Gesichtern  einen  starken  Ausdruck  von 
Wildheit.  Einige  hatten  etwas  Stolzes  und  Ge- 
bieterisches in  ihrur  Haltung  und  trugen  den 
Stempel  einer  ursprünglich  edlen  und  hochbegabten, 
jetzt  aber  immer  mehr  verkommenden  Race.  Es 
giebt  allerdings  auch  anständige  Menschen  unter 
ihnen,  die  das  sogar  im  modern  englisch-neusee- 
ländischen Sinne  sind.  Nicht  bloss  Gentlemen, 
dio  im  Parlament  sitzen,  sondern  auch  kleinere 


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88 


Referate. 


Leute  finden  es  in  einigen  Fällen  möglich,  aus 
der  Trägheit,  Unwirthschaftlichkeit  und  Unwissen- 
heit, die  der  Flach  der  niederen  Racen  sind,  sich 
za  regelmässiger  Arbeit,  Sparsamkeit  und  sicherer 
Stellung  emporzuarbeiten.  Wir  finden  hier  z.  B. 
den  Steuermann  einer  Hafenbarcasse , der  „als 
Staatsan  gestellter  nüchtern  und  in  geordneten 
Verhältnissen  lebt  und  an  schönen  Sonntagen  fest- 
lich geputzt  nebst  seiner  braunen  Gattin  und  zwei 
festlich  geschmückten  Kindern  spazieren  zu  gehen 
pflegt.“  Aber  die  achnapstrinkeuden  Maoris  bilden 
doch  die  Mehrheit  unter  denen,  wulche  Büchner 
zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  doch  hebt  er 
hervor  (167),  dass  ihre  Räusche  mehr  gemüthlicher 
Natur  im  Gegensatz  zu  den  tobsuchtartigen  Aus- 
brüchen englischer  Säufer  sind.  Ein  interessantes 
Exemplar  der  auf  die  Stufe  der  verkommeneren 
Maoris  herabgestiegenen  Europäer  schildert  er  in 
Master  Jack,  der  die  Tochter  eines  Maorihüupt- 
lings  zur  Concubine  hat  und  den  Führer  zu  den 
heissen  Quellen  von  Taupo  macht.  Bezeichnender 
Weise  war  es  dieser,  an  dessen  weissen»  Leib 
Büchner  zum  ersten  Mal  das  C-o&türa  der  etwas 
ancivilisirten  Maoris  (wollene  Decke  um  Hüfte  und 
Schenkel,  Plaid  von  den  Schultern  fallend,  Schlapp- 
hut) zu  Behen  Gelegenheit  hatte.  Von  Maorisitten 
wird  die  Begrüssung  durch  Nasendrücken 
(166),  die  nicht  mehr  allgemein,  sondern  nur  noch 
bei  den  angeleckteren  Maoris  üblich  ist,  eingehend 
beschrieben,  ebenso  der  llnkatanz  (142),  der 
aber  bereits,  wenigstens  in  der  Art  wie  Bncbner 
an  einem  von  Weissen  häufig  besuchten  Platze 
ihn  Bah,  einen  keineswegs  mehr  ursprünglichen 
Eindruck  macht.  Ueber  den  körperlichen 
Typus  der  Maoris  ist  die  Bemerkung  hervor- 
hebenswerth,  dass  „zwei  Typen  wenigstens  unter 
den  Mädchen  unterschieden  werden  können,  einen 
mit  ernsten,  ruhigen  Zügen  von  zuweilen  sehr 
edler  Bildung,  und  einen  mit  unregelmässigen 
niggerhaften  Gesichtern,  denen  nur  eine  gewisse 
hetärenhafte  Heiterkeit  einen  Reiz  untergeordneter 
Art  verleiht.  Bei  den  Männern  fand  ich  diese 
Unterschiede  weniger  ausgesprochen“  (146).  Be- 
kanntlich ist  auf  den  nördlicheren,  eigentlich 
polynesischen  Inseln  dieser  doppelte  Typus  von 
vielen  Beobachtern  hervorgehoben.  Bemerkens- 
wert h ist  noch  die  Schilderung  eines  Tabudorfes 
(137)  und  der  im  „modernen  Maoristyl“  gebauten 
Kirche  von  Otaki  (100). 

Im  Fidschi- Archipel  hielt  sich  Büchner 
mehrere  Wochen  auf  Kandavu  auf  und  lernte 
ausser  den  durch  Verkehr  mit  den  bereits  zahlreich 
gewordenen  Weissen,  mehr  abgeschlitfeuen  be- 
ziehungsweise verkommenen  Bewohnern  des  Haupt- 
ortes Wailewu,  auch  noch  mehr  naturwüchsige 
Bewohner  an  einigen  entlegeneren  Punkten  kennen, 
so  dass  er  im  Stande  ist,  eine  ganze  Stufenleiter 
der  Uebergangsverhältnisse  vom  fast  noch  ursprüng- 


lichen Fidschianerthum  bis  zu  seiner  Zersetzung 
im  Mischlingsproduct  zu  entwerfen.  Dieselbe  um- 
schliesst  eine  grosse  Anzahl  von  interessanten 
Beobachtungen , welche  übrigens  auch  auf  die 
Völkerkunde  der  uuvermischten  Fidschianer  einige 
hemerkenswertbe  Streiflichter  werfen.  Ueber  die 
Körperbeschaffenbeit  sagt  er  Einiges,  das  nicht 
ganz  übereinstimmt  mit  dem,  was  andere  Beobach- 
ter berichtet  haben , und  fügt  den  von  anderen 
Seiten  gegebenen  Beschreibungen  mehreres  hinzu, 
was  unsere  Kenntnis»  dieser  merkwürdigen  In- 
sulaner vervollständigt.  Allerdings  ist  zu  beachten, 
dass  er  nur  aof  Kandavu  war  und  dass  daher 
vorwiegend  auf  die  Eingeborenen  dieser  Insel 
seine  Schilderungen  sich  beziehen.  »Die  Vitia 
sind  schöne,  schlanke,  muskulöse  Menschen.  Sie 
sind  wohl  ira  Durchschnitt  länger  und  kräftiger 
als  die  Europäer,  mehr  gleichlaug  und  gleich  ent- 
wickelt, ohne  diu  Extreme  der  bei  uns  vorkommen- 
den Riesen  und  Zwerge,  Dickwänste  und  Klapper- 
akelote.  Ihre  Gesichtszüge  sind  meistens  angenehm, 
selten  so  roh  und  brutal,  wie  man  bei  den  Söhnen 
der  schlimmsten  Kannibalen,  welche  die  Geschichte 
kennt,  erwarten  möchte.  Die  Nase  ist  breit,  die 
Nüstern  sind  ebenso  wie  bei  den  Polynesiern  weit 
geöffnet,  die  Jochbogen  nur  massig  oder  wenig 
vorspringend.  Der  Mund  ist  sinnlich  voll,  ohne 
unschön  zu  sein.  Die  horizontal  geschlitzten 
Augen  sind  dunkelbraun,  die  Haare  schwarz,  in 
der  Regel  aber  künstlich  ins  Röthliche  gefärbt,  die 
Haut  chocolade-  bis  rothbraun,  bald  heller,  bald 
dunkler.  Von  dem  bläulichen  Schimmer  der 
Haut,  der  ihnen  beigelegt  wird  (Gerland, 
Peschei),  habe  ich  nichts  wahrnehmen 
können.  Das  Haar  ist  kraus  und  wird  gegenwärtig 
allgemein  sehr  kurz  gehalten.  Ich  habe  das  von 
A.  II.  Wallace  für  die  Papuas  als  charakteristisch 
angegebene  Pudelbaar  nur  einmal  bei  einem 
Mädchen  von  etwa  6 Jahren  gesehen.  Das  guuze 
Kopfhaar  war  hier  in  Löckchen  von  etwa  7 cm 
Iäinge  verfilzt,  es  wuchs  aber  gleichmässig  über 
den  ganzen  Kopf  aus  der  Haut,  nicht  in  Büscheln 
wie  bei  den  Schubbürsten.  Der  Bartwuchs  ist  bei 
vielen  Vitis,  namentlich  adeligeD,  reichlich“  (228). 
Folgende  Bemerkung  übor  den  Gesichtsausdruck 
ist  sehr  treffend  und  dürfte  allgemein  von  den 
niedriger  stehenden  Racen  gelten:  „Es  ist  ein  grosser 
Unterschied,  ob  man  diese  Wilden  in  der  Ruha 
oder  der  Bewegung  betrachtet.  ln  der  Ruhe, 
wenn  sie  so  gerade  vor  sich  hinstieren  und  viel- 
leicht auch  den  Mund  offen  stehen  lassen,  sehen 
sie  gewiss  nicht  vorteilhaft  aus.  In  der  Bewegung 
aber,  wenn  sie  lebhaft  gestikulirend  miteinander 
sprechen  und  lachen  — und  sie  lachen  last  immer 
— wenn  ihre  herrlich  weissen  Zähne  und  ihre 
dunklen  Augen  blitzen  und  funkeln,  gewahren  sie 
ein  höchst  anziehendes  Bild  von  Kraft  und  Frische, 
Urwüchsigkeit  und  Wildheit.  Deshalb  wird  auch 


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Tieft' rate. 


89 


die  beste  Photographie  immer  weit  Zurückbleiben 
hinter  dem  unmittelbaren,  lebendigen  Eindruck, 
den  diese  Naturmenschen  auf  den  Beschauer  aua- 
übun,  und  nie  eine  richtige  Vorstellung  geben“ 
(229).  Tonganer-  und  Neu-Hebriden-In- 
su Inner,  welche  zufällig  auf  Kandavu  waren, 
konnte  Büchner  sofort  von  den  Fidschianern 
unterscheiden,  erstem  an  ihrer  »auffallend  hellen, 
fast  pomeranzengelhen  Farbe“  und  die  letzteren 
an  der  »grauachwarzen  Haut,  die  im  Gegentheil 
zu  dem  warmen  Braun  der  Vitia,  dein  man  heim 
Malen  entschieden  Gelb  beimischen  muss,  einen 
bläulichen  Duft  zeigt.“  In  Bezug  auf  den  Schluss,' 
den  man  ans  der  Körperbeschaffenheit  auf  die 
Stellung  dieser  Insulaner  im  System  der  Menschen- 
racen  ziehen  kann,  ist  Büchner  der  Meinung, 
dass  »man  die  Begriffe  Polynesier,  Melanesier  und 
Mikronesier  aufzugeben  und  uur  uoch  Malayen 
nnd  Papuas  mit  verschiedenen  Misch-  und  Zwischen* 
formeti  beizubehalten  haben  wird.“  Die  Bega- 
bung dieser  Eingeborenen  sieht  Büchner  in 
einem  besseren,  aber,  mau  kann  fast  mit  Gewiss- 
heit Hagen,  wahreren  Licht,  als  die  Mehrzahl  der 
früheren  Schildorer  dieses  Archipels:  »Die  soge- 
nannten Wilden  überraschten  mich  durch  eine 
viel  grössere  geistige  und  gemüthliche  Begabung, 
als  iah  erwartet  hatte.  In  Bezug  auf  Intelligenz 
schienen  sie  mir  entschieden  nicht  tiefer  zu  stehen 
als  unsere  Bauern,  in  Bezug  auf  die  Anmuth  ihrer 
Erscheinung  und  ihres  Benehmens  meist  höher. 
Ihr  gutinütbige«,  freundliches,  heiteres  Wesen 
musste  Jeden  gewinnen,  der  über  das  Vorurtheil 
der  Hautfarbe  erhaben  war“  (223).  Er  meint 
zwar  selbst,  dass  bei  einem  längeren  Aufenthalt 
unter  den  braunen  Naturkindern  dieser  günstige 
Eindruck  nicht  in  allen  Beziehungen  vorgehalten 
haben  würde,  doch  ist  Büchner  gewiss  der  rich- 
tigen Auffassung  näher  als  jene  Schilderer,  denen 
der  Wilde  unter  allen  Umständen  nicht  weit  über 
dem  Thierc  steht.  Er  kommt  auf  die  Frage  der 
Begabung  noch  öfters  zurück  und  einzelne  Cha- 
rakterbilder, die  er  entwirft,  liefern  dem 
Völkerkundigen  erwünschtes  Material  zur  eigenen 
Beurtheilung  dieser  schwierigen  Frage.  Die 
Schilderung  des  ernsten  würfligen  Tui,  eines  be- 
kehrten Häuptlings  (222,  269),  des  Missionsgottes- 
dienstes (250), des  Treibens  nm  Dampfbootlandungs- 
platz  von  Kandavu  (196),  des  Häuptlings  vou 
Daliogele  (287)  sind  besonders  hervorzuheben. 
Auch  die  Besprechung  des  Missions  Wesens  auf  den 
Fidschiinseln  legt  Zeugnis«  ab  für  die  Unparteilich- 
keit unseres  Reisenden.  An  und  für  sich  kein 
Freund  der  Missionäre  und  des  Missions  wesen« 
mnss  irr  doch  zugeben,  dass  hier  ihre  Wirkungen 
vorwiegend  günstige  gewesen  sind.  Seine  Urtheile 
(252  f.)  geboren  zum  Maassvollsten  und  Verständig- 
sten, was  wir  Über  Missionsfragen  gelesen  haben. 
Nur  dürfte  sein  »Bis  hierher  und  nicht  weiter!“ 

Archiv  Mir  Antiiro|iOlo(rir.  IKI  XII. 


leider  leer  in  der  Luft  verhallen,  denn  dem  Civili- 
sationaprocess,  wenn  er  erst  begonnen,  setzt  inan 
keine  Schranken.  Und  gerade  der  Zustand  „jener 
glücklichen  Mitte,  die  ihnen  noch  viele  von  den 
Vorzügen  ihres  heiteren  Naturzustandes  und  zu- 
gleich schon  das  Wesentlichste  von  den  Woblthaten 
europäischer  Civilisation  zu  Theil  werden  lässt,“ 
in  dem  unserem  Reisenden  die  Vitiinsulaner  gegen- 
wärtig gerade  zu  stehen  scheinen,  ist  wie  alle 
Mittellagen  und  Uebergangszust&nde  am  schwersten 
fest  zu  halten.  Man  braucht  nicht  hinter  der  Maske 
der  Philanthropie  das  pfiffige  Gesicht  des  euro- 
päischen Kaufmanns,  der  seine  schlechten  euro- 
päischen Exportartikel  ahsetzen  will,  oder  des 
feisten  Pfaffen,  dem  es  um  einträgliche  Pfründen 
zu  thun  ist“  zu  sehen,  um  den  U ebergang  der 
ph il antropische u , bessernden,  mildernden  in  die 
interessirte,  ausheutende  und  zersetzende  Form  der 
Civilisation  natürlich  zu  finden.  Selbst  wenn 
die  Missionöre  jeden  anderen  Einfluss  ausser 
dem  ihrigen  fernzuhalten  vermochten,  sind  sie 
selber  und  mehr  noch  ihre  braunen  Schutzbe- 
fohlenen viel  zu  sehr  Menschen,  um  einen  so  glück- 
lichen Zustand  erhalten  zu  können.  Die  Civilisation 
gehört  zu  den  gäh  rungserregen  den  Stoffen , man 
verliert  die  Macht,  eine  Sache  zu  beherrschen,  in 
die  man  dieselbe  erst  einmal  hineingebracht. 

Eh  seien  zntn  Schluss  aus  dem  reichen  Stoff, 
den  Büchner  über  Kandavu  bietet,  noch  besonders 
bezeichnet  die  mehrfachen  ausführlichen  Schilderun- 
gen der  K awahereitnng  und  Kawagel age  (208, 
268,  271),  die  Beschreibung  fidschianischer 
Schifffahrt (238)  und  die  Notiz  über  die  Hunde 
der  Insulaner,  die  in  ihrem  Typus  auffallend  von 
ihren  europäischen  Brüdern  ab  weichen  (243). 

Der  Aufenhalt  Büchner’«  auf  einigen  von  den 
Hawaiischen  Inseln  (Onhu  und  Maui)  ist  nicht 
po  reich  an  völkerkundlichen  Mittheiluugen  wie 
die  vorhergehenden  Capitol  über  Neu -Seeland  nud 
Fidschi.  Die  Haltung  derselben  ist  flüchtiger. 
Nur  die  Beiträge  zur  Kenntnis«  der  Demoralisation 
der  Naturvölker  durch  dcu  Einfluss  der  Weiason 
fliessen  auch  hier  reichlich  genug,  und  wiewohl  sie 
sich  auf  »ehr  vorübergehende  Beobachtungen 
stützen,  sind  öie  doch  jüngst  vou  einem  Kontier  der 
dortigen  Verhältnisse  (F.  Birgbam  im  Ausluml 
1879,  Nr.  8)  im  Wesentlichen  als  zutreffend  erkannt 
worden.  In  dieser  Richtung  sind  die  Schilderungen 
des  degenerirten  Hula* Hula -Tanze«  (354),  der 
Audienz  hei  Kulakaua  (395)  und  der  abenteuer- 
lichen Fahrt  mit  eingeborenen  Schiffern  von  Hilo 
nach  Honolulu  (381  ’f.)  von  Werth.  — Der  Rest  des 
Buches,  der  in  fünf  Capiteln  die  Heimkehr  über 
San  Francisco  und  New- York  schildert,  bietet,  etwa 
mit  Ausnahme  einer  sehr  drastischen  Schilderung 
des  übrigens  schon  oft  beschriebenen  Chineseu- 
quartiers  von  San  Francisco,  nicht«  mehr,  wa» 
an  dieser  Stelle  Erwähnung  verdiente. 

12 


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90 


Referate. 


4.  I)r.  Gustav  Kail  de,  Pirector  des  Kaukas. 
Museums  und  der  öffentlichen  Bibliothek  in 
Tiflis.  Pie  Chewauren  und  ihr  Land  (ein 
monographischer  Versuch)  untersucht  im 
Sommer  1876.  Mit  13  Tafeln  Abbildungen, 
vielen  Holzschnitten  und  einer  Karte.  Cassel, 
Ph.  Fischer  1878. 

Eingehende  ethnographische  Monographie  der 
Chew suren,  eines  5996  Köpfe (2967  in.  3029  w.) 
zählenden  Völkchens,  dessen  Wohnsitze  im  Quoll- 
gebiet  des  Argon  und  des  oberen  östlichen  Armes 
drr  Aragwa  im  Centralkaukasus  gelegen  sind.  Pie 
Aufzählung  der  Bevölkerung  von  Chewsurien, 
Tuschetien  und  Pschawion  nach  officiellen  Quellen 
nimmt  S.  45  his  60,  die  eigentliche  ethnogra- 
phische Schilderung  der  Chewsurcn  S.  61  his  168 
ein,  und  ausserdem  enthält  die  Marschliste  noch 
eine  Anzahl  ethnographischer  Mittheilungen,  unter 
denen  diejenigen  über  die  heiligen  Haine  (219), 
die  mit  dem  Cult  ns  zusammenhängende  Bierbrauerei 
(221),  die  Leichenhäuser  (270),  Steinwaffen  (297), 
die  Unheiligkeit  des  Huhnes  (238)  bemerkenswert h 
sind.  Per  ethnographischen  Schilderung  sind  vor- 
züglich diu  Arbeiten  des  Fürsten  U„  Eristow  zu 
Grunde  gelegt,  welche  schon  im  Jahro  1755  im 
111.  Band  der  kaukasischen  Abtheilung  derk.  geogr. 
Gesellschaft  erschienen.  Manches  konnte  Rad  de 
hinzusety.cn  , Manches  durch  eigene  Erfahrung 
oder  durch  Erkundigung  an  Ort  und  Stelle  richtig 
Btellen.  Pas  Ganze  ist  eine  gediegene,  ausführ- 
liche Beschreibung,  welche  eine  Fülle  von  merk- 
würdigen Thataachen  dor  vergleichenden  Völker- 
kunde zur  Verfügung  Btelit.  Wir  heben  hier  nur 
soviel  ans  der  Masse  de»  Gebotenen  heraus,  nls  zur 
allgemeinen  Charakterisirung  dieser  abgeschlosse- 
nen, eigentümlichen  Gehirgsbovölkernng  von- 
nöten ist. 

DieChewBuren  gehören  ihrer  Sprache  nach 
dem  grusischen  Stamme  an,  ihr  Dialekt  ist  ein 
altertümlicher,  den  heutigen  Georgiern  nicht  ver- 
ständlicher. Ihr  Körperbau  ist  kein  typischer, 
sondern  die  verschiedensten  Nachbarelemente  haben 
sich  an  demselben  beteiligt,  „die  nach  und  nach  ver- 
schmolzen und  eine  Gesammtheit  herstellten,  in 
der  bei  Betrachtung  der  Individuen  enorme  Diffe- 
renzen sich  zeigen,  wogegen  sie  alle  ein  hoher 
Grad  von  Wildheit,  scheuer  Blick  und  selbstbe- 
wusste Haltung  nnszeichuct.“  Oasen,  Kisten  und 
Mutilinzen  scheinen  am  meisten  zu  diesem  Ge- 
mische beigetragen  zu  haben , dessen  ersten  Ur- 
sprung die  Chewsurcn  selbst  auf  einen  flüchtigen 
Kachetiner  zurückfühlen.  Im  Ganzen  gehören  dio 
Chewsurcn  zu  den  Kräftigsten  unter  den  Berg- 
bewohnern des  Kaukasus,  in  einzelnen  Gegenden 
sind  ihre  Männer  von  riesigem  Wuchs.  Auch  dio 
Physiognomien  sind  sehr  verschieden.  Spitz-  und 
Rundkiuu,  hohe  und  niedere  Jochbogen,  breite  nnd 


zusammengedrückte  Schädel  kommen  nebeneinander 
vor.  Gesichts-  und  Haarfarbe  gehören  dem  brü- 
netten Typus  an.  Gemeinsam  sind  allen  magerer, 
nerviger  Bau,  hervortretende  Nase,  ausdrucksvolle 
Züge.  Ihre  Lebensweise  ist,  durch  die  Boden- 
gestalt ihres  Wohngebietes  bestimmt,  die  einfache 
nnd  mühselige,  aber  stählende  des  Gebirgshirten 
und  Jägers.  Ihre  Geräthe  und  Kleider  sind  fast 
alle  im  Lande  selbst  gefertigt,  mit  Ausnahme  der 
Waffen  und  eisernen  Rüstungsstücke,  die  früher 
aus  Persien  eingeführt  wurden,  jetzt  aber  gros&eu- 
theils  europäischen  Ursprunges  sind.  Pie  Männer 
stehen  an  Waffentüchtigkeit  hinter  keinem  kau- 
kasischen Stamme  zurück.  Schon  die  Blutrache, 
unter  deren  Bann  in  näherem  oder  fernerem  Grade 
jede  Familie  dieses  Völkchens  steht,  nöthigt.  die 
Männer  zu  fast  beständigem  Bewaffnetsein , selbst 
die  Ackergeschäfte  werden  in  Rüstung  und  Waffen 
besorgt.  $o  ist  auch  die  Erziehung  der  Knaben 
eine  durchaus  kriegerische  und  dio  Stellung  der 
mit  den  Haus*  nnd  Ackerarbeiten  fast  ausschliess- 
lich hebürdeten  Frau  entspricht  den  raulion  Sitten 
der  Männer.  Politisch  gehören  die  Chewsuren  ^u 
den  Unterthanen  des  Zaren,  aber  die  russische 
Herrschaft  geht  noch  nicht  tief  genug,  um  ihre 
Sitten  und  Gewohnheiten  umzugestalten.  Pie  Blut- 
rache ist  trotz  aller  Bemühungen  der  Verwaltungs- 
organe bis  heute  noch  nicht  auszurotten  gewesen  und 
die  chewsurischen  Verbrecher  erscheinen  selten  vor 
russischen  Richtern,  da  sie  nach  altem  Herkommen 
von  ihren  Mitbürgern  gerichtet  werden,  ln  den 
Rechtsanschauungen  scheinen  sie  wie  in  den  reli- 
giösen und  sittlichon  Begriffen  sich  nicht  weniger 
als  Mischvolk  zu  erweisen  wie  in  ihren  körper- 
lichen Eigenschaften.  Es  sind,  sagt  Rad  de,  „Ge- 
bräuche gang  und  gäbe,  welche  durch  den  Koran 
geboten,  andere,  welche  sich  auf  alttestamentliche 
Anordnung  zurückführen  lassen,  noch  andere,  die  im 
Cbristenthum  wurzeln  und  endlich  solche,  die  in 
einem  originellen  Heidenthum  ihre  Erklärung 
finden.  . . . Mir  scheint  cs,  dass  die  Lehre  Mo- 
lianieds,  wenigstens  an  der  Nordseite  des  Gebirges 
aus  den  Nachbargebieten  des  Dagestana  und  der 
TBchetschna  kommend  grösseres  Feld  gewann,  als 
das  ans  Süden  ursprünglich  mit  den  grusinischen 
Elementen  hierher  verpflanzte  Dogma  des  Christen- 
thums** (96).  Besondere  Beachtung  verdienen 
unter  den  Sitten  und  Anschauungen  der  Chew- 
snrun  vor  allen  die  heidnischen  Reste:  Opferaltäre, 
zahlreiche  Schutzengel,  Baum-,  Bergengel  etc., 
Priesterkaste,  die  das  ganze  lieben  der  Chewsurcn 
in  hierarchische  Formen  bannt;  dauu  die  strenge 
Abschliessung  menstruirender  und  gebärender 
Frauen  in  eigenen  entlegenen  Hütten,  die  selbst 
auf  ihre  Männer  theilweise  sich  erstreckt,  die  Er- 
werbung der  Ehefrau  durch  die  Form  des  Raubes, 
der  Schleier  des  Geheimnisses,  der  über  die  ehe- 
lichen Beziehungen  gebreitet  ist,  das  Begräbuiss 


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Referate. 


91 


in  Steingräbern , die  Berechnung  des  Wehrgeldes 
in  Bindern. 

5.  Narrative  of  a Voyage  to  the  Polar  Sea 
during  1875 — 76  in  H.  M.  Ships  „ Alert** 
and  „Discovery“  by  Capt.Sir  G.  S.Xares 
R.  N.,  Commander  of  the  Expedition 
with  Notes  on  the  Natural  llistory  ed. 
by  J.  W.  Feilden,  Naturalist  to  thu  Ex- 
pedition. London  1878.  2 Vols.  (Mit  2 
Karten.  6 Photographien  u.  42  Holzschnitten.) 

Der  zweite  Baud  dieser  gediegenen  Veröffent- 
lichung enthält  einen  kurzen  Abschnitt  über  die 
ethnographischen  Ergebnisse  dieser  Forschungsreise 
(187  bis  91),  und  ausserdem  sind  Bemerkungen 
von  ethnographischem  Interesse  durch  das  ganze 
Buch  zerstreut,  lu  Uebereinstimmung  mit  der 
weiter  unten  zu  besprechenden  amerikanischen 
Polurisexpedition  nimmt  auch  diese  Veröffent- 
lichung der  Na  res' scheu  Expedition  den  Südrand 
des  Humboldtgletschers  (etwas  jenseits  dem  7 9.  Grad) 
als  Nordgrenze  der  heutigen  Eskimowandet  uugeu 
in  Weetgrünland  an.  Aber  Beste  älterer  Eskimo- 
niederlussungen  sind  auf  beiden  Suiten  der  Meeres- 
strossen  zwischen  dem  arktisch -amerikanischen 
Archipel  and  Grönland  in  viel  weiterer  Ausdehnung 
gefunden.  Die  Polarisexpcdition  hat  sie  in  geringer 
Zahl  noch  an  der  Küste  von  Hall  Land  in  der 
Nähe  des  82.  Grades  naebgewiesen ; aber  auf  der 
Westseite  des  Smithsuudes  und  der  Kane  Sea  haln  n 
die  Forscher  von  der  „Alert“  und  „Discovery“ 
dieselben  viel  weiter  verfolgt.  Alte,  längst  ver- 
lassene Ansiedelungen,  die  immer  leicht  kenntlich 
an  dem  grünoren  Moos  und  dem  üppigoren  Flechten- 
polster, das  sie  bedeckt,  fanden  sie  an  der  Küste 
von  Kllesmere  und  Grinnell-Land  hei  Cap  Sabine, 
bei  Buchanan  Strait,  auf  Norman  Lockycrisland, 
bei  Cap  Harrison  u.  a.  0.  bis  hinauf  zu  einer  Ent- 
fernung von  6 bis  7 engl.  M.  südlich  vom  82.  Grade 
N.  Br.,  also  3°  nördlicher  als  die  heutigen  Eskimo- 
nieder!  assungen.  „Nördlich  vom  Cap  Beecbcv  wurde 
durch  keine  von  unseren  Forschungsexpeditionen 
eine  Spur  von  Menschen  entdeckt,  weder  westlich 
an  der  Küste  von  Grinnell-Land,  noch  östlich  an 
der  grönländischen  Küste.  Ich  bin  überzeugt, 
dass  die  Menschen,  deren  Spuren  wir  bis  82°  N.  Br. 
verfolgten,  nicht  über  Cap  Union  hinausgingen. 
Selbst  im  Juli  und  August  ist  das  Thierleben  an 
diesen  Küsten  zu  arm,  um  auch  nur  wandernde 
Eskimos  zu  nähren  und  der  Winteraufentbalt 
kommt  gar  nicht  in  Frage.“  (H.  W.  Feilden, 
11.  190.)  An  diesem  äussursten  Punkte  mensch- 
licher Spuren  ist  gleichzeitig,  ungefähr  zwischen 
Cap  Beecbey  und  der  Polaris  Bay,  auch  die 
schmälste  Stelle  der  tronnendeu  Meeresstrassen  des 
Robeson  Channel  (13  engl.  M.  j.  Es  ist  anzunehmen, 
dass  hier  die  Stelle  ist,  wo  die  grönländischen 
Eskimos  von  Westen  herüberwanderten.  Ein  I Ierum- 


wandern  der  ostgrönläudischen  Eskimos  um  die 
Nordküste  Grönlands  scheint  nach  dem  Fehlen  ihrer 
Reste  an  dieser  Küste  nicht  anzunehmen,  sondern  es 
ist  wahrscheinlicher,  dass  sie  von  dieser  schmalen 
Stelle  aus  südwärts  und  um  Cap  Forewell  nach 
der  Ostküste  gewandert  sind.  — Die  Ansiedelung 
Etah,  mit  welcher  die  Polarisleute  in  so  innigem 
Verkehre  standen,  fanden  diese  Forscher  verlassen. 
Die  Reste  der  Eskimos  an  den  verlassenen  Wohn- 
plätzen  bestanden  aus  Knochen-  und  Steingeräth 
ohne  Eisen,  und  die  Knochen  waren  flechtenbedeckt 
und  brüchig,  also  von  erheblichem  Alter.  Eisen 
fand  sich  nur  in  den  jüngeren  Ablagerungen  vor, 
die  offenbar  nicht  viele  Jahre  alt  waren. 

6.  Davis,  C.  H.,  Rear  Admiral  U.  S.  N.,  Narrative 
of  the  North  Polar  Expedition  U.  S.  Ship 
Polaris,  Capt.  C.  F.  Hall  commanding. 
Washington  1876.  696  Seiten  mit  Illustr. 

und  Karten. 

Auf  der  Hinreise  nach  dem  Schauplatze  ihrer 
Entdeckungen  verweilte  die  „Polaris“  im  Hafen 
von  FiskernaeB.  Die  in  der  Nähe  befindlichen 
fünf  Ansiedelungen  der  Eskimos  unter  der  Leitung 
der  Muhrischcn  Brüder  zählen  261  Seelen,  die  An- 
siedelung von  Ilolsteinborg  50.  Ju  Upernavik 
fand  man  die  Leichen  auf  dem  Kirchhofe  wegen 
der  Härte  des  Erdreiches  nicht  eingesenkt,  sondern 
auf  dasselbe  gebettet  und  mit  Steinen  bedeckt.  In 
dem  Winterhafen  bei  Life  BoatCove  (81°  32f  N.-Br., 
61°  44'  W.-L.)  wurden  Reste  von  Sommerzeiten 
der  EskimoB  gefunden,  diu  sich  in  nichts  Wesent- 
lichem von  deu  entsprechenden  Resten  unter- 
scheiden, die  Kane  u.  a.  beschrieben  haben.  Im 
Octobcr  empfingen  die  Reisenden  im  „Polurishaus“ 
den  Besuch  einiger  Eskimos  von  der  Niederlassung 
in  Etah,  welche  aus  drei  Hütten  besteht,  die  aus 
Stein  uud  Rasen  erbaut  sind.  Die  Gcaaimntzabl 
der  Eskimos  vom  Humholdtglctacher  bis  Melville- 
snnd  wird  auf  nicht  über  150  geschätzt  (483). 
lu  Etah  wohnten  acht  Familien  mit  zusammen 
vierzehn  Kindern.  Unter  ihnen  fanden  Bich  einige 
Reste  einer  Gruppe  von  Eingeborenen  der  westlich 
von  dieser  Meeresstrasse  gelegenen  Inseln,  welche 
sogleich  durch  ihre  tätowirtcu  Gesichter  und  den 
Gubrauch  von  Bogen  und  Pfeilen  sich  unterschieden. 
In  einem  Urniak  und  fünf  lvaiaks  waren  sie  vor 
vier  oder  fünf  Jahren  herübergewandert,  alle  an- 
deren waren  zu  Gruudo  gegangen,  nur  diese  eine 
Familie  von  vier  Köpfen  überlebte  (451).  Eiu  Es- 
kimo, der  Mai  1873  starb,  wurde  von  seinen  Ge- 
nossen, in  einer  Schneehöhle  sitzend,  augekleidet, 
dus  Gesicht  nach  Westen  gewendet,  sammt  Schlitten 
uud  sonstigem  Eigeuthtun  begraben.  Männer  und 
Weiher  trugen  dabei  Grasbündel  in  den  Nasen- 
löchern. Die  Wittwe  tödtete  nach  dem  Bcgrüb- 
niss  ihr  sechs  Monate  altes  Kind  (484). 


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Referate. 


7.  Prähistorische  Eisenschmelz-  und 
Schmiedestätten  in  Mähren  heisst 
ein  kleines  Schriftchcn  von  Dr.  Heinrich 
Wankcl  in  Bl  an  «ko,  welches  kürzlich  in  Wien 
im  Selbstverlag  erschienen  ist  und  man* 
ches  Interessante  enthält  and  noch  mehr  iu 
Aussicht  stellt. 

Wir  begrOsscn  den  Verfasser  als  Kampfgenossen 
gegen  die  Dreitheilaugitheorie  und  die  Annahme 
der  Priorität  einer  Bronzezeit  vor  der  Eisenzeit. 
Mit  vollem  Recht  behandelt  Wankel  diese  Irr- 
• lehren  als  überwundenen  Standpunkt.  Wenn  er 
aber  8.  7 sagt  : „Lassen  wir  aller  dieses  Drcithei- 
lungssysteui  für  den  Norden  immerhin  gelten; 
denn  dio  Verhältnisse  desselben  waren  so  ver- 
schieden von  denen  des  übrigen  Europa»  dass  mau 
mit  liecht  sagen  kann,  was  in  orcliueologicis  für 
den  viel  jüngeren  Norden  gilt,  hat  faBt  keine 
Geltung  für  den  alteren  Süden.  Doch  für  das 
übrige  Europa  diese  drei  Perioden  unzu  nehmen, 
entspricht  nicht  mehr  dem  Stande  der  Wissen- 
schaft. . * , so  können  wir  diene  dem  Norden  vin- 
dicirte  Ausnahmestellung  in  keiner  Weise  zugeheu. 
Auch  macht  es  uns  den  Eindruck,  als  ob  diese  un- 
begründete Concession  nur  eine  conventioneile 
Höflichkeit  des  Verfassers  gegen  seine  nordischen 
Freunde,  deren  Gastfreundschaft  er  im  Anfang 
seiner  Schrift  höchlich  rühmt,  sein  solle;  wenig- 
stens sprechen  alle  die  Thutsachcn,  die  Wankel  in 
den  folgenden  Seiten  zuBammengestcllt  hat,  ganz 
allgemein  gegen  die  Priorität  der  Bronzezeit  und 
durchaus  nicht  für  eine  Ausnahmestellung  des 
Nordens,  die  aller  Berechtigung  entbehrt,  wenn 
man  nicht  gerade  die  Sonderstellung  dafür  fordern 
will,  dass  für  „Järnbare  Land“  (das  Geburtsland 
des  Eisens,  der  uralte  Namen  Schwedens),  wie 
für  Skandinavien  überhaupt,  die  Beschaffung  der 
Metalle  zur  Herstellung  der  Bronze  noch  schwie- 
riger war  als  für  den  Süden.  Den  grösseren  Theil 
des  Schriftcbens,  26  Seiten  von  40,  nimmt  dio  er- 
wähnte Zusammenstellung  von  Beweisen  für  das 
hohe  Alter  des  Eisens  ein.  Ist  das  Material  auch 
durchaus  nicht  erschöpft  und  fehlen  leider  die 
Quellenangaben,  so  ist  es  doch  gewiss  ein  ganz  statt- 
liches Rüstzeug,  mit  dem  hier  der  Dreitheilungs- 
theorie  zu  Leibe  gegangen  wird.  Wie  es  hei 
solchen  Zusammenstellungen  geht,  läuft  Geprüftes 
and  Ungeprüftes  nebeneinander  her  und  mancher 
überlieferte  Irrthum  wird  harmlos  liachgOHchrieben. 
So  bedarf  die  bequeme  and  oft  wiederholte  Be- 
hauptung, dass  die  Menschen  das  Eisen  zuerst  als 
Meteoreisen  gekannt  und  benutzt  hätten,  noch  sehr 
einer  eingehenderen  Untersuchung,  und  sicherlich 
ist  es  eine  Uebertreibung,  wenn  der  Verfasser 
S.  8 gagt^  „Wenn  dio  Gediegenheit  (!)  des  Kupfers 
den  Menschen  zu  dem  Gebrauche  und  der  Ver- 
wertbuug  desselben  verleitete,  so  musste  dies  das 
Eisen  viel  früher  und  allgemeiner  bewerkstelligt  (!) 


haben,  da  es  als  Meteoreisen  weit  massenhafter  (sic) 
über  unseren  Erdball  zerstreut  gefunden  wurde. 

Eine  vererbte  Unwahrheit,  die  leider  schon  so 
oft  nachgeschrieben  worden  ist  und  die  sich  aller- 
dings auf  die  Autorität  des  würdigen  Gesenius 
stützt,  besteht  darin,  dass  puhldah  die  hebräische 
Bezeichnung  für  „Stahl*  sei.  Es  ist  dies  durchaus 
falsch  und  beruht  auf  einer  unrichtigen  Ueber- 
setzuug  des  Verses  Nahum  2,  4 ; hier  erscheint  das 
Wort,  das  im  Singular  überhaupt  nicht  existirt,  in 
der  Pluralform  im  Sinn  von  „leuchtend,“  „feuer- 
flammend.“  Die  Stelle  heisst  iu  wörtlicher  Ueber- 
setzung  „mit  funkelndem  (fouersprühendem)  Ge- 
spann,“ so  übersetzen  richtig  Septuaginta  und 
Vulgata,  so  auch  Luther  „seine  Wagen  leuchten 
wie  Feuer.“  Es  ist  eine  ebenso  grundlose  Willkür 
statt  „feuersprühend,“  „funkenaprüheud“  stählern 
zu  setzen , als  die  weitere  Behauptung  pahldah 
heisse  im  Syrischen  und  Arabischen  der  Stahl. 
Uebrigens  kommt  ein  Ausdruck  für  Stahl  im  alten 
Testament  vor,  nämlich  Ezechiel  27,  19.  „Carfrei 
aschoth“  „gehärtetes  Eisen.“ 

Wenn  weiterhin  S.  17  Wankcl  sagt,  man  habe 
ein  eisernes  Schwert  in  einem  Grabe  auf  KerameikoB 
gefunden,  so  beruht  dieser  Laps  uh  wohl  nur  in 
einer  gewissen  Ungewandt  heit  des  slawischen 
Schriftstellers  im  Umgang  mit  deutschen  Präpo- 
sitionen, da  er  doch  Kerameikos  gewisB  nicht  für 
eine  Insel  gehalten  hat. 

Aber  genug  dieser  Einzelheiten,  wenden  wir 
uus  vielmehr  jetzt  zn  dem  eigentlichen  Thema  der 
Abhandlung.  Der  Verfasser  hat  in  der  Luna 
Silva  hei  den  drei  Stunden  nördlich  von  Brünn 
gelegenen  Ortschaften  ltudio  und  Habruvka  uralte 
Eisenschmelzstätten  gefunden.  Es  ist  eine  eisen- 
reiche  Gegend,  in  der  seit  ältester  Zeit  Bergbau 
und  Eisengewinnung  betrieben  wurden  und  gehen 
die  Nachrichten  darüber  bis  vor  das  »ehnte  Jahr- 
hundert. Die  Spuren  prähistorischer  Eisen- 
schmelzerei sind  iu  einem  mehr  uls  ein  Quadrat- 
kilometer ausgedehnten  Gebiet  nachweisbar.  Vor- 
zugsweise sind  es  drei  durch  grosse  Schlackenhalden 
gekennzeichnete  Sch melzpl ätze.  Diese  Unterfrüchte 
Herr  Dr.  Wankel  und  fand  kleinere  und  grössere 
topfartige  Gef&Bse,  die  er  für  Schmelztiegel  er- 
klärt, thönerne  Röhrchen,  Schlucken  und  Eisen. 
Die  Deutung,  die  er  diesen  Dingen  giebt,  ist  höchst 
sonderbar  und  zeigt,  «lass  der  Verfasser  sich  auf 
einem  Gebiete  bewegt,  dem  er  durchaus  nicht  ge- 
wachsen ist.  Er  nimmt  an,  dass  die  prähistorischen 
Hütte uleutc  das  Eisenerz  iu  diesen  Töpfen  ver- 
schmolzen hätten  und  unterscheidet  zwei  Perioden, 
eine  ältere  und  eine  jüngere.  Iu  der  älteren  hätte 
man  eine  Anzahl  kleinerer  Töpfe  von  20  bis  25  cm 
Höhe  und  18  bis  20  cm  Breite  zu  eiuer  Gruppe 
vereinigt  auf  die  Erde  gestellt,  diese  mit  dem 
„Schmelzgut“  gefüllt,  darum  ein  starkes  Feuer 
augemacht,  in  das  man  so  lange  blies,  bis  Bich  das 


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Referate. 


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geschmolzene  Eisen  um  Grunde  des  Tiegels  ange- 
tuumnelt  hatte,  das  dann  herauagenoinmen  and  als 
„Eisen lappe“  in  den  Handel  gebracht  wurde.  Diese 
Beschreibung  mag  die  Phantasie  des  Herrn  Dr. 
Waukel  befriedigen,  vielleicht  auch  den  Laien 
einleuchten,  der  Hütteninann  aber  muss  entschie- 
den widersprechen,  denn  in  der  dargestellten 
Weise  ist  der  Vorgang  einfach  unmöglich.  Zunächst 
wird  in  dem  offenen  Holzfeuer  keine  solche  Tem- 
peratur erreicht,  um  Erze  in  Tiegeln  Ausschmelzen 
zu  können  ; daun  lässt  sich  das  Erz  ohne  Reductions- 
lnittel  überhaupt  nicht  Ausschmelzen,  ist  aber  unter 
„Schmelzgut“  ein  Gemenge  von  Erz,  Kohle  und 
einem  schlackenkildeuden  Zuschlag  gemeint,  worüber 
der  Verfasser  schweigt,  und  wäre  ferner  die  nüthige 
Temperatur  in  der  augegebenen  Weise  zu  erreichen, 
so  müsste  ein  Regulus  von  Roheisen  entstehen 
und  keine  „Eisenluppen,“  die  man  uushaiumert 
und  in  deu  Handel  bringt. 

Die  zweite  Methode  der  Eisengewinnung,  die 
uns  Herr  Dr.  Wankel  beschreibt,  ist  aber  noch 
widersinniger!  Er  fand  grössere  topfartige  Tiegel 
von  35  bis  36  cm  Höhe  und  30  bis  32  cm  Durch- 
messer, mit  4 bis  4 Vs  cm  dicken  Wänden;  dabei 
Thonröhrchen  von  12  bis  13  cm  Lauge,  5 cm 
Dicke  und  einer  Oeffnung  vor»  2 cm  lichter  Weite, 
Hieraas  construirt  sich  der  Verfasser  einen  wunder- 
baren Zauberkessel.  Er  nimmt  nämlich  an,  die 
Röhrchen  seien  mit  dem  Topf  verbunden  gewesen, 
gleichzeitig  als  Beiue  und  als  Ausflussrohren.  Dies 
Gebiss,  mit  „Schmolzgut“  gefällt,  habe  in  ciuetn 
Loch  im  Boden  gestauden,  von  Holz  oder  Kohlen 
nmgeben,  in  die  mau  uueh  dein  Anzünden  mit 
einem  Balg  hineinblies.  Unter  jedem  der  4 bis 
6 Beine  sei  eine  schalcuförmige  Vertiefung  (?)  ge- 
wesen, in  diese  sei  das  geschmolzene  Eisen  ab- 
geflossen, die  flüssige  Schlacke  sei  dann  bach- 
gefolgt (!).  Dieser  naive  Schmelzprocess  leidet  un 
demselben  Bedenken  wio  der  erste,  dass  er  nämlich 
ganz  unmöglich  ist.  Hier  soll  also  im  Gegensatz 
zu  dem  ersten  Verfahren  ein  dünnflüssiges  Roh- 
eisen entstehen,  das,  soweit  unsere  Erfahrungen 
gehen,  den  Alten  unbekannt  war  und  das  sie  nicht 
zu  verwenden  verstanden.  Freilich  hat  Ver- 
fasser augenscheinlich  keine  Vorstellung  von  dem 
Unterschied  zwischen  Schmiedeeisen  und  Roheisen, 
denn  er  sagt  wörtlich,  „das  Eisen,  welches  durch 
eine  solche  Schinelzweise  erzeugt  wurde,  war  ein 
körniges,  weisses  Eisen,  mehr  oder  weniger  von 
kalkbrüchiger  (!)  Beschaffenheit.“  Er  hält 
augenscheinlich  dieses  Eisen  trotz  des  geflossenen 
Zustandes  für  eine  Art  von  Schmiedeeisen. 

Was  den  Schmelzvorgaug  betrifft,  so  kann  sich 
derselbe,  seihst  wenn  wir  genügende  Temperatur 
uud  richtige  Mischung  der  Erze  mit  Fluss-  und 
Reductionsmittelu  voraussetzen,  iu  der  beschriebe- 
nen Weise  nicht  vollziehen,  denn  erst  müsste  die 
Schlackenbihlting  beginnen,  dabei  würden  sich 


sofort  die  engen  Oeffnungen  am  Boden  des  Topfes 
verstopfen  und  von  einem  Ausfliessen  des  Eisens 
könute  nicht  mehr  die  Rede  sein.  Auch  bei  der 
höchsten  Temperatur  lässt  sich  das  Eisen  aus 
seinen  Erzen  nicht  ausschmolzen  wie  Talg. 

Herr  Dr.  Wankel  ist  in  den  weiteren  Fehler 
so  mancher  Alterthumsfreunde  verfallen , seiner 
Theorie  zu  Liehe  die  Thutsacheu  unklar  und  un- 
vollständig mitzutheilcn.  Bei  der  Schilderung  der 
unmöglichen  Processe  erwähnt  er  nur  ganz  ge- 
legentlich, dass  er  dies  und  jenes  gefunden  habe, 
al»er  so  unbestimmt  und  unzusammenhängend, 
dass  der  Leser  nicht  im  Stande  ist,  sich  d&raus 
ein  Bild  zu  machen.  Das  ist  sehr  zu  bedauern, 
da  das  Gefundene  augenscheinlich  vou  höchstem 
Interesse  ist.  Er  erwähnt  Tiegel  mit  „Schmelz- 
gut,“  Schlacken  und  sogar  „einer  vollständigen 
Luppe.“  Diese  Suchen- müssten  geuuu  untersucht, 
beschrieben  und  soweit  es  möglich  ist,  abgebildet 
sein.  Dasselbe  gilt  von  dem  grossen  Topf,  „der 
halb  mit  Schlacke,  bulb  mit  Erde  gelullt  war.“ 
Dann  küqnten  wir  uns  vielleicht  eine  richtigere 
Vorstellung  bilden,  als  es  aus  seiner  Zeichnung 
des  reconstruirten  Eiscnsckmelztopfes  möglich  ist 
Herr  Dr.  Wankel  bringt  die  Eisenschmelzst&tten 
von  Itudic  in  Zusammenhang  mit  den  Funden  der 
nahegclegenen  Hyciskftlakohle  im  Josefstb&l.  Dort 
will  er  in  dem  vorderen  Raume  das  grosse  Grab 
eines  Häuptlings,  in  dem  hinteren,  tiefer  gelegenen 
Raume  eine  grosse,  uralte  Schmiedewerkstätte,  in 
der  sowohl  Eisen  als  Bronze  verarbeitet  wurde, 
entdeckt  haben.  „Hier  lag  aufeinander  gehäuftes, 
vielfach  zerschnittenes,  zerknittertes  und  zer- 
brochenes ßroüzeblcch,  zusammengenietete  grosse 
Bronzeplatten,  bronzene  Kesselhandhabeu,  Haufen 
von  unförmigen  Stücken  halbgeschmiede- 
ten Eisens,  riesige  Hämmer,  Eisenbarren,  Werk- 
zeuge, schwere  eiserne  Stemmeisen  und  Keile, 
Feuerzange,  Amboa,  eiserne  Sicheln,  Schlüssel, 
Haken,  Nägel  und  Messer,  ferner  geschmiedete 
Bronzestähe  und  Gussformen. 

Mit  dieser  Aufzählung  des  überreichen  Inventars 
der  Schmiedewerkstätte  iu  der  Byciskalahöhle 
müssen  wir  uns  begnügen.  Allerdings  verspricht 
Herr  Dr.  Wankel  über  diese  höchst  merkwürdige 
Ausgrabung  demnächst  eine  eigene  ausführliche 
Monogrupbie,  der  wir  denn  auch  mit  grösster 
Spannung  entgegensehen.  Den  Zusammenhang  der 
Eisenschmelzen  iin  Wald  uud  der  Höhlenscbm iede 
behauptet  der  Verfasser  auf  da»  Bestimmteste  und 
wird  er  die  Beweise  dafür  nicht  schuldig  bleiben,  wio 
wir  auch  hoffen  und  wünschen,  dass  er  alle  Gegen- 
stände möglichst  genau  beschreibt  und  abbildet  und 
auch  auf  seine  Funde  in  den  Kiseuschmelzstutten 
noch  einmal  im  Einzelnen  znrückkommt,  um  dadurch 
das  Versäumte  nachzuholen  und  zu  einer  richtigen 
Erklärung  des  Betriebes  bei  Rndic  zu  gelangen. 

Biebrich  n.  Rh.  Dr.  L.  Beck. 


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94 


Referate. 


8.  Die  Naao.  Essai  nur  lc  nez,  par  E.  D.  (Desor) 
Locle,  1878. 

Das  Sehnlichen,  dem  auf  einer  Tafel  die  Pro- 
file de»  olympischen  Jupiter,  der  Diana,  de»  Homer, 
des  Abdelkader,  de»  sterbenden  Fechters  und  das 
eine»  russischen  Matrosen  hei  gegeben  sind,  ist  so 
inhaltreich,  obwohl  der  Verfasser  nicht  Anthropo- 
loge von  Fach  ist,  dass  eine  Besprechung  desselben 
un  dieser  Stelle  gestattet  sein  mag.  Auch  hat  der 
Berichterstatter  selbst  mehrfach  auf  die  Bedeutung 
der  Nase  für  das  menschliche  Gesicht  und  auf 
ihren  Werth  als  Racen  merk  mal  hingewieaeu,  vergl. 
Bericht  über  die  Anthropologenvcniammluug  in 
Dresden  1874,  S.  60,  und  Archiv  IX,  S.  117.  Der 
Verfasser  hat  seine  Studien  unter  den  Kurgästen 
in  Carlsbad  und  im  Antikencalmiet  zu  Dresden 
gemacht  und  man  muss  zugestehen,  dass  nur  ein 
geistvoller  und  scharfsehender  Naturforscher  aus 
solchem  Material  so  treffende  Bemerkungen  ab- 
leiten konnte.  Lavater  führt  an,  dass  schon 
ältere  Schriftsteller  die  Nase  honestamentuiu  faciei 
nannten  und  fügt  hinzu:  non  cuique  datum  eat 
habere  nasum.  Auch  Car  u»  sagt  von  ihr,  dass  sie 
den  Charakter  des  menschlichen  Antlitzes  am  ent- 
schiedensten bezeichne.  Desor  nennt  die  Nase 
einen  Anhang  des  Ricoh-  und  Atheiuorguus , doch 
kann  man  ihm  nicht  beipfiiehten,  wenn  er  meint, 
sie  habe  zu  diesen  Verrichtungen  keine  Beziehung, 
weil  so  viele  Thiere  auch  ohne  Nase  athmen  und 
riechen.  Ist  doch  auch  die  Ohrmuschel,  mit  der  er 
sie  vergleicht,  nicht  gleichgültig  für  das  llörea.  Die 
menschliche  Nase  giubt  dein  mit  Riechstoffen  ge- 
schwängerten Luftstromc  die  günstigste  Richtung 
gegen  da»  Kiechorgan  und  verdankt  ihre  mehr 
vertretende  Gestalt  dem  grösseren  Athemhcdürfuiss 
und  dem  in  Folge  des  aufrechten  Ganges  freier  be- 
weglichen Brustkörbe  des  Menschen.  Die  flach- 
gestellten  Nasenbeine  des  Kindes  entsprechen  der 
noch  wenig  entwickelten  Respiration  und  Muskel- 
kraft. Die  fiache  Nase  des  Neger»  entspricht  seinem 
von  den  Seiten  zusaramengedrückten  Thorax.  In 
Russland  hat  man  sogar  den  Menschen  mit  ein- 
gedrückter Nase  eine  grössere  Anlage  zur  Lungen- 
schwindsucht zugeschrieben,  als  denen,  welche  sie 
gut  entwickelt  Laben.  Auch  ist  en  nicht  richtig, 
wenn  der  Verfasser  unter  Nase  nur  den  knorpe- 
ligen Voraprung,  welcher  die  Foraetznng  der  Nasen- 
beine ist,  verstehen  will.  Er  meint,  mir  die  Ab- 
änderungen des  Knorpel*  drückten  die  Individualität 
des  Menschen  aus  niid  die  Nasenbeine  nähmen, 
einige  seltene  Fälle  abgerechnet,  nur  in  geringem 
Maasse  an  diesen  Abänderungen  Theil.  Er  hält 
es  deshalb  für  schwierig,  an  einer  Reihe  von 
Schudeln  zu  erkennen,  welche  mit  einer  Adler- 
und  welche  mit  eiuer  Stumpfnase  versehen  waren. 
Die  Nasenbeine  sind  aber  das  Gerüste  für  die 
Nase  und  lassen  die  Ilauptformen  der  Nase,  welche 
die  Grude  ihrer  Entwickelung  wind,  sehr  wohl  er- 


kennen. Der  Winkel,  unter  dem  die  Nasenbeine 
aneinander  stosseu  und  ihre  Breite,  beistimmt  die 
Höhe  des  Nasenrückens,  hei  der  Stumpfuasc  liegen 
sic  fast  in  einer  Ebene.  Nicht  nur  der  Naspnindex, 
der  nach  Broca  das  Verb&ltniss  der  ganzen  Nasen- 
länge zur  Breite  der  Naseuöffnung  giebt , aber 
richtiger  auf  Höhe  und  Breite  dieser  Oeffnung 
selbst  bezogen  wird,  sondern  auch  die  Form  der 
Naseubeme,  die  bei  rohen  Racen  wie  beim  Affen 
nach  oben  zugespitzt  sind,  und  das  Fehlen  oder 
Vorhandensein  der  crista  nasalis  sind  am  Schädel 
sichere  Zeichen  der  rohen  oder  der  wohlgebildeten 
Nase,  während  freilich  die  weniger  wichtigen 
Formen  des  Nasenknorpels  daran  nickt  erkannt 
werden  können.  Man  darf  also  nicht  behaupten, 
dass  nur  die  l'lasticität  des  Knorpels  «es  gestatte, 
dass  sich  der  Einfluss  der  Cultur  darin  auspräge. 
Desor  weist  darauf  hin,  dass  die  Nase,  die  den 
Fischen,  Fröschen  und  Vögeln  fehlt,  die  er  aber 
mit  Unrecht  dem  Ochsen  und  Pferde  abspricht, 
zuerst  beim  Palaeotheriam  der  Tortiärzeit  erscheint, 
im  Rüssel  des  Tapir  und  Elephanten  erreicht  sie 
die  höchste  Ausbildung,  hat  dann  aber  keine 
weitere  Entwickelung  gehabt  udü  wird  mit  diesen 
Thieren  verschwinden,  wie  die  Flugwerkzeuge  der 
Amphibien  und  die  Schuabulzahno  der  Vögel  ver- 
schwunden sind.  Der  Rüssel  des  Elephauten  ist 
indessen  nicht  nur  eine  Nase,  sondern  auch  ein 
Greiforgan.  Die  Nase  ist  ein  Merkmal  des  Men- 
schen und  mit  ihr  soll  die  Natur  die  Individualität 
bezeichnet  haben.  Die  letztere  wird  aber  gewiss 
ebenso  sehr  durch  das  Auge,  den  Mund,  durch 
Gang  und  Stimme  ausgedrückt.  Immerhin  ent- 
spricht die  Beweglichkeit  und  Form  der  Nase  ge- 
wissen SeelenBtiinmungen , was  schon  ans  den 
Redensarten:  er  geht  mit  langer  Nase  fort,  er 
rümpft  die  Nase,  kenrorgekt.  Gewisse  Nasen 
drücken  Vorwitz,  Sinnlichkeit,  Frechheit  aus.  Bei 
den  Säuget  hiereu  findet  sie  sich  nur  im  unent- 
wickelten Zustande,  mit  Ausnahme  des  Kahau,  des 
Semnopithecus  imsicas,  dessen  grosse  Nase  Desor 
einen  missglückten  Versuch  nennt,  Carus  uenut 
sie  eine  Garrikatur  der  menschlichen.  Sie  ist  in- 
dessen von  dieser  ganz  verschieden  und  besteht 
nur  in  einer  Wucherung  des  Knorpels,  die  Nasen- 
beine dieses  Tbieres  sind  aber  so  fluch  und  endigen 
üben  zugespitzt  wie  bei  den  übrigen  Affen,  nach 
unten  bildeu  sie  eine  Spitze,  an  der  der  Knorpel 
befestigt  ist. 

Während  bei  den  niederen  Racen  die  Nase 
gleichsam  nur  in  der  Anlage  vorhanden  ist,  kann 
die  grosse  und  entwickelte  Nase  als  ein  Merkmal 
der  Cultur  gelten,  sie  ist  vornehmlich  eiue  Eigen- 
schaft der  indoeuropäischen  Itaee.  Die  Chinesen 
haben  sie  merkwürdigerweise  nicht,  trotz  ihrer 
alten  Cultur.  Fullen  Volksstüinme  in  einen  wilden 
Zustand  zurück,  so  bleibt  ihnen  doch  da»  einmal 
erworbene  Merkmal,  wie  den  Fellahs,  den  Kabylen 


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Referate. 


95 


und  Karden.  Der  Verfasser  hätte  noch  die  mittel* 
amerikanischen  Völker,  Peruaner  and  Mexikaner 
anführen  können,  selbst  einige  Indianerstämme, 
deren  gebogene  Nasen  ein  Zeichen  alter  Caltnr  sind 
und  die  Beweise  verstärken,  welche  für  eine  alte 
Einwanderung  dieser  Völker  ans  Asien  sprechen. 
Die  Mikrocephalcn  unter  den  Calturvölkcrn  be- 
halten in  dem  hoben  Nasenrücken  das  Zeichen 
ihrer  Abkunft  und  wahrend  in  vielen  Beziehungen 
der  verkümmerte  Schädel  sich  der  Aflenbildung 
annähert,  ist  es  dieses  Merkmal,  welches  ihn  weit 
davon  entfernt.  C.  Vogt  ist  deshalb  im  Irrthum, 
wenn  er,  Vorles.  über  d.  Menschen,  Giessen,  1863, 
I,  S.  252,  sagt:  „Der  Schädel  eines  Mikrocophalen, 
der  in  fossilem  Zustande  gefunden  würde  nnd  zwar 
etwas  beschädigt,  so  dass  der  Unterkiefer  und  die 
Zahnreibe  des  Oberkiefers  fehlten,  würde  unbedingt 
von  jedem  Naturforscher  für  den  .Schädel  eines  Allen 
erklärt  werden  müssen  nnd  es  würde  sich  an  einem 
so  wenig  verstümmelten  Schädel  auch  nicht  das 
geringste  charakteristische  Merkmal  finden  lassen, 
durch  welches  ein  gegenteiliger  Schluss  gerecht- 
fertigt werden  könnte.“  Die  aufgeworfene  Stutznase 
ist  die  Kindernase,  die,  wie  auch  Carus  richtig 
bemerkt,  bei  Weibern  häufiger  ist  als  bei  Männern 
nach  dein  bekannten  Gesetz,  dass  auch  der  weib- 
liche Schädel  kindliche  Charaktere,  z.  B.  das  Vor- 
treten der  Scheitelhöcker  reiner  bewahrt  als  der 
männliche,  hei  dem  die  stärkere  Muskelkraft  ab- 
ändernd  wirkt.  Dass  die  Nase  zum  Gesichte  passt 
und  wie  dieses  breit  oder  schmal  und  laug  zu  sein 
pflegt,  muss  man  zngeben.  Für  die  Länge  der- 
selben ist  anch  die  Körperläuge  von  Einfluss.  Die 
sogenannte  classiscbe  oder  griechische  Nase,  die 
in  der  Richtung  der  Stirne  fortlüuft  oder  wenig 
davon  abweicht  und  an  den  griechischen  Götter- 
gestalten sieb  findet,  wie  z.  ß.  an  der  Jupiters- 
Maske  von  Phidias  soll  nach  Desor  das  Üeber- 
gewicht  der  Stirne  über  das  Gesicht  ausdrücken. 
Er  findet,  dass,  wenn  man  diese  Nase  bei  Lebenden 
beobachtet,  sie  diesen  keineswegs  einen  distinguirten 
Ausdruck  giebt,  sondern  oft  geradezu  das  geistlose 
Schafsgesicht  darf  teilt.  Der  Berichterstatter  glaubt, 
dass  das  Unvollkommene  in  den  griechischen 
Götterbildern , welches  sich  gerade  in  einer  wenig 
entwickelten  Stirne  zeige,  durch  die  Beobachtung 
eines  altherkömmlichen  Stiles  veranlasst  sei.  Die 
Frage,  warum  die  Alten  ihren  Götterbildern  den 
Eindruck  an  der  Nascuwnrzel  nicht  gegeben, 
wird  dahin  beantwortet,  dass  die  Alten  keine  ver- 
gleichende Studien  über  rohe  nnd  edle  Gesichts- 
bildung gemacht,  sondern  dass  der  Künstler  es 
herausgefühlt  habe,  dass  die  der  Richtung  der 
Stirne  folgende  Nase  dem  Gesichte  einen  Ausdruck 
heiterer  Ruhe  nnd  Leidenschaftlosigkeit  gebe, 
welche  den  Göttern,  mit  Ausnahme  des  Herkules, 
so  wohl  ansteht.  Es  wird  dieser  Ausdruck  noch 
vermehrt  durch  eine  über  die  Natnr  gebende 


Breite  der  Nasenwurzel.  Man  darf  den  Alten  aber 
wohl  die  Beobachtung  zntranen,  dass  kein  Theil 
des  Gesichtes  so  stark  durch  die  Leidenschaften 
des  Zornes  wie  der  Trauer  bewegt  wird,  wie  die 
Gegend  zwischen  den  Augenbrauen,  und  dass  bei 
rohen  Völkern  dieser  Theil  stark  hervortritt,  wie 
es  am  sterbenden  Fechter  und  au  den  gefangenen 
Daciern  auf  der  TrajaiiBtsäule  dargestellt  ist.  Man 
darf  diese  Darstellungen  als  auf  richtiger  Beob- 
achtung beruhend  ansehen,  denn  auch  die  Juden 
auf  dem  Triumphbogen  des  Titus  zeigen  treu  die 
ihnen  eigeuthüralicbe  Gesichtsbildung.  Desor 
hätte  noch  anführen  können,  dass  der  vorspringende 
Stirn  wulst  an  rohen  Schädeln  der  Vorzeit  eine  ge- 
wöhnliche Erscheinung  ist.  Sein  Verschwinden  bei 
den  heutigen  Europäern  muss  als  eine  Folge  der 
Civilisation  angesehen  werden.  Dass  die  Alten  die 
kurze  breite  Nase  für  ein  Zeichen  gemeiner  Bildung 
und  roher  Sinnlichkeit  hielten,  zeigt  ihre  Dar- 
stellung der  Faune  und  Satyre,  selbst  der  Bacchan- 
tinnen. Die  Adlernase  findet  sich  schon  auf  den 
assyrischen  Basreliefs,  auch  auf  ägyptischen  Bildern, 
sie  ist  den  Arabern  und  Jnden  eigentümlich.  Die 
von  Hose II in i Monum.  I,  27  u.  28,  II,  49  gegebenen 
Bilder  aus  der  Zeit  Ramses  III.  sind  wohl  Hebräer. 
In  den  idealen  Schöpfungen  der  griechischen  Kuntd. 
kommt  sie  nie  vor.  Auch  die  christlichen  Künst- 
ler geben,  wio  z.  B.  der  Moses  des  Michelangelo 
zeigt,  den  Patriarchen  nicht  die  Nase  ihrer  Race. 
Erst  neuere  französische  Maler  wie  Verdat  haben 
es  gewagt,  dem  Gesichte  des  Christus  die  nationale 
Nase  zu  geben.  Nur  den  Judas  stellte  man  so 
dar;  Leonardo  da  Vinci  zeichnete  auf  seinem 
Abendmahl  auch  mehrere  Apostel  als  Juden.  Auch 
die  türkische  Nase  ist  gebogen,  aber  kürzer  als  die 
semitische.  Die  Adlernase  kann  durch  Ueber- 
treibung  unschön  werden.  Solche  sieht  man  auf 
den  Skulpturen  von  Palenque.  Eino  vorspringende 
aber  gerade  Naso  mit  einem  leichten  Eindruck  an 
der  Wurzel  ist  bei  der  lateinischen  Race  häufiger 
als  bei  der  germanischen.  Die  meisten  historischen 
Personen  des  Altertums  haben  sie,  wie  Homer  nnd 
Plato.  Sie  fehlt  dom  Sokrates  und  Aesop  Bowiu 
vielen  römischen  Kaisern,  bei  denen  man  Portrnit- 
ähnlichkeit  voraussetzen  darf.  Die  gerade  Naae 
hört  auf  schön  zu  sein,  wenn  sie  verschmälert  und 
lang  ausgezogeu  ist , wie  sie  sich  häufig  hei  den 
Amerikanern  findet.  Sie  giebt  dem  Gesiebte  etwas 
Kaltes  nnd  Selbstsüchtiges.  Die  Stutznase  wird 
besonders  hässlich,  wenn  die  Nssenbrücke  ül>er 
die  Nasenflügel  vorsteht  and  wenn  die  Nasenlöcher 
etwas  nach  vorn  gerichtet  sind,  wie  es  bei  Negern, 
Australiern  und  den  grossen  Affen  der  Fall  ist. 
Es  giebt  noch  eine  rohe  Form  der  Nase,  die  fast 
cylindrisch  ist,  pied  de  marrnite,  zu  deutsch:  Kar- 
toffelnase genannt,  die  indessen  keine  ursprüng- 
liche Bildung  ist.  Man  kann  die  Richtigkeit  folgen- 
der Schlusssätze,  zu  denen  der  Verfasser  gelangt 


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Referate. 


ist,  jeugestehen : 1)  Die  menschliche  Nase  bezeichnet 
eine  höhere  Entwickelung  des  thierischen  Organis- 
mus, sie  dient  dem  individuellen  Ausdruck;  2)  auf 
ihre  Form  hat  die  fortschreitende  Cultnr  einen 
Einfluss;  3)  die  gebogene  Nase  mit  hohem  Hucken 
ist  ein  Merkmal  alter  Cultur;  4)  diese  hat  wahr- 
scheinlich noch  den  Vorfahren  der  europäischen 
Völker  gefehlt;  5)  die  Veredlung  der  Nase  hat  sich 
langsam  vollzogen  und  war  zuerst  ein  Vorzug  der 
herrschenden  Familien;  6)  dies  Merkmal  geht  nicht 
leicht  verloren,  auch  wenn  ein  Volk  auf  eine  tiefere 
Stufe  zurücksinkt;  7)  mit  der  Vervollkommnung 
der  Nase  schwindet  der  Eindruck  an  der  Nasen- 
wurzel, den  die  Griechen  an  ihren  Götterbildern 
vermieden  haben. 

Auch  Topin ard  schrieb,  Bullet,  de  la  Soc. 
d’Anthrop.  1873,  VIII,  p.  947,  über  die  Morphologie 
der  Nase.  Er  nennt  sie  einen  bisher  sehr  vernach- 
lässigten, aber  für  die  Unterscheidung  der  Racen 
sehr  wichtigen  Thcil  dos  Gesichtes.  Wie  Röchet 
am  Ohr  die  Vaterschaft  erkennen  wolle,  so  gebe 
auch  die  Nase  Rechenschaft  über  die  Abkunft.  In 
dor  Nase  der  Bourboncu  zeige  sich  die  Erblichkeit 
und  auf  dem  Basrelief  des  Jovinus  zu  Reims  hatten 
die  Gallier  die  kirarische  Nase,  wio  sie  noch  in  den 
Ebenen  der  Champagne  und  Pikardio  vorherrsche. 
Er  giebt  dann  Anleitung,  am  Lebenden  nach  der 
Methode  Broca’s  den  Nasenindex  zu  bestimmen, 
wobei  er  zwischen  den  Nasenflügeln  die  grösste 
Breite  misst.  Bei  Ariern  ist  diese  60,  beim  Papua 
und  Taamanier  100,  bei  einer  Negerin  112  Proc. 
Er  misst  auch  als  Diametre  antero-postcrieur  den 
Abstand  der  Nasenspitze  von  der  Oberlippe,  ferner 
die  Richtung  des  Nasenrückens,  die  der  Basis  der 
Nase  und  die  der  Nasenlöcher,  die  bei  den  höheren 
Racen  schmal  und  fast  parallel  sind,  hei  den  nie- 
deren divergirend  werden  und  hei  den  hässlichsten 
Negern  mit  ihrem  Längend  urchmcsser  fast  <{uer 
gerichtet  sind.  Auch  die  Beweglichkeit  der  Nasen- 
flügel nimmt  hei  den  niederen  Racen  zu  und  ist 
ein  thierisches  Merkmal. 

Schnaffhauscn. 


9.  Journal  des  Museum  Godeffroy.  Geogra- 
phische, ethnographische  nnd  naturwissen- 
schaftliche Mittheilungen.  Redaction:  L.  Frie- 
derichsen. Heft  I bis  XIV.  Hamburg,*  L. 
Friederichsen  u.  Comp.  1873  bis  1879. 

Kein  deutscher  Kaufherr  unter  den  Lebenden 
hat  sich  um  die  Wissenschaft  so  verdient  gemacht 
wie  Caesar  Godeffroy  in  Hamburg.  Im  Jahre 
1862  begann  er  naturwissenschaftliche  Sammlun- 
gen anzulegen  und  fasste  dabei  vorzugsweise  die 
Südsee  ins  Auge,  wohin  seine  zahlreichen  Schiffe 
ausliefen,  um  dort  einen  schwungvollen  Handel  zn 
treiben,  der  bald  so  anwachs,  dass  das  Hans  Godef- 
froy alle  Concurrenton  in  Schatten  stellte.  Die 


Capitune  der  Schifte  erhielten  den  Auftrag  natur- 
wissenschaftliche Gegenstände  zu  sammeln  und  über 
ihre  Beobachtungen  und  Erfahrungen  in  geogra- 
phischer Hinsicht  zu  berichten.  Da  die  Sammlungen 
durch  Seeleute  naturgemäß*  nur  nebensächlich  be- 
trieben werden  konnten,  stellte  Godeffroy,  uin 
gründlich  vorzugehen,  eine  Anzahl  wissenschaftlich 
gebildeter  Reisender  au,  unter  denen  wir  Dr. 
Eduard  Gräffe,  J.  Knbary,  E.  Dämel,  A. 
Ilolste,  Frau  Amalie  Dietrich,  Andrew  Gar- 
rett, Th.  Kleiuschmidt  und  Franz  Hühner 
(starb  1877  auf  den  Duke  of  Yorkinseln)  nennen. 
Das  reich  einlaufende  Material,  welches  die  Räume 
des  nun  weltberühmt  gewordenen  Museum  Godef- 
froy füllte,  wurde  von  den  ersten  Autoritäten  der 
Wissenschaft  bearbeitet  und  anfangs  in  verschie- 
denen Zeitschriften  zerstreut  publicirt.  Um  dieser 
Zersplitterung  abzuhelfen,  entschloss  sich  1872 
Godeffroy,  ein  eigenes  Jonrnul  zu  gründen,  in 
welchem  alles  ihm  zugehende  geographische,  ethno- 
graphische und  naturwissenschaftliche  Material 
vereinigt  dum  wissenschaftlichen  Publicum  vor- 
gelegt werden  sollte.  Die  Redaction  übornahm  der 
als  tüchtiger  Kartograph  bekannte  Secretär  der 
Hamburger  Geographischen  Gesellschaft,  L.  Frie- 
derichsen. Die  Ausstattung  des  Journals  ist  eine 
grogsartige  zu  nennen;  sie  entspricht  völlig  dem 
mit  fürstlicher  Munificenz  auftretenden  Hamburger 
Handelsherrn,  denn  mit  schönen  Karten,  Photo- 
graphien, Kupfertafeln,  Farbendrucken  wurde  nicht 
gegeizt.  Bisher  sind  14  Hefte  des  Journals  er- 
schienen, über  deren  Inhalt,  soweit  derselbe  anthro- 
pologischer und  ethnographischer  Art  ist,  wir  hier 
kurz  referiren  wollen. 

Heft  I,  S.  33  bis 47.  Die  Ebongrnppe  im  Mar- 
shall’s- Archipel.  Nach  brieflichen  Mitthei- 
lungcn  von  J.  Kubary. 

Die  Inselu  der  Ebongrnppe  liegen  auf  4*  48' 
n.  Br.  und  168“  4fi'  w.  L.  und  bilden  das  südlichste 
(Ried  der  Kallikkette.  Wie  alte  Koralleninsclu  sind 
sie  niedrig  und  mit  einer  Vegetation  aus  Coeospalmeu, 
Schraubenbäumen  und  Brotfruchtbäumen  bedeckt. 
Die  Bewohner,  etwa  800  an  der  Zahl,  sind  echte  Mikro- 
nesier von  schmächtigem  Körpurbau.  Das  Kopfhaar 
ist  buschig  und  schwarz,  der  Bartwuchs  schwach 
entwickelt;  während  bei  den  Männern  das  Gesicht 
mehr  länglich  ist,  sind  die  Gesichter  der  Kranen 
dick,  rund  und  voll  mit  breitem,  fleischigem  Munde. 
Die  Hautfarbe  beider  Geschlechter  ist  dunkler  wio 
die  hellbraune  Farbe  der  Polynesier.  Ein  Theil 
der  Eingeborenen  ist  seit  Kurzem  zum  Christen- 
thum  bekehrt,  der  andere  ist  heim  iieidenthuin 
geblieben.  Ihre  ursprüngliche  Religion  kannte  keine 
persönlichen  Gottheiten,  dagegen  verehrten  sie 
heilige  Bäume  und  Steine,  denen  durch  Zuwerfen 
von  Speisen  Opfer  gebracht  wurden.  Sie  glaubten 
an  ein  Leben  nach  dein  Tode,  indem  sie  hofften. 


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Referate. 


97 


alsdann  nach  einor  schönen  Insel  au  kommen,  wo 
sie  Alles  im  Ueberflusse  haben  würden.  Ihre  Lei- 
chen begruben  sie  in  der  Erde,  die  Stelle  mit 
Koralleublöcken  und  zwei  Kadern  bezeichnend,  von 
welchen  das  eine  am  Kopfende,  das  andere  zu 
Füssen  in  den  Boden  gesteckt  wurde.  Durch  die 
Mission  ist  viel  oberflächliche  Frömmigkeit  und 
Civilisation  unter  die  Eboner  gekommen,  die  jetzt 
sich  europäischer  Kleider  bedienen,  den  Werth  des 
Geldes  kennen,  lesen  und  schreiben  gelernt  haben, 
aber  in  anderer  Hinsicht  nicht  besser  als  früher 
sind.  — Die  Lebensweise  der  Eboner  ist  erbärm- 
lich, da  ihre  arme  Laguneninsel  nur  I’andanus- 
und  Brotfrüchte,  Cocosnüsso  und  Fische  und  diese 
nicht  genügend  liefert.  Um  dem  abzuhelfen,  findet 
Einfuhr  von  Lebensmitteln  von  den  nördlicher  ge- 
legenen  Inseln  statt.  Selten  nur  waschen  sich  die 
Insulaner  und  in  Folge  dessen  herrschen  bei  ihnen 
flechtenartige,  ansteckende  und  übelriechende  Haut- 
unsschläge.  Ihre  Wohnungen  sind  elende  niedrige 
Hütten , in  welchen  man  bloss  sitzen , aber  uicht 
stehen  kann;  plump  und  unsymmetrisch  gebaut 
verratben  sie  dadurch  die  Faulheit  ihrer  Bewohner. 
Eigentlich  kann  man  diese  Hütten  nur  Schlafwinkel 
nennen,  die  kaum  Schutz  gegen  Regen  und  Wind 
gewähren  und  in  denen  Haufen  faulender  Cocos- 
schalen  und  sonstige  Küchenabfalle  eine  wahre 
Pestatmosphäre  erzeugen.  So  schlechte  Hausbauer 
die  Eboner  sind,  so  geschickt  Bind  dieselben  in  der 
Verfertigung  schnellsegelnder  Kähne.  Mit  ihren 
dreieckigen,  fast  in  den  Wind  liegenden  Matten- 
segeln  haben  diese  Fahrzeuge  viel  dazu  bei  getra- 
gen , dass  alle  diese  so  zerstreut  liegenden  Inseln 
dnreh  eine  einzige  Menschenrace  bevölkert  wurden. 
Allo  Eingeborenen  derselben,  bis  zu  den  am  wei- 
testen nach  Norden  gelegenen  Inseln,  sprechen  die 
gleiche  Sprache  und  haben  dieselbe  Tätowirung. 
Uebrigens  haben  auch  Winde  und  Strömungen  die 
Kähne  oft  weggetrieben  und  dadurch  die  Besiede- 
lung der  Inseln  veranlasst.  — Die  Eingeborenen 
von  Ebon,  wie  überhaupt  oller  Inseln  der  Ilallik- 
kettc,  haben  vier  Rangstufen,  die  Bich  von  mütter- 
licher Seite  vererben.  1)  Der  gemeine  Mann  («r- 
m idsch  kadschur);  derselbe  besitzt  kein  Eigenthum, 
als  nur  das  Land,  welches  ihm  vom  Häuptling 
zugetheilt  wurde  und  das  ihm  zu  jeder  Zeit  wieder 
entzogen  werden  kann.  Er  hat  jede  Woche  dem 
Häuptlinge  zubereitete  Nahrung  in  gewisser  Qua- 
lität und  Quantität  zu  liefern.  2)  Ueber  diesen 
steht  der  Leokatnk,  der  soin  Ei  gen  t hum  erbt  und 
nicht  vom  höheren  Häuptling  erhalt;  sonst  steht 
er  dem  gemeinen  Manne  gleich.  8)  Der  Buink, 
der  sehr  reich  und  einflussvoll  sein  kann.  4)  Der 
Iroidsch.  Aus  dieser  Cime  wird  dor  König  gewählt, 
welcher  Iroidsch  -lapelap  (grosser  Iroidsch)  heisst. 
Auf  die  Reinhaltung  dieser  Rangordnungen  gehen 
die  Insulaner  sehr  viel  und  jedes  Vergehen  dage- 
gen wird  hart  bestraft,  namentlich  wird  die  Rein- 

Archi«  fnr  Authropologi«.  Bd.  XII. 


haltung  des  Ranges  der  weiblichen  Linie  sorgfältig 
gehütet,  da  von  dieser  Seite  der  Titel  erbt.  In 
grosser  Achtung  stehen  die  Häuptlinge,  vor  denen 
die  niederen  Stände  nur  gebückt  uud  mit  gesenk- 
tem Blicke  erscheinen  dürfen.  Die  Strafen,  welche 
dio  Häuptlinge  in  früheren  Zeiten  verhängten,  be- 
standen in  Wegnahme  von  Land  uud  Haus  oder 
in  der  Todesstrafe.  Weiber  wurden  ersäuft,  Män- 
ner gespeert,  wobui  sie  freistehend  die  nach  ihnen 
geworfenen  Geschosse  so  lange  abwehren  durften, 
bis  sie,  durch  Ermüdung  und  Blutverlust  ge- 
schwächt, unterlagen.  Nach  den  historischen  Ueber- 
lieferungen  der  Eingeborenen  war  Ebon  früher 
selbständig;  als  aber  eiue  Hungersnot h ausbrach 
und  die  Einwohner  decirairte,  erschienen  von  Nor- 
den her  Krieger,  welche  die  noch  übrigen  Männer 
umbrachten  uud  sich  mit  den  Weiberu  vermischten; 
so  entstand  die  heutige  Ebonrace  und  die  politische 
Verbindung  Kbons  mit  den  anderen  Inseln  der 
Rallikkette.  Werthvoll  ist  ein  von  Kubnry  ge- 
sammeltes Vocabular  der  Ebonsprache,  welches  den 
Beschluss  der  Abhandlung  bildet. 

Heft  II,  8.  12  bis  58.  Die  Karolineninsel  Yap 
oder  Guap  nach  don  Mittheilungen  von 
Alf.  Tetens  und  Johann  Kubary. 

Ueber  dieses  nördlich  von  den  Palauiuseln  ge- 
legene Eiland  hat  kürzlich  Miklucho-Maclay  in 
der  Istwestja  der  russischen  geographischen  Gesell- 
schaft Mittheilungen  gemacht,  welche  im  Globus 
XXXIII.  40  übersetzt  sind  und  die  eine  glückliche 
Ergänzung  durch  die  von  Tetens  und  Kubary 
gesammelten  Nachrichten  finden,  welche  wir  hier 
allein  berücksichtigen.  — Yap  beherhergt  eine 
zahlreiche  Bevölkerung,  die  auf  2500  bis  3000 
Köpfe  geschätzt  wird,  doch  dürften  diese  Angaben 
eher  zu  niedrig  als  zu  hoch  gegriffen  sein.  Dio 
Yaper  sind  von  hellerer  Hautfarbe  als  die  dunkel- 
braunen Palauinsulaner  uud  ttbertrefTen  diese  nueb 
in  Bezug  auf  den  Körperbau.  Ihre  Gesicbtszüge 
tragen  unverkennbar  den  Typus  der  malayischen 
Race.  Das  Antlitz  ist  breit,  etwas  abgeflacht,  die 
Nase  kurz  mit  dick  und  fleischig  entwickelten 
Flügeln,  welche  platt  anliegen;  die  Augen  etwas 
schief  geschlitzt.  Die  schiefe  Stellung  der  Augen 
ist  übrigens  bei  ihnen  lange  nicht  so  stark  aus- 
geprägt, wie  bei  der  mongolischen  Race  und  man 
muss  als  wesentlichen  Unterschied  die  wohl  geöff- 
neten Augenlider  bezeichnen,  dio  das  vordere  Aug- 
apfelsegment mit  der  dunkelbrannen  Iris  wohl 
hervortreten  lassen.  Die  Lippen  sind  dick,  etwas 
aufgeworfen  und  von  bläulicli-rother  Färbung.  Das 
Kinn  ist  breit,  etwas  vorstehend,  indem  der  Unter- 
kiefer ein  Geringes  über  den  Oberkiefer  vorragt. 
Dio  Barthaare  sind  zwar  im  Allgemeinen  schwach 
entwickelt,  indessen  finden  sich  doch  viele  Aus- 
nahmen von  dieser  bei  den  Malayen  verkommen- 
den Regel  und  sind  ansehnliche  Bärto  bei  alteren 
13 


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98 


Referate. 


Männern  keine  Seltenheit.  Die  Kopfhoaro  sind 
meist  schlicht  lind  werden  von  beiden  Geschlech- 
tern lang  getragen.  Die  Männer  sind  im  Allge- 
meinen kräftig  gebaut,  aber  eher  mager  als  beleibt 
zu  nennen.  Die  Frauen  sind  in  der  Jagend  von 
nicht  unangenehmem  Aoussern  und  haben  meist 
kräftig  entwickelte,  etwas  spitze  Brüste.  Auf  meh- 
reren Tafeln  sind  Yaptypen  nach  photographischen 
Aufnahmen  dargostellt,  doch  haben  dieselben  wegen 
des  kleinen  Maassstabes  mehr  ethnographischen  als 
anthropologischen  Werth.  Die  Tätowirung  ist  nur 
auf  die  Freien  beschränkt  und  vollständige  Zeich- 
nung ist  auch  nur  bei  den  höchsten  Häuptlingen 
zu  finden;  die  Tätowirung  steigt  mit  dem  Hange. 
In  ihrer  vollsten  Ausdehnung  findet  sie  sich  über 
den  ganzen  Oberkörper,  die  Arme  und  Beine  rei- 
chend, die  ],endengegcnd  verhältnisÄmüssig  frei 
lassend,  also  umgekehrt  wie  bei  Samoanern  und 
Tonganern,  wo  die  Hüften  und  Oberschenkel  bis 
etwas  über  dem  Knie  der  ausschliessliche  Sitz  der 
Tätowirung  sind.  Die  Zeichnungen  bestehen  aus 
verschieden  gruppirten  Streifen , die  symmetrisch 
bald  nebeneinander  laufen , bald  sich  verbinden. 
Frauen  der  höheren  Stände  sind  nur  an  den  Armen 
und  Händen  tätowirt.  Die  Zeichnung  an  den  Ar- 
men stellt  Fische  vor,  die  reihenweise  am  Oberarm 
angebracht  sind,  während  die  Tätowirung  der  Hand 
dieser  das  Ansehen  geben,  als  wäre  sie  mit  einem 
Tüllhandscbuh  bedeckt.  — Die  Kleidung,  soweit 
solche  vorhanden  und  der  Schmuck  stimmen  mit 
den  allgemein  in  Mikronesien  üblichen.  Beachtens- 
werth  ist  der  Jatau,  der  Armring,  der  wie  eine 
Handmanschette  aussieht  und  zugleich  Schmuck 
und  Ordenszeichen  ist.  Ks  ist  dies  eine  grosse 
Kegelschnecke,  Conus  millepundatua  L. , deren 
Spindel  und  innere  Windungen  hcrausgemeisselt 
sind,  so  das«  nur  die  letzte  Windung  übrig  bleibt. 
Nur  mit  Mühe  und  Schmerzen  wird  die  Hand  hin- 
dnrehgezogen,  nnd  zeitlebens  bleibt  dann  der  Jatau 
am  Gelenke  sitzen.  Verwandt  damit  ist  der  Or- 
densarmring der  Palauinsulaner,  welchen  nnr  die 
Häuptlinge  tragen  und  der  aus  dem  Atlaswirbel 
des  Dugong  (Ilalichoere)  besteht.  Zur  Entzün- 
dung des  Feuers  bedienen  eich  die  Ynper  eines 
abgerundeten  Stabes  von  1 in  Länge  aus  hartem 
Holze  und  eines  Hachen  weichen  Scheites.  letz- 
teres wird  mit  den  Füssen  festgehalten,  während 
das  harte  Stückchen  in  eine  kloiue  Grube  desselben 
eingesetzt  und  zwischen  den  flach  angelegten  Hän- 
den in  schnell  drehende  Bewegung  versetzt  wird. 
Der  entwickelte  Funken  wird  in  Cocosfasern  auf- 
gefasst.  Speisen  werden  nicht  ln  offener  Gemein- 
schaft verzehrt,  sondern  jeder  sucht  ausser  dem 
Hause  möglichst  im  Duukeln  und  Verborgenen 
seine  Mahlzeit  einzunehmen.  Das  Essen  scheint 
hier  offenbar  als  eine  tabuirte  Beschäftigung  be- 
trachtet zu  werden.  — Kühne  Schiffer  verfertigen 
die  Yaper  vier  verschiedene  Arten  von  Kähnen. 


Die  bemerken s werthesten  Bind  die  grossen  Tschu- 
kopinn,  Kriegskähne,  von  7 bis  12  m Länge  und 
l1  'f  m Breite.  Sie  sind  nicht  aus  einem  Stücke 
gearbeitet,  sondern  bestehen  aus  Kielstück,  zwei 
Mittel-  und  vier  Seitentheilen , verbunden  durch 
Cocosfnserschnüre.  Sie  sind  mit  Brotfruchtbaum- 
bArz  kalfatert,  haben  Auslieger,  ein  Verdeck  und 
dreieckige  Mattensegel.  Bis  vor  Kurzem  dienten 
zam  Bau  dieser  grossen  Kähne  Muschelbeilc,  ans 
Tridoena  giganiea.  Ausdrücklich  hebt  Tete  ns 
hervor,  dass  diu  Yaper  zur  Feststellung  und  zum 
Umsatz  des  EigenthumB  „Geld“  besässen,  ähnlich 
wie  die  Palaninsnlaner.  Es  besteht  aus  runden 
Steinen  von  der  Gestalt  und  Grösse  eines  Schwei- 
zerkäses bis  zu  der  eines  Mühlsteines,  in  der  Mitte 
mit.  einer  Oeffnung,  durch  welche  ein  Stock  zum 
Traguu  des  Stückes  durcbgesteckt  werden  kann. 
Dieses  Geld  wird  ans  einem  gelblich  weissen  kry- 
stalliuischen  Kalkspath  gehauen , der  auf  den  Pa- 
laus  vorkommend,  dort  von  den  Yapern  mühsam 
bearbeitet  nnd  mit  ihren  Kähnen  nach  ihrer  Hoi- 
math  gebracht  wird.  Dieses  grosso  Steingeld  pa- 
radirt  als  Schaustück  offen  vor  den  Hütten;  als 
kleineres  Geld,  gloichsara  Scheidemünze,  dienen 
tbalergroaae  Stücken  derselben  Felsart  und  Perl- 
mutterschalen  an  Stränge  geknüpft.  — Die  ganze 
Insel  Yap  ist  in  58  Districte  gctheilt,  von  denen 
jeder  seinen  obersteu  Häuptling  hat.  Eino  Auzahl 
dieser  Districte  stehen  wieder  in  besonderen  Bünd- 
nissen, von  denen  die  Cantone  Crurr,  Rul,  Tomil 
nnd  Eileil  die  bedeutendsten  sind.  In  den  Di- 
stricten  selbst  zerfallt  die  Bevölkerung  in  Häupt- 
linge, Freie  und  Sklaven  oder  Promilingais.  Letz- 
tere leben  in  besonderen  Dorfschaften  und  Bind 
verpflichtet,  täglich  den  Freien  Products  des  Feld- 
baues zu  liefern,  sowie  beim  Baue  der  Häuser  und 
Kähne  behilflich  zu  sein.  Alles  was  die  Sklaven 
besitzen,  selbst  Frauen  und  Töchter,  kann  zu  jeder 
Zeit  von  den  Freien  zu  beliebigem  Gebrauche  ein- 
gefordert werden.  Der  Ilauptschmuck  der  Freien, 
selbst  der  Kamm  im  Haarschopf,  darf  von  den 
Sklaven  nicht  getragen  werden,  die  nur  in  ge- 
bückter Stellung  vor  den  Häuptlingen  erscheinen; 
doch  ruht  nicht  alle  Last  der  Arbeit  auf  den  Skla- 
ven. Die  Stände  sind  erblich  und  nur  Ehen  mit 
Frauen  aus  dem  freien  Stande  berechtigen  allein 
zu  freien  Kindern.  Die  Vererbung  von  Hang  und 
Titel  ist  namentlich  an  die  weibliche  Linie  gebun- 
den. So  ist  auch  der  Besitz  des  grossen  Steingeldes 
vorzugsweise  bei  den  Häuptlingsfamilien  zu  finden 
und  bestimmend  für  deren  Macht  und  Einfluss.  — 
Durch  die  Zersplitterung  der  Yaper  in  viele  Di- 
stricte und  Bünde  ist  es  begreiflich,  dass  fortwäh- 
rend Streitigkeiten  und  Kriege  stattfinden.  Die 
Kriegführung  bildet  daher  eine  Hauptbeschäftigung 
der  Insulaner  und  sind  sie  in  der  Handhabung 
des  Speeres,  ihrer  Lieblingswaffe,  sehr  gewandt.  — 
In  Bezug  auf  die  religiösen  Ansichten  ist  nur  er- 


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Referate. 


99 


wähnt,  dass  kein  eigentlicher  Götzendienst  statt- 
findet, keine  Tempel  and  Bilder  vorhanden  sind. 
Dagegen  haben  Bie  gewisse  inspirirte  Priester,  die 
sie  um  Rath  fragen,  wobei  sie  Opfurgabeu  nieder- 
legen.  Tetens  erwähnt  in  Bezug  auf  den  religiö- 
sen Aberglauben,  dass  die  Yaper  die  Insulaner  von 
Fais  und  Uluthi  (Mackenzicinscln)  durch  den  Glau- 
ben au  eine  uralte  Mythe  in  tributpflichtiger  Ab- 
hängigkeit erhalten.  Nach  unserer  Quelle  gehört 
die  Sprache  der  Yaper  zu  den  malayischen  Idio- 
men, doch  scheint  eine  Beimengung  papuanisoher 
Wörter  nicht  unwahrscheinlich.  Den  Schluss  der 
Mittheilungen  machen  grammatische  Bemerkungen 
und  ein  Vocabular,  welches  ein  längere  Jahre  auf 
Yap  wohnender  Deutscher,  J.  J.  Bio  hm,  dem 
Museum  Godeffroy  eiugesandt  hat. 

Heft  IV,  S.  1 bis  62.  Die  i’alauinseln  in  der 
Südsce  von  J.  Kubary. 

Unsere  Kenntniss  dieser  interessanten  Gruppe 
Mikronesiens  wird  durch  den  vorliegenden  Bericht 
Kubary’s,  der  mehrere  Jahre  sich  dort  auf  hielt 
und  die  Sprache  erlernte,  wesentlich  gefördert. 
Gleich  Semper  ist  er  tief  in  das  innere  Wesen 
des  merkwürdigen  Völkchens  eingedrungen,  doch 
hat  seine  Abhandlung  den  Vorzug  in  nüchterner 
Sprache  geschrieben  zu  sein,  während  Semper 
seiner  ILisebeschreibang  eine  mehr  novellistische 
Form  gab.  Nirgends  finden  wir  eine  so  klare  und 
eingehende  Schilderung  der  verwickelten  politi- 
schen Verhältnisse  Palnus,  wie  bei  Kubary,  wes- 
halb wir  auch  hier  auf  diesen  Abschnitt  besonders 
eingehen  wollen.  — Die  Grundlage  der  staatlichen 
Einrichtung  sind  die  Peius,  wörtlich  Länder,  die 
aber  mehr  unserem  Begriffe  von  Gemeinden  ent- 
sprechen; dieselben  setzen  sich  ans  einer  Anzahl 
Familien  zusammen,  die  sich  am  einen  Rupak 
oder  Häuptling  gruppiren.  Volk  nnd  Häuptlinge 
überwachen  sich  gegenseitig  und  sind  die  Gesetze, 
nach  welchen  sie  sich  richten,  die  von  Alters  her 
durch  Tradition  festgestellten  Sitten  und  Gebräuche, 
an  denen  nicht  gerüttelt  wird.  Die  Familie  erkennt 
immer  ein  leitendes  Haupt  an,  nach  dessen  Wohn- 
sitz sich  alle  benennen.  Dieser  Wohnsitz  mit  sei- 
nem Namen  und  Titel  ist  ein  unzerstörbares  Majorat, 
das  von  dem  Aeltesten  der  Familie  verwaltet  wird 
und  von  dem  Nächstältesten  geerbt  wird.  Es  giebt 
indessen  zwei  Erbrechte,  indem  im  öffentlichen 
Leben  der  jüngere  Bruder  den  älteren,  im  Fa- 
milienleben der  älteste  Sohn  den  Vater  beerbt.  Zu 
der  öffentlichen  Erbschaft  gehört  der  Name  und 
Titel  der  Familie,  die  andere  besteht  in  einem 
Theile  des  Privatvermögens,  das  durch  die  Mutter 
verwaltet  wird.  Im  Stammhauso  also  wohnt  der 
Häuptling  nebBt  seiner  nächsten  Verwandtschaft 
und  durch  die  Vorsetzung  des  Wortes  Ira  (bei 
Semper  Era),  entsprechend  unserem  „Herr  von“, 
vor  den  Hansnamcn  bildet  er  seinen  Familien- 


namen, neben  welchem  er  noch  seinen  Titel  hat. 
Auf  der  Insel  Korror  (Coröre  bei  Semper)  ordnen 
sich  dio  Familienhäupter  und  die  Titel  derselben 
in  folgender  Rangstufe: 

Wohnsitz  Familiennamen  Titel 

Adschdit  Ira  adsebdit  Adschbatul  = König 
Adschkalau  Ira  adschkabiu  Ira  ad&chkalau  = Kanzler 
Eoulidit  Ira  eoulidit  Rgogor  = 1.  Häuptling 
Tahegidsch  Ira  tah  eg  irisch  Rgogor  = 2.  Häuptling  etc. 
Solche  grosse  Häuptlinge  giebt  es  neun  auf  Korror 
und  als  Beweis  ihrer  Titel  uud  Siedlung  besitzen 
sie  den  Dndsch.  Dieser,  eine  Art  von  Ernennungs- 
urkunde oder  Diplom,  besteht  aus  den  Blättern  der 
CocoHpalme  uud  der  Wurzel  eiuer  Arumart  und 
wird  den  Erben  nach  dem  Tode  des  Vorgängers 
überliefert.  Die  Häuser  dieser  Häuptlinge  sind 
ihre  Amtswohnungen,  nebun  denen  viele  noch  Pri- 
vatbesitz haben.  Neben  diesen  neun  grossen  Häupt- 
lingen führt  Kubary  noch  zehn  kleinere  auf  Kor- 
ror nach  Wohnsitz,  Familiennamen  uud  Titel  auf. 
Sie  haben  keinen  Dudsch  im  Hause  aufzuweisen, 
sind  die  Ausfübrar  der  Beschlüsse  der  höheren  Rn- 
paks  und  versehen  den  Dienst  diplomatischer  Boten 
im  Verkehr  mit  anderen  Districten.  Die  gleiche 
Rangliste  der  Rupaka  findet  man  in  allen  70  Pelns 
(Gemeinden)  Palaas  wieder.  Die  Rupaks  vertreten 
ihr  Pelu  nach  aussen;  in  den  inneren  Angelegen- 
heiten dagegen  ist  ihre  Macht  eine  sehr  bedingte. 
Vor  Allem  ist  zu  bemerken,  dass  die  Fruuen  ibru 
eigene  Regierung  haben.  Obgleich  der  Adschbatul 
(Abbatalle  bei  Wilson,  Ebadul  bei  Semper)  der 
Kopf  des  lindes  ist,  stellt  er  doch  nur  den  Häupt- 
ling der  Männer  dar.  Gleichwie  dieser  aus  dem 
Familiensitze  Adschdit  stammen  muss,  so  ist  dio 
Königin  der  Frauen  die  Aelteste  dieser  Familio.  Ihr 
stehen  ebenso,  wie  bei  den  Männern  in  niederste!- 
gender  Rangfolge,  eine  Anzahl  Frauenhäuptlinge 
zur  Seite,  der  Rupakaldit,  die  weibliche  Regierung, 
überwacht  die  Ordnung  zwischen  den  Frauen,  hält 
Gericht  nnd  verurtheilt,  ohne  dass  die  Männer  sich 
eiumischen  dürfen.  Beide  Regierungen,  die  der 
Männer  und  die  der  Frauen,  stehen  unabhängig 
nebeneinander.  Die  Titel  gehen  von  einer  Schwe- 
ster auf  die  nüchstftlteete  über,  wie  bei  den  Män- 
nern. Die  Frau  des  Königs  ist  daher  nio  eine 
Königin  der  Frauen.  — Die  jungen  Männer,  welche 
nicht  den  Häuptlingsrang  besitzen  und  das  regierte 
Volk  bilden,  theilen  sich  in  eine  Anzahl  Clubs 
(Kaldebakal , im  nördlichon  Dialecte  Klobbergoll). 
Jeder  Club  hat  seinen  Anführer,  dem  er  gehorcht, 
und  der  für  die  Haltung  des  Clubs  den  Häuptlingen 
verantwortlich  ist.  Letztere  verkehren  nur  durch 
die  Leiter  mit  den  Clubs,  denen  ßie  nur  Dienst- 
leistungen anbefehlen  können,  die  zum  Besten  der 
ganzen  Gemeinde  sind.  Jeder  dieser  Clubs  besitzt 
sein  eigenes  Haus,  den  Baj,  von  denen  Korror  acht 
aufweist,  die  Gemeindeeigen thum  sind.  Nachts 
vertheilt  sich  die  ganze  männliche  Bevölkerung  in 

13* 


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Referate. 


ihre  bezüglichen  Baja,  wahrend  sie  am  Tage  sich 
zerstreut  und  ihrer  Beschäftigung  nach  geht.  Alle 
Clubs  zusammen  bilden  die  Kriegsmacht.  l)a  von 
Korror  aus  die  Nachbarstaaten  nur  zur  See  be- 
kriegt werden  können,  so  besitzt  jeder  Baj  eine 
Anzahl  Kriegskähne,  in  welchem  jedes  Mitglied 
des  Clubs  seine  bestimmte  Stelle  einnimmk  Ver- 
säumt ein  Mitglied  bei  der  Einberufung  des  Clubs 
sich  zu  stellen,  so  hat  es  dafür  Strafgeld  zu  zahlen. 
Begreiflich  üben  die  Clubs  eine  grosse  Macht  aus 
und  beeinflussen  die  öffentliche  Meinung.  Wir 
können  hier  nicht  über  alle  die  verwickelten  Ein- 
zelheiten der  politischen  Organisation  Palaus  refe- 
riren;  sie  zeigt  ein  Gemisch  von  patriarchalischem 
Feudalismus,  innig  verbanden  mit  einem  theokra- 
ti8cbcn  Plebiszit.  Das  letztere  ist  der  K&litcultus, 
über  welchen  Kubary  einen  besonderen  Abschnitt 
bringt.  Die  Kalits  sind  übernatürliche  und  uner- 
klärliche Wesen,  vor  denen  die  Insulaner  sich 
fürchten;  Alles,  was  geschaffen  wurde,  ist  ein  Werk 
des  Kalits;  er  ist  ein  einzelnes  und  ein  vielfaches 
Wesen  und  verkörpert  sich  in  Thieren  oder  zer- 
fällt in  zahlreiche  Geister,  die  den  Wald  nnd  die 
Luft  beleben.  Der  Cultns  derselben  hat  haupt- 
sächlich den  Zweck,  den  bösen  Einfluss  derselben 
abzuwenden.  Der  Kalit,  als  Schöpfer  Palaus,  hat 
auch  dessen  Sitten  und  Gebräuche  geschaffen.  Bei 
jeder  zweifelhaften  Sache  wendet  sich  daher  die 
Versammlung  der  Häuptlinge  an  die  Vertreter  der 
Kalits,  die  Priester  oder  Priesterinnen.  Ebenso 
wird  beim  Beginn  eines  Feldzages  der  Kalit  be- 
fragt und  bei  zustimmender  Antwort  durch  ein 
Geldopfer  belohnt.  Obgleich  äusserlich  kaum  wahr- 
nehmbar, spielt  doch  auch  auf  Palau  die  Priester- 
schaft in  politischen  Dingen  ciue  grosse  Rolle  und 
vermittelst  des  Kalitglaubens  haben  die  Priester 
es  verstanden,  trotz  der  so  langen  Berührung  mit 
fremden  Culturvölkeru , alle  ursprünglichen  Sitten 
und  Gebräuche  rein  und  unvermiacht  za  erhalten. 
Ein  grosser  Thoil  des  Ansehens,  welchen  der  Adsch- 
batul  und  die  Häuptlinge  gemessen , verdanken 
dieselben  den  Schutzgöttern  ihres  Hauses.  Auf 
diese  Weise  stützen  sich  die  Gesetze,  welche  die 
Sitten  in  Pnlnn  vorschreiben,  auch  auf  ihren  reli- 
giösen Glauben.  Es  sind  dieser  Sittenvorschrifton 
(moguls,  das  Schlechte),  welche  jeder  Eingeborene 
zu  beachten  hat,  eine  grosso  Anzahl  und  betreffen 
dieselben  das  Verhalten  gegen  die  Häuptlinge,  die 
Priester,  die  Frauen,  die  Nächsten  und  ihr  Land. 
Das  Ganze  ist  „ein  Labyrinth  von  Verordnungen, 
aus  welchem  nur  der  eingeborene  Pnlauaner  sich 
hcrauszuflnden  weiss.“  Erwähnen  wollen  wir  hier 
nur  einige  auf  die  Frauen  bezügliche!  Gesetze,  da 
diese  zur  Charakteristik  der  Palauiusulaner  bei- 
tragen. Keiner  darf  seine  Frau  Hchlagen,  auch 
nicht  öffentlich  mit  Worten  beleidigen.  Wäre  die 
Beleidigte  eine  Adschditfrau , so  trifft  den  Ver- 


brecher die  auf  Todesstrafe  stehende  Geldsühne ; 
ist  er  arm,  bo  muss  er  fliehen  oder  er  wird  ge - 
tödtet.  Kein  Eingeborener  darf  eine  Frau  entblöst 
von  ihrer  Schürze  überraschen,  weshalb  die  Män- 
ner beim  Annähern  an  Badeplätzen  durch  Kufen 
ihre  Ankunft  anzeigen;  auch  ist  es  streng  verpönt, 
über  die  Ehefrau  eines  Anderen  öffentlich  zu  spre- 
chen oder  ihren  Namen  zu  nenuen.  Trotz  dieser 
Sittenstrenge  herrschen  gerade  auf  Palau  so  laxe 
Grundsätze  im  Verkehr  der  Geschlechter,  wie  in 
wenig  anderen  Ländern,  worüber  Kubary  nähere 
Mittheilungen  macht  Ein  eigentliches  Familien- 
leben kann  es  auf  den  Inseln  schon  deshalb  nicht 
geben,  weil  die  Männer  von  deu  Frauen  grössten- 
theils  getrennt  leben.  Die  nächste  Ursache  liegt 
iu  der  Erziehung  der  Mädchen,  die  in  der  frühesten 
Jugend  bereits  die  Erlaubnis*  haben,  „mit  allen 
jungen  Knaben  des  Ortes  in  wilder  Ehe  zu  leben.“ 
Wenn  das  Mädchen  10  oder  12  Jahre  alt  ist  und 
noch  keinen  Mann  hat,  so  geht  sie  als  „Armengol“ 
nach  einem  fremden  Distriote  und  tritt  dort  in  ein 
Baj  ein,  wo  sie  als  bezahlte  Maitresse  eines  Ein- 
geborenen lebt,  im  Geheimen  aber  für  Geld  auch 
mit  allen  übrigen  Männern  des  Bajs  zu  thuu  hat 
Findet  sie  keinen  Mann,  so  geht  sie  in  ein  zweites 
Baj,  oin  drittes  u.  s.  w„  bis  sie  endlich  die  Ehefrau 
eines  Eingeborenen  wird.  Es  ist  natürlich,  dass 
eine  solche  Ehe  in  der  Regel  unfruchtbar  ist,  um- 
somehr als  die  Frauen  Bchon  früh  altern,  wie  denn 
nach  Kubary  drei  Viertel  der  Ehen  kinderlos  sind. 
Der  Mann  hat  eine  eben  so  wilde  Vergangenheit 
wie  die  Frau  uud  er  würde  vielleicht  nicht  heira- 
then , wenn  es  nicht  im  Nutzen  der  Familie  läge, 
eine  Frau  zur  Arbeit  zu  erhalten.  Die  schwangere 
Frau  wird  hinsichtlich  der  Arbeiten  geschont  und 
von  alten  Weibern  in  Obhut  genommen;  der  Mann 
aber  wird  bis  auf  10  Monate  nach  der  Gehurt  des 
Kindes  streng  von  der  Frau  geschieden;  er  schläft 
während  dieser  Zeit  im  Baj  und  kommt  nur  zura 
Essen  ins  Ilaus.  Will  er  sich  von  der  Frau  treu- 
nen,  was  in  der  Regel  bei  offenbarer  Untreue  der 
Fall  ist,  so  schickt  er  sie  einfach  fort.  Ihr  folgen 
die  Kinder,  die  von  der  Mutter  den  Stand  erben.  — 
In  besonderen  Abschnitten  behandelt  Kubary  die 
Beschäftigungsarten  der  Insulaner  und  ihr  eigen- 
tümliches Steingeld,  von  dem  wir  auf  Tafel  2 die 
ersten  farbigen  Abbildungen  erhalten.  Es  besteht 
aus  gebrannten  Erden  und  Glasflüssen  uud  ent- 
stand nach  der  Tradition  auf  wunderbare  Weise 
ans  den  Fingern  eines  schwangeren  Riosenweibes. 
Kein  Eingeborener  kann  dieses  geschliffene  Geld 
heute  verfertigen,  „das  ganz  das  Ansehen  hat,  als 
sei  es  das  Product  einer  fremden,  geschmackvollen 
und  anngehildütcn  Arbeit“  Mehr  sagt  Kubary 
über  das  Herkommen  dieses  Geldes  nicht:  doch 
dürften  wir  nicht  fehlgreifen,  wenn  wir  es  aus 
China  oder  üstasien  überhaupt  ahleiten. 


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Referate. 


101 


lieft  IV,  S.  63  biB  76.  Beiträge  zur  Kenntnis» 
der  Fidschiinsulaner.  I*  Die  physischen 
Verhältnisse  der  Bewohner.  Von  J.  W. 
Spengel.  * 

Der  Heisende  des  Museums  Godeffroy,  Dr. 
G raffe,  hatte  acht  zum  Theil  gut  erhaltene  Schä- 
del von  den  Fidschiinseln  mitgebracht,  die  I)r. 
Spengel  gemessen  und  beschrieben  hat.  Nicht 
ohne  Reserve  und  mit  Berücksichtigung  der  vor- 
kommenden Deformation  versucht  Spengel,  nach 
den  Hauptmaassen  und  unter  Berücksichtigung  der 
übrigen  Literatur,  eine  ungefähre  Vorstellung  von 
einem  Durchschnittsschädel  der  Fidschiinsulaner 
zu  machen.  Derselbe  ist  dolichocophal,  mit  einem 
Liingenbreitenindex  von  ca.  72;  die  grösste  Breite 
liegt  im  siebenten  Zehntel  der  Länge  und  verhält 
sich  zur  geringsten  Breite  etwa  wie  10:7.  Dabei 
ist  er  stark  hyspiccphal,  indem  der  Ilöhenbreiten- 
index  107,9  beträgt.  Derselbe  Charakter  spricht 
sich  in  dem  Ueberwiegen  des  Höhenlaugemndex 
von  77,9,  gegen  deu  Längenbreitenindex  von  73, 
aus.  Soweit  ist  also  die  Vermuthang,  welche 
J.  B.  Davis  1866  in  seinem  Aufsätze  on  the  pc~ 
culiar  cranta  of  the  vihabilants  of  certahi  groups 
of  Islands  in  the  Western  Pacific  p.  15  ausge- 
sprochen hat,  dass  auch  die  Fidschianer  hypsi- 
stenocephale  Schädel  haben  würden,  vollkommen 
bestätigt.  Der  Grad  der  Prognathie  ist  bedeutend, 
der  Profilwinkel  beträgt  82,7*.  Die  Capaeitüt  ist 
1362  ccm.  Betrachten  wir  dagegen  die  Grenzen, 
innerhalb  deren  die  verschiedenen  Maasse  schwan- 
ken, so  finden  wir  Behr  beträchtliche  Abweichun- 
gen. Der  Längenbreitenindex  schwankt  von  64,4 
bis  79,3,  der  Höhenbrcitcniudex  von  93,8  bis 
118,9,  der  Profilwinkel  von  79°  bis  86°.  Constant 
erscheint  die  Lage  der  grössten  Breite  im  sieben- 
ten Zehntel  der  Länge.  Diu  Capacitüt  schwankt 
zwischen  1165  und  1500  ccm;  oder,  wenn  man 
von  einem  weiblichen  Schädel  absehen  will,  zwi- 
schen 1325  und  1500  ccm.  Zn  vergleichen  ist 
hiermit  der  „Nachtrag  zu  den  Beiträgen  zur 
Kenntniss  der  Fidschiinsulaner4*  in  Heft  VI,  S.  117 
bis  118. 

Heft  VI,  S.  123  bis  131.  Die  Ruinen  von 
Nanmntal  auf  der  Insel  Ponape,  nach 
J.  Knbary's  brieflichen  Mittheilnngen. 

Je  seltener  Steinhauten  und  Steindenkmäler  in 
der  Südsee  an  getroffen  werden,  desto  wichtiger 
erscheint  der  vorliegende  Bericht.  Die  Insel 
Ponape  (Puynipet  oder  Ascension)  ist  die  grösste 
der  zu  dem  Carolincu-Archipel  gehörigen  Seniavin- 
gruppc;  sie  ist  circa  71  * deutsche  Quadratraeilon 
gross  und  zählt  etwa  2000  Einwohner.  Die  Ruinen, 
welche  das  Interesse  aller  Besucher  der  1828  von 
Lütke  wieder  entdeckten  Insel  in  Anspruch  nehmen, 
liegen  auf  der  Ostseite  von  Ponape  auf  der  kleinen 
laael  Tauatsch  und  tragen  in  allen  ihren  Einzel- 


heiten ein  hohes  Alter  zur  Schau.  Siö‘4jfl(h?n  einen 
Gomplex  von  aus  Basaltsäulnn  anfgetnürmten, 
grösatenthcils  vierseitigen  Umzäunungen^  ^Welche 
stadtartig  angelegt  sind  und  eine  Oberfläche* 'ton 
etwa  42  Hectaren  bedecken.  Der  westliche 
lehnt  sich  bogenförmig  ati  die  Insel  Tauatsch'  .n'n- 
und  von  hier  aus  breiten  sieb  die  einzelnen  viel*-, 
eckigen  SteinbAuten  strahlenförmig  aus,  bis  sie  von 
zwei  Reihen  parallel  nach  Südwesten  verlaufender 
Vierecke  umgrenzt  worden.  Die  einzelnen  Vierecke 
sind  entweder  Quadrate  von  18  bis  27  m Seiten- 
lange, oder  Parallelogramme.  Durch  9 bis  73  m 
breite  Wasserstraßen  getrennt,  bildet  jedes  Viereck 
für  sich  eine  Insel.  Die  Bauart  ist  roh  und  be- 
schrankt sich  auf  Zusammenlegen  des  von  der 
Natur  fertig  gelieferten  Materials,  des  Basalts  und 
der  Korallenblöcke,  nach  Art  der  cyklopisehen 
Mauern.  Von  einem  Bindemittel,  Mörtel  oder 
Gement,  ist  keine  Rede.  Die  Constrnction  zeigt 
deutlich,  dass  die  Dauerhaftigkeit  des  Baues  ledig- 
lich auf  der  Schwere  der  kreuzweise  aufeinander 
geschichteten  Basaltsäulen  beruht,  und  wenn  auch 
an  manchen  Stellen  beschädigt,  so  sind  die  Bauten 
doch  im  Ganzen  gut  erhalten  und  in  ihrer  An- 
ordnung und  Bestimmung  leicht  zu  übersehen. 
Nach  Kubary’s  Ansicht  stellt  sich  die  ganze 
Anlage  von  Nanmatal  deutlich  als  ein  Wasserbau 
dar,  welcher  ira  Verhältniss  zur  Wasserober- 
fläche keinen  sichtbaren  Veränderungen  unterlag. 
(Kubnry  ist  geneigt  eher  eine  Hebung  als  eine 
Senkung  Ponapes  anzunehmen.)  Von  den  achtzig 
Ruinen  sind  drei  Viertheile  niedrige,  aus  Basalt- 
blöcken  aufgeführte,  anscheinend  nur  als  Unterbau 
für  Häuser  in  Aussicht  genommene  Inseln ; der 
Rest  hat  noch  weitere  Bauten  auf  der  Oberfläche. 
Diese  letzteren  haben  in  der  Mitte  des  umschlosse- 
nen Raumes  ein  aus  Basaltsäulen  aufgeführtes 
Gewölbe,  welches  sich  als  eine  Gruft  zu  ebener 
Erde  darstcllt.  Obgleich  dieselbe  sehr  sorgfältig  mit 
Basaltsäulen  verschlossen  ist,  kann  man  doch  den 
Eingang  leicht  erkennen.  Die  von  Kubnry  unter- 
suchten Grüfte  waren  sämmtlich  mit  Korallen  ange- 
füllt. Ueberall  fand  erUeberreste  von  Menschenkno- 
chen und  sehr  primitive  Schmuckgcgenstünde  (Arm- 
nnd  Halsbänder),  GerüthBchaften,  Steinäxte  u.  e.  w. 
Besonders  Btark  vertreten  waren  die  am  Schlosse 
durchbohrten,  als  ßrustschmnck  benutzten  Schalen 
einer  Spoudylusart.  Aus  dem  Vorhandensein 
mehrerer  Unterkiefer  und  Stirnbeine  in  ein  und 
derselben  Gruft  schliesst  Kabary  auf  Familien- 
gräber und  aus  der  Existenz  von  nur  dreizehn 
ausgezeichneten  Gräbern  mit  Knochenbohftltern 
folgert  er,  das«  wir  es  ausschliesslich  mit  Königs* 
griihern  zu  thun  haben.  Das  bedeutendste,  am 
vollständigsten  erhaltene  Grab  heisst  Nan  Tauatsch; 
in  ihm  wurden  die  Könige  von  Mantalanim  be- 
stattet. Ein  weiteres  Eingehen  auf  die  Details 
der  Bauten  würde  ohne  die  beigegebenen  Pläne 


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102 


Referate. 


an  verstäj) cfljVh  sein,  wir  fuhren  daher  nur  noch  an, 
was  Knhhi'y  über  den  Zweck  und  die  Erbauer 
der  Riiipäo  sagt,  wobei  ihm  die  Tradition  zu  Hilfe 
kauf/.  Die  Steinbauten  von  Ponape  sind  von  einer 
B’eyfiJ&erang  aufgeführt,  die  verschieden  von  den 
•iievCigen  Insulanern  ist.  Diu  Tradition  giobt 
jnhmlich  an,  dass  ein  fremder  Herrscher,  Idzi-Kolkol, 
eines  Tages  landet«  and  den  heimischen  Fürsten 
verjagte.  Er  wurde  der  Begründer  der  heutigen 
Ordnung  nnd  die  Häuptlinge  von  M&utalauim 
sollen  seine  Nachfolger  sein.  Kubary  nimmt  an, 
dass  die  Fremdlinge  der  schwarzen  Race  ange- 
hörten und  dass  die  heatigo  Bevölkerung  Ponnpes 
nur  eine  Mischlingsrace  ist.  Die  Schädel  in  den 
Gräbern  der  Ruinen  sind  dolichocephal,  während 
diu  der  heutigen  Eingeborenen  meist  brachycephal 
sind. 

Heft  VIII,  S.  129  bis  135.  Weitere  Nach- 
richten von  der  Insel  Ponape  von 
J.  Kubary. 

Die  Eingeborenen  sind  in  ihren  Sitten  und  Ge- 
bräuchen unter  dem  Eifer  amerikanischer  Missionäre 
und  dorthin  verschlagener  wüster  Seeleute  wesent- 
lich modificirt  worden;  auch  hat  ihre  Anzahl  durch 
die  Einführung  der  Blattern  im  Jubre  1854  durch 
ein  englisches  Schiff  um  etwa  Dreiviertcl  der  Ge- 
sammtbevölkerung  abgeuommen.  Ponape  zerfällt 
in  politischer  Hinsicht  in  fünf  von  einander  unab- 
hängige Districte;  jeder  von  ihnen  hatte  vor 
zwanzig  Jahren  eine  Anzahl  grösserer  Häuptlinge, 
um  welche  sich  das  Volk  Behaarte.  Die  alther- 
gebrachten Sitten  galten  als  Gesetze;  Diebstahl 
kannte  man  nicht,  da  es  nichts  zu  stehleu  gab  uud 
die  Insel  genügend  und  leicht  die  Eingeborenen 
ernährte.  Ehebruch  wurde  oft  mit  dem  Tode  be- 
straft. Unter  Beobachtung  der  Hauptsittengesetzo 
betete  der  Insulaner  die  Geister  sciuer  tapferen 
Vorfahren  an  nnd  erflehte  ihren  Schutz;  für  ihn 
war  seine  Welt  vollkommen.  Tolerant  gegen 
Fremde  Hessen  sie  die  Missionäre  schalten,  deren 
Erfolge  sehr  langsam  waren  und  die  erst  durch  die 
Ausbeutung  der  zwischen  den  verschiedenen  Di- 
stricten  entstandenen  Uneinigkeiten  festen  Fass 
fassten,  die  alte  Ordnung  umstiessen  und  Prosolyten 
machten.  Die  heutigen  Eingeborenen  von  Ponape 
sind  mehr  oder  minder  braun,  von  untersetztem 
Körperbau,  keinem  typischen  Gosichtsausdrack  und 
haben  schwarzes  glattes  Haar;  Bartwuchs  fehlt. 
Das  Haar  wird  kurz  getragen  und  nur  die  Mit- 
glieder einer  geheimen  heidnischen  Rcligions- 
geBellschaft  zeichnen  sich  durch  langes  Haar  aus. 
Die  Form  der  Schädel  ist  bald  kurz,  bald  laug, 
woraus  sich  auf  eino  Mischlingsrace  schließen 
lässt.  Durch  die  Art  des  Tätowirens  unterscheiden 
sich  die  Insulaner  vou  ihren  Nachbarn.  Auf  den 
Greenwich-,  Nukuor-  oder  Monteverde-,  Anachoret- 
und  Ilermitiiisclu  kommt  das  Tütowiren  überhaupt 


nicht  vor;  auf  allen  anderen  Inseln  aber  bildet  es 
ein  Ilauptunterscheidungsmerkmal.  Das  sehr  regel- 
mässige und  geschmackvolle  Tatowireu  der  beiden 
Arme  ist  nnr  Ponapeiusulaneni  und  zwar  beiderlei 
Geschlechts  ohne  besondere  Abzeichen  eigenthüm- 
lich.  Alle  Frauen  jeden  Ranges  in  gewissem 
Alter  müssen  die  schmerzliche  Operation  an  sich 
vornehmen  lassen  und  ein  Mädchen,  das  noch  nicht 
tätowirt  ist,  wird  als  unmündig  angcschun  uud 
darf  noch  nicht  heiratheu.  Kubary  giebt  eine 
genaue  Beschreibung  der  Manipulationen  beim 
Tätowiren  und  des  dabei  angewandten  Instrumentes. 

Heft  XIV,  S.  217  bis  221.  Einige  Mitthei- 
lungen über  die  Insel  Fatunu  von  Dr. 
A.  W ich  manu. 

Dieselben  sind  vorherrschend  mineralogischer 
Natur,  gewinnen  aber  hier  durch  einen  Excurs 
über  die  Geophagie  an  Interesse.  Fatuna  liegt  im 
Nordoston  der  Fidschiinseln  und  ist  von  Polynesiern 
bewohnt.  An  verschiedenen  Stellen  wird  Jaele- 
Ktila,  d.  i.  rothe  Erde  gefunden,  welche  vou  den 
Eingeborenen  dann  uud  waun  gegessen  wird  und 
nach  der  die  Frauon  zur  Zeit  der  Schwangerschaft 
sehr  begierig  sind.  Einer  Tradition  zufolge  soll 
Futuna  einmal  von  einem  heftigen  Orkan  heim- 
gesucht  worden  sein,  der  den  Pflanzen  wuchs 
grösxtentheils  zerstörte.  Damals  bildete  die  Erde 
ein  Hauptnahrungsmittel,  doch  tanutxt  man  sie 
meist  zum  Bemalen  der  Tapa  (Stoff  aus  Batst  des 
Papiermaulbeerbaums).  Der  zicgelrothe  Thon  ist 
frei  von  kohlensaurem  Kalk  und  organischer  Sub- 
stanz und  gleicht  der  von  Ehren  borg  beschriebe- 
nen essbaren  Erde  von  Java.  Dr.  Wichmaun 
verzehrte  mehrere  Mal  Portionen  dieses  Thones 
im  Gewichte  von  100  g ohne  Widerwillen  uud 
empfand  davon  eine  sättigende  Wirkung.  Bei 
jedem  Versuche  aber  war  Diarrhöe  die  Folge, 
welche  auch  nach  dem  Genüsse  eines  essbaren 
Thones  vou  der  Fidschiinsel  Ono  eintrat.  „Es 
scheint  mir  die  abführende  Wirkung  des  Thones 
darin  zu  liegen,  dass  derselbe  Flüssigkeiten  mit 
grosser  Heftigkeit  absorbirt  und  dadurch  iiu 
menschlichen  Körper  dieselben  Wirkungen  her- 
vorruft, wie  dies  Salze  in  Folge  der  Eudo&mosa 
thun.  Kann  man  dies  mit  einiger  Sicherheit  als 
festgestellt  betrachten,  so  wird  auch  der  Versuch 
einer  Erklärung  des  Thongeuusaes  der  Tropen- 
vrilkor  auf  keine  allzu  grossen  Schwierigkeiten 
stossen.  Zunächst  ist  es  bemerkenswert!) , dass 
alle  Schwangeren  begierig  nach  dem  Thon  sind. 
Schwangere  gebrauchen  Abführmittel,  wie  sie  viel- 
leicht auch  durch  den  Thongenuss  eine  zu  starke 
Entwickelung  der  Leibesfrucht  verhindern  wollen. 
Dass  ferner  „träge  Menschen racen“  weit  eher  der 
Abführmittel  bedürftig  sind,  als  solche,  deren  Ver- 
dauungswerkzeuge in  Folge  geregelter  Thätigkeit 
besser  fuuetiouiren,  ist  leicht  erklärlich.  Wenn 


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Referate. 


103 


die  Eingeborenen  so  vielfach  den  Thon  als  Leckerei 
betrachten,  wie  dies  auch  Ehrenberg  und  Hum- 
boldt nachwoisen,  so  wäre  dies  immer  noch  kein 
Beweis  dagegen,  dass  derselbe  zugleich  zur  Be- 
förderung der  Verdauung  dient.  Auch  steht  damit 
nicht  in  NVidenipruch,  dass  ein  übermässiger  Genuss 
stets  eine  schädliche  Wirkung  ausübt.“ 

Heft  XIV,  S.  225  bis  240.  Samoa  oder  die 
Schifferinseln  von  Dr.  E.  Gräffe.  IV. 
Die  Eingeboreneu  in  Bezug  auf  Racen- 
charakter  und  Krankheiten. 

Die  ersten  drei  Abschnitte  dieser  eingehenden 
Monographie  Samoas  behandeln  die  Topographie, 
Meteorologie  und  Geologie;  aus  dem  vierten,  hier 
m besonders  interesairenden  Abschnitte  heben  wir  das 
Nachstehende  hervor.  Die  Mehrzahl  der  Ein- 
geborenen ist  von  hohem  Wuchs,  die  Männer  meist 
über  5 Fuss  bis  6*/*,  selten  höher  (Wilkes  giebt 
1930  mm  an),  die  Frauen  durchschnittlich  kleiner. 
Ihr  Gang  ist  stattlich  und  stolz.  Die  Aagen  gross, 
mit  braunschwurzer  Iris  und  wohlgeöffneter  Augen- 
lidspalte, deren  Axo  nur  wenig  gegen  die  Mittel- 
linie sich  neigt.  Mund  gross  mit  dicken  auf- 
geworfenen Lippen,  die  dicken  Nasenflügel  seitlich 
weit  von  der  Nasenspitze  ungesetzt,  daher  dieser 
ganze  Theil  die  charakteristische  breite,  flach- 
gedrückte Form  hat.  Das  Kopfhaar  ist  schlicht, 
nur  selten  kraus,  die  einzelnen  Haare  matt  schwarz, 
dick,  auf  dem  Querschnitt  oval.  Der  Bartwuchs  ist 
nur  schwach  entwickelt,  doch  finden  sich  einzelne 
Männer  mit  wohl  entwickeltem  Schnurr-  und  Kinn- 
bart. Die  Weiber  zeichnen  sich  durch  stark  ent- 
wickelte, etwas  spitze  Brüsto  aus;  Bauch  und 
Genitalien  zeigen  keine  charakteristischen  Unter- 
schiede, die  letzteren  Bind  klein,  mit  tief  blau- 
schwarzer  Hautfärbung.  Bemerkenswerth  ist  die 
Fähigkeit,  das  Ellenbogengelenk  in  starkem 
Grade  zu  strecken,  so  dass  der  Vorderarm  mit  dem 
Oberarm  nach  aussen  einen  starken  Winkel  bildet. 
Ob  der  Olecranon  geringer  hakenförmig  entwickelt, 
oder  die  tiefere  Ausbuchtung  der  Fossa  posterior 
eine  Rolle  bei  dieser  ausserordentlichen  Gelenkig- 
keit spielt,  konnte  aus  Mangel  au  vergleichendem 
Material  nicht  entschieden  werden.  Die  Zehen 
sind  lang,  wohl  gebildet  lind  den  Fingern  an 
Biegsamkeit  sieb  nähernd.  Gegenstände,  die  am 
Boden  liegen,  werden  leicht  mit  den  Zehen 
ergriffen.  Zu  bemerken  ist  uoch,  dass  die  neben 
dem  Hallux  liegende  Zehe  die  längste  ist  und 
denselben  stets  überragt.  In  der  Iluutfarbe 
finden  sich  viele  Abstufungen , doch  sind  die 
Samoaner  im  Allgemeinen  gelblich  braun,  nicht 
dunkler  als  Landarbeiter  im  südlichen  Europa  an 
den  unbedeckten  Körperthcilen.  Neugoborene 
Kinder  sind  fast  ganz  weiss,  dunkeln  aber  schon 
nach  wenigen  Tagen.  Die  Mannbarkeit  stellt  sich 
bei  den  Männern  im  14.  bis  16.  Juhre  ein,  die 


Weiber  werden  etwas  früher,  selten  schon  im 
10.  Jahre  reif.  Oft  sind  letztere  schon  im  12.  Jahre 
Mutter  und  im  30.  Jahre  alt  und  hässlich.  Die 
Fruchtbarkeit  bietet  keine  besondere  Ausnahme 
von  anderen  Völkern  und  sind  unter  günstigen 
Umständen  Mütter  von  6,7  ja  12  Kindern  bekannt. 
Indessen  beeinträchtigen  sociale  Umstände  die 
natürliche  Fruchtbarkeit  in  dem  Grade,  dass  die 
meisten  Frauen  doch  nur  geringe  Nachkommen- 
schaft haben.  Die  Geburten  erfolgen  grösste nth eile 
so  leicht,  dass  man  die  Muttor  bald  nachher  an 
den  Fluss  gehen  sieht,  um  ihr  Kind  und  sich  selbst 
zu  baden.  Ueber  die  geistigen  Fähigkeiten  der 
Samoaner  fallt  Gräffe  im  Ganzen  ein  günstiges 
Urtheil.  Jüngere  Personen  lernen  mit  Leichtigkeit 
fiesen  und  Schreiben  und  gegenwärtig  sind  bist 
alle  jüngeren  Leute  damit  vertraut.  Der  Zahlen- 
sinn ist  gut  entwickelt  und  alle  sind  geborene 
Kaafleute;  Gesicht,  Gehör  und  Geruch  sind  ausser- 
ordentlich scharf.  Für  Musik  ist  viel  Sinn,  wie 
überhaupt  hei  den  Polynesiern  vorhanden.  Ihre 
ursprünglichen  Gesänge  sind  nicht  ohne  Melodie 
und  ohne  Kcnntniss  der  Noten,  bloss  nach  dem 
Gehöre,  hört  mau  die  Eingeborenen  auf  der  Har- 
monika unsere  Melodien  spielen.  — Gräffe  nimmt 
an,  dass  die  Bevölkerung  früher  weit  zahlreicher 
als  heute  war  and  meint,  „dass  das  frühe  regere 
kriegerische  Leben,  die  grösseren  Anstrengungen 
zur  Erlangung  der  nothwendigston  Lebensbedürf- 
nisse, welche  durch  die  neuere  Iraportation  der 
EiseugerätkscbaRen  bedeutend  vermindert  wurden, 
kräftigend  wirkten  und  alles  Kraukhafle  schneller 
ausschieden“  — ein  Umstand,  den  Semper  bereits 
früher  mit  Bezug  aof  die  Verminderung  derPalau- 
iusulaner  geltend  gemacht  hat.  Die  wahre  Ursache 
der  Abnahme  der  Bevölkerung  Samoas  ist  nach 
Gräffe  in  der  fortdauernden  Inzucht  zu  suchen, 
die  dnreh  die  natürliche  Isolirtheit  and  künstliche 
Abtrennung  der  einzelnen  Bezirke  sehr  begünstigt 
wird.  Was  die  zum  Theil  sehr  ausführlich  ge- 
schilderten Krankheiten  betrifft,  so  sind  Ruhr  uud 
Diphtheritis  häufig;  Masern,  Scharlach,  Pocken, 
Wechselfieber,  alle  Typhusformen,  Cholera  kommen 
nicht  vor.  Elephantiasis  sehr  häufig,  Syphilis 
fohlt.  Tuberkeln,  Krebs  und  Skropholu  sehr  häufig; 
Skorbut  und  Gicht  fehlen.  Kratze,  Oxyuris  und 
Ascariden  häufig;  Bandwurm  fehlt.  Aneurysmen, 
Lungeiiemphysetn,  Grippe,  Bronchitis,  Pneumonie, 
Pleuritis,  Phthise  häufig.  Desgleichen  alle  Krank- 
heiten des  V erdauun gsapparates, doch  kommen  Leber- 
affect innen  fast  gar  nicht  vor.  Meningitis,  Neuralgie, 
Tetanus  sind  häufig,  auch  Rückenmarksaffectionen. 
Conjunctivitis  häufig.  Morbus  Brightii,  Haematuria 
renalis  uud  Gonorrhoe  häufig;  alle  übrigen  Krank- 
heiten dos  Urogenitalsystems  fehlen.  Lithiasia 
kommt  nicht  vor.  Rheumatismus  uud  Rkackitis 
häufig.  Sehr  charakteristisch  sind  dio  Haut- 
krankheiten: Lichen,  Miliaria,  Eczema  solare, 


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104 


Referate. 


Acne,  Herpes,  Psoriasis,  Phlegmone  diffusa,  Fram- 
boesia. 

Heft  XIV,  S.  249  bis  283.  Theodor  Klein - 
schmidt’s  Reisen  auf  den  Vitiinseln. 

Klein  Schmidt  besucht  als  Naturforscher  die 
Inseln  der  Südsee  ftlr  das  Museum  Godeffroy  und 
hat  sich  lange  auf  den  Fidschiinseln  aufgehalten, 
mit  deren  Bewohnern  er  sehr  vertraut  wurde,  da 
er  die  Sprache  erlernte.  So  enthält  »ein  Bericht 
Manches,  was  als  Ergänzung  zu  den  zahlreichen 
Schilderungen  der  Fidschiinseln  dienen  kann.  l)a 
der  Einfluss  der  Missionare  in  der  Südsee  vielfach 
einer  Kritik  unterzogen  wird,  setzen  wir  hier  das 
Urtheil  Kleinsckmidt’s  her,  welches  sich  in 
Uebereinstimmung  mit  jenem  Max  Ruchner's 
(Reise  durch  den  Stillen  Ocoan.  Breslau  1878, 
S.  253)  befindet.  „Dos  Missionswesen  ,*  sagt 
Kleinschmidt,  „hat  im  Allgemeinen  auf  Vitd-Levu 
gute  Früchte  getragen;  ich  kenne z.  B.  Eingeborene, 
welche  geläufig  lesen  und  ziemlich  gut  schreiben 
können.  Indessen  weiter  im  Innern  ist  der  Erfolg 
noch  ziemlich  zweifelhafter  Art;  dort,  wo  uoch 
die  Menschenfresserei  im  vollen  Gange  ist,  kommt 
es  häufig  vor,  dass  ganze  Districte  das  kürzlich 
angenommene  Lotu  (Cbristenthum)  und  die  Sulus 
(Schamtücher)  wieder  abwerfen,  die  Missionäre  fort- 
jagen, zu  ihrem  alten  Ileidcndienst  und  Kannibalis- 
mus znrükkehren  und  sich  frei  erklären,  d.  h.  mit 
Weisseu  und  Regierung  nichts  zu  thun  haben 
wollen.  So  geschah  es  beispielsweise  nach  der  im 
verwichenen  Jahre  unter  ihnen  so  arg  aufräumen- 
den Mitsernkraukheit,  die  in  nicht  zu  rechtfertigen- 
der Weise  von  Australien  eingeschleppt  worden 
war.  Wenigstens  10,000  Eingeborene  sind  damals 
den  Masern  zum  Opfer  gefallen;  das  Elend  in 
vielen  Orten  war  unbeschreiblich;  die  unbegrubonen 
Leichen  wurden  von  den  Schweinen  gefressen.  Es 
konnte  fürwahr  nicht  Wunder  nehmen,  dass  die 
unwissenden  Eingeborenen  der  inneren  Districte 
den  Glauben  fassten,  dass  der  Weiaso  cs  auf  ihre 
Vernichtung  abgesehen  und  zu  diesem  Zwecke  die 
ihnen  bis  dahin  gänzlich  unbekannte  Masernkrank- 
heit eingefährt  habe.  Jetzt  steht  an  der  Stelle, 
wo  früher  die  Lobo  stand,  in  der  die  menschlichen 
Kadaver  gebacken  wurden,  die  Kirchenhütte.  Die 
Leichen  wurden  entweder  zerschnitten  und  die 
einzelnen  Stücke  in  Blätter  eingewickelt,  oder  auch 
ganz  in  sitzender  Stellung  gehackeu.  In  letzterem 
Falle  und  wenn  man  einem  entfernten  befreundeten 
Häuptlinge  damit  ein  Geschenk  machen  wollte, 
befestigte  man  den  an  der  Stelle  der  abgesengten 
Haare  mit  einer  Perrücko  bekleideten  gebackenen 
Leichnam  auf  dem  Vordertbeil  eines  Cannes,  und 
brachte  so  den  leckeren  Tafelaufsatz  an  den  Be- 
stimmungsort. Die  Geschlechtstheile  der  Unglück- 
lichen aber  wurden  an  einem  Baume  der  Ra  Ra 
(Versammlungsplatz)  als  Beleg  für  die  .Anzahl  der 


Geschlachteten  aufgehängt  *).  Dass  bei  Menschen, 
die  fast  täglich  Zeugen  derartiger  Scenen  waren 
und  deren  Leben  selbst  jeden  Augenblick  an  einem 
Haare  hing,  alle  edleren  Gefühle  und  Regungen 
von  Jugend  auf  erstickt  wurden,  ist  erklärlich. 
Erkenntlichkeit,  Dankbarkeit,  Mitleid  und  Ehr- 
gefühl sind  dem  Fidschianer  von  Haus  ans  fremd, 
der  Untergebene  (Kaisi)  kennt  nur  thierischo 
Unterwürfigkeit  und  kriecht  wie  ein  Hund  vor 
seiuem  Herrn,  den  er  za  achten  nie  gelernt  hat. 
Feigheit  und  daraus  resultirende  Grausamkeit  ist 
ein  Ilnuptcharakterzug  des  Fidschianers.  Wenn 
er  in  einem  Kriegszug  durch  List,  Verrath  oder 
Ueberrampelung  Herr  der  Situation  geworden, 
kennt  er  keinen  Pardon,  lässt  er  seiner  thierischun 
Mordlust  die  Zügel  schiesseu  und  ohne  Unterschied  „ 
Jung  und  Alt,  Maun,  Weib,  Kind  niedermetzeln, 
schänden,  martern  oder  lebendig  ins  Feuer  werfen. 
Dies  zeigte  sich  auch  in  der  schlageudsten  Weise 
bei  der  Einnahme  von  Xumbitautau  seitens  der 
damaligen  Gouvernementstrappen  Tbakombaus, 
unter  Führung  Weisser,  wo  letztere  schliesslich 
gezwungen  wurden,  auf  ihre  eigenen  Soldaten  zu 
schiessen,  am  dem  Sengen  uud  Morden  Einhalt 
zu  gebieten.“  — Ausführlich  behandelt  Klein- 
schmidt die  Volksbelustigungen,  Spiele,  Tänze 
und  Musikinstrumente  der  Fidschianer;  unter  den 
letzteren  ist  die  merkwürdige  Nasenflöte  schon 
selten  geworden.  Ebenso  erhalten  wir  eine  ein- 
gehende Schilderung  der  Fischerei  und  hei  Gelegen- 
heit eines  Besuches  der  Insel  Ouo  eine  Beschreibung 
der  Töpferei.  Nur  die  Weiher  vorfertigen  die 
Töpfe,  welche  von  unten  an  auf  einem  Untersatz 
(Kranz)  mit  den  Händen  aufgebaut  werden  und 
schön  rund  wie  von  der  Drehbank  aasfallen.  Die 
wettertrockenen  Gefasse  werden  alsdann  in  einem 
Reisighaufen  gehraunt.  — Der  gewissenhafte 
Me i nicke  sagt  in  seinen  „Inseln  des  Stillen 
Oceans“  II,  38:  „Bilder  der  Götter  haben  die 
Vitier  nicht.“  Um  so  interessanter  muss  es  er- 
scheinen, dass  Kleiuzchmidt  ein  paar  kleine 
Götzen  nach  weist  und  abbildet,  die  sich  im  Besitze 
des  Gouverneurs  Sir  Arthur  Gordon  befinden.  Es 
sind  Doppel wuiber,  mit  dem  Rücken  aneinander 

*)  Das  Aufbewahren  der  Geschlechtstheile  der  er- 
schlagenen Feinde  als  Triumphxeichen  ist  eine  uralte 
und  noch  hont«  verbreitete  Sitte  verschiedener  Völker. 

Die  alten  Aegypter  schnitten  den  besiegten  Feinden 
die  Roden  ab  und  ganze  Haufen  solcher  Hoden  sind 
auf  den  SchlachtdarsteHnngen  der  Monumente  ab- 
gebildet. David  erhielt  die  Michal,  Sauls  Tochter,  zum 
Weibe,  nachdem  er  zweihundert  Philister  erschlagen 
und  deren  Vorhäute  dem  Könige  gebracht  (l.  Baut. 

18,  27).  Männliche  Glieder  werden  bei  Galla  wie 
Abessiniern  als  Zeichen  der  Tapferkeit  de»  Haus- 
bewohners in  den  Hütten  aufgehängt.  Eiu  südlicher 
Galla  kann  nicht  heiratben,  bi»  er  eine  Anzahl  dieser 
Trophäen  seiner  Itraut  gezeigt.  Können  sie  keine 
Feinde  zu  diesem  Zwecke  erschlagen,  so  entmannen  »ie 
gekauft«  Sclaven  (Krapf  im  Ausland  1857,  440).  R.  A. 


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Referate. 


105 


gestellt,  aus  Walfischzabn  geschnitzt  und  unten 
mit  Haken  versehen,  an  welchen  die  dargebrachten 
Speisen  aufgehängt  wurden.  Jeden  falle  sind  diese 
Figureu  sehr  alt  und  selten;  sie  standen  in  einem 
Tempel,  konnten,  wie  noch  lebende  Häuptlinge 
angeben,  mit  quikender  Stimme  sprechen  und  mit 
den  Händen  winken.  Sie  orakelten,  entdeckten 
Diebe  und  nunnteu  die  Namen  derselben,  wofür 


sie  Speisen  gebracht  erhielten.  Natürlich  waren 
sie  die  Werkzeuge  schlauer  Priester,  die  sie  auch 
nach  der  Einführung  des  Cbristeuthums  in  einer 
Cocosschale  unter  einem  Pfosten  des  Tempels 
vergruben,  wo  sie  aufgofunden  und  dem  Gouverneur 
Gordon  gebracht  wurden. 

Richard  And  ree. 


II.  Verhandlungen  gelehrter  Gesellschaften  und  Versammlungen. 


1.  Aus  den  Sitzungsborichtender  nieder- 
rheinischen Gesellschaft  für  Natur- 
heilkunde in  Bonn,  1877  und  1878. 

1)  In  der  Sitzung  vom  5.  Februar  1877  sprach 
Generalarzt  Dr.  Mohnike  über  geschwänzte  Men- 
schen, deren  Vorkommen  er  trotz  wiederholter  An- 
gaben aus  anatomischen  Gründen  in  Abrede  stellt. 
Seine  Ansichten  hat  er  in  einer  besonderen  Schrift: 
Dr.  Otto  Mohnike,  über  geschwänzte  Menschen, 
Münster  1878,  kürzlich  niudergelegt.  Prof.  Sohaaff- 
hausen  bemerkte  dazu,  das» eine  Verlängerung  der 
Wirbelsäule  beim  Menschen  als  Missbildung  thut- 
sächlich  vorkomme.  Für  die  Abstammung  des 
Menschen  vom  Tbiere  habe  die  Schwanzhildung 
nnr  in  einem  entfernten  Sinne  Bedeutung,  weil 
auch  die  Anthropoiden  schon  ein  nur  aus  vier  Wir- 
beln bestehendes  Stoischem  hätten,  wie  der  Mensch. 

2)  Am  18.  Juni  1877  legte  Schaaffhansen 
einen  Abguss  des  prachtvollen  35,3  cm  langen  Stein- 
beiles aus  einem  ncphritahnlichen  Mineral  vor, 
welches  im  Besitze  des  Herrn  0.  Guntrum  in  Düs- 
seldorf ist;  es  wurde  1862  im  alten  Uheinkies  bei 
Grimmlinghansen  gefunden,  sein  spec.  Gewicht  ist 
3,347.  Es  hat  dieselbe  Form  wie  die  vom  Redner 
in  den  Jahrb.  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden 
im  Rheiul.  L,  S.  290  besprochenen  Beile. 

Sodann  giebt  er  eine  ausführliche  Schilderung 
des  körperlichen  und  geistigen  Zustandes  des  im 
Alexiauer  Kloster  zu  Münster- Gladbach  lebenden 
27jährigen  Mikrocephalen  Emil  Teppler  und  zeigt 
die  Photographie  desselben.  Der  Schädel  seines 
ebenfalls  mikrocephalen  Bruders  Julius,  der  1866 
im  Alter  von  25  Jahren  starb,  befindet  sich  in  der 
Sammlung  des  patholog.  Instituts  hierseihst.  , Ein 
dritter  Bruder,  das  erste  Kind  der  Ehe,  ist  wohl- 
gebildet. Drei  Schwestern  worden  mikrocephal  ge- 
boren, nur  ein«  lebt  davon  noch  in  der  Irrenanstalt 
zu  Düsseldorf. 

3)  Am  16.  Juli  1877  berichtet  Schaaffhansen 
über  die  Ausgrabungen  in  der  Martinshölile  bei 
Letmathe-  Siehe  die  Mittheil,  darüber  im  Bericht 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII. 


der  Anthropologenversammlung  zu  Co  ns  tanz'  1877, 
S.  137.  Sodunn  schildert  er  die  germanischen 
Grabhügel  im  Sponheimer  Walde  bei  Kreutznach, 
deren  Untersuchung  für  das  Rheinische  Provinzial- 
Museum  in  Bonn  unter  Leitung  dos  Herrn  Dr. 
Dütschke  in  Angriff  genommen  ist.  Viele  hun- 
derte dieser  Denkmäler  liegen  noch  unberührt  iu 
den  Gemcindewaldungen  von  Mandel,  Bitesheiin, 
Weinsheim,  Langenlonsheim  wie  auf  der  ganzen 
Hochfläche  zwischen  Rhein  und  Nahe.  Mehrere 
Bronzefunde  dieser  Gegend  befinden  sich  im  Museum 
zu  Wiesbaden,  Das  Volk  nennt  diese  Hügel  Hüre- 
köpp,  Herrn  köpfe,  was  darauf  zu  deuten  scheint, 
dass  inan  nur  angesehene  Leute  so  begrub,  im 
Sponheimer  Walde  liess  sich  an  zwei  Gruppen  die- 
ser Gräber  foststellen,  dass  immer  drei  Hügel  in 
einem  regelmässigen  Dreieck  standen,  von  diesen 
waren  zwei  in  der  Richtung  von  Nord  nach  Süd 
orientirt,  der  dritte  lag  von  der  Mitte  dieser  Linie 
nach  West.  Eine  gleiche  Beobachtung  hat  bereits 
Wächter  gemacht,  vergl.  Ilannov.  Magazin  1841, 
Nr.  84.  Er  fand  zwei  Hünenbetten  genau  in  der 
Richtung  von  Ost.  nach  West,  und  drei  derselben 
Gruppe  iu  einer  Linie  von  Nord  nach  Süd  angelegt. 

4)  In  der  Sitzung  vom  5.  November  1877  sprach 
Dr.  Mohnike  über  sogenannte  celtische  gedrehte 
Hals-  und  Armringe.  Der  Vortrag  war  veranlasst 
durch  die  von  Schaaffhansen  in  einer  früheren 
Sitzung  aufgestellte  Behauptung,  das  iin  Rheinbett 
bei  Coblenz  im  November  1876  gefundene,  aus  drei 
Golddrähten  gewundene  Armband  sei  eine  gallische 
Arbeit.  Mohnike  findet,  dass  solche  gedrehte 
Ringe  bei  alleu  asiatischen  Völkern  in  Gebrauch 
waren.  Eine  ausführliche  Wiedergabe  seines  Vor- 
trages über  die  Torqnes  findet  sich  in  den  Jahrb. 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden,  LXII,  1878, 
S.  158. 

5)  I«  der  Sitzung  vom  18.  Februar  1878  zeigte 
Prof.  SchaaffhauBen  ein  zu  Oherlahnstein  ge- 
fundenes Steinheil  von  schwarzgrüner  Farbe  vor. 
Dasselbe  ist  183  mm  lang,  in  der  Mitte  73  breit, 

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106 


Referate. 


an  der  Schucide  50  mm  hoch.  Das  gut  gebohrte 
Stielloch  ist  etwas  konisch,  es  misst  oben  27,  unten 
21  mm.  Selten  bat  ein  Heil  die  ganze  rohe  Form 
des  Geschiebes  mit  allen  Unebenheiten  so  beibe- 
halten wie  diese«,  au  dem  nur  die  Schneide  von 
Menschenhand  geschliffen  and  dos  Looh  gebohrt  ist. 
Gegen  die  Annahme,  dass  das  fertige  Heil  vielleicht 
aam  Geschiebe  geworden  »ei,  spricht  das  Aussehen 
und  der  Fundort.  Das  Beil  ist  1023,70  g schwer, 
das  specifisclic  Gewicht  bestimmte  Herr  Th.  Wa- 
chendorf zu  8,008.  Das  Mineral  ist  nach  Herrn 
Geheimerath  v.  Dechen  Diabas,  der  im  oberen 
Lahngobirge  und  also  auch  wohl  im  Lahngcrölle 
vorkoinmt.  Diese  Stcinwnffe  ist  demnach  in  der 
Nähe  des  Fundorte«  ancb  gefertigt. 

Sodann  t Heilt  er  einen  Bericht  des  Herrn  Berg- 
raths Hundt  in  Siegen  über  einen  auf  dem  I lohen - 
Beelbachkopfe  bei  Daaden,  einem  1704  Fuss  hohen 
Basal tkegel,  befindlichen  alten  Steinwall  mit,  über 
den  eine  ausführliche  Mittheilung  hei  der  Anthro- 
pologen Versammlung  in  Kiel  gemacht  worden  ist. 
Auch  J.  Schn  cid  er  hat  in  Pick’s  Monatsschrift 
für  die  Geschichte  Westdeutschlands  1878,  12.  Heft, 
denselben  beschrieben  und  abgebildet.  Kr  weist 
manche  dieser  Bauten  wie  die  aus  viereckigen  be- 
hauenen Sandsteinquudern  errichtete  Heidenmaacr 
boi  Strassburg,  an  der  die  Steine  durch  schwalben- 
schw&nzförmige  Klammern  verbunden  sind,  der 
Römerzeit  zu.  Dieselben  Einschnitte  sieht  mau 
an  dem  römischen  Tbcile  der  Moselbrücke  zu  Trier. 

Zuletzt  weist  der  Redner  auf  die  jüngst  viel 
besprochenen  Schalen-  oder  Xfipfchcnstoine  hin, 
Stoiublöcke  mit  rundlichen  Höhlungon,  die  wahr- 
scheinlich als  Symbole  von  religiöser  Bedeutung 
zu  betrachten  sind.  Zuerst  lieschrieb  Troyon  1848 
einen  solchen  von  Montlavillo  im  Jura,  Keller 
berichtete  über  solche  in  der  Schweiz,  Mittheil, 
der  antiqnar.  Gesellschaft  in  Zürich  XIV  und  XVII, 
do  Cauwont  hielt  sie  für  Opfersteine;  von  Bon- 
stotten  hielt  die  schalenförmigen  Vertiefungen  für 
natürliche,  durch  das  Heraus  wittern  von  Spli&ro- 
litben  entstandene  Höhlungen,  wogegen  ihre  oft 
regelmässige  Anordnung  spricht.  Es  sind  in  der 
Schweiz  deren  mehr  als  50  jetzt  bekannt.  Dr.  J. 
Simpson  stellte  die  in  England,  Scandiuavicn  und 
anderen  Bändern  in  seinem  Werke:  Archaic  scul- 
p tu  res  of  cnps,  circles  etc.  upon  b tonen  and  rocks 
in  Scotlaud,  England  and  other  countries,  Edin- 
burgh 1867,  zusammen.  Hi vett-Carnac  entdeckte 
sie  kürzlich  anf  Felswänden  in  Indien,  wo  Ver- 
cb  er o sie  vor  10  Jahren  schon  auf  erratischen 
Blöcken  de«  Kaschmirtbalcs  fand.  Der  Hedner 
legte  die  Zeichnungen  des  ersteren  aus  dem  Journ. 
of  the  As.  Soc.  of  Bengal  1877,  sowie  die  Schrift 
von  E.  Do»or,  Lee  Pierres  ä Ecuelies,  Genisve  1878, 
uud  die  hier  wiede rgegobene  Photographie  eines 
Schalensteins  von  Göteborg  vor. 


Dieser  auf  Hisingen  gefundene  and  1872  dem 
historischen  Museum  in  Göteborg  geschenkte  Stein 


ist  nach  Dr.  Malm  58  cm  hoch,  33  breit  und  32 
dick;  die  Höhlungen,  deren  sich  auch  auf  der  Rück- 
seite drei  befinden , haben  einen  Durchmesser  von 
höchstens  6 cm. 

Auch  in  Holstein  und  Brandenburg  sind  solche 
entdeckt  worden,  vergl.  Zeitscbr.  für  Etbnol.  Berlin 
1872,  S.  223.  Sie  scheinen  in  Westeuropa  den  Weg 
der  indogermanischen  Wanderung  zu  bezeichnen. 
Näheres  enthält  der  Bericht  über  die  Antbropologen- 
versammluug  in  Conntanz,  1877,  8.  126.  Auch  in 
Kiel,  vergl.  Bericht  S.  155  brachte  Vircbow  Mit- 
theilungen von  Falsan  über  diesen  Gegenstand 
znr  Sprache,  der  die  im  Gebiet  der  Rhone  be- 
schrieben bat:  De  la  presence  de  quelques  pierres  u 
ecuelies,  Toulouse  1878  und  den  Aberglauben  schil- 
dert, der  sich  daran  knüpft.  I*.  Niepc e schrieb 
über  solche  in  der  Umgebung  von  Lyon,  An  nord- 
deutschen Kirchen  finden  sich  in  den  Stein  ge- 
bohrte Löcher  häufig.  Dem  Kieler  Bericht  ist  ein 
Anhang  von  FrL  J.  Mestorf  über  16  Näpfchen- 
steine  in  Schleswig -Holstein  und  andere  ähnliche 
Funde  beigegeben,  der  sich  auch  über  Sagen  und 
Gebräuche,  die  sich  an  diese  Steine  knüpfen,  ver- 
breitet. 

Es  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  dass  sich  diese 
Schalcngteine  auch  in  Amerika  finden.  Rau  bildet 
dieselben  in  Smitbsonian  Contrib.  to  kuowl.  Nr.  287, 
Washington  1876,  p.  40,  ab,  ohne  ihre  Bedeutung 
zu  kennen.  Sic  kommen  in  Ohio  und  Kentucky 
vor,  er  nennt  sie  Nasssteine,  weil  man  vermutbet, 
dass  die  Höhlungen  zum  Aufschlagen  der  Nüsse 
dienten.  Andere  scheinen  ihm  zum  Fa rbr eiben  ge- 
dient zu  haben,  denn  sie  enthalten  Spuren  eines 
rothen  Farbstoffes.  Doch  spricht  er  auch  die  An- 
sicht aus,  dass  einige  wegen  der  Regelmässigkeit 


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Kcforate. 


107 


und  Glätte  der  Höhlungen  noch  einen  anderen  un- 
bekannten Gebrauch  gehabt  haben  mögen.  Sie 
Bind  ein  bisher  noch  nicht  vorhandener  Beweis  von 
* den  Beziehungen  Amerikas  zu  Asien  in  der  ältesten 
Vorzeit,  denn  die  angeblichen  phönizischen  Inschrif- 
ten haben  Bich  als  Irrthümer  oder  als  Fälschungen 
erwiesen. 

6)  Am  6.  Mai  1878  legt  Herr  G.  R.  v.  Dechen 
ein  flaches  Steinbeil  von  milchweisser  Farbe  vor 
von  der  Form  der  viel  besprochenen  an  einem  Ende 
zugespitzten  Jadeit-  oder  Chloromelanitbeile  von 
Wesselingen,  Grimmlinghaasen  u.  a.  0.  Das  spec. 
Gewicht  fand  Herr  v.  Rath  2,968.  Es  ist  260  mm 
lang,  88  breit,  20  dick.  Es  ist  echön  polirt,  weder 
an  der  Schneide  noch  sonst  wo  verletzt.  Die  Härte 
liegt  zwischen  5 und  6.  Bis  eine  chemische  Ana- 
lyso  eine  andere  Deutung  rechtfertigt,  ist  das  Ge- 
stein für  Wetzschiefer  zu  halten. 

7)  Am  20.  Mai  stellt  Dr.  Mnhnike  der  tnedi- 
cinischen  Section  der  Gesellschaft  ein  wohlgebautes 
gesundes  Kind  weiblichen  Geschlechts  im  Alter  von 
fünf  Monaten  vor,  welches  von  seiner  Geburt  an, 
von  dem  Kopfe  und  Gesichte  ausgehend,  auf  der 
einen  Körperhälfte  dunkel,  schwärzlich  rotli  gefärbt 
ist.  Er  behält  sich  vor,  den  Fall  ausführlicher  zu 
besprechen. 

8)  Am  3.  Juni  tbeilt  Prof,  vom  Rath  die  Ana- 
lyse eines  ausgezeichneten  Nephritblocks  der  Mine- 
raliensammlung der  Bonner  Universität  mit,  der 
duukellauchgrün  von  Farbe  ist  und  ein  spec.  Gew. 
von  2,949  bat.  Fischer  vermuthet,  dass  er  au» 
Südamerika  vom  Flusse  Topayas  stamme,  vgl.  Mit- 
theilungen der  anthrop.  Ges.  zu  Wien  VIII,  S.  175. 
Die  Analyse  ergab  Kieselsäure  57,32,  Thonerde  1,36, 
Eisenoxyd  ul  3,56,  Kalk  13,39,  Magnesia  21,75, 
Glühverlust  3,13. 

Schaaffhausen  zeigt  von  A.  Stotz  in  Stutt- 
gart gefertigte  Nachbildungen  von  Naturgegen- 
Htnnden  in  versilbertem  Kupfer  vor,  darunter  einige 
der  fein  geschnitzten  thayinger  Funde,  das  Stück 
mit  zwei  Thierköpfen,  die  wahrscheinlich  Pferd 
und  Schaf  sind,  und  den  merkwürdigen  Kopf  des 
Ociltos  Moschatus.  Er  theilt  nicht  die  Ansicht, 
dass  dieses  Bild  nach  den  Knochen  zapfen  eines 
Schädels  gemacht  und  deshalb  sicherlich  eine  Fäl- 
schung sei,  weil  auch  Ohren  und  Uaare  dargestellt 
sind,  sondern  hält  es  für  möglich,  dass  bei  einer 
Abart  des  Thicrea  die  Uornspitzen  nur  nach  vorn 
uud  nicht  wieder  aufwärts  gekrümmt  waren,  wie 
es  beim  lebenden  Otibos  und  beim  liubahts  caffcr 
der  Fall  ist.  Der  grosse  Unterschied  in  dem  An- 
satz der  Knochenzapfen  am  Stirnbein,  der  in  den 
verschiedenen  Zeichnungen  sich  findet , ist  auch 
vielleicht  mehr  als  eine  blosse  Geschlechtsverscliie- 
denkeit;  besonders  stark  ist  die  Wurzel  der  Horn* 
zapfen  bei  dem  im  Löss  bei  Remagen  gefundenen 
Schädel,  der  damit  au  den  Bubalus  caffcr  erinnert. 
Er  legt  die  Mittheilung  von  Lartet  über  die  Reste 


dieses  Thieres  in  Frankreich  vor  und  bestätigt  die 
Angabe  Römer’s,  dass  Herr  Schwarze  unter 
den  Knochen  vom  Unkelstein  auch  Kieferstücke 
von  Otibos  gefunden  hat;  die  einfache  mittelste 
Schmelzfalte  der  letzten  Backzähne  zeigt  eine  An- 
näherung an  das  Schaf.  Jetzt  lebt  das  Thier  nur 
im  hohen  Norden,  in  den  sibirischen  Tundras  wie 
in  Grönland  und  auf  der  Melvillu-lnsel.  Es  über- 
schreitet nicht  den  61.  Grad  nördl.  Breite.  Merk- 
würdig ist,  dass  nach  Gomara  die  Mexikaner  von 
ihm  Kunde  hatten.  — Sodann  legt  er  verschiedene 
ihm  von  Herrn  N.  Bessolich  in  Trier  suge sandte 
Thierknochen  vor,  zunächst  eiuen  kolossalen  36  ein 
breiten  und  19  cm  hohen  Walfisch wirbel,  aus  dem 
durch  Aushöhlen  ein  grosser  Pflanze nkübcl  gemacht 
ist.  Er  bespricht  die  Verwendung  der  Walfisch- 
knochen als  eines  primitiven  Baumaterials,  Grön- 
länder gebrauchen  Kinnladen  und  Rippen  zu  ihren 
Hütten  und  Boten,  in  Dörfern  der  holländischen 
und  englischen  Küsten  sieht  man  die  erstcreu 
als  Tboreinfassung.  Straho  und  Plinius  berich- 
ten diesen  Gebrauch  schon  von  den  Anwohnern 
dus  indischeu  und  arabischen  Meeres.  Der  zweite 
Gegenstand  ist  ein  Hippopotamuszahn,  der  in  oder 
bei  Trier  gefunden  sein  soll.  Wiewohl  diese  Zähne 
zu  ßerüthen  verarbeitet  wurden  (das  Poppelsdorfer 
Museum  besitzt  zwei  daraus  gefertigte  Trinkhörner 
von  unbekannter  Herkunft),  so  hält  doch  der  Red- 
ner für  diesen  Fund  wie  lür  den  1876  im  Bett  der 
Mosel  bei  Pfalzel  gefundenen  Kameelschädel,  der 
ein  sehr  altes  Anseben  bat,  eine  andere  Erklärung 
für  wahrscheinlicher.  DieBe  Reste  ausländischer 
Tliiere  können  von  den  Kampfspielen  des  römischen 
Circus  in  Trier  herrühren,  dessen  Ruine  mit  Resten 
einer  Wasserleitung  noch  in  dem  Amphitheater  er- 
halten ist.  Trier  war  unter  Auguatus  Hauptstadt 
der  Provinz  Belgica,  unter  Constantin  die  Haupt-  , 
stadt  von  Gallien  und  wird  in  vielen  Dingen  Rom 
nachgeahmt  haben,  wo  oft  seltene  Thiero  und  aus- 
drücklich die  genannten  im  Circus  zur  Schau  ge- 
stellt wurden,  vergl.  Plinius  8.  26,  40,  Dio  Cassius 
51.  Zuerst  zeigte  M.  Scnurus  im  Jahre  58  v.  Chr, 
da»  Nilpferd  mit  fünf  Krokodilen  bei  den  Spielen 
in  Rom,  man  hatte  einen  besonderen  Teich  dafür 
»»»«gegraben.  Auch  Octavian,  Hcliogabal  und  Gor- 
dian zeigten  Flusspferde,  Commodus  deren  sogar 
fünf.  Nero  lieas  einen  mit  vier  Karneolen  bespann- 
ten Wagen  im  Circus  sehen.  Constantin  soll  noch 
im  J.  306  im  Circus  von  Trier  mehrere  tausend  (?) 
gefangene  Franken  von  wilden  Thieren  haben  zer- 
reissen  lassen.  — Hierauf  zeigt  der  Redner  einen 
nicht  ganz  vollständigen,  von  Torf  gebrannten 
Schädel  des  Elens,  Cernts  alccs , der  ebenfalls  bei 
Trier  gefunden  sein  soll.  Er  trägt  eine  alte 
Etiquetto:  Bootherium  carifrons.  Er  hat  genau 
das  Aussehen  eines  Torfschädels,  gehört  aber  nicht 
der  Steinzeit  an,  denn  dio  GeweihHtangcn  sind  an 
ihm  glatt  abgesagt;  man  erkennt  auch  deutlich 

14* 


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108 


Referate. 


die  Spur  einer  groben  Feile,  und  wie  die  Farbe  an 
der  Schnittfläche  zeigt,  int  er  erst  nach  dieser  Ar- 
beit in  den  Torf  gelaugt.  Mau  darf  ihn  vielleicht 
auch  mit  dem  Circus  in  Beziehung  bringen,  denn 
Gordian  schaffte  für  die  Jagdspiele  10  Elenthiere 
nach  Kom.  welche  aus  Deutschland  dahin  gebracht 
wurden;  Aurelian  führte  sio  iu  seinem  Triumph- 
zage  auf.  Die  Alten  erzählen  manche  Fabel  von 
diesem  Thiere.  Doch  weisH  schon  Pausanias,  dass 
nur  das  Männchen  ein  Geweih  hat.  Der  Name 
alcca,  mit  dem  Casar  es  bezeichnet,  kommt  wohl 
von  dem  deutschen  Elch.  So  nennt  ihn  das  Nibe- 
lungenlied; ob  der  „grimme  Scheich1*  das  männ- 
liche Elen  ist  oder  der  Riesenhirsch,  bleibt  ungewiss. 
Auch  für  die  grosse  Eule  giebt  es  zwei  Namen: 
Uhu  und  Schuhu.  Eine  Urkunde  Otto’«  des  Grossen 
vom  Jahre  043  verbietet  schon  die  Jagd  auf  das 
Elen  in  den  niederrheimschen  Forsten  von  Drentbe 
ohne  bischöfliche  Erlaubnis«.  Urkunden  von  1006 
nud  1026  besagen  dasselbe.  Iu  Pommern  lebte  es 
nach  Brehro  noch  1530.  ln  Schlesien  wurde  das 
letzte  1776  geschossen.  Wild  lebt  es  nur  noch  in 
dun  höheren  Breiten  Europas  und  Asiens,  auch  in 
Schweden  und  Norwegen  wird  es  geschont  Im 
Ibenhorster  Forst  bei  Memel  wird  es  noch  erhal- 
ten, 1867  zählte  man  noch  mehr  als  200  Thiere. 
J.  F.  Brau  dt  hat  in  seinen  Beiträgen  zur  Natur- 
geschichte des  Elens,  Petersburg  1870,  nachge- 
wiesen,  dass  das  lebende  europäisch-asiatische  Elen 
sowohl  mit  dem  fossilen  als  mit  dem  amerikani- 
schen Moose-ther  (Musetbier)  identisch  ist,  und  hat 
über  sein  Verschwinden  in  Mitteleuropa  die  ge- 
nauesten Angaben  gemacht.  Die  Roste  des  Elen 
werden  iu  Norddeutachland  gewöhnlich  im  Torfe 
gefunden. 

9)  In  der  Sitzung  vom  17.  Juni  sprach  Dr.  Gurlt 
über  die  Metalle  bei  den  alten  Aegyptern  und  legte 
die  Abbildung  des  Sitoationsplauea  eines  altägyp- 
tischen Goldbergwerkes  ans  der  Zeit  von  Seti  I. 
oder  um  1400  v.  Chr.  vor.  Es  ist  die.  älteste  Karte, 
welche  überhaupt  bekannt  ist.  Das  Original  be- 
findet sich  auf  einem  Papyrus  im  Museum  zu  Turin. 
Dieselbe  wurde  von  F.  Cbabas  mit  Erläuterungen 
herausgegeben.  Ferner  zeigte  er  die  Abbildungen 
von  zwei  Stücken  sehr  alten  ägyptischen  Eisens, 
die  sich  im  britischen  Museum  in  London  befinden. 
Das  eine  vrurdo  1837  von  Oberst  II.  Vyae  in  einer 
inneren  Manerfuge  der  grossen  Cheops -Pyramide 
zu  Gizeh  gefunden  und  kann  nur  gleichzeitig  mit 
ihrer  Erbauung  um  3600  v.  Chr.  dahin  gedüngt 
sein;  das  andere  ist  eine  Sichel,  die  von  Belzoni 
unter  einem  Sphinx  zu  Karnak  angetroffen  wurde 
und  aus  der  Zeit  der  Erbauer  des  Tempels  zu 
Karnak,  Seti  I.  oder  Raiusea  II.,  etwa  um  1350 
v.  Chr.  herznleiten  ist  Er  erinnerte  dann  noch 
an  die  bildlichen  Darstellungen  von  ägyptischen 
Sclimelzurbuiten  in  lioseUini'n  Mvnumcnti  delf 
Egitto  ct  dclla  Nitbia,  Pisa  1832. 


10)  Am  1.  Juli  logt  Schaaffhausen  den  im 
Aufträge  der  deutschen  anthropologischen  Gesell- 
schaft herausgegebenen  und  im  Druck  begonnenen 
Katalog  der  anthropologischen  Sammlun- 
gen Deutschlands  vor.  Das  erste  Heft  enthält 
die  Sammlung  des  Bonner  anatomischen  Instituts, 
welche  durch  die  Bemühungen  ihres  früheren  Di- 
rectors  J.  C.  Mayer,  der  den  anthropologischen 
Studien  sehr  ergeben  war,  reich  an  seltenen  und 
merkwürdigen  Schädelbildungen  ist.  Bei  der  Ueber* 
führung  ans  dem  alten  in  das  neue  Anatomiege- 
bäude kam  Manches  iu  Unordnung,  welche  zu  be- 
seitigen einige  Mühe  gemacht  hat.  Das  zweite 
Heft  enthält  die  berühmte  Blumenbach’  sehe 
Sammlung  in  Göttingen,  es  werden  die  von  Frei- 
burg, Königsberg,  München,  Frankfurt  am  Main, 
Darmstadt,  Stuttgart  und  lA*ipzig  folgen,  welche 
drei  letzteren  der  Redner  selbst  aufgeuorumen  hat. 
Diese  mit  zahlreichen  Messungen  versehenen  Ar- 
beiten bilden  die  einzig  sichere  Grundlage  einer 
wissenschaftlichen  Krauiologie  und  zeigen,  wie 
reich  Deutschland  an  solchen  Schätzen  ist,  die 
freilich  in  anderen  Ländern  weniger  zerstreut, 
sondern  in  grossen  Museen  wie  in  Paris  und  Lon- 
don vereiuigt  sind.  Er  hebt  hervor,  dass  die 
Messung  eiues  Schädels  in  der  Stellung  desselben 
vorgenommen  zu  werden  pflegt  uud  für  einige 
Bestimmungen,  wie  Hoho  und  Gesichtswinkel,  vor- 
geuominen  werden  muss,  in  der  er  von  der  Wirbel- 
säule getragen  wird.  Bisher  hat  inan  sich  aber 
vergeblich  bemüht,  durch  eine  zwei  bestimmt« 
anatomische  Punkte  des  Schädels  verbindende  Linie 
eine  für  alle  Schädel  gilltigu  Horizontale  festzu- 
stellen. P.  Camper,  dessen  Abhandlung  über 
den  natürlichen  Unterschied  der  Gesichtszüge  vom 
Jahre  1790  vorgelegt  wird,  zieht  zur  Bestimmung 
seines  Gesichtswinkels  die  Horizontale  „vom  Ge- 
hörgange  zum  untersten  Theil  der  Nase.“  Er 
nimmt  cs  mit  diesen  Punkten  nicht  sehr  genau,  in 
seinen  Profilbildern  geht  die  Linie  meist  vom 
oberen  Rande  des  Ohrloches  aus.  zuweilen  schnei- 
det sie  das  Ohrloch,  vorn  geht  ßie  meis^zura  vor- 
deren Nasenstachel,  wie  sie  auch  Morton  zieht, 
und  nur  ausnahmsweise  zum  Nasengruud.  Er 
findet  eineu  Unterschied  in  der  Haltung  des  Kopfes 
zwischen  dem  Kalmücken  und  dem  Neger,  aber 
sein  Kalmuck  ist  auch  ein  Neger!  Richtig  bemerkt 
er,  dass  beim  Orangutan  der  Kopf  nach  vorn  sinke, 
weil  der  Unterstützungspunkt  mehr  nach  hinten 
liege.  Falsch  ist  seine  Behauptung  aber,  dass 
der  Kopf  des  Negers  hinterwärts  sinke,  weil  das 
Hinterhaupt  das  schwerste  sei.  Treffend  sagt  e.r 
wieder  vom  Europäer,  dass  sein  Haupt  im  Gleich- 
gewicht bleibe  und  die  stolzeste  Haltung  habe. 
Es  sind  etwa  14  verschiedene  Horizontalen  vorge- 
schlagen. R.  Owen  und  Gosse  betrachten  als 
solche  die  Basis,  auf  der  der  Schädel  ohne  Unter- 
kiefer steht,  Meissner  lässt  die  Ebene  des  Fora- 


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Referate. 


109 


men  nmgnum  als  solche  gelten.  Lucae  und  Du- 
montier  glauben,  dass  die  Richtung  des  Jocb- 
bogens  ihr  entspreche.  Die  in  Göttingen  1861 
versammelten  Anthropologen  nahmen  auf  den  Vor- 
schlag C.  von  Baer’s  als  Horizontale  eine  Linie 
an,  die  dem  oberen  Rande  des  Jochbogens  ent- 
spricht, oder  auch  die,  welche  vom  Anfang  des 
oberen  Randes  des  Jochbogens  nach  dem  unteren 
Augenhöhlenraude  geht,  liis  zieht  eine  Linie  vom 
hinteren  Rnnde  des  Foramen  magnum  zum  vor- 
deren Nasenstachel,  Aeby  eine  vom  vorderen 
Rande  des  Foramen  magnum  zum  Foramen  coecum. 
Broca  empfiehlt  die  Orbitalachse  oder  die  Spix'- 
sche  Linie  vom  tiefsten  Punkte  der  Gelenkfortsätze 
des  Hinterhauptes  zum  Alveolarrande  des  Ober- 
kiefers, Haray’s  Horizontale  geht  von  der  Glabella 
zur  Spitze  der  Hinterhuuptsschuppe.  Busk  zieht 
vom  Bregina  zur  Mitte  des  Gehörganges  eine  Linie, 
die  dagegen  senkrecht  stehende  Ebene  ist  die  Ho- 
rizontale. Die  Horizontale  Jacquard’s  geht  von 
der  Ohröffnung  zum  Alveolarrande  des  Oberkiefers. 
Pr.  v.  Ihering  glaubte  endlich  diu  rechte  Hori- 
zontale in  der  Linie  gefunden  zu  haben,  welche 
von  der  Mitte  des  Ohrlochea  zum  unteren  Augen- 
höhlenrande geht.  Aber  die  danach  gezeichneten 
Schädel  sehen  abwärts,  sie  sind  nach  vorn  gesenkt, 
diese  Horizontale  ist  die  der  grossen  Affen  und 
der  Mikrocephalen.  Man  kann  freilich  eine  be- 
liebige Linie  am  Schädel  als  eine  Basis  betrachten, 
auf  der  mau  senkrechte  Linien  errichtet  oder  schräge, 
ura  die  so  gebildeten  Winkel  zu  messen.  Unter 
einer  Horizontalen  des  Schädels  kann  man  aber 
nur  die  Linie  oder  Ebene  verstehen,  auf  welcher 
der  Schädel  so  steht,  dass  sein  Gesicht  gerade  nach 
vorn  gerichtet  ist 

Die  Sache  verhält  sich  ro,  dass  es  gar  keine 
allgemein  gültige  Horizontale  giebt.  Ecker  sprach 
sich  schon  1871  dahin  aus,  dass  der  Negerschädel 
nach  vom  beträchtlich  mehr  gesenkt  ist,  als  der 
europäische.  Wenn  der  Neger  ihn  aber  auf  dem 
Atlas  in  das  Gleichgewicht  zu  bringen  sucht,  so 
mm»  er  das  Gesiebt  mehr  heben  als  der  Europäer. 
Wenn  man  Schädel  verschiedener  Racen  oder  auch 
verschiedenen  Alters  in  der  Profilansicht  gerade 
stellt  und  dazu  den  Scheitelbogen,  die  Zahnlinie 
und  vor  Allem  die  Richtung  der  Orbita  benutzt, 
so  zeigt  sich,  dass  eine  von  der  Mitte  des  Ohrloches 
gezogene  Horizontale  das  Gesichtsprofil  an  ver- 
schiedenen Punkten  schneidet.  Die  Beobachtung 
C.  v.  Baer's  an  Lebenden,  dass  die  genannte  Ho- 
rizontale das  untere  Drittbeil  der  Nase  absch  neide, 
ist  für  die  meisten  europäischen  Schädel  zutreffend, 
bei  rohen  Racen  aber  geht  diese  Linie  zum  Nasen- 
grund oder  noch  tiefer.  Ich  glaube,  dass  die  Ne- 
gerbilder in  Datnman’s  Atlas,  die  Ecker  als 
unnatürlich  nach  oben  gewendet  tadelt,  die  auf- 
rechte Haltung  des  Kopfes  hei  dieser  Race  wieder- 
geben. Der  Redner  zeigt  an  Photograpbieen  eines 


sechsjährigen  Kindes,  einer  hundertjährigen  Frau, 
eines  prognathen  Negers,  eines  Mikrocephalen  und 
des  Orangutan , sowie  an  den  Schädelbildern  des 
Carus’schen  Atlas  der  Krauioskopie,  wie  die  Ho- 
rizontale wechselt  und  wie  sie  ahhuugt  von  der 
verschiedenen  Belastung  des  Schädels  durch  das 
Kiefergerüst©  und  die  mehr  oder  weniger  ent- 
wickelte Stirne  und  von  der  Stellung  des  Hinter- 
hauptloches,  welches  bei  niederen  Racen  mehr  nach 
hinten  liegt  und  seine  Ebene  weniger  nach  vorn 
gehoben  zeigt.  Lässt  man  den  Schädel  auf  einem 
in  das  Hinterhauptloch  eingeführten  dünnen  Stabe 
so  schweben,  dass  dieser  zwischen  den  Gelenk- 
flachen ganz  frei  in  deren  Mitte  steht,  so  ahmt 
man  seino  Gleichgewichtslage  auf  dem  Atlas  nach. 
Schwebt  so  der  Schädel  des  Kindes,  so  trifft  die 
Horizontale  den  Nasengrund,  sie  würde  einen  viel 
höheren  Theil  des  GesichteB  schneiden,  wenn  dieses 
länger  wäre;  bei  der  Greisin  schneidet  sie  das  obere 
Drittbeil  der  Nasenöffnung  ab,  beim  Neger  trifft 
sie  den  Nasengrund,  bei  einem  Batta  die  Mitte  des 
Oberkieferfortsatzes,  beim  Orangntanschädel  trifft 
man  keine  Stelle  am  Scheitelgo wölbe,  ura  ihn  in 
die  Schwebe  zu  bringen.  Immer  wird  er  nach  vorn 
hinabgozogen.  Doch  muss  man  sich  hüten,  die 
für  den  leeren  Schädel  gefundene  G leidige  wichts- 
linie  ohne  Weiteres  auf  den  lebenden  mit  Hirn  uud 
Blut  angefullten  Kopf  zu  übertragen.  Die  hinteren 
Theile  des  Gehirns  werden  wegen  des  grösseren  Blut- 
reichthums  schwerer  sein  als  die  vorderen.  Wel- 
chen Einfluss  das  Streben,  den  Kopf  im  Gleich- 
gewicht zu  tragen,  auf  seine  Haltung  hat,  sieht 
man  an  den  Frauen,  die  wegen  der  schweren  Haar- 
flechten, die  den  Kopf  hinten  belasten,  ihn  mehr 
nach  vorn  gesenkt  tragen  als  die  Männer.  Wie 
geübt  gerade  die  Frauen  sind,  den  Kopf  in  das 
Gleichgewicht  auf  der  Wirbelsäule  zu  bringen,  zeigt 
ihre  Geschicklichkeit,  schwere  Lasten  auf  dem  Kopfe 
zu  tragen.  Mau  vergleiche  über  denselben  Gegen- 
stand Archiv  XI,  S.  178  und  Bericht  über  die  An- 
thropologenversaimnlnng  in  Kiel,  1878,  S.  111. 

2.  Aus  der  Generalversammlung  des  natnrhi ^tori- 
schen Vereins  für  die  pr.  Rheinlande  und  West- 
falen am  22.  uud  23.  Mai  1877  in  Müuster. 

Professor  Hosius  ans  Münster  eröffn  et  e die 
Reihe  der  Vorträge  und  sprach  über  diejenigen 
Fundorte  in  der  Ebene  des  Münsterschen 
Beckens,  welche  n eben  menschlichen  Resten 
auch  zugleich  Reste  von  ausgestorbenen 
oder  doch  atisge wanderteu  Sängethiereu 
geliefert  haben.  Ala  solche  wurden  namentlich 
hervorgehoben  das  Bett  der  Ems  bei  Westbevern, 
das  der  Lippe  bei  Werne,  Lünen  und  an  der 
Rausehenburg  bei  Olfen,  sowie  ein  Lebinlnger  liei 
Roxel.  Zugleich  legte  derselbe  mehrere  mensch- 
liche Schädel  vor,  welche  an  den  oben  bczeichueten 
Punkten  gefunden  waren.  Ferner  zeigte  derselbe 


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110 


Referate. 


zwei  Schädel  Ans  den  Reihen Mähern  von  Reckum, 
deren  Alter  dnrch  die  zahlreichen  in  den  Gräbern 
gefundenen  Waffen,  Gerütke,  Schmucksachen,  Mün- 
zen von  den  Archäologen  in  das  7.  Jahrhundert 
u.  Ohr.  versetzt  wird. 

Professor  Schaaffbaasen  bemerkt  zu  den 
vorgelegten  Schädeln,  dass  die  Kraniologic  noch 
ein  schlüpfriger  Roden  sei  und  man  in  ihr  mehr 
behaupten  als  beweisen  könne.  Noch  sei  man 
über  die  Grundlagen  der  Untersuchung  nicht  einig. 
Kr  tadelt  die  Vergleichung  der  Schädel  nur  nach 
den  Indices,  denen  er  einen  geringeren  Werth  zu- 
spricht  als  den  Zahlen,  aus  welchen  Bie  berechnet 
sind.  Es  gicbt  Völker,  die  grosse  und  solche,  die 
kleine  Schädel  haben,  darüber  erfahre  ich  nichts, 
wenn  mir  nur  das  Verhältnis»  der  Länge  zur  Breite 
angegel>en  wird,  welches  bei  übrigens  ganz  ver- 
schiedenen Schädeln  das  gleiche  sein  kann.  Die 
Dolichocephalie  und  die  Brachyceplialie , deren 
Grenze  man  in  einer  willkürlich  gewählten  Zahl 
für  die  Breite  sucht,  kommen  auf  so  verschiedene 
Weise  zu  Staude,  dass  sie,  ohne  Rücksicht  auf 
andere  Merkmale,  über  Stamm  und  Herkunft  eines 
Schädels  keine  sichere  Auskunft  geben  können. 
Wenn  nur  Glabclla  und  II interhauptschuppe  stark 
vorspringen,  so  wird  der  Schädel  dolichocephal,  er 
kann  aber  in  der  Breite  der  Stirne,  in  der  Wölbung 
der  Schläfen  dennoch  den  brachycephalen  Typus 
erkennen  lassen.  Wenn  auch  für  gewisse  unver- 
mischt  gebliebene  Völker  die  allgemeine  Schädel- 
form ein  bedeutsames  Merkmal  ist,  wie  denn  z.  ß. 
der  heutige  Sohwcdeuschüdel  lang,  der  Kalraucken- 
schädel  rund  ist-,  so  hat  dagegen  in  anderen  Ländern 
und  zumal  in  Deutschland  eine  so  oft  wiederholte 
Mischung  von  Stämmen  statt  gefunden,  das«  aus 
der  mehr  langen  oder  kurzen  Form  eines  Schädels 
für  dessen  Geschichte  fast  gar  nichts  gefolgert 
werden  kann.  Ein  kurzer  und  ein  langer  Schädel 
können  in  ihrer  Gesichtshildung  die  nächste  Ver- 
wandtschaft erkennen  lassen,  sie  kommen  bei  den 
Kindern  derselben  Familie  vor.  Die  einseitige 
Betrachtung  der  Schädelform  kann  uns  gerade 
deshalb  irre  führen,  weil  diese  viel  mehr  den  um- 
ündermlcn  Einflüssen  zugänglich  ist,  in  Folge  ab- 
weichender Xahtsy  nostose,  oder  während  der 
Schwangerschaft  und  Geburt  erfolgten  Druckes 
oder  künstlicher  Entstellung,  als  die  Bildung  der 
Gesichtszüge  und  des  Kiefergerüstes,  auf  die  man 
bis  in  die  letzte  Zeit  nur  wenig  geachtet  hat«  Es 
besteht  eine  gewisse  Uebereinstimmuug  in  der 
Form  des  Zabnbogens  vom  Oberkiefer  mit  der 
allgemeinen  Schädelform,  er  ist  lang  bei  langen 
Schädeln  und  rundlich  bei  kurzen.  Nun  findet 
man  Mnlayenschüdel,  die  nicht  mehr  brachycephal 
sind,  aber  iu  dem  runden  Zahnbogen  noch  ihre 
mongolische  Abkunft  oder  Verwandtschaft  ver- 
rathen.  Dies  ist  in  hohem  Grade  bei  einem  Batta- 
schüdel  der  Fall,  den  ich  besitze.  Das  Wichtigste, 


was  man  an  einem  Schädel  erforschen  kann,  ist 
der  Grad  menschlicher  Cnltur,  der  eich  fast  in 
jedem  Knochen  ausprägt,  zumal  in  der  Nasen- 
bildung, sogar  in  der  Bewurzclung  der  Zähne! 
Noch  bedeutsamer  als  die  Verkümmerung  der 
Nasenbeine  ist  der  glatte  Nasengrund  und  das 
Fehlen  der  crista  n&salis,  denn  dieses  Merkmal 
thierischer  Bildung  bleibt  länger  bestehen  als  die 
unvollkommene  Bildung  der  Nasenbeine  und  ist 
der  damit  stets  verbundene  Prognathismus  eines 
der  sprechendsten  Zeichen  niederer  Race.  Das 
Vorkommen  pithekoider  Merkmale  an  prähistori- 
schen Schädeln  Bowie  an  denen  heutiger  Wilden 
ist  nach  langem  Widerspruche  nun  endlich  all- 
gemein zugestanden.  Als  ein  sicheres  Ergebnis 
kraaiologischer  Forschung  kann  ferner  der  Nach- 
weis gewisser  typischer  Schädelformen  der  Vorzeit 
bezeichnet  werden,  die,  den  häufigen  Wanderungen 
jener  Zeiten  entsprechend,  auf  grossen  Gebieten 
verbreitet  sind.  Dur  deutsche  Keihengräberscbädel, 
welcher  lang  und  Schmal  ist  und  den  wir  im  Rhein- 
land den  Franken  und  Alemannen  zuweisen,  findet 
sich  auch  in  Skandinavien  und  in  Ungarn.  Einer 
älteren  Zeit  gehört  eine  mehr  rundliche  Form  an, 
die  in  den  ältesten  Stoingräbern  des  Nordens  vor- 
kommt, und  im  alten  Alluvium  unserer  Ströme. 
Nur  zwei  der  vorgelegten  Schädel  des  alten  West- 
falens sind  ächte  Brachycephalen,  es  ist  der 
Schädel  B von  Werne  mit  einem  Index  von  82,9, 
er  hat  kleine  Zähue  und  eine  er.  nasalis,  und  der 
Schädel  von  Lünen  , beide  sind  von  Torf  gebräunt. 
Sie  gehören  sicher  einem  anderen  Volksstammu  an 
als  die  übrigen,  die  sich  der  Bei  hengräberform 
anschliessen.  Nach  dem  Fundboricht  des  Herrn 
Borggreve,  Zeitschrift  für  vaterländische  Ge- 
schichte and  Alterthumskunde,  VIII,  Münster  18Ü9, 
S.  309,  ist  der  rundliche  Schädel  B,  den  er  mit  a 
bezeichnet,  der  ältere,  dem  auch  die  kürzeren  Fe- 
mora  anzngehören  scheinon;  in  derselben  Ablage- 
rung fanden  sieb  Geräthc  aus  Knochen  und  Horu 
sowie  drei  Einbäume,  während  der  Schädel  A jün- 
geren Ursprungs  ist  und  in  der  Nähe  eiserner 
Schwerter  lag.  Also  auch  hier  folgte  eine  rohe 
dolichocephale  Race  einer  älteren  brachycephalen. 
Auch  Virchow  hat  diese  Schädel  untersucht,  vgl. 
Zeitschrift  für  Ethnologie  IV,  1872,  S.  191,  giebt 
aber,  wahrscheinlich  in  Folge  der  oben  erwähnten 
widersprechenden  Bezeichnung,  irrthümlich  an,  der 
Schädel  A stamme  aus  einer  tieferen  Schicht,  wäh- 
rend dieses  nach  der  Angabe  Borggreve ’s  von 
dem  brachycephalen  Schädel  B gilt,  was  für  die  Ge- 
schichte der  Kacen  in  diesem  Lande  sehr  wichtig  ist. 
Der  Schädel  A von  Werne  ist  durch  eine  starke 
linca  nuchae  ausgezeichnet,  ein  Querwulst  liegt  noch 
•10  mm  über  der  spina  occip.,  die  Scheitelhöcker 
sind  verstrichen,  der  Scheitel  ist  etwas  kahufonnig, 
die  s.  lambdoidea  in  der  Mitte  kurz  gezackt,  die 
Hirnschale  ist  schwer  und  dicht.  Der  Schädel 


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Referate. 


111 


ton  Lünen  stammt  aus  dem  alten  Alluvium  der 
Lippe,  die  breite  Stirne  bezeichnet  schon  den 
llrachycepbalen.  Die  Nähte  sind  gut  entwickelt, 
die  Scheitelhöcker  vorspringend,  das  Hinterhaupt 
ist  auffallend  abschüssig  und  vielleicht  im  Grabe 
noch  etwas  mehr  verdrückt.  Die  beiden  Schädel 
von  Hoxel  sind  rohe  Formen  des  alten  langen 
Germanenschädels,  sie  sind  prognath  mit  herab« 
gezogener  crista  nasalis.  Die  früheren  Grabfunde 
anf  dem  Schlachtfelde  von  Beckum  aus  den  Jahren 
1860bisl868,  dieBorggreve  in  der  Zeitschrift  für 
Geschichte  und  Alterthumskunde  Westfalens  Bd.  33 
beschrieben  hat,  lassen  keinen  Zweifel,  dass  dieses 
Todtenfeld  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeit- 
rechnung angehört.  Der  Schädel  Nr.  1 mit  stark 
entwickelter  Diploe,  prognathem  Kiefer,  weitem 
Gaumen  und  herabgozogener  crista  nasalis,  dessen 
Unterkiefer  in  den  breiten  und  gleich  hohen  Fort- 
sätzen, dem  abgerundeten  Winkel  und  dem  weniger 
vorspringenden  Kinn  eine  alte  rohe  Form  erkennen 
lässt,  ist  sicher  ein  männlicher,  wenn  man  auch 
aus  dem  Becken  des  Skeletes  auf  weibliches  Ge- 
schlecht geschlossen  hat  Nr.  2 ist  durch  eine 
kurze  gerade  Stirn  ausgezeichnet  Ein  Flachkopf 
oder  Chamaecephale  befindet  sich  nicht  unter 
diesen  Schädeln.  Ueber  die  Schädelform  unserer 
Vorfahren  vor  dem  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
wissen  wir  so  wenig  zu  sagen,  weil  der  bei  den 
meisten  Stämmen  herrschende  Leichenbrand  uns 
nur  ausnahmsweise  ein  leibliches  Denkmal  des 
Menschen  jener  Zeit  hiuterlassen  hat.  Es  wäre 
unverantwortlich,  wenn  die  heutige  Cultur  durch 
Wiedereinführung  des  Leichenbrandes  kommenden 
Jahrtausenden  das  Wahrzeichen  ihrer  Grös»e  in 
edlen  Schädelformen  vorenthalten  wollte! 

3.  Der  internationale  anthropol.  Congress 
in  Paris.  Vom  16.  bis  21.  August  1878 *). 

Der  Vorsitzende,  Broca,  eröffnet  die  Versamm- 
lung mit  einer  Rede,  worin  er  zunächst  auf  das 
wunderbare  Schauspiel  der  Weltausstellung  hin- 
weist, welche  die  Bewunderung  eines  Jeden  heraus- 
fordere und  ein  Beweis  von  der  unwiderstehlichen 
Macht  der  Civilisation  sei,  die  man  erst  dann  in 
ihrer  ganzen  Grosse  erkenne,  wenn  mau  sich  daran 
erinnere,  als  ein  wie  schwaches  Geschöpf  der  nackte 
MenBch  von  der  Natur  iu  das  Dasein  gesetzt  worden 
sei.  Zwei  Organe  habe  der  Schöpfer  ihm  gegeben, 
die  ihn  zum  Herrn  der  Welt  gemacht,  ein  Gehirn, 
welches  Befehle  giebt  und  eine  Hand,  welche  sie 
ausführt.  Welch  einen  langen  mühsamen  Weg 
habe  die  Menschheit  zurückgelegt  von  der  Zeit 
ihrer  Kindheit  und  Schwäche,  der  Unwissenheit 


*)  Obgleich  über  diesen  Congress  schon  Im  vorigen 
Bamle  (Bd.  XI,  8.  391)  berichtet  worden  ist,  so  glaub- 
ten wir  doch,  dieser  eingehenderen  Darstellung  im 

Interesse  unserer  Leser  die  Aufnahme  nicht  versagen 
zu  »ollen.  B e d. 


und  Unsicherheit  bis  zu  ihrer  jetzigen  Reife!  Das 
Wissen  habe  sie  gross  gemacht,  die  Froihcit  habe 
den  Geist  befruchtet,  die  Arbeit  den  Menschen  ge- 
heiligt, so  schreite  er  einer  unbegrenzten  Ver- 
vollkommnung entgegen.  Der  Redner  dankt  den 
beiden  Männern,  die  au  der  Spitze  der  Ausstel- 
lung stehen,  dem  IlandeUminister  Tes serene  de 
Bort  und  dem  Senator  Krantz  für  die  officielle 
Anerkennung,  die  sie  bei  dieser  Gelegenheit  der 
anthropologischen  Wissenschaft  hätten  zu  Thcil 
werden  lassen.  Dann  schildert  er  die  Beziehungen, 
welche  die  heutige  Anthropologie  zu  fast  allen 
übrigen  Wissenschaften  hat,  so  wie  den  wunder- 
baren Aufschwung,  den  sie  genommen.  Die  schnel- 
len Erfolge,  die  sie  errungen,  verdanke  sio  der 
, streng  wissenschaftlichen  Methode  ihrer  Forschung. 
Oft  sei  zur  Beantwortung  der  wichtigsten  Fragen  das 
Material,  über  welches  sio  verfüge,  unzureichend, 
darum  sei  die  Zusammenstellung  der  Schätze  aller 
Länder,  wie  diese  Ausstellung  sie  biete,  von  uner- 
messlicher Bedeutung.  Der  Umfang  dieser  Aus- 
stellung sei  so  gross  geworden,  dass  man  ein  be- 
sonderes Gebäude  für  sie  Labe  errichten  müssen 
und  statt  der  zuerst  beabsichtigten  Sitzungen  zu 
drei  verschiedenen  Zeiten  habe  man  es  vorgezogen, 
diesen  internationalen  Congress  zu  berufen,  der 
aber  nicht  in  die  Reihe  jener  gehöre,  die  für  prä- 
historische Anthropologie  und  Archäologie  ge- 
gründet seien,  deren  einer  bei  der  früheren  Welt- 
ausstellung in  Paris  1867  getagt  habe.  Zum  Schlüsse 
widmete  er  anerkennende  Worte  dem  kürzlich  ver- 
storbenen Abbe  Bourgeois,  der  das  Alter  des  Men- 
schen in  die  Miocenzeit  hinaufgerückt  habe,  eine 
Ansicht,  die  stets  neue  Anhänger  finde,  aber  aIb 
eine  zweifellose  Wahrbeit  doch  noch  nicht  hinge- 
stellt  werden  könne.  Hierauf  theilt  er  das  Er- 
gebnis** der  Wahl  des  Vorstandes  mit. 

Zum  Präsidenten  ist  Broca,  zu  Ehren- 
präsidenton sind  t^uatrefuges  und  II.  Martin, 
zu  Vicepräsidenten:  ßogdanow,  Capellini, 
Chil  y Xaranjo  de  Palmas,  v.  Ilochstetter, 
Ribeiro,  Schaaffhausen,  de  Selys-Long- 
champs,  zum  Genoralsecretär  G.  de  Mortillet 
ernannt 

Die  auswärtigen  Mitglieder  des  Congressea 
sollen  als  Gäste  den  am  22.  August  beginnenden 
Sitzungen  der  Association  fraofaise  pour  Tavance- 
ment  des  Sciences  beiwohnen. 

Zuerst  sprach  Tbulie  über  die  anthropologi- 
schen Gesellschaften  und  den  anthropologischen 
Unterricht.  Er  bezeichnet  die  Vorzüge  der  Anthro- 
pologie vor  der  Philosophie  und  nennt  sie  ein  Kind 
der  freien  Forschung.  Er  nennt  Lin  ne,  Buf- 
fon  und  Blumen  bach  als  Gründer  dieser  Wissen- 
schaft. Schon  im  Jahre  1800  wurde  in  Frankreich 
eine  Societe  des  observatours  du  l'homme  gegrün- 
det. Aus  der  1838  in  London  gebildeten  Genoll- 
schaft  zum  Schutze  der  Eingeborenen  entstand 


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112 


Referate. 


1839  dio  Pariser  ethnologisch«  Gesellschaft;  1844 
ontstand  die  Londoner  ethnologische  Gesellschaft 
nnd  etwas  später  die  von  New -York.  Flourens 
sprach  zuerst  in  Paris  über  die  Menschenracen  in 
seinen  Vorlesungen  im  Museum,  ihm  folgte  Ser- 
res, so  entstand  die  Professur  für  Anthropologie, 
welche  Quatrefages  inne  hat.  Seit  1805  hat 
auch  Florenz  eine  solche,  und  später  erhielt  sie 
Moskau.  Deutschland  hat  aber  deren  nicht  drei, 
wie  der  Redner  angiebt,  sondern  keine!  Serres 
gründete  die  anthropologische  Gallone  im  Mu- 
seum. Die  ethnologische  Gesellschaft  von  Paris, 
die  sich  zuletzt  mit  der  Sklavenfrage  vorzugs- 
weise beschäftigte,  löste  sich  1848  auf  und  1859 
wurde  dann  die  anthropologische  Gesellschaft  ge- 
gründet von  Mitgliedern  der  biologischen.  Der 
Redner  erwähnt  der  deutschen  Anthropologenver- 
sammlung  in  Göttingen  1861,  der  Gründung  des 
deutscheu  Archivs  1866,  er  vergisst  die  der  deut- 
schen anthropologischen  Gesellschaft  im  Jahre  1870; 
er  nennt  die  der  Londoner  anthropologischen  Gesell- 
schaft 1863,  die  sich  mit  der  ethnologischen  ver- 
einigte. Es  wurden  ferner  solche  gegründet  in 
Manchester,  Berlin,  Wien,  Florenz,  Madrid,  Ha- 
vanna, Moskau,  Krakau.  Boi  der  Naturforscher- 
versammlung in  Spozzia  1865  empfahl  Mortillet 
die  Gründung  eines  internationalen  paläolithischen 
Congreoea,  der  1867  den  Namen:  Congress  für 
prähistorische  Anthropologie  und  Archäologie  an- 
n ahm.  Das  jetzt  gegründete  anthropologische  In- 
stitut in  Paris  steht  unter  Direction  von  Broca. 

Topinard  bespricht  den  Inhalt  der  allge- 
meinen und  dor  speziellen,  der  anatomischun , bio- 
logischen und  pathologischen  Anthropologie.  Er 
schildert  den  Reichthum  der  anthropologischen 
Ausstellung  und  bedauert,  dass  einige  Gegenstände 
das  Zartgefühl  orthodoxer  Theologen  beleidigt 
hätten.  Es  sind  nicht  weniger  als  20  Anthropoiden 
ausgestellt.  Er  nennt  das  Schauspiel  der  sich  ent- 
wickelnden Organisation,  die  durch  Jahrtausende 
fortschritt,  uro  alle  Lubensformeu  zu  entwickeln, 
bewundernswerte  Der  Vergleich  des  Menschen 
mit  dem  l'hiere  erniedrigt  jenen  nicht,  sondern 
beweist  nur  den  weiten  Abstand,  der  ihn  von  die- 
sem trennt.  Man  sagt,  dass  wir  den  Menschen 
vom  Aften  abstammen  lassen,  das  ist  falsch.  Kein 
französischer  Anthropologe  hat  dies  behauptet. 
Welches  Geschöpf  dem  Menschen  von  Thenay 
voransgegangnn  ist,  wissen  wir  nicht.  Aber  wir 
wissen , dass  er  nicht  unabhängig  ist  auf  diesem 
Planeten,  dass  er  den  Naturgesetzen  unterworfen 
und  dass  er  nicht  aus  dem  Nichts  entstanden  ist. 

Girard  de  Rialle  rühmt  die  ethnographische 
Ausstellung,  zumal  die  Nachbildung  der  Völker- 
schaften von  Schweden  und  Norwegen,  die  von 
Södermann  modellirt  sind.  Vom  Typus  des  Lap- 
pen weicht  der  des  blonden  Finnländers  ab,  der 
indessen  in  Sprache,  Körpergeetalt  und  Gesiebt 


eine  Verwandtschaft  mit  jenem  erkennen  lässt.  Er 
findet,  dass  die  rothen  Stickereien  auf  weisser  Lein- 
wand an  slavische  Arbeiten  'russischer  Völker  er- 
innern. Die  slavische  Ausstellung  der  Wiener  an- 
thropologischen Gesellschaft  wie  die  polnische  und 
bulgarische  und  die  des  Grafen  Warmbrand, 
zeigen  in  Geweben  und  Holzschnitzwerk  eine  auf- 
fallende Gleichheit  des  Geschmacks.  Galizisches 
Thongeachirr  des  Grafen  Dziedusziyki  überrascht 
durch  die  den  prähistorischen  Gefässen  ähnliche 
Form  und  Verzierung,  auch  die  knöchernen  Schlitt- 
schuhe aus  Siebenbürgen  und  vom  Starnberger 
See  erinnern  an  dio  Vorzeit.  Die  Moskauer  Aus- 
stellung zeigt,  dass  die  blonden  Tataren  von  Ka- 
san mit  dem  europäisch -finnischen  Typus  in  der 
Kleidertracht  ächte  Asiaten  sind.  Kramer  hat 
Photographien  österreichischer,  Tubino  solche 
spanischer  Völkerschaften  ausgestellt,  Holland  nach 
dem  Beispiele  Schwedens  Gruppen  in  Lebensgröße. 
England,  Italien,  die  Schweiz  haben  in  dieser  Art 
nichts  geliefert;  die  französischen  Nationalkostüme 
sind  leider  mit  Ausnahme  derer  aus  der  Dauphine 
und  aus  Savoieu  in  Pariser  Magazinen  an  gefertigt. 
Die  Sprachgrenzen  der  französischen  Dialecte  sind 
vortrefflich  dargestellt.  Wie  Broca  schon  früher 
eine  Karte  der  baskischen  Sprache  entworfen,  so 
hat  P.  Sebillot  die  Grenzen  der  bretonnischen 
Sprache  und  die  Abzweigung  des  Celtischen  und 
Lateinischen  dargestellt;  de  Tourtoulon  und 
de  Berluc-Perussis  die  der  langne  d"oc  und  der 
langue  d'oll. 

Girard  de  Rialle  macht  dann  anf  die  aus 
den  Vereinigten  Staaten  durch  Hayden  besorgten 
Darstellungen  alter  Pfahlwohnungen  von  Arizona 
nnd  Neuraexico  aufmerksam;  Piuard  hat  in  Cali- 
lörnien  Muschelhaufen  entdeckt,  nicht  weit  nörd- 
lich von  den  Gegenden  der  mexicanischen  Civili- 
sation.  Diese  Region  hat  Quatrefages  durch 
seine  Karte  der  amerikanischen  Wanderungen  auf- 
zuhellen gesucht;  sie  kamen  von  Norden  her,  aber 
bald  ist  ihre  Spur  verloren.  Wiener  hat  perua- 
nische Alterthüiner  ausgestellt,  Ber  Funde  aus  den 
Ruinen  von  Ancon  und  von  Tiahuanaco  am  Titi- 
cacasee. Die  peruanische  Cultur  hat  sich  südöst- 
lich nach  Bolivia  verbreitet,  bis  in  das  Becken  des 
la  Pluto.  Maurol  hat  Gcrüthe  der  Wilden  aus 
Gnyana  ausgestellt,  Ilalsschnürc  von  Fruehtkörneru, 
Steinbeile  ähnlich  denen  der  Caraiben  und  »ehr 
vollkommene  Thongefaase,  deren  Härte  und  Politur 
an  die  peruanischen  erinnert. 

Bordier  weist  auf  die  Ceramik  der  Knbylen 
und  die  Bearbeitung  des  Eisens  in  Afrika  hin,  ins- 
besondere auch  auf  die  Zeichnungen  der  Busch- 
männer. In  den  menschlichen  Figuren  ist  der 
Kopf  als  Nebensache  behandelt,  deutlich  zu  erken- 
nen aber  ist  die  dem  Stamme  eigeuthümlichc  Stea- 
topygie;  die  kurzen  Beine  und  dio  vorspringendeu 
Fleischmussou  der  Schenkel  sind  charakteristisch 


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Referate. 


113 


wiedergegeben.  Die  Hände  haben  fünf  Finger, 
nicht  vier,  wie  an  den  prähistorischen  Schnitzwer- 
keu  der  Dordogne.  Einige  Frauen  gestalten  sind 
halb  von  der  Seite  dargestellt;  an  einer  Antilopen- 
huerdo  bewundert  man  den  Formensinn  und  die 
künstlerische  Stellung  der  Thiere.  Die  Arbeiten 
von  la  Madeleine  and  Laugerie  siud  nicht  bes- 
ser als  diese  afrikanischen,  die  ein  entschiedenes 
Künstlertalent  bei  einem  sonst  tief  stehenden  wil- 
den Stamme  beweisen.  Es  scheint,  dasa  die  Gabe, 
die  Formen  der  umgebenden  Natur  künstlerisch 
wiederzageben,  nicht  nothwendig  an  die  erhöhte 
Geistesthätigkeit  civilisirter  Völker  gebunden  ist. 
Die  Künstler  der  ersten  Steinzeit  wurden  über- 
wanden durch  die  neolithische  Bevölkerung,  die 
mehr  eine  ackerbauende  war.  Aach  die  Busch- 
männer, die  auf  der  ersten  Stufe  stehen,  werden 
buld  verschwanden  sein.  Bemerkenswert!!  ist  noch 
eiu  Bild  ihrer  Kunst,  es  ist  ein  Mensch,  der  einen 
helnabten  Baumzweig  vor  sich  hält,  um  nicht  ge- 
sehen zn  werden,  vor  ihm  hat  eine  Antilope  mit 
gebeugtem  Kopfe  und  vorgestreckten  Ilörnern 
Halt  gemacht,  als  wenn  sie  Argwohn  hätte.  Das 
ist  eine  ursprüngliche  Jagdlist,  die  noch  von  den 
Australiern  geübt  wird.  Vom  Cap  stammt  noch 
eine  Lanzeuspitze  aus  ßouteillenglas  geschlagen 
und  gefasst,  mittelst  eines  plattgeschlagenen  alten 
Nagels.  Man  sieht,  der  Wilde  macht  von  Glas  und 
Eisen  einen  anderen  Gebrauch  als  wir.  Die  Sen- 
daugen aus  Aegypten,  Indien,  China,  Japan  und 
Australien  kurz  aufzählend,  verweilt  Bordier 
länger  bei  denen  aus  Polynesien.  Auffallend  ist, 
dass  hier  der  Bogen  als  Waffe  fehlt,  während  die 
Papuas  ultgeineiu  ihn  haben.  Es  giebt  zwei  Arten 
von  Bogen,  den  einen  kann  Jeder  spannen,  der 
andere,  der  schon  stark  gebogen  ist,  ehe  die  Sehne 
daran  befestigt  wird,  verlangt  ungewöhnliche  Kraft, 
von  der  letzten  Art  war  der  des  Ulysses,  den  die- 
ser allein  Bpamien  konnte.  Ein  noch  wenig  be- 
kanntes Geräthe  sind  die  polynesischeii  Stelzen, 
die  vielleicht  den  Priestern  dazu  dienen,  sich  über 
die  Menge  zn  erheben. 

Mortillet  belichtet  über  die  Schwierigkeiten, 
welche  die  prähistorische  Archäologie  habe  über- 
winden müssen.  Kein  Macndnm  auf  der  Ausstel- 
lung! habe  inan  gesagt,  und  habe  damit  die  Stein- 
zeit gemeint.  Aber  dieser  Macadam  mache  seinen 
Einfluss  in  der  Geschichte  überall  geltend,  man 
sehe  ihn  in  der  geschichtlichen  Ausstellung  der 
Stadt  Paris,  in  der  des  Unterrichtsministeriums, 
in  der  der  wissenschaftlichen  Missionen,  in  der  der 
französischen  Colonien  wie  im  Trocadero,  wo  er 
bis  zn  den  Räumen  der  Kunstgeschichte  vorge- 
drungen sei.  An  die  Steinzeit  knüpft  sich  die 
Frage  nach  dem  tertiären  Menschen.  Garrigou 
suchte  ihn  durch  den  Fand  aufgeschlagenor  Kno- 
chen zu  beweisen,  Lanssedat  durch  einen  Rhi- 
nocerosknochen  mit  tiefen  Einschnitten.  Capul- 

Axchir  flir  Anlhropologi«.  Bd.  XII. 


lini’s  Einschnitte  auf  Walfischknochen  halten 
Andere  für  die  Arbeit  von  Fischzäbnun.  Del- 
fortrie  und  Dulauuay  haben  zum  Beweise  die- 
ser Ausicht  von  Fischen  angesägte  Knochen  ein- 
gesendet.  Der  Fund  tertiärer  Fcuerstcingcrütho 
bei  Thcnny  scheint  durch  einen  ähnlichen  von 
Karnes  bei  Aurillac  bestätigt  zu  werden.  Mor- 
tillet hat,  weil  die  Fauna  jener  Zeit  eine  von  der 
heutigen  ganz  verschiedene  ist,  das  menschliche 
Wesen  jener  Zeit  den  Vorläufer  des  Menschen  ge- 
nannt und  schlägt  für  ihn  den  Namen  Antbropo- 
pitbecus  vor.  Die  von  Ribeiro  aus  Portugal  ge- 
schickten bearbeiteten  Feuersteine  sollen  auch  tertiär 
sein;  die  von  Saiut-Prest,  welche  Bourgeois  aus- 
gestellt, sind  vielleicht  schon  quaternär. 

Cartailhuc  schildert  die  neolithische  Zeit  in 
Europa,  die  schon  in  der  Form  dur  Geräthe  wie 
in  dem  angewendeten  Material  die  verschiedenen 
Länder  erkennen  lässt;  wenn  auch  in  manchen 
wohl  untersuchten  Gegenden  fast  jeder  Typus  vor- 
kommt, so  kommt  doch  jedem  ein  Gebiet  zn,  wo 
er  vorherrschend  ist.  Die  Zeit  scheint  eine  krie- 
gerische gewesen  zu  sein,  die  noch  im  Knochen 
festsitzenden  Pfeilspitzen  sind  nicht  selten  and  in 
der  Ausstellung  za  sehen.  Fremde  Muscheln  und 
grosse  Werkstätten,  wie  die  von  Pressigny  für 
Feuersteine,  die  von  Velay  für  Fibrolithe  deuten 
auf  lebhaften  Verkehr,  wie  auch  die  Jadeite  and 
Chloromelanite  von  unbekannter  Herkunft.  Man 
bemerkt , dass  manche  Stcinarten  in  derselben 
Weise  bearbeitet  sind,  sie  deuten  auf  denselben 
Fabrikort.  Im  mittleren  und  südlichen  Frankreich 
sind  die  Feuersteine  an  einem  Seiteurande  säge- 
förmig,  die  Jadeite  der  Schweiz  sind  meisseiförmig, 
die  Diorite  der  unteren  Loire  haben  eine  sonder- 
bare knopfartige  Form  und  erinnern  an  das  Patou 
von  Neuseeland.  Die  Begräbnisse,  die  in  der  neo- 
lithischen  Zeit  so  häufig  sind,  sind  selten  in  der 
quaternären  Epoche.  Die  Verbreitung  der  raega- 
lithischen  Denkmale  zeigt  nur  den  geologischen 
Charakter  des  Bodens.  Man  darf  nicht  behaupten, 
dass  ihre  Erbauer  oiue  höhere  Cultur  besessen  als 
jene,  die  ihre  Todteu  in  Höhlen  bestatteten.  Hügel- 
gräber fehlen  in  Italien,  wo  die  neolithische  Industrie 
sehr  entwickelt  war.  Die  Marne  hat  keine  Mega- 
lithen, ist  aber  reich  an  künstlichen  Grabhöhlun. 
In  der  Provence  sind  die  unterirdischen  bedeckten 
Gänge  nicht  weniger  grossartig  als  die  Tumnli 
von  Morbihan. 

Chervin  bebt  die  Wichtigkeit  der  Demogra- 
phie hervor,  die  nns  die  Ursachen  des  Verfalls 
oder  des  Aufschwungs  der  Völker  klar  stelle  und 
führt  Schweden  an,  das  seit  1751  Volkszählungen 
besitze,  von  deue.n  Dr.  Berg  ein  merkwürdiges  Bild 
entworfen  habe.  Diese  Tabelle  gestatte,  im  Voraus 
für  eine  bestimmte  zukünftige  Zeit  anzugeben,  ob 
die  Geburten  zahlreich  oder  gering  sein  werden, 
vorausgesetzt,  dass  einmal  besondere  störende  Er- 
15 


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114 


Referate. 


eiguisse  eingetretnn  sind.  Diese  hindern  nicht  nnr 
vorübergehend  das  Wachsthum  der  Bevölkerung, 
sondern  machen  sich  sehr  lange  fühlbar.  Der  schwe- 
disch-russische Krieg  von  1795  bis  1800  verminderte 
die  Geburten,  eine  natürliche  Folge  war,  dass  es 
1810  weniger  Kinder  von  5 bis  10  Jahren  gab, 
1815  fehlten  die  von  10  bis  15  Jahren,  und  so 
fort.  Auch  von  1800  bis  1810  macht  sich  der 
Krieg  bemerklich,  von  1810  bis  1825  steigt  die 
Zahl  der  Geburten  regelmässig.  Von  1825  bis 
1840  vermindert  sie  sjch  wieder,  weil  die  von  1795 
bis  1810  Geborenen  jetzt  im  Alter  der  Iteprodue- 
tion  stehen  und  gering  an  Zahl  sind.  Die  von 
1825  bis  1840  Geborenen  weisen  nach  30  Jahren, 
im  Zeiträume  von  1855  bis  1870  noch  einmal  eine 
Abnahme  des  Zuwachses  der  Bevölkerung  auf,  die 
zumal  von  1860  bis  1865  beinerklich  ist  So  ma- 
chen sich  die  Folgen  eines  Krieges  nach  einem 
Halben  Jahrhundert  noch  fühlbar.  Der  Bericht- 
erstatter gedenkt  rühmend  der  Arbeiten  Bertil- 
lon’s  über  die  Bevölkerung  Frankreichs. 

Am  17.  August  berichtet  Pagliani  über  seine 
anthropometrischen  Untersuchungen.  Er  fand, 
dass  vor  der  Pubertät  die  Mädchen  schneller  wach- 
sen als  die  Knaben,  nach  derselben  ist  es  umge- 
kehrt. Die  Menstruation  stellt  sich  früher  bei  den 
Blonden  als  hei  den  Brünetten  ein.  Bertillon 
meint,  die  letztere  Beobachtung  sei  vielleicht  eine 
Eigentümlichkeit  der  norditalischen  Bevölkerung, 
denn  man  nehme  gewöhnlich  das  Umgekehrte  an. 
Lagnean  erinnert  an  das,  was  Tacitus  über  die 
späte  Geschlechtsreife  der  germanischen  Jung- 
frauen gesagt  hat.  Le  Bon  zieht  die  Schlüsse  aus 
seinen  zahlreichen  Untersuchungen  über  die  Be- 
ziehungen des  Schfldelvolams  zur  Intelligenz. 
Pen  höheren  Racen  kommt  eine  grössere  Zahl  vo- 
luminöser Schädel  zu,  ebenso  Verhalten  sich  die 
begabteren  Individuen  derselben  Racc,  die  Pariser 
des  12.  Jahrhunderts  hatten  kleinere  Schädel  als 
die  heutigen,  unter  diesen  sind  auch  die  Unter- 
schiede grüner.  Le  Bon  hält  den  Einfluss  der 
Körpergröße  auf  den  Schädel  und  das  Hirngewicht 
für  gering.  Bei  gleicher  Grösse  hat  das  Weih  ein 
kleineres  Gehirn.  Beim  Vergleich  von  17  Gehir- 
nen jeden  Geschlechtes  war  die  Differenz  zn  Gun- 
sten der  Männer  172  g.  In  den  höheren  Racen  ist 
der  weibliche  Schädel  verhältnissmässig  kleiner  als 
in  den  niederen,  was  aus  ihrer  ungünstigen  gesell- 
schaftlichen Stallung  sich  erklären  soll.  Aus  der 
Scb&delgröB&c  läßt  sich  auf  die  des  Gehirnes 
schliessen.  Ein  Kopfumfang  von  57  cm  entspricht 
einem  Sch&delumfang  von  52,  einem  Schädelinbalt 
von  1550  ccm  und  einem  Hirngewicht  von  1350  g. 
Constant  ist  eine  ungleiche  F.ntwickeluug  der  Sei- 
ten des  Schädels,  bald  ist  sie  links  bald  rechts  ge- 
hemmt, ohne  dass  sich  ein  Einfluss  der  Rare  oder 
Intelligenz  erkennen  liesse.  Aus  dein  Schädeln m- 
fang  von  1200  Personen  ergab  Bich  folgende  Reihe: 


die  grössten  Schädel  hatten  1)  Gelehrte  und  Schrift- 
steller, dann  folgten  2)  Pariser  Bürger,  3)  alter 
Adel,  4)  Pariser  Dienerschaft,  5)  Landleute,  ßroca 
sagt,  der  geringere  Unterschied  des  Hirn volums 
beider  Geschlechter  bei  wilden  Racen  erkläre  sich 
daraus,  dnss  hier  das  Weib  an  der  Seite  des  Man- 
nes den  Kampf  ums  Dasein  zu  bestehen  habe. 

Mnurel  spricht  über  die  nach  Guyana  einge- 
führten dravidischen  Kulis,  wo  sie  den  Neger  er- 
setzen sollen.  Er  nennt  als  die  Stämme  Indiens 
die  Mundas,  die  Dra vidier  und  die  Arier.  Der 
l)ra vidier  ist  von  Farbe  dunkel,  klein,  fein  von  Zügen 
und  Gliedern,  geschmeidig  und  leicht  von  Körper, 
er  hat  den  scyt bischen  Typus.  Zumal  die  Franon 
sind  sehr  zierlich.  Diese  Eingeborenen  sind  doli- 
chorpphal  mit  einem  mittleren  Index  von  71.72. 
Per  Oberschenkel  ist  beim  Manne  länger  als  bei  der 
Frau,  dies  gilt  auch  von  der  Spannweite  und  Körper- 
größe. Ihr  Puls  ist  schneller,  ihre  Temperatur 
höher  als  die  unsere.  Pas  Chloroform  wirkt  sehr 
rasch  auf  sie,  sie  sind  den  Wechselfiehern  sehr 
unterworfen , scheinen  aber  geschützt  gegen  daB 
gelbe  Fieber.  Sie  akkliinatiriren  sich  Bchwer  in 
Guyana.  Ilovelacqne  sagt,  das«  die  Pravidier 
trotz  der  dunkeln  Farbe  doch  keine  Neger  seien, 
einige  dravidischc  Stämme,  wie  die  Todas,  seien 
gross.  Man  sollte  wissen,  aus  welchen  Gegenden 
dio  Kulis  kommen  und  welches  Ergebnis«  ihre  Mi- 
schung mit  Weissen  und  Indianern  habe.  Pie  Be- 
zeichnung scythisoher  Typus  lässt  er  nicht  gelten, 
man  wisse  nicht«  Sicheres  über  die  alten  Scvthen; 
mit  diesem  Namen  hätten  die  Alten  wahrscheinlich 
verschiedene  Racen  Nordasiens  und  Osteuropas  be- 
zeichnet. Bertillon  verlangt  Auskunft  über  die 
Beckeneoge  der  Frauen  dieser  Race  und  oh  sie 
nicht  Einfluss  auf  die  weibliche  Körperform  habe. 

Topinard  lässt  eine  Preitheil ung  der  Stämme 
Indiens  nur  für  dio  Sprache  gelten.  Er  glaubt, 
dass  die  ursprüngliche  Bevölkerung  dunkel  gewe- 
sen sei,  später  seien  gelbe  und  weisse  Stämme  ein- 
gewandert. Die  Kulis  dos  Herrn  Maurel  näherten 
sich  durch  Kleinheit  und  Dolichocephalie  den  Ne- 
gern Indiens,  die  ächten  Pravidier  seien  gross  und 
mesocephal.  Maurel  sagt,  die  genannten  Kulis 
kämen  von  Kariknl,  in  Guyana  mischten  sie  sich  nur 
mit  den  afrikanischen  Negerinnen,  diese  Bastarde 
hätten  keinen  Bestand.  Das  eugo  Becken  der 
Weiber  beeinträchtigt  die  Körperform  derselben 
nicht. 

Laten x zeigt  »ein  Verfahren  zur  Anfertigung 
von  Querschnitten  des  Haares,  sie  worden  in  Wachs 
gelegt,  mit  Collodion  bedeckt  und  mit  dem  Mikro- 
tom geschnitten.  Er  unterscheidet  250  Species 
von  Haaren.  Er  meint,  man  müsse  Tausende  von 
Schnitten  sammeln,  uui  daraus  die  Mittel  für  die 
verschiedenen  Racen  zu  berechnen.  Topinard 
legt  grossen  Werth  auf  diese  Unterscheidung;  am 
Haar  erkenne  man  noch  den  Unterschied  der  Racc, 


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Referate. 


115 


wenn  sonst  sehr  übereinstimmende  Bildung  vor- 
handen sei.  , 

Madame  Cie  wen  ce  Roy  er  macht  eine  Mit- 
theilung über  Beziehungen  der  Schädelmaasse  zu 
denen  des  Körpers.  Wenn  die  kraniometrischen 
Mittel  bisher  so  widersprechende  Ergebnisse  lie- 
ferten, so  geschah  es,  weil  man  in  den  Zahlenreihen 
so  verschiedene  Elemente  zusam  menstellte  und  weil 
man  ausschliesslich  die  Schädel  und  nicht  auch 
die  übrigen  Körpcrverhältnisse  berücksichtigte.  Es 
sind  die  verhältnissmüssigen  Grössen  und  nicht 
die  absoluten,  welche  eine  Rolle  spielen  beim  Stu- 
dium der  Mcnnchenspecies.  Im  Allgemeinen  wer- 
den kleine  Körper  kleine,  und  grosse  Körper  grosso 
Köpfe  haben.  Das  wirkliche  Maas*  eines  Kopfes 
ist  nicht  seine  absolute  Grösse,  sondern  seine  ver- 
hftltnissraässige.  Man  soll  den  Schädelindex  auf 
die  Körpergrösse  berechnen.  Ein  grosser  Kopf, 
der  einem  grossen  Körper  entspricht,  setzt  nicht 
nothwendig  ein  grosses  Gehirn  voraus.  Der  grösste 
Horizontalumfang  dos  Schädels,  verglichen  mit  der 
Summe  der  beiden  Schädelbogen,  des  occipito- 
nasalen  und  des  biauricul&reu,  giebt  annähernd  die 
Hirngrösse,  ohne  dass  man  nöthig  hat,  den  Scbftdel- 
inhalt  zu  aichen.  Die  Bentimmung  des  Schüdel- 
inhalts  giebt  nur  ein  absolutes  Maass  ohne  Rück- 
sicht auf  das  Volum  des  ganzen  Körpers.  Kurze, 
untersetzte  Personen  haben  gewöhnlich  brachyce- 
phale,  schlank  gebaute  dolichocephale  Schädel. 
Man  würde  aus  dem  Schfidelindex  auf  die  Statur 
schliessen  können,  wenn  nicht  auch  die  Hirn- 
organisation von  Einfluss  wäre;  das  wachsende 
Hirn  wird  vorzugsweise  auf  die  Seiten  des  Schä- 
dels drücken,  und  also  denselben  abrundou.  Es 
giebt  also  eine  Brachycephalie  des  Einzelnen  und 
der  Racen,  die  von  der  Intelligenz  abhängt  und 
eine  andere,  wie  die  der  Andsmaneu,  die  der 
kleinen  Gestalt  entspricht,  oder  die  der  Tataren, 
die  mit  der  breiten  athletischen  Figur  überein- 
stiiumt.  Man  müsste  das  mittlere  Yerhiltniss  des 
Körpcrindex  zum  Schädelindex  feststellen , und 
danach  die  Brachycephalie  nnd  Dolichocephalie 
bestimmen.  Am  Lobenden  könnte  man  den  Kör- 
perindex feststellen  durch  Vergleich  der  Länge  der 
Wirbelsäule  mit  der  Schulterbreite.  Ein  Kopfindex 
würde  genommen  werden  können  durch  das  Ver- 
hältnis« des  Längsbogens  zum  Qaerbogen.  Am 
Skelet  kann  man  die  Summe  aller  Höhen  der  Wirbel, 
der  Summe  ihrer  Breiten  vergleichen,  am  Schädel 
die  beiden  grössten  horizontalen  Durchmesser  oder 
die  der  Basis,  oder  die  beiden  Schädelbogen;  diese 
letztere  Methode  giebt  anch  Rochenschaft  über  die 
Höhe  des  Schädels,  indem  sie  zugleich  Höhe  und 
Breite  desselben  angiebt.  Die  Dolichocephalie  ent- 
spricht einer  Entwickelung  der  Schädelwirbclfort- 
sätze  in  der  Länge,  die  Brachycephalie  einer  solchen 
in  der  Breite.  Die  Zahlen,  welche  die  Schädelent- 
wickelnng  bezeichnen , sind  mehr  ein  historisches 


Merkmal,  die  Yorhältniaszahlen  der  Körperthoile 
mehr  ein  ursprüngliches  und  specifisches.  Die 
ethnischen  Charaktere  pflanzen  sich  durch  sexuelle 
Zuchtwahl  fort  und  sind  wenig  beeinflusst  von  den 
Lebensumständen,  was  anch  von  der  Farbe  des 
llaars  und  der  Iris  gilt.  Die  nicht  ganz  aufgerichtete 
Gestalt,  der  geringere  Unterschied  der  Länge  der 
oberen  und  unteren  Gliedmaasseti,  die  Platycneinie 
der  Tibia,  die  Durchbohrung  des  Humerus,  die 
Richtung  des  Hinterhauptloches  und  des  Gesichtes 
bilden  mit  dem  Prognathismus  und  der  Grösse  des 
Gehirnes  eine  Gruppe  von  Merkmalen  niederer 
Entwickelung,  die  weniger  auseinandergehende 
Bildungen  darstellen  als  verschiedene,  sich  ent- 
sprechende Stufen  der  Organisation. 

Cartailhac  legt  Zeichnungen  portugiesischer 
Dolmen  vor;  einer  auf  der  Ossakette  zeigt  eine 
amgestürzte  Granitsäule  als  Thoil  der  Grabkammer, 
ein  anderer  hat  ein  viereckiges  Loch  in  einer  der 
anfrechtstehenden  Platten,  was  auch  anderwärts 
vorkommt. 

ln  der  Sitzung  am  19.  theilt  Mortillet  eine 
Schrift  Capellini’s  mit  über  eine  kürzlich  in 
Italien  gefundene  Zinngrube  aus  römischer  oder 
vielleicht  noch  älterer  Zeit,  llaroy  legt  eine  für 
Körpermessungen  entworfene  Tafel  Stioda's  vor. 
Dupont  spricht  über  die  Sagen  von  in  Höhlen 
wohnenden  und  in  der  Mctallarbeit  erfahrenen 
Zwergen,  die  in  Belgien  Nation«,  in  Deutschland 
Kobolde,  in  Schweden  Troll,  in  Frankreich  gnomca 
und  lutins  heissen.  Ein  stummer  Tauschhandel, 
wie  sie  ihn  übten,  wird  von  Herodot  in  Afrika, 
von  Pytheas  auf  den  CaFsiteriden  erwähnt,  in 
Guinea  war  er  im  16.  Jahrhundert  in  Gebrauch, 
er  faud  sich  auf  Ceylon  und  bei  den  Indianern 
Amerikas.  Dupont  will  mit  Lubbock  in  jenen 
Sagen  die  Erinnerung  an  einen  eingewanderten 
und  civilisirteren  Volksstamm  erkennen,  der  wenig 
zahlreich  in  Höhlen  sichere  Znflucht  sachte,  aber 
die  Sache  wird  sich  umgekehrt  verhalten  und  jene 
Höhlenbewohner  sind  die  Reste  einer  älteren  asia- 
tischen Einwanderung,  die  im  Besitze  der  Metall- 
bereitung war,  die  den  später  eindringendeu  Erobe- 
rern fehlte.  Ujfalvy  berichtet  über  seine  Reise  in 
Centrajasien,  er  verwirft  für  den  mongolisch-altai- 
schen  Stamm  die  Bezeichnung  turanisch  oder  scy- 
thiach.  Die  Eranicr  sind  in  den  Tadjik  der  Gebirge, 
den  Galtchas,  rein  erhalten,  die  der  Ebene  sind  ge- 
mischt. Bei  jenen  giebt  es  Blonde  and  Duukle, 
die  mittlere  Grösse  von  58  Männern  ist  1,67,  ihr 
Kopfindex  86,21.  Die  reinste  gelbe  Race  sind  die 
mongolischen  Kalmücken,  mit  dickem  rundem  Kopfe 
und  schiefen  Angenspalten.  Die  türkischen  Stämme 
sind  gemischt,  nur  die  Karo-Kirgisen  gehören,  wie 
es  scheint,  der  reinen  altaischen  Kace  an.  Sarte 
heisst  jeder  ansässig  gewordene  Ackerbauer,  doch 
sind  sie  vorzugsweise  Eranier,  die  die  alten  Be- 
sitzer des  Landes  sind.  Topinard  bemerkt,  dass 
15* 


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116 


Referate. 


ein  von  Ujfalvy  mitgebrachter  Galtcbasscbädel 
den  savoyardi sehen  Typus  erkennen  lasse,  den  man 
für  den  altceltischcu  halte.  Die  brachyoepbnle  cel- 
tische  Race  scheine  um  di$  Zeit  der  geschliffenen 
Steine  aus  dem  Orient  gekommen  au  sein,  gewisse 
Croatensch  fidel  hätten  mit  denen  der  Auvergne 
grosse  Ähnlichkeit.  In  der  ersten  Steinzeit  habe 
Frankreich  eine  dolichocephale  Bevölkerung  ge- 
habt , dann  kam  die  celtisehe  und  danach  um 
2000  bis  1600  v.  Chr.  erschienen  die  dolichoee- 
phalen  Cimbern  und  Germanen.  FrL  CI.  Hoyer 
will  nnr  zngeben , dass  am  oberen  Üxns  die  Hei- 
math  der  in  Europa  auftretenden  Brachycephnlen 
und  der  Gelten  zu  suchen  sei.  Topin ard  hebt 
hervor,  dass  der  savoyardische  l'ypus  auch  bei  den 
Lignrern  und  den  Slavon  der  unteren  Donau  wie- 
derkehre. Illyrier  und  Albanesen  sind  ihm  ver- 
wandt, sowie  andere  Stämme  im  Balkan,  von  denen 
die  Pelasger  stammten,  deren  Götter  einen  brachy- 
cepbalen  Typus  haben  und  dunkles  Haar,  wahrend 
die  der  (»riechen  dolichocephal  und  blond  sind. 
Der  Ozua  und  Jaxartes  seien  als  die  Grenzen  zu 
betrachten,  um  welche  Eranier  und  Turonier  strit- 
ten. Die  Wanderung  der  Arier  von  Nordost  nach 
Südwest  stütze  sich  auf  zweifelhafte  Ortsnamen. 
Herodot  sagt,  dass  die  Meder  früher  Arier  ge- 
heissen hätten.  Die  indischen  Arier  sind  nach 
Colebrooke  1000  Jab  re  vor  unserer  Zeitrechnung 
über  den  oberen  Indus  gegangen,  kamen  also  von 
Nordwest,  aus  dein  Lande,  welches  zu  Darius’ 
Zeit  Arien  hiess.  Ihr  Zug  nach  Osten  muss  mit 
den  Eroberungen  der  Araber  am  Euphrat  zusaiu- 
menfallen.  Man  muss  die  W'iege  der  Arier  ira 
westlichen  Asien  oder  im  östlichen  Europa  suchen, 
aber  gewiss  iu  der  Nahe  des  Mittelmeeres,  das  sie 
mit  Pflanzstätten  besiedelten.  Lagnean  sagt,  die 
Aehnlichkeit  der  Gelten  mit  den  Galtchas  erstrecke 
sieh  nicht  auf  die  Grösse,  die  ersteren  seien  klein, 
diese  gross  von  Gestalt.  Pulsky  sagt,  dass  Gel- 
ten erst,  im  Bronzealter  iu  Ungarn  erscheinen  und 
Mortillet  bemerkt,  dass  die  Schädel  der  Dolmen 
meist  dolichocephal  seien.  Topinard  findet,  dass 
die  mittlere  Grösse  der  Galtchas  = 1,67  und  der 
Franzosen  = 1,65  nicht  sehr  verschieden  sei. 
Dieser  spricht  dann  über  die  Ausstellung  der  an- 
thropologischen Messinstrumente  und  glaubt,  dass 
Frankreich  Beit.  15  Jahren  in  dieser  Richtung  der 
anthropologischen  Forschung  vorzugsweise  gear- 
beitet habe.  Der  Vergleich  der  von  verschiedenen 
Ländern,  Deutschland,  Oesterreich,  England  und 
Amerika  ausgestellten  Apparate  führt  zu  dem  noth- 
wendigen  Schlüsse,  dass  eine  übereinstimmende 
Methode  festgestellt  werden  müsse.  Di©  Verstän- 
digung sei  leichter  als  es  scheine.  Die  fremden 
Instrumente  seien  oft  kostbarer  und  umständlicher 
als  die  französischen,  aber  im  Wesen  nicht  in  glei- 
cher Weise  verschieden.  Die  Tasterzirkel,  das 
Schicberin&oss  und  das  Bandmaass  seien  überall 


verbreitet.  Nur  über  einige  anatomische  Punkte 
müsse  man  Bich  einigen,  über  die  Art  die  ortho- 
gonale Projection  zu  messen  und  Über  die  Bestim- 
mung des  .Schädelinhaltes.  In  Frankreich  ist  das 
von  Broca  verbesserte  Morton’sche  Verfahren 
zum  Ausmessen  der  Schädelhöhle  mit  Schrot  in 
Gebrauch.  Dieses  ist  so  sicher,  dass  zehn  Perso- 
nen , von  denen  jeder  zehnmal  denselben  Schädel 
ausmisst,  bis  auf  5 ccm  übereinstimmende  Zahlen 
erhalten.  Die  anderen  Methoden  führen  zu  Unter- 
schieden von  15  bis  150  ccm.  Zur  richtigen  hori- 
zontalen Stellung  des  Schädels  empfiehlt  sich  die 
Broca’sche  Linie  zwischen  dem  Alveolarrande  und 
dem  unteren  Ende  der  Condylen , sie  entspricht 
der  Seh-  oder  Orbitalachse  nicht  nur  beim  Men- 
schen, sondern  hei  allen  Säugethieren,  sie  ist  phy- 
siologisch begründet,  während  die  Linien  v.  Baer’a 
und  Camper’s  mehr  nur  auf  dem  Gefühle  beruhen 
und  nicht  frei  von  Mängeln  sind.  Broca  theilt 
mit,  dass  die  deutsche  Anthropologen  Versammlung 
io  Kiel  die  Herren  Ecker,  Schaaffhauaen  und 
Virchow  als  Mitglieder  einer  Commission  zur 
Vereinbarung  einer  übereinstimmenden  Methode 
der  Schädelmessung  bereits  ernannt  habe,  die  mit 
der  gleichen  Zahl  französischer  Forscher  in  Be- 
rathung  treten  werde. 

Prof.  Benedict  machte  Mittheilnngen  über 
die  Gehirne  vou  Verbrechern,  er  findet,  dass  es  bei 
ihnen  mehr  communicirende  Furchen  giebt  als  ge- 
wöhnlich; Bordier  knüpfte  hieran  Beine  Beobach- 
tungen au  den  36  Schädeln  französischer  Mörder, 
die  sich  in  der  Ausstellung  befinden;  an  den  mei- 
sten finden  sich  pathologische  Merkmale,  bei  meh- 
reren, die  nicht  40  Jahre  alt  sind,  zeigen  aicb  die 
vorderen  Schädelnähte  schon  geschlossen,  einige 
sind  deformirt,  vier  haben  Zeichen  der  Osteitis, 
vier  andere  solche  der  Hydrocephaiie. 

Cartailhac  beschreibt  die  Eröffnung  eines 
Tumulns  durch  Herrn  Zeballos  am  Paranaflusse 
in  Argentine.  Diese  Paraderos  werden  den  alten 
Gnaranis  zugeschriebcti.  Er  enthielt  zahlreiche 
Skelete,  Hirschgeweihe,  Steinbeile  und  Dolche, 
Schleudersteine,  Töpfe  und  Thierfiguren  aus  ge- 
branntem Thon.  P.  Bataillard  spricht  dann 
über  die  Einführung  der  Bronze  in  da»  nördliche 
und  westliche  Europa  durch  die  Zigeuner.  Schon 
in  einer  früheren  Arbeit  wies  er  auf  die  Nothwen- 
digkeit  hin,  daa  Erscheinen  der  Zigeuner  im  west- 
lichen Europa  von  dem  im  Osten  dieses  Weltthei- 
lea  zu  unterscheiden . Dort  erschienen  sie  zu  An- 
fang des  15.  Jahrhunderts,  aber  es  giubt  Zeugnisse, 
dass  sie  schon  500  Jahre  früher  im  Südosten 
Europas  waren.  I)io  Sigyneu  deB  Herodot  sol- 
len, wie  er  jetzt  glaubt,  dasselbe  Volk  sein,  sie 
wohnten  an  der  unteren  Donau  und  nach  Strabo 
im  Kaukasus.  Auch  nennen  sich  die  Zigeuner 
Sinti  und  Homer  lfisstSinties  aafLeranos,  Strabo 
in  Thracien  leben.  Für  ihre  Keuutniss  der  Metall- 


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Referate. 


117 


arbeit  spricht  der  Umstand,  dass  sie  sich  in  vielen 
Ländern  als  Kesselflicker  noch  heute  ein  Verdienst 
verschaffen.  Solche  Zigeuner  durchzogen  nach 
dem  Berichte  eineB  Mönches  Oesterreich  um  1122 
und  anch  andere  Länder,  wie  man  glaubte,  seit 
langer  Zeit.  Nach  Miklosich  sind  auch  die  seit 
dem  7.  Jahrhundert  in  Kleinasien  auftretenden 
Athingans  nichts  anderes  als  Zigeuner.  Die  Phi* 
lologen  behaupten  gegen  die  Annahme  hohen  Alter- 
thnms  der  Zigeuner,  dass  ihre  Sprache  sich  den 
modernen  Formen  des  Indischen  annähere.  In- 
dessen haben  Pott  und  Ascoli  ihre  Ansichten 
neuerdings  geändert.  Im  Congressberichte  von 
Pest  hat  Bataillard  seine  Forschungen  ausführ- 
lich mitgetheilt. 

In  der  Sitzung  am  20.  August  schildert  Dr. 
Chil  y Naranjo  die  alten  Bewohner  der  canari- 
achen  Inseln,  über  deren  hohen  ßildungszustand 
Bory  de  Saint  - Vincent  und  Berthelot  die 
besten  Nachrichten  gegeben  haben.  Zawisza  be- 
schreibt seine  Fände  in  der  Mammuthhöhle,  die 
bis  zur  paläolithischen  Zeit  zurückgehen,  22  Thier- 
species  gehören  der  nordischen  Fauua  an,  5 aus- 
gestorbenen  Arten.  Virchow  schlägt  im  Namen 
des  russischen  Reisenden  Maklav  vor,  dass  die 
Staaten,  welche  ausländische  Colonien  besitzen, 
daselbst  anthropologische  Stationen  errichten  möch- 
ten. Broca  unterstützt  dies  und  ein  dahin  ge- 
hender Antrag  wird  angenommen.  Bordier  hat 
einen  Fragebogen  für  die  Aorzt«  der  Marinehospi- 
täler  in  den  Colouien  entworfen.  Capelliui  be- 
steht darauf,  dass  die  Einschnitte  auf  den  Balae- 
notosknochen  nicht  das  Werk  eines  Fisches  sein 
könnten.  Legnay  schreibt  sie  einem  Haifische  zu. 
Magi  tot  erinnert  an  ähnliche  eingeBchüittene 
Knochen  von  Halitherium  und  Rhiuoceros,  die  man 
einem  Carcharodon  zugeschrieben  habe,  er  selbst 
hat  auf  frischen  Walfischknochen  mit  (Ln  Zähnen 
des  Nerval  solche  Einschnitte  hervorgebracht.  Er 
fragt,  oh  nicht  auch  das  wiederholte  Schlagen  der 
Knochen  gegen  scharfe  Felsen  solche  Zeichen  her- 
Vorbringen  könne.  Mortillet  schreibt  sie  Säge- 
fischen zu,  deren  Reste  man  in  der  Nähe  gefunden 
habe.  In  den  Gruben  von  Bordelais  habe  man  die- 
selbe Beobachtung  gemacht.  D’Acy  spricht  über 
die  Patina  der  Stcingeräthe  von  St.  Acheul  und 
Jacqinot  über  eine  Begräbnisstätte  der  ßronzo- 
zeit  zu  Pougues. 

Am  21.  August  beschreibt  Zaborowski  hügel- 
förmige  Erdwälle  im  Thale  der  Weichsel.  Darin 
findet  man  Gräber  mit  Steinsetzung  und  Metall- 
gerätben,  sie  gehören  zwei  Perioden  an,  in  der 
einen  kommen  schwarze  Gesichtsurnen  vor,  die 
man  dem  1.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  zu- 
schreibt, darüber  finden  sich  Skelete  mit  römischem 
Beiwerk.  Hovelacque  prüft,  ob  es  körperliche 
Merkmale  gebu,  welche  die  Inferiorität  einer  Race 
beweisen.  Die  allgemeine  Schädelform  beweise 


nichts,  denn  die  Buschmänner  seien  dolichocephal, 
die  NegrittoB  bracbycephal;  auch  der  Cbimputise 
habe  meist  einen  verlängerten,  derOrangntan  einen 
kurzen  Schädel.  Dagegen  erscheine  das  Schädel- 
volnm  von  Bedeutung,  die  niederen  Racen  haben 
eine  geringere  C&pacitüt,  die  beim  australischen 
Weibe  nur  1150  cm  betrage.  Die  Sckiideluühte 
sind  bei  den  höheren  ILcen  reicher  gezackt,  bei 
den  niederen  einfach;  ihre  Verschliessuug  beginnt 
bei  jenen  hinten,  bei  diesen  vorn.  Bei  diesen  ist 
der  Stirntheil  des  Schädels  wenig,  die  Augenbrauen- 
gogend  aber  stark  ent  wickelt,  das  Gesicht  ist  gross, 
die  Nase  breit,  die  Nasenbeine  verwachsen  früh, 
der  Orbitalindax  ist  vergrössert,  die  Augenhöhle 
hat  ein  grösseres  Volum.  Dus  Pterion  ist  oft  wie 
bei  deu  Affen  gebildet,  was  bei  den  Schädeln 
höherer  Race  niemals  vorkommt.  Bei  jenen  fehlt 
das  Kinn,  die  Mahlzähne  siud  gleich  gross,  die 
Eckzähne  sehr  entwickelt,  das  Becken  ist  länger, 
die  Tibia  seitlich  zusammeugedrückt  und  der  Fuss 
mehr  zutu  Greifen  gebildet.  Beim  Neger  sind  die 
unteren  Gliedmaasseu  längor  (!),  die  Wade  schwach, 
das  Gehirn  leichter,  die  Windungen  einfacher.  Die 
niederen  Racen  haben  keine  Vorstellung  von  der 
Gemeinschaft  menschlicher  Interessen,  das  Weih 
ist  Sklavin,  sie  sind  detn  tollsten  Aberglauben  er- 
geben. Broca  hat  gegen  manche  dieser  Angaben 
sein  Bedenken.  Doch  ist  es  erfreulich,  dass  die 
Lehre  von  einer  Fortentwickelung  der  mensch- 
lichen Organisation  auf  Grund  der  Anatomie  der 
niederen  Racen  und  des  prähistorischen  Menschen 
immer  mehr  Vertheidiger  fiudet.  Der  Bericht- 
erstatter hat  wiederholt  auf  die  Bedeutung  dieser 
Untersuchung  hingewiesen  und  die  dahin  gehö- 
rigen Beobachtangen  zusammengestollt.  Man  ver- 
gleiche die  Abhandlung:  Ueber  die  Urform  des 
menschlichen  Schädels,  Festschrift  der  niederrh. 
Geselltcb.  Bonn,  1868,  den  Bericht  über  die  An- 
thropologische Versamml.  in  Schwerin  1871,  S.  67, 
den  über  die  Versamml.  in  Wiesbaden  1873,  S.  4, 
das  Corapt.  rend.  du  Congris  de  Budapest  1876, 
p.  385,  und  den  Bericht  über  die  Naturf.  Versamml. 
in  Cassel  1878  ira  Archiv  XI,  S.  395.  Auch  P. 
Mantegazza  hat  dem  Grade  der  geistigen  Ent- 
wickelung des  menschlichen  Schädels  seine  Auf- 
merksamkeit zugewendet  im  Archivio  del  Anthr.  V, 
1875,  p.  32:  Dei  enratteri  gerarchici  del  cranio 
umano.  Mortillet  weist  auf  die  Verbindung  Eu- 
ropas mit  Amerika  iu  prähistorischen  Zeiten  hin,  in 
den  Vereinigten  Staaten  habe  man  Steinbeile  gefun- 
den vom  Typus  von  St.  Acheul,  in  Ancon  eine 
Kupfernadel,  die  unseren  ßronzenadeln  gleicht,  mit 
scheibenförmigem  Kopfe  uud  einer  Verzierung  in 
Form  eines  Kreuzes.  Coudereau  glaubt,  dass  das 
Kreuz  noch  keine  Beziehungen  beweise,  es  könne 
eine  astronomische  Bezeichnung  der  vier  Himmels- 
gegenden sein.  Mortillet  sagt,  dass  das  genannte 
Zeichen  auch  in  Golasecca  sich  gefunden  und  der 


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118 


Referate. 


ersten  Eisenzeit  angehöre.  Hamy  zweifelt  an  dem 
Alter  der  Nadel,  in  Ancon  habe  man  Dinge  gefunden, 
die  jünger  seien  als  die  spanische  Eroberung,  z.  B. 
eine  Waage  und  eine  Glasvase  von  europäischem 
Aussehen.  Girard  de  Rialle  behauptet,  dass  bei 
allen  ludiaucrsti&minen  daa  Kreuz  ein  religiöses 
und  kosmologiscbes  Zeichen  sei,  es  ist  das  Symbol 
der  Winde,  des  Gottes  der  Stürme  und  des  Regens. 
Mort i 11  et  bemerkt,  dass  in  der  Steinzeit  Europas 
das  Kreuz  unbekannt  sei.  Frl.  Roy  er  sagt,  dass 
sio  1872  in  Bordeaux  die  Beziehungen  Europas  zu 
Amerika  bis  zur  Bronzezeit  auseinandorgesetzt 
habe.  Sie  glaubt,  dass  das  Kreuz  als  Zierrath  aus 
Europa  nach  Amerika  gekommen  sei.  Lalande 
spricht  noch  über  künstliche  Grotten  in  Limousin, 
Richard  über  Steingerftthe  in  Algier  und  Syrien, 
Cartailhac  über  den  Atlas  von  Cbantre,  Boddoe 
über  die  Bevölkerung  von  Bristol  und  Waldemar 
Schmidt  über  nordische  Alterthümer.  Dann 
•chliesst  Broca  den  Congress. 

4.  Verhandlungen  der  anthropologischen 
Section  der  Association  francaise  pour 
l’avancement  des  Sciences,  Paris  1878. 

In  der  ersten  Sitzung  am  23.  August  berichtet 
E.  Ri  viere  über  Felsenbilder  im  Thule  des 
Wuuderaeea  in  den  ligurischen  Seealpen.  Sie 
stellen  Thiere,  Waffen,  Dolche,  Lanzen,  Beile  und 
andere  Gegenstände  dar.  Sie  sind  mit  detu  Ham- 
mer eingehauen  und  eingemeisselt.  Die  in  der 
Sahara  von  Marokko  durch  Mardochöe  ent- 
deckten Bilder  sind  ihnen  auffallend  ähnlich  und 
deuten  auf  ein  gleiches  Volk  in  der  nachneolitbi- 
schen  Zeit.  Chil  y Naranjo  findet  die  Zeich- 
nungen, welche  Ri  viere  vorlegt,  denen  ähnlich, 
die  man  auf  den  canarischen  Inseln  gefunden  hat; 
dies  soll  auch  von  alten  Sclinmckgeräthen  beider 
Gegenden  gelten.  Lagneau  erinnert  an  die  ana- 
tomische Verwandtschaft  der  Guanchen-  und  der 
Cro-Magnonrace.  A.  C h o r v i n legt  Korten  zur  medi- 
cinischen  Geographie  Frankreichs  vor,  die  Krank- 
heiten scheinen  nicht  den  ethnischen  Gruppen  des 
Landes  zu  entsprechen,  Scropheln  herrschen  sowohl 
bei  der  grossen  blonden  cimbrischen  Raoe  des  Nor- 
dens als  unter  den  kleinen  dunkeln  Celten  des 
mittleren  Frankreichs,  hier  müssen  also  örtliche 
Einflüsse  sich  geltend  machen.  Topin ard  glaubt 
doch,  dass  es  Krankheiten  gebe,  diu  den  Kuceu 
entsprechen,  so  sind  Flechten  besonders  häufig  bei 
der  blonden  Race,  deren  Haut  besonders  empfind- 
lich ist.  Er  wünscht,  dass  die  Listen  der  Recru- 
tirung  den  Gelehrten  zugänglich  gemacht  würden 
und  es  wird  ein  dahingehender  Antrag  an  das 
Kriegsiuinibteriuin  beschlossen.  Lagneau  unter- 
stützt diesen  Wunsch,  er  sagt,  dass  die  Untauglich- 
keit zum  Militärdienst  sich  namentlich  in  drei 
Provinzen  finde,  in  der  Bretagne  und  Auvergne 
wegen  ungenügender  Grösso  und  in  der  Norman- 


die wegen  Kränklichkeit.  Auch  Varices  sind  ein 
Fehler,  der  der  blonden  cimbrischen  Race  cigeu 
ist.  Bordier  meint,  man  müsse  gewisse  Krank- 
heiten , z.  B.  Scropheln  auch  mit  dem  Bildungs- 
grade der  Provinz  vergleichen  und  die  Erblichkeit 
in  abgeschlossenen  Kreisen  berücksichtigen.  Al- 
bespy  hat  für  das  Departement  de  l’Aveyron  er- 
fahren, dass  die  geologische  Structur  des  Bodens 
einen  wichtigen  Einfluss  auf  die  Gesundheit  übt. 
Auf  Kalkboden  sind  die  Menschen  von  hoher  Ge- 
stalt, klein  auf  Kiesel-  und  Talkboden,  wo  Scro- 
pheln und  Zahnkaries  herrschen.  Auch  für  Thiere 
gilt  diese  Regel.  Magi  tot  behauptet,  dass  die 
cimbrische  Race  an  Zahnkaries  häufiger  leide  als 
die  celtischo.  Top  in  ard  bestreitet  dies  nach  den 
Karten  von  Cherviu.  Delauny  bemerkt,  dass  die 
Gesundheit  der  Bewohner  der  L’fer  der  Normandie 
durch  die  gute  Nahrung  und  Luft  sich  erkläre. 
Frl.  CI.  Roy  er  behandelt  die  Frage,  ob  der  Mensch 
von  einer  Art  stamme,  die  das  Körperhaar  verloren 
bube  oder  von  einer,  die  es  nie  gehabt  habe.  Sie 
hält  das  Letztere  für  wahrscheinlicher  (?).  Die 
Verthei  hing  der  Haare  beim  Menschen  soll  von  der 
der  Thiere  abweichcn.  Bei  diesen  ist  der  Rücken 
am  meisten  behaart,  beim  Menschen  die  Brust. 
Auf  welche  Weise  soll  er  das  Haar  verloren  haben? 
Es  müsste  za  einer  Zeit  geschehen  sein,  wo  es 
sich  bei  den  Säogethieren  gerade  mehr  entwickelt 
hat.  Die  Thiere  der  früheren  geologischen  Epochen 
waren  wenig  behaart.  Die  helle  Race  ist  stärker 
behaart  als  die  schwarze  and  gelbe.  Topin «rd 
glaubt,  dass  eine  starke  Behaarung  weder  ein  Zei- 
chen höherer  noch  niederer  Race  sei.  Bei  Blondeu 
wie  bei  Braunen  finde  man  stark  Behaarte,  welche 
die  Reste  einer  alten  Race  sein  könnten.  Die 
Australier  seien  stark  behaart,  die  Buschmänner 
wenig.  Es  wäre  wünschenswert!»,  den  alten  Typus 
der  Ainos  zu  kennen. 

In  der  Sitzung  am  24.  August  hebt  Leguay 
noch  einmal  die  Uebereinstimmung  der  Zeichnun- 
gen aus  den  Soeulpen  mit  denen  von  den  canari- 
schen  Inseln  in  graphischer  Hinsicht  hervor.  Ber- 
tillon  kommt  auf  die  Cherviu'schen  Tafeln 
zurück  und  glaubt,  dass  mau  oft  Scropheln  da  an- 
nehme, wo  nur  Schmutz  und  Vorurtheil  die  Kin- 
der verwahrlost  hal>e.  So  thue  man  nichts  zur 
Heilung  des  Gesichtsau  «Schlags  der  Kinder.  Bor- 
dier hält  diesen  für  scrophalös.  Nachdem  Bene- 
dict seine  Untersuchungen  des  menschlichen  Ge- 
hirns mitget heilt,  spricht  II.  Martin  über  die 
alten  Racen  von  Irland  und  von  Mittel-  und  West- 
europa. Er  bezeichnet  abweichend  von  Broca 
die  blonde  oder  braune  Race  mit  blauen  Augen 
als  Celten  und  will  sie  nicht  Kymris  nennen.  Vor 
diesen  «eien  blonde  Dolichoccphaleu  nach  West- 
europa gekommen,  in  Gegenden,  wohin  die  Kymris 
nie  vorgedrungen.  Germanen  und  Teutonen  seien 
nur  die  Nachzügler  jener.  Celten  hätten  sieh 


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Referate. 


119 


Qberall  mit  der  frQheren  dankten  Race  gemischt, 
dämm  finde  man  so  oft  blaue  Augen  bei  dunklem 
Haaiv  Der  dunkle  Typus  au  den  Küsten  den  Mittel- 
meeres sei  ligurisch.  Die  Siluren  Britanniens  hat- 
ten nach  Tacitus  krauses  Haar.  Die  Sage  hat  in 
Irland  aus  den  Cclten,  deren  einer  Ncinedh  hiess 
(nem  = Himmel),  Helden  gemacht.  Die  Celten 
Irlands  werden  verdrängt  durch  die  Fir-bolgs,  sie 
sind  keine  Beiger,  denn  sie  sind  klein  und  dunkel, 
vielleicht  den  Liguren  verwandt  und  den  Brachy- 
cepbalon,  die  in  den  Round-Barrows  bestattet  sind. 
Die  Fir-bolgs  werden  besiegt  durch  da»  Volk  der 
Götter  von  Dana,  welches  längere  und  schärfere 
Schwerter  hatte.  Das  irische  Museum  besitzt  die 
Bronzewaffen  beider  Völker.  Die  Dananier  durch- 
zogen erst  Skandinavien,  ehe  sie  in  Britannien 
landeten.  Man  nimmt  an,  dass  vom  8.  bis  10. 
Jahrhundert  v.  Chr.  in  Skandinavien  ein  Volk  mit 
langen  Bronzeschwertern,  welches  Hügelgräber  er- 
richtete, die  Dolmenbauer  mit  Steinwaffen  ver- 
drängt habe , es  waren  die  Cimbern , sie  machten 
im  1.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  den  Ger- 
manen Platz,  welche  Eisenwaffen  hatten.  Die  Da- 
nanier  in  Irland  waren  Reste  der  Cimbern,  sio  er- 
richteten die  megalitbischen  Denkmale  dieses  Lan- 
des, in  denen  Bronze  nur  selten  gefunden  wird. 
Der  Auszug  der  Cimmcrier  aus  den  Gegenden  des 
schwarzen  Meeres  geschah  gegen  das  8.  Jahrhundert 
v.  Chr.  Cartailhac  sagt,  dass  man  sogar  Bronze- 
perlen  in  den  Dolmen  der  Bretagne  gefunden  habe. 
W.  Schmidt  glaubt,  dass  man  den  Uebergang  der 
Stein-  in  die  Bronzezeit  im  Korden,  weil  er  sich 
so  plötzlich  und  vollständig  vollzogen  habe,  mit 
einem  Wechsel  der  Bevölkerung  in  Zusammenhang 
bringen  müsse.  Das  gultc  anch  für  die  Eisenzeit. 
Die  alten  Dolmen  habe  man  später  wohl  znr  Ber- 
gung'von  Schätzen  gebraucht:  einen  solchen  habe 
man  1872  auf  Bomholm  entdeckt. 

Landowski  spricht  aber  die  Akklimatisation 
der  Europäer  in  Algerien,  die  nach  Berti llon’s 
Beobachtungen  seit  1855  zumal  für  die  Spanier, 
Maltesen  und  Italiener  einen  Zuwachs  der  Gebur- 
ten über  die  Sterbefälle  ergebe;  er  empfiehlt  die 
Krenznng  mit  den  Eingeborenen,  die  vorbereitet 
werden  könnte  durch  Schulen  für  die  letzteren  und 
Uebersicdelung  französischer  Findelkinder  nach 
Algier.  Topinard  will  dio  französischen  Colo- 
nieen  in  hochgelegenen  Gegenden,  wo  der  Unter- 
schied des  Klimas  geringer  sei,  und  hält  die  Ueber- 
fübrung  der  Basken  besonders  geeignet,  diese  sind 
Reste  der  Race  von  Cro-Mugnon,  deren  Ueberein- 
siimmung  mit  der  berberiachen  er  behauptet.  Sie 
wandern  stark  nach  Südamerika  ans.  Bordier 
erwidert,  dass  dio  Scheu  der  Basken  vor  dem  Mi- 
litärdienst auch  ihre  Uebersiedelung  nach  Algier 
bindern  werde.  Er  wünscht,  rliat  das  Gouverne- 
ment doch  stets  die  semitischen  Araber  und  die 
uns  verwandteren  Kahylen  auseinander  halten 


möge.  Qnatrefages  sogt,  dass  auch  die  Akkli- 
matisation unserer  liausthiere  zu  Anfaug  in  Bo- 
gota missglückt  sei.  Man  müsse  für  Algier  süd- 
liche Racen  wählen,  der  Xordfranzosc  komme  schon 
in  der  Provence  nicht  fort.  Das  Innere  fremder 
Länder  sei  in  der  Regel  gesunder,  als  die  Fluss- 
mündungen , wo  man  die  ersten  Niederlassungen 
gründe.  Das  Haar  der  Leute  von  Cro-Magnon  sei 
unbekannt,  Verneaux  theile  neuerdings  mit,  er 
glaube,  dass  die  alten  Canarier  blond  gewesen 
seien.  Chil  y Karanjo  bemerkt,  daßs  auf  Cuba 
nur  drei  europäische  R&ceu  Fortkommen,  Catalunen, 
Basken  und  Canarier.  Die  letzteren  widerstehen 
auch  in  Südamerika  den  Epidemieen.  Bortilion 
beklagt  die  unzulängliche  Statistik  Algeriens,  nur 
Riconx  habe  genaue  Beobachtungen  in  Philippo- 
villc  angestellt.  Lagneau  führt  die  damit  über- 
einstimmenden Arbeiten  von  Valat  an,  und  fügt 
bei,  dass  dio  Verbindung  von  Deutscher»  mit  Spa- 
nierinnen siel»  sehr  günstig  gezeigt  habe. 

Am  26.  August  spricht  de  Mortillet  über 
den  Ursprung  des  Menschen,  der  entweder  als  sol- 
cher geschaffen  oder  durch  Fortbildung  aus  einem 
anderen  organischen  Wesen  entstanden  sei.  Kur 
das  letztere  werde  bei  Pflanzen  und  Thieren  be- 
obachtet. Vorfahre  des  Menschen  könne  nur  ein 
anthropoider  Affe  gewesen  sein,  aber  keiner  der 
lebenden,  sondern  eine  ausgestorbene  Art.  In  der 
Tertiärzeit  habe  schon  ein  Wesen  gelebt,  welches 
Feuer  machte  und  Kieselgeräthe  fertigte,  also  den 
heutigen  Affen  überlegen  war.  Hovelacqne  er- 
kennt die  Abstammung  des  Menschen  vom  Affen 
an,  aber  nicht  vou  einem,  der  jetzt  lebt  Bordier 
erinnert  daran , dass  auch  der  abnehmende  Druck 
der  Atmosphäre  auf  die  Fortbildung  der  Arten 
seinen  Einfluss  geübt  habe.  Er  habe  erst  den 
Thieren  eine  Stimme  gegeben,  die  der  ersten  geo- 
logischen Perioden  seien  stumm  gewesen.  Parrot 
sprach  über  spontane  Durchbohrung  des  Schädels 
bei  Kindern,  die  bis  zum  siebenten  Monat  des 
Uterinlebens  den  vorderen  Theil,  nach  der  Geburt 
den  hinteren  Thoil  desselben  trifft.  Luschau  aus 
Wien  hat,  um  die  zuerst  von  dem  Berichterstatter 
(vergl.  Bericht  über  die  Xaturf.  Versamml.  in  Han- 
nover 1865,  S.  243,  und  über  die  Anthropolog. 
Versamml.  in  Schwerin,  1871,  S.  60)  geäoasorte 
Ansicht,  dass  Geistesbildung  den  Schädel  brachy- 
cephal  mache,  zu  prüfen,  in  einigen  20  Beinhäu- 
sern von  Deutsch-Oesterreich  mehr  als  5000  Schädel 
gemessen  und  an  manchen  Orten  gefunden,  dass 
die  Dolichocepbalen  des  15.  Jahrhunderts  heute 
durch  Bracbycephalen  vertreten  sind,  aber  ander- 
wärts besteht  die  Dolichocephalie  noch  heute.  Da 
aber  die  Bevölkerung  sich  derselben  Bildung  er- 
freut, so  muss  für  die  Zunahme  der  Braehycepbalie 
in  gewissen  Gegenden  eine  andere  Ursacho  bu- 
stehen.  Dio  Häufigkeit  slavischer  Kamen  orklärt 
sie.  Poinnierol  spricht  über  alte  Niederlassung 


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120 


Heferate. 


gen  in  Villars  and  Chignore,  die  aus  dem  Ende 
der  römischen  Zeit  herrühren  and  im  christlichen 
Mittelalter  noch  als  Zufluchtstätten  dienten.  Car- 
tailhac  behauptet,  dass  man  in  einer  Höhe  von 
mehr  als  400  m niemals  einen  Silex  vom  Typus 
Saint-Acbeul  gefunden  habe. 

Am  27.  August  macht  Dolaunay  Bemerkun- 
gen über  den  Werth  der  Zeichnungen  für  die  An- 
thropologie, jeder  Künstler  bringe  unbewusst  etwas 
von  seiner  eigenen  Natur  in  seine  Arbeit,  nur  die 
Photographie  sei  za  verlässig  und  der  Maassstab 
sicherer  als  das  Aage.  Hierauf  schildert  Zabo* 
rowski  die  Steinzeit  Chinas  und  den  Leichen  - 
brand  daselbst.  Die  Verehrung  der  Jade  geht  in 
die  älteste  Zeit  zurück.  Die  Leichunverbrennung, 
die  Marco  Polo  im  ganzen  Osten  Asiens  ver- 
breitet fand,  besteht  noch  in  Cochinchina,  während 
man  in  China  bei  dor  Bestattung  jetzt  Puppen  aas 
Stroh  oder  Holz  verbrennt  oder  auch  nach  einem 
Jahre  die  Kuochen  zu  Asche  brennt  und  in  einer 
Urne  aufbewnhrt.  Nach  Europa  scheint  der  Lei- 
ohenbrand  mit  der  Bronze  aus  Asien  gekommen 
zu  sein.  Coudereau  glaubt,  dass  mau  uns  astro- 
nomischen Berechnungen,  die  sich  auf  da s Vor- 
rücken der  Tag-  und  Nachtgleichen  beziehen,  mit 
grosser  Sicherheit  auf  das  Alter  der  Cultur  in 
Asien  schliessen  könne.  In  der  Nachmittngs- 
sitzung  spricht  Ki viere  über  neolithische  Funde 
in  der  Grotte  von  St.  Benoit  und  Topinard 
über  einen  Fall  von  Albinismus  bei  zwei  Neger- 
zwillingen von  Madagascar.  Hamy  schildert  die 
ersten  Entdeckungen  der  Spauier  in  Oceanien 
durch  Quiros  und  Tor  res,  deren  Berichte  man 
im  Archiv  von  Simancas  aufgefunden  habe.  Cap. 
Moresby  hat  die  Angaben  des  letzteren  1873  be- 
stätigt und  die  Eingeborenen  so  wiedergefunden, 
wie  sie  Torres  gezeichnet  hat,  von  dessen  Skizzen 
Hamy  Copieen  vorzcigt.  Dieser  sagt  noch  von 
den  Viti- Insulanern,  dass  sie  im  Innern  des  Lan- 
des unvermischt  seien,  an  der  Ostküste  aber  mit 
Tongans  sich  vermischt  hätten.  Topinard  findet 
die  von  Hamy  vorgelegten  Schädel  typisch  ver- 
schieden, der  Melanesier  aus  dem  Innern  ist  extrem 
dolichocephal  und  einem  von  Huxley  beschriebe- 
nen von  den  Neuhebriden  ähnlich.  Hamy  führt 
an,  dasB  es  in  der  Bevölkerung  von  Neuseeland 
Papourcste  gebe,  dass  Colenso  im  Innern  der 
Insel  Ruinen  gefunden  habe  von  einem  älteren 
Volke  als  die  Maoris,  und  dass  die  mit  den  Kno- 
chen des  Moa  gefundenen  Menschenreste  der  Pa- 
pourace  angehörten.  Unter  den  von  den  Neusee- 
ländern präparirten  Meuschenköpfen , die  nach 
Europa  kommen,  giebt  es  eben  so  viele  mit  wolli- 
gem als  mit  glattem  Haar.  Giacomini  spricht 
über  die  Nickhaut  der  Neger  und  Anout chine 
über  die  Merkmale  der  niederen  Bacen.  Eine 
grosse  Scbädelcapacität  ist  kein  sicheres  Zeichen 


der  Cultur,  wie  die  Kalmücken,  die  Race  von  Cro- 
magnon  und  die  der  Dolmen  beweisen.  Broca 
sucht  eine  Erklärung  dieses  Umstandes  darin,- dass 
gerude  die  Cultur  auch  die  Schwächlinge  am  Leben 
erhalte,  die  bei  rohen  Bildungszustäudeu  zu  Grunde 
gehen  würden.  Lagneau  sagt,  dass  man  die  im 
Kaukasus  und  dor  Kriinm  gefundenen  deformirten 
Schädel,  die  Broca  den  Cimtncriero  zuschreibt, 
seit  man  sie  auch  in  Westeuropa  finde,  den  K vmris 
und  zumal  den  Tectosogen,  die  bis  Toulouse  vor- 
gedrungen seien,  zuweisen  wolle.  Die  in  Toulouse 
übliche  Deformation  hält  er  für  neueren  Ursprungs, 
was  Zaborowski  für  die  von  I)oax-SevreB  be- 
stätigt. Cartailhac  theilt  mit,  dass  die  in  Lan- 
guedoc so  häufigen  Beinhäuser  aus  dem  13.  und 
14.  Jahrhundert  dieselbe  nicht  zeigen. 

Am  28.  August  sucht  Maurel  zu  zeigen,  dass 
die  Häufigkeit  der  Zahnkaries  als  ein  anthropolo- 
gisches Merkmal  zu  gebrauchen  Bei.  Magi  tot 
halt  dieses  Leiden  für  wesentlich  erblich  und  da- 
durch werde  es  ein  Charakter  der  Race ; doch 
glaubt  er,  dass  man  nicht  eigentlich  die  Krankheit, 
sondern  die  Anlage  dazu  erbe.  Coudereau  schil- 
dert die  Entwickelung  des  religiösen  Begriffes  bei 
den  Racon.  Der  Fetischismus  muss  als  die  nie- 
derste Form  betrachtet  werden,  er  findet  sich  bei 
deu  Wilden;  doch  hat  sieh  die  gelbe  Race,  wiewohl 
in  der  Bildung  vorgeschritten , davon  noch  uicht 
ganz  frei  machen  können.  Die  meisten  Cultnr- 
racen  sind  zum  Polytheismus  gelangt.  Nur  die 
Semiten  haben  mit  einer  besonderen  Geistesanlage 
den  Monotheismus  aufgestellts,  während  die  Arier 
Polytheisten  sind  und  sogAr  die  monotheistischo 
Religion,  die  ihnen  überliefert  wird,  in  dieser  Rich- 
tung umbilden.  Dieser  Ansicht  widerspricht  der 
Abbe  Tissot.  Zuletzt  zeigt  Brünieren  mensch- 
liche Knochenreste  aus  den  Dolmen  der  Lozere 
mit  Wunden  von  Steiuwaffcn  und  anderen  patho- 
logischem Merkmalen.  Er  zeigt  zwei  Stücke  von 
KinderBcküdeln,  an  denen  Parrot  die  Sparen  der 
Syphilis  erkennt,  wie  man  sie  heute  bei  Kindern 
von  syphilitischen  Eltern  beobachtet.  Broca  be- 
stätigt diese  wichtige  Entdeckung. 

ln  der  Sitzung  am  29.  August  kamen  folgende 
Memoiren  zur  Verlesung:  von  Park  llarrisou 
über  die  celtische  Epoche  in  England,  von  Siro- 
dot  über  die  Schichtung  des  Mont-Dol,  von  Ri- 
beiro  über  die  Dolmen  von  Portugal,  von  le  Bon 
über  deu  Geisteszustand  der  ersten  Menschen,  von 
Coudereau  Vorschlag  eines  anthropologischen 
Alphabets,  von  Lacaze  Über  die  heutige  Ver- 
ehrung der  Steine  in  den  Pyrenäen.  (Nach  der 
Revue  scientifique  de  ln  Franco  ct  de  l’Etraoger, 
Paris  1878,  Nr.  8,  9,  IG  u.  20.) 

Schaaffhausen. 


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Referate. 


121 


5.  Der  nächste  nennte  internationale  Con- 
gress  für  prähistorische  Anthropologie 
und  Archäologie 

wird  nach  Bestimmung  des  in  Pesth  ernannten 
Comites  im  Jahre  1880  in  Lissabon  stattfmden. 
Durch  Vermittelung  des  Herrn  Kibeiro  hat  die 
portugiesische  Regierung  sich  bereit  erklärt,  den 
Congress  zu  empfangen  und  eine  bedeutende  Summe 
zur  Verfügung  gestellt.  Die  Versammlung  wird 
in  dem  Bibliotheksaale  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften abge  halten  werden.  Dr.  C.  Ribeiro  be- 
reitet eine  Specialkarte  der  Dolmen,  Höhlen  und 
anderen  prähistorischen  Stationen  Portugals  vor. 
Ausflüge  sind  beabsichtigt  zu  den  Dolmen  von  Bel- 
las im  Xordwesten  vou  Lissabon,  zu  den  Grab- 
höhlen von  Palmelle,  zu  den  Miocenschichten,  wel- 
che geschlagene  Kiesel  gerät  ho  geliefert  haben,  und 
nach  der  Provinz  von  Miuho,  eine  Fahrt  von 
350  km,  zu  den  prähistorischen  Niederlassungen 
von  Porto,  Braga  and  Vianua. 

6.  Oeffentliche  Vorlesungen  über  Anthro- 

pologie in  der  ftcole  pratique  de  la  Faculte 
de  Medicine  in  Paris 

Es  lasen  im  Wintersemester  1877  bis  1878: 
Broca  über  anatomische  Anthropologie:  Yergluich 
des  Menschen  mit  den  Thieren,  vergleichende  Ana- 
tomie der  Mouschenracen , Craniologie;  Topi- 
nard  über  biologische  Anthropologie:  Der  lebende 
Mensch,  seine  physischen  und  physiologischen  Ei- 
v genschatten,  Geschichte  der  Anthropologie,  Authro- 
pometrie;  Daily  über  Ethnologie:  Eintheilnng  und 
Beschreibung  der  liacen,  ihre  Verbreitung,  ihre 
Abzweigung,  ihre  Entwickelung;  de  Mortiltet 
über  prähistorische  Anthropologie:  Menschliche 
Paläontologie,  prähistorische  Archäologie,  Bestim- 
mung menschlicher  Ueherreste  mit  Hülfe  der  Ar- 
chäologie; Hovelacqne  über  linguistische  Anthro- 
pologie: Allgemeine  Sprachlehre,  Eintheilnng  und 
Verbreitung  der  verschiedenen  Sprachen;  Bertil- 
lon  über  Demographie  und  medicinische  Geogra- 
phie: Statistik  der  Völker  und  Racen,  Einfluss  des 
Klimas  und  der  Höhen,  vergleichende  Pathologie 
der  Racen.  Diese  1876  gegründete  Schale  steht 
unter  Directiou  von  Broca. 

Wann  wird  der  anthropologische  Unterricht 
in  Deutschland  ein  solches  Programm  aufstelleu 
können  ? 

7.  Die  Anthropologie  auf  der  Pariser 

Weltausstellung  im  Jahre  1878. 
Schon  bei  der  Ausstellung  im  Jahre  1867  hatte 
man  in  Paris,  um  die  Entwickelung  der  mensch- 
lichen Industrie  seit  den  ältesten  Zeiten  zur  An- 
schauung zu  bringen,  den  Erzeugnissen  desGewerh- 
fleisses  der  Gegenwart  eine  Ausstellung  gegenüber 
gestellt,  welche  ein  Bild  dor  Geschichte  der  Arbeit 
zu  geben  bestimmt  war  und  mit  den  Werkzeugen 

Archiv  für  Aathrupologie.  Ud.  All. 


der  prähistorischen  Zeit  begann.  Bei  der  Welt- 
ausstellung in  Wien  hutte  die  Wiener  anthropolo- 
gische Gesellschaft  eine  urgcschichtliche  Ausstel- 
lung im  Anschluss  au  die  des  Unterrichtsministe- 
riums veranstaltet,  ln  weit  grösserem  Maassstabe 
hat  sich  bei  der  letzten  Pariser  Ausstellung  die 
anthropologische  Wissenschaft  betheiligt.  Die  Aus- 
führung dos  Gedankens,  mit  der  Schaustellung  der 
Kunst  und  Industrie  eine  internationale  anthropo- 
logische Ausstellung  zu  verbinden,  ward  der  Pa- 
riser anthropologischen  Gesellschaft  übertragen, 
welche  diese  Aufgabe  durch  eine  Commission,  die 
unter  Vorsitz  des  Herrn  de  Quatrefages  aus  den 
Herren  Broca,  de  Range,  de  Mortillet,  Topi- 
nard,  llovelacque,  de  Itialle,  Dareau,  Ber- 
ti 1 1 o u , L e g u a y uud  Anderen  bestand , in  glän- 
zender Weise  gelöst  hat.  Es  waren  anthropolo- 
gische Schätze  aus  allen  europäischen  Ländern 
ausgestellt  und  der  auf  eine  kurze  Zeit  angewie- 
sene Besucher  konnte  nur  beklagen,  dass  die  Fülle 
der  Gegenstände  den  Gedanken  gar  nicht  Aufkom- 
men liess,  diese  Gelegenheit  für  die  wissenschaft- 
liche Forschung  auszunutzen , wie  es  wünschens- 
werth  gewesen  wäre.  Nur  Deutschland,  die  Türkei 
und  Brasilien  hatten  sich  an  der  Ausstellung  über- 
haupt nicht  betheiligt,  doch  war  das  erste  durch 
einige  craniometrische  Instrumente,  literarische 
und  kartographische  Arbeiten  vertreten. 

Im  Folgenden  erlaubt  sich  der  Berichterstatter 
von  dem  reichen  Inhalt  der  Sammlungen  ein  flüch- 
tiges Bild  zu  entwerfen  und  einige  seiner  Auf- 
zeichnungen, die  ein  allgemeineres  Interesse  haben, 
mitzutheilen.  Die  ursprünglich  für  die  anthro- 
pologische Ausstellung  bestimmten  Gallerien  des 
Trocaderopalastes  erwiesen  sich  bald  als  ungenü- 
gend und  es  wurde  deshalb  für  dieselbe  im  Park 
eine  Annexe  von  drei  Sälen  erbaut,  die  ganz  ge- 
füllt waren.  Nur  ein  Theil  der  prähistorischen 
Sachen  blieb  im  Trocadero  und  bildete  im  Anschluss 
an  die  römischen  Alterthümer  und  mit  deu  eth- 
nologischen Gegenständen  der  wilden  Völker  einen 
Bestaudtheil  der  Exposition  de  fort  retrospective, 
die  besonders  reich  an  Kirnst-  und  Ilausgerätheu 
der  asiatischen  Völker  war  und  auch  das  Mittel- 
alter  uud  die  Renaissance  aller  europäischen  Völ- 
ker umfasste.  Ueberrascheml  war  dor  Rcichthum 
dieser  Ausstellung  an  gallisch- römischen  Sachen, 
die  meist  aus  Privutsummlungen  Frankreichs 
stammten.  Das  Museum  von  St.  Gennain  hatte 
nichts  hergegeben,  sondern  hatte  sich  selbst  auf 
den  Besuch  der  Fremden  mit  besonderer  Sorgfalt 
eingerichtet 

Unter  den  gallischen  Alterthümern  fiel  zunächst 
der  mit  »einein  Wagen  bestattete  Gallier  von 
Bionnc  im  Departement  der  Somme  auf.  Der  Schä- 
del zeichnet  sich  durch  eine  ungemein  grosse  Xa- 
aenöflhuug  aus.  Zaepffel  fand  Reste  vou  zwoi 
Kriegs  wagen  in  einem  Grabe  bei  Hüten  im  Eisaas, 
16 


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122 


Referate. 


auch  v,  Bonstetten,  Castan  und  Jahn  fanden 
solche  in  der  Schweiz  und  im  Io  Douba,  einer  von 
Gallacheid  in  Rhoinpreussen  i»t  in  Berlin,  einer 
ini  Museum  von  St.  Germain , ein  in  England  ge- 
fundener wird  im  Pariser  Congressberichte  von 
1867,  S.  2111  erwähnt;  man  vgl.  Morel,  la  Cham- 
pagne souterrainc,  Chalons  aur  Marne  1877.  Unter 
den  gallischen  Schrauekgeräthen  verdienen  die 
Torquee  eine  besondere  Erwähnung.  Aus  der 
Sammlung  der  Mad.  Fi  Hon  war  ein  aus  drei  Gold- 
drähten gewundenen  Armband  ausgestellt,  welches 
mit  zwei  Knöpfen  an  einander  schloss,  und  zwei 
ebenfalls  aus  drei  Drähten  gewundene  goldene  Hals- 
ringe, deren  Enden  jederseit»  eine  Platte  bildeten. 
Auch  der  lfalsring  des  sterbenden  Fechters  schlieast 
mit  einem  rundlichen  Knopfe.  Bei  drei  Halsringen 
des  Marquis  de  Vibray  ist  die  Spiraldrehung  nur 
nachgeahmt.  Unter  dem  ausgestellten  Goldschmuck 
aus  Budapest  befinden  sich  Torques  aus  einem  ge- 
drehten viereckigen  Goldstabe,  und  einige  silberne, 
die  aus  Drähten  gewunden  sind.  Die  gedrehten 
viereckigen  Stäbe  stellen  gewiss  eine  spätere  Tech- 
nik dar,  sie  finden  sich  bei  vielen  asiatischen  Völ- 
kern, sogar  bei  den  Japanern.  Die  an  Gerfitben 
bo  reiche  japanische  Ausstellung  enthält  aber  kei- 
nen einzigen  aus  Drähten  gewundenen  Spiralring. 
Auch  die  Sammlung  des  Louvre  besitzt  in  dem 
Saale,  wo  der  römische  Goldschmuck  liegt,  zwei 
goldene  aus  zwei  dicken  Drähten  gewundene  und 
in  Schlangen  köpfen  endigende  Armringe.  Morel 
bildet  in  dem  oben  genannten  Werke  eine  grosse 
Zahl  in  der  Champagne  gefundener  Torques  ab. 
Auch  auf  einer  bei  Colchester  gefundenen  Grab- 
urne römisch- britischer  Zeit  sind  kämpfende  Krie- 
ger mit  Spiralringen  dargestellt.  Pulßky  führt 
im  Literar.  Bericht  aus  Ungarn  1878,  II,  3,  den 
im  September  1877  bei  Szolnok  gefundenen  galli- 
schen Goldschatz  an,  der  Gürtel  und  Spangen  und 
17  eigentümlich  geformte  Ilnla-  und  Armringe 
enthielt,  die  ans  einem  gedrehten  dicken  vier- 
eckigen Golddraht  verfertigt  sind.  Ein  bei  Galgöc 
gefundener  Torques  ist  indessen  aus  vier  Silber- 
dr&hten  zusammengeflockten.  Es  ist  möglich,  dass 
der  Ausdruck  torques  sich  auf  die  durch  Drehung 
eines  Stabes  erzeugte  Spirale  bezieht,  doch  passt  er 
eben  so  gut  auf  die  jedenfalls  einfachere  und  deshalb 
ältere  Drehung  mehrerer  Drähte  umeinander,  die 
wohl  dem  Umeinanderwindeu  von  Zweigen  nach- 
geahmt ist  und  in  der  Natur  ihr  Vorbild  findet. 
Unter  den  prähistorischen  Sachen  erscheinen  die 
Rennthierzeichnungen  aus  der  Grotte  von  Lorthet 
zweifelhaft.  Bei  den  von  Pinart  ausgestellten 
amerikanischen  Steinmasken,  die  eine  Gräberzierde 
sind,  darf  man  fragen,  ob  sie  in  ihrem  Ursprung 
nicht  mit  den  ägyptischen  oder  griechischen  Todten- 
masken  Zusammenhängen.  Savatier  hat  japa- 
nische Steingeräthe  ausgelegt,  die  unseren  prä- 
historischen gleichen.  Es  hat  v.  Sioboldt  schon 


solche  im  Nippon  abgebildet.  Er  sagt:  in  Japan 
werden  in  der  Erde,  in  den  Höhlen  und  an  den 
Flussutcrn  oft  alte  Steingeräthe  gefunden.  Man 
glaubt,  dass  sie  vom  Himmel  fallen  wohl  deshalb, 
weil  man  sie  nach  starken  Hegengüssen  in  grosser 
Menge  fand,  indem  der  Regen  sie  entblöste.  Na- 
mentlich sind  sie  häufig  iui  Norden  von  Nippon, 
„dem  Laude  der  Wilden“,  welche»  spät  unter  das 
Joch  der  Micady  nastie  kam.  Dieser  Volksstamm 
ist  derselbe  wie  der,  welcher  jetzt  Jezo  und  die 
südlichen  Kurilen  bewohnt.  Doch  findet  man  in 
Japan  kein  durchbohrtes  Steinbeil,  diese  Kunst  ist 
später.  Im  Nippon  II,  Tab.  XIII,  6,  bildet  er  ein 
sogenanntes  Fachsbeil  ab,  es  gleicht  dem  Eisen 
im  Tischlerhobel,  es  ist  das  einzige,  von  dem  er 
sagt,  es  habe  eine  dunkelgrüne  glänzende  Farbe 
und  sei  aus  dichtem  Feldstein.  Vielleicht  ist  es 
Nephrit.  Diese  Beile  werden  als  Geräthc  des  Teu- 
fels angesehen.  Drei  sind  an  einer  Seite  zuge- 
spitzt.  Auch  Ru  mph  bildet  in  seiner  D’Am- 
boin’ schon  Raritätenkammer,  Tamsterdam  1705, 
Tab.  L neben  Belemniten,  Steiubeile  und  Meissei 
ab,  die  dort,  auf  den  Molukken,  als  vom  Himmel 
gefallene  Donnerkeile  betrachtet  werden.  Aus 
Portorico  ist  ein  grünes  Spitzbeil  ausgestellt  und 
die  Kanaken  von  Neucaledonieu  haben  diesel- 
ben Spitzcelte  von  grünem  Stein,  die  in  einem 
Holzschaft  stecken,  als  Waffe.  Die  Wilden  dor 
Carolineninseln  haben  das  geschliffene  Beil  flach 
iin  UolzRchnft  stecken,  die  Figur  eines  solchen  bat 
einen  hölzernen  Dolch  am  Ohre  hängen.  Von  den 
Aachantinegern  sieht  man  schöne  Arbeiten  in  Gold- 
draht, also  Filigran,  die  au  die  fränkischen  der 
Merovingerzeit  erinnern.  Heute  noch  werden  sol- 
che Arbeiten  in  Silber  in  Christiania  wie  in  Genna 
gefertigt.  Von  den  Caraiben  der  Antillen  sieht 
mau  riesengrofl8e  Steinringe.  Die  Ornamentik  der 
algerischen  Thongefösee  zeigt,  deutlich  ihre  Her- 
kunft von  den  bunten  Geweben,  deren  Faden- 
kreuzung  in  dein  fortlaufenden  Viereck  des  Grec, 
auch  in  den  treppenförmigen  Verzierungen  auf 
peruanischen  Geflisaen  wieder  erscheint.  Herr 
Emile  Guiraet  hat  eine  grossartige  Ausstellung 
von  Gerätbcn,  Kunstsachen,  Manuskripten  aus  In- 
dien, China  und  Japan,  die  sich  meist  auf  den  re- 
ligiösen Cultus  beziehet»,  uud  die  er  auf  einer  im 
Aufträge  des  Unterrichtsministeriums  unternom- 
menen Reise  in  diesen  Ländern  gesammelt  hat, 
ins  Werk  gesetzt  Die  Sammlung  wird  noch  er- 
läutert durch  ein«  Reih«  von  Gemälden  und  Zeich- 
nungen von  Felix  Uegamoy.  Diese  Gegenstände 
werden  eine  Bibliothek  und  ein  religiöses  Museum 
in  Lyon  bilden,  wo  Herr  Guimet  eine  Schule  er- 
richtet, die  sowohl  jungen  Orientalen  das  Fran- 
zösische als  den  Franzosen  die  asiatischen  Spra- 
chen lehren  soll,  sic  soll  zugleich  den  französischen 
Handclaintercsseu  dienen  und  die  französiche  In- 
dustrie mit  den  Bedürfnissen  und  dem  Geschmack, 


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Referate. 


123 


Bowie  mit  den  Naturerzeugnissen  dieser  Länder 
bekannt  machen.  Es  war  wohl  mit  Rücksicht  anf 
diese  Schätze  und  auf  die  Interessen  der  Seiden- 
iudustrie,  dass  in  Lyon  vom  31.  August  bis  7.  Sep- 
tember ein  OrientalistencongresB  tagte,  der  auch 
die  llaudelsinteresBon  in  sein  Programm  aufnahm. 
Von  den  ausgestellten  Gegenständen  seien  nur  er- 
wähnt alte  chinesische  Münzen  in  Form  einer 
Glocke  aus  der  Zeit  des  Chan,  2200  v.  Chr.,  und 
solche  in  Form  eine»  Messers  aus  der  Zeit  des  Wou- 
Wang,  1120v.  Chr.  Lange,  reich  verzierte  Brouzo- 
stücke,  so  geordnet,  dass  eines  in  der  Mitte  und 
sechs  im  Umkreise  liegen,  sind  Münzen,  die  zu 
religiösen  Ceremouien  dienen,  sie  stammen  aus  dem 
12.  Jahrhundert  v.  Chr.  Diese  Münzen  waren  Tem- 
pelschätze, daher  ihre  gute  Erhaltung.  Ein  Bild 
«teilt  ein  Opfer  dar,  welches  zu  Honkong  der  Krd- 
göttin  gebracht  wird,  das  frühere  Menschenopfer 
ist  ersetzt  durch  die  Einäscherung  von  mensch- 
lichen aus  Papier  geschnitzten  Figuren,  ein  Weib 
schüttelt  ein  Sistrnra  mit  Ringen  so  lange  als  die 
Opfer  brennen.  Das  erinnert  an  die  Musik,  die 
man  bei  den  Menschenopfern  machte,  um  das  Ge- 
schrei der  Geopferten  zu  ilbortäuben. 

ln  dem  im  Park  befindlichen  Ansstellungnge- 
bäude  nahmen  die  zahlreichen  Grabfunde  au»  allen 
Theilen  Frankreichs  einen  grossen  Raum  ein,  sie 
waren  mitunter  durch  treffliche  Karten  und  Zeich- 
nungen erläutert;  ea  seien  die  Carte  archeologique 
du  Dtp.  dt*  Marne  von  A.  Nicaise,  sowie  die 
Zeichnungen  der  megalithischeu  Denkmale  der  Dep. 
de  Correze  und  du  l’Oise  erwähnt.  Mehrere  Stein- 
celte  der  Sammlung  von  Nicaise  scheinen  Nephrite 
za  sein.  Von  II.  Debray  ist  ein  Skelet  aus  dem 
Torfe  von  Aveluy,  Dep.  de  Somme,  ausgestellt,  es 
ist  5,30  m tief  gefunden  mit  bearbeitetem  Hirsch- 
horn, geschliffenem  Steinbeil,  Silexmesser;  der 
Schädel  zeigt  acht  gallischen  Typus  und  schwach 
entwickelte  Crista  nasalis;  von  Baron  le  Grand 
de  Mercy  ein  grosser  rundlicher  fast  leptorrhiner 
Torfschädel,  er  ist  hoch  uml  kahnförmig  bis  zur 
Stirne,  die  Tub.  par.  sind  vorspringend,  die  Cr.  nasal, 
fehlt  last,  die  Spina  ist  herabgezogen,  da«  Gebißs 
prognath,  er  ist  dem  Schädel  von  Olhnutz  ähnlich. 
Es  gleicht  ihm  einer  au»  dem  Museum  der  Stadt  Lons 
lu  Sauluior,  der  breiter  ist  und  ein  Trepanloch  hat. 
Diese  Schädel  sind  nicht  die  gewöhnlichen  dolicho- 
«ephnlen  Gallier.  Dr.  P Minieres  hat  aus  der  neo- 
lithischeri  Höhle  von  Beaunie  chaude  grosse  Schä- 
del ausgestellt,  Bio  sind  dolichocephal  und  ine- 
socephal  und  leptorrhin,  einige  sind  unserer 
Keibcngräborforrn  ähnlich,  und  aus  Dolmen  drei 
Rundköpfe,  etwas  prognath,  aber  nicht  roh,  mit 
Cr.  nasal.  Auch  das  Museum  von  Troyes,  Dep. 
Aube,  lieferte  drei  grosse  Gallierschädel  der  neo- 
lithtschen  Zeit.  Au»  der  Sammlung  E.  Massönat’» 
ist  ein  mit  einer  Concretion  bedeckter  Schädel  von 
Laugerie  - Baase  da,  mit  der  weiten  aber  ortho- 


gnathen  Kieferbildung  de»  Basischen  Gibraltar- 
schädels, von  Herrn  0 liier  de  Maricbard  ein 
typischer  GallierschiUlcl  aus  einem  Tumulus  bei 
Aurellea,  er  hat  mächtige  und  hohe  Kiefer  und 
grosse»  Gesicht  und  ist  fast  leptorrhin.  An»  dcu 
Tumulis  von  Avezac,  Dep.  Haute»  Pyreuces,  sieht 
man  eigenthümlicho  schwarze  Gcfiisse  mit  einfachen 
Uohlstrichen  oder  auch  runden  Tapfen  verziert, 
ans  der  Sammlung  von  L.  Morel  in  Chalong  eiuon 
Steincelt,  in  den  ein  Gesicht  eingeschnitten  int: 


Dos  Museum  von  Annecy  bat  savoyischo  Schädel 
ausgestellt,  die  fast  alle  rund  sind.  Die  Schädel 
au»  einer  Höhle  von  Ain  Khen  fhele  iu  Algier 
sind  dolichocephal  und  haben  weite  Augenhöhlen, 
aber  keine  ganz  rohe  Form.  E.  Ri  viere  hat 
einen  paläolithi&chen  Schädel  aus  einer  Sandgrube 
von  Biilancourt  ausgestellt,  der  dem  von  Engis 
gleicht.  Die  Zeichnung  eines  Bären  auf  einem 
grauen  Schiefer,  die  Garrigon,  vgb  Bull,  de  la 
Soc.  geolog.  de  France,  2.  S.,  XXIV,  p.  473,  in  der 
Grotte  von  Massat , Dep.  Ariege,  gefunden,  ist  in 
Bezug  auf  ihre  Aecbtheit  sehr  verdächtig,  denn 
mit  der  Loupe  betrachtet  ist  der  Stein  unter  den 
Strichen  der  Zeichnung  heller  von  Farbe,  so  wie 
sie  erscheint,  wenn  inan  den  Stein  mit  einer  Nadel 
ritzt.  Unter  den  nlgieriücheu  Sachen  findet  »ich 
ein  merkwürdiges  von  Mac«  gezeichnetes  lange» 
Bild  mit  vielen  Thieren  verschiedener  Art  im  prü- 
r historischen  Stil.  Es  ist  von  Herrn  Dr.  Bleicher 
in  Nancy  ausgestellt  und  ist  ein  Felsenbild  au» 
der  Provinz  Ornn.  Von  den  ausgestellten  Anthro- 
poidenskeleten  »ei  hier  erwähnt,  das«  am  Gorilla 
der  llumeru»  3114,  da»  Femur  305  misst;  am  Chim- 
pansi  d'Aubry,  von  ihm  selbst  ausgestellt,  h. 255, 
f.  245;  am  Troglodytes  niger  h.  3Ul,  f.  313!  am 
Troglodytos  caldus  von  Bon  vier  h.  318,  f.  sogar 
342!  ln  diesen  beiden  Fällen  ist  also  da»  Femur 
wie  beim  Menschen  länger  als  der  Humerus.  Der 
Femurhals  der  Anthropoiden  wendet  sich  von  der 
Achse  der  Condylen  etwas  nach  vorn,  der  Ober- 
armkopf von  der  Achse  »eines  Gelenkstücke»  nach 
hinten.  Beim  Troglodytes  caldus  ist  die  Richtung 
des  Femurhalie«  und  der  Gelenkachse  fast  parallel, 
der  Oberarmkopf  macht  mit  der  Achse  des  Ellcn- 
bogeugclonkes  einen  Winkel  von  45°.  Ein  cha- 
rakteristischer Unterschied  des  Beckens  der  Affen 
von  dem  menschlichen  ist,  das»  das  Os  sacrum  der 
ersten  fast  keine  Ausbiegung  nach  liiutcn  hat, 
seine  Verbindungsfläche  mit  dem  Os  ilium  macht 
deshalb  nach  vorn  einen  sehr  stumpfen  Winkel,  der 
beim  Menschen  oft  nahe  ein  rechter  oder  ein  klei- 
nerer ist.  Sodann  ist  die  Ebeue  der  oberen  Bucken- 
lü* 


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124 


Referate. 


Öffnung  sehr  steil  nach  hinten  aufgerichtet  und  die 
Schambeinfuge  steht  tief  unter  dem  Promontorium. 
Eine  Reibe  interessanter  Ravenskelete  war  aus- 
gestellt: das  eines  Negers  von  Cordofan  von  Dr. 
Fusier  mit  kleiner  Beckenöffnuug  und  gekrümm- 
ten Schenkelbeinen,  f.  432,  tib.  377,  h.  315,  rad. 
252;  das  eines  afrikanischen  Negers  von  Dr.  De- 
luy,  Knorpelrand  des  Sehen kclkopfes  fast  horizon- 
tal, Metatarsus  hallucis  etwas  nusgehöhlt,  f.  430, 
tib.  377,  h.  301,  rad.  243;  der  Abguss  einer  Neger- 
hand zeigt  fast  nur  die  Querfalte  der  Anthropoi- 
den; das  Skelet  eines  Kabylen,  von  demselben, 
f.  455,  tib.  381,  h.  324,  rad.  243;  das  einer  pe- 
ruanischen Mumie  mit  sehr  kleinem  Beckeneingang, 
f.  386,  tib.  325,  h.  280,  rad.  210;  das  einer  Neu- 
caledonbrin , die  Ebene  des  Beckcnein ganges  ist 
steil  aufgerichtet,  doch  bildet  die  Gelen  kflache  des 
Os  sacrum  einen  spitzen  Winkel,  f.  449,  tib.  393, 
h.  329,  rad.  25p.  Bei  einem  weiblichen  Neucalo- 
donierbecken  aus  dem  Musee  de  Caen  ist  die  Pfanne 
stärker  nach  vorn  gerichtet  als  beim  männlichen 
und  sieht  etwas  mehr  nach  unten.  Das  Darmbein 
ist  weniger  flach  gestellt.  Das  Museum  von  Caen 
hat  viele  Xeucftledonierschädel  ausgestellt,  einige 
sind  in.  der  Wangengegend  so  breit,  wie  die  der 
Eskimos.  Als  ihnen  verwandt  erscheinen  Afri- 
canerschädel  vom  Gahoon , deren  mehrere  einen 
Rest  der  pithekoiden  Lücke  zwischen  den  oberen 
Eckzähnen  und  den  Schneidezähnen  zeigen.  Aus 
dem  College  of  Snrgeons  in  London  sind  drei  Tas- 
manierskelete  vorhanden.  Beim  ersten  Nr.  5320  A. 
6 ist  die  Halswirbelsäule  mehr  gerade  als  gewöhn- 
lich, die  Vorderfläche  des  Os  sacrum  biegt  sich  stark 
zurück,  die  Seitenfläche  bildet  einen  rechten  Winkel, 
die  Gelcnkfläche  des  Metatarsus  der  grossen  Zehe 
ist  etwas  vertieft,  die  Pfanne  des  Beckens  etwas 
nach  vorn  gerichtet,  f.  463,  tib.  395,  h.  320,  rad. 
261.  Beim  zweiten  & ist  die  Tibia  schmal,  f.446, 
tib.  380,  h.  300,  racl.  242.  Beim  dritten  Nr.  5320  B. 
? ist  der  Reckeneingnng  mehr  qneroval  und  we- 
niger steil,  der  Winkel  des  Os  sacrum  mehr  spitz, 
die  Darmbeine  sind  weniger  hoch,  alle  Knochen  viel 
feiner,  f.  390,  tib.  320,  h.  270,  rad.  209.  Bei  einem 
6 Taamanierskelet  von  Herrn  B.  Davis  Nr,  1761 
steht  die  Ebene  des  Beckeneinganges  fast  senkrecht, 
f.  452,  tib.  390.  h.  320,  rad.  260.  Bei  einem  <!>  Austra- 
lier Nr.  1262  ist  der  Beckeneingang  mehr  hori- 
zontal gestellt,  da»  Becken  ist  sehr  eng,  die  Darm- 
beine steil,  der  Winkel  des  Os  sacrum  kleiner  als 
ein  rechter,  der  Knorpelrand  des  Cap.  fein.  fast 
horizontal,  f.  450,  tib.  378,  h.  316,  rad.  232.  Ein 
Ainoskelet  Nr.  1456  ? hat  ein  weites  Becken,  der 
Winkel  des  Os  sacrum  ist  kleiner  als  ein  rechter, 
f.  410,  tib.  322,  h.  282,  rad.  220.  Ein  Nogritto  von 
der  Amlamanrac«  Nr.  1796  hat  eine  sehr  kleine  und 
schmale  obere  Beckenöffnung,  die  Ebene  derselben 
ist  der  Horizontalen  genähert,  der  Winkel  des  Os 
sacrum  ist  eiu  rechter,  f.  400,  tib.  336,  h.  280, 


rad.  228.  Davis  hat  noch  12  Tasraanier-,  16 
Australier-,  5 Buschmann-,  2 Ainosschädel  u.  a. 
ausgestellt;  Evans  eine  ausgewäblte  Sammlung 
geschlagener  und  geschliffener  Steingeritho  und 
Bronzen;  Flower  18  mit  Broca1  ■ Stereograph 
gezeichnete  und  mit  dem  l’antograph  viermal 
vergrößerte  Schädel bilder.  Das  Anthropological 
Institute  hat  1 5 Pariaschädel  ausgestellt;  2 Parias 
von  Calcatta  sind  meaocephal.  Das  Gesicht  von 
Nr.  12  ist  negerhaft,  14  ist  prognath,  ohne 
Crista  nasalis,  hat  ein  0»  triquetrum;  9 und  12 
haben  Stirnnaht,  Nr.  10  ist  prognath  und  die 
Schläfenschuppe  berührt  daß  Stirnbein.  Die  weib- 
lichen Schädel  10  bis  14  sind  klein,  mehr  platyrrbin 
uud  haben  kurze  Oberkieferfortsätze.  Bei  den 
rohen  Schädeln  des  Coli.  of  S.  fällt  Broca  s ligne 
alveolo-condylienne  fast  mit  der  wahren  Horizon- 
talen zusammen.  Bei  Nr.  5402  0 von  Mallicolo 
stimmt  die  Davis’sche  Linie  und  die  von  Broca 
mit  der  wahren  Horizontalen  überein,  bei  5402  P 
ist  die  Broca1  »che  Linie  nach  unten  gerichtet. 
Nr.  5402  K hat  sehr  schmale  Nasenbeine,  sehr  ein- 
fache Nähte,  sogar  die  S.  lambdoidea  ist  nur  eine 
geschwungene  Linie,  er  ist  sehr  prognath,  beide 
Schläfenschuppen  sind  mit  dem  Stirnbein  durch 
breiten  Fortsatz  verbunden.  Der  Plan  des  Hinter- 
hauptloches ist  parallel  der  I her  i ng1  sehen  Linie. 
Die  Horizontale  geht  zum  Nasengrund.  Nr.  5402  Q 
von  Vanikoro  ist  sehr  prognath,  das  Kinn  fehlt, 
auch  die  Cr.  nasalis,  die  Schläfenschuppe  erreicht 
fast  das  Stirnbein,  die  Pracmolnren  haben  zwei 
Wurzeln;  vgl.  Busk,  Journ,  of  the  Anthrop.  Inst., 
June  1876.  Zwei  Noubebridenschädel  sind  leicht, 
einer  hat  eine  Stirnnaht.  Ein  Maraver  1,  <5  vom 
Ny  am?  hat  vorspringendes  Occiput,  ein  weiblicher, 
4 ist  klein,  hat  flache  Nasenbeine,  ist  platyrrhin, 
Cr.  nasalis  fehlt.  Es  sind  drei  Schädel  von  Gibraltar 
da,  zwei  sind  leptorrhine  und  ziemlich  hohe  Meso* 
cephaien,  einer  davon  ist  ohne  Cr.  nasalis.  Der  von 
Bnsk  und  Broca  beschriebene  Schädel  von  Forbes’ 
Quarry  bei  Gibraltar,  vgL  Bull,  de  la  Soc.  d1  An- 
throp. IV,  1869.  p.  154,  Nr.  5710  C,  fallt  anf  durch 
seine  grossen  Orbitae,  nach  Broca  sind  sie  38,5 
hoch  und  44  breit,  also  der  Index  = 87,5,  mittelst 
einer  senkrechten  und  horizontaleu  Linie  gemessen, 
die  sich  in  der  Mitte  der  Orbitalöffnung  kreuzen, 
sind  sie  39  hoch  und  42  breit,  der  Index  = 92,8. 
Das  Orificium  nasi  ist  ansgebrochen  und  mit  Kalk- 
concretionen  gefüllt,  doch  erkennt  mau,  dass  es 
ungemein  weit  war,  die  Nasenbeine  sind  breit  und 
springen  etwas  vor,  der  Alveolarbogen  ist  weit  und 
hufeisenförmig,  die  Zahnwurzeln  lang  und  so  ge- 
krümmt, dass  die  Zähne  orthognath  stehen,  sie 
sind  ahgeschliffon.  Die  Schädel  kn ueben  sind  dick 
mit  wohlcntwickelter  Diploe.  Das  Os  occipit-  ist 
unter  der  Linea  nuchae  fast  horizontal  gerichtet, 
die  Scbläfenschuppe  ist  klein,  die  Stirne  fliehend, 
eine  vorspringpnde  Spina  nasalis  ist  vorhanden, 


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Referate. 


125 


die  Gegend  der  Wangengraben  ist  convex,  die 
S.  lambdoidea  bat  blatt-  oder  bandförmige  Zacken. 
Die  Horizontale  gebt  vom  Ohr  zam  Nasengrund. 
Mariel  stellt  einen  Araucanerschädel  aus,  der 
chamaeceph&l  ist.  Zwei  mittelalterliche  Schädel 
von  Surmont  Ferrand  zeigen  den  Typus  von 
Crc^-Magnon.  Die  noturforschende  Gesellschaft 
von  Moskau  hat  Masken  ausgestellt  von  Georgiern, 
Armeniern,  Zigeunern,  Kalmücken,  Osseten  mit 
blauen  Augen;  auch  ein  Tatar  von  Kasan  in  gan- 
zer Figur  hat  blaue  Augeu;  ferner  fünf  Figuren 
der  Kurgane  mit  dem  Modell  der  Grabhügel  aus 
dem  Moskauer  Museum.  Ein  Grab  enthält  das 
Skelet , der  Schädel  ist  klein  oval , aber  dolicho- 
cophnl , er  köunte  ein  Germane  oder  Gelte  sein. 
Ausserdem  sind  vier  Skelete  ausKnrganen  vorhan- 
den, sie  haben  grosse  weite  Becken,  auch  das  einer 
Samojedin,  das  eines  Ainoweibes  mit  kleinen  Darm- 
beinen. Das  anatomische  Museum  von  llelsingfors 
hat  finnische  .Schädel  ausgestellt,  1 Lappen,  16  Ta- 
vastier,  12  Ostrobothnier,  4 Savolaxier,  6 Carelier 
and  8 Esthern,  diese  letzteren  stammen  ans  dein 
Dorpnter  Museum.  Ein  Katalog  von  Hällsten 
enthält  ausführliche  Maassangaben.  Auffallend 
sind  die  vielen  grossen  Schädel  der  Finnen,  es 
kommen  unter  ihnen  Capaci  täten  vor  von  1625, 
164Ü,  1655,  1670,  1750,  1760,  1765  u.  1950ecm. 
Die  kleinen  Esthensch&del  mit  einer  mittleren  Ca- 
pacität  von  1361  sehen  Älter  aus,  es  sind  Grab- 
gchädel,  zwei  haben  Stirnnaht.  Die  Messung  die- 
ser Schädel  in  Paris  nach  der  Methode  von  Broca 
ergab  noch  grössere  Zahlen  und  Unterschiede  bis 
zu  125 ccm.  Unter  den  vom  Grafen  Zawisza  in 
der  Mammuthhöhle  bei  Krakau  gemachten  Funden 
sind  die  bearbeiteten  Elfenbeinsachen  und  der  lauge 
Dolch  aus  eiuer  Mammuthrippe  bemerkenswerth, 
er  ist  gebogen,  nicht  gerade  wie  der  von  Steeten 
io  Wiesbaden.  Aus  der  Wiener  UniversitätBsamm- 
lung  war  ein  kolossaler  Avarenschfidel  ausgestellt, 
ähnlich  dem  von  Grafcnogg;  von  ebeu  daher 
auch  ein  kleiner  Chamaecephale  mit  Stirnnaht  und 
1230 ccm  Inhalt.  Von  Hallstadt,  wo  unter  Dr. 
von  Hochstetter’s  Leitung  neue  Grabungen  ge- 
macht wurden,  sind  zwei  Skelete  da,  eines  vom  Jahre 
1876  aus  der  römischen  Zeit,  der  Schädel  zeigt  die 
germanische  Form  und  hat  eine  schwache  Cr.  na- 
salis,  der  Schädel  des  anderen  von  1877  ist  auch 
germanisch  oder  celtisch,  hat  aber  einen  roheren 
Typus  und  starke  Brauen wülste,  der  Metatarsus 
hallucis  ist  etwas  ausgehöhlt.  Aus  Oberhol  labrann 
ist  ein  langer  Celtenschädel  vorhanden,  Prof.  Se- 
ligmann in  Wien  hat  aus  Hallntadt  einen  ähn- 
lichen. Die  jetzige  Bevölkerung  von  Hallstadt 
zeigt  runde  Thurmköpfe,  drei  stammen  aus  einem 
ßeinhaus  und  tragen  nach  Landessitte  den  Namen 
ihres  ehemaligen  Besitzers  auf  der  Stirne.  Auch 
einige  Mesocephalen  sind  darunter.  Aus  Krakau 
stammt  ein  Spitzcelt  aus  grünem  Stein  und  aus 


dortiger  Gegend  eine  Art  sehr  primitiver  Steig- 
bügel, die  aus  einem  rund  gebogenen  und  mit 
einem  Stift  zusammengebogenen  Holze  bestehen. 
Sehr  lehrreich  war  die  von  I)r.  Much  zusammen- 
gestellte Sammlung  von  Ornamenten  der  nieder- 
österreichischen  Thongefäase,  die  wir  für  die  Ge- 
biete der  verschiedenen  deutschen  and  fremden 
Volksetämme  besitzen  müssten,  weil  sich  in  diesen 
selltstgefertigten  Geratben  sehr  bestimmt  die  Eigen- 
tümlichkeit oder  Verwandtschaft  derselben  aus- 
spricht. Oscar  Kramer  aus  Wien  hat  vortreff- 
liche colorirte  Bilder  von  Volkstypen  aus  Oester- 
reich-Ungarn ausgelegt.  Gopernicki  hat  auf  vier 
Tafeln  die  Schädeltypen  aus  Ostgalizien  abgebil- 
det; vou  Ujfalvy  ist  aus  Turkcstan  ein  kolossaler 
Schädel  von  Issikoul  ausgestellt.  Auch  ein  Uh- 
bekenschädel  von  Khiwa  zeichnet  sich  durch  ko- 
lossale Grösse  aus.  An  den  Kalmücken-  lind  Chi- 
nesenschädeln  sind  die  hohen  Orbitae  auffallend, 
ihre  Höhe  steht  augenscheinlich  mit  der  Höhe  deB 
Schädels  selbst  in  Beziehung.  Die  schief  gerichtete 
Augennpalte  der  ächten  Mongolen  lässt  sich  am  Schä- 
del an  einer  Einbiegung  des  inneren  Orbitalrandes 
erkennen,  was  v.Sieboldt  geleugnet-,  aber  Ilueck 
behauptet,  wenn  auch  unrichtig  da rges teilt  hat. 

Eine  auHgewählte  Sammlung  prähistorischer 
Bcandiuavisrher  Alterthümer  wurde  am  12.  October 
von  Prof.  Waldemar  Schmidt  in  einem  öffent- 
lichen Vortrage  in  anregender  Weise  erläutert. 
Lanzenspitzen  von  Feuerstein  mit  kurzem  Stiel 
sind  charakteristisch  für  den  Norden,  auch  die 
hnlbgeschliffenen  grossen  Meissei.  Viele  der  schö- 
nen Bronzegeräthe  des  Nordens  sind  gewiss  als 
Tausch  mittel  gegen  den  Bernstein  zn  betrachten; 
die  kostbarsten  derselben  gleichen  denen  in  Etru- 
rien und  von  llallstadt.  Doch  sollen  die  Bronze- 
vasen in  Scandinavicn  eine  eigentümliche  Form 
haben.  Auffallend  ist,  dass  von  den  grossen 
Bronzetrompeten  immer  zwei  zusammen  gefunden 
werden.  Unter  den  ausgestellten  Hals-  und  Arm- 
ringen findet  sich  kein  aus  Drähten  gewundener 
Torques.  Während  in  den  Gräbern  mehr  die  ge- 
wöhnlichen Geräthe  gefunden  werden,  findet  man 
goldene  Vasen  oft  in  Torfmooren,  die  früher  Wasser- 
becken waren;  es  sind  WeihgeRchenke.  Noch  heute 
giebt  es  einen  r heiligen  See“  bei  Odense.  In  Ir- 
land werden  ähnliche  Goldgefasst  gefunden  wie  in 
Dänemark.  Eiserne  Gesichtsheimo  aus  dem  Torf 
sind  römisch.  Der  Fund  des  Schiffes  im  Nydauer 
Moor  wird  verständlich,  wenn  man  bedenkt,  dass 
es  ein  Meeresarm  war,  das  Schiff  ist  aus  Buchen- 
holz. Ein  Schuh  daher  ist  aus  einem  Stücke  Leder 
so  geschnitten,  dass  vorn  neben  der  Sohle  Riemen 
geschnitten  sind  und  hinten  zwei  Lappen  an  der 
Sohle  hängen,  die  aufgeklappt  und  hinter  der  Ferse 
znsammengenäht  werden.  Das  ist  der  auch  ander- 
wärts gefundene  Schuh,  der  au»  der  Sandale  ent- 
standen ist.  Hölzerne  Lnnzenschnftc  haben  knöpf- 


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126 


Reforato. 


förmige  Marken  eingesclinitzt , m sind  wohl  dio 
Zeichen  der  Besitzer.  Der  Torf  von  Thorsbey 
lieferte  eine  Hose  aus  Leder.  Ein  hölzerner  Bogen 
zum  Pfeilschieeaeu  ist  aas  Eibenholz,  Taxus  buccata, 
ein  anderer  aus  Eschenholz. 

Dr.  Sasse  in  Xaandain  lmt  altholländische 
Schädel  von  verschiedenen  Orten  ausgestellt,  dar- 
unter zehn  von  Leeuwardeu,  die  meisten  sind  sich 
sehr  ähnlich,  es  sind  Mesocephalen  mit  kurzem 
Gesicht,  einige  erinnern  an  den  alten  Lappentypus, 
nur  zwei  haben  eine  schmälere  Stirn,  die  Cr.  na- 
sal is  ist  gut  gebildet,  einer  hat  eine  Stirn  naht  und 
nur  eiuer  ist  ohamaeoephal  und  dieser  ist  der  eines 
Weibes.  Auch  unter  den  übrigen  kommt  der  Ty- 
pus von  Leeuwarden  vor,  alle  sind  mcsocepbale 
Schädel  von  ovaler  Form,  kein  achter  Dolicho- 
cephalc  ist  darunter. 

Auch  Spanien  und  Portugal  hatten  Schatze 
ihrer  Sammlungen,  theils  Gegenstände,  tfaeils  an- 
schauliche Bilder  eingesendet  durch  Vermittelung 
der  Herren  Velasco  und  Tubino.  Aus  Spanien 
kam  ein  Riesenskelct , ein  anderes  war  von  den 
canarischen  Inseln.  An  dem  der  Pariser  A.  G. 
misst  dos  f.  540,  tib.  462,  h.  3S3,  rad.  303.  Selt- 
sam war  das  Skelet  einer  Spanierin  von  IS  bis  20 
Jahren,  an  dem  alle  Knochen  von  einer  Dünne  und 
Feinheit  waren,  wie  man  es  nie  gesehen,  die  Ex- 
tremitätenknochen waren  dünne  Knochenstäbe, 
zwischen  Vorderarm  und  Hand  waren  die  Knochen 
stellenweise  ganz  geschwunden;  diese  Resorption 
der  Kuoehensubstauz  betraf  alle  Theilo  des  Ske- 
lets, die  aber  nicht  gekrümmt  waren  wie  die  rha- 
chitischen.  Ribeiro  sandte  aus  miocenen  und 
pliocenen  Schichten  Portugals  Feuersteine  und 
Quarzite,  von  denen  22  nach  Mortillet  unzweifel- 
haft vom  Menschen  bearbeitet  sind.  Mit  Neugierde 
betrachtete  der  Forscher  die  49  Schädel  von  den 
Canarischen  Inseln,  die  Dr.  Chi  1 y Naranjo  aus- 
gestellt hatte,  denn  man  behauptet  neuerdings,  die 
alten  Canarier  seien  Germanen  oder  Gelten  ge- 
wesen. Die  meisten  sind  von  Guajadiche.  Nr.  5 
hat  sehr  gut  entwickelte  Nähte;  14  hat  ein  Ob 
lncae  in  drei  Theilen ; 17  ist  leptorrhin  mit  gut 
gebildeter  Cr.  nasalis;  20  sieht  wie  ein  orthogna- 
ther  Gennanenschädel  aus  und  ist  Progenaeus;  26 
hat  eine  auffallend  hochstehende  Linea  nuchae; 
33  ist  lang  mit  vorspringendem  Occiput  und  brei- 
tem Alveolarbogeu , die  Praemolaren  haben  zwei 
Wurzeln,  was  auch  an  anderen  vorkommt  und  die 
alte  Hace  bezeichnet;  34  hat  ein  Os  lncae;  36  ist 
ein  Langsehädel  mit  schwacher  Cr.  nasalis;  49 
vom  Kirchhofe  las  Palma»  sieht  neuer  aus,  der  erste 
Praomolar  hat  drei  Wurzeln.  Ein  Guauchcnschüdel 
der  Pariser  Anthr.  Ges.  ist  leptorrhin  nnd  in  ge- 
wissem Grade  Progenaeus,  er  hat  wulstige  Augen- 
höhlenr&nder.  Die  Baskenschädel  haben  alle  eiuo 
gut  entwickelte  Cr.  nasalis,  die  Orbitae  sind  hoch 
und  aussen  herabgezogen. 


Von  der  Commission  scientif.  du  Paeifique  ist 
eine  ganze  Reihe  von  Peruanerschädeln  ausgestellt. 
Es  sind  elf  Makrocephalen  darunter,  zwei  derselben 
sind  sehr  prognath,  ohne  Cr.  nasalis,  keiner  hat 
ein  Os  lncae;  zwei  haben  Stirnnaht,  einer  ist  sehr 
leicht,  hat  auffallend  kurzen  Alveolarbogeu,  eine 
gute  Cr.  nasalis,  alle  Nahte  offen  nnd  Nahtknochen 
über  den  Keilbeinflügeln.  Unter  den  von  Karl 
Wiener  aus  Peru  ausgestellten  Peruanersehäcleln 
ist  nur  ein  makrocephaler  TiticacaschfideL  Ein 
Aymarascbädel  der  Pariser  Anthr.  G.  hat  kolossale 
Gesichtsknochen,  keine  Cr.  nasalis  und  einen  Ein- 
schnitt in  der  S.  temporal».  Auch  der  von  Ber 
ausgestellte  Titicacascbädel  hat  den  Ausschnitt  der 
S.  temporal».  Die  alt  peruanischen  ThongoflUse 
verdienen  eine  besondere  Beachtung,  ihr  Ornament 
ist  dem  Flechtwerk  oder  der  Weberei  entnommen. 
In  der  Ausstellung  von  Algier  sieht  man  Thon- 
gefftsse , die  im  Ornament  und  den  Farben  grosse 
Aehnlichkeit  mit  den  altperuaninchen  haben,  auf 
den  Korbflechtereien  kommen  dieselben  Ornamente 
vor,  sie  sind  von  hier  auf  die  Thonwaaren  über- 
trugen, von  der  Fadenkreuzung  des  Gew  ebes  kommt 
der  rechtwinklige  Mäander,  da«  sogenannte  Grec 
her;  die  Reihe  ineinander  greifender  Spiralen,  dio 
das  Post  der  Franzosen  bilden,  und  ebenfalls  ein 
bekanntes  griechisches  Ornament  Bind,  liess  sich 
nicht  weben,  im  Gewebe  wird  die  fortlaufende 
Spirale  zum  viereckigen  Mäander;  im  Flechtwerk 
lässt  sich  auch  das  Dreieck  darwt eilen,  welches  dann 
als  Thonornament  in  mannigfacher  Anwendung 
benutzt  wird.  Jackson  hat,  vgl.  Geol.  and  geogr. 
Sorvey  II,  Nr.  1,  1876,  die  ThongetiUne  und  ihre 
Ornamente,  die  auf  dem  ganzen  Gebiete  zwischen 
dem  Rio  grande  nnd  dein  Colorado  sich  Anden, 
abgebildet,  die  Uoberoinstinmiung  der  letzteren 
mit  denen  des  elaasischen  Alterthums  ist  über- 
raschend. Der  Mäander  kommt  wie  die  fortlaufende 
Spirale  genau  so  wie  hei  den  Griechen  vor,  aber 
auch  in  vielen  Abänderungen  und  charakteristisch 
für  die  Peruaner  ist  dio  Unterbrechung  einer  sei- 
ner geraden  Linien  durch  ein  treppenförmiges 
Zickzack;  diese  Art  de»  Mäanders  kommt  in  der 
griechischen  Kunst  nicht  vor.  Bemerken swerth  ist 
das  Bild  einer  Höhlenstadt  am  Rio  de  Cbelly  in 
Arizona,  sie  erinnert  an  die  .Schilderungen  des 
Herrn  von  Richthofen  aus  China.  Von  Chili 
sind  Spitzeelte  ausgestellt,  diese  Form  ist  also  weit 
verbreitet  Eigentümlich  sind  die  von  den  Ma- 
cas.  einem  Indianerstamme  Südamerikas  prftparir- 
ten  Menschenköpfe,  die  nach  Herausnahme  der 
Knochen  nur  noch  faustgross  sind,  der  schwarze 
langu  Haarschopf  (bleibt  daran  nnd  so  dienen  sie 
als  Idole;  Journ.  ofthe  Anthrop.  Inst  III,  1873,  p.  29. 
Unter  den  mexicanischen  Altertümern  sind  noch  dio 
kurzgestielten  Löffel  aus  gebranntem  Thon  auzufüh- 
ren,  die  sich  in  Slavengräbern  und  Höhlen  bei  uns 
finden.  Herr  Havmes  aus  Boston  hat  prähistorische 


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Referate. 


127 


Silexstücke  aus  der  Nähe  von  Cuiro  ausgestellt,  sie 
limlen  eich  in  geringer  Tiefe  auf  den  Abhängen 
der  Nilnfer,  wo  der  Hegen  die  Erde  von  der  Ober- 
fläche bernbgeschwemmt  hat.  Bellucci  hat  auf 
32  Tafeln  eine  ansgewfddte  Sammlung  von  Stein- 
geräthcu,  zumal  Pfeilspitzen , Schaber  und  MesBur 
aus  der  Umgebung  von  Perugia,  wo  sie  zahlreich 
im  Felde  liegen,  wie  im  alten  Alluvium  der  Tiber, 
ans  Umbrien  und  aus  Tunis  ausgestellt  und  einen 
beschreibenden  Katalog  boigegeben. 

Von  den  zahlreichen  anthropologischen  Schrif- 
ten und  Bildern  seien  erwähnt:  die  neuesten  Ar- 
beiten Broca’s  über  den  Orbito-Occipitalwinkel, 
über  die  vergleichende  Anatomie  der  Hirnwindun- 
gen und  ihre  Benennung,  über  das  Hirn  des  Go- 
rilla; von  den  54  Proben  seiner  Kc hello  chrora. 
des  yeux  etc.  Memoir.  II,  5,  Bullet.  IV,  18G3  und 
V,  1864,  hat  die  im  August  versammelt  gewesene 
British  Association  10  ausgnwählt,  was  genügend 
erscheint;  ferner  die  krauiomotrisclien  Tabellen  von 
le  Bon  über  die  Verhältnisse  des  Schädeluinfangs 
zum  Ilirnvolum  und  die  Unterschiede  der  Ge- 
schlechter in  Bezug  auf  das  letztere.  Vortrefflich 
sind  die  Racenphotograpbien  von  Plasson  und 
von  grossem  Interesse  einige  der  ältesten  Mitthei- 
lungen über  die  prähistorischen  Steingerütlie  in 
folgenden  Werken:  Gemmaruin  et  lapidum  historia 
etl.  A.  B.  de  Boot,  recens.  Ad.  Toll,  Lugd.  Batav. 
1536.  Nachdem  er  von  den  Beloraniten  gesprochen, 
handelt  er  p.  480  von  den  Ccraunia,  die  sich  vou 
den  Brontia  durch  den  Mangel  an  Strichen  und 
Linien  unterscheiden.  Es  werden  die  deutschen 
Namen  für  diese  Dinge  angegeben:  Strahlhammer, 
Donnersteiu,  Schlegel,  Donnerkeil,  Struhlkeil,  Strahl- 
PfeU»  Strahlstein,  auch  Groasgrottenstein.  „Die 
meisten  haben  in  der  Mitte  ein  Loch,  welches  auf 
einer  Seite  weiter  ist  als  auf  der  anderen,  wie  auch 
das  künstliche  Loch  unserer  Hämmer  beschaffen 
ist.  Einige  glauben,  es  seien  eiserne  Werkzeuge, 
die  versteinert  Beien;  aber  man  versichert,  dass 
man,  wo  ein  Blitz  eingeschlagen , diese  Dinge  ge- 
funden habe."  Er  bildet  durchbohrte  Steinhäromer 
und  einen  Steincelt  ohne  Loch  ab.  Er  denkt  sie 
sieb  so  entstanden,  wie  aus  dem  Mehlbrei  durch 
Hitze  IJrod  gebacken  wird.  In  den  Note  del  Mu- 
seo di  Lod.  Moscardo,  Padua  1656,  sind  spitz  ovale 
geschliffene  Steinbeile  p.  14  4 als  Sagittae  ftilminis 
abgebildet  und  steinerne  Pfeilspitzen  mit  Stiel  ala 
Saette  eeraunia;  wer  sic  trägt,  kann  nicht  unter- 
gehen , nicht  vom  Blitze  getroffen  werden  und  hat 
sanfte  Trauer.  Des  1593  gestorbenen  Michaelis 
Mercati  Metallotheca  wurde  von  Lancisi  in  Itom 
1717  herausgegeben.  Er  nagt  p.  241,  in  Deutsch- 
land nenne  man  die  Ccraunia  cuneata  den  glatten 
Donnerstein  und  führt  die  Stellen  des  Plinius 
(vgl.  Journ.  of  the  Anthrop.  Inst.  III,  1873,  p.  29) 
c.  7,  9,  10  und  37  an.  Er  bildet  die  kleine  Keil- 
form der  Ncphritbeilchen  ab  und  sagt , die  Gold- 


arbeiter benutzten  sie  ad  aurum  poliendum,  was 
man  sonst  mit  Ebenholz  gethau  habo.  „Die  Schu- 
ster 1>enutzton  sie,  um  den  Frauenschuh  zu  poliren 
und  nannten  den  Stein  Ageratos,  wie  der  Arzt 
Ile  ras  aus  Cappadocien  zu  Domitian’»  Zeit  be- 
richtet; sie  heissen  so  wegen  ihrer  Härte,  die 
grünen,  von  den  Partliern  vorgezogen,  sind  die 
härtesten  und  übertreffeu  den  Achat  und  sehen 
wie  Kiesel  aus,  die  schwarzen  sind  die  weichsten. 
Mit  dem  Cb&Iybs  (d.  i.  der  Stahl,  weil  ihn  die 
Chalybor  zuerst  bereitet  haben  sollen)  geben  einige 
T euer.  In  der  ältesten  Zeit  bediente  inan  sieb  der 
Kieselsplitter  als  Messer.  Sephore,  das  Weib  des 
Moses,  beschnitt  ihren  Sohn  mit  einem  scharfen 
Steine,  vgl.  Exodus  c.  4,  .) ostia  c.  4.  Silex  scheint 
von  sicilex  gebildet,  Stein  zum  Schneiden.  Auch 
Pfeilspitzen  machte  man  daraus.“  Auf  p.  244  sind 
Messer  und  Pfeilspitzen  ans  Stein  vortrefflich  ab- 
gebildet.  Auf  p.  246  bildet  er  als  Brontia  See- 
sterne ab  und  vergleicht  sie  dem  Kopfe  der  Schild- 
kröte, das  Bild  der  Ombria,  p.  247,  ist  wohl  dem 
Ammonit  entnommen. 

Auch  die  Gallonen  de»  Palastes  auf  dem  Champ 
de  Mars  enthielten  noch  Werthvolles  an  ethnolo- 
gischen, archäologischen  und  selbst  prähistorischen 
Sachen.  Da  waren  die  Ausstellungen  der  Colonien 
aller  europäischen  Völker  mit  ihren  Naturproduc- 
ten,  Kunsterzeugnisseii,  Volkstypen  und  landschaft- 
lichen Ansichten,  sowie  die  der  geographischen 
Missionen  Frankreichs.  In  der  Gallerie  der  Ver- 
einigten Staaten  sah  man  die  berühmten  von  Ces- 
nola  gesammelten  und  für  das  Newyorker  Museum 
angekauften  cyprischen  Alterthümer,  von  denen 
einige  in  die  phönizische  Zeit  zurückreichen  sollen, 
die  meisten  aber  der  Periode  der  classisehen  Kunst 
angehören,  in  vortrefflichen  Nachbildungen.  In 
der  Ausstellung  der  Republik  Argentine  befanden 
sich  paläolithische  und  neolithische  Steingerüthc 
aus  dem  Gebiete  des  la  Plata,  gesammelt  vou  Flor. 
Ameghino;  ob  aber  die  Einschnitte  und  Striche 
auf  Knochen  des  Mastodon  und  Taxodon  in  der  That, 
wie  im  Kataloge  angegeben  ist,  vom  Menschen  her- 
rühren, müsste  erst  genauer  untersucht,  werden; 
viele  sehen  nicht  danach  bub.  Auch  die  Thongefüese 
der  alten  Indianerstämme  ries  Lundes  fehlen  nicht. 
Die  Albumblätter  des  anthropologischen  Museums  iu 
Buenos  Ayres  sind  meist  Schädelbilder  mittelst  des 
Craniophorc  von  Topinard  gezeichnet;  ob  sind 
sehr  rohe  ueanderthaloide  Formen  darunter,  die 
den  ältesten  Patagoniern  angehören.  Von  Ujfalvy 
sind  aus  Westsibirien  und  Turkestan  Filigran- 
schmuck, Seidengewebe,  Bronzen,  Musikinstru- 
mente, Töpferarbeit,  Spitzhelme  nnd  Kettenpanzer 
ausgestellt.  Die  Sachen  von  Kkokand  und  Kasch- 
gar zeigen  persischen  und  chinesischen  Einfluss. 
Die  Mutter  Gottes  der  Katholiken  von  Ku  Id  sc  ha 
hat  geschlitzte  Augen,  chinesische  Frisur  und  Schuhe. 
Von  Cauibodscha  bringt  De  la  Porte  Ruinoubil- 


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128 


Referate. 


der  gigantischer  Städte  mit  100  and  200  Fuss 
hohen  Götzen. 

Die  Anthropologen,  welche  die  Pariser  Ausstel- 
lung besuchten,  fanden  auch  reiche  Belehrung  in 
der  Besichtigung  der  Sammlungen  und  Einrich- 
tungen der  anthropologischen  Gesellschaft  in  der 
alten  Abtei  St.  Gemiaut  de  Pres,  zumal,  wenn  sie 
daa  Glück  hatten,  von  Broca  seihst  geführt  zu 
werden.  Welche  Fülle  von  Präparaten  für  das 
Stadium  des  menschlichen  Gehirns!  Broca  schliesst 
sich  in  Bezug  auf  die  Windungen  dem  2.  Systeme 
von  Gratiolet  an  und  weicht  ab  von  dem  Bi- 
gchofi's.  Er  sagt  wie  Len  rot,  dass  das  mensch- 
liche Hirn  in  seiner  Grnndaulage  gleich  dem  des 
Affen  sei.  Die  Primaten  haben  alle  plicä  de  passagc 
des  Menschen.  Die  verschiedenen  Formen  der 
Entwickelung  des  Gehirns  beruhen  hauptsächlich 
darauf,  dass  die  tief  gelegenen  Gyri  oberflächlich 
werden  oder  umgekehrt.  Das  Gewicht  ist  für  die 
rechte  Hemisphäre  etwas  grösser,  was  man  nicht 
erwarten  sollte.  Der  Stirnlappen  ist  oft  enorm 
entwickelt  im  Gehirn  von  Wirbellosen  niederer 
Ordnung,  so  findet  es  sich  auch  hei  menschlichen 
Missbildungen.  Das  Hirn  eines  zehnmonatlichen 
blödsinnigen  KindeB  zeigte  einen  Entwickelungs- 
grad des  Hirns,  der  dem  eines  dreimonatlichen 
Embryo  genau  entsprach.  Die  Störung  musste 
also  wohl  so  früh  eingetreten  sein.  Das  Verfahren 
Broca's,  Gehirne  zu  härten  ist  das  folgende:  sie 
werden  8 bis  15  Tage  in  eine  Lösnng  von  1 Thl. 
Acid.  nitr.  auf  10  Thle.  Wasser  gelegt  , dann  in 
frischem  Wasser  abgewaschen  and  8 Tage  lang 
der  Luft  aufgesetzt;  dann  3 Tage  in  Glycerin  ge- 
legt und  hierauf  in  einem  Netze  uufguhängt,  einen 
Tag  lässt  mau  daa  Glycerin  ahtropfen.  Dann  wird 
das  Gehirn  mit  dem  Netze  */*  Stunde  laug  in  Fir- 
niss eingctaacht  und  dann  abtropfen  gelassen. 
Wenn  der  Firniss  getrocknet  ist,  legt  man  das- 
selbe in  ein  Bad  von  (Quecksilber  und  bestreicht 
es  noch  einigemal  mit  dem  Firniss.  Die  ao  ge- 
wonnenen Präparate  sind  äusserst  haltbar  und  blei- 
ben weich  und  biegsam. 

Das  Getümmel  der  allen  Nationen  der  Welt 
Angehörigen  Personen,  diu  sieb  in  den  verschiede- 
nen Räumen  der  Ausstellung  durcheinander  be- 
wegten und  deren  Zahl  zuweilen  au  einem  Tage 
80000  betrug,  bot  dem  Menschenforscher  noch 
eine  besonders  unterhaltende,  belehrende  und  sel- 
ten wiederkehrende  Gelegenheit  dar,  seine  ver- 
gleichenden Beobachtungen  anzustellen,  die  für  die 
Wissenschaft  ersprießlicher  hätten  sein  können, 


wenn  es  gelungen  wäre,  die  bei  der  Ausstellung 
anwesenden  Personen  fremder  Welttheile  zu  einer 
Ausstellung  lobender  Kauen  zu  vereinigen.  Der 
Berichterstatter  hatte,  wie  schon  im  Bericht  über 
die  Kieler  Versammlung  S.  115  mitgotheilt  ist, 
am  14.  Juli  einen  darauf  bezüglichen  Vorschlag 
nebst  einem  Schema  der  etwa  vorzunehmenden 
Messungen  an  Herrn  de  Quatrefages  gelangen 
lassen,  den  dieser  beifällig  anlnahtu  und  der  Com- 
mission vorzulegeu  versprach.  Doch  bemerkte  er, 
dass  eine  solche  Schaustellung  in  Paris  wohl  auf 
dieselben  Hindernisse  stossen  werde,  die  sich  der 
Ausführung  eines  von  ihm  selbst  bei  der  vorigen 
Pariser  Weltausstellung  entworfenen  Planes  ent- 
gugeugestcllt  hätten.  Auch  Broca  nahm  sich  der 
Sache  lebhaft  an.  Seine  erste  Besprechung  mit  dem 
Generalcommissar  der  Ausstellung  versprach  kein 
günstiges  Ergubniss,  es  schien  ihm,  aIb  wolle  man 
der  reactionäreu  Presse,  die  ohnehin  der  huutigen 
Anthropologie  den  Vorwurf  der  Gottlosigkeit  ent- 
gogensehleudcre , nicht  eine  Gelegenheit  zu  neuen 
Angriffen  bieten.  Einige  Tage  später  aber,  am 
13.  August,  stellte  der  Generalcommissar  den  Tro- 
caderosaal  am  18.  August  für  den  besagten  Zweck 
zur  Verfügung.  Als  es  nun  darauf  aukam,  in  Eile 
die  geeigneten  Personen  auszuwählen  und  zu  ge- 
winnen, fanden  sich  diese  durchaus  nicht  willig 
dazu  und  verschmähten  selbst,  wie  Broca  ver- 
sichert, ein  ihnen  versprochenes  Geldgeschenk. 
Man  wird  bei  der  nächsten  Gelegenheit  frühzeitig 
den  Plan  einer  solchen  Ausstellung  ins  Auge  fassen 
und  die  geeigneten  Mittel  zur  Ausführung,  die  ge- 
wiss nicht  unmöglich  ist,  feststellen  müssen. 

Der  Gedanke  einer  internationalen  wissenschaft- 
lichen Ausstellung  ist  zum  ersten  male  in  Paris  für 
die  Anthropologie,  deren  Gegenstand  eben  auch 
die  ganze  Menschheit  ist,  ins  Werk  gesetzt  worden, 
sie  hat  sich  als  ein  wichtiges  Mittel  bewährt,  uns 
dem  von  der  heutigen  Cultur  angestrebten  Ziele, 
einer  einheitlichen  Wissenschaft,  einer  für  alle 
Völker  geltenden  Wahrheit  näher  zu  bringen.  Die 
Anordnung  des  Ganzen  war  so  vortrefflich  und  die 
Benutzung  der  Ausstellung  zum  Studium  in  so 
zuvorkommender  Weise  dem  Gelehrten  möglich 
gemacht,  dass  der  Unterzeichnete  Berichterstatter 
in  der  Sitzung  der  anthropologischen  Gesellschaft 
vom  10.  October  den  Anwesenden  Mitgliedern  der 
Commission  im  Namen  seiner  Fachgenossen  den 
Dank  öffentlich  abzaatatten  sich  berufen  fühlte. 

II.  Schaaffh  aasen. 


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V H 


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V. 

Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus),  die  Steissbeinglaze  (gla- 
bella  coccygea)  und  das  Steissbeingrübchen  (foveola  coccygea), 
wahrscheinliche  Ueberbleibsel  embryonaler  Formen,  in  der 
Steissbeingegend  beim  ungeborenen,  neugeborenen  und  er- 
wachsenen Menschen. 

Von  A,  Eoker. 

(Hierzu  Tafel  111  und  IV.) 


Inhaltsübersicht:  I.  Einleitung,  II.  Allgemeine  Beschreibung  der  genannten  Bildungen : l)  Steisahaar- 
wirbel,  2) Steissbeinglaze,  3) Steissbeingrübchen.  ni.Qesammtbeschreibung  der  genannten  Bildungen  und 
zwar:  A)  beim  Fötus  vom  vierten  Monat  an  bis  gegen  das  Ende  des  Fruchtlebens.  Anhang:  abnonno  Bil- 
dung des  vertex.  B)  beim  Neugeborenen  und  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Geburt.  C)  beim  Erwachsenen. 
D)  die  8teissgegend  beim  ganz  jungen  menschlichen  Embryo  von  der  Entwickelung  des  fötalen  Haarkleides 
(vierten  Monat)  an  rückwärts.  IV.  Der  schwanzförmige  Anhang  am  unteren  Leibesende  des 
menschlichen  Embryo,  seine  Bildung  und  Rückbildung.  V.  Ueber  einige  anatomische  Verhält* 
Hisse  in  der  Steissbeingegend:  a)  die  verschiedene  Stellung  des  Steissbeines  im  Laufe  der  Ent- 
wickelung, b)  Verschluss  des  canalis  sacralis,  c)  ligamentum  caudale,  d)  musc.  extensor  aoccygis.  VI.  Ent- 
stehung  der  in  der  Ueberschrift  genannten  Bildungen.  VII.  Anhang:  1)  Einige  Beobach- 
tungen über  das  Vorkommen  der  beschriebenen  Bildungen  bei  aussereuropäischen  Racen,  2)  über  abnorme 
Schwanzbildung,  3)  über  Trichosis  sacralis,  4)  Bemerkungen  über  die  Steissbeingegend  bei  den  ungeschwfinz* 
ten  Affen. 


I.  Einleitung. 

In  einer  vorläufigen  Mittheilung  (diesen  Archiv  B<1.  XI,  S.  265)  habe  ich  die  in  der  Ueberschrift 
genannten  Bildungen  kure  besprochen  und  eine  mit  Abbildungen  versehene  ausführliche  Beschrei- 
bung in  Aussicht  gestellt.  Indem  ich  diese  den  Fachgenossen  hiermit  vorlege,  fühle  ich  sehr  wohl 
die  Unvollkommenheit  meiner  Arbeit  und  befürchte,  dass  die  erhaltenen  Kcsultatc  weder  auf  der 
einen  noch  auf  der  anderen  Seite  befriedigen  werden.  Es  schien  mir  aber  bei  einem  Uegenstand,  wie 
der  behandelte,  Pflicht,  mich  rein  auf  Wiedergabe  des  direct  beobachteten  zu  beschränken  nnd 
mich  in  Betreff  der  daraus  zu  ziehenden  Schlüsse  grösster  Zurückhaltung  zu  befleissigen.  Fehlen 
dieser  Abhandlung  in  Folge  hiervon  allerdings  sogenannnto  „packende“  Resultate,  so  wird  sic 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII.  yj 


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130  A.  Ecker, 

vielleicht  um  so  eher,  als  ein  von  der  Farbe  der  Partei  möglichst  freies  Baumaterial  zu  künftiger 
Feststellung  der  Wahrheit  benutzbar  sein. 

Wie  schon  in  meiner  ernten  Mittheilung  erwähnt  ist,  wurde  ich  auf  die  beschriebenen  „Ueber* 
bleibsel“  gelegentlich  meiner  Studien  über  abnorme  Behaarung  *)  aufmerksam.  Indem  ich  die  Be- 
deutung des  fötalen  Haarkleides  für  dieselbe  im  Allgemeinen  und  für  die  Trichosis  s&cralis  ins- 
besondere zu  ermitteln  trachtete,  fielen  mir  nicht  nur  der  convergirende  Haarwirbel  in  der  Steiss- 
beingegend  auf,  sondern  auch  die  kahle  Stelle  (die  Glabclla)  und  das  Grübchen,  und  zwar  machte 
ich  diese  Beobachtungen,  was  ich  zu  erwähnen  nicht  unterlassen  will,  ganz  unabhängig  und  fand 
erst  später,  als  ich  die  Literatur  über  den  Gegenstand  durchging,  dass  das  Grübchen  und  der 
Stcixsliaarwirbcl  auch  vou  Anderen  gelegentlich  schon  gesehen  waren,  während  der  Glabella,  soviel 
ich  finde,  bisher  nirgends  Erwähnung  gethan  ist,  die  einzelnen  Vorkommnisse  überhaupt  aber  in 
ihrem  Zusammenhänge  und  in  Bezug  auf  ihre  Entwickelung  und  mögliche  Bedeutung  gar  nicht  be- 
rücksichtigt waren.  Im  Folgenden  werde  ich  die  genannten  Bildungen  zuerst  einzeln,  dann  im 
Zusammenhänge  betrachten,  um  darau  die  Betrachtungen  über  ihre  Entstehung  und  Bedeutung 
zu  knüpfen. 


II.  Allgemeine  Beschreibung. 

1.  Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus). 

Die  neuere  Histologie  lehrt  uns,  dass  die  Haare  im  dritten  bis  vierten  Monat  des  Embryo- 
lebens als  solide  Wucherungen  der  Zellen  des  rete  Malpighi,  und  zwar  schon  von  Anfang  an  in 
schiefer  Richtung  in  die  Cutis  hinein  wachsen.  Schon  Osiauder3)  hatte  aber  beobachtet,  dass  die 
Haare  die  Haut  des  Fötus  ganz  schräg  durchbohren  und  in  Folge  davon  ganz  bestimmte  Richtun- 
gen einhalteo.  Bekanntlich  hat  dann  Eschricht5)  diese  regelmässige  Anordnung  des  Wollhaares 
in  ausgezeichneter  Weise  beschrieben  und  durch  Abbildungen  erläutert.  Jeder  llaarbalg  mit  Talg- 
drüse sieht  beim  Fötus  unter  der  Loupc  nach  Eschricht’s  passendem  Vergleich  wie  ein  umge- 
worfenes  Pyrainidchon  aus,  dessen  Spitze  die  Drüsenmündung  und  die  Haarspitze  anzeigt.  So 
geben  also  die  Haarbälge  wie  Pfeile  die  Richtung,  „den  Strich“  des  Haarkleides  an. 
Escbricht  nennt  nun  die  Summe  der  in  einerlei  Richtung  verlaufenden  Härchen  „Ilaarströme“ 
und  die  Punkte,  von  welchen  die  Ilaarströme  ausgehen,  oder  in  welchen  sie  Zusammentreffen, 
„Haarwirbel“.  Im  Allgemeinen  kennt  Escbricht  nur  Wirbel  der  ersteren  Art  oder  di vergirende ; 
einen  Wirbel  der  zweiten  Art,  einen  convergirenden,  bat  Eschrichtnur  ausnahmsweise  in  einem 


*)  A.  Ecker:  Ueber  abnorme  Behaarung  «les  Menschen,  insbesondere  über  die  sogenannten  Haarmenschen. 
Gratulationsscbrift  zur  Feier  de»  fünfeigjiihrigen  DoctorjnbiUiums  von  G.  Th.  v.  Hiebold,  am  22.  April  1878. 
Brannschweig  1878,  4°.  Abged  ruckt  im  Globus  1878.  Bd.  XXXUI,  8.  177. 

*)  Commentationes  »ocietntia  regiae  scieutiarum  Göttingensis  recentiorcs,  vol.  IV.  ad  am».  1816  bis  1818. 
Göttingen  1820.  4°.  H.  120. 

3)  Müller’*  Archiv  f.  Anatomie  etc.  1837.  8.  57. 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc.  131 

einzigen  Falle  beobachtet,  von  dotn  alsbald  die  Rede  »ein  wird.  — Die  Haarrichtung  in  der  Rücken-, 
Kren*-  und  Steinsbeingegend  beschreibt  Eschricht  (1.  c.  S.  57)  wie  folgt: 

„Von  den  Seiten  des  Körper»  convergiren  die  Haaratröme  gegen  die  hintere  Mittellinie,  indem 
sie  zunächst  in  einem  Bogen  aufwärts  laufen  und  dann  steil  abwärts  gegen  die  Mittellinie  conver- 
giren.“ Er  fugt  dann  bei:  „Eine  sehr  merkwürdige  Varietät  »ah  ich  an  einem  Fötus.  In  der 
Mittellinie  auf  dem  Kreuzbein  fand  sieh  ein  Wirbel.  Es  war  aber  ein  convergirender:  Alle  Haar- 
spitzen  kehrten  ihm  zu,  übrigens  drehten  sic  sieh  wie  sonst  bei  der  Wirbclbildung.  Es  ist  dies  der 
einzige  Fall  eines  convergirenden  Wirbels,  der  mir  beiin  Menschen  vorgekommen  ist;  bei  Tbieron 
(Kälbern)  habe  ich  dergleichen  oft,  beobachtet.  Ich  vermuthe,  dass  die»  eine  Andeutung  der  Con- 
vergenz  war,  die  sich  auf  dem  Schwanz  der  Tliiere  findet.“ 

Dio  Oüiander’tsche  Beschreibung  der  Haarrichtung  am  Rücken  lässt  fast  vermuthen,  dass 
schon  dieser  Forscher  den  convergirenden  Steisshaarwirbel  als  ein  normales  Vorkommen  betrachtet 
habe1).  Der  nächste  Forscher  nach  E schriebt,  der  sich  mit  der  Untersuchung  der  Anordnung 
des  Wollhaares  beim  Fötus  eingehender  beschäftigt  hat,  ist  Christ.  Aug.  Voigt2).  Dieser  hat 
zuerst  mit  Bestimmtheit  das  normalo  Vorkommen  convergirender  Haarwirbel  nachgewiesen  und 
hat  insbesondere  auch  den  convergirenden  Haarwirbel  in  der  Steissgegend,  den  „Steisshaarwirbel“, 
den  Eschrickt  nur  einmal  gesehen  und  als  ein  abnormes  Vorkommen  betrachtet  hatte,  als  eine 
normale  Bildung  beschrieben  s). 

Der  convergirende  Haarwirbel  in  der  SteiBsbeingegend,  der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygens) 
ist  der  untere  Ausläufer  des  medianen  Rückenstrome»  4),  in  welchen  von  den  Seiten  lier  die  seit- 
lichen Kückenströme  obeu  in  gebogenen,  weiter  unten  in  flacheren  Curven  einströmen.  Die  Ilüft- 
ausströmungen,  die  von  vorne  von  den  Leistenwirbeln  Herkommen  und  uro  die  Troclianteren  herum 
nacli  hinten  auf  da»  Gesas»  gelangen,  gehen  mit  ihrem  oberen  Theile  von  der  Seite  und  unten  auch 
noch  in  den  Steisswirbel  hinein,  während  der  untere  Theil  dieser  Strömung  nach  dem  After  hin 
abgelenkt  wird.  Von  dem  Steisswirbel  nach  dem  After  verläuft  eine  mediane  Convergcnzlinie  der 
Haare,  in  welcher  die  Ilüftströinc  von  beiden  Seiten  auf  einander  treffen,  die  ich  als  crista  ano- 
coccygea  bezeichnen  will.  In  dieser  Linie  sind  nämlich  häutig,  besonders  an  älteren  Fötus,  wo  die 
Härchen  des  Lanugo  länger  sind,  diese  wie  in  einem  Borstenkamm  oder  in  einer  Mähue  auf- 
gerichtet, während  die  den  Steisswirbel  bildenden  meistens  wTie  an  der  behaarten  Schwanzspitze 
von  Süugethieren  etwas  spiralig  gedreht  sind.  An  den  Fötus,  welche  stark  mit  Vernix  caseosa  be- 
deckt sind,  sieht  man  oft  an  der  Stelle  des  Steisshaarwirbels  ein  wirkliches,  weisslichcs  Sckwänz- 


*)  Die  betreffende  Stelle  lautet:  In  dorso  foetu*  lanugo  quoque  eonvergentibua  redii«  ad  inediam  partero 
corpori*  concurrit,  ita  q oldem  nt  ....  in  fine  vertebrarum  lumborum  directio  ait  fere  verticillata  et  a coc- 
cygi * oaae  ad  ileorum  crista*  et  glutaeos  diacedat.  Obgleich  Osiander  den  Ansdruck  disceilat  gebraucht,  ho  int 
doch  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  das*  er  den  hier  vorhandenen  Wirbel  beobachtet  bat. 

*)  Chr.  Aug.  Voigt.  Abhandlung  Über  die  Richtung  der  Haare  am  menschlichen  Körper.  Mit  zwei  Tafeln. 
Denkschriften  der  Akademie  der  Wi.4&en*chafteu.  Mathem.-mUurwiii»enschaft  liebe  Clanse.  XIII.  Bd.  2.  Abt  hi. 
8.  l.  Wien  1856. 

*)  Wie  aus  meiner  vorläufigen  Mittheiluug  über  diesen  Gegenstand  (diese*  Archiv  Bd.  XI,  8.  265)  erhellt,  fand 
ich  diesen  convergirenden  Haarwirbel  ganz  unabhängig  von  Voigt  und  konnte,  da  mir  der  Band  der  Denk- 
schriften der  Wiener  Akademie,  in  welchem  sich  Voigt’«  Abhandlung  befindet,  erst  nach  dem  Druck  der  ge- 
nannten vorläufigen  Mittheiluug  zugänglich  wurde,  mir  in  einem  nachträglichen  Zusatz  (diese*  Archiv  Bd.  XI, 
8.  287)  meinen  Irrthum  berichtigen  und  dem  genannten  Forscher  sein  Prioritätsrecht  wahren. 

«)  Vgl.  Taf.  I,  Fig.  3,  4 und  7. 

17» 


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132 


A.  Ecker, 


eben  vorstehen,  welches  sich  noch  Abspülen  mit  Acther  als  ein  Haarpinselchen  zu  erkennen  giebt 
(s.  Taf.  I,  Fi  g.  3,  4 und  11).  In  der  Mitte  der  Crista  ano-coccygea  findet  sich  ein  sogenanntes 
Krens  (Eschricht),  d.  h.  ein  Divergenzpunkt  auf  einander  treffender  Ströme,  und  an  diesem 
Kreuz  (Steisskreuz  Voigt)  werden,  wie  vorher  erwähnt,  die  oberen  Theile  der  Hüftströme  nach 
oben  gegen  den  Steisswirbel,  die  unteren  nach  abwärts  gegen  den  After  abgcleukt  (s.  u.  A.  Taf.  I, 
Fig.  4). 

Was  die  Topographie  des  Steisshaarwirbels  betrifft,  ro  befindet  sich  derselbe  keineswegs 
immer  an  einem  genau  der  Spitze  des  Steissbeines  entsprechenden  Punkte,  sondern  häufig  etwas 
höher,  wie  aus  den  unten  folgenden  Specialbeschreibungen  erhellt  Es  kann  dies  uns  nicht  wun- 
dern, wenn  man  bedenkt,  dass  die  Anordnung  des  Lanugo,  wie  die  Beschreibungen  von  Esch- 
richt und  Voigt  fibereinstiminend  ergeben,  überhaupt  mannigfache  Varianten  *)  aufweist,  und  dass 
die  Krümmung  des  Steissbeines  in  den  verschiedenen  Stadien  der  Entwickelung  eine  sehr  ver- 
schiedene ist  Entspricht  daher  auch  bei  der  früheren,  mehr  geraden  Stellung  des  Steissbeines  der 
Haarwirbel  ziemlich  der  Spitze  desselben,  so  wird  sich  dies  bei  zunehmender  Krümmung  noth- 
wendiger  Weise  ändern  müssen. 


2.  Die  haarlose  Stelle  in  der  Steissbeingegend 
(glabella  ooooygea). 

Mit  diesem  Namen  bezeichne  ich  eine,  soviel  mir  bekannt,  bisher  nicht  beobachtete  Bildung. 
Ich  verstehe  darunter  eine  über  dem  Haarwirbel  befindliche  kahle  Stelle  von  verschiedener  Aus- 
dehnung; dieselbe  befindet  sich  meist  in  der  Gegend  des  letzten  Kreuz-  oder  ersten  Steissbein- 
wirbels,  also  ungefähr  an  der  Stelle  des  unteren  häutigen  Abschlusses  des  Kreuzbeincanals  und  ist 
begreiflicher  Weiße  zu  der  Zeit  besonders  auffallend,  in  welcher  das  fötale.  Haarkleid  vorhanden 
ist  Später,  beim  Neugeborenen  und  nach  der  Geburt  bedarf  es  meist  besonderer  Aufmerksamkeit, 
um  die  Stelle  noch  zu  erkennen.  Die  betreffende  Stelle  der  Haut  ist  von  verschiedener  Aus- 
dehnung, manchmal  nur  klein,  bisweilen  wird  sie  auch  gänzlich  vermisst;  stets  ist  dieselbe  aber  nicht 
uur  durch  ihre  Haarlosigkeit  ausgezeichnet,  sondern  es  ist  diese  Hautstelle  von  den  umgebenden 
anch  durch  grössere  Dünne  unterschieden,  und  endlich  ist  dieselbe  gefasßreicher  als  die  Um- 
gebung und  man  bemerkt  an  frischen  Fötus  des  vierten  his  siebenten  Monats  oft  reichliche  Ca- 
pillarschlingen  durchsohim raern.  Nicht  selten  sieht  man  einen  Theil  dieser  Stelle,  meist  den  unter- 
sten, zu  einem  Grübchen  eingesunken,  oder  es  vertieft  sich  auch  wohl  die  ganze  Glabella,  besonders 
wenn  sie  kleiner  ist,  tu  einer  solchen.  Es  ist  dieses  das  im  Folgenden  näher  zu  betrachtende 
Stebsbeingrübehen  (Foveola  coecygea).  Dass  dieses  stets  auf  dem  Areal  der  Glabella  entsteht,  wird 
schon  dadurch  wahrscheinlich,  dass  dasselbe  immer  unbehaart  zu  sein  scheint. 


l)  Eine  besonders  bemerk  eniwerth«  soll  am  Schlüsse  der  Specialbesehroibun^eu  erwähnt  werden. 


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Der  Steisshaarwirbel  (verfcex  coccygcus)  etc. 


133 


3.  Das  Steissbeingrübchen  (foveola  ooooygea). 


Diese»  Grübchen,  da«  ich  ganz  unabhängig  aufgefunden,  ißt  schon  von  mehreren  Beobachtern 
vor  mir  gesehen  worden,  aber  immer  nur  bei  Neugeborenen  und  Erwachsenen,  so  dass  der  Zu- 
sammenhang mit  der  eben  beschriebenen  Glabella  unbekannt  blieb. 

Soviel  ich  bis  jetzt  finde,  hat  zuerst  Luschka1)  des  Grübchens  Erwähnung  gethan.  Dieser 
Forscher  bezeichnet  die  flach  vertiefte  Gegend  zwischen  After  und  Steissbein  ats  regio  ano-coc- 
cygea  s.  recto-analis  und  bemerkt  dabei  (L  c.  S.  67):  „An  der  hinteren  Grenze  dieser  Gegend  macht 
sich  mitunter  ein  Grübchen,  foveola  recto-analis  bemcrklich,  das  bisweilen  zu  einem  mehrere  Milli- 
meter langen,  übrigens  blindgeendigten  Canälchen  vertieft  ist,  an  dessen  Grunde  ich  jedoch  nie- 
mals irgend  welche  Drüsenmündung  zu  erkennen  vermochte.  Ich  fand  es  schon  wiederholt  bei 
neugeborenen  Kindern  sowohl,  als  auch  bei  erwachsenen  Menschen,  wo  es  auch  von  F.  Fichte, 
wie  ich  einer  gefälligen  Mittheilung  desselben  entnehme,  mehrere  Male  gesehen  worden  ist.ü  — 
Weiterhin  thut  Ilyrtl *),  ohne  jedoch  Luschka  zu  nennen,  des  Grübchens  Erwähnung.  Am 
Sclilusse  des  Abschnittes  über  Schichtung  der  Aftergegend  (a.  Haut)  sagt  er:  „Hinter  dem  After 
zunächst  an  der  Steissbeinspitze  kommt  in  seltenen  Füllen  ein  kleines  Grübchen  vor,  welches  sich 
zu  einem  kurzen  blind  endenden  Canalchen  verlängert.  Bei  Neugeborenen  habe  ich  dieses  foramen 
coecum  recto-anale  einige  Male  gesehen,  an  Leichen  Erwachsener  nie.“ 

Die  neuesten  Angaben  über  diesen  Gegenstand  sind  die  von  Lawson  Tait*).  Dieser  Arzt  be- 
merkte vor  einigen  Jahren  das  Vorkommen  eines  vertieften  Grübchens  (a  pit  like  dimple)  über 
dem  unteren  Theilc  des  Kreuzbeines  bei  Patienten  seines  Frauen hospitals.  Grössere  Aufmerksam- 
keit schenkte  er  der  Sache  erst  seit  zwei  Jahren,  als  er  einen  Fall  bei  einer  Frau  beobachtete,  wo 
dasselbe  sehr  gut  ausgebildet  war  und  deren  alle  Kinder  es  auch  besassen.  Drei  derselben  (lauter 
Mädchen)  hatten  es  sehr  entwickelt  und  eines  (acht  Jahre  alt)  war  das  vollendetste  Beispiel,  das 
er  je  gesehen;  es  war  1 cm  tief  und  erweiterte  sich  nach  aussen  zu  einem  Durchmesser  von 
13  mm.  Dies  veranlasst«  den  Verfasser,  Beobachtungen  über  die  Häufigkeit  des  Vorkommens  dieser 
Bildung  zu  machen  bei  einigen  Hunderten  von  Weibern,  wobei  er  fand,  dass  bei  55  Proo.  keine 
Spur  davon  sichtbar  war;  bei  22  Proc.  war  es  schwach  (faintly  marked),  bei  23  Proo.  deutlich. 
Gelegentlich  fanden  sich  auch  zwei  Vertiefungen  anstatt  einer,  aber  beide  in  der  Mittellinie 
(*/i  bis  ll/i  Zoll)  von  einander.  Das  mittlere  Alter  der  Weiber,  bei  denen  das  Grübchen  deutlich  w ar, 
war  32  Jahre,  das,  bei  denen  eB  undeutlich  war,  45  Jahre,  woraus  Lawson  Tait  auf  eine  Neigung 
zum  Verschwinden  schloss.  (Dasselbe  beobachtete  Dr.  Carter  im  Kinderhospital.) 

Wegen  der  Beschreibung  dieses  Grübchens  verweise  ich  auf  die  folgenden  Abschnitte. 


*)  Luschka:  Die  Anatomie  des  Menschen.  IT.  2.  Die  Anatomie  de»  Beckens.  Tübingen  1864.  8.  57. 
z)  Hyrtl:  Lehrbuch  der  topographischen  Anatomie.  6.  Aull.  1871.  II.  Bd.  XXXIV.  Seite  134.  — Die 
5.  Auflage,  die,  wie  ich  erfahre,  zum  Jubiläum  der  Wiener  Universität  nur  in  einer  geringeren  Anzahl  von  Exem- 
plaren gedrurkt  wurde,  konnte  ich  mir  trotz  mehrfacher  Nachfrage  nicht  verschaffen.  Die  4.  Auflage  (vom 
Jahre  1800)  erwähnt  die  Foveola  noch  nicht. 

*)  Lawson  Tait:  Note  ou  the  occurence  of  a sacral  dimple  aud  its  po*»ible  signiflcance.  Nature  vol.  XIII. 
n.  461.  29.  Aag.  1878.  London,  S.  481. 


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134 


A.  Ecker, 


111.  Gesammtbeschreibung  der  genannten  Bildungen  in  der  Steiss- 
gegend  beim  ungeborenen  und  geborenen  Menschen. 

Ich  halte  es  für  zweekmäasig,  uin  Wiederholungen  zu  vermeiden,  die  verschiedenen  in  der 
Uoberscbrift  genannten  Bildungen,  die  in  so  naher  Beziehung  zusammenstehen,  in  der  Beschreibung 
zusammenzufassen,  und  werde  ich  dieselben  im  Folgenden  durch  Beschreibung  und  Abbildung 
einzelner  Fälle  zu  erläutern  suchen,  um  daran  dann  die  allgemeinen  Betrachtungen  anzuschlicssen. 
Hierbei  scheint  os  mir  am  entsprechendsten,  von  derjenigen  Lebeusperiode  auszugehen,  in  welcher 
sämmtliclio  in  Rede  stehende  Bildungen  um  deutlichsten  wahrnehmbar  sind.  Es  ist  dies  das  Fötus- 
alter etwa  vom  vierten  Monat  an,  mit  welchem  das  fötale  Haarkleid  zur  Entwickelung  kommt,  bis 
gegen  das  Ende  des  Fruehtlcbens  *).  Daran  schlicssc  ich  zunächst  die  Betrachtung  der  Verhält- 
nisse beim  Neugeborenen  und  Erwachsenen  an  und  lasse  am  Schlüsse  die  früheren  Embryonal- 
perioden, soweit  sie  für  unseren  Gegenstand  von  Interesse  sind,  folgen. 


A.  Fötns  vom  vierten  Monat  bis  zum  Ende  des  FruchtlebenB. 

1.  Männlicher  Fötus.  Länge  34,8  cm,  Gewicht  940  g;  sechster  Monat  (87  *).  Taf.  1, 

Fig.  5 und  6.  11  mm  über  (hinter)  dem  Alter  findet  sich  das  untere  spitze  Ende  einer  flachen 

Vertiefung,  die  nach  unten  zn  einem  Grübchen  cinsinkt,  während  sich  seitlich  Wälle  erlichen,  die 
nach  unton  convergirvn.  Der  Steisshaarwirbel  findet  Bich  am  unteren  spitzen  Ende  dieser  Vertiefung. 
Gegen  diese  Stelle  convergiren  die  Haarbälge.  Auf  den  seitlichen  Wällen  sind  schon  deutlich 
wirkliche  Haare  vorhanden.  Die  weisslichen  Ilanrbälge  finden  sich  auch  noch  auf  einem  Theile 
der  flachen  Vertiefung,  jedoch  nur  auf  der  Seite.  In  der  Mitte  findet  sich  eine  etwa  6 mm  lange 
und  4 mm  breite  haarlose  Glabella,  die  längsfnltig,  d.  h.  mit  von  oben  nach  unten  convcrgirendcn, 
zugleich  etwas  quer  gerunzelten  Falten  versehen  ist.  Diese  Stelle  ist  mehr  rötbüch,  sehr  gefiis«- 
reich  und  zugleich,  wie  sich  nach  dem  Abnehmen  der  Haut  zeigt,  dünner  als  die  umgehende  Haut. 
Die  Haarbälge  convergiren  gegen  das  trichterförmige  eingezogene  Grübchen  und  gewähren  ganz 
das  Bild,  als  »'Orden  sic  in  diesen  Trichter  hineingezogen. 

2.  Männlicher  Fötus.  Länge  28,5  cm,  Gewicht  540  g.  Ende  des  fünften  Monats  (41). 
Taf.  I,  Fig,  4.  Die  Anlage  des  Wollhaarcs  sehr  deutlich.  Die  Krcuzsteissbeingegend  erscheint  als 
ein  hügeüg  gewölbtes  nach  unten  zugespitztes  Dreieck,  das  durch  zwei  nach  unten  zusammen- 
fliessende  Seitenfurchen  von  den  Seitentheilcn  getrennt  ist;  die  Stello  des  Zusammenflusses  ist  die 


1)  Um  die  beschriebenen  Verhältnisse,  insbesondere  die  der  Behaarung  beim  Fötus  der  genannten  Periode 
recht  deutlich  sichtbar  zu  machen,  pflege  ich  zunächst  die  Raut  durch  Pinseln  mit  Schwefeläther  von  etwa 
vorhandener  Hautachraiere  zu  reinigen,  darauf  dieselbe  sorgfältig  abztüösen,  auf  Wachs  aufzuspannen  und 
24  Stunden  in  Beale'sches  Carmitt  zu  legen.  Das  Aufspannen  während  des  Einlegens  in  Cartnin  ist  der  gleicb- 
mäsaigen  Färbung  wegen  rathsam.  Bei  dieser  Behandlung  heben  sich  die  weisslichen  Uaarhälge  auf  dejn  rothen 
Grunde  eehr  schön  ab. 

3)  Diese  eiugeklauwierten  Nummern  sind  die  der  Präparate. 


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Der  Steisslicoarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc.  135 

tiefste;  von  da  nach  allen  Seiten  erhebt  sich  das  Terrain.  Auf  dem  hügeligen  Dreieck  findet  sich 
eine  Stelle,  welche  röthlicher  erscheint,  als  die  Umgebung  und  durchaus  keine  der  weisslichen 
dreieckigen  Pyramidehen  (Ilaarbülge)  zeigt,  also  nackt  ist.  An  dieser  Hautstelle,  die  offenbar 
dünner  ist,  schimmern  zahlreiche  Capillarverzweigungon  durch,  die  Schlingen  zu  bilden  scheinen. 
Gegen  eine  Stelle,  welche  ungefähr  9 tnm  hinter  dem  After  »ich  befindet,  oonvergiren  von  allen 
Seiten  die  Härchen  und  bilden  daselbst  eine  weisslichö  Ilervorragung,  den  Steisshaarwirbel,  von 
welchem  aus  eine  mediane  weissliche  Raphe,  die  Crista  ano-coccygea,  gegen  den  After  zieht.  Diese 
Raphe  ist  ebenfalls  eine  Convergenzlinie  der  von  der  Seite  kommenden  Ilaarströme,  und  diene 
richten  sich  in  derselben,  indem  sie  gegeneinander  stossen,  auf  und  bilden  so  eine  weissliche, 
mediane  Ilervorragung,  die  nur  etwa  in  ihrer  Mitte  an  der  Stelle  des  sogenannten  Kreuzes  unter- 
brochen  ist,  der  Divergenzstelle,  von  welcher  die  oberen  Ströme  gegen  den  Steisshaarwirbel,  die 
unteren  gegen  den  After  auseinander  fahren. 

3.  Weiblicher  Fötus.  28,5  cm  lang,  etwa  von  gleichem  Alter  wie  Nr.  2 (10).  Taf.  I, 
Fig.  3.  — In  der  Mittellinie,  nach  rechts  ein  klein  wenig  übergreifend,  findet  sich  in  der  Stcissbein- 
gegend  eine  nackte,  haarlose  Stelle,  deren  hinteres  Ende  7 mm  vom  After  entfernt  ist  An  diesem 
hinteren  Ende  findet  sieh  der  Steisshaarwirbel,  dessen  Härchen  ein  nach  unten  etwas  eingebogene« 
Haarbüschel  oder  Haarschwänzchen  bilden.  Von  da  verläuft  die  criata  ano-coccygea  zürn  After, 
die  ebenfalls  eine  Convergenzlinie  der  Haarströme  bildet,  so  dass  sic  als  eine  wie  aus  aufgekämmten 
weinten  Härchen  bestehende  erhabene  weisse  Linie  erscheint.  Der  Haarwirbel  entspricht  nicht 
vollkommen  der  Steissbeinspitze,  sondern  liegt  etwas  höher,  etwa  dem  zweiten  bis  dritten  Stciss- 
bein wirbel  entsprechend. 

4.  Weiblicher  Fötus.  32  cm  lang,  sechster  Monat  (7).  — 13  mm  hinter  dem  After 
findet  sich  ein  vollkommen  nusgebildeter  eouvergirender  Haarwirbel.  Derselbe  erschien  an  der 
frischen  Frucht  als  ein  weissliches,  vorstehendes,  von  der  röthliehcn  Haut  sich  lebhaft  abhebendea 
Höckereben,  welches  von  den  durch  Vernix  caseosa  zusammengeklebten  Härchen  gebildet  war. 
Nach  Abpinseln  mit  Aether  bildeten  diese  ein  deutliches  Büschel.  Der  Wirbel  entsprach  nicht 
ganz  der  Steissbeinspitze,  sondern  lag  etwas  höher,  etwa  dem  zweiten  bis  dritten  Wirbel  ent- 
sprechend. Glabella  und  Grübchen  erscheinen  nur  durch  eine  schmale  (haarlose)  Spalte  über  dem 
Haarwirbel  dargestellt 

5.  Weiblicher  Fötus.  36,3  cm  lang,  Gewicht  1000  g,  Ende  des  sechsten  Monats  (83). 
Taf.  I,  Fig.  8.  Reichliches  Haarkleid.  Eine  nach  unten  sich  zuspitzende  und  vertiefende  flache 
Einsenkung  ist  von  seitlichen  Wällen  begrenzt,  die  mit  langen  bräunlichen  Wollhaaren  besetzt  sind. 
Auch  auf  die  Einaenkung,  den  untersten,  tiefsten  Theil  derselben  ausgenommen,  erstreckt  sich  die 
'Behaarung,  so  dass  Glabella  und  Foveola  coccygca  hier  so  zu  sagen  ganz  zusammenfallen.  Streicht 
man  die  Haare  mit  dciu  Pinsel  abwärts,  so  decken  sie  wie  ein  Huaraohw'äuzchen  das  Grübchen. 
(In  der  Abbildung  ist  dasselbe  auf  die  Seite  geschoben.)  Seitlich  von  den  behaarten  Wällen 
finden  sich  dann  nun  erst  die  weisslichen  Haarbälge.  Der  Haarwirbel  befindet  sieh  ein  klein 
wenig  über  der  Steissbeinspitze. 

6.  Männlicher  Fötus.  33  cm  laug,  sechster  Monat  (2).  Taf.  I,  Fig.  9.  — 11  mm 
hinter  der  Afteröffnung  findet  sich  das  untere  Ende  einer  oben  breiteren,  vertieften,  haarlosen 
glatten  Stelle,  gegen  welche  die  Haarströme  des  Lanugo  oonvergiren.  Dieselbe  ist  namentlich  auf 
der  einen  (rechten)  Seite  von  einer  Art  Wall  umgeben,  über  welchen  das  Wollhaar  nicht  herüber 


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136 


A.  Ecker, 


greift.  Von  links  her  und  oben  springen  die  Enden  des  mittleren  Rücken  Stromes  und  der  Seiten- 
etröme  etwas  in  die  Glabella  vor,  so  dass  diese  dadurch  eine  etwa  nierenfbrmige  Gestalt  erhalt. 
Der  rechtsseitige  Wall  umgreift  die  Glabella  auch  von  unten,  und  hier  an  ihrem  unteren  Ende 
vertieft  sich  diese  zu  einem  Grübchen.  An  dieser  Stelle  des  Walles  unterhalb  des  Grübchens  findet 
sich  der  Steiashaarwirbel,  von  dem  aus  die  crista  ano-coccygea  gegen  den  After  verläuft,  in  deren 
Mitte  sich  das  sogenannte  Steisskreuz  befindet,  d.  h.  die  Stelle,  an  welcher  die  von  den  Hüften 
kommenden  seitlichen  Haarstrome  einerseits  nach  oben  gegen  den  Steisshaarwirbel,  andererseits 
nach  abwärts  gegen  den  After  hin  abgelenkt  werden. 

7.  Mannlicher  Fötus  aus  dem  sechsten  Monat  (8).  Taf.  I,  Fig.  7.  — Steissliaar* 
wirbel  sowie  die  crista  ano*coccygcn  sehr  deutlich  entwickelt. 

8.  Männlicher  Fötus  etwa  aus  dem  siebenten  Monat  (3).  — Etwa  8 mm  hinter  (über) 
dom  After  eine  etwas  vertiefte  Stelle  von  etwas  anderem  Aussehen,  als  die  übrige  Haut  Diese 
ist  intensiv  roth,  die  genannte  Stelle  mehr  bläulich.  An  letzterer  fehlen  die  in  der  Umgebung 
überall  sichtbaren  weiblichen  Haarbälge. 

9.  Weiblicher  Fö t us.  39,3  cm  lang,  Gewicht  1460  g,  Endo  des  siebenten  oder  Anfang 
des  achten  Monats  (36).  — 14  mm  hinter  dem  After  ein  7 mm  langes,  haarloses  Grübchen. 

10.  Weiblicher  Fötus.  40  cm  lang,  Anfang  des  siebenten  Monats  (35).  Taf.  I, 
Fig.  11.  — An  der  Stelle  der  Steissbeinspitze  (entsprechend  der  Insertion  des  ligamenturn  caudale, 
s.  dicftcs)  findet  sich  ein  Haarw  irbel,  gegen  welchen  insbesondere  von  oben  her  die  Haare  zusammen- 
laufen,  aber  auch  von  unten  her  aufwärts,  so  dass  sich  in  der  Mitte  der  von  dieser  Stelle  zum 
After  laufenden  Crista  ein  sogenanntes  Kreuz  (Escliricht)  findet,  an  welchem  die  von  den  Seiten 
nach  der  Mittellinie  ziehenden  Haarströme  auseinander  fahren,  indem  die  oberen  gegen  den  Steiss- 
wirbel  aufwärts,  die  unteren  gegen  den  After  nach  abwärts  verlaufen.  Die  haarlose  Stelle  ist  hier 
nur  wenig  ausgebildet,  etwas  asymmetrisch  gelegen. 

11.  Weiblicher  Fötus.  38  cm  lang  (9).  — Reichlicher  Lanugo.  9 nun  hinter  dem 
After  findet  sich  das  untere  Ende  einer  in  der  Medianlinie  befindlichen,  schwach  vertieften,  etwa 
14  mm  langen  Hautstellc  von  eigenthümlichem  Aussehen.  Diese  Stelle  ist  nämlich  nackt,  haarlos, 
ganz  ohne  die  ringsum  vorhandenen,  durch  die  Haut  durchschimmernden  Haarbälge.  Zugleich  ist 
die  Haut  nicht  »o  glatt  wie  die  umgebende  Haut,  sondern  etwas  lüngsfaltig  und  auch  in  der  Farbe 
etwas  abweichend,  nämlich  mehr  bläulich,  wodurch  insbesondere  diese  Stelle  von  der  umgebenden, 
mehr  rötblichen  Haut  absticht  Die  Runder  dieser  Hautstellc  sind  dagegen  reichlich  behaart  mit 
Lanugo.  Die  llaarströme  convergiren  gegen  diese  mediane  nackte  Stelle  von  allen  Seiten  und 
befindet  sich  am  unteren  Ende  derselben  ein  nach  unten  gerichtetes,  weissliches  Haarbüschel  oder 
Haar  Schwänzchen. 

12.  Z wi  lli  ngs-Fötus.  Beide  männlich.  Der  stärkere  Nr.  1 33  cm  laug,  785  g schwer, 
der  schwächere  Nr.  2 31,1  cm  lang,  580  g Bchwer;  sechster  Monat  (38  A und  B). 

Nr.  B.  5 mm  hinter  dem  After  ein  weisslichcr,  vorstehender  Punkt  Nach  Abpinseln  mit 
Aether  und  Entfernung  der  Vernix  caseosa  erscheint  derselbe  als  ein  Convergonzpunkt  von  Haaren 
(Ilaarschwänzcben),  dessen  Haare  durch  die  Hautschmiere  zusarnmengeklobt  sind.  Der  Wirbel  ist 
übrigens  kein  ganz  vollkommener,  da  er  nach  unten  hin  eine  Lücke  aufweist 

Bei  Nr.  A sind  die  Verhältnisse  ganz  ähnlich,  das  Steisskreuz  sehr  deutlich. 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeua)  etc. 

13.  Weiblicher  Fötus.  Länge  24  cm,  Gewicht  310  g,  Alter  20  Wochen  (letzte  Menses 
Anfang  November  1878,  Geburt  27.  März  1879)  (102).  Der  mittlere  Uückenhaarstrom  zieht 
sich  in  der  Kreuzgegend  in  eine  flache,  längliche  Einsenkung  der  Haut  hinein,  innerhalb  welcher 
die  llaarbälgc  etwas  seltener  sind,  obgleich  eine  eigentliche  Glabella  nicht  existirt.  Die  längliche 
Depression  vertieft  sich  nach  unten  zu  einem  wirklichen  Grübchen,  einer,  jedoch  ziemlich  seichten, 
Foveol»  coccygea. 

14.  Weiblicher  Fötus.  30  cm  lang  (106).  Stefeskretu  dem  After  sehr  nahe  gerückt. 
Anstatt  des  vertex  coccygcus  eine  circa  5 mm  lange  Haarcrista,  in  welcher  die  aufeinander  treffen- 
den Haare  der  Seitenströme  wie  io  einem  Kamm  aufgerichtet  erscheinen.  Etwa  0 mm  oberhalb  des 
oberen  Endes  dieser  Crista  findet  sich  eine  rundliche  Glabella  von  circa  4 mm  Durchmesser,  die 
übrigens  nicht  vollkommen  symmetrisch  gelagert,  sondern  etwas  nach  rechts  verschoben  ist. 

15.  Weiblicher  Fötus  von  24,5  cm  "Länge,  20.  Woche  (54).  8 mm  hinter  dem  After 
findet  sich  das  untere  spitze  Ende  einer  dreieckigen  Vertiefung.  Dieselbe  Läuft  nach  oben  an  der 
Basis  des  Dreiecks  flach  ans;  nach  unten  gegen  die  Spitze  wird  sie,  insbesondere  rechts  von  einem 

Wall  umgeben,  wodurch  ersterc  zu  einem  Grübchen  einBinkt  (Foveola  coccygea).  Die  vertiefte 

% 

Stelle  (Glabella)  ist  faltig  und  haarlos,  die  Ränder  derselben  sind  behaart 

16.  Weiblicher  Fötus.  19,2  cm  lang,  Anfang  des  fünften  Monats  (37).  Taf.  IV, 
Fig.  14  und  15.  An  dem  wohlgebildeten  Fötus,  den  ich  unmittelbar  nach  dem  Abort us  erhielt, 
bemerkte  ich  sofort  in  der  Steissbeingegend  eine  von  der  umgebenden  röthlichen  Haut  deutlich 
abstechende  mehr  bläulich  aussehende  nackte  Stelle,  die  etwa  7 mm  hinter  dem  After  sich  befand. 
Genauere  Untersuchung  dieser  Stelle  ergab  Folgendes:  Dieselbe  ist  etwa  3 mm  breit  und  ebenso 
lang.  Sio  besteht  aus  einem  vertieften  oberen  Theil  und  einem  diese  Vertiefung  von  unten,  her 
halbmondförmig  umgebenden  Wall,  von  dessen  unterem  Rand  die  mediane  crista  ano- coccygea 
gegen  deta  After  verläuft.  Das  Grübchen  erscheint  ganz  hell,  von  fast  schleimhautähnlichem  Aus- 
sehen, etwas  gefaltet,  ohne  Drusen  und  Haarbälge  und  von  mehr  bläulicher  Farbe.  Der  Wall  zeigt 
an  seinem  breiteren  centralen  Abhang  die  gleiche  Beschaffenheit ; der  peripherische  nach  aussen 
allmülig  in  die  umgebende  Haut  übergebende  Abhang  des  Kraterrandes  hat  dagegen  vollkommen 
das  Ansehen  dieser. 

17.  Mänulicher  Fötus,  circa  18  cm  lang,  vierter  Monat  (30).  Taf.  TV,  Fig.  12  und  13. 
5 mm  über  dem  After  ein  von  einem  Wall  umgebenes  Grübchen.  Von  diesem  Grübchen  erstreckt 
sich  in  der  Mittellinie  aufwärts  eine  etwa  G mm  lange,  2 mm  breite  glatte  Stelle  von  bläulichem 
Aussehen.  Die  diese  Stelle  und  das  Grübchen  umgebende  Haut  ist  rötblich  und  zeigt  zahlreiche 
Haarbalgöflhungen,  während  diese  auf  der  glatten  Stelle  (Glabella)  durchaus  fehlen. 

18.  Männlicher  Fötus  (12).  Ueber  dem  After  ein  doppelter  Längswulst  mit  einer 
Längsrinne  dazwischen  (vulva-ähnlich) , von  der  unteren  V ereinigungsstclle  der  beiden  Wülste 
gebt  die  schwach  erhabene  crista  ano-coccygea  zum  After. 

Die  im  Vorstehenden  beschriebenen  Fälle  stellen  das  bei  weitem  häufigste,  sogenannte  normale 
Verhalten  dar.  Schon  oben  S.  4 habe  ich  aber  erwähnt»  dass  auch  Abweichungen  hiervon  Vor- 
kommen und  einer  solchen  möge  hier  schliesslich  auch  noch  Erwähnung  gethan  werden. 

19.  Weiblicher  Fötus.  38  cm  lang,  Gewicht  840  g,  sechster  Monat,  Taf.  IV,  Fig.  16  (43). 
Hier  findet  sich  ein  Haarwirbel  20  iura  hinter  dem  After  und  zwar  etwas  asymmetrisch  auf  der 

Archiv  für  Ajitbr'-pologic.  Bd.  XII.  ]g 


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138 


A.  Ecker, 


rechten  Seite.  In  der  Mittellinie,  also  links  davon,  befindet  sich  die  eiförmige,  oben  breitere,  etwa 
8 mm  lange  Glabella.  Die  Haarströme  convergireu  vom  Steisskreuz  an,  das  sich  nur  etwa  4 mm 
hinter  dem  After  befindet,  aufwärts  gegen  die  crista  ano-coccygea  und  ziehen  dann  rechterseita 
neben  der  Glabella  aufwärts  gegen  den  Haarwirbel.  Hier  sind  die  Haare  schon  durchgebrochen 
und  das  Wollluur  lässt  sich  mit  dem  Pinsel  leicht  in  der  angegebenen  ltichtung  gegen  den  Wirbel 
hin  streichen.  Die  nackte  Stelle  fallet  sich  bei  gewissen  Lagen  des  Fütns  und  erscheint  dann  als 
eine  längliche  Hiune.  — Der  den  Steisshaarwirbel  offenbar  repräsontirende  Haarwirbel  liegt  also 
in  diesem  Falle  ziemlich  hoch  Ober  dem  Steissbcin,  am  Skelet  fand  sich  nichts,  was  etwa  diese  un- 
gewöhnliche Bildung  erklären  könnte. 


B.  Beim  Neugeborenen  und  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Geburt. 

Da*  Steissbcingräbchen  (Fovcola  eoccygea)  findet  sich  bei  Neugeborenen  keineswegs,  wie  von 
Hyrtl  angegeben  wird,  nur  in  seltenen  Fällen,  ist  aber  allerdings  in  verschiedenen  Fullen  in  sehr 
verschiedenem  Grade  der  Ausbildung  vorhanden,  woher  es  wohl  kommen  mag,  dass  es  oft  aber- 
sehen wird.  Nicht  immer  nämlich  erscheint  dasselbe  in  der,  wenn  man  so  sagen  darf,  typischen 
Form,  d.  b.  als  ein  rundliches,  von  einem  Wall  umgebenes  ziemlich  tiefes  Grübchen,  sondern  öfters 
ist  es  nur  durch  eine  längliche,  glatte,  haarlose,  oft  nur  ganz  schwache  Vertiefung,  die  meist  etwas 
heller  als  die  umgebende  Haut  (narbenartig)  aussiebt,  repräsentirt.  Bisweilen  vertieft  sich  diese 
Stelle  nach  unten  in  ein  wirkliches  Grübchen,  so  dass  also  in  einem  solchen  F'allc  die  beiderlei 
Bildungen  vorhanden  sind.  Man  ist  wohl  berechtigt  die  flache  narbige  Stelle  als  Rest  der  Glabella 
zu  betrachten,  auf  deren  Areal  ja  die  Foveola  entsteht.  Immer  aber  scheint  das  Grübchen  haarlos 
zji  sein  und  das  ist  wohl  der  bezeichnendste  Charakter  för  Glabella  wie  Foveola,  während  die 
Ränder  dieser  Stellen  oft  reichlich  mit  Lanugo  besetzt  sind.  Kin  wirklicher  Haarwirbel  lässt  sich 
übrigen«  beim  Neugeborenen  selten  mehr  so  deutlich  erkennen  wie  in  den  späteren  Monaten  des 
Fruchtlebens.  Von  dom  hinteren  Ende  des  Grübchens  verläuft  eine  etwas  erhabene  Raphe  in  der 
Mittellinie  gegen  den  After  herab.  Die  Entfernung  des  Grübchens  vom  After  beträgt  beim  Neu- 
geborenen etwa  15  mm  bis  2 cm,  während  die  Längenausdehnung  der  ganzen  genannten  Stelle 
von  oben  nach  unten  nur  8 bis  20  mm  beträgt. 

Eine  kleine  Anzahl  von  Fällen  werde  ich  im  Folgenden  genauer  beschreiben  und  zum  Theil 
abbildcn. 

20.  Neugeborener  Knabe.  (Entbindungsanstalt ; die  Mutter  besitzt  eine  geringe  Andentnng 
der  Foveola.)  Taf.  IV,  Fig.  17  u.  18.  Die  Foveola  eoccygea  bildet  ein  trichterförmig  cingczogcnes 
ziemlich  tiefes  Grübchen,  dessen  Grund  man  nur  bei  »ehr  starkem  Auscinanderziehen  der  Hinter- 
backen erblicken  kann.  Von  demselben  erstreckt  sich  in  der  Mittellinie  aufwärts  in  einer  Aus- 
dehnung von  etwa  8 mm  eine  etwas  vertiefte  faltige  Stelle,  bestehend  aus  einer  medianen  Rinne 
und  zwei  nach  dieser  abfallenden  Seitenwänden , die  von  der  umgebenden  Ilaut  in  ihrer  Be- 
schaffenheit etwas  abweicht  (Glabella).  Bei  gestreckten  Beinen  legt  sieh  diese  Stelle  ganz  in  eine 
Längsrinne  znsammen  (Fig.  17),  zieht  man  aber  die  Hinterbacken  etwas  auseinander  (Fig.  18),  so 
überblickt  man  sie  vollständig.  Das  Grübchen  liegt  etwas  über  der  Spitze,  auf  der  nach  hinten 
am  meisten  vorragenden  Stelle  des  Steissbeins.  Entfernung  der  Foveola  vom  After  etwa  15  mm. 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeuß)  etc. 

2L  Neugeborener  Knabe.  (Entbindungsanstalt;  die  Mutter  besitzt  nur  eine  geringe  An- 
deutung der  Foveola.)  Längliche  haarlose  Depression  (GlabcDa),  deren  unteres  Ende  «ich  zu  einem 
ganz  unbedeutenden  Grübchen  vertieft  Die  die  haarlose  Stelle  umgebende  Haut  ist  mit  spärlichen 
blonden  Härchen  besetzt 

22.  Knabe,  zwei  Tage  alt  Taf.  TIT,  Fig.  1.  2 cm  hinter  der  Afteröffnung  ein  sehr  deutliches, 
ziemlich  tiefes  Grübchen,  welches,  mit  der  Lotipe  betrachtet,  sich  als  ganz  unbehaart  aus  weist  Vom 
Grübchen  aus  breitet  sich  nach  oben  eine  flache  dreieckige  Stelle  aus,  deren  unterer  Theil  un- 
behaart, deren  oberste  Basis  aber  reichlich  mit  Lanugo  besetzt  ist  Die  Strome  dieses  W ollha&res 
convergiren  nach  abwärts  und  bilden  ein  deutliches  blondes  Ilaarschwänzchen,  welches  das  Grüb- 
chen überdeckt  Vom  Grübchen  aus  läuft  eine  erhabene  Kaphe  gegen  den  After. 

23.  Neugeborener  Knabe.  Taf.  III,  Fig.  2.  1,6  cm  hinter  dem  After  ein  rundliches  oder 
vielmehr  (da  von  oben  her  eine  Art  Schneppe  in  dasselbe  vorspringt)  halbmondförmiges  Grübchen 
von  2»/f  mm  Tiefe,  so  dass  man  den  Grund  desselben  nicht  sehen  kann;  dasselbe  ist  nach  unten 
von  einem  hufeisenförmigen  Wall  umgeben,  auf  welchem  zahlreiche  Oeffnungen  von  Uaarbälgen 
sichtbar  sind.  Dos  Grübchen  selbst  scheint  ganz  haarlos  zu  sein.  Von  den  Seiten  des  Walles 
ziehen  zwei  convergirendc  seichte  Kinnen  gegen  den  After  abwärts. 

24.  Neugeborener  Knabe  (29).  Taf.  III,  Fig.  10.  2 cm  hinter  dem  After  ein  ovales, 
etwa  2 mm  tiefes  Grübchen.  Dasselbe  ist  nackt,  haarlos;  die  Umgebung  behaart,  von  dem  Grüb- 
chen geht  eine  etwas  erhabene,  von  zwei  seichten  seitlichen  Hinnen  begrenzte  Kaphe  gegen  den 
After.  Das  Grübchen  bildet  die  untere  Spitze  eines  Dreiecks,  innerhalb  welches  die  Haut  von 
etwas  anderem  Ansehen  als  die  ITragcbung  und  längsfaltig,  d.  h.  mit  nach  abwärts  convergirenden 
Rinnen  versehen  ist  Beim  Abnehmen  der  Haut  zeigte  sich,  dass  sich  diese  überall  leicht  von  der 
Unterlage  ablöstc,  nur  von  der  Steissbeinspitzc  ging  ein  Bindegewebestrang  (lig,  caudale)  aus,  der 
sich  genau  in  die  den  Grand  des  Grübchens  bildende  Ilant  inscrirte. 

25.  Neugeborener  Knabe,  mit  Ectrophia  vesicae  und  Hasenscharte  (4).  7 mm  hinter 

dem  After  das  untere  Ende  einer  länglichen  Vertiefung,  die  nach  oben  allmülig  in  eine  schmale 
Spalte  übergeht,  am  unteren  Ende  sich  zu  einem  seichten  Grübchen  vertieft.  Die  beiden  Runder 
der  22  mm  langen  Vertiefung  sind,  besonders  nach  oben,  reichlich  mit  Lanugo  besetzt,  die  Ver- 
tiefung selbst  nicht  Die  Ilaut  der  Künder,  wie  die  übrige  Haut  des  Körpers  röthlich,  die  Haut 
der  Vertiefung  selbst  bläulich  grau,  sehr  von  der  ersteren  abweichend,  mit  nach  unten  convergiren- 
den Kiffen  versehen. 

26.  Neugeborener  Knabe  (90).  2 cm  hinter  dem  After  das  untere  Ende  einer 

medianen  länglichen,  ganz  unbehaarten  flachen  Vertiefung  von  1 cm  Länge.  Die  Ilaut  dieser 
Stelle  ist  von  hellerer  Farbe,  narbenartig  und  mit  Längsfalten  versehen.  Die  seitlichen  Künder 
der  Furche  sind  reichlich  mit  Wollhaar  besetzt,  das  auch  vom  oberen  Ende  der  Furche  (Ausläufer 
des  mittleren  Rflekenatromes)  etwas  über  diese  hereinragt,  wahrend  vom  unteren  Ende  derselben 
auch  ein  kleines  Haarbüschel  nach  abwärts  ragt.  Von  hier  verläuft  eine  von  zwei  seichten  Kinnen 
eingefasste  leicht  erhabene  Kaphe  gegen  den  After. 


18* 


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140 


A.  Ecker, 


C.  Beim  Erwachsenen. 


Dass  Luschka  die  Foveola  coccygea  auch  bei  Erwachsenen  beobachtet  hat,  ist  bereits  oben 
erwähnt  Insbesondere  verdauten  wir  aber  dem  oben  genannten  englischen  ArzW  La  wson  Tait  eine 
ausgedehnte  Reihe  von  Beobachtungen  an  erwachsenen  Frauen.  Wie  ich  schon  in  meiner  ersten  Mit- 
theilung erwähnte,  habe  ich  in  der  hiesigen  Entbindungsanstalt  dasselbe  bei  Frauen  wiederholt 
untersuchen  können,  wofür  ich  meinem  Collegen  Geheimerath  Ilegar,  sowie  Assistenzarzt  I)r. Dorff 
zu  besonderem  Danke  verpflichtet  bin.  Erst  vor  Kurzem  wieder  sah  ich  daselbst  das  Grübchen  bei 
einem  25  Jahre  alten  Mädchen  ausserordentlich  deutlich  entwickelt;  es  bildete  eine  trichterförmige 
Einziehung  und  hatte  eine  Tiefe  von  circa  3 mm;  mit  der  Loupe  betrachtet  erschien  die  Höhlung 
vollkommen  glatt  und  1 laarlos.  Das  Grübchen  entsprach  in  diesem  Falle  ziemlich  genau  dem  letz- 
ten Steisswirbel.  Die  Gelegenheit,  einen  zweiten  exquisiten  Fall  bei  einer  Frau  von  30  Jahren  za 
untersuchen,  verdanke  ich  der  Gefälligkeit  des  Herrn  Medicinalrath  Käst  dahier.  Hier  fand  sich 
5 cm  hinter  dem  After  ein  trichterförmiges,  nach  vorn  und  unten  eindringendes  Grübchen,  dessen 
Wände  convex  sind,  so  dass  man  den  Grund  nicht  sehen  konnte.  Dasselbe  hatte  eine  Tiefe  von 
8 mm.  Von  dieser  foveola  coccygea  ausgehend  erstreckte  sich  nach  aufwärts  eine  röthliche,  mehr 
als  die  Umgebung  glänzende,  offenbar  dünnere  Hautatellc  (Rest  der  GlabeUa).  Das  Grübchen  lag 
ziemlich  nahe  der  Steissbein spitze  und  der  Grund  desselben  hing  offenbar  fester  als  die  Umgebung 
mit  dem  Steissbein  zusammen ; denn  wenn  man  die  Haut  hin  und  her  schob,  fühlte  man  deutlich, 
dass  die  genannte  Stelle  minder  beweglich  war.  Bei  genauer  Untersuchung  des  Steissbeins 
erkannte  inan  deutlich,  dass  die  Kückenfläche  desselben  eine  Einbiegung  hat,  so  dass  so  zu  sagen 
die  Spitze  nach  rückwärts  gekrümmt  ist  und  dass  die  Foveola  gerade  dieser  Einbiegung  entsprach, 
wie  dies  die  beistehende  Figur  5 versinnlicht 

Ueber  die  Untersuchung  einer  Anzahl  Männer  durch  Medicinalrath 
Schüle  in  Illenau  habe  ich  schon  in  meiner  früheren  Mittheilung  berichtet *). 
Seit  ich  der  Sache  nachforBchc , erfahre  ich  überhaupt  hin  und  wieder  von 
Aerzten,  dass  sie  ein  solches  Grübchen  auch  schon  gesehen,  aber  für  eine 
Narbe  oder  dergleichen  gehalten  und  nicht  weiter  beachtet  hätten,  und  ich 
hin  überzeugt,  dass  bei  einer  statistischen  Aufnahme  der  Procentsatz  des 
Schematischer  Median-  Vorkommens  dieser  Bildung  kein  gar  so  geringer  sein  würde.  Manclunnl 

T,  ,,  , findet  sieh  au  Stelle  des  Grübchens  nur  eine  leichte  Depression  oder  anch  nur 

r foveola  coccygea.  ... 

1.  2.  3 . 4.  Erster  bis  eine  durch  geringere  Pigmentirung  von  der  Umgebung  abstechemle,  narbig 
vierter  Steissbeinwirbel.  . , ® f , , ° „ ... 

aussehende,  anscheinend  haarlose  Stelle  (Rest  der  GlabeUa),  in  deren  Um- 
gebung sich  dann  wohl  auch,  wie  dies  beim  Neugeborenen  schon  hervorgehoben  wurde,  reichlichere 
Haarbildung  findet. 


l)  Herr  Prof.  Zaddach  in  Königsberg  hatte  die  Gefälligkeit,  mir  vor  Kurzem  zu  schreiben:  .Ich  sah 
dieses  Grübchen  bei  einem  Knaben  von  8 bi*  12  Jahren,  der  mehrere  Jahre  in  meinem  Hause  war,  am  unteren 
Ende  de*  Kreuzbeins,  dicht,  über  der  Kerbe  des  Hinteren;  es  mochte  aussen  4 bi*  6 mm  Durchmesser  haben 
und  drang,  sich  verengernd,  nach  vorn  und  unten  ein ; man  konnte  aber,  da  die  Wände  de*  Trichters  gewölbt 
waren,  den  Grund  der  \ ertietüng  nicht  sehen.  Die  Grube  war  vollkommen  glatt,  ebenso  aber  auch  die  Um- 
gegend. Ich  habe  jetzt  natürlich  keine  Gelegenheit  — da  der  Inhaber  längst  meinen  Hiiuden  entwachsen  und 
ein  grosser  starker  Mann  geworden  ist  — nackzuseheii,  was  aus  der  Grabe  geworden  ist.“ 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygcus)  etc.  141 

D.  Die  Steissgegend  beim  ganz  jungen  menschlichen  Embryo  von  der  Entwickelung 
des  fötalen  Haarkleides  (circa  viertem  Monat)  an  rückwärts. 

Ich  glaube  an  dieser  Stelle  mich  auf  eine  Beschreibung  der  äusseren  Form  Verhältnisse  unter 
Mittheilung  einer  Anzahl  naturgetreuer  Abbildungen  beschränken  zu  sollen,  indem  ich  mir  Vor- 
behalte, genauere  anatomische  Details  an  einer  anderen  Stelle  mitzutheilen.  Auch  hier  wähle  ich 
wieder  die  Form  der  SpecialbeBchreibung  einzelner  Embryonen  und  werde  am  Schluss  versuchen, 
aus  diesen  ein  Gcsammtbild  zusatnmenzusetzen. 

27.  Embryo  von  12,5  mm  Länge1)  (47).  Taf.  IV,  Fig.  19  u.  20.  Das  untere  Körperende  läuft 
in  einen  nach  vorn  und  aufwärts  gekrümmten,  mit  einer  ziemlich  feinen  Spitze  endigenden,  schwanz- 
förmigen  Anhang  aus.  Dieser  hat  in  seinem  vollkommen  freien,  d.  h.  von  Bauch  und  Extremitäten 
abhebbaren  Theile  eine  Länge  von  l1/,  mm.  Die  Vorderfläche  der  aufwärts  gekrümmten  Basis 
des  Schwanzes  liegt  auf  der  untersten  Bauchgegend,  die  etwas  hervorgewölbt  ist  und  später  den 
Genitalhöcker  bildet,  genau  auf.  Die  Spitze  reicht  an  den  Nabelstrang.  Eine  Segmentirung  ist  an 
dem  freien  Theile  nicht  mehr  mit  Deutlichkeit  wrahrzunehmen. 

28.  Embryo  von  9 mm  Länge,  mit  sehr  deutlich  ausgcbildetem,  etwa  2,50  mm  langen  schwanz- 
förmigen  Anhang.  Dieser  hatte  ungefähr  in  der  Mitte  einen  Durchmesser  von  0,70  mm,  nahe 
dem  Ende  von  0,30  mm.  An  demselben  konnte  ich  sehr  deutlich  das  Hornblatt  und  die  sich&llmulig 
zuspitzende  Chorda  dorsalis  unterscheiden,  während  ich  in  den  zwischen  diesen  beiden  Gebilden 
liegenden  Zellmassen  bestimmte  Organanlagen  nicht  zu  unterscheiden  vermochte. 

29.  Embryo  von  8 mm  Länge  (7).  Taf.  IV,  Fig.  21,  22,  23.  Der  in  seinem  frei  vor- 
stehenden Theil  1 mm  lange  Schwans  ist,  wie  besonders  in  Fig.  23  zu  sehen,  zweimal  und  besonders 

gegen  die  Spitze  hin  stark  umgebogen,  so  dass,  gerade  gestreckt,  derselbe  das  angegebene  Längen- 
maass  jedenfalls  überschreiten  würde.  Derselbe  liegt  mit  der  Vorderfläche  seiner  Basis  auf  dem 
ziemlich  vorgewölbten  untersten  Theil  der  Bauchfläche  auf.  Von  dieser  etwas  abgezogen  und  im 
Profil  gesehen  erscheint  er  wie  in  Fig.  23. 

30.  Embryo  von  13  mm  Länge  (49).  Taf.  IV,  Fig.  24  u.  25.  Der  schwanzförmige  Anhang, 

in  seinem  freien  Theil  etwa  0,6  mm  lang,  bedeckt  mit  seiner  concaven  vorderen  Fläche  Genital- 

höcker und  Cloakenöffnung. 

31.  Embryo  von  2,3  cm  Länge  (143).  Taf.  IV,  Fig.  26.  Der  Scliwanzanbang  ist  zu  dem 
Stcisshöcker  reducirt,  der  durch  eine  quere  Furche  nach  vorn  abgesetzt  ist 

32.  Embryo  von  4,1  cm  Länge  (73).  Taf.  IV,  Fig.  27.  Stcisshöcker. 

33.  Embryo  von  14,8  cm  Länge,  Gewicht  55  g (99).  Taf.  IV,  Fig.  28.  Deutlicher  Steiss- 
höcker;  unter  (vor)  demselben,  denselben  etwas  abhebend,  eine  seichte  Querfurche,  die  namentlich 
bei  der  Betrachtung  von  oben  durch  den  Schatten  sehr  deutlich  erkennbar  ist  Die  ganze  Steiss- 
gegend noch  sehr  vorragend,  die  Gesässgegend  dagegen  noch  sehr  abgeflacht  *). 

*)  Jeweils  von  der  grössten  Wölbung  des  Mittelhirns  bis  nun  vorstehendsten  Punkt  des  unteren  Körper* 
ende»  gemessen. 

*)  Um  die  äusseren  Form  Verhältnisse  jüngerer  Embryonen  genau  zn  erkennen,  ist  durchaus  nöthig,  dass  sie 
erstens  ganz  frisch  seien  und  zweitens,  dass  sie  sofort  in  Cbromsaure  (1  Proc.)  gelegt  werden,  in  welcher  sich 
auch  die  kleinsten  Niveauunterschiede  der  Oberfläche  tixiren.  Weingeist  macht  die  Theile  viel  zu  »ehr  schrumpfen 
und  taugt  daher  für  diesen  Zweck  durchaus  nicht. 


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142 


A.  Ecker, 


V.  Der  |schwanzförmige  Anhang  am  unteren  Leibesende  des  mensch- 
lichen Embryo,  seine  Bildung  und  Rückbildung. 

Dass  das  untere  Leihesende  des  menschlichen  Embryo  in  früherer  Zeit  in  einen  schwänz- 
förmigen  Anhang  ausläuft,  ist  eine  längst  bekannte  Thatsache,  über  die  wohl  kaum  mehr  eine  ernst- 
liche Differenz  bestehen  kann.  Ich  verweise  in  Betreff  bildlicher  Darstellungen  dcssoll>en  u.  A. 
auf  meine  Icones  pliysiologicae  *),  auf  die  Abbildungen  bei  Coate*)  und  Kolliker3),  sowie 
auf  die  diesem  Aufsatz  auf  Taf.  II  beigegebenen  Figuren  (Fig.  19  bis  28  4).  Weniger  als  über  die 
Thataache  der  Existenz  eines  solchen  Anhanges  überhaupt  stimmen  die  Ansichten  der  Forscher 
überoin,  einerseits  in  Betreff  der  Grösse,  andererseits  hinsichtlich  der  anatomischen  Beschaffenheit 
desselben,  und  damit  variiren  denn  auch  die  Anschauungen  über  dio  Deutung,  welche  man  diesem 
Gebild.e  zu  geben  habe. 

Ich  habe  das  Gebilde  in  der  Ueberechrifl  absichtlich  nicht  Schwanz,  sondorn  nur  schwanzför- 
migen  Anhang  genannt,  um  von  vornherein  jedem  Vorwurf  einer  tendentiösen  Benennung  zu 
begegnen,  obschon  derartige  Benennungen  zunächst  immer  von  der  äusseren  Form,  nicht  vom 
inneren  Bau  hergenommen  sind  und  wir  Behr  mannigfach  gebaute  Anhänge  bei  verschiedenen 
Thieren  alle  mit  dem  gemeinsamen  Namen  Schwanz  zu  benennen  pflegen. 

Während  man  aber  in  der  harmloseren  vordarwinischen  Zeit  eine  Hindeutung  auf  die 
Aehnlichkcit  dieses  Fortsatzes  mit  einem  Säugcthiernchwanz  unbedenklich  wagen  konnte,  scheint  es 
allerdings,  dass  man  nach  dem  grossen  Sündenfall  seine  Worte  wohl  mehr  abzu wägen  habe,  besondere 
auch  deshalb,  weil  der  grosse  Schwarm  populärer  Darsteller  der  neuen  Lehre  sich  stets  mit  Be- 
gierde auf  anatomische  Thatsachen  wirft,  die  für  ihre  Zwecke  dienlich  sein  könnten.  Ich  bin  datier 
auch  der  Meinung,  dass  ein  Anatom,  der  sich  heutzutage  über  den  in  Kode  stehenden  Gegenstand 
ausspricht,  wohl  gut  thue,  sich  einer  gewissen  Zurückhaltung  zu  befleissigen  und  anstatt  „der 
menschliche  Embryo  ist  geschwänzt“  etwa  zu  sagen:  „das  untere  Leihesende  des  menschlichen 
Embryo  läuft  in  eine  spitze,  schwanzäbnliche  Verlängerung  aus,  welche  an  die  Verhältnisse  der 
Thierembryonen  erinnert.“ 

Wir  haben  an  diesem  Gebilde  in  Kürze  zu  betrachten  Grösse  und  Form,  dann  den  anato- 
mischen Bau  und  endlich  die  morphologischen  Verhältnisse  der  Rückbildung  und  deB  allmäligen 
Verschwindens  desselben. 


*)  Icon««  ph  ysiologicae.  ErÜUuornngHtafeln  zur  Physiologie  und  Kntwickeluugsgeechichte , bearbeitet 
und  beratugegeben  von  A.  Ecker,  Leipzig  IHM  bi»  1859,  insbesondere  Taf.  XXV,  Fig.  7 B.  Taf.  XXVI, 
Fig.  I,  2,  3,  4,  7,  9,  12.  Taf.  XXX,  Fig.  2. 

*)  Co&te,  II int.  du  dlveloppement  des  corpa  organiaea.  Paris.  Atlas  Taf.  II,  Fig. 3;  Taf.  111,  Fig.  3;  Taf.  Lila, 
Fig.  A und  insbesondere  Fig.  B;  Taf.  V,  Fig.  2. 

a)  Kölliker,  Entwickelungugeschichte,  2.  Auf!.,  Leipzig  1879,  8.  313  bis  318.  Fig.  233,  234,  235. 

4)  Auch  auf  die  nach  Embryonen  meiner  Sammlung  von  Dr.  Ziegler  in  Freiburg  naturgetreu  verfertigten 
WachsmodeUo,  erlaube  ich  mir  bei  dieser  Gelegenheit  binzuweisen.  (W achsp  r?i  parate  von  Dr.  Ziegler  in 
Freiburg  über  die  erste  Entwickelung  der  äusseren  Form  des  menschlichen  Embryo.  IV.  Serie 
der:  Entwicklungsgeschichte  des  Menschen  in  plastischen  Darstellungen  au»  Wachs.) 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc. 


143 


Fig.  6. 


Was  zunächst  die  Grösse1)  betrifft,  so  ist  bei  der  Schätzung  allerdings  einige  Vorsicht  ge- 
boten, indem  der  nach  vorne  und  aufwärts  gekrümmte  Anhang  mit  der  Vorderfläche  seiner  Basis  an  der 
L nterbauchgegend  gemeiniglich  eng  anliegt  und  nur  bei  frischen,  noch  weichen  Embryonen  davon 
abgehoben  und  einigennaassen  gestreckt  werden  kann.  Wie  ich  nun  bei  wiederholten  Beobach- 
tungen finde,  ist  die  Länge  dieses  Anhangs  bei  frühzeitigen  Embryonen  gar  nicht  so  unbedeutend, 
wie  u.  A.  die  Abbildung  bei  Coste  (I.  c.  Taf.IIl  B)  (copirt  in  unten  stehendem  Holzschnitt  Fig.  6) 
und  Fig.  19  bis  23  der  beigegebenen  Tafel  H beweisen.  Bei  Embryonen  von  9 bis  12  mm  Länge 
betrug  die  Länge  des  vollkommen  freien  Theiles  des  Anhangs  1 bis  l*/i  mm.  Die  Form  ist  die  eines 
sich  allmaüg  verjüngenden  gekrümmten  Conus,  dessen  Spitze  bisweilen  nochmals  etwas  umgebogen  ist. 

Es  sind  insbesondere  die  Verhältnisse  des  anatomischen  Baues,  welchen  die  Bedenken  gegen 
die  Identificirung  dieses  Theiles  mit  dem  Schwanz  der  Säugethiere  entnommen  sind.  Itosenberg*) 
giebt  darüber  Folgendes  an:  „Der  vorletzte  Steisswirbel  (der  33.  Wirbel)  ist  in  der  Basis  des 
schwanzförmigen  Anhangs  enthalten,  im  Uebrigen  wird  derselbe  in  seinem  centralen  Abschnitt 

aus  völlig  indifferentem  lockerem  Gewebe  gebildet,  welches  von 
der  Chorda  durchsetzt  wird,  die  fast  bis  zur  Spitze  desselben 
reicht.  Der  dorsale  Theil  enthält,  in  einer  geringen  Schicht 
desselben  indifferentem  Gewebes  eingehüllt,  wio  ich  überein- 
stimmend mit  Ecker  finde,  das  distale  Ende  des  Medullarrohrs, 
welches  innerhalb  des  Vorsprungs  rasch  an  Volumen  abnimmt 
und  mit  seinem  äussersten  nur  vom  Hornblatt  bedeckten  Ende 
die  Spitze  des  Vorsprungs  einnimmt.“  Weiterhin  fügt  dann 
Rosenberg  bei:  „Aus  dieser  Beobachtung  geht  ohne  Weiteres 

Hintere»  Körperende  eine«  von  Coste  hervor,  dass  der  schwanzfönnige  Vorsprung  nicht  bedingt  sein 
abgebildeten  Embryo.  E hinter©  Ex-  . , 

tremitüt,  Ccioakeuöffnung,  S Schwauz-  kann  durch  einen  in  diesem  Stadium  an  t\  irbeln  reicheren  cau- 
formiger  Anhang.  dalen  Abschnitt  der  Wirbelsäule,  der  einen  Theil  der  letzteren 

über  die  Körperoberfläche  hinauftragen  Hesse.  Der  fragliche  Vorsprung  kann  also  nicht  wohl 
einem  true  tail  (Wyman)  verglichen  werden.“  Ich  habe  schon  oben  bemerkt,  dass  ich  beabsichtige, 
diese  mehr  in  das  Gebiet  der  reinen  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  einschlagende  Frage 
an  einem  anderen  Orte  zu  behandeln.  An  dieser  Stelle  beschränke  ich  mich  auf  die  folgenden 
Bemerkungen:  Sowohl  die  Grösse  des  bei  Rosen berg  abgcbildcten  Embryo  (16, 5 mm)  als  die 
Grösse  und  Gestalt  des  Fortsatzes  lassen  erkennen,  dass  dieser  in  der  Reduction  schon  viel  weiter 
vorgeschritten  war,  als  bei  den  von  Coste  (s.  Holzschnitt  Fig.  C)  und  mir  (Taf,  IV,  Fig.  19  bis  23) 
abgebildeten  Embryonen.  Auch  scheint  mir  der  aufgeknäuelte  Zustand  der  Chorda  dorsalis  schon  eine 
solche  Involution  anzudeuten;  an  dem  oben  erwähnten  Embryo  Nr.  28  verlief  die  Chorda  gestreckt  bis 
zur  Schwanzspitze.  Ob  man  aus  der  Abwesenheit  von  Wirbelsegmenten  in  dieser  schliessen  dürfe, 


*)  Meckel,  ITandb.  der  patholog.  Anatomie,  Leipzig  1812,  Bd.  I,  8.  3K4,  bemerkt  in  dieser  Beziehung: 
„Pas  Ende  der  Wirbelsäule  stellt  beim  menschlichen  Embryo  anfangs  einen  wahren  nach  vorn  gekrümmten 
Schwanz  dar,  der  desto  länger  ist,  je  näher  »ich  der  Embryo  »einer  Entstehung  befindet.  Auch  bei  Thieren, 
die  ihr  ganzes  Leben  hindnreh  mit  einem  Schwänze  versehen  sind,  scheint  er  im  Embryo  ver- 
hält  ui»»mäs*ig  länger  zu  «ein."  Es  wäre  interessant,  naclizusehen,  ob  diese  Angabe,  die  ich  sonst  nirgend» 
finde,  richtig  ist. 

*)  Bosenberg,  Ueber  die  Entwickelung  der  Wirbelsäule  und  da»  centrale  carpi  des  Menschen.  Morpholo- 
gisches Jahrbuch  L Bd.,  8.  127.  (Sep. -Abdruck,  8.  1 bis  117),  Taful  111. 


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144 


A.  Ecker, 


der  Anhang  sei  einfach  hinteres  Rümpfende,  aber  nicht  Schwanz,  lasse  ich  vorläufig  dahingestellt 
Dass  der  achwanzformige  Anhang  sich  allmalig  zu  einem  blossen  Ilücker,  dem  von  mir *)  sogenannten 
Stcisshöcker,  zurückbildet,  ist  keinem  Zweifel  unterworfen.  Auf  die  dabei  stattfindenden  mor- 
phologischen Vorgänge  im  Einzelnen  einzugehen,  scheint  mir  ebenfalls  hier  nicht  der  Ort  Wenn 
diese  Kednction  auch  wesentlich  in  einer  Hemmung  des  Wachstlmms  des  schwanzformigen  Anhangs 
bei  fortdauerndem  und  sogar  verstärktem  Wachsthum  der  ganzen  Umgebung  besteht,  so  ist  damit 
nicht  ausgeschlossen,  dass  das  Ende  des  Fortsatzes  nebenbei  verkümmert,  verschrumpft  und  mög- 
licherweise abfallt  Ich  besitze  allerdings  keine  Erfahrungen,  welche  als  direct  hierfür  sprechend 
bezeichnet  werden  könnten,  doch  giebt  es  Umstände,  welche  einen  solchon  Vorgang  als  nicht  ganz 
unwahrscheinlich  erscheinen  lassen.  Die  oben  erwähnte  häufig  wahrnehmbare  Krümmung  der 
üussersten  Spitze  ist  Welleicht  auch  schon  in  diesem  Sinne  zu  deuten.  Dann  sind  Welleicht  auch 
die  weiter  unten  bei  Betrachtung  der  abnormen  Schwanzbildung  mitgetheilten  Beobachtungen 
Nr.  1 und  3 hierbei  in  Betracht  zu  ziehen. 

Was  nun  schliesslich  die  Deutung  des  beschriebenen  schwanzformigen  Anhangs  betrifft,  so 
ist  diese  begreiflicherweise  eiue  verschiedene  je  nach  dem  Standpunkte,  den  man  einnimmt  Ich 
stehe  nun  meinerseits  dieser  s.  v.  „ Schwanzfrage“  ziemlich  kühl  gegenüber  und  überlasse  es 
gerne  dem  Geschmack  jedes  Einzelnen,  entweder  mit  C.  E.  v.  Baer  zu  sagen,  dass  die  Embryonen 
sämmtlicher  Wirbelthiere  eine  Summe  gleicher  Theile  besitzen,  durch  deren  weitere  Entwickelung 
oder  Rcduction  die  verschiedenen  Typen  entstehen  oder  aber  es  auszusprechen,  dass  die  höheren 
Formen  in  der  That  aus  den  niederen  entstehen  und  dass  die  indiWduelle  Entwickelung  nur  eine 
abgekürzte  Wiederholung  der  Stammeseutwickelung  sei;  immerhin  sehe  ich  aber  nicht  genügend 
ein,  warum  man  einerseits  gar  keinen  Anstand  nimmt,  anzuerkennen,  dass  der  menschliche  Embryo 
in  seiner  Skeletanlage  Kiemenbogen  zeigt  und  dagegen  sich  sträubt,  den  schwanzformigen  Anhang 
Schwanz  zu  nennen.  Der  Umstand,  dass  in  dem  diBtalcn  Theil  dieses  Gebildes  sich  niemals 
knorpelige  oder  knöcherne  Wirbelsegmente  entwickeln,  darf  uns  doch  wohl  ebensowenig  abhalten, 
dasselbe  mit  dem  Namen  Schwanz  zu  belegen  als  der  Umstand,  dass  sich  der  vierte  Visceral- 
oder Kiemenbogen  histologisch  niemals  höher  differenzirt  und  nur  seiner  äusseren  Form  nach  einen 
solchen  darstellt,  uns  verhindert,  denselben  Visceral-  oder  Kiemenbogen  zu  nennen.  Es  scheint,  dass 
es  immer  nur  die  näheren  Verwandten  sind,  die  den  m die  Höhe  gekommenen  Vetter  geniren,  der 
entfernteren  schämt  er  sich  nicht.  Ich  sollte  aber  denken,  wenn  der  Morallehrer  bereitwillig  an- 
erkennt, dass  der  Mensch  die  Bestie  in  sich  trägt,  wofür  leider  die  Exempla  odiosa  sich  häufen, 
so  sollten  wir  Naturforscher  nicht  prüder  sein  und  zugestehen,  dass  er  sie  auch  an  sich  trägt. 

Eine  andere  Deutung  giebt  Rosenberg*)  dem  in  Rede  stellenden  Anhang.  Dieser  Forscher 
Bieht  in  dem  Fortsatz  nur  das  zugespitzt«  hintere  Rumpfende  und  ist  der  Meinung,  dass  das  Ver- 
schwinden des  Vorsprungs  durchaus  nur  eine  Folge  der  Volumszunahmc  des  hinteren  Lcibesendes 
sei,  der  Vorsprung  selbst  schwinde  nicht,  da  seine  Oberfläche  in  die  Körperoberfläche  aufgenommen 
werde.  Dass  das  hintere  Rümpfende  auch  noch  bei  Embryonen  von  4 cm  Länge  sehr  zugespitzt 
ist,  ist  vollkommen  richtig  und  es  zeigen  z.  B.  die  Figuren  27  und  28  der  Tafel  IV  dies  sehr 
deutlich;  es  hängt  dies  theils  mit  der  geraden  Richtung  des  Kreuz-  und  8teissbeins,  auf  die  weiter 

*)  Icones  phynol.  Taf.  XXVII.  Text.  Die  Benennung  Tuber  coocygeum  findet  »ich  allerding»  schon  bei 
Bömmering  (Icon,  embr.),  allein  Sömmering  versteht  darunter  den  schwaux  förmigen  Anhang  de«  Embryo, 
nicht  den  aus  dessen  Involution  hervorgegangenen  kleinen  Höcker.  — 8)  1.  c. 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc.  145 

unten  noch  aufmerksam  gemacht  werden  soll,  zusammen,  theüs  ist  es  dadurch  bedingt,  dass  gegen- 
über der  mächtigen  Entwickelung  des  Wirbeltheiles  des  Kumpfes  der  Extremitätengürtcl  und  die 
Muskeln  desselben,  insbesondere  die  mm.  glutaei  um  diese  Zeit  in  ihrer  Entwickelung  noch  äusserst 
zurück  sind,  wie  dies  aus  den  bcLstehendcn  Abbildungen  (Figg.  7 u.  8),  wovon  die  entere  A einen 
idealen  Querschnitt  der  regio  coccygea  eines  circa  elfwöchentlichen  Fötus,  die  zweite  B einen  solchen 
eines  erwachsenen  Weibe«  darstellt,  auf  das  Evidenteste  erhellt. 


Fig.  7.  Fig.  8. 


In  der  Zoologie  der  Wirbelthiere  pflegt  man  aber  nun  einmal  das  hinter  dem  After  gelegene, 
oft  auch  nur  kurze  und  stumpfe  Körperende  Schwanz  zu  nennen.  Sollte  es  nicht  folgerichtig  sein, 
diesem  Grundsatz  auch  in  der  Entwickelungsgeschichte  treu  zu  bleiben? 

VI.  Ueber  einige  anatomisclio  Verhältnisse  in  der  Steissbeingegend. 

Nachdem  wir  die  äusseren  Formverhältnisso  der  genannten  Gegend  beim  Fötus  und  beim 
geborenen  Menschen  betrachtet  haben,  erscheint  es  nöthig,  bevor  wir  an  diu  Beantwortung  der  Frage 
nach  dem  zeitlichen  Verlauf,  der  Entstehung,  Ausbildung  und  Zurückbildung  der  beschriebenen 
Bildungen  herantreten , etwas  genauer  in  die  Betrachtung  der  anatomischen  Verhältnisse  dieser 
Gegend  einzugehen.  Ich  gedenke  hierbei  in  Kürze  der  Kcihe  nach  folgende  Verhältnisse  zu  erörtern : 
1)  die  verschiedene  Stellung  des  Steissbeins  im  Laufe  der  Entwickelung;  2)  das  Ligamentum 
caudale;  3)  den  Verschluss  des  Kreuzbeincanals ; 4)  den  musculus  oxtensor  coecygis. 

1.  Die  verschiedene  Stellung  des  Steissbeins  im  Laufe  der  Entwickelung. 

Dass  die  für  den  erwachsenen  Menschen  so  charakteristische  starke  Krümmung  des  Kreuz-  und 
Steissbeins  in  früheren  Lebensperioden  noch  nicht  vorhanden  ist,  lässt  Rieh  leicht  noch  weisen  und  ist 
auch  schon  früher  beobachtet  worden.  Hyrtl  (topogr.  Anat.  4.  Aufl.,  S.  23)  bemerkt:  „Die  Becken- 
achse ist  im  Kindesaltcr  keine  krumme,  sondern  eine  gerade  nach  unten  und  hinten  gehende  Linie,“ 
womit  natürlich  auch  ausgedriiekt  ist,  dass  Kreuz-  und  SteiBsbein  in  ähnlicher  Richtung  gestellt  sind. 

Dass  dies  letztere  in  der  That  der  Fall,  d.  h.  dass  Kreuz-  und  Steissbein  beim  Föturf  eine  viel 
gestrecktere  Richtung  haben  als  beim  Erwachsenen,  das  ergehen  mediane  Durchschnitte  an  ge- 
frorenen oder  in  Cliromsäurc  erhärteten  Fötus  auf  das  Evidenteste.  In  Fig.  29  der  Tafel  IV 
Ist  die  genaue  Copie  eines  solchen  Durchschnitts *)  dargestellt,  daneben  die  des  Beckens  eines 
Erwachsenen*)  auf  gleiche  Grösse  reducirt*  Man  bemerkt  die  fast  gerade  Richtung,  in  welcher 

*)  Di«  Zeichnung  wurde  auf  einer  direct  auf  die  Schnittfläche  aufgelegten  dünnen  Glimmerplatte.  wie  sie 
jetzt  im  Handel  zu  haben  sind,  atisgcfübrt. 

*)  Nach  Braune:  Topographisch-anatomischer  Atlas,  Leipzig  1875,  4°.  Taf.  I,  B. 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd,  XII.  |J) 


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146 


A.  Ecker, 


da»  Steissbein  verläuft  und  nimmt  insbesondere  auch  wahr,  das»  die  Spitze  desselben  an  die  Haut 
stösst  und  eine  Erhebung,  den  Steisshückcr,  veranlasst,  die  nur  von  der  ersteren  bedeckt  ist 
Wenn  daher  Mohnike1)  aus  den  Krümmungsverhfdtnisscn  de»  Kreuz-  und  Steissboins  beim  er- 
wachsenen Menschen  die  Unmöglichkeit  eines  schwanzfurmigen  Vorstehens  des  letzteren  dcducirt, 
so  ist  dabei  doch  wohl  zu  erinnern,  dass  diese  Stellung  erst  allmälig  im  Laufe  der  Entwickelung 
auftritt,  während  in  früheren  Perioden  die  Sache  sich  wesentlich  ander»  verhält 

2.  Ligamentum  caudale. 

Löst  man  die  Haut  vom  Kreuzbein  und  den  Glutaeis  ab,  so  geht  dies  beim  Xeugeborenen  und 
Fötus  sehr  leicht  Das  über  den  Glutaeis  fettreiche,  über  dem  Kreuzbein  fettlose  Unterbautbinde- 
gewebe ist  hier  meist  leicht  infiltrirt,  so  da»s  sich  die  Haut  in  und  in  der  Nähe  der  Mittellinie 
meist  ohne  Mühe  mit  der  Hand,  ohne  alle  Anwendung  des  Messers,  abxiehcn  lässt  Sowie  man 
aber  mit  diesem  Abziehen  von  oben  her  an  den  unteren  Theil  des  Steissbeins  gelangt  ist,  stflsst 
man  auf  eine  feste  Verbindung  zwischen  diesem  und  der  Ilaut,  d.  b.  man  sieht  Stränge  »ich 
anspannen,  welche  von  dem  Steissbein  ausgehen  und  in  die  Cutis  ausstrahleu.  Zunächst  spannen 
»ich  bei  diesem  Abziehen  der  Ilaut  zwei  seitliche  Sträuge  au,  die  etwa  vom  Ursprung  des  unteren 
Randes  des  m.  glutaeus  mnximus  am  Steissbein  auszugehen  »chcincn.  Zwischen  diesen  beiden  ge- 
spannten Balken  bleibt  eine  nach  unten  »ich  zuspitzendo  coniscbe  Vertiefung,  deren  Boden  von 
der  Dorsalfläche  der  letzten  Steissbeinwirbcl  gebildet  wird.  Diese  Balken  enthalten  Gefusse  und 
Nerven  (nerv,  ano-coccygei),  die  vom  Seitenrande  des  Steissbeins  in  die  Haut  gehen.  Nimmt  man 
diese  seitliche  Balken  weg,  so  sieht  man  dann  in  der  Mittellinie  ein  Band  sich  anspannen,  das  von 
der  Spitze  des  Steissbeins  in  die  Haut  ausstrahlt.  Noch  tiefer  »tösst  man  dann  iu  der  Mittellinie 
auf  einen  blutgefassbaltigen  Strang,  der  unter  dem  Steissbein,  d.  i.  von  der  vorderen  Fläche  des 
Steissbeins  herkommt,  mit  der  A.  und  V.  sacralis  media  in  Verbindung  steht,  und  in  welchem  die 
Steissdrüsc  liegt. 

Die  erwähnte  Verbindung  der  Stcissbeinspitze  mit  der  Ilaut  hat  bereits  Luschka  beschrieben. 
Derselbe  sagt1):  „Die  Steissbeiuinsertion  des  Afterschliesscrs  überdeckt  tbeilweise  den  an  der  Rücken- 
fläche  des  letzten  Steissbcinstücks  geschehenden  Ursprung  eine«  fibrösen  bandartigen  Streifens  (Liga- 
mentum apieis  coceygis),  welcher  da  in  das  Gewebe  der  Cutis  ausstrahlt,  wo  die  crena  clunium 
ihren  Anfang  nimmt.  Dieses  Gebilde  stellt  gleichsam  eine  fibröse  Fortsetzung  der  Steisswirbcl- 
säule,  gewissennaassen  einen  subcutanen  Schweif  dar,  wonach  es  wohl  auch  ligamentnm  caudale 
genannt  werden  könnte.“  Indem  ich  diese  Benennung  adoptire,  fuge  ich  noch  hinzu,  dass  in  den 
Füllen,  iu  welchen  die  foveola  coecygea  wohl  entwickelt  ist,  cs  gerade  der  Boden  dieser  ist,  an 
welchen  sich  die  Fasern  des  genannten  Bande*  vorzugsweise  inseriren.  I o dem  ligamentum  caudale 
erkennt  man  Bindegewebefasern,  elastische  Fasern  und  Blutgefässe.  Einigemale  glaubte  ich  auch 
organische  Muskelfasern  darin  zu  erkennen. 


')  Mohnike:  Ueber  geschwänzte  Menschen,  Münster  IST».  S.  SS  u.  fg. 
a)  Anatomie  des  Bocken*.  8.  2». 


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Der  Steisshaarwirbel  (verfcex  coccygeus)  etc. 


147 


3.  Verschluss  des  canalis  sacralis  (s.  Taf.  IV,  Fig.  31). 

Die  Frage  nach  dem  Verschluss  des  canalis  »acralis  scheint  mir  namentlich  in  Bezug  auf  die 
dünne  und  haarlose  Stelle,  die  Glabella,  welche  sich  in  der  Gegend  der  Verbindung  zwischen  Kreuz- 
und  Steissbcin  befindet,  von  einiger  Wichtigkeit  zu  »ein.  Die  fascia  lumbodorsalis  heftet  sich 
bekanntlich  in  der  Medianebene  an  die  Dornfortsätze  der  Lenden-  und  Kreuzwirbel  an  und  trennt 
durch  dieses  Septum  die  beiderseitigen  musouli  extensores  dorsi  commune»;  indem  sie  von  hier, 
diese  Muskeln  bedeckend  und  UrspruDgsztellen  für  dieselben  abgebend,  »ich  seitwärts  wendet, 
heftet  sie  sich  theila  an  den  Darmbeinkamin,  theils  wird  sie  zur  Uraprnngaaponeuroae  der  ober- 
flächlichen Partie  des  grossen  Gesässmuskels.  Die  untersten  Uraprongafaacrn  der  musc.  extensores 
dorsi  communea  kommen  von  den  Kreuzbeinhörnern ; an  dem  letzten  Kreuzbein wirbel  hört  dann 
auch  die  faseia  lumbodorsalis  mit  einem  nach  unten  concaven  Rande  auf  oder  gehl  vielmehr  in 
eine  dünne,  den  hiatua  sacralis  überdeckende  Membran  über.  Unterhalb  dieses  Randes  fehlt  also 
jedwede  Muskelbcdeckung,  während  oberhalb  desselben  das  Kreuzbein  von  den  Fasern  des  muac. 
extensor  dorsi  communis  bedeckt  ist  und  seitwärts,  wie  schon  erwähnt,  die  Faacie  mit  den  Fasern 
des  m.  glutaeus  maximus  zusammenhängt.  Jedenfalls  ist  also  an  dieser,  ungefähr  der  Glabella  ent- 
sprechenden, Stelle  der  Verschluss  des  Kreuzbeincanala  nur  durch  eine  relativ  dünne  Gc webe- 
schicht bedingt  und  druckt  man  beim  Fötus  oder  Neugeborenen  auf  die  Mitte  des  Wirbelcanals 
(bei  abwärts  gerichtetem  Becken),  so  buchtet  sich  dieses  Häutchen  hervor  und  zwar  meist  in  zwei 
seitlichen  durch  eine  mediane  Einsenkung  getrennten  Wölbungen.  Diese  Einsenkung  scheint 
durch  eine  schwache  Fortsetzung  des  vorerwähnten  medianen  Septums  der  fascia  lumbodorsalis 
bedingt  zu  sein.  Nicht  selten  ist  die  versohlicsaende  llautscbicht  so  dünn,  dass  bei  etwas  stärkerem 
Druck  Flüssigkeit  aus  dem  canalis  sacralis  durchsickert  Unter  diesem  unten  an  die  Rückenfiäche 
des  Steissbeius  angehefteten  Häuteheu  sah  ich  dann  wiederholt  auf  der  genannten  Fläche  zwei 
kleine  zeitliche,  durch  Queräste  verbundene  Venenästchen  gegen  die  Spitze  des  Steissbeius  herunter- 
laufen  (s.  Taf.  IV,  Fig.  31),  offenbar  die  letzten  Ausläufer  der  plexus  spinales  anteriores,  die  hier, 
wie  schon  Luschka  bemerkte1),  mit  den  subcutancn  Venen  Zusammenhängen.  Dieses  Ileraus- 
treten  von  kleinen  Venen  aus  dem  Sacralcanal  an  die  Oberfläche  habe  ich  an  einem  fünfmonat- 
lichen Fötus,  dessen  Venen  ich  injicirte,  sehr  deutlich  wnbrgenommcn,  und  da  die  Cutis  an  der 
Stelle  der  Glabella  sehr  dünn,  fettlos  und  nur  mit  wenig  subcutanem  Gewebe  versehen  ist,  so 
zweifle  ich  nicht,  dass  die  an  der  Stelle  der  Glabella  vorhandenen  reichlichen  Capillarschlingen, 
obgleich  ich  dieselben  bis  jetzt  nicht  durch  künstliche  Injection  direct  von  den  Spinalvenen  aus 
gefüllt  habe,  auch  mit  diesen  Zusammenhängen. 


4.  Musculus  extensor  coccvgis,  der  Steissbeinstrecker. 

Von  einiger  Wichtigkeit  in  der  uns  beschäftigenden  Frage  scheint  mir  auch  das  Vorkommen 
dieses  Muskels,  den  ich  sowohl  beim  Erwachsenen  als  beim  Fötus  gesehen  habe,  zu  sein.  Derselbe 
ist  beschrieben  von  Günther  und  Milde  (chirurg.  Muskellehre.  Taf.  34.  11,19.  Taf.  35.  II,  19), 
von  T heile  (Soemraering’s  Anatomie,  III.  Bd.,  1.  Abthl.  Muskcllehre,  S.  163),  von  Arnold 

*)  Luschka,  l.  c.  S.  29. 

19- 


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148 


A.  Ecker, 


(Handbuch  der  Anatomie  de»  Menschen,  Freibnrg  1844,  L Bd.,  S.  591)  und  Luschka  (Becken, 
S.  28).  Auch  Darwin  (Abstammung  des  Menschen,  I,  24)  erwähnt  denselben. 


VII.  Entstehung  der  beschriebenen  Bildungen. 

Wie  aus  dem  bisher  Mitgetheilten  hervorgeht,  werden  die  beschriebenen  Bildungen,  sofern  sic 
überhaupt  auftreten,  erst  gegen  die  Mitte  des  Kötuslebens  deutlich  wahrnehmbar.  Erst  wenn  die 
llaaranlagen  sichtbar  werden,  erscheint  der  Steisshaarwirbel  und  selbstverständlich  kann  eine 
kahle  Stelle  nur  auf  einem  behaarten  Boden  als  solche  erkannt  werden.  DaB  auf  dem  Areal  dieser 
Stelle,  der  Glabella,  entstehende  Grübchen,  die  Foveola  coccygea,  ist  jedenfalls  die  am  spätesten 
auftretende  Bildung,  zugleich  aber  dann  die  am  längsten  bestehen  bleibende. 


1.  Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coocygous). 

Schon  von  Esch  rieht  ist  hervorgehoben  worden,  dass  der  convergirende  Haarwirbel  in  der 
Stcissbeingegend  an  die  ähnliche  Anordnung  des  Haares  am  Schwanz  der  Säugcthiere  erinnere. 
Er  sagt  bei  Besprechung  des  von  ihm  nur  einmal  beobachteten  convergircndon  Steisshaarwirbcls 
(1.  c.  S.  57):  „Bei  Tbicron  (Kälbern)  habe  ich  dergleichen  öfters  beobachtet;  ich  vermuthe,  dass  das 
eine  Andeutung  der  Convergcnz  war,  die  sich  auf  dem  Schwanz  der  Tliierc  findet.“  Später  hat 

I 

Arnold1)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  llnarrichtung  eine  viel  tiefere  Bedeutung  habe, 
als  man  ihr  gewöhnlich  zuschreibe,  ohne  jedoch  den  Steisshaarwirbel  mit  der  Schwanzbildung  in 
Beziehung  zu  bringen.  Dagegen  hat  Voigt  diese  Beziehung  ausdrücklich  hervorgehoben.  Dieser 
Forscher  sagt  (l.  c.  S.  23):  „Die  Ilautstellen,  auf  welchen  convergirende  AVirbel  ausgcbildet  werden, 
sind  entweder  Stellen,  die  in  den  früheren  Entwickelungsperioden  ganz  offen  waren  . . . oder  es 
sind  Stellen,  die  hervorragende  Knochen  (Knorpel)  decken,  die  stark  wachsen  (Steiss- 
bein,  Ellenbogenhöcker,  bei  Thieren  die  Spitze  des  Ohrknorpels),  mithin  alles  Stellen, 
zu  welchen  hin  zur  Zeit  der  Haarbildung  eine  Dehnung  der  Haut  noch  stattfindet 
oder  früher  Statt  hatte.“  Von  den  con vergütenden  Haarwirbeln  im  Allgemeinen  und  speciell 
von  dem  Steisshaarwirbel  bemerkt  der  Verfasser  (1.  c»  S.  3 u.  7):  „Sind  die  Härchen  länger  ge- 
worden, so  erheben  sie  sich  über  die  Oberfläche  und  bilden  spiralförmig  gewundene  Ilaarspitzeu, 
ähnlich  den  Haarbüscheln  an  der  Schwanzspitze  der  Thiere.“ 

Thatsache  bleibt  nun  jedenfalls,  dass  beim  menschlichen  Embryo  das  untere  Körperende  in 
eine  freie  schwanzfönnige  Verlängerung  ausläuft,  die  allmälig  zu  dem  vom  Steissbein  gebildeten 
Steisshöcker  sich  zurückbildet  und  dass  dieser  Steisshöcker  dann,  einerseits  in  Folge  der  ein- 
tretenden  stärkeren  Krümmung  des  Steissbeina  nach  vorne,  andererseits  durch  die  stärkere  Aus- 
bildung der  Gesässgegcnd  allmälig  verschwindet  Ist  nun  aber  das  ziemlich  lange  Bestehen  dieses 
aus  dem  schwanzförmigeu  Anhang  hervorgegangenen  Steisshöckers  nachgewiesen  und  ist  andere r- 

*)  Lehrbuch  der  Physiologie.  II.  Tbl.,  3,  AbtliL  Zürich  1842,  S.  1270. 


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149 


Der  Steigshaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc. 

seits  nachgewiesen,  (lass  convergircnde  Haarwirbel  sich  namentlich  an  solchen  Stellen  bilden,  an 
welchen  die  Haut  durch  darunter  liegende  Punkte  lange  Zeit  einer  Dehnung ')  ausgesetzt  ist  oder 
war,  ko  wird  man  wohl  einen  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  der  Bildung  des  sebwanz- 
tbrmigen  Anhangs  und  des  äteisslraarwirbels  kaum  in  Abrede  stellen  können.  So  weit,  glaube 
ich,  bewegt  man  sich  auf  dem  festen  Boden  der  Thatsachen.  Diesen  zu  verlassen  und  in  das 
schwankende  Gebiet  der  Hypothesen  hinauszutreten,  habe  ich  derzeit  keine  Veranlassung. 

2.  Die  Steissbeinglazc  (Glabella  coecygea). 

Was  die  haarlose  Stelle  über  dem  Steisshaarwirbel,  die  ich  unter  diesem  Kamen  beschrieben 
habe,  betrifft,  so  scheint  allerdings  eine  sichere  Zurückführung  dieser,  wie  oben  erwähnt,  keineswegs 
regelmässig  vorhandenen  Bildung  auf  bestimmte  entwickelungsgeschichtliche  Vorgänge  vorläufig 
noch  nicht  möglich  zn  sein,  und  ich  beschränke  mich  daher  darauf,  liier  auf  einige  Punkte  nochmal» 
aufmerksam  zn  machen,  die  vielleicht  für  ein  späteres  Verstau  dniss  der  Entstehung  dieser  Bildung 
von  Wichtigkeit  sein  können.  Es  sind  dies  neben  der  Haarlosigkeit  dieser  Stelle  der  Haut:  1)  die 
Dünnheit  dieser  Uantstelle,  und  2)  der  Gefässreiclithum  derselben.  Man  sieht  in  derselben, 
wie  oben  erwähnt,  reichliche  Capillarschlingen,  die  auch  in  den  Abbildungen  (Taf.  I,  Fig.  3,  4,  11) 
angedcutct  sind.  Die  Hauptfrage  ist  hier  offenbar  die:  Stehen  diese  GofSsse  mit  den  Gelassen  des 
Wirbelcanals  in  Verbindung?  Ueber  das  Verhalten  der  GofUsse  des  untersten  Endes  des  Wirbul- 
canals  finden  wir  einige  Angaben  bei  Luschka1),  derselbe  bemerkt:  „Unter  den  Venen,  weleho, 
in  so  weit  sie  stärkere  Stämmcken  bilden,  die  Arterien  begleiten,  muss  hier  insbesondere  der  vena 
spinalis  anterior  gedacht  werden.  Dieselbe  verlässt  nämlich  mit  der  gleichnamigen  Arterie  den 
Wirbelcanal  durch  den  liiatus  sacralis  and  geht  an  der  Ilückenseitc  des  Steissbeins  mit  den  sub- 
cutanen  Venen  Anastomosen  ein.“  Bedenken  wir  nun,  dass  die  Glabella  topographisch  ziemlich 
genau  der  Stelle  des  hiatus  can.  sacralis  entspricht,  so  ist  es  von  vornherein  schon  sehr  wahrschein- 
lich, dass,  da  ja,  wie  oben  (S.  19)  auseinandergesetzt,  der  Verschluss  desselben  nuf  durch  eine 
sehr  dünne  Hautschichte  geschieht,  die  Gefasst'  der  Glabella  mit  den  Wirbelgofössen  im  Zusammen- 
hang stehen.  In  diesem  Fall  wird  man  wohl  die  Glabella  als  eine  Art  unterer  Fontanelle,  d.  h.  als 
späteste  öchlussstelle  des  Wirbelcanals  betrachten  dürfen. 

3.  Das  Steissbeingrübchcn  (Foveola  coecygea). 

Das  Steissbeingrübchcn  ist,  wie  schon  erwähnt,  die  am  spätesten  erscheinende  von  den  drei  in 
iiede  stehenden  Bildungen,  zugleich  aber  dann  auch  die  einzige  persistirende,  die  daher  auch  zuerst 
wahrgenommen  wurde.  Aus  dem  verhältnissmässig  späten  Auftreten  dieser  Bildung  lässt  sich 
wohl  schon  schliesscn,  dass  ihre  Entstehung  erst  mit  relativ  späteren  Bildungsvorgängen  in 
Beziehung  steht.  Es  scheinen  mir  in  dieser  Hinsicht  besonders  zwei  anatomische  Thatsachen,  auf 
die  oben  aufmerksam  gemacht  wurde,  der  Berücksichtigung  wertk  zu  sein,  einmal  die  feste  Ver- 
bindung der  Steissbeinspitze  mit  der  Haut  durch  das  ligamcntum  eaudalc,  und  dann  die  beim 

*)  lfie  nicht  selten  verkommenden  nach  dem  Wirbel  hin  convergirenden  oder  selbst  spiralig  verlaufenden 
kleinen  Faltungen  der  Haut  de«  Fötus  in  dieser  Gegend  dürften  wolii  auch  hiermit  Zusammenhängen. 

1U.8.  29. 


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150 


A.  Ecker, 

Fötus  vorhandene  viel  geradere,  nach  hinten  gerichtete  Stellung  des  Steißbeins.  Diese  VerhÜlt- 
niasc  machen  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  in  einzelnen  Füllen  bei  der  später  auftretenden  stär- 
keren Krümmung  des  Steißbeins  die  mit  diesem  verbundene  Iluutatolle  trichterförmig  eingezogen 
werde.  Ob  nun  das  Vorkommen  einer  Foveola  coccygea  jeweils  mit  einer  stärkeren  Vorwärts- 
krümmung  des  Steissbeins  zusammen  treffe,  das  zu  ermitteln  wurde  mir  allerdings  noch  keine  Ge- 
legenheit gegeben. 


VIII.  Anhang. 

1.  Einige  Beobachtungen  über  die  beschriebenen  Bildungen  an  Fötus  ausser- 

europäischer  Kacert. 

1)  Männlicher  Fötus  eines  Hottentotten1)  24,8  cm  lang  (fünfter  Monat),  convcrgiren- 
der  Stcisshaarwirbel  und  sogenanntes  Stcisakreaz  deutlich  sichtbar.  Dagegen  ist  Meder  eine 
Glabclla  noch  eine  Foveola  mit  Deutlichkeit  zu  erkennen. 

2)  Zwei  Mulattenfötus  (Zwillinge5).  Der  grössere  männliche  44  cm  lang,  der  weibliche 
kleinere  38  cm  lang.  Bi scho ff  schätzt  dieselben  acht  Monat  alt. 

An  dem  männlichen  ist  die  Foveola  coccygea  (wenn  auch  in  Folge  starker  Faltung  der 
Epidermis  undeutlich)  erkennbar;  an  dem  weiblichen  nicht. 

3)  Weiblicher  ChineBenfötus5),  25,5  cm  lang  (fünfter  Monat).  Foveola  coccygea 
sehr  deutlich,  länglich,  trichterförmig.  Der  mittlere  absteigende  Kückenstrom  der  Wollhaaranlage 
flieset  so  zu  sagen  in  dicsclbo  hinein,  eo  dass  der  Steiashaarwirbel  eigentlich  mit  dem  Grübchen 
zusammen  füllt.  Steisskreuz  und  crista  ano-  coccygea  deutlich.  Eine  Glabeila  ist  nicht  walir- 
zunehiuen,  doch  scheint  der  Grund  der  Foveola  keine  Haarbälge  zu  besitzen. 

4)  An  einem  männlichen  Negerfötus  von  27  cm  Länge,  sowie  einem  weiblichen 
Neger fö tu s von  34,5  ein  Länge4)  konnte  ich  weder  Haarwirbel,  noch  Glabeila,  noch  Foveola  mit 
Deutlichkeit  erkennen. 

5)  Ebensowenig  konnte  ich  an  einen»  weiblichen  Negerfötus  von  33,8  cm  Länge,  aus  dem 
Museum  in  Bonn  5),  etwas  von  den  beschriebenen  Bildungen  mit  Deutlichkeit  erkennen.  Ebenso  au 

(i)  einen»  neugeborenen  Negerknaben  mit  schon  ziemlich  stark  pigmentirter  (sehr  runzliger) 
Haut  und  ziemlich  reichem  Lanugo6). 

Es  ist  in  Betreff  dieser  an  Fötus  außereuropäischer  Kacen  erhaltenen  wenig  positiven  Re- 
sultate doch  wohl  nöthig,  daran  zu  erinnern,  dass  die  meisten  der  genannten  Fötus  lange  in  Wein- 

*1  Dienen  Fötua  war  Prof.  v.  Di  ach«  ff  in  München  so  gefällig,  mir  zur  Untersuchung  zu  übersenden, 
ebenso  einen  zweiten  kleinen  weiblichen  Hotientottenfütu»  von  etwas  über  3 cm  Hclieitelsteisilange,  au  dem 
sich  nichts  von  europäischen  Fötus  gleichen  Alters  Abweichendes  wahrnehmen  liess. 

a)  Ebenfalls  von  Prof.  v.  llia c ho  ff  erhalten. 

3)  Desgleichen. 

4I  Beide  aus  dem  Museum  in  Halle  durch  die  Gefälligkeit  von  Herrn  Prof.  Welcher  erhalten. 

’)  Durch  die  Gefälligkeit  des  Herrn  Prof.  Lavalette  8t.  George  zur  Untersuchung  erhaben. 

")  Ebenfalls  ans  dem  Museum  in  Halle. 


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Der  Steisshaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc.  151 

geiat  gelegen  hatten  und  sehr  geschrumpft  waren,  dass  aber  die  von  mir  beschriebenen  Bildungen, 
insbesondere  Steisshaarwirbel  und  Glabella,  nur  im  frischen  Zustande  recht  deutlich  wabrzu* 
nehmen  sind. 


2.  üeber  geschwänzte  Menschen. 

Dass  irgendwo  auf  unserem  Erdenrund  geschwänzte  Racen  existiren,  diese  früher  immer  und 
immer  wiederholte  Behauptung  darf  man  wohl  jetzt,  insbeondere  nach  den  Reisen  Stanley’s  durch 
Inuerafrika  definitiv  in  das  Reich  der  Fabel  verweisen.  Ich  gedenke  daher  auf  diesen  Gegenstand1) 
hier  nicht  weiter  einzugehen.  Damit  ist  aber  die  Möglichkeit,  dass  in  einzelnen  Füllen  das 
embryonale  Verhültniss  als  individuelle  nicht  erbliche  Bildung  persistiren  könne,  in  keiner  Weise 
ausgeschlossen.  Leider  fehlen  aber  auch  in  dieser  Beziehung  genaue  anatomische  Untersuchungen 
durchweg  und  für  die  alteren  Falle  sind  wir  sogar  meist  nur  auf  Beschreibungen,  die  häufig  wenig 
zutraucnerwcckend  Rind,  angewiesen.  Wegen  älterer  Fälle  von  angeblicher  Schwanzbildung  beim 
Menschen  verweise  ich  insbesondere  auf  Meckel*),  bei  dem  solche  Fälle  gesammelt  sind. 

Ich  beschränke  mich  hier  auf  die  Mitlheilung  einiger  neueren  Beobachtungen,  die,  obschon 
auch  da  eine  genauere  anatomische  und  histologische  Untersuchung  fehlt,  doch  w'enigstens  durch 
gute  Abbildungen  illustrirt  sind. 

1)  Die  erste  betrifft  einen  im  anatomischen  Museum  zu  Erlangen  aufbewahrten  menschlichen 
Embryo.  In  dem  amtlichen  Bericht  über  die  Naturforscherversammlung  in  Erlangen  im  Jahre 
1840s)  findet  sich  (S.  141)  folgende  Angabe:  „Herr  Prosector  Dr.  Fleisohmanu  4)  hielt  sodann 
einen  Vortrag  über  Schwanzbildung  beim  Menschen  und  zeigte  dabei  einen  menschlichen  Fötus 
vor,  bei  welchem  sich  das  Eiule  der  Wirbelsäule  zu  einem  wirklichen  Schwänze  verlängert  hatte. 
An  der  Basis  hatte  diese  Verlängerung  eine  Linie  im  Durchmesser  und  krümmte  sich,  immer  dünner 
werdend  und  haarförmig  endigend,  nach  unten  und  vorne.  Hielt  man  den  Fötus  gegen  das  Licht, 
so  schimmerten  im  ersten  Drittel  des  8 Linien  langen  Schwanzes  fünf  dunkle  Punkto  durch  die  zarte 
Haut,  welche  für  nichts  Anderes  als  für  Wirbel  und  die  Fortsetzung  des  eigentlichen  Rückgrats 
gehalten  werden  konnten.  Das  Ende  dieses  Schwanzes  schien  reiu  häutig  zu  sein  und  war  sehr 
zart  und  durchsichtig.“  Auf  meine  Anfrage,  ob  dieser  Fötus  noch  in  der  Erlanger  Sammlung 
ezistire  und  ob  ich  denselben  vielleicht  zur  Ansicht  erhalten  könnte,  schrieb  mir  Herr  Professor 
Gerl  ach,  dass  derselbe  allerdings  ezistire,  aber  leider  in  einem  Zustande,  der  die  Versendung 
unmöglich  mache.  Derselbe  habe  schon  früher  in  Folge  schlechten  Verschlusses  durch  Spiritus* 


*)  8ieh«s  darüber  insbesondere  Mohnike:  Ueber  geschwänzte  Menschen.  Münster  1878,  S°.  — Ferner 
QaatrefageH,  Revue  des  Cours  scientiAques.  V.  anuoe  1867  bis  1668,  Nr.  39,  B.  625.  — Marshall:  Feber 
Thierähnliclikeitun  der  Menschen.  Nieder!.  Archiv  für  Zoologie  von  Helenka.  Haarlem  und  Leipzig.  I.  Band. 
8.  126. — Canestrini,  Origiua  doll'  uomo  HO.  ediz.  Milano  1870.  — Wyrnan,  Proceed.  Americ.  A<ad.  of  arts 
and  »ciencea.  voL.  IX.  Boston  and  Cambridge  1800.  — Yirchow:  Verhandlungen  der  Berliner  Oese  Usch.  f. 
Anthropol.  (Zeitschrift  für  Ethnologie,  Bd.  VII,  8.  281  u.  Bd.  VIII,  8.  289). 

*)  Meckel,  J.  F.  Handbuch  der  pathologischen  Anatomie.  Leipzig  1812,  Baud  I,  8.  385.  Siehe  auch 
Förster:  Die  Missbildungen  des  Menschen.  Jena  1861. 

8)  Amtlicher  Bericht  über  die  18.  Versammlung  der  Gesellschaft  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zu 
Erlangen  im  September  1840,  erstattet  von  «len  Geschäftsführern  Dr. Leupoldt  und  Dr. Stromey er.  Erlangen 
1641,  4°.  S.  141. 

•)  Der  Neffe  des  früheren  Professor*  der  Anatomie. 


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152 


A.  Ecker, 


Verdunstung  stark  gelitten.  Angeregt  durch  die  Rosenberg’sche  Arbeit  über  die  Wirbelsäule, 
habe  sein  Sohn  im  verflossenen  Herbst  eine  genaue  Untersuchung  desselben  vorgenommen,  deren 
Ergebnisse  in  den  morphologischen  Jahrbüchern  in  Kürze  erscheinen  würden.  Durch  diese  Unter* 
suclm ng  habe  natürlich  das  Präparat  nicht  gewonnen  und  würde  daher  bei  einer  Versendung  durch 
die  Post  sicher  zu  Grunde  gehen.  Herr  Prof.  Ger  lach  war  dann  so  freundlich,  mir  eine,  wie  er 
ausdrücklich  bemerkt,  absolut  naturgetreue  Zeichnung  des  Fötus  zu  übermitteln,  die  ich  anbei  in 
Holzstich  reproducire.  — Hoffentlich  bringt  uns  die  in  Aussicht  gestellte  Arbeit  des  Herrn 
Dr.  Gerl  ach  jun.  die  so  sehr  erwünschte  Aufklärung  über  die  anatomischen  Verhältnisse  in  diesem 
seltenen  Falle. 


Fig.  t». 


Fig.  10. 


Neugeborener  Knabe  mit  schwanzartiger  VorragUng 
in  der  Hteiaabeingegend. 


Geschwänzter  Fötus  des  anato- 
mischen Museums  in  Erlangen. 

Kopfsteinslänge  des  Fötus  77  mm,  Län^e 
dos  schwanzähnlichen  Anlmugs,  der  haarfein 
ausläuft,  13  mm.  Die  hinter  dem  schwanz- 
ähnlichen  Anhang  vorhandene  Furche  bedeutet 
einen  künstlichen  Einschnitt,  der  wahrschein- 
lich schon  von  F 1 e i s c h m a » n gemacht 
wurde  zur  Auffindung  eiuer  äusserlicli  nicht 
sichtbaren  Afterüffnung.  (Mittheilung  von 
Prof.  G er  lach.) 


2)  Die  photographische  Abbildung l)  eines 
Falles  von  schwanzartiger  Vorragung  in  der 
Steissbeingegend  eines  Neugeborenen  erhielt 
ich  von  einem  früheren  Schüler  (Dr.  Neu- 
nie y er),  der  später  als  Arzt  in  Cincinnati  in 
den  Vereinigten  Staaten  praktieirte,  im  Jahre 
1860  zugeschickt  und  theile  dieselbe  anbei 
ebenfalls  in  verkleinertem  Maassstabe  mit. 


Der  Uebersender  theiltc  mir  dazu  folgende  Notizen  mit:  „Der  Knabe  (Zwillingsfrucht  mit 
einem  wohlgcbildeten  Mädchen)  war  mit  Atresia  ani  und  vollständiger  Hypospadie  behaftet.  In 
der  Gegend  des  Steissbeins  zeigte  sich  eine  mit  normaler  Haut  überzogene  und  nach  Innen  etwas 


*)  An  dem  Kinde  wurde  am  3.  April  die  Operation  des  künstlichen  Afters  gemacht.  Die  vorstehenden 
Notizen  siud  am  10.  Mai,  ora  38.  Tage  naoh  der  Geburt,  niedergeschrieben.  Von  da  an  bekam  das  Kind 
Durchfall  nnd  der  Schreiber  glaubte  sein  baldiges  Ende  erwarten  zu  müssen.  Leider  habe  ich  später  nichts 
mehr  über  den  Fall  erfahren  können  und  auch  eine  noch  neuerdings  gestellte  Anfrage  ist  unbeantwortet 
geblieben. 


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153 


Der  Steissliaarwirbel  (vertex  coccygeus)  etc. 


hürtlich  anzufühlende  l1/*  Zoll  lange,  an  der  Basis  mehrere  Linien  dicke,  nach  dem  Ende  zu 
»llmiilig  schmälere  Cauda,  die  in  den  letzten  Tagen  bei  auf  dem  Kreuzbein  angebrachten,  auch 
nur  geringen  Reizungen  sich  bewegte.  Auf  dieser  Cauda  — und  zwar  oben,  fast  in  der  Mitte 
derselben  — sitzt  (ähnlich  wie  ein  unvollkommen  ausgehildetcr  zweiter  Schwanz  bei  einer  Eidechse) 
noch  ein  kleines  Anhängsel  von  circa  t>  Linien  Lange1)."  — Mir  selbst  ist  unter  mehreren  Hunderten 
von  Fötus  kein  Fall  vorgekommen,  dass  der  sohwanzförmige  Anhang,  so  wie  er  sich  in  der  frühesten 
Zeit  des  Embryolebens  findet,  sich  länger,  auch  nur  bis  zur  Mitte  des  Fruchtlebens  erhalten  hätte. 
Nur  einige  Male  sah  ich  in  der  Steisslveingegend  und  zwar  meist  in  der  Gegend  des  Steisshaar- 
wirhels  minimale  Excrescenzen,  von  denen  es  natürlich  zweifelhaft  bleiben  muss,  ob  sie  als  Involution«- 
reste  eines  schwanzförmigen  Anhangs  zu  betrachten  sind.  So  sah  ich  bei  einem  12,7  cm  langen 
männlichen  Fötus  (Ende  des  dritten  Monats)  in  der  Steissbeingegcnd  (*2  mm  hinter  dem  After) 
einen  kleinen  weisslichen,  von  der  Übrigen  rothen  Haut  sich  deutlich  ab- 
hebenden  Fortsatz  von  circa  1 mm  Länge  und  von  beigezeichneter  Gestalt, 
derselbe  hing  oben  an  einem  feinen  Faden  an  und  war  im  Uebrigen  frei, 
lieber  den  Bau  konnte  ich,  da  ich  ihn  nicht  gerne  einer  histologischen 
Untersuchung  opfern  mochte,  nicht«  ermitteln.  Es  erinnert  diese  Ex- 
crescenz  lebhaft  an  eine  ähnliche,  welche  Rosen  borg“)  von  der  gleichen 
Stelle  beim  Chimpanse  abbildet,  nur  ist  diese  erheblich  grösser,  etwa  5mm 
lang.  — An  einem  2,5  cm  langen  menschlichen  Embryo  beobachtete  der- 
selbe Forscher5)  eine  ähnlich  gestaltete  Excrescenz,  welche  er  als 
Caudalrudiment  betrachtet. 


Fig.  U. 


Kleiner  Anhang  in  der 
Steina  beingegemi  eine»  drei- 
monatlichen Embryo. 


3.  Ueber  Trichosis  sacralis  und  deren  Beziehungen  zu  den  beschriebenen 

Bildungen. 

Ich  habo  schon  oben  erwähnt,  dass  cs  die  in  neuerer  Zeit  beschriebenen  Fälle4)  von  unge- 
wöhnlicher Behaarung  der  Kretizbeingegeml  waren,  die  mich  zuerst  veranlassten,  dieser  Gegend 
beim  Fötus  eine  besondere  Aufmerksamkeit  zu  schenken,  um  zu  erfahren,  ob  diese  Bildung  viel- 
leicht, ähnlich  wie  die  Hypertrichosis  universalis,  mit  Verhältnissen  des  embryonalen  Haarkleides  Zu- 
sammenhänge. Wie  aus  den  oben  mitgetheiltcn  Beschreibungen  (insbesondere  Nr.  1,  5,  11  der 
Fötusbescbreibuugen)  und  den  Abbildungen  (insbesondere  Taf.  I,  Fig.  1 u.  8)  hervorgebt,  ist  die 
Haarbildung  in  der  Umgebung  der  beschriebenen  Bildungen  bei  älteren  Fötus  und  Neugeborenen 
nicht  selten  ganz  besonders  reichlich.  Einmal  verlängern  sich  hin  und  wieder  die  Haare  des 
Steisshaarwirbels  zu  einer  Art  Pinsel  oder  Schwänzchen  (s.  t.  B.  Taf.  I,  Fig.  11),  meist  sind  es 
aber  die  über  und  seitlich  von  der  Glabella  befindlichen  Haare,  die  stärker  wachsen  (z.  B.  Taf.  I, 
Fig.  1 u.  8).  Da  nun  in  Fällen  von  Spina  bifida  die  Ränder  der  Spalte  nicht  selten  behaart  sind, 


*)  In  der  (grösseren)  Photographie  ist  Sero t um  und  gespaltener  Penis  von  hinten  zwischen  den  Schenkeln 
sichtbar;  ich  habe  diese  Theile  in  dem  Holzstich  grösserer  i Deutlichkeit  wegen  weggelaasen. 

•)!.©.  Taf.  III,  Fig.  13,  8.  46. 

*)  1.  b.  Taf.  III,  Fig.  3 u.  15  C.  d.  r.  S.  45  q.  46. 

4)  Zeitschrift  für  Ethnologie.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft.  Band  VII,  8.  Bl  o.  27tf,  Taf.  XVII. 
Baud  VIII,  8.  287. 

Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XII.  20 


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154 


A.  Ecker, 


■wird  die  Annahme,  dass  die  Glabella  in  der  Timt  eine  Art  unterer  Fontanelle,  resp.  die  späteste 
Schlassstelle  de«  cnnaüs  sncralis  sei,  Doch  plausibler.  Hierfür  spricht  auch  möglicher  Webe  der 
von  Virchow1)  beobachtete  Fall  von  Trichosis  «acralis5).  Welches  nun  aber  auch  da»  ursächliche 
Moment  sein  möge,  soviel  «teht  fest,  dass  eine  stärkere  Behaarung  der  in  Rede  «teilenden  Gegend 
bei  Neugeborenen  durchaus  nichts  Seltenes  ist.  Auch  liei  Erwachsenen  sah  ich  Öfters  diese 
Gegend  starker  behaart,  wenn  auch  nicht  in  dem  Grade,  wie  in  den  vou  Örn stein*)  beschriebenen 
und  abgebildeten  Fällen.  Das«  Fälle  solcher  starker  Behaarung  in  Griechenland  in  der  Phantasie 
der  Alten  sich  zu  Bildern  geschwänzter  Satyrn  gestalteten,  wie  Virchow4)  vermuthet,  ist  wohl 
sehr  naheliegend. 

• 

4.  Einige  Bemerkungen  über  das  Verhalten  der  beschriebenen  embryonalen  Uebcr- 
bleibsel  bei  den  ungcschwunzten  Affen. 

1)  Orangutan.  Prof.  Wiederaheiin  hatte  die  Gefälligkeit,  während  er  sich  in  diesem 
Frühling  in  Genua  aufhielt,  den  früher  von  Trinohese*)  beschriebenen  Orangutanfotns  auf  die  in 

Rede  stehenden  Verhältnisse  näher  anzu- 
sehen und  mir  darüber  die  folgenden  brief- 
lichen Notizcu  und  die  beistehende  Zeich- 
nung mitzutheilen : „Da  ich  dachte,  es  werde 
Sie  eine  Skizze  der  foveola  coccygca  des 
von  Tri n ehest  beschriebenen  Orangutan- 
fötns  interessiren,  so  lege  ich  sie  heute  bei 
und  bemerke  dazu,  das«  der  soeben  ge- 
brauchte Ausdruck  „Foveola44  eigentlich 
gar  nicht  passt,  insofern  cs  «ich  an  der 
betreffenden  Stelle  um  kein  Grübchen, 
sondern  um  die  nackte,  gänzlich  haarlose, 
von  der  Steis&bcinspitze  buokelig  vor- 
getriebene Haut  handelt,  welche  an 
dieser  Stcllo  ein  helles,  gelbliches,  von  der 
Umgebung  «ich  scharf  abhebendes  Colorit 
besitzt.  Diese  Stelle  (Gr  der  Abbildung) 
bildet  überdies  keineswegs  das  Centrum 
eine«  Haarwirbels,  sondern  die  Haare  Bind 
in  der  ganzen  Umgebung  sagittal  gerichtet  und  convergiren  erat  gegen  den  Anus  (^4)  und  die 
letzterem  sehr  nahe  genickte  äuaserc  Gencklecbtsöffnung  (P)  zu  von  beiden  Seiten  und  dem 
Gcfass  gegen  diu  Mittellinie.  Rings  um  Anus  und  Geschleehtsöffnung  entbehrt  die  Haut 

')  Zeitschrift  für  Ethnologie.  Band  VII,  8.  250. 

*)  Siehe  auch  den  von  Stricker  erwähnten  Full  von  Rizzoli,  VircliowrB  Archiv.  Bd.  73,  Heft  4, 8.  «24. 

*)  Zeitschrift  fiir  Ethnologie.  Band  VII,  Taf.  XVII.  Band  IX,  Taf.  XXI. 

*)  ibid.  VII,  8.  281. 

ft)  Trinchese,  Descrizione  di  uu  feto  di  Urangutan.  Aunnli  d«l  miueo  civico  di  »toria  naturale  di  Genova 
pnbi.  per  cur»  di  Giaootno  Doria.  Genova  1870,  pag.  31,  Taf.  III. 


Fig.  12. 


StRiBabeingegend  eiue»  Fötus  vom  Orangutan. 


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155 


Der  Steissliaarwirbel  (vertex  eoccygeus)  etc. 

jedoch  jeglichen  Haarwuchses.  Die  Behaarung  des  Körpers  finde  ich  kaum  stärker  als  die 
Lanugo  eines  menschlichen  Fotos  vom  sechsten  Monat,  ja  sogar  in  der  Steissbeingegend  viel 
geringer.“ 

2)  Chimpanse.  Vom  Chimpanse  sind  mir  nur  die  oben  schon  erwähnten  Mittheilungen  von 
Rogenberg  •)  bekannt  und  meine  Anfragen  bei  einigen  Collogcn,  denen  reichlicheres  Material  zu 
Gebot  steht  in  Betrelf  des  Chimpanse  und  Gorilla,  sind  leider  bis  jetzt  ohne  Antwort  geblieben. 

’)  Bosenberg  1.  c. 


20* 


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Erklärung  der  Tafeln1). 


Tafel  III. 

Figur  1 (Nr.  22).  Steissgegend  eine«  neugeborenen  Knaben  mit  deutlicher  Foveola  coccygea  ond  starker  Be- 
haarung (verkleinert). 

„ 2 (Nr.  23).  Stoissgegend  eine*  neugeborenen  Knaben  mit  sehr  deutlicher  Foveola  coccygea  (verkleinert). 

„ 3 (Nr.  3).  Steisegegend  eint*«  weiblichen  Fötu*  hu«  dem  Ende  de«  fünften  Monat«  (vergrößert). 

„ 4 (Nr.  2).  Deegleichen  eine«  männlichen  Fötus  ( vergrase rt). 

„ 5 u.  8 (Nr.  1).  Desgleichen  eine«  männlichen  Fötus  au«  dem  sechsten  Monat. 

„ 7 (Nr.  7).  Desgleichen  eines  männlichen  Fötu»  au«  dem  sechsten  Monat. 

. 8 (Nr.  5).  Desgleichen  eine«  weiblichen  Fötu«  aus  dem  sechsten  Monat. 

„ 9 (Nr.  6).  Desgleichen  eines  männlichen  Fötus  au«  dem  sechsten  Monat. 

„ 10  (Nr.  24).  Stei sabeiti grübelten  eines  neugeborenen  Knaben. 

„ 11  (Nr.  10).  Steissgegeud  eines  weiblichen  Fötus  au«  dem  Anfang  des  siebenten  Monat«. 

Tafel  IV. 

, 12  (Nr.  17).  ßteisugegend  eines  männlichen  Fötus  au«  den»  vierten  Monat. 

. 13.  Foveola  coccygea  und  Umgebung,  von  demselben  Fötus  (vergrößert). 

„ 14  (Nr.  16).  Bteissgegend  ein»*«  weiblichen  Fötus  au«  dein  fünften  Monat. 

„ 15.  Foveola  coccygea  und  Umgebung,  von  demselben  Fötus  (vergrößert). 

„ 16  (Nr.  19).  Abnorm  gebildeter  Steisahaarwirbel  bei  einem  weiblichen  Fötu«  au«  dem  sechsten  Monat. 

„ 17  (Nr.  20).  8teis«gegend  eines  neugeborenen  Knaben  (nach  photographischen  Aufnahmen). 

. 18.  Dieselbe.  Die  Ränder  der  Gl&bella  und  Foveola  etwas  auseinander  gezogen. 

» 19  (Nr.  27).  Embryo  von  12,5  mm  Lange,  mit  sehr  wohl  entwickeltem  »chwanzfürmigeu  Anhang,  von  der 
8eite  gesehen. 

. 20.  Derselbe,  von  vorn  gesehen. 

» 21  (Nr.  29).  Embryo  von  8 mm  Länge,  von  der  Beste  gesehen. 

* 22.  Das  untere  Körperende  desselben,  von  vorn  gesehen. 

„ 23.  Dasselbe,  von  der  Beite  gesehen,  stärker  vergrössert. 

„ 24  (Nr.  30).  Embryo  von  13  mm  Länge,  von  der  Seite  gesehen, 

* 25.  Untere«  Körperende  desselben  Embryo,  von  voru  gesehen. 

. 26  (Nr.  31).  Unteres  Körperende  eines  Embryo  von  2,3  <*.m  Länge  (8tei*shöcker). 

, 27  (Nr.  32).  Embryo  von  4,1  cm  Länge,  */#  nat.  Gr.  (Steisshöcker). 

„ 28  (Nr.  33).  Embryo  von  14,8  cm  Länge  (8tei*shöcker). 

. 29  (Nr.  12  A).  Medianschnitt  de»  Kreuz-  und  Steisshein«  eine«  sech «monatlichen  Fötu«. 

, 30.  Medianschnitt  derselben  Gegend  eines  Erwachsenen,  nach  Iiraune. 

„ 31.  Steissgegend  eines  fünfmonatlichen  Fötus,  die  Haut  rechterseits  von  der  Mittellinie  au  abpräparirt. 

1.  d..  fascia  lumbodorsali«. 
s.  1.,  musc.  sacrolumbali». 
h.,  hiatus  sacralis. 

1.  c.,  ligamentum  caudale. 

G.,  Glabeila  coccygea. 

Y„  Vertex  coccygeus. 


*)  ln  der  Erklärung  beider  Tafeln  beziehen  «ich  die  eingeklammerten  Nummern  hinter  den  Nummern  der 
Figureu  auf  die  Ordnungszahlen  1 bis  33  der  Beite  6 bi«  13  bcschrie bauen  Embryonen. 


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VI. 


4 


Kraniologische  Untersuchungen. 


Von 

Br.  Emil  Schmidt  in  Essen  .1.  d.  liubr. 
(Fortsetzung  and  Schlau.) 


IV.  Ueber  die  Ausdehnung  des  Schädels  nach  Länge,  Breite 

und  Höhe. 

Die  drei  Hanptdurchmesser  des  Schädeln  bilden  gewissennassen  das  Fundament  seiner  Gestalt ; 
sie  sind  daher  auch  die  Hausse,  welche  am  frühesten  am  Schädel  gemessen  wurden,  und  für  deren 
Verhältniss  am  frühesten  Bezeichnungen  (Dolichoccphalie , Brachycephalie , IlypBicophalie  etc.)cin- 
geführt  wurden.  Diese  Bezeichnungen  leiden  indessen  an  einer  doppelten  Ungenauigkeit:  einmal 
handelt  es  sich  bei  ihnen  in  Wirklichkeit  nicht  um  den  ganzen  „Kopf,*  sondern  nur  um  die  Ilirn- 
kapsel,  und  dann  bezeichnen  sie  nicht  das  Verhältniss  der  einzelnen  Ausdehnungen  zur  ganzen 
llimkapselgrösse,  sondern  sie  vergleichen  immer  nur  einen  Durchmesser  mit  einem  anderen.  In 
beiden  Punkten  weicht  das  Ziel  der  vorliegenden  Arbeit  von  der  bisherigen  Auflassung  ab:  Hirn- 
kapsel  und  Gesicht  sollen  bewusst  auseinander  gehalten  und  zunächst  jedes  für  eich  betrachtet 
werden,  und  dann  sind  die  einzelnen  Ausdehnungen  nicht  wieder  mit  einem  (in  Bezug  auf  die  Gc- 
sammtgröesc  der  llirnkapsel  oder  des  Gesichts)  schwankenden  Maassstabe,  sondern  mit  der  Ge- 
sammtgrösse  selbst,  oder  vielmehr  mit  ihrem  Aequivalent  auf  linearem  Gebiet,  dem  Modulus  zu 
vergleichen.  Ea  kann  daher  nur  zu  Missverständnissen  führen,  wenn  wir  die  Ausdrücke  doliclmcophal, 
brachycephai  etc.  für  Langschädel,  Breitschädel  etc.  in  unserem  Sinn  gebrauchen  würden,  und  es 
ergiebt  sich  die  Nothwcndigkcit,  andere  Bezeichnungen  für  die  Verhältnissgrüsse  der  einzelnen 
Durchmesser  zu  wühlen.  Da  wir  Gehirn-  und  Gesichtsschädel  streng  treunen,  nehmen  wir  anstatt 
des  allgemeinen  xiipah]  für  die  Zusammensetzung  der  Worte  zur  Bezeichnung  der  Hirnschale  das 
griechische  xquvIov  und  für  das  Gesicht  jrpoöoaot'. 


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158 


Dr.  Emil  Schmidt, 


A.  Länge,  Breite  und  Höhe  der  Hirnkapsel. 

Die  beste  Lage  der  llaiiptdurchmesser  der  Ilirnkapsel  wurde  bereits  früher  besprochen;  die 
Untersuchungen  haben  ergeben,  dass  die  drei  gewählten  Durchmesser  der  bezeichnendste,  einfachste 
Ausdruck  für  die  Entwickelung  der  Ilirnkapsel  nach  der  betreffenden  Richtung  hin  sind;  sie  sind 
für  uns  kurzweg  das  Mnass  für  die  allgemeine  Länge,  Breite  und  Höhe  der  Ilirnkapsel.  Um  uun 
aber  die  absoluten  Mau  «so  richtig  beurtheilcn  zu  können,  haben  wir  sie  nach  den  oben  erörterten 
Grundsätzen  zu  vergleichen  mit  der  gleichen  Einheit,  mit  dem  linearen  Aequivalcnt  für  die  Grösse 
der  Ilirnkapsel,  dem  Modulus.  Setzen  wir  alle  Hirnschalen,  d,  h.  ihrem  Modulus  gleich  (~  100), 
so  ergiebt  uns  die  Verhältnisszalil  jedes  einzelnen  Durchmessers  die  relative  Grösse  derselben,  wir 
sehen  dann  sofort,  ob  der  betreffende  Dnrchmesscr  in  Bezug  auf  den  ganzen  Schädel  gross,  mittel- 
gross  oder  klein  ist. 

Die  Maasse  der  Hanptdurchmesscr  der  Ilirnkapseln,  welche  dem  Folgenden  za  Grunde  liegen, 
wurden  an  972  Schädeln  der  verschiedensten  Racen  genommen').  Unter  dieser  Zahl  befunden 
sich  54  amerikanische  Schädel,  welche  zum  grossen  Thcil  künstlich  verunstaltet  sind,  und  welche 
daher  oft  in  Bezug  auf  die  Grösse  ihrer  Haupldurchmosser  ganz  abnorme  Verhältnisse  aufweisen. 

Es  wurden  (der  Modulus  — 100  gesetzt)  folgende  Verhältnisszabien  gewonnen:  Die  relative 
Grosso  des  Längsdnrcbmessers  betrügt  (im  Mittel  von  918  normalen  Schädeln,  mit  Ausschluss 
der  Amerikaner)  117,7,  Maximum  127,  Minimum  107,  Schwankuugtsbreile  ==  21  = 17,8  l’roc.  der 
mittleren  Länge.  Zieht  man  die  Ö4  Amerikaner  hinzu,  so  beläuft  sich  das  Maximum  auf  127,  doB 
Minimum  auf  98,  die  Schwankungsbreitc  also  auf  30  = 25,0  l’roc.  des  mittleren  Längsdurchmessers. 

Das  Mittel  der  relativen  Breite  (aus  918  normalen  Schädeln)  beträgt  91,5,  die  Extreme  = 80 
und  — - 103,  die  Schwankungsbreitc  24,  d.  h.  20,2  Proc.  der  mittleren  Breite.  Bei  Hinzuuahmc 
der  Amerikaner  liegen  die  relativen  Breiten  zwischen  80  und  114,  d.  h.  in  einer  Schwankungsbreitc 
von  35  oder  von  38  Pro«,  der  mittleren  Breite. 

Die  Werthc  für  die  relative  Hübe  sind:  Mittel  (bub  918  Schädeln)  90,8,  Maximum  99,  Mini- 
mum 81,  Sehwankungsbreile  19  'oder  20,9  Proc.  der  mittleren  Höhe.  Für  die  972  Schädel  (incl. 
der  amerikanischen)  ist  das  Minimum  81,  das  Maximum  101,  die  Schwankungsbreitc  daher  21  oder 
23,1  Proc.  der  mittleren  Höhe. 

Diese  Zahlen  zeigen,  dass  kein  einziger  Durchmesser  auch  nnr  einigermaassen  dem  Modulus 
parallel  läuft,  also  anstatt  dieses  etwa  als  Maassslab  für  andere  Durchmesser  genommen  werden 
kann.  Bei  normalen,  nicht  künstlich  verunstalteten  Schädeln  hat  der  Längsdurchmesser  noch  dio  ge- 
ringste  Schwankungsziffer,  nämlich  17,8  l’roe.  seiner  mittleren  Grösse,  ihm  scbliessl  sich  der  Höhen- 
durchmesser mit  20,9  Proc.  an,  und  am  stärksten  schwankt  der  Breitcndurvhmesscr  mit  20,2  Proc. 

Durch  mechanische  Einwirkungen  werden  die  einzelnen  Durchmesser  sehr  ungleich  beeinflusst; 
am  wenigsten  wird  dabei  verändert  der  UöUendurohmesser,  dessen  Schwankungsbreitc  bei  skolio- 


')  Zu  üen  Messungen  konnte  ich  ausser  den  in  meinem  Besitz  betlndlichen  Schädeln  noch  diejenigen  der 
Sanuniungm  zn  X-rankfnrt,  München,  Kiel,  Bonn,  Wien  und  Beiden  benutzen  Ich  ergreife  die  Gelegenheit,  um 
hier  den  Vorstehern  dieser  Sammlungen  meinen  Bank  nnszusprechen,  welche  mir  nicht  nnr  ihr  Material  mit 
der  grössten  Liberalität  zur  Verfügung  stellten,  sondern  mich  aneh  mit  Hath  und  Thal  unterstützten. 


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Rraniologisclie  Untersuchungen.  159 

pädischcn  Schädeln  nur  um  etwa  2 Proc.  grösser  ist,  als  bei  normalen.  Stärker  verändert  sich  der 
EängadurchmesHcr  durch  skoliopädische  Einwirkungen:  seine  Schwankungsbreitc  steigt  durch  die* 
selben  von  17,8  Proc.  auf  25,5  Proc.,  wächst  also  um  first  8 Proc.  seiner  mittleren  Grösse.  Der 
Breitendurchmesser,  schon  an  normalen  Schädeln  am  wenigsten  constant,  verändert  sich  unter  dem 
Einfluss  skoliopüdischer  Verunstaltung  sehr  beträchtlich:  seine  Schwankungsbreite  beträgt  liier 
38  Proc.  der  mittleren  Breite,  d.  h.  fast  12  Proc.  der  mittleren  Breite  mehr,  als  hei  normalen 
Schädeln.  Er  ist  also  unter  normalen  wie  unter  abnormen  (skoliopädischen)  Verhältnissen  der  nn- 
constanteste  aller  Hirnkapaeldurcbmcsxer. 

Gehen  wir  dazu  über,  zu  untersuchen,  in  welcher  Häufigkeit  sich  die  einzelnen  relativen  Werthe 
vorfinden.  Wir  betrachten  hierbei  nur  die  normalen  Schädel. 

Die  einzelnen  relativen  Läugsdurchmcsscr  verthcilen  sich  in  folgender  Weise: 


Relativer 

Durch- 

messer 

Zahl  der 
Schädel 

Relativer 

Durch- 

messer 

Zahl  der 
Schädel 

107 

6 

118 

65 

106 

6 

119 

105 

109 

9 

120 

87 

110 

15 

121 

84 

111 

24 

122 

66 

112 

22 

123 

47 

113 

47 

124 

22 

114 

43 

125 

15 

US 

69 

126 

3 

11« 

74 

127 

8 

117 

86 

Nahe  um  das  Mittel  gruppiron  sich  die  meisten  Schädel;  wenn  wir  die  Gruppen  der  langen, 
mittellangen  und  kurzen  Hirnkapseln  gleich  gross  machen  wollen,  so  würden  sich  die  mittelgrosseu 
llirnkapseln  zwischen  einer  Verhältnissgrössc  von  116  und  119  bewegen;  die  darunter  liegenden 
Grössen  würden  die  kurzen,  die  darüber  liegenden  die  langen  Hirnkapselu  bezeichnen.  Unter- 
scheiden wir  in  jeder  dieser  beiden  letzteren  Gruppen  wieder  drei  Stufen,  so  erhalten  wir  folgen- 
des Schema: 

Tabelle  IX. 


Verhältniswahlen 

Anzahl 

der 

Schädel 

Troceut 

aller 

Schädel 

| hyperbrachycrania 

109  und  weniger 

21 

2,3 

Kurze  llirnkapseln  , . . 

hrachycrania 

110  — 112 

61 

6,6 

l subbrachycrania 

113  — 115 

159 

17,3 

Mittellange  Hirnkapselu 

1 meaomacrocrania 

116  — J19 

350 

38,1 

i submacrocraiiia 

120  — 122 

237 

25,8 

Lange  llirnkapseln  . . . 

] macroerania 

123  — 125 

84 

9,2 

' hypermacrocrania 

126  und  darüber 

6 

0,7 

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lßO 


Dr.  Emil  Schmidt 


Der  Breitondurchmcsscr  zeigt  die  folgende  Vertheilung  der  einzelnen  Grössen: 


Relativer 

Durch- 

messer 

Zahl  der 
Schädel 

Relativer  | 
Durch-  j 
mosser 

Zahl  der 
Schädel 

80 

i 

92 

88 

81 

2 

93 

85 

82 

5 

»4 

74 

83 

3 

95 

78 

84 

9 

96 

40 

85 

26 

97 

41 

86 

35 

98 

21 

87 

61 

99 

19 

88 

81 

100 

10 

89 

78 

101 

5 

90 

64 

102 

2 

91 

89 

103 

1 

Auch  hier  lassen  sich  die  llimkapseln  leicht  in  drei  annähernd  gleich  grosse  Gruppen  def 
breiten,  mittelbreiten  und  schmalen  Hirnknpseln  unterbringen  und  wir  erhalten  confortn  mit  der 
Einthcilung  des  Läugsdurchmcssers  folgendes  Schema  für  die  lircitendurchmesser: 


Tabelle  X. 


1 VerhäUnisazahlcn 

Anzahl 

der 

Schädel 

Procent 

aller 

Schädel 

f hyperatenoerania 

—j 

83  und  darunter  j 

H 

ii 

1.2 

Schmale  Hirnkapseln  . . 

stenoerania 

84  — 86 

70 

7,6 

l substenoerania 

67  — 69 

220 

24,0 

Mittelbreite  Hirukapseln  j 

| mcsoplatycrauia 

90  — 93 

326 

35,5 

I »ubplatycrania 

91  — 96 

192 

20,9 

Breite  Ilirukapseln  . . 

platycrania 

97  — 99 

81 

8,8 

l byperplatycrama 

100  und  darüber 

18 

i.» 

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Kraniologieche  Untersuchungen.  161 

Für  den  Höhendnrchmesser  ergicbt  «ich  folgende  Vertheilung: 


Relativer 

Durch- 

mewer 

Zahl  der 
Schädel 

Relativer 

Durch- 

messer 

Zahl  der 
Schädel 

81 

4 

91 

144 

82 

8 

92 

121 

83 

7 

93 

114 

84 

13 

94 

87 

85 

38 

95 

41 

88 

24 

96 

2$ 

87 

49 

97 

8 

88 

72 

90 

1 

89 

73 

99 

2 

90 

89 

Das  mittlere  Drittel  liegt  hier  entsprechend  der  geringeren  Variationsbreite  des  Ilöhendurch- 
messerg  näher  zusammen,  als  beim  Breitendurehmesser,  es  umfasst  die  Verhältnigszahlen  von  90 
bis  92.  Das  Schema  für  die  Eintbeilong  der  Höhe  der  Hirnkapsel  gestaltet  sich  danach  folgender- 
maaseen : 


Tabelle  XI. 


Verhol  tniBBzahlen 

Anzahl 

der 

Schädel 

Prooent 

aller 

Schädel 

hyperchamaecrania  . . 

83  und  darunter 

19 

2,1 

Niedrige  nirnkapsetn  . 

cbameecranio 

84  — 86 

78 

7,9 

Bubchamaecrania  . . . 

87  — 89 

194 

21,1 

Mittelgroße  Hirokapteln 

xneaobypsicrania  . . . 

90  — 92 

354 

38,6 

8ubhyp»icrania  .... 

93  — 95 

242 

26,4 

Hohe  Uirnkapseln  . • . , 

hypsicrania 

96  — 98 

34 

8.7 

hyperhypiierania  . . . 

99  und  darüber 

2 

0,2 

Wenn  wir  zur  Besprechung  der  drei  Durchmesser  im  Besonderen  übergehen,  so  haben  wir 
dieselben  nach  drei  Gesichtspunkten  zu  betrachten: 

1.  Nach  ihrem  Verhältniss  bei  den  Geschlechtern; 

2.  nach  ihrem  Verhältniss  bei  den  verschiedenen  Racen; 

3.  nach  ihrem  Verhältniss  bei  dem  wachsenden  Schädel. 

1.  Verhalten  der  Hauptdurchmesser  der  Uirnknpsel  nach  dem  Geschlecht. 

Die  folgende  Uebersicht  giebt  uns  das  Material  zur  Untersuchung  dieser  Frage. 

Ans  der  Tabelle  lässt  sich  ein  durchgreifender  Einfluss  des  Geschlechtes  in  der  Art, 
dass  bei  dem  Weibe  die  eine  oder  andere  Ausdehnung  der  Hirnkapsel  grösser  oder  kleiner 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII.  21 


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162 


Dr.  Emil  Schmidt, 


wäre,  als  beim  Manne,  nicht  erkennen.  Allerdings  decken  sich  die  relativen  Werthe  der  einzelnen 
Ausdehnungen  bei  den  beiden  Geschlechtern  nicht  vollständig;  diese  Verschiedenheiten  sind  aber 
nicht  eo  gross,  dass  sie  sich  nicht  durch  die  verhältnissmässig  geringe  Grösse  der  Reihen  erklären 
Hessen.  Je  kleiner  die  Zahl  der  eine  Reihe  zusanunenBetzendcn  Schädel  ist,  desto  grösser  sind  die 
Unterschiede  der  Durchschnittswerthe  bei  den  beiden  Geschlechtern;  je  grösser,  desto  mehr  nähern 
sich  im  Allgemeinen  die  gleichartigen  Werthe  bei  Mann  und  Weib.  Die  Unterschiede  sind  bei 
den  verschiedenen  Racen  keineswegs  constant  Der  Längsdurchmesser  ist  in  beiden  Geschlechtern 
ganz  oder  fast  ganz  gleich  gross  beim  Durchschnitt  sämmtlichcr  NegerschädeL,  beim  Durchschnitt 
sämmtHcher  Malaycn,  beim  Durchschnitt  sämmtlichcr  Deutschen  (d.  li.  bei  allen  grösseren  Reihen). 

Tabelle  XIL 


' 

Weiber 

Minner 

"© 

3 

M 

0 
CO 

a 

8 

a 

© 

m 

1 
a 
01 
So 

i« 

8 

3 

NJ 

© 

to 

a 

© 

> 

£ 

u 

© 

© 

£ 

Mittlere  relative  Breite 

Mittlere  relative  Höhe 

« 

»o 

MB 

5 

t/1 

a 

© 

a 

B 

■ 

to 

C 

a 

© 

tc 

h 

« 

»o 

ja 

3 

N , 

Mittlere  relative  Länge 

Mittlere  relative  Breite 

Mittlere  relative  Höhe 

Neger:  Herkunft  unsicher 

13 

121,0 

86,2 

92,1 

47 

120,2 

88,3 

91,0 

* aus  Amerika  . . 

6 

120,1 

89,9 

90,8 

16 

120,0 

89,8 

90,1 

„ aus  Oberguinea 

6 

120,5 

80,8 

92,6 

39 

121,1 

87,8 

91,4 

„ Ge*amtntzahl  der  Negerschädel  . . 

28 

120,5 

87,8 

91,6 

139 

120,7 

88,3 

91,0 

Australier 

10 

121,6 

87,6 

90,9 

14 

122,9 

86,6 

90,3 

Australier  und  Melanesier  zusammen  . . . 

17 

121,2 

87,4 

91,5 

33 

, 121 ,9 

86,4 

91,6 

Malayen : Java 

21 

114,2 

94,4 

91,3 

90 

113,7 

93,6 

92,7 

* im  Allgemeinen 

28 

114,5 

03,9 

91,6 

195 

114,3 

93,3 

92,4 

Hindu 

8 

117,2 

91,3 

91,6 

34 

118,1 

90,2 

91,8 

Deutsche:  Rheinländer  

27 

118,8 

93,6 

87,6 

32 

118,3 

94,3 

874 

„ Holsteiner 

11 

! 1 18,3 

95,2 

86,5 

40 

119,1 

94,9 

85,9 

„ im  Allgemeinen  . 

88 

118,7 

94,1 

87,3 

72 

118,7 

1 

94,7 

86,6 

Erscheint  der  Längsdurchmesscr  in  einzelnen  Reihen  beim  Weibe  etwas  grösser  als  beim  Manne 
(Neger  unbestimmter  Herkunft,  Javanesen,  Rheinländer),  so  ist  er  in  anderen  umgekehrt  etwas  kleiner 
(Nordguinea,  Australien,  Hindu,  Holsteiner).  Das  Gleiche  gilt  vom  Breiten*  und  Höhendurch- 
messer: auch  liier  bestellt  in  einzelnen  Fällen  völlige  Gleichheit,  in  anderen  eine  geringe  Ab- 
weichung nach  der  einen  oder  anderen  Seite  hin.  In  allen  Fällen  ist  der  Unterschied  nur  unbe- 
deutend, und  wir  sind  wohl  berechtigt  zu  dem  Ausspruch,  dass  das  Geschlecht  die  relative  Grösse 
der  einzelnen  Durchmesser  der  Hirnkapsel  nicht  beeinflusst. 


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Kraniologische  Untersuchungen, 


163 


2.  Verhalten  der  Ilauptd  urchme.ser  der  Hirnkapsel  nach  der  Iiace. 

Tabelle  XIIL 


> 

Zahl  d.  Schädel 

Länge 

Breite 

Höhe 

er 

S 

Ä 

1 

a 

s 

73 

1 

ä 

i 

S 

a 

Sn 

53 

M 

jä 

d 

3 

1 

a 

H 

(0 

3 

d 

*n 

Afrika 

Neger,  Herkunft  unsicher 

47 

13 

60 

120,4 

125,0 

115,7 

87,9 

91,8 

816 

91,6 

95,9 

86,3 

„ aus  Amerika  . . . 

16 

8 

24 

120,0 

126,5 

115,8 

89,8 

95,4 

86,0 

90,2 

96,0 

87,0 

„ von  Nord  Guinea 

39 

5 

44 

120,9 

125,7 

115,5 

87,7 

936 

80,1 

91,5 

96,2 

87,3 

„ vom  Congo  . . . 

7 

— 

7 

119,8 

122,1 

116,8 

87,9 

93,5 

85,1 

92,1 

96,1 

87,7 

„ aus  dem  Sudan  • 

8 

1 

9 

121,5 

125,4 

117,4 

88,6 

926 

85,6 

90,1 

94,8 

86,3 

Raffern 

22 

1 

23 

121,5 

125,8 

113,7 

88,5 

96,7 

85.0 

90,0 

94,4 

84,0 

Hottentotten  ...... 

6 

3 

9 

121,3 

134,3 

118,0 

89,1 

936 

85,6 

89,6 

91,6 

876 

Buschmänner 

2 

— 

2 

122,2 

122,6 

121,8 

89,5 

90,1 

89.0 

88,5 

88,7 

88,4 

Aegypter,  Unterägypter  . 

14 

1 

15 

119,7 

1246 

1166 

88,7 

93,2 

83,2 

91,6 

94,7 

88,3 

„ Oberägypter  . . 

6 

— 

5 

119,8 

122,8 

116,0 

88,8 

91,8 

856 

91,4 

94,0 

87,1 

„ Mumien  * . . . 

5 

6 

11 

117,2 

120,8 

112,7 

93,6 

97,5 

89,5 

89,3 

hi 

85,9 

Abysainier  

6 

1 

7 

119,9 

123,8 

116,9 

87,7 

91,6 

84,2 

9242 

94,7 

87,8 

Algier 

20 

1 

27 

119,6 

124,0 

115,2 

89,9 

92,4 

84,2 

90,0 

96,0 

85,8 

Guanckeu * • 

5 

i 

6 

119,5 

123,1 

116,6 

92,0 

94,9 

89,4 

88,4 

90,5 

86,9 

Madagascar  ....... 

o 

2 

120,0 

120,0 

120,0 

80,0 

9)6 

88,7 

91,8 

93,3 

896 

Mulatten 

6 

6 

118,9 

120,9 

116,4 

91,8 

96,2 

88,1 

896 

91,4 

87,4 

Australien  u.  Polynesien 

Australier 

14 

10 

24 

122,3 

126,9 

119,4 

87,0 

92,4 

82,0. 

90,5 

94,7 

86,2 

Papua,  Neu  Guinea  . . . 

6 

3 

9 

120,8 

12542 

115,5 

86,8 

89,3 

83,3 

92,2 

96,9 

88,2 

Carolinen  Archipel  .... 

6 

2 

8 

122,2 

124,8 

119,5 

856 

88,1 

826 

91,7 

94,2 

90,1 

Neu  Caledonien 

5 

2 

7 

119,3 

122,8 

115,0 

87,1 

92,6 

8442 

93,6 

94,7 

92,4 

Neu  Hebriden 

2 

— 

2 

122,6 

125,7 

119,6 

85,0 

85,1 

84,9 

93,0 

96,9 

90,1 

Neu  Seeland 

10 

— 

10 

118,6 

123,1 

111,6 

90,1 

98,6 

876 

91,3 

94,7 

89,1 

Chatham  Inseln 

2 

— 

2 

118,0 

118,1 

117,9 

906 

91,7 

89,0 

92,0 

92.9 

91,0 

Sandwich  Inseln  ..... 

3 

S 

115,7 

116,3 

114,8 

91,5 

91,2 

89,4 

936 

95,4 

92,5 

Tahiti 

2 

2 

115,8 

116,8 

114,8 

90,8 

93,3 

87,3 

93,9 

95,3 

92,6 

Markeaas  Inseln 

3 

1 

4 

117,5 

121,1 

112,0 

91,3 

92,5 

87,5 

91,2 

91,4 

89,3 

Amerika 

<6  (?) 

7(?) 

53 

1216 

98,7 

113,7 

82,6  , 

100,6 

82,4 

Grönland 

12 

— 

12 

120,0 

122,4 

116,2 

886 

91,4 

85,7 

91,4 

94,4 

87,5 

Asien 

Aleuten  

1 

1 

113,8 

— 

— 

100,0 

— 

— 

866 

— 

— 

Aru  Inseln 

1 

— 

1 

117,8 

— 

— 

91,1 

— 

— 

91,7 

— 

— 

Aifuru,  uuliest.  Herkunft  . 

3 

— 

3 

118,2 

122,9 

109,4 

93,0 

95,3 

90,4 

91,0 

95,9 

85.9 

„ von  Cernra  . . . 

12 

1 

13 

118,9 

122,1 

115,2 

89,0 

92,4 

856  . 

92,0 

W,3 

89,4 

21* 


Digitized  by  Google 


164 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Tabelle  XIII  a. 


Zahl  d.  Schädel 

Länge 

Breite 

Höhe 

B 

? 

Summa 

5 

S 

a 

£ 

3 

i 

3 

» 

fl 

£ 

5 

59 

a 

£ 

Alfuru,  von  Celebes  . * ♦ 

3 

— 

3 

116.9 

118,6 

114,9 

92,5 

94,9 

88,7 

90.3 

92,7 

87,8 

Java 

90 

21 

111 

113,8 

121,6 

106,6 

93,7 

100,0 

86,5 

92,5 

98,6 

85,2 

Sumatra 

19 

2 

21 

116.0 

110,7 

91,9 

97,3 

88,0 

92,1 

96,0 

883 

Borneo,  Dajak 

9 

— 

9 

116,0 

120,4 

92,0 

94,8 

87,2 

91,9 

95.4 

90,1 

„ andere  Malajen  . 

6 

— 

5 

114,9 

117,7 

109,9 

92,8 

97,3 

88,4 

92,6 

953 

90,3 

Celebes,  Bugi  ...... 

12 

— 

12 

114,2 

119,2 

109,2 

92,9 

99,3 

863 

93,0 

97,4 

91,3 

„ andere  Malayen  . 

12 

— 

12 

ill 

118,6 

110,4 

94,2 

100,0 

87,6 

91,9 

95,5 

88,1 

Amboina 

15 

1 

16 

115,1 

119,7 

107,9 

93,3 

99,3 

88,2 

91,6 

96,1 

86,8 

Timor 

1 

2 

8 

112,5 

rrti 

■ tOX'l 

94,1 

96,8 

92,7 

94,0 

96,0 

91,3 

Madura 

10 

— 

10 

113,2 

116,7 

107,8 

933 

99,3 

89,6 

92,9 

95,3 

90,0 

Niaa 

6 

— 

6 

116,4 

90,9 

94,5 

87,3 

93,0 

95,3 

91,7 

Siam 

2 

— 

2 

116,3 

94,0 

94,7 

933 

89,7 

92,7 

86,7 

Andere  Malajen  unbest. 
Herkunft 

15 

2 

17 

114,1 

119,4 

107,6 

93,6 

98,1 

88,6 

92,2 

97,5 

86,1 

TagaJe  (Manila) 

1 

— 

1 

120,8 

— 

— 

86,4 

— 

— 

92,2 

— 

— 

Cochinchina , 

1 

— 

1 

118,6 

— 

— 

5 

— 

— 

94,2 

— 

— 

Nicobaren 

2 

— 

2 

116,4 

118,4 

114,4 

91,5 

92,2 

90,8 

91,8 

92,8 

90,8 

Ceylon 

4 

— 

4 

1 13,2 

119,0 

109,2 

94,3 

100,0 

87,6 

92,5 

94,1 

903 

Hindu 

34 

8 

42 

117,9 

123,4 

111,4 

90,4 

96,7 

84,7 

91,7 

96,7 

86,5 

China . 

65 

1 

66 

115,9 

122,7 

108,0 

91,3 

100,0 

86,7 

92,8 

96,8 

873 

Japan  . 

3 

— 

3 

115,7 

119,9 

113,2 

93,8 

94,2 

93,3 

90,0 

92,7 

85,2 

Mongolen,  Centralasien  . . 

7 

— 

7 

117,0 

121,3 

113,1 

93,2 

98,0 

90,8 

89,6 

93,5 

833 

Kalmücken  

6 

2 

8 

115,2 

118,1 

112,8 

98,6 

101,9 

953 

86,2 

91,6 

81,9 

Europa 

Kosacken 

3 

__ 

3 

114,6 

116,8 

118,3 

96,4 

100,7 

913 

893 

94,4 

82,6 

Finnen 

3 

— 

S 

117,2 

119,9 

114,1 

96,0 

97,3 

92,7 

88,1 

89,3 

863 

Letten 

2 

1 

3 

117,1 

119,2 

113,0 

94,8 

96,6 

93,8 

88,5 

90,4 

873 

Eathen  

5 

5 

119,9 

123,0 

116,7 

91,9 

95,4 

86,7 

88,1 

91,3 

85,2 

Ungarn . 

5 

— 

5 

116,3 

122,1 

109,3 

96,1 

99,3 

92,8 

873 

91,4 

84,2 

Lappen  

3 

— 

8 

115,1 

116,6 

113,5 

97,7 

100,6 

94,0 

86,5 

90,0 

62,2 

Kassen *•  * * 

11 

3 

14 

113,9 

117,8 

113,8 

95,0 

99,3 

91,8 

89,1 

92,2 

85,3 

Czechen  . 

4 

2 

6 

115,7 

118,4 

113,2 

97,0 

100,7 

93,7 

87,2 

89,7 

82,4 

Griechen 

1 

— 

i 

116,8 

— 

— 

90,9 

— 

— 

92,9 

_ 

— 

Humanen 

3 

— 

3 

116,3 

119,5 

112,2 

963 

96,2 

933 

89,0 

91,7 

87,5 

Italiener 

2 

2 

118,9 

121,7 

116,1 

96,8 

97,4 

96,2 

84,2 

85,8 

82,8 

Spanier 

5 

5 

124,0 

116,6 

91,2 

94,7 

87,7 

89,1 

92,4 

85,4 

Portugiesen 

1 

— 

1 

119,1 

— 

— 

92,1 

— 

— 

88,8 

— 

— 

Franzosen 

2 

— 

2 

118,2 

121,6 

114,8 

98,9 

95,8 

92,6 

88,2 

89,9 

86,5 

Digitized  by  Google 


Kraniologischa  Untersuchungen. 


165 


Tabelle  XIII  b. 


• 

Zahl  d.  Schädel 

Länge 

Breite 

Höhe 

cf 

s 

d 

a 

8 

Qi 

s 

35 

4 

53 

I 

S 

8 

n 

3 

ej 

- 3 

- 

s 

| <1 

33 

c" 

3 

......... 

1 

1 

2 

119,4  I 

119,4  ! 

119,3 

94,8 

05,6 

94,0 

86,1 

86,7 

85,6 

Irland  

— 

2 

o 

119,8 

120.0  ! 

119.1 

92,8 

03.2 

00,4 

87,7 

89,0 

86,4 

England  

1 

1 

2 

119,1 

120,1  j 

118,2 

91,9 

92,2 

91,6 

88,9 

90,9 

87,0 

Holland 

12 

- 

12 

118,3 

121,2  | 

113,2 

94,3 

98,0 

90,6 

87,3 

93,7 

82,1 

Schweis , . . 

2 

— ! 

2 

118,1 

118,1 : 

118,1 

07,2 

97,5 

1)0,  s 

84.5 

84,5 

34,5 

Schweden 

7 

l 

8 

122,2 

126,6  i 

119,1 

91,8 

075 

86,1 

86,2 

89.9  ! 

81,2 

Dänemark  nnd  Norwegen 

8 

— 

3 

1 19,7 

| 121,8 

117,3 

94,1 

94,9 

93,4 

m,2 

88,5 

84yS 

Sachsen  

1 

— 

1 

1 19,6 

— 

05,4 

— 

— 

85,6 

; — 

— 

Hannover i 

3 

— 

8 

120,2 

| 121,3  ' 

119,5 

94,2 

98,7 

91,0 

85,4 

Bs,a 

81,2 

Rheinländer 

32 

27 

50 

118,5 

1 124,- 

112,7 

04,0 

100,7 

90,1 

87,6 

92,7 

843 

Holsteiner . 

40 

11 

61 

118,9 

1 ^ 

113,4 

96,0 

100,7 

91,1 

1 

86,1 

92,0 

81,0 

Die  vorliegende  Tabelle  zeigt,  dass  die  grossen  geographischen  Abteilungen  der  Erde  (Welt- 
teile) im  Allgemeinen  durch  einen  ihnen  eigentümlichen  Bau  der  Hirnkapsel  ebarakterisirt  sind: 
die  australischen  Hirnschädel  sind  lang  und  schmal,  in  etwas  geringerem  Grade  ebenso  die  afrikani- 
schen. Kürze  ist  die  bezeichnende  Eigentümlichkeit  der  asiatischen,  Breite  und  Niedrigkeit  die 
der  europäischen  Himkapseln.  Die  amerikanischen  zeichnen  sich  aus  durch  grosse  Unbeständig- 
keit und  Variation  in  weiten  Grenzen.  Innerhalb  dieser  grossen  Abteilungen  gruppiren  sich  nun 
wieder  kleinere  Bezirke,  weiche  so  zu  sagen  das  allgemeine  Thema  ihres  Erdteiles  variiren ; die  relati- 
ven Hirnkapselmaasse  der  grossen  Mehrzahl  aller  Schädel  eines  solchen  Bezirks  fallen  nahe  um 
eine  für  den  Bezirk  (Hace)  charakteristische,  typische  Grösse;  stärkere  Abweichungen  davon  sind 
im  Ganzen  selten.  Wo  solche  Vorkommen,  entsprechen  sie  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  dem  Typus 
irgend  einer  anderen  Race.  So  finden  sich  hei  den  Negern  Abweichungen  von  der  für  die  Neger- 
hirnkapseln charakteristischen  Form;  dieselben  nähern  sich  fast  stets  dem  europäischen  Typus. 
Unter  die  bestimmt  charakterisirten  Maiayenschädel  mischen  sich  Himkapseln,  welche  sich  mehr 
oder  weniger  dem  austraiisch-melanesischen  Typus  nähern.  Im  Allgemeinen  lässt  sich  sagen,  dass 
abweichende  Formen  um  so  häufiger  auftreten,  die  Mittelzahlen  daher  um  so  mehr  beeinflusst 
werden,  je  intensiver  die  Berührung  und  der  Verkehr  zwischen  verschiedenen  Raccn  ist. 

Es  würde  di«  Aufgabe  einer  Kraniologie  der  Raccn  sein,  die  einzelnen  Typen  festznstellen, 
und  wenn  dies  geschehen  ist,  zu  untersuchen,  in  wie  weit  jede  einzelne  Raee  ihren  Typus  rein 
wieder  giebt,  mit  welehen  fremden  Typen  sie  gemischt  ist  and  in  welchem  Verhältnis«  die  Scbädel- 
formen  diese  Mischung  wiederspiegeln.  Das  typische  Verhalten  muss  sich  schon  an  einer  verhältniss- 
müssig  geringeren  Zahl  von  Hirnkapseln  zu  erkennen  geben,  und  wir  werden  daher  versuchen, 
auch  in  den  kleineren  Reihen  unseres  Materials  die  typischen  Formen  der  einzelnen  Racen  auf- 


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166 


Pr.  Emil  Schmidt, 


zufinden.  Filr  die  andere  Frage,  ob,  und  namentlich  in  welchem  Verhältnis*  andero  Typen  bei- 
gemischt Bind,  sind  die  vorliegenden  Iteihen  viel  zu  klein;  ich  hoffe  später  an  weit  umfangreicherem 
Material  auf  die  Frage  der  Racenreinbeit  und  Vermischung  eingehen  zu  können;  hier  muss  ich 
mich  in  Bezug  auf  diesen  Punkt  nur  auf  Andeutungen  beschränken. 

Afrika. 

Wir  betrachten  zunächst  die  Negervölkcr.  Mittelzahlen  (aus  167  Hirnkapseln)  L — 120,7, 
Ti  = 88,2,  H = 91,1.  Sie  zeigen  die  Kigenthämlichkeit  der  afrikanischen  HirnkapBeln  am  aus- 
gesprochensten. Aus  dem  Material,  welches  mir  zu  Gebote  stand,  lassen  sich  folgende  Gruppen 
ausscheiden : Nordguinca  mit  zusammen  44  Schädeln,  Südguinea  mit  7,  Ceutralafrika  mit  9,  Ost- 
afrika mit  23,  afrikanische  Neger  unbestimmter  Herkunft  mit  60,  amerikanische  Neger  mit  24  und 
Mischlinge  von  Negern  und  Weissen  (Nordamerika)  mit  6 Schädeln. 

Die  grösste  Länge  besitzen  durchschnittlich  die  Central-  und  ostafrikanischen  Neger;  ihr 
Mittel  nähert  sich  der  oberen  Grenze  der  Subraacrocranie ; etwas  kürzer  sind  die  Schädel  von 
Oberguinea,  noch  kürzer  die  (allerdings  in  geringer  Zahl  vertretenen  und  daher  für  sichere  Mittel- 
zahlen nicht  genügenden)  Schädel  Südguineas.  Die  Hirnkapscln  der  amerikanischen  Neger  sind 
kürzer,  als  die  der  afrikanischen;  nooh  kürzer,  schon  den  mittellangen  Hirnkapscln  zugehörig  sind 
diejenigen  der  Mischlinge  von  amerikanischen  Negern  und  Weissen. 

An  Schmalheit  de*  Schädels  stehen  die  Neger  Nordguineaa  obenan  (mittlere  Breite  87,7);  unter 
ihnen  befindet  sich  der  schmälste  aller  gemessenen  Schädel,  ein  Ashantischädel  (Nr.  214  meiner 
Sammlung).  Es  folgen  die  Neger  Südguineas,  die  Neger  unbestimmter  Herkunft,  die  Neger  Ost- 
und  Centralafrikas.  Breiter  als  die  afrikanischen,  aber  doch  noch  immer  unterhalb  der  mittel- 
breiten  Schädel  stehend,  sind  die  Hirnkapscln  der  amerikanischen  Neger;  die  Mulatten  stehen  mit 
ihrer  Ilirnscbalenbreite  schon  in  der  Mitte  der  mittelbrciten  Schädel. 

Die  Höhe  hält  sich  bei  allen  Negern  innerhalb  der  Grenzen  der  mittolhohcn  Hirnkapseln,  nur 
bei  den  Mulatten  sinkt  sie  unter  die  untere  Grenze  derselben  hinab. 

Wir  erkennen  in  dem  Uirnkapselbau  der  amerikanischen  Neger  und  der  Mulatten  den  Ein- 
fluss der  Schädelform  der  Weissen;  die  geringere  Länge  und  Höhe,  sowie  die  grössere  Breite  der 
letzteren  macht  sich  bei  beiden,  bei  den  Mulatten  sogar  sehr  deutlich  geltend. 

Die  zweite  Gruppe  umfasst  die  Völker  nördlich  von  der  Sahara.  Die  Hirnkapseln  zeigen 
hier  eine  auffallende  Uobercinstämmung  in  ihrer  Länge:  Unter-  und  Oberägypter,  Abyssinier, 
Cabylen,  Beduinen,  Guanehen  — alle  haben  eine  fast  identische  Hirnkapsellänge  (119,0);  sic  stehen 
hiermit  auf  der  Grenze  zwischen  mittellangen  und  langen  Hirnkapseln.  Etwas  mehr  variirt  die 
Breite,  wenn  auch  die  Hirnkapscln  im  Ganzen  den  schmalen  zngerechnet  werden  müssen;  dio  Höhe 
äst  durchweg  eine  mittlere.  Die  Breite  ist  am  geringsten  bei  den  Abyssinicrn,  am  grössten  bei 
den  Guanehen,  und  umgekehrt  ist  die  Höhe  am  grössten  bei  den  Abyssinicrn,  aiu  kleinsten  bei  den 
Guanehen. 

Sehr  auffallend  ist  der  Unterschied  zwischen  20  modernen  Aegyptern  und  den  11  Mumien. 
Die  letzteren  haben  weit  kürzere,  breitere  und  niedrigere  Hirnkapscln  als  nicht  nur  die  modernen 
Acgypter,  sondern  überhaupt  alle  anderen  Afrikaner.  Sie  ähneln  in  allen  diesen  Punkten  den 
Guanehen,  diesem  räthselhallen  Volk.  Die  Breite  und  Niedrigkeit  dieser  Himknpseln  erinnert 
weit  mehr  an  europäische  Formen  (Arier),  als  an  afrikanische. 


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Kramologische  Untersuchungen.  167 

Aus  dem  Süden  Afrikas  liegt  nur  ein  spärliches  Material  vor.  Die  11  Hottentotten  und 
Buschmänner  sind  ebenso  macrocran,  als  die  Neger,  dagegen  haben  sie  eine  etwas  breitere  und 
niedrigere  Hirnkapsel.  Ist  für  eine  genaue  Typenformulirung  das  Material  auch  zu  klein,  so  lässt 
sich  doch  so  viel  mit  Bestimmtheit  sagen,  dass  auch  sie  dem  allgemeinen  Typus  der  Afrikaner 
(Länge  und  Schmalheit)  folgen. 

Dasselbe  gilt  von  den  2 Schädeln  von  Madagascar,  weiche  im  Wesentlichen  die  Verhaltni&B- 
zahlen  der  Negerhirn kapseln  aufweisen. 

Australien  und  Melanesien.  Mittelzahlen  (aus  50  Schädeln).  L — 121,6,  B = 86,7, 
U = 61,6. 

Ich  fasse  wegen  der  grossen  Aehnlichkeit  der  Schädel  beide  Gruppen  zusammen.  Die  Hirn- 
schalen besitzen  die  Eigenschaften  des  Negerschädels  in  noch  erhöhtem  Maasse,  sie  haben  bei 
grosser  Schmalheit  eine  beträchtliche  Länge. 

Die  einzelnen  Glieder  dieser  Gruppe  sind  leider  nicht  in  grossen  Reihen  vertreten,  indessen 
zeigt  doch  die  Uebereinstimmung  aller  Glieder  in  den  wesentlichen  Punkten,  dass  es  sich  hier  um 
ein  typisches  Verhalten  handelt. 

Die  Länge  ist  bei  allen  Einzelreihen  dieser  Gruppe  noch  grösser,  als  bei  den  Negern,  sie 
erhebt  sich  überall  über  die  obere  Grenze  der  mittel  langen  Schädel;  am  beträchtlichsten  erscheint 
sie  bei  den  Bewohnern  der  Neu-Hehriden,  Australiens  und  des  Carolinen- Archipels  (122,6  bis  122,2  im 
Durchschnitt).  Der  längste  aller  gemessenen  Schädel  ist  ein  Australierschädel  (Sen kenberg’sche 
Sammlung  I a 321);  er  hat  die  hyperraacrocrane  Länge  von  126,9.  Etwas  geringer  erscheint 
die  Länge  der  Ilinikapseln  von  Neu-Guinea  (120,8)  und  von  Neu-Caiedonien.  Diese  beiden  Reihen 
sind  freilich  so  klein,  dass  eine  grössere  Beeinflussung  der  Mittelzahlen  durch  individuelle  Ab- 
weichungen nicht  unwahrscheinlich  ist. 

Die  Breite  der  Hirnkapsel  ist  bei  Australiern  und  Melanesiern  durchschnittlich  noch  geringer, 
als  hei  den  Negern;  die  Schädel  sind  ausgesprochen  stenocran.  Die  Höhe  ist  zwar  im  Ganzen  um 
ein  Weniges  grösser,  als  bei  Negerschädeln,  bleibt  aber  doch  innerhalb  der  Grenzen  der  mittel- 
hohen  Schädel. 

Seltsam  genug  nähert  sich  die  Gestalt  der  grönländischen  llimkapseln  derjenigen  der  bis- 
her besprochenen ; auch  sie  besitzen  bei  mittlerer  Höhe  eine  beträchtliche  Länge  und  Schmalheit. 

An  polynesischen  Schädeln  waren  die  mir  zugänglichen  Sammlungen  sehr  arm:  ich  konnte 
im  Ganzen  nur  21  Schädel  dieser  Völkergruppe  zu  Messungen  benutzen.  Die  Hirnkapseln  zeiget» 
im  Ganzen  mittlere  Verhältnisse  ihrer  relativen  Dimensionen:  weder  Länge  noch  Breite  noch  Höhe 
zeigen  eine  besonders  grosse  oder  geringe  Entwickelung. 

Die  Zahl  der  amerikanischen  Schädel  ist  zwar  etwas  grösser,  als  die  der  polynesischen;  die- 
selben gruppiren  sich  indessen  so  wenig  um  eine  typische  Form,  sie  variiren  im  Einzelnen  so 
ausserordentlich  stark,  dass  ich  es  ganz  unterlassen  habe,  Mittelzahlen  zu  berechnen.  Bei  allen 
Durchmessern  kommen  monströse  Verhältnisse  vor:  es  giebt  Ilirnkapseln,  deren  Länge  unter  der 
Grösse  des  Modulus  bleibt,  andere,  deren  Breite  den  Modulus  ganz  beträchtlich  übertrifft  (113,7); 
ja  seihst  die  sonst  am  wenigsten  veränderliche  Höhe  wird  durch  die  Einwirkung  seitlicher  und 
ringförmiger  Com pression  bis  über  Modulusgrösse  hinaufgeschraubt. 

Regelmäßigere  Verhältnisse  finden  wir  bei  den  asiatischen  Schädeln  vor.  Nur  ausnahms- 
weise gehört  hier  eine  Gruppe  der  CJnsse  der  mittellangen  Ilinikapseln  an:  die  meisten  Reihen 


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168 


Dr.  Emil  Schmidt, 


sind  mehr  oder  weniger  brachycran ; für  die  Breite  ist  umgekehrt  eine  bedeutendere  Entwickelung 
die  Regel ; in  Bezug  auf  die  Höhe  stehen  die  Schädel  durchweg  an  der  oberen  Grenze  der  mittel- 
hohen  Ilirnkapseln. 

Das  benutzte  Material  gestattet  uns,  von  drei  asiatischen  Bezirken  grössere  Reihen  zusammen- 
zustellen;  ich  konnte  die  Schädel  von  223  Malayen,  42  Hindu  und  66  Chinesen  zu  Messungen 
benutzen. 

Malayen,  mittlere  L 114,3,  B 93,4,  H 92,3. 

Dieser  Typus  ist  ausgezeichnet  durch  seine  geringe  Länge,  bei  grösserer  Breite  und  Höhe. 
Während  der  crstere  Durchmesser  entschieden  den  brachycranen  Hirnschalen  entspricht,  nähern 
sich  die  beiden  anderen  der  unteren  Grenze  der  Platy-  und  Hypsicranie.  Den  Malayenschädeln 
sind  in  allen  Sammlungen  Schädel  beigemischt,  welche  bald  mehr,  bald  weniger  rein  dem  melanesUch- 
australischen  Typus  entsprechen,  d.  h.  lang  und  schmal  sind.  Eine  Ausscheidung  dieser  Formen 
würde  die  Kürze  und  Breite  des  malayschen  Typus  noch  mehr  hervortreten  lassen.  Auf  den  ein- 
zelnen Inseln  scheinen  diese  fremdartigen  Formen  in  verschiedener  Proportion  vertreten  zu  sein, 
und  sie  beeinflussen  daher  die  Mittelzablen  in  verschiedenem  Grade. 

Wenn  man  von  der  nur  durch  drei  Schädel  vertretenen  Insel  Timor  absieht,  so  haben  die 
kürzesten  Hirnkapseln  Madura  (113,2)  und  Java  113,8  [der  kürzeste  aller  nicht  skoliopädischen 
Schädel  ist  ein  Javanesischer  Schädel  (Wien  248)  mit  einer  Verhältnisszahl  für  die  Länge  von  106,6]. 
Dann  folgen  Celebes  114,1,  Malayen  unbekannter  Herkunft  114,1,  Amboina  115,1,  Borneo  115,6, 
Sumatra  116,0  und  Kias  116,4.  Unter  der  Bezeichnung  Alfuru  sind  in  den  Sammlungen  eine 
Anzahl  Schädel  vou  verschiedenem  Typus  enthalten;  dieselben  haben  in  Folge  stärkerer  Beimischung 
von  melanesischen  Formen  eine  weit  grössere  Länge  (auf  Ceram  bis  118,9). 

Die  Breite  ist  bei  allen  Malayenschädeln  ziemlich  beträchtlich.  Die  Verhältnisszahl  von  100,0, 
d.  h.  die  Grösse  des  Modulus  wird  öfters  erreicht.  Die  grösste  Breite  finden  wir  (nach  Ausschluss 
der  drei  Schädel  von  Timor,  deren  Mittel  94,1  beträgt,  auf  Java  (93,7),  die  kleinste  auf  Nias  (90,9, 
Mittel  von  fünf  Schädeln).  Auch  bei  der  Breite  zeigt  sich  öfters  der  Einfluss  von  raelanesischem 
(stenocranem)  Typus. 

Die  Höhe  nähert  sich  der  oberen  Grenze  der  mittelhohen  Hirnkapseln.  Sie  variirt  im  Ganzen 
nur  wenig:  die  Reihen,  welche  mindestens  zehn  Schädel  umfassen,  liegen  zwischen  HöhenzifFer  92,9 
(Madura)  und  91,6  (Amboina).  Einzelne  niedrige  Schädel  (auf  Java  85,2,  Amboina  86,8)  sind  wohl 
die  Folge  europäischer,  Jahrhunderte  lang  wirkender  Einflüsse. 

Die  zweite  grössere  Reihe  asiatischer  Schädel  wird  durch  die  Ilinduschädel  gebildet;  sie 
umfasst  42  Stück.  Die  Zahlen  ergeben,  dass  hier  mehrere  Typen  concurriren.  Es  kommen  Ilirn- 
kapseln  von  rein  melanesiscber  Form  vor  (Ureinwohner  Ilindostans?),  so  Kiel  Nr.  18,  Nr.  6,  Nr.  15, 
Wien  251  etc.;  andere  Schädel  geben  ganz  rein  den  malayschen  Typus  wieder  (Kiel  16,  Frankfurt 
XX,  17,  Leiden  206),  seltener  findet  sich  die  den  Europäerschädel  auszeichnende  geringe  Höhe 
(Wien  277).  Bei  dieser  Concurrenz  verschiedener  deutlich  ausgesprochener  Typen  haben  die 
Mittelzahlen  (L  = 117,9,  B = 90,4,  H = 91,7)  keine  grosse  Bedeutung;  es  liegt  die  Aufgabe  vor, 
die  einzelnen  Typen  zu  prücisiren  und  ihr  numerisches  Verhalten  zu  bestimmen;  zur  Lösung  dieser 
Aufgabe  ist  aber  das  vorliegende  Material  zu  gering. 

Die  Chinesenschädel  stammen  zum  grössten  Theil  aus  dem  südlichen  China.  Die  Hirn- 
kapseln zeigen  hier  eine  grössere  Uebereinstimmung  in  der  Form,  als  die  Schädel  Indiens.  Formen, 


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Kraniologischo  Untersuchungen.  169 

welche  an  melanesischen  Typus  erinnern  (Leiden  190,  Meine  Sammlung  AhSing)  sind  selten,  und 
noch  weniger  häufig  ist  das  Vorkommen  geringer  Höhe;  von  den  60Schüdelu  lallt  nur  ein  einziger 
(Leiden  Tien  Tien)  in  die  Gruppe  der  Chamücranen.  Die  Länge  der  Chinesenschädel  beträgt 
durchschnittlich  115,9,  erreicht  also  noch  nicht  ganz  die  Grenze  der  mittellangen  Hirukapseln;  die 
Breite  91,3  ist  eine  mittlere,  die  Höhe  92,8  steht  in  der  Mitte  zwischen  mittelhohen  and  hohen 
Schädeln. 

Die  übrigen  Raten  Asiens  sind  nur  durch  eine  geringe  Anzahl  von  Individuen  vertreten: 
Cochinchina  und  Manila  haben  je  einen  Schädel  geliefert.,  der  sich  dem  mclaneeiscbcn  Typus 
anschlicsst,  die  zwei  Nicobaronschädel  nähern  sich  in  ihrer  Form  den  Malayenschädeln,  von  tien  vier 
Schädeln  Ceylons  sind  drei  kurz  und  breit,  einer  lang,  schmal  and  hoch,  von  den  drei  japanischen  Hirn- 
kapseln haben  zwei  die  relativen  Dimensionen  der  Malayen,  einer  die  von  Europäern;  ein  Schädel  von 
den  Alenten  liat  eine  sehr  breite,  kurze  und  niedrige  Ilimkapsel.  Die  sieben  Mongolen,  deren  Herkunft 
im  Ganzen  wenig  genau  bestimmt  ist,  zeigen  sehr  schwankende  Verbältnisszablcn  ihrer  Hirnkapseln. 

Hei  sämmtlichen  europäischen  Hirnkapseln  fallt  sofort  die  geringe  Höhcnentwiekelung 
auf;  keine  einzige  Durchschnittszahl  erreicht  auch  nur  die  untere  Grenze  der  mittelhoben  Ilirn- 
kapseln.  Die  Schädel  Europas  unterscheiden  sich  hierdurch  sehr  bestimmt  von  den  anssereuro- 
päisclien,  welch  letztere  nur  ausnahmsweise  (und  meist  nur  da,  wo  europäische  Berührungen  in  aus- 
giebigem Mattss  besteben)  so  niedrige  Zahlen  Ihr  die  Höhe  haben. 

Auch  hier  ist  das  Material  sehr  ungleich  und  manche  Reihen  sind  in  so  wenigen  Exemplaren 
vertreten,  dass  eine  Charakterisiriing  der  llirnkapsetfonn  der  betreffenden  Gruppen  auf  Grund 
dieser  Schädel  nicht  ausführbar  ist.  Ich  unterlasse  es  daher  hier,  von  den  Reihen  zu  sprechen, 
welche  weniger  als  acht  Schädel  umfassen.  Mit  acht  Schädeln  sind  die  Schweden,  mit  1 2 die  Holländer, 
mit  14  die  Russen  vertreten.  Die  letzteren  gehören  mit  den  Czcchcn  zu  den  am  meisten  bracliy- 
cranen  Völkern  Europas  (L  = 115,9  und  115,7);  die  Hirnkapseln  sind  dagegen  durchschnittlich 
breit  (15  = 95,0  und  97,0)  und  massig  niedrig  (H  = 89,1  und  87,2).  Bei  den  Holländern  finden 
wir  massige  Länge  bei  grosser  Breite  und  geringer  Höhe  der  Hirnkapsel.  Die  längsten  Hirnkapseln 
scheinen  in  Europa  die  Schweden  zu  besitzen  (L  = 122,2);  die  Breite  derselben  ist  mittelgross 
(B  = 91,8),  die  Höhe  niedrig  (H  = 86,2). 

Die  einzige  grössere  Reihe,  welche  ich  zusammcnstclien  konnte,  umfasst  deutsche  Schädel. 
59  derselben  sind  rheinländische  Schädel  (Bonner  Universität),  51  holsteinische  Schädel  (Kieler 
Universität).  Der  Durchschnitt  aller  dieser  110  deutschen  llirnkapseln  hat  eine  Länge  von  118,7, 
eine  Breite  von  94,5  und  eine  Höhe  von  86,8. 

Die  holsteinischen  llirnkapseln  sind  etwas  länger  und  breiter,  dagegen  nicht  unbedeutend 
niedriger,  als  die  rheinischen.  Unsere  Tabelle  weist  zwar  für  Schweizer  and  Italiener  noch  niedrigere 
Höhcnzahlen  auf  (84,5  und  84,2),  als  für  die  Holsteiner;  indessen  sind  diese  Mittelzahlen  nur  aus  je 
zwei  Schädeln  gewonnen  nnd  daher  sicherlich  nicht  der  wahre  Ausdruck  der  Chamäcranie  dieser 
Länder.  Es  ist  wahrscheinlich , dass  Norddentscblatul  die  niedrigsten  Hirnkapseln  besitzt  (der 
niedrigste  aller  gemessenen  Schädel  ist  ein  Holsteiner  (Kiel  74).  Die  deutschen  Schädel  sind 
dabei  beträchtlich  breit  und  massig  lang. 


Archiv  für  Antliropologl«.  Bd  XII. 


22 


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170 


Dr.  Emil  Schmidt, 


3.  Verhalten  der  II anptd  urchtn  esser  der  Hirnkapsel  beim  wachsenden 

Schädel. 

Tabelle  XIV. 


L 

H 

H 

112,4 

93,2 

94,3 

114,9 

96,3 

88,8 

1 Monat  alt»  „ *2  „ 

114,8 

98,0 

87,7 

1 Jahr  alt,  1 Schädel 

116.3 

96,1 

88,4 

i%  . . . • • • 

118,2 

97,1 

89,7 

2 * „ 1 „ 

115,8  j 

90,2 

88,7 

s „ . 1 

112,9 

98,6 

89,2 

4 bi«  5 „ „ 1 „ 

116,2 

95,6 

89,0 

6 . , 1 

115.6 

95,7 

89,4 

9 „ „ Mittel  ans  2 Schädeln 

115,4 

96,0 

86,6 

10  „ „ 1 Schädel 

120,6 

92,5 

66,3 

lOfaUU.  - 1 

116,2 

98,0 

85,1 

13  . . 1 

116,1 

94,7 

87,9 

Erwachsene  Deutsche  (Rheinländer)  Mittel  aus  59  Schädeln  . 

118£ 

94,0 

67,5 

In  der  Zeit  vor  der  Geburt,  lässt  sich  eine  fortschreitende  Entwickelung  der  relativen  Grösse 
de«  einen  oder  anderen  Durchmessers  nicht  constatiren:  schon  im  4.  Monat  zeigt  die  Ilirnkapeol 
im  Ganzen  dieselben  relativen  Dimensionen,  wie  in  späteren  Monaten  der  Schwangerschaft.  Hier- 
bei ist  freilich  zu  bemerken,  dass  sich  die  Maasse  der  fötalen  llimkapsel  bei  dem  Prapariren  und 
Trocknen  des  Schädels  verändern  und  zwar  um  so  mehr,  je  häutiger  er  ist,  d.  h.  einer  je  früheren 
Periode  der  Schwangerschaft  er  angehört.  Ich  möchte  daher  überhaupt  auf  die  Zahlen  der  fötalen 
Schädel  nicht  grosses  Gewicht  legen.  Nach  den  Mittelzahlen  aus  neun  Schädeln  ist  die  llirnkapsel 
vor  der  Geburt  etwas  rundlicher  als  die  erwachsene  Ilirnkapsel:  die  Länge  ist  verhaltnissmässig 
etwas  kleiner,  die  Höhe  etwas  grösser.  Schon  der  Neugeborene  zeigt  indessen  Verhältnisse  seiner 
Uimkapseldurchmesser,  welche  denen  des  Erwachsenen  sehr  nabe  kommen ; die  Länge  ist  nur  noch 
wenig  kleiner,  die  Höhe  wenig  grösser,  als  beim  ausgewachsenen  Schädel.  Der  Kaccnchurakter 
zeigt  sich  schon  sehr  frühzeitig:  die  grosse  Breite  und  geringe  Höhe,  die  bezeichnenden  Eigen- 
schaften des  deutschen  Schädels,  sind  schon  beim  Neugeborenen  deutlich  ausgesprochen,  und  finden 
sich  durch  die  ganze  übrige  Reihe  der  deutschen  Kinderschädel  hindurch  wieder. 

Es  entsteht  die  Frage,  ob  sich  die  liacencharaktere  auch  bei  anderen  Racen  so  frühzeitig  an 
der  llirokapscl  ausprägen.  Das  Material  zur  Entscheidung  dieser  Frage,  welches  mir  zu  Gebote 
stand,  war  sehr  klein;  ich  konnte  nur  von  einer  einzigen  Race,  von  Negern,  eine  Reihe  zusammen- 
stellen, welche  wenigstens  aus  vier  Gliedern  bestand.  Dieselben  zeigten  die  folgenden  Verhältnis«- 
zahlen : 


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Kraniologische  Untersuchungen. 
Tabelle  XY. 


171 


L 

B 

H 

Philad.  Nr.  12.  (9  Jahre  alt)  .... 

12*2,3 

91,4 

86,3 

„ „ 959.  (8  bis  9 Jahre  alt)  . 

121,6 

89,9 

91,4 

„ »114.  (10  Jahre  alt)  . . . 

122,9 

86,8 

90,3 

„ „ »06.  (12  Jahre  »11)  . . . 

118,3 

89,4 

92,3 

Mittel  aus  4 Negerkindern 

121,3 

89,4 

90,1 

Mittel  aller  erwachsenen  Neger . . . 

120,7 

88,2 

91,1 

Ein  vergleichender  Blick  zeigt  die  grossen  Unterschiede  beider  Reihen:  dort  Breite  und 
Niedrigkeit,  hier  Länge  und  Schmalheit.  Der  Typus  der  Negerhirnkapsel  spricht  sich  daher  auch 
bei  den  kindlichen  Schädeln  ebenso  bestimmt  aus,  wie  der  Typus  der  deutschen  Hirnkapsel  bei  den 
Schädeln  der  ersten  Reihe.  Es  scheint  daher,  wenn  man  aus  so  kleinem  Material  einen  allgemeinen 
Schluss  ziehen  darf,  «lass  sich  der  Typus  einer  Racc  überhaupt  schon  sehr  früh  in  der  kindlichen 
Hirnkapsel  ausprägt. 


B.  Länge,  Breite  und  Hö'he  des  Gesiohtes. 

Um  die  relative  Grösse  der  Ausdehnungen  des  Gesichtes  festzustellen,  müssen  die  Hauptdurch- 
messer desselben  in  gleicher  Weise  auf  den  Gesichtsmodulus  bezogen  werden,  wie  dies  bei  den 
Durchmessern  und  dem  Modulus  der  Hirnkapscl  geschehen  ist.  Die  Gesichtfigrösse  (der  Modulus) 
ist  überall  gleich  zu  Betzen  (=  100);  das  Verhältnis»  jedes  Gcsichtsdurchmcssers  zu  dem  Modulus, 
in  Procenten  ausgedrückt,  zeigt  die  relative  Grosso  der  betreffenden  Ausdehnung. 

Die  Zahl  der  von  mir  zu  Gesichtsmessungen  benutzten  Schädel  betrug  362.  Sie  stammen  zwar 
auch  aus  den  verschiedensten  Theilen  der  Erde,  doch  überwogen  hier  au  Zahl  die  europäischen 
Schädel.  Die  Zahl  der  gemessenen  Gesichter  ist  weit  geringer,  als  die  der  Hirnkapseln.  Alle  Re- 
sultate, welche  aus  den  vcrhultuissmässig  kleinen  Reihen  abgeleitet  worden  sind,  müssen  daher  mit 
einem  gewissen  Vorbehalt  aufgenoinmen  werden;  das  Folgende  hat  mehr  den  Charakter  einer 
Skizze,  an  welcher  bei  Ausführung  in  grosserem  Maassstabo  vielleicht  Manches  geändert  und  ver- 
bessert werden  muss. 

Die  Mittelzahlen  der  relativen  Grössenwertho  der  drei  Hauptdurchmesser  betragen  für  die 
Länge  85,  für  die  Breite  114  und  für  die  Höhe  des  Gesichtes  101. 

Maxima  und  Minima,  sowie  die  Schwankungsbreite  betragen  für  die: 


Max. 

Min. 

Schwankungs- 

breite 

In  Procenten  des 
mittleren 
Durchmessers 



98 

74 

26 

29,4  Proc. 

Breite 

125 

103 

23 

20,2  „ 

Höhe 

110 

91 

20 

19,8  „ 

22* 


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172 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Verglichen  mit  der  Schwankungsbreite  der  Hauptmasse  des  Gehirnsohfidelf  ergiebt  sich  für  die 
GesichUmaasse  nahezu  dieselbe  Variabilität  Während  bei  der  Hirnknpsel  die  Länge  das  Verhältnis»- 
massig  constanteste  Maass  ist,  ist  sie  bei  dem  Gesicht  das  veränderlichste;  Breite  und  Höhe  variiren 
dagegen  bei  dem  Gesichtsschädel  etwas  weniger,  als  bei  dem  Hirnschädel.  Wenn  die  Gesichtsmaasse 
im  Allgemeinen  dieselbe  Variabilität  haben,  als  die  entsprechenden  llaupldurchmesser  der  llinikapsel, 
so  zeigen  die  enteren  doch  im  Einzelnen,  innerhalb  derselben  Kace  eine  grössere  Unbeständigkeit; 
in  dem  Bau  des  Gesichtes  prägen  sich  individuelle  Eigentümlichkeiten  bestimmter  aus,  als  in  der 
Form  der  Hirnkapscl.  Die  von  mir  gemessenen  Reihen  sind  indessen  einstweilen  noch  zu  klein, 
um  zahlenmassig  das  Verhältnis»  der  individuellen  Schwankungen  innerhalb  der  einzelnen  Gruppen 
festzustellen.  Immerhin  kommt  auch  in  dem  Grösst1« verhaltniss  der  Hauptdurchmesser  des  Ge- 
sichtes ein  Gestaltcharakter  des  Geschlechtes  und  der  Race  zum  mehr  oder  weniger  deutlichen 
Ausdruck. 

ln  Bezug  auf  die  Häufigkeit  der  einzelnen  relativen  Grössen  ergiebt  sich  für  die  einzelnen 
Durchmesser  Folgendes: 

1)  Länge  des  Gesichtes. 


Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesichter 

Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesichter 

I 

74 

1 

87 

26 

75 

3 

88 

28 

76 

3 

89 

24 

77 

4 

90 

25 

78 

* 

91 

10 

79 

15 

92 

11 

80 

11 

93 

3 

81 

25 

94 

8 

82 

22 

95 

2 

83 

24 

96 

— 

84 

39 

97 

2 

85 

34 

98 

1 

86 

39 

Theilen  wir  in  gleicher  Weise,  wie  dies  bei  den  Ilirnkapseln  geschehen  ist,  die  Lungsdurch- 
messer  nach  ihrer  relativen  Grösse  in  drei  ziemlich  gleich  grosso  Gruppen  (lange,  mittellange  und 
kurze  Gesichter),  so  erhalten  wir  das  folgende  Schema: 


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Kraniologische  Untersuchungen, 


173 


Tabelle  XVL 


Verhältnisszahlen 

Anzahl  der 
Gesichter 

Procent  aller 
Gesichter 

fhyperbrachyprosopo  . . . 

77  und  weniger 

11 

3,0  Proc. 

Karze  Gesichter 

brachyprosope  ...... 

78  — 80 

33 

9.1  . 

'subbrachvprosope  . . . .* 

8t  — 83 

71 

10,7  n 

Mittellauf  Gesichter 

Jraesoraacroprosope  .... 

84—86 

112 

30,9  . 

fBubinacroprosope  .... 

87—89 

. 78 

21,5  . 

Lange  Gesichter 

! macroproBope 

90  — 02 

46 

12,7  . 

Ihypermacroprosope  . . . 

93  und  mehr 

11 

3,0  . 

2)  Breite  des  Gesiebten. 


Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesichter 

Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesichter 

103 

1 

115 

34 

104 

2 

116 

84 

105 

1 

117 

34 

106 

3 

118 

80 

107 

6 

119 

13 

106 

7 

120 

8 

109 

17 

121 

3 

110 

25 

122 

2 

111 

32 

123 

1 

112 

83 

124 

— 

113 

43 

125 

1 

114 

33 

Diese  Reibe  ergiebt  folgende  üruppirtuig : 

Tabelle  XVII. 


Vcrbältnisszahlen 

Anzahl  der 
Gesichter 

Procent  aller 
Gesichter 

rhyperstenoprosope  .... 

106  und  weniger 

7 

1,9  I’ruc. 

Schmale  Gesichter  < stenoprosopo 

107  — 109 

29 

8,0  , 

' substenoprosopo  ..... 

110  - 112 

90 

24,9  . 

Mittelbrat«  Gesichter  |mc«opl»typroaopc  .... 

113  — 115 

110 

»0,4  , 

/subplatyprosopo 

116  — 118 

98 

27,1  „ 

Breit*  Gewehter  J platyprosope 

119  — 121 

24 

6,6  . 

1 byporplatyprosope  .... 

122  und  mehr 

4 

l,l  » 

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174 


Dr.  Emil  Schmidt 


3)  Höhe  des  Gesiebtes. 


Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesichter 

Relativer 

Durchmesser 

Zahl  der 
Gesiebter 

91 

2 

101 

30 

92 

2 

102 

37 

03 

4 

103 

88 

04 

8 

104 

23 

05 

12 

106 

17 

• 96 

14 

106 

18 

97 

98 

107 

14 

08 

25 

108 

9 

99 

28 

109 

7 

100 

31 

110 

3 

Wir  erhalten  hieraus  folgende  Eintheilung: 

Tabelle  XVIII. 


VerhälUii&szahleu 

Anzahl  der 
Gesichter 

Procent  aller 
Gesichter 

fhyperchamacprosopo  . . . 

93  und  weniger 

8 

2,2  Proc. 

Niedrige  Gesichter 

{ chamaeproeope  ♦ . , . . 

94—96 

34 

9,4  » 

'subcharaaeprosopc  .... 

97—99 

91 

25,0  , 

Mittclhohc  Gesichter 

jmesohypsiprosope  .... 

100  — 102 

98 

27,1  „ 

/Bubhypsiprosope  ..... 

103  — 106 

80 

22,  t „ 

Hohe  Gesichter 

i hypsiprosope 

106  — 108 

41 

11,8  „ 

Ihyperhypsiprosopc  . • . . 

109  und  mehr 

10 

2,8  . 

Wie  bei  dem  Schädel  so  haben  wir  auch  bei  dem  Gesicht  diu  Hauptdurcbmesscr  nach  drei 
Gesichtspunkten  ru  untersuchen,  nämlich  nach  Geschlecht,  nach  Rnce  und  nach  dem  Alter. 

1.  Verhalten  der  Hauptdurchmesser  des  Gesichtes  nach  dem  Gechlecht. 

Tabelle  XIX. 


Weiber 

Männer 

Mittel 

Mittel 

aus 

GL 

OB 

GH 

aus 

GL 

GB 

GU 

Australier  . 

2 

90,9 

112,7 

96,4 

7 

88,8 

112,7 

98,7 

Neger  . . - 

6 

89,3 

111,2 

99,3 

44 

88,9 

111,5 

99,6 

Hottentotten 

8 

89,3 

113,2 

97,6 

3 

89,5 

112,2 

98.7 

Mnlayen  . . 

7 

87,2 

115,9 

96,7 

66 

85,3 

114,5 

100,3 

Deutsche  . . 

36 

85,4 

113,8 

100,9 

68 

82,0 

116,0 

102,9 

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Kraniologischo  Untersuchungen.  175 

Diese  Reihen,  von  welchen  einzelue  namentlich  bei  weiblichen  Gesichtern  nur  sehr  dürftig 
sind,  zeigen  dennoch:  . 

1)  dass  in  der  relativen  Grösse  der  Ilauptdurvbmesser  des  männlichen  und  weiblichen  Gesichtes 
ziemlich  constante  Verschiedenheiten  bestehen.  Der  Lftng&durchmesscr  ist  fast  durchweg  beim 
Weibe  grosser,  der  Höhendurchmesser  umgekehrt  überall  kleiner,  als  beim  Manne,  während  die 
Breiten durchmesser  bald  beim  Weibe*,  bald  beim  Manne  etwas  grösser  sind,  im  Ganzen  aber  bei 
beiden  Geschlechtern  nur  wenig  Unterschied  zeigen; 

2)  aus  der  obigen  Tabelle  ergiebt  sich  aber  ferner,  dass  die  erwähnten  Geschlecktsuntersohicde 
bei  niederen  Kacen  weniger  deutlich  ausgeprägt  sind,  als  bei  höheren  (ein  ähnliches  Verhalten 
haben  wir  noch  später  bei  der  Untersuchung  der  Gcschlechlsunterschiede  der  Grösse  des  Schädels 
zu  constatiren):  bei  den  Negern  ist  der  Unterschied  der  Länge  ebenso  wie  der  der  Höhe  bei  beiden 
Geschlechtern  noch  sehr  gering;  bei  den  Hottentotten  hat  die  Länge  des  weiblichen  Gesichtes 
sogar  eine  um  ein  wenig  niedrigere  Ziffer  als  die  des  männlichen  (wohl  eine  Folge  der  ungenügen- 
den Grösse  der  Reihe);  die  Höhe  jedoch  ist  hier  beim  Weibe  etwas  geringer  als  beim  Manne.  Die 
bei  den  Weibern  sehr  kleinen  Reihen  der  australischen  Gesichter  zeigen  schon  etwas  grössere 
Unterschiede:  die  Differenz  beträgt  hier  für  GL  wie  fftr  GII  schon  etwas  mehr  als  2.  Noch 
grösser  ist  sie  bei  Malayen  (besonders  bei  der  Höhe),  am  grössten  bei  den  deutschen  Gesichtern, 
wo  die  relative  Länge  des  weiblichen  Gesichtes  diejenige  des  männlichen  uiu  3,5,  also  um  die  volle 
Breite  einer  unserer  Gruppenabtheilungen  übertrifft. 

2.  Verhalten  der  Hauptdurchmesser  des  Gesichtes  nach  der  Race. 

Da  der  Weiberschädel  in  Bezug  auf  dio  relative  Grösse  der  Hauptdurchmesser  des  Gesichtes 
nicht  mit  dem  Münncrschädcl  übereinstimmt,  ist  es  nicht  zulässig,  zur  Berechnung  von  Mittelzahlen 
der  Raccn  männliche  und  weibliche  Schädel  zusammen  zu  benutzen;  bei  der  Kleinheit  der  Reihen 
weiblicher  Schädel  beschränken  wir  uns  daher  hier  darauf,  die  Racenverhältnissc  der  Gesichtsdurch- 
messer bloss  bei  den  Männerschädeln  aufzusuchen.  Wir  erhalten  dabei  die  folgenden  Reihen: 


Tabelle  XX. 


Mittel 

aus 

GL 

GB 

GH 

Australo  Melanesier 

12 

90,3 

112,5 

97,2 

44 

88,» 

111,6 

99,6 

Hindu 

4 

87,3 

112,7 

99,8 

Mala  ven 

66 

85,3 

114,5 

10042 

Chinesen 

19 

84,4 

113^2 

102,5 

Staren  

13 

82,1 

115,2 

102,6 

Romanen 

13 

83,1 

114,3 

102,7 

Deutsche 

68 

82,0 

115,0 

102,9 

Germanen  im  Allgemeinen 

87 

82,1 

115,1 

102,9 

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176 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Wir  finden  hier  ebenso  wie  bei  den  llauptdurchmessern  der  Himkapael,  da*«  die  verschiedenen 
Racenbezirke  durch  ein  verschiedenes  Verhalten  iin  Gosichtabau  ihrer  Bewohner  charakteriairt  sind. 

Australier  und  Melanesier.  Die  12  dieser  Gruppe  ungehörigen  Schädel  zeichnen  sich 
durch  eine  besondere  Lange  des  Gesichtes  (sowie  der  Hirnkapsel)  aus:  sie  sind  wahre  Macroprosopen. 
Diese  grosse  Entwickelung  der  Länge  findet  vorwiegend  auf  Kosten  der  Höhe  statt:  die  Australo- 
Melancsier  haben  unter  allen  Racen  die  niedrigsten  Gesichter,  ßie  sind  den  chamaeprosopen  sich 
nähernde  snbcliamaeprosopen.  In  Bezug  auf  Breite  stehen  sie  an  der  unteren  Grenze  der  Mesoplaty- 
prosopie.  Etwas  weniger  lang  sind  die  Gesichter  der  Neger;  sie  sind  subraacroprosop ; ihre 
Höhe  ist  etwas  grösser,  als  die  der  Australier,  erreicht  aber  doch  nicht  ganz  die  untere  Grenze  der 
MesohypBiprosopie.  Die  Breite  dagegen  ist  geringer,  sie  sind  substenoprosop. 

Bei  der  kleinen  Reihe  der  II  in  du -Gesichter  dürften  die  Mittelzahlen  kaum  dem  wahren 
Mittel  der  liace  entsprechen. 

Die  66  Gesichter  der  Malayen  unterscheiden  sich  sofort  durch  ihre  geringere  Länge  und 
grössere  Höbe  von  den  vorigen  Gruppen.  Sie  zeigen  mehr  als  irgend  eine  andere  der  hier  ver- 
glichenen Kacen  mittlere  Grössenverhältuisse  der  drei  Gesichtsausdchnungen. 

Die  Durchmesser  des  Gesichtes  der  Chinesen  sind  noch  immer  mittelgross,  wenn  auch  etwas 
weniger,  als  bei  den  Malaycn.  Länge  und  Breite  nähern  sich  der  unteren  Grenze  der  Mcsomacro- 
und  Mesoplatyprosopie , während  der  Ilöhendurchmesser  in  der  Mitte  zwischen  mittlerer  Höhe 
und  Subhypsiprosopie  steht. 

Die  arischen  Völker  zeigen  wie  bei  der  llirnkapsel,  so  auch  bei  dem  Gesicht  eine  grosse 
Uebereinstimmung  in  den  Miltelzahlen  ihrer  Durchmesser.  Sie  sind,  umgekehrt  wie  bei  Negern 
und  Australiern,  charakterisirt  durch  grosse  Entwickelung  nacli  der  Höhe,  Subhypsiprosopie,  bei 
geringer  Grosso  der  Länge,  Subbrach vprosopie.  Am  längsten  ist  noch  da«  Gesicht  der  Romanen; 
es  hat  eine  Verhältnisszifler  der  Länge  von  83,1  (freilich  nur  die  Mittelzahl  aus  13  Schädeln). 
Slave n,  Deutsche  uud  Germanen  im  Allgemeinen  haben  ganz  identische  Ziffern  der  Gesichts- 
längc,  82,1;  sie  stehen  damit  in  der  Mitte  der  Subbrachyprosopie.  Ebensowenig  variirt  die  Höhe;  sie 
liegt  zwischen  102,6  und  102,9,  variirt  also  bei  allen  Stämmen  arischer  Abkunft  nur  um  0,3.  Sie 
steht  an  der  unteren  Grenze  der  Subhypsiprosopie.  Die  Breite  dagegen  hat  mittlere  VerhältnisB- 
zahlen,  sie  tritt  aus  den  Grenzen  der  Mesoplatyprosopie  nicht  heraus. 


3.  Verhalten  der  Hauptd  urchmesser  des  Gesichtes  beim  wachsenden  Schädel. 

(Siehe  Tabelle  XXI  a.  f.  S.) 

Bei  den  fötalen  Gesichtem  lässt  sich  ein  gleich  massiges  Fortschreiten  der  Entwickelung  der 
einzelnen  Durchmesser  mit  Sicherheit  nicht  constatiren;  ich  habe  daher  für  die  ganze  fötale  Zeit 
die  Mittelzahlen  der  einzelnen  Gesichtsd urchmesser  aus  8 Schädeln  bestimmt.  Dieselben  betragen 
für  die  Länge  104,0,  für  die  Breite  122,8  und  für  die  Höhe  72,9;  die  Länge  ist  beträchtlich  grösser, 
als  das  Maximum,  welches  bei  erwachsenen  Schädeln  überhaupt  beobachtet  wird,  die  Höhe  um- 
gekehrt beträchtlich  kleiner.  Die  Breite  dagegen  ist  zwar  auch  gross,  hält  sich  jedoch  noch  inner- 
halb der  Grenzen  der  Breite  des  erwachsenen  Gesichtes.  Dass  die  Länge  in  den  frühen  Stadien 
der  Gesichtscntwickelung  so  bedeutend  erscheint,  hat  zum  grossen  Thcil  wenigstens  seinen  Grund 


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Kraniologisclic  Untersuchungen. 


177 


Tabelle  XXI. 


GL 

OB 

OH 

Vor  der  Geburt  (Mittel  aus  8 Gesichtern)  • . . 

104,0 

122,8 

72,9 

Neugeborene  (Mittel  aus  7 Gesichtern) 

102,9 

123,0 

74,1 

1 Monat  alt  (Mittel  aus  2 Gesichtern) 

100,9 

124,2 

74,7 

6 Monat 

100,0 

124,1 

75,9 

1 Jahr  

92,1 

115,8 

93,4 

1%  Jahr  

91,9 

117,6 

91,9 

2 Jahr 

87,3 

116,5 

94,9 

8 Jahr 

89,9 

117,7 

91,1 

4 bis  5 Jahr 

87,1 

114,1 

97,5 

6 Jahr . 

87,4 

118,4 

93,1 

7 Jahr  

86,2 

116,1 

97,7 

9 Jahr,  Mittel  aus  2 

86,3 

115,7 

96,8 

10  Jahr 

86,3 

117,9 

94,7 

13  Jahr 

89,4 

111,6 

100,0 

Erwachsene  Deutsche  im  Mittel  (von  68)  .... 

82,0 

115,0 

102,9 

in  der  weit  zurückgerückten  Lage  des  for.  magnum ; die  so  geringe  Höhe  ist  wesentlich  durch  das 
Fehlen  der  Zähne  bedingt.  Die  Höhe  bleibt  daher  bis  zur  Hälfte  des  ersten  Lebensjahres  sehr 
klein,  entwickelt  sich  aber  dann  mit  dem  Durchbruch  der  ersten  Zähne  gleichsam  sprungweise,  so 
»lass  sie  nach  Ablauf  des  ersten  Lebensjahres  schon  über  das  Minimum  des  erwachsenen  Schädels 
aufgestiegen  ist.  In  dem  Maasse,  als  die  Höhe  zunimmt,  werden  natürlich  die  beiden  anderen 
Durchmesser  verhältnissmässig  kleiner,  und  so  finden  wir  in  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  Lebens- 
jahres eine  rasche  Abnahme  ihror  relativen  Grösse.  Der  BreitendurchmesBer  erreicht  damit  bald 
seinen  definitiven  relativen  Werth;  da  die  Höhe  indessen  einstweilen  noch  beträchtlich  niedriger 
bleibt,  erscheint  das  kindliche  Gesicht  von  vorn  gesehen  verhältnissmässig  noch  immer  sehr  breit. 
Vom  ersten  Lebensjahre  an  scheinen  Höhe  und  Länge  des  Gesichtes  ziemlich  gleichm&ssig  ihrer 
definitiven  Grösse  entgegen  zu  gehen;  die  Abweichungen  einzelner  Gesichter  in  der  vorliegenden 
Keihe  sind  individuell,  und  die  obigen,  freilich  an  Zahl  nicht  genügenden  Zusammenstellungen 
geben  keinen  Anhalt  dafür  anzunehmon,  dass  der  gleichmässige  Gang  der  weiteren  Gesichts- 
entwickelung zu  irgend  einer  Zeit  eine  wesentliche  Aenderung  erleidet. 


Archiv  fUr  Anthropologie.  IM.  XII.  23 


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178 


Dr.  Emil  Schmidt, 


V.  Schädclgr össe. 

A.  Grösse  der  Hirnkapsel. 

Die  Grösse  der  Schädelhöhle,  die  Schädclcapacität,  ist  keineswegs  ein  proportionales  Maass 
lur  die  ganze  Grösse  der  Hirnkapsel.  Sie  würde  es.  nur  sein,  wenn  die  Voraussetzung  richtig 
wäre,  dass  die  Schädelwaud,  d.  h.  die  Masse  der  Knochen  des  Gehirnschädels,  immer  in  gleichem 
Verhältnis  gross  wäre,  wie  die  Schädelhöhle  selbst.  Tabelle  II,  Seite  38  ff.  liefert  uns  das 
Material  zu  einer  Untersuchung  über  die  Stärke  der  Hirnkapselwand.  Da  die  ganze  Grösse 
des  Hirnschädels  sich  zusammensetzt  aus  dem  Volum  der  Scbädelhöhle  und  dem  Volum  der  Wand, 
so  ist  das  letztere  gleich  der  Differenz  zwischen  ganzer  Hirnkapselgrösse  und  Grösse  der  Schädel- 
hohle.  Col.  2 der  Tab.  II  zeigt  uns  die  mit  Hülfe  direkter  Messung  gewonnene  Grösse  der  ganzen 
Hirnkapsel,  Col.  3 die  ebenfalls  direct  gemessene  cubische  Grösse  des  Schudelinneuraurnes,  Col.  4 
die  Differenz  zwischen  dem  Volumen  der  ganzen  Hirnkapsel  und  ihrer  Ilöhle,  d.  h.  die  Masse  der 
Schädelwand.  In  Col  5 ist  dann  noch  das  Verhältnis* 'des  Wandvolums  zum  Gcsammt-Hirnkapsel- 
volum  in  Prooentxahlen  ausgedrückt.  Jede  dieser  beiden  letzten  Reihen  zeigt  ein  sehr  ungleich- 
massiges  Verhalten  der  einzelnen  Glieder:  die  Wandstärke  der  Schädelkapsel  ist  absolut,  wie 
relativ  sehr  grossen  Schwankungen  unterworfen.  Die  kleinste  Entwickelung  der  Kapselwand  hat 
unter  den  erwachsenen  normalen  Schädeln  Nr.  45  der  lieihe,  ein  Cabylensehädel;  sie  beträgt  nur 
340  ccm  oder  18  Proc.  der  ganzen  Schädelkapsel;  die  absolut  grösste  Knochenmasse  hat  die 
Kapsel waud  eines  Araberschädels  (Nr.  100)  mit  090  ccm,  die  relativ  grösste  der  Schädel  einer 
Negerin  (Nr.  30)  mit  33  Proc.  der  Ilirnkapsel.  Für  sämintliche  100  Schädel  ergiebt  sich  ein 
Darchschnittsvolum  der  Kapselwand  von  25,5  Proc.  Gruppirte  man  die  Schädel  nach  ihrer  Raccn- 
zusammengcliörigkcit,  so  erhält  mau  für  jede  Reihe,  vorausgesetzt,  dass  dieselbe  nur  gross  genug 
ist,  um  nicht  durch  individuelle  Schwankungen  allzusehr  beeinflusst  zu  werden,  annähernd  dasselbe 
Resultat.  In  der  folgenden  Zusammenstellung  sind  alle  Reihen  ausgeschlossen,  welche  nicht 
wenigstens  9 Schädel  umfassen.  Es  hatten: 

Tabelle  XXIL 

22  Malayen  eine  Wandstärke  von 24,47  Proc.  (Mittel  von  2 $ 21,6  Proc.,  von  20  cf  24,46  Proc.) 

9 Deutsche  eine  Wandstärke  von 25,53  „ ( I $ 26,0  „ „ 8 cf  25,5  Proc.) 

17  nichtdeutaehe  Europäer  eine  Wandstärke  von  26,68  „ (Mittel  von  2 $ 28,6  „ „ 15  cf  25,3  Proc.) 

10  Chinesen  (Männer)  eine  Wandstärke  von  . . 25,75  „ 


17  Neger  eine  Wandstärke  von 

. . .20.37  „ 

(Mittel  von  8 ? 31,7  . . 

14  d1  25,2  Proc.) 

Bei  22  Malayen  beträgt  das  Minimum  . 

- 20,9  Proc.,  das  Max.  29,2  Proc.,  Di  ff. 

= 8,3  Proc.  der  Schädel  grosse 

„ 9 Deutschen  beträgt  das  Minimum 

■ 23,9  . . 

. 29,9  , , 

= 6,0  , 

j»  n 

„ 17  nichtd.  Europäern  beträgt  das  Min.  19,4  „ n 

. »0,4  . „ 

= 11,0  . 

j*  » 

* 10  Chinesen  betrugt  das  Minimum  . 

■ 22,6  , 

. 27,9  „ , 

= w » 

w i* 

„ 17  Negern  beträgt  das  Minimum  . . 

■ 23,0  , 

. 33,0  . 

= 11,0  „ 

n n 

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Rraniologische  Untersuchungen.  179 

Die  kleineren  Reihen  und  Einzelschädel  haben  folgende  GröBsenverhältnisse  der  Himkapsclwand : 


Tabelle  XXIIL 

4 Aurtrxlicr  Mittel  29,7  Proc.  (2  $ 27,6  2 cf  31,8)  Min.  26,4  Proc.,  Max.  31,9  Proc. 

4 Mulatten  cf  „ 

26,56 

„ . 25,4  . , 28,1  „ 

4 Araber  <f  „ 

23.5 

. . 18,0  „ , 28,4  . 

1 Mongole  „ 

23,7 

a 

1 Hindu  „ 

23,5 

B 

1 Peruaner  „ 

20,9 

„ 

1 Hottentotte  „ 

28,1 

9 

Die  vier  AuBtralierschädel  haben  durchweg  eine  sehr  beträchtliche  Kapsel  Wandstärke,  und 
wenn  auch  die  Reihe  au  klein  ist,  um  daraus  einen  gesicherten  Schluss  ziehen  zu  können,  so  wird 
doch  durch  Bie  eine  sonst  schon  gemachte  Beobachtung  bestätigt.  Die  Australier  scheinen  wirklich 
eine  pachycrane  Race  zu  sein,  während  man  dies  auf  Grund  obiger  Zahlen  für  die  Neger,  welche 
allgemein  als  pachycran  gelten,  nicht  behaupten  kann. 

Zeigen  die  verschiedenen  Racen  unter  sich  auch  im  Ganzen  eine  grosse  Uebereinstimrnung  in 
Bezug  auf  die  Knochenmasse  ihrer  Schüdelkapsel,  so  gehen  die  Zahlen  doch  im  Einzelnen  weit 
auseinander:  sie  bewegen  sich  zwischen  18  Proc.  und  33  Proc.,  also  in  einer  Breite  von  15  Proc. 
der  gesaimnten  Himkapselgrössc.  Diese  Zahlen  zeigen,  dass  die  Bedingungen,  unter  welchen  wir 
die  Schudelcapacilät  als  Haas»  der  Scbädelgrösse  benutzen  dürften,  durchaus  nicht  vorhanden  sind: 
das  Grössenverhältniss  der  Schädelkapsel  zu  ihrer  knöchernen  Wand  ist  nichts  weniger  als  constant. 

Wie  die  Untersuchungen  über  den  Uirnkapselmodulus  dargethan  haben,  ist  das  arithmetische 
Mittel  aus  Länge,  Breite  und  Höhe  eine  Grösse,  welche  weit  mehr  als  die  Cubikwurzel  des 
Schädelinnenraumes  proportional  läuft  mit  der  ganzen  Schädelgrösse.  Wenn  auch  bei  dieser 
Grösse  immer  noch  nicht  unbedeutende  Abweichungen  von  dieser  Proportionalität  Vorkommen, 
so  sind  dieselben  doch  hierbei  geringer  als  bei  irgend  einer  anderen  darauf  untersuchten  Grösse; 

der  von  uns  angenommene  Modulus  ^ ^ gestattet  wenigstens  einen  sehr  annähernden 

Schluss  auf  die  Hirnkapselgrösse,  und  bei  der  Leichtigkeit  und  Einfachheit,  mit  welcher  der 
Modulus  zu  bestimmen  ist,  dürfte  er  wohl  das  praktisch  beste  Maass  für  die  approximative  Be- 
stimmung der  SchädelgröBse  sein.  Das  arithmetische  Mittel  der  drei  Hanptdurchmesjier  der  Hirn- 
kapsel verhält  sich  (siehe  Seite  37),  zum  Grundmodulus  (der  Cubikwurzel  aus  dem  Volum 
des  oberhalb  der  Ohrorbitalebene  gelegenen  Schädelabschnittes)  w ie  15239:119116.  Die  Formel 
für  die  Berechnung  der  Volumgrösse  dieses  Stückes  (SK)  aus  unserem  Modulus  (M)  ist  daher: 

(M  V 1199GN3 

— ) . Nun  stellt  diese  Grösse  aber  nicht  das  Volum  der  ganzen  Schädelkapsel, 

sondern  nur  einen  Bruchthoil  derselben  dar,  der  sich  zum  Ganzen  verhält  wie  (siehe  Seite  33) 
1000:1089.  Man  muss  daher  die  obige  Formel  um  1,089  vergrößern,  um  das  ganze  Volum  der 
Hirnkapsel  zu  erhalten.  Hieraus  ergiebt  sich  die  folgende  Formel  für  die  Berechnung  des  letzteren: 

/Modulus  X 11996\3 

Hirnkapselgronse  = ( IÖÖ39 ) * L0S9. 

Mit  Hülfe  dieser  Formel  erhalten  wir  die  folgende  Tabelle.  Sie  umfasst  die  ganze  Breite, 
innerhalb  welcher  sich  die  Grösse  der  erwachsenen  Hirnkapscl  bewegt: 

23* 


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180  Dr.  Emil  Schmidt, 


Tabelle  XXIV. 


Modulus 

Hirnkapselgrösse 

Modulus 

IlirnkapMd  grosse 

136 

1336  ccm 

151 

1829  ccm 

137 

136«  „ 

152 

1866  „ 

138 

1396  B 

153 

1903  „ 

139 

1427  „ 

154 

1940  „ 

140 

1458  „ 

155 

1978  „ 

141 

1489  , 

156 

2017  , 

142 

1521  „ 

157 

2056  „ 

143 

1553  „ 

158 

2095  . 

144 

1586  „ 

159 

2135  „ 

145 

1619  „ 

160 

2176  „ 

146 

1G53  „ 

161 

2217  „ 

147 

1687  „ 

162 

2258  „ 

148 

1722  „ 

163 

2300  „ 

149 

1757  „ 

164 

2343  „ 

150 

1793  „ 

165 

2386  „ 

Wir  haben  die  Ilirnkapselgrüsso  nach  drei  Richtungen  hin  zu  untersuchen,  in  Bezug  auf 
Geschlecht,  auf  Racc  und  auf  Alter  (Wachsthum). 


1.  Verhalten  der  Ui rnkapselgrösse  nach  dem  Geschlecht. 

Als  Material  benutzte  ich  dieselben  Schädel,  welche  bereits  für  die  Untersuchung  über  die 
relative  Grösse  der  llirukapseldurchmcsser  gedient  hatten;  nach  Abzug  der  zum  grossen  Theil 
skoliopädischen  Amcrikanerschädel  blieben  noch  771  männliche  und  148  weibliche  llirnknpseln  tur 
die  Untersuchung  zu  benutzen. 

Die  männlichen  Uirnkapseln  hatten  einen  mittleren  Modulus  von  152,18,  welchem  nach 
der  oben  entwickelten  Formel  ein  llimkapsclvolum  von  1872  ccm  entspricht1).  Die  Grösse  variirt 
in  einer  Breite  von  30  mm,  d.  li.  von  19,7  Proc.  der  mittleren  Grösse  des  Modulus.  Im  Einzelnen 
zeigten  die  männlichen  IlirÄkapseln  folgende  Grössenvertheilung: 

*)  En  könnte  fraglich  erscheinen,  ob  es  zulässig  ist.,  die  Mittelberechnung  der  Volumgrösse  so  vorzunehmen, 
dass  mau  den  mittleren  Modulus  aufwucht,  und  die  diesem  entsprechende  Volumgrösse  als  Mittelgrosse  annimmt. 
In  Tabelle  XXIV  findet  man,  dass,  während  der  Modulus  von  Glied  zu  Glied  gleichmiissig  (um  l)  zunimmt,  die 
Differenz  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden  Yolurngröwaeu  nicht  immer  gleich  bleibt,  sondern  im  Anfang 
der  Reihe , bei  kleineren  Hirnkapsehi,  kleiner  ist,  als  in  den  letzten  Gliedern  der  Reihe.  Die  Volumgrösse  für 
Modulus  137  ist  nur  um  30  ccm  grösser,  als  die  fiir  Modulus  136,  während  die  dem  Modulus  165  entsprechende 
die  vorhergehende  um  43  ccm  übertrifft.  In  Wirklichkeit  wird  jedoch  hierdurch  das  Resultat  der  Volum- 
Mittelberechnung  aus  dem  Modulus  kaum  beeinträchtigt:  die  sehr  grossen  und  sehr  kleinen  Schädel  sind 
seltene  Ausnahmen,  bei  weitem  die  meisten  Schädel  gruppiren  sich  nahe  um  die  Mitte.  Man  erhält 
fast  genau  dieselben  Resultate , wenn  man  das  Mittel  direct  aus  den  einzelnen  Volumgrösacn  und  wenn 
mau  es  ans  dem  mittleren  Modulus  Ableitet:  bei  817  männlichen  Schädeln  ist  der  mittlere  Modulus  152,18,  es 
entspricht  demselben  eine  Volumgrösse  von  1872  ccm;  die  aus  allen  einzelnen  Volumen  bestimmte  Mittelgrösse 
beträgt  187»  ccm.  Der  Tnternchied  ist  so  klein,  dass  es  für  die  Praxis  wohl  zulässig  ist,  das  mittlere  Volum 
einer  Reihe  aus  dem  mittleren  Modulus  zu  berechnen. 


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Kraniologißclie  Untersuchungen. 


181 


Modulus 

üirnkapsel- 

volum 

Anzahl  der 
llirnkapseln 

Modulus 

llirnkapsel* 

volum 

Anzahl  der 
Himkapseln 

140 

1458 

1 

155 

1978 

T“ 

141 

1489 

0 

156 

2017 

45 

142 

1521 

4 

157 

2056 

36 

143 

1553 

7 

158 

2096 

30 

144 

1586 

11 

159 

2135 

14 

145 

1619 

13 

160 

2176 

18 

146 

1653 

20 

161 

2217 

9 

147 

1687 

34 

162 

2258 

ß 

148 

1722 

42 

103 

2300 

0 

149 

1757 

55 

164 

2343 

1 

150 

1793 

78 

165 

2386 

2 

151 

1829 

70 

166 

2430 

0 

152 

1866 

86 

167 

2474 

0 

153 

1903 

57 

168 

2519 

0 

154 

1940 

86 

169 

2564 

1 

Denkt  man  sich  die  Groppen  der  kleinen,  grossen  und  mittelgrossen  Schädel  an  Zahl  nahezu 
gleich  gross  und  löst  man  die  beiden  ersten  Gruppen  wieder  in  je  drei  Untergruppen  auf,  so 
erhfilt  man  für  die  Grösaeneintheilung  der  männlichen  Uirnkapseln  das  folgende  Schema: 


Tabelle  XXV. 


Grösse  des 

Volum 

Anzahl  der 

Procente  aller 

Modulus 

Schädel 

Schädel 

1 

| nannocrania,  sehr  kleine  Ilirnkapseln 

142  und  weuiger 

1530  u.  weniger 

5 

0,6  Proc. 

Kleine  HirnkapBeln 

microerania,  kleine  Hirnkupacln  . . . 

143  — 146 

1540  — 1630 

61 

6.«  . 

1 

Mittelgrosse 

ilirnkapseln 

Uubmicrocrania,  massig  kl.  Hirnkapselu 
J mesomegacrania,  mittelgr.  Ilirnkapseln 

Z 

1 1 

£ S 

1610  — 1800 
1810  — 1950 

209 

299 

27.1  . 
88,8  , 

«ubmegacrania.  massig  gr.  Uirnkapseln 

155  — 168 

1960  — 2110 

157 

20.4  , 

Grosse  11  imkapseln 

megacrauia,  grosse  Hirnkapseln  . . . 
hypermegacraiiia  (kephalone),  sehr 

159  — 162 

2120  — 2270 

46 

6.9  , 

grosso  Uirnkapseln '• 

163  und  mehr 

2280  und  mehr  j 

4 

0,5  , 

Die  folgende  graphische  Darstellung  (s.  f.  S.)  gicbt  für  die  männlichen  llirnkapseln  ein 
anschauliches  Bild  der  Grösse  der  einzelnen  Gruppen. 

Von  weiblichen  Schädeln  lag  leider  keine  den  männlichen  Schädeln  an  Zahl  auch  nur  nahe 
kommende  Reihe  vor:  es  konnten  nach  Abzug  der  amerikanischen  Schädel  nur  155  weibliche 
llirnkapseln  benutzt  werden.  Der  mittlere  Modulus  derselben  betrug  147,1  mm,  die  aus  allen 
Einzelgrössen  berechnete  Mittelgröße  1G80.  Die  Schwaukungsbreite  der  Grösse  der  weiblichen 
Hirokapsel  beträgt  22  mm,  oder  15  Proc.  der  initiieren  Modulusgrösse.  Die  weibliche  llirnkapsel 


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182 


Dr.  Emil  Schmidt, 

Flg.  13. 


Graphische  Darstellung  der  Grössen verth eil ung  der  männlichen  llirnkapseln. 

scheint  danach  eine  geringere  Variationsbreite  der  Grösse  zu  besitzen  als  die  männliche;  indessen 
ist  hierbei  zu  berücksichtigen,  dass  die  weibliche  Keihe  viel  kleiner  ist  als  die  männliche,  und  dass 
sehr  wahrscheinlich  eine  grosse  Reihe  weiblicher  Schädel  weiter  auseinander  liegende  Extreme 
aufweisen  würde. 

Die  weiblichen  Hirn  kapseln  verthcilen  sich  nach  ihrer  Grösse  in  folgender  Weise: 


Modulus 

Volum 

Anzahl  der 
llirnkapseln 

Modulus 

Volum 

Anzahl  der 
Hirnkapseln 

136 

1330 

1 

147 

1687 

17 

137 

1366 

1 

148 

1722 

11 

138 

1396 

2 

149 

1757 

12 

139 

1427 

6 

160 

1793 

12 

HO 

1468 

6 

151 

1829 

7 

141 

1489 

8 

162 

1866 

6 

142 

1521 

6 

153 

1903 

2 

143 

1653 

7 

154 

1940 

« 

144 

1586 

8 

156 

1978 

5 

145 

1619 

13 

156 

2017 

1 

146 

| 1653 

12 

167 

2056 

1 

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183 


Kraniologische  Untersuchungen. 

Analog  mit  dem  Schema  der  Grosse  der  männlichen  Hirnkapseln  ergiebt  sich  hieraus  für 
die  weiblichen  die  folgende  £inthei]ung: 

Tabelle  XXVI. 


Grösse  des 

Volum 

Anzahl  der 

Procent«  aller 

Modulus 

Schädel 

Schädel 

nannocrania,  sehr  kleine  Hirnkapseln 

138  und  weniger 

1410  ccm  n.  weniger  | 

4 

2,7  Proc. 

Kleine 

microcrania,  kleine  Hirnkapseln  . . 

139  — 1-11 

i 1420  — 1500 

19 

12,8  . 

llirnkapseln 

submicrocrania,  massig  kleine  Hirn- 

kapseln  

142  — 144 

1510  — 1600 

21 

1*,2  » 

Mittelgrosse  1 

[mesomegacrania,  mittelgrosse  Hirn- 

Hi  rnkapseln 

kapseln  

145  — 148 

1610  — 1730 

53 

84,8  , 

submegacrania,  massig  grosse  Hirn- 

_ 

kapseln 

149  — 151 

1740  — 1840 

31 

20,9  * 

Hirn  kapseln 

megacrania,  grosse  llirnkapseln  . . . j 
hypermegacrania  (keplialonc),  sehr 

152  — 154 

1850  — 1950 

13 

8,8  , 

grosse  llirnkapseln 

155  und  mehr 

I960  und  mehr 

7 

8.7  , 

Die  Tabellen  für  die  Grüsseneintheilung  der  männlichen  und  weiblichen  llirnkapseln  laufen 
ziemlich  genau  parallel:  die  letzteren  sind  Gruppe  für  Gruppe  ebenso  wie  im  Mittel  in  gleichem 
Verhältniss  kleiner  als  die  männlichen  llirnkapseln.  Die  mittlere  Grösse  der  letzteren  beträgt 
1879  ccm,  die  der  weiblichen  llirnkapseln  1680  ccm,  also  89,4  Proc.  der  männlichen.  Die  weib- 
liche Hirnkapsel  ist  daher  im  Durchschnitt  um  */»  kleiner  als  die  männliche.  Diese  Zahl  drückt 
indessen  nur  ganz  im  Allgemeinen  das  Grössen  verhältniss  bei  beiden  Geschlechtern  aus;  im  Ein- 
zelnen, d.  h.  bei  verschiedenen  Itacen  erleidet  dies  Verhältniss  kleine  Modificatiouen.  Es  liegen 
mir  zum  Vergleich  etwas  grössere  Parallelreihen  männlicher  und  weiblicher  Hirnkapseln  von  drei 
verschiedenen  Racen  vor;  kleinere  Reihen  habe  ich  nicht  herangezogen,  da  hier  die  zufällige 
individuelle  Variation  zu  leicht  das  Resultat  trübt.  Die  Parallelreihen  sind  die  folgenden: 


26  Negerinnen 

21  Javanerinnen 
33  Deutsche 


Weiber 

13  unbekannter  Herkunft 
8 von  Amerika 
5 von  Ober-Guinea 


Männer 

[47  unbekannter  Herkunft 
102  Neger  <16  von  Amerika 

[39  von  Ober-Guinea 

90  Javanesen 
72  Deutsche 


Tabelle  XXVII. 


Weiber 

Modulus 

Mittleres 

Volum 

Männer 

Modulus 

Mittleres 

Volum 

26  Negerinnen 

146,1 

1660 

102  Neger  ...... 

151,2 

1840 

21  Javanesinnen  .... 

145,7 

1640 

90  Javanesen  .... 

152,2 

1870 

38  Deutsche 

148,1 

1730 

72  Deutsche  .... 

155,1 

1980 

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184 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Das  Volum  der  weiblichen  Hirnkapsel  beträgt  liieruach  bei  den  Negern  90,2  Proo,  bei  den 
Javanesen  87,7  Proc,  bei  den  Deutschen  87,4  Proc.  des  Volums  der  männlichen  Hirn  kapseln.  Die 
Differenz  in  der  Grösse  der  weiblichen  und  männlichen  Hirnkapsel  ist  somit  keineswegs  bei  allen 
Racen  gleich,  der  Geschlechts  unterschied,  soweit  er  sich  in  der  Grösse  der  Hirn- 
kapsel äussert,  ist  bei  den  höheren  Racen  ausgesprochener  als  bei  den  niederen. 


2.  Verhalten  der  Hirnkapsolgrösso  nach  der  Racc. 

Wegen  der  geringeren  Zahl  der  weiblichen  Schädel  beschränken  wir  nns  hier  nur  auf  die 
männlichen  Hirnkapseln.  Wir  erhalten  für  die  Grösse  derselben  bei  den  verschiedenen  Racen  die 
folgende  Uebersicht: 

Tabelle  XXVIII 


Mittel  aus 

Mittlerer 

Modulus 

Mittlere 

Grösse 

Mai. 

Min. 

Neger,  Herkunft  unsicher  ...... 

47 

150,3 

1800 

2090 

1460 

„ aus  Amerika 

16 

151,8 

1860 

2130 

1650 

„ „ Nord-Guinea  ....... 

39 

152,0 

1870 

2180 

1550 

, „ Congo  

7 

161,1 

1330 

1980 

1590 

„ , Sudan  

8 

146,4 

1740 

1980 

1550 

„ „ Kuffern  etc. 

22 

153,3 

1910 

2220 

1690 

Hottentotten  

6 

151,7 

1650 

2020 

1720 

Buschmänner 

2 

144.0 

1590 

1650 

1520 

Aegypter,  Unterägypten 

14 

150,8 

1820 

1940 

1650 

„ Oberägypten 

5 

148.8 

1750 

1830 

1690 

„ Mumien 

& 

153,4 

1890 

2060 

1690 

Abyssinier . 

6 

149,2 

1760 

1940 

1590 

Algier  . . • 

26 

152,7 

1890 

2090 

1720 

üuanchen  

5 

152,4 

1680 

2180 

1520 

Madagascar 

2 

150,0 

1790 

1790 

1790 

Mulatten  

6 

155,8 

2010 

2180 

1830 

Australier 

14 

152,3 

1870 

2180 

1720 

6 

150.8 

1820 

2220 

1590 

Carolinen  Archipel  ......... 

6 

154,3 

1950 

2090 

1870 

Neu-Calcdonien 

5 

153,0 

1900 

2090 

1690 

Neu-IIebriden 

2 

150,0 

1790 

1870 

1720 

Neu -Seeland 

10 

151,9 

1860 

2090 

1650 

Chatham-Inseln  

2 

1559 

2000 

2020 

1980 

Sandwich-Inseln 

3 

157,3 

2070 

2260 

1830 

Tahiti 

2 

149,0 

1760 

1760 

1760 

Markpsaft- Inseln 

3 

156,7 

20-10 

2130 

1870 

Amerika 

46 

151,1 

1830 

2340 

1550 

Grönland 

12 

152,6 

1880 

2060 

1690 

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Kraniologischo  Untersuchungen 


185 


Mittel  aus 

Mittlerer 

Modulus 

Mittleres 

Volum 

Max. 

Min. 

Aleuten  

1 

152,0 

1870 

— 

Aru-Inseln 

1 

157,0 

2060 

— 

— 

Alfuru,  unbestimmter  Herkunft  ..... 

a 

1503 

1800 

2060 

1600 

Alfuru  von  Ceram 

12 

149,2 

1760 

2090 

1520 

„ „ Celebes 

8 

151,7 

1850 

2020 

1720 

Java 

90 

152,2 

1870 

2260 

1690 

Sumatra 

10 

152,5 

1880 

2220 

1590 

Borneo  Dajuk 

0 

151,8 

1860 

1940 

1720 

„ andere  Malayen . 

& 

152,4 

1880 

2090 

1690 

Celebes  Bugi  

12 

149,8 

1790 

1940 

1520 

P andere  Malayen  ........ 

12 

153,2 

1910 

2260 

1550 

Amboina 

16 

151,5 

1850 

2020 

1720 

Timor 

1 

151,0 

1830 

— 

— 

Madura  . 

10 

151,8 

1860 

2130 

1590 

Ni«. 

6 

151,0 

1830 

2020 

1620 

Siam 

2 

157,0 

2060 

2340 

1790 

Andere  Malayen  unbestimmter  Herkunft 

14 

153,3 

1910 

2130 

1590 

Tagale  Manila  

1 

154,0 

1940 

— 

- 

Cocbinchina 

I 

156,0 

2020 

— 

— 

Nicobaren  

2 

162,5 

1880 

1900 

1870 

Ceylon 

4 

151,5 

1850 

1940 

1690 

Hindu 

34 

148,9 

1750 

2020 

1550 

China 

65 

162.9 

1900 

2390 

1590 

Japan 

3 

152,3 

1880 

2020 

1790 

Mongolen,  Centralasien 

7 

155,3 

1990 

2220 

1900 

Kalmücken 

6 

165,8 

2010 

2180 

1790 

Kosackcn  

3 

153,3 

1910 

2220 

1760 

Finnen  

s 

153,3 

1910 

2180 

1760 

Letten 

2 

149,0 

1760 

1870 

1650 

Esthen 

6 

149,6 

1780 

1830 

1720 

Ungarn 

6 

152,4 

1880 

1940 

1830 

Lappen  

3 

161,7 

1850 

2060 

1720 

Rassen 

11 

153,2 

1910 

2090 

1620 

Czechen  

4 

153,6 

1920 

2090 

1760 

Griechen 

1 

155,0 

1960 

— 

— 

Rumänen 

3 

154.0 

1940 

2020 

1870 

Italiener 

2 

156,0 

2020 

2060 

1980 

Spanier 

& 

154,2 

1950 

2090 

1834) 

Portugiesen 

1 

162,0 

1870 

— 

— 

Franzosen 

2 

148,6 

1740 

1760 

1720 

Belgier 

• 

160,0 

2180 

— 

— 

Engländer 

• 

154  JO 

1940 

— 

Holländer  

12 

150.7 

1820 

2180 

1620 

Archiv  for  ▲■Uiru|>»l<igic.  H<1  XII. 


24 


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186 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Mittel  aus 

Mittlerer 

Modulus 

Mittleres 

Volum 

Max. 

Mio. 

Schweizer 

2 

168,0 

2100 

2220 

1980 

Schweden  

7 

162.9 

1910 

2090 

1760 

Dänen  und  Norweger  

8 

152,0 

1870 

2020 

1760 

Sachsen  

1 

153,0 

1900 

— 

— 

Hannoveraner . 

3 

156,0 

1980 

2020 

1940 

Rheinländer 

32 

164.4 

1900 

2180 

1720 

Holsteiner 

40 

165,7 

2010 

2660 

1620 

. 

ln  dieser  Zusammenstellung  Bind  die  einzelnen  Racen  in  sehr  ungleicher  Individuenzahl  ver- 
treten, die  Mittelzahlen  haben  daher  auch  sehr  ungleichen  Werth.  Nach  grosseren  Regionen  haben: 

Tabelle  XXIX. 

46  männliche  (?)  Araerikanerschädel  einen  mittl.  Hirnkapselmodulus  von  151,1,  ein  mittl.  Volum  von  18:40  ccm 


210 

n 

Afrikaner 

» 

n 

fl 

„ 

151,4 

«» 

9 

9 

1844) 

„ 

325 

n 

Asiaten 

„ 

fl 

fl 

„ 

152,0 

t» 

A 

A 

1870 

» 

12 

„ 

Grönländer 

» 

fl 

* 

„ 

152,6 

fl 

n 

» 

fl 

1890 

33 

I» 

Australo-Melanesier 

»» 

fl 

fl 

B 

152,9 

i* 

* 

n 

1900 

20 

* 

Polynesier 

i» 

* 

„ 

9 

153,5 

„ 

» 

n 

ii 

1920 

» 

156 

18 

Europäer 

9 

» 

9 

fl 

153,9 

a 

fl 

ii 

1940 

9 

Die  Mittelznhlen  der  Awcrikancrschädel  haben  deshalb  nur  einen  sehr  zweifelhaften 
Werth,  weil  genule  bei  ihnen  die  Trennung  nach  dem  Geschlecht  am  wenigsten  scharf  durch- 
geführt ist.  Auch  ist  bei  ihnen  der  grössere  Theil  skoliopädisch  deformirt  und  kann  deshalb  nicht 
ohne  Weiteres  mit  den  normal  entwickelten  Schädeln  verglichen  werden.  Es  ist  erst  noch  fest- 
zustellen, ob  die  Skoliopüdie  des  Schädels  nicht  nuefy  eine  Verkleinerung  des  ganzen  Sehudelvolums 
zur  Folge  hat. 

Das  Mittel  aus  der  geringen  Zahl  der  Eskimo  sc  hä  de  1 dürfte  kaum  der  wahren  Mittelzahl 
der  Race  entsprechen;  ebenso  ist  die  Zahl  der  Polynesischen  Schädel  zu  gering,  als  dass  das 
Mittel  ihrer  Grösse  als  sicheres  Mittelmaass  der  Kacc  gelten  könnte. 

Die  Australo-Melanesier  stehen  in  der  obigen  Reihe  verhält« issmässig  hoch,  und  die 
bekanntlich  kleine  SchädelcapaciUit  dieser  Race  scheint  damit  im  Widerspruch  zu  stehen;  wir 
haben  indessen  bereits  früher  darauf  bin  ge  wiesen,  dass  die  Australier  eine  paehyerane  Race  zu  sein 
scheinen,  und  so  dürfte  die  Dicke  der  Schädelwand  die  Differenz  zwischen  den  Zahlen  der  Schädel- 
capaoität  und  der  Hirnkupselgrösse  erklären.  Uebrigens  sind  auch  die  diese  Gruppe  zusammen- 
setzenden  Reihen  (14  Schädel  aus  Australien,  6 von  Neu-Guiuea,  6 von  den  Carolinen,  5 von  Neu- 
C aledonien,  2 von  den  Neu-IIebriden)  so  klein,  dass  ihre  Mittelzahl  durch  Messungen  an  grösserem 
Material  möglicherweise  nicht  unerheblich  modificirt  wird. 

Aus  Asien  liegen  drei  grössere  Reihen  vor,  die  eine  von  den  malayschen  Inseln,  die  andere 
aus  China,  die  dritte  aus  Vorderindien  stammend. 


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Kraniologische  Untersuchungen.  187 

Von  den  malayschen  Inseln  konnten  210  männliche,  in  der  Mehrzahl  durch  Swaving’s 
exactc  Sorgfalt  genau  bestimmte  Schädel  benutzt  werden.  Sie  haben  einen  Durchschnittsmodulus 
von  152,1  (Volum  — 1870  ccm).  Dieselben  haben  im  Einzelnen  folgende  Zahlen: 

Tabelle  XXX. 


Zahl  der 
Schädel 

Modulus 

Volum 

Timor - 

1 

151,0 

1830 

Ni*B  • . 

5 

151,0 

1830 

Amboina 

15 

151,5 

1850 

Celebes 

24 

151,5 

1850 

Madura  

10 

151,8 

1860 

Borneo 

14 

152,0 

1870 

Java 

90 

152,2 

1870 

Sumatra 

19 

152,5 

1980 

Es  lässt  sich  somit  eine  Zunahme  der  Grösse  des  Gehirnschädels  constatiren  in  dem  Maass, 
als  man  von  Osten  nach  Westen  (von  den  uncivilisirteren  zu  den  civilisirteren  Inseln)  vorschreitet; 
die  östlichen  Inseln  Timor,  Amboina  und  Celebes  haben  die  kleineren,  die  westlichen  Madura, 
Borneo,  Java  und  Sumatra  die  grösseren  Schädel. 

China  lieferte  ftir  unsere  Tabelle  65  Schädel  mit  einem  Durchschnittsmodulus  von  152,9 
= 1900  ccm.  Die  Grösse  der  Chinesischen  Hirnkapseln  erhebt  sich  somit  ein  wenig  über  da« 
aus  sämintlichen  Schädeln  berechnete  Durchschnittavolum. 

Sehr  beträchtlich  unter  demselben  bleiben  dagegen  die  indischen  Schädel.  34  Lürnkapseln 
aus  Vorderindien  (zum  grössten  Theile  aus  Caleutta)  haben  nur  einen  mittleren  Modulus  von  148,9 
nnd  bleiben  somit  mit  ihrem  Durchschnittsvolum  1750  ccm  um  120  ccm  hinter  dem  mittleren 
Volum  aller  männlichen  Hirnkapseln  zurück. 

Die  übrigen  asiatischen  Schädel  sind  in  so  kleinen  Reiben  vertreten,  dass  ihre  Mittelzahlen 
keinen  allgemeinen  Werth  beanspruchen  können. 

Von  afrikanischen  Schädeln  haben  die  Hirnschalen  der  Negervölker  einen  Durchschnitts- 
modal us  von  151,4,  ein  Durchschnittsvolum  von  1840  ccm.  Der  Modulus  bewegt  sich  in  den  ein- 
zelnen Stämmen  zwischen  148,4  und  153,3,  das  Volum  zwischen  1740  und  1910  ccm.  Die  Central- 
afrikancr  haben  die  kleinsten  Hirnkapseln  (falls  die  geringe  Zahl  von  8 Schädeln  dem  wahren 
Durchschnitt  entspricht),  nämlich  im  Durchschnitt  Modulus  148,4,  Volum  1740.  Die  amerikanischen 
Neger  stehen  mit  ihrer  Himkapselgrösso  zwischen  den  Negern  Nord-  und  Süd-Guineas  (von  welchen 
beiden  sie  auch  zum  grössten  Theil  abstammen);  die  Kaffem  haben  unter  den  Negervölkern  das 
grösste  Hirnkapselvolum,  Modulus  153,3,  Volum  1910  ccm.  Die  auffallend  grosse  Durchschnitts- 
grösse  der  6 Mulattenschädel  ist  wohl  eine  Folge  zufälliger  individueller  Verhältnisse  innerhalb  der 
kleinen  Reihe. 

Aus  dem  Norden  Afrikas  stammen  aus  Algier  26  Schädel  mit  einem  Durchschmttomodulus 
von  152,7,  Volum  1890  ccm. 

24* 


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188 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Die  24  Aegypterschädel  haben  einen  sehr  kleinen  Modulus,  'nämlich  bloss  150,9,  Volum 
1830  ccm.  Diese  Schädel  haben  daher,  wenn  man  die  Sudanneger  ausnimmt,  eine  geringere 
Grösse  als  die  der  übrigen  afrikanischen  Völker.  Die  übrigen  Ilacen  Afrikas,  Guanchen,  Hotten- 
totten, Buschmänner,  Abysainier  etc.  sind  nur  in  einer  geringen  Zahl  von  Exemplaren  vertreten. 

Auch  unter  den  europäischen  Schädeln  sind  nur  zwei  Reihen  gross  genug,  dass  ihre 
Mittelzahlen  allgemeineren  Werth  beanspruchen  können.  Die  eine  Reihe  besteht  aus  32  rheinischen, 
die  andere  aus  40  holsteinischen  Schädeln,  die  enteren  mit  einem  mittleren  Hirnkapselmodulus  von 
154,4,  Volum  I960  ccm,  die  anderen  mit  Mod.  155,7,  VoL  2010  ccm.  In  Bezug  auf  die  Grösse  be- 
steht somit  zwischen  diesen  beiden  Reihen  ein  nicht  unbeträchtlicher  Unterschied.  Die  Mittelgrösse 
aus  allen  gemessenen  deutschen  Himkapseln  beträgt  1980  bis  1990jccra;  sie  ist  grösser  als  die 
Mittelgrösse  irgend  einer  anderen  Race.  Sie  stellt  dicht  an  der  oberen  Grenze  der  Mesoinegacranie, 
wahrend  sich  die  Neger  umgekehrt  der  unteren  Grenze  derselben  näheru. 


3.  Verhalten  der  Ilirnkapselgrösse  beim  wachsenden  Schädel. 

Die  Untersuchungen  über  das  VerhfdtniBS  des  linearen  Modulus  zur  Volumgrösse  waren  nnran 
erwachsenen  Schädeln  angestellt  worden.  Die  Formel,  welche  für  die  Berechnung  des  llirnkapsel- 
volums  aus  dem  Modulus  aufgefunden  wurde,  war  zunächst  nur  für  Schädel  zwischen  Modulns- 
grössen  von  135  und  165  aufgestellt  Es  fragt  sich  nun,  ob  die  Formel  auch  für  die  nicht  er- 
wachsene llirnkapsel  ihre  Gültigkeit  behält.  A priori  sollte  man  es  erwarten,  da  sich  die  kind- 
liche llirnkapsel  in  Bezng  auf  die  verhältnissmässige  Grösse  seiner  drei  llauptdurchmesser  im 
Wesentlichen  ähnlich  der  erwachsenen  verhält.  Ich  stellte  behufs  empirischer  Prüfung  der  An- 
wendbarkeit unserer  Formel  auch  für  die  kindliche  Hirnkapsel  die  betreffenden  Messungen  am 
Schädel  eines  Neugeborenen  an.  Die  llirnkapsel  desselben  hatte  die  folgenden  Maasse:  L = 107, 
B = 82,  H = 75,  Mod.  ==  88.  Diesem  Modulus  entspricht  nach  obiger  Formel  ein  Cubikraum 
von  362  ccm. 

Nun  machte  ich  von  derselben  llirnkapsel  einen  genauen  Gypsabgnss,  dessen  Maasse  ganz 
mit  denen  des  Originals  übereinstimmten,  sägte  von  diesem  Abguss  das  Gesicht  in  der  Trennungs- 
ebene  zwischen  Gesicht  und  Hirnkapsel  ab,  überzog  den  Hirnkapselabguss  mit  Firniss  und  be- 
stimmte  sein  Volum  durch  Eintauchen  und  Messen  des  verdrängten  Wassers.  Ich  erhielt  als  Mittel 
dreier  Volummessungen  358  ccm,  d.  h.  fast  genau  das  Volum,  welches  dem  Modulus  nach  der 
Formel  entsprach.  Die  Richtigkeit  der  Formel  ist  somit  auch  für  den  kindlichen  Schädel  empirisch 
erwiesen  und  wir  sind  hier  ebenso  berechtigt,  aus  der  Combinaüon  der  drei  Durchmesser  auf  die 
Volumgrösse  zu  schliessen,  als  bei  der  erwachsenen  Hirnkapsel. 

Für  die  Untersuchung  der  Grössen  Verhältnisse  des  wachsenden  Schädels  konnte  ich  37  nach 
ihrem  Aller  bestimmte  Schädel  benutzen,  von  welchen  der  grösste  Theil  sich  im  Besitz  der  anato- 
mischen Sammlung  der  Universität  Bonn  befindet.  Neun  dieser  Schädel  gehören  der  fötalen  Zeit 
an,  acht  stammen  von  Neugeborenen,  die  übrigen  umfassen  die  Zeit  zwischen  der  Geburt  und  dem 
13,  Lebensjahr.  Leider  sind  die  meisten  dieser  Schädel  nicht  nach  dem  Geschlecht  bestimmt.  Die 
Hirnkapseln,  welche  der  fötalen  Zeit  angehören,  mögen  durch  Schrumpfung  der  meinbranösen 
Thcile  etwa«  in  ihrem  Volum  verkleinert  Bein,  beträchtlich  ist  diese  Volums  Veränderung  jedoch 


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Kraniologische  Untersuchungen.  189 

nicht  Bald  nach  der  Gcbnrt  rucken  die  Knochen  bis  zur  gegenseitigen  Berührung  aneinander,  so 
dass  von  da  an  wohl  kaum  mehr  eine  wesentliche  Verkleinerung  durch  Schrumpfung  des  Präparates 
vorkommt 


Tabelle  XXXL 


Mod. 

Volum 

ccm 

Mod. 

Volum 

ccm 

Embryo  aus  dem  3.  Monat  *)  . 

21 

4.9 

1%  Jahr  alt 

130 

1336 

e «*  j»  4.  „ 

31 

16,8 

2 Jahr  alt,  Mittel  aus  2 . . 

— 

1338 

„ Anfang  des  5.  „ 

40 

34,0 

3 Jahr  alt 

139 

1426 

, Ende  des  6.  „ 

48 

59 

4 Jahr  alt 

134 

1278 

„ 'Anfang  des  6.  „ 

54 

84 

4 bis  5 Jahr  alt 

136 

1336 

„ aus  dem  0.  „ 

61 

120 

C Jahr  alt,  Mittel  aus  2 . . 

— 

1537 

* aus  dem  7.  , 

68 

167 

7 Jahr  alt 

141 

1489 

. aus  dem  8.  * 

80 

272 

9 Jahr  alt,  Mittel  au«  2 . . 

— 

1741 

„ Ende  des  8.  , 

86 

»38 

10  Jahr  alt 

146 

1653 

Neugeborene,  Mittel  aus  7 Schäd. 

— 

426 

10  bis  11  Jahr  alt  ....  . 

148 

1722 

1 Monat  alt,  „ „2  * 

- 

600 

12  Jahr  alt 

150 

1793 

« „ > 

108 

669 

13  Jahr  alt 

149 

1767 

1 Jahr  alt 

129 

1140 

Für  die  Periode  des  intrauterinen  Lebens  können  wir  in  der  Entwickelung  der  Ilirnkapel  drei 
gleichlange  Abschnitte  unterscheiden.  In  dem  ersten,  die  drei  ersten  Monate  der  Schwangerschaft 
umfassenden,  erreicht  die  llirnkapsel  nur  eine  sehr  unbedeutende  Grösse;  ihr  Volum  überschreitet 
am  Ende  des  dritten  Monats  kaum  10  ccm.  Die  zweite  Periode  intrauterinen  SchÜdel wachsthums 
wahrend  der  drei  mittleren  Monate  der  Schwangerschaft  ist  charaktcrisirt  durch  eine  in  immer 
rascherem  Verhältnis  aufsteigende  Curve.  Dieselbe,  im  vierten  Monat  noch  recht  flach,  erhebt  sich 
im  fünften  schon  ziemlich  beträchtlich  und  im  sechsten  noch  steiler.  Die  llirnkapsel  erreicht  damit 
sm  Ende  des  sechsten  Monats  eine  Grösse  von  120  com.  Sie  hat  iu  den  drei  Monaten  um  das 
Zwölffache  ihres  Volums  zugenommen.  Während  der  letzten  drei  Schwangerschaftsmonate  steigt 
die  Curve  stehr  steil,  aber  ziemlich  glcichmässig  an.  Zu  keiner  Zeit  des  Lebens  ist  das  Wachsthunt 
des  Hirn scluulels  so  bedeutend,  als  in  dieser  Periode  der  Schwangerschaft;  es  beträgt  hier  im 
Monat  durchschnittlich  100  ccm.  Am  Ende  der  Schwangerschaft  beträgt  das  Hirnkapselvolum  im 
Mittel  von  sieben  Schädeln  426  ccm,  d.  h.  nahezu  ein  Fünftel  des  Volums  der  ausgewachsenen 
llirnkapsel. 

Die  Zeit  des  Schädel  wachst!)  ums  nach  der  Geburt  scheidet  sich  scharf  in  zwei  Perioden  (s.  graph. 
Darstellung).  Dio  erstere,  viel  kürzere,  umfasst  das  erste  Lebensjahr,  liier  ist  die  Zunahme  der 


*)  Die  Angabe  des  Alter«  vor  der  Geburt  folgt  nicht  der  Bezeichnung  der  Geburtshelfer,  welche  die  Zelt 
der  normalen  8ch  Wanderschaft  in  zehn  vierwöchentliche  Abschnitte  (Monate)  eintheilen.  Der  „ Monat“  ist  hier 
im  gewöhnlichen  Sinne  des  Kaleudermunat«  genommen. 


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.Mp  «|»B\ 


190 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Hirnkapsel  noch  eine  sehr  beträchtliche,  die  Cnrve  steigt  noch  sehr  steil  an,  wenn  auch  nicht  mehr 
ganz  so  steil,  wie  in  den  letzten  Monaten  des  intrauterinen  Lebens.  Der  Monatsdurchschnitt  der 


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191 


Kraniologische  Untersuchungen. 

Volumszunahme  beträgt  im  ersten  Jahre  nach  der  Geburt  60  ccm,  so  dass  das  Hirnkapselvolum  am 
Ende  dieses  Zeitraumes  schon  11 40  ccm,  d.  h.  schon  mehr  als  die  Hälfte  (57  Proc.)  der  Grosse 
der  ausgewachsenen  Hirnkapsel  beträgt.  Mit  dem  vollendeten  ersten  Lebensjahr  hört  das  rapide 
Wachsthum  der  Ilimkapsel  auf.  Die  bis  dahin  steil  aufsteigende  Curve  geht  nicht  alliuälig,  son- 
dern in  winkeliger  Knickung  in  eine,  zwar  manche  individuelle  Schwankung  zeigende,  im  Ganzen 
aber  doch  flach  und  ziemlich  gleichmässig  ansteigende  Curve  Über.  Unser  Material  reicht  nur  bis 
zum  dreizehnten  Lebensjahr;  die  Uirnkapsel  hat  hier  eine  Grösse  von  1700  bis  1800  ccm,  d.  h. 
etwa  das  Volum  der  Gehirnschildel  Innerafrikas  erreicht.  Wird  die  Richtung  der  Curve  gleich- 
massig  verlängert,  so  trifft  dieselbe  etwa  mit  dem  zwanzigsten  Jahre  die  Durchschnittsgrösse  der 
erwachsenen  Hirnkapsel.  Da  um  diese  Zeit  das  Schädel wachsthum  thatsächlich  beendet  ist,  so  ist 
anzunehmen,  dass  die  Hirnkapsel  auch  in  der  Zeit,  für  welche  uub  kein  Material  zu  Gebote  stand, 
also  zwischen  dem  dreizehnten  und  zwanzigsten  Jahre  gleichmässig  weiter  wächst 


B.  Grösse  des  Gesichtes. 


Der  Modulus  für  das  Gesicht  (das  arithmetische  Mittel  aus  GL,  GB  und  GH)  verhält  sich 
zur  Cubikwnrzel  des  Gesichtsvolums  wie  2337  : 1715  (s.  S.  48).  Auf  Grund  dieses  Verhältnisses 
lässt  sich  leicht  das  Gesichtsvolum  aus  dein  Modulus  berechnen;  die  Formel  dafür  ist:  Volum 
_ /Mod.  x 2337^ 


\ 1715 

gende  Tabelle: 


Mit  Hülfe  dieser  Formel  erhalten  wir  für  das  erwachsene  Gesicht  die  fol- 


Tabelle  XXXII. 


O.  Mod. 

0.  Volum 

G.  Mod. 

G.  Volum 

G.  Mod. 

G.  Volum 

DH 

372 

ccm 

109 

512  ccm 

121 

700  ccm 

99 

383 

n 

110 

526  . 

122 

718  „ 

100 

395 

Tl 

in 

511  . 

123 

735  „ 

101 

407 

yi 

112 

555  „ 

124 

753  , 

102 

419 

» 

113 

570  » 

126 

772  . 

103 

432 

n 

114 

56«  , 

126 

791  . 

104 

445 

„ 

116 

801  » 

127 

810  , 

105 

457 

„ 

i io 

Bl  7 „ 

128 

829  „ 

1<>6 

471 

* 

117 

633  „ 

129 

848  „ 

407 

484 

118 

649  , 

130 

868  „ 

103 

498 

„ 

119 

066  „ 

120 

683  , 

Diese  Reihe  überschreitet  nicht  die  Gremien  der  erwachsenen  Gesichter,  ans  welchen  ja  auch 
nnr  ursprünglich  das  Verhältniss  zwischen  Modulus  und  Volum  festgestellt  wurde.  Die  ihr  zu 
Grunde  liegende  Formel  ist  indessen  auch  ebenso  für  das  kindliche  Gesicht  richtig.  Der  genaue 


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192 


Dr.  Emil  Schmidt, 


Gyps&bguss  von  dem  Gesicht  eines  (nicht  ganz  reifen)  Neugeborenen  hat  ein  Volum  von  43  ccm; 
die  llauptdurchmesser  dieses  Gesichtes  betrugen  47,  61  und  35  mm,  der  Modulus  war  daher 
48  mm.  Das  nach  der  obigen  Formel  aus  dem  Modulus  berechnete  Volum  ist  43,7  ccm,  d.  h.  fast 
genau  so  viel,  als  das  direct  gemessene  Volum. 

Die  folgenden  Untersuchungen  über  die  Gesichtsgrösse  sind  an  weit  kleinerem  Material  an- 
gestellt, als  diejenigen  über  die  Hirnkapselgrösse.  Es  wird  daher  auch  dieser  Abschnitt  mehr 
skizzenhaft  sein  müssen,  und  seine  Resultate  dürften  meist  kaum  als  definitive  auzuschen  sein. 


1.  Verhalten  der  Gesichtsgrösse  nach  dem  Geschlecht. 

302  männliche  Gesichter  haben  einen  mittleren  Modulus  von  115,92,  also  ein  mittleres  Volum 
vou  615  ccm.  Die  Extreme  sind  Mod.  105  = VoL  457  und  Mod.  127  = VoL  810.  Die  Schwau- 
kungabreitc  der  Moduli  ist  daher  23  = 19,8  Proc.  der  mittleren  Modulusbreite.  Das  Volum  des 
erwachsenen  Gesichtes  schwankt  um  353  ccm,  d.  h.  um  57  Proc..  seiner  mittleren  Grösse. 

Die  Verkeilung  der  einzelnen  Gesichtsgrössen  ist  die  folgende: 


O.  Mod. 

G.  Volum 

Anzahl  der 
Gesichter 

0.  Mod. 

G.  Volum 

Anzahl  der 
Gesichter 

105 

457 

s 

117 

633 

32 

106 

471 

3 

118 

649 

26 

107 

484 

2 

119 

666 

24 

108 

498 

4 

120 

083 

16 

109 

512 

6 

121 

700 

8 

110 

526 

15 

122 

718 

10 

111 

541 

7 

123 

735 

9 

112 

655 

18 

124 

753 

4 

113 

570 

17 

126 

772 

2 

114 

586 

30 

126 

791 

— 

115 

601 

28 

127 

610 

2 

116 

617 

34 

Wenn  wir  die  Eintheilung  in  die  einzelnen  Grössengruppen  in  analoger  Weise  vornehmen, 
wie  bei  der  Ilirnkapsel,  so  erhalten  wir  für  die  Gesichtsgrössen  folgendes  Schema: 


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Kraniologische  Untersuchungei 


193 


Tabelle  XXXIIL 


Grösse  des 
Modulus 

G.  Volum 

Anzahl 

der 

Gesichter 

I 

Procente 

aller 

Gesichtet 

hypermicroprosope,  sehr  kleine  Ge- 
sichter   

105  und  weniger 

460  und  weniger 

8 

1,0 

Gesichter 

microprosope,  kleine  Gesichter  , . 

106  — 109 

470  — 610 

15 

5,0 

«übmicroprosope,  mftssig  kleine  Ge- 
sichter   

110  — 113 

620  — 670 

67 

13,8 

Mittelgroße 
Gesichter  1 

1 mesomegaprosope,  mittelgrosse  Ge- 
| sichter 

114  — 117 

580  — 640 

124 

41,1 

Grosse 

Gesichter 

(submegaprosope,  massig  grosse  Ge- 
sichter   . 

118  — 121 

660  — 710 

76 

25,1 

megaprosope,  grosse  Gesichter  . . 

122  — 125 

720—780 

25 

8,3 

hypermegaprosope,  sehr  grosse  Ge- 
[ sichter 

126  und  mehr 

790  und  mehr 

2 

0,7 

Von  weiblichen  Gesichtern  wurde  nur  eine  noch  viel  geringere  Anzahl,  nämlich  Gl  gemessen. 
Ihre  mittlere  Grösse  betrug  Mod.  108,8,  Vol.  508  ccm.  Das  Minimum  Mod.  08,  Vol.  372  ccm, 
Maximum  Mod.  117,  Vol.  G33  ccm.  Sehwankungsbreite  des  Modulus  = 20  = 18,4  Proc.  des 
mittleren  Modulus;  Sehwankungsbreite  des  Volums  = 2G1  ccm  — 51  Proc.  des  mittleren  Volums. 

Die  Schwankungsbreiten  sind  daher  hier  um  ein  Weniges  kleiner,  als  bei  dem  männlichen 
Gesichte.  Die  weiblichen  Gesichter  haben  im  Einzelnen  die  folgende  Grösse: 


0.  Mod. 

0.  Volum 

Anzahl  der 
Gesichter 

O.  Mod. 

G.  Volum  ! 

Anzahl  der 
Gesiebter 

98 

872 

1 

108 

498 

4 

99 

383 

— 

109 

512 

4 

100 

395 

1 

110 

626 

5 

101 

407 

3 

111 

541 

7 

102 

419 

1 

112 

656 

2 

103 

432 

3 

113 

570 

5 

104 

445 

4 

114 

586 

4 

106 

457 

1 

115 

601 

2 

106 

471 

3 

116 

617 

2 

107 

484 

7 

117 

633 

2 

Archiv  fUr  Anthropologie.  Bd.  XII. 


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19  t 


Dr.  Emil  Schmidt 


Da»  Eintheilungsschema  für  die  weiblichen  Gesichter  ist  demnach: 


Tabelle  XXXIV. 


Grösse  des 
Modulus 

G.  Volum 

Anzahl 

der 

Gesichter 

Prooente 

aller 

Gesichter 

hypermicroproBope,  sehr  kleine  Ge- 
sichter   

100  und  weniger 

•100  und  weniger 

2 

3,3 

Gesichter 

microprosope.  kleine  Gesichter  . . 

101  — 108 

406  — 435 

7 

11,5 

aubmicroprosope,  massig  kleine  Ge- 
sichter   

104  — 106 

440  — 475 

8 

13,1 

Mittelgrosse  i 
Gesichter  1 

[mesomegaprosope,  mittelgrosse  Ge- 
[ siebter 

107  — 110 

480—530 

20 

32,8 

Grosse 

Gesichter 

submegaprosope,  mistig  grosse  Ge- 
sichter   

111  — 113 

535  — 575 

u 

22,9 

megaprocope,  grosse  Gesichter  . . 

111  — llfi 

580  — 625 

8 

13,1 

hypermegaprosope,  sehr  grosse  Ge- 
sichter   

117  und  mehr 

610  und  mehr  j 

1 

o 

3.3 

Der  Gesichtmodulus  ist  daher  beim  weiblichen  Geschlecht  durchschnittlich  nm  7 Proc.,  das 
Volum  um  17  Proc.  kleiner,  als  beim  männlichen  Geschlecht  (Mittelvolnm  des  mänulichen  Ge- 
sichtes = 615,  des  weiblichen  = 508ccrn.)  Fflr  die  Verfolgung  dieses  Verhältnisses  bei  dcu  ein- 
zelnen Racen  ist  leider  das  Material  sehr  dürftig. 


Tabelle  XXXV. 


Durchschnitts* 

modulus 

Mittleres 

Volum 

6 Negerinnen 

109,5 

519 

29  Neger  (aus  denselben  Stämmen)  . 

116,9 

630 

5 Javanesinnen  

107,6 

491 

42  Javanesen  

116,0 

617 

36  Deutsche  Weiber 

108,4 

503 

68  Deutsche  Männer  * 

115,9 

615 

Das  weibliche  Gesiebt  ist  nach  dieser  Zusammenstellung  bei  den  Negern  um  18  Proc.,  bei 
den  Javanesinncn  um  20  I’roc.,  bei  Deutschen  um  18  Proc.  kleiner,  als  das  männliche.  Alte  diese 
Zahlen  haben  indessen,  weil  aus  zu  kleinen  Reihen  gewonnen,  keinen  entscheidenden  Werth. 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


195 


II.  Verhalten  der  Gesichtsgrösse  nach  der  Race. 

Tabelle  XXXVI. 


Mittel 

aus 

Mittl. 

G. 

Mn du!  u* 

Mittl. 

G. 

Volum 

Mittel 

AUS 

. s 
i®i 

Mittl. 

G. 

Volum 

Neger  unbestimmter  Her- 
kunft   

8 

117.0 

633 

Malayen  unbest.  Herkunft 

2 

113,5 

678 

Neger  aus  Amerika  . . 

12 

116,4 

623 

Hiudu 

4 

113,0 

670 

„ ans  Nord-Guinea  . 

14 

116,9 

631 

China 

19 

116,6 

628 

, aus  Süd-Guinea  . 

2 

116,6 

625 

Mongolen,  Ceutral-Asien 

2 

118,0 

649 

* aus  Sudan  . . . 

1 

124 

763 

Kalmücken 

1 

117,0 

633 

Neger  aus  Ost- Afrika 

12 

117,2 

636 

Kosaeken 

1 

111,0 

641 ' 

Hottentotten  ..... 

3 

118.8 

654 

Finnen  

1 

116,0 

601 

Bewohner  Algiers  . . . 

7 

115,7 

613 

Esthen 

3 

114,7 

697 

Mulatten 

6 

115,0 

601 

Ungarn . • 

3 

116,7 

628 

Australier  

7 

117,4 

610 

Lappen  

1 

118,0 

649 

Neu-Caledonien  .... 

3 

118,3 

654 

Russen  . 

10 

117,9 

647 

Keu-Hebridon 

2 

118,6 

657 

Czechen 

3 

118,3 

654 

Sandwich-Insulaner  . . 

8 

116/) 

617 

Rumänen  

3 

113,3 

574 

Amerika 

4 

113,7 

580 

Italiener 

2 

114,5 

594 

Grönland 

5 

110,0 

526 

Spanier  

5 

117,4 

639 

Alfuru,  unbest.  Herkunft 

1 

111,0 

641 

Portugiesen 

1 

114,0 

586 

„ aus  Celebes  . . 

2 

107,5 

491 

Franzosen 

2 

112,5 

662 

Java,  Malayen  . . . 

42 

116,0 

617 

Belgier 

1 

116,0 

617 

Sumatra,  * .... 

6 

'119,8 

679 

Engländer  

1 

119,0 

666 

Borneo,  „ .... 

5 

113,2 

573 

Holländer 

ll<j,0 

617 

Celebes,  „ .... 

3 

115,3 

605 

Schweden  und  Dänen  . 

7 

116,0 

617 

Arohoina,  „ .... 

2 

112,0 

555 

Hannoveraner 

3 

116,0 

601 

Timor,  „ .... 

1 

116,0 

617 

Sachsen  

1 

116,0 

617 

Madura,  „ .... 

4 

113/) 

670 

Rheinländer  ..... 

32 

116,2 

620 



2 

110,5 

633 

Holsteiner 

36 

115,7 

612 

In  dieser  Tabelle  sind  wegen  der  geringen  Anzahl  der  weiblichen  Gesichter  nur  die  Maasse 
der  männlichen  Gesichter  aufgenommen. 

Wir  linden  fast  das  absolut  grösste  Gesichtsvolum  bei  den  Australo-Melaneaiern;  der 
mittlere  Modulus  von  zwölf  dieser  Gruppe  angehörenden  Gesichtern  ist  117,8,  das  mittlere  Volum 
645  ccm.  Diese  Grosse  stellt  die  Gesichter  der  Anstalo-Melanesier  an  die  obere  Grenze  der  mittel- 
grossen  Gesichter. 

Etwas  kleiner  sind  durchschnittlich  die  Gesichter  der  Neger;  sie  haben  (Mittel  von  44  Ge- 
sichtern) einen  Modulus  von  117,1,  ein  mittleres  Volum  von  635  ccm.  Gegen  diese  Zahl  fallt  das 
Volum  der  Mulattengesichter,  601  ccm  im  Mittel  von  sechs  Gesichtern,  nicht  unbedeutend  ab.  Die 

25  ♦ 


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196 


Dr.  Emil  Schmidt, 


letztere  Grösse  entspricht  genau  dem  Gesichtsvolum  der  Romanen,  der  wahrscheinlichen  Väter 
dieser  Mulatten.  Das  Volum  der  Mulattengesichtcr  würde  indessen  doch  wahrscheinlich  bei 
einer  grösseren  Reihe  eine  grössere  Mittelzahl  aufweisen. 

In  Asien  begegnen  wir  den  kleinsten  Gesichtern.  Die  freilich  sehr  kleine,  nur  vier  Individuen 
umfassende  Reihe  der  Hindu  hat  ein  mittleres  Gesichtsvolum  von  nur  570  ccm  (Submicroprosopie). 
Grösser  ist  das  Mittel  von  66  Malayen,  mittlerer  Mod.  115,3,  Vol.  605  ccm,  noch  grösser  das  der 
19  Chinesen,  mittlerer  Mod.  116,6,  VoL  028 ccm. 

Von  europäischen  Schädeln  haben  die  deutschen  Gesichter  eine  Mittelgrösse  (Mod. 
116,9,  Vol.  615  ccm),  welche  ganz  genau  mit  der  mittleren  Grösse  sämmtlicher  gemessener  Gesich- 
ter übereinstimmt.  Auch  das  Mittel  aller  germanischen  Stämme  (87  Schädel)  ergiebt  genau  die- 
selbe Zahl,  wie  die  deutschen  Gesiebter.  Etwas  kleiner  sind  die  (13)  romanischen  Gesichter 
mit  einem  mittleren  Modulus  von  115,0  und  einem  Volum  von  601.  Die  dreizehn  slavischen 
Gesichter  dagegen  haben  ein  beträchtlich  grösseres  Gcsichtsvolnm,  nämlich  650  ccm  (Mod.  118); 
wenn  diese  Zahlen  die  wahre  Grösse  des  Slavengesichtes  ausdrückcn,  so  würde  dasselbe  sogar  noch 
die  Australier  etwas  übertreflen. 


ITI.  Verhalten  der  Gesichtsgrösse  beim  wachsenden  Schädel. 


Tabelle  XXXVII. 


: G.  Mod. 

O.  Vol. 
ccm 

| G.  Mod. 

G.  VoL 

Embryo,  3 Monat  alt  . 

11 

0,5 

I1/,  Jahr  alt 

74 

109 

a 

4 „ w . . 

18 

2,3 

2 Jahr  alt,  Mittel  au*  2 

— 

188 

a 

Anf.  d.  5.  Mon. 

21 

3,7 

3 Jahr  alt 

79 

195 

n 

Ende  d.  5.  Mod. 

28 

8,7 

4 » 

79 

195 

a 

Anf.  d.  6.  Mon. 

32 

12,9 

4 — 5 Jahr  alt  ...  • 

85 

243 

a 

6 Monat  . . . 

33 

14,2 

6 Jahr  alt 

87 

260 

a 

7 . ... 

37 

20,0 

7 . 

87 

260 

a 

8 . ... 

43 

31,0 

9 e , 

— 

344 

a 

Ende  <1.  8.  Mon. 

52 

66 

10  * 

95 

339 

Neugeborene,  Mittel  aus  7 

— 

54 

13  „ 

99 

383 

1 Monat  alt,  Mittel  aus  2 

— 

65 

IS  „ . 

104 

445 

8 . 

alt 

D8 

77 

1 Jahr  alt 

76 

173 

Das  Volum  des  Gesichtes  beträgt  danach: 


Im  6.  Schwan gerschaftomonat 

14,2  ccm, 

d.  h.  23 

am  Ende  der  Schwangerschaft  . > . 

58  „ 

. 8,9 

am  Ende  de»  er«ten  Lebenajahre»  . 

173  . 

„ 28,1 

im  achten  Lebenajahre 

310  „ 

„ so 

Proc.  der  Grösse  des  erwachsenen  Gesichtes, 


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Kraniologisclie  Untersuchungen.  197 

Das  Wachsthum  des  Gesichtes  ist  in  den  ersten  Monaten  der  Schwangerschaft  sehr  unbe* 
deutend;  das  Volum  beträgt  nach  den  ersten  zwei  Dritteln  der  fötalen  Zeit  kaum  15  com,  oder 
2,3  Proc.  der  definitiven  Grösse.  Von  da  an  nimmt  das  Gesicht  in  etwas  rascherer  Progression 
zu,  wenn  auch  nicht  in  dem  Maasse,  wie  die  llirnkapsel.  Die  Zeit  der  drei  letzten  Schwanger- 
sebaftsmonate  und  des  ersten  Lebensjahres  ist  die  Periode  des  raschesten  GesichtswachsthumB : in 
den  drei  Monaten  vor  der  Geburt  vervierfacht,  im  ersten  Lebensjahr  verdreifacht  sich  das  Volum 
des  Gesichtes;  es  hat  mit  dem  Ablauf  dieser  Zeit  schon  den  vierten  Theil  seiner  definitiven  Grösse 
erreicht.  Von  da  an  findet  das  Wachsthum  des  Gesichtes  wieder  in  langsamerem  Maasse  statt: 
das  Gesiebt  überschreitet  erst  im  achten  Lebensjahre  die  Hälfte  der  definitiven  Grösse.  Nimmt 
man  an,  dass  das  Wachsthum  in  gleichem  Maasse  voranschreitot,  so  würde  die  volle  Grösse  des 
erwachsenen  Gesichtes  mit  dem  23.  Jahre  erreicht  werden. 


0.  Verhältnis  von  Hirnkapsel-  und  Gesiohtsgrösse. 

I.  Männer-  und  Weiberschiidel. 

Im  Allgemeinen  ist  das  weibliche  Gesicht  im  Verhältnis«  zur  Hirnkapsel  etwas  kleiner  als  das 
männliche.  Die  Grösse  des  Gesichtes  im  Verhältnis«  zur  Hirnkapsel  beträgt  beim  weiblichen  Ge- 
schlecht im  Mittel  30,16  Proc.,  bei  dem  männlichen  32,85  Proc.,  der  Unterschied  daher  2,69  Proc. 
des  llirnkapsel volums.  Bei  deutschen  Schädeln  ist  dieser  Unterschied  geringer:  er  beträgt  hier 
nnr  1,77  Proc.  (Weiber  29,19  Proc.,  Männer  30,96  Proc.  Wenn  die  zum  Theil  sehr  kleinen 
Reihen  aus  anderen  Racen  die  wirklichen  Mittelgrössen  dieser  Racen  ergeben,  so  beträgt  die 
Differenz  zwischen  männlichen  und  weiblichen  Schädeln  in  dem  Verhältnis  des  Gesichtes  zur 
llirnkapsel  bei  den  Javanesen  (29,90  und  32,94  Proc.)  3,04  Proc.,  bei  den  Negern  (31,26  und 
35,47  Proc.)  4,21  Proc.,  bei  den  Australiern  (30,24  und  34,49  Proc.)  4,25  Proc.).  Nach  diesen 
Zahlen,  welche  indessen  weiterer  Bestätigung  bedürfen,  ist  das  männliche  Gesicht  im  Verhältnis 
zur  llirnkapsel  bei  niederen  Racen  grösser  als  das  weibliche. 


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198 


Dr.  Emil  Schmidt, 


IL  Verhältnis«  von  HirnkapBel-  und  Gesichtsgrösse  bei  den  verschiedenen  Racen 


Die  folgende  Tabelle  giebt  nur  die  Zahlen  von  männlichen  Schädeln. 

Tabelle  XXXVIIL 


Gesicht 

Hirnlcapel 

Verhältnis*  der 
GesichtsgrötM 
z.  Hirnkapeel- 
grotte 

Mittel  1 
aus 

Mittlere 

Grossu 

Mittel 

aus 

Mittlere 

Grote« 

Australier 

12 

645  oem 

14 

1870  ccm  j 

34,49 

Xeger 

44 

635  „ 

139 

1790  , 

35,47 

Chinesen 

19 

626  , 

65 

1900  F 

82,95 

Hindu  

4 

670  „ 

34 

1750  , 

32,57 

Malayen 

66 

605  . 

210 

1870  , 

$2,33 

Slaven 

13 

660  „ 

15 

1910  * 

34,03 

Germanen  im  Allgemein. 

87 

615  „ 

101 

1950  , 

31,54 

Deutsche  ....... 

68 

616  . 

72 

1990  . 

80,95 

Romanen • 

13 

600  „ 

14 

1940  „ 

30,93 

Mittel  au*  allen  Schädeln 

302 

61&  , 

771 

1872  . 

32,85 

Das  Volnm  des  Gesichtes  beträgt  im  Mittel  aller  gemessenen  Schädel  fast  genau  ein  Drittel 
des  Hirnkapselvolums,  32,85  Proc.  Bei  den  schwarzen  Racen  wird  dies  Verhältnis«  überschritten : 
bei  den  Australiern  beträgt  das  Gesichtsvolum  34,5  Proc.,  bei  den  Negern  35,5  Proc.  des  Uirn- 
kapsclvolums.  Der  geistige  Ausdruck  tritt  dadurch  zurück,  der  Kopf  ergeheint  sinnlich-roher.  Bei 
Chinesen,  Malayen  und  Hindu  kommt  das  Verhältnis«  von  Gesichts-  und  Ilirnkapselgrüsse  der 
Durchschnittsziffer  sehr  nahe.  Die  europäischen  Völker  zeigen  im  Ganzen  eine  geringe  Procent- 
zahl der  Gesichtsgrössc.  Nur  die  Slaven  machen  eine  Ausnahme:  das  Verhältnis«  von  Gesicht 
zur  Hirnkapscl  reicht  hier  sehr  nahe  an  die  Zahlen  der  «chwarzhäutigen  Racen  hinan.  Die  ger- 
manischen und  romanischen  Stämme  dagegen  haben  ein  im  Verhältniss  zur  Uimkapsel  kleines  Ge- 
sicht: die  germanischen  Stämme  im  Ganzen  haben  eine  Verhältnisszahl  von  31,54  Proc.,  die  Deut- 
sehen  allein  30,96  Proc.  und  die  Romanen  fast  genau  ebensoviel,  30,93  Proc. 


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Kraniologische  Untersuchungen. 


199 


111.  VcrhältnUs  von  Hirnknpsel-  und  GcsichtsgröBse  beim  wachsenden  Schädel. 

Tabelle  XXXIX. 


Da*  OeBicbtsvolum  beträgt:  vor  der  Gehurt 

(Mittel 

aus 

9)  13  Proc.  der  Hirnkapselgrös 

• 

„ beim  Neugeborenen 

(Mittel 

aus 

7)  12,8  , 

» 

• 

, im  1.  Monat 

. (Mittel 

aus 

2)  18,1  . 

„ 

„ 

, 

. zwischen  dem  1.  und  5.  Jahru  . 

. (Mittel 

aus 

0)  14,7  „ 

I» 

„ 

, zwischen  dem  fi.  und  9.  Jahre  . 

. (Mittel 

aus 

4)  18,3  „ 

1» 

. 

„ mit  10  Jahren . . 

• 

.20,5  „ 

n 

„ mit  12  Jahren 

t 

.21,4  „ 

» 

„ 

„ mit  13  Jahren 

. 

-25,3  „ 

1» 

9 

• 

, heim  erwachsenen  Deutschen  . 

. 80,96  „ 

* 

9 

Das  Verhältnis  zwischen  den  Grössen  des  Gesichtes  und  der  llirnkapsel  bleibt  vor  der  Ge- 
burt, soweit  die  geringe  Zahl  der  gemessenen  Schädel  einen  sicheren  Schluss  zulässt,  trotz  mancher 
individueller  Schwankung  im  Ganzen  doch  dasselbe:  das  Gesicbtavolum  beträgt  während  dieser 
Zeit  im  Mittel  von  neun  Beobachtungen  13  Proc.  der  ilirnkapselgrosse.  Das  gleiche  Verkältniss 
besteht  auch  noch  im  Wesentlichen  zur  Zeit  der  Geburt  und  während  des  ersten  Lebensjahres. 
Von  nun  an  aber  ändern  sich  die  Wachsthuinsverhältnisse  der  llirnkapsel  und  des  Gesichtes:  die 
erste  schreitet  von  diesem  Zeitpunkt  an  nur  in  langsamer  Zunahme  fort,  während  sich  das  Gesicht 
in  rascherem  Verhältnis«  entwickelt.  Die  Zahlern  für  das  Verhältnis*  des  Gesichtes  zur  llirnkapsel 
müssen  daher  von  nun  an  immer  grösser  werden.  Dieses  Zunehmen  der  Proccntzalilen  der  Ge* 
sichtsgrösse  scheint  in  gleiclunässigem  Schritt  vor  sich  zu  gehen,  wir  finden  wenigstens  in  unseren 
Zahlen  keine  Abänderung  von  diesem  gleichmässigen  Gang;  es  findet  seinen  Abschluss  mit  dein 
Zeitpunkt,  wo  das  Gesicht  seine  definitive  Grösse  erreicht  (20  bis  25  Jahr). 


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vn. 


Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge  ). 

Von 

Alexander  Teplouchoff  in  Uliinslcoje  bei  Perm. 

(Hierzu  Tafel  V und  VL) 

Die  früheren,  ansässigen  Bewohner  ain  westlichen  Vorgebirge  des  Ural,  im  Gebiete  des  Flusses 
Kama  und  zwar  in  den  jetzigen  Districten  des  Permscben  Gouvernements:  Solikamsk,  Ochansk, 
theiLs  auch  Perm  und  Kungur,  sind  wahrscheinlich  Finnen  gewesen,  da  alle  Nebenflüsse  der  Kama 
in  diesen  Gegenden  finnische  Namen  tragen. 

Die  Finnen  leben  noch  jetzt  im  beschränkten  Thalc  des  Flusses  Jawa,  im  Districte  Solikamsk, 
unter  dem  Namen  Pcrmjüki.  Nördlich  und  westlich  von  den  Perinjäken  finden  sich  noch  andere, 
ihnen  verwandte,  finnische  Stämme,  unter  dem  Namen  Syrjänen  und  Wotjäken  im  Gouvernement 
Wologda  und  Wjätka. 

Den  alten  verschwundenen  Stamm  der  Finnen,  welcher  auch  die  oben  genannten  Districte 
früher  bewohnte,  nennt  man  hier  allgemein  Tschuden.  Sie  sind  nicht  von  den  Bussen  vertrieben 
worden,  die  bei  ihrer  festen  Ansiedelung  in  der  Kamagegend,  südlich  von  der  alten  Stadt  Tseherdin, 
im  15.  Jahrhundert  nur  die  von  den  Tschuden  verlassenen  Wohnungsstättcn  fanden,  welche  schon 
mit  Wald  bewachsen  waren.  Die  Ansiedelung  der  Russen  gründete  sich  auf  friedliche  Handels- 
beziehungen mit  allen  uralischen  Völkern  und  die  Einrichtung  von  Salinen  am  Fluss  Kama  durch 
Nowgorodische  Gutsbesitzer. 

Die  Tschuden  müssen  auf  einer  viel  höheren  Stufe  der  Cultur  gestanden  haben,  wie  die 
jetzigen  Finnen  (Permjäken  und  Syrjäncn),  und  zwar  durch  IlandelBverbindung  mit  asiatischen 
cultivirten  Völkern  im  8.  bis  11.  Jahrhundert  vermittelst  der  am  Kama  und  Wolga  wohnhaften 
Boigaren,  welche  den  Tschuden  für  ihre  Pelzwaaren,  Pferde,  indische  und  persische  Industrie- 
waaren,  arabisches  Geld,  silberne  Gefasse,  Bronze-  und  Glasschmucksachen  aus  Asien  brachten, 
alles  Gegenstände,  welche  gegenwärtig  in  bedeutender  Menge  in  der  Erde  gefunden  werden  und 
das  frühere  Dasein  und  den  Culturstaud  des  genannten  Volkes  beurkunden. 

An  hohen  Ufern  der  Flüsse  und  zwar  auf  den  Bergrücken,  zwischen  zwei  tiefen,  sich  ver- 
einigenden Thälern  findet  man  häufig  Spuren  von  Festen  (Gorodki),  bestehend  in  Gräben  und  Erd- 
wällen, welche  gewöhnlich  von  der  Seite  des  flachen  Landes  gemacht  sind.  An  solchen,  von  zwei 

»)  Siehe  Archiv.  Bd.  Y1II,  S.  142. 

AxclUtr  foi  Anthropologie.  IM.  XII.  «fl 


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202 


Alexander  Te plouchoff, 

Seiten  durch  tiefe  Schluchten  und  von  der  dritten  durch  Wälle  geschützten  Plätzen  findet  »ich  so 
viel  Raum,  das»  ein  zwei  und  mehr,  bisweilen  sogar  ungefähr  zehn  Bauernhäuser  mit  Nebengebäuden 
darauf  gestanden  haben  mögen.  Bei  Beackerung  solcher  Stellen  trifft  man  oft  viele  Artefacten, 
theil weise  von  unbekanntem  Gebrauch;  immer  aber  liegen  dabei  Topfscherben  als  sicheres  Zeichen 
der  alten  Ansiedelung, 

Ausser  diesen  Kesten  der  tschudischen  Wohnungen  finden  sich  Anhäufungen  von  Thier- 
knochen (Kofttischtschi)  *),  mit  verschiedenen  alten  Artefacten,  welche  auf  grosse  Versammlungen 
der  Einwohner  bei  ausserordentlichen  Gelegenheiten  hindeuten.  Die  dazu  gewählten  Plätze  sind 
die  Ufer  der  Flüsse,  oder  Bergauhöhen,  mit  weiter,  freier  Aussicht  Sie  waren  nicht  verborgen 
und  versteckt,  auch  nicht  befestigt  durch  Gräben  und  Wälle  gegen  Feinde. 

Solche  Knoohenauhäufungen  halte  ich  für  Ueberbleibsel  heidnischer  Opfermahle,  eine  Art  von 
ßcinhäuser,  und  ich  beabsichtige  hiermit  einen  Bericht  darüber  abzustatten. 

Am  sorgfältigsten  habe  ich  die  Knochenreste  von  Garewaja  untersucht.  Die  Opferstätte  von 
Garewaja  liegt  auf  einem  Bergrücken,  am  rechten  Ufer  des  grossen  Flusses  Kama,  hei  der  Ein- 
mündung des  Nebenflusses  Garewaja,  in  der  Nähe  vom  Dorfe  Staraja  (alte)  Garewaja,  und 
55  Werst  nördlich  von  der  Stadt  Perm  entfernt.  Ein  Feldweg  geht  daneben  und  t heilt  die  Oert- 
lichkeit  in  zwei  Flächen.  Auf  der  einen  Seite  des  Weges  nach  dem  Garewajathale  zu,  bei  einer 
ziemlich  starken  Böschung,  wächst  ein  junger  aus  Fichten  und  Tannen  gemischter  Wahl;  auf  der 
anderen  Seite  des  Weges  ziehen  sich  die  Felder  der  Bauern  hin.  Man  sieht  daraus,  dass  die 
Opferstättc  den  jetzigen  Bewohnern  sehr  bekannt  ist  und  wenn  sie  die  schwarze  Erde,  in  welcher 
die  Knochen  liegen,  nicht  zur  Düngung  ihrer  Felder  und  Wricsen  bis  jetzt  davon  führten,  so 
goschali  es,  weil  sie  Felder  nur  mit  Stalldüngung  und  die  Wiesen  gar  nicht  zu  düngen  pflegen. 

Nach  den  glaubwürdigen  Aussagen  alter  Einwohner  soll  vor  etwa  hundert  Jahren  die  ganze 
dortige  Gegend  mit  grossem  Nadelwald  bewachsen  und  der  Knoehenbaufen  von  Gestalt  eines 
grossen  Kohlenmeilers,  mit  Uolzsträuchem  bewachsen  gewesen  sein*).  Als  in  später  Zeit  die  Gegend 
cultivirt  wurde,  haben  Schatzgräber,  Neugierige  und  Kinder  den  Haufen  nach  und  nach  ausein- 
ander gegraben.  Wenn  von  Goldschatzfunden  auch  nichts  bekannt  geworden,  so  sollen  doch  die 
Kinder  viele  Glasperlen  und  andere  Schmucksachen  zum  Spielen  und  Verkaufen  von  dort  gebracht 
haben. 

Ich  fand  die  Knochenanhäufnng  als  flache  Schicht,  von  Neuem  mit  Gras  und  jungem  Holz- 
anflug  bewachsen,  an  Grösse  gegen  18  m lang,  15  m breit  und  in  den  mittleren  Thcilen  derselben 
etwa  bis  1 m tief.  Die  knochencnthaltemlc  Erde  dieser  Schicht  unterscheidet  sich  von  der  um- 
gebenden und  unterliegenden  Lehmerde  durch  schwarze  Farbe,  Fettigkeit  und  bedeutenden 
Gehalt  animalischer  Stoffe  (gegen  15  Proc.).  Beim  Ausgraben  wurde  später  bemerkt,  dass 
die,  welche  mit  blossen  Händen  arbeiteten,  so  dass  diese  viel  in  Berührung  mit  der  schwarzen 
Erde  kamen,  bald  ein  schmerzliches  Gefühl  darin  empfanden.  Auf  der  Oberfläche  und  in  nächster 
Umgebuug  lagen  zerstreut  einige  bis  zur  weissen  Farbe  verwitterte  Knochen. 

')  So  viel  mir  bekannt,  wird  das  Wort  Kostischt*chi  nur  hier  in  der  Gegend  gebraucht  und  stammt  von 
dem  ruAidschen  Wort  Kosti  (Knucheu). 

Sehr  wahrscheinlich  waren  die  durch  Opfer  geweihten  Knochen  zum  Schutz  gegen  die  Raubthicre  in  ein 
hölzerne*  Gebäude  niedergelegt,  welch«*  zerfallen  und  verfault  iat. 


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Uebcr  dio  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  203 

Eine  solche  Anhäufung  von  Knochen  auf  einsamer  Stelle  gelegen,  und  die  Aussagen  der  alten 
Leute  darüber  kamen  mir  so  rüthselhaft  und  beachtenswerth  vor,  dass  ich,  so  viel  mir  Zeit  und 
Mittel  zuliesscn,  die  Untersuchung  der  Stelle  vornahm.  Das  geschah  im  Jahre  1874.  Ich  liess 
einige  Gräben,  1 in  breit  und  tief,  durch  den  Knochenhaufcn  in  radialer  Richtung  führen,  und  aus 
der  ausgegrabenen  Erde  alle  Knochen  und  was  sonst  vorkam,  fleissig  herausnehmen. 

Es  fanden  sich  dabei  Thierknochen  und  dazwischen  ohne  alle  Ordnung  und  zerstreut  gelegene 
Artelacten,  wie  Pfeilspitzen  aus  Knochen,  Perlen  aus  Glas  von  ausgezeichnet  schöner  Arbeit, 
einfach  verfertigte  kleine  irdene  Schalen,  auch  Scherben  von  grossen  Töpfen,  aber  sehr  wenig  metallene 
Gegenstände.  Die  Zahl  der  Artefacten  ist  so  bedeutend,  dass  ich  einmal  au  einem  Tage,  mit 
Hülfe  von  drei  Arbeitern,  25  Perlen,  34  ganze  Pfeilspitzen,  25  Fragmente  davon  und  23  Schalen 
ausgegraben  habe.  Einige  Sachen,  darunter  auch  die  Glasperlen  sind  von  Feuerhitze  angegriffen 
und  in  der  Culturschicht  ist  etwas  Asche  und  Kohlenpulver  angetroffen  worden. 

Bemerkenswert!»  sind  an  einzelnen  Stellen  die  Anhäufungen  von  zerstoBsenen  Knochen. 
Einmal  lagen  sie  in  dichter,  scharf  von  der  Erde  und  deren  sonstigem  Inhalt  geschiedener  Masse, 
als  wären  sie  in  einem  hölzernen  Kasten  ein  geschüttelt  gewesen,  welcher  allerdings  verfaulen  konnte. 
Ein  anderes  Mal  traf  ich  den  Knochenschutt  in  einer  Vertiefung,  welche  im  Grundboden,  d.  h.  in 
unter  der  Culturschicht  gelegener  Erde,  nusgegraben  war  und  zwar  in  Gestalt  eines  regelmässigen, 
ganz  scharf  begrenzten  Halbmonds  von  1,5  m im  Diametcr  und  in  der  Mitte  5 dem  Tiefe,  welche  an 
der  Peripherie  allmülig  nach  beiden  Enden  hin  sich  verminderte  und  endigte.  Die  aus  dieser  Grube 
herausgenommene  Erde  war  am  eingebngenen  Rande  derselben  zu  einem  abgestumpften,  35  cm 
hohen  und  oben  60  cm,  unten  60  cm  dicken  Kegel  zusammengescli littet  gewesen , welcher  von 
allen  Seiten  mit  schwarzer  Erde  umgeben  und  bedeckt  war.  Der  in  der  Grube  gelegene  Knochen- 
schutt bestand  aus  gebrannteu  Knochen theilchen  von  weisser,  blauer  und  schwarzer  Farbe.  Der 
Kegel  mochte  früher  viel  grösser  gewesen  sein  und  die  obere  Schnittfläche  auch  weiter. 

In  der  Nähe  von  dem  Knochenhaufen,  ungefähr  90  Schritt  entfernt,  findet  siel»  am  Berge  eine 
künstlich  abgeflachte  Stelle,  wo,  der  Sage  nach,  ein  heidnischer  Tempel,  aus  Holz  gebaut,  gestanden 
hat.  Von  dem  Bau  ist  keine  Spur  geblieben,  da  die  Stelle  lange  Zeit  als  Feld  benutzt  wurde. 
Es  sollen  dort  in  früherer  Zeit  ebenfalls  einige  Perlen,  eiserne  Pfeilspitzen  und  andere  Kleinig- 
keiten gefunden  worden  sein.  Ich  fand  nur  das  Fragment  einer  Säule  aus  Sandstein  (Tafel  V, 
Figur  15). 

Die  Knochen  bestanden  aus  den  Uebcrrest«  n von  Haus-  und  Wildthieren  und  zwar  meistens 
aus  Extremitätenknochen,  welche  theils  unbeschädigt,  theils  zerschlagen  und  zerhauen  waren,  au» 
Kiefern,  oft  mit  erhaltenen  Zähnen,  aber  auch  aus  ganzem  Schädeln,  Rippen,  llom-  und  Hufknochen. 
Sie  lagen  meist  zerstreut  in  der  Culturschicht,  bisweilen  aber  dicht  zusammen  und  an  den  Stellen, 
welche  nicht  durchwühlt  waren,  schien  es,  als  seien  sio  in  einiger  Ordnung,  reihenweise,  zusammen- 
gelegt gewesen.  Von  den  Sehnen  ist  nicht»  gehlieben;  auch  fehlte  ganz  der  hornige  Ueberzug  der 
Hufe  und  Homer,  nur  die  Knocheu  (die  llornwurzel)  davon  sind  erhalten.  Das  Zertheilen  des 
Fleisches  schien  mit  Schneidewerkzeogon  bewerkstelligt  zu  sein,  da  an  vielen  Knochen,  sogar  an 
den  Schaufeln,  welche  wohl  zu  keinem  besonderen  Zweck  zertheilt  werden  konnten,  oft  Spuren  von 
den  Bcharfen  Schncidcwerkzeugon  geblieben  sind.  Die  Spitzen  der  Geweihe  w aren  auch  abgehauen, 
wahrscheinlich  im  frischen  Zustande  und  zwar  nach  vielen  scheinbar  unbeholfenen  Hieben. 

Da  ich  in  der  vergleichenden  Anatomie  der  Thiere  unkundig  bin,  wählte  ich  aus  meiner 

26» 


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204 


Alexander  Teplouclioff, 

Sammlung  die  am  häufigsten  Torkommenden  Knochen  aus  und  legte  «io  im  Jahre  1875  zur  Bo- 
urtheilung  dem  Herrn  Professor  Rütimeyer  (in  Basel)  vor,  welcher  die  Güte  hatte  sie  zu  be- 
stimmen. Es  fanden  sich  von  wilden  Thiercn  der  Vielfruss,  da«  Elenn,  der  braune  Bar,  und  von 
zahmen:  das  Pferd,  da»  Rind,  die  Ziege  und  das  Schwein. 

Am  zahlreichsten  sind  dabei  Rind,  Schwein  und  Pferd  vertreten,  was  für  den  Culturstand  des 
Volkes  bezeichnend  ist  Zu  dieser  kleinen  Liste  der  Thiere  kann  ich  mit  Sicherheit  noch  das 
Schaf  und  Rcnnthicr  zählen.  Es  finden  sich  da  noch  einige  Knochen  von  kleinen  Thiercn,  welche 
nicht  bestimmt  sind;  vergeblich  aber  suchte  ich  Knochen  vorn  Hunde,  es  war  keine  Spur  davon 
vorhanden.  Es  ist  schwer  zu  denken,  dass  die  Tschuden  dieses  nützliche  Hausthier  entbehrt  haben 
sollten.  Zur  Beurtheilung,  ob  nicht  wenigstens  die  Knochen  der  anderen  Thiere  dabei  von  Hunden 
benagt  und  zerbissen  waren,  habe  ich  frische  Knochen  den  Hunden  zum  Benagen  gegeben  und 
bei  dem  Vergleichen  gefunden,  dass  die  ausgegrabenen  Knochen  keine  Zeichen  davon  tragen, 
ausser  solchen  von  kleinen  Nagetbieren. 

Während  meiner  Abwesenheit  auf  Reisen  wurde  der  Knochenhaufen  von  Garewaja,  von 
welchem  ich  nur  erst  einen  Theil  untersucht  hatte,  zerstört.  — Der  Bauer,  auf  dessen  Grundstück 
er  lag,  hatte  viele  Fuder  von  Knochen  nach  Perm  an  eine  dort  gegründete  Phosphorfabrik  ver- 
kauft. Dasselbe  Schicksal  traf  auch  andere  Opferstätten  dieser  Gegend.  Zum  Glück  sammelte  ich 
bei  Zeiten  grossen  Vorrat!»  von  den  Knochen  und  Artefacten  aus  allen  Kostischtschi.  So  ver- 
schwinden auch  hier  bei  der  sich  verbreitenden  neuen  Cultur  die  Spuren  der  alten  tschadischen 
Ansiedelung,  die  Erdwälle  der  Gorodki  nicht  ausgenommen,  welche  durch  Regen-  und  Schnee- 
waaser  und  besonders  durch  den  Pflug  der  ebenen  Erde  gleicbgcmacht  werden.  Mein  Alter  und 
pccuniäre  Verhältnisse  erlauben  mir  nicht  Ausfahrten  und  Ausgrabungen  in  grösserem  Maassgtabc 
zu  machen.  Doch  bringen  mir  die  Bauern  oft.  Artefacten  zum  Verkaufen,  welche  sic  beim  Be- 
arbeiten des  Ackerlandes  auflesen,  uud  meine  Sammlung  vermehrt  sich  dadurch  bedeutend  mit 
Bronzen  und  anderen  Alterthümem  aus  tschadischen  Ansiedelungen. 

Jetzt  werde  ich  nur  die  Gegenstände  beschreiben,  welche  iu  der  Knochenanhuufung  von  Gare- 
waja zu  Tage  gefordert  wurden. 


1.  Pfeilspitzen  und  andere  Artefacte  aus  Knochen. 

(Taf,  V,  Fig.  1 bi»  14.) 

Unter  den  Artefacten  aus  Thierknochen  sind  besonders  die  Pfeilspitzen  bemerkenswert!»,  so- 
wohl ihrer  Form  und  Grösse,  als  auch  ihrer  Menge  nach. 

Die  GesUlt  dieser  Pfeilspitzen  ist  so  eigeuthürnlicti,  dass,  wer  solche  nur  einzeln  und  nicht  in 
Menge,  wo  inan  alle  Uebergänge  sehen  kann,  betrachtet,  ihre  Bestimmung  nicht  errathen  kann. 
Ihr  Hauptkennzeichen  besteht  darin,  dass  die  eigentliche  Angel  oder  der  Dorn  fehlt  und  es  bei  man- 
chen Exemplaren  schwer  zu  unterscheiden,  welches  das  vordere  und  welches  das  hintere  Ende  ist. 
Der  Querschnitt  ist  meistens  eine  verschobene  Raute,  selten  Rechteck  und  Dreieck.  Die  Länge 
variirt  zwischen  6 und  12  cm;  es  giebt  welche  von  nur  4,2  cm  und  andere  wieder  bis  15,5  cm 
lang,  bei  verhältnissmässiger  Breite. 

Beim  genauen  Vergleichen  aller  Pfeilspitzen  kann  man  vier  Ilauptformen  unterscheiden. 


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lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  205 

Zur  ersten  gehören  die,  welche  in  der  Mitte  am  breitesten  sind  und  von  da  sich  gleichförmig 
za  beiden  Enden,  etwas  bogenförmig,  verengern  (Fig.  2 und  9). 

Die  Pfeilspitzen  der  zweiten  Form  sind  gleichfalls  in  der  Mitte  am  dicksten,  aber  mehr  ge- 
streckt, und  nach  den  Enden  hin  geradlinig,  oder  auch  ausgeschweift  sich  verengernd  (Fig.  Gu.  10). 

Bei  der  dritten  Form  Bind  die  Pfeilspitzen  durch  die  Verdickung  in  zwei  ungleiche  Theile 
getlieilt,  wovon  das  kürzere  ein  Drittel  der  Lange  ausmachendo  Ende  steil  zugespitzt  und  wahr- 
scheinlich zum  Einsetzen  in  den  Schaft  bestimmt  ist  (Fig.  1,  3,  4). 

Bei  den  Exemplaren  der  vierten  Form  ist  das  vermeintliche  Schaftende  so  kurz,  dass  es 
weniger  wie  ein  Viertel  der  ganzen  Länge  ausmacht,  sehr  dick  und  steil  zugespitzt  (Fig.  5 u.  11). 

Achnticher  Form,  wie  Nr.  1 ist  eine  Pfeilspitze  ausgegraben  worden,  welche  sich  durch 
dunkelbraune  Farbe,  grössere  Schwere,  Festigkeit  und  Politur  von  den  übrigen  wesentlich  unter- 
scheidet und  aus  Hirschhorn  gemacht  zu  sein  scheint. 

Die  mittlere  Breite  der  meisten  Pfeilspitzen  schwankt  zwischen  11  bis  14  mm.  Es  giebt  aber 
Exemplare,  welche  sich  im  Verhältnis»  zur  Länge  durch  grosse  Breite  auszeichnen,  wie  Fig.  7. 

Die  hier  dargestellten  Formen  der  Pfeilspitzen  aus  Knochen,  von  welchen  ich  etwa  170  gut 
erhaltener  Exemplare  aus  Garewaja  besitze,  sind  nicht  zufällige,  sondern  beständige  und  der  hiesigen 
Gegend  eigentümliche. 

Beim  Besuchen  der  archäologischen  Sammlungen  in  Moskau  und  auch  einiger  im  Ausland  habe 
ich  sehr  wenig  ähnliche  Geräte  zu  Gesicht  bekommen.  In  der  kraniologischen  Sammlung  der  Uni- 
versität zu  Moskau  fand  ich  drei  ganz  gleiche  Exemplare,  welche  am  Fluss  Irtiscli  im  Tobollscheii 
Gouvernement  ausgegraben  worden  sind.  Im  Muromschen  District  des  Gouvernements  Wladimir,  in 
Besitzung  des  Fürsten  A.  S.  Golizin  hat  man  sehr  viele  ähnliche  Pfeilspitzen  aus  Feuerstein  ge- 
funden. Bemerkenswert,  dass  im  Museum  der  ägyptischen  und  römischen  Altertümer  in  Turin 
(in  Italien)  eiserne  Pfeilspitzen,  angeblich  aus  Aegypten,  nufbewahrt  werden,  welche  der  ersten 
und  zweiten  oben  beschriebener  Formen  so  ähnlich  sind,  dass  man  glauben  könnte',  die  alten 
Tschuden  hätten  die  ägyptischen  Formen  zum  Muster  gehabt1).  Jene  unterscheiden  sich  nämlich 
von  den  hiesigen  nur  dadurch,  dass  sie  platter  und  dünner  sind  und  das  Schaftende  vierkantig  und 
sehr  spitz  geschmiedet  ist  Aus  Knochen  konnte  man  auch  nicht  so  dünne  und  haltbare  Sachen 
ansschneiden,  wie  die  eisernen. 

Manche  uncultivirte  Völker  lebten  bekanntlich  im  Altertum,  sowie  auch  wohl  jetzt  noch  der 
Fall  ist,  in  ihrer  localen  Steinperiode  zu  derselben  Zeit,  da  andere  Völker  schon  die  grösste  Cultur  be- 
saascii.  Die  durch  Tauschhandel,  Krieg  oder  auf  andere  Wege  erhaltenen  Waffen  aus  Bronze  oder 
Eisen  erwarben  sie  als  Seltenheit,  und  da  sie  selbst  noch  keine  Metalle  in  ihrer  Gegend  fanden  oder 
nicht  verstanden  sie  zu  bearbeiten,  waren  sie  geswungen,  die  allernöthigsten  Gegenstände  selbst  zu 
bereiten  aus  einem  Material,  was  sie  genugsam  zur  Hand  hatten  und  nach  den  leichtesten,  für  sie 
zugänglichen  fremden  Mustern.  So  finden  sich  hier  vereinzelt  auch  knöcherne  Pfeile  von  anderen 
Formen,  welche  als  Versuche  der  Imitation  der  besseren,  metallenen  anzusehen  sind,  aber  eben 
wegen  der  Schwierigkeit  ihrer  Verfertigung  nicht  zum  allgemeinen  Gebrauch  gelangten.  Fig.  12 


*)  Dass  unter  den  eingefübrten  Waaren  auch  einige  afrikani&ehe  Induttrieprodacte  in  die  Knnmlunder  ge* 
riethen,  liegt  nicht  außerhalb  der  Möglichkeit.  In  meiner  ßammiung  der  tschudischeu  Alterthümer  finden  sich 
solche  Perlen  au*.  Thon,  Glasfluss  und  Stein,  welche  in  vielen  Museen  als  ägyptische  verzeichnet,  sind. 


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206 


Alexander  Teplouclioff, 

»teilt  eine  dreiseitige  Pfeilspitze  aus  Röhrenknochen  vor,  welche  entschiedene  Nachahmung  der 
metallenen  ist.  Die  Seiten  sind  durch  ihre  ganze  Lange  sanft  ausgehöhlt,  gut  |>olirt,  so  dass  die 
Schneiden  (Kanten)  sehr  scharf  sind.  Es  ist  auch  dabei  ein  misslungener  Versuch  gemacht 
worden,  das  hinteix*  Ende  zur  ordentlichen  Schaftangol  zuzuschneiden. 

Ausser  den  oben  beschriebenen  constanten  Formen  der  Pfeilspitzen  kommen  noch  bedeutende 
Abweichungen  vor,  welche  wohl  theils  von  der  Gebrauchsbestiramung,  theila  von  der  Eigenschaft 
des  vorhandenen  Kuochenstücks,  oder  endlich  von  der  Willkür  des  Verfertiger»  abhingen.  Es  fanden 
sich  z.  B.  einige  Exemplare  mit  parallclogrammischem  Durchschnitt  (Fig.  8);  bei  auderen  fehlen  die 
Mittelkanten  und  anstatt  deren  ist  eine  natürliche  Wölbung  des  Röhrenknochens,  oder  auch  die 
Rinne  der  Markröhre  geblieben  (Fig.  11).  Die  zu  hoben  Mittelkanten  wurden  oft  durch  Schnitt 
geebnet,  um  das  Stuck  möglichst  dünn  zu  machen.  Bei  einem  Exemplar  sind  vertiefte  Streifen, 
eine  Art  von  Blutrinnen  durch  die  ganze  Länge  angebracht. 

Die  allgemeine  Charakteristik  der  Pfeilspitzen  ist  folgende:  Sie  sind  aus  starken  Röhren- 
knochen der  Thiere  gemacht.  Ihre  Farbe  ist  gelblichgrau,  die  Substanz  fest  und  zähe;  selten  sind 
sie  der  Länge  nach  durchspalten;  bei  einigen  fehlen  die  scharfen  Enden.  Ihre  Fläche  ist  sehr 
glatt  und  offenbar  sind  sie  olle  mit  scharfen,  eisernen  Messern  geschnitzt  und  durch  Schleifstein 
polirt  worden.  Sehr  wenige  Exemplare  sind  unregelmässig  gearbeitet,  schief  oder  verbogen,  und 
es  ist  mir  selten  gelungen,  nicht  vollendete  Exemplare  zu  linden.  Als  Ausnahme  von  der  hier  be- 
zeichneten  Substanz  und  Farbe  der  Pfeilspitzen  fand  man  noch  Fragmente  davon,  welche  sich  durch 
die  Farbe  und  andere  Eigenschaften  von  den  meisten  der  enteren  und  unter  sich  unterscheiden, 
nämlich  der  Farbe  nach  sind  18  bräunlichgran,  IG  blaugrau,  9 grauweiss  und  7 schwarz;  nach  ihrer 
Substanz  sind  sie  steinartig,  mit  glattem,  theils  muscheligem  Bruch,  die  Oberfläche  bei  allen,  ausser 
den  weissen,  glänzend ; beim  Fallen  geben  sie  mehr  Klang  von  sich,  wie  die  gewöhnlichen  und 
zerbrechen  leicht;  beim  Waschen  nehmen  sie  kein  Wasser  in  sich  auf  und  sind  sehr  kühl  anzufühlen. 
Diese  Veränderung  an  Farbe  und  Festigkeit  muss  man  der  Wirkung  des  Feuers  zuschrcibeu  und 
dem  verschiedenen  Grade  der  llitze,  oder  sonst  anderen  Ursachen,  welche  mir  bis  jetzt  unerklärt 
bleiben,  da  es  mir  bei  den  Versuchen  des  Vwbrennens  von  alten  und  auch  frischen  Knochen  nicht 
gelungen  war,  ganz  ähnliche  Varietäten  von  geglühten  Knochen  zu  erhalten. 

Dass  auf  der  Opferstätte  keine  Pfeilstäbe  und  Bogen  zu  finden  waren,  ist  leicht  zu  erklären. 
Nur  im  Wasser  oder  in  Torfmooren  kann  sich  das  Holz  viele  Jahrhunderte  lang  ganz  erhalten,  aber 
nicht  in  der  Erde,  wo  cs  einer  freien  Wirkung  der  Atmosphäre  ausgesetzt  ist.  Darum  ist  die  Art 
der  Schäftung  unbekannt.  Es  sind  auch  keine  Spuren  davon  an  den  Pfeilspitzen  bemerkt  worden. 

Es  drängt  sich  hier  die  Frage  auf,  wie  und  zu  welchem  Zweck  so  viele  Pfeilspitzen  in  den 
Knochenhaufen  hingclegt  oder  gerathen  sind?  Zur  Beantwortung  dieser  Frage  muss  man  Folgen- 
des in  Beachtung  nehmen.  Die  Culturschicht,  d.  h.  die  schwarze  Erde,  in  welcher  die  Knochen 
sich  finden,  hat  gegen  270  Cubikmetcr  Inhalt.  Nur  ein  Viertheil  davon  ist  von  mir  regelrecht 
untersucht  worden,  und  gegenwärtig  habe  ich  von  daher  in  meiner  Sammlung,  ohne  die  vielen 
Fragmente  zu  zählen,  170  Exemplare  unbeschädigter  Pfeilspitzen,  gegen  30  Exemplare  habe  ich 
archäologischen  Sammlungen  abgetreten,  so  dass  in  dem  untersuchten,  G7  Cubikmeter  grossen 
Theil  der  Culturschicht  200  Exemplare,  also  3 Stück  auf  einen  Cubikmeter  kommen.  Auch  ist  mir 
bekannt,  dass  in  früherer  Zeit,  beim  Durchwahlen  des  Knochenhaufens  durch  die  Schatzgräber  noch 
sehr  viele  Exemplare  davon  gesammelt  worden  und  so  für  mich  verloren  gegangen  sind.  Daraus 


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Ueber  dio  prähistorischen  Opferstatten  am  Uralgebirge.  207 

kann  man  scbliessen,  dass  diese  gut  gearbeiteten  und  zum  Gebrauch  vollkommen  tauglichen 
Waflfengerlthe  nicht  zufällig  dahin  kamen  und  nicht  zum  Abraum  gehörten.  Man  könnte  denken, 
dass  es  auf  der  Stelle,  wo  ein  so  grosser  Vorrath  von  Knochen  vorhanden,  eine  Art  Fabrik  für 
Pfeilspitzen  gewesen  sei.  Dagegen  spricht  aber  ihre  Ungleichartigkeit  an  Form  und  Grösse.  Man 
kann  kaum  zwei  unter  ihnen  finden,  welche  ganz  ähnlich  mit  einander  wären;  auch  würden  dann 
mehrere  zusammen  an  einer  Stelle  sich  finden,  aber  nicht  zerstreut  unter  den  Knochen,  wie  sie 
gewöhnlich  Vorkommen.  Sie  scheinen  ungebraucht  dahin  gelangt  zu  sein,  da  ich  keine  Spuren  von 
gewesener  Befestigung  derselben  an  dem  Pfeilschaft  bemerkt  habe.  Das  zuweilen  fehlende 
äusserate  Ende  der  Pfeilspitzen  könnte  leicht  vom  Abbrechen  bei  dem  Um  wühlen  der  Erde,  von 
der  Berührung  mit  den  übrigen  Knochen  und  auch  vom  Verwesen  der  nicht  festen  Masse  ge- 
schehen, was  bei  metallenen  und  besonders  steinernen  Spitzen  nicht  der  Fall  sein  kann.  Bei 
einigen  Exemplaren  scheinen  auch  die  Enden  vom  Feuer  beschädigt  zu  sein.  Dieser  letzte  Um- 
stand könnte  zu  dem  Gedanken  führen,  dass  die  Pfeile,  nach  dem  Erschlossen  der  Thiere,  in  den 
Eingeweiden  stecken  geblieben  und  zugleich  ausgeworfen  worden.  Doch  lässt  sich  diese  Hypothese 
mit  den  übrigen  Erscheinungen  nicht  zusarainenrcimen. 

Aus  allen  hier  angeführten  Gründen  glaube  ich  zu  der  Annahme  berechtigt  zu  sein,  dass  die 
im  Knochenhaufcn  massenhaft  liegenden  knöchernen  Pfeilspitzen  Producta  der  allgemeinen  Haus- 
industrie waren  und  als  Opfergaben  zu  betrachten  Bind. 

Bei  den  am  Flusse  Ob  wohnhaften  heidnischen  Ostjäken  existirte  noch  vor  nicht  langer  Zeit 
der  Gebrauch,  die  Pfeile,  welche  mit  Erfolg  auf  der  Jagd  geführt  waren,  ihren  Götzen,  zugleich  mit 
den  erlegten  Thieren,  zum  Opfer  darzubringen. 

Es  bleiben  hier  noch  zwei  Pfeilspitzen  zu  erwähnen,  welche  mit  einem  besonderen  Zeichen 
versehen  sind  (Taf.  V,  Fig.  13).  Sie  tragen  an  sich  Spuren  von  grösserem  Alter,  wie  die  übrigen, 
sind  von  brauner  Farbe  und  stark  verwittert.  Die  Farbe  des  Zeichens  ist  dunkelbraun  und  mit 
scharf  begrenzten  Linien  aufgelegt.  Dasselbe  Zeichen  traf  ich  auf  der  Oberfläche  einer  Phalanx 
prima  vom  Rind,  bei  welchem  (Taf.  VI,  Fig.  65)  die  Linien  etwas  anders  geordnet  und  nicht  voll- 
ständig erhalten  sind,  indem  die  Fortsetzung  der  dritten  Linie  sich  in  die  Stelle  verliert,  wo  die 
Lamina  vitrea  losgelöst  ist,  aber  trotzdem  noch  etwas  sichtbar.  Die  Farbe  ist  also  tief  eingc- 
drungon  gewesen. 

Ob  dieses  Zeichen  künstlich  gemacht,  oder  in  der  Masse  des  Knochens  selbst  liegt,  oder  end- 
lich später  an  dem  Artcfact  durch  Zufall  entstanden  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden.  Ich  erlaube 
mir  hier  eine  kleine  Abschweifung,  und  will  bei  dieser  Gelegenheit  zwei  Volksgebräuche  aus  der 
gegenwärtigen  Zeit  erwähnen,  welche  in  Beziehung  zu  diesem  Gegenstände  stehen. 

Unter  den  Russen  und  besonders  den  Permjäken,  welche  hier  in  Waldgegenden  hausen,  ist 
noch  der  alte  Gebrauch  geblieben,  für  jedes  Haus  oder  Familie  Hausmarken  zu  haben,  welche 
immer  in  der  Familie  unverändert  bleiben,  von  allen  Nachbarn  gekannt  und  regpectirt  werden. 
Diese  Marken  werden  Tamga  genannt,  was  kein  russisches  Wort  zu  sein  scheint  Sie  werden  ijls 
Zeichen  der  Zugehörigkeit  gebraucht  und  zwar  meistens  bei  Stammen  und  anderen  Holzsortimenten, 
welche  Im  Walde  bis  zum  Transport  liegen  bleiben  und  durch  Hiebe  mit  der  Axt  gemacht 
werden.  Daher  bestehen  diese  Zeichen  auch  aus  Verbindung  von  geraden  Linien,  wie  die  röini- 


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208 


Alexander  Teplouchoff, 

sollen  Ziffern1).  Mit  derselben  Tainga  werden  auch,  mit  Farben  oder  durch  Einbrennen,  ver- 
schieden«?*  Ilauagorüth  und  die  Ilausthierc  bezeichnet. 

Die  Sprungbeine  vom  Kind  werden  hier  von  Hauerknaben  zu  ihrem  Lieblingsspicl  im  Freien 
benutzt,  welche«  Spiel  mit  Weibchen  (Igra  w Babki)  hebst.  Diese»  ist  eine  Art  von  Kegelspiel. 

Es  bandelt  «ich  dabei  um  Krwerbuug  möglichst  vieler  Knöcheln,  wie  beim  Kartenspiel  vieler 
Marken.  Auf  einem  reinen,  glatten  Rasenplatz  wimmeln  sich  die  Knaben  mit  ihrem  Vorrath  von 
Babki  zum  Spiel.  Auf  geeigneter  Stelle  werden  die  Knochen  auf  die  Erde,  etwa  20  cm  von  ein- 
ander in  eine  Reihe  gestellt  und  von  einem  abgemessenen , gegen  neun  Schritt  weiten  Stand- 
punkt nach  ihnen  mit  einem  Panok  geworfen,  wobei  alle  niedergeschlagenen  Babki  Eigenthum  des 
Werfers  werden.  Das  Wort  l’anok  ist  ein  Verkleinerungswort  von  Pan,  und  ob  der  grosse 
polnische  Herr,  oder  der  griechische  Hirtengott  gemeint  war,  ist  schwer  zu  errathen.  Die  Tachorc- 
missen  nannten  auch  ihre  Fürsten : Panok.  Zu  diesem  Spielzeug  wird  der  grösste  Sprungknochen 
gewöhnlich  von  den  sibirischen  Ochsen  genommen  und  der  Schwere  wegen  noch  mit  Blei  aus- 
gefullt  Wahrscheinlich  zu  demselben  Zweck  war  das  im  Knochenhaufen  von  Garjewaja  gefundene,  ♦ 
durchbohrte  Sprungbein  bestimmt  worden.  Daraus  kann  man  schliessen,  dass  da»  Spiel  auch  im 
Alterthum  hier  bekannt  war  und  das  besprochene,  dem  Triquetrum  (Lindenschmit)  ähnliche 
Zeichen,  eine  Hausmarke  sein  könnte*). 

Ausser  den  Pfeilspitzen  sind  noch  einige  aus  Knochen  und  Horn  gemachte  Artefactcn  und  zwar 
Geräthe  in  verschiedenen  Stufen  ihrer  Vollendung  ausgegraben  worden.  Es  sind  folgende  zu 
erwähnen:  Stechinstrumente  (Pfriemen)  aus  einem  Ellbogenknochen ; ein  Metatarsalknochen  (Taf.  VT, 
Fig.  6G)  als  Handgriff  zu  einem  Messer  sehr  einfach  verfertigt,  so  dass  nur  ein  Loch  durchs  Gelenk 
gebohrt  ist.  Das  Instrument  selbst,  welches  zu  diesem  Messergriff  gehörte,  ist  nicht  erhalten; 
die  runde  Oeffnuug  des  Gri  fl  es,  von  13  mm  im  Querschnitt,  zeigt  an,  da  s»  die  Angel  des  Instrumentes 
sehr  stark  gewesen.  Der  Knochen  sieht  abgenutzt  aus,  nämlich  <lus  durchbohrte  Gelenk  ist  sehr 
abgerieben  und  anders  abgebrochen.  Wenn  ich  diesen  durchbohrten  Knochen  als  Handgriff  ansche,  so 
muss  ich  hierbei  bemerken,  dass  ich  noch  sechs  Thierextremitätenknochen  gefunden  habe,  wo  solche 
Bohrlöcher,  immer  gegen  13  mm  iin  Durchmesser,  in  verschiedener  Richtung  und  Stelle  gemacht 
sind,  welche  zu  dem  Zweck  nicht  passen ; eine  andere  Bestimmung  aber  kann  ich  auch  uicht  finden. 
Auf  diese  fragliche  Erscheinung  bin  ich  besonders  aufmerksam  geworden  durch  den  Bericht  des 
Herrn  Virchow:  „Ueber  die  Bärenhöhle  von  Aggtelek“  (Verb.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anth.  1877), 
wo  auf  der  S.  313  ein  ähnlicher  durchbohrter  Knochen  erwähnt  wird. 

Ein  anderer  Handgriff  (Taf.  V,  Fig.  14)  ist  nur  5 cm  lang,  von  der  Mitte  nach  den  Enden 
hin  verdünnt,  mit  einem  Messer  zugesebnitten  und  abgerundet;  am  oberen  Ende,  von  welchem  die 


*)  Pie  ansässigen  Urvölker  lebten  wohl  zu  allen  Zeiten  immer  erst  in  Wäldern  oder  in  waldigen  Gegenden, 
und  die  Axt,  sei  sie  von  Stein  oder  Metall,  ist  ihr  erstes,  einziges  Schneideinstrument  gewesen;  darum  ist  es  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  die  durch  Axthiebe  in  das  Holz  gemachten,  geradlinigen  Zeichen  die  Prototype  der 
römischen  Ziffern  und  auch  der  Keilschriften  gewesen. 

*)  Vor  kurzer  Zeit  brachte  mir  ein  Bauer  «inen  tschudischen  Wetzstein  aus  Sandschiefer,  welchen  er  auf 
einer  Fundstätte,  nicht  weit  vom  Dorfe  Erusalem,  im  Flussgebiet  von  (larewaja  ausgeackert  hat.  Nach  der 
Reinigung  dieses  Steines  habe  ich  dieselbe  Hausmarke  gefunden  und  zwar  ganz  scharf  eingeritzt.  Durch  eiue 
der  Linien  geht  eine  gerade,  tiefe  Furche,  wahrscheinlich  vom  Schürfen  eines  spitzigen  Instruments  entstanden 
und  dies  kann  zum  Beweise  dienen,  dass  die  Marko  vor  der  Benutzung  gemacht  war.  Von  Fälschung  kann 
nicht  die  Rede  sein,  da  hier  Niemand,  am  wenigsten  der  Finder,  etwas  davon  weis*. 


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Lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge. 

Hälfte  abgebrochen,  ist  ein  Einschnitt  gemacht,  wahrscheinlich  zum  Befestigen  an  eine  Schnur  be- 
stimmt. Die  durch  das  Gcrüth  gleichmäßig  laufende  Oeffnung  ist  etwa  9 mm  weit  und  nicht 
ganz  rund. 

Die  Zacke  eines  Hirschgeweihes  (Taf.  VI,  Fig.  67)  als  Stechwerkzeug  zugerichtet,  mit  Messer 
oder  Axt  kantig  roh  geschnitten.  Dergleichen  Stechinstrumente  müssen  viele  gefertigt  worden  sein, 
denn  bei  allen  Stangen  der  Geweihe  wurden  die  Spitzen  abgehauen  gefunden. 

Vielleicht  war  auch  zu  einem  Gerälh  der  mit  grosser  Sorgfalt  abgeschnittene  Unterkiefer 
vom  Bären  (Taf.  VI,  Fig.  68)  mit  beiden  noch  erhaltenen  Eckzähnen  bearbeitet.  Es  ist  möglich, 
dass  die  Bärenschnauze  als  Amulett  von  den  Jägern  getragen  wurde,  oder  als  Opferstück  fungirt 
hat.  Ein  ganz  ähnliches  Gerät!)  habe  ich  im  antiquarischen  Museum  zu  Basel  gesehen,  welches, 
wenn  ich  mich  nicht  irre,  aus  Pfahlbauten  stammen  sollte. 


2.  Steinartefaoten. 

Von  den  Erdfunden  aus  Stein  sind  nur  drei  bomerkenswerthe  Gegenstände  erhalten  worden. 

Fragment  von  einem  Artcfact  aus  festem,  grauem  Sandstein  (V,  15),  in  Form  einer  Säule  von 

4 cm  Höhe,  mit  ovalem  Querschnitt,  von  welchem  die  Längsaxe  6,5  cm  und  die  Breite  2 cm 
beträgt.  In  der  Mitte  des  StQckes  und  am  Grunde  laufen  starke,  Btumpfe  Querkanten  um,  mit 
entsprechenden  Vertiefungen  dazwischen.  Die  Oberfläche  ist  rauh,  nicht  geschliffen.  Nach  dem 
Bruch  am  oberen  Theil  des  Stückes  kann  man  schlicsBen,  dass  diese  Ornamentik  sich  weiter  fort- 
setzte. Wahrscheinlich  diente  die  Säule  zur  Verzierung  des  Götzentempels  und  ist  auch  auf  der 
Stelle  des  vermutheten  Tempels  gefunden  worden. 

Ein  aus  dunkelgrauem  Kalkstein  gefertigtes  Beil  (V,  16  in  halb.  Gr.),  mit  gebogener  Schneide 
und  so  geformt,  dass  es  zum  unmittelbaren  Halten  mit  der  rechten  Hand  Behr  bequem  ist  und 
wahrscheinlich  zum  Zersohlagen  der  Knochen  diente.  Die  Breite  des  Beiles  ist  7,5  cm,  die  Länge 
11cm  und  die  Stärke  des  oberen  Stückes,  welches  beim  Halten  in  die  Hand  kommt,  4 cm.  Die 
Schneide  ist  stark  zugeschärft.  Man  könnte  diese  Formung  des  Steines  für  Spiel  der  Natur  halten, 
wenn  sich  nicht  noch  zwei  andere  ähnliche  Artcfactc  gefunden  hätten.  In  der  Umgegend  liegen 
wohl  viele  Stücke  von  demselben  Stein,  als  Flussgescheibe,  aber  die  Bind  meist  viereckiger  und 
unregelmässiger  Form,  mit  abgerundeten  Kanten.  Auch  kann  man  an  den  wegen  dem  Mark  zer- 
hauenen Knochen  vielfache  Spuren  von  Hieben  bemerken,  welche  mit  stumpfwinkelig  geschärften 
Schneideinstrumenten  gemacht  sind. 

Ein  7,5  cm  langer,  an  einem  Ende  1,5  cm  breiter  und  am  schmalen  Endo  mit  einem  Loch 
versehener  Wetzstein  (I,  16),  vom  grauen  Schieferetein,  so  abgenutzt,  dass  von  der  Stärke  nur 

5 mm  geblieben  ist.  Das  Loch  war  von  beiden  Seiten  angebohrt  und  ist  in  der  Milte  enger.  An 
dem  breiten  Ende  der  Schleiffläche  sind  starke  Grünspnnflccken,  wahrscheinlich  von  irgend  einem 
dicht  anliegenden  Kupforgcgenstande  herrührend. 

Ein  Werkzeug  aus  Feuerstein,  welche  in  Deutschland  Fcucrstcinmosser  genannt  werden, 
4,5  cm  lang,  3 cm  an  einem  und  4 cm  am  anderen  Ende  breit,  5 mm  stark,  au  einer  Seite  plan 
und  auf  der  anderen  mit  muschelförmigcn  Vertiefungen  versehen;  beide  Enden  und  eine  von  den 
Kanten  sind  unter  stumpfem  Winkel  und  zwar  auch  vermittelst  des  Abschlagens  zugeschärft. 

Archiv  f«  Anthropologie.  Bd.  XII.  ' 27 


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210 


Alexander  Teplouchoff, 

Dieses  Stück  bracht«  mir  ein  Bauer  und  da  keine  mehr  auf  der  Opfers  tätte  vorknineo,  so  bin  ich 
nicht  sicher,  ob  die  Angabe  des  Fundortes  richtig  ist.  Man  könnte  denken,  dass  der  Bauer,  welcher 
mir  das  Stück  herbrachte,  ein  neues  Percussionsgewehr  sich  anschaffte  und  des  alten,  vaterliehen 
Flintensteins  fürs  Geld  los  sein  wollte,  wenn  die  Form  ganz  dazu  passte.  Uebrigen»  mangeln  hier  in 
der  Gegend  die  Spuren  vom  Steinalter  auch  nicht,  z.  B.  sind  am  Fluss  Welwa,  im  DistrictSolikamsk, 
viele  Fenersteinmesser  gefunden  worden.  Auch  hat  man  vor  Kurzem,  beim  Bearbeiten  eines 
Feldes  am  Fluss  Tuji,  welcher  nicht  weit  vom  Fluss  Garewaja  in  die  Kama  mündet,  zwei  schöne 
Steinartefacten  ausgeackert.  Eine  geschliffene  Hnrameraxt  aus  Serpentin,  13  cm  lang  und  gegen 
die  Stelle  des  3 cm  weiten  Schalllochcs  6 cm  breit,  der  Form  nach  dem  Hammer  sehr  ähnlich, 
welcher  in  LindcnschraitV.  „Die  Altcrthümer“,  I.  B.,  1.  H.,  I.  Taf.,  Fig.  14  ahgebildet  ist.  Das 
zweite  Stück  ist  ein  15,5  cm  langer,  2,5  cm  breiter  und  1,5  cm  starker  Handschleifstein  von  ovaler 
Form,  hei  welchem  das  etwas  stärkero  Ende  schräg  abgerundet  und  atu  anderen  Ende  ein  Loch 
durchbohrt  ist.  Dieser  Schleifstein  von  dunkler,  graubrauner  Farbe  scheint  aus  Thonschiefer  ge- 
macht zu  sein,  ist  sehr  glatt  polirt  und  trägt  keine  Spuren  vom  Gebrauch.  Die  kleinen  Biegungen 
der  Länge  nach  sind  zu  bequemem  Halten  in  der  rechten  Hand  angepasst. 

Es  sind  auf  der  Opferstätte  noch  einige  rohe  Quarzsteine  ausgegraben,  welche  künstlich  ge- 
formt zu  sein  scheinen  und  die  Gestalt  eine»  Cylinders  haben,  gegen  15  cm  hoch  und  10  cm 
dick,  unten  plan  und  oben  abgerundet  sind,  deren  Bedeutung  ich  nicht  orrathen  kann.  Vielleicht 
dienten  sie  zum  Zerschlagen  der  Knochen. 


3.  Thongefässe. 

Einer  der  interessantesten  Funde  auf  der  Opfers tiittc  sind  die  Thonschalen,  welche  auch  an- 
zeigen,  wie  unten  bewiesen  wird,  dass  die  Anhäufung  der  Knochen  zum  heidnischen  Cultns  gehörte. 

Die  in  Garewaja  gefundenen  Schalen  lagen  meistens  zerstreut  in  der  Culturschicht;  einmal 
jedoch  fand  ich  an  einer  Stelle,  unter  einem  alten  Baume  gegen  zwanzig  Stück  davon  zusammen- 
gehäuft, welche  in  verschiedener  Stellung,  grösstenthcil»  umgekehrt,  neben  und  übereinander, 
wenig  mit  Knochen  vermischt,  in  schwarzer  Erde  lagen.  Dazwischen  fanden  sich  auch  noch  ver- 
goldete Perlen.  Im  Allgemeinen  zeigte  sich  in  der  Lage  der  Gelasse  eine  so  grosse  Unordnung, 
dass  es  mir  vorkam,  sie  wären  als  unnütze  Sachen  hingeworfen  worden,  wobei  die  grösseren  und 
dünnwandigen  Exemplare  beschädigt  oder  zu  Scherben  zerbrochen  waren. 

Die  allgemeinen  und  eigenthümlichen  Merkmale  dieser  Gelasse  sind  folgende: 

1)  Geringe  Grösse.  Die  grösste  Schale  misst  nur  11  cm  in  der  Weite  und  7 cm  Höhe.  Die 
meisten  sind  zwischen  5 und  7 cm  weit  und  3 bis  6 cm  hoch.  Es  giebt  sogar  Schälchen  von  3 cm 
Weite  und  1,5  cm  Höhe,  so  dass  man  sie  dieser  Grösse  wegen  ftir  ein  Kiuderspielzcug  halten 
könnte.  Als  Ausnahme  linden  sich  auch  dicke,  flache  Scherben  von  grossen  Töpfen  (Taf.  VI, 
Fig.  58  und  59),  welche  zum  Kochen  oder  Aufbewahren  verschiedener  Gegenstände  dienen 
konuten. 

2)  Alle  Gelasse  sind  ohne  Henkel,  von  runder  Form,  als  mehr  oder  weniger  grosse  Segmente 
einer  Kugel  und  selten  ist  der  Rand  so  weit  nach  aussen  gebogen,  dass  sie  eingeschnürt  nnd 
bauchig  aussehen.  Bei  der  runden  Form,  meist  ohne  Fussrand  und  besonders  wenn  die  Basis 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  211 

etwas  spitzig  ist,  konnten  die  Gelasse  nicht  stehend  gebraucht  worden  sein  und  es  sind  keine 
Unterlagen  oder  Ringe,  die  dazu  erforderlich  wären,  gefunden  worden. 

3)  In  den  meisten  Schalen  finden  sich,  nahe  am  Rande,  zwei  diametral  gegenüber  gemachte 
Löcher,  so  dass  die  Gefilsso  an  einer  Schnur  aufgehangen,  im  Gleichgewicht  hfmgeu  bleiben  können, 
und  dieses  bezeichnet  klar  ihre  Bestimmung.  Die  Löcher  waren  wahrscheinlich  mit  einer  hölzernen 
Spitze  durchstochen,  als  die  Thonmasse  noch  frisch  war,  und  sind  von  2 bis  5 mm  weit,  nicht  alle 
rund;  dabei  steht  die  Weite  nicht  im  Verhültniss  zur  Grösse  der  Gelasse;  es  giebt  grössere  Schalen 
mit  kleinen  Löchern  und  umgekehrt.  Demgemäss  mussten  wohl  aucli  die  Schnüre  oder  Fäden 
verschiedener  Stärke  dazu  gebraucht  worden  sein.  Wenige  Exemplare  fanden  sich  ohne  Löcher 
und  die  mehr  flachen  scheinen  Deckel  oder  Stürzen  gewesen  zu  sein. 

4)  Endlich  besteht  die  grösste  Eigentümlichkeit  des  hiesigen  alten  Thongeschirres,  welches  ich 
sowohl  auf  den  Opferstatten,  wie  auch  theils  auf  den  Gorodischtschy  gefunden  habe,  darin,  dass  in 
die  Thon-  oder  Lehmmasse  der  Gefasse  nicht  Steinbrocken,  Sandkörner  oder  Glimmer,  wie  es  bei 
rohem,  in  Deutschland  gefundenem  alten  Geschirr  fast  allgemein  bemerkt  wird,  sondern  Blättchen 
von  zerstossenen  Flussmuschelschalen  beigemischt  sind  und  zwar  so,  dass  sie  meist  parallel  mit  der 
Wandfläche  liegen  *).  Dass  diese  Beimischung  der  Perlmutterstückehen  zur  Thonmasse  keine 
zufällige  ist  und  nicht  von  Unreinheit  des  dazu  genommenen  Materials  abhüngl,  sondern  absicht- 
lich in  die  Masse  eingeknetet  worden,  geht  daraus  hervor,  dass  es  hier,  wie  gesagt,  fast  bei  allem 
Geschirr  vorkommt,  und  auch  solche  Geftsse,  welche  mit  besonderer  Sorgfalt  gearbeitet  waren, 
bisweilen  gerade  grössere,  und  dagegen  die  am  schlechtesten  gearbeiteten  Gelasse  kleinere  Zusätze 
von  Muachelbrocken  enthalten.  Zu  welchem  Zweck  diese  Beimengung  in  die  Thoumasse  geschah, 
ist  schwer  zu  errathen.  Zur  Verstärkung  der  Gelasse  konnten  wohl  diese  nicht  dienlich  sein,  da  die 
Muscheln  leicht  verwittern  und  von  der  Feuerhitze  zerfallen,  was  man  an  der  Oberfläche  der  Ge- 
fasse  bemerken  kann,  welche  oft  mit  kleinen  Vertiefungen,  den  Spuren  von  den  ausgefallenen 
Brocken,  wie  übersäet  sind.  Vielleicht  geschah  es  zur  Verzierung,  da  die  weissen,  bisweilen  schön 
perlmutterartig  flimmernden  Pünktchen  zutnal  an  der  dunklen  und  schwarzen  Oberfläche  der 
Schalen  ihnen  ein  buntes,  gefälliges  Ansehen  leihen.  Dass  auch  im  Thon  der  Spinnw'irtcl,  welche 
hier  in  der  Gegend  gefunden  werden,  dieselbe  Zuthat  vorkommt,  bestätigt  diese  Annahme.  Im 
Flusse  Garewaja  und  in  den  Mühlteichen  leben  viol  Muschelthierc  aus  der  Familie  Najades,  be- 
sondere von  Unio  und  Anodonta,  und  man  könnte  denken,  dass  der  Thon  für  die  Töpfe  aus  den 
L^fern  genommen,  w'orin  sie  zufällig  enthalten  waren;  aber  ich  habe  auch  an  anderen  Stellen 
Scherben  von  gut  gearbeiteten  Thongefassen  damit  gefunden,  wo  keine  Flüsse  mit  Muscheln  sind 
und  die  letzteren  aus  bedeutender  Entfernung  geholt  werden  mussten. 

Ausser  diesen  wesentlich  charakteristischen  Merkmalen  der  Schalen  muss  man  noch  erwähnen, 
dass  sie  bei  gleichem  Typus,  an  Grösse  und  Form,  auch  ihrer  Verfertigung  nach  in  dem  Grade  unter 
einander  verschieden  sind,  dass  man  denken  könnte,  ein  jedes  Gefäss  habe  seinen  eigenen  Meister 
gehabt.  Dabei  giebt  es  wenige  Exemplare,  welche  durch  gefällige  Form,  Ornamcntirung,  dünne 
und  glatte  Wände  und  Regelmässigkeit  in  der  Form  eine  bedeutende  Geschicklichkeit  und  Uebung 
des  Töpfere  bezeigteu.  Der  grösste  Theil  der  Schalen  scheint  an  der  Luft  getrocknet,  andere  am 


M Das  hei  UdesiaJt  (Thüringen)  ausgegraheue  Thongeschirr  soll  auch  Beimischung  der  zerstosseuen  Fluss- 
muschelschalen  haben.  (Corresp.-Blatt,  1876,  76.) 


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212 


Alexander  Teplouchoff, 

offenen  Feuer  gedörrt  oder  sogar  im  Ofen  gebrannt  worden  zu  sein.  An  der  Äusseren  Oberfläche 
sind  angerüueherte  Stellen  zu  bemerken.  Bisweilen  ist  die  ganze  Masse,  mitunter  die  innere 
Schicht  der  Wände  rassig  verdunkelt  oder  ganz  geschwärzt.  — Die  Hauptfarben  der  Schalen  sind 
braun,  röthlichgelb,  auch  schwarzgrau,  selten  ganz  schwarz.  Im  Bruche  zeigen  sie  oft  dunklere 
Farbe,  wie  an  der  Oberflüche;  die  letzte  ist  gewöhnlich  matt,  rauh  und  selten  geglättet  An  der 
inneren  Fläche  der  Scherben  von  grossen  Gewissen  finden  sich  oft  feine  Streiftingen,  welche  unter 
einander  parallel  sind,  aber  in  unregelmässigen  Gruppen  Vorkommen. 

Wenngleich  einige  Gefitase  von  Töpfern  gearbeitet  sein  mögen,  sind  doch  die  meisten  anf 
der  Opfcrstüttc  gefundenen  Schalen  als  Product  der  Hausindustrie  anznsehen.  Die  Zerstreutheit 
der  Ansiedelungen,  der  Mangel  an  Wegen  zu  Lande  und  überhaupt  der  Cultursu9tand  des  Volkes 
konnten  die  Fabrikation  und  Import  von  Topfwaaren  nicht  begünstigen.  Dazu  kommt  noch  die 
Wohlfeilheit  der  eigen  gearbeiteten  Sachen  und  der  Religionsbrauch  der  Heiden,  ihren  Göttern  nur 
eigene  Producte  als  Weihgeschenke  zu  bringen. 

Auf  der  Tafel  VI  sind  einige  der  charakteristischen  Schalen  von  der  Garewajaopferstätte  in 
halber  Grösse  abgebildet. 

Fig.  40.  Ein  gut  geformtes,  zierliches  Gefiiss,  gegen  5 cra  hoch,  in  der  Mündung  6 und  im 
Bauche  8 cm  weit;  die  Wände  sind  gegen  4 mm  dick.  Zwischen  dem  mit  Einschnitten  versehenen 
Rande  nnd  der  am  Umfang  fast  in  der  Mitte  herumlaufenden  stumpfen  Kante  ist  ein  Ornament 
angebracht,  bestehend  aus  zwei  Reihen  doppelter,  feiner  Wellenlinien  und  dazwischen  je  zwei  quer- 
laufenden,  geraden  Kreislinien.  Die  Masse  des  dunkelgrauen  Thoncs  ist  reingeschlämrat  und  ohne 
Zusatz ; die  äusseren,  theils  auch  inneren  Oberflächen  sind  mit  schwarzem,  rassigem  Anlauf  bedeckt. 

Fig.  41.  Das  Gefiiss  ist  sehr  roh  gearbeitet,  hat  6.5  cm  Höbe  und  gegen  8 cm  Weite.  Die 
Masse  ist  schwarz,  die  Oberfläche  hellgrau,  reichlich  mit  Muschelschalenhlättchen  vermischt.  Der 
Rand  ist  etwas  nach  aussen  gebogen.  Von  dieser  Form  und  Arbeit  giebt  es  eine  bedeutende 
Anzahl  von  Schalen,  da  diese  von  Jedermann  leicht  gefertigt  werden  konnten.  Sie  fanden  sich 
aber  meist  in  Scherben,  und  von  diesem  Exemplar  ist  auch  nur  die  Hälfte  vorhanden.  Der  Durch- 
riss über  dem  Loche  scheint  vom  gewaltsamen  Abreissen  entstanden  zu  sein. 

Fig.  42.  Ein  halbkugelformiges  Gefiiss,  mit  etwas  eingeborenem  Rande,  4 cm  hoch  und  6 cra 
breit,  mit  dicken  Wänden,  von  roher  Arbeit,  schmutzig  grau  an  Farbe. 

Fig.  43.  Flache  Schale,  nur  3 cm  hoch,  bei  der  Weite  von  7 cra.  Der  Rand  ist  mit  läng- 
lichen Grübchen  in  vertieften  Streifen  verziert,  ähnlich  wie  hei  der  Scherbe,  welche  auf  der  Tafel  VI 
(Fig.  58)  in  natürlicher  Grösse  gezeichnet  ist.  An  der  Oberfläche  Bind  viele  Grübchen  von  dem 
Verschwinden  der  Muscheltheilchen  geblieben.  Der  Rand  ist  über  einem  Loche  mit  Gewalt  ab- 
gerissen. Die  Farbe  ist  hell,  röthlichgelb.  Bei  der  Arbeit  aus  freier  Hand  ist  die  Form  unregel- 
mässig; die  Figur  aber  ist  gefällig. 

Fig.  44.  Hohe,  roh  gearbeitete  Schale,  oben  flach  eingesclmürt,  mit  nach  aussen  gebogenem, 
verdünntem  Rande,  an  welchem  sehr  grosse,  von  aussen  durchstochene  Löcher  sind.  Die  Thon- 
masse ist  dunkelgrau,  ohne  Muschelschalcubröckohen.  Dio  Wände  sind  sehr  dick. 

Fig.  45.  Eine  dickwandige,  plump  aussehondc  Schale,  mit  stark  eingebogenom  Rande;  an 
der  Luft  getrocknet  Der  Gebrauch  ist  schwer  zu  errathen.  Der  Form  nach  konnte  das  Gefass 
nicht  als  eine  Stürze  gebraucht  werden,  und  zum  Aufbängen  auch  nicht,  da  keine  Löcher  gemacht 
sind;  obgleich  der  Bodenrand  fehlt,  kann  es  doch  im  Gleichgewicht  stehen. 


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lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  213 

Fi g.  46.  Röthlichgelbe , flache,  dickwandige  Schale,  an  welcher  ein  Versuch  gemacht  ist, 
anstatt  der  Löcher  durch  die  Wand,  besondere  Oesen  in  wulstartigen  Verdickungen  des  Randes 
zu  machen.  Die  Form  ist  ganz  ein  Kugelsegment.  Bei  diesem  Exemplare  sieht  man,  dass  der 
Verfertiger  auf  die  Glättung  der  inneren  Fläche  besondere  Sorgfalt  gewendet  und  die  äussere 
ohne  Beachtung  gelassen  hat. 

Fig.  47.  Ein  im  Vergleich  mit  anderen  sehr  gut  gearbeitetes,  bauchiges  Gefass,  ohne  Löcher 
zum  Aufhängen,  mit  flach  abgerundeter  Grundfläche,  so  dass  es  gerade  stehen  kann.  Die  innere 
Fläche  ist  glatt,  die  äussere  rauh.  Die  obere  Hälfte  des  Gefösses  ist  mit  sechs  geraden  und  zwei 
krummen  (wellenförmigen)  Kettenlinien,  welche  paarweise  und  parallel  mit  einander  herumlaufen, 
ornaraentirt.  Am  Rande  sind  auch  noch  tiefe  Kerben  eingedrückt.  Die  Farbe  ist  grau  mit  ver- 
schiedenen Scbattirungen,  z.  B.  an  einer  Seite  dunkel  ongeräuchert,  als  wenn  das  Gelass  am  Feuer 
gestanden  oder  gebrannt  wäre.  Die  Höhe  ist  5 cm,  die  Weite  an  der  Ausbauchung  7 cm  und  die 
Mündung  5 cm. 

Fig.  48.  Eine  kleine  Schale  mit  kegelförmiger,  spitzer  Erhöhung  am  Boden,  mit  zwei 
Löchern  am  Rande,  was  klar  bezeigt,  dass  sie  zum  Aufhüngen  bestimmt  gewesen. 

Wenn  die  meisten  Gelasse,  welche  auf  der  Opfers tätte  gefunden  waren,  sehr  einfach,  offenbar 
nur  für  eine  kurze  Gebrauchszeit  und  von  ungeübten  Hunden  verfertigt  worden  sind,  so  bezeigen 
sic  doch  ein  Streben  für  mancherlei  Verzierungen,  welche  unseren  jetzigen  Töpferwaaren  fehlen. 
Die  Ornamente  konnten  nicht  durch  Finger  und  Nagoleindrücken  allein  angebracht  sein,  sondern 
setzen  manche  Vorrichtungen  und  Geräthe  voraus.  Dass  bei  den  Gefussen  die  Verzierungen  an 
der  Anssenfläche  und  zwar  in  der  oberen  Hälfte  derselben,  oft  auch  am  Rande  angebracht  sind, 
beweist,  dass  es  keine  Trinkgefösse  waren,  wozu  sie  ausserdem  doch  wohl  zu  klein,  wenigstens 
die  meisten  von  ihnen  gewesen  waren. 

Auf  der  Tafel  VI  sind  die  am  meisten  bemerkenswerthen  Verzierungen  abgebildet  (in  natürlicher 
Grösse).  Bei  der  Beschreibung  derselben  wollen  wir  auch  die  Charakteristik  der  Gefösse  fortsetzen. 

Fig.  49.  Scherbe  eines  GefÜsses  mittlerer  Grösse  und  4 mm  Wandstärke.  Die  Farbe  der 
Thonmasse,  sowie  der  beiden  Oberflächen  ist  schmutziggelb.  Gleich  unter  dem  mit  unregel- 
mässig schrägen  Strichen  verzierten  Rande  ziehen  sich  drei  parallele,  horizontale  Furchen  mit 
Schnnreindrücken  herum,  und  darunter  zwei  eben  solche,  aber  krumme  Linien,  welche  an  der 
unteren  Biegung  ein  wenig  unterbrochen  sind.  Das  GefTtBs  muss  am  Feuer  gebrannt  gewesen  sein. 

Fig.  50.  Aehnliche  Verzierung,  welche  beinahe  zwei  Drittheile  der  Oberfläche  des  kleinen 
dünnwandigen  Gefasses  einnimmt. 

Fig.  52.  Wenig  gebogene  Scherbe,  welche  von  einem  ungewöhnlich  grossen  Gefasse  stammen 
muss,  5 mm  dick,  aus  schwarzer  Thonmasse,  mit  viel  Muscheltheilchen  gemengt,  an  der  Oberfläche 
gelblichbraun,  stellenweise  mit  schwarzem,  rauchigem  Anflug.  Das  Gefass  scheint  auch  gebrannt 
gewesen  zu  sein  und  ist  überhaupt  gut  gearbeitet  Beiderseitige  Oberflächen  sind  glatt,  die 
Ornamcntirung  scharf  und  schön  aasgebildet.  Die  neun  geraden,  horizontal  laufenden  Schriur- 
linien,  bestehend  aus  schrägen,  ovalen  und  tiefen  Eindrücken,  sind  zu  je  drei  Bändern  vereinigt; 
das  vierte  Band,  aus  drei  krummen,  wellenförmigen  Linien,  länft  in  regelmässigen,  schönen  Bie- 
gungen und  schliesst  den  unteren  Theil  des  Ornamentes. 

Fig.  53.  Scherbe  von  einer  grossen  Hängeschale,  deren  Verzierung  aus  keilförmigen  Strichen 
gebildet  wird,  welche  gegen  einander  in  schräger  Richtung,  in  zwei  Reihen,  den  Rand  der  Schale 


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214 


Alexander  Teplouchoff, 

umgeben.  Jeder  der  Striche  besteht  aus  tiefen,  lilnglich  viereckigen  Grübchen  von  verschiedener 
Grösse,  die  wahrscheinlich  mit  Hülfe  eines  vierzinkigen  Instrumentes  gemacht  sind. 

Fig.  51.  Die  tief  gemachten  Schnureindrücke  bilden,  in  je  zwei  gebogenen  Reihen, 
eiförmige  Figuren. 

Es  folgen  hier  weiter  die  Randverzierungen  der  Gefasse.  Die  darunter  stehenden  Zeichnungen 
deuten  die  Biegung  der  Wände  in  senkrechter  Richtung  an. 

Fig.  54.  Rand  Verzierung  der  Scherbe  eines  dickwandigen  GefUsses  aus  tiefen  viereckigen 
Grübchen,  welche  mit  einem  zweiziukigen  Werkzeug  eingedrückt  sind.  Der  Thon  ist  sehr  grob- 
körnig, unrein ; ausser  den  Muscheltheilchen  sind  sogar  Ouarzkörner  darin  mit  eingeknetet.  Ueber- 
haupt  war  die  Schale  schlecht  gearbeitet,  wodurch  die  Neigung  zur  Verzierung  solcher  gemeiner 
Hausproduetion  bei  dem  Volke  desto  bemerkenswerther  wird. 

Fig.  55.  Zum  Anbringen  der  Verzierung  war  der  Rand  horizontal  abgeplattet  und  etwas 
nach  aussen  geschoben.  Die  tief  eingedrückten  Grübchen  sind  viereckig,  länglich  und  am  Grunde 
muldenförmig  eingebogen.  Die  Masse  des  Thones  ist  dunkelbraun,  was  selten  vorkommt 

Bei  Fig.  56  scheinen  die  in  etwas  schrägen  Reihen  in  den  Rand  eingedrückten  Punkte  mit 
demselben  Instrument  gemacht  worden,  wie  an  der  Oberfläche  des  Gelasses  bei  Fig.  53.  Der  Thon 
ist  gelb. 

Fig.  57.  Bei  dieser  Scherbe  ist  der  Rand  mit  einfachen,  schrägen,  tief  cingeschnittenen 
Furchen  verschon.  In  dem  unten  gezeichneten  Durchschnitt  ist  auch  dos  grosso  Loch  angedeutet, 
welches  von  der  Aussenseite  durchstochen  worden,  so  dass  auf  der  inneren  Seite  davon  ein  K&nd- 
wulst  geblieben,  der  nnr  etwas  mit  der  Hand  niedergedrückt  ist 

Die  Scherbe,  Fig.  58,  ist  offenbar  von  einem  grösseren  Gefasse,  denn  sie  ist  sehr  flack  Der 
etwas  ausgebogene  6 mm  dicke  Rand  ist  mit  breiten,  nach  der  Aussenseite  hin  mehr  vertieften 
Furchen  verziert,  in  welchen  noch  kleine  Striche  und  Vertiefungen  eingedrückt  sind.  Die  dunkel- 
graue  Oberfläche  der  Scherbe  siebt  wie  übersatt  mit  kleinen  Grübchen  aus,  die  von  den  durch 
Verwitterung  horausgefallenen  Muschelsclmlenblättchen  entstanden  und  sehr  reichlich  mit  der  Thon- 
masse vermengt  gewesen  sind. 

Die  Scherbe,  Fig.  59,  gehört  ebenso  zu  einem  grossen  Gefasse,  mit  stark  nach  aussen  um* 
geschlagenem  Rande,  welcher  mit  tiefen  Einschnitten  versehen  ist  Die  Thonmassc  ist  durch  und 
durch  schwarz. 

Die  gewöhnlichsten  aller  hier  vorkommenden  Gefassforinen  sind  die  auf  der  Tafel  VI,  Fig.  40 
bis  44  abgebildeten;  seltener  sind  die  Formen  Taf.  VI,  Fig.  60  bis  62  und  Fig.  45  bis  48.  Die 
häufigsten  Omamcntirungeii  ain  Ramie  der  Gefasse  sind  die,  welche  auf  der  Tafel  VI,  in  Fig.  54 
56,  57,  61  und  auf  der  Aussen  Hache  der  Schalen,  welche  in  Fig.  49,  50,  52  dargestellt  sind. 

Nach  der  Seltenheit  der  flachen  und  dicken  Scherben,  welche  unter  den  Knochen  der  Opferstätte 
sich  fanden,  kann  man  auf  nur  unbedeutende  Zahl  grosser  ThongefUsse  schliessen,  welche  zum 
Erwärmen  des  Wassers,  zum  Kochen  des  Fleisches  oder  zum  Einlegen  verschiedener  Vorräthe 
dienen  könnten.  Da  man  aber  nur  wenig  Holzkohlen  dabei  gefunden  hat,  wird  mau  zur  Idee 
geführt,  ob  das  Fleisch  nicht  roh  verspeist  wurde. 

Die  kleinen  Gefasse,  welche  ich  als  Schalen  bezeichne,  verdienen  wegen  ihres  Gebrauchs  eine 
besondere  Aufmerksamkeit. 

Nachdem  ich  in  Garewajas  Knochenhaufen  so  viel  dieser  Schalen  selbst  ausgegraben,  ihre 


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lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  215 

Fund  Verhältnisse  beobachtet  und  sie  unter  einander  verglichen,  halte  ich  mich  für  berechtigt, 
auch  meine  Meinung  über  die  Bedeutung  derselben  zu  sagen. 

Die  Gefasse  sind  so  klein,  dass  sie  zum  Gebrauche  im  Haushalte  der  heidnischen  Ansiedler 
nicht  tauglich  sein  konnten.  Sie  sind  ohne  Henkel,  ohne  Basis,  aber  mit  am  Rande  durchstochenen 
Löchern  versehen,  also  zum  Aufhängen  an  Schnüre  bestimmt  gewesen. 

Die  Zahl  der  Schalen  ist  sehr  gross.  Ich  habe  nur  einen  Theil  der  Cullurscliichte  untersucht 
und  fand  dagegen  50  meistens  ganze  Schalen  und  130  Scherben,  welche  nicht  zusammen  passten 
und  alle  von  verschiedenen  kleinen  Gewissen  herstammten.  Sie  lagen  grösstentheils  zerstreut  in 
der  Culturschicht  zwischen  den  Knochen,  zusammen  mit  werthvollen  Perlen  ausländischer  Industrie, 
mit  Pfeilen  aus  Kuochcn  und  Eisen  und  waren  alle  offeuhar  Weihgeschenke  für  die  Götter,  zu 
deren  Ehren  die  Opfer  dargebracht  wurden.  Diesen  uralten  Brauch  aller  heidnischen  Völker  trifft 
man  noch  jetzt  hier  und  da  bei  den  nomadisirenden  Finnenstummen  in  nördlichen  Theilen 
des  hiesigen  Gouvernements,  obschon  der  grösste  Theil  von  ihnen  zum  Christcnthum  sich 
bekennt. 

Kleine,  den  beschriebenen  ähnliche  Schalen  sind  wohl  auch  in  Deutschland  in  Gräbern,  in 
Italien  in  Terrumaren  u.  s.  w.  gefunden  worden  und  sind  meistens  als  Kiiulerspielzeug  angegeben. 
Diese  Deutung  wäre  bei  uns  unzulässig.  Wozu  sollten  die  Kinder,  wenn  sie  zu  dem  Opferschmaus 
auch  zugelassen  wurden,  was  sehr  zweifelhaft  ist,  die  leeren  Schälchen  binbringen?  Die  oben  an- 
geführte Vorrichtung  dieser  Gefasse  zeigt  klar  auf  ihre  Bestimmung  hin,  die  kleinen  Gaben  vor  den 
Idolen  im  Tempel  aufzuhängen,  und  diese  konnten  aus  Weihrauch,  Blut  der  geopferten  Jagd-  und 
Hausthiere  bestehen,  oder  aus  dem  gesammelten  Honig  und  Wachs  der  wilden  Bienenzucht,  oder 
aus  Feldfrüchten,  — aus  Allem,  womit  die  Götter  die  Opfernden,  gesegnet  habeu;  oder  vielleicht 
auch  dienten  sie  als  Lampen? 

Bei  genauer  Untersuchung  aller  Gefasse  zeigten  sich  zwar  keine  Spuren  von  Blut  oder 
sonstigen  letten  und  klebrigen  Flüssigkeiten;  dieselben  konnten  aber  während  der  langen  Zeit, 
durch  Wirkung  des  Wassers,  der  Huinussäure  oder  von  Insecten  ganz  vernichtet  worden  sein. 
Einige  Schalen  sind  so  Hach  (Taf.  VI,  Fig.  43  und  46),  dass  es  fast  unmöglich  wäre,  eine  Flüssigkeit 
darin  in  hängender  Lage  zu  erhalten.  A1b  Stürzen  oder  Deckel  konnten  sie  nicht  gebraucht 
werden,  da  die  Löcher  in  schiefer  Richtung  durchstochen  sind  und  nicht  in  senkrechter,  wie  es 
nöthig  wäre,  wenn  sie  an  der  Schnur  der  zudcckcndcn  Schale  frei  gehoben  und  lieruntcrgelussen 
werden  sollten.  Es  lässt  sich  also  kein  anderer  Gebrauch  für  diese  flachen  Schalen  denken,  als 
dass  sie  zum  Auflegen  mehr  fester  Gegenstände,  t.  B.  zerkleinerter  Fleischtheile , Knochenmark, 
Gehirn  oder,  noch  wahrscheinlicher,  Getreidekörner  bestimmt  waren.  Ich  habe  zwar  keine  Ueber- 
bleibsel  von  solchen  Früchten  im  Knochenhäuten  gefunden,  aber  es  wurden  in  der  Umgegend,  als 
freie  Funde,  alte  eiserne  Handgeräthe  ausgegraben,  welche  als  Ackerwerkzeuge  gedient  haben  J 
mögen,  und  auch  die  ausgedehute  Viehzucht,  wobei  Ochsen,  Schweine,  Ziegen  und  Schafe  nicht 
fehlten,  kann  wohl  diesen  Satz  noch  mehr  bekräftigen.  Das  Klima  konnte  sich  hier  im  Verlauf 
von  einigen  Jahrhunderten  nicht  viel  ändern,  — und  jetzt  gerathen  hier  sehr  gut  Hafer,  Gerste, 
Roggen,  Flachs,  Hanf  und  in  günstigen  Jahren  auch  Weizen  und  Aepfcl.  Die  Pennjakeii,  die 
heutigen  Finnen  der  Gegend,  treiben  den  ausgedehntesten  Ackerbau,  in  welchem  sie  den  Russen 
nicht  nachstchen ; nur  liegt  bei  ihnen  die  Ausrodung  des  Waldes  dabei  zu  Grunde,  und  von  künst- 


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216  Alexander  Teplouclioff, 

lieber  Düngung  des  Bodens  und  am  allerwenigsten  von  der  Vielfeldwirlhschaft  kann  keine 
Hede  sein. 

Wenn  man  in  der  Sammlung  alle  Artelacten,  welche  auB  den  Opferstatten  au  Tage  gefördert 
waren,  neben  einander  liegen  sieht  und  die  prachtvollen  vergoldeten  und  mosaikartigen  Glas*  und 
Steinperlen  mit  dem  Thongeschirr  vergleicht,  welcheB  zum  grössten  Theil  zum  allerordinärsten 
Erzeugnis»  der  Töpferei  gehört,  so  kann  man  sich  des  Contrastes  nicht  genug  wundern,  und  doch 
scheinen  die  Objecte  aus  einer  Zeit  herzustammen.  Die  Perlen,  welche  wohl  damals  als  schätzbarer 
Importartikel  galten,  die  seltenen  schönen  EiscnpfeiUpitzen,  dazu  einige  mit  ausserordentlichem 
Fleiss  aus  Bein  und  Ilorn  geschnittene  Pfeilspitzen,  wurden  bereitwillig  als  Weihgeschenke  dar- 
gebracht. Warum  nahmen  denn  die  Leute  keine  besseren  Schalen  mit  in  den  Tempel,  welche  sie 
käuflich  erwerben  konnten,  da  doch  einige  Exemplare  von  Gelassen  so  geschickt  und  gewerb- 
niässig  gemacht  sind,  dass  das  Dasein  geschickter  Töpfer  unter  den  Eingeborenen  damit  bewiesen 
wird?  Wahrscheinlich  haben  es  die  Tschndcn  vorgezogen,  die  eigenen,  obgleich  mit  Mühe  selbst 
verfertigten  Schalen  mit  Früchten  ihres  Ackerbaues  dom  Gott  zu  weihen,  nach  dem  noch  jetzt  hier 
geltenden  Sprichwort:  „Wenn  auch  schlecht,  ist’s  doch  eigene  Arbeit“  (Chudo  da  swoje).  Diese 
Sitte  ist  dem  finnischen  Volke  besonders  eigentümlich.  Ein  Beispiel  dazu  mag  noch  Folgendes 
sein:  Die  Perrojäken,  welche  äusserlich  gute  Christen  sind,  verfertigen  sich  alle  Wachskerzen, 
welche  sie  in  der  Kirche  uud  zu  Hause  vor  die  Gottesbilder  stellen,  jeder  für  sich  selbst,  in  dem 
Glauben,  dass  ihre  eigenen  Kerzen  als  Product  ihrer  Bieuenzucht  und  Kunst  dem  Gott  und  den 
Heiligen  mehr  gefällig  sein  werden,  als  die  gekauften,  obgleich  dieselben  in  Klöstern  in  grosser 
Menge  bereitet  und  in  den  Kirchen  verkauft  werden.  Dabei  kommt  wohl  noch  der  hohe  Preis 
der  letzteren  in  Betracht.  Auch  pflegen  die  Permjäken  das  zum  Kochen  und  sonstigem  Gebrauch 
in  der  Hauswirtschaft  nötige  Thongeschirr  selbst  zu  arbeiten,  da  die  guten  auf  den  Jahrmärkten 
feilgebotenen  Töpfe  Geld  kosten.  Und  solche  Rücksichten  mögen  wohl  auch  ihre  Altvordern 
gehabt  haben,  als  sie  ihre  Weihgaben,  sie  mögen  aus  Blut  geopferter  Thiere  oder  aus  Feldfrüchten 
bestanden  haben,  in  den  selbst  gemachten  Hängeschalen  den  Idolen  darbrachten.  Das  Topf» 
geschirr,  welches  jetzt  die  Permjäken  (und  zwar  nur  die  Frauen)  zu  Hause,  allerdings  ohne  Dreh- 
scheibe, bereiten,  ist  beinahe  schlechter  wie  das  tschudische,  kaum  besser  wie  das  gröbste  der 
Pfahlbauern  in  der  Schweiz,  und  doch  wird  hier  in  der  Gegend,  hundert  Werst  von  ihrer  Wohnung, 
die  Töpferei  von  den  Hussen  schon  seit  langen  Jahren  und  fabriktnässig  betrieben.  So  ist  in  der 
Nähe  von  lljinsk  eine  bedeutende  Fabrik  lur  Steingut;  aber  auch  in  einigen  umliegenden  Dörfern 
treiben  viele  Bauern  die  Töpferei  zur  Winterzeit  als  beständige  Hausindustrie,  zum  Verkaufen 
auf  den  nächsten  Jahrmärkten ; zur  Sommerzeit  beschäftigen  sie  sich  jedoch  mit  Ackerbau.  Die 
Ge  fasse  aller  Art  und  Grösse  für  Hauswirthschaft,  als  Koch-,  Milch-,  Blumentöpfe  etc.  werden  zweck- 
massig  aus  geschlämmtem  Thon,  immer  mit  Hülfe  der  Drehscheibe,  fabricirt.  Der  dazu  geeignete 
Thon  kommt  nicht  überall  vor,  muss  bisweilen  von  weither  gebracht  werden.  Zur  Beimischung 
wird  nur  feiner  Sand,  aber  keine  Muschelschalenbrockcn  genommen.  Nach  dem  Brennen  im 
grossen  Hausbackofcn  werden  die  Töpfe  im  Wasser  abgekühlt,  in  dem  Gerstenmehl  aufgelöst  ist 
und  wovon  sie  ihre  Festigkeit,  Klang  und  dunkelbraune  Farbe  erhalten  sollen.  Auch  werden  die 
Töpfe  nach  Vet  langen  glasirt.  Die  Verzierungen  an  den  Töpfen  sind  nicht  beliebt,  thcilB  deshalb, 
weil  sie  bei  dem  Waschen  des  Geschirrs  hinderlich  sind. 


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lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge. 


217 


4.  Glasperlen  (Taf.  V). 

Es  fanden  sich  auf  der  Opferstatte,  wie  schon  oben  erwähnt,  viele  Glasperlen  von  verschiedenen 
Farben  und  mit  mosaikartigen  Verzierungen.  Besonders  häufig  sind  die  vergoldeten  Perlen,  von 
denen  ich  bis  jetzt  auf  dem  Opferplatz  von  Garcwaja  allein  über  150  Stück  ausgegraben  habe. 
Der  Häufigkeit  des  Vorkommens,  sowie  der  Technik  nach  verdienen  diese  Perlen  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  und  Beschreibung.  Ihre  Grösse  schwankt  zwischen  3 und  15  mm  im  Querschnitt, 
die  meisten  aber  sind  gegen  10  mm  gross.  Sie  sind  nicht  ganz  rund,  sondern  an  der  Axe  etwas 
platt  gedrückt  (im  Verhultniss  11  bis  14),  bisweilen  cyliudrisch  mit  mehr  oder  weniger  steiler 
Abrundung  an  den  Enden.  Von  den  in  meiner  Collection  jetzt  befindlichen  144  gnt  erhaltenen 
Perlen  von  Garcwaja  haben  26  durchschnittliche  Grösse  gegen  4 mm,  30  Stück  6 mm,  12  Stück 
9 mm  und  76  Stück  gegen  13  mm  im  Diameter.  Die  grösste  (IG  mm)  ist  auf  der  Taf.  V,  Fig.  3'2, 
abgebildet. 

Es  kommt  nicht  selten  vor,  besonders  bei  kleinen  Sorten,  dass  zwei  oder  drei  Perlen  durch 
Verschmelzung  zu  einem  Röhrchen  vereinigt  sind  (Fig.  27,  28,  33). 

Ausser  den  aufgezfihlten  ganzen  Perlen  sind  12  Stück  gefunden,  welche  von  Feuerhitze  ange- 
griffen und  in  verschiedenem  Grade  verdorben  und  zerschmolzen  sind. 

Bei  näherer  Betrachtung  der  vergoldeten  Perlen  zeigt  sich  in  ihrer  inneren  Constniotion  eine 
Technik,  welche  sich  von  der  Verfertigungaart,  die  in  den  gegenwärtigen  Fabriken,  z.  B.  in  Venedig, 
üblich  ist,  durch  Mühsamkeit  und  Sorgfalt  unterscheidet1). 

Wenn  man  die  Perle  in  zwei  Theile  längs  der  Axe  zertheilt,  so  erscheint  der  innere  Bau,  wie 
in  Fig.  11  veranschaulicht  ist.  Die  Löcher,  zum  Auffädeln  auf  Schnüre,  richten  sich  nach  der 
Grösse  der  Perlen;  doch  sind  sie  bei  den  grösseren  bisweilen  verschieden,  von  2 bis  5 mm  im 
Durchmesser.  Sie  zeigen  oft  Längsstreifen  und  Vertiefungen  iu  sich,  sind  bisweilen  etwas  krumm, 
an  einem  Ende  weiter  und  scheinen  nicht  durchbohrt  zu  sein,  sondern  durch  einen  Stift,  welcher 
in  den  geschmolzenen  Glasfluss  eingetaucht  wurde,  gebildet  zu  sein. 

Die  Masse  des  etwas  grünlichen  Glasflusses  besteht  aus  einigen  Schichten,  welche  gegen  die 
Mitte  sich  verdicken.  Die  Schichten  selbst  sind  wieder  aus  Stängelchen  gebildet,  welche  längs 
der  Axe  gehen.  — Die  ausserste,  gewöhnlich  die  dritte  Schicht,  ist  glatt  und  mit  Goldfolie  beklebt 
und  endlich  mit  einer  compacten  Schicht  von  durchsichtigem  Gins  überzogen.  Die  Perlen,  welche 
zu  zwei  und  drei  (Fig.  28)  vereinigt  Vorkommen,  sind  erst  zusammengeschmolzcn  und  dann  ver- 
goldet, so  dass  die  Vergoldung  ununterbrochen  durch  alle  Glieder  geht.  Mit  Hülfe  der  Loupe 
kann  man  sehen,  dass  auch  die  kleinen  Perlen  auf  die  beschriebene  Art  gearbeitet  sind. 

Diese  Beschreibung  der  Construetion  der  Perlen  wird  manchem  Leser  unglaublich  Vorkommen. 
Ich  habe  aber  dieselbe  an  vielen  zerbrochenen  Exemplaren  beobachtet  und  werde  mich  schwerlich 
geirrt  haben.  Uebrigcns  kann  man  in  den  Sammlungen,  in  Deutschland  und  Italien,  wohin  ich 
einige  Exemplare  gegeben  habe,  sich  leicht  von  der  Richtigkeit  meiner  Beobachtung  überzeugen. 
Gleichfalls  finden  sich  die  vergoldeten  Perlen,  wenn  auch  nicht  in  solcher  Menge  wie  hier,  in 

*)  Der  bekannte  russische  Archäolog  A.  P.  Lichatscbew  in  Kasan,  welcher  eine  ausgezeichnete  Sammlung 
von  Antiquitäten  aus  den  Buinen  der  alten  Stadt  Bolgura  besitzt,  glaubt,  dass  diese  Art  vou  Perlen  aus  dem 
10.  bis  II.  Jahrhundert  berstaminen  und  wahrscheinlich  aus  Griechenland  importirt  sind. 

Archiv  für  Anthropologie.  IW.  XII.  28 


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218 


Alexander  Teplouchoff, 

einigen  Gouvernements  des  mittleren  und  westlichen  Russlands  und  in  Ostnorddeutschland,  z.  B. 
habe  ich  solche  in  den  Sammlungen  von  Berlin,  Kiel  und  Schleswig1)  gesehen  und  nur  den  Unter- 
schied an  der  äusseren  Fläche  bemerkt,  dass  die  Goldfolie  nicht  so  vollkommen  und  accurat  über 
die  ganze  Fläche  gelegt  ist,  wie  bei  den  hiesigen. 

Und  nun  drängt  sich  auch  hier  die  Frage  auf,  wie  solche  mühsam  gearbeiteten,  folglich  kostbaren 
Perlen  in  die  Erde  unter  die  rohen  Knochenabfalle  gerathen  sind?  Dem  zufälligen  Verlust  der* 
selben  kann  man  es  nicht  zuschreiben,  denn  ihr  häufiges  Vorkommen  spricht  dagegen,  und  auch 
konnten  sie  nicht  als  unnütze  alte  Sachen  hingeworfen  sein,  da  viele  Exemplare  noch  bis  jetzt, 
nach  so  langem  Liegen  unter  freiem  Himmel,  so  gut  wie  neu  erhalten  und  glänzend  goldig  ausBehen. 
Nur  im  Cultus  eines  heidnischen  Volke«  kann  man  die  Erklärung  der  Sache  finden  und  die  Perlen 
als  Opfergaben  sich  denken.  So  war  es  ein  alter  Brauch,  beim  heidnischen  Gottesdienst  auch  der 
classischen  Völker  die  Opferthiere  mit  Perlen  und  verschiedenen  Gehangen  ‘zu  schmücken.  Die 
heidnischen  Priester  aller  Zeiten  Hessen  ihren  Götzen  nur  solche  Opfergaben  bringen,  welche  sie 
meist  selbst  zu  ihrem  unmittelbaren  Nutzen  brauchten,  und  dies  ist  von  den  biblischen  Zeiten  an 
bis  jetzt  überall  üblich  gewesen.  So  haben  z.  B.  die  sibirischen  Lamns  in  ihren  Rosenkränzcn^die 
schönsten  Perlen  aus  Glas  und  Stein2).  Die  frommen  Finnen  alter  Zeit  konnten  wohl  ihren 
Idolen  solcho  Korallenschnürc  umgehangen  haben  und  in  solcher  Menge,  dass  die  Priester,  nachdem 
sie  das  Schönste  für  sich  behielten,  das  Ueberflüs«ige  zu  den  geheiligten  Knochen  hiulogten.  Die 
Frauen  mussten  freilich  dabei  das  Schönste  und  Theuerste  von  ihren  Schmucksachen  opfern  zu  der 
Zeit,  wo  die  Männer  ihre  selbst  verfertigten  Pfeilspitzen  und  thönemen  Näpfchen  mit  dem  Blute 
der  selbsterlegten  Tbiere  oder  Feldfrüchten  darbrachten.  Es  war  auch  wohl  damals  nicht  anders 
wie  jetzt,  dass  die  Frauen  im  Allgemeinen  mehr  religiös  als  die  Männer  und  mehr  geneigt  waren, 
ihren  Idolen  und  Priestern  das  Theuerste  zu  opfern,  indem  sie  ihre  Seligkeit  darin  suchten. 

Von  Glasperlen  auderer  Art  sind  in  wenigen  Exemplaren  folgende  gefunden  worden. 

Taf.  V,  Fig.  26.  Aus  porcellan artigem , hellbraunem  Glasfluss,  mosaikartig,  mit  vielfarbigen 
Augen  verziert  Bei  näherer  Betrachtung  durch  die  Loupe  bemerkt  man,  dass  diese  Augen  dnreh 
vierfache  Einlegung  verschiedenfarbigen  Glasflusses,  der  einen  in  die  andere,  entstanden  sind;  hier 
ist  der  erste  Kreis  gelb,  worin  sich  ein  dunkelblauer  befindet;  der  dritte  ist  ein  weisBer,  in  dessen 
Mitte  wieder  ein  dunkelblauer  Tropfen  angebracht  ist  Dieselbe  Technik  findet  auch  bei  den  fol- 
genden mosaikartig  ornamentirten  Korallen  statt 

Fig.  31.  Die  grösste  von  den  Mosaikpcrley,  von  dunkelbrauner  Farbe,  misst  gegen  20  mm 
im  Querschnitt,  wovon  das  Loch  8 mm  einnimmt,  so  dass  sie  beinahe  wie  ein  dickwandiger  Ring 
Aussicht,  verziert  mit  weissen,  in  der  Mitte  schwarzen  Augen. 

Fig.  34.  Mittelgrosse,  achtseitige  Perle  aus  blauschinmienidem,  durchscheinendem,  weissem  Glas. 

Fig.  35.  Kleine,  dunkelblaue,  beinahe  schwarze  Perle,  6 mm  der  Länge  und  Quere,  von  etwas 
cylind rischer  Form. 

Fig.  37.  Aus  dunkelblauem,  undurchsichtigem  Glase,  mit  rauher  Oberfläche,  mit  weissen 

*)  in  Conr.  Engelhard’«:  „Den mark  in  the  earl.v  iron  age-  1660,  Thorab.  PI.  4,  N.  24,  — lat  auch  eine 
vergoldete  Doppelperle  abgebildet. 

2)  Die  Perlen  nennt  man  hier  Knöpfe,  weil  sie  nicht  nur  zu  Halsbändern,  sondern  auch,  besonders  bei  den 
ka*amachen  Tartaren,  zum  Zuknöpfeu  der  Kleider  gebraucht  werden,  zu  welchem  Zwecke  durch  die  Oeflhung 
ein  Stück  Kupferdraht  gezogen  wird,  der  die  Oese  bildet. 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  219 

Linien,  in  Gestalt  von  kleinen  Kreisen,  Ellipsen  und  Dreiecken  verziert  Diese  Figuren  dringen, 
als  Röhrchen,  tief  in  die  Masse  des  Glases  ein.  Dieselbe  Technik  des  Glasschmelzes  habe  ich  bei 
vielen  Gefässgläsern  bemerkt,  welche  im  Museum  für  die  auf  dem  Palatin  in  Rom  ausgegrabenen 
Funde  sioh  befinden.  — Dort  sind  sie  meist  von  grüner  Farbe.  Aach  werden  Glasscherben  und 
ganze  Ge  fasse  von  solchem  buntfarbigen  Glase  in  vielen  Sammlungen  von  Deutschland  aufbewahrt. 

Fig.  38.  Aus  porösem,  thonähnlichcm“Glase  von  grauer  Farbe,  mit  vertieften,  grflnglasirten 
Längsstreifen  verziert 

Fig.  27.  Eine  kleine  Doppelperle  von  Bchöner  blauer  Farbe. 

Fig.  28.  Eben  solcho  aus  undurchsichtigem,  weissem  Glase. 

Fig.  33.  Drei  mit  einander  verbundene  Perlen,  zu  den  vergoldeten  gehörig.  Die  Seitentbeile 
sind  ohne  äussere  Schicht  von  Glas,  unter  welcher  die  Goldfolie  verwahrt  wird,  die  sich  deshalb 
nicht  erhalten  hat  Die  Mittelperle  ist  ganz  erhalten. 


6.  Steinperlen. 

Ausser  den  Perlen  aus  Glas  finden  sich  solche  ans  Stein,  aber  nicht  häufig. 

Fig.  29.  Eine  (’arncolperle,  von  tonncnförmig-länglicher  Gestalt,  emaillirt  mit  drei  schmalen, 
weissen,  quer  berumlaufcnden  Bändorn  und  eben  solchen  Flecken.  Die  Oberfläche  ist  nicht  regel- 
mässig gerundet  und  nicht  geschliffen,  wie  es  bei  ähnlichen  Steinperlen  der  Fall  ist,  sondern  ist 
mit  flachen,  muscheligen  Vertiefungen  bedeckt  Das  Loch  ist,  trotz  der  bedeutenden  Länge  (16  mm) 
und  der  Härte  des  Steines,  gerade,  ohne  grosse  Unebenheiten  durchbohrt 

Fig.  30.  Eine  plattgedrückte  Carneolpcrle  mit  geraden  Seitenwänden,  durch  welche  die 
Oeffnung  durchbohrt  ist  Das  Ornament  besteht  aus  weissen  Linien  und  sieht  einem  Rade  mit 
fünf  Speichen  ähnlich i). 


6.  Bronze. 

Aus  Bronze  sind  nur  wenige  Artefactcn  gefunden  worden.  Die  bemerkenswerthen  davon  sind 
folgende : 

Ein  Bruchstück  aus  1 mm  dickem  Bloch,  von  röthlicher  Bronze,  etwas  convex,  zum  Tbeil  mit 
hellgrünem  dicken  Rost  bedeckt  Am  Rande  findet  sich  ein  Loch,  welches  nicht  durch  Rost  ent- 
standen, sondern  durchstochen  ist  Die  Länge  des  Stückes  ist  etwa  5 cm,  die  Breite  3*/i  cm. 
Wahrscheinlich  ist  es  das  Fragment  eines  Spiegels.  Da  hier  keine  ganzen  Spiegel  bis  jetzt  auf- 
gefunden  worden  sind,  kann  diese  Deutung  nicht  für  bestimmt  gelten. 

Ein  runder  Knopf  aus  sehr  dünnem  Blech,  auf  welchem  sich  Spuren  der  Vergoldung  erhielten. 
Er  besteht' aus  drei  Theilen  oder  Blättchen.  Der  obere  Theil  ist  durch  Kandausschnittc  und  ge- 
triebene, höckerartige  Erhöhungen  sehr  fein  verziert  Das  mittlere  Blättchen  dient  zur  Unter- 

Eine  Ähnliche,  in  der  Kühe  der  GarewajaopferutÄtten,  auf  dem  Felde  gefundene  Perle,  aus  hellgrauem 
Stein  (Speckstein?),  irt  mit  dem  Hakeukreuz,  in  schwarzen  Linien,  verziert.  Ich  kann  keine  Zeichnung  davon 
t »eilegen,  da  »ich  die  Perle  in  dem  Theile  meiner  Sammlung  befindet,  welche  im  Museum  für  Völkerkunde,  in 
Leipzig  (Nr.  82)  aufbewahrt  wird. 

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Alexander  Toplouchoff, 

läge  uml  ist  dünn  wie  Postpapier.  Der  untere  Theil  ist  auf  der  convexen  Hache  mit  einem  Oehre 
und  auf  der  concaven  mit  umgebogenem  Hände  zum  Einfasscn  der  übrigen  Theile  versehen. 

Wenige  Perlen  aus  dünnem  Bronzeblech. 

In  der  Nahe  von  Garewaja,  im  Dorfe  dieses  Namens,  hat  man  bei  Bearbeitung  der  Garten- 
erde ein  Idol  gefunden,  welches  auf  Tafel  VI  unter  Nr.  63  abgebildet  ist.  Dieses  roh  gegossene 
heidnische  Gottesbild  stellt  einen  Mann  vor,  dessen  Kopf  scheinbar  mit  einem  Löwenfell  (Bärenfell? 
Red.)  bedeckt  ist. 

Ausser  diesen  Artefacten  ist  dort  nichts  Erhebliches  von  Bronze  zu  Tage  gefordert  worden ; 
aber  auf  einer  anderen,  ganz  ähnlichen  Opferstätte,  am  Flusse  Obwa,  ist  eine  kleine  bronzene 
Statuette  gefunden  worden,  welche  Erwähnung  verdient  und  auf  Tafel  VI,  Fig.  G4  abgebildet 
ist.  Sie  stellt  einen  Reiter  vor,  welcher  mit  dem  Pferde  zugleich  gegossen  zu  sein  scheint.  Der 
Guss  ist  nicht  fein,  die  Theile  des  Gesichtes  sind  undeutlich;  die  Arme  zum  Halten  der  Zügel  sehr 
hoch  gehoben,  wie  die  hiesigem  Bauern  beim  Reiten  auch  jetzt  noch  zu  thun  pflegen.  Das  Pferd 
kann  auf  den  Füssen  stehen.  Die  Bronze  ist  von  gelber  Farbe*,  mit  dunkler  Patina  überzogen.  Es 
ist  hier  zu  bemerken,  dass  ain  Flusse  Thuii,  welcher  auch  in  die  Kama,  nicht  weit  vom  Garewaja- 
fluss  »ich  ergiesst,  eine  ähnliche  Reiterstatuette  gefunden  worden  ist,  nur  von  noch  schlechterer 
Arbeit  Solche  Bilder  scheinen  also  hier  verbreitet  gewesen  zu  sein  und  gehörten  wahrscheinlich 
zum  heidnischen  Cultus  als  Votivbilder. 


7.  Eisen. 

An  vielen  Thierknochen  in  der  Opferatätt©  sieht  man  Einschnitte  verschiedener  Stärke,  die 
Spuren  von  scharfen  Instrumenten,  welche  wohl  beim  Abschneiden  des  Fleisches  entstanden  sein 
mögen.  Auch  sind  beinahe  alle  Spitzen  von  den  Geweihstangen  der  Elonn-  und  Rennthiere  mit 
starken,  mitunter  oft  wiederholten  Hieben  abgehauen.  Die  Hauinstrumente  dürften  meisseiförmige 
Keile  aus  Stein  und  breite chneidige  Aexte  von  Eisen  gewesen  sein.  Von  den  letzteren  ist  bis  jetzt 
kein  Exemplar  gefunden  worden,  was  der  Vermuthung  Raum  giebt,  dass  solche  Geräthe  wegen 
ihrer  grossen  Seltenheit  und  Brauchbarkeit  von  den  Leuten  wieder  mit  nach  llausc  genommen 
wurden.  Bei  den  meisten  Unterkiefern  der  Schweine,  welche  in  grosser  Zahl  gefunden  wurden, 
sind  die  Alvcolarliöhlen  durch  das  Abschneiden  des  Unterkieferrandes  mit  scharfen,  scheinbar 
eisernen  Instrumenten  geöffnet,  was  durch  einige,  bisweilen  nur  durch  ein  und  zwei  Schnitte 
geschah.  Kleine  verrostete  Messer  sind  im  Knochenhaufen  auch  gefunden  worden.  Zwei  davon 
sind  liier  abgebildet.  Das  eine  (V,  23)  ist  13  cm  lang,  wovon  3 cm  auf  die  platte,  1 cm  breite 
und  am  Ende  abgerundete  Schaftzunge  kommen.  Die  Klinge  ist  unten  1,5  cm  breit,  4 mm  stark 
und  nach  der  Spitze  zu  allmälig  verjüngt.  Die  Schneide  ist  nicht  gerade  und  scheint  abgenutzt  zu 
sein.  Die  ganze  Länge  des  zweiten,  eigentümlich  geformten  Messerchens  (Taf.  V,  Fig.  24)  ist 
5,7  cm,  wovon  nur  35  mm  auf  die  Klinge  kommen,  welche  15  mm  breit  und  an  dem  vorderen  Ende 
unter  stumpfem  Winkel  zugespitzt  ist.  Die  Angel  ist  10  mm  breit,  am  Ende  abgerundet  und 
platt.  Die  grösste  Stärke  dieses  Messers,  am  Vereinigungspunkt  der  Angel  mit  der  Klinge,  ist 
3 mm  und  verdünnt  sich  glcichmässig  nach  beiden  Enden  zu. 

Dass  die  geplatteten  Schaftzungen  beider  Messer  kurz,  abgerundet  und  sehr  sauber  geschmiedet 
sind,  zeigt,  dass  sie  ohne  Schaft  gebraucht  w'urden,  oder  man  hat  ihnen  diese  gefällige  Fonn  aus 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstatten  am  Uralgebirge.  221 

Handelsrücksichten , als  Waarenartikel , gegeben;  denn  die  örtlichen  Schmiede  hatten  wahr- 
scheinlich die  Enden  spitz  und  vierseitig  geschmiedet  und  im  Fall  der  Abkürzung  roh  abgehackt» 
ohne  sie  abzurunden. 

Der  Gebrauchszweck  dieser  kleinen  Messer  lasst  sich  Bchwer  errathen.  Zum  Ilauggeräth  oder 
dem  bearbeiten  der  Knochen  zu  Pfeilen  sind  Hie  zu  klein,  und  wie  sollten  dieselben  dann  unter  die 
Opfergaben  gekommen  sein.  Wahrscheinlich  gehörten  sie  zum  Cultus  und  die  Priester  gebrauchten 
sie  beim  Opferdienste,  um  die  geweihten,  feinen  Theile  des  Opferthieres,  wie  Ilcrz  oder  Gehirn,  in 
kleine  Stücke  zu  zerschneiden,  welche  unter  den  Betenden  vertheilt  wurden,  wie,  nach  J.  G.  Georgi’s 
bericht,  die  heidnischen  Wogulen  am  Tschusowajaflusse  noch  vor  100  Jahren  bei  ihrem  Gottes- 
dienste gethan  haben.  In  meiner  Sammlung  sind  einige  Messerchen  so  klein,  dass  ihre  Klingen 
nur  bis  zu  20  mm  lang  sind. 

Eiserne  Pfeilspitzen  sind  mehrere  gefunden  worden.  Sie  sind  alle  zweischneidig,  fein 
gearbeitet,  grösstcnthcils  mit  Schaftzungen  oder  Dorn,  und  nur  wenige  mit  Tülle  versehen.  Die 
meisten  sind  klein,  was  wohl  auf  die  Seltenheit  des  Eisens  hinweist.  Die  grösste  Pfeilspitze 
(Taf.  V,  Fig.  17)  hat  7 cm  Länge,  wovon  3 cm  auf  die  Schaftzungo  kommen.  Die  Klinge  ist  an  der 
Basis  17  mm  breit,  hat  abgerundete  Spitze  und  an  einer  Seite  eine  bedeutend  holte  und  scharfe 
Mittel  rippe.  Die  kleinsten  Pfeilspitzen  sind  unter  Fig.  18  und  19  abgebildet.  Ihre  Klingen,  etwa 
22  mm  lang  und  10  mm  breit,  sind  sehr  platt,  ohne  Mittelrippen.  Die  Angeln  sind  gegen  5 mm 
breit,  bedeutend  dicker  wie  die  Klingen ; sehr  verrostet:  Aehnlich  ist  die  4,2  cm  lange  Spitze  (Fig.  20); 
nur  unterscheidet  sie  sich  durch  die  sehr  breite  (10  mm),  beinahe  rautenförmige  Klinge,  wo  die 
Mittelrippe  auf  einer  Seite  nur  sich  befindet. 

Die  Pfeilspitzen  der  vierten  Form  sind  mit  Widerhaken  versehen,  wie  die  auf  Fig.  21  ab- 
gebildeten. Sie  sind  6,3  cm  lang.  Der  starke  Dorn  geht  auf  beiden  Seiten  der  Klinge  in  eine 
Mittelrippe  über.  Die  Schneiden  gehen  von  den  Haken  nach  dem  oberen  Ende  nicht  in  gerader 
Linie,  sondern  nehmen  an  einer  Stelle,  nahe  der  Spitze,  so  schnell  ab,  dass  sich  eine  Abstufung  gebildet. 

Zur  fünften  Form  gehören  die  Pfeilspitzen  (Fig.  22)  mit  Tülle,  7 cm  lang.  Die  3,5  cm  lange 
und  an  der  Basis  1,5  cm  breite  Klinge  ist  ohne  Widerhaken,  Übrigens  der  Klinge  der  vierten  Form 
sehr  ähnliclt  Hierher  gehört  auch  das  einzige  Exemplar,  was  gefunden  wurde,  eine  4,3  cm  lange 
Pfeilspitze,  welche  mit  drei  Graten  versehen  ist  und  an  deren  TßUe  ein  Loch  sich  befindet. 

Von  Artefacten  aus  Eisen  sind  noch  ausgegraben  worden: 

Ein  Kloben  (Taf.  V,  Fig.  25),  5 cm  lang,  bestehend  aus  einem  starken  Bing  und  zwei 
Schenkeln  för  eine  Bolle,  von  welcher  sich  nur  die  Axe  erhalten  hat  Dieses  Gerath  ist  wahr- 
scheinlich zum  Aufhängen  einer  Lampe  in  der  Höhe  des  Götzentempels  vermittelst  einer  durch 
die  Bolle  gehenden  Schnur  gebraucht  worden,  wie  es  auch  hier  in  den  Kirchen  üblich  ist 

Einige  1 cm  weite  Binge  aus  geplattetem  Draht,  mit  zusammengenieteten  Enden,  wahrschein- 
lich Glieder  eines  Panzerhemdes.  Zur  Deutung  des  Gebrauches  dieser  Binge  finde  ich  darin  eine 
Bestätigung,  dass  hier  an  den  Stellen  alter  Ansiedelungen  nicht  selten  Panzerhemden  gefunden 
worden  Bind,  wovon  ich  ein  schönes  unbeschädigtes  Exemplar  besitze.  Ob  diese  Schutzwaifen  von 
den  Tschuden  oder  von  einem  anderen  Volke  herstammen,  will  ich  dahingestellt  sein  lassen. 

Ein  grosser  Hing,  4,5  cm  im  Diamctor,  aus  einem  5 mm  starken  Draht  gemacht,  sehr  verrostet 
von  unbekanntem  Gebrauch. 

Seit  der  Zeit  wo  ich  die  Garewaja  und  andere  OpferBtätten  zu  untersuchen  anfing  und  alle 


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222  Alexander  Teplouchoff, 

Artefacte,  welche  beim  Ausgraben  zu  Tage  gefordert  werden,  sorgfältig  aufbewahre,  fingen 
auch  die  in  den  nächsten  Dörfern  wohnenden  Leute  und  zwar  Frauen  und  Kinder  an  dergleichen 
Gegenstände  zu  suchen,  und  brachten  mir  bisweilen  schöne  vergoldete  Korallen  und  Pfeilspitzen 
und  Knochen  zum  Verkauf.  Die  Dauern  selbst,  welche  in  unserem  kurzen  Sommer  auf  ihren 
Feldern  alle  Hände  voll  zu  thun  haben,  halten  es  nicht  für  vortheilhaft  und  sogar  unter  ihrer 
Würde,  wegen  so  kleiner  heidnischer  Dinge  in  schwarzer  Erde  herumzuwühlen ; nur  wenn  sie 
Hoffnung  haben  Gold  und  Silberschätze  darin  zu  finden,  welche,  wie  sie  glauben,  nur  durch  hellen 
Lichtschein,  Irrfeuer  über  der  Steile  in  der  Nacht  und  audere  Wunderzeichen  sich  erkennen  langen, 
oder  wo  die  Stelle  in  dem  Gerüchte  steht,  dass  Schätze  dort  vergraben  sind.  — So  brachte  mir 
eine  Frau  einen  eisernen,  stark  verrosteten  Speer  von  einer  Form,  welche  ich  hier  noch  nicht 
gesehen  habe,  mit  der  Versicherung,  das«  derselbe  unter  den  Knochen,  zusammen  mit  anderen 
Alterth Ürnern,  welche  ich  für  echt  anerkannt  habe,  gefunden  worden.  Da  ich  selbst  solche  grosse 
Artefacte  aus  Eisen  in  den  Opferstätten  nicht  gefunden  habe,  so  bin  ich  nicht  überzeugt,  dass  der 
Speer  gerade  dort  gefunden  worden.  Für  gewiss  kann  man  aber  annehmen,  dass  der  Fund  alt  ist 
und  ans  der  Nähe  stammt.  Aus  diesem  Grunde,  sowie  auch  wegen  der  Form  halte  ich  es  für  nicht 
unzulässig,  wenigstens  eine  kurze  Beschreibung  davon  hier  zu  gehen.  — Die  ganze  Länge  dieser 
Waffe,  die  abgebrochene  Endspitze  nicht  mitgerechnet,  misst  2,2  dem;  die  Tülle  ist  10,1  cm  lang, 
ihre  üeffnung  gegen  5 cm  im  Querschnitt  weit,  und  an  der  Basis  ist  sie  noch  3 cm  stark.  Die 
Klinge  ist  unmittelbar  an  der  Tülle  <>  cm  breit,  und  wenn  man  sich  die  abgebrochene  Spitze  ver- 
längert denkt,  gegen  14  cm  lang  sein  könnte*  Zur  Verzierung  sind  am  Grunde  der  Klinge  auf 
beiden  Seiten  Lappen  abgeschnitten  und  nach  oben  umgebogen.  Am  Bande  der  Tülle  findet  sich 
ein  Loch  für  einen  Nagel  zur  Befestigung  an  den  Schaft.  Die  Klinge  ist  auf  einer  Seite  convex 
und  auf  der  anderen  muldenförmig  vertieft  Dieser  rohe  und  wahrscheinlich  von  den  örtlichen 
Schmieden  verfertigte  Spiess  könnte  wohl  nicht  als  Lanze,  sondern  zum  Abfangen  starker  T liiere, 
wie  Elenn  und  Jßär,  gedient  haben. 


8.  Gebräuohe  der  heidnischen  Opfer  in  der  neueren  Zeit. 

Um  einiges  Licht  in  die  Bedeutung  der  Gegenstände,  welche  in  der  Knochenansammlung  von 
Garewaja  ausgegraben  sind,  zu  bringen,  erlaube  ich  mir,  das  historisch  bekannte  und  thcils  auch 
noch  jetzt  existirende  Gebahren  der  Firmen  bei  den  heidnischen  Opfern  zu  erwähnen.  Bekannt- 
lich behalten  die  Heiden  einige  ihrer  alten,  religiösen  Gebräuche  noch  lange  Zeit  unveränderlich 
und  treu,  nachdem  sie  sich  schon  zur  christlichen  Religion  bekannt  haben.  Das  Journal  der 
K aiserl.  Russisch.  Geograph.  Gesellschaft  vom  Jahre  1857  enthielt  einen  Aufsatz  des  Herrn 
Abramoff  über  das  Landgebiet  von  Beresow  (in  Sibirien)  und  über  die  Ostjaken  und  Samojeden, 
welche  dort  seit  Urzeiten  ansässig  sind.  Der  Verfasser  ist  lange  Zeit  Lehrer  in  der  Stadt  BereHOw 
(am  Flusse  Ob  im  Gouvernement  Tobolsk)  gewesen  und  als  fieissiger  Forscher  aller  localen  Ver- 
hältnisse der  Gegend  bekannt.  Nach  seiner  Meinung  sind  die  Ostjaken  Nachkommen  der  alten 
Finnen,  mögen  sic  auch  Tschndcn  oder  Ugrier  gewesen  sein.  Sie  nannten  sich  früher  Arijachen, 
welches  Wort  in  ihrer  Sprache  „zahlreiche  Menschen“  bedeuten  könnte,  da  Ar — viel  und  Clio  — 
Mensch  heisst.  Und  in  der  That  sind  sie  im  14.  Jahrhundert  sehr  zahlreich  gewesen,  haben  mit 


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lieber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  TJralgebirge.  223 

den  benachbarten  Volksstämmen  Kriege  geführt  und  ihre  eigenen  Fürsten  gehabt  Spater  unterm 
Tatarenjoche  nannten  sie  sich  Chandiclio,  was  Chansunterthanen  heisst  Die  Tataren  aber  nannten 
Bie  Uschtjaken,  was  ungebildete,  rohe  Menschen  bezeichnet,  dasselbe,  was  Barbaren  für  die  alten 
Römer  waren.  Aus  dem  Wort  Uschtjaken  machten  die  Russen  — Ostjaken,  uuter  welcher  Be- 
nennung sie  bei  der  Eroberung  der  jügrischen  Länder  in  die  Reihe  der  russischen  Unterthanen  auf- 
genommen wurden.  Nach  den,  noch  bis  auf  die  neuere  Zeit  nachgebliebenen  heidnischen  Gebräuchen, 
theils  auch  nach  Ueberlieferungen,  beschreibt  Herr  Abram  off  ihre  Opferceremonien  folgend  erweise: 

Die  heidnischen  Ostjaken  opferten  ihren  Götzen  das  beste  Pelzwerk,  Pfeile,  mit  welchen 
schon  einige  Thiere  geschossen  waren,  Silbergeld,  silberne,  besonders  dazu  verfertigte  Teller  und 
Schüsseln  mit  Bildern1)  von  Thieren,  Vögeln  und  Idolen.  Bei  allgemeiner  Volksno th  und  Unglück, 
wie  Epidemie,  Rennthierseuchen  und  Mangel  an  Jagdthieren,  wurden  besondere  grosse  Opfer 
gebracht  Der  Oberschauian  befragte  erst  den  mächtigsten  der  Götzen  in  seinem  Tempel,  welche 
Opfer  ihm  genehm  wären  und  verkündete  dann  dem  Volke  den  Gottes  willen,  worauf  Reiche  und 
Arme  die  besten  der  gewünschten  Thiere  zum  Opfern  führten.  Waren  alle  Gläubigen  vor  dem 
Tempel  versammelt,  so  fing  der  Gottesdienst  damit  an,  dass  das  Volk  seine  Wünsche  laut  schreiend 
verkündete,  die  Schamanen  wiederholten  dieselben,  wo  möglich  noch  lauter,  wobei  sie  die  Trommel 
schlugen  und  sich  schnell  auf  einem  Fasse  herumdrehten,  bis  sie  sich  zuletzt  in  grösster  Extase 
auf  den  Boden  Btürzten.  Zu  dieser  Zeit  griffen  die  Opferer  ihre  Thiere  bei  den  Hörnern,  andere 
wieder  spannten  die  Bogen,  auf  ihre  Opfer  zielend,  oder  richteten  geschärfte  Holzspicssc  gegen  sie. 
Nun  tritt  der  oberste  Scbaman  heraus,  berührt  mit  seinem  Stabe  den  Kopf  eines  Rennthiers,  und 
nach  diesem  Zeichen  fallen  im  Xu  die  Opferthiere  von  Pfeilen  und  Spiessen  durchstochen.  Der 
schnelle  Tod  sei  den  Götzen  gefällig.  Aus  den  gefallenen  Thieren  wurde  gleich  das  Ilerz  heraus- 
genoramen,  da»  wanne  Blut  in  Schüsseln  abgegossen  und  getrunken,  nachdem  zuvor  der  Götze 
damit  bewirthet  ward,  d.  k.  sein  Gesicht  mit  Blut  bestrichen.  Das  Fleisch,  nach  dreimaligem 
Herumtragen  um  den  Tempel,  wurde  roh  (?)  gegessen  und  dio  geweihten  Ueberre»te  davon  mit 
nach  Hanse  genommen  für  die  Weiber  und  Kinder.  Die  Häute  der  geopferten  Thiere,  sowie 
Kopf  und  Küsse,  wurden  in  der  Nähe  des  Tempels  gelassen  und  auf  die  nahestehenden  Bäume 
gehängt.  Mit  dem  Schlachten  der  Opferthiere  endigte  sich  der  Dienst  des  Obersohamans  nicht. 
Er  musste  bei  den  Götzen  Anfragen,  ob  das  Opfer  hinreichend  gewesen.  Er  fuhr  fort  seine  Gebete 
zu  sprechen,  drehte  sich  dabei  im  Kreise  herum,  bis  er  besinnungslos  zu  Boden  fiel.  Den  dabei 
herumstehenden,  durch  alle  diese  Handlungen  mitexaltirten,  Ostjaken  schien  endlich,  dass  dem  Munde 
des  Schamanen  blauer  Rauch  ausströmt,  und  dieses  war  das  entschiedene  Zeichen  der  Communi- 
cation  des  Priesters  mit  seinem  Gott,  und  der  Zufriedenheit  des  letzteren  mit  den  dargebrachten  Opfern. 

*)  An  einem  Nebenbacke  vom  Flusse  Poludennaja,  welch  letzterer  mit  dem  Flu**«.*  Garowaja,  nicht  weit  von 
dessen  Einmündung  in  die  Kama,  eich  vereinigt,  hat  man  eine  merkwürdige  silberne  Schale  gefunden,  welche 
12  cm  weit  und  5 cm  hoch,  mit  orientalischer  Aufschrift  am  äusseren  Bande  und  mit  getriebenem  linealen 
Ornament  an  den  Wänden  verziert  ist.  Am  Boden  de»  Gef&flsea  ist  da*  Bildnis*  eine*  Mannes  mit  Ziegenkopf 
dargestellt,  welcher  eine  Lanze  in  der  linken  Hand,  in  der  rechten  aber  ein  Gescheide  (Herz,  Lungen  und 
Leber)*)  an  der  Gurgel  hält..  Auch  sind  hier  in  der  Umgegend  noch  zwei  ähnliche  Schalen  von  Silber  als  freie 
Funde  ausgegraben  worden,  von  welchen  ich  Abgüsse  und  Abzeichnungen  habe.  Auf  einer  derselben  ist  am 
Bodeu  der  indische  Gott  Wischuu,  thronend,  Sonne  uud  Mond  in  den  oberen  Händen  haltend,  dargestellt;  auf 
der  zweiten  derselbe  Gott  in  seiner  vierten  Verkbrjierung. 

*)  (Amn.  d.  Red.  Unter  „Gescheide“  versteht  man  nach  Weigand  (deutsches  Wörterbuch)  waldmännisch  „das 
Gedärm  des  Wilde*.“) 


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224 


Alexander  Teplouchoff, 

Bei  der  Insel  Bjelostrof  im  Eismeer  befindet  sieh  eine  Sandbank,  wo  die  Obdorschen  Ostjäken 
und  Samojeden  bei  ihren  Seewanderungen  landeten,  um  auch  den  Gottesdienst  zu  verrichten.  Sie 
badeten  sieh  dort  zum  Zweck  der  Communication  mit  Meeresgötteni  und  opferten  dabei  Stücke 
Kupfer  oder  Geld,  welche  sie  ins  Wasser  warfen.  Die  reicheren  brachten  sogar  ihre  Rcnntliiere, 
welche  ertränkt  wurden,  zum  Opfer. 

Diese  Aufzeichnung  des  Herrn  Abrain  off  über  die  sibirischen  Ostjäken  hat  ihre  Geltung  auch 
in  jetziger  Zeit,  was  die  Religion  derjenigen  Ostjäken  betrifft,  welche  am  Flusse  Loswa,  im  nörd- 
liehen  Theil  deB  Permschen  Gouvernements,  im  Districte  Werhoturije  ansässig  sind,  wie  aus  dem 
Berichte  eines  Missionärs,  Posdnjakoff,  für  das  Jahr  1877  zu  ersehen  ist,  Die  Ostjäken  leben  dort 
mit  ihren  Rennthieren  in  weit  auseinander  zerstreuten  Dörfern,  welche  nur  im  Winter  durch  Fahr- 
wege unter  einander  verbunden  sind,  beschäftigen  sich  ausschliesslich  mit  der  Pelzthierjagd  und 
' zahlen  auch  mit  Rauchwerk  ihreu  Tribut  an  die  Regierung.  Im  Winter  sind  alle  Männer  in  den 
tiefen,  weitausgedehnten  Wäldern  auf  der  Jagd  mit  ihren  treuen  Hunden;  itn  Sommer  kann  man 
zu  ihren  Wohnungen  gar  nicht  ankommen,  — was  eine  der  Ursachen  ist,  weshalb  die  Erfolge  der 
christlichen  Mission  sehr  unbedeutend  sind.  Die  Ostjäken  sind  eigentlich  noch  Heiden,  obgleich 
sie  sich  Christen  nennen.  Bei  schweren  Krankheiten  und  sonstigem  Unglück  w'cnden  sie  Rieh  zuerst 
an  die  Schamanen,  bringen  im  Walde  dem  Schaitan  zum  Opfer  junge  Thiere1),  und  wenn  dieses 
nicht  hilft,  dann  wenden  sie  sich  zuletzt  an  die  christlichen  Priester,  welche  sie  besuchen,  oft  über- 
natürliche Hülfe  von  ihnen  erwartend,  was  allerdings  unerfüllt  bleibt  und  sie  im  neuen  Glauben 
nicht  stärkt  Man  sieht  noch  heutzutage  in  der  Nähe  ihrer  Wohnungen,  im  Walde,  Felle  von 
Rennthieren  hoch  auf  den  Bäumen  aufgehangen,  uud  auch  andere  Spuren  vom  heidnischen  Cultus. 
Das  Interessanteste  für  die  Archäologen,  im  Berichte  von  Posdnjakoff,  ist  die  Erwähnung,  dass 
die  Ostjäken  bei  der  Bestattung  der  Todten  die  Flinte  und  andere  werth volle  Sachen  des  Hin- 
geschiedenen ihm  ins  Grab  geben.  Nach  diesem  Brauch  und  dem  übrigen  Schalten  und  Walten 
sind  sie  den  Ureinwohnern  von  Westeuropa  ähulicb.  Sie  leben  noch  in  dein  sogenannten  Steinzeit- 
alter, obgleich  sie  sich  Jagdflinten  anschaffen  und  gebrauchen  und  Schmiede  unter  sich  haben, 
welche  das  gekaufte  Eisen  zu  bearbeiten  verstehen. 

Der  gelehrte  Reisende  Joh.  GottL  Georgi  in  seinen  „Bemerkungen  einer  Reise  im  russi- 
schen Reich  in  den  Jahren  1773  bi*  1774“,  erzählt,  dass  die  ain  Flusse  Tschusowaja  wohnhaften 
Wogulen  (mansi),  ein  finnischer  Volksstamm,  zu  seiner  Zeit  noch  Heiden  waren.  Sio  hätten  aber 
schon  keine  offlciellen  Opferpriester  mehr  gehabt  und  versammelten  sich  zur  Ausübung  ihrer  heid- 
nischen Gebräuche  an  versteckten  Waldorten,  auf  freien  Plätzen.  Zur  Zeit  des  OpferfcsteB  be- 
sonders dauerten  solche  Versammlungen  einige  Tage  lang,  wobei  die  Familienväter  der  Reihe 
nach  zur  Ausübung  ihres  geheimen  Opfers  dahin  kamen.  Man  brachte  dazu  Jagd-  uud  Ilausthierc, 
besonders  Pferde  mit  Das  Opfern  selbst  beBtand  noch  darin,  dass  man  vor  dem  Idol  das  mit  Fett 
fibergossene  Gehirn  der  Thiere  verbrannte.  Nachher  wurde  das  Fleisch,  auch  Milch,  Schnaps 
und  Bier  unter  die  Mitbetenden  vertheilt  und  das  Ucbriggebliebene  mit  nach  Hause  genommen. 
„Die  Häute  der  Pferde  hat  man  an  die  Bäume  gehangen  und  die  Knochen  zum  Theil  verbrannt, 
meistens  aber  mit  den  Knochen  der  übrigen  Opferthiere  in  die  Erde  vergraben.  So  viel  hat 


*)  Die  Ostjäken  und  Wogulen  briugen  zum  Opfer  jetzt  nicht  selten  Pferde,  welche  zu  diesem  Zwecke  bei 
den  Russen  augekauft,  mitunter  auch  selbst  erzogen  werden. 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  225 

Georgi  über  die  damaligen  Bewohner  am  TschusownjaflusBe  erfahren.  Eg  ist  aber  wahrscheinlich, 
dag«  die  Wogulen  auch  ihre  geheimen  Priester  noch  hatten  und  ihr  Götze,  Toron,  auch  bei  dem 
Opfer  ausgestellt  gewesen  und  nach  dem  Dienste  im  Walde  versteckt  wurde.  Der  Götze  bekam 
wohl,  mit  »einen  geistlichen  Dienern,  auch  einen  guten  Theil  der  Opfergaben* 

Diese  Wogulen  leben  noch  jetzt  am  Tscbusowaja  in  zwei  kleinen  Dörfern:  Bahenki  und 
Koptschik.  Ihre  eigene  Sprache  haben  sie  schon  vergessen.  Ihr  Leben  und  Treiben  unterscheidet 
sich  von  den  Hassen  gar  nicht  mehr;  sie  sind  auch  Bchon  gute  Christen  geworden.  Nur  ihr  Aeusseres 
ist  etwas  anders:  hoher  Wuchs,  viel  dunklerer  Bart  und  krauBe  Haare1).  Eine  so  schnelle 
Kussihcirung  der  Wogulen  des  Dorfes  Bahenki  kann  man  dadurch  erklären,  dass  noch  zu  Georgi’s 
Zeit  iu  dem  Dorfe  schon  einige  russische  Ansiedler  lebten  und  ein  Winterweg  nach  Sibirien  vor- 
überging. Sonst  war  das  Volk  nicht  so  leicht  vom  lleidenthura  abzuwenden.  So  wird  in  einer 
Chronik  vom  Jahre  1715  über  die  Bekehrung  der  am  Flusse  Conda  (in  Sibirien)  wohnhaften 
Wogulen  erzählt,  da&s  sie  bei  der  Annahme  der  christlichen  Kciigion  zur  Bedingung  stellen 
wollten,  dass  ihr  Idol  nicht  zerstört,  sondern,  getauft  und  geweiht,  in  die  Kirche  gestellt  werde; 
auch  wären  sie  bereit,  Tribut  für  ihn  zu  zahlen;  ferner  solle  ihnen  das  Pferdefleischessen  zugelassen 
werden  und  ihre  Frauen  und  Kinder  wollen  sie  selbst  taufen*). 

Was  das  oben  erwähnte  Vergraben  der  geweihten  Knochen  der  Opferthiere  bei  Wogulen 
betrifft,  so  geschieht  es  jetzt  nooh  bei  den  heidnischen  Finnenstammen,  welche  hier  und  da  im 
hohen  Norden  als  Nomaden  leben.  Ihrer  Aussage  nach  soll  dieses  Verwahren  zu  dem  Zwecke 
geschehen,  dass  in  Ilungerjahren  die  Knochen  herausgenommen,  zerstossen  und  mit  Mehl  vermischt, 
noch  zur  Nahrung  gebraucht  werden  können,  was  nicht  glaubwürdig  ist.  Viel  wahrscheinlicher  ist 
die  Anuahme,  dass  die  Ueberreste  der  Opferthiere  aus  religiösem  Gefühl  und  nach  altem  Brauch 
vor  den  reissendeu  Thieren  und  Vögeln  in  der  Erde  verwahrt  werden.  In  der  Tundragegend  ist 
ja  kein  IIolz  vorhanden,  um  besondere  Behältnisse  zu  dem  Zwecke  zu  bauen,  wie  es  bei  den  alten 
Tschuden  in  der  hiesigen  Gegend  üblich  war. 

Aehnliche  grosse  Anhäufungen  der  Thierknocben  werden  bekanntlich  in  vielen  Gegenden,  in 
Höhlen  und  zwar  auch  mit  Artefacten  gefunden,  und  inan  glaubt,  es  seien  dies  die  Speiseüberreste 
der  darin  wohnhaft  gewesenen  Troglodyten.  Wenn  man  sich  denkt,  dass  an  den  Knochen,  welche 
nach  den  Mahlzeiten  übrig  geblieben  und  in  der  Höhle  zusarnmengelegt  waren,  noch  viel 
organische,  zum  Verfaulen  geeignete  Thcile  zurückgeblieben,  so  ist  es  räthselhaft,  wie  in  der  durch 
verfaultes  Fleisch  verpesteten  und  feuchten  Luft  ein  Mensch  leben  konnte,  noch  dazu  ein  Natur- 
mensch, welcher  an  freie,  mit  Wald-  und  Blum enaroraa  gefüllte  Luft  mehr  wie  mancher  der  jetzigen 
Stadtbewohner  gewöhnt  ist.  Man  braucht  ja  wohl  nicht  ein  Culturmenscl»  zu  sein,  um  Gestank 
vom  Wohlgeruch  scharf  unterscheiden  zu  können.  Wäre  es  nicht  natürlicher  gewesen,  dass  der 
Wilde  seine  Mahlzeit  im  Freien  hielte  und  die  Speisereste  den  Hunden  uud  Haubthieren  preis- 
gegeben  hätte,  anstatt  mit  ihnen  seine  Wohnung  zu  verengern  und  in  jeder  Hinsicht  unbequem  zu 
machen.  Man  wird  dadurch  zur  Frage  geführt:  ob  nicht  die  meisten  Höhlen  mit  Knochen» 
anhäufungen  und  Artcfacten  nur  zum  Aufbewahren  der  nach  den  Opfern  gebliebenen  geheiligten 
L’eberreste  und  anderer  Opfergaben  bestimmt  waren?  Auch  konnten  die  Wilden  die  alten 

*1  Reise  zu  den  Wogulen;  von  N.  Sorokio  (ruM.). 

*)  Nachrichten  (Iswjeetija)  der  Kaveri.  Rust,  geograpli.  Gesellschaft  1875.  XI,  1.  8.  8- 
Archiv  fttr  Anthropologie.  Bd.  XII-  29 


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226 


Alexander  Teplouchoff, 

Knochen  der  UVthicre  als  freie  Funde  zu  irgend  einem  Zweck1)  gesammelt  und  auch  in  die 
Höhlen  niedergelegt,  ohne  gleichzeitig  mit  dem  Maramuth,  Nashorn  u,  ».  w.  gelebt  zu  haben.  So 
findet  mau  z.  13.  hier  in  der  Gegend,  in  Flussanschwemmungeu,  so  viele  Knochen  von  diesen 
Thieren,  dass  man  damit  mehr  als  eine  Höhle  Ausfällen  könnte. 


9.  Ueber  die  Fanggruben. 

Bei  Betrachtung  der  Mangelhaftigkeit  und  der  Schwache  der  Waffen  der  alten  Uralbewohner 
entsteht  die  Frage:  wie  wurden  damals  die  grossen  und  starken  Thierc,  wie  x.  B.  Elenn,  Ilenn- 
thier  u.  s.  w.  erlegt,  welche  in  bedeutender  Menge  in  Opferstatten  durch  Schädel  uud  viele 
Knochen  repräaentirt  sind?  Die  Ostjäken,  Wogulen  und  Samojeden  des  nördlichen  Urals  haben 
noch  den  Vortheil  vor  ihren  Vorfahren,  dass  sie  eiserne  Waffen  durch  Ankauf  sich  an  schaffen 
können  und  sogar  Feuerwaffen  besitzen  und  doch  nehmen  ßie  zu  mehr  sicherem  Mittel  ihre 
Zuflucht,  nämlich  zum  Fangen  in  Gruben,  was  sie  wahrscheinlich  von  den  alten  Tschuden  erlernt 
haben.  Im  Vorgebirge  des  Urals  zwischen  59°  und  Gl'1  nördlicher  Breite,  in  den  Gouverncments- 
districten  Solikamsk  und  Tscherdin,  lebt  das  Elennthier  noch  in  bedeutender  Menge,  wohl  mehr  wie 
irgendwo  in  anderen  Gegenden  von  Russland.  Weiter  nördlich  und  südlich  kommt  es  am  Ural  seltener 
vor  und  hier  in  der  Umgegend,  im  Permschen  District,  trifft  man  es  jetzt  gar  nicht  mehr.  Das 
Fangen  in  Gruben  gründet  sich  auf  periodische  Ueberwanderung  der  Thiere  aus  dem  westlichen 
Theilc  des  Gebirges  nach  dem  östlichen,  nämlich  nach  Sibirien,  und  wieder  zurück.  Auf  der  west- 
lichen Seite  leben  sie  im  Sommer  gegen  sechs  Monate  lang,  von  dem  Maimonat  an  bis  September 
und  October.  Zur  Zeit  der  Winterinonate,  wo  diesseits  viel  Schnee,  d.  h.  mehr  wie  auf  der 
östlichen  Seite  fallt  und  liegen  bleibt,  ziehen  sie  noch  der  sibirischen  Seite  hinüber,  wo  ßie  mehr 
Futter  finden.  Die  Ueberwanderung  nach  Osten  fängt  mit  dem  ersten  Schnee  an  und  nach 
Westen  zurück  nach  dem  Verschwiuden  desselben  im  Frühjahre.  Dies  benutzen  die  Leute  zum 
Fangen  der  Thiere.  Die  Fanggruben  werden  in  Reihen,  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Süden 
angelegt,  uud  zwar  an  allen  bekannten  Gebirgspässen  und  Flussufern,  wo  die  Thiere  durchzugehen 
pflegen.  Der  Raum  zwischen  den  Fanggruben  wird  durch  leichte  Zäune  für  den  Durchgang 
erschwert  und  nur  bei  den  Gruben  offen  gelassen,  welche  ausserdem  noch  mit  Baumzweigen  und 
Moos,  auf  leichter  Unterlage,  bedeckt  und  möglichst  unmerklich  gemacht  werden.  Die  gewöhnliche 
Länge  und  Tiefe  der  Fanggruben  ist  gegen  2 in,  dio  Breite  1,5  ni.  Die  Wände  werden  mit 
stehenden  Pfählen  befestigt,  damit  das  gelungene  Thier  nicht  die  Erde  herunterschütleln  und  so 
herauskotnmen  kann.  Ausser  der  llauptlinie  der  Grubenreihe  werden  auch  noch  Querzäane,  in 
der  Richtung  von  Ost  nach  West,  auch  bisweilen  mit  Fanggruben,  gezogen.  Beim  Wechselu  von 
Osten  nach  Westen  über  Gebirge  stossen  die  Thiere  auf  den  ihren  Zug  hindernden  Zaun ; instinct- 
mässig  ahnen  sie  Verdacht  gegen  den  offen  gelassenen  Raum  mit  der  Grube  und  gehen  seitwärts, 
dem  Zaune  entlang,  einen  Durchgang  suchend;  aber  nachdem  »ie  wieder  auf  Querzäune  und 
Gruben  stossen,  werden  sie  genöthigt,  zu  dem  ersten  geradesten  Weg  zurückznkehren,  und  obgleich 
sie  sich  bemühen,  am  Rande  neben  der  Grube  vorbeizuspringen,  fallen  doch  welche  hinein.  Ein 


')  Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XI,  Heft  1 und  2,  8.  148. 


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Ueber  die  prähißtoriBclien  Opferstätten  am  Uralgebirge.  227 

jeder  Fänger  besieht  seine  Fanggruben  gewöhnlich  zwei  Mal  im  Monat  Wenn  das  gefangene 
Thier  noch  nicht  verendet  gefunden,  wird  es  mit  dem  Jagdmesser  abgefangen. 

Diese  Art  des  Fangens  der  Elennthiere  kann  jetzt  nur  noch  an  einzelnen,  dazu  besonders 
günstigen  und  zu  bestimmten,  oben  erwähnten  Zeiten  mit  sicherem  Erfolge  angewendet  werden.  In 
alten  Zeiten,  bei  grösserer  Verbreitung  der  Wälder  über  das  ganze  Gebirge  war  auch  das  Thier  in 
grösserer  Zahl  vorhanden  und  das  Fangen  desselben  wohl  leichter.  Darum  wird  die  Jagd  in 
neuerer  Zeit  auch  durch  Verfolgung  der  Tliiere  von  vielen  oder  einzelnen  Jägern  mit  Hunden 
getrieben,  was  besonders  im  Winter  auf  Schneeschuhen  geschieht.  Die  anderen  wilden  Thiere, 
wie  Bären,  Wölfe,  Füchse  u.  s.  w.  werden  geschossen  oder  mit  besonderen,  iur  jede«  Thier  an- 
gepassten Fallen  gefangen,  welche  wohl  noch  von  den  alten  Finnen  an  ihre  jetzigen  Nachkommen 
erblich  übergegangeu  und  grosse  Geschicklichkeit  und  Kenntnis«  von  der  Natur  dieser  Thiere 
verrathen. 


10.  Anmerkungen  über  das  Zeitalter  der  Opferst&tte. 

Nach  den  unzähligen,  beim  Bestellender  Aecker,  besonders  auf  befestigt  gewesenen  Plätzen 
(Gorodki)  in  der  Erde  gefundenen  uud  noch  jetzt  oft  vorkommenden  Artefacten  aus  Stein,  Knochen, 
Bronze  und  Eisen,  Gefassen  aus  Silber  und  alten  Münzen  kann  man  schliessen,  dass  alles  Land  im 
Gebiete  des  Kamallusses,  besonders  um  die  rechts  einfallenden  Nebenflüsse:  Inwa,  Tscherma», 
Obwa,  Garewaja  und  Thuii  bis  Laswa  herunter,  im  Alterthum  dicht  bevölkert  und  von  Volks- 
Stämmen  durchzogen  war,  welche  auf  einer  bedeutenden  Stufe  der  Cultur  standen.  Die  Befestigung 
vieler  Ansiedelungen  bezeigt  uns  auch,  dass  die  alten  Bewohner  hier  nicht  in  Buhe,  sondern  im 
Kampfe  mit  einander  oder  mit  den  Wandervölkern,  mochten  diese  aus  Asien  oder  Südeuropa  kommen, 
gestanden  haben.  Auch  findet  man,  weit  entfernt  von  diesen  Gorodki,  an  vielen,  jetzt  durch  Pflug 
bearbeiteten  und  wohl  damals  mit  Urwald  bedeckten  Orten  viel  kleine  Sachen  aus  Bronze,  welche 
als  glänzende  Beschläge  für  Gürtel  und  Pferdegeschirr  gedient  haben  mögen,  und  andere  Anti- 
kaglien,  welche  die  Beiter  mit  sich  trugen.  Es  mögen  wohl  dort  in  den  alten,  dichten  Wäldern 
kleine  Kämpfe  stattgefunden  haben.  Die  Leichen  der  Gefallenen  und  ihre  Pferde  blieben  im 
Walde  liegen,  der  Fäulnis«  und  den  Baubthieren  überlassen,  und  von  den  Sachen  blieben  nur 
metallene  und  andere  nicht  leicht  verwesliche  Gegenstände,  welche  durch  Moos  und  andere  vege- 
tabilische Bedeckung  des  Waldbodens  verborgen  und  mit  Hülfe  des  Regens  nach  und  nach  tief  in 
die  Erde  versanken. 

Nach  den  Namen  der  Flüsse  zu  urtheilen,  müssen  die  ersten  Ansiedler  dieser  Gegend 
Finnen  (Tschuden?)  gewesen  sein. 

Bekanntlich  gehört  die  Benennung  der  meisten  Flüsse  einer  Gegend  dem  Urvolke,  welches 
sich  zuerst  ongesiedelt  und  es  längere  Zeit  bewohnt  hat.  Die  später  bei  Durchwanderung  oder 
Ansiedelung  aufgetretenon  Völker  behalten  gewöhnlich  die  alten  Namen  der  Flüsse,  welche  für  sie 
wohl  die  bequemsten,  oft  die  einzigen  Communications wege  in  der  mit  Urwald  und  Sümpfen 
bedeckten  Gegend  waren. 

Alle  bedeutenden  Flüsse,  welche  aus  Thälern  der  Vorgebirge  vom  Ural  zwischen  57°  bis 
60°  nördl  Breite  entspringen  uud  in  den  Kama  münden,  sowie  auch  viele  von  denen,  welche  sich 
nach  Asien  wenden  und  in  den  Strom  Ob  einfliesseu,  tragen  finuische  Namen,  welche  in  der 

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228 


Alexander  Toplouchoff, 

Sprache  der  jetzt  hier  wohnenden  Permj&ken1)  und  auch  Svrjänen  ihre  Wurzel  finden.  Wir 
wollen  hier  einige  der  Flüsse  anfuhren,  welche  von  der  rechten  Seite  in  den  Kama  münden: 

Kossa  — bedeutet  trocken,  seicht:  wenig  Wasser  im  Sommer. 

Urol:  Ur  heisst  Eichhörnchen;  Olni,  oder  wie  die  Permjnken  Aussprachen,  Owni  — loben; 
nämlich  Wohnort  der  Eichhörnchen.  Nach  diesem  localen  Namen  ist  vielleicht  auch  das  ganze 
grosse  Gebirge  Ural  genannt  worden. 

Lisswa:  Lis  — Nadelholz,  wa  — Fluss;  Fluss  im  Nadelwald. 

Inwa:  in  — Weib,  wa  — Fluss,  Wasser. 

Obwa,  soll  aus  den  Worten  ib  — Feldland*)  und  wa  — Fluss  zusammengesetzt  sein,  welche 
Wortableitung  der  jetzigen  Beschaffenheit  des  Thaies  dieses  Flusses  zu  passen  scheint,  indem  es 
sich  durch  ausgebreitete,  fruchtbaro  Wiesen l&nder  auszeichnet.  Eine  sehr  starke  Bevölkerung 
dieser  Gegend,  aus  Russen  und  theils  auch  wohl  aus  der  mit  Finnen  gemischten  Race  bestehend, 
beschäftigt  sich  ausser  Ackerbau  mit  der  Pferdezucht.  Diese  Pferde,  von  kleinem  Wuchs,  kräftigem 
Muskelbau  und  grosser  Kraft  und  Ausdauer,  werden  auf  vielen  örtlichen  Pferdejahrmärkten  von 
den  Pferdehändlern  des  benachbarten  Gouvernements  Wjätka  in  grosser  Menge  angekauft.  Unter 
der  Benennung  „wjätskische  Pferde“  werden  sie  auf  llandelswegen  nach  den  westlichen  Gou- 
vernements und  zuletzt  sogar  über  die  Grenze  nach  Deutschland  unter  dem  Namen  „Russen“  geführt 

Garewaja:  Gari  — steil,  bergig;  Fluss  zwischen  Bergen. 

Thuii  heisst  Weg,  Strasse  nnd  es  soll  wirklich  in  alten  Zeiten  ein  Weg  neben  diesem  kleinen 
Flusse  gegangen  sein.  Von  der  Einmündung  dieses  Flusses  an  bis  zu  dessen  obersten  Quellen, 
welche  zwischen  tiefen,  waldigen  Schluchten  entspringen,  finden  sich  sehr  viele  Uoberbleibsel  von  alten 
befestigten  Wohnungen  (Gorodki).  Auch  fand  ich  dort  eine  Opferstätte,  ähnlich  wie  die  von  Garewaja. 

Ötscher,  besteht  ans  Worten  Osch  — Bär  und  Schor  — ein  Bach. 

Tscholwa  — stilles  Wasser;  Tschol  — schweig!  still l 

Von  den  Nebenflüssen  der  linken  Seite  des  Kama,  die  grössten  sind: 

Permjilkeu  nennen  sich  Corni  otir,  d.  h.  Comi-Volk.  Ben  jetzigen  Namen  bekamen  Hie  von  dem  Namen 
der  ganzen  Gegend  (Permien)  und  zwar  von  den  Nowgorodern,  unter  deren  Botmäßigkeit  nie  seit  dem  II.  Jahr* 
hundert  standen.  Sie  leben  meistens  im  Permgehen  Gouvernement,  besonders  in»  Diatricte  Solikanuk,  wo  sie 
das  ganze  Thal  de*  Flügges  Inwa  mit  allen  Beinen  Nebenflüssen,  eine  noch  waldige  Gegend,  bewohnen  und  Bich 
mit  Ackerbau,  Viehzucht  und  theils  mit  der  Jagd  beschäftigen.  Diener  Volksstamm  ist  nicht  im  Absterben 
begriffen,  wie  man  es  bei  einigen  Finnenstämmeu  bemerkt  haben  will.  80  hat  der  Geistliche,  Herr  Luk  anin, 
in  »einer  Broschüre:  ,Veber  den  Fortgaug  der  Bevölkerung  ira  Districte  Bolikamsk,  vom  Jahre  1856*  berichtet, 
dass  dort  im  Jahre  1841  die  ländliche  Ansiedelung  der  Permjäken  aus  16968  männlichen  Einwohnern  und 
16809  weiblichen  Geschlechts,  und  im  Jahre  1850  schon  an»  20091  männlichen  und  22641  weiblichen  Geschlechts 
bestand.  Nach  der  vergleichenden  Betrachtung  der  Einwohnerzahl  und  den  Lebensverhältnissen  der  Permjäken 
und  Russen,  welche  in  der  Stadt  Solikamsk  und  auf  den  Baiinen  wohnen  und  arheiten,  war  er  zmn  Schluss 
geführt,  dass,  wenn  der  Zuwachs  der  Bevölkerung  auch  in  der  Zukunft  eben  derselbe  bleibt,  wie  in  dem 
gesagten  Decenninn»,  wird  die  Zahl  der  Einwohner  in  folgende»  Zeiträumen  sich  verdoppeln:  in  den  permjä- 
kisclien  Dörfern  in  36  Jahren,  in  der  Stadt  in  54,  in  deu  Berg-  and  Hüttenwerken  in  59  und  in  den  Salinen  in 
69  Jahren.  Man  muss  bemerken,  dass  die  in  den  Dörfern  lebenden  Permjäken  damals  grösstentheils  sogenannte 
Leibeigene  der  Familie  des  Grafen  Stroganoff  waren  und  unter  sorgfältiger  Administration  standen. 

2|  Bei  dieser  hier  allgemein  angenommenen  Erklärung  des  Wortes  Obwa  kann  ich  nicht  umhin  zu  be- 
merket», dass,  wenn  die  Finnen  die  hiesige»)  Autochthoneu  gewesen,  konnten  sie  den  Fluss  nicht  nach  Wiesen 
• aier  Ackerland  benennen,  da  dieses  Wort  schon  eine  bedeutende  vorherige  landwirtschaftliche  Cultur  bezeigt; 
denn  das  I^aml  war  wohl  ursprünglich  mit  Wald  und  Kämpfen  t»esetzt;  oder  wenn  die  Ableitung  des  Wortes 
richtig  ist,  muss  man  »umehmen,  dass  die  Finnen  hier  schon  angebautes  Laud  gefunden,  von  irgend  einem 
anderen  Volke  cultivirt. 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  229 

Wische ra:  Wi  — Butter,  auch  Oel;  Schor  — Bach,  Fluss. 

Tachusowaja,  bestellt  aus  Worten  Tscbusch  — schnell,  reissend,  und  wa  — Wasser,  was 
ftlr  den  Fluss  auch  sehr  bezeichnend  isL 

Hit  weniger  Bestimmtheit  kann  man  die  Wortableitung  des  Namens  Kama  annehmen,  welches 
aus  dem  Syrjänischen  Wort  Kam  stammen  sollte,  wa«  stark  fallen,  Fluss  mit  starkem  Fall,  bedeutet. 

Von  den  Flössen,  welche  von  den  Höhen  de«  Uralgebirgcs  nach  Osten  laufen  und  finnische 
Namen  tragen,  sind  besonders  zu  erwähnen:  Loswa,  Soswa,  Tura  und  Kuschwa. 


11.  Tsohuden  und  fhre  Bergwerke. 

Alle  finnischen  Namen  der  Flüsse  und  alle  prähistorischen  Artefacten,  welche  in  der  Erde 
gefunden  werden  und  fremdartig  sind,  werden  hier  tschudisch  genannt,  und  unter  dieser  Benennung 
sind  auch  die  alten  verlassenen  Ansiedelungen  seit  dem  16.  Jahrhundert  urkundlich  bekannt, 

Ueber  die  Ursache  der  Auswanderung  der  Tschuden  aus  der  Gegend  berichtet  eine  Volks- 
legende:  Die  Fürsten  und  Obersten  der  Tschuden,  von  den  russischen  Missionären  und  Ansiedlern 
gedrängt,  bauten,  um  ihre  heidnische  Religion  zu  retten  und  als  Märtyrer  im  Lande  ihrer  Väter 
zu  sterben,  unterirdische  Gänge,  wo  sie  sich  mit  ihren  Familien  und  Schätzen  verbargen,  endlich 
aber  die  hölzernen  Stützen  der  Erdgänge  Wegnahmen  und  sich  auf  diese  Weise  lebendig  begruben. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  Volkslegendcn  oll  weit  entfernt  von  der  historischen  Wahrheit  und 
gewöhnlich  anachronistisch  sind.  Es  könnte  wohl  6ehr  möglich  sein  und  ist  sogar  wahrscheinlich, 
dass  die  Vertreibung  der  Tschuden  nicht  von  Christen  auBgegangcn,  sondern  von  Muhammedanern  *)» 
zur  Zeit  der  Verbreitung  des  Islams  in  den  Gegenden  der  Wolga  und  Kama,  im  10.  Jahrhundert. 
Die  Lehre  des  Muhammeds  wurde  ja  immer  durch  Zwang,  Gewalt  und  Krieg  aufgedrungen  und 
die  friedlichen  Tschuden  sind  zu  schwach  gewesen  gegen  den  mächtigen  und  fanatischen  Feind. 

Mau  hat  bis  jetzt  in  der  Gegend  hier  keine  Begräbnissplätze  mit  Schätzen  aufgedeckt  und  die 
oben  erwähnte  Legende  bezieht  «ich  möglicherweise  auf  die  verlassenen  Silber-  und  Kupferberg- 
werke, deren  im  Altaigebirge  viele  vorkormneu  und  auch  einige  am  Uralgebirge  angetroflen 
wurden.  Sie  waren  seit  langer  Zeit  den  örtlichen  Bewohnern  unter  dem  Namen  „tschudische 
Gruben**  bekannt  und  haben  «eit  der  Ansiedelung  der  Russen  ofl  zur  Anlegung  des  geregelten 
Bergbaues  Veranlassung  gegeben.  In  dieser  Hinsicht  ist  am  Ural  das  Kupferbergwerk  Gumcschek, 
welches  nicht  weit  nach  Süden  von  Ekaterinburg,  im  Bergwerksbezirk  Sisert,  liegt,  am  merk- 
würdigsten. Der  Bergbau  dort  ist  im  Jahre  1702  angefangen  worden.  In  der  neueren  Zeit  hat 
.man  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Artefactc  gerichtet,  welche  in  den  alten  Grubengängen  gefunden 
und  vou  dun  Arbeitern  angezeigt  wurden.  Es  ist  darin  gefunden  worden:  1)  Im  Jahre  1774,  in 
der  Tiefe  von  15  Faden  (31,45  in),  Grubenholz  au«  Birke  und  zwei  Fausthandschuhe  aus  Elenn* 
lederfell;  die  Haare  noch  darauf.  Der  letzte  Fund  bezeigt,  dass  der  alte  Grubenbau  im  Winter 
betrieben  wurde.  2)  Im  Jahre  1778,  bei  Führung  einer  Wasserstrecke  in  der  Tiefe  von  15  Faden, 
fand  man  eine  Mütze  aus  Zobelfell,  mit  baumwollenem  Zeug  gefuttert,  welches  ganz  morsch  war. 

*)  Du«  häufige  Vorkommen  auf  den  Opfcrstütten  von  Pferde-  und  Schweineknochen  beweist  deutlich,  dass 

das  Volk,  welches  diese  SpeiaeüberreRte  anhäufte,  sich  weder  zum  Islam  noch  zum  Christoutlmm  bekannte.  Die 
ersten  l'hiere  werden  hier  von  Christen,  die  anderen  von  Muhammedanern  nicht  gegessen. 


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230 


Alexander  Teplouchoff, 

3)  Im  Jahre  1794,  bei  14  Faden,  zwei  Menschensch&del  und  einige  Extremitätenknochen,  vier  Säcke, 
53  ein  lang  und  40  cm  breit,  aus  ungegerbtem  Elennieder,  zwei  kupferne  Brechstangen,  jede  zwei 
Pfund  schwer,  und  ein  eisernes  kleines  Messer  mit  knöchernem  Griff.  Im  Jahre  1801,  bei  der 
Ausarbeitung  eines  Schachtes  und  bei  9 Faden  Tiefe,  Grubenholz  aus  Kiefer  und  Lärche,  ‘eine 
kleine  Schale  aus  Birkenholz  und  ein  Kiemen  aus  Hirschleder.  5)  Im  Jahre  181  ü,  acht  Faden  tief, 
Lärchen-  und  Birken bauholz.  6)  Im  Jahre  1834,  bei  9 Faden  Tiefe,  Grubenholz  aus  Birke,  Lärche 
und  Kiefer  und  ein  Fausthandschuh  aus  Schafleder.  Im  Jahre  1836,  bei  10  Faden,  Stücke  von 
Pelz,  eine  Schaufel  und  eine  grosse  zweizinkige  Gabel  aus  Kieferholz.  Ausserdem  zu  verschiedenen 
Zeiten,  in  der  Tiefe  von  11  bis  13  Faden,  fand  man  angekohlte  (zur  Beleuchtung)  llolzspänc.  Das 
Grubenholz  bestand  überall  aus  dünnen  Stümmchen  und  nur  die  Stollen  waren  damit  befestigt. 
In  den  Schachten  hat  man  kein  Befestigungsholz  an  getroffen , was  auch  auf  die  Arbeit  in  der 
Winterzeit  hin  weist. 


12.  Gorodisohtsohi. 

Die  Opferstiittcn,  welche  durch  die  grossen  Anhäufungen  von  Knochen  gekennzeichnet  sind, 
stehen  in  offenbarer  Beziehung  zu  den  Gorodischtsehi  (Gorodki),  theils  wegen  der  Gleichartigkeit 
des  TypuH  der  darin  gefundenen  Kunsterzeugnisse,  z.  B.  des  Thongeschirrs , theils  wegen  ihrer 
Nähe  untereinander.  DarAns,  dass  die  OpferBtätten  nicht  befestigt  waren,  muss  man  schliesscn, 
dass  diese  Orte  von  allen  Bewohnern  der  Gegend  geachtet  wurden,  oder  auch,  dass  sie  als  Cultus* 
platze  des  zahlreicheren  und  mächtigeren  Theiles  der  Bewohner  angesehen  waren.  Die  unzfdiligen 
freien  Funde  ausserhalb  der  Gorodki  beweisen,  das«  die  meisten  Ansiedelungen  der  Tschuden  nicht 
befestigt  waren  und  sich  zu  diesen,  wie  im  Mittelalter  viele  Dörfer  zu  den  Schlössern  der  Kitter 
verhielten. 

Das  Wort  Gorodischtsche  oder  Gorodok  stammt  aus  dem  russischen  Worte  goroditi,  o goroditi 
(umzäunen,  ummauern  zum  Zweck  der  Befestigung);  daher' wird  auch  die  Stadt  russisch  Gorod 
genannt,  weil  die  alten  Städte  iu  Russland,  wie  auch  überall  im  Alterthiunc,  durch  Mauern  befestigt 
waren.  Die  hiesigen  Gorodki  der  Tschuden  scheinen  mir  mehr  oder  weniger  ähnliche,  befestigte 
Wohnplätze  gewesen  zu  sein,  welche  in  Westrusslnnd  und  in  vielen  Gegenden  des  mittleren 
Europas  unter  verschiedenen  localen  Benennungen  Vorkommen,  wie  z.  B.  Bauerburgen,  Ringwälle, 
Bauerfestungen,  Ilradiste,  Burgwälle,  Wallberge,  Ilansberge,  Verschanzungen,  Pfahlberge,  theils 
wohl  auch  Schwedenschanzen  u.  s.  w. 

Es  ist  von  einigen  deutschen  Archäologen  schon  bemerkt  worden,  dass  ähnliche  alte  Ansiede-, 
lungen  auch  an  den  Orten  mit  Erdw allen  befestigt  waren,  wo  hinreichende  und  passende  Steine 
zu  Gebote  standen,  um  zweekmässigere  Schutzmauern  aus  Stein  ausfuhreu  zu  können.  Die  Penusche 
goognostische  Formation  bietet  zwar  keine  geeigneten  Stein materialien  zum  Aufbauen  von  Mauern 
dar,  doch  sind  hier  dafür  Wälder  genug  gewesen,  um  hölzerne  Zäune  nufzuführen,  sowie  es  die 
ersten  russischen  Ansiedler  im  15.  und  16.  Jahrhundert,  bei  Errichtung  ihrer  Festen  (Gorodki) 
auch  gethnn  haben.  Die  Stadt  Bojgara  an  der  Wolga  wurde  noch  im  11.  Jahrhundert  mit  einer 
Mauer  au«  Eiehcuholz  umgeben.  Und  doch  sind  die  alten  Gorodki  hier  mit  Erdwällon  befestigt 
gewesen,  obgleich  an  Hauinstrumcntcn,  zur  Bearbeitung  der  Holzstämmc  für  die  Wände,  es  ihnen 


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Ueber  die  prähistorischen  Opferstätten  am  Uralgebirge.  231 

nicht  gefehlt  zu  haben  scheint.  Daraus  kann  man  folgern,  dass  der  Brauch,  ErdwAlle  aufznfuhren, 
irgend  einem  der  hiesigen  Ur Völker  eigen  war,  mögen  es  Finnen  oder  ein  anderer  Volksstamm 
gewesen  sein. 

Diese  Analogie  in  der  Befestigung  der  Wohn  platze  mit  Erd  wällen  hier  und  in  Deutschland, 
zusammengenommen  mit  der  Aclmlichkeit  der  Thongefuasornamentirung  und  vieler  anderer  Arte- 
facten  spricht  für  die  Identität  der  alten  Völker.  Uebrigens  sieht  man  aus  der  alten  Chronik  Ober 
das  Leben  und  Wirken  des  heiligen  Stephanus,  dass  die  am  Flusse  Witschegda  wohnhaften  Syr- 
jänen  noch  im  14.  Jahrhundert  Gorodischtscbi  mit  Erd  wällen  bauten,  und  zwar  zum  Schutz  gegen 
die  Wogulen.  Die  zum  Christenthum  bekehrten  Syrjänen  sollen  für  den  Episkop  eine  befestigte 
Wohnung  errichtet  haben,  in  der  Nähe  der  jetzt  nicht  mehr  existirenden  Stadt  Usstwum  (ungefähr 
unter  68f  Länge  und  62°  nördl.  Breite),  indem  sie  eine  Berganhöhe  entwaldeten,  sie  mit  Erd- 
wällen  und  Gräben  umgaben  und  durch  kQnstlicho  Bodeuabschnitte  steil  machten. 


13.  Münzen. 


Es  ist  mir  nicht  bekannt,  dass  auf  den  Opferstätten  Münzen  gefunden  worden.  Dagegen 
trifft  man  nicht  selten  orientalische  Münzen,  als  freie  Funde  bei  Beackerung  der  Felder,  zerstreut 
in  der  Erde  liegen.  Es  sind  auch  ganze  Funde  davon  bekannt.  Im  Jahre  1846,  in  der  Besitzung 
des  Grafen  Stroganoff,  im  Distriot  Solikamsk,  hat  man  einen  bedeutenden  Silberfund  ausgegmben, 
bestehend  aus  sassanidischen  Münzen  des  5.  und  6.  Jahrhunderts.  Im  Jahre  1851,  im  Distriet 
Krasnoufimk  (auch  im  Perrnschen  Gouvernement),  in  der  Nähe  vom  Dorfe  Sehestakoff,  ist  ein 
Fund  von  goldenen,  silbernen  und  steinernen  Artefacten  ausgegraben  worden  mit  20  sassani- 
dischen,  byzantinischen  nnd  indobactrianischen  Münzen  des  5.,  6.  und  Anfang  des  7.  Jahrhunderts. 
Ich  besitze  auch  einige  asiatische  Münzen,  uls  freie  Funde  hier  in  der  Umgegend  gesammelt  Die 
zehn  bei  mir  gegenwärtig  befindlichen  sassanidischen  und  samanidischen  Münzen  umfassen  die  Zeit- 
periode  von  457  bis  906  n.  Chr.  Geburt 

Es  ist  gewiss  sehr  angenehm,  wenn  der  Berichterstatter  seinen  Lesern  auch  zugleich  Näheres 
über  das  Alter  der  von  ihm  gefundenen  Alterth Ürner  geben  kann,  sowie  darüber,  welchem  Volke 
dieselben  angehörten ; leider  kann  ich  bis  jetzt  über  das  Alterthum  der  beschriebenen  Opferstätten 
nichts  Bestimmtes  berichten.  In  diesem  Aufsatze  wollte  ich  nur  eine  Beschreibung  derselben 
geben  und  muss  es  dem  geneigten  Leser,  welcher  in  der  Archäologie  kundig  ist,  überlassen,  selbst 
seine  Schlüsse  daraus  zu  ziehen. 

A.  Teplouchoff. 


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Erklärung  der  Tafeln. 


Tafel  V. 

Kitrur  1 bi«  13.  Knochen  pfeile, 

. 14.  Artefacte  aus  Knochen. 

. 15  u.  10.  Artefacle  aus  Stein. 

, 17  bis  23.  Kiserne  Werkzeuge. 

„ 20  bia  36.  Perlen  au«  Glas  und  Stein. 


Tafel  VI. 

Figur  40  bi«  02.  Thongefänae. 

, 63  bis  64.  Bildwerke  aus  Bronze. 

„ 65  bU  08.  Artefact«  aus  Knochen. 


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vm. 

Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von 
Lebenden  und  von  Schädeln  oder  Skeletten. 

Von 

Dr.  Gottschau  in  Würeburg. 

(Hierzu  Tafel  VII.) 

Physiognoraischc  Aufnahmen  wurden  bisher  in  der  Weise  ausgeführt,  dass  man  die  Figur 
entweder  auf  einen  eingcthcilten  Hintergrund  projicirte,  oder  mit  einem  in  der  mittleren  Trans- 
versalebene  aufgestellten  Metermaass  photographirte.  An  den  so  erhaltenen  Photographieen  kann 
man  aber  nur  die  in  der  mittleren  Transversalebene  gelegenen  Distanzen  genau  messen,  und  für 
jede  vor  oder  hinter  der  mittleren  Transversalen  gelegene  Ebene  muss  aus  der  Grösse  des  OefFuungs- 
winkeis  vom  Objectiv  uud  dem  gegebenen  Maassc,  oder  aus  ihm  und  seinem  Abstande  vom  Ohjectiv 
das  Maassverhältniss  berechnet  und  danach  die  bezüglichen  Maassc  grösser  oder  kleiner  projicirt 
werden.  Dass  dies  Verfahren  ein  ebenso  mühsames,  wie  wenig  genaues  ist,  erhellt  schon  daraus, 
dass  mau  schwer  im  Stande  sein  wird,  ohne  umständliche  Messungen  die  Dicke  des  Objects  an 
allen  Theilen  genau  festzustellen.  Jedoch  auch  abgesehen  von  solcheu  Schwierigkeiten  beschränkt 
sich  jede  Messung  immer  nur  auf  Distanzbestimmungen  in  gerader  Linie,  oder  auf  Messungen 
kürzester  Entfernungen  zwischen  zwei  Punkten  in  einer  Ebene,  so  dass  die  Circumferenzeu  nach 
dem  Hilde  nicht  festgestellt  werden  können. 

Es  müsste  daher  nicht  nur  eine  willkommene  Erleichterung,  sondern  auch  ein  nicht  zu  unter- 
schätzender Vortheil  für  das  Messen  an  physiognotnischen  Abbildungen  sein,  wenn  es  ermöglicht 
würde,  ohne  viel  Schwierigkeiten  von  einem  photographischen  Bilde  genaue  Distanz-  und  Circum- 
ferenzmaassc  abzunehmen. 

Diesen  Forderungen  gerecht  zu  werden,  habe  ich  mich  bemüht,  und  einen  Messapparat 
angefertigt,  welcher  an  das  zu  photographirende  Object  gelegt  und  mit  ihm  zugleich  abgebildet 
wird.  Die  zwei  Hauptbedingungen,  welche  derselbe  erfüllen  soll,  sind: 

1)  die  Möglichkeit,  in  jeder  Ebene  für  das  Bild  genaue  Maasse  zu  haben; 

2)  die  Möglichkeit,  Circumferenzeu  so  genau,  wie  am  Körper  selbst,  auch  an  der  Photographie 
zu  bestimmen. 

Archiv  fax  Anthropologie.  Dd.  XII.  34) 


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234 


Dr.  Gottschau, 


Beide  Aufgaben  glaube  ich  nach  mehrfachen  Verfluchen  an  Lebenden  und  an  waccrirtcn 
Schädeln  gelöst  zu  haben;  und  ich  darf'  mir  daher  wohl  erlauben,  meinen  Apparat  und  einen  Theil 
der  damit  vorgenommenen  Messungen  der  Oeffentlichkeit  zur  Begutachtung  zu  übergeben. 

Der  Apparat  besteht  aus  verschiedenen  Reihen  mit  einander  verbundener  und  unter  flieh 
selbst  beweglicher  Quadrate  aus  Neusilberdraht  von  1 mm  Dicke.  Die  Seiten  jedes  Quadrats  sind 
genau  5 cm  lang  von  der  Mitte  je  zweier  gegenüberliegenden  Drahtstabe  gerechnet,  und  jedes 
Quadrat  flchlieast  somit  einen  Fläehenraum  von  25  Quadratcentimcter  ein.  Die  Anfügung  eines 
Quadrates  an  das  vorhergehende  ist  derart,  dass  drei  Seiten  eines  solchen  aus  einem  Stück  Draht 
bestehen,  und  die  vierte  von  der  mittleren  Seite  des  vorangehenden  Quadrates  gebildet  wird, 
indem  die  zwei  gegenüberliegenden  Seiten  eine»  jeden  nach  einer  Seite  offenen  Drahtquadrates 
am  Ende  nach  Innen  eine  kleine  flache  Oese  tragen,  die  auf  die  eine  mittlere  Seite  des  vorher- 
gehenden Quadrates  aufgezogen,  mit  diesem  ein  kleines  Charuier  bildet  So  wird  die  Beweglich- 
keit zweier  Quadrate  um  die  eine  Seite  als  Axe  bewirkt,  ohne  dass  ein  Quadrat  in  sich  verändert 
wird.  Die  beiden  mit  Oesen  versehenen  Drahtstäbcben  werden  durch  2 mm  lange  feine  Röhrchen, 
welche  auf  die  betreffende  mittlere  Seite  gelöthet  sind,  am  Verschieben  nach  Innen  gehindert; 
nach  Aussen  bieten  die  scharf  (in  einer  Matrice)  umgebogenen,  daran  stosseuden  Seiten  ein 
genügendes  Hinderaiss,  am  ein  Ausweichen  der  Seiten  nach  dort  zu  verhüten. 

Eine  derartige  Reihe  aneinander  hängender  Quadrate  wird  bei  einer  photograplöschen  Auf- 
nahme in  der  mittleren  Sagittalebene  über  Kopf  und  Rumpf  an  alle  Körpcrtheile  möglichst  dicht 
angelegt;  seitliche  Reihen  schüessen  sich  an  um  Kopf,  Schultern  und  Hüften,  also  in  horizontalen 
Ebenen  um  verticale  Axon  gebogen.  An  das  passendste  dieser,  den  Rumpf  in  horizontaler 
Richtung  umgebenden  Quadrate  wird  in  der  mittleren  Sagittalebene  eines  Annes  und  Fusses 
derselben  Seite  wieder  je  eine  senkrecht  hängende  Reihe  von  Quadraten  an  einem  5 cm  langen 
mit  federnden  Haken  versehenen  Drahtstäbchen  eingehnngen.  Diese  Folge  von  Quadraten  ist  am 
Anne  sehr  kurz,  am  Beine  reicht  sie  der  ganzen  Länge  nach  bis  zur  Fussspitze.  In  horizontaler 
Richtung  umgeben  Oberarm  und  Oberschenkel  wieder  eine  Anzahl  von  Quadraten,  welche  ich  am 
Oberarm  an  das  dritte  obere  Quadrat,  am  Oberschenkel  an  das  sechste  befestigt  habe.  Dass  diese, 
sowie  die  übrigen  horizontal  gelegten  Quadratreihen  den  Rmnpf  oder  die  Extremität  in  ihrer 
ganzen  Circuraferenz  bedecken,  ist  weder  nothwendig  noch  wünschenswerth,  da  ein  Uebereinander- 
liegcn  von  Quadraten  unvermeidlich  wäre,  wenn  ein  solches  Quadratband  länger  als  der  betreffende 
Umfang  des  Körpertheilos  wäre.  Zur  Messung  einer  Circumferenz  am  Rumpfe  genügt  aber  bei 
dem  bilateral  symmetrischen  Bau  desselben  da»  Maass  des  halben  Umfanges.  Man  erreicht  daher 
ein  genügendes  Resultat,  wenn  mau  für  die  en  face  Photographie  über  die  ganze  vordere  sichtbare 
Fläche,  für  die  en  profil  Photographie  über  die  eine  Seitenfläche  ganz  und  über  die  hintere  Fläche 
etwas  mehr  als  die  Hälfte  die  besprochenen  Quadrate  spannt. 

Befestigt  werden  nur  die  horizontal  laufenden  Quadratreihen,  und  zwar  geschieht  dies  durch 
Zusaminenschnalleu  zweier  Bändchen,  welche  bei  jeder  Reibe  an  der  vertical  stehenden  Seite 
(Axenseite)  der  beiden  Endquadrate  angebracht  sind. 

Von  diesen  Bändchen  trägt  das  kürzere,  von  bestimmter  Länge,  z.  B.  10  bis  25  cm,  eine  ein- 
fache Schnalle,  das  andere  bedeutend  längere  ist  in  Centiraeter  eingetheilt  Stärkeres  oder 
schwächeres  Anziehen  des  durch  die  Schnalle  gezogenen  längeren  Bandes  bewirkt  geringere  oder 
grössere  Weite  der  Umspannung. 


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Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  235 

Die  vertical  laufenden  Quadrate,  welche  in  der  Mitte  des  Kopfes,  deB  Kumpfes  und  der 
Extremitäten  liegen,  werden  schon  durch  die  anderen  zu  jhnen  senkrecht  verlaufenden  hangend 
erhalten;  es  muss  aber  bei  ihnen  auf  ein  aUseitiges  Anliegen  geachtet  werden,  und  es  ist  daher 
zweckmässig,  damit  sie  dem  Halse  und  Fussrücken  möglichst  gut  anliegon,  sie  durch  ein  über  sie 
um  den  betreffenden  Körpertheil  geschlungenes  Bündchen  demselben  näher  zu  bringen.  Sollten 
dennoch  vielleicht  am  Kumpfe  bei  kleiner  Figur  durch  zu  grossen  Abstand  deB  horizontalen 
Schulterbandes  vom  Gürtelbande  nicht  alle  Quadrate  gleichmäßig  aulicgen,  so  Hesse  sich  dem 
Uebelstande  dadurch  abhelfen,  dass  man  zwischen  den  beiden  horizontalen  Bändern  drei  Quadrate 
der  Verticalreihe  über  einander  klappt,  wodurch  eine  Verkürzung  von  10  cm  erreicht  wird;  durch 
eine  noclimaligc  kleinste  Verkürzung  — nur  möglich  in  der  eben  beschriebenen  Weise  — würden 
im  Ganzen  also  20  cm  ausgeschaltet  werden,  und  so  fort  Die  auf  dem  Bilde  dadurch  entstehende 
Undeutlichkeit  der  über  einander  liegenden  Quadrate  ist  nicht  Behr  bedeutend,  und  verhindert 
nicht  das  Ablesen  der  Maasse,  da  die  genau  gearbeiteten  Quadrate  beim  Uebereinonderiiegen  sieh 
vollständig  decken.  Nur  zum  Bestimmen  der  grössten  und  kleinsten,  nicht  einfach  abzulesenden, 
sondern  mit  dem  Zirkel  zu  bestimmenden  Verhältnisse  sind  diese  Quadrate,  wie  weiterhin  erläutert 
werden  wird,  nicht  zu  verwerthen. 

Zur  Angabe  des  Brustumfanges  sind  an  eins  der  mittleren  vertical  hängenden  Quadrate  etwas 
unterhalb  der  horizontalen  Schulterreihe  zwei  lange  in  5 cm  getheilte  lhlnder  angebracht,  die  auf 
dem  Kücken  in  gleicher  Weise  wie  die  vorigen  Bänder  zusammengeschnallt  werden.  (Dio  Länge 
des  einen  mit  einer  Schnalle  versehenen,  kürzeren  ist  40  cm,  das  andere  kann  beliebig  lang  gewählt 
werden.)  Da  es  sich  hier  nur  um  den  Brustumfang  handelt  und  etwaige  Distanzmaa&se  ander- 
weitig abgenommen  werden  können,  so  erfüllt  ein  leinenes  graduirtes  Band  am  besten  diesen  Zweck. 

Dieser  ganze  einfache  Apparat  kann  in  einem  Kästchen  geborgen  werden,  dessen  Grösse 
20  cm  Länge  und  Breite  und  10  cm  Höhe  beträgt.  Es  ist  dies  dadurch  möglich  gemacht,  dass 
die  Oescn  der  einzelnen  Quadrate  alle  nach  Hinten  resp.  nach  Vorn  ausgebogen  sind,  so  dass  bei 
jeder  Oese  die  mittlere  Längsaxe  nicht  durch  das  zum  Durchstecken  des  Drahtes  bestimmte 
Löchelchen  geht,  sondern  1 mm  seitlich  bei  demselben  vorbei.  So  ist  man  im  Staude,  in  jeder 
Keihe  von  Quadraten  eines  auf  das  andere  zu  legen. 

Die  Kosten  lur  den  Apparat  sind  nicht  so  hoch,  als  man  nach  der  subtilen  Arbeit  schliessen 
sollte.  Meinen  eigenen  Apparat  hat  Herr  Schreiber,  Berlin,  Tauhenstrassc  10,  angefertigt  Herr 
Schreiber  erbietet  sich  bei  Anfertigung  mehrerer  Apparate  jede«?  einzelne  Quadrat  für  20  Pfennige 
herzustellen,  so  dass  die  Gesammtkosten  sich  auf  circa  20  Mark  belaufen  würden. 

Das  Anlegen  des  Apparates  geschieht  in  folgender  Weise:  Es  werden  die  Kopfquadrate 
dem  Individuum  zuerst  übergelegt,  und  zwar  so,  dass  eine  Keihe  in  die  mittlere  Sagittalebene  des 
Kopfes,  die  andere  mit  Bändern  versehene,  in  die  Horizontalebene  der  Augen  zu  liegen  kommt. 
Die  horizontale  Lage  der  letzteren  Keihe  muss  so  genau  wie  möglich  hcrgestellt  werden,  da  die 
perpeudiculär  stehenden  Seiten  der  Quadrate  in  ihren  perspectiv i sehen  Verkürzungen  die  Maass- 
Verhältnisse  für  die  durch  sie  hindurchgehenden  Frontalebenen  bestimmen,  und  eine  Verkürzung 
dieser  Stäbchen  durch  Schrägslcllcn  derselben  jedes  Messen  illusorisch  machen  würde.  Es  ist 
daher  bei  einem  stark  progoathen  Gesicht  viel  eher  Abstand  zu  nehmen  von  genauem  Anliegen 
der  oberen  und  unteren  horizontal  Hegenden  Stäbchen  der  horizontalen  Kopfreihe,  als  von  richtiger 
Stellung  der  vertical  stehenden. 

30* 


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236 


Dr.  Gottschaii, 


Es  ist  wohl  nicht  nothwendig  zu  erwähnen,  dass  die  Kopfstellung  hierbei  vieles  aasgleichen 
kann,  ohne  dass  sie  gerade  eine  ausserge wohnliche  zu  werden  braucht.  Ist  da«  horizontale  Kopf- 
band durch  Anziehen  der  Leinwandbänder  befestigt,  so  wird  der  obere  längere  Theil  der  sagittalen 
Quadratreiho  über  den  Kopf  zurückgeschlagen,  während  an  den  unteren  kürzeren,  und  zwar  in  da» 
unter  dem  Kinn  befindliche  Quadrat  der  Rumpfthcil  des  Apparates  eingehängt  wird.  Zweckmässig 
ist  hierbei,  zuerst  nur  die  nach  unten  laufenden  Quadrate  zu  entfalten,  die  seitlichen  aber  zusamraen- 
gehunden  zu  lassen,  bis  sio  befestigt  worden.  Die  Schulterquadrate  verlaufen  um  Thorax  und 
Schultern  und  müssen  sich  vorn  über  die  ganze  Breite  des  Körpere  erstrecken.  Auf  dem  Rücken 
gehen  sie  nur  auf  einer  Seite  über  die  Scapula  und  überschreiten  etwas  die  Rückenfurche.  Auch 
hior  geschieht  die  Befestigung  in  gleicher  Weise  wie  oben,  durch  ein  Leinwandband  mit  Schnalle. 
Die  Stelle,  wo  sich  die  Proc.  spinosi  befinden,  wird  durch  ein  kleines  5 cm  langes  abstehendes 
Drahtstückchen  markirt,  wenn  die  betreffende  Mitte  nicht  mit  einem  verticalen  Drahtstäbchen 
zusammcnfällt.  Es  folgt  nun  das  Anlegen  des  Gürtelbandes  und  das  Einschnallen  des  leinenen 
Brustbändchens,  welches  dicht  über  die  Brustwarzen  zu  liegen  kommt,  macht  am  Rumpfe  den 
Schluss.  Unnöthig  ist  wohl  zu  bemerken,  dass  die  längste  Reihe  von  Quadraten  bei  dem  Gürtel- 
wie  bei  dem  Schulterbande  sieh  auf  einer  Seite  befinden  müssen. 

An  die  um  Gürtel  und  Schulter  gelegten  Quadratbänder  werden  schliesslich  die  Extremitäten- 
theile  eingehangen,  und  zwar  in  derselben  Weise,  wie  der  Kumpftheil  an  dem  Kopftheile  befestigt 
wurde,  d.  h.  an  das  Quadrat  der  Schulter-  oder  Hüllreihe,  welches  in  der  mittleren  Verticalebene 
des  Armes  und  Fusses  gelegen  ist,  werden  die  bezüglichen  Theile  an  federnden  5 cm  langen 
Haken  eingehangen.  Von  diesen  Theilen  ist  der  für  die  obere  Extremität  bestimmte  kleiner  wie 
alle  anderen:  auf  den  beigefTigten  Photographicen  endigt  die  Verticalreiho  mit  dem  dritten  Quadrat 
und  von  diesem  gehen  die  horizontalen,  vier  an  der  Zahl,  seitlich  ab.  Heber  die  untere  Extremität 
verlaufen  die  Quadrate  längs  derselben  bis  zur  Fussspitze.  Sie  nehmen  ihren  Verlauf,  wie  schon 
oben  bemerkt,  vom  Gürtolband  aus.  Seitlich  sind  auch  hier  um  den  oberen  Theil  des  Ober- 
schenkels Quadrate  angefugt,  und  ein  einfaches  graduirtes  Band  umschlicsst  das  Kniegelenk. 

Ist  so  der  Apparat  dem  Körper  im  Grossen  und  Ganzen  angepasst,  so  ist,  bevor  die  photo- 
graphische Aufnahme  vor  sich  geht,  auf  ein  möglichst  allseitiges  Anliegen  sämmtlicher  Quadrate 
in  der  schon  oben  angegebenen  Weise  vermittelst  der  Leinwandbinder  zu  achten. 

Von  jedem  Individuum  sind  zwei  Aufnahmen1)  anzufertigen: 

1)  eine  en  face  Photographie; 

2)  eine  Ansicht,  bei  welcher  der  Kopf  genau  im  Profil,  der  Körper  selbst  aber  etwas  über 
Profil,  d.  h.  der  Rücken  so  viel  als  möglich  dem  Objectiv  zugewandt  Bteht. 

Vor  jedesmaligem  Ocfinen  des  Objectivs  ist  auf  möglichst  genaues  Anliegen  der  verticalen 
Quadrate  und  auf  möglichst  senkrechte  Stellung  der  perpendiculär  stehenden  Quadratsciten  in  den 
horizontal  verlaufenden  Reihen  zu  achten. 

Bevor  ich  auf  den  Nutzen  des  Apparates  und  auf  die  Art  der  Messung  des  Weiteren  ein gehe, 
will  ich  noch  das  Anlegen  des  Kopftheile«  vom  Apparat  an  einen  macerirten  Schädel  auseinander- 
setzen,  da  hier  der  Apparat  noch  eine  Vervollständigung  erfahren  hat,  nnd  eine  Erklärung  des 

*)  Di«  beigegebenen  Photographieon  sind  vom  Photographen  Herrn  Qünther,  Berlin,  Porotheenstrasne  83, 
allgefertigt,  der  mit  gruaaetn  lutere***  für  die  Sache  die  verschiedenaten  Aufnahmen  häutig  nur  versuchtweise 
ver&ufttallet  bat. 


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Neuer  Messapparat  fiir  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  237 

Messens  am  macerirten  Schädel  instructiver  und  leichter  ist,  wie  am  ganzen  Körper,  zumal  am 
macerirten  Schädel  nicht  nur  viel  mehr  Maasse  aufgestellt  werden  können,  sondern  auch  die 
Messungen  genauer  ausfallen  müssen,  als  am  Körper,  weil  die  Me stp unkte  genau  und  unverrückbar 
gegeben  sind. 

Zum  Bestimmen  der  Tiefe  der  Orbita  und  zum  Feststellen  deB  Winkels,  welchen  die  Augen* 
axen  nach  hinten  verlängert  mit  einander  bilden,  sind  zwei  Stangen  conBtruirt,  welche  12  cm  lang, 
am  einen  Ende  einen  Knopf  tragen  und  von  hier  aus  in  Centitneter  eingetheilt  sind.  Sie  stecken 
beweglich  in  einer  Hülse,  die  wiederum  auf  einem  an  den  Enden  mit  Häkchen  versehenen  5 cm 
langen  runden  Drahtatäbchcn  in  entgegengesetzter  Richtung  zu  verschieben  ist.  Beide  Theile, 
der  12  cm  und  der  5 cm  lange  Stab,  wären  so  aber  nur  in  zwei  auf  einander  senkrechten  Ebenen 
verschiebbar,  und  es  ist  daher  die  Hülse  des  5 cm  langen  Drahtstäbchens  durch  ein  rotirendes 
Gelenk  an  dem  Schieber  des  grossen  Stabes  befestigt,  so  dass  beide  Stäbe  in  jeden  Winkel  zu 
einander  gestellt  werden  können.  Dadurch  ist  nicht  nur  in  den  zwei  auf  einander  senkrechten 
Ebenen,  sondern  in  jeder  Verschiebung  und  Drehung  ermöglicht,  und  somit  auch  die  größtmög- 
liche Beweglichkeit  beider  Stäbe  zu  einander  erreicht  Die  Stube  werden  in  jeder  Orbita  angelegt 
und  das  kürzere  Stäbchen  in  die  horizontalen  Seiten  eineB  Augenquadrates  am  Apparat  eingehakt, 
und  durch  kleine  gleichfalls  an  ihm  angebrachte  Sperrbalken  so  befestigt,  dass  es  auf  den  Quadrat- 
seiten hin  und  her  geschoben  werden  kann.  Von  dem  graduirten  Stabe  ragt  das  geknöpfte  Ende 
in  die  Orbita  und  wird  mit  dem  Knopfe  gegen  das  For.  opticurn  gedrückt  Vom  wird  der  Stab 
nach  dem  Augenmaasse  so  gestellt,  dass  er  durch  die  Mitte  des  For.  orbitale  geht,  und  somit  figür- 
lich die  Axe  des  Auges  darstellt. 

Ausser  diesen  Augenstäben  habe  ich,  um  die  Radien  des  Kopfes  (nach  Virchow)  genau  fest- 
steilen  zu  können,  Drahtstäbchen  anfertigen  lassen,  welche  ich,  weil  sic  auf  den  Abbildungen  mit 
photographirt  sind,  erwähne;  eie  sind  aber,  wie  sich  später  eigeben  wird,  überflüssig,  und  so  unter- 
lasse ich,  sie  nfther  zu  beschreiben.  Es  muss  hier  noch  ein  Band  bemerkt  werden,  welches  an  der 
horizontalen  oberen  Seite  eines  über  dem  äusseren  Gehörgang  liegenden  Quadrates  befestigt,  die 
Scheitell>eine  umspannt;  es  dient  zur  Bestimmung  des  Querumfanges  am  Kopfe  und  ist  daher  in 
Centimeter  eingetheilt 

Zur  Bestimmung  der  Lage  des  For.  magnum  an  den  Profilphotographieen  bedarf  man  noch  eines 
5 cm  langen  Drahtstäbchens,  welches  mit  Siegellack  in  der  mittleren  Sagittalebene  an  dem  hinteren 
Rande  des  Foramen  so  befestigt  wird,  dass  es  mit  dem  hinteren  Rande  abschneidend  in  seiner 
Verlängerung  den  vorderen  gleichfalls  in  der  Mitte  treffen  würde. 

Endlich  dient  noch  ein  5 cm  langer,  an  den  Enden  rechtwinklig  umgebogener  Draht  dazu, 
um  genau  in  der  mittleren  Verticalebene  angehangen  oder  auf  den  Scheitel  gestellt  zu  werden, 
damit  namentlich  bei  Profilphotographieen  ein  genaues  Maas*  fiir  die  mittlere  Transversal  ebene 
gegeben  ist. 

Von  jedem  Schädel  müssen  zur  Abnahme  von  den  beigefügten  54  Maa&scn  vier  Ansichten 
aufgenommen  werden : 

1)  eine  en  face; 

2)  eine  profil; 

3)  eine  von  der  Aufsicht  des  Schädels; 

4)  eine  von  der  Basis  des  Schädels. 


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238 


Dr.  Gottschau, 


För  die  Aufnahme  eines  maoerirten  Schädels  wird  der  Kopftheil  des  Apparates  ebenso  angelegt, 
wie  oben  beschrieben  ist,  nur  werden  hierbei  noch  die  beiden  Enden  der  sagittal  verlaufenden, 
über  den  Kopf  und  unter  das  Kinn  sich  erstreckenden  Quadrate  durch  ein  Leinenband  mit  ein- 
ander verknöpft.  Die  Quadrate,  welche  über  die  Augen  zu  liegen  kommen,  muss  man  suchen 
möglichst  symmetrisch  über  denselben  zu  befestigen.  Hierbei  ist  abermals  zu  betonen,  dass  es  auf 
ein  abseitiges  dichtes  Anliegen  sämintlicher  Quadratseiten  weniger  ankommt,  als  auf  das  Senkrecht- 
stehen der  verticalen  Drahtstäbchen  in  der  horizontal  gerichteten  Quadratreihe,  zumal  bei  den 
harten  und  scharfen  Vorsprüngen  am  Schädel  sich  wohl  kaum  ein  Anliegen  aller  Quadrate  erreichen 
lassen  wird,  ausser  auf  Kosten  ihrer  Regelmässigkeit.  Liegt  der  Kopftheil  genügend  fest,  so 
werden  die  Augenstäbe  eingesetzt  und  das  Stäbchen  am  For.  mngnum  befestigt;  das  Band  aber, 
welches  über  den  Scheitel  zu  liegen  kommt,  wird  vorläufig  möglichst  versteckt,  da  es  auf  der 
en  face  Photographie  des  Schädels  Irrungen  verursachen  kann.  Der  Schädel  wird  nnn  auf  ein 
geeignetes  Stativ  gestellt,  dem  Öbjectiv  mit  dem  Gesichte  zugewandt  und  so  geneigt,  das«  die 
Ansicht  möglichst  voll  wiedergegeben  wird,  dass  also  das  Gesicht  in  eine  Transversalebenc  zu  liegen 
kommt.  Weichen  hierbei  die  von  oben  nach  unten  gerichteten  Seiten  der  hintersten  sichtbaren 
Quadrate  zu  sehr  von  einer  perpendiculäreu  Richtung  ab,  so  wird  über  eine  solche  Seite  das  oben 
erwähnte  5 cm  lange  Drahtstück  eingehangen.  Dies  bestimmt  dann  das  hinterste  Maass. 

Für  die  en  profil  Photographie  wird  das  Scheitelband,  ohne  dass  der  Apparat  selbst  irgendwie 
verschoben  würde,  übergclegt,  das  Drahtstäbehen  zum  Auflegen  oder  Anhängen  in  der  mittleren 
Transversalen  an  seine  Stelle  gesetzt  und  die  Enden  der  Pfeilnaht  durch  kleine  aufrecht  stehende 
Papierröllchen  markirt  Die  Seitenfläche  des  Schädels  wird  dem  Öbjectiv  zugewandt  und  der 
Schädel  in  Iherin g’ scher  Stellung  fixirt  Dabei  ist  zu  beachten,  dass  der  am  For.  magnurn  be- 
festigte kleine  Stab  auf  dem  Bilde  vollständig,  d.h.  mit  seinem  frei  herausragenden  Theile  zu  sehen 
ist.  Eine  Ilauptbedinguug  für  die  Brauchbarkeit  der  Boeben  besprochenen  Aufnahmen  ist  die 
genaue  en  profil  Stellung  des  Schädels.  Es  lässt  sich  diese  Genauigkeit  leicht  erreichen,  wenn 
man  auf  den  Tisch,  auf  welchen  der  Schädel  zu  stehen  kommt,  eine  Gerade  zieht  und  auf  dieser 
ein  Loth  errichtet,  dessen  Verlängerung  auf  dem  Fussboden  fortläuft.  In  der  durch  dieses  Loth 
gehenden  Verticalebene  müssen  die  Foci  der  Linsen  liegen.  Der  Schädel  wird  dann  über  die  auf 
dem  Tisch  gezogene  erste  Linie  bo  gestellt,  dass  seine  mittlere  Transversalebene  durch  dieselbe, 
seine  mittlere  Sagittalebene  durch  das  Loth  geht,  und  die  Axe  des  Öbjectiv«  in  die  Mitte  des 
Schädels  fallt. 

Der  Aufnahme  der  Seitenansicht  folgt  die  des  Schädeldaches:  Der  Schädel  wird  so  gestellt, 
dass  die  Scheitelbeine  zum  Öbjectiv,  das  Gesiebt  nach  oben  gewendet  ist,  und  dass  die  Augenstäbe 
in  einer  Transversalebene  stehen. 

Die  bisherigen  drei  Aufnahmen  fanden  bei  unveränderter  Lage  des  Apparates  statt;  für  die 
vierte  dagegen  ist  es  nöthig,  den  Apparat  in  seiner  einfachsten  Form,  d.  h.  ohne  Augenstäbe, 
Bänder  u.  s.  w.  der  Schädelbasis  nuzupasseii.  Ich  habe  hierbei  immer  die  seitlich  verlaufenden 
Quadrate  über  die  Proc. mastoidei  gelegt,  während  die  sagittal  verlaufenden  über  das  For.  inagnum 
gingen  und  vom  Gaumen  aus  im  rechten  Winke!  sich  nach  dem  Unterkiefer  wendend  abermals 
einen  Rechten  bildeten,  um  das  Kinn  zu  bedecken.  Auf  die  Genauigkeit  gerade  eines  rechten 
Winkels  kommt  hierbei  natürlich  nichts  an.  Die  Aufstellung  muss  so  geschehen,  das«  namentlich 
der  Unterkiefer  nicht  den  Gaumen  verdeckt,  und  dass  auch  die  Hinteransicht  der  oberen  Schneide- 


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Neuer  Messapparat  fiir  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  239 

Kühne  (pars  incisiva)  zu  sehen  ist*  Wenn  hierbei  das  For.  magnuni  etwas  aus  der  Verticalebene 
zu  liegen  kommt,  so  thut  dies  wenig  zur  Sache.  Diese  eventuelle  Abweichung  darf  jedoch  nicht 
gross  sein  und  der  Winkel,  den  eine  durch  das  For.  magnuni  gelegte  Ebene  mit  der  Transversalen 
bildet,  15°  nicht  überschreiten.  Im  Besonderen  ist  bei  dieser  Aufnahme  darauf  zu  achten,  dass 
alle  Theile  des  Objects  gut  beleuchtet  werden,  da  namentlich  die  vom  Unterkiefer  geworfenen 
Schatten  die  Deutlichkeit  des  Bildes  sehr  beeinträchtigen  können. 

Verschiedene  Objective  wurden  bisher  zur  Aufnahme  dieser  Bilder  verwandt,  und  betrug  der 
Abstand  des  Objectes  vom  Objective  bei  Bildern  gleicher  Grösse  in  einem  Falle  circa  2 m,  in  einem 
anderen  circa  6 m,  im  dritten  circa  3 m. 

Die  Resultate  stellten  sich  für  das  zuletzt  benutzte  Objectiv  bei  3 m Abstand  am  günstigsten, 
wahrend  namentlich  bei  dem  ad  1)  angegebenen  mehrere  Maasse  aus  bis  jetzt  unbekannten 
Gründen  nicht  stimmen,  und  bei  dem  Objectiv  mit  weitestem  Abstand  die  Differenz  der  vorderen 
tiud  hinteren  Maasseinheiten  eine  zu  geringe  ist,  um  dazwischen  genaue  Unterschiede  zu  machen. 
Dass  aber  Nr.  3 allen  Anforderungen  genügte,  mag  auf  Rechnung  der  bei  den  früheren  Aufnahmen 
gewonnenen  Erfahrungen  zu  schieben  sein. 

Das  Princip,  welches  derartigen  Aufnahmen  von  Bildern  zu  Grunde  liegt,  ist  folgendes: 

Einen  jeden  Körper,  den  wir  direct  ansehen,  erblicken  wir  in  perspectivischer  Verkürzung, 
und  so  muss  auch  jedes  Bild,  wenn  es  nicht  für  unser  Auge  etwas  Fremdes  haben  soll,  die  Gegen- 
stände in  perspectivischer  Verkürzung  zeigen.  Wie  bekannt,  zeichnen  auch  die  photographischen 
Apparate  mit  grösserer  oder  geringerer  Verkürzung,  und  cs  ist  Sache  des  Photographen,  die  Linsen 
so  zu  wühlen,  dass  jene  Verkürzung  weder  zu  gross  (bei  grossem  Oeffnungswinkel  der  Linse)  noch 
zu  gering  wird  (bei  kleinem  Oeffnungswinkel  der  Linse).  Eh  ist  daher  leicht  erklärlich,  dass  ein 
perspectiviseh  gezeichneter  Körper,  da  er  vorn  grösser  abgebildet  ist  als  hinten,  an  beiden  Stellen 
nicht  mit  dem  absolut  gleichen  Maasse  gemessen  werden  kann,  sondern  dass  man  für  Messungen 
der  hinteren  Theile  das  vordere  Maass  in  gleichem  Verhältnis»,  wie  die  Verkürzung  dos  Bildes 
stattfindet,  verkleinern  muss.  Denkt  inan  sich  nun  einen  photographisch  aufzunehmenden  Körper 
in  gleichen  Abständen  von  vorn  nach  hinten  durch  parallele  Transvcrsalcbencn  in  gleiche  Theile 
zerlegt,  so  muss  in  jeder  dieser  Ebenen  die  Verkürzung  gegen  die  vorige  eine  gleich  grosse  Bein, 
und  ebenso  muss  sich  jedes  Maas»,  welches  in  dieser  Ebene  liegt,  in  stetiger  Progression  von  vorn 
nach  hinten  verkürzen.  Besitzt  man  daher  das  absolute  Maass  für  jede  Ebene  und  weiss  man 
beim  Abmessen  zweier  Punkte,  in  welcher  Ebene  sie  liegen,  so  ist  man  leicht  im  Stande,  nach  dem 
für  diese  Ebene  aufgezeichneten  Maassstab  die  Distanz  der  Punkte  zu  bestimmen. 

Die  Maasse  nun  für  alle  Verhältnisse  kann  man  sich  graphisch  leicht  darstellen:  z.  B.  sei  das 
grösste  vorkommende  Verhältnis*  1 : 0,5,  das  kleinste  1 : 0,1 , so  ziehe  man  eine  gerade  Linie,  auf 
welchei;  man  5 cm  als  Einheit  im  VerhältniBs  1 :0,5,  d.  h,  also  fünf  halbe  Centimcter  fünfmal  abträgt 
Hier,  wie  an  meinem  Apparat,  ßind  also  5 cm  als  einheitliches  Maass  gewählt  Einen  Meter  von 
der  soeben  gezogenen  Linie  entfernt  wird  zu  ihr  eine  Parallele  gezogen,  auf  welcher  gleichfalls 
5 cm  diesmal  im  Verhaltniss  1:0,1  fünfmal  abgetragen  werden.  Verbindet  man  jetzt  die  bezüg- 
lichen Theilpunkte  beider  Parallelen  durch  gerade  Linien,  so  liegen  zwischen  diesen  con vergütenden 
Verbindungslinien  sämmtlicbe  Maasse,  die  zwischen  den  Verhältnissen  1:0,1  bis  1:0,5  gedacht 
werden  können.  Die  weitere  Theilung  geschieht  durch  drei  neue,  zwischen  den  ursprünglichen 


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240 


Dr.  (xottschau, 


Parallelen  in  gleichen  Abständen  von  0,25  in  gezogene  Parallelen.  Dadurch  erhält  man  zugleich 
die  zwischen  1 : 0,1  bis  1 : 0,5  gelegenen  Maassverhältnisse  von  1 : 0,2,  1 : 0,3  und  1 : 0,4.  Sie  sind 
auf  den  zuletzt  gezogenen  Parallelen  gegeben.  Theilt  man  ferner  in  jedem  der  vier  ueu  entstan- 
denen Thoile  den  Kaum  zwischen  den  Parallelen  durch  weitere  Parallele  mit  gleichen  Abständen 
in  10  gleiche  Theilc  (jede  Parallele  also  von  der  anderen  0,025  m entfernt),  so  begrenzen  die  Ver- 
bindungslinien auf  den  Parallelen  der  Reihe  nach  folgende  Maassverhältnisse  1:0,5;  1:0,49; 

1:0,48;  1:0,47;  1:0,46 1:0,4;  im  zweiten  Theil  1:0,4;  1:0,39;  1:0,38;  1:0,37 1:0,3 

und  so  fort  In  jedem  der  vier  Theile  sind  also  Maassverkleinerungen  aufgezeichnet,  zu  welchen 
sich  das  llauptmaass  wie  1 : 0,5  oder  1 : 0,49  und  bo  fort  bis  1 : 0,1  verhält,  d.  h.  wie  1 zu  einem 
ein-  oder  zweizifferigen  Decimalbrueh.  In  allen  Ebenen,  in  denen  eins  dieser  Maassverhältnisse 
statt  hat,  ist  es  somit  leicht  möglich,  kürzeste  Entfernungen  zweier  Punkte  aufs  Genaueste  zu  be- 
stimmen. Aber  auch  andere  Verhältnisse,  d.  i.  solche  von  1 zu  einem  dreinfferigen  Decimalbrueh 
lassen  sich  auf  der  beschriebenen  Tabelle  leicht  aufiinden,  sie  liegen  wieder  zwischen  je  zwei  0,025  m 
von  einander  entfernten  Parallelen  und  man  kann  sie  ebenfalls  durch  eingezeichueto  Parallelen  in 
Abständen  von  0,0025  m graphisch  darstellen.  Auf  der  von  mir  benutzten  Tabelle  sind  sie  jedoch 
fortgelaasen,  weil  man  nach  dem  Augemnaass  ihre  Luge  genügend  bestimmen  kann,  um  genaue 
Maasse  abzunehraen,  und  weil  zu  viele  Parallelen  leicht  Irrungen  verursachen  könnten.  Bis  jetzt 
waren  alle  beschriebenen  Parallelen  auf  der  Maasstabelle  in  fünf  gleiche  Theile  getheilt,  deren 
Länge  je  5 cm  vorstellte.  Um  nun  auch  Bruchtheile  nicht  nur  der  5 cm,  sondern  auch  eines 
Centimeters  auf  dem  Maattstab  zu  haben,  ist  in  jeder  Parallele  durch  in  der  Richtung  der  Ver- 
bindungslinien laufende  Linien  die  erste  5 cm  lauge  Strecke  in  fünf  gleiche  Theile,  d.  h.  also  Cen- 
timeter,  und  jeder  Theil  wieder  in  fünf  gleiche  Doppelmillimeter  getheilt  Es  geschieht  diese 
Theilung  abermals,  indem  man  in  dem  ersten  Theile  jeder  der  zuerst  gezogenen  fünf  Parallelen 
die  Theilung  ausführt,  und  die  bezüglichen  Punkte  durch  feine  Gerade  verbindet  Dadurch  sind 
für  alle  Ebenen,  in  denen  ein  Maassverhällniss  von  1 zu  einem  ein-,  zwei-  oder  dreizifferigen 
Decimalbrueh  statt  hat,  die  Maasse  bis  auf  2 mm  gegeben;  kleinere  Unterschiede  beurtheilt  inan 
nach  dem  Augemnaass,  oder,  wenn  nöthig,  mittelst  einer  Lupe.  Auf  diese  Weise  ist  auch  der 
Maassstah,  dessen  ich  mich  bei  meinen  Messungen  bediente,  ausgefuhrt,  nur  mit  der  durch 
den  Raum  bedingten  Veränderung,  dass,  da  die  Entfernung  der  beiden  äassersten  Parallelen 
1 m betrug,  der  Carton  bei  geringer  Breite  eine  übermässige  und  daher  unbequeme  Länge  erhalten 
haben  würde,  und  deshalb  der  lange  Maassstab  in  vier  gleiche  Theile  getheilt  und  diese  neben- 
einander gesetzt  sind. 

Die  erste  der  beiden  von  mir  aufgestellten  Forderungen  zur  Möglichkeit  einer  genauen 
Messung  ist  somit  erfüllt:  wir  besitzen  für  ein  jedes  Maassverhältniss  einen  Maassstab.  Es  kommt 
jetzt  darauf  an,  bei  jedem  Punkte  zu  wissen,  in  welcher  Ebene  er  liegt,  uni  auch  im  Stande  zu 
sein,  mit  dem  Maas«  der  Photographie  im  Zirkel  in  der  richtigen  Ebene,  oder  besser  nach  dem 
aufgerissenen  Maasse  dieser  Ebene  die  Distanz  zu  bestimmen. 

Zur  genauen  Fesstcllung,  in  welcher  Ebene  ein  Punkt  gelegen  ist,  bedarf  man  nothwendig 
noch  einer  anderen  Photographie  als  derjenigen,  an  welcher  man  die  Punkte  in  den  Zirkel  nimmt; 
und  zwar  dient  für  alle  drei  anderen  Aufnahmen  die  Profilansicht  (also  Xr.  II)  zur  Orientirung: 
Bei  jeder  Aufnahme  dachten  wir  uns  den  Körper  von  vorn  nach  hinten  von  parallelen  Transversal- 
ebenen  in  gleichen  Abständen  durchschnitten;  die  Seitenansicht  eines  solchen  Körpers  müsste  uns 


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Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  241 

also  die  Stellen,  wo  eine  Ebene  den  Körper  durchschneidet,  als  gerade  Linien  zeigen,  wenn  wir 
den  Körper  so  betrachten,  dass  die  Transversalebenen  für  unser  Auge  Sagittalebenen  werden. 
Dies  lässt  sich,  wie  leicht  ein  zu  selten,  auf  Photographie  Nr.  II  figürlich  andeuten:  Auf  Photo- 
graphie Nr.  I (der  Gesichtsansicht)  des  Schädels  von  Madras  giebt  uns  die  vorderste  Seite  ein 
Maassverhältniss  von  1:0,317,  die  hinterste  von  oben  nach  unten  gerichtete  ein  Verhältnis»  von 
1:0,280.  Verlängert  man  nun  auf  Photographie  II  die  letzte  der  soeben  gemessenen  Seiten, 
welche  hier  natürlich  im  Vordergrund  liegt,  über  beide  Seiten  hinaus,  so  stellt  die  gerade  Linie 
die  Punkte  dar,  in  welchen  auf  Photographie  Xr.  I die  hinterste  Ebene  den  Schädel  schneidet  Dns 
Maassverhältnihs  für  die  Ebene,  welche  ganz  vorn  das  Gesicht  durchschallt,  war  1:0,317.  Es  gab 
auf  Photographie  Nr.  I die  über  die  Apertura  pyriformi»  horizontal  gelegte  Quadratseite  dieses 
Maas*  an,  weil  sie  von  dem  ganzen  vorderen  Quadrat  am  längsten,  und  somit  auch  am  weitesten 
nach  vorn  gelegen  ist.  Diese  Seite  erscheint  auf  Photographie  Nr.  II  als  Punkt,  und  man  muss 
somit,  um  auch  die  Schnittlinie  der  vordersten  Ebene  zu  versinnbildlichen,  durch  diesen  Punkt  zu  der 
zuerst  gezogenen  Geraden  eine  Parallele  ziehen.  Zwischen  diesen  beiden  Parallelen,  den  figür- 
lichen Schnittlinien  der  vordersten  und  hintersten  Trau b versalebene  für  Photographie  Nr.  I kann 
man  sich  natürlich  unendlich  viele  Parallelen  als  Schnittlinien  anderer  Transversalebenen  gezogen 
deuken.  Auf  der  Maasstabelle  genügten  die  Maassc,  in  welchen  ein  Verhältnis»  von  1 zu  einem 
ein-  oder  zweizifferigvn  Decimalbruch  statt  hatte,  und  so  wird  auch  in  der  Photographie  ein 
Andeuten  der  Ebenen  ausreichen,  in  welchen  diese  Verhältnisse  sich  finden.  Ich  habe  solche 
Ebenen  Ilauptebenen  genannt  zum  Unterschiede  von  jenen,  in  welchen  1 zu  einem  dreiziflerigen 
Decimalbruch  das  Maassverhfdtniss  ist,  und  bezeichne  letztere  als  Nebenebenen.  Die  hinterste 
Ebene  von  Photographie  Nr.  I ist  eine  llauptebene,  während  das  vorderste  Maass  in  einer  Neben- 
ebene liegt  (1:0,317).  Zwischen  den  Verhältnissen  1:0,280  bis  1:0,317  liegen  auf  der  Tabelle 
verzeichnet  noch  folgende:  1 :0,29,  1 :0,30  und  1 :0,31.  Folglich  kann  man  sich  zwischen  den  beiden 
vorhin  besprochenen  Ebenen  noch  drei  sogenannte  Ilauptebenen  gelegt  denken.  Diese  Ilaupt- 
ebenen  müssen  immer  gleich  weit  von  einander  entfernt  und  parallel  sein;  will  man  also  ihre 
Schnittlinien  an  der  Profilansicht  graphisch  darstellen,  so  muss  man  dies  im  Auge  behalten.  Wäre 
die  vorderste  Ebene  von  Photographie  Nr.  I eine  llauptebene  mit  dem  Verhältnis»  1:0,32,  »o 
würde  einfach  auf  Photographie  Xr.  II  der  Kaum  zwischen  den  beiden  Parallelen  durch  drei 
weitere  in  vier  gleiche  Abschnitte  zerlegt;  die  Parallelen  würden  dann  die  Schnittlinien  der 
Ebenen  dantellen,  in  welchen  die  Verhältnisse  1:0,28,  1:0,29,  1:0,30,  1:0,31  und  1:0,32  »ich 
finden.  Dazwischen  würden  die  sogenannten  Nebenebenen  liegen,  deren  man  sich  zehn  wieder  in 
gleichem  Abstande  zwischen  je  zwei  Parallelen  zu  denken  hat,  da  zwischen  1:0,280  und  1:0,290 
zehn  Verhältnisse  von  1 zu  einem  dreiziflerigen  DeciiualbruM»  liegen.  Findet  jedoch  ein  solches 
Verhältnis»  in  der  vordersten  oder  hintersten  Ebene  statt,  die,  auch  wenn  sie  Nebenebenen  sind, 
gezeichnet  werden  müssen,  so  ist  die  nächste  (Ilaupt-)  Ebene  nicht  lo/io  Maasseinheiten  von  ihr 
entfernt,  sondern  so  viel  zehntel,  als  die  dritte  Decimalzifler  angiebt,  in  unserem  Falle  also  1 : 0,31 7 : 
Vit  Längeneinheiten.  In  gleicher  Weise,  wie  für  Photographie  Xr.  I kann  man  auch  für  Xr.  III 
(Scheitelansicht)  und  für  Xr.  IV  (Ansicht  der  Basis)  die  Schnittlinien  der  Ebenen  darstellen.  Doch 
ist  es  nur  Ihr  Nr.  IV  noth wendig,  da  Nr.  III  zu  nur  wenigen  Maassen  gebraucht  wird,  und  man 
dann  nach  dem  Augenraaasse  die  Ebenen  genügend  bestimmen  kann.  Für  Photographie  Nr.  I\ 
müssen  natürlich  die  Schnittlinien  in  anderer  Richtung  verlaufen,  und  zwar  entsprechend  der 
Archiv  für  ABthr"polotrie.  Bd.  XII.  31 


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242 


I)r.  GottBclinu 


A.  Vergleichung  von  Maassen 

angenommen  von  Schädeln  und  deren  IMiotographieen. 


Maasse  nach  Photographie  Nr.  I. 


Elbing 

Verhältnisse: 

1 : 0,325  — 1 : 0,295 

Madras  Nr.  710 
Verhältnisse: 

1 : 0,317  — 1 : 0,28 

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1.  Grösste  Breit© 









— 

‘ 

2.  Froutaldurchmesser,  oberer  . . . 

315 

105 

104 

— 

310 

93 

92 

— 

3.  * „ uuterer  . . 

318 

104 

104 

— 

305 

104 

103 

— 

4.  „ n coronaler  . 

310 

121 

120 

— 

300 

105 

104 

— 

5.  Länge  der  AlveolarfortsäUe  . . . 

325 

3,5 

3,5 

— 

315 

4 

4 

— 

6.  Temporaldurchmesaer 

293 

146 

145 

280 

120 

123 

7.  Höhe  des  Gesichtes 

323 

122 

123 

— 

315 

115 

110 

— 

8,  Höhe  des  Obergesichtes  .... 

323 

76 

75 

— 

315 

79 

78 

- 

9.  Breite  de«  Gesichte» 

310 

12G 

127 

— 

300 

116 

114 

4-2 

10.  Breite  der  Orbita 

320 

38 

40 

— 2 

310 

37 

38 

— 

11.  Höhe  der  Orbita *.  . . 

820 

32 

32 

— 

310 

32 

31 

— 

12.  Höhe  der  Nase 

325 

55 

54 

315 

52 

52 

— 

18.  Breite  der  Apertur 

325 

23 

23 

— 

315 

25 

21 

- 

14.  Mediane  Höhe  de»  Unterkuders  . 

325 

32 

32 

_ 

305 

32 

31,6 

Digitized  by  Google 


Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  243 


Maasse  nach  Photographie  Nr.  II. 


Elbing 

Madras  Nr.  710 

Verhältnisse: 

Verhältnisse: 

1 : 0,231  — 1 

0,227  und 

1 : 0.283  — 

1 : 0,275 

1 : 0,30  — 

1 : 0,278 

1 

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43 

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«5 

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a 

P 

1.  Sagittalumfang  deB  Stirnbeines  . 

275 

130 

130 

— 

278 

120 

120 

— 

2.  Länge  der  Pfeilnaht 

275 

110 

110 

— 

278 

118 

118 

— 

3.  Sagittnlnmfang  des  Hinterhauptes 

4.  Ganzer  Sagittalumfaug 

275 

275 

125 

395 

125 

395 



278 

278 

120 

358 

122 

300 

— 2 
— 2 

NB.  Diese  Differenz  von  — 2 ist 
die  in  Nr.  III  Sagittalumfang 
des  Hinterhauptes  schon  dnge- 

5.  Verticaler  Querumfang 

283| 
IV  325  J 

45« 

455 

— 

IV  308 

432 

431 

— 

weaene. 

6.  Stirn-Radius 

227 

11» 

120 

— 

278 

116 

117 

__ 

7.  Seheitel-Kadiua 

227 

120 

123 

— 3 

278 

116 

116 

— 

* 

8.  Hinterhaupts-Radius 

227 

105 

105 

— 

278 

86 

86 

— 

9.  Kinn-Radius 

227 

125 

— 

278 

126 

128 

— 2 

10.  Diagonaldurchmesscr 

227 

240 

240 

— 

278 

232 

231 

- 

11.  Grüsste  Länge 

227 

179 

178 

— 

278 

176 

176 

— 

12.  Ohrhöhe 

2271 

276/ 

120 

118 

+ 2 

278 

115 

116 

- 

13.  Senkrechte  Höhe 

275 

138 

138 

278 

132 

— 

/Die  Maassp  von  14  bis  18  sind 

Nasenwurzel 

227 

in 

112 

- 

278 

104 

104 

— 

Idurch  Construction  aus  IV  4 
1 und  dem  photographischen 

15.  Distanz  des  Ohrlochs  von  dem 

Mauss  gefunden. 

Nasenstachel 

227 

112 

113 

— 

278 

in 

111 

— 

16.  Distanz  des  Ohrlochs  von  dem 

Alveolarrand  

227 

116 

116 

— 

278 

115 

115 

— 

/NB.  Die  vordersten  Zähne  fielen 
nach  dem  Photographireu  her- 

17.  Distanz  d.  Ohrlochs  v.  d.  Zahnrand 

227 

117 

117 

— 

278 

121 

119 

-f  3 

18.  Dif  tanz  des  Ohrlochs  von  dem  Kinn 

227 

135 

137 

— 2 

278 

136 

136 

— 

(aus. 

19.  Distanz  des  Hinterhauptlochs  von 
der  Nasenwurzel 

227 

275 

1071 

108/ 

107 



278 

99 

99 

— 

20.  Distanz  des  Hinterhaupt  lochs  von 

2271 

275| 

278 

95 

94 

dem  Nasenstachel 

98 

98 

— 

— 

21.  Distanz  des  Hinterhauptlochs  von 

{£] 

dem  Alveolarrand 

275 

99 

— 

278 

96 

96 

— 

22.  Distanz  des  Hinterhauptlochs  von 

dem  Zuhnrand  

227 

98 

99 

— 

278 

97 

96 

— 

23.  Dist.  d.  Hinterhauptlochs  v.  d.Kinu 

24.  Distanz  des  Hinterhauptlochs  von 

227 

113 

115 

2 

278 

112 

112 

— 

der  Hi  titerhau ptawurze]  . . . 

227 

109 

107 

+ 2 

278 

85 

! 86 

— 

25.  Gesichtswinkel 

— 

' 78 8 

— 

1 _ 

— 

67" 



— 

31* 


Digitized  by  Google 


244  Pr.  Gottscliau, 


Maasse  nach  Photographie  Nr.  III. 


Elbing 

Madras  Nr.  710 

Verhältnisse: 

Verhältnisse: 

1:0,313  — 

1 : 0,290 

1 : 0,305  — 

1 : 0,285 

,£ 

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Ö 

1.  Horizontalumfang  ........ 

290 

! ä2ö  j 

525 

__ 

290 

482  ! 

184 

^-2 

2.  Parietaldurchmesser * 

- 

- 

- 

- 

- 

_ 1 

- 

/Auf  der  beiliegenden  Tafel  fehlt 
lein  Theil  der  Augenstäbchen, 

3.  Tiefe  der  Orbita 

— 

1 52 

62 

— 

50 

49 

— 

t so  dass  die  Tiefe  der  Urbita 

4.  Winkel  der  Augenaxen 

- 

60° 

~ i 

- 

40» 

- 

— 

Ivtm  diesem  Bilde  nicht  abge- 
1 lesen  werden  kann. 

5.  G rötete  Breite 

305  1 

141  1 

1 

144 

300  j 

125 

123 

• 2 

Maasse  nach  Photographie  Nr.  IV. 


Elbing 

Verhältnis*«: 

1 : 0 ,3M  — l : 0,302 

Madras  Nr.  710 
Verhältnisse: 
1:0.82  — 1 : 0,28 

© 

: 

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73  cT 

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3 g 1 

V 

1.  Occipitaldurchmeeter 

820 

119 

119 

295 

114 

in  1 - 

2.  Mastoidealdurehmoaser,  Basis  , . 

325 

IS4 

13» 

208 

120 

121  — 

3.  Maatoidealdurchinesser,  Spitze  . . 

333 

111 

110 

_ 

305 

102 

103  — 

4.  Auriculardurcbmessor 

325 

112 

112 

298 

100 

100  — 

5.  Länge  des  Foramen  m agu  tun  . . 

330 

36 

36 

— 

303 

34 

1 

34  1 — 

6.  Breite  des  Fora  tuen  magnum  . . 

380 

85 

35 



808 

30 

29  — 

7.  Distanz  der  Jochbogen 

318 

136 

— 

295 

i*i 

118  +2 

8.  Distanz  der  Kiefergelenke  , , . 

320 

122 

122 

_ 

' 

105 

10S  - 

9.  Distanz  der  Kieferwinkel  . , . . 

350 

110 

110 

_ 

820 

07 

97  — 

10.  Länge  de«  Gaumens  . . . 

V, 

45 

— 

305 

44 

44  — 

11.  Breite  des  Gaumens 

330 

40 

40 

_ 

»r. 

37  — 

12.  Umfang  des  Unterkiefers  .... 

850 

210 

210 

- 

320 

198 

197  — 

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Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  245 

B.  Vergleichung  von  Maassen. 


M..H»  • 

Seeger 

u.  Kip  - K...  • Kka.«a  | 

i 

Lange 

Nr.  L 

1 

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.2 

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CU 

l 

0 

1 

CU  | 

Mensch 

1.  Gesichtshöhe 

310  | 

180 

182 

350 

180 

180 

2.  Stirnhöhe 

310 

55 

60 

350 

G0 

I 59 

8.  Nasenhöhe  . . 

310 

55 

58 

350 

60 

68 

4.  Nasenbreite 

— 

50 

42 

— 

34 

33 

5.  Nasen  scheide  — Muudspalt 

- 

25 

28 

27 

25 

6.  Mundspalt  — Kinn 

— 

40 

38 

— 

| 42 

41 

7.  Grösste  Kopfbreite 

310  | 

170 

170 

338 

; 171 

167 

8.  Auricalardurchmesscr 

310 

165 

168 

338 

160 

157 

9.  Jochbreite 

— 

— 

— 

S45 

140 

142 

10.  Knmpflünge 

310 

760 

i 775  ] 

338 

715 

710 

11.  Brustwarzendistanz 

310 

220 

I 220 

355 

250 

245 

12.  Länge  de»  Fuwrückeu» 

— ! 

170 

narb  Nr.  II 
abjpwiommtn 

175 

— 

175 

180 

13.  Oberarm  — Ellenbeuge 

310 

320 

315 

340 

340 

340 

14.  Unterarmlänge 

15.  llandläng«  (nicht  in  gerader  Linie  gemessen,  sondorn  mit  5 cm 

310 

245 

260 

338 

280 

275 

im  Bogen) 

310 

215 

*220 

338 

210 

215 

16.  Horizontaler  Kopfumfang 

— 

560 

500 

— 

560 

1 

1 560 
1 

Seeger 

Lange 

Nr.  11. 

4 ; 

3 * 

JO 

12 

3, 

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1 

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12 

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3 

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iS 

> 

S 

1.  Aufrechte  Höhe 

340 

1775 

1780 

338 

1760 

1765 

2.  Kopfhöhe 

340 

165 

170 

338 

130 

134 

3.  Grösste  Kopflänge  

340 

250 

200 

224 

. 188 

184 

4.  Nasenwurzel  — Aeusscrer  Gehörgang 

340 

36Ö 

140 

138 

224 

128 

123 

6.  Nasenscheidewand  — Aeusscrer  Gehörgang  ......... 

368 

150 

142 

224 

130 

126 

6.  Kinn  — Aeusserer  Gehörgang  

368 

165 

150 

224 

150 

145 

7.  .Schulterbreite,  hinten 

— 

500 

54)0 

— 

450 

440 

8.  Oberach  enkellänge 

360 

450 

450 

338 

400 

410 

9.  Unterschcnkelläugo 

360 

420 

420 

338 

425 

410 

10.  Länge  der  Fusssohle 

355 

270 

270 

214 

270 

270 

11.  Brustumfaug  

— 

950 

945 

— 

970 

975 

12.  Taillenumfang  

— 

850 

840 

960 

970 

Io  d«o  Rubriken.  In  welchen  dl«  VorbiiltuUasahleo  stehen,  bedeuten  die  * «gerechten  Htricho,  «Um  nachdem  Augciuuniit.sc  bestimmt  int. 


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246  Dr.  Gottschaii, 

Stellung  des  Schädels  bei  dieser  Aufnahme,  d.  h.  etwas  geneigt  gegen  die  Ebene,  in  welcher  das 
Kor.  magnum  liegt 

Nach  dein,  was  ich  soeben  erläutert  habe,  ist  selbst  ein  genaues  Messen  nach  Pbotographieen 
nicht  mehr  schwierig,  wenn  sie  in  der  von  mir  geforderten  Weise  angefertigt  sind,  da  es  leicht  ist, 
bei  jedem  Punkte  zu  wissen,  in  welcher  Ebene  er  gelegen  ist,  um  bei  Distanzbcstiinnuuigcn  nach 
dem  auf  der  Tabelle  verzeichncten  Blaaase  dieser  Ebene  die  genauesten  Resultate  zu  finden.  Man 
nimmt  die  betreffende  Entfernung,  z.  B.  auf  Nr.  I in  den  Zirkel,  bestimmt  auf  Nr.  II  die  Ebene, 
in  welcher  der  eine  der  beiden  (symmetrischen)  Punkte  liegt,  und  stellt  auf  der  Tabelle  die  Ent- 
fernung fest  So  findet  die  Messung  bei  den  meisten  der  54  Nummern,  die  auf  der  Tabelle 
gegen  übergestellt  sind,  statt.  Nur  bei  wenigen  Blaassen  tritt  eine  geringe  Aenderung  dieses 
Verfahrens  ein,  auf  welche  ich  später  des  Näheren  eingehen  werde. 

Liegen  nun  vier  Pbotographieen  eines  Schädels  zum  Durchmessen  vor,  so  verlängert  man  auf 
Nr.  III  die  Augenstäbe  bis  sie  sich  schneiden,  und  halbirt  ausserdem  das  Bild  auf  Nr.  III  durch 
eine  Gerade  von  der  Nasenwurzel  bis  zum  hinteren  Rande  des  Os  occipitis.  Dann  bestimmt  man 
für  jede  Photographie  das  vorderste  (grösste)  und  hinterste  (kleinste)  Blaassverhältniss,  und 
zeichnet  sieh  für  ganz  genaue  Messungen  die  Schnittlinien  der  gefundenen  Ebenen  in  Nr.  II  ein, 
bestimmt  auch  nach  Nr.  IV  die  Länge  des  Foramen  magnum,  und  trägt  dieselbe  auf  der  Ver- 
längerung des  am  Hinterhaupt  befestigten  Stäbchens,  in  das  bezügliche  Blaavs  der  Photographie 
Nr.  II  umgeändert,  und  5 cm  von  dem  äusseren  Ende  des  Stäbchens  entfernt,  ab.  So  ist  die 
vordere  und  hintere  Grenze  des  Kommen  magnum  auf  Photographie  Nr.  II  gefunden.  Nach  dieser 
Vorbereitung  ist  man  im  Stande,  auf  jedem  Bilde  die  Entfernungen  zu  messen,  welche  in  den  vier 
von  mir  angegebenen  Abtheilungen  fllr  ein  jedes  bezeichnet  sind:  für  Nr.  I 13  Nummern,  lur 
Nr.  II  25,  lur  Nr.  III  4 und  lur  Nr.  IV  12.  Bei  jeder  Blaassangabe  auf  der  beigefugten  ver- 
gleichenden Tabelle  habe  ich  zuerst  die  Ebene,  in  welcher  gemessen  ist,  angegeben,  resp.  das 
Verhältnis»  von  1:0,  ...  . Die  ganzen  Zahlen  sind  also  in  dies  Verhältnis»  hinter  das  Komma 
einzuschaltcn.  Es  folgt  das  an  der  Photographie,  dann  das  am  Körper  abgenommene  Blaass,  und 
schliesslich  die  Differenz  beider  Blaasse,  wenn  sie  mehr  als  einen  Millimeter  beträgt. 

Aus  dem  bisher  Gesagten  sind  wohl  Distanznicssungeu  von  Punkten  in  einer  Ebene  genügend 
klar,  und  so  gehe  ich  gleich  des  Näheren  auf  Messungen  von  kürzesten  Entfernungen  zweier  in 
verschiedenen  Ebenen  gelegenen  Punkte  ein.  Will  man  z.  B.  die  Distanz  des  Ohrlochs  von  der 
Nasenwurzel  bestimmen,  so  würde  man  mit  dem  Abnehmen  dieses  Blaasses  auf  Photographie 
Nr.  I oder  Nr.  II  nie  die  wirkliche  Distanz  erhalten,  sondern  bei  Nr.  I den  halben  Auricular- 
durchmesscr,  und  bei  Nr.  II  den  Nasenwurzelradius.  Es  ist  aber  sehr  einfach,  aus  diesen  beiden 
Maassen,  nachdem  sie  zuvor  in  gleiche  Verhältnisse  gebracht  sind,  das  Verlangte  zu  berechnen: 
Die  Distanz  vom  Ohrloch  zur  Nasenwurzel  bildet  die  Hypotbenuse  eines  rechtwinkligen  Dreiecks, 
dessen  Katheten  der  halbe  Auriculardurcbmcsser  und  der  Nasen  würze  Inulins  bilden.  Trägt  man 
diese  beiden  Entfernungen  mit  einheitlichem  Maasse  auf  die  Schenkel  eines  Rechten  vom  Scheitel 
aus  ab,  so  ist  die  Entfernung  der  Theilpnnkte  die  gewünschte  Distanz,  welche  man  nach  dem 
vorher  angenommenen  einheitlichen  Blaasse  bestimmen  kann. 

Am  zweckmäßigsten  ist  hierbei,  den  auf  Nr.  IV  (nicht  Nr.  I)  gefundenen  halben  Aurieular- 
dnrchnicsser  in  dem  Blaasse  der  mittleren  Transvcrsalebeno  von  Nr.  II  abzntragen , weil  dann 


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Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  247 

für  die  weiteren  combinirten  Distunzbestimmungcn  kein  U übertragen  in  ein  anderes  Maass  mehr 
erforderlich  ist 

Ausser  den  beiden  soeben  erläuterten  Dis  tanz  m nassen  soll  der  Apparat  aber  auch  Messungen 
von  Circuraferenzen  ermöglichen,  Messungen,  die  bisher  nach  einem  Hilde  nicht  ausgeluhrt  werden 
konnten.  Dass  dies  am  macerirten  Schädel,  wo  die  Quadrate  nie  ganz  dicht  auliegeti  können, 
nicht  durch  ein  einfaches  Ablegen  der  die  Circumferenz  umschliessendeu  Quadrate  geschehen  kann, 
zeigt  ein  Blick  auf  die  Photographie,  und  dennoch  ist  es  leicht  gelungen,  auch  diese  Aufgabe  zu 
lösen,  die  ja  am  Lebenden  viel  einfacher  ist:  Circumfcrenzmaasse  sind  am  macerirten  Schädel 
sieben  bestimmt  worden:  an  Photographie  Nr.  II 

1)  Sagittalumfang  des  Stirnbeins; 

2)  Länge  der  Pfeilnaht; 

3)  Sagittalumfang  des  Hinterhauptes; 

4)  Ganzer  Sagittalumfang; 

5)  Verticaler  Querumfang. 

' Nach  Nr.  III: 

6)  Horizontal  ii  in  fang  des  Schädels. 

Nach  Nr.  IV: 

i 

7)  Umfang  des  Unterkiefers. 

Von  diesen  Maassen  findet  nur  bei  Nr.  5 eine  Combination  statt,  die  anderen  werden  auf 
folgende  Weise  bestimmt:  Die  vier  ersten  Umfange  von  Nr.  II  liegen  alle  in  der  hintersten  Ebene  des 
Bildes.  Für  diese  Ebene  giebt  das  gerade  über  und  längs  der  Pfeilnaht  aufgestellte,  oder  an  dem 
Hinterhaupt  in  derselben  Ebene  herunterhfingende  Stäbchen  (wie  bei  vorliegender  Photographie) 
das  M aassverhaltniss  an.  In  diesem  Verhältnis*  nimmt  man  auf  der  Tabelle  einen  Centimcter  in 
den  Zirkel  und  umschrcitet  mit  demselben  die  zu  messenden  Theile  genau  an  der  auf  der  Photo- 
graphie sichtbaren  Grenze.  In  gleicher  Weise  geschieht  das  Messen  bei  Nr.  III  und  IV  zum 
Bestimmen  des  Horizontal  umfange«  und  des  Umfanges  des  Unterkiefers,  nur  dass  hier,  wie  ersicht- 
lich, nicht  das  Man  sh  der  hintersten,  sondern  der  Transversalebene  zu  benutzen  ist,  in  welcher 
nach  Photographie  Nr.  II  die  Maasse  gelegen  sind.  Eine  Abweichung  von  der  soeben  beschrie- 
benen Messmethode  findet  beim  Bestimmen  des  Querumfanges  statt:  Nach  der  Profil-  und  Scbeitel- 
ansicht  berechnet  man  die  Entfernung  vom  untersten  Ohrrande  bis  zur  Mitte  des  Schädels,  zählt 
hierzu  den  halben  Auriculardiirchmcsser  und  verdoppelt  die  Summe,  so  ist  dies  die  gesuchte  Zahl. 
Zum  Beispiel  an  dem  Schädel  von  Madras1)  beträgt  die  Entfernung  vom  untersten  Ohrrandc  bis 
zu  der  Quadratseite,  au  welcher  das  leinene  Band  sich  ansetzt,  48  mm.  Von  dieser  zählt  man  bis 
zur  Mitte  des  Schädels,  die  man  vorher  auf  Nr.  III  bestimmt  hat,  118  mm.  Hierzu  die  Hälfte  des 
Auriculardurchmessers  50,  giebt  in  Summa  2 IG  mm.  Letzteres  ist  der  halbe  Querumfang  des 
Schädels. 

Zur  Bestimmung  der  Kopfradien  hatte  ich,  wie  oben  angedeutet  ist,  besondere  Dmhtstube 
anfertigen  lassen,  die  auch  auf  Nr.  I,  II  und  III  des  Madrasschädels  sichtbar  sind.  Die  früher 
abgenommenen  Profilaufnahincn  gaben  nämlich  für  die  Radien  falsche  Zahlen,  und  so  liess  ich, 

*)  Verschiedene  Schädel,  so  auch  der  beiliegender  Photographie«*«, . wurden  mir  in  freundlichster  Bereit- 
willigkeit voll  Herrn  (iehoiinrath  Virchow  zur  Veriuguug  gestellt,  wofür  ich  ihm  hier  »och  einmal  herzlichen 
Hank  tage. 


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248 


Dr.  Gottscliau, 


um  die  Fehler  zu  ergründen,  die  an  gefügten  Stäbchen  für  die  Radien  gleich  mit  photographiren. 
Es  stellte  sich  heraus,  dass  eine  geringe  Verschiebung  de«  Schädeln  aus  der  scharfen  Profilstelhing 
falsche  Resultate  giebt,  während  bei  richtiger  Stellung  die  Maasse  direct  von  der  Photographie 
abgenommen  werden  können. 

Das«  bei  allen  diesen  Messungen,  nm  genaue  Resultate  zu  erhalten,  auch  auf  eine  Einstellung 
des  Zirkels  ein  Hauptgewicht  gelegt  werden  muss,  ist  einleuchtend.  Man  benutzt  daher  am 
zwcckmässigsteii  beim  Spannen  des  Zirkels  eine  Lupt*  und  wenn  möglich,  einen  sogenannten 
liaarzirkel,  an  welchem  eine  Schraube  die  feinste  Einstellung  der  Schenkel  gestattet.  So  hat  man 
sich  namentlich  beim  Aasmessen  der  Circu Inferenzen  zu  überzeugen,  ob  der  in  den  Zirkel  genom- 
mene Centimeter  auch  bei  fünfundzwanzigmaligem  NebeneinandersteUen  in  gerader  Linie  genau 
die  Länge  des  gezeichneten  Maasses  hat  Dies  geschieht  am  einfachsten,  wenn  man  mit  dem 
Zirkel  die  25  cm  auf  dem  betreffenden  Maassstube  selbst  abschreitet 

Ich  komme  jetzt  zu  den  Messungen  an  Photographieeil  von  lebenden  Objecten.  Von  diesen 
mussten  zwei  Aufnahmen  angefertigt  werden:  eine  profil-  und  eine  en  face-Ansieht,  und  an  ihnen 
sollten  die  28  auf  der  Tabelle  ß verzeichncten  Maasse  bestimmt  werden.  Bei  dieser  Gelegenheit 
möchte  ich  gleich  einem  technischen  Ein  wände,  den  man  mir  machen  könnte,  entgegentreten:  Eine 
Vergleichung  der  beiden  beigegebenen  Maasstabellen  von  Schädeln  (A)  und  von  Lebenden  (13) 
zeigt,  dass  bei  den  Schädelmaassen  die  etwaigen  Differenzen  zwischen  körperlichem  und  photo- 
graphischem Maasse  besonders  verzeichnet  sind,  während  bei  den  Maasseil  an  Lebenden  von 
Differenzen  nichts  notirt  ist,  trotzdem  hier  viel  grössere  Unterschiede  bei  beiden  gegenüboretehetiden 
Maassen  sich  finden,  als  in  der  anderen  Tabelle.  Der  Grund,  weshalb  ich  hier  die  Differenzangabe 
unterlassen  habe,  ist  der,  dass  ich  eine  V ergleichnng  von  Messungen  an  Lebenden  und  deren  Photo* 
graphiecn  für  die  Kritik  meines  Apparates  nicht  als  maassgebend  erachte.  Ein  Jeder,  der  Messungen 
an  Menschen  veranstaltet  und  dieselben  selbst  in  kürzester  Zeit,  in  welcher  kein  Ab- oder  Zunehmen 
der  Weicl itheile  stattfinden  konnte,  wiederholt  hat,  wird  die  Erfahrung  gemacht  haben,  dass  die 
erlangten  Maasse  jedesmal  verschieden  sind  und  häufig  nicht  unbeträchtliche  Differenzen  auf- 
weisen.  Es  liegt  dies  einerseits  daran,  dass  man  bei  der  Weichheit  der  Haut  und  Fleischtheile 
nicht  im  Stande  ist,  eine  wenn  auch  noch  so  geringe  Impression  der  Messinstrumente  zu  vermeiden, 
andererseits,  dass  inan  die  Messpunkte,  wenn  man  sie  nicht  vorher  markirt,  nie  genau  wieder- 
findet, und  ich  bin  daher  zu  dem  Schlüsse  gekommen,  dass  Messungen  an  Photogmphieen  sorgfältig 
ausgeführt,  viel  genauer  uusfalleti  müssen,  als  a»  Lebenden.  Hierbei  verhehle  ich  mir  nicht,  dass 
es  namentlich  bei  Individuen  mit  starkem  Fettpolster  schwer  halten  wird,  einzelne  der  Messpunkte 
überhaupt  uufzufinden,  die  man  beim  Lebenden  durch  Tasten  und  Durchfühlen  des  Skeletts  be- 
stimmt; es  ist  aber  die  Ab-  und  Zunahme  der  Fettschichten  bei  den  einzelnen  Individuen  selbst  so 
wechselnd,  dass  ich  auch  diesen  Ein  wand  nicht  für  treffend  halte.  Jedenfalls  könnten  die  auf  der 
Tabelle  verzeiehueten  Maasse  obue  Schwierigkeit  abgemmimen  werden« 

Die  Photographieei»  des  Mohren  sind,  wie  man  sofort  bemerken  wird,  in  einem  anderen  und 
zwar  kleineren  Verhältnis«  aufgenoimneu,  wie  die  der  Schädel.  Ich  habe  nach  den  „Rathschlägeii 
für  anthropologische  Untersuchungen  auf  Expeditionen  der  Marine“  vom  Vorstande  der  Gesell- 
schaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  (Berliner  Zeitschrift  für  Ethnologie  1872) 
Bilder  bis  natürlicher  Grösse  anfertigen  lassen,  und  dennoch  habe  ich  die  für  den  Maassstab 
angegebenen  Mnassverbältnisse  benutzen  können.  Aber  schon  der  im  Verhältniss  von  1 : 0,1 


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Neuer  Messapparat  für  photographische  Aufnahmen  von  Lebenden  etc.  249 

aufgerissene  Maassstab  zeigt,  dass  es  schliesslich  unmöglich  ist,  in  allzu  kleinen  Verhältnissen  zu 
messen,  und  dass  vollends  5 cm  zu  Vi»  ihrer  natürlichen  Grösse  verkleinert,  bei  Eintheilung  in 
Doppelmillimeter  in  mikroskopisch  kleine  Entfernungen  zerlegt  werden  müssten.  Deshalb  habe 
ich  nicht  5,  sondern  25  cm  auf  der  Photographie  in  den  Zirkel  genommen,  diese  25  cm  auf  der 
Maasstabelle  als  5 cm  aufgesucht  und  dadurch  ein  V erhältniss  von  fünf  zu  den  früheren  Dccitnal- 
hrüchen  geschaffen.  Demnach  muss  jedes  auf  diese  Weise  aufgefundene  und  bestimmte  Maass 
mit  5 multiplicirt  werden.  Hierbei  unterlaufende  Fehler  müssen  nothwendigerweise  durch  diese 
Multiplication  auch  verfünffacht  werden,  und  es  wäre  deshalb  vielleicht  zweckmässiger  ein  Ver- 
hältnis« von  zwei  zu  einer  Decimalziffer  festzustellen.  Die  Entscheidung  hierüber  überlasse  ich 
späteren  Versuchen  und  Erfahrungen.  Bei  diesen  in  kleinem  Maassstab  ausgeführten  Photo- 
grapbieen  lege  ich  nicht  den  Ilauptwerth  auf  das  Messen  mit  dem  Zirkel,  sondern  auf  das  Ablesen 
der  Maasse  nach  dem  Augemnaass.  E^  trügt  bei  so  kleinen  Verhältnissen  namentlich  durch  etwas 
Uebung  viel  weniger  als  bei  grossen  und  ist  jedenfalls  mit  viel  weniger  Mühe  verbunden,  als  das 
Zirkelmessen,  wenn  auch  bei  einzelnen  Maassen  der  Zirkel  allein  genaue  Resultate  liefern  wird. 
Sieht  man  aber  von  diesen  letzteren  ganz  ab,  oder  kommt  es  auf  absolute  Genauigkeit  nicht  zu 
sehr  an,  so  genügen  selbst  Photographieen  im  Verhältnis  von  1:0,04,  d.  h.  in  dem  sogenannten 
V isiten  karten  format. 

Bei  dem  Schädel  wurden  die  Circumfercnzen  mit  dem  Zirkel  bestimmt ; dies  ist  natürlich  bei 
den  soeben  besprochenen  Photographieen  unmöglich.  Die  Circumferenzen  müssen  hier  durch 
Combination  aus  den  verschiedenen  Ansichten  festgestellt  werden,  und  zw'ar  geschieht  dies,  indem 
inan  entweder  nur  eine  Körperhälfte  misst  — von  der  vorderen  bis  hinteren  Medianlinie  — und 
das  Resultat  verdoppelt,  oder  indem  mau,  wenn  die  Länge  des  auf  dem  Bilde  verdeckten  Bandes 
von  der  vorn  vertical  hängenden  Quadratreihe  aus  bekannt  ist,  diese  zu  den  übrigen  Maassthcilen, 
welche  man  vom  Bilde  ablesen  kann,  addirt.  Letzteres  Verfahren  wäre  wohl  das  einfachste  und 
sicherste,  nur  müsste  iur  alle  Messapparate  die  Länge  der  horizontalen  Quadratreihen  und  Bänder 
auf  einer  Seite,  welche  mit  der  Schnalle  versehen  sind,  eine  gleiche  sein. 

Nachdem  ich  somit  meine  Idee  über  eine  zuverlässige  Methode  anthropologischer  Messung  an 
Photographieen  in  dein  bisher  Gesagten  genügend  entw  ickelt  zu  haben  glaube,  möchte  ich  noch  be- 
merken, das«  die  vorliegende  Arbeit  nicht  als  ein  fertiges  Werk  betrachtet  werden  soll,  sondern 
nur  als  ein  weiter  auszuführender  Versuch,  objective  Messungen  zu  ermöglichen.  Ist  es  mir 
gelungen,  auch  Andere  für  die  Sache  zu  gewinnen,  und  sollte  sie  dadurch  vervollkommnet  und  zu 
weitergehenden  Resultaten  geführt  werden,  so  wäre  meine  Absicht,  die  mich  zur  Veröffentlichung 
dieser  Versuche  bewegte,  erreicht. 

Berlin,  itn  September  1878.  Dr.  M.  Gottschau. 


ArchiT  für  AuthropoJogle.  BiI  XU. 


32 


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Kleinere  Mittheilungen. 


1.  Dio  anthropologische  Ausstellung  in  Moskau  im  Jahre  1879. 

Von 

Professor  Dr.  L.  Stieda. 


In  Moskau  ist  im  Schoosse  der  Gesellschaft 
der  Freunde  der  Naturforsehung  die  Idee,  eine 
anthropologische  Ausstellung  zu  arrangiren,  durch 
den  Professor  Dr.  A.  P.  Bogdanow  schon  früh 
angeregt  worden.  Herr  K.  F.  v.  Meck  hatte 

25.000  Rbl.  der  Gesellschaft  geschenkt,  um  von 
den  Zinsen  einen  Lehrstuhl  für  Anthropologie  an 
der  Moskauer  Universität  zu  gründen.  Durch  eine 
Austeilung  beabsichtigte  man  nicht  nur  das  Pu- 
blicum mit  dem  Iuhnlt,  der  Bedeutung  uud  den 
Aufgaben  der  Anthropologie  bekannt  zu  machen, 
sondern  hoffte  auch  den  sicheren  Grund  zu  einem 
anthropologischen  Museum  zu  legen,  welches 
in  erster  Linie  den  Zwecken  des  Unterrichts  dienen 
sollte. 

Das  Comite  zur  Ausstellung  trat  bereit«  1877 
unter  dem  Vorsitze  des  Professor  Bogdanow  zu- 
sammen, und  hat  seither  bis  zu  der  am  3.  (15.)  April 
stattgehakten  Eröffnung  der  Ausstellung  in  uner- 
müdlicher Weiße  gewirkt.  Der  rastlosen  Thätig- 
keit  des  Präsidenten  Bogdanow,  dem  eine  grosse 
Menge  anderer  Männer  hülfreich  zur  Seite  stand, 
ist  es  gelungen,  alle  dem  geplanten  Unternehmen 
sich  vielfach  entgegenstellenden  Schwierigkeiten 
zu  beseitigen  und  die  Ausstellung  wirklich  inB 
Leben  zu  rufen.  — Einige  reiche  Kautlente 
Moskaus  brachten  bedeutende  Capitalien  dar, 
um  die  finanzielle  Seite  der  Ausstellung  zu  sichern: 
die  Herren  Tereschtschenko  und  Poljakow 
gaben  ein  jeder  2ü,0o0  Rbl.,  Herr  Spiridonow 

15.000  Rbl.,  Herr  Kasakow  10,000  Rbl.,  vieler 
anderer  kleinerer  Gaben  Dicht  zu  gedruken. 

Die  Hauptthiitigkeit  des  Comitös  richtete  sich 
darauf,  ein  möglichst  reichhaltiges  Material  zur 
Ausstellung  zusammeuzubringen ; zu  dem  Zwecke 
wurde  eine  Anzahl  Expeditionen  in  verschiedene 
Gegenden  des  russischen  Reiches  ausgerüstet,  um 
zu  sammeln;  — eine  Summe  von  18,000  Rbl. 
wurde  dazu  verwendet;  gegen  50  Personen  erhielten 
Subsidien  zum  Zwecke  von  Ausgrabungen.  — 
Von  der  fieiasigen  und  thatigen  Arbeit  des  Comites 
und  der  betheiligten  Mitarbeiter  zeugen  die  beiden 


starken  als  Manuscript  gedruckten  Bände,  welche 
die  Protocolle  der  Sitzungen  enthalten;  der  Druck 
derselben  kostete  10,000  Rbl. 

Zur  Ausstellung  war  das  sog.  Exercierhaus 
oder  die  Manege,  ein  jungeheures,  ans  einem 
einzigen  grossen  Baume  bestehendes  Gebände  *) 
bewilligt  worden.  Die  architektonische  Anordnung 
batte  der  Banmeister  Karnejew,  den  decorativen 
Tkeil  die  Herren  Demur  und  Sewrjugin  über- 
nommen. 

Die  Anordnung  der  ausgestellten  Gegenstände 
sollte  ursprünglich  eine  durchaus  systematische 
sein  — im  Gegensatz  zu  der  politischen,  welche 
in  Paris  aus  anderem  Grunde  eingehalten  werden 
musste.  Allein  es  stellten  sich  der  systematisch- 
wissenschaftlichen  Anordnung  leider  unüberwind- 
liche Hindernisse  entgegen : Einzelne  gelehrte  Ge- 
sellschaften und  Exponenten  lieferten  ihre  in 
verschiedene  Gebiete  gehörigen  Sammlungen  nur 
unter  der  Bedingung,  dass  alles  Ausgestellte  bei- 
sammen blieb;  andere  hatten  nur  ganz  im  Allge- 
meinen ihre  Theiluakme  angemeldet,  ohne  genauere 
Angabe  dessen,  was  ausgestellt  werden  sollte; 
schliesslich  kamen  iu  der  letzten  Stunde  (und  auch 
später  nach  geschehener  Eröffnung)  eine  Menge 
Objecto  an,  welche  um  jeden  Preis  untergebraoht 
werden  mussten  und  für  welche  der  ursprünglich 
einer  Gruppe  angewiesene  Raum  nicht  ausreichte. 
Sie  mussten  an  einem  anderen  Orte  ihren  Platz 
erhalten,  aber  die  ursprüngliche  systematische 
Ordnung  war  gestört.  Mun  brachte  schliesslich 
die  Ausstellungsobjecte  in  folgende  Abtheilungen. 

1.  Die  vorgeschichtliche  oder  archäolo- 
gische Ahtheiluug,  zu  welcher  als  Einleitung 
gleichsam  eine  geologische  und  paläontologische 
dient — mit  der  Unterabtheilung  für  das  Stein- 
alter und  die  Kurgane  (Gräber);  2.  die  an- 
thropologische Ahtheiluug;  3.  dio  Abtheilung 
für  uledicinische  Anthropologie;  4.  die  pho- 


*)  Genaue  Zahlen  über  die  Dimensionen  stehen  mir 
leider  nicht  za  Gebote. 

32* 


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252  Kleinere  Mittheilungen. 


tographische  Abtheilung;  5.  die  ethnogra- 
phische Abtheilung;  6.  die  Abtheilnng  der 
Russischen  Typen  und  7.  die  Abtheilung  der 
Exponenten.  — Wie  au9  dieser  Eintheilung 
schon  ersichtlich,  hatte  man  den  Boden  einer 
systematisch-wissenschaftlichen  Ordnung  verlassen, 
insbesondere  waren  iu  der  Abtheiluug  der  Expo- 
nenten die  allerheterogensten  Dinge  vereinigt.  — 
Die  Schilderung  der  einzelnen  Gruppen  wird  dies 
noch  deutlicher  darthun. 


Am  3.  (15.)  April  wurde  die  Ausstellung  feier- 
lich eröffnet;  ein  zahlreiches  Publicum,  Depntirte 
der  gelehrten  Gesellschaften,  der  Universitäten, 
der  Stadt  Moskau  wohnten  der  durch  die  hoho 
Geistlichkeit  vorgenommenen  Einweihungsfeierlich- 
keit bei.  Leider  hatte  Se.  Kaiser).  Hoheit  der 
Grossfürst  Konstantin  Nikolajewitsch , Ehrenprä- 
sident des  Cornite»  der  Ausstellung,  nicht  erscheinen 
können. 

Ich  will  es  versuchen  — ehe  ich  an  die  Be- 
schreibung der  speciellen  Abteilungen  gehe  — 
im  Ganzen  und  Grossen  eine  Uebe reicht  der  Aus- 
stellung zu  geben. 

Wir  gelangen  vom  Haupteingauge,  welcher 
sich  in  der  Mitte  der  einen  Breitseite  des  oblongen 
Gebäudet)  befindet,  durch  einen  höhlenartigen  Gang 
in  den  Innenraum  and  befinden  uns  inmitten  eines 
mit  Felsen,  Grotten,  Bäumen  und  Figuren  ge- 
schmückten Parkes.  Wir  orientiren  uns:  der 
ganze  grosse  oblonge  Raum  ist  dnreh  einen  Mittel- 
wall (Conrtine)  oder  ein  Mittelchor  in  zwei  seit- 
liche Hälften  geteilt.  Links  und  rechts  an  den 
beiden  Enden  des  Gebäudes  erheben  sich  künst- 
liche Berge  und  Hügel.  Unter  dem  Mittelwall 
kann  man  bequem  ans  einer  Seitenabtheilnng  in 
die  andere  kommen. 

Wir  wenden  uns  zuerst  nach  links  in  die  vor- 
histo rische  Abtheilnng.  Hier  sind  vom  und 
hiuten  au  den  Läugawänden  des  Saales  in  lauben- 
artigen Räumen  (Veranda»)  die  einzelnen  Samm- 
lungen untergebracht.  Nahe  links  beim  Eingänge 
finden  sich  die  geologischen,  die  paläontologischen 
Sammlungen  und  die  Gegenstände  der  Steinzeit. 
In  der  geologischen  Abtheiluug  siud  solche 
Kasten,  Pläne  und  Ansichten  anfgestellt,  welche 
zur  Beantwortung  einer  Anzahl  mit  der  Anthropo- 
logie in  innigem  Xusam  men  hange  stehenden  Fragen 
dienen.  Iu  der  paläontologischen  Abteilung 
befinden  sich  die  Reste  ausgogrobeucr  Thierc.  Auf 
der  entgegengesetzten  Seite  steht  die  Kurgan- 
Abtheilnng  in  einer  langen  Reihe:  die  Resultate 
der  Fnude,  welche  heim  Anfdecken  von  Ktirgnncn 
und  Gräbern  gemacht  worden  sind.  In  der 
Mitte  steht  das  Modell  eines  dänischen  Dolmens 
in  natürlicher  Grösse,  zugleich  stehen  hier  die 
Nachbildungen  verschiedener  längst  nntergegan- 


gener  Thiere,  sowie  einiger  Pflanzen  der  Kohlen- 
formation. Die  Wand  oder  der  Hügel  an  dem 
Ende  links  stellt  ein  Profil  aus  der  Steinkohlen- 
formation dar.  Hinter  dieser  Wand  befindet  sich 
ein«  nett  eingerichtete  Restauration.  Steigt  man 
den  Hügel  hinauf,  so  gelangt  man  auf  e.in  der 
Musik  angewiesenes  Plateau.  Hier  hat  die  Nach- 
bildung eines  Kaukasischen  Grabes  einen  Platz 
gefunden. 

Oben  auf  dem  MittelwaU  oder  dem  Mittel- 
chorc,  zu  welchem  man  beliebig  an  der  rechten 
und  linken  Seite  hiuuufsteigcu  kann,  sind  Modelle 
von  Kurganen  und  die  Resultate  verschiedener 
Ausgrabungen  im  Kaukasus  und  im  Gouv.  Moskau 
placirt.  Von  hier  herab  gewährt  die  Ausstellung 
ein  überaus  anziehendes  Bild  — man  blickt  von 
der  Höhe  hinab  in  einen  buntgeschmückten  fremd- 
artigen Park. 

In  der  rechten  Seitenhälfte  ist  die  medi- 
cinisch- anthropologische  Abtheilnng  auf- 
gestellt:  gleich  rechts  vom  Eingänge  die  von 
Seiten  der  Moskauer  Universität  gelieferten  Samro- 
1 ungen;  auf  der  gegenüberliegenden  Seite  eine  anf 
Kinderpflege  sich  beziehende  Collection.  Den 
Raum  dazwischen  nehmen  ethnographische 
Gruppen  ein  — hier  hat  auch  der  Plesiosaurns 
sein  Unterkommen  gefunden. 

Am  rechten  Ende  befindet  sich  dann  der  dritte 
und  letzt«  lluupttheil  — das  sog.  Museum  odor 
die  Abtheilnng  der  Exponenten.  Dieser 
Theil  hat  die  Gestalt  eines  Saales  in  russischem 
Styl  mit  einer  oben  nralanfendcn  Galerie  oder 
einem  Chor  und  mit  seitlich  anstossenden  Zimmern. 
Obeu  auf  der  Galerie  stehen:  die  photogra- 
phische Abtheilnng,  eine  grosse  Menge  von 
Schädeln,  die  Portraitansstellung  zur  Geschichte 
des  russischen  Typus  und  dio  ethnogra- 
phische Sammlung.  Unten  im  Saale  sind  die 
reichen  Sammlungen  der  St.  Petersburger  Geogra- 
phischen Gesellschaft  und  des  Leipziger  Völker* 
muscums  placirt,  hier  stehen  allerlei  Büsten,  Stein- 
Baben,  Bücher,  krnuiometrische  Apparate,  hier  die 
Ausstellung  von  verschiedenen  Gegenständen  des 
Cnltus  des  Herrn  Lj  u tost  an  ski. 

An  diesen  Saal  stossen  eine  Anzahl  kleiner 
Nebenzimmer,  welche  thcils  administrativen  Zwe- 
cken (Caasellei  u.  s,  w.),  theils  dem  Comite  der 
Deputirten  oder  solchen  Personen,  welche  arbeiten 
wollen,  dienen. 

Ich  wende  mich  nun  zur  Besprechung  der  ein- 
zelnen Abtheilungen. 

Die  geologische  Abtheiluug  der  Aus- 
stellung soll  den  Besuchern  den  Zustand  einzelner 
Gegenden  unseres  Erdballes  vorführen  zu  einer 
Zeit,  als  das  Menschengeschlecht  sich  eben  erst 
über  die  Erd«  zu  verbreiten  begann.  Die  an  den 
Wänden  der  künstlichen  Hügel  ansgefiihrten 
Zeichnungen  geben  uns  schematische  Profile  ein- 


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Kleinere  Mittheilungen. 


Keiner  Formationen.  An  der  Wand  nach  dem 
iiauptein  gange  int  ein  Profil  nach  Fuchs  ge- 
zeichnet. Am  Futsae  de«  Berges  ist  Eocän  kalk 
von  Rovignano,  daun  folgt  eine  Schicht  Eocän- 
Mergel  und  -Gyps,  dann  eine  Schicht  blauen 
Apenninischen  Uebergangschiefera  und  darüber 
eine  plioeäne  Sandschicht,  leicht  bedeckt  mit 
pleistocänor  Schwarzerde.  Man  hat  gerade  dieses 
Profil  gewählt , weil  der  bekannte  Schädel  von 
01  mo  oder  Arezzo  (Toskana)  mit  Feuersteinwerk- 
zeugen  in  einer  Schicht  plioeänen  Mergels  lag. 

Der  andere  gegenüberliegende  Theil  des  Hügels 
bildet  ein  Profil  ab,  welches  die  Commission  fran- 
zösischer Ingenieure  bei  Führung  der  Eisenbahn 
von  Paris  nach  Brest,  etwa  20  Kilometer  von 
Paris,  aufgenommen  hat.  (Vgl.  Profile  geologiqne 
de  la  ligne  de  Paris  et  Brest  p.  Triger,  Mille  et 
There.  1836.)  Zu  unterst  liegt  Eocänkalk, 
abwechselnd  mit  Thon,  dann  folgt  Eocängyps, 
grüner  Mergel,  dann  mioeäner  Sandstein  von 
Fontainebleau,  bedeckt  von  Diluvialschichten. 

Links  vom  Eingänge,  in  der  linken  Seitenhälfte 
des  Hauptsaales,  sind  als  Vorbereitung  zu  der  hier 
befindlichen  Sammlung  der  Steinzeit  schematische 
Profilzeichuungen  (Aquarelle)  sowie  Karten  ausge- 
stellt, welche  die  Umrisse  Russlands,  während 
der  Tertiärzeit  (Eocän-,  Miocän-  und  Pliocän- 
periode)  in  bunten  Farben  wiedergeben.  Hier 
sind  auch  Proben  uud  Fundstücke  der  verschiedenen 
Erdschichten  ansgestellt. 

Die  linke  Seite  des  Mittelchors  (Courtine)  ahmt 
den  Granitrand  eines  verschwundenen  Gletschers 
nach;  der  obere  Theil  fangt  an  zn  verwittern;  der 
Granit  hat  oben  säulonartige  Form  gewonnen. 
Er  ist  nach  den  Abbildungen  des  Aartbalgletsckers 
von  Vogt  sowie  nach  Schurowski’s  Reise  in 
den  Altai  copirt  worden. 

Um  dem  Publicum  auch  das  Leben  anf  dem 
Erdboden  zu  vergegenwärtigen  zu  jener  Zeit,  in 
welcher  die  Erdoberfläche  noch  nicht  für  die 
Menschen  bewohnbar  war,  sind  längst  unter- 
gegangene  Thiere  und  Pflanzen  in  möglichst  ge- 
treuen Nachbildungen  angefertigt.  Um  zu  zeigen, 
unter  welchen  Verhältnissen  die  Reste  jener  Thiere 
gefunden  worden  sind , stellt  die  Rückwand  des 
linken  Seitenchors  ein  Profil  der  Moskauer  For- 
mation dar  (cf.  Schurowski,  Ilcmpia  IVojoria 
MüCKOBCimro  ÖrccoAhh).  Zu  unterst  liegt  Stein- 
kohle nnd  Bergkalk,  durch  oinc  Einlagerung 
von  Steinkohle  in  zwei  Schichten  getrennt;  der 
Hergkalk  ist  oben  bedeckt  mit  rothem  Thon.  Auf 
dem  Thon  liegt  eine  Schicht  mit  Congloineraten, 
welche  Mineralien  der  Juraformation  in  sich  ein- 
schlicsst;  diese  Schichte  trägt  noch  drei  andere 
ähnliche  Lagen.  Schliesslich  folgt  Diluvial- 
thon,  welcher  mit  einer  Schicht  Schwarzerde 
bedeckt  ist. 

In  der  linken  Seitenhälfte  sind,  wie  bereits  be- 


253 

merkt,  Modelle  einzelner  ausgeRtorbener  Thiere  — 
wie  man  sich  dieselben  denkt  — ausgestellt, 
nämlich:  ein  Mnmmuth  (Elefus  primigenius),  ein 
Megatherium  (M.  Cuvieri),  ein  Glyptodon 
(Gl.  asper.),  ein  Ichthyosaurus  (I.  communis), 
ein  Hyleosaurus.  — Dazu  gehört  dann  noch 
der  auf  der  anderen  (rechteu)  Seite  befindliche 
Plesiosaurus  (PI.  dolichodeirus);  Letzterer  be- 
findet sich  in  einem  natürlichen  Wasserbassin,  zu 
welchem  das  Wasser  von  oben  her  aus  einer  Tropf- 
steinhöhle herabfallt. 

Die  paläontol  ogische  Gruppe,  welche 
allmälig,  ohne  scharfe  Grenze,  in  die  archäolo- 
gische übergeht,  indem  sich  die  der  Steinzeit 
entstammenden  Sammlungen  den  paläontolo- 
gischen  »nach Hessen,  hat,  wie  ich  bereits  früher 
angab,  ihren  Platz  in  dem  linken  Seitenraum  an 
der  dem  Haupteingange  zunächst  liegenden  Breit- 
seite. Es  finden  sich  hier  — vortrefflich  auf- 
gestellt  und  in  übersichtlicher  Ordnung  — sehr 
reiche  Sammlungen,  welche  zum  Theil  angekauft, 
znm  Theil  geschenkt  worden  sind;  die  Herren 
Anntschin  und  Iiogdanow  haben  insbesondere 
sich  um  die  Herbeischaflung  des  ausländischen 
Materials  verdient  gemacht ; Herr  Anutschin 
hat  die  Aufstellung  und  Ordnung  der  ganzen  Ab- 
theilung übernommen  und  seine  Aufgabe  in  rühm- 
licher Weise  gelöst. 

Die  Reichhaltigkeit  dieser  Gruppe  beweist  das 
nachfolgende  Verzeichniss: 

A.  Paläonto  logische  Gegenstände: 

a.  Aus  der  Tertiärzeit:  1)  Eine  Sammlung 
von  ausgegrabenen  Knochen  aus  den  Ligniton 
von  Debrudge  (Comm.  de  Gargas,  Depart.  Van* 
eluse),  welche  der  oberen  Eocän  form  ation  an- 
gehören. (Palaeotherium  roodinm  et  magnura, 
Anoplotherium  commune,  Paloplotherium  minus, 
Enrytherium,  Xiphodon,  Pterodon  dasyuroides,  Cy- 
nodon  lacustria  und  andere.)  2)  Eine  Sammlung 
von  ausgegrabenen  Knochen  aus  den  Phos- 
phoriten von  Quercy  (Depart.  Lot  et  Ga- 
ronne),  der  unteren  MiocÄuformation  zugehörig 
(Palaeotherium , Enrytherium , Entelodon  u.  a.). 

3)  Eine  kleine  Sammlnng  von  Abdrücken  vpn 
F’ischen  nnd  Pflanzen  aus  den  Steinbrüchen  von 
Armissan  (Depart.  Ande),  der  Zwischenformation 
zwischen  dem  Eocän  und  dem  unteren  Miocän 
(Oligocftn)  an  gehörig;  ferner  der  ausgezeichnete 
Abdruck  eines  Palmblattes  (Flabcllnria  Lamanonis) 
aus  dem  Oligocängyps  von  Gargas  (Dep.  Vaucl ose). 

4)  Eine  Sammlung  von  Gypstbgüssen  einiger  be- 
merkenswert her  Thierreste  aas  dem  Museum  von 
Lyon  (Anehithcrium,  Hipparion,  Rhinoceros  u.  a.). 

b.  Aus  der  Diluvial- Periode:  5)  Eine 
kleine  Sammlung  von  Knochen  und  Zähnen  des 
Höhlenbären  aus  Mähren.  6)  Knochen  und  Zahne 
von  Pferd  und  Rennthier  (Fundort?)  aus  dem 
Museum  von  Lyon.  7)  Knochen  uud  Zähne  des 


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254  Kleinere  Mittheilungen. 


Mammuths  au»  verschiedenen  Gegenden  des 
europäischen  Russlands  und  auch  ans  Ka- 
melien. 8)  Schädel»  Knochen  und  Zähne  von 
lihinoceros  ticborhinuK,  Bison  priscus,  Bo« 
pnmigenius,  Aires  fotwilis,  Cervas  und  andere 
Arten  aus  verschiedenen  Gegenden  des  russischen 
Reiches.  9)  Knochen  verschiedener  Thiere, 
grögstentheils  von  Elenn  und  Pferd  ans  Knochen- 
lagern im  Per  in  sehen  Gouvernement.  10)  Kno- 
chen verschiedener  Thiere  aus  französischen 
Höhlen.  1 1)  Knochen  sowohl  von  Haustkiereu  wie 
von  Raubthieren  aus  alten  Gräbern  bei  Mzchet 
(Ort  an  der  Tiflis-Poti-Eisenbahn). 

B.  Archäologische  Gegenstände: 
a.  Ausserhalb  des  Rassischen  Reiches  gefunden: 

1)  Eine  Sammlung  alter  grob  zugehauener  Stein- 
werkzeuge aus  St.  Achelle  und  anderen  Gegenden 
Nord-Frankreichs.  Die  meisten  Steiu Werk- 
zeuge zeigen  den  allgemeinen  Typus  derer  von 
Achelle,  dann  finden  sich  einzelne,  welche  den 
Typen  von  Moustier  in  der  Form  sich  nähern. 

2)  Eine  reiche  Sammlung  von  steinernen  und 
bronzenen  Geräthschaften  aus  verschiedenen 
Gegenden  Frankreichs.  Die  Gegenstände  befinden 
sich  in  17  Kästen  (Vitrinen)  und  sind  von  Mor- 
tillet,dem  Vicedirector  des  Museum  St.  Germain, 
ausgesucht  und  zusammengestellt;  sie  repräsentiren 
in  ihrer  Reihenfolge  die  allmälige  Ausbildung  der 
verschiedenen  charakteristischen  Formen.  3)  Eine 
Sammlung  von  Steinwerkzeugen  der  palüo-  uud 
nuolithischen  Periode  ans  verschiedenen  Gegenden 
Englands,  Irlands,  Frankreichs,  Belgiens  und 
Amerikas  (3  Kästen).  4)  Eine  kleine  Sammlung 
von  steinernen  und  knöchernen  Werkzeugen,  so- 
wie einige  Knochen  aus  französischen  Höhlen 
(5  Kästen).  5)  Eine  kleine  Sammlung  von  Fener- 
steinsplittern  und  anderen  Werkzeugen  aus  Solu- 
tre,  Camp  Barbet  und  Pressigny  lo  Grand  — 
darunter  sind  einige  Gypsahgüsse.  6)  Eine  kleine 
Sammlung  von  Feuerstei  ngeräthsebaften 
ans  der  Höhle  von  Sordes  und  anderen  Gegen- 
den Frankreichs;  darunter  eiuigo  Gypsubgiisse 
(2  Kästen).  7)  Eine  grosse  Sammlung  (23  Kästen) 
von  Geräthschaften  und  Knochen  aus  Höhlen, 
Dolmen  und  Hügelgräbern  Frankreichs.  8) 
Eine  kleine  Sammlung  von  Gegenständen,  welche 
in  Schweizer  Pfahlbauten  gefunden  worden 
sind  — meist  aus  Hohenhausen.  Ein  Modell  eines 
Pfahlbaues  ist  auch  vorhanden;  es  steht  aber  in 
dom  kleinen  Nebensaale  (Abtheilung  der  Ex- 
ponenten). 9)  Eine  Sammlung  verschiedener  Ge- 
steinsarten,  wie  dieselben  zur  Anfertigung  von 
Steinwaffen  und  Gerüthen  dienten  (aus  Paris). 
10)  Eine  Sammlung  von  Nachbildungen  ver- 
schiedener Waffen  and  Gerithe  aus  Horn  und 
Knochen,  welche  dnreh  ihre  Bearbeitung,  Aus- 
schmückung, insbesondere  aber  durch  die  darauf 
dargestellten  Thierbilder  beraerkenswerth  sind 


(ebenfalls  in  Paris  erworben).  11)  Eine  Sammlung 
von  Steinwaffen  (grössten tbeils  Pfeil-  und  Lanzen- 
spitzen), von  Gegenständen  aus  Knochen  und 
Muschelschalen,  von  Steinzeug  aus  Nordamerika 
(Cali formen,  Ohio  u.  a.)  (7  Kästen).  12)  Eine 
Sammlung  von  St  ein  waffen  (Beile,  Schleudersteine, 
Nuclei  u.  s.  w.)  aus  Griechenland  (3  Kästen).  13) 
Eine  kleine  Sammlung  von  Feuersteinsplittern, 
Topfacherben  und  anderen  Gegenständen  aus 
eiuer  Hoble  in  Mähren  (3  Kästen).  14)  Vier  grob- 
gearbeitete Steiubeile  von  den  Fidschiinseln;  von 
Herrn  Godefroy  in  Hamburg  erworben. 

b.  Innerhalb  der  Grenzen  des  Rns»ischen  Reiches 
gefunden:  l)  Eine  Sammlung  von  Feuersteinge- 
räthen  und  Splittern  aus  dem  Dorfe  Simnaja  So- 
lotniza  (am  Ufer  des  Weissen  Meeres,  150  Werst 
— Kilometer  von  Archangelsk)  von  den  Herren 
Kelsjew,  Sänger  und  Sanburg  gesammelt 
(10  Kästen).  2)  Eine  Sammlung  von  Knochen,  von 
steinernen  und  knöchernen  Geräthen,  welche  an 
den  Ufern  de»  Flusses  Weletma  bei  Muroiu  (Gouv. 
Wladimir)  gefunden  worden  sind.  3)  Eino  Samm- 
lung von  Feuersteingeräthcn  und  Topfscherben 
von  ungebranntem  Thon  aus  dem  Plechanowhngel 
(an  den  Ufern  des  Okaflusses,  Kreis  Gorocbow, 
Gouv.  Wladimir).  4)  Eine  Sammlung  vou  be- 
hauenen und  geschliffenen  Steinwerkzeugen  aus 
dem  Gouv.  Tula  (6  Kästen).  — Sowohl  diese 
Gegenstände  als  auch  jene  bei  Archangelsk  ge- 
fundenen sind  von  hohem  Interesse,  weil  sie  der 
sichere  Beweis  sind  dafür,  dass  auch  in  Russland 
der  Feuerstein  das  wichtigste  Material  zur  An- 
fertigung von  Pfeilspitzen,  Lanzenspitzcu,  Meissein 
und  anderen  Gerätben  war.  5)  Eine  Sammlung 
von  Steinbeilen,  Steinhämraern  und  auderen  Ge- 
räthen aus  dem  Gouv.  Kostroma  (2  Kästen). 
Die  Gegenstände  sind  von  N.  P.  und  A.  P.  Poli- 
wanow gesammelt  nnd  von  Seiten  der  Landschaft 
des  Gouv.  Kostroma  zum  Geschenk  dargebracht. 
6)  Eine  Sammlung  von  Steinwerkzeugen  aus  dem 
südlichen  Theile  der  Insel  Sachalin,  dargebracht 
vou  Herrn  Garelin.  7)  Eine  Sammlung  von 
Nachbildungen  von  Stein  Werkzeugen  (6  Kästcu); 
die  Gegenstände  sind  ein  Geschenk  von  Frau 
A.  M.  Rajowsky.  8)  Eine  Sammlung  von  Nach- 
bildungen von  Steinwerkzeugen,  welche  in  Russ- 
land gefunden  sind  (6  Kästen,  dnreh  Herrn  Bogos- 
lowski  gesammelt).  9)  Eine  Sammlung  von 
Steinbeilen  und  Steinhämmern  aus  dem  Gouv. 
Minsk.  Geschenk  de«  Grafen  Tyakiewicz 
(1  Kasten).  10)  Eine  Sammlung  von  Steinwerk- 
zengen  aus  verschiedenen  Gegenden  des  Russi- 
schen Reiches  (nus  der  Umgegend  von  Murotn, 
Gouv.  Wladimir;  aus  dem  Kreise  Krapiwensk, 
Gouv.  Tula  u.  a.).  11)  Eine  Sammlung  von 

Steinwerkzeugen  aus  verschiedenen  Locnlitäten 
des  Gonv.  Knsati;  zusammengestellt  von  E.  D. 
Pölzam  in  Kasan.  12)  Nachbildungen  von  Bronze- 


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255 


Kleinere  Mittheilungen. 


alterthümern , welche  im  westlichen  Russland 
and  im  Kaukasus  gefunden  worden;  Geschenk 
der  Frau  A.  M.  Rajewsky  (1  Kasten).  13)  Nach* 
bildungen  von  ßronzaolterthümern  (Beile,  Palstäbe, 
Lanzenspitzen  u.  s.  w.),  dargebracht  von  Herrn 
Bogoslowski.  14)  Kine  Sammlung  von  Bronze* 
Sachen  aus  verschiedenen,  nicht  näher  bekannten 
Gegenden  des  Russischen  Reiches  (5  Kästen,  dar- 
gebracht von  Herrn  D.  P.  Sonzow).  15)  Alter- 
th ümer,  gefunden  auf  einem  angeblichen  Schlacht- 
felde, 5 Werst  von  Tambow;  nach  Aspelin’s 
Bestimmung  können  sie  der  Mordwagruppe  zu- 
gerechnet werden.  16)  Silberne  Alterthümer,  dar- 
gebracht von  Herrn  N.  A.  Ter  esc  ht  sehen  ko 
(1  Kanten).  17)  Eine  Sammlung  von  grössten- 
theils  kupfernen  Gegenständen  und  einzelnen 
eisernen  — aus  Kurganen  Sibiriens  (Gebiet  von 
Minussinsk,  Gouv.  Jenisseisk):  Messer,  Dolche, 
Celte,  Beile,  Zierrathen  u.  s.  w.  1Ö)  Alterthümer, 
welche  unter  den  Ruinen  des  alten  Boigary  ge- 
funden; jetzt  liegt  daselbst  das  Dorf  Uspenskoje 
(Gouv.  Kasan). 

Die  letztgenannten  Alterthümer,  speciell  die 
aus  dem  Gebiete  Minussinsk  und  aas  Boigary 
stammenden  leiten  uns  hinüber  zu  den  sich  hier 
anschliessenden  Sammlungen  sehr  verschiedener 
Objecte,  welche  bei  Nachgrabungen  in  Kurganen 
nud  Gräbern  gefunden  worden  sind.  Dass  diese 
einer  viel  späteren  Zeitepoche  angehören,  ist  selbst- 
verständlich. Die  grosse  Menge  der  bezüglichen 
Gegenstände  bildet  die  sog.  Kurgan- Abthei- 
lung. 

Die  durch  Aufdeckung  von  Gräbern  gewonnenen 
Gegenstände  sind  meist  in  Gemeinschaft  mit  den 
dabei  gefundenen  Knochen,  speciell  Schädeln, 
aufgestellt.  Sie  buben  (mit  wenigen  gleich  zu  er- 
wähnenden Ausnahmen)  ihren  Platz,  wie  bereits  in 
der  allgemeinen  Uebersicht  erwähnt  wurde,  eben- 
falls in  der  linken  Seitenhälfte,  an  der  der  erst- 
genannten Abtheiluug  gegenüber  liegenden  Breit- 
seite. Es  befinden  sich  hier  eine  grosse  Menge 
von  verschiedenen,  meist  bronzenen,  wenig 
eisernen  Geräthen  und  Schmucksachen  nach 
den  einzelnen  Fundstätten  geordnet.  Zuerst  die 
Resultate  der  Ausgrabungen  des  Herrn  So  graf 
im  Gouvernement  Perm  (Kreis  Schadrinsk)  und 
ira  Gouv.  Arcbangel,  dann  die  der  Herren 
Kelsiew  und  Unchaknw'  im  Gouv.  Jarosslaw 
(Kreis  Uglitach)  und  im  Gouv.  Twer  (Kreis  Kor- 
tsebew),  dann  die  des  Herrn  Sainokwassow  in  den 
Gouv.  Poltawa  und  Tschernigow,  Kiew,  dann  die 
der  Ausgrabungen  im  Gouv.  Livland  (Kreis 
Fell  in  und  Dorpat),  welche  die  Herren  Jung, 
Witt  und  Lewerenz  vorgenommen  haben  und 
über  welche  in  den  Protocollun  der  Sitzungen  aus- 
führlich Bericht  erstattet  ist;  ferner  betiuden  sich 
hier  die  Gegenstände  aufgestellt,  welche  Herr 
Filimonow  bei  seinen  Grabaufdeckungen  in  der 


Krim  gefunden  hat,  sowie  die  von  Herrn  Kerzelli 
im  Gouv.  Wladimir  aus  Kurganen  entnommenen 
Sachen.  — Es  war  während  meiner  Anwesenheit 
die  endgültige  Ordnung  in  dieser  Ahtheilung  noch 
nicht  völlig  hergestellt;  es  wurden  noch  Gegen- 
stände verschiedener  Art  erwartet;  erst  wenn  alle 
definitiv  placirt  worden  sind,  wird  es  möglich  sein, 
von  dieser  höchst  interessanten  und  gerade  für  die 
Archäologie  Russlands  so  überaus  wichtigen  und 
lehrreichen  Gruppe  eine  genaue  Schilderung  zu 
liefern. 

Zu  dieser  Kurgan- Ahtheilung  gehören 
ferner  zwei  isolirt  aufgestellte  Sammlungen.  Die 
eine  umfasst  die  Resultate  der  durch  Professor 
Bogdanow  vorgenom  menen  Aufdeckungen  der 
Kurgane  des  Gouv.  Moskau;  sie  hat  ihren  Platz 
oben  auf  dem  Mittelchor  gleich  am  Eingänge. 
Hier  findet  sich  in  äusserst  gelungener  Weise  ein 
kleiner  Kurgan  (Einzelgrab)  nachgeahmt:  man 
sieht  das  Skelet  mit  seiuon  einfachen  Schmuck- 
sacben  aufgedeckt  vorliegen.  Daneben  das  ver- 
kleinerte Modell  eines  grossen  Kurgan  und  dabei 
ein  anderes  Modell,  welches  denselben  Kurgan  io 
regelrechter  Weise  aufgegraben  darstellt.  Man 
sieht  zwei  Skelete  über  einander  liegen.  Es  sind 
dies  vortreffliche  Modelle,  welche  mehr  als  alle 
Beschreibungen  richtige  Vorstellungen  von  der 
Begrabe iss weise  jenes  Volkes  geben.  Dieselben 
kleinen  Modelle  waren  bereits  im  vorigen  Jahre 
auf  der  Pariser  Ausstellung  und  zogen  dort  mit 
Recht  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  — In  einer 
Anzahl  Kästen  sind  die  bei  den  Skeleten  gefun- 
denen Bronze-  und  Eisenschmuoksachen,  Waf- 
fen u.  s.  w.  sehr  übersichtlich  und  anschaulich 
geordnet.  An  Schädeln,  welche  dem  Goav.  Moskau 
entstammen,  sind  daselbst  293  Stück  aufgcstellt. 

An  dem  gegenüberliegenden  Endo  des  Mittel- 
chores sind  die  von  Herrn  Kerzelli  im  Kauka- 
sus gemachten  Funde  gruppirt  In  der  Mitte 
steht  die  Nachbildung  eines  kaukasischen  Dolmens 
in  natürlicher  Grösse;  daneben  in  einer  Anzahl 
Kästen  und  Gestelle  die  Schädel,  Skelete  und  die 
dabei  gefundenen  Waffen,  Schmucksachen  und 
Geräthe. 

Zu  dieser  eben  geschilderten  archäologischen 
Ahtheilung  gehört  ferner  die  überaus  reichhaltige 
und  werthvolle  Sammlung  deB  Herrn  Sumo- 
kwassow,  Professors  an  der  Universität  War- 
schau. Die  Sammlung  enthält  nicht  nur  Gegen- 
stände, welche  der  ältesten  Culturopoche  angehören, 
sondern  auch  solche,  welche  fast  in  die  historisch© 
Zeit  hineinreichen  — sie  verdankt  ihr  Entstehen 
im  Wesentlichen  der  unermüdlichen  Energie  und 
der  grossen  Sachkenntnis«  ihres  Besitzers,  welcher 
im  Gouv.  Warschau,  TBcboruigow,  Kiew,  Poltawa 
hunderte  von  Gräbern  und  Kurganen,  sogenannte 
Goroditachcn,  aufgedeckt  hat  — Die  überaus  sorg- 
fältig geordneten  und  sauber  aufbewahrten  Sachen 


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256 


Kleinere  Mittheilungen. 


waren  vorläufig  in  einem  Nebenzimmer  unter- 
gebracht worden;  man  war  damit  bet>chäfligt,  im 
Hauptsaale  ihnen  einen  würdigen  Platz  za  geben. 

Ich  habe  bereite  einmal  angedeutet,  dass  in 
der  sog.  Kxponenten-Abtheilung  »ehr  verschieden- 
artige Gegenstände  placirt  worden  waren.  E» 
wäre  nun  gewiss  sehr  zweckmässig  gewesen,  wenn 
diejenigen  derselben,  welche  sachlich  in  die  eben 
geschilderte  Gruppe  hineingehörten,  auch  in  un- 
mittelbarer Nähe  ihren  Platz  erhalten  hätten. 
Allein  da»  hatte  aus  mancherlei  Grüudcn  nicht 
geschehen  können,  wie  bereits  oben  gesagt  wurde. 
Hier  bei  meiner  systematischen  Schilderung  ist  es 
aber  durchaus  nothwendig,  alles  Zusammengehörige 
auch  zusammen  aufzuzählen,  um  den  Reichthum 
des  vorhandenen  Material»  in  da»  rechte  Licht  zu 
setzen. 

Vor  Allem  muss  ich  hier  der  von  der  Kai». 
Rassischen  Geographischen  Gesellschaft  exponirten 
Gegenstände  gedenken. 

Es  hat  dio  St.  Petersburger  Gesellschaft  ihre 
Sammlungen  durch  die  Herren  Maikoff,  Sres- 
newskij  und  Malachow  in  ganz  ausgezeich- 
neter und  anschaulicher  Weise  ordnen  lassen.  Die 
einzelnen  Gegenstände  sind  mit  Nummern  ver- 
sehen, über  welche  man  sich  in  einem  (verkäuf- 
lichen) Katalog  in  bequemer  Weise  Aufklärung 
verschaffen  kann. 

An  archäologischen  Gegenständen  finden 
sich  hier:  1)  Eine  kleine  Sammlung  (Nr.  1 bis  9) 
von  Steinwaffen  und  anderen  Gegenständen  au» 
dem  Museum  in  Rarnaul,  die  Sachen  sind  meist 
durch  Horrn  Radloff  gefunden  oder  aus  Kur- 
ganen  ausgegrabeu.  2)  Eine  kleine  Sammlung  von 
sibirischen  Steinwerkzeugen,  welche  das  Museum 
des  Berginstitut»  geliefert  hatte.  (Nr.  1 1 bi»  23.) 
3)  Eine  Menge  Altertbümer  von  Stein  und  Bronze 
(Nr.  24  bis  07),  aus  verschiedenen  Gegenden  des 
Rassischen  Reiche»  herstammend  und  dem  Museum 
der  Kai».  Russischen  Archäologischen  Gesellschaft 
gehörig.  4)  Eine  Anzahl  von  Gegenständen, 
welche  Privatpersonen  zugehörten,  darunter:  eine 
Menge  Topfscherben  mit  sehr  merkwürdigen  und 
interessanten  Ornamenten  (Nr.  69),  von  Herrn 
G r i g o r j o w im Gouv. W 1 ad i m i r , Kreis Murom, 
gesammelt;  ferner  eine  dem  Herrn  Sinowjew 
gehörige  Sammlung  (Nr.  70  bis  89),  welche  in 
einem  Kurgan  des  Gouv.  Witebsk.  Kreis  Ljutzin, 
Dorf Swilowa,  gefunden  worden  sind:  eine  Anzahl 
Gegenstände  (Nr.  90  bis  95),  welche  Herr  Mala- 
chow im  Gouv.  Perm,  Kreis  Jekaterinburg, 
beim  Aufgraben  eines  sog.  Tschudiseben  Gorodit- 
seben  entdeckt  hatte.  Hierzu  kommt  ferner  dio 
reichhaltige  Sammlung  von  Steinwerkzeugen 
tNr.  96  bis  420),  welche  Herr  Poljak ow  zu- 
sammengcbracht  bat ; die  Sachen  sind  zuiu  grössten 
Theil  von  »hin  selbst  ansgegraben  in  den  Gonv. 
Olonetz,  Tw  er  und  Wladimir,  zum  Theil  in 


Sibirien,  zum  kleinsten  Theil  au»  anderen  Ländern 
(Frankreich)  acquirirt.  Schliesslich  eine  Menge 
Bronzesachen  (Nr.  592  bis  625),  welche  Herr 
Brandenburg  in  Kurgauen  des  Kreise»  Nowo- 
Ladoga  gefunden  hat 

5)  Von  den  Gegenständen,  welche  dem  Museum 
der  Kais.  Rubs.  Geographischen  Gesellschaft  selbst- 
eigen sind,  wären  zu  nennen,  Nr.  490  bis  496, 
einige  aus  Kurgan en  des  Minussinskiscben  Gebietes 
(Gouv.  Jenisseisk)  stammende  Sachen;  ferner 
Nr.  497  bi»  504  verschiedene  Stein  Werkzeuge. 

6)  Eine  grosse  Sammlung  von  Fuudstücken 
(Nr.  651  bis  711)  ans  Kurganen  de»  Gouv.  Pe- 
tersburg, welche  Herr  Iwanowski  im  Aufträge 
der  Kais.  Archäologischen  Gesellschaft  aufge- 
deckt hat. 

Schliesslich  eine  kleine  Anzahl  Stein-  und 
Bronzegeräthe  aus  Sibirien,  dem  Museum  der 
Ostsibirischen  Abtheilung  der  Kais.  Russischen 
Geographischen  Gesellschaft  in  Irkutsk  zugehörig. 

Ferner  ist  hierher  gehörig  noch  zu  nennen: 
eine  kleine  aber  »ehr  hübsche  Sammlung  von  ver- 
schiedenen Waffen  und  Werkzeugen  aus  Feuerstein, 
welche  das  Völkermuseum  in  Leipzig  ausgestellt 
hat  und  eine  kleine  Anzahl  von  bronzenen  Gegen- 
ständen, welche  Herr  Professor  Morosow  in  Kur- 
ganen des  Gouv.  Charkow  gefunden  und  exponirt 
hat.  Beide  Sammlungen  haben  ihren  Platz  in 
der  schon  oft  genannten  Abtheilung  der  Expouon- 
ten.  — Eine  vortreffliche  Sammlung  von  Modellen 
altfränkischer  Gräber  und  verschiedener  zugehöriger 
Alterthümer  aus  dem  Atelier  des  Herrn  Linden- 
schinit  in  Mainz  war  eben  erst  ausgepackt  und 
befand  sich  vorläufig  iu  dem  zu  wissenschaftlichen 
Arbeiten  bestimmten  Zimmer;  ein  definitiver  Platz 
war  derselben  noch  nicht  angewiesen. 

Schliesslich  sind  zu  erwähnen:  der  Dänische 
Dolmen  in  der  linken  Suitenhälfte:  ein  Panorama- 
bild, die  Verbrennung  einer  Leiche  zur  Römerzeit  ✓ 
darstellend  — dicht  hinter  dem  Dohnen;  ferner 
das  Modell  de»  Grabes  eines  Sainarkandschen 
Kriegers  in  der  rechten  Seitenhälfte;  eine  grosse 
Menge  von  Nachbildungen  der  aus  Südrussland 
stammenden  Steinfiguren  (Khuohhuh  6a6u)  und 
eiuige  ähnliche  aus  Spanien.  — Diese  waren  in 
der  ganzen  Abtheilung  der  Exponenten  zerstreut, 
offenbar  mehr  an»  decorativen  Gründen;  zweck- 
mässiger wäre  es  freilich  gewesen,  sie  allo  in  einer 
Reihe  neben  einander  zu  sehen. 

Anthropologische  Abtheilung. 

Ich  beginne  die  specielle  Betrachtung  mit  der 
Aufzählung  des  anthropologischen  Materials  im 
engeren  Sinne,  d.  h.  mit  den  Gegenständen,  welche 
in  das  Gebiet  der  anatomischen  Anthropo- 
logie zu  rechnen  sind. 

Hier  muss  ich  in  erster  Linie  der  Collection 
Erwähnung  thun,  welche  der  Director  des  anato- 
mischen Museums  der  Moskauer  Universität,  Pro- 


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257 


Kleinere  Mittlieilungen. 


feasor  Sornovr,  ausgestellt  liat.  Die  Sammlung 
steht  gleich  rechts  vom  Haupteingange  an  der 
vorderen  Breitseite.  Es  sind  hier  mit  richtigem 
Tact  diejenigen  Stucke  der  anatomischen  Samm- 
lung auBgewählt,  von  denen  man  erwarten  musste, 
dass  sie  von  Seiten  der  Anthropologen  eine  gewisse 
Betrachtung  verdienen  werden.  Ich  zähle  hier 
die  hauptsächlichsten  Stücke  der  Sammlung  auf: 
drei  Skelete,  einem  Grossruspischen  Mann,  einer 
Frau  und  einem  Türkeu  entstammend;  ferner  ein 
Skelet  mit  13  und  ein  anderes  mit  11  Kippen 
jederseita;  verschiedene  Brustbeine,  um  die  Gestalt- 
und  Formverändernngen  zu  demoustriren ; eine 
Anzahl  Schädel,  welche  die  phrenologische  Samm- 
lung des  früheren  Moskauer  Professors,  des  be- 
rühmten Anatomen  Loder,  ausmachten,  darunter 
ein  Schädel,  der  von  der  Hand  Gall’a  die  phreno- 
logischen  Benennungen  in  französischer  Spracho 
trägt.  Sehr  instructiv  ist  eine  Zusammenstellung 
von  Schädeln,  um  die  Schwankungen  zu  zeigen, 
welche  die  Form  und  Gestalt  durch  Alter  und 
Geschlecht  einerseits,  andererseits  durch  individuelle 
Abweichungen  aufweist : der  Schädel  eines  Kindes, 
eines  Mannes,  eines  Weibes  und  eines  Greises; 
ferner  ein  sog.  Kreuzkopf  (d.  h.  ein  Schädel  mit  er- 
haltener Stirnnaht);  ein  sehr  langer  and  schmaler 
und  schliesslich  ein  sehr  breiter  und  kurzer  Schä- 
del. Dann  folgen  einige  »asymmetrische  Schädel, 
ein  Paar  Schädel  mit  sehr  dicken  Wanden,  einige 
Schädel  mit  sehr  stark  entwickelten  Schaltknochen 
und  einige  Racenschädel  (Türken,  Chinesen,  Neger, 
Germanen,  Juden).  — Ferner  ist  eine  grosse  Reihe 
(30)  Becken  russischer  Männer  und  Frauen  auf- 
gestellt,  um  auch  hier  die  Variabilität  der  Form 
in  den  individuellen  Schwankungen  zu  zeigen. 
Ebenso  zeigt  eine  Reihe  von  Oberarmen  (Humerus), 
von  Oberschenkeln  (Femur)  und  Schienbeinen 
(Tibia)  die  individuell  verkommenden  Schwankun- 
gen, insoweit  dieselben  die  Stellung  des  Kopfes 
und  der  Knochenvorsprünge  zum  Schaft  betreffen ; 
e«  haben  diese  Reihen  grosses  Interesse,  weil  sie 
davor  bewahren,  dass  inan  individuelle  Eigen- 
tümlichkeit als  Raceneigenthümlichkeit  auffasse. 

Von  den  Weichtheilen  des  menschlichen  Körpers 
bat  bekanntlich  das  Hirn  mehr  als  irgend  ein 
anderes  Organ  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf 
sich  gezogen ; Prof.  Sernow,  welcher  sich  ins- 
besondere mit  dem  Studium  der  äusseren  Form 
des  Hirns,  mit  den  Furchen  und  Windungen  der 
Oberfläche  beschäftigt,  hat  hier  eine  grosse  Reihe 
von  Hirnen  in  Spiritus,  dann  aber  auch  ©ine  gross© 
Reihe  von  vortrefflichen,  eigenhändig  angefertigten 
Waobsmodelleo  des  Hirns  ausgestellt.  Man  hat 
auch  hier  an  den  Windungen  nnd  Furchen  des 
Hirns  nach  bestimmten  Raeenmerkmalen  gesucht 
— das  Bestreben  Sernow ’s  geht  dahin,  zuerst 
die  individuellen  Schwankungen  der  Form  bei 
einem  und  demselben  Volke  mit  Sicherheit  — 

Archiv  für  Anthrupologi«.  Bd.  XII. 


durch  genaue  Untersuchung  von  zahlreichen  Hirnen 
— fostzustcllen,  um  damit  eine  Basis  für  spätere 
Racenuntersuchungen  zu  schaffen.  Die  Präparate 
Sernow'»  einerseits,  aowie  die  von  ihm  bereit» 
gelieferten  Arbeiten  verdienen  von  Seiten  der 
Wissensehaft  grosse  Anerkennung.  „ 

Hierher  ist  eine  kleine,  aber  vortreffliche 
Zahnsammlung  zu  rechnen,  welche,  dem  poly- 
technischen Mnseum  zugehörig,  im  Saale  der  Ex- 
ponenten ihren  Platz  hat.  bis  scheint  Pariser 
Arbeit  zu  sein.  In  äusserst  übersichtlicher  Weise 
sind  22  Ober-  und  24  Unterkiefer  des  Menschen 
so  geordnet,  dass  man  sowohl  einen  Ueberblick 
über  die  vollständigen  Zahnreihen  der  erwachsenen 
Menschen,  wie  über  die  unvollständigen  Zahn- 
reihen  des  Kindes  erhält.  — Eine  Reibe  ausge- 
fallener Milchzähne  ist  bemerkenswert!!.  — An- 
schauliche Präparate  über  die  Blutgefässe,  über 
die  Zahnwurzeln  fehlen  nicht. 

Neben  der  anatomischen  Abtheilung  Sernow’s 
befindet  sich  eine  Sammlung  pathoh-anato m. 
Präparate,  vorherrschend  Knochen  — Schädel, 
Becken,  Extremitätenknochen  u.  s.  w.  liier  sind 
ferner  verschiedene  Nachbildungen  abnorm  ge- 
bildeter Körpert  heile  in  Wachs  zu  sehen,  darunter 
auch  die  ausgezeichneten  Präparate  des  Dr.  Panck 
(Dorpat).  Hier  in  dieser  Abtheilung  haben  noch 
sieben  grosse  Weichselzopfe  (Plica  polonica),  auch 
eine  Reihe  II  aarp  rohen  aus  verschiedenen 
Russischen  Gouvernements  Platz  gefunden,  welche 
besser  und  richtiger  wohl  in  die  erste  (anatomische) 
Abtheilung  zu  bringen  wären  1 )■ 

Die  anatomische  Anthropologie  hat  sich 
seit  Jahren  mit  Vorliebe  dein  Knochengerüste  des 
menschlichen  Körpers,  und  hier  vor  allen  dem 
Schädel,  zngewaudt,  uni  au  demselben  die 
Raceneigenthümlichkeiten  zu  studiren. 
Man  hat  insbesondere  das  auf  den  .Schädel  Bezug 
nehmende  Wissensquantum  als  SchädeUehre« 
Kraniologie,  bezeichnet  Für  diesen  Zweig 
der  Anthropologie  bietet  die  Ausstellung  ein  grosses, 
umfangreiches  und  sehr  reichhaltiges  Material. 


’)  Gegen  das  Ilineinziehen  der  patliol.  Anatomie 
in  das  Gebiet  der  Anthropologie  muss  ich  mich  aber 
doch  Aussprachen,  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  das  in 
ausführlicher  Weise  zu  erörtern.  Wohin  es  führt, 
wenn  mau  die  Grenzen  der  Anthropologie  so  weit 
steckt,  da**  auch  die  pathol.  Anatomie  hi  nein  passt,  das 
zeigte  am  besten  eine  andere,  im  Saale  der  Exponenten 
untergebrachte  Knoche»*aimnlung  der  Herren  Dr. 
Ray  her  und  Dr.  ßoruhaupt  in  St.  Petersburg.  Hier 
ist  au  einer  grossen  Reihe  von  Kn oehenprä|wi raten, 
welche  dem  letzten  russisch -türkischen  Kriege  ihren 
Ursprung  verdanken,  die  Wirkung  der  verschieden- 
artigen modernen  Schusswaffen  demonstrirt.  Diese 
Sammlung  bietet.  unU'dingt  den  Chirurgen  grosses 
Interesse  dar  — das»  sie  aber  anthropologische»  Inter- 
esse hat,  muss  ich  unbedingt  bestreiten.  — 8o  etwas 
fährt  nur  zu  leicht  dazu,  dem  Publicum  eine  durchaus 
falsche  Vorstellung  von  der  Anthropologie  Issizubringen. 

33 


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258 


Kleinere  Mittheilungen. 


Die  Summe  aller  ausgestellten  Schädel  beträgt 
circa  1600  Stück.  Die  Schädel  stammen,  wie  zu 
erw&rteu,  zum  grössten  Theile  auB  dem  Russi- 
schen Reiche  — fremde  Schädel  sind  nur  wenig 
vorhanden.  Ich  führe  folgende  Zahlen  an:  293 
Schädel  aus  Kurganen  des  Moskauer  Gouvernements, 
desgleichen  106  aus  dem  Gouv.  Nowgorod,  72  aus 
dem  Gouv.  Tschemigow,  79  aus  dem  Gouv. 
Jarosslaw,  50  aus  Twer,  48  aus  der  Krim  u.  s.  wM 
ferner  71  Kalmücken  aus  dem  Gouv.  Astrachan, 
39  kasimowsche  Tataren  (Gouv.  Rjäsan),  9 Mord- 
winen, &0  Esten,  10  Finnen,  9 Samojeden.  Dann 
16  Serben,  12  Zigeuner,  42  Bulgaren,  1 1 Magyaren. 
Ferner  154  aus  dem  Kaukasus  stammende  Racen- 
echädel,  10  Armenier,  17  Juden.  Ferner  21  Chi- 
nesen und  Dunganen,  6 Koreaner,  9 Burüten,  4 
Jakuten,  3 Tunguseu,  3 Ainos.  Besonders  er- 
wähuenswerth  sind  eine  grosse  Anzahl  Schädel 
aus  Mittelasien,  no  aus  Samarkands  Umgebung  allein 
80  Schädel,  anderweitig  noch  64,  darunter  4 der 
so  überaus  seltenen  und  wegen  ihrer  grossen  Breite 
so  berühmten  Galtscha. 

Schliesslich  sei  die  Aufmerksamkeit  auf  einen 
Schädel  gelenkt,  welchen  Graf  A.  S.  Uwarow 
in  Woloaowa  (Kreis  Murom,  Gouv.  Wladimir) 
gefunden  hat  und  den  er  wegen  der  dabei  be- 
findlichen Gegenstände  der  Steinzeit  zuschreibt. 
Der  Schädel  wird  in  Kurzem  ausführlicher  be- 
schrieben werden. 

Dass  die  Schädel  nicht  alle  auf  einem  und 
demselben  Platze  stehen,  habe  ich  bereits  hervor- 
gehobon.  Sie  stehen  zum  Theil  unten  in  der 
linken  Abtheilung  des  Hauptsaales  (Kurgan- 
Abtheilung),  zum  Theil  oben  auf  dem  Mittelchor 
(Kurgan-Abtheilung  — Kaukasus  — Gouv.  Moskau), 
zum  grössten  Theil  oben  auf  dem  rechten  Seiten- 
chor. Es  ist  dies  so  arrangirt  worden,  weil  man 
nicht  die  Schädel  von  den  zugehörigen  Sachen 
trenuen  wollte.  Uebrigens  wurde  schon  ein 
specieller  Katalog  der  Schädel  gedruckt,  mit 
dessen  Hülfe  das  Aufsachen  der  Schädel  leicht  sein 
wird. 

Ausser  den  Schädeln  gab  es  noch  eine  Anzahl 
Skelete,  doch  waren  dieselben  leider  durchaus  zer- 
streut: einige  standen  oben  auf  der  Galerie  bei 
den  Schädeln,  einige  bei  der  kaukasischen  Abthei- 
lung auf  dom  Mittelchor,  wieder  andere  in  der 
Abtheilung  der  Exponenten  — schliesslich  einige 
in  der  Kurgan-Abtheilung. 

Ich  zählte  folgende  Skelete:  2 Aino,  2 Samar- 
kander,  1 kasimowßcher  Tatar,  4 aus  dem  Gouv. 
Minsk,  2 aus  dem  Gouv.  Kiew,  6 aus  dem  Gouv. 
Moskau,  3 aus  Kaukasien.  — Ausserdem  waren 
einige  Skelete  vorhanden,  deren  Knochen  nicht 
zusammengesetzt,  Bondern  einzeln  auf  Tafeln  be- 
festigt waren.  Erinnere  ich  jetzt  nochmals  an  die 
3 Skelete,  welche  das  anatomische  Institut  der 
Moskauer  Universität  ausgestellt  batte,  so  wäre 


damit  das  gesammte  anatomische  Material  aufge- 
zählt. Im  Vergleich  zu  den  zahlreich  vorhandenen 
Schädeln  ist  die  Zahl  der  Skolcte  jedenfalls  als  gering 
zu  bezeichnen  — zu  gering,  um  z.  B.  die  anato- 
mische Raceneigenthümlichkeit  der  übrigen  Skelet- 
knochen, ansser  den  Schädeln,  zu  bestimmen. 

Hier  bietet  sieb  eine  Lücke  auf  der  Ausstellung 
dar,  welche  ausznfüllcn  die  Aufgabe  Derer  sein 
wird,  denen  die  Pllege  des  später  in  Moskau  zu 
errichtenden  anthropologischen  Museums  anvertraut 
werden  wird. 

Ich  wies  oben  darauf  hin,  dass  man  mit  Vor- 
liebe der  Untersuchung  der  Schädel  sich  zugu wandt 
hätte.  Hierzu  hat  man  eine  grosse  Anzahl  von 
Apparaten  construirt,  um  die  einzelnen  Schädel  zu 
messen  und  zu  zeichnen.  Derartige  kraniome- 
t rische  Apparate  sind  nur  wenig  ausgestellt 
worden:  ich  bemerkte  nur  einen  Luc  ab' sehen 
Apparat,  um  die  fixirteu  Schädel  bequem  zeichnen 
und  messen  zu  können,  einen  Broca 'sehen  Zeichen- 
apparat — dem  zoologischen  Institute  der  Mos- 
kauer Universität  gehörig.  Ferner  habe  ich  auts- 
gestellt:  einen  Le  ßon’Bchcn  Kraniometcr,  ange- 
fertigt vom  Mechaniker  Schultze  in  Dorpat,  ein 
Exemplar  des  durch  Hilgendorf  (Berlin)  modifi- 
cirten  Lucae'schen  Apparates,  einen  von  Dörffel  ' 
(Berlin)  gearbeiteten  Apparat  zum  Messen  des  Ge- 
sichtswinkels nach  Dr.  FalckenBtein,  und  schliess- 
lich einuu  nach  meiner  eigenen  Angabe  von 
Schultze  verfertigten  einfachen  aber  zerlegbaren 
Apparat,  um  den  Schädel  Behufs  der  Messung 
fixiren  zu  können.  Ferner  habe  ich  den  krauiotne- 
trischen  Apparat,  dessen  sich  Karl  Ernst v.  Baer 
bei  seinen  Messungen  bediente,  ausgestellt.  — 
Alle  kranioiuetrischen  Apparate  befinden  sich  in 
der  Abtheilung  der  Exponenten.  — Wie  hieraus 
ersichtlich,  ist  die  Zahl  der  exponirten  Apparate 
sehr  gering;  warum  das  zoologische  Institut,  welches, 
wie  mir  bekannt  ist,  eine  sehr  grosse  Menge  der 
verschiedenartigsten  Instrumente  besitzt,  nicht  eine 
grössere  Anzahl  hergegebon  hat,  weise  ich  nicht. 

Indem  ich  die  zur  anatomischen  Anthropologie 
zu  rechnenden  Gegenstände  verlasse,  muss  ich  noch 
eines  Zweiges  der  anthropologischen  Wissen- 
schaften Erwähnung  thun,  dem  ich  auf  der  Aas- 
stellung ebenfalls  einen  Platz  gewünscht  hätte. 

Ich  meine  die  sog.  biologische  Anthropologie 
oder  die  Kenntniss  vom  körperlichen  Bau  des 
lebenden  Menschen,  wohl  auch  Anthro  pometri  e 
genannt.  Die  Moskauer  Anthropologen  kennen 
dieses  Wissensgebiet  ebenso  wir  die  Pariser,  welche 
Letztere  den  Namen  Anthropologie  bioiogique 
dafür  in  Gebrauch  gezogen  haben.  Dio  Moskauer 
Anthropologen  haben  bereits  eine  Reihe  Arbeiten 
ausgeführt  und  dadurch  auch  jenes  Gebiet  gepflegt. 
Allein  auf  der  Ausstellung  war  dieses  Gebiet  ganz 
in  den  Hintergrund  gedrängt  — lebende  Menschen 
kuunte  mau  freilich  nicht  zur  Untersuchung  aus- 


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Kleinere  Mittheilungen.  259 


stellen,  allein  eine  Reibe  der  dabei  gebräuchlichen 
Messinstrumente,  Kraftmesser,  Messschemate  u.  §.  w., 
hätte  der  Vollständigkeit  wegen  einen  Platz  finden 
sollen.  — Abgesehen  von  den  bezüglichen  Ar- 
beiten  der  Moskauer,  welcho  dem  Protocoll  der 
Sitzungen  des  Ausstellungscomitea  einverleibt 
waren,  wären  hier  nur  einige  Dorpater  Poctor- 
Diasertationen  zu  nennen:  Grube’»  anthropolo- 
gische Untersuchungen  an  Esten  und  Waeber’s 
Beitrag  zur  Anthropologie  der  Letten.  (Zu 
diesen  beiden  hot  sich  dann  jetzt  Waldhauer’s 
„Zur  Anthropologie  der  Liven“  gesellt.) 

Ich  wende  mich  nun  zur  ethnographischen 
Abtheilung.  Pie  Moskauer  Gesellschaft  hat 
bereits  bei  Gelegenheit  der  ethnographischen  Aus- 
stellung fine  grosse  Menge  Figuren  anfertigen 
lassen  ; diese  Figuren  sind  alle  im  sog.  Rurajanzow- 
Museum  untergebracht  worden,  woselbst  sie  Jedem 
ohne  Weiteres  zugänglich  sind.  Zur  jetzigen 
anthropologischen  Ausstellung  wurden  daher  nur 
solche  lebenagrosBe  Figuren  angefertigt,  welche 
gleichsam  zur  Ergänzung  der  früheren  Sammlung 
dienen.  Die  Figuren  haben  einzeln  oder  gruppen- 
weise ihren  Platz  in  der  rechten  Seitenhälfte  des 
Hanptsaales  und  sind  in  einer  dem  Auge  sehr 
wohlgefälligen  Weise  zwischen  den  grünen  Biiumen 
aufgestellt.  Es  sind  folgende:  eine  Gruppe  von 
Lappen,  Samojeden,  Moskauische  Zigeuner;  die 
sog.  Haarmenschen  aus  dem  Gouv.  Kostroma, 
Australneger,  eine  bottentottiHcbe  Venus,  ein  täto- 
wirter  Siamese  — ferner  eine  Anzahl  Volkstypen 
aus  Turkestan,  welche  auf  Anordnung  der  Samar- 
kandschen  Militärverwaltung  angefertigt  worden 
sind.  — Alle  Figuren  sind  von  der  geschickten 
Hand  des  Sculpteurs  Sewrjngin  ausgefuhrt. 

Eine  höchst  interessante  und  anzieheude  Aus- 
stellung ist  die,  welche  Herr  Dr.  Potrowski  ver- 
anstaltet hat,  indem  er  Alle«  sammelte,  was  die  Er- 
ziehung und  Wartung  des  Kindes  wahrend 
des  ersten  Lebensjahres  betrifft.  Der  Platz 
derselben  ist  ebenfalls  in  der  rechten  Seitenhälfte, 
aber  an  der  hinteren  Breitseite  — der  anato- 
mischen Abtheilung  gegenüber.  Als  Einleitung 
gleichsam  zu  der  in  ethnographischer  Be- 
ziehung überaus  wichtigen  Gruppe  hatten  aber 
mancherlei  Dinge  einen  Platz  eingenommen,  den 
ich  lieber  anderen  Gegenständen  gegönnt  hätte  *). 


*)  Eine  ubergrosse  Menge  Photographien  von  Miss- 
geburten, welche  nur  den  pathologischen  Anatomen 
oder  Embryologen  intoressiren  können,  aber  dem  An- 
thropologen und  Ethnographen  mehr  als  gleichgültig 
sein  müssen;  eine  in  anatomischer  Hinsicht  ganz  vor- 
treffliche Serie  vou  78  BfhlfMll  in  alh>n  d-nkbare» 
Stadien  der  Entwickelung,  ein«  Reihe  ausgezeichneter 
Fötusskelete  von  vier  bis  sechs  Monaten;  Abbildung«*« 
de»  'fötalen  Kreislaufs  in  vergrössertem  M «assstabe. 
Alle*  diese»  ist  gewiss  höchst  interessant  für  die  Ana- 
tomen und  Kinderärzte,  aber  gehört-  meiner  Ansicht 
nicht  in  da*  Gebiet  der  Anthropologie. 


Die  anderen  — auf  die  Erziehung  und  Wartung 
der  Kinder  im  ersten  Lebensjahre  bezüglichen 
Figuren,  Apparate  u.  s.  w.,  nehmen  in  hohem 
Grade  unser  Interesse  in  Anspruch.  Wir  sehen 
die  Figuren  einzelner  Frauen  vor  uns  auB  ver- 
schiedenen Gouvernements  de«  russischen  Reiches, 
welche  ihre  Kinder  tragen  (ein  Weib  aus  Weias- 
rnsslaud,  welches  sein  Kind  in  einer  Art  Bast- 
schachtel bei  der  Arbeit  auf  dem  Rücken  trägt). 
Wir  sehen  allerlei  Arten  von  Wiegen:  einen  ein- 
fachen an  der  Decke  der  Hütte  hängenden  Korb; 
die  in  Form  eines  Bootes  gestaltete,  aus  weichen 
Rennthierfellen  gefertigte  Wiege  der  Lappen ; eine 
schön  gearbeitete  grusinische  Wiege  u.  a.  Eine 
auf  dem  Tische  liegende  und  mit  Salz  bestreute 
Puppe  vergegenwärtigt  eine  sonderbare  Sitte, 
welche  bei  den  Grusinern  und  Armeniern  im  Ge- 
brauch ist,  die  Neugeborenen  reichlich  mit  Salz 
zu  bestreuen  and  dann  einzuwickeln:  das  arme 
Kleine  bleibt  10  bis  24  Stunden  in  dieser  jeden- 
falls unbehaglichen  Hülle.  — Hiervon  stammt  die 
sprichwörtliche  Redensart:  Co.IHHbIÄ  A|>mhmhhi., 
ein  gesalzener  Armenier.  -7-  Bemerkenswerth  ist 
die  bei  den  Kalmücken  übliche  Vorrichtung,  durch 
bestimmte  Keile,  welche  den  Kindern  zwischon  dio 
Beine  gesteckt  werden,  den  Kindern  frühzeitig  die 
Beine  zu  krümmen,  um  sie  dadurch  zum  Reiten 
geeignet  zu  machen.  — Ferner  sind  eine  Anzahl 
Vorrichtungen  vorhanden , welche  das  Kind  bei 
seinen  ersten  Gehversuchen  unterstützen  und  da- 
durch der  Mutter  die  Wartung  erleichtern  sollen, 
z.  B.  ein  Ilohlcylinder,  ein  einfacher,  ausgehöhlter 
Baumstamm  oder  Klotz,  welcher  dem  Kinde  bis 
an  die  Schaltern  reicht.  — Ueberdies  dienen  eine 
grosse  Anzahl  vou  Zeichnungen,  welche  an  der 
Wand  befestigt  sind,  um  alle  möglichen  Maass- 
nahmen in  Bezug  auf  Pflege  und  Wartung  der 
Kinder  bei  wilden  und  civilisirteu  Nationen  zu 
illustriren. 

Ich  bemerke  übrigens,  das«  die  in  Kürze  ge- 
schildert« AusstelluugKgruppu  als  der  mediciuisch- 
anthropologischen  Abtheilnng  Angehörig  aufgestellt 
worden,  während  ich  sie  hier  lieber  in  die  ethno- 
graphische Abtheilung  hineingezogen  hätte.  Die 
eigentliche  ethnographiche  Abtheilung,  welche 
unter  Aufsicht  und  Leitung  des  Herrn  E.  II.  Bar* 
sow  stand,  hatte  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  solche 
Sammlungen  herzurichten,  welche  eine  Vorstellung 
von  der  Cnlturstufe  einzelner  Volkastämme  geben 
und  einerseits  den  Beobachter  mit  der  gegen- 
wärtigen Stufe  der  Culturoutwickelung  bekannt 
machen,  andererseits  auch  auf  frühere  Entwicke- 
lungsstadion  Hinweisen  können.  — Die  statistischen 
Bureaus  einiger  Gouvernements  (Archangelsk, 
Wologda,  Kowjjo,  Minsk,  Mobilcw,  Olonrtzk),  ferner 
die  Verwaltungen  des  Turkestaniachcn  und  Kuba- 
nischen Gebiets  und  eine  grosse  Anzahl  von  Privat- 
personen batten  Beiträge  geliefert.  So  war  eine 
33* 


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260 


Kleinere  Mittheilungen. 


nicht  genügt!  Menge  kleiner  Kiuzelausstellungcn 
zu  Staude  gekommen,  von  deneu  ich  folgeude  be- 
sonders hervorhebe. 

1.  Liter u rische  Erzeugnisse,  welche  ans 

der  im  Gouv.  Olonetzk,  Kreis  Powenetz,  zur  Zeit 
Peters  des  Grossen  blühenden  Schule  der  Secte 
der  Po  merzen  horvorgegangeu  sind:  allerlei 

Bücher  geistlichen  Inhalts  von  Bauern  geschrieben 
und  durch  Miniaturmalerei  verziert;  Erzeugnisse 
der  Metallgießerei,  der  Gravirkunst  u.  s.  w.,  ver- 
schiedene Portrait«  einzelner  Aeltosten. 

2.  Eine  Gruppe  volkstümlicher  Muster;  eine 
Unzahl  der  aller  buntesten  Muster,  wie  das  russische 
Volk  sie  noch  heute  in  Archangelsk  und  Olonetzk 
und  anderen  Gouvernements  in  seinen  gestickten 
Sachen  — roth  und  weiss  — anwendet. 

3.  Eine  Gruppe  von  allerlei  verschieden  ge- 
stalteten and  gefurinteu  Brot-  und  Gebiickssorten: 
das  fast  ungeformte  Brot  der  Samojeden  — Brot 
aus  Fichtenrinde  oder  Moos  und  Stroh;  Brote  mit 
ganz  bestimmt  ausgeprägten  Formen;  Brot  mit 
allerhand  Verzierungen,  Brote,  welche  an  be- 
stimmte Jahreszeiten  und  an  bestimmte  Feste  in 
ihrer  althergebrachten  Form  geknüpft  sind. 

4.  Verschiedene  kleine  Sammlungen,  z.  B.  eine 
Anzahl  der  mit  künstlerischer  Schönheit  ausge- 
führten Arbeiten  aus  Horn,  welche  in  Wologda 
angefertigt  werden  ; Murmorprobeu  und  Marmor- 
Arbeiteu  aua  Olonetzk;  Modelle  allerlei  Häuser 
und  Hütten,  verschiedene  Werkzeuge,  Fisch-  und 
Jagdgeräthe,  musikalische  Instrumente.  — Viel, 
sehr  viel  Interessantes,  zu  dessen  geuauer  Betrach- 
tung und  Beschreibung  mehr  Zeit  nftthig  war,  als 
mir  zu  Gebote  stand. 

Der  ethnographischen  Abtheilung  sind 
ferner  zuznrechnen  eine  Anzahl  Gegenstände, 
welche  im  sog.  Exponentensaal  von  Seiten  der  K. 
K.  Geographischen  Gesellschaft  ausgestellt  sind. 
Hierher  gohöreu: 

1.  Eine  Anzahl  Sachen,  welche  von  Golden 
Mangunen  uud  Minegren  herrührten  und  hei 
Gelegenheit  der  sog.  Amur  - Expedition  gesammelt 
Rind;  grosse  flache  Hüte,  Beutelchen,  Hinge  und 
andere  Schniuckgegenstände,  Idole,  Kiuderspiel- 
zeng  u.  dergl.  mehr. 

2.  Jakutische  Sachen,  welche  bei  Gelegen- 
heit der  Wiluyischen  Expedition  gesammelt 
worden  sind : Schmuck  gegenstände,  Talisman  u.  a. 

3.  Modelle  verschiedener  bei  den  Jakuten 
gebrauchter  Hausgcrütbe. 

4.  Verschieden«  Gegenstände,  welche  von  den 
Einwohnern  der  Aleutischen  Inseln  und  der  Nord- 
westküste  Amerikas  stammen:  Hüte  und  Gesichts- 
masken der  Kotoschen,  verschiedene  Waffen,  Bogen, 
Pfeile, 

5.  Gegenstände,  welche  Posteis  während  der 
Weltumsegelung  mit  Lütke  (1820  bis  1829)  vom 
Tschuktscheu-  Vorgebirge  und  den  Karolinischeu 


Inseln  mitgebracht  hat:  Vorrichtungen  zum  Täto- 
wiren,  Idole,  Waffen. 

6.  Ein  Stück  Holz  mit  unentzifferbaren  Zeichen 
von  der  Insel  Pascha  und  zwei  Schilde  aus  Neu- 
Guiiiea  — durch  Miklucho-Maklay  besorgt 

7.  Eine  Anzahl  von  Waffen,  welche  Pr. 
Schneider  von  einigen  Inseln  des  Stillen  Oceao 
mitgebracht  hat 

In  dem  Saale  der  Exponenten  befindet  sich 
auch  die  in  mancher  Hinsicht  bemerkeuawerthe 
Sammlung  des  Herrn  Ljutostanski,  welche  jeden- 
falls der  ethnographischen  Abtheilung  zuzu- 
zählen ist.  Herr  Ljutostanski  hat  sich  die  Auf- 
gabe gestellt.  Alles  zu  Hammeln,  was  auf  den 
Cultus,  heidnischen,  jüdischen  und  christlichen 
Bezug  hat.  Er  hat  sehr  viele  interessante  und 
merkwürdige  Gegenstände  zu&ainmengebracbt  Hier 
siud  z.  B.  buddhistische  Idole  und  Gebet-Muhlen; 
aus  Holz  geschnitzte  Idole  der  Kamtncbadalen ; 
ein  Kasten  mit  verschiedenen  in  China  gebräuch- 
lichen CultUHgegeuatänden,  darunter  die  Schädel- 
decke eine«  Menschen  und  die  mit  Inschriften  be- 
deckte Scapula  eines  Thieres.  Eine  ausführliche 
Aufzählung  aller  Gegenstand«  kann  ich  füglich  bei 
Seite  lassen.  Es  erscheint  mir  fraglich,  ob  über- 
haupt eine  derartige  Sammlung  von  Gegenständen, 
welche  sich  auf  deu  jüdischen  and  christlichen 
Cultus  beziehen,  berechtigt  ist,  öffentlich  zu  er- 
scheinen — was  soll  ein  Cardinaishut  auf  einer 
anthropologischen  Ausstellung?  — Es  ist 
hier  nicht  der  Ort,  das  weiter  auseiuandorzusetzen. 

Der  ethnographischen  Abtbeiluug  ist  ferner 
noch  zuzurechnen  die  Abt  heil ung  alter  rus- 
rischer  Typen,  d. h.  Abbildungen  und  Portraits 
von  Hussen  von  den  ältesten  Zeiten  bi«  zum 
Ende  des  17.  Jahrhunderts,  welche  Herr  W.  J. 
Rumjänzäw  zusammengestellt  hat.  Es  Bind  im 
Ganzen  111  Bilder,  theils  Copien,  theils  Originale 
aus  dem  10.  bis  17.  Jahrhundert.  Ein  guter  Ka- 
talog macht  das  Studium  dieser  interessanten 
Bildergalerie  sehr  bequem.  — Diese  Bilder  haben 
ihren  Platz  wie  die  nachfolgenden,  oben  auf  der 
Galerie  der  Abtheilung  der  Exponenten. 

Hierher  gehört  ferner  eine  Gruppe  von  Ab- 
bildungen alter  Völker.  Die  hier  zur  Aus- 
führung gekommene  Idee  ist  nicht  übel.  Um  recht 
getreue  Bilder  von  längst  untergegangenen  Volks- 
typen  zu  haben,  bat  mau  die  ältesten  bildlichen 
Darstellungen  copirt.  Es  ist  die  beabsichtigte 
Collection  noch  nicht  ganz  vollständig;  man  hofft, 
im  IjAufe  deB  Sommers  dieselbe  zu  ergänzen.  Jetzt 
sind  fünf  grosse  Portrait«  vorhanden,  welche  alte 
ägyptische  Pharaonen  und  ihre  Frauen  darstellen 
(Tija,  Secoetru  und  einen  seiner  Söhne,  Nebto,  die 
Tochter  des  SesoBtris;  Menephtu);  dann  ferner  ein 
grosses  Bild  — die  Ankunft  einer  Karawane  An- 
siedler au«  Syrien  nach  Unterägypten  darstellend; 
schliesslich  Bilder  auf  blauem  Grunde,  Copien  von 


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Kleinere  Mittheilungen.  261 


Gemälden  aus  dem  Assyrischen  Palast  in  Chor- 
sabad. 

Unter  den  Abtheilungen  der  Au&Btellung  ist 
auch  eine  photographische  genannt.  Ob  es 
wirklich  angezeigt  war,  eine  besondere  Gruppe  aus 
den  Photographien  zu  machen,  lasse  ich  dahin- 
gestellt. Jedenfalls  existirt  eine  grosse  Menge  von 
Photographien,  meist  Einzelköpfe,  selten  Gruppen 
von  Individuen  verschiedener  Volksstämme  ab- 
bildend. Die  Anordnung  der  Photographien  hat 
Herr  Wirski,  Beamter  der  Militärverwaltung  in 
Samarkand,  in  sehr  vortrefflicher  Weise  ausge- 
führt. — Ea  sind  zu  sehen:  Samojeden,  Lappen, 
Finnen,  Esten,  eine  Reihe  Typen  aus  dem  Kaukasus 
und  aus  Samarkand  u.  s.  w. 

Schliesslich  sind  noch  einige  photographische 
Albums  zu  erwähnen,  welche,  getrennt  von  der 
eigentlichen  photographischen  Abtheilung,  ihre 
Unterkunft  gefunden  hatten.  Ein  dem  Herrn 
Basnin  gehöriges  Album  mit  Photographien  von 
Ainos  liegt  unter  den  Gegenständen  der  K.  R. 
Geographischen  Gesellschaft;  zwei  Albums  mit 
Photographien  von  Negern  der  Loan go-Küste 
hat  Dr.  Falckenstein  (Berlin)  in  Gemeinschaft 
mit  einigen  anderen  Bilderwerken  des  Leipziger 
Völkermuseums  ausgestellt. 

So  viel  über  die  anthropologische  Ausstellung 
im  Speciellcn. 

Wenn  ich,  wie  aus  dem  Gesagten  hervorgeht, 
mich  mit  der  Anordnung  einzelner  Gruppen  nicht 
habe  einverstanden  erklären  können,  so  soll  das 
kein  Tadel  gegen  die  Ausstellung  sein,  am  Wenig- 
sten gegen  die  Personen,  welche  die  Ausstellung 
ins  Leben  riefen.  — Die  Schwierigkeiten,  welche 
sich  einer  systematisch-wissenschaftlichen 
Ordnung  entgegensetzten,  waren  einfach  unüber- 


windbar, wie  ich  oben  schon  dargelegt  habe.  Ich 
muss  zum  Schluss  im  Ganzen  und  Grossen  der 
Ausstellung  mein  ungeteiltes  Lob  spenden.  Das 
Ausstellungscomite  hat  den  Zweck  gehabt,  das 
Publicum  mit  den  anthropologischen  Disciplinen 
bekannt  zu  machen  und  hat  gewiss  seinen  Zweck 
erreicht  — wenigstens  in  Bezug  auf  das  Moskauer 
Publicum.  Das  Ausstellungscomite  hat  aber  auch 
dos  hohe  Ziel  verfolgt,  durch  Ansammluug  von 
Material  zu  weiterer  ßearl>eitung  und  zum  Ausbau 
der  Anthropologie  beizutragen.  — Auch  dieses 
Ziel  ist  erreicht  worden.  — Die  Energie  und  That- 
kraft  der  Männer,  welche  das  Coruite  zusammen* 
setzen,  bat  an  allen  Orten  des  weiten  russischen 
Reiches  zündend  und  anregend  gewirkt,  hat  der 
Anthropologie  viele  neue  Jünger  zugeführt,  viele 
frische  Kräfte  gewonnen,  um  das  weite  Feld  der 
Anthropologie  zu  bebauen.  — Das  Comite  hat 
schliesslich  die  Absicht  gehabt,  durch  die  Aus- 
stellung die  Basis  zu  einem  dem  Unterricht  ge- 
widmeten anthropologischen  Musenm  zu  gewinnen. 
— Auch  diese  Absicht  ist  erfüllt  und  die  zukünf- 
tigen Lehrer  der  Anthropologie  an  der  Moskauer 
Universität  werden  ein  Museum  zur  Disposition 
haben  — einzig  in  seiner  Art. 


An  die  Eröffnung  der  Ausstellung  schloss  sich 
eine  Reihe  von  Sitzungen  der  Gesellschaft  der 
Anthropologie;  in  diesen  Sitzungen  wurden  Be- 
richte gelesen,  Vorträge  gehalten,  verschiedene 
Apparate  u.  s.  w.  demonstrirt.  Da  die  Protocolle 
der  Berichte  schon  im  Drucke  sind  und  bald  er- 
scheinen werden , so  verschiebe  ich  meine  Mit- 
teilung über  den  Inhalt  derselben  bis  auf  Späteres. 


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Referate. 


I.  Zeitschriften-  und  Büchorsehau. 


10.  Adjectives  of  color  in  Indian  Lan- 
guage».  By  Albert  S.  Gatscliet.  The 
American  Naturalist  vol.  XIII,  August 
1879,  p.  475  bis  485. 

Lazarus  Geiger  glaubte  in  seinem  1867  auf 
der  Frankfurter  Naturforscherversammlung  ge- 
haltenen Vortrage  über  den  Farbensinn  der  Urzeit 
die  Frage  aufwerfen  zu  dürfen,  ob  das  mensch- 
liche Empfinden,  ob  die  Sinneswahrnehmung  eine 
Geschichte  hatten.  Er  fasste  diese  Aufgabe,  eine 
palfto-phy siologische , wie  er  sagt,  im  Darwin- 
schen Sinne,  musterte  die  ältesten  sprachlichen 
Ausdrücke  für  die  verschiedenen  Farben  und  fand, 
dass  Blau  fehlt  Das,  so  meint  er,  könne  kein 
Zufall  sein,  die  Mittelfarben  fehlen  in  der  Urzeit 
und  nur  Schwarz  und  Roth  sind  bei  den  ältesten 
Völkern  vorhanden.  Geiger  sucht  dann  nachzu- 
weisen , das9  dem  Schema  de»  Farbenspectrnins 
entsprechend,  sich  die  Erkenntnis»  für  die  Farben 
erst  allmälig  entwickelt  habe. 

Der  geniale  Sprachforscher  bewegte  sich  auf 
«lern  begrenzten  Gebiete  alter  Literatur  und  findet 
den  Homer  blind  für  dAsßlau  des  Himmels.  Auch 
Gladstone,  der  englische  Staatsmann  und  Ilomer- 
iorscher,  ist  der  gleichen  Ansicht  und  nach  dem 
Theologen  Franz  Delitzsch  sind  auch  die  alten 
Juden  blind  für  das  Blau  des  Himmels  gewesen. 
Wir  waren  auf  dein  besten  Wege  die  farbenblinden 
Völker  za  schaffen. 

Mir  schien  das  Natürlichste , die  interessante 
Frage  einmal  an  den  heutigen  Naturvölkern  zu 
prüfen,  die  man  in  ihren  niederen  Abteilungen 
den  Urvölkern  parallel  setzen  darf.  Indem  ich 
nun  in  Afrika  und  Asien,  in  Amerika,  Austra- 
lien und  der  Südsee  die  Ausdrücke  derselben 
für  Farben  verfolgte,  kam  ich  (Zeitschrift  für  Ethno- 
logie 1878,  8.323  bis  334)  zu  ganz  abweichenden 
Ergebnissen  und  cs  stellte  sieb  immer  mehr  heraus, 
dass  wohl  eine  Sprachenarmuth  in  Bezug  auf  die 
Farben  vorliegen  könne,  aber  keineswegs  Farben- 


blindheit ganzer  Völker.  Das  Blau  des  Himmels, 
das  die  homerischen  Griechen  und  die  Hebräer 
nicht  als  solches  erkannt  haben  sollten , ist  ver- 
schiedenen aaf  tiefer  Stufe  stehenden  Naturvölkern 
sehr  gut  alB  Blau  bekannt  ; Sprachenarmuth  ist  es, 
wenn  Schwarz,  Blau  und  Grün  oder  Rotb  und 
Gelb  mit  einem  Wrorte  bezeichnet  werden;  es  ist 
der  höchste  Grad  von  Armuth  der  Sprache  in  Be- 
zug auf  Farben,  wenn  auf  der  einen  Seite  nur  der 
einzige  Ausdruck  für  Schwarz,  Blau  und  Grün, 
auf  der  anderen  derjenige  für  Roth  und  Gelb  vor- 
handen ist — wie  bei  den  Bongo  in  Innerafrika  — , 
was  eine  Bestätigung  des  Geiger’schen  Gesetzes 
zu  Bein  scheint,  „da»»  die  Gleichgiltigkeit  in 
Betreff  der  Mittelfarben  sich  gegen  die  Urzeit  bin 
immer  stärker  steigert,  bis  zuletzt  die  äußersten 
Extreme,  Schwarz  und  Rotb,  übrig  bleiben“.  Dem 
gegenüber  sind  aber  jene  Naturvölker  wieder  un- 
gemein  zahlreich,  die  mit  feiuor  Empfindung  für 
Farbeuonterscheidung  begabt  sind  und  die  zugleich 
die  ganze  Scala  der  Zwischenfarben  kennen,  eud* 
lieh  auch  für  die  Form  der  Farbenvertheilung  ein 
offenes  Auge  haben. 

Es  freut  mich  hier  mittheilen  zu  können,  dass 
der  bekannte  Sprachforscher  Albert  Gat  sehet 
auf  seinem  speciellen  Gebiete,  jenem  der  Indianor- 
sprachen,  jetzt  Untersuchungen  über  denselben 
Gegenstand  angestellt  hat,  und  dass  derselbe  zu 
ganz  ähnlichen  Ergebnissen  gelangte,  wie  ich. 

Gatschet  hat  die  Sprachen  folgender  Indianer- 
stämme auf  die  Farbenwörter  untersucht:  Kla- 
ni ath  im  südwestlichen  Oregon,  Nez-Purces  im 
nördlichen  Idaho,  Kalapuya  im  nordwestlichen 
Oregon,  Michopdo  im  nördlichen  Californien, 
Shawnoe,  Dakota  und  Creek.  Es  ergab  sich  für 
ihu  unzweifelhaft,  dass  diese  hier  aufgeführten  In- 
dianer ebensoviel,  wenn  nicht  mehr  Nüancen  von 
Farben  unterscheiden  als  wir.  wenn  man  dei  künst- 
lichen Farbennamen  wie  Ultramarin,  Isabell,  Solfe- 
rino  u.  s.  w.  auüscheidet.  Allerdings  existirt  bei 
ihnen  keine  generische  Bezeichnung  für  unser 


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264 


Referate. 


Wort  „Farbe“  und  es  scheint,  dass  solch  ein  Wort 
zn  abstract  für  ihr  Auffassungsvermögen  ist;  da- 
gegen besitzen  sie  Ansdrücke  für  Farbstoffe,  Mal- 
farben, für  „gefärbt“,  „gemalt41  u.  dergl. 

Manche  Namen  ihrer  Farben,  selbst  solcher,  die 
ganz  entgegengesetzt  sind,  stammen  von  einer  and 
derselben  Wurzelsilbe  ab,  ähnlich  wie  im  Deut- 
schen blau,  blank,  bleich,  wohin  auch  das  englische 
black  zu  stellen.  Auch  Namen  für  Mischfarben 
sind  vorhanden  und  die  Bezeichnung  für  „grau“ 
bedeutet  in  den  meisten  Idiomen  „schwarz  ge- 
mischt mit  weissu,  wie  dieses  auf  den  Pelz  des 
Waschhären,  Graufnchses  und  anderer  wilder  Thier« 
angewandt  wird. 

Bei  der  Benennung  einiger  Farben  befol- 
gen die  Indiauer  einen  anderen  Grundsatz  als 
wir,  indem  sie  gewisse  Naturgegenstünde  nach 
ihrer  Farbe  qualificiren  und  sie  dann  nach  dem- 
selben Attribut  nennen,  selbst  wenn  ihre  Farbe 
sieb  geändert  hat.  So  bleibt  der  auf  die  Farbe 
angewendete  Name  eines  Thiores  selbst  dann,  wenn 
dieses  seine  Farbe  mit  der  Jahreszeit  wechselt. 
Das  kann  inan  auch  deutlich  im  Klamath  Käkükli, 
gelb  und  grüu,  beobachten,  ein  Adjectiv,  des  ur- 
sprünglich für  die  Farbe  von  Gras,  Bäuinen  und 
anderen  Pflanzen  galt.  Anch  in  der  Niskualli- 
Sprache  des  Washington  Territoriums  sind  diese 
beiden  Farben  mit  dem  einen  Worte  hokwats  be- 
nannt und  wir  dürfen  annebroen , dass  dieses  die 
hellere  und  nicht  die  dunklere  Nuance  von  gelb 
und  grün  ist. 

Sehr  häufig  werden  blau  und  grün  mit  einem 
und  demselben  Worte  bezeichnet;  so  im  Dakota, 
Shawnee  und  im  Mava.  Ferner  im  Chokoyem 
(nördlich  von  San  Francisco),  bei  den  Yakirna  oder 
Warm-Spring-Indianern , den  Shasti,  den  Guarani, 
den  Muvscns,  die  beiden  letzteren  in  Südamerika, 
worauf  ich  bereits  a.  a.  0.  S.  328  hiuwies. 

Blau  und  Purpur  wird  mit  dem  nämlichen 
Worte  im  Klamath  und  Michopdo-Dialekt  des 
Maidu  bezeichnet. 

Roth  und  gelb,  oder  gelb  und  braun,  oder 
braun  und  roth  werden  oft  mit  demselben  Termi- 
nus ausgedrückt,  doch  nur  daun,  wenn  gelb  und 
blau  verschieden  benannt  sind.  Gat  sehet  traf 
niemals  auf  einen  Dialekt,  in  dem  Schwarz  und 
Dunkelblau,  oder  Schwarz  und  Dunkelgrüu  mit 
demselben  Adjectiv  benannt  wurde,  obgleich  dieses 
bei  den  Niskualli,  den  Tabkali  Britisch  Columbias 
und  einigen  anderen  Stämmen  der  Fall  sein  soll. 
Ich  füge  hinzu,  dass  diese  sprachliche  Znsammen- 
werfung  von  Schwarz,  Blau  und  Grün  gerade  sehr 
häufig  ist,  wie  ich  das  a.  a.  0.  S.  326  ff.  an  zahl- 
reichen Beispielen  nachguwiesen  habe,  und  zwar  in 
Asien,  Afrika,  Amerika  und  der  Südsce.  Für  die 
nordamerikanischen  Indianer  bringt  weitere  Be- 
weise in  dieser  Bichtung  bei  Oskar  Low  in 
seiner  Notiz  über  die  Farbeubezeichnungen  in  den 


Indianersprachen  (Sitzung  der  Münchener  antbrop. 
Ges.  vom  22.  Juni  1877). 

Ueber  die  Verschiedenheit  der  Bezeichnung 
einer  und  derselben  Farbe,  wenn  es  sich  um  ver- 
schiedene Objecte  handelt,  giebt  uns  G ätschet 
einige  interessante  Mittheilungen.  So  hat  die 
Klamath-Sprache  zwei  Ausdrücke  für  grün,  einen, 
der  sich  auf  die  Farbe  der  Pflanzen  bezieht  (Ka- 
käkli),  und  einen,  der  bei  Kleidern  angewandt  wird 
(tolaluptchi).  Blau  bei  Perlen  ist  wieder  ein 
anderes  Wort  als  * Blau  bei  Blumen  und  Stoffen. 
„So  mag  es  sich  erklären,  dass  einige  Forscher  das 
Adjectiv  „schwarz**  auf  Objecte  von  dunkelblauer 
oder  dunkelgrüner  Farbe  angewandt  fanden.4*  Die 
Dakotas  haben  drei  Ausdrücke  für  brauu,  gi, 
Bang  und  jfota,  jeder  derselben  wird  auf  Gegen- 
stände von  verschiedener  Natur  angewendet.  Man 
gebraucht  ja  auch  bei  uns  verschiedene  Ausdrücke, 
wenn  man  vom  Dunkel  der  Nacht  und  Schwarz 
der  Kleidung  redet.  Roth  dagegen  wird  in  den 
Indianersprachen  nicht  oft  nüancirt. 

Sehr  häufig  wird  in  den  Indianerspracben  die 
Wurzel  der  Farbennamen  verdoppelt  ; bei  den  Da- 
kota wird  dadurch  die  Intensität  ausgedrückt. 

Vollkommen  unterschreibe  ich  die  Schlussworte 
Gatsohets:  „Wir  glauben,  dass  die  Forschung 

bezüglich  des  Farbensinnes  und  der  Farbenblind- 
heit bei  den  Individuen  eines  Volkes  streng  aus- 
einander gehalten  werden  müssen.  Es  ist  verfrüht 
anzuuehmen,  dass  ein  ganzes  Volk  farbenblind  sein 
kann,  wenn  auch  seine  Farben oomeuclatur  sehr 
von  der  unsrigen  sich  unterscheidet,  obgleich  es 
nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  Farbcnblindheit 
häufiger  unter  Jäger-  und  Nomaden  Völkern  vor- 
koinuit,  als  unter  den  Individuen  civil isirter  Racen. 
Diese  Frage  kann  nur  auf  dem  Wege  des  directen 
Experiments  gelöst  werden,  während  bei  der  For- 
schung nach  dem  Farbensinne  die  Linguistik  be- 
rechtigt ist  ein  Wort  mit  zu  reden“. 

Man  möge  hierzu  noch  vergleichen,  was  G. 
Nachtigal  soeben  in  seinem  Werke  „Sahara  und 
Sudan“  Bd.  I,  S.  428  über  den  Farbensinn  der  Be- 
wohner dieser  Landschaften  sagt,  welche  die  llaut- 
färbungen  der  Eingeborenen  in  sieben  Abstufungen 
sehr  genau  unterscheiden.  „Die  meisten  nicht 
arabischen  Stämme  und  Völker  der  östlichen  Wüste, 
sagt  er  u.  a-,  haben  z.B.  für  das  Grün  der  Vegeta- 
tion und  für  das  Blau  des  Himmels,  obgleich  ihre 
Augen  die  Verschiedenheit  beider  Farben 
sehr  wohl  aufzufassen  vermögen,  nur  eine 
Bezeichnung,  und  die  meisten  Individuen  der  in 
Rede  stehenden  Gegenden  sind  beim  Anblicke  von 
Quitten-  oder  Safrangelb  in  Verlegenheit,  ob  sie 
dieselben  als  Grün  oder  als  Roth  bezeichnen  sollen.“ 
Wir  haben  hier  deutliche  Spracharmuth. 

Richard  And  ree. 


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Referate. 


265 


11.  Antwort  auf  die  Abhandlung  des  Herrn 
M.  Kulischer  über  das  jus  primae  noctia 
im  Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  11, 
Jahrgang  1879,  S.  22  3 bis  22  9,  (Von 
Dr.  Karl  Schmidt,  Laudgerichtsrath  zu  Col- 
mar im  Elsass.) 

Der  vorbezeichnete  Aufsatz  nimmt  ein  Recht 
aller  Mitglieder  der  Commune  an , „sich  mit  einer 
in  die  individuelle  Ehe  cintretenden  Person  vor- 
läufig zu  begatten“.  „Allmülig  verliert  die  Com- 
mune dieses  Recht,  und  es  geht  an  die  Priester 
und  den  Adel  über.“  Daraus  wird  entwickelt, 
„dass  das  vorläufige  Paaren  der  Geistlichkeit  nnd 
des  Adels  eine  allgemein  gültige  Institution  war“. 
Die  Richtigkeit  dieser  Annahme  soll  aus  zehn 
einzeln  angeführten  Thatsacben  erhellen,  die 
aus  Bastian,  Waitz,  Sugenheim  und  einigen 
anderen  neueren  Schriftstellern  entnommen  sind. 
Eine  Bestätigung  wird  in  einem  Gebrauche  von 
Skogboland  inCpland  gefunden,  wonach  bei  Hoch- 
zeiten die  neu  vermählten  Frauen  zuerst  mit  dem 
Geistlichen  tanzen.  Daraus  wird  gefolgert,  duss 
gewisse  kirchliche  Vorschriften  über  die  drei  ersten 
Nächte  der  Neuvermählten,  denen  die  Geistlichkeit 
„ein  ganz  anderes  Motiv  unterzuschieben  pflegte“,  in 
Wahrheit  auf  jenem  Gebrauch  beruhten,  und  dass  da- 
mit auch  der  Cölibat  in  Zusammenhang  stehe,  — 
„Immer  mehr  bemächtigten  sich  die  weltlichen 
Herren  dieses  Rechtes.  Bei  diesem  Uebergaug  wird 
das  Recht  aber  auch  im  Umfang  beschränkt. 
Anstatt  das  trinoctium  finden  wir  hier  nur  ein  jus 
primae  noctis,  worauf  die  weltlichen  Herren  An- 
spruch erheben.“  Als  Beläge  für  diese'-  Behaup- 
tungen werden  elf  verschiedene  Thatsachen  aus 
verschiedenen  Zeiten  und  Landern  angeführt,  mit 
Berufung  auf  einige  Schriftsteller  des  neunzehnten 
Jahrhunderts. 

Diese  Art  der  Beweisführung  dürfte  unzu- 
lässig sein.  Die  Frage,  ob,  wann  und  wo  ein  jus 
primae  noctis  bestand  oder  auch  nur  tbatsi'ich- 
licli  ausgeübt  wurde,  ist  eine  Frago  der  Rechta- 
geschichte.  Sie  kaun  nur  daun  und  insQweit 
bejaht  werden,  als  sie  durch  unverdächtige  Ur- 
kunden bewiesen  wird.  Sie  lässt  sich  nicht  wie 
eine  anthropologische  Hypothese  behandeln.  Wer 
ein  L’rtheil  darüber  gewinnen  will,  muss  den  Ur- 
sprung der  einzelnen  Nachrichten  zu  ermitteln 
suchen.  Ist  dies  richtig,  so  fällt  das  System  zu- 
sammen, worauf  der  vorbezeichnete  Aufsatz  erbaut 
ist.  Denn  er  enthält  kein«  Erörterung  darüber, 
ob  und  inwieweit  die  einzelnen  darin  angeführten 
Thatsachen  beglaubigt  sind,  und  daraus  ein  Be- 
weis zu  entnehmen  ist. 

Mir  steht  über  die  recbtgcschichtliche  Streit- 
frage dessogenanuten  jus  primae  noctis  ein  reicher 
Stoff  za  Gebote,  welcher  noch  weiterer  Ver- 
arbeitung bedarf'  vielleicht  gelingt  es  mir  im 
nächsten  Jahre,  die  Untersuchung  abzuschliessen 

Axchir  für  Anthropologie.  Hd.  XII, 


and  zu  veröffentlichen.  Nach  dem  bisherigen  Er- 
gebnis» finde  ich  keinen  genügenden  Grund  zu 
der  Annahme,  dass  ein  solches  Recht  zu  irgend 
einer  Zeit  in  irgend  einem  Lande  bestanden 
habe. 

Die  Versuche,  gewissermaassen  a priori  nach- 
zu weisen,  dass  ein  jus  primae  noctis  bestanden  habe, 
und  die  Ableitungen  desselben,  sei  es  aus  lletäris- 
mus,  Weibergemeinschaft  oder  Häuptliugsrecht 
(Bachofen,  Liebrecht,  Bastian.  Post),  sei  es 
aus  der  Gewalt  der  Herren  über  Sklaven,  Leib- 
eigene oder  Vasallen  (Weinhold,  Osenbrüggeo, 
Chateaubriand,  Collin  de  Plancy)  oder  aus 
religiösen  Gebräuchen  (Blau,  Gubernatie)  leiden 
im  Wesentlichen  au  demselben  Fehler,  wie  der 
vorliegende  Aufsatz  Job  Herrn  Kulischer.  Völlig 
unhaltbar  ist  die  von  vielen  Schriftstellern  ver- 
theidigte  Meinung,  dass  der  Grundsatz  des  Borough- 
English  (des  Vorzugs  der  Jüngst  gehurt)  auf  ein 
jus  primae  noctis  zurückzuführen  sei. 

Ebenso  unbegründet  iat  die  Annahme  zahlreicher 
Schriftsteller,  dass  die  Hoirathsabgaben,  welche  im 
Mittelalter  und  in  neuerer  Zeit  an  vielen  Orten  an 
die  Grundherren  zu  entrichten  waren,  durch  Ab- 
lösung eines  llerreurecht«  der  ersten  Nacht  ent- 
standen seien.  Derartige  Abgaben  werden  in 
zahlreichen  Urkunden  unter  den  allgemeinen  Be- 
zeichnungen maritagium  nnd  forisinaritagium 
(formariage) , ausserdem  auch  unter  mehreren  be- 
sonderen Namen  erwähnt,  z.  B.  merebet.  in  Eng- 
land, marcheta  in  Schottland,  amobr  oder  gwalir- 
tnercbod  in  Wales;  Be  dem  und , Bumede,  Bunzen- 
groschen,  Klauentlinler,  Frauengeld  in  verschiedenen 
Thailen  Deutschlands ; bruitgeld  in  Holland;  bathi- 
nodiutu  in  Belgien;  jus  couuagii  oder  culagium 
(colage,  callage)  in  Frankreich;  connagio  in  den 
Apenninen.  Wenn  einzelne  dieser  Namen  eine 
geschlechtliche  Anspielung  enthalten,  so  erklärt 
sich  dieselbe  aus  der  Natur  der  Ehe.  NN  ider- 
sinnig  ist  diu  Meinung  einiger  französischer  Schrift- 
steller (Delpit,  Labessade),  dass  selbst  Aeb- 
tissiuuen  (dtirch  Stellvertreter  i)  das  jus  primae 
noctis  ausgeübt  hätten.  — Die  Nachricht  einer 
cnssischen  Chronik,  dass  die  heilige  Olga  im 
Jahr«  964  „da»  Fürstliche“  abgeschafft . und  da- 
für verordnet  hätte,  der  Bräutigam  solle  einen 
schwarzen  Marder  an  den  I'  ürston  entrichten, 
rührt  aas  sehr  unsicherer  Quelle  und  steht  unter 
zahlreichen  anderen  Fabeln.  Die  im  vorbe- 
zeichneteu  Aufsatz  erwähnten  schweizerischen  Ur- 
kunden von  1538  und  1543  können  nicht  anf  ein 
jus  primae  noctis  „deutscher  Barone“  bezogen 
werden,  da  die  betreffenden  Ortschaften  nicht  von 
deutschen  Baronen,  sondern  von  der  Stadt  Zürich 
und  vorher,  bis  zum  Jahre  1524,  von  der  Aebtisain 
des  FrauenroüusteTH  zu  Zürich  abhingen.  Beide 
Urkunden  sprechen  in  scherzhafter  NVeise  von  einer 
Heirathsabgabe , ähnlich  wie  die  Urkunde  vom 

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Referate. 


Jahre  1538  über  die  Rechte  de*  Herrn  de  Louvie 
in  Bearn  (in  den  Pyrenäen).  Im  selben  Sinne  müsste 
dos  von  Del  pit  (1873)  erwähnte  angebliche  Urtheil 
des  Parlamente  zu  Bordeaux  vom  Jahre  1468  über  die 
Rechte  dos  Laudhauptmanns  (Captal)  von  Buch  er- 
klärt werden;  doch  ist  ein  solch  cs  Urtheil  nach  den 
von  mir  oingezogenen  Erkundigungen  in  Bordeaux 
nicht  zu  ermitteln.  — Das  in  einer  Urkunde  vom 
Jahre  1228  erwähnte  droit  de  bracoDagc  des  Herrn 
Johann  von  Mareuil  in  der  Picardie  scheint 
ebenfalls  eine  Heirathsstcuor  gewusen  zu  sein. 

Zahlreiche  Urkunden  aus  der  Picardie,  welche 
von  manchen  Schriftstellern  als  Beweis  eines  jus 
primae  noctiB  angeführt  werden,  insbesondere  aus 
Dorey  vom  Jahre  1318,  ans  Brimeu  von»  13.  Jan. 
1369,  aus  Breetel-les-Doullens  vom  29.  Sept.  1Ö07, 
aus  Maisnil-les-Hesdin  vom  20.  Sept.  1507,  aus 
Auxi-le-Ch&steau  vom  22.  Sept.  1507,  aus  Rlangy-en- 
Ternois  vom  September  1507,  erklären  sich  aus  dem 
städtischen  Niederlaanungsrecht,  Die  Abgabe  wurde 
droit  de  cullago  genannt.  — Nach  einer  Urkunde 
vom  28.  Sept.  1507  batte  der  Herr  von  Rani- 
bures  in  der  Herrschaft  Drncat  unter  dem  Namen 
droit  de  cnllage  oder  cullaige  für  den  Heiraths- 
conseus  eine  gewisse  Abgabe  vom  Hochzeitsmahl 
zu  fordern;  er  sollte  diesen  Anspruch  verlieren, 
wenn  er  hei  der  Hochzeitsdame  schlief.  Mit  Un- 
recht wird  hieraus  gefolgert,  dass  dem  Herrn  von 
Kam  bares  dos  Recht  zugestanden  habe,  bei  der 
nenverm&blten  Frau  zu  schlafen.  — Aehnlicli  ver- 
hält es  sich  mit  dem  Anspruch  des  Barons  von 
Castiglione  in  Otranto,  worüber  durch  die  Feudal- 
commisHion  am  3.  Juli  1810  entschieden  wurde.  — 
Das  durch  Urkunde  vom  Jahre  1445  festgestellto 
jus  foeminarum  de*  Grafen  von  Romagnano  war 
eine  Abzugsstener , welche  bis  zum  neunzehnten 
Jahrhundert  erhoben  wurde.  — Völlig  unbegründet 
ist  die  Meinung  von  Dclpit,  dass  ein  gewisses  Recht 
der  Aebte  von  S.  Claude  in  Franche  Comtä  (das 
Repret)  aus  dem  jus  primae  noctiB  zu  erklären  sei. 

Die  heutzutage  zur  Bezeichnung  des  Herron- 
rechts  der  ersten  Nacht  üblichen  Ausdrücke,  wie 
droit  du  seigneur  im  engeren  Sinne,  droit  de 
prelihation,  droit  de  marquette  oder  mac- 
kette,  und  selbst  jus  primae  noctis,  stammen 
meines  Vr  issens  erst  aus  dem  achtzehnten  Jahr- 
hundert. 

Unter  den  Missbrauchen  der  lehns-  und  grund- 
herrlichen Rechte  erwähnen  einige  Schriftsteller 
des  sechzehnten  und  siebenzehnten  Jahrhundert* 
(Du  Verdier,  d’Olive,  d’Espeisses)  den  An- 
spruch gewisser  Herren,  am  Hochzeitstage  ihrer 
Unterthanen  ein  Bein  über  das  Bett  der  Neuver- 
mählten zu  halten.  Die  Erwähnung  einer  solchen 
Unsitte  findet  sich  schon  in  einer  katatonischen 
Urkunde  Königs  Ferdinand  des  Katholischen  vom 
21.  April  1486,  aua  Guadalupe,  die  beroits  von 
Pujadea  (geb.  15C8,  gest.  1650)  missvertanden 


wurde.  Zur  Bezeichnung  eine*  solchen  Brauchs  sind 
in  neuerer  Zeit  die  Ausdrücke  droit  de  cuissage 
oder  jambage  (ital.  gambada,  span,  pernada) 
entstanden.  Dieser  Brauch  kunn  nicht  für  gleich- 
bedeutend mit  dem  Ilerronrecht  der  ersten  Nacht 
betrachtet  werden. 

Die  Erzählungen  von  Herodot,  Soliuu’s, 
Tollius  nndW alckenaer  über  die  Adyrmachiden, 
Nasamonen  oder  Anguler,  die  Bewohner  von 
Mozambique  und  Teneriffa  und  Über  die  Bewohner 
der  Hebriden  sind  von  unsicherer  Glaubwürdigkeit, 
ausserdem  aber  insofern,  als  sie  von  freiwillig  be- 
gangenen Unsitten  reden,  zum  Beweise  eine* 
Herrenrecht*  nicht  geeignet.  — Au*  einer  Stelle 
des  Valerius  Maxim  uh  über  ein  zu  Volsinum  in 
Etrurien  während  der  Sklavenherrschaft  erlassenes 
Gesetz  und  aus  einer  Stelle  des  Lactantius  über  die 
Zügellosigkeit  Maximio’s  ist  bloss  eine  Beschrei- 
bung von  Herrscherwillkür,  keineswegs  ein  deut- 
licher Beweis  für  ein  jus  primae  noctis,  zu  ent- 
nehmen. — Kein  Beweis  eines  solchen  Rechtes 
findet  sich  in  der  Stelle  des  Sueton  über  die  von 
Caligula  eingeführten  willkürlichen  Steuern.  — 
Eine  seit  dem  siebenzehnten  Jahrhundert  verbreitete 
Erzählung,  dass  die  Gründung  der  Stadt  Montau- 
ban (1144)  durch  ein  gewisses  abscheuliches  Recht 
(jus  cunni)  veranlasst  worden  sei,  welches  der  Abt 
Albrecht  vom  Kloster  Montauriol  im  Uebermaaus 
»ungeübt  haben  soll,  steht  in  Widerspruch  mit 
den  authentischen  Urkundeu  über  die  Gründung 
der  Stadt  Montauban  und  die  daraus  entstandenen 
Streitigkeiten;  Le  Bret  berichtet  (1668),  jene 
Fabel  sei  von  Calvinisten  erfanden,  deren  Namen 
leider  nicht  angegeben  sind.  — Eine  ähnliche 
Sage  knüpft  sich  an  die  Gründung  der  Stadt 
Nizza  della  paglia  in  Piemont  (1235);  sie  ist  bei 
Girolamo  Ghilini  (1660)  ohne  Angabe  der  Quellen 
erwähnt.  — Die  durch  Bonelli  (1760)  veröffent- 
lichte Urkunde  vom  Jahre  1166  über  den  Herrn 
Gundibald  von  Persine*  (jetzt  Pergine,  bei  Trient)  ist 
an  mehreren  Stellen  schadhaft,  insbesondere  gerade 
an  der  Stelle,  welche  meines  Erachtens  mit  Unrecht 
von  einem  Herrenrecht  der  ersten  Nacht  verstanden 
wird  ; eine  genaue  Prüfung  führt  zu  der  Veruiuthung, 
dass  diese  Stelle  auf  eine  Hei  rathssteuer  zu  be- 
ziehen ist.  — Das  erst  ira  Jahre  1812  bekannt 
gewordene  und  kurz  vorher  angeblich  durch  Zufall 
entdeckte  Urtheil  der  Senechaosseo  de  Guienne 
vom  18.  Juli  1302  ist,  wie  äussere  und  innere 
Gründe  ergeben,  ein  fälschlich  »»gefertigtes  Acten- 
stück;  von  wem  die  Anfertigung  herrührt,  habe 
ich  noch  nicht  ermitteln  können.  — Die  Streitig- 
keiten der  Bischöfe  von  Amiens  mit  den  Bewoh- 
nern der  Städte  Amiens  und  Abbevüle  betrafen, 
wie  die  darüber  veröffentlichten  authentischen  Ur- 
kunden, insbesondere  die  Urtheile  des  Parlaments 
zu  Paris  vom  17.  Jan.  1393  und  vom  19.  März 
1409,  deutlich  ergeben,  lediglich  die  Frage,  ob 


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Referate. 


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eine  hergebrachte  Gebühr  für  Dispens  von  einer 
gewissen  kirchlichen  Vorschrift  nach  den  Grund- 
sätzen des  kirchlichen  und  bürgerlichen  Rechts 
als  gerechtfertigt  zu  betrachten  sei;  darin  findet 
sich  keine  Spur  eines  unsittlichen  Ursprungs  der 
betreffenden  Gebühren;  die  mit  diesen  Streitig- 
keiten mit  Unrecht  in  Verbindung  gebrachten 
königlichen  Verfügungen  vom  10.  Juli  1336  und 
vom  5.  März  1388  beziehen  sich  auf  eine  davon 
ganz  verschiedene  Frage,  nämlich. auf  einen  Streit 
über  die  Gerichtsbarkeit  in  Fällen  des  Ehebruchs.  — 
Die  Meinung  von  Voltaire,  Dulaure  und  ande- 
ren Schriftstellern,  dass  die  Mönche  von  St,  Stephan 
zu  Nevers  ähnliche  Ansprüche  wie  die  Bischöfe 
yon  Amiens  erhoben  hätten  und  damit  durch  Par- 
lamentsurtheil  vom  Jahre  1582  oder  1591  abge- 
wiesen seien,  ist  unvereinbar  mit  den  Darstellungen 
von  Charondas  (geh.  1536)  und  Paponius 
(geb.  1505,  gest,  1590).  — Die  weitverbreitete 
Fabel,  dass  die  Domherren  zu  I.yon  das  Herrenrecht 
der  ersten  Nacht  ausgeübt  hätten,  ist  auf  eine  da- 
von verschiedene  Sage  zurückzuführen , welche 
meines  Wissens  zuerst  von  Choppin  (1600)  er- 
wähnt wird.  — Eine  Bemerkung  in  den  unter  dem 
Namen  des  Nie.  Boerius  (geb.  1469,  gest.  1539) 
nach  dessen  Tode  herausgegebenen  Decisiones 
über  den  Prozess  eines  ungenannten  Pfarrers  von 
einem  ungenannten  Kirchspiel  vor  dem  erzbischöf- 
lichen Gericht  von  Bourges,  ohne  Angabe  des 
Tages  der  Sitzung,  über  das  angebliche  Gewohn- 
heitsrecht, die  neuvermfthlton  Frauen  der  Pfarrei 
fleischlich  zu  erkennen,  steht  unter  anderen  un- 
glaubwürdigen Anekdoten  und  kann  nur  bewei- 
sen, dass  um  die  Mitte  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts bereits  ähnliche  Vorstellungen  wie  heutzutage 
über  das  Herrenrecht  der  ersten  Nacht  verbreitet 
waren , was  übrigens  auch  aus  anderen  Schrift- 
stellern (z.  B.  Hier.  Mut  io)  zu  ersehen  ist.  — Die 
Annahme  von  Lauriere  (1704)  und  späteren 
Schriftstellern,  dass  die  Herren  von  Souloire  in 
Anjou  ein  ähnliches  Recht  wie  das  Herronrecht 
der  ersten  Nacht  in  Anspruch  genommen  und 
darauf  erst  am  15.  Decetnber  1607  verzichtet 
hätten,  ist  unvereinbar  mit  dem  actcn massigen 
Bericht  von  Louis  Servin  über  den  Prozess, 
welcher  darch  Urtheil  des  Parlaments  zu  Paris 
vom  6.  März  1601  entschieden  wurde. 

In  einer  Irländischen  Erzählung,  welche  Herr 
Nicholas  O’Kearney  zu  Dublin  im  Jahre  1853 
veröffentlichte,  ist  die  Veranlassung  der  mörde- 
rischen Schlucht  von  Gabhra  oder  Garristown  vom 
Jahre  283  oder  296  nach  Ohr.  Geb.  darauf  zu- 
rückgeführt, dass  König  Cairbre  seine  Tochter  mit 
einem  Künigasobn  verlobte,  ohne  zuvor  bei  der 
mächtigen  Kriegerkaste  der  Fenier  angefrngt  zu 
haben,  ob  einer  von  ihnen  rie  znr  Frau  begehre. 
Die  Fenier  fanden  darin  eine  Verletzung  ihrer 
Privilegien  und  „ schickten  Botschafter  an  Cairbre, 


um  ihn  zu  erinnern,  den  Tribut  zu  zahlen,  näm- 
lich zwanzig  Unzen  Gold  oder  das  Recht,  mit 
der  Prinzessin  die  Nacht  vor  ihrer  Hochzeit  zn 
schlafen“.  O’Kearney  meint,  der  schwülstige 
Stil  der  ganzen  Erzählung  lasse  vermnthen,  dass 
sie  gegen  Ende  des  fünfzehnten  oder  Anfang  dos 
sechzehnten  Jahrhunderts  ahgefasst  sei ; doch  fehlt 
noch  eine  diplomatische  Untersuchung  über  das 
Alter  der  Handschrift.  Keinenfalls  ist  bis  jetzt 
die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  die  Sage  in  ihrer 
vorliegenden  Gestalt.,  insbesondere  die  hervor- 
gehohene  Stelle,  aus  älterer  Zeit  als  aus  dem  sech- 
zehnten Jahrhundert  herrührt. 

ltn  Jahre  1526  gab  Hector  Boeis  oder 
Boöthius  (starb  1550)  eine  Geschichte  Schottlands 
heraus;  darin  findet  sich  die  Erzählung,  dass  znr 
Zeit  des  Kaisers  Augustes  ein  König  von  Schott- 
land, Namens  Evenus,  ein  Gesetz  erlassen  habe, 
wonach  „jeder  Herr  einer  Ortschaft  die  Gewalt  hatte, 
die  erste  Keuschheit  der  nenvermühlten  Jungfrau 
zu  kosten“,  und  dass  erst  Malcolm  III.  Canmoir 
(welcher  von  1059  bis  1093  regierte)  auf  Andrän- 
gen seiner  Gemahlin,  der  heiligen  Margarethe,  jenes 
Gesetz  abgrschnfft  uml  dafür  die  warchcta  mulierum 
eingeführt  habe.  Von  dieser  Sage,  die  jeder  ge- 
schichtlichen Beglaubigung  entbehrt,  findet  sich 
keine  Spur  bei  älteren  Geschichtschreibern,  wie 
Johann  Fordun  von  Aberdeen  (14.  Jahrh.)  nebst 
den  Zusätzen  von  Walter  Bower  von  St.  Co- 
lumba (1441  bis  1449),  ebensowenig  bei  Johannes 
Major,  einem  Zeitgenossen  von  Boeis,  Nach  den 
Untersuchungen  von  Inn  es  ist  anzunehmen , dass 
Boeis  seine  Nachrichten  aus  Werken  geschöpft 
hat,  welche  als  Schriften  von  Ve  re  in  und,  Camp- 
bell und  Cornelias  Hibernicus  ausgegeben 
wurden,  in  Wahrheit  aber  aus  seiner  eigenen  Zeit 
herstammten. 

Allerdings  steht  schon  im  babylonischen  Tal- 
mud (5.  oder  6.  Jahrh.  nach  Cbr.),  im  Abschnitt 
von  Verlobungen  (Kotuboth)  ein  Ausspruch,  der 
auf  Rahba  (320)  zurückgeführt  wird,  des  In- 
halts , dass  die  Machthaber  früherer  Zeit  befohlen 
hätten,  die  Jungfrau,  welche  Mittwochs  heirathe, 
sollte  zuerst  von  Taphsar  hoschlafen  werden.  — 
Ferner  führen  die  Scholien  vonMegillat  Taanit 
(8.  Jahrh.),  im  Widerspruch  mit  den  in  den  Makka- 
bäischen  Büchern  des  alten  Testaments  enthaltenen 
Nachrichten,  die  Veranlassung  zum  Aufstande  der 
Makkabäer  (165  oder  167)  darauf  zurück,  dass  die 
griechischen  Könige  Quästoren  (cnstiraot)  einge- 
setzt hätten,  um  die  Bräute  zu  bcschlafen.  — Ferner 
berichtet  Abnlfeda  (geb.  1273,  gest.  1332  oder 
1347)  von  einem  gewaltthätigen  Araber -Fürsten 
aus  dem  Stamme  Tasin,  welcher  zugleich  über  den 
Stamm  Djadis  herrschte  und  „den  Brauch  ein- 
ffthrte,  dasH  keine  Jungfrau  vom  Stamme  derDjadi- 
siten  heirathen  sollte,  bevor  er  selbst  mit  ihr  zu  thun 
gehabt  und  ihr  die  Keuschheit  entrissen  hätte“.  — 

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268 


Referate. 


Und  in  einer  durch  Gustav  Weil  (1845)  Ter- 
öffentlichton  Legende  der  Muselmänner  ist  die 
Rede  vou  Sharahbil,  dem  letzten  König  von  Saba, 
welcher  vor  der  Zeit  des  Königs  Salomo  die  Ge- 
walttätigkeiten so  weit  trieb,  „dass  kein  Mädchen 
sich  verheiraten  durfte,  ohne  sich  vorher  ihm 
hingegebcu  zu  habcu“.  — Indessen  ist  mir  nicht 
bekannt,  ob  und  wie  alle  diese  Sagen  miteinander 
in  Zusammenhang  stehen,  und  vermag  ich  keine 
sichere  Auskunft  darüber  zu  geben,  aus  welcher 
Quelle  llector  ßoethius  die  Sage  von  König 
Even us  geschöpft  hat  Es  bleibt  abzuwarten,  ob 
eine  Spur  derselben  Erzählung  in  einer  älteren 
Quelle  aufzufinden  ist. 

Jedenfalls  ergiebt  eine  nähere  Prüfung,  dass 
die  Erzählung  de«  llector  ßoethius  nicht  der 
Geschichte,  sondern  der  Sage  angehört.  Gleich- 
wohl wurde  sie  von  zahlreichen  Schriftstellern  seit 
dem  16.  hiß  zum  19.  Jahrhundert  wiederholt  und  auf 
Treu  und  Glauben  als  geschichtlich  beglaubigt  an- 
genommen. Eben  deshalb  ist  die  grösste  Vorsicht 
geboten  gegenüber  allen  Nachrichten  vorv  Schrift- 
stellern seit  dem  16.  Jahrhundert,  welche  an 
der  durch  Hector  ßoethius  gebrachten  Erzäh- 
lung festhielten  und  von  dieser  Voraussetzung  aus 
auch  anderwärts  ein  Herrenrecht  der  ersten  Nacht 
zu  entdecken  vermeinten.  Zu  diesen  leichtgläu- 
bigen Schriftstellern  gehörten  z.  ß.  im  sechzehnten 
Jahrhundert  George  Duchanan  (geh.  1506,  gest. 
1582),  John  Lesly  (geh.  1526,  gest.  1596), 
Raguoau  und  Du  Verdier;  im  sieben  zehnten 
Skene,  Vannozzi,  Automne,  Spultuan,  Box- 
horn, Papebrock, d’Espeisses,  Plot, Brode an, 
Ducange,  Moreri;  im  achtzehnten  Mackenzie, 
Bayle,  Lauriere,  Gundling,  Joach.  Hilde«, 
brand,  C.  P.  Hoffmann,  Keysler,  E.  J.  West- 
pbal,  Potgiesser,  Sale,  Boucher  d'Argis, 
Garran  de  Coulon,  Voltaire,  Renauldon, 
Dulaure,  Blackstone;  im  neunzehnten  Mer- 
lin, Roquefort,  Collin  de  Plancy,  Peuchet 
et  Cbaulaire,  Stephen,  l.)ümge,  Sugenheim, 
Bastian,  Post,  Jules  Delpit,  Guberoatis, 
Labessade.  Alle  diese  und  viele  andere  Schrift- 
steller haben  die  Erzählung  von  König  Evenus 
t Heils  direct,  tkeils  indirect  aus  Hector  ßoethius 
entnommen. 

Bei  allen  Nachrichten  dieser  Schriftsteller 
über  die  in  anderen  Ländern  vermeintlich  ent- 
deckte Geltung  de»  Herrenrechts  der  ersten  Nacht 
ist  zu  berücksichtigen,  dass  diese  Nachrichten 
unter  dem  Einfluss  der  irrigen  Voraussetzung 
stehen , ein  solches  Recht  habe  erwiesenermaassen 
in  Schottland  geherrscht. 

• Ausserdem  müssen  alle  diejenigen  Nachrichten 
mit  Misstrauen  betrachtet  werden,  welche  bloss 
allgemein  nbgeiasst  und  nicht  durch  Angabe  be- 
stimmter Tbatsachen  und  zuverlässiger  Quellen 
glaubhaft  gemacht  sind.  Dahin  gehören  beispiels- 


weise die  Nachrichten  von  Jean  Papon  (geb. 
1505,  gest.  1590)  und  Bernard  Automne  (geb. 
1667,  gest.  1660)  über  da»  Herrenrecht  der  ersten 
Nacht  iu  der  Auvergne;  ferner  die  Nachricht  von 
Vannozzi  (1610)  über  da»  Privileg,  welche»  der 
Cardinal  Hieronyino  de  11a  Rovere  (gest.  1592) 
zerrissen  habe;  ferner  die  ßehauptnng  des  Herrn 
vonSpix  (1817  bis  1820),  du»»  der  Häuptling  der 
Jumanas, eines  südamerikanischen  Indianerstammes, 
da»  jus  primae  noctis  habe;  ferner  die  Nachricht 
von  Anderson  (1825)  über  den  Gouverneur  von 
Sark  und  Mr.  W.  Y.  in  Unter-Oanada;  ferner  die 
Nachrichten  von  Lagreze  (1867)  über  eine  Le- 
gende, die  sich  an  die  Capelle  Unser  lieben 
Frau  von  Bourisp  iu  Bigorre  anknüpft;  ferner  die 
Nachrichten  von  Gubernatis  (1869)  über  die 
angeblichen  Reste  eines  jus  primae  noctis,  welche  sich 
im  Carueval  von  Torea  und  anderwärt«  in  Nord- 
italien finden  sollen;  endlich  die  Meinung  von 
Gerland  und  Post,  dass  eine  Nachricht  von  Fr ey- 
cinet  vom  Jahre  1676  aus  dem  Dorfe  Orot«  auf 
einer  Marianen* Insel  von  einem  jus  primae  noctis 
zu  verstehen  sei. 

Ein  ähnliches  Misstrauen  verdienen  die  Nach- 
richten, woraus  ich  die  folgenden  Fragen  entnehme, 
um  darüber  von  den  Lesern  dieses  Archivs  nähere 
Aufklärung  zu  erlangen. 

1.  Beruhen  die  Behauptungen  von  Angelo 
Gubernatis  (1867  bis  1869)  über  das  an- 
gebliche jus  primae  noctis  der  Brahmanen  in 
Malabar  auf  anderen  Quellen , als  auf  den 
Schifffahrtserzithlungen  von  Lintschott(vor 
1594),  Caspar  Balbi  (1586),  Verhuefen 
(1607  bi»  1609),  von  Mandelslo  (1633), 
Olearius  (gest.  1671)  und  Alexandre 
Hamilton  (1688bis  1723)?  — Welche  Be- 
rechtigung hat  die  Behauptung  vonGuber- 
natis,  dass  jenes  angebliche  jus  primae 
noctis  mit  einer  durch  alte  Rechtsbücher, 
Gedichte  und  Novellen  bestätigten  religiösen 
Vorstellung  der  Inder  in  Zusammenhang 
stehe  ? 

2.  Worauf  beruht  die  Behauptung  von  Guber- 
natis, dass  der  König  von  Tsiampa  »ich 
das  jus  primae  noctis  für  alle  in  seinem  Reiche 
geschlossenen  lleirathen  Vorbehalten  habe? 
Ist  etwa  die  (davon  ganz  verschiedene) 
Nachricht  des  Marco  Polo  vom  Jahre  1280 
gemeint? 

3.  Woher  stammt  die  Nachricht  Basti  an’  s, 
dass  ein  Häuptling  der  weissen  Hunnen, 
Namens  Shorkot,  bei  jeder  Heirath  in  Ilarapa 
das  Vorrecht  deB  Ehemanns  beansprucht 
hätte?  — ßurnea  (1831)  besichtigte  die 
Ruiuen  einer  Stadt  Namens  Shorkot«, 
welche  nach  einer  Volkssage  vor  ungefähr 
1300  Jahren  zerstört  »ein  soll,  uud  einer 
anderen  Stadt  Namens  Ilarapa;  er  sagt,  eine 


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Referate. 


2G9 


Volk  Mage  melde,  dass  Harapn  um  dieselbe 
Zeit  wie  Shorkote  zerstört  sei,  und  zwar  zur 
Strafe  des  Himmeln  dafür,  dass  ihr  Buherr- 
«eher  (dessen  Namen  nicht  angegeben  wird) 
„gewisse  Vorrechte  bei  jeder  Heirath  bean- 
sprucht hätte“. 

4.  Worauf  beruht  die  Nachricht  von  Post  (aus 
Bastian,  und  zwar  aus  einer  mir  noch 
nicht  bekannten  Stelle),  dass  im  Berglande 
Bagele  auf  den  Andamanen  (im  Meerbusen 
von  Bengalen)  dem  Häuptling  das  jus  primae 
noctis  zustehe? 

5.  Worin  bestehen  die  angeblichen  Ueberreste 
der  jus  primae  noctis,  die  der  Moldauer  Ben- 
jamin in  Kurdistan  gefunden  haben  soll?  — 
Ist  damit  etwas  Aebnliches  gemeint,  wie  daa 
angebliche  jus  primae  noctis  des  Codscha 
der  Dutiik-K ordeu  [nach  Strecker,  bei  Blan)? 

6.  Worauf  beruht  die  Nachricht  von  Post 
(1876),  dass  in  Wolhynien  daa  „jus  virgi- 
naleu  noch  in  später  Zeit  den  höchsten  Be- 
amten zugestanden  habe? 

7.  Wer  bat  die  von  Anatole  de  Barthe- 
lemy  (1866)  erwähnte  Behauptung  aufge- 
stellt, dass  eine  ähnliche  Einrichtung  wie 
das  Herrenrecht  der  ersten  Nacht  in  Bosnien 
und  Herzegowina  bestehe? 

8.  Worauf  gründet  sich  die  in  sich  unverständ- 
liche Behauptung  Wcinhold’s  (1851),  dass 
bei  den  späteren  Römern  der  Gebieter  der 
Braut  das  jus  primae  noctis  gehabt  habe? 

9.  Aus  welcher  Geschichte  Savoyens  hat  Lau- 
riire(1704)  die  Nachricht  entnommen,  dass 
die  Herren  von  Prelley  und  Parsanni  in  Pie- 
mont unter  dem  Namen  cazzagio  ein  ähnliches 
Recht,  wie  das  iu  Schottland  durch  König  Eve- 
nus  ein  ge  führte,  ansgeübt  hätten,  und  da- 
durch ein  Aufstand  hervorgerufen  sei,  der 
dahin  führte,  dass  ihre  Vasallen  sich  an 
Amadaeus,  den  Sechsten  des  Namens,  den 
vierzehnten  Grafen  von  Savoyen,  ergeben 
hätten?  — Weder  über  dieThatsache  seihst 
noch  über  die  Orte  Prelley  und  Parsanni 
überhaupt  habe  ich  Etwas  ermitteln  können. 


Sollte  etwa  die  Herrschaft  Prela  gemeint 
sein,  welche  mit  der  Grafschaft  Tenda  an 
Carl  E man  ne  1,  Herzog  von  Savoyen  (1580 
bis  1630)  abgetreten  wurde?  Oder  der 
anf  der  Karte  des  Theatrum  Earopaeum 
angegebeue Ort  Preller?  — Amadaeus  VI., 
„der  grüne  Graf*,  regierte  von  1343  bis  1383 
und  wird  in  den  Geschichtswerken  bald  als 
neunter,  bald  als  elfter  Graf  von  Savoyen  be- 
zeichnet, jedoch  meines  Wissens  nicht  als 
der  vierzehnte.  Welchen  Fürsten  mag 
Lauri&re  gemeint  haben? 

10.  Woher  stammt  die  Nachricht,  dass  vor  1789 
in  Callas  ein  Herr  getödtet  sei,  weil  er  das 
droit  du  seigneur  ausübte?  und  dass  dies 
Recht  nach  einer  Ueberlieferung  von  1599 
in  der  Provence  iu  voller  Blüthe  gestanden 
habe  ? 

11.  Woher  hat  Collin  de  Plancy  (1820)  die 
Nachricht  entnommen,  dass  die  Kanoniker 
von  Saint- Victor  in  Marseiile  das  Herrenrecht 
der  ersten  Nacht  gehabt  hätten? 

12.  Aus  welchen  „alten  Annalen“  stammt  die 
Nachricht  von  Collin  de  Plancy  über  das 
durch  Herrn  von  Bri ves-la-Gaillarde  in 
Limousin  ausgeübte  Herrenrecht  der  ersten 
Nacht? 

13.  Wo  hat  Deverite  (1767)  die  Nachricht  ge- 
funden, dass  dem  Herrn  von  Auxiin  der  Pi- 
cardie das  Recht  zugestanden  habe,  die  Jung- 
fräulichkeit hübscher  Frauen  und  munterer 
Fräuleins  zu  rauben,  gegen  eine  dem  Grafen 
von  Ponthien  zu  entrichtende  Abgabe? 

14.  Aus  welcher  Stelle  von  Spix  hat  Bastian 
die  Behaupt  ung  entnommen,  dass  der  Häupt- 
ling der  Cu  li  nos  das  jus  primae  noctis  habe? 
Gehören  etwa  die  Culinos  zu  den  Juraanas? 
oder  umgekehrt? 

15.  Worauf  beruht  die  Behanptung  Bast  ian 's 
dass  bei  den  Passes  (oder  Parses)  dein  Paje 
das  jus  primae  noctis  zugestanden  habe? 

16.  Worauf  beruht  die  Behauptung  Bastian' s, 
dass  bei  denCaraiben  dem  Cazikon  das  jus 
primae  noctis  zugestanden  habe? 


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270 


Referate. 


12.  Replik 

auf  das  Referat  des  Herrn  Dr.  Beck  Ln  Biebrich  über  meine  Schrift 
„Prähistorische  Eisonschmelz-  und  Schmiodcstätten  in  Mähren“. 


Wer  mit  einer  literarischen  Arbeit  in  die 
Oeffentliclikeit  tritt,  übergicht  dieselbe  nicht  nur 
der  Beurtheilang  von  Fachgeuossen,  sondern  auch 
der  Kritik  des  grossen  Eaienpublicums,  so  geschieht 
es,  dass  er  ebensowohl  einer  in  der  Kegel  stren- 
gen gerechten  Wertbschätzung,  als  auch  nicht 
selten  einer  unbilligen,  unrichtigen  Kritik  und  mit- 
unter auch  der  Skeptik  preisgogeben  ist,  dafür 
steht  ihm  aber  auch  jedenfalls  das  Recht  za,  sich 
zu  vertheidigen  und  die  schwachen  Seiten  der  ihm 
zu  Theil  gewordenen  Kritik  aufzud ecken.  Von 
diesem  Kochte  der  SclbBtvertheidigung  will  ich 
denn  auch  hier  einigen  Gebrauch  machen. 

Herr  Dr.  Beck  in  Biebrich  hat  nämlich  im 
12.  Bande  des  Archivs  für  Anthropologie  von 
A.  Ecker  und  L.  Lindenschmit  S.  92  eine  so 
absprechende  Kritik  über  meine  kleine  Arbeit 
„ Prähistorische  Eisenschmelz-  und  Schmiedestätten 
in  Mähren**  zu  üben  sich  beraflssigt  gefühlt,  dass  ich 
gezwungen  bin,  der  Sache,  um  die  es  sich  in  diesem 
Falle  handelt,  wegen.  Nachstehendes  zur  Verstän- 
digung und  Berichtigung  zu  veröffentlichen. 

Vorerst  ist  es  von  Herrn  Dr.  Beck  sonderbar. 
Jemandem  Tendenzen  zu  imputiren,  die  er  bei  Ent- 
wickelung einer  Ansicht  haben  konnte,  wie  Herr 
Beck  sagt. 

„Dass  die  Concesgion,  die  der  Verfasser 
dem  Norden  tbut,  eine  conventionelle  Höf- 
lichkeit desselben  gegen  seine  nordischen 
Freunde,  deren  Gastfreundschaft  er  im 
Anfänge  seinerSchrift  höchlich  rühmt,  sein 
soll.“ 

Welches  Rocht  mag  Herr  Dr.  Beck  haben,  über 
meine  nicht  ausgesprochenen  Tendenzen  und  Gründe 
öffentlich  abzusprechen  V Ich  meinerseits  kann  in 
diesem  Falle  nur  so  viel  erklären,  dass  ich  bisher 
noch  keine  Anhaltspunkte  fand,  die  für  die  Prüsi- 
steuz  des  Eisens  vor  der  Bronze  ira  Norden 
sprechen  würden  und  daher  mir  auch  nicht  er- 
lauben konnte,  in  dieser  Sache  absprechend  gegen 
anerkannte  Autoritäten  aufzutreten. 

Ein  anderes  Factum,  das  noch  sonderbarer  er- 
scheint, ist  das  Hervorheben  von  Druckfehlern,  die 
bei  der  Correctnr  übersehen  wurden,  wie  z.  B.  der 
vom  Setzer  hinweggelussene  Artikel  dem  vor  dem 
Worte  KerameikoB  S.  17,  Z.  12  von  unten,  aus 
welchem  Versehen  Herr  Beck  sogleich  Capital  zu 
schlagen  sich  bemüht  und  nicht  ansteht,  sich  über 


meine  slawische  Nationalität  lustig  zu  machen.  Daus 
dies  aber  in  der  That  ein  Druckfehler  ist,  kann 
durch  das,  Hostiuann's  Kritik  der  Cult urperiodeu 
9.  Bd.  des  Archivs  für  Anthr.  S.  210,  entnommene 
Citat  klar  erwiesen  werden. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Worte  kalk- 
brüchig  statt  kaltbrüchig  und  dem  Hinweg- 
lassen  der  Wörter  und  ausgeschmiedet  auf 
S.  32,  Z.  11. 

Ich  will  durchaus  nicht  leugnen , dass  in  dem 
von  mir  angegebenen  Verfahren  des  Eisenschinol- 
zens  noch  verschiedene  Modificationen  stattfanden, 
die  aber  anzunehmen  ich  durch  Fundbolcge  nicht 
begründen  kann  und  somit  auf  die  Besprechung 
derselben  mich  auch  nicht  ein  lasse ; im  Ganzen  muss 
ich  meine  Theorie  aufrecht  halten,  so  lauge  keine 
andere  Erklärung  für  das  Vorgefundene  vorliegt. 
Wenn  Herr  Beck  von  einer  Unmöglichkeit  des 
von  mir  angeführten  Schmelzverfahrens  spricht,  so 
glaube  ich,  dass  er  sich  irrt,  denn  die  Tiegel  wareu 
einmal  da , sic  zeigten  alle  die  Spuren  der  Ein- 
wirkung eines  starken  Feuers,  die  Wände  derselben 
sind  stark  glasirt,  innen  mit  Schlucke  inkrustirt 
und  in  manchen  faud  sich  noch  eine  stark  eisen- 
schüssige Schlacke , die  besonders  gegen  den  Bo- 
den zu  stark  mit  Roheisen  durchmengt  war.  Um 
die  Tiegel  war  eine  grosse  Menge  Asche  ange- 
sammelt, ein  sichtlicher  Beweis,  dass  der  iSchmelz- 
process  an  Ort  und  Stelle  stattfand. 

Ferner  glaube  ich,  dass  Herr  Dr.  Beck  sich 
ebenfalls  irrt,  wenn  er  sagt,  dass  mit  dem  ange- 
führten Verfahren  jedesmal  ein  Regulus  erzeugt 
werden  müsse,  wenn  die  dazu  nöthige  hohe  Tem- 
peratur erreicht  würde,  was  aber  nach  seiner  Mei- 
nung unmöglich  Bein  soll.  Die  Erfahrung  lehrt 
aber,  dass  dies  wirklich  möglich  ist.  Aber  zuge- 
stutidcn , dass  jene  hohe  Temperatur  der  Art  in 
unseren  Tiegeln  nicht  zu  erreichen  war,  so  wird  eich 
zwar  kein  Regulns,  hingegen  aber  ein  sich  zusammen-“ 
backendes  Product  bilden,  das  aus  reducirtcm  Eisen 
(Roheisen) , Silicatverbindungen  (Schlacke)  und 
Partikelchen  Kohle  besteht,  welche  letzteren  Be- 
standteile durch  Hämmern  zum  grossen  Thoilc 
entfernt  werden  können.  Es  ist  nicht  zu  leugnen, 
dass  der  Ausdruck  Schmelzsatz  hüttenmännischer 
ist,  als  Schmelzgut,  auf  welches  Wort  Herr  Dr. 
Beck  so  viel  Gewicht  zu  legen  scheint;  dass  ich 
aber  unter  Schmelzgut  die  Mischung  von  Erz,  Kob lo 


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Referate. 


271 


and  einen  Zuschlag  meinte,  erhellt  aus  meinem 
ganzen  Bericht,  und  Herr  Dr.  Beck  scheint  das 
selbst  einzusehen,  indem  er  sagt:  „ist  unter 
Schmelzgat  ein  Gemenge gemeint14. 

Der  Referent  sagt  ferner:  „Die  Deutung, 

die  er  diesen  Dingen  giebt,  ist  höchst 
sonderbar  and  zeigt,  dass  der  Verfasser 
sich  auf  einem  Gebiete  bewegt,  dem  er 
durchaus  nicht  gewachsen  ist.u  — Ich  er- 
kenne es  an , dass  ich  kein  Hüttenmaun  hin,  aber 
glaubo  doch,  durch  eine  mehr  als  30jährige  Be- 
dienstung  bei  einem  der  grössten  Eisenwerke 
Oesterreichs,  insbesondere  bei  meinem  Interesse 
für  den  Betrieb,  soviel  gelernt  zu  haben,  dass  ich 
aas  Vorgefundenen  Thatsachen  in  diesem  Fache 
einen  Schluss  zu  ziehen  mir  erlaubeu  kann. 

Herr  Dr.  Beck  meint  weiter,  dass  ich  mir 
einen  wunderbaren  Zauberkessel  constrairte,  der 
meiner  Phantasie  entspricht,  indem  ich  an  nehme, 
die  Röhren  seien  mit  dem  Kessel  verbunden  ge- 
wesen u.  s.  w.;  er  nennt  das  angeführte  Verfahren 
einen  naiven  widersinnigen  unmöglichen  Schmelz- 
process,  denn  da  die  Schlackenbildung  früher  be- 
ginnt, batten  sich  müssen  die  Röhren  verstopfen, 
ferner  sei  ein  so  dünnflüssiges  Eisen  den  Alten 
unbekannt  gewesen,  und  wenn  sie  es  gekannt  hätten, 
würden  sie  nicht  gewusst  haben,  was  damit  anzu- 
fangen. 

Darauf  kann  ich  nur  antworten,  dass  ich  Jedem, 
der  es  wünscht,  diesen  phantastischen  wunderbaren 
Zauberke&scl  zeigen  kann,  selbst  mit  den  abge- 
brochenen Thonröhren,  die  in  die  abgebrochenen 
Stellen  passen  und  noch  hierund  da  init  der  eisen- 
schüssigen Schlacke  halb  oder  ganz  erfüllt  sind,  des- 
gleichen die  Gussfladen  and  die  Schlacken,  welche 
letztere  die  Form  der  erwähnten  Grübchen  angenom- 
men hatten  and  sich  noch  überdies  mit  einem  Guss- 
halsein  die  Röhren  fortsetzen.  Ich  will  zwar  nicht 
die  Möglichkeit  absprechen,  dass  bloss  die  Schlacke 
abgeflossen  und  das  Roheisen  zurückgeblieben  ist, 
die  Köhren  vielleicht  etwas  höher  angebracht  waren, 
was,  da  der  Boden  des  Tiegels  ganz  zerstört  war, 
nicht  so  genau  constatirt  werden  konnte,  glaubo 
aber,  dass,  wenn  sieb  einmal  stark  flüssige  Schlacke 
bildet,  sich  auch  flüssiges  Eisen  bilden  wird,  wel- 
ches als  specifisch  schwerer  die  tiefsten  Stellen 
ein  nehmen  and  daher  früher  abfliessen  muss. 

Wenn  ich  auch  ferner  meine  Ansicht  über  den 
Vorgang  der  Schmelzung  so  w'eit  ändere,  indem 
ich  annebme,  die  Schmelzer  hätten  nicht  von  der 


Seite,  aondurn  von  oben  io  den  Kessel  selbst  ge- 
blasen, zu  welchem  Zweck  auch  möglicher  Weise 
der  Tiegel  in  eine  tiefe  Grube  gesetzt  wurde,  so 
glaube  ich  doch  den  Ausdruck  widersinnig  jeden- 
falls zurückweisen  zu  müssen. 

Was  aber  das  dünnflüssigo  Eisen  anbetrifft,, 
das  die  Alten  nicht  gekannt  haben  sollten,  und 
wenn  die»  der  Fall  war,  nicht  verwerthen  konn- 
ten, — wie  Herr  Dr.  Beck  sagt  — so  muss  ich 
dem  entschieden  widersprechen,  denn  dass  sie  ein 
solches  kannten  und  auch  verwerthen  konnten, 
dafür  spricht  ein  eiserner  hohlgegossener  Ring 
mit  sehr  dünnen  Wandungen  und  einer  deutlich 
erkennbaren  Gussnaht  unter  deu  Fundobjecten 
der  Byriskälahöhle.  Derselbe  setzt  eine  Form 
mit  eiuer  Keruciulago  und  sehr  dünnflüssiges 
Eisen  voraus.  Es  ist  auch  nicht  auzunehmen,  dass 
die  Alten,  wenn  sie  dünnflüssiges  Eisen  hatten,  das- 
selbe nicht  zu  verwerthen  gewusst  hätten , da  sie 
ja  mit  dem  Bronzegus»  so  vertraut  waren. 

Der  Herr  Referent,  gestützt  auf  einen  zufälli- 
gen Druckfehler,  macht  mir  den  Vorwurf,  dos«  ich 
keine  Vorstellung  von  Schmiede-  und  Roheisen 
habe,  worauf  ich  nur  antworten  kann,  dass  dieser 
Vorwurf  etwas  zu  stark  unfreundlich  ist,  da  Herr 
Dr.  Beck  wohl  wissen  wird,  dass  jeder  Schul- 
knabe einige  Vorstellung  von  dem  Unterscheiden 
des  Roh-  und  Schmiedeeisens  hat. 

Was  den  weiteren  Fehler  anbetrifft,  so 
glaube  ich,  ist  das  nur  ein  Fehler  in  des  Herrn 
Referenten  Augen,  denn  meine  Darstellung  scheint 
mir  wenigstens  durchaas  klar  und  deutlich,  die 
gefundenen  Gegenstände  sind  genau  angegeben 
und  es  wird  ausser  Herrn  Dr.  Beck  gewiss  Nie- 
mandem einfallon,  mich  deswegen  zu  tadeln,  dass 
ich  nicht  Tiegelfragmente,  Schlacken  und  Goss- 
eisenstücke  abgebildet  habe. 

Auch  glaube  ich  endlich  nicht  unbescheiden  zu 
sein,  wenn  ich  zum  Schlüsse  behaupte,  dass  die 
Kritik  des  Herrn  Dr.  Beck  auch  im  Ganzen  ge- 
nommen keineswegs  eine  gerechte  ist.  Herr  Dr. 
Beck  scheint  zu  sehr  auf  die  Unfehlbarkeit  seiner 
subjcctiven  Ansichten  zu  bauen,  während  ich  weinen 
objectiven  Standpunkt  und  die  ausgesprochenen 
Meinnngen  mit  Thatsachen  begründen  kann.  Dass 
Letzteres  für  wissenschaftliche  Deductionen  jeden- 
falls wichtiger  nnd  verlässlicher  ist,  als  jede  selbst 
noch  so  gelehrte  Subjectivität,  unterliegt  wohl 
auch  nicht  dem  geringsten  Zweifel. 

Dr.  Heinrich  Wankel. 


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IX. 

Ueber  prähistorische  Kieselwerkzeuge. 


Von 

H.  Fischer  in  Freibarg  (Baden). 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VIII.) 


Im  VIII.  Bande  dieses  Archivs  187G,  Seite  239  bis  243,  machte  ich  meine  begründeten  Be- 
denken geltend  gegen  die  scharfe  Scheidung  einer  Periode  der  behauenen  und  einer  Periode  der 
geglätteten  Werkzeuge,  wie  sie  von  den  meisten  Archäologen  bis  in  die  neueste  Zeit  festgchalteii 
wurde  *).  Heute  mochte  ich,  auf  jene  Ausführung  in  allen  ihren  einzelnen  Theilen  Bezug  nehmend, 
mich  vom  geognostischen  Standpunkte  aus  darüber  aussprechen,  an  welchen  Orten  den  ersten  Be- 
wohnern Europas  wie  auch  der  anderen  Erdtheile  die  Mögl  ichkeit  zunächst  geboten  war,  Kiesel* 
Werkzeuge  herzustellen. 

Aus  krystallisirten  Quarr. Varietäten,  wie  z.  B.  Bergkrystall,  habe  ich  bis  jetzt  erst  überaus 
selten  feine  Lanzenspitzen  oder  dergleichen  hergestellt  gesehen  und  dazn  gehörte  jedenfalls  eine 
ganz  besonders  geübte  Hand. 

Ziemlich  ebenso  selten  fand  ich  Kieselinstrumente  aus  körnigem  Quarzit*);  weitaus  am 
häufigsten  sind  vermöge  ihres  reichlichen  Vorkommens  in  der  Natur  und  ihrer  leichteren  Bearbei- 
tung die  dichten  (kn'ptokrystallinischen)  Varietäten  des  Quarzes  hierzu  verwendet  worden,  be- 
sonders Jaspis,  Feuerstein,  Hornstein  (selten  Chalcedon). 

*)  Wie  ich  mir  denke,  war  bei  dieser  Annahme  der  Ausgangspunkt  folgender:  Wenn  man  eiu  Steinwerk- 
MO|  her*  teilen  wolle,  sei  das  erste  Geschäft,  einem  Stein  durch  Zuschlägen  die  entsprechende  Form  zu 
geben;  das  zweite,  wodurch  eine  gewisse  Eleganz  erzielt  wird,  wäre  das  Schleifen  und  Poliren,  womit  müssten 
die  polirten  Werkzeuge  eine  spätere,  beziehungsweise  höhere  Culturperiode  eines  betreffenden  Volke*  reprüsen- 
tiren.  Wie  sehr  man  aber  mit  dieser  Anschauung  neben  das  Ziel  sshieaeen  könne,  glaube  ich  genügend  Ange- 
sicht* der  ganz  verschiedenen  MolecularbcschafTenheit  der  Quarze  gegenüber  den  krystalliniachen  Felsarten  (Ge- 
mengen) in  jenem  Aufsatze  nachgewiesen  zu  haben. 

*)  Au*  solchem  besitzt  z.  B.  unser  ethnographische*  Museum  eine  ganz  roh  gearbeitete  Lanzenspitze,  welche 
mit  Harz  5u**er*t  fest  auf  einem  laugen  Schaft  befestigt  ist ; sie  stammt  au*  Nord- Australien  und  ist  ein  Ge- 
schenk des  Herrn  I)r.  med.  Anton  Vogt  dahier. 

Archiv  für  Anthropologie . BO.  XII.  gj 


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274 


II.  Fischer, 


Wir  haben  nun  zunächst  uns  umzuschcn , unter  welchen  Verhältnissen  und  in  welcherlei  Ge- 
birgs arten  diese  letztgenannten  Mineralien  (denn  mit  einfachen,  homogenen  Mineralien,  nicht 
mit  Mineralgemengen  [Felsarten]  haben  wir  es  hierbei  zu  thun)  au fzu treten  pflegen* 

In  massigen  kristallinischen  Gesteinen  (z.  B.  in  Granit,  Porphyr)  kommen  solche  iui  Grossen 
verwendbare  Qunrzansscheidungen  wenigstens  bei  uns  in  Knropa  nicht  wohl  vor;  viel  eher  noch 
in  Schiefergesteinen  (Gneiss,  Glimmerschiefer,  im  Thonschiefergebiete).  So  kenne  ich  z.  15.  im 
Ottilien  wa  Id  bei  Freibtirg  (am  Kapellen  weg  von  der  drittuntersten  Kapelle  etwa  200  Schritte  ge- 
rade an  der  ilergwand  hinauf,  ohne  Weg)  einen  freiliegenden  Quantklotz  als  ungewöhnlich  grosse 
Ausscheidung  aus  Gneiss,  reichliche  kleinere  Brocken  am  liebsack,  am  Bergweg  vom  Wildthal 
nach  dem  Föhrenthal  (Glotterthal),  Alles  nur  schon  in  der  Nähe  von  Freiburg;  ähnliche,  zum  Theil 
recht  grossartige  Quarzausscheidungen  Anden  sich  im  bayerischen  Wald  und  liegen  solche  durch 
Glctsehertransport  weithin  befördert,  auch  als  erratische  Blöcke  da  und  dort  z.  B.  in  der  schwäbischen 
Ebene  und  mögen  ursprünglich  gleichfalls  im  krystalliutschen  Schiefergebiete  der  Alpen  zu 
Hause  sein. 

Soweit  ich  diese  eben  beschriebenen  Vorkommnisse  kenne,  haben  sie  — wenn  auch  als  che- 
misch ziemlich  reine  Quarze  erscheinend  — doch  (vermöge  eigenthömlicher  Gestaltung  und  An- 
einanderlagerung der  Molecüle)  gleichfalls  wie  ihre  Muttergesteine  eine  Art  Schieferstruetur  und 
besitzen  nicht  die  Neigung,  beim  Zerschlagen  einen  mnsehligen  Bruch  und  scharf  schneidende 
Kanten  zu  liefern,  wie  ein  Feuerstein  oder  Jaspis;  sie  fanden  daher,  soweit  meine  Erfahrungen 
reichen,  nicht  häufig  eine  Verwendung  für  geschlagene  Werkzeuge. 

Ziemlich  dasselbe  möchte  fiir  die  im  sogenannten  Uebergangsgebirge  (sibirische  und  de- 
vonische Formation)  auftretenden  hellen  Quarzite  und  schwarzen  Kieselschiefer1)  gelten;  im 
Kohlengebirge  und  in*  Todtliegenden  treffen  wir  stellenweise  grosse  Klötze  Quarz  (Horn- 
stein) als  Versteinerungsmittel  von  Nadelholz  und  tropisch  grossen  Farmkrautstämmen.  Allein 
noch  nie  sali  ich  solchen  sogenannten  Ilolzsteiu  als  Kieselwerkzeug  verarbeitet*).  Ferner  kommen 
an  der  Grenze  von  Granit  und  Buntsandstein  und  im  letzteren  selbst  mitunter  Ausscheidungen 
und  Schnüre  von  dichtem  (zum  Theil  blutrothem,  dann  C’arneol  genanntem)  Quarz  vor,  jedoch 
gleichfalls  ohne  Bedeutung  für  unsere  heutige  Aufgabe;  dasselbe  gilt  fiir  die  grauen  Hornsteine, 
braunen  Pisolithquarze  und  milcliblaiicn  Chalcedono  der  Muschelkalkfonnation. 

Der  schwarze  und  braune  Jura  bietet  wohl  gar  nichts  derart.  Nun  folgen  aber  nacheinander 
die  Formationen,  welche  das  grossartigste  Material  für  Kiesehverkzeuge  über  die  ganze  Erde  (nicht 
Welt)  lieferten,  nämlich  oberer  oder  weisser  Jura,  Kreide  und  unteres  Tertiärgebirge  (Eocän, 
N umrnulitengebirge). 

Die  von  meinem  geehrten  Collegen  A.  Ecker  ausgebeutete  Benthierstation  von  Munzingen 
bei  Freiburg  lieferte  z.  B.  eine  grosse  Anzahl  kleiner  roher  Werkzeuge  aus  dem  gelblichen  und 

*)  0 esc  b li  ffene  Beffchen  au*  Kieselwdiiefer-Gerölleii  begegneten  mir  ab  und  zu  aus  Pfahlbauten  oder 
al»  sonst  au*  der  Erde  gegrabene  Funde. 

2)  ln  li.  Leonhard'*  Handwörterbuch  der  topographischen  Mineralogie,  Heidelberg,  1843,  8.214,  wird  ein 
Auftreten  von  Feuerstein  im  Bergkalk  von  Gulway  in  Irland  angeführt,  «ln»  ich  nicht  aus  Autopsie  kenne; 
von  einem  ähnlichen  Vorkommen  im  Bergkalk  von  Matlock  (Derb/thire)  erhielt  ich  ein  Exemplar  durch  die 
Güte  de»  Herrn  Prof.  B o n n e y in  London. 

*)  Kb  könnte  mir  übrigen»  nur  höchst  erwünscht  »ein,  wenn  andere  Fachmänner  aus  ihrer  Erfahrung 
meine  wenn  auch  ziemlich  reichen  und  langjährigen  Beobachtungen  irgendwie  ergänzen  wollten. 


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275 


Ueber  prähistorische  Kieselwerkzeuge. 

rot  li  liehen  Jaspis  der  Bohnerzlagcr  im  Gebiete  von  Kandern  (südlich  Freiburg),  welch*  letztere 
man  früher  dein  Tertiärgebirge  zuzurechnen  geneigt  war.  Da  ich  jedoch  in  den,  dem  weiasen 
dichten  Jurakalk  von  Kleinkembs  noch  direct  eingelagerten  grossen  Knauern  von  weise-  und  grau- 
gestreiftem  Jaspis  die  nämlichen  Foraminiferen  beobachtete , wie  in  dem  rothen  und  gelben  Jaspis 
aus  der  Kanderner  Gegend,  so  dürfte  auch  die  Bildung  des  letzteren  (unter  Vorhandensein  von 
mehr  weniger  reich  eisenhaltigen  Wassern,  als  der  Ursache  der  gelben  und  rothen  Farbe)  noch 
dem  Ende  der  Juraperiode  zufallen. 

Die  Knauer  dieses  gelben,  rothen  und  weissen  Jaspis  sind  nun  schon  im  Einzelnen  mitunter 
etwa  kopfgross,  liegen  auch  reichlich  in  ihrem  Muttergestein  und  lieferten  schon  ein  ganz  vorzüg- 
liches Material  für  Werkzeuge,  wie  ich  mich  persönlich  überzeugte,  erstlich  dadurch,  dass  mir  durch 
Herrn  Pfarrer  Janzer  in  Kleinkembs  ein  gerade  unter  diesem  Dorf  am  Ithein  gefundenes  recht 
hübsches  dreikantiges  Messer  übergeben  wurde,  zweitens  machte  ich  eigene  Versuche  damit,  freilich 
zunächst  nicht  mit  Stein  gegen  Stein,  sondern  mit  einem  kleinen  Hammer  und  gewann  in  zwei 
Stunden  eine  ganz  ansehnliche  Zahl  Messer,  die  durch  zartes  Anhacken  der  Kanten  auch  zu  Sägen 
sich  gestalteten,  ja  ich  überzeugte  mich,  dass  durch  zufällige  Gestaltung  des  einen  oder  anderen 
Fragmentes  beim  Zerschlagen  grosser  Brocken  der  Gedanke  der  Herstellung  von  Lanzen-  oder 
Pfeilspitzen  sieh  dem  Menschen  ohne  weiteres  Nachdenken  aufdrängen  konnte;  auch  mir  gelang 
bei  jenen  ersten  Versuchen  schon  eine  Lnnzcnspitzc,  worauf  man  sich  aber,  als  mit  dem  Stahl- 
hammer arbeitend,  noch  gar  nicht  viel  zu  Gute  thuD  darf. 

Natürlich  machte  ich  bei  dieser  Gelegenheit  auch  Versuche,  durch  allmuligc  Erwärmung 
von  Jaspisbrocken  — wie  sie  in  heissen  Gegenden,  z.  B.  Aegypten  u.  s.  w.  durch  die  Sonnenhitze 
zu  Stande  kommt  — die  Form  der  sich  auf  diesem  Wege  ergebenden  Fragmente  und  ihre  an- 
gebliche Aehnlichkeit  mit  künstlich  hergestellten  Kiesel  Werkzeugen  kennen  zu  lernen;  ich  rnußs 
aber  gestehen,  dass  dabei  kaum  der  Gedanke  an  eine  Uebercinslimmung  mit  einem  sogenannten 
Nucleus  (Kernstück),  oder  mit  einem  der  rohesten  Werkzeuge  lies  Sommethaies  (Picardie)  in  mir 
aufstieg,  niemals  aber  auch  nur  entfernt  eine  Aehnlichkeit  mit  einem  leinen  Feuersteinmesser, 
einer  Säge,  geschweige  einer  Lanzen-  oder  Pfeilspitze  sich  mir  aufdrängen  wollte. 

Ob  sich,  wie  schon  behauptet  wurde,  beim  Zuschlägen  eines  Fragmentes  (mit  Stein  oder  mit 
dem  Hammer)  der  sogenannte  Buckel,  d.  h.  die  dem  muschligen  Bruch  entsprechende  Wölbung 
am  Gestein  vermöge  der  Gewalt  der  Einwirkung  deutlicher  gestalten  sollte,  als  bei  freiwilligem 
Zerspringen,  möchte  ich  vorerst  dahingestellt  sein  lassen. 

Der  Feuerstein  der  Kreideformation  nun  und  der  verschieden  (gelb,  grau  und  braun)  ge- 
färbte Jaspis  der  Nummulitenschichten  endlich  lieferte  weitaus  das  reichste  Material  für  Kiesel- 
werkzeuge 4).  (Die Quarzite  des  Brauiikoldengebirges  wären  vielleicht  hierauch  noch  zu  erwähnen.) 


*)  Vor  Kurzem  lernte  ich  eine  ganz  enorme  Menge  durchweg  geschlagener  Kiesel  werkzenge  aus  sogenanntem 
ägyptischem  Jaspis  aller  Farben  kennen,  wie  solcher  der  Nummulitenformation  Aegypten*  angehört.  Herr 
Dr.  med.  Mook  aus  Bergzabern  (Rheinbayeru),  welcher  mehrere  Jahre  als  Badearzt  in  Heltiau  bei  Kairo  zu- 
brachte, hatte  ausser  einer  erstaunlichen  Menge  interessanter  Reste  de»  ägyptischen  Alterthums  (u.  a.  Hun- 
derten von  Murnienschädeln)  viele  tausende  gröberer  bi*  allerfeinster  und  zierlicher  Messer,  Sägen,  Pfeil  - und 
Lanzenspitzen  von  dort  inUgebracht  und  dem  wissbegierigen  Publicum  in  eiuein  Saale  hiesiger  Universität  zur 
Betrachtung  uud  Bewunderung,  sowie  zur  Erwerbung  für  archäologische  Museen  zugänglich  gemacht.  Ich  ver- 
säume hier  nicht,  noch  nebenbei  anzufuhren,  dass  Vircbow  (vergl.  Corr.-BIatt  der  Deutsch,  anthrop.  Gcsellscb. 
1874,  8.  43)  bei  der  Wiener  Ausstellung  1873  in  der  türkischen  Abtheilung  verschiedene  wie  prall i*tori*eh  aus- 

35’ 


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276 


H.  Fischer, 


Auf  der  beigegebenen  Karte  habe  ich  nun  aus  der  geognostischcn  Erdkarte  von  Marco u 
(Winterthur,  1861)  die  Verbreitung  der  Jura-  und  Kreideformation  zunächst  für  Mittel-  und 
Südeuropa  al«  der  uns»  am  meisten  interessirenden  Gegenden  auagezogen,  um  damit  einen  Ver- 
gleichungspunkt für  die  Verbreitung  der  Kiesel  Werkzeuge  in  den  gleichen  Kegionen  zu  ge- 
winnen; es  ist  nur  hierzu  noch  zu  bemerken,  dass  die  bezeichncten  Strecken  natürlich  in  erster 
Linie  das  Material  am  anstehenden  Fels  lieferten,  dass  aber  in  Bächen  und  Flüssen,  sowie  in 
Diluvialablagerungen  und  Gletschermorunen  im  einzelnen  Fall  auch  in  grösserer  Entfernung 
von  der  ursprünglichen  Ablagerung  dem  prähistorischen  Menschen  noch  natürliche  Lagerstätten 
solcher  Quarze  für  seinen  Bedarf  eröffnet  waren.  Es  würde  also,  ganz  abgesehen  von  der  Ver- 
schleppung durch  den  Menschen  selbst,  eine  Karte,  wie  man  sie  für  später  im  Auge  behalten  kann 
und  worauf  die  Verbreitung  der  Kiesel  Werkzeuge  aller  Art  als  statistisches  Ergebnis»  mög- 
lichst vieler  Beobachtungen  eingetragen  wäre,  schon  von  dem  eben  angegebenen  Gesichtspunkte 
der  natürlichen  Verschleppung  aus  ein  von  dem  beigegebenen  Karten bild  verschiedenes,  aber 
begreiflicherweise  sehr  lehrreiches  Kesultat  liefern.  Ich  möchte  es  nämlich  nicht  für  unmöglich 
halten,  dass  — wenn  einmal  der  Feuerstein  und  Aehnliches  von  einem  Wandervolk«  als  das 
passendste  Material  besonders  für  gewisse  Werkzeuge  (Messer,  Pfeilspitzen)  erkannt  war  — die 
Erstreckung  der  betreffenden  Jura-,  Kreideschichten  u.  s,  w.  oder  der  obengenannten  anderweitigen 
(secundürcn)  Ablagerungen  des  benöthigten  Materials  selbst  auch  einen  gewissen  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Wanderung  ausgeübt  hätte. 

Versetzen  w ir  lins  für  einen  Augenblick  in  die  Lage  irgend  eines  der  ersten  Wandervölker  in 
Europa  (so  gut  wie  irgendwo  anders),  so  werden  wir  uns  wohl  das  meiste  nicht  eben  von  Seen, 
Flüssen  und  Bächen  eingenommene  Erdreich  als  von  Urwald,  Torfmooren  und  Sümpfen  bedeckt 
zu  denken  haben.  Unter  solchen  Verhältnissen  würde  also  selbst  ein  Geognost  von  heute  die  ihm 
sonst  für  gewisse  Formationen  als  charakteristisch  bekannten  Bergformen,  wie  z.  ß.  die  sogenannte 
Sargform  der  Jurazüge  nicht  so  leicht  wieder  erkannt  haben,  viel  weniger  ein  wilder  Volksstamm. 
Es  konnte  also  wohl  nicht  an  Ueberraschungen  fehlen,  wenn  letzterer  sich  bei  seinen  ab  und  zu 
durch  Nahrungsmangel  u.  s.  w.  bedingten  Wanderungen  in  absolut  unbekannten  Gegenden  auf  ein- 
mal von  der  Natur  mit  seinem  Kiesclmatcrial  verlassen  sah;  er  wird  dann  wohl,  so  gut  es  gehen  wollte, 
seinen  Vorrat!»  bis  zum  letzten  Verbrauch  mitgeschleppt  haben.  Dies  Alles  dürfte  sich  durch  die 
archäologischen  Funde  und  ihre  Auftragung  in  Karten  dereinst  mehr  weniger  wieder  erkennen  lassen. 

Ich  halte  es  sogar  für  wahrscheinlich,  dass  ein  Volk,  welches  bei  seinen  Wanderungen  aus 
zeitweiligem  Mangel  an  Kiesclknuucrn  sich  Beile  aus  krystaljinischen  Gesteinen  zurecht- 
schlug und  zur  Noth  sie  bis  zur  Gewinnung  einer  scharfen  Kante  polirte,  dann  gelegentlich  beim 
Auflinden  neuer  Kieselknauer  auch  wieder  zur  Herstellung  geschlagener  Werkzeuge  zurückkehrte. 
Nur  diejenigen  Gegenstände,  welche  sich  — wio  Messer,  Pfeil-  und  Lanzenspitzen  — fast  nur 
aus  Kiesel  (oder  anderenfalls  aus  Obsidian)  berstellen  lassen , werden  vielleicht  als  schwerer  ersetz- 
bare Waffen  nach  Gewinnung  verschiedener  misslicher  Erfahrungen  dann  auf  günstigem  Terrain 

Mhende  Feuersteinmesser  zu  Gericht  bekam,  welche  ihm  aber  zu  iieiuem  Erstaunen  van  Abdullab-Bcy  als 
Späne  bezeichnet  wurden,  die  man  nnter  Dreschschlitten  zu  setzen  pflege.  Dessenungeachtet  ist  gerade  durch 
die  Bemühungen  von  Mook,  welcher  seine  Forschung«-«  ul  täte  bei  der  Anthropologenvereammlnng  in  Strass- 
burg (August  1 878)  vorlegte,  das  Vorhandensein  von  Messen»,  Pfeilspitzen  u.  s.  w.  aus  Jaspis  in  vielen  tauscud 
Exemplaren  für  Aegypten  schliesslich  ausser  allen  Zweifel  gestellt  worden. 


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Ueber  prähistorische  Kiesel  Werkzeuge.  277 

auch  in  grösserer  Anzahl  hergestellt  und  auf  weiteren  Strecken  mitgeschleppt  worden  «ein.  Die 
feineren  Objecte  bilden  jedoch  nach  meinen  Erfahrungen  unter  Tausenden  von  Kieselwerkzeugen, 
wie  sie  z.  13.  Herr  Dr.  Mook  aus  Aegypten  hier  vorlegte,  auch  immer  vcrhältnissmässig  seltene 
Ausnahmen.  Aus  anderen  Substanzen  als  Kiesel  oder  Obsidian  sah  ich  nur  üusserst  selten  Lanzen- 
spitzen  gearbeitet,  ro  z.  ß.  zwei  üusserst  zierliche  aus  Nephrit  in  der  Sammlung  des  Herrn  Dr.  med. 
Victor  Gross  in  Neuveville  (Schweiz);  sie  stammen  aus  dem  Pfahlbau  von  Lattrigen  am  Bieler- 
scc  und  galten  gewiss  sehon  zur  Zeit  ihrer  Herstellung  als  Kunstwerke,  die  nicht  zur  Verwendung 
als  Waffe  bestimmt  waren;  noch  feinere,  sogar  gestielte  Pfeilspitzen  aus  Chrysotil  (Serpentin- 
Asbest)  von  Amerika  fand  ich  im  mineralogischen  Museum  zu  Berlin. 

Ein  interessantes  Beispiel  von  reichlichem  Durcheinander  Vorkommen  von  geschlagenen  Kiesel- 
werkzeugen und  von  geglätteten  Beilen  aus  den  verschiedensten  Felsarten  bietet  in  unserer  nächsten 
Nähe  das  Elsass,  dessen  archäologische  Funde  kürzlich  in  einer  verdienstvollen  Schrift  : Materiaux 
pour  uue  etude  prehistorique  de  TAlsaco  parMesa.  lea  Dr.  Bleicher  et  Dr.  Faudel.  Colmar,  1878. 
8.  (Decker),  unter  Beigabe  von  16  Tafeln  ausführlich  behandelt  wurden.  Es  sind  darin  auf  S.  14 
bis  59  nicht  weniger  als  360  Steiiiinstnimente  unter  möglichst  genauer  Angabe  der  Form,  der 
Fnndpunkte  und  annähernder  Bestimmung  der  Substanz  aufgezählt  und  zum  Theil  abgebildet.  Bei 
der  Mannigfaltigkeit  der  am  Vogesenrand  des  Ober-  und  Unterelsasses  selbst  schon  gebotenen  Ge- 
steinsarten  und  bei  dem  reichen  Material,  welches  ausserdem  im  Alluvium  des  Kheinufers  und  in 
den  Diluvialablagerungen  der  Rheinebene  hinzukam,  war  von  vornherein  zu  erwarten,  dass  die 
Substanz  der  dortigen  Stein  Werkzeuge  eine  sehr  verschiedene  sein  werde,  und  dies  hat  sich  denn 
auch  bestätigt.  Krystallinische,  massige  Gesteine,  wie  Granit,  Porphyr,  sind  wie  anderwärts  so 
auch  liier  nur  ausnahmsweise  verwendet,  häufiger  dagegen  Diorite,  Gneis.se,  Serpentine,  so- 
genannte Grauwacke;  die  bloss  geschlagenen,  die  geschlagenen  und  nachher  noch  geschliffenen 
und  die  bloss  geschliffenen  Kiesel  Werkzeuge  (aus  Quarzit,  Kieselschiefer,  Jaspis  u.  s.  w.),  liegen 
aber  im  ganzenElsass  zerstreut  zwischen  den  geschliffenen  Beilen;  die  bloss  geschliffenen 
Kiesel  Werkzeuge  concentrircn  sich,  was  auf  einem  Zufall  oder  auf  der  Sorte  des  dort  vorgelegenen 
Stcinmatcrials  beruhen  dürfte,  auf  den  nürdliclistcn  Theil  des  Unterelsasses.  — Die  aus  Jaspis, 
Quarzit  etc.  durch  Zuschlägen  u.  s.  w.  hergestellten  Werkzeuge  betragen  etwa  40  auf  die  Ge- 
sammtzahl  von  360  Steingegenständen.  Im  Obereisass  liegen  die  Fundpunkte  der  Steinwerkzeuge 
überhaupt  fast  reichlicher  am  Gebirge,  als  in  der  Itheinebene  und  Bind  im  Ganzen  spärlicher,  als 
im  Untereisass,  wo  sie  in  der  Niederung  zwischen  Strassburg,  Zabern  und  Hagenau  besonders 
zahlreich  erscheinen.  In  wieweit  auch  hier  der  Zufall  mit  im  Spiel  sei,  vermag  ich  nicht  zu  ent- 
scheidet). — Soviel  kann  ich  aber  schliesslich  hier  hinzufügen,  dass  das  dem  eben  berührten  Reichs- 
land  gerade  gegenüberliegende  badische  Gebiet  bis  jetzt  verhältnissmässig  nur  äusserst  wenige 
Fundstätten  von  Stein  Werkzeugen  aufzuweisen  hat,  was  möglicherweise  auch  mit  einem  geringeren 
Interesse  der  rechtsrheinischen  Bevölkerung  an  solchen  Funden  Zusammenhängen  könnte. 

Ein  noch  weit  umfangreichere«  Gebiet  für  die  Vergleichung  des  Nebeneinandervorkommens 
von  geschlagenen  und  geschliffenen  Kiesel  Werkzeugen  einerseits  und  von  geschliffenen  Beilen 
aus  kristallinischen  Felsarten  andererseits  bietet  Grossbritannien.  In  Betreff  dieses 
Landes  Hess  sich  für  meine  Zwecke  das  Studium  des  bekannten  ausführlichen  Werkes  von  John 
Evans:  The  ancient  stone  implcmenta  etc.  of  Great  Britain.  London,  1872.  8.  with  476  Wood- 
cut illustr.  verwerthen. 


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278 


H.  Fischer, 


Ich  nahm  mir  hierfür  die  nicht  kleine  Mühe,  au«  dem  genannten Buohe  die  Fundstätten  ge- 
schliffener Beile,  welche  nicht  au»  Silex  gefertigt  »ind  (gleichviel  ob  abgebildet  oder  nicht), 
auszuzichen,  ferner  ebenso  die  Fundpunkte  der  Silex-Instrumente  (zunächst  unbekümmert 
darum,  ob  diese  bloss  geschlagen  oder  nachher  auch  noch  geschliffen  seien).  Daraus  musste  sich 
ersehen  lassen,  ob  z.  B.  die  Fundstellen  der  Silex-Instrumente  mehr  dem  natürlichen  Vorkommen 
der  silexhaltigen  Formationen,  die  Fundpunkte  der  Beile  aus  kristallinischen  Felsarten  dagegen 
den  primären  oder  eccuudüren  Lagerstätten  der  letzteren  entsprechen.  Das  Resultat  dieser  Zu- 
sammenstellung war  folgendes: 

Von  etwa  140  bis  150  abgebildeten  Kieselinstrumenten  kommen  in  England1): 


auf  die  I’rovinz  Yorkshire 
s»  » Suffolk  . 

„ „ „ Cambridge 

» « i»  StlBRCX 

. » . Wiltahiro 

„ „ „ Norfolk  . 

. » » Kent  . . 


71 

25 

16 

15 

10 


Als  weitere  Provinzen  mit  noch  kleinerer  Anzahl  von  Fundstätten  sind  zu  nennen: 
die  Provinz  Middlcsex  mit  5 

„ „ Bcdford  mit  4 

• S Essex 

„ „ Berkshire  l mit  je  2 

„ „ Southampton! 

„ „ Lincolnshire 

„ „ Buckinghamshire  J mit  je  1. 

» „ 'Vight 

In  all’  diesen  Provinzen  ist — zufolge  der  mir  vorliegenden  geognostischen  Karte  von  England 
und  Wales  von  Itod.  Murchison  5.  edit.  1864  — diejenige  Abtheilung  der  lvreideformation, 
welche  als  Chalk  und  Chalkmarl  mit  Nr.  16  und  grüner  Farbe  bezeichnet  erscheint  und  worin  die 
Feuersteine  zu  Hause  sind,  entweder  in  irgend  einem  Theil  der  betreffenden  Provinz  gerade  selbst 
anstehend,  so  — um  im  Norden  zu  beginnen,  ira  östlichen  Theil  von  Yorkshire  (East  Uiding), 
in  Suffolk,  Kent,  Sussex , Cambridge,  Wiltshire,  Berkshire,  Buckinghamshire,  Wight  oder  doch 
ganz  in  der  Nähe;  so  gilt  dies  z.  B.  für  die  Provinzen  Essex,  Middlcsex,  Lincolnshire,  Southamp- 
ton, Bcdford. 

Dagegen  sind  diejenigen  Grafschaften,  welche  als  Fundpunkte  für  Kiosolwerkzougo  angeführt 
erscheinen,  ohne  dass  ich  auf  der  Kart«  in  deren  Nähe  Chalk  angegeben  fände,  durch  äusserst 
wenige  Zahlen  vertreten,  so  — um  wieder  im  Norden  zu  beginnen  — Northumberland  mit  8, 
Cumhcrland  und  Durliam  mit  1,  Derbyshirc  mit  4,  Soiumerset  mit  2,  Bntli  mit  1,  was  zum  Theil 
durch  natürliche  Verschleppung  (Glaeial-,  Diluvialablagerungen),  zum  Theil  durch  künstliche  be- 
dingt sein  mag. 


’)  Die  Angaben  über  schottische  unti  irische  Fundstätten  wurden,  als  ln  Evans'  Werke  verhältuiaamäsaig 
zu  spärlich  vertreten  und  hiermit  für  diese  Statistik  nicht  masssgebeud.  ausser  Acht  gelassen. 


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Ueber  prähistorische  Kiesel  Werkzeuge.  279 

Die  angegebenen  Zatden  Verhältnisse  werden  aber  doch  wohl  entschieden  dafür  sprechen,  dass 
die  prähistorischen  Menschen  da,  wo  sie  Feuerstein  fanden,  sich  gerade  aus  diesem  Material  anstatt 
aus  beliebigen  anderen  Steinen  ihre  Instrumente  fertigten,  schon  weil  sich  mit  den  auch  seitlich 
scharfkantigen  Feuerstein  Werkzeugen  doch  in  mancher  Beziehung  unendlich  viel  mehr  richten  Hess, 
als  durch  polirte  Beile  mit  bloss  einer  Schneide.  Angesicht«  dessen  kann  ich  in  keiner  Weise  dem 
Umstande,  auf  welchen  von  den  Archäologen  aus  mangelnder  Kenntnis»  der  Structur Verhältnisse 
des  Flint  immer  noch  so  erhebliches  Gewicht  gelegt  wird,  eine  grosse  Bedeutung  abgewinnen, 
nämlich  ob  diese  Feuersteininstrumente  nach  dem  Zuschlägen  auch  noch  geschliffen  wurden  oder 
nicht,  denn  gewonnen  wurde  — vermöge  des  natürlichen  Vorkommen»  der  Flintmasse  in  Gestalt  von 
Knollen  — ihre  Form  gewiss  immer  nur  und  konnte  nur  gewonnen  werden  durch  Zuschlägen. 

Das  nachträgliche  Schleifen  eines  durch  Zuschlägen  bereits  in  die  gewünschte  Form  gebrachten 
Feuersteinbeils  war  kein  Kunststück  mehr,  sondern  erforderte  nur  noch  weitere  Mühe  und  Zeit; 
in  allererster  Linie  hing  es  bezüglich  dieses  Geschäftes  davon  ab,  ob  hierzu  auch  Schleifsteine  zu 
Gebot  standen,  die  — um  Feuerstein,  also  ein  Mineral  von  Quarzharte  zu  poliren,  selbst  aus  einem 
guten,  harten  Sandstein  oder  dergleichen  bestehen  mussten;  zweitens  konnte  es  sich  dabei  viel- 
leicht durum  handeln,  gewisse  mir  im  Augenblick  nicht  genau  bekannte  Zwecke  mit  einem  geschlif- 
fenen Beile  leichter  zu  erreichen,  z.  B.  Eindringen  eines  solchen  Beils  als  Keil  in  Bäume  behufs  Spalten^ 

Ob  man  in  prähistorischer  Zeit  es  dabei  auf  eine  höhere  Eleganz,  auf  einen  Fortschritt  gegen- 
über bloss  zugeschlagenen  Beilen  abgesehen  hatte,  möchte  ich  ganz  dahin  gestellt  lassen;  wenigstens 
muss  ich  in  letzterer  Beziehung  mit  aller  Entschiedenheit  daraufhinweisen,  dass  man  z.  B.  gerade 
die  Pfeil-  und  Lanzenspitzen  (sowohl  aus  Feuerstein,  als  aus  Obsidian)  — gewiss  die  aller- 
elegantesten  Fabrikate  unter  allen  geschlagenen  Werkzeugen  — meines  Wissens  nach  dem  Zu- 
schlägen niemals  auch  noch  geschliffen  hat;  ich  sah  solche  wenigstens  nie,  weder  in  Natur,  noch 
abgebildet;  so  stellen  auch  bei  Evans  Seite  339  bis  352  die  Figuren  302  bis  342  ausschliesslich 
nur  zugescblagene  derartige  Flintinstrumente  dar. 

Ob  Schleifsteine  zu  Gebot  standen,  richtet  sich  vom  geognostischen  Standpunkt,  welcher 
natürlich  hierfür  von  den  Archäologen  ebenfalls  noch  nie  in  Betracht  gezogen  und  gewürdigt  war, 
darnach,  ob  zugleich  irgend  welche  Sandsteine l)  als  das  wirksamste  Gestein  hierfür  in  der  Nähe  zu 
finden  waren  oder  ob  anderenfalls  irgend  welche  Silicatgesteinc,  welche  aber  sämmtlich  sich  im 
Vergleich  mit  Sandstein  sehr  wenig  zu  diesem  Geschäfte  eignen  würden,  zu  Gebot  standen. 

Es  war  mir  gerade  mit  Rücksicht  auf  diesen  Punkt  auch  interessant,  aus  dem  Werke  von 
Evans  die  gewiss  ganz  objective  Statistik  zu  erheben,  wie  viele  der  von  ihm  abgebildeten  Kiesel- 
werkzengo  bloss  zugcscklagen  und  wie  viele  auch  noch  geschliffen  seien  (ich  darf  nicht  versäumen, 
hierbei  hervorzuheben , dass  auch  an  einzelnen  Theilen  der  geschliffenen  Beile  vielfach  der  Schliff 
nicht  vollends  zu  Stande  gekommen  war,  vielmehr  einzelne  EUgeschlagene  Stellen  noch  deutlich 
sichtbar  sind). 

Wenn  es  sich  nun  zufolge  dieser  meiner  Zusammenstellung  aus  weist,  dass  im  Ganzen  unter 
etwa  270*)  abgebildeten  Flintinstrumenten  250  bloss  zugeschlagen  und  nur  der  kleine  Rest  von  etwa 

*)  Am  Boden**«  findet  mau  bekanntlich  noch  die  großen  an*  HoHaasesandctein  bestehenden  Schleifsteine 
au*  der  prähistorischen  Zeit. 

*)  Wenn  diese  Zahl  hier  grösser  erscheint,  al»  jene  oben  Seite  278,  *o  hängt  die*  damit  zusammen,  dass  hier 
natürlich  alle  auch  im  weiteren  Verlauf  besprochenen  Kieselinstrumente  zusammen  gefaast  erscheinen. 


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280 


H.  Fischer, 


20  zum  Tbeil  oder  ganz  geschliffen  sind,  so  wird  sich  daraus  doch  klar  und  unzweifelhaft  ergeben, 
das*  das  Zuschlägen,  was  — wie  schon  bemerkt  — beim  Feuerstein  absolut  vorausgehen  musste, 
wenn  man  die  Form  eines  Beils,  Messers,  einer  Pfeil-  oder  Lanzenspitze  u.  e.  w.  gewinnen  wollte, 
auch  überhaupt  die  Hauptsache  ausm achte,  wahrend  das  sich  daran  knüpfende  Schleifen  der  Ober- 
fläche nur  Nebenzwecke  erfüllte. 

Wenn  unter  den  Flintbeilen  in  Norddeutschland,  Dänemark,  wie  wir  solche  auch  in  unserem 
hiesigen  prähistorischen  Museum  in  einer  hübschen  Reihe  vertreten  schon,  verhält nissmässig  viele 
geschliffene  Exemplare  vorliegen,  so  mag  daraus  nur  geschlossen  werden,  dass  in  jenen  Gegenden 
das  Schleifen  durch  irgend  welche  Verhältnisse  vielleicht  besonders  gefördert  und  in  Gebrauch  ge- 
kommen war1).  Trotz  alledem  muss  ich  aber  strenge  dabei  beharren,  dass  das  Zurechtschlagen 
eines  Feuersteinbeils  oder  gar  einer  Pfeil-  und  Lanzenspitze  eine  ganz  andere  Uebung  und  Kunst- 
fertigkeit erfordert,  als  das  Schleifen. 

Bis  zu  einem  gewissen  Grad  (ähnlich  wie  bei  Feuerstein  mul  Obsidian)  verhält  es  sich  mit 
der  Herstellung  von  Beilen  n.  s.  w.,  welche  nicht  aus  Quarzvarietäten  oder  aus  Obsidian,  sondern 
aus  anderen  Mineralien,  aber  immerhin  aus  einheitlichen  Mineralien  gefertigt  sind,  nicht  aus 
Felsarten,  welche  selbst  wieder  aus  zwei  oder  mehreren  verschiedenen  Mineralien  zusammengesetzt 
erscheinen. 

So  wurden  erfahrungsgemäss  auch  Beile  aus  Fibrolitb,  Nephrit,  Jadeit,  Chlorornelanit, 
Serpentin,  Chloritschiefer,  Hornblendeschiefer  n.  s.  w.  hergestellt  — Wie  inan  aus  diesen 
Körpern  Beile  gewinnen  könne,  das  vermag  der  Archäologe  und  Anthropologe,  welcher  sonst  vom 
Fache  aus  vielleicht  Anatom  oder  Geschichtsforscher  ist,  wiederum  nicht  kurzweg  in  seiner  Studir- 
stube  auszumachen,  sondern  das  muss  und  kann  nur  vom  Mineralogen  erläutert  werden,  da  er  allein 
zu  ermessen  im  Stande  ist,  wie  es  möglich  sei , diese  in  ihrer  Härte  und  Zähigkeit  unter  sich  sehr 
verschiedenen  Steinarten  ohne  den  uns  heutzutage  zu  Gebot  stehenden  Stahlhammer,  vielmehr 
bloss  mit  Stein  gegen  Stein  arbeitend,  soweit  zn  bewältigen,  um  aus  ihnen  Beile  zu  formen.  Es 
giebt  hierfür  nun  noch  jetzt  ganz  eigene,  vielleicht  den  meisten  Lesern  absolut  unbekannte 
Wege,  nämlich  das  Glühen  und  nachher  erfolgende  plötzliche  Abkühlcn,  und  ferner  den  blossen 
Faustschlag. 

Ich  will  die  letztere  Methode  als  die  allerfiel tsamste  und  fast  unbegreifliche  zuerst  erwähnen, 
natürlich  ohne  zu  wissen,  ob  sie  bei  den  Urbevölkerungen  bekannt  war  und  in  Anwendung  kam. 
Es  giebt  nämlich  Leute,  welche  mit  geballter  Faust  auf  die  zähesten  Steine  schlagend,  davon  Scherben 
nblöseu  können.  Ich  meinerseits  kann  dies  nicht,  habe  auch,  offen  gestanden,  aus  Schonung  für 
meine  Knochen,  auf  deren  Kosten  es  ja  doch  jedenfalls  ginge,  und  im  behaglichen  Bewusstsein  des 
Besitzes  von  Stahlhämmern  mich  noch  nie  ernstlich  auf  diese  Kunst  verlegt,  weis»  aber,  dass  ein 
solcher  Sehlagkünstler,  als  er  zufällig  einer  auf  Excursion  befindlichen  Schaar  Studenten  begegnete 
und  sie  mit  ihren  Hämmern  an  Diorit  sich  abmühen  sah,  nicht  wenig  deren  Bewunderung  erregte, 
als  er  mit  der  blossen  Faust  so  zu  sagen  mehr  leistete,  als  sie  mit  den  Hämmern. 

Die  andere  Methode  besteht  darin,  dass  man  zähe  Gesteine  zuerst  glüht  und  dann  ins 
kalte  Wasser  wirft,  wobei  sic  zerspringen.  Für  diejenigen  Leser,  welche  die  mir  von  dem 

*)  Nach  Xo. 4 des  Corr .-Blattes  der  anthropol.  Gesellsch.  1879,  8.30  lies»  Herr  Kammerherr  de  Sehestedt 
auf  seinem  Gute  Broholm  im  südöstlichen  Fünen  (Dänemark)  versuchsweise  ein  Holz  von  8 Zoll  Durchmesser 
mittelst  einer  geschliffenen  Feuersteinaxt  binnen  13  Minuten  umbauen. 


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Ueber  prähistorische  Kiesel  Werkzeuge.  281 

f Dr.  Krantz  in  Bonn  aus  dessen  eigener  Erfahrung  initgetheilte  Beobachtung  an  dem  Nephrit 
noch  nicht  kennen,  will  ich  hier  wiederholen,  dass  ein  grosser  Nephritklotz,  den  selbst  ein  Dampf- 
hammer nicht  bewältigen  konnte,  bei  dessen  Zerkleinerung« versuchen  vielmehr  der  Ambos  im 
Werth  von  mehreren  hundert  Thalcrn  entzweiging,  dann  der  obigen  Methode  des  Glühens  u.  s.  w. 
wich,  welche,  nachdem  das  Unglück  geschehen,  ein  Arbeiter  damit  vornahm. 

Gegen  den  Gedanken,  dass  eine  dieser  Methoden  von  dem  prähistorischen  Menschen  wenig- 
stens bei  einfachen  Silicatmineralien  und  bei  Silicatfelsarten  vielfach  in  Anwendung  gekommen 
sein  möchte,  spricht  für  mich  der  aus  vielhuudertfaltiger  Erfahrung  ermittelte  Umstand,  dass  die 
aus  obigen  Substanzen  (Nephrit  u.  s.  w.,  dann  krvstallinische  Felsarten)  hergestellten  Beile,  wie 
mir  solche  schon  aus  allen  Theilen  der  Erde  durch  die  Hand  gingen,  vorherrschend  nicht  aus 
zersprengten  Stücken,  sondern  aus  Gerollen1)  hergestellt  sind.  Es  war  in  der  That  auch  weit 
klüger  und  einfacher,  am  Bach  oder  Fluss  unter  den  Tausenden  von  Gerollen  diejenigen  aua- 
zusucheu,  welche  soviel  möglich  annähernd  schon  die  Form  des  gewünschten  Werkzeuges  hatten, 
als  mühsam  aus  Sprcngstückcn  erst  die  nüthige  Gestalt  durch  langwieriges  Schleifen  zu  erzielen. 

Nur  bei  blätterigen  Mineralien  (z.  B. gewissen  Varietäten  von  Nephrit)  und  bei  schieferigen 
Felsarten  (Chlorit-,  Glimmer-,  Hornblendesohiefer  u.  s.  w.)  lag  auch  für  den  Urmenschen  der  Ge- 
danke nahe,  solche  Massen  durch  Spalten  zu  verkleinern.  Dass  dies  wirklich  mitunter  in  weitest 
gehendem  Maassstabe  der  Fall  war,  beweisen  die  an  den  Schweizerseen  und  in  neuerer  Zeit  beson- 
ders auch  am  Bodensee  reichlich  gefundenen,  oft  fast  cartondünnen  Nephritmesserchen,  ferner  die 
niedlichen  Pfeilspitzchen  aus  Nephrit,  wie  ich  solche  (vergl.  oben  S.  277)  in  der  Sammlung  des 
Herrn  Dr.  Gross  in  Neuveville  (Schweiz)  kennen  lernte  oder  gar  zierliche  gestielte  Pfeilspitzen 
aus  Chrysotil  (Serpentinasbest)  von  Südamerika,  dergleichen  ich  aus  dem  Berliner  mineralogischen 
Museum  zur  Einsicht  hier  hatte. 

Um  nun  wieder  zu  England  (und  Schottland)  zurückzukehren,  so  sind  die  dort  für  Steinbeile 
zur  Verwendung  gekommenen  sogenannten  kristallinischen,  inetamorphischen  nnd  vulka- 
nischen Felsarten  (soweit  deren  Diagnose  in  dem  Werke  von  Evans  als  zutreffend  angenommen 
werden  will*)  wieder  dieselben,  wie  man  sie  überall  auf  der  Erde  antrifft,  nämlich  in  erster  Linie 
Grünsteine,  Diorit,  Hornblendeschiefer,  Syenit,  Serpentin,  Porphyr,  Feldspathgesteine,  Basalt,  mota- 
morphische  Gesteine,  Thonschiefer,  Wetzschiefer,  Quarzit.  — Bei  den  Fcldspathgcsteinen  ist 
eigens  von  Evans  S.  106  angegeben,  dass  die  Beile  aus  jenen  Gesteinen  und  von  bestimmter  Form 
in  Cumberlund  und  Westmoreland  sehr  häutig  Auftreten,  da  dort  das  Gestein «material  hierfür  in 
grösstem  Ueberfluas  vorhanden  sei. 


*)  Dies«  Erscheinung  argiebt  sich  auch  dadurch  wohl  um  so  mehr  als  die  naturwüchsigste,  dass  die  Urviilker 
bei  ihren  Wanderungen  durch  die  noch  mit  Urwald  und  Sumpfen  bedeckten  Gegenden  vor  Allem  nicht  die  Ge» 
birge,  sondern  die  Floesthäler  aufgesucht  haben  werden. 

Die  Zigeuner,  dieser  fast  einzige  in  Europa  noch  in  unsere  Zeit  hiueinragende  Rest  von  Nomaden,  suchen 
noch  heute  auf  ihren  Zügen  die  Flüsse  auf  (wohl  zunächst  wegen  der  darin  vorzunehmenden  Reinigung  von 
I.eib  und  Leibwäsche),  und  schlagen  dort  ihre  Zelte  auf. 

In  meinen  M ineralogiseh-archäolog.  Studien  (Mittheilungen  der  Wiener  anthropol.  GeseUsch., 
November  1877,  Bd.  VIII,  8.  155  ff.)  konnte  ich  aber  auch  — au»  einer  holländischen  Schrift  — den  Beweis 
bezüglich  einer  noch  jetzt  auf  dem  Stadium  der  Steinzeit  befindlichen  Völkerschaft  Java 's  beibringen, 
dass  dieselbe  ihr  Material  für  die  Hteiuwerkzeuge  im  Fluss  holt. 

Evans  selbst  spricht  sich  in  einer  Privatmittheilung  an  mich  dahin  aus,  dass  er  den  Namen  „Grün- 
ste in"  in  sehr  weitgehendem  Sinne,  für  mehr  als  nur  eine  Varietät  von  Trappgesteinen,  gebraucht  habe. 

Archtr  für  Antbrtypolofrie.  IM.  XII.  3g 


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282 


H.  Fischer, 


Bezüglich  der  polirten  Beile  Englands  aus  Silicatgesteinen  *)  crgiebt  nun  die  von  tnir  ans 
dem  Evans’schen  Werke  ausgezogene  Statistik,  wie  eine  solche  meines  Wissens  zuvor  noch  nicht 
nufgestellt  war,  dass  in  der  Mehrzahl  der  Provinzen,  wo  solche  polirte  Beile  entdeckt  wurden,  das 
Gesteinsmaterial  hierfür,  wenigstens  meiner  geologischen  Karte  zufolge,  nicht  anstehend  getroffen 
wird.  Die  Erläuterung  ergiebt  sich  aber  gleichwohl  ganz  einfach  aus  dem  mir  von  Evans  in 
Privatcorrespondenz  mitgctheilten  Umstande,  dass  nach  seiner  Ansicht  dieses  Material  für  die  ge- 
schliffenen (Silicat-)  Beile  vielfach  nicht  vom  anstehenden  Felsen  gewonnen,  sondern  von  dem 
oberflächlichen  Gletscherschutt  aufgelesen  worden  sein  mochte,  wovon  weite  Strecken  Englands 
bedeckt  seien,  weshalb  auch  ihre  Verwendung  wenig  Lieht  auf  die  Richtung  der  Wanderung  des 
prähistorischen  Menschen  werfen  dürfte.  So  seien  z.  B.  alle  Grünsteinbeile  von  Norfolk,  Suffolk 
und  den  benachbarten  Gegenden  seiner  Meinung  zufolge  aus  erratischen  Blockhaufen  (bottldert) 
und  zwar  wahrscheinlich  meist  solchen  aus  Yorkshire  gewonnen. 

Um  in  Kürze  hier  noch  die  Einzelheiten  aus  meinen  statistischen  Auszügen  des  Evans’schcu 
Werkes  zu  erwähnen,  bemerke  ich,  dass  auch  hier  die  Grünsteine  vermöge  ihrer  Zähigkeit  be- 
vorzugt erscheinen,  aufgeführt  sind  etwa  50  Grünsteinbeile,  manche  davon  auch  abgebildet.  Für 
die  Mehrzahl  derselben  liegen  die  Beilfuudstättcn  in  Yorkshire,  dann  vereinzelt  auch  in  Dorset- 
shire,  Suffolk,  Norfolk,  Cambridge,  Dcrbyshire,  Durham,  Essex,  Wiltshire.  — Krystallinische  Ge- 
steine (also  möglicherweise  auch  Grünsteine)  sind  nur  in  den  gleichfalls  mit  einigen  Beilfunden  be- 
theiligten Provinzen  Warwickshire  und  Cornwall  als  anstehend  auf  der  Karte  verzeichnet. 

Entschieden  schon  weniger,  als  die  Grünsteine,  fand  ich  die  feldspathrciohen  GeBteine,  Felsite, 
Granit,  Gneise,  dann  Thon  Steinporphyre,  Thonschiefer,  sogenannte  inetainorpbische  Gesteine, 
Glimmerschiefer,  Serpentin  Vertretern;  für  all1  diese  Felsarten  zählte  ich  etw'a  40  Stück  Beile,  dann 
für  vulkanische  Gesteine  (Basalt,  Trapp)  10  bis  12  Nummern. 

Für  Beile  aus  Wetzschiefer,  welche  den  ältesten  ncptunischen  Formationen  (sibirisch  und 
devonisch)  anzugehören  pflegen,  sind  G Beilfundstätten  in  Yorkshire  und  2 in  Northumberland  ge- 
nannt, wo  aber  jene  Gesteine  auf  der  Karte*  nicht  verzeichnet  sind.  Für  Beile  aus  Serpentin, 
Thonschiefer,  Glimmerschiefer  und  irgendwelche  ändert*  Schieferge steine  ist  Yorkshire  vier- 
mal, Catnbridgeahire,  Cornwall  und  Cumberland  je  einmal  genannt. 

Für  Beile  au»  Basalt,  Trapp  u.  s.  w.  sind  die  Provinzen  Yorkshire,  Cambridge,  Northumber- 
land,  Derbyshire  mit  je  zwei,  Cumberland  und  Scropeshire  mit  je  einem  Fundpunkt  angegeben1). 

Am  alicrreichlichsten  für  alle  möglichen  Sorten  Steininstrumente  aus  Flint-  und  aus  Silicat- 
gesteinen  ist  jedenfalls  Yorkshire  vertreten,  was  möglicherweise  mit  den  günstigeren  flacheren 
Terrain verhfdtnissen  (z.  B.  in  d«*n  sogenannten  Worlds),  vielleicht  auch  mit  dem  Keichthum  an 
verschiedenem  Gesteinsmaterial  in  den  Gletsehcrdrifts  Zusammenhängen  mochte.  Aus  Autopsie 
kenue  ich  die  Gegend  nicht. 


*)  Bezüglich  dieser  habe  Ich  in  die  Uebersicht  nicht  bloss  die  von  Evans  abgebildeten,  sondern  auch  noch 
eiue  Reibe  weiterer,  bloss  im  Text  erwähnter  Exemplare  aufgenommeu , w*ie  sie  Bich  mir  beim  raschen  Lesen 
gerade  aufdrüugten. 

*)  Schottische  Beilfundstätten  waren  zu  spärlich  vertreten,  um  für  die  Statistik  in  Betracht  kommen  zu 
können. 


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Ueber  prähistorische  Kieselwerkzeuge.  283 

Für  die  Beile,  welche  nach  Eva  nt»  aus  Jade  (Nephrit),  Jadeit  u.  8.  w.  gearbeitet  zu  sein 
scheinen,  ist  nach  unserer  bisherigen  Kenntnis»  in  Grossbritannien  selbst  kein  Fundort  des  an- 
stehenden Gesteins  zu  erwarten,  während  iur  Fibrolith  dies  schon  der  Fall  sein  konnte  *). 

liier  möchte  nun  die  richtige  Stelle  sein,  um  sogleich  eine  Betrachtung  über  die  Funde  von 
Kiesel  Werkzeugen  in  Höhlen  und  über  letztere  selbst  anzuknüpfen. 


*)  Ich  »teile  bei  di©»er  Gelegenheit  alle  in  dem  Evans’ sehen  Werke  erwähnten  Beile  zusammen,  welche 
entweder  nach  seiner  eigenen  Angabe  oder  aber  — nach  meinen  Erfahrungen  — »einer  Beschreibung  zufolge 
Nephrit,  Jadeit  oder  Chloromclanit  Min  könnten. 

8eite  »8  Fig.  52  (auf  Seite  82)  ist  ein  Beil  als  aus  „anscheiuend  »ehr  hartem  Diorit*  von  fleckig  bla»»- 
grün  er  Farbe,  in  Bur  well  Fen,  Cambridgeshire  gefunden  (jetzt  in  John  Evans  Sammlung)  beschriebet!  und 
nbgebildet , da»  der  spitzigen  Basis  und  übrigen  Beschreibung  nach  wohl  ein  Jadeitbeil  »ein  könnte.  Länge 
»cm,  Breite  beinahe  4. 

Seite  97  ist  ein  in  der  Sammlung  des  Mr.  Flow  er  befindliches  Beil  aus  Daviot,  Invemes»,  Schottland  au- 
geführt, das  dem  Jadeit  sich  nähern  »oll;  ferner  (8.  97)  ein  Beil  von  ähnlicher  Form  und  Substanz  von  Fal- 
month,  Cornwall,  im  Trnro-Mtuenm;  da»  Seite  97  erwähnte  Beil  von  Hopton,  Derbvshire,  dessen  Mate- 
rial 1791  in  der  Arcbftolog-  VII,  414,  als  ein  heller,  mit  gelb  gemischter  „Marmor*  mit  blassrnthen  und  grünen 
Adern  beschrieben  wurde,  könnte  möglicherweise,  da  aus  wirklichem  Marmor  wohl  schwerlich  ein  Beil  gefertigt 
wurde,  ein  Fibrolith  sein. 

Seite  98  wird  ein  au»  der  Sammlung  des  Mr.  Lucas  stammendes  Beil  von  Brierlow,  Buxton,  Derbvshire, 
aus  grünem  jadcüknlichem  Stein  beschrieben,  welcher  aber  vermöge  seiner  Faserst  ructur  an  Fibrolith  eriunere ; 
ferner  ein  in  Cornwall  gefundenes  Bell  mit  Jadeit- Charakter  itn  antiquarischen  Museum  von  Edinburg  und 
Seite  99  ein  kurze»  Beil  von  Rur  well  Fen,  Cambridgeshire,  au»  jadeiihnlichcr  Substanz  in  Evans'  Sammlung 
selbst,  welches  letzterem  das  Schneideende  eines  Instrumentes  von  der  Form  wie  Fig.  52  zu  »ein  schien.  — 
Endlich  ist  Seit©  118  in  Figur  75  ©in  itn  antiquarischen  Museum  von  Edinburg  liegendes  Beilchen  von  Caitk- 
ne»s  (Schottland)  dargestellt,  welches  au»  jadeähnlicher  Substanz  gearlieitet  sein  soll. 

So  interessant  es  wäre,  auch  in  England  und  Schottland  die  Ausstreuung  solcher  exotischer  Beile  consta- 
tiren  zu  können , und  die  Lage  ihrer  Fundpunkte  etwa  mit  Rücksicht  auf  geringere  oder  grössere  Entfernung 
vom  Meere,  auf  welchem  ihre  ehemaligen  Besitzer  herbeigekommen,  zu  vergleichen,  fto  kann  doch  bei  keinem 
einzigen  ohne  Autopsie  ein  sicherer  Schluss  gezogen  werden  ; dass  mir  letztere  vergönnt  würde,  möchte  ich  leb- 
haft. wünschen. 

Herr  Evans  hatte  die  Gefälligkeit,  mir  eine»  der  „Jadeu-Beile  zur  Ansicht  hierher  anznvertrauen , welche 
er  Seite  103  seines  Werke»  als  von  Major  Slnde  aus  der  Provinz  Yunnau  im  Südosten  Chinas  mitgebraclit  er- 
wähnt«. Da  ich  direct  au»  Yuutuui  wirklich  rohen  Jadeit  erhalten  hatte,  so  konnte  man  am  ailerehesten  an 
diese»  Mineral  al»  Substanz  jener  Beile  denken;  gleichwohl  ergab  die  Untersuchung  de»  mir  eingesandteu 
Beliebens,  dass  es  ein  Fibrolith  (»pecif.  Gew.  3,49)  und  zwar  von  einer  ungewöhnlichen,  nämlich  licht  bläu- 
lichen Farbe  »ei.  Es  ist  nun,  bei  der  grossen  Seltenheit,  überhaupt  aus  China  Steinbeile  zu  erhalten,  gewiss 
interessant,  au*  dieser  Prüfung  zu  entnehmen,  das»  auch  dort,  wie  in  Frankreich,  Spanien,  Italien,  der  Fibrolith 
zur  Herstellung  von  Steinbeilen  auxersehen  wurde;  ferner  war  mir  die  Form  dieses  Belieben»  nicht  weniger 
wichtig;  dieselbe  ist  kurz,  gedrungen,  in  der  Mitte  bauchig,  nach  dem  Scltneidecnde  steil  abfallend;  an  der 
Basis  konnte  ich  wieder,  wie  bei  unseren  europäischen  und  allen  anderen  polirten  Beilen,  den  Geröllcharakter 
erkennen. 

[Zum  Schluss  erlaube  ich  mir,  die  Leser  dieser  Zeitschrift  anf  ein  der  Neuzeit  entstammende»  Hülfsmittel 
aufmerksam  zu  machen,  wenn  es  »ich  darum  handelt,  sich  mit  möglichster  Schärfe  über  eine  Farben- 
abst ufung  auszudrücken,  wie  eine  solche  gerade  bei  Nephrit-,  Jadeit  heilen  u.  dgl.  oft  gerne  bezeichnet  werden 
möchte,  ohne  da»B  man  Worte  dafür  zu  Gebote  hat.  Man  bedient  sich  zu  diesem  Zwecke  mit  grossem  Vortlieil 
der  für  fl  Mark  im  Handel  befindlichen  Internationalen  Farbenscala  von  Otto  Radde  in  Hamburg, 
welche  42  „Gammeii“  mit  882  constanten  Tönen  enthält;  jede  Gamme  hat  ihre  Nummer  und  umfasst  2t  ein- 
zelne Töne,  so  dass  ich  also  z.  B.  bei  einem  Jadeit  bloss  atizugebeu  brauche:  er  hat  die  Farbe  R.  J.  F.  8c. 
17  ui , »o  weis»  jeder  Besitzer  der  betreffenden  Scala  haarscharf,  welcher  Farbeuton  gemeint  ist.  — Ich  hatte 
mir  »eit  10  Jahren  für  die  mineralogischen  Vorlesungen  etwas  Aehnliche»,  aber  in  viel  engerem  Maassstabe  an- 
gelegt und  begrüsüe  nun,  wenn  auch  vielleicht  die  Reinheit  der  Töne  in  der  betreffenden  Scala  noch  etwas  zu 
wünschen  übrig  langen  mag,  doch  dieses  bis  jetzt  beste  Fliilfsmittel  allgemeiner  Verständigung  mit 
vielem  Vergnügen.] 

3C* 


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284 


II.  Fischer, 


Wenn  archäologische  Erfahrungen  lehren,  dass  man  in  Höhlen  fast1)  nur  zngeschlogene,  also 
in  erster  Linie  Kieselwerkzeuge  antreffe,  so  liegt  der  ganz  natürliche  und  einfache  Grund  hierfür  in 
Folgendem. 

Höhlen  finden  sich  — soweit  sie  nicht  etwa  zufällig  durch  Bergstürze,  wie  am  Saleve  bei 
Genf  (vergl.  Bär-Hellwald,  a.  a.  O.,  Seite  169)  entstanden  sind,  vor  Allem  im  Kalkgebirge, 
welches  oft  durch  Hebungen  seiner  Schichten  zerklüftet  und  mitunter  so  stark  ausgewaschen 
wurde,  dass  kleine  und  grössere  Flüsse  darin  versinken  und  erst  nach  längerem  unterirdischem 
Lauf  wieder  zu  Tage  treten.  In  dem  Kalk  sind  nun  aber,  wie  oben  Seite  274  auseinandergesetzt 
wurde,  auch  die  Quarzconcretionen  als  Material  für  Kiesel  Werkzeuge  zu  Hause. 

Sehen  wir  nun  noch  naher  zu,  in  welchen  geognostischen  Horizonten  der  Kalk  er- 
tiilirungsgcmäss  solche  Höhlen  aufzuweisen  hat,  bo  sind  — von  den  ältesten  angefangen  — u.  A. 
jene  in  der  .devonischen  Formation  W estphalena  zu  nennen,  z.  B.  zwischen  Düsseldorf  und 
Iserlohn  (Höhlen  von  Balve,  Sundwig,  Feldhofgrotte  im  Nennderthal,  Dechenhöhle  an  der  Grünnc; 
vergl.  F uhlrott,  der  fossile  Mensch,  Duisburg,  1865,  Seite  45  Anmerkung);  Bauraannshöhlc 
und  Bielshöhle,  südöstlich  von  Elbingerode  am  Harz,  im  Uebergangskalkstein;  im  Dolomit  bei 
Steeten  westlich  Kunkel  an  der  Lahn  (Nassau).  — Belgien:  Höhle  von  Engis  bei  Lüttich,  das 
Trou  de  la  naulette.  — England:  Torquay,  Grafschaft  Devon,  südlich  Exeter,  die  letztere  Höhle 
gleichfalls  im  devonischen  Kalk. 

Aus  dem  Muschel kalkgehiete  erwähne  ich  s.  B.  die  (archäologisch  noch  nicht  Ausgebeutete) 
Erdmünnlcinshöhle  von  Hasel  zwischen  Wehr  und  Schopfheim , resp.  Wehr»»  und  Wiesenthal, 
Baden. 

Ein  Hauptgebiet  für  Höhlen  ist  sodann  die  Juraformation*)  und  zwar  vorzüglich  der  weissc 
Jura  mit  seinen  zerklüfteten  Kalk-  und  Dulomitgcsteinen;  z.  B.  im  würtembergischen  Lande: 
Hohle  fei  s bei  Schelklingeu,  O.  Amt  Blaubeuren;  Utzmemmingen  im  Kies;  im  bayrischen  Jura 
Frankens:  die  Höhlen  von  Müggendorf,  Gailenreulh  u.  s.  w.  im  Wiesentthal;  in  der  Schweiz:  die 
Grotte  von Thayingen,  N.  O.  bei  Schaffhausen,  die  Höhle  von  Freudenthal  ebendaselbst;  in  Frank- 
reich längs  des  ganzen  Jurazugs  an  der  Ostgrenze  bei  Besanyon  eine  ansehnliche  Zahl  von 
Höhlen;  in  Böhmen,  Kärnthon,  Krain  (Adelsberg);  in  den  jurassischen  (und  tertiären)  Kalken 
der  Umgebung  von  Montpellier  u.  s.  w. 

Die  Höhle  von  KirkdaTe,  etwa  25  engl.  Meilen  N.  N.  O.  von  York  (Nordriding,  England) 
gehört  ebenfalls  dem  Jura  an. 

An  der  Grenze  von  weissem  Jura  und  Kreide  liegt  (der  geognostischen  Karte  zufolge)  die 
Gegend  der  Höhle  von  Arcy  (Frankreich,  Dopt.  Yonne,  Arr.  Auxerre,  bei  Vermanton  am  Eure); 
die  Grotte  von  Aurignac  (Haute  Garonne),  östlich  Tarbea  wohl  im  Terliärgebirge. 


l)  Dam  di«*  nicht  ausschliesslich  der  Fall  »ei,  lehrt  unter  Anderem  da»  kleine  Jadeitbeil  au»  der  Höhle  von 
Finale  bei  Genna,  welche»  ich  in  meinem  Nephritwerk  Seite  300,  Fig.  117  beschrieben  und  abgebililet  habe; 
vergl.  auch  Bär-Hell wald,  Der  vorgeschichtliche  Mensch.  Leipzig,  1874,  Seite  175,  über  polirte  Werkzeuge 
neben  geschlagenen  in  Preiwigny  (Deptui.  Indre  et  Loire). 

*)  Im  nolithiftchen  Jurakalk  de»  Oberelsasses  bei  Oberlarg,  Canton  Ferrette,  südwestlich  von  diesem,  nord- 
östlich Pruntruit  (Porrentruy)  hart  an  der  Scbweizergrenze  entdeckte  kürzlich  Prof.  Dr.  Thiessing  (vergl.  Mit- 
theilungen der  naturf.  Ges.  in  Bern,  1876,  Seite  70  ff.)  eine  Höhle  mit  Kiesel  werk  zeugen  und  mit  Knochen  von 
Tliteren,  welche  in  jener  Gegend  jetzt  meist  ausgestorben  »ind. 


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Ueber  prähistorische  Kieselwerk zeuge.  285 

Hiermit  haben  wir  nun  wieder  die*  oben  Seite  275  bereits  erörterte*  Erscheinung  zusammen/.»»* 
halten,  das«  in  den  Jura*  und  Kreide  Formationen  die  Quarzknauer  (Jaspis-  und  Feucrstein- 
oODcretionen)  die  grösste  Verbreitung  zeigen.  Wenn  daher  in  solchen  Gegenden  von  der  ersten 
Bevölkerung  gerade  Höhlen  entdeckt  wurden,  so  lag  für  dieselbe  der  Gedanke,  die  Quarzknauer 
der  Höhle  selbst,  sowie  ihrer  näheren  und  ferneren  Umgebung  zu  zerschlagen  und  sich  die 
nöthigen  Werkzeuge  daraus  herzustellen , wahrscheinlich  ebenso  nahe,  als  derjenige,  in  der  Höhle 
selbst  Schutz  vor  den  Unbilden  der  Witterung,  vor  wilden  Thieren  und  feindlichen  Stanrtuen  zu 
suchen  ').  Andererseits  dürfen  wir  nicht  übersehen,  dass  der  einmal  gewonnene  Besitz  einer  solchen 
an  Kiesclknauern  reichen  Gegend  auch,  wie  verschiedene  Erscheinungen  lehren,  zur  gleichsam 
fab rik massigen  Herstellung  von  Werkzeugen,  auch  zu  friedlichem  Tausch-  und  Handelsverkehr 
mit  anderen  Stämmen  auf  mehr  weniger  grosse  Entfernung  fuhren  konnte,  was  bei  der  Verbreitung 
von  Kieaelinstrumenten  bis  in  Gegenden,  wo  das  Material  hierzu  nicht  vorliegt,  später  wird  mit 
ins  Gewicht  fallen  müssen.  „ 

Wenn  nun  vielfach  die  Auffindung  von  geschlagenen  Kieselinstrumenten  in  Höhlen'init 
der  Entdeckung  von  Knochen  — ganz  oder  nur  in  der  betreffenden  Gegend  au«gesto[rbener 
Thierformen  Zusammentritt^,  so  beweint  dies  wiederum  nach  meiner  Ansicht  noch  nichts  weiter, 
als  dass  die  erste  Bevölkerung  Europas  (u.  s.  w.)  für  ihren  Aufenthalt  aus  den  oben  angegebenen 
«ehr  natürlichen  Gründen  die  Höhlen  bevorzugte,  sie  wohl  auch  den  Höhlenthiercn  zuerst  streitig 
machen  musste  und  so  weit  möglich  sie  noch  auszuweiten  suchte. 

Es  ist  mir  aber  noch  keineswegs  bewiesen,  dass  nicht  ebendieselbe  Urbevölkerung,  wenn 
ihr  die  durch  Zuschlägen  zu  gewinnenden  Kieselwerkzeuge  ausgingen,  sich  den  äusseren  Umständen 
auf  der  weiteren  Wanderung  angepasst  und  im  Nothfall  aus  dem  nächstbesten  Geröll  eines  zähen 
Silicatgesteines  ihre  Steinbeile  — wenn  auch  noch  so  roh  — durch  Zuschleifen  bereitet  habe,  sofern 
nur  als  Schleifsteine  benutzbare  rauhe  Gesteine  zu  haben  waren. 

Nehmen  wir  z.  B.  an,  der  Mensch  habe  seine  Abstammung  auf  Höhlen  bewohnende 
Thiere  ztirückzu fuhren  *),  er  habe  sich  also  von  Anbeginn  her  an  den  Kampf  mit  Höhlentliieren 
gewöhnt  und  auf  denselben  angewiesen  gesehen,  so  änderte  sich  dies  Verhältnis«  mit  allen  sich 
daran  knüpfenden  Gewohnheiten  jedenfalls  im  Lauf  seiner  Wanderungen  durch  Gegenden  von 
mannigfaltigstem  geognostihchem  Terrain,  und  er  musste  sich  also  seine  nöthigen  Werkzeuge  aus 
Gerollen  von  Silicatgesteinen,  wie  die  Erfahrung  tausendfach  auf  der  ganzen  Erde  lehrt,  her- 
Btcllcn,  sobald  er  bei  seinen  Zügen  aus  dem  Gebiete  der  Gesteine,  welche  Kieselknauer  lieferten 
oder  aus  dem  Bereiche  der  Tauschverbiml ungen  hierfür  heraustrat. 


l)  Von  besonderem  Interesse  kann  es  sein,  bei  solchen  Höhlen,  welche  etwa  nicht  gleich  selbst  schon  das 
Material  zu  Kieselwerkzeugen  in  sich  bargen,  zu  ermitteln,  woher  deren  prähistorische  Bewohner  dasselbe 
holten.  So  bemerkt  z.  II.  W.  Baer,  Der  vorgeschichtliche  Mensch,  Leipzig,  1874.  8.  Seite  !6ü  ff.:  „Die  Kalk- 
berge in  der  Umgegend  von  Mastricht  und  im  Hennegau  sind  reich  an  Feuersteinen,  die  Höhlenbewohner  an 
der  Lesse  (Belgien),  an  deren  Ufer  keine  Feuersteine  verkommen,  kannten  jene  nicht  and  mussten  also  das 
Material  für  ihre  Werkzeuge  und  Waffen  aus  der  Fremde  holen,  wahrscheinlich  aus  der  Champagne  und  Tou* 
reine".  — Diese  letztere  Frage  würde  sich  durch  Vergleichung  der  in  den  Lesse-Höhlen  gefundenen  Instrumente 
mit  dein  Rohmaterial  aus  den  genannten  französischen  Provinzen  auf  makro-  rxler  nothigenfalls  mikroskopischem 
Wege  möglicherweise  nach  der  von  mir  in  dieser  Arbeit  vorgeschlageuen  Methode  entscheiden  lassen. 

*)  Die  Paläontologen  versprechen  sich  u.  A.  (vergl.  R.  Wiedersheim.  Die  neuesten  palaontnlogischen 
Funde.  Vortrag  u.  s.  w.  Freiburg,  1878.  Ludw.  Schmidt.)  von  der  Ausbeutung  afrikanischer  Hohlen  in 
mancher  Beziehung  besonders  wichtige  Aufschlüsse. 


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286 


II.  Fischer, 


Sollte  diese  Anschauung  nicht  viel  einfacher  und  natürlicher  sein , als  sich  gleichsam  einen 
Sprung  (die  Natur  liebt  ja  solche  überhaupt  nicht)  au  denken  von  der  Gewohnheit,  durch  Schlagen 
sich  Instrumente  herzustellen  bis  zu  dem  Gebrauch,  sie  durch  Schleifen  zu  gewinnen?  Finden  wir 
nicht  noch  beute  Völker  auf  der  Culturstufe  der  ersten  Bevölkerung  Europas,  welche  sich  eben 
— je  nach  der  Möglichkeit  — der  geschlagenen  und  geschliffenen  Werkzeuge  bedienen  ? 

Ueberdics  treffen  wir  ja  Feuersteinäxte,  welche  ursprünglich  offenbar,  wie  die  gezackten 
Kanten* cs  auswcUon,  geschlagen  und  nachher  theilweise  noch  angeschliffen  wurden,  also  schon 
TTcbergangsfunnen;  ferner  ist  immerhin  auch  innerhalb  der  Feuerstcinwerkzcuge  noch  ein  erheb- 
licher Unterschied  zwischen  den  rohesten  Instrumenten  von  Amiens,  Abbevillc,  Schusscuried, 
Thayingcn,  Munzingen  und  den  sauber  zugeschlageuen  Beilen,  den  fein  gearbeiteten  Lanzen  - und 
Pfeilspitzen,  Messern,  Sägen  aus  Norddeutschland,  Aegypten  u.  s.  w.  zu  constatiren. 

Ich  kann  hier  immer  nur  wieder  von  Neuem  darauf  Hinweisen,  dass  für  Jeden,  welcher  nicht 
bloss  theoretisch  abspricht,  sondern  eigene  Erfahrung  im  Bearbeiten  von  Stein  mit  Stein  und  mit 
dem  Hammer  besitzt,  ein  aus  Feuerstein,  Jaspis,  Obsidian  zugeschlagenes  Beil  oder  eine  Lanzen- 
oder Pfeilspitze  geradezu  als  eine  Art  Kunstwerk  zu  betrachten  ist  gegenüber  einem  geschliffenen 
Beil,  für  dessen  Herstellung  nachweislich  der  vorgeschichtliche  Mensch  so  gut  wie  der  jetzt  noch 
auf  der  Stufe  des  Steinalters  befindliche  Wilde  klugerweise  Geschiebe  und  Gerölle  in  Bächen, 
Flüssen  aussuchte,  welche  schon  eine  annähernd  hierzu  passende  Form  aufweisen.  Es  bandelte  sieb 
hierbei  dann  liauptsäcblich  nur  um  Geduld,  Zeit  und  um  das  Vorhandensein  rauher  Schleifsteine 
(wie  wir  solche  z.  B.  in  den  Pfahlbauten  noch  antreffen),  viel  weniger  um  eigentliche  Kunstfertig- 
keit, welch’  letztere  sogar  bei  den  ganz  glatt  poiirten  Beilen  aus  Nephrit  u.  s.  w.  fast  ausser  Be- 
tracht lallt 

Um  nun  auf  unsere  im  Eiugang  in  Aussicht  genommene  Vergleichung  des  Vorkommens  von 
Material  für  Kicseliustrumente  und  der  Ausstreuung  dieser  Instrumente  selbst  über  Mittel-  und 
Südeuropa  znrückzukommen,  so  kann  ich  vorerst  nicht  entscheiden,  ob  die  von  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Aussicht  genommene  prähistorische  Karte  Deutschlands  hierzu  schon  die  nöthigen 
Angaben  liefern  werde,  oder  ob  es  hierzu  eigener  speeiellerer  Aufzeichnungen  bedarf;  jedenfalls 
schiene  mir  znr  Entscheidung  der  Frage  über  die  Berechtigung  der  bis  jetzt  meist  noch  von  den 
Archäologeu  festgehaltenen  Grenzen  eine  möglichst  genaue  Ermittelung  genannter  Verhältnisse 
nothwendig. 

Es  muss  hierbei  noch  hervorgehoben  werden,  dass  auf  unserer  Karte  vermöge  ihres  kleinen 
Maassstabes  gewisse  Ablagerungen  von  Kieseluiassen  unberücksichtigt  bleiben  mussten,  welche  für 
archäologische  Funde  der  betreffenden  Länder  gleichwohl  ein  Interesse  gewinnen  können. 

So  fanden  sieh  z.  B.  in  der  kleinen,  von  A.  Ecker  ausgebouteten  Kentbierstation  von  Mun- 
zingen hei  Freiburg  kleine  rohe  Kieselwcrkzeugc,  deren  Material  ich  grösstenthells  auf  die  Vor- 
kommnisse von  gelbem  and  rotlicm  Jaspis  des  Kaudcrner  Erzreviers  (vergL  oben  Seite  274  ff.) 
zurückführen  konnte,  während  einzelne  wenige  weder  dem  badischen,  noch  dem  zunächst  angren- 
zenden Schweizergebiet  angewiesen  werden  konnten,  vielmehr  wohl  den  Diluvialablngcrungen  des 
Rheinthais  entstammen,  worin  Gerülie  aus  den  tieferen  östlichen  Alpen  gelegentlich  nuftreten. 

I)a  es  bei  gewissen  archäologischen  Funden  schon  (ur  die  Feststellung  der  Richtung,  welche 
die  Wanderung  eines  Tbeiles  der  Urbevölkerung  nahm,  von  Wichtigkeit  werden  kann,  aneh  die 
Ileimalh  der  an  den  Imtreffenden  Wohnstätten  angetroffenen  Stein  Werkzeuge  zu  ermitteln,  und  da 


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Ueber  prähistorische  Kiesel  Werkzeuge.  287 

dies  auch  dem  Fachmanne  nach  dem  blossen  Aeuasern  zu  bestimmen  öfter  schwer  wird,  so  habe 
ich  begonnen,  die  den  verschiedenen  oben  Seite  274  ff.  aufgezählten  Formationen  ungehörigen 
Quarzconcretionen  auch  mikroskopisch  zu  untersuchen  und  zu  vergleichen1);  es  können  sich 
nämlich  hierbei  noch  mikroskopische  Unterschiede  verwerthon  lassen  bei  Quarzvarietuten,  welche 
— wenn  auch  von  verschiedenen  Fundorten  stammend  — sich  makroskopisch  kaum  mehr  von  ein- 
ander unterscheiden  lassen.  Ein  Eingehen  in  alles  mikroskopische  Detail  meiner  desfallsigen  Stu- 
dien wurde  hier  nicht  am  Platze  sein,  doch  kann  ich  einige  Winke  darüber  mittheilen. 

Bei  den  schwarzen  KieseUchieferu  der  üebergangsformation,  welche  häutig  farblose  Quarz- 
adern in  der  schwarzen  Substanz  zeigen,  fand  ich  dio  Überraschende  Erscheinung,  dass  auch  die 
makroskopisch  ganz  schwär/,  erscheinenden  Partien»  gleichwohl  aus  weisser  Quarzgrund m asse  be- 
stehen, worin  mehr  weniger  reichlich  schwarze,  opake,  organische  Materie  — und  zwar  bei  ver- 
schiedenen Vorkommnissen  in  etwas  verschiedener  Weise  vertheilt  ist2). 

Ein  durch  Graphit  schwarz  gefärbter  Quarz  von  Eberstadt  (an  der  Bergstrasse  südlich 
Darmstadt)  aus  dem  Diluvium  (?)  zeigt  im  Dünnschliff  eine  ganz  farblose  Grundmasse,  worin  aller, 
feinster  bis  sehr  feiner  schwarzer  Staub,  dann  feinere  und  gröbere  Stäbchen  und  Körnchen,  endlich 
dickere  schwarze  opake  Knollen  unregelmässig  durcheinander  eingestreut  und  stellenweise  von 
lichtgelben  durchsichtigen  Aederchen  durchzogen  sind.  Bloss  mit  der  Lupe  betrachtet  zeigt  der 
Dünnschliff  einzelne  dickere,  fast  dendritisch  angeordnete  schwarze  Punkte,  ausserdem  breitere  und 
schmalere,  von  Pigment  freie  und  deshalb  farblose  Partieen. 

Ein  Graphitquarz  von  einem  andern,  jedoch  unbestimmten  Fundort  zeigt  iin  Dünnschliff 
schon  mit  der  Lupe  ein  ganz  anderes  Bild  mit  hübsch  vertheilten  reichlichen  weissen  und  spär- 
lichen schwarzen  Aden»  im  grau  erscheinenden  Feld  der  Grundmasse.  Es  ist  diese  Verschiedenheit 
dadurch  bedingt,  dass  hier  die  Graphitpartikelchen  im  Ganzen  noch  weit  feiner  stanhartig  und  auch 
gleichmütiger  in  der  an  sich  farblosen  Quarzgrundinasse  vertheilt  erscheinen  und  in  letzterer 
gleichsam  grauliche  Zonen  bilden;  nur  ganz  vereinzelt  erscheinen  hier  streifenförmige  Gruppen 
gröberer  Graphitflitter  und  gelblich  durchscheinende  Striemen,  deren  Bedeutung  ich  hier  ebenso 
wie  oben  nicht  genau  anzugeben  wüsste  (?  vielleicht  Eisen farbung). 

Ein  ganz  schwarzer  Hornstein  aus  der  oben  Seite  274  erwähnten  Uenthierstation  von  Mun- 
zingen bei  Freiburg  (höchstwahrscheinlich  aus  dem  nahen  Kheindiluvium  aufgelesen  und  wohl  aus 
den  ältesten  Ablagerungen  der  Schweiz  stammend)  zeigt  im  Dünnschliff  bloss  mit  der  Lupe  be- 
trachtet eine  braune  Grundfarbe  init  dunkler  braunen  Adern  und  vielen  fast  farblosen  Pünktchen. 
Unter  dem  Mikroskop  erblickt  man  aber  kaum  mehr  einzelne  ganz  farblose  Stellen  von  Quarz, 
vielmehr  ist  die  Grundmasse  durchweg  lichtgelb  imprägnirt  und  darin  liegt  eine  gelbbraune 
Moder (?)- Substanz,  welche  nach  ihrer  maschenförmigen  Anordnung  fast  noch  ein  organisches 
(?  Pflanzen-)  Gewebe  anzudeuten  scheint,  ohne  dass  jedoch  im  Einzelnen  noch  ein  wohlerhaltenes 
Zellgewebe  zu  erkennen  wäre. 

*)  Soviel  tonst  gegenwärtig  such  in  mikroekopiacher  Untersuchung  der  anorganischen  Körper  geleistet  wird, 
w beweg»,  »ich  die  betreffende  Thätigkeit  doch  fortan  wett  mehr  im  Studium  der  Dünnschliffe  von  Felsarten, 
viel  weniger  dagegen  werden  einfache  Mineralien  untersucht,  und  unter  diesen  bilden  wieder  die  unansehu* 
liehen  kryptokrystalliniecben  Varietäten,  deren  gerade  der  Quarz  so  viele  zählt,  ganz  absonderlich  das  Heer  der 
ganz  vernachlässigten  Stiefkinder. 

2)  Quenstedt  (Petrefactenkunde,  1867,  8.  828)  erwähnt  (ohne  jedoch  die  Quelle  hierfür  anzugebenl  Bacil- 
larien  aus  dem  Kieselschiefer  von  Dresden. 


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288 


H.  Fischer, 


Diesem  im  Aoussern  sehr  ähnlich,  nur  noch  schwächer  glänzend,  erscheint  der  (gleichfalls 
leider  von  unbekanntem  Fundorte  stammende)  schwarze  Hornstein,  welchen  ich  schon  in 
meinen  Kritischen  inikroskop.  mineralogischen  Studien,  2.  Fortsetzung.  Freiburg,  1876.  S.  28, 
Anmerkung  Tnf.  II,  Fig.  10  beschrieben  und  abgebildet  habe  und  in  dessen  Dünnschliff  neben 
zweifellosen  Kryptogamenresten  sich  der  gleiche  braune  Pflanzenmoder  wie  im  vorhergehenden 
Hornstein  erkennen  lässt.  — Die  bei  uns  im  Schwarzwald  in  grossen  Klötzen  vorkommenden  so- 
genannten Holzsteine  aus  dem  Steinkohlcngcbirgc  oder  Todtliegenden  (Hornstein  als  Ver- 
steinerungsmittel der  Nadelholzgattung  Araucaria)  fand  ich  noch  nie  als  Material  von  Kiesehverk- 
zeugen,  so  wie  auch  die  in  Unterägypten  so  häufigen  Kieselhölzer  (Nicolia  aegvptiaea  etc.)  unter 
Hunderten  von  dortigen  Kieselinstrumenten  selten  Vorkommen  dürften  ■). 

Die  Qnarzconcretionen  des  Todtliegenden  und  der  zugehörigen  Porphyre  erscheinen  häufig 
von  ezrneolähnlion  rother  Farbe  und  im  Dünnschliff  mit  Achatzeichiiung  behaftet 

Die  Muscbelkalkformation  birgt  in  allen  ihren  drei  Untembtheilungen  (Wellenkalk,  An- 
hydritgruppe und  Kalkstein  von  Friedrichshall)  da  und  dort  Quarzconcretionen , horn steina rtige 
Feuersteine,  Chaleedon *).  Die  Hornsteine  sind  rauchgrau  und  bräunlich,  haben  mitunter  pisoli- 
thiseben  Hau,  wie  ich  solchen  in  meinen  Kritischen  Studien  a.  a.  O.  Taf.  II,  Fig.  11  erläutert  habe; 
andere  Male  zeigen  sie  bloss  staubförmige  Einlagerungen. 

Die  milchblaacn  Chalcedone  weisen  im  Dünnschliff,  besonders  deutlich  erst  bei  Anwen- 
dung der  Polarisation  gern  eine  überaus  feine  radialfaserige  Textur  mit  hübschen  Kreiszeichnungeu 
auf,  wobei  neben  der  im  Allgemeinen  auflretenden  Aggregatpolarisation  einzelne  Stellen  auch  in- 
dividualisirt  polarisiren. 

Die  bis  hierher  betrachteten  Kieselconcretionen  spielen  nach  meinen  bis  jetzt  gemachten  Er- 
fahrungen wohl  schon  vermöge  ihres  spärlichen  und  mehr  vereinzelten  Auftretens  in  den  betreffenden 
Ablagerungen  durchaus  keine  erhebliche  Holle  als  Material  für  Kieselinsiruiuente.  Immerhin 
Bollte  aber  ihre  Erörterung  hier  nicht  ganz  übergangen  werden,  da  in  einein  bestimmten  Fall  von 
den  oben  niedergelegten  Beobachtungen  gleichwohl  Gebrauch  gemacht  werden  könnte. 

Wir  kommen  nun  zu  den  Jaspis-  und  Feuersteinknauern  der  Jura-,  Kreide-  und  Num- 
m ul iten  formation,  welche  wohl  auf  der  ganzen  Erde  für  die  Silex-Instrumente  das  hauptsächlichste 
Material  geliefert  haben  werden. 

Bezüglich  des  Unterschiedes  zwischen  Jaspis  und  Feuerstein  selbst,  wovon  ersterer  früher 
als  kryptokrystallinischer  Quarz,  letzterer  (zusammen  mit  Chaleedon)  als  ein  Gemenge  von 
kryptokrystalliniseher  und  amorpher  Kieselerde  aufgefasst  worden  war,  bemerke  ich,  dass  vom 
chemischen  wie  vom  mikroskopischen  Standpunkte  diese  Trennung  nicht  mehr  haltbar  ist  und 
wir  also  füglich  diese  Namen  promiscue  brauchen  können,  wie  sie  gerade  sonst  für  die  einzel- 
nen Formationen  im  Sprachgebrauch  sind,  ohne  damit  irgendwie  wesentliche  Verschiedenheiten 
bezeichnen  zu  wollen.  Die  Farben  jener  Körper  sind  weiss,  grau,  entweder  gleichartig  oder  ge- 
bändert, dann  auch  — durch  anorganische  und  organische  Pigmente  — braun,  roth  und  gelb  ge- 

*)  Die*«  Beispiele  schon  mögen  beweisen,  da**  man  bei  ftotMrlich  ziemlich  ähnlichen  Quarzvarietäten  auf 
dem  Wege  der  mikroskopischen  Untersuchung  wichtige  Winke  über  ihre  Abstammung  aus  dieser  oder  jener 
Formation  und  Gegend  erlangen  und  möglicherweise  für  prähistorische  Studien  verwerthen  kann. 

*)  Die  krystallisirten  Stinkquarze  der  Anhydritgrnppe  kommen  natürlich  für  uusere  Zwecke  hier  nicht 
in  Betracht. 


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Ueber  prähistorische  Kieselwerkzougo.  289 

färbt,  letztere  beide  Farben  besonders  im  Falle  ihre«  Vorkommen«  in  Eisenerzablagerungen.  Die 
rauchgrauen  Stucke  sind  in  dickeren  oder  dünneren  Kanten  noch  arn  meisten  durchscheinend»  die 
andere  gefärbten  oft  kaum  mehr.  Bezüglich  der  gebänderten  Vorkommnisse,  wie  z.  B.  des  dem 
weissen  Jura  (Diccnuwchichtcn?)  ungehörigen  Kugeljaspis  von  Kleinkerabs  (nördlich  Basel)  be- 
merke ich,  dass  die  bei  auffallendem  Lichte  reiner  weis«  aussehenden  Zonen  im  Dünnschliff 
gerade  undurchsichtiger  erscheinen , die  graulichen  Zonen  dagegen  mehr  durchscheinend,  was  von 
dem  relativen  Keichthum  staubförmiger  Einlagerungen  in  der  an  und  für  sich  auch  hier  farblosen 
Quarzgrund masse  abhängt. 

Die  rothe,  gelbe  und  braune  Farbe  ist  durch  sehr  reichliche  Einlagerung  opaker  Metalloxyd- 
partikclchen  (oder  ? organischer  Masse)  bedingt. 

Die  Anwendung  der  Polarisation  erläutert  wesentlich  den  feineren  Bau  dieser  dichten, 
kryptokrystalliniscben  Quarze  und  zeigt,  dass  bei  diesen,  den  jüngsten  neptunischen  Formationen 
angehörigen  Quarzvarietäten  die  Feinheit  der  Moleküle  das  ausserstc  Maass  erreicht  hat 
Fast  durchweg  bemerken  wir  einfache  feinste  Aggregatpolarisation  ohne  die  Erscheinungen  von 
strahligfaserigern  Bau,  wie  noch  oben  bei  den  Chalcedonen  des  Muschelkalks. 

Das  Bild  des  inneren  Baues  zeigt  nun  aber  innerhalb  des  eben  angegebenen  Rahmens  bei 
verschieden  starken  Vergrösserungen  und  je  nachdem  man  Polarisation  anwendet  oder  nicht, 
immerhin  noch  einige  Verschiedenheiten;  es  können  bestimmte,  organischen  Formen  ähnliche  Um- 
risse darin  zu  liegen  scheinen,  welche  bei  Anwendung  der  Polarisation  ganz  verschwinden;  um- 
gekehrt zeigten  sich  z.  B.  in  einem  Feuersteinschliff  bei  Polarisation  gewisse  gerade  und  gebogene 
schmale  hellere  .Streifen,  von  welchen  man  ohne  jenes  Ilülfsmittel  nichts  ahnte,  es  scheinen  dies 
bloss  gewisse,  weniger  mit  eingelagertem  Staub1)  imprügnirte  Stellen  zu  sein,  welche  aus  eben 
diesem  Grande  etwas  lebhafter  die  Aggregatpolarisation  zeigen. 

Bei  der  grossen  Neigung  der  Kieselsäure,  organische  Formen  scharf  abzuprägen,  liess  sich 
aber  nun  annehmen,  dass  wohl  auch  wirkliche  mikroskopische  Fossil  roste  in  solchen  Quarzen 
zu  entdecken  sein  möchten  und  das  trifft  denn  in  erfreulicher  Weise  wirklich  auch  zu,  und  zwar 
eben  ganz  besonders  in  den  Quarzen  der  drei  letztgenannten  Formationen  (Jura,  Kreide,  Nummu- 
litengebilde).  Es  sind  dies  vor  Allem  Foraminiferen,  wie  sie  längst  auch  schon  aus  Mergeln 
und  Thonen  der  gleichen  Ablagerungen  durch  verschiedene  Forscher  ausgeschlämmt  worden  sind, 
ferner  gewisse  mir  vorerst  noch  unverständliche  Formen,  welche  jedoch  bei  fortgesetzten  Studien 
wohl  ihre  Erläuterung  noch  finden  dürften.  Es  mögen  auch  Algenreste  darunter  sein.  Endlich 
begegneten  mir,  wie  ich  schon  in  den  Kritischen  Studien  a.  a.  O.  Seite  29,  Anmerkung,  angedeutet 
habe,  auch  schön  scharf  umgrenzte  grössere  und  kleinere  Calcitrhomboedcr  in  den  Dünn- 
schliffen gewisser  Feuersteine. 

Es  wird  nun,  nachdem  ich  die  für  ein  solches  Studium  verwerthbaren  Winke  aus  den  bis- 
herigen Untersuchungen  erörtert  habe,  die  Aufgabe  weiterer  Studien  sein,  soweit  nöthig  zu  er- 
mitteln, inwiefern  für  die  eine  oder  andere  Zone  jener  Fonnationen  und  für  gewisse  einzelne 

1 ) Mitunter  sind  diese  Staubpartikelchen , welche  stet*  die  Polarisation  beeinträchtigen,  dendritisch  un- 
geordnet. Was  dieselben  überhaupt  seien,  ist  schwer  zu  sagen,  vielleicht  fein  vertheilt«  Thonaubstanz,  welch» 
im  Wasser  schwebt»  und  bei  dem  Festwerden  der  Kieselknolleu  mit  eingeschlossen  wurde.  Es  ist  schon  die 
Ansicht  ge&nssert  wurden,  das»  bei  dem  ZtuauimenbalJen  von  Diatomeen  Anlass  zur  Gestaltung  solcher  Knollen 
gegeben  worden  sein  möge. 

Archiv  für  Anthropologie.  Ud.  XII.  37 


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290 


H.  Fischer, 


Fundorte  bestimmte  Foraminiferen  formen , sodann  jene  eingestreuten  Caloitrhomboeder 
etwa  charakteristisch  seien.  Hierzu  sind  in  erster  Linie  diejenigen  Untersuchungen  heran- 
zuziehen, welche  an  den  aus  Mergeln  u.  s.  w.  nusgeschlämmten  mikroskopischen  Foraminiferen, 
angestellt  wurden,  z.  B.  von  Dr.  J.  Kiibler  und  H.  Zwingli,  Mikroskopische  Bilder  au»  der  Ur- 
welt der  Schweiz.  Zürich,  1864,  1866.  I.,  II.  lieft,  ferner: 

M.  Tcrqnem,  Recherche»  sur  les  Foraminiferes  du  Lias  du  dept  de  la  Moselle.  Metz,  I. Serie, 
1858  his  1866;  II.  Serie,  1869  seqq. 

Die  fossilen  Foraminiferen  des  tertiären  Beckens  von  Wien,  entdeckt  von  J.  v.  Hauer  und 
l>eschricben  von  Alcide  d’Orbigny.  Paris,  1846.  4.  Mit  Abbildungen. 

Carpenter,  W.  B.,  Introduotion  to  the  study  of  tbe  Foraminifera.  Loud.  1862.  Ray  Society. 

Reuss,  A.  E.,  Die  Foraminiferen  der  wcstphüiischon  Kreidefonnation  1860,  d.  nordd.  Hils 
und  Gault  1863,  d.  Foram.  Fam.:  Lagernden  1863,  d.  Foram.  etc.  v.  Oberburg  1864,  Wien  u.  s.  w. 
— Die  Schriften  von  Ehrenberg  u.  A. 

Da  man  als  den  Lfeblingsaufenthalt  der  lebenden  Meeres  fora  in  in  iferen  den  mit  Algen 
durchzogenen  Schlamm  der  Lagnnen  kennt,  so  lässt  sich  auch  bei  den  Jaspis-  und  Fcucrstein- 
knollen  der  oben  mehrfach  genannten  Formationen  das  gleichzeitige  Vorhandensein  von  Algen 
und  Foraminiferen  als  eine  naheliegende  Erscheinung  erwarten.  Da  ferner  die  Foraminiferen 
anf  dem  Grunde  des  Meeres  leben,  während  sich  die  kieselschaligen  Polycystinen  in  den  höheren 
Schichten  des  Wassers  aufhaltcn,  so  wird  man  voraussichtlich  nicht  auf  gleichzeitiges  Auf- 
treten von  Polycystinen-  und  Foraminiferenformen  zn  rechnen  haben. 

Auf  diesem  meines  Wissens  bisher  erst  wenig  betretenen , streng  kritisch  • naturhistoriseben 
Wege  nmi '),  welcher  alle  nur  irgend  verwerthbaren  Merkmale  zu  Hülfe  nimmt,  sollte  — wie  ich 
hoffe,  zu  ermitteln  sein: 

Ob  die  an  irgend  einer  Stello  der  Erde  gefundenen  geschlagenen , geschliffuuen  oder  beide 
Eigenschaften  vereinigenden  Kiesel  Instrumente  aus  einem  Material  hergestellt  sind,  welches  an 
Ort  und  Stelle  oder  in  nächster  Nähe  (z.  B.  wo  cs  sich  um  Höhlen,  Reuthierstaüonen  n.  s.  w. 
handelt)  anstehend  gefunden  wird  oder  durch  Gletscher-  oder  Wassertransport  in  entferntere 
Gegenden  geführt  wurde,  wofür  die  entsprechenden  Merkmale  der  Moränen  oder  Diluvialablage- 
rungen den  Ausschlag  geben  müssen , oder  oh  all«  jene  Momente  für  die  betreffende  Gegend  sich 
nicht  geltend  machen  hissen  und  also  an  eine  V e r s c h 1 e p p n n g von  Rohmaterial  für  Kieselinstrn- 
mentc  oder  von  letzteren  selbst  auf  weit  entlegene  Strecken  Seitens  der  wnndernden  prähistorischen 
Völker  zu  denken  sei. 

Wenn  Archäologen  und  Ethnographen  vor  diesem  von  mir  proponirten  Wege  zurüek- 
schrccken  sollten,  so  muss  ich  denselben  Folgendes  entgegenhalten.  Sobald  man  sich  Seitens  jener 
Forscher  ans  der  Art  der  Bearbeitung  der  Kicsclgestcinc  gewisse  Schlüsse  zn  ziehen  erlaubt,  wie 
dies  notorisch  geschehen  ist,  so  müssen  letztere  auch  nach  jeder  Richtung  stichhaltig  sein. 

Wie  wenig  ich  mich  als  Mineraloge  dem  Gedanken  anschliessen  könne,  dass  geschlagene 
Kieselwerkzcuge  eine  tiefere,  rohere  Cultnntufe  repräsentiren , als  geschliffene  Beile  aus  krystalli- 
nisclien  Felsarten,  darüber  habe  ich  mich  schon  früher  im  Archiv  1875,  VIII,  239  bis  243,  iin 
Corresp.-Bl.  1875,  No.  12,  Suite  91  und  im  Obigen  nun  ausführlich  geäussert  — Ernstliche  Ein- 

*)  Vergleiche  übrigens  W.  Baer,  Der  vorgeschichtliche  Mensch.  Ausg.  v.  Hellwold,  Leipzig,  1S74,  S.  53. 


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291 


Ueber  prähistorische  Kieselwerkzeuge. 

würfo  gegen  jene  Anschauungen  sind  mir  noch  nicht  zn  Gesicht  gekommen,  gleichwohl  habe  ich 
beim  gelegentlichen  Lesen  von  archäologischen  Schriften,  bei  anthropologischen  CongresBen  den 
Eindruck  gewonnen,  dass  man  von  der  alten  Anschauung  noch  nicht  abgekommen  ist.  Ich  möchte 
aber  nur  Jedem,  der  sich  hiferfur  ein  eigenes  Urtheil  bilden  will,  empfehlen,  dass  er  selbst  mit  eigener 
Iland  einem  Feuersteinbrocken  zuerst  die  „rohere  Bearbeitung“  wohlgeinerkt  ohne  Hammer  zu 
Theil  werden  lasse,  ihn  in  die  Form  eines  Beiles  zu  bringen  und  dann  zusehe,  ob  er  noch  Lust 
habe,  eine  besonders  höhere  Culturstufe  darin  zu  erblicken,  dass  ein  solches  Beil  von  einem  Ar- 
beiter der  ersten  Steinzeit  auch  gelegentlich  noch  geschliffene  Flüchen  bekommen  habe;  anderer- 
seits möge  sich  Jeder  Oberzeugen,  ob  es  ihm  etwa  leicht  gelinge,  durch  Zuschleifen  allein  aus 
einem  Feuersteinknollen  eine  Beilform  herauszubekommen. 

Um  alle  diese  Fragen,  über  welche  Seitens  der  Archäologen  bis  auf  den  heutigen  Tag  einer- 
seits ohne  eigene  Versuche  der  Herstellung,  andererseits  auch  ohne  die  Mineralogen  vom 
Fache  darüber  zu  hören,  abgenrtheilt  wird  und  auf  deren  Lößung  auch  Hypothesen  aufgebaut 
wurden,  mir  von  ganz  unbefangenen  Technikern  beantworten  zu  lassen,  zog  ich  unter 
Vorweisung  des  Materials  erstlich  Stein-  and  Bildhauer,  andererseits  Stei n pflasterer  zu 
Rathe,  ohne  ihnen  auch  nur  entfernt  anzudeuten,  welche  Ansicht  ich  selbst  von  der  Sache  habe; 
ich  denke  wohl,  dass  diese  Künstler,  beziehungsweise  Obwerbsleute,  ausser  den  Mineralogen,  das 
allerunbefangenste  und  gründlichste  Urtheil  in  der  Sache  haben  werden. 

So  sprach  sich  Herr  Bildhauer  Knittel  hier,  sowie  Herr  Krcmbs  jun.,  dessen  Familienfinna 
die  Herstellung  des  Stra&senpflaHtcrs  sowie  des  Mosaiktrottoirs  in  Freiburg  übernommen  hat,  ganz 
unabhängig  von  einander,  mit  aller  Entschiedenheit  dahin  aus,  dass  es  eine  grössere  Kunstfertigkeit 
erfordere,  vollends  bloss  mit  Stein  gegen  Stein  — wie  es  die  prähistorischen  Menschen  thun 
mussten  — arbeitend,  aus  einem  Fenergteinknollen  durch  Zuschlägen  ein  Beil  oder  gar  noch 
eine  Lanzen  - oder  Pfeilspitze  zu  formen , als  entweder  die  Beile  selbst  nachher  noch  zu  schleifen 
oder  als  aus  einem  Bachge rolle  '),  welches  annähernd  die  für  irgend  ein  Steingcräth  gewünschte 
Form  schon  besitzt,  durch  Schleifen  auf  einem  geeigneten  Schleifstein  vollends  die  Beilform  hcr- 
zustellon  und  eine  schneidende  Kante  zu  erzielen. 

Ich  werde  übrigens  bei  nächster  Gelegenheit  noch  weiter  gehen  und  mir  durch  hierzu  taug- 
liche Arbeiter  aus  Feuersteinknollen  Steinbeile  ohne  Anwendung  von  Hämmern  und  dann  sogar 
auch  unter  Benutzung  solcher  herstellen  lassen,  ebenso  aus  Bachgeröllen  krystallinischer  Gesteine 
geschliffene  Beile  durch  solche  Leute  fertigen  und  dann  diese  Arbeiter  selbst  reden  lassen,  welches 
Operat  sie  höher  stellen. 

Uebrigens  gesteht  doch  u.  A.  auch  W.  Baer  (Der  vorgeschichtliche  Mensch,  herausgegeben  von 
Schaaffhausen  und  Uellwald,  Leipzig,  1874.  8.  Seite  161)  zu,  dass  die  Arbeit,  den  Feuer- 
steinknollen die  geeignete  Form  zu  geben,  trotz  ihrer  Einfachheit  (?)  sich  schwer  nachmachen  lasse, 
nennt  sogar  die  Pfeilspitzen  und  Sägen  aus  Feuerstein  „Meisterstücke  der  Geschicklichkeit  und 
Geduld“  — Seite  59  meint  aber  auch  er,  dass  die  Menschen  das  Schleifen  erst  später  lernten. 

*)  Ich  habe  zur  Genüge  den  Nachweis  geliefert,  dass  die  polirten  Beile  aus  Nephrit,  Jadeit,  Chloromelanit 
sowohl  als  auch  aus  beliebigen  kristallinischen  Felsarten  der  Mehrzahl  nach  bei  genauem  Xachsuclieti  mit  dem 
freien  Auge  oder  not  lügen  falls  mit  der  Lupe  irgendwo  in  einer  Vertiefung  die  unverkennbaren  Merkmale  des 
Gerölls  noch  wahrnehmen  lassen,  in  Form  von  feineren  oder  gröberen  Runzeln,  welche  — eben  weil  in  Ver- 
tiefungen liegend  — durch  das  Schleifen  nicht  zerstört  wurden.  Diese  Beobachtung  machte  ich  an  geschliffenen 
Beilen  aller  Erdtheile. 

37* 


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292 


H.  Fischer, 


Ich  frage  aber  einfach,  wer  denn  wohl  den  Beweis  zu  fuhren  gedenke,  dass  den  Menschen 
in  der  allerersten  Periode  gerade  überall,  wo  sie  sich  befanden,  Quarze  mit  dem  muschligen, 
scharfkantigen  Bruch  des  Feuersteins  zur  Herstellung  geschlagener  Instrumente  zu  Gebot  standen 
und  warum  sic  nicht,  in  Ermangelung  solcher,  die  Gerülle  krystallinUcher  Gesteine  auch  in  jener 
Zeit  schon  sollten  haben  zu  Beilen  schleifen  können? 

Um  nnn  der  Wahrheit  möglichst  naher  zu  rücken,  wollte  ich  den  Forschern  im  prähistorischen 
Gebiet  durch  Publication  der  beigeschlossenen  Karte  Gelegenheit  geben,  zunächst  wenigstens  ein- 
mal für  Europa  das  Vorkommen  derjenigen  anstehenden  Formationen  rasch  zu  überblicken, 
welche  die  llnupthcimath  für  Material  zu  Kieselinstruruenten  abgeben.  Wenn  dann  andererseits 
dereinst  aus  der  jetzt  angestrebten  prähistorischen  Karto  und  den  zugehörigen  Notizen  das  Vor- 
liegen von  Kieselinstrumcnten  in  dieser  oder  jener  Gegend  zu  entnehmen  sein  wird,  so  mag  man 
auch  mit  Rücksicht  auf  die  hier  ventilirte  Frage  klarere  Anschauungen  gewinnen. 

Wenn  sich  der  eine  oder  andere  meiner  speciellen  Fach ooll egen  an  diesen  Studien  betheiligen 
und  meine  Resultate  vorurteilsfrei  prüfen  wollte,  könnte  mir  dies  nur  erwünscht  sein.  Vorläufig 
werde  ich  durch  Weiterführung  meiner  Untersuchungen  über  die  in  den  verschiedenen  Kiesel- 
knanern  aufzufindenden  mikroskopischen  Organismen  noch  epeciellere  Anhaltspunkte  für 
deren  Abkunft  aus  den  einzelnen  Formationen  zu  gewinnen  suchen  und  bei  der  eventuellen  Er- 
langung von  Ergebnissen,  welche  auch  für  die  Leser  des  Archivs  von  Interesse  sein  können,  letzte- 
ren deren  Quintessenz  zur  Kenntnis»  bringen. 

W u8  die  beigegeben«  Karte  selbst  betrifft,  so  bezeichnet  die  helle  Schraffirung  das  Auftreten 
des  Jura,  die  dunklere  das  der  Kreideformation  als  derjenigen  Ablagerungen,  welche  zufolge  der 
obigen  Auseinandersetzungen  da«  reichlichste  Material  für  Kieselwerkzeuge  zu  liefern  vermochten. 
Um  die  Herstellung  der  Karte  nicht  zu  sehr  zu  vertheuern,  habe  ich  von  dem  Einträgen  der  Num- 
mulitcnformation,  welcher  z.  B.  in  Aegypten  die  dort  so  reichlichen  Kieselknauer  (ägyptischer 
Kugeljaspis)  angehören  sollen,  als  einer  uns  jetzt  vorerst  ferner  liegenden  Ablagerung  abgesehen. 
Für  die  anderen  Erdtheile  liegen  die  entsprechenden  Karten  bei  mir  gleichfalls  im  Entwürfe  vor 
nnd  könnten  seiner  Zeit  auf  Wunsch  zur  Publication  kommen. 


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X. 


Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher 

Beziehung. 

Von 

Dr.  L.  Beck  in  Biebrich  a.  Rh. 


Herr  Dr.  Heinrich  Schlieninnn  erwähnt  in  einem  Brief,  datirt  vorn  27. November  1878  und 
abgedruckt  in  der  Februarnummer  des  Correspondenzblattes  der  Deutschen  Anthropologischen 
Gesellschaft,  dass  er  in  Troja  in  einem  Hause  einen  durchaus  von  Rost  freien  eisernen  Dolch  ge- 
funden habe,  der,  wie  er  wörtlich  sagt,  «noch  jetzt  sehr  scharf  ist  und  überall,  wo  das  Metall  durch 
die  Patina  schimmert,  eine  stahlweisse  Farbe  hat,  in  Folge  dessen  er  mir  Meteoreisen  zu 
sein  scheint“. 

Diese  nur  auf  die  lichte  Farbe  begründete  Hypothese,  die  durch  keine  anderen  chemischen 
oder  physikalischen  Gründe  unterstützt  wird , könnte  als  eine  unwahrscheinliche  Conjectur  mit 
Stillschweigen  übergangen  werden,  wenn  sie  nicht  den  Beweis  lieferte,  wie  verbreitet  die  Vor- 
stellung ist,  dass  der  urgesehichtlichc  Mensch  zuerst  das  Meteoreisen  gekannt  und  verarbeitet  habe. 
In  der  That  findet  man  diese  Behauptung  in  vielen  Lehr-  und  Schulbüchern.  Es  mag  diese  Hypo- 
these den  Laien  in  metallurgischen  Dingen , der  Meteoreisen  und  unser  künstlich  bereitetes  Eisen 
für  identisch  halt,  Behr  eiuleuohten,  sie  erfordert  aber  für  den  Fachmann  einer  sorgfältigen  Prüfung, 
und  ist  es  zunächst  der  Zweck  der  folgenden  Zeilen,  die  Frage  der  technischen  Verwendbarkeit 
des  Meteoreisens  einer  Untersuchung  zu  unterziehen. 

Die  wissenschaftliche  Thatsachc,  dass  meteorisches  Eisen  existirt,  d.  h.,  dass  metallische  Eben« 
massen  zeitweise  aus  dem  unbekannten  Weltraum  durch  die  Atmosphäre  auf  die  Erde  gelangen, 
ist,  trotz  mancherlei  älteren  Ueberlieferungen,  erst  seit  Anfang  dieses  Jahrhunderts  anerkannt.  Im 
vorigen  Jahrhundert  behandelte  man  noch  die  älteren  Berichte  als  Mährchen,  was  allein  schon  be- 
weist, wie  spärlich  die  Zahl  der  Meteorfalle  ist  und  wie  selten  solche  beobachtet  werden.  Die  An- 
erkennung der  Meteoriten  in  der  Wissenschaft  ist  für  die  Geschichte  unserer  Erkenntnis»  von 
nicht  geringem  Interesse.  Obgleich  die  Erscheinung,  dass  zuweilen  mineralische  Massen  aus  der 
Luft  auf  die  Erde  fielen,  bereits  iin  Alterthum  bekannt  war,  so  wurde  sie  doch  von  den  skeptischen 
Gelehrten  des  vorigen  Jahrhunderts  gänzlich  in  Abrede  gestellt.  Bereits  die  parische  Marmor- 
ebronik  berichtet  von  einem  Meteorsteinfall,  der  im  13.  Jahrhundert  vor  Christus  sich  ereignete.  Im 


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294 


Dr.  L.  Beck, 


Jahre  465  vor  Christi  wurde  io  Thracien  am  Flusse  Aegos  ein  solcher  Steinfall  beobachtet,  über 
den  Plutarch  und  Plinios  berichten.  Solche  Steine  wurden  zuweilen  als  Ileiligthumer  verehrt,  be- 
sonders im  westlichen  Asien,  wo  sie  als  Opfersteine  bei  den  Blatopfern  dienten.  Ein  solches 
Ileiligthum  ist  auch  der  angeblich  als  leuchtender  Rubin  vom  Himmel  gefallene,  aber  durch  die 
Süuden  der  Menschen  schwarz  gewordene , jetzt  in  Silber  gefasste  Stein  Hadschar-el-Aswad  in  der 
Kaaba  zu  Mekka.  Es  ist  dies  der  älteste  aufbewahrte  Meteorit,  da  sich  das  angebliche  Meteor- 
eiseu  von  Pompeji  durch  die  Untersuchung  von  Gustav  Rose  als  künstliches  Eisen  erwiesen 
hat  Der  erste  von  Zeugen  beobachtete  und  actenmässig  beschriebene  Meteorsteinfall  war  der 
von  Ensisheim  am  7.  November  1492,  wobei  ein  260  Pfuml  schwerer  Stein  „mit  grossem  Donner- 
klapf  von  den  Lüften  herabfiel“.  Auf  Befehl  Kaiser  Maximilians  wurde  dieser  merkwürdige  Stein 
in  der  Kirche  aufbewahrt. 

Die  früheste  bestimmte  Nachricht  über  meteorisches  Eisen  giebt  ans  Plinius,  der  in  seiner 
hist  nat  II,  59  folgenden  Fall  erzählt:  item  ferro  in  Lucanis  (pluisse)  anno  antequam  M.  Crassus 
in  Parthis  interemtus  est  (53  vor  Christi),  omnesque  cum  eo  Lucani  in i Utes,  quornm  magnus  mime- 
rus  in  exercitu  erat  Effigies  quae  pluit  spongiarum  fere  similis  erat 

Aricentia,  der  in  Bokhara  geboren  war  und  von  978  bis  1036  lebte,  schildert  einen  inter- 
essanten Meteoreisenfall.  Bei  Burgea  iu  Persien,  sagt  er  in  seinem  Tractat  de  conglutinatione 
Iapiduni,  sei  ein  Stück  Eisen  100  Mark  schwer  vom  Himmel  gefallen,  das  wegen  seiner  Härte  fast 
unzerbrechlich  war.  Doch  schickte  man  ein  Stück  davon  an  König  Torat,  welcher  befahl,  dass 
man  Degen  und  Schwerter  aus  der  Masse  anfertigen  solle.  Aber  die  Schmiede  waren  nicht  im 
Stande,  sie  zu  zerbrechen  noch  zu  verarbeiten. 

Aucii  Georg  Agrioola  (1490  bis  1555),  der  Vater  der  montanistischen  und  metallurgischen 
Wissenschaft,  wusste,  dass  zuweilen  Eisen  vom  Himmel  fiele,  allerdings,  wie  es  scheint,  hauptsäch- 
lich aus  arabischen  Mittheilungen.  Er  erwähnt  die  Nachricht  des  Ariccnna  und  fügt  hinzu:  „Ara- 
bös  autem  dicunt,  enses  Alemanicos,  qui  optimi  sunt,  ex  ejusmodi  ferro  fieri“.  Dies  sei  indessen 
unwahr  und  würden  die  Araber  in  diesem  Punkte  von  den  Kaufleuten  belogen,  denn  den  Germanen 
fiele  das  Eisen  nicht  vom  Himmel. 

Ferner  berichtet  der  gelehrte  Skaliger  von  einem  Meteoreisenfall  und  fügt  nach  der  damaligen 
Ansicht  der  Alchymistcn  über  die  Entstehung  dieser  Naturerscheinung  hinzu:  „ferrura  igitur  a 
raaximi  coeli  concreari  potestate“. 

Trotz  allen  diesen  Ueberlieferungen  und  Zeugnissen  der  angesehensten  Gelehrten  wurde  im 
18.  Jahrhundert,  insbesondere  von  rationalistischer  Seite,  die  Existenz  von  Meteorsteinen,  das  Vor- 
kommen von  Meteoritenfüllen  in  Abrede  gestellt  und  die  Ansicht,  dass  derartige  Körper  vom 
Himmel  fallen  könnten,  verpönt  und  verspottet.  Die  Auffindung  der  grossen  Eisenmasse  von 
Krasnojarsk  durch  den  berühmten  russischen  Reisenden  Pallas  lenkte  wieder  die  Aufmerksamkeit 
auf  diese  Frage.  Diese  700  bis  800  Kilo  schwere  Masse,  die  den  Eingeborenen  lange  bekannt 
war,  wurde  1749  zuerst  von  einem  Kosacken  Medwedeff  am  Jenisei  aufgefunden.  Durch  diesen 
erhielt  der  russische  Gelehrte  davon  Kenntnis«,  der  sie  177*2  aufsuchtc  und  den  ganzen  Block  nach 
Petersburg  verbringen  liess. 

Der  Fundort  war  auf  einem  Gebirgsrücken  zwischen  den  Nebenflüssen  Ubei  und  Siaim  wenige* 
Meilen  zur  Rechten  des  Jenisei.  Die  Masse  bestand  nicht  aus  derbem  Metall,  sondern  aus 
einem  bienen  wabenähnlichen  Netzwerk  von  Eisen,  dessen  Zellen  mit  einem  oliviuähnlichen 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  295 

Silicat  aasgefüllt  sind.  Palla«  beschreibt  sie  «ehr  gut  folgendermaassen1):  „Die  ganze  Wache 
scheint  eine  rotlie,  eisensteinartige  Schwarte  gehabt  zu  haben.  Das  innere  Wesen  derselben  ist 
ein  geschmeidiges,  weissbrüchiges,  wie  ein  grober  Seeschwamm  löcherich  ausgewebtes  Eisen, 
dessen  Zwischenräume  mit  runden  und  länglichen  Tropfen  des  schönsten  Olivins  erfüllt  sind , den 
man  kennt“  — Die  Tataren  betrachteten  es  als  ein  vom  Himmel  gefallenes  Ileiligthum  und  es 
hatte  sich  bei  ihnen  die  Kunde  erhalten,  dass  früher  viele  solcher  Massen  vom  Himmel  gefallen 
seien.  Pallas  hielt  diese  Ueberlieferungen  im  Geist  der  damaligen  Wissenschaft  für  Fabeln  und 
sah  in  der  Masse  nur  ein  ausserst  merkwürdiges,  unerklärliches  Naturproduct  Der  deutsche  Pri- 
vatgelehrte Chladni  war  der  erste,  der,  nachdem  er  sich  lange  mit  dem  Gegenstand  beschäftigt 
hatte,  im  Jahre  1794  es  wagte,  die  Pallasmasae  für  meteorischen  Ursprungs  zu  erklären.  Er  erregte 
das  Gelächter  der  Fachgelehrten  und  selbst  klart;  Köpfe  wie  Lichtenberg  fielen  mit  Hohn  und 
Spott  über  ihn  her.  Solcher  Verhöhnung  war  noch  einige  Zeit  lang  nachher  ein  jeder  ausgesetzt, 
der  Miene  machte,  ernstlich  an  die  Existenz  von  Meteoriten  zu  glauben,  in  Folge  dessen  sogar  von 
den  Vorstehern  öffentlicher  Sammlungen  die  als  Meteorsteine  und  Meteoreisen  bezcichncten  Exemplare 
heimlich  entfernt  und  fortgeworfen  wurden;  solches  geschah  in  Dresden,  Wien,  Kopenhagen,  Bern 
und  anderen  Orten.  Da  ereignete  sich  am  16.  Juni  1794  am  Tage  bei  heiterem  Himmel  der'Stein- 
regen  von  Siena  in  Toskana.  Natürlich  erregte  er  grosses  Aufsehen,  doch  acoeptirte  man  gern 
die  Hypothese  Hamiltons,  der  die  Steine  für  Auswürflinge  des  50  Meilen  entfernten  Vesuvs,  der 
allerdings  18  Stunden  früher  eine  Eruption  gehabt  hatte,  erklärte.  Diese  Theorie  hielt  aber  nicht 
Stich,  als  schon  im  nächsten  Jahre  am  13.  Decentber  1795  bei  Woodcoitago  in  Yorkshire  der  Fall 
eiiieH  56  Pfund  schweren  Steiues  beobachtet  wurde,  indem  hier  weit  und  broit  kein  Vulcan  nach- 
zu weisen  war,  da  der  nächste,  der  Hekla,  170  Meilen  in  der  Luftlinie  entfernt  war.  Durch  diesen 
Fall  wurde  Howard  zu  einer  gründlicheren  and  unbefangenen  Untersuchung  veranlasst  und  von 
ihm  der  meteorische  Ursprung  bestätigt.  1798  fiel  ein  eisenreicher  Meteorstein  bei  Benares  in 
Bengalen,  den  er  chemisch  untersuchte  und  hierdurch  zum  ersten  Male  den  charakteristischen,  hohen 
Nickelgehalt  (ergab  ihn,  allerdings  zu  hoch,  auf  35  Proc.  an)  des  Meteoreisens  uaebwies.  Auf 
Grund  chemischer  Analyse  erklärte  er  auch  das  Eisen  von  Otutnba  in  Brasilien , sowie  das  Pallas- 
eisen Krasnojarsk  für  meteorischen  Ursprungs.  Diese  Publicationen  ermuthigten  nun  auch  den 
deutschen  Chemiker  Klaproth,  der  sich  schon  längere  Zeit  im  Stillen  mit  der  Frage  beschäftigt 
hatte,  mit  seinen  Analysen  hervorzutreten  *).  Dieselben  bestätigten  den  Nickelgehalt  de»  Meteor- 
eisens, obgleich  im  Gegensatz  zu  Howard  seine  Bestimmungen  summtlich  zu  gering  ausgefallen 
sind.  In  der  Eisen massc,  die  am  26.  Mai  1751  Abends  6 Uhr  in  der  Nähe  von  Agram  gefallen  war 
und  die  im  Wiener  naturwissenschaftlichen  Cabinet  zum  Theil  aufbewahrt  wurde,  hatte  er  96,5  Proc. 
Eisen  und  3,5  Proc.  Nickel  ermittelt3).  — Nachdem  die  französische  Akademie  der  Wissenschaften 
noch  kurze  Zeit  zuvor  durch  Abstimmung  per  majora  beschlossen  hatte,  dass  es  keine  Meteorstein- 
ialle  gäbe,  trat  jetzt  auch  der  berühmte  französische  Gelehrte  und  Akademiker  La  Place  mit  der 
Hypothese  hervor,  dass  die  betreffenden  Steine  durch  Eruptionen  der  Mondvulcane  auf  die  Erde 
geschleudert  würden.  — Hierzu  wäre  aber  eine  anfängliche  Wurfgeschwindigkeit  von  7800  Fuss 
in  der  Secunde,  also  etwa  die  fünffache  Anfangsgeschwindigkeit  einer  abgeschossenen  Kanoncn- 

*)  Palls«,  Rftiaou  etc.  UI,  411. 

*)  Abhandl,  der  Perliner  Akad.  d.  Wisse iwchaften,  5.  Januar  1863. 

*)  Neuere  Analysen  vou  Werle  und  Kolger  geben  8,18  und  11,84  Proc.  Nickelguhalt. 


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296 


Dr.  L.  Beck, 


kugel  erforderlich.  Solche  Eruptionen  gieht  es  auf  dem  Monde  nicht  und  ist  diese  Vermittelungs- 
theoric  längst  verlassen.  Zn  grösserer  Beschämung  der  Akademie  und  wie  rum  Hohn  auf  den 
nicht  lange  zuvor  gefassten  Majoritätsbeschluss  ereignete  sich  am  26.  April  1803  der  grosse  Stein- 
fall  von  l’Aigle  in  der  Normandie,  der  in  mindestens  12  Ortschaften  von  hunderten  von  Zeugen 
beobachtet  wurde.  Nachmittags  1 Uhr  erschien  aus  heiterem  Himmel  eine  weit  Bichtbare  Feuer- 
kugel, gestaltete  sich  zu  einer  kleinen  Wolke,  die  6 bis  6 Minuten  ein  schreckliches  Getöso,  wie 
Kanonendonner  und  Gewehrfeuer  erzeugte  und  ans  der  2000  bis  3000  zischende  Steine,  von  denen 
der  grösste,  der  aufgehoben  wurde,  17*/j  Pfund  wog,  auf  einer  elliptischen  Fläche  von  21/,  Lieues 
Länge  und  1 Lieu  Breite  niederficlen  ■). 

Nach  dem  Fall  von  l’Aiglc  verstummten  alle  Zweifler  und  sind  denn  auch  seit  jeDer  Zeit  noch 
viele  Meteoritenfälle  direct  beobachtet  worden,  von  denen  wir  nur  einige,  durch  besondere  Um- 
stände bemerkenswerthe , hervorheben  wollen.  So  fiel  am  27.  Deccmber  1848  gegen  Abend  bei 
Schic,  Amt  Akersliuus  in  Norwegen,  ein  Meteorstein  auf  das  Eis,  ricochetirte  und  blieb  liegen. 
— Der  Finder  des  Steins  hiess  Dalsplads  und  wird  deshalb  dieser  Stein  oft  irrthfimlich  mit 
diesem  Namen  bezeichnet,  während  es  Hegel  ist,  die  Meteoriten  nach  dem  Fundort  zu  benennen. — 
Am  14.  Juli  1860  fiel  bei  Dhurmsalla  in  Ostindien  ein  glühender  Stein  mit  geschmolzener  Kinde 
in  mehreren  Stöcken  zur  Erde,  als  mau  sic  aber  kurz  darauf  auflieben  wollte,  waren  sic  so  kalt, 
dass  man  sie  nicht  anfassen  konnte.  Die  oberflächliche  Erhitzung,  durch  Reibung  beim  Durch- 
fliegen der  Atmosphäre  entstanden,  war  rasch  verschwunden,  denn  der  Stein  führte  die  Tempera- 
tur des  Weltraumes  ( — 50*)  mit  sich. 

Vor  gediegenem  Meteoreisen  war  das  von  Klaproth  untersuchte  von  Agram  lange  das  allein 
bekannte.  1811  lenkte  Professor  Neumann  in  Prag  die  Aufmerksamkeit  auf  einen  191  Pfund 
schweren  Eiscnblock , welcher  der  Tradition  nach  bei  Elbogen  in  Böhmen  vom  Himmel  gefallen 
war,  dort  verwahrt  wurde  und  unter  dem  Namen  „der  verwunsclme  Burggraf*  den  Mittelpunkt 
vieler  Sagen  der  Umgegend  bildete.  Die  chemische  Analyse  ergab  einen  Geliait  Ton  88,2  Thln. 
Eisen , 8,5  Thln.  Nickel , 0,6  Thln.  Kobalt  und  2,2  Thln.  Phosphor , es  war  also  ein  normales  Me- 
teoreisen. Nachdem  man  die  charakteristischsten  Eigenschaften  des  meteorischen  Eisens  nicht  nur 
in  chemischer,  sondern  auch  in  physikalischer  Beziehung  erkannt  hatte,  indem  v.  Widmann- 
stätten  die  eigenlhümliche , krystallinischc  Structur,  die  nach  dem  Aetzen  der  glatten  Flächen  er- 
scheint und  die  unter  dem  Namen  der  Widmannstiitten'schen  Figuren  bekannt  sind,  im  Jahre 
1808  beschrieben  hatte,  so  fing  man  jetzt  an,  viele  alte,  längst  bekannte  Eisenbleche  auf  ihren  me- 
teorischen Charakter  zu  untersuchen  und  bei  dem  allgemeinen  Interesse,  welchen  der  Gegenstand 
bereit«  erregte,  wurden  auf  diese  Weisf  viele  neue  Eisenmeteorite  aufgefunden:  so  1814  der  von 
Lcnarto  im  Sarosser  C'omitat,  1829  das  Eisen  von  Bohumilitz,  besonders  aber  die  zahlreichen 
Eisenmassen  in  Amerika  zum  Thcil  von  ausserordentlicher  Grösse,  wie  z.  B.  die  von  Durango  in 
Mexiko,  von  der  Humboldt  1811  berichtete,  40000  Pfund  schwer,  der  von  Bcmdego,  den  Do- 
mingo da  Mota  Bothclo  schon  1784  entdeckt  hatte,  ungefähr  15000  Pfund,  das  schon  erwähnte 
Otumbaeisen  oder  genauer  Tucuman,  Kio  de  la  Plata,  1783  von  Indianern  entdeckt,  über 
30000  Pfund  Gewicht. 


1)  Siebe  Gilbert'*  Anoaleu  15,74  und  1U,44  und  70. 


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Pas  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlieher  Beziehung.  297 

In  Nordamerika  machte  sieb  Shepard  vornehmlich  um  die  Untersuchung  der  Meteoriten  ver- 
dient. Kr  kannte  184C  bereits  22  Fundurte  in  den  Staaten,  darunter  den  Ober  3000 Pfund  schweren 
Block  vom  Red  River,  Texas,  wegon  dem,  weil  man  ihn  für  Platins  hielt,  zwei  kostspielige  Expe- 
ditionen ausgerüstet  worden  waren.  In  den  Vereinigten  Staaten,  und  zwar  in  Tennessee,  ereignete 
sich  im  Jahre  1835  am  letzten  Juli  oder  am  ersten  August  nach  Agram  der  erste  MetcorvisenfaU  vor 
Zeugen.  Auf  den  Feldern  von  Dickson  fiel  vor  den  Augen  mehrerer  Arbeiter  aus  einem  explodi- 
renden  Meteor  ein  Körper  auf  ein  Bnumwollenfeld,  auf  welchem  bald  darauf  beim  PHügen  ein 
9 Pfund  schweres  Stück  Meteoreisen  aufgefunden  wurde. 

Der  dritte  und  merkwürdigste  Fall  vor  Zeugen  ereignete  sich  aber  zu  Hanptmannsdorf  bei 
Braunau  auf  der  böhmisch -schlesischen  Grenze  am  14.  Juli  1847,  Morgens  31/*  Uhr.  Es  bildete 
sich  am  Himmel  eine  Wolke,  die  mit  einem  Male  erglühte;  Blitze  zuckten  nach  allen  Riehtuugcn 
und  zwei  Feuerstreifen  führen  zur  Erde  mit  heftigem  Doppelknall,  der  alle  Bewohner  weckte.  In 
einem  3 Fuss  tiefen  Loche  fand  sich  das  eine  42  Pfund  und  G Lotli  schwere  Stück  Eisen,  das  nach 
G Ständen  noch  so  heiss  war,  dass  es  Niemand  anfassen  konnte;  das  zweito  von  30  Pfund  und 
IG  Loth  fiel  durch  das  Schindeldach  eines  armen  Mannes  in  das  Schlafzimmer  seiner  Kinder,  ohne 
zu  zünden.  Der  Mann  war  der  Meinung,  der  Blitz  habe  eingcschlagen  and  ahnte  nichts  von  der 
Sache.  Erst  am  folgenden  Tage,  am  15.  Juli,  wurde  das  Stück  nach  eifrigem  Suchen  unter  den 
Trümmern  der  Kammerwand  aufgefunden. 

Unter  den  sonstigen  Meteoreisenfunden  bietet  das  Eisen  von  Disko  in  der  Baffinshay  ein  be- 
sonderes Interesse  dar,  da  sich  hier  Eisenmassen  im  Basalt  oingeschlossen  fanden.  Sic  müssten 
also,  wenn  ihr  meteorischer  Charakter  fest  stände,  bereits  in  einer  früheren  geologischen  Epoche 
auf  die  Erde  gelangt  sein.  Wir  kommen  auf  diese  Frage  später  noch  einmal  zurück.  Erwähnen 
müssen  wir  hier  noch,  dass  Graham  im  Eisen  von  LenartO1)  das  2,85fachu  Volum  absorhirten 
Gases  fand,  welches  neben  wenig  Kohlenoxyd  und  Stickstoff  86  Proc.  Wasserstoff  enthielt  Da 
unser  irdisches,  künstlich  bereitetes  Eisen  nur  Koblcuoxydgas  und  von  diesem  bei  normalem  Druck 
nur  ein  Volumtlieil  enthält,  „so  muss“,  meint  Graham,  „das  Metcoreisen  aus  einer  dichteren 
Wassers  loffatmosphäro  stammen:  cs  ist  der  Wasserstoff  irgend  eines  Fixsternes,  welchen  uns  das 
Material  in  seinen  Poren  mitbringt“. 

Nach  dieser  historischen  Einleitung,  die  zur  Genüge  die  Thatsache  feststellt,  dass  zeitweilig 
meteorische  Körper  aus  der  Atmosphäre  auf  unsere  Erde  gelangen,  wollen  wir  die  Eigenschaften 
des  meteorischen  Eisens, „die  wir  znra  Theil  vorübergehend  schon  erwähnt  haben,  etwas  näher 
betrachten. 

Das  Metcoreisen  ist  in  chemischer  und  physikalischer  Beziehung  durchaus  verschieden  von 
unserem  künstlich  dargestellten  Eisen  und  besitzt  so  charakteristische  Eigenschaften,  dass  diese 
ein  nahezu  untrügliches  Kriterium  zwischen  siderisehem  und  tcllurischcm  Eisen  abgehen. 

Das  meteorische  Eisen  ist  fast  niemals  eine  homogene  Masse,  wie  dies  unser  Kunsteisen  ist. 
So  abweichend  weisses  und  grnnes  Roheisen,  Stahl  und  Schmiedeeisen  unter  sich  sind,  so  erscheint 
doch  jede  dieser  Eisensorten  in  sich  gleichartig.  Das  Meteoreisen  dagegen  stellt  sich  fast  stets 
als  ein  aus  verschiedenen  Individuen  zusammengesetzter  Körper  dar.  Bemerkenswerth  ist  bereit* 
der  allmälige  Uebergaug  von  Meteorstein  zun:  Meteoreisen.  Zeigen  schon  die  meisten  Meteor- 


*)  Siehe  Pozgenilorff's  Atmeten  lat,  151. 

Archiv  für  Anthropologie.  lij.  XII. 


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298 


Dr.  L.  Beck, 


steine  Einsprengungen  von  nickelhaltigom  Eisen,  so  nehmen  diese  bei  den  „Mesosid  enteil“  der 
Art  zu,  dass  sie  sich  als  ein  körniges  Gemenge  von  Meteoreisen  mit  Magnetkies,  Olivin  und  Augit 
darstellen.  Bei  weiterer  Zunahme  des  metallischen  Eisens  entstehen  die  „Pallasite“,  bei  denen  das 
Eisen  ein  zeitiges  Gerippe  bildet,  das  mit  Krystallen  von  Olivin  porphyrartig  erfüllt  ist.  Der 
Uebergmng  der  Pallasite  zu  dem  derben  Meteoreisen  findet  ebenfalls  durch  Zwischenstufen  statt. 
Endlich  stellt  sich  das  derbe  Meteoreisen  selbst  wieder  als  eine  Verwachsung  selbständiger  Indi- 
viduen von  verschiedener  Zusammensetzung  dar.  In  chemischer  Beziehung  ist  das  ^leteoreisen 
zunächst  durch  das  Nichtvorhandensein  chemisch  gebundenen  Kohlenstoffs,  ferner  durch  seinen 
hohen  Nickelgehalt  gegenftber  dem  fabricirtcn  Eisen  charakterisirt.  Derselbe  schwankt  meist 
zwischen  C und  10  Proc.,  während  künstliches  Eisen  kein  Nickel  oder  höchstens  nur  bis  ein  halbes 
Procent  davon  enthält.  Das  Nickel  ist  aber  nicht  gleichmassig  in  dem  Meteoreisen  vertheilt,  sondern 
es  bildet  verschieden  zusammengesetzte  Verbindungen  theils  nur  mit  Eisen,  thcils  mit  Eisen  und 
Phosphor.  Diese  verschiedenen  Körper  krystallisiren  selbständig  neben  einander  aus,  jedoch  alle 
unter  demselben  tesseralen  Krystallisationsgesetz,  dem  der  Hauptbestandteil,  das  Eisen,  unterworfen 
ist  Dadurch  entstehen  jene  eigentümlichen  Verwachsungen  von  Krystallindividuen,  welche  dem 
Meteoreisen  eigen  sind  und  welche  die  Veranlassung  zu  den  Widmannstfittcn’schen  Figuren  geben. 

Feilt  oder  schleift  man  Meteoreisen  an,  so  erscheint  es  uns,  abgesehen  von  etwas  lichterer 
Färbung,  nicht  wesentlich  verschieden  von  gewöhnlichem  Eisen;  setzt  man  aber  di«  glatten  Flächen 
einer  schwachen  Säure  aus,  oder  lässt  man  die  polirto  Fläche  im  Feuer  anlaufcn,  so  erscheinen 
Zeichnungen,  die  eine  gewisse  Regelmässigkeit  nach  den  Spaltungsrichtungcn  des  Hexaeders  zeigen 
und  die  nach  dem  Wiener  Gelehrten,  der  sie  zuerst  beschrieben  hat,  benannt  werden.  Diese  Zeich- 
nungen treten  so  scharf  und  deutlich  auf,  dass  man  solche  geätzte  Flächen  schwärzen  und  wie 
Bachdrucktypen  Abdrucken  kann.  Die  Erscheinung  7-eigt  das  künstliche  Eisen  niemals.  Allerdings 
treten  auch  bei  manchem  Meteoreisen  diese  Figuren  sehr  undeutlich  und  kaum  erkennbar  auf,  wie 
z.  B.  hei  dem  Eisen  von  Braunau,  dessen  Fall  dort  direct  beobachtet  wurde  und  das  so  krystalli- 
nisch  und  deutlich  spaltbar  ist,  dass  das  ganze  Stück  als  ein  Krystalliudividuum  anzusohen  ist. 
Demungeacbtet,  oder  vielleicht  gerade  deshalb  sind  die  beschriebenen  Figuren  nicht  vorhanden 
und  zeigt  sich  statt  derselben  nur  eine  mikroskopisch  feine  Streifung  nach  den  Spaltungsrichtungen. 

Bei  weitem  die  Mehrzahl  aber  zeigt  die  schaa  len  förmige  Zusammensetzung  und  die  Figuren 
auf  den  Flächen.  Man  unterscheidet  hierbei  das  „Balkeneisen“  *)  (Ivamazit),  welches  die  Häupt- 
lingen, die  sich  meist  in  Winkeln  von  30,  CO  und  120  Grad  schneiden,  bildet;  das  „Bandeisen“ 
(Tänit),  welches  in  papierdunnen  Blättchen  das  Balkeneisen  umschlichst.  Das  «Fülleisen“  (PlOssit), 
welches  die  von  dem  Balkeneisen  gebildeten  Zwischenräume  ausfüllt.  Das  „Glanzeisen“  (Lam- 
prit)  bildet  glänzende,  helle  Nadeln,  die  unregelmässig  zerstreut,  auch  nicht  immer  vorhanden  sind, 
wie  dies  auch  mit  dem  gelblichen  Schwefeleisen  (Troilit)  der  Fall  ist2),  das  nur  derb,  häufig  in 
cylindrischer  Gestalt  vorkommt.  Chemisch  unterscheidet  man  noch  das  sebworlösliche  Phosphor- 
nickeleisen (Schreibersit). 

Jede  dieser  Eisen  Verbindungen  spielt  ihre  eigentümliche  Rollo  in  dem  Gewebe  der  Wid- 
mannstätten’schen  Figuren.  Doch  sind  die  einzelnen  Individuen  bei  verschiedenen  Eisenmeteorite n 

*)  Siehe  Reicbenbach,  Pogg.  Ann.  1*61,  Bd.  114.  8.  99,  250,  204,  477. 

*)  Siehe  Gustav  Hob«,  Beschreibung  und  Eintbeiluug  der  Metcuritvn.  Berlin,  1864,  S.  39. 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  299 

sehr  verschieden  entwickelt;  während  Braunau  und  mit  ihm  Arva,  Senegal,  Tarapak. a,  Green  County 
und  Smithland  nur  mikroskopische  Streifung  zeigen,  wechselt  die  Breite  des  llalkeueisens  bei 
Putnam  von  */,  mm  bis  Bohumiliz  von  4 bis  (i  mm. 

Näher  auf  die  chemische  und  physikalische  Charakteristik  des  Meteoreisens  einzugehen,  ist 
hier  nicht  am  Platze,  es  genügt,  die  wesentlichen  Unterscheidungsmerkmale  angedeutet  zu  haben 
und  wird  unsere  Ausführung  später  noeli  ergänzt  und  erläutert  werden  durch  die  Beschreibung  des 
Tolukacisens,  das  wir  unserer  speciellen  Untersuchung  unterzogen  haben. 

GewisB  geht  aus  dem  Angeführten  zur  Genüge  hervor,  dass  das  Meteor  eisen  in  seiner  Zu- 
sammensetzung wesentlich  von  unserem  Nutzeisen  abweicht  und  ist  schon  deshalb  zu  erwarten, 
dass  cs  auch  in  Bezug  auf  seine  technische  Verwendbarkeit  sich  verschieden  verhalten  wird. 

Die  Frage  der  Schmiedbarkeit  des  Meteore isens,  die  uns  besonders  intercssirt,  ist  je  nach  dem 
Ergebniss  einzelner  Versuche,  sehr  verschieden  beantwortet  worden.  Gerade  in  neuerer  Zeit 
wurde  die  Schmiedbarkeit  von  einigen  englischen  Gelehrten  wieder  angczweifelt , so  von  Pro- 
fessor Thorpo,  der  in  einem  Vortrag  in  der  Glasgow  Philosophical  Society  1872  die  Schmied- 
barkeit des  Meteoreisen»  gänzlich  in  Abrede  stellte.  Dieser  Ansicht  schloss  sich  St.  John  V.  Day 
in  seinem  1877  erschienenen  Buche  „The  prehistoric  usc  of  iron  and  Steel“  vollständig  an,  indem  er 
zur  Bestätigung  hinznfügt,  Professor  Nöggerath  in  Bonn  habe  cs  vergeblich  versucht,  Meteor- 
eisen zu  schmieden.  Solche  misslungene  Versuche  Hessen  sich  zur  Unterstützung  dieser  Ansicht 
noch  manche  anführcu,  wie  z.  B.  der  schon  von  Avicenna  erzählte  des  persischen  Königs  Torat. 
Einen  ähnlichen,  misslungenen  Versuch  lies»  Mahommed  Scyd  anstellen,  der  ebenfalls  einem 
Schmied  den  Auftrag  gab,  aus  einem  vom  Himmel  gefallenen  Klumpen  Eisen  ein  Schwert,  ein 
Messer  und  einen  Dolch  zu  fertigen,  aber  das  Eisen  flog  dem  Schmied  unter  dem  Hammer  aus- 
einander. Auch  die  vergeblichen  Versuche,  das  Eisen  von  Bitburg  in  der  Eifel  in  der  Hitze  zu 
verarbeiten,  und  als  dies  nicht  gelang,  cs  mit  Zusatz  von  anderem  Eisen  zu  verfrisehen,  dürften  hier 
erwähnt  werden. 

Da  die  Zweifel  über  die  Schmiedbarkeit  auch  durch  den  chemischen  und  physikalischen  Zu- 
stand des  Meteoreisens  unterstützt  werdcu,  indem  namentlich  ein  Nickelgehalt  von  6 oder  gar 
10  Procent  unser  Schmiedeeisen  zur  Verarbeitung  untauglich  macht,  so  war  cs  wohl  angezeigt,  diese 
Frage  einer  gründlichen  Prüfung  zu  unterziehen,  um  sie  endgültig  entscheiden  zu  können. 

Zur  Erreichung  dieses  Zweckes  wurde  zunächst  eine  möglichst  vollständige  Tabelle  aller  be- 
kannten Eisenmeteoriten  mit  Berücksichtigung  der  bezüglich  der  Schmiedbarkeit  gesammelten  Er- 
fahrungen entworfen.  Wir  haben  dabei  die  Zusammenstellung  von  Büchner1)  zu  Grunde  gelegt 
und  sie,  soweit  es  uns  möglich  war,  vervollständigt  tlicils  aus  der  Literatur,  tlicils  aus  neueren 
Katalogen  grösserer  Sammlungen.  Die  Eisenmeteoriten  sind  nach  den  Jahreszahlen  ihres  wissen- 
schaftlichen Bekanntwerdens  anfgeführt.  In  der  ersten  Ilubrik  ist  der  Fundort,  in  der  zweileu 
die  Zeit  der  ersten  Ankündigung,  während  die  beigefugten,  eingeklammcrtcn  Zahlen  die  Zeit  der 
ersten  Auffindung  bedeuten,  in  der  dritten  das  Gewicht,  in  der  vierten  unter  der  Aufschrift  „Be- 
merkungen“ ausser  verschiedenen  Notizen  besondere  das  Verhalten  unter  dem  Hammer,  ob  schmied- 
bar oder  nicht,  mitgethcilt. 


*)  Die  Meteoriten  in  Sammlungen  von  Dr.  Otto  Büchner.  Leipzig,  I86U. 


as* 


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300 


Dr.  L.  Beck, 


Tabelle  der  bekannten  Meteoreisenfunde  nach  der  Zeit  ihres 

Bekanntwerdens. 

1.  Mesosiderite  und  Pallasite  (Uebergangsstufon  von  den 
Stein-  zu  den  Eisenmeteoriten). 


F u n <1  o r t 

Zeit  des 
Bekanntwerdens 

Gewicht 

Kilogramm 

Bemerkungen 

1. 

Krasnojarsk  (Fallaseiseu) 

1749 

(von  Pallas  1772) 

700 

schmiedbar 

2. 

Steiubach  (b.  Johann  georgen stadt)  . 

1751 

? 

8. 

Imilae,  Atakama 

Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts (Philippi 
1Ö63) 

ca.  60 

viele  kleine  Stücke  — schmiedbar 

4. 

Brahin  (Gouverrnnent  Minsk)  . . . 

1810 

(Sniadecki  1822) 

100 

5. 

Singhur  bei  Phuna-Dekkan  . . . . 

1847 

15 

sehr  sah  and  dehnbar 

6. 

Rittersgrün  bei  Schwarzenberg  . . 

1847 

(Breithaupt  1861) 

86  V« 

nicht  schmiedbar 

7. 

Hain  holz,  VVestphalen  

1850 

16V, 

spröde 

8. 

Forsyth,  Tanac  County,  Missouri  . 

1858  (?) 

? 

sehr  weiss 

9. 

Rogue-River-Mountaius  (Oregon)  . 

1860 

CA.  10  0O0 

wohl  identisch  mit  2,  vielleicht 
auch  mit  6 

10. 

Breitenliach  (b.  Johnnngeorgenstadt) 

1881 

io*/. 

11. 

Sierra  de  Chaco,  Atakama  .... 

1863 

(G.  Rose) 

0,422 

12. 

Newton  County,  Arkansas  .... 

1860 

? 

13. 

Vaca  uiucrta,  Atakama 

1802 

? 

14. 

Copiapo,  Chili 

1863 

? 

15. 

Lodrun  bei  Mooltan,  Indien  .... 

1.  Oct.  1868 

? 

33  Proc.  nickelhaltiges  Eisen 

16. 

Keruouve  bei  Cbequerec,  Morbihan 

1869 

22.  Mai,  Abd.  9 Uhr 

? 

20,6  Proc.  Eisen 

17. 

Berdjausk.  TaurischeB  Dcpartm.  . . 

1878 

? 

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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschiehtlicher  Beziehung.  301 


II.  Aerosiderito  (eigentliches  Meteoreisen). 


Zeit  des 

Gewicht 

Bemerkungen 

Bekannt  Werdens 

Kilogramm 

1. 

Lucania  . . . 

52  v.  Chr. 

? 

(Pliuius) 

2. 

Burgea,  Persien 

um  1000 

100  Mark 
schwer 

(Ancenna) 

3. 

Hraachina  bei  Agram  (Oesterreich) 

1751 

26.  Mai  Abends 

49 

2 Kugeln.  1.  Analyse  v.  Klaprotk 

4. 

Senegal  (b.  Siratik  u.  Bambuk)  . . 

seit  1763  bekannt 

? 

die  Neger  verschmieden  es.  (Im 
Brit.  Mus.  als  Siderolith  auf- 
ge  fuhrt) 

6. 

Tucuman  bei  Otumba  (Rio  de  lu 
Plata) 

I7&3 

(Don  Rubin  deCclis) 

15  000 

sehr  dehnbar,  leicht  zu  hämmern 
und  zu  feilen 

6. 

Sierra  blanca,  Mexiko 

178I/S5 

1900 

5 Fundorte:  Huajuriuillo,  Couce- 
prion,  Bolson  de  Mapini,  Ve- 
negas, San  Gregor  io 

7. 

Xiquipilco,  Tolncathal,  Gebiet  von 
Istluhaaca,  Mexiko.  (Auch  unter 
folgenden  Namen  in  Sammlungeu: 
Oi  atitlan,  Hocatitlan,  Tejupilco,  Tc- 
petit  lan , Mayorazzo , Sa  via  - Bata, 
Aluni,  Ligipilec) 

178-1 

mindestens  1 
600 

schmiedbar 

8. 

Am  Bemdego-Balria,  Brasilien  . . . 

1784 

6300—9600 

Stückchen  sollen  verarbeitet  wor- 
den sein.  Geschmiedetes  Stück- 
chen in  Güttingen 

9. 

Zakatelias,  Mexiko 

1792 

(Sonnensckmid) 

1000—1200 

weich,  zäh,  mit  Sckwefelkicsein- 
lagen 

10. 

Cap  der  guten  Hoffnung  (zwischen 
Sonntags*  und  Bosckeinannsfluse) 

1793 

(1803  Barrow) 

85 

schmiedbar  — Degen  v.  Sowerby 

11. 

Bitburg  (Eifel) 

1902 

(beschrieben  1814) 

1600—1700 

kalt  schmiedbar  (uach  Büchner 
Pallasit)  wurde  mit  anderem 
Eisen  im  Frisehfeuer  verarbei- 
tet — dann  als  unbrauchbar 
vergraben 

12. 

Misteca  (Oaxaka,  Mexiko) 

1804 

(18-13?) 

ca.  50 

ein  Stück  durch  Hämmern  ver- 
ändert 

ia. 

CharkaB,  San  Louis  Potoai  .... 

1804 

(1811  Humboldt) 

über  500 

14. 

Pablazon  (Catorze),  Mexiko  .... 

? 

4000 

15. 

Durongo,  Mexiko 

1805 
(del  Rio) 

15—20000 

16. 

Panganoor  (Ostindien) 

1811  (23.  Nov.) 

? 

17. 

Elbogen  (Böhmen) 

1811  (Neumann) 
Fallzeit  ca  1396 

107 

i& 

Lcnarto,  Ungarn  ......... 

1814  October 

108,64 

schmiedbar,  Partach  und  v.  Brü- 
dern liessen  Klingen  daraus 
fertigen 

19. 

Red  River,  Texas  

1808 

(1814) 

1500 

sehr  hämmerbar 

20. 

Lockport.,  New- York  U.  S 

1618 

ca.  6 

(i.  Brit.  Mus.) 

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302 


Dr.  L.  Beck 


• 

F undort 

Zeit  des 

Gewicht 

Bemerkungen 

Bekanntwerdens 

Kilogramm 

21. 

Grönland  (Baffinsbay,  Davis  Strnite) 

1819 

? 

Messer  der  Eskimo*  in  London, 
Wien,  Göttingen  (von  Cnpitun 

(Capitän  Ross) 

22. 

Loadhills.  Schottland  . 

1820 

0,021 

sehr  hart 

23. 

Rasgata  J 

Santa  Rosa  Bogota 

Tacavita  ) 

1824 

ca.  1000 
verseil.  St. 

derb  und  dicht 

24. 

1826 

? 

im  Brit.  Mm*. 

25. 

Kewsteud , Roxbnrghnhire , Schott- 

1827 

9 

land 

(i.  Brit  Mus.) 

26. 

Bodford  County,  Pennsylvauien  . . 

1828 

? 

spröde  (Shepard) 

27. 

La  Caille  (b.  Grasse,  Frankreich)  . 

1828  (doch  länger 

591 

viel  Schwefeleisen 

26. 

Bohumilitz  (Böhmen) 

1829  (September) 

57 

derb  und  dicht 

29. 

Randolph  County,  N.  Carolina  • . 

1630 

1 

«prüde  | Shepard) 

30. 

Charlotte,  Dickson  County, Tennessee 

1885  (31.  Juli) 

4 

sehr  weich  und  hämmerbar 

31. 

Brazos-Kivcr  (Texas) 

1836  (lange  bekannt 

147 

Behr  zäh 

als  Heiligthum) 

82. 

Claibome  am  Lim e-Creek  (Clarke  Co. 

1834 

ca.  120 

sehr  zäh  und  hämmerbar,  ent* 

Alabama) 

wickelt  rasch  Chloreisen 

33. 

Putnara  Couuty,  Georgia  U.  S.  . . 

1839 

c».  100 

zäh  und  fest,  aber  nicht  zu  bear* 

(1854  Göttingen) 

beiten  — Chloreisen 

34. 

Wüste  Bolaon  de  Mapini  b.  Santa 

1837 

275 

Rosa,  Coahuila,  Mexiko 

(i.  Brit.  Mub.) 

35. 

Ascheville,  Bumcombe  Co.  N.  Caro- 
lina 

• 1839 

co.  50 

derb,  dicht,  sehr  blätterig,  häm- 
merbar (Shepard) 

36.  Petropawlowsk  (Sibirien) 

1840 

(1841?) 

? 

llurte  zwischen  Eisen  und  Stahl 

37. 

Co.by  Creek,  Coke  Co.  1 TenneJK)1 

1840 

1056 

verarbeitet  hämmerbar,  doch  här- 

Sevier  County  ) 

ter  und  weisser  wie  Schmiede- 

einen 

38. 

Ilemalaga,  Tarupaca,  Arequipa 

1840 

2 

(Peru) 

(i.  Brit.  Mus.) 

39. 

Scriba,  0*wego  Co.,  New-York  . . 

1841  beschrieben 
(1834  gefunden) 

? 

•ehr  züh  — zum  Tbeil  verarbeitet 

40. 

Guildford  County,  N.  Carolina  • . 

1811 

uy. 

verschmiedet 

(1820  gefunden) 

41. 

Grayson  County,  Virginia 

1842 

schwere 

? 

Masse 

42. 

Eaufromont  b.  Epinal,  Frankreich  . 

1842  (5.  Dccember) 

0,843 

hart  zum  Tbeil 

43. 

Am  b.  «Szlanixa  am  Fnaa  der  Ma- 

1814 

ca.  1700 

viel  verschmolzen 

gura  (Ungarn) 

(1810  gefunden) 

44.  Burlington,  Ostego  Co.,  New* York  . 

1644 

68 

zum  Tbeil  verschmiedet 

(1819  gefunden) 

45. 

Madagaskar,  St.  Augustins  Bai  . . 

1843 

(1843) 

? 

in  Wie  Stück  einer  Pfeilspitze 

46. 

De  Kalb  County,  Caryfort , Ten- 

1815 

16 

grob  krvstallinisch  — hämmerbar 

neue« 

(1640) 

(Sbcpard) 

47. 

Siebenbürgen 

1845 

0.U79 

zweifelhaft 

48. 

Bmbb's  Mühle,  Greeuville,  Green  Co., 

1845 

9 

feinkörnig,  dicht,  hämmerbar 

leunesse 

(1842) 

(Shepard) 

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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschiehtlieher  Beziehung.  303 


Fundort 

Zeit  des 
Bekanntwerdens 

Gewicht 

Kilogramm 

49.  Walker  County,  Alabama  U.  S.  . . 

1845 

(1*12) 

76 

50.  Cambria  h.  Lockport,  New-York  . 

1845 

(1818) 

16 

51.  Smithland,  I^exington  Co.,  Kentucky 

1846 

(1840) 

ca.  10 

52.  Carthago,  Smith  Co.,  TenneHsee  . . 

1846 

127 

53.  Jackson  County,  Tennessee  .... 

1846 

? 

54.  Hnmmoney  Creek,  Ashville,  N.  Ca- 
rolina 

1847 

(1815) 

12 

55.  Braunau  (Tlauptmannsdorf),  Böhmen 

1817  (14.  Juli) 

41 

56.  Seeläsgen  (Schwiebus,  Brandenburg) 

1847 

102 

57.  Ostego  County,  New-York  .... 

1848 

(1645) 

0,108 

58.  Black  Mountains,  Bnnkombe  Co., 
N.  Carolina 

1848 

(1835) 

0,595 

59.  Mufreesboro',  Rutherford  Co.,  Ten- 
nessee 

1849 

(1847) 

8,5 

60.  Morgan  County,  U.  S 

1849 

? 

61.  Chesterville,  S.  Carolina 

1849 

(1847) 

16,5 

62.  Schwetz  a.  d.  Weichsel  (Provinz 
Preusaen) 

1850 

20 

63.  Tuczon  (Sonora,  Mexiko)  (the  „Carl- 
tou  Meteorite**  1654  V) 

1850 

1100 

64.  RuffV  Mountain,  Lexington  Co.,  8. 
Carolina 

1850 

53 

65.  Salt  river,  I.ouisville,  Kentucky  . . 

1850 

im 

66.  Pittaburg,  Pennsylvanien  ..... 

185t) 

132 

67.  Niakornak,  W.  Grönland 

1850 

2V, 

(i.  Brit.  Mus.l 

68.  Senecafluss,  Cayuga  Co.,  New-York 

1850 

4 

68.  Löwenfluss,  Nomaqualaud,  Süd- 
Afrika  (Great  Fisch.  River  1836?) 

1853 

ca.  100 

70,  Union  County,  Georgia  ...... 

1854 

G,8 

71.  Tazewelle,  Clayborne  Co.,  Tennoaaee 

1354 

(1853) 

27 

72.  Ost-Tennessee 

1854 

(Dana) 

30 

78.  llaywood  County,  N.  Carolina  . . . 

1854 

wenige 

Gramme 

74.  Tabarz  b.  Gotha,  Thüringen  . . . 

1H51 

(18.  October) 

0,126 

76.  Sarepta-Saratow,  Russland  .... 

1854 

14,325 

Bemerkungen 


«ehr  fett  — keine  Widm.  Figuren 
hämmerbar  (Shepard) 

hämmerbar,  ungleichartig  (She- 
pard) 

zum  Thoil  verachmiedet 

sehr  krystollinisch,  zäh  und  häm- 
merbar 

weich  und  schmiedbar 

hämmerbar 


, hart, 

sehr  krystallinisch,  weich  und 
schmiedbar,  keine  Widm.  Fig. 

hart,  spröde,  nicht  schmiedbar 
sehr  krv stall  misch 
hämmerbar,  sehr  weisB 


dicht,  sehr  krystallinisch 
schmiedbar 


zum  Theil  verachmiedet 

zum  Theil  verschmicdet.  — Ge- 
schmiedetes Stück  i.  Göttingeu 

dehnbar,  porös 

ähnlich  wio  Carthago  (52) 

war  in  einer  Schmiede  erhitzt  u. 
zerhauen 

fast  ganz  zu  einer  Stange  ge- 
schmiedet 


mittelhart  und  grau 

kleine  Stücke  durch  die  Nomaquats 
abgeraeisselt  und  zu  WaÜDen 
verwendet 

von  viel  cy linder-  und  nadelförm. 
Schwefeleisen  durchzogen 

zäh,  hart,  silberweiss,  krystalli- 
niach,  behält  auf  frischer  Fläche 
lange  seinen  Glanz 


ähnlich  Braunau  (55) 
ähnlich  Bohumiliz 
ähnlich  Arva 


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304 


Dr.  L.  Beck 


Fundort 

Zeit  des 
Bekanntwerdens 

i Gewicht 
Kilogramm 

Bemerkuugen 

76. 

Vcrknoi-Uditisk,  VitimflaM,  0.  Si- 
birien 

1854 

(Juli) 

ca.  1 

(i.  Brit.  Mus.) 

77. 

Wüst«  Tarapaca,  Chili 

1655 

(1640) 

9 

»ehr  weich  — euthült  Bleitropfen 

78. 

Madoc,  Ober  Canada 

1655 

(1854) 

167 

sehr  weich  und  hämmerbar 

79. 

Campbell  County,  Tennessee  . . . 

1855 

(1853) 

0.124 

sehr  zäh,  stark  krystallinisch 

80. 

Coahuila,  SaltiUo,  Mexiko  (auch 
als  Santa  Rosa) 

1855 

114 

! hämmerbar,  leicht  zu  sagen 

81. 

Den  ton  County,  Texas 

1856 

18 

zum  Theil  verarbeitet 

82. 

Nelson  County,  Kentucky  .... 

1856 

75 

zäh  — keine  Widm.  Figuren 

83. 

Orange  Fluss,  Süd  Afrika  .... 

1856 

148 

sehr  krystallinisch,  weis» 

64. 

Jewell  Hill,  Madison  Co.,  N.  Ca- 
rolina 

1850 

4 

enthält  Chloreisen 

85. 

Marshall  County,  Kentucky  . . , 

1856 

7 

, blätterig 

66. 

Oktibbeha  County,  Mississippi  . . 

1857 

(1654) 

0,150 

zur  Hälfte  versehmiedet,  sehr  zäh, 
schwer  zu  zersägen 

87. 

Tula  (Nctscbaewo),  Russland  . . . 

1857 

(1646) 

246 

zum  Theil  verschmiedet 

88. 

Nebraska  20miles  von  Fort  Piorre 

1858 

16 

ähnlich  Braunau 

89. 

Atakama.  Golivia 

1856 

(i.  brit.  ^lus.) 

oa 

Wayne  County,  Ohio  ...... 

1859 

? 

BriL  Museum  Nr.  73 

91. 

Cooper  Town,  Robertson  County, 
Tenness  co 

I960 

17 

92. 

La  Orange,  Kentucky  

1860 

51 

93. 

Cranbourne,  Melbourne,  Australien 

1861 

ca.  10000  ! 
<2  Blocke)  ! 

(8200  im  Brit.  Mus.) 

94. 

Heidelberg 

1861 

0,312 

sehr  spröde  und  hart 

95. 

Newsteadt,  Roxburghshire,  Schott- 
land 

1861 

(1827) 

14,83 

dicht,  stahlartig,  schwer  mit  der 
Feile  zu  bearbeiten,  keine  Wid- 
mannstälten’schen  Figuren 

96. 

Upernavik,  N.  W.  Grönland  . . . 

1861 

? 

97. 

llokycan  (Kokitzan),  Böhipen  . . . 

1868 

2 

98. 

Bruce  V 

? 

? 

99. 

Newton  County,  Arkansas  .... 

1860 

? 

(Göttingen) 

100. 

Victoria,  Westl.  Cap  Colonic,  Süd 
Afrika 

1862 

? 

Brit.  Museum 

101. 

Iloward  County,  Indiana 

1863 

? 

Brit.  Museum 

102. 

Rüssel  Gulch,  Gilpiu  Co.,  Colorado 

1863  (18.  Februar) 

14,5 

mittlere  Härte 

103. 

1863 

- 50 

104. 

Janaccra  Pass,  Atakama  ..... 

1868 

i 

105. 

Aeriotopos,  Bear  Creek,  Colorado  . 

1863 

0,305 

in  Göttingen 

106. 

Obernkirchen  b.  ßückenburg  . . . 

1864 

40 

107. 

S.  0.  Missouri 

1864 

7 

Brit.  Mus. 

108. 

Cli.rkiis,  St.  Loui»  Potoii,  Mexiko 

1865 

? 

109. 

Bonanza,  Couhuila,  Mexiko  . . . 

1866 

« » 

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0 

Das  Meteoreifien  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  305 


Fundort 

Zeit  des 
Bckanntwerdens 

Gewicht 

Kilogramm 

Bemerkungen 

110.  Bear  Creek,  Colorado 

1806 

Brit.  Mus. 

111.  Barranca  Bianca,  San  Francisco 
Pa»«,  Atakama 

1666 

13 

1»  71 

11*2.  (83  miles  8.  W.  of)  Frankfurt, 
rrankliu  Co.,  Kentucky 

1866 

12 

9 9 

113.  Sierra  de  Deesa,  Chili 

1866 

9 9 

114.  Denver  City,  Colorado 

1866 

9 9 

115.  Pramhanan.  Socrakarta,  Indien  . . 

1866 

n 9 

116.  Virginia  (a.  einer  Petroleumquelle) 

1866 

Göttingen 

117.  (Nahe  dem  Fluss)  Juncal,  Atakama 

1867 

Brit.  Mus. 

118.  Trenton  b.  Milwaukee,  Wusb.  Co., 
Wisconsin 

1867 

(1858) 

31 

9 9 • 

119.  Santa  Rota,  Mexiko 

1867 

9 9 

120.  Aulmrn,  Maeon  Co.,  Alabama  . . 

1867 

9 9 

121.  Lonttown,  Cherokee  Co.,  Georgia  . 

1667 

c«.  sy„ 

9 9 

122.  San  Fraziscn  dol  Mequital  b.  Du- 
ruugo,  Mexiko 

1867 

9 

9 9 

123.  Bolson  de  Mapini,  Coabuila, 
Mexiko 

1868 

166 

in  Wien 

Göttingen 

124.  (Nahe  bei)  Stauntou,  Augusta  Co., 
Virginia 

1869 

4 

Brit.  Mus. 

125.  Shingle  Springs,  Eldorado  Co.,  Ca- 
lifornia 

1809 

(1870?) 

? 

9 9 

126.  Ovifak,  Disco,  Grönland 

127.  Jakohshafen,  Disco,  Grönland  . . 

128.  Smith-Mountain,  Rockingham  Co., 
Virginia 

1870 

1870 

1870 

über  40  000 

ein  Block  von  6<>0O(),  von  20000, 
v.  9ÜUÜ,  verschied,  v.  1484  Pfd. 

129.  Nedngolla,  Mirangi,  Vizagapatam  . 

130.  Iliroae,  Atakama 

131.  Rockingham  County,  N.  Carolina  . 

1870 

(23.  Januar) 

1870 

1871 

5 

Brit.  Mus. 

132.  Buenos  Ayres 

? 

y 

Güttingen 

133.  Nevada 

? 

y 

9 

134.  Morro  do  Ricio,  Rio  S.  Fnuudaoo 
do  Sul,  San  Catharma,  Brasilien 

1875 

Brit.  Mus. 

135.  Rowton  b.  Wellington,  Shropshire 

1876 

20.  April 

ca.  4 

9 9 

136.  Santa  Catharina,  Brasilien  .... 

1878 

über  1000 

83  Proc.  Nickel,  geschmeidig 
(Wühler) 

In  vorstehender  Tabelle  sind  153  Eisen metcorite  anfgefOhrt,  von  denen  17  zu  den  Mesoside- 
riten  und  Pallasiten,  136  dagegen  zu  den  derben  Eisenmeteoriten  (Aerosideriten)  geboren.  In 
83  Fällen  fehlen  die  Angaben  über  das  Verhalten  unter  dem  Hammer,  unter  den  70  übrigen  sind 
als  schmiedbar  aufgefuhrt:  Nr.  1*'),  3*  4,  5,  7,  8,  10,  llt  12,  18,  19,  21,  30,  32,  35,  37,  39,  40, 
44,  45,  46,  49,  50,  51,  5*2,  53,  54,  56,  59,  61,  62,  64,  65,  66,  69,  78,  80,  81,  86,  87  — zusammen  40; 

*)  * = Mesosiderit. 

Archiv  für  AnlhmpoUwi*.  IM.  XU.  31 ) 


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306 


Dr.  L.  Beck, 


als  dehnbar:  Nr.  5*,  62,  136,  zusammen  3;  als  weich  und  sfth:  Nr.  9,  31,  77,  79,  82,  zusammen  5, 
und  als  nicht  schmiedbar:  Nr.  6*,  22,  26,  29,  33,  57,  94,  zusammen  7.  Es  sind  also  unter  den  70, 
mit  denen  Versuche  in  dieser  Richtung  angestellt  worden  sind,  48  schmiedbar,  während  nur  7 als 
nicht  schmiedbar  aufgefiihrt  werden. 

Die  amerikanischen  Gelehrten,  denen  weitaus  das  grösste  Material  zur  Verfügung  stand,  in- 
dem von  den  aufgefiihrteti  153  Fällen  nicht  weniger  als  105  Amerika  angeboren,  haben  sich  immer 
entschieden  für  die  Schmiedbarkeit  des  Mcteoreisuns  ausgesprochen.  Dana  sagt  in  seiner  Minera- 
logie (S.  423):  „Meteoric  iron  is  perfectlv  mallcable  and  may  be  readily  worked  int*)  cutting  in- 
strumcnts  and  put  to  the  samc  uses  as  manufactured  iron“.  — Shepard  hat  die  Schmiedbarkeit 
zum  Eintlieilungspriucip  gemacht,  indem  er  die  Eisenmeteorite  in  1)  hämmerbar,  gleichartige, 
2)  hämmerbar,  ungleichartige  und  3)  spröde  classificirt 

Indessen  muss  bemerkt  werden,  dass  die  Angaben  unserer  Tabelle  bezüglich  der  Hämmerbar- 
keit nicht  gleichen  Werth  haben , indem  viele  nur  sehr  obenhin  geprüft  worden  zu  sein  scheinen. 
Es  wird  deshalb  von  luteresse  sein,  diejenigen  Fälle  besonders  aufzufuhren,  über  die  wir  Näheres 
wissen. 

Nur  ganz  nebenbei  erwähnen  wir  hier  der  sagenhaften  Ueberlieferungen,  welche  Attila,  Timur 
und  anderen  Eroberern  vom  Himmel  gefallene  Schwerter  in  die  siegreichen  Hunde  geben.  Immer- 
hin deuten  sie  auf  einen  erfahrungsmäasigen  Kern.  Dagegen  wissen  wir,  dass  Capitän  Sowerby 
im  Anfang  des  Jahrhunderts  aus  einem  Stück  Meteoreisen  vom  Cap  ein  2 Fubs  langes,  1%  Zoll 
breites  Schwert  für  den  Kaiser  Alexander  I.  von  Russland  schmieden  lies».  Ebenso  liessen  Partsch 
und  v.  Brüdern  aus  dem  Eisen  von  Lenarto  Klingen  anfertigen,  die  eine  mittlere  Stahlhärte  und 
auf  ihrer  Oberfläche  die  welligen  Linien  des  Damaazcneratahles  zeigten. 

Aus  dein  Eisen  von  Krasnojarsk,  obgleich  Pallasit,  sind  Nägel  und  andere  Gegenstände  ge- 
schmiedet worden*  Ferner  befinden  sich  verschiedene  aus  Meteoreisen  geschmiedete  Gegenstände 
in  öffentlichen  Sammlungen,  so  ein  quadratisch  geschmiedetes  Stäbchen  von  22  g Gewicht  von 
Bemdegoeisen  in  Güttingen,  ferner  in  derselben  Collection  ein  260  g schweres,  geschmiedetes 
Stück  von  Schwetz  an  der  Weichsel. 

Von  dem  Eisen  von  Grönland  (Baffinsbay)  brachte  Capitän  Ross  bereits  1819  ein  Messer, 
welches  er  von  den  Eskimos  erhalten  hatte,  mit.  Es  befindet  sich  irn  Britischen  Museum  und 
wurde  von  Wollaston,  der  es  untersuchte,  für  Meteoreisen  erklärt  Aelmliehe  Messer  befinden 
»ich  in  Wien  und  in  Güttingen  (von  Capitän  Sabine).  Diese  Messer  stammen  indes«  wahrschein- 
lich alle  von  dem  Diskoeisen,  über  dessen  meteorischen  Charakter  Zweifel  herrschen.  Bekannt  ist, 
dass  Meteoreisen  von  den  Eingeborenen  verschiedener  Gegenden  verarbeitet  wird,  so  von  den 
mexikanischen  Indianern  im  Tolukathal,  von  den  Negern  am  Senegal,  welche  Töpfe  daraus  gefer- 
tigt haben  sollen,  den  Xomaquu  in  Südafrika,  welche  sich  aus  dem  Meteoreisen  vom  Löwenfluss 
Waffen  herstellten.  Aelmliehe»  wird  von  Madagaskar  berichtet  Da»  Guildfordeisen  soll  vor  seiner 
wissenschaftlichen  Entdeckung  von  den  Schmieden  der  Umgegend  zu  Nägeln,  Hufeisen  u.  s.  w. 
verarbeitet  worden  sein.  Der  Reisende  Wrangel  berichtet,  dass  sich  auf  den  Alaseyschen  Berg- 
rücken in  Sibirien  eine  Menge  gediegenes  Eisen  von  vorzüglicher  Güte  finde,  das  von  den  Jakuten 
zu  Messern,  Beilen  u.  s.  w.  verarbeitet  werde. 

Trotz  dieser  grossen  Zahl  glaubwürdiger  That-saehen,  die  für  die  Schmiedbarkeit  des  Meteor- 
eiBens  sprechen,  schien  es  mir  doch  notliwendig,  die  Frage  durch  directe  Versuche  zur  Entscheidung 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  nnd  culturgescliichtlicher  Beziehung.  307 

zu  bringen,  um  so  mehr,  da  auch  die  Schweissbarkeit,  Härtbarkeit  u.  s.  w.  näher  untersucht  werden 
aolltcn. 

Zu  diesem  Zwecke  verschaffte  ich  mir  von  Herrn  Dr.  Krantz  in  Bonn  ein  Stfick  von  dem  be- 
kannten und  vielfach  untersuchten  Tolukaeisen.  Die  Fallzeit  ist  nicht  constatirt.  Nachrichten  aus 
dem  Jahre  1734  erwähnen  bereits,  dass  sich  in  der  Umgebung  von  Xiquipilco,  im  Thale  von  To- 
Inka,  in  der  Jurisdiction  von  Istlahuaca  in  Mexiko  Blöcke  gediegenen  Eisens  fanden , die  von  den 
Indianern  anfgcsucht  und  zu  Ackerbau-  nnd  anderen  Geräthen  verarbeitet  würden.  Obgleich  auf 
diese  Weise  ein  grosser  Thoil  des  Kisens  verschwanden  ist,  so  sind  doch  zahlreiche  Stücke  in 
Sammlungen  gekommen  und  gelang  es  Herrn  Dr.  Krantz,  als  er  im  Jahre  185G  das  Thal  durch- 
suchen liess,  noch  G9  Stück  im  Gewicht  von  49'/,  kg  zu  sammeln.  Sämmtlichc  Stücke  scheinen 
von  einem  Fall  herznrühren,  obgleich  sie  verschiedenes  Verhalten  und  verschiedene  Zusammen- 
setzung zeigen.  Rs  muss  ein  förmlicher  Eisenregen  atattgehabt  haben,  der  sich  in  der  liiehtung 
von  N.  W.  nach  S.  O.  in  einer  Länge  von  3 Meilen  erstreckt  hat 

Das  von  mir  untersuchte  Stück  war  ein  selbständiges  Individuum  von  180  g Gewicht.  Es 
hatte  die  charakteristische  Gestalt  von  pyramidaler  Grundform,  annähernd  den  hoxnedrischen  Spal- 
tungsflächen  entsprechend.  Aeuaserlich  zeigte  es  eine  schwarzbraune  Rinde,  ähnlich  einem  dichten 
Brauneisenstein.  Beim  Zersägen  erwies  sich  zunächst  die  äusserste  Haut  unter  der  Rinde  besonders 
hart,  dann  aber  war  auch  die  Härte  im  Inneren  höchst  ungleicbmässig,  indem  einzelne  Stellen  der 
Säge  einen  viel  grösseren  Widerstand  darboten.  Schon  hieraus  ergab  sich  die  lagenweise  Zu- 
sammensetzung des  Stückes. 

Bei  dem  Versuche,  das  Eisen  mit  dem  Meissei  zu  spalten,  entstanden  Risse  und  Ablösungen 
in  der  Richtung  der  hexaedrischen  Spaltungsflächen  und  gelang  es  hierbei  durch  einen  glücklichen 

Fig.  15.  Fig.  10.  Fig.  17.  Fig.  IS. 


Zufall,  ein  in  droi  Richtungen  vollständiges  Tetraeder  (Fig.  15)  loszulösen.  Die  Flächen  desselben 
waren  jedoch  nicht  glatt,  sondern  das  Balkcneisen  trat  rippenartig,  mit  parallelen  Grenzlinien  hervor 

39* 


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308 


Dr.  L.  Beck, 


und  griffen  die  einzelnen  Schaalcn  wie  gezahnt  in  einander.  Die  Flächen  des  abgelösten  Tetraeder* 
wurden  glatt  gefeilt  und  geätzt,  wobei  die  in  den  Figuren  16  bis  18,  s.  v.  S.,  gezeichneten,  feinen,  regel- 
mässigen Krystallstreifungen  zum  Vorschein  kanten.  Die  sehr  deutlichen  Linien  sind  meist  nur  etwa 
■/io  mm  breit.  Wenn  es  auch  nicht  gelang,  die  Feilstriehe  vollständig  den  Krystallflüchen  parallel  zu 
führen,  so  haben  doch  die  Herren  Professoren  W'öhler  und  Klein  in  Güttingen,  denen  ich  das  Spal- 
tungsstück vorlogtc,  die  natürliche,  regelmässige,  tetraedrische  Bildung  der  Flächen  anerkannt  Herr 
Professor  Klein,  der  die  Güte  hatte,  die  Winkelmessungen  vorzunehmen,  schreibt:  „Das  Stückchen 
Meteoreisen  zeigt  von  den  vier  ßlätterbrücheii  des  Octaeders,  resp.  Tetraeders  deren  drei.  Durch 
das  Schleifen  ist  nur  noch  eine  Kante  winkelrecht  erhalten  geblieben,  die  anderen  haben  ihre 
ursprünglichen  Winkel  von  70*32'  verloren“. 

Die  chemische  Analyse,  welche  mein  Freund  Dr.  Kraft  in  Biebrich  ausführte,  ergab  folgende 


Zusammensetzung: 

Kisen 86,181 

Kickei  und  Kobalt 9,343 

Schwefel 0,250 

Phosphor 0,144 

In  Salsäurc  unlösliche  Theilo  (Phospliorniokel- 

eisen,  Kieselsäure,  Graphit  u.  *.  w.)  . . 1,486 

zusammen  98,004 


Ks  entspricht  dies  den  in  Hammelsberg’s  Mincralclicmie  veröffentlichten  älteren  Analysen 
iles  Tolukaeisens,  die  wir  unterstehend  zur  Vergleichung  mittheilen,  namentlich  der  unter  o.  an- 
geführten von  Bücking. 


l.it. 

Chemiker 

Eisen 

£ 

*3 

M 

Schwefel  | 

u 

£ 

Ot 

£ 

a 

a 

N 

8 

JS 

M 

Ch 

I a 

Q 1 

-a  .2 

II 

c 

Graphit 

1 

m 

£2 

bt 

e 

& 

s 

tu 

6 

‘S 

a 

Summe 

a. 

Urieoehea  . 

90,40 

5,02 

— 

Spur 

0,16 

2,99 

— 

1,11 

99,72 

b. 

Pugh  L . . 

90,43 

7,62 

0,72 

0,03 

0,03 

0,15 

0,56 

0,34 

~ 

- 

99,88 

c„ 

Fugh  11. . . 

87,69 

9,05 

1,07 

Spur 

0,20 

0,34 

0,22 

— 

99,39 

d. 

Xason  « . . 

90,13 

7,24 

- 

— 

— 

0,37 

— 

0,22 

— 

97,96 

e. 

86,07 

9,02 

0.39 

ur 

— 

1,01 

VMM 

99,23 

r 

Taylor  . . 

90,72 

8,49 

0,44 

" 

0,18 

o.ss 

0,25 

100,46 

Meine  ersten  Versuche,  das  Tolukaeisen  zu  versehmieden , fielen  sehr  ungünstig  aus.  Kalt 
liess  sich  das  Kisen  nur  wenig  platt  schlagen  und  löste  sich  parallel  den  Kry Stallflüchen  ab.  In 
der  Hitze  trat  dieselbe  Erscheinung  ein,  ca  liess  sich  in  der  Schwcissgluth  nicht  dicht  machen,  fuhr 
unter  dem  Hammer  auseinander,  indem  es  sich  parallel  deu  Hauptspaltungsrichtungen  blätterte  und 
liess  sich  mit  weichem  Schmiedeeisen  nicht  zusamuienschweisscn. 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  309 

Dieser  ungünstige  Erfolg  liess  mich  bereits  an  der  Schmiedbarkeit  des  Meteoreisens  zweifeln. 
Da  es  aber  meinem  Freunde  Dr.  Hostmann  in  Celle  gelang,  aus  einem  Stückchen  desselben  Eisens, 
welches  ich  ihm  geschickt  hatte,  eine  Pfeilspitze  zu  schmieden,  da  Herr  Professor  Wühler  sich 
ganz  bestimmt  dahin  aussprach,  dass  vieles  Meteoreisen  schmiedbar  sei,  und  da  ich  namentlich  von 
zuverlässiger  Seite  ausgezeichnete  aus  Tolukaeiscn  geschmiedete  Gegenstände  vorgelegt  bekam,  so 
sali  ich  mich  veranlasst,  meine  Versuche  von  Neuem  aufzunehmen  und  diesmal  mit  bestem  Erfolg. 
Das  erste  Misslingen  kann  ich  mir  nur  dadurch  erklären,  dass  da»  Versuchsstück  in  den  Spaltung«- 
riebtungen  bereits  stark  gerostet  war  und  dass  dünne  Rostlagen  die  Schwei&.suug  verhinderten. 

Ehe  ich  die  Ergebnisse  meiner  zweiten  Versuchsreihe  mitlheile,  will  ich  eine  Beschreibung 
der  oben  erwähnten  Schmiedestücke  aus  Tolukaeisen  vorausschicken.  Ich  verdanke  dieselbe  den 
Herren  Stein,  Vater  und  Sohn,  gegenwärtig  in  Darmstadt  und  Saarbrücken  wohnhaft.  Diese 
Herren  sind  im  Besitz  bedeutender  Silberminen  und  Ländereien  in  Mexiko,  die  zum  Theil  in  der 
Gegend  des  Reviers  von  Istlahuaca  gelegen  sind  und  deshalb  mit  den  Meteoriten  und  den  Be- 
wohnern des  Tolukathals  seit  vielen  Jahren  bekannt.  Der  filtere  Herr  G.  Stein  besasa  den 
grössten  bekannten  Eisenbloek  aus  jener  Gegend;  derselbe  wog  etwa  100  kg  und  wurde  erst  vor 
einigen  Jahren  von  ihm  verkauft.  In  seiner  Sammlung  befinden  sich  indes«  noch  mehrere  aus- 
gezeichnete Stücke  und  besitzt  er  namentlich  einen  wundervollen  polirten  und  geätzten  Brief* 
beschwerer,  der  aus  einem  grossen  Stück  geschmiedet  ist.  Er  hat  denselben  selbst  schmieden 
lassen  und  als  er  mir  ihn  zeigte,  versicherte  er  mich,  dass  die  eingeborenen  Bewohner  des  Toluka- 
thals das  Meteoreisen  aufsuchten  und  zu  groben  Eisengeruthen , wie  Hacken,  Beilen  u.  s.  w.  ver- 
arbeiteten. Sein  Sohn,  Herr  Julio  Stein,  der  circa  15  Jahre  die  Minen  in  Mexiko  leitete,  er- 
warb gleichfalls  an  Ort  und  Stelle  verschiedene  Stücke  Meteoreisen,  aus  denen  er  sich  durch  einen 
deutschen  Schmied,  den  er  in  seine  Dienste  genommen  hatte,  verschiedene  Gegenstände  schmieden 
lies*.  Er  hatte  di«  Güte,  mir  die  Sachen,  die  sich  noch  in  seinem  Besitz  befanden,  zur  Untersuchung 
mitzut  heilen.  Es  waren  dies  erstens  das  allgeschliffene  Stück,  Fig.  19,  s.  f.  S.,  mit  ausgezeichneten  Wid- 
mannstätten' scheu  Zeichnungen,  zweitens  ein  geschmiedeter,  glatt  polirter  Hammer  (Fig.  20,  s.  f.  S.),  von 
sehr  schöner,  weisscr  Farbe,  an  dem  man  die  verzerrten  WidmaimstättcnVclien  Figuren  besonders 
beim  Anhauchen  schwach  erkennen  konnte,  endlich  drittens  ein  rechtwinklig  geschmiedeter  Stab, 
geschliffen  und  geätzt,  der  in  Fig.  21  und  22,  s.  f.S.,  in  natürlicher  Grösse  abgebildet  ist  und  der,  wie 
aas  der  Zeichnung  ersichtlich,  die  Widmnr.nstätten’sehen  Figuren  unregelmässig  in  die  Länge  ge- 
zogen, wie  feinen  Stahldamast  zeigt  Es  entspricht  diese  Damastzeichnung  am  meisten  derjenigen 
auf  echten  indischen  aus  Wootzstahl  hergestellten  Klingen.  Herr  Julio  Stein  hatte  ausserdem 
die  Güte,  mir  ausführliche  Mittheilungen  über  den  Gegenstand  zukommen  zu  lassen.  Er  schreibt: 

„Das  fragliche  Mcleoreisen  von  Toluka  oder  deutlicher  von  Istlahuaca  wird  hier  und  da  von 
den  dortigen  Schmieden  verarbeitet  zu  Pflügen,  Beilen,  Hacken,  je  nach  der  Grösse  des  Stückes 
Meteoreisen.  Doch  gelingt  es  nicht  immer,  das  Eisen  nach  Wunsch  zu  verarbeiten  und  die  Leute 
werfen  dann  die  sogenannten  „unnützen'4  und  „schlechten“  Stücke  fort.  Mir  — oder  besser  ge- 
sagt unserem  Maschinisten  ist  es  gelungen,  einige  kleine  Stücke  zu  schmieden.  Ich  sende  Ihnen 
per  Post  einen  kleinen  Hammer  und  ein  kleines  Täfelchen,  welche  aus  Meteoreisen  geschmiedet 
sind.  Der  Hammer  ist  glatt  gelassen,  das  Täfelchen  ist  mit  Säure  geätzt,  wodurch  die  Widmann- 
statte n ‘sehen  charakteristischen  Figuren  zu  ersehen  sind.  Ferner  ein  Stück  Meteoreisen  roh,  d.  h. 
nicht  verarbeitet,  sondern  bloss  durehgesägt  und  die  gesägte  Fläche  geätzt.  — Das  Eisen  wurde 


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Dr.  L.  Beck, 


mit  Anwendung  von  Eiehenholzkohlen  geschmiedet.  Das  Zersägen  des  Stückes  war  sehr  schwierig 
und  geschah  unter  stetem  Zuthun  von  Seifenwasser  mit  einer  ganz  feinen  Holzsäge.  — Mein  Vater 
liess  in  Dannstadt  ein  grosses  Stück  mit  Maschincnkraft  zersägen,  wobei  circa  10  Circularsügcn  zu 
Grunde  gingen.“ 

Der  Maschinist,  der  das  Ausschmieden  der  erwähnten  Stücke  auBgeführt  hatte,  gab  folgenden 
Bericht: 

„Die  Versuche,  Meteoreisen  zu  schmieden,  waren  einfacher  Natur.  Natürlich  darf  es  nicht  in 
Steinkohlen,  sondern  in  Holzkohlen  gewärmt  werden.  Die  beiden  Hämmer,  welche  ich  damals 

Fig.  1®.  Fig.  20.  Fig.  21. 


schmieden  liess,  haben  sogar  Sohwcisshitze  vertragen,  da  das  Meteoreisen  etwas  unganz  war. 
Keines  Feuer  und  gute  Schweisshitze  sind  nöthig,  das  Eisen  darf  auch  nicht  rothglflheml  gehämmert 
werden,  sondern  im  weisswarmen  Zustande,  muss  demnach  öfters  gewärmt  werden.  Ob  nun  gerade 
das  Meteoreisen  von  Toluka  das  allein  schmiedbare  ist,  kann  ich  nicht  sagen.  Unser  Meteoreisen 
ist  sehr  rein  und  enthält  ausser  Nickel  keinen  anderen  fremden  Körper.  Die  Bearbeitung  mit  der 
Feile  hatte  jedoch  ihre  Schwierigkeiten,  da  viele  sehr  harte  Stellen  an  dem  Hämmerchen  vorhanden 
waren,  die  ich  aber  auf  dem  Schleifsteine  glatt  geschliffen  habe.  24 ständiges  Ausglühen  iu  Holz- 
kohle nasche  half  nicht  viel.“ 

Aus  diesen  Berichten  geht  hervor,  «lass  das  meiste,  jedoch  nicht  alleB  Tolukaeieen  schmiedbar 
ist.  Wie  erwähnt,  nahm  ich  meine  Versuche  wieder  auf  und  gelang  mir  diesmal  das  Schmieden 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  311 

eines  möglichst  gesunden  Stuckes,  das  von  der  Hauptmasse  abgesägt  worden  war,  vollständig.  Als 
Feuerungsmaterial  benutzte  ich  Buchenholzkohlen.  Das  Eisen  war  nicht  so  weich  wie  unser 
Schmiedeeisen,  liess  sich  aber  hei  massiger  Schwebshitze  leicht  ausschmieden.  Ebenso  zeigte  es  sich 
ganz  gut  sch  weissbar.  Das  Metcoreisenstiiek  wurde  in  die  Form  eines  Stäbchens  ausgesclimicdet 
und  an  ein  ähnlich  gestaltetes  Stück  weichen  Schmiedeeisens  flach  angeschweisst.  Die  Naht  war 
gesund,  wenn  auch  wegen  ddr  Ungleichheit  des  Material!  deutlich  zu  erkennen;  nach  dem  Actzen 
trat  die  Schweiasatelle , sowie  der  Unterschied  der  beiden  Eisensorten  noch  schärfer  hervor.  Das 
▼eraohmiedete  Meteoreben  ist  härter  wie  Schmiedeeisen  und  weniger  biegsam.  Dagegen  hat  es 
nicht  die  Eigenschaften  des  Stahls.  Vor  Allem  lässt  cs  sich  nicht  härten.  Verschiedene  Ver- 
suche in  dieser  Richtung  ergaben  höchstens  eine  ganz  unbedeutende  Oberflächenhärtung  in  Folge 
der  Abschreckung,  im  Inneren  blieb  die  Masse  unverändert.  So  bog  sich  auch  die  meisBelforrnige 
Schneide  des  abgeschreckten,  geschmiedeten  Meteoreisens  ebenso  leicht  um,  wie  die  des  nicht  ab- 
geschreckten.  Irn  Allgemeinen  scheint  das  Material  für  schneidende  Werkzeuge  wenig  geeignet 
zu  sein,  ebensowenig  für  Schwerter,  da  es  sowohl  der  gleiclimässigen  Schneide  als  auch  der  Eiasti- 
cität  ermangelt.  Dies  wird  bestätigt  durch  eine  Mittheilung  des  Herrn  Stein  sen.,  der  mir  mit- 
thcilte,  «lass  die  Bewohner  des  Tolukaihates  nur  die  ordinärsten  Geräthe  aus  diesem  Eisen  machten, 
während  sie  sich  alle  schneidenden  Werkzeuge  von  den  Spaniern  beschafften. 

Unsere  Versuche  verificiren  die  Angaben  unserer  Tabelle.  Nachdem  durch  diese  Versuche 
die  Schmied-  und  Schwcissbarkeit  des Meteorelsens  von  Xiquipiloo  zweifellos  festgestellt  ist,  können 
wir  auch  die  übrigen  bezüglichen  Angaben  unserer  Tabelle  mit  grösserer  Zuversicht  acceptiren, 
aus  denen  wir  folgern  müssen,  dass  das  meiste  Metcoreiscn  schmiedbar  ist. 

Da  nun  die  Schmiedbarkeit  des  meteorischen  Eisens  erwiesen  ist,  könnte  es  nahe  liegen,  die 
controverse  Frage,  von  der  wir  ausgingen,  ob  nämlich  die  Menschen  der  Urzeit  zuerst  das  Meteor- 
eisen aufgesucht  und  verarbeitet  hätten,  zu  bejahen.  Es  hat  auch  diese  Annahme  bei  oberfläch- 
licher Betrachtung  etwas  Verführerisches.  Je  mehr  man  aber  auf  die  Sache  eingelit,  je  mehr  muss 
man  zu  der  Uebcrzeuguug  kommen,  dass  diese  Theorie  falsch  ist 

Zunächst  spricht  dagegen  die  Seltenheit  des  Meteoreisens.  Seit  etwa  BO  Jahren  ist  es  wissen- 
schaftlich festgestellt,  dass  zeitweilig  meteorisches  Eisen  vorn  Himmel  auf  die  Erde  gelangt.  Seit 
dieser  Zeit  sind  nur  neun  hierher  gehörige  Fälle  beobachtet  worden,  von  denen  der  Fall  von 
Braumiu  mit  41  kg  Gewicht  der  grösste  und  wichtigste  war.  Man  hat  in  diesem  Zeiträume  die 
ganze  Erde  nach  Meteoreisen  abgesucht  und  doch  hat  man,  wie  unsere  Tabelle  zeigt,  nicht  mehr 
als  153  Fälle  constatirL  Wenn  vielleicht  auch  einige  in  unserer  Zusammenstellung  vergessen  sein 
dürften,  so  redueirt  sich  dagegen  die  Zahl  der  effectiven  Fälle  dadurch,  dass  derselbe  Fundort 
wiederholt  zu  verschiedenen  Zeiten  beschrieben  worden  ist.  So  kommt  z.  B.  das  Eisen  von  Grön- 
land unter  fünf  Nummern  vor  (Nr.  21,  67,  96,  126,  127),  obgleich  es  wahrscheinlich  desselben  Ur- 
sprungs ist»  Ebenso  dürften  Bich  die  vielen  Falle  von  Atakama  reduciren. 

Das  Gesaranitgewicht  von  106  Fällen,  deren  Gewicht  verzeichnet  ist,  beträgt  annähernd 
126000  kg,  dies  ergäbe  ßr  den  einzelnen  Fall  circa  1190  kg,  für  alle  153  Fälle  circa  182200  kg. 
Diese  Angaben  sind  indessen  zu  hoch  gegriffen,  denn  während  alle  grossen  Meteoreben massen  ein- 
gerechnet sind,  lässt  sich  annehmen,  dass  die  Fälle,  über  welche  uns  die  Gewichtsangaben  fehlen, 
nur  unbedeutende  waren.  Die  fünf  grössten  Fälle,  Nr.  9*,  5,  15,  93,  120  allein  ergeben  ein  Gewicht 
von  95000  kg,  so  dass  ßr  die  übrigen  101  Fälle  nur  31000  kg  oder  370  kg  pro  Fall  verblieben. 


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Dr.  L.  Beck, 


Ferner  darf  das  Diskoeisen,  welches  die  grösste  Gewichtszahl,  nämlich  40  000  kg  fuhrt,  kaum 
mehr  als  Meteoreisen  angesehen  werden.  1870  wurde  dieses  Eisen  bei  Ovifak  auf  der  Insel  Disko 
an  der  Westküste  von  Grönland  unter  Granitblöcken,  neben  einem  hohen  Basaltrücken  aufgefunden. 
Die  grössten  Blöcke  von  5(H),  200  und  90  Centner  Gewicht  wurden  von  einem  schwedischen  Kron- 
dampfer  abgeholt  und  dem  Stockholmer  Museum  einverleibt.  In  dem  benachbarten  Basalt  hat 
man  aber  ebenfalls  metallische  Eisenmassen  aufgefunden,  so  dass  man  annehmen  muss,  dass  die 
Blöcke  am  Strande  aus  diesem  ihren  Ursprung  haben.  Professor  NordenskjöUl,  dem  die  Auf- 
findung derselben  zu  verdanken  ist,  stellte  die  Theorie  auf,  das»  dieses  Eisen  in  einer  früheren  geo- 
logischen Epoche,  da  der  Basalt  als  eine  breiartige  Masse  ans  dem  Erdinnern  hervorquoll,  vom 
Himmel  gefallen  und  so  in  da»  Gestein  gelangt  sei.  Spätere  Beobachtungen  (von  Stenstrup, 
Smith  etc.)  haben  es  aber  wahrscheinlicher  gemacht,  das»  dieses  Eisen  tellurischen  Ursprungs  sei, 
indem  es  als  ein  Ausscheidungsproduct  eines  nickelhaltigen  Magnetkieses,  der  jenen  Basalt  in 
grossen  Massen  erfüllt  anzusehen  ist.  Jedenfalls  zeigt  da»  Eisen  von  Disko  nicht  die  glänzende, 
weisse  Farbe  des  normalen  Meteoreisens,  sondern  eine  graue  wie  Gusseisen. 

Die  aufgefundenen  Biesenblöcke  von  Meteoreisen  kommen  aber  für  die  technische  Verarbeitung 
der  Urmenschen  überhaupt  nicht  in  Betracht,  da  sie  weder  transportabel,  noch  zu  zerth eilen  sind. 
Von  Tucuman  (Xr.  5)  sind  ungefähr  700  kg  mit  vieler  Mühe  abgeschlagen  worden,  die  Hauptmasse 
liegt  noch  an  Ort  und  Stelle.  Dnrango  (Nr.  15)  ist  gänzlich  verloren  gegangen,  nur  Stücke  davon 
existiren  in  Sammlungen.  Rogue -River- Mountain»,  Oregon  (Xr.  9*)  ist  mit  dem  Tode  de»  Ent- 
deckers, D.  J.  Evans,  verloren  gegangen.  Da»  Hauptstück  von  Cranhourno  (Xr. 93)  liegt  noch  an 
Ort  und  Stelle  und  hat,  trotz  den  vorzüglichen  Werkzeugen  der  Xeuzeit,  allen  Versuchen,  Stücke 
davon  abzuhauen,  widerstanden  *). 

Sehen  wir  aber  auch  von  diesen  Umständen  gänzlich  ab,  so  ist  das  oben  berechnete  Gesummt- 
gewicht  aller  bis  jetzt  aufgefundenen  Mcteorcigenmassen  von  182200  kg  nicht  so  gross,  als  die 
viertägige  Production  eines  einzigen  modernen  Hohofena!  Für  die  Bedürfnisse  der  Erdbewohner 
für  einen  einzigen  Tag  ein  verschwindender  Bruchtheil! 

Dagegen  ist  es  sehr  wohl  denkbar,  dass  in  einem  einzelnen  Fall  ein  Individuum  oder  auch 
selbst  die  Bewohner  eines  beschränkten  Districtcs  Meteoreisen  verarbeitet  haben,  wofür  wir  Bei- 
spiele an  dem  Eisen  von  Grönland,  Tolukathal  u.  ».  w.  bereit»  angeführt  haben  und  spricht 
hierfür  auch  der  Umstand,  dass  in  der  alten  Welt,  welche  die  ältere  Cultur  besitzt,  viel 
weniger  Meteoreisen  gefunden  wird,  als  in  der  neuen.  Dass  aber  die  gestimmte  Mensch- 
heit das  Eisen  auf  diesem  Wege  kennen  gelernt  habe,  lässt  sich  nicht  annehmen,  ebenso- 
wenig, dass  diese  gelegentliche  Ausbeutung  zu  einer  metallurgischen  Industrie  oder  zu  einem 
geordneten  Handel  geführt  habe.  Abgesehen  von  der  Spärlichkeit  des  Vorkommens  sprechen  hier- 
gegen auch  technische  Gründe.  Das  Meteoreisen  ist  als  gediegene»  Metall  schwer  zu  erkennen, 
da  es  »fets  von  einer  harten  Kruste  von  verschlacktem  Eisenoxyduloxyd  überzogen  ist,  wodurch  es 
das  Ansehen  eines  Brauneisensteine»  erlangt;  es  ist  so  hart,  dass  nicht  einzuseben  ist,  wrie  barba- 
rische Völker  mit  ihren  unvollkommenen  Stein  Werkzeugen  grössere  Blöcke  verarbeiten  konnten. 
Man  könnte  also  höchsten»  annehmen,  dass  die  kleinereu  Stücke  mit  Feuer  verschmiedet  werden 


*)  Siehe  Büchner  a.  «.  O.,  8eite  198. 


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Das  Meteoreisen  in  technischer  und  culturgeschichtlicher  Beziehung.  313 

• 

seien.  Weit  wahrsehein lieber  ist  aber,  dass  auch  die«  erst  geschah,  nachdem  mau  bereit«  das  Eisen 
und  seine  Gewinnung  aus  den  Erzen  kennen  gelernt  hatte.  Nachdem  dies  geschehen  war  und 
man  mit  den  Eigenschaften  des  Eisens  sich  völlig  vertraut  gemacht  hatte,  war  es  leichter  möglich, 
in  den  Meteoriten  dasselbe  Metall  wieder  zu  erkennen.  Wie  schwierig  es  trotzdem  ist,  das  Meteor- 
eisen zu  erkennen  und  zu  verarbeiten,  beweisen  verschiedene  Fülle,  dass  Blöcke  von  Mcteorciscn 
viele  Jahre  lang  in  Schmieden  lagen,  meist  als  Ambosc  benutzt,  ohne  dass  ihre  Natur  erkannt 
oder  sie  technisch  nutzbar  gemacht  worden  wären;  dies  war  der  Fall  bei  dem  Eisen  von  Rasgata 
und  dem  von  Tuczon. 

Ueberhaupt  konnte  aber  die  gelegentliche  Auffindung  eines  Stücke«  Meteoreisen  und  seine 
Verarbeitung  die  Menschen  in  ihrer  technischen  Cultur  durchaus  nicht  fördern.  Zwischen  dem 
Ausschmieden  eines  Mcteoreisenstücks  und  der  Auffindung  und  Verschmelzung  der  Eisenerze  be- 
steht gar  kein  Zusammenhang.  Das  Erste rc  konnte  das  Letztere  nicht  bedingen,  noch  dazu  hin- 
führen. Die  Entdeckung,  aus  gewissen  Steinen  mittelst  Holzkohle  Eisen  auszuschmelzen,  blieb 
derselbe  wichtige  Culturfortschritt,  gleichviel  ob  man  Meteoreisen  vorher  oder  nachher  gelegentlich 
verarbeitet  hat. 

Die  frühere  Verwendung  des  Meteoreisens  ist  aber  auch  deshalb  wenig  wahrscheinlich,  weil 
sie,  wie  oben  ausgeführt  wurde,  nicht  leicht  ist  und  ein  Material  liefert,  das  namentlich  für  schnei- 
dende Werkzeuge,  Messer,  Meissei  u.  s.  w.  kaum  verwendbar  ist. 

Man  hat  viel  Gewicht  gelegt  auf  ein  ägyptisches  Wort  baaenepe 

oder  koptisch  be-ni-pe,  welches  „ Eisen“  in  wörtlicher  Uebersetznng,  aber  „Metall  des  Himmels“  be- 
deutet, und  hat  diese  Bezeichnung  als  einen  glänzenden  Beweis  dafür  angeführt,  dass  die  Menschen 
das  Eisen  zuerst  als  Meteoreisen  kennen  gelernt  haben  müssten. 

Diese  Deduction  hat  aber  um  so  weniger  Werth,  als  das  angeführte  Wort  sehr  spät  gebildet 
und  als  Bezeichnung  für  Eisen  relativ  neu  ist  Allerdings  hat  es  sich  in  der  Form  von  be-ni-pe 
mit  dem  Sinne  „Eisen“  in  der  koptisohen  Sprache  und  besonders  in  dem  sahidiseben  Dialect  er- 
halten. Die  älteste  Bezeichnung  der  Aegypter  für  „Nutzmetall“,  worunter  bei  ihnen  ursprünglich 
sowohl  Kupfer  als  Eisen  begriffen  wurde,  war  ha,  was  zunächst  etwas  Hartes,  Festes  bedeutet 
Wenn  hieraus  später  das  Wort  baaenepe,  koptisch  be-ni-pe  Metall  des  Himmels  entstanden  ist,  so 
kann  dies  höchstens  beweisen,  dass  auch  die  Aegypter  schon  die  Erfahrung  machten,  «lass  Eisen, 
welches  sie  kannten,  zeitweilig  vom  Himmel  herabfiel.  — Es  scheint  nicht  unwahrscheinlich,  dass 
das  griechische  Wort  öidijgoe  Ähnlich  gebildet  ist-,  denn  die  in  sonst  allen  arischen  Sprachen  vor- 
kommende Wurzel  für  Eisen  ais,  er,  kann  hier  nur  in  dem  zweiten  Theile  des  Wortes  r/pos  stecken, 
wahrend  das  Präfix  Cid  mit  dein  lateinischen  sidus,  Gestirn,  Himmel  Zusammenhängen  dürfte.  Diese 
Bezeichnung  für  Eisen  „Metall  des  Himmels“  dürfte  bei  den  Griechen  um  so  plausibeler  erscheinen, 
als  es  ein  alter  Glaube  war,  dass  das  Himmelsgewölbe  aus  Eisen  bestehe,  und  dies  kann  wieder  als 
ein  Beweis  dafür  angesehen  werden,  dass  sic  von  Meteoreisenfallen  mehr  oder  weniger  bestimmte 
Kenntnis«  hatten. 

Wir  kommen  zu  folgendem  Schluss: 

Die  Tbatsache,  dass  aus  dem  unbekannten  Himmelgraumc  zuweilen  Massen  metallischen  Eisens 
auf  die  Erde  herabfallen , war  schon  in  sehr  früher  Zeit  bekannt;  doch  bildeten  die  Auffindung 
solcher  Massen  nicht  den  Ausgangspunkt  der  Eisenindustrie,  vielmehr  wurden  sie  erst  als  Eisen 

Archiv  fnr  At>Um>[><>Iu|tl«.  Bd.  XII.  4(j 


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314 


Dr.  L.  Beck,  Das  Metcoreison  etc. 


erkannt,  nachdem  die  Auasohmelcung  der  Eisenerze  bereits  bekannt  war.  Dieser  Process  ist  uralt 
und  darf  gerade  die  frühe  Kenntnis»  des  Meteoreisens  als  ein  neuer  Beweis  für  das  hohe  Alter  der 
Eisenbereitung  — die  wir  ja  bei  den  barbarischsten  Stammen  Afrikas  als  eine  seit  undenklicher 
Zeit  betriebene  Operation  kennen  — angeführt  werden. 

Dagegen  müssen  wir  die  culturhistorische  Wichtigkeit  des  Meteoreisens  und  die  ihm  zu- 
geschricbene  Rollo  in  der  Entwickelung  der  metallurgischen  Technik  in  Abrede  Btellen,  sowie  wir 
auch,  um  wdeder  auf  den  ersten  Ausgangspunkt  unserer  Erörterung  zurückzukehren,  die  Ansicht 
Schliemanu’s,  dass  sein  in  Troja  gefundener  Dolch,  der  hellen  Farbe  wegen,  für  Meteoreisen  zu 
halten  sei,  bis  zur  Erbringung  besserer  Beweise,  verwerfen  müssen. 

Biebrich  a.lth.,  den  10.  October  1879. 

Dr.  Ludwig  Beck. 

' ) 


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XI. 


lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden,  von  Herrn  Virchow 
den  Friesen  zugesprochenen  niederen  Schädelformen. 

Von 

Obermedieinalrath  Dr.  H.  V.  HÖlder  in  Stuttgart 


Durch  die  Unteren chungeu  der  letzten  Jahrzehnte  darf  als  erwiesen  angenommen  werden, 
dass  überall  da,  wo  von  der  Zeit  der  Völkerwanderung  an  bis  zu  Karl  dem  Grossen  Germanen 
wohnten,  sich  in  ihren  Bcgrübnissplatzen  (Reihengräbern)  Skelette  finden,  welche  mit  seltenen  Aus- 
nahmen die  Charaktere  eines  bestimmten  scharf  ausgeprägten  Typus,  eine  eigentümliche,  sonst  in 
dieser  Häufigkeit  und  Ucbereinstimmung  nicht  wieder  vorkommende  Art  ihres  Baues,  insbesondere 
auch  ihres  Schädels  zeigen. 

Diese  Bcgräbnissplützc  sind  unzweifelhaft  alte  Friedhöfe  einer  sesshaften  Bevölkerung,  denn 
sie  enthalten  beide  Geschlechter,  sowie  alle  Lebensalter  und  finden  sich  nicht  allein  auf  dem 
weiten  Gebiete,  welches  die  Franken  o innahmen,  sondern  auch  an  den  Wohnsitzen  der  Allemannen, 
Burgunden,  Baien»,  Angelsachsen,  Niedersachsen,  Thüringer  und  Westphalen.  Durch  Herrn 
Linden schmit  ist  ganz  unzweifelhaft  naebgewiesen , dass  in  diesen  Reihengrübern  nur  Germanen 
liegen,  und  die  Wohnsitze  der  ebengenannten  Stamme  in  jener  Zeit  sind  ja  ohnedies  bekannt. 
Diese  Gräber  sind  so  häufig  und  die  aus  ihnen  gewonnenen  Schädel  zählen  nach  so  vielen  Hun- 
derten, dass  wohl  von  keinem  anderen  Menschentypus  eine  grössere  Zahl  untersucht  worden  ist. 
Nur  in  Würtemberg  allein  W'urden  viele  Hunderte  ausgegraben,  von  denen  ich  bis  in  die  jüngste 
Zeit  über  200  untersuchen  konnte.  Denn  kaum  ein  alter  Wohnplatz  entbehrt  hier  eines  solchen 
Friedhofes,  der  sicherlich  mehrere  Jahrhunderte  in  Gebrauch  war.  — Aber  nur  bis  gegen  die  Zeit 
Karls  des  Grossen  oder  der  Einführung  des  Christenthums  hin  zeigen  die  Gräber  diese  Ueberein- 
stimmung  des  dolichocephalen  Schädelbaues.  Von  da  an  mischen  sich  bracliycephale  Elemente  in 
grösserer  oder  geringerer  Zahl  bei.  In  Würtemberg  sind  einzelne  Friedhöfe  bekannt,  in  welchen 
sieh  der  mittelalterliche  Begräbnissplatz  unmittelbar  an  die  Reihengruberstätten  anschliesst.  Ausser 
einigen  früher  bekannten,  wie  z.  B.  Arneck  und  die  Sälchencapelle  bei  Rottenburg  a.  N.  ist  in 
letzterer  Zeit  ein  besonders  belehrender  dieser  Art  bei  Marbach  O.  A.,  Münsiugen,  auf  dem  sogenannten 

40* 


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316 


Dr.  H.  v.  Holder, 


KüppeleBberg  untersucht  worden.  Dieser  Friedhof  wurde  bis  zur  Zeit  der  Reformation  benutzt 
und  enthielt  in  seinem  unteren  Theile  mehrere  Reihcngrfiberschädclformen , mit  welchen  unter  an- 
deren auch  ein  ganz  im  Styl  der  jüngeren  Reihengräber  gearbeiteter  Sachs  lag,  während  sieh  in  dem 
oberen  Theile  neben  unzweifelhaft  dem  späteren  Mittelalter  ungehörigen  Culturresten,  brachycephale 
Schädel  in  immer  steigender  Zahl  heimischten.  Aehnliche  Funde  wurden  auch  an  einzelnen  Stellen 
der,  bis  ins  10.  und  1 1.  Jahrhundert,  von  Slaven  bewohnten  Gegenden  im  Nordosten  Deutschlands 
von  Herrn  Lissauer1)  gemacht.  Derselbe  fand  dort  Reihengräber,  aus  welchen  theils  die  germa- 
nische Form  ganz  in  derselben  Weise  zu  Tage  gebracht  wurde,  wie  in  den  Gräbern  der  Völker- 
wanderung, theils  germanische  Mischformen.  Allerdings  ist  hier  der  Beweis  nicht  so  überzeugend 
geliefert,  dass  diese  Beimischung  mit  der  Einführung  des  Christenthums  begann. 

Auch  in  Bayern  wurden  Reihengräber  getroffen,  deren  von  den  Herren  Ranke  und  Koll- 
manna)  veröffentlichte  Schädelformen  zum  Theil  durch  eine,  allerdings  schon  in  früherer  Zeit 
erfolgte,  Vermiscbnng  mit  brachycephalen  Elementen  erklärt  werden  müssen.  Hierher  gehört  auch 
der  unmittelbar  westlich  an  den  römischen  Begräbnissplatz  sich  anschliessende  Reibengräberfried- 
hof in  Regensburg.  Ich  werde  die  Ergebnisse  meiner  eingehenden  Untersuchung  dieses  biß  jetzt 
noch  nicht  genau  beschriebenen  Platzes  bald  ausführlicher  veröffentlichen.  Es  wird  genügen,  hier  an- 
zuführen, dass  die  Gräber  dort,  neben  einer  Mehrheit  der  ausgesprochensten  germanischen  Schädel- 
formen,  auch  brachycephale  enthielten,  und  dass  nur  sehr  wenige  der  ersteren,  neben  unzweifelhaft 
römischen  Culturreaten,  einzelne  Waffen  und  Schmuckgegenstände  lieferten  von  demselben  Styl, 
wie  die  späteren  rein  germanischen  Begräbnissstellen. 

Die  Beimischung  brachycephaler  Elemente  zu  den  rein  germanischen  unterscheidet  sieb  in 
den  meisten  Gräbern  nach  der  Einführung  des  Christenthums  dadurch  von  diesen  ältesten,  dass 
sich  in  ihnen  nicht  allein  die  extrem  brachycephalen  Formen  wie  liier,  sondern  auch  deren  Misch- 
formen mit  dem  germanischen  Typus  in  immer  steigender  Zahl  vorfinden , so  dass  wenigstens  in 
Süddeutschland  in  den  letztvergangenen  Jahrhunderten,  die  reine  Reihengräberform  in  weiten  Strichen 
zu  den  Seltenheiten  gehört.  Anders  verhält  es  sich  mit  einem  Theil  von  Franken,  in  Westphalen 
und  einzelnen  anderen  kleinen  Gebieten  von  Mitteldeutschland,  wo  jetzt  uoch  Reihengräberformen  vor- 
herrschen. Beinahe  nur  Brachycephale  findeu  sich,  soweit  bis  jetzt  bekannt  ist,  hauptsächlich  im 
deutschen  Theile  des  Donauthaies  und  der  angrenzenden  Gegenden. 

Aehnliche  Verhältnisse  finden  sich  in  den  den  Reihengräbern  vorhergehenden  Hügelgräbern. 
In  Mitteldeutschland  bis  zum  Gebiete  des  Mains  und  in  einem  Theile  von  Norddeutechland  finden 
sich  nur  dolichocephale  Reihengräberformen  in  diesen  Gräbern.  An  der  Küste  der  Ost-  und  Nordsee 
dagegen  kommen  theils  nur  dolichocephale,  theils  nur  brachycephale  Formen  vor,  selten  beide  zu- 
gleich, ebenso  in  Süddeutschland,  besonders  im  Gebiete  der  Donau  und  des  Oberrheins.  Der  oft 
eitirto  Grabhügel  von  Allensbach  und  eine  ganze  Reihe  von  vorrömischen  Grabhügelgruppen 
W ürtembergs  enthalten,  ähnlich  wie  die  Grabhügel  von  Mittel-  und  Nordfrankreich3),  Doli- 
chocephalo  und  Brachycephale  neben  einander,  aber  die  bei  der  gegenwärtigen  Bevölkerung  vor- 
kommenden Miscliformen  sind  auch  liier  viel  spärlicher  vertreten.  Trotz  dieser  wohlconstatirten 
Thateachen  hört  man  immer  wieder  den  Irrthuni,  in  jenen  Hügeln  liegen  nur  Brachycephale  und 

*1  Siehe  die  Abhandlungen  desselben  in  der  „Zeitschrift  für  Ethnologie*,  Berlin,  1877  u.  1878. 

*)  Siehe  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns.  I.  1877. 

s)  Siehe  Bertrand,  Archäologie  celtique  et  gauluise.  Paris,  Didier,  1876. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  317 

man  habe  es  mit  einem  rätselhaften  Wechsel  der  Schädelformen  eines  nnd  desselben  Volkes 
zu  thun. 

Die  ältesten,  übrigens  spärlichen,  Schädelfunde  aus  den  würtembergischen  Höhlen  zeigen  end- 
lich nur  dolichooephale  Reihengräberformen  l). 

Aus  diesen  Thatsachen  folgert  mau  nun  mit  vollem  Grunde,  dass  schon  lange  Jahrhunderte  vor 
der  Völkerwanderung  in  dem  grössten  Theile  des  heutigen  Deutschlands  dasselbe  Volk  gewohnt 
habe,  welches  Cäsar  Germanen  nannte,  und  dass  dieses  Volk,  soweit  die  Grabhügel  und  Reiben- 
gräberfunde reichen,  eine  nahezu  unvermischte  dolichocephale  ltace  gebildet  habe.  Wenn  dasselbe 
je  andere,  brachyceplialc  Elemente  in  sich  aufgenommen  hatte,  so  vermischte  es  sich  nicht  oder 
nicht  in  so  intensiver  Weise  mit  ihnen,  wie  in  den  späteren  Jahrhunderten.  Weiter  folgert  man, 
dass  die  gemischten  Grabhügelfunde  in  Süddeutschland,  der  Schweiz  und  Frankreich  auf  das  von 
den  Römern  Gallier  genannte  Volk  zu  beziehen  seien,  bei  denen  die  brachycephalen  Elemente,  wenn 
sie  auch  keine  wesentlich  andere  gesellschaftliche  Stellung  eingenommen  haben,  als  bei  den  nörd- 
lichen und  östlichen  Stammesgenossen,  jedenfalls  gemeinschaftliche  Regräbnissstellen  hatten. 

Dieser  Erklärung,  welche  mit  allen  geschichtlichen,  archäologischen  und  anthropologischen 
Thatsachen  in  vollem  Einklänge  steht,  tritt  nun  Herr  Virchow  seit  jeher  mit  aller  Energie  ent- 
gegen. Ausser  in  seinen  Reden  hat  er  diesen  seinen  negativen  Standpunkt  namentlich  in  Beiner 
akademischen  Abhandlung:  Beiträge  zur  physischen  Anthropologie  des  Deutschen,  besonders  <ler 
Friesen,  klar  gelegt  2). 

In  dieser,  von  allen  Seiten  mit  dem  lebhaftesten  Interesse  aufgenommenen  Schrift  glaubt  er 
nun  den  Beweis  geführt  zu  haben,  dass  der  germanische  Gesammttypus  nicht  in  dem  Maasse  ein 
einheitlicher  sei , als  mau  angenommen  habe  3).  Mit  der  ihm  eigenen  Dialektik  giebt  er  hier  dem 
Worte  Typus  einen,  von  dem  sonst  in  der  Krauiologie  gebräuchlichen,  abweichenden  Sinn,  insofern 
man  nämlich  unter  einem  Schädeltypus  gewöhnlich  gerade  eine  einheitliche  Form  versteht. 

Ausserdem  stellt  er  aber  auch  die  Frage  ganz  anders,  als  sie  wirklich  liegt  Er  spricht  von  einem 
germanischen  Gesammttypus  nicht  etwa  für  eine  gewisse  Zeit  und  in  rein  kraniologischcm  Sinne, 
sondern  in  der  Allgemeinheit,  wie  ihn  die  linguistische  Ethnographie  auffassl,  so  dass  alle  Bestand- 
teile der  Völker  mit  inbegriffen  werden,  welche  heutzutage  germanische  Sprache  reden. 

Es  kann  sich  also  in  dieser  Frage  nicht  allein  um  einen  Wortstreit  handeln,  oder  darum,  dass 
er  eben  gegen  die  von  mir  gewählte  Bezeichnung  des  ReihengTÜbertypus  als  des  germanischen  eine 
erklärliche  Antipathie  hege,  um  so  weniger,  als  er  in  der  Generalversammlung  des  deutschen 
anthropologischen  Vereines  in  München  (1875)  von  einer  ursprünglichen  Gemischt  eit  aller  Cultur- 
Völker  sprach,  worunter  er  doch  wohl  auch  die  Germanen  begreift. 

In  der  That  handelt  es  sich  bei  der  Beurteilung  der  Rcibengräberschädelfunde  nur  darum, 
dass  in  allen  den  Theilen  Europas,  in  welchen  sich  Germanen  festsetzten,  zu  jener  Zeit  in  ihren  Grä- 
bern ein  wohlbegrenzter  Typus  mit  einer  bestimmten  Schädelform  gefunden  wird,  nicht  darnm, 
wie  Herr  Virchow  zu  glauben  scheint,  dass  man  sofort  aus  der  Form  eines  einzelnen  Schädels  auf 
die  sprachliche  oder  politische  Zugehörigkeit  schliessen  wolle.  Die  Frage  liegt  so,  ob  man  be- 
rechtigt sei,  aus  der  gleichen  Form  mehrerer  Schädel  auf  ihre  Zugehörigkeit  zu  demselben  Typus 

*)  Hiebe  meine  Beiträge  zur  Ethnographie  von  Wiirtemberg  in  diesem  Archiv  für  Anthropologie,  1867,  8.  51. 

*)  Berlin,  Dümmler,  1576. 

a)  Siehe  Beite  870. 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


schließen  könne,  auch  wenn  in  den  Gräbern,  welche  nie  enthielten,  keine  Culturreate  gefunden 
wurden.  Herr  Virchow  verneint  das  für  die  Reihcngräberschädel,  und  es  ist  sicherlich  be- 
merke ns werth,  dass  ein  Anatom  die  bei  einem  Schädel  gefundenen  CulturresU?  und  nicht  ihre  Ge- 
stalt allein,  als  entscheidend  für  seine  Zutheilung  zu  einem  bestimmten  Typus  ansieht.  Ja  er  ist 
(Seite  4 und  5)  sogar  im  Zweifel,  ob  er  die  ReUiengrüberschädelformen , welche  bei  Bohlsen, 
Platkow  (in  der  Mittelmark),  Pakocz  (Posen)  und  im  Garten  des  Palastes  Theodericha  des  Grossen 
in  Ravenna  gefunden  wurden,  für  germanische  erklären  solL  Er  weiss  aber  doch  sicherlich,  dass 
nach  jenen  östlichen  Gegenden  ebenso  wie  nach  Italien  und  Griechenland  während  und  nach  der 
Völkerwanderung  Germanen  in  Menge  auf  Kriegszügcn  oder  als  Handelsleute  und  Colonialen  ge- 
kommen sind.  Wenn  er  sogar  meint,  für  die  aus  dem  Begrub nissfelde  von  Wollin  (Pommern) 
stammenden  Reihengräberschädel,  bei  welchen  Münzen  ans  dem  1 1.  Jahrhundert  gefunden  wurden, 
sei  die  Annahme  germanischer  Gräber  wenig  wahrscheinlich,  so  hat  er  wohl  nicht  daran  gedacht, 
dass  Adam  von  Brennen  (II.  19.)  gerade  für  diese  Zeit  die  längere  Anwesenheit  sächsischer  Kauf- 
leute bezeugt. 

Die  Thatsache  von  der  Raceneinheit  der  in  den  Reihengräbern  begrabenen  Germanen,  welche 
mit  jedem  neuen  Funde  bestätigt  wird,  läugnet  übrigens  Herr  Virchow  nicht  ganz,  sondern  be- 
schränkt sie  nur  auf  die,  wie  er  sich  ausdrückt,  erobernden  germanischen  Stämme.  Unter  diesen 
versteht  er  merkwürdigerweise  nur  die  Franken  und  Allemannen.  Die  Burgunder,  Longobarden, 
Niedersaehsen,  Angelsachsen  und  Thüringer  (Hermanduren),  in  deren  jener  Zeit  ungehörigen  Grä- 
bern Bich  jene  Schädelform  in  ähnlicher  Weise  wiederfindet,  rechnet  er  nicht  dazu.  Von  den 
letzt  genannten  sieht  er  aber  aus  unbekannten  Gründen  ab  und  macht  nur  die  Friesen  zum  Gegen- 
stände seiner  Untersuchung.  Bei  der  durch  die  geschichtlichen  Nachrichten  verbürgten  Gleich- 
artigkeit derselben  mit  den  übrigen  Germanen,  besonders  was  die  in  ethnologischer  Beziehung  vor 
Allem  in  Betracht  kommenden  gesellschaftlichen  Einrichtungen  betrifft,  wäre  cs  sehr  interessant,  w enn 
es  ihm  gelungen  wäre,  diese  seine  Ansicht  direct  nachzuweisen ; obgleich  damit  nicht«  weiter  be- 
wiesen wäre,  als  dass  sic  zu  den  germanischen  Mischvölkorn  wie  etwa  die  Gallier  Casars  gehörten. 

Die  in  dem  Gebiete  Frieslands,  so  wie  er  es  annimmt,  gefundenen,  der  Roihengräberzeit  ange- 
hörigen,  im  Naturaliencabinet  in  Oldenburg  auf  bewahrten  neun  Schädel  aus  Buttorburg,  Rodenkirchen 
und  Oldenburg1)  (siebe  S.  260),  w’elchc  alle  die  bekannte  einheitliche  Form  zeigen,  benutzt  er  aber 
nicht  zu  seinen  Betrachtungen,  ja  er  hat  einen  Theil  derselben  aus  Zeitmangel  nicht  einmal  unter- 
sucht Er  sucht  die  Beweise  für  seine  Ansicht  auf  indirectem  Wege  und  mit  einer  kleinen  Zahl 
(reichlich  gerechnet  nicht  einmal  100  von  ihm  selbst  und  von  Anderen  untersuchten)  wegen  ihrer 
vermeintlichen  Niedrigkeit  von  ihm  ausgewählter  Schädel  zu  erstellen,  welche  zum  allergrößten 
Tbeile  nicht  weiter  als  höchstens  bis  ins  9.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  zurückreichen,  also 
in  eine  Zeit,  in  welcher  überall  in  Deutschland  die  Vermischung  des  reinen  germanischen  Typus 
mit  brachycephalen  Elementen  begonnen  hatte. 

Seine  auf  dieses  Material  gegründeten  indirecten  Beweise  dafür,  dass  die  von  den  Römern 
unter  dem  Namen  Germanen  zusammengefassten  Völker  keine  eigentümlichen  Schädelfonnen 
besaßen  und  keinen  eigentümlichen  Typus  bildeten,  wie  man  aus  den  Erfunden  der  lieihen- 

l)  Siehe  v.  Alten,  Ucber  vorchristliche  AUerthüuter  des  friesischen  Landes  Oldenburgs.  Archiv  für  An- 
thropologie, Bd.  8,  8.  101  flT. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  319 

gröber  schliessen  könnte,  lassen  sich  am  besten  in  historische,  kraniologischc  und  oratorische  ein- 
theilen. 

Was  zunächst  die  letzteren  betrifft,  so  nennt  Herr  Virchow  sich  selbst  und  alle  diejenigen,  die 
seine  Ansicht  theilen,  vorsichtige  Untersucher  oder  Forscher  (S.  4),  erklärt  damit  also  seine  Gegner 
für  unvorsichtig.  Ferner  nennt  er  die  seiner  Ansicht  widerstreitenden  Thatsachen  willkürliche  An- 
nahmen (S.  861)  und  stellt  ihnen  die  gänzlich  unerwiesene  Hypothese  als  wohlbegründet  gegen- 
über, dasB  die  Friesen  zur  Reihen gräberzeit  eine  andere  Schädelform  gehabt  hätten  als  die  übrigen 
Germanen.  „Vorsichtige  Untersucher,“  sagt  er  S.  4,  „haben  es  immer  vorgezogen,  als  entschei- 
dendes Merkmal  für  die  Annahme  fränkischer  und  allemannischer  Gräber  die  archäologischen  Bei- 
gaben nnd  nicht  etwa  allein  die  Schädelform  zu  betrachten.“  Man  sollte  nun  denken,  dass  er  diese 
Anforderungen  auch  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Friesenschädel  selbst  befolge.  Das  ist 
aber  gar  nicht  der  Fall,  denn  das,  was  er  für  die  Reihengräber  verdammt,  nämlich  den  Schluss  aus 
der  Gleichheit  der  Architectur  der  Schädelform  allein,  auf  die  Gleichheit  des  Typus,  verwendet 
er  im  Interesse  seiner  Beweisführung  ganz  unbefangen  selbst  (S.  223,  224  und  310),  die  Schädel 
von  Gertruidenberg  und  Ankum,  also  flamm  ländische  und  westphälischc , zählt  er  ohne  Weiteres 
wegen  ihrer  Form  zu  den  Friesen,  obgleich  weder  geographische  Gründe  noch  archäologische 
Fnnde  dafür  sprechen.  Auf  der  anderen  Seite  schliesst  er  die  Schädel  von  Zecuven  (Zecland)  von 
der  Gemeinschaft  mit  den  Friesen  aus,  weil  ihre  Form  nicht  in  sein  Schema  passt. 

Auch  sonst  ist  Herr  Virchow  gegen  sich  selbst  nicht  bo  streng,  denn  von  den  Schädeln  der 
letzten  Jahrhunderte,  die  er  als  friesische  in  Anspruch  nimmt,  weiss  er  von  keinem,  ausser  den 
Schädeln  des  Herrn  Davis  aus  Groningen  und  etwra  dem  Batavus  genuin us,  ganz  sicher,  ob  sie 
wirklich  Friesen  angehört  haben.  Dieselben  sind  allerdings  ihrer  Mehrzahl  nach  auf  echt  friesischem 
Boden  gefunden,  aber  archäologische  oder  andere  Gründe  für  ihre  friesische  Nationalität  sind  nicht 
anzufuhren.  Von  Vierland  z.  B.  weiss  man  nnr,  dass  daselbst  seit  dem  13.  Jabrhundert  eine  hol- 
ländische Colonie  besteht,  nicht  aber,  dass  dieselbe  ans  wirklichen  Friesen  bestand,  und  selbst  von 
den  Skeletten  aus  den  Steinsärgen  von  Baadt  ist  dies  keineswegs  erwiesen.  Diese  Begrab nissart 
allein  beweist  kaum  mehr,  als  dass  die  Verstorbenen  aus  dem  12.  oder  13.  Jahrhundert  stammen, 
nicht  aber,  dass  dieselben  Friesen  waren,  sie  können  ganz  wohl  Eingewanderten  geistlichen  oder 
auderen  Standes  angehört  haben. 

Herr  Virchow  geht  aber  auf  demselben  Wege,  welchen  vor  ihm  die  so  hart  beurtlieilten 
Forscher  bei  der  Aufstellung  eines  germanischen  Typus  gegangen  sind,  noch  einen  grossen  SclLritt 
weiter,  indem  er  nicht,  wie  diese,  aus  der  Gesainmtheit  der  Architectur  des  Schädels  seine  Schlüsse 
zieht,  sondern  nur  aus  einer  Eigenschaft,  aus  ihrem  Höhend urchmesser,  gleichviel  ob  sie  noch  so 
extrem  brachycephal  oder  dolicbocephal  sind. 

Die  Bemerkung  auf  S.  4,  mau  habe  den  Osten  Deutschlands  angeschuldigt,  mit  Slaven  inficirt 
zu  sein,  aber  wenn  die  Slaven  ursprünglich  vxtQvd'Qoi  gewesen  seien,  so  könne  man  doch  von 
ihnen  kaum  brünette  Nachkommenschaft  ableiten  etc.,  ist  ein  solches  Meisterstück  von  rhetorischer 
Konst,  dass  ich  nicht  umhin  kann,  den  Leser  schon  hier  darauf  aufmerksam  zu  machen.  Jeder- 
mann weiss,  dass  im  OBten  unseres  Vaterlandes  w'irklich  eine  Menge  Slaven  wohnen,  von  denen 
sehr  viele  dunkelhaarig  sind,  dass  die  alten  Schriftsteller  den  ihnen  bekannten  Völkerschaften, 
welche  heutigen  Tages  unter  dem  Namen  Slaven  zusammengefasst  werden,  verschiedene  Namen 
gaben,  dass  u»4pvffpogrothbraun  heisst,  und  dass  nur  ein  Schriftsteller  aus  dem  6.  Jahrhundert  n.Chr. 


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320 


Dr.  H.  v.  Holder, 


Prokop,  diese  Bezeichnung  für  die  Haare  keineswegs  aller  Slaven  gebraucht,  sondern  nur  für 
die  der  öxkctßrjvoi  (Slovenen)  und  beides  Stamme  des  südwestlichen  Zweiges  der  Slaven. 

Endlich  hat  auch  meines  Wissens  Niemand  ausBer  Herrn  Virchow  selbst  von  einer  Infcction 
durch  Slaven  gesprochen. 

Seite  6 spricht  er  die  Ansicht  ganz  bestimmt  aus,  dass  die  Brachycephaleu  in  der  fortschrei- 
tenden Cultur  des  letzten  Jahrhunderts  die  Führung  übernommen  hätten.  Da  er  aber  auf  derselben 
Seite  erklärt,  dass  unsere  d.  b.  seine  Kenntnisse  der  Unterabt  bedungen  der  verschiedenen  Arten 
derDolichocephalio  und  Brachycephalie  nicht  gross  genug  seien,  um  überall  auszureichen,  so  werden 
sie  sicherlich  auch  nicht  ausreichend  sein,  um  die  Schädelformen  deijenigen  Stande  zu  kennen, 
welche  als  Träger  der  Culturentwickelung  anzusehen  sind. 

Liest  man  endlich  die  in  Beziehung  auf  die  Darstellung  glänzende  Stelle  auf  S.  3C1  inbeson- 
dero  den  Satz:  Niemand  hat  den  Nachweis  geliefert,  dass  alle  Germanen  dieselbe  Schädelform 

besannen,  oder  anders  ausgedrückt,  dass  sie  von  Anfang  an  eine  ganz  einheitliche  Nation 
waren,  so  könnte  man  sich  nach  Allem,  was  man  von  Herrn  Virchow’s  politischen  Ansichten 
weiss,  kaum  des  Gedankens  erwehren,  dass  hier  „der  werbende  Politiker  für  seine  Zukunftsplüne* 
(S.  2)  spricht,  wenn  er  eine  derartige  Absicht  nicht  gleich  darauf  für  unzulässig  bei  wissenschaft- 
lichen Untersuchungen  erklären  würde.  — Wenn  man  aber  bedenkt,  dass  es  bis  jetzt  Niemand 
eingefallen  ist,  daraus,  dass  alle  Germanen  der  Keihengräberzeit  eine  typische  Schädelform  zeigen, 
zu  schliessen,  dass  sie  von  Anfang  an  eine  ganz  einheitliche  Nation  waren,  so  wird  es  wohl  jeden- 
falls erlaubt  sein,  auf  jene  ganze  Darstellung  seinen  eigenen  von  anerkennenswerther  Selbstkritik 
zeugenden  Ausspruch  auf  S.  341  anzuwenden,  dass  man  auch  in  der  Negation  zu  w eit  gehen  könne. 

Es  wird  genügen,  mit  diesen  Beispielen  den  oratorischen  Theil  der  Beweisführung  dargelegt 
zu  haben.  Es  wäre  zwar  ein  Leichtes,  noch  eine  ganze  Reihe  ähnlicher  Belege  beizubringen,  allein 
es  widerstrebt  mir,  weiter  zu  geben,  als  es  zur  Klarlegung  des  Gegenstandes  notbwendig  ist.  Die« 
um  so  mehr,  als  ich  wohl  weiss,  dass  glänzende  Redner  sehr  leicht  dazu  kommen,  sich  einer  schönen 
Redewendung  zu  Liebe,  Freiheiten  zu  gestatten,  die  Anderen,  zumal  in  wissenschaftlichen  Unter* 
suebungen,  nicht  erlaubt  wären.  Niemand  kann  mehr  geneigt  sein  als  ich,  ihm  derartige  oratorische 
Figuren  zu  Gute  zu  halten,  deren  Klang  einen  verführerischen  Reiz  besitzt. 

Für  die  Beurtheilung  seiner  kraniologischcn  Beweise  ist  es  vor  Allem  nöthig,  seine 
Messmethode  näher  zu  betrachten.  In  erster  Linie  kommen  hierbei  seine  Instrumente  in  Betracht, 
denn  von  diesen  ist  der  Werth  der  Maasse  in  erster  Linie  abhängig. 

Ausser  dem  Tasterzirke!  verwendet  er  das  von  ihm  in  der  Versammlung  der  deutschen  An- 
thropologen im  Jahre  1874 l)  zum  ersten  Male  vorgezeigte  Instrument*  Dasselbe  unterscheidet 
sich  im  Principe  nicht  von  der  einfachen,  ursprünglichen  Form  des  mehligen,  welches  er  während 
seiner  Anwesenheit  in  Stuttgart  im  Jahre  1872  in  Händen  hatte  und  das  ich  schon  »eit  18fi5  zu 
meinen  Messungen  benutze.  Das  bekannte  Schubmacbermaass  hatte  mich  auf  den  Gedanken  ge- 
bracht und  ein  in  Anfertigung  solcher  Instrumente  erfahrener  Fabrikant  brachte  es  in  eine  dem 
Zwecke  entsprechende,  handliche  Form.  Damit  will  ich  natürlich  entfernt  keinen  Prioritätsstreit 
anfangen,  denn  derartige  Dinge  kann  am  Ende  Jeder  erfinden.  — 8o  sehr  ich  also  mit  dem  Prin- 
cipe des  \ irohow’schcn  Instrumentes  einverstanden  bin,  so  wenig  bin  ich  es  mit  seiner  Aus- 


*)  Siehe  den  Bericht  über  dimelbe  8.  67. 


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Ueber  die  in  Deutschland  verkommenden  niederen  Schädelformen.  321 

föbrung.  Es  ist  so  schwer  nnd  ungefüge,  dass  Niemand  im  Stande  ist,  damit  viele  Sehüdel  nach 
einander  oder  überhaupt  ohne  Gehülfon  mit  Sicherheit  zu  messen.  Wegen  der  Schwere,  haupt- 
sächlich des  oberen  Endes,  der  Kürze  seiner  Arme  und  der  Schmalheit  seiner  dreieckigen  Stange 
verwackelt  inan  sehr  leicht  die  Ansatzpunkte.  Es  ist  daher  sehr  erklärlich,  dass  Herr  Virchow 
selbst  den  Tasterzirkel  vorzieht  und  die  von  Herrn  v.  I bering  vorgeschlagene  Messung  in 
Projectionsmanier  im  Wesentlichen  verwirft.  Denn  diese  ist  ja  nur  mit  Instrumenten  ansznfuhren, 
deren  znr  Messung  zu  verwendende  Anne  sich  parallel  bewegen.  Aber  auch  die  Mehrzahl  der 
übrigen  deutschen  Kraniologen  lmt  sich  bis  jetzt  nicht  entschließen  können,  auch  die  Messungen 
für  die  sagittale  Ebene  in  der  allein  zuverlässigen  Projt^ctäonsmanier  vorzunehmen.  Die  meisten  in 
der  horizontalen  und  frontalen  EIkuiü  gelegenen  Maasse  dagegen  nehmen  sie  in  dieser  Manier, 
weil  sie  auch  mit  dem  Tasterzirkel  nicht  anders  auszuführen  sind.  Da  die  principielle  Richtigkeit 
der  Projectionsmanier  von  Niemand,  auch  von  Herrn  Virchow  nicht,  bestritten  wird,  so  kann 
dieser  Widerstand  hauptsächlich  nur  von  der  Beliebtheit  des  Tasterzirkels  herrühren,  und  wird  erst  auf- 
hören,  wenn  er  für  den  grössten  Theil  aller  Maasse  durch  das  oben  erwähnte  Instrument  (den  Stangen- 
zirkel, wie  es  einige  nennen)  ersetzt  ist  Denjenigen  also,  welche  nicht  geneigt  sind,  das  von  mir 
verwendete  bei  einer  sehr  grossen  Zahl  von  Messungen  erprobte  Instrument  in  seiner  einfachen 
ursprünglichen  Form  anzunehmen,  wie  es  im  vorigen  Jahre  in  der  Versammlung  in  Kiel  von 
Herrn  Professor  Ranke  vorgelegt  wurde,  möchte  ich  daher  rathen,  ein  demselben  ähnliches  zu  er- 
finden und  ihm  einen  möglichst  griechisch  klingenden  Namen  zu  geben.  Letzteres  hat  ja  Herr 
Virchow  in  Jena  als  ein  wesentliches  Erleichterungsmittel  der  Einführung  neuer  Anschauungen 
und  Verfahren  in  die  deutsche  Wissenschaft  empfohlen. 

Da  kein  Zweifel  darüber  besteht,  dass  alles  Messen  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  sich  den 
Regeln  der  Mathematik  nicht  entziehen  kann,  und  ausser  dem  grössten  Th  eile  der  Anthropologen 
cs  sonst  Niemandem  einfallt,  anders  zu  messen,  als  unter  rechten  Winkeln,  so  ist  zu  hoffen,  dass, 
wenn  eiumal  ein  derartiges  Instrument  zu  allgemeiner  Anerkennung  gelangt  ist,  sich  auch  die  Pro- 
jectionsmanier immer  mehr  Freunde  erwerben  wird. 

Auf  S.  39  giobt  übrigens  Herr  Virchow  einen  anderen  Grund  seiner  Ablehnung  der  Pro- 
jectionsinethode  an,  er  meint  dort,  dieselbe  passe  nicht  für  die  vergleichende  Aufgabe  der  Ethno- 
logie,  wohl  aber  eher  für  die  individualisirende  des  Künstler».  Jene  könnte  sich  nicht  allein  mit 
der  Messung  von  Horizontalen  und  Senkrechten  beschäftigen,  welche  den  Schädel  als  Ganzes  be- 
treffe, sondern  sie  müsste  sich  auch  an  gewisse  (d.  li.  wohl  anatomische)  Gegenden  und  Orte 
halten.  — Vor  Allem  merkwürdig  ist,  dass  Herr  Virchow  zu  glauben  scheint,  letzteres  könne 
nicht  auch  in  Projectionsmanier  geschehen,  denn  zu  anthropologischen  Zwecken  werden  ja  die  Ent- 
fernungen der  einzelnen  Gegenden  und  Orte  des  Schädels  nur  in  Rücksicht  auf  ihr  Verhältnis« 
zum  Ganzen  gemessen,  also  immer  nur,  so  lange  die  einzelnen  Knochen  beisammen  sind.  Der  Zweck 
dieser  Messungen  ist  mir  der,  die  Verschiedenheiten  der  einzelnen  Schäd eiformen  zu  bestimmen, 
und  darin  liegt  auch  der  Grund,  warum  die  Projectionsmanier  so  grosse  Vorzüge  vor  der  älteren 
Methode  hat,  denn  nur,  w'onn  man  unter  gleichen  Winkeln  misst,  erhält  man  richtige  Anhaltspunkte 
für  die  Vergleichung  dieser  verschiedenen  Formen,  und  trifft  die  nicht  an  anatomischen  Punkten 
gelegenen  Orte  am  scliärfsten  bei  jedem  Schädel  wieder.  Ist  es  nöthig,  die  Entfernung  anato- 
mischer Punkte  zu  messen,  so  ist  es  für  die  anthropologische  Betrachtung  ohnedies  empfehlons- 
werth,  um  Unklarheiten  und  Weitläufigkeiten  zu  vermeiden,  von  den  in  der  horizontalen  und  fron- 
Archiv  fttr  Anthropologi«.  84.  XII.  41 


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322 


Dr.  H.  v.  Holder, 


talen  Ebene  liegenden  nur  die  symmetrischen  zu  wählen.  Für  die  in  der  sagittalen  Ebene  liegenden  ana- 
tomischen Punkte,  welche  alle  unsymmetrisch  sind,  gilt  dasselbe,  wie  für  die  Durchmesser  des  Schädels 
als  Ganzes.  Nur  in  Projectionsinanier  gemessen  geben  sie  ohne  Schwierigkeit  vergleichbare  Zahlen. 
Will  man  die  Methode  aber  nicht  für  alle  diese  Müsse  anwenden,  d.  b.  mit  dem  Tasterzirkel  messen, 
so  muss  der  Winkel,  den  die  ganze  Linie  mit  der  horizontalen  macht,  angegeben  werden. 

Die  Aeusserung  über  die  Messmethode  der  Künstler  ist  endlich  auch  nicht  ganz  klar.  Offenbar 
können  ihm  nur  diejenigen  vorgeschwebt  haben,  die  sich  mit  dem  Kopfe  des  Menschen  beschäf- 
tigen, also  die  Portraitmaler  und  die  Bildhauer.  Aber  beide  binden  sich  an  keine  innerhalb  des 
Kopfes  liegende  Horizontale;  die  Maler,  wenn  sie  überhaupt  messen,  haben  vor  Allem  die  Per- 
spective zu  berücksichtigen,  und  die  Bildhauer  benutzen  beim  Copiren  von  Köpfen  eine  ausserhalb 
derselben  gelegene  Horizontale,  beide  könnten  auf  keinen  Fall  die  v.  Hierin  g’sche  Methode 
brauchen.  Es  würden  also  nur  die  Künstler  im  weiteren  Sinne  übrig  bleiben,  deren  einzige  Auf- 
gabe es  ist  zu  individualisiren.  Da  aber  diese  nur  mit  Umfangen  messen  und  eine  Horizontale 
ausser  dem  Erdboden  am  allerwenigsten  nüthig  haben,  so  scheint  diese  Aeusserung  eine  jener 
Wendungen  zu  sein,  von  denen  ich  oben  sprach,  dies  um  so  mehr,  als  Herr  Virchow  die 
v.  Ihering’sche  Methode  praktisch  gar  nicht  ernstlich  geprüft  haben  kann,  obgleich  er  sie  gerade 
in  dieser  Richtung  für  unbrauchbar  erklärt.  Sonst  könnte  er  auf  S.  76  nicht  die  Meinung  aus- 
sprechen, die  Stirn  Wölbung  werde  bei  ihr  iu  die  grösste  Lange  herein  bezogen.  Bekanntlich  trifft 
dies,  wenn  die  Messung  mit  Zugrundelegung  der  deutschen  (modificirten  Göttinger)  Horizontale 
geschieht,  nur  bei  Schädeln  zu,  welche  für  die  gewöhnlichen  anthropologischen  Zwecke  ohnedies 
nicht  verwendet  werden  können,  nämlich  bei  Wasserköpfen  und  normalen  Kinderscbädelu.  Das 
Hereinbeziehen  der  Stirnwölbung  wäre  aber  auch  in  diesen  Fällen  durchaus  nicht  unabwendbar, 
denn  nichts  steht  ja  im  Wege,  den  Abstand,  um  welchen  die  Wölbung  den  gewöhnlichen  vorderen 
Endpunkt  der  grössten  Länge  überragt,  von  der  gewonnenen  Zahl  abzuziehen. 

Weiter  erklärt  Herr  Virchow  S.  75:  die  Differenzen  der  alten  und  der  neuen  Methode  seien 
fiir  die  grösste  Länge  störender  als  für  die  grösste  Höhe.  Beides  ist  so  unrichtig  als  möglich. 
Denn  wie  aus  der  beiliegenden  Tabelle  I.  ersichtlich  ist,  bewegt  sich  die  Differenz  beider  Längen 
zwischen  0 und  2 mm,  also  innerhalb  der  Irrthumsgrenzc  der  Messungen  mit  dem  Tasterzirkel. 
Die  Virchow'’ sehe  Höhe  (HT),  deren  unterer  Anfangspunkt  ja  in  allen  Fällen  ein  anderer  ist,  als 
der  der  aufrechten  Höhe  (II1),  ist  meistens  bedeutend  kleiner  als  diese. 

Um  die  Unterschiede  der  Ergebnisse  beider  Methoden  klar  zu  machen,  habe  ich  in  dieser 
Tabelle  die  durch  beide  gewonnenen  Zahlen  der  Hnuptdurchrnesscr  von  35  würte  in  borgischen 
Schädeln  aus  meiner  Sammlung  zusanimcngestellt.  Ich  habe  vorzugsweise  Männer  gewählt,  nin 
dem  Einwurf  zu  begegnen,  dass  die  weiblichen  Schädel  überhaupt  niedriger  seien.  Die  Mehrzahl 
sind  Cbamäeephalcn  in  Herrn  Virchow* ’s  Sinne.  Nr.  1 der  reine  tu  ramsche,  Nr.  14  der  reine 
sarmatische  Typus  und  Nr.  18  und  30,  welche  nicht  in  diese  (.'lasse  gehören,  habe  ich  als  Bei- 
spiele von  niederen  Schädeln  gewählt,  die  nach  Herrn  Virchow  für  hoch  erklärt  werden  müssten. 
Die  Germanen  Nr.  31  bis  35  dagegen  als  Beispiele  von  in  der  That  sehr  hohen,  welche  nach  seiner 
Anschauung  für  sehr  niedrige  zn  halten  wären.  Die  fettgedruckten  Zahlen  sind  nach  der  Vorschrift 
des  Herrn  Virchow  gewonnen,  welcher  von  den  aufgenommenen  Durchmessern  nur  bei  der 
grössten  Länge  die  Projectionsinanier  nicht  angenommen  hat-  Denn  für  die  grösste  Breite  (B) 
und  die  Entfernung  der  Spitzen  des  proc.  Mustoidei  sind  die  Ansatzpunkte  bei  beiden  Methoden 


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lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  323 

dieselben.  Die  Indiccs  sind  doppelt  berechnet  mit  Zugrundelegung  der  von  Herrn  Virchow  ge- 
wählten Länge  (L1)  und  der  in  Projectionsraanier  gemessenen  (L).  Dass  die  Längen  der  alten  und 
der  neuen  Methode  theüt  gleich  sein,  theils  bis  zu  2 mm  difleriren  können,  hat  darin  aeiuen  Gruml, 
dass  der  hinterste  Kndpuukt  des  Schädels  bei  horizontaler  Siedlung  desselben  im  einzelnen  Falle 
dieselbe  senkrechte  Entfernung  von  einer  durch  den  untersten  Endpunkt  gelegten  horizontalen 
Ebene  hat,  wie  der  vordere  (über  der  Nasenwurzel),  bei  der  Mehrzahl  dagegen  eine  allerdings  nur 
wenig  geringere  zeigt.  — Diejenigen,  welche  sich  die  Mühe  geben  wollen,  die  Zahlen  der  Tabelle 
genau  anzusehen,  werden  sofort  den  Werth  der  beiden  Messmethoden  für  die  Beurthcilung  der 
Höhe  zu  beurtheilen  im  Sunde  sein.  Zu  diesem  Zwecke  habe  ich  auch  die  Differenz  der  rohen 
Zahlen  sowohl  als  der  Indiccs  angegeben« 

Die  Messmethode  des  Herrn  Virchow  ist,  wie  eben  erwähnt,  keine  einheitliche.  Einen  Theil 
der  Höhen,  die  Entfernung  des  hinteren  Randes  des  Hiuterhauptsloches  vom  hintersten  Endpunkt 
des  Schädels  und  alle  Breiten  misst  er  nach  der  Projectionsmanier,  die  Längen  des  Schädels  und 
die  Höhen  deB  Gesichts  sowie  den  Rest  der  von  ihm  in  seiner  Tabelle  gegebenen  Maasse  nach  der 
alten  Methode.  Es  ist  daher  nicht  leicht,  sich  in  seiner  Art  des  Messens  zurechtzufinden,  um  bo  mehr, 
als  er  es  bei  den  meisten  seiner  Maasse  versäumt  anzugeben,  ob  sie  mit  seinem  Instrument,  dem 
Tasterzirkel  oder  dem  Bande  gemessen  sind.  Bei  den  meisten  lässt  sich  dies  zwar  leicht  errathen, 
bei  einzelnen  ist  aber  eine  genaue  Vergleichung  nothwendig.  Auch  eine  präcise  Angabe  der  An- 
satzpunkte vermisst  man  bei  mehreren.  Man  erfahrt  nicht,  ob  er  den  Malerdurcbraesser  von  der 
Mitte  der  Fläche  der  Jochbeine  oder  ihres  unteren  Randes  oder  von  ihrer  breitesten  Stelle  d.  h. 
an  der  Naht  mit  dem  Schläfenbein  misst.  — Die  Vereinigung  der  Pfeil-  mit  der  Kranznabt  nennt 
er  dio  grosse  Fontanelle,  statt  den  praktischen  Vorschlag  des  Herrn  Broca  anzunehmen,  diesem 
Punkt  den  Namen  bregma  zu  geben.  — Die  senkrechte  Höhe  vom  vorderen  Rande  des  for. 
magnum  heisst  er  in  seiner  Tabelle  die  grösste,  im  Texte  S.  44  die  „ganze“  Höhe.  Auf  S.  38 
versteht  er  unter  dieser  Bezeichnung  ein  von  diesem  ganz  verschiedenes  Maass  der  Herren  Baer 
und  Ecker,  und  die  grösste  unter  den  senkrechten  Höhen,  welche  die  beiden  letzteren  zuerst  vor- 
geschlagen haben,  und  die  der  v.  I bring’ sehen  entspricht,  nennt  er  in  der  Tabelle  die  hintere. 

Diese  Tabelle,  welche  32  von  ihm  selbst  genau  untersuchte  Schädel  enthfdt,  giebt  außser  der 
Capaeitüt  und  dem  Profilwinkel  von  jedem  noch  8fi  Maasse.  So  anerkennenswerth  diese  grosse 
Arbeit  ist,  weil  sie  eine  Reihe  Maasse  enthält,  welche  denen,  die  anders  messen  als  er,  eine  Ver- 
gleichung ermöglicht,  so  ist  doch  zu  bedauern,  dass  eitl  anderer  sehr  grosser  Theil  zu  solchen  Ver- 
gleichungen überhaupt  unbrauchbar  ist,  und  auch  von  ihm  selbst  mit  Recht  nicht  zur  Unterscheidung 
der  verschiedenen  Formen  benutzt  wird,  also  vollständig  zwecklos  ist.  Er  verwendet  die  grösste 
Länge  und  Breite,  seine  Höhe  und  einige  Maasse  des  Gesichtes,  besonders  der  Nase,  dazu.  Ausser 
diesen  benutzt  er  noch  die  Hauptumfünge,  um  aus  der  Gleichheit  der  gewonnenen  Zahlen  auf  die 
Gleichheit  der  Form  zu  schliessen  (S.  83  bis  84,  87,  192).  Da  er  aber  S.  187  mit  vollem  Recht 
sagt,  die  Grössenverhältnisse  eines  Schädels  bestimmen  seine  Formen  nicht,  so  wären  diese  voll- 
ständig überflüssig,  er  müsste  denn  der  irrthümlichen  Ansicht  sein,  dass  man  aus  dem  L infange 
auch  auf  die  Form  schliessen  könne.  — Die  ganze  Serie  der  von  ihm  gemessenen  vom  Gehörgang 
ausgehenden  Radien  ist  nicht  vergleichbar,  weil  ihre  Winkel  nicht  angegeben  sind.  Wem  das 
von  Hcrru  Benedict  angegebene,  auf  richtigen  Grundsätzen  beruhende  Verfahren  zu  ihrer  Messung 
zu  umständlich  ist,  der  messe  dieselben  lieber  gar  nicht. 

41* 


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324 


Dr.  H.  v.  Holder, 


Die  von  ihm  vorgcachlngene  Auricularhöhe  ist  eine  dankenswerthe  Bereicherung  der  llöhen- 
m&asse,  weil  sie  beim  Lebenden  leicht  gemessen  werden  kann.  Wünschen» werth  wäre  es  freilich  ge- 
wesen, wenn  er  auch  die  Höhe  des  proc.  mast,  von  dessen  Spitze  bis  zur  Mitte  de»  oberen  Randes 
des  Gehörganges  angegeben  hatte.  A<ldirt  man  diese  Grösse  zur  Auricularhöhe,  so  gewinnt  man 
einen  ganz  brauchbaren  Anhaltspunkt  zur  Vergleichung  mit  den  übrigen  Höhen,  sowie  ferner  für 
die  Beurthcilung  des  Geschlecht«  und  des  Lebensalters. 

Viel  weniger  empfehlenswerth  ist,  wie  schon  erwähnt,  die  zweite  Herrn  Virchow  eigen* 
thümliche  Höhe,  nämlich  die  vom  vorderen  Rande  des  foramen  magnum  bi»  zu  dem  senkrecht 
über  dieser  Stelle  gelegenen  Punkte  des  «ngittalen  Umfangs  (ID).  Schon  die  Schwierigkeit,  dieses 
Maas»  zu  nehmen,  stellt  es  weit  hinter  die  grösste  Höhe  (II1)  und  die  Höhe  des  Herrn  Broca 
(H*)  zurück.  Letztere  hat  den  unteren  Anfangspunkt  mit  HT  gemeinschaftlich,  der  obere  ist  das 
bregma.  Bei  einiger  Vorsicht  und  Uebung  lässt  sich  Herrn  Virc ho  w’s  Maas«  noch  am  leichtesten 
mit  dem  Tasterzirkel  nehmen,  doch  bekommt  man  »ehr  leicht  Messungsfehler , was  bei  Ha  nicht 
der  Fall  ist.  Der  Unterschied  zwischen  II*  und  HT  ist,  wenn  beide  genau  gemessen  werden,  übri- 
gens nicht  so  gross,  dass  es  nicht  vortheilhafter  wäre,  H*  allein  zu  messen,  schon  deshalb,  weil  da- 
durch eine  Vergleichung  mit  den  französischen  Arbeiten  möglich  wird. 

ID  ist  merkwürdigerweise  mit  Herrn  Virchow’«  eigenem  Instrumente  ohne  Einschaltung 
eines  weiteren,  verschiebbaren  parallel  mit  der  Fflhrnngsstango  stehenden  beweglichen,  Armes  in 
der  Mehrzahl  der  Fälle  gar  nicht  zu  messen.  Aber  auch  so  wäre  die  Manipulation  umständlich, 
zeitraubend  und  unsicher.  Das  häufige  Vorkommen  identischer  Zalden  für  ID  und  H*  (siehe  Herrn 
Virchow’«  Tabelle  I.  Warga  V.,  Bremen  Witlnhad  IV.,  Ankum  II.  und  Münster  T.  und  II.)  macht 
in  der  That  auch  Mtssungsfehler,  veelche  auf  diese  Weise  zu  Stande  gekommen  sein  mögen,  wenn 
auch  nicht  gewiss,  so  doch  einigermaassen  wahrscheinlich.  — ID  ist  ganz  gewöhnlich  kleiner,  «ehr 
selten  gleich  oder  grösser  als  ID;  II1  giebt  also  in  den  einzelnen  Fällen  grössere  Zahlen  und  ist 
deshalb  ID  bei  weitem  vorzuziehen,  wenn  es  sich  um  leichte  Unterscheidung  der  verschiedenen 
Schädelformen  handelt.  Dazu  kommt  noch,  dass  die  Länge  des  for.  magnum,  die  Grösse  des 
Winkels,  welchen  seine  Ebene  mit  der  Horizontalen  macht,  sowie  die  Gestalt  und  Ausdehnung  seines 
vorderen  Randes,  und  besonders  die  Tiefe  der  Ausbuchtung  zwischen  beiden  Condylen,  viel  grösseren 
individuellen  Schwankungen  unterworfen  sind*  als  die  Fläche  am  hinteren  Rande  desselben. 

MisRt  man  nur  II v und  nicht  auch  Hl,  so  erscheinen  die  Schädel  niedriger,  als  sie  wirklich 
sind;  denn  erateres  Maass  lässt  einen  Theil  der  für  da«  kleine  Gehirn  bestimmten  Wölbung  der 
unteren  Fläche  des  Hinterhauptsbeines  ausser  Acht,  es  ist  also  nur  ein  Theil  der  wirklichen  Höhe 
bei  horizontaler  Stellung  de«  Schädels.  — Bei  normalen  würtombergisehen  Schädeln  schwankt  der 
Durchmesser  dieses  ausser  Acht  gelassenen  Theils  der  Höhe  zwischen  0,1  und  1,6  cm.  In  den 
Fallen,  in  welchen  bei  sonst  normalen  Schädeln  die  untere  Wölbung  de«  Hinterhauptsbeine« 
Über  den  Rand  des  für.  magnum  nach  unten  hervorragt,  kann  diese  Zahl  noch  grösser  werden;  bei 
einigen  Schädeln  mit  defonnation  plastique  beträgt  sie  bis  zu  3,5  cm  (siehe  Nr.  13  der  Tabelle  I.).  Bei 
den  in  Herrn  Virchow’ s Tabelle  aufgefuhrten  Schädeln  beträgt  dieser  Theil  zwischen  0 und  1,6; 
bei  20,  also  nahezu  zwei  Dritteln,  übersteigt  sie  0,2  cm,  beträgt  also  mehr  als  die  zulässige 
liTthumsgrenze.  Unter  diesen  Schädeln  befinden  sieh  fünf  mit  pathologischer  Einsenkung  hinter 
der  Kranznaiit;  da  nun  diese  Veränderung  einen  viel  grösseren  Einfluss  auf  ID  als  auf  II1  hat,  «o 
ist  vollends  ersichtlich,  wie  wenig  empfehlenswert!!  ID  ist. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Seliädelfonnen.  325 

Uuter  den  Gründen,  welche  Herr  Virchow'  zu  Gunsten  dieser  seiner  Höhe  an  fuhrt,  befindet 
sich  auch  der:  die  Linie  bilde  die  nächste  Fortsetzung  der  Achsen  1 in ie  der  Wirbelsäule  (S.  44), 
worunter  er  wohl  die  ideale  Vertikale  derselben  verstellt  und  nicht  die  wirkliche  Achsenlinie,  denn 
diese  ist  ja  bekanntlich  keine  Gerade,  sondern  geht  in  ihrem  obersten  Theile  in  der  Richtung  des 
clivus  Blurnenbnchi  fort,  steht  also  nicht  senkrecht  auf  der  Horizontalen  des  Schädels,  wie  H\ 
Aber  auch  die  Verlängerung  der  idealen  Verticalen  der  Wirbelsäule  trifft  bei  horizontaler  Stellung 
des  Kopfes  nicht  immer  auf  den  vorderen  Band  des  for.  magmmi. 

Eiu  weiterer  Grund  gegen  die  Annahme  von  II*  ist,  dass  sein  unterer  Anfangspunkt  bei 
keiner  der  Ansichten  des  Schädels  gesehen  wird,  bei  welcher  die  Höhe  überhaupt  in  Betracht 
kommt,  nicht  einmal  bei  der  norma  lateralis,  und  doch  ist  dies  von  Wichtigkeit  für  die  Fixirung 
der  nach  HT  zu  unterscheidenden  Schädelformen  im  Gedächtnis?. 

Soweit  Herr  Virchow  eine  Horizontale  seinen  Messungen  zu  Grunde  legt,  hat  er  die 
Göttinger  mit  der  von  mir  zuerst,  in  meiner  Abhandlung  über  die  in  Wftrtemberg  verkommenden 
Seliädelfonnen  (S.  1),  gewählten  Modification  angenommen.  Diese  Moditication  hat  das  von  mir  seit 
1865  benutzte  oben  erwähnte  Kalibermaass  notliweodig  gemacht,  und  sie  wird  sich  wahrscheinlich 
auch  Herrn  Virchow’  aus  demselben  Grunde  aufgedrängt  haben;  denn  sein  Instrument  ist  ja 
nach  denselben  Grundsätzen  construirt.  Da  aber  auch  meine  Abhandlung  vor  der  «einigen  er« 
schienen  ist,  so  habe  ich  jedenfalls  die  Priorität  für  mich  in  Anspruch  zu  nehmen,  und  die  in  dem 
Berichte  über  die  dritte  Sitzung  der  neunten  allgemeinen  Versammlung  der  deutschen  Anthropologen 
in  Kiel  S.  111  gewühlte  Bezeichnung  „Vircho w’sclie  Linie“  ist  unrichtig.  Da  aber  hervor- 
ragenden Männern  wrie  Herrn  Virchow  auch  Bonst  zuweilen  Dinge  zugeschrieben  werden,  auf 
die  sie  nicht  selbst  zuerst  gekommen  sind,  so  möchte  ich  über  diesen  Gegenstand  keine  weitere 
Discussion  veranlassen. 

„Von  nicht  geringem  Interesse  ist  es,  dass  Bich  bei  der  von  Herrn  Harting  gewählten  Me- 
thode der  Berechnung  der  V crhältnisszablen  ....  ein  regelmässiges  Verhältnis«  zwischen  Länge, 
Höhe  und  Breite  ergiebt,  freilich  genauer  nur  dann,  wenn  inan  die  von  mir  eingehalteneil 
Richtungen  des  Messens  und  die  dadurch  erhaltenen  Zahlen  zu  Grunde  legt  Wenn  man  die 
Länge  durch  die  Höhe  dividirt  und  mit  100  multiplicirt,  so  erhält  man  das  ManRS  der  Breite  und 
umgekehrt  ....  oder  anders  ausgedruckt:  die  Länge  L,  ist  gleich  der  Breite  B,  multiplicirt  durch 
die  Höhe  II,  und  dividirt  durch  100,  also  L = B.H:  100,“  sagt  Herr  Virchow’  auf  S.  92  bis  93. 

Noch  interessanter  ist,  kann  man  liinzufügcn,  dass  dies  Harting’ sehe  Gesetz  nur  bei  einem 
der  32  von  Herrn  Virchow  selbst  gemessenen  Schädel  zutrifft,  nämlich  bei  dem  aus  dem  Bremer 
Rathskeller.  — Drei  weitere  Schädel,  Marken  15,  Schockland  19  und  Vierland  1,  also  im  Ganzen 
noch  drei,  könnten  zugelassen  werden,  wenn  man  nachsichtig  sein  und  eine  Irrthumsgrenze  von 
2 mm  zulassen  will.  Bei  den  übrigen  27  geht  die  Wirklichkeit  und  die  Berechnung  von  -f-  2,33 
bis  — 2,17  cm  aus  einander,  der  Irrthura  schwankt  also  im  Maximum  bis  4,5  cm.  Was  diese 
Ziffer  bedeutet,  woiss  jeder  Sachverständige  zu  gut,  als  dass  es  nöthig  wäre,  näher  darauf  ein- 
zugehen. 

Wollte  man  nun  auch  zugeben,  dass  Herr  Virchow  nicht  verpflichtet  wäre,  die  Richtigkeit 
seiner  Behauptungen  durch  Controle versuche  oder  Berechnung  zu  prüfen,  so  hätte  ihn  doch  schou 
eine  oberflächliche  Betrachtung  der  von  ihm  auf  Grund  dieses  Gesetzes  gegebenen  Formel  vor 
einem  so  handgreiflichen  Irrihumc  bewahren  können;  denu  dieselbe  besagt  nichts  Auderes,  als 


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326 


Dr.  H.  v.  Holder, 


dasß  bei  allen  Schädeln  — j — = 100  sei.  Letztere  Zahl  würde  also  bei  einem  nicht  geometrischen 

Körper,  wie  der  Schädel  ist,  eine  so  beherrschende  Holle  spielen,  und  B und  H ho  sehr  von  ein- 
ander abhängig  sein,  dass  überhaupt  nur  eine  ganz  geringe  Zahl  deutlich  von  einander  geschie- 
dener Schädelformen  möglich  wäre.  Denn  die  Grenzen , innerhalb  derer  sich  die  Zullten  von  B, 

H und  L in  der  Wirklichkeit  bewegen,  sind  ja  so  eng,  dass  der  Fall  von  — =r  100  nur  wenige 

Male  zutreffen  kann,  am  allerseltensten  jedenfalls  bei  den  doüchocephalen  oder  mesocephalen  Cha- 
mäcephaten. 

Das  Lob,  welches  Herr  Virchow  seiner  eigenen  „Methode  des  Messens*1  auf  S.  92  spendet, 
ist  also  ein  sehr  zweideutiges.  Auch  wäre  es  in  der  That  besser  gewesen,  wenn  er  ein  weniger 
unbedingtes  Vertrauen  in  die  Formel  gesetzt  hätte,  welches  soweit  gehl,  das«  er  auf  S.  107,  109 
und  157  (wie  es  scheint  auch  S.31G)  die  ihm  unbequemen  Maasse  der  Herren  Welker,  Sprengel 
und  van  der  Iloevcn  nach  Harting  umrechnet  und  auf  das  Ergebnis»  dieser  Berechnung 
Schlüsse  haut,  natürlich  fugt  er  bei,  er  müsse  die  Richtigkeit  dieser  Zahlen  dahin  gestellt  sein 
lassen;  denn  da,  wo  die  Formel  unbequemere  Resultate  giebt,  als  die  directe  Bestimmung,  kann 
er  sie  ja  nicht  für  seine  Thesis  benutzen.  — Zu  bedauern  ist  es  übrigens,  dass  Herrn  llarting’s 
Formel  nicht  begründet  ist,  denn  die  Kraniometrie  würde  dadurch  sicherlich  für  Viele  bedeutend 
mehr  Anziehungskraft  bekommen. 

Nicht  minder  verwirrend  als  die  verschiedenen  Messmethoden  wirkt  die  eigenthümliche  Art, 
nach  welcher  Herr  Virchow  die  Niedrigkeit  der  Schädel  beurtheilt.  Er  nennt  nämlich 
einen  Schädel  niedrig,  nicht,  wie  man  erwarten  sollte,  wenn  er  breiter  ist  als  hoch,  sondern  wenn 
er  so  lang  ist,  dass  seine  Höhe  72  Proc.  dieser  Länge  nicht  viel  Überschreitet  Also  nicht  die 
Differenz  zwischen  B und  I1T  ist  für  ihn  maassgebend,  sondern  die  zwischen  100  und  Index  1IV;  auf 
die  Breite  wird  gar  keine  Rücksicht  genommen.  — Zu  dieser  von  der  gewöhnlichen  Anschauung 
ganz  abweichenden  Art,  die  Niedrigkeit  eines  Körpers  zu  definiren,  ist  er  wahrscheinlich  dadurch 
veranlasst  worden,  dass  er  statt  des  deutschen  Wortes  „niedrig“  das  griechisch  klingende  „cha- 
mäcephal“  gewählt  hat  Da  dieses  Wort  nach  dem  Muster  von  dolicho-  und  brachycephal  ge- 
bildet ist,  so  hat  er  es  wahrscheinlich  für  geboten  erachtet,  gerade  so  wie  bei  diesen  die  Länge  den 
Maassstab  für  die  Breite  bildet,  dies  auch  für  die  Höhe  eintreten  zu  lassen. 

Gegenstände,  welche  kleiner  sind  als  die  mittlere  Körpergrösse  des  Menschen  und  deren  Seiten 
wie  beim  Schädel  eine  solche  Beschaffenheit  haben,  dass  vorn,  hinten  und  oben  nicht  nach  Be- 
lieben gewechselt  werden  kann,  nennt  Jedermann  hoch,  wenn  11  grösser  ist  als  B und  nieder  im 
umgekehrten  Fall.  Jedenfalls  wird  es  ausser  Henri  Virchow'  Niemandem  einfalleii,  vou  zwei 
gleich  hohen  Körpern  den  einen  deshalb  niederer  zu  nennen  als  den  anderen,  weil  er  länger  ist 
Würde  aber  die  Läuge  der  Schädel  allein  zürn  Maassstab  der  Höhe  genommen,  so  müssten  alle  für 
niedrig  erklärt  werden,  denn  niemals  erreicht  das  Maass  der  Höhe  das  der  Lange.  Zur  Beurthei- 
lung  der  Höhe  nimmt  man  daher  am  besten  die  norma  occipitalis,  weil  mau  dadurch  auch  die 
Breite  mit  herein  bekommt,  und  nicht  die  lateralis. 

Würde  man  anders  verfahren,  so  müsste  man  eine  ganze  Kategorie  von  Schädeln  in  der  norma 
lateralis  für  chamüccphal,  in  der  occipitalis  für  hypsicephal  erklären,  denn  die  letztere  wird  selbst 
Herr  Virchow  nicht  niedrig  hennen,  wenn  die  Höhe  die  Breite  überschreitet  So  wenig  es  zu- 


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lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  327 

lässig  ist,  zur  Beurtheilung  der  Breit«  den  Breitenhöhenindex  allein  zu  verwenden,  ebensowenig  ist 
das  in  Rede  stehende  Verfahren  für  die  Höhe  zulässig,  weil  in  dem  einen  Fall  die  Lange,  im 
anderen  die  Breite  nicht  zur  Geltung  kommt  und  es  sich  ja  um  die  Beurtheilmig  eines  Körpers 
handelt,  der  bekanntlich  drei  Dimensionen,  also  drei  Hauptdurchmewer  hat.  Nimmt  man  nun 
vollends  als  Maas»  für  die  Höhe  die  Entfernung  zweier  Punkte,  die  nicht  einmal  die  grösste 
Höhe  ausdrückt,  und  bestimmt  die  Grenze  dessen,  was  niedrig  sein  soll,  in  ganz  willkürlicher  Weise, 
so  kann  man  nur  unklare  Anschauungen  bekommen,  hat  et  dagegen  in  der  Hand,  die  Schädel  für 
niedriger  erklären  zu  können  als  sie  wirklich  sind. 

Zu  welchen  sonderbaren  Bezeichnungen  dieser  Begriff  der  Niedrigkeit  führt,  wird  am  beeten 
aus  einigen  Beispielen  klar  werden.  Ein  Schädel,  dessen  Längen  breiten  index  = 92,0  und  dessen 
Längenhöhen index  (Hv)  = 80,0  beträgt,  muss  hoch  genannt  werfen,  obgleich  seine  Höhe  gerade 
ebenso  um  12  Pro«,  der  Länge  geringer  ist,  als  einer,  dessen  Breitenindex  = 82,0  und  dessen  Höhen- 
index = 70,0  ist.  — Ein  Breitenindex  von  09,0  und  ein  llöhenindex  von  72,0  macht  einen  Schädel 
niedrig,  obgleich  di«  Höhe  um  3 Proc.  grösser  ist  als  die  Breite.  — Zwei  in  ihrer  ganzen  Configu- 
ration  vollkommen  gleich  gebaute  Schädel  können  möglicherweise  der  eine  für  hoch,  der  andere  für 
niedrig  erklärt  werden  müssen,  wenn  der  eine  einer  Frau,  der  andere  einem  Manne  angehörte,  in- 
sofern bei  letzterem  durch  die  starke  Entwickelung  des  arcus  superciliaris  und  der  linea  nuchae  mit 
dem  processus  occ.  ext*  L =r  175,  HT  = 126,  also  der  Höhenindex  ss  72,0,  bei  der  Frau  L = 170 
und  1IT  = 124,  der  Index  also  = 73,3  betragen  würde. 

Welche  Verwirrung  mit  diesem  Verfahren  auch  bei  der  Classificirung  der  Schädel  angerichtet 
werden  kann,  zeigt  sich  am  klarsten  bei  einer  Zusammenstellung  der  Maasse  der  von  Herrn  Vir- 
chow  im  Texte  beschriebenen  Schädel.  Dort  unterscheidet  er: 

1)  Fast  chamäcephal«,  an  der  oberen  Grenze  der  Chamäcephalie  liegende,  ziemlich  niedrige 
Schädel.  Die  Differenz  zwischen  dem  Höhen-  (HT)  und  Breitenindex  schwankt  bei  diesen  zwischen 
-f  3,7  und  -f  11,0. 

2)  Unzweifelhaft  chamäcephal«,  Differenz  zwischen  4"  3,2  uud  4-  13,0. 

3)  Brachychamäcephale,  sehr  niedrige,  Differenz  zwischen  -f-  9,8  und  -f-  22,0. 

4)  Mesochamäcephale,  Differenz  zwischen  4*  3,6  und  -f-  16,0. 

ö)  Dolichochaiuäeephale,  Differenz  zwischen  4-  4,7  und  4"  9,4. 

Diesen  fünf  Arten  setzt  er  die  hypaibrachycephalen  und  bypsimesocephalen  entgegen,  bei 
welchen  sich  dieselbe  Differenz  zwischen  4“  0,6  und  4*  9,2  bewegt. 

Wie  unsicher  überhaupt  sein  Begriff  der  Chamäcephalie  ist,  zeigen  folgende  Stellen:  S.  80 
und  81  erklärt  er  einen  Schädel  aus  Marken  mit  einem  llöhenindex  (HT)  von  73,4  für  kaum  noch 
chamäcephal  und  zugleich  für  einen  der  niedrigsten  Schädel,  S.  213  eiuen  von  Herrn  Davis  unter 
Nr.  743  beschriebenen  mit  72,0,  dagegen  nicht  für  ausgesprochen  chamäcephal,  obwohl  wenigstens 
von  geringerem  Höhenindex.  Endlich  sagt  er  S.  313:  der  llöhenindex  der  zwei  Vierländer  Schädel 
von  71,8  und  73,5  gestatte  es  nicht  mehr,  sie  zu  den  Chnmäcephalen  zu  rechnen.  Die  Zahl  71,8 
ist  nicht  etwa  ein  Druckfehler,  denn  die  in  den  Tabellen  gegebenen  Mnasse  entsprechen  ihr.  Von 
den  Schädeln  de»  Herrn  Gildemeister  erklärt  er  S.  282  fast  die  Hälfte  (d.  li.  13  von  30)  für 
chamäcephal,  und  auch  bei  den  höheren  Gruppen  sei  die  Höhe  und  der  Höhenindex  so  niedrig,  dass 
er  keinen  Grand  einsvhe,  sie  von  den  Cbamücephalen  anszuschliessen,  was,  wie  spätt  r gezeigt  wirf, 
nicht  richtig  ist. 


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328 


Dr.  II.  v.  Holder, 


Ich  darf  Übrigens  nicht  unerwähnt,  lassen,  dass  ihm  der  Widerspruch  seiner  Niedrigkeit  mit 
dem  wirklichen  Sachverhalt  hier  und  da  selbst  anfgefallen  ist  Bei  mehreren  Schädeln  kehrt  die 
Aeusserung  wieder,  sie  erschienen  höher  als  man  nach  den  Zahlen  vonHv  erwarten  sollte,  so  S.  178, 
265,  2!)4,  29G  und  a.  a.  O.  Ganz  besonders  lesenswert!»  ist  aber  folgende  Stelle  auf  S.  182: 
„.  . . in  der  norma  temporalis  wird  der  Eindruck  beherrscht  durch  die  bei  aller  Karze  vorwie- 
gende Höhe,  diese  erscheint  viel  beträchtlicher  als  Bie  in  Wirklichkeit  ist,  weil  in  viel  höherem 
Grad«  der  Breitenhöhen-  als  der  Längenbreiten index  kleiner  ist“. 

Sonst  ist  er  so  sehr  von  der  Richtigkeit  seiner  Anschauungen  überzeugt,  dass  er  dieselben  auch  bei 
anderen  voraussetzt  So  sagt  er  z.  B.  S.  154,  Herr  Lubbach  scheine  aus  der  Niedrigkeit  des  an 
sich  mesocephalen  Schädels  den  Eindruck  der  vorwiegenden  Lunge  erhalten  zu  haben. 

Hie  Unrichtigkeit  der  Anschauungen  des  Herrn  Virchow  wird  aber  noch  dadurch  erhöht, 
dass  er  auch  solche  Schädel  zur  Feststellung  seines  friesischen  Typus  benutzt,  deren  Höhe  in 
Folge  von  pathologischen  Veränderungen  geringer  ist,  als  die  der  entsprechenden  nor- 
malen. Ein  solches  Verfahren  kann  selbst  ihm  nicht  erlaubt  sein  und  ist  ausserdem  geeignet,  die- 
jenigen irre  zu  fuhren,  die  seine  Ausführungen  nicht  genauer  ansehen.  Die  beiden  pathologischen 
Veränderungen,  die  hauptsächlich  in  Betracht  kommen,  sind,  wie  oben  schon  erwähnt,  die  der 
grossen  Fontanelle  entsprechende  Einrenkung  hinter  der  Kranznaht  und  die  Abflachung  und  Ein- 
renkung der  Umgebung  des  Hinterlmuptsloclies  (deforination  plastique  der  Franzosen).  — Beiläufig 
will  ich  bemerken,  dass  diese  beiden  Veränderungen,  in  den  mir  zur  Beobachtung  gekommenen 
Fällen,  Folgen  von  Rhaehitis  in  den  ersten  Lebensjahren  sind.  Dass  beide  für  sich  allein  oder  zu- 
sammen nicht  hei  allen  liliachitiseheti  Vorkommen,  ist  sicher,  aber  hei  allen  von  mir  untersuchten, 
nicht  wenigen  derartigen  Kranken,  welche  die  eine  oder  die  andere  der  beiden  Verände- 
rungen zeigten,  waren  auch  sonst  Zeichen  von  Rhaehitis  am  Schädel  vorhanden.  Was  die  def. 
plastique  im  Besonderen  betrifft,  so  liegt  ihre  tiefste  Stelle  meist  an  der  Stelle  der  Syncliondrose 
derSeilentheile  mit  dem  Körper  des  Hinterhauptsbeines,  und  heilt  ganz  ähnlich  wie  die  Rhaehitis  an 
anderen  Knochen.  Dass  ähnliche  Form  Veränderungen  von  Osteomalucic  herrühren  können,  muss  natür- 
lich zugegeben  werden.  Die  an  Gräberschädeln  gefundenen  Einsenkungen  rühren  aber  sicher  nicht  von 
ihr  her,  denn  die  von  ihr  befallenen  Knochen  sind  ho  vergänglich,  dass  wohl  selten  ein  auch  nur 
einigcrinaasscn  erhaltener  gefunden  werden  wird.  Uebrigens  linden  sich  auch  in  manchen  Gegen- 
den geheilte  Fälle  der  Einsenkungen  so  häutig,  dass  schon  dadurch  jene  Annahme  ausgeschlossen 
wird.  — Bei  artliritis  defonnans  habe  ich  wohl  osteophy Lcnartige  Auflagerungen  in  der  Umgebung 
des  Hinterhauptsloches,  eine  Einsenkung  oder  Abflachung  der  Basis,  welche  im  Verlaufe  dieser, 
übrigens  gleichfalls  nicht  häutigen,  Krankheit  entstunden  wäre,  nie  beobachtet.  Herr  Virchow 
behauptet  die  Möglichkeit  eines  solchen  Vorganges,  wahrscheinlich  stand  ihm  also  ein  grösseres 
Material  zu  Gebote  als  mir. 

Die  Einsenkung  hinter  der  Kranznaht  kann  für  sich  allein  IIr  im  Mittel  um  5 mm  verkürzen, 
die*  Abflachung  und  Einsenkung  am  Hinterhauptsbein  bis  zu  3,5  cm.  Da  beide  nicht  selten  zu- 
sammen verkommen,  so  ist  klar,  welche  Verwirrung  das  Heranziehen  solcher  kuanker  Formen 
veranlassen  muss.  — Von  den  33  von  Herrn  Virchow  selbst  gemessenen  und  als  Beweise  für 
das  Bestehen  eines  besonderen  friesischen  Typus  angeführten  Schädeln,  zeigen  24  ein  mehr  oder 
minder  bedeutet) des  anomales  Verhalten.  Davon  sind  15  für  die  Beurtheilung  der  normalen  Hohe 
durchaus  unbrauchbar;  drei  davon  haben  Einsenkung  hinter  der  Kranznaht  allein,  drei  diese  zu- 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  329 


gleich  mit  def.  plastique  und  neun  letztere  allein.  Zieht  man  dabei  in  Betracht,  dass  es  von  einem 
Theile  der  übrigen  18  durchaus  unerwieseu  ist,  ob  sie  wirklich  friesischer  Abkunft  sind  (Vierland, 
Ankum,  Münster,  Hameln  und  Bremen),  so  verschwinden  die  vorgebrachten  Beweise  unter  den 
Händen.  — Niemand  wird  wohl  behaupten  wollen,  dass  jene  15  pathologischen  Formen  einen  be- 
sonderen Typus  darstellen,  denn  es  ist  bei  einigem  Formen  sinn  sehr  leicht,  die  entsprechenden  nor- 
malen, keineswegs  immer  chamäcephalcn  Exemplare  aus  einer  genügend  grossen  Zahl  Schädel 
herauszufinden.  Dass  z.  B.  die  Bewohner  der  Insel  Urk  unter  Verhältnissen  leben,  die  leicht  zu 
pathologischen  Veränderungen  der  Knochen  führen,  geht  aus  der  Beschreibung  dieser  Insel  von 
Herrn  Harting  hervor  (Het  eiland  Urk,  Utrecht  1835,  pag.  71).  Er  erzählt  dort,  dass  nach  dem 
Schlüsse  des  Fischfanges  im  November  für  sie  jedes  Jahr  eine  Periode  der  Entbehrung  eintrete, 
so  dass  in  strengen  Wintern  nicht  selten  die  Hälfte  der  Einwohner  von  der  Provinzialregierung  er- 
halten werden  müsse.  — Ueber  das  Vorkommen  von  Wechselfiebern  daselbst  habe  ich  nur  eine  kurze 
Notiz  finden  können,  nach  welcher  sie  nicht  sehr  häufig  sein  sollen.  Dies  ist  auffallend,  denn  in 
Würtemberg  kommen  diese  Formen  am  häufigsten  in  Fiebergegenden  vor  1). 

Wie  verwirrend  der  Vircho  w’sche  Begriff  der  Niedrigkeit  wirkt,  beweist  sein  Streit  mit 
Herrn  Sasse  über  die  Höhe  der  Friesenschädel  (S.  161).  Letzterer  beurtheilt  die  Höhe  nach  ihrer 
Breite  und  nennt  jene  daher  in  ihrer  Mehrzahl  hoch.  Dies  erregte  das  Missfallen  des  Herrn  Vir- 
chow,  nach  welchem  sie  niedrig  genannt  w'erden  müssen,  weil  er  die  Höhe  nach  der  Länge 
beurtheilt. 

Natürlich  soll  mit  Allem  diesem  nicht  gesagt  sein,  dass  es  nur  wenige,  sondern  im  Gegfenthcil, 
dass  es  mehr  wirklich  niedrige  normale  Schädel  gebe,  als  es  nach  dem  Vircho  w’ sehen  Begriffe  der 
Chamäcephalie  den  Anschein  hat,  dass  aber  unter  letzteren  sich  auch  in  der  That  hohe  befinden 
können.  Für  die  ßeurtheilung  der  Niedrigkeit  kann  nur  entweder  der  Brcitenhöhenindex  oder  die 
Differenz  zwischen  dem  Längen  breiten-  und  Längenhöhenindex  benutzt  werden.  Letzteres  Verfahren 
habe  ich  zum  ersten  Male  eingeschlagen  und  es  deshalb  gewählt,  weil  man  dadurch  kleinere,  die 
typischen  Unterschiede  der  verschiedenen  Schädelformen  oder  die  Gleichheit  derselben  sehr  gut 
zur  Anschauung  bringende  Zahlen  erhält.  Niemals  kann  aber  das  Vircho w’nclio  Verfahren,  die 
Höhe  an  der  Länge  zu  messen,  diesen  Zweck  erfüllen.  Denn  es  ist  ganz  klar,  dass  die  proceu- 
tischen  Zahlen  von  Hv  bei  brnchycephalen  die  von  ihm  gesteckte  Grenze  viel  rascher  überschreiten, 
als  bei  dolichocephalen,  dass  man  also  bei  jenen  viel  mehr  Vircho  wasche  hypsicepliale  bekommt,  als  bei 
diesen,  und  doch  finden  sich  bei  ersteren  in  Wirklichkeit  viel  mehr  niedere  Formen  als  hohe.  Wenu 
also  z.  B.  Herr  Professor  Ranke  für  Bayern  bedeutend  mehr  Vircho w’sche  hypsicephulo  erhält 
als  Herr  Vircho w für  sein  Friesland,  so  heisst  das  nichts  anderes,  als  dass  in  Bayern  bei  weitem 
mehr  brachycephale  Vorkommen,  eino  Wahrnehmung,  zu  welcher  die  Bestimmung  des  Längen- 
breitenindex vollständig  ausgereicht  hätte. 

Zugegeben  muss  allerdings  werden,  dass  es  kein  geeigneteres  Mittel  als  den  Begriff  der  Vir- 
chow’schen  Chamäcephalie  giebt,  um  denjenigen  einen  besonderen  friesischeu Typus  annehmbar  zu 
machen,  welche  die  krnniologischen  Verhältnisse  in  den  Gegenden  Deutschlands  nicht  genau  genug 
kennen,  in  denen  Mischformen  zwischen  Dolichocephalen  und  Braehyeephalen  vorherrschen;  und 


*)  Siehe  meine  Abhandlung  über  die  in  Würtemberg  verkommenden  Sthüdelformeo.  Stuttgart,  Schweizer- 
barth,  1876. 

Archiv  für  Anthropologie  Bd.  XU.  42 


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330 


Dr.  H.  v.  Holder, 

Herr  Virchow  selbst  scheint  nicht  allein  an  dem  unwiderstehlichen  Drange  die  Existenz  einen 
„einheitlichen“  germanischen  Typus  zu  leugnen,  sondern  auch  an  dieser  Klippe  gescheitert  zu  sein. 

Da  in  neuerer  Zeit  die  Mehrzahl  der  deutschen  Ivrauiologen  von  der  richtigen  Ansicht  geleitet 
wird,  dass  nur  die  Untersuchung  grösserer  Reihen  von  Schädeln  wissenschaftliche  Ergebnisse 
haben  könne,  so  ist  zu  hoffen,  dass  sie  ihre,  wegen  seiner  vielseitigen  Verdienste  sonst  voll- 
kommen gerechtfertigte  Bewunderung  Herrn  Virchow’g  nicht  so  weit  treiben  werden,  ihm  auch 
auf  dem  unsicheren  Pfade  seiner  Chamäcephalie  zu  folgen.  Viel  besser  wure  es  jedenfalls,  das 
sonst  ganz  bequeme  Wort  chamäcephal  aus  der  deutschen  Kraniulogie  zu  verbannen,  und 
„niedrig“  dafür  beizubehalten,  dessen  Begriff  viel  zu  fest  steht,  als  dass  es  irgend  Jemand  syno- 
nym mit  chamäcephal  im  Vi  rcho  w’sclien  Sinne  brauchen  würde.  Will  man  es  aber  beibchalten, 
so  müssten  damit  alle  dio  Schädel  bezeichnet  werden,  bei  welchen  die  Höhe  kleiner  ist  als  die 
Breite,  und  mit  bypsioephal,  wie  bisher,  diejenigen,  bei  denen  das  Umgekehrte  der  Fall  ist.  Da  es 
nickt  unbequem  wäre,  wenn  für  die  wenigen  Schädel,  bei  denen  Höhe  und  Breite  gleich  ist,  eben- 
falls ein  griechisch  klingendes  Wort  geschaffen  würde,  so  füllt  vielleicht  ein,  für  diese  Seite  der 
Wissenschaft,  Begabterer  als  ich  die  Lücke  aus.  Schade  ist  es,  dass  das  Wort  orthocephal  nicht 
hierfür  verwendet  werden  kann,  weil  dasselbe  synonym  mit  meaoccpbal  ist. 

Ebenso  wie  das  bisher  geschilderte  Verfahren  des  Herrn  Virchow  ist  auch  die  Art,  wie  er 
bei  Vergleichung  und  Zusammenstellung  der  durch  das  Messen  gewonnenen  Zahlen  ver- 
fahrt, nicht  zu  billigen. 

Vor  Allem  scheint  er  es  merkwürdigerweise  für  zulässig  zu  halten,  auf  die  Aehnlichkeit  oder 
Verschiedenheit  der  gewonnenen  rohen  Zahlen  eine  Eintheilung  der  Suhädelformen  gründen 
zu  können,  so  S.  117,  119  bis  122,  150,  1GG,  186,  187.  ln  anderen  Ffdlen  dagegen  ver- 
gleicht er  rohe  Zahlen  und  ludices.  Man  stösst  daher  auf  Sätze,  die  besonders  deshalb  auf  den 
ersten  Anblick  ganz  unverständlich  sind,  weil  man  derartiges  bei  einem  so  hervorragenden  Ge- 
lehrten nicht  Ihr  möglich  hält  So  steht  z.  B.  auf  S.  117:  Dio  Verschiedenheit  der  Friesen-  uud 
Reihengruherschfidel  resultire  weniger  aus  der  Verschiedenheit  der  Lunge,  als  aus  der  ungleich 
stärker  hervortretendeu  Breite.  S.  183,  243  und  a.  a.  O.  vergleicht  er  die  absolute  Breite  mit  der 
relativen  Höhe. 

Hier  ist  auch  der  Ort,  um  noch  auf  einige  andere  recht  lesenswerthe  Aussprüche  aufmerksam 
zu  machen.  Dem  Satze  z.  B.  auf  S.  2GG  ist  auch  mit  bereitwilligster  Zuhülfenahme  von  Druck- 
fehlern nicht  zu  helfen.  Dort  steht:  „Der  Schädel  ist  recht  bruchycephal  und  von  beträchtlicher 
Höhe  . . . seine  Länge  ist  so  klein,  dass  er  trotz  seiner  genügen  Höhe  doch  in  der  Rechnung  fast 
hypbiccphal  erscheint  ...  ln  der  Hinteransicht  ist  er  etwas  hoch“.  Die»  Alles  bezieht  sich  natür- 
lich nur  auf  ein  und  denselben  Schädel.  — S.  283:  „Da»  Dach  erscheint  in  der  Oberansicht  bim- 
förmig oder  pyramidal,  indem  es  sich  hinten  beträchtlich  verbreitert“.  — S.  127:  „Die  Scliädel  aus 
den  friesischen  Inseln  zeigen  in  Beziehung  auf  ihre  Höhe  Verschiedenheiten,  welche  in  einem  ge- 
wissen Verhältnisse  zu  der  Differenz  derselben  in  Bezug  auf  Länge  und  Breite  stehen“.  Entweder 
ist  dieser  in  Betreff  des  Wortes  „gewiss“  zweideutig  gefasste  Satz  nur  eine  der  bekannten  Aus- 
schmückungen, welche  selbstverständliche  Gedanken  oder  geistreiche  Phantasien  in  schöne  Worte 
kleiden,  oder  eine  Reiuiuiscenz,  bei  welcher  das  Gedächtnis»  nicht  ganz  treu  war,  oder  ein  Inthum, 
wie  er  auffallender  nicht  sein  kann , denn  die  Differenzen  zwischen  Länge  und  Breite  stehen  bei 
allen  Schüdellbrweu  in  be^iimutcn  Verhältnissen  zu  der  Verschiedenheit  ihrer  Höhe. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  331 

Er  ist  eine  bekannte  Sache,  dass  man  zu  statistischen  Untersuchungen  nur  eine  grössere 
Reihe  gleichwertiger  Beobachtungen,  nach  Poisson  mindestens  212  verwenden  soll,  weil  sonst 
die  Möglichkeit  eines  schweren  Irrthums  nicht  ausgeschlossen  ist  Vergleicht  man  mehrere  der- 
artige Reihen  mit  einander,  so  darf  die  Zahl  der  Einzelbeobachtungen  derselben  nicht  gar  zu  ver- 
schieden sein.  — Handelt  es  sich  nur  uin  die  Auffindung  der  mittleren  Schädelform  Erwachsener 
eines  bestimmten  Bevölkerungskreises,  so  werden  vor  Allem  diejenigen,  deren  Form  durch  patholo- 
gische Veränderungen  wesentlich  beeinträchtigt  ist,  die  Kinder  und  die  sehr  defecten  ausgeschlossen. 
Die  Uebrigen  sind  dann  in,  nach  dem  Geschlechte  abzutheilemle,  Reihen  aufzunehmen.  Eine  Aus* 
wähl  nach  irgend  einer  Form  zu  treffen  und  die  übrigen  gar  nicht  zu  untersuchen , hat  immer 
falsche  Ergebnisse. 

Die  auf  jene  correcte  Weise  erhaltenen  Mittel  sind  aber  keine  typischen  Formen,  denn  bekanntlich 
taugt  die  Berechnung  arithmetischer  Mittel  zur  Auffindung  von  Typen  entfernt  nicht.  Schädct- 
typen  sind  reelle  Grössen,  Mittel  imaginäre,  deren  Maasse  in  ihrer  Gesammtheit  niemals  oder  doch 
sehr  selten  in  der  Natur  genau  wieder  getroffen  werden.  Schlüsse  von  Rolchen  Mittelzahlen  sind 
nur  auf  die  benutzten  Schädel  im  Ganzen,  nicht  aber  auf  ein  einzelnes  Individuum  zulässig.  Die 
typischen  Eigenschaften  müssen  aber  bei  einer  grösseren  Zahl  harmonisch  entwickelter  Individuen 
voll  und  bei  jedem  derselben  gleich  zur  Geltung  kommen. 

An  diese  von  Allen  anerkannten  Grundsätze  bindet  sich  aber  Herr  Virchow  nicht,  obgleich 
natürlich  entfernt  nicht  daran  gezweifelt  werden  kann,  dass  er  sie  kennt  Er  benutzt  Mittclzahlen 
zur  Cliarakterisirnng  seines  friesischen  Typus,  welche  aus  einer  sehr  kleinen  Zahl  von  Individuen 
(z.  B»  6,  8.  97,  wie  oben  angeführt)  gewonnen  sind  oder  solche,  die  Dolichooepbale,  Mesocephale,  extrem 
Brach  vcephale  und  ganz  verschiedene  Grade  der  Chamäcephalie  umfassen;  errechnet  dieMaasse  von 
Männern  und  Frauen  (z.  B.  S.  101)  zusammen,  und  benutzt  die  nach  den  verschiedensten  Mess- 
methoden gewonnenen  Zahlen  in  einer  Reihe.  — S.  260  meint  er  allerdings,  es  lasse  sich  darüber 
streiten,  ob  dies  Verfahren  richtig  sei,  entscheidet  sich  aber  doch  dafür,  dass  es  einiges  Interesse 
habe,  womit  er  wohl  sagen  will,  dass  das  vorliegende  Ergcbniss  für  seine  Zwecke  passe.  Bei  den 
Schockländer  Schädeln  S.  108,  wo  es  ihm  willkommene  Zahlen  giebt,  lasst  er  es  vollständig 
gelten.  8.  218  und  285  erklärt  er  es  dagegen  für  bedenklich,  weil  es  derartige  Zahlen  nicht 
giebt  — Bei  der  Betrachtung  der  „ Zuiderseeschädel “ S.  114  und  der  „Wargaschädel“  S.  185 
erklärt  er  die  aus  »ehr  wenigen  Schädeln  gewonnenen  Mittelfonnen  für  die  am  meisten  typischen, 
und  S.  1C2  sagt  er  ganz  richtig,  das  Aufsuchen  der  Mittel  sei  nicht  der  einzige  und  auch  nicht  der 
ganz  richtige  Weg  zur  Auffindung  typischer  Formen. 

Darüber  scheint  ihm  aber  kein  Zweifel  anfgekommen  zu  sein,  dass  Mittelzahlen,  die  aus  einer 
so  geringen  Zahl,  und  noch  dazu  nur  wegen  ihrer  Niedrigkeit  ausgesuchten  Schädel  ge- 
wonnen wurden,  einen  Schluss  auf  den  kraniologischen  Charakter  der  Mehrzahl  der  von  ihm  nicht 
untersuchten  Friesen  entfernt  nicht  zulassen,  oder  dass  es  gar  erlaubt  W'äre,  aus  einem  von  seiner 
Mittelzahl  abweichenden  Verhalten  zu  schliessen,  dass  einzelne  Schädel  oder  eine  ganze  Gruppe 
derselben  nicht  friesisch  seien,  wie  er  es  z.  B.  mit  den  Schädeln  der  Zeeuwen  (S.  224)  gethun. 

Bei  der  Schilderung  der  Gestalt  der  einzelnen  Schädel  benutzt  Herr  Virchow  für  die 
norma  verticali»  die  drei  Kategorien  dolicho-,  meso*  und  brachyceplial ; für  die  occipitalis  nur  zwei: 
hypsi-  und  chamücephal;  für  die  frontalis  wieder  drei:  lepto-,  meso-  und  katarhin.  Auffallend  ist 
du  bei,  das«  er  für  die  norma  occipitalis  nicht  auch  drei  Kategorien  unterscheidet,  eine  hohe,  eine 

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Dr.  H.  v.  Holder, 


mittlere  und  eine  niedere  und  dass  er  es  nicht  für  entsprechender  hält,  die  drei  Ilauptdurcbmesscr 
des  Gesichtes  denen  der  Nase  vorzuziehen.  Die  Grunde  für  dieses  Verfahren  giebt  er  nicht  an, 
auch  hat  es  hier  keinen  Werth,  sie  näher  zu  untersuchen,  denn  er  benutzt  jene  für  18  verschiedene 
Formen  ausreichenden  Kategorien  nicht  zur  Kintheilung.  Die  Vorliebe  für  sein  eigenes  Höhen* 
niaass  und  der  daraus  abgeleitete  ihm  gleichfalls  eigentümliche  Begriff  der  Chamäcephalie 
hält  ihn  davon  ab.  Diese  Vorliebe  reiset  ihn  auf  8.  357  zu  folgendem  Ausspruche  hin,  nachdem 
er  schon  früher  ähnliche  gethan  hatte:  „Gegenüber  der  bisher  gangbaren  Betrachtung  der  Ver- 
hältnisse der  Länge  zur  Breite,  erscheinen  die  Höhen  Verhältnisse  uud  zwar  sowohl  im  Verhältniss 
der  Länge  und  Höhe,  als  auch  der  von  der  Breite  und  Höhe  die  wichtigeren“.  — Hätte  dieser 
Satz  den  Sinn,  dass  man  das  Verhältniss  der  Länge  zur  Höhe  uud  das  der  Breite  zur  Höhe  gleich- 
zeitig und  in  ihren  gegenseitigen  Beziehungen  betrachten  müsse,  so  wäre  damit  sicherlich  ein  Fort- 
schritt gegeben.  Die  gleichzeitige  Betrachtung  der  beiden  Hauptdurchmesser  der  norma  frontalis 
und  occipitalis  muss  ja  das  Verhältniss  aller  drei  Hauptdurchmesser  zu  einander  zur  Geltung 
bringen.  Ob  der  eine  „Untersucher“  mit  der  Höbe,  der  andere  mit  der  Länge  und  der  dritte 
mit  der  Breite  anfangen  will,  ist  ganz  gleichgültig,  wenn  alle  drei  nur  nicht  die  eine  dieser  drei  Di- 
mensionen auf  Kosten  der  anderen  bevorzugen  und  wenn  sie  im  Frieden  mit  einander  auskommen 
wollten.  Man  kann  auch  nichts  dagegen  einwenden,  wenn  einmal  Jemand  lieber  mit  der  Betrach- 
tung der  Nase  anfangt,  als  mit  den  übrigen  Durchmessern  des  Gesichtes  und  des  Schädels,  wenn 
er  nur  die  Beziehungen  aller  dieser  Durchmesser  zu  einander  berücksichtigt.  — So  ist  die  Sache 
aber  von  Herrn  Virchow  nicht  gemeint,  er  will  der  Höhe  die  Stelle  einräumen,  die  bisher 
die  Breite  einnahm  und  wenn  er  auch  von  dem  Verhältniss  dieser  zu  jener  spricht,  so  giebt  er 
demselben  doch  so  wenig  Einfluss  auf  seine  Kintheilung  der  Schädel,  als  den  oben  erwähnten 
18  Kategorien.  Er  theilt  dio  ganze  Masse  von  Schädelformen  nur  in  zwei  Abtheilungen,  in  chamä- 
ccphale  und  in  solche,  die  es  nicht  sind,  wobei  es  ihm  ganz  gleichgültig  ist,  in  welchem  Verhält- 
nisse die  Höhe  zur  Breite  oder  diese  zur  Länge  steht.  Damit  wäre  natürlich  gegenüber  der  ge- 
wöhnlichen Betrachtungsweise  der  norma  vcrticalis  nicht  nur  nichts  gewonnen,  sondern  nur  eine 
wenig  forderliche  Betrachtungsweise  der  norma  lateralis  gegen  eine  in  vielen  Beziehungen  ganz 
praktische  eingetauscht.  Wie  wenig  dieses  Princip  geeignet  ist,  Ordnung  in  die  von  Herrn  Vir- 
chow in  grosser  Masse  beigebrachten  zum  Theil  untergeordneten  Einzelheiten  zu  bringen,  davon 
kann  man  sich  fast  auf  jeder  Seite  überzeugen.  Wen  es  aber  interessiren  sollte,  eine  ganz  be- 
sonders merkwürdige  Probe  davon  zu  lesen,  der  findet  eine  solche  auf  8. 109  ff,  wo  er  eineUeber- 
iicht  über  die  Zuiderseeschädel  giebt. 

Ein  Fortschritt  in  der  Kintheilung  ist,  wie  ich  in  meiner  Abhandlung  nachgewiesen  habe,  nur 
möglich,  wenn  man  das  Verhältniss  aller  Hauptdurchmesser  zu  einander,  also  die  Unterschiede  in 
der  ganzen  Architektur  der  Schädel  berücksichtigt.  Die  von  manchen  Kraniologen  so  stark  ver- 
nachlässigte Mathematik  giebt  nun  in  dieser  Richtung  ganz  vortreffliche  Hülfsmiltcl  an  die  Hand. 
Das  Erste,  was  man  zu  thun  hat,  ist,  ans  einer  grösseren  Anzahl,  etwa  200  normaler,  sonst  nicht 
ausgewähller  Schädel,  Reihen  zu  bilden.  Dies  kann  natürlich  nur  mit  Zugrundelegung  der  Indices 
geschehen.  Zunächst  schliesst  man  das  Gesicht  von  der  Betrachtung  aus  und  ordnet  die  Schädel 
nur  naeh  dem  Index  der  Höhe  und  Breite,  denn  die  Länge  wird  ja  bei  allen  gleich  angenommen. 
Natürlich  bekommt  man  hier  zunächst  nur  zwei  Reihen.  Bei  der  einen  stehen  am  einen  Ende  die 
brachycephalett  uud  sehr  niederen,  im  gewöhnlichen  nicht  Virchow’scben  Sinne;  am  anderen 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  333 

die  dolichocephalen  und  hohen,  d.  b.  solche  dolichocophale,  deren  Höhe  die  breite  übertrifft.  Bei  der 
zweiten  Reihe  stehen  am  einen  Ende  brachycephale  hohe,  am  anderen  dolichocophale  niedere.  — 
Erst  wenn  man  die  Verschiedenheit  der  Gesichter  in  Betracht  zieht,  scheidet  sich  jede  dieser  zwei 
Reihen  in  drei  weitere,  weil  bei  ihnen  sofort  drei  ganz  verschiedene  Grundtypen  zum  Vorschein 
kommen,  der  eine  dieser  Typen,  von  mir  der  turanische  genannte,  hat  ein  kurzes  breites  Gesicht, 
kleine  Augenhöhlen,  eine  sehr  kurze  und  niedere  Nase,  einen  kurzen  Alveolarfortsatz  und  sein 
Profilwinkel  kommt  einem  R sehr  nahe.  Der  zweite  Typus  (der  germanische)  ist  das  gerade 
Gegentheil  des  vorigen,  er  hat  ein  schmales,  langes  Gesicht,  hohe  Stirn,  lange  und  hohe  Nase,  hohen 
Alveolarfortsatz,  Augenhöhlen  von  mittlerer  Weite  und  eine  mehr  oder  weniger  ausgesprochene 
Prognathie.  Der  dritte  Typus  (der  sarmatische)  endlich  steht  zwischen  diesen  beiden.  Er  hat 
eine  niedere  Stirn,  sehr  weite  Augenhöhlen,  kurzen  Alveolarfortsatx , mittlere  Nase,  mittlere 
Breite  des  Gesichtes  und  ganz  geringe  Prognathie.  Sofort  sieht  man  auch,  dass  au  den  Anfangs* 
punkten  des  ersten  und  dritten  Gesichtstypus  nur  brachycephale  niedere  und  an  dem  des  zweiten 
Typus  nur  dolichocephale  und  hohe  stehen,  das  Gesicht  aUo  unzweifelhaft  denselben  Werth  hat 
wie  die  Schädelkapsel,  deren  Höhe  mit  eingeschlossen.  Diese  Typen  haben  aber,  w'ie  ich  schon 
öfter  wiederholt  habe,  nur  den  Werth  einer  zoologischen  Species  und  es  wäre  ganz  verkehrt,  Rio 
mit  der  einen  oder  der  anderen  der  jetzt  bestehenden  Nationalitäten  in  irgend  welchen  ausschliess- 
lichen Zusammenhang  bringen  zu  wollen. 

In  seiner  Rede  auf  der  neunten  allgemeinen  Versammlung  der  deutschen  Anthropologen  in 
Kiel  spricht  sich  Herr  Virchow  auf  S.  108  des  Berichtes  in  einer  Weise  aus,  als  ob  er  zuerst 
ähnliche  unter  sich  verschiedene  Entwickelungsreihen  gefunden  hätte.  Dies  ist  nicht  der  Fall.  In 
seiner  ganzen  Abhandlung  über  die  Friesen,  die  mehrere  Monate  nach  meiner  oben  angeführten 
ihm  damals  schon  bekannten  Arbeit  über  die  würtembergischen  Schädelformen  erschien,  steht  kein 
Wort,  welches  sich  in  dieser  Weise  auslegen  liosse.  Im  Gegentheil  wird,  wie  schon  erwähnt,  aut 
S.  6 ganz  bestimmt  ausgesprochen,  es  gebe  zwar  verschiedene  Arten  der  Dolichocephalie  und 
Brachycephalie,  und  manche  dieser  U» terabtheiluugen  seien  bekannt  und  bezeichnend  genug,  aber 
unsere  Keuntniss  derselben  sei  nicht  gross  genug,  um  überall  auszureichen.  In  jener  Rede  spricht 
er  sich  übrigens  in  einer  Weise  aus,  welche  bestimmt  darthut,  dass  er  auch  damals  noch  keine 
klare  Vorstellung  von  diesen  Reihen  hatte.  Er  sagt  dort,  man  habe  drei  verschiedene  Richtungen 
der  Entwickelung  vor  sich,  eine,  welche  immer  länger  und  schmäler,  eine,  welche  kürzer  und  breiter 
und  eine  dritte,  die  friesische,  die  noch  mehr  in  die  Breite  geht,  zugleich  aber  niedriger  werde.  — 
Ich  habe  wohl  kaum  darauf  aufmerksam  zu  machen,  wie  selUam  diese  Erklärung  klingt,  besonders 
aber  der  Satz  über  die  friesische  Schädelform,  nachdem  Herr  Virchow  in  seiner  Arbeit  unter 
dieser  friesischen  Form  auch  dolichocophale  und  mesocephale  auf  geführt  hat.  Sein  Grundirrtluiin 
liegt  neben  anderen  besonders  darin,  dass  er  bei  den  beiden  ersten  dieser  Richtungen  nur  die 
Länge  und  Breite,  bei  der  letzteren  aber  nur  die  Breite  und  Höhe  in  Betracht  zieht  und  dass  er, 
gefangen  wie  er  ist  von  seinem  Begriffe  der  Chamäcepbalie , nicht  einsehon  will,  dass  ein  Schädel 
um  so  breiter  sein  muss,  je  niederer  er  ist 

Es  ist  in  der  That  zu  bedauern,  dass  er  keine  Zeit  batte,  vor  der  definitiven  Abfassung  seiner 
Abhandlung  Dachzusehen,  ob  es  nicht  auch  sonst  in  Deutschland  t'hamäcephalen  in  gleicher  Menge 
gebe,  wie  in  Friesland.  Hätte  er  sich  aus  einer  beliebigen  Localität  Deutschlands,  in  welcher  die 
Mischformen  vorherrschen,  und  diese  sind  ja  häufig,  etwa  200  sonst  nicht  ausgewählte  Schädel, 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


oder  deren  exnete  Maasse  verschafft,  so  hatte  er  sofort  gefunden,  dass  seine  chamäcephalen  anch  sonst 
häufig  sind.  In  Wörtern  borg  z.  B.  finden  sich  alle  die  für  sein  krtniologisches  Friesenthum  in  An- 
spruch genommenen  Schädel  formen  so  häufig,  dass  sie  nicht,  wie  er  S.  361  meint-,  bis  au  einem 
erheblichen  Grade  in  der  Summe  der  übrigen  verschwinden.  Es  ist  mir  möglich  gewesen,  sofort 
aus  meinen  würtentbergischen  Schädeln  alle  die  von  Herrn  Virchow  abgebildeten  friesischen 
Formen  hcrauszufinden,  und  zwar  solche,  die  eine  ganz  frappante  Aehnlichkeit  mit  denselben 
haben.  Es  wäre  mir  auch  nicht  schwer  gefallen,  aus  meinen  Tabellen  eine  grössere  Zahl  nor- 
maler Chamäcephalen  mitzutheilen,  als  in  der  Tabelle  I.  geschehen  ist. 

Von  den  207  Schädeln  des  Schelzkirchhofes  in  Kstlingen  waren  z.  B.  nahezu  der  fünfte  Theil 
chamscephal  nach  Virohow’schen  Begriffen.  — Mit  Berücksichtigung  des  Unterschiedes  zwischen 
der  Virchow’schen  nnd  der  grössten  Höhe  (H1)  können  übrigens,  mit  Hülfe  der  meiner  oben- 
genannten Abhandlung  beigegebenen  Tabelle,  von  Jedem  leicht  die  Stellen  der  einzelnen  Gruppen 
aufgefunden  werden,  an  welchen  bei  normalen  Schädeln  überall  Virehow'sche  Chamäcephalo 
Vorkommen  müssen.  Es  sind  dies  die  letzten  Glieder  von  SG,  von  SG*  Nr.  3 bis  8,  von  TG 
Nr.  7 bis  12,  TG*  Nr.  1 und  2,  TS*  5 uud  G.  In  der  That  fallen  auch  von  den  32  in  Herrn 
Virchow's  Tabelle  aufgeführten  Schädeln  25  auf  diese  Gruppen,  soweit  sich  dies  ans  den  gegebenen 
Maassen  erkennen  lässt — Der  Schädel  Nr.  ITT.  aus  dem  Willehader  Fried hofe  in  Bremen  hat  in  der 
Tabelle  II.  Maa&se,  welche  einen  Breitenindex  von  69,4  geben,  im  Text  S.  269  steht  aber  statt 
dessen  79,4.  der  eine  oder  der  andere  beruht  auf  einem  Druckfehler,  der  Schädel  war  also  bei 
dieser  Einreihung  nicht  zu  verwenden. 

Das  nicht  seltene  Vorkommen  der  Charaacephalie  in  Würtemberg  ist  um  so  schwerer  wiegend, 
als  die  Bevölkerung  des  von  Herrn  Virchow  durchforschten,  für  Kriesland  in  Anspruch  genommenen, 
Gebietes  mindestens  die  dreifache  der  würtembergischen  beträgt  (etwa  6 Millionen  gegen  nahezu 
2 Millionen),  und  dass  ihm  eine  grosse  Zahl  von  Schädeln  aus  mehreren  Sammlungen  zu  Gebote 
stand,  vorausgesetzt  dass  man  die  von  Herrn  Virchow  nicht  ausgewäblten  mit  berücksichtigt.  Glück- 
licherweise stehen  aber  auch  noch  andere,  dasselbe  Gebiet  betreffende,  unpartheiische  Unter- 
suchungen zu  Gebote.  Ich  meine  die  Arbeiten  der  Herren  Gildemeister1)  und  Sasse*). 

Die  Schädel  der  erst  genannten  Arbeit  können  von  Herrn  Virchow  unter  keinen  Umständen 
abgewiesen  werden,  er  selbst  führt  ja  solche  aus  Bremen  auf.  Nun  hat  sich  aber  durch  diese 
Untersuchungen  ganz  unzweifelhaft  herausgestellt,  dass  gerade  der  Keihengräbertypus  die  un- 
zweifelhafte Mehrheit  dieser  Schädel  bildet,  also  gerade  der  Typus,  den  Herr  Virchow  auf  die 
Franken  und  Allemaimeti  der  Völkerwanderung  und  deren  unvermischte  Nachkommen  beschrankt 
wissen  will  Diese  Schädel  gehörten  aber  zum  grössten  Theile  der  sesshaften  Bevölkerung 
Bremens  an,  deren  vorwiegend  niederdeutschen  Charakter  wohl  auch  Herr  Virchow  nicht  be- 
zweifeln wird.  Bei  der  Beurtheilung  dieser  Sachlage  darf  endlich  auch  nicht  vergessen  worden, 
dass  die  Schädel  des  Herrn  Gildenieister  vom  9.  bis  ins  14.  Jahrhundert  reichen  und  dass  keiner 
von  den  Chamäcephalen  Virchow’s  mit  Sicherheit  für  älter  erklärt  werden  kann.  Ein  Theil 
dieser  bremischen  Schädel  mit  Reihengräbertypus  war  übrigens  Herrn  Virchow  bekannt,  er  bat 

*)  Abhandlung  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Bremen,  IV.  513,  V.  557.  — Beitrag  zur  Kenntnis* 
der  StehÄdelformen  nord  westdeutscher  Suimme,  dieses  Archiv,  XL  S.  25. 

*J  Dieses  Archiv,  11.  8.  101  ff.,  VI.  75.  Kevue  d’autb.  de  Paris,  111.  633.  Verklagen  en  Mededelingen  der 
konigl.  Akademie  in  Amsterdam,  1B65.  D.  XVII.  B.  385. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  335 

sic  aber  so  wenig  berücksichtigt  als  die  sechs  ähnlichen  in  Oldenburg  befindlichen,  welche  er  „aus 
Mangel  an  Zeit“  (S.  259)  nicht  näher  untersuchte.  Hier  sind  auch  noch  drei  andere  von  Herrn 
v.  Alten1)  beschriebene,  ohne  Zweifel  der  Reihengräberzeit  ungehörige,  in  Oldenburg  befindliche 
Schädel  zu  erwähnen , welche , soweit  sich  dies  aus  deren  Maassen  sclilieasen  lässt,  die  allen  germa- 
nischen Stammen  jener  Zeit  gemeinsame  Gestalt  haben. 

Die  zahlreichen  Untersuchungen  des  Herrn  Sasse  vervollständigen  die  des  Herrn  Gilde- 
in eister  besonders  auch  in  der  Richtung,  dass  sie  zeigen,  dass  an  mehreren  Stellen  des  Vir- 
cho w’schen  Frieslands  brachycephale  Formen  viel  häufiger  sind  als  in  Bremen.  — Unter  den 
verschiedenen  von  ihm  beschriebenen  Schädelgruppen  stehen  mir  die  Einzelmuasse  der  von  Zuan- 
dam  nicht  zur  Verfügung,  die  nicht  veröffentlichten  Maasse  der  17  Schädel  von  Oldekloster  bei 
Hartwerd  und  je  einer  aus  Schockland,  Scheveningen  und  Ameland  hatte  Herr  Sasse  die  Gefälligkeit, 
mir  zur  Veröffentlichung  zu  überlassen  (s.  Tabelle  II.).  Ausser  L,  H',  B und  b (Gesichtsbreite)  hat 
mir  Herr  Sasse  auch  die  Entfernung  der  äussern  Fläche  des  proc.  mast,  mitgcthcilt,  diese  Zahlen 
habe  ich  nicht  wiedergegebeu,  weil  sie  keine  Vergleichung  mit  den  meinigen  zulassen,  denn  ich  habe 
bisher  nur  die  Entfernung  der  Spitzen  der  proc.  mastoidei  gemessen.  — Herrn  Virchow  standen 
jene  Maasse  nicht  zu  Gebote,  er  meint  aber  S.  106,  die  Schädel  gleichen,  soweit  sich  dies  aus  der 
Beschreibung  ersehen  lasse,  in  vielen  Stücken  den  Schockländern.  Wie  es  sich  damit  verhält,  geht 
am  besten  daraus  hervor,  dass  sich  unter  den  20  Schädeln  nur  0 chamücephalc  und  unter  den 
übrigen  4 Reihengräberformen  befinden,  deren  liöhenlängenindex  den  der  Breite  um  3,2  bis  4,0  Proc. 
überschreitet  Es  ist  überhaupt  der  Mühe  werth,  das  Bild,  welches  diese  Zahlen  in  ihren  Einzel- 
heiten geben,  mit  denen  der  Mittclzahle»  zu  vergleichen,  wie  sie  Herr  Virchow  giebt  Diese 
Vergleichung  zeigt  wohl  deutlich,  wie  wenig  Werth  ein  Verfahren  hat,  das  aus  den  verschiedensten 
Schädelformen  Mittel  berechnet 

Vergleicht  man  die  Maasse  der  übrigen  45  von  Herrn  Sasse  veröffentlichten  Schädel  von 
Zeeland,  Langeraar,  Gcrtruidenberg,  Kolhorn,  Brook  auf  Langendyk,  Süd-  und  Xord-Beveland 
(Zeeuwen)  und  die  der  oben  angeführten  20,  mit  den  in  Würtctnberg  vorkommenden  Formen,  so 
findet  sich  Folgendes.  Kur  ein  Schädel  ans  Schockland  mit  dem  Breitenindex  von  83,4  war  nicht 
zu  bestimmen,  weil  die  Maasse  nicht  vollständig  genug  sind.  Von  den  in  dem  Verzeichnisse  ent- 
haltenen dolichocephalen  (und  mesocephalen)  haben  fünf  einen  Breitonindex  von  73,4  bis  76,1,  ihr 
Höhenindex  ist  um  0,8  bis  9,6  Proc.  kleiner.  Sofern  diese  Differenz  nicht  durch  die  Messmethode 
gesteigert  ist,  würden  diese  Formen  jenseits  der  würtembergischen  SG 4 und  SG* 8 fallen,  sie  Bind 
aber  hier  so  selten,  dass  ich  bis  jetzt  nur  zwei  davon  erhielt;  ich  habe  sie  deshalb  in  meiner  früheren 
Arbeit  nicht  berücksichtigt.  — Reine  Germanen,  d.  h.  dolichocephale,  bei  welchen  die  Breite 
kleiner  ist  als  die  Höhe,  führt  Herr  Sasse  6 auf,  4 von  Oldekloster,  l von  Langeraar  und  1 von 
Gcrtruidenberg.  Reine  Sarmatcn  fanden  sich  3 (Oldekloster  1,  Beveland  2).  Von  den  übrigen 
fallen  auf  die  primären  und  sccundären  sannatisch  - gerraan beben  Mischfortnen  34,  auf  die  turn- 
nisch- germanischen  10,  von  welch*  letzteren  zwei  dolichocephal  sind,  wie  sie  ausnahmsweise  auch 
in  den  würtembergischen  Reihengräbern  gefunden  werden.  Sarmatisch-turanische  Mischformen 
fanden  sich  nur  7.  Hieraus  ergiebt  sich  die  interessante  Thatsache,  dass  der  germanische  Typus 
und  die  ilun  zunächst  stehenden  Mischformen  in  Holland  häufiger  sind  als  hier.  Abgesehen  von  den 


*)  Diei.es  Archiv  VIII.,  S.  191,  194. 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


pathologisch  veränderten  Formen  könnte  dieses,  im  Vereine  mit  der  relativen  Seltenheit  der  turani- 
schen  Mischformen,  möglicherweise  der  Grund  grösserer  Häufigkeit  der  Chamäcephalie  sein. 

Der  turanische  Typus,  welcher  in  Würtcmberg,  Bayern  und  der  Schweis  so  deutlich  hervor- 
tritt, kommt  in  Holland  und  Nordwestdeutschlnnd , wie  es  scheint,  fast  nur  in  den  von  Herrn 
Virchow  sogenannten  Kephalonen  zur  Erscheinung.  Diese  Bezeichnung  ist  nicht  ganz 
richtig,  insofern  sie  sich  vorzugsweise  auf  sehr  grosse  Brachycephalc  bezieht,  welche  der  1.  und 
2.  Stufe  der  primären  germanisch  - turanischen  Mischformen  entsprechen.  Grosse  Schädel, 
d.  h.  solche  mit  sehr  bedeutendem  Cubikinhalt,  kommen  aber  auch  hei  den  dolichocephalen 
Formen  vor.  Herr  Virchow  legt  auf  die  Entdeckung  dieser  grossen  brachycephalen  Formen,  wie 
es  scheint,  grosses  Gewicht  und  ist  im  Zweifel,  oh  er  sie  nicht  auf  pathologische  Ursachen  zurück- 
fÜhren  soll.  Bei  einem  kleinen  Theil  derselben  ist  das  in  der  That  der  Fall.  Die  Allermeisten 
entstehen  aber  durch  Kreuzung  des  turanischen  mit  dem  germanischen  Typus,  wie  ich  mich  an 
Lebenden  zur  Genüge  überzeugt  habe.  In  einer  Stuttgarter  Familie  hat  der  Vater  eine  dem  rein 
turanischen  Typus  nahestehende  Schädelform,  braune  Augen  und  Haare,  die  Mutter  hat  blonde 
Haare,  blaue  Augen  und  ist  dolichocephal.  Von  den  fünf  Kindern  sind  vier  brachycephalc  Kepha- 
lonen mit  dunkeln  Haaren,  keines  derselben  zeigt  einen  geistigen  oder  körperlichen  Defect  — Unter 
den  von  mir  in  anthropologischer  Beziehung  untersuchten  178  Leichen  Erwachsener  befanden  sich 
zwei  mit  dieser  Schadelform,  beide  hatten  sehr  grosse  Köpfe.  Der  eine  aus  Stuttgart  (IV.  30) 
starb  an  Lungenempbysem,  war  Lackirer,  geistig  normal,  31  Jahr  alt,  152  cm  gross,  hatte  hell- 
braune Haare,  blaugraue  (gelb  getüpfelte)  Augen.  Der  Schädel  hatte  einen  Breitenindex  von  86,0,  das 
Gehirn  mit  den  weichen  Häuten  ein  Volumen  von  1652,7  ccm  uud  ein  Gewicht  von  1725,4  g,  die 
Windungen  waren  besonders  am  mittleren,  oberen  und  eiuem  Theil  des  hinteren  Lappen  sehr  breit,  im 
ganzen  Gehirn  fand  sich  nichts  anomales.  Der  zweite  war  aus  Neuffen  O.  A.,  Nürtingen  (II.  41), 
starb  an  Vergiftung  dnreh  Blausäure,  war  Mechaniker,  hatte  massige  Gaben,  soll  übrigens  ein 
brauchbarer  Arbeiter  gewesen  sein,  war  willensschw'ach  und  ergab  sich  dem  Trünke.  Er  hatte 
eine  KörpergTösse  von  168  cm,  braune  Haare,  blaue  Augen  mit  breitem  gelbem  Rande  um  die 
Pupillen,  sein  Schädel  hatte  einen  Breitenindex  von  88,7,  das  Gehirn  ein  Volumen  von  1659,4  ccm  und 
ein  Gewicht  von  1736,3  g.  Die  Windungen  waren  am  mittleren  und  oberen  Lappen  breit,  sonst  von 
mittlerer  Breite,  angeborene  Defecte  oder  hierher  gehörige  sonstige  pathologische  Veränderungen 
fanden  sich  keine  an  demselben. 

Es  ist  recht  interessant,  wie  Herr  Virchow  die  ihm  unbequemen  Beobachtungen 

Herrn  Sasse’s  in  Beziehung  auf  die  Höhe  seiner  Schädel  zu  behandeln  versteht,  um  sie 

seinen  Zwecken  dienstbar  machen  zu  können  (siehe  Seite  214  bis  219  und  221  bis  225).  Wer 

sich  aber  nicht  genau  mit  den  Einzelheiten  der  Maasse  dieser  Schädel  and  der  Lage  der 

Fundorte  vertraut  macht,  für  den  ist  es  nicht  leicht,  Herrn  Virchow  zu  folgen.  — Gertruiden- 
berg  liegt  südlich  der  Maass  und  gehört  so  wenig  zu  Friesland,  als  Nord-  und  Süd  - Beveland, 
oder  die  deutschen  Orte  Ankum,  Hameln,  Münster  und  die  Vierlande,  aus  welch1  allen  er  mit 
Ausnahme  von  Beveland  friesische  Schädelformen  beibringt.  Gertmidenbcrg  nimmt  er  S.  223  ganz 
für  sich  in  Anspruch,  weil  ihm  die  Schädelinaasse  passen.  In  Beveland  dagegen  fanden  sich  mehrere 
Schädel  von  dem  Typus  SG  1,  dies  ist  die  einzige  brachycephale  Form,  deren  Höhe  die  Breite  über- 
trifft,  in  Würtemberg  ist  dieselbe  unter  der  jetzigen  Bevölkerung  selten,  in  Bayern  dagegen  häufig; 
die  Breitenindices  aller  20  Schädel  aus  Beveland  bewegen  sich  zwischen  80,5  und  88,9,  15  davon 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  337 


fallen  zwischen  letztere  Zahl  und  84,1 , geboren  also  zu  denen , bei  welchen  die  Hohenindices  der 
geringen  Länge  wegen  hohe  Zahlen  haben. 

Im  Verlaufe  seiner  Studien  ist  Herrn  Virchow  allmälig  der  grösste  Theil  von  Nordwest- 
deutschland  und  ein  Theil  von  Weutphalen  in  kraniologiseher  Beziehung  friesisch  angekränkelt 
erschienen,  und  hätte  er  denselben  nicht  vor  der  Zeit  Einhalt  gethan , 60  hätte  er  mit  den  gleichen 
Transportmitteln  den  Ithein  herauf  über  Würtemberg  bis  zur  Schweiz  gelangen  können.  Auf  dem 
Wege  dazu  war  er  schon,  denn  S.  283  und  357  meint  er  bei  Gelegenheit  der  Betrachtung  des 
Neanderthaler  Schädels,  derselbe  stehe  Reiner  Form  wegen  möglicherweise  itn  ethnischen  Zu- 
sammenhänge mit  den  Friesen,  weil  Nichts  der  Annahme  im  Wege  stehe,  dass  diese  vor 
dem  Einbruch  späterer  germanischer  Stämme  einen  ungleich  grösseren  Bezirk  von 
Nord  Westdeutschland  besetzt  hielten.  Da  ich  so  glücklich  war,  einen  dem  Neanderthaler  nicht 
nur  in  Beziehung  auf  die  Form  des  Schädels,  sondern  bis  auf  die  Ostrophyten  an  ihm  und  an  den 
Röhrenknochen,  ähnliches  Skelet  aus  dem  grossen  Grabhügel  bei  Hundersingen  im  Donauthal  zu 
erhalten,  so  würde  die  Möglichkeit  einer  Ausdehnung  der  Friesen  bis  zur  Donau  nicht  von  der 
Hand  zu  weisen  sein,  um  so  weniger,  als  sich  auch  in  dem  römischen  Friedhofe  in  Regensbarg  ein 
ausgesprochener  Chatnüccplmlc  (Nr.  63)  fand.  Von  der  oberen  Donau  bis  in  die  Schweiz  ist  es 
denn  auch  nicht  mehr  weit,  wo  sich  ja  unzweifelhaft  friesische  Elemente  finden  müssen,  weil  die 
Sage  die  Bevölkerung  von  Schwyz  und  Oborhaslithal  liestimmt  von  den  Friesen  ableitet >). 

Es  ist  allerdings  fraglich,  ob  Herr  Virchow  c?in  Hinderniss  für  die  Annahme  der  Ausdehnung 
der  Friesen  bis  zur  Donau  nicht  darin  finden  wird,  dass  die  bei  dem  Skelete  von  Hundersingon 
gefundenen  Culturreste  entschieden  auf  mindestens  das  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  zurückweisen, 
auf  eine  Zeit,  in  welcher  die  Anwesenheit  der  Friesen  in  Europa  noch  nicht  bezeugt,  wo  siejdso 
nach  S.  370  wahrscheinlich  noch  in  ihrer  Urheimat!)  im  fernen  Ogten  Bich  aufhieltcn.  Da  ihn  aber 
dieser  Umstand  bei  dem  sicherlich  nicht  jüngeren  Neanderthaler  nicht  stört,  so  wird  es  wohl  auch 
bei  jenem  nicht  der  Fall  sein. 

Die  Vierlande  verlegt  er  S.  262  allerdings  ausserhalb  der  Grenzen  seiner  rein  friesischen  Be- 
zirke, meint  aber,  dass  man  die  dort  sich  findenden  Uebergangs  formen  kaum  ohne  Beimischung 
von  friesischem  Blut  erklären  könne.  Um  das  Hereinziehen  der  Schädel  von  Ankum  in  den  Kreis 
seiner  Friesen  zu  rechtfertigen,  erklärt  er,  dieser  Ort  liege  nicht  weit  von  friesischen  Bezirken. 
Ankum  gehört  von  jeher  zum  Bisthum  Osnabrück,  also  zu  Niedersachsen,  und  ist  etwa 
20  Stunden  südlich  von  Frisioithe,  einer  der  südlichsten  friesischen  Colonien,  gelegen.  — Die  ehe- 
malige Grafschaft  Diepholz  ist  nicht  ganz  von  Friesen  bewohnt  gewesen,  sondern  nur  die  ihr  an- 
gehörigen  drei  Gemeinden  Höde,  Marl  und  Lehmbruch,  welche  etwa  10  bis  12  Stunden  von  Ankum 
entfernt  sind.  Dieselben  bildeten  allerdings  früher  einen  eigenen  Gerichtsbezirk  unter  dem  Namen 
Comitia  Wiachfruonum,  aber  weder  von  Ankum  noch  von  den  nächst  gelegenen  Dörfern  ist  irgend 
welche  Nachricht  von  einer  friesischen  Einwanderung  vorhanden.  Die  Bewohner  des  Amtes 
Bersenbrück,  wohin  Ankuin  gehört,  werden  im  Gegentheil  ebenso,  wie  die  der  Umgegend  von 
Quakenbrück  and  Essen,  von  den  Bewohnern  von  Frisioithe,  Faelingvr  d.  h.  Westphalen  ge- 
nannt*). — Die  Gegend  von  Ankum  ist  nicht  dicht  bevölkert  und  die  Einwohner  leiden  viel  am 

*)  Siehe  F.  Vetter,  Feber  die  Sag«  von  der  Herkunft  der  Schwyzer  und  Oberlmaler  am  Schweden  und 
Frieshtnd.  Bern,  1877.  Schmid. 

*)  Siehe  Out  he.  Hie  Lande  Braunschweig  und  Hannover,  1867.  S.  1H3. 

Archir  für  Anthropologie.  Bti.  XII.  43 


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Dr.  H.  v.  Holder 


Fieber.  Da  nnn  der  grösste  Thc-il  der  Schädel  von  Ankum  pathologische  Veränderungen  zeigte, 
so  lag  cs  sicherlich  näher,  ihre  Niedrigkeit  und  ihre  progenäe  F'orni  pathologischen  Einflüssen  zu- 
zuBchreiben,  als  der  Beimischung  von  friesischem  Blut,  zutnal  da  es  leicht  ist,  bei  lebenden  Indivi- 
duen mit  progenüen  Schädeln  der  verschiedensten  Mischformenstufen  auch  noch  andere  Anomalien 
nachzuweisen. 

Wollte  man  nun  auch  zugeben,  dass  niedere  Schädel  auf  den  friesischen  Inseln  häufiger  sind 
als  sonst,  so  würde  daraus  ja  entfernt  nicht  folgen,  dass  diese  Niedrigkeit  ein  friesisches  Merk- 
mal ist  Aber  auch  der  Beweis  für  jenes  ist  nicht  gelungen,  denn  die  Zahl  der  untersuchten 
Schädel  ist  dazu  viel  zu  klein  und  überdies  sind  die  untersuchten  ja  gerade  wegen  ihrer  Niedrig- 
keit ausgewählt  Seine  Hypothese  ist  also  weder  für  die  Inseln  noch  für  das  Festland  zu  retten, 
um  so  weniger,  als  durch  meine  Untersuchungen  nachgewiesen  ist,  dass  alle  die  Virchow’schen 
Chamäcephalcn , soweit  sie  nicht  pathologisch  sind,  den  germanischen  Typus  zur  Voraussetzung 
haben.  . 

Für  das  Verständniss  aller  der  eben  berührten  Deductionen  Herrn  Virchow’s  ist  es  endlich 
noch  nölliig,  seinen  ethnologischen  Standpunkt  näher  kennen  zu  lernen. 

Derselbe  ist  der  linguistisch-ethnographische,  der  Zauber  der  indogermanischen  Hypothese  in 
ihrer  alten  Form  mit  Allem,  was  sich  daran  knüpft,  hält  ihn  so  vollständig  gefangen,  dass  er  die 
verschiedenen  Scliädelfomicn  dieser  linguistischen  Kintheilung  der  Völker  mit  oder  ohne  Gewalt 
unterzuordnen  strebt  Er  hat  in  dieser  Beziehung  entschiedene  Berührungspunkte  mit  den  Herren 
de  Quatrcfages,  Pruuor  und  Anderen,  und  wenn  er  auch  nicht  gerade  so  weit  geht,  die  bibli- 
Bche  Einheit  des  Menschengeschlechts  retten  zu  wollen,  wie  jene,  so  kommt  das  nur  daher,  dass  er 
die  letzten  Consequcnzc»  dieser  Hypothese  überhaupt  und  in  kraniologischen  Dingen  insbesondere 
nicht  zieht.  Denn  wenn  er,  wie  er  es  timt  alle  die  Schädeltypen,  welche  sich  bei  den  Angehörigen 
der  deutschen  und  sluvischen  Völkerschaften  fanden,  zu  einer,  der  indogermanischen,  Itace  zählt, 
so  muss  er  nicht  allein  die  Bevölkerung  von  ganz  Europa,  sondern  auch  den  grössten  Theil  der 
Bewohner  des  nördlichen  Asiens  zu  derselben  zählen,  vorausgesetzt,  dass  er  überhaupt  die 
Schüdclform  als  einen  wesentlichen  Theil  der  Raeencharaktere  zulässt.  Da  er  den  Unterschied 
seiner  friesischen  Kace  von  den  übrigen  mir  auf  die  Schädclfonn  begründet,  so  sollte  man  denken, 
er  werde  dies  auch  für  die  übrigen  Racen  zuiassen.  Der  Fehler  der  indogermanischen  Hypothese  in 
ihrer  bisherigen  Gestalt  ist  eben  der,  dass  sic  in  erster  Linie  auf  die  Sprache  der  Völker  gegründet 
ist  und  die  Körperformen  nicht  genug  berücksichtigt.  Da  dieselben  Schädeltypen  bei  einem 
grossen  Theite  der  nralaltaischen  und  indogermanischen  Völker  Vorkommen,  nur  in  verschiedenen 
Mischungsverhältnissen,  so  ist  sie  eben  in  dieser  Gestalt  für  die  Kraniologio  unbrauchbar,  und 
alle  Versuche,  beide  zu  vereinigen,  müssen  scheitern.  Es  würde  überflüssig  sein,  jene  durch  die 
kraniologischen  Untersuchungen  tier  letzten  Jahrzehnte  bewiesenen  Thatwaclien  durch  Beispiele  er- 
läutern zu  wollen.  Jeder,  der  den  Unterschied  oder  die  Aehnlichkeit  körperlicher  Formen  auf- 
znfassen  im  Stande  ist,  wird  sowohl  durch  eine  nur  etwas  eingehende  Betrachtung  der  seither  ver- 
öffentlichten Abbildungen  von  Schädeln  aus  den  verschiedensten  Theilen  Europas  als  noch  meltr 
durch  das  Studium  der  Sammlungen,  welche  europäische  und  nordasiatischc  Schädel  in  grösserer 
Zahl  enthalten,  davon  überzeugt  sein.  Dass  diese  Anschauung  noch  nicht  bei  allen  Kraniologen 
durchgedrungen  ist,  beruht  darauf,  dass  sie  die  Schädclformcn  nur  nach  den  Maassc-n  beurtiieilen, 
die  niemals  ein  vollständiges  Bild  der  ganzen  Form  geben  können ; nur  mit  gleichzeitiger  Zuhülfe- 


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Uebcr  dio  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  839 

ll  ah  me  guter  Abbildungen  ift  dies  möglich.  Man  kann  diese  Regel,  auf  deren  allgemeiner  Aner- 
kennung der  wahre  Fortschritt  der  Kraniologic  beruht,  nicht  genug  wiederholen. 

Es  mag  bequemer  sein,  aus  den  Manssen  der  heterogensten  Schädelformen  gewisser  Bevölke- 
rungskreise arithmetische  Mittel  zu  ziehen  und  diese  Mittel  den  in  Wirklichkeit  vorkommenden 
Typen  zu  aubstituiren , aber  eine  klare  Anschauung  wird  dadurch  niemals  erhalten.  Unklare  kra- 
niologiscbe  Anschauungen  sind  allerdings  eine  unerlässliche  Bedingung  für  das  Festhalten  an  der 
indogermanischen  Hypothese  in  ihrer  bisherigen  Gestalt,  man  ist  daun  nicht  gellindert,  seiner  Fan- 
tasie freien  Spielraum  zu  lassen  und  kann  gewiss  sein,  durch  glanzende  Trugschlüsse  allgemeinen 
Beifall  zu  ernten.  Man  gewinnt  durch  sie  eine  sichere  Umgrenzung  der  Völker,  eine  genaue  De- 
finition, welche  ganze  Reihen  von  angenehmen  Schlüssen  gestattet,  man  kann  ganze  Lehrgebäude 
darauf  gründen  und  Entdeckungen  aller  Art  mit  leichter  Mühe  machen.  Was  kann  denn  auch 
einleuchtender  sein,  als  dass  Menschen,  welche  dieselbe  Sprache  reden,  auch  dieselben  körperlichen 
Eigenschaften  haben.  Etwaige  Verschiedenheiten  in  dieser  Beziehung  kann  man  ja  für  ganz  unter- 
geordnet erklären,  befähigt  doch  die  Sprachgemeinschaft  die  einzelnen  Individuen,  die  Gestalt 
ihrer  Köpfe  mit  der  Höhe  über  dem  Meere  und  mit  den  verschiedenen  Arteu  der  Beschäftigung  zu 
wechseln. 

So  lange  die  Ethnologie  auf  sprachliche  Untersuchungen  beschränkt  war,  Hessen  sich  diesen 
Gedanken,  so  wenig  vertrauenerweckend  sie  an  sich  auch  waren,  keine  bestimmten,  entschei- 
denden Thatsachen  entgegensetzen.  Seit  der  ausserordentlichen  Entwickelung  der  kraniologischen 
und  archäologischen  Studien  ist  dies  aber  ganz  anders  geworden;  dazu  kommt  aber  auch  noch, 
dass  die  Fortschritte  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  in  neuerer  Zeit  selbst  dazu  beigetragen 
hnben,  die  Hypothese  in  ihrer  seitherigen  Gestalt  unhaltbar  zu  machen.  Sic  hat  nachgewiesen, 
dass  zwar  zahlreiche  Analogien  zwischen  allen  Zweigen  der  indogermanischen  Sprachgruppen  be- 
stehen und  dass  diese  Verwandtschaft,  sich  am  besten  aus  einer  gemeinschaftlichen,  aber  längst 
nicht  mehr  bestehenden  Ursprache,  der  arischen,  erklären  lassen.  Sie  hat  aber  auch  festgestellt,  daBS 
diese  einzelnen  Idiome  erst  in  späterer  Zeit  einen  Theil  ihrer  gemeinsamen  Wurzeln  und  Worte 
von  einander  entlehnt  haben.  Die  einzelnen  indogermanischen  Sprachen  haben  sich  nach  diesen 
neuen  Untersuchungen  unabhängig  von  einander  entwickelt,  das  Lateinische  ist  so  wenig  als  das 
Germanische  oder  Stavische  aus  dem  Griechischen  entstanden  oder  das  Germanische  aus  dem 
Gälisehen  (Celtischen).  Allo  diese  sind,  wie  auch  die  übrigen  Zweige  dieser  Sprachfamilie,  aus 
arischen  und  nicht  arischeu  Elementen  zusammengesetzt.  Weiter  gehen  dio  besonnenen  Ver- 
treter der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  nicht,  und  geben  insbesondere  auch  zu,  dass  aus  jenen 
Tliatsachen  auf  eine  Iiaceneinheit  der  indogermanischen  Völker  nicht  geschlossen  werden  dürfe. 

Das  Thatsächlichc  der  Entdeckungen  dieser  Wissenschaft  lässt  sich  also  jetzt  sehr  leicht  mit  den 
Ergebnissen  der  anthropologischen  und  insbesondere  der  kraniologischen  Untersuchungen  in  Ein- 
klang bringen,  ja  das  von  beiden  Wissenschaften  Gefundene  deckt  sich  sogar,  selbst  in  vielen 
Einzelheiten,  in  überraschender  Weise,  sobald  man  sich  nur  herbeilässt,  ohne  vorgefasste  Meinung 
die  Dinge  so  zu  nehmen,  wie  sie  sind.  — Die  in  der  Masse  der  Indogermanen  nachgewiesenen 
anthropologischen  Typen  sowie  die  in  verschiedenen  qualitativen  und  quantitativen  Verhältnissen 
stattgefundene  Vermischung  derselben,  welche  in  allen  indogermanischen  Racen  nachgewiesen  ist, 
entspricht  sogar  jenen  Unguistischen  Entdeckungen  viel  besser,  als  die  alte  Annahme  einer  Racen- 
einheit  Gerade  so  wie  die  arische  Ursprache  sich  anderen  Idiomen  beigemischt  und  ihnen  einen 

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Dr.  II.  v.  Ilöliler, 


gemeinschaftlichen  Charakter  gegeben  hat,  ebenso  hat  »ich  der  Reihcngräbcrtypus , den  anderen 
Typen  in  Kuropa  und  einem  Thcil  von  Asien  in  grösserer  oder  geringerer  Intensität  beigemischt 
und  eine  Reihe  von  Mischformen  hervorgerufen,  welche  allen  gemeinsam  sind.  Man  könnte  jenen 
Typus  also  mit  Recht  den  arischen  nennen,  wenn  er  auch  ausser  den  germanischen  Keihengrfibcrn 
noch  in  anderen  Grabstätten  in  gleicher  Reinheit  und  Menge  nachgewiesen  wäre.  Da  dies  ober 
bis  jetzt  nicht  der  Kall  ist,  so  ist  es  meiner  Ansicht  nach  vorzuziehen,  ihm  den  Namen  des  germa- 
nischen zu  lassen. 

Die  Vermischung  des  arischen  Urstamines  mit  anderen  nicht  arischen  Volkselemenlen  ist  aber 
weder  eine  kraniologische  noch  eine  historische  Hypothese,  sondern  eine  vielfach  nachgewiesene 
Thatsache.  — Uei  ihrer  Ankunft  in  Indien  waren  die  Arier,  nach  den  Forschungen  der  Sprach- 
wissenschaft, schon  ein  gemischtes  Volk,  in  welchem  wahrscheinlich  nur  die  beiden  obersten  Kaateu, 
ebenBo  wie  die  germanischen  Kdelinge  und  Freien  eine  Kaceneinhcit  bildeten.  Auf  ihrem  Zuge 
nach  Indien  hatten  diese  schon  eine  dritte  Kaste  aufgenommen,  welche  wahrscheinlich  uralaltaische 
Volkselcmente  in  grösserer  Menge  in  sich  begriffen,  und  die  in  ihrer  socialen  Stellung  den  Liti  der 
Germanen  entsprochen  haben  mochten.  Die  Barbaren  (varvara),  welche  sie  als  Eingeborene  in 
Indien  vorfanden,  wurden  daher  in  eine  vierte  Kaste  verstossen,  d.  h.  zn  Knechten  (Sklaven)  ge- 
macht. — Ganz  ähnlich  verhielten  sich  die  Perser.  Ehe  diese  die  schon  vielfach  gemischten  Meder 
unteijochten , waren  sic  ohne  Zweifel  von  reinem  arischem  Stamme.  Während  sie  die  Priester 
und  Herren  in  dem  eroberten  Reiche  bildeten,  wiesen  sie  den  Besiegten  eine  untergeordnete  Stellung 
an.  Die  Thatsache,  dass  sich  die  medopersische  Sprache  nicht  unmittelbar  aus  dem  Sanskrit  ab- 
Iciten  lässt,  erklärt  sieh  durch  diese  Vermischung  der  arischen  Ursprache  am  allercinfaohsten.  — 
Auch  von  den  Galliern  in  Mittelfrankreich  berichtet  Cäsar,  dass  sic  aus  einer  gänzlich  untergeord- 
neten, unfreien  und  einer  herrschenden  (Hasse  bestanden,  welch  letztere  allein  Waffen  trug  und 
aus  der  auch  die  Priester  genommen  wurden , von  der  Sprache  dieser  beiden  Volkselcmente  ist 
allerdings  keine  sichere  Kunde  zu  uns  gelangt,  aber  die  Aehnlichkeit  ihrer  socialen  Einrichtungen 
mit  der  der  übrigen  Arier  macht  ein  ähnliches  Verhalten  auch  iu  sprachlicher  Beziehung  wahr- 
scheinlich. 

Alles  dies  hält  aber  Herrn  Virchow  nicht  ab  (S.  3fil  und  a.  n.  O.),  sich  insbesondere  in 
kraniologischen  Dingen  von  den  älteren  linguistisch  ethnographischen  Anschauungen  leiten  zu 
lassen;  und  wo  sich  beide  widerstreben,  jene  diesen  unterzuordnen.  — Da  er  die  Ver- 
mischung mehrerer  Typen  (die  Zuchtwahl)  für  die  Indogermanen  ausschliesst  und  alle  Unter- 
schiede durch  äussere  Einflüsse  entstehen  lässt,  so  geräth  er,  wie  alle  diejenigen,  welche  denselben 
Weg  gehen,  in  ein  eigenlhümliches  Durcheinander.  Er  leitet  die  heterogensten  Schädelformen, 
extrem  dolichocephale  von  ebenso  extrem  brachycephalen  direct  ab,  und  der  oft  widerlegte 
Gedanke,  dass  diese  Verschiedenheiten  durch  die  Einflüsse  der  Beschäftigung,  des  Klimas,  der 
Höhe  des  Wohnortes  über  dem  Meere  bedingt  werden,  kehrt  bei  ihm  immer  wieder,  S.  24  und  27. 
Der  früher  wiederholt  von  ihm  ansgesprochene  Gedanke,  dass  die  dölichocephalen  Germanen 
durch  die  Fortschritte  der  Cultur  und  die  geistige  Arbeit  brachycephal  geworden  seien,  findet  sich 
zwar  glücklicherweise  nicht  mehr,  dagegen  nimmt  er  jetzt  die  Geschlechteuntcrschiedc  zu  Hülfe, 
wo  es  nicht  angeht,  die  verschiedenen  Schädelformen  auf  jene  Weise  zu  erklären.  So  meint  er 
auf  S.  256,  die  Verschiedenheit  der  Form  der  beiden  auf  S.  255  beschriebenen  Schädel  sei  so 
gross,  dass  man  an  Kaccnunterscbiodc  denken  könnte,  er  dagegen  möchte  eher  glauben,  dass  inan 


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Ueber  die  in  Deutschland  verkommenden  niederen  Schädelformen.  341 

cs  mit  Geschlechtsunterschieden  zu  tlmn  habe.  Der  Längenbreitenindex  des  einen , von  ihm  für 
weiblich  erklärten,  beträgt  aber  88,6,  der  des  männlichen  dagegen  76,0.  Im  Augenblick,  als  er 
das  niederschrieb,  scheint  er  aber  nicht  daran  gedacht  zu  haben,  dass  solche  Unterschiede  im 
Breitenindex  eino  tiefgreifende  Verschiedenheit  in  der  Architektur  des  ganzen  Schädels  anzeigen, 
welche  in  gleicher  Wciso  bei  Männern  und  Weibern  gefunden  wird.  So  bequem  cs  allerdings 
wäre,  die  braohycephalen  Schädel  alle  für  Weiber,  die  anderen  fär  Männer  erklären  zu  dürfen , so 
entspricht  das  doch  leider  der  Wirklichkeit  nicht. 

Mit  dem  ihm  eigenthfimiichen  Hinflbergleiten  von  oinem  Standpunkte  zum  anderen,  der  ja,  wie 
wir  gesehen  haben,  auch  sein  Verfahren  in  der  Kraniometric  kennzeichnet,  geräth  er,  wie  oben 
schon  erwähnt,  in  Zweifel,  ob  es  erlaubt  ist,  aus  der  Identität  der  Form  auch  auf  die  der  Ilacc  zu 
schliessen,  wenn  er  an  irgend  einem  Orte  Reihengräbersebädel  findet,  von  welchen  ihm  nicht  bekannt 
ist,  dass  daselbst  einmal  Germanen  gewohnt  haben.  — Wo  es  sich  alter  um  seine  Friesen  handelt, 
ist  er  nicht  so  zweifelhaft,  bei  ihnen  benutzt  er  gerade  die  Identität  der  Schädelform,  d.  h.  vorzugs- 
weise ilire  Niedrigkeit  dazu,  um  sie  überall  wieder  zu  finden,  dort  liegen  seine  Gründe  ausserhalb, 
hier  innerhalb  der  Kraniologie. 

Aber  auch  andere  nicht  gerade  vorwurfsfreie  Mittel  nimmt  er  zu  Hülfe,  S.  353  sagt  er:  „Man 
werde  doch  schwerlich  die  Beschaffenheit  der  Franken-  und  Germanenschädel  bloss  nach  Funden 
auf  französischem  Iioden  beurtheilen  dürfen,  zumal  da  sicherlich  nicht  alle  Schädel  aus  mero- 
vingischer  Zeit  einfach  als  Frankenschädel  registrirt  werden  dürfen.“  — Wer  hat  denn  in  Deutsch- 
land, darf  man  wohl  fragen,  die  Burgundenschädel  auf  französischem  Boden  oder  die  Schädel  der 
Allemannen,  Bajnvaren,  Thüringer  und  Niedersachsen  auf  deutschem,  für  Franken  erklärt,  oder  bei 
der  Feststellung  der  allen  gemeinsamen  typischen  Form  andere  "als  auf  deutschem  Boden  gefundene 
berücksichtigt!'  — Bei  seinen  wiederholten  Besuchen  in  Paris  wird  Herr  Virehow  übrigens  wohl 
auch  die  zahlreichen  auf  französischem  Boden  gefundenen  Heihengräberschädel  der  Sammlung  der 
anthropologischen  Gesellschaft  näher  angesehen  haben.  Ist  das  aber  der  Fall,  so  muss  er  auch 
wissen,  dass  dort  gerade  die  Formen  etwas  weniger  hänfig  sind,  als  in  Deutschland,  welche  hier 
fitr  typische  erklärt  wurden. 

Ein  weiterer  Grund,  warum  er  sich  in  den  zahlreichen  Formen  der  deutschen  Schädel  im  All- 
gemeinen, und  der  friesischen  im  Besondern  nicht  zurecht  gefunden  hat,  ist,  dass  er  mit  dem  W ort 
Typus,  Kacc  und  Nation  nahezu  identische  Begriffe  verbindet.  S.  361  entschlüpfen  ihm  ja  die 
schon  erwähnten  bezeichnenden  Worte:  „Niemand  hat  den  Nachweis  geliefert,  dass  die  Germanen 
eine  von  Anfang  an  einheitliche  Nation  waren.“  Dies  hätte  keinen  Sinn,  wenn  er  mit  dem 
Worte  Nation  nicht  einen  ähnlichen  Begriff  verbände,  wie  mit  Race  oder  nach  Typus,  denn  cs  ist 
bisher  Niemandem  eingefallen,  von  einer  germanischen  Nation  zu  reden,  dies  Wort  im  gewöhn- 
lichen Sinne  genommen.  Es  ist  immer  nur  behauptet  worden,  die  in  den  Reihengräbern  liegenden 
Germanen  zeigen  einen  einheitlichen  Typus,  und  man  kann  wohl  sagen,  Niemand  hat  den  Nach- 
weis geliefert,  dass  dies  nicht  der  Fall  ist,  auch  Herr  Virehow  nicht,  denn  die  von  ihm  hei  Auf- 
stellung seines  friesischen  Typus  berücksichtigten  Schädel  gehen  ja  alle  nicht  weiter,  als  höchstens 
bis  zum  8.  Jahrhundert  n.  Chr.  zurück.  — S.  361  spricht  er  von  einem  indogermanischen  Uretamme, 
dessen  Einfachheit  eine  durchaus  willkürliche  Annahme  sei;  da  aber  Niemand  die  Schädelform  dieses 
UrBtammes  in  der  Zeit  der  indogermanischen  Sprachcinheit  kennt,  so  ist  die  Annahme  seiner  Viel- 
fachheit ebenso  willkürlich.  Daneben  spricht  er  S.  238  von  einer  friesischen  und  S.  370  von  einer 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


germanischen  Race,  S.  250  ist  die  friesische  Race  zu  einem  friesischen  Typus,  S.  260  derselbe 
Typus  zu  einem  nordwestdeutschen  und  S.  370  die  germanische  Race  zu  einem  nicht  einheitlichen 
germanischen  Typus  geworden,  welcher  ausser  dem  nordwestdeutschen,  auf  S.  139,  auch  noch  aus 
einem  südgermanischcn  (franko-allemannischen)  und  schwedischen  besteht.  Auf  S.  227  und  287 
vermuthet  er  auch  noch  einen  niederdeutschen  oder  niedersfichsischen  Typus,  von  dem  er  aller- 
dings unentschieden  lässt,  ob  er  sich  von  dem  friesischen  unterscheidet  Nach  welchen  Kriterien 
er  die  Niedersachsen  von  seinen  Friesen  unterscheiden  will,  ist  nicht  klar,  beide  sprachen  einen 
niederdeutschen  Dialekt,  der  eigentliche  friesische  ist  bis  auf  wenige  Orte  auf  den  Inseln  aus- 
gestorben;  und  endlich  giebt  er  selbst  zu,  er  kenne  nicht  alle  iti  Niederdeutschland  vorkommenden 
Schädelformen.  Auch  geographische  Gründe  leiten  ihn  nicht,  da  er  auf  8.  223  erklärt,  er  könne 
sich  nicht  mit  Herrn  Sasse  auf  den  engen  Standpunkt  der  neuen  politischen  Eintheilung  stellen, 
welcher  nur  der  nördlichsten  Spitze  von  Nurdhollaud,  jenseits  Alkmar,  noch  den  Namen  West- 
friesland belassen  habe. 

Seite  35  sagt  er:  „Soweit  unsere  jetzige  Kenntniss  reicht,  können  wir  das  als  feststehend 

anschcn,  dass  der  eigentliche  Kern  der  friesischen  „Stämme*4  noch  jetzt  die  historischen 
Hauptmerkmale  des  germanischen  Aussehens  bewahrt  habe,  während  früher  fränkische  und 
sächsische  Gebiete  den  Braunen  verfallen  sind.“  — S.  370  glaubt  er  dagegen  bewiesen  zu  haben, 
dass  der  germanische  Gcsaimnttypus  nicht  in  dem  Maasso  ein  einheitlicher  ist,  wie  man  es  bis 
dahin  angenommen  hat.  Von  dem  von  ihm  auf  S.  13,  35  und  a.  a.  0.  zugelassenen,  jedoch  nicht 
einheitlichen  germanischen  Urtypus  ist  also  nichts  mehr  übrig  geblieben,  als  jene  Hauptmerkmale 
des  germanischen  Aussehens.  — Befremdlich  ist  es  auf  den  ersten  Anblick,  bei  ihm  von  einem 
nicht  einheitlichen  Typus  zu  lesen;  denn  alle  Uebrigen  verstehen  unter  einem  Typus  eine  in  allen 
wesentlichen  Eigenschaften  übereinstimmende  Form,  ein  nicht  einheitlicher  Typus  existirt  also 
überhaupt  nicht,  zum  Beweise  dafür  bedarf  es  daher  keiner  langwierigen  Kette  von  Gründen.  — 
Genau  betrachtet  richtet  sich  also  sein  Widerspruch  an  dieser  und  einigen  anderen  Stellen  nur 
gegen  die  von  mir  gewählte  Bezeichnung  des  Reihengräbertypus  als  des  germanischen.  Diesen 
Namen  habe  ich  aber  der  bekannten  wrohlcharakteriHirten  Schädelfonn  gegeben,  weil  sie  in  den 
Gräbern  unserer  Vorfahren  in  einer  bei  nur  sehr  wenigen  anderen  Formen  in  gleicher  Weise  nach- 
gewiesenen  Einheit  gefunden  wurde.  So  sicher  es  aber  »st,  dass  die  daselbst  Begrabenen  germa- 
nische Sprachen  redeten,  so  wenig  nothwendig  ist  es,  dass  die  Muttersprache  aller  Individuen  mit 
dieser  Schädelfonn  immer  und  zu  jeder  Zeit  dieser  Sprachfamilie  angehört  habe.  Dieser  Typus 
ist  so  alt  als  alle  anderen.  Er  ist  zugleich  mit  den  ältesten  Höhlenfuuden  nachgewiesen  worden 
und  möglicherweise  gehörten  ihm  auch  die  blonden  Eroberer  au,  welche  die  Inschrift  von  Karnak 
erwähnt,  deren  charakteristische  Züge  auch  auf  den  Abbildungen  der  Monumente  der  19.  Dynastie 
häufig  wiederkehren,  und  welchen  die  Aegypter  den  Namen  Toinahu  und  Maschuasch  gaben.  Diese 
beiden  wohlklingenden  Namen  habe  ich  schon  auf  der  allgemeinen  Versammlung  der  deutschen 
Anthropologen  in  Jena  (1876)  denjenigen  deutschen  Gelehrten  zur  Auswahl  empfohlen,  denen  die 
Bezeichnung  des  Typus  als  des  germanischen  aus  verschiedenen  Gründen  nicht  angenehm  ist.  Ich 
wiederhole  diesen  Vorschlag  hier,  weil  er  in  dem  Berichte  über  jeue  Versammlung  unterdrückt 
wurde,  ohne  Zweifel,  weil  er  an  maassgebender  Stelle  missliebig  aufgenommen  wurde.  Da  also 
auch  diese  Namen  einigen  deutschen  Anthropologen  nicht  angenehm  sind,  so  könnten  sie  den 
Typus  vielleicht  den  arischen  oder  noch  lieber,  wie  Herr  Broca,  den  kymrischen  neuuen,  die 


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lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  343 


übrigen,  di«  «ich  ganz  besonders  schwierig  gegen  neue  Namen  verhalten,  die  sie  nicht  selbst  er- 
funden haben,  müssten  eben  auch  in  diesem  Falle  ihrer  Erfindungsgabe  den  Zügel  schiessen  lassen. 

Nach  S.  338  ist  das  Vorkommen  neanderthaloidcr  Schädelformen  in  keiner  Race  in  gleicher 
Häufigkeit  nachgewiesen,  als  in  der  friesischen.  Da  Herr  Virchow  bei  verschiedenen  Gelegen- 
heiten die  Form  des  Neanderthalers  für  pathologisch  erklärt  hat,  so  scheint  er  einen  guten 
Theil  der  typischen  Eigenschaften  seiner  Friesen  für  pathologisch  zu  halten.  Nach  S.  370  glaubt 
er  nachgewiesen  zu  haben,  dass  die  friesische  Chamäeephalie  innerhalb  der  Grenzen  des  germa- 
nischen Gesammttypus  liegt,  nach  S.  361  darf  man  aber  nicht  so  weit  gehen,  dieses  Merkmal,  nebst 
der  Leptorhinie  und  Progenie,  als  specifisehea  nur  den  Angehörigen  dieses  Stammes  zukommendes 
anzusehen , und  nach  S.  360  unterscheidet  gerade  das  häufige  Vorkommen  dieser  Eigenschaft  die 
friesischen  Stämme  von  den  anderen  Germanen.  Auf  derselben  Seite  steht,  dass  wenn  auch  einige 
der  ältesten  Frieseuschädel  mehr  dolichocephale  Formen  zeigen,  doch  die  Mehrzahl  derer,  welche 
bis  an  die  Grenze  der  heidnischen  Zeit  (also  etwa  bis  ins  8.  Jahrhundert)  zurück  datiren,  vielmehr 
brachyeephale  und  mesocephale  Indices  ergeben.  Er  glaubt  daher,  dass  es  nöthig  wäre  an- 
zunehmen,  schon  im  ersten  Jahrtausend  unserer  Zeitrechnung  habe  sich  eine  so  grosse  Verände- 
rung vollzogen,  dass  ein  merkbarer  Unterschied  von  den  Franken  zu  constatiren  war.  — Im  Inter- 
esse dieser  Schlüsse  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  er  gerade  von  jenen  Schädeln  aus  der  ältesten  Zeit, 
wie  schon  erwähnt,  einen  Theil  ausgeschlossen  hat,  und  dass  iu  der  Zeit,  aus  welcher  die  von  ihm 
benutzten  Schädel  stammen,  auch  in  den  Frankengräbern  neben  den  Reihcngrüberfortnen  schon 
mesocephale  und  brachyeephale  gefunden  werden.  Denn  mit  der  Einführung  des  Christenthums 
beginnt  in  allen  Gräbern  Deutschlands  eine  derartige  Veränderung,  welche  nicht  anders  erklärt 
werden  kann,  als  dadurch,  dass  die  längst  neben  dein  reinen  germanischen  Typus  als  Hörige  und 
Knechte  vorhandenen  Brachyeephale»  von  da  an  allinälig  nicht  mehr  getrennt  begraben  wurden. 
Diese  Erklärung  ist  doch  viel  annehmbarer  als  jede  andere,  jedenfalls  füllt  dieselbe  den  «grossen 
hiatus“  besser  aus,  als  die  Annahme  S.  362,  dass  wenn  es  einmal  im  fernen  Osten  ein  allgemeines 
Stammland  der  germanischen  Nation  gegeben  habe,  die  Möglichkeit  sehr  nahe  liege,  dass  sich 
schon  dort  eine  gewisse  physische  Verschiedenheit  zwischen  den  einzelnen  neben  einander  woh- 
nenden Stummen  ausgebildet  habe,  und  wohl  zugegeben  werden  könne,  dass  schon  von  daher 
solche  Verschiedenheiten  in  die  spätere  Heimath  mitgebracht  sein  mögen.  Warum  sollten  nicht, 
ruft  Herr  Virchow  zum  Schlüsse  dieser  charakteristischen  Auseinandersetzung  aus,  physische 
Vffrschiedenheiten  sich  ebenso  ausbilden  als  sprachliche ? — Weil,  kann  inan  darauf  antworten,  der- 
artige Folgerungen  nach  den  Gesetzen  der  inductiven  Logik  nicht  zulässig  sind,  nachdem  durch 
Thatsachen  nachgewiesen  ist,  dass  die  Schädelformen  Bich  unter  ganz  anderen  Bedingungen  ändern 
als  die  Sprache.  Letztere  kann  sich  ja  durch  Umstände  ändern,  welche  die  körperliche  Beschaffen- 
heit gar  nicht  berühren,  während  die  Sehädelforinen  ihre  Gestalt  nur  unter  einer  Bedingung  ändern, 
nämlich  durch  Kreuzung  verschiedener  Typen. 

Wäre  es  richtig,  was  Herr  Virchow  S.  361  und  365  sagt:  im  Lichte  der  Geschichte  erscheinen 
die  Friesen  als  die  verhältnissmussig  reinsten,  ja  nahezu  unvermischtcn  aller  Germanen,  so  müsste 
die  Entwickelung  niederer  und  kurzer  Schädelformen  unter  ihnen  und  ihre  Acquisition  von 
pathologischen  Formen  allerdings  schon  in  vorhistorischer  Zeit  geschehen  sein,  oder  man  hätte  in 
ihuen  w'irklieh  eines  jener  ursprünglich  gemischten  Culturvölker  gefunden,  von  denen  Herr  Vir- 
chow auf  der  sechsten  allgemeinen  Versammlung  der  deutschen  Anthropologen  in  München  im 


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Dr.  II.  v.  Holder, 


Jahre  1875  sprach.  Dieser  Annahme  steht  aber  die  Thataachc  entgegen,  dass  man  nicht  weis?, 
welches  die  körperlichen  Eigenschaften  der  Germanen  in  jenem  fernen  Stammlamle  waren  und  ob 
es  überhaupt  damals  schon  Friesen  gegeben  habe.  — Dazu  kommt  noch,  dass  alle  die  Schädel- 
formen, von  welchen  Herr  Virchow  glaubt,  dass  sie  die  Friesen  schon  in  der  Urheimat!»  erworben 
hatten,  ganz  dieselben  Mischfortneu  sind,  wie  sie  seit  dem  Mittelalter  allerwärts  in  Deutschland  ge- 
fuudeu  werden,  es  also  viel  wahrscheinlicher  ist,  dass  sie  dieselben  zur  gleichen  Zeit  und  auf  dem 
nämlichen  Wege  erhalten  haben,  wie  die  übrigen  Germanen. 

Denn  es  kann  gar  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  von  Herrn  Virchow  aufgeführten 
Schädel  aus  Fricsland  mehreren  Typen  und  deren  Mischfonnen  angeboren.  Wenn  Schwankungen 
des  Längenbreitenindex  von  09,4  bis  87,3  und  des  Längenhöhenindex  von  66,3  bis  79,4  und  Diffe- 
renzen zwischen  Höhen-  und  Breitenindex,  welche  sich  zwischen  — 4,1  und  18,0  bewegen,  inner- 
halb eines  Typus,  d.  b.  nach  S.  370  innerhalb  der  Grenze  des  germanischen  GesamnittypuB  liegen, 
so  ist  man  in  der  That  von  der  kraniologisehen  Einheit  des  Menschengeschlechts  nicht  mehr  weit 
entfernt,  und  der  indogermanischen  Hypothese  würde  eine  Ausdehnung  gegeben,  vor  welcher  selbst 
die  kühnsten  Linguisten  zurück&chrecken  dürften. 

Unter  Scbadeltypen  versteht  man  leicht  zu  unterscheidende,  von  pathologischen  Veränderungen 
nicht  beein fl usste,  extreme  Formen,  welche  in  ihren  Maasseo  constante,  von  denen  anderer  Typen 
sich  durch  grosse  Differenzen  unterscheidende,  Verhältnisse  zeigen,  sich  bei  Individuen  beiderlei  Ge- 
schlechts mit  grosser  Gleichförmigkeit  und  nur  unbedeutenden  Schwankungen  wiederholen  und  sich 
mit  grosser  Zähigkeit  von  Generation  zu  Generation  fortpflanzen,  so  lange  keine  Kreuzung  mit 
anderen  Typen  stattfindet.  — Diese  Unterschiede  müssen  alle  wesentlichen  Eigenschaften 
umfassen  uiul  sich  durch  Beschreibung  und  Zeichnung  leicht  fixiren  lassen.  Ein  einziges,  wenn 
auch  noch  so  hervorstehendes  Maare,  wie  z.  B.  die  Höhe,  kann  niemals  zur  Chamkterisirung 
eines  Typus  hinreichen.  — Haben  für  typisch  gehaltene  Individuen  Naehkommeu,  welche  mehrere 
dieser  wesentlichen  körperlichen  Eigenschaften  nicht  besitzen,  so  gehören  sie  Mischformcn  von 
verschiedenen  Typen  an,  denn  eine  Abänderung  wird  nur  durch  Kreuzung  mit  anderen  Typen 
oder  deren  Mischformen  bedingt.  Wenn  auch  zugegeben  werden  muss,  dass  der  Einfluss  der 
Leliensweise,  der  Beschäftigung  und  des  Klima  im  Verlaufe  der  Jahrtausende  möglicherweise 
mehr  oder  weniger  wichtige  bleibende  Abänderungen  bewirken  kann,  so  ist  diese  Möglichkeit 
bis  jetzt,  innerhalb  der  einzelnen  Beobachtern  zugemessenen  Zeit,  nicht  nachgewiesen  worden, 
während  die  durch  Kreuzung  bewirkte , jeden  Tag  an  verschiedenen  Generationen  beobachtot 
werden  kann.  Was  von  Einwirkungen  jener  äusseren  Einflüsse  beobachtet  werden  konnte,  be- 
schränkt sich  auf  unwesentliche  körperliche  Eigenschaften,  die  nicht  vererbt  werden,  oder  patholo- 
gische Veränderungen,  die  unter  Umständen  die  Vernichtung  des  ganzen  Typus  herbeiführeu. 
Jene  Möglichkeit  bleibt  also  eine  Hypothese,  welche  bei  der  Eintheilung  der  Typen  unberück- 
sichtigt gelassen  werden  muss.  Damit  ist  aber  auch  zugleich  die  Eintheilung  des  Menschen- 
geschlechts in  Genera  und  Species,  ähnlich  wie  die  der  Thiero,  vollständig  gerechtfertigt.  Statt 
des  Wortes  Species  hat  man  sich  gewöhnt  beim  Menschen  da«  Wort  Typus  anzuwenden.  Der 
Sinn  beider  ist  aber  vollständig  gleichbedeutend.  Von  dem  Begriffe  der  Kace  unterscheidet  sich 
dagegen  der  des  Typus  dadurch,  dass  er  nur  die  anatomischen  und  physiologischen  Eigenschaften 
einer  gleichartigen  Gruppe  menschlicher  Individuen  umfasst,  während  ersterer  auch  die  der  Misch- 
formen und  ausser  diesen  auch  die  psychologischen,  archäologischen  und  linguistischen  Eigen- 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelfornien.  345 

thümlichkeiten  in  sich  begreift.  Der  Typus  ist  also  etwas  Feststehendes,  im  gewissen  Sinne  Unver- 
änderliches, die  Rhcc  dagegen  in  stetem  Flusse  begriffen. 

Unter  allen  Eigenschaften  des  Typus  ist  die  Schädelform  eine  der  unveränderlichsten.  Die 
äusseren  Einflüsse  mögen  noch  so  verschieden  sein,  die  Hauptzüge  seiner  Arehitectur  bleiben  so 
lange  von  Generation  zu  Generation  die  gleichen,  als  keine  Kreuzung  mit  fremden  Typen  ptatt- 
findet  Von  den  frühesten  prähistorischen  Funden  bis  in  unsere  Zeit  sind  die  typischen  Schädel- 
formen  in  ihren  Grundcharakteren  dieselben  geblieben.  Die  beobachteten  Schwankungen,  soweit 
sie  nicht  pathologischer  Natur  sind,  betreffen  nur  untergeordnete,  durch  Geschlecht  und  Lebens- 
alter bedingte  Abänderungen.  Es  ist  also  ganz  unzulässig,  von  nicht  einheitlichen  Typen  zu 
reden. 

Die  durch  Kreuzung  mit  fremden  Typen  entstandenen  Mischformen  reproduciren  zunächst 
einen  Theil  der  Charaktere  der  beiden  auf  einander  ein  wirkenden  Formen  in  der  Art,  dass  der 
physiologisch  kräftigere  Typus  durch  Mittheilung  seiner  hervorstehendaten  Eigenschaften  den 
wesentlichen  Theil  der  Charaktere  des  schwächeren  abändert.  Dies  geschieht  aber  nicht  allein  so, 
dass  mit  jeder  neuen  Kreuzung  mit  einer  dem  kräftigeren  Typus  näher  stehenden  Mischform  oder 
mit  einer  mit  ihm  identischen  Form  eine  grossere  Annäherung  an  die  letztere  geschieht,  sondern  es 
kommen  auch  nach  dem  Gesetze  des  Atavismus  schon  in  den  Anfangsgliedern  einzelne  Individuen 
vor,  welche  jenen  näher  stehen  als  die  anderen  derselben  Generation. 

Die  Grenze  zwischen  Typus  und  Mischform  liegt  da,  wo  die  Ilauptdurchmesser  der  Schädel 
wesentlich  andere  Verhältnisse  anzunehmen  beginnen,  und  in  dieser  Weise  nur  leiten  letztere  zu 
enteren  hinüber.  Für  die  Miscbformen  gilt  der  gleiche  Grundsatz,  wie  für  die  Typen,  dass  zu 
ihrer  Charakterisirutig  nicht  eine  einzige  Eigenschaft  oder  gar  durch  Geschlecht,  Lebensalter  oder 
Krankheit  bewirkte  «Abänderungen  benutzt  werden  dürfen. 

Die  Nichtbeachtung  dieser  Grundsätze  bringt  Herrn  Virchow  auch  zu  einer  ganz  irrigen 
Beurtheilung  der  Bedeutung  der  Farbe  der  Haare  und  Augen  für  die  Charakterisirung  der  Typen. 
S.  10  sagt  er,  die  Kurzköpfigkeit  bringe  an  sich  noch  nicht  den  brünetten  Charakter  der  Haare 
und  Augen  mit  sich,  gleichwie  die  Langkopfigkeit  keineswegs  zu  dem  Schlüsse  auf  helle  Haare 
und  Augen  berechtige,  man  wisse  ja  doch,  dass  die  Mehrzahl  der  schwarzen  Kacc  langköpfig  sei. 
Auch  meint  er,  dass  da,  wo  heutzutage  slavisch  gesprochen  wird,  keine  blonden  Haare  Vorkommen 
konnten,  wenn  diese  dem  germanischen  Typus  allein  zukomraen.  — Das«  die  Art  der  Lang- 
köpfigkeit  der  Germanen  und  die  der  Neger  eine  verschiedene  ist,  und  dass  es  Niemandem  ein- 
gefallen ist,  helle  Haare  und  Augen  mit  einem  langen  Schädel  überhaupt  in  Verbindung  zu  bringen, 
wird  aber  wohl  auch  ihm  bekannt  sein.  — An  die  in  Deutschland  verkommende  Brachycephalie 
sind  aber  in  allen  den  reinen  Typen  nahekommenden  Formen  ganz  unzweifelhaft  dunkle  Haare 
und  Augen  gebunden  und  ebenso  an  den  rein  germanischen  Typus  helle,  wie  sich  Jeder  durch  ein- 
gehendere Beobachtung  überzeugen  kann.  Für  Würternberg  habe  ich  dies  in  meiner  Abhandlung 
über  die  daselbst  vorkomn» enden  Schädelfornien  mit  Zahlen  nachgewiesen,  und  da  diese  Formen 
ganz  dieselben  sind,  wie  die  im  übrigen  Deutschland  vorkommenden,  so  gilt  es  auch  für  diese. 
Nur  so  lange  man  keine  Mischformen  für  die  linguistischen  Vblkergruppen  zugeben  will,  sondern 
die  vorhandenen  wesentlichen  körperlichen  Unterschiede  allein  durch  äussere  Einflüsse  erklären  will, 
findet  man  sich  nicht  zurecht. 

Die  zum  Theil  blonden  brachyceplialen  Finnen  finden  ihre  vollständige  Erklärung  durch  Bei- 

Archiv  für  Anthrvpulotfi*  Btl.  XII.  44 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


mischonggcrmanischer  Volkselementeaus  Schweden,  wie  Herr  6.  Retzitis  in  «einer Herrn  Virchow 
bekannten  aber  nicht  berücksichtigten  vortrefflichen  Abhandlung  nachgewieaen  hat1).  Die  ganz  Ähn- 
liche ErBcheinung  unter  der  Bevölkerung  eines  Theil»  der  slavischen  Länder  kann  ebenfalls  nur  durch 
Kreuzung  mit  germanischen  Elementen  erklärt  werden.  Jeder,  der  die  Geschichte  kennt,  weiss  ja, 
wie  »ehr  die  Slaveu  bis  an  die  asiatische  Grenze  hin  von  der  Zeit  der  Gothen  an  bi*  heute  mit 
Germanen  gemischt  sind.  Darüber,  dass  diese  letzteren  Elemente  bis  heute  Spuren  unter  der  Be- 
völkerung zurückliessen,  wird  sich  wohl  auch  Niemand  im  Ernst  wundern,  der  die  Zfthigkcit  kennt, 
mit  welcher  sich  dieser  germanische  Tvpu»  in  gemässigten  Kliniaton  erhält  Wenn  gegenwärtig  ein 
Theil  der  slavisch  sprechenden  Völker  blonde,  ebenso  wie  ein  Tlieil  der  germanischen  dunkle 
Haare  hat,  so  folgt  daraus  für  den  anthropologischen  Standpunkt  nur,  dass  diese  linguistischen 
Einheiten  aus  verschiedenen  Typen  zusammengesetzt  sind. 

Herr  Virchow  hat  sich  also  im  kraniologischen  Theilo  seiner  Abhandlung  durch  seinen  Eifer, 
die  Einheit  des  Keihengräbertypus  zu  bestreiten  und  seine  Abneigung  gegen  dessen  Bezeichnung 
als  des  germanischen,  verleiten  lassen,  diejenige  Vorsicht  selbst  nicht  anzuwenden,  die  er  von  seinen 
wissenschaftlichen  Gegnern  verlangt  Es  erübrigt  nun  noch,  einen  Blick  auf  die  historischen 
Ausführungen  zu  werfen,  die  er  zum  Beweise  seiner  Ansichten  von  der  Unvermischtheit  des 
friesischen  Stammes  nöthig  zu  haben  glaubt  Es  ist  bezeichnend,  dass  dieser  historische  Theil  ein 
nothwendige»  Glied  in  der  Reihe  seiner  kraniologischen  Gründe  bildet  Denn  nicht  au»  den  ge- 
fundenen Schädelformeu  allein  erschliesst  er  deren  typische  Gestalt,  was  der  einzig  richtige  Weg 
gewesen  wäre,  sondern  er  kehrt  die  Sache  um  und  sagt,  seit  Anfang  der  Geschichte  blieben  die 
Friesen  von  jeder  erheblichen  Vermischung  mit  anderen  germanischen  oder  nicht  germanischen 
Elementen  frei,  also  können  die  Formen  ihrer  Schädel  keine  Mischformen,  sondern  müssen  typische 
sein.  Da  aber  in  Friesland  wie  »Herwärts  in  Deutschland  »ehr  extreme  Unterschiede  in  dem  Ge- 
»ammtbau  der  Schädel  Vorkommen,  so  blieb  nichts  Anderes  übrig,  als  eine  einzelne  Eigenschaft, 
die  Niedrigkeit,  herauszugreifen,  diese  zum  alleinigen  Kriterium  des  friesischen  Typus  zu  machen 
und  alle  anderen  auf  friesischem  Boden  gefundenen  Schädel  auszuschlicsscn.  — Statt  nun  nach- 
zusehen, ob  diese  Niedrigkeit  in  ähnlicher  Häufigkeit  auch  sonst  in  Deutschland  vorkomme,  und 
sich  zu  vergewissern,  ob  er  denn  nicht  in  der  That  nur  Mischlbrmen  vor  »ich  habe,  verlässt  er  pich 
ganz  auf  jene  historische  Hypothese  der  Unvcnnischheit  der  Friesen.  Allein  nur  so  lange  sie  aut 
dem  jetzt  noch  von  ihnen  bewohnten  Theile  Deutschland»  sassen,  veränderten  sie  seiner  Meinung 
nach  ihre  Scliädelform  nicht;  iu  ihrer  Urheimath  im  fernen  Osten  dagegen  geschah  eine  so  wirk- 
same Umänderung  derselben,  das«  sie  sich  auch  in  der  Ueihengräberzeit  von  den  übrigen  Ger- 
manen und  jetzt  noch  von  ihren  deutschen  Nachbarn  wesentlich  unterscheiden. 

Nachdem  Herr  Virchow  „im  Geiste  die  verschiedenen  Möglichkeiten  erwogen  hatte,  wie 
man  wohl  am  sichersten  dem  Urtyp  US  der  Germanen  sich  nähern  könne,  da  stellte  sich  ihm  dieser 
entlegenste  Winkel  des  germanischen  Landes  als  günstigstes  Ziel  seiner  Forschungen  daru  S.  13. 
Aber  er  wählte  nicht  den  einzig  sicheren  Weg,  sich  nur  an  die  ältesten  Schädelfunde  zu  halten, 
sondern  er  übergeht  diese  und  lullt  die  Lücke  mit  der  schon  erwähnten  Annahme  aus,  dass  es 
unter  den  Ariern  iu  ihrer  hypothetischen  Urheimath  im  fernen  Osten  Friesen  mit  besonderer 


*)  flieh«  die  Verhandlungen  des  internationalen  anthropologischen  (Y>ngrea*es  in  Stockholm  1874.  Materiaux 
pour  aervir  a la  connaiapanc«  de*  caractere*  etimiquea  de*  races  finnoiac*. 


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Ucber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  347 

Soliädelform  gegeben  habe.  Hat  je  eine  Mischung  Btattgefunden>  bo  meint  er,  sie  sei  in  jener  Ur- 
heiinath  geschehen,  woraus,  wie  es  scheint.,  hervorgehen  soll,  dass  diese  Mischung  not h wendiger« 
weise  eine  andere  sein  müsste,  als  die  mit  den  übrigen  Germanen  in  späterer  Zeit  vor  sich  gegangene. 
Er  modificirt  nebenbei  also  auch  die  filtere  Form  der  indogermanischen  Hypothese  in  der  Art, 
dass  er,  entgegen  den  linguistischen  Forschungen,  annimmt,  schon  vor  ihrer  räumlichen  Trennung 
habe  sich  bei  den  Germanen  eine  Gliederung  in  verschiedene  Stämme  vollzogen.  Er  stellt  aller- 
dings diese  glänzendste  Frucht  seiner  Erwägungen  nicht  als  ganz  gewiss,  aber  doch  als  im  höchsten 
Grade  wahrscheinlich,  dar,  jedenfalls  benutzt  er  diesen  Gedanken  als  Fundament  für  weitere  Fol- 
gerungen; und  da  er  auch  in  verschiedenen  Stellen  den  historischen  Friesen  eine  beschränktere 
Ausdehnung  giebt,  als  seinen  kraniologiachen , so  darf  man  wohl  annehmen  , dass  er  thatsächliche 
Gründe  dafür  habe.  Er  giebt  dieselben  aber  nirgends  an,  und  er  wird  daher  wohl  gestatten 
müssen,  dass  man  seine  Ansicht  nicht  ohne  Weiteres  annimmt.  — Bis  jetzt  hat  man,  gestützt  auf 
wohl  verbürgte  historische  Nachrichten,  angenommen,  dass  die  Friesen  wie  die  Sachsen  je  von 
einer  kleinen  germanischen  Völkerschaft  ihren  Ausgang  genommen  hätten,  welche  erst  lange  nach 
der  vermutheten  Ankunft  der  Arier  in  Europa  ihren  Ursprung  nahmen.  Jene  fassen  ursprünglich  an 
der  alten  Khcinmündung,  diese  an  der  Westküste  Schleswig-Holsteins  *).  *Sie  unterschieden  sich  beide 
in  ihrer  Weiterentwickelung  dadurch,  dass  die  Friesen  nur  niederdeutsche  Stämme  Aufnahmen, 
z.  B.  die  Chauken,  jene  dagegen  auch  hochdeutsche,  wie  die  Cherusker,  Bruktercr,  Thüringer  etc. 
Ehe  diese  Gliederung  feste  Gestalt  gewonnen  hatte,  waren  aber  jene  beiden  Namen  nicht  fixirt 
Im  Verlaufe  des  2.  Jahrhunderts  bildeten  sieh  die  Nord-  und  Ostfriesen  au«  der  Vermischung 
der  Chauken  mit  den  Sachsen  heraus.  Friesen  hiessen  von  nun  an  die  Bewohner  des  schmalen 
Küstensaumee-  der  Nordsee  mit  den  vorliegenden  Inseln  vom  Sinkfal  in  Flandern  bis  Tondern  in 
Schleswig,  Sachsen  die  Bewohner  des  Binnenlandes.  Vom  2.  bis  4.  Jahrhundert  umfasste  aber  der 
Sachsenname  nicht  nur  die  Friesen,  sondern  wird  sogar  oft  vorzugsweise  nur  von  diesen  ge- 
braucht (Sidonius  Appollinaris).  Die  Chauken  fielen  theils  den  Friesen,  tlieils  den  Sachsen  zu, 
d.  h.  die  näher  der  Küste  wohnenden  Chauken  traten  dem  Bunde  der  Friesen,  die  anderen  dem 
der  Sachsen  bei,  mit  Ausnahme  des  Landes  lladeln  links  der  Elbe,  welches  sich  den  Sachsen  an- 
seldoss,  also  das  Gebiet  der  Friesen  bis  zur  See  durchbrach.  Auf  dein  linken  Ufer  der  Elbe  in 
Ditmarsehen  haben  sich  Sachsen  und  Friesen  überhaupt  nicht  geschieden.  Südlich  davon  bis  zur 
Wesermündung  d.  h.  im  spateren  Lande  Wursten  wohnten  wieder  Friesen  allein,  wohin  sie  wahr- 
scheinlich erst  nach  Wcgfiihrung  der  Sachsen  durch  Karl  den  Grossen  ein  wunderten.  Diese 

Friesen  wie  überhaupt  alle  Einwohner  des  östlichen  Dritttheils  des  Friesen  Volkes  von  Lambach  au 
sind  aber  unzweifelhafte  Nachkommen  der  Chauken  ebenso  sehr  als  ihre  sächsisch  gewordenen 
Nachbarn.  Eine  scharte  Grenze  zwischen  beiden  ist  also  faetisch  niemnls  vorhanden  gewesen.  Man 
wird  daher  vorerst  annehmen  dürfen,  dass  Herr  Virchow  sich  irrt,  wenn  er  unter  diesen  beiden 
Namen  ethnographisch  verschiedene  Völkeratämme  versteht,  wie  er  dies  auch  bei  den  Allemannen  und 
Franken  timt;  sie  alle  waren  eben  Vereinigungen  zu  militärischen  und  politischen  Zwecken.  Letztere 
erklärt  er  (S.  48  bis  54  u.  11G),  wie  schon  erwähnt,  für  die  erobernden  germanischen  Stämme,  ob- 
gleich ihre  Zusammensetzung  aus  mehreren  germanischen  Völkerschaften  bekannt  genug  ist,  deren 

*)  Siebe  Deb io,  Geschichte  des  Erxbisthtima  Hamburg-Bremen.  Berlin,  1877.  I,  8.  4. 

41* 


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348 


Dr.  H.  v.  Holder, 


ursprünglichen  Sitze  zutn  Thcil  im  nördlichen  Deutschland  waren.  Also  auch  aus  historischen 
Gründen  wird  es  von  vornherein  wahrscheinlich,  dass  man  alle  in  Friesland  sich  findenden  Schädel* 
formen  im  übrigen  Deutschland  naehweisen  könne,  w*ie  das  in  der  That  der  Fall  ist 

Zunächst  sucht  nun  Herr  Virchow  zu  beweisen  (S.  7),  dass  die  Vorstellung  der  classischen 
Schriftsteller  von  der  Originalität  des  germanischen  Typus  wohl  in  prägnanten  Ausdrucken  auf 
uns  gekommen  ist,  dass  sie  aber  anderen  Völkern  Mitteleuropas  ganz  dieselben  Eigenschaften  zu- 
schreiben, cs  also  schon  aus  diesen  Gründen  unzulässig  sei,  den  Kcihengrübertypus  den  germa- 
nischen zu  nennen.  Vor  Allem  behauptet  er  zu  dienern  Zwecke,  dass  die  llaarc  der  Germanen 
nicht  blond  (gelb),  sondern  roth  gewesen  seien  und  stützt  diese  Lehre  auf  die  bekannte  Stelle  des 
Galen  Com.  in  Hippocratis  lib.  diacta  cnp.  VI.  Es  würde  zu  wTeit  führen,  hier  näher  auf  die 
Auslegung  der  betreffenden  Stelle  einzugehen,  namentlich  aqjT  den  Zusammenhang,  in  welchem 
Galen  von  der  Haarfarbe  der  Gennauen  spricht  Es  wird  genügen,  darauf  hinzuweisen , wie  un- 
genügend bekanntlich  die  Ausdrucksweise  der  Alten  in  Beziehung  auf  die  Farben  überhaupt  war, 
und  dass  Galen  nur  schwarze,  rothe  (jrt'ppoi)  und  gelbe  Haare  kennt.  Abgesehen  davon,  dass  die 
Germanen  bekanntlich  ihre  Haare  roth  färbten , was  bei  von  Natur  rothen  ganz  überflüssig,  bei 
dunkelu  kaum  möglich  gewesen  wäre,  genügt  es  hier,  daran  zu  erinnern,  dass  ja  Galen  nicht  der 
einzige  Schriftsteller  des  Altertbums  ist,  der  von  der  Haarfarbe  der  Germanen  spricht.  Die  Zahl 
derer  ist  keine  kleine,  welche  diese  Haare  flavi,  |avOot  und  die  germanischen  Stämme  auricomi 
neunen ; rufi  oder  rubri  werden  sie  seltener  genannt.  Alle  stimmen  darin  überein , dass  die  auf- 
fallendsten äusseren  Merkmale  aller  Germanen,  uml  auch  die  Friesen  rechnen  sie  dazu,  iu  blonden, 
seltener  rötldichen  Haaren,  blauen  Augen,  weisser  Haut  und  grosser  Statur  bestanden  haben,  und 
dass  alle  ihre  Stämme  sich  nur  durch  die  Namen,  nicht  aber  durch  ihre  körperlichen- Eigenschaften 
unterschieden  hätten.  — Herr  Virchow  glaubt  die  Klarheit  dieser  Angaben  weiter  noch  dadurch 
trüben  zu  können,  dass  er  angiebt,  jene  Schriftsteller  hätten  den  Kelten,  Galatern  (Galliern)  und 
— den  Slaven  dieselben  Eigenschaften  zugeschrieben.  Iu  Betreff  der  Kelten  und  Galater  ist  das 
richtig,  aber  es  ist  ja  eine  bekannte  Sache,  dass  ein  großer  Theil  der  griechischen  Schriftsteller 
auch  die  Germanen  zu  den  keltischen  oder  galatischen  Völkern  rechnen,  uml  das»  auch  die  römi- 
schen Schriftsteller  vorCäaar,  durch  welchen  ja  erst  der  Name  Germanen  bekannt  wurde,  unter  dem 
Sammelbegriffe  Gallier  auch  entschieden  germanische  Völkerschaften  subsuiumiren.  — Das  Haupt- 
gewicht legt  übrigens  Herr  Virchow  auf  die  Körperbeschaffenheit  der  Slaven,  welche  er  als  von 
jeher  in  ihrem  Aeusseren  identisch  oder  zu  in  Verwechseln  ähnlich  mit  den  Germanen  damistellen 
sich  bemüht.  — Anknüpfend  an  jene  Stelle  des  Galen  von  den  rothen  Haaren  der  Germanen  giebt 
er  zu  diesem  Zwecke  au,  Procopius  de  hello  goth.  III,  14,  schildere  die  Haare  der  „Slaven“  gleich- 
falls als  röthlich.  Dass  aber  Galen  im  2.  und  Prokop  im  6.  Jahrhundert  n.  Clir.  gelebt  und 
letzterer  an  jener  Stelle,  wie  schon  oben  erwähnt,  nur  von  zwei  kleinen  längst  mit  den  Germanen 
iin  Verkehr  gestandenen  Stämmen  den  axkußijvo e (Slovenen)  und  Avtuk  spricht,  aber  nicht  von 
Slaven  im  heutigen  Sinne,  das  unterlässt  er  anzuffihren.  — Prokop  sagt  übrigens  auch  an  jener 
Stelle,  nur  die  Slovenen  und  Anten  haben  weder  blonde  Haare,  noch  sei  dereu  Farbe  vollständig 
schwarz,  sondern  alle  seien  Diese  Stelle  erscheint  Herrn  Virchow  dunkel,  und  vor 

Allem  findet  er  es  unverständlieli,  dass  inan  letzteres  Wort  mit  braun  übersetzt  habe.  Klar  ist  aber 
jedenfalls,  dass  Prokop  die  Haare  jener  Stämme  nicht  roth  (jrt'o pol)  nennt,  wie  Galen  die  der  Ger- 
manen, und  dass  ujrfpeftpos  gleichbedeutend  ist  mit  subruber  d.  h.  uicht  ganz  roth.  Kr  will  also 


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lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  849 

sagen,  die  Haare  seien  nicht  ganz  schwarz,  aber  auch  nicht  ganz  roth,  also  doch  wohl  bräunlich 
gewesen.  — Herr  Virchow  scheint  zu  glauben,  dass  von  Galen  bis  Prokop  der  allergrösste 
Theil  der  Völker  Mitteleuropas  rothe  Haare  gehabt  habe,  eine  Idee,  die  an  bestechender  Gross- 
artigkeit  alles  auf  diesem  Gebiete  dagewesene  übertrifft.  Bei  näherer  Erwägung  erscheint  es  aber 
vielleicht  auch  ihm  wahrscheinlicher,  dass  damals  wie  heute  rothe  Kopfhaare  nur  in  geringerer 
Zahl,  rothe  Barthaare  dagegen  etwas  häufiger  unter  der  blonden  und  braunen  Bevölkerung  vor* 
gekommen  seien. 

Zu  erwähnen  ist  auch  noch,  dass  Herr  Virchow  S.  364  die  von  Pytheas  (4.  Jahrhundert 
v.  Chr.)  genannten,  damals  an  der  Küste  der  Nordsee  wohnenden  Teutonen  für  Friesen  lullt,  eine 
Annahme,  die  vollständig  neu  ist 

Herr  Virchow  sucht  nun  durch  Anführung  verschiedener  historischer  Thatsachen  zu  be- 
weisen (S.  14  u.  ff.),  dass  die  Friesen  seit  zwei  Jahrtausenden  immer  an  derselben  Stelle  sitzen  ge- 
blieben seien  und  wahrend  sich  die  ganze  übrige  germanische  Welt  in  stetem  Wogen  und  Kreisen 
bewegt  habe,  nur  sie  gleichsam  den  festen  Punkt  bildeten,  den  Nichts  verrücken  konnte.  — Um 
nun  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  der  gesammte  Friesenstanun,  soweit  er  im  Lande  blieb,  bis  zu 
der  Zeit,  aus  welcher  die  von  ihm  verwendeten  Schädel  stammen,  in  fortwährender  Isolirung,  also 
frei  von  wirksamer  Vermischung  mit  fremden  Volkselemcnten  gehlieben  seien,  greift  er  aus  der 
Summe  alles  dessen,  was  über  ihre  Geschichte  bekannt  ist,  dasjenige  heraus,  was  er  für  diese 
Zwecke  passend  hält  — Die  historischen  Thatsachen,  welche  das  Gegentheil  beweisen,  sind  aber 
so  zahlreich,  dass  er  nicht  umhin  kann,  einzelne  davon  auzuführen.  So  werden  S.  23  ganz  richtig 
ihre  weiten  Seezflge,  ihre  Seeräubereien,  ihre  Erwerbung  einer  Strecke  der  batavischen  Küste,  der 
kitnbriseben  Westküste  und  der  scbleswigischeti  Utlande  erzählt,  aber  nicht  erwähnt,  dass  die 
Ausgezogenen  zum  Theil  wieder  mit  Beute  und  Kriegsgefangenen  in  ihre  Heimath  zurückkehrten. 
Auch  hätte  er  beifugen  können,  dass  ein  friesischer  Heerhaufen  im  Jahre  58  und  59  n,  Chr.  sich 
des  Landes  zwischen  Arnheim  und  Wesel  bemächtigte,  aber  von  den  Körnern  wieder  vertrieben 
wurde,  dass  sie  sich  an  dem  Aufstande  des  CI.  Civilis  im  Jahre  CG  n.  Chr.  betheiligten  (Ta- 
citus  hist  TV,  79),  dass  die  Körner  Friesen  und  Chamavi  nach  Gallien  (Amiens,  Langres  etc.)  ver- 
setzten, dass  unter  den  Sachsen,  welche  während  der  Völkerwanderung  die  Longobarden  nach 
Italien  begleiteten,  nach  Zeus  wahrscheinlich  auch  Friesen  waren,  dass  ein  anderer  Theil  von  ihnen 
nach  dem  Abznge  der  Longobarden  sieh  in  der  Umgegend  von  Eisleben  ansiedelte  und  dass  einzelne 
Angehörige  des  Stammes  Bich  auch  unter  den  in  römischen  Kriegsdiensten  stehenden  Germanen 
finden.  Dies  Alles  sowie  ihre  keineswegs  friedliche  Ausdehnung  nach  Nordosten  beweist  doch 
gewiss,  dass  sie  nicht  so  ruhig  immer  an  derselben  Stelle  sitzen  blieben,  wie  Herr  Virchow 
meint.  — Dass  Friesland,  soweit  die  Geschichte  reicht,  »einen  Namen  nicht  geändert  hat,  kann 
vollends  nicht  zum  Beweise  für  jene  Thesis  verwendet  werden,  weil  dieser  Umstand  keineswegs 
die  Einwanderung  fremder  Volksek-mente  ausscliliesst.  Sie  haben  ja  trotzdem  die  Chauken  und 
andere  niedersuchsiscbe  Elemente  in  sich  aufgenommen,  von  welch  letzteren  Herr  Virchow  selbst 
nicht  behauptet,  das  stete  Wogen  und  Kreisen  der  germanischen  Welt  sei  spurlos  an  ihnen  vor- 
übergegangen. — Er  sagt  S.  IG:  „Nichts  bindert,  einen  grossen  Theil  des  Chaukenstammes  in 

nächste  Beziehungen  zu  den  Friesen  zu  bringen.“  Da  aber  der  Zweck  aller  dieser  Auseinander- 
setzungen der  ist,  zu  beweisen,  dass  die  Friesen  seit  ihrer  Einwanderung  auf  deutschem  Boden 
unvermi&cht  blieben  und  dass  die  dem  Reihengräbertypus  nicht  entsprechenden  Schädolformen, 


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Dr.  H.  v.  Holder, 


welche  auf  ihrem  Boden  gefunden  wurden,  zuiu  germanischen  Urtypus  gehört  hatten,  so  müssten 
wohl  auch  die  Chnuken  schon  in  der  Urheimuth  im  fernen  Osten  eine  von  den  übrigen  Germanen 
abweichende  denen  der  Friesen  ähnliche  Seküdelform  erworben  haben. 

Eitle  der  wichtigsten  historischen  Urkunden  für  die  Kenutniss  der  ethnographischen  und  so- 
cialen Verhältnisse  der  Friesen  zur  Beihengrüberzeit,  das  friesische  Gesetz,  führt  er  zwar  S.  21  an,  aber 
nur  wegen  der  darin  enthaltenen  Bestimmung  der  friesischen  Grenze  jener  Zeit,  Was  es  sonst 
fiber  die  Ehe  und  die  Stellung  der  Knechte  enthält,  übergeht  er;  die  Berücksichtigung  dieses 
Theils  seines  Inhalts  wäre  allerdings  ungünstig  für  seine  Thesis  gewesen.  Die  merkwürdige  körper- 
liche Gleichförmigkeit  der  in  den  Beiheiigräliorn  liegenden  Germanen  erklärt  sich  nämlich  voll- 
ständig aus  den  Bestimmungen  ihrer  vom  6.  Jahrhundert  an  niedergeschriebenen  Gesetzbücher  in 
Betreff  der  Ehe;  denn  dass  das  so  viele  Jahrhunderte  aufrecht  gehaltene  Verbot  der  Ehe  zwischen 
Freien  und  Unfreien  ein  llauptmoment  zur  Fixirung  dieser  Gleichförmigkeit  war,  bedarf  keiner 
weiteren  Begründung.  Die  Bestimmungen  der  lex  Frisonum  in  Betreff  der  Ehe  sind  nun  aber 
dieselben,  wie  die  der  übrigen  Gesetzbücher  (s.  Tit.  VI,  §.  1 und  2)  und  es  ist  deshalb  anr.u nehmen, 
dass  sie  auch  dieselbe  Wirkung  auf  die  körperliche  Beschaffenheit  der  Friesen  gehabt  haben.  Die 
wenigen  friesischen  Schädel  aus  der  Beihengrüberzeit  haben  in  der  That  auch  ganz  dieselben  For- 
men, wie  die  der  übrigen  Germanen  und  nirgends  ist  in  den  classischen  Schriftstellern  eine  Stelle 
zu  finden,  welche  darauf  hinwiese,  dass  ihr  Aeusseres  sie  von  diesen  unterschieden  hätte.  — Auch 
für  die  Frage  der  Häufigkeit  der  Knechte  in  Friesland  sind  die  Bestimmungen  des  Gesetzbuches 
von  entscheidender  Bedeutung.  Sie  beweisen,  dass  servi  und  ancillae,  die  ebenso,  wie  von  den  an- 
deren Germanen,  auch  von  den  Friesen  so  ziemlich  dem  Vieh  gleichgeachtet  wurden,  bei  ihnen  von 
Alters  her  häufig  genug  waren.  Die  von  den  Knechten  verübten  Todtschlüge  und  Diebstühlo  sind 
so  ausführlich  behandelt  und  die  für  die  Tödtnng  eines  Knechtes  ausgesetzto  Entschädigung  (eom- 
positio)  im  Verhältnis«  zu  einer  an  Freien  oder  Eiten  verübten  so  gering,  dass  sic?  unmöglich  da- 
mals eine  Art  seltener  Euxuswaaro  sein  konnten,  wie  Herr  Virchow  auf  der  allgemeinen  Ver- 
sammlung der  deutschen  Anthropologen  in  Jena  meinte.  Die  Knechte  hatten  übrigens  auch  bei 
säuuntlichen  germanischen  Stummen  den  Acker  zu  bestellen  und  sonst  alle  für  niedrig  geachteten 
Geschäfte  zu  verrichten,  waren  also  ein  noth wendiger  Bestand theil  des  Haushaltes  jedes  freien 
Mannes. 

Nicht  unerwähnt  darf  hier  auch  die  Sage  gelassen  werden , dass  sich  schon  vor  Karl  dem 
Grossen  Thüringer  im  Lande  Hadeln  angesiedelt  haben. 

Ein  Hauptgewicht  legt  Herr  Virchow  S.  25  darauf,  dass  zu  keiner  Zeit  irgend  eine  stärkere 
Einwanderung  oder  Colonisatiou  in  Friesland  stattgefunden  habe.  Verwirrend  wirkt  hier  wieder, 
dass  ein  grosser  Theil  der  Thatsachen,  die  er  für  sein  Friesland  im  weitesten  d.  h.  kruniologischcii 
Sinne  anttihrt,  in  der  That  nur  für  Friesland  im  engsten  gelten  könnte,  denn  jenes  erstreckt  sich 
nach  ihm  ja  südlich  der  Maas  (Gertruidenberg),  umfasst  also  Theile  von  Holland,  welche  längere 
Zeit  den  Römern  vollständig  unterworfen  und  in  ethnographischer  Beziehung  durch  Colon isationen 
gründlich  umgestaltet  wurden. 

Von  dem  Gau  Wigmodia,  in  welchem  Bremen  liegt,  giebt  er  zwar  zu.  dass  es  sächsische  Be- 
völkerung gehabt  habe  (S.  2G),  hält  jedoch  einen  Theil  der  dort  gefundenen  Schädel  für  friesische. 
Die  sehr  wichtige  Nachricht  Einhardt’s  in  seinen  Annalen  fuhrt  er  nicht  an,  dass  Karl  der 
Grosse  im  Sommer  des  Jahres  804  alle  Sachsen,  welche  jenseits  der  Elbe  und  im  Gau  Wihumodia 


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Ueber  die  in  Deutschlund  vorkommenden  niederen  Schadelformen.  351 

wohnten,  mit  Weibern  und  Kindern  ins  Frnnkenland  abgeführt  und  ihren  Gau  den  Abodriten, 
einem  slavischen  (wendischen)  Volks  stamm,  gegeben  habe,  »o  dass  also  diese  mitten  unter  frie- 
sische Gaue  hincinkamen.  Vielleicht  ist  dadurch  die  auffallende  Bemerkung  der  annaleB  lauri- 
nenses  zum  Jahre  870  zu  erklären,  nach  welcher  damals  die  Frisii  auch  Witiidi  genannt  wurden. 
Bei  der  späteren  Verdrängung  der  Abodriten  aus  Wigiuodia  blieben  sicherlich  Gefangene  slavi- 
scher  Abkunft  als  Hausgesinde  im  Lande.  — Aber  auch  aus  anderen  Gründen  ist  die  Ansicht  des 
Herrn  Virohow  schwer  zu  erklären,  dass  die  Unterwerfung  Frieslands  durch  die  Franken  in  Folge 
des  im  Jahre  793  begonnenen  Aufstandes  der  Hustringer  ohne  wesentliche  Mischung  mit  nicht 
friesischen  Volkselementen  vor  sich  gegangen  sei.  Eb  ist  ja  hinlänglich  bekannt,  dass  Karl  der 
Grosse  einen  bedeutenden  Theil  der  Bevölkerung,  nach  der  allerdings  späteren  Miudener  Chronik 
etwa  10000  Familien,  wegfuhren  lies«  und  dafür  zahlreiche  Einwanderer  aus  Francia,  Hnsbania 
(Gegend  von  Lüttich)  und  Arduenna  (Ardennerlaml)  nach  Friesland  fuhren  liess,  Gegenden,  in 
denen  heute  noch  nach  Herrn  van  Kindere  die  Braehycephalic  vorherrscht.  Die  fränkischen 
Grossen,  unter  welche  das  Land  vertheilt  wurde,  soweit  es  nicht  der  Kirche  zufiel,  brachten  ihr 
Hausgesinde  mit,  meist  Nachkommen  nicht  germanischer  Kriegsgefangener.  Die  Bischöfe,  be- 
sonders die  von  Bremen , wo  der  Sitz  der  Slaveumission  war,  kauften  in  diesen  Ländern  Knaben 
auf,  am  sie  zum  Theil  wenigstens  in  Bremen  selbst  zu  Priestern  zu  erziehen  (siehe  z.  B.  das  Leben 
des  Bischofs  Ansgar  von  Rimbert  17.),  bei  welchen  bekanntlich  damals  das  Cölibat  noch  nicht 
eingetührt  war  (siehe  Adam  von  Bremen  III,  30).  — Die  Hintersassen  der  in  jener  Zeit  in  Fries- 
land in  grosser  Zahl  gestifteten  Klöster  waren  sicherlich  groMsentheils  aus  slavischen  Ländern 
stammende  Gefangene.  Ausdrücklich  werden  auch  in  Ansgar'«  Leben  des  Bischofs  Willehad  von 
Bremen  Unfreie  unter  denen  angeführt,  an  denen  er  Wunder  verrichtete. 

Der  Handel  mit  Knechten  meist  slavischer  Abkunft  dauerte  endlich  nach  Dehio  a.  a.  O.  in 
Friesland  bis  ins  11.  Jahrhundert  fort. 

Ob  die  von  Adam  von  Bremen  und  Anderen  erzählten  zahlreichen  Einfälle  der  Normannen, 
Dänen,  Slaven  und  Ungarn,  sowie  die  bis  ins  frühe  Mittelalter  fortgesetzten  Seeräuberzüge  der 
Friesen  grossen  Einfluss  auf  die  Mischung  der  Bevölkerung  gehabt  haben,  ist  schwer  zu  bestimmen, 
soviel  ist  aber  gewiss,  dass  sie  nicht  spurlos  vorübergehen  konnten. 

Nachdem  Kaiser  Heinrich  IV.  einen  Theil  des  Stcdinger  Landes  dem  Bischöfe  Adalbert  ge- 
schenkt hatte,  wurden  von  diesem  bekanntlich  zahlreiche  niederländische  Einwanderer  ins  Land 
gezogen.  Auch  von  Otto  dem  Grossen  worden  im  12.  Jahrhundert  grosse  Massen  Flamländer, 
nicht,  wie  Herr  Vireliow  meint,  friesische  Holländer  in  Friesland  angesiedelt.  Nach  Herrn 
van  Kindere  herrschen  aber  gerade  in  Flandern  dunkelhaarige  brachycephale  Elemente  vor. 
Wenn  Herr  Virchow  weiter  glaubt,  diese  Einwanderungen  haben  sich  auf  den  Gau  Wigmodia 
d.  h.  auf  die  Umgebung  von  Bremen  beschränkt,  so  ist  da»  wohl  richtig,  damit  ist  aber  keineswegs 
bewiesen,  dass  bei  der  Bevölkerung  dieses  Gaues  im  Verlaufe  der  Jahrhunderte  nicht  Ein-  und 
Auswanderungen  nach  den  näclistliegenden  friesischen  Gebieten  stattgefunden  haben.  — Dass 
es  endlich  nicht  erlaubt  sein  kann,  wie  Herr  Virchow  timt,  da»  was  Helmold  von  der  Besiedelung 
Wagrieus  erzählt,  auf  Friesland  anzuwenden,  ist  von  selbst  klar.  Aber  auch  wenn  es  zulässig  wäre, 
so  würde  das  Angeführte  nichts  weiter  beweisen,  als  dass  jene  Einwanderer  nur  zum  kleinsten 
Theile  aus  Friesen  bestanden. 

Das  seitherige  beweist  zur  Genüge,  dass  die  Thesis  des  Herrn  Vireliow,  der  Schädeltypus  der 


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352 


Dr.  H.  v.  Holder, 


Friesen  sei  von  Anfang  der  Geschichte  an  nicht  durch  Mischung  mit  anderen  Volkselementen 
beeinflusst  worden,  auch  vom  historischen  Standpunkte  atis  unhaltbar  ist,  und  dass  von  einer  stär- 
keren Einwanderung  in  Friesland,  soweit  man  diese  überhaupt  verfolgen  kann,  nur  das  Saterland 
und  ein  Theil  der  friesischen  Inseln  verschont  geblieben  ist,  — Es  würde  daher  überflüssig  sein,  aut 
die  Einflüsse  des  30jährigen  Krieges  und  der  nahezu  100  Jahre  währenden  Herrschaft  der  Schweden 
näher  einzugehen.  — Eine  vortreffliche  von  Herrn  Virc ho  w übergangene  Arbeit  möchte  ich  aber  noch 
erwähnen,  nämlich  die  in  der  Zeitschrift  für  deutsche  Cult  Urgeschichte ')  veröffentlichte  Abhandlung  des 
Herrn  Kohl  über  die  Herkunft  der  Bevölkerung  der  Stadt  Bremen.  Von  1289  bis  151 9 an  war  daselbst 
die  Einwanderung  aus  allen  deutschen  Ländern,  auch  aus  denen  südlich  des  Mains  gelegenen,  sowie 
ans  Holland  bedeutend  genug,  ja  es  fehlen  Frankreich  und  Russland  nicht.  Natürlich  lässt  sich 
das  Bild  nicht  ohne  Weiteres  auf  Friesland  an  wenden,  aber  es  ist  wenigstens  geeignet,  auf  den 
Theil  der  Virchow’schen  Abhandlang  in  erwünschter  Weise  Licht  zu  werfen,  der  sieh  auf  Bremen 
und  dessen  Umgebung  bezieht. 

Es  wird  wohl  am  Platze  sein,  zum  Schlüsse  die  Schilderung  der  Friesen  anzufuhren,  welche 
Guthe  in  seinem  classischen  Buche  über  die  Lande  Braunschweig  und  Hannover  1807  gab.  S.  028 
sagt  er:  Die  Schilderung,  welche  die  Römer  von  den  allen  Germanen  gaben,  passen  heute  noch 
ganz  auf  die  Bauern  unserer  Haiden  . . • besonders  die  Sachsen  auf  der  Geest,  fern 
von  den  Hafenplatzen  und  dem  grossen  Verkehr.  S.  651:  die  Friesen  unterscheiden  sich  im 
Körperbau  sehr  wesentlich  von  ihren  sächsischen  Nachbarn  auf  der  Geest-  Jene  sind  derber, 
breitschultriger,  gehen  nicht  über  die  Mittelgrösie  hinaus,  haben  breite  Hände  und  Füsse,  helles 
Haar,  blaue  oder  graue  Augen,  weisse  Haut  und  eine  rundliche  Form  des  Gesichtes.  Die  Sachsen 
sind  schmächtiger,  hagerer,  haben  kürzeren  Oberkörper  und  längere  Beine,  ihre  Gesichter  sind 
schmal,  ihre  Züge  ausgeprägter.  Die  Bewohner  des  alten  Landes  zeigen  jenen  friesischen  Typus 
nicht,  sondern  ähneln  den  Sachsen;  Seite  649:  die  Friesen  haben  sich  vielfach  mit  den  Sachsen 
vermischt  Diese  Schilderung  der  Friesen  entspricht  vollständig  dem  Bilde  eines  mit  einer  nur  massigen 
Zahl  brachvceplmler  Elemente  gemischten  germanischen  Stammes,  wie  er  z.  B.  auch  in  Württem- 
berg an  einzelnen  Stellen  vorkommt  Die  Zeit  und  die  Umstände,  in  welchen  diese  Mischungen 
erfolgten,  waren  unzweifelhaft  im  Wesentlichen  dieselben,  wie  bei  allen  öbrigen  deutschen  Stämmen. 
Auch  die  Freien  in  Friesland  blichen  un vermischt,  so  lange  bei  ihnen  die  den  übrigen  Gesetz- 
büchern der  Reihengräberzeit  ähnlichen  Bestimmungen  in  Beziehung  auf  die  Ehe  in  Geltung 
blieben,  d.  h.  bis  zur  Einführung  des  Christenthums  und  der  Veränderung  der  alten  socialen  Glie- 
derung. Die  von  Herrn  Virchow  aufgeführten  Schädelformen  entsprechen  vollständig  denen  des 
übrigen  Deutschlands  und  sind  sicher  auf  demselben  Wege  zu  Stande  gekommen.  Es  giebt  so 
wenig  einen  friesischen  Schädeltypus  als  es  einen  sächsischen,  fränkischen,  bayrischen  oder  schwä- 
bischen giebt.  Ja  sogar  die  Idee  ist  falsch,  es  finden  sich  in  Deutschland  andere  Schädeltypen  als 
in  ganz  Mittel-  und  Nordeuropa;  nur  die  Mischungsverhältnisse  sind  verschieden.  Denn  die  Ver- 
breitung der  Schädel  formen  richtet  sich  nicht  nach  politischen  oder  sprachlichen  Unterschieden. 

Herr  Virchow  hat  also  ein  ganz  unzutreffendes  Bild  der  kraniologischen  Verhältnisse  der 
friesischen  Bevölkerung  im  Ganzen  gegeben,  seine  durch  die  Reichhaltigkeit  ihrer  Einzelheiten  und 
namentlich  durch  ihre  werthvollen  Untersuchungen  über  die  pathologischen  Veränderungen  der 


*)  Neue  Folge,  1.  Jahrgang  1872.  8.  34. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  353 

von  ihm  untersuchten  niederen  Schädel  eich  anszeichnende  Schritt  wird  daher  besonders  auch  des- 
halb eine  wichtige  Erscheinung  aut*  dem  Gebiete  der  deutschen  anthropologischen  Literatur  bleiben, 
weil  sie  beweist,  dass  selbst  ein  so  eminenter  Gelehrter  wie  er  auf  Irrwege  gerüth , wenn  er  sich 
gestattet,  die  Entscheidung  kraniologischer  Kragen  auf  einem  von  der  Uutersuchungsincthode  der 
übrigen  Naturwissenschaften  abweichenden  Wege  zu  suchen.  Die  Verschiedenheit  oder  Zugehörig- 
keit der  Objecte  darf  eben  nur  auf  Untersuchung  einer  grösseren  Zahl  und  nur  auf  die  Gesammt- 
heit  ihrer  wesentlichen  Eigenschatten  und  nicht  auf  die  Vergleichung  von  einem  der  zwei  beliebig 
herausgegriffenen  Merkmale  einer  kleinen  Zahl  gegründet  werden.  Ebenso  wenig  kann  es  ge- 
stattet sein,  das  auf  diegem  Wege  Gefundene  von  einem  aprioristischen  Standpunkte  aus  zu  beur- 
theilen  und  die  Gesetze  der  angewandten  Mathematik  ausser  Acht  zu  lassen. 


Gegen  die  oben  erwfdinte  nicht  gerade  milde  Behandlung  seiner  Gegner  wäre  trotz  dieses 
Standpunktes  nicht  viel  zu  sagen,  da  Herr  Virchow  dabei  keinen  Namen  nennt  und  ja  überhaupt 
gewöhnt  ist,  für  eine  Autorität  ersten  Hanges  angesehen  zu  werden.  — Ganz  anders  verhält  es 
sich  mit  den  in  der  Sitzung  des  Berliner  anthropologischen  Vereins  am  18.  Februar  1878  in  seiner 
Anwesenheit  erfolgten  und  unter  seiner  Kedaction  in  den  Verhandlungen  des  Vereins  gedruckten, 
also  von  ihm  gebilligten,  gänzlich  unmotivirten  persönlichen  Angriffen  des  Herrn  Rabl-Rück- 
hardt  auf  midi.  Dieser  Gelehrte,  dessen  ganze  zur  öffentlichen  Kenntniss  gelangte  Tliütigkeit  auf 
kraniologiechem  Gebiete  iu  der  Untersuchung  von  14  zum  Tlieil  defecten  Schädeln  aus  Südtyrol 
besteht,  bat  in  seiner  dieselben  betreffenden  Arbeit  einen  Theil  der  Ergebnisse  meiner  Unter- 
suchungen, die  sich  auf  nahezu  1000  Schädel  stützen,  mit  Bezeichnungen  wrie  aus  der  Lu  fl  ge- 
griffen, an  wissenschaftlich  und  dergleichen  kralligen  Ausdrücken  belegt,  wie  sie  Manche  an  ihre 
wissenschaftlichen  Gegner  zuweilen  austheilen,  um  ihre  Superiorität  darzulegen.  Wenn  er  aber 
ausserdem  seinen  Lesern  zumuthet,  zu  glauben,  dass  er  den  Sinn  meiner  Worte  besser  verstehe,  als 
ich  selbst,  so  schlägt  er  doch  wohl  die  Verstandeskräfte  derselben  zu  niedrig  an. 

Die  Ursache  seines  Unwillens  scheint  nicht  allein  darin  zu  bestehen,  dass  ich  die  Ansichten 
seines  Meisters  nicht  theile,  sondern  hauptsächlich,  dass  ich  das  Wort  turnnisch  für  den 
zweiten  in  Würtcmberg  vorkommenden  brachycephalen  Schädeltypus  gewählt  habe.  In  Er- 
innerung an  den  Streit  des  Herrn  Virchow  mit  dem  Herrn  de  Quatrefages  scheinen  ihn  dar- 
über patriotische  Beklemmungen  befallen  zu  haben.  Er  hätte  übrigens  in  dieser  Richtung  ruhig 
sein  können,  ich  bin  kein  Anhänger  des  Herrn  Quatrefages  und  seiner  Ansichten1).  Ich  halte 
aber  dafür,  dass  der  deutsche  Patriotismus  unter  Anderem  auch  darin  besteht,  durch  strenge  Wahr- 
heitsliebe die  Ehre  der  deutschen  Wissenschaft  aufrecht  zu  halten.  Ich  habe  erklärt,  dass  ich  in 
Frankreich  (in  der  Bretagne)  und  in  Deutschland,  besonders  im  Donauthal,  Schädel  gefunden  habe, 
welche  in  ihrer  ganzen  Gestalt  ganz  gleich  sind  mit  solchen  von  unzweifelhaft  mongolischer  Ab- 
stammung. Den  meiner  Ansicht  nach  ganz  zweckmässigen  Namen  turanisch  habe  ich  ge- 
wählt, weil  er  ebenso  wenig  eine  w ethnographisch-linguistische  Grundlage*  hat,  wie  das  Wort  sar- 
matisch,  welche  Bezeichnung  ich  dem  in  Würtcmberg  häufigeren  brachycephalen  Typus  gegeben 

*)  Siehe  (lau  Correapondenzblatt  der  deutschen  imthroixdogtecheu  Gesellschaft  1873,  Nr.  12,  S.  84. 

Archiv  fUr  Aethropolutfl*.  Öd-  XII.  ^ 


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354 


Dr.  H.  v.  Holder, 


habe,  und  ich  halte  dies  im  Widerspruch  mit  Herrn  Virchow  gerade  fQr  einen  Vorzug  dieses 
Namens.  Obgleich  ich  dies  wiederholt  erklärt  habe,  so  kehrt  doch  bei  Herrn  Rabl,  wie  bei 
einigen  Anderen,  die  Unterstellung  wieder,  als  ob  ich  durch  das  Wort  sarmatiseh  die  Bezeichnung 
slavisch  hätte  ersetzen  wollen.  Ha  dieser  Typus  sich  aber  in  Frankreich,  Italien,  Oesterreich, 
Deutschland,  Schweden  und  Russland  sehr  häufig  findet,  so  wäre  das  ebenso  verkehrt,  als  wenn 
man  annehmen  wollte,  ich  hätte  das  Wort  germanisch  gleichbedeutend  mit  deutsch  genommen. 

Bei  der  Discussion  wissenschaftlicher  Fragen  sollten  meiner  Ansicht  nach  persönliche  An- 
griffe, wie  sie  Herr  Rabl  zur  Verzierung  seiner  Arbeit  gewählt  hat,  vermieden  werden.  Denn 
am  Ende  ruft  ein  derartiger,  von  dem  unter  Gebildeten  gebräuchlichen  abweichender,  Con- 
versationston  ähnliche  oder  noch  viel  drastischere  Antworten  hervor,  und  könnte  möglicherweise 
zur  Erheiterung  der  Nichtbetheiligten  beitragen,  im  Interesse  der  deutschen  Wissenschaft 
wäre  er  aber  gewiss  nicht.  — Will  Herr  Virchow  die  Führerschaft  in  der  Anthropologie,  zu 
welcher  er  begründetes  Anrecht  hat,  weiter  in  Anspruch  nehmen,  so  ist  es  seine  Pflicht,  vor  Allem 
persönliche  Angriffe,  wie  die  des  Herrn  Rabl,  so  viel  an  ihm  ist,  nicht  zu  dulden.  Er  wird  sich 
also  in  Zukunft  au  den  von  ihm  in  dem  Verwaltungsbericht  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie im  Jahre  1S76  ausgesprochenen  Wunsch  erinnern  müssen,  dass  sich  im  Interesse  der 
deutschen  Wissenschaft  aus  der  Discussion  der  verschiedenen  Meinungen  keine  persönlichen  Feind- 
schaften entwickeln  mögen,  ein  Wunsch,  «len  ich  vollkommen  theile,  der  aber  nur  bei  gegen- 
seitiger Achtung  in  Erfüllung  gehen  kann. 


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Ueber  die  in  Deutschland  vorkoinmenden  niederen  Schädelformen. 


355 


Erklärung  der  in  den  beiden  Tabellen  verwendeten  Chiffern. 


turanisch'gertnanische  Misch  formen. 


T — turanischer  Typus. 

TG  = primäre  1 
TG*  = secundäre  1 

S = sarmatischer  Typus. 

8Ti  = seuutidäre  sarruatisch-turanische  Misch  formen. 

primäre  | fltarmat£scj1.-erman£ac^e  Mischformen. 
ßG*  = secundare  j 6 

G = germanischer  Typus. 


L = Länge  in  Projectionsmanier  gemessen. 

L1  = Länge  mit  dem  Tasterzirkel  gemessen. 

II1  = grösst«  Höhe  in  Prujectionsmauier  gemessen  (aufrechte  Höhe). 
H*  = Herrn  Virchow’g  Höhe. 

b1  = Entfernung  der  Spitzen  der  beiden  proc.  mastoidei. 
b = Gesichtsbreite. 


45* 


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356 


Dr.  H.  v.  Holder, 


Niedere  Schädel 

Die  Maas  so,  welche  nach  Horm  Virchow’s  Mctliode  gvnoniinen  sind, 


6» 

9 

Typa« 

M 

pathologische 

■ 

II 

J 

H> 

H* 

6 

i 

L 

und 

£ 

3 

& 

-3 

8 

Veränderungen 

Jl 

mm 

mm 

mm 

mm 

B 

L*  i 

1 

T 

M. 

172 

174 

— 2 

142 

128 

+ 14 

93.0 

91,9 

82,5 

81.6 

2 

TOI 

w. 

178 

180 

— o 

132 

121 

+ H 

88,7 

87.7 

74,1 

73  3 

3 

n 

n 

deformation  plaatique 

177 

179 

- 2 

128 

122 

-f-  6 

90,3 

80  3 

71,8 

715 

4 

" 

M. 

assym.,  Einrenkung  hinter  der 
Kranzuaht 

179 

181 

— 2 

143 

130 

+ 7 

94,9 

934 

79,8 

IM 

5 

TG2 

9 

• 

172 

174 

>) 

137 

123 

+ 14 

88,3 

87,3 

79,6 

787 

6 

»* 

9 

Erhöhung  vor  der  Kranenaht 

182 

184 

- 2 

136 

123 

+ 13 

87,9 

86.9 

71,7 

73  9 

7 

TG  7 

9 

deform,  nlnst.  Schalt  knoohen  in 
aer  Laradanabt 

190 

191 

— 1 

189 

120 

+ 19 

78,9 

78,0 

73,1 

72  7 

8 

TG8 

9 

deformation  plastiquc 

195 

196 

— 1 

136 

131 

4 5 

76,9 

76,5 

69.7 

09  3 

9 

TG*  1 

1» 

. 

175 

177 

— 2 

124 

118 

+ « 

85,7 

84.7 

70,9 

70  0 

10 

9 

„ 

• 

176 

177 

— 1 

126 

116 

+ 10 

85,2 

84.7 

71,5 

7t  1 

11 

19 

w. 

duf.  plast,  Einrenkung  hinter  der 
Kranznaht 

172 

173 

— 1 

1») 

115 

+ '5 

66,6 

86,1 

75,5 

7.'»  1 

12 

1» 

» 

. 

162 

162 

0 

121 

111 

+ io 

87,0 

87,0 

74,0 

74  0 

13 

TG*  4 

9 

def.  plast.  Einsenkung  hinter  der 
Kranzuaht 

183 

184 

— 1 

139 

104 

+ 36 

646 

84,2 

75,9 

755  | 

14 

8 

M. 

174 

174 

0 

143 

134 

+ 9 

85,0 

85  0 

82,1 

82.1  1 

15 

ST«  5 

9 

. 

181 

182 

— 1 

135 

125 

+ 1» 

81,7 

81.3 

74,5 

74.1 

IG 

9 

w. 

def.  plast.  Oateophyten  am  for. 
magnum 

182 

183 

— 1 

135 

122 

+ 13 

83,5 

83.0 

74,1 

73,7 

17 

S Tb  7 

M. 

178 

179 

- 1 

130 

123 

+ 7 

74,7 

74.3 

73,0 

72.6 

18 

SG3 

9 

Einsenkung  hinter  der  Kranenaht 

182 

183 

— 1 

139 

135 

+ 3 

79,6 

79.2 

75,8 

754 

19 

SG4 

w. 

171 

171 

0 

134 

129 

+ 5 

78,2 

78,2 

74,4 

74,4 

20 

8G6 

M. 

190 

192 

2 

136 

130 

+ 6 

73,6 

72,9 

71,5 

70,8 

21 

SG»  3 

9 

1 184 

185 

— 1 

138 

131 

+ 7 

81,5 

81,0 

75,0 

74  5 

22 

» 

fl 

Einsenkung  hinter  der  Kranznaht 

180 

181 

— i 

132 

129 

+ 3 

81,1 

80.6 

73,3 

72  9 

23 

i» 

W 

Einaenkung  hinter  dem  for.  magn. 
und  der  Kranznaht 

174 

176 

2 

127 

113 

+ H 

80,4 

79,5 

72,9 

72  1 

24 

» 

M. 

Einrenkung  hinter  der  Kranznaht 
Oatoophytas  am  for*  magn. 

131 

181 

0 

129 

126 

+ 3 

80,1 

80,1 

71,2 

71.2 

26 

W. 

• 

167 

168 

— 1 

126 

119 

+ 7 

85,6 

851 

75,4 

75  0 

26 

M. 

INJ 

187 

— 1 

135 

130 

+ 5 

78,4 

780 

72,5 

721 

27 

> 

186 

187 

— 1 

129 

124 

+ 6 

78,4 

78.0 

69,3 

68.9 

28 

fl 

186 

187 

— 1 

126 

124 

+ 2 

77,9 

77,5 

67,7 

07.3 

29 

n 

fl 

def.  plast.  Osteonhyten  am  for. 
muguunt,  Einsenkung  hinter  der 
Kranzuaht 

190 

191 

— 1 

133 

118 

+ 16 

79,4 

79,0 

70,0 

69,6 

80 

G 5 

- 

190 

191 

— 1 

144 

180 

+ 3 

75 ,2 

74,8 

75,7 

75  3 

81 

G 3 

» 

200 

202 

— 2 

153 

137 

+ 10 

74,5 

73.7 

76,5 

757 

82 

G 2 

fl 

196 

197 

— 1 

148 

136 

+ » 

70,0 

70,5 

72,9 

72,6 

33 

Gl 

fl 

195 

196 

— 1 

146 

140 

-f  6 

71,2 

70.9 

74,8 

744 

34 

!t 

182 

183 

— 1 

136 

127 

+ 9 

72,5 

72.1 

74.6 

74,:* 

35 

9 

" 

vollständig  Neanderthaloid 

192 

194 

— 2 

152 

fehlt 

fehlt 

73,4 

72,6 

79,1 

78,3 

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lieber  die  in  Deutschland  vorkommenden  niederen  Schädelformen.  357 


aus  Würtemberg. 

sind  fett  gedruckt,  die  nach  der  I'rojectiotunnanier  gemessenen  nicht 


L> 

= 

100 

Fundort 

B — H1 

H' 

B— 11* 

H« — 11* 

b‘ 

B— b> 

1 

f 10,5 

4-  11,3 j 

74,4 

73,2 

4-  18,«  4- 18,7  + 8,1 

+ 8.4 

61,6 

60.9 

4-31,4 

+ 310 

^ Ellwangen,  19.  Jahrhundert 

• 14,6 

+ 14,4 

67,9 

67,2  , 

4-20,8  420.5 

+ #,2 

+ 6.1 

61,7 

61.1 

+ 27,0 

+ 26,7 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

4-18,6 

+ 17.8 

68,9 

68,1  ’ 

+ 21(4 

4 21.2  + 3,9 

+ 3,9 

64,4 

63,6 

+ 25,9 

+ 25,7 

ibidem 

(- 15.1 

+ 14,9 

72,6 

71,8  I 

+ 22, :i 

+ 22.1  + 7,2 

+ 7,2 

64,2 

635 

+ 30,7 

+80,4 

ibidem 

-t-  8,7 

+ 8,0 1 71 

70,6 

+ 16,8 

+ 16,7'+  8,1 

+ 8,1 

64,5 

03,7 

4-23,8 

+ 23,6 

Möhringen  0.  A.  Stuttgart, 
19.  Jahrhundert 

4-  13,2 

+ 13.oj 

67,6 

66.8 

4-20.4 

+ 20,1  + 7,2 

+ 7,1 

61,5 

60,8 

+ 26,4 

+ 26,1 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

-f*  6,8 

+ 5,3 

63,1 

62,1 

+ 15,8 

+ 15,2 

+ 10,01 

+10,0 

52,6 

52,3 

+ 26,3 

4“  25,7 

ibidem 

1 -f-  7,2 

+ 7,2  87,1 

66,8  ' 

+ 9,8 

+ 9.7'+  2,6  J 

+ 2,5 

56,4 

50.1 

4-20,5 

+20,4 

ibidem 

| + 15.2 

+ 18,1 

67,4 

66.6  j 

4 18,3|+  18,1,  + 3,1 

+ 4,4 

59,4 ! 

58,7 

+ 26,3 

+ 26,0 

Stattgart,  19.  Jahrhundert 

f 14,7 

1 14, 0 

65,9 

65,5 

-1- 19,31  + 19, 2 

+ 5,6 

+ 5,6 

59,0 

58,7 

4-26,2 

4-  26,0 

ibidem 

+ii.i 

4-  11,1 

66,8 

66,4 

4-19,8  4-  19,7  + 8,7 

+ 8.7 

58,1 

57,8 

4-  29,5 

+ 28,4 

Kirchberg  an  der  Jaxt, 
19.  Jahrhundert 

1 4-  13,0 

+ 13,4 

68,6 

68,5 

4-18,5 

+ 18,5  + 5,5 

+ 5,5 

65,4 

65,4 

+ 21,6 

+ 21,6 

Ulm,  18.  Jahrhundert 

+ 8.7 

+ »,7 

66,8 

56,5 

4-27,8 

+ 37,7 

4-19,1 

+ 19,0 

54,6 

54  3 

+ 30,0 

+ 29,9 

Hottenbarg.  Sülcliencapelle 

•f- 

to 

+ 2,9 

77,0 

77,0 

4-  8.0 

4-  8,o  4-  r»,i 

+ W 

60,3 

00.3 

+ 27,7 

+ 24,7 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

j+  7/ 

+ 7,2 

72,9 

72,5 

+ 83 

+ 8,8  + 1,6 

+ 1.6 

57,4 

57.1 

+ 24,3 

+ 24,2 

Stuttgart,  19.  Jahrhundert 

+ 92 

+ 9,3 

67,0 

66,6 

+ 163 

+ 16,4 

+ 7,1 

+ 7,1 

61,5 

61,2 

+ 22,0 

+ 21,8 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

+ 1.7 

+ 1.7 

69,1 

68,7 

+ 6,0 

+ 5,6 

+ 3,9 

+ 3,9 

51,7 

51,3 

+ 23,0 

+ 23.0 

Marbach  0.  A.  Ludwigsburg, 
10.  bis  18.  Jahrhuudert 

|+  3/ 

+ 3,8 

74,1 

73,1 

+ 6,5 

+ 5/ 

+ 1.7 

+ 1,7 

67,1 

50,8 

4-22,4 

+ 22,4 

Stuttgart,  19.  Jahrhuudert 

|4-  3,8 

+ 3,8 

66,4 

68,4 

4-  9,8 

+ 9.8  + 6,0 

4-  6,0 

57,0 

57.0 

+21,2 

+ 21,2 

Beringen  0.  A.  Reutlingen, 
19.  Jahrhundert 

4-  2,1 

+ 2.1 

68,4 

67,7 

+ 5.2 

+ 5,2 

+ 3,1 

+ 31 

55,2 

54,0 

+ 17,4 

+ 18  3 

Ulm,  18.  Jahrhundert 

1+  ö.o 

+ 6,5 

71.1 

j 70,8 

4- 10,4 

+ 10.2 

+ 8,9 

+ 3,7 

57,6 

57,2 

+ 23,9 

+ 23,8 

Stuttgart  1869 

+ 7,8 

+ 7,7 

1 71,6 

71,2 

4-  9.5 

+ 9.4 

+ 1.7 

+ 0,0 

57,2 

50,9 

+ 23,9 

+ 23.7 

ibidem,  19.  Jahrhundert 

+ 7,5 

4-  7,4  64,» 

' 64,2 

+ 15/ 

+ 153 

4-  8,0 

+ 7,9 

59,1 

58,5 

+ 21,3 

4-21.0 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

4-  8.9 

4-  8,9  69,6 

69,6 

4-10,5 

4- 105 

+ 1,6 

+ 1,6 

46,9 

46,9 

+ 33,2 

+ 33,2 

ibidem 

4-10,2 

+ 10,1 

71,2 

70.8 

+ 14,1 

+ 14,3 

+ 43 

+ 4,2 

61,0 

608 

4-24,6 

+ 24.3 

ibidem 

4-  5,#  4-  5»  69/ 

69.5 

+ 8,6 

+ 8 5 

+ 2,7 

+ 2,6 

53,7 

53,4 

'4-24,7 

+ 24  6 

Stuttgart,  19.  Jahrhuudert 

+ 9.1 

+ 9.1 

66,6 

66,3 

+ 11,8 

+ 11.7 

+ 2,7 

4-  2.6 

59,1 

58.8 

4-19,3 

+ 19,2 

Mergentheim,  19.  Jahrhundert 

+ 9.1 

+ 10,2 

66  JB 

66,3 

+ 113 

+ 11,2 

+ 1,1 

+ 1,0 

53.7 

53,4 

+ 24,2 

4-  24,1 

Esslingen,  Schelzkirchhof 

+ 9,4 

+ 9,4 

62,1 

61,7 

+ 173 

+ 17,3 

+ 7,9 

+ 7,9 

53,6 

53,4 

+ 25/ 

4-25,6 

ibidem 

U 0/ 

— 03 

73,1 

72,7 

+ 2.1 

+ 2,1 

+ 2,6 

+ 2,6 

56,8 

54,9 

+ 1M 

+ 19.9 

Schmieden  0.  A.  KanutsUtt, 
19.  Jahrhundert 

— 2,0 

- 2,2 

83,5 

67,7 

+ M 

+ 6.0 

+ 6,0 

+ 8,0 

56,5 

55.9 

+ 18,0 

+ 17,8 

Stuttgart,  19.  Jahrhundert 

- 2,5 

- 2,0 

09,8 

69,5 

+ 03 

+ 1.0 

]4-  8,1 

+ 3,1 

57,1 

56,8 

4-12,9 

+ 13,7 

Reihengriber  von  Kanntstatt, 
n . Spönwaaen 

— 3,f 

1 - 2,1 

71,7 

71.4 

- 0,2 

4-  0,5 

+ 3.1 

+ 3 0 

58,9 

58.0 

J+12,3 

+ 12,3 

Reihengräber  von  Uffkirch® 

- 2,1 

— 3,E 

i 69,4 

69,:i 

4-  3,3  4-  2,8 

+ 5,4 

1 + 5,0 

53,9 

53.0 

+ 19.3 

4- 19,1 

Reihengriber  von  Feuerbach 

— ty 

■ - 2,1 

1 fehlt ! fehlt 
1 1 

fehlt 

fehlt 

fehlt 

fehlt 

57,2 

56,7 

+ 16,2 

+ 15.9 

Grabhügel  von  Hunder*iugen  im 
Donauthal,  vorromüch. 

358 


l)r.  II.  v.  Holder,  Scliädelfonnen  etc. 


Von  Herrn  Sasse  in  Zaandam  untersuohte  männliche  friesischo  Schädel,  deren 
Maasse  bis  jetzt  nooh  nioht  veröffentlicht  wurden. 

Die  MitteUaliUn  uielie  in  Herrn  Virchow’«  Abhandlung  S.  1G2. 


Nummer  | 

T y i>  a * 

L> 

L« 

= 100 

Fundort 

B 

H> 

B — H* 

b 

1 

804 

191 

78,5 

74/4 

+ 4.2 

71,2 

2 

SG  1 

166 

81,7 

79/5 

+ 2,2 

77,4 

3 

SG  4 

m 

78,3 

73,5 

+ 4,8 

76,2 

4 

S G»  3 

171 

82,4 

77,1 

•f  63 

76,0 

5 

G 3 

Ul* 

74,4 

77,6 

— 3,2 

66,1 

6 

SOS 

174 

77  * 

74,7 

+ 2,9 

61,6 

? 

G 2 

186 

74,1 

78,4 

— 4,3 

69,8 

K 

SG  2 

166 

78,9 

76,8 

+ 2.1 

75,2 

Oldektoater, 

9 

G l 

191 

73,7 

77,8 

— 4,1 

74,2 

Hartwerd  bei 

10 

SG4 

184 

79,3 

76,0 

+ 3,3 

73,3 

Boies  ward 

11 

SG2 

178 

78,0 

75,8 

+ 2,2 

69/) 

12 

S G<  5 

196 

77,2 

70,7 

+ 6.5 

— 

13 

Gl 

194 

70,1 

74,7 

— 4,6 

67,5 

14 

SG4 

196 

75  fl 

71,9 

+ 3,6 

71,9 

15 

S G*  8 

198 

70,4 

■f  8.8 

713 

16 

s 

181 

84,5 

81,8 

+ 2,7 

74,0 

17 

SG  3 

188 

77,6 

76,0 

+ 1,8 

69,6 

IS 

nicht  zu  bestimmen 

175 

83,4 

76,5 

+ 6,9 

72,5 

Schokland 

19 

ST  4 

181 

88,3 

76,2 

+ 12,1 

77,3 

Scbeveningen 

20 

sg«  a 

195 

78,9 

68,2 

+ 10,7 

67,1 

Amelaud 

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Referate 


Zeitschriften-  und  Büoberecb&u. 


Mittheilungen  aus  der  anthropologischen  Literatur  Amerikas. 

Von 


Dr.  Emil  Schmidt  in  Essen  n.  d.  Hahr. 


13.  Annual  reports  of  the  trustees  of 
the  Peabody  museum  of  american 
archaeology  and  ethnology  1808 
bis  1878.  Elf  Hefte. 

Atu  8.  Octobor  1866  hatte  Peabody  eine  he* 
deutende  Summe  gestiftet  zur  Errichtung  eines 
Museums  für  amerikanische  Archäologie  und  Ethno- 
logie in  Cambridge.  Man  ging  rasch  ans  Werk. 
Den  ersten  Anfang  der  Sammlung  bildeten  1866 
etwa  ö 0 Objecte,  indianische  Schädel,  sowie  einige 
Stein-  und  Thongeräthe.  Noch  in  demselben  Jahre 
gesellten  sich  dazu  eine  werthvolle  ethnographische 
Schenkung  vom  Boston  Athunaeum,  eine  reiche 
Sammlung  Peruanorach&del  von  Squier  etc.  Der 
erste  Jahresabschluss  weist  schon  1190  Num- 
mern, der  neunte  9408  und  der  elfte  (1878)13935 
Nummern  auf.  Luter  den  Erwerbungen  des 
Museums  sind  besonders  hervorzuheben : perua- 
nische Sammlung  von  Squier,  Sammlungen  von 
Mortillet,  Wilmot  Hose  und  Clement  (fran- 
zösische, skandinavische  und  schweizerische  Alter* 
thümer),  Duplicate  aus  der  Ch ri st y* scheu  Samm- 
lung. archäologische  und  k ran  iologi  sehe  Sammlung 
von  Nicolucci.  Prof.  Agassiz  schenkte  eine  sehr 
werthvolle  Sammlung  archäologischer  und  ethnolo- 
gischer Objecte  aus  Südamerika,  Alexander  Agas- 
s i z eine  solche  aus  Peru  etc.  Das  Museum  lies*  eine 
grosse  Anzahl  besonders  archäologischer  Unter- 
suchungen ausführen.  Es  wurden  untersucht: 
1S67,  1870  und  1871  die  Muschclhüge)  Floridas 
von  Wyman,  1868  diejenigen  in  Maine  und 
Massachusetts  von  Agassiz  und  Wyman,  sowie 
Mounds  in  Kentucky  von  Lyon,  1870  und  1871 
Mounds  in  Tennessee  von  Duuniug,  1872  Mounds 
in  Michigan  von  Gillmau,  1874  alto  Erdwerke 


in  Indiana  und  Kentucky  von  Put n am,  1876 
Mounds  in  Ohio  von  Andrews  nnd  Mounds  und 
Steingräber  in  Tennessee  von  Putuarn.  Ausserdem 
sandte  das  Museum  behufs  Sammelns  Expeditionen 
nach  Brasilien,  Contralamerika,  Cali  formen,  Utah  etc. 
Die  Bibliothek  des  Museums  erhielt  Jahr  für  Jahr 
reichen  Zn  wachs.  Am  4.  September  1874  verlor 
das  Museum  durch  Tod  seinen  bisherigen  Curator, 
Prof.  Jeffries  Wyman;  die  Stelle  wurde  durch 
F.  W.  Putnam  wieder  besetzt.  Am  18.  Februar 
1870,  dem  Geburtstag  des  Stifters  Peabody,  wurde 
das  neue  Gebäude,  das  Peabody- Museum,  einge- 
weiht, das  in  seiner  äusseren  Erscheinung  ebenso 
ein  Schmuck  von  Cambridge,  wie  in  den  Schätzen 
die  es  enthält  and  in  der  Arbeit,  die  in  ihm  ge- 
leistet wird,  eine  Zierde  amerikanischer  Wissen- 
schaft ist. 

Die  Reports  enthalten  eine  grosse  Anzahl  sehr 
werthvoller  wissenschaftlicher  Aufsätze.  Wir 
beben  daraus  die  folgenden  horvor: 

Report  on  the  discovery  of  supposed 
paleolithic  implement«  from  glacial  drift, 
in  the  valley  of  the  Delaware  river,  near  Treuton, 
New  Jersey,  by  Ch.  C.  Ab  bot  (10.  Rep,,  p.  30). 

Report  od  the  age  of  the  Delaware  gravel 
bedi  contuining  chipped  pebbles,  by  N.  8.  8ha ler 
(10  Rep.,  p.  44). 

Second  Report  on  the  paleolithic  Imple- 
ments from  the  glacial  drift  iu  the  valley  of  the 
Delaware  (11.  Rep.,  p.  225).  Ab  bot  wurde  schon 
vor  einer  Reihe  von  Jahren  durch  in  ungewöhn- 
licher Tiefe  im  Delawarthal  aufgefundene  Stein- 
gerät he  veranlasst,  noch  tiefer  zu  graben.  Er 
fand  in  deu  tiefen  Schichten  des  das  Thalbett  aus- 
füllenden Kieses  Formen  von  St«*  »qger  Athen,  die 
zwar  noch  deutlich  ihren  künstlichen  Ursprung  ver- 


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3C0 


Referate. 


riethcn,  dagegen  bei  weitem  roher  waren  als  dia 
der  modernen  Indiauergeräthc.  Sie  erinnerte!» 
auffallend  an  die  im  Somroethal  und  bei  Iloxne  ge- 
fundenen sogenannten  pulftolithischen  Steingerütbe. 
Im  ersten  Berichte  sind  zwei  äusserst  roh  ge- 
arbeitete ovale  (turtle-back)  und  ein  mand el förmiges 
(ganz  mit  den  sogenannten  Katzenzungen  von 
Amiens  übereinstimmendes)  Steiuger&tb  abge- 
bildct,  welche  sämmtlich  in  situ  iin  ungestörten 
Kiesbett  durch  Abbot  selbst  gefunden  worden 
waren.  Die  beiden  ersten  bestanden  aus  Grau- 
wacke, das  letztere  aus  sogenanntem  Flint  (Quar- 
zit). Es  ist  Abbot  später  noch  gelungen,  die  Zahl 
der  Fände  von  solchen  rohen  Swinge  rat  Leu  im 
Kies  auf  60  zu  erhöhen.  Sie  sind  säinmtlich  an 
der  Oberfläche  mehr  oder  weniger  mit  einer  Ver- 
wittern ngsk  rüste  überzogen,  die  Kckcn  und  Kan- 
teu  abgerieben;  bei  weitem  die  meisten  bestehen 
ans  Grauwacke  (Argillit).  Geber  den  künstlichen 
Ursprung  dieser  Objecte  kann  ebensowenig  Zweifel 
sein,  wie  über  ihr  Vorkommen  iui  Kiesbett  in  situ. 
Die  Frage  nach  ihren»  Alter  fällt  darum  zusammen 
mit  der  Frage  nach  dem  Alter  der  sie  einschliesseti- 
den  Kiesschicht.  Diese  Frage  untersucht  Shaler 
in  dem  angeführten  Aufsatz.  Die  Geräthe  wurden 
in  einer  Ablagerung  von  Drift  material  gefunden, 
ziemlich  geuun  an  dem  Pnnkt,  au  welchem  das 
Aestuarium  des  Delaware  an  taugt.  Solche  Kies- 
ablagcruugcu  erstrecken  sich  von  Virginia  nörd- 
lich bis  nach  Labrador,  sind  jedoch  im  felsenrei- 
chen  Norden  weniger  entwickelt,  als  weiter  südlich, 
zwischen  Boston  und  Chesapeake  bay.  Die  Struc- 
tur  dieser  Ablagerungen  ist  überall  die  gleiche: 
sie  sind  selten  und  auch  dann  nur  sehr  unvoll- 
kommen geschichtet  und  werden  aus  rundlichen 
Rollsteinen,  die  fast  nie  die  Spuren  von  Gletacher- 
ritzen  zeigen,  gebildet.  Die  Lücken  zwischen  den 
Steinen  sind  nicht  mit  dem  feinen  Detritusachlamm, 
wie  ihn  die  Gletscher  liefern,  ausgefüllt.  Aus  der 
Abreibung  der  Steine,  sowie  ans  dem  Umstande, 
dass  die  obere  Grenze  dieser  Ablagerungen  ein  hori- 
zontales Niveau  bildet,  gebt  hervor,  dass  diese 
Bildungen  im  Wasser  abgesetzt  wurden.  Aus 
langjährigem  Studium  dieser  Erscheinungen  hat 
Shaler  die  Ueberzenguog  gewonnen,  dass  diese 
Bildungen  stattfanden  am  Kusse  von  Gletschern: 
letztere  lieferten  das  Rohmaterial,  welches  der 
Wellenschlag  abrundetc.  Später  wurden  dann 
diese  Kiesbcttcu  Über  das  Niveau  des  Meeres  ge- 
hoben. Das  Alter  der  im  Kies  eingcschlosReuen 
Artefacte  würde  danach  bis  zu  der  Zeit  hinauf- 
reichen,  wo  noch  der  grösste  Theil  des  nördlichen 
Amerikas  von  einem  mächtigen  Gletscher  bedeckt 
war,  dessen  Bäche  ausserordentlich  grosse  Mengen 
von  Schutt  den»  Meere  zufiihrten.  Wahrscheinlich 
fiel  daher  die  Einbettung  dieser  Gerät  he  gegen  das 
Ende  der  amerikanischen  Gletscherzeit,  wo  das 
Land  schon  sich  hob;  bei  längerem  Verweilen  unter 


dem  Wasser  würden  sic  seihst  wieder  zu  rundlichen 
Rollsteinen  abgeschliffen  worden  »ein.  Ab  bot 
glanbt,  «lass  die  Verfertiger  dieser  Gerät  he  keine  In- 
dianer gewesen  seien,  da  diese  letzteren  weit  kunst- 
vollere Geräthe  verfertigt  hätten;  aus  derAehnlich- 
keit  der  damaligen  klimatischen  Verhältnisse  mit 
denen  des  heutigen  Grönland,  sowie  aus  dem  Um- 
stande, dass  auch  die  Eskimo«  noch  heute  rohes  Stciu- 
geräth  verfertigeu,  sehllesst  er,  dass  die  damaligen 
Bewohner  von  Delaware  Eskimos  gewesen  seien. 
Wenn  hei  dem  ungeheuren  Zeiträume,  der  uns  vou  der 
Anfertigung  jener  Steingeräthe  trennt,  ein  solcher 
Schluss  auch  etwas  gewagt  erscheint,  so  dürfte 
man  Abbot  doch  darin  heistiminen,  dass  auch  in 
Amerika  Menschen  lebten  in  viel  früheren  Zeiten, 
als  man  bisher  zuznlassen  geneigt  war. 

Report  on  exploration  of  Asb  Cave  iu 
Beutou  Township  Hockiug  Co.  Ohio,  by  Prof. 
Andrews  (10.  Rep.,  p.  4b).  Die  Höhle  ist  mehr  eine 
grottenartige  Vertiefung  in  der  seitlichen  Felswand 
des  Thaies,  die  durch  Überhängenden  Fels  gut  ge- 
gen Regen  geschützt  ist.  Man  fand  im  Boden 
viele  Asche  und  Küchenahfälle , sowie  ein  wohler- 
haltenes, in  sitzender  Stellung  begrabenes  Skelet. 

Cave  dwellinga  iu  Utah  by  Dr.  E.  Pal- 
mer (11.  Rep.,  p.  269).  Bei  Johnson,  Kane  Co. 
Utah,  etwa  S4  Meileu  östlich  von  St.  George,  ist 
eine  Wand  von  weichem  Sandstein,  in  welcher 
sich  viele  natürliche  Höhlen  befinden;  noch  heut- 
zutage bedienen  sich  die  Pah  Utes  Indianer  dieser 
Höhlen  als  Vorrathsräumc  und  zum  Schutz  des 
Viehes.  Palmer  untersuchte  eine  nicht  mehr  be- 
nutzte Höhle,  die  etwa  21/*  Meilen  von  Johnson 
entfernt  war.  Sie  war  10  Fass  hoch,  an  der  Mün- 
dung SOFuas  breit,  und  etwa  30  Fuss  tief.  Nach 
Wegräumen  des  Düngers,  welchen  die  Thiere  am 
Boden  aufgehäuft  hatten,  fand  man  im  Schutt  eine 
Anzahl  Geräthe,  welche  noch  bei  den  heutigen  In- 
dianern im  Gebrauch  sind  [Garnknäuel , hölzerne 
Zangen  zum  Anfassen  der  stacheligen  Caotnsarten 
(um  die  Stacheln  abzuziehen}  sowie  zmu  Einsetzen 
beisaer  Steine  in  die  zum  Kochen  dienenden  Flecht- 
körbe, Haarbürsten  vou  Grashalmen,  die  mit  dem 
Bast  einer  Agavenart  zusammengehundea  sind, 
geröstete  Agavcnblütter,  Maiskolben,  Tannenzapfen 
u.  s.  w.].  Ausserdem  wurden  einige  Gegenstände 
gefunden,  welche  wahrscheinlich  ans  alter  Zeit 
stammen,  so  mehrere  Thontöpfe  ganz  im  Stil  der 
Cliff-house-Töpferei  und  eine  Schaufel,  deren  Blatt 
vom  künstlich  ahgeflachten  Horn  eines  ßergachafea 
gefertigt  und  an  einem  hölzernen  Stiel  befestigt 
war.  Die  heutigen  Indianer  erinnern  sich  noch 
solcher  Schaufeln,  deren  Verfertigung  erst  seit  Ein- 
führung eiserner  Geräthe  aufhörte. 

Human  remains  in  the  shell  heaps  of  the 
St.  Johns  river,  East  Florida.  Cauuibulism. 
(7.  Rep.,  p.  26).  Wyman  hat  bei  mehrfachen  Be- 
suchen Floridas  Gelegenheit  gehabt,  die  Muschel- 


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Referate. 


361 


hügel  am  St.  Johns  rivcr  zu  untersuchen;  er 
hat  dabei  öfters  Funde  gemacht,  die  kaum  anders 
gedeutet  werden  können,  als  Anzeichen  von  Canni- 
balismns.  Solche  Funde  kamen  vor  in  Mnschel- 
hügcln  bei  Old  Enterprise  am  lake  Monroe  (1861), 
bei  Blue  spring,  auf  Huutoon  Inland  und  bei  Hun- 
toon  creek,  bei  llawkinsville,  in  Hartrams  mound, 
Osceola  mound  etc.  Die  Mcnachcnknochcn  fanden 
sich  nicht  so,  dass  man  sie  für  regelrecht  begraben 
hatte  halten  können,  sie  waren  meistens  genau  so 
zerbrochen,  wie  die  analogen  Knochen  grösserer 
Thiere;  man  konnte  eine  gewisse  Methode  des 
Zerbrechens  nachweisen : die  Epiphysen  von  hu- 
merus  und  femur  waren  abgeschlagen,  die  Diaphy- 
sen  in  der  Mitte  durchbrochen.  Ein  et  waiges  Zer- 
brechen durch  wilde  Thiere  lieüs  sich  aussch Hessen  : 
Wölfe  und  Huude  nagen  die  weicheren  Epiphysen 
ab,  lassen  aber  die  Diaphyaen  iutact;  die  frag- 
lichen Knochen  zeigten  gar  keine  Zahnspnren. 
Die  Annahme,  das  hier  Cnnnibalismus  vorliege, 
findet  eine  Stütze  dadurch,  dass  in  Amerika  weit- 
verbreiteter Cannibaliainua  durch  Augenzeugen 
nachgwiesen  ist,  so  bei  den  Feuurlandern,  in  Guiana, 
am  Orinoco,  in  Peru,  in  Mexico,  bei  den  Cariben, 
Iroqnoia,  Algonquins,  Mamis,  Kickapoes  ctc. 

11.  Report  Peab.  Mus.  1878, p.  197.  Während 
aus  den  obigen  Untersuchungen  Wyraaß’s  hervor- 
geht, dass  in  früherer  Zeit  Canoibalen  in  Florida 
wohnten,  glaubt  ein  Herr  M.  Hardy  Auch  in  den 
Mnschelhaufen  von  Maine  Spuren  von  Cnnnibalis- 
mus  gefunden  zu  haben.  In  einem  solchen  Hügel 
anf  der  Great  deer  Isle  wurden  ausser  den  ge- 
wöhnlich vorkommenden  Gegenständen  verschie- 
dene sehr  unregelmässig  liegende  lange  Men- 
schenknochen  gefunden , von  welchen  manche 
zerbrochen  waren,  ausserdem  zwei  Schädel,  die 
unter  den  übrigen  Knochen  auf  dem  ursprünglichen 
Boden  lagen.  Leider  ist  die  Art  des  Zerbrechens 
der  Knochen  nicht  genauer  beschrieben,  so  dass 
Hardy’s  Schluss,  dass  hier  Cannibalismus  vorliege, 
einstweilen  noch  nicht  zwingend  ist. 

Report  on  the  exploration  of  a mound 
in  Lee  Co.  Virginia,  conducted  for  the  Peabody 
mnseum  by  Luc.  Carr,  aasistant  curator  (10.  Re- 
port, p.  75).  Eine  sehr  gründliche,  auf  Kosten 
des  Peabody  mnseum  gemachte  Untersuchung 
eines  Mound  auf  der  Farm  eines  Herrn  Ely  bei 
Rose  hill  in  Virginia.  Der  schon  seit  langer  Zeit 
landwirtschaftlich  bearbeitete  Mound  hatte  an 
seiner  Basis  300  Fuss  Umfang  und  19  Fuss  Höhe; 
die  Spitze  wurde  durch  eine  ovale  Plattform  von 
40:15  Fass  gebildet.  Etwa  8 bis  10  Fon  vom 
Rande  dieser  Fläche  entfernt  wurden  am  Abhange 
des  Mounds  einige  zerfallene  Reste  von  Pfählen 
aus  Cedemholz  aufgefunden,  die,  wie  der  Besitzer 
angab,  früher  rings  um  den  ganzen  Mound  herum 
gestanden  hatten.  Sic  standen  in  regelmässigen 
Abständen  von  einander  entfernt.  Ein  noch 

Archiv  ftkr  Anthropologie.  Bd.  XII. 


grösserer  Stumpf  eines  Cedernpfahles  stand  oben 
ziemlich  in  der  Mitte  der  ovalen  Plattform.  I)a 
die  Grösse  des  Mound  es  unthnnlich  erscheinen  Hess, 
mit  den  gegebenen  Mitteln  seine  ganze  Masse  um- 
zugraben, so  wurde  beschlossen,  iin  Ceutrum  eineu 
▼erticalen  Schacht  bis  zur  Basis  niederzubringen  und 
von  diesem  Schacht  aus  radial  einen  4 Fnss  brei- 
ten Einschnitt  bis  zum  Rande  zu  machen.  Die 
obere  lind  untere  Hälfte  des  Mound  verhielten  sich 
sehr  ungleich:  bis  zu  10  Fass  über  dem  ursprüng- 
lichen Boden  bestand  der  Moand  aus  fast  ganz 
reiner,  lehmiger  Erde,  welcher  nur  selten  eine 
Spur  von  Asche  oder  Kohle  beigemisebt  war;  der 
obere  Theil  des  Mound  dagegen  war  dicht  durch- 
setzt von  kleinen  Haufen  Asche,  gebranntem  Thon, 
Kohle  etc.  Manche  dieser  „Herde“  von  gebrann- 
tem Thon  and  Asche  hatten  eine  ansehnliche  Dicke. 
Zwischen  diesen  Aschenhäufchen  fanden  sich  viele 
Knochen  von  Vögeln  und  Vierfüsslern,  letztere  zum 
Theil  aufgeschlagen,  um  das  Mark  zu  erhalten,  zum 
Theil  wohl  erhalten,  zum  Theil  calcinirt.  Dazwischen 
wurden  zerstreut  gefunden:  Pfeilspitzen,  zum  Theil 
vorzüglich  gearbeitet,  kleine  Stointnfcln,  Muschel- 
perlen, Reste  von  angekohlten  Maiskolben,  Geräthe 
von  Horn  und  zahlreiche  Topfscherben.  In  dieser 
oberen  Abtheilnng  des  Mound  fand  man  vier  Grä- 
ber; kein  einziges  Grab  reichte  bis  in  die  untere 
Hälfte  hinab.  Die  Knochen  der  Skelete  waren  so 
durcheinander  gefallen  und  lagen  so  unregelmässig, 
dass  man  die  ursprüngliche  Stellung  nicht  mehr 
erkennen  konnte;  es  fand  sich  keiuc  Spur  einer 
Umgrenzung  der  Gräber  durch  Balken,  Rinde, 
Steinplatten  etc.  Das  Grab  Nr.  1,  nach  dem  Cen- 
trnm  des  Mounds  zu  gelegen,  enthielt  die  Reste 
von  zwei  Kindern  von  etwa  2 und  7 Jahren.  Die 
Knochen  waren  im  Ganzen  ziemlich  erhalten,  die 
Schädel  aber  sehr  stark  zerbrochen.  Ala  Beigabe  fand 
man  hier  den  Eckzahn  eine«  Bären,  eine  sehr 
grosse  Menge  Muschclperlen  (2  Quart  voll),  zwei 
Muschelnadeln  und  eine  Muschelplatte  von  Strom  - 
bns  gigas,  auf  deren  convexer  Seite  ein  Menschen- 
gesicht  eingravirt  war.  Grab  2 fand  sich  6 Fass 
unter  der  Oberfläche  ira  seitlichen  Einschnitt;  es 
enthielt  das  Skelet  eines  Weibes.  Der  Schädel 
war  am  Hinterhaupt  sehr  stark  abgeflaclit  (Breiten- 
index 81),  die  humeri  perforirt,  die  Tibien  nicht 
platycnem ; als  Beigaben  nur  einige  wenige  schlecht 
erhaltene  Muschelperlen.  Grab  3 fand  sich  4 Fuss 
unter  der  Oberfläche  nahe  an  der  Stelle,  wo  die 
seitliche  und  mittlere  Ausgrabung  aneinander 
stiessen.  Das  Skelet  sehr  kräftig  mit  stark  ent- 
wickelten Mnskelleisten,  Schädel  am  rechten  Schei- 
telbeine ein  wenig  abgeflacht,  Breitenindex  81. 
Als  Beigabe  zwei  schöne  Lanzenspitzen,  ein  dis* 
coidal  gtone  und  ein  Häufchen  runder  erbaengrosBer 
weisser  Quarzsteineben.  Carr  weist  eingehend 
nuch,  wie  alle  Züge  dieses  Mounds  in  den  Schilde- 
rungen früherer  Reisenden  ihre  Erklärung  finden. 

46 


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362 


Referate. 


Die  erhöhte  Plattform,  die  Pfuhle,  welche  ringförmig 
die  Plattform  umgaben,  der  mittlere  Pfahl  sind 
Ton  Bartram  genau  beschrieben  (Travels  p.  367  f). 
„The  council-house  (der  Cherokeaen)  Stands  on  the 
top  of  an  ancicut  artificial  mouud  ofearth  of  about 
2(V  perpendicular.  The  rotundu  is  conntmctcd  aftor 
the  following  nianner;  they  first  fixe  in  the  ground 
a circular  raugo  of  post»  or  truuks  of  trecs  6 feet 

high,  at  equal  distances in  the  center  Stands 

a very  strong  pillar,  which  forme  the  pinn&cle  of 
the  building**.  Wir  haben  sonach  in  der  unteren, 
aus  unveriniaohter  Erde  bestehenden  Abtheilung 
des  Mound  den  „ancient  mound*  vor  uns,  auf 
welchem  Pallisaden  eingerammt  und  des  Council 
house  errichtet  wurde.  Lauge  Jahre  wurde  der 
Mound  bewohnt,  das  zeigten  die  vielen  Sparen 
▼on  Feuer,  Mahlzeiten  etc,  und  die  Erhöhung  des 
Bodens  um  9 bis  10  Fuss.  Dass  im  Boden  des 
Hauses  selbst  Leichen  begraben  wurden,  entspricht 
einer  alten,  weitverbreiteten  Sitte  der  Indianer: 
Bnrtram,  Adair  etc.  beschreiben  eingehend  solche 
Begräbnisse  im  Hause  des  Verstorbenen  selbst. 
Dass  diese  Begräbnisse  nicht  einer  allzuweit  zurück- 
liegenden Zeit  angehören , dafür  spricht  der  ver* 
hältuissmässig  gute  Erhaltungszustand  der  Skelete. 
Wir  haben  es  daher  hier  sicher  mit  einem  Mound 
zu  thnn,  der  aus  einer  relativ  modernen  Zeit 
stammt,  da  alle  Verhältnisse  des  Mound  im  Eiu- 
klang  stehen  mit  beobachteten  Gewohnheiten 
moderner  Indianer.  Wir  stimmen  ganz  mit  der 
Ansicht  Putnam’s  überein.  (Rep.  Peab.  Mus. 
vol.  11,  nr.  1,  p.  11):  „Es  ist  reichlich  Grund  vor- 
handen zn  der  Annahme,  dass  wir  es  bei  diesen 
Mound«  mit  weit  auseinander  liegenden  Zeiträumen, 
ja  vielleicht  mit  ganz  verschiedenen  Nationen  zu 
thun  haben.  Neuere  Untersuchungen  und  histo- 
rische That Sachen  zeigen  uns,  dass  gewisse  Mounds 
von  verhültuissmässig  modernen  Indianerstämmen 
errichtet  und  benutzt  wurden,  dagegen  sind  Ge- 
schichte und  Tradition  stumm  in  Bezug  auf  andere 
Erdwerke,  und  die  Untersuchung  derselben  zeigt 
uns,  wie  vorsichtig  wir  in  unseren  Schlüssen  sein 
müssen.  Gerade  so  wie  die  Tumuli  Europas  aus- 
geprägte Verschiedenheiten  zeigen,  die  auf  ver- 
schiedene Perioden  schließen  lassen,  so  ist  dies 
auch  in  Amerika  der  Fall4.  — - Garr’s  Arbeit  ist 
für  derartige  Untersuchungen  in  Amerika  ein  Mu- 
ster sachkundiger  Forschung. 

Report  of  cxplorations  of  mounds  in 
south  Western  Ohio  by  Prof.  Andrews.  10.  Re- 
port, p.  51.  Andrews  untersuchte  Mounds  und 
Wälle  in  vier  verschiedenen  Couutics,  in  Fairfield, 
Perry,  Athens  und  Docking  connty.  Bei  manchen 
dieser  Untersuchungen  stiesa  er  auf  Verhältnisse, 
dio  sonst  in  Amerika  nicht  zu  den  gewöhnlichen 
gehören  und  die  deshalb  eine  kurze  Erwähnung 
verdienen.  In  Fairfield  Co.  fand  Bich  bei  Rock mi  11 
ein  Mound,  dessen  Fuss  unmittelbar  Graben  und 


Wall  umgab  (ein  für  Amerika  ganz  ausnahms- 
weise» Verhalten).  Zwei  Meilen  östlich  von  Lan- 
caster ist  ein  Ringwall,  der  sich  von  fast  allen 
übrigen  in  Amerika  dadurch  unterscheidet,  dass 
bei  ihm  der  Graben  nach  aussen  vom  Wall  liegt. 
In  Perry  Co.  wurden  ausser  drei  Erdhügeln,  einem 
Erd-  und  einem  Steinwall,  die  säinmtlich  keine 
besonders  interessanten  Resultate  ergaben,  mehrere 
alte  Flintateingruben  untersucht.  Um  diese  Gru- 
ben liegen  aufgehänft  die  Halden  des  ausgeworfe- 
nen Materials,  die  Gruben  selbst  sind  bis  zu  8 Fuss 
tief,  reichen  bis  zu  einer  Schicht  sehr  festen  Kalkes 
(Flint?)  nieder,  die  in  einer  Mächtigkeit  von  4 Fuss 
dem  Kohlengehirge  zwischengelagert  ist,  sind 
aber  jetzt  zum  grössten  Theil  wieder  mit  Erde 
ansgefüllt,  auf  welcher  alte  Bäume  stehen.  ln 
Athens  Co.  liegen  auf  dom  sogenannten  Wolf  plain, 
einer  etwa  80  Fass  über  dem  llocking  river  lie- 
genden Flussterrasse  nahe  bei  einander  nicht 
weniger  als  sichen  Ringwälle  und  16  Erdhügel}  dio 
meisten  derselben  batten  keine  besonders  erwähneng- 
werthe  Verhältnisse.  Der  zweitgröaate  Mound  war 
zum  grossen  Theil  aus  Schutt  und  Kücheuabfallen 
anfgebaut , zwischen  denen  sich  hier  und  du  Rasen 
gebildet  hatte.  Wahrscheinlich  hatte  eine  Reihe 
von  Generationen  an  dem  Mound  gearbeitet.  In 
einem  andern  Mound  dieser  Gruppe  fand  man 
grosse  Mengen  hartgebrannten  Thon  es  und  Kohle, 
und  unter  diesen,  ei  «geschlossen  in  ein  halbver- 
kohltes  Balkengerügt  ein  Skelet.  Dasselbe  hatte 
als  Grabbeigaben  500  kranzähnlich  aneinander 
gereihte  Kupferperlen  und  ein  röhrenförmiges,  eigen- 
tümlich gestaltetes  Kupferinstrument  (Pfeife?). 
Ein  in  Baumrinde  eingescblossenes  Skelet  fand 
sich  in  Woodruff  Conncts  Mound,  neben  ihm  eine 
Kupferplatte  und  ein  Kupferring.  In  sehr  vie- 
len der  untersuchten  Mounds  fanden  sich  häufige 
Anzeichen  wiederholter  Keuereinwirkung;  die  mei- 
sten derselben  ergaben  keine  besonders  nennens- 
werten Resultate. 

Arcli aeological  Exploration«  in  Tennes- 
see by  F.  \V.  Put n am  (11.  Rep.  1879,  p.  305  f.). 
Der Curator  des  Peabody Museums,  HerrPutnam, 
war  im  Sept.  1877  durch  reichliche  Mittel  in  den 
Stand  gesetzt,  für  das  Museum  Untersuchungen  in 
den  berühmten  Steingrühern  Tennessees  au  «Zu- 
fuhren. Es  waren  hauptsächlich  vier  Localitüten, 
auf  welchen  Ausgrabungen  gemacht  wurden,  auf 
Zollikofcrs  hill  bei  Nashville,  auf  der  Farm  von  Fräu- 
lein Bowling,  4 Vj  Meilen  südöstlich  von  Nashville, 
im  Thal  des  White  creek,  6 Meilen  östlich  von 
seiner  Kinmündnng  in  den  Curaberland  river  und 
bei  Lebanon,  Wilson  Co.  Am  Zollikofers  Mound 
ist  zwar  eine  sehr  ausgedehnte  Begräbnisstätte, 
die  Gräber  sind  jedoch  zum  allergrössten  Theil 
sehr  zerstört.  Dennoch  konnte  man  noch  ein 
intacteB  Grab  untersuchen , welches  als  Typus  für 
olle  Steingräber  Tennessees  gelten  kann.  Es 


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Referate. 


363 


wurde  gebildet  durch  sechs  Steinplatten  an  einer, 
fünf  an  der  anderen  Seite,  einer  Kopf-  und  einer 
Fussplutto,  einer  Anzahl  kleinerer  Platten  als  Bo- 
den und  fünf  grösseren  Platten  als  Dach.  Di© 
Dimensionen  des  Grabes  betragen  im  Lichten 
5 Fums  8 Zoll  Länge,  18  Zoll  Breite  and  16  Zoll 
Höhe.  Unter  den  Gegenständen,  welche  in  den 
Gräbern  auf  Zollikofers  Mound  gefunden  wurden, 
war  einer  der  interessantesten  eine  flach  gehäm- 
merte Kupferplatte  mit  zwei  Kreuzesarnien  am 
oberen  Knde.  Da  bisher  bei  den  ausgedehnten 
Ausgrabungen  nicht  ein  einziger  Gegenstand  euro- 
päischer Herkunft  gefunden  wurde,  so  ist  dio 
Kreuzesform  jedenfalls  nur  eine  zufällige.  — Auf 
der  Farm  von  Fräulein  G.  Bowling  wurden  von 
PutnAjn  fünfsehr  interessante  Begräbnis» mounds 
untersucht  , welche  zusammen  600  bis  800  Stein- 
gräber enthielten , einer  derselben  enthielt  allein 
über  200.  Dieselben  waren  in  fünf  unregelmässi- 
gen Heihen  oder  Stockwerken  aufgubaut,  und  jedes 
Stockwerk  war  von  dem  folgenden  durch  eine 
Schicht  Frde  getrennt.  Der  Mound  war  conisch ; 
jedes  Stockwerk  enthielt  weniger  Gräber,  als  das 
nächst  untere.  In  der  Orientirung  der  Gräber  war 
ein  bestimmtes  Princip  nicht  aufzufinden.  Die 
Ausbeute  dieser  Gräber  bestand  in  einer  Anzahl 
leidlich  wohlerhaltener  Schädel  und  in  einer  be- 
deutenden Menge  sehr  interessanter  Artefacten. 
Die  Untersuchung  von  Love’s  Mound  am  White 
Creek  gab  wenig  positive  Resultate.  Der  Mound 
war  sicher  kein  eigentlicher  Begräbnissmound, 
seine  ursprüngliche  Bestimmung  lies«  sich  aber 
nicht  mehr  erkennen.  — Weit  bedeutender  dage- 
gen waren  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  der 
vierten  Gruppe  bei  Lebanon , Wilson  Co.,  60  Mei- 
len östlich  von  Nashville.  Hier  fand  sich  auf  einer 
durch  den  Spring  Creek  gebildeten  Landzunge  eine 
Um  Wallung  von  900  Fass  Länge  und  650Fubb  Breite. 
Der  Wall  liegt  aussen,  der  Graben  innen.  Inner- 
halb der  Umwallung  stehen  einige  grössere  nnd 
kleinere  Mounds,  sowie  etwa  100  kleinere  kreis- 
runde Wälle  von  durchschnittlich  3 Fugs  Höhe 
und  15  bis  40  Fass  Durchmesser.  Sie  wurden 
erkannt  als  die  Waudregte  der  runden  Häuser;  in 
allen  fanden  sich  Feuerstellen  und  die  Abfälle  von 
Küche  nnd  llausgeräth.  Es  handelte  sich  hier 
unzweifelhaft  um  ein  befestigtes  Dorf.  Innerbulb 
desselben  stand  ein  grösserer  Mound,  der  sicher 
nicht  zu  Begräbnissen  diente.  Vor  der  Errich- 
tung dieses  Mounds  war  auf  dem  Boden  ein  grosses 
Feuer  angezündet  worden,  in  dessen  Asche  sich 
noch  Reste  von  Mahlzeiten  fanden,  ln  der  Mitte 
des  Mounds,  7 Fusa  über  dem  ursprünglichen  Bo- 
den. finden  sich  weitere  Anzeichen  von  grossem 
Feuer.  Vielleicht  hatte  der  Mound  als  Fundament 
des  öffentlichen  Gebäudes  (council  house)  gedient. 
In  einem  anderen  Mound  von  nur  3 Fuss  Höhe 
nnd  47  Fass  Durchmesser  fanden  sich  60 Stein gräber, 


die  in  unregelmässigem  Viereck  in  zwei  bis  drei 
unregelmässigen  Heihen  übereinander  anfgehäuft 
waren.  Sie  enthielten  fast  nur  Skelete  Erwachse- 
ner. Auch  innerhalb  der  kleinen  Erdringe  fanden 
sich  bisweilen  Gräber,  welcho  aber  immer  nur 
Reste  von  Kindern  enthielten.  — Put  na  in 's  Aus- 
grabungen in  Tennessee  führen  zu  folgenden 
Schlüssen:  Das  Volk  Tennessees,  welches  seine 

Todten  in  Steingräbern  beisetzte,  stand  in  naher 
Beziehung  zu  den  Erbauern  der  Mounds  in  Mis- 
souri, Arcansas  und  Illinois.  Dio  Gleichheit  der 
Thonwaaren  in  Bezug  auf  Form  und  Ausführung, 
die  Uebereinst  immuiig  des  Ornaments  auf  Schmuck- 
Bachen,  Muscheln  etc.,  die  gleichen  Schädelformeu 
gaben  Grund  zu  dieser  Annahme.  Dieses  Volk 
begrub  wenigstens  in  diesem  Tbeil  Tennessees 
seine  Todten  stets  in  uus  Steinplatten  zusammen- 
gesetzten Steingräbern  ; die  letzteren  bildeten  bald 
grössere  weithin  ausgedehnte  Friedhöfe,  bald  waren 
sie  reihenweise  übereinander  zu  Begrubuissmounds 
zusammengedrängt.  Die  Todten  scheinen  nie  ver- 
brannt worden  zu  sein.  Man  hat  diese  Gräber 
früher  auf  mangelhafte  Beobachtungen  hin  als 
Gräber  einer  Zwcrgrace  angesehen;  schon  Jones 
hat  indessen  gezeigt,  dass  dies  ein  Irrthum  war. 
Das  Volk  wohnte  in  runden  Hütten,  deren  Wände 
wahrscheinlich  aus  Pfahlwerk  bestanden,  das  mit 
Erde  verdichtet  wurde.  Das  Volk  hatte  ohne 
Zweifel  bis  zu  einer  gewissen  Ansdehnung^Land- 
wirthschaft  getrieben;  manche  Künste  (Bearbei- 
tung von  Stein  nnd  Muscheln,  Töpferei  etc.)  waren 
bis  zu  einer  Ausbildung  entwickelt,  die  kaum  hinter 
der  der  Ohio- Moundbuildcrs  zurückstand.  Ihre 
Mounds  und  Umwallungen  waren  nicht  so  zahl- 
reich, wie  im  Gebiet  des  Ohio,  Das  Volk  stand  in 
ausgedehnten  Handelsbeziehungen  (Kupfer  vom  luke 
superior,  Seemuschelschalen).  Die  ausgedehnten 
Untersuchungen  Put nam’s  haben  keinen  einzigen 
Gegenstand  europäischer  Herkunft  zu  Tage  ge- 
fördert; es  lässt  sich  daher  mit  sehr  grosser  Wahr- 
scheinlichkeit sagen,  dass  die  Stone-grave  Leute  vor 
dem  Eindringen  der  Europäer  in  Amerika  lebten. 

Der  8.  Jahresbericht  (18  75)  enthält  Be- 
schreibungen von  sehr  interessanten  Funden,  welche 
in  Mounds  bei  New  Madrid  (Missouri)  von 
Swallow  gemacht  und  an  das  Museum  verkauft 
worden  waren.  Sie  waren  besonders  reich  an 
höchst  interessanten,  wohl  erhalteneu  Thonwaaren, 
von  welchen  Abbildungen  und  Beschreibungen  im 
vorliegenden  Jahresbericht  gegeben  werden*  (Dio 
Thonwaareniudustrie  scheint  iu  prähistorischer 
Zeit  in  jener  Gegend  ganz  besonders  geblüht  zu 
haben;  auf  der  Ausstellung  in  Philadelphia  war 
eine  grosse  Anzahl  alter  Thongefasse  von  ganz 
gleichem  Charakter  ausgestellt;  sie  waren  Bämmt- 
lich  in  Mounds  in  Missouri  gefunden  worden  nnd 
waren  aus  Sammlungen  in  St.  Louis  und  Cincin- 
nati zur  Ausstellung  geschickt.  Ref.) 

46* 


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364 


Referate. 


Iin  6.  Report  1873,  p.  13  ff.  giobt  Gillman 
einen  eingehenden  Bericht  über  seine  Untersuchun- 
gen  von  Mounds  um  St.  Clair  River,  Mich.  Wir 
lieben  daran»  nur  hervor,  dass  er  hier  eine  ganz 
auffallende  Häufigkeit  der  Platycnemic  fand',  alle 
auagegrahenen  Tilden,  von  denen  leider  die  meisten 
so  verwittert  waren , dass  sie  eich  nicht  erhalten 
Hessen,  zeigten  nach  Gillman1 8 Angabe  ans* 
liahmalos  diese  Eigentümlichkeit. 

Observation»  on  the  crania  from  the 
»tone  grave»  in  Tennessee,  by  Lac.  Carr. 
11.  Report,  p.  361  ff.  Die  aus  den  von  Put  na m 
beschriebenen  Gräbern  (S.  362  u,  363)  stammen- 
den Schädel  kommen  von  Localitäten,  deren  ganze 
Verhältnisse  dafür  sprechen,  dass  es  ein  einzige»  Volk 
gewesen  ist,  dem  sie  angehörten.  Nichtsdesto- 
weniger zeigen  diese  Schädel  sehr  bedeutende  Ver- 
schiedenheiten untereinander.  Alle  Schädel  waren 
mehr  oder  weniger  prognath,  29  sind  in  grösserem 
oder  geringerem  Grade  hinten  abgeflacht,  38  ent- 
weder gar  nicht,  oder  doch  nur  in  so  geringem 
Grade,  daaa  die  Messung  dadurch  nicht  wesentlich 
beeinträchtigt  wird.  30  Schädel  waren  so  weit 
erhalten,  dass  ihre  Capacität  gemessen  werden 
konnte;  davon  waren  wahrscheinlich  17  weibliche, 
13  männliche  Schädel;  alle  gehörten  Erwachsenen 
an,  nur  ein  einziger  entsprach  einem  Alter  von 
etwa  15  bis  20  Jahren.  Die  mittlere  Capacitut 
der  17  weiblichen  Schädel  betrug  1250,  die  der 
13  männlichen  1459  ccm;  die  mittlere  Capacität 
sämmt lieber  30  Schädel  betrug  1341  ccm,  nnd 
stimmte  mit  einer  von  Jones  gemessenen  Reihe 
aus  demselben  Gebiet  stammender  Schädel  fast 
genau  überein.  — Für  die  Beurtheilnng  der  Indi- 
ces  genügt  es  nicht,  das  allgemeine  Mittel  zu  ziehen, 
da  die  einzelnen  Formen  zu  weit  von  einander 
unterschieden  sind ; es  erscheint  nöthig,  zuerst  alle, 
durch  HinterhauptsabQachuug  stark  verkürzten 
Schädel  Buszuscheiden,  nnd  dann  unter  den  übri- 
gen wieder  die  einzelnen  Gruppen  für  sich  zu  be- 
trachten. Carr  nimmt  für  die  einzelnen  Abt  Hei- 
lungen die  folgenden  Grenzen  an:  Dolicbocephalie: 
Index  73  und  weniger;  Orthocephalie:  Index  74 
bis  79;  Bruchycepbalie : Index  80  bis  89;  stark 
skoliopudische  Schädel : Iudex  90  und  darüber. 
Er  erhält  anf  Grund  dieser  Eintheilnng  die  fol- 
gende Tabelle: 


: 

1 

* 

i 

M 

L 

B 

11 

M 

«r 

*o 

s 

1 

» 

•4 

1 

1 

1)  Hch&dal . . 

5 

1326 

l«4 

132 

142 

71,9 

77.» 

9)  Orthflcephal«  ..... 

1* 

134« 

172 

134 

141 

77,5 

81,» 

S)  Bfiuihjrccptuüe  , , , , . 

2# 

1194 

103 

141 

143 

63,9 

96,6 

4)  itJirk  »koliopkdiocbeSclikdel 

15 

14*1 

130 

162 

1 43 

»7.9 

•0.7 

Hier  stehen  wir  vor  einer  grossen  Schwierig- 
keit; wir  finden  innerhalb  eines  durch  die  übrigen 
Funde  als  eng  zusammengehörig  erscheinenden 
Volkes  nichts  weniger,  als  Einheit  der  Schüdel- 
form,  im  Gegenthcil  die  grösstmögliche  Verschie- 
denheit der  Iudices.  Bekanntlich  hatte  Morton 
mit  starker  Betonung  die  Einheit  des  bracliyco- 
phalen  Typus  für  ganz  Amerika  hervorgehoben: 
hier  finden  wir  nuu  Extreme  von  Brachycephalie 
and  Dolicbocephalie  nicht  nur  in  Amerika  über- 
haupt, sondern  innerhalb  eines  engbegrenzten 
Stammes.  Carr  stellt  hier  das  Dilemma:  ent- 
weder haben  wir  cs  hier  trotz  der  örtlichen  und 
Cultureinheit  dos  Volkes,  von  welchem  die  Schädel 
stammen,  doch  mit  einer  sehr  zusammengewürfel- 
ten Gesellschaft  von  verschiedenen  Stationen  zu 
thun,  oder  unsere  Begriffe  von  Dolicbocephalie  nnd 
Brachycephalie  haben  nicht  den  Werth,  welcher 
ihnen  allgemein  beigelegt  wird.  Die  erstere  An- 
nahme ist  nicht  ganz  unmöglich:  häufige  Kriege 
Hessen  oft  den  Rest  eines  Stammes  durch  einen 
auderen  absorbiren , Heirathen  und  Adoption  zwi- 
schen verschiedenen  Stämmen  waren  sehr  gewöhn- 
lich etc.;  dennoch  ist  die  Zahl  der  nichthrachyce- 
phalen  Schädel  so  beträchtlich  (unter  67  Schädeln 
23  nichtbrachycephale,  d.  h.  mehr  als  33  Proc,),  * 
dass  es  doch  fraglich  erscheint,  ob  eine  solche  Er- 
klärung zulässig  ist.  Das  für  die  Kraniologie  un- 
bequeme Factum  bleibt  (nach  Carr)  bestehen,  dass 
innerhalb  desselben  Stammes  die  weitest  verschiede- 
nen Scbädelformen  zusammen  Vorkommen.  — Uns 
scheint  die  Erklärung  für  diesen  Fall  darin  zu 
liegen,  dass  wir  es  bei  den  amerikanischen  Schä- 
deln überhaupt  durchaus  mit  undereu  Verhältnissen 
zu  thun  haben , als  bei  der  grossen  Menge  der 
Schädel  anderer  Herkunft.  Die  amerikanischen 
Schädel  sind  zum  grössten  Tbeil  skoliopädisch, 
durch  das  Brett,  auf  welches  die  Säuglinge  aufge- 
bunden werden  oder  durch  mancherlei  andere  Pro- 
ceduren  künstlich  verunstaltet,  ihre  Form  ist  da- 
her von  allen  Zufälligkeiten  und  Launeu  der  Mode 
abhängig.  Bei  den  stärker  deforinirten  Schädeln 
kann  darüber  kein  Zweifel  sein:  wir  erkennen 
nicht  nur  die  durch  das  Wiegenbrett  bervorge- 
rufeno  Abflachung  des  Hinterhauptes,  sondern  auch 
noch  die  verschiedenen  Eindrücke  von  Binden  und 
Apparaten,  die  theils  duzu  dienten,  das  Kind  besser 
zu  befestigen,  theils  dazu,  dem  Kopfe  eine  ge- 
wisse, durch  die  Mode  vorgeschriebene  Form  zu 
gehen.  Aber  auch  in  den  Fällen,  in  welchen 
diese  Abflachungen,  Furchen  etc.  nicht  so  deutlich 
ausgeprägt  sind,  hat  doch  das  Brett,  auf  dem  der 
llinturkopf  während  der  ersten  Zeit  des  Lebens 
fest  auflag,  modificiretid  auf  dieGcstaltsverhältnisse 
des  Schädels  eingewirkt ; eine  mehr  symmetrische 
oder  mehr  seitlich  gelegene  Abflachung  int  hei  der 
grösseren  Mehrzahl  der  amerikanischen  Schädel 
naebzuweisen.  Die  Einbusse,  welche  das  Wachs- 


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Referate. 


365 


■ 


I 


t 


I 


thum  de*  Schädels  and  Gehirns  in  der  Längsrich- 
taug  hierdurch  erhielt,  wurde  coropensirt  durch 
grössere  Entwickeluug  nach  der  Breite,  weniger 
nach  der  Höhe:  betrachten  wir  nur  Carr'a  Tabelle, 
bo  sehen  wir,  dass  genau  in  dem  Maasne,  in  wel- 
chem sich  die  Länge  absolut  verkürzt,  die  Breite 
absolut  zunimmt.  Und  dies  Verhältnis  ist  ein  so 
regelmässiges,  dass  wir  nicht  umhin  können,  darin 
eine  Com pensatiouser&cheinung  zu  erblicken.  Dass 
die  Dolichocephalen  an  Niedrigkeit  von  der  fol- 
genden Gruppe  um  1 mm  übertroffen  werdeu,  ist 
gewiss  nur  eine  Folge  der  Kleinheit  der  ersten 
Reihe.  Wir  haben  in  den  meisten  amerikanischen 
Schädeln  Artefacte  vor  unB:  die  unbeeinflusste 
Schädelform  scheint  dort  vorzugsweise  dolichoce- 
phal  gewesen  zu  sein,  die  kürzeren  Schädel  sind 
mehr  oder  weniger  künstlich  geformt.  Die  Er- 
scheinung, dass  bei  einem  und  demselben  Volke  so 
weit  verschiedene  Schädelformen  gefunden  werden, 
hat  daher  nichts  Auffallendes.  — Carr  erwähnt 
noch  einige  kleinere  anatomische  Details:  Schalt- 
knochen in  der  Lambdunaht  fanden  Bich  bei  den 
67  Schädeln  21  mal,  d.  h.  bei  33  Proc. ; ein  Os 
epactale  kam  siebenmal  vpr:  einmal  bei  einem 
dolichocephalen,  dreimal  bei  orthocephalen,  viermal 
bei  brochycephalen  und  einmal  l>oi  den  sehr  stark 
abgeplatteten  Schädeln.  Im  letzteren  Falle  ist 
ausserdem  auch  noch  die  ganze  Hiuterhauptsschuppe 
durch  eine  quere  Naht  vom  basalen  Theile  abge- 
trennt. Zweimal  fanden  sich  Schaltknochen  in 
der  Coronalis.  Die  Menge  der  einzelnen  Schalt- 
knochen ist  bei  allen  Gruppen  verhältnissmässig 
sehr  bedeutend.  Nahtverkuöcherung  kam  bei  vie- 
len Schädeln  vor;  Abweichungen  von  den  gewöhn- 
lichen Verhältnissen  licssen  sich  dabei  nicht  con- 
statiren.  Kleinere  Exostosen  in  der  äusseren  Ohr- 
Öffnung  fanden  sich  fünfmal;  die  Ohröffnung  selbst 
ist  bald  mehr  kreisförmig,  bald  mehr  elliptisch.  Er- 
krankungen des  Schädels  waren  in  drei  Fällen  zu 
constatiren,  einmal  periostale  Wucherungen  und 
Nahtobiiteration  in  der  Umgebung  des  Lambda, 
einmal  Rareticirung  derselben  Partien  durch  sehr 
reichliche  Gofässschlingeneutwickelung  (bei  einem 
sehr  verunstalteten  Schädel  mit  einem  Broitenin- 
dex  von  878),  und  einmal  knöcherne  Ancbylose 
zwischen  Atlas  and  Hinterhaupt.  Ein  einziger 
(hinten  stärker  abgeplatteter)  Schädel  hatte  eine 
offene  Froutalnaht,  deren  Gegend  kielförmig  er- 
haben war.  Bei  einem  Schädel  war  das  linke 
Parietalbein  durch  eine  qnere  (vorn  obliterirte) 
Sutur  in  eine  obere  und  untere  Abtheilung 
geschieden.  Die  untere  Abtbeilnng  war  wie- 
der durch  eine  Verticalsutnr  in  zwei  Stücke 
getrennt.  Zahlreiche  andere  Schaltknochen  an 
demselben  Schädel,  sowie  seine  auffallend  grosse 
Capacität  lassen  hydrocephale  Einwirkungen  ver- 
muthen. 

Observation«  ou  crania  and  other  parts 


of  tho  skeleton  by  Wvman.  (4.  Report, 
p.  10  ff.) 

Vergleichende  Beobachtungen  über  peruvia- 
nische,  alte  Kentucky-  und  Florid&skeletreste.  Die 
Peruanerschädel  der  von  Squier  geschenkten 
Sammlung  zeigen  die  beiden  gewöhnlichen  Formen 
künstlicher  Verunstaltung:  die  vom  Titikakasee 
sind  verlängert,  die  übrigen  fast  alle  verkürzt. 
Dio  Annahme,  dass  die  ursprüngliche  Form  der 
Peruanersohädel  die  dolichocephale  sei  (Morton, 
Wilson,  Blake),  findet  in  dem  vorliegenden 
Material  keine  Stütze.  Die  mittlere  Capacität  von 
60  Peruanerschädeln  betrug  1230  ccm,  ein  Volum, 
das  sehr  nahe  mit  dem  von  Morton  und  Meigs 
gefundenen  Durchschnittsvolum  übereinstiramt.  Die 
24  Schädel  vonMouuds  in  Kentucky  haben  1313  ccm, 
sie  sind  also  grösser,  als  die  Peruaner-,  und  ziem- 
lich genau  so  gross,  als  der  von  Morton  ge- 
fundene Durchüchnitt  aller  Indianerschädel.  Sie 
sind  im  Ganzen  weniger  schwer  und  massig,  die 
Muskelleisten  weniger  kräftig,  als  dies  in  der  Regel 
bei  modernen  Iudianerschädeln  der  Fall  zu  sein 
pflegt.  Der  Breitenindex  schwankt  zwischen  71,2 
und  95,0;  fast  an  allen  lässt  sich  künstliche  Ver- 
unstaltung nachweisen.  Das  For.  magnnm  liegt 
weit  nach  rückwärts.  Ein  Os  epactale  findet  sich 
bei  dieser  Schüdelreihe  seltener,  als  bei  den  Perua- 
nerschädeln, aber  häufiger,  als  bei  den  übrigen 
Schädeln  Nordamerikas.  Dio  Floridaschädel  hatten 
eine  mittlere  Capacität  von  1375  ccm,  waren  also 
grösser,  als  dio  der  anderen  beiden  Reihen;  das 
For.  magnum  liegt  auch  hier  weit  nach  rückwärts; 
sie  sind  enorm  schwer,  massig  und  dick  (durch- 
schnittlich doppelt  so  dick  als  gewöhnliche  Schä- 
del), ihre  Muskelansätze  sind  ungewöhnlich  kräf- 
tig. — Extremitätenknochen:  Das  Verhält  nies  der 
Längo  von  Humerus  und  Ulna  betrug  bei  Mound- 
skeleten  1000:816,  bei  Weissen  1000:804,  die 
Ulna  war  demnach  bei  Moundskeleten  verhültniss- 
mä&sig  länger.  Umgekehrt  war  es  an  den  unteren 
Extremitäten:  hier  hatte  bei  den  Moundindianern 
die  Tibia  nur  dio  Verhältnisszahl  829  (Femur  = 
1000),  bei  den  Weisseu  840.  (Doch  lässt  sich 
gegen  diese  Zahlen  ein  wenden,  dusa  die  Mittel 
nicht  aus  den  gleichen  Summen  gezogen  sind, 
und  dass  es  sogar  nicht  einmal  ganz  sicher  ist,  ob 
die  jedesmaligen  Extremitätenknochen  denselben 
Individuen  angehörten.  Ref.).  Unter  den  80  Humeri 
von  Mounds  des  Innern  von  Florida  sind  25  = 
31  Proc.  durchbohrt  (bei  Weisseu  nur  4 Proc.,  bei 
Negern  etwa*  mehr).  Von  den  40  Tibiä  aus  Ken- 
tuckymounds  zeigte  der  dritte  Tbeil  eine  Platyc- 
nernie  von  weniger  als  60.  Bei  den  am  stärk- 
sten ausgeprägten  Fällen  beträgt  der  Transversal- 
durehmesser  nur  0,48  dos  sagittalen.  — Becken : 
Beckeuoiu-  und  Ausgang  sind  in  allen  Dnrohmesscrn 
beim  Indianer  geräumiger,  als  beim  Weisseu,  und 
zwar  ebensowohl  bei  weiblichen,  als  bei  männlichen 


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366 


Referate. 


Becken.  Dagegen  ist  die  Breite  zwischen  den 
cristae  ilinm  beiin  Weiten  grösser, als  beim  Indianer. 
Der  Beckeneingang  ist  beim  Imlianerbecken  mehr 
von  dreieckiger  Form,  als  beim  Weienen.  — Zeichen 
von  Krankheiten:  Zahlreiche  Anzeichen  von  Perio- 
stitis, besondere  häufig  an  der  Tibia,  ebenso  chro- 
nische Gelenkentzündungen,  Verknöchern ngen  von 
Sehnenans&tzen  wurden  beobachtet-  Ein  Radius 
war  fractuirt,  ebenso  zwei  Bogen  von  nnteren 
Lendenwirbeln,  alle  diese  Fracturen  waren  aber 
gut  consolidirt. 

Im  7.  Report  18  74  bespricht  Wyman  die 
von  Prof.  Agassiz  auf  seiner  Expedition  auf  dem 
Hassler  in  Peru  gesammelten  Schädel.  Die  Zahl 
der  aus  den  Huacas  bei  Ancon  ausgegrabenen 
Schädel  betrug  330;  Wyman  war  beauftragt,  aus 
dieser  Zahl  eine  Anzahl  für  das  Peahody- Museum 
ausznlesen ; die  Auslese  umfasste  70  Schädel.  Bei 
weitem  die  meisten  derselben  waren  stark  skolio- 
piidisch , nnd  zwar  alle  (nur  mit  einer  einzigen 
Ausnahme)  von  vorn  nach  hiuten  zusamtnenge- 
drückt-  Bei  sieben  war  diese  Verunstaltung  so  be- 
deutend. dass  der  Breitendnrchmesser  den  Lüugen- 
durchmesscr  überstieg.  Meist  waren  die  künstlich 
verunstalteten  Schädel  auch  unsymmetrisch,  bis- 
weilen erstreckte  sieh  diese  Unsymmetrie  selbst 
aafs  Gesicht.  Nur  an  11  Schädeln  Hessen  sich 
künstliche  Einwirkungen  nicht  nachweisen;  sic 
dürften  wohl  als  die  natürliche  Scb&delforra  der 
alten  Indianer  dieser  Gegend  angesehen  werden. 
Sie  scheinen  zum  grösseren  Theil  weibliche  Schä- 
del zu  sein;  die  mittlere  Cupacitüt  von  10  dersel- 
ben betrug  1128  ccm,  der  grösste  hatte  1260  ccm 
Inneuraum.  Sic  sind  alle  bruchyceph&l,  mit  einem 
mittleren  Breitenindex  von  82.  Die  mittlere  Ca- 
pacität  aller  70  Schädel  stimmte  sehr  nahe  mit 
der  von  Morton  angegebenen,  sowie  mit  der  der 
Sanier’ sehen  Sammlung  (s.  S.  359)  überein;  der 
grösste  Schädel  hatte  1550,  der  kleinste  1020  ccra, 
d.  h.  nur  66  Proc.  des  grössten.  — Der  einzige  in 
die  Länge  gezogene  Schädel  stammte  nicht  von 
Ancon,  sondern  von  Pacocha;  er  zeigt  die  Eindrücke 
zweier  umlaufenden  Binden.  Zwei  Schädel  zeigen 
ausgedehnte,  aber  geheilte  Fracturen,  einer  hatte 
eine  Verletzung,  dio  wahrscheinlich  auf  eine  ttber- 
standene  Trepanation  zurückzuführen  ist.  (Auch 
in  Squier's  Privatbesitz  sah  Ref.  einen  Peruaner- 
schädel , dessen  Stirnbein  trepanirt  und  dessen 
Operationsknochen  wunde  vernarbt  war.)  Mehrere 
Schädel  zeigen  Infractionen  und  Perforationen. 
Ein  Schädel  hatte  die  mikrocephnlc  Capacitit  von 
530  ccm  (1.  und  2.  Mol.  vorhanden  uud  stark  ab- 
geschliffen,  Sphenobasi larfuge  noch  offen).  Ein 
Condylus  tertiusfand  sich  unter  den  820  Pernsner- 
schädeln  siebenmal.  Acht  Schädel  hatten  die  (schon 
von  Welcker  bei  Peruauerschädeln  bemerkten) 
Exostosen  an  der  äusseren  Ohröffn nng  (s.  8.  365). 
Dieselben  sind  meistens  doppelt,  eine  vorn  und 


eine  hinten;  bisweilen  finden  sich  sogar  drei  oder 
vier;  die  kleinsten  sind  stecknadelkopfgross,  die 
grösste  füllt  den  gunzen  knöchernen  Mcutus  aus. 

Microccphalic  skull  from  Mauritius 
(7.  Rep.,  p.  24).  Der  Schädel  lässt  sich  bis  nach 
Mauritius  zurückverfolgen,  seine  genauere  Her- 
kunft ist  aber  unbekannt.  Durch  Prof.  Agassiz 
kam  er  in  den  Besitz  des  Museums.  Seine  Capa- 
citüt  beträgt  nur  400  ccm.  Keine  Naht  ist  prämatur 
verknöchert,  die  Zähne  vollständig  entwickelt  und 
massig  abgeschliffen.  N&senöffnung  ebenso  breit, 
als  hoch;  die Scjuama temporal»  articulirt  mit  dem 
Stirnbein  in  einer  Ausdehnung  von  rechts  15uim, 
links  8 mm;  die  Lin.  semicirculares  temporales  sind 
bis  auf  l1/«  Zoll  Abstand  einander  genähert.  Stirn 
sehr  niedrig,  zurückliegend  und  schmal,  Kiefer 
enorm  prognath.  Der  Sohädel  ist  wohl  der  eines 
Negers;  seine  Affenähnlichkeit  ist  ganz  über- 
raschend. 

The  method  of  manufacture  of  several 
articlea  by  the  former  Indians  of  Southern 
California,  by  Paul  Schumacher  (11.  Rep. 
1878,  p.  258  f.).  1)  DerStein  topf,  olla.  Schu- 
macher fand  uuter  dem  Gcräth  der  früheren  In- 
dianer der  KüRte  des  stillen  Oceans  sehr  häufig 
Steintöpfe.  Dieselben  nähern  sich  in  der  Regel 
der  Kugelgestalt  und  haben  oben  eine  verhält- 
nissmüssig  enge,  bisweilen  bimförmige,  oder  eine 
weitere  runde  Oeffnnng.  Sie  sind  aus  grünlich 
grauem  Steatit  (dem  lupis  ollaris  der  Römer)  an- 
gefertigt, der  sich  an  verschiedenen  Stellen  der 
califomischcn  Küste  findet.  Schumacher  erfuhr, 
dass  noch  Bin  das  Ende  des  vorigen  nnd  zu  Anfang 
des  jetzigen  Jahrhunderts  die  Indianer  von  den 
Inseln  das  Santa- Barbara-Canals  solche  Töpfe  zum 
Tausch  hinüber  nach  dem  Festland  brachten.  Bei 
genauerer  Durchforschung  der  Insel  Santa  Catalina 
fand  dann  auch  Schumacher  die  Steinbrüche  uud 
Fttbrikationsorte,  Man  benutzte  dort  die  weicheren 
Varietäten  dos  Steines  zu  Töpfen,  die  härteren  zu 
Gewichten  an  Grabstöckon,  Pfeifen,  Ornamenten, 
Trink  gefässou  etc.  Die  Steinbrüche  selbst  gaben 
Aufschluss  über  dio  Fabrikationsweiso:  die  Töpfe 
wurden  aas  dem  anstehenden  Gestein  in  ihrer 
äusseren  Form  grob  herausgearbeitet , dann  erst 
abgesprengt  und  nun  die  Höhlung  und  äussere 
Abrundung  gearbeitet.  Die  Wanddicke  der  Töpfe 
nimmt  von  oben  nach  unten  zu;  während  sie  am 
Rande  nur  */*  Zoll  beträgt,  ist  der  Roden  in  der 
Regel  l*/j  Zoll  dick.  Es  wurde  bei  der  Ausarbei- 
tung der  Höhlung  koiue  mechanische  Vorrichtung 
gebraucht,  sondern  nur  nach  dem  Gefühl  der  Hände, 
von  denen  dio  eine  aussen , die  andere  innen  auf- 
gelegt wurde,  gearbeitet.  Neue  Töpfe  zeigen  keine 
Politur,  erst  längerer  Gebrauch  giebt  ihnen  eine 
glatte,  wie  polirte  Oberfläche.  Man  fand  in  einem 
alten  Steinbruch  zu  littlc  springe  noch  die  ver- 
schiedenen Stadien  der  Bearbeitung.  Der  Schutt 


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Referate. 


367 


de«  SteiDbruchs  enthielt  viele  Scherben,  nebst 
meisselförmigeu  Gorftthen  aus  hartem  Schiefer  und 
Quarz.  Ganz  ähnliche  Steinbrüche  fanden  sich  an 
vielen  Stellen  im  Pots  valley,  sowie  am  Meeres- 
ufer nahe  bei  Pots  valley  Unding.  Kn  war  hier 
augenscheinlich  das  Centrum  einer  einst  sehr 
blühenden  Steintopfindustrie ; dass  diese  Industrie 
nicht  in  allzuferne  Zeiten  zurückzuversetzen  ist, 
geht  ans  den  Spuren  hervor,  welche  metal- 
lische (Eisen-)  Werkzeuge  hinterlassen  haben.  — 
2)  Der  Mörser.  An  der  Südostküste  von  San 
Clemente  island  fand  sich  eine  Werkstätte  von 
Mörsern.  Man  hatte  dazu  grosse  runde  Rollsteine 
von  Basalt  genommen ; die  gefundenen  Instrumente 
zeigen,  dass  die  Verbesserung  der  äusseren  Form 
mit  einem  scharfen  Hammer  von  etwa  1 PfiL.  Ge- 
wicht vorgenommen  wurde.  Die  Höhlung  wurde 
wahrscheinlich  mit  Hülfe  von  Meisseln,  von  denen 
mau  an  der  alten  Werkstätte  einige  vorfand,  sub- 
gearbeitet.  Schumacher  glaubt,  dass  ein  ge- 
schickter Arbeiter  etwa  in  einer  Woche  einen 
Mörser  von  mittlerer  Grösse  (12  Zoll  Durchmesser) 
hersteilen  konnte,  während  zur  Vollendung  eines 
abgesprengten  Steintopfes  wegen  der  Weichheit 
des  Materials  noch  weniger  Zeit  erforderlich  war.  — 
3.  Ge  wichte  für  Grab  stöcke.  Unter  der  grossen 
Menge  dnrehbohrter  Steine,  die  man  bisber  als 
„Netzscuker“  zusammenfasste,  scheidet  Schu- 
macher eine  Groppe  aus,  die  er  als  Gewichte  für 
Grabstöcke  (Schaufeln  etc.)  bezeichnet.  Die  wirk- 
lichen Netzsenker  sind  aus  verschiedenem  Material 
grob  gearbeitet,  das  Loch  ist  viel  kleiner  und  mitten 
enger,  und  wohl  stets  nur  durch  Aushanen  mit 
dem  Spitzbeil,  nicht  dnreh  Bohrung  hergestellt. 
Die  besser  gearbeiteten,  weit  und  mit  Sorgfalt  aus- 
gebohrten Steine  sind  nach  der  Aussage  eines 
alten  Hulbblntindianers  als  Beschwerer  für  die 
Grabstöcke  gebraucht  worden,  ganz  ähnlich  wie 
dies  noch  ‘jetzt  bei  den  Hottentotten  geschieht. 
Viele  dieser  Steine  sind  der  Länge  nach  geborsten, 
als  ob  sie  ein  keilähnlich  wirkender  Druck  von 
innen  auseinandergesprengt  hätte;  in  der  Höhlung 
beobachtet  mau  feine,  längsverlaufende  Ritzen, 
aussen  sind  die  Steine  oft  abgerieben,  wie  durch 
langen  Gebrauch  mit  der  Hand.  Derartige  abge- 
riehene Steine  passten,  nachdem  sie  Schumacher 
an  einem  Stock  befestigt  hatte,  sehr  genau  in  die 
Hand.  Entweder  wurde  das  Loch  zuerst  einge- 
hauen, dann  ausgebohrt  und  schliesslich  die  äussere 
Form  hergestellt , oder  man  begann  mit  der  Aus- 
arbeitung der  Form  und  bohrte  das  Loch  zuletzt 
aus.  Gewöhnlich  geschah  das  Bohren  wohl  mit 
einem  Flintbohrer;  die  Bohrstreifen  sind  tief  einge- 
ritzt, und  unvollendete  Löcher  verjüngen  sich  co- 
nisch.  — 4)  Pfeifen.  Die  an  der  californischen 
Küste  häufigste  Pfeifenform  ist  die  eines  langen 
Kegels,  dessen  Oeffuung  am  breiten  Ende  etwa 
1 Zoll,  am  schmalen  Ende  nur  >/j  Zoll  breit  war. 


Die  Bohrung  geschah  von  beiden  Seiten  ans,  es 
wurde  vom  dicken  Ende  aus  tiefer  eingebohrt,  als 
vom  dünnen  aus.  Iu  die  engere  Oeffnung  wurde 
als  Mundstück  ein  Vogelknochen,  ein  Rohr  oder 
dergleichen  mit  Asphalt  eingekittet.  Schumacher 
beobachtete  eiuen  Klumath  Indianer,  der  aus  einer 
ähnlichen  Pfeife  rauchte;  er  musste  den  Kopf 
weit  hintenüber  biegen,  um  die  Pfeife  senkrecht 
zu  heben. 

The  manufacture  of  soapstone  pots  by  the 
Indians  of  New- England , by  F.  W.  Putnam 
(11.  Rep.  p.  273  f,).  Gefässe  von  Topfstein  fin- 
den sich  nicht  nur  an  der  Westküste  Amerikas, 
sondern  auch  in  den  östlichen  Staaten.  Sic  sind 
jedoch  hier  meist  anders  geformt  als  die  kugel- 
ähnlichen  Töpfe  Californiens:  sie  sind  in  der  Regel 
schüsselähnlich  — länglich,  nicht  sehr  tief,  und 
haben  meist  zwei  knopfähnliche  Handgriffe.  Bis 
jetzt  sind  in  den  östlichen  Staaten  vier  Stellen 
bekannt,  wo  Topfstein  zu  Geräthen  verarbeitet 
wurde:  eiue  in  Penusylvanien,  bei  Christians,  Lan- 
caster Co.,  eine  in  Virginia,  30  Meilen  südlich  von 
Richmond,  eine  in  Alabama,  und  eine  in  Rhode 
Island,  auf  An  gell1  s Farm  bei  Johnson,  in  der 
Nähe  von  Providence.  Den  letzteren  Fundort  be- 
schreibt Putnam  nach  eigener  Beobachtung.  Der 
alte  Steinbruch  war  in  einer  Steatitschicht  ge- 
arbeitet worden,  welche  etwa  5 Fuss  breit  uud 
90  Fns«  lang  blossgelegt  war.  Mehr  als  300  Wa- 
genladungen alten  Schuttes  mussten  weggefahren 
werden,  ehe  man  an  die  frühere  Arbeitsstelle  kam ; 
der  Schutt  bestand  aus  kleinen,  abgehaueneu 
Fragmenten  von  Topfstein,  in  der  Tiefe  lagen  viele 
Fragmente  von  Steintöpfen,  eine  sehr  beträcht- 
liche Menge  roher,  spitzer  Meissel  aus  hartem 
Thonschiefer,  und  gegen  100  rundliche  Steine 
(Hammer?).  Die  Art  der  Bearbeitung  der  Stein- 
töpfe stimmte  genau  mit  der  von  Schumacher 
beschriebenen  überein;  die  äussere  Form  wurde 
im  Groben  noch  in  situ  vollendet,  dann  die  Masse 
abgesprengt,  die  Höhlung  hineingearbeitet  und 
schliesslich  das  Aeussere  noch  feiner  nachgearbeitet. 
Muu  konute  auch  hier  die  verschiedenen  Stnfen 
der  Bearbeitung  direct  erkennen.  Aus  der  Tiefe, 
bis  zu  welcher  die  Steatitschicht  abgearbeitet  ist, 
lässt  sich  schließen , dass  die  Anzahl  der  hier  ge- 
fertigten Töpfe  wohl  mehrore  hundert  betragen 
haben  musste. 

Kotes  on  a Collection  from  the  ancient 
eewetery  ut  the  Bay  of  Chacota,  Peru,  by 
J.  H.  Blake  (11.  Rep.  pag  277).  Beschreibung 
einer  schon  1836  gemachten  Ausbeute  aus  einem 
alten  Peruanerbegräbnissplntz  1 1 j Meilen  südlich 
von  Arica.  Wir  erwähnen  hieraus  nur  drei  „Pfeil- 
spitzen“, die  an  kurzen,  dicken  soliden  Handgriffen 
befestigt  waren  und  sicherlich  nicht  als  Pfeilspitzen, 
sondern  als  Messer  dienten.  (Ganz  gleiche  „Pfeil- 
spitzen“ • Messer  aus  Utah  hatte  das  National- 


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368 


Referate. 


muaeum  in  Washington  auf  der  Aaseteilung  in  Phila- 
delpbia  ausgestellt.  Ref.) 

14.  Proceedings  of  the  Davenport  Aoa- 
demy  of  Natural  Sciences,  vol.  I, 
1867  bis  1876.  toI.  II,  1,  lö76  bis  1877. 

Davenport,  die  Hauptstadt  Jo  was  (25000  Ein- 
wohner), ist  jetzt  40  Jahre  alt.  1867  warde  die 
Davenport  Academy  of  natural  Sciences  gegründet, 
seit  1873  war  ein  Hauptinteresse  der  Gesellschaft 
auf  Durchforschung  der  Mounds  der  an  diesen 
Monumenten  so  reichen  Umgegend  gerichtet.  Diu 
Ausgrabungen  haben  dem  Museum  der  Akademie 
in  den  wenigen  Jahren  bereits  ein  höchst  werth- 
volles und  reiches  Material  zugeffthrt,  Dem  sum- 
marischen Bericht  der  Verhandlungen  sind  in  den 
Proceedings  eine  Anzahl  der  gehaltenen  Vorträge 
beigedruckt,  von  welchen  wir  die  folgenden  kurz 
besprechen : 

Report  of  explorationa  of  the  ancient  mounds 
at.  Toolesboro,  Jowa,  by  W.  Pratt  (vol.  I,  p.  1<M). 
Aus  einer  Gruppe  von  12  Mounds  bei  Toolesboro 
wurden  drei  untersucht;  alle  enthielten  Skelete, 
ausserdem  fand  man  eine  Anzahl  Pfeifen  (ganz 
ähnlich  den  von  Squier  in  Mound  city  aufge- 
fundenen) mit  sehr  geschickt  gearbeiteten  Thiereu; 
ein  Vogel  hatte  zwei  Knpferstückchen , andere 
echte  Unioperlen  als  Augen  eingesetzt;  ausserdem 
wurde  eine  Anzahl  kupferner  Gerätbe,  Pfriemen  und 
mehrere  Aexte  gefunden,  letztere  zum  Thoil  noch 
mit  deutlichen  Resten  des  Gewebes,  in  welches  sie 
ei n geschlagen  gewesen  waren.  Eine  Suemuschel 
(Cassis  madagascarionsi»)  lies«  auf  weite  Handels- 
beziehungen scbliessen.  In  der  Nähe  war  früher 
eine  alte  Umwallung,  die  durch  Rodencnltur  jetzt 
fast  ganz  verschwunden  ist;  an  ihrer  Stelle  findet 
man  noch  massenhaft  Thonscherben,  sowie  viele 
Steinger&tbe,  Pfeilspitzen  etc.  — Etwas  weiter 
flussabwärts  wurde  noch  ein  Mound  eröffnet:  er 
gab  einen  sehr  interessanten  Fund.  Es  war  ein 
Stück  eines  menschlichen  Stirnbeines,  aus  welchem 
sieben  kreisförmige  Scheibchen  ausgeschnitten  wor- 
den waren.  — Durch  diese  Ausgrabungen  ange- 
regt, durchsuchten  mehrere  dort  wohnende  Herren 
noch  vier  weitere  in  der  Nähe  befindliche  Mounds; 
als  Ausbeute  schenkten  sie  der  Akademie  eine 
2 t/j  Pfund  schwere  Kupferaxt,  fünf  Kupferpfriemen 
und  eine  Anzahl  gewöhnlicherer  Grabbeigaben. 

Mound  Explorations  in  Jackson  Co.  Jowa, 
by  C.  Lindloy  (Proceedings  vol.  II,  p.  83).  Es 
wurden  von  einer  ans  nenn  Mounds  bestehenden 
Gruppe  vier  untersucht:  alle  enthielten  Skelete 
(einer  sogar  31);  von  Beigaben  ist  zu  erwähnen 
ein  mondsichelförmiges  Kupferinstruinent  und 
160  Kupferperlen,  die  sich  um  den  llals  zweier 
Skelete  fanden;  der  Faden,  auf  dem  sie  nufgereiht 
waren,  war  theilweise  noch  zu  erkennen. 

Recent  archaeological  discoveries  at 
DaveDport,  Jowa,  of  copper  axes,  clotb  etc.,  by 


R.  Farquharson  (Proceed.  vol.  I,  p.  117).  Im 
Jahre  1875  waren  nur  eine  Meile  von  Davenport 
entfernt,  vonGass  neun  Monnds  ausgegraben  und 
in  denselben  eine  Anzahl  merkwürdiger  Funde  ge- 
macht worden.  Es  fanden  sich  ausser  mensch- 
lichen Skeleten  12  Kupferbeile,  ein  kupferner  Spa- 
tel (Löffel?),  ein  Kupferpfricmou,  viele  Kupferperlen, 
zwei  kupferne  und  eine  silberne  Halbkugel,  ausser- 
dem eine  Glimmertafel,  Stücke  Bleiglunz,  eine  Obsi- 
dian pfeilspit7.fi  (aus  Mexiko)  und  eine  Seemuschel 
(Pyrula  pervers»).  Eines  der  interessantesten  Objecte 
war  ein  Stück  einer  menschlichen  Schläfenschuppe, 
von  welcher  kreisförmige  Scheibchen  (rondelles)  ab- 
gesagt worden  waren.  Die  Kupferbeile  waren  3Vj  bi« 
7 Vt  Zoll  lang  und  l/4  bi*  1 Zoll  dick;  im  Gewicht 
schwankten  sie  zwischen  0,42  and  2,49  Pfund. 
Einige  sind  keilförmig,  mit  flachen  Seiten,  andere 
planconvex.  Die  Schneide  ist  stets  rund  und  brei- 
ter, als  das  gegen  überstellende  Ende.  Alle  sind 
durch  Hämmern  aus  gediegenem  Kupfer  herge- 
stellt; bei  einer  chemischen  Probe  zeigte  sich  kein 
Silb'ergehalt.  Farquharson  wirft  einen  Blick 
auf  das  Vorkommen  kupferner  Geräthe  in  der  prä- 
historischen alten  Welt,  und  untersucht  sodann 
die  Frage  nach  der  Herkunft  der  amerikanischen 
Knpfergeräthe  (lake  superior).  Bei  der  Kleinheit 
einiger  Aexte  ist  er  der  Ansicht,  dass  sie  wohl  eher 
als  Auszeichnungen  gedient  haben,  denn  als  wirk- 
liches Gubrauchsgeritth.  An  sechs  der  ausgegrabe- 
nen  Kupferbeile  war  durch  Imprägnirung  mit 
Patiua  noch  Gewebe  erhalten  geblieben,  in  welches 
die  Beile  ursprünglich  eingewickelt  gewesen  waren. 
Schon  früher  hatten  Squier  und  Davis,  Foster, 
Lapham,  Wynian,  J. Jones  darauf  hingewiesen, 
das*  die  Mouudbuilders  die  Kaust  de«  Webens 
kannten;  hier  liegt  ein  neuer  Beweis  vor.  Das 
Garn  war  immer  aus  je  zwei  einzelnen  Fäden  zn- 
sammengedreht;  der  Zettel  bestand  aus  zwei,  der 
Einschlag  aus  je  einem  derartigen  Doppelfaden, 
Gftnz  ähnliches  Gewebe  findet  sich  in  den  Schweizer 
Pfahlbauten;  auch  die  inneren  Säcke,  in  denen  der 
Kaffee  versandt  wird,  sind  auf  dieselbe  Art  gewo- 
ben. Uebrigens  übten  auch  die  Indianer  zur  Zeit 
der  Entdeckung  Amerikas  die  Kunst  des  Webens, 
so  die  MuscogeeB,  Choctaws  etc.  Auch  jetzt  fer- 
tigen noch  manche  Indianer  Gewebe  und  zwar  auf 
eine  Weise,  die  sicher  nicht  von  den  Weissen  Über- 
kommen ist.  — Als  Anhang  ist  der  Abhandlung 
Farquharson's  ein  Auszug  aus  einem  in  Detroit 
gehaltenen  Vortrage  über  die  in  der  archäologischen 
Sammlung  der  Akademie  enthaltenen  Objecte  bei- 
gefügt. Es  werden  besprochen:  Objecte  von  Sil- 
ber, von  Kupfer,  von  Glimmer,  Bleiglanz  und  rother 
Farberde,  Steinpfeifeo , SeemuRcheln,  Pfeilspitzen, 
Thonwaaren  und  Menschcnknochen.  27  Mound- 
achädel  hatten  einen  mittleren  Breitenindex  von 
75,5  (max.  88,6,  min.  60(?)).  Die  mittlere  Capa- 
cität  von  15  Moundschädelu  betrag  1188  ccm, 


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Referate. 


369 


sieben  Tibiae  ans  den  Mounds  waren  platycnem, 
das  Verhältnis  von  sagittalem  zura  transversalen 
Durchmesser  betrug  bei  ihnen  im  Mittel  nur  60,5. 
Furquharson  glaubt  ans  häufig  vorkommenden 
„Knoten"  (periostalen  Verdickungen)  auf  Verbrei- 
tung von  Syphilis  bei  den  Moundbuilders  schliessen 
zu  dürfen.  Gelenkentzündungen  an  Wirbelgelen- 
keu  mit  Osteophytcnbildung  (Arthritis  deforuiaus) 
fanden  sich  mehrfach.  Ein  rundes  Kuochenplätt- 
chen  (mndelle)  ist  augenscheinlich  aus  einer 
menschlichen  Schläfenschuppe  ausgeschnitten. 

A connected  accouutof  the  explorations 
of  inound  No.  3,  Cooks  Karra  Group,  by  Rev. 
Gass  (Proceed.  vol.  II,  p.  92).  Die  im  vorigen 
Artikel  erwähnten  Ausgrabungen  wurden  später 
von  Gass  wieder  aufgenommen;  der  eine,  schon 
theil  weise  aufgedeckte  Mound  dieser  Groppe  wurde 
noch  weiter  untersucht  und  dabei  am  10.  Januar 
1877  zwei  mit  cingezeichueten  Darstellungen  ver- 
sehene Steinplättchen  entdeckt  (s.  S.  370).  Die 
Umstände  des  Kuudes  waren  so,  dass  nach  den 
Angaben  des  Rev.  Gass  eine  Täuschung  oder  My- 
stifikation durch  Andere  ausgeschlossen  ist. 

Report  of  exploration  of  mound  No.  10, 
Cooks  Farm  Group,  by  Rev.  Gass  (Proceed. 
vol.  II,  p.  141).  Ein  weiterer  Mound  der  obigen 
Gruppe  gab  wenig  Fundobjecte.  Das  Bemerkens- 
wert beste  war  die  Construction : ein  grosser  Stein- 
hQgul,  der  über  begrabenen  Menschenknocben  auf- 
gehäuft war,  war  gleichmiissig  mit  Erde  bedeckt 
worden  — ein  in  Amerika  nicht  häufiger  Fund. 

Mound  explorations  in  1875,  by  Cla- 
rence  Lindley  (Proceed.  vol,  I,  p.  111).  In 
Illinois  und  Jowa  wurden  zusammen  12  Monnds 
eröffnet.  In  den  meisten  stieRs  man  auf  die  ge- 
wöhnlichen Funde  ohne  besonders  Bemerkens- 
wert!] es.  Nur  in  einem  Mound  bei  Pine  creek, 
Jowa,  fand  man  sechs  Skelete,  die  radietiförmig, 
die  Fasse  nach  innen,  um  eine  grosse  Seemuschel 
(casids  madagascarcoHis)  gelegt  waren. 

Mound  explorations  in  1875,  by  A.  Tif- 
fany  (Proceed.  vol.  I,  p.  113).  Tiffany  eröffnet« 
vom  April  bis  December  1875  17  Monnds  in  Illinois 
und  Jowa;  als  bemerkenswerthe  Beigaben  zu  den 
Begräbnissen  sind  zu  erwähnen  vier  Scemuscbeln 
(cassis  madagascarcnsis),  eine  in  Gewebe  einge- 
schlagene Kupferaxt,  mehrere  Stcinpfeifon  etc. 

Report  of  explorations  of  the  ancient 
monnds  at  Albany  (Illinois),  by  W.  Pratt 
(Proceed.  vol.  I,  p.  99).  In  der  Nähe  von  Albany 
befindet  sich  eine  Gruppe  von  51  Monnds.  Sic 
sind  ganz  unregelmässig  gelegen,  meist  rund,  2 
bis  1 2 Fu*s  hoch,  und  liabeu  1U  bis  60  Fass  Durch- 
messer. In  einem  Mound  dieser  Gruppe  fand 
Pratt  sieben  erwachsene  und  einen  kindlichen 
Schädel,  es  gelang,  zwei  derselben  gut  zu  erhalten. 
Die  Schädel  zeigten  Abflachung  der  Hinterhaupt- 
gegend.  Neben  den  Knochen  wurden  nur  wenig 

Archiv  fax  Auihrtipulvtfie.  U.i.  XU. 


Grabbeigaben  gefunden.  Ein  zweiter  Mound  die- 
ser Gruppe  war  schon  früher  eröffnet  worden; 
Pratt  konute  noch  das  Vorhandensein  einer  Bteiner- 
neu  Trockenmauer  constatiren,  die  ursprünglich 
eine  innere  Urabkarainor  von  etwa  10  Fuss  Quadrat 
gebildet  hatte.  Ans  dieser  Kammer  waren  bereits 
bei  früheren  Ausgrabungen  viele  Knochen  heraus- 
genommen worden. 

Report  on  the  results  of  the  excursion 
to  Albany  111. No  v.  7lb  and  8th1873,  byA.Tif- 
fany  (Proceed.  vol.  I,  p 104).  Tiffany  nuter- 
sucht« aus  der  eben  erwähnten  G rappe  vier  Moands; 
einer  derselben  lieferte  keine  Ausbeute,  drei  ent- 
hielten Skelete,  neben  einem  Skelet  lag  eine  Glim- 
merplatte von  3 bis  4 Zoll,  sowie  ein  Stück  Hlei- 
glanz,  diu  übrigen  Beigaben  waren  die  gewöhnlichen. 

A Study  of  Skulls  and  long  bones  fron» 
mounds  near  Albany  111.  by  R.  Farquhar- 
son  (Proceed.  voL  I,  p.  114).  Besprechung 
der  von  Herrn  Pratt  bei  Albany  ausgpgrabe- 
neu  Knochen.  Die  chemische  Untersuchung  er- 
gab 79  Proc.  mineralische,  21  Proc.  organische 
Bestand! heile.  Von  den  Schädeln  hatten  vier,  die 
besser  erhalten  waren,  eine  mittlere  (’apacität  von 
72,31  Cnbikzoll  fmax.  81,40,  min.  62,35).  Der 
Läugenbreitenindcx  betrug  im  Mittel  83,6.  Die 
Höhe  wurde  anders  gemessen,  als  es  bei  uns  üblich 
ist,  der  Höheuindex  lässt  sich  daher  mit  den  unse- 
rigen  nicht  vergleichen.  Von  Extrcmitätenkuochen 
wurden  einige  femora,  tibiae  und  humeri  gemes- 
sen (freilich  nicht  von  denselben  Individuen)  und 
mit  den  entsprechenden  Knochen  von  Siouxindia- 
nern verglichen. 

A recent  find  of  skullR  and  skeletons  in 
Ohio,  by  Rev.  St.  Peet (Proceed.  vol.  II,  p.  138). 
Bei  Columbia  in  der  Nähe  von  Springfieid  (Ohio) 
lagen  in  einer,  in  einem  Kieslager  eingebetteten 
Hachen  Grube  eine  Anzahl  (wahrscheinlich  moder- 
ner Indianer)  Schädel  und  Knochen.  Peet  giebt 
an , sie  seien  auffallend  „orthocephal“  gewesen, 
doch  ist  es  nicht  möglich,  sich  ohne  wissenschaft- 
liche Beschreibung  eine  Vorstellung  von  ihnen  zu 
machen  und  Bie  kraniologisch  zu  claRsificiren. 

Shell  money  and  other  primitive  cur- 
rencies,  by  NV.  Pratt  (Proceed.  vol.  II,  p.  38). 
Die  Sammlung  der  Akademie  zu  Davenport  besitzt 
etwa  200  aus  Mounds  von  Illinois  hcrstaiu tuende 
Univalven,  die  in  eigentümlicher  Weise  nhge- 
schliffen  sind.  Die  Schnecke,  Anculosa  praerosn, 
findet  Rieh  in  Flüssen  Tennessees  und  Alabamas, 
die  Schalen  sind  von  der  Oeffunng  ans  abgeschliffen, 
bis  die  nächste  Windung  freigelegt  ist.  Pratt 
versuchte  ein  solches  Schneckenhaus  nachzusrblei- 
fen,  er  brauchte  s/4  Stunden  dazu,  um  einer  Schnecke 
eine  den  alten  ähnliche  Form  zu  geben.  Ver- 
fasser bespricht  audero  Vorkommnisse  von  Muschel- 
geld  und  die  einschlägige  Literatur;  znm  Schluss 
bespricht  er  noch  Muscbelperlen,  die  aus  der  Dicke 
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Referate. 


der  Muschelwnnd  einfach  ausgeschnitten  und  durch- 
bohrt wurden,  sowie  Kopferperlen. 

Mannfacture  of  pottery  by  Mojave  In- 
dian Women,  by  E.  Palmer  (Proceed.  vol.  II, 
p.  32).  Palmer  licüs  sich  bei  einem  Besuch  der 
Mojave  Indian  reservation  am  Colorado  river,  Ari- 
zona , von  zwei  Indianerinnen  Töpfe  verfertigen, 
um  ihr  Vorgeben  dabei  zu  studiren.  Die  beiden 
Weiberbrachten  einen  Klumpen  Thon,  etwas  Farbe, 
einige  ronde,  flache  Steine  von  verschiedener  Grösse 
und  zwei  hölzerne  Spatel  mit.  Waase r wurde  im  Hut 
der  einen  vom  nächsten  Brunnen  geholt  und  damit 
der  Thon  mit  den  Händen  durchfeuchtet  und  durch- 
knetet, bis  er  die  nüthige,  gleich  massig  zähe  Con- 
sistenz  hatte.  Je  nach  der  gewünschten  Grosso 
des  anzufertigenden  Topfes  wurde  nun  ein  Stein 
ausgewählt  und  darauf  mit  Hülfe  des  hölzerneu 
Spatels  der  Bodcu  gebildet.  Nachdem  dies  ge- 
schehen, wurde  der  Boden  vom  Stein  ahgenommen 
uud  in  den  Fingern  ein  langer  dünner  Wulst  aus- 
geknetet, der  ringsherum  an  deu  Rand  des  Bodens 
aufgelegt  wurde;  indem  er  inwendig  mit  dem 
Stein,  Auswendig  mit  dem  Spatel  angedrüokt  wurde, 
wurde  Überall  eine  feste  Vereinigung  mit  dem 
Boden  gewonnen.  So  wuchs  allmülig  die  Wand 
des  Topfes  in  die  Höhe,  indem  Ring  für  Ring  auf- 
gelegt, zwischen  Steiu  und  Spatel  festgedrückt,  und 
schliesslich  mit  den  feuchten  Fingern  geglättet 
wurde.  Geometrische  Verzierungen  wurden  mit 
einem  spitzen  Stückchen  eingeritzt.  Nachdem  die 
Töpfe  so  geformt  waren,  worden  sie  zum  Trocknen 
in  die  Sonne  gesetzt,  häufig  gewendet  uud  etwa 
sich  bildende  Risse  mit  Thonschlamro  verschmiert. 
Die  Töpfe,  welche  farbigen  Sohmock  bekommen 
sollten,  wurden  während  des  Trocknens  bemalt; 
die  Farbe  wurde  auf  einem  flachen  Stein  mit 
Wasser  angerieben  und  mit  einem  Pinsel  aufge- 
tragen, der  aus  einem,  vom  Hemd  der  einen  In- 
dianerin abgerissenen  uud  zusammengedrehteu 
Lappen  bestand.  War  Thon  und  Malerei  ganz 
trocken,  so  schritt  man  zum  Brennen.  Es  wurden 
zwei  Haufen  gleichinässig  grosser  Holzstücke  auf- 
gebaut  und  dazwischen  die  Töpfe  gesetzt,  Boden 
nach  oben.  Beim  Brennen  wurde  sorgfältig  dar- 
auf geachtet,  dass  überall  die  Hitze  die  ganze 
Oberfläche  gleichinässig  stark  traf.  Von  Zeit  za 
Zeit  wurde  das  Feaer  mit  hingen  Stöcken  zurückge- 
zogen und  die  Fortschritte  des  Brandes  genau  unter- 
-sucht.  Sobald  die  Töpfe  genügend  gebrannt  waren, 
wurde  das  Feuer  ganz  entfernt,  und  damit  waren 
die  Wasser-  und  Kochtöpfe  fertig;  diejenigen,  die 
anderen  Zwecken  dienten,  bekamen  noch  eine 
Glasur,  indem  sie  noch  warm  mit  Salzwasser  be- 
strichen und  dann  noch  einmal  nachgebrannt 
wurden.  Palmer  ist  voll  Lobes  über  die  vorzüg- 
liche Arbeit,  Symmetrie  und  Schönheit  dieser 
Topfwaaren. 

On  the  inscribed  tublcts  fouud  by  Rcv. 


Gass  in  a raound  near  Davenport,  Jowa,  by 
R.  Farquharson  (Proceod.  vol.  II,  p.  103).  Far- 
qubarson  bespricht  die  oben  (S.  369)  erwähnten 
Tafeln.  Sie  bestehen  aus  bituminösem,  sehr  leicht 
verwitterharen  Schieferthon,  ihre  Oberfläche  ist  sehr 
wenig  verwittert,  die  Zeichnungen  sind  nicht  tief 
eingeritzt.  Die  eine  kleinere  Platte  ist  nur  auf  der 
einen  Seite  mit  Zeichnung  versehen;  sie  enthält 
vier  schön  gezogene,  sehr  regelmässige  concen- 
trischc  Kreise.  Das  zwischen  dem  äussersten  und 
vorletzten  Kreise  eingeschlomene  Feld  enthält  in 
sehr  regelmässigen  Abständen  zwölf  eingeritzte 
Zeichen.  Da»  zwischen  erstem  nud  zweitem  Kreise 
liegende  Feld  hat  regelmässig  den  Quadranten 
entsprechend  vier  Zeichen,  die  genau  einer  radial 
gestellten  römischen  III  gleichen.  Farquharson 
halt  den  Stein  für  einen  Kalenderstein.  Auf  der 
anderen  Tafel  sind  beide  Seiten  mit  eingeritzten 
Zeichnungen  versehen,  und  zwar  scheint  die  eine 
Seite  eine  Verbrennungsscene  darzustellen:  neben 
einem  grossen  Feuer  sind  drei  liegende  Menschen 
gezeichnet,  nud  dahinter  steht,  mit  den  Händen 
zu  einer  Kette  geschlossen,  eine  Reibe  mensch- 
licher Figuren.  Rechts  am  Himmel  die  Sonne, 
links  der  Moud,  dazwischen  Sterne,  darüber  in 
zwei  concentrischcu  Kreissegmenten  der  Himmels- 
bogen, der  mit  zahlreichen  buchstabeu -ähnlichen 
Zeichen  bedeckt  ist,  die  Farqnliarson  für 
phonetische  Schriftzuichen  zu  halten  geneigt 
ist.  Die  andere  Seite  zeigt  eine  Jagdsoone,  bei 
welcher  die  interessantesten  Thiere  zwei  Mam- 
mnthe  sind.  — Die  Akademie  scheint  die  Tafeln 
unbedingt  für  echt  zu  halten.  Natürlich  lässt 
sich  das  nur  an  Ort  und  Stelle  durch  strengste 
Untersuchung  des  Thatbestandes  der  Ausgrabang 
feststellen.  (Jus  will  nur  bedünken,  dass  der  Stil, 
besonders  des  KMlendersteins,  sowie  der  Verbreu- 
nungsscene  soweit  von  Allem  abweicht,  was  die 
historischen  und  prähistorischen  Indianer  Nord- 
amerikas an  künstlerischen  Darstellungen  geleistet 
haben,  dftss  darin  ein  Grund  zu  grosser  Vorsicht 
in  der  llabilitirung  dieser  Platteu  liegt.  Auch  ist 
gewiss  auffallend,  dass  der  so  leicht  verwitterbare 
Steiu  die  uur  seicht  eiugeritzte  Zeichnung  so  gut 
erhalten  hat,  als  ob  Bie  erst-  vor  ganz  kurzer  Zeit 
gemacht  worden  wäre.  — Farquharson  wirft  am 
Anfang  seines  Aufsatzes  einen  Blick  auf  die  übri- 
gen in  Amerika  aufgotauchten  Steine  mit  Inschrif- 
ten, von  welchen  sich  die  meisten  als  mehr  oder 
weniger  grobe  Täuschungen  erwiesen  haben. 

. Dcscription  of  some  inscribed  Stones 
found  in  Cleona  Townsbip  (Jowa),  by  Rev. 
Gass  (Proceod.  vol.  II,  p.  142).  Rov.  Gass  war 
im  Auffinden  von  beschriebenen  Steinen  besonders 
glücklich:  im  Januar  1877  fand  er  die  oben  be- 
schriebenen Tafeln,  und  schon  im  Mai  darauf  wie- 
der fünf  begeh riobone  Steine  in  einem  Flussbett.  Eine 
nähere  Beschreibung  derselben  steht  noch  aus. 


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Referate. 


371 


Tlieroglyphics  öbserved  in  Sumrnit 
Canon,  Utah,  and  on  liitle  Popo-agie  River 
in  Wyoming,  by  J.  D.  Put  na  m (Proceed.  toi.  I, 
p.  143).  Etwa  eine  Meile  entfernt  von  Santapnin 
sieht  man  auf  die  Felswände  des  Sainmit  Canon 
cingeritzt  zahlreiche  primitive  Darstellungen,  Jagd- 
scenen,  geometrische  Figuren,  Thiere  etc.  Aehn liehe 
Darstellungen  beobachtete  Putnam  am  Little 
Popo-Agio  river;  darunter  sind  Reiter,  Figuren  zu 
Fass,  zum  Tbeil  in  kämpfenden  Stellungen,  ein 
gehörntes  Thier,  unregelmässige  geometrische, 
schwer  zu  deutende  Figuren  etc.  Die  Gegend 
dieser  Felsenzeichnungen  wird  auch  noch  heutzu- 
tage viel  von  Indianern  besucht. 

15.  The  American  Antiquarian.  Aquar- 
terly  Journal  devoted  to  early 
American  history,  ethnology  and 
archaeology,  edited  by  Rev.  Ste- 
phen Peet.  VoL  I,  Heft  1,  2 und  3. 

Die  Zeitschrift  hat  sich  zur  Aufgabe  gesetzt, 
in  den  weitesten  Kreisen  das  Interesse  für  Archäo- 
logie, Ethnographie  und  Anthropologie  Amerikas 
anzuregen.  Sie  bringt  eine  Anzahl  Artikel  von 
bewährten  Autoren,  öffnet  aber  auch  für  die  I)is- 
cussion  ihre  Spalten  in  sehr  liberaler  Weise  dem 
grossen  Publicum,  welcheB  sich  für  die  Aufgaben 
der  Zeitschrift  interissirt.  Es  kann  daher  nicht 
fehlen,  dass  neben  manchem  Guten  auch  Dilettan- 
tismus, laienhafte  Beobachtungen,  unwissenschaft- 
liche Schlussfolgerungen  mit  unterlaufen.  Die  bis« 
her  erschienenen  drei  Hefte  des  ersten  Bandes 
enthalten  die  folgenden  Arbeiten: 

A discovery  of  a mastodon  Associated 
with  human  remains  (p.  54).  In  Austinburg, 
Ashtubulu  Co.  Ohio  wurden  die  Knochen  eines  Ma- 
stodon gefunden,  nahe  dabei  eint*  Pfeilspitze  und 
im  Boden  etwas  Kohle.  Der  Fall  beweist  Nichts 
für  die  Gleichzeitigkeit  von  Mastodon  nnd  Mensch, 
da  die  Pfeilspitze  nicht  direct  bei  den  Mastodon« 
kuochcn  lag;  auch  waren  die  letzteren  nicht  mehr 
in  ihrer  ursprünglichen  relativen  Lage,  sondern 
schon  gestört. 

Palaeolithic  Im  ple  mente  by  Berlin  (p.  10). 
Verfasser  fand  in  der  Nähe  von  Reading  (Pennsyl- 
vania) eine  Anzahl  „paläolithischer“  Stcingerüthe 
ganz  von  der  Form  der  von  Ab  bot  (s.  S.  360) 
beschriebenen.  Sie  lagen  an  der  Oberfläche;  eine 
Altersbestimmung  auf  Grund  ihrer  Fundverhältnisse 
ist  nicht  auszuführen.  Verfasser  ist  geneigt,  sie 
als  Geräthe  der  Eskimos,  die  früher  diese  Gegen- 
den bewohnt  hätten,  anzusehen. 

Ancient  garden  beds  of  Michigan  by 
Bela  Ilubbard  (p.  1).  Verfasser  erwähnt  zu- 
nächst kurz  die  bisherige  Literatur  über  diegen 
Gegenstand (Verandrier  1748,  Scboolcraft  seit 


1827,  John  Blois  1839,  Lapbam  1955  und  Fo- 
ster  1878)  und  geht  dann  zur  Beschreibung  dersel- 
ben über.  Sic  Anden  sich  (in  Michigan)  auf  gutem, 
fruchtbarem  Boden,  besonders  zwischen  St.  Joseph 
und  Grand  river;  sie  bestehen  aus  abwechselnden 
Streifen  von  Erhöhungen  (Beeten)  und  Vertiefungen 
(Furchen),  di«  parallel  nebeneinander  verlaufen; 
die  Streifen  sind  5 bis  16  Fusa  breit  und  12  bis 
mehrere  100  Fass  lang,  ihre  Höhe  schwankt  zwi- 
schen 6 und  18  Zoll.  Eine  Anzahl  Streifen  bildet 
ein  gewöhlich  deutlich  umgrenztes  Feld.  Ilubbard 
unterscheidet  acht  Formen  von  G arteu  beeten : 
1)  breite,  convexe  Beete  ohue  Zwischenfurchen, 
(12  Fürs  breit,  74  bis  115  Fum  lang);  2)  breite, 
convexe  Beete  mit  gloichbreiten  Furchen  abwech- 
selnd (Beete  12  bis  16  Fuss  breit,  Furchen  ebenso, 
Lfmgo  74  bis  132  Fuss) ; 3)  breite  Puralleibeete  mit 
schmalen  Zwischenfurchen;  die  Beetrichtung  steht 
senkrecht  aof  der  Längsrichtung  der  Felder  (Beete 
14  Fuss,  Furchen  2 Fuss  breit,  beide  100  Fass  lang); 
4)  lange  schmale  Beete  mit  noch  schmaleren  Zwi- 
schenfurchen , wie  Nr.  3 angeordnet,  nur  sind  die 
aneinander  stossenden  Beete  je  zweier  Nachbar- 
felder immer  durch  eine  halbkreisförmige  Erhöhung 
voneinander  getrennt  f Breite  der  Beete  5 Fuss,  der 
Furchen  l */*  Fass,  Länge  100  Fuss,  Höhe  18  Zoll, 
in  der  Nähe  von  threo  rivers);  5)  wie  die  vorige 
Form , nur  durch  kreisförmige  Erhöhungen  von 
einander  getrennt  (Beete  6 Fuss,  Furchen  4 Fass 
breit,  12  bis  40  Fass  lang,  18  Zoll  hoch);  6)  pa- 
rallele Beete  mit  schmalen  Furchen;  die  Längs- 
richtung der  Beete  steht  iu  den  aneinander  Btossen- 
den  Feldern  senkrecht  aufeinander  (Breite  der 
Beete  5 bis  14  Fu&b,  der  Furchen  1 bis  2 Fuss, 
Länge  12  bis  30  Fass,  Höhe  8 Zoll,  sehr  häutige 
Form);  7)  wie  die  vorigen,  nur  stehen  die  Beete 
der  Nachbarfelder  in  sehr  verschiedenem  Winkel 
zu  einander  (Beete  6 Fuss,  Furchen  2 Fuss  breit, 
30  Fuss  lang,  10  bis  12  Zoll  hoch,  bei  Prairie 
ronde);  8)  radähnliche  Anordnung  der  Beete;  ein 
kreisförmiges  Feld  ist  mit  radienübnlichen  Beeten 
and  schmalen  Furchen  ausgefüllt  (Beete  6 bis 
20  I'nss,  Furchen  oirca  1 Fuss  breit,  14  bis  20  Fuss 
lang,  bei  Kalamazoo).  Ilubbard  ist  geneigt,  die 
Gartenbeete  als  wirkliche  Gärten  einer  friedlichen, 
zahlreichen,  mindestens  bis  hinter  die  Zeit  der 
Entdeckung  Amerikas  znrückreicheuden  Bevölke- 
rung anzusehen.  Gerade  in  der  Nahe  von  Garten- 
beeten sind  sonstige  Sparen  früherer  Ansiedelung 
(Topfscherben,  Pfeilspitzen  und  sonstiges  Geräth) 
ausserordentlich  selten;  Verfasser  glaubt  daher, 
dass  die  alten  Gärtner  hölzerne  Häuser  und  Geräthe 
gehabt  hätten,  deren  Spuren  ganz  verschwunden 
seien;  big  seien  ein  Volk  mit  friedliebendem  Cha- 
rakter gewesen,  arbeitsam  und  mit  einem  gewissen 
Schönheitssinn,  vielleicht  mit  einem  gewissen  Grade 
wissenschaftlicher  Bildung  ansgeetattet. 

Discovery  of  Skeletons.  Interetting 
47* 


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372 


Referate. 


examination  of  a mound  in  Chagrin  falls 
(p.  55).  Grahatn  and  Bray  fanden  in  einem 
Mound  bei  Chagrin  falls  12  sehr  verwitterte  Ske- 
lete; zwei  derselben  lugen  am  Grande  des  Mound 
in  steinbedeckten  Gräbern;  diu  übrigen  lagen  in 
mehreren  Stockwerken  geschichtet  über  den  ersteren. 

Prehistoric  ruins  in  Dade  Co.  Missouri 
(p.  70).  Beschreibung  eines  alten  kreisförmigen 
Kingwalles  mit  eigentümlichen  Verstärkungen  der 
schwachen  Punkte  (Eingänge,  weniger  abschüssige 
Seite  des  Forts).  (Die  Form  dieser  Befestigung 
hat  auch  in  den  prähistorischen  Ringwällen  der 
alten  Welt,  besonders  in  England,  zahlreiche  Ana- 
logien. Ref.) 

Retnarkable  finds  of  leaf-shaped  flint 
implements  in  Ohio,  by  M.  Read  (p.  9$). 
Verfasser  wirft  die  Frage  auf,  ob  die  „blattförmi- 
gen“ Steingeräthe,  welche  nicht  selten  in  grösserer 
Anzahl  zusammen  in  der  Erde  vergraben  aufge- 
funden werden,  nicht  wohl  halbfertige  Waare  ge- 
wesen seien,  wie  sie  aus  den  Steinbrüchen  an  die 
Händler  abgegeben  wurde.  Danach  hätten  wir 
diese  Depot«  als  Waarenlager  von  Häudlern  zu 
deuten,  die  das  im  Groben  vorgearbeitete  Material 
zur  weiteren  Bearbeitung  verkauften. 

Native  American  Architecture  by  Edw. 
Barber  (p.  123).  Handelt  vorzugsweise  von  den 
Bauten  der  alten  Pueblobewobner;  der  Artikel  ent- 
hält keine  wesentlich  neuen  Gesichtspunkte. 

A comparison  of  tho  Pueblo  pottery 
with  Egyptian  and  tirecian  ceramics,  by 
Edw.  Barber  (p.  61).  Barber  glaubt  eine  über- 
raschende Aehnlichkoit  (striking  similarity)  zwi- 
schen griechischen  und  besonders  ägyptischen 
Thon  waare  n und  den  ceramiscben  Produeten  der 
alten  Pueblobewohner  gefuuden  zu  haben;  er  er- 
blickt diese  Aehnliohkeit  1)  im  Material,  2)  in  der 
Form,  3)  in  der  Ornament irung  der  Gelasse,  und 
meint,  es  bliebe  noch  abzuwarten,  ob  uns  diese 
Tbatsacke  nicht  mehr  Klarheit  über  den  Ursprung 
der  amerikanischen  Völker  bringen  würde.  Refe- 
rent hat  Gelegenheit  gehabt,  sowohl  in  Philadelphia 
und  Washington  die  Pucblothonwaaren , als  auch 
in  Egypten  die  dortigen  Töpfereiproducte  zu  stu- 
diren  uud  kann  versichern , dass  beide  in  Form 
und  Ornament  ebenso  weit  von  einander  verschie- 
den sind,  wie  ein  Egypter  und  ein  Indianer.  Doch 
zeigt  uns  schon  Barber1»  Aufsatz  selbst,  wie 
himmelweit  beide  Topfwaaren  von  einander  unter- 
schieden sind;  keino  der  von  Barber  neben  ein- 
ander gestellten  und  abgebildeten  Formen  bat 
auch  nur  entfernte  Ähnlichkeit  mit  der  angeblich 
entsprechenden:  der  geknppelte  Thonkrug  der 

Moqai  (Fig.  2)  (ein  bei  den  Culturvölkern  Ameri- 
kas so  häutiges  und  fast  charakteristisches  Forro- 
rootiv)  ist  grundverschieden  von  dem  daneben  ab- 


gebildeten griechischen  Ascos  (Fig.  1);  der  fusslose 
plumpe  Wasserkrug  (Fig.  4)  bat  ebenso  wenig 
Aehnlichkoit  mit  der  zierlichen  Ulpe  (Fig.  3),  wie 
das  Fragment  des  rundbäuchigen  Puebiogefasees 
(Fig.  6)  mit  dem  daneben  stehenden  Stamnos  (Fig.  5). 
Ganz  unmöglich  aber  ist  cb,  die  geringste  Ähn- 
lichkeit zwischen  dem  Puhlntrinkgcfass  (Fig.  8) 
nnd  dem  Rhyton  (Fig.  7),  der  dem  ersteren  in  der 
Form  entsprechen  soll,  aufzufinden;  man  würde 
weniger  erstaunt  sein,  wenn  Jemand  dss  Pueblo- 
gefass  von  einem  Hteinbierkrug  de»  Münchener 
Hofbrauhauses  ableiten  wollte,  als  von  dem  grie- 
chischen Uhvton.  Ebensowenig,  als  die  Form  der 
Gefusse  giebt  uns  deren  Oruamentirung  einen 
Grund,  hier  griechische  oder  egyptische  Einflüsse  zu 
vermutheo.  Gewisse  Grundformen  des  Oruainente» 
sind  ganz  international:  Striche,  Zickzacklinien, 
Mäander  sind  von  Flechtmotiven  hergenommen, 
finden  sich  üburall,  wo  geflochten  wird,  uud  be- 
weisen gar  nicht»  für  etwaige  ethnographische 
Beziehungen;  ebenso  sind  Punkte,  Kreise,  durch 
schräge  Striche  verbundene  Kreise,  »Spiralformeu 
ganz  international ; dasselbe  gilt  von  primitiven 
Thier-  und  Pflanzen  formen.  Da»  ist  aber  auch 
Alles,  was  wir  von  Ornament  auf  den  Pueblotbon- 
waaren  finden.  Wir  können  daher  auch  in  der 
Ornamentirung  keine  Beziehung  zwischen  den 
alten  Pucbloindianern  uud  der  alten  Welt  ent- 
decken; iro  Gegentheil  finden  sich  einige  specifische 
Formen,  die  in  der  alten  Welt  nicht  Vorkommen, 
für  die  Cultorvölker  Amerika»  aber  charakteristisch 
sind : es  ist  die»  der  Mäander,  dessen  Mittelfeld  ein 
treppenförmig  anfsteigendes  Band  trägt  (Fig.  9), 
sowie  die  Figur,  die  Barber  für  ein  Malteser- 
kreuz hält  (Fig.  13),  die  aber  ebenfalls  Nichts  als 
ein  aus  Flechtmotiven  entnommenes  Element  und 
durchaus  verschieden  ist  von  dem  llackenkrouz, 
mit  welchem  Barber  es  zusammenstellt.  Wir 
glauben,  dass  Barber'»  Aufsatz  sehr  geeignet  ist, 
denen,  die  überall  Einflüsse  der  alten  Welt  im  vor- 
columbischen  Amerika  wittern,  die  Grundlosigkeit 
ihrer  Meinungen  recht  deutlich  zu  machen. 

The  discovery  of  the  Ohio  by  Stephen 
Peet  (p.  21).  Ein  Herr  C.  C.  Baldwin,  Secretfir 
der  Northern  Ohio  hist.  Soc.,  besitzt  eine  ungemein 
reichhaltige  Sammlung  amerikanischer  Karten, 
und  unter  diesen  in  Bonst  wohl  nicht  wieder  er- 
reichter Vollständigkeit  diejenigen,  welche  speciell 
das  Innere  Nordamerikas  darstellen.  Die  Samm- 
lung umfasst  nahezu  alle  älteren  Karten  und  wir 
gewinnen  aus  der  Chronologie  derselben  einen 
sehr  vollständigen  Einblick  in  den  Fortschritt  der 
geographischen  Kenntnis»  de»  Inneren  Nordameri- 
kas. Peet’s  Artikel  enthält  eine  kurze  Beschrei- 
bung und  Analyse  des  in  dieser  Sammlung  vorlie- 
genden Materials. 

The  location  of  thelndian  tribes  in  the 
northwest  territory  at  the  date  of  its  orga- 


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Referate. 


373 


ii ization , by  St.  I).  Poet  (p.  85).  Auf  Grund 
des  soeben  erwähnten  Karteninaterials  entwirft 
Verfasser  ein  Bild  der  Sitze  der  verschiedenen  In- 
diAnerstämme  im  zweiten  Drittel  des  vorigen 
Jahrhunderts  in  dem  Gebiete,  welches  begrenzt  wird 
im  Osten  von  den  Alleghanies,  im  Westen  vom 
Mississippi , südlich  vom  Ohio  nnd  nördlich  von 
den  grossen  Seen. 

Modern  Indian  tribes  in  the  vicinity 
ofthe  ancient  mural  remains  of  Utah  nnd 
Arizona,  by  E,  A.  Harber  (p.  18).  Ein  auf- 
fallender Umstand  bei  den  Ruinenstadten  in  Ari- 
zona etc.  ist  das  seltene  Vorkommen  von  Gegen- 
ständen des  Gebrauchs  sowohl  in  den  Ruinen  selbst, 
als  auch  in  den  alten  Gräbern.  Es  erklärt  sich 
dadurch,  dass  die  jetzt  hier  norandisironden  India- 
ner (Navajos,  Utes,  Pah -Utes  und  Apache»)  alles 
Brauchbare  an  sich  genommen  und  dabei  selbst 
die  Gräber  geplündert  haben. 

Description  of  an  engraved  Stone  fonnd 
near  Berlin  (Ohio)  by  J. Sylvester  (p.  73).  Be- 
schreibung eines,  mit  eingeritzten  unregelmässigen 
Figuren  versehenen  Steines;  derselbe  war  vom 
Verfasser  selbst  am  Boden  eines  Mounds  bei  Ber- 
lin (Ohio)  gefunden  worden,  wurde  aber  vom  inter- 
nationalen archäologischen  Congress  in  Piladelphia 
(1876)  nur  alR  sehr  der  Fälschung  verdächtig  auf- 
genommen. Sylvester  versucht  im  vorliegenden 
Artikel  eine  Verteidigung  der  Autenticitüt  dieses 
Fundes. 

Observation»  on  the  Dighton  rock  in- 
scription,  byCh.  Rau  (p.  38).  Eines  der  viel- 
besprochensten Objecte  amerikanischer  Archäologie 
ist  bekanntlich  die  „Inschrift“,  welche  der  Dighton 
rock,  ein  Felsen  nahe  au  der  Mündung  des  Tau nton 
river  in  Massachusets  trägt  Schoolcraft  hat  sich 
dieselbe  von  einem  Algonkinindianer,  der  sie  als 
indianische  Inschrift  bezeichuetc,  übersetzen  lassen. 
Dieser  Uebersetzung  steht  nun  eine  andere  ent- 
gegen, von  Finn  Hagnuseu  in  Copenhagen,  der 
die  Inschrift  für  Runen  erklärte  und  so  übersetzte: 
151  Nordmänner  unter  Thorfinn  nahmen  Besitz 
von  diesem  Land.  Luser  trefflicher  Landsmann 
Rau  weist  auf  eine  andere  Uebersetzung  Mag- 
nus en 's  hin,  den  Bleckiuger  Fels  betreffend,  dessen 
„Inschrift1*  Magnusen  für  Runen  erklärte  nnd  so 
Wort  für  Wort  übersetzte,  während  andere  vor- 
urteilsfreie Gelehrte  (Berzelius,  Nilson,  Wor- 
saae)  keine  Spur  von  Runen,  wohl  aber  zahlrei ehe 
natürliche  Risse  und  Spalten  im  Fels  anffanden. 
Auch  der  Dighton  roak  zeigt  keine  einzige  Runen- 
form und  dürfte  daher  ebensowenig  als  Zeichen  der 
Anwesenheit  der  Normannen  angesehen  werden,  wie 
dos  sogenannte  „Skelet  mit  der  Rüstung*  (ein  In- 
dianergrab, welches  einige  Messingplatten  als  Grab- 
beigabe enthielt),  oder  der  runde  Thurm  in  Newport, 
Rhode  Island  (der  Unterbau  eiuer  alten  Windmühle). 


Inscribed  stone  of  Grave  Creek  rnound, 
by  M.  Reid,  Hudson  Ohio  (p.  139).  Der  Artikel 
ist  der  Abdruck  eines  vom  Verfasser  in  der  State 
arcbaeologic&l  society  Wooster  Ohio  gehaltenen 
Vortrages;  er  enthält  eine  vortreffliche  kritische 
Untersuchung  über  die  Echtheit  dieses  vielbe- 
sprochenen Steines.  Bekanntlich  war  derselbe 
heim  Ausgraben  eines  grossen  Mounds  am  GraVe 
Creek  Virg.  ira  Sommer  1838  gefunden  worden. 
Anfangs  unbedingt  für  echt  gehalten,  galt  er  als 
Beweis  für  ethnographische  Beziehungen  mit  der 
alten  Welt.  Der  Stein  war  mit  vier  Reihen  Zei- 
chen versehen , von  welchen  die  oberen  drei  eine 
Aehnlichkeit  mit  Buchstaben  hatten.  School- 
craft hielt  sie  für  solche  und  fand,  dass  in  der 
Inschrift  4 Zeichen  griechischen,  4 etruskischen, 
5 Runen,  6 altgallischen,  7 altpersischen,  10  phö- 
nizischen,  14  altbritinchen,  16  celti beriechen  Buch- 
staben entsprächen;  er  war  geneigt,  die  gauzo 
Schrift  für  celtiberiBch  zu  halten.  Reid  untersucht 
zunächst  auf  experimentellem  Wege  die  Frage: 
Ist  die  Inschrift  eine  Buchstabenschrift?  Er  liess 
sich  von  einem  Studenten,  einem  Schulmädchen, 
einem  Kaufmann  und  einem  Professor  je  20  Zei- 
chen aufsch reiben : dieselben  sollten  aus  einfachen 
geraden  Strichen  combinirt  werden,  aber  keine  den 
Betreffenden  bekannte  Buchstaben  darstellen.  Das 
Resultat  war  überraschend:  beim  Vergleich  mit  den 
cyprischen  Inschriften  Cesnolas  würde  man  bei  der 
einen  Probe  5 cyprische  und  2 phönizische,  bei  einer 
zweiten  11  cyprische  und  2 phönizische,  bei  der  drit- 
ten 8 cyprische  und  3 phönizische  und  bei  der  vier- 
ten sogar  10  cyprische  und  11  phönizische  Buch- 
staben entdecken!  Auch  die  zweite  Untersuchung 
Reid’ »über  die  Vorgänge  beim  Auffinden  desSteine» 
lässt  die  Bedeutung  derselben  in  sehr  zweifelhaftem 
Uchte  erscheinen.  Reid  fasst  das  Resultat  seiner 
Untersuchungeu  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 
Es  liegt  kein  zwiugender  Grund  vor,  die  fragliche 
Inschrift  als  Buchstabenschrift  aufzufassen.  Sie 
lässt  sich  keinem  bekannten  Buchstabenalphabet 
einordnen.  Der  Charakter  der  eingerit.zten  Zei- 
chen entspricht  genau  dem  eines  Versuches  einer 
künstlichen  Erfindung  von  Buchstaben.  Dia  Aus- 
führung der  Zeichen  übersteigt  nicht  die  Capaci- 
tät  eines  gewöhnlichen  (etwa  beim  Ausgraben 
beschäftigten)  Arbeiters.  Zur  Zeit  der  Auffindung 
wurde  keine  gründliche  Untersuchung  über  die 
Echtheit  des  Steine«  angestellt.  Die  Argumente 
dafür,  dass  der  Stein  aus  dem  Mound  selbst  aus- 
gegraben wurde,  sind  keineswegs  beweisend.  Es 
kann  daher,  so  wie  die  Sache  jetzt  liegt,  dieser  Stein 
durchaus  nicht  als  Basis  für  irgend  eine  Schluss- 
folgerung ül>er  Charakter  und  ethnologische  Be- 
ziehungen der  Moundbuilder  dienen. 

Eine  Notiz  im  Antiquarian  (p.  178)  berichtet 
von  einem  Fund  von  46  Steinen  in  Woodstown, 
New  Jersey,  von  welchen  jeder  auf  beiden  Seiten 


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374 


Referate. 


einen  kreisförmigen  Einschnitt  un<l  je  Auf  einer 
Reite  einen  „ Buchstaben enthalten  habe.  Vor- 
läufig werden  9 dieser  „Buchstaben“  abgebildet, 
and  eine  eingehende  Kritik  des  Fundes  für  später 
in  Aussicht  gestellt. 

Collection«  and  collectors  in  Ohio  and 
vicin ity  (p.  47).  Der  Herausgeber  giebt  kurze 
Notizen  über  die  archäologischen  Sammlungen, 
welch©  er  auf  eiücr  Reis©  zur  Antbropologcnver- 
Sammlung  in  Cincinnati  im  Sommer  1*77  besucht 
hat.  Gerade  Ohio  ist  sehr  reich  an  solchen  Samm- 
lungen; Feet  hat  besucht:  iu  Cleveland  die  Samm- 
lungen der  Hist.  Soc.  of  Northern  Obio,  in  Coliun- 
bus  die  Sammlung  der  State  librnry,  Circleville  die 
Privatsammlung  W.  Andersen’»,  in  Cbillicothe 
die  Museen  der  public  library  und  der  acadcmy 
of  Sciences,  iu  Portsmouth  die  Sammlungen  von 
T.  Kinncy  und  l)r.  Hempstead,  iu  Cincinnati 
die  sehr  reichen  Schätze  von  Tb.  Clean ey  und 
Dr.  H.  Hill,  sowie  die  Sammlungen  der  Nat.  bist. 
Society  und  der  Hi*t.  Soc.  of  Cincinnati.  — Vou 
Cincinnati  aus  machte  Peet  einen  Ansflug  nach 
Fort  Ancient  am  little  Miami  (schon  von  Squier 
in  Antiqu.  of  theMiss.  vall  pag.  I8u,  19  beschrieben), 
und  machte  dort  „an  important  discovery“.  Eb 
ist  dort  eine  Um  Wallung,  deren  Form  durch  die 
Gestalt  des  steil  abfallenden  Hügels  bedingt  ist;  die 
Dämme  folgen  genau  den  Windungen  der  schar- 
fen Kauten  der  oben  ziemlich  ebenen  Fläche. 
Durch  einen  tiefen  natürlichen  Einschnitt  ist  die 
ganze  Umwallung  in  zwei  aneinander  stossende 
Fort«  geschieden;  am  Eingänge  des  einen  biogen 
sich  die  Wälle  etwas  einwärts  und  ihrem  Kude 
gegenüber  steht  im  Eingänge  selbst  beiderseits  je 
ein  Monnd.  Es  ist  dies  eine,  in  Amerika  wie  in 
der  alten  Welt  sehr  häufige  Form  der  Verstärkung 
der  Thore  einer  Umwallung;  Peet  aber  erblickt 
in  den  beiden  runden  Mounds  je  einen  Schlangen- 
kopf,  iu  den  Reiteneingängen  zwischen  runden 
Mounds  und  Längswall  einen  Ring  um  den  Hals 
der  .Schlange,  in  den,  den  Windungen  der  Hügel- 
kante folgenden  Wällen  den  Körper  der  Schlange, 
und  in  der  gegen  einander  gerichteten  Stellung 
der  Monnds  (am  Eingänge  in  die  Umwallung)  den 
Ansdruck  eines  lebhaften  Kampfes  der  beiden 
Schlangen!  Wer  suchet,  der  wird  finden!  Selbst 
die  Natur  kam  Peet  mit  einein  Rchlangenkunstatück 
entgegen:  in  einer  Eisensteingrube  war  ein  Schlau- 
genkopf  (aus  Brauneisenstein)  gefunden  worden, 
dpr  ein  Ei  im  Maule  hielt,  ein  wahre»  cosmogo- 
uisches  Ei.  In  Cincinnati  schlangert’s ! — [Uebri- 
gens  erwähnt  Peet  in  der  nächsten  Nummer  de» 
Antiquariat!  ganz  loyal,  dass  ein  Herr,  der  die 
fraglichen  Krdwerke  nochmals  genau  vermessen, 
sich  nicht  der  Erklärung  Peet'sanschliesstfp.  102).J 
Sketch  of  the  Klamath  language  of  Sou- 
thern Oregon  by  A.  Hatschet  (p.  81).  Kurzer 
Abriss  des  Baues  der  Klamathsprache. 


Mythological  text  in  the  Klamath  Inn- 
gUAge  of  Southern  Oregon  by  A.  Gatschet 
(p.  161).  Verfasser  giebt  einen  kurzen  Text  der 
Schöpfungsmytho  der  Maklakindiaucr  in  Oregon 
und  lässt  demselben  eine  eingehende  Analyse  der 
Wörter  und  Formen  folgen. 

Glenn  in  gs  by  S.  Haldem  an  (p.  77).  Kurze 
Notizen  und  Bemerkungen  über  weniger  bekannte 
Stellen  in  Schriftstellern,  welche  über  manche  Ver- 
hältnisse der  früheren  Indianer  Licht  zu  verbrei- 
ten geeignet  sind , sowie  über  manche  Besonder- 
heiten an  archäologischen  Funden  (eigenth tunliche 
Form  von  Pfeilspitzen,  von  Staatstomahawk«, 
stumpfe  Pfeilspitzen,  Rührmesser  etc.). 

Von  korzen  Nachweisen  von  Altert bümorn  und 
Funden  bringt  der  Autiquarian  eine  ziemliche 
Menge,  Es  wird  aufmerksam  gemacht  auf  natür- 
liche (nicht  künstliche)  Mouiid*  hei  Olympia,  Waah, 
Territ.  (p.  13),  Mounds  iu  Indian  territory  (p.  14) 
laug  hin  sich  erstreckpnde  Steiuwälle  und  kreis- 
förmige Erdwerke  iu  den  Felsengcbirgen  (p.  16), 
alte  Indianerpfade  in  Ohio  (p.  17),  Spuren  des 
Menschen  in  Ohio  aus  einer  Zeit,  die  bis  vor  die 
Errichtung  der  Mounds  zurückreicht  (p.  36), 
Mouad«  bei  Wilmington  (Delaware) (p.  166).  eiserne 
Aexta  im  Staat  New-York  (p.  171),  Kupfcrgeräthc 
und  Thonwaaren  bei  Muscatine  (p.  172)  etc. 

Tradition©  of  the  delnge  among  the  tri- 
bes  of  the  North- West,  by  Rav.  M.  Eellß  (p.  70). 
Verfasser  giebt  eine  Anzahl  von  Süudfluthsagen  der 
nordwestlichen  Stämme.  Hier  daraus  nnr  eine 
einzige:  „Vor  etwa  17  Juhren  ritt  eiu  alter  In- 
dianer mit  einem  Ansiedler  ül>er  die  (’aacadeherge. 
„Riehst  Du  dort  jenen  hohen  Berg?“  fragte  der 
Indianer.  „Ja  war  die  Antwort.  „Siehst  Du 
dort  zur  Rechten  das  Gehölz?“  -.Ja“,  sagte  der 
weisse  Mann.  „Well“,  sagte  der  Indianer,  „es 
war  einmal  vor  langer  Zeit  eine  grosse  Fluth  und 
alles  Land  war  unter  Wasser.  Ein  alter  Manu 
und  seiuo  Familie  waren  auf  einem  Boote  oder  Floss, 
und  sie  trieben  anf  dem  Wasser  umher  und  der 
Wind  blies  sie  an  jenen  Berg  hin,  wo  er  wieder 
festen  Grund  fand.  Dort  blieb  er  einige  Zeit,  und 
dann  sandte  er  eine  Krähe  aus,  um  Land  zu  suchen, 
aber  sie  kam  zurück,  ohne  welches  gefunden  zu 
haben.  Nach  einiger  Zeit  saudte  er  die  Krähe 
wieder  aus  ond  diesmal  brachte  sie  ein  Blatt  aus 
dem  Wulde  zurück,  und  der  alte  Mann  freute  sich, 
denn  jetzt  wusste  er,  dass  das  Wasser  ahn  ahm“.  — 
Die  Nordwestküste  wird  soit  fast  200  Jahren  von 
weisnen  Christen  besucht,  seit  40  Jahren  leben 
und  arbeiten  Missionäre  unter  den  dortigen  In- 
dianern; dennoch  ist  Verfasser  überzeugt,  dass 
solche  Sagen  ein  gewichtiges  Argument  nicht  nur 
für  die  Glaubwürdigkeit  der  Bibel,  sondern  anch 
für  die  Einheit  der  Ruce  seien;  der  Umstand,  dass 
sich  solche  Sagen  über  die  ganze  Welt  verbreitet 
finden,  beweist  ihm,  dass  alle  jetzigen  Völker  von 


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Referate. 


375 


den  Wenigen,  die  Lei  der  Sündfluth  gerettet  wur- 
den, also  von  der  Familie  Noah  al »stammen. 

The  hible  narrative  and  heathun  tradi- 
tions;  the  trace*  of  the  facta  mentioned  in 
Genesis  in  the  traditions  of  all  nationa,  by 
Rev.  Stephen  Peet  (p.  150).  Ka  scheint,  als  ob 
V erfass  er  den  Beweis  anzutreten  versuchte,  als  ob  die 
frühesten  in  der  Bibel  erwähnten  „Thatsachen“  in 
den  Mythen  aller  Volker  wiederkehrten , und  dass 
diese  vielen  Uebereinstimmnngon  gewisser  „Tradi- 
tionen“ bei  fast  allen  Itacen  mit  der  Bibel  sich  nicht 
anders  erklären  Hessen,  als  durch  die  Annahme  eines 
gemeinschaftlichen  historischen  Ursprungs.  Ks 
sei  genug,  hier  nur  einen  dieser  „Beweise“  anzu- 
führen: Die  Namen  der  mythischen  Gründer  vie- 

ler Nationen  des  Ostens  gleichen  frappant  (strik- 
ingly  resemble)  den  Nnraen  Adam  oder  Noah : 
bei  den  Griechen  ist  es  Inachus,  auf  Kreta  Minos, 
bei  den  Etruskern  Minerfu,  in  Indien  Menu,  in 
Egypten  Mua,  in  Deutschland  Manns.  Und  in 
allen  diesen  Namen  findet  Verfasser  eine  frappante 
Aehnlichkeit  mit  Adam  oder  Noah!  Auf  solche 
Gründe  stützt  sich  die  Beweisführung. 

16.  The  American  Naturalist,  devoted 
to  the  natural  Sciences  in  thelr 
widest  sense. 

Diese  vortrefflich  geleitete  populär- wissenschaft- 
liche Monatsschrift  bringt  reiches  Material  zur 
Archäologie  und  Ethnographie  Nordamerikas.  Wir 
entnehmen  aus  den  drei  letzten  Jahrgängen  (vol.  XI 
bis  vol.  XIII)  die  folgenden  Artikel  znr  Besprechung  : 

Pliocene  man  (vol.  XII,  p.  125).  Prof. Copo 
hat  vor  Kurzem  aus  Oregon  aus  einem  alten  Seebett 
verschiedene  Fossilien  erhalten  (Elephas  primi- 
geniuB,  Equus  occidentalis  etc.),  mit  welchen  ver- 
mischt (in  the  same  deposit  in  undistinguishable 
relation)  zahlreiche  Obsidian pfoilspitzen  sich  fanden. 
Alles  lag  zusammen  an  der  Oberfläche  eines  Thon- 
bettes, welch  letzteres  mit  1 5 bi*  20  Fuhs  hoher  vulca- 
n isolier  Asche  bedeckt  war.  Diese  Asche  batte 
der  Wind  an  einigen  Stellen  weggeweht  und  so  die 
tieferliegenden  Schichten  entblösst.  Es  fragt  sieb  nur, 
ob  dinObsidinüspitzeu  an  der  Oberfläche  nicht  auch 
durch  moderne  Indianer  hingebracht  sein  können. 

Examinations  of  Indian  mounds  on  Rock 
river  at  Sterling,  Illinois  (vol.  XI,  p.  6S8). 
Unter  sechs  von  einem  Herrn  Ilolbrook  unter- 
suchten Mounds  enthielt  einer  eine,  den  Dohnen 
der  alten  Welt  ähnliche  Structur ; es  war  ein  ova- 
ler, 20  Fuss  langer,  12  Fuaa  breiter  und  7 Fass 
hoher  Tumulus,  Innen  befand  sich  ciu  viereckiger 
Dolmen,  10  Fuss  lang.  4 Fuas  hoch  und  41/*  Fuss 
breit;  Seitenwände  und  Deckplatten  bestanden  aus 
Kalksteinen,  die  nichtdurch  Mörtel  oder  sonstwie  mit 
einander  verbunden  waren,  und  die  auf  dem  natür- 
lichcu  Boden  standen.  In  der  durch  sie  gebildeten 
Kammer  lagen  die  Reste  von  acht  menschlichen 


Skeleten  und  einige  wenige  Grabbeigaben.  Einer 
der  langen  Knochen  zeigte  eine  alte  Fraktur,  die 
durch  Ciilluswucherung  wieder  gut  consolidirt  war; 
einer  der  Schädel  hatte  ein  etwa  Zwanzigpfennig- 
stück  grosses  rundes  Loch,  dessen  Ränder  an- 
scheinend in  Vernarbung  begriffen  waren.  Die 
übrigen  fünf  Mounds  enthielten  nicht«  den  er- 
wähnten Dohnen  Analoges. 

Urania  utilized  a«  cinerary  urns  in  a 
burial  mound  in  Florida  (vol.  XII,  p.  753). 
ln  einem  Begräbuisstnound  zwei  Meilen  nordöst- 
lich von  Santa  Fe  laku  wurden  von  Gill  man 
ausser  zahlreichen  anderen , stark  verwitterten 
menschlichen  Kuochcn  zwei  Calvarieu  gefunden, 
welche  Fragmente  von  verkohlten  Knochen  und 
Sand  enthielten;  sie  lagen  2 Fuss  und  21/*  Fuss 
unter  der  Oberfläche  und  zwar  so,  du*B  der  Schei- 
tel nach  unten,  die  Basis  nach  oben  gekehrt  war. 
Ober-  und  Unterkiefer  fehlten.  Die  Schudel  selbst 
zerfielen  kurz  nach  der  Ausgrabung;  doch  wurde 
constatirt,  dass  sie  „orthocephal“  uud  hinten  nicht 
abgeflacht  waren.  Einige  Tibien  waren  ausge- 
zeichnet platveuem.  Im  gauzen  Begräbnisshilgel 
fanden  sich  zahlreiche  Scherben  von  Thongcfussen, 
zum  Tboil  bemalt  uud  mit  zierlichem  Ornament 
versehen.  — Gillman  beschreibt  ferner  ein  aus 
einem  Begräbnissmound  Floridas  entnommene* 
Thongefass,  dessen  Innenseite  (wahrscheinlich  durch 
Anwendung  von  Kochsalz)  gbisirt  ist.  Auch  aussen 
war  das  Gelass  am  Halse  glusirt,  der  übrige  Körper 
jedoch  nicht.  (Glasur  ist  sonst  östlich  vou  den 
Felsongehirgen  eine  grosse  Seltenheit.)  Das  Go- 
ßt*« lässt  seine  Fabrikation« weise  noch  deutlich 
erkennen:  es  ist  aas  langen  Würsten  von  Thon- 
masse  spiralig  aufgebaut,  gerade  wie  es  D umout 
vou  den  TbougiTiisseu  in  Louisiana  und  Palmer 
von  denen  der  Mojavcimliauer  (s.  S.  370)  be- 
schreibt. 

Urania  mR  cinerary  urns  in  tbe  mounds 
in  Obio  (vol.  XIII,  p.  328).  Metz  in  Mudisonville 
fand  im  Gentrum  eines  7 Fuss  hohen  Monnd  am 
little  Miami  river  (Ohio)  zwischen  Asche  und 
verbrnnnton  Knochenfragmenten  die  Reste  eines 
nicht  der  Einwirkung  von  Feuer  ausgesetzten, 
sonst  aber  stark  verwitterten  Schädels;  er  glaubt, 
dass  wohl  auch  hier  Knochenasche  in  einem  Schä- 
del beigesetzt  worden  sein  möge. 

Perforated  skulls  (vol.  XIII,  p.  227).  Ein 
Begräbnissmound  bei  Santa  Barbara  (Californien) 
enthielt  30  bis  40  Skelete ; abgesondert  von  diesen 
fanden  sich  auf  einen  Haufen  vereinigt  sechs 
einzelne  Schädel,  von  welchen  fünf  nahe  am  Schei- 
tel und  zwar  augenscheinlich  erst  nach  dem  Tode 
künstlich  durchbohrt  (trepanirt)  waren.  Die  run- 
den Oeffnungen  hatten  «inen  Durchmesser  von 
V4  Zoll 

Ou  un«y  mmetric  arrow-heads  and  allied 
form*  by  S.  llal  dem  an  (vol.  XIII,  p.  292). 


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376 


Referate. 


beschreibun#  und  Abbildung  einiger  unregelnut Wä- 
ger Formen  sogenannter  Pfeilspitzen,  die  entweder 
durch  Fehler  iui  Material,  oder  maugeihafte  Ge- 
schicklichkeit der  Arbeiter  oder  durch  späteren 
Bruch  unsymmetrische  Form  haben. 

Indian  ateatite  dishes  vol.  XII,  p.  403. 
Bericht  über  den  von  Putnam  (11.  Rep.  Peabody 
Mus.,  p.  273)  beschriebenen  alten  Steatitsteinbruch 
bei  Providence,  Rhode  Island. 

vol.  XII,  p.  630  wird  noch  ein  anderer  Steatitr 
steinbruch  bei  Chnlu  Araelia  Co.  Va.  erwähnt. 
Auch  hier  fanden  sich  die  Spuren  nitindianischer 
Bearbeitung,  viele  nicht  ganz  fertige  Töpfe  und 
viel  Handwerksgcrttth. 

On  the  probable  use  of  discoidal  stones, 
by  W.  Hoffman  (vol.  XII,  p.  478).  Die  soge- 
nannten discoidal  stones  finden  sich  iu  ganz  Nord- 
amerika ungemein  häufig;  ihre  Deutuug  ütösst  auf 
Schwierigkeiten.  Es  sind  runde,  bisweilen  bicon- 
cave,  meist  im  Centruin  durchbohrte  Steine,  deren 
Raud  selten  flach , meistens  schwach  convex  ge- 
krümmt ist  und  fast  nie  Spuren  von  Abreibung 
zeigt.  Sie  sind  von  den  verschiedensten,  oft  von 
sehr  harten  Steinarten  angefertigt ; der  Grösse  nach 
lassen  sich  zwei  Arten  unterscheiden,  eine  grössere 
von  5 bis  6 Zoll  Durchmesser,  und  eine  kleinere, 
die  selten  2 Zoll  Durchmesser  erreicht.  Man  bat 
vermuthet,  dass  die  kleineren  als  Wurfgeschosse  nach 
Vögeln  etc.,  oder  als  Zierrath  dienteu;  vielleicht 
Wurden  sie,  wie  Hoffman  annimmt,  zu  Spielen, 
ähnlich  unserem  Dameubrctt spiel,  benutzt.  In  Be- 
zug auf  die  grösseren  schliesst  Bich  Hoffman  der 
Deutuug  Squier’a,  Rau’s,  Jones'  an,  wonach 
sie  bei  einem  Spiel,  Chung  kee,  welches  schon 
Adair,  später  Catlin  beschreibt,  verwendet  wur- 
den. Auhulicbe  Spiele  wurden  auch  in  netterer 
Zeit  bei  den  Mojaves  und  Apachen  beobachtet. 
(Immerhin  bleibt  es  schwierig  zu  erklären,  dass 
die  Ränder  der  discoidal  stones  in  der  Regel  keine 
Spuren  mechanischer  Insulte  zeigen,  denen  sie  doch 
hei  diesen  Spielen  gerade  in  hohem  Grade  ausge- 
setzt waren.  lief.) 

Exnmination  of  Indian  graves  in  Chester 
Co.  Pennsylvania,  by  E.  Berber  (vol.  XIII, 
p.  294).  Untersuchung  von  vjer  Gräbern  aus  einem 
grösseren  indianischen  Begrftbniseplatz  in  der  Nähe 
des  Brandywine  creek.  Grabbeigaben,  sowie  Art 
der  Bestattung  zeigten  an,  dass  die  Gräber  aus 
einer  Zeit  stammten,  in  welcher  schon  bedeutender 
Einfluss  der  Wuhnen  stattfand;  die  Knochen  waren 
stark  verwittert;  der  hesterhaltene  (weibliche) Schä- 
del war  asymmetrisch  nnd  mehrorthognath,  als  die 
übrigen.  Es  handelt  sich  hier  wahrscheinlich  um 
eineu  Begräbnissplotz  der  Lenni-Lenapeindianer. 

Cremntiou  amonp  the  Sitka  Indians 
(vol.  XI,  p.  372).  Beschreibung  der  Leichen  ver- 
hrennnug  einer  alten  Sitkaindianerin  in  Alaska. 
Die  Leiche  wurde  mit  Stricken  durch  das  Dach 


der  Hütte  herausgezogen;  als  aber  unglücklicher- 
weise ein  Strick  riss  und  die  Leiche  auf  das  Feuer 
der  Hütte  zu  rück  fiel,  wich  man  von  dem  gewohn- 
ten Brauch  ab  und  trug  sie  durch  das  Thor  der 
Hütte  hinaus,  „weil  der  Geist  der  alten  Frau 
zornig  war  und  es  nicht  habon  wollte“.  Der 
Scheiterhaufen  war  etwa  40  Yards  von  dem  Hause 
entfernt  und  war  aus  C’cdernholz  aufgebaut.  Die 
Verbrennung  dauerte  mehrere  Stunden;  während 
dessen  wurden  von  deu  schwarzbeiuulteu  Leidtra- 
genden Klagegesäuge  vorgetragen.  Die  Asche 
wurde  in  einem  klciuen,  nach  dem  Muster  des 
Wohnhauses  gebauten  3 Fass  langen  und  2 Fass 
breiten,  mit  Holzschnitzereien  verzierten  Häuschen 
beigesetzt.  Früher  pflegte  man  lieim  Tode  eines 
Häuptlings  mehrere  kriegsgefangene  Sklaven  zu 
tödten:  erat  seit  der  amerikanischen  Herrschaft  ist 
diese  Sitte  ahgeechafft. 

Aboriginnl  funeral  customa  in  the  Uni- 
ted States,  by  E.  Barbar  (vol.  XI,  p.  197).  En 
werden  als  Hauptarten  der  Leichenbestattung  bei 
deu  Indianern  der  vorcolnm bischen  Zeit  unter- 
schieden: 1)  Begrübt» iss,  2)  Verbrennung,  3)  Ein- 
bnlsaniirung,  4)  Loftbeatattung  (auf  Gerüsten  etc.). 
Verfasser  bespricht  besonders  die  beiden  Arten  von 
I^eicheubeBtaltnug,  welche  in  den  von  ihm  be- 
reisten Staaten  Colorado,  Utah,  Arizona  in  Ge- 
brauch waren.  Hier  wurden  die  Leichen  entweder 
begraben  oder  verbrannt.  Die  Gräber  waren  8 bis 
4 Fuss  tiefe  Gruben,  die  rings  mit  Steinplatten 
umsetzt  und  nach  der  Beerdigung  bis  zum  Niveau 
der  Umgebung  mit  Erde  aufgefüllt  wurden;  den 
Leichen  wurden  Waffen  und  Haungeräth  mitgege- 
ben. Solche  Gräber  finden  sieb  sehr  häufig  iu  Süd- 
westcolorado, Südostutah,  am  Sau  Juan  etc.  Die 
alten  Pueblobewohner  in  Utah  und  Arizona  übten 
dagegen  mehr  Lciehenbrand  mit  Beisetzung  der 
Asche  in  seichten  Gräbern  mit  Steinplattensetzung. 
Einige  Stämme  von  Rio  Gila  in  Südarizona  be- 
wahrten die  Asche  in  Thonnrnen. 

The  ancient Pueblos  orthe  ruius  of  the 
valley  of  the  rio  San  Juan,  by  K.  Barber 
(vol.  XII,  p.  f)2<3  u.  606),  Ein  summarischer,  auf 
eigene  Beobachtung  sich  stützender  Bericht  der 
von  den  Expeditionen  II  ay  den 's  durchforsch- 
ten und  genau  beschriebenen  Kuinenstädtu  im 
Stromgebiet  des  Colorado. 

Traces  of  solur  worship  in  North  Ameri- 
ca, by  E.  Barber  (vol.  XII,  p.  228).  Verfasser 
vertheidigt  seine  Ansicht,  duss  sieb  in  Amerika 
zahlreiche  Spuren  von  Sonnencultus  finden.  Er 
fasst  seine  Argumente  in  folgendo  Punkte  zu- 
sammen : 1)  die  meisten  Völker  mit  polytheistischen 
Religionen  verehren  die  Sonne;  2)  Spuren  von  Son- 
nencultua  finden  sich  in  den  Ruinen  der  Tempel 
und  Pyramiden  Mexicos;  3)  noch  heute  lassen  sich 
Spuren  davon  bei  wilden  und  halbcivilirirten  In- 
dianern erkennen ; 4)  das  Symbol  der  Sonne  findet 


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Beferate. 


377 


sich  häufig  in  der  Bilderschrift  alter  and  moderner 
nordamerikaniBcher  Indianer ; 5)  die  Steinhäuser  (der 
Paeblo8)  schauen  nach  Osten  (!);  ebenso  sind  die 
grosseren  rechteckigen  Gebäude  genau  orientirt; 
6)  auch  die  Lage  der  Todten  im  Grabe  lässt  auf 
Sonnencultus  sch  Hessen  (?). 

Stone  implements  and  Ornaments  from 
the  ruius  of  Colorado,  Utah  and  Arisona, 
by  E.  Barber  (vol.  XI,  p.  264).  Verfasser  hat 
Ton  seinem  Besuch  der  alteu  Ruinenstädte  eine 
werthvolle  Sammlung  der  rerschiedensten  Gerätbe 
mitgebracht.  Es  fanden  sich  häufig  sogenannte 
Pfeilspitzen,  Lanzenspitzen,  Beile  (die  Barber  alle 
fär  Kriegsgeräth  hält),  auch  ein  Stein  mit  einge- 
grabeaer  liohlrinne,  zum  Strecken  der  Pfeilscbäfte, 
dann  Hämmer,  Schaber,  Sägen,  Meissei,  Bohrer, 
Pfriemen,  mancherlei  Flechtwerk  etc.  Stein inörser 
sind  selten  ganz,  Fragmente  derselben  finden  sich 
jedoch  häufig;  Steine  zum  Zerstossen  des  Getreides 
gehören  zu  den  häufigsten  Funden.  Ausserdem 
wurden  Schmackgegenst&nde  aus  Muschelschalen, 
Thon  perlen,  Türkise  (?)  etc,  gefunden. 

On  the  ancient  and  modern  pueblo  tri' 
bes  of  the  Pacific  slope  of  the  United  States, 
by  E.  Barber  (vol.  XI,  p.  591).-  Die  Gegenden 
der  alten  Ruinenstädte  in  Colorado,  Utah,  Ncw- 
Mexico  und  Arizona,  in  den  Flussgebieten  des  San 
Juan,  Colorado  und  oberen  Rio  Grande  del  Nort« 
werden  jetzt  von  zwei  rasch  dahinsterbenden  halb- 
civilisirten  Indianerstämmen  bewohnt,  den  Pueblos 
und  den  Zunis,  an  welche  sich  in  Nordostarizona 
die  Moquis  mit  ihren  sieben  Dörfern  anschliessen. 
Barber  weist  nach,  dass  diese  Indianer  wahr- 
scheinlich die  Nachkommen  der  alten  Pueblobe- 
wohner sind.  Die  Traditionen  der  modernen  In- 
dianer führen  diese  Banten  direct  auf  ihre  Vor- 
fahren zurück,  und  die  Funde  stimmen  so  genau 
mit  den  modernen  Dingen  überein,  dass  ein  Zweifel 
an  engeren  verwandtschaftlichen  Zusammenhang 
kaum  aufkommen  kann.  Die  alten  Häuser  sind 
genau  so  gebaut  wie  die  modernen,  besonders  der 
Moquis.  Sie  sind  viereckig,  massiv  aus  Steinen 
mit  Thonmörtcl  erbaut,  innen  und  aussen  mit 
Thon  überstrichen.  In  das  Haus  kann  man  nur 
von  oben  mittelst  einer  Leiter  gelangen.  Ebenso 
wie  die  Hausarchitektnr  bietet  auch  die  Fabrika- 
tion der  Töpferei waaren  in  Form  und  Ornamenti- 
rung  die  bis  ins  Einzelnste  gehenden  Analogien 
zwischen  alter  and  neuer  Zeit.  Höchstens  werden 
die  modernen  GefUsse  etwas  nachlässiger  gemacht 
als  die  alten.  Auch  in  allen  anderen  Beziehungen 
lassen  sich  handgreifliche  Analogien  nach  weisen. 
Barber  nimmt  an,  dass  die  alten  Pueblobewohncr 
durch  eine  andere  mächtige,  von  Norden  eindrin- 
gende Race  südwärts  getrieben  worden  Beien;  er 
führt  als  Stütze  seiner  Ansicht  an:  die  zahlreichen 
Feuersteinspitzen  in  der  Nähe  der  alten  Dörfer 
(Pfeilspitzen),  die  grosse  Menge  von  Topfscherben 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII. 


[which  in  eome  measure  reBuIted  from  the  attacks 
of  ennemies  (!)J,  die  Lage  der  Häuser  au  unnah- 
baren Klippen.  Uns  scheinen  diese  Gründe  nicht 
Ausreichend  für  ßarber's  Schluss  zu  sein:  es  ist 
sehr  wahrscheinlich , dass  die  sogenannten  Pfeil- 
spitzen als  Messer  für  friedlichen  Gebrauch  dienten 
(noch  jetzt  bedienen  sich  die  Pali-Utes  ganz  regel- 
rechter sogenannter  Pfeilspitzen  als  Messer);  das 
Vorkommen  zahlreicher  Topfscherben  ist  kaum  ein 
ernstlicher  Grund,  auf  schwere  Kämpfe  ums  Da- 
sein einer  Nation  zu  schließen,  und  die  geschützte 
und  versteckte  Lage  der  Häuser  deutet  zwar  auf 
einen  ängstlichen,  vorsichtigen  Volkscharakter,  es 
scheint  aber  nicht  wahrscheinlich,  dass  ein  Volk, 
welches  von  einem  übermächtigen  Feind  über- 
wältigt wird,  sich  noch  mühsam  unter  steilen  Klip- 
peu  Häuser  anlegt  Auch  ist  wohl  kaum  Grund 
anzunehmen,  dass  ein  Volk  südwärtB  vertrieben 
wurde,  wenn  wir  seine  Nacbkuminen  mit  'ganz 
denselben  Sitten  und  Gewohnheiten  in  derselben 
Gegend  wiederfinden.  Es  liegt  wohl  näher,  den 
Grund  für  die  Verödung  der  alten  Wohnpl&tzc  in 
der  zunehmenden  Dürre  der  Gegend  zu  suchen, 
die  früher,  nach  den  Ruinen  zu  schliessen,  gut  be- 
wässert und  fruchtbar  war,  jetzt  aber  zum  grössten 
Theil  zur  Wüste  ausgetrocknet  ist 

The  seven  towus  of  Moqui,  by  E.  Barber 
(vol.  XI,  p.  728).  Die  Bericht«  der  ersten  Er- 
oberer des  Landes  (1540)  und  späterer  Reisenden 
(1799)  werden  mit  den  neueren  Beobachtungen 
verglichen.  Danach  hat  das  Völkchen  der  Moqui 
seine  Sitten  und  Gewohnheiten  ziemlich  unver- 
ändert erhalten ; die  Bevölkerung  der  sieben  Dörfer, 
welche  jetzt  nur  noch  492  erwachsene  Männer  und 
440  Weiber,  im  Ganzen  1604  Seelen  beträgt, 
nimmt  rasch  ab  and  scheint  einem  baldigen  Aus- 
sterben  entgegenzugehen. 

Moqui  food-preparations,  by  E.  Barber 
(vol.  XU,  p.  456).  Beschreibung  der  Bereitung 
der  Piki-  und  der  Tum-i-lnk-i* ui- Kuchen  bei  den 
Moqui  in  Colorado. 

Fish  hooks  of  tho  Mohave  Indians,  by 
E.  Palmer  (vol.  XII,  p.  403).  Die,  die  Ufer  des 
Colorado  bewohnenden  Mohavos  beuutzen  die 
Stacheln  von  einerCactusart  (Echinocactus  Wislizeni) 
zur  Verfertigung  ihrer  Fiachangelu.  Die  Stacheln 
werden  abwechselnd  in  Wasser  gelegt  und  an 
Feuer  gebracht,  und  werden  dadurch  so  geschmei- 
dig, dass  sie  Bich  durch  Fingerdruck  beliebig 
krümmen  lassen;  ist  die  gewünschte  Biegung  er- 
zielt, so  wird  dieselbe  durch  Umwickelung  eines 
Fadens  fixirt.  In  neuerer  Zeit  verdrängen  die  von 
Weissen  eigeführten  Stalllangeln  die  uraprüugliche 
indianische  Angel. 

Gaming  among  the  Utah  Indians,  by 
E.  Barber  (vol.  XI,  p.  351).  Verfasser  beschreibt 
einige  Spiele  der  Yampa,  eines  Zweiges  der  Utah- 
imlianw.  Sie  sind  leidenschaftliche  Spieler  und 

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378 


Referate. 


geben  oft  so  weit,  dass  sie  absolut  Alles,  was  sie 
und  ihre  Weiber  besitzen,  verspielen.  Die  Miiuuer 
spielen  mit  Vorliebe  das  folgende  Spiel:  sie  sitzen 
einander  paarweise  gegenüber,  jeder  Spieler  bat 
als  Spielmarken  eine  Anzahl  kurzer  Stückchen  vor 
sich.  Der  eine  Spieler  lässt  zwei  cyliudrischo 
Knochenstückchen  von  der  einen  in  die  andere 
Hand  wandern  und  sucht  dabei  seinem  Gegner 
durch  Schütteln  der  geschlossenen  Hände  etc.  eB 
möglichst  zu  erschweren,  zu  erkennen,  in  welcher 
Hund  sich  die  Knochenstückchen  befinden.  Er- 
rüth  es  dennoch  der  Geguer,  so  hat  er  gewonnen, 
im  umgekehrten  Fall  verloren.  — Aach  die  Wei- 
ber spielen  leidenschaftlich,  besonders  Karten,  die 
sie  von  Weiaseu  erhalten  haben,  oder  roh  nach- 
ahmen ; von  Männern  wird  das  Kartenspielen  ver- 
achtet. 

Notes  on  Indian  männern  and  custoras, 
bv  l)r.  E.  Palmer  (vob  XII,  p.  308).  Eine  Reihe 
interessanter  Notizen  über  Gebräuche  und  Sitten 
der  Indianer  iw  Südwesten  der  Vereinigten  Staaten. 
Die  einzelnen  Skizzen  behandeln : The  Navajoea 
in  the  presenco  of  death,  Navajo  women  gambling 
(ein Spiel,  Ähnlich  unserem:  „Kopf  odar  Schrift“), 
Apache  playing  card*  (selbst gefertigte  Karten  aus 
gegerbtem  Pferdeleder,  die  mit  dem  Safte  wilder 
Pflanzen  Itemalt  werden),  an  Apachu  medicine 
mau,  Apache  rat -Catchers  (junge  Apachen  jagen 
Ratten  mit  einem  Stock  und  verzehren  sie  halb 
geröstet  buchstäblich  mit  Haut  und  Haaren), 
Apache  marriage  (Gewohnheiten  bei  der  Braut- 
werbung; Ehebruch  der  Frau  mit  Abschneiden 
der  Nase  bestraft).  Vittt  to  the  Moqua  Indians 
[der  Dorfschulze  ( govemor)  scheint  eine  bedeutende 
Macht  Über  seine  Untergebenen  aaszuüben ; er  be- 
stimmt von  Tag  zu  Tag  die  Arbeiten , die  das 
Dorf  zu  verrichten  hat.  Beschreibung  einer  Mahl- 
zeit bei  einem  Dorfschulzen].  Ealing  customs  in 
several  tribes  (Fang  und  Tödtung  verschiedener 
Thicre,  die  als  Nahrung  dienen,  Mäuse,  Fleder- 
mäuse, Wespen,  Hunde,  Wölfe,  Büffel,  Pferde, 
Fische  etc.). 

Social  life  among  our  aborigines,  by  W. 
Dali  (vol.  XII,  p.  1).  Verfasser  hat  eine  Reihe  vou 
Jahren  in  Nordwestalaska  in  inniger  Berührung 
mit  den  dortigen  Eskimos  und  Indianern  gelebt; 
er  giebt  im  vorliegenden  Artikel  lebendig  frische 
Schilderungen  ans  dom  häuslichen  Leben  derselben. 

On  the  punisheraent  of  Prostitution 
among  the  aborigines  (vol.  XII,  p.  560). 
W.  Hoffman  fand  in  Arizona  eine  Anzahl  Frauen 
mit  abgeschnittenen  Nauen.  Es  war  die  Strafe 
für  Ehebruch  (s.  oben);  sie  war  ursprünglich 
weit  verbreitet;  sie  wird  erwähnt  bei  den  Apachen, 
Cotnanchen,  Creeks,  Miamis,  iu  Florida,  Mexico  etc. 

Plant»  used  by  thelndiana  of  the  United 
States, by  E.  Palmer  (vol.XH,p.  593).  Verfasser 
zählt  eine  sehr  grosse  Menge  von  Pflanzen  auf, 


die  zur  Befriedigung  der  verschiedensten  Bedürf- 
nisse der  Indianer  verwendet  werden.  Al»  Nah- 
rungsmittel dienen  die  Früchte  (uud  zwar  frisch, 
sowie  getrocknet)  von  Juuiperns  pachyploea,  J.  cali- 
fontica,  J.  Occidental»,  Pinos  torreyaua,  P.  mono- 
phylla  (die  Indianer  verzehren  hiervon  unglaub- 
liche Mengen ; sie  werden  zur  Zeit,  wo  die  Zupfen 
reifen,  sehr  fett),  Algurobia  glandulosa,  Qnercus 
emoryi,  Qn.  ohrysolepi»,  Qu.  agrifolia,  rhus  arorna- 
tica,  rhns  iutegrifolia,  ('erasus  ilicifolia,  C.  demissa, 
Sambucus  glauca,  Mesembryanthemum  uciuaciforme, 
Lysium  pallidum,  L.  andersoni,  Brahea  arauata, 
Pritcbardia  filamentosa,  Shopenlia  argentea,  ribcs 
mengiesii , Simmoudsia  californica,  Arctostaphylos 
tomeutosa,  Vitia  arizonica,  californica  etc.  Dio 
Wurzeln  und  Knollen  werden  gegessen  von:  Za- 
niia  iutegrifolia  (liefert  das  Arrow-root  von  Florida), 
Apios  tuberoea,  Hesperocnrallis  nndulata,Sagittaria 
simplex,  Carum  gairdneri,  Milla  capitata,  Amo- 
reuxia  sckiedcana,  Camassia  esculenta,  Valeriana 
edulis  etc.  Von  Körnerfrüchten  ist  die  beliebteste 
und  verbreitetste  der  einheimische  Mais,  ausserdem 
wurden  gegessen  die  Körner  von  Helianthus  petio- 
laris  und  II.  lenticularis,  Portulaca  oleracea,  Sporo- 
bolus cryptandrua,  Atriplex  californica  etc.  Manche 
der  obigen  Ptlanzen  sind  nicht  nur  als  Nahrungs- 
mittel den  Indianern  von  Nutzen,  sondern  finden 
auch  noch  für  andere  Zwecke  Verwendung:  so 
liefert  Algarobia  glandulosa  in  Texas  mit  seinen 
Früchten  nicht  nur  ein  sehr  beliebtes  Nahrungs- 
mittel, sondern  das  Holz  wird  zu  Schnitzereien, 
wie  zur  Kohlenbereituug  benutzt,  das  llarz,  wel- 
ches der  Baum  absondert,  dient  zum  Schwarzfar- 
ben der  Haare  und  zum  Tödten  der  Länse,  dio 
Blätter  znm  Blaufarben  der  mit  Cactusstackeln 
eingestochenen  Tätowirungswonden.  Von  Uhus 
aromatica  werden  die  (sehr  sauren)  Beeren  ge- 
gessen, aus  den  jungen  Zweigen  werden  vortreff- 
liche, wasserdicht«  Körbe  geflochten,  die  oft  zum 
Kochen  der  Speisen  (mit  Hülfe  beisser,  in  das 
Wasser  getauchter  Steine)  gebraucht  werden.  Von 
Scirpus  validus  wird  der  Pollen  zu  Brot  gebacken, 
die  Wurzel  roh  gegessen,  die  Blätter  zu  Matten 
geflochten.  Als  Gemüse  werden  gegessen:  die 
Knospen  von  Typbia  latifolia,  die  jungen  Zweige 
von  Erigonum  inflatnm,  ferner  Porphyra  vulgaris 
(ein  Seetang)  und  die  jungen  Pflanzen  von  Cau- 
lanthus  crassicaulis,  Cotyledon  laoceolata,  Apbyllon 
californicum  etc.  Zu  Textilzwecken  wird  in  erster 
Linie  Yucca  hacoata  verwendet , welche  überhaupt 
eine  der  nützlichsten  Pflanzun  für  diu  Indianer 
Nen-Mexicos,  Arizonas  und  Südcaliforniuns  ist.  Die 
Frucht  wird  roh  und  getrocknet  gegessen;  der  in 
Wasser  zerklopfte  Stamm  liefert  eine  seifenähnliche 
Masse;  die  in  Wasser  raacerirten  Blätter  geben 
einen  vorzüglichen  faserigen  Stoff,  der  zu  allen 
Arten  indianischer  Textilarbeit  dient,  zu  Zwirn, 
Stricken,  Netzen,  Hüten,  Haarbürsten,  Schuhen, 


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Referate. 


379 


Matratzen  et«.  Aach  mehrere  andere  Yuccaarten 
werden  in  ähnlicher  Weise  benutzt.  Anderes 
Textil  material  wird  gewonnen  von  Agave  deserti, 
Apooynura  cannabinnm,  Urticaria  holoeericea,  Co- 
wania  mexicana  etc.  Sehr  viele  Pflanzen  finden 
Verwendung  zur  llereitung  von  Drogueu  und 
Arzneimitteln  der  Indianer.  Die  Wurzel  von 
Chlorogalum  pomeridiauum  dient  als  Seife;  ein 
Decoct  von  Datura  metcloides  soll  die  jungen 
Weiher  beim  Tanzen  anfregen,  eine  Abkochung 
dor  Samen  dieser  Pflanze  wird  als  Betäubungs- 
mittel von  den  californischen  Indianern  benutzt. 
Die  Blätter  von  Nicotiaua  trigonophylla,  N.  bige- 
lovii  und  N.  attenuata  werden  zu  einem  sehr  star- 
ken Taback  verarbeitet.  Die  zerquetschte  Wurzel 
von  Ligusticum  apiifolium  wird  auf  Contusiouen 
aufgelegt,  ein  Infus  der  Wurzel  wird  gegen  Magen- 
■chmerz  angewandt.  Kin  Decoct  der  Wurzel  von 
Berberis  aquifolium  dient  als  Tonicuni  bei  Schwäche- 
zuständen , die  Wurzel  von  Aneniopsin  californica 
als  Pulver  oder  Decoct,  als  äußerliches  Heilmittel 
gegen  Geschwüre,  besonders  syphilitische.  Ein 
Infus  von  Achillea  millefolinm  wird  von  den  In- 
dianern bei  Magenschwächo , ein  kaltes  Infus  von 
Cucurbita  perennis  bei  Condylomen  und  Hämor- 
rhoiden angewandt.  Ein  starkes  Decoct  vou  Eu- 
phorbia  polycarpa,  flnsserlich  angewandt,  wird  als 
sehr  zuverlässiges  Mittel  gegen  Schlangenbiss  von 
den  Indianern  gerühmt.  Eriodyotion  glntinosum, 
innerlich  als  Decoct  genommen,  heilt  Itkeumatis- 
mus  und  Lähmungen.  Intermittens  wird  durch 
ein  Infas  von  Microraeria  douglusii,  Kopfschmerz, 
Fieber  und  Würmer  durch  einen  starken  Aufguss 
von  Artemisia  tridentata  behandelt.  Gegen  Beu- 
len gebraucht  man  ein  Decoct  von  Artemisia  fili- 
folia,  als  wehentreibendes  Mittel  einen  starken 
Aufguss  von  Artemisa  ludoviciana,  gegen  Inter- 
mittens ein  Infus  von  Erythraea  venusta , gegen 
Anginen  und  acute  ßroncbialkatarrhe  ein  Decoct 
von  Paeonia  brownii  oder  vonGrindelia  squarrowi. 
Als  Stypticum  bei  Schusswunden  dient  Lygodesmia 
Bpinosa  und  Perezia  arizonica,  als  Heilmittel  gegen 
Syphilis  und  Genorrhüo  ein  Theo  von  Ephedra 
antisyphilitica.  Farbstoffe  werden  gewonnen  von 
Kumex  hyinenosL'pnlus  (zum  Gprben  und  Braunfär- 
ben der  Ledermocnssins  und  zum  Bemalen  des 
Körpers),  Sueda  californica  und  S.  diffusa  (mm 
Scbwarzfärben  der  Körbe),  Dalea  emoryi  (gelb- 
braun), Larrea  mexicana  (grüngelb;  ein  von  dieser 
Pflanze  abgesondertes  Harz  wird  zum  Einkitten 
der  Steingeräthe  in  den  Schaft  gebraucht).  Garrya 
flavescens  (violett),  Trichoetemma  lanatnm  (zum 
Dunkelfärben  der  Haare),  Orthocarpus  luteus  (schön 
l-osarotb),  Kritrichinnn)  micrantbum  (zart  gelb), 
Lithogpermum  longiflorum  (purpurne),  Evemia 
vulpina  (gelbe  Farbe). 

Modern  monnd-bnilders,  by  A.  Gatschet 
(vol.  XII,  p.  322).  Verschiedene  Stämme  der  Kaiepüya- 


ind inner  am  Oregon  und  seinen  Nebenflüssen  (Wil- 
lämette)  häufen,  wie  Gatschet  erzählt,  im  Zu- 
stande grosser  Erregung  in  der  Nacht  mit  ihren 
Händen  Erdhügel  von  3 bis  7 Fass  Länge  und 
12  bis  18  Zoll  Breite  auf.  Their  design  is4not  to 
conceal  propertv  or  to  bury  tbe  dead,  bat  siraply 
to  work  themselves  into  a torrible  sweut,  Der 
Name  modern  Moundbuildcr  könnte  verleiten,  hier 
an  eine  Analogie  mit  den  Erbauern  jeucr  oft  ge- 
waltigen alten  Erdwerko  zu  denken,  mit  welchen 
übrigens  die  hier  besprochenen  Maulwurfsbügel- 
mounds  Nichts  gemein  haben.  Niemand  wird 
glauben,  dass  die  alten  Moundbnilder  ihre  Riesen- 
structuren  errichtet  hätten,  bloss  um  in  einen  ge- 
waltigen Schweins  zu  gerathen. 

Notes  on  the  aboriginal  inoncy  of  Cali- 
fornia, byL.  Yates  (vol.  XI,  p.  30).  AlsTausch- 
mittel  bedienen  sieb  die  Indianer  ,Californiens 
mancher  Muschelschalen,  sowie  gewisser  Steinarten. 
Von  Muscheln  werden  Dentaliuiu,  Saxidomus,  Ila- 
liotis,  Olivella  etc.  benutzt.  Die  flachen  Schalen 
von  Saxidomns  und  Haliotis  werden  in  rundliche 
oder  stumpfpolygone  Stücke  gebrochen,  auf  Sand- 
steinen flach  gerieben  und  mit  einem  eigeutküm- 
lichen,  von  YatoH  beschriebenen  und  abgebildeten 
Bohrer  in  der  Mitte  durclilocht.  Die  Univalve 
Olivella  wurdu  einfach  an  der  .Spitze  durchgeschlif- 
fen, so  dass  man  sie  an  einem  Faden  Aufreihen 
konnte.  Bei  den  Indianern  von  Lake  Co.  gelten  «80 
solche Saxidomusscheibun  eineu  Dollar.  Die  „Gold- 
münzen“, d.  h.  das  werthvollere  Geld  bilden  längs- 
durchbohrte Perlen  von  einem  weits-,  gelb-  und 
braun-,  feingebänderten  Stein,  dessen  Natur  Yates 
nicht  näher  fest«  toi  len  konnte.  Die  Perlen  sind  lüng- 
lich-cy lindrisch,  */4  Zoll  dick  und  1 bis  3 Zoll  lang. 
Ihr  Werth  beträgt  21/*  bis  25  Dollar.  Die  Wei- 
ber pflegen  all  ihr  Muschel-  und  Steingeld  als 
Schmuck  bei  öffentlichen  Festlichkeiten  zur  Schau 
zu  tragen. 

Aboriginal  shell  rnoney,  by  R.  Stearns 
(vol.  XI,  p.  344).  Stearns  erwähnt  ausser  den 
von  Yates  genannten  Muscheln  noch  Saxidomus 
gracilis,  Haliotis  rnfesceos , Pachydesma  crassa- 
tolloides.  Ein  Halsband  einer  jungen  lndianer- 
frau  von  den  Bärenflussindianern  bestand  aus 
1100  Scheiben  von  letzterer  Muschel  und  war 
232  Dollars  werth;  ein  anderes,  aus  Haliotis, 
Pachydesma  und  Olivella  zusammengesetztes  reprä- 
sentirte  einen  Werth  von  479  Dollars. 

Adjectiveaof  colo ur in  Indian  1 anganges, 
by  A.  Gatschet  (vol.  XIII,  p.  475).  Gatschet 
untersuchte  die  Sprachen  von  sieben  Indianer- 
stämmen  auf  ihre  Ansdrücke  für  Farben  (Modoc- 
und  Klamath-,  Ntt-perces-,  Kalapüja-,  Michöpdo-, 
Dacota-,  Shawnee-  und  Creek-Indianer).  Alle  sind 
reich  an  Bezeichnungen  für  verschiedene  Farben- 
abstufungen,  besitzen  jedoch  keine  Bezeichnung 
für  den  abstractcn  Begriff  Farbe.  Viele  XAmen 
48* 


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380 


Referate. 


▼on  selbst  sehr  verschiedenen  Farben  scheinen  von 
denselben  Wurzeln  abgeleitet  zu  sein  (ein  Gleiches 
findet  auch  bei  anderen  Sprachen  statt : blank,  blue, 
black,  bleich  scheinen  ebenso  wie  grau  und  grün 
aufgleicbe  Wurzeln  zurückzuführen  zu  sein).  Misch- 
farben werden  häufig  durch  Verbindung  der  Worte 
für  die  einfachen  Farben  gebildet  (analog  unserem 
blauschwarz , grüngelb  etc.).  Oefters  haben  zwei 
Farben  dieselben  Bezeichnungen,  so  gelb  und  grün 
bei  den  Klamaths,  blau  und  grün  bei  den  Dakotas 
und  Sbawnees,  blau  und  violett  bei  den  Klamaths, 
roth  und  gelb,  gelb  und  braun,  brann  und  roth 
bei  verschiedenen  Stammen.  Manchmal  lässt  sich 
zeigen  (wie  bei  gelb  and  grün),  dass  die  Bezeich- 
nung von  Objecten  abgeleitet  ist,  die  ihre  Farbe 
wechseln  (die  grüne  Pflanze  wird  später  gelb); 
in  anderen  Fällen  ist  die  Erklärung  schwieriger 
und  die  Etymologie  der  Bezeichnung  dunkel. 
Dieselbe  Farbe  hat  oft  verschiedene  Namen,  je 
nachdem  sie  sich  bei  verschiedenen  Objecten  findet: 
das  Grün  einer  Pflanze  bat  bei  den  Klamathindia- 
nern  eine  andere  Bezeichnung  (kakl'kli,  als  das 
ganz  gleiche  Grün  eines  Kleides  (tolalüptchi).  Nur 
für  rothe  Farben  scheinen  die  Ausdrücke  nicht 
sehr  differenzirtzu  sein.  Rednplicationen  kommen 
vor,  sowohl  zur  Bezeichnung  der  Intensität,  wie 
der  Extensität  einer  Farbe.  G ätschet  weist  znm 
Schluss  darauf  hin,  dass  linguistische  Ergebnisse 
höchstens  den  Schluss  auf  den  Farbensinn  einer 
Nation  zulassen,  dass  aber  physische  Farbenblind- 
heit sich  nur  durch  physikalische  Untersuchung 
feststellen  lässt;  eine  Annahme  physischer  Farben- 
blindheit für  ein  ganzes  Volk  sei  unstatthaft,  wenn 
es  auch  nicht  unwahrscheinlich  sei,  dass  bei  Hir- 
ten- und  J&gervölkern  häufiger  farbenblinde  Indi- 
viduen Vorkommen,  als  bei  höher  civilisirten  Völkern. 


17.  Die  Geheim  Wissenschaften  Asiens.  Die 
Magie  und  Wahrsagekunst  der  Chaldäer. 
Von  Francois  Lenormant,  Professor  der 
Altertbumakunde  au  der  Natioualbibliothck 
zu  Paris.  Autorisirte,  vom  Verfasser  be- 
deutend verbesserte  und  vermehrte  deutsche 
Ausgabe.  Zwei  Theile  in  einem  Bande. 
Jena, Herrn. Costenoble.  1878.  571  Seiten 
in  8®.  Preis  14  Mark. 

Das  bereit«  1874  in  französischer  Ausgabe  er- 
schienene, hier  unter  Mitwirkung  des  Verfassers  in 
bedeutend  vermehrter  und  verbesserter  deutscher 
Ausgabe  vorliegende  Werk  des  bekannten  Orientali- 
sten bildet  nicht  bloss  eine  willkommene  Ergänzung 
zu  dessen  Manuel  d'histoire  ancienne  de  TOrient,  es 
füllt  auch  eine  wirkliche  Lücke  in  unserer  Kennt- 
piss  asiatischer  Cult  Urgeschichte  aus.  Der  Aber- 
glaube der  Chaldäer  hat  auf  das  geaammte  Alter- 
tbnra  und  Mittelalter  einen  so  bedeutenden  Einfluss 
gehabt,  dass  schon  von  diesem  Gesichtspunkte  aus 
der  Culturbistoriker  nicht  umhin  kann,  ihm  seine 


Aufmerksamkeit  zu  widmen.  Die  Untersuchung 
desselben  zielt  aber  weiter.  Der  innige  Zusammen- 
hang, in  welchem  diese  Geheimwissenschaft  der 
Chaldäer  mit  dem  babylonischen  Religionswesen 
steht,  führt  zu  Problemen  und  Ergebnissen  ersten 
Ranges  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Reli- 
giona-  und  Sprachwissenschaft,  Ergebnissen,  bei 
welchen  die  Anthropologie  mit  einem  starken  Ge- 
winne botheiligt  ist. 

Der  erste  Theil  deB  Werkes  ist  der  Magie  der 
Chaldäer  und  der  Urgeschichte  von  Akkad  ge- 
widmet. Für  die  Kenntniss  dieses  Gegenstandes 
fliessen  uns  jetzt  Quellen , deren  Aufdeckung  und 
Entzifferung  zu  deu  merkwürdigsten  Resultaten 
der  modernen  orientalischen  Philologie  zählen.  Es 
sind  jene  Tafeln  des  British  Museums,  deren  Texto, 
von  Uawlinson,  Norris,  Lenormant  u.  A. 
gelesen,  hauptsächlich  Beschwörungen  und  Zauber- 
sprüche enthalten,  welche  in  akkadischcr  Sprache 
verfasst  sind,  einem  dem  finnischen  und  tartariseben 
verwandten  tnraniachen  Idiom , dessen  sich  die 
Urbewohner  der  sumpfigen  Ebene  des  unteren 
Euphrat  bedienten.  Der  Verfasser  theilt  sofort 
eine  höchst  merkwürdige  Auswahl  solcher  Täfel- 
chen in  Uebersetzung  mit.  Kr  geht  dann  auf  die 
dem  Namen  der  Gottheit  bei  allen  Orientalen  su- 
geschriebene  magische  Wirkung  ein  (S.  45  f.)v 
erörtert  den  Gebrauch  der  Talismane  (S.  45  f.), 
der  talismaniachen  Bildnisse  (S.  47),  des  Zauber- 
stabes (S.  59),  das  Auftreten  der  Zauberer  und 
Hexen  bei  den  alten  Colturvölkern  (S.  69  f.).  Es 
wird  dann  auf  den  Ursprung  der  Magie  zurück- 
gegangen, wobei  die  beiden  Richtungen  des  ur- 
sprünglichen Naturdienstes  und  der  theurgischen 
Magie  unterschieden  werden  (S.  80,  83)  und  nach- 
gewiesen wird,  das  ersterer  in  Chaldäa,  letztere  in 
Aegypten  ihren  Sitz  hatte.  „In  den  ägyptischen 
Urkunden  gewahren  wir  keine  Spur  von  den  Natur- 
geistern, welche  die  chaldäiscbe  Magie  mit  ausge- 
prägter Persönlichkeit,  thoila  als  gute,  theils  als  böse 
Dämonen  überall  im  Weltall  verbreitet  sieht  und 
je  nach  ihrem  Wesen,  durch  Beschwörungen  gnä- 
dig zu  stimmen  oder  zu  bannen  suoht.  Die  Chaldäer 
bilden  sich  nicht  im  Entferntesten  ein,  durch  ihre 
Formeln  einen  Menschen  in  einen  Gott  verwandeln 
und  ihn  mit  den  erhabensten  Personen  der  himm- 
lichen  Hierarchie  identificiren  zu  können.  Ebenso 
wenig  wollen  sie  mittelst  ihrer  Beschwörungen  die 
mächtigsten  Götter  beherrschen  und  zum  Gehor- 
sam gegen  ihre  Götter  zwingen.  Ihre  Magie  be- 
schränkt sich  allein  auf  die  Geisterwelt,  deren 
Wesen  und  Treiben  sie  zu  beeinflussen  bestrebt  ist .. . 
Auffallend  ist  ferner  an  den  chald&ischen  Beschwö- 
rungen , itn  Vergleich  zn  den  ägyptischen , die  so 
überaus  ursprüngliche  Einfachheit,  die  ihnen  das 
deutlichste  Gepräge  der  Priorität  verleiht  Wir 
finden  hier  Alles  mit  überraschender  Klarheit,  Ein- 
fachheit und  Natürlichkeit  ausgedrückt,  keine  ab- 


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Referate. 


381 


sichtlichen  Verdunklungen,  keine  künstlichen  Hin- 
dernisse zar  Erschwerung  des  richtigen  Verständ- 
nisses. Der  Glaube  an  die  Geister  erscheint  hier 
in  seiner  ältesten  und  absoluten  Form,  ohne  philo- 
sophische Grübelei  oder  Spitzfindigkeit  über  die 
göttliche  Substanz,  ohne  Spur  von  Mysticismus  und 
fast  ohne  jede  Anspielung  auf  mythologische  Le- 
genden, so  dass  die  chaldäischen  Beschwörungen, 
im  Gegensatz  zu  den  ägyptischen,  zum  grössten 
Theil  auch  ohne  erläuternden  Commentar  durchaus 
verständlich  erscheinen/ 

Herr  Le  norm  an  t prüft  dann,  mit  Hülfe  dieser 
neuen  Urkunden,  näher  das  chaldäische-babylonische 
Religionswesen.  Dinge  wie  die  in  dem  Religionsmy- 
thus  der  alten  Welt  eine  so  grosse  Rolle  spielende 
Androgenie,  den  göttlichen  Incest,  die  Legende 
der  Scmiramis  werden  ausführlich  besprochen 
(S.  117  f.),  und  daun,  mittelst  der  akkadischen 
Zaubersprüche,  der  Inschriften  der  Könige,  der  in 
den  Heiligth Ürnern  Chaldäas  erhaltenen  heiligen 
Hymnen  näher  auf  das  akkadiBche  Religionssystem 
eingegangen  (S.  142  f.),  und  herausgestellt,  dass 
dasselbe  von  der  officiellen  babylonischen  Religion 
nach  Ursprung  und  Fortbildung  total  verschieden 
lBt  (S.  156).  Eb  sind  Religionen  verschiedener 
Racen.  Weiter  besteht  zwischen  jenem  akka- 
dischen System,  der  Religion  der  Protomeder  und 
dem  Persismns  des  Zoroaster  ein  entschiedener, 
scharf  ausgeprägter  Gegensatz.  Eine  Vergleichung 
der  protomedischen  Magie  und  Mythologie  mit 
derjenigen  der  Finnen  beweistdie  Uebereinstimmung 
und  gemeinschaftliche  Abstammung  beider:  mit 
Rawlinson  n.  A.  steht,  der  Verfasser  nicht  an, 
den  turanischen  Ursprung  der  Akkader  fest  zu - 
stellen.  In  Medien  fand  dann  später  eine  Ver- 
mischung iranischer  Vorstellungen  mit  altmodischen 
statt;  das  babylonische  Reich  vollends  war,  wie 
Aeschylos  es  schon  ausdrückte,  nach  Racen,  Reli- 
gionen und  Sprachen  ein  ^dfifuxtog  o^Aog  (Pers. 
51).  Sehr  wichtig  ist  dann  der  S.  328  im  An- 
schluss an  Oppert’s  Forschungen  versuchte  Nach- 
weis, dass  diu  Keilschrift,  wenn  sie  ihre  letzte 
Ausbildung  auch  im  Euphrat-  und  Tigrislande  er- 
halten, doch  in  diesem  nicht  ihre  Heimath  haben 
könne,  sondern  von  einem  ursprünglich  nördlicher 
wohnenden  Volke  erfunden  worden;  dies  Volk  sind 
die  Akkader,  welche  aus  Hochasien  nach  Chald&a 
herabgestiegen  waren. 

Renan  hat  gegen  das  Alter  der  turanischen 
Gesittung  Einwendungen  erhoben,  welche  haupt- 
sächlich von  der  Betrachtung  ausgehen,  dass  die 
turanischen  Völker,  wo  sie  sich  in  der  Geschichte 
Europas  zeigen  (Türken,  Finnen,  Ungarn),  nur 
zerstörend  auftraten,  niemals  aber  eine  eigene  Cul- 
tur  schufen.  Lenormant  sucht,  wie  uns  scheint 
mit  Erfolg,  dieser  Einwendung  als  von  einer  zu 
ungünstigen  Vorstellung  von  der  geistigen  Bega- 
bung der  Turanen  ausgehend,  die  Spitze  abzu* 


brechen.  Er  prüft  dann  (S.  354  f.),  ob  die  Akkader 
die  fünf  Bedingungen  erfüllen,  welche  Renan 
fordert,  soll  einem  Volke  der  Anspruch  auf  eine 
besondere  Race  zuerkannt  werden : eigene  Sprache, 
eigene  Literatur,  Religion,  Gesetzgebung,  Ge- 
schichte. Nachdem  er  diese  Bedingungen  bei  den 
Akkadcrn  nach  gewiesen,  kommt  er  dann  zu  dem 
Schlüsse,  dass  dieses  turanische  Volk  zu  jener  sky- 
t bischen  Yölkerfatnilio  gehört  hat,  welche  nach 
Justinus  dos  gesammte  Vorderasien  fünfzehn  Jahr- 
hunderte lang  im  Besitz  gehabt.  Die  verschiede- 
nen Völkerschaften,  die  von  Finnland  bis  an  die 
Ufer  des  Amur  noch  heute  den  Norden  Europas 
und  Asiens  bewohnen,  die  Finnen  und  Tscbuden, 
Türken  und  Tataren,  Mongolen  nnd  Tungusen, 
deren  linguistische  Einheit  Rask,  Ca  st  reu  und 
Max  Müller  festgestellt,  sind  die  Reste  dieser 
grossen  Race,  die  auch  im  vorhistorischen  Europa, 
vor  der  Einwanderung  der  Arier,  nach  Ausweis  der 
Anthropologie  vertreten  war.  Dass  eben  diese 
Völker  die  Bearbeitung  der  Erze  erfanden,  hat 
Lenormant  bereits,  in  Uebereinstimmung  mit 
Maury  und  Eckstein,  in  seinen  Premieres  Ci- 
vilisations  I,  103  (deutsche  Ansg.  I,  65  f.)  nachzu- 
weisen unternommen.  M.  Müller  und  Bansen 
haben  dann  gezeigt,  dass  die  Sprache  dieser  Völ- 
ker in  ihren  frühesten  Anfängen  erstarrte  und 
niemals  über  jenes  Stadiam  der  Entwickelung 
hinaus  gelangt  ist,  welches  der  Bildung  der  flec- 
tirenden  Idiome,  also  der  arischen  und  semitischen 
voraufging.  Jene  in  Rede  stehende  Völkerf&milie, 
die  sich  anthropologisch  als  eine  Mischnng  der 
gelben  und  weissen  Race  verräth,  hätte  sich  dann 
früher  als  alle  übrigen  vom  gemeinsamen  Stamme 
der  geschichtlichen  Völker  abgelöst  und  in  einzelno 
Stämme  gesondert,  welche  in  ihrer  weiten  Aus- 
breitung bereits  im  frühesten  Alterthum  besondere 
ethnische  Existenz  erlangten. 

Der  Anhang  zum  ersten  Theile  beschäftigt  sich 
mit  Oannos-ßa,  Suiner  und  Akkad,  den  Pyramiden 
Aegyptens  und  Chaldäas,  dem  Hymnus  an  den  akka- 
dischen Akn  und  den  assyrischen  Sin,  dem  Hymnus 
an  Istar,  die  Göttin  des  Venussterns. 

Ira  zweiten  Theile  des  Werkes  (S.  419  ff.)  wird 
die  Wahrsagerei  und  Weissagekunst  derChal- 
dfter  näher  geprüft:  ihre  Grundlagen,  die  Wahr- 
sagerei mit  Pfeilen  und  Loosen,  die  Augurallitte- 
ratur  der  Chaldäer,  ihre  Vogel-  und  Opferschauer, 
die  Vorbedeutungen  der  atmosphärischen  Erschei- 
nungen, Prophezeiungen  aus  Feuer,  Wasser  und 
Edelsteinen;  solche  aus  Pflanzen,  Thieren,  zufälli- 
gen Begebenheiten;  die  Wahrsagerei  aus  Missge- 
burten, die  Traumdeutung,  die  Pythonen  und  die 
Nekyomantie,  die  Vorbedeutungen  geometrischer 
Figuren. 

In  einem  don  Theologen  ganz  besonders  werth- 
vollen Anhänge  nimmt  der  Verfasser  eine  erneute 
Prüfung  der  sechs  ersten  Capitel  des  Buches 


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382 


Referate. 


Daniel  vor,  deren  echt  babylonische  Färbung  er 
nach  weist,  eine  Untersuchung,  welche  für  die  Echt- 
heit de«  betreffenden  ftestundthcils  der  alttestament- 
lichen  Litteratur  von  hohem  Werthe  ißt. 

. Die  vorstehende  Inhaltsangabe  zeigt,  wie  die 
Anthropologie  nicht  weniger  als  die  vergleichende 
Sprache  und  Religionswissenschaft  an  dem  Fort- 


gang der  L enorm  an t’ sehen  Forschungen  inter- 
easirt  ist;  hoffen  wir,  dass  der  gelehrte  Verfasser 
ans  bald  die  versprochene  Studie  über  das  Fort- 
leben der  chaldüischen  Magie  im  Mittelalter  schen- 
ken werde. 

Freiburg  i.  B. 

F.  X.  Kraus. 


18.  Bericht«  aus  der  russischen  Literatur  über  Anthropologie,  Ethnographie 
und  Archäologie  für  das  Jahr  1878.  (Nr.  1 bis  260.) 

Von 

Dr.  Ludwig  Stieda,  Professor  der  Anatomie  in  Dorpat 
(Fortsetzung  uud  Schluss  im  nächsten  Hefte.) 


Mein  Bericht  erscheint  in  diesem  Jahre  in  einer 
etwas  veränderten  Form.  In  den  früheren  Berich- 
ten, in  welchen  ich  die  Journale  und  Schriften  der 
gelehrten  Gesellschaften  der  Reihe  nach  durchging, 
war  eine  inhaltliche  Uebersicht  sehr  erschwert. 
Es  war  nicht  leicht  , die  auf  einen  und  denselben 
Gegenstand  bezüglichen  Abhandlungen  zu  finden, 
weil  die  einzelnen  Notizen,  welche  eigentlich 
zusammenstehen  sollten,  je  nach  verschiedenen 
Zeitschriften,  in  welchen  sie  sich  befanden,  über 
den  ganzen  Bericht  zerstreut  waren.  Diese  ent- 
schieden uubeijuoniu  Anordnung  versucht  mein  dies- 
jähriger Bericht  zu  vermeiden,  indem  die  hier 
gegebenen  Auszüge  ohne  Rücksicht  auf  die  perio- 
dischen Schriften,  welchen  sie  angeboren,  sach- 
lich und  inhaltlich  geordnet  sind.  Ich  führu 
deshalb  zuerst  das  Verzeichniss  der  von  mir  durch- 
suchten Journale  und  GesellschafUschriften  mit 
ihren  russischen  Titeln  auf  und  werde  mich  später 
durch  ein  kurzes  Citat  darauf  beziehen. 

Diejenigen  periodischen  Schriften,  so  wie  die 
einzelnen  Werke,  welche  mir  nicht  zur  Einsicht  Vor- 
lagen, in  welchen  ich  aber  dem  Titel  nach  etwas 
in  den  Bericht  hinein  Gehöriges  vermutheu  konnte, 
hubo  ich  mit  einem  Stern  bezeichnet. 

Ich  bin  weit  davon  entfernt  zu  glauben,  dass 
mein  Bericht  irgend  wie  vollständig  ist;  ich  weiss 
es  besser  als  irgend  Jemand,  dass  sich  grosse 
Lückon  darin  befinden.  Allein  es  steht  nicht  in 
meiner  Macht  und  meiner  Kraft,  alle  hierher  ge- 
hörigen literarischen  Productioneu  zu  beschaffen.  — 
Denjenigen  Personen  und  denjenigen  gelehrten 
Gesellschaften,  welche  mir  durch  Zusendung  von 
Büchern  und  Abhandlungen  eine  Berichterstattung 
ermöglicht  haben,  sage  ich  dafür  hier  meinen  Dank ; 
zugleich  spreche  ich  diu  Hoffnung  aus,  dass  auch 
fernerhin  meinem  Berichte  die  nöthige  Unter- 
stützung nicht  fehlen  werde. 


Verzeichnis«  der  durchgesehenen  periodi- 
schen Schriften. 

I*  Sammlung  (Sbornik)  von  Abhandlungen  zur 
gerichtlichen  Mudicin,  medieinischen  Geogra- 
phie etc.  Herausgegeben  vom  medic.  Departe- 
ment. Jahrgang  187 8,  3 Bände,  St  Petersburg. 

(COopHHKl  COMHHL'UiA  nO  CVAOÖHOfl  MtMlIUHUb 

H np.) 

2.  Militär-medicinisches  Journal.  Herausgegeben 
von  der  Hauptmedicinal Verwaltung  des  Kriege- 
rn iuiateriums.  Jahrg.  1878, 12  Hefte,  St.  Peters- 
burg. Bd*  CXXXI  bis  CXXX1II.  (Boeimo- 
MtMUUHHCKiA  ssypmui».) 

3.  Protocolle  der  kaiserl.  kaukasischen  incdici- 
nischen  Gesellschaft  in  Tillis.  XIV.  Jahrg. 
(1877  bis  1878).  (lIpoTOKoju  H.  HuBKajcKaro 
Me.tiiaHUCKaro  üömecTBB.) 

4.  Medicinische  Sammlung  ( McAHWlncidA  C6op- 
hiikTi  ).  llerausgegeben  von  der  kaiserl.  kauk. 
med.  Gesellschaft.  Jahrg.  1878,  Nr.  26  bis  28. 


5.  Mittheilungen  der  kaiserl.  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Naturkunde,  Anthropologie  und 
Ethnographie  in  Moskau1).  (IhBtcrifl  II. 
UiMiiccTBa  .HoöHie.ieA  ecTCCTB03Ha«ia,  auipo- 
nojorin  h sTKorpi^ia.) 

G.  Arbeiten  und  Protocolle  der  bei  der  Uni- 
versität Kasan  bestehenden  Gesellschaft  der 
Naturforscher.  (Tpy.ui  n npOTOKOJU  Ka3an- 
enaro  UömecTua  ccTCCTBOBcnwTüTCJeA.) 

7.  Arbeiten  uud  Protocolle  der  bei  der  Univer- 
sität Petersburg  bestehenden  Gesellschaft  der 
Naturforscher.  (Tpy.tu  ii  npuTonoju  C.  ileiep- 
ÖyprcKaro  OOmecTBa  ccTCCTBOiicnuTaTCjeA.) 

*)  Diejenigen  Bände,  welche  sich  auf  die  anthro- 
pologische AusMi-lhing  itn  Jahre  l#79  twziehen,  werde 
ich  »pater  gesondert  besprechen. 


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Referate.  383 


8.  Arbeiten  der  bei  der  Universität  Charkow 
bestehenden  Gesellschaft  der  Naturforscher. 
(TpyAU  XnptKUBCharu  Oöiucctsh  ecTecTBOH- 
cnbiiaiejeft)  >). 


9.  Nachrichten  der  kaiserl.  russ.  geographischen 
Gesellschaft  iu  St.  Petersburg.  Jahrgang  1878, 
Bd.  XVI.  Heransgegcben  unter  der  Redaction 
des  Secretürs  W.  J.  Srcsnowsky.  (llantcTifl 
11.  P.  reorpa+wecsaro  Oömecißa.) 

10.  Nachrichten  der  sibirischen  Abtheilung  der 
k.  r.  geographischen  Gesellschaft  inlrkutzk*). 
Bd.  VII  und  VIII  (1877).  Nachrichten  der  ost- 
fiihirischen  Abthl.  Bd.  IX  (1878),  (llaßtciiH 
B0CT04H0  cubapcKuro  OTjtja  II.  P.  rcorpa- 
♦niocKuro  OöuiecTBa.) 

11.  Ethnographische  Schriften  der  k.  r.  geogra- 
phischen Gesellschaft.  Bd.  VIII.  Ilerausgegebcn 
unter  der  Redaction  von  P.  A.  Matwejew, 
St.  Petersburg  1878,  S.  9 -f  191  -|-  299  -f 
20  +-  103.  (3anncKN  II.  P.  rcorpaoaHecitaro 
OöiaccTBa  no  0T.ttjciiiK)  »THorpa<&iH.  To*i».VUI. 
1878.) 


12.  Nachrichten  der  kaiserl.  archäolog.  Gesellsch. 
in  St.  Petersburg.  Bd.  VIII,  Lief.  1 bis  4. 
St.  Petersburg  1873  bis  1876.  (Il.urfecTia  11. 
ApxeojormecKaro  OCuiecTB») 3). 

13.  Alterthüiner.  Arbeiten  der  Moskauer 
archäolog.  Gesellschaft  Hcrausgegeben  unter 
der  Reduction  des  Secret.  M.  E.  Rumänzow. 
Bd.  VI,  Moskau  1876,  4Ü  S.  291  4-  47; 
Bd.  VII,  Moskau  1878,  4»,  S.  274  + 7 + 
56  + 74. 

14.  Arbeiten  der  bei  der  Moskauer  Universität 
bestehenden  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Altcrthümer  Russlands.  Jahrg.  1877  u.  1878. 
(Mtchih  u.  b.  w.) 

1 5.  Arbeiten  des  dritten  archäologischen  Congresscs 
in  Kiew,  August  1874.  2 Bände.  Kiew  1878, 
4°.  Mit  einem  Atlas  von  25  Taf.  in  Folio. 
I.  Bd.  LXXXV  + 352  S.;  II.  Bd.  330  + 
861  S.  (Tpyju  TpeTbaro  apxeojonmccKHrü 
ciiiajti  bi  PucciM  öuBuiaro  bi  Hießt  bi  Ab- 
rycrfe  1874  r.) 

16.  Schriften  der  Gesellschaft  der  Freunde  der 
kaukasischen  Archäologie.  I.  Buch.  Heransge- 
geben  unter  der  Redaction  des  Viccprüsiden- 
ten  der  Gesellschaft  Ad.  Berge  und  des 
Mitgliedes  1).  Bakradso.  Tiflis  1875,  Folio, 

*)  Die  Schriften  der  kiewschen  Naturf.  Ges.  sind 
mir  leider  unzugänglich  gewesen. 

2)  Die  Nachrichten  der  kauk.  Abtheilnng  habe 
ich  bisher  nicht  erhalten  können. 

*)  Die  neuesten  Lieferungen  sind  mir  noch  nicht 
zugegangen. 


187  S.  Mit  3 pbot.  Taf.  (3aaiiCKH  oöigecTiia 
.noOmtueft  Kiibi;»3ckoA  apxeojorirt.) 

17.  Nachrichten  der  Gesellschaft  der  Freunde  der 
kauk.  Archäologie.  Jahrg.  1877,  I.  Lief., 
S.  8 bis  39.  Mit  2 Taf.  (lf3BkcTiii  oÖmccTBa 
.1!o6ht<mcA  KHBKa3CKoO  apxeojoriii.) 

18.  Nachrichten  der  kasanschen  Gesellschaft  für 
Archäologie,  Geschichte  und  Ethnographie, 
llerausgeg.  unter  d.  Redaction  von  Sec.  N.  P. 
Sagoskin.  I.  Bd.  Jahrg.  1878,  No.  1 bis  3. 
(HaetciiH  OömrcTBa  apxcojoriH  ucropiii  11 
STHorpa^iH  npa  II.  KaaaiicKoan»  yaBBepcHTcrk.) 


19.  Sammlung  von  Nachrichten  über  die  kau- 
kasischen Bergvölker.  Ilerausgegeb.  von  der 
kauk.  Bergvölkervorwaltung  mit  Erlaubnis* 
S.  K.  H.  d.  Obercommandirenden  der  kauk. 
Armee.  Bd.  I bis  IX,  Tiflis  1868  bis  1878. 
(C6opiU!K'b  rut.iimifi  0 KaoKaacKiixi  ropaaxt.) 

20.  Sammlung  von  Nachricbtcu  über  Kaukasien. 
Herausgegeben  unter  der  Redaction  von  N.  v. 
Scidlitz.  Bd.  IV,  Tiflis  1878,  62  -f  142 
4-  376  -f-  XIII  S.  (C GopiiHK't  CBiateift  o 
Kasnri.) 

21.  Nachrichten  der  Universität  Kiew.  Jahrgang 
1878,  12  Hefte.  (yaBBepcHTeTCKW  HdBicri» 
Kicm  1878.) 

22.  Warschauer  Universitatsnachrichten.  Jahr- 
gang 1878,  6 Hefte.  Warschau.  (BapuiaBCKMi 
yNHBepciiTCTCKia  U3irbcTiü.) 

23.  Nachrichten  von  gelehrten  Schriften  der  k. 
Universität  xu  Kasan.  6 Doppelhefte  jähr- 
lich, Jahrgang  1878.  (IlsBtciiH  h y'ieHUfl 
sanncBH  II.  Ka3aHcxaro  ymiBcpciiTcia.) 

24.  Schriften  der  neurussischen  Universität  xu 
Odessa.  2 bis  3 Bände  jährlich,  1878,  Bd.  125 
und  126.  (3anHCKH  lOBOpocciflcxaro  yiniBep- 
cneia.) 

25.  Schriften  der  Universität  zu  Charkow.  (3a- 
nncKH  XapbKOBCharo  ymiBepcrreTa.)  Jahrg. 
1877,  erschienen  1878,  4 Bände  jährlich. 

26.  Der  orthodoxe  Gesellschafter  (FIpasocaaBHUft 
CoOcc'Mhhki»).  llerausgeg.  von  der  geistlichen 
Akademie  zu  Kasan.  12  Hefte  (3  Bände) 
jährlich,  Jahrgang  1878. 

27.  Journal  deB  Ministeriums  der  Volksaufklurung 
(TKypmui  MWHiiCTPpcTBa  Hap«4H«ro  npoc- 
BkuiPHifl  ).  12  Hefte  (6  Bande)  jährlich,  1878, 
Bd.  CXCV  bis  CCL  St.  Petersburg. 

28.  Der  juristische  Bote  (KlpiuimecKiu  BtcTBwn.), 
Herausgegeben  von  der  Moskauer  juristischen 
Gesellschaft.  Jahrgang  1878. 

29.  Marinesamralung  (MopCKOÄ  CöopuHKT»).  12  Hfl. 
Jahrgang  18f8. 


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384  Referate. 


30.  Der  Rasawche  Bote  (PyccKi*  IHcthbkt.).  Ein 
Jonrnel  für  Literatur  and  Politik.  Heraus- 
gegeben  von  M.  Katkow.  Jahrg.  1878, 
Bd.  133  bis  138.  Moskau. 

31.  Der  Bote  Europas  (Bicraatt  Eöponu).  Ein 
Journal  für  Geschichte,  Politik  und  Literatur. 
XIII.  Jahrg.  1878,  12  Bücher  (6  Bände)  jähr- 
lich. St  Petersburg. 

32.  Die  vaterländischen  Schriften  (OieMecTBeHHim 
aanacKfl).  Jahrgang  1878,  12  Hefte  jährlich. 
St  Petersburg. 

33.  Das  alte  und  das  neue  Russland  (ApcBHfln  h 
hobuh  Poccifl).  IV.  Jahrg.  1878,  3 Bde.  jähr- 
lich. 

34.  Sammlung  verschiedener  Aufsätze.  Herauage- 
geben  von  der  Zeitung  „Sibiru  Bd.  I.  St.  Pe- 
tersburg 1876.  (CöopHBin.  roeni  „Ca6apbu. 
Ton.  I.  487  c.) 


L Anthropologie. 

A.  Anatomie  (Schädel,  Gehirn). 

1.  S.  Tschugunow,  Stud.  raed,:  Die  Bedeu- 

tung des  Brcitenhöheniudex,  so  wie  des  Basilar- 
index  als  Racen  merk  mal.  (Arbeiten  der  Nator- 
forschergesellschaft  in  Kasan.  Bd.  VII,  Lief.  V,  26  S. 
8®.  Kasan  1878.) 

Der  Verfasser  stellt  die  Behauptung  auf,  dass 
die  allgemein  übliche  Eintheilnng  der  Schädel  und 
demnach  der  Völkerstämme  auf  Grundlage  des 
Verhältnisses  der  Länge  zur  Breite  der  Schädel 
(Cephalindex)  nicht  allen  Forderungen  Rechnung 
trage;  er  wünscht  deshalb  eine  Eintheilung  mit 
Berücksichtigung  des  Verhältnisses  der  Breite  xnr 
Höhe  des  Schädels.  — Er  stellt  eine  Reihe  von 
Schädeln  hiernach  zusammen ; 


§ 1 
ü 

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1 1 
ts  g 

V olksstamm 

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35 

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1 3 £ 

£ ’S  s 

~ os  =5 

Name 

des 

Forschers 

3 

Bu ritten  

81,4 

88,4 

72,0 

56,3 

Tschugunow 

6 

Lappen  ........ 

85,6 

84,7 

72,5 

— 

Pruner-Bey 

2 

Kalmücken  ...... 

87,9 

83,4 

73,5 

53,5 

Tachugu u o w 

5 

Baschkiren 

89,2 

84,3 

75,2 

56,5 

Malijew 

1 

Wogule 

91,2 

77,8 

71,0 

60,2 

— 

4 

Tschuwaschen 

91,3 

78,6 

71,8 

54,6 

Tschugunow 

10 

Chasaren 

92,2 

83,5 

77,0 

57,3 

Malijew 

2 

Oasetinen  ....... 

92,3 

84,0 

77,6 

54,7 

Tseh  uguno w 

2 

Polen  ......... 

92,3 

70,6 

73,5 

54,2 

M*lij  ow 

30 

Slaven  . 

93,1 

83,5 

77,8 

— 

Baer 

30 

Orossrnssen 

03,5 

80,6 

75,4 

— 

Pro*  euko 

33 

Tataren 

93,7 

70,0 

74,0 

56,0 

Malijew 

5 

Tataren 

93,8 

78,0 

71,5 

56,3 

Tschugunow 

36 

Slaven 

93,8 

80,9 

75,9 

— 

Kopernitzky 

70 

Kleinrussen  ...... 

94,0 

80,5 

75,7 

— 

Prozenko 

50 

Hussen  ........ 

94,3 

81,4 

76,8 

57,* 

Malijew 

10 

, aus  Smolensk  . . 

95,0 

79,7 

75,5 

1 

15 

Wotjäkeu 

95,3 

80,2 

76,5 

57,4 

Malijew 

1 

Schwede  ........ 

06,0 

83,9 

80,8 

57,0 

— 

2 

Zigeuner 

»0.1 

78,0 

75,0 

— 

Kopernitzky 

1 

Tscheremisse 

97,1 

77,0 

74,8 

— 

— 

17 

Tscheremissen  ..... 

97,2 

76,8 

74,7 

57,0 

Malijew 

1 

Orotschone 

99,2 

76,4 

75,8 

56,2 

— 

27 

Wolgmbulgaren 

100,0 

76,0 

76,0 

— 

FOlzam 

8 

Bayern 

101,1 

71,6 

72,5 

— 

Kollmsnn 

10 

Araber  (Suez) 

102,9 

72,2 

74,3 

54,3 

Malijew 

255 

Kurganvolk  (Moskau  G.) 

106,0 

74,9 

79,4 

56,0 

Bogdanow 

606 

Mittel 

94,2 

77,2 

74,6 

56,7 

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Referate, 


385 


Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich,  geht  dem  all- 
mäligen  Grosserwerden  des  Breitenhöhenindex  ein 
allmäliges  Kleinerwerden  des  Längenbreitenindex 
parallel;  es  ist  für  die  kurzen  (breiten)  Schädel 
charakteristisch,  dass  ihre  Höhe  gering  ist,  während 
die  langen  (schmalen)  Schädel  hoch  sind.  Dass  in 
dieser  Tabelle  der  Längcnbreiteuindex  schwankt, 
hängt  von  der  Individualität  der  einzelnen  Schädel 
ab;  es  ist  die  Zahl  der  gemessenen  Schädel  der 
einzelnen  Gruppen  verschieden  (von  1 bis  255). 
Um  diese  Behauptung  zu  beweisen  führt  der  Ver- 
fasser ein  Beispiel  an:  die  von  Malijew  gemesse- 
nen arabischen  Schädel  sind  dolichocephal,  der  In- 
dex ist  72,2,  der  Breitenhöhenindex  102,9;  darunter 
ist  aber  ein  Schädel  mit  einem  Cephalindex  von 
SO;  derselbe  weicht  also  beträchtlich  vom  Mittel 
ab,  während  dessen  der  ßreitenhöbenindex  104,2 
ist.  Der  betreffende  Schädel  Btimmt  in  Bezog  auf 
den  ßreitenhöbenindex  demnach  mit  dem  Mittel 
fast  überein,  dagegen  ist  es  eine  ihm  allein  zukom- 
mende Eigentümlichkeit,  dass  er  kürzer  als  das 
Mittel  ist.  Es  ist  demnach  der  Breitcuhöhenindex 
co  ns  t unter  und  ist  weniger  individuellen  Schwan- 
kungen unterworfen. 

Der  Verfasser  versucht  sofort  eine  Anwendung 
der  eben  ausgesprochenen  Behauptung,  dass  man 
aus  dem  Breitenhöhenindex  den  Bau  des  Schädels 
beurtheilen  könne.  Bogdanow  hat  bekanntlich 
(cfr.  vorjähr.  Bericht  Arch.  f.  Anthr.  Bd.  XI,  S.  29 
u.  ff.)  aus  Untersuchung  der  Schädel  der  Moskauer 
KurgAne  den  Schluss  gezogen,  dass  ein  brachy- 
cephaler  und  ein  dolicboccphaler  Stamm  gleich- 
zeitig neben  einander  lebten.  Der  Verfasser  kann 
hiermit  nicht  übereinstimmen,  vielmehr  glaubt  er 
aus  den  Messtabellen  zn  ersehen,  dass  unter  den 
255  Schädeln  nnr  bei  acht  der  Breitenhöhenindex 
geringer  als  100,  bei  allen  anderen  dagegen  grös- 
ser ist. 


Dolichocephale 

Brachycephale 


B : H 

L:B 

( Mflnnerscbädel 

111,4 

70,8 

[ Weiber»chädel 

110,8 

71,0 

( Männerschädel 

102,8 

79,0 

\ Weiberschädel 

99,1 

79,0 

Demnach  sind  alle  KnrganBchädel  im  Vergleich 
zn  den  Schädeln  anderer  Nationen  alß  dolicho- 
cephal zu  bezeichnen. 

Im  Allgemeinen  ausgedrückt:  Alle  langen  und 
schmalen  Schädel  (dolichocephale)  haben  einen  ßrei- 
tenhöheuindex  grösser  als  100;  es  sind  hohe  Schä- 
del; alle  kurzen  nnd  breiten  Schädel  (brachyce- 
phale) haben  einen  Breitenindex  geringer  als  100; 
es  sind  niedrige  Schädel.  Alle  meso-  und  do- 
lichocephale Schädel,  welche  zugleich  niedrig  sind, 
gehören  eigentlich  dem  brachycephale«  Typus 
an,  die  Verlängerung  ist  als  individuelle  Eigen- 
tümlichkeit, die  geringe  Höhe  als  das  charakteri- 
stische Zeichen  jener  Schädel  anzusehen. 

Während  der  Längenbreitenindex  sehr  heftig 
schwankt,  ist  der  Breitenhöhenindex  viel  beständi- 
ger. Man  »oll  daher  bpi  der  Charakterisirung  eines 
Schädels,  oder  eines  Volksstammes  in  anthropolo- 
gischer Hinsicht  nicht  wie  bisher  auf  den  Läogen- 
breitenindex  allein,  sondern  auch  auf  den  Breiten- 
höhenindex Rücksicht  nehmen. 

Mit  Benutzung  der  althergebrachten  Bezeich- 
nung erhalten  wir  dann  folgende  Gruppen . 

B : H L : B 


Dolichocephale  . . 

110 

bis 

100 

60 

bis 

72 

Subdolichocephale 

100 

» 

97 

72 

i* 

75 

Orthocephale  . . . 

97 

fl 

93 

75 

» 

; t 

Subbrachycephale.  . 

93 

IT 

91 

77 

n 

81 

Brachycephale . . . 

91 

tt 

80 

81 

»1 

90 

Bei  Untersuchung  der  Breiten-  und  Höhen- 
indices  waren  Mittelzablen  berechnet  worden,  wel- 
che die  individuelle  Eigentümlichkeit  eines  ein- 
zelnen Schädels  nicht  hervortreten  lassen.  Der 
Verfasser  wendet  sich  nun  dazu  die  Schädel  ein- 
zeln in  ihrer  individuellen  Eigentümlichkeit  zu 
untersuchen.  Er  prüft  zu  diesem  Zweck  den  Ba- 
silarindex,  d.  b.  das  Verhält  iss  der  Länge  des 
Schädels  zur  Länge  der  Schädelbasis  (Welcher’« 
linca  nasot>a$ilari$  nb  gemessen  von  dem  oberen 
Ende  des  Nasenbeins  bis  zum  vorderun  Rande  de» 
Hinterhauptloches.  — Ban  und  Wachsthum  des 
Schädels  S.  23)  und  drückt  das  aus  L.nb.  Der 
Verfasser  berechnet  das  Verhältnis!  im  Mittel  auf 
50,2  und  führt  zur  Begründung  folgende  Tabelle  an  : 


Archiv  für  Antiirnpulofir.  IUI.  XII. 


49 


I 


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386 


Referate. 


Zahl 

Bezeichn  ung 

Länge  ! 

j Linea 

der 

untersuchten 

der 

des 

1 mt$o- 

Autor 

lut#  Hart* 

Schädel  | 

Schädel 

Schädels 

nb 

• 

53 

Rassen  (männlich) | 

, (weiblich) 1 

176 

170 

100, & I 
99,5  j 

57,8 

Malijew 

1*21 

— — — — — 1 

176 

100 

56,8 

— 

34 

Tataren  (männlich) 

178 

9»,«  1 

56,0 

„ (weiblich) I 

176 

98,8  j 

17 

TschertmisMn 

161 

103 

57,0 

— 

15  • 

Wotjäken  .......... 

176 

101 

57,4 

— 

15 

('hasaren 

175 

100,4 

57,8 

— 

10 

Araber  . . 

192 

96,8 

5«,  3 1 

— 

6 

Kalmücken  • ' 

1 183 

101,4 

55.4 

— 

2 

Tschuwaschen  

177 

00,5 

56,3 

— 

1 

Wogule . . | 

176 

100 

60,2 

— 

2 

Ossetiner 

160 

90 

56,2 

— 

2 

Polen  . 

170 

97 

54.2 

— 

1 

Orotaebone j 

178 

*100 

56,3 

— 

1 

Schwede  . 

186 

106 

57,0 

— 

5 

; Baschkiren 

179,2 

101,2 

56,5 

— 

62 

Russen j 

175,4 

99,5 

56,7 

— 

255 

Kurgane  des  Gouv.  Moskau  . . 1 

170,8 

100,8 

56,0 

B o g d a n o w 

( 

Tschugunow's  eigene  Unter* 

16 

Russen  (XVII.  ßaec.  Simbirsk)  . 

175,2 

97 

55,4 

Buchungen  an  Schädeln  au* 

1 

Simbirsk 

2 

. (XVII.  . . ) . 

176,0 

99,5 

56.0 

— 

13 

, (XVUL  . . ) . 

175,3 

100,3 

56,6 

— 

0 

(XIX.  . , ). 

171,2 

98,5 

57,5 

— 

3» 

Unbekannte  . 

172,2 

94,1 

54,6 

— • 

5 

Tataren 

| 178,6 

100,6 

56,3  1 

1 

1 • 

Au*  den  M a 1 i j e w ’ sehen  Zahlen  (357  Schädel) 
berechnet  sich  der  Mittulwerth  den  Ihudlarindex 
(L:nb)  auf  5G,5;  aus  den  Angaben  Bogda- 
uovr  s (255  Schädel)  auf  56,0;  aus  den  eigenen 
Untersuchungen  Tschugnnow'g  auf  50,2,  folg- 
lich betrugt  der  Mittelwerth  ans  allen  690  Schä- 
deln 56,2.  Alle  Schwankungen  des  Unsilarindex 
müssen  als  individuelle  angesehen  werden;  das 
folgt  einfach  aus  dem  Umstund,  dass  die  Verhält- 
niss/ahl  bei  einzelnen  Schädeln  einer  and  der- 
selben Race  häufiger  und  bedeutender  schwankt, 
als  bei  einzelnen  VolksstAmmen. 

Der  Verfasser  wählt  zum  Beweise  seiner  Be- 
hauptung einige  Beispiele,  von  denen  wir  hier 
das  nachfolgende  wiedergehen : 

2 Kalmückenschädel  (auat.  Institut  in  Kasan) 
gaben  folgende  M nasse : 


Schädel 

L 

B 

H 

»b 

B:II 

L:B 

L:nb 

Xr.  1 

174 

160 

137 

102 

85,0 

91,8 

58, 6 

Nr.  2 

190 

143 

130 

92 

90,9 

75,5 

48,4 

Die  beiden  Schädel  sind  sehr  verschieden : 
Nr.  1 ist  sehr  breit  (kurz),  Nr.  2 int  schmal  (lang). 
Der  Schädel  Nr.  1 ist  sehr  breit  (und  kurz)  ge- 
worden, in  Folge  dessen  ist  B:  U kleiner  und  L:nb 
grösser  (als  das  Mittel  56,2)  geworden.  Nr.  2 ist 
(schmal)  nnd  lang  geworden,  deshalb  ist  B:H  grös- 
ser und  L:nb  kleiuer.  Die  Abweichung  des  Schä- 
dels Nr.  2 von  der  nationalen  Form  ist  grösser, 
als  die  dee  Schädels  Nr.  1,  der  Unterschied  der 
beiden  Zahlen  L:nb  ist  hei  Nr.  2 größer  als  bei 
Nr.  1.  Daraus  folgert  der  Verfasser:  Wenn  der 
Schädel  einer  brachycephalen  Itace  sich  individuell 
verlängert,  so  wird  die  Verhältnisszahl  L:nb 
kleiner  als  das  Mittel;  verkürzt  sich  dagegen 
der  Schädel,  so  wird  L : ub  grösser. 

Ferner  vergleicht  er  folgende  drei  Schädel: 

B:H  L:B  L : nb 

1.  Schädel  ans  Minuasinsk  . • 77,6  62,1  51,9 

2.  R „ der  Sammlung 

Jermolajew’s  103,7  63,9  51,2 

3.  „ , ^Swerjew“  . 95,1  61,6  56,0 


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Referate* 


387 


Beim  Schädel  Nr.  3 ist  der  Basilarindex  = 56, 
also  dem  Mittel  fast  gleichkommend,  die  anderen 
Verhältnisse  können  daher  als  charakteristisch  für 
den  Typus  dieses  Schädels  angesehen  werden. 

Bei  beiden  anderen  Schädeln  ist  L:ub  kleiner 
als  das  Mittel,  folglich  sind  beide  individuell  ver- 
längert und  verschmälert,  damit  ist  B:H 
aber  grösser  geworden.  Der  Schädel  Nr.  3 zeigt 
B:lt  sss  103,7,  L:B  = 63,9;  er  ist  also  entschie- 
den dolichocephal.  Es  ist  nun  zu  untersuchen, 
wie  viel  die  eigentliche  Dolichocephalie  beträgt, 
d.  h.  wie  viel  der  Racentvpas  dem  Schädel  ge- 
stattet das  Verhältnis»  B:II  zu  vergrößern. 

Nehmen  wir  L:nb  = 56,2,  so  können  wir 
setzen 

A L L 

j6,2  : — — x : — » 

nb  B 


folglich 


nb 


Nach  dieser  Formel  können  wir  den  eigent- 
lichen, nicht  durch  die  Individualität  des  Schädels 
veränderten,  Cephalindex  (L:B)  berechnen.  Für 
den  Schädel  Nr.  2 wird  darnach  der  Cephalindex 
70  betragen ; dieser  Zahl  entspricht  der  Breiten- 
höhenindex (B : H)  mehr  als  der  thatsäckliche  63,9. 
Fragt  man  weiter,  wie  gross  wird  der  Cephalindex 
sein  dürfen,  welcher  einem  Breitenhöhenindex  von 
63,9  entspricht?  Wir  berechnen  das  aus  der  Pro- 
portion 

103,7  : 63,9  = x : 70. 


Hiernach  ist  x = 112. 


Hiernach  ist  also  die  Möglichkeit  geboten  durch 
die  Verhältnisszahl  (L:nb)  die  individuellen 
Schwankungen,  welche  der  Cephalindex  aufweist, 
zu  beschränken  und  darnach  in  einem  gegebenen 
Falle  den  anthropologischen  Charakter  eines  Schä- 
dels durch  richtigere  Bestimmung  des  Cephalindex 
festzustellen.  Allein  oben  wurde  darauf  kinge- 
wiesou,  dass  der  Hreitenhöheniudex  geeigneter  ist, 
den  Charakter  eines  Schädels  zu  fixiren  als  der 
Längenbreitenindex;  — kann  man  nicht  vielleicht 
auch  die  Schwankung  deB  Breitenhühenindcx 
bestimmen  ? 

Nehmen  wir  zwei  Schädel,  beide  sind  in  dem- 
selben Gouvernement  an  verschiedenen  Orten  ge- 
funden, und  haben,  soviel  man  aus  den  Neben- 
umstunden schliessen  kann,  Mohamedanera  ange- 
hört. Entstammen  nun  beide  Schädel  einem  uud 
demselben  Volke? 


B : II  L : B L:  Mb 
Schädel  Nr.  1 97,6  68,4  51,1 

„ Nr.  2 97,8  79,9  55,7 


Wir  erkennen  aus  dem  Basilarindex,  dass  beide 
Schädel  lang  sind , der  erste  jedoch  beträchtlich 
länger  als  der  zweite,  dabei  ist  auffallender  Weise 
der  Breitenhöhen  index  bei  beiden  fast  gleich.  Sachen 
wir  — ähnlich  wie  oben  — durch  eine  Proportion 
den  eigentlichen  Breitenhökenindex  zu  ermitteln, 
so  haben  wir: 


56,2  : 4 =§•*, 
ti6  H 


folglich: 

L B 

X ~~  nb’  H’ 


56,2 

Hiernach  berechnet  sich  für  den  Schädel  Nr.  1 
der  Längenbreitenindex  auf  75,2  und  der  Breiten- 
höbenindex  auf  88,7;  für  den  Schädel  Nr.  2 da- 
gegen 80,4  and  96,9.  Wir  sehen  dabei,  dass  beim 
Schädel  Nr.  1 der  verbesserte  Längenbreitenindex 
uud  der  verbesserte  Breitenhöhenindex  einander 
nicht  entsprechen.  Nach  dem  ersterou  Index  müssen 
wir  den  Schädel  für  orthocephal,  nach  dem  zweiten 
Index  für  brachyoephal  erklären.  Da  nun  bei  einer 
solchen  Nichtübereinstimmung  der  beiden  Indices 
der  Breitenhöhenindex  allein  Vertrauen  verdient, 
so  ist  hiernach  der  eigentliche  Cephalindex  zu  be- 
stimmen, nämlich: 

X : 75,2  = 97,6  : 88,7, 

folglich  *,  d,  h.  der  gesuchte  Cephalindex  ist  85. 
Wir  müssen  darnach  sagen,  der  Schädel  Nr.  1 ge- 
hört einem  Typus  an,  dessen  Längenbreitenindox 
85,0,  dosseu  Breitenhöhenindex  88,7  ist. 

Die  weiteren  vom  Verfasser  angeführten  Bei- 
spiele müssen  wir  fortlassen,  weil  sie  za  viel  Raum 
beanspruchen. 

Der  Verfasser  ist  überzeugt,  dass  die  dar- 
gelegte  Methode  der  Schädeluntersnchung  nicht 
verworfen  werden  kann.  Etwas  anderes  ist  es  aber 
mit  der  Grösse  der  Verhältnisszahl  L:  nb,  des 
Basilarindex  = 56,2;  es  ist  möglich,  dass  in  Folge 
weiterer  umfassender  Berechnungen  man  zu  einem 
etwas  anderen  Mittel  gelangen  wird. 

Der  Verfasser  fasst  zum  .Schlüsse  seine  Behaup- 
tungen folgendermaaHsen  zusammen: 

1)  Das  Verhältnis»  der  Breite  zur  Höhe  (B : II ft 
welches  in  enger  Beziehung  zum  L&ngenbreiten- 
index  (L  : B)  stoht,  schwankt  bei  verschiedenen 
Schädeln  eines  und  desselben  Volkes  weniger,  als 
der  Längenbreitenindex  selbst. 

2)  Weil  der  brachycephale  Schfldeltypns  stet« 
mit  einer  gewissen  Verringerung  des  Breitenhöhen- 
index. der  dotichooephale  Schfldeltypns  dagegen 
mit  einer  beträchtlichen  Steigerung  des  Breiten- 
höhenindex sich  vereint,  so  muss  — wegen  der 
grösseren  Beständigkeit  des  Breitenhöhenindex 
letzterer  bei  Gelegenheit  der  anthropologischen 
Bestimmung  eines  Schädels  stets  mit  berücksich- 
tigt werden. 

49» 


I 


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388 


Referate. 


8)  Das  Verhältnisi*  der  Länge  des  Schädels  zur 
Länge  der  Schädelbasis  (Welcher  Linie  nb)  ist 
bei  allen  Völkern  gleich,  man  kann  es  berechnen 
= 56,2  (UnBihirindex). 

4)  Mit  Hülfe  dieser  Zahl  56,2  und  der  that- 
gächlichen  an  einem  bestimmten  Schädel  gefun- 
denen Maasse,  muss  dann  der  LiingenbreiteD-  und 
der  Breitenhöhenindex  berechnet  werden,  um  dar- 
nach den  eigentlichen  anthropologischen  Charakter 
des  Schädels  zu  bestimmen. 

2.  Stud.  S.  Tschugunow:  lieber  einige  in 
Simbirsk  gefundene  Knochen.  Protoeolle 
der  Natarforachorgesellschaft  in  Kasan, 
Sitzung  Nr.  95,  Beilage. 

In  der  StAdt  Simbirsk  wurden  im  Sommer  1876 
bei  gelegentlichem  Graben  eine  Anzahl  mensch- 
licher Skelete  gefunden.  Mit  Einwilligung  der  be- 
treffenden Behördo  wurden  die  am  besten  erhal- 
tenen Schädel,  zwölf  an  der  Zahl,  sowie  einige 
andere  Knochen  durch  Herrn  Stud.  Tschugunow 
nach  Kasan  in  das  anatomische  Institut  geschafft, 
um  daselbst  einer  eingehenden  Untersuchung  un- 
terworfen zu  werden. 

I>ie  Knochen  lagen  nicht  tief,  nur  2Werschok 
bis  l/|  Arschin  (9  bis  17  cm)  unter  der  Erdober- 
fläche; die  einzelnen  Skelete  1 bis  1 Arschin 
(0,7  bis  1 m)  von  einander  entfernt;  bei  einzelnen 
fanden  sich  balbverfaulte  Reste  von  Särgen,  nach 
Aussage  der  dabei  beschäftigten  Arbeiter  aus- 
gohöhlte  Baumstämme.  Man  hatte  Knochen  von 
Erwachsenen,  Männern  nnd  Frauen,  von  jüngeren 
Individuen  und  von  Kindern,  vorherrschend  jedoch 
von  erwachsenen  Männern  gefunden.  Nach  den 
Röhrenknochen  zu  urtheilen,  waren  die  Leute 
kräftig  nnd  muskulös,  von  etwas  mehr  als  mittlerer 
Körpergrösse. 

Die  zwölf  nach  Kasan  gebrachten  Schädel  wur- 
den unter  I^itung  des  Professors  der  Anatomie, 
Jermolajew,  und  des  Prosectors  Mali  je  w unter- 
sucht, Als  Resultat  ergab  sich  Folgendes: 

Die  Schädel  sind  von  rundlicher  Form,  von 
beträchtlicher  Capacität,  von  mittlerem  Gewicht 
(ohne  Unterkiefer  638,7  g),  haben  ein  ahgeflachtes 
Gesicht;  einige  sind  deutlich  prognath.  Die  Schei- 
telgegend ist  mehr  entwickelt,  als  die  übrigen  Ge- 
genden nnd  darnach  mnss  man  schliessen , dass 
die  Schädel  einer  parietalen  Race  (Gratiolet) 
zugehören.  Hält  man  den  Stirndurchmesser  und 
die  obere  Gesichtshreite  zusammen  (93,1  und  98,3), 
so  ergiebt  sich,  dass  die  Schädel  engstirnig  sind; 
nur  in  einem  Falle  (Schädel  Nr.  2)  Übertrifft  die 
Stimbreite  die  Gesichtshreite  um  2 mm.  Der  Ver- 
fasser hat  die  Mittelzahlen  der  an  jenen  Schädeln 
gefundenen  Maassen  mit  denen  verglichen,  welche 
Malijew  au  rassischen,  tutarischen  und  kalmücki- 
schen Schädeln  berechnet,  ferner  hat  er  sie  mit  drei 
Burüten-  und  zwei  Kalmückenschädeln  des  anato- 


mischen Instituts  und  schliesslich  mit  sechs  im 
Jahre  1877  von  Herrn  Pülzam  in  Boigary  auf- 
gegrabenen Schädeln  verglichen,  und  kommt  dar- 
nach zum  Schluss,  dass  jene  Simbirskischen 
Schädel  den  kalmückischen  am  nächsten 
kommen.  Ohne  für  die  Sicherheit  dieser  Schlüsse 
einstehen  zu  wollen,  wünscht  der  Verfasser  nur  da- 
durch die  Aufmerksamkeit  auf  die  Schädel  zu  len- 
ken und  zu  einer  weiteren  Erforschung  derjenigen 
Idealität  uufzufordern , an  welcher  jene  Schädel 
Aufgedeckt  worden  sind.  Jedenfalls  gehören  die 
Schädel  einem  Volke  mit  ^mongolischem*  Typus. 

Die  kleine  Tabelle,  in  welcher  der  Verfasser  die 
Schädel  init  einander  vergleicht,  setzen  wir  her: 


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In  einer  anderen  Tabelle  giebt  der  Verfasser 
die  Zahlen  der  (25)  an  jedem  Schädel  vorgenom- 
menen  Messungen,  ohne  die  Mittel  zu  berechnen, 
und  macht  dann  über  die  einzelnen  Schädel  eino 
Reihe  Bemerkungen,  welche  zur  speciellen  Cha- 
rakteristik der  Schädel  dienen  sollen.  Sie  sind 
zum  Auszuge  nicht  geeignet 

3.  N.  M.  Malijew:  Ein  seltener  Fall  von  un- 
regelmässiger Schädelbildung.  Ein  in  der 
Kapanschen  NaturforschergesellBchaft  gehal- 
tener Vortrag.  (Militär-medicin.  Journ.  1878, 
Bd.  CXXXI,  Märzheft  S.  29  bis  36.) 

Das  Wochselverhältnias  im  Wachsthum  des 
Schädels  und  des  Hirns  ist  noch  nicht  allseitig  fest- 
gestellt Die  Ansichten  der  Autoren  gehen  nach 
entgegengesetzten  Seiten  auseinander.  Als  einen 
Beweis  für  die  selbständige,  unabhängig  vom  llirn, 
vor  sich  gehende  Entwickelung  des  Schädels  sieht 
Malijew  den  von  ihm  beschriebenen  Fall  an. 

M.  Chusaimow,  18  Juhre  alt,  Tatare,  im 
Kreise  Kasan  geboren,  erkrankte  ohne  nachweis- 
bare Ursache  und  starb  unter  Convulsionen  18.  März 
1824.  Aus  den  von  Malijew  in  extenso  mitge- 
theiltcn  Sectionsprotocollen  (Prof.  Gwosdijew) 
heben  wir  Folgendes  hervor:  An  dem  von  der 
Haut  enthlöston  Schädel  erscheinen  zwei  Erhöhun- 
gen; die  eine  entspricht  der  grossen  Fontanelle, 
die  andere  der  Hiuterhauptsgegcnd;  die  Schädel- 
kapsel hat  dadurch  ein  helmnrtiges  Aussehen  ge- 
wonnen. Die  abgesagte  Schädeldecke  hat  eine 
seitlich  etwas  eingeengte,  längs-ovale  Form,  vorn 
und  hinten  etwas  verbreitert;  die  Schädeldecke  ist 


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Referate.  389 


sehr  tief.  An  der  Innenfläche  befindet  Bich,  der 
äusseren  vorderen  Erhöhung  entsprechend,  eine 
Vertiefung.  Die  Criste  protaberantme  occipitalis 
extornae  ist  etwas  nach  rechts  gewichen,  so  dass 
das  Hinterhaupt  in  zwei  ungleiche  Tbeile  zerfallt: 
in  einen  linken  grossen  und  einen  rechten  kleinen 
Theil.  Die  Sutura  lambdoidea  ist  deutlich  ent- 
wickelt; die  Sutura  sagittalis  und  Sutura  coro- 
nalis  sind  nicht  vorhanden.  An  Stelle  des  Snlcns 
longitudinalis  findet  sich  am  Stirnbeine  und  dem 
Scheitelbeine  eine  tiefe,  centiraeterbreite  Furche. 
Die  Innenfläche  der  Schäduldecke  uneben;  Impres- 
siones  digitatae  stark  entwickelt.  Die  Schädel- 
knochen sehr  dllnn,  die  Diploe  dem  entsprechend 
nur  wenig  entwickelt.  Die  harte  Hirnhaut  ge- 
spauni,  sehr  dünn,  blutreich.  Die  Hirnwindungen 
abgeflacht;  an  der  Pia  rnater  nichts  zu  bemerken. 
Nach  Herausnahme  des  Hirns  erscheint  die  Basis 
des  Schädels  nach  allen  Dimensionen  kleiner  als 
gewöhnlich.  Aach  dio  Schädelgruben  sind  kleiner 
als  gewöhnlich,  die  hintere  etwas  flach,  weil  der 
Körper  des  Os  baailure  weniger  geneigt  als  nor- 
mal ist.  Die  Impressiones  digitatae  in  allen  Schä- 
delgrnben  stark  entwickelt.  — Die  Pia  mator  ist 
schwer  vom  Hirn  abziehbar,  Hirnsobstanz  ist  fest, 
auf  der  Schnittfläche  glänzend.  Im  Uebrigen  nichts 
Bemerkenawerthes. 

Der  macerirte  Schädel  zeigt  Folgendes: 

Vor  Allem  springt  ein  beträchtlicher  Höcker, 
welcher  in  der  Stirngegend  an  der  Stelle  der 
grossen  Fontanelle  liegt,  in  die  Augen;  dann  das 
stark  nach  hinten  ausgezogene  Hinterhaupt.  Der 
längliche  Höcker  entspricht  mit  Beiucm  Längen- 
durchmesser  der  I.ängsaxe  des  Schädels;  die  Länge 
beträgt  80  mm,  dio  Breite  47  mm,  der  Umfang 
200  mm.  Der  Höcker  geht  unmerklich  in  die  an- 
stosseuden  Schüdulknochen  über;  er  unterscheidet 
sich  durch  Nichts  von  dem  normalen  Verhalten  des 
Knochens;  der  Knochen  ist  nicht  dünner  als  die 
übrigen.  An  der  Innenfläche  des  Höckers  verläuft 
der  Sulcus  longitudinalis,  Impressiones  digitatae 
und  Juga  cerebralia  sind  stark  entwickelt.  Der 
macerirte  Schädel  ist  zart  und  leicht;  sein  Ge- 
wicht beträgt  nur  485  g (das  Noruiulgu wicht  eines 
■Schädels  ca.  700  bis  800  g),  die  Scbudelknochen 
dünn,  Gefässfurcben  stark  ausgeprägt,  Sutura  coro- 
ualis  und  S.  sagittalis  vollständig  verwachsen,  so- 
wohl an  der  inneren  wie  au  der  äusseren  Fläche; 
die  Lambdanaht  ist  deutlich  erhalten. 

Der  Schädel  «t  lang  nnd  schmal,  dolichoccphal, 
Cepbalindex  71,5,  Länge  deB  Schädels  172  min, 
Breit«  123  mm,  Gesichtsbreite  124  mm,  geringste 
Stirnbreite  90  mm,  Mostoidaldurchmesaer  11 1 mm, 
Diagonaldurchmesser  220  mm,  Horizontalumfang 
485  mm,  Frontal-  (Quer-)  Umfang  305  mm,  Stirn* 
bogen  162  mm,  Scheitelbogcn  100  mm,  llinter- 
hauptsbogen  160  mm,  Höhe  des  Schädels  123  inm, 


Schädelinhalt  1350  ccm,  Gesichtswinkel  68°,  Zahn- 
prognathismus  57ü. 

Bemerkenswert}]  an  diesem  Schädel  ist  also: 
die  Bildung  des  Höckers  in  der  Gegend  der  vor- 
deren Stirnfontanelle,  die  frühzeitige  Verknöche- 
rung der  Schädolnaht  und  die  corapenBatorische 
Entwickelung  des  Hinterhauptes. 

Der  Vortragende  versucht  diese  Auomalie  zu 
erklären.  Als  Ausgangspunkt  ist  die  frühzeitige 
Verknöcherung  der  Naht  anzuseheu;  in  Folge  des- 
seu  kann  der  Schädel  sich  nicht  gleichmässig  und 
regelmässig  entwickeln.  Die  Entwickelung  (resp. 
Ausdehnung)  des  Schädch  concentrirt  sich  wesent- 
lich auf  zwei  Stellen:  auf  die  Lambdanaht  und  auf 
dio  verhältnissmässig  spät  verknöchernde  Gegend 
der  grossen  Fontanelle.  Die  Folgo  davon  war  die 
Bildung  jenes  Höckers  und  das  Hervortreten  des 
Hinterhauptes. 

Der  Fall  spricht  — nach  Malijew  — zu  Gun- 
sten der  selbständigen,  unabhängig  vom  Hirn,  vor 
sich  gehenden  Entwickelung  des  Schädels.  I>ie 
am  Schädel  beobachteten  Abnormitäten  erklären 
sich  durch  das  fortwährende  Wachathum  des  Hirns; 
sie  waren  es,  welche  die  Krämpfe  und  schliesslich 
den  Tod  herbeiführten. 

4.  Professor  J.  M e r s h e j e w s k y:  Ein  in  der 
Entwickelnng  zurückgebliebenes  Hirn.  Samm- 
lung von  Abhandlungen  zur  gerichtl.  Medicin. 
Jahrg.  1878,  Band  I,  1.  Abtheil.  S.  84  bis  92. 

Das  Hirn  gehörte  einem  dreijährigen  Knaben 
an,  welcher  am  15.  .Januar  1875  im  Elisabeth- 
Kinderhospital  in  St.  Petersburg  gestorben  war.  Das 
Kind,  welches  während  seines  Lebens  den  Eindruck 
eines  Idioten  macht«,  war  vom  1.  November  1874 
unter  ärztlicher  Aufsicht  im  Hospital  gowesen;  eine 
Pneumonie  führte  zum  Tode. 

Bei  der  Scction  wurde  gefunden:  geringe  Ver- 
dickung und  Oedem  der  Pia  mater,  Verwachsung 
der  Pia  mater  mit  der  Oberfläche  der  Hemisphären. 
Das  von  den  Häntcn  befreite  Hirn  wurde  in  eine 
zweiprocenthaltige  Lösung  von  chromsanrcm  Kali 
gelegt,  in  welchem  es  zwei  Wochen  blieb,  dann  wurde 
es  in  95  procentigen  Alkohol  gelegt  und  in  diesem 
Zustande  dem  Verfassor  übergeben.  Das  erhärtete 
Hirn  wog  221,5  g,  während  das  normale  Gehirn 
eines  zwei-  bis  dreijährigen  Kindes  1030  g wie- 
gen soll. 

Dos  Gehirn  hat  ein  höchst  auffallendes  Aussehen 
(eine  bei  gefügte  Tafel  zeigt  das  Gehirn  von  der 
Beite  und  von  der  Basis  Abgebildet).  Das  Gehirn 
hat  nämlich  an  der  Oberfläche  der  Hemisphäre  ein 
höckerig  unebenes  Wesen,  indem  einzelne  Gebiete 
oder  Territorien  durch  ungleich  grosse  Höcker  aus- 
gezeichnet, durch  mehr  oder  weniger  deutliche  Ver- 
tiefungen von  einander  abgegrenzt  werden.  Be- 
merkenswert h ist  es,  dass  gerade  einzelne  solcher 
Gebiete,  welchen  die  Physiologie  gewisse  specifische 


l 


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390 


Referate. 


Tbltigkeiten  zugeschrieben  hat.  scharf  von  anderen 
geschieden  sind.  Einige  Hauptfurchen , z.  B.  der 
Sulcus  Rolandi,  fehlen  ganz;  dennoch  sind  die 
einzelnen  Gebiete  viel  deutlicher  abgegrenzt,  als 
es  sonst  unter  normalen  Verhältnissen  stattfindet. 
Die  beiden  Hemisphären  sind  symmetrisch.  Diese 
einzelnen  Gebiete  sind:  der  Stirnlappen  (Lob. 
frontal»).  Linkerseits  besteht  der  Stirn  lappen 
aus  fünf  Windungen,  welche  übrigens  nicht  völlig 
schürf  von  einander  geschieden  sind.  Die  Furchen 
zwischen  den  Gyri  laufen  fast  oiuander  parallel  — 
von  hinten  nach  vorn  und  von  oben  nach  unten. 
Die  Breite  einer  einzelnen  Windung  beträgt  7 mm 
im  Maximum;  diese  Hnuptgyri  werden  durch  seichte 
Furchen  geschnitten,  welche  senkrecht  zu  den  an- 
deren Furchen  stehen.  Dadurch  zerfallt  jede  llaupl- 
wiudung  in  eiuo  Menge  kleiner  secundärer  Win- 
dungen, welche  an  die  Gehirnwindungen  eines 
Delphins  oder  an  die  Kleinhirnwindungen  eines 
kleinen  Süugethieres  erinnern.  Die  Breite  der  klei- 
nen secundären  Windungen  ist  nur  0,3  bis  1 mm. 
Ueherdics  haben  einige  der  Ilauptwindungen  ausser 
den  secundären  Querfurchen  noch  kleine  Lungs- 
furchen. Kechtcraoits  sind  auch  fünf  Hauptwin- 
dungeu  sowohl  mit  Quer-  als  Längenfurcheu  vor- 
handen. Der  Lob.  orbital.  iBt  nicht  von  dein  Lob. 
front  getrennt;  der  Sulcus  olfactorius  ist  sicht- 
bar; der  Lob.  rectus  besteht  aus  einer  Reibe 
höckerartiger  Erhebungen.  Sonst  sind  keine  an- 
deren Furchen  erkennbar;  die  ganze  Oberfläche 
zeigt  nur  eine  Monge  kleinerer  oder  grösserer 
Höckerchen.  Der  Lobus  rectus  geht  unmittelbar 
in  den  Lob.  insulac  über. 

Die  InHuln  Reilii  stellt  einen  Bogen  dar,  wel- 
cher dio  .Stirn-  und  Schläfenlappen  mit  einander 
verbindend,  unmittelbar  aus  einem  in  den  auderen 
ÜltergehL  Der  Bogen  besteht  aus  acht  einzelnen 
Windungen,  welche  fächerartig  angeordnet  sind. 

Die  Gyri  centrales  erscheinen  als  vertiefte 
Stellen  der  Hirnoberfläche  an  der  Grenze  zwischen 
dem  Stirn-  und  dem  Scheitel  lappen.  An  der  Ober- 
fläche besitzen  die  Centralgyri  unregelmässig  durch- 
einaudergeworfene  kleine  Höckerchen.  Von  dem 
Stirnlappen  sind  die  Gyri  centrales  durch  eine  tiefe 
Furche  geschieden. 

Die  Lobi  parietales  superiores  haben  eine 
höckerige  Oberfläche;  die  Lobi  parietales  in- 
feriores ct  temporales  sind  von  oiuander  nicht 
abgegrenzt;  sie  besteben  aus  höckerartigeu  Er- 
hebungen ; nur  dio  erste  und  dritte  Windung  reeb- 
terseits  und  die  dritte  Windung  linkerseits  sind 
etwas  sichtbar. 

Die  Lobi  occipitales  bestehen  aus  drei  Win- 
dungen, welche  annähernd  normal  ungeordnet  sind; 
ihre  Oberfläche  ist  auch  nicht  so  höckerig. 

Auch  an  der  inneren  (medialen)  Fläche  zeigen 
die  Hemisphären  denselben  Charakter,  d.  b.  halten 
auch  hier  eine  Menge  kleiner  Höckerchen.  Dabei 


sind  die  sonst  hier  vorkommenden  Furchen  nicht 
so  regelmässig  wie  normal. 

Der  Hirn  Ventrikel  und  der  Aquaed.  Sylvii  sind 
weit.  Die  Anordnung  und  die  Beschaffenheit  der 
grauen  Substauz  der  Hirnwindungen  ist  abnorm ; 
die  graue  Substanz  ist  hypertrophisch;  statt  dass 
diu  gr&uu  Substauz  den  Krümmungen  der  Win- 
dungen folgt  und  deshalb  in  die  Tiefe  der  Furchen 
sich  hineiusenkt,  füllt  sic  hier  die  ganze  Furche 
aus;  daher  erscheint  das  Hirn  au  der  Oberfläche 
ohne  Windungen,  aber  höckerig.  Die  Mächtigkeit 
der  grauen  Schicht  ist  wechselnd,  sie  schwankt 
zwischen  2 Vf  bis  4 mm,  erreicht  sogar  an  einigen 
Stellen  7 mm. 

Sowohl  in  der  grauen  Rinde  als  in  den  Win- 
dungen selbst  ist  nur  selten  die  normale  typische 
Anordnung  der  Nervenzellen  zu  erkennen;  die  graue 
Schicht  ist  nicht  gehörig  abgegrenzt,  die  Zellen 
sind  nicht  radienförmig  gelagert,  sondern  unordent- 
lich zurstreut.  In  der  fest  init  der  Hirnoberfläche 
verwachsenen  Pia  mater  sind  die  Wände  der  Blut- 
gefässe verdickt,  das  Fasergerüst  und  diu  einge- 
lagerten Kerne  sehr  reichlich  entwickelt. 

(Die  Angaben  über  die  Maasse  der  Nervenzellen 
u.  s.  w.  lassen  wir  bei  Seite.) 

Der  Verfasser  zieht  daraus  den  Schluss,  dass 
ein  Reichthum  an  Windungen,  an  grauer  Sub- 
stanz und  an  Nervenzellen  sich  mit  Idiotismus 
vergesellschaften  kann. 

(Die  angeführten  Maaase  des  Ilirns  und  seiner 
einzelnen  Theilc  lassen  wir  fort;  da  es  sich  hier 
um  das  Hirn  eines  Kindes  handelt,  so  scheinen  uus 
die  Ma&sse  nicht  von  grosser  Bedeutung  zu  sein.) 

5.  Professur  J.  Mershejewsky : Ueber  die  Ver- 
hältnisse des  Fussee  und  der  Haube  des  Hirn- 
sticla  (baute  et  tegmentum  cruris  cerebri)  zu 
einander  in  abnormen  Hirnen.  Sammlung  von 
AbhandL  z.  gerichtl.  Medicin,  Jahrg.  1878, 
Bd.  II,  Abth.  I,  S.  93  bis  98. 

Meynert  hat  dargethan,  dass  der  obere  Ab- 
schnitt des  Hirnstiels  (tegmentum  cruris)  bei  er- 
wachsenen Menschen  weniger  entwickelt  ist,  als 
der  untere  (der  Fass,  bas is  cruris),  während  bei  neu- 
geborenen Kindern  das  Verhältnis»  ein  umgekehrtes 
ist,  dos  Tegmentum  ist  mehr  entwickelt  als  die 
Basis.  Der  Verfasser  meint  nun,  dass,  wenn  die 
sich  daran  knüpfende  Hypothese  Meynert’ 8 
richtig  wäre,  bei  solchen  Idioten,  bei  welchen  die 
willkürlichen  Bewegungen  fast  fehlen  und  dagegen 
dio  Reflexbewegungen  vorwalten,  da»  Verhältnis» 
zwischen  Tegmentum  und  Basis  wie  beim  Neu- 
geborenen sein  müsse.  — Der  Verfasser  untersuchte 
drei  Idiotengehirne  und  fand  das  vermuthete 
Verhältnis!  bei  zweien.  Im  Gehirn  eines  öOjüh- 
rigen  Idioten,  dessen  psychischer  Zustand  bei  Leb- 
zeiten dem  eines  anderthalbjährigen  Kindes  gleich 
kam , befand  sich  der  Hirnschenkel  auf  der  Stufo 


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Referate. 


391 


eines  neugeborenen  Kindes;  das  Hirn  war  über- 
haupt in  der  Entwickelung  zurückgeblieben.  — 
I>as  gleiche  Verhältnis»  zeigte  das  Gehirn  eines 
dreijährigen  Kindes.  — Das  dritte  llim  dagegeu, 
welches  einem  vierjährigen  Kinde  entstammte, 
zeigte  das  gesuchte  Verhältnis»  zwischen  Tegmen- 
tum  und  Basis  nicht. 

B.  Antbroporaetrie  (Untersuchung 
lebender  Menschen). 

6.  Stud.  P.  Fenoroonow:  Ueber  die  Grosse  des 
Umfanges  and  des  medianen  Durchmessers 
des  Brustkorbes  bei  gesunden  und  kranken 
Individuen.  Militär- medicin.  Journal  1878. 
Bd.  CXXXi,  Aprilheft,  S.  89  bis  98.  (Aus 
dem  Cabinet  für  Diagnostik,  allgemeine  Pa- 
thologie und  Therapie  des  Herrn  Prof.  W.  W. 
Besser.) 

Die  Messungen  wurden  in  Veranlassung  der 
Arbeiten  Kollett's  (Deutsch.  Archiv  f.  klin.  Medic^ 
IX.  Band)  gemacht.  Der  Verfasser  untersuchte 
52  Individuen;  er  maass  den  Umfang  der  Brust 
und  des  Bauches  mittelst,  eines  einfachen  Bandes 
an  folgenden  Stellen:  Niveau  der  vierten  Rippe, 
Niveau  der  sechsten  Rippe,  in  der  Mitte  zwischen 
der  sechsten  Rippe  und  dem  Nabel,  Niveau  des 
Nabels;  ferner  bestimmte  er  mit  einem  Raude- 
locque’scben  Zirkel  den  medianen  Durchmesser 
(diainetr.  antero-posterior)  im  Niveau  der  vierten 
Rippe.  Die  Messungen  wurden  an  jedem  Indivi- 
duum im  Sitzen,  Stehen  und  Liegen  gemacht.  Die 
gewonnenen  Mu&saen  sind  in  einer  Tabelle  zusatu- 
mengestellt.  — Unter  den  Resultaten  sind  folgende 
hervorzubebeu : Die  Messungen  einer  und  dersel- 
ben Gegend  fallen  mitunter,  je  nach  verschiedener 
Stellung,  Liegen  oder  Sitzen,  verschieden  aus. 
Der  Umfang  der  Brust,  Niveau  der  vierten  Rippe 
z.  B.,  ist  in  einem  Falle 

beim  Stehen  94  cm, 
beim  Liegen  93  „ 
beim  Sitzen  95  „ 

Diese  scheinbare  bedeutende  Differenz  verschwindet 
aber  bei  den  berechneten  Mittelzahlen  aus  den 
52  Fällen,  nämlich 

beim  Stehen  86,32  cm, 
beim  Liegen  86.04  „ 
beim  Sitzen  86,36  „ 

Hiernach  ist  entschieden  der  Umfang  am  grössten 
beim  Sitzen  und  am  geringsten  beim  Liegen, 
allein  die  ganze  Differenz  ist  doch  zu  unbedeutend. 
Auffallender  Weise  hat  Rollett  gerade  umgekehrt 
beim  Liegen  das  grösste  Maass:  88,5  cm,  und  beim 
Stehen  ein  kleineres  Mauas  gefunden. 


Im  Niveau  der  sechsten  Rippe  beträgt  der  Ura- 
faug  im  Mittel 

beim  Stehen  84,6  cm, 
heim  Sitzen  85,32  „ 
beim  Liegen  84,96  „ 

In  der  Milte  der  Entfernung  zwischen  der  sechsten 
Rippe  und  dem  Nabel  erhielt  der  Verfasser  fol- 
gende Zahlen: 

beim  Stehen  78,42  cm, 
beim  Sitzen  80,36  „ 
beim  Liegen  80,56  „ 

Der  Körperumfang  im  Niveau  des  Nabels  beträgt 
beim  Stehen  75,5  cm, 
beim  Sitzen  77,52  „ 

Der  Durchmesser  von  vorn  nach  hinten  (der  me- 
diane Durchmesser)  ist  ebenfalls  wechselnd 
beim  Stehen  19,4  cm, 
beim  Sitzen  20,0  „ 
beim  Liegen  20,14  „ 

Wahrend  also  im  Allgemeinen  der  Brust-  und  Rauch- 
umfang  heim  Sitzen  am  grössten,  beim  Liegen 
am  geringsten  ist,  so  dass  dos  Stehen  in  der  Mitte 
liegt,  so  ist  der  mediane  Durchmesser  beim  Lie- 
gen am  grössten  und  beim  Stehen  ain  kleinsten. 

Die  Resultate  und  Forschungen  an  kranken 
Menschen  lassen  wir  hei  Seite;  cb  sind  nur  13  Fälle 
vom  Verfasser  beobachtet  worden. 

7.  I>r.  S.  Popow:  Einige  Bemerkungen  bei  Ge- 
legenheit der  Rekrutirung  des  Jahres  1874, 
Milit.-medicin.  Journal,  Bd.  CXXX1I,  Juniheft 
1878,  8.  151  bis  156.  Die  den  Aerzten  ge- 
gebenen Vorschriften , nach  welchen  die  Re- 
kruten angenommen  werden  sollen,  werden 
erörtert. 

8.  Dr.  W.  Frisch  mann:  Die  Mobilisation  der  zur 
Garde  eiuberufencn  Gemeinen  im  Gouverne- 
ment Perm.  (Milit.- medicin.  Journal  1878, 
Bd.  CXXX1I,  S.  157  bis  162.) 

9.  Dr.  Snegirew:  Materialien  zur  incdicuii»chen 
Statistik  und  Geographie  Russlands.  Die  Re- 
sultate der  Besichtigung  und  der  Messung 
der  Brost  und  der  Körpergrösse  der  im  Jahre 
1875  zum  Militärdienst  Einberufenen.  MiliL- 
medicin.  Journal  1878,  Bd.  CXXXII,  Juliheft, 
S.  213  bis  226;  Augustheft,  S.  251  bis  284. 
Bd.  CXXX1II,  Septemberheft , S.  25  bis  64; 
Octoberheft,  8.  113  bis  144;  Novemberheft, 
S.  145  bis  176;  Decemberheft,  S.  303  bis  366  J). 


B Da  diese  Abhandlung  noch  nicht  abgeschlossen 
Ist,  so  werden  wir  über  dieselbe  erst  iin  nächsten  Jahre 
berichten.  Ref. 


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392 


Referate. 


10.  N.Malijew:  Allgemeine  Nachrichten  über  die 
Mordwinen  deB  Gouvernement«  Samara; 
anthropologischer  Charakter  der  Mordwinen; 
spate  Ehe  und  der  Einfluss  derselben  auf  den 
Körper;  nationale  Eigenthümlichkeiten  des 
Schädels.  (Protocolle  der  NaturforschergeBell- 
schaft  in  Kasan,  97.  Sitzung,  Beilage.) 

Unter  den  nichtruasischon  Völkern  im  Nord- 
osten  des  russischen  Reiches  nehmen  die  Mor- 
dwinen eine  bedeutende  Stelle  ein.  I)er  Volks- 
stamin  der  in  den  Gouvernements  Samara  und 
Simbirsk  lebenden  Mordwinen  bietet  nicht  allein 
wegen  Beiner  Beziehung  zu  den  anderen  finnischen 
Stämmen  viel  luteresse,  sondern  auch  deshalb, 
weil  derselbe  allmälig  mit  den  ihn  umgebenden 
Russen  verschmilzt  und  dadurch  unzweifelhaft  auf 
den  physischen  Charakter  der  Hussen  einen  Ein- 
fluss ausübt. 

Ethnographisch  sind  die  Mordwinen  wieder- 
holt untersucht;  über  Religion,  Lebensweise  u.  8.  w. 
findet  sich  mancherlei  in  der  Literatur  (Mein i ko  w, 
Ep.  Makarij  u.  A.),  anthropologisch  bisher  noch 
nicht.  Ihr  physischer  Charakter,  die  Eigen- 
thiliulichkeiten  des  Schädels  sind  unbekannt.  Mor- 
dwinenschädel sind  eine  üusserste  Seltenheit,  im 
Kasanschen  anatomischen  Institut  z.  B.  existiren 
keine.  Eine  eingehende  anthropologische  Schilde- 
rung ist  demnächst  durch  W.  N.  Mainow  zu 
erwarten  (cfr.  weiter  unten). 

Malijew  benutzte  einen  Theil  der  Sommer- 
ferien des  Jabres  1877  zu  einem  Ausflug  in  das 
Gouvernement  Samara,  oinostheils  um  lebende 
Mordwinen  zu  untersuchen,  anderenteils  um  — 
wo  möglich  — Schädel  zu  erwerben.  Letzteres 
gelaug  nicht,  doch  konnten  in  einem  rein  mor- 
dwinischen Dorfe  „Klein  Tolkay“  Kreis  Buguruslan 
20  Individuen  anthropologisch  gemessen  werden; 
überdies  wurde  eine  ganze  Menge  anderer  Dörfer 
besucht  und  verschiedene  Notizen  gesammelt. 

Die  Mordwinen  des  Gouvernements  Samara 
gehören  nicht  zu  der  eingeborenen  Bevölkerung; 
sie  sind  etwa  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahr- 
hunderts aus  dem  Gouvernement  Simbirsk  ein- 
gewandert und  haben  sich,  ihren  alten  Gewohnheiten 
folgend,  längs  den  Flüssen  angesiedelt.  Sie  gründe- 
ten entweder  eigene  Ortschaften  oder  Hessen  sich  in 
russischen  nieder;  je  nachdem  sie  auf  solche  Weise 
getrennt  von  Russen  oder  unter  letzteren  lebten, 
haben  sie  ihro  eigene  Nationalität  mehr  oder 
weniger  bewahrt.  Von  allen  nationalen  Eigen- 
tümlichkeiten haben  die  Mordwinen  die  Sprache 
am  besten  erhalten.  Alle  Mordwinen  des  Gouvor- 
nementa  Samara  — mindestens  die  Männer  — ver- 
stehen russisch,  doch  gebrauchen  sie  im  Verkehr 
unter  einander  mit  Vorliebe  ihre  eigene  Sprache. 
Fenier  hat  sich,  vorzüglich  bei  deu  Frauen,  das 
nationale  mordwinische  Kostüm  erhalten.  Ausser 


der  Sprache  und  der  Kleidung  sind  die  übrigen 
Züge  ihrer  jetzigen  Lebensweise  unbeständig  und 
unbestimmt.  In  Bezug  auf  die  Anlage  ihrer  Dör- 
fer, der  Häuser  u.  s.  w.  unterscheiden  sich  dio 
Mordwinen  nicht  von  den  Russen.  Eins  betont 
aber  Malijew,  dass  entschieden  die  materielle 
Lage  der  Mordwinen  eine  bessere  sei,  als  die  der 
russischen  Bauern. 

Wir  übergehen  hier  einige  Mittheilnngen, 
welche  Malijew  über  die  Nahrung  und  die  Klei- 
dung der  Mordwinen  macht;  er  bemerkt,  dass 
alle  noch  existirendon  nationalen  Eigentümlich- 
keiten langsam  aber  sicher  verschwinden. 

Im  Reben  der  Mordwinen  haben  zwei  Um- 
stände eine  bobe  anthropologische  Bedeutung. 
Erstens  das  späte  Alter  (25  bis  30  Jahre)  in  wel- 
chem die  Mädchen  in  die  Ehe  treten  und  zweitens 
die  absolute  Gleichstellung  der  Frauen  mit  den 
Männern  boi  aller  Hans-  und  Feldarbeit.  Die 
mordwinischen  Frauen  sind  durch  ihre  Gesundheit 
und  ihren  kräftigen  Körperbau  berühmt.  Sie  ver- 
heiraten sich  spät  und  haben  nicht  viel  Kinder; 
es  finden  sich  selten  Familien  mit  mehr  als  3 oder 
4 Kindern.  Nimmt  man  an,  dass  wirklich  eben- 
soviel Kinder  in  jeder  Familie  sterben,  so  kommen 
doch  nur  auf  jode  mordwinische  Frau  8 Kinder, 
eine  Zahl,  welche  bedeutend  hinter  der  F ruchtbar- 
keit  russischer  Frauen  zurücksteht. 

Bekanntlich  scheidet  sich  der  mordwinische 
Volksstamm  in  zwei  Zweige,  Mordwa-Ersa  und 
Mordwa-Mokscha;  die  samaraschen  Mordwinen 
gehören  vorzugsweise  dem  Stamm  Ersa  an;  vom 
Stamm  Mok&cha  sind  nur  wenige  vorhanden. 
Malijew  untersuchte  Vertreter  des  Stammes  Ersa. 
Der  Mordwine  ist  kräftig,  gesund,  breitschultrig 
mit  Htark  entwickeltem  Knochen-  und  Muskel- 
eystem.  Aus  der  anthropometrischen  Messung  geht 
hervor,  dass  der  Brustumfang  stet«  mehr  beträgt 
als  diu  Hälfte  der  Körpergrösse.  Diu  Militärärzte 
sagen  aus,  dass  die  mordwinischen  Rekruten  stets 
annehmbar  sind,  dass  in  gemischten  Ortschaften 
die  Mordwinen  den  Von rag  gemessen  vor  den 
Russen,  insbesondere  vor  den  Tschuwaschen.  Viele 
der  Mordwinen  werden  wegen  ihrer  Körpergröße 
und  Muskelkraft  in  die  Garde  eingestellt.  Unter 
den  Mordwinen  werden  häufig  100jährige  Greise 
anget  rollen,  welche  noch  im  Stande  sind  leichte 
Arbeit  auszufübren,  z.  B.  Schuho  aus  Bast  zu 
flochten.  Die  Kurpergrössu  ist  eine  mittlere, 
viele  sind  gross;  doch  erreicht  das  mittlere  Maas« 
1065  mm  (20  Indiv.)  nicht  die  für  die  Körpergrösse 
eines  ausgewachsenen  Mannes  gewöhnlich  geltende 
Zahl  (1700  mm).  Das  Gesicht  erscheint,  bei  Be- 
trachtung von  vorüber,  flach  und  breit;  diu  Backen- 
knochen (Jochbein)  springen  mässig  vor.  Die 
Augen  sind  von  mittlerer  Grosse  oder  klein , von 
grauer  oder  brauner  Farbe,  die  Nase  gross,  grade 
und  breit.  Bei  Betrachtung  von  der  Seite  springt 


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Referate. 


393 


das  Profil  des  Unterkiefers  wenig  vor;  der  Pro* 
gnuthisma*,  sowohl  der  des  Kiefers  als  der  der  Zahne 
ist  unbedeutend.  l)er  Haarwuchs  des  Hauptes 
sowie  des  Hartes  ist  reichlich;  Leute  mit  stur k be- 
haartem Körper  bekam  Malijew  nicht  zu  sehen. 
Der  Punkt,  in  welchem  die  Mitte  der  Körpergrössc 
liegt,  ist  schwankend:  er  liegt  entweder  an  der 
Svmphysis  oss.  pubis  oder  tiefer  als  diese.  Dass 
bei  den  Vertretern  der  mongolischen  Kace  dieser 
Punkt  stets  am  oberen  Rande  der  Schnmfuge 
liege,  wird  hiernach  durch  Malijow’s  Untersuchung 
nicht  bestätigt. 

Der  Kopf  der  Mordwinen  ist  gross.  Der 
Umfang  des  Schädeltheils  beträgt  im  Mittel 
565  mm;  der  Längenbreitenindex  81,5  mm1)*  Die 
Länge  des  Kopfes  ist  nicht  gross,  187  min;  dagegen 
sind  alle  (Juerdurchmessur  sehr  beträchtlich  (ofr. 
Tabelle). 

Der  Abhandlung  sind  folgende  Tabellen  bei- 
gefügt : 

1.  Eine  Tabelle  über  die  Zahl  der  Kinder 
der  mordwinischen  Frauen  (30  Frauen  im  Alter 
von  45  bis  85  Jahren  im  Dorfe  Klein  Tolkay,  Kreis 
Bugnruslan,  Gouvernement  Samara,  examinirt  am 
17.  Juli  1877).  Hei  jeder  Frau  ist  angegeben  das 
Lebensalter,  die  Zahl  der  lobenden  und  der  gestor- 
benen Kinder,  sowie  die  GetammtsthL 

Als  Mittel  der  G esa  ui  ui  tzah  1 ergrabt  pich 
8,8,  als  Mittel  der  noch  Lebenden  3,5,  der  Gestor- 
benen 5,2. 

2.  Eine  zweite  Tabelle  giebt  die  Hevölkerungs- 
dichtigkeit  zweier  Dörfer  Jolschanka  (Kreis  Busu- 
Iok)und KirjuschkinotKreisBuguraslan)  f(lr  eine 
Reihe  von  Juhren  an. 

3.  Die  dritte  Tabelle  giebt  die  Zahlen  der  an 
20  männlichen  Individuen  deH  Dorfes  Klein  Tolkay 
(Kreis  Ungarn  sinn)  gewonnenen  Messungen.  Der 
jüngste  der  Männer  war  43  Jahre,  der  älteste  70. 
Wir  beschränken  uns  hier  auf  Reproduciruug  der 
Mittelwerthe : 


Körpergrösse  . 1665  mm 

Kopfindex 81,5  „ 

Lunge  des  Kopfes 187,1  „ 

Breite  des  Kopfes 152,6  „ 

Umfang  des  Kopfes 565,7  * 

Lunge  des  Gesichts  11 9,4  n 

Abstand  der  Jochbeinhöcker 141,3  „ 

Abstand  der  Augen . 183,3  , 

Grösse  der  Glahellu 32,8  n 

Geringste  Stirn  breite 102,3  „ 

Sagittaler  Kopfumfang 347,0  a 

Frontaler  Kopfumfang 350,0  „ 

Mastoidnler  Qaerdnrchinuaser  ....  134,0  „ 


')  Für  brido  Zahlen  Ist  zu  bemerken,  dass  sie 
durch  au  Lebenden  gewonnen  sind  und 

dass  sie,  im  Vergleich  mit  den  Meinungen  an  Bchidels, 
zu  reducii-en  sind.  Ref. 

Archiv  für  Anthropolnfpc.  H<1.  XII. 


Qnerdurchmessor  in  der  Ohrgegend  . . 138,7  mm 

Höhe  des  Nabels 98,8  „ 

Länge  der  Arme 730,0  n 

1 .frage  der  Beine 982,0  „ 

Brustumfang 925,0  „ 


In  Betreff  des  Punktes,  an  welchem  die  Hälfte 
der  Körperlunge  liegt,  findet  sich  in  der  Tabelle 


Folgendes.  Der  Punkt  liegt: 

An  der  Bifurcation  (der  Schambeine)  ...  1 Mal 

An  der  Wurzel  des  Penis 1 „ 

An  der  Symphysis  oss.  pub.  ......  2 „ 

Ara  obereu  Runde  der  Svmphysis  *)  . . . 9 „ 

Ara  Rande  der  Svmphysis 2 „ 

Höher  als  der  Rand  der  Svmphysis  . . . 1 n 

Einige  Linien  höher  als  die  Symphysis  . . 2 „ 

In  der  Mitte  der  Syraphysis I „ 

Am  unteren  Rande  der  Svmphysis.  . . . 1 * 


20  Mal 

11.  W.  N.  Mainow:  Anthropologische  Unter- 
suchungen der  Mordwinen.  (Nachrichten 
der  k.  r.  geogr.  Ges.  Jahrgang  1878,  S.  32 
bis  105.) 

Es  ist  nur  ein  Th  eil  der  Resultate  von  den 
umfassenden  anthropometrischen  Untersuchungen 
der  Mordwinen,  welchen  der  Verfasser  hier  ver- 
öffentlicht. Der  Verfasser  hat  im  Ganzen  510 
Individuen  (Männer  und  Weiber)  sehr  genau  unter- 
sucht und  zwar  an  17  verschiedenen  Loculitätcn 
des  von  Mordwinen  bewohnten  Gebietes  (Gouverne- 
ment Nishni-Nowgorod).  Er  bezeichnet  jede  ein- 
zelne Localität  als  eine  anthropologische 
Station  und  bringt  auf  den  vorliegenden  Blättern 
die  Resultate  der  Messungen  von  Individuen 
zweier  Local i taten;  1.  der  Mordwinen  des  Be- 
zirks Terjuschewsk  (Kreis  Nishni-Nowgorod);  2.  der 
Mordwinen  des  Dorfes  Rewcsen  (Kreis  Knjüginin). 
Sobald  als  möglich  sollen  die  Resultate  der  übrigen 
anthropologischen  Stationen  naehfolgcu;  diesem 
Materiale  soll  sich  dann  eine  Zusammenstellung  für 
jeden  der  beiden  Haupt  äste  der  Mordwinenstämmo 
(für  die  Mordwa-Ersa  und  Mordwa-Mokscha) 
anschliessen , woraus  dann  die  charakteristischen 
Eigeutk Tunlichkeiten  beider  Abtheilungen  sich  er- 
gehen werden. 

Der  Autor  hat  an  jeder  der  beiden  hier  an- 
geführten Stationen  je  30  Individuen  untersucht. 
Er  hat  die  gewonnenen  Zahlen  in  je  2 Tabellen 
übeVsiehtlich  zusammengestellt,  von  denen  die  eine 
die  Maasse  des  Kopfes  wiedergiebt,  und  erörtert 
dann  die  Resultate  der  aus  den  Zahlen  Rieh  er- 
gebenden Berechnung  sehr  genau.  Er  bestimmt 

l)  Ich  habe  die  Bezeichnung  der  Oertlichkeit  wört- 
lich übersetzt;  ob  der  Verfasser  wirklich  Unterschiede 
durch  den  Ausdruck  am  Kami«),  am  oberen  Rande,  an 
der  8yinpbyais  u.  s.  w.  hat  kennzeichnen  wollen,  bleibt 
fraglich.  Ref. 

50 


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394 


Referate. 


nicht  allein  das  Mittel  jede»  einzelnen  Maasses 
für  alle  in  einer  und  derselben  Station  unter- 
suchten Individuen,  sondern  trennt  ausserdem  die 
Weiber  von  den  Männern;  ferner  giebt  er  stets 
das  Minimum  und  «las  Maximum  der  gefundenen 
Zahl  an  und  fügt  hinzu,  wie  viel  Einzelfälle  das 
Mittel  nicht  erreichen,  wie  viele  das  Mittel  über- 
schreiten und  wie  viele  dem  Mittel  nahe  kommen. 
Ueberdies  berechnet  der  Antor,  so  oft  sich  Gelegen- 
heit darbietet , die  Procente,  utu  hieraus  die  an  jo 
30  Individuen  gewonnenen  Resultate  zn  verallge- 
meinern. Wir  müssen  dem  überaus  grossen  Fleissc, 
der  darauf  verwendeten  Zeit  und  Mühe,  der  grossen 
Peinlichkeit  und  Sorgfalt  der  Berechnungen  alle 
Gerechtigkeit  widerfahren  lassen,  dürfen  aber  nicht 
verhehlen , dass  die  für  jede  einzelne  Station 
Angestellten  Berechnungen,  namentlich  die  procen- 
tischen  Verallgemeinerungen,  wegen  der  nur  we- 
nigen (30)  Beobachtungen  für  jede  einzelne  Zahl, 
in  unseren  Augen  keinen  grossen  Werth  haben. 
Andere  wird  sich  aber  die  Sache  gestalten,  wenn 
der  Verfasser  die  Suramo  ans  allen  an  371  Indivi- 
duen Torgenommencn  Beobachtungen  ziehen  wird. 
Dann  erst  werden  wir  zu  sicheren  Schlüssen  ge- 
langen. Wir  verzichten  daher  jetzt  auf  eine 
Wiedergabe  der  Einzelzahlen  und  verschieben  das 
eingehende  Referat  bis  zur  Zeit,  wo  dio  Veröffent- 
lichung der  Untersuchungen  Mainow’B  beendigt 
sein  wird. 


n.  Ethnologie.  (Roisen  n.  s.  w.) 
Allgemeines. 

12.  Awesow:  Die  uncultivirten  Racon.  Nach 
Gerland:  Ueber  das  Aussterben  der  Natur- 
völker. Gesammelte  Aufsätze  der  Zeitung 
Sibir.  L Bd.,  S.  180  bis  209. 


Die  einzelnen  Welttheile. 

A.  Europa. 

Im  Allgemeinen. 

13*.  E.  J.  Wodowosowa:  Das  Leben  der  euro- 
päischen Völker.  I.  Bd.:  Die  Völker  des  Südens. 
2.  Aull.  St.  Petersburg  1878.  II.  Bd.:  Die  Völ- 
ker de«  XordcnB.  Mit  Abbildungen.  St.  Peters- 
burg 1879.  (E.  II.  ßo40BU30Ba.  /Kh3hl  Eepo- 
nCftCKIlXl  HüplMOB'b.) 

14.  K.  N.  Leontjew:  Russen,  Griechen  und 
Südslaven.  Versuche  einer  Völkerpsychologie. 
(D.  Rusa.  Bote  1878.  Bd.  CXXXIII,  S.  747 
bis  789.) 


15*.  J.E.Janson:  Vergleichende  Statistik  Russlands 
und  der  osteuropäischen  Reiche.  I.  Bd.:  Das 
Territorium  und  die  Bevölkerung.  St.  Peters- 
burg 1878,  8°,  327  S.  (flacOtt  11.  9.  CpaBHK- 

KMbHHH  CTQTHCTRKH  Puccin  H 301184110  - fßpU- 

nt'ftcKftx’b  roejAttpem.) 

Die  einzelnen  Länder  Europas. 
Ungarn  und  Galizien. 

16.  Die  Volkslieder  der  galizischen  und  unga- 
rischen Russinen  (Ruthenen).  Gesammelt  von 
J.  F.  Golowutzky  und  heransgegeben  von 
0.  M.  Bodjänskv.  4 Bände,  1863  bis  1877. 
(llaptuHUH  ntcini  r»juuci;oü  h VrupcKoft  PycH 
CUÖpnMHMS  - fl.  0.  rojOBUIlKHMl  II  M34äHHU8 
0.  M.  HiubhckhhIi.)  Eh  sind  die  vier  Bände 
nicht  selbständig  erschienen,  sondern  in  deu 
Schriften  der  Moskauer  Gesellschaft  für 
russische  Geschichte  uud  Alterthümcr  in  den 
Jahren  1863  bis  1877  abgedruckt. 

Diese  erst  kürzlich  abgeschlossene  sehr  um- 
fangreiche Sammlung  von  Volksliedern  der 
Rnssincu  enthält  ausser  den  Liedern  eine  Reihe 
von  Beilagen,  deretwegen  wir  das  ganze  Werk 
kurz  Anzeigen ; zu  einom  Auszüge  ist  dasselbe 
selbstverständlich  nicht  geeignet.  J.  F.  Golo- 
wutzky, früher  Professor  der  russischen  Sprache 
und  Literatur  an  der  Universität  zu  Lemberg, 
jetzt  Director  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Wilna, 
hat  sich  Bchon  seit  1834  mit  dem  Sammeln  von 
Volksliedern  beschäftigt.  Der  erste  Band  wurde 
bereits  1839  durch  Vermittelung  Schafarik's  der 
Moskauer  Gesellschaft  für  Geschichte  übergeben, 
der  Druck  begann  jedoch  erst  1863  und  wurde 
endlich  1877  abgeschlossen.  Besondere  Unter- 
stützung fand  die  Ausgabe  an  0.  M.  Bodjänskv, 
dem  Secretär  der  Moskauer  Gesellschaft,  unter 
dessen  specieller  Aufsicht  der  Druck  und  die 
Herausgabe  bewerkstelligt  wurde.  Das  Vorwort  hat 
Bodjänskv  unterzeichnet  (Moskau,  dun  6.  October 
1863),  das  Nachwort  Golowatzky  (Wilna,  den 
14.  October  1877),  Bodjänsky  war  kurz  vorher 
am  6.  September  1877  gestorbeu. 

Der  erste  Theil  (8. 1 bis  340)  enthält  epische 
Gedichte;  der  zweite  Theil  (S.  1 bis  839)  lyrische 
Gedichte;  der  dritte  Theil  bringt  in  zwei  Bänden 
die  Nachträge  und  Zusätze,  zuerst  Lieder  und 
Gesänge  (I.  Bd.,  S.  1 bis  öl 3),  II. Bd.,  8.1  bis 530. 
Dann  folgen  anderweitige  Beilagen,  nämlich:  eine 
geographisch-statistische  und  historisch-ethnogra- 
phische Skizze  von  Galizien,  dem  nordöstlichen 
Ungarn  und  der  Bukowina  (II.  S.  537  bis  670)  and 
zwar  zunächst  eine  geographische  Skizze  (S.  557 
bis  581),  dann  eine  statistische  Uebersicht  (S.  582 
l»ia  615),  dann  eine  historisch-ethnographische 
Uebersicht  der  drei  Länder  (S.  616  bis  670);  ferner 


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Referate. 


395 


eine  Erklärung  der  ethnographischen  Karte  Gali- 
ziens, des  nordöstlichen  Ungarns  und  der  Bukowina 
(S.  617  bis  747),  nebst  einer  ethnographischen 
Karte.  Schliesslich  sind  18  Abbildungen  nissi- 
nischer  Trachten  nebst  ausführlicher  Erklärung 
beigefügt. 

Die  Zahl  der  Russinen  betrügt 

in  Galizien  2,312,000  Individuen  beid.  Gesclil. 
* Ungarn  520,00t)  * „ „ 

„ der  Hukovrina  203,000  n „ n 

17.  J.  F.  Golowatzky:  Ueber  die  Volkstracht  der 
Russinen  oder  Iiussen  in  Galizien  und  im 
nord-östlichen  Ungarn.  St.  Petersburg  1877, 8M. 
Mit  6 Bildern,  (fl.  0.  rojonaiiKift.  O iiupojiiuft 
04e*4t  ii  jöpaacTBt  Pycmion  n.m  PyccKuxi 
Bl  ra.iHHiiiit.)  Separatabdruck  aus  den  eth- 
nographischen Schriften  der  k.  r.  geogr.  Gesell- 
schaft. Bd.  VII. 

18.  G.  A.  de  W ola  ti  (?).  Die  ungarischen  Kuthenou 
oder  die  Itussinen.  Eine  historische  Skizze 
(Russisches  Archiv  1878). 

19*.  G.  A.  de  Wolnn  (?).  Die  Magyaren  und  der 
Kationalitütenstreit  in  Ungarn.  Mit  einer 
ethnographischen  Karte  Ungarns.  St.  Peters- 
burg 1878,  45  S.  (1*.  .1.  Bojbhi.  Miuljijhj 
ii  HuuioH«ui.Na/i  öopböa  bi  Beurpiii.) 

Türkei.  Bulgarien. 

20*.  A.  T&c  he  niersin:  Dio  Türkei,  ihre  Macht 
und  ihr  Zerfall.  Historische  und  militärische 
Skizzen.  I.  Bd.  St.  Petersburg  1878.  8°.  Vif 
4-  349  S.  u.  2 Karten.  (BeMepiiiHi,  1.,  Typuia, 
t'H  norymecreo  n pacmuenic.) 

21.  J.  P.  Li  p ran  di:  Bulgarien.  (Arbeiten  der 
Moskauer  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Alterthümer  Kusslands.  Jahrgang  1877,  I.  Bd., 
S.  1 bis  60.) 

Dieser  Aufsatz,  dessen  Abf&ssungszoit  nicht  an- 
gegeben ist,  enthält  u.  A.r  Historische  and  ethno- 
graphische Bedeutung  Bulgariens  für  die  Hussen ; 
Ethnographie  des  nördlichen  (geographischen) 
Bulgariens;  Ethnographie  des  tr&nsbulkanischcu 
(eigentlichen)  Bulgariens. 

22.  P.  Rowinsky:  Der  Bulgarische  Haiduck 
P&noiotes  und  seine  Aufzeichnungen.  (Vater- 
ländische Schriften,  Bd.  239,  S.  345  bis  389.) 

23.  A.  W.  Pypin:  Bulgarien  und  die  Bulgaren 
vor  dem  Kriege.  I.  das  Bulgarische  Haiducken- 
thum. (D.  Bote  Europas,  3.  Buch,  S.  281  bis 
320.)  II.  Sitten  und  Verwaltung,  4.  Buch, 
699  bis  732. 

24.  M.  Solowjew:  Die  Rechtsgewohnheiten  der 
Bulgaren.  (D.  juristische  Bote  1878,  Februar- 
heft 8.  137  bis  157.) 


25*.  Teplow:  Materialien  zur  Statistik  Bulgariens, 
Thracions  und  Macedoniene.  Mit  einer 
Religionskarte.  St  Petersburg  1877.  4°.  XXX 
4-  290  S.  Mit  2 Karten.  (Tenjoro,  B.,  Ma- 
Tepinju  4M  CTaTHCTtiüN  Bojrapin,  ÖpaKiu  n 
.Mane.ujuiH.) 

Russland  im  Allgemeinen. 

(Sprache,  Sitten,  Volksgehräuche  u.  s.  w.) 

26.  Die  Völker  Russland s.  Ein  malerisches 
Albuin.  Erste  Serie.  St  Petersburg  1878  bis 
1879.  411  Seiten.  Quer-8®.  Mit  16  Chromo- 
lithographien u.  47  Holzschnitten.  (Hapo4U 
Poccih.  /KnsomiCHMft  aJböox*  ncpöaji  cepift. 
C.  IlerepöyprL  1878  — 1879.) 

Schon  vor  einiger  Zeit,  bei  der  Anzeige  einer 
ethnographischen  Skizze  der  Völker  Russlands, 
machten  wir  aufmerksam,  dass  au  dergleichen 
Werken  in  der  russischen  Literatur  ein  Mangel  sei 
und  dass  deshalb  jegliche  Erscheinung  auf  diesem 
Gebiete  dankbar  in  Empfang  zu  nehmen  sei.  In 
dem  vorliegenden  „Albuin u,  welches  das  kartogra- 
phische Institut  des  Herrn  Iljin  in  St.  Petersburg 
herausgiebt,  wird  dem  Publikum  ein  Werk  geboteu, 
iu  welchem  nicht  allein  alle  Völker  Russlands  be- 
schrieben, sondern  zum  grössten  Theil  auch  abge- 
bildet sind.  Das  Buch  macht,  wie  die  Verlagahand- 
luüg  ausdrücklich  bemerkt,  nicht  den  geringsten 
Anspruch  auf  strenge  Wissenschaftlichkeit,  sondern 
will  durchaus  populär  sein.  Der  eigentliche  Ver- 
fasser ist  nicht  genannt;  die  Quellen,  aus  welchen 
geschöpft  wurde,  sind  auch  nicht  genannt,  offenbar 
weil  das  Buch  mehr  fürs  grosse  Publicum  als  für 
den  Gelehrten  berechnet  ist.  Zum  Theil  scheint 
der  Verfasser  den  Pauli’ sehen  Text  (/cs  peubks 
de  la  Ilnssic)  benutzt  zu  haben  oder  in  vielen  Fäl- 
len haben  beide  eine  gemeinsame  Quelle  gehabt, 
jedenfalls  ist  es  gut  geschrieben  und  liest  sieh 
ganz  angenehm.  Die  beigefügten  chromolithogra- 
phischen Tafeln,  welche  das  kartographische  In- 
stitut Ilgin’s  ausgeführt  hat,  sind  recht  hübsch, 
doch  erreichen  sie  noch  lange  nicht  ähnliche 
deutsche  oder  französische  Bilder.  Dasselbe  gilt 
von  den  Holzschnitten;  einige  derselben  sind  recht 
gut,  audere  herzlich  schlecht.  Die  erste  Serie  (aus 
4 Lieferungen)  beschreibt  folgende  Völker:  Gross- 
russen,  Kleinrussen,  Weissruuen,  Polen,  Letten  und 
Lithauer,  Finnen,  Esten,  Karelen,  Liren,  Mord- 
winen, Wotjäken,  Syrjänen,  Tschereiuissen,  Wogu- 
len, Permjiiken,  Juden,  Molduwaner  (Rumänen), 
Zigeuner,  wolgaischo  und  sibirische  Tataren,  krimm- 
sche  Tataren,  Baschkiren,  Mcschtscherjüken,  Tcpt- 
järeu,  Tschuwaschen,  Kirgisen,  TscherkesBen,  Ab- 
chasen,  Nogaier,  Swanetcn,  Grusiner,  Imcretincr, 
Mingrelier,  Gurier,  Tuschiner,  Pschawen,  Chew- 
50* 


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396 


Referate. 


euren.  Eine  zweite  Serie,  ebenfalls  in  4 Lieferun- 
gen, soll  demnächst  folgen. 

27.  Die  von  der  kuiserl.  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Naturkunde  n.  s.  w.  im 
Jahre  1867  veranstaltete  ethnogra- 
phische Ausstellung.  Herausgegeben 
yuü  dem  Comit«  der  anthropologischen  Aus- 
stellung mit  Unterstützung  der  von  W.  Ch. 
Spi  ri  d on  ow  dargebrachten  Geldmittel.  Mos- 
kau 1878.  4°.  93  Seiten.  Mit  20  Photo- 
litbographien.  (Mittheilungen  der  kaiserlichen 
Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturkunde, 
Anthropologie  und  Ethnographie.  BdL  XXIX.) 

Im  Jahre  1867  arrangirte  die  Moskauer  Ge- 
sellschaft der  Freunde  der  Naturkunde  eine  ethno- 
graphische Ausstellung.  Verschiedene  Umstünde 
verhinderten  die  Herausgabe  einer  Beschreibung 
der  Ausstellung.  Jetzt  erst,  bei  Gelegenheit  der  Vor- 
bereitungen zu  der  im  Jahre  1879  stattgehabten 
anthropologischen  Ausstellung,  gelang  es  dem  Äng- 
ste 11  an  gscomit«  nachträglich,  einen  Bericht  über 
die  frühere  Ausstellung  zu  gehen.  Der  vorliegende 
Band  enthält:  eine  historische  Uebersicht  über  die 
Entstehung  und  Einrichtung  der  Ausstellung;  dann 
eine  Beschreibung  der  ausgestellten  Gegenstände 
und  schliesslich  die  Protocolle  der  Sitzungen  des 
AusstellungscoroitcH.  Auf  den  zwanzig  Tafeln  sind 
einige  der  vorzüglichsten  ethnographischen  Grup- 
pen der  Ausstellung  dargcsttdU. 

Die  damals  ausgestellten  ethnographischen 
Gruppen  sind  gegenwärtig  in  dem  sogenannten 
Kumjünzo  w-M  usenm  in  Moskau  aufgestellt. 

28.  Anton  B ud i 1 ow itsch : Die  Sprache,  Le- 

bensweise und  Vorstellungen  der  alten  Sla- 
ven  auf  Grundlage  lexikalischer  Thatsachen. 
Untersuchungen  im  Gebiete  der  linguistischen 
Paläontologie  der  Slaven.  Erster  Tb  eil: 
Kiew  1878.  Erste«  Heft  XXII  -f  1 bis  204  S. 
8®.  Zweites  Heft,  Kiew  1879,  S.  205  bis  408 
4-  XVI.  (A.  ncpBOÖMTiue  Cja- 

Mflc  ni»  ii \t»  öurfc  ii  notuiTbixi  no 

Auiuimuii  jeKCüKaJHUlH.  Jl3C.rfe,tmmHM  in»  oö- 
jaent  junirBHCTHMCcxoft  naicoitiojoriB  Cjawai. 
Harri,  I nun.  1 h.  2.  C.  IleTcpöypro  1878 
— 1879.) 

Nach  dem  Vorgänge  und  Beispiele  von  Ahl- 
quist,  Grimm,  Pietät  und  anderen  Autoren 
untersucht  der  Verfasser  die  russische  Sprache,  um 
aus  den  Ergebnissen  der  lexikalischen  Forschungen 
über  den  ältesten,  vorgeschichtlichen  Zustand  der 
Slaven  Schlüsse  zitdien  zu  können.  In  dem  vor- 
liegenden (ersten)  Bande  sind  nur  die  auf  Natur- 
kunde sich  beziehenden  H a u pt  w ür  t e r behan- 
delt. In  weiterer  Folge  sollen  dann  die  anderen 
Hauptwörter,  dann  die  Eigenschaftswörter  und  die 
Zeitwörter  u.  s.  w.  bearbeitet  werden. 


Nach  einer  Einleitung,  in  welcher  der  Verfasser 
die  literarischen  Quellen  angiebt,  und  zugleich  die 
Methode  seiner  Forschung  kurz  cbarnkterisirt,  geht 
er  zu  dem  eigentlichen  Gegenstände  über.  In  der 
ersten  (linguistischen)  Abtheilung  (S.  1 bis  204) 
werden  die  Worte  durohgegangen,  welche  sich  be- 
ziehen auf 

Komnographie,  Met  eorologie,  Physik  (S.  1 bis  5 1 ) ; 

Geologie,  Mineralogie  und  Metallurgie  (S.  51 
bis  01); 

Botanik  (S.  61  bis  146), 

Zoologie  (S.  140  bis  201), 

Anatomie  und  Physiologie  der  Thiere  (S.  201 
bis  246), 

Medicin  (S.  246  bi»  264). 

In  der  zweiten  (historisch-geographischen  und 
ethnographischen)  Abtheilung  (8.  200  bis  392) 
prüft  der  Verfasser  die  auf  linguistischem  Wego 
erzielten  Schlussfolgerungen  durch  andere  That- 
Mcheu  als  da  sind:  die  materiellen  Reste  der 
vergangenen  Geschlechter,  soweit  sie  in  Gräbern 
u.  s.  w.  in  der  Erde  stecken;  die  Schilderung  und 
Wiederspiegelung  de«  alten  Lebens  in  den  Volks  - 
mythen,  und  die  Aufzeichnungen  der  Chro- 
nisten; die  Nachgrabungen,  die  Mythen, 
die  alten  Chroniken  und  die  Sprache,  das  sind 
die  vier  wichtigsten  Zeugen  des  Alterthum».  Eb 
werden  hiernach  dieselben  Wortgruppen,  welche 
oben  namhaft  gemacht  sind,  nur  von  anderen  Ge- 
sichtspuukteu  aus,  besprochen. 

Dio  erste  Aufgabe  der  linguistischen  Paläonto- 
logie ist,  die  ältesten  Worte  von  den  alten 
und  diese  von  den  neuen  zu  tronuen.  Zur  lä>- 
snng  dieser  Aufgabe  stellte  der  Verfasser  Vergleiche 
an  uud  dabei  Hessen  sich  von  einnuder  scheiden: 
505  urslaviache,  378  altslavische  und  81 
neue  Worte.  Dem  Inhalte  nach  vertheilen  »ich 
diese  Worte  wie  folgt: 

1.  Kosmographie,  Meteorologie,  urslav.  altslav.  neue 


Physik  und  Geographie  . . 102  56  17 

2.  Mineralogie 19  11  7 

3.  Botanik 185  132  31 

4.  Zoologie 137  73  19 

5.  Anatomie  und  Physiologie 

der  Thiere 90  77  3 

C>.  Medicin 32  29  4 


Nach  dieser  Tabelle  erscheint  die  botanische 
und  zoologische  Nomenclatur  der  alten  Slaven  am 
reichsten,  dann  folgt  die  physikalisch-geographische 
und  anatomische;  dio  letzte  Stelle  nehmen  dio  me- 
dicinischen  und  mineralogischen  Benennungen  ein. 

Wie  gestaltet  sich  nun  an  der  Hand  der  hier 
gewonnenen  Thatsachen  der  linguistischen  Paläon- 
tologie das  Bild  des  Landstriche»,  welchen  die  Sla- 
ven in  ältester  Zeit  bewohnten  — das  Bild  der 


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Referate. 


397 


Urheimath?  Wie  sind  die  Vorstellungen  beschaf- 
fen, welch«  sieh  die  alten  Slaven  von  ihrem  Laude 
machten  ? Die  auffallende  Autwort  ist  die , dass 
der  physikalische  und  der  geistige  Horizont  der 
Urslaven  sifch  nur  wenig  unterschied  von  dem  der 
jetzigen  Bewohner  der  Lam^t recken  am  Dujepr, 
Bug  und  an  den  Karpathen.  Das  Klima  gemässigt 
mit  dem  Gegensatz  von  Hitze  und  Kälte,  von  Re- 
gen und  Schnee,  mit  einem  Ueherwiegen  der  hei- 
teren Tage  über  die  Regentage;  eine  Gegend  reich 
an  Seen  und  Flössen,  in  einiger  Entfernung  vom 
Meere  gelegen,  au  einigen  Stellen  eben,  an  ande- 
ren bergig;  reich  an  Wäldern,  mit  einer  sehr 
mannigfaltigen  Flora,  welche  den  Charakter  der 
gemässigten  Zone  der  alten  Welt  trägt,  und  einer 
Fauna,  welche  derselben  Zone,  insbesondere  in 
ihrem  europäischen  Tlicile,  entspricht.  Stimmt  das 
nicht,  so  fragt  der  Verfasser,  überein  mit  den  geo- 
graphischen Bedingungen  der  westlichen  Provinzen 
Russlands  und  dem  Gebiete  südlich  von  den  Kar- 
pathen? Er  erinnert  an  das  von  Herodot  (IV, 
12  und  109)  entworfene  Bild  der  («egend,  in  wel- 
cher die  Budiucn  wohnten.  Die  linguistischen 
Thatsachen  widersprechen  nicht,  so  scldiesst  der 
Verfasser,  den  historischen  Zeugnissen  von  der  Hei- 
math  der  Slaven  in  den  nordwestlichen  Gebieten 
Skvthiens  Herodot’ s and  Sarmatiens  Pto le- 
rn aus’,  sondern  bestätigen  dieselben. 

Der  geistig«  Horizont  der  Unlaven  war  eben 
so  weit  wie  ihr  physikalischer.  Sie  hatten  eine 
Vorstellung  von  der  Welt  als  von  einem  Ganzen, 
beobachteten  di«  Bewegung  und  Anordnung  der 
Gestirne  des  Himmels;  sie  waren  bekannt  mit  vie- 
len Mineralen  und  mit  fünf  Metallen  (Gold,  Silber, 
Kupfer,  Zinn  und  Eisen).  Sie  erkannten  die  grosse 
Mannigfaltigkeit  der  Formen  des  Thierreiches;  sie 
kannten  nicht  nur  die  äusseren  Theile,  sondern 
auch  die  inneren  Eigenschaften  vieler  Pflanzen; 
eine  grosso  Reihe  von  verschiedenen  Pflanzenarten 
wurde  unterschieden;  etwa  ICH)  Arten  wilder  und 
Culturgcwftchse.  Aus  dem  Tbierreiche  waren  ihnen 
bekannt  20  Arten  Gliederthiene , 10  Arten  von 
Fischen,  3 Dutzend  Arten  von  Vögeln,  40  Aden 
Sängethicre.  Es  hatte  sich  bereits  eine  ziemlich 
genaue  Kunde  vom  Bau  der  äusseren  und  einiger 
inneren  Theile  des  thierischen  Organismus  heran- 
gebildet. Es  waren  eine  Reihe  innerer  und  äusse- 
rer Krankheitsformen  und  dagegen  zu  benutzende 
Heilmittel  bekannt.  Sie  waren  auch  nicht  ohnu 
Beziehung  mit  den  Völkern  des  Ostens  und  des 
Südens,  sie  kannten  viele  Thierformen  aus  dem 
westlichen  und  mittleren  Asien. 

Di«  Zeit,  in  welcher  die  urslavisch«  Sprache 
existirt,  liegt,  weit  zurück:  sie  reicht  bis  gewiss 
weit  über  das  VI.  Jahrhundert  der  christlichen 
Zeitrechnung  hinaus,  wahrscheinlich  in  das  111. 
oder  IV.  hinein.  Die  ersten  Jahrhunderte  der 
christlichen  Zeitrechnung  etwa  sind  als  die  Zeit 


anznsehen,  in  welcher  alhnülig  das  urslavisch« 
Lehen  in  das  altslavische  überging;  erst  im 
IX.  und  X.  Jahrhundert  findet  die  Bildung  slavi- 
schcr  Staaten  und  damit  der  Eiutritt  in  die  dritte 
Periode  statt. 

Ein  das  Ganze  zusammenfassendes  Bild  der  älte- 
sten Slaven  und  ihrer  Vorstellungen  ist  noch  nicht 
geliefert;  der  Verfasser  wird  dasselbe  vielleicht  erst 
nach  Bearbeitung  der  anderen  W örtergrnppen  ent- 
werfen. Wir  mussten  uns  selbstverständlich  eines 
jeden  solchen  Versuches  enthalten,  und  wollten 
nur  die  Leser  auf  den  reichen  Inhalt  des  Buches 
aufmerksam  machen.  Die  Benrtheilung  desselben 
liegt  in  erster  Linie  in  der  Hand  der  Sprach- 
forscher. 


28a.  G.  Iwanow:  Leute  und  Sitten.  III.  Skizzen 
aus  einem  ländlieheu  Tagebuch.  IV’.  Das  Le- 
ben auf  dem  Lande.  V.  Ein  Ereignis»  auf 
dein  Lande.  (Vaterländische  Schriften  1878. 
Bd.  236,  S.  199  bis  226;  Bd.  240,  S.  5 bis 
40;  Bd.  241,  S.  223  bis  254.) 

29.  Dnbow:  Der  Sommer  und  seine  ländlichen 
Arbeiter.  (Vaterländ.  Schriften  1878.  Bd.  239, 
S.  6 bis  55.) 

80*.  N.  Slatowratzky:  Skizzen  ans  dem  Leben. 
1.  Lief.:  Die  Bauer -Geschworenen;  2.  Lief.: 
Mitten  unter  dem  V olke.  St.  Petersburg  1878, 
234  S. 

31.  X.  W.  Murawjew:  Vagabunden  und  das 
Vagabundenthum.  (Der  Russ.  Bote  1878. 
Bd.  CXXXV,  S.  5 bis  32.) 

32.  A.  J.  Sabelin:  I>i©  Bewegung  unter  der 
Skopzensekte.  (Das  alte  und  das  neu©  Russ- 
land 1878.  L Bd.,  S.  130  bis  138.) 

33.  0.  F.  Müller:  Grossruseische  „Bilincn“ 
(historische  Sagen  in  poetischer  Form)  und 
kleinrussische  „ D u m e n 8 (lyrische  Gedichte). 
(Arb.  d.  111.  arch.  Congr.  Thl.  II,  S.  285  b.  306.) 

34.  W.  T.  Mueller:  Feber  den  ljntij  swer 
(wörtlich  das  reUscnde  Thier)  der  (russischen) 
Volkslieder.  (Arb.  d.  Mosk.  arch.  Ges.  Bd.  VII, 
S.  1 bis  18.) 

Der  Verfasser  kommt  am  Schlosse  seiner  Er- 
örterungen zu  folgenden  Resultaten : 1.  Der  Aus- 

druck Jjutij  swer“  oder  Jjew  swer“  wird  in  allen 
Volksgesängpn  ganz  gleichbedeutend  gebraucht. 
2.  Beide  Worte  stammen  von  derselben  Wurzel  ab, 
welche  ursprünglich  den  Begriff  r Zerreissen“  oder 
„Schneiden*  hat.  3.  Die  Bezeichnungen  für 
„Löwe“  in  den  verschiedenen  europäischen  Spra- 
chen unterscheiden  sich  von  einander  durch  die 
verschiedenen  der  Wurzel  angehängten  Suffixa 


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398 


Referate. 


eie  sind  weder  von  einem  Volke  auf  ein  anderes 
übertragen  worden,  noch  sind  sic  aus  der  semiti- 
schen Sprache  in  die  indo-  europäischen  Sprachen 
übergegangen.  4.  Die  Selbständigkeit  der  Be- 
zeichnungen beweist,  dass  der  Löwe  den  Vorahnen 
der  heutigen  Europäer  bereit»  zu  der  Zeit  bekannt 
war,  welche  der  später  erfolgten  Trenuung  der 
einzelnen  europäischen  Völker  von  einander  vor- 
aueging.  5.  Untor  der  Bezeichnung  „ljutij  swer“ 
wurde  im  Laufe  der  Zeit  der  Wolf  verstanden, 
als  das  wildeste  aller  nässenden  Thiere  der  Fauna 
Russlands.  6.  Der  Löwe  ist  dem  russischen  Volke 
erst  durch  die  Literatur  bekannt  geworden , viel- 
leicht auch  durch  die  Erzählungen  der  Pilger. 

35.  P.  S.  Iwaschtschenko:  Ueber  die  Spuren 
heidnischen  Aberglaube  na  in  südrussischen 
Zauberformeln.  (Arb.  d.  III.  arch.  Congr.  ThL  I, 
S.  313  bis  324.) 

36.  P.  S.  Iwaschtschenko:  Zauberformeln. 

(Beilage  zu  d.  Arb.  d.  III.  arch.  Congr.  S.  171 
bis  183.) 


37.  A.  K istjüko  wskv : Uebersicht  der  während 
der  letzten  5 Jahre  erschienenen,  das  Gewohn- 
heitsrecht behandelnden,  Arbeiten.  (Krit.-bibl. 
Abtheilung  der  Xachr.  d.  Univ.  Kiew  1878. 
Februarheft  S.  1 bis  15.) 

38.  A.  Kistjäkowsky : Programm  zum  Sam- 

meln und  zum  Stadium  von  Hechtsgebräuchen 
und  volkstümlichen  Anschauungen  über  Cri- 
minalvergchen.  (Nachr.  d.  Univ.  Kiew  1878. 
Februarheft  S.  1 bia  51,  Beilage.) 

39.  Programm  zum  Sammeln  von  volkstümlichen 
Rechtsgebräuchen  in  Bezug  auf  Civil  vergehen 
von  P.  A.  Matwejew  und  in  Bezug  auf 
Criminalvergehon  von  Foinitzky.  (Ethno- 
graphische Schriften  d.  kaiserl.  russ.  geogr. 
Gesellschaft.  Bd.  VIII,  Beilage,  S.  1 bis  60.) 

40.  Journal  der  Sitzungen  der  Commission  in  Be- 
treff der  volkstümlichen  Rechtsgewohnheiten 
vom  17.  Febr.  1874  bia  8.  Novbr.  1877,  zu- 
sammen gestellt  von  P.  A.  Matwejew.  (Eth- 
nograph. Schriften  d.  kaiserl.  russ.  geogr.  Ge- 
sellschaft. Bd.  VIII,  Beilage.) 

41*.  N.  Sagoskin:  Methoden  und  Materialien  zum 
vergleichenden  Studium  des  ältesten  Gewohn- 
heitsrechts der  Slaveu  im  Allgemeinen  und 
der  Russen  im  Besonderen.  St.  Petersburg 
1878.  (H.  3aroci;iiHi.  Menuu  h cptMcnw 
rpauiiuuM!.Haro  Hayienin  apnnitfiiiiaro  of>u*i- 
naro  iipaßa  cjaaaui  bouöiuc  h pyccKii.M  bi» 
OCOÖCHHOCTI.) 


42*.  A.  Smirnow:  Die  Familienbeziehungen  nach 
dem  Gewohnheitsrecht  des  russischen  Volkes. 
1. Lief.  Moskau  1878.  259  S.  8".  (A.Cmpion, 
ÜMepan  ct'MeftiiMxi»  oTHouieaUl  nu  oOumioay 
npany  Pyccüaro  aaptua.) 

43.  D.  J.Simokwaiow:  Eine  Familiengemeinde 
im  Kursker  Kreise.  (Ethnogr.  Schriften  d. 
kaiserl.  russ.  geogr.  Ges.  Bd.  VIII,  3.  Abth., 
S.  11  bis  14.) 

44.  J.  J.  Foinitzky:  Volkstümliche  Rechts- 
gewohnheiten mit  Rücksicht  auf  Criminalver- 
gchen.  (Ethnogr.  Schriften  d.  kni.-erl.  russ. 
geogr.  Ges.  Bd.  VIII,  2.  Abthl.,  S.  3 bia  10.) 

45.  X.  W.  Kalatschow:  Ueber  die  Beziehung 
der  volkstümlichen  ItcchUgebruuchc  zur  Ge- 
setzgebung. (Ethn.  Sehr.  d.  k.  r.  geogr.  Ges. 
Bd.  VIII,  1.  Abthl.,  S.  1 bis  10.) 

46.  P.  A.  Matwejew.  Skizze  der  volkstüm- 
lichen Kechtsgewohnhciten  im  Gouv.  Samara. 
(Ethn.  Sehr.  d.  k.  r.  geogr.  Ges.  Bd.  VIII, 
1.  Abthl.,  S.  II  bis  46.) 

47.  A.  Kistjäkowsky:  Zur  Frage  nach  einer 
Censur  der  Volkssitten.  (Ebendas.  1.  Abthl., 
S.  161  bis  191.) 

48.  X.  Sokolow:  Die  Erde  als  Richter.  (Ebend. 
S.  17  bis  18.) 

49.  P.  A.  Matwejew:  Remerknngen  zu  dem 

vorhergehenden  Aufsätze.  (Ebendas.  S.  18 
bis  20.) 

50.  P.  A.  Jefimenkow:  Vertrag  beim  Anmie- 
ten von  Hirten.  (Ebend.  1.  Abthl.,  S.  47  bia 
160.) 

51.  E.  P.  Solowjew:  Lynchjustiz  unter  den 

Bauern  des  Kreise«  Ts.chistopol  (Gouv. 
Ka?au).  (Ebend.  & 15  bis  16.) 

52.  L.  W.  Jesipow:  Ilexenprocesse  im  XVII. 
und  XY11I.  Jahrhundert.  (Das  alte  und  neue 
Russland  1878.  Bd.  III,  S.  67  bis  69;  S.  157 
bis  163  und  S.  234  bis  244.) 

Einzelne  Gegenden  des  europäischen 
R n s s 1 a n d s.  Der  Westen. 

53.  J.  J.  Wassilew:  Historisch  - statistische 

Skizzen,  der  Stadt  Pskow.  1878.  152  S.  8°. 

(II.  II.  BaCIIJCBl.  IldOpHKO  - CTIITHCTH'H'CKifl 

OWpKl  r.  UcKOBtt.) 

54.  Arbeiten  der  ethnographisch-statistischen  Ex- 
pedition nach  dein  Westen  Russlands.  Süd- 
westliche Abteilung:  Materialien  und  Unter- 
suchungen, gesammelt  von  P.  P.  Taehu- 
binsky.  Tbl.  I bis  VII.  St.  Petersburg  1872 


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Referate. 


399 


bis  1878.  (Tpyju  BTHorpa^mccKO  - cththc- 
ni'iccKOfl  9hTntMfmiii  bi  3Jimi4H<>>pycci;iü  Kpnfl 
cHupaxeiiHoß  II.  PycCKUV*  Fforpu^nMecKiiMb 
ÖömeCTBOMi.  I()ro3amuMft  oT.tt.ii.  Mhtc- 
pia.iw  h ii3CJtiüBiiiiin  coöpaiiiiua  4.  11.  II.  II. 
'JyöiiucKiiMi  Tom  I — VII.  C.  IleTepöypn 
1872  — 1878.) 

Dio  Idee,  eine  ethnographisch -statistische  Ex- 
pedition in  die  westlichen  Gegenden  des  russischen 
Reiches  abzusendeu,  tauchte  innerhnlb  der  russ. 
geographischen  Gesellschaft  schon  im  Jahre  1862 
auf.  S.  M.  der  Kaiser  bewilligte  dazu  aus  den 
Summen  des  Ministeriums  der  Volksaofklärung 
10  000  Rubel.  In  Folge  dessen  wurde  eine  ans 
den  Mitgliedern  der  geographischen  Gesellschaft 
A.  K.  Giere,  P.  P.  Semenow  und  A.  J.  Bu- 
towsky  bestehende  Commission  ernannt,  um  über 
die  Aufgaben  und  Pläne  der  Expedition  Vorschläge 
zu  machen.  Die  Commission  proponirtc  Unter- 
suchungen anzustellen  1)  ülmr  die  Nationalität 
der  Bewohner  des  westrnssischen  Gebiets;  2)  Über 
die  Unterschiede  der  Volksstämme  nach  Sprache, 
Sitten,  Gewohnheiten  u.  s.  w.;  3)  über  die  Ver- 

keilung nach  Confeasionen  und  religiöser  und  sitt- 
licher Entwickelung;  4)  über  das  häusliche  Leben 
und  das  materielle  Befinden  der  verschiedenen 
Stumme.  Die  Untersuchung  sollte  Bich  auf  drei 
Gebiete  vertheilen:  1)  das  weissrussische 

(Gouv.  Witebsk,  Mobile w und  Minsk);  2)  das 
lithauische  (Gouv.  Wilna,  Kowno  und  Grodno) 
und  3)  das  ukrainsche  (Gouv.  Kiew,  Wol- 
hynien und  Podoüen).  — Die  Vorschläge  wur- 
den von  der  geographischen  Gesellschaft  gebilligt, 
doch  ehe  an  die  für  das  Jahr  1863  projectirte 
Ausführung  gegangen  werden  konnte,  traten  poli- 
tische Ereignisse  hindernd  entgegen;  die  Ausfüh- 
rung der  Expedition  wurde  vertagt.  Erst  1867 
wurde  die  Angelegenheit  wieder  in  Berathung  ge- 
zogen, eine  neue  Commission  ernannt  und  ein  neues 
Programm  aus  gearbeitet.  Es  sollten:  1)  die  man- 
sche Bevölkerung,  2)  die  Lithauer  und  Letten, 

3)  die  Juden  ethnographisch  erforscht  werden; 

4)  die  Stämme  nach  Confesrion  und  Nationalität 
gezählt  und  5)  da«  wirtschaftliche  Lehen  stati- 
stisch untersucht  werden. 

In  der  Folge  übernahm  Herr  J.  W*.  Maximow 
das  Studium  des  weiss russische  11  Stammes  in 
ethnographischer  Beziehung;  er  bereiste  da« 
Gebiet  in  den  Jahren  1867  und  1868;  seine  Beob- 
achtungen und  Sammlungen  wurden  zum  Theil  in 
den  Sitzungen  der  geogr.  Gesellschaft  verlesen,  der 
vollständige  Bericht  fehlt  noch. 

Herr  Dubensky  übernahm  1)  die  Zahlung 
der  Bevölkerung  Westrusslands  nach  Stamm 
und  Confession;  2)  das  Studium  des  wirtschaft- 
lichen Lebens  der  verschiedenen  Volksstümmo.  Er 
verbracht  vom  Juni  1867  fast  l,/j  Jahre  in  den 
westrussiseben  Provinzen,  aber  os  golaug  ihm  nicht, 


die  gestellte  Aufgabe  nach  Wunsch  zu  lösen;  nur 
einige  gänzlich  unverarbeitete  Materialien  lieferte 
er  ein. 

Zur  Untersuchung  der  Lithauer  und  Letten 
wurde  im  Jahre  1869  Herr  J.  P.  Kusnezow  be- 
stimmt; doch  ist  dom  Referenten  über  die  Reisen 
und  etwaigen  Resultate  der  Forschungen  nichts 
bekannt  geworden. 

In  die  südwestlichen  Provinzen  (Kiew,  Wolhy- 
nien, Podoüen)  wurde  Herr  P.  P.  Tschnbiusky, 
früherer  Secretär  des  stat.  Comites  in  Archangel, 
entsendet. 

Die  Resultate  der  Arbeiten  Tchubinsky'B 
liefen  seit  1870  regelmässig  ein  und  es  konnte 
bald  zur  Veröffentlichung  seiner  Materialien  ge- 
schritten werden.  Es  sind  im  Ganzen  7 Bände 
erschienen,  der  erste  schon  1872,  der  letzte  1878. 

ln  einem  allgemeinen  Vorwort  (I.  Beb,  8.  XI 
bis  XV)  spricht  Tschubinsky  sieh  Über  das  ihm 
vorschwebende  allgemeine  erweiterte  Programm 
und  über  die  Art  und  Weise  der  Sammlungen 
aus.  In  Kiew  wurden  die  nothwendigen  Special- 
programme  zu  den  ethnographischen  Ermitte- 
lungen, zur  Sammlung  von  abergläubischen  Ge- 
bräuchen, zur  Erforschung  der  Sprache  u.  s.  w. 
ausgearbeitet  und  durch  den  Druck  in  der  Gouver- 
nementszcitung  verbreitet.  Dann  machte  Tschu- 
binsky Reisen  durch  das  von  ihm  zu  erforschend« 
Gebiet  wahrend  des  Sommers  1869,  des  Winters 
1869/1870  und  des  Sommers  1870.  Bei  der  Zu- 
sammenstellung und  heim  Ordnen,  sowie  beim  Ver- 
arbeiten deB  gesammelten  Materials  erfreute  er  sich 
der  Theilnahme  einiger  anderer  Personen;  wir  wer- 
den im  Einzelnen  darüber  später  berichten. 

Der  I,  Band  (467  Seiten)  erschien  unter  der 
speciellcn  Aufsicht  des  Herrn  P.  A.  Hiltebrand 
in  zwei  Lieferungen;  die  erste  1872,  die  zweite 
1877.  Der  I.  Band  (Glauben  und  Aberglauben, 
R&thsel,  Sprüchwörter,  Zaubereien)  enthält  ausser 
einem  kurzen  historischen  Berichte  über  die  Ent- 
stehung, Entwickelung  und  den  Verlauf  der  Vor- 
arbeiten der  Expcditiou  (S.  II  bis  X)  und  einem 
Vorwort  von  Tschubinsky  (S.  XI  bis  XX)  Fol- 
gendes : 

Glauben  nnd  Aberglauben  (S.  1 bi»  223). 
Die  gesammelten  Meinungen,  Ansichten,  Vorstel- 
lungen u.  s.  w.  sind  so  geordnet,  da*s  au  die  ein- 
zelnen Gegenstände  sich  die  Aussagen  anschües* 
sen,  wobei  die  verschiedenen  Gegenden,  aus  welchen 
die  Anlagen  herstammen,  verzeichnet  sind.  Nach 
der  Reihe  werden  zuerst  die  an  die  kosmischen 
Naturerscheinungen  anknüpfenden  Meinungen  anf- 
gezählt  (Cap.  I und  II,  S.  1 bis  47),  daun  die  der 
Thierwelt  (Cap.  III,  S.  48  bi»  74),  dann  der  Pflan- 
zenwelt (Cap.  III,  S.  75  bis  85),  daun  der  Menschen 
(Cap.  IV,  S.  86  bis  141),  mit  dem  zu  ihnen  Gehö- 
rigen: Wohnung,  Kleidung,  Krankheit.  Kerner  dio 
unsichtbare  Welt  (Cap.  V,  S.  142  bis  227).  Teufel, 


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400 


Referate. 


Dämonen , Ilexen  n.  s.  w.  Die  zweite  Lieferung 
enthält  eine  alphabetisch  geordnete  Sammlung  von 
SprQch Wörtern  (S.  229  bi»  304)  und  eine  Samm- 
lung von  Räthseln  (S.  305  bi»  317),  gleichfalls 
alphabetisch  geordnet,  und  zum  Schluss  eine  Al>- 
handlung  de»  Professor»  W.  B.  Antono witsch  in 
Kiew  über  Zauberei  und  Hexenwesen,  nach  Stu- 
dien in  den  Acten  de»  Kicwscheu  Centralarchivs 
(S.  323  bi»  459).  Im  Anhang  ein  Index. 

Der  II.  Band  (St.  Petersburg  1878,  S.  688): 
Mythen  und  Märchen. 

Der  HI.  Band  (S.  360,  1872),  unter  Aufsicht 
N.  J.  Kostomarow’s  erschienen,  enthält  eine 
Sammlung  von  Volksgosängün,  zum  Tlieil  mit 
Koten,  geordnet  nach  den  einzelnen  Tagen  de» 
Jahres. 

Der  IV.  Band  (713  Seiten),  ebenfalls  nnter 
Aufsicht  des  Herrn  N.  J.  Kostomnrow  im  Jahre 
1877  erschienen,  bringt  weitere  Sammlungen  von 
Volksliedern  und  Volksgasüngen,  zum  Theil 
mit  dazu  gehörigen  Noten.  Gegenstand  der  Ge- 
säuge sind:  Geburt,  Taufe,  Hochzeit,  Tod  und 
Bestattung. 

Der  V.  Band  (415  Seiten)  schon  1873  unter 
Aufsicht  Kostomarow’»  gedruckt,  bringt  eine 
Sammlung  von  Volksliedern,  und  zwar  Liebes- 
lieder, Scherzlieder  u.  ».  w. 

Der  VI.  Band  (396  Seiten),  ist  1872  unter  der 
Aufsicht  de»  Hem»  P.  A.  Hiltebrnndt  heraus- 
gegeben. Den  Inhalt  bildet  eine  Darstellung  der 
juristischem  Volksgebrüucbe  nach  der  Entscheidung 
des  Wolost-Gerichtes.  (Unter  Wolost  wird  eine 
Anzahl  von  Land-  und  Bauergeincinden  verstanden, 
welche  in  administrativer  und  gesetzlicher  Bezie- 
hung vereinigt  sind,  etwa  ein©  „Sammtgeraeinde“. 

Der  VII.  (und  letzte)  Band,  St.  Petersburg  1872 
bis  1877,  S.  606,  ist  unter  Aufsicht  des 
Herrn  P.  A.  Ililtebrandt  in  zwei  Lieferungen  er- 
schienen. Die  erst©  (S.  1 bis  337)  ist  1872,  di© 
zweite  (S. 338 bi» 606) erst  1877  gedruckt.  Dieser 
Band  beschäftigt  sich  mit  der  Kthnographio  des 
westlichen  Gebiete»  (Juden,  Polen,  Klein- 
russen). 

In  der  ersten  Abtbeilung  werden  die  Juden 
abgehandelt  (S.  1 bis  211).  IlerrTschuhinsky  ist 
bestrebt  gewesen,  möglichst  viel  ethnographisches 
und  statistisches  Material  über  die  Juden  zu 
sammeln , weil  bisher  die  I.iteratnr  an  ethno- 
graphischen Werken,  welche  sich  auf  die  Juden 
beziehen,  sehr  arm  ist.  Ausser  oiner  ethnogra- 
phischen Skizze  Berlins,  welche  insbesondere  die 
Juden  de»  nordwestlichen  Gebietes  berücksichtigt 
nnd  der  bekannten  Arbeit  Brafiuann’s  über  den 
Kahal  ist  kaum  etwas  zu  nennen.  Bedeutende 
Unterstützung  fand  der  Verfasser  an  H.  M.  E,  Po]  i n- 
kowskv,  welcher  Ergänzungen  und  Bemerkungen 
zu  den  Abhandlungen  Berlin’8  und  Brafmaun's 
machte  und  einzelne  Gebräuche  und  Sitten  be- 


schrieb, sowie  auch  eine  Charakteristik  der  Juden, 
je  nach  den  verschiedenen  Professionen  entwarf. 
Unabhängig  hiervon  »teilte  11.  Poliukowsky 
nach  dem  Programm  der  r.  geogr.  Gesellschaft  die 
hei  den  Juden  herrschenden  juridischen  Gebräuche 
zusammen.  Die  Judentrage  ist  unzwcifclhatt  für 
das  russische  Reich  (und  nicht  allein  für  dieses)  von 
ausserordentlich  hoher  Bedeutung.  Die  Juden 
bilden  eiueu  Staat  ira  Staat©  mit  besonderer 
Spratdie,  besonderer  Religion,  mit  besonderen  öko- 
nomischen Forderungen,  eine  besondere  Ge- 
meinde in  administrativer  wie  bürgerlicher  Hin- 
sicht. Es  giebt  nirgendwo  eine  grössere  solidarisch© 
Gemeinschaft  der  Interessen,  nirgends  eine  grössere 
Abgeschlossenheit  als  unter  den  Juden.  Jeder 
Beitrag  zur  Kunde  ihre»  inneren  wie  äusseren 
Lebens  ist  daher  mit  grossem  Dank  entgegen- 
znnehmen;  umsomehr,  wenn  di©  Beiträge  »o  über- 
aus reichhaltig  und  eingehend  sind,  wie  die,  welch© 
Herr  Tschubinsky  hier  bietet.  Einen  Auszug  nu» 
dem  reichen  Materiale  zu  geben,  überschreitet  die 
diesem  Berichte  gesteckten  natürlichen  Grenzen,  wir 
beschränken  uns  auf  eine  allgemeine  Uobersicht 
des  Inhalts.  (Der  betreffende  VII.  Band  bat  wohl 
einen  Index,  aber  leider  kein  Inhaltsverzeichnis».) 
Nach  einer  kurzen  Einleitung  (1  hi»  12)  folgt  der 
erste  Abschnitt:  „Ethnographische  Skizzen“ 
(13bisl2U).  l)io  hier  zusammen  gestellten  Materia- 
lien beginnen  auffallender  Weis©  mit  den  Krank- 
heiten der  Juden  (S.  13  bis  ID).  Was  sehr  erwünscht 
gewesen  wäre  — ein©  Schilderung  der  gesunden 
Körperlichkeit  der  Juden,  anthropometriseha  und 
anthropologisch©  Untersuchungen  — fehlt.  Hoffen 
wir,  dass  nach  dieser  Richtung  bald  eine  Ergän- 
zung ermöglicht  wird.  Bleiben  wir  bei  dem,  was 
Herr  Tschubinsky  über  die  Krankheiten  der  Juden 
uns  mittheilt:  Der  grösst©  Theil  der  Juden  zeichnet 
sich  durch  eine  schwache  Körpereonstitution  und 
oft  schwache  Gesundheit  au».  Die  Ursachen, 
welche  dies  bedingen,  sind  »dir  mannigfach:  die 
Armuth,  das  früh©  ileirathen,  die  meist  kärgliche 
Nahrung,  die  frühen  Anstrengungen  der  Kinder  u.s.w. 
In  Bezug  auf  Essen  und  Trinken  sind  die  Juden 
im  Allgemeinen  massig.  Besonder»  verbreitet  sind 
folgende  Krankheitsformen:  Scrophuloais,  allerlei 

Augenleiden,  .Schwindsucht,  Reinlichkeit  ist  nicht 
sonderlich  verbreitet;  wohl  schreibt  der  Talmud  Wa- 
schungen vor  u.  s.  w.,  aber  die  Juden  betrachten 
dies©  Vorschrift  als  eine  religiöse  und  erfüllen  sie 
als  leeren  Formalismus.  Diejenigen  Juden,  welche 
sich  mehr  physisch  beschäftigen  (Hand werker  n.a.w.) 
und  deshalb  ein  thätiges  Leben  führen,  erfreuen 
sich  einer  viel  besseren  Gesundheit,  als  die  anderen. 
Daun  folgen  Bemerkungen  über  die  Sprache  der 
Juden  (8.  15  bis  22),  die  Juden  können  das 
Russische  äusserst  schwer  erlernen,  weil  ihnen  dio 
Fähigkeit  abgoht,  die  Zischlaute  gehörig  nach- 
zuahmen.  Weiter  folgt  eine  Schilderung  des 


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Eeferate. 


401 


häuslichen  Lebens  (S.  22  bis  33)  und  zwar 
Wohnung  und  Kleidung;  dünn  folgt  eine  Schilde- 
rung der  Sitten  and  Gebräuche  (33  bis  73), 
besonders  interessant  sind  die  bei  der  frühzeitigen 
Verlobung  so  wie  bei  der  Hochzeit  stattfindeuden 
Gebräuche;  ferner  werden  die  Gebräuche  bei  der 
Geburt,  Beschneidung,  Bestattung  und  die  damit 
verbundenen  abergläubischen  Vorstellungen  ge- 
schildert. Auch  andere  abergläubische  Sitten,  so 
wie  die  einzelnen  Feiertage  und  ihr  festliches  Be- 
gehen werden  beschrieben.  Dann  werden  in  einem 
besonderen  Abschnitte  die  — wenn  mau  sich  so 
aasdrücken  darf  — verschiedenen  Gesellschafts- 
klassen der  Juden  ebarakterisirt.  Der  Verfasser 
theilt  geradezu  die  Juden  in  Klassen  in  socialer 
Beziehung,  aber  auch  in  Klassen  in  religiöser  and 
praktischer  Beziehung  (S.  73  bis  39);  er  ver- 
weilt ausführlich  bei  den  vielfachen  Handels- 
beziehungen , bei  den  von  den  Juden  ausgeübten 
Gewerben  and  Handwerken.  Die  Juden  haben  ent- 
schieden eine  gewisse  Vorliebe  für  gewisse  Hand- 
werke, z.  ß.  sie  sind  gern  Schneider,  Schuhmacher, 
Mützenmacher;  der  Verfasser  berücksichtigt  die 
Juden  als  sog.  „Factoren“,  eine  Art  Makler  oder 
Zwischenhändler,  als  Arbeiter  in  Fabriken  u.  s.  w. 

Dann  ist  weiter  von  der  jüdischen  Gemeinde- 
verwaltung, vom  Kahal,  von  gewissen  jüdischen 
Brüderschaften,  von  den  sogenannten  Zadiki  die 
Rede  (S.  99  bis  120). 

Der  zweite  anf  die  Joden  sich  beziehende 
Abschnitt  (S.  121  bis  174)  enthält  eine  Skizze  der 
auf  den  mosaisch-talmudischen  Satzungen  fussenden 
Recht  «gebrauche  (S.  121  bis  174).  Hier  spricht 
der  Verfasser  von  dem  Familienrecht  (S.  121 
bis  147),  wobei  er  alle  Formalien  aufzählt,  welche 
zum  Kingehen  einer  Ehe  erforderlich  sind,  die 
Rechto  der  Ehegatten  in  Bezug  auf  ihr  gemein- 
sames und  gesondertes  Eigonthum,  die  Scheidung 
der  Ehegatten , die  Beziehung  der  einzelnen 
Familienmitglieder  zu  einander,  erörtert.  Dann 
weiter  spricht  er  vom  Besitzrecht(S.  147  bis  153): 
Erwerb  der  Besitztümer,  Erbrecht;  ferner 
spricht  er  von  den  Verträgen  (S.  153  bis  159), 
von  den  Rabbinern  (S.  163  bis  174  und  S.  321 
bis  337). 

Der  dritto  Abschnitt  giebt  eine  statistische 
Skizze  der  Juden  in  den  südwestlichen  Gouverne- 
ments (S.  175  bis  213).  ln  den  drei  Gouverne- 
ments Kiew,  Wolhynien  und  Podolien  leben  in 
Summa  etwa  750  000  Juden  beiderlei  Geschlechts, 
ln  dem  am  meisten  von  Juden  bevölkerten  Gouverne- 
ment Kiew  leben  ca.  275000,  in  Podolien  250000, 
in  Wolhynien  225  000  Juden.  Hier  finden  sich  auch 
einige»  Nachrichten  über  ackerbautreibende  Juden 
(S.  188). 

Die  zweite  Abteilung  dieses  Bandes  handelt 
von  den  Polen  dos  südwestlichen  Gebietes  (S. 215 
bis  292),  Bei  der  hier  vorliegenden  Skizze  hatte 

Archiv  fUr  Anltiropoloffl*.  Kd.  XU. 


Herr  Tschubinsky  sich  der  Mithülfe  des  Herrn 
Michaltschuk  zu  erfreuen.  Die  Darlegung  der 
ethnographischen  Züge  der  polnischen  Bevölke- 
rung des  südwestlichen  Gebietes  hat  grosso  Schwierig- 
keiten, weil  die  Polen  fast  ausschliesslich  den  privi- 
legirteu  Stunden  angeboren  und  dauach  den  eigent- 
lichen intelligenten  Bestandteil  der  Bevölkerung 
repräsentiren.  Dieter  Minorität«-  (90  000)  Bestand- 
teil ist  in  einer  sehr  schwierigen  Position,  da 
Geschichte,  Nationalität  und  Religion  ihn  von 
der  grossen  Masse  der  russischen  Bauerbevölkerung 
(4  850  000)  trennen.  Hier  findet  sich  (S.  2 1 9 bis  230) 
eine  interessante  geschichtliche  Darstellung  von  der 
Polonisiruug der  südwestlichen  Gebiete;  dann  „der 
Katholicismusin  dem  südwestlichen  Gebiete"  (S.231 
bis  237);  „Sitten,  Gebräuche,  Familien-  und  gesell- 
schaftliches Leben“  (S.  238  bis  250);  die  Eigen- 
tümlichkeiten der  Sprache  und  Literatur  (S.  251 
bis  270);  „die  eigentlichen  Ursachen  des  Anta- 
gonismus der  Polen  und  der  Grossrussen  and  die 
Veränderung  im  Leben  der  Polen  nach  dem  Auf- 
stande (S.  271  bis  273).  Den  Schlnss  machen 
statistische  Daten  über  die  Katholiken  mit  Ein- 
schlnss  der  Polen  (S.  274  bis  291). 

Es  folgen  weiter  kurze  statistische  Angaben 
über  die  anderer  Nationalität  angehürigen  Ein- 
wohuer:  Grossrussen  (circa  50000  Individuen 
beiderlei  Geschlechts1),  Deutsche  (circa  83  000X 
Tschechen  (7000),  Moldawancr  (12  000),  Ma- 
suren (5000),  Karaim,  Tataren,  Zigeuner 
(1000  Individuen  im  Gouvernement  Podolien), 
Armenier. 

Der  dritte  Abschnitt  liefert  Materialien  zur 
Ethnographie  der  Kleinrussen  (Malo-Russi), 
welche  den  weitaus  grössten  Bestandteil  der  Be- 
völkerungin jenen  Provinzen  ausmachen  (4  850000). 
Am  Anfänge  dieses  Abschnittes  steht  eine  „kurze 
Charakteristik  der  Kleinrussen“,  (S.  342  bis 
359),  welche  auch  einige  wenige  Angaben  über 
die  Körperlichkeit  der  Kleinrussen  bringt.  Die 
Maaase  von  1355  kleinrussiscben  Rekruten  wurden 
zu  folgender  Berechnung  benutzt : 

Körpergrösse 

(klein)  2A.  4 W.  bis  2 A.  5 W.  34,82  Proc. 
(1598  „ 1642  mm) 

(mittel)  2 A.  5 W,  „ 2 A.  6 W.  29,80  * 
(1642  „ 1686  min) 

(gross ) 2A.GW.  r 2 A.  8 W.  31,58  „ 

(1686  „ 1774  mm) 

(sehr  gross)  2 A.  8 W.  „ 2 A.  12  W.  03,68  „ 

(1774  n 1950mm) 

Der  Verfasser  schliesst  daraus:  ein  Drittel  ist 
von  kleinem  Wuchs,  ein  Drittel  von  mittlerem 

*)  Hier  sind  nur  die  ansässigen  gezählt;  die  hin» 
nnd  herziehenden  Arbeiter,  Hau* »rer  u.  s.  w.  betragen 
mindestens  ebensoviel. 

51 


t 


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402 


Referat«. 


und  ein  Drittel  von  grossem  Wuchs.  Da  aber 
die  Mehrzahl  der  Rekruten  mit  dem  21.  Lebeus- 
jahre  angenommen  werden,  za  einer  Zeit,  wo  das 
Körperwachsthum  noch  nicht  beendet  ist,  so  folgt, 
dass  die  Kleinrnssen  von  grossem  Wuchs  sind. 

Von  anderen  Körpereigenschaften  wird  ferner 
xnitgetheilt:  Hautfarbe  weisa  bei  9,57  Proc., 
dunkel  21,69  Proc.,  gemässigt  weis»  68,70  Proc.; 
Haare  schwarz  13,28  Proc.,  dunkelbraun 
58,52  Proc.,  hellbraun  24,35  Proc.,  rotli  3,82  Proc.; 
Augen  schwarz  7,15  Proc.,  braun  25, 31  Proc.; 
blau  17,56  Proc.,  grau  49,94  Proc.;  Nase  gerade 
69,74  Proc.,  gebogen  11,07  Proc.,  etwas  eingedrückt 
18,45  Proc.  (Wir  führen  keine  weiteren  Zahlen  an, 
weil  die  Original  tabeile,  so  wie  etwa  berechnete 
Mittel  nicht  beigefügt  sind.)  Ersichtlich  ist,  dass 
die  kleinruasischen  Männer  vorwiegend  dunkle 
Haare  und  graue  oder  braune  Augen  haben.  Die 
Kleinrussen  Rind  hübsche  Leute;  die  Männer  er- 
scheinen ihrem  Aussehen  nach  Alter  als  sie  in 
Wirklichkeit  sind.  Der  Körperbau  ist  von  mittlerer 
Entwickelung;  die  Männer  sind  eher  hager  als 
▼oll.  Die  Weiber  haben  eine  hübsche  Fülle,  sind 
gut  gebaut  und  graeiös  in  ihren  Bewegungen. 
H&ufig  begegnet  man  unter  ibnen  dem  tatarischen 
Gesichtstypus,  wie  überhaupt  der  kleinrussische 
Typus  in  gewissem  Sinne  nicht  ganz  fremd  von 
orientalischer  Beimischung  erscheint. 

Die  Pflege  der  Haut  wird  nicht  sonderlich 
geübt;  Badestuben  giebt  es  im  kleinrassischen 
Gebiete  keine;  wo  Flüsse  sind,  da  baden  sich 
die  jungen  Leute;  Altere  Personen  vom  30. 
Lebensjahre  nicht  mehr.  Die  Weiber  waschen  sich 
vielleicht  allwöchentlich  am  Sonnabend  den  Kopf; 
die  Männer  thun  das  selten;  doch  wechseln  sie 
allwöchentlich  ihre  Leibwäsche.  (In  ihren  Woh- 
nungen halten  sie  dagegen  auf  grosse  Reinlich- 
keit und  Sauberkeit.)  Der  Gesichtsausdruck  der 
Männer  ist  ernst  und  sogar  mitunter  rauh  ; bei  den 
Weibern  dagegen  weich,  freundlich,  hier  und  da  mit 
einem  Anflug  von  Melancholie.  Der  Kleinrusse 
spricht  langsam  und  nur  wenig,  die  Weiber  im 
Gegentheil  sind  gesprächig  und  sprechen  schnell. 
Durch  die  Rode  zieht  mitunter  ein  klagender 
Ton,  wie  überhaupt  die  Kleinrussen  unbedingt  zur 
Melancholio  geneigt  sind.  Der  Kluinrusee  ist 
etwas  langsam  nnd  träge  in  seinen  Bewegungen, 
doch  wird  er  mit  Unrecht  faul  genannt;  im  Ver- 
gleich mit  dem  Grossruseen  verdient  er  diese  Be- 
zeichnung entschieden  nicht;  er  ist  nur  etwas 
apathisch  und  nicht  sehr  unternehmend.  Der 
KluinrusBc  liebt  die  Ruhe,  die  Erholung  uiu  ihrer 
selbst  willen;  er  liebt  es,  im  grünen  Grase  auf  dem 
Rücken  zu  liegen.  Er  arbeitet  — weil  er  muss. 
Die  Frauen  sind  tbätiger  und  energischer  und 
haben  weniger  llang  zum  süssen  Nichtsthun  als 
ihre  Männer.  Uebrigens  ist  den  letzteren  eine 
gewisse  Willenskraft  nicht  abzu sprechen ; einen 


einmal  gefassten  Vorsatz  führt  der  Kleinrusse 
gewiss  aus,  deshalb  hat  man  ihn  wohl  auch 
eigensinnig  genannt  Es  ist  aber  kein  Eigensinn, 
sondern  eine  gewisse  Festigkeit  des  Charakters, 
ein  zähes  Festhalten , dass  den  Kleinrnssen  aus- 
zeichnet.  Er  liebt  seine  persönliche  Freiheit,  seine 
Heimath  und  hält  am  Alten  fest. 

Die  Liebe  spielt  im  Leben  des  Kleinrussen 
nicht  die  letzte  Rolle;  das  Familienleben  ist  durch- 
weg sittlich;  der  Kleinrusse  schätzt  seine  Frau, 
deren  Stellung  deshalb  eine  sehr  gute  im  Hause 
ist;  sie  ist  die  Freundin,  die  Gehülfin  des  Mannes, 
sie  ist  völlig  mit  ihm  gleichberechtigt.  Im  Umgang 
mit  Anderen  ist  der  Kleinrusse  höflich  und  rück- 
sichtsvoll, schimpft  nicht  so  cynisch  wie  der  Gross- 
russe, doch  kann  er  das  Fluchen  nicht  lassen.  Er 
gebraucht  gern  den  Ausdruck  „Sie- , einen  ver- 
heiratheten  Mann  nennt  er  „Onkel“  (djadkn),  einen 
unverheirateten  titka;  zn  alten  Leuten  ragt  er 
„Grossvater“  (did),  zu  alten  Frauen  (baba). 

Uebrigens  sind  nicht  alle  Kleinrnssen  einan- 
der vollkommen  gleich.  Man  kann  drei  verschie- 
dene Typen  erkennen.  Den  ukrainischen,  den 
Typus  der  Poleschtsch uki  und  den  podolisch- 
galizischen  Typus.  Ihre  Verbreitung  zeigt  am 
übersichtlichsten  die  beigofilgte  Karte:  die 

Poleschtschaki  sind  die  Bewohner  der  waldigen 
und  sumpfigen  Gegenden  des  Kiewseben  und 
Wolhynischen  Gouvernement«  (die  Gegend  wird 
Polesje  genannt  von  les  = Wald),  sowie  von  Thoilcn 
des  Gouvernements  Sedlez  und  Grodna.  Zum 
podoliscb-galiziscben  Typus  gehören  dio  Ein- 
wohner des  westlichen  Wolhyniens  und  auch 
Galiziens.  Dur  ukrainische  Typus  ist  durch 
die  übrigen  Einwohner  des  Gouvernement«  Kiew, 
eines  Tbeils  von  Wolhynien  und  des  südöstlichen 
TheilB  von  Podolien  reprisentirt 

Die  drei  Typen  unterscheiden  sich  durch  ihre 
physischen  Eigenschaften , durch  ihren  Dialect, 
durch  ihre  Lebensweise. 

Die  Ukrainzen  sind  von  grossem,  die 
Podolier  von  mittlerem,  die  Poleschtschuken 
von  verhältniasmä«8ig  kleinem  Wuchs.  Die 
Ukrainzen  sind  brünett,  unter  den  Poleschtschuken 
sind  viele  blond.  Die  Poleschtschuken  haben 
rauchige,  nngeweisste  Stuben,  alle  Uebrigen  ge- 
weisste.  Die  Poleschtschuken  pflügen  mit  einem 
«og.  Hakonpflug  (ru».  noch«),  die  Uebrigen  mit 
einem  gewöhnlichen  Pflug.  Bei  den  Ukrainzen 
ist  der  Stier  vorwiegend  im  Gebrauch,  bei  den 
Podoliern  hat  auch  du«  Pferd  eine  gewisse  Bedeu- 
tung, bei  den  Poleschtschuken  wird  ausschliesslich 
das  Pferd  in  Anwendung  gezogen. 

Auch  in  ihrer  Kleidung  sind  die  Eigentüm- 
lichkeiten der  drei  Typen  scharf  ausgeprägt 
Ebenso  sind  gewisse  Unterschiede  in  den  drei 
Dialecten  nicht  zn  verkennen. 

Auf  diera  „Skizzen“  folgen  statistische 


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Keferate. 


403 


Baten  Aber  die  Kleinrussen  (S.  340  bis  373). 
Dass  die  Zahl  der  in  den  drei  Gouvernements 
Kiew,  i’odolien  und  Wolhynien  lebenden  Klein* 
rossen  4 850  000  Individuen  beträgt,  haben  wir 
schon  oben  angeführt. 

Wir  entnehmen  dieser  statistischen  Ucbersicht 
aber  ferner,  dass  ansserhulb  des  südwestlichen  Ge- 
bietes (Kiew,  Wolhynien  und  Podolien)  noch  ferner 
im  Gouv.  Grodno  250000,  im  Gouv.  Minsk 
130000,  im  Gouv.  Bcssarabien  100000,  im  Zar- 
thum Polen  280  780  Individuen  leben,  dass  hier- 
nach die  Gesammtzabl  aller  Kleinrussen 
5610780  Individuen  auBmacht. 

Weiter  werden  beschrieben  Wohnung,  Hans- 
geräth  und  Werkzeuge  (S.  374  bis  411),  Kleidung, 
Nahrung  nnd  Belustigungen  (S.  412  bis  452). 
Dann  folgen  Erörterungen  über  die  Sprache:  „Die 
Dialecte  SüdrusslandB  und  ihre  Verbindung  mit 
den  Dialccten  Galiziens“  (S.  453  bis  512),  worin 
die  einzelnen  Dialecte  der  Reihe  nach  in  ihren 
HaupteigenthAmlichkeiten  geschildert  werden. 
Dann:  Einige  Worte  über  die  ökonomische  Lage  der 
Bauern  im  südwestlichen  Gebiet  (S.  513  bis  523). 

Den  ScblusB  machen  Wörterverzeichnisse  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Aussprache  in 
den  verschiedenen  Dialccten  (S.  514  bis  600)  und 
ein  Index  (S.  601  bis  606). 

Von  den  drei  dem  VII.  Bande  angehüngten 
Karten  giebt  die  erste  eine  Uebersieht  der 
Dialecte  der  kleinrnssischen  Sprache,  wobei  nicht 
allein  die  drei  Ilaupttypen,  Bondern  auch  eine  An- 
zahl localer  Uuterabtbeilungen  berücksichtigt  sind. 
Die  zweite  Karte  giebt  eine  Uebersieht  über  die 
jüdische  Bevölkerung  des  südwestlichen  Gebietes, 
die  dritte  Karte  giebt  die  Verbreitung  der  Katho- 
liken, mit  Einschluss  der  Polen. 

55.  11.  11  ariow:  Die  Juden  als  Arrcndatoren 
(Pächter)  im  Gouvernement  Tschernigow. 
Skizze  aus  dem  landwirtschaftlichen  Leben 
in  Kleinrussland.  (Vaterl.  Schriften  1878. 
Bd.  240,  S.  175  bis  205.) 

56*.  N.  Morkowin:  Historische  Skizze  der 

saporoger  Kosaken.  1878.  St. Petersburg.  78  S. 
(MopKosHtit , H.,  Ouepun  uexopiu  Janopo- 
KCKaru  KuaauecTSü.) 


Dor  Süden. 

57*.  R.  A.  Sokolowsky:  Das  wirtschaftliche 
Leben  der  Landbevölkerung  Russlands  und 
die  Colonisation  der  südöstlichen  Steppen. 
St.  Petersburg.  1878.  (P.  A.  CokojoscküI  3uo- 
HomtaecKift  6urs  aciucdliuecKaro  aacejeain 
Pocci«  tt  sojOHiiaaitiH  toroBocTuuayxi  errneft.) 


58.  Dr.  Loewensen:  Medicinisch-tcpographischo 
Skizze  der  Stadt  Odessa.  (Sammlung  von 
Abhandlungen  zur  gerichtL  Med.11878.  I.  Bd 
11.  Abthl.,  S.  1 bis  23.) 

Dor  Norden. 

59.  Volksgehräuche  unter  den  Karelen  des 
Gouvernements  Olonetzk.  (Nachrichten  der 
k.  r.  geogr.  Ges.  Jahrg.  1878.  S.  467  bis 
468.)  Nach  einer  Abhandlung  dos  Herrn  Kol- 
jäsnikow  in  der  Olonstzloschen  Sammlung 
(Sbornik)  zweite  Lieferung  *). 

l'ntor  den  Einwohnern  des  Gouvernements 
Olonetzk  sind  die  Karelen  überwiegend.  Ihrer 
Sprache  nach  stehen  sie  den  eigentlichen  Finnen 
sehr  nahe,  doch  Bind  sie,  namentlich  die  Weiber, 
entschieden  hübscher  als  die  Finnen.  Alle  Karelen 
sind  Anhänger  der  griechisch-katholischen  Kirche. 
In  ökonomischer  Beziehung  stehen  die  Karelen 
vielleicht  etwas  höher  als  die  Banern  in  den 
inneren  Gouvernements.  Die  Karelen  waren  nie- 
mals leibeigene  nnd  deshalb  bat  auch  derAermste 
.eine  erträgliche  Hütte,  ein  Pferd,  eine  Kuh.  Herr 
Koljäsnikow,  welcher  die  Karelen  besuchte,  tlieilt 
Einiges  über  ihre  Lebensweise,  über  ihr  Fumilien- 
recht  mit.  Die  Ehen  werden  bei  den  Karelen 
„in Gutem“  geschlossen  oder  „durch  Flucht“,  d.  h. 
die  Braut  entflieht  aus  dem  elterlichen  Hanse, 
wobei  eino  Reihe  verschiedener  Ceremonien  statt- 
findet. Die  Gebräuche  beim  Brautwerhen,  bei  der 
Verlobung  und  der  Hochzeit  weichen  etwas  von 
dem  Gewöhnlichen  ab;  der  Unterschied  liegt  im 
Wesentlichen  in  der  Sprache,  in  einigen  Ausrufen 
beim  Uochzeitsfest  o.  s.  w.  Am  Tage  nach  der 
Hochzeit  gehen  die  Neuvermählten  feierlich  in  die 
Badestube,  um  „die  Sünden  fortzuwaseben“.  ln 
einigen  Dörfern  ist  es  Sitte,  dass  die  Neu- 
vermählten selbst  die  Badestube  beizen,  Wasser 
tragen  u.  s.  w.,  dabei  bemühen  sich  andero  Leute, 
ihnen  das  herbeigeachaffte  Wasser  fortzuschütten, 
weil  das  dem  jungen  Ehepaar  Glück  bringe! 
Die  Mitgift  der  Braut  besteht  in  Kleidung,  einem 
Pferd,  einer  Kuh  und  einigen  Schafen.  Stirbt  die 
brau  früher  als  der  Msnn,  ohne  Kinder  zu  hinter- 
1 essen,  so  wird  den  Eltern  auf  ihren  Wunsch 
die  Mitgift  zurflckgeliefcrt.  Eiue  förmliche  Ehe- 
scheidung kommt  natürlich  nicht  vor,  doch  er- 
eignet es  sich,  dass  in  Folge  von  Familienstreitig- 
keiten Mann  und  Frau  getrennt  leben.  Der  Vater 
ist  in  der  Familie  der  mächtige  Hausherr.  Nach 
dem  Tode  des  Vaters  geht,  falls  er  keinen  Bruder 
hat,  die  Familiengowatt  auf  den  ältesten  Sohn  über. 
Der  Familienälteste  verwaltet  das  ganze  Vermögen, 
welches  der  ganzen  Familie  als  dereinstiges  Erbe 
zugehört. 


')  Dm  Original  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 
61* 


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404 


Referate. 


Aller  Verdienst  wird  dem  Aeltcstcn  abgeliofert, 
weil  anf  ihm  die  Verpflichtung  liegt,  für  die  ganze 
Familie  zu  sorgen.  Eheliche  und  außereheliche 
Abstammung  des  einen  oder  anderen  Kindes  wird 
nicht  berücksichtigt;  alle  Kinder  leben  als  Ge- 
schwister und  gemessen  die  gleiche  Liebe  und 
Pflege  von  Seiten  der  Erwachsenen.  Vergehen 
gegen  das  fremde  Eigenthum,  gegen  die  Person 
kommen  nicht  vor,  sogar  Streit,  Zank,  Betrug  sind 
sehr  selten.  Man  zieht  die  betreffenden  Personen 
zur  Rechenschaft  und  straft  sie  mit  allgemeiner 
Verachtung.  Kindesmord,  Abtreibung  der  Leibes- 
frucht sind  gänzlich  unbekannt;  es  ist  auch  abso- 
lut keine  Veranlassung  dazu.  Es  werden  auch 
Ehen  mit  solchen  Mädchen  geschlossen,  welche  zu- 
gleich mit  der  Mitgift  eigene  Kinder  ins  Haus 
bringen.  Pferdediebe  giebt  es  nnter  den  Karelen 
nicht  ; wo  im  Gouv.  Olonetzk  Pferde  gestohlen  wer- 
den, da  thun  es  die  eigentlichen  Finnen,  welche 
als  Arbeiter  ohne  Landbesitz  „Loatreiber“  leben. 
Charakteristisch  ist,  dass  die  Karelen  Fische  nur 
mit  Netzen  und  Angelhaken  fangen,  niemals  durch 
das  hier  und  da  sonst  übliche  „Vergiften“,  d.  h. 
durch  Hineinthun  betäubender  Substanzen  in  das 
Wasser.  Die  Karelen  sind  sehr  mildherzig  gegen 
nllo  Armen,  Wanderer  und  Pilger.  Sie  trinken 
Branntwein,  aber  niemals  bis  znr  Unmüsaigkeit. 

60.  P.  A.  J efimenko:  Rechtsgebräuche  der  Lap- 
pen, Karelen  nnd  Samojeden  des  Gouverne- 
ments Archangelsk.  ( Kthn.  Sehr.  d.  k.  r.  geogr. 
Ges.  Bd.  VIII,  II.  Abthl.,  S.  1 bis  232.) 

(»1*.  Dr.  med.  F.  Ulrich:  Der  Kreis  von  Kem 

und  der  Fischereibetrieb  am  murmanischen 
Ufer  in  ärztlicher  und  wirthschaftlicher  Be- 
ziehung. St.  Petersburg  1877.  128  S.  (Vjb- 
pnxi.  KfxcxiA  n puÖHue  npoxucju  hu 

IfypnaiCKOH*  öepery  n Bpa«ie6nojn>  ii  »ko- 
HÜXM'ICCKÜMl  OTHmill'JliflXli.) 

62.  F.  A.  Arsenjew:  Von  der  Scheksna  bis  znm 
See  Kobeuskojc.  (Das  alte  und  neue  Russland. 
1878.  Bd.  II.)  I.  Auf  der  Scheksna  (S.  35 
bis  52).  II.  In  der  Stadt  Kirillow  (S.  89  bis 
97).  III.  Auf  dem  Württemberg-Kanal  (S.  202 
bis  217).  IV.  Auf  dem  See  Kobenskoje  (S.  283 
bis  292).  Reiseskizzen. 

Der  Autor  musste  im  Jahre  187*  das  Kanal- 
systera  bereisen,  welches  die  obere  Wolga  mit  der 
Dwina  verbindet.  Er  fuhr  von  der  Scheksna, 
einem  Nebenfluss  der  Wolga,  durch  dun  Württem- 
berg-Kanal und  das  sich  anschliessende  System 
von  kleinen  Flüsschen  und  Seen  in  den  See  Ko- 
benskoje, aus  welchem  die  Suchona  und  die  Dwina 
strömen.  Der  Autor  schildert  vor  Allem  das  Le- 
beu  der  Fischer  und  den  Fischereibetrieb , dabei 


auch  auf  andere  Verhältnisse  Rücksicht  nehmend. 
Eine  Reihe  Illustrationen  ist  beigefügt. 

Der  Osten. 

63.  W.  N.  Mainow:  Ein  Tag  unter  den  Mok- 

scha- Mordwinen.  (Das  alte  und  neue  Russ- 
land. 1878.  III.  Bd.,  S.  117  bis  134.)  Mit  einer 
Abbildung,  Mordwinen  darstellend.  Feuille- 
tonische  Schilderungen. 

64.  A.  Owsjännikow:  Geographische  Skizzen 

und  Bilder.  I.  Bd.  Skizzen  and  Bilder  der 
Wolgagegendeu.  St.  Petersburg  1878.  8®, 
335  S.  (A.  ObcjihhiikorIi.  I'eorpiwx'iecKiü 
ONepKII  H KapillllU.  Toxi.  I.  OlCpKIf  II  KHpTXHH 

1Iohuj;ki.ii.  Cn6.  1878.  ct.  16  4-  BI  4-  335.) 

Das  Buch  giebt  eine  Zusammenstellung  alles 
dessen,  was  bisher  über  die  Natur,  die  Ethno- 
graphie und  über  die  gewerbliche  Thätigkcit  in 
den  Wolgagegenden  veröffentlicht  worden  ist.  Ein 
langes  Verzeichniss  von  selbständigen  Werken  und 
einzelnen  Aufsätzen  in  Zeitschriften  (S.  7 bis  16) 
ist  vorgedruckt,  so  dass  im  Text  weiter  keiu  Hin- 
weis stattfindet.  Einen  Auszug  aus  dem  Buche  zu 
geben  ist  nicht  möglich,  wir  beschränken  uns  nur 
auf  eine  kurze  Inhaltsangabe.  Auf  S.  1 bis  30 
wird  unter  dein  Titel  „I.  Die  N atur  der  Wolga- 
gegenden1* zuerst  von  der  Bedeutung  der  Wolga 
gesprochen,  dann  eine  Parallele  zwischen  der  Wolga 
und  dem  Dnjepr  guzogen,  weiter  werden  die  Mün- 
dung der  Wolga  und  die  grossen  Wolganiederun- 
gen  beschrieben,  dann  wird  das  Klima  der  Wolga- 
gegenden erörtert  u.  s.  w.  Auf  8.  31  bis  158  wird 
die  „II.  Ethnographie“  der  Wolgagegonden  ab- 
gehaudelt  und  zwar:  Eigentümlichkeiten  in  der 

Colon isation  des  nordöstlichen  Russlands;  die  eth- 
nographische Zusammensetzung  der  Bevölkerung 
des  Gouv.  Kasan;  die  Berg-Tscheremisseu,  die 
Tschuwaschen,  die  astrachanischen  Kalmücken,  die 
kirgisischen  und  kssanschen  Tataren;  die  deutschen 
Colonisten  in  den  Wolgagegenden ; poetische  uud 
abergläubische  Anschauungen  des  Volkes  im  Gouv. 
J&roslaw  u.  s.  w.  Auf  S.  163  bis  307  wird  „III. 
die  Land wirthsebaft  und  die  gewerbliche 
Thätigkcit  in  den  Wolgagegenden“  besprochen, 
darunter  die  Hausindustrie,  Flachsbau.  Fischerei, 
der  Jahrmarkt  in  Nisbni-Nowgorod. 

65.  N.  W.  Sorokin:  Im  Ural.  Reisebemerknn- 
gen.  (Das  alte  and  neue  Russland,  1878, 
I.  Bd.,  5?.  127  bis  129  und  S.  229  bis  271 
mit  3 Bildern,  darunter  eins  eine  Gruppe  Wo- 
gulen darstellend.)  Der  Verfasser,  Profes- 

' sor  der  Botanik  an  der  Universität  zu  Kasan, 
schildert  seine  Erlebnisse  bet  Gelegenheit, 
eines  Besuchs  der  au  der  Loswa  ansässigen 


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Referate. 


405 


Wogulen.  (Ein  ausführlicher  Bericht  über 
die  Reise  Sorokin’s  za  den  Wogulen  ist  im 

III.  Bande  der  Arbeiten  der  kasanschenNatur- 
forschergesellschaft  1873  erschienen.  Vergl. 
dieses  Archiv  Bd.  IX,  S.  226.) 

66“.  N.  Litunowsky:  Medico- topographische 

Schilderung  des  Gouv.  Orenhurg.  Doct.  Dias. 
Moskau  1878.  233  S.  (H.  .InryHOBCnifl.  Mc- 
4hho  - TOiiorpH<>imecKOe  onacHiiie  OpeHÖyp- 
rcKoft  ryöepniii.) 

67*.  F.  J.  Lobysse witsch:  Die  StadtOrenburg. 
Einu  historisch-statistische  Skizze.  St,  Peters- 
burg 1878.  59  S.  (*D.  II.  .loöuceBRm.  ropo4* 
Opei6;pn.  IICTopBKü-CTaTHCTB«iecKill  o*iepKi.) 

Die  Kaukasusländer. 

Allgemeines. 

68.  Statistische  Mittheilungen  über  die  Bergvöl- 
ker des  Kaukasus,  welche  unter  der  sogenann- 
ten „Bergvölker “-Verwaltung  stehen.  (Nach- 
richten über  die  kaok.  Bergvölker.  I.  Bd. 
1868,  S.  1 bis  14  und  V.  Bd.,  1871,  S.  54 
bis  58.) 

69.  Tabelle  über  die  Ausdehnung  und  Bevölke- 
rung Kaukasiens  nach  den  ofticiellen  Quellen 
der  Jahre  1873  bis  1876  nebst  Erläuterungen 
von  N.  v.  Seidlitz.  (Sammlung  von  Nachrich- 
ten über  den  Kaukasus.  IV.  Bd.  1878.) 

70.  Verzeichniss  derjenigen  bewohnten  Orte  Kau- 
kusicüB,  welche  mehr  als  1000  Einwohner 
haben.  (Sammlung  von  Nachrichten  über  den 
Kaukasus.  IV.  Bd.  S.  I bis  XIII.) 

71.  N.  v.  Seidlitz:  Uebcrsicht  der  plötzlichen 

Todesfälle,  Selbstmorde  u.  Criminalverbrecben 
in  den  Kaukasusländern  wahrend  des  Juhres 
1871.  (Sammi.  von  Nachr.  über  den  Kaukasus. 

IV.  Bd.  S.  1 bis  376.) 


72.  Die  kaukasischen  Ufer  des  schwarzen  Meeres. 
(Vaterländische  Schriften  1878.  Bd.  237,  S.  35 
bis  66.) 

73*.  Fürst  W.  Meschtschersky : Tagebuch  einer 
kaukasischen  Reise  (3.  October  bis  12.  No- 
vember 1877.  St.  Petersburg  1878.  313  S.). 
(.Veiurpenift  khh;ji»  B.  h'uBKaacKift  nyrcBoft 
41ICBI(llltt>.) 

74.  P.  U.:  Die  Anfänge  des  Christenthums  in 

Transkfiuküsien  und  im  Kaukasus.  (Nachrich- 
ten über  die  kauk.  Bergvölker.  II.  Bd.  1869. 
S.  1 bis  24.) 

75.  Die  Springer  (ruas.  Priguny),  eine  religiöse 
Secte.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Rusai- 


ficirung  des  transkaukasischen  Gebiets.  (Va- 
terland. Schriften  1878.  Bd.  240,  S.  379  bis 
431;  Bd.  241,  S.  29  bis  80.) 


76.  P.  A.  Gnwrilow:  Ueber  die  Zuerthcilung 
von  Landbesitz  an  die  Bergvölkur  des  nörd- 
lichen Kaukasus.  (Nachr.  über  die  kauk.  Berg- 
völker. IL  Bd.  1869.  S.  1 bis  78.) 

77.  Asl am  - Bek  - Basorkin:  Die  Wallfahrten 

unter  den  Bergvölkern.  (Nachr.  über  die  kauk. 
Bergv.  VIII.  Bd.  1875.  S.  1 bis  12.) 

78.  In.  Kannkow:  Die  Auswanderung  der  Berg- 
völker. (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker. 
IX.  Bd.  1876.  S.  84  bis  112.) 

79.  P.:  Ueber  dio  Folgen  der  Morde  und  Ver- 
letzungen bei  den  Bergvölkern  des  östlichen 
Kaukasus.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
VIII.  Bd.  1875.  S.  1 bis  17.) 


80.  P.  (J.r  lieber  die  Verbreitung  des  Lesens  und 
Schreibens  unter  den  Bergvölkern.  (Nachr. 
über  dio  kauk.  Bergv.  III.  Bd.  1870.  8.  1 
bis  30.) 

81.  L.  P.  Sagurskv:  Die  Schriftzeichen  der 

kaukasischen  Bergvölker.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  V.  Bd.  1871.  S.  1 bis  68; 
VIII.  Bd.,  S.  103  bis  104.  Mit  4 Tafeln.) 

82.  Die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten 
der  kaukasischen  Sprachen.  Aus  den  hinter- 
lassenen  Papieren  P.  Uilar’s.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergvölker.  IX.  Bd.  1876.  8.  1 
bis  20.) 

83.  P.  U.:  Einiges  über  die  poetischen  Schöpfun- 
gen (Volkswagen)  dt*r  Bergvölker  im  Allgemei- 
nen. (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker.  LBd. 
1868.  8.  1 bis  42.) 

84.  Judas  Tscherny:  Ueber  die  unter  den 

Bergvölkern  wohnenden  Juden.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergvölker.  111.  Bd.  1870.  S.  1 
bis  44.) 

85.  N.  Dubrowin:  Geschickte  des  Krieges  und  der 
Herrschaft  der  Russen  in  Kaukasieu.  (I.  Bd. 
Kaukasien  und  seine  Bewohner.  I.  bis  III.  Buch. 
St  Petersburg  1871.  8°.  8,  XVI  + 640; 
II.  Bd.,  422  8.;  IIL  Bd.,  451  S.)  (H.  ,Iy6po- 
LMHl.  HcTOpiH  HU  ft  HM  H RJH4UieCTBa  PyCCKHXl 
ua  KaBKU3t.  1 Tumi.  ÜMcpun  KnuKaaa  n hh- 
piuoDi  eru  Hacejaiouiiixi.  Kimm  I — III. 
C.  üetepöypr»  1871.) 

Der  Verfasser  beabsichtigt  eine  Geschichte  der 

Unterwerfung  Kaukasien»  unter  daH  russische  Scepter 

zu  schreiben.  Allein  vou  der  Idee  ausgehend,  dass  bei 


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406 


.Referate. 


der  Geschichte  eines  Krieges  dem  Leser  beide 
Parteien  bekannt  sein  müssen,  und  dabei  von  der 
Erfahrung  geleitet,  dass  über  Kaukasien  und  seine 
Völker  viel  aber  nichts  t,  übersichtliches  geschrie- 
ben worden  ist,  giebt  er  zuerst  hier  im  ersten 
Bunde  eine  ethnographische  Schilderang  der 
Völker  Kaukasiens.  Der  Verfasser  verwahrt  sich 
ausdrücklich  dagegen,  dass  er  seine  eigenen  Ideen, 
Ansichten  und  Meinungen  hier  bringe,  er  will 
nur  auf  Grundlage  der  bereits  in  der  Literatur 
niedergelegten  Arbeiten  dem  russischen  Publicum 
ein  Gesammtbild  des  bunten  Völkerlebens  Kau- 
kasiens  vorzeichnen.  — Dass  der  Verfasser  mit 
colosg&lem  Eifer  und  Fleiss  dem  Studium  der  Lite- 
ratur obgelegen,  davon  legt  dos  dritte  Buch  Zeug- 
nis* ab.  — Das  ganze  dritte  Buch  (S  IV  -f-  451) 
enthält  nämlich  nichts  weiter  als  235  5 Titel 
einzelner  Abhandlungen  und  Werke,  welche  sich 
auf  den  Kaukasus  beziehen  — und  doch  ist  damit 
keineswegs  die  Literatur  schon  erschöpft : in  diesen 
2355Titelnist  nur  die  Bibliographie  der  beiden  ersten 
Bücher,  welcho  der  Ethnographie  des  Kaukasus 
gewidmet  sind,  enthalten.  Dass  hei  diesem  umfassen- 
den Werke  es  hier  sich  nicht  um  einen  Auszug 
handeln  kaDn,  ist  selbstverständlich.  Wir  müssen 
uns  darauf  beschranken,  die  Anordnung  des  Inhalts 
in  Kürze  auzugebeu. 

Das  erste  Buch  (S.  XVF  -f-  640)  enthält  unter 
dem  Titel  „der  Kaukasus“  ein  Vorwort  (S.  IX  bis 
XIV)  und  cino  oro-  und  hydrographische  Beschrei- 
bung Kaukasien b als  Einleitung  ($.  1 bis  62). 
Wir  entnehmen  dieser  Beschreibung  nur  Folgendes: 
Das  ganze  Kaukasusgebiet  „Kaukasien“  lässt 
sieb  in  natürlicher  Weise  in  drei  charakteristische 
und  leicht  abgreuzbare  Bezirke  thcilen:  1)  Cis- 

kaukasien,  eine  Fortsetzung  der  Ebene  Süd- 
russlands, erstreckt  sich  nördlich  bis  au  den  Fuss 
des  Gebirges;  2)  das  Gebiet  des  Kaukasusge- 
birges selbst  1000  Werst  lang  von  Taman 
bis  Baku;  3)  Transka ukusien , das  Gebiet  süd- 
lich vom  Gebirge  bis  zur  persischen  und  türki- 
schen Grenze. 

Im  nordwestlichen  Theil  Kaukasicns,  zn 
beiden  Seiten  des  IlauptgcbirgBzuges,  lebt  der  Volks- 
stamm  der  Adige  oder  der  Tschorkessen;  zu 
diesem  gehören  auch  die  Kabardiner.  An  dem 
Ufer  des  Schwarzen  Meeres  zwischen  den  Flüssen 
Schache  und  Chamysch,  unmittelbar  an  die  Tscber- 
k essen  sich  anlehnend,  leben  die  Ubichen;  weiter 
die  Gegend  zwischen  den  Flüssen  Chamysch  und 
Ingur  ist  von  dem  Stamm  der  Abchasen  einge- 
nommen; ein  Theil  der  letzteren  reicht  über  den 
Gebirgszug  des  Kaukasus  nach  Norden,  das  sind 
die  Abasiner.  Südlich  von  den  Kabardinern 
im  Gebirge  solbst  sitzen  die  Stämme  der  Malka- 
ren  und  Ossetiner,  von  denen  letzterer  einen 
Theil  von  der  Südseito  des  Gebirges  einnimmt. 
Südlich  von  Terek,  das  Gebiet  des  Flusses  Sunacha 


und  den  westlichen  Abhang  des  Bergzuges  am 
Sulak  bewohnen  die  Tschetschenzen  und  in  der 
Nachbarschaft  in  der  Ebene  zwischen  den  Niede- 
rungen der  Flüsse  Terek  und  Suluk  dieKumyken. 
Daran  stoesen  dann  — in  Dagestan  — die  zum 
Stamme  der  Awaren  gehörigen  Gemeinden;  sie 
werden  auch  noch  Lesgbier  genannt.  Das  Kü- 
stengebiet beherbergt  ein  Gemisch  des  awarischen 
Stammes  mit  Türken,  Tartaren  und  Persern,  ln 
Transkaukasien  stossen  an  die  Abchasen  die 
Swaneten,  welche  die  Gebirgskessel  an  dem  Ur- 
sprünge der  Flüsse  Ingur  und  Icheniszchul  bewoh- 
nen. Südlich  von  den  Abchasen  das  Gebiet  zwischen 
dem  Schwarzen  Meere  und  dem  Gebirge  bewohnt 
der  Stamm  Kartli  oder  die  Grusiner:  Grusien 
Iineretien,  Mingrelien  und  ein  Theil  des  Kreises  von 
Achalzyk  ist  vom  Stamm  der  Kartli  eingenommen; 
der  übrige  Theil  des  Kreises  Achalzyk  ist  von 
Armeniern  besiedelt.  Einige  rechnen  auch  die 
Tuschinen,  Pschawcn  und  Chewsuren,  welche  ihre 
Wohnsitzo  tief  im  Gebirge  haben,  zu  dem  grusi- 
nischen Stamm.  Deu  Winkel  zwischen  der  Kura 
und  dem  Araxes  haben  die  Armenier  inne,  doch 
sind  sie  stark  mit  anderen  Stämmen  durchsetzt.  An- 
dererseits sind  auch  die  Armenier  über  das  ganze 
kaukasische  Land  zerstreut  Die  beiden  christ- 
lichen Stämme  der  Grusiner  und  Armenier  sind 
durch  mubamedanische  Ansiedler  auseinander  ge- 
drängt, welche  wie  ein  Keil  von  Osten  her  bis 
zur  Kura  sich  hineinschoben:  das  sind  die  Perser 
und  Tataren;  die  Perser  sitzen  im  südöstlichen 
Theile  Kaukasicns  an  der  Kura  und  am  Ufer 
des  Kaspischen  Meeres ; die  Tataren  dagegen  sitzen 
mehr  an  den  Niederungen  der  Zuflüsse  der  Kura. 

Es  werden  nun  der  Reihe  nach  beschrieben  im 
I.  Bande:  Die  Tscherkessen  oder  Adige  (Cap.  I 
bis  VI,  S.  63  bis  259),  die  Nogaier  (Cap.  I bis  II, 
S.  260  bis  281),  die  Ossetiner  (die  Ironeu)(Cap.  I 
bis  IV,  S.  282  bis  366),  die  Tschetschenzen 
(Nacbtsche)  (Cap.  I bis  IV,  S.  367  bis  406),  die  Borg- 
völker des  Dagestan  (Awaren  oder  Lesghier) 
(Cap.  I bis  V,  S.  497  bis  618),  die  Kumyken  (Cap. 
II  bis  III,  S.  619  bis  640). 

Der  zweite  Band  ist  betitelt  Transkaukasien 
(422  Seiten).  Er  enthält  die  Abchasen  (Asega) 
(Cap.  1 bis  IV,  S.  1 bis  82),  die  Swaneten  (Schani) 
(Cap.  I bis  III,  S.  83  bis  113),  den  Stamm  Kartli 
(S.  114  bis  317),  davon  die  Grusiner  (117  bis 
212  im  Cap.  IbisV),  die  Imeretiner,  Migrelier 
und  Gurier  (Cap.  I.  bis  IV,  S.  213  bis  278),  die 
Tnschinen,  Pschawcn  und  Chewsuren  (Cap. 
I bis  IV,  S.  279  bis  317). 

Die  mobatnedanischen  Provinzen  von 
Transkaukasien  darin  die  Tataren  (Cap.  I bis 
IV’,  S.  327  bis  399),  schliesslich  die  Armenier 
(Cap.  I bis  II,  S.  400  bis  422). 


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Referate. 


407 


Einzelne  Gebiete  der  Kaukasasliinder. 

Der  Kubandistrict. 

86.  Die  Angelegenheit  der  Freigebung  der  ab- 
hängigen Stände  in  der  Bergvölkerverwaltung 
des  Kubandistricts.  (Nachr.  über  die  kank. 
Bergv.  I.  Bd.,  18b 8,  S.  53  bis  56.) 

87.  F.  Land:  Die  Staniza  Petro  wskoja.  Eine  stati- 
stische Bevölkerungsakizze.  (Sammlung  von 
Nachr.  über  den  Kauk.  IV.  Bd.,  1878,  4°, 
& 1 bis  62.) 

88.  Auszug  au»  dem  Bericht  über  die  der  Krone 
zugehörigen  freien  Landstriche  des  Gebirgs- 
gürtels  zwischen  den  Flüssen  Teberda  und 
Laba.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker. 

IV.  Bd-,  1870,  S.  1 bis  24.  Mit  einer  Kurte.) 

Abchasien. 

89.  Skizze  der  Einrichtung  des  politischen  Ge- 
meindewesens  in  Abchasien  nndSamursakani. 
Auszug  ans  den  im  Jahre  1869  zusammenge- 
stellten  Akten  der  Snchumschen  Commission. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  III.  Bd.,  1870, 
S.  1 bis  25.) 

90.  Die  Freigebnng  der  abhängigen  Stände  im 
District  von  Suchum  (Abchasien  undSamur- 
eakaiii).  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker. 

V.  Bd.,  1871,  S.  41  bis  57.) 

91.  A.:  Die  wirtschaftliche  Lage  der  eingeborenen 
Bevölkerung  im  District  von  Suchum.  (Nachr. 
Über  die  kauk.  Bergvölker.  VI.  Bd.,  1870,  S.  1 
bis  24.) 

92.  Einige  Worte  über  die  Anwendung  der  Volks- 
gebräuche bei  der  Gerichtspflege  in  Abcha- 
sien. (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker. 
IV.  Bd.,  1870,  S.  27  bis  44.) 

93.  A — a:  Religiöse  Anschauungen  unter  den  Ab  - 
ebasen.  (Nachrichten  über  die  kauk.  Berg- 
völker. Bd.  V,  1871,  S.  1 bis  32.) 

94.  * * * Die  Abchaseu  (Asega).  In  Veranlas- 
sung des  Werkes  Dubrowin  über  die  Kau- 
kasusvölkcr  (cf.  No.  85).  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergvölker.  VI.  Bd.,  1872,  S.  1.  bis  48.) 

Die  Kabarda. 

95.  J.  S — w:  Die  Erbleuto  (Leibeigene)  in  der 

Kabarda  und  ihre  Freilassung.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergv.  I.  Bd.,  1868,  S.  14  bis  36.) 

96.  Die  privilegirtenStände  des  Bezirkes  „Kabarda“. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker.  III.  Bd., 
1870,  S.  1 bi»  11.) 


97.  N.  F.  Grobowsky:  Die  wirtschaftliche 

läge  der  früheren  nnfreien  Stände  in  der  Ka- 
barda. (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  III.  Bd., 
1870,  S.  1 bis  28.) 

98.  N.  F.  Grabowsky:  Die  Vereinigung  der 

Kabarda  mit  Russland  und  der  Kampf  der 
Kabarden  um  ihre  Unabhängigkeit.  Eine  hi- 
storische Skizze.  (Nachr.  über  die  kauk.  Berg- 
völker. IX.  Bd.,  S.  112  bis  212.) 

99.  N.  F.  Grabowsky:  Hochzeiten  unter  den 

Bergvölkergemeinden  des  Gebietes  „Kabarda“. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  II.  Bd.,  1869, 
S.  1 bis  24.) 

100.  N.  F.  Grabowsky:  Skizze  des  Gerichtsver- 
fahrens ira  Bezirke  „Kabarda“.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergv.  IV.  Bd.,  1870,  S.  1 bis  78.) 

101.  Kabardinische  Sagen  aus  alter  Zeit.  (Nachr. 
über  die  kauk.  Bergv.  VI.  B<L,  1872,  S.  1 
bis  103.) 

102.  Kabardinische  Sagen.  (Nachr.  über  die  kauk. 
Bergv.  VI.  Bd.,  1872,  S.  104  bis  128.) 

Ossetien. 

103.  Dscbantomir  Schanajew : Die  VolkBsagen 
der  Ossetiner.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
III.  Bd.,  1870,  S.  1 bis  40.) 

Die  Sagen  der  Ossetiner  zerfallen  in  zwei  ver- 
schiedene Kategorien:  in  die  eigentlichen  osse- 
tinischen  und  in  die  nartischen.  Hier  sind  nur 
die  eigentlichen  ossetinischen  mitgetheilt.  Es  sind 
Sagen,  Fabeln,  Anekdoten,  von  den  Ossetinen 
„amhisond“  genannt,. d.  h.  staunenswert;  Legen- 
den, Ueberlieferungen  u.  s.  w. 

104.  Dschantemir  Schanajew:  a)  DieNart-Sa- 
gen.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  V.  Bd.,  1871, 
S.  1 bis  37  und  Bd.  VII,  1873,  S.  1 bis  21.) 

105.  Gazyr  Schanajew:  Die  Sagen  der  Osse- 

tiner über  die  Narton.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  IX.  Bd.,  1876,  S.  1 bis  64.) 

106.  Gazyr  Schanajew:  Die  Sage  vom  heiligen 
Uastyrdsbi.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
Bd.  VII,  1873,  S.  22  bis  31.) 

107.  B.  Gatijew:  Aberglaube  und  Vorurteile 

der  Ossetiner.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
Bd.  IX,  1876,  S.  1 bis  83.) 

108.  Dschantemir  Schanajew:  Hochzeiten  bei 
den  nördlichen  Ossetinen.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  IV.  BiL,  1870,  S.  1 bis  30.) 

109.  Dschantemir  Schanajew:  Der  Eid  nach 
altem  Rechtsgebrauch  der  Ossetinen.  (Nachr. 
über  die  kauk.  Bergv.  VII.  Bd.,  1873,  S.  1 
bis  20.) 


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408 


Referate. 


110.  Inal  Kanukow:  In  einem  ossetiniachen  Aule. 
(Nacbr.  über  die  kauk.  Bergv.  Bd.  VIII,  1875, 
S.  1 bi«  43.) 

111.  Dr.  Pfaff:  Materialien  zur  alteu  Geschichte 
der  Öasetinen.  (Cap.  I bis  V.  Nachr.  über 
die  kauk.  Bergv.  IV.  Bd.,  1870,  S.  1 biß  32; 
Cap.  VI  bis XXXV,  V.  Bd.,  1872,  8. 1 bis  100.) 

Das  Terekgebiet. 

112.  Menge  und  Bestand  der  Bevölkerung  des 
Terekgebiets.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
IX,  1876,  S.  53  bis  56.) 

113.  Blagowetschensky,  Lintwarew  u.  Mar- 
graf: Materialien  zur  Statistik  derStanizen 

des  terekschen  Kosakenheerea.  (Sammlungen 
von  Nachrichten  über  den  Kaukasus.  Bd.  IV, 
1878,  S.  1 bis  142.) 

114.  Die  Freilassung  der  „abhängigen61  (unfreien) 
Stünde  in  allen  Bezirken  der  Bergvölkerver- 
waltnng  des  Terekgebiets.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  I.  Bd.,  1868,  S.  37  bis  53.) 

115.  M.  Popow:  Itschkeria.  Eine  historisch- 

topographische Skizze.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  IV,  Bd.,  1870,  S.  1 bis  23.) 

Mit  dem  Namen  Itschkeria  wird  ein  gebirgiger 
Theil  des  Terekgebiets  bezeichnet.  Die  natürlichen 
Grenzen  von  Itschkeria  sind:  im  Norden  die  Ebeno 
der  Tschotschna,  im  Osten  der  Fluss  Aksay,  im 
Süden  das  Gebirge  Andy,  im  Westeu  der  Ge- 
birgszug, welchen  der  Bassow-Engpass  begrenzt,  so 
wie  die  Berge  Pesch  - choilan , welche  znm  Flusse 
Schar-Argun  hinlaufen.  Ausdehnung  1000  Quadrat- 
werst, Einwohnerzahl  12  000  (1868). 

Die  Tschetschna. 

116.  A.  P.  Ippolitow:  Ethnographische  Skizze 

aus  der  Gegend  des  Argun  (Nebenfluss  des 
Terek).  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  I.  Bd., 
1868,  S.  1 bis  52.)  Mit  der  Ansicht  zweier 
Thürme  im  Lande  der  Tschetschenzcn,  und 
den  Abbildungen  einiger  Idolo  und  eines 
Trinkhorns. 

117.  Umalet  Landajew:  DerStamm  der  Tsche- 
tschenzen.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
VI.  Bd.,  S.  1 bis  62.) 

118.  A.  Ippolitow:  Die  Lehre  „Sikr“  und  ihre 
Anhänger  in  der  Tschetschna  und  im  Bezirk 
des  Argon.  (Nacbr.  über  die  kauk.  Bergv. 
II.  Bd.,  1869,  S.  1 bis  18.)  Die  Anhänger 
der  Lehre  „Sikr“  bilden  eine  der  hier  zahl- 
reich vorhandenen  muhamodanischen  Secten. 

119.  N.  F.  Grabowsky:  Das wirthschaftliche  und 
häusliche  Leben  der  Bewohner  des  zur  Berg- 


völkerverwaltung gehörigen  Inguschibozirks. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  III.  Bd.,  1870, 
S.  1 bis  27.) 

120.  Tschach-Achrijcw:  Sagen  der  Tscbetschen- 
zen.  Einige  Worte  über  die  Helden  in 
den  Sagen  der  Inguschi.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergvölk.  IV.  Bd.,  1870,  S.  1 bis  7; 
Sagen,  Fabeln,  Sprichwörter  u.  s.  w.  ebend. 
S.  8 bis  33.) 

121.  Tschach  Achrijew;  Sagen  der  Tsche- 
tschenzen.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölk. 
I.  Bd.,  1871,  S.  38  bis  71.) 

122.  Tschach  Achrijew:  Die  Feste  der  Inguschi. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  V.  Bd.,  S.  1 
bis  16.) 

Die  IngUBcbi  gehören  zuiu  Stamm  der  Tsche- 
tschenzen , sind  circa  30  000  Individuen  beiderlei 
Geschlechts.  Sie  erhielten  diesen  Namen  von 
einem  Aul  Inguscht  oder  Auguscht.  Im  Jahre  1830 
wurde  ein  grosser  Theil  dea  Stammes  aus  den 
Bergen  in  die  Ebene  versetzt  und  nahm  hier  den 
Natuen  Nasranewzen  an;  sich  selbst  nennen  die 
Stammgenossen  La  muri. 

123.  Tschach  Achrijew:  Die  Inguschi.  Ihre 
Ueberlieferungen,  Sagen  und  Glauben.  (Nacbr. 
über  die  kauk.  Bergv.  VIII.  Bd.,  S.  1 bis  40.) 

124.  N.  F.  Grabowsky:  Die  Inguschi  (Leben 
und  Sitten).  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv. 
IX.  Bd.,  S.  1 bis  11.) 

Daghestan. 

125.  N.  W.:  Der  Bestand  der  Bevölkerung  des 
Gebietes  Daghestan.  (Nachr.  über  die  kauk. 
Bergv.  1875,  VIII.  Bd.,  S.  1 bis  24.) 

126.  N.W.:  Ueber  die  Selbstmorde  im  Gebiete  Da- 
ghestan. (Nachr,  über  die  kauk.  Bergvölker. 
IV. Bd.,  1872,  S.  49  bis  59.) 

127.  Statistische  Mittheilnngen  über  die  bewohnten 
Orte  des  westlichen  Daghestan.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergv.  IX.  Bd.,  1876,  S.  1 bis  29 
nebst  Tabelle.) 

128.  Aus  der  Criminalistik  der  Bergvölker.  Akten 
der  kauk.  Bergvölkerverwaltnng.  I.  Bd.,  1868, 
S.  57  bis  67.  Steinigung  einer  Kindamörde- 
rin  in  Kalaki  (Daghestan).  Die  Bestrafung 
einer  Mörderin  in  der  Ortschaft  Ogly  (nörd). 
Daghestan):  Eine  Frau,  welche  einen  sieben- 
jährigen Knaben  ermordete,  wurde  von  ihrem 

. eigenen  Manne  erschossen. 

129.  N.  Lwow:  Das  Leben  der  daghestanschen 
Bergvölker  nwarischen  Stammes  im  Hause 
und  in  der  Familie.  (Nachrichten  über  die 
kauk.  Bergv.  III.  Bd.,  1870,  S.  1 bis  32.) 


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Referate. 


409 


130.  N.  W. : Einige  Worte  über  die  Awaren. 
Aidemir  T scliirkeje  wsky  Märchen  und 
Fabeln  gesammelt  und  aus  dem  Arabischen 
übertragen.  (Nachr.  Über  die  kauk.  Dergv. 
II.  Bd.,  1869,  S.  1 bis  76.) 

Die  Benennung  „Awaren“  ist  dem  Volke  selbst 
fremd ; mit  diesem  Namen  werden  sie  von  den 
Kuinrki  genannt,  und  von  diesen  ist  die  Bezeich- 
nung auf  die  Bussen  übergegangen.  Die  Worte 
„auar,  awar,  awarul“  sind  türkisch  und  bedeuten 
unruhig,  aufregend,  umherschweifend,  streitsüch- 
tig u.  s.  w.  Diese  Bezeichnung  gaben  die  Kumyki 
ihren  Nachbarn,  welche  wirklich  streitsüchtig  Bind 
und  ihnen  viel  Unruhe  verursachen. 

Die  Awaren  selbst  haben  keine  allgemeine 
Bezeichnung  für  sich,  sondern  neunen  sich  nach 
ihrem  Geschlechte  Nakhakau,  Bakchlulau,  Chun- 
sakeu,  (üdamleu  u.  s.  w.,  d.  h.  jeder  Stamm,  wel- 
cher awarisch  redet,  nennt  sich  nach  der  Gemeinde, 
zu  welcher  er  gehört,  oder  nach  der  Ortschaft,  in 
welcher  er  lebt.  Die  Sprache,  welche  die  Awaren 
reden,  ist  nach  Uslar  die  sogenannte  Maar  ul- 
sprache.  Das  Gebiet  der  Verbreitung  der  awa- 
risebeu  Sprache  durchschneidet  als  eine  senkrechte 
Zone  das  ganze  Daghestan  von  Nord  .nach  Süd; 
die  nördliche  Grenze  ist  Tschir-Jurt,  die  südliche 
Sakataly.  Die  Lange  dieser  Zone  beträgt  circa 
160  Werst  (Kilometer),  die  Breite  ist  verschieden, 
im  Maximum  10  Werst.  Ausserdem  begegnet  man 
noch  einzelnen  Sprachinseln  in  Techuuzul  und 
Unkratl,  umgeben  von  anderen  Sprachen.  In  der 
bezuichnetou  Zone  leben  etwa  100,000  Individuen 
beiderlei  Geschlechts,  in  etwa  400  Ortschaften.  Die 
Awaren  sind  hiernach  der  sah] reichste  Stamm 
unter  allen  Bergvölkern  des  Daghestan.  Wegen 
des  unruhigen  Charakters  der  Awaren,  wegen  ihrer 
grossen  Menge,  wegen  ihrer  Lage  mitten  in  Du- 
ghestau,  ist  ihr  Einfluss  sehr  bedeutend,  ihre  .Sprache 
mehr  verbreitet  als  irgend  eine  andere,  sie  hat 
die  Rolle  eines  Vermittlers  zwischen  anderen  Spra- 
chen übernommen  — kurz  es  sind  sogar  einige 
Stämme  awarificirt  worden.  Das  ist  hei  Bear- 
theilung  der  schon  ohnehin  schwierigen  Völker- 
verhältnisse  Kuakasieus  wcdil  zu  berücksichtigen. 

Die  awarische  Sprache  hat  mehrere  Dialecte. 
Wahrscheinlich  tund  die  Awaren  nicht  die  Urein- 
wohner Daghestans,  sondern  sind  herbeigezogene 
Nomaden,  welche  hier  im  Gebirge  sich  festsetzten. 
Von  wo  sie  iierkamen,  ist  Dis  jetzt  unbekannt;  mit 
den  Awaren,  welche  im  V.  bis  IX.  Jahrhundert 
eine  grosse  Bolle  spielten  und  schliesslich  von 
Karl  dem  Grossen  besiegt  wurden,  haben  sie  nichts 
zu  thun.  Die  historischen  Awaren  gehörten  zun» 
ural-altaischen  Stamme,  während  dio  Sprache  der 
jetzigen  Awaren  der  ural-altaischen  Sprache  völlig 
fremd  ist. 

Vielleicht  dass  weitere  Forschungen  mehr  Licht 
verbreiten;  da  aber  neben  der  Sprache  auch  die 

ArcJiiv  für  Autlmipol>.yic.  Itd,  XII. 


Volkssagen  im  Staude  sind,  einige  Fragen  über 
die  Volkerverwaudtschaft  und  Abstammung  zu 
beantworten«  so  sind  derartige  Sammlungen,  wie 
dio  hier  gebotenen,  von  grossem  Wert  he.  Die  hier 
veröffentlichten  Sagen  sind  gesammelt  und  wört- 
lich übersetzt  durch  einen  geborenen  Awaren, 
Aidemir  Tschirkejewsky.  Einige  derselben 
sind  bereits  in  awarischer  Sprache  nebst  manischer 
U eher »etzung  in  einer  sehr  beschränkten  Zahl  von 
Exemplaren  (gedruckt  in  Temir  - Chan  - Schare) 
ausgegeben  worden;  die  übrigen  erscheinen  hier 
zum  ersten  Male. 

Im  Uebrigen  verweist  der  Herausgeber  X.  W. 
auf  die  im  I.  Bande  des  Sbornik  gegebene  Charak- 
teristik der  Sagen  der  Bergvölker  im  Allgemeinen 
und  der  der  Awaren  im  Besonderen. 

131.  Die  Volkssageu  der  Kasikumuchen  oder 
Laki.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  I.  Bd., 
1868,  S.  43  bis  72.) 

Die  Einwohner  des  Beiin;  — des  früheren  Cha- 
nats  — Knsikumuch  im  mittleren  Daghestan  sind 
unter  dem  Namen  Kimkumuchen  oder  Kasiku- 
rayken  bekannt.  Sie  seihst  nennen  sich  aber  „Laki“ 
und  ihr  Land  „Lakai  kanu“.  P.  Uslar  spricht  in 
der  Vorrede  zu  seiner  Grammatik  der  Laksprache 
über  die  Entstehung  und  Erklärung  dieser  Bezeich- 
nungen. Es  sind  hier  eine  grosse  Anzahl  Märchen, 
Fabel u , Anekdoten  und  Sprüchwörter  mitgethcilt. 

132.  N.  Arnirow:  Die  darginschen  Sagen  über 
deu  Mulla  Xasmldin.  (Nachr.  über  die  kauk. 
Ilergv.  m Bd.,  1873,8.  32  bi»  42.) 

133.  Abdullah  Omar-Ogli  (rum.  Oinarow,  d.  h. 
Sohn  des  Omar):  Erinnerungen  eines  Mutalims. 
(Nachr.  über  die  kauk.  BergV.  I.  Bd.,  1808, 
S.  14  bis  64;  II.  Bd.,  1869,  S.  1 bis  70.) 

Mit  dein  Ausdruck  Matalim,  eigentlich  Mutua- 
lem, wird  ein  Lcrneuder,  d.  b.  der  Schüler  eiues 
„Metschet“  bezeichnet.  Der  Verfasser  dieser  Er- 
innerungen, Abdullah  Omar-Ogli,  ist  bereits 
durch  Uslar  bekannt  geworden;  er  ist  im  Bezirk 
von  Kasikumuch  geboren  and  hat  die  ersten  Bücher 
in  der  Laksprache  drucken  lassen.  Die  vorliegen- 
den Mittheilungen  enthalten  mancherlei  interessante 
Züge  aus  dem  Leben  der  Bergvölker. 

134.  Abdullah  Oinarow:  Wie  die  Laki  leben. 
Erinnerungen  aus  der  Kindheit.  (Nachr.  über 
die  kauk.  Bergv.  III.  Bd.,  S.  1 bis  46;  IV.  Bd., 
S.  1 bis  24.) 

135.  X.  W.:  In  Veranlassung  der  Untersuchung 
Uslar’ s über  die  Kjur  in  -Sprache.  (Nachr. 
üb.  d.  kauk.  Bergv.  VI.  Bd.,  1 872,  S.  25  bis  32.) 

136.  L.  P.  Sagursky:  Notizen  über  die  Kjnrin- 
Sprache  mit  Berücksichtigung  der  bereits  un- 
tersuchten ostkaukasischeu  Sprachen.  (Nachr. 
über  die  kauk.  Bergv.  1875,  S.  1 bis  102.) 


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410 


Referate. 


137.  L.  P.  Sagursky:  Eiuige  Wort©  über  di© 
neuesten  linguistischen  Arbeiten  Schiefner’s. 
(Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  Bd.  VI,  1872, 
S.  33  bis  45.) 

138.  A.  W.  Komarow:  Die  Rechtspflege  auf  Grund« 
lag©  der  „Adat“  *).  Materialien  zur  Statistik 
des  Gebietes  von  Dsghestan.  (Sammlung  von 
Nachrichten  über  d.  kauk.  Bergvölker.  Bd.  I, 
1868,  8.  1 bis  88.) 

Das  Wort  „adat“  ist  arabisch  und  bedeutet 
„Gebrauch“,  „Sitte“,  iu  Daghestan  wird  es  dagc- 
gen  mehr  im  Sinne  von  „Gesetz“,  „Verordnung“ 
gebraucht. 

Als  die  Araber  im  VIII.  Jahrhundert  in  Da- 
ghentan  erschienen  und  sich  in  Derbent  fostsetzten, 
so  verbreitete  sich  auch  der  Muhamedanigmug  unter 
den  Einwohnern.  Allein  trotz  des  grausamen  Fa- 
natismus der  Araber,  welche  gegen  den  Koran 
keine  Einwendungen  gestatteten,  behielt  das  ganze 
Dughcstau  seine  Rechtspflege  nach  den  „Adat“, 
d.  h.  nach  den  Gebräuchen,  welche  schon  vor  An- 
kunft der  Araber  im  Schwange  waren.  Mit  dem 
Mubamedanisnms  tauchten  aber  neue  Begriffe  und 
Beziehungen  auf,  zu  deren  Beurtheilung  die  alten 
„Adat“  nicht  ausreichten;  hieraus  entstand  die 
Rechtspflege  nach  den  „Schariat“. 

Nach  den  „Schariat“  wurden  entschieden : 
alle  Angelegenheiten,  welche  die  Religion,  die  Fa- 
milie, Erbschaften  u.  s,  w.  betrafen;  dagegen  alle 
Verletzungen  des  Eigentumsrechts,  der  allgemei- 
nen Verordnungen  u.  s.  w.  wurden  nach  den 
„Adat“  bestraft.  Die  Mitte  zwischen  der 
„Adat“  und  den  „Schariat“  nahm  die  Ent- 
scheidung einiger  bürgerlicher  Angelegenheiten 
nach  den  „Maslagat“,  eine  Art  Schiedsgericht. 

Die  obige  Abhandlung  setzt  nun  die  einzelnen 
Bestimmungen  der  „Adat“  auseinander  unter 
Beifügung  statistischer  Daten. 

139.  N.  Petruse  witsch:  Eine  Notiz  über  die 
„Adat“  von  Karatschajew  in  Bezug  auf 
8chuldverhältnissc.  (Na ehr.  über  di©  kauk. 
Bergv.  IV.  Bd.,  1870,  S.  45  biB  52.) 

140.  Die  „Adat“  der  Bewohner  der  Ebene  Kumyk, 
am  Terek  im  nördlichen  Dagbestan.  (Nachr. 
über  die  kaukus.  Borgvölker.  VI.  Bd.,  1872, 
S.  1 bis  20.) 

141.  Die  „Adat“  der  Gemeinde  de«  Bezirks  Dar- 
gin. (Nachr,  über  di©  kauk.  Bergv.  VII.  Bd., 
1873,  S.  1 bis  128.) 

142.  Die  „Adat“  der  Bergvölkergemeinde  in  Siid- 
Daghestan.  (Nachr.  über  die  kankaa.  Bergv. 
VIII.  Bd.,  1875,  S.  1 bis  72.) 

143.  Die  Lohre  „Tarikat“.  (Nachr.  über  die  kauk. 
Bergv.  II.  Bd.,  1809,  K.  1 bis  48.)  1)  Adabul 
Marsia,  verfasst  vom  Scheich  Dachemaled- 

*)  Es  heisst  die  „Adat*  (russ.  Adaty). 


din  aus  Kasikumuch  und  aus  dein  Arabischen 
ins  Russische  Übersetzt  ; dazu  ein  Vorwort 
von  der  Redaction  der  Nachrichten.  2)  Le- 
genden, Vorschriften,  Briefe  die  „Tarikat“ 
betreffend. 

144.  Mugeddi  Mahomet  Chawow:  Die  wahren 
und  falschen  Anhänger  der  „Tarikat“.  Ans 
dein  Arabischen  ins  Russisch«  übersetzt  von 
Abdullah  Ornarow.  (Nachr.  über  diu  kauk. 
Bergv.  IV.  Bd.,  1870,  S.  1 bis  28.)  Der  Streit 
der  Daghestauscbcn  Gelehrten  über  die  Frage 
der  gerichtlichen  Aburtbeilung  nach  dem 
„Nasr“ -Gelübde.  (Nachr.  über  die  kauk.  Berg- 
völker. V.  Bd„  1871,  S.  3 bis  40.)  Nasr  und 
Wakf  sind  zwei  verschiedene  Formen  dor 
Schenkung,  welche  zu  dum  „Schariat“  gehören. 

145.  N.  J.  Woronow:  Eine  Reise  durch  Daghe- 
stan.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  I.  Bd., 
1868,  S.  1 bis  36;  III.  Bd.,  1870,  8.  1 bis  40, 
mit  2 Anrichten.) 

Der  Verfasser  der  Reiseskizzen  begleitete  im 
Herbst  1867  den  Chef  der  kaukasischen  Bergvölker- 
verwaltung, Generalmajor  I).  S.  StaroseUky  auf 
einer  Dienstreise  durch  Dagbestan  und  besuchte 
bei  dieser  Gelegenheit  Gegeuden,  in  welche  ein 
gewöhnlicher  Reisender  sonst  nicht  gelangt. 

146.  Hadshi  Murad  Amirow:  Unter  den  Berg- 
völkern des  nördlichen  Daghestaus.  Aus  dem 
Tagebuch  eines  Gymnasiasten.  (Nachr,  über 
die  kauk.  Bergv.  Vll.Bd.,  1873,  S.  1 bis  80.) 

147.  Wladimir  Yillicre  de  Fiale  Adam  (?): 
Zwei  Wochen  im  Bezirk  Dargin.  Reiseskizzen. 
(Nachr.  über  die  kauk. Bergv.  Vll.Bd.,  1875, 

* S.  1 bis  25.) 

148.  L.  S.:  Die  Reisen  Beckers  in  Süd-Daghe- 
stan.  (Nachr.  über  die  kaukas.  Bergvölker. 
IX.  Bd.,  1876,  8.  30  bis  51.) 

149.  Die  Scbamcbal  von  Tarki.  Ein  historischer 
Bericht,  abgestattet  von  der  zur  Festsetzung 
der  persönlichen,  wie  der  Grundrechte  der 
Eingeborenen  des  Gebiets  von  Temir-Chan- 
Schura  eingesetzten  Coimmsrion.  Mit  einer 
Stammtafel  des  Hauses  Schamcbalsin  Barama- 
tulin.  (Nachr.  über  die  kauk.  Bergv.  I.  Bd., 
1868,  8.  53  bis  80.) 

Die  Herrschaft  Tarki  war  eine  der  Provinzen 
des  jetzigen  Gebietes  von  Dagbestan.  Die  Herr- 
scher führten  den  Namen  Schamckal.  Das  Wort 
wird  erklärt  als  eine  Veränderung  de«  Namens 
Schachbul,  welchen  der  erste  von  den  Arabern  in 
Dagbestan  eingesetzte  Befehlshaber  führte. 

150.  Materialien  2ur  Geschichte  des  Daghestan. 
1)  Der  Chane  von  Kasikumuch  und  Kjurin,  mit 
einer  StamintafuL  (Nachr.  über  d.  kauk.  Berg- 


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Referate. 


411 


Völker.  II.  Bd.,  1869,  S.  1 bi«  14.)  2)  Die 
Chane  von  Mecbtnlin  («bend.  S.  1 bi«  16). 

151.  Materialien  zur  Geschichte  des  Daghestan. 
Der  X i * a m SchamjTs.  (Nschr.  über  die 
kank.  Bergv.  III.  Hd.,  1870,  S.  1 bi«  18.) 

152.  Daghestauschc  Annalen,  nebst  einem  Vorworte 
von  P.  U.  (Nschr.  aber  die  kauk.  Bergv. 
V.  Bd.,  1871,  8.  1 bi«  25.)  Außzug  aue  einer 
von  M nhamed-Bafi  verfassten  Geschichte 
Daghestaus. 

153.  J.  I*.  Linewitsch:  Eine  Karte  derScbamyl 
unterworfenen  Bergvölker.  Mit  2 Karten. 
(Xachr.  über  die  kank.  Bergv.  VI.  Bd.,  1872, 
8.  1 bis  4.) 

154.  Hadshi-Ali:  Mittheilnngen  eines  Augen- 
zeugen über  Schamyl.  An«  dem  Arabischen 
übersetzt  von  Podc halj nein.  (Xachr.  über 
die  kank.  Bergv.  VII.  Bd.,  S.  1 bis  76.) 

S a k a t a 1 y. 

155.  A.  .1.  v.  Plotto:  Land  und  Leute  im  Bezirk 
8akataly.  (Xachr.  über  die  kaukas.  Bergv. 
IV.  Bd,,  1870,  S.  1 biB  62.) 

156.  * * * Einiges  zur  Bcurtheiluog  des  wirthschaft- 
lichen  Lebens  der  Einwohner  dos  District« 
Elisen  (oder  Jelissn)  im  Bezirke  Sakataly. 
(Xachr.  über  die  kank.  Bergv.  VII.  Bd.,  1873, 
8.  1 bis  12.) 

157.  J.  P.  Linewitsch:  Da«  frühere  Sultanat 
Jelissn  (oder  Elissu),  Mit  einer  Karte.  (Nachr. 
über  die  kank.  Bergv.  VII.  Bd.,  S.  1 bis  54.) 

158.  Mittheilnngen  über  die  Zahl  der  Bevölkerung 
im  Bezirk  von  Sakataly.  (Nachr.  über  die 
kauk.  Bergv.  IX.  Hd.,  1876,  S.  1 bis  51.) 


159.  A.  A.  R e m e r t : Medicin.  - topographische 

Beschreibung  der  Stadt  Hatum.  I’rotocoll  d. 
k.  kauk.-iuud.  Gesellsch.  in  Tiflis  187b  1879. 
Jalirg.  V,  Nr.  11  (16.  Nov.  1878),  S.  242  bis 
250.  Ergänzungen  dazu  Xr.  12  (1.  Deo.  1878), 
S.  241  bis  263. 

160.  J.  A.  Gartschinsky:  Medicin.-topograph. 
Bemerkungen  über  die  Stadt  Eriwan.  (Med. 
Sammlung  der  k.  kauk.-med.  Ges.  in  Tiflis. 
Nr.  28,  S.  1 bis  45.) 


B.  Asien. 

\\  estliches  Asien.  Arabien.  Persion  etc. 

161.  L.  B.  R l*u t lin ger:  Medicin.-topographische 
Beschreibung  des  Gebietes  von  Erzerum.  (Med. 


Sammlung,  herausg.  von  der  kank. -medicin 
Ges.  in  Tiflis,  1878,  Xr.  28,  S.  46  bis  84.) 

162.  W.Dnohowakaja:  Erzerum  im  Jahre  1876. 
Aus  dem  Tagebuchs  einer  russischen  Frau. 
I.  und  II.  (Der  Russ.  Bote,  Bd.  136,  S.  802 
bis  852;  Bd.  138,  8.  38  bis  59;  auch  separat 
erschienen.) 

163.  • P.  Ogorodn i kow:  Eine  Reise  nach  Per- 
sien und  in  die  kaspischen  Provinzen.  2.Aufl 
8t.  Petersburg.  8".  131  8.  (II.  OropiUSHKonl. 
“*  nJ™  81  Ilt'pciio  H npiiKgcttidcKia  npo- 

BHHIlill  CH.) 

164.  * D.  Smyaohlajew:  Auf  dom  Wege  zum 
Sinai.  Reiseskizzen  aus  dem  Jahre  1865.  St 
Petersburg  1878.  8".  69  S.  (Chuiiuhcm  A. 
Ha  n.YTH  kb  Cnuaio.) 

165.  M.  Maschano w:  Die  Oberherrschaft  im 

Islam.  (Der  orthodoxe  Gesellschafter  1878 
I.  Bd.,  S.  217  bis  242.) 

166.  P.  J.  Sarinsky:  Die  Apologie  des  Islamis- 
mus nach  den  neuesten  englischen  Publicatio- 
nen.  (Der  orthod.  Gesellseh.  II.  I!d.,  8.  133 
his  160  und  252  bis  288.) 

167.  M.  L.  Miropijew:  Die  religiöse  und  poli- 
tische Bedeutung  der  Chodsha  oder  die  hei- 
lige Reise  der  Muhamedaner  nach  Mekka. 
(Der  orthod.  Gesellsch.  III.  Bd.,  S.73  bis  96.) 

Turkestan  und  angrenzende  Gebiete. 

168.  J.  Linewitsch;  Statistische  Xachrichten 
über  Mangyschlak.  Mit  einer  Karte.  (Nach- 
richten über  die  kauk.  Bergv.  VI.  Bd.,  1872 
Beilage,  S.  1 his  65.) 

169.  A.  K.;  1)  Ueberliefernngen  der  Adajewzen 
über  die  Heiligen,  welche  auf  der  Halbinsel 
Mangyschlak  gelebt  haben  und  gestorben  sind. 

2)  Aufruf  Muhamed-Safa's  au  die  Adajewzen 
(ein  kirgisischer  Stamm  Aday)  im  Jubre  1870. 

3)  Erzählungen  und  Gedichte  des  turkmeni- 
schen Säugers  X uri  (von  der  Insel  Tscheleken). 

4)  Kirgisische  Gesänge.  (Xachr.  über  die  kauk. 
Bergv.  VH.  Bd.,  1873,  Beilage,  S.  1 his  22.) 

IjO.  A.  K.:  Märchen  der  Turkmenen  von  Man- 
gyschlak. (Nachr.  über  die  kauk.  Bergvölker. 
YI1I.  Bd.,  1875,  S.  1 bis  54.) 

171.  P.:  Einige  Gebräuche  der  Kirgisen  im  Gebiet 
von  Semip&latinsk.  (Der  Russische  Bote,  1878, 
Bd.  137 , S.  22  bis  67.)  Anziehcude  Schil- 
derungen der  Gebräuche  1)  hei  der  Verlobung 
und  Hochzeit,  2)  bei  der  Beerdigung,  3)  hei 
der  Gehurt  eines  Kindes.  Zum  Schluss  wer- 
den eine  Anzahl  kirgisischer  Sprüchwörter  und 
Redensarten  angeführt. 

62* 


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412 


Referate. 


172.  J.  J.  Ihrahimow:  Bemerkungen  über  die 
Rechtspflege  unter  den  Kirgisen.  (Ktbnogr. 
Schrift  der  k.  r.  geogr.  Gcselisch.  VIII.  Ddn 
II.  Abth.,  S.  233  bin  258.) 

173.  P.  A.  Galitzky:  Vom  Fort  Wernoje  bis 

zum  Kurakol,  Reisebemerkungen.  Gesam- 
melte Aufsätze  der  Zeitung  „Sibir“.  I.  lld., 
S.  295  bis  .304. 

Der  Autor  machte  im  August  des  Jahres  1874 
den  bezciebneten  Weg  und  schildert  seine  Reise- 
erlebnisse. 

174.  K.  Sclialygin:  Ueber  den  Kropf  im  All- 
gemeinen und  über  den  endemischen  Kropf 
in  Kokan  im  Besonderen  (mit  einer  inudieo- 
geographiechen  Beschreibung  des  Thules  von 
Ferghana).  Milit.-modiciuisch.  Journal  1878, 
Bd.  CXXX11,  Maiheft  S.  50  bis  98;  Juniheft 
8.  115  bis  150;  Juliheft  S.  179  bis  200; 
Augustheft  S.  227  bis  250.  Bd.  GXXXID, 
Septemberheft  8.  1 hi»  24;  Octoberheft  S.  87 
bis  112;  Novemberheft  S.  177  bis  197. 

Aus  dieser  sehr  umfangreichen  Abhandlung  be- 
rücksichtigen wir  nur  die  den  Kropf  iu  Kokan 
(Ferghana  - Thal)  besprechenden  Capitel.  Als 
Einleitung  giobt  der  Verfasser  ein  Verzeichuiss 
der  von  ihm  benutzten  Literatur,  doch  ist  dies 
Verzeichniss  wenig  brauchbar,  insofern  als  bei  den 
Zeitschriften  wohl  der  Name  der  Zeitschrift  genannt 
ist,  aber  dur  betreffende  Band  oder  die  betreffend* 
Abhandlung  nicht.  Dann  behandelt  der  Verfasser 
im  ersten  C'apitel  die  Anatomie  nebst  der  Histolo- 
gie und  die  chemische  Zusammensetzung  der 
Schilddrüsa;  im  zweiten  Capitel  die  patholo- 
gische Anatomie;  im  dritten  Capitel  die  Ent- 
wickelung des  Kropfes  in  Beziehung  zum  Alter, 
Geschlecht^  den  Einfluss  des  Kropfes  auf  die  damit 
behafteten  Individuen; die  Symptomatologie  und  den 
Verlauf  des  Kropfes,  ferner  K r o p f e p i d e w i e e n.  Im 
vierten  Capitel  giebt  der  Verfasser  eine  Ueber- 
iicht  der  geographischen  Verbreitung  des  Kropfes. 
Im  fünfteil  Capitel  bespricht  er  die  Aetiologie  in 
sehr  ausführlicher  Weise.  Im  sechsten  Capitel 
findet  sich  eine  medicinisch-topographische 
Skizze  des  Ferghanathals,  wobei  im  Wesentlichen 
Folgendes  bemerkenswert!!.  Das  Thal  Ferghana 
(das  frühere  Chanat  Kokan,  jetzt  unter  russischer 
Regierung  als  das  Ferghanagebiet  bezeichnet)  liegt 
zwischen  dem  10.  bis  74.  Grade  üstL  Länge  von 
Greenwich  und  zwischen  dem  40.  bis  42.  Grade 
nördl.  Br.  Das  Thal  wird  im  Norden  und  imSüdeu 
durch  Gebirgszüge  begrenzt;  nach  Osten  zu  rückt 
der  nördliche  wie  der  südliche  Gebirgszug  mit  dem 
wcstlichon  Auslaufe  des  Thiansehan  zusammen,  so 
dass  auch  nach  Osten  zu  das  Thal  abgeschlossen 
ist.  Offen  ist  nur  eine  westlich  gelegene  Stelle, 
durch  welche  der  Floss  Syr-daija  nach  Westen 
tritt.  Dos  Hauptthal  wird  in  seiner  ganzen 


Länge  (240  Werst)  von  einem  Flosse  durchströmt, 
welcher  von  O.-N.-O.  nach  W.-S.-W.  zieht;  derFluuB 
heisst  bei  dem  Eintritt  in  das  Thal  Naryn,  verei- 
nigt sich  bei  der  .Stadt  Namagan  mit  einem  anderen 
kleinen  und  behält  daun  erst  den  Namen  Syr-daija. 
Von  beiden  Seiten  erhält  der  Klaas  aus  den  Neben- 
thälern  kommende  Zuflüsse.  Das  eigentliche  Thal 
von  Ferghana  hat  grösstentheils  den  Charakter  einer 
Steppe,  nur  in  Folge  der  kräftigen  Bewässerung 
mittelst  Canäle  ist  es  möglich  gewesen,  die  ursprüng- 
liche Stepp©  in  eine  reiche  und  frachtbare  Oase  zu 
verwandeln;  an  allen  Stellen  ist  diese  Verwand- 
lung aber  nicht  gelungeu.  Man  findet  iin  Thal© 
von  Ferghana  ©ine  von  Flüssen  durchströmte  Steppe, 
bearbeitete  Felder  uud  Gärten,  Gebirge  mit  Ge- 
sträuchen und  baumartigen  Gewächsen,  Alpen- 
wiesen — eins"  nur  fehlt,  das  ist  Wald.  Der 
vollständig©  Mangel  an  Wäldern  giebt  dem 
Landstrich  das  charakteristische  Gepräge.  Nach 
kurzer  Charakteristik  der  geologischen  und  natur- 
historischen  Verhältnisse  des  Landes  geht  der  Ver- 
fasser über  zu  einer  Charakteristik  der  Bevölkerung. 
Die  Tadschiken  sind  wahrscheinlich  die  Urein- 
wohner, die  Kirgisen  sind  als  Eroberer  einge- 
wandert. Zwischen  beiden  in  der  Mitte  stehen  die 
Sarten,  welche  sich  selbst  den  Kirgisen  zu  rechnen; 
ausserdem  leben  daselbst  Juden,  Hindn,  Dunganen, 
Afghanen,  Bucharen.  Man  nimmt  etwa  2 Millionen 
Einwohner  im  Ganzen  an.  Zwischen  den  Tadschi- 
ken und  den  Kirgisen  herrscht  stets  Feindschaft 
Die  Tadschiken  zeigen  den  Charakter  eines  unter- 
jochten Volkes;  sie  sind  verschlossen , schweigsam, 
rachsüchtig;  doch  stehen  eie  in  moralischer,  reli- 
giöser und  politischer  Hinsicht  höher  als  die  Kir- 
gisen. Der  Kirgise  ist  offen,  leichtsinnig,  schwatz- 
haft, prahlerisch,  seine  Weltanschauung  ist  sehr 
roh.  Unter  den  Tadschiken  begegnet  man  oft 
unbedingt  ehrlichen  Leuten,  bei  den  Kirgisen  ist 
der  Begriff  der  Ehrlichkeit  unmöglich,  der  Kirgise 
fürchtet  nichts  und  wird  nur  durch  die  Gewalt 
gezügelt. 

Unter  den  Sarten  (worunter  insbesondere  die 
Bewohner  der  Städte  verstanden  werden)  sind  ver- 
breitet; Pferdediebstahl,  Meineid,  der  Gebrauch 
narcotischer  Mittel,  Hasardspiel  und  Päderastie. 
Eine  besondere  Erziehung  gemessen  die  Knaben, 
welche  zur  Befriedigung  dieser  unnatürlichen  Lei- 
denschaft bestimmt  sind,  sic  werden  „ Bätsch iu 
genannt.  Im  Allgemeinen  ist  das  Volk  arm.  Die 
Ansässigen  beschäftigen  sich  mit  Ackerbau,  Laud- 
vrirthRchaft,  hier  und  da  mit  Gewerbe,  die  Noma- 
disirenden  mit  Viehzucht.  Mit  Gartenbau  und 
Gemüsezucht  ßind  vor  allem  die  Sarten  beschäftigt. 
Handel  treiben  die  Sarten  in  grösseren  Städten 
und  Flecken  („Kischljak"  genannt). 

Die  Gebäude  der  Kokanzen  sind  aus  Lehm; 
sie  werden  Sakei  genannt;  Lehiu klumpen  werden 
znaain  men  gefügt,  mit  Schilf  bedeckt,  ohne  Funda- 


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Referate. 


413 


ment,  ohneOcfcn;  mit  Fensteröffnungen  aber  ohne 
Glas  ; Möbel  giebt  es  keine  ausser  Teppichen  u.s.  w. 
Das  Wasser  nehmen  sie  aus  ihren  zahlreichen  Ka- 
nülen („Aryk"  genannt),  allein  hier  wird  auch  aller 
Schmutz  und  alle  Abfälle  hineingeworfen. 

Unter  ihren  Nahrungsmitteln  ist  am  verbrei- 
tetsten der  Fi  law,  gekochter  Reis  mit  geschnitte- 
nem Schaf  fleisch,  sowie  überhaupt  Schn t fleisch  in 
allen  nur  möglichen  Formen  der  Zubereitung. 
Statt  der  Gabel  werden  die  Finger  gebraucht,  statt 
der  Löffel  Tassen.  Statt  den  Grotes  werden  dünne 
Kuchen  (Fladen)  aus  ungesäuertem  Teiche  betratst. 
Obst  und  Gemüse  wird  in  grossen  Mengen  ge- 
nossen; getrocknetes  Obst  dient  als  Leckermittel. 

Das  verbreitetste  Getränk  ist  der  Thee,  natür- 
lich ohne  Zucker. 

Die  ain  meisten  verbreiteten  Krankheiten 
sind:  Intermittirende  Fieber,  Nervenfiebor,  Durch- 
fälle, Syphilis,  Scrophein,  die  sogenannte  S arten - 
krankheit,  und  ausserdem  der  Kropf,  welcher 
besonders  in  Kok  an  endemisch  ist. 

Die  Sarteukraukheit  (von  den  Russen  so  ge- 
nannt), wird  von  den  Sarten  als  afghanische  Seuche 
bezeichnet,  von  den  Afghanen  aber  als  indische 
Seuche,  es  ist  eine  Hautkrankheit  vom  Charakter 
des  Lupus. 

Aerztliche  Kunst  wird  in  Kokan  nicht  viel  aus- 
geübt, der  Ausgang  der  Krankheit  bleibt  Allah 
überlassen;  doch  giebt  es  einheimische  Aerztc:  in 
Buchara  existirt  eine  Art  medicinische  Schule  als 
Bildungsstätte  aller  Aerzte  für  Mittelasien.  Beson- 
deren Ruf  als  Aerzte  gemessen  die  aus  China  flüch- 
tigen (nrnhaBiedaniRchen)  Dunganen;  Chudojar 
Chan,  der  letzte  Herrscher  von  Kokan  hatte  in 
seinem  Heere  nur  Dunganen  als  Aerzte. 

Die  Stadt  Kokan  (7000  Einwohner)  Hegt  in 
einem  Thale,  1297,2  engl.  Fass  über  dem  Meeres- 
spiegel, unter  dem  41°  nördl.  Br.  und  71®  östl.  L.; 
sie  nimmt  eine  Flächenausdehnnng  von  ca.  IS1/'} 
Werst  im  Umfang  ein;  hat  krumme,  enge  Strassen, 
wie  alle  mittelasiatischen  Städte,  Schmutz  und 
Staub  und  Gestank.  Berühmt  ist  der  Bazar  (die 
Kaufhalle),  er  ist  der  schönste  in  ganz  Mittelasien. 
Sehr  ungünstig  ist  die  Anlage  der  Abtritte  und 
der  Begrübnissplätze.  letztere  liegen  mitten  in 
der  Stadt  und  üben  daher  unbedingt  einen  schäd- 
lichen Einfluss  aus.  In  Folge  der  jetzt  eingeführ- 
ten russischen  Administration  ist  es  freilich  in  sa- 
nitärer Beziehung  besser  geworden. 

Ein  besonderes  Capitel  widmet  der  Verfasser 
dem  Wasser  der  Stadt  Kokan,  wobei  er  auch  Ana- 
lysen desselben  (von  Mag.  Leithner)  citirt;  das 
Wasser  ist  durch  seine  grosse  Beimischung  orga- 
nischer Substanzen  ausgezeichnet. 

Das  siebente  Capitel  handelt  von  den  Ur- 
sachen des  endemischen  Kropfes  in  Kokan.  Wir 
können  das  ruhig  übergehen,  die  Lösung  dieses 
Itüthsels  ist  doch  nicht  gefunden. 


Den  endemischen  Kropf  in  Kokan  betreffend 
hebt  der  Verfasser  Folgendes  noch  hervor:  i.  Cre- 
tine  sind  äusserst  selten  in  Kokan  zu  sehen,  des- 
halb ebenso  selten  die  Vereinigung  des  Cretinismus 
mit  dom  Kropfe.  Es  stimmt  diese  Thatsache  mit 
der  in  Westeuropa  gemachten  Beobachtung,  dass 
in  engen,  dunklen,  abgeschlossenen  Thalern  Kropf 
und  Cretinismus  gemeinsam  gedeiht;  in  offenen 
Localitikten  dagegen  der  Kropf  allein.  2.  Trotz- 
dem dass  die  Kröpfe  oolosaale  Dimensionen  errei- 
chen, so  sind  doch  Todesfälle  in  Folge  des  Kropfes 
allein  nicht  constatirt.  3.  Dass  Kinder  mit.  Kröpfen 
geboren  werden,  davon  wissen  die  Leute  nichts  zn 
berichten.  Erblichkeit  ist  daher  nicht  unbedingt 
anzunchmen,  obwohl  der  Kropf  später  bei  Kindern 
Auftritt,  deren  A eitern  mit  Kropf  behaftet  sind. 
4.  Kröpfe  finden  sich  freilich  vorherrschend  bei 
den  armen  Leuten,  aber  verschonen  auch  nicht  die 
Wohlhabenden  und  Reichen.  5.  Im  Allgemeinen 
ist  der  Einfluss  des  Kropfes  auf  die  geizigen  Eigen- 
schaften der  behafteten  Individuen  nicht  wahrzu- 
nehmen. Die  endemische  Verbreitung  des  Kropfes 
in  Kokan  erstrockt  sich  auf  ein  Gebiet  von  etwa 
18  Werst  im  Umkreise  von  Kokan. 

In  den  Jahren  1876  und  1877  trat  der  Kropf 
epidemisch  unter  dem  iu  Kokan  stationirten  rassi- 
schen Militär  auf;  der  Verfasser  widmet  dieser 
Epidemie  eine  ausführliche  Schilderung;  von  2753 
Mann  erkrankten  im  Februar  1877  245  Mann, 
also  etwa  8,7  Proc. 

Im  IX.  Capitel  erörtert  der  Verfasser  die  Mit- 
tel, um  einer  weiteren  Verbreitung  des  Kropfes  zu 
begegnen.  Im  X.  Capitel  bespricht  er  die  ver- 
schiedenen Methodon  der  Behandlung.  Im  XI.  Ca* 
pitel  erörtert  er  die  Beziehungen  zwischen  Kropf 
und  Cretinismus.  Das  XII.  (Schluss-)  Capitel  bringt 
die  Schlussfolgerungen  des  Verfassers. 

175.  Dr.  Sati  nsky : Die  Taschken tische  Seuche 
oder  die  Sartische  Krankheit  Pascha- churda 
(Jaman  Dsharagat).  (Militär  - medicin.  Journ. 
Bd. CXXX1,  Februarheft,  S.  184  bis  213.) 

Beschreibung  einer  in  Taschkent  unter  den 
F.ingehorenen  endemischen  Hautkrankheit,  welche 
im  Auftreten  von  Neubildungen  in  der  Haut  besteht. 

176.  Jury  Rossel  (?):  Die  mittelasiatische  Cul- 

tnr  und  unsere  Politik  im  Orient.  Cap.  I bis 
III  im  Boten  Europas , Buch  6,  S.  578  bis 
610;  Cap.  IV  bis  VII  ebenda  Buch  7,  S.  117 
bis  158.  Eine  Besprechung  des  bekannten 
Buches  von  Sch  uv  ler. 

177.  M.  J.  Wenjnkow:  Skizzen  einer  politischen 
Ethnographie  der  zwischen  Russland  und 
Indien  befindlichen  Landgebiete.  (Sbornik 
der  Reichswissenschaften.)  Herausgegeben  von 
Besobrasow,  Bd.  V,  S.  141  bis  167. 


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414 


Referate. 


Indien. 

178.  J.  P.  Minajew;  Skizzen  aus  Ceylon  nnd 
Indien.  Reisebemerkungen  eine»  Russen.  Zwei 
Tbeilo.  L ThL  V + 284  S. ; U.  TU.  238  S. 
St.  Petersburg  1878.  (II.  ü.  Mhhhcbi.  OnepKii 
UcAjohh  h 11h. uh;  M3i  nyTt'BiJM  santTOitt 
PyccKoro.  C.  IleTepöypri  1878.) 

Der  Verfasser  verlebte  in  Indien  und  auf  Cey- 
lon ungefähr  zwei  Jahre  ; er  bereiste  fast  die  ganze 
Insel  und  einen  bedeutenden  Theil  des  nördlichen 
Indiens,  von  Calcutta  bis  Labore.  Er  besucht» 
Bikar,  Nepal,  Katnaon,  einen  Theil  des  Pendschab 
und  beendigte  seine  indische  Heise  in  Bombay.  Ein 
kleiner  Theil  dieser  Keiseaufzeichnnngen  ist  schon 
früher  in  einzelnen  periodischen  Blättern  abgedrnckt 
worden ; hier  liegen  diese  Abschnitte  umgearbeitet 
vor,  ein  anderer  Theil  erscheint  liier  zum  ersten 
Male.  Der  Verfasser  giebt  keine  vollständige  Be- 
schreibung Ceylons  und  Indiens;  er  bat  nur  das 
von  alle  dem  Gesehenen  wiedererzählt,  zu  dessen 
Verständnis»  er  eich  hinreichend  vorgebildet  fühlte. 
Im  ersten  Abschnitte  seiner  Skizzen,  welche  Cey- 
lon betreffen,  verweilt  er  mit  besonderer  Vorliebe 
bei  den  religiösen  Alterthümern  und  Einrichtungen 
des  lindes,  beschreibt  die  Tempel  und  ihre  Hüter, 
schildert  die  budlmtischen  Mönche  in  ihrem  Leben 
und  Treiben.  Im  zweiten  Abschnitte  (Indien) 
finden  sich  neben  Schilderungen  des  Aufenthalts 
in  Hihar,  Nepal,  im  District  Kamaon,  auch  Skizzen 
politischen  Inhalts;  eine  Erörterung  über  die  nörd- 
liche und  nord westliche  Grenze  Indiens,  die  eng- 
lischen Gesetze  in  Indien,  die  Mnhamedaner  in 
Indien,  über  Jung-Indion  und  die  Br&hmaisten. 

179.  J.  P.  Minajew:  Nepal  nnd  seine  Geschichte. 
(Journ.  d.  Minist,  d.  Volksaufklärung  1878. 
Bd.  CXCV,  S,  61  bis  85.)  Besprechung  von 
Wright’i  history  of  Nepal  1877. 

180.  J.  P.  Minajew:  Nachrichten  über  die  Jaing 
(Djeinas)  nnd  Buddliisteu.  (Journ.  d.  Minist, 
d.  Volksauf  kl.  1878.  BiLCXCV,  8.  241  bis  306.) 

Sibirien. 

181.  Die  sibirische  Tradition  von  der  wernsen  Birke 
(aus  Er  man ’s  Archiv  II,  1838,  S.  55  bis  57 
übersetzt).  (Mittheil.  d.  sibir.  Abtbl.  d.  russ. 
geogr.  Gea.  in  Irkutsk.  Bd.  VIII,  1877,  Nr.  1 
und  2,  S.  40.) 

182.  Das  verschwnndene  Volk  der  Tschuden.  Aus 
Ritter’ s Erdkunde  von  Arien,  II.  Bd.,  1833, 
8.  338  bis  342  übersetzt.  (Mittheil.  d.  sibir. 
Abtlik  d.  russ.  geogr.  Geg.  in  Irkutsk.  Bd.  VIII, 
Nr.  1 und  2,  8.  40  bis  43.) 


183.  lieber  die  alten  Einwohner  des  russischen 
Daunen.  Aus  Kitt  er ’s  Erdkunde.  II.  Bd., 
1833,  S.  320  bis  324  übersetzt.  (Mittheil.  d. 
sibir.  Abtbl.  d.  russ.  geogr.  Ges.  in  Irkntak. 
Bd.  VIII,  Nr.  3 uud  4,  8.  108  bis  111.) 

184.  J.  P.:  Bemerkungen  über  eine  Reise  in  der 
Gegend  de»  Ursprungs  des  Jenissei.  (Mittheil, 
d.  sibir.  Abtbl.  d.  k.  russ.  geogr.  Ges.  Bd.  VIII, 
Nr.  5 uud  7,  8.  170  bis  173.) 

185.  A.  Bydarin:  Petruschka  Hudometow.  Skizzen 
ans  dem  Leben  in  den  Bergwerken.  (Vaterl. 
Schriften  1878.  Bd.  241,  S.  371  bis  413.) 

186.  N.  Agapitow:  Kurze  Skizzen  einer  während 
de»  Sommers  1877  angeführten  Heise  in  die 
Bezirke  von  Balngansk  und  Irkutsk.  (Mittheil, 
d.  ostribir.  AbthL  d.  kaiserl.  rtias.  geog.  Ges. 
Bd.  IX,  Nr.  3 nnd  4,  8.  80  bis  96.)  Gröasten- 
theils  botanische  Ergebnisse  enthaltend. 

187.  A.  Sibirikow:  Eiue  Skizze  aus  dem  Leben 
in  Tranabaikulien.  St  Petersburg  1877.  Zweite 
Auflage  1878,  S.  8 bi»  133.  Schilderang  des 
Familienlebens  der  Fischerbauern  am  Baikal- 
see in  novellistischer  Form. 

188.  N.  W.  Uscharow:  Einige  Bemerkungen  über 
die  Sektirer  in  Trambaikalien.  (SammL  von 
Abh.  d.  Zeitung  Sibir.  1.  Bd.,  8.  313  bis  333.) 

189.  Sedminez:  Die  Reformen  im  sibirischen  Ko- 
sakenheere. (Samml.  von  Abh.  d.  Ztg.  Sibir. 
I.  Bd.,  S.  335  bis  369.) 

190.  F.  Solowjew:  Die  Reste  des  Hoidenthums 

unter  den  Jakuten.  Sbornik  (Sammelwerk)  d. 
Ztg.  Sibir.  L Bd.,  S.  109  bis  422. 

Ob  der  Schamaoi.Rtnus  unter  den  Jakuten 
selbst  entstanden,  oder  ihnen  von  anderen  Völ- 
kern zngekommen  ist,  darüber  wissen  die  Ja- 
kuten nichts  zu  sagen.  Diu  jetzt  unter  den  Jaku- 
ten verbreiteten  heidniscb-Hchanianischen  Vorstel- 
lungen sind  offenbar  nicht  mehr  rein,  sondern 
stark  iufluenzirt  vom  Monotheismus  des  Christen- 
thums.  Der  Schamane  ist  ein  Prophet,  aber  seine 
Gabe  empfangt  er  vom  Teufel,  dom  seine  Seele  ge- 
hört. Die  Schamanen  lehren,  das»  Gott,  unsichtbar 
nnd  unerreichbar,  die  Welt  regiert;  er  wohnt-  i tu 
siebenten  Himmel;  zwischen  ihm  und  der  Erde 
vermitteln  eine  Reihe  weniger  bedeutender  Götter. 
Dur  Himmel  hat  sieben  Firmament«  über  einander; 
auf  dom  obersten  thront  Gott  der  Schöpfer,  auf  den 
übrigen  tiefer  gelegenen  die  anderen  Götter.  Auch 
der  Fürst  der  Hölle  wird  als  ein  Gott  betrachtet  ; 
die  guten  Geister  (al)  uud  die  Dämonen  (böso 
Geister  „abasy“)  sind  die  Seelen  verstorbener  Men- 
schen; sie  sind  verwandelt  je  nach  ihren  Tugenden 
oder  ihren  Lastern;  darnach  richtet  sich  auch  ihr 
Aufenthaltsort;  die  guten  wohnen  an  den  Stufen 
des  Himmels,  die  bösen  in  der  Tiefe  der  Hölle. 


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Referate. 


415 


Die  Schamanen  lehren,  dass  es  drei  Welten  gebe: 
eine  obere,  welche  von  den  Göttern  bevölkert  int, 
eine  mittlere,  die  Erde,  und  eine  untere,  die 
Hölle,  in  welcher  die  Dämonen  wohnen.  Die  Erde 
ist  ein  Fegfeuer.  Die  Erde  ist  dem  Teufel  über- 
geben, er  kauu  die  Menschen  verführen.  Damit 
er  Beine  Macht  nicht  au  sehr  missbrauche,  sind 
die  geringen  Götter  auf  die  Erde  herabgeschickt, 
welche  die  Menschen  vor  den  Angriffen  des  Teufels 
schützen  sollen.  Meint  ist  der  Teufel  nur  der  blinde 
Diener  der  göttlichen  Vorsehung,  das  Schwert  Got- 
tes, um  die  Menschen  für  ihre  Sünden  zu  strafen. 
Doch  kann  der  Teufel  nie  Gutes  vollbringen:  um 
das  Gute  zu  erreichen,  wendet  sich  der  Schamane 
an  Gott  selbst. 

Der  Schamane  als  Diener  des  Teufels  ist  ein 
zukünftiger  Dämon;  dafür  aber  genieast  er  während 
Beines  Lehens  die  verschiedenen  Gaben  der  Prophe- 
zeiung, des  Geistersehens  n.  s.  w.  Der  Schamane 
Btebt  gleichsam  zwischen  beiden,  Gott  und  Teufel; 
die  bösen  Geister  sind  ihm  unterth&n  und  kommen 
auf  seinen  Befehl,  um  den  Menschen  zu  schaden. 

Die  Seele  dt«  Menschen  trennt  sich  zur  Zeit 
des  Schlafes  von  ihm  und  kann  kerumschweifen. 
Wenn  der  Teufel  dabei  die  Seele  fangt,  so  erkrankt 
der  Mensch;  hält  der  Teufel  die  Seele  zu  lange,  so 
muss  der  Mensch  sterben.  Nur  der  Schamane  ist 
im  Stande,  die  Seele  zurückzu  schaffen.  Deshalb 
wendet  sich  der  Jakute  in  allen  Krankheiten  an 
den  Schamanen,  welcher  für  die  erfolgte  Heilung 
der  Krankheit  belohnt  wird.  Mitunter  verirrt 
eich  die  Seele 'auf  ihrer  Wanderung,  und  hat  sie 
endlich  ihre  Hülle  gefunden,  so  erweist  sich  die- 
selbe oft  schon  als  unbrauchbar,  die  Seele  flattert 
fort,  auf  immer.  Das  ist  die  Erklärung  des  plötz- 
lichen Todes  während  deg  Schlafes.  Solch  eine 
Seele  ohne  Unterkommen  sucht  mit  allen  Mitteln 
irgendwo  ein  Plätzchen  und  wird,  auf  ganz  uner- 
klärliche Weise , dann  neugeboren , d.  b.  siedelt  in 
ein  neugeborenes  Kind  über. 

Die  Jakuteu  glauben,  dass  auch  nach  eingetre- 
tenem  Tode  die  Leiche  bis  zur  Beerdigung  alles 
siebt  und  hört,  was  um  sie  hemm  passirt.  Nach 
dem  Tode  nimmt  der  Teufel  die  Seele  und  führt 
sie  an  alle  Stellen,  wo  der  Lebende  sündigte  und 
bestraft  sie  dort  ; dann  gelangt  die  Seele  an  den 
ihr  zukommenden  Platz.  Den  Kreuzen  weicht  der 
Teufel  aus;  deshalb  stellen  die  Jakuten  kleine 
hölzerne  Kreozcbcn  um  ihre  Jurten.  Kehren  die 
Jakuten  von  einer  Beerdigung  heim,  so  machen 
sie  aus  Furcht,  einen  Dämon  des  Todes  mitzufüh- 
ren, an  derThürc  ihrer  Jurte  ein  Feuer  und  sprin- 
gen darüber.  Diu  bösen  Geister  können  nicht  folgen, 
denn  sie  fürchten  das  Feuer. 

Der  zu  kranken  Jakuten  herbeigeholte  Scha- 
mane geniesst  grosse  Ehre;  es  wird,  wenn  er  es 
wünscht,  ein  Rind  oder  Pferd  geschlachtet,  nm  den 
Schamanen  und  die  herbeigeeilten  Nachbarn  zu 


bewirthen.  Dann  maebt  der  Schamane  seine  Toi- 
lette, d.  h.  legt  sein  Schamanencostüm  an  und  hält 
seine  Beschwörung,  beruft  die  Geister  u.  s.  w.,  um 
dun  Kranken  zu  heilen.  Dabei  sind  die  Schama- 
nen auch  geübte  Taschenspieler. 

Auch  Weiber  können  Schamanen  werden,  allein 
sie  geniessen  keineswegs  dieselbe  Hochachtung 
wie  die  Männer;  sie  sind  etwa  Schamanen  nie- 
derer Classe  und  werden  nnr  dann  benutzt,  wenn 
keine  männlichen  Schamanen  zur  Hand  sind.  Die 
weiblichen  Schamanen  werden  häufiger  benutzt 
zn  Prophezeiungen , zur  Aufsuchung  verlorener 
oder  gestohlener  Gegenstände,  zur  Heilung  von 
Geisteskrankheiten. 

Sowohl  männliche  als  anch  weibliche  Schama- 
nen sind  freilich  beim  Volke  sehr  populär,  allein 
sie  werden  auch  sehr  gefürchtet  Die  Schamanen 
werden  in  Wagen  gefahren,  die  JakutoD  selbst 
reiten  stets.  Man  begrub  in  früherer  Zeit  die 
Schamanen  anf  den  Bäumen,  einzelne  derartige 
Gräber  buben  sich  noch  bis  heute  erhalten. 

Eh  folgt  nun  ein  Verzeichniss  der  guten 
und  bösen  Geister.  Erst  drei  grosse  und  mäch- 
tige Götter,  diu  drei  Hauptgötter;  dazu  kommen 
verschiedene  andere  Götter,  etwa  zwoiteu  Grades, 
z.  B.  ein  Gott  der  Erde,  dann  ein  Gott  des  Rind- 
viehs, ein  Gott  der  Jäger  und  ein  Gott  der  Fischer. 
Ebenso  wird  ein  Verzeichniss  der  bösen  Götter  und 
Geister  (Dämonen)  angeführt.  Es  siud  neun  Haupt- 
götter und  einige  unbedeutende  Nebengötter.  Die 
Jakuten  Bind  jetzt  eigentlich  Christen,  aber  sie 
haben  ihren  Schamauismus  beibehalten. 

191.  Fürst  N.  A.  Kostrow:  Juristische  Gebräuche 
der  Jakuten.  (Ethn.  Sehr.  d.  k-  r.  geogr.  Ges. 
Bd.  VIII,  2.  Abt  hl..  S.  259  bis  299.) 

192.  A.  W.  Argentow:  Skizze  des  Gebietes  von 
Nisbne - Kolymilc.  (Sbornik  d.  Zeitung  Sibir. 
S.  387  bis  396.) 

Kurze  Skizze  der  geographischen  und  klima- 
tischen Verhältnisse,  nebst  einigen  Bemerkungen 
über  die  Einwohner  und  diu  unter  ihnen  verbrei- 
teten Krankheiten. 

193.  N.  Grebnitzky:  Die  Bedeutung  des  chi- 
nesisch-koreanischen Elements  für  die  Coloni- 
sation  des  südlichen  Usauri  gebiete«.  Erste 
Abhandlung:  Die  Koreaner  (Kaulen).  (Mitthl. 
d,  sibir.  AbthL  d.  kaiserl.  rasa,  geogr.  Ges. 
in  Irkutsk.  Bd.  VIII,  Nr.  5 und  6,  8.  155  bis 
162.) 

Seit  dem  Jahre  1863  haben  Koreaner  angefan- 
gen,  sich  im  südlichen  Ussurigebietc  an/.usiedeln ; 
alljährlich  ziehen  einige  Familien  hinzu.  Mau  zählt 
jetzt,  etwa  5000  Individuen  in  15  Dörfern.  Es 
scheint,  als  ob  diese  koreanische  Einwanderung 
noch  fortdauern  wird:  die  Dichtigkeit  <jer  Bevöl- 


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416 


Referate. 


kerung,  die  Arrnuth  und  der  despotische  Druck 
der  Regierung  sind  die  Ursachen  der  Auswande- 
rung aus  Korea.  Einzelne  Reisende  haben  die 
Koreaner  als  ein  sehr  vortbeilhaftes  Element  für 
die  Colonisation  gepriesen,  der  Verfasser  ist  zu 
einer  uuderen  Ansicht  gelangt.  Zur  Entwickelung 
des  Landes  sei  eine  energische , 2ur  Producti  vitüt 
neigende  Bevölkerung  nothwendig.  Die  Koreaner 
sind  aber  nicht  ein  solches  Volk.  Der  Koreaner 
ist  lusserst  beweglich,  heilig,  leicht  erregt;  sein 
Verstand  wenig  entwickelt,  fast  kindlich;  seine 
physischen  Kräfte  sind  nicht  bedeutend;  als  Arbei- 
ter ist  der  Chinese  brauchbarer  und  viel  begehrter. 
Dur  Koreaner  ist  unselbständig;  nicht  viel  gewohnt 
für  Bich  allein  zu  sorgen,  ohne  chinesische  Beihülfa 
kann  er  viele  seiner  Bedürfnisse  nicht  befriedigen. 
Der  Verfasser  empfiehlt  schliesslich  der  Regierung, 
sich  mehr  mit  den  Koreanern  zu  beschäftigen  als 
bisher  geschehen,  besser  für  Schulen,  Missionäre, 
Aerzto  u.  s.  w,  zu  sorgen,  dann  würden  die  Ko- 
reaner sich  besser  entwickeln  und  bald  nützlicher 
werden  als  jetzt. 

194.  N.  A.  Grebnitzky:  Ethnographische  Skizze 
des  südlichen  Usaurigebictes.  Die  Chinesen 
oder  Mansi.  (Mittheil.  d.  ostsibir.  AbthL  d. 
kaiserl.  russ.  geogr.  Ges.  Bd.  IX,  1878,  Nr.  1 
und  2,  S.  38  bis  50.) 

Dis  Abhandlung  beschäftigt  sich  vornehmlich 
mit  der  gewerblichen  Thätigkeit  der  im  südlichen 
Uasurigcbiete  ansässigen  Chinesen,  welche  weder 
die  chinesische  noch  die  russische  Regierung  an- 
erkennen wollen. 

195.  A.  S.  Sbignew:  Die  Amur -Expedition  im 
Jahre  1854.  (Das  alte  und  neue  Russland, 
1878,  III.  Bd.,  S.  214  bis  233;  S.  309  bis 
322.) 

Nach  einer  Einleitung,  worin  der  Verfasser  die 
Bedeutung  des  AmurllusKea  für  Sibirien  erörtert, 
sowie  über  die  früheren  Vorginge  am  Amur  eini- 
ges mittheilt,  Bebildert  er  ausführlich  die  Expedi- 
tion, welche  im  Jahre  1854  unter  persönlicher 
Führung  N.  N.  Murawjew's  die  Amurgegenden 
besuchte.  Einige  Ansichten  sind  beigefügt.  • 

19ti.  K.  K.  Neu  mann;  Eine  Fahrt  auf  dem  Gros- 
sen Ocean.  (Mittheil.  d.  sibir.  Abthl.  d.  kaiserl. 
russ.  geogr.  Ges.  Bd.  VIII,  Nr.  1 und  2,  S.  43 
bis  56;  Nr.  3 u.  4,  8.  94  bis  108;  Nr.  6u.6, 
S.  147  bis  155.) 

Ein  in  der  öffentlichen  Sitzung  der  Irkutsker 
Gesellschaft  gelesener  Bericht  über  eine  Reise, 
welche  Neumaün  im  Aufträge  des Generalgouver- 
neurs  von  Ostsibirien  auf  dem  Schiffe  „Haidamak" 
iin  Sommer  1875  ausführte,  um  die  Ostküste  Sibi- 
riens zu  besuchen. 


197.  A.  A.  Bolschew:  Die  russisch«  Küste  am 
Grossen  oder  Stillen  Ocean.  (Mittheil.  d.  sibir. 
Abthl.  d.  k.  r.  geogr.  Ges.  Bd.  VIII,  Nr.  3 u. 
4,  S.  135  bis  144.) 

Ein  Bericht  über  eine  1874  unternommene  Ex- 
pedition zur  Aufnahme  der  Kästen  am  Tatarischen 
Golf  und  am  Japanischen  Meere. 

China. 

198.  N.  F.  Petro wski:  Die  Expedition  nach  China 
in  den  Jahren  1874  u.  1875.  (Der  Russische 
Bote,  1878,  Bd.  CXXXV,  S.  101  bis  122.) 

199.  J.  A — »ky;  Wanderungen  eines  sibirischen 
Kaufmanns  durch  China.  (Samml.  v.  Aufs, 
d.  Ztg.  Sibir.  I.  Bd.,  S.  371  bis  385.) 

Der  Schreiber  dieser  Briefe  reiste  im  Herbste 
und  Winter  1874  1875  von  Peking  auf  dem  Land- 
wege nach  Hankau,  um  sich  hier  der  Sosuew- 
sky’achen  Expedition  anzuschliessen.  Er  erreichte 
die  Expedition  in  der  Stadt  San-yan-fu  und  setzte 
mit  ihr  den  Weg  nach  Russland  fort.  Kr  schildert 
Land  und  Leute  in  China  mit  besonderer  Vorliebe 
für  die  Chinesen. 


Mikronesien  und  Melanesien. 

200.  N.  N.  Mik  1 ucho-Maklay:  Der  Archipe- 
lagos  von  Polau.  Rei&uskizien  aus  West- 
mikronesien und  aus  Nordmelanesien.  (Nach- 
richten d.  kaiserl.  russ.  geogr.  Ges.  Jahrg. 
1878,  S.  257  bis  298.) 

Der  Reisende  gelangte  am  15.  April  zur  Insel 
Namalakal,  woselbst  sich  einige,  englischen 
Handelsagenten  (Trader)  gehörige,  Hütten  befinden. 
Da  aber  keine  Niederlassungen  von  Eingeborenen 
zu  sehen  waren,  so  wandte  sich  Miklucho  am 
anderen  Tage  zur  Insel  Arkleden,  wo  die  Resideuz 
Aibaduls,  oder  des  HuuptbefahlshaborB  von  Ko- 
ror  liegt.  Hier  verbrachte  er  iin  Gemeindehaus 
(Clubhaus  = „Pay“)  einige  Tagt*.  Dann  begab 
er  sich  auf  die  grosse  Insel  Babeltop,  woselbst 
er  gleichfalls  einige  Tage  verweilte.  Von  da  kehrte 
er  wieder  auf  die  Rhede  von  Namalakal  zurück, 
um  das  Schiff  „ Schottland “ zu  treffen.  Der  ganze 
Aufenthalt  währte  nur  12  Tage.  Mit  dieser  Kürze 
des  Aufenthalts,  seiner  Unbekanntschalt  mit  der 
Sprache  der  Eingeborenen,  entschuldigt  Miklu- 
cho seine  nur  geringen  Beobachtungen;  er  hat 
dieselben  meist  durch  Vermittelung  der  englischen 
Handelsagenten  gemacht  und  fühlt  sieh  insbeson- 
dere den  Herren  Kondanu  und  Gibons  zu  Dank 
verpflichtet. 

Anthropologische  Bemerkungen:  Die 
Körpergrösse  war,  wie  auf  der  Insel  Wuub, 


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Referate. 


417 


sehr  verschieden,  sie  schwankte  bei  erwachsenen 
Männern  (25  Messungen)  zwischen  1520  bis 
1720mm,  bei  Weibern  (13  Messungen)  zwischen 
1450  bis  1590.  Die  Hautfarbe:  Die  Eingebo- 
renen sind  dunkler  als  die  von  Wuab;  der  Far- 
benton entspricht  annähernd  den  Nr.  44,  28  und 
43  der  Broca’schen  Skala;  bei  Weibern  ist  die 
Farbe  vielleicht  etwas  heller.  Die  Haare  sind 
sehr  mannigfaltig;  man  sieht  Leute  mit  straffen, 
mit  gelockten  Haaren,  auch  mit  papuaartiger  Haar- 
tour. Der  Schädel  neigt,  wie  bei  den  Einwoh- 
nern von  Wuab,  sehr  zur  Brachycephalie;  der 
Breitenindex  bei  Männern  (25  Messungen)  beträgt 
71,4  bis  83,5,  bei  Weibern  (12  Messungen)  75,0 
bis  81,6.  In  einem  Falle  betrug  der  Index  sogar 
87,8. 

Von  einem  Verfahren,  die  Nase  plattzudrücken, 
konnte  nichts  ermittelt  werden;  die  Nase  ist  schon 
an  und  für  sich  platt.  Das  Durchbohren  der 
Nasenscheidewand  ist  dagegen  sehr  verbreitet;  das 
betreffende  Loch  wird  Ilan  genannt.  Die  Zähne 
werden  durchweg  geschwärzt;  die  Procedur  heisst 
Molau  oder  melau.  Die  Körperoberfläche  ist  täto- 
wirt,  sowohl  bei  Männern  als  bei  Frauen,  jodoch 
nie  so  reichlich,  als  bei  den  Einwohnern  von  Wuab. 
Das  Tätowiren  verrichten  nur  die  Weiber,  wobei 
sie  sich  eines  ans  Knochen  angefertigten  kamm- 
ähnlichen  Instrumentes  bedienen.  Die  Zeichnung 
ist  sehr  mangelhaft;  bemerkenswert!]  ist,  dass  die 
Weiber  den  Mons  veneris  besonders  mit  gewissen 
Zeichen  versehen.  Das  Tätowiren,  besonders  der 
Beine,  ist  oft  mit  tödtlichem  Ausgange  verbunden. 

Ethnographische  Bemerkungen:  Die 

Gruppe  von  Pelau  besteht  aus  etwa  10  Inseln  oder 
Inselchen  von  verschiedener  Grösse,  die  größste  ist 
Babeltop,  die  kleinsten  Bind  unbewohnt.  Die 
Herrschaft  befindet  sich  in  den  Händen  einer 
grossen  Anzahl  von  Häuptlingen,  welche  meist 
unabhängig  voneinander  sind;  letztere  führen  sehr 
verschiedene  Titel;  wer  der  mächtigste  ist,  dürfte 
schwer  zu  entscheiden  sein.  Als  ein  Zeichen  der 
höheren  Stellung  trägt  der  Mann  an  seinem  linken 
Arm  den  Atlas  von  Halicore  Dugong  wie  einen 
Hing.  Religion:  Als  Vermittler  zwischen  den 
Menschen  und  einer  übernatürlichen  Welt  dienen 
einzelne  Personen,  Männer  wie  Frauen,  Kalit  ge- 
nannt; doch  wird  auch  das  höchste  Wesen,  das  sie 
verehren,  ebenfalls  Kalit,  oder  mit  einem  den 
Spaniern  entlehnten  Worte,  I)ios,  bezeichnet.  Nach 
dem  Tode  wird  jeder  Mensch  zu  einem  Dolep, 
welcher  sich  don  noch  Lebenden  bemerkbar  machen 
kann.  Die  Eingeborenen  be zeichneten  auch  einen 
Fisch  (Rbinobates  punct.)  und  einen  Stein  als  Kalit 
und  zollten  ihnen  Verehrung  durch  Opfer.  Be- 
sondere religiöse  Gebräuche  existiren  keine;  be- 
merkenswert!) ist  die  „Mogul“  genannte  Ange- 
wohnheit, wonach  z.  B.  eine  Frau  oder  ein  Mann 
eine  bestimmte  Nahrung  nicht  gemessen  darf.  Aach 

Are  hi  r für  Anthropologie.  Bd.  XII. 


hier  herrscht  die  Sitte,  CluhhäuBer  (Pai)  zu  be- 
sitzen; die  Mitglieder  eines  Clubs  heisson  Kalde- 
b ec  hei  und  ihre  Frauen  Mongol.  Die  Anzahl 
der  vorhandenen  Mongol  in  einem  Pai  ist  sehr 
verschieden;  in  einem  Hause  waren  z.  B.  auf 
20  Männer  12  Frauon.  Man  darf  diese  Frauen 
aber  keineswegs  (wie  das  fälschlich  bei  Beschrei- 
bung der  Insel  Wuab  geschehen  ist)  für  öffentliche 
Dirnen  halten,  sondern  sie  dienen  nur  den  Mit- 
gliedern eines  und  desselben  Clubs;  es  sind  also 
gewissermaaBBen  coro munistische  Ehen. 

Die  Stellung  der  Frau  ist  im  Allgemeinen  eine 
hohe;  ihr  Einfluss  kann  ein  bedeutender  sein;  die 
Frau  kann  Kalit  sein,  sie  kann  Häuptling  wer- 
den u.  s.  w.  Doch  herrscht  die  Sitte , zwei  oder 
mehr  Franen  zu  haben,  welche  aber  gesondert 
wohnen.  Die  Frauen  werden  meist  gut  behandelt, 
wenngleich  sie  die  schwere  Feldarbeit  za  verrich- 
ten haben. 

Auch  hier  werden  allerlei  massive  Bant  es, 
Dämme,  Clubhäuaer,  aufgoführt,  die  Strassen  ge- 
pflastert u.  s.  w.  Die  innere  Einrichtung  der  oft 
erwähnten  Clubhäuser  wird  besonders  ausführlich 
geschildert.  Aeusserlich  ist  das  Haus  verziert  mit 
Figuren,  darunter  eine  weibliche,  Dilukai  genannt. 

Miklucho  berichtet  schliesslich  einiges  über 
den  Charakter  der  Eingeborenen  und  ihre  Bezie- 
hungen zu  den  Europäern;  er  theilt  dabei  die  Ge- 
schichte der  Ermordung  eines  Engländers,  Chey  ne, 
(1865)  mit.  Die  Eingeborenen  siud  nach  M iklucho 
nicht  liebenswürdig,  sie  erscheinen  verschlossen, 
lügnerisch  und  eigennützig.  Vielleicht  bat  sich 
der  Charakter  auch  erst  in  der  allerletzten  Zeit  in 
Folge  des  Einflusses  der  Europäer  so  verschlech- 
tert. — 

Die  Bevölkerung  ist  äusserst  spärlich,  trotz 
einer  gewissen  Fruchtbarkeit  der  Frauen;  Miklu- 
cho  traf  eine  Frau  mit  10,  eine  andere  mit  16  Kin- 
dern; es  scheint,  dass  das  Clubleben  und  das  späte 
lleirathen  in  Folge  dieser  Einrichtung  die  Ver- 
mehrung beeinträchtigt. 

Es  ist  übrigens  zu  erwarten,  dass  die  Einge- 
borenen sich  nicht  rein  erhalten,  weil  allerlei  fremde 
Eleraeute  sich  eindrängun,  nicht  allein  Eingeborene 
anderer  InReln,  z.  B.  Wuab,  sondern  auch  Javaner, 
Chinesen,  Neger,  verschiedene  Europäer  (1  Schotte, 
1 Schwede  und  1 Deutscher),  welche  die  Gelegen- 
heit nicht  vorüber  gehen  lassen,  sich  daselbst  mit 
eingeborenen  Frauen  zu  vermischen. 

201.  N.  N.  Miklucho-Maklay:  Die  Admirali- 
tät s insein.  Ruiseskizzen  aus  dem  westlichen 
Mikronesien  and  dem  nördlichen  Mela- 
nesien. (Nachrichten  der  k.  r.  geogr.  Gesell- 
schaft. Jahrgang  1878,  S.  409  bis  455.) 

Der  Verfasser  giobt  in  anziehender  Weise  eine 
Schilderung  seines  Aufenthalts  im  Sommer  1877 
auf  den  Admiralitätsinsein,  allerlei  ethnographische, 
D3 


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Referate. 


authropologiscbo  Bemerkungen  mit  seinen  Reise- 
erlebnissen verknüpfend.  Zum  Schlüsse  fasst  er  in 
Kürze  die  wesentlichsten  Erlebnisse  der  anthro- 
pologischen Untersuchungen,  welche  er  an  den 
Eingeborenen  der  Admiralitäteinseln  anzustellen 
Gelegenheit  hatte,  zusammen.  Wir  geben  dio 
Ilaaptzahlcn  der  anthropologischen  Messungen 
wieder.  Die  Körpergrösse  variirtu  bei  Männern 


zwischen  1470  bis  1780 Millimeter;  bei  der  Mehr* 
Stuhl  jedoch  nur  zwischen  1510  bis  1640,  bei  Wei- 
bern 1460  bis  1670. 

Die  Form  des  Kopfes.  Aus  106  Messungen 
ergab  sich  als  Breitenindex  bei  Männern  73,2 
bis  84,5  (68  Individuen),  bei  Weibern  70,5  bis 
78,6  (28  Individuen),  bei  Kindern  75,8  bis  79,6 
(9  Individuen  unter  12  Jahren). 


Unter  den  68  Männern  hat  er  hei  10  lndiv.  weniger  als  75,0  und  bei  5 Indiv.  mehr  als  80,0  gefunden, 
* n 28  Weibern  * * » 26  „ „ « — »«—«  ««—  » 

B „ 9 Kindern  „ n » b » n » n fl  » fl  “ » 


Demnach  sind  die  Eingeborenen  der  Admirali- 
tätsinseln mesocephal  mit  einiger  Neigung  zur 
Brachycephalie.  Die  Hautfarbe  ist  schwärzlich 
braun  in  verschiedenen  Abstufungen;  Nr.  50  Brocas 
Farbentabelle. 

Die  Haare  sind  bei  den  Papuas  genau  sowie  Isei 
Europäern  angeordnot,  sowohl  auf  dem  Kopfe,  als 
auch  aui  übrigen  Körper;  sie  sind  nicht  gruppen-  oder 
büschelweise  gestellt,  wie  einige  Autoren  es  be- 
schrieben habeu.  Miklucho-Maklay  hat  bei 
keinem  einzigen  der  von  ihm  untersuchten  Papuas 


eine  solche  büschelförmige  Anordnung  constatiren 
können.  Man  kann  im  Allgemeinen  die  Haare  der 
Papuaaals  wollig  (frans,  laneux)  bezeichnen.  Die 
Männer  auf  den  Adrairalitätsinseln  tragen  ihre 
Haaro  lang  und  ordnen  dieselben  in  sehr  mannig- 
faltiger Weise.  Die  Haare  ira  Gesichte  mit  einziger 
Ausnahme  der  Brauen  werden  ausgerissen  oder 
raairt 

Grosse  Zähne.  Es  ist  die  Grösse  einzelner 
Zähne  sehr  auffallend;  einige  Zahlen  werden  das 
darthun : 


Der  mediale  (innere) 

rechte  Schneidezahn  des  Oberkiefers  misst  in  der  Länge  15,  in  der  Breite  an  der  Wurzel  12,  unten  21  mm, 


n 

» 

» n » b » 

. 15  . . 

fl  »I« 

» Jl  „ 19  , 

„ 

„ Unterkiefers  „ „ „ 

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n 

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n i»  «* 

n ““  » n 

„ Unterkiefers  „ „ „ 

. 24  „ . 

s n b 

» a n 

Die  Stellung  der  Zähne  ist  verschieden:  bei  eini- 
gen Individuen  stehen  dio  Zähne  senkrecht,  bei 
anderen  treten  sie  nach  vorn  vor,  in  beiden  Fällen 
greifen  die  oberen  Zähne  über  die  unteren  hinweg. 

Die  Zähne  des  Oberkiefers  sind  häufig  grösser,  als 
die  des  Unterkiefers;  doch  oft  siud  die  Zähne  beider 
Kiefer  vergrössert.  Nicht  allein  die  Scbneidezähne, 
sondern  auch  die  Kckzähno  sind  nicht  selten  ver- 
grössert (hypertrophirt).  Ueber  die  Backen-  und 
Mahlzähno  ist  nichts  zn  melden.  Gewöhnlich 
ist  die  Hypertrophie  der  Zähne  symmetrisch,  doch 
ist  oft  nnr  ein  Zahn  allein  vergrössert.  Es  scheint, 
dass  diese  Charaktereigenthümlichkcit  der  grossen 
Zähne  schon  erblich  geworden  ist,  die  Zähne  der 
Kinder  sind  oft  schon  nn regelmässig  und  haben 
mitunter  eine  dom  Lebensalter  nicht  entsprechende 
Grösse.  Bei  Weibern  sind  auch  grosse  Zähne  zu 
linden,  jedoch  offeubar  nicht  so  häufig,  wie  bei 
Männern. 


Bemerkens werth  ist,  dass  die  grosse  Zehe 
des  Fusses  bei  vielen  Eingeborenen  kürzer  als 
die  zweite  Zehe  ist,  bei  normalem  Fu&s  betrug  der 
Unterschied  5 bis  14  Millimeter.  Die  Maskulatar 
der  Zehen  ist  sehr  kräftig  entwickelt,  Miklucho- 
Maklay  Bah  ganz  staunenswerthe  Bewegungen, 
weiche  die  Leute  mit  ihren  Fuaszehen  auszuführen 
im  Stande  waren. 

C.  Amorika. 

202.  Zur  Ethnographie  Alaschkas.  (Mitth.  d.  sib. 
Abth.  d.  k.  r.  geogr.  Gesellschaft  in  Irkutzk. 
Bd.  VIII,  Nr.  5 u.  6,  S.  162  bis  170.)  Ueber- 
setzung  eines  Berichts,  welchen  Prof.  Fried- 
rich Müller  in  Wien  über  das  Werk  Dalo’a 
„Alaska  and  ita  resources  1870*  in  den  Mit- 
tbeilungen der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien  1871,  Nr.  8,  ahgestattet  hat. 


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Referate. 


419 


Antwort 

axif  die  Replik  des  Herrn  Dr.  Wanket,  Bd.  XII,  S.  270  des  Archivs 
für  Anthropologie. 


Ganz  anbeantwortet  darf  ich  die  Replik  des 
Herrn  Dr.  Wankel  im  Novemberheft  dieser  Zeit- 
schrift doch  nicht  lassen,  so  gern  ich  es  thäte. 
Auf  das  Gebiet  des  Persönlichen  begebe  ich  mich 
wenigstens  nicht  gern  and  es  wäre  ein  nutzloses 
Beginnen,  mich  darüber,  ob  ich  Herrn  Wankel 
in  meiner  Kritik  seiner  Broschüre  „Uebcr  prähisto- 
rische Eisenschmelz-  and  Schmiedewerkstätten  in 
Mähren“  zu  nahe  getreten  bin  oder  nicht,  mit  dem 
Autor,  der  durch  meine  Recension  verstimmt  ist, 
selbst  ausoinandorsetzen  zu  wollen.  Die  Absicht, 
ihn  zu  kränken  lag  mir  fern.  Auch  fanden  meine 
Freunde,  welche  Wankel’s  Broschüre  gelesen  hat- 
ten, meine  Kritik  milde.  Hierin  kann  aber  nur 
das  Publicum  Richter  sein  und  ich  würde  es  leb- 
haft bedauern,  wenn  es  der  Ansicht  des  Herrn  Dr. 
Wankel  beipflichtete  nnd  mein  Urtheil  für  unge- 
recht, nnloyal  und  für  zu  schroff  hielte. 

Ueber  diesen  Punkt  hätte  ich  also  schwoigen 
können,  ebenso  über  die  sachlichen  Einw&nde  des 
Herrn  Wankel,  die  meistens  sogar  entgegen- 
kommende Erklärungen  sind,  welche  ioh  gern 
acceptire:  aber  — Herr  Wankel  verfällt  in  seiner 
Replik  in  denselben  Fehler,  der  mich  veranlagte, 
seine  Broschüre  zu  kritisiren,  er  stellt  Behauptun- 
gen von  weittragendster  Bedeutung  auf,  ohne  Be- 
lege und  Beweise.  Wie  er  dort  eine  neue  Art  der 
Eisengewinnung  aus  seinen  Erzen  uns  schildert, 
ohne  das  Be weismaterial  dafür  mitzutheilen,  wes- 
halb ich  dieselbe  zu  seinem  Verdruss  vorläufig  als 
„unmöglich11  bezeichnen  musste,  so  t heilt  er  uns 
jetzt  mit,  die  Alten  hätten  die  Kunst  des  Eisen- 
gusses nicht  nur  gekannt,  sondern  seien  darin 


Meister  gewesen,  denn  er  besitze  „einen  eisernen 
hohlgegossenen  Ring  mit  sehr  dünnen  Wan- 
dungen und  einer  deutlich  erkennbaren  Gussnaht 
unter  den  Fundobjecten  der  Byciskälahöhle“. 

Wenn  das  richtig  wäre,  so  würde  es  allen  be- 
kannten Thatsacken  widersprechen  und  die  seit- 
herige Geschichte  der  Eisenindustrie,  die  auf  das 
Bestimmteste  lehrt,  dass  die  Alten  den  Eisenguss 
nicht  gekannt  haben  und  dass  diese  Kunst  erst 
um  den  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  in  Folge  der 
Benutzung  der  Wasserkraft  und  der  Einführung 
stärkerer  Gebläse  entdeckt  worden  ist,  auf  deo 
Kopf  stellen.  Ganz  abgesehen  hiervon  erkläre  ich 
aber  die  Richtigkeit  der  Angabe  des  Herrn  Dr.  Wan- 
kel an  und  für  sich  für  „unmöglich“.  Ich  hin  seit 
elf  Jahren  Besitzer  einer  Eisengiesserei  und  habe 
mich  täglich  mit  dieser  Kunst  zu  befassen.  Einen 
dünnwandigen,  geschlossenen , hohlen  Armring  iu 
Eisenguss  herzu  stellen  war  nicht  nur  den  Alton, 
sondern  ist  auch  uns  heutzutage  unmöglich.  Aus 
Blech  dagegen,  welches  die  Alten  zu  ähnlichen 
Zwecken  ja  vielfach  verwendeten,  lässt  Bich  ein  sol- 
cher Ring  leicht  anfertigen  und  die  Gussnaht  dürfte 
sicherlich  nichts  anderes  alB  die  Nietnaht  sein.  — ; 

So  lango  Herr  Dr.  Wankel  nicht  durch  eine 
genaue  chemische  Analyse  und  durch  untrügliche, 
physikalische  Merkmale  den  Beweis  erbringt,  dass 
sein  Material  wirklich  Gusseisen  ist,  erkläre  ich  es 
aus  innerster  lieber zeugung  für  das  für  was  ich 
es  halte,  nämlich  — für  Blech. 

Rheinhütte  b.  Biebrich  a/Rh.,  20.  Januar  1880. 

Dr.  L.  Beck. 


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XII. 


Ueber  die  Berechnung  des  Schädelindex  aus  Messungen  an 

lebenden  Menschen. 


Von 


Dr.  Ludwig  Stieda. 

Professor  der  Anatomie  in  Dorpat. 


Professor  Dr.  Johannes  Hanke,  Generalsecretür  der  Deutschen  Gesellschaft  filr  Anthropo- 
logie, formulirt  in  der  ersten  Nummer  des  Correspon denzblattea  der  Gesellschaft  (Januar  1879) 
einige  Fragen,  deren  Erörterung  und  Discussion  er  für  w Ansehens  werth  erachtet.  Die  sechste  Frage 
lautet:  lieber  anthropologische  Messungen  lebender  Menschen  und  die  dazu  nöthigen 
Apparate?  Ferner  hat  Professor  Schaaffhausen  in  seinem  Berichte  (X.  Generalversammlung 
zu  Strassburg,  Corr.- Blatt  Nr.  9,  S.  101)  auf  das  Bedürfnis*,  die  Bevölkerung  Deutschlands  zum 
Gegenstände  einer  anthropologischen  Untersuchung  za  machen,  hingewiesen  und  einen  Entwurf 
zu  statistischen  Erhebungen  über  die  körperliche  Beschaffenheit  der  deutschen  Bevölkerung  vor- 
gelegt. 

Mit  Rücksicht  hierauf  erlaube  ich  mir,  meine  Erfahrungen  über  eine  Frage,  über  die  Berech- 
nung des  Schiidelindex  aus  Messungen  an  lebenden  Menschen,  hier  mitzutlieilen.  In  Folge  der 
durch  mehrere  meiner  Schüler  vorgenommenen  anthropologischen  Untersuchungen  (Grube, 
Waldhauer,  Waeber,  Witt,  Schiocker)  und  in  Folge  eigener  Messungen,  welche  ich  weiter 
unten  aufOhren  werde,  bin  ich  in  Betreff  der  Berechnung  des  Schüdelindcx  zu  Resultaten  gelangt, 
welche  mit  den  in  Deutschland  geläufigen  Ansichten  nicht  übereinstimmen.  Vielmehr  stehe 
ich  in  Betreff  des  Schiidelindex  gerade  mit  Herrn  Professor  Virchow,  dem  Vorsitzenden  des 
Comites  für  die  statistischen  Erhebungen  u.  s.  w.  in  directem  Widerspruche.  Bei  aller  An- 
erkennung der  grossen  Verdienste  des  Herrn  Professor  Virchow  um  die  Anthropologie  halte  ich 
mich  aber  dennoch  für  berechtigt,  meine  widersprechenden  Ansichten  hier  öffentlich  mitr.utheilen, 
in  der  Hoffnung,  dadurch  zu  Untersuchungen  in  weiteren  Kreisen  auzuregen,  damit  Bchliesslich 
ein  allgemein  anerkanntes  Resultat  erlangt  werde. 

Professor  Ranke  verweist  bei  Gelegenheit  der  Foriuulirtiog  der  oben  wiedergegebonen  Frage 
auf  den  Bericht  der  IX.  Generalversammlung  zu  Kiel  (Corr. - Blatt  1878  Nr.  9,  S.  104  und  105).  Es 

63* 


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422  Dr.  Ludwig  Stiuda, 

ist  hier  der  von  Vircliow  in  der  zweiten  Sitzung  gehaltene  Vortrag  abgcdrnekt.  Virchow 
meldet  darin  von  den  Resultaten  seiner  eigenen  anthropologischen  Messungen  im  Allgemeinen 
and  denen  in  den  Ostseeprovinzen  im  Speciellen  und  sagt  (h  o.  104):  „Ich  habe  dann,  so  viel 
ich  erreichen  konnte,  gut  bestimmte  Schädel  von  da  gemessen,  um  mir  ein  eigenes  Unheil  za 
bilden.  Es  ist  sehr  merkwürdig ; ich  habe  in  der  That  durch  die  Berechnung  der  Zahlen,  welche 
ich  durch  die  Messungen  an  den  Lebenden  bekam,  nahezu  dieselben  Indexzahlen  erhalten,  welche 

ich  aus  den  Messungen  von  Schädeln  berechnen  konnte, und  es  ist  ziemlich  gleichgültig,  ob 

ich  an  lebenden  Menschen  messe,  wo  natärlieh  durch  das  Fleisch  die  Maasse  länger  werden,  oder 
ob  ich  an  dem  Schädel  messe,  wo  das  Fleisch  verschwunden  ist  Die  Verhältnisse  bleiben  laetisch 
nahezu  dieselben,  wenn  die  Messung  mit  einer  gewissen  Kräftigkeit  der  Pression  an  Lebenden  aun- 
geführt  wird,  welche  ohne  erheblichen  Schmerz  und  ohne  Schaden  ausgcfShrt  werden  kann.“  — 
V.irchow  theilt  dann  weiter  mit,  dass  Miklucho-Maklay  zu  demselben  Resultate  gelangt  sei, 
indem  die  an  lebenden  Individuen  verschiedener  mikroncsischcr  und  melanesischor  Stämme  ge- 
fundenen Zahlen  dieselben  Iudiccs  ergaben,  wie  die  Messungen  an  Schädeln.  Schliesslich  sagt 
Virchow:  „Diese  Erfahrung  ist  ungemein  werthvoll,  und  ich  bin  sehr  gläcklich,  sie  als  Empfeh- 
lung dafür  mittheilen  zu  können , dass  man  sich  auch  an  Lebenden  das  nächste  ja  das  hauptsäch- 
lichste Material  für  das  Urtbeil  verschaffen  kann.“ 

Obgleich  ich  damals  während  des  Vortrages  des  Herrn  Professor  Virchow  zugegen  war,  so 
fand  ich  keine  Veranlassung,  irgend  welche  Einwände  zu  machen,  weil  ich  damals  glaubte,  Herrn 
Professor  Virchow  durchaus  beistimmen  zu  müssen.  Erst  später  durch  fortgesetzte  Studien  und 
Untersuchungen  bin  ich  zu  einem  anderen  Resultate  geführt  worden. 

Ich  behaupte:  Wegen  ungleicher  Vcrtheilnng  der  Weichgebilde  (Ilant  and  Mus- 
keln) am  Kopfe  zu  Gunsten  der  Länge  und  der  Breite  des  Kopfes  ist  das  Verhältnis 
beider  Maasse  zu  einander  — der  Kopfindex  — ein  anderer,  als  der  sogenannte 
Schädelindex,  wie  derselbe  am  knöchernen  Schädel  bestimmt  wird.  — Es  ist,  um  die 
an  lebenden  Personen  und  an  Schädeln  einer  und  derselben  Nation  gewonnenen 
Zahlen  in  Uebercinstimmung  zu  bringen,  eine  bestimmte  Correction  vorzunehmen. 

Virchow  hat  nicht  allein  in  jenem  eben  citirtcn  Vortrag  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  der 
an  Schädeln  gewonnene  Index  fast  genau  dieselbe  Zahl  gebe,  wie  der  durch  Messungen  an  Le- 
benden ermittelte  Index,  sondern  auch  an  anderen  Orten  seiner  zahlreichen  anthropologischen 
Miltheilungen,  so  z.  B.  bei  Gelegenheit  eines  Berichtes  über  livländisclie  Schädel  (Zeitschrift  für 
Ethnologie,  Bd.  X.,  Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  S.  144).  Grössere 
Zahlenreihen  zum  Belege  seiner  Ansichten  habe  ich  nicht  finden  können , ausgenommen  folgende 
Bemerkung,  welche  auch  jenem  Vorträge  entnommen  ist.  Virchow'  sagt:  „Noch  in  den 

letzten  Tagen  habe  ich  eine  Controlc  gemacht,  indem  ich  alle  meine  EBtenschädel  zusammen- 
genommen habe;  als  ich  den  mittleren  Breiteniudex  constatirte,  war  es  fast  genau  dieselbe  Zahl  (78,1 ), 
welche  ich  bei  lebenden  Esten  gewonnen  hatte  (78,6). 

Von  anderen  Autoren  und  Forschern,  welche  sicli  hinsichtlich  des  Kopf-  und  Schädelindex  an 
Virchow  tingeschlossen  haben  und  seiner  Ansicht  der  Identität  beider  Indices  beipflichten,  kann 
ich  nur  Miklucho-Maklay  anführen.  ln  Deutschland  Angestellte  anthropologische  Unter- 
suchungen, welche  gerade  diesen  Gegenstand  behandeln,  sind  mir  nicht  bekannt  geworden. 


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Ueber  die  Berechnung  des  Schädelindex  etc.  423 

Miklucho -Maklay  sagt1),  er  habe  sich  von  der  Brauchbarkeit  der  Kopfmessungen  an 
liebenden  überzeugt,  d.  h.  davon,  dass  die  Kopfmessungen  so  ziemlich  mit  den  Schädel  Messungen 
übereinstimmen.  In  der  Anmerkung  bezieht  er  sich  auf  folgende  Beweise.  Im  Jahre  1873  maass 
er  21  Individuen  beiderlei  Geschlechts  und  fand  einen  Breitenindex  von  87,5  bis  90,0;  dann  er- 
hielt er  in  Balanga  einen  „sicher  echten“  Negrito,  dessen  Breitenindex  89,5  war,  von  dem  aus- 
gesagt wird,  dass  er  mit  dem  durch  die  Kopfuiessung  gefundenen  Extreme  gut  stimmt. 

Bann  schreibt  Miklucho- Maklay  weiter:  „Ich  überzeugte  mich  einige  Monate  nachher 

durch  genaue  an  zwei  Leichen  in  der  Secirkammer  des  Gefungnisshospitals  zu  Batavia  gemachte 
Messungen  von  der  Brauchbarkeit  der  Methode.  Es  wurden  zuerst  die  Kopfdurchmesser  genau 
gemessen  und  darauf  nach  Entblüsaung  der  Knochen  an  den  betreffenden  Stellen  dieselben  Maasse 
wiederholt.  Nach  Berechnung  der  Breitenindiccs  erwies  sich  nur  eine  unbedeutende  Cor- 
roction.“  Wie  gross  die  Correction  war,  ist  nicht  angegeben,  allein  sie  erschien  dem  Reisenden 
nicht  so  weit  beachtenswert!),  um  deswegen  die  Messungen  einzustellen  oder  zu  corrigiren.  „In 
Folge  dieser  Resultate,“  schreibt  er,  „konnte  ich  die  Kopfmessungen  auf  weiteren  Reisen  mit 
Ueberzeugung  ihres  Werthes  fortsetzen.“ 

Miklucho- Maklay  bat  den  ganz  richtigen  Weg  zur  Controle,  ob  der  Breitenindex  des 
Kopfes  oder  des  mit  Weichtheilen  bedeckten  Schädels  derselbe  sei,  wie  der  Breitenindex  des  von 
seinen  Weichtheilen  befreiten  Schädels,  betreten;  er  bat,  wie  er  oben  meldet,  einen  und  den- 
selben Kopf  zweimal  untersucht.  — Dass  er  aber  dabei  eine  nur  unbedeutende  Differenz  fand, 
welcher  er  keine  Wichtigkeit  beilegt,  hängt  wohl  davon  ab,  dass  er  nur  zwei  Schädel  gemessen  hat. 

Wie  ich  oben  bereits  bemerkte,  habe  ich  Anfangs  der  Ansicht  gehuldigt,  dass  der  Kopfindex 
und  der  Schädelindex  bo  ziemlich  übereinstimmte;  was  in  mir  aber  den  Zweifel  an  der  Identität 
beider  Indices  aufkommen  liess,  war  zunächst  Folgendes:  Ich  hatte  durch  Messungen  an  40  Esten- 
Schädeln  einen  Breitenindex  von  77,4  berechnet,  während  Grube  durch  Messungen  an  100  leben- 
den Esten  den  Breitenindex  auf  79,(1  bestimmt  hatte  — das  war  ein  beträchtlicher  Unterschied  2,2. 
Ich  fand  keine  Erklärung  für  diese  Differenz  und  suchte  deshalb  in  der  anthropologischen  Literatur, 
ob  nicht  vielleicht  schon  das  Verhähniss  des  Kopfindex  (an  Lebenden)  zu  dem  Schädelindex  ex- 
perimentell festgestellt  worden  sei.  Und  ich  fand  wirklich,  was  ich  suchte  in  einer  bereits  18G8 
veröffentlichten  Abhandlung  des  Professor  P.  Broca  *).  Die  Abhandlung  fuhrt  den  Titel:  Compa-. 
raison  des  indices  cephaliques  sur  le  vivant  et  sur  le  squelette  und  findet  sich  im  Memoire  sur  les 
cranes  des  Basques  de  Saint -Jean  de  Luz,  abgedruckt  im  Bulletin  de  la  Soc.  d’Anthropologie  de 
Paris,  Seance  do  9.  jan.  1808. 

Sowohl  Top  in  ard  in  seiner  „Anthropologie“  *)  als  auch  Quatrefages 4)  in  seinem  „Men- 
schengeschlecht“ beziehen  sich  -auf  die  Broca’sche  Abhandlung. 

Broca  unterscheidet  die  beiden  fraglichen  Indices  als  Cephalindex  des  Kopfes  und 
Cephalindex  des  Schädels  (indice  cephalique  de  la  tete  et  du  eräne).  Mit  Rücksicht  auf  diese 


*)  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte,  Jahrgang  1878. 
8.  101. 

*)  Für  die  freundliche  UebermitMung  der  betreffenden  Abhandlung  bin  ich  dem  Herrn  Dr-  G.  Kuh  ff  in 
Paris  zu  Bank  verpflichtet. 

8)  P.  Topin  ard,  1’ Anthropologie.  2.  Mit.  Pari*,  1877,  p.  WS. 

4)  A.  de  Quatrefages,  l'espüce  humaino.  4.  Mit.  Paris,  1878. 


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424  Dr.  Ludwig  Stieda, 

Terminologie  habe  ich  oben  die  Ausdrücke  Kopfindex  und  Sohädelindex  gebraucht.  Broca 
sagt  dann:  Wenn  die  Dicke  der  Weichgebilde  an  einem  und  demselben  Schädel  überall  dieselbe 
wäre,  so  würde  der  Schüdelindex  stets  kleiner  sein,  als  der  Kopfindex.  Nehmen  wir  einen  Schade!, 
dessen  Längendurchmesser  180  mm,  dessen  grösster  Breitendurchmesser  140  mm  ist,  so  ist  der 
Schüdelindex  77,7.  Um  die  gegebenen  Durchmesser  des  Schädels  in  die  des  Kopfes  zu  verwan- 
deln, muss  die  Dicke  der  Weichgebilde  zugerechnet  werden.  Es  mag  für  dieselbe  3 mm  gelten,  so 
wird  der  Längcndurehmesscr  186  mm,  der  Breitend nrchmesser  146  mm  und  demnach  der  Kopf- 
index- 78,49  betragen.  Der  Kopfindex  ist  also  an  diesem  hypothetischen  Individuum  grösser, 
als  der  Schädelindex  und  wird  es  stets  sein,  und  zwar  wird  der  Kopfindex  um  bo  grösser  werden,  je 
dicker  die  Weichgebilde  des  betreffenden  Individuums  sind.  — Es  istabor  wohl  zu  berücksichtig«^),  dass 
die  Wcichtheile  am  Kopfe  nicht  überall  von  gleicher  Dicke  sind,  sondern  im  Gegentheil  in  den 
seitlichen  Gegenden  wegen  des  hier  befindlichen  Temporalmuskels  dicker  sind,  als  hinten  und  vom 
am  Kopfe.  Es  wird  nun  dadurch,  dass  der  ßreitendurelnnesser  des  Schädels  um  ein  Beträchtlicheres 
vergrüsscit  wird,  als  der  Längendurchmesser,  der  Kopfindex,  welcher  bereits  durch  die  Gegenwart 
der  Weichtheilc  grösser  ist,  als  der  Schädelindex,  noch  um  ein  Weiteres  vergrössert  werden. — Es 
sind  also  zwei  Momente  vorhanden,  welche  einen  bestimmten  mit  Wciehthcilen  bekleideten  Kopf 
mehr  brachyceplml  oder  wenig  dolichocephal  erscheinen  hissen,  als  den  seiner  Weiehtheile  be- 
raubten Kopf  d.  h.  den  Schädel,  nämlich  einmal  die  Thatsache,  dass  der  Schädel  allseitig  von  einer 
Hülle  bedeckt  ist,  nnd  zweitens,  dass  diese  Hülle  seitlich  dicker  Ist,  als  vorn  und  hinten.  — Es 
darf  aber  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  gewisse  individuelle  Umstände  den  Einfluss  der 
allgemeinen  Bedingungen  herabsetzen  oder  ausgleichen  können.  — Es  ist  zu  erinnern,  dass  der 
mediane  Abschnitt  des  Muse,  frontalie  und  dos  Muso.  pyramidalis  der  Nase  bei  einigen  Individuen 
von  beträchtlicher  Dicke  sind;  dass  der  Haarwuchs  hinten  sehr  stark  ist.  Es  kann  »ich  ereignen, 
dass  der  Lätigcndarchmesser  mehr  znnimint,  als  der  Breitend  nrchmesser  des  Kopfes  und  kann 
dadurch  der  Kopfindex  sogar  kleiner  w-erden,  als  der  Scbädctindex.  — Aber  ilio  genannten  Um- 
stände werden  nur  ausnahmsweise  Vorkommen.  Wenn  man  statt  eines  einzelnen  Individuums  eine 
Anzahl  von  Individuen  untersuchen  wird,  so  wird  stets  der  mittlere  Kopfindex  grösser  sein, 
als  der  mittlere  Schüdelindex.  — Die  Methode,  durch  stärkeres  Andrücken  der  Branchen  des 
.Messinstruments  die  durch  die  Weiehtheile  gegebene  Vergrössorung  des  Durchmessers  zu  be- 
seitigen, ist  unsicher,  weil  nicht  bei  allen  Individuen  die  Weiehtheile  in  gleicherweise  comprimir- 
bar  sind.  — Wir  wissen,  dass  der  Kopf  braehyccphalcr  erscheint,  als  der  Schädel,  aber  um  wie 
viel,  ist  a priori  nicht  bestimmbar.  — Es  muss  das  experimentell  durch  eine  Serie  von  Kopf-  und 
SchädelmCBsungcn  an  denselben  Individuen  festgestellt  werden. 

Broca  tlieilt  dann  seine  eigenen  an  19  Leichen  vorgenommenen  M«*ssungen  mit;  er  hat  zuerst 
den  Kopf  gemessen,  dann  nach  Entfernung  der  Weiehtheile  den  Schädel.  Es  wäre  ja  natürlich 
viel  zweckmässiger  gewesen,  die  Kopfhu-ssungen  an  Lebenden  zu  machen,  allein  davon  musst«  ab- 
gesehen werden,  weil  Broca  sich  nicht  enlschlicsscn  konnte,  die  Sterbenden  durch  seine  Messungen 
zu  stören. 

Ich  gebe  die  Mittel,  welche  Broca  aus  den  Zahlen  seiner  Messungen  berechnet,  hier 
wieder : 


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Ueber  dio  Berechnung  des  Schädelindex  etc.  425 


Zahl  der 
gemessenen 
Schädel 

Längen-  | Breiten- 
Durchmesser 
des  Kopfes 

Kopfindex 

Längen-  J ßreiten- 
Durch  utesser 
des  Schädels 

Schädel- 

index 

Differenz 
der  beiden 
Iudices 

19 

184,42 

147,63 

! 

80,051 

178,582 

139,947 

78,366 

+ 1,683 

Broca  folgert  nun  ans  seinen  Zahlen:  Der  Längendurchmesscr  deß  Kopfes  ist  um  6 mm, 

der  Breitendurchmesser  des  KopfeB  um  8 mm  im  Mittel  grösser,  als  die  entsprechenden  Durch* 
messer  des  Schädels.  Dadurch  ist  der  Kopfindex  im  Mittel  um  1,68  grösser,  alß  der  Schädeliudex. 
Jedoch  meint  Broca,  dass  eg  am  meisten  der  Wahrheit  entsprechen  wurde,  wenn  man  eine  Diffe- 
renz der  Indices  von  mindestens  zwei  Einheiten  an  nehmen  würde.  Mit  anderen  Worten,  der  Kopf- 
index ißt  durchschnittlich  um  zwei  Einheiten  grösser,  als  der  Scbädelindex.  — Broca 
bemerkte  ferner,  auf  seine  Tabelle  verweisend,  dass  unter  den  19  gemessenen  Individuen  bei  16 
der  Schädclindex  kleiner,  als  der  Kopfindex,  dagegen  bei  3 der  Schädelindex  um  ein  Unbedeutendes 
grösser  ist  (um  0,69,  0,56,  0,08).  Diese  Ausnahmen  bestätigen  aber  nur  die  Noth Wendigkeit,  ganze 
Reihen  und  nicht  einzelne  Individuen  zu  messen.  — Ich  habe  mich  ziemlich  lange  bei  Wiedergabe 
der  Broca1  sehen  Abhandlung  aufgebalten,  weil  ich  seinem  Uaisonnemcnt  durchaus  beistimmen 
muss,  und  meine  eigenen  Messungen  die  von  Broca  gezogenen  Schlüsse  durchaus  bestätigen. 

Wie  oben  bereits  bemerkt,  ist  Broca’s  Schlussresultat  in  die  Topinard’sche  „Anthropo- 
logie“ übergegangen  x).  Man  soll,  lehrt  Topinard,  von  dem  Kopfindex  der  Lebenden  zwei  Ein- 
heiten abziehen,  um  den  Schudelindex  zu  haben. 

Auch  Quatrefagcs  *)  hat  diese  Regel  anerkannt  Die  betreffende  Stelle  lautet  in  der  Uebor- 
setzung  wie  folgt;  „Erwähnen  will  ich  nur,  dass  dio  ungleiche  Dicke  der  Haut  und  einiger  dar- 
unter liegender  Muskelschichten  bestimmte  Corrcctionen  nöthig  macht,  wenn  die  am  Lebenden 
ermittelten  Messungswerthe  mit  den  an  präparirten  Schädeln  gefundenen  Wertlien  verglichen  werden 
sollen.  So  tragen  die  Schläfenmuskeln  dazu  bei,  den  grössten  Querdurchmesser  des  Schädel*  merk- 
lich zu  vergrüssern  und  dadurch  wird  das  Verhältniss  des  Lätigendurchraesaers  zum  Qucrdurch- 
mesßer  oder  der  für  die  Anthropologie  so  bedeutsame  Schädelindex  vergrössert  Nach  Broca1* 
Berechnung  hat  man  für  den  am  Lebenden  ermittelten  Verhältniss werth  zwei  Einheiten  in  Ab- 
rechnung zu  bringen.“ 

Ein  anderer  Forscher  Weisbach *)  stimmt  im  Princip  mit  Broca  überein,  nur  verlangt  er, 
dass  man,  um  den  Index  des  Schädels  zu  erhalten,  8 Proc.  vom  Breitenindex  abziehen  soll.  — Der 
Weg,  auf  welchem  Weisbach  zu  diesem  Resultate  gelangt,  Ist  folgender:  Breite  und  Länge  des 
Kopfes  können  — sagt  Weisbach  — mit  den  gleichen  Maassen  des  Schädels  nicht  überein- 
stimmen,  weil  erstere  ja  die  Weiobtheile  mit  einschliessen ; bei  einzelnen  Nationen  wechseln  sogar 
beide  Maaase  sehr  ungleich,  indem  die  Länge  weniger  zunimint,  al«  die  Breite.  Bei  Nordslaven, 
Rumänen  und  Magyaren  findet  man  die  Länge  des  Kopfes  um  7,5  und  6 mm,  die  Breite 


*)Topinard,  Lc.  pag.  835. 

*)  A.  de  Quatrefages,  das  Menschengeschlecht,  II.  Thl.  Leipzig,  Brockhaus,  1878,  8.  93.  (Internationale 
wiss.  BibL  XXXI.) 

*)  Dr.  A.  Weiabach,  Körpermessungen  verschiedener  Menechenrwcen.  Berlin,  1878.  8.  273. 

ArcWv  für  Anthropologie.  Bd.  XII.  54 


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426 


Dr.  Ludwig  Stieda, 

dagegen  um  11,  12  und  9 mm  grOuer,  als  an  den  macerirten  Schädeln,  woraus  sich  im  Durch- 
schnitt für  die*  Länge  G mm,  für  die  Breite  10  mm  ergeben,  die  bei  den  Kopfmaassen  auf  Rech- 
nung der  Weichthcile  kommen.  Eine  weitere  Folgerung  daraus  ist  die,  «lass  wegen  ungleicher 
Vertbeilung  der  Weicbgebilde  am  Kopf  zu  Gunsten  der  Länge  und  Breite  auch  das  Verhältnis» 
beider  Maasse  zu  einander  (der  Breitenindex)  ein  anderes  »ein  muss,  als  am  macerirten  Schädel, 
und  zwar  wegen  grosserer  Zunahme  der  Breite  muss  der  Kopfindex  ein  grösserer  sein.  Die  drei 
genannten  Völker  bringen  den  genügenden  Beweis.  Nach  Messungen  an  Lebenden  besitzen  di«» 
Nordslaven  einen  Index  von  85,7,  die  Rumänen  von  87,2  und  die  Magyaren  von  84,6, 
während  deren  Schädel  bloss  die  Indices  von  82,9,  82,8  und  82,3  aufweisen.  Zieht  man  au»  diesen 
beiden  Indexreihen  das  Mittel,  so  entspricht  85,8  «lern  Kopfindex,  82,6  dem  Schädelindex,  d.  h.  man 
muss  vom  Breitenindex  des  Lebenden  3 Proc.  abziehen,  um  den  Schädelindex  annähernd  zu  er- 
halten. 

Dann  weist  Weisbacl»  darauf  hin,  das»  wegen  des  grösseren  Kopfindex  die  Abgrenzung  der 
Dolicho-,  Meso  - und  Brachycephalic  auch  eine  andere  »ein  muss,  da»»  aber  wahrscheinlich  der  Ab- 
zug nicht  bei  allen  Völkern  ein  gleicher  sein  werde. 

Im  Princlp  mit  Broca  einverstanden  ist  ferner  G.  Ketzins,  nur  ist  das  von  lietzius  geübte 
Verfahren  ein  andere».  Retzius  berechnet  nicht  den  Kopfindex,  sondern  zieht  von  dem  durch 
UnterRuehung  an  Lebenden  erzielten  Messresultat,  sowohl  vom  Längen-  al»  vom  Breitendurch- 
messer 8 mm  für  die  Dicke  der  Weichgebilde  ab.  Aus  diesem  reducirten  Durchmesser  bestimmt 
Retzius  nun  den  Schädclindex.  — Retzius  schreibt  darüber1):  .Die  Maasse,  welche  an  den 

* Köpfen  lebender  Individuen  genommen  werden,  lnssen  »ich  ohne  Schwierigkeit  in  die  ent- 

sprechenden M nasse  des  Schädels  überführen,  wenn  man  nur  von  ihnen  die  Dicke  der  Haut,  welche 
in  da»  Maas»  eingerechnet  ist,  abzieht.  Um  dit*H  für  eine  solche  Keduction  anwendbare  Mittel  der 
Dicke  der  Kopfhaut  zu  erhalten,  haben  wir  an  Leichen  eine  Reihe  von  Messungen  gemacht.  Wie 
bekannt,  wechselt  die  Dicke  bei  verschiedenen  Individuen,  so  dass  sie  bei  mageren  Personen  2,5 
bis  3,5  mm,  bei  fetten  Individuen  4 bis  5,  sogar  6 mm  betragen  kann.  Im  Allgemeinen  dürfte 
man  indessen  als  Mittel  der  Dicke  der  Kopfhaut  bei  gesunden  erwachsenen  Personen  4 mm  an- 
nehmen können/  Demnach  zieht  Retziu»  von  jedem  Durchmesser  8 mm  flir  die  Dicke  der 
Hautdecke  ab. 

So  viel  habe  ich  über  die  fragliche  Angelegenheit  iu  der  Literatur  gefunden. 

Aus  dem  bisher  Mitgctheilten  geht  hervor:  Virchow  erklärt  den  an  lebenden  Individuen 
eines  Volke»  ermittelten  Kopfindex  und  den  an  Schädeln  desselben  Volkes  gefundenen  Schädel- 
index für  fast  gleich;  Miklucho-Maklay  findet  einen  Unterschied,  aber  zieht  denselben  als  zu 
unbedeutend  nicht  in  Betracht.  — Im  Gegentheil  hierzu  lierechr.et  Broca  zwischen  dein  Kopfindex 
und  dem  Schädelindex  eine  Differenz  von  zwei,  Weisbach  von  drei  Einheiten;  während  Retzius 
wohl  einen  Unterschied  anerkennt,  aber,  um  den  Schädelindex  zu  berechnen,  sowohl  vom  Längen- 
durchmesser al»  vom  Breilendiirchmesser  je  8 nun  abzieht 

Ich  muss  durchaus  mit  Broca  Übereihstimmen,  dass  die  Streitfrage  nach  der  Berechnung  des 


*)  Gustav  Retzius,  Matcriaux  pour  «>rvir  a la  i‘o»nai»ianc<*  de*  caraetere*  ethnique*  de*  Ra^es  Finnoisea 
(Cflmpt®  rendu  du  congres  d’anthropologi«  «t  d'archeologia  jmdiutoriques ; Stockholm,  1874)  und  ü.  Betzius, 
Fiutika  Crauier  Stockholm,  1878.  Fol.  8.  l,r>8.  (Coiupte  reudu,  pag.  188.) 


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Ueber  die  Berechnung  des  Schiidelindex  etc.  427 

Index  eigentlich  sicher  nur  gelöst  werden  könnte,  wenn  man  die  an  lebenden  Individuen  ge- 
wonnenen Maassc  mit  den  hinterher  gemessenen  Schädeln  vergleichen  könnte.  Dieser  Forderung 
stellen  sich  selbstverständlich  unüberwindliche  Hindernisse  entgegen.  Vielleicht  könnte  man  aber 
doch  zu  einem  Resultat  gelangen,  wenn  man  z.  B.  in  einem  grossen  Hospital  alle  Krauken  ohne 
Unterschied  beim  Eintritte  bei  Aufnahme  des  Status  praesens  in  Betreff  des  Kopfes  einer  Messung 
unterziehen  wurde.  Eine  gewisse  Anzahl  der  Messungen  würde  jedenfalls  später  benutzt  werden 
können.  — Ferner  ist  henrorzu heben , dass  der  Unterschied  zwischen  Kopfindex  und  Schädelindex 
nicht  bei  allen  Natioucn  derselbe  zu  sein  braucht,  «lass  möglicher  Weise  auch  hierbei  nationale  Ver- 
schiedenheiten in  Betracht  zu  ziehen  sind.  Es  wäre  deshalb  äusserst  wünschcnswerth,  dass  die 
Untersuchungen  womöglich  von  möglichst  reinen  Vertretern  einer  bestimmten  Race  oder  eines 
bestimmten  Volkes  gemacht  würden.  Die  Mittheilungen  Weisbaoh’s  über  die  Dicke  der  Weich- 
gebilde am  Kopfe  der  Nordslaven , Rumänen  und  Magyaren  weisen  deutliche  Differenzen  auf.  — 
Auch  diese  Forderung,  nur  Vertreter  einer  Race  zu  messen,  konnte  ich  nicht  erfüllen,  weil  die 
auf  dem  Dorpater  Uräparirsaal  benutzten  Leichen  von  sehr  verschiedener  Nationalität  oder  ohne 
jegliche  Angabe  ihrer  Herkunft  sind:  es  sind  Russen,  Esten,  Letten,  Deutsche  und  Kaukasier,  d.  h. 
aus  dem  kaukasischen  Gebiete  stammende  Individuen,  deren  Nationalität  von  mir  nicht  er- 
mittelt werden  kann.  Trotz  dieser  Mangelhaftigkeit  theile  ich  dennoch  meine  Tabelle  mit  und 
ziehe  auch  einige  Schlüsse,  weil  ich  vor  Allem  hoffe,  andere  Untersucher,  denen  grösseres  und 
besseres  Material  zu  Gebote  steht,  zu  weiteren  Forschungen  anzuregen  und  weil  meine  Messungen 
im  Ganzen  und  Grossen  die  Ansicht  Broca’s  bestätigen.  — Ich  setze  meine  Messungen  noch 
weiter  fort,  bei  der  Spärlichkeit  der  von  mir  zu  benutzenden  Leichen  kann  ich  aber  erst  in  längerer 
Zeit  grössere  Zahlenreihen  gewinnen. 


54* 


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428 


Dr.  Ludwig  Stieda, 


© 

f= 

s 

SS 

JB 

Nationalität 

und 

Karne 

Längen-  | Breiten- 
Durchmesser 
des  Kopfes  in  mm 

Kopfindex 

Längen-  | B reite  n- 
Dorchmesaer 
de#  Schädels  in  mm 

s 

T3 

•S 

'S 

1 

1 1 
Ü 'S 
£ £ 

a & 

u ^ 

Unterschied 
der  beiden 
Längen-  u.  Breiten  - 
Durchmesser 
ln  mm 

1 

Trofün  Korhatow,  Russe  . 

199 

164 

86,7 

181 

157 

86,7 



7 

2 

Nikita  Petrow,  Ran#©  . . 

183 

141 

179 

1 so 

78/3 

0.5 

4 

4 

8 

Tereiity  Samoilenko.  Russe 

180 

148 

w.i 

174 

141 

81,0 

1*2 

6 

7 

4 

Konioy  WIamjw,  Russe  . 

182 

151 

84,6 

175 

142 

81,1 

3fi 

7 

12 

5 

Jetneljan  Belmjew,  Russe  . 

180 

144 

80.0 

17! 

137 

79,2 

O.S 

7 

7 

6 

Tönno  OLn.  Este  . . . . 

191 

153 

80.0 

185 

141 

76,2 

8,8 

6 

12 

7 

Musafar  Al  lach,  Jnr-Ogli 

185 

146 

78,9 

180 

139 

77,2 

1,7 

5 

7 

8 

Geibat-Korgi,  Ogli  . . . 

193 

150 

77,7 

IBS 

141 

77,0 

0,7 

10 

9 

9 

Web  Mahmud,  Keib-Ogli 

IBS 

153 

88  fi 

177 

143 

80.8 

2,8 

6 

10 

10 

AnuaGrigorjewaa,  Russin 

187 

150 

80,2 

176 

136 

77,3 

2.0 

11 

14 

11 

Jelena  Iwanow  na,  Russin 

174 

149 

85,0 

166 

135 

81,3 

8 

14 

12 

Unbekannter  Mann  . . . 

196 

157 

80,0 

180 

143 

79,4 

0,6 

10 

14 

13 

a , . . . 

200 

166 

185 

159 

82,1 

0,9 

15 

14 

14 

175 

1*9 

85,1 

171 

142 

83,0 

2,1 

1 4 

7 

15 

„ .... 

197 

160 

80,7 

189 

145 

70,7 

4.0 

8 

13 

16 

190 

149 

78,4 

194 

139 

75/» 

2.9 

6 

10 

17 

0 „ * , ♦ 

186 

154 

82,8 

179 

143 

79,9 

20 

7 

n 

16 

Unbekannte»  Weib  . . . 

175 

140 

80.0 

170 

133 

78,2 

1,8 

3 

7 

19 

Feisul  Asad,  ügli  .... 

198 

1 15 

75,1 

189 

139 

73,5 

1,6 

4 

6 

20 

Nodschef  Ali  Achmed,  Ogli 

180 

147 

! 81,7 

175 

1 

139 

79,4 

2,3 

1 5 

8 

Betrachten  wir  die  Zahlen  der  Tabelle,  so  zeigt  sich  Folgende»: 

Unter  den  20  Individuen  ist  nur  ein  einziges  (Kr.  1),  bei  welchem  der  Kopfindex  und  der 
Scliüdclindcx  vollkommen  gleich  sind;  bei  allen  übrigen  (Nr.  2 bis  20)  ist  der  Kopfindex  grösser, 
als  der  Schädelindex  und  zwar  im  Mittel  um  2,06  (aus  1 bis  20  berechnet);  die  grösste  Differenz 
zeigt  Kr.  11  mit  4,3.  Ein  Individuum,  bei  welchem  der  Schadelindex  nicht  kleiner,  sondern 
grösser  ist  als  der  Kopfindex,  ist  mir  nicht  begegnet;  Broca  fuhrt  einige  Beispiele  an. 

Die  Differenz  des  Längendurchmessers  des  Kopfes  und  des  Schädels  beträgt  im  Mittel 
7,4  mm;  die  grösste  Differenz  zeigt  Kr.  12  mit  16  mm,  die  kleinste  Differenz  Nr.  2,  14,  19  mit 
4 mm.  Die  Differenz  des  BreitendurchmesaerM  des  Ivopfeg  und  des  Schädels  beträgt  im  Mittel 
9,7  mm;  die  grösste  Differenz  ist  15  mm  (Nr.  15),  die  kleinste  Differenz  4 mm  (Nr.  2). 

Im  Allgemeinen  ißt  die  Differenz  der  beiden  Breiteudurchmesser  grösser,  als  die  Differenz  der 
beiden  Längtmdurchmesser , d.  h.  mit  anderen  Worten,  die  Weiehgebildc  sind  seitlich  dicker,  als 
vorn  und  hinten;  das  findet  sich  bei  14  Individuen,  eine  gleiche  Differenz  zeigen  zwei.  Umgekehrtes 
Verhalten,  d.  b.  eine  grössere  Dicke  der  W eichtheile  vorn  und  hinten,  zeigen  vier  Individuen,  doch 
ist  diese  Differenz  sehr  unbedeutend,  sie  beträgt  in  drei  Fallen  1 nnd  in  einem  Falle  2 mm.  Be- 
achten wir  diese  Differenz  nicht,  sondern  betrachten  wir  in  den  genannten  vier  Fällen  die  Dicke 
der  Weichgebilde  als  gleich,  so  würden  wir  unter  den  20  Fällen  14  haben,  in  welchen  die  Dicke 


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Heber  die  Berechnung  des  Schädelindex  etc.  429 

der  Weichgcbildo  seitlich  grosser,  als  vorn  and  hinten,  and  sechs,  in  welchen  die  Dicke  seitlich, 
sowie  vorn  und  hinten  gleich  ist. 

Da  es  sich  hier  nur  am  20  Fälle  handelt,  so  sind  die  gezogenen  Mittel  gewiss  nicht  über  alle 
Zweifel  erhaben,  sondern  sind  corrigirbar.  Jedenfalls  aber  erscheint  es  klar,  dass  eine  Differenz 
zwischen  den  beiden  Indices  existirt  Das  von  mir  gefundene  Mittel  2,06  stimmt  so  ziemlich  mit 
dem  Broca’schen  (1,68)  überein,  so  dass  ich  der  von  Broca  aufgestellten  Behauptung,  man  soll 
als  Regel  der  Differenz  2 annehmen,  nur  beipflichten  kann.  Weisbach  setzt  die  Differenz  auf 
3 Procu;  es  muss  weiteren  Control  Untersuchungen  überlassen  bleiben,  zu  prüfen,  ob  vielleicht  bei 
den  von  ihm  gemessenen  Volksstämmcn  wirklich  eine  grössere  Differenz  vorhanden  ist,  als  bei  den 
Franzosen.  Es  wäre  sehr  wohl  möglich;  die  Differenz  ist  dann  wesentlich  auf  das  Ueberwiegen 
der  Breitendurchmesser  zurückzufilhren  und  dies  auf  die  grössere  und  stärkere  Entwickelung  der 
Weichgebilde  seitlich  am  Schädel.  Wahrscheinlich  waren  die  von  Weisbach  gemessenen  Indivi- 
duen muskulöser,  als  die  von  Broca  gemessenen.  — Der  Unterschied  des  von  Broca  berechneten 
Mittels  1,68  und  des  von  mir  festgestellten  Mittels  2,06  ist  offenbar  auch  nur  auf  die  grösserer  Ent- 
wickelung der  Weichgebilde  zurückzufuhren.  Nach  Broca  ist  der  Längendurchtnesscr  des  Kopfes 
um  6 mm,  nach  meiner  Berechnung  um  7,4  mm,  nach  Broca  der  Breitendurchmesser  des  Kopfes 
um  8,  nach  meiner  Berechnung  um  9,7  ram  grösser,  als  der  entsprechende  Durchmesser  des 
Schädels.  Aber  sowohl  Broca  als  auch  ich  finden,  dass  die  Differenz  zwischen  den  beiden  Breiten- 
durchmessern  grösser  ist,  als  die  Differenz  zwischen  den  beiden  Längendurchmessern;  mit  anderen 
Worten,  die  Dicke  der  Weicbtbeile  ist  seitlich  grösser,  als  vorn  und  hinten. 

Ich  muss  dieB  letzte  Resultat  insbesondere  gegenüber  der  Ansicht  RetziuR*  betonen. 
Retzius  hat,  wie  oben  angegeben,  die  durch  Messungen  an  Lebenden  gewonnenen  Kopfmaasse 
reducirt  und  aus  diesen  reducirten  Maassen  den  Schädelindex  berechnet  Er  hat  aber  bei  der 
Ileduction  sowohl  vom  Längend  urchtnesser,  als  auch  vom  Breitendurchmesser  des  Kopfes  8 mm 
abgezogen.  Da  nun  aber  der  Unterschied  des  Breitendurchmessers  dos  Kopfes  und  des  Schädels 
grösser,  als  der  Unterschied  der  Längendurchmesser  ist  (nach  Broca  um  2 mm,  nach  meiner  Be- 
rechnung um  2,3  mm),  so  sind  die  von  Retzius  berechneten  Längenbreitenindices  zu  gross;  cs 
sind  nämlich  die  von  ihm  gesetzten  Längendurchmesser  zu  kurz  angenommen.  Nehmen  wir  z.  B. 
in  der  Retziu  s’schen  Tabelle  Nr.  1 LfingcndurchraesAcr  188,  Breiten  durch  raesser  155;  das  giebt 
eiucn  Kopfindex  82,4,  und  demnach  unter  Abzug  von  zwei  Einheiten  einen  Schftdelindex  von  80,4; 
nach  Retzius  dagegen  beträgt  der  Schädelindex  81,7  (180:147).  Im  Princip,  d.  h.  in  Betreff 
der  Differenz  zwischen  den  beiden  Indiccs  stimmen  Retzius  und  ich  überein,  aber  je  nach  der 
angewandten  Methode  kommen  wir  zu  abweichenden  Resultaten;  hier  also  eine  Differenz  von  1,3. 
Man  könnte  mit  Recht  gegen  dieses  Einzelbeispiel  ein  wenden,  dass  es  als  Einzelfall  keine  Bedeu- 
tung habe.  Ich  habe  deshalb  aus  den  28  Beobachtungen  Retzins’  (Tabellen  Nr.  3 lebende  Kare- 
lier) nach  den  von  ihm  gefundenen  Zahlen  (Längendnrchmesser  und  Breitendurchmesser)  einen 
Kopfindex  von  81,7  im  Mittel  berechnet.  Ziehe  ich  von  dieser  Zahl  zwei  Einheiten  ab,  so  erhalte 
ich  den  Schädelindex  mit  79,7,  während  das  Mittel  für  den  Schädelindex  aus  den  von  Retzius 
redueirten  Kopfmaassen  sich  auf  80,9  berechnet  (Retzius  selbst  hat  keine  Mittel  berechnet).  Die 
Differenz  zwischen  den  so  nach  verschiedener  Weise  berechneten  Schädelindices  beträgt  demnach 
1,2;  nach  meiner  Berechnung  sind  also  die  karelischen  Schädel  nicht  so  brachycephal,  als  man 
nach  der  Berechnung  von  Retzius  annehmen  darf. 


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430 


Dr.  Ludwig  Stieda,  Berechnung  des  Schädolindex. 

Waeber*)  und  Witt2)  haben  in  ihren  Dissertationen  bereite  versucht,  die  Broca’sche  Regel 
— zur  Berechnung  des  Schädelindex  vom  Kopfindex  einen  Abzug  zu  machen  — in  Anwendung 
zu  ziehen.  Beide,  Waeber  und  Witt,  proponiren  aber  2,5  Einheiten  abzuziehen,  weil  sie  auf 
Grundlage  der  Control inessungen  an  zwei  Individuen  die  Differenz  auf  2,5  bestimmten.  — Ver- 
suchen wir  es  nun  mit  dem  von  Broca  ermittelten  und  durch  meine  Tabelle  bestätigten  Abzug 
von  zwei  Einheiten. 

Grube3)  hat  bei  100  lebendeu  Esten  den  Kopfindex  bestimmt  auf  79,6;  ziehen  wir  davon  2 
ab,  so  erhalten  wir  77,6;  dies  Resultat  stimmt  recht  wohl  uberein  mit  denjenigen  Messungen, 
welche  an  Esten schfuleln  gemacht  worden  sind.  Der  Schädclindex  beträgt  nach  meinen  eigenen 
Messungen  77,4  (40  Schädel),  nach  den  Messungen  Witt’s  77,6  (84  Schädel). 

Waeber  berechnet  den  Kopfindex  an  lebenden  Letten  (40  Männer,  40  Frauen)  auf  80,0  im 
Mittel,  ziehen  wir  davon  zwei  Einheiten  ab,  so  erhalten  wir  78,0.  Nach  den  Mittheilungen  von 
Kupffer  und  Bessel-Hagen 4)  beträgt  aber  der  Schüdelindex  nach  Messungen  an  50  Letten- 
Schädeln  78,05;  auch  hier  stimmt  das  Resultat  so  gut,  als  man  es  nur  wünschen  kann5). 

Ich  glaube,  dass  die  beiden  angeführten  Beispiele  entschieden  dazu  beitragen,  die  Broca' sehe 
Regel  zu  stützen. 

Es  wäre  mir  sehr  erfreulich,  wenn  in  Folge  dieser  meiner  vorliegenden  Mitteilungen  andere 
Forscher  grössere  Reihen  von  Messungen  an  geeignetem  Materiale  vornehmen  würden  oder  wenn 
diejenigen  Forscher,  welche  bereits  über  die  in  Rede  stehende  Frage  nach  dem  Kopfindex  eigene 
Erfahrung  gesammelt  haben,  ihre  Ansichten  veröffentlichen  wollten. 


*)  O.  Waeber,  Beiträge  zur  Anthropologie  der  Letten.  Doct.  Dias.  Dorpat,  1879.  8.  37. 

*)  H.  Witt,  Die  Schädelform  der  Esten.  Doct.  Disa.  Dorpat,  1879.  S.  49. 

*)  O.  Orube,  Anthropologische  Untersuchungen  an  Esten.  Doct.  Dias.  Dorpat,  1678.  8.  29.  (Grube 
selbst  giebt  irrthnmlich  die  Zahl  79,20  an.) 

4)  Dieses  Archiv,  Bd.  XII.,  die  anthropologischen  Sammlungen  in  Königsberg. 

h)  Ich  selbst  habe  nur  die  unerhebliche  Zahl  von  6 Lettcnechädeln  messen  können;  der  daraus  berechnete 
Index  ist  77,2  (nicht  80,  wie  im  Correspondenzblatt  1878,  Nr.  10,  8.  127  angegebeu  ist);  wegen  der  geringen 
Anzahl  der  Schädel  hat  das  Mittel  keine  Bedeutung. 


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XIII. 


Die  Metallarbeiten  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  für  die 
allgemeine  Geschichte  der  Metallindustrie. 

Vou 

Christian  Hoatmann  in  Celle. 


Eines  der  gewichtigsten  Bedenken , die  gegen  das  herrschende  System  der  Dreiperioden- 
theilung  unsererseits  erhoben  wurden,  richtete  sich  gegen  die  Annahme  einer  sogenannten  reinen 
Bronzezeit  mit  gegossenen  Fabrikaten,  oder  mit  anderen  Worten,  gegen  die  behauptete  Priorität 
der  Giesskunst  vor  dem  Schmiedehandwerk. 

Wir  wiesou  dem  gegenüber  darauf  hin,  dass  nicht  die  Schmelzbarkeit,  sondern,  wie  es  einer- 
seits in  dem  Wesen  nnd  natürlichen  Vorkommen  der  Metalle  begründet  liegt,  andererseits  aach  er- 
fahrungsgemäß durchaus  feststeht,  die  Dehnbarkeit  diejenige  charakteristische  Eigenschaft  der 
Metalle  gebildet  habe,  an  welcher  der  Mensch  zuerst  erlernte,  sie  seinen  Zwecken  dienstbar  zu 
machen.  Die  einfache,  unmittelbare  Formgestaltung  mittelst  des  Hammers  bezeichnet  daher  stets 
das  ältere  und  ursprüngliche  Verfahren,  während  die  Giesskunst,  d.  h.  die  Formgebung  durch  Ein- 
giessen des  flüssig  gemachten  Metalles  in  künstlich  hergestellte  Gussfurmen,  als  die  höhere  Stufe  in 
der  Aasbildung  der  Metallindustrie  geradezu  ein  Kunstgewerbe  bildet,  das  wir  niemals  bei  primi- 
tiven, sondern  nur  bei  höher  entwickelten  Nationen  und  stets  nur  in  Gemeinschaft  mit  dem  älteren 
Schmicdchandwerk  und  der  Toreutik  in  Uebung  finden. 

Man  darf  es  füglich  als  einen  der  ärgsten  Missgriffe  bezeichnen,  deren  die  prähistorische 
Forschung  sich  schuldig  gemacht  hat,  dass  sie,  ohne  dies  Grundgesetz  in  der  Entwickelung  aller 
Metallarbeit  zu  berücksichtigen,  die  wahre  Culturateliung  der  Giesskunst  verkennend,  dieselbe  zu 
dem  primitivsten  Handwerke  herabwürdigte.  • 

Wenn  auch  eine  Uebertragung  dieses  schwierigen  Gewerbes  von  einem  Cnlturvolke  zu  einem 
weniger  civilisirten  Volke  an  und  für  sich  nicht  undenkbar  ist,  — ein  Beispiel  dafür  bieten  be- 
kanntlich die  südcuropüischen  Indogermanen,  welche  erst  durch  ihre  dauernden  Beziehungen  zu 
asiatischer  und  etruskischer  Cultur  mit  der  GieBskunst  überhaupt  vertraut  geworden  sind  — , so 
setzt  dieser  Vorgang  doch  unter  allen  Umständen  das  Vorhandensein  eines,  bereite  durch  ein  aus- 
gebildetes Schmiedehandwerk , durch  eine  genaue  Bekanntschaft  mit  den  einfachen  Metallen  und 
ihrer  Gewinnung  zur  Aufnahme  des  neuen  Industriezweiges  vorbereiteten  und  empfänglich  gemachten 


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Christian  Hostmann, 


Bodens  voraus.  Die  Meinung  aber,  cs  lasse  sich  die  Technik  des  Formens  und  Giessen«,  ohne 
diese  für  sic  nothwendige  Grundlage  in  der  industriellen  Cultur  irgend  eines  Volkes  vorsufindcn, 
erlernen , fortpflanzen  und  sogar  als  isolirt  stehendes  Gewerbe  betreiben , muss  für  ebenso  wider- 
sinnig erklärt  werden,  wie  etwa  die  Behauptung,  ein  Volk,  das  bis  dahin  mit  der  Baukunst 
durchaus  unbekannt  gewesen,  sei  durch  Berührung  mit  einem  Culturvolke  befähigt  worden,  ohne 
Weiteres  kunstvolle  Hochbauten,  Tempel  und  Paläste  zu  errichten! 

Ausgehend  von  der  Ueberzengung,  daBS  der  Werth  allgemeiner  Thesen  01>er  Entstehung  und 
Entwickelung  der  Metallverarbeitung  auf  empirischem  Wege  mit  einigem  Erfolg  nur  an  solchen 
Funden  aus  hohem  Altcrthume  geprüft  werden  könne,  die,  inmitten  metallführcnder  Districte  be- 
legen, hinsichtlich  ihres  ganzen  Bestandes  die  vollste  Garantie  bieten,  dass  sie  der  gewerblichen 
Thätigkeit  ein  und  desselben  Volkes  angehören,  habe  ich  es  unternommen,  die  Metallarbeiten  aus 
den  Akropolisgräbem  von  Mykenft  einer  kritischen  Prüfung  zu  unterziehen. 

Freilich  liegen  der  nachfolgenden  Betrachtung,  deren  wesentlichsten  Ergebnisse  bereits  in  der 
im  September  1878  zu  Marburg  abgehaltenen  Generalversammlung  der  deutschen  Geschichte-  und 
Alterthumsvercinc  von  mir  zur  Sprache  gebracht  wurden,  lediglich  die  in  dem  Schliemann’scben 
Werke  veröffentlichten  Zeichnungen  zu  Grunde.  Diese  aber  sind  von  englischen  Künstlern  mit  so 
viel  plastischer  Anschaulichkeit  entworfen , dass  sie  nebst  der  Beschreibung  der  Gegenstände  und 
den,  wenn  auch  nur  in  geringer  Anzahl  von  den  Professoren  John  Percy  in  London  nnd  Län- 
derer in  Athen  angestellten  chemischen  Analysen  dio  Möglichkeit  boten,  den  Standpunkt  der 
damaligen  Hüttenkunde  und  Mctalltoclinik  zu  schildern,  ohne  irgend  wesentliche  Fehlschlüsse 
befürchten  zu  müssen. 

Die  Gräber  selbst,  um  dies  mit  einigen  Worten  anzudeuten,  stehen,  wenn  auch  auf  griechischem 
Grund  und  Boden  belegen,  doch  ausser  oller  Beziehung  zu  griechischer  Cultur  und  Nationalität. 
Sie  sind,  unseres  Erachtens,  älter  als  die  berühmten  Schatzhäuser  oder  Mausoleen  von  Mykenä; 
fallen  demnach  etwa  in  die  Mitte  des  2.  Jahrtausends  V.  Chr.  und  dürften  sich,  ebenso  wie  jene  gross- 
artigen Hy  pogäen,  am  besten  auf  die  Einwanderung  der  Pelopiden,  d.  h.  also,  auf  lydisch-phrygische 
Colonisten  zurückfuhren  lassen.  Jedenfalls,  und  dies  ist  für  die  Zwecke  unserer  Untersuchung  am 
wichtigsten,  zeigt  ihr  ganzer  Inhalt  sowohl  in  dem  Reichthum  des  Materials,  wie  hinsichtlich  der 
Form  und  Verziernngsart  durchweg  asiatisches  Gepräge.  Daneben  stehen  die  Erzeugnisse  auch 
der  verschiedensten  Gewerbe  unter  einander  in  so  einheitlichem  Zusammenhänge;  sie  bilden  ein 
so  in  sich  abgeschlossenes  Ganze,  dass  — von  vereinzelten,  offenbar  aus  der  Fremde,  z.  B.  aus 
Aegypten  herbeigefuhrten  Gegenständen  abgesehen  — an  ihrem  echt  endemischen  Ursprünge  gar 
nicht  gezweifelt  werden  kann.  Als  Gräber  sehr  reicher  Leute  geben  sie  ausserdem  in  ihrem  engen 
Rahmen,  wenn  auch  die  Grabesausstattung  der  Hauptsache  nach  aus  edlen  Metallarbeitcn  besteht, 
ein  getreues  Bild  von  dem  Zustande  der  gesummten  gewerblichen  Industrie  der  damaligen  Zeit, 
ein  Umstand,  der  für  die  richtige  Beurtheilung  der  relativen  Entwickelungsstufe  der  verschiedenen 
Industriezweige  von  wesentlicher  Bedeutung  ist. 

Wir  finden  in  den  Gräbern  von  den  Metallen  das  Gold,  Silber,  Kupfer,  Zinn  und  Blei  ver- 
treten und  zu  den  verschiedensten  Gegenständen  verarbeitet.  Leider  entzieht  sieh  das  Eisen,  da 
es  unter  den  eigentlichen  Grabmitgaben  nicht  vorgekommon  zu  sein  soheint,  der  näheren  Betrach- 
tung; doch  wurden  eiserne  Messerchen  nebst  höchst  primitiven  Bronzemessern  und  geschliffenen 
Stcinkeilcn  im  Schutt  gefunden,  and  es  wird  sich  nachher  ergeben,  dasB  zur  Zeit  der  Gräber  das 


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Die  Motallarbeiten  von  Mykenii  und  ihre  Bedeutung  etc. 

Eisen  sowohl  zu  Arbeitsgerät!)  wie  zu  Waffen  verwendet  wurde.  Die  anderen  Metalle  betrachten 
wir  zunächst  hinsichtlich  ihrer  Qualität  und  metallurgischen  Darstellung. 

Das  Gold  kommt  bekanntlich  in  der  Natur  nur  in  rcgulinischer  Gestalt  vor,  aber  selten  ganz 
rein,  sondern  mit  einem  mehr  oder  weniger  hohen  Gehalte  an  Silber  und  sehr  geringen , kaum 
1 Proc.  betragenden  Mengen  von  Kupfer  und  Eisen.  Eh  lässt  sieh  daher,  wenn  ein  von  Percy 
analysirtes  Bruchstuck  eines  goldenen  Gelasses  89,30  Proc.  Gold,  8,55  Silber,  0,57  Kupfer  und 
0,20  Eisen  enthielt,  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  in  diesem  Falle  natürliches 
Waschgold  direct  cingesclmiolzcn  und  verarbeitet  wurde.  Ergab  dagegen  die  Analyse  einer  Probe 
Blattgold  neben  23,37  Proc.  Silber  noch  2,22  Kupfer,  0,35  Blei  und  0,24  Eisen,  so  lässt  hier 
sowohl  der  hohe  Silber-  und  Kupfergehalt,  wie  die  gleichzeitige  Anwesenheit  von  Blei  nicht  daran 
zweifeln , dass  eine  absichtliche  Vermischung  des  Goldes  mit  Silber  vorgenommen  wurde.  Dem- 
nach war  also  in  Mykcnä  bereits  die  dem  closHischcu  Altcrthumu  als  Elcktrum  bekannte  künstliche 
Legirung  von  etwa  3 Theilen  Gold  mit  1 Theil  Silber  gebräuchlich,  wodurch  die  schon  bei  anderer 
Gelegenheit  von  uns  geäusserte  Ansicht,  das»  überhaupt  die  edlen  Metalle  die  erste  Veranlassung 
gaben  zur  Entdeckung  der  wichtigen  Operation  des  Legircns,  sehr  an  Wahrscheinlichkeit  ge- 
winnen muss.  Sobald  sich  nämlich  bei  der  Verwendung  verschiedener  Sorten  Waschgold  heraus- 
gestellt hatte,  dasB  die  Stücke  von  hellerer  Farbe  hei  gleicher  Dehnbarkeit  eine  grössere  Festigkeit 
als  die  dunklen  belassen,  lag  es  nahe  genug,  durch  künstliche  Mischung  die  Natur  nachzuahmen. 
Dieselbe  Legirung  wurde  denn  auch  bereits  in  lliHsarlik  bei  den  getriebenen  Vasen  im  Priamos- 
Bchatzc  angetroffeu,  wogegen  erst  in  späterer  Zeit,  unter  Anderem  bei  dünnen  Goldblättchen  aus 
den  Gräbern  von  Hallstatt  eine  Verschlechterung  des  verarbeiteten  Goldes  durch  Zusatz  von  15  Proc. 
Kupfer  zu  constatiren  ist. 

Wenn  in  Mykenu  neben  dem  Golde  auch  das  Silber  in  reichlicher  Menge  auftritt,  obgleich 
das  letztere  nebst  dem  Blei,  nach  der  nordischen  Schablone  der  Periodentheilung  durch  die  ganze 
„Bronzeperiode“  vom  Golde  getrennt  sein  sollte,  so  kann  das  nicht  überraschen,  weil  es  den  natür- 
lichen Verhältnissen  durchaus  entspricht  Denn  das  Silber  kommt,  wenn  auch  nicht  so  verbreitet 
wie  Gold,  nach  Fournet  sogar  häufiger  als  Kupfer  im  gediegenen  Zustande  vor.  Als  solches  lag 
es,  wie  alte  Schriftsteller  bezeugen,  oft  in  erstaunlicher  Menge  auf  der  noch  unberührten  Erde  zu 
Tuge,  und  seine  reichen,  zum  Theil  durch  prachtvolle  Farbe  ausgezeichneten  Erze  boten  der  Dar- 
stellung auch  keine  grösseren  Schwierigkeiten  als  die  Kupfererze.  Seit  Urzeiten  waren  daher,  wie 
die  vergleichende  Sprachforschung  ergiebt,  Bowohl  Scuiitcn  wie  Indogerinanen  mit  beiden  Edel- 
metallen neben  dem  Eisen  und  Kupfer  bekannt;  die  ältesten  Schriftquellen  und  monumentalen  In- 
schriften erwähnen  stet»  mit  dem  Golde  auch  das  Silber,  dessen  Werth  bekanntlich  zu  Salomo’* 
Zeiten  derart  gesunken  war,  dass  es  „für  nichts“  geachtet  wurde.  Und  dennoch,  obgleich  nie 
ein  technischer  Fachmann  daran  gedacht  hat,  das  gleichzeitige  Bekanntwerden  von  Gold  und  Silber 
zu  beanstanden,  war  die  moderne  Archäologie  gedankenlos  genug,  sich  die  dänischen  Principitn 
als  Wissenschaft  octroyiren  zu  lassen! 

Wichtiger  als  das  Vorkommen  des  Silbers  an  und  für  sich  ist  in  metallurgischer  Hinsicht  der 
Umstand,  dass  die  alten  Colonisten  von  Mykcnä  allem  ErmesBen  nach  bereits  mit  dein  Ausbringen 
reicher  Silbererze  auf  dem  Wege  der  Cupellntion,  d.  h.  durch  Zusatz  von  Blei  und  nachherigcs 
Abtreihen  des  sogenannten  Werkbleies  umzngehcn  wussten.  Den  Beleg  dafür  findet)  wir  iu  der 
Masse  eines  gegossenen  Hirsches,  die,  wie  Professor  Länderer  ermittelte,  aus  einer  Mischung  von 

Archiv  far  Anthro|><4o|fl«.  Bd.  XII.  55 


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Christian  Hostmann, 


434 

*/,  Silber  und  */a  lilei  bestellt,  und  in  den  unreinen  Bestaudtheilen  des  zu  einer  Vase  verarbeiteten 
Silbers,  welches  0,30  Proc.  Gold,  3,23  Kupfer,  0,44  Blei  und  0,12  Eisen  enthielt.  Hier  deutet  zu- 
gleich die  Menge  des  noch  vorhandenen  Bleie«,  durch  dessen  Anwesenheit  die  Dehnbarkeit  des 
Silbers  in  hohem  Grade  beeinträchtigt  wird,  darauf  hin,  dass  die  Afliuage  nur  unvollkommen  be- 
werkstelligt wurde,  während  der  noch  höhere  Gehalt  an  Kupfer  durch  eine  absichtliche,  zur  Härtung 
dos  Silbers  vorgenommene  Legirung  erklärt  werden  muss.  Das  Gold  ist  dagegen  eine  natürliche 
Beimischung  und  war  Überall  nicht  durch  den  Abtreibungsprocess  vom  Silber  zu  trennen.  Auch 
die  in  Hissarlik  gefundenen  Silbcrgefusse  zeigen  einen  künstlichen  Zusatz  von  4 bis  5 Proc.  Kupfer, 
und  diese  Legirung  stimmt  bereits  genau  mit  derjenigen  überein,  die  wir  (nach  Mailet,  Bibra  u.  A.) 
bei  griechischen  und  römischen  Silberarbeiten  antreffen. 

Ob  die  mykenuischen  Goldschmiede  beim  Heinigen  deB  Goldes  in  ähnlicher  Weise  verfuhren, 
wie  beim  Silber,  lasst  sich  nach  den  bis  jetzt  vorliegenden  Analysen  mit  Bestimmtheit  nicht  ent- 
scheiden. Nach  einem  Bericht  des  Agatharchides  (de  man  Erythr.  c.  28)  reinigten  di«  Aegypter 
das  Grubengold,  indem  sie  es,  vermischt  mit  Blei,  Zinn,  Salz  und  G «raten kaff,  in  fcstverschlossenen 
Tiegeln  fünf  Tage  und  Nächte  hindurch  glühten.  Auch  rühmt  Plinius  die  Eigenschaft  de«  Bleies, 
das  Gold  zu  läutern,  und  keinenfalls  konnte  ein«  so  grossartige  Goldindustrie  wie  die  von  Mykenä 
bestehen  ohne  Benutzung  verschiedener  Flussmittel,  als  Salpeter,  Borax,  Soda  oder  anderer  Salze. 

Was  den  Standpunkt  der  Kupferverhüttung  in  damaliger  Zeit  anbetrifft,  so  liegen  für  seiito 
Beurtheilung  im  Ganzen  drei  Analyseu  vor,  von  denen  sich  aber  nur  eine  auf  Kupfer  allein,  zwei 
dagegen  auf  Zinn  -Kupferlegirungen  beziehen.  Der  analysirte  Henkel  eines  Bronzegefasses  ergab 
89,09  Pme.  Kupfer  und  10,08  Proc.  Zinn,  also  eine  wahre  Standardlegirung  (temperatura  normalis), 
wie  sie  technisch  eleganter  gar  nicht  verlaugt  werden  könnte.  Dabei  bemerkt  Percy  ausdrücklich, 
das  verwendete  Metall  scheine  von  ganz  besonderer  Reinheit  gewesen  zu  sein.  Das  andere  von 
einem  Bronzeschwerte  genommene  Stück  ergab  in  Procenten  86,38  Kupfer,  13,06  Zinn,  0,11  Blei, 
0,17  Eisen,  0,1 5 Nickel  nebst  Spuren  von  Kobalt,  während  das  zu  einem  Kessel  von  0,5  mm  Wand- 
stärke ausgeschmiedete  Kupfer  im  Ganzen  0,48  Proccntthcile  an  Zinn,  Blei,  Wismuth,  Silber,  Eisen 
und  Nickel,  nebst  0,83  Arsenik  enthielt 

Da  nun  die  Qualität  der  Nebenbusümdtheil«  des  Kupfers  auf  die  Verhüttung  von  kiesigen 
Ei7.cn  hinweist,  so  würde  man  ans  ihrer  verhältnissmässig  kleinen  Menge,  besonder«  in  der  zweiten 
Bronzearialyse,  schliossen  müssen,  dass  jener  schwierigste  von  allen  metallurgischen  Processen  da- 
mals bereits  in  ähnlicher  Vollkommenheit  ausgeführt  wurde,  wie  gegenwärtig.  Erscheint  dies  von 
vornherein  als  höchst  unwahrscheinlich,  so  spricht  auch  der  hohe  Arsengehalt  in  dem  geschmiedeten 
Kupfer  entschieden  dagegen,  der  in  der  Tliat  so  gross  ist,  dass  man  kaum  begreift,  wie  es  möglich 
war,  ein  so  ausserordentlich  rothbrüchiges  und  kantenrissiges  Material  unter  dem  Hammer  zu  ver- 
arbeiten. Die  Thatsache  aber,  dass  ein  so  unbrauchbares  Kupfer  überhaupt  verarbeitet  wurde, 
führt  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  mehr  oder  weniger  hohe  Heingehalt  desselben  lediglich  von  der 
zufälligen  Beschaffenheit  der  verhütteten  Erze  abhing.  Wir  werden  daher  weit  rationeller  ur- 
theilen,  wenn  wir  die  Verunreinigung  des  Kupfers  aus  geringen  Mengen  von  kiesigem  Erze  her- 
lcitcn,  die  beim  Abbau  des  eigentlichen,  aus  gediegenen  und  oxydischen  Erzen  bestehenden  Ver« 
hüttungsmaterials  nebenbei  mit  eingebrochen  waren.  Dies«  Erz«  konuten  in  einfachster  Weise 
reducirt  und  nutzbar  gemacht  werden,  indem  man  sie  zunächst  auf  Rohkupfer  und  danach  auf 
Garkupfer  in  offenen  Herden  verarbeitete. 


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Die  Metallarbeiten  von  Mykonä  und  ihre  Bedeutung  etc.  435 

Hei  dem  gänzlichen  Mangel  an  gleichzeitigen  fachmännischen  Berichten  sind  wir,  um  uns  Auf- 
klärung zu  verschaffen  über  die  Hütten  proeesse  im  Altcrthume , neben  der  Untersuchung  der  Erz- 
lagerstätten besonders  auf  eine  qualitative  Analyse  der  alten  Schlacken  roste  angewiesen.  Bleibt 
in  dieser  Beziehung  immer  noch  viel,  um  nicht  zu  sagen  Alles  zu  wünschen  übrig,  so  ist  seither 
doch  weit  mehr  geschehen  für  die  Geschichte  der  Eisenverhüttung  als  für  dio  des  Kupfers,  denn 
die  bis  jetzt  bekannten  vereinzelten  Analysen  von  Kupferschlacken  aus  Cypern,  Spanien  uud  Dacien 
sind  für  die  Beurtbeilung  des  Verfahrens  ohne  allen  Werth. 

Das  Zinn  tritt  in  Mykenä  nicht  als  selbständig  verarbeitetes  Metall  auf,  wie  beim  Homer, 
sondern  nur  als  Bestandteil  der  Bronze.  Dass  diese  von  Anfang  her  durch  Vermischung  von 
metallischem  Kupfer  mit  metallischem  Zinn  gebildet  wurde,  ist  gar  nicht  zu  bezweifeln,  und  wird 
unwiderleglich  durch  die  Qualität  der  mykenäischen  Bronzen  bewiesen,  wenn  sie  auch  im  Zinn- 
gehalt nicht  genau  unter  einander  übereinstimmen.  Hierauf  konnte  es  um  so  weniger  ankomtiien, 
wenn  man  die  Mischung  lediglich  zu  Gusswaaren  und  nicht  zum  Hämmern  und  Treiben  verwenden 
wollte.  Während  die  Bronzen  von  Mykenä  10  und  13  Proc.  Zinn  enthalten,  ergaben  die  in  Ilia- 
»arlik  gefundenen  und  sicher  weit  älteren  Bronzen  nach  den  Analysen  von  Damour  nicht  mehr 
als  3,80  und  8,60  Proc.,  woraus  deutlich  hervorgeht,  dass  erst  alltnülig  sich  das  zweckmässigste 
Verhältnis»  für  die  Bronzelegirung  herausgestellt  hat. 

In  der  Hegel  glaubt  man  die  erste  Entdeckung  der  Bronze  von  dem  gemeinsamen  Vorkommen 
der  beiden  constituirenden  Metalle  abhängig  machen  zu  müssen.  Aber  ganz  mit  Unrecht!  Denn 
man  bedenkt  dabei  nicht,  dass  diejenigen  Volksclassen  des  Alterthums,  denen  es  oblag  die  Erze 
zu  fördern  und  roh  niederzuschmelzen,  um  sie  für  den  Transport  geeignet  zu  machen,  sicher  auf 
keiner  höheren  Stufe  der  Ausbildung  standen,  als  die  metallverarbeitenden  Naturvölker  der  Gegen- 
wart, bei  denen  wir  vergeblich  nach  irgend  welcher  Kenntnis»  des  Logircns  suchen  würden.  Ohne- 
hin wird  ausdrücklich  bezeugt  (Streb.  III.  5,  11),  dass  die  Phönicier  nicht  etwa  Bronze  aus  Bri- 
tannien herbeiholten,  sondern  Zinn,  welches  Bie  gegen  fertige  Bronzefabrikate  (jalxiofiata)  ein- 
tauschten,  und  noch  zu  Cäsar  b Zeit  (b.  g.  V.  12)  verstunden  die  Britannier  nichts  von  dem  Aus- 
bringen des  Kupfers,  geschweige  denn  von  der  Darstellung  der  Bronze! 

Woher  das  in  Mykenä  verwendete  Zinn  bezogen  wurde,  dürfte  wohl  ebenso  schwierig  zu 
entscheiden  sein,  wie  die  Frage  nach  der  Herkunft  des  in  grossen  Massen  gefundenen,  zu  Perlen 
verarbeiteten  Bernsteins.  Man  wird  hier  weder  an  die  Gestade  der  Ostsee,  noch  bei  dein  Zinn  an 
die  reichen  Zinnseifenwerke  Hispaniens  und  Galliens  oder  der  Kasaiteriden  denken  können,  die 
damals  sicher  noch  uner»chlossen  lagen.  Mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  Hessen  sich  die  zinn- 
führenden Diatricte  des  alten  Drangiana  au  den  Ausläufern  des  Parop&misus  (Strub.  XV.  2,  10), 
die  südlichen  Abhänge  des  Kaukasus,  vielleicht  auch  Kreta  in  Betracht  liehen.  Gegen  die  an  sich 
nicht  eben  unwahrscheinliche  Annahme,  dass  von  Vorder-  und  Hinterindien  au»  schon  im  Alter- 
thurne  Zinn  den  westlichen  Ländern  angeführt  wurde,  scheint  doch  der  glaubwürdige  Bericht  de» 
Arrian  (peripl.  in.  Erytlir.  I.  7,  28,  49,  56)  zu  sprechen,  wonach  da»  Zinn  von  Aegypten  und  Ara- 
bien nach  Indien  importirt  wurde. 

Uebrigen»  wurde  der  Zinnstein,  dessen  krystallinischc  Textur  dem  Eindringen  der  rcducirenden 
Kohlenoxydgase  oft  lebhaften  Widerstand  leistet,  nachdem  er  gewaschen,  sofort  an  seiner  Lager- 
stätte einfach  niedergeschmolzen  (I)iod.  V.  22;  Plin.  34,  47)  und  das  in  Barreoform  in  den  Handel 
gebrachte  Metall  musste,  wenn  die  Verwendung  der  Bronze  es  erforderte,  in  kleinen  Tiegeln  mehr- 

53  ♦ 


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Christian  Hostraann, 


fach  urageschmolzen  werden  (Pbilon.  8 trat.  IV.  44).  Schon  Heaiod  erwähnt  bekanntlich  den  Ge- 
brauch glatt  ausgedrehter  Tiegel  beim  Schmelzen  des  Zinns  (Theog.  862). 

Gehen  wir  hiernach  zur  Betrachtung  der  Mctallarbeiten  selbst  über,  so  ergiebt  sich  zunächst, 
dass  die  aus  Gold,  Silber  und  Kupfer,  beziehungsweise  den  I^girungen  dieser  drei  Metalle  be- 
stehenden Gegenstände  nicht  gegossen,  vielmehr  ohne  Ausnahme  durch  Schmieden,  Hämmern, 
Treiben  und  Scnlptiren  hergestellt  wurden.  Dabei  herrscht  das  Gold  bei  Weitem  vor  und  recht- 
fertigt so  den  alten  Ruf  des  goldreichen  Mykenä  in  ausgezeichneter  Weise. 

Nach  Tausenden  zählt  die  Menge  kleiner  und  dünner,  anscheinend  willkürlich  in  den  Gräbern 
ausgestreuter  Goldblättchen.  Bei  fünf  oder  sechs  Todten  war  das  Antlitz  betleckt  mit  einer  gol- 
denen Maske,  und  über  ihren  Köpfen  ruhten  30  sogenannte  Diademe  oder  elliptische  Stücke  von 
Blattgold,  60  cm  lang,  20  cm  breit,  und  überreich  mit  zarten  erhabenen  Mustern  von  Sternen, 
Kreisen  und  Buckeln  verziert.  Die  Brust  der  Leichen  schmückten  21  grosse,  sternförmig  aus 
schmäleren  und  breiteren  fein  gemusterten  Goldblättern  zusammengesetzte  Zierrathen;  auch  vier 
schwere  Goldplatten,  auf  denen  Reihen  von  Spiralkranzen  tief  nnd  sauber  ciselirt  sind.  Dann 
fanden  sich  700  runde  Goldbleche  von  6 bis  7 cm  Durchmesser,  verziert  mit  12  diversen  Zeich- 
nungen, bestehend  in  Spiralen,  Triskelen,  con centrischen  Kreisen,  in  Blumen  und  Blättern,  aucli  in 
dem  Tintenfisch  und  Schmetterling,  die  sämmtlich  durch  bindfadenförmig  erhabene  Contouren  ge- 
bildet werden;  dazu  noch  410  kleinere,  mit  ähnlichen  aber  einfacheren  Zeichnungen  versehe  ne  Gold- 
scheiben  und  Rosetten,  die  alle,  wie  es  scheint,  zum  Schmuck  der  Prunkgewänder  gedient  hatten. 
Ferner  kamen  800  runde  und  28  rautenförmige,  mit  dünnem  Goldblech  überzogene  hölzerne 
Knöpfe  zu  Tage,  auf  denen  phantastisch  verschlungene  Linien,  geschweifte  Hakenkreuze  und  Tri- 
quetra,  mäandrische  Curven  in  allen  möglichen  Varianten  und  Combinationen , niemals  aber  in 
rechtwinklig  gebrochener  Form,  ein  buntes,  oft  unruhig  erscheinendes  Ornament  bilden ; sie  waren 
ursprünglich  der  Länge  nach  auf  den  leinenen  oder  hölzernen  Scheiden  der  Bronzeschwerter  fest- 
geklebt.  Ausser  einem  ganz  bedeutenden  Reichtbum  an  durchbohrten  Goldpcrlcn  und  verschie- 
denen kleinen,  aus  Golddraht  verfertigten  Sohmucksacben,  geschnittenen  Siegelringen,  Armbändern, 
Spangen  und  Nadeln,  Arbeiten,  die  näher  zu  schildern  wir  uns  hier  versagen  müssen,  fand  sich 
eine  grosse  Zahl  aus  dünnem  Goldblech  bestehender  Zierrathen  in  Gestalt  kleiner  Löwren  und 
Sphinxe,  geflügelter  Greife,  Hirsche,  Schw  äne,  Adler,  die  meist  in  mehreren  ganz  identischen  Exem- 
plaren vertreten  sind. 

Weit  interessanter  als  all  dieser  flache  Blatt  - und  Bleehschmuck,  sowohl  in  technischer  wie  in 
kunstgeschichtlicher  Hinsicht  sind  aber  die  hohl  getriebenen  Arbeiten  in  Gold  und  Silber,  beson- 
ders die  Erzeugnisse  der  Geflissbildnerci.  Nicht  weniger  als  24  goldene  nnd  41  silberne  Gefasst; 
wurden  unter  den  Grabmitgaben  gefunden,  die  an  Grösse,  Form  und  Verzierung  ebenso  variiren, 
wie  an  Geschicklichkeit  der  aufgewendeten  Arbeit.  Neben  ganz  einfachen  flachen  Schalen  und 
tassonfönnigen  Trinkgefassen,  deren  äussere  Wandungen  durch  senkrechte,  mit  Bogen  überspannte 
Rippen  in  schmale,  zum  Theil  mit  getriebenem  ßlättcromaraent  ausgefüllte  Felder  abgetlieilt  sind, 
sehen  wir  zierliche,  auf  schlankem  Schaft  sich  kelchartig  ausbreitendc  Becher,  auf  deren  Bauch- 
wand Rosetten,  asterförmige  Blumen,  Fische,  jagende  Löwen  in  getriebener  Arbeit  angebracht 
sind.  Der  eine  dieser  Becher  w'iegt  nicht  weniger  als  2 Kilo;  sie  sind  meist  doppelt  gehenkelt  und 
bei  vier  elegant  geschweiften  goldenen  Bechern  endigen  die  Henkel  in  einen  ciselirten  Hundskopf, 
der  mit  seinen  Zähnen  den  Becherrand  gepackt  hält  Bereits  erscheint  die  Form  der  Weinkanne 


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Die  Metallarbeitern  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  etc. 

(Oinochoe)  mit  geschweiftem  Ausguss  und  aufragendern  Henkel  in  mehreren  Exemplaren  vollstän- 
dig entwickelt;  und  Bewunderung  erregen  neben  drei  reizenden,  mit  einem  Deckel  versehenen 
Goldvasen,  von  denen  die  eine  nur  5 cm  hoch  ist,  die  nicht  weniger  als  60  cm  hohen  Silbervasen 
in  der  Form  unserer  Wassercaraffen,  deren  untere  Bauchwand  horizontal  und  scharf  cannclirt  ist, 
während  ihr  Obertheil  elegant  getriebene  Spiralkränze  zeigt  Leider  haben  gerade  diese  grossen 
Gefasse,  weil  sich  das  Silber  bekanntlich  in  feuchtem  Erdreich  bald  in  das  sehr  brüchige  sogenannte 
Hornsilber  umsetzt,  dem  Druck  der  Erdmassen  nicht  zu  widerstehen  vermocht 

Einen  höchst  originellen  Effect  macht  endlich  ein  goldenes  Trinkgefass,  bestehend  aus  einem 
tassen förmigen  Becher,  der  von  einer  7 cm  hohen  cylindrischen  Säule  auf  abgeplattetem  Fuss  ge- 
tragen wird.  Von  dem  Iiandc  des  Fasses  steigen  zwei  ans  einem  geschlitzten  Blechstreifen  be- 
stehende Träger  in  geschweifter  Linie  aufwärts  zu  den  Henkeln,  die  aus  zwei  horizontalen,  durch 
einen  kurzen  Cylinder  getrennten  Platten  bestehen,  welche  oben  eine  kleine,  mit  dem  Schnabel  der 
Mündung  des  Kelches  zuge wendete  Rculptirto  Taube  tragen,  ein  Motiv,  das  unwillkürlich  an  den 
berühmten  Becher  des  NeBtor  erinnern  musB  (Iliad.  XL  634).  Die  einzelnen  Theile  sind  durch 
Löthung  oder  Vernietung  mit  einander  verbunden , und  die  ganze  Arbeit  charakterisirt  sich  als 
echte  ursprüngliche  Metalltechnik , während  viele  andere  Gefassformen , u.  a.  die  Becher  mit 
schlankem  Fuss,  diu  hohen  Silbervasen,  offenbar  den  Erzeugnissen  der  Töpferkunst  nachgebildet 
wurden. 

Was  nun  die  verschiedenen  Arbeitsmethoden  anbetrifft,  deren  die  Goldschmiede  von  Mykenä 
sich  bei  Herstellung  der  eben  geschilderten  Fabrikate  zu  bedienen  pflegten,  so  lässt  sich  darüber 
im  Wesentlichen  Folgendes  bemerken. 

Die  Goldschlägerei  stand  damals  bereits  auf  einer  Stufe  der  Ausbildung,  wie  sio  nicht  voll- 
endeter in  der  classischen  Zeit  erreicht  wurde.  Wenn  noch  die  durch  Percy  vorgenommeno 
Messung  eines  der  dünneren  Goldblättchen  aus  den  Gräbern  eine  Dicke  von  0,06  Zoll  ergab, 
während  nach  einer  Notiz  des  Plinius  (XXXIII.  3,  19)  das  in  römischer  Zeit  zum  Vergolden  be- 
nutzte Blattgold  etwa  180  mal  dünner  ausgeschlagcn  wurde,  so  ist  zu  berücksichtigen,  dass  in  My- 
kenä  die  Verwendung  der  Folien  zu  Schmnckgeräth  überhaupt  kein  stärkeres  Aushämmern  derselben 
gestattete.  Jedenfalls  zeugt  die  Anfertigung  der  vorhin  erwähnten  elliptischen  Stirnbinden,  oder 
der  135  cm  langen,  ganz  schmalen  Goldstreifen  (Schliemann’s  Myk.  Nr.  354,  453),  die  zum  Er- 
satz des  eigentlichen  Wehrgehenkos  dienten,  von  einer  ganz  erstaunlichen  Routine,  die  um  so  mehr 
zu  bew'undern  ist,  als  das  Ausrecken  der  Zaine  von  Anfang  bis  zu  Ende  mit  schweren  Hämmern, 
bei  häufig  wiederholtem  Ausglühen  des  Arbeitsstücks  ausgefuhrt  werden  musste.  Denn  von  der 
Benutzung  irgend  einer  zu  solchen  Zwecken  geeigneten  Vorrichtung,  vielleicht  eines  Walzwerkes, 
kann  im  ganzen  Alterthume  hei  der  geringen  Ausbitdung  der  Mechanik  gar  keine  Rede  sein,  und 
wenn  Piccard  (Troyon,  Mon.  de  PAntiq.  195)  auf  einer  goldenen  Stimbinde  aus  einem  griechi- 
schen Grabe  der  Krim  die  Spuren  der  Walze  erkennen  wollte,  so  irrte  er  ebenso  gründlich,  wie 
andere  Gelehrte,  die  Bogar  von  der  Anfertigung  gcwralzter  Bronzeblecbe  reden  wollen! 

Auffallend  ist  es  übrigens,  dass  neben  der  massenhaften  Verwendung  von  Blattgold  weder  in 
Mykenä  noch  in  altetruskischen,  griechischen  oder  thrakischen  Gräbern  mit  ganz  ähnlichem  Inhalte, 
unseres  Wissens  niemals  auch  nur  ein  einziges  Stückchen  Blattsilber  gefunden  wurde.  Dies  scheint 
demnach,  wrenn  auch  Homer  von  den  silbernen  Gewändern  der  Circe  und  Kalypso  berichtet,  in 
Wirklichkeit  nicht  zum  Besetzen  der  Kleider  benutzt  zu  sein,  und  da  auch  Plinius,  während  er 


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438 


Christian  Ilostmann, 


ausdrücklich  von  der  Goldschlägerei  handelt,  nichts  von  Silberfolien  erwähnt,  so  werden  wir  kanin 
irren,  wenn  wir  das  Fehlen  von  Blattsilbcr  im  Altertbnme  aus  der  unzureichenden  Läuterung  des 
Silbers  zu  erklären  suchen.  Mit  einer  Stärke  von  V«  Zoll,  welche  das  von  Percy  analysirto 
Stückchen  Silberblech  aufwies,  dürfte  bei  einem  Bleigehalt  von  0,44  Proc.  bereit«  die  äusserste 
Grenze  der  Treibfähigkeit  erreicht  worden  sein. 

Die  Verzierungen  der  dünnen  Folien  und  Blecho  sind  durch  mannigfaltige  Operationen  be- 
werkstelligt. Auf  den  au«  Blattgold  bestehenden  Gegenständen,  namentlich  auf  dem  Kopf-  und 
Brustschmuck,  werden  die  reliefartigen  Muster,  ersichtlich  als  directe  Nachahmung  feiner  Nadel- 
arbeiten,  meist  durch  zart  gekerbte  oder  gekörnte  Linien  gebildet,  die  mit  verschiedenen  kleinen 
Punzen  und  Meissein  auf  einer  Unterlage  von  Treibpech  hervorgebracht  wurden  (Myk.  Nr.  281, 
286,  289).  Zu  den  grösseren  Buckeln  aber  und  deu  halbkugclformigen  Erhöhungen,  wie  «ie  u.  a. 
im  Durchmesser  von  3,5  bis  6,5  cm  auf  den  mit  wundervoller  Eleganz  und  grösster  Accuratesse 
gearbeiteten  Ellipsen  aus  dem  dritten  Grabe  Vorkommen  (Myk.  Nr.  282, 284),  ist  eine  mit  entsprechend 
ausgedrehten  Vertiefungen  versehene  Bleiplatte  benutzt,  in  welche  man  das  dünne  Goldblech  vor* 
sichtig  hineinpresste.  Und  bei  all  diesen,  doch  lediglich  zur  Grabausstattung  dienenden  Sachen 
zeigt  «ich,  wie  ungemein  das  Schönheitsgefühl  der  alten  Goldschmiede  bereits  entwickelt  sein 
musste,  die  sich  nie  dabei  begnügten,  sie  einfach  von  der  Rückseite  zu  bearbeiten,  sondern  stete 
Sorge  trugen,  ihnen  die  äusserste  Vollendung  zu  geben  durch  sauberes,  oft  unglaublich  mühevolles 
Nacharbeiten  von  der  Vorderseite,  durch  HinzufDgen  zart  cisdirter  Zicrschuitte  und  sonstiger  Or- 
namente. 

Andere  Methoden  wurden  gebraucht  für  die  Verzierung  der  etwas  stärkeren  Goldbleche.  So 
dienten  zur  Hervorbringung  der  Zeichnungen  mit  bimlfadenformigen  Contouren  auf  den  erwähnten 
700  runden  Goldseheiben  12  verschiedene  Steinformen  mit  erhaben  ausgearbeiteten  Mustern. 
Auf  diese  Formen,  von  denen  einige,  wie  die  Unterbrechung  der  Linien  hier  und  da  erkennen 
lässt  (Myk.  Nr.  239  bis  252),  bereite  schadhaft  geworden  waren,  drückte  man  mit  weichen  Ballen 
und  hölzernen  Hämmern  daN  Blech  all  malig  fest  und  bearbeitete  dann  die  feinen  Hippen  längs 
ihrer  Seiten  mit  stumpfen  Zichpuuzen,  um  das  Relief  noch  zu  verstärken. 

In  ähnlicher  Weise  sind  die  erwähnten  goldenen  Thierbilder  keineswegs,  wie  Schliemann 
will  (Myk.  S.  308),  gegossen,  sondern  einfach  durch  Eindrücken  dünner  Blechstücke  in  steinerne, 
mit  vertieft  eingegnibenen  Figuren  versehene  Formen  hergeBtellL  Zwei  solcher  Steiuformen,  eine 
aus  Granit,  die  andere  aus  Basalt,  deren  Seiten  verschiedene  scharf  eingravirto  Zeichnungen,  einen 
Adler,  eine  Palmette  und  Anderes  zeigen,  wurden  im  Grabesschutt  gefunden  (Myk.  Nr.  163). 

Bei  flach  gehaltenen  Motiven  benutzte  inan  statt  steinerner  Formen  solche  von  Holz  oder  auch  aus 
gebranntem  Thon,  während  im  Uebrigcn  das  Verfahren  dasselbe  blieb.  Die  vorhin  erwähnten,  mit 
verziertem  Goldblech  Überzogenen  828  Holzknöpfe  (Myk.  Nr.  377  bis  386)  lassen  deutlich  erkennen, 
dass  man  das  Muster  für  die  Verzierung  in  das  Holz  eingesclinitien , daN  Goldblech  in  die  Ver- 
tiefungen eingedrückt  und  dann  die  Zeichnung  durch  Pnnzining  der  Vorderseite  coniplettirt  hatte. 

Die  sehr  leicht  und  flüchtig  hingeworfenen  Ornamente  auf  den  410  kleinen  Scheiben  oder 
Rosetten  (Myk.  Nr.  387  bis  422)  sind  dagegen  ganz  aus  freier  Hand  gearbeitet.  Zu  diesem  Zwecke 
konnte  man  gleich  eine  grössere  Bleehscheibe  auf  Treibkitt  befestigen,  dann  den  Umkreis  der  Ro- 
setten mit  dem  Zirkel  auftragen,  die  Verzierungen  punzircu,  und  nach  Vollendung  der  Arbeit  die 
einzelnen  Stücke  au&schnciden. 


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Die  Me tal larbeiten  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  etc.  439 

Zur  Herstellung  der  Todtenraasken  dienten  hohl  gearbeitete  Holzmodelle,  in  welche  man  das 
Goldblech  ganz  allmalig  hineinbämmerte  und  bossirte,  wonach  dio  Maske  mit  Pech  ausgcfullt  und 
von  vorn  durch  Ciselirung  und  feinere  Ausarbeitung  der  Bartintare,  der  Augenbrauen  u.  s.  w.  voll- 
endet wurde.  Das  Hauptvcrdicnst  fiir  etwaige  PortraitÜhnlichkeit  der  Masken  gebührt  alao  dem 
Bildhauer;  im  Uebrigen  war  die  Arbeit  bald  gemacht,  und  es  liegt  kein  Grund  vor,  wie  Schlio- 
mann  (Myk.  S.  358)  Ober  die  wunderbare  Geschicklichkeit  der  mykenfiischen  Goldschmiede  zu  er- 
staunen, „die  in  24  Stunden  aus  massiven  Goldplatten  die  Portrait«  von  Menschen  anzufertigen 
vermochten“.  Anstatt  einer  hölzernen  Form  wurde  bei  Anfertigung  einer  in  der  Nähe  von  Olbia 
gefundenen  Todtenmaske,  wie  Graf  Uwarow  aus  einigen  in  daB  Gold  eingedrückten  Sandkörnern 
wobl  mit  Hecht  schlieBsen  will,  eine  aus  Thon  gearbeitete  Form  benutzt 

Während  bei  den  meisten  der  eben  besprochenen  Metallarbeiten  eine  directe  Mithülfe  der 
Holz-  und  Steinsculptur,  sowie  der  Thonplastik  in  Anspruch  genommen  wurde,  steht  nun  die  Ge- 
fassbildnerei  hinsichtlich  des  mechanischen  Theils  ihrer  Arbeit  ganz  auf  eigenen  Füssen,  und  nur 
dem  Auge  des  Toreuten  konnte  das  Fabrikat  des  Töpfers  dabei  als  Vorbild  dienen.  Die  einfache 
Grundlage  für  alle  getriebenen  Metallgefaßse  bildet  eine  mehr  oder  weniger  grosse  lJlectiBcheibe, 
die  frei  mit  dem  Hammer  auf  geeigneter  Widerlage  bearbeitet  wurde.  Der  weitere  Verlauf  dieser 
mühevollen,  ebenso  viel  Geschick  wie  Ueberlegung  erfordernden  Arbeit,  die  verschiedenen  Mani- 
pulationen, deren  es  bedurfte,  um  das  ursprünglich  flache,  aber  dehnbare  Material  nach  und  nach 
durch  Treiben,  Hiegen  und  Zusainmenziehen , durch  wechselnde  Bearbeitung  sowohl  von  Aussen 
wie  von  Innen,  neben  häufigem  Ausglühen  ira  Schroiedefeuer  endlich  in  die  gewünschte  Form  zu 
bringen,  das  Alles  entzieht  sich  selbstverständlich  hier  einer  näheren  Besprechung.  Es  sei  nur 
noch  bemerkt,  dass  jede«  Gcftlss  bis  in  den  Fass  hinunter  hohl  ist,  und  dass  man  nicht  das  Gegen- 
theil  annehmen  darf,  wenn  Scliliemann  wiederholt  von  „massiven“  goldenen  oder  silbernen  Ge- 
lassen redet. 

Eine  der  großartigsten  Leistungen  der  mykenftischen  Toreutik,  wenn  auch  nicht  gerade  die 
schwierigste,  erblicken  wir  in  dem  25  cm  langen  aus  Silber  getriebenen  Stierhaupte  mit  goldenen 
Hörnern  von  28  cm  Höhe  und  einer  asterformigen  goldenen  Blume  mitten  auf  der  Stirne.  Auch 
hier  diente,  wie  bei  den  Goldmasken,  ein  hohl  gearbeitetes  Holzmodell,  um  wenigstens  dem  Blech- 
stück zunächst  die  rohe  Form  des  Kopfes  zu  geben,  dessen  Einzelheiten,  nachdem  das  Werkstück 
ganz  mit  Pech  oder  Wach»  ausgegossen  war,  dnreh  Nachtreiben  und  Cäliren  von  Aussen  vervoll- 
ständigt wurden.  Die  Hörner  sind  hohl,  aber  nicht  eigentlich  getrieben,  sondern  einfach  in  der 
Weise  hergestellt,  dass  man  ein  natürliches  oder  künstliches  Ilorn,  ähnlich  wie  der  homerische  Gold- 
arbeiter Laerkes  tliat,  mit  Goldblech  überzog  und  dessen  Fuge  nachher  verlöthete.  Diese  Löthfuge 
ist  später  an  mehreren  Stellen  aufgesprungen  und  daher  deutlich  in  der  Zeichnung  zu  erkeunen 
(Myk.  Nr.  327). 

Ganz  In  ähnlicher  Weise  wie  diese  Hörner  wurde  auch  ein  kleiner,  ringförmig  gewundener, 
auf  dorn  Kücken  geschuppter  Drache  aus  Goldblech  über  einem  hölzernen  Modell  getrieben  und 
die  innere  Fuge  dann  sauber  verlöthet.  Die  Schuppen  bestehen  au»  regelmässigen  Stückchen  von 
düungeschliffenem  Bcrgkry stall  und  sind  in  die,  mit  dem  Grabstichel  ansgearbeiteten  Felder  so 
vortrefflich  eingelegt,  dass  trotz  der  deutlichen  Spuren  de»  Leichenbrandes  nur  eine  einzige  »ich 
im  Laufe  der  Zeit  losgelöst  hatte.  Ausser  dem  BergkrysUill  fanden  sich,  uni  dies  beiläufig  zu  be- 
merken, auch  andere  der  Familie  de»  Kiesel»  angehörende  Mineralien,  Amethyst,  Jaspis,  Chalccdon 


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410 


Christian  Hostmann, 


und  Opal  au  Gemmen,  Perlen  und  Schiebern  verarbeitet,  und  dass  bereit«  die  Glasfabrikation  keine 
ganz  neue  Erfindung  mehr  sein  konnte,  wird  durch  einige  cylindrischo  Perlen  ans  blauem  Kobalt- 
glase bezeugt,  die  innen  und  aussen  mit  weissem,  bleihaltigem  Glase  fiberzogen  sind. 

Auf  weitere  Details  der  mykenäischen  Gold&cbmiedearbeiten  hier  einangehen  dfirfte  fiberflüssig 
und  ermüdend  sein;  doch  verdienen  von  den  zur  Verbindung  und  Verschönerung  einzelner  Theile 
gebräuchlichen  Operationen  das  Plattircn  und  die  Lüthnng  noch  einer  kurzen  Erwähnung.  In 
ersterer  Hinsicht  macht  Bich  leider  der  Mangel  einer  sachkundigen  Untersuchung  fühlbar.  Zunächst 
wird  nämlich  die  auffallende  aber  wiederholte  Bemerkung  Scbliemann’s,  dass  die  alten  Gold- 
schmiede nicht  verstanden  hätten,  das  Silber  direct  zu  vergolden,  „daher  erst  das  Silber  mit  Kupfer 
plattirten  und  darauf  dies  vergoldeten“  (Myk.  S.  185,  252  etc.),  schon  dadurch  hinfällig,  dass  zwei, 
irrthfimlich  als  Sceptor  bezeichnctc,  Prachtspindcln  von  27  cm  Länge  aus  vergoldetem  Silber  be- 
stehen (Myk.  S.  232).  Ecruer  konnten  vier  sehr  flnehe,  angeblich  ganz  aus  silberplattirtein  Kupfer 
bestehende  Schalen  (Myk.  S.  306)  leicht  durch  directes  Treiben  des  plattirten  Kupferblechs  her- 
gestellt  werden.  Wenn  aber  der  Kuss,  das  Mundstück  und  Theile  der  Wandung  einer  grossen 
Silbervase  (Myk.  S.  363),  auch  das  Maul,  die  Augen  und  Ohren  des  silbernen  Stierhauptes  von 
Schlicmann  als  mit  vergoldetem  Kupferblech  plattirt  bezeichnet  werden,  so  muss  dies  auf  irriger 
Beobachtung  beruhen,  denn  die  Plattirung  ist  überall  nur  ausführbar  bei  kleinen  und  ebenen  Be- 
rührungsflächen. Jene  Theile  werden  daher  wohl  nur  durch  Löthung  aufgesetzt  sein,  mit  welcher 
der  Goldarbeiter  bereit«  völlig  vertraut  war.  Er  benutzte  als  Deckmittel  bei  der  Ilartlöthuug,  wie 
Professor  Länderer  (Myk.  S.  266)  nachweist,  den  bekanntlich  aus  Tibet  stammenden  Borax.  Auch 
werden  die  Seiteuwände  von  vier  kleinen,  atu  Kupferblech  bestellenden  Kisten  (Myk.  S.  240)  und 
einzelne  Stücke  cineB  unbestimmten  Bronzegerütlies  (Myk.  S.  322)  als  vorlöthet  bezeichnet,  so  das« 
diese  Tliatsachen  mehr  als  hinreichend  sein  dürften,  am  der  schon  anderweitig  von  uns  angefoch- 
tenen Behauptung,  die  Löthung  sei  „während  des  ganzen  Bronzealters“  unbekannt  gewesen,  endlich 
ein  Endo  zu  machen. 

Dass  schliesslich  bei  der  letzten  Vollendung  der  durch  das  Hämmern  und  Ausglühen  ganz 
unansehnlich  gewordenen  Arbeiten  verschiedene,  theils  mechanisch,  thoils  chemisch  wirkende  Mittel 
benutzt  werden  mussten,  ist  dnrcliaus  selbstverständlich,  wenn  wir  auch  über  die  Qualität  derselben 
im  Unklaren  bleiben  werden. 

Da  wir  vorhin  an  die  Töpferknnst  von  Mykcnä  erinnerten,  deren  plastische  Formen  von  den 
Metallarbeitern  zum  Theil  als  Modelle  benutzt  wurden,  wollen  wir  liier  noch  darauf  hinwoisen,  dass 
sie  mit  ihren  Fabrikaten  im  Allgemeinen  einen  Vergleich  mit  der  Metallindustrie  nicht  zu  scheuen 
braucht.  Kur  muss  bei  Anstellung  einer  solchen  Schätzung  stets  berücksichtigt  werden,  dass  bei 
der  Toreutik,  die  überall  nur  von  einzelnen,  besonders  begabten  Arbeitern  ausgeübt  werden  konnte, 
allein  schon  in  der  Kostbarkeit  des  Motalles  ein  starker  Impuls  zum  Individualisiren  uud  einer 
über  da*  gewöhnliche  Niveau  hinanzgohenden  Steigerung  der  Fähigkeiten  vorliegt;  während  die 
Töpferkunst,  so  lauge  sie  in  ihrem  werthlosen  Materiale  nur  dem  praktischen  Erforderniss  zu  ge- 
nügen hat,  durchaus  keine  Veranlassung  findet,  über  die  stationären  Grenzen  eine»  rein  mechani- 
schen, leicht  von  untergeordneten  Kräften  — meist  von  Weibern  — auszuübcudcn  Handwerks 
liinauszugehen.  Sehen  wir  also  davon  ab,  dass  unter  diesen  Verhältnissen  die  Toreutik  sich  weit 
früher  als  die  Keramik  zu  einem  eigentlichen  Kuustgewerbe  ausbilden  musste,  so  lässt  sieli  die 
ebenbürtige  Entwickelung  und  Rangstufe  beider  Gewerbe  in  Mykenä  durchaus  nicht  in  Abrede 


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441 


Die  Metallarbeiten  von  Mykena  und  ihre  Bedeutung  etc. 

stellen.  Die  Thongefasae  sind  durchweg  aus  feingeschlämmtera , plastischem  Thon  zurcuTheil  aus 
freier  Hand,  in  der  Kegel  aber  auf  der  Töpferscheibe  angefertigt  und  vortrefflich  gebrannt.  Leider 
wurden  fast  alle  grösseren  und  feineren  Arbeiten  ganglich  zerdrückt;  doch  fanden  sich  ausser  rund- 
bauchigen Ge  fassen  mit  derben  Henkeln  auch  hohe  schlanke  Vasen  wie  die  Silberearaffen , gehen- 
kelte weite  Kannen,  runde  Tassen  mit  holten  Doppelhenkeln,  Dreifflsae,  Weinkrüge  und  in  grösster 
Menge  kelchartige  Trinkgefasse  auf  schlankem  Fubs.  Daa  glatte  Aeusscre  der  Gefasst*  zeigt  oft 
einen  glänzend  schwarzen  oder  dunkelrothen  Luster,  in  der  Regel  aber  einen  blaasgrünen  oder 
hellgelben  matten  Ton,  auf  welchen  die  geometrischen  Lineamentc,  Netzwerk,  Bogen,  Kreise,  Spi- 
ralen und  ein  höchst  phantastisch  gehaltenes,  in  Voluten  ausgehendes  Pflanzengebilde  mit  gelb- 
licher, schw  arzer  oder  dunkelrother  Farbe  in  breiter  PinselfDhrung  aufgesetzt  sind.  Darstellungen 
lebendiger  Geschöpfe,  z.  B.  die  Reihen  von  langhalsigcn  Vogelgestaltcn,  die  hochbeinigen  Rosse 
und  spitznasigen  Krieger  fehlten  ebenso  wie  der  eckige  Mäander  und  das  Hakenkreuz,  das  Stern- 
muster u.  s.  w.  auf  dem  Thongeschirr  der  Gräber  noch  gänzlich  und  fanden  sich  in  chronologischer 
Fortentwickelung  erst  auf  zahlreichen  Scherben  aus  dem  verschütteten  Eingänge  des  dem  Löwen- 
thore  nächst  gelegenen  Schatzhauses. 

Wir  kommen  nun  zu  den  Leistungen  der  Knpferschmiedeknnst  von  Mykenä,  die  in  den 
Gräbern  reprusentirt  wird  durch  nicht  weniger  als  44  geschmiedete  Haus-  und  Kflchengcräthe, 
darunter  1 1 mit  einem  verticalen  und  einem  horizontalen  Handgriffe  versehene  Hydrien,  7 krater- 
ahnliehe Standgefasso  mit  weiter  Oeffnung,  ferner  23  grosse  Waschkessel  und  eine  auf  drei  hohen 
Beinen  stehende  Kasserolc  nebst  einem  Schürhaken. 

Obgleich  kaum  anzunchmen,  dass  alles  zu  diesen  Utensilien  verwendete  Kupfer  in  ähnlicher 
Weise  durch  schädliche  Nebenbestandtheile  verunreinigt  war,  wie  gerade  das  der  Analyse  unter- 
zogene Stückchen,  scheint  es  doch  mit  der  Thatsache,  dass  man  die  Raffinirung  des  Kupfers  nicht 
zu  beherrschen  verstand,  in  Zusammenhang  zu  stehen,  wenn,  dem  Anschein  nach,  die  meisten  Ge- 
fässe  nicht  aus  eine  m Stücke  geschmiedet  wurden,  sondern  aus  mehreren  dünnen  Platten  bestehen, 
die  nach  Schliemann  (Myk.  S.  249)  „mittelst  unzähliger  kleiner  Stifte  vereinigt  sind“.  Diese 
Art  des  Verstiftens  stand  offenbar  noch  weit  entfernt  von  der  technisch  vollendeten,  soliden 
Methode  des  Falzen?  und  Nietens,  die  wdr  namentlich  an  etruskischen  Arbeiten  bewundern,  wo- 
bei ein  förmliches  Lostrennen  der  einzelnen  Theile,  wie  es  z.  B.  an  dem  Bodenstücke  eines  Wasch- 
kessels von  Mykena  zu  sehen  ist,  gar  nicht  hätte  Vorkommen  können  (Myk.  Nr.  439). 

Von  diesen  Mängeln  aber  abgesehen,  lassen  namentlich  die  Hydrien  doch  eine  solche  Tüchtig- 
keit und  Accuratesse  im  Schmicdehandwrerk  erkennen,  dass  wir  demselben  ohue  Bedenken  die 
Fähigkeit  zur  Anfertigung  eherner  Schutzw&ffen  zuschreiben  dürfen,  wenn  dergleichen  in  den 
Gräbern  selbst  auch  nicht  gefunden  wurden. 

Da  im  Vergleich  zu  den  kupfernen  Gelassen  solche  aus  Bronze  anscheinend  nur  in  geringer 
Zalil  unter  den  Grabmitgaben  Auftreten,  so  lässt  sich  schlie&sen,  dass  der  Markt  mit  Zinn,  dessen 
Werth,  um  dies  beiläufig  zu  bemerken,  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  in  Griechenland  genau  das  Sieben- 
fache des  Kupfers  betrug  (Ephem.  arebäol.  Nr.  3754),  in  mykenäischer  Zeit  noch  einigermoassen 
beschränkt  war.  Schliemann  selbst  erwähnt  überhaupt  kein  GefiUs,  sondern  nur  zwei  Henkel 
aus  Bronze  (Myk.  S.  185,  547).  Doch  müssen  einige  gehämmerte  Bronzegefässe  gefunden  sein, 
und  Professor  Mitzopulo»  in  Athen,  der  Proben  davon  qualitativ  analysirte  (Berg-  und  Hütten- 
männische Zeitung,  1878  Nr.  39),  bemerkt  ausserdem,  dass  sie  im  Innern  ihres  umgebogenen  Randes, 

Archiv  für  Anlhroiiologt«.  Bd.  XII.  ßQ 


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442 


Christian  H ostmann, 


ähnlich  wie  spatere  griechische  und  etruskische  Bronzcgefässe , einen  bleiernen  Verstärkungsring 
enthielten.  Alle  Gelasse  dieser  Art,  oder  ganz  allgemein,  alle  aus  getriebener  Bronze  bestehenden 
Gegenstände,  sind  übrigens  nicht  im  Feuer  verarbeitet,  also  nicht  eigentlich  geschmiedet,  sondern 
nur  durch  kaltes  Hämmern  und  Treiben,  unter  wiederholter  Anwendung  des  sogenannten  Ab- 
löschungsverfabrens  hergestellt.  Die  gewöhnliche  Zinnbronze  ist  nämlich  im  glühenden  Zustande 
äussorst  brüchig;  auch  lässt  sie  sich  ebenso  wenig  schweissen  wie  das  Kupfer,  und  es  ist  daher 
fehlerhaft,  wenn  Schliemann  (Myk.  S.  191)  dio  beiden  aufeinander  liegenden,  offenbar  in  Eins 
geformten  und  gegossenen  Klingen  eines  im  Schutt  gefundenen  makedonischen  Bronzedolches  als  * 
„zuaaramengeschmiedet“  bezeichnen  will. 

Als  Nebenbranche  der  Schmiedekunst  würde  noch  die  Drahtfabrikation  in  Betracht  kommen, 
von  der  indessen  in  Mykenä  insofern  noch  keine  Rede  sein  kann,  als  der  in  den  Gräbern  Vorge- 
fundene Gold-  und  Kupferdraht,  nach  Xcwton’s  Beobachtung,  nicht  gezogen  ist,  sondern  nur  aus 
dünnen  Blechen  geschnitten  und  durch* Hämmern  abgerundet  wurde.  Wenn  Sch lie mann  dies 
bezweifeln  möchte,  „weil  das  Schneiden  der  Bleche  mit  bronzenen  Messern  doch  nicht  gut  möglich 
gewesen  wäre“  (Myk.  S.  166),  so  hat  die  Sache  nichtsdestoweniger,  wie  schon  ein  einziger  Blick 
auf  die  Abbildungen  lehrt  , ihre  volle  Richtigkeit.  Ohnehin  begreift  man,  dass  der  erfinderische 
Geist  des  Menschen  auf  die  Entdeckung  des  eigentlichen  Draht  ziehe  iih  doch  erst  dann  gerathen 
konnte,  nachdem  schon  lange  Zeit  hindurch  geschnittener  Draht  benutzt  worden  war.  In  Aegypten 
war  ungefähr  gleichzeitig  mit  unseren  Gräbern  das  Drahtziehen  noch  unbekannt:  „Er  hämmerte“, 
heisst  es  nämlich  im  Exodus  c.  39,  v.  3,  „das  Gold  und  schnitt  es  zu  Fäden,  dass  man  es  wirken 
konnte  unter  die  Seide“.  Auch  Homer  lässt  den  Hephästos  die  unsichtbaren  Fäden  des  berüch- 
tigten Drahtnetzes  nicht  ziehen,  sondern  schmieden  (Odyas.Vin,  274:  xoTtzt  Ötöfiovg);  und  üben 
hatipt  dürfte  vor  dem  8.  Jahrhundert  v.  dir.  sieh  dio  Anwendung  von  gezogenem  Draht,  und  zwar 
zunächst  aus  Gold,  später  erst  aus  Bronze,  schwerlich  nachwoisen  lassen. 

Freilich  bedurfte  es  einer  guten  Stahlklingc,  um  Gold-  und  Kupferplatten  in  Drähte  zer- 
schneiden zu  können.  Aber  ohno  stählernes  Handwerkszeug  konnten  doch  weder  die  Felsblöcke 
der  Akropolismauern  nach  dem  pliönikisehen  Kanon  behauen;  weder  die  Sculpturen  an  den  Marmor- 
und  Porphyrsäulen  und  Friesen  in  den  Thesauren,  oder  die  Reliefs  über  dem  Lowenthore  ge- 
nuüsselt,  noch  sonstige  ausserhalb  der  Gräber  befindliche,  aus  hartem  Gestein  bestehende  architek- 
tonische Arbeiten  unternommen  werden;  auch  würde  die  Herstellung  der  kleinen  Stoinforiucn  mit 
eingravirten  Mustern,  der  aus  dicken  Goldplattcn  seulptirten  Siegelringe,  der  oft  ausserordentlich 
feinen,  scharfen  Ciselirungen  an  den  goldenen  und  silbernen  Gegenständen  aus  den  Gräbern  selbst 
ebenso  wenig  zulässig  gewesen  sein,  wenn  nicht  stählerne  Werkzeuge  bekannt  gewesen  wären. 
Ohne  Zweifel  muss  demnach  das  Eisen  namentlich  in  »einer  Eigenschaft  als  Stahl  in  Mykenä  viel- 
fach verwendet  sein.  Aber  alle  Völker  des  Alterthums  suchten  es  wegen  seiner  raschen  Vergäng- 
lichkeit unter  den  Grabmitgaben  zu  vermeiden,  und  wenn  dies  unansehnliche  Metall  in  den  mit 
grösster  Ueppigkeit  ausgestatteteu  Akropolisgräbero  überall  nicht  vorkam,  so  kann  das  um  so 
weniger  auffallen  oder  gar  zu  Schlüssen  auf  soiue  gänzliche  Nichtexistenz  veranlassen,  als  der 
einzige,  unter  solchen  Verhältnissen  zur  Mitgabe  geeignete  Gegenstand,  das  stäblerne  Kampf- 
schwert, zurückbehalten  und,  wie  wir  nachher  sehen  werden,  durch  Emblemnta  ersetzt  wurde. 

Die  in  neuerer  Zeit  hier  und  da  ausgesprochene  Meinung,  man  könne  dem  hohen  Alterthume 
wohl  die  Darstellung  und  Kenntnis»  des  Eisens,  nicht  aber  die  des  Stahles  zuschrciben,  weil  es  sich 


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Die  Metallarbeiteri  von  Mykonii  und  ihre  Bedeutung  etc.  443 

dabei  um  eine  besondere  Erfindung  handele,  zeugt  von  «ehr  geringer  Sachkenntnis».  Denn  der 
Stahl  ist  im  ganzen  Alterthumc  niemals  auf  künstlichem  Woge  aus  Schmiedeeisen  oder  gar  aus 
Meteoreisen,  wie  man  sich  einbildet,  erzeugt  worden,  sondern  w'ar  stets  das  natürliche  Product  der 
primitiven  Eisenverhüttung,  bei  welcher  sich  weitaus  in  den  meisten  Fällen  statt  des  reinen 
Schmiedeeisens  ein  stahlartigcs  Eisen  oder  Stahl  bilden  musste.  Hieraus  bereitete  man  durch 
wiederholtes  AuBBchmieden  und  Schweissen  den  sogenannten  Gerbstahl ; wusste  auch  dem  Schmiede- 
eisen durch  Glühen  zwischen  Kohlenstaub,  llornspanen,  tierischen  Excrementen  oder  dergl.  dio 
sogenannte  Einsatzhärte,  d.  h.  eine  oberflächliche  Verstählung  zu  verleihen;  aber  darüber  hinaus 
ist  man  während  des  Alterthums  doch  nie  gekommen.  Auch  der  schon  in  ältester  Zeit  so  berühmte 
indische  Stahl  (Wootz)  wurde  nicht  aus  Schmiedeeisen  durch  Zuführung  von  Kohle  dargestellt, 
sondern  war  der  Hauptsache  nach  ein  durch  die  Schmelzung  lediglich  in  seinem  Aggregatzustande 
veränderter  natürlicher  Stahl. 

Nachdem  wir  hiermit  die  Schmiedearbeiten  von  Mykonii  erledigt  haben,  wenden  wir  uns  nun 
zu  den  Fabrikaten  der  Giesskunst.  Von  einigen  vereinzelten  Ausnahmen  abgesehen,  kommen  sie 
nur  aus  Bronze  vor  und  bestehen  in  154  Schwertern,  zwei  Dolchklingen,  etwa  einem  Dutzend 
Lanzenspitzen,  sowie  in  10  grossen  und  einigen  kleineren  Messern. 

Was  zunächst  die  Schwerter  an  betrifft,  die  sich  iin  Ganzen  anf  sieben  männliche  Leichon  ver- 
theilten,  so  rühmt  Schliemann  allerdings  ihre  „ungeheure  Länge  und  ausserordentliche  Schmal- 
heit“. Prüft  man  sie  aber  näher  und  beachtet  dabei  besonders  den  in  natürlicher  Grösse  abgebil- 
deten Querschnitt  einer  Klinge  (Myk.  S.  424),  so  stellt  sich  heraus,  dass  diese  ungeheuren,  mehr 
als  3 Fuss  langen  Schwerter  tatsächlich  nichts  Besseres  sind,  als  viereckige  Bronzestangen  von 
Fingersdicke,  die,  sehr  roh  raodellirt,  mit  ihrer  völlig  rauhen  Oberfläche  und  einer  fast  5 mm  hohen 
GuHsnaht  weit  mehr  Aehnüohkcit  mit  einem  gewöhnlichen  Bnitspiesse,  als  einer  Waffe  zu  haben 
scheinen.  Nur  die  kürzeren  Klingen  sind  flacher  geformt  und  Bchwertühnlich.  Aber  auch  bei 
ihnen  zeigt  sich  und  zwar  auf  jeder  Seite  des  Rückens  (Myk.  S.  322)  ein  rippenartiger  Grat , der 
offenbar  nichts  anderes  sein  kann,  als  die  Gussnaht.  Dies  führt  zu  dem  in  mancher  Beziehung  in- 
structiven  Ergebnisse,  dass  die  mykenäischen  Bronzearbeiter  noch  keinen  Begriff  hatten  von  der 
Herstellung  einer  regelrechten  zweitheiligen  Gussform,  vielmehr  das  Modell  völlig  in  Thon  ein- 
hüllten, und  da  sie  begreiflicherweise  nun  nicht  im  Stande  waren,  den  Thonmantcl  derartig  aus- 
einander zu  schneiden,  dass  die  Schnittflächen  in  der  Ebene  der  flachen  Klinge  zusammentrafen, 
so  blieb  nichts  andere»  übrig,  als  die  Schnitte  senkrecht  gegen  die  Klinge  auf  dem  Rücken  entlang 
zu  fuhren. 

So  bildeten  sich  denn  diese  merkwürdigen  Guss  nähte,  die  hinterher  zu  entfernen  man  sich  gar 
nicht  die  Mühe  gegeben  hat.  Nur  von  einer  einzigen  Klinge  erwähnt  Schliemann  (Myk.  S.  325), 
dass  sie  in  ihrer  ganzen  Länge  mit  parallel  laufenden  Linien  von  Intaglioarbeit  geschmückt  sei,  die 
ihr  ein  »ehr  hübsches  Ansehen  gäben.  Sonst  aber  ist  überhaupt  an  keinem  einzigen  Bronzestück 
aus  den  Gräbern  auch  nur  die  allergeringste  Verzierung  beobachtet  worden,  ein  Beweis,,  wie  ver- 
kehrt die  Ansicht  derjenigen  Kunsthistoriker  war,  dio  den  seither  auf  nordischen  Bronzen  bekannten, 
nun  aber  auf  deu  Goldarbeiten  von  Mykenä  sich  breit  machenden  Decorationsstil  für  einen  der 
Bronzetechnik  eigentümlichen  angesehen  wissen  wollten! 

Ebenso  wenig  wie  den  papierdünnen  Welirgehenken  und  den  leinenen  mit  Goldknöpfen  besetzten 
Scheiden,  „mit  denen,“  wie  Schliemann  (S.346)  richtig  bemerkt,  „niemals  ein  lebendiger  Krieger  zu 

66* 


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Christian  Hostmann, 


Felde  ziehen  konnte“,  wird  man  den  in  so  übermässiger  Anzahl  Vorgefundenen  Schwertern,  deren 
unbrauchbare  Klingen  zum  Theil  sogar  mit  einem  Ueberzug  von  Goldstaub  bekleidet  wurdet), 
einen  praktischen  Zweck  beilegen  wollen.  Dass  es  überhaupt  auf  einen  solchen  gar  nicht  abge- 
sehen war,  orgiebt  sich  ohnehin  aus  dem  gänzlichen  Mangel  einer  auch  nur  einigerma&ssen  soliden 
Verbindung  zwischen  Klinge  und  Griff.  In  vielen  Füllen  ist  entweder  gar  kein  eigentlicher  Angel 
vorhanden,  oder  er  steckt,  ohne  mit  ihnen  vernietet  zu  sein,  zwischen  zwei  Uolzschalcn,  die  nur 
von  einer,  mit  dünnen  Goldstiften  befestigten  Hülse  aus  reich  ornamentirtem  Goldblech  zusammen- 
gehalten werden.  Andere  Holzgriffe  zeigen  Einlagen  von  cisclirten  Goldplatten,  auch  von  blauem 
Lasurstein  — dem  \uavog  des  Homer  — , und  der  nur  lose  aufgestockte  Schwertknauf  besteht  aus 
Alabaster,  Bergkryst&ll  oder  Bernstein.  Kein  einzigos  Schwert  zeigt  einen  kräftigen  massiven 
Bronzegriff  — kurz,  hier  liegt  nun  klar  vor  Augen,  was  schon  bei  anderer  Gelegenheit  von  uns 
behauptet  wurde,  dass  nämlich  die  ursprüngliche  Bestimmung  der  Bronzeschwerter  keine  andere 
war,  als  zu  Prunkwaffen,  Weihgeschenken  oder  Grabmitgaben  zu  dienen.  So  wurden  sie  denn 
auch  in  Mykenü  nur  als  Ersatz  des  echten  Stahlschwertes,  dessen  gedrungene,  schilfblattformige, 
von  den  Bronzeschwertern  durchaus  abweichende  Gestalt  eine  Sculptur  auf  der  zweiten  Grabstelle 
(Myk.  Nr.  140)  deutlich  erkennen  lässt,  in  Eile  angefertigt  und  in  die  Gräber  gelegt.  Ganz  in 
demselben  Sinne,  wie  den  Männern  als  Bezeichnung  ihres  kriegerischen  Standes  fingirte  Waffen 
beigegeben  wurden,  lagen  neben  den  weiblichen  Leichen  als  Symbole  des  Fleisses  und  der  Ord- 
nung zur  wirklichen  Arbeit  wohl  kaum  verwendete  Prachtspindeln  mit  krystallenen  Wirteln 
(Myk.  Nr.  309)  und  zierliche,  aus  dünnem  Goldblech  gefertigte  Nachbildungen  einer  Waage  (Myk. 
Nr.  301). 

Ueberhaupt  bildeten  niemals  die  Bronzeschwerter  das  Fabrikat  eines  Volkes,  dem  das  eisen- 
geschmiedete Schwert  unbekannt  war.  Sie  können  stets  nur  als  künstliche  Nachbilder  des  letzteren 
angesehen  werden,  das  im  praktischen  Leben  zu  ersetzen  sie  zur  Noth  geeignet  waren,  sobald  die 
hoch  entwickelte  Technik  ihnen  den  äussersten  Grad  vou  Vollendung  hinsichtlich  ihrer  Wider- 
standsfähigkeit und  Elasticität  zu  verleihen  wusste. 

Im  Gegensatz  zu  den  nur  einem  sopulcralcn  Zwecke  dienenden  Schwertern  dürfen  die  aus  den 
Gräbern  enthobenen  Lanzenspitzen  um  so  mehr  für  wirkliche  Waffen  gehalten  werden,  als  sie  sehr 
solide  gearbeitet  und  zum  Theil  noch  vollständig  geschäftet  aufgefunden  wurden  (Myk.  S.  253). 
Sie  sind  sämmtlich,  was,  beiläufig  bemerkt,  bei  den  in  IlisBarlik  gefundenen  noch  nicht  der  Fall 
war,  mit  einer  vollständigen  Tülle  zum  Einstecken  des  Schaftes  versehen,  und  eine  von  ihnen  zeigt 
ausserdem  zwei  kleine  seitliche  Hinge  (Myk.  Nr.  441).  Gegenüber  der  mangelhaften  Ausführung 
der  Schwertklingen  können  Zweifel  entstehen , ob  diese  Lanzenspitzen  vollständig  gegossen , wozu 
eine  exact  gearbeitete,  zweitheilige  Form  mit  eingesetztem  Lehmkern  erforderlich  gewesen  wäre, 
oder  unter  Mithülfe  des  Hämmerns  und  Löthens  hergestellt  wurden.  Leider  sind  genule  hier  die 
Abbildungen  in  viel  zu  kleinem  Maassstabc  ausgefubrt,  um  ein  näheres  Urtlieil  über  die  Qualität 
der  Arbeit  zu  ermöglichen. 

Die  zehn  grossen  Bronzemcsser  sind  über  2Fuss  lang,  ganz  schlicht,  einschneidig,  von  keulen- 
förmiger Gestalt  und  mit  einem  starken,  unten  in  einen  Hing  ausgehenden  Griffe  versehen  (Myk. 
Nr.  442).  Sio  zeigen  viel  Achnlichkeit  mit  den  auf  den  Wandgemälden  der  Hypogäen  von  Beni- 
Hassan  abgebildeten  Fleischermessern,  Und  mögen  in  Mykenä  einer  gleiche»  Bestimmung  ge- 
dient haben. 


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Die  Metallarbeiten  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  etc.  445 

Ein  hohl  gegossener,  ungeschickt  modellirter  Hirsch  von  12  cm  Länge  mit  einem  3 cm  weiten 
Ausguss  auf  dem  Hucken  (Myk.  Nr.  37G)  verdient  noch  Erwähnung,  weil  er  in  die  Kategorie  des 
eigentlichen  Kunstgusses  gehört-  Diese  eigen thümliche,  vereinzelt  stehende  Leistung  wurde  auf- 
fallen müssen,  wenn  nicht  durch  die  Benutzung  der  schon  frühor  erwähnten,  leichtflüssigen  Mischung 
von  Silber  und  Blei  die  Ausführung  des  Gussstücks  sehr  vereinfacht  oder  überhaupt  ermöglicht 
wäre.  Und  zwar  in  folgender  Weise:  Ein  aus  Wachs  geformter  Hirsch  wurde  ganz  in  Thon  ein- 
gehüllt, dann  eine  Öeffnung  auf  dem  Rücken  des  Thieres  angebracht  und  das  Wachs  über  Kohlen- 
feuer ausgeschmolzen.  In  die  so  entstandene  hohle  Form  goss  man,  nachdem  sie  getrocknet,  das 
kaum  glühend  gemachte  Metall.  Sobald  dies  soweit  erstarrt  war,  dass  es  sich  an  dicjWünde  an- 
gesetzt  hatte,  stürzte  man  die  Form  und  liess  den  übrigen  noch  flüssigen  Inhalt  abfliessen.  Damit 
war  das  kleine  Kunstwerk  vollendet,  da»,  wenn  auch  nur  gepfuscht,  doch  für  die  Geschichte  der 
Giesskunst  stets  von  grossem  Interesse  bleiben  wird.  Noch  erwähnt  Schl ie mann  (Myk.  S.  243) 
mit  kurzen  Worten  einer  einfachen  Vase,  die  aus  einer  ähnlichen  Metallmischung  bestehen  soll, 
und  daher  nur  durch  Guss  hergestellt  sein  kann. 

Hiermit  dürften  wenigstens  die  wesentlichen  Erzeugnisse  der  mykcnäischen  Formerei  und 
Gie&skunst  erledigt  sein.  Stehen  sie  unverkennbar  in  technischer  und  in  ästhetischer  Beziehung 
auf  einer  bedeutend  tieferen  Stufe,  als  die  geschmiedeten  und  getriebenen  Arbeiten;  vermisst  man 
bei  ihnen  durchaus  die  Gediegenheit,  Sauberkeit  und  Eleganz,  wodurch  die  getriebenen  Werke  zum 
Theil  in  hohem  Grade  sich  auszeichncten,  nnd  lassen  sie  ausser  diesem  Mangel  an  jeder  technischen 
Beherrschung  des  Materials  auch  nicht  die  kleinste  Spur  von  jener  Verzierungsart  erkennen,  die 
mit  dem  Hauptmotiv  von  spiralischcn  Windungen  bereits  so  vollendet  durchgebildet  auf  den  Er- 
zeugnissen der  Toreutik  zur  Schau  tritt,  so  kann  diesen  Verhältnissen  gegenüber  gar  kein  Zweifel 
obwalten,  dass  die  Giesskunst  von  Mykonä  nur  erst  den  verhältnissinässig  jungen  Zweig  einer 
uralten,  über  die  Schranken  des  gemeinen  handwerklichen  Betriebs  längst  hinauBgetretenen,  gross- 
artigen Metallindustrie  gebildet  hat. 

Damit  findet  also  das  in  der  Einleitung  von  uns  hervorgehobene  Gesetz,  wonach  wir  in  der 
Schmiedekunst  das  älteste  metallverarbeitende  Handwerk  zu  suchen  haben,  die  vollkommenste  Be- 
stätigung. Und  dass  es  sich  hier  nicht  etwa  nur  um  ein  vereinzeltes  Beispiel,  sondern  um  eine 
Erscheinung  handelt,  die  wir  mit  aller  Berechtigung  auf  die  ganze  altasiatischc  Metallindustrie 
übertragen  dürfen,  dafür  spricht  nicht  nur  die  Culturstellung  der  mykenäischen  Alterthümer,  sondern 
auch  die  Thatsache,  dass  sich  dasselbe  Entwickelungsgesetz  bei  alleu  aus  ältester  Zeit  stammenden 
Funden,  sowohl  anf  den  griechischen  Inseln,  wie  an  der  Küste  von  Asien,  in  den  Euphratländern 
und  in  Italien  nachweisen  lässt,  sobald  nur  in  diesen  Funden  die  Gesammtleistung  der  Metalltechnik 
eines  Volkes  vertreten  ist-  Auf  die  assyrischen  Ausgrabungen  haben  wir  in  dieser  Beziehung  schon 
früher  aufmerksam  gemacht  (Archiv  IX,  208);  besonders  deutlich  aber  und  in  eminentem  Einklänge 
mit  Mykenä  tritt  dies  Gesetz  vor  Augen  in  den  merkwürdigen  Tiefenfunden  von  Ilissarlik.  Wir 
erinnern  hier  nur  an  den  Inhalt  des  berühmten  Priamosschatzes,  der  etwa  20  aus  Gold  und  Silber 
getriebene  Gefasse,  Tausende  von  kleinen  goldenen  Perlen  und  blattförmig  gehämmerten  Schtnuck- 
sachen,  ferner  aus  Kupfer  geschmiedet  einen  Schild,  eine  Vase  und  einen  KcbscI  enthielt,  und 
daneben  einige  primitive  Bronzeäxte  lind  Lanzenspitzen , die  aber,  als  Beweis  für  das  erst  kurze 
Bestehen  der  Bronzcindustrie,  nur  in  offenen  Formen  gegossen  und  mit  dem  Hammer  vollendet 
sind  (Schliemann,  Troja  S.  302),  also  noch  nicht  für  Erzeugnisse  einer  eigentlichen  Giesskunst 


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Christian  Hostmann, 


angesehen  werden  können.  In  derselben  Tiefe  wie  den  Schatz  entdeckte  Schliemann  bekanntlich 
während  der  letzten  im  Uerbste  1878  vorgenommenen  Ausgrabungen  auch  einen,  dem  Anschein 
nach  durch  zufällige  Lagerung  in  heisser  Asche  gut  erhaltenen  eisernen  Dolch,  und  doch  fand  sich 
gleichzeitig  eine  Unmasse  von  Stcingcräthen  und  Obsidianmessern.  Solche  Messer  kamen  eben- 
falls sehr  zahlreich  vor  in  dem  zweiten  Akro]H>lisgrabc  (Myk.  S.  185),  und  im  vierten  lagen  nicht 
weniger  als  35  zierlich  aus  01>sidian  gearbeitete  Pfeilspitzen  (Myk.  Xr.  435). 

Die  in  den  untersten  Schichten  von  Ilissarlik  gefundenen  Bronzen  stehen  auf  so  niederer  Stufe 
der  Technik,  dass  wir  hier  offenbar  fast  das  unmittelbare  Einsetzen  der  Bronzefabrikation  in  den 
Organismus  einer  bereits  bestehenden  Metallindustrie  vor  Augen  haben.  Dies  ist  insofern  von 
Interesse,  als  sich  nun  durch  einen  Vergleich  mit  der  weit  höher  entwickelten  Cultur  von  Mykenä 
und  ihrer  muthinaasslichen  Zeitsiel] ung,  der  für  die  Geschichte  der  Metalle  wichtige  Schluss  ziehen 
lässt,  dass  die  erste  Kenntniss  der  Zinnbronze  in  Kleinasicn  etwa  in  das  Endo  des  3.  Jahrtausends 
fallen  dürfte.  Da  nun,  soweit  sich  dies  bis  jetzt  mit  einiger  Sicherheit  beurtheilen  lässt,  die  Zinn- 
bronze  in  Aegypten  mindestens  tausend  Jahre  früher  benutzt  wurde,  so  erscheint  cs  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  die  Phünicicr,  die  überhaupt  weit  mehrreceptiv  als  selbsterfinderisch  veranlagt  waren, 
das  Verfahren  der  Bronzelegirung  von  den  Aegyptern  entlehnten  und  dann  in  Folge  ihrer  Handels- 
beziehungen einerseits  längs  der  Küste,  andererseits  in  das  Innere  von  Asien  verbreiteten.  Für 
diese  Erklärung  bieten  jedenfalls  die  einstweilen  vorliegenden  Data  den  meisten  Anhalt,  während 
doch  die  gegentheilige  Annahme,  wonach  die  Bronzekenntniss  von  China  aus  über  die  Euphrat- 
länder nach  Kleinasien  und  Aegypten  gelangt  sein  soll,  gnr  zu  bodenlos  erscheint,  um  ernstliche 
Berücksichtigung  zu  verdienen. 

Ucberhaupt  kann  in  der  ganzen  alten  Culturwolt  als  Entstehungsherd  der  Bronzetechnik  ausser 
Aegypten  nur  noch  Phönicicn  in  Betracht  genommen  werden.  Denn  die  von  hier  und  anderen 
Punkten  der  Küste  ausgegangenen  Besiedelungen  im  Aegäischen  Meere,  an  der  Ostküste  Griechen- 
lands, in  Sicilien  und  Spanien  fallen,  ebenso  wie  die  Wanderung  der  Etrusker  nach  Obcritalien, 
bereits  in  eine  Zeit,  als  die  betreffenden  Colonisten  längst  mit  der  Bronzetechnik  vertraut  waren. 
Freilich  liegt  in  dieser  Beziehung  noch  Manches  im  Dunkeln.  Aber  sobald  einmal  die  prähisto- 
rische Forschung  sieh  frei  gemacht  haben  wird  von  der,  das  unbefangene  Urtheil  im  höchsten  Grade 
beeinträchtigenden  Zwangsjacke  einer  unmöglichen  Periodenthcilung , wird  es  ihr  rasch  genug  ge- 
lingen, aus  dem  reichen  schon  jetzt  vorliegenden  Materiale  über  alle  diese  culturgesehicbtlich  so 
wichtigen  Fragen  das  gehörige  Licht  zu  verbreiten. 

Wir  können  bei  dieser  Gelegenheit  nicht  unterlassen,  darauf  hinzu  weisen,  wie  cs  fast  unbe- 
greiflich erscheint,  dass  man  hinsichtlich  der  Entstehung  und  Entwickclungsgcschichte  der  Metall- 
industrie seit  drei  Dcccnnien  Grundsätze  und  Anschauungen  auf  den  Schild  der  Wissenschaft  zu 
erheben  vermochte,  deren  absolute  Gehaltlosigkeit  sich  sofort  herausstellen  musste,  wenn  man  die 
tliatsüchlichcn  Verhältnisse  einer  Metallindustrie  auch  nur  eines  Blickes  gewürdigt  hätte,  die,  um- 
geben von  einem  seltenen  Reichthumo  an  Miucralschätzen  aller  Art,  Bich  durchaus  selbständig  und 
von  fremden  Einflüssen  unabhängig  bereits  zu  bedeutender  Höhe  emporgearbeitet  hatte,  als  sie 
kaum  erst  vor  unseren  Augen  zu  Gruude  gerichtet  wurde.  Wir  meinen  damit  die  Metallindustrie 
der  altamerikauischen  Culturslaateu,  die  sowohl  in  dem  Verlauf  ihres  ganzen,  verhältnissmässig  nur 
kurzen  Entwickelungsganges,  wie  in  vielen  technischen  Einzelheiten  eine  überraschende  Gleich- 
artigkeit mit  den  in  Mykenä  beobachteten  Verhältnissen  erkennen  lässt. 


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Die  Metallarbeiten  von  Mykenä  und  ihre  Bedeutung  etc.  447 

Um  liier  nur  einen  flüchtigen  Ueberblick  tu  geben,  so  beruhte,  in  derselben  Weise  wie  in 
Mykenil,  die  Metallindustrie  von  Mexico  und  Peru  wesentlich  auf  der  Schmiedcknnst  und  Toreutik. 
Ihr  Hauptmaterial  bildeten  ebenfalls  die  edlen  Metalle,  die  mit  unglaublicher  Verschwendung  benutzt 
and  fast  ausschliesslich  unter  dem  Hammer  verarbeitet  wurden.  Man  legirte  Gold  und  Silber  mit 
einauder  und  mit  dem  Kupfer;  gewann  das  Silber  auf  dem  Wege  des  Abtreibens  und  verstand 
sich  vortrefflich  auf  seine  Läuterung.  Mit  dem  Löthcn  der  Kdelmctallc  wusste  man  ebenso  gut  fertig 
zu  werden  wio  iu  Mykenä.  Kupfer,  das  allein  durch  Verhüttung  gediegener  oder  anderer,  sehr 
reicher  Erze  gewonnen  wurde,  diente  in  reinem  Zustande,  geschmiedet  und  gehämmert,  zu  gewöhn- 
lichem Hausrath,  zu  stumpfen  Werkzeugen  und  kculcnartig  wirkenden  Watfen.  In  beiden  Ländern 
wurde  allerdings  die  Zitmbronzc  künstlich  dargestellt,  aber  nur  selten  für  schneidende  Gerät- 
schaften, häufiger  zu  Gelassen  verwendet,  und  die  überhaupt  nur  vereinzelt  auftretenden  gegossenen 
Bronzesachen  stehen  hinsichlich  der  Technik,  obgleich  diese  von  einer  eminenten  Ausbildung  des 
keramischen  Gewerbe»  unterstützt  wurde,  weit  hinter  den  oft  bewundernswürdigen  Leistungen  der 
Toreutik  zurück.  Sogar  von  dänischer  Seite  (Worsaae,  Vorgesoli.  des  Nordens,  S.  49)  wurde 
neuerdings  eingerüumt,  dass  die  gegossenen  Metallgeräthe  der  Azteken  und  Inkas  aus  verhältniss- 
mässig  junger  Zeit  herrühren  müssten  und  vielleicht  erst  durch  fremden  Einfluss  entstanden  sein 
könnten.  Von  einer  Präexistenz  der  Giesskunst  oder  überhaupt  von  einer  „Bronzeperiode“  kann 
demnach  vernünftiger  Weise  hier  ebenso  wenig  die  Rede  sein  wie  in  der  alten  Welt  Es  kommt 
endlich  hinzu,  dass  auch  das  Eisen  durchaus  nicht  unbekannt  war.  Nur  entging  es  der  Aufmerk- 
samkeit der  spanischen  Eroberer,  weil  es,  ohne  Gemeingut  des  Volkes  zu  sein,  das  nur  barte  Hölzer, 
zähe  Steinarten,  vulkanisches  Glas  und  geschmiedetes  Kupfer  zu  Werkzeugen  und  schneidendem 
Geräthen  verwendete,  nicht  zu  Waffen,  sondern  ausschliesslich  zur  Ausführung  solcher  technischen 
Arbeiten  benutzt  wurde,  bei  denen  es  in  seiner  Eigenschaft  als  Stahl  durch  kein  anderes  Ma- 
terial zu  ersetzen  war.  Diu  Belege  hierfür  werde  ich  bei  anderer  Gelegenheit  ausführlich  bei- 
bringen.  Inzwischen  dürften  die  obigen  Thattachen  genügen,  um  in  dem  Entwickclungsgango  der 
Metallindustrie  bei  weit  von  einander  getrennten  Völkern  eine  'Uebereinstimmung  erkennen  zu 
lassen,  die  unmöglich  ans  zufälligen  Verhältnissen  entspringen  konnte,  sondern  in  dem  Wesen  und 
Vorkommen  der  Metalle  beruhen  muss,  deren  Dienstbarruachung  sich  überall  nach  denselben  natür- 
lichen Gesetzen  regelte. 

Nur  noch  eine  kurze  Bemerkung  am  Schlüsse  unserer  Betrachtung. 

Wenn  inmitten  einer  verliältnUsmässig  so  hoch  gesteigerten  Cultur  wie  die  von  Mykenä,  doch 
nur  die  ersten  handwerksmässigen  Anfänge  in  der  Technik  des  eigentlichen  ErzgusseB  sich  bemerklich 
machten,  mithin  kein  Zweifel  darüber  sein  kann . dass  diese  Technik  erst  nach  einer  Jahrhunderte 
langen  Thätigkeit  unter  gleichzeitigem  Aufschwünge  der  übrigen  Gewerbe  derartig  ausgebildct  ge- 
wesen wäre,  um  Meisterwerke  anferligen  zu  können,  von  so  seltener  Vollendung  wie  jene  Schwerter, 
Schilde,  Kriegshörner,  Weihgcfässe  und  andere  gegossene  Bronzen , die  namentlich  den  Gräbern 
und  Torfmooren  Irlands  und  Dänemarks  entnommen  werden  und  in  ihrer  prachtvollen,  sauber 
ciselirUm  Ornamentik  eine  unverkennbare,  sicher  bedeutungsvolle  Ucbercinstinimung  mit  dom  asia- 
tischen Kunststil  von  Mykenä  zur  Selinu  tragen,  so  wird  es  selbst  dem  Laien  einleucbtcn,  wie  un- 
verständig und  verblendet  solche  Leute  urtheilen,  die  kein  Bcdcuken  darin  finden,  diese  vorzüg- 
lichen Leistungen  des  Bronzegusses  einem  -primitiven  und  stummen“,  nur  in  der  Bearbeitung  von 
Steingeräthen  bewanderten  Volke  zuzuschreiben,  das  ihrer  Behauptung  nach  weder  Eisen  noch  Stahl 


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448  Christian  Hostmann,  Die  Metallarbeiten  von  Mykenä  etc. 

bcsass,  nichts  yom  Schmieden  and  Treiben  der  Mctnlle  verstand,  weder  mit  dem  Bergbau  noch  mit 
irgend  einem  metallurgischen  Processe  bekannt  war  und  obendrein,  wie  seine  Hinterlassenschaft, 
thalsächlich  kund  giebt,  noch  nicht  einmal  in  dom  gemeinen  Töpferhandwerk  über  die  ersten  rohen 
Anfänge  hiuausgekommcn  war.  Indem  sich  durch  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchung  mit  voller 
Evident  herausgestellt  hat,  dass  der  tausendjährige  Abwurf  von  bearbeiteten  Feuersteinen  und 
Flnssgeschiehen  nicht  der  geeignete  Boden  ist,  auf  dem  eine  Bronzeindustrie  nnd  Giesskunst  sich 
zn  entwickeln  vermochte,  kann  auch  nicht  länger  daran  gezweifelt  werden,  dass  alle  jene  in  schein- 
barer Folge  auf  eine  Stcincultur  abgelagerten  nordischen  Bronzen,  thatsächlich  nnr  aus  einem 
fremden  und  hoch  entwickelten  C'ulturganzen  abstammen  können,  über  dessen  nähere  Heimalh  im 
alten  Cultnrgebicte  des  Mittclmecres  die  Forschung  nicht  mehr  lange  in  Ungewissheit  bleiben  wird, 
wenn  fortgesetzte  Grabungen  von  ähnlichem  Erfolge  begleitet  sein  werden,  wie  die  von  Mykenä. 

Damit  aber  ist  der  ganzen  Lehre  von  der  Drciperiodcntheilung  jede  reale  Basis  so  vollständig 
entzogen  worden,  dass  nichts  übrig  bleibt,  als  sie  fallen  zu  lassen  nnd  vor  der  Iland  nur  von  einer 
vormetallischen  und  einer  Motallzeit  zn  reden.  Freilich  ist,  nach  Göthe’s  treffendem  Aus- 
spruch, eine  falsche  Hypothese  bossor  als  gar  keine;  .wenn  sie  aber“,  bo  lugt  er  hinzu,  .sich  be- 
festigt, wenn  sie  allgemein  angenommen,  zu  einer  Art  von  Glanbensbckenntniss  wird,  woran  niemand 
zweifelt,  welches  niemand  untersuchen  darf,  — dies  ist  eigentlich  das  Unheil,  an  welchem  Jahr- 
hunderte leiden!“ 


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XIV. 


Zur  Höhenmeasung  des  Schädels. 

Von 

Dr.  J.  Gildemeister  in  Bremen. 


Im  XI.  Bande  dieses  Arcbives  Seite  178  thcilt  Professor  S ch aaff hausen  mit,  dass  Kupffer 
bei  einer  Vergleichung  der  nIIöhe  nach  v.  Ihering“  und  des  von  mir  angewandten  Höbenmaasses 
eine  fast  vollständige  Uebereinstimraung  beider  Maasse  nachgewiesen  habe,  und  bemerkt,  dass  damit 
meine  Mittheilung  im  Correspondenzblatte  der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  1876, 
Nr.  5,  S.  40,  „nicht  ganz  übereinstimme“,  nach  welcher  meine  Messmethode  ganz  beträchtliche, 
mehr  als  10  mm  betragende  Differenzen  gegenüber  der  v.  Ihering’schen  Hohe  ergebe. 

Dieser  Widerspruch  ist  indessen  nur  ein  scheinbarer,  und  erklärt  sich  sehr  einfach  dadurch, 
dass  das  von  Schaaff hausen  als  „Höhe  nach  v.  Ihering“  bezeichnet«  Maass  ein  durchaus 
anderes  ist,  als  das  von  mir  so  genannte.  Schaaff  hausen  nennt  die  von  Kupffer  gemessene, 
im  vorderen  Rande  des  For.magn.  zur  v.  Ihering’schen  Horizontalen  errichtete  Senkrechte1)  „Höhe 

*)  Eine  andere  und  nicht  weniger  unrichtige  Bezeichnung  für  dasselbe  Mähm  findet  sich  in  der  mir  während 
des  Druckes  dieser  Zeilen  zugesandten  Arbeit  H.  v.  Holder 's  Ober  die  in  Deutschland  verkommenden  niedrigen 
8ehüdelformen  (diese*  Archiv  Bd.  XII,  8.  323).  Hölder  nennt  die  im  vorderen  Bande  des  For.  magn.  errichtete 
Senkrecht«  „die  Virchow’sclie  Höhe*  (H“),  indem  er  von  der  Voraussetzung  ausgeht,  dass  Virchow  in  »einen 
Beiträgen  zur  physiologischen  Anthropologie  der  Deutschen,  insbesondere  der  Friesen,  Berlin  1877,  dies«  Höhe 
gemessen  und  in  den  der  Arbeit  beigegebenen  Tabellen  als  „grösste  Höhe*  angeführt  habe.  Diese  Voraussetzung 
ist  eine  irrthümliche.  Virchow  sagt  auf  8.  45  der  angeführten  Schrift,  das*  er  daran  festhalt«,  für  sein  Höben- 
maass  als  Ausgangspunkt  die  Mittu  des  vorderen  Rande«  des  Hinterbauptsloches  und  als  Endpunkt  den 
höchsten  Punkt  der  Sagittalebene  vor  der  Mitte  der  Pfeilnaht  zu  wühlen.  Dieses  Maass  nennt 
Virchow  die  * grösst«  Höli«“  und  weist  nach,  dass  es  fast  identische  Werthe  mit  der  Eck  er 'sehen  „ganzen 
Höhe*  ergieht.  Auch  ein  Blick  in  die  Tabellen  Virchow’a  zeigt,  dass  die  „grössto  Höhe“  jedes  andere  Maas« 
6«iu  kann,  nur  nicht  die  im  vorderen  Rande  des  For.  magn.  errichtete  Senkrecht«.  Denn  diese  Senkrechte  er- 
giebt,  wie  auch  Hölder  8.  324  anfuhrt,  nahezu  identische  Werthe  mit  der  Höhe  Broca'«  (Verbindung  des 
Vorderrandes  des  For.  magn.  rnit  dem  Brcgina),  das  letztere  Maass  aber,  welches  fünf  Columnen  unter  der 
„grössten  Höhe“  abgedruckt  wird,  zeigt  in  den  meisten  Fällen  bedeutend  geringere  (um  3mm  und  mehr) 
Werth«  als  die  „grösste  Höhe*. 

Der  anscheinend  geringfügig*  Irrthum  wird  für  die  Polemik,  welche  Hölder  gegen  Virchow  führt 
geradezu  vcrhängnissvoll , denn  der  Schwerpunkt  derselben  liegt  in  dem  Nachweise,  das*  „die  Herrn  Virchow 
ei genthüm liehe  Höhe“,  die  im  For.  magn.  errichtete  Senkrecht*,  ein  unrichtiger  Maassstab  für  die  Beurtheilung 
der  Niedrigkeit  der  Schädel  sei,  sie  richtet  »ich  also  gegen  ein  Messverfahren,  welches  vou  Virchow  gar  nicht 
berücksichtigt  worden  ist. 

Archiv  für  Anthropologie.  Dil.  XIL 


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450 


J.  Gildemeister, 


nach  v.  I bering“,  während  v.  Iber  in  g selbst  diese  Messmethode  als  mathematisch  incorrect 
gänzlich  verurtheilt.  v.  I he  ring  misst  dagegen  in  derselben  Weise,  wie  v.  Bär,  II  is  und  Ecker, 
die  „aufrechte  Höhe“,  d.  h.  den  Abstand  der  Projectionon  des  höchsten  und  tiefsten  Punktes  des 
Schädels  auf  eine  zur  Horizontalen  senkrecht  stehenden  Ebene.  Von  dem  letzteren  Maasse  habe 
ich  im  Correspondenzblatto  behauptet,  dass  dasselbe  zwar  inconstante,  aber  meistens  sehr  beträcht- 
liche Differenzen,  nämlich  ein  Plus  von  3 bis  12  nun,  liefere  gegenüber  dem  jetzt  von  Schaaff- 
hausen  „Höhe  nach  v.  I bering“  bezeichueten  Maasse,  also  gegenüber  der  im  vorderen 
Rande  des  For.  magn.  zur  Horizontalebene  errichteten  Senkrechten,  und  fast  gleich  grosse  gegen- 
über dem  von  mir  angewandten  Messverfahren.  Die  allgemeine  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
habe  ich  später  (dioses  Archiv  Bd.  XI,  S.  25)  an  weiteren  100  Schädeln  nachgewiesen. 

Andererseits  kam  ich  in  dem  angeführten  Artikel  des  Correspondenzblattes  zu  dem  Schlüsse,  dass 
die  im  vorderen  Rande  des  Kor.  magn.  zur  Horizontalebene  errichtete  Senkrechte,  die  „gerade 
Höhe“,  in  manchen  Fällen  gleiche,  oft  aber  viel  geringere  Werthe  ergebe,  als  mein  Verfahren, 
nach  welchem  vom  vorderen  Rande  deB  For.  magn.  (in  annähernd  senkrechter  Richtung  zur  Längs- 
axe)  zum  abstehendsten  Punkt  innerhalb  des  ersten  Dritttheils  der  Pfeilnaht  gemessen  wird. 
Kupffer  erhält  nun  bei  16  Schädeln,  im  Ganzen  in  UebereinBtimmung  mit  meinen  Angaben, 
7 Mal  gleiche  Werthe  für  beide  Maasse,  und  9 Mal  für  die  „gerade  Höhe“  eine  negative  Differenz 
(im  Mittel  — 1,5  inra)  gegenüber  meiner  Höhe.  Aber  bei  den  letzten  vier  Schädeln  der  Tabelle 
erhält  Kupffer  für  die  „gerade  Höhe“  eine  positive  Differenz  (im  Mittel  -f-  2 mm),  und  das  ist  ein 
Verhalten,  welches  ich  nicht  ein  einziges  Mal  beobachtet  habe1).  Eine  positive  Differenz  gegen- 
über meinem  Messungsverfahren  kann  nur  entstehen,  wenn  die  im  vorderen  Rande  des  For.  magn. 
zur  Horizontalen  errichtete  Senkrechte  den  Scheitel  nicht  im  ersten  Dritttheil  der  Pfeilnaht 
schneidet,  sondern  mehr  nach  vorne,  im  Stirnbein.  (Die  Möglichkeit,  dass  der  Perpendikel  zur 
Horizontalen  hinter  dem  ersten  Dritttheil  der  Pfeilnaht  den  Scheitel  treffen  könne,  ist  aus- 
zusehliessen,  wie  Jeder,  der  sieh  mit  solchen  Messungen  beschäftigt  hat,  zugeben  wird.)  Schneidet 
nun  in  einzelnen  Fällen  die  „gerade  Höhe“  das  Stirnbein,  bo  wird  wieder  nur  ganz  ausnahmsweise 
der  getroffene  Punkt  des  Stirnbeins  weiter  als  der  abstehendste  Punkt  des  ersten  Dritttheils  der 
Pfeilnaht  vom  vorderen  Rande  des  For.  magn.  entfernt  sein,  und  es  erscheint  deshalb  erlaubt,  die 
vier  letzten  Schädel  der  Kupffer’schen  Tabelle  als  Ausnahmefälle  von  der  Durchsehnitts- 
berochnung  auszuschliessen.  Geschieht  das,  so  beweisen  auch  die  Ku pffer’schen  Messungen, 
dass  der  Perpendikel  zur  Horizontalen,  die  „genule  Höhe“,  nicht  unwesentlich  kleinere  Werthe 
ergiebt  (im  Mittel  — 0,9  mm),  als  meine,  annähernd  rechtwinkelig  zur  Längsaxe  gemessene, 
„Scheitelhöhe“. 

In  gleicher  Weise  geringere  Werthe  ergiebt  die  gerade  Höhe  gegenüber  der  „ganzen  Höhe“ 
(nach  Ecker  über  der  Ebene  des  For.  magn.  gemessen),  und  noch  geringere  gegenüber  der 
„grössten  Höhe“  Virchow’s  (vom  vorderen  Rande  des  For.  magn.  zum  höchsten  Punkte  des 
Scheitels  vor  der  Mitte  der  Pfeilnaht),  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  der  au  25  Schädeln 
gemessenen  Differenzen  dieser  beiden  Maasse  gegenüber  meiner  Höhe  zu  berechnen  ist: 


*)  Vergleiche  in  meinen  Tabellen  Bd.  XI,  8.  58  u.  ff.  die  Colaumen  Hl  und  II2.  (Bei  Nr.  76  i»t  ein  Druck- 
fehler zu  berichtigen;  ea  muss  heinaen : Scheitelhöhe  129,  gerade  Höhe  126,  anstatt  Scheitelhöhe  126,  gerade 
Höhe  129.) 


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Zur  Hühenmessung  des  Schädels. 


451 


Different  gegen- 
über der  Scheitelhöhe 
nach  Gildemeister 

Ganze  Ilöho 
nach  Ecker 

Scheitelhöhe 
nach  Virchow 

Zahl  der  Schädel 

Zahl  der  Schädel 

— 1 mm 

2 



0 mm 

19 

12 

4-  1 «im 

3 

7 

-f-  2 mm 

1 

4 

-f-  3 mm 

— 

2 

25 

25 

Im  Mittel  beträgt  danach  die  Differenz  der  „ganzen  Höhe“  -j-  0,15  mm,  die  der  Vir- 
chow'schen  Scheitelhöhe  4-  0,8  mm  gegenüber  meinem  Maasse.  Also  berechnet  sich  nach 
Knpffer  Ihr  die  „gerade  Höhe“  eine  Differenz  von  — 1,05  mm  gegenüber  der  ganzen  Höhe 
Kcker’e,  und  von  — 1,7  mm  gegenüber  der  Scheitelhöhe  Virchow’s.  Solche  Abweichungen 
sind  gewiss  nicht  zu  vernachlässigen,  besonders  deshalb  nicht,  weil  in  einzelnen  Fällen  die  an- 
geführten Mitlclzalden  noch  um  2 bis  5 mm  und  mehr  überschritten  werden. 


57* 


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XV. 


Bemerkungen  über  die  Squama  ossis  occipitis  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  „Torus  oceipitalis“. 

Von 

W.  Waldeyer, 

Profc**or  der  Anatomie  ru  Btruaburg,  EIimi. 

(Hierzu  Taf.  IX,  Fig.  1 u.  2.) 


Vor  Kurzem  hat  A.  Ecker  in  diesem  Archiv1)  eine  bemerkensworthe  Abhandlung  über  eine 
Bildung  an  der  menschlichen  Hinterhauptsschuppe,  den  von  ihm  sogen.  »Torus  oecipitalis 
transversus“  veröffentlicht  Schon  vor  der  Publication  dieses  Aufsatzes  war  mir  Seitens  der 
hiesigen  Militärbehörden  ein  Schädelfragment  xugestellt  worden,  welches  mein  Schwager,  Ingcnieur- 
hauptmann  Dille  nburger,  beim  Baue  des  Forts  Auenheim  unweit  Kehl  in  einer  Tiefe  von  2,50m 
im  Löss  aufgefunden  hätte.  Es  war  mir  an  diesem  Fragment,  dessen  Hinterhauptsschuppe  wohl 
erhalten  war,  sofort  der  ausserordentlich  stark  entwickelte  quere  Knochenwulst  aufgefallen,  der  sich 
in  der  Höhe  der  Protubcrantia  occip.  ext.  von  einer  Seite  zur  anderen  erstreckte.  Als  ich  die 
Ecker’sche  Abhandlung  zu  Händen  bekam,  war  alsbald  ersichtlich,  dass  wir  cb  liier  mit  einem 
eclatanten  Beispiele  des  Torus  oecipitalis  zu  thun  hatten,  und  war  mir  dieser  Fall  die  Ver- 
anlassung, mich  etwas  eingehender  mit  dieser  merkwürdigen  Bildung  zu  beschäftigen. 

Das  Verdienst,  zuerst  auf  die  anthropologische  Wichtigkeit  stark  entwickelter  Nackenlinien 
hingewiesen  zu  haben,  darf  wohl  Schaaffhatisen  für  sieh  in  Anspruch  nehmen,  da  er  bereits  in 
seiner  Abhandlung  „Zur  Kenntuiss  der  ältesten  Raceschädel“,  Müller’s  Archiv  1858,  auf  diese 
Bildung  aufmerksam  macht:  es  heisst  hier  von  dem  berühmten  Neanderthaler  Schädel,  „dass  die 
oberen  halbzirkellonnigon  Linien  der  Hinterhauptsschuppe  sehr  stark  ausgebildet  und  fast  zu  einem 
horizontalen  Wulste  vereinigt  seien“.  Weiterhin  fand  Sclianffliausen  diesen  Wulst  an  prä- 
historischen Schädeln  von  Ülinütz  (vergl.  Sitzungsber.  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  in  Bonn 
v.  6.  April  1865);  dann  wird  in  einer  Abhandlung  „Uebcr  die  Urform  des  menschlichen  Seliädels“ 
(Gratulationschrift  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  zur  50jährigen 
Jubelfeier  der  Universität  Bonn,  Bonn  1668,  4.,  S.  79)  das  starke  Vorspringen  der  halbzirkcl- 


*)  Archiv  für  Anthropologie  X,  S.  115:  „Ueber  den  queren  Hinterhauptswulst  (Torus  oecipitalis  trans- 

versus) am  Schädel  verschiedener  aussereuropäischer  Völker.* 


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454 


W.  Wald  ey  er, 

förmigen  Linie  des  Hinterhaupts  an  einem  bei  Lippstadt  gefundenen  Schädel  der  Steinzeit  und, 
Seite  80,  das  Zusammenlaufen  der  Lineae  semieirculares  iu  der  Mitte  zu  einer  starken  Schnippe  er- 
wähnt. Von  dem  Lippstädter  Schädel  heisst  es,  „dass  die  halbzirkelfbrmige  Linie  des  Hinterhauptes 
als  ein  scharfer  Knochenkamm  von  einem  Zitzenfortsatz  zum  andern  verlaufe“.  Endlich  vergleicht 
Schaaffhausen  auf  der  Kieler  Generalversammlung  der  deutschen  anthropologischen  Gesell- 
schaft, s.  Bericht,  S.  117,  die  Crista  oceipitalis  des  Gorilla  mit  der  in  Hede  stehenden  stark  üub- 
gebildeten  queren  Leiste  des  menschlichen  Hinterhauptes  und  weist  bei  der  letzten  General- 
versammlung der  gedachten  Gesellschaft  in  Strassburg,  1879,  von  Neuem  darauf  hin  (dieses  Arch., 
XII.  B<L,  S.  152)»). 

Wenn  nun  auch  nach  dem  Vorstehenden  Schaaffhausen  unstreitig  auf  die  anthropologische 
Bedeutung  der  Lineae  nuchae  zuerst  aufmerksam  gemacht  hat,  so  gebührt  doch  Merkel  das 
Verdienst  der  ersten  genauen  anatomischen  Beschreibung  des  Eck  er’ sehen  Torus,  indem  er  die 
Existenz  dreier  Nackenlinien  — statt  der  bisherig  angenommenen  zwei  — darlegte,  und  nach- 
wies,  dass  beim  Torus  oceipitalis  das  Feld  zwischen  den  beiden  oberen  Linien,  anstatt  eine  Ein- 
biegung zu  zeigen,  vorgewölbt  sei,  so  dass  die  beiden  Linien  danu  nicht  als  freie  Firsten  Vor- 
sprüngen, sondern  durch  Knocheninasse  zu  einem  Wulst  verbunden  wären  *). 

Unabhängig  von  Merkel  hat  dann  auch  G.  Joseph*)  die  Linea  semicircularis  suprema  auf- 
gefunden und  den  queren  Hinterhnuptswulst  beschrieben,  seine  erste  Mittheilung  erschien  indessen 
später  als  die  Mork ©Peche  Schrift.  Beide  Autoren  gehen  auch  insofern  über  die  älteren  Schaaff- 
hausen’ sehen  Angaben  hinaus,  als  letztere  sich  nur  auf  prähistorische  Schädel,  die  auf  europäischem 
Boden  gefunden  wurden,  beziehen,  während  Merkel  und  Joseph  den  queren  Kamm  vorzugsweise 
bei  aussereuropäischen  Völkerstämmen,  die  als  „niedere“  hinsichtlich  ihrer  Culturcntwickelung  be- 
zeichnet werden  müssen,  augetroffen  haben.  Auffallend  bleibt  dabei,  dass  die  Negerschädel  diesen 
Kamm  selten  zeigen,  wie  übereinstimmend  aus  den  Mittheilungen  von  Merkel,  Joseph  und 
Ecker  entnommen  werden  kann. 

Joseph  und  Merkel,  namentlich  der  Erstere,  gehen  aber  noch  genauer  auf  die  Beziehungen 
des  Torus  oceipitalis  zur  Crista  oceipitalis  der  Affen  ein.  Joseph’s  Arbeit  Btellt  sich  besonders 
das  Ziel,  auf  das  verschiedene  Verhalten  des  oberen  Schuppenabsehnittes  des  Hinterhauptsbeines 
beim  Menschen  und  Affen  hinzuweisen.  Während  die  Aufangsstadieu  der  Entwickelung  bei  beider- 
lei Geschöpfen  sich  ziemlich  gleich  verhalten,  vermindert  sich  beim  Affen  unter  Bildung  einer  star- 
ken Crista  mit  dem  weiteren  Wachsthnm  stetig  die  Entfernung  zwischen  der  Spitze  der  Hinter- 
hauptsschuppe und  der  Mitte  der  Linea  semicircularis  superior,  während  beim  Menschen  das  Um- 
gekehrte der  Fall  ist.  Bei  letzterem  vergrössert  sich  also  im  Laufe  der  Entwickelung  der  obere 
Theil  der  Hinter hanptsschuppe,  während  er  sieh  beim  Affen  verkleinert. 

Es  liegt  demnach  in  einer  hochstehenden  Linea  semicircularis  suprema  und  superior  beim  Men- 
schen, resp.  in  einem  hochstehenden  Torus  oceipitalis,  ein  Anklang  an  pithekoide  Verhältnisse, 
worauf  gleichzeitig  mit  Joseph’s  erster  Abhandlung  ebenfalls  Schaaffhausen  aufmerksam  ge- 

*)  Die  vorstehenden  literarischen  Notizen  verdanke  ich  einer  freundlichen  Miuheilung  SchaaffhauBen’». 

*)  Fr.  Merkel,  Die  Linea  nuchae  Suprema  anatomisch  und  anthropologisch  betrachtet,  Leipzig  1871,  8. 
Kugelmann. 

*)  G.  Joseph,  Morphologische  Studien  am  Kopfskelet  de»  Menschen  und  der  Wirbeltliiere,  Breslau,  1873, 
8.  W.  G.  Korn  — uud  Sitzungsber.  der  schlesischen  Gesellschaft,  8.  März  1872. 


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Bemerkungen  über  die  Squama  ossis  occipitis  etc.  455 

macht  hat,  8.  Correspondenzbl.  der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  1872,  S.  44,  Letzterer 
bemerkt  dazu  und  erwähnt  es  aueh  in  einer  brieflichen  Mittheilung  an  mich?,  dass  für  gewöhnlich, 
wie  bekannt,  die  Lin.  semic.  Superior,  resp.  die  Protubcrantia  externa  aussen  und  der  Sulcus  trans- 
versus,  resp.  die  Bmiuentia  cruciata,  innen  an  derHinterhauptaschuppe  einander  entsprachen1 * * * * * * *),  wäh- 
rend er  die  Linea  semicirculuris  sup.  bei  2 Schädeln  (1  Südsee-Insulanerin  von  Lifii  und  1 alten 
Westfalen)  25  resp.  40  mm  höher  stehend  gefunden  habe  als  den  Sulcus  transversua.  Was  die 
Homologie  der  Crista  occipitalis  der  Affen  mit  dem  Torus  occipitalis  der  Menschen  anlangt,  so 
stimmt  Merkel  ohne  Weiteres  der  Ansicht  von  Schaaffhausen  zu,  dass  nämlich  beiderlei  Bil- 
dungen als  morphologisch  gleichwertige  zu  betrachten  seien.  Abweichend  spricht  sich  dagegen 
Joseph  aus.  Kr  sagt,  S.  20  1.  c.: 

„Für  die  Ausbildung  der  kaum  spurenhaflon  Anlage  der  Linea  seimciroularis  suprema  erhält  «ich  (beim 
Affen)  kein  Flatz.  Im  Gcgentheil  verschmälert  «ich  die  früher  zwischen  der  Lin.  semic.  superior  und  dem 
oberen  Theile  der  Lambdanaht  vorhandene  Fläche  immer  mehr,  indem  die  letztgenannte  transversale  Knochen- 
linie immer  weiter  aufwärts  rückt,  um  endlich,  nachdem  jener,  von  der  Spitze  sie  trennende,  Zwischenraum 
verstrichen,  mit  dem  aufgewulsteteu  und  im  schroffen  Gegensätze  zum  Verhalten  der  homologen  Partie  heim 
Menschen  »ehr  flach  hogigen  Lambdarande  za  einem  Kuochenwulst,  der  Crista  iambdoidea,  tu  verschmelzen, 
der  nach  Geschlecht  und  Art  verschieden  stark  ist**  — und  weiterhin,  Seite  22,  am  Schlüsse  seiner  Abhand- 
lung: „Abweichend  von  Merkel’s  Auffassung  sehe  ich  deshalb  in  der  Bedeutung  der  bei  niederen  Racen 
bemerkbaren  gürtelförmigen  Knochenleistc  am  Hinterhauptsbein,  in  welcher  die  Linea  semicircularis  superior 
und  suprema  enthalten  ist,  kein  vollgültiges  Analogon  zu  dem  hei  den  männlichen  anthropoiden  Affen  auf- 
tretenden  occipitalen  Knochenkamm,  sondern  eine  Scheidung.  Bedeutet  ja  auch  jener  breite  Knochengürtel 
die  Ansatzgrenze  der  Nackenrauskulatur  und  ihre  weite  Trennung  vom  Lambdar&nde,  mit  dem  sie  bei  den 
anthropoiden  Affen  — im  Gegensätze  zu  dem  Verhalten  beim  Menschen  — zu  einem  Kamme  verschmilzt*“ 

Ecker  geht  in  »einer  oben  citirten  Abhandlung  auf  diese  Frage  nicht  ein,  dagegen  hat  er  auf 
eine  andere  Beziehung  de»  Torus  occipitalis  aufmerksam  gemacht,  welche  bisher  unbekannt  ge- 
blieben war.  Bei  2 Schädeln  (Florida-  und  Australier  Schädel)  fand  sich  beiderseits  anssen  vor- 
ragend im  Bereiche  des  Torus  je  ein  förmliche»  Tuber,  dem  innen  eine  Einsenkung  der  Fossao 
cerebri  posteriore«  entsprach,  so  dass  also  eine  besondere  Hirnformation  mit  der  Ausbildung  des 
Torus  Hand  in  Hand  ging9).  Ausserdem  constatirte  Ecker  den  wichtigen  Umstand,  dass  der 
Tonis  ganz  besonders  häufig  bei  einer  bestimmten  Gruppe  von  Schädeln,  nämlich  denen  alter 
Bewohner  von  Florida,  vorkommt , so  dass  er  bei  diesen  als  Iiacecigenthüwlichkeit  angesprochen 
werden  dürfte. 

Endlich  sei  hier  noch  erwähnt,  dass  sich  auch  in  der  grossen  Arbeit  Virc ho  w’s,  Beitrage  zur 
physischen  Anthropologie  der  Deutschen,  Abhandl.  der  Berliner  Akademie  1876,  an  mehreren 
Stellen  torusähuliche  Bildungen  erwähnt,  finden,  z.  B.  S.  180,  236,  306. 

Ungeachtet  es,  wie  aus  dem  Vorstehenden  ersichtlich,  an  eingehenden  Publicationen  bezüglich 
des  genaueren  Verhaltens  der  Hinterhauptslinien  nicht  fehlt,  sind  doch  die  auch  bereits  feststehen- 


i)  Meistenteils  liegt  die  Protuberantia  externa  um  ein  Geringe»  höher.  VergL  auch  Hyrtl,  Lehrb.  der 

Anatomie,  14.  Auf!.,  8.  262. 

*)  Ich  habe  bi»  jetzt  «len  Neanderthaler  Schädel  weder  ira  Original  noch  in  einem  Abguss  einaehen  können, 

e»  will  mich  aber  bedOnken,  als  ob  an  der  von  Schaaffhausen  gegebenen  Abbildung,  Müller’»  Arch.  1858, 

Taf.  XVII,  Fig.  VI,  2 ähnliche  Tubera  zu  »eben  wären,  wie  »ie  Ecker  beschreibt  und  abbildet,  Archiv  für 

Anthrop.  X,  Taf  IV,  Fig.  8 und  Taf.  V,  Fig.  3.  Auch  Virchow,  Utber  einige  Merkmale  niederer  Mennchen- 

racen  am  Schädel,  Abhandl.  der  Berliner  Akademie  1875,  S.  9»,  erwähnt  solche  Tubera  und  euUpiechende 

zur  Aufnahme  von  Gehimtheilen  bestimmte  Orubcn  von  einem  Philippinen-Schädel. 


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456 


W.  Wald ey er, 

den  Resultate  keineswegs  in  alle  Handbücher  übergegangen;  namentlich  im  Auslände  scheint  man 
die  Linea  nuchae  suprema  noch  vollständig  zu  ignoriren,  wofür  die  Handbücher  von  Sappey 
(3.  Auf!.,  1876),  Beaunis  et  Bouchard  (8.  Audn  1879),  Quain-Sharpey  (8.  Auf!.,  1876)  und  die 
Osteologie  von  Luther-Holden  (5.  Auf!.,  1878)  zum  Beweise  dienen  können.  Luther-Holden 
bildet  zwar  ganz  unverkennbar  die  Linea  suprema  ab,  erwähnt  ihrer  aber  im  Texte  mit  keiner 
Silbe;  Luther-Holden  ist  auch  im  Jahre  1878  noch  auf  demselben  Standpunkte  geblieben,  den 
er  — vgl.  das  Citat  bei  Merkel  — Lip.  nuchae  suprema  S.  14  — bereits  1855  einnahm.  Von  den 
neueren  deutschen  Handbüchern  sind  Henle,  Iloffmann  und  W.  Krause  der  durch  Merkel  ge- 
gebenen richtigen  Beschreibung  der  Reliefs  der  Hinterhauptsschuppe  gerecht  geworden:  Hyrtl 
hatte  in  der  13.  Aufl.,  1875,  noch  keine  entsprechende  Verbesserung  seiner  keinesfalls  für  alle  Fälle 
passenden  Beschreibung  aufgenominen;  wenigstens  kann  der  Satz:  „Die  beiden  queren  Nacken- 
linien  fallen  nur  bei  Schädeln  muskelstarker  und  bejahrter  Individuen  auf,  bei  welchen  auch  die 
Prütnberautia  externa  einer  entsprechenden  Entwickelung  Bich  erfreut,*  nicht  eine  durchgreifende 
Gültigkeit  beanspruchen.  Es  giebt  genug  Schädel  schwächerer  Leute,  bei  denen  man  recht  gut  ent- 
wickelte Hinterbauptalinien  und  recht  ansehnliche  Protuberantiae  externae  finden  kann.  In  der 
neuesten  (14.)  Auflage  hat  Ilyrtl  die  Merkel’sche  Schrift  erwähnt. 

Was  das  Vorkommen  der  Nackenlinien  im  jüngeren  Lebensalter  anlangt,  so  lauten  die  bis- 
herigen Angaben,  vcrgl.  die  angezogenen  Arbeiten  von  Joseph  und  Merkel,  dahin,  dass  man 
diese  Linien  dort  nur  selten  und  nur  wenig  ausgeprägt  vorfinde.  An  Schädeln  Neugeborener  und 
gar  an  fötalen  Schädeln  scheinen  dieselben  bisher  noch  nicht  beobachtet  worden  zu  sein. 

Das  Ziel  meiner  eigenen  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  war  hauptsächlich,  darüber 
ins  Klare  zu  kommen , ob  diesen  Linien  und  besonders  dem  Torus  occipitalis  eine  hervorragende 
anthropologische  Bedeutung  zukomme  und  welche?  Bezüglich  dieser  Fragen  musste  zunächst  unter- 
sucht werden , ob  die  Linien  und  der  Torus  beim  Menschen  ausschliesslich  auf  den  Muskelzug 
zurückzuführen  sind,  oder  ob  sie  auch  unter  Verhältnissen  Vorkommen,  die  man  besser  als  Ver- 
erbung deutet.  Dann  war  vor  allem  festzustellen,  ob  eine  complete  Homologie  zwischen  dem  Torus 
oocip.  des  Menschen  und  der  Crista  occipitalis,  resp.  latnbdoidea  der  Affen  bestehe,  und  schliess- 
lich — pro  rata  freilich  des  mir  zu  Gebote  stehenden  kärglichen  Materials  — nachzusehen,  ob  der 
Torus  auch  bei  den  europäischen  Schädeln  der  Neuzeit  vorkomme  und  in  welchem  Procentsatze. 

Vor  allem  kann  ich  nnn  zunächst  der  trefflichen  Beschreibung  der  HinterhauptsLinien,  welche 
Merkel  gegeben  bat,  durchaus  zustimmen  und  darf  wohl  sagen,  dass  eine  Linea  nuchae  suprema1) 
fast  an  jedem  Hinterhauptsbeine  deutlich  zu  erkennen  ist.  Mau  kann  bezüglich  des  Verlaufes  der 
3 Linien  am  häufigsten  finden,  dass  die  untere  in  einem  zuin  Scheitel  hin  convexen  Bogen  zur 
Gegend  des  Foramen  condyloideutn  posterius  zieht;  ihr  letzter  Abschnitt  verläuft  ziemlich  genau 
parallel  der  Sutura  xnastoidea.  Die  Linea  superior  ist  weniger  bogig  gekrümmt;  sie  begiebt  sich 
in  inehr  horizontalem  Zuge  zu  dem  Winkel,  mit  welchem  die  Sutura  lambdoidea  in  die  Sutura 


*)  \V.  Krause  hat  unnüthiger  Weise  die  von  Merkel  und  Joseph  mit  dem  Beinamen  „suprema*  ge- 
kennzeichnete Linie  als  „ superior*  benannt  und  die  beiden  folgenden  dann  als  „media“  und  „inferior*  bezeich- 
net. Abgesehen  davon,  (biss  es  sich  immer  empfiehlt,  die  einmal  anfgestellten  Namen,  wenn  sie  bequem  und 
passend  sind,  nicht  mehr  abzuändern,  schon  um  die  *o  fürchterliche  Synonymik  in  unserer  anatomischen  Nomen- 
clatur  nicht  noch  mehr  zu  bereichern,  können  gerade  durch  solche  Aendorungen  auch  leicht  Missverständnisse 
lierbeigetuhrt  werden. 


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457 


Bemerkungen  über  die  Squama  oasis  occipitis  etc. 

mastoidea  Übergeht,  die  Linea  suprema  endlieli  verlauft  in  den  meisten  Fällen  wieder  stärker  ge- 
bogen und  ist  im  Allgemeinen  kürzer.  Die  Varianten  sind  so  zahlreich,  dass  sich  kaum  eine  Regel 
aufstellen  lässt.  So  viel  ich  an  den  in  der  hiesigen  anatomischen  Sammlung  befindlichen  140  Schä- 
deln sehe,  kann  man  als  die  häufigsten  Wechselformen  verzeichnen:  1)  eine  besonders  starke  oder 
besonders  schwache  Entwickelung  sämmtlieher  Linien  oder  einer  oder  der  anderen,  2)  vollkommen 
getrennte  Linien  mit  getrennten  Tuberculis  (Tuberculum  linoarum  Merkel  und  Protuberantia 
externa),  3)  getrennte  Linien  mit  verschmolzenen  Tuberculis,  spitze  oder  breit  geformte  Protube- 
ranz, Vergrösserung  derselben  in  Schneppenform,  4)  weitere  oder  geringere  Entfernung  der  beiden 
oberen  oder  aller  drei  Linien  von  einander. 

Ist  ein  Uebergang  zur  Torusbildung  vorhanden,  so  erscheint  der  quere  Wulst  am  ehesten  als 
eine  besonders  prominente  Linea  superior,  dabei  kann  eine  Linea  suprema  in  ziemlich  weitem  Ab- 
stande vorhanden  sein,  oder  nahe  an  der  stark  prominenten  breit  gewordenen  Linea  superior  liegen, 
wobei  dann  eine  schmale  verschieden  tiefe  Furche  zwischen  den  beiden  Linien  erscheint;  oder  aber 
es  ist,  vergl.  die  Beschreibungen  von  Merkel  und  Ecker,  gar  keine  Furche  zwischen  den  Linien 
vorhanden,  die  dann  nur  als  die  Kanten  einer  relativ  breiten  Hervorragung  erscheinen,  oder  end- 
lich, auch  diese  Kanten  sind  abgerundet,  der  Torus  ist  ein  nach  oben,  resp.  unten  allmälig  abfallen- 
der Wulst  (Ecker). 

Ad  dieser  Stelle  möchte  ich  zunächst  zweier  besonderen  Funde  gedenken,  welche  unsere  Sammlung 
darbot : 

1)  An  einem  seit  längerer  Zeit  in  derselben  auf  bewahrten  Schädel,  der  mit  den  G all' sehen  Bezeichnun- 
gen versehen  ist,  zeigen  sich  alle  3 Nackenlinien  dicht  zusam mengerückt,  die  Linea  inferior  ist  die 
stärkste,  fast  torusartig  vorgewölbt  und  steht  vom  hinteren  Rande  des  Foramen  magnum  kaum  11  mm  ab; 
dagegen  beträgt  der  Abstand  der  Protuberantia  ext.  von  der  Schuppenspitze  70  mm. 

2)  Elsässer  Schädel  vom  Jahre  1375.  Alle  3 Nackenlinien  deutlich  von  einander  getrennt  und  gut  ent- 
wickelt, jede,  auch  die  untere,  mit  einer  scharf  von  der  Linie  abgesetzten  Protuberanz;  die  untere  Linie 
wie  in  Nr.-l  torusartig  vorspringend. 

Wenn  ich  mich  nach  diesen  Beobachtungen  für  eine  Bild  ungs  weise  des  Torus  aussprechcn  soll, 
so  möchte  ich  den  Kern,  den  Grundstock  desselben  in  eine  starke  Entwickelung  und  Verbreiterung 
der  Linea  semic.  superior  legen.  Ist  in  einem  solchen  Falle  die  Linea  suprema  in  unmittelbarer 
Nähe,  so  wird  sie  mehr  oder  minder  in  den  Bereich  des  Torus  einbezogen,  so  dass  beide  Linien 
schliesslich  ganz  im  Relief  verschwinden,  und  der  Torus,  wie  Ecker  solche  Fälle  beschrieben  hat  — 
und  müssen  diese  als  die  extremsten  angesehen  werden  — nach  oben  wie  unten  sanft  sich  abdacht. 

Dass  die  Linea  semic.  superior  in  ihrer  weiteren  Entwickelung  die  llauptanlange  der  Torusbildong  ab- 
giebt,  dafür  möchte  ich  einen  Befund  anführen,  den  ein  in  der  hiesigen  Sammlung  befindlicher  Schädel 
(Elsässer)  aufweist.  Alle  3 Nackenlinien  sind  entwickelt,  die  Linea  superior  erscheint  aber  als  sehr  starke 
und  breite  First«,  wulstartig  vorspringend,  darüber,  jedoch  in  weiterem  Abstande,  eine  deutliche  Linea  suprema. 

Besonders  gut  kann  man  diese  Bildungsweise  des  Torus  bei  den  Affen  verfolgen,  wo  die  Ver- 
hältnisse, namentlich  bei  jungen  Tbieren,  sehr  klar  vorliegen.  Mir  standen  zur  Untersuchung  dieser 
Verhältnisse  ein  alter  männlicher  Gorillascbädel  und  ein  junger  Orangschadel,  sowie  7 Schädel  von 
InnuB,  Uynoccphalus  nnd  Macacus  ans  dem  anatomischen  Institute,  dann  durch  die  Freundlichkeit 
meiner  Collegen  Oskar  Schmidt  und  Götte  etwa  30  Affenschüdel , darunter  2 von  weib- 
lichen Gorillas,  1 von  Ilylobates  nnd  1 Orang,  ans  dem  hiesigen  zoologischen  Institute  der  Univer- 
sität und  dem  naturhistorischen  Museum  der  Stadt  Strassburg  zu  Gebote.  Die  Schädel  gehörten 
den  verschiedensten  Altersstufen  an.  Junge  Schädel  zeigen  die  Verhältnisse  so,  wie  sie  Joseph 

Archiv  fttr  Anthropologin.  B4.  XII.  59 


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458 


W.  Waldeyer, 

beschrieben  hat;  doch  muss  ich  bemerken,  das*  ich  an  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  eine  Linea 
nuchae  suprema  öfters  sehr  deutlich  ausgeprägt  fand,  was  nach  der  Schilderung  Joseph ’s  an  den 
von  ihm  untersuchten  Affenschädeln  nicht  in  dem  Maasse  der  Fall  gewesen  zu  sein  scheint.  Schädel 
des  mittleren  Lebensalters  lassen  dann  deutlich  erkennen,  wie  vor  allem  die  Linea  semicircularis 
superior  höher  und  breiter  wird,  stärker  sich  ausprägt  und  geradezu  als  Ilauptanlage  der  Crista 
occipit&üs  erscheint  Diese  Crista  occipitalis  stellt  nun  das  coinplcte  Ilomologon  des  Torus  occipi- 
talis  beim  Menschen  dar,  wie  sich  aus  Nachstehendem  ergiebt:  Zunächst  ist  es  beim  Menschen  wie 
beim  Affen  wesentlich  die  Liuea  semicircularis  superior,  welche  zur  Bildung  beiträgt,  ferner  sieht 
man  bei  Affen  dieses  mittleren  Alters  noch  immerhin  ein  ganz  ansehnliches  Stück  der  Hinterhaupts* 
schuppe  oberhalb  dieser  Crista  liegen,  die  Lambdanaht  hat  in  diesem  Stadium  noch  gar  nichts 
mit  der  Bildung  der  Crista  za  thuu,  sie  verläuft,  in  ganz  flachen  Knochenpartien,  gerade  wie  beim 
Menschen.  Mir  ist  es  überhaupt  zweifelhaft  geblieben,  ob,  wie  es  nach  Joseph’«  Darstellung  scheint, 
die  aufge wulsteten  Ränder  der  Lambdanaht  an  der  Bildung  der  Crista  thcilnehmen.  Es 
scheint  mir  vielmehr  die  Sache  so  zu  liegen,  alB  ob  die  Crista  durchaus  unabhängig  von  den  Rän- 
dern der  Lambdanaht  sich  bildete  und  nur  bei  weiterer  Entwickelung  der  Nackenrauskulatur  mehr 
nach  oben  rückte,  so  dass  sie  in  den  Bereich  der  Lambdanaht  hineingerätli,  oder,  wie  man  vielleicht 
besser  sagen  müsste,  die  Lambdanaht  in  den  Bereich  der  Crista.  Jedenfalls  ist  aber  die  Crista  schon 
vollkommen  fertig,  ehe  sie  ganz  in  die  Höhe  der  Lambdanaht  gelangt  und  die  Elemente,  aus  denen 
sie  sich  zusammensetzt,  sind  dieselben  wie  die  des  Tonis  occipitalis  beim  Menschen.  Denn  man 
sieht  in  den  Fällen,  wo  bei  den  Affen  eine  deutliche  Liuea  semicircularis  suprema  vorhanden  ist, 
diese  in  dasselbe  Verhältnis»  zur  CriBta  treten,  wie  beim  Menschen  zum  Torus.  Dieselben  Varian- 
ten finden  sich  hier  bei  den  Affen,  wie  sie  oben  für  den  Menschen  kurz  angegeben  wurden,  d.  h. 
man  kann  eine  Crista  finden,  bei  der  die  Linea  semicircularis  superior  und  suprema  als  deutlich  vor- 
springende  Firsten  entwickelt  sind,  das  zwischen  beiden  Finten  liegende  Knochenfeld  auch  schon 
vorspringt,  aber  immer  noch  ein  deutlicher  schmaler  Sulcus  beide  Firsten  trennt ; man  kann  ferner  Fälle 
aufzählen,  bei  denen  beide  Lineae  weiter  aus  einander  liegen,  und  die  Linea  semicircularis  superior 
deutlich  als  Hauptbildungsmaterial  für  die  Crista  erscheint,  endlich,  im  höheren  Alter  regelmässig, 
schwandet  der  Sulcus  zwischen  beiden  Lineae,  falls  sie  vorhanden  waren,  die  beiden  Firsten  treten 
in  die  scliarfe  Kante  der  hoch  und  steil  entwickelten  Affencrista  zusammen.  Hier  ergiebt  sich 
allerdings  eine  Differenz  zwischen  Affencrista  und  Torus  des  Menschen;  letzterer  erreicht,  so  weit 
bis  jetzt  bekannt  geworden,  niemals  die  hohe  Entwickelung  der  Affencrista,  das  kann  uns  aber 
nicht  daran  hindern,  eine  coinplcte  Homologie  zwischen  beiderlei  Bildungen  anzunehtnen,  denn  die 
Elemente,  aus  denen  letztere  sich  entwickeln,  und  der  Gang  der  Entwickelung  stellen  eich  als  die- 
selben heraus.  Einfach  quantitative  Unterschiede  können  die  Homologie  nicht  stören. 

Mir  erscheint  sonach  die  Annahme  Derer  durchaus  gerechtfertigt,  welche,  wie  Schanffhausen 
und  Merkel,  Affencrista  und  Torus  transversus  als  morphologisch  gleichwertige  Bildungen  an- 
schen.  Giebt  man  das  zu,  so  ist  der  hohe  anthropologische  Werth  des  Torus  damit  gesichert;  es 
handelt  sich  dann  bei  ihm  um  eine  pithekoido  Bildung,  welche  in  Fällen,  wo  sie  bei  gewissen 
Völkerschaften  häufiger  vorkommt,  als  wichtiges  Racenmerkmal  angesprochen  werden  darf. 

Der  von  Joseph  geführte  Nachweis  des  von  einem  gleichen  Ausgangspunkte  aus  diver- 
genten Entwickelungsganges  der  liinterhauptsschuppe  beim  Meuschen  und  Affen  kann  nur  zur 
Unterstützung  des  Gesagten  dienen,  indem  ja  damit  verständlich  wird,  wie  wenn  die  gleichen  Elo- 


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459 


Bemerkungen  über  die  Squama  ossis  occipitis  etc. 

mente  vorhanden  sind,  diese  sich  unter  begünstigenden  Umstünden  beim  Menschen  auch  im  Sinne 
des  Affentypus  weiter  entwickeln  können.  Ob  man  dabei  aber  sofort  von  einer  „Vererbung4*  reden 
darf,  das  ist  eine  andere  Frage,  die  selbstverständlich  nicht  ohne  Weiteres  entschieden  werden  kann. 

Es  wurde  bereits  in  der  Besprechung  der  Literatur  des  Gegenstandes  hervorgehoben,  dass  an 
Schädeln  aus  dem  frühesten  Kindesalter  oder  an  fötalen  Schädeln  die  Linea  nuchae  suprema  noch 
nicht  beobachtet  worden  sei.  Offenbar  ist  es  nicht  unwichtig,  wenn  sich  nachweisen  lasst,  dass  diese 
Linie  auch  solchen  Schädeln  nicht  fehlt.  Taf.  IX,  Fig.  1 und  2 sind  zwei  Schädel  abgebildet,  der 
eine  (Fig.  1)  einem  sechsmonatlichen  Fötus,  der  andere  einem  neugeborenen  Kinde  angehörig,  bei 
denen  alle  drei  queren  Nackenlinien  deutlich  zu  Beben  sind.  Beim  Schädel,  Fig.  2,  besteht  ein 
grosses  breites  flach  vorspringendes  Tuberculum  linearuin,  von  dem  aus  jederseits  eine  breite 
kurz  anslaufende  Linea  nuchae  superior  abgeht  Oberhalb  derselben  zieht  sich  bogig  eine  deutliche 
Linea  suprema  hin,  deren  beide  Schenkel  auf  dem  Tuberculum  linearum  zusammenfliessen.  Bei 
dem  Schädel  (Fig.  1)  sind  die  Linien  und  deren  mittlere  Protuberanzen  gesondert  Besonders  wich- 
tig erscheint  nun  der  Umstand,  dass  an  diesen  beiden  Schädeln  unverkennbar  die  Anlage  eines 
Torus  occipitalis  gegeben  ist,  wie  die  Abbildungen  zeigen.  Da  man  hier  von  Effecten  eines  Muskel- 
zages  noch  nicht  wohl  sprechen  kann,  ist  vielleicht  an  die  Uebertragbarkeit  des  Torus  durch  Ver- 
erbung zu  denken.  Wichtig  wäre  es  in  dieser  Beziehung,  solche  jnnge  Schädel  von  Papuas  uud 
anderen  Völkern,  bei  denen  der  Torus  liäuflg  ist,  zu  untersuchen. 

Was  den  anthropologischen  Werth  der  Hinterhauptslinien  und  insbesondere  den  des  Torus 
occipitalis  anlangt,  so  ist  sicher  constatirt,  dass  die  drei  Linien  an  den  Schädeln  aller  bisher 
bekannt  gewordenen  Völkerschaften  und  Fundorte  Vorkommen,  natürlich  in  den  verschiedenen 
Varianten  ihrer  Ausbildung,  wobei  auch  die  eine  oder  andere  von  ihnen  fehlen  kann.  Dass  die 
Linea  suprema  bei  den  von  Merkel  untersuchten Chinesenschädeln  stärker  aasgebildet  war  aUdie 
superior,  darf  wohl  nicht  verallgemeinert  werden  — vergl.  die  Notiz  von  Ecker,  L c.  S.  21.  Ein 
in  hiesiger  Sammlung  befindlicher  Chinesenschädel  zeigt  die  Linea  semicircularis  superior  als  die 
stärkere. 

Ferner  ist  nach  den  übereinstimmenden  Angaben  von  Merkel,  Joseph  und  Ecker  sicher- 
gestellt, dass  der  Torus  occipitalis  bei  gewissen  aussereuropuischen  Völkerschaften,  die,  wenigstens 
ihrem  dermaligen  Culturznstande  nach,  als  „niedere“  zu  bezeichnen  sind,  häufiger  vorkommt  als  bei 
Europäern.  Genannt  werden  besonders  von  allen  Seiten  die  Papuas,  noch  neuerdings  von  Krause, 
Bericht  über  die  Anthropologenversamralung  zu  Strassburg,  Eisass,  1879,  dieses  Archiv  XII, 
3.  Heft,  Correspondenzblatt,  S.  152.  Auf  den  wichtigen  Fund  Ecker’s  bei  den  Schädeln  alter 
Bewohner  von  Florida  ist  vorhin  hingewiesen  worden,  ebenso  auf  die  werthvollcn  Angaben 
Schaaffhausen’B,  denen  zu  Folge  eine  stark  ausgebildete  Linea  superior  besonders  häufig  bei 
prähistorischen  Schädeln  angenommen  werden  muss. 

Die  Schädel  der  modernen  Europäer  dagegen  sollen  nach  den  vorliegenden  Angaben  selten 
eine  Torusbildung  zeigen.  Zahlen  finde  ich  nur  bei  Joseph.  Unter  642  Europäer-Schädeln  ver* 
Bchiedcner  Nationen  zeigten  sich  „Andeutungen“  der  leistenförmigen  Knochenauftreibung  (des 
Ec ker’ sehen  Torus)  16  mal,  also  in  2,5  Procent,  Ferner  an  24  Schädeln  jene  Form  des  Torus, 
bei  der  noch  eine  Mittelfurche  vorhanden  ist,  also  in  3,73  Procent.  Rechnen  wir  jene  40  Fälle  zu- 
sammen zur  Torusbildung,  so  würde  letztere  also  etwa  bei  6 Procent  der  Europäer-Schädel  Vor- 
kommen. 

68* 


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460 


W.  Waldeyer, 

Ich  fand  einen  deutlichen  Torus  unter  84  Europäer-Schädeln  der  Jetztzeit  aus  unserer  Samm- 
lung in  17  Fällen,  davon  waren  7 stark  ausgeprägte  typische  Bildungen,  die  den  von  Ecker  ge- 
gebenen Abbildungen  durchaus  entsprechen.  Vier  von  diesen  Torussch adelt»  gehörten  Küssen  (1), 
Esthen  (1),  Magyaren  (2)  an,  die  übrigen  Fülle  wurden  an  hier  gewonnenen  Schädeln  be- 
obachtet. 

Neuere  Schädel  außereuropäischer  Völker  aus  der  Jetztzeit  zählt  das  Strassburger  anatomische 
Museum  — wenn  ich  von  zwei  TürkenRchädeln,  deren  einer  einen  vorzüglichen  Torus  aufweist,  aus 
leicht  begreiflichen  Gründen  absehe  — 16,  unter  denen  dreimal  ein  Torus  vorkam,  einmal  in  star- 
ker Ausbildung  bei  einem  Tataren,  zweimal  schwächer  (bei  einem  Tataren  und  einem  aus  Aegyp- 
ten bezogenen  Schädel). 

Schädel  aus  älterer  Zeit  (bis  zum  10.  Jahrhundert  p.  Chr.  etwa  gerechnet)  sind  41  vorhanden, 
darunter  befinden  sich  2 Römerschädel  aus  einem  Grabe  bei  Trier  (durch  Professor  Kraus  in 
Freiburg  geschenkt),  2 bei  Murcia  in  Spanien  durch  Admiral  Werner  aufgegrabene  und  dem 
hiesigen  Institute  übersandte  Schädel,  3 ältere  Schädel  aus  Bremen  (von  Dr.  Loren t eingesendet); 
die  übrigen  sind  sümrntlich  in  Eisass -Lothringen  gefunden  worden,  nnd  zwar  die  meisten  durch 
Herrn  Canonicus  Straub,  welcher  sie  freundlichst  dem  anatomischen  Institute  überlassen  hat  Bei 
13  von  diesen  Schädeln  findet  sich  ein  Toms,  und  zwar  siebenmal  in  wtarker  typischer  Ausbildung 
(zweimal  bei  den  Römerschädeln,  bei  einem  der  Schädel  aus  Muren»,  viermal  bei  den  altelBfiBsischen 
Schädeln,  wobei  jedoch  bemerkt  werden  mag,  dass  einer  dieser  letzteren  eine  deutliche  Makroce- 
phalenform  hat,  also  wahrscheinlich  ursprünglich  nicht  unserer  Ileimath  angehört). 

Rechne  ich  alles  zusammen  und  zähle  nur  die  stark  ausgebildeten  Torusfiillo,  so  kommen  auf 
143  untersuchte  Schädel  16  mit  Toms  occipitalis,  d.  h.  also  11  Proc.  in  runder  Ziffer;  hierbei  ist 
hervorzuheben,  dass  die  ältere  Zeit  den  höheren  Procentsatz  liefert  Nimmt  man  nur  die  von  mir 
untersuchten  Europäerschädel  der  Jetztzeit,  so  zeigen  sich  7 typische  Fälle  auf  84,  d.  h.  etwa 
8 Procent. 

Es  folgt  aus  diesen  Befunden,  dass  der  Torus  bei  den  Europäern  doch  wohl  häufiger  vorkommt, 
als  nach  den  vorliegenden  Publicationen  anzunehmen  war,  dass  er  ferner  nicht  als  eine  ausnahms- 
los vorkommendc  Raoeneigenthümlichkeit  zu  bezeichnen  ist,  da  er  Z.B.,  wie  Joseph  und  Krause 
übereinstimmend  angeben,  auch  bei  einer  grossen  Anzahl  von  Papuaschädeln  fehlt,  und  dass  man 
ihn  endlich  nicht  als  ein  an  und  für  sich  charakteristisches  Merkmal  niederer  Menschenracen 
ansehen  darf,  da  er  einmal  an  den  Negerschädeln  sehr  selten  zu  sein  scheint  (Merkel,  Ecker  — 
auch  an  den  Negerschädeln  der  hiesigen  Sammlung  fehlt  er)  und  ferner  an  den  Europäerschädcln  der 
heutigen  Zeit  in  bemerkeuswerther  Häufigkeit  gefunden  wird.  Damit  soll  nun  selbstverständlich 
dem  Toms  occipitalis  nicht  der  anthropologische  Werth  abgesprochen  werden.  Als  pithekoide 
Bildung  muss  er  schon  an  und  für  sich  einen  solchen  beanspruchen , und  da  er,  wie  sicherlich  zu- 
gegeben werden  muss,  an  prähistorischen  Schädeln  und  Schädeln  niederer  Racen  doch  ungleich 
häufiger  ist,  so  bleibt  er  immerhin  ein  wuchtiges  Hülfsmerkmal,  welches  im  Verein  mit  anderen  den 
Rückschluss  auf  einen  Schädel  niederer  Form  wohl  gestattet. 

Nachschrift.  Nachdem  Vorstehendes  bereits  zum  Drucke  befördert  war,  erhielt  ich  die  aus 
der  anatomischen  Anstalt  zu  München  hervorgegangene  Arbeit  von  Bernhard  Ragen:  „Ueber 
einige  Bildungen  an  der  Hinterhauptsschoppe,“  Inauguraldissertation,  München  1880,  s.  a.  Bei- 


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Bemerkungen  über  die  Squama  ossis  occipitis  etc.  4G1 

träge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns,  ITT,  1880.  Verfasser,  dem  meine  Mit- 
theilung auf  der  Strassburger  Anthropologenversammlung  vom  August  1879  — cf.  Correspondenz- 
blatt  des  deutschen  anthropologischen  Vereins  Nr.  11,  November  1879  — nicht  bekannt  ge- 
worden ist,  verfugte  über  ein  ungleich  grösseres  Material,  als  es  mir  zu  Gebote  stand;  im  All- 
gemeinen bestätigt  er  die  von  mir  erhaltenen  Kesultatc:  Volle  Anerkennung  der  von  Merkel 
gegebenen  Beschreibung  der  Squama  occipitalis,  Nachweis  eines  Torus  auch  bei  modernen  Europaer- 
schädeln  (17  : 200)  und  der  zahlreichen  Varianten  und  Uebergangsformen  zwischen  der  typischen 
Form  des  Torus  und  dem  gewöhnlichen  Verhalten  der  Schuppe,  Nachweis  der  Ilinterhauptslinien 
auch  bei  fötalen  Schädeln.  Auch  hat  Verfasser  bereits  bei  solchen  in  zwei  Fällen  einen  Torus  ge- 
funden, welches  ich  in  meiner  früheren  Mittheilung  noch  nicht  erwähnt  hatte.  Neu  ist  die  vom 
Verfasser  hervorgehobene  Beziehung  der  oberen  Torusgrenze  zur  Sutura  occipitalis  transversa, 
welche  unter  Umständen  ganz  unabhängig  von  der  Linea  snprema  die  obere  Grenze  bilden  kann. — 
Ala  typische  Form  des  Torus  nimmt  Hagen  diejenige  an,  welche  auch  Ecker  als  solche  beschrie- 
ben hat,  d.  h.  einen  queren  W ulst,  mit  abgerundeten  oberen  und  unteren  Grenzen,  der  in  der  Mitte 
weder  durch  eine  Protuberanz,  noch  durch  eine  Einkerbung  unterbrochen  ist  Diese  Form  fand  er 
nur  hei  Australiern  und  Amerikanern;  die  Europäerschädel  zeigten  mehr  die  in  der  Mitte  unter- 
brochene Uebergangsform.  Aus  diesem  Grunde  ist  Verfasser  auch  geneigt,  der  typischen  Form 
des  Torus  eine  wichtige  anthropologische  Bedeutung  zuzumessen,  vergl.  S.  1 seiner  Abhandlung. 
Indessen  dürften  den  Europäern  doch  auch  — wenn  auch  seltener  — die  reinen  Torusformen  zu- 
gestanden werden,  wie  das,  abgesehen  von  meinen  Befunden,  auch  aus  der  Beschreibung  und  Ab- 
bildung der  fötalen  Tomsschädel  bei  Hagen  hervorgeht  (siehe  1.  c.  S.  7 und  Fig.  2 und  3),  von 
denen  doch  wohl  angenommen  werden  muss,  dass  sie  europäischen  Ursprunges  sind. 


Erklärung  der  Figuren: 


Taf.  IX,  Fig. 
Fig. 


1,  Schädel  eines  sechsmonatlichen  Fötus,  Strassburger  anatomisches  Museum,  a Linea  nuchae 
suprema,  b Linea  nuchae  Buperior,  e Linea  nuchae  inferior,  d Crista  occipitalis  externa. 

2,  Schädel  eines  Neugeborenen,  Strassburger  Sammlung.  Dieselbe  Bezeichnung. 


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XVI. 


Der  Trochanter  tertius  des  Menschen  nebst  Bemerkungen 
zur  Anatomie  des  Os  femoris. 

Ton 

W.  Waldeyer, 

PrufeMor  der  Anatomie  *u  ätnwvburtr,  KIsmc 
(Hierzu  Tat  IX,  Fig.  3.) 


Ausser  dem  Trochanter  major  und  minor  zeigt  das  Os  femoris  vieler  Säugethiere  noch  einen 
dritten  Rollhägei,  den  sogenannten  Trochanter  tertius.  Derselbe  bildet  einen  ähnlichen  starken, 
bald  mehr  stumpf-knorrigen,  bald  mehr  eckigen  Vorsprung,  wie  die  beiden  anderen  Trochanteren, 
und  dient  einer  Portion  des  Muse,  glntaous  maximus  zum  Ansätze.  Unter  anderen  findet  eich  der 
dritte  Trochanter  in  guter  Ausbildung  bei  manchen  Insectivorcn  (Igel  z.  U.),  Rodentia  (Lcpus, 
Sciurus,  Castor),  Perissodactyla  ohne  Ausnahme  — wälirend  er  den  Artiodactyla  fehlt  — und  einigen 
Kdentata  (Dasypus,  Oryctcropus).  Die  Lage  am  Femur  ist  insofern  verschieden,  als  er  bei  manchen 
Species  hoch  oben  am  Anfänge  der  Linea  aspera  femoris,  dicht  unter  dem  Trochanter  major  gelegen 
ist  (Erinaceus,  Lepus,  Sciurus),  während  er  bei  anderen,  z.  B.  dem  Biber,  bei  den  Perissodactylen 
und  Dasypus,  tiefer  abwärts  am  Oberschenkel,  immer  aber  im  Bereiche  der  Linea  aspera  sich  er- 
hebt. Die  grössten  Dimensionen  erreicht  er  bei  den  Perissodactyla,  Pferd  und  Rhinoceroa  z.  B., 
wo  er  fast  dem  Trochanter  major  an  Grösse  gleichkommt,  ja,  ihn  sogar  Qbertreflfen  kann. 

In  einzelnen  Abhandlungen  Aber  das  Os  femoris  des  Menschen,  sowie  iu  einigen  Handbüchern 
finden  sich  kurze  Notizen  über  eine  ähnliche  Bildung  am  menschlichen  Oberschenkelbein,  die,  so- 
weit sie  mir  bekannt  geworden  sind,  hier  kurz  erwähnt  sein  mögen.  Wilbrand,  „Ueber  einen 
Processus  supracondyloideus  humeri  et  femoris,  Giessen  1843,*  und  Barkow,  „Anatomische  Ab- 
handlungen, Breslau  1831,  S.  8,*  erwähnen  an  menschlichen  Oberschenkeln  an  der  äusseren  Seite 
desselben,  vom  Labium  erternum  lineae  asperae  entspringend,  einen  über  zolllangen  Fortsatz,  den 
sie  Processus  supracondyloideus  externus  (Barkow)  nennen  und  mit  dem  Trochanter  ter- 
tius des  Pferdes,  Tapirs,  Bibers  und  GOrtelthiers  vergleichen.  In  allen  den  vier  beschriebenen 
Fällen  (Wilbrand  1,  Barkow  3 Fälle)  lag  der  Fortsatz  unterhalb  der  Mitte  des  Oberschenkels; 
diese  Lage  macht  einen  Vergleich  mit  dem  Trochanter  tertius  der  Thiere  im  Allgemeinen  sehr  be- 
denklich, denn  der  letztere  befindet  sich  in  der  bei  weitem  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  oberhalb 
der  Mitte  des  Oberschenkels.  Man  kann  jedoch  nicht  verkennen,  dass  Wilbrand  und  Barkow 


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464 


W.  Waldeyer, 

die  «um  Vergleiche  herbeigezogenen  Thierspecies  nicht  unpassend  gewählt  haben,  denn  bei  allen 
diesen  Thieren  liegt  der  Trochanter  tertius,  wie  vorhin  bemerkt,  weiter  vom  Trochanter  major  ent- 
fernt, bei  Dasypus  liegt  er  sogar  in  einzelnen  Füllen  (Barkow,  Pander  und  d’Alton)  ein  wenig 
unterhalb  der  Mitte  des  Oberschenkels. 

Gr  über,  Monographie  des  Canalis  supracondyloideus  humeri.  St.  Petersburg  und  Leipzig  1856  — 
(Mem.  de  savants  etrangers  de  Paoad.  iinper.  de  St.  Petersbourg,  T.  VIII)  weist  in  einer  sehr  gründ- 
lichen Abhandlung  die  Vergleichung  dieses  von  Barkow  und  Wilbrand  beschriebenen  Fortsatzes 
mit  dem  Trochanter  tertius  der  Thiere  zurück,  einmal,  weil  an  dem  wahren  Trochanter  tertius 
immer  der  Glutaeus  maximus  inserirc,  der  aber  bei  Menschen  so  weit  nicht  herabreiche,  und  weil 
ferner  der  Trochanter  tertius  niemals  unterhalb  der  Mitte  des  Oberschenkels  gelegen  sei. 

Iin  Allgemeinen  kann  man  den  guten  Gründen  Gruber’*  beipflichten,  dennoch  ist,  wie  ich 
meine,  der  von  Wilbrand  und  Barkow  herbeigezogene  Vergleich  nicht  kurzer  Hand  abzuweisen, 
wie  aus  Nachstehendem  sich  ergiebt:  Schon  oben  wurde  erwähnt,  dass  der  Trochanter  tertius  der 
Thiere  sehr  variabel  in  seiner  Höhenlage  am  Femur  sei  und  kann  auch  nach  den  sehr  genauen 
Messungen  Gruber’s  nicht  bezweifelt  werden,  dass  bei  einzelnen  Species  der  Fortsatz  mit  seinem 
unteren  Ende  distal  wärt*  über  die  Mitte  des  Oberschenkels  hinausreicht,  in  sehr  vielen  Fällen  wenig- 
stens an  der  Mitte  liegt.  Dann  muss  aber  berücksichtigt  werden,  dasB  der  Glutaeus  maximus  der 
Thiere  bekanntlich  meist  viel  weiter  herabreicht  als  beim  Menschen,  ja,  bei  den  Edentatcn  und 
Monotremcn  bis  zum  Beginne  des  Fusses.  Selbst  bei  den  Anthropoiden  (vergl.  v.  Bisch  off,  Bei- 
trüge zur  Anatomie  des  Gorilla,  München  1879,  Abhandl.  der  Kgl.  bayr.  Akad.,  II.  CL,  XIII.  Bd., 
Abth.  III),  z.  B.  beim  Gorilla,  reichen  die  Fasern  des  Ectoglutaeus  noch  eine  ansehnliche  Strecke 
an  der  Linea  aspera  hinunter.  In  einzelnen  Fallen  könnte  also  auch  beim  Menschen  eine  tiefer 
herabreichende  Insertion  des  Glutaeus  maximus  vorhanden  gewesen  sein;  leider  ist  über  die  Muskel- 
insertion an  jenem  Fortsätze  in  den  beschriebenen  Fällen  nur  bei  Wilbrand  angegeben,  dass  das 
Caput  breve  bicipitia  an  ihm  insorirt  habe;  Barkow  hat  inacerirte  Präparate  beschrieben.  Wenn 
also  der  Wilbrand-Barko  wasche  Fortsatz  auch  nur  sehr  unwahrscheinlich  als  Trochanter  tertiuB 
gedeutet  werden  kann,  so  wird  doch  ein  sicherer  Entscheid  erst  dann  geliefert  w'crden  können,  wenn 
einmal  ein  ähnlicher  Fall  mit  gleichzeitiger  genauer  Präporation  der  Muskeln  untersucht  ist.  Ver- 
dächtig klingt  es  allerdings,  wenn  in  der  Barko  w’schcn  Abhandlung  gesagt  wird,  dass  gleichzeitig 
bei  dem  einen  Oberschenkel  ein  ansehnliches  Osteophyt  vorhanden  gew'esen  sei. 

In  der  erwähnten  Abhandlung  inacht  nun  ferner  Gruber  auf  eine  kurze  Notiz  Cruveilbier’s 
aufmerksam,  die  einem  unzweifelhaften  Trochanter  tertiuB  beim  Menschen  gilt;  er  bringt  jedoch 
selbst  keinen  Fall  dieser  Art  bei.  Die  betreffende  Notiz  Cru veilhier’s  lautet  im  Original  der 
neuesten  (5.)  Auflage  1877,  S.  229,  Bd.  I:  nDes  deux  brauchen  de  la  bifurcation  supt'rioure  (de  la 
ligne  Apre),  Pextorne,  extrömeraent  rugueuse,  est  quelqucfois  surinontäe  d’une 
apopbyse  consid^rable,  qui  represento  une  espece  de  petit  Trochanter  et  va  se  continuer 
jusqu’ä  l’apophyse  volutnineuse  qu’on  appelle  le  grand  trochanter.  La  brauche  interne,  moinB 
saillante,  se  termine  en  dedans,  ä une  eminence  nomine  petit  trochanter.“  Bei  Besprechung  der 
Insertion  des  Glutaeus  maximus  erwähnt  übrigens  Cruveilhier  den  neuen  Fortsatz  nicht,  sagt 
auch  nichts  von  einem  Vergleiche  mit  dem  Trochanter  tertius  der  Thiere,  den  meines  Wissens  zu- 
erst W.  Gruber  gebraucht  hat.  Eines  solchen  Vergleiches  gedenken  ferner  Humphry,  a trea- 
tise  on  the  human  skeluton,  Cambridge  1858,  obgleich  er  selbst  keinen  derartigen  Fortsatz  beim 


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Der  Trochanter  tertius  des  Menschen  etc. 


465 


Menschen  an  der  betreffenden  Stelle  gesehen  zu  haben  scheint,  und  Luther-Holden,  der,  un- 
Iwdingt  auf  eigene  Erfahrungen  gestützt,  sagt:  (Human  osteology,  Vediu,  1878)  „Along  the  upper 
tliird  is  a very  rough  Burface  for  the  insertion  of  the  glutaeus  maximus;  it  is  sometimes  BO  pro- 
minent,  as  to  roBemble  the  third  trochanter  of  animale.  An  dieser  Beschreibung  ist 
nur  das  unrichtig,  dass  in  den  Fällen,  wo  ein  solcher  dritter  Trochanter  gefunden  wird,  der  Glu- 
taeus maximus  sich  nicht  ausschliesslich  an  denselben  inscrirt  , sondern  nuch  noch  weiter  abwärts 
an  der  Linea  aspera. 

Endlich  spricht  Sch  we gel:  Knochenvarietäten,  Zeitschr.  f.  rat.  Med.  XI,  1861,  von  drei  be- 
sonder!! Höckern  als  Varietäten  am  oberen  Femurende.  Den  einen  nennt  er  „Tuberculum  colli“, 
den  anderen  „Tuberculum  lineae  intcrtrochantericao  ant.“,  den  dritten  „Tuberculum  lineae  inter- 
trochantericae  posterioris“.  Nur  der  letztere  könnte  allenfalls  mit  der  von  Cruveilhier  und  Hol- 
den beschriebenen  Apophyse  identisch  sein.  Wie  wenig  sich  übrigens  Schwogol  über  den  Ver- 
gleich mit  dem  Trochanter  tertius  klar  wur,  geht  daraus  hervor,  dass  er  meint,  jeder  dieser  drei  von 
ihm  beschriebenen  Höcker  könne  eher  nls  Trochanter  tertius  gelten,  als  der  von  Grub  er  nach 
Cruveilhicr’s  Notiz  als  solcher  angesprochenc  Fortsatz.  Jedenfalls  ist  aus  der  Schwegel’schcn 
Beschreibung  nicht  mit  Sicherheit  zu  entnehmen,  ob  er  den  echten  Trochanter  tertius  gekannt  hat. 

Schliesslich  sei  der  Vollständigkeit  wegen  noch  kervorgohoben , dass  einige  der  schönen  Ab- 
bildungen B.  S.  Albin’s  Andeutungen  eines  Vorsprunges  zeigen,  der  dem  oberen  Insertions- 
gebiete des  Glutaeus  maximus  entspricht. 

Wie  wenig  indessen  die  hier  erwähnten  kurzen  Notizen  zum  Gemeingut  der  Anatomen  ge- 
worden sind,  zeigt  eine  Durchmusterung  unserer  Handbücher;  sicht  man  von  Cruveilhier  und 
Luther-Holden  ab,  so  findet  Bich  in  keinem  derselben,  auch  die  grössten:  Sappe  y,  He  nie, 
Quain-Sharpey,  nicht  ausgenommen,  eine  Bemerkung  darüber.  Ich  halte  es  demnach  nicht  für 
überflüssig,  etwas  eingehender  dieser  Bildung  zu  gedenken,  die,  wie  mir  scheint,  ebenso  häufig  ist, 
wie  der  fast  in  allen  Handbüchern  erwähnte  Processus  supracondyloideus  humeri,  mit  dem  er  auch 
noch  das  Interesse  einer  unzweifelhaften  Theromorphie  theilb  Dieser  letztere  UniBtand,  sowie  ein 
von  mir  auf  der  jüngsten  Anthropologen  Versammlung  in  Strassbnrg  (August  1879)  über  diesen 
Gegenstand  gehaltener  Vortrag,  bestimmen  mich  meine  Publication  im  Archiv  für  Anthropologie 
mitzutheilen. 

Der  von  mir  näher  zu  beschreibende  und  Taf.  IX,  Fig.  3,  abgcbildcte  Fortsatz  entspricht  durch- 
aus dem  von  Cruveilhier  und  Luther-Holden  erwähnten.  Ich  sah  ihn  bis  jetzt  unter  den 
Oberschenkeln  von  22  Skeleten  7 mal , also  in  mehr  als  30  Proc.  der  Fälle,  allerdings  nicht  immer 
in  der  Ausbildung,  wie  die  Figur  ihn  zeigt,  welche  dem  Oberschenkel  einer  ca.  30jährigen  graeilen, 
keineswegs  muskelstarken  Frau  (Elsässerin)  zugehört;  er  fand  sich  hier  auf  beiden  Seiten.  Weiter- 
hin sah  ich  ihn  an  beiden  Oberschenkeln  einer  I8jährigen  Italienerin  und,  ebenfalls  doppelseitig, 
bei  einem  sehr  robust  gebauten  Piemontesen  und  bei  einem  Türken.  Die  übrigen  beiden  Fälle 
gehörten  Elsässern  an.  Er  ist  nicht  immer  auf  beiden  Seiten  gleich  entwickelt  und  wechselte  seine 
Grösse  in  den  von  mir  gesehenen  Fällen  etwa  zwischen  10  mm  Länge,  7 mm  Breite  und  4 nun  Höhe 
bis  zu  35  min  Länge,  10  mm  Breite  und  11  mm  Höhe.  Dass  er  dem  Trochanter  tertius  der  Säugc- 
thiere  zu  homologisiren  sei,  dafür  spricht,  abgesehen  von  seiner  Lage,  die  Insertion  der  oberen 
Fasern  des  Glutaeus  maximus,  welche  den  Oberschenkelknochen  angreifen,  an  denselben.  Der  Fort- 
satz liegt  allemal  dicht  unterhalb  des  Trochanter  nmjor  und  nimmt  die  obere  Partie  der  rauhen 

Archiv  fUr  Anthropologie.  Bd-  XII.  gej 


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466  W.  Waldeyer, 

Muskelmarko  des  Glutacus  inaximus  ein.  Der  Mensch  würde  also  hinsichtlich  seines  Trochanter 
tcrtius  zu  denjenigen  Geschöpfen  gehören,  welche,  wie  die  Insectivoren  und  Nager,  den  Fortsatz 
an  der  oberen  Femurpartie  tragen. 

Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  kurz  noch  einen  Fortsatz  dieser  Gegend  zu  erwähnen,  der 
für  die  Insertion  eines  Theiles  der  llüftgelenkskapsel  bestimmt  ist,  und  um  eine  kleine  Ungenauig- 
keit in  der  gangbaren  Beschreibung  des  oberen  Endes  der  Liuea  aspera  zu  berichtigen.  An  der 
vorderen  Fläche  des  oberen  Femurendes,  ungefähr  zwischen  grossem  und  kleinem  Trochanter  ver- 
laufend, trifft  man  bekanntlich  auf  die  Linea  obliqua  femoris  oder  iutertrochanterica  anterior.  Wie 
Ile  nie  (Osteologie)  richtig  angiebt,  gleicht  ihr  oberer  Theil  einem  breiten  Wulste,  der  untere  ver- 
schmälert sich,  indem  er  unterhalb  des  Trochanter  minor  zur  Linea  aspera  zieht  An  dem  oberen 
wulstartigen  Theilo  kann  man  nun  fast  constaut  zwei  Tubercula,  ein  superius 
und  inferius,  wahrnehmeu,  welche  besonders  starken  Anheftungen  des  fibrösen  llüftgelotiks- 
kapsolbandes  entsprechen.  Das  obere  wird  von  den  französischen  Handbüchern  erwähnt,  und  ist 
namentlich  bei  Sappey  gut  abgebildet  (Syndesmologie)  und  auch  in  seiner  Bedeutung  gewürdigt. 
Das  vorhin,  als  von  Schwegel  beschrieben,  anfgeführte  Tuberculum  lin.  intertr.  ant  entspricht 
wohl  dem  unteren  Tuberculum;  ich  kann  hier  ergänzend  hinzufTSgen,  dass  auch  dieses  fast  constant 
ist  und  einer  Portion  des  Ligamentum  Bcrtiui  zur  Anheftung  dient 

Die  Berichtigung,  welche  ich  zu  notiren  hätte,  betrifft  das  obere  Ende  der  Linea  aspera.  Die 
meisten  der  Handbücher,  welche  mir  zu  Gebote  standen,  sagen,  dass  dieses  Ende  in  zwei  Schenkel 
auslaufe,  von  denen  einer,  «las  Labium  laterale,  zum  grossen  Trochanter,  der  andere,  das  Labium 
mediale,  zum  kleinen  aufsteige,  llenle  fügt  indessen  correct  hinzu,  das»  — wie  auch  soeben  er- 
wähnt — die  Linea  intertrochanterica  anterior  (obliqua  femoris)  unterhalb  de«  kleinen  Trochanter 
vorbeiziehe,  uin  sich  mit  dem  Labium  mediale  der  Linea  aspera  zu  verbinden;  ähnlich  drückt  sich 
auch  Cruveilhier,  l.c.  S.232,  aus.  Demnach  würden  drei  rauhe  Muskelleisten  zum  oberen  Ende 
der  Linea  aspera  femoris  zusammentreten:  Linea  intertrochanterica  anterior,  das  nach  der  Meinung 
der  Autoren  zum  kleinen  Trochanter  aufsteigende  Labium  mediale  und  das  zum  grossen  Trochan- 
ter sich  begebende  Labium  laterale.  In  dieser  Fassung  ist  die  Beschreibung  indessen  nicht  genau 
richtig,  denn  es  lässt  Bich  leicht  constatiren,  dass  nicht  die  vom  Trochanter  minor  absteigende  Linie 
es  ist,  welche  zum  Labium  mediale  wird,  sondern  dass  dieses  vielmehr  die  directe  Fortsetzung  der 
Linea  intertrochanterica  anterior  (obliqua)  ist.  Man  muss  also  correcter  sich  dahin  ausdrücken, dass 
das  obere  Ende  der  Linea  aspera  in  zwei  Schenkel  nuslaufe,  von  denen  der  laterale  zur  Insertion 
des  Glutaeus  inaximus,  resp.  zur  Wurzel  des  Trochanter  major  ziehe,  der  andere,  mediale,  dagegen 
in  die  Linea  obliqua  übergehe;  dazu  geselle  sich  in  den  meisten  Fällen  eine  dritte,  oft  schwächere, 
vom  Trochanter  minor  herkommende  Linie  (AnsatzHuie  des  Pectineus). 

Ich  will  hier  ausdrücklich  hervorheben,  dass  die  Genauigkeit  eines  Anatomen,  wie  Sappey,  die  noch  in 
der  zweiten  Auflage  »eines  Lehrbuches  sich  vorHndeude  gangbare  Angabe  in  der  dritten  wesentlich  corrigirt 
hat.  Während  es  in  der  zweiten  Auflage,  S.  SOS,  heisst:  I)es  deux  brauche»,  qui  resultent  de  la  hifuroation 
de  son  tiers  supörieur  l’une,  externe  ...  va  se  terminer  «ur  la  partie  posterieure  et  inferieuro  du  graud 
trochanter  ...  l'autre  interne  ...  so  rend  au  petit  trochanter,  sagt  Verfasser  in  der  dritten,  S.  429:  „Cette 
ligne  se  divise  en  trois  hranches  supcrieuremenl  et  se  hifurque  inferieurement  ...  Des  trois  branchea  par- 
taiit  de  son  extremitu  superieure,  l’urie  externe  . , . va  se  terminer  tur  la  partie  postcrieuro  et  inferieure  du 
grand  trochanter  ...  La  secondc,  ou  raoyenne,  tres  oourte,  quelquefois  peu  apparente,  se  rend  au  petit 
trochanter:  eile  dnnne  iusertion  uu  muscle  pectinc.  La  troisieme  ou  interne,  parallele  ä la  precedent«,  se 
porte  obliquement  en  haut  et  eil  avant,  pour  so  contiuuer  avec  la  ligne  rougueuse  qui  deecend  du  grand  vert 


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Der  Trochanter  tertius  des  Menschen  etc. 


467 


le  petit  trocbanter:  eile  dnnne  Attache  a l'extremitc  sapcrieuro  du  vaste  interne. — Um  diese  einzig  richtige 
Beschreibung  za  einer  ganz  genauen  zu  machen,  fehlt  nur  der  Zusatz,  dass  diese  dritte  innere  Linie  sich 
direct  in  das  Lahium  internum  lineae  asperae  fortsetzt 

Quain  Sharp« y (8.  Auf!.)  bildet  das  Verhalten  der  Linien  richtig  ab,  beschreibt  es  aber  in  der  un- 
genauen Weise.  Auch  bei  Heule  ist  die  Abbildung  richtig. 

Die  genauere  Unterscheidung  dieser  Details  ist  für  die  Ansätze  der  Muskeln  und  Bänder  wichtig.  Die 
Linea  intertrochanterica  anterior  dient  dem  Lig.  iliofcmoral«,  ihre  Fortsetzung  in  das  Labium  int.  lin.  aspe- 
rae, sowie  dieses  Labium  selbst,  dem  Vastus  int.  zum  Ansätze;  die  mittlere  vom  Trochanter  minor  absteigende 
Linie,  von  der  Sappey  mit  Recht  bemerkt,  dass  sie  die  weuigst  markirte  sei,  bezeichnet  die  Ansatzlinie  de« 
Pectineus,  die  äusseTe  ist  von  drei  Muskeln  belegt:  in  ihrer  mittleren  und  grössten  Partie  vom  Glutaeus 
maximus,  hier  entwickelt  sich  dann,  wie  wir  sahen,  mitunter  ein  Trochanter  tertius;  medianwärts  neben  dem 
Glutaeus  inserirt  der  Adductor  minimus,  lateral  wärt«  die  obere  Partie  des  Vastus  externus.  Fast  constant 
gesellt  sich  zu  diesen  drei  Linien  noch  der  Befund  einer  vierten,  welche  aber  keirfe  Muskellinie,  sondern  viel- 
mehr eine  longitudinale  Kanlo  des  Oberschenkelbeins  darstellt.  Diese  Kante  beginnt  unterhalb  der 
Basis  des  Trochanter  major,  läuft  parallel  mit  dem  Labium  extornum  und  lateralwärts  neben  diesem  nach 
abwärts,  umsich  mit  dem  Beginn  des  mittleren  Oberschenkeldrittels  allmälig  zu  verlieren. 


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59* 


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XVII. 


Ueber  Timur’s  (Tamerlan’s)  Grabstein  aus  Nephrit. 

Von 

H.  Fischer  in  Freiburg. 


In  Leonhard-Geinit*’  Jahrbuch  für  Mineralogie  1875,  8.  8C1,  lesen  wir  in  einem  Briefe 
von  N.  Barbot  de  Marny  an  Professor  II.  B.  Geinit*,  datirt  Petersburg  7.  Mai  1875,  Einiges 
über  die  1874  atisgeluhrte  russische  wissenschaftliche  Expedition  nach  Kliiwa  und  ßukhnra,  deren 
Mitglied  ersterer  war  und  u.  A.  folgende  Stelle:  „La  pierre  noiro  verditre  qui  est  pnsce  sur  le 
tombeau  de  Tamerlan  (ä  Samarkand)  et  que  mentionnent  avoc  admiration  tous  les  voyageurs,  est  le 
nephrite  oti  jade  orientale.“ 

Im  Anschluss  an  diese  Notiz  habe  ich  Folgendes  *u  berichten.  Barbot  de  Marny,  der  leider 
der  Wissenschaft  durch  vorfrühen  Tod  auf  der  Ueisc  *u  Wien  (IG.  April  1877)  entrissene  Pro- 
fessor der  Geologie  am  kaiserlichen  Berginstitute  zu  Petersburg,  überraschte  mich,  obwohl  ich 
nie  persönlich  mit  ihm  bekannt  gewesen,  wenige  Monate  vor  seinem  Hinscheiden  in  liebenswürdig- 
ster Weise  durch  Einsendung  zweier  auf  der  polirten  Seite  mit  eingravirten  Zeichnungen  versehe- 
nen Stückchen  dunkelgrünen  Nephrits,  Fig.  22  und  23.  Die- 
ser Forscher  hatte  nämlich  während  obengenannter  Expedition 
bei  dem  Besuche  der  Stadt  Samarkand  (40*  n.  11.,  etwa  87“ 
ü.  L.,  östlich  von  ßukhara)  natürlich  auch  Einsicht  von  der  da- 
selbst befindlichen  Moschee  genommen,  woriuTimur  (Tamer- 
lan) f 1405,  begraben  ist,  sowie  von  dem  berühmten  „schwar- 
zen Stein“ , der  auf  dem  Grabmal  des  grossen  Herrschers 
liegt l). 

Dieser  Grabstein,  welcher  stets  ebenso  gehr  der  Gegenstand 
der  höchsten  Achtung  der  Muselmanen,  wie  auch  der  Bewunde- 
rung der  Reisenden  gewesen  war,  hat  eine  viereckige  Gestalt, 
ruht  auf  einer  seiner  Langseiten  und  hat  in  der  Länge  8 Spannen,  in  der  Breite  2 Spannen,  in  der 
Höhe  3 Spannen.  Die  Seitenflächen  sind  polirt  und  durch  eingravirte  Linien  ge- 


*)  Jaochum,  im  Ru*nischvn  = Leichenateiu,  ixt  zugleich  (vgL  Fischer,  Nephrit,  S.  179)  in  dieser  Sprache 
auch  ein  Synonym  für  Nephrit. 


Fig.  22.  Fig,  23. 


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470 


H.  Fischer» 


ziert  (man  vergl.  hierüber  aus  früherer  Zeit:  Lehmann,  Heise  nach  Buchara  und  Samarkand» 
St  Petersburg  1852,  S.  160,  ferner  Vambery,  IL,  Heise  in  Mittelasien,  von  Teheran  durch  die 
turkmanische  Wüste  an  der  Ostseite  des  kaspischen  Meeres  nach  Khiwa,  Bochara  und  Samarkand, 
Leipzig  1865). 

Bar  bot  de  Marny  beging  nun  der  Wissenschaft  zu  Liebe  mit  eigener  nicht  geringer  Lebens* 
gefahr  (wie  er  mir  selbst  schrieb)  das  Wagnis»,  von  dem  genannten  Grabsteine  drei  Fragmente  ab- 
zuschlagen, wovon  er  mir  aus  ganz  eigenem  Antriebe  und  mit  seltener  Opferwilligkeit  jene  zwei 
oben  erwähnten  als  Eigenthum  zusandte. 

Wer  es  nun  weis«,  wie  unendlich  zäh  der  Nephrit  (bei  einer  Harte  nahe  der  des  Quarzes)  ist, 
wer  eB  erwägt,  wie  weithin  und  wie  laut  der  Schlag  eines  Hammers  gegen  einen  so  grossen  Nephrit- 
klotz geklungen  haben  mochte,  der  wird  sich  gewiss  wundern,  wie  dieses  kühne  Wagstück  gleich- 
wohl gelingen  mochte.  Es  bilden  denn  auch  diese  zwei  Fragmente  ebenso  sehr  ein  besonders 
w'ertbvolles  Andenken  an  den  hingeschiedenen,  so  viel  versprechenden  Forscher,  wie  auch  eine 
historische  Merkwürdigkeit,  welche  ich  dem  ethnographischen  Museum  unserer  Universität  ein- 
verleibt habe. 

In  China  und  Turkestan  wird  nach  Herrn  Dr.  v.  Möllendorf’ s Bericht  (vgl.  Fischer, 
Mineralog.-archüolog.  Studien,  in:  Mittheilungen  der  anthropol.  GesellscL  in  Wien  1878,  8.  Band, 
Nr.  1 u.  2,  S.  18)  die  dunkelgrüne  Sorte  des  Nephrits,  die  von  den  Chinesen  Pi-yü  = dunkel- 
grüner Yü  (Yü  ausgesprochen)  genannt  wird  und  woraus  auch  der  Tamerlau-Grabstein  gearbeitet 
ist,  ganz  besonders  geschützt  und  es  kam  solcher  dem  eben  genannten  Berichterstatter  (Herrn  Dr.v. 
Möllendorf)  während  seines  ganzen  Aufenthaltes  in  China  nur  von  Manas  (Dsungarei),  am  Nord - 
abhange  des  Tieu-shan-Gebirges  (etwa  42  bi»  43°  n.  B.,  70  bis  85°  ö.  L.)  zu  Gesicht  J). 

Ein  mir  durch  den  genannten  Herrn  (Dr.  v.  M.)  eingesandtes,  grösstentheil«  ungeschliffenes 
Stück  Pi-yü  von  Manas  zeigt  an  den  durchscheinenden  Kanten  genau  die  gleiche  Nuance  in  Grün 
(Haddc,  Internationale  Farbenscala  15  g)  wie  der  Timur-Nephrit  (dessen  specif.  Gew.  = 2,926 
beträgt  und  deHSen  Substanz  eingesprengte  Pünktchen  von  Schwefelkies  (?)  erkennen  lässt);  bei  auf- 
fallendem Lichte  erscheint  der  letztere  mehr  dunkelgrasgrün  (Kadde,  15  c — tf),  der  Pi-yü 
mehr  blaugrün  (Rad de,  16  c — d).  Beim  Timur-Nephrit  ist  der  Bruch  entschieden  mehr  pplitterig 
als  beim  Pi-yü,  welcher  deutliche  Fasertextur  zeigt,  was  übrigens  auch  rein  local  sein  könnte.  — 
Dem  Timur-Nephrit  ähnliche  Sorten  kenne  ich  noch  in  folgenden  Stücken:  Zwei  prähistorische 
Beilchen  aus  Catanzaro  (Calabrien)  von  Herrn  Prof.  D.  Lovisato  ein  gesandt ; ein  flaches  geschliffe- 
nes Stück,  angeblich  aus  Klein-Tibet,  von  Herrn  Hofrath  v.  Hochstettcr  zur  Ansicht  ge- 
schickt; ein  gleichfalls  aus  Kl  ei  n-Tibet  stammendes,  mit  Strahlsteinnüdelchen  durchzogenes  Stück 
aus  dem  Leipziger  mineralogischen  Museum;  ein  Dolchgriff  aus  der  Sammlung  des  Herrn  Dr. 
Edm,  v.Fellenberg  in  Bern  (vergl.  Fischer,  Nephrit,  S.  232,  Fig.  110)  und  endlich  ein  Orna- 
ment aus  dem  Berliner  mineralogischen  Museum  (vergL  ebenda,  S.  98,  Fig.  77). 

*)  Nach  einer  »ehr  eingehenden  gefälligen  Mittheilung  des  wirkt  Btaatsrath»  Herrn  Professor  Dr.  Beck 
in  Petersburg,  Direktor  des  mineralogischen  Museums  am  kaiserlichen  Berginstitute  daselbst,  gehen  die  Erfah- 
rungen de«  Herrn  Prof.  Muschketoff,  welcher  im  Sommer  1879  eine  Expedition  nach  Turkestan  mitmachte 
und  dem  Auftreten  de»  Nephrits  daselbst  die  grösste  Aufmerksamkeit  schenkte,  dahin,  dass  mit  Ausnahme  der 
Gegeud  von  K ho  tarn  das  Vorkommen  dieses  Minerals  in  Turkestan  nicht  constAtirt  werden  könne,  dass  sich 
dasselbe  dagegen  auf  allen  Markten  des  östlichen  Turkestan  und  der  Mongolei  finde  und  man  von  den  Kauf- 
leuten eben  immer  nur  den  Ort  genannt  bekomme,  wo  sie  den  Stein  selbst  erhandelt  haben. 


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471 


lieber  Timur’s  (Tamerlan’s)  Grabstein  aus  Nephrit. 

Vergleichen  wir  jenen  Riesenklotz  von  Nephrit  (von  ungefähr  C Pariser  Fuss  Länge)  auf  dem 
Grabe  Tiinur’s  mit  denjenigen,  welche  ich  in  meinem  Nephrit  werke  S.  407  zusamtnengestellt 
habe,  ho  sehen  wir,  dass  dort  aus  dem  Palast  des  Kaisers  von  China  ein  nur  2l/i  Kuss  langer  und 
Vt  Fass  dicker  Block  angeführt  ist,  der  durch  vier  Männer  kaum  von  der  Stelle  geschafft  werden 
konnte.  Daraus  geht  das  enorme  Gewicht  des  Timur-GrnbBteins  hervor;  zugleich  ersehen  wir  aber, 
dass  im  15.  Jahrhundert  , zur  Zeit  Timur’s,  sogar  die  seltenste  Sorte  von  Nephrit  noch  in  solch’ 
riesigen  Blöcken  zu  finden  war. 

Der  obige  Bericht  war  bereits  druckfertig,  als  ich  durch  einen  neuen  Beitrag  zu  diesem  Gegen- 
stände recht  angenehm  berührt  wurde.  Herr  Staatsrath  Bock  in  Petersburg  hatte  die  Güte, 
mir  — und  zwar  für  die  Publication  disponibel  — eine  Legende  zuzusenden,  welche  Herr  Prof. 
Muschketoff  von  seiner  oben  erwähnten  Expedition  in  Turkcstan  mitgebracht  hat  und  welche 
dem  Letzteren  halb  ofißciell  von  einem  gelehrten  „Molla“  mitgetheilt  wurde. 

„Unter  den  vielen  alterthümlichen  Denkmälern  in  Samarkand  verdient  eine  ganz  besondere 
Aufmerksamkeit  die  Moschee  Gur -Emir,  worin  sich  da»  Grabmal  des  bekannten  Tamerlan,  vom 
Volke  Emir  Temir  genannt,  inmitten  der  Grabmäler  seiner  Gefährten  und  Kinder  befindet  — Die 
inneren  Wände  der  Moschee  sind  mit  geaderten  weissen  und  bläulichen  sechsseitigen  Marmor- 
platten  ausgelegt,  die  gegen  */*  Fuss  im  Durchmesser  haben.  Ueber  der  Ruhestätte  eines  jeden 
Todten  ist  ein  Grabstein  errichtet  Sämmtliche  Grabsteine  bis  auf  einen  sind  aus  geschliffenem 
Marmor  gehauen  und  von  parallelcpipediseher  Form.“ 

„Auf  dem  Grabe  Taraerlan’s  liegt  ein  merkwürdig  grosser  und  wohl  der  grösste  Nephrit 
unter  den  gegenwärtig  bekannten,  von  dunkelgrüner  Farbe.  Dieser  Stein,  der  von  den  Ein- 
wohnern Samarkand’s  Siotop  genannt  wird,  hat  folgende  Dimensionen:  Länge  192, 9fi  cm,  Breite 
4Ü,ö24  cm,  Höhe  oder  Dicke  34,27  cm.  Fast  in  der  Mitte  ist  der  Monolith  durch  einen  Sprung  in 
zwei  gleiche  Theile  getheilt,  doch  ist  es  unzweifelhaft,  dass  ursprünglich  beide  Theilc  ein  Ganzes 
bildeten,  eine  Voraussetzung,  die  übrigens  auch  in  den  Sagen  des  Volkes  Bostitigung  findet  Nach 
den  Erläuterungen  des  gelehrten  Molla,  der  Herrn  Muschketoff  zugewiesen  war,  Namens 
Alamion-Maximi-Snbir-Daminja-Ogla,  die  der  letztere  aus  dem  alten  Buche:  „Tariche  (Geschichte) 
Samarkand“  geschöpft  hat,  soll  dieser  Nephrit  aus  Indien1)  stammen  und  ursprünglich  ein  einziges 
Stück  gebildet  haben.  Der  Stein  hatte  einen  dertnaassen  hohen  Werth,  dass,  als  er  an  dem  Orte 
seiner  Bestimmung  anlaugte.  Niemand  glauben  wollte,  dass  ein  gewöhnlicher  Stein  so  theuer  zu 
stehen  kommen  können  In  Folge  dessen  tauchte  unter  dem  Volke  das  Gerücht  auf,  der  Stein  be- 
stehe im  Innern  aus  Gold,  so  dass  sogar  eine  Räuberbande  den  Entschluss  fasste,  den  Monolith 


*)  .Nach  ilen  Mittheilungen  Anderer  soll  dieser  Monolith  aus  China  stammen,  jedoch  giebt  Niemand  den 
ursprünglichen  Fundort  an.  so  dass  letzterer  unbekannt  ist.  Atu  wahrscheinlichsten  scheint  es,  dass  der  Nephrit 
aus  der  Gegend  von  Khotan  (Chotam)  kommt,  von  wo  man  die  Nephrite  seit  dem  Alten  Imme  ausfiihrte. 
Meinungsunterschiede  betreffs  des  Fundortes  des  Nephrits  Hessen  sich  dadurch  erklären,  dass  Khotau  sich  den 
Nordostausläutera  des  Hintalava  anlehnt  und  das  Mineral  entweder  durch  das  östliche  Turkestan  und  den  Pamir 
oder  durch  Fergau  (Ferghana  ist  der  alte  Name  des  Cbanatea  Kbotam)  längs  der  Ten-ko-DavanVhen  Strasse 
transportirt  worden  ist  oder  aber  über  Kaschmir  und  Indien.“  Der  ersU're  dieser  Wege  wäre  also  aus  dem 
turkestaniseben  Nephritgebiete  geradezu  westlich,  der  zweite  zuerst  nord-  und  dann  südwestlich  (der  Tcrek-Pass 
Hegt  nördlich  von  Kashgar,  südöstlich  von  Andijan),  der  letzte  und  weitest«  zuerst  süd*  und  danu  nordwestlich 
gegangen. 


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472 


II.  Fischer, 


zu  entwenden,  um  in  den  Besitz  des  Goldes  zu  gelangen.  Als  die  Hiiuber  den  Stein  auf  den  Rücken 
eines  grossen  einhöckerigen  Kamecles  anfzuladen  anfiugen,  fiel  er  herunter  und  zerbrach  in  zwei 
Stücke.  Da  sich  bei  dieser  Gelegenheit  die  Diebe  überzeugten,  dass  der  Stein  keineswegs  Gold  ent- 
halte, liessen  sie  ihn  liegen.  Die  Mölln,  welche  den  von  «1er  ursprünglichen  Stelle  entfernten  Stein 
fanden,  legten  ihn  wieder  auf  das  Grab  Tamerlan’s.  Auf  diese  Weise,  Dank  dem  Willen  Allahs, 
wurde  der  Stein  erhalten  und  die  Diebe  bestraft.** 

„An  vielen  Stellen,  namentlich  aA  den  Ecken  und  Kanten  sind  vom  Steine  Stückchen  ab- 
geschlagen, was  jedoch  erst  in  neuerer  Zeit  mag  geschehen  sein ; die  beschädigten  Stellen  sind  mit 
Gyps  verschmiert.  Diese  Beschädigungen  rühren  daher,  dass  das  Volk  diesen  Stein  bis  zur  Jetzt- 
zeit als  ein  Hciligthum  verehrt  und  ihm  besondere  Heilkräfte  zuschreibt  Die  abgeschlagenen 
Stückchen  werden  gepulvert  eingenommen  gegen  ein  locales  und  äusserst  abzehrendes  Fieber,  sowie 
gegen  Krankheiten  des  Magens  !).  Die  Molla  beuten  den  Volksglauben  auf's  AeusseiBte  aus  und 
verkaufen  kleine  Stücke  Nephrit  für  unglaublich  hohe  Preise.“ 

„Der  Monolith  ist  schön  geschliffen  und  mit  Verzierungen  geschmückt,  die  unmittelbar  in  den 
Stein  gegraben  sind  (inan  vergleiche  das  Bild  Figur  24).  Auf  der  oberen  Fläche  des  Monoliths 


Fig.  24. 


Timur's  Grabstein  au»  Nephrit. 


sind  zwei  krumme  Linien  sichtbar,  die  sich  in  der  Mitte  des  Steines  begegnen;  in  dieser  Richtung 
soll  das  Haupt  Tamerlau’s  im  Grabe  liegen.  Das  Alter  des  Steines  wird^uif  mindestens  400  Jahre 
geschätzt“ 

So  lauten  die  mir  durch  die  Güte  des  Herrn  Staatsrath  Beck  zugekommenen  Mittheilungen 
des  Herrn  Professor  Musehketoff,  die  allen  Glauben  verdienen,  da  ihm  die  betreffende  Legende 
von  einem  Molla  officiell  aus  dem  oben  erwähnten  Geschichtsbuche  mitgethcilt  wurde,  während  das 

*)  Diene  Notiz  int  deswegen  besonders  interessant,  weil  — wie  in  meinem  Nephritwerke  näher  zu  lesen 
int  — schon  Galen  (131  bis  200  nach  Christo)  aus  den  Schriften  des  ägyptischen  Königs  Nechepso  (ca.  670 
vor  Cliristo)  erwähnt,  letzterer  habe  in  einen  grünen  Stein,  den  „Jaspis  viridis“,  ein  Drachenbild  schneiden  und 
dieselbe  als  Amulet  gegen  3!  a gen  lei  den  tragen  lassen. 


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Ueber  Timur's  (Tamerlan’s)  Grabstein  aus  Nephrit.  473 

Uebrigc  Ton  ihm  anf  Grund  eigener  Anschauung  berichtet  wird.  Die  hier  im  Bilde,  Fig.  24,  ge- 
gebene Copie  ist  nacli  einem  Aquarell  gefertigt,  welches  der  jener  wissenschaftlichen  Expedition 
beigegebene  Maler  Herr  Siniakow  sehr  naturgetreu  ausgeführt  hat. 

Ich  glaubte  nicht  r.u  irren,  wenn  ich  annahm,  es  dürfte  die  ausführliche  Mittheilung  der  obigen 
Data  unter  Beifügung  der  entsprechenden  Bilder  den  Lesern  des  Archivs  nicht  unerwünscht  »ein, 
da  ja  nur  ein  glücklicher  Zufall  uns  aus  jenen  weit  entlegenen  und  so  schwer  zugänglichen 
Gegenden  Asiens  ')  ähnliche  Berichte  in  die  Ilände  spielt.  Ferner  knüpft  sich  an  deu  ganzen  Be- 
richt eine  Reihe  Fragen,  deren  Beantwortung  sich  nicht  so  leicht  ergeben  wird. 

Woher  stammt  dieser  colossale  Klotz  einer  Nephritvarietät,  welche  in  unseren  Sammlungen  nur 
erst  durch  die  wenigen  oben  S.  470  als  Analoga  von  mir  aufgezählten  Stücke  vertreten  ist?  Da 
Timur  1405  starb  und  dessen  Grabstein  vom  Volke  auf  400  Jahre  znrückdatirt  wird , so  müsste 
dieser  Nephritblock  doch  nicht  gar  lange  nach  dessen  Tode  zu  beschaffen  gewesen  sein.  Ich  be- 
merke hier  sogleich,  dass  mir  unter  den  europäischen  prähistorischen  Ncphritbcilen  ausser  den  oben 
erwähnten  zwei  süditalienischen  Beilchen  keine  von  dieser  dunkelgrünen  Sorte  zu  Gesicht  kamen, 
wie  dann  andererseits  von  den  hellen,  weiaslichen  turkestanischen  Nephriten  keine  prähistorischen 
Beile  bekannt  sind,  ausgenommen  ein  von  Dr.  Schliemann  in  Troja  gefundenes  kleines  Exem- 
plar, das  ich  zwar  nicht  selbst  sah,  das  aber  nach  der  Angabe  der  Herren  N evil  Maskelyne  und 
Thomas  Davies  am  British  Museum  zweifelloser  Nephrit  sein  soll. 

Wir  fragen  weiter:  Wessen  Hände  besorgten  den  Schliff  und  die  Sculpturen  an  diesem  Block? 
Letztere  sind  sehr  sauber  gearbeitet,  was  ich  aus  den  abgebildoten  zwei  Fragmenten  ersah.  War 
da«  Stück  ursprünglich  ein  riesiger  Geröllblock  oder  ein  freiwillig  von  der  Natur  abgelöster,  noch 
an  seiuer  Bergwand  liegender  Klotz  oder  war  er  durch  Stein  bruchbau  noch  vor  400  Jahren  ge- 
wonnen *)?  Giebt  es  eine  Stelle  in  Asien,  wo  — wenn  auch  in  beschränktem  Umfange  — dieser 
prachtvoll  dunkelgrüne  Nephrit  vorherrschend  auftritt  oder  findet  er  eich,  aber  als  besondere 
Seltenheit,  an  einem  der  mittelasiatischen,  sonst  Bchon  bekannten  Standorte? 

Wenn  wir  das  ehemalige  turkestanische  Besitzthum  China’«  ausser  Betracht  lassen,  so 
könnte  ieh  aus  meinen  Erfahrungen  (ausser  der  Provinz  Yunnan  im  Südosten)  keinen  Fundort  in 
China  für  Nephrit  namhaft  machen,  wie  grossartig  auch  der  Verbrauch  dieses  Minerals  in  dem  ge- 
uaunten  Laude  sonst  in  derThat  genannt  werden  mnss.  Was  ich  dorther  in  rohen  Stücken  erhielt, 
waren  tlicils  Nephrite  von  turkestanischen  Fund-  oder  (wie  oben  bemerkt)  Ilandelsorten, 
tbeils Jadeite,  von  welch’  letzteren  vielleicht  einige  gleichfalls  aus  der  chinesischen  Provinz  Yun- 
nan, andere  ausBirmah?  stammen.  Bei  der  früher  so  häufigen  und  so  verzeihlichen  Verwechselung 
zwischen  Nephrit  und  Jadeit  konnte  die  Angabe  von  Nephrit  in  Yunnan  selbst  nicht  constatirt* 
werden,  ohne  dass  authentische  rohe  Stücke  dorther  in  unsere  Hände  kamen,  wie  ich  solche  durch 
Herrn  Dr.  v.  Möllendorf  aus  China  selbst  erhielt.  Günstigere  Aussichten  hierfür,  als  durch  unsere 


')  Ln  Brockhaus1  Converaaliona-Lexikon , 18S8,  lesen  wir  im  Artikel  Samarkand.  Haas  diese  Stadt  hia  ztl 
jenem  Jahre  erat  von  vier  gebildeten  Europäern  besucht  worden  eei,  1404  von  dem  bpauier  Clavijo,  1841  von 
Lehmann  und  Chanykow  und  1883  Ton  VntnbCry. 

a)  Ueber  die  Gewinnung  de»  Nephrit»  in  Türke, tan  u.s.w,,  verg).  Fiedler,  Nephrit,  S.  1S4  ff.,  Cordier; 
S.  182,  Teifaichi;  S.  205,*  Bittea;  8.  248,  Pumpelly;  8.  247,  Ausland;  8.  280  ff,,  11.  v.  Schlag- 
intweit. 

Archiv  fbr  Abüuv|m>)okU-.  Ud.  XII.  gQ 


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474  H.  Fischer,  Ueber  Timur’s  (Tanaerlan’s)  Grabstein  aus  Nephrit. 

in  dieser  Beziehung  bo  rühmlich  thätigen,  kaiserlich  deutschen  Diplomaten  weiss  ich  mir 
wirklich  nicht  zu  ersinnen  und  mag  es  dem  glücklichen  Znfall  überlassen  bleiben,  ob  uns  durch 
jene  Quelle  noch  weitere  Entdeckungen  zu  Gute  kommen.  Die  Schwierigkeiten  für  diese  Beamten, 
in  den  chinesischen  Handelsstädten  über  die  wahre  Abkunft  der  in  China  in  den  Handel  gelangen- 
den Nephrite  und  Jadeite  inV  Klare  zu  kommen,  sind  natürlich  ganz  dieselben,  wie  ich  sie 
oben  aus  den  Erfahrungen  des  Herrn  Professor  Muschketoff  für  Turkestan  schilderte. 


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Referate. 


I.  Zeitschriften-  und  Büchcrschau. 


18.  Berichte  aus  der  russischen  Literatur  über  Anthropologie,  Ethnographie 
und  Archäologie  für  das  Jahr  1878. 


Von 

Dr.  Ludwig  Stieda,  Professor  der  Anatomie  in  Dorpat. 
(Fortsetzung  und  Schluss  von  B.  382  u.  ff.) 


HL  Archäologie. 

Allgemeines. 

203.  Statut  der  Gesellschaft  der  Freunde  der  kau- 
kasischen Archilologie.  (Schriften  der  Ge- 
sellschaft der  Freunde  u.  s.  w.  I.Buch.S.  179 
bis  181.) 

204.  Statut  der  Gesellschaft  für  Archäologie  in 
Kasan.  (Nachr.  der  Kanarischen  Gesellschaft 
für  Archäologie  u.  s.  w.  I.  Bd.,  Nr.  1 bis  3.) 

205.  Die  kaiserliche  archäologische  Gesellschaft  in 
St.  Petersburg  während  des  Jahres  1877. 
(Journal  des  Ministeriums  der  Volksaufklarung 
1878.  Bd.  CXCVH,  S.  54  bia.68.) 

206.  J.  J.  Sabolin:  Worin  besteht  die  Hauptauf- 
gabe der  Archäologie  als  selbständige  Wissen- 
schaft? (Arb.  des  III.  archäol.  Congresses. 
Bd.  I,  S.  1 bis  17.) 

207.  A.  S.Graf  U warow:  Was  muss  das  Programm 
für  den  Unterricht  in  der  russischen  Archäo- 
logie umfassen  und  was  für  eine  systematische 
Ordnung  muss  in  dem  Programm  eiugehal- 
ten  werden?  (Arb.  des  111.  archäol.  Con- 
gresses. Bd.  I,  S.  19  bis  38.) 

208.  A.G.  Brückner:  Was  für  praktische  Uebun- 
gen  uud  Beschäftigungen  können  und  müssen 
beim  Unterricht  in  der  Archäologie  auf  Uni- 
versitäten eingerichtet  werden  ? (Arb.  des  III. 
archäol.  Congresses.  Bd.  1,  S.  39  bis  48.) 

209.  M.  Wl.  Jnsefüw  itsch:  Einige  Erwägungen 

über  eine  bessere  Organisation  der  Thätigkeit 
der  archäologischen  Commissionen.  (Arb.  des 
UI.  archäol.  Congresses.  Bd.  I,  S.  49  bis  51.) 


210.  Instruction  zur  Beschreibung  der  Gorodisch- 
tschen,  Kurgane  uud  Höhlen,  zusararaenge- 
stellt  durch  eine  Commission  auf  dem  III. 
archäol.  Congresse  in  Kiew  und  bestätigt  in 
der  allgemeinen  Congresssitzung  am  21.  Aug. 
1874.  (Arbeiten  der  Moskauer  archäol.  Gesell- 
schaft. Bd.  VI.  Beilage.) 

211.  Instruction  zur  Beschreibung  der  Gorodisch- 
t scheu,  Kurgano  und  Höhlen,  und  zum  Auf- 
gaben von  Kurganen,  ausgearbeitet  von 
einer  durch  das  Conseil  des  (III.  archäolog.) 
Congresses  eingesetzten  Commission.  Mitglie- 
der der  Commission:  D.  J.  Samokwasow, 
L.  K.Iwanowsky  ond  W.  B.  Antono witsch. 
(Arb.  des  IH.  archäol.  Congresses.  L Bd., 
S.  LXIX  bis  LXXII1.) 

212.  L.  A.  Isnoskow:  Was  für  Schlüsse  können 

aus Ortsbeneunungen  gezogen  werden?  (Arb. 
des  IIL  arcbäolog.  Congresses.  II.  Bd.,  S.  35 
bis  40.) 

213.  S.F.  Szjepura:  Ueberdiein  der  Archäologie 
in  Anwendung  kommenden  internationalen 
Zeichen  (legendes  international  es  pourles  cartes 
archeologiques  prebistoriquos).  (Nachrichten 
der  Gesellschaft  der  Freunde  der  kaukasischen 
Archäologie  1677.  I.  Lief.,  S.  1 bis  15.) 

Eine  Wiedergabe  der  auf  Anregung  von  Ernest 
Chantre  festgesetzten  Zeichen  zur  Bestimmung  von 
archäologischen  Funden  u.  s.  w.  auf  Karten  mit 
Hinzufügung  einiger  neuer  localer  Zeichen  für  den 
Kaukasus.  Eine  Tafel  giebt  eine  Uebcrsicht  aller 
Zeichen. 

60* 


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470 


Referate. 


Specielles. 

Europa. 

M ähren. 

214.  Indrich  Wankel : Die  Höhle  „Bytachisknla“ 
in  Mähren.  (Arb.  des  111.  arehäul.  Cougresse«. 
I.  Bd,  S.  255  bis  261.) 

215.  Dr.  Beda  Dudik:  Vorchristliche  Gräber  in 

Mähren.  (Arb.  (Ich  111.  arcbftol.  Cougresses. 
1.  Bd.,  S.  297  bis  307.) 

Europäisches  Russland. 

Einzelne  Gouvernements.  Olonezk. 

216.  J.  W.  Barsow:  lieber  die  Alterthümcr  von 

Olonezk.  Eine  Vorlesung.  (Arbeiten  der 
Moskauer  archäol.  Gesellschaft.  Bd.  VII,  S.  213 
bis  233.) 

Der  Vortragende  entrollt  in  grossen  Zögen 
ein  Bild  aus  der  Vorzeit;  er  versucht  das  Le- 
ben der  Bewohner  des  Gouvernements  Olonezk  in 
alter  Zeit  zu  schildern.  Nach  einer  kurzen  geogra- 
phischen Skizze,  in  welcher  der  Reichthum  des 
Landes  an  Seen  und  Flüssen  hervorgehoben  wird, 
geht  er  zn  den  Einwohnern  Über.  Ueher  die 
ersten  Bewohner  der  Gegend  ist  nichts  Sicheres  be- 
kannt; ein  altes  Volkslied  deutet  anf  die  frühere 
Existenz  von  Pfahlbauten  im  Ladogasee. 

Bemerkenswert h ist  die  grosse  Anzahl  von 
ßteinwerkzeogen,  die  man  — namentlich  in  neue- 
ster Zeit  — hier  gi  fand«  n hat(Poljiikow);  einige 
dieser  Werkzeuge  zeigen  künstlerische  Aus- 
schmückung, z.  B.  einen  geschnitzten  F.lenntbier- 
und  Biircttkopf.  Welcher  Nationalität  die  Urein- 
wohner angehört,  ist  völlig  unbekannt,  die  Steiu- 
werkzeugu  geben  durchaus  keinen  Anhaltspunkt  zur 
Beantwortung  der  Frage  nach  der  Nationalität, 
nur  die  im  Gonv.  Olonezk  befindlichen  sehr  zahl- 
reichen Kurgane  würden  vielleicht  eine  Antwort 
geben,  aber  sie  sind  noch  gar  nicht  untersucht 
worden.  Die  Kurgane  werden  gewöhnlich  als 
tschadische  oder  litoweche  bezeichnet,  doch  ist. 
über  ihre  Hingehörigkeit  nichts  Entscheidendes  zu 
sagen.  Dass  eine  Zeit  lang  ein  dem  finnischen  Stamm 
ungehöriger  Volksstamm  das  ganze  Gouv.  Oionezk 
bevölkert  habe,  unterliegt  keinem  Zweifel ; die 
Reste  finden  sich  noch  beute  als  Tschnden  undlvare- 
len.  Im  XI.  Jahrhundert  kamen  aus  Nowgorod 
russische  Colouisten  ins  Gouv.  Olonezk,  mit  ihnen 
das  Christenthum. 

Gouv.  SL  Petersburg. 

217.  A.  J.  Saweljew:  Ueber  Erdaufschüttungen 
und  über  einen  Kurgan  im  Gouvernement 
St.  Petersburg.  (Nachrichten  der  kaisorl. 
archäologischen  Gesellschaft  in  St.  Petersburg. 
Bd.  VIII,  S.  56  bis  60.) 


Zwischen  Schlüssel  bürg  und  St.  Petersburg,  in  der 
Gegend  von  Suininu,  finden  sich  weder  alte  Goro- 
dischtschen,  noch  Kurgane;  hier  sind  nur  Schanzen, 
wrelche  aus  dem  Anfang  de«  XVIII.  Jahrhunderts 
stammen.  In  der  Nähe  von  Krassnoje  Selo  wurde 
im  Sommer  1*69  ein  Kurgan  aufgegruben. 
Aeusserlich  war  nn  dem  Kurgan  nichts  be- 
sonderes zn  bemerken.  Beim  Ziuhmi  eines  Gruhena 
wurden  Knochen,  welche  leicht  zerfielen,  gefunden; 
ferner  kupferne  Ringe,  ein  Beil  und  ein  altes 
Messer,  von  welchem  sich  sowohl  die  Klinge 
als  auch  der  kupferne  Handgriff  erhalten  hatte. 
F.inige  dabei  gefundene  Schädel  hat  teil  eine  vier- 
eckige Form,  eine  breite  abgefiachtc  Stirn,  die 
Augenhöhlen  waren  durch  einen  recht  breiten 
Zwischenraum  von  einander  getrennt;  die  Schädel 
hatten  ein  „mongolisches*  Aufsehen.  Der  Be- 
richterstatter vermuthet,  dann  hier  Tataren  begra- 
ben seien;  wann  ist  unbestimmbar. 

218.  L.  K.  Iwanowsky:  Die  Kurgane  der  „Wot- 
skaja  Pjittiua*  im  Gebiet  des  alten  Nowgorod. 
(Nachrichten  der  kaiserl.  archäol.  Gesellschaft 
in  St.  Petersburg.  Bd.  VIII,  S.  225  bis  230.) 

Iwanowßky  untersuchte  im  Jahre  1874  im 
Laufe  der  Monate  Juni  und  Juli  248  in  7 Gruppen 
gelagerte  Kurgane.  Die  Kurgane  waren  in  den 
verschiedenen  LocalitÄten  aus  verschiedenem  Mate- 
rial geformt.  Einige  wenige  (7)  Kurgane  ent- 
hielten verbrannte  Leichen,  dabei  Topfscherben 
und  Messer;  die  als  Opfer  verbrannten  Tbierreste 
lagen  gewöhnlich  3 bis  4 Kuss  über  den  menschli- 
chen Resten.  Die  übrigen  Kurgane  enthielten  nur  jo 
ein  Skelet  mit  einer  einzigen  Ausnahme;  in  einem 
Kurgan  lagen  zwei,  rechts  ein  männliches,  links 
ein  weibliches  Skelet.  In  den  Kurgauen  von  Bo- 
achewo  und  von  Nowo-Siwerskoje  war  am  Grund 
des  Kurgans  eine  Grub«  gemacht , in  welcher  des 
Verstorbenen  Leib  ruhte  und  darüber  war  der 
Hügel  tfbfgeworfen.  Die  Hügel  waren  alle  nicht 
hoch;  der  höchste  in  dieser  Gruppe  tuuass  4V|  Fun. 
Der  rothe  Sand,  anf  welchem  die  Kurgane  hier 
ruhen  und  ans  welchem  aie  aufgeschüttet  sind,  ist 
äusserst  locker,  es  ist  daher  möglich,  da?*  die 
Hügel  ursprünglich  viel  höher  gewesen  sind,  da 
sie,  wie  es  scheint,  nicht  mit  Rasen  belegt  waren. 
Nicht  in  allen  Kurgaiien  wurden  Spuren  einer 
Opferung  augetroffen:  die  Rest«  der  verbranuteu 
Opfer  lagen  unmittelbar  auf  der  ursprünglichen 
Krdaufschüttung,  zu  welcher  das  Material  bei  An- 
legung der  ersten  Grub«  gewonnen  war. 

ln  den  übrigen  Gruppen  befanden  sich  die 
Skelete  in  sitzender  oder  in  halbsitzender  Lage 
Über  den  unmittelbar  auf  dem  Niveau  der  Erde 
bemerkbaren  Opferresten.  Die  Skelete  lehnten  mit 
dem  Kopf  oder  dem  Rücken  nn  einem  oder  an 
mehreren  Steinen,  welche  mit  Asche  und  den  Resten 
der  verbrannten  Thierknochen  bedeckt  w aren.  Iu  der 


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Referate. 


477 


Kurgangruppe  de»  Dorf««  „Bolschija  Bornizy w be- 
fanden Bich  in  vielen  Kurgauen  ausser  der  be- 
schriebener! Opferstüttcurn  G runde  noch  andere,  etwa 
3 bis  4 Fass  darüber  liegende,  welche  grosse  Men- 
gen von  Knochen  von  Haust  liieren  und  Vögeln  ent- 
hielten. Ks  waren  überdies  alle  diese  Kurgane  viel 
höher,  8 bist»  Kuss,  and  recht  sorgfältig  aufgeschüttet. 
Die  Kurgane  der  Gruppe  beim  Dorfe  Wyra  waren 
ebenfalls  sehr  sorgiältig  angefertigt;  sie  waren 
regelmässig  halbkugelig,  auf  festem  Grunde  nnd 
gut  mit  Hasen  bedeckt;  sie  waren  6*/f  Fuss  hoch, 
mit  eiuem  Darchuiesser  von  12  bis  14  Fass  an  der 
Basis. 

Die  Skelete  der  Frauen  waren  mehr  mit 
Schniucksachen  versehen,  als  die  der  Männer.  Bei 
den  Männern  fanden  sich  Beile,  Messer,  Lanzen, 
Schwerter,  in  seltenen  Fällen  bronzene  Hinge  oder 
eine  Schnalle.  In  einzelnen  Kurganen  worden 
Münzen  gefunden , welche  nach  der  Bestimmung 
des  Herrn  J.  B.  1 versen  in  das  X.  und  XI.  Jahr- 
hundert hineingehören. 

Inden  Kurganen  von  Tjäglino  wurden  am  lin- 
ken Arm  der  Begrabenen  die  Skelete  eines  Huhnes 
oder  Hahnes  gefunden.  In  einem  Kurgan  lag 
neben  der  Hand  einer  Frau  ein  Beil  mit  einem  3 Fuss 
langen  Stiel. 

Zu  Füssen  eines  jeden  Verstorbenen,  fast  in 
allen  Kurgaugrnppeu,  befanden  sich  ein  oder  zwei 
Töpfe  aus  schwarzem  Thon.  Beiden  männlichen 
Skeleten  der  Kurgangruppe  von  Wyra  und  Tjäg- 
lino  lagen  Feuersteine  und  Stahl. 

Die  an  einzelnen  Schädeln  noch  erkennbaren 
Haare  waren  von  dunkelbrauner  Farbe.  Dio 
Körpergrösse  der  Begrabenen  anlaugend,  wurde 
folgendes  constatirt:  am  grössten  war  ein  Mann 
mit  6 Fuss,  eine  Frau  mit  5A/j  Fass;  die  Grösse 
der  Mituiier  schwankt  im  Allgemeinen  zwischen 
5 bis  6,  die  der  Frauen  zwischen  4 und  4l  ? hie 
5 Fuss.  An  den  Knochen  der  Männer  waren  die  den 
Muskeln  zur  Anheftung  dienenden  Höcker  im  Allge- 
meinen sehr  stark  entwickelt,  besonders  bemerkbar 
war  dies  au  den  Knochen  der  unteren  Extremität. 

Unter  den  verschiedenen  bei  den  Skeleten  be- 
findlichen Gegenständen  (welche  nach  den  einzel- 
nen Kurganen  geordnet  und  zusammengestellt  sind) 
sind  zu  nennen:  eine  grosse  Menge  verschieden- 
artiger Perlen,  63  Armbänder,  71  Helfen  um!  Fin- 
gerringe, 3 Kronen  (.Stirnreif?),  2 mit  bronzenen 
Plättchen  und  Anhängseln  verzierte  Gürtel,  16 
Schläfsnringa,  63  Fibeln,  23  Heile,  1 gut  erhaltenes 
Schwert,  und  zwei  thoil  weise  erhaltene  Schwerter, 
deren  Spitzen  durch  Rost  verzehrt  waren;  schliess- 
lich 70  eiserne  Messer.  Unter  den  bronzenen  An- 
hängseln am  Halsschmuck  sind  zwei  kreuzähnliche 
Gegenstände  bemerkenswert!! ; die  eine  Fläche  ist 
mit  Zeichnungen  versehen,  die  andere  glatt. 


Nowgorod. 

219.  D.  J.  Prosorowsky:  Beschreibung  einiger 

im  Kreise  Bjelosersk  (Gouv.  Nowgorod)  ge- 
fundenen Alterthiimer.  (Nachrichten  d.kaiserl. 
russ.  arch.  Ges.  in  St.  Petersburg.  Bd.  VIII, 
S.  64  bis  66.) 

J.  A.  Jaku  ho  witsch  deckte  iiu  Jahre  1868 
beim  Dorfe  Warnakuschka  am  Ufer  des  Flusse« 
Seuda  ein  altes  Grab  auf.  Dem  Skelet  fehlte  der 
Schädel;  an  einem  Arm  lag  ein  aus  sieben  feinen 
Fäden  gollochteuer  Armring,  an  welchem  ein  klei- 
nes verziertes  Kreuzchen  hing;  beides  aus  einer 
kupfernen  Legirung  angefertigt.  Dann  wurden 
dabei  gefunden;  eine  eiserne  Streitaxt,  ein  silber- 
nes dünnes  Plättchen  (ein  Bracteat).  Vermut hlich 
stammt  das  Grab  aus  dem  XM1.  Jahrhundert. 

Ein  ähnlicher,  aber  aus  acht  feinen  Fäden  ge- 
drehter Armriug  ist  im  Jahre  1838  in  einem  Kur- 
gan  beim  Dorf«  Werchogräsje  (Kreis  Swenigorodsk, 
Gouv.  Moskau)  gefunden  wordeu. 

Kostrom  a. 

220.  W.  A.  Samarjänow:  Die  Spuren  früherer 

Ansiedelungen  der  Volksstämrae : Merjä, 

Tschud,  Tscheremiss,  Jem  und  anderer  im 
Gebiete  des  jetzigen  Gouv.  Kostroraa.  (Ar- 
beiten d.  Moskauer  arch.  Ges.  Bd.  VI,  S.  47 
bis  67.) 

Der  Verfasser  weist  an  der  Hand  noch  jetzt 
gebräuchlicher  geographischer  Bezeichnungen  und 
noch  jetzt  üblicher  Ortsnamen  im  Gonv.  Kostroraa 
nach,  dass  die  oben  genannten  Volksstämme  in 
dem  Gebiete  des  jetzigen  Gouv.  Kostroma  früher 
ansässig  gewesen  sind  (TscheremisBen  leben  in  der 
Anzahl  von  1690  Individuen  beiderlei  Geschlechts 
noch  heute  im  Gouv.  Kostroma).  Dann  liefert  der 
Verfasser  auch  ein  Verzeichnis«  aller  der  Alter- 
th Ürner,  Gorodischtschen,  Kurgaue,  Gräber  u.  ».  w., 
welche,  soweit  seine  darüber  eingeholten  Nachrich- 
ten melden,  innerhalb  der  Grcuzcn  des  Gouv.  Ko- 
stroma liegen. 

Wladimir. 

221.  Archäologische  Untersuchungen  des  Gra- 
fen A.  S.  Uwarow  im  Kreise  Murom  (Gouv. 
Wladimir).  (Nachr.  d.  k.  r.  geogr.  Ges.  Jahrg. 
1878,  S.  458  bis  459.) 

Graf  Uwarow,  B.  W.  Aotonowitscb,  Pro- 
fessor der  Universität  Kiew,  und  J.  S.  Poljäkow 
veranstalteten  im  Juni  1877  einige  Ausgrabungen 
in  der  Umgebung  der  Stadt  Murom.  Die  erste 
Aasgrnbung  wurde  in  einer  Schlucht  (Owrag)  am 
hohen  linken  Ufer  der  Oka  beiin  Dorfe  Karatscha- 
row  vorgeitoinincn.  Mau  fand  eine  grcwae  Menge 


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478 


Referate. 


Knochen  des  Mamniuth,  Nashorn  u.  a.,  dabei  eine 
beträchtliche  Anzahl  pal&olithischer  Feuerstein- 
Werkzeuge  des  ältesten  Typus,  d.  h.  solche,  welche 
ausschliesslich  durch  Behauen  angefertigt  sind.  Es 
ist  dies  der  zweite  Fall,  welcher  auf  die  gleich- 
zeitige Existenz  des  Menschen  und  des  Mamniuth 
in  Russland  hinweist.  Der  erste  Fall  wurde  von 
K Amens ki  im  Kreise  Labny  (Gouv.  Poltawu) 
entdeckt,  von  Feofilaktow  untersucht  und  dar- 
über in  den  Arbeiten  des  III.  archäologischen  Con- 
gresses  berichtet.  — Die  zweite  Ausgrabung  fand 
am  niedrigen  Ufer,  der  sogenannten  Wiesenseite 
der  Oka  statt,  liier  befinden  sich  kleine  Hügel, 
Bugry  genannt,  welche  bei  den  Frühjahrsübor- 
schweiuinuugen  aus  dem  Wasser  vorragen  wie  In- 
seln; sie  sind  etwas  über  120  Werst  von  Murom 
bis  Sapun  zerstreut.  Sie  dienten  offenbar  der  bis- 
sigen Bevölkerung  während  der  Steinzeit  zum 
Wohnplutz.  Die  daselbst  gefundenen  Werkzeuge 
zeigen  den  Uebergang  des  groben  Typus  der  pa- 
liolithischen  Zeit  zum  mehr  bearbeiteten  Typus 
der  neolithischen  Epoche,  ja  sogar  zu  polirten  Werk- 
zeugen. Der  Boden  der  Hügel  besteht  aus  Schich- 
ten: eine  (’ultursandschicht,  etwa  */♦  Arschin  mäch- 
tig (ca.  IG  cm),  enthalt  Kohlen  und  verschiedene 
Küchenabfälle;  darunter  ist  eine  Schicht  reinen 
und  weissen  Sandes.  In  der  Culturschicht  glückte 
es  die  Reste  von  fünf  Gräbern  der  Steinzeit  zu 
entdecken,  für  Mittelrussland  der  erste  Fund.  Die 
Skeleta  lagen  aaf  der  Seite,  der  linke  Arm  unter 
dem  Haupte,  bedeckt  von  einer  grossen  Menge 
Holzkohlen.  1 Arschin  oberhalb  des  Kopfes  wur- 
den in  jedem  Grabe  ein  kleines  Gcfäss,  ein  Feuer- 
steinpfeil und  verkohlte  Thierknochen  gefunden, 
viulleicht  die  Reste  des  Todtenopfers. — Diu  dritte 
Ausgrabung  wurde  beim  Dorfe  Maximowka,  14 
Werst  nordöstlich  von  Murom,  gemacht,  ira  Ge- 
biete des  alten  finnischen  Stammes  Muroma.  Man 
entdeckte  1(5  unversehrte  Gräber,  welche  dem  Eisen- 
alter an  gehören.  Man  fand  eiserne  Waffen  und 
Werkzeuge,  daneben  aber  Schmucksachen  aus 
Bronze.  Prof.  Autono  witsch  schilderte  in  einer 
interessanten  Mittheilnng  in  der  Kiewseben  histo- 
rischen Gesellschaft  auf  Grundlage  jener  Gräber- 
funde das  Kostüm  der  dem  Stamme  Muroma  An- 
gehörigen wie  folgt:  an  der  Stirne  eine  dicht  ge- 
wundene bronzene  Spirale;  am  llinterkopfo  eine 
Kappe  aus  Birkenrinde,  darüber  erstreckte  sich,  den 
gauzeu  Kopf  überkleidend,  eine  wollene  Binde  mit 
vielen  bronzenen  Anhängseln;  um  den  Hals  Mün- 
zen oder  Perlen,  welche  auf  einem  feiucn  Bronze- 
draht aufgereiht  waren;  an  den  Ohren  grosse  sil- 
berne oder  bronzene  Schläfenringe;  an  dem  Ober- 
arm 8 bis  10,  an  dem  Vorderarm  ebenfalls  eine 
Reihe  Ringe;  an  den  Fingern  zusammengedrehte 
Ringe.  Die  Kleidung  bestand  aus  einem  langen 
Gewände  (Kaftan)  von  wollenem  Stoffe;  der  Kra- 
gen des  Gewandes  war  aufrecht,  nicht  schräg,  wie 


man  aus  bronzenen  Plättchen , welche  den  Rand 
des  Gewandes  vorn  Halse  bis  zuin  Gürtel  einfassten, 
schlieaseu  kann.  In  drei  Grubern  lagen  silberne 
Plättchen,  welche  offenbar  auf  dem  Gewände  ge- 
tragen wurden.  Die  Gürtel  waren  nicht  breit,  mit 
bronzenen  Plättchen  besetzt.  Die  Spitze  eines  im 
Gürtel  steckendou  Messers  war  nach  hinten  gerich- 
tet. Unter  lfi  geöffneten  Gräbern  wurden  nur  in 
zwei  Spuren  der  Verbrennung  gefunden, 

222.  Ein  dem  Volksstammc  Murom  zugeschriebe- 
ner  Begräbnis» platz.  (Das  alte  und  neue  Russ- 
land, 1878,  I.  BJ.,  S.  89.) 

Herr  Dobrynkin  berichtet  über  einige  Funde 
ans  Kurgancn  in  der  Nähe  des  Dorfes  Maximowka, 
14  Werst  von  der  Stadt  Murom  (Kreis  Murom, 
Gouv.  Wladimir).  Hier  waren  schou  vor  20  Jah- 
ren verschiedene  irdene,  eiserne,  bronzene  und 
silberne  Sachen  zugleich  mit  Menschenknochen 
gefunden  worden.  Im  Mai  1877  stellte  Herr  Do- 
brynkin einige  Nachgrabungen  an  und  fand  einige 
silberne  und  bronzene  Gegenstände  ( Schnallen, 
Ohrgehänge,  Ringe  n.  s.  w.).  Nach  Aussage  der 
Bauern  ist  einige  Werst  weiter  am  Flusse  eine 
andere  Localitüt,  wo  Aehnliches  gefunden  wird. 
(Peter  Hiltebrandt  nach  der  Wludimirschen 
Gouvornemeutszeitung.) 

Gouv.  Petro kow  (Polen). 

223.  A.  J.  Pawinski:  Eine  heidnische  Begräb- 
nisstätte in  Dobrysckizy  (poln.  Dobryszyce). 
(Arb.  d.  III.  arch.  Congressea.  Tbl.  I,  S.  245 
bis  253.  Mit  Tafel  XI.) 

Das  Dorf  Dobryschizy  liegt  10  Werst  nordwest- 
lich von  der  Station  der  Warschau- Wiener  Eisen- 
bahn Rad omsk  (Gouv.  Petrokow  im  Königreiche 
Polen).  In  der  Nähe  dieses  Dorfes  ist  auf  einer 
etwa  rechteckigen  Flache  von  2 Werst  Länge  und 
60  Schritt  Breite  ein  alter  Begräbnissplatz.  Im 
Laufe  dc&  Jahres  1874  wurden  hier  Ausgrabungen 
veranstaltet.  Einige  Gräber  waren  bereits  aufge- 
deckt worden,  tlieils  durch  die  Bauern,  theils  durch 
den  Besitzer  des  Landstückes  Herrn  Ta c har- 
ne tzky,  welcher  darüber  in  der  „ Wiadoniosci 
archeologiczui,  Lief.  I,  Warschau  1873“  berichtet 
hat.  Die  Gräber  erstrecken  sich  in  gerader  Rich- 
tung in  vier  parallelen  Reihen  von  Ost  nach  West. 
Es  wurden  noch  neun  Gräber  unversehrt  gefunden 
und  untersucht. 

Von  den  neun  untersuchten  Gräbern  waren 
acht  mehr  oder  weniger  gleich  beschaffen;  nur  eins 
wich  von  der  gewöhnlichen  Form  ab.  Es  waren 
alles  sogenannte  Steingräber  oder  Kammern  aus 
Stein  (Grabkammem),  in  welchen  Urnen  aufgestellt 
waren.  Herr  Pawinski  beschreibt  jedes  Grab  ein- 
zeln mit  Angabe  der  Maasse,  der  darin  enthaltenen 
Urnen  u.  s.  w.  Wir  geben  eine  Beschreibung,  die 


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Referate. 


479 


des  ersten  Grabes  hier  wieder.  (Das  erste  Grab 
ist  auf  der  bcigefügfen  Taf.  XI,  Fig.  1 abgebildet.) 
Da»  Grab  bestand  aus  einer  Masse  von  Steinen, 
welche  in  Schichten  regelmässig  aufeinander  ge* 
lagert  waren.  Die  erste  Schicht  befand  sich  un- 
mittelbar unter  der  Erdoberfläche.  Der  Umfang 
des  Grabes  betrug  3,5  ni,  die  Höhe  ungefähr  1 m. 
Die  erste  Schicht  bestand  aus  sechs  grossen  Feld- 
steinen von  meist  abgerundeter  Form;  jeder  Stein 
batte  einen  Durchmesser  von  10  bis  15  cm.  Die 
Steine  waren  locker  auf  einander  gelegt,  ohne  Mör- 
tel oder  Kitt.  Nachdem  vier  Schichten  von  Steinen 
entfernt  waren , sticss  man  auf  eine  in  der  Mitte 
liegende  Steinplatte,  deren  Durchmesser  0,55m 
betrug  und  welche  der  eigentlichen  Grabkaromer 
als  Decke  diente.  Als  nun  allmülig  die  an  der 
Seite  gelagerten  Steine  der  fünften,  sechsten  und 
siebenten  Schicht  entfernt  worden  waren,  bot  sich 
der  Anblick  eines  flaues  dar,  welcher  einem  stei- 
nernen Brunnen  glich  und  welcher  von  der  er- 
wähnten grossen  Steinplatte  bedeckt  wurde.  Die 
eigentlichen  Seiten  wände  der  Kammer  bestanden 
aus  flachen  senkrecht  auf  die  Kante  gestellten 
Steinen;  drei  Seiten  bestanden  aus  zwei  0,05  in 
hohen  Steinen,  die  vierte  Seite  wurde  durch  einen 
Stein  allein  gebildet.  In  der  Grabkammer  wurde 
ein  Haufen  gelben  Sandes  und  darin  vier  verschie- 
den grosse  und  verschieden  gestaltete  Urnen  ge- 
funden. Die  Urnen  standen  auf  einer  Steinplatte, 
welche  den  Boden  der  Grabkammer  darstellto  und 
welche  0,68  in  lang  und  0,40  m breit  war.  Die 
Urnen  waren  aus  I<ehm,  mit  grobkörnigem  Sande 
vermischt,  geformt.  In  der  grössten  Urne  waren 
gebrannte  menschliche  Gebeine,  die  kleinen  Urnen 
waren  leer. 

Die  Form  eines  einzigen  Grabes  (in  der  anf- 
gezählten  Reihe  das  neunte)  war  anders.  Nach 
Entfernung  der  obersten  Erdschicht  (0,O5m)  sah 
man  einen  grossen  länglich  ovalen  Stein,  umgeben 
von  einer  Reihe  kleinerer  rundlicher  Steine,  16 
an  der  Zahl  (Fig.  9 d.  Taf.  XI).  Unter  diesem 
Steinkranz  lag  eine  10  cm  dicke  Schiebt  von  weis- 
aem  Sande  und  dann  erst  folgte  die  Steinplatte  der 
eigentlichen  Grabkammer.  Die  Grabkammer  war 
augenscheinlich  sehr  sorgfältig  aus  Steinen  zusam- 
mengefügt;  die  Wände  waren  höher  als  die  ande- 
rer (0,75  in)  und  sehr  regelmässig  gestellt  (Fig.  10 
d.  Taf.  XI).  Im  Grabraunie  stand  auf  einer  Stein- 
platte eine  irdene,  mit  gebrannten  Knochen  gefüllte 
und  mit  Sand  beschüttete  Urne;  daneben  eia  klei- 
ner Ilenkelkrug. 

Zn  bemerken  ist,  dass  in  einem  Grabe  eino 
eiserne  Nadel,  0,01  m lang,  mit  einem  länglichen 
Ohre,  and  drei  eiserne  in  einander  gefügte  Ringe 
gefunden  wurden. 

Herr  Pawinski  hält  die  Gräber  für  solche  der 
heidnischen  Slaven,  etwa  dem  VIII.  oder  IX.  Jahr- 
hundert angehörig. 


Grodno. 

224.  E.  K.  Witkowsky:  Die  Aufgrabungen  von 
Kurganen  und  die  archäologischen  Fonde  im 
Kreise  Wasilkow  (Gouv.  Grodno).  Beilage  zu 
den  Arb,  d.  III.  arch.  Congresse»,  S.  23  bis  30. 

Itu  Aufträge  des  Grafen  Konstantin  Wla- 
gulawitsch  Branizky  stellte  Herr  Witkowsky 
im  Jahre  1860  bei  der  Ortschaft  Rassawa  an 
einigen  daselbst  befindlichen  Kurganen  einige  Aus- 
grabungen an.  Ein  Theil  der  Kurgnne  war  grösstcu- 
tbeils  an  der  Oberfifiche  bereits  nufgepfiügt,  des- 
halb niedrig,  kaum  1 m hoch;  in  der  Nähe  einer 
zweiten  Grnppe  liegt  ein  hoher  Kurgan  „Panskaja 
Mogila“  („ Ilerrengrab“).  Es  wurden  ca.  10  Kur- 
gaue aufgegraben.  Die  eiuzulnen  Kurgane  mit  den 
daselbst  gefundenen  Gegenständen  werden  der 
Reibe  nach  beschrieben.  In  einigen  Kurganen 
wurden  die  Skelete  von  Menschen  und  von  Pfer- 
den gefunden,  in  anderen  je  ein  Skelet  in  einem 
Sarge ; dazu  allerlei  verschiedene  Gegenstände, 
Waffen  und  Schmuck. 

Der  Verfasser  zieht  aus  den  Einzelbeobachtun- 
gen folgende  Schlüsse:  Die  Skelete  liegen  mit  dem 
Kopfe  nach  W’esten.  das  Gesicht  nach  oben,  in 
einer  Grabe  von  1,20  m unter  der  Erdoberfläche, 
entweder  iu  einem  Sarge,  oder  ohne  Sarg;  in  letz- 
terem Falle  war  ein  Pferd  mitbegraben  worden. 
Nachdem  das  Grab  zugeschüttet  war,  wurde  der 
Hügel  darüber  gemacht  aus  Schwarzerde  mit  einer 
Beimischung  von  gelbem  Lehm.  Einige  der  auf- 
gedeckten Kurgane  (Nr.  1,  2,  3,  4)  gehörten  offen- 
bar den  Anführern  oder  Grossen  des  Volksatummes 
an,  die  Kurgane  der  anderen  Gruppen  (Nr.  5,  6, 
7,  8)  dagegen  dom  gemeinen  Volke  oder  den  Un- 
freien. Die  Männer  wurden  mit-  ihren  W affen  und 
ihren  Pferden  begraben  ; vielleicht  war  das  letztere 
noch  lebend;  auch  Frauen  wurden  oft  iu  Beglei- 
tung von  Pferden  begraben.  Die  Särge  bestanden 
nur  ans  vier  von  eisernen  Nägeln  znsainmen  ge- 
haltenen Brettern.  Von  den  dabei  gefundenen 
Gegenständen  sind  die  eisernen  fast  gänzlich  vom 
Rost  vernichtet;  auch  die  kupfernen  und  silbernen 
Sachen  sind  im  hohen  Grade  brüchig.  Die  ge- 
fundenen Säbel  sind  1,17  in  lang,  fast  gerade;  die 
Scheide  aus  Holz,  mit  Eisen  beschlagen;  auf  der 
Klinge  finden  »ich  nahe  beim  Handgriffe  die  Spa- 
ren irgend  welcher  Arabesken  oder  Aufschriften. 
Münzen  sind  keine  iu  den  Kurganen  gefunden 
worden. 

Ferner  berichtet  der  Verfasser  über  einige  ge- 
legentlich gefundene  Münzen  und  über  einige  Alter- 
thümer,  deren  Fundort  unbekannt  ist. 

Minsk. 

225.  Heinrich  Tatur:  Das  Gouvernement  Minsk 
in  archäologischer  Beziehung. 


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480 


Referate. 


Alinnnnch  desGonv.  Minsk  für  das  Jahr  1878, 
Thfiil  2.  Heran »gegeben  vom  statistischen 
Coinite  de»  Gouv.  Minsk.  Minsk  1878,  8°, 

S.  108  bis  122. 

flaniiTiiRH  KHHXKn  MhiickoA  ryficpiiiu  1878  r. 
tJacTb  2uh  u34.  Miihckhi*o  ryörpiicKaro  Ctutiio 
TMwecKuro  Kommtct«.  Mrhcni  1878  r. 

Wir  lassen  die  historische  Einleitung  bei  Seite. 
Die  Zahl  der  Alterthümer  iin  Goav.  Minsk  ist  sehr 
groBB.  gegen  1000  Erdwülle  (Gorodischtschen),  ge- 
gen 30  000  Kurgnne.  Der  Verfasser  bringt  alle 
archäologischen  Denkmäler  in  iolgeude  Kategorien : 

A.  Erda ufschüttun gen. 

Darunter  sind  zn  verstehen : 

1.  Befestigungen.  Sie  liegen  auf  Hügeln,  an 
don  steilabfalleuden  Flussufcra,  oder  zwischen  Seen 
und  unzugänglichen  Sümpfen;  mitunter  finden  »ich 
in  ihrer  Nähe  Gruppeu  von  Kurganen  ; sie  sind  aus- 
gezeichnet durch  einige  Reihen  von  Wällen  und  Gra- 
ben, welche  letztere  mitunter  4 Saschen  (8  m)  tief 
sind,  während  die  Wälle  mindestens  ebenso  hoch 
sind.  Die  Grösse  der  Befestigungen  ist  sehr  ver- 
schieden. Ihrer  Gestalt  nach  sind  sie  meist  rund, 
hier  und  da  auch  oval  oder  viereckig.  Die  meisten 
und  beträchtlichsten  dieser  Belustigungen  liegen 
an  der  Bcresina  nnd  deren  rechtseitigen  Neben- 
flüssen (Kreis  Boris&ow);  am  Pripet  und  dessen 
Nebenflüssen  sind  die  „ Befestigungen“  seltener. 
An  der  Slutscha  (Nebenfluss  des  Pripet)  sind  sie 
aber  wieder  zahlreicher  und  beträchtlicher  an 
Grösse.  Viereckige  „Befestigungen u kommen  vor 
iu  der  nächsten  Umgebung  der  Flüsse  Beresina 
und  Slutscha. 

2.  Erdwälle  als  Opferstätten  finden  sich  an 
sehr  verschiedenen  Localitäten : auf  Hügeln,  Ufern 
der  Flüsse,  Ufern  der  Seen,  auf  Inseln  u.  s.  w.;  sie  «ind 
stets  von  Gruppen  von  Kurganen  begleitet.  Form  und 
Grösse  verschieden.  Sie  haben  besondere  Erhöhungen 
innerhalb  des  umwallten  Raumes;  und  letztere  sind 
gleichfalls  von  einem  Walle  umgeben;  einige  werden 
von  Wällen  gebildet,  welche  auf  eiuer  Seite  — beim 
Zugang  — massigen  Umfang  halfen,  dann  werden 
sie  allmälig  höher  und  breiter  und  schliesslich 
findet  sich  an  der  entgegengesetzten  Seite  ein  ko- 
lossaler Wall;  andere  werden  durch  Wälle  in  der 
Mitte  quer  durchgetheilt,  so  das»  sie  aus  zwei  Ab- 
teilungen zu  bestehen  scheinen.  Die  Grösse 
wechselt  von  der  allerkleinstcn  bis  zu  einer  Länge 
von  400  Saschen  (800  m).  Die  Form  ist  ver- 
schieden: oval,  rund,  viereckig-quadratisch,  drei- 
eckig oder  halbkreisförmig.  Besonders  häufig  sind 
derartige  „Gorodischtschen1*  in  dem  Winkel,  welcher 
durch  den  Zusammenfluss  des  Dujepr,  der  Beresina 
und  des  Pripet  gebildet  wird. 


3.  Erd  wälle,  welche  der  umwohnenden  Be- 
völkerung als  öffentliche  Gerichtsplätze  oder  als 
Versammlungsorte  dienten;  sie  finden  sich  an 
denselben  Localitäten,  wie  die  eben  beschriebenen 
B Opferstätten*.  Auch  sie  haben  in  der  Mitte  des 
Platzes  eine  Erhöhung;  bei  einigen  sind  mit  Steinen 
gepflasterte  Stellen  bemerkbar:  hier  vollzogen  sich 
die  Zweikämpfe  (Gottesgerichte).  Sie  sind  den 
„ Opfers t&tten “ in  Form  und  Grösse  sehr  ähnlich 
and  nicht  immer  von  ihnen  zu  unterscheiden. 

4.  Erd  wälle,  deren  Bestimmung  unbekannt  ist. 
Sie  sind  besonders  durch  ihre  bedeutende  Grösse 
ausgezeichnet.  Dabin  gehören 

a)  die  grossen  Gorodischtscheu  im  nordwest- 
lichen Winkel  der  sogenannten  „Pnlessju*;  sie 
liegen  einzeln  auf  Inseln  inmitten  unzugänglicher 
Sümpfe;  sie  haben  eine  Lunge  von  2 bis  5 Werst 
und  eine  Breite  von  1 Vi  bis  4 Werst;  der  Innen- 
rnutn  beträgt  3 bis  20  Quadratwerst.  Ueber  die 
Bedeutung  solcher  grossen  umwallten  Phit/.e  weise 
der  Verfasser  nur  Vermuthungen.  Befanden  sich 
in  diesen  Localitäten  ganze  Städte? 

b)  Es  gehören  dazu  die  Idealitäten,  an  denen  - 
früher  Städte  oder  Residenzen  die  Beherrscher  der 
Gegeud  waren;  cs  gellt  das  hervor  aus  den  an  ihnen 
haftenden  Traditionen,  aus  ihren  Benennungen ; sie 
sind  meist  oval,  seltener  viereckig.  Der  Binnenraum 
beträgt  bis  zn  5 Quadratdessätinen.  Sie  finden  sich 
au  der  Beresina,  an  den  Zuflüssen  derselben,  Swis- 
lotsch  und  Slutscha. 

5.  Gorodischtschen,  an  denen  die  Reste 
steinerner  Baulichkeiten  bemerkbar  «ind;  im  Uebri- 
gen  gleichen  sie  den  bisher  beschriebenen.  Tradi- 
tionen in  Betreff  ihrer  Entstehung  giebt  es  keine. 
Ihrer  Form  nach  sind  sie  meist  oval,  seltener  vier- 
eckig, ein  Gorodischtscbo  ist  dreieckig.  Ihr  Um- 
fang ist  verschieden,  er  erreicht  bei  einigen  20  Des- 
satim.  Derartige  Gorodischtschen  befinden  sich  in 
grosser  Menge  am  Ursprung  des  Nieinen,  des 
Schtschar.Ptisch,  Beresina,  in  den  .Sumpfniederungen 
des  Flusses  Ola  und  am  unteren  Laufe  des  Pripet. 

6.  Wälle  an  verschiedenen  Orten,  besonders 
an  hoben  FiuBsufern.  Sie  reichen  mit  einem  Ende 
bis  an  den  Fluss;  mitunter  sind  Gruppen  von 
Kurganen  oder  Gorodischtschen  in  der  Nähe.  Sie 
vcrlaufeu  gerade  oder  bogenförmig;  bisweilen  lau- 
fen zwei  Wälle  einander  parallel.  Die  Ausdehnung 
ist  verschieden ; die  einzelnen  »ind  500  Saschen 
(1000  m)  lang  und  7 Saschen  (2  m)  hoch.  Sie 
sind  selten;  sic  liegen  an  der  Beresina,  je  weiter 
stromabwärts  um  so  seltener. 

7.  Kurgane,  sie  können  folgendermaassen 
cingetheilt  werden : 

a)  Gedenkkurgane  auf  offendaliegenden  Hö- 
hen, inmitten  solcher  Localitäten,  welche  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  besiedelt  waren;  sind  durch 
ihre  beträchtliche  Grösse  bemerkbar.  Sie  sind  zu 


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Referate. 


481 


Ehren  der  Heerführer  oder  anderer  grossen  Männer 
Hufgeschüttet,  enthalten  im  Innern  Nichts.  Sie  sind 
zur  Erinnerung  an  irgend  ein  wichtiges  Ereigniss 
als  ein  den  Göttern  dargebrachtes  Opfer  errichtet 

b)  Knrgane,  welche  an  erhöhten  Orten  liegen, 
oft  in  der  Nähe  von  Gorodiachtschen  oder  einfachen 
Erd wüllcn;  sie  deuten  auf  eine  Schlacht,  enthalten 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  Skeleten. 

c)  Grabkurgaue,  meist  in  grösserer  Anzahl  zu 
einer  Gruppe  vereinigt,  sind  als  Begrübnissplätze 
derjenigen  Völker  anzusehen,  welche  früher  da- 
selbst lebten.  Die  Anzahl  der  zu  einer  Gruppe 
vereinigten  Kurgane  ist  oft  sehr  gross,  bis  600. 
Besonders  bemerkenBwerth  unter  ihnen  sind  die- 
jenigen, welche  an  ihrer  Oberfläche  mit  Steinen 
belegt  sind,  solche,  welche  unterhalb  der  gewöhn- 
lichen Erdaufschüttung  aus  Steinen  zuBammen- 
gefügte  Gräber  enthalten,  oder  solche,  welche  ganz 
aus  Steinen  und  Erde  bestehen.  Aus  der  Menge 
derGrabkurgane  heben  sich  einzelne  besonders  ab, 
welche  als  Gräber  berühmter  Personen  gelten;  über 
sie  haben  sich  Traditionen  erhalteu,  einzelne  füh- 
ren besondere  Eigennamen;  auf  einigen  stehen 
behaueno  Steine  als  Denkmäler. 

d)  Wachtkurgane,  etwa  von  demselben  Um- 
fang wie  die  oben  genannten  Gedenkkurgane ; es 
ateben  gewöhnlich  einige  beisammen  in  einer  be- 
stimmten Richtung,  mitunter  an  Localitäten,  welche 
in  alter  Zeit  eine  gewisse  strategische  Bedeutung 
hatten. 

e)  Wegweisende  Kurgane1).  Sie  stehen  in 
einer  bestimmten  Ordnung  in  gleichmässigem  Ab- 
stand von  einander;  sie  wiesen  den  Völkern  den 
Weg  durch  Wälder,  unzugängliche  Sümpfe  und  an 
Flüssen. 

f)  Kleine  Wälle.  Sie  finden  sich  inmitten 
grosser  Gruppen  von  Kurganen  des  Kreises  Boris- 
ho w ; sie  sind  nicht  lang,  niedrig,  abgeflacht  und 
haben  seitlich  kleine  Gräben. 

Die  Form,  Gestalt  und  Grösse  der  Kurgane 
wechselt;  auch  in  ihrer  Stellung  und  Gruppirung 
sind  Unterschiede  vorhanden. 

B.  Steindenkmäler. 

Sie  stehen  auf  Bergen,  an  den  Ufern  der  Flüsse, 
haben  mitunter  ihren  Platz  im  Innenraum  derGoro- 
dischtschen,  mitunter  inmitten  einer  Gruppe  von 
Kurganen;  hier  und  da  stehen  sie  auf  dem  Gipfel 
eines  Kurgans  oder  auf  einem  Krdwall.  Mau 
kann  folgende  unterscheiden: 

1)  Steindenkmäler  mit  Inschriften.  Es 
sind  beliebige  Steine,  an  denen  durch  Behauen 
eine  Fläche  dargestellt  ist.  Es  scheinen  Runen 
zu  sein.  Derartige  Steine  mit  Schriftzcichen  fin- 
den sich  im  Kreis  Bohruisk  am  Flusse  Ptitsch; 


l)  Bon.  schlächowije  Kurgany. 

Archiv  lur  Anthropologie.  Ud.  XU. 


hier  ist  eine  Inschrift,  deren  einzelne  Zeichen  eine 
gewisse  Aehnlichkcit  mit  Vogelfüssen  haben.  Andere 
Steine  sind  an  der  BereBina  und  dem  Pripet  zu 
sehen. 

2)  Steine,  auf  welchen  Kreise,  Halbkreise,  Kreuze 
eingi- hauen  sind. 

3)  Steindenkraiiler  ohne  Inschriften  oder  bild- 
lichen Darstellungen.  Ea  sind  Anhäufungen  von 
Steineu  an  bestimmten  Localitäten,  im  Iunenraume 
von  Gorodischtschen,  auf  Wällen  oder  Kurganen,  auf 
Hügeln  oder  Bergen  inmitten  einer  Gruppe  von 
Kurganen.  Mitunter  sind  es  mehr  oder  weniger 
regelmässig  behaueno  Säulen ; mitunter  ist  die  Form 
nicht  recht  bestimmbar:  am  Flusse  Ptitsch  ira  Kreise 
Bohruisk  sind  zwei  solcher  Steine,  das  Volk  be- 
nennt den  einen  den  steinernen  Wolf,  den  anderen 
die  steinerne  Gans.  Mitunter  scheinen  nur  einzelne 
grosse,  wenig  oder  gar  nicht  behauene  Steine  die 
Stelle  von  Deukmälern  zu  vertreten.  Solche  finden 
sich  an  der  Ileresina,  sowie  am  Ursprung  des  Lan 
und  der  Slutscha. 

4)  Hierher  kann  man  auch  die  in  der  Erde  ge- 
fundenen Werkzeuge  oder  Gegenstände  aus  Stein 
rechnen;  es  kommen  sowohl  einfache  aus  Feuerstein 
durch  Behauen  gewonnene,  als  uueh  geschliffene 
Stein  Werkzeuge  vor. 

C.  Pfahlbauten. 

Regte  von  Pfahlbauten  finden  sich  innerhalb  der 
Sümpfe  der  unter  dem  Namen  „Polesjc“  bekannten 
Gegend  am  Pripet.  Näher  untersucht  sind  die 
Reste  nicht.  An  dem  Ursprung  der  Buresina  darf 
man  auch  Pfahlbauten  erwarten. 

D.  Dämme,  Brücken,  alte  Strassen  u.  s.  w. 

finden  sich  in  der  Nähe  von  Gorodischtschen  oder 
Erdwällen.  Reste  alter  Dämme  und  Brückon  fin- 
den sich  z.  B.  in  den  Kreisen  Boriasow  und  Igumen, 
am  oberen  Laufe  der  Beresina.  Auch  die  Reste 
von  steinernen  Dämmen  und  Brücken  hat  man 
gefunden,  und  in  der  Nähe  gewöhnlich  auch  die 
Reste  alter  Strassen. 

Schliesslich  ist  noch  anzuführen,  dass  sich  im 
Volke  die  allerverschiedensten  Sagen  und  Tradi- 
tionen erhalten  haben,  welche  zu  sammeln  un- 
zweifelhaft ein  grosses  Interesse  gewährte. 

Tschern  igow. 

226.  N.  A.  Konstantinowitsch : UeberdioKur- 
gaue  des  Kreises  Tachernigow.  (Arb.  des 
III.  arch.  Congresaes.  ThI.  I,  S.  ISO  bis  184.) 
Mit  Tafel  IX,  eine  Karte,  den  Kreis  Tscher- 
nigow  darstellend,  auf  welcher  di«  Kurgane 
und  Gorodischtschen  (Erdwülle)  eingetragen 
Bind. 

61 


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482 


Referate. 


Das  Gouvernement  Tschernigow  int  be- 
sonders reich  an  Kurganen ; es  gicbt  daselbst  Ge- 
genden t wo  man  innerhalb  10  bis  20  Werst  fast 
auf  jedem  Schritt  Kurgane  sieht.  Innerhalb  des 
Kreises  Ttchernigow  ist  der  nördliche  Theil,  das 
rechte  Ufer  der  Deins  und  die  Ufer  der  von 
rechts  einmündenden  Nebenflüsse  Relons,  Snowa, 
Strishujü  reich  an  Knrganeu. 

Die  Kurgane  im  Kreise  Tschernigow  sind 
Krdaiifechüttungen  mit  kreisförmiger  Basis,  nur 
ein  grosser  Kurgan  beim  Dorfe  Tabajewka  ist 
oval.  An  deui  Gipfel  sind  keine  Vertiefungen 
bemerkbar,  Steine  sind  zum  Aufbau  nirgends 
verwandt  worden.  Die  Höhe  der  Kurgane  be- 
trägt annähernd  1 bis  2 Arschin  oder  3 oder 
4 Kuschen  (1  bis  1,4  m oder  6 oder  8 m),  sie 
liegen  einzeln  oder  paarweise  oder  in  Gruppen. 
Linzein  daliegeude  Kurgaue  sind  verhälttiisHmfisxig 
nur  wenig,  sie  siud  meist  von  bedeutenderer  Grösse 
als  die  kleinen.  Paarweise  daliegende  Kurgane 
sind  entweder  beide  gleich  gross  oder  ein  Kurgan 
ist  beträchtlich  grösser  als  der  andere;  sie  liegen 
in  einer  Entfernung  von  2 bis  10  Saschen  von  ein- 
ander, meist  in  der  Richtung  von  Osten  nach  Westen. 
Die  Gruppen  bestehen  1)  aus  kleinen  regellos 
zerstreuten  Kurganen,  2)  aus  einem  grossen  Kur- 
gtin,  welchen  meist  die  kleinen  in  einem  regelmäs- 
sigen Hinge  umgeben,  3)  uns  zwei  grossen  von 
kleiuen  umgebenen  Kurganen,  4)  aus  zwei  Rei- 
ben von  Kurganen  mittlerer  Grösse.  Die  K Or- 
gane liegen  zum  Tlieil  auf  unbedeutenden  Erhö- 
hungen des  Ilodens;  viele  Kurgane  sind  bereits 
aufgepflügt. 

Aus  welcher  Zeit  stammen  die  Kurgane?  Sie 
gehören  unzweifelhaft  der  vorhistorischen  Epoche 
an;  Wnchtkurgane  siud  es  nicht.  Die  Kurgane 
des  Kreises  Tschernigow  gehören,  wie  aus  den 
Ausgrabungen  des  Prof. Saiuokwusow  hervorgeht, 
wohl  unzweifelhaft  dem  slaviechen  Stamm  der  Se- 
werj anen  (IX.  und  X.J.  n.  Chr.)  an.  Du  die  Kur- 
gane jedenfalls  eine  früher  vorhanden  gewesene 
bewohnte  Ansiedelung  anzeigen,  oder  jedenfalls  in 
unmittelbarer  Nähe  einer  solchen  entstunden,  so  er- 
klärt es  sich,  warum  die  Kurgane  gruppenweise 
über  das  ganze  Termin  zerstreut  sind.  Es  stimmt 
das  mit  deu  Nachrichten  von  Prokop ius,  Jor- 
nandes,  Kaiser  Muurikios  und  Anderer,  nach 
welchen  die  Slaveu  in  zerstreut  gelegenen  Nieder- 
lassungen lebten,  überein. 

Man  kann  Übrigens  zwei  Arten  von  Knrgan- 
gruppen unterscheiden:  Die  bedeutenderen  Grup- 
pen, welche  meist  in  der  Nähe  von  Gorodiochtsehen 
(Erdwälle)  sich  befinden,  liegen  an  den  hoben  Ufern 
ansebulicher  Flüsse;  dagegen  liegen  kleinem  Grop- 
pen in  niedrige!)  und  morastigen  Gegenden. 
Erstem  deuten  gewiss  auf  grössere,  letztere  auf 
kleinere  Ansiedelungen. 


227.  A.  P.  Misaewsky:  lieber  drei  Gorodiseh- 
t8cben  im  Kreise  Koseletx  (Gouv.  Tscherni- 
gow). (Arb.  d.  III.  areb.  Congrcsse*.  ThL  I, 
S.  237  bis  243.  Mit  Taf.  X.) 

Detailbeachreibung  dreier  grosser  zum  Tbcil 
noch  gut  erhaltener  Gorodischtschen ; Nachgra- 
bungen in  denselben  wurden  nicht  an  gestellt. 
Ueber  die  Zeit  ihrer  Entstehung  ist  nichts  bekannt 
und  nichts  zu  ermitteln. 

Kiew. 

228.  Woloachinsky:  In  welchen  Gegenden  dos 

Gouv.  Kiews  und  der  angrenzenden  Gouverne- 
ments sind  Steinwerkzeuge  gefunden  worden? 
(Beil.  z.  d.  Arb.  d.  III.  areb.  Uongresses.  S.  13 
bis  21.) 

Ein  Verzeichnis»  der  einzelnen  Loculitäten  mit 
Angabe  der  daselbst  gefundenen  Gegenstände. 

229.  D.  J.  Lj  uzen  ko:  Einige  Bemerkungen  über 
die  Kurgane  im  Gouv.  Kiew.  (Arb.  d.  III. 
orchäolog.  Uongresses.  Beilage  S.  199.  Mit 
Taf.  XIV.) 

Der  Verfasser,  welcher  12  Jahre  alle  Kreise 
des  Gouv.  Kiew  bereiste,  hat  stets  den  Kurganen 
besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Er  theilft 
die  Kurgane  in  vier  Kategorien:  1)  Wegkur- 

gane.  Es  siud  Kurgaue,  welche  auf  erhöhten 
Plätzen  über  grossen  Strecken  in  möglichst  gerader 
Richtung  geordnet  dasteben,  sie  sollten  den  nomadi- 
sireuden  Völkern  den  Weg  zeigen;  2)  Wacht- 
kurgane.  Sie  haben  in  der  Mitte  des  Gipfels  eine 
Vertiefung  für  die  Wache,  sie  sind  auch  an  erhöh- 
ten Platzen  zu  flndeti;  3)  Opferkurgaue  sind 
selten;  sind  nicht  immer  auf  Höhen  aufgeschüttet, 
in  ihnen  Anden  sich  Reste  alter  Feuerstellen ; 
4) eigentliche  Grabkurgaue,  an  erhöhten  uud  nie- 
drigen Plätzen ; sie  stehen  einzeln  oder  in  Gruppen. 

Beim  Ort  Ruschkowko  (Kreis  Swenigorod)  hat 
II.  Ljuzenko  in  den  Jahren  1853  bis  1855  ge- 
graben. Er  legte  in  jedem  einzelnen  Kurgane  zwei 
sich  im  Centrum  schneidende  Durchstiche  an ; er 
fand  stets  in  der  Mitte  das  Grab,  eingefasst  von 
den  Seiten  mit  verfaulten  Eichenbalken,  oder  auch 
mit  Steinen ; am  Boden  des  Grabes  lag  das  in 
Staub  zerfallende  Skelet  mit  den  dasselbe  beglei- 
tenden Gegenständen  oder  mit  irdenen  Gelassen. 
Die  Skelete  lagen  mit  dem  Kopfe  nach  Westen 
oder  nach  Osten;  die  männlichen  hatten  eine 
Lauze  in  der  rechten  Hand  und  dabei  eine 
Anzahl  durch  Rost  zu  einem  Klumpen  vereinigte 
Pfeile;  ferner  ein  Schwert  in  hölzerner  Scheide,  an 
der  linken  Seite,  za  Füssen  ein  irdenes  Gefäss;  die 
weiblichen  Skelete  hatten  eine  sitzende  Position. 
In  den  Kurganen  wurden  oft  zertrümmerte  Krüge 
aus  schwarzem  oder  gelbem  gebranntem  Lehm, 
Schaf-  und  Fiscliknochen  gefunden. 

Von  Leichenbrand  gar  keine  Spuren. 


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Referate. 


483 


Von  anderen  gelegentlichen  Funden  wird  be- 
lichtet: Im  Dorfe  Butschak  (Kreis  Kanew)  wurde 
ein  vermoderten  Skelet  entdeckt,  welches  auf  einer 
vermoderten  Thierhaut  lag,  am  Halse  ein  znaa minen- 
gedrehter in  mehrere  Spirale  gewundener  Hals- 
ring (Taf.  XV,  Fig.  3).  An  einem  anderen  Orte 
wurde  eine  Anzahl  goldener  Schmucksachen  ge- 
funden, deren  Aufzählung  wir  hier  übergehen. 

Kursk. 

230.  J.  Tichomirow:  Eine  Notiz  über  die  Kur- 
gane  im  Kreise  Suds  ha.  (Arbeiten  des  stati- 
stischen Comitea  des  Gouv.  Kursk.  Heft  4. 
Kursk  1874,  S.  151  hi«  153.) 

Am  rechten  l.’fur  des  Flusses  Psjol,  in  der  Nähe 
eines  20  Werst  von  der  Kreisstadt  Sudsha  gelege- 
nen Klosters,  befindet  sich  eine  (truppe  von  Kur- 
gauen.  Die  Kurgane  bedecken  etwa  ein  Gebiet 
von  4 Werst  und  sind  halbkreisförmig  um  das 
malerisch  an  einer  etwas  erhöhten  Uferstelle  er- 
baute Kloster  angeordnet.  Ausgrabungen  sind 
nicht  angentcHt  worden;  doch  meldet  der  Bericht- 
erstatter, dass  im  ersten  Heft  der  genannten  Arbei- 
ten des  statistischen  Comites  in  Kursk  ein  Aufsatz 
über  die  Gorodischtschen  und  Kurgane  in  den 
Kreisen  von  Sudsha  und  Hylsk  abgedruckt  sei; 
in  diesem  Aufsatz  wurden  die  Resultate  von  Aus- 
grabungen beschrieben  ’). 

231.  Verzeichniss  der  Gorodischtschen,  Kurgane 
upd  anderen  alten  Erdaufschüttungen  im  Gouv. 
Kursk.  (Arb.  des  stat.Com.  des  Gouv.  Kursk. 
Heft  4,  S.  155  bis  176.) 

Ein  ausführliches  nach  den  einzelnen  Kroisen 
des  Gouvernements  geordnetes  Verzeichniss  der 
Kurgane  u.  s.  w.  mit  Angabe  der  Localität.  Der- 
artige Uebergichten,  auch  wenn  sie  weiter  nichts 
bringen  als  eine  einfache  Aufzählung,  sind  sehr 
nützlich  und  man  muss  deshalb  dem  statistischen 
Comitv  des  Gouv.  Kursk  zu  grossem  Danke  ver- 
pflichtet »ein.  Es  wäre  äusserst  wünschenswert!), 
wenn  die  statistischen  Comites  der  anderen  Gouver- 
nements ähnliche  Verzeichnisse  unfertigen  Hessen. 

P o 1 1 a w a. 

232.  F.  J.  Kaminsky:  Die  Spnren  der  Ältesten 
Steinzeit  am  Flusse  Sula.  (Arb.  d.  III.  arch. 
Congr.  TU.  I,  S.  147  bis  152.  Mit  Taf.  VI 
und  VII.) 

Im  Kreise  Lubny  (Gouv.  Poltawa)  wurden  auf 
dem  Landgute  Gonzy  beim  Graben  gelegentlich 
einige  Mammuthkiiochen  gefunden.  Der  Besitzer 
des  Landgutes  Herr  G.  S.  Kirjiikow  schenkte 
1873  die  Kuochen  dem  Gymnasium  in  Lubny. 


*)  Das  erste  lieft  der  Arbeiten  hat  dem  Refereuteu 
leider  nicht  Vorgelegen. 


In  Folge  dessen  begab  sich  Herr  F.  J.  Kam  i nsky  im 
.Juli  desselben  Jahres  nach  Gonzy,  um  den  Fundort 
näher  zu  untersuchen.  Die  Grube,  in  welcher  die 
Knochen  gefundeu  worden  waren,  befindet  sich  an 
eiucin  Abhang  des  rechten  Ufer»  des  Flusses  Udai 
in  einer  Schiaminschicht,  welche  sich  vom  Flusse 
bis  zum  Fusse  des  Abhanges  hinzieht.  Im  Fluss- 
bette der  Sula  finden  sich  eine  grosse  Menge 
Muschelschalen  (Pupa  muscorum,  Succinm  ubiongat 
Helix  hispida),  welche  in  Westeuropa  den  Gletschcr- 
schlumm  der  Flussthftler  charakterisireo.  Durch 
weiteres  Nachgraben  an  den  betreffenden  Stellen 
konnte  Herr  Kaminsky  sich  davon  ülwrzeuge», 
das»  die  Knochen  schichtweise  über  einander  liegen, 
vielfach  durcheinander  geworfen  sind  und  jeden- 
falls nicht  einem  einzigen  Individuum  angehören, 
sondern  von  verschiedenen  Exemplaren  verschie- 
dener Arten  herstammeu.  Es  finden  sich  Knochen 
de»  Elennthieres  neben  denen  des  Mammuth.  Die 
Röhrenknochen  waren  fast  alle  zerspalten  oder 
zerschlagen ; die  Oberkiefer  des  Maramuthskelets 
hatten  keine  Stosszähne.  Zwischen  den  Knochen 
wurden  häufig  Feuersteine  gefundeu,  von  denen 
unzweifelhaft  durch  die  Hund  des  Menschen  ein- 
zelne Splitter  abgeschlagen  worden  sind.  Herr 
Kaminsky  setzte  nun  seine  Ausgrabungen  in 
einer  benachbarten  Gegend  fort  und  fand,  nachdem 
er  kaum  einen  Cubikarschin  der  Erdschicht  durch- 
sucht hatte:  ungebrannte  Knochen,  Zahosplitter, 
Bruchstücke  von  Feuersteinen,  Knochen  kleinerer 
Thiere  u.  s.  w.  An  Steinwerkzeugen  wurden  ge- 
funden: Nr.  1 und  2 (die  Zahlen  lx»ziehen  sich 

auf  die  beigefügte  Tafel  VII)  kleine  Gegenstände, 
welche  Pfeilspitzen  oder  Messer  darstellen,  mit 
einer  in  der  Mitte  eingehauenen  Rinne,  die  Schneide 
link»;  Nr.  3 bis  6 desgleichen,  mit  einer  in  der 
Mitte  eingehauenen  Rinne,  die  Schneide  rechts; 
Nr.  9 bis  10  desgleichen,  links  der  Rand  scharf, 
recht«  stumpf;  Nr.  11,  12  und  29  desgleichen, 
beide  Ränder  sind  scharf,  aber  uicht  einander  pa- 
rallel;  Nr.  13  bis  15  desgleichen,  beide  Runder 
sind  scharf  und  einander  parallel,  mit  einer  Rinne; 
Nr.  16  eine  dreiseitige  Pfeilspitze;  Nr.  17  bis  20 
fluche,  längliche,  am  Ende  verjüngte  Splitter; 
Nr.  21  bi»  24  längliche,  dreiseitige,  an  einem 
Ende  verjüngte  Splitter;  Nr.  25  bis  28  längliche 
Splitter  mit  fast  parallelen  Rändern  (sogenannte 
Schaber);  Nr.  30  bis  12  platte  Splitter  ohne  cha- 
rakteristische Form;  Nr.  43  bis  47  Stücke  von 
Feuersteinen,  von  welchen  an  verschiedenen  Stel- 
len Splitter  abgeschlagen  sind;  Nr.  48  ein  Pfriem 
(Ahle  ! aus  Knochen;  Nr.  49  eine  (Lanzen- ?)  Spitze 
aus  Knochen. 

Alle  diese  Gegenstände  gleichen  denjenigen 
Feuerstein  Werkzeugen,  welche  der  Epoche  des  Mara- 
muths  augehören  und  als  „Typus  Moustier“ 
bekannt  sind.  Sie  sind  aber  nur  au  einer  Seite 
geglättet,  die  andere  Seite  ist  flach;  offenbar  sind 
61  • 


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484 


Referate. 


sie  mit  einem  Schlage  angefertigt.  Die  Schneiden 
der  Werkzeuge  sind  so  scharf,  dass  mau  damit 
eine  Bleifedcr  zuspitzen  kann.  In  einer  Entfernung 
von  ca.  100  Saschen  (200  tn)  von  jener  ersten  Grube 
bei  Gelegenheit  der  Errichtung  eines  Eiskellers 
wurden  ebenfalls  Mammuthknocben  gefunden,  des* 
gleichen  bei  einer  alten  Zicgclbrennerei;  kurz,  wo 
man  hingreift,  überall  fiudet  man  Mammuth- 
knocheti  oder  andere  Thierknochen. 

Woraaae  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass 
itu  südlichen  Russland  der  Mensch  zur  Maminuth- 
zeit  noch  nicht  dagewesen,  dass  dagegen  der  Mensch 
gleichzeitig  mit  dem  Ilenut hier  aufgetreteu  sei. 
Nach  jenen  Untersuchungen  ist  diese  Rehauptung 
heute  nicht  mehr  haltbar. 

Die  LooalitAt  des  schönen  Flussthales,  die  Menge 
und  das  Auusehuu  der  gefundenen  Knochen,  ihre 
Lagerung,  die  angebrannten  Stücke;  ferner  die 
Form  und  Gestalt  der  Feuerstein  Werkzeuge  und 
schliesslich  die  Einbettung  aller  Gegenstände  in 
den  Gletscherschlamm:  alles  das  zusammen  führt 
zur  Annahme,  dass  gleichzeitig  mit  dem  Mamniuth 
lange  Zeit  während  der  Gletttherepoche  hier  ein 
Jägervolk  gesessen  habe,  welches  Werkzeuge  aus 
Feuersteinen  und  Knochen  im  Gebrauch  hatte  und 
offenbar  schon  Feuer  zur  Bereitung  seiner  Speisen 
benutzte.  Auffallend  ist  diq  Abwesenheit  von  Holz- 
kohlen ; allein  die  ganze  Gegend  war  gewiss  lange 
Zeit  unter  Wasser  und  dadurch  können  diu  Kohlen 
zu  Grunde  gegangen  sei«.  Vielleicht  lebten  die 
Menschen  damals  auf  Pfahlbauten  im  Flusse  Udai, 
welcher  zu  jener  Zeit  die  beträchtliche  Breite  von 
(i  Werst  hatte.  Da  es  in  jeuer  Gegend  keine  Feuer- 
steine giebt,  so  muss  mau  tschlicssen,  dass  jenes 
Volk  bereits  zu  jener  Zeit  Handelsbeziehungen 
nach  anderen  Gegeuden  hatte,  utu  Feuersteine  zu 
erworben. 

In  dem  Museum  des  Gymnasiums  zu  Lubny 
finden  sich  noch  einige  andere  Gegenstände,  welche 
darauf  biuwcisen,  dass  am  Flusse  Sula  und  an  de- 
ren Nebenflüssen  .Spuren  des  Steinalters  existiren. 

Die  Taf.  VI  giebt  eine  Skizze  der  Fundorte  an 
der  Sula;  Taf.  VII  53  Abbildungen  der  verschie- 
denen Steinwerkzeuge. 

233.  K.  M.  Feofilaktow:  Ueber  die  Localität, 

an  welcher  Steinwerkzeuge  und  Mammuth- 
knochcn  gefunden  worden  sind:  Dorf  Gouzy 
am  Flusse  Udai,  Kreis  Lubny,  Gouv.  Pol* 
tawa.  (Arb.  d.  III.  arch.  Cougresses.  S.  153 
bis  159.) 

Eine  kurze  Schilderung  der  Gletscherperiodo 
in  Kleinrussland  mit  besonderer  Berücksicht ignng 
der  geologischen  Verhältnisse  des  Dorfes  Gonzy. 
Ein  beigefügter  Holzschnitt  giebt  den  Profildurch- 
Hcbnitt  des  Flusse»  Udai. 


Charkow  und  Jekaterinoslaw. 

234.  N.  D.  Boriasjäk:  Einige  Wort«  über  die 

neuesten  archäologischen  Funde  in  den  Gou- 
vernements Charkow  und  Jekaterinoslaw.  (Arb. 
d.  III.  arch.  Congr.  Beilage,  S.  205  bis  211.) 

Der  Verfasser  sammelte  bei  Gelegenheit  seiner 
geologischen  Excursionen  archäologische  Gegen- 
stände und  dahiu  gehörige  Mitthcilungeu. 

1.  Aufgrabungen  an  der  Charkow  - Abo  wer 
Eisenbahnlinie.  Im  Thale  Mokry  Tschulck,  30  Werst 
von  Taganrog  und  1 '/j  Werst  vom  Meeresufer,  wurden 
in  der  Tiefe  von  IV*  Arschin  (ca.  1 in)  zu&aininen- 
geworfene  menschliche  Knochen,  und  weiter  1 Ar- 
schin 1 3 W,  (ca.  1 m)  ein  zweites  Skelet  gefunden. 
Bei  letzterem  lagen:  1)  eine  massive  goldene  Hals- 
kette mit  drei  herzförmigen,  grossen  goldenen  An- 
hängseln; 2)  Armlmudor  aus  Gold,  an  einem 
Armbande  eine  Inschrift  in  besonderen  Schrift- 
zügen; 3)  vier  grosse  Fingerringe  mit  grossen 
Corneol»;  4)  grosse  runde  Plättchen ; 5)  neun  Plätt- 
chen; die  einen  wie  die  anderen  dienten  offenbar 
zum  EiufUgen  von  Steinen.  Ein  Theil  dieser  Ge- 
genstände scheint  zum  Schmucke  eines  Pferde- 
geschirrs zu  gehören. 

2.  Ausgrabungen  an  der  Charkow -Nikolajew- 
schen  Linie.  Bei  der  Station  Ljubitschischtsche 
sind  zwei  eiserne  verrostete  Klingen  und  eine 
kupferne  Lauzenspitze  gefunden;  bei  Kremeutschug 
in  einem  Kurgan  fand  inan  Bruchstücke  von  Mes- 
sern aus  Knochen,  verziert  durch  eingeBchnittene 
thierähnliche  Figuren. 

3.  An  der  Odessaer  Eisenbahn  (Gouv.  Charkow) 
grub  Ingenieur  Eugen  Stieda  drei  Kurgane  auf; 
in  einem  nahe  bei  Olviopol  wurden  Münzen  gefun- 
den, welche  auf  einer  Seite  ein  Pferd,  auf  der  an- 
deren einen  griechischen  Kopf  zeigten.  In  einem 
anderen  Kurgan  bei  der  Station  Iwanowka  wur- 
den gefunden : eine  kleine  primitiv  gearbeitete 
Urne  ans  ungebranntem  Lehm,  ein  Stück  Haut  mit 
einer  kupfernen  Platte  und  eine  Glasperle.  Iin  drit- 
ten Kurgan  lagen  nur  menschliche  Zähne. 

4.  An  der  Konstantino wschen  Eisenbahn- 
linie (Gouv.  Jekaterinoslaw) grub  Eugen  Stieda 
acht  Kurgane  auf,  in  welchen  die  Gräber  aus  Stein- 
platten zusammengefügt  waren.  Fünf  Platten  bil- 
deten eine  Gruhkatnmer,  eine  Bodenplatte  fehlte.  Iu 
jedem  Kurgan  befanden  sich  1 bis  3 Gräber,  2 bis 
5 Fuhs  von  der  Oberfläche.  Die  Länge  eines  Gra- 
bes betrug  1 Ar.  4 W.  (0,80  nt),  die  Breite  der 
Deckplatte  1 A.  (0,70m),  die  Höhe  etwas  weniger 
als  1 A.  Die  Knochen  lagen  so,  als  ob  die  Todtcn 
in  sitzender  Stellung  begraben  worden  waren.  Bei 
den  Menschengebeinen  fanden  sich  vielfach  die 
Knochen  vou  Pferden  und  anderen  Thieren.  In 
einigen  Gräbern  fanden  sich  mit  Erde  gefüllte 
Töpfe. 


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Referate. 


485 


W olhynien. 

235.  W.  P.  Rogge:  Materialien  zur  Archäologie 
Wolhyniens.  (Arb.  d,  III.  Arch.  Congr.  Bd.  I, 
S.  161  bis  169.) 

Ein  Bericht  über  die  Nachrichten,  welche  das 
statistische  Coinitu  des  Gouv.  Wolhynien  in  Betreff 
der  Archäologie  Wolhyniens  gesammelt  hat. 

I.  Ausgrabungen  zu  rein  wissenschaftlichen 
Zwecken  sind  bisher  nicht  gemacht  worden;  meist 
haben  Privatpersonen  gegraben , nm  Schätze  zu 
suchen.  Die  älteste  Nachricht  ist  die,  dass  Graf 
Rastworowski  im  Jahre  1828  auf  seinem  Land- 
gut Miropolje  (Kreis  Nowogrodwolynsk) 
einige  Gräber  anfgedeckt  hat.  Man  fand  Mensehen- 
knochen, zwei  Steinbeile,  Fibeln  und  eine  irdene 
Urne;  in  einem  der  zerdrückten  Schädel  ein  Stück 
Bernstein  von  der  Grösse  einer  Wallnass.  Die 
Steinbeile  werden  noch  in  Miropoljo  aufbewahrt, 
alles  Uebrigc  ist  verloren  gegangen.  Im  Jahre 
1854  wurden  innerhalb  der  Stadt  Lutzk  vou  dem 
KiewBchcn  Archäologen  Potapow  Ausgrabungen 
angestellt.  Potapow  suchte  au  derselben  Stelle, 
wo  früher  die  Kirche  des  heiligen  Joann  Bogos- 
law  gestanden  hatte,  das  Grab  des  Fürsten  Lju- 
bart,  welches  er  auch  gefunden  haben  solL  Ob 
ein  genauer  Bericht  gedruckt  worden  ist,  ist  nicht 
zu  ermitteln  gewesen. 

ln  den  Jahren  1862  und  1863  machte  Fürst 
Ljubomerski  auf  seinem  Gute  Klein  Ry- 
kani  zwei  Ausgrabungen;  es  wurden  an  zwei 
Stellen  je  zwei  Kurgane  anfgedeckt.  Man  fand 
Menschenknochen  von  bedeutender  Grösse,  drei 
Hahgesch  meide  aus  nassgroesea  Perlen  und  einen 
knöchernen  Handgriff  zu  einem  Schwerte. 

Zuletzt  wurde  ein  Kurgan  beim  Dorfe  Sa- 
lushje  (Kreis  Os  trog,  Gouv.  Wolhynien) 
durch  G.  W.  Ossowsky  aufgedeckt  (siehe  über 
das  Resultat  weiter  unten). 

Knochen  vou  Menschen  sind  ferner  an  fol- 
genden Localitüten  gefunden  worden:  1 ) in  einigen 
Gräbern  des  Dorfes  Suracb  (Kreis  Kreme  netz), 
wo  ca.  300  Gräber  sich  befinden;  2)  iu  einigen 
Gi übern  beim  Dorfe  Beljew  (Kreis  Rowno); 
3)  in  einem  alten  Erdwall  (Gorodischtschc)  beim 
Dorfe  G rusch  wizo  (Kreis  Rowno);  4)  in  eini- 
gen Kurganen  beim  Dorfe  Peresopuitzu  (Kreis 
Rowno). 

II.  Mannigfache  archäologische  Funde. 
Im  Jahre  1872  wurde  beim  Arbeiten  an  der  Kiew- 
Brest  er  Eisenbahn,  20  Werst  von  Radsiwillow, 
im  Thale  des  Flüsschens  Pljäschewka,  in  der  Tiefe 
vou  2 Arschin  (1,4  in)  eine  abgestumpft- kegelför- 
mige Urne  gefunden;  leider  wurde  die  Urne  zer- 
schlagen. Beim  Weitergraben  stiess  man  auf  ein 
Wohlerhaltenea  irdenes  Gefiiss  mit  einem  Henkel 
und  einer  steinernen  lenzen  spitze.  Der  Fundort 


ist  bei  der  Ansiedelung  Pusto- Wange,  Ge- 
meinde Kosin s k,  Kreis  Dubno.  Ebenso  zufällig 
ist  in  der  Nähe  des  Ortes  Tomaschgrod  (Kreis 
Rowno)  beim  Dorfe  Sacha  ein  Steinbeil  und 
ein  Steinmeissei  gefunden  worden.  Iu  demselben 
Kreise  Rowno  sind  ausserdem  zu  verschiedenen 
Zeiten  noch  eine  Anzahl  anderer  Steiuwerkzeuge 
gefunden  worden.  (Wir  lassen  die  Aufzählung  der 
einzelnen  Fundobjecte  fort.) 

III.  Von  anderen  Alterthümern  sind  zu 
erwähnen:  zwei  neben  einander  Hegende  Gorodinch- 
tuchen  in  der  Nähe  des  Ortes  Klewan  (Kreis 
Rowno);  auf  einer  derselben  steht  jetzt  eine  recht- 
gläubige Kirche,  anf  der  anderen  ein  altes  Schloss 
des  Fürsten  Tschartorisky.  Ferner  ein  Go- 
rodischtsche  beim  Dorfe  Glinsk  (Kreis  Rowuo), 
ebenso  daselbst  sind  auch  einige  Kurgane  u.  s.  w. 
(Folgt  eine  Aufzählung  weiterer  Gorodischtschen 
und  Kurgane.) 

236.  G.  0.  Ossowsky:  Ueber  Gegenstände  des 

Steinaltera  im  Gouv.  Wolhynien.  (Arb.  d. 

III.  arch.  Congr.  S.  172,  Taf.  VIII,  Fig.  1 
bis  4.) 

l)io  Resultate  der  Ausgrabungen  im  Ktirgan 
von  Sal  ushje  ‘sind:  Der  Kurgan  liegt  l*/i  bis 
2 Werst  nördlich  vom  Dorfe  Sal  ushje  (Kreis 
Ostrog),  in  der  Nähe  eineu  kleinen  Flüsschens, 
welches  in  den  Goryn  fällt.  Der  Kurgan  hat  die 
Gestalt  eines  abgestumpften  Kegels,  ist  10  Arschin 
(7  in  hoch)  und  hat  hu  der  Basis  einen  Durchmesser 
von  15  bis  17  Arschin  (10,5  bis  1 1,9  m).  Es  wurde 
ein  2 bis  2*/j  Arschin  (1,4  bis  1,8  in)  breiter  Durch- 
schnitt durch  den  Kurgan  in  der  Richtung  von 
Osten  nach  Westen  gemacht.  Der  Hügel  bestand 
aus  zwei  Theilen;  einem  au  der  Basis  befindlichen 
flachen  Haufen  von  schwarzer  Erde,  in  wel- 
chem ein  Skelet  lag,  und  einer  darüber  uufgeschich- 
teten  Marne  von  reinem  Löss,  welches  die  Haupt- 
masse des  Kurgan»  bildete.  Das  Skelet  hat  eine 
halb  sitzende  Stellung,  etwas  auf  die  rechte  Seite 
geneigt;  rechts  vom  Kopfe  stand  ein  irdenes  Gc- 
föaa,  rechts  vom  Körper  lag  ein  inesserähnlielies 
Werkzeug  aus  Stein.  Die  Knochen  des  Skelets 
zerfielen  bei  der  Berührung.  Das  Skelet  lag  in 
keiner  Grube,  sondern  unmittelbar  auf  dem  Erd- 
boden. Das  irdene  Gelass  ist  von  roher  Arbeit, 
durch  einige  Striche  verziert,  das  Steinwerkzeug 
ebenfalls  roh,  unpolirt. 

In  der  Umgehung  der  Dörfer  Nagorjäne  und 
Karne  lischt  sc  hi  na,  40  Werst  westlich  von  der 
Stadt  Owrntsch  (Kreis  gleichen  Namens),  sind 
kleine  perleniihnliche  Sächelchen  aus  Stein  gefun- 
den worden.  Sie  sind  aus  dem  reichlich  daselbst 
vorhandenen  rothen  Schiefer  gemacht,  sind  durch- 
bohrt und  können  vielleicht  als  Halsschmuck  be- 
nntzt  worden  sein. 

Beim  Dorfe  Waskowitschi  (Kreis  Ow rutsch) 


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486 


Referate. 


sind  auch  einige  Steinwerkzenge  und  vorzugsweise 
Hammer  aus  Sienit  gefunden  worden. 

Im  Kreise  Dubno,  bei  den  Dörfern  Gross  and 
Klein  Moschtscha  nitza  und  au  anderen  Stellen 
»ind  überaus  viele  Steinwerkzenge  gefunden  wor- 
den und  werden  immerfort  gefntiden:  Steinbeile, 

Hammer,  Meissei,  Lanzen  - und  Pfeilspitzen,  Boh- 
rer, Schleuder  u.  s.  w.;  dazwischen  auch  Perlen 
aus  Thon,  deren  Oberflüche  mitunter  mit  Ornamen- 
ten versehen  ist. 

237.  M.  M.  Lewt  sehen  ko:  Ueber  das  Zugrnnde- 
gehen  der  Denkmäler  des  Alterthums  in  Süd- 
rassland.  (Arb.  d.  111.  arch.  Congr.  I.  Bd., 
S.  309  bis  312.) 


Die  Arbeiten  den  Prof.  Samokwasow. 

238.  1>.  J. Sam  ok waaow  '):  Die  alten  „Gorodn“ 
in  Ruselnnd.  Eine  historisch-juristische  Un- 
tersuchung. St.  Petersburg  1873.  8U.  125  4" 
25  S.  Mit  einer  Karte  des  Gouv.  Tscherni- 
gow.  (4peBHitk  ropoj«  Pocci«.  Hcropiuco- 
KtpiuimccKoe  H3Cji40Banie  *1  H.  CauoKua- 
coBa.  C.  flerep6ypr&  1873.) 

Diese  Abhandlang  ist  deshalb  für  uns  von  Wich- 
tigkeit, w'eil  sie  eine  auf  genaue  eigene  Unter- 
suchungen begründete  Beschreibung  der  sogenann- 
ten G orodi  sch  tsc  he  n enthält.  Wir  haben  den  Titel 
des  Buches  nicht  wiedergegeben  „Alte  Städte“ 
Russland»,  obgleich  „gorod“  (russisch  ropoAl)  jetzt 
gleichbedeutend  mit  dem  Begriff  „Stadt“  ist,  son- 
dern den  Ausdruck  „ gorod u he i behalten , weil 
darunter  in  alter  Zeit  mancherlei  verstanden  wor- 
den ist,  was  sich  mit  unserem  heutigen  Begriff 
„Stadt“  nicht  im  Entferntesten  deckt.  Wir 
weisen  zuerst  auf  den  zweiten  Abschnitt  der  Ein- 
leitung (1  bis  73)  hin,  welcher  den  Titel  führt: 


l)  I).  J.  Samokwasow,  Professor  der  Geschichte 
des  russischen  Rechts  au  der  k.  Universität  zu  War- 
schau, ist  einer  der  eifrigsten  und  thätigsteu  Archäo- 
logen Rußlands.  Er  hat  zahlreiche  Ausgrabungen  »n- 
gestellt  und  ist  mit.  Thal  und  Wort  stet«  bereit,  um 
die  ihn  lebhaft  interessirendei)  Ideen  auch  bei  Änderet! 
zu  wecken  und  Andere  zur  Mitarbeit  aufcufordern. 
Prof.  Hamokwasow  hat  bereits  viel  publiriri  und  be- 
reitet jetzt  einen  grösseren  und  ausführlicheren  Ge- 
flammt bericht.  vor.  Es  ist  mir  nicht  möglich  gewesen, 
all«  PuUicat innen  Samok wasow's  zu  erlangen;  was 
ich  mir  beschaffen  konnte,  habe  ich  in  chronologischer 
Reihenfolge  an  einander  gefugt.  Einzelne  Wieder- 
holungen — ich  habe  sie  möglichst  vermieden  — sind 
dabei  freilich  vorgekommen,  doch  werden  diese  dazu 
dienen,  die  Aufsätze  Samok  wasow’s  besonders  prä- 
gnant vortreten  zu  lassen.  Wo  es  »ich,  wie  hier,  um 
ein«  Reihe  zu  verschiedenen  Zeiten  entstandener  Auf- 
sätze handelt,  schien  e i u zusammeufasaeudes  Referat 
über  alle  mir  uuth unlieb. 


„Der  Begriff  gorod“  in  »einer  historischen 
Entwickelung.  Au»  der  ausführlichen  Dcduction 
des  Verfassers  referiren  wir  nur,  das»  er  hier  nus- 
eiuand  ersetzt,  wm  in  der  allrussischen  Sprache  mit 
dem  Worte  „gorod“  bezeichnet  wurde:  es  ist 
eine  Reihe  von  Begriffen,  welche  nach  unseren 
jetzigen  Vorstellungen  weder  unter  einander,  noch 
mit  dein  jetzt  üblichen  Begriff  des  „gorod“  (im 
Sinne  einer  Stadt)  sich  decken.  Die  ursprüng- 
lichen Bedeutungen  des  Wortes  „gorod“  lassen 
»ich  folgendermaassen  zusammen  fassen:  „Gorod“ 
bedeutet  1)  Zaun,  Umzäunung,  Befestigung,  Mauer, 
Schutzwehr;  2)  ein«  befestigte  Locahtilt  im  Allge- 
meinen oder  ein  bewohnter  liefentigter  Platz  im 
Speciellen;  3)  ein  Territorium,  einerlei  ob  politi- 
schen oder  administrativen  Charakters;  4)  ein 
Centrum  für  Administration  und  Handel.  Die  über- 
tragenen oder  abgeleiteten  Bedeutungen  des  Wor- 
tes „gorod“  fallen  mit  unserer  heutigen  übertra- 
genen Bedeutung  des  Wortes  „Stadl“  zusaniincu. 
Es  geht  deutlich  hervor,  das»  der  heutige  Begriff 
„gorod“  dem  alten  nicht  durchweg  entspricht 
Wir  müssen  uns  hüten,  das  alte  russische  Wort 
„gorod“  ohne  Weiteres  durch  unser  heutiges 
„Stadt“  wiederzugeben.  Unser  deutsches  „Stadt“ 
entspricht  nur  dem  jetzigen  Begriff  „gorod“  in 
»einer  abgeleiteten  und  übertragenden  Bedeutung. 

Uns  interessirt  hier  der  ursprüngliche  Be- 
griff des  Wortes  „gorod“.  Mau  bezeichnet«  in 
alter  Zeit  mit  dem  Worte  „gorod“  Baulich- 
keiten oder  künstliche  Befestigungen,  wel- 
che den  Zweck  hatten,  die  beständig  be- 
wohnten Orte  der  Slavcu  vor  Anfällen  von 
auflsen  her  zu  schützen.  Von  diesem  Begriff 
sind  alle  anderen  bi»  auf  den  heutigen  abgeleitet, 
ln  dem  ersten  Capitol  „Die  Beschaffenheit  der  Go- 
rod a in  Russland  in  der  vortatarischen  Zeit“ 
(S.  74  bi»  125)  sammelt  der  Verfasser  einmal  alles 
da«,  was  in  der  Literatur  sich  über  diesen  Gegen- 
stand fiudet,  d.  h.  er  geht  di©  Chroniken,  die  alten 
Acten  der  Archive,  die  verschiedenen  schriftstelle- 
rischen Aufzeichnungen  der  Autoren  durch.  Wir 
können  das  Alles  bei  Seite  lassen.  Daun  aber  geht 
er  über  zu  den  noch  jetzt  exi»tirenden  sogenann- 
ten G orodi  seht  sehen  al»  Denkmälern,  welche 
uns  von  der  Vorzeit  Kunde  geben  und  schildert 
dieselben  S.  94  bis  118  auf  Grund  seiner  eige- 
nen Untersuchungen  der  Gorodischtschen  an  Ort 
und  Stelle  *). 

Was  sind  uud  was  bedeuten  denn  eigentlich 
jene  Denkmäler  der  Vorzeit,  welche  man  Goro- 
dischtschen  oder  Gorodki  zu  nennen  pflegt? 

Die  Gorodischtschen  sind  Erdauischüttun- 

l)  Der  ganze  Passim  R.  »4  bi*  118  i*t  unter  dem 
Titel  „Die  geschieh tliclie  Bedeutung  der  noch 
erhaltenen  (»orodiscli  tsclieu  “ in  den  Arbeiten  d. 
Statist.  Co  mite«  de*  Gouv.  Kursk,  Heft  4,  8.  177  bia 
140;»  (Kurak  1874)  noch  eiumal  abgedruckt. 


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Referate. 


487 


gon  von  verschiedener  Form  und  Grosse,  über  deren 
Bedeutung  zwei  ziemlich  entgegengesetzte  Ansich- 
ten in  der  Literatur  herrschen.  Nach  Ansicht  des 
einen  Tbeib  der  Antoren  sind  es  die  Reste  frühe- 
rer befestigter  Ansiedelungen  aus  ältester  Zeit;  so 
urtheilt  z.  B.  Graf  Uwarow.  Diese  Ansicht  findet 
einerseits  ihre  Begründung  in  der  Volkstradition, 
andererseits  iu  der  Bildung  des  Wortes  Gorodisch- 
tsebe;  du«  Wort  bedeutet — nach  Analogie  anderer 
gleicher  Wortbildnngen  — den  Ort,  wo  früher  ein 
„Gorod“  war.  Ein  anderer  Tlieil  der  Autoren 
betrachtet  die  Gorodischtschen  als  Oertlichkei  ten 
des  heiduischen  Cultus,  Opferstatten  und  der- 
gleichen. Der  erste  Autor,  welcher  diese  Ansicht 
aufstellte,  war  der  polnische  Gelehrte  Adam 
Tscharnotzk  v,  in  der  Wissenschaft  bekannt  unter 
dem  Natueu  Soriau  Dolungu  Chodakowaky. 
Unter  den  hervorragenden  Archäologen , welche 
auf  Grundlage  eigener  Anschauung  sich  gegen 
diese  Auffassung  Chodako wsky's  ausgesprochen 
haben,  sind  vor  allen  drei  zu  nennen:  K.  F.  Ka- 
laidowitsch  (1823),  J.  J.  Srcsnewsky  (1838) 
und  A.  S.  Graf  t'warow  (1872).  Der  Verfasser, 
davon  überzeugt,  dass  nur  allein  die  eigene  sinn- 
liche Anschauung  jener  alten  Baulichkeiten,  die 
genaue  Bekanntschaft  mit  ihrer  jetzigen  Beschaffen- 
heit die  Möglichkeit  giebt,  mit  einiger  Sicherheit 
die  schwebende  historische  Frage  zu  beantworten, 
entschloss  sich  selbst  zu  reisen  und  mit  eigenen 
Angen  zu  sehen. 

Der  Verfasser  machte  zu  diesem  Zwecke  zwei 
Reisen  durch  Russland  in  den  Jahren  1871  uud 
1872  und  besichtigte  eiuo  grosse  Reihe  der  soge- 
nannten Gorodischtschen  und  stellte  an  verschie- 
denen derselben  Nachgrabungen  an.  (Das  vom 
Verfasser  gelieferte  Verzeichniss  lassen  wir 
fort.)  Er  überzeugte  sich,  dass  der  thatsächliche 
Befund  durchaus  der  Theorie  Chodako  wsky’s 
widerspricht.  Im  Gegentheil,  die  Form  und  Ge- 
stalt der  GorodischtscheD,  ihre  Lage,  der  Charak- 
ter der  äusseren  Befestigungen,  welche  aus  Wällen 
uud  Gräben  bestehen;  die  Volkstradition;  der  Um- 
stand, dass  die  heute  noch  existirenden  Gorodisch- 
tscheu  mit  solchen  „Goroda“,  welche  die  Chroniken 
der  vortatarischen  Zeit  nennen,  ihrer  Lage  nach 
identisch  sind;  die  Beschaffenheit  der  Erdaufschüt- 
tungen; die  innerhalb  der  Gorodischtschen  gefun- 
denen Gegenstände  drängen  uns  die  Ueberzeu Kling 
auf,  dass  jene  alten  Gorodischtschen  nicht  Oert- 
lichkeiten  sind,  welche  dem  heidnischen  Cultus  der 
alten  Slaven  dienten,  soudoru  dass  es  bewohnte 
Plätze,  Ansiedelungen,  welche  die  alten  Einwohner 
vor  feindlichen  Angriffen  schützen  sollten;  es  sind 
die  Reste,  die  Ueberbleibsel,  die  Ruinen  jener  1000 
„Goroda“ , von  welchen  die  Chroniken,  die  alten 
Acten,  die  ausländischen  Schriftsteller  reden.  Dass 
diese  „Geroda-  keineswegs  mit  unseren  jetzigen 
„Städten“  zu  ideutiücireu  sind,  liegt  auf  der  Hand. 


Allo  jotzt  noch  erhaltenen  Erdaufschüttungen, 
welche  dem  Volke  unter  dem  Namen  „Gorodisch- 
tsche“  oder  „Gorodok“  (beide  Ausdrücke  werden 
nicht  unterschieden, sondern  abwechselnd  gebraucht) 
bekannt  sind,  lassen  sich  nach  der  äusseren  Form, 
aus  welcher  wir  die  Zeit  der  Entstehung  bustimmen 
können,  in  zwei  Gruppen  trennen:  1)  Gorodisch- 
tsebeu  mit  regelmässig  eckigen  Umrissen, 
mit  vorspriugend -n  Bastionen  n.  s.  w.;  sie  stammen 
offenbar  aus  der  Zeit  nach  Erfindung  des  Pulvers 
und  der  Kanonen;  können  zur  Entscheidung  der 
angeregten  historischin  Frage  nichts  beitragen. 
(Das  Verzeichnis»  lassen  wir  fort.)  2)  Gorodisch- 
tschen mit  rundlichen  oder  sonst  sehr  mannig- 
fachen Umrissen;  sie  gehören  der  alten  Zeit  vor 
Erfindung  des  Pulvers  und  der  Kanonen  an. 

Die  alten  Gorodischtschen  liegen,  mit  wenigen 
Ausnahmen,  an  hohen  Stellen,  hohen  Flussufern, 
uud  sind  von  zwei  oder  drei  Seiten  durch  natür- 
liche Schluchten  oder  steil  abfallend©  Uferabbäug© 
geschützt,  während  au  derjenigen  Seite,  wo 
Feld  und  Ebene  angrenzen,  künstliche  Befestigun- 
gen, Wälle  uud  Gräben,  aufgeworfen  sind.  Nur 
einige  wenige  Gorodischtschen  sind  in  Niederuu- 
geu,  in  Wiesen  angelegt;  aber  in  solchen  Fällen 
immer  allseitig  von  Wasser  umgeben.  Gorodisch- 
tschen, welche  von  Flüssen  entfernt  waren,  hat  der 
Verfasser  niemals  gesehen.  Die  an  hohen  Ufer- 
steilen  befindlichen  Gorodischtschen  sind  Theile 
des  vorspringenden  Uferrandes,  wrdche  man  durch 
einen  aufgeworfenen  Wall  oder  Graben  von  der 
angrenzenden  ebonen  Fläche  abgut rount  hat.  Da- 
bei ist  der  Zugang  von  der  Ebene  aus  sehr  er- 
schwert, eine  Auffahrt  ganz  unmöglich.  Die  Aus- 
dehnung des  Binnenraumog  der  vom  Verfasser  selbst 
besichtigten  Gorodischtschen  war  verschieden:  der 
Umfang  betrug  300  bis  450  Schritt;  bei  einzelneu 
war  er  geringer,  nur  200  Schritt,  bei  anderen  viel 
grösser,  bis  1000 Schritt.  Der  Binuenraum  ist  Hach 
und  eben  (ausgenommen  bei  den  jetzt  bebauten 
o<ler  zu  Begräbnissen  benutzten  Gorodischtschen), 
hierund  da  mit  Bäume  u bewachsen,  meist  zu  einem 
Ackerfeld  umgestaltet.  Die  Gestalt  des  Binuen- 
raumesist  sehr  verschieden:  sie  ist  dreieckig,  kreis- 
förmig, halbkreisförmig,  eiförmig,  elliptisch  u.  s.  w. 
Ebenso  verschieden  ist  der  Zugang  von  der  Eben© 
aus;  die  Weltgegend,  in  welcher  derselbe  sich  be- 
findet, ist  nicht  überall  dieselbe,  sondern  bängt 
ganz  offenbar  von  der  Oertlichkeit  ab.  Die  äusse- 
rer» künstlichen  Befestigung«'»!  bestehen  aus  Wällen 
und  Gräben,  nieist  ist  nur  ein  Wall  und  ein  Gra- 
ben vorhanden,  doch  kommen  auch  mehrere  vor. 
An  vielen  Gorodischtschen,  welche  seit  langer  Zeit 
bereits  beackert  werden,  sind  die  Gruben  schon 
verschüttet. 

An  einigen  der  vom  Verfasser  besichtigten  Go- 
roiliscbtschen  worden  die  Wälle  auf  ihre  Beschaffen- 
heit untersucht.  Es  erwies  sich  dabei,  dass  das 


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488 


Referate. 


Material  dazu  unmittelbar  dem  Boden  entnommen 
war-,  jo  nachdem  der  Boden  steinigt  war,  fanden 
sich  in  den  Wällen  Steine. 

Den  Inhenrauiu  der  GorodiRchtschen  bedeckt 
eine  verschieden  mächtige  Schiebt  verwester  pflanz- 
licher Stoffe  und  Schutt,  ähnlich  dem  Schutte  auf 
Höfen  und  Ansiedelungen  der  Jetztzeit.  Der  Ver- 
fasser fand  Überall  Mengen  von  irdenen  Scherben, 
Knochen,  Ziegeln,  zerschlagenen  Feldsteinen,  Koh- 
len, Asche  und  Culturgegenstftnden , welche  dem 
Haushalte  der  alten  Einwohner  (Slaven)  angehören, 
aber  nichts  mit  dem  heidnischen  Cultus  zu  tbnn 
haben.  In  dem  zusammen  gestürzten  Walle  eines 
Gorodischtsche  beim  Dorle  Djäkonowo  bei  Moskau 
wurde  von  einigen  Bauern  ein  ganzer  Haufen 
kupferner  Gegenstände  gefunden:  den  geringen 
Fundantheil,  der  einem  der  Bauern  zugefallen  war, 
kaufte  der  Verfasser  und  übergab  ihn  dem  Museum 
der  archäologischen  Gesellschaft  in  Moskau  (eine 
dicke  kupferne  Platte  und  einige  kupferne  Hula- 
reifen); der  grössere  Antbeil  des  Fundes  war  so- 
fort an  herumzichende  Juden  verkauft  worden. 
Der  Verfasser  stellte  an  derselben  Stelle  eine  Nach- 
grabung an  und  fand:  eine  Menge  verschiedener 
irdoner  Scherben  von  rother,  weisser  und  schwar- 
zer Farbe,  Knochen  von  Pferden  und  Schweinen, 
Feldsteine,  Ziegel,  Kohlen,  Asche,  einige  eiserne 
Nägel  und  zwei  kleine  irdene  Gefässe.  Bei  einer 
Nachgrabung  in  dom  grossen  Gorodischtsche  von 
Bjelogorsk  (Kreis  Sudscha,  Gouv.  Kursk)  an  dem 
Ufer  des  Flusses  Psjol  wurden  unter  Anderem  ge- 
funden: vier  irdene  mit  einem  Loche  verseheno 
Scheibchen  (Hinge),  welche  offenbar  Netzbeschwe- 
rer sind;  vier  zugeepitzte  Knochen,  d.  h.  Knochen- 
nadeln zum  Nähen  der  Netze;  ein  zugespitzter 
Eberzahn;  ein  bearbeitetes  Horn;  ein  kleines  irde- 
nes Gefass;  eine  Kugel  aus  Kalkstein;  ein  eisernes 
Messer;  ein  kupferner  Fingerring;  ein  kleiner 
Mühlstein  oder  Schleifstein  ').  Beim  Nacbgraben 
im  Gorodischtschen  von  Wolokitinsk  am  Flusse 
Klewen  (Kreis  Gluchow,  Gouv.  Tschernigow)  fan- 
den sich  unter  Anderem  einige  irdene  mit  einem 
Loche  versehene  Kugeln  (Netzbeschwerer),  zuge- 
spitzte Knochen,  ein  eisernes  Beil.  Hier  hatten 
die  Bauern  schon  früher  einen  eisernen  Sporn  und 
einen  eisernen  Dolch  entdeckt.  Bei  Nachgrabung 
eines  Gorodiscbtschen  in  der  Nähe  den  Dorfes  Juch  - 
nowa  (Kreis  Nowgorod -Sewjersk,  Gouv.  Tscher- 
nigow) worden  16  irdene,  konische  Körperchen, 
deren  Bedeutung  oder  Benutzung  unbekannt  ist, 
einige  zugespitzte  Knochen  und  Netzgewichte  ge- 
funden. 

Der  Verfasser  hatte  keine  Möglichkeit,  irgend 


l)  Kinige  dieser  Gegenstände , eine  Knochemmdel, 
zwei  Netzgewiclite  sind  ahgebildet  auf  der  Tafel  III, 
Fig.  I«  bis  18  der  Arbeit,  de»  »tat.  Comites  in  Kursk. 
Heft  IV.  Kursk  1874. 


einen  der  Gorodischtschen  ganz  und  gar  zu  durch- 
graben;  er  musste  sich  mit  einigen  probeweise 
angelegten  Gruben  begnügen.  Er  erhielt  Überall 
den  gleichen  Befund:  der  den  Innenraum  be- 
deckende Schutt  beherbergte  Knochen  von  ver- 
schiedenen Hausthieren,  von  Vögeln  und  Fischen; 
dann  Scherben  irdener  Gelasse;  dann  zerschlagene 
Feldsteine,  Ziegel,  Kohlen  und  Asche  in  mächtigen 
Schichten  (welche  nur  durch  das  Niederbrennen 
der  ursprünglichen  Gebäude  zu  erklären  sind); 
Alles  weist  auf  frühere  Ansiedelungen  uud  Wohn- 
stätten alter  längßt  verschwundener  Bewohner. 

Durch  die  eigene  Untersuchung  einer  Anzahl 
Gorodiscbtschen  an  den  Flüssen  Wolchow, 
Lowat,  Moskwa,  Seim,  Hat,  Psjol,  Jes- 
man,  Klewen,  Desna,  Malotetschnü,  Su- 
dost und  Snow  u.  a.  in.  gelangte  der  Verfasser 
zu  dem  Schlüsse,  dass  den  Gorodischtschen  die 
Bedeutung  zukomme,  welche  ihnen  bereits  Kalai- 
do witsch  nach  Untersuchung  im  Gouv.  Kjäsau, 
Pas  sek  in  Betreff  der  Gorodischtschen  des  Gouv. 
Tula,  Boijustin  in  Betreff  der  Gorodischtschen 
an  der  Wolga,  Graf  Uwarow  nach  Besichtigung 
der  betreffenden  Idealitäten  des  Gouv.  Wladimir, 
Grabowski  im  Gouv.  Kiew  zugclegt  habe:  „Die 
Gorodischtschen  sind  Orte,  auf  welchen  in  früheren 
Zeiten  sogenannte  .Goroda*  stunden,  d.  h.  befestigte 
Ansiedelungen  der  alten  Bewohner.* 

Dass  hiernach  die  sogenannten  Gorodischtschen 
in  archäologischer  und  historischer  Beziehung  für 
die  Erforschung  längst  vergangener  Zeiten  von 
hoher  Bedeutung  sind,  liegt  auf  der  Hand.  Prof. 
Samokwasow  hat  es  daher  für  zweckmässig  er- 
achtet, einige  (8)  betreffende  Gouvernementsbehör- 
den (die  sogenannten  statistischen  Comites)  zu 
bitten,  für  Anfertigung  von  Verzeichnissen  der- 
artiger Alterthümer  zu  sorgen.  Er  hat  sich  auch 
mit  derselben  Bitte  an  die  einzelnen  Landgeist- 
lichen gewandt  Aus  den  Gonvernements  Tscher- 
nigow, Kursk,  Tula  und  von  Seiten  einiger  Geist-, 
liehen  sind  ihm  derartige  Verzeichnisse  bereits 
zugegnngen  l).  Darnach  oxistiren  noch  im  Gonv. 
Tschernigow  150,  im  Gouv.  K ursk 60,  im  Gouv. 
Tula  50  derartige  Gorodischtschen.  Als  Beilage 
(S.  1 bis  25)  giebt  Prof.  Samokwasow  ein  Ver- 
zeichniss der  Gorodischtschen  des  Gouv.  Tscher- 
nigow, welches  er  selbst  an  gefertigt  hat  auf  Grund- 
lage 1)  der  von  Seiten  der  einzelnen  Amtsbezirke 
(Wolosty)  ihm  zugegangenen  Nachrichten;  2)  der 
in  der  Tschernigow  sehen  Eparchialzeilung  (1862 
bis  1870)  abgedruckten  Mittheilungen  und  3)  sei- 
ner eigeuen  Untersuch  tragen.  Zur  Verdeutlichung 
dient  die  beigefügte  Karte  des  Gouv.  Tschernigow, 
auf  welcher  die  einzelnen  Gorodischtschen  mit 
rother  Farbe  bezeichnet  sind.  (Das  Verzeichniss 


l)  Siehe  darüber  die  weiteren  Abhandlungen  Ba- 
mok  waso  w's. 


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Referate. 


489 


der  Gorodischtschen  des  Gonv.  K ursk  ist  ebenfalls 
gedruckt  im  4.  Hefte  d.  Arb.  d.  »tat.  Comites  in 
Kursk.  Kursk  1874,  S.  155  bis  177. 

Den  übrigen  Theil  der  Abhandlung,  die  ju- 
ristisch • historischen  Erörterungen  darüber,  wie 
sich  aus  den  „Goroda“,  d.  h.  den  befestigten  Wohn- 
stfitten  der  früheren  Einwohner  die  Städte  und  ihr 
Gemeinwesen  allraälig  entwickelt  hat,  können  wir 
hier  bei  Seite  lassen. 

239.  D.  J.  Samokwasow:  Die  Kurgane  beim 

Kloster  Nikolujewsk  ■ Bjelogorsk  (Kreis  Sud- 
»cha,  Gouv.  Kursk).  (Arb.  d.  «tat.  Co  mite«  d. 
Gonv.  Kursk.  Heft  4,  S.  2Ü5  bis  203.  1874. 
Mit  3 Tafeln  Abbildungen  von  AlterthÜmern.) 

Die  von  Tichomirow  erwähnten  Kurgane 
(siehe  die  Nr.  231)  sind  von  Herrn  Prof.  Samo- 
kwasow näher  untersucht  worden.  Es  exist  iren 
in  der  genannten  Gegend  daselbst  etwa  300  Kur- 
gane und  zwei  sogenannte  Gorodisohtschen. 
Ueber  die  Resultate  der  Ausgrabungen  von  einer 
der  letzteren  hat  Samokwasow  bereits  in  seiner 
oben  citirten  Abhandlung  „Die  alten  Städte  Russ- 
lauds“  berichtet,  die  Resultate  der  Untersuchungen 
der  Kurgane  folgen  hier. 

Die  ursprüngliche  Höhe  und  Form  der  Kurgane 
ist  nicht  mehr  erhalten,  weil  dieselben  zum  Theil 
anfgegraben  worden  sind;  weil  die  Bäume,  mit  denen 
die  Kurgane  bewachsen  waren,  gefällt  wurden;  weil 
die  Felder,  auf  welchen  die  Kurgane  liegen,  viel- 
fach nmgeackert  sind.  Die  Höhe  der  noch  wohl- 
erhaltenen Hügel  beträgt  l/9  bis  5 Arschin  (0,35 
bis  3,5  m),  der  Urnfaug  an  der  Basis  12  bis  45  Ar- 
schin (8  bis  31  m),  ihre  Gestalt  ist  die  eines  ab- 
gestumpften Kegels  oder  einer  regelmässigen  Halb- 
kugel. Einige  Kurgane  im  aufgeackerten  Felde 
sind  nur  noch  erkennbar  an  einer  geringen  Boden- 
erhebung und  an  dem  oberflächlichen  Vorkommen 
von  menschlichen  Gebeinen. 

Mit  Hülfe  einer  (ieldunterstützung  von  Seiten 
des  statistischen  Comites  in  Kursk  unternahm  Pro- 
fessor Samokwasow  im  September  1872  seine 
Ausgrabungen.  Er  verfuhr  dabei  auf  folgende 
Weise:  Auf  einem  etwa  2 Arschin  (1,5  m)  hohen 
Kurgan  wurde  eine  Fläche  von  1 Quadratsashen 
(ca.  4 qm)  abgemessen  und  hier  das  Graben  be- 
gonnen, indem  allmülig  die  Erde  in  etwa  */+  Ar- 
schin (ca.  18  cm)  mächtigen  Schichten  abgetragen 
wurde.  Sobald  die  Nähe  des  Skelete»  bemerkbar 
wurde,  bestimmte  Samokwasow  mit  eiuom  Erd- 
bohrer die  Richtung  des  Skeletes.  Dann  suchte 
er  den  Ort,  wo  der  Schädel  sich  befand,  zu  ermit- 
teln und  sobald  dieser  festgestellt  war,  wurde  von 
dort  aus  in  der  Richtung  des  Skeletes  2 Arschin 
10  Wersehok  (1,8  iu)  gemessen,  weiter  wurde  ein 
Kreis  herum  gezogen,  so  dass  innerhalb  desselben 
das  Skelet  lag.  Dann  entfernten  die  Arbeiter  die 
Erde  auzsorhalb  des  bezoichncten  Kreises  bis  zu 

Archiv  für  Antbropolofti«.  K<1,  XII. 


einem  Niveau,  welches  etwas  tiefer  als  das  Skelet 
lag.  Das  so  herauBgegrahene  Skelet  präseutirte 
sich  wie  auf  einem  Tische  liegend.  Die  weitere 
Arbeit  führte  Samokwasow  persönlich  aus.  Mit 
einer  kleineu  Schaufel  wurde  zuerst  die  Erde  über 
und  zu  Seiten  des  Skeletes  gelockert  bis  die  Kno- 
ohen  sichtbar  wurden , daun  wurde  die  Erde  »11- 
inälig  entfernt,  so  dass  das  ganze  Skelet  in  allen 
seinen  Theilcu  frei  lag.  Bei  grösseren  Kurganen 
wurde  erst  ein  Laufgraben  angelegt  und  daun  von 
der  Höhe  des  Kurgans  in  derselben  Weise,  wie 
oben  beschrieben,  gegraben.  Nach  dieser  Methode 
wurden  durch  Prof.  Samokwasow  84  Kurgane 
aufgedeckt.  Von  diesen  Kurganen  enthielten  64 
menschliche  Skelete  mit  oder  ohne  Beigabe  von 
Zierrath;  die  anderen  22  enthielten  nur  gebrannte 
Knochen,  Kohlen,  Topfscherbcn.  Als  charakteri- 
stisch für  die  Kurgane  der  genannten  Gegend  des 
Gouv.  Kursk  kann  gelten: 

1.  Iu  allen  Kurganen  lAgen  die  Skelete  nicht 
in  einer  Vertiefung,  also  nicht  in  einem  Grabe, 
sondern  auf  der  Oberfläche  der  Erde. 
2.  Särge  wurden  nicht  gefunden.  3.  Die  Ske- 
lete lagen  in  verschiedenen  Richtungen , doch 
war  in  den  meisten  (37)  Fällen  der  Kopf  nach 
Westen  gerichtet,  iu  13  Fällen  nach  Südwesten, 
3 Mal  nach  Nordwesten  und  11  Mal  nach  Osten. 
4.  Die  Todten  wurden  auf  dem  Rücken  mit  dem 
Gesichte  nach  oben  liegend  begraben;  doch  findet 
man  meist  den  Schädel  anf  der  rechten  oder  linken 
Seite,  offenbar  ist  das  nur  durch  den  von  oben 
wirkenden  Druck  der  Erde  bedingt.  Man  kann 
dies  aus  Folgendem  schliessen:  Einige  Skelete 

batten  noch  ihre  ursprüngliche  Lagerung.  Der 
Unterkiefer  lag  mitunter  in  der  ursprünglichen 
Position  oder  befand  sich  »ognr  auf  der  dom  Schä- 
del entgegengesetzten  Seite.  Der  Rumpf  lag  stets 
auf  dein  Rücken,  die  Beine  in  der  Richtung  des 
Rumpfes  gestreckt  mit  den  Knien  nach  oben.  Die 
Anne  hatten  verschiedene  Positionen , sie  waren 
seitlich  ausgestreckt,  sie  waren  anf  der  Brust  oder 
dem  Bauche  gekreuzt.  Wahrscheinlich  legte  man 
die  Iläude  ursprünglich  auf  den  Rumpf,  durch  die 
Schwere  der  Erde  wurden  sie  allmälig  zur  Seit« 
geschoben.  Die  Knochen  des  Oberschenkels  und 
des  Unterschenkels  lagen  stets  parallel  l/$  bis  */• 
Arschin  (10  bis  30  cm)  von  einander  entfernt. 

An  35  Skeleten  wurden  folgende  Gegenstände 
gefunden,  welche  auf  Taf.  I,  1 bis  5.  Taf.  II  und 
Taf.  III,  14  bis  15  ahgebildet  sind:  Am  Kopfe 

a)  48  silberne  und  kupferne  Spiralen  (wie  aus  der  bei- 
gegebenen  Taf.  I,  Fig.  1 bis  5 ersichtlich,  besteht  jede 
Spirale  au»  einem  S förmig  gekrümmten  Draht,  so 
dass  an  einer  Seite  eine  einzige,  an  der  anderen  5 bis 
7 concentrisch  (spiralig)  laufende  Windungen  sind); 

b)  silberne  an  den  Schädel  »ich  auschmiegende 
bandförmige  Platten  von  ca.  1 Zoll  (ca.  25  mm) 
Breite,  mit  Haken  an  den  Enden  (bei  7 Skeleten); 

62 


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490 


Referate. 


c)  51  Ringe;  d)  ein  kupferner  den  Kopf  umfassen- 
der Reif.  Am  H a 1 s e a)  einige  hundert  Perlen 
von  verschiedener  Grösse,  verschiedener  Gestalt 
und  aus  verschiedener  Masse;  b)  9 Anhängsel 
(6  halbmondförmige,  2 runde,  1 scbuallenlörmigeB); 
c)  2 Reifen,  ein  kupferner  gedrehter  und  ein  eiser- 
ner. An  den  Armen  10  kupferne,  verschieden 
geformte  Armringe  und  21  verschieden  geformte 
kupferne  und  silberne  Fingerringe.  An  den 
Füssen  3 kupferne  Ringe.  Am  Gürtel  1 eiserne 
Schnalle  und  6 eiserne  Messer. 

Auf  der  dieser  Abhandlung  beigegebenen 
Taf.  III  sind  in  Fig.  16,  17  u.  18  einige  in  einem 
sogenannten  Gorodischtsche  gefundene  Gegen- 
stände (eine  Nadel  aus  Knochen  und  zwei  Gewichte 
für  Netze)  abgebildet. 

240.  D.  J.  Saraokwasow:  Fine  Notiz  über  die  Na- 
tionalität des  Volkes,  welchem  die  Kurgaue 
im  Gouvernement  K ursk  zugehören.  (Samm- 
lung von  Abhandlungen,  herausgegebeu  durch 
das  statistische  Coinite  des  Gouvernements 
Kursk,  Nr.  1,  Jahrg.  1876.  Kursk  1877, 
S.  17  bis  21.) 

Im  Jahre  1872  hat  Herr  Prof.  Samokwasow 
im  Gouv.  Kursk  86  Kurgane  aufgegraben;  wir 
haben  darüber  oben  berichtet.  In  den  Jahren  1872 
bis  1875  hat  er  dann  weiter  im  Kreise  Tscherni- 
gow  des  Gouv.  Tschernigow  gegen  200  Kur- 
gane aufgedeckt;  der  ausführliche  Bericht  darüber 
erscheint  in  den  Arbeiten  des  archäologischen  Con- 
gresses  in  Kiew.  Im  Jahre  1875  hat  nun  Herr 
Prof.  Samokwasow  seine  Untersuchungen  an 
einigen  Stellen  des  kurskischen  Gouvernements 
wieder  aufgenommen.  Darüber  berichtet  er: 

1.  ln  der  Nähe  des  Dorfes  Marjanowka 
(Kreis  Putiwl),  am  Ufer  des  Flusses  Sejm,  befinden 
sich  zwei  alte  Gorodischtschen  und  gegen  30  Kur- 
gane der  verschiedensten  Grössen.  Sieben  der 
letzteren  wurden  aufgegraben,  ln  dem  oberen 
Tbeile  der  Kurgane  wurden  irdene  Gefasse  (Ur- 
nen, in  sechs  je  ein,  im  siebenten  drei)  mit  ver- 
brannten menschlichen  Gebeinen  gefunden.  Zwi- 
schen der  Asche  und  den  Kuochen  lagen  ungefähr 
150  Perlen  von  verschiedener  Grösse,  Form  und 
Beschaffenheit,  ein  Ohrgehänge  aus  Bronze  mit 
gläserner  Verzierung,  einige  hundert  dünne  bron- 
zene und  silberne  zusammeugeschuiolzcne  Stücke, 
die  Reste  zerstörter  eiserner,  bronzener  und  sil- 
berner Sachen. 

2.  Beim  Gehöft  Sjetniy,  dem  Kloster  Sofro- 
newak  gehörig  (an  der  Grenze  der  Kreise  Putiwl 
und  Suray)  sind  24  Kurgane,  davon  wurden  acht 
untersucht.  In  einem  lag  am  Boden  des  Kurgans 
in  der  Tiefe  ein  menschliches  Skelet  , dor  Schädel 
nach  Südosten,  der  rechte  Arm  am  Kinn,  der  linke 
ausgestreckt;  an  den  Fingern  der  rechten  Hand 
bronzene  Ringe,  ln  einem  anderen  Knrgan  stieße 


man  oberflächlich  auf  zwei  irdene  Gebisse,  welche 
verbrannte  Knochen  und  zwei  irdene  dreieckige 
Perlen  enthielten.  Die  übrigen  sechs  Kurgaue 
enthielten  je  ein  Geffts»  mit  verbrannten  Knochen, 
bei  zweien  davon  befanden  sich  noch  leere  Ge- 
fusse. 

8.  Unterhalb  Kursk,  am  rechten  Ufer  des 
Flusses  Sey  m , zwischen  den  Dörfern  Tolmatschewa 
and  Gorodischtsche,  sind  zwei  alte  Gorodischtschen 
und  einige  Gruppen  kleiner  Kurgane  erhalten;  man 
zählt  im  Ganzen  etwa  46;  ausserdem  sind  eine  Anzahl 
anderer  bereits  umgeackert.  Prof.  Samokwasow 
untersuchte  fünf  Kurgane  zwischen  den  Dörfern 
Kljukwa  und  Alexandrowka  und  neun  Knrgane  zwi- 
schen den  Dörfern  Alexandrowka  und  Kotowzew. 
In  der  oheren  Schicht  der  Kurgane  beim  Dorfe 
Kljukwa  wurden  Gefasse  mit  gebrannten  Menschen- 
knochen gefunden;  in  eiuem  Gebisse  lagen  da- 
zwischen zwei  dünne  goldene  geschmolzene  Stücke 
und  eine  grössere  zusammengeschmolzcne  Masse, 
in  welcher  einige  Glasperlen  und  drei  geschliffene 
Steine,  sowie  etwas  Bronze  zu  erkenuen  waren. 
Neben  einem  mit  Knochen  gefüllten  Gefasse  stan- 
den zwei  leere. 

4.  Von  den  neun  beim  Dorfe  Alexandrowka 
untersuchten  Kurganen  erwiesen  sich  drei  bereits 
umgeackerte  als  leere;  in  vier  standen  Gefäase 
mit  gebrannten  Knochen;  zwei  enthielten  mensch- 
liche Skelete.  Die  Skelete  befanden  sich  am  Bo- 
den dor  Kurgane,  und  zwar  waren  die  laichen 
offenbar  in  sitzender  Stellung  bestattet  wor- 
den. Schädel,  Wirbelsäule  und  Beckenknochen 
senkrecht  übereinander;  das  Gesicht  nach  Osten 
gekehrt,  die  Füsse  aasgestreckt,  die  Arme  auf  den 
Beinen  ruhend.  Am  Kopfe  des  einen  Skeletes 
stand  ein  leeres  irdenes  Gefäss,  am  Gürtel  lag  eine 
eiserne  Schnalle,  linkerseits  ein  eisernes  Messer. 

5,  Beim  Dorfe  Klinowa  wurde  ein  Knrgan 
anfgegraben,  der  in  seiner  äussereu  Form  den 
Steppenkurganen  ähnlich  ist,  mit  breiter  Basis 
bei  verhältnissmässig  geringer  Höhe;  der  Umfang 
der  Basis  betrug  60  Arschin  (42  m),  die  Höhe 
nur  1 Arschin  (0,7  m).  Hier  wurde  in  der 
Tiefe  von  4 Arschin  (2,8  m)  unter  dem  Niveau 
der  Ebene  das  Skelet  eines  Pferdes  gefunden  und 
daneben  ein  wirres  Durcheinander  von  Menschen- 
knochen. Wahrscheinlich  war  hier  ein  Reiter  auf 
seinem  Pferde  sitzend  begraben  worden;  ein  Theil 
der  Menschenknocheu  lag  links,  ein  anderer  rechts 
vom  Pferde.  An  Sachen  wurden  angetroffen: 
Zwischen  den  Kiefern  dcB  Pferdes  ein  eiserner 
Zaum , an  der  Seite  eiserne  Steigbügel ; zwischen 
den  Menschengebeinen  eine  bronzene  Schnalle  und 
ein  eisernes  Messer.  In  einiger  Entfernung  vom 
Kopfe  des  Pferdes  stand  ein  leeres  irdenes  Gcfase. 
An  allen  Kuochen  waren  die  Spuren  der  zerstörten 
Metalle  (Kupferoxyd)  erkennbar,  alle  metallischen 
Soeben  waren  überhaupt  sehr  stark  oxydirt. 


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Heferate. 


491 


Di©  bia  jetzt  im  Gouv.  Kursk  anfgegrabenen 
Kurgunc  reprftaentireu  zwei  Arten  der  Bestattung: 
die  Beerdigung  und  die  Verbrennung.  Die 
Resultate  der  Nachgrabungen  der  Kurgane  der 
e raten  Art  geben  keine  sicheren  Anhaltspunkte, 
nach  welchen  uian  die  Nationalität  der  daselbst 
beerdigten  Individuen  bestimmen  könnte.  Dagegen 
zeigen  diu  Kurgane  der  z w e i t e u Art  derartige 
Kennzeichen,  das«  man  ein  Recht  hat,  im  Ver- 
gleich mit  den  Mittheilungen  der  Chroniken  über 
die  Wohnsitze  und  die  Bestattungsgebrauche  der 
Sewerj  Auen  in  heidnischer  Zeitepoche,  diese 
Kurgane  als  Gräber  der  heidnischen  Sewer- 
j iinen  anzuseheu.  Die  wesentlichen  Grnndzüge 
der  Bestatt  urtgs  weise,  wie  dieselben  ans  den 
Untersuchungen  der  Kargane  sich  ersehen  lassen, 
bestehen  in  Folgendem:  Der  Todto  wurde  bekleidet 
und  dann  auf  einem  Scheiterhaufen  verbrannt. 
Dann  wurde  die  zurückblei  bende  Todtenasch©  und 
die  nicht  verbrannten  Knochen  in  einem  Gewisse 
gesammelt  und  auf  einen  1 bis  4 Arschin  (0,7  bis 
2,8  m)  hohen  Hügel  gestellt.  Schliesslich  wurdu 
das  Gebiss  mit  einer  */■»  bis  1 Arschin  dicken  Erd- 
schicht bedeckt.  In  den  Erzählungun  aus  alter 
Zeit  (vollständige  Ausgabe  der  russischen  Chro- 
niken I,  3)  ist  ausdrücklich  gesagt,  dass  an  der 
Desna,  dem  Sejm  und  der  Sula  die  Sewerj  Anen 
wohnten.  Feruer  ist  ausdrücklich  ebendaselbst  (1,6) 
die  BeBtattungsweise  der  (heidnischen)  Sewerjäuen 
folgendermaassen  beschrieben:  Ist  Jemand  gestor- 
ben, so  wird  eine  Todtenfeier  veranstaltet,  dann 
wird  ein  grosser  Erdhaufen  gemacht,  der  Todte 
darauf  gelegt  und  verbrannt,  dann  werden  die 
Knochen  gesammelt  und  in  ein  kleiues  Gelass  ge- 
legt und  auf  eine  „Säule“  (ruas.  stolp)  gestellt. 
Der  Ausdruck  „Stolp“  (Säule)  muss  aber  offenbar 
im  Sinne  „eines  Hügels“  gedeutet  werden;  denn  der 
arabische  Schriftsteller  Ibu-Dast  sagt  ausdrück- 
lich in  seinem  dem  oberen  fast  ganz  gleichlautenden 
Bericht:  „Sie  stellen  die  Urne  auf  einen  Hügel“. 

Hiernach  wird  man  kaum  zweifeln  können,  dass 
ein  Theil  der  Kurgane  (die,  welche  Urnen  mit 
gebrannten  Menschenknochen  enthalten)  in  den 
Kreisen  Sudsba,  Putiwl  nnd  Kursk  dem  in 
alter  Zeit  hier  ansässigen  Stamme  der  heidnischen 
Sewerj Auen  angehören. 

Die  Sewerj Anen  waren  Slaven. 

241.  D.  J.  Samokwasow:  Die  alten  Erdaufschüt- 
tungen und  ihre  Bedeutung  für  die  Wissen- 
schaft. (Das  alte  und  das  neue  Russland. 
Jahrg.  1876.  Bd.  1,  S.  262  bis  278  und  342 
bis  358.  Mit  3 Tafeln.) 

Dieser  Aufsatz  ist  besonders  wichtig,  weil  er 
die  Ausgrabungen  der  grossen  Tschernigow- 
schen  Kurgane  ausführlich  schildert.  Was  den 
übrigen  Inhalt  betrifft,  so  deuten  wir  denselben 


nur  an,  da  das  meiste  den  früheren  Aufsätzen  ent- 
nommen ist. 

Prof. Samokwasow  giebt  hier,  nachdem  einig© 
allgemeine  Bemerkungen  Über  die  Aufgrabungen 
der  Kurgane  in  Russland  vorausgeschickt,  die  Re- 
sultate seiner  eigenen  Untersuchung  der  alten 
Erdaufschüttungen  im  Gebiet«  der  Sewerjftncn,  d.  h. 
iu  den  Gouv.  Tschernigow,  Charkow  und  Kursk. 

I.  W'ir  übergehen  das  Meiste  von  dem , was 
der  Verfasser  hier  über  die  Gorodischtschen 
Ragt,  weil  wir  darüber  schon  nach  seinem  Buche 
„die  alten  Goroda“  berichtet  haben,  und  notiren 
nur  Einiges  zur  Ergänzung  des  früher  Mitgetheilten. 
Der  Verfasser  giebt  hier  an,  dass  die  Gorodischtschen, 
die  Reste  der  alten  befestigten  Ansiedelungen  am 
rechten  Ufer  des  Dnjepr  meist  in  sehr  geringen 
Entfernungen  von  einander  (3  bis  7 Werst)  gele- 
gen sind.  Hierdurch  allein  könne  man  sich  auch 
die  grosse  Menge  der  alten  „Goroda“  und  der  noch 
erhaltenen  Reste  derselben  erklären.  Die  geringe 
Ausdehnung  der  jetzt  noch  erhaltenen  Gorodisch- 
tschen ist  auch  zu  bemerken.  Der  Umfang  des  Innen- 
raumes der  Gorodischtschen  ohne  WAlle  und  Graben 
betiügt  durchschnittlich  300  bis  500  Arschin  (210 
bis  350  m),  dann  gieht  es  auch  kleiuere  bis  zu 
200  Arschin  (140  m)  nnd  grössere  bis  1000  Arschin 
(700  in).  Aehnliche  Maasse  haben  andere  Autoren 
ermittelt:  nach  Kostomaruw  haben  die  Erdauf- 
schüttungen  im  Gouv.  Pskow  500  bis  800  Schritt 
im  Umfang.  (Eine  Anzahl  specieller  Beispiele 
lassen  wir  fort.)  Die  Goroda,  die  befestigten  An- 
siedelungen der  alten  Einwohner  Russlands  waren 
klein,  aber  sehr  zahlreich. 

II.  Die  Kurgane.  Die  Methoile  der  Unter- 
suchung. Wir  haben  bereits  oben  darüber  berich- 
tet. Die  verschiedenen  Arten  der  Bestattung.  Es 
ist  nach  den  Resultaten  der  Nachgrabungen  in  den 
Kurganeu  im  Allgemeinen  zu  unterscheiden  Beer- 
digung uud  Verbrennung  der  Leichen.  Auch 
darüber  ist  schon  oben  das  Nöthige  initgetheilt. 
Im  Einzelnen  sind  folgende  verschiedenartige  Be- 
stattuugsweiitun  zu  erkennen: 

1.  Von  Kurgane»  mit  den  Resten  eines  Schei- 
terhaufens (l^uichenbrand)  hat  der  Verfasser  aus- 
gegraben: 4 in  der  Stadt  Tschernigow,  14  in  der 
Nähe  von  Tschernigow  und  4 beim  Kirchdorfe  I jß- 
winka,  unterhalb  Starodub.  Unter  allen  diesen 
sind  drei  nach  ihrer  Ausdehnung  oder  auch  nach 
dem  Reichthum  der  darin  gefundenen  Gegenstände 
besonder«  bemerkenswerth,  das  sind  das  „Schwarze 
Grab“  (Tschernaja  Mogila),  Gulbischtsche  und 
der  Kurgan  der  Fürstin  Tscherna.  Einige  die- 
ser Kurgane  werden  nun  beaondurs  beschrieben. 

Dur  Kurgan  „Tschernaja  Mogila“  liegt  in  der 
Stadt  Tschernigow  im  Gemüsegarten  Jes  Jeletzky- 
K loste rs.  Der  äusseren  Form  nach  gleicht  der 

Kurgan  am  ehesten  einem  sogenannten  Wachtkur- 
gane,  er  ist  uiinlich  konisch.  Der  Umfang  an  der 
62* 


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492 


Referate. 


Basis  ist  180  Arschin  (126  ra),  die  Ilöhe  15  Ar- 
schin (10,5  m).  Ursprünglich  ist  der  Kurgan  von 
eiuem  etwa  10  Arschin  (7  m)  breiten  Graben  um- 
geben gewesen,  von  welchem  jedoch  jetzt  nur  die 
Spuren  noch  sichtbar  waren.  Der  Volkstradition 
nach  ist  in  der  TscliernajA  Mogita  der  l>erühmte 
Fürst  Tscherny,  der  Gründer  der  Stadt  Tscher- 
nigow,  begraben.  Prof.  Saraokwasow  stellte 
nun  hier  im  Jahre  1873  Aufgrabnngen  an: 

Als  man  von  dem  Gipfel  des  Kurgaus  die  oberste 
Erdschicht  entfernt  hatte,  zeigte  sich  eine  Art 
Fundament  ans  Ziegelsteinen.  Es  lagen  vier  aus 
Ziegelsteinen  gemauerte  Quadrate  über  einander, 
die  Seiten  des  tiefsten  4 Arschin  (2,8  tu),  die  Sei- 
ten des  obersten  2 Arschin  (1,4  m)  lang.  Die  Zie- 
gel waren  durch  sehr  festen  Kalkmörtel  mit  ein- 
ander verbunden.  Die  Ziegel  waren  sehr  fest,  mit 
kleinen  Rinnen  an  den  Seiten,  und  glichen  genau 
den  rothen  Ziegeln,  aus  welchen  die  Mauern  der 
alten  Spassky-  (Erlöser-)  Kirche  in  Tschernigow 
erbaut  sind.  Unter  der  tiefsten  Ziegelschicbt,  ge- 
rade in  der  Mitte  des  Kurgnns,  befand  sich  ein 
stark  verfaulter  Eichenstamm,  8 Werschok  (35cm) 
breit,  12  Werschok  (52  cm)  lang,  l*/i  Arschin 
(ca.  1 m)  hoch.  Der  Stamm  ruht  auf  einem  Lager 
zertrümmerter  Ziegelsteine  von  derselben  Beschaf- 
fenheit, wie  die  oberen  Ziegel  des  FuudAments.  ln 
einer  Tiefe  von  5 Arschin  (3,5  m)  unter  dem  Stamme 
wurde  ein  stark  verrosteter  metallischer  Klumpen 
gefunden;  darin  entdeckte  mau  die  Reste  zweier 
eiserner  verbrannter  Helme,  von  denen  einer 
innen  und  aussen  mit  Kupfer  belegt  war.  An  der 
Innenfläche  des  anderen  Helmes  waren  die  Spuren 
einer  verbrannten  Kopfbedeckung  erkenubur:  einige 
zUKainmengeBchmolzeue  Knöpfe  and  Goldfaden. 
Ferner  erkannte  man  io  jener  Masse  zwei  Panzer- 
hemden, deren  Ringe  fast  alle  zu  eiuer  Masse  ver- 
schmolzen wareu  und  nur  hier  und  da  noch 
sichtbar  waren;  dann  zwei  mit  Silber  eingefasste 
Stierhörner.  Bei  einem  Horn  zeigte  das  Silber  ein 
gleichförmiges  Muster,  beim  anderen  verschiedene 
Figuren  (Drachen,  Greife,  zwei  unbekannte  Vögel, 
Hunde,  einen  Hahn,  zwei  Schützen  mit  Pfeil  und 
Bogen),  welche  an  die  Darstellungen  an  den  Wän- 
den der  Sophien-Katbedrale  in  Kiew  erinnern.  Da 
die  Figuren  unter  einander  verbunden  sind,  so 
könnten  sie  vielleicht  eine  Inschrift  darstellen. 
Ferner  wurden  gefunden:  zwei  goldene  byzan- 
tinische Münzen  des  IX.  Jahrhunderts  (Basilius  et 
CoDstant  Aug.).  Dann  wurden  verbrannte  Men- 
schonknochen und  verbrannte  Schafwolle  gefunden; 
doch  keine  Zeichen  dafür,  dass  die  Verbrennung 
an  Ort  und  Stelle  vor  sich  gegangen  ist. 

Weiter  in  der  Tiefe  aber,  etwa  5 Arschin  (3,5  in) 
unterhalb  der  gefundenen  Sachen,  stiess  man  auf 
die  massigen  Reste  eines  Scheiterhaufens  von  etwa 
15  Arschin  (10,5m)  im  Durchmesser.  Dies  Aschen- 
lager hatte  im  Centrum  eine  Mächtigkeit  von  etwa 


10  Werschok  (ca.  44  cm)  und  bestand  aus  Kohlen, 
Asche,  verbrannten  Knochen  von  Menschen.  Sänge- 
thieren,  Vögeln  und  Fischen.  Ferner  lagen  darin 
die  verkohlten  Körner  von  Roggen , Hafer  und 
Gerste  und  folgende  durch  Feuer  und  Rost  in  einen 
Klumpen  verschmolzene  Gegenstände:  zwei  Schwer- 
ter, zwei  Lanzen,  ein  (gekrümmter)  Sähel,  zwei 
Messer,  drei  Paar  Steigbügel  und  ein  Wurfspiess; 
die  kupfernen  Bestaudtheile  zweier  Schilder,  fünf 
Lanzenspitzen , einige  Pfeilspitzen  von  verschiede- 
ner Form,  drei  Sichelu,  drei  Meisael;  dünne  eiserne 
Beschläge  nebst  Henkel  von  Eimern,  vier  ver- 
schiedenartige eiserne  Schlüssel,  dilunwandige 
eiserne  und  kupferne  Gefa&M,  ein  eisernes  Schloss 
mit  einer  kupfernen  Spriugfeder,  eiserne  Hängen, 
drei  verschiedene  Arten  von  Spielknoclien,  sechs 
hohle  silberne  Knöpfe,  drei  silberne  Ohrringe  mit 
Anhängseln,  eiserne  und  knöcherne  Nadeln,  ver- 
schiedenartige Perlen,  Bruchstücke  knöcherner 
Kämme,  Goldfäden,  ein  verkohltes  Stück  Seiden- 
stoff, eiserne  Nägel,  zusatnmengeschraolzene  Stücke 
aus  Knpfer,  Silber  und  Glas,  eine  halbe  byzanti- 
nische Münze. 

Der  Kurgan  „Gulbiachtsche“  liegt  etwa 
l1/,  Werst  von  dem  oben  beschriebenen  auf  einem 
der  höchsten  Punkte  der  sogenannten  Boldin- 
schen  Hügel,  welche  schon  aus  der  ältesten  russi- 
schen Chronik  unter  diesem  Namen  bekanut  sind. 
Der  Hügel,  auf  welchem  sich  der  Kurgau  erhebt, 
bat  beim  Volke  den  Namen  „Gulbischtache,  d.  i. 
Ort  zum  Spazieren u (von  gulätj,  spazieren)  erhal- 
ten, und  dieser  Name  wurde  dann  auch  auf  den 
Kurgan  übertragen.  Der  in  Rede  stehende  Kur- 
gan ist  dein  oben  beschriebenen  in  seiner  äusseren 
Gestalt  ähnlich.  Frist  konisch,  12  Arschin  (8,4  m) 
hoch  und  hat  an  der  Basis  einen  Umfuug  von 
135  Arschin  (94,5  m);  ursprünglich  war  er  von 
einem  Graben  umgeben',  dessen  Breite  8 Arschin 
(5,6  m),  dessen  Tiefe  l Arschin  (2,8  m)  betrug.  Der 
Graben  ist  au  drei  Stellen  durch  Naohstflnen  der 
Erde  verschüttet.  Auf  dem  Gipfel  des  Kurgaus 
befand  sich  ein  kleines  Plateau  von  etwa  30  Ar- 
schin (21  m)  Umfang  und  im  Centrnm  desselben 
eine  Grube  von  l/2  Arschin  (0,35  ui)  Tiefe  und  un- 
gefähr 12  Arschiu  (8,4  m)  Umfang.  Einer  der 
anwesenden  älteren  Ortsbewohner  erinnerte  sich, 
dass  vor  20  bis  25  Jahren  der  Gipfel  des  Kurgans 
völlig  eben  und  in  dem  Centrnm  eine  Ziegelschicht 
bemerkbar  gewesen  sei.  Beim  Nachgraben  wurden 
keine  Ziegel  gefunden.  Der  Kurgan  wurde  nun 
im  Jahre  1872  naher  auf  seinen  Inhalt  untersucht. 
Im  Centrum  des  Kurgans,  etwa  6 Arschin  (4,2  m) 
von  dem  Gipfel,  wurde  eine  verkohlte  metallisch« 
Masse,  mehr  als  1 Arschin  (71  cm)  lang  und  etwa 
Vs  Arschin  (53,2cm)  dick,  gefunden;  beim  Heben 
zerbrach  sie  in  mehrere  Stücke.  Sie  bestand  aus 
halb  verkohlten,  halb  mit  einander  verschmolzenen 
Gegenständen:  einem  kupfernen  Schilde,  einem 


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Referate. 


493 


eisernen  Helme,  einem  Panzerhemd,  einem  Schwert, 
Lanze  und  Steigbügel.  Unmittelbar  unter  diesen 
Sachen  befand  sich  ein  dünnes  eisernes,  in  einige 
Theile  zerbrochenes,  Gefass  mit  verbrannten  Schil- 
delknochen, verkohlter  Schafwolle  und  einer  Ki er- 
sehnte. Noch  weiter  tiefer  wurden  die  Reste  eines 
Scheiterhaufens  blossgelegt:  eine  Schicht,  welche 
8 Werschok  (35,2  cm)  Dicke  in  der  Mitte  maus« 
nud  sich  an  den  Rändern  allmalig  verdünnte.  Sie 
bestand  ans  Asche,  Kohlen,  verbrannten  Men- 
schen- und  Thierknochen.  Bei  näherer  Darch- 
stöberung  dieser  Schicht  wurden  darin  aufgefunden: 
einige  verkohlte  Körner  von  Roggen,  Haler,  Gerste 
oder  Weizen  und  folgende  Gegenstände:  10  knö- 
cherne Knöpfe,  in  jedem  eine  oingeschnittene  Figur, 
10  hohle  Knöpfe,  gleichfalls  mit  Figuren;  ferner 
8 silberne  und  2 goldene  hohle  Knöpfe,  8 runde 
silberne  Plättchen  mit  eingelegten  goldenen  Figu- 
ren, 8 ähnliche  längliche  silberne  Plättchen,  11 
ähnliche  rhombische  Plättchen,  17  kleiue  ovale 
silberne  Plättchen  ohne  Vergoldung  und  ohne  Zeich- 
nungen, 2 herzförmige  silberne  Plättchen,  12  kleine 
quadratische  Plättchen  aus  Kupfer,  10  grosse  und 
2 kleine  kupferne  Schellen,  2 kupferne  Schnallen, 
das  Ende  einer  kupfernen  Dolchscheide,  49  Perlen, 
1 Ohrring,  ein  verkohltes  Stück  eines  Besatzes, 
Stücke  eines  knöchernen  Kammes,  mit  Schnitzwerk 
verziert,  5 verschiedene  geschnitzte  Knochen,  eiserne 
Beschläge,  Henkel,  Nägel,  200  verschieden  grosse 
silberne  und  kupferne  und  8 gläserne  zusaminen- 
geschmolzene  Stücke;  schliesslich  ein  silberner 
Samauiden  - Dirhem. 

Ein  dritter  Ktirgan  ist  etwa  400  Schritte 
vom  ersteren  innerhalb  der  Stadt  Tschernigow  auf 
dem  Hofe  des  jetzigen  Feaerwchrcoramandos  nm 
Anfänge  dieses  Jahrhunderts  aufgegraben  worden. 
Samokwasow  führt  einen  im  Jahre  1852  von 
einem  Augenzeugen  veröffentlichten  Bericht  an, 
aus  welchem  hervorgeht,  dass  der  Kurgan  in  allen 
Beziehungen  den  beiden  erst  beschriebenen  gleich 
gewesen  ist.  Die  dort  gefundenen  Gegenstände 
sind  aber  verloren  gegangen. 

2.  Kurgane,  welche  G «fasse  (Urnen)  mit 
verbrannten  Menschenknochen  beherbergen  (cfr. 
die  früheren  Berichte  Über  die  Ausgrabungen  im 
Gouv.  Kursk).  Die  Aufzählung  aller  specielter 
Localitäten,  wo  gegraben  wurde,  sowie  aller  ge- 
fundenen Gegenstände  lassen  wir  hier  bei  Seite. 

3.  Kurgane,  in  welchen  die  Skelete  auf  der 
Oberfläche  der  Erde,  aber  nicht  in  Särgen  liegen. 
(Man  vergleiche  im  Einzelnen  darüber  den  schon 
gegebenen  Bericht  über  die  Ausgrabungen  der  Kur- 
gane von  Bjelogorsk.) 

4.  Kurgane  mit  Skeleten,  welche  iu  eigent- 
lichen Gräbern  oder  in  Särgen  liegen,  ln  ihren 
äusseren  Formen  unterscheiden  sich  diese  nicht 
von  den  beiden  vorhergehenden  Kategorien  der 
Kurgane.  Ihrem  Inhalte  nach  sind  sie  durch  fol- 


gende Kennzeichen  charakterisirt:  1)  die  Skelete 

liegen  nicht  am  Boden  des  Kurgans  auf  der  Ober- 
fläche des  Erdbodens,  sondern  liegen  in  Gruben, 
eigentlichen  Grüberg,  in  einer  Tiefe  von  *'*  bis  3 Ar- 
schin (0,35  bis  2,1  m);  2)  fast  in  allen  Kurganen 
sind  Spuren  vermoderter  Särge  gefunden  worden 
(vermodertes  Holz  und  verrostete  eiserne  Nägel); 
3)  die  Skelete  sind  mit  dem  Kopfe  nach  Westen 
gerichtet  (ausgenommen  0 nach  Nordwesten  und 
1 nach  Süden  unter  99);  4)  das  Gesicht  ist  nach 
oben  gekehrt,  die  Arme  liegen  auf  der  Brust; 
5)  die  Todten  sind  reich  geschmückt.  An  22  ge- 
schmückten Skeleten  worden  folgende  Sachen  ge- 
funden, am  Kopfe:  26  Ohrringe  mit  mannigfachen 
Anhängseln,  ein  Stückchen  grünen  Tuches,  ein 
Stückchen  eines  seidenen  mit  Gold  genähten  Ge- 
webes; am  Halse:  6 Halsketten  aus  gläsernen, 
steinernen,  irdeuen  und  Bernstein-Perlen,  3 bron- 
zene Anhängsel  von  halbmondförmiger  Gestalt;  an 
den  Händen:  9 bronzen«  und  6 silberne  Finger- 
ringe; am  Gürtel:  3 bronzene  und  1 eiserne  Schnalle, 
3 eiserne  Messer  und  1 eiserner  Dolch ; an  den 
Füssen:  die  Reste  lederner  Stiefel,  welche  mit  bron- 
zenen Fäden  genäht  waren.  Ausserdem  wurden 
in  vier  Kurganen  leere  irdene  Gefasse  gefunden. 

5.  Kurgane,  in  welchen  die  Leichen  an  der 
Oberfläche  des  Erdbodens  sitzend  gefunden  wor- 
den. (VergL  den  früheren  Bericht  Nr.  240:  Aus- 
grabungen im  Gouv.  Kursk,  Nr.  4.  Kurgane  bei 
Alexandrowks.) 

6.  Kurgane,  in  welchen  ein  Reiter  auf  dem 
Pferde  sitzend  in  einem  unter  der  Erdoberfläche 
befindlichen  Grabe  gefunden  worden.  (Vgl.  den- 
selben Bericht,  Nr.  5.  Kurgane  buim  Dorfe  Klinowo.) 

Die  Nationalität  der  in  den  Kurganen  be- 
statteten Todten  anlangotid,  so  lasst  sich  nur  von 
deu  Kurganen  mit  Leichenbraud  erschliessen,  dass 
sie  vou  den  Sowerjänen,  einem  heidnischen 
Stamme  der  Slaven,  aufgerichtet  sind  l);  von  deu 
übrigen  lässt  sich  vor  der  HanJ  nichts  sagen. 

Das  Alter  der  Kurgane  betreffend,  so  geben 
die  in  den  Tschernigowschen  gefundenen  goldencu 
byzantinischen  Münzen  die  Möglichkeit  einer  siche- 
ren Zeitbestimmung.  Beide  Münzen  Btammen  aus 
der  Regieruugazcit  der  byzantinischen  Kaiser  Ba- 
silius und  Constantin  (869  bis  870);  die  Knr- 
gane  sind  also  nicht  vor  dem  letzten  Drittel  des 
IX.  Jahrhunderts  errichtet. 

Prof.  Samokwasow  bemerkt,  dass  in  den 
südlichen  Kreisen  des  Gouv.  Tschernigow,  so- 
wie in  den  nordwestlichen  Kreisen  de«  Gouv. Po  1- 
tawa  diu  Bewohner  statt  der  sonst  üblichen  Be- 
zeichnung „Kurgan*  den  Ausdruck  „Robleuiza“, 
welches  vom  klrinrussischen  Worte  „robitj- 
( arbeiten,  machen)  abzulcitcn  ist. 

*)  Die  Begründung  Biehe  in  der  vorhergehenden 
Abhandlung  Nr.  -4o. 


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494 


Referate. 


Dieser  Abhandlung  sind  3 Tafeln  Leigefügt, 
von  denen  eine  die  Ansicht  des  grossen  Kurgans 
„Tschemaja  Mogila“  zeigt,  die  zweite  das  daselbst 
gefundene  mit  Silber  beschlagene  Horn  vorstellt,  und 
die  dritte  die  silbernen  Verzierungen  wiudergiobt. 


242.  I).  A.  Samokwasow:  Die  Sewerj&ni- 

schen  Kurgane  und  ihre  Bedentung  für  die 
Geschichte.  (Arb.  d.  III.  arch&ol.  Congresses. 
Theil  I,  S.  187  bis  224.) 

Es  lag  ursprünglich  iin  Plaue  Samokwasow’« 
in  jedem  der  Kreise,  welche  das  alte  Land  der 
Sowerjünen  bilden,  eine  oder  zwei  Gruppen  von 
Kurgauen  aufzugraben;  doch  ist  er  bisher  nicht 
im  Stande  gewesen,  diesen  Plan  nach  allen  Seiten 
durchzuführen. 

Bisher  hat  Samokwasow  in  folgenden  Krei- 
sen gegraben: 


Kreis  Tschernigow, 
n Starodub, 

„ Nowgorod-Sewersk, 
„ Krolewetz, 
n Gluchow, 

Sumy, 

„ Hvlsk, 

„ Potiwl, 
n Kursk, 

„ Sudsha. 

Im  Ganzen  hat  er  bis  zum  August  1874 
313  Kurgane  aufgedeckt  ')• 

I.  Die  Kurgane  in  der  Stadt  Tschernigow: 
das  schwarze  Grob  (Tschemaja  Mogila),  der  Kur- 
gan  der  Fürstin  Tscborna. 

II.  Die  Kurgangruppen  beim  Kloster  Troizk; 
der  Knrgan  Galbischtsche;  der  namenlose 
Kurgau  (K.  beeiinjftnuy),  Umfang  der  Basis  105  Ar- 
schin (ca.  73  m),  Höhe  ca.  10  Arschin  (ca.  7 m). 
Au  kleinen  Kurgauen  sind  noch  ca.  200  vorhanden, 
unzweifelhaft  waren  früher  noch  mehr;  es  wurden 
58  aufgegraben.  Als  charakteristisch  für  dieselben 
kann  gelten:  1)  die  Skelete  lagen  */j  bis  3 Arschin 
(0,35  bis  2,1m)  unter  der  Erdoberfläche;  2)  fast 
überall  sind  Spuren  von  Särgen  vorhanden:  die 
Reste  verfaulten  Holzes  und  verrosteter  Nagel; 
3)  der  Kopf  der  Todten  ist  nach  Westen  gerichtet, 
nur  bei  zwei  nach  Nordwesten;  4)  die  Todten  lie- 
gen auf  dem  Rücken,  das  Gesicht  nach  aufwärts, 
die  llflude  auf  der  Brust,  ln  16  Gräbern  wurden 
Sachen  gefunden. 

III.  Die  Kurgangruppe  beim  Dorfe  Sednjew, 
20  Werst  von  Tschernigow.  Es  sind  dreierlei  Kur- 
gane vorhanden,  welche  sich  ihrem  Inhalte  nach 
von  einander  unterscheiden:  1)  grosse  Kurgane  mit 


Gouv.  Tschernigow 

Gonv.  Charkow 
Gouv.  Kursk 


*)  Wir  können  in  unserem  Referat  über  dies«  Mit- 
theilung  8a  mok  w »so w ’s  uns  kurzer  fassen,  weil  die 
früheren  Abhandlungen  Samokwasow’»  bereits  vieles 
von  dem  enthielten,  was  hier  noch  einmal  vom  Ver- 
fasser übersichtlich  gegeben  wird. 


den  Resten  eine«  Scheiterhaufens;  2)  kleinere  Kur- 
gane mit  Urnen,  gefüllt  mit  verbrannten  mensch- 
lieben  Gebeinen;  3)  kleine  Kurgane  mit  Skeleteu. 

IV.  Gruppe  von  K Organen  beim  Dorfe  Meri- 
nowka.  Es  sind  an  einer  Stelle  etwa  30  Kurgane 
von  1 bis  3 Arschin  (0,7  bis  0,21  m)  Höhe  und 
nahe  dabei  ein  Gorodischtsche  alter  Form  und 
ungefähr  2 Werst  davon  noch  50  Kurgane  vor- 
handen. Von  den  enteren  sind  17,  von  den  letz- 
teren 12  aufgegraben  worden.  In  den  Kurganen 
wurden  die  Reste  von  Särgen  und  Skeleten  gefun- 
den, an  Sachen  jedoch  nur  wenig. 

V.  Kurgangruppe  beim  Dorfe  Lewinka 
(6  Werst  von  Starodub).  Von  den  vielen  Kurga- 
nen, welche  in  der  Nähe  eines  Gorodischtsche  früher 
vorhanden  waren,  sind  die  meisten  durch  den  Pflug 
zerstört;  nur  6 Kurgane  waren  unversehrt;  sie 
wurden  ausgegraben,  ln  eiuigen  wurden  Skelete, 
in  anderen  Aschenhaufen  gefunden,  daneben  eiserne 
Gegenstände. 

VI.  Kurgane  und  Gorodischt sehen  am  Ufer  de« 
Flusse«  Desna  im  Gemeindegebiet  Rykowo;  die 
Kurgane  waren  fast  verschwunden;  es  wurden 
menschliche  Gebeine  und  einzelne  Gegenstände  ge- 
funden. 

VIL  Kurgangruppe  von  Wolokitina  (Kreis 
Gluchow).  Hier  stehen  am  hohen  Ufer  des  Flusse« 
Klewen  ein  Gorodiscbtacbe  und  20  Kurgane  von 
1 bis  4 Arschin  (0,7  bis  3,2  m)  Höhe,  ln  einigen 
Kurganen  wurden  Skelete  ohne  Särge,  in  ande- 
ren Gelassen  mit  gebrannten  Knochen  gefunden. 

VIII.  Gruppe  beim  Dorfe  Rotowka  (Kreis 
Gluchow).  Ein  Gorodischtsche  und  10  Kurgane 
sind  erhalten,  6 andere  Kurgane  sind  früher  schon 
aufgegraben.  Im  Innern  der  Kurgane  wurden  irdene 
Gefusse  mit  verbrannten  Menschengebeinen  gefun- 
den ; dabei  einige  zasammengeschmolzene  Sachen. 

IX.  Gruppo  beim  Dorfe  Ljubstowo  (Kreis 
Krolewetz).  Ein  Gorodischtsche  und  20  Kurgane 
haben  sich  erhalten.  9 wurden  aufgegraben ; in 
5 fand  man  nichts,  in  4 Topfscherben,  Kohlen  und 
verbrannte  Knochen. 

X.  Gruppe  bei  der  Podmon&styrskaja 
Sloboda.  Töpfe  mit  gebrannten  Menschengebei- 
nen wurden  gefunden. 

XI.  Gruppe  beim  Dorfe  Marjanowska. 
Zwei  Gorodisc  titschen  und  30  Kurgane  waren  er- 
halten, 7 wurden  aufgegraben.  Irdene  Gef&sse  mit 
gebrannten  Knochen,  Perlen  n.  s.  w.  gefunden. 

XII.  Gruppe  von  Setnoje  (Kreis Somy).  Von 
27  KurganeD,  welche  bei  dem  zum  Kloetcr  Sofron- 
jewsk  gehörigen  Gehöft  Setnoje  liegen,  wurden 
8 aufgegraben.  In  einem  lag  ein  Skelet,  in  den 
anderen  Töpfe  mit  gebrannten  Knochen ; einige 
Töpfe  daueben  waren  leer. 

XIII.  Gruppe  von  Kljukwa.  Unterhalb  Kursk, 
zwischen  den  Dörfern  Tolmatschawo  und  Gorodisch- 
tsche. 40  bis  50  Kurgane  erhalten,  davon  wurden 


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Keferate. 


495 


14  aufgegraben.  Im  Innern  waren  Gofässo  mit 
gebrannten  Menschengebeinen. 

XIV.  Gruppe  von  Alexandrowk  a.  Unter 
9 Knrganen  waren  3 leer,  4 enthielten  Gelasse  mit 
gebrannten  Menachenknochen;  2 Skelete,  beide  in 
sitzender  Stellung ; dabei  eine  eiserne  Schnalle  and 
ein  eiserne«  Messer. 

XV.  Der  Kur gan  beim  Dorfe  Klinowo  (Kreia 
Kursk)  war  von  beträchtlichem  Umfange,  60  Ar- 
schin (42  m).  aber  geringer  Höhe,  8 Arschin  (0,7  m); 
er  war  in  seiner  äusseren  Form  den  sogenannten 
Steppenkurganen  ähnlich.  Im  Innern  beherbergte 
der  Kurgan,  4 Arschin  (2,8  m)  unter  der  Erdober- 
fläche, ein  Pferdoskelei  und  daueben  die  durch- 
einander geworfenen  Knochen  eines  Menschrn- 
skelets;  dabei  einige  Metallsachen.  Es  war  offenbar 
ein  Heiter  auf  seinem  Pferde  hier  begraben  worden. 

XVI.  Heim  Nikolaikloster  von  Hjelogorje,  am 

hohen  Ufer  dee  Flusses  Psol,  haben  eich  2 Üoro- 
discbtschen  und  eine  Gruppe  von  etwa  300  Kur- 
ganen  erhalten.  Umfang  des  einzelnen  Kurgans 
an  der  Basis  12  bis  45  Arschin  (8,4  bis  31,5  m). 
Höhe  V,  bis  5 Arschin  (0,35  bis  3,5  m).  Gestalt 
eines  abgestumpften  Kegels  oder  einer  regelmässi- 
gen Halbkugel.  Ein  Theil  der  aufgegrabenen  Kur- 
gane  enthielt  verbrannte  Menschengebeine  und 
allerlei  zusammengeschmolsene  Schmuckgegen- 
stände. Ein  anderer  Theil  der  Kurgane  enthielt 
Skelete.  Charakteristisch  war  Folgendes:  1)  die 

Skelete  lagen  nicht  in  einer  Vertiefung  der  Erde, 
sondern  auf  der  Erdoberfläche;  2)  keine  Särge; 
3)  die  Richtung  der  Skelete  wechselt,  doch  über- 
wiegt die  Lagerung  des  Kopfes  nach  Westen;  4)  die 
Todtcn  lagen  mit  dem  Gesicht  nach  oben;  5)  die 
Hände  hatten  verschiedene  Stellungen  ; 6)  Ober- 

schenkel- und  Unterschetikelknochen  lagen  stets 
einander  parallel.  35  Skelete  waren  mit  allerlei 
Sachen  geschmückt:  silberne  Reifen  mit  Haken  ain 
Kopfe,  Schläfenringe,  Perlen,  Armringe  und  Finger- 
ringe aus  Knpfer,  eiserne  Messer  und  Schnallen. 

XVU.  Gruppe  bei  der  Stadt  Miropolje,  aus 
19  Kurgaucn  bestehend,  davon  nur  noch  5 erhal- 
ten. ln  einigen  Kurganen  wurden  Gelasse  mit 
verbrannten  Monnchenkuochen  gefunden,  dabei  zu- 
sammengeschmolzene Klumpen  silberner  Sachen, 
Perlen  u.  s.  w. 

Die  Kurgane  repräsentiren  zwei  verschiedene 
Arten  der  Bestattung:  Leichenbrand  und  Be- 

erdigung. Letztere  Art  zeigte  ausserdem  manche 
Abarten:  I^ageruug  der  Todten  in  einer  Grube, 
auf  der  Erdoberfläche,  ohne  oder  mit  Särgen. 
Zur  Bestimmung  der  Nationalität  der  in  den  Kur- 
ganen der  zweiten  Kategorie  bestatteten  Individuen 
haben  wir  keinen  Anhaltspunkt;  die  Kurgane  mit 
Leichenbrand  können  wir  einem  slaviHchen 
Stamme  zuschreiben.  Man  kann  aus  dem  Befunde 
der  Nachgrabungen  den  Gang  der  Bestattung  heute 
construiren.  Es  wurde  zuerst  ein  Erdhügel  vou 


1 bis  6 Arschin  (0,7  bis  4,2  m)  Höhe  und  einem 
Umfange  von  50  bis  200  Arschin  an  der  Basis 
(35  bis  140  m)  aufgeworfen.  Hierauf  wurde  ein 
Scheiterhaufen  errichtet,  wozu  verschiedene  Holz- 
arten benutzt  wurden  (Eiche,  Birke,  Fichte,  Erle). 
Man  bediente  sich  eiserner  Nägel  zum  Befestigen. 
Der  Scheiterhaufen  muss  eine  beträchtliche  Grösse 
gehabt  haben,  darauf  weisen  die  ungebrannten 
dicken  Pferdeknochen,  die  stark  zasammengeschmol- 
zenen  Gegenstände,  die  Mächtigkeit  des  zurück- 
gebliebenen Ascheiihaufens,  welcher  mitunter  noch 
Vi  Arschin  (0,35  m)  beträgt.  Der  Todte  wurde 
festlich  bekleidet  auf  den  Scheiterhaufen  gelagert; 
zu  ihm  legte  man  verschiedene  Gegenstände:  Waf- 
fen , Rüstzeug,  Hunsgeruth,  Münzen,  Brot,  Haus- 
thicre.  Mitunter  wurden  zwei  Leichen  zusammen 
verbrannt,  wieder  Befund  in  den  Kurganen  „Tscher- 
naja  Mogila“  und  „Gulbischtsche“  zeigt  Man  fand 
die  Reste  zweier  Skelete  an  zwei  verschiedenen 
Stellen  des  Aschenhaufens.  Von  den  dabei  befind- 
lichen Sachen  gehörten  die  einen  einem  Manne,  die 
anderen  einem  Weibe  an.  Sie  mögen  etwa  2 Ar- 
schin (1,4  m)  von  einander  entfernt  gernht  haben. 
Nach  stattgehnbter  Verbrennung  wurde  der  Aschen- 
haufen  mit  einer  Erdschicht  von  Vj  bi*  5 Arschin 
(0,35  bis  3,5  m)  Mächtigkeit  bedeckt.  Auf  diese 
Erdschicht  stellte  man  einGeftiss  mit  den  Gebeinen 
eines  geopferten  Thieres  und  fügte  verschiedene 
Ausrüstungsgegenstinde  hinzu:  Helm,  Panzer, 

Schild,  Schwert,  Lanze  und  Pfeile.  Das  zu  opfernde 
Thier  wurde  nicht  iin  Centrum  des  Kurgans,  son- 
dern an  einem  anderen  Orte  verbrannt  nnd  die 
verbrannten  Reste  in  den  Kurgan  gesetzt.  Dann 
wurde  wieder  Erde  aufgeschüttet,  etwa  2 bis  6 Ar- 
schin hoch  (1,4  bis  4,4  m).  Auf  dem  Gipfel  des 
Kurgans  „Tschcrnaja  Mogila“  sind  Spuren  eines 
Grabdenkmals  vorhanden.  Nachdem  der  Kurgan 
fertig  war,  wurde  ein  Graben  um  denselben  gezogen. 

Es  gab  aber  noch  eine  andere  Art  der  Bestat- 
tung. Man  verbrannte  die  völlig  bekleideten  Todten 
nicht  in  den  Kurganen,  sondern  irgendwo  an  einem 
anderen  Platze.  Mit  dem  Todten  verbrannte  mau 
kleinere  Hausthieru;  dann  wurden  die  Asche  und 
die  Knochenreste  in  ein  irdenes  Ge  fass  gethan  und 
das  letztere  auf  einen  Erdhügel  von  1 bis  2 Ar- 
schin (0,7  bis  1,4  iu)  Höhe  gestellt  und  dann  Erde 
*/j  bis  1 Vs  Arschin  (0,35  bis  1 m)  hoch  darüber 
geschüttet.  Mau  hat  in  einem  nnd  demselben  Knr- 
gan  zwei,  auch  drei  Gefässe  neben  einander  gefun- 
den ; vielleicht  enthielt  das  eine  die  Reste  des 
Mannes,  die  anderen  die  der  mitverbrannten  Frauen. 
Mitunter  fanden  sich  ganz  leere  Gelasse  neben  ge- 
füllten; wahrscheinlich  enthielten  die  ersteron 
Speise  oder  Trank. 

Der  so  geschilderte  Bestattungsgebrauch  ent- 
spricht dem  Gebrauche,  welcher  unter  den  Slaven 
üblich  war,  bevor  dieselben  das  Christenthum  An- 
nahmen. 


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496 


Referate. 


Ueberdies  befinden  sieb  alle  Kargane,  welche 
Gebisse  mit  Menschungobeinen  enthielten,  inner- 
halb der  von  den  alten  Chroniken  angegebenen 
Grenzen  de»  sewerjänischen  Gebiets. 

Ana  den  in  den  Kurganen  „Tschernaja  Mogila“ 
und  „Gulbischtsehe“  gefundenen  Münzen  kann 
man  schliessi'n,  dass  die  Kurgane  nicht  vor  dein 
letzten  Viertel  des  IX.  Jahrhunderts  errichtet  Bind, 
dasfl  nicht  die  W ar&ger-Russen,  sondern  die  Ein- 
geborenen des  Landes  sie  errichtet  haben;  die 
Waräger  wurden  begraben,  aber  nicht  verbrannt. 
Die  Eingeborenen  waren  aber  Slaven:  Sewcr- 
j & n e n. 

Die  Resultate  der  Ausgrabungen  der  Kurgane 
sind  von  hoher  Bedeutung  für  die  Wissenschaft; 
sie  geben  uns  Auskunft  über  Mancherlei  aus  dem 
Leben  der  Slaven  aus  einer  Zeitepoche,  von  der 
geschriebene  Geschichtsquellen  nichts  melden. 

243.  D.  J.  Samokwasow:  Die  historische  Be- 

deutnug  der  Gorodischtschen.  (Arb.  d.  III. 
arckäol.  Congresses.  Thl.  I,  S.  225  bis  235) 

enthält  dasselbe,  was  bereits  aus  den  bisherigen 
Referaten  bekannt  ist 

244.  D.  J.  Samokwasow:  Geschichte  des  rassi- 
schen Rechts.  I.  Bd.:  Die  Anfänge  des  po- 
litischen Lebens  der  altrussischen  Slaven. 

1.  Heft:  Literatur.  Quellen.  Die  Methode  der 
wissenschaftlichen  Bearbeitung  der  Quellen. 
Warschau  1878.  8<".  X f 272  -f  74  S.  (Ca- 
MOKBHCOBi.)  Hcropi«  PvccKaro  npaaa.  Toni  I. 
Hn'iiuo  nojHTimriKaro  6ura  jjicuHcpvci’KHXi 
Cjanfliii.  Bun.  I.  liTepaiypa.  Hcto'ihiikii. 
Mctcmw  V'icHoft  paapaöoTKii  hctomhiikobi». 
Bapmaaa  1878  cTp.  X -f  272  4*  74. 

Auch  diese  gelehrte  Abhandlung  des  Herrn 
Prof.  Samokwasow  enthält  in  archäologischer 
Beziehung  viel  Wichtiges.  Das  erste  und  zweite 
Capitel  giebt  eine  umfassende  Darstellung  aller 
bisher  in  der  Literatur  niedergelegten  Anschauun- 
gen über  die  Anfänge  des  politischen  Lebens  der 
(russischen)  Slaven  bis  zur  Epoche  der  Berufung 
Ruriks  (S.  1 biß  76)  und  eine  eingehende  aus- 
führliche Analyse  und  Kritik  der  verschiedenen 
Anschauungen  und  Theorien  über  diese  Frage 
(S.  77  bis  155).  Das  dritte  Capitel  ist  für  uns 
wichtig.  Es  beschäftigt  sich  mit  den  Quelleu, 
aus  welchen  wir  die  Kunde  über  die  Anfänge  des 
politischen  Lebens  der  Slaven  schöpfen  und  mit 
der  Methode  der  Quelleubearbcitung  (S.  156  bis 
272).  Die  Quellen  sind  nun: 

1.  Chronistische  oder  anderweitige  s c h r i f t- 
liche  Aufzeichnungen. 

2.  Thatsächlich  aus  den  ältosten  Zeiten  stam- 
mende Denkmäler. 

3.  Sitten  und  Gebräuche  aus  alter  Zeit, 
welche  sich  bis  jetzt  im  Volksleben  erhalten  haben. 


4.  Schlussfolgerungen  aus  dem  verglei- 
chenden Stadium  des  politischen  Lebens  sol- 
cher Völker,  welche  sich  auf  der  Stufe  ihrer  Ent- 
wickelung befanden  oder  noch  heute  befinden, 
auf  welcher  die  Slaven  zur  Zeit  ihrer  ältesten  Ge- 
schichte standen. 

Bei  Gelegenheit  der  Besprechung  der  au«  Älte- 
ster Zeit  stamm eudeu  Denkmäler  als  änsserst 
wichtiger  Quelleu  für  das  Studium  der  Anfänge  des 
politischen  Lehens  fasst  der  Verfasser  die  Resul- 
tate seiner  eigenen  Untersuchungen  der  Denk- 
mäler, d.  h.  der  „ Gorodischtschen  “ und  der 
„Kurgane“  in  übersichtlicher  Weise  zusammen. 
Uebor  Einzelheiten  der  Untersuchungen  deB 
Verfassers  haben  wir  nach  den  einzelnen  Abhand- 
lungen bereits  berichtet;  wir  beben  hier  nur  eini- 
ges Allgemeine  hervor. 

Die  namentliche  Aufzählung  aller  einzelnen 
Oertlichkciten,  an  welchen  der  Verfasser  Nachgra- 
bungen anstellte,  übergehend,  nennen  wir  nur  die 
Gouvernements  Tschernigow,  Poltawa,  Char- 
kow, Kursk  und  Kiew.  In  diesen  genannten 
Gouvernements  hat  der  Verfasser  an  28  Stellen 
30  Gorodischtschen  und  bis  700  Kurgane  unter- 
sucht. Allein  die  Zahl  der  auf  ihren  Inhalt  und 
ihre  Bedeutung  erforschten  Kurgane  stellt  sich  viel 
höher,  wenn  man  folgenden  Umstand  dabei  be- 
rücksichtigt. Der  Verfasser  hat  an  den  einzelnen 
BestattungsplÄtzen  (d.  h.  Gruppen  von  Kurganen) 
jedesmal  etwa  ein  Drittel  der  Kurgane,  jedoch  au 
verschiedenen  Stellen  des  Platzes  aufgegraben  und 
nicht  eher  geruht , als  bis  keine  Hoffnung  mehr 
vorhanden  war,  durch  Untersuchung  der  übrigen 
Kurgaue  etwas  Neues  zu  fiuden.  Es  ist  deshalb 
die  Zahl  der  auf  ihren  Inhalt  bestimmten  Kurgaue 
beträchtlich  grösser,  als  die  Zahl  der  wirklich  auf- 
gegrabeuen.  Die  eiuzelueu  Zahlen  als  Belege  lassen 
wir  fort. 

Was  zuerst  die  Gorodischtschen  anbelangt, 
so  haben  wir  mit  Berücksichtigung  des  bereits 
oben  Mitgethcilten  *)  der  hier  vorliegenden  Schil- 
derung des  Autors  nur  wenig  zu  entnehmen. 
Besonders  wichtig  sind,  sagt  der  Verfasser,  die 
aus  heidnischer  Zeit  hu  re  tu  mm enden  Gorodisch- 
tschen,  weil  es  die  ältesten  sind.  Es  giebt  nur 
ein  ganz  uufehlbares  Kenuzeichen,  um  diese  Zeit- 
epoche zu  bestimmen,  das  ist  die  Existenz  von 
Kurganun  in  der  Nähe  eines  Gorodischtsche.  Die 
vom  Verfasser  in  einzelnen  Fällen  unternommenen 
Nachgrabungen  haben  ihm  die  Sicherheit  dieses 
Kennzeichens  dargethan. 

lu  Bezug  auf  die  Kurgane  ist  die  Frage  nach 
der  Nationalität  der  in  ihnen  bestatteten  Menschen 
in  historischer  Beziehung  vor  Allem  wichtig. 
Man  hat  von  Schlözer  bis  auf  die  ueueste  Zeit 
Behr  absprechend  über  die  Bedeutung  der  Kur- 


*)  HamokwaBow:  Die  alten  „Goroda“. 


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Referate. 


497 


gano  ge  urt  heilt:  man  hat  es  für  unmöglich  gehal- 
ten, die  Gräber  der  alten  Slaven  von  den  Gräbern 
anderer  Völker  za  unterscheiden.  In  den  letzten 
Jahren  hat  .sich  diese  Anschauung  geändert  za 
Gunsten  der  Kurgaue  und  ihrer  historischen  Be- 
deutung. 

Die  vom  Prof.  Samokwasow  in  den  Gouver- 
nements Tschernigow,  Poltawa,  Kursk  und  Charkow 
aufgegrabenen  Kurgaue  zeigten  zwei  verschiedene 
Arten  der  Bestattung:  Beerdigung  und  Verbren- 
nung der  Leichen.  In  den  Kurganen,  in  welchen 
beerdigte  Leichen  — Skelete  — angetroffen  wur- 
den, liesB  sich  nicht«  von  solchen  Merkmalen  oder 
Sachen  entdecken,  wonach  sicher  das  Volk  oder 
die  Nationalität  des  Kurgan Volkes  zu  erschliessen 
war.  Dagegen  liess  sich  entscheiden,  dass  die 
Kurgane  mit  Leicheubrand  den  Sl&ven  zuzuschrei- 
ben sind. 

Die  Kurgane  mit  Leichenbrand  bieten  zwei 
verschiedene  Formen  dar:  grosse  Kurgane,  wel- 
che die  Reste  eines  Scheiterhaufens  einschliessen 
und  kleine  Kurgane,  welche  nur  Urnen  mit 
verbrannten  Knochen  beherbergen.  Die  Art  und 
Weise  der  Bestattung  kann  auf  Grundlage  der  an- 
gestellten  Nachgrabungen  genau  ermittelt  werden. 

Die  Bestattungsweiae,  wie  dieselbe  den  grossen 
Kurganen  zu  Grunde  liegt,  ist  folgende:  Es  wurde 
zuerst  ein  Erdhaufen  von  1 bis  6 Arschin  (0,7  bis 
4,2  m)  Höhe  und  50  bis  200  Arschin  (35  bis  140  m) 
im  Umfang  aufgeschüttet.  Auf  diesem  Hügel  wurde 
ein  Scheiterhaufen  errichtet  Dass  der  Scheiter- 
haufen ein  beträchtlicher  gewesen  Bein  muss, 
darauf  weisen  die  stark  verkohlten  Knochen,  die 
geschmolzenen  goldenen,  silbernen  und  kupfernen 
Gegenstände;  ferner  die  aus  Asche,  Kohlen  und 
verbrannten  Knochen  bestehende  ca.  2 bis  4 Wer- 
Rchok  (9  bis  18cm)  dicke  Schicht,  welche  als  Rest  des 
verbrannten  Scheiterhaufens  zurückgeblieben.  Der 
in  Beine  besten  Gewänder  gehüllte  Todto  wurde 
auf  den  Scheiterhaufen  gelegt,  auch  andere  Gegen- 
stände wurden  auf  den  Scheiterhaufen  doponirt; 
Rüstzeug,  Waffen,  verschiedene  Hausgeräthe,  Spiele, 
Münzen,  Brot,  Ilausthiere.  Nachdem  alles  ver- 
brannt war,  wurde  der  Aschenhaufen  mit  einer 
Schicht  Erde  bedeckt,  welche  eine  verschiedene 
Dicke  hatte,  von  */»  bis  5 Arschin  (0,35  bis  3,5  in). 
Auf  diese  Erdschicht  wurde  dann  in  der  Mitte  des 
Kurgane  ein  Gefüss,  welches  die  Knochen  eines 
geopferten,  d.  h.  eines  verbrannten  Tbieres  ent- 
hielt, niedergesetzt;  mitunter  wurde  hier  das  Rüst- 
zeug des  Todteu:  Helm,  Panzer,  Schild,  Schwert, 
Lanze,  Pfeile  deponirt.  Dann  wurde  wiederum 
eine  Schicht  Erde  darüber  gothan  von  2 bis  6 Ar- 
schin (1,4  bis  4,2  in)  Mächtigkeit.  Wahrscheinlich 
stellte  man  auf  den  Gipfel  des  so  zubereiteten  Kur- 
gans ein  Erinnerungszeichen,  ein  Denkmal.  Das 
„Schwarze  Grab“  (Tschernaja  Mogila)  bei  Tscher- 
nigow  besitzt  auf  seinem  Gipfel  die  deutlichen 
Archiv  fflr  Aiitiinopolagle.  B«I.  XU. 


Spuren  eines  von  der  Zeit  zerstörten  Denkmals. 
Um  den  so  hergerichteten  Kurgan  wurde  ein 
schützender  Graben  von  2 bis  10  Arschin  (1,4  bis 
7 m)  Breite  und  1 bis  5 Arschin  (0,7  bis  3,5  m) 
Tiefe  gezogen. 

Der  zweite  Modus  der  Leiohenverbrcnnung 
wich  hiervon  ab.  Der  Todte  wurde  nicht  auf  dem 
Kurgan  verbrannt,  sondern  irgendwo  anders.  Es 
ist  möglich,  dass  jedem  einzelnen  Todten  ein  be- 
sonderer Scheiterhaufen  neben  dem  Kurgan  errich- 
tet wurde;  es  ist  möglich,  dass  man  die  ärmeren 
Leute  irgendwo  an  einer  gemeinsamen  Stelle  ver- 
brannte. Mit  der  bekleideten  Leiche  des  Menschen 
wurden  jedenfalls  auch  kleine  Thiere  verbrannt  : 
man  findet  fast  in  jedem  GeOtase  (Urne)  sowohl 
Menschen-  als  Thierknochen,  sowie  auch  Verzie- 
rungen und  Schmucksachen.  Die  nachgebliebenen 
Knochen reste  wurden  gesammelt,  in  ein  irdenes 
Geföss  gelegt  und  dasselbe  auf  einen  vorher  zu- 
bereiteten Erdhügel  von  1 bis  2 Arschin  (0,7  bis 
1,4  m)  Höhe  gestellt  and  mit  einer  Erdschicht  von 
*/j  bis  l Yf  Arschin  (0,35  bis  1 ra)  bedeckt.  Bis- 
weilen sind  in  einem  und  demselben  Kurgan  zwei, 
sogAr  drei  Urnen  mit  verbrannten  Knochen  neben 
einander  gefunden  worden.  Vielleicht  dass  dies 
Fälle  waren,  wo  mit  den  Männern  die  Weiber  ver- 
brannt wurden,  worüber  historische  Berichte  exi- 
stiren.  Neben  den  mit  Knochen  gefüllten  Urnen 
stehen  mitunter  solche,  welche  nur  Erde  enthalten. 
Dieser  eben  geschilderte  Modus  der  Verbrennung 
der  Todten  und  Aufbewahrung  der  Reste  in  Ur- 
nen entspricht  den  Schilderungen,  welche  von  den 
Bestattungsgebräuchen  der  (russischen)  Slaven  in 
der  unmittelbar  der  Annahme  des  Christenthums 
vorausgebenden  Zeitepoche  in  den  Chroniken  (Leto- 
pis)  entworfen  werden.  Auch  das  Zeugnis«  des 
arabischen  Schriftstellers  des  X.  Jahrhunderts  Ibn- 
Dast  über  die  Bestattungsgebräuchu  der  Slaven 
gehört  hierher.  Es  unterliegt  daher  keinem  Zwei- 
fel, dass  die  in  Rede  stehenden  Kurgane  von  einem 
slavischen  Volksstamrae  errichtet  worden  sind. 
Die  Chroniken  gestatten  aber  ferner  die  genaue 
Bestimmung,  was  das  für  ein  slnvischer  Stamm 
gewesen  ist:  die  dort  angegebenen  Gebiete,  in  wel- 
chen der  Stamm  der  Sewerjanen  wohnte,  sind 
dieselben,  in  welchen  heute  in  den  Gouvernements 
Tschernigow,  Poltawa,  Kursk  und  Kiew  Jena  oben 
beschriebenen  Kurgane  gefunden  werden.  Nach 
einigen  in  den  Kurganen  „Tschernaja  Mogila“  und 
„Gnlbischtsche“  (Gouv.  Tschernigow)  gefundenen 
Münzen  (zwei  ganze  und  eine  halbe  byzantinische 
Goldmünze,  und  ein  arabischer  Dir  hem)  kann  so- 
gar die  Zeit  der  Errichtung  der  Kurgaue  bestimmt 
werden:  cs  ist  der  Anfang  des  IX.  Jahrhunderts 
nach  Christum  als  frühester  und  das  Ende  des 
XL  Jahrhunderts  als  spätester  Terrain,  kurz  vor 
Einführung  des  Christenthums  in  diesen  Gegenden. 

Es  ist  leicht  verständlich,  dass  sich  aus  der  auf  * 
63 


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498 


Heferate. 


diene  Weiße  gewonnenen  Erkenntnis«  von  der  Na- 
tionalität doü  Kurganvolkes  im  Goav.  Tscherni- 
gow  n.  ß.  w.  Rückschlüsse  ziehen  lassen  auf  die 
Sitten  und  Gebräuche  des  Volkes,  welchem  dio 
Kurgane  zugeschricben  werden.  Nach  den  Berich- 
ten der  Chroniken  galten  die  Sewerjänen  für  den 
rohesten  aller  slaviscben  Stämme  der  heidnischen 
Epoche;  der  Befund  der  Gorodischtschen  und  der 
Kurgane  belehren  uns  eines  Anderen.  Die  Exi- 
stenz von  befestigten  Ansiedelungen  — Gorodisch- 
tschen — und  dabei  liegenden  gemeinschaftlichen 
Begräbnissstätten  (Gruppen  von  Kurganen)  weist 
darauf  hin,  dass  diu  heidnischen  Sewerjiinen  in  an- 
Behnlicheu  (politischen)  Gemeinden  lebten.  Die 
verschiedene  Grösse  der  Kurgane,  die  verschiede- 
nen darin  gefundenen  Werthsachen  wuiscu  ciue 
Ungleichheit  in  den  Gesellschal tsclassen , die  ge- 
fundenen fremden  Münzen  deuten  existirende  Han- 
delsverbindungen an.  Dio  anderweitig  zum  Haus- 
halte u.  b.  w.  gehörigen  aufgefundenen  Gegenstände 
lassen  auch  einen  Einblick  in  die  häuslichen  Ver- 
hältnisse der  Scworjänen  thun. 

Dass  dio  Kurgane  und  Gorodischtschen  als  Denk- 
mäler einer  alten  längst  vergangenen  Zeit  hohe 
Wichtigkeit  haben,  ist  unzweifelhaft;  deshalb  müs- 
sen sie  geschützt  und  gehörig,  d.  h.  methodisch 
untersucht  werden.  Dass  eine  Reihe  von  Kurga- 
nen, Gräbern  u.  8.  w.  durch  sogenannte  Schatz- 
gräber zu  Grunde  gerichtet  werden,  dass  der  Altes 
nivellirende  Pflug  des  Ackerbauers  auch  die  Gräber 
zerstört,  ist  nicht  zu  ändern,  aber  es  wnrden  und 
werden  auch  jetzt  noch  alljährlich  Kurgane  auf- 
gedeckt aus  Neugier,  bei  Gelegenheit  von  Bau- 
ten u.  8.  w.,  ohne  dio  geringste  Vorsicht.  Dabei 
geht  viel  kostbares  Material  zu  Grunde.  In  einzel- 
nen Museen  sind  allerlei  Gegenstände  angehäuft, 
welche  aus  Kurganen  stummen,  ohne  jegliche  An- 
gabe der  Gestalt,  Form  und  Aeusserlichkeit  der 
Kurgane.  In  Rücksicht  auf  diese  bisher  üblich 
gewesene,  sehr  unwissenschaftliche  Methode  Kur- 
gane u.  s.  w.  zu  untersuchen,  stellt  der  Verfasser 
(S.  208  bis  214)  ein  Programm  zur  wissenschaft- 
lichen Erforschung  der  Kurganu  und  Gorodisch- 
tschen auf. 

Es  wird  kaum  Jemand  in  einer  gelehrten 
historisch -juristischen  Abhandlung,  wie  der  des 
Herrn  Prof.  SamokwaBow,  ein  derartiges  Pro- 
gramm suchen.  Der  Verfasser  hat  dieses  selbst 
gefühlt  und  um  der  ihn  vor  Allem  interessirendun 
Idee  ein«  weitere  Verbreitung  zu  beschaffen,  hat 
er  soiu  Programm  dem  Comite  der  Moskauer  an- 
thropologischen Ausstellung  mitgetheilt.  Es  ist 
in  den  Protocollen  der  Sitzungen  des  Comites  nebst 
Ergänzungen  Prof.  Samokwasow's  abgedruckt. 
Wir  kommen  darauf  später  zurück. 

Als  Resultat  eines  vergleichenden  Studiums  des 
politischen  Lehens  der  anf  niederer  Civilisation 
stehenden  Völker  zieht  der  Verfasser  in  Rücksicht 


auf  die  ihn  besonders  interessirende  Frage  nach 
der  Bedeutung  der  Gorodischtschen  den  Schluss: 
Alle  sesshaften  Völker,  d.  h.  solche  auf  der  nie- 
drigsten Culturstufe  stehenden,  welche  keine  Vieh- 
zucht, keinen  Ackerbau  kennen,  sondern  Bich 
ausschliesslich  von  Fischen,  wilden  Früchten,  Wur- 
zeln u.  b.  w.  nähren,  sowie  auch  Ackerbau  trei- 
bende Völker,  wenn  Bie  selbständig  und  politisch 
unabhängig  existiren,  anderen  höher  cultivirten 
Völkern  nicht  unterworfen  sind,  lebten  und  leben 
in  befestigten  Wohnungen  oder  Ansiedelungen, 
welohe  den  rassischen  „Goroda“  oder  „Gorodki** 
der  Epoche  vor  Rurik  ähnlich  sind.  Dagegen 
haben  Wandervölker,  Nomaden,  nicht  die  Ge- 
wohnheit, ihre  Ansiedelungen  zu  befestigen,  doch 
giebt  es  hierfür  Ausnahmen. 

Der  Verfasser  führt  zur  näheren  Begründung 
dieser  Behauptung  eine  Reihe  Kinzelfacta  auf  und 
versucht  dabei  den  Einwurf  derjenigen  Gelehrten 
zurückzuweisen,  welche  sich  gegen  seine  Theorie 
und  Auffassung  der  Gorodischtschen  als  befestigte 
besiedelte  Plätze  ausgesprochen  haben. 

Der  Abhandlung  sind  eine  grosse  Menge  lite- 
rarischer Nachweise,  Erklärungen,  kritische  Be- 
merkungen in  einem  besonderen  Anhänge  (S.  1 
bis  74)  boigefügt.  Darunter  findet  sich  (S.  62, 
Anmerkung  48  des  III.  Capitels)  folgende  Notiz: 
Prof.  Samokwasow,  um  zu  einem  möglichst 
vollständigen  Verzeichniss  der  Kurgane  im  Ge- 
biete des  russischen  Reiches  zu  gelangen,  hatte 
einen  Fragebogen  ausgearbeitet,  worin  die  einzel- 
nen Amtsbezirke  (russisch  Wolost)  eines  jeden 
Kreises  ersucht  werden,  Notizen  zu  sammeln  über 
die  Localität,  Menge,  Form  u.  s.  w.  der  alteu  Erd- 
aufschüttungon  (Kurgane  u.  s.  w.),  über  die  Tra- 
ditionen, über  etwaige  Funde  u.  s.  w.  Er  waudte 
sich  damit  an  den  Director  des  statistischen  Cen- 
tralcomites  in  St- Petersburg  P.  P.  Semenow  mit 
der  Bitte,  das  Programm  durch  Vermittelung  der 
statistischen  Comites  der  Gouvernements  den  ein- 
zelnen „Woloaten“  zuzuschicken.  Semenow 
hatte,  in  gewohnter  Weise  alle  wissenschaftlichen 
Arbeiten  möglichst  unterstützend,  sofort,  dio  Bitte 
erfüllt  und  bereits  1873  waren  aus  allen  45  Gou- 
vcrnemeutB  des  europäischen  Russlands  die  Ant- 
worten eingelaufen:  ein  reiches,  freilich  sehr  rohes 
Material.  Ira  Jahre  1876  wurde  dasselbe  Pro- 
gramm im  Königreiche  Polen  vertheilt,  und  gleich- 
falls liefen  ans  allen  Wolosten  die  Antworten  ein. 
Es  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  auch  in  solchen 
Gouvernements  des  europäischen  Russlands,  in 
welchen  bis  jetzt  — nach  literarischen  Aufzeich- 
nungen zu  nrtheilcn  — gar  keine  oder  nur  sehr 
wenige  Kniaufschüttungen  tiekanut  waren,  50  bis 
300  Gorodischtschen  und  500  bis  35000  Kurgane 
noch  erhalten  sind.  Dio  Bearbeitung  dieses  Ma- 
terials ist  ziemlich  schwierig.  Die  südwestlichen 
Gouvernements  hat  Prof.  W.  B.  Antonowitseh 


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Ileforate. 


499 


(Kiew)  and  die  nordwestlichen  Prof.  L K.  Iwa- 
nowski  (Petersburg)  übernommen;  die  südöst- 
lichen Gouvernements  bearbeitet  Prof. Samokwa- 
bo w;  der  Rest  des  Materials  hat  noch  keinen 
Bearbeiter,  er  wird  im  Petersburger  statistischen 
Centralcoraite  aufbewahrt.  Kino  Karte  aller  Kur- 
gane  und  Gorodischtschen  des  russischen  Reichet 
und  eine  Beschreibung  ihrer  äusseren  Form  soll 
daraus  erwachsen  und  die  Veranlassung  werden, 
dass  die  so  üusserst  wichtigen  einzigen  Denkmäler 
einer  langst  verschwundenen  Zeit  allmälig  einer 
wissenschaftlichen  Bearbeitung  zugänglich  werden. 

245.  Archäologische  Untersuchungen  des  Prof.  D. 

J.  Samokwasow.  (Naclir.  d.  k.  r.  googr. 
Ges.  Jahrg.  1878,  S.  459  bis  461.) 

I).  J.  Samokwasow,  Prof,  an  der  Universität 
in  Warschau,  öffnete  im  Juni  und  Juli  des  Jahres 
1878  bei  Techtrnigow  62  Knrgane;  untersuchte 
ferner  einen  Theil  des  durch  den  Austritt  des  Flus- 
ses Desna  blossgelegten  Fundaments  einer  nlten 
Kirche,  und  machte  überdies  einige  gelegentliche 
Funde.  Die  erwähnten  Ausgrabungen  der  Kurgaue 
waren  im  Interesse  der  anthropologischen  Ausstel- 
lung in  Moskau  gemacht  worden  im  Anschluss  an 
frühere  Forschungen  iu  den  Jahren  1873  und  1874 
und  lieferten  ein  reichliches  Material:  20  vollstän- 
dige Skelete,  55  Schädel  wurden  ausgegraben.  Als 
Resultat  der  Gräberaufdeckungen  glaubt  Herr  Sa- 
mokwasow in  Uebcreinstiiumung  mit  den  älte- 
sten jene  Gegend  betreffenden  Chroniken,  dass  die 
überaus  grosso  Monge  von  Gräbern,  welche  Bich 
bei  Tscheruigow,  beim  Troitzkyklouter  und  in  den 
Daldinisrhrn  Borgen  befinden,  den  Seweijänen  zu- 
znschroibeu  ist. 

Durch  den  Austritt  des  Flusses  Desna  war  das 
Fundament  einer  alten  Kirche  frei  gelegt  worden; 
beim  Weitergraben  wurden  goldeno  und  silberne 
Ringe,  Ohrgehänge  und  Fingerreifen  gefunden; 
nur  wenig  wurde  gerettet,  das  meiste  fiel  in  die 
Hände  der  Juden  und  wurde  eingeschmolzen.  Hier 
nun  stellte  Herr  Kibaltschik  mit* Frlaubniss 
des  Besitzers  des  Gartens,  in  welchem  da«  Funda- 
ment entdeckt  worden  war,  weitere  Nachgrabungen 
an,  entdeckte  Fresken  an  den  Wänden,  ferner  Mo- 
saik, 20  Skelete  n.  a.  w.  Doch  ging  durch  Un- 
achtsamkeit der  Arbeiter  viel  verloren.  Prof.  Sa- 
mokwasow entdeckte  an  derselben  Stelle  zwei 
reich  geschmückte  Schädel,  den  einer  erwachsenen 
Frau  und  eines  Kindes.  An  dem  ersteren  hatten 
sich  noch  ein  Paar  Zöpfe  erholten,  ebenso  der  Kopf- 
putz aus  seidenen  Bändern,  grossen  Glasperlen, 
silbernen  Verzierungen  und  eine  Menge  Plättchen 
von  verschiedenartigen  Formen  aus  gewundenen 
silbernen  Fäden.  Beim  Kinderc-cbädel  lagen  einige 
Stücke  eines  wollenen  Stoffes,  vier  bronmno  Knüpfe, 
ein  bronzener  Haken  und  eine  Oese,  eine  bronzene 
Schnalle  mit  einer  grünen  Glasperle,  ein  seidenes 


Band,  welches  um  den  Schädel  geschlungen  war, 
offenbar  das  mit  vielen  kleinen  bronzenen  Plätt- 
chen verzierte  Band  dor  Kopfbedecknng.  Uebri- 
gens  schienen  die  Nischen  und  die  Grabgewölbe, 
welche  innerhalb  des  Fundamentes  zur  Aufnahme 
der  Todten  bestimmt  gewesen  waren,  bereit«  früher 
geöffnet.  Vermutblich  handelt  es  sich  hier  um  eine 
Kirche,  welche  1173  Knjäs  Swätoslaw  Wie* 
wolodo witsch  gegründet  hatte  und  welche 
später  von  den  Tataren  geplündert  nnd  zerstört 
worden  war. 


Die  Krim  in. 

24G.  Alexei  Graf  U war  ow:  Die  Höhle  bei  Orianda. 

(Arb.  d.  Mosk.  arch.  Ges.  Bd.  VII,  S.  1 9 bis  23.) 

Am  Südnfer  der  Krimm,  nördlich  von  Orianda, 
an  der  hier  vorbeiführenden  Chaussee,  wurde  in 
einem  Kalkfelsen  eine  Höhle  entdeckt  Die  mit 
Wachholder-  und  anderen  Strüuchern  verwachseno 
Oeffnung  der  Höhle  war  etwa  7 Arschin  (4,9  m) 
breit  und  mit  grossen  Kalksteinen  verlegt.  Etwas 
tiefer  verengte  sieb  die  Höhle  und  erweiterte  sich 
dann  auf  6 Arschin  (4,2  m),  verengte  sich  dann 
abermals  bis  auf  5 Arschin  (3,6  m)  uud  weiter  bis 
auf  3 Arschin  (2,1  in)  und  endete  spitz.  Die  Tiefe 
(Lunge)  der  Hoble  betrug  15  Arschin  (ca.  10,5  m); 
die  Höhe  wechselte,  zu  Anfang  2 A.  2 W.  (0,79  m), 
weiter  in  der  Tiefe  1 A.  6 W.  (ca.  1 m),  hinten  am 
äussersten  Ende  nur  */i  A.  (0,35).  Der  Boden  der 
Höhle  war  mit  einer  bis  an  1 Arschin  mächtigen 
Schicht  Erde  bedeckt.  In  und  auf  der  Erde  lagen 
menschliche  Knochenreste,  darunter  Stücke  von 
zwei  oder  drei  Schädeln;  ferner  Knochen  von 
Säugethieren  (Rind,  Hausschwein,  Schaf),  wel- 
che mit  dem  Typus  der  noch  jetzt  die  Krimm  be- 
wohnenden Säugetbiere  übereinstimmen;  dann  fer- 
ner Scherben  von  irdenen  Gcfitosen,  welche  etwa 
der  byzantinischen  Zoitepoche  angehörten.  Beim 
Reinigen  der  Höhle  und  beim  Fortschaffen  der  den 
Boden  bedeckenden  Erdschicht  wurden  unter  An- 
derem folgende  Gegenstände  gefunden:  ein  silber- 
ner Fingerring  mit  einem  Monogramm,  ein  bron- 
zener Fingerring  mit  einem  einer  arabischen  4 
ähnlichen  Zeichen;  sieben  verschiedene  bronzene 
Schnallen  (Fibeln),  zwei  goldene  Ohrringe,  ver- 
schiedene Glasperlen  u.  «.  w.  Aus  dem  (griechi- 
schen) Monogramm,  welches  die  Herren  Görtz 
und  Rumänzow  nicht  ganz  übereinstimmend  er- 
klärten, lässt  «ich  schliessen,  das«  der  Ring  etwa 
in  die  Zeit  zwischen  526  bis  602  hineingehört,  dem- 
nach die  in  der  Höhle  befindlichen  Sachen  der  Zeit 
nach  dem  VI.  oder  dem  Anfang  de«  VII.  Jahrhunderte 
entstammen.  Eine  die  Abhandlung  begleitende 
Tafel  giebt  einen  Grundriss,  sowie  einen  Iiingen- 
nnd  Höhendurchschnitt  der  Höhle  und  Abbildun- 
gen der  in  der  Höhle  gefundenen  Gegenstände. 

63* 


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500 


Referat«. 


247.  Die  Fresken  in  den  Katakomben  bei 
Kertsch.  I.  A.  A.  Kotljärewaky: 
Uebersicht  der  Forschungen  über  die  Fres- 
ken der  Katakomben  bei  Kertsch.  Hin  Aus- 
zug aus  der  Abhandlungt  welche  W.  Stassow 
im  Berichte  der  archäologischen  Commission 
für  das  Jahr  1872  über  die  Katakomben  hat 
drucken  lassen.  (Arb.  d.  Mosk.  archäol.  Ges. 
Bd.  VI,  S.  23  bis  26.)  II.  J.  A.  üssow: 
Erklärung  der  Fresken  in  Kertsch.  (Kbend. 
8.  27  bis  31.)  III.  Dr.  J.  llowaisky:  Einige 
Bemerkungen  über  die  Fresken  von  Kertsch. 
(Ebcnd.  8.  34  bis  40.) 

Die  Halbinsel  Taman. 

248.  K.  K.  Görtz,  Prof,  der  Universität  zu  Mos- 
kau: Historische  Uebersicht  der  archäologi- 

schen Forschungen  und  Entdeckungen  auf 
der  Halbinsel  Taman  vom  Ende  des  XVIII. 
Jahrhunderts  bis  zum  Jahre  1859.  Mit  Be- 
nutzung bisher  nicht  veröffentlichter  Quellen. 
Dazu  eine  Karte  der  Umgebung  der  Station 
Sennaja.  (Arb.  d.  Mosk.  archäol.  Ges.  Bd.  VI, 
Cap.  I,  S.  1 bis  40;  Cap.  II,  S.  86  bis  119; 
Cap.  III,  8.  150  bis  192.)  Auch  separat  er- 
schienen, 118  S.,  mit  einer  Karte. 

Als  Quelle  für  die  hier  gelieferte  Zusammen- 
stellung diente  eine  Anzahl  officieller  Acten, 
welche  im  Archiv  der  kaiserlichen  archäologischen 
Commission  in  St.  Petersburg  aufbewahrt  werden ; 
ferner  das  eigenhändig  geführte  Journal  des  Stabs- 
capitäns  K.  R.  Begitschew,  Gehülfe  des  Direc- 
tors  des  Museums  in  Kertsch,  über  die  Ausgrabun- 
gen in  den  Jahren  1851  bis  1855  (290  Seiten), 
welches  im  Museum  von  Kertsch  aufgehoben 
wird;  schliesslich  eine  Reihe  Briefe  des  Grafen  L. 
A.  Pcrowaki,  der  Herren  K.  U.  Begitschew, 
J.  M.  Lasarewsky  und  anderer  Personen. 

Cap.  I.  1.  Einleitung.  Die  systematische  Unter- 
suchung der  Halbinsel  Taman  in  archäologischer 
Beziehung  hat  in  den  vierziger  Jahren  diese« 
Jahrhunderts  ihren  Anfang  genommen.  Alle  Aus- 
grabungen vor  dieser  Zeit  tragen  mehr  den  Cha- 
rakter von  Schatzgräbereion;  deshalb  sind  oft  die 
neuesten  Nachgrabungen  erfolglos  gewesen,  die 
Kurgano  waren  bereits  ausgeplündert.  Die  Be- 
raubung und  Ausplünderung  der  taraanischen  Kur- 
gano scheint  sehr  früh  stattgefunden  za  haben; 
vielleicht  wurden  dieselben  von  Augenzeugen  der 
Bestattungen  verübt,  mit  einer  solchen  Sachkennt- 
nis« sind  einzelne  werthvolle  Gräber  anfgedeckt, 
die  werthlosen  nicht.  In  den  letzteren  liegen  die 
Skelete  völlig  unberührt. 

2.  Die  Ausgrabungen  des  Generals  Wandor- 
weide  (van  der  Weide).  Die  ersten  Nachgrabungen 
in  den  Kurganen  der  Halbinsel  von  Taman  nach 


der  Vereinigung  der  letzteren  mit  Russland  wur- 
den am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  durch  den 
Chef  der  Ingenieure  in  Taman,  General  Wander- 
weide, vorgenommen;  das  Jahr  ist  nicht  genau 
bekannt  Der  Engländer  Clarke,  welcher  im  Juli 
1800  die  Halbinsel  besuchte,  erzählt  recht  aus- 
führlich davon  in  seiner  Reisebeschreibung  (Tra- 
vels u.  s.  w.  Cambridge  1810.  Tom.  I,  S.  396  u.  f.). 
Wanderweide  liess  einen  grossen  Kurgan  in 
der  N äbe  der  Station  Sennaja  aufgraben.  Nach 
langer  vergeblicher  Mühe  kam  man  auf  ein  zum 
Theil  noch  erhaltenes  Gewölbe,  welches  aus  dem 
gewöhnlichen  weissen  Kalkstein  vortrefflich  erbaut 
war.  Von  den  ausgegrabenen  Gegenständen  hat 
sich  keine  Kunde  erhalten : die  kostbaren  Gegen- 
stände wurden  von  den  Arbeitern  gestohlen,  die 
nach  ihrer  Meinnng  werthlosen  einfach  verworfen. 
Nur  ein  goldenes  Armband  (Armring),  aus  einer 
gewundenen  Schlange  bestehend,  hat  Clarke  ge- 
sehen. Einige  Urnen  oder  Vasen  sollen  nach  Mos- 
kau gebracht  worden  sein.  Dnboisde  Mont- 
perenx  vermnthet,  dass  der  betreffende  Kurgan 
aus  einer  etwas  späteren  Epoche  — nach  der  Er- 
oberung durch  die  Römer  — herstammt;  er  schliefst 
das  aus  dem  inneren  Ban  und  der  Form  des  Ge- 
wölbes. 

3.  Die  Entdeckung  des  Denkmals  der 
Königin  Kom issarija.  Im  Jahre  1804  ent- 
deckte der  damalige  Akademiker  G.  K.  E.  Köhler 
bei  Gelegenheit  eines  Aufenthalts  in  Taman  zwei 
Statuen  anf  einem  Piedostal  mit  Inschrift  am  erhöh- 
ten Ufer  des  See«  Temrjuk  (Lein au  Achtanisowsk). 
Die  beiden  Statuen,  eine  männliche  und  eine  weib- 
liche, waren  nicht  sehr  wohl  conservirt,  beiden 
fehlten  die  Köpfe.  Beide  Statuen  sind  im  Laufe 
der  Zeit  verloren  gegangen,  nur  das  Piedestal  mit 
der  Inschrift  befindet  sich  in  der  kaiserlichen  Ere- 
mitage in  St.  Petersburg.  Die  Inschrift  besagt, 
dass  die  beiden  Statuen  von  der  Königin  Kom  is- 
sarija, der  Gattin  de«  bosporischen  Königs  Pae- 
risades,  aufgerichtet  worden  seien. 

4.  Die  Ausgrabungen  des  Obersten 
Parokij.  Die  Entdeckung  der  Inschrift  des 
Xonoklid.  Die  Inschrift  der  Stadt  Agrippa 
Caesarea.  Ueber  die  Ausgrabungen  des  Obersten 
Parokij  im  Jahre  1607  berichtet  nns  Aschik 
in  seinem  (russ.)  „Bosporischea  Reich1“  II,  S.  I5u.f., 
jedoch  wird  nur  mitgetheilt-,  dass  Parokij  einen 
Kurgan  aufgegraben  und  dass  er  auch  Sachen  ge- 
funden habe;  was  das  für  Sachen  waren  und  wohin 
sie  gekommen,  darüber  wird  nichts  gesagt.  In 
dasselbe  oder  ins  folgende  Jahr  fällt  die  Ent- 
deckung zweier  mit  Inschriften  versehener  Steine 
aus  einem  alten  Dionatempel.  Die  näheren  Um- 
stände werden  von  Koppen  (Alterthümer  am 
Nordgestade  des  Pontus  1823)  auders  als  von 
Aschik  erzählt;  jedenfalls  sind  es  alte  Steine, 
welche  zu  einem  späteren  Bauwerk  benutzt  worden 


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Referate. 


501 


waren.  Im  Jahre  1820  wurde  in  der  Nil  ho  der 
Stadt  Taman  eine  in  Marmor  gehauene  Inschrift 
der  Stadt  Agrippea  Caesarea  aufgefunden  (Boec  kh 
Nr.  2120,  Aschik  I,  S.  116,  Nr.  44). 

6.  Ausgrabungen  unter  D.  W.  Karei- 
scha  und  A.  B.  Aschik.  Im  Jahre  1836  wurden 
auf  Anordnung  der  Regierung  unter  Aufsicht  des 
damaligen  Directors  des  Museums  der  Alterthdmer 
in  Kertach  A.  B.  Aschik  (eines  Griechen)  und 
eines  Beamten,  D.  W.  Kareischa,  verschiedene 
Kurgane  auf  der  Halbinsul  Taman  aufgegrabeu. 
Man  verfuhr  dabei  sehr  nachlässig  und  sehr  unvor- 
sichtig. Ueber  die  eigentlichen  Resultate  ist  nichts 
an  die  OefTentlichkeit  gedrungen.  Auch  über  die 
Ausgrabungen  während  der  Jahre  1840  und  1841 
ist  nichts  weiter  bekannt  geworden,  als  dass  man 
gegraben  hat  Ausser  dem  bereits  citirten  Werke 
Asohik’s  ist  der  erste  Band  der  Schriften  der 
Odeasaer  Gesellschaft  für  Geschichte  (S.  609)  zu  ver- 
gleichen, worin  eine  Notiz  über  einen  ausführlichen 
handschriftlichen  umfangreichen  Bericht  Aschik’s 
vorkomrot  — der  Bericht  ist  nicht  gedruckt,  die 
Handschrift  ist  verschwunden.  — 

6.  Ausgrabungen  Karaiscba’s  in  den 
Jahren  1842  und  1843.  Im  Jahre  1842  wurden 
neun  Kurgane  in  der  Nähe  der  Festung  Phanago- 
ria  völlig  resultatlos  aufgegraben.  Mit  einem  ge- 
wissen Krfolge  setzte  Kareischa  dann  seine  Ar- 
beiten toi  der  Station  Sennaja  fort;  acht  Kurgane 
wurden  aufgegraben,  drei  aber  nicht  gründlich  ge- 
nug. Es  wurde  Mancherlei  gefunden:  in  einem 
eine  Statue  des  Herkules  und  zwei  Statuen,  welcho 
Skythen  zu  Pferde  darstellten;  in  einem  Kargan 
ein  Grab  mit  Leichenbrand:  Kohlen,  Knochen, 
mehrere  zerbrochene  Vasen,  darunter  eine  fein 
gearbeitete  vergoldete  und  mit  prächtiger  Zeich- 
nung versehene.  Im  dritten  Kurgan  fand  sich 
ein  Grab  mit  Leichenbrand,  desgleichen  in  dem 
vierten  und  fünften  Kurgan.  Im  sechsten  Kurgan 
wurden  neben  Knochen  eines  menschlichen  Skeletes 
auch  die  eines  Elephanten  gefunden.  (Schriften 
d.  Odessaer  Ges.  d.  Gesch.  I,  S.  609  bis  620.)  Ob 
in  dem  Jahre  1844  gegraben  wurde  ist  unbekannt. 

7.  Ausgrabungen  Karoischa’s  in  den 
Jahren  1845  und/  1846.  Ueber  die  Jahre  1845 
und  1846  existirt  eiu  actenmässiger  Bericht  im 
Archiv  der  kaiserl.  archäol.  Commission.  Im  Jahre 
1845  wurden  die  Arbeiten  in  der  Nähe  der  Sta- 
niza  Titorowka  begonnen,  weil  man  hier  das 
alte  Phanagoria  vermuthete.  Der  erste  Kurgan  — 
seine  Lage  ist  im  Bericht  nicht  angegeben  — er- 
wies sich  als  ein  sogenannter  Etagenkurgan, 
d.  h.  er  enthielt  Gräber  in  drei  verschiedenen 
Schichten  über  einander.  Unmittelbar  auf  dem 
Erdboden  ein  aus  Brettern  und  Steinen  gemachtes 
Grab,  welches  ein  Skelet  ohne  Sachen  enthielt. 
Etwa  31/.»  Haschen  (7  m)  höher  befand  sich  ein 
hölzerner  Sarg  mit  einem  Skelet  und  oinor  irdenen 


Urne,  sowie  einer  Bronzeschale.  Und  schliesslich 
noch  weiter  darüber  1 1 /*  Saschon  (ca.  3 m)  drei 
Gräber,  uud  zwar  abermals  mit  hölzernen  Särgen, 
welche  Knochen  sowie  einige  goldene  Schmuck- 
sachen enthielten.  In  einem  zweiten  Kurgan 
wurde  das  Grab  eines  offenbar  reichen  Kriegers 
geöffnet.  Darunter  fand  sich  in  einer  grossen 
Grube  ein  hölzerner  Sarg  mit  den  Resten  eines 
Kindes,  an  der  Schalter  ein  Hammer  aus  Marmor. 
Der  Verfasser  macht  zu  dieser  Stelle  die  Bemer- 
kung, dass  seiner  Ansicht  nach  beide  Kurgane 
nicht  vollständig  aufgegrabeu  seien,  weil  das 
Hauptgrab,  das  er  unter  der  Erdoberfläche,  d.  h. 
unter  dem  Niveau  der  Basis  des  Kurgan  i ver- 
mut hut,  nicht  gefunden  worden  ist  In  den  übri- 
gen Kurganen  wurde  nichts  Interessantes  entdeckt, 
nur  hölzerne  Särge  mit  einem  Skelet  und  einige 
unbedeutende  Gegenstände.  Einige  der  aufge- 
deckteu  Gräber  gehörten  einer  viel  späteren  Zeit 
an,  indem  sie  sich  nach  den  dabei  liegenden  Mün- 
zen als  tatarische  erwiesen.  Die  Nachgrabungen 
bei  der  Station  Sennaja  (drei  Kurgane)  waren  un- 
bedeutend. In  einem  Kurgan  wurden  einige 
Reihen  Amphoren  über  einander1),  alle  von 
dem  Gewichte  der  Erde  zerdrückt,  gefunden;  in 
einem  anderen  ein  Grab  mit  Leichenbrand. 

8.  Ausgrabungen  Aschik's  im  Jahre 
1846.  Bei  der  Station  Sennaja  wurden  13  Kur- 
gane  aufgedeckt.  Einige  davon  enthielten  Gräber 
mit  Leichenbrand  und  verschiedene  Sachen,  eine 
pantikapäische  Münze.  In  einem  Kurgan  ferner 
mehrere  Schichten  von  Amphoren  über  einander; 
nur  zwei  waren  gut  erhalten;  leider  ist  nicht  an- 
gegeben, wie  viel  Lagen  es  eigentlich  waren,  es 
heisst  nur,  der  ganze  Kurgan  hätte  aus  sehr  gros- 
sen von  der  Erde  zerdrückten  Amphoren  bestanden. 
Im  Erdboden  selbst  darunter  fand  sich  schliesslich 
ein  Grab  mit  menschlichen  Knochen.  In  einem 
Kurgan  entdeckte  man  ein  aus  Steinen  zusammen- 
gefügtes,  mit  eichenen  Balken  von  obeu  verschlos- 
senes Grab,  darin  unter  Anderem  eine  zerdrückte 
Vase  und  eine  seltene  (pantikapäische)  Kupfermünze. 
Am  Ufer  des  Lemans  von  Achtanisowa  wurden 
nenn  Kurgane  geöffnet;  an  jedem  waron  bereits 
Spuren  früherer  Nachgrabungen  bemerkbar,  doch 
wurden  mancherlei  Gegenstände,  Statuetten  u.  s-  w. 
hervorgeholt. 

9.  Ausgrabungen  Kareischa ’s2)  in  den 
Jahren  1846  und  1847.  Später  wurden  bei  der 
Station  Sennaja  uoch  34  Kurgane  geöffnet;  davon 
wurden  11  aus  Stein  zusammengefUgte  Gräber, 
10  mit  Leichenbrand  und  17  einfache  Erdgräber 
gefunden.  Ein  Theil  dor  Gräber  war  bereits  aus- 
gerauht,  ein  Theil  enthielt  keino  Sachen;  nur  in 

>)  Etwas  Athnliehes  beschreibt  schon  Palla«. 

aj  »ein  handschriftlicher  Bericht  wird  im  Archiv 
der  archäologischen  Commission  aufbewahrt. 


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502 


Referate. 


10  Kurganen  vrnrden  Gegenstiin(lo  gefunden,  wel- 
che  Haron  v.  Koehno  beschrieben  (die  letzten 
Erwerbungen  dos  kaiserl.  Museums  Vol.  II,  S.  405). 
Bemerkenswerth  sind  eiuigo  Münzen  und  (griechi- 
sche) Bildhauerarbeiten.  Bei  der  Untersuchung 
einiger  Kurgant*  bei  der  Staniza  Achtanisowa 
wurde  unter  Anderem  ein  Spiegel  gefunden,  ein 
im  Allgemeinen  sehr  seltener  Gegenstand  in  der- 
artigen Gräbern. 

10.  Die  Entdeckung  des  Pulenzow’schen 
Schatzes.  Der  Bericht  über  diesen  sehr  bemer- 
kenswert heu  Münzfund  lautet  sowohl  hei  Aschik 
als  auch  bei  Koehne  anders  als  in  der  handschrift- 
lichen Aufzeichnung,  welche  Prof. Görtz  benutzen 
konnte.  Görtz  schildert  den  Verlauf  der  Ge- 
schichte eingehend.  Das  Wesentlichste  ist,  dass 
ein  lGj&hriger  Kosak,  Torapen  ko,  durch  einen 
Traum  zum  Schatzgraben  angeregt,  vom  Jahre 
1824  an  der  Stelle  der  alten  türkischen  Festung 
bei  der  Stadt  Tarnau  mit  Erlaubniss  der  Regierung 
zu  graben  aufuugt.  und  dass  im  Laufe  der  Zeit  da- 
selbst einige  zinnerne  Teller  mit  Inschriften,  dann 
1845  durch  des  Kosaken  Jesaul  Pulenzow's 
Bemühungen  eine  attische  Vase  mit  Goldmünzen 
gefunden  wird.  Die  Goldmünzen  werden  von  den 
Arbeitern  gestohlen,  Pnlenzow  orhiilt  nur  21  Stück 
(was  für  Münzen  es  gewesen,  giebt  Prof.  Görtz 
nicht  an).  Die  Vase  wird  zerschlagen,  die  Zinn- 
teller gehen  verloren. 

11.  Ausgrabungen  in  den  Jahren  18&0 
und  1851.  Uebcr  diese  Ausgrabungen,  welche  der 
frühere  Gehülfe  des  Directors  des  Museums  in 
Kertsch,  Stabscapitün  Begitichew,  zumTheilauf 
Kosten  des  damaligen  Ministers  L.  A.  Perowsky 
vornahm,  ist  nur  wenig  auf  uhh  gekommen.  Aus 
einigen  Briefen  zwischen  Begitscbew  und  Pe- 
rowsky ermittelte  Görtz  Folgendes:  In  der  Nähe 
der  Station  Sennaja  stiess  man  unter  Anderem  in 
einem  Kurgan  auf  eineu  gewaltigen  marmornen, 
bunt  bemalten  Sarkophag  von  vortrefflicher  grie- 
chischer Arbeit.  Derselbe  war  leer.  Es  wurde 
behauptet,  Schatzgräber  seien  von  der  Seite  her 
in  den  Kurgan  eingedrungen  und  hätten  eine  Wand 
zerschlagen  und  den  reichen  Schmuck  des  Todten 
gerauht.  Der  Sarkophag  liess  sich  mittelst  der 
geringen  vorhandenen  Kraftmittel  nicht  beraus- 
befurdern  aus  der  Tiefe,  in  welcher  er  steckte; 
miissige  Hände  zertrümmerten  ihn  — er  ist  ver- 
schwunden! Später  fand  Capitän  Begitscbew 
dann  in  einer  Erdaufschüttung  hei  der  alten  Fe- 
stung eine  Mnrmorplntte  mit  Reliefarbeit,  zwei 
Giganten  darstellend.  Wohin  die  Platte  gekommen 
ist,  konnte  Prof.  Görtz  nicht  ermitteln. 

Cap.  11.  Die  Ausgrabungen  des  Jahres 
1852.  Eine  neue  Aera  in  der  Geschichte  der  Aus- 
grabungen auf  der  Halbinsel  Taman  beginnt  mit 
dem  Besuche  dieser  Gegend  durch  den  Grafen  L. 
A.  Pcrowsky.  Man  suchte  nicht  mehr  nur  nach 


goldenen  Sachen,  sondern  berücksichtigte  wissen- 
schaftliche Fragen,  man  untersuchte  genauer  und 
sorgfältiger.  Es  werden  genaue  Journale  mit  Plä- 
nen geführt,  welche  zu  den  von  Zeit  zu  Zeit  abzu- 
statteuden  Berichten  dienen.  Die  Veranlassung 
dazu  ging  von  Perowsky  selbst  aus.  Seiner  gros- 
sen Thätigkoit  und  regen  Theilnahme  sind  die 
weiteren  Erfolge  zu  dauken.  Er  sorgte  nach  allen 
Richtungen  dafür,  dass  die  bisher  gemachten  Feh- 
ler des  alten  Systems  sich  nicht  wiederholten.  Die 
Oberaufsicht  Über  die  Ausgrabungen  wurde  dem 
Director  des  Museums  in  Kertsch,  K.  R»  Regi- 
tschow,  übertragen.  Auf  einer  »Strecke  von  circa 
45  Werst  (Kilometer)  wurde  an  vier  verschiedenen 
Punkten  die  Arbeit  in  Angriff  genommen: 

1.  Die  Ausgrabungen  bei  Tusla  (an  der  süd- 
lichen Spitze  des  asiatischen  Ufers  der  Meerenge 
von  Kertsch)  wurden  am  17.  April  1852  begonnen. 
Im  Ganzen  wurden  an  36  verschiedenen  .Stellen 
74  Gruben  (Schacht)  gegraben;  58  ohne  jeglichen 
Erfolg.  Durch  die  16  Gruben  wurden  23  Gräber 
aufgedeckt;  davon  waren  8,  wahrscheinlich  die 
reichsten,  bereits  geplündert.  Die  aufgedeckteu 
Gräber  waren  auB  unregelmässigen  Steinen  ver- 
schiedener Grösse  zusammengefügt  und  waren  mit 
grösseren  Steinen  verschlossen.  In  einem  Grabe 
fanden  sich  zwei  völlig  verwitterte  Skelete  neben 
einander,  zu  Füssen  vier  gewöhnliche  Vasen,  eine 
mit  rohen  Zeichnungen,  und  ein  irdener  Krug;  an 
den  Arqien  zwei  irdene  Schalen,  zwei  irdene  Krüge 
und  eine  kleine  kupferne  Münze;  am  Kopfe  noch 
eine  Münze  und  drei  gläserne  Anhängsel  eines 
Halsschmuckes.  Sonst  wurde  nicht  viel  gefunden: 
kupferne  Schnallen,  irdene  Amphoren,  kupferne 
Pfeilspitzen,  bronzene  Zierrathen  eines  Zaumes: 
Widderköpfe,  Greife  u.  s.  w.  Sie  lagen  in  einem 
Erdgrabe,  wo  zugleich  neben  dem  Skelete  eines 
Menschen  zwei  Pferdeskelete  ihre  Stätte  hatten; 
doch  war  auch  dieses  Grab  schon  auHge plündert. 
Einige  Grabräume  waren  aus  Kalkstein  zusuramen- 
gefügt  In  einem  Kurgan  fand  man  neben  ein- 
ander drei  aus  kleinen  behauencu  Steinen  an  ge- 
fertigte Grubkammern,  welche  durch  einen  Deckel 
aus  grossen  Fliesen  vorschlossen  waren.  Auf  einer 
dieser  Platten  war  eine  griechische  Inschrift  sicht- 
bar. 

2.  Die  Ausgrabungen  bei  der  Stadt  Taman, 
a)  In  einer  Entfernung  von  40  Saachen  (ca.  80  m) 
VQra  Meere  wurde  das  Fundament  eines  Gebäudes 
aufgegraben  au  der  Stelle,  wo  früher  die  Türken 
eine  kleine  Festung  butten,  b)  Die  Ausgra- 
bungen am  Ufer  der  Tamanischen  Bucht, 
links  von  der  Stelle,  wo  die  Pulenzow’schen 
Goldmünzen  gefunden  worden  waren,  sind  inter- 
essant, weil  sich  hier  drei  verschiedene  Cultur- 
acliichten  über  einander  erkennen  Hessen.  Die 
oberste  Schicht,  2 Suschen  (4 ra)  mächtig,  Schwarz- 
erde, Asche,  vermoderte  PÜauzeustoffe  u.  b.  w.,  ist 


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Referate. 


503 


offenbar  der  Neuzeit  angehörig.  Hier  wurden  zwei 
kupferne  Münzen,  darunter  eine  russische,  und 
drei  irdene  Krüge  gefunden;  an  einer  anderen 
Stelle  abermals  eine  verrostete  Münze  und  Men* 
schenknochen  in  einem  einfachen  Erdgrabe.  Wei- 
ter in  einer  Tiefe  von  4 Sagehen  (8,4  m)  entdeckte 
man  einige  Gefässe  türkischer  Arbeit  und  einige 
verrostete  Münzen.  Die  mittlere  Schicht  bestand 
aus  Schlammerde,  untermischt  mit  Asche  nnd  wurde 
von  der  oberen  Schicht  durch  Steinlagen  getrennt, 
welche  sich  als  Trümmer  eines  Gebäudes  daratcll- 
ten.  Das  war  die  türkische  Schicht.  Noch  weiter 
in  der  Tiefe,  etwa  nur  2 Sascben  (4,2  n»)  vom  Erd- 
boden, in  der  ältesten  (griechischen)  Schicht,  welche 
aus  einer  gleichmussig  grauen  Thonerde  unter- 
mischt mit  Scherben  zerschlagener  griechischer  Ge- 
bisse bestand,  wurde  das  Bruchstück  einer  Marmor- 
statue (Figur  mit  einem  Gewände)  von  roher  Arbeit 
entdeckt.  Noch  tiefer  4 l/*  Saschen  (9,4  m),  zwi- 
schen alten  MauerrcBten  und  Steinen,  lag  eine 
Marmorplatte  obue  jegliche  Inschrift  nnd  in  der 
Nähe  ein  zerbrochenes  Gefäss.  In  einer  Tiefe  von 
7 Soschen  (14,7  m),  von  der  Höhe  der  Erdaufschüt- 
tnng  gerechnet,  atiess  man  endlich  auf  den  eigent- 
lichen Erdboden;  überall  lagen  Bruchstücke  und 
Scherben  von  Gelassen,  davon  eines  eine  griechische 
Inschrift  trug.  Man  grub  schliesslich  noch  an  ein- 
zelnen Stollen  in  den  Erdboden  hinein  ohne  etwas 
zu  entdecken. 

3.  Die  Ausgrabungen  bei  der  Station  Sen- 
naja  waren  am  ausgedehntesten:  17  Kurgane 

wurden  durcharbeitet,  davon  8 durchaus  gründlich. 
An  Gräbern  wurden  35  aufgedeckt,  davon  23  un- 
versehrte, 11  geplünderte.  Nur  8 Gräber  enthiel- 
ten mehr  oder  weniger  bemorkenswerthe  Antiqui- 
täten; 15  enthielten  nur  die  vermoderten  Knochen. 
DerKurgan  befand  sich  auf  der  Anhöhe  zwischen 
der  Bosporusbucht  und  dem  I^eman  Achtanisowsk, 
am  Ufer  der  Bucht  selbst,  in  der  Xuhe  des  Hofes 
Semenjüka.  Es  ist  behauptet,  dass  einige  Kur- 
gauo  auf  ihrem  Gipfel  eine  Einsenkung  haben; 
man  hat  eine  Zeit  lang  gemeint,  dies  sei  ein  Zei- 
chen von  der  bereits  erfolgten  Plünderung  des 
Grabes  nnd  hat  deshalb  solche  Kurgane  nicht  wei- 
ter durchsucht.  An  einem  jener  Kurgane  stiess  man 
aber  in  der  Einsenknng  oder  Vertiefung  auf  Steine 
und  Balken,  welche  letztere  verfault  und  deshalb 
zusammengesunken  waren.  Darunter  kam  man  auf 
ein  unversehrtes  Grab.  Ein  anderer  Knrgan  ’), 
4 Saschen  (8,4  m)  hoch  nnd  70  Saschen  (140  to) 
im  Umfange,  wurde  durch  zwei  sich  kreuzende 
Trancheen  zerlegt.  Man  fand  um  südlichen  und 
nördlichen  Abschnitte  zwei  unversehrte  Grabstätten 
aus  gebrannten  Ziegeln,  allein  im  Centrum  des 
Kurgans  nichts,  im  Gegensatz  zu  dem  gewöhn- 
lichen Befunde.  Waren  hier  vielleicht  zwei  ur- 


l) Im  Journal  als  Nr.  10  bezeichnet. 


sprünglich  getrennte  Kurgane  in  einem  vereinigt 
worden?  In  der  einen  Grabstätte  lagen  nicht  we- 
niger als  sechs  Skelete  verschiedenen  Geschlechts 
nnd  Alters:  ein  weibliches  Skelet  lag  in  einem 
hölzernen  Sarge,  zwei  Kinderskelete  lagen  quer  zu 
Füssen,  ein  drittes  Kinderskelet  am  Kopfe  und  zwei 
(ob  von  Kindern  oder  Erwachsenen  ist  nicht  ge- 
sagt) Skelete  zu  beiden  Seiten.  In  einem  Kurgau, 
welcher  nur  ein  unansehnliches  Grab  beherbergte, 
wurden  sieben  verschiedene  mit  Asche  gefüllte 
Gruben  entdeckt.  Auffallend  war  der  Unterschied 
in  der  Beschaffenheit  der  Erde,  welche  zu  den  Auf- 
schüttungen benutzt  war,  zum  Theil  war  sie  locker, 
zum  Theil  so  fest  wie  Stein. 

Merkwürdig  sind  die  Minengänge,  auf  welche 
man  gelegentlich  stiess.  Alle  die  Gänge  führten 
regelmässig  direct  zum  Zielo,  d.  h.  zum  eigentlichen 
Grabe ; sie  waren  also  mit  der  allergrÖRsten  Sach- 
kenntnis angelegt  worden  und  wurden  sowohl  in 
reichen  als  auch  in  armen  Gräbern  angutroffen. 

Die  Gräber  waren  meist  aus  nicht  gebrannten 
Ziegeln  (d.  h.  einfach  an  der  Sonne  getrocknete) 
hergestellt  und  mit  dicken  hölzernen  Stämmen  oder 
Balken  bedeckt.  Nur  ein  aus  Steinen  zusammen- 
gefügtes Grab  wurde  gefunden;  die  Wände  bestan- 
den uns  kleinen  Stücken  der  bröckeligen  Steine 
von  Kertach.  Das  Grab  war  2 Arschin  14  Wer- 
schok  (2  m)  lang,  1 Arschin  5 Werschok  (ca.  1 m) 
breit,  2 Arschin  2*/s  Werschok  (lVjin)  hoch;  zu- 
gedeckt war  das  Grab  in  ganz  auffallender  Weise 
durch  Steinplatten,  welche  so  gestellt  waren  wie 
das  Dach  eines  Hauses.  (Das  Grab  war  durch 
Hinwegnahrae  einiger  Steinplatten  schon  früher 
geöffnet  und  seiner  Kostbarkeiten  beraubt  worden.) 

Mit  den  Menschen  waren  in  jenen  Kurganen 
auch  Thiere  begraben  worden.  Im  Kurgan  Nr.  1 
befand  «ich  neben  einem  vollständig  ausgerüsteten 
Krieger  eine  Grabstätte  mit  vier  Pferdeskcleteu. 
Im  Kurgan  Nr.  2 neben  einem  gepanzerten  Krie- 
ger fünf  Pferdeskelete  an  einer  and  sechs  Pferde« 
skelete  an  der  anderen  Seite.  In  einem  Kurgan 
war  das  im  Centrum  befindliche  Erdgrab  klein, 
nur  etwa  1 Arschin  (0,7  m)  nach  allen  Richtungen 
messend.  Das  fast  ganz  verweste  Skelet  zeigte, 
dass  der  Todto  in  zusammengekrünunter  Stellung 
eingegraben  worden  war.  (Das  Register  der  dabei 
gefundenen  Gegenstände,  Vasen,  Pfeile,  Münzen 
und  einige  Statuetten  n.  s.  w.  übergehen  wir.) 

4.  Ausgrabung  des  Kurgans  in  „Font an“. 
Der  Kurgau  war  von  bedeutendem  Umfange.  Re- 
git sehe  w konnte  deshalb  sein  Vorhaben,  ihn  durch- 
aus zu  durchgraben,  nicht  ausführeu,  der  Kurgan 
wurde  nur  zum  Theile  durchforscht.  Auffallend 
ist,  dass  der  Kurgan  nur  ein  einziges  centrales  Grab 
enthielt,  welches  tief  iu  dem  Erdboden  lag,  gleich 
den  scythischen  Gräbern  iu  den  techartonylskischen 
Kurganen.  Bei  dem  ersten  durch  den  Kurgan  ge- 
führten Durchschnitt,  welcher  vom  Gipfel  durch 


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504 


Iloferatc. 


das  Centrnra  bia  auf  den  Boden  reichte,  wurde  nur 
eine  einzige  Münze  gefunden,  welche  der  Zeit 
Resknporis  II.  angehört  Bei  einem  zweiten 
Durchstich  stiess  man  auf  eine  Mauer,  2 Arschin 
(1,4m)  breit  und  1 Arschin  (0,7m)  hoch,  welche 
aus  Feldsteinen  anfgeführt  war.  Zwischen  den 
Steinen  lag  das  Bruchstück  eines  Grabsteines  mit 
der  Büste  eines  Weibes. 

Cap.  III.  Die  Ausgrabungen  im  Jahre  1853. 
Am  1.  April  eutdeclcten  die  Arbeiter  des  Kosaken* 
ältesten  P.  D.  Seinenjäka  in  der  Nähe  des  Ufers 
am  Tamanbusen  drei  Marmorplatten,  darunter  eine 
mit  einer  Inschrift  des  Inhalts,  dass  Kassalia, 
die  Tochter  des  Posius,  der  Aphroditu  Urania 
ein  Denkmal  errichtet  habe;  ferner  die  Basis  einer 
Säule  und  ein  Herme«  ohne  Kopf.  Die  Platte  be- 
findet sich  jetzt  in  der  kaiserlichen  Eremitage  in 
St.  Petersburg  (cf.  Koehne,  Ueber  eine  Marmor- 
basis  aus  der  Zeit  Paerisades  1.  Wien  1853). 
Es  wurde  dieser  zufällige  Fund  insbesondere  die 
Veranlassung,  die  Untersuchungen  wieder  auf's 
Nene  aufzunehmen. 

1.  Zuerst  schritt  man  wieder  zur  Erforschung 

der  massigen  Erdanfschüttnngen  bei  der  Station 
S e n n a j n.  Die  Ausgrabung  dauerte  hier  vom 

7.  August  bis  zum  30.  October.  20  Erderhebungen 
wurden  aufgegraben,  60  Durchschnitte  gemacht. 
Der  Verfasser  schildert  an  der  Hand  der  ihm  zu- 
gänglichen Acten  und  Tagebücher  mit  Genauigkeit 
die  einzelnen  Durchschnitte  and  die  dabei  zn  Tage 
geförderten  Fundstücke.  Wir  können  uns  hier 
kürzer  fassen:  es  wurde  ermittelt,  dass  an  verschie- 
denen Stellen  unter  der  dünnen  oberen  Erdschicht 
•Schntt,  Kohlen,  Asche  lag;  dann  wurden  gefunden 
Scherben  von  allerlei  Gelassen  in  grosser  Menge, 
hier  und  da  mit  einzelnen  griechischen  Buchstaben; 
einzelno  kupferne  Münzen  (hosporische);  dann 
allerlei  architectonische  Reste,  Marmorplatten,  dar- 
unter eine  mit  griechischer  Inschrift,  Stücke  von 
Säulen  u.  s.  w.;  ferner  ein  kupferner  Spiegel,  eine 
Schnalle,  eine  Lampe.  An  einer  Stolle  stiess  man 
anf  ein  im  Erdboden  befindliches  gewöhnliches 
Grab,  an  einer  anderen  Stelle  auf  einen  Brunnen, 
der  aua  rötblichen  Steinen  aufgebant  war.  Es  darf, 
schreibt  der  Verfasser,  der  Schluss  gezogen  werden, 
dass  diese  mächtigen  Hügel  bei  jener  Station  jeden- 
falls natürliche  and  nicht  künstliche  sind,  dass  hier 
eine  alte  griechische  Wohnstätte,  eine  alt  griechische 
Ansiedelung  gewesen. 

2.  Die  Ausgrabungen  in  den  Kurganen  hei 
der  Station  Sennaja.  Es  wurde  wieder  der 
V' ersuch  gemacht,  die  in  der  Nähe  des  Hofes  Se- 
menjüka  befindlichen  Kurgauo  zu  erforschen,  ln 
einem  der  grössten  Kurgane  worden  gefunden: 
das  Bruchstück  eines  Ziegels  mit  einigen  griechi- 
schen Buchstaben,  einige  verrostete  Münzen,  der 
Kopf  einer  weiblichen  Statuette;  ferner  ein  Grab, 
in  welchem  noch  einige  Perlen  und  einiges  Blatt- 


gold lagen.  Auffallend  war  in  der  Tiefe  von  2 Sa- 
ge ken  (4,2  m)  eine  aus  zwei  Abtheilungen  bestehende 
Steinkammer,  leider  vollständig  zerstört  und  ihres 
Inhaltes  beraubt;  nur  etwa  vier  Platten  hatten 
sich  noch  erhalten.  In  der  Erde  wurden  einige 
Kleinigkeiten  gefunden:  eine  Lanze,  etwas  Blatt- 
gold, einige  Bruchstücke  von  Bronzegegenständen, 
Scherben  eines  gläsernen  Gefässes.  Aus  den  letz- 
teren Befunden  ist  der  Schluss  zu  machen,  dass 
dos  Grab  aus  der  römischen  Epoche  stammt.  In 
der  hinteren  Abtheilung  dieser  Kammer  stiess  man 
auf  ein  ErdgrAb,  welches  sich  nnter  dem  Boden 
der  Kammer  befand,  so  dass  dieser  Boden  oben  die 
Decke  des  Grabes  bildet:  hier  lagen  in  einer  Grube 
zwei  Skelete,  ein  männliches  und  ein  kindliches. 
Allerlei  Gegenstände  wurden  dabei  noch  gefunden 
von  Bronze,  Gold  o.  s.  w.,  darunter  Goldschmuck, 
ein  Schwertgriff  aus  Filigranarbeit  mit  kleinen 
Granaten  und  zwei  Chalcedone,  offenbar  anch  aus 
einem  Schmucke.  Wichtig  war  ferner  eine  kleine 
kreisförmige  Platte  aus  Blattgold,  auf  welcher  sich 
ein  männlicher  Kopf  mit  einem  Lorbeerkranz  und  der 
Inschrift  ANTO  befand;  offenbar  der  Abdruck 
einer  römischen  Münze  aüs  der  Zeit  der  Antonine. 
In  einem  anderen  Kurgan  wurde  ein  Erdgrab  mit 
einem  Skelet  entdeckt;  dabei  ein  kleiner Thrünen- 
krug,  das  Bruchstück  eines  Schleifsteins  und  zwei 
eiserne  Schnallen.  In  grösserer  Tiefe  stiess  man 
auf  zwei  völlig  zerfallene  Holzsirgo  mit  Skeleten 
und  einzelne  Kleinigkeiten:  zwei  verzierte  Lampen, 
ein  eisernes  Messer  u.  s.  w.  In  einem  Anderen  Kur- 
gan, durch  welchen  bereits  Kareischa  einen 
Durchschnitt  gemacht  hatte,  wurde  ein  hölzerner 
Sarg  mit  einem  Skelet,  dessen  Kopf  nach  Osten 
gerichtet  war,  gefunden.  Es  war  offenbar,  nach 
den  zarten  Knochen  zu  nrtheilen,  das  Skelet  einer 
Frau.  Zu  Füssen  lag  das  Bruchstück  eines  bron- 
zenen Spiegels  und  ein  irdenes  Fläschchen;  zu 
Häupten  fünfzehn  Perlen,  davon  zwei  aua  Carneol, 
ein  goldenes  Blättchen  and  ein  silbernes  Ohrge- 
hänge. Koch  weiter  tiefer  lag  ein  Kinderskelet. 

Achnlichc  Befunde  ergaben  die  Nachgrabungen 
in  den  benachbarten  Kurganen. 

Unter  den  am  Ufer  der  Bucht  sich  hinziehenden 
Kurganen  war  einer  bisher  noch  nicht  untersucht 
worden,  liier  wurden  beim  Nachgraben  die  deut- 
lichen Spuren  eines  Scheiterhaufens  entdeckt:  näm- 
lich auf  einer  festgestampften,  dann  geebneten  und 
mit  Kalk  bedeckten  Flache,  lag  eine  »Schicht  von 
Holzkohlen,  Asche,  zertrümmerten  Gelassen  u.s.  w. 
Weiter  in  der  Tiefe,  anmittelbar  auf  dem  Erdboden, 
befand  sich  ein  zweiter,  ähnlicher  Scheiterhaufen. 
In  der  Nähe  lagen  Scherben  von  Gelassen,  davon 
einer  mit  einer  Inschrift.  Dann  stiess  man  unmittel- 
bar auf  dem  Erdboden  auf  eine  aus  Holz  gemachte 
Grabkamraer  mit  einem  Skelet;  dabei  drei  Stück- 
chen Blattgold  und  20  Perlen. 

In  einem  anderen  Kurgan , der  offenbar  schon 


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Keferate. 


505 


beraubt  war,  stiess  man  auf  ein  aus  Balken  her- 
gestelltes  Grab,  darin  lagen  Menschen-  und  Pferde- 
knochen  wirr  durch  einander;  dabei  einige  unbe- 
deutende Gegenstände. 

Einige  andere  untersuchte  Kurgane  zeigten,  dass 
die  Gräber  bereits  ausgeplündert  waren,  ln  einem 
Kurgan,  in  welchem  man  bisher  trotz  vielfacher  Be- 
mühungen das  Hauptgrab  nicht  hatte  finden  können, 
wurde  jetzt  endlich  ein  aus  Steinen  anfgebautes 
Grab  mit  einem  Gewölbe  aufgefunden,  etwa  4 Sa- 
schen  (8,4  m)  von  der  Oberfläche  des  Kurgans  auf 
dem  Erdboden  ruhend.  Leider  war  anch  dieses 
Grab  von  dem  eigentlichen  Eingang  aus  erbrochen 
und  beraubt;  man  fand  ausser  einigen  bemalten 
Scherben  nur  die  Knochen  zweier  kleiner  Thiere 
(Schafe  ?).  An  dieses  Grabgewölbe  atieas  eine 
Gallerie  aus  ungebrannten  Ziegeln  mit  hölzernen 
Stämmen  belegt.  Daa  Grabgewölbe  war  durchweg 
ztuckaturt  und  mit  zwei  breiten  horizontallanfenden 
Strichen,  einem  oberen  weissen  und  eiuem  unteren 
rothen  verziert.  Maasse  des  Grabes:  Länge  3 A. 
11  W.  (2,59  m),  Breite  2 A.  */'*  W.  (1,0  m),  Höhe 
3 A.  10»  , W.  (2,60  m). 

3.  Die  Ausgrabungen  auf  der  Kimme  rischen 
Halbinsel  wurden  an  drei  Kurganen  angestellt, 
von  denen  einer  in  Fontan,  die  beiden  anderen  in 
der  Nähe  von  Fontan  lagen.  Die  Untersuchung 
des  ersten  Kurgatia  wurde  nicht  zu  Ende  geführt, 
sie  ergab  daher  nichts.  Der  zweite  Knrgan  in  Fon- 
tan selbst  dagegen  hatte  einen  interessanten  Inhalt: 
In  einem  Abstand  von  8l/f  Saachen  (17  m)  von  der 
Basis  des  Knrgans  und  1 bis  l1/*  Arschin  (0,70 
bis  0,90  m)  von  der  Oberfläche  wurden  acht  kolos- 
sale thönerne  Gcfässe  entdeckt,  welche  regelmässig 
etwa  4 Weracbok  (16  cm)  von  einander  entfernt, 
schach  brettartig  neben  einander  standen.  Fünf 
davon  hatten  eine  Höbe  von  1 Arschin  10  Werschok 
(1,15  m),  einen  Umfang  von  4l/j  Arschin  (ca.  3 m) 
und  eine  obere  Oefluang  von  */*  Arschin  (0,35  m). 
Nur  eine  einzige  der  Urnen  war  erhalten,  alle  an- 
deren von  der  Erde  zerdrückt.  Uftber  den  Inhalt 
gab  die  unversehrte  Urne,  welche  mit  einem  Scher- 
ben zugedeckt  war,  Anskunft;  sie  enthielt  oben 
eine  Schicht  lockerer,  mit  Scherben  gemischter  Erde, 
dann  Pferdeknochen,  scheinbar  zertrümmerte,  da- 
zwischen anch  menschliche  Knochen.  Dann  weiter 
unten  feste  Erde  mit  Scherben  and  Flussmuscheln 
und  auf  dem  Boden  Gras.  Der  Form  und  Beschaffen- 
heit nach  waren  die  Gefusse  offenbar  griechischen 
Ursprungs.  Weiter  wurde  in  Mitten  des  Kurgans 
eine  roh  aus  Stücken  von  Gyps  aufgeffthrte  Mauer 
entdeckt,  aber  das  Haupt  grab  nicht  gefunden. 
Auch  im  dritten  KurgAn  wurde  nichts  gefunden. 

4.  Für  das  Jahr  1854  waren  fernere  Arbeiten 
in  Aussicht  genommen,  allein  die  drohenden  krie- 
gerischen Ereignisse  liessen  solche  friedliche  Un- 
ternehmungen nicht  zu.  Doch  wurde  gelegentlich 
durch  einen  Arbeiter  in  einem  der  Hügel  des  alten 

Arthiv  für  Anthropologie.  Bd.  XIX. 


Phanagoria  ein  Grab  gefunden,  welches  mit  nicht 
allzngro&son  Steinplatten  bedeckt  war.  Man  be- 
merkte nur  die  Reste  eines  Sarges,  aber  weder 
Knochen  noch  Gegenstände.  An  einer  Seite  des 
Grabes  zeigte  sich  aber  das  Skelet  eines  Pferdes 
mit  stark  verrostetem  Gebisse  und  die  Bruchstücke 
einer  eisernen  Lanze ; an  der  anderen  Seite  in  eiuer 
Grube  die  Reste  eines  Sattels,  darnnter  bemerkens- 
wert}! einen  halb  vermoderten,  aber  durch  Bau 
und  Form  ausgezeichneten  Sattelbaum.  Die  klei- 
nen Gegenstände  gingen  verloren,  der  Sattelbanm 
wurde  dem  Grafen  Perowsky  abgeliefert. 

Ferner  wurde  ein  Carneol,  in  welchem  das  Pro- 
fil einer  weiblichen  Büste  roh  geschnitten  war,  in 
der  Nähe  von  Taman  beim  Steinsachen  gefunden 
und  für  die  Petersburger  Eremitage  acijairirt. 

5.  Für  den  Ort,  an  welchen  im  Jahre  1855 
die  Arbeiten  begannen,  war  der  Fund  zweier  gol- 
dener Spangen  von  ausgezeichneter  Filigranarbeit 
maasBgebend.  Am  Boden  eines  kleinen  Kurgans  in 
der  Nähe  der  Station  Sennaja  entdeckte  ein  Arbei- 
ter ein  Grab  (mit  Leichenbrand)  und  fand  daselbst 
jene  goldenen  Spangen  und  ferner  einige  irdene  zer- 
brochene und  durch  Feuer  beschädigte  Statuetten 
ägyptischen  (archaistischen)  Styls;  dann  eine  zer- 
brochene Urne  mit  zwei  Henkeln.  Hier  in  der  so- 
genannten Kurganallee,  eine  Reihe  auf  das  Gehöft 
Semenjäka  zuführender  Kurgane,  wurden  die  Ar- 
beiten begonnen.  Zuerst  wurden  drei  kleine  Hügel 
in  der  Nähe  des  vulkanischen  Berges  (Blewaki)dnrcb- 
graben.  Am  Fasse  des  ersten  Hügels  wurde  nicht« 
gefunden.  Weiter  näher  zum  Centrum  dos  Kur- 
gans entdeckte  man  zwei  Gräber  mit  Leichenbrand. 
In  einem  derselben  fand  sich  eine  gewöhnliche 
irdene  Urne  mit  drei  Henkeln,  welche  gebrannte 
Menschenknochen  enthielt;  die  Urne  war  mit  dem 
unteren  Abschnitt  eiuer  anderen  grösseren  Urne 
bedeckt.  Die  Urne  war  zerdrückt.  In  der  Urne 
lagen  ausser  den  verbrannten  (kindlichen)  Kno- 
chen: ein  kleines,  halb  verschmolzenes  gläsernes  Ge- 
fäss;  drei  silberne  Armbänder;  zwei  silberne  nud 
ein  goldener  Ring,  durch  Silberdraht  mit  einander 
verbanden;  ein  silberner  Ring  mit  einem  Carneol, 
auf  welchen  ein  Schütze  mit  Bogen  geschnitten  war; 
ein  PegaNns  ans  Elfenbein,  dem  Beine  nud  Flügel 
abgebrochen  waren;  eine  kleine  Verzierung  aus 
einem  llalsschtnucke  in  Form  eines  Fisches;  eine 
kloine  Vase  aus  Alabaster;  alles  stark  durch  Feuer 
beschädigt.  Neben  der  Urne  lag  eine  irdene  grob- 
gearbeitete Figur,  welche  einen  missgestalteten 
Mann  darstellte  und  die  Bruchstücke  einer  ande- 
ren, dem  Anscheine  nach  weiblichen  Statue.  Die 
Untersuchung  des  zweiten  Grabes,  etwas  näher 
zum  Centram  des  Knrgans,  ergab  nichts  beson- 
deres. Das  Grab,  3 Arschin  (2,1  ro)  lang,  1 Arschin 
(0,71  ra)  tief  und  breit,  war  auf  dem  Erdboden 
errichtet;  es  schien  das  Hauptgrab  zu  sein.  Die 
Wände  waren  stark  gebrannt  and  roth  wie  Ziegel- 
64 


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506 


Referate. 


steine.  In  der  das  Grab  ausfallenden  Erde  lagen 
einzelne  Scherben  eines  irdenen  Gelasses  and  Holz- 
kohlen. Es  scheint,  dass  der  Todte  hier  an  dieser 
Stolle  verbrannt,  aber  die  Todtcnasche  in  einer 
Urne  gesammelt,  anderswo  aufgestellt  wurde. 

Weiter  wurde,  nur  1 */s  Arschin  (ca.  1 m)  tief, 
unter  der  Oberfläche  des  Hügels  ein  anderes  Erd- 
grub entdeckt,  in  welchem  ein  ganz  vermodertes 
Skelet  mit  dem  Kopfe  nach  Osten  lag;  daneben 
sechs  kleine  lackirte  Vasen,  grdsstentheils  zerschla- 
gen und  beschädigt.  In  der  Tiefe  von  51/*  Arschin 
(ca.  3,8  m)  stiess  man  auf  eine  schwarzlackirte  Urne, 
welche  leider  von  der  Erde  völlig  zerdrückt  war. 
Sie  enthielt  gebrannte  Menschenknochen  und  Asche 
von  Steppengras  (Burjän),  Bruchstücke  eines  Gegen- 
standes aus  Elfenbein.  In  der  Nähe  dann  eine 
einfache  irdene  Amphora,  welche  Erde  und  eine 
kleine  schwarzlackirte  Schale  aus  Thon  enthielt. 
Schliesslich  fand  man  noch  zwei  gewöhnliche  Erd- 
gräber, in  welchen  ausser  menschlichen  Knochen 
nur  einfache  irdene  Gefftsse  angetroffen  wurden. 

In  einem  Kurgane  wurde  ein  Erdgrab,  etwa 
V/t  Arschin  (ca.  1 iu)  von  dem  Gipfel,  entdeckt 
Es  war  offenbar  das  Grab  eines  Kriegers:  das 
Skelet  lag  in  der  Richtung  Südost  nach  Xordwest, 
mit  dem  Schädel  nach  Südost,  zu  Füssen  eine  zer- 
drückte irdene  Amphora,  daneben  eine  irdene, 
schwarzlackirte  feingearbeitete  Schale,  leider  auch 
zerdrückt  Links  vom  Skelet  lagen:  ein  Köcher,  ge- 
füllt mit  kupfernen  and  eisernen  stark  verrosteten 
Pfeilen;  ein  breites  gänzlich  zerbrochenes  Schwert, 
anch  die  Scheide  lag  schräg  vom  rechten  Schenkel 
zum  linken  Arm  anf  dem  Skelet  Rechts  vom  Skelet 
befanden  sieb  drei  Lanzen  mit  eisernen  Spitzen, 
welche  an  dem  Schaft  mit  kupfernen  Ringen  befestigt 
waren.  In  der  rechten  Hand  ein  stark  verrostetes 
Schabeisen  und  ein  stark  verrosteter  und  zerbroche- 
ner löffelartiger  Gegenstand.  Zu  Iläupten  wurden 
etwa  30  Stück  Scbafsknöcbelcben  gesammelt  (auf 
russisch  kosny  genannt),  ähnlich  denen,  mit  welchen 
man  „knöchelt“.  In  einem  anderen  Erdgrab,  un- 
mittelbar auf  dem  Erdboden,  ungefähr  l3/*  Arschin 
(1.2  m)  von  der  Obcrflächo  des  Knrgans,  wurde  ein 
weibliches  Skelet  gefunden,  neben  dem  linkon 
Arme  eine  kleine  Vase  mit  engem  Halse.  Die  Vase 
war  wohl  erhalten,  mit  einer,  eine  weibliche  Ge- 
stalt darstellenden  Zeichnung  auf  schwarzem  Felde. 

In  einem  anderen  Grabe  wurde  nichts  Erhebliches 
gefunden.  In  einem  Grabe  lag  das  noch  wohlorbal- 
tene  Skelet  eines  auffallend  grossen  Mannes  so,  als 
wäre  die  Leiche  in  einen  zu  kleinen  Raum  hinein- 
gezwängt worden.  Die  Beine  waren  gebeugt  und 
auf  eine  Seite  geneigt.  Der  Boden  des  Grabes  war 
fingerdick  mit  weissem  Sande  bestreut.  Zu  FüSBen 
stand  eine  grosse  irdene,  grobgearbeitote  zerdrückte 
Schale,  Neben  dem  linken  Arme  wurde  ein  aus 
einer  glosähnlichcn  Masse  geformtes  Unguontarium 
gefunden,  verziert  mit  verschiedenfarbigen,  zick- 


zackförmigen Streifen;  neben  dem  linken  Beine 
zwei  eiserne  verrostete  und  zerbrochene  Schwerter. 

In  einem  dritten  Kurgan  wurde  erst  in  der 
Nähe  de»  (’entrums,  in  geringer  Entfernung  von 
der  Basis,  ein  gut  erhaltenes  weibliches  Skelet  ent- 
deckt, dessen  Schädel  nach  Osten  gekehrt  war. 
Das  ganze  Skelet  erschien  rothlich  gefärbt;  die  an- 
wesenden Arbeiter  deuteten  diesen  Umstand  aus 
der  Anwesenheit  von  Goldsachen  im  Grabe.  Und 
wirklich  fand  man:  einen  silbernen  schlangen  för- 
migen Ohrring;  am  Halse  einen  goldenen  hohlen 
Löwenkopf;  auf  der  Brust  eine  goldene  viereckige 
Platte  mit  der  Abbildung  einer  geflügelten  Sphinx 
mit  drei  Leibern;  zwei  bunte  Hals  Verzierungen 
aus  ägyptischer  Masse;  an  der  linken  Hand  einen 
goldenen  Ring  mit  einer  cingescbnitteneo  geflügel- 
ten männlichen  Figur;  zu  Füssen  einen  kleinen 
bronzenen  zertrümmerten  Spiegel  und  zu  Iläupten 
eine  kleine  Vase  ans  Alabaster.  Das  Skelet  lag  in 
einem  hölzernen  Sargo,  dessen  Reste  noch  bei  Rei- 
nigung der  Wände  des  Grabes  erkennbar  waren. 
Von  oben  her  war  das  Grab  bedeckt  mit  einer 
Schiebt  von  Seegras  und  Baumrinde. 

In  Folge  der  kriegerischen  Ereignisse  deB  Jah- 
res 1865  wurden  die  Nachgrabungen  aufgegeben. 
Begitschew  selbst  verliess  Kcrtsch. 

In  den  Jahren  1856  bis  1858  ruhten  die  archäo- 
logischen Untersuchungen  auf  der  tamanschen 
Halbinsol  völlig.  Von  gelegentlichen  archäologi- 
schen Funden  ist  nichts  zur  Kenntniss  des  Prof. 
Görtz  gelangt.  Uebor  die  weiteren  Resultate 
archäologischer  Forschungen  auf  der  Halbinsel  Ta- 
man seit  dom  Jahre  1859  berichten  die  in  regel- 
mässiger Folge  alljährlich  erscheinenden  Berichte 
der  k.  r.  archäologischen  Commission,  welche  nicht 
nur  in  russischer,  sondern  auch  in  deutscher  und 
französischer  Sprache  veröffentlicht  werden. 

Kankasien. 

249.  Adolf  Berge:  Kaukasien  in  archäologi- 

scher Beziehung.  (Schriften  der  G esellach, 
der  Freunde  der  kaukasischen  Archäologie. 
L Buch.  Tiflis  1875.  8.  1 bis  19.) 

Ein  Vortrag,  gehalten  am  Tage  der  Eröffnung 
der  Gesellschaft  der  Freunde  der  kaukasischen 
Archäologie,  9.  December  1873. 

Nach  einer  kurzen  historischen  Einleitung 
kommt  der  Vortragende  zu  seinem  eigentlichen 
Thema,  alle  in  archäologischer  Beziehung  wich- 
tigen Gegenstände  des  Kaukasus,  auf  welche  sich 
die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  zu  lenken  hat, 
in  Übersichtlicher  Weise  anzudeuten.  Kaukasiern 
ist  reicher  an  archäologischen  Merkwürdigkeiten 
als  irgend  andere  Gebiete  des  grossen  russischen 
Reiches.  Zuerst  die  sogenannten  Dolmen,  welche 
Gräber  aus  alter  Zeit  sind;  in  Kankasien  findet 


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Reforate. 


507 


mtn  eie  nur  »in  Ufer  dee  Schwarzen  Meeres. 
Sie  sind  gewöhnlich  aas  Tier  colossalen  Steinplatten 
zusammengebaut  and  von  einer  fünften  noch  grös- 
seren und  an  einer  Seite  überragenden  Steinplatte 
bedeckt.  In  einer  Platte  ist  ein  Loch  angebracht, 
gross  genug,  am  den  Kopf  durchzustecken.  Es 
gehören  diese  mcg&lithischen  Gräber  offenbar  in  die 
letzte  Zeit  der  Steinperiode  und  in  die  erste  Zeit 
der  Bronzeperiode.  Das  Ufer  deB  Schwarzen  Mee- 
res bietet  ferner  viel  Interessantes  wegen  der  früher 
hier  befindlichen  griechischen  Colonien,  deren  Stät- 
ten genau  zu  erforschen  sind.  Ferner  die  im  Ge- 
birge bei  Mzchet  existirenden  Höhlen,  welche, 
wie  man  annimmt,  den  früheren  Einwohnern  als 
Aufenthalt  dienten.  Die  Existenz  von  Pfahlbauten 
in  Kaukasien  ist  bisher  noch  nicht  erwiesen,  doch 
kann  man  vermuthen,  dass  in  Imeretien,  Mingre- 
lien,  Gurien  dergleichen  nicht  fehlen.  Ferner  sind 
bemerkenswert!!  die  Denkmäler  der  ältesten  christ- 
lichen Epoche;  dann  die  muhamedanischen  Alter- 
thömer  im  östlichen  Kaukasien;  die  alten  Inschriften 
(namentlich  in  Dagheatan).  In  Daghestan  sind  auch 
von  Interesse  die  sogenannten  kjäfirischen 
Aule  oder  die  kjäfirischen  Begräbnissplätze, 
z.  B.  in  der  Nähe  des  Ortes  Arakany  — die  Reste 
der  Ansiedelungen  eines  untergegangenen  Volkes; 
man  hat  in  ihnen  allerlei  kupferne  Gegenstände 
gefunden.  Von  sehr  bedeutendem  archäologischem 
Werthe  ist  unbedingt  eine  genaue  Untersuchung 
der  kaukasischen  Mauer  in  Daghestan.  Auf 
der  nördlichen  Seite  des  Kaukasus  ist  die  Gegend 
wohl  auch  reich  an  Alterthümern,  jedoch  sind  die- 
selben anderer  Art:  der  classische  Boden  der  Halb- 
insel Taman  mit  seinen  alten  griechischen  Colo- 
nien, mit  seinen  zahllosen  Kurganen.  Die  Bewohner 
der  Berge,  so  die  Ossetinor,  die  Tschetschenzen 
und  andere,  setzten  auf  die  Kurgane  besondere 
Baulichkeiten.  In  der  Kabarda  giebt  es  viele  Go- 
rodischtschen,  alte  Thürme  und  viele  Ruinen.  Dann 
wirft  der  Vortragendo  einen  kurzen  Blick  auf  die 
Forscher,  welche  sich  bis  jetzt  mit  der  Archäologie 
Kankasiens  beschäftigt  haben : DuboisdeMont- 
pereu  x,  Brosse,  Kasem-Beg,  Dohrn,Frähn 
und  Andere.  Es  ist  noch  sehr  viel  Arbeit  übrig 
für  die  zukünftigen  Forscher. 

Genaue  literarische  Daten  sind  dem  Texte  bei- 
gefügt, so  dass  in  gewissem  Sinne  der  Leser  eine 
kurze  Zusammenstellung  der  archäologischen  Lite- 
ratur des  Kaukasus  hier  vorfindet. 


260.  Die  Alterthümer  im  Museum  der  Ge- 
sellschaft der  Freunde  der  kauka- 
sischen Archäologie.  Zusammengestellt, 
nach  der  Natur  und  auf  Stein  gezeichnet  von 
W.  Wyrubow.  L Lieferung.  Tiflis  1877. 
8°.  Mit  12  Tafeln.  (IIpe4Mt*TU  apcbhoctr 
bi  xpauiuumt  „OömecTBa  jhCutcjcA  Kub- 


KaacKOft  npxcoiorii“  cocr.  B.  Bupy6ooi. 
Tu*4hci  1877/78. 

Der  Text  und  die  Tafelerklärung  sind  rus- 
sisch und  französisch.  Das  Museum  ist  im 
Anfang  deB  Jahres  1874  eröffnet;  es  zählt  bereits 
6000  Nummern.  Die  hier  beschriebenen  Gegen- 
stände, welche  nur  einen  Th  eil  des  Museums  dur- 
steilen,  sind  sowohl  durch  dio  Ausgrabungen 
Bayern1 s bei  Mzchet  erworben,  als  auch  von  an- 
deren Personen  geschenkt. 

Vor  allen  hat  das  Gouvernement  Tiflis  viel  ge- 
liefert, namentlich  der  Kreis,  in  welchem  der  Be- 
gräbnissplatz  Samtawro  bei  Mzchet  liegt.  Hier 
sind  gegen  600  Gräber  anfgedeckt  in  den  Jahren 
1872  bis  1876.  Die  Fundgegenstände  des  Jahres 
1872  sind  in  das  Tifliser  Museum  gekommen,  die 
vom  Jahre  1873  in  die  kaiserliche  Eremitage  zu 
St.  Petersbarg;  davon  siud  einzelne  Gegenstände 
in  dem  Bericht  der  kaiserlich  archäologischen  Com- 
mission für  1872  (der  Bericht  ist  erat  1875  er- 
schienen) beschrieben,  doch  ohne  Rücksicht  auf  die 
Gräber  u.  s.  w.  za  nehmen. 

In  Betreff  des  Begräbnissplätze«  Samtawro 
sind  an  literarischen  Productionen  zu  nennen 
Bayern1«  Abhandlungen  in  der  Zeitschrift 
für  Ethnologie  1872  (Bd.IV),  die  Mittheilungen 
der  Wiener  anthropol.  Gesellschaft  1874  nnd  1876 
(IV  und  VI),  dann  dio  Sammlung  von  Nachrich- 
ten über  Kaukasien  Bd.  II,  S.  325  bis  334  (russ.) 
nnd  zwei  Abhandlungen  Szjepura’s  in  den  Pro* 
tocollen  der  kaukasischen  medicinischen  Gesell- 
schaft, 11.  Jahrgang  1874/1875  1).  Eine  hebräische 
Inschrift,  welche  auf  einem  Grabsteine  des  Be- 
grähniBsplatzes  Samtawro  gefunden  wurde,  ist  im 
1.  Hefte  der  Schriften  der  Gesellschaft  der  Freunde 
u.  8.  w.  abgebildet  (Photographie). 

Die  Gräber  von  Samtawro  können  ihrer  äusse- 
ren Form  nach  in  folgende  vier  Gruppen  getheilt 
werden : 

1.  Steingrftber;sie  sind  aus  grob  behauenen 
Feldsteinplatten  zusammengesetzt  und  meist  von 
drei  ähnlichen  Platten  bedeckt.  Der  Binnenraum 
des  Grabes  ist  gewöhnlich  gefüllt  mit  Erde  und 
Kieselsteinen.  Länge  7 Fuss  (2,1  m),  Breite  4 Fuss 
(1,2  m),  Tiefe  5 Fuss  (1,5  m).  Längsrichtung  geht 
von  Westen  nach  Osten.  Es  wurden  stets  die  Reste 
mehrerer  menschlicher  Skelete  in  solchen  Gräbern 
gefunden. 

2.  Gräber  aus  gebranntem  Lehm.  Die 
Wände  der  Gräber  sind  aus  ziegelähnlichen  Platttcn, 
welche  aus  gebranntem  Lehm  bestehen,  zusammen- 
gefügt; bedeckt  sind  sie  durch  Platten  aus  Feld- 
steinen. Sie  sind  von  geringerem  Umfange  als  die 
Gräber  der  ersten  Gruppe.  In  jedom  Grabe  liegt 


*)  Vergl.  Arcb.  f.  Anthropol.  Bd.  XI,  RefL  8.  325 
bis  323. 


Ci* 


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508 


Referate. 


nur  ein  menschliches  Skelet,  welches  besser  erhal- 
ten ist,  als  die  Skelete  in  den  anderen  Gräbern. 

3.  Die  Gräber  der  dritten  Gruppe  bestehen 
ans  einem  nicht  grossen  Gewölbe  aus  Kieselsteinen, 
welches  eher  einem  einfachen  Steinhaufen  gleicht. 
Darunter  liegt  anmittelbar  ein  Gefäss  aus  schwar- 
zem Thon , meist  zerbrochen.  Der  Boden  dieser 
Gräber  ist  leicht  concav;  der  Rand  mit  Steinen 
eingefasst.  Zwischen  den  Gefässscberben  finden 
sich  Gegenstände  aus  BroDsr.e  und  Kisen;  ferner 
dio  Reste  von  menschlichen  Skeleten,  deren  Schä- 
del meist  in  dem  westlichen  Theil  des  Grabes  liegt 
Alle  Schädel  waren  in  so  defectew  Zustande,  dass 
es  Bich  nicht  lohnte,  dieselben  aufzube wahren,  ln 
diesen  Gräbern  wurden  Waffen  ans  Bronze  gefun- 
den. Es  haben  die  Gräber  eine  auffallende  Aehn- 
liclikeit  mit  Gräbern  von  der  Insel  Born  hol  in.  (Im 
Anhang  findet  sieb  ein  Verzeichniss  der  in  15  Grä- 
bern gefundenen  Gegenstände.) 

Als  eine  vierte  Gruppe  der  Bestattungsweise 
muss  man  grosse  irdene  Amphoren  mit  den  Resten 
eines  menschlichen  Skelets  ansehen,  welche  in  der 
Nähe  der  Gräber  der  dritten  Gruppe  gefunden 
wurden.  Bis  jetzt  ist  keine  Möglichkeit  gewesen, 
die  genaue  Lage  der  Amphoren  zu  bestimmen, 
insbesondere  weil  alle  bis  jetzt  entdeckten  sehr 
schlecht  conservirt  waren. 

Eine  andere  Reihe  von  Gegenständen  stammt 
▼on  Ausgrabungen  her,  welche  die  Herren  Weiss 
von  Woisseuhof  und  Wyrubow  im  Jahre 
1876  in  den  Schluchten  von  Delishan,  nahe  beim 
Orte  Delishan  (Gonv.  Eriwan),  vorgenommen  haben. 
Die  daselbst  gefundenen  Sachen  haben  grosse  Aehn- 
lichkeit  mit  den  Gegenständen,  welche  in  den  Grä- 
bern der  dritten  Gruppe  lagen.  Abor  die  Gräber 
▼on  Delishan  unterscheiden  sich  bedeutend  von 
den  letzteren.  Ihrer  Form  nach  erinnern  sie  an 
die  Steingräber  der  ersten  Gruppe  des  Samtawro- 
schen  Begräbnissplatzes , unterscheiden  sich  von 
diesen  aber  durch  ihren  Aufbau  aus  unbehauenen 
Steinen.  Beim  Entfernen  der  oberen  Steinplatten 
stieg«  man  zuerst  in  einer  Tiefe  von  3 Fubs  auf 
ein  Gefaas  von  schwarzem  Thon,  welches  theilweise 
zerdrückt  war;  theilweise  waren  die  Scherben  im 
ganzen  Grabe  zerstreut.  In  einer  Tiefe  von  5 Fubs 
bemerkte  man  die  Reste  eines  menschlichen  Ske- 
letes. In  jedem  Grabe  lag  nur  ein  Skelet.  Uebor- 
dies  wurden  daselbst  Tbierknochen  (Büffel)  ge- 
funden, dann  etwas  Holzkohlen,  doeb  waren  die 
Knochen  nicht  verbrannt.  Ein  Grab  hatte  Wände, 
welche  aus  Kieselsteinen  zusammengesetzt  waren. 
Ein  anderes  Grab  in  der  Nähe  von  bedeutenden 
Dimensionen  hatte  dio  Form  eines  Gewölbes , es 
war  bereits  ausgeräumt.  Nach  dun  Aassagen  der 
Ortseinwohner  waren  hier  die  Reste  von  mensch- 
lichen Skeleten  und  eine  grosse  Menge  von  Ge- 
fassen  aus  schwarzem  Thon  gefunden  worden.  Die 
Fiwdgcgonstündo  waren  nicht  mehr  vorhanden. 


An  einem  anderen  Begr&bnissplatze  bei  der 
Ortschaft  Sartaschaly  wurden  durch  die  Herren 
Bayern,  Markarow  und  Wyrubow  gleichfalls 
Nachgrabungen  vorgenommen.  Es  wurden  Stein- 
gräber gefunden,  welche  ihrer  Form  nach  grosse 
Ärmlichkeit  mit  den  Gräbern  der  ersten  Gruppe 
▼on  Samtawro  batten.  Charakteristisch  war  Fol- 
gendes: beim  Entfernen  der  oberen  Steinplatten 
zeigte  sich  ein  leerer  Raum  und  am  Boden  lagen 
horizontal  neben  einander  zwei,  mitunter  auch  drei 
menschliche  Skelete  mit  dem  Kopfe  nach  Westen 
gerichtet.  Zn  Füssen  dieser  Skelete  lag  ein  Haufen 
menschlicher  Knochen,  darunter  acht  Schädel.  Die 
Schädel  waren  alle  dolichocephal,  dabei  sehr  deut- 
lich zusammengedrückt.  Die  darin  gefundenen 
Gegenstände  waren:  bronzene  Nadeln,  Perlen,  Ohr- 
ringe, Armbänder,  dazwischen  auch  einige  Stücke 
von  verrostetem  Eisen.  Im  Allgemeinen  sind  die 
dort  gefundenen  Gegenstände  denen  von  Samtawro 
sehr  ähnlich,  nur  Thrftnenkrüge  sind  hier  bei  Sar- 
tascbaly  gar  nicht  angetroffen  worden. 

Schliesslich  wurden  von  den  Herren  Bayern 
und  Wyrubow  im  Jahre  1875,  7 Werst  von  der 
Kreisstadt  Duschet  (Gouv.  Tiflis),  auf  einem  alten 
Begräbnissplatze  Ausgrabungen  vorgenommen. 
DaB  Charakteristische  der  hier  geöffneten  Stein- 
gräber war,  dass  sie,  obgleich  von  gewöhnlicher 
Grösse,  doch  eine  sehr  grosso  Menge  von  Skeleten 
enthielten.  Unter  den  Bronzegegenständen  war 
ein  weiblicher  Schmuck  bemerkenswert!}. 

Die  Erklärung  und  Beschreibung  der  auf  den 
beigegebenen  XII  Tafeln  abgobildeten  Gegenstände 
müssen  wir  übergehen. 

251.  Bericht  der  Herren  Naryschkin  über  ihre 
archäologische  Reise  nach  Swanetien  (Kau- 
kasien)  im  Jahre  1867.  (Nacbr.  d.  k.  arch&ol. 
Ges.  in  St.  Petersburg.  Bd.  VIII,  S.  325  bis 
367.  Mit  zehn  lithogr.  Tafeln.) 

252.  N.  P.  Kondakow:  Ueber  einige  Alterthü- 
mer  des  kabanschen  und  des  terekschen  Ge- 
bietes. (Arb.  des  III.  archäol.  Congresses. 
Thl.  I,  S.  139  bis  147.  Mit  Tafel  V.) 

Allgemeine  Betrachtungen  über  einige  classi- 
sche  und  byzantinische  meist  ans  Kurganen  stam- 
mende Alterthümer,  welche  im  Museum  von  Tiflis 
aufbewahrt  werden. 


Sibirien. 

253.  N.  J.  Popow:  Ueber  Steinwerkzeuge  im 

Norden  und  Osten  Sibiriens.  (Mitthl.  d.  ost- 
sibir.  Abtheil ung  d.  kaiserl.  russ.  geogr.  Ges. 
Bd.  IX,  Nr.  1 und  2,  S.  56  bis  62.  Mit  einer 
Tafel.) 

Die  Mitteilung  enthält  einige  zerstreute  No- 


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Referate. 


509 


tizen  über  die  Benetzung  von  Stein  Werkzeugen. 
Zuerst  einige  Notizen  aus  der  Literatur:  Die  Rus- 
sen fanden  bei  der  Unterwerfung  Sibiriens  im 
XVII.  Jahrhundert  nur  bei  den  Jakuten  eiserne 
Werkzeuge,  bei  den  anderen  sibirischen  Völkern 
nicht.  Doch  reicht  die  Verwendung  von  Stein- 
und  Knochenwerkzeugen  noch  weit  in  das  jetzige 
Jahrhundert  hinein.  Dann  folgt  eine  Notiz  über 
einige  Stein  Werkzeuge , welche  1865  10  Werst 
(Kilometer)  von  Nikolajewsk,  an  der  Einmündung 
eines  kleinen  Flüsschens,  Patcha,  in  den  Amnr  ge- 
funden und  nach  St.  Petersburg  in  das  ethnogra- 
phische Museum  der  Ac&demie  abgeliefert  worden 
sind.  Weiter  folgt  die  Beschreibung  einiger  im 
Museum  der  sibirischen  Abtheilung  in  Irkntsk  be- 
findlichen Steinwerkzeuge:  ein  Steinbeil  und  eine 
knöcherne  Pfeilspitze  von  der  Insel  Sachalin;  zwei 
Pfeilspitzen  von  den  Ufern  des  Flusses  Mana,  einem 
Nebenflüsse  des  Witim;  ein  knöcherner  Pfeil  und 
ein  grosses  Werkzeug  aus  feinkörnigem  Grünstein, 
beides  Geschenke  des  Missionärs  der  Tschuktschen 
Argentow;  ein  Beil  aus  grünlichem  Nephrit, 
dessen  Fundort  unbekannt;  ein  Beil  aus  Feldspath 
vom  Flusse  Anadyr  u.  s.  w.  Auf  den  beigefügten 
Tafeln  sind  die  Gegenstände  abgebildet.  Zum 
Schlüsse  ist  aus  Ermunu’s  Archiv  für  wissen- 
schaftliche Kunde  in  Russland  (1845,  Bd.  V,  S.  399 
bis  404)  einiges  auf  die  Steinwerkzeuge  von  Kam- 
tschatka Bezügliche  übersetzt. 

254.  N.  J.  Popow:  Uebor  die  Tschuden- 

gräber  im  Gebiete  von  Minussinsk. 
(Mitthl.  d.  sibir.  Abthl.  d.  k.  r.  googr.  Ges. 
in  Irkutsk.  Bd.  VII,  1876,  Heft  2 und  3, 
8.  69  bis  78,  mit  2 Tafeln;  Bd.  VIII,  1877, 
Heft  1 und  2,  8.  30  bis  40,  mit  1 Tafel; 
Heft  3 und  4,  S.  94  bis  108,  mit  1 Tafel.) 

Niehts  giebt  ein  beredteres  Zeichen  von  der 
Anwesenheit  einer  mächtigen  Bevölkerung  im  Ge- 
biete von  Minussinsk  als  die  grosse  und  mannig- 
faltige Menge  der  hier  befindlichen  alten  Gräber. 
Die  Kassen  benennen  sie  gewöhnlich  die  tschudi- 
sehen  Gräber  oder  Kurgane,  geben  ihnen  überdies 
auch  noch  viele  andere  Namen.  Es  finden  sich 
dergleichen  Gräber  auf  beiden  Ufern  des  Jenissei, 
sowohl  auf  dem  westlichen  flachen  Ufer  als  auch 
auf  dem  östlichen  waldigen  und  bergigen;  immer- 
hin ist  die  Zahl  der  auf  dem  westlichen  Ufer  be- 
findlichen Gräber  bei  weitem  grösser.  Auf  dem 
rechten  Ufer  des  Jenissei  liegen  die  Gräber  haupt- 
sächlich an  den  beiden  Ufern  des  Flusses  Tuba 
und  nahe  an  der  Einmündung  desselben  in  den 
Jenissei,  am  linken  Ufer  dehnen  sich  die  Gräber 
über  eine  weite  fläche  aus,  welche  durch  den  See 
Boshje,  den  Flüssen  Ushur  und  Tschulym  nach 
Norden,  durch  die  Flüsse  Askys  und  Jesj  (Neben- 
flüsse des  in  den  Jenissei  strömenden  Abakan)  nach 
Süden,  durch  den  Gebirgszug  Ala-tau  nach  Westen 


und  den  Jeuissoi  nach  Osten  begrenzt  wird.  An 
einigen  Stellen  erstrecken  sie  sich  ununterbrochen 
auf  Hunderte  von  Wersten  (Kilometer),  z.  B.  am 
linken  Ufer  des  Jenissei,  in  einer  Ausdehnung  von 
200  Werst,  vom  Dorfe  Barushkowo  bis  zu  der  über 
den  Jenissei  führenden  Furt  Abakansk,  so  in  der 
weiten  am  linken  Ufer  des  Flusses  Abakan  sich 
erstreckenden  Steppe,  dem  Centrum  der  kisilschen 
Tataren.  Bald  stehen  die  Gräber  dichter,  bald  we- 
niger dicht.  In  der  Nähe  des  Ulusses  (Lagers) 
der  kisilschen  Tataren  Uraki  kann  man  auf  einem 
Gebiete  von  ungefähr  9 Quadratwerst  (Kilometer) 
einige  hundert  Gräber  oder  Kurgane  zählen.  Im 
Allgemeinen  zeichnen  sich  die  mit  Gräbern  be- 
deckten Landstrecken  durch  Fruchtbarkeit  aus;  sie 
haben  offenbar  schon  in  alten  Zeiten  die  Ansiedler 
an  sich  gezogen,  wie  noch  später,  als  die  Russen 
das  Land  einnahmen. 

Das  Gebiet  von  Minussinsk  wurde  später  von 
den  Russen  besiedelt  als  die  heutigen  Gouverne- 
ments Tobolsk  und  Tomsk,  etwa  am  Endo  des  XVII. 
und  am  Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts;  deshalb 
fielen  die  Gräber  des  minassinskischen  Gebietes  den 
Grnbrü uberu  und  Schatzgräbern  viel  später  in  die 
Hände  und  waren  zur  Zeit  der  wissenschaftlichen 
Expedition  nach  Sibirien  in  den  zwanziger  Jahren 
des  XVIII.  Jahrhunderts  besser  conservirt  als  die 
Gräber  Westsibiriens,  und  zogen  die  Aufmerksam- 
keit der  gelehrten  Reisenden  auf  sieb. 

Eh  lassen  sich,  mit  Rücksicht  auf  die  Forschun- 
gen Gmelin’s  (1739  und  1740),  Möller’s,  Pal- 
las’, Georgi’s,  Spasky’s,  Stepauow’s,  Kiri- 
low’s  und  Anderer,  fünf  verschiedene  Typen  der 
Gräber  erkennen:  Nämlich: 

1.  Die  sogenannten  Steingr&ber,  welche  in 
drei  verschiedenen  Typen  auftreten : 1)  eine  Anzahl 
grosser  hier  und  da  etwas  abgeflachter  Steine  sind 
aufrecht  oder  auf  eine  Kante  gesteltt  in  die  Erde 
eingegraben,  und  begrenzen  einen  länglich  vier- 
eckigen, selten  rhombischen  Raum  von  verschiede- 
nem Umfang,  5 bis  50  Schritte  in  der  Breite,  6 bis 
60  Schritte  in  der  Länge.  An  den  vier  Ecken  oder 
den  vier  Weltgegenden  entsprechend  befinden  sich 
die  grössten  and  höchsten  Steinplatten,  nicht  selten 
höher  als  1 Saschen  (2  m)  ans  der  Erde  hervorragend. 
Zwischen  diesen  hohen  Steinen  liegen  in  unbe- 
stimmten Abständen  von  einander  kleinere,  welche 
kaum  aus  der  Erde  bervorsehen.  Einige  dieser 
Gräber  haben  an  der  nördlichen  Seite  eine  Art 
Eingang.  Mitunter  steht  ausserhalb  des  von  Stei- 
nen nuizüunten  Raumes  in  einer  Entfernung  von 
2 bis  4 Saschen  (4  bis  8 in)  ein  grosser  in  der 
Richtung  zum  Grabe  geneigter  Stein.  Alle  zu 
einem  Grabe  benutzten  Steine  sind  gewöhnlich  un- 
behauen; bisweilen  sind  sie  jedoch  mit  allerlei 
Schriftzeichen  versehen.  Bisweilen  haben  einzelne 
Steine  die  Gestalt  einer  menschlichen  Figur,  das 
sind  die  sogenannten  Kamennija  baby  (Steinbaben, 


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510 


Referate. 


wörtlich  steinerne  Weiher).  Inmitten  de§  vier- 
eckigen  Raumes  ist  das  eigentliche  Grab,  dasselbe 
ist  nicht  tief;  etwa  2 m unterhalb  der  Erdober- 
fläche liegt  das  Skelet.  Der  eingezäunte  Rinnen- 
rnnm  zeigt  mitunter  eine  leichte,  kaum  sichtbare 
Erhöhung,  mitunter  ist  er  mit  Steinplatten  wie 
ansgepflastert,  mitunter  ist  er  völlig  eben.  Im 
letzteren  Falle  ist  der  ganze  grosse  Binnenraum 
durch  kleinere  Steine  in  zwei,  drei  oder  vier  kleinere 
viereckige  Felder  getheilt.  Wahrscheinlich  deuten 
die  letzteren  darauf,  dass  hier  eine  Familie  (oder 
ein  Individuum ) seinen  besonderen  Platz  hatte. 
Im  Russischen  heisst  ein  derartiges  Steingrab  Ma- 
jak  oder  Mogilnik. 

2.  Bei  einer  zweiten  Art  von  Gräbern  fehlen 
die  aufrecht  stehenden  Steinplatten  völlig.  Die  Grab- 
stätte zeigt  keinerlei  Erdaufschüttung,  sondern  ist 
bedeckt  mit  einfachon  abgeplatteten  Steinen  (Flie- 
sen). Unter  diesen  Steinen , etwa  in  einer  Tiefe 
von  l1  } Arschin  (ca.  1 m),  ist  das  mit  Steinplatten 
ausgelegte  Grab.  Russisch  heisst  ein  solches  Grab 
Slanez. 

3.  Ein  viereckiger  Raum  von  4 bis  5 Sascben 
(8  bis  10  m)  im  Durchmesser  wird  von  Steinplatten 
eingefasst,  welche  etwa  1 Sasche  (2  m)  tief  in  die 
Erde  gegraben  sind,  so  dass  die  Spitzen  der  Steine 
kaum  hervorgucken.  In  der  Mitte  befindet  sich 
etwa  in  derselben  Tiefe  mit  den  Steinen  das  Ske- 
let von  Erde  wie  gewöhnlich  eingehüllt  Mitunter 
ist  das  ganze  Grab  von  Steinen  eingefasst.  Auf 
russisch  heisst  ein  solches  Grab  Tworilnij  Kurgan, 
d.  h.  ein  Grab,  welches  einer  Kalkgrube  ähnlich 
sieht  Ferner  exiBtiren  zwei  verschiedene  Arten  von 
sogenannten  Kurganen  (Hügelgräber),  nämlich: 

4.  Erdkurgane  sind  halbkugelige  Erdhaufen 
von  beträchtlicher  Höhe,  2 bis  4 Saschen  (4  bis 
8 m),  und  ebenso  von  beträchtlichem  Umfang,  bis 
zu  20  Saschen  (40  m),  welche  mitunter  durch  grosse 
Steine  eingezäunt  sind.  Unter  den  Erdhaufen  be- 
finden sich  längliche  aus  Steinplatten  oder  aus 
Lärchenholzbrettern  gefügte  Kisten,  welche  dem 
entsprechend  mit  Steinplatten  oder  Brettern  zuge- 
deckt sind.  Nach  den  Aussagen  Müller’s  und 
Radloff’B  sind  in  einzelnen  Gräbern  keine  der- 
artigen Gruben  oder  Kisten  gefunden  worden,  son- 
dern das  Skelet  lag  unmittelbar  auf  der  Erdober- 
fläche und  darüber  der  aufgosebüttete  Erdhaufen. 
Schliesslich 

5)  die  kirgisischen  Grubcr.  In  solchen 
ist  die  Grube,  in  welche  man  die  Körper  der  Ver- 
storbenen niederlegte,  bis  oben  zu  mit  kleinen 
Steinen  angofüllt  Die  Erdaufschüttung  ist  sehr 
gering,  bo  dass  der  Kurgan  nur  das  Aussehen  eines 
kleinen  unbedentonden  Hügels  hat. 

Alle  die  beschriebenen  Formen  der  Grabstätten 
sind  gewöhnlich  durch  einander  gemischt;  doch  im 
Allgemeinen  — darin  stimmen  alle  Reisenden  über- 
ein — überwiegen  auf  dem  westlichen  oder  lin- 


ken Ufer  des  Jenissei  die  Steingräber,  auf  dem 
rechten  oder  östlichen  Ufer  dagegen  die  Kar- 
gte. 

Die  Grösse  der  einzelnen  Gräber  ist  im  Allge- 
meinen nicht  auffallend.  Doch  giebt  es  einzelne 
sehr  hohe  Kurgane  und  bei  einigen  Gräbern  kolos- 
sale Steine.  Spassky  z.  B.  berichtet,  dass  er  Stein- 
platten von  P/a  Saschen  (3  m)  Länge,  2 Arschin 
(1,5  m)  Breite  und  ungefähr  1 Arschin  (70  cm) 
Dicke  gesehen  hat.  Titow  hat  — nach  hand- 
schriftlichen Nachrichten,  welche  der  Verfasser  be- 
nutzen konnte  — einzelne  Steine  von  6 Arschin 
(4  m)  Länge,  3 Arschin  (2  m)  Breite  gefunden.  Sie 
waren  so  tief  eiugegraben,  dass  der  hervorragende 
Abschnitt  noch  höher  als  ein  Reiter  zu  Pferde  war. 
Bemerkenswerth  sind  derartige  Steinriesen  jeden- 
falls, namentlich  dort,  wo  für  gewöhnlich  — wie 
in  der  Ebene  — gar  keine  Steine  angetroffen  wer- 
den. Freilich  liegen  An  einzelnen  Stellen  die  Stein- 
fliesen  sehr  oberflächlich  unter  der  Erde,  so  dass 
es  keiner  grosser  Arbeiten  bedurft«,  um  die  zu 
einer  Grabstätte  nöthigen  Steine  herbeizuschaffen. 
Immerhin  gehörten  grosse  Kraftanstrengungen  und 
bedeutende  materielle  Mittel  dazu,  solche  Stein- 
riesen  aufzustellen  und  so  grosse  Erdhaufen  aufzu- 
werfen. 

Einzelne  der  Erdkurgane  sind  4,  5 oder  mehr 
Saschen  (8 bis  10m)  hoch  und  von  conischer  Form; 
man  nennt  russisch  einen  solchen  Kurgan  „sopkatt. 
Stepanow  fand  im  Innern  einiger  solcher  Kur- 
gano  nichts,  weder  Skeletreste  noch  Steine,  noch 
Culturartikel,  und  erklärt  dieselben  deshalb  für 
eine  Art  Observations-  oder  Beobachtungsbügel, 
etwa  wie  die  sogenannten  Wachtkurgane  (z.  B.  im 
Gouv.  Saratow)  im  europäischen  Russland.  Es  ist 
jedoch  Mancherlei,  was  gegen  diese  Auffassung 
spricht:  Einmal  ist  der  ganzo  Habitus  dieser  co- 

nischen  Kurgane  genau  derselbe,  wie  der  der  klei- 
nen; ferner  findet  man  in  einzelnen  Kurganen 
mehrere  Skelete  über  einander  und  schliesslich 
sind  eine  Reihe  von  mündlichen  Traditionen  und 
geschichtlichen  Ucberiiefcrungen,  welche  der  Deu- 
tung der  fraglichen  Gräber  als  Grabstätten  das 
Wort  reden.  Ueberdies  sind  die  in  Frage  stehen- 
den minussinskischen  Kurgane  nicht  so  regelmässig 
und  planmässig  geordnet,  wie  es  mit  den  soge- 
nannten Wacbtkurganen  unzweifelhaft  der  Fall  ist. 
In  ältester  Zeit  dienten  die  Kurgane  als  Begräbniss- 
stätten  und  offenbar  auch  als  Orte  für  gelegentliche 
Opferungen.  Sehr  interessant  and  wichtig  ist  es, 
dass  auch  heute  noch  die  buddhistischen  Tataren 
und  Mongolen  im  Gebiete  von  Minussinsk  die  Kur- 
gane  bei  Ausübungen  ihrer  religiösen  Gebräuche 
in  Anwendung  ziehen:  sie  graben  allerlei  Gegen- 
stände in  die  Erde  hinein  und  opfern  dabei. 

Nach  dieser  Zusammenstellung  alles  Dessen, 
was  hinsichtlich  der  äusseren  Form  und  Gestalt 
der  Grabstätten  im  Gebiete  von  Minussinsk  be- 


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Beferate. 


511 


kannt  ist,  geht  der  Verfasser  dazu  über,  in  chro- 
nologischer Reihenfolge  die  verschiedenen  Forscher 
namhaft  zu  machen,  welche  Ausgrabungen  verun- 
stalteten; dabei  giebt  er  in  kurzem  Auszuge  die 
am  meisten  bemerkenswert hen  Fundgegenstäudc. 
Diese  chronologische  Uebersicht  ist  nicht  ohne 
Interesse,  weil  der  Verfasser  auch  Gelegenheit  hatte, 
handschriftliches  Material  zu  vergleichen.  Wir 
können  ihm  selbstverständlich  hier  nicht  im  Ein* 
seinen  folgen  und  beschränken  uns  auf  eine  kurze 
Herzählang  der  namhaft  gemachten  Forscher  und 
ihrer  bezüglichen  Arbeiten. 

Im  Anfango  unseres  Jahrhunderts  beschäftigte 
Bich  mit  archäologischen  Studien  G.  J.  Spassky 
während  seines  Aufenthalts  in  Sibirien.  Seine 
sehr  ausgedehnten  Studien  sind  in  einer  Reiho 
von  Aufsätzen  niedergelegt,  welche  er  in  seinem 
„Sibirischen  Boten“  (CiiöiipCKifi  BtcTiiUftt») 
während  der  Jahre  1818  bis  1822  veröffentlichte. 
Ein  grosser  Theil  der  von  ihm  gefundenen  und 
gesammelten  Alterthümer  (vornehmlich  die  minus- 
sinskischon  und  altaischen)  wurde  der  kaiserlichen 
öffentlichen  Bibliothek  in  St.  Petersburg  geschenkt 
Ein  anderer  Theil  seiner  Alterthümer  wurde  im 
Jahre  1843  Herrn  M.  P.  Pogodin  übergeben  und 
der  Rest  gelangte  im  Jahre  1847  in  die  ll&nde  des 
Grafen  Uwarow.  Letzterer  erhielt  anch  einen 
Atlas  mit  Zeichnungen  „tschudischer  Alterthümer“. 
Wo  sich  jetzt  alle  die  von  Spassky  gesammelten 
Gegenstände,  insbesondere  der  Atlas,  befinden,  ist 
dem  Verfasser  unbekannt  geblieben. 

Ein  würdiger  Nachfolger  Spassky’s  auf  dem 
Gebiete  der  sibirischen  Archäologie  war  in  den 
zwanziger  Jahren  der  erste  Gouverneur  von  Jonis- 
seisk,  A.  P.  Stepanow  (1822  bis  1833),  welcher 
nicht  allein  seihst  sammelte,  sondern  durch  alle 
seine  Untergebenen  und  Beamten  sammeln  liess: 
ethnographische,  archäologische,  naturwissenschaft- 
liche Gegenstände  und  Notizen.  Stepanow  ver- 
fasste eine  Beschreibung  des  Gouv.  Jenisseisk 
(EHHceftcKHK  ryöepfUK  Cn6.  1835).  Ira  ersten 
Bande,  S.  123  bis  132  findet  sich  in  gedrängter 
Kürze  eine  Uebersicht  der  archäologischen  Nach- 
richten des  Gebietes  von  Minussinsk.  Stepanow 
besass  in  Krasnojarsk  eine  bedeutende  Sammlung, 
welche  Er  man  auf  seiner  sibirischen  Reise  im 
Jahre  1829  besichtigte  und  bemerkenswerth  fand. 
Wohin  die  Sammlung  schliesslich  gcratben,  ist  un- 
bekannt. 

Im  Jahre  1847  veranstalteto  der  bekannte  Ca- 
stro n auf  seiner  durch  die  Petersburger  Akademie 
veranlagten  Reise  eino  Anzahl  Ausgrabungen  im 
Gebiete  von  Minussinsk.  Eine  zusammenfassende 
Darstellung  der  archäologischen  Ergebnisse  lieferte 
er  nicht;  doch  findet  sich  vieles  darauf  Bezügliche 
in  den  von  Schiefner  in  deutscher  Sprache  her- 
ausgegebenen „Alexander  Castren’s  Reise- 


berichten und  Briefen“  aus  den  Jahren  1845  bis 
1849.  St  Petersburg  1856. 

In  den  vierziger  nnd  fünfziger  Jahren  wur- 
den unter  Beihülfe  des  damaligen  Gouverneurs  von 
Jenisseisk  W.  K.  Padalko  archäologische  Studien 
eifrig  betrieben.  Die  damals  gesammelten  Alter- 
thümer gaben  Veranlassung  zur  Gründung  dee  ar- 
chäologischen Museums  in  Irkutsk  bei  der  sibiri- 
schen Abtheilung  der  kais.  russ.  geographischen 
Gesellschaft  Besonders  verdient  um  die  Herbei- 
schaffung von  archäologischen  Materialien  machten 
sich  Fürst  N.  A.  Kostrow,  Chef  des  Bezirks  von 
Jenisseisk  und  L.  Th.  Titow,  Beamter  zn  beson- 
deren Aufträgen  bei  der  Hauptverwaltung  von 
Ostsihirien.  Ihre  Untersuchungen  sind  nur  znm 
Theile  gedruckt.  In  die  handschriftlichen  Auf- 
zeichnungen Titow’ a konnte  der  Verfasser  einen 
Einblick  gewinnen  und  theilt  Einige«  daraus  mit 

ln  den  fünfziger  Jahren  stellte  ein  gewisser 
Rosslj&kow,  Polizeibeamter  in  Atschinsk,  Aus- 
grabungen im  Gebiete  von  Minussinsk  an,  welche 
jedoch  nicht  viel  zu  Tage  förderten.  Der  Verfasser 
konnte  aus  den  Aoten  der  sibirischen  geographi- 
schen Gesellschaft  nur  wenig  darüber  ermitteln. 

Im  Jahre  1863  begann  endlich  W.  W.  Rad- 
io ff  (gegenwärtig  Inspcctor  der  tatarischen  Schu- 
len des  Gouv.  Kasan)  seine  ausgedehnten  For- 
schungen, insbesondere  Ausgrabungen  im  Gebiet« 
von  Minussinsk.  Jedoch  ist  bisher  nur  wenig  von 
den  Resnltaten  in  die  Oeffentlichkcit  gedrungen. 
(Berieht  über  die  Th&tigkeit  der  kaiserl.  archäol. 
Commission  für  das  Jahr  1863.)  *)  Zum  Schlüsse 
ist  noch  zu  erwähnen , dass  Herr  J.  A.  Lopatin, 
als  sibirischer  Reisender  wohlbekannt,  eine  grosse 
Menge  aus  Gräbern  stammender  oder  gelegentlich 
gefundener  Alterthümer  von  den  Bauern  und  Ein- 
geborenen des  Gebietes  Minussinsk  erworben  und 
eine  vortreffliche  Collection  znsammengebracht  hat. 
Er  besitzt,  wie  er  brieflich  meldet,  300  der  Stein- 
zeit, 600  dem  Bronzealter  und  100  dem  Eisenalter 
gehörige  Gegenstände.  Einige  dieser  Alterthümer 
wurden  dem  Archäologen  Desor  zugeschickt, 
welcher  dieselben  beschrieb.  (Notice  sur  un  mo- 
bilier  prohistorique  de  la  Siberie  1873.  Neuchatel, 
in  den  Schriften  der  uaturforschcndeu  Gesellschaft 
in  Neuchatel.)  Herr  Popow  giebt  ein  Verzeich- 
niss der  beschriebenen  Gegenstände,  sowie  zum 
Schlüsse  der  ganzen  Abhandlung  die  Ansichten 
Desor’s  über  die  Alterthümer,  sowie  die  von  He- 
ft o r aufgestellten  Hypothesen.  Er  verspricht  spä- 
ter bei  Erörterung  der  Frage  nach  der  Herkunft 
der  vorhistorischen  Denkmäler  dos  Gebietes  von 
Minussinsk  auf  die  Desor’ sehen  Hypothesen  zu- 
rückzukommen. 


*)  Einige  Resultate  lmt  Herr  Radio  ff  auf  dem 
archäologischen  Congre»»  in  Kasan  1877  mitgetbeilt 
(cfr.  dieses  Archiv  Rd.  X,  8.  380). 


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512 


Referate. 


255.  N.  J.  Popow:  Uaber  die  alten  Gräber  beim 

Dorfe  Bald  na*  (Mittheil.  der  sibir.  Abthl. 

Bd.  VIII,  Nr.  3 and  4,  S.  111  bis  114.) 

Da«  Dorf  Baldsa  (auf  der  Ilj in’ sehen  Karte 
Balsjina  bezeichnet)  in  Transbaikalien  liegt  an 
einem  darnach  benannten  kleinen  See,  aas  wel- 
chem der  Fluss  Tura  entspringt  (die  Tura  ist  ein 
Nebenfluss  der  Jngoda,  welche  letztere  sich  mit 
dem  Onon  zur  Schilka  vereinigt),  ln  einer  Entfer- 
nung von  4 Werst  Bildlich  vonBaldsa  und  20  Werst 
von  dem  Dorfe  Darasun  (mit  Mineralbädern),  auf 
dem  nach  dem  kleinen  Fort  Akscha  fahrenden 
Wege,  befinden  sich  auf  einer  ausgedehnten  Ebene 
eino  grosse  Anzahl  Gräber,  weit  Über  100.  Sie  er- 
strecken sich  etwa  300  Saschen  (600  m)  weit;  sie 
Bind  in  kreisförtnigon  oder  viereckigen  Gruppen 
beisammen.  Es  sind  diese  Gräber  zuerst  erwähnt 
bei  Pallas,  welcher  auf  dem  Wege  von  Tschita 
nach  Akscha  an  den  Gräbern  vorbei  kam,  sie  aus 
der  Ferne  sah,  aber  keine  Zeit  batte,  sie  zu  unter- 
suchen. 

Die  einzelnen  Gräber  haben  alle  mehr  oder  we- 
niger denselben  Typus  der  (oben  charakterisirten) 
Steingräber.  Es  sind  sogenannte  „Majak- 
S 1 a n z i “ , rechteckige  oder  viereckige,  von  hohen 
Steinplatten  umgebene  und  mit  Steinplatten  be- 
deckte Gräber  ohne  jegliohe  Erdanhäufung.  Au 
den  Ecken  sind  die  grössten  Steine  befindlich: 
einzelne  ragen  1 Saschen  (2  ro)  hervor  und  sind 
bis  zu  2 Arschin  (1,4  in)  breit.  Das  zu  den  Grä- 
bern benutzte  Material  ist  Sandstein.  Die  Einzel- 
gräber, sowie  die  Gruppen  liegen  in  der  Richtung 
von  Osten  nach  Westen,  ln  der  Nahe  befinden 
sich  Sommerjurten  eines  Burätcnlagers;  es  scheint, 
dass  die  Gegend  auch  in  früherer  Zeit  Ansiedelun- 
gen besass.  Nicht  weit  von  Baldsa  sind  noch  meh- 
rere Grabstätten  sowie  auch  alte  Gruben,  soge- 
nannte Tscbuden - Schurfs  (Bergwerke)  zu  sehen. 
Der  Sage  nach  sind  die  Steingraber  die  Reste  der 
Lagerstätte  der  Horde  Tschingischan's.  Doch 
erzählt  man  auch  folgende  Sage:  Eine  mongolische 
Fürstin,  Baltsch-shi,  entfloh  mit  einem  gemei- 
nen Mongolen  aus  der  Mongolei  hierher.  Sie  wur- 
den verfolgt,  gefangen  und  getödtet;  der  Fürstin 
wurden  die  Brüste  abgeschnitten  und  in  den  See 
geworfen.  Den  Verfolgern  aber  gefiel  die  Gegend, 
sie  siedelten  sich  an.  Da  sagte  das  Erscheinen  der 
„weissen“  Birke  auf  den  Bergen  und  in  den  Thälern 
das  Erscheinen  der  Weissen  (Russen)  und  die  Erobe- 
rung durch  den  weissen  Zaren.  Jene  Ansiedler, 
um  sich  nicht  zu  unterwerfen,  machten  sich  Erd- 
gruben und  verschütteten  sich  darin. 

Ein  Arzt  in  Tschita,  Tolroatschew,  hat  einige 
Gräber  anfgederkt,  doch  hut  man  nichts  als  einige 
Knochen  gefunden.  Herr  N.  J.  Popow  deckte  im 
Sommer  1876  ebenfalls  ein  solches  Grab  auf.  Das 
betreffende  Grab  batte  eine  Lunge  von  2 Saschen 
(4  m)  und  eine  Breite  von  1 Saschen  (2  m)  und  dio 


Form  eineB  Parallelogramms.  Die  Breitseiten  waren 
nach  Süden  und  Norden,  die  Schmalseiten  nach 
Osten  und  Westen  gerichtet.  Kein  Erdhügel  war 
sichtbar,  nur  die  vorragenden  Steinfliesen  zeigten 
das  Grab  an.  Beim  Abgraben  musste  zuerst  eine 
Schicht  lockerer  Schwarzerde  entfernt  werden ; 
dann  stiess  man  auf  einige  Lagen  von  Steinplatten 
verschiedener  Grösse,  mit  denen  die  ganze  Grab- 
stätte wie  ausgepflastert  war.  Die  Platten  konnten 
nur  mit  grosser  Mühe  entfernt  werden.  Weiter 
darunter  folgte  eine  Schicht  von  Lehm  mit  Schwarz- 
erde vermischt.  In  dieser  letzteren  Schicht  wur- 
den einige  Thierknochen  (Unterkiefer  mit  einigen 
Zähnen,  ein  Stück  des  Atlas  vom  Rind)  gefunden. 
Beim  Abräumen  dieser  Lehmschicht  bemerkte  man, 
dass  etwa  in  der  Mitte  der  Grabstätte  eine  coloa- 
salc  (etwa  1 Saschen , 2 m lange)  Steinplatte  quer 
über  lag.  Daneben  wurden  Scherben  thönerner 
Gcfiksso  and  Knochen  vom  Schaf  gefunden.  Mad 
hob  die  grosse  Platte  und  hoffte  mit  Sicherheit 
darunter  die  Todtcnreste  zu  finden;  allein  man 
fand  nichts;  offenbar  batten  die  von  der  Last  der 
schweren  Steinplatte  zerdrückten  und  verwesten 
Knochen  sich  längst  mit  der  Erde  vermengt.  Allo 
gefundenen  Knochen  waren  so  verwittert,  dass  sie 
bei  der  geringsten  Berührung  zerfielen.  Unter  der 
„Todtcnschicht-  war  der  Erdboden  unversehrt. 

Man  darf  daraus  schliessen:  der  Todte  lag 

quer  in  der  Grabstätte,  mit  dem  Kopfe  nach  Sü- 
den, mit  den  Füssen  nach  Norden  zum  See,  wäh- 
rend die  Grabstätte  selbst  mit  ihrer  L&ngenaus- 
dehimDg  sich  von  Osten  nach  Westen  erstreckt«. 
Rechts  vom  Todten  war  ein  Topf  mit  Schaf- 
fleisch (?)  und  weiter  nach  Osten  zu  ein  Rinderkopf 
gestellt  worden.  Links  schien  alles  leer  zu  sein. 

256.  N.  P.(opow):  Eine  archäologische 

Notiz  Über  ein  Steingrab  bei  der 
Staniza  Makawejcwa  [47  Werst  (Kilo- 
meter) von  Tschita  auf  dem  Wege  nach  Ner» 
tsebinsk].  (Mitthl.  d.  sibir.  Abthl.  der  k.  r. 
geogr.  Ges.  in  Irkutsk.  Bd.  VIII,  Nr.  6 u.  7, 
S.  173  u.  174.) 

Im  Jahre  1878  wurde  hier  unter  Beihülfe  dea 
Herrn  A.  P.  Fedorow  eiu  Grab  auf  gedeckt,  wel- 
ches dem  in  Baldsa  geöffneten  glich;  doch  wurde 
gar  nichts  gefunden.  Unter  einer  dünnen  Schicht 
von  Schwarzerde  folgte  eine  Schicht  feiner  Kiesel- 
steine oder  Graut,  dann  die  bekannte  Lage  von 
Steiuilicsen.  Keinerlei  Gegenstände  wurden  ge- 
funden. Herr  P.  ist  der  Ansicht,  dass  vielleicht 
dieses  Grab  zur  Kategorie  derjenigen  gehört,  in 
denen  Niemand  bestattrt  worden  ist,  sondern  dio 
nur  zur  Eriunerung  an  die  Todten  errichtet  wurde. 
Aus  der  Geschichte  der  Mongolen  sind  einige  der- 
artige Beispiele  bekannt. 

257.  N.  P.(opow):  Alterthümor  in  Knjäse- 
Urulgi.  (Mitthl.  d.  sibir.  Abthl.  der  k.  r. 


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Referate. 


513 


peogr.  Go s.  in  Irkutsk.  IW.  VIII,  Nr.  6 u.  7, 
S.  174  u.  175.) 

Im  Dorfe  Knjüse-Uruljo,  etwa  85  Werst  (Kilo- 
meter) von  der  genannten  Staniza  Makawejewa, 
besass  der  dortige  Geistliche  eine  Anzahl  Alter- 
thümer,  welche  östlich  vom  Dorfe  auf  einer  Er- 
höhung „Tschindagatay“  gefunden  worden  waren. 
Es  sind  folgende  Gegenstände,  welche  der  Geist- 
liche 0.  Stukow  dem  Museam  in  Irkatsk  schenkte: 
1)  eine  eiserne  schamanische  Kopfbedeckung  mit 
daran  hängenden  Ketten,  sie  war  an  einem  den  sibi- 
rischen Völkern  heiligen  Lärchen  bäum  befestigt 
gewesen;  2)  ein  flügelartig  geformtes  Eisen,  wie 
dasselbe  hinten  an  der  Kleidung  der  Schamanen 
angeheftet  wird;  3)  eine  grosse  massive  Bronze- 
scheibe, 2b  cm  im  Durchmesser  haltend,  8 mm  dick, 
6 1/4  russische  Pfund  (2,6  kg)  schwer.  Es  ist  ein  so- 
genannter MetallBpiegel,  durch  seine  bedeutende 
Grösse  bemerken* werth ; alle  im  Irkutsker  Musenm 
befindlichen  sind  von  geringeren  Dimensionen.  Die 
eine  Fläche  ist  wie  gewöhnlich  glatt,  ganz  leicht 
convex,  die  andere  mit  allerlei  Thierbildern  relief- 
artig  verziert. 


258.  N.  A.  Abramov:  Kurgano  und  Erd- 

wälle in  den  Gebieten  Semipalatinsk 
und  SemiretschinBk.  (Nachr.  der  k.  r. 
arcbuol.  Ges.  in  St.  Petersburg.  Bd.  VIII, 
S.  60  bis  63.) 

Herr  Abramow  reiste  von  Omsk  nach  Se- 
mipalatinsk und  zählte  die  verschiedenen  Ort- 
schaften auf,  bei  welchen  Kurgane  sich  befinden. 
Es  liegen  alle  am  rechten  Ufer  des  IrtjBch,  an  der 
sogenannten  Irtysch-Kosaken-Linie.  Auch  in  der 
Kirgiaensteppe  sind  viele  Kurgane.  Ebenso  giebt 
es  viele  Kurgane  bei  der  Stadt  Kopäl.  Bei  Wer- 
noje  und  im  ganzen  Alatangebiete,  im  Thale  des 
Flusses  Koksu,  am  Fasse  des  Gebirges  Alatau  sind 
viele  Kurgane.  Am  Flüsschen  Tschingilda,  */*  Werst 
östlich  vom  Tschingildaposten,  liegt  ein  alter  Erd- 
wall  (Gorodischtsche).  Der  ßinnenraum  misst  etwa 
35Saschen  (ca.  70  m).  Der  Erd  wall  selbst  hat  eine 
Breite  von  3 Saschen  (6,3  m)  und  eine  Höhe  von 
1 Sasche  (2,1m);  ein  Graben  umgiobt  den  Wall. 
Nördlich  vom  Erdwall  liegen  viele  alte  Gräber. 
In  der  Nähe  jenes  Postens  ist  eine  vortreffliche 
Quelle,  von  welcher  eine  Röhrenlei tong  zu  jenem 
Erdwalle  führt. 


Dänemark. 

19.  Aarböger  f.  nordisk  Oldk.  etc.  1878.  Heft  II 
und  III.  Vodel,  E.,  Nyere  UnderBögelse  an- 
gaaende  Jernalderen  paa  Bornbolm,  S.  73 
bis  258.  Mit  13  Kartenskizzen,  einem  Grund- 
riss, einer  Figur  in  Holzschnitt  und  7 Tafeln. 

Wir  haben  wiederholt  Gelegenheit  gehabt  dar- 
auf hinzuweisen,  dass  die  Waffen  und  Gcrätho  der 
Vorzeit  auf  der  Insel  Gotland  von  denjenigen  der 
skandinavischen  Halbinsel  so  verschieden  sind,  dass 
der  Vorstand  des  Stockholmer  Museums  es  für  an- 
gezeigt hielt,  sie  gesondert  aufzustellen.  Gleiches 
liesse  sich  von  der  Insel  Born  Holm  sagen.  Es 
ist  das  hohe  Verdienst  des  Herrn  Amtmann  Vedel, 
dass  wir  die  dortigen  Gräber  der  Vorzeit  mit  ihrem 
Inhalt  besser  kennen,  als  die  irgend  einer  anderen 
Provinz.  Herr  Vedel  hat  sich  hauptsächlich  mit 
den  Gräbern  der  Eisenzeit  beschäftigt.  Die  Re- 
sultate seiner  grossartigen  Ausgrabungen  ver- 
öffentlichte er  in  den  Aarbögern,  Jahrgang  1870 
und  1872.  In  den  vorliegenden  Heften  des  Jahres 
1878  berichtet  er  über  weitere  Ausgrabungen,  die 
tbeila  von  ihm  selbst,  theils  von  seinem  treuen 
und  umsichtigen  Assistenten,  dem  Lehrer  zu  Ibsker, 
Herrn  Jörgensen,  vollzogen  sind  und  in  der 
Hauptsache  bestätigen,  was  er  früher  als  Ergebnis« 
seiner  Beobachtungen  hingestellt  batte.  Ziehen 
wir  in  Betracht,  dass  dieselben  sich  auf  die  Unter- 
suchung von  2500  Gräbern  stützen,  da  ist  kaum 

Archiv  für  Antbropolugie.  DJ.  XIL 


anzunehmen,  dass  spätere  Ausgrabungen  wesent- 
liche Abweichungen  zu  Tage  bringen  werden. 

Die  ältesten  Spuren  eiserner  Gerätbo  fand 
Herr  Vedel  in  runden,  flaebge wölbten  Steinschüt- 
tungen, welche  bei  einer  Ausdehnung  von  4 bis 
6 Fass  (einige  auch  von  8 bis  40  Fuss)  sich  nur 
wenig  über  den  Erdboden  erheben  (6  bis  8 Zoll, 
höchstens  4 Fuss)  und  theils  mit  Erde  bpdeckt, 
theils  ohne  Erdmantel  sind.  Von  letzterem  nimmt 
der  Verfasser  an,  dass  die  Erde  durch  Witterungs- 
einflüsse abgespült  und  am  Fusso  des  kleinen  Hü- 
gels liegen  geblieben  sei,  weshalb  die  Basis  des 
letzteren  unterhalb  der  Bodenoberflächo  liegt.  Diese 
Steinhögel  (rös)  gehören  indessen  grösstenthcilB  der 
Bronzezeit  an.  Dass  man  in  einigen  solche  Ge- 
genstände findet,  die  eigentlich  den  Inhalt  der 
Brandgruben  (brandpletter)  bilden,  zeigt  nur, 
dass  der  Abschluss  der  Bronzezeit  kein  plötzlicher 
gewesen,  sondern  neuer  Brauch  und  neue  Moden 
allmälig  Eingang  gefunden  haben.  Pio  Begrlbnisa- 
formen  scheinen  übrigens  zu  allen  Zeiten  mannig- 
facher Art  gewesen  zu  sein.  Man  findet  auf  Born- 
holm auch  andere  Gräber  der  Bronzezeit,  als  die 
Steinbügel,  und  aus  der  älteren  Eisenzeit  beschreibt 
Herr  Vedel  ausser  den  Brandgräbern  Skeletgräber 
in  Steinkisten,  in  Kisten  ohne  Deckstein  und  von 
anderen  abweichenden  Formen.  Die  Bramfgräber 
bilden  indessen,  auch  nach  den  neueren  Unter- 
suchungen, stets  die  Mehrzahl.  Herr  Vedel  un- 
terscheidet nach  ihrem  Inhalte  drei  Perioden,  ln 
65 


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514 


Referate. 


der  ältesten  findet  er  dieselben  Gegenständ« , die 
aus  den  Gräbern  in  den  Steinhügeln  (rös)  gehoben 
worden ; darunter  als  charakteristisch  für  die  älteste 
Eisenzeit:  eiserne  Gürtelhaken  und  Fibeln  mit  rück- 
wärts gebogener  Spitze.  In  der  zweiten  Periode 
erscheinen  die  ersten  Bronzefibeln  gewissermaassen 
als  Vorboten  der  vielen  neuen  fremdartigen  Ge* 
räthe,  welche  unter  römischem  Einfluss  entstanden 
and  alsbald  auch  in  den  Ländern  des  Nordens  au 
den  Markt  gebracht  wurden,  ln  der  dritten  ßrand- 
grüberperiode  finden  wir  dieselben  Dinge,  welche 
die  grossen  Moorfunde  in  Schleswig  und  auf  Fünen 
charakterisiren  und  auch  aus  den  Skeletgräbem 
auf  Bornholm  ans  Licht  gefördert  worden.  Letztere 
haben  zur  Unterscheidung  der  Männer-  und  Frauen- 
gräber geführt,  so  dass  man  jetzt  selbst  unter  den 
Brandgräbern  erster©  von  letzteren  unterscheiden 
kann.  Ausser  Waffen  findet  man  in  den  Männer- 
gräbern eiserne  Messer  (spitz,  halbrund,  halb- 
mondförmig), Sporen,  Pferdegebiss,  Beschläge  von 
Trinkhörnern,  Pfriemen  und  Pincette;  niemals  ein 
Bronzeraeeserchen,  niemals  eine  Kleiderspange  von 
Bronze  oder  Silber.  — In  den  Frauengräbern 
findet  man  niemals  eine  Pincette,  keine  halbrunden 
Messer,  wohl  aber  ein  spitzes  Messer  von  Eisen 
und  bisweilen  von  Bronze,  runde  Scheiben  und 
flache  Kugeln  von  Knochen,  Thon  und  Stein  (Spin- 
delsteine),  Fibeln  und  anderen  Schmuck  von  Bronzo 
und  Edelmetall  und  Perlen.  Die  Brandgräber  (eine 
nähere  Beschreibung  derselben  halte  ich  in  diesen 
Blättern  für  überflüssig)  reichen  nach  den  Beob- 
achtungen des  Verfassers  bis  ins  1.  Jahrhundert 
vor  dem  Beginn  der  christlichen  Zeitrechnung  zu- 
rück und  dauern  neben  den  Skeletgräborn  bis  um 
die  Mitte  des  4.  Jahrhunderts,  theilweise  wohl 
auch  länger.  In  den  Steinkisten  mit  Spuren  nn- 
verbrannter  Leichen  worden  einzelne  Objecte  ge- 
funden, welche  bereits  einer  späteren  Zeit,  der 
sogenannten  mittleren  Eisenzeit,  angehören.  Beach- 
tenswerth  ist,  dass  in  den  Skeletgräbern  der  älteren 
Eisenzeit  die  Beigaben  nicht  zerstört  sind  und  dass 
man  in  den  Männergräbern  keine  GefÄsse  findet. 
Die  Richtung  derselben  ist  stets  N.-8.,  der  Kopf 
des  Leichnams  liegt  nach  Norden.  Diese  Skelet- 
gräber sind  in  den  letzten  Jahren  in  weit  grösserer 
Anzahl  aufgefunden  worden,  als  man  bisher  geahnt. 
Sie  liegen  häufig  auf  den  Brandgräberfcldern,  aber 
beisammen,  bisweilen  an  einem  Ende  derselben. 

Die  Gräber  der  sogenannten  mittleren  Eisen- 
zeit (von  500  bis  700  n.  Chr.)  gleichen  in  ihrer 
äusseren  Form  den  Steinhügeln  (röser)  der  Bronze- 
und  ältesten  Eisenzeit  zum  Verwechseln,  und  doch 
liegt  ein  halbes  Juhrtuusend  zwischen  ihnen.  Im 
Inneren  zeigen  sie  statt  de»  Steinhaufens  nur 
einen  King  von  grossen  schweren  Steinen,  der 
meistens  am  Boden  steht,  bisweilen  auch  etwas 
höher.  Innerhalb  dieses  Steinringcs,  der  einen 
Durchmesser  von  5 bis  6 Fuss  bat,  lagen  bisweilen 


einige  grosse  Steine,  in  vereinzelten  Fällen  ein 
viereckiger  Rahmen  von  Steinen,  so  gross,  dass 
ein  Mensch  darin  liegen  konnte.  Der  Boden  war 
nie  gepflastert,  doch  waren  die  Beigaben  bisweilen 
mit  einer  Steinplatte  bedeckt.  In  drei  Gräbern 
fand  man  eine  Unterlage  von  dicken  eichenen  Boh- 
len. In  anderen  Gräbern  (hauptsächlich  in  Frauen- 
gräbern) war  der  Boden  mit  feinem  wemsen  S&üde 
bestreut,  und  über  diesem  lag  eine  dünne  faserige 
Schicht  von  dunkler  Farbe,  in  welcher  Herr  Vedel 
die  Reste  eines  Wollenzeuges  erkannte. 

Die  Leichen  scheinen  in  gekrümmter  Stellung, 
und  zwar  auf  der  rechten  Seite  liegend,  bestattet 
zu  sein,  und  nach  der  Lage  der  Zähne  (den  ein- 
zigen Ueberresten  des  menschlichen  Körpers)  und 
der  Beigaben  ist  anzunehmen,  dass  der  Todte  be- 
kleidet und  geschmückt  zur  Ruhe  gelegt  war.  — 
In  den  Mfinnergräbern  fand  man  Schwerter; 
in  seltenen  Fällen  zwei,  ein  längeres  zweischnei- 
diges und  ein  kürzeres  einschneidiges  (Scramasax). 
Die  einschneidigen  sind  am  zahlreichsten.  Man 
fand  wiederholt  Ueberreste  der  hölzernen  Scheide, 
aber  niemals  ein  Mctallbeschläge  oder  ein  Ortband. 
Scbildbuckel  mit  anhaftendem  bis  zu  16  Zoll  lan- 
gem Griff,  Pferdegebisse,  ein  bis  vier  Messer, 
Pfriemen,  Wetzstein,  aber  keine  Sporen  und  kei- 
nerlei Schmuck.  An  den  Pferdegebissen  hingen 
mehrmals  unverbrannte  Pferdezähne,  oder  Stücke 
vom  Kiefer,  woraus  man  scbliesaen  möchte,  dass 
das  Ross,  oder  wenigstens  der  Kopf  desselben,  mit 
dem  Manne  begraben  wurde,  was  bei  der  geringen 
Höhe  der  Gräber  doch  kaum  möglich  gewesen  zu 
sein  scheint.  — In  den  Frauengräbern  fand 
man  hauptsächlich  Schmuckgegenstände,  ein  Messer 
nnd  Spindelsteine;  keine  Schlüssel.  Unter  den 
Fibeln:  die  bekannten  prächtigen  grossen  ßügel- 
fibeln;  ausserdem  runde,  viereckige,  lange,  recht- 
eckige, ovale  und  jene  eigentümliche  Form  wie 
in  Montelius:  AntiquiUs  SU&L  Fig.  439  und  446. 
Ausserdem  eine  Menge  Perlen:  30,  40  bis  über 
100  in  einem  Grabe.  Bei  Bäkkegaard  wurden  ans 
59  Gräbern  2600  Stück  gehoben,  aus  Glas,  Mosaik, 
Bergkrystall,  Thon,  Stein  und  noch  eine  besondere 
Art,  die  eine  genauere  Beschreibung  verdient. 
Dies  ist  eine  Holzperle,  durch  welche  eine  feine 
eiserne  Röhre  läuft,  die  an  beiden  Enden  mit  klei- 
nen, auf  dem  Holzkörpcr  der  Perle  anfliegenden 
Platten  versehen  ist.  Bisweilen  scheinen  diese  Holz- 
perlen  bemalt  gewesen  zu  sein  (?),  öfterer  waren 
sie  mit  feinen  Bronzeblechstreifen  belegt,  oder  mit 
dünnem  Silberblech  bekleidet.  Ob  solche  Perlen 
anderswo  Vorkommen,  ist  mir  nicht  bekannt. 

Die  Gräber  der  jüngeren  Eisenzeit  sind  in 
der  äusseren  Form  sehr  verschieden.  Man  warf 
zum  Theil  noch  kleine  Hügel  auf,  wie  in  der  mitt- 
leren Periode,  aber  unter  dem  Hügel  ruht  der 
Todte  in  einer  aus  vier  Steinplatten  gebildeten 
Kiste,  ohne  Boden-  und  Beckstein,  12  bis  20  Zoll 


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l n 


Referate. 


515 


tiof  and  bedeckt  mit  zähem  Lehm.  Za  Slamreberg, 
wo  die  Gräber  etwas  tiefer  waren,  schienen  die 
Leichen  in  hölzernen  Särgen  bestattet  zu  sein. 
Die  viereckigen  offenen  Steinkisten  kommen  auch 
ohne  deckenden  Hügel  in  freier  Erde  vor;  des- 
gleichen statt  der  Kiste  ovale  Hinge  von  aufrecht 
stehenden  Steinen,  in  deren  Mitte  das  Grab  unter 
einem  Steinhaufen  verborgen  liegt.  Die  Hügel  ver- 
schwinden  an  einigen  Orten,  eine  kauin  bemerk- 
bare Bodenanschwellung  bezeichnet  die  Grabstätte, 
nnd  selbst  diese  fehlt,  wo  ein  Kechteck  von  Stei- 
nen das  Denkmal  bildet.  Der  von  dem  Hechteck 
eingescblossene  innere  Raum  ist  bisweilen  aus- 
gefüllt von  einer  kleinen  Steinschüttung  oder  von 
Hachen  Steinlagen  in  Kreuzen  oder  Sternmustern. 
In  den  offenen  Steinkisten  lagen  die  Leichen  in 
der  Richtung  N.-S.,  in  den  Gräbern  bei  Slamreberg, 
welche  hölzerne  Särge  enthielten,  von  0.  nach  W. 

Bis  vor  kurzem  beschränkten  sich  auf  Born- 
holm die  Fundobjecte  aus  der  jüngeren  Eisenzeit 
auf  zufällige  Erdfunde.  Gräber  aus  dieser  Periode 
wurden  erst  in  den  letztverflossenen  Jahren  ent- 
deckt und  methodisch  untersucht.  Die  Beigaben 
sind  durchschnittlich  minder  reich  als  in  der  mitt- 
leren Periode.  — In  den  Männergräbern  fand 
man  ein  Schwert,  Messer,  Pferdegebiss;  ferner 
Schildbuckel , Wetzsteine,  eine  Nadel  an  einem 
Hinge,  wie  Montelins  a. a.  0.  550,  nnd  Pferdez&hne 
und  Hundeknochen.  — In  den  Franc ugräbern 
die  bekannten  skandinavischen  Schalen-  und  Klee- 
blattfibcln  (Montelins  a.  a.  0.  551  und  552),  Gür- 
telschnallen, Armring,  Haarnadel,  Wirtel,  Messer, 
Schlüssel  und  Perlen;  letztere  aber  viel  spärlicher 
als  in  der  mittleren  Periode.  Am  ärmlichsten 
waren  die  Gräber  bei  Slamreberg:  ein  Wetzstein, 
oder  ein  Messer,  oder  einige  Nägel,  ein  kleines 
Thongefäss  war  Alles,  was  in  den  vermoderten 
Uolzsärgen  gefunden  wurde. 

Ein  Blick  auf  sämmtliche  Gräber  der  verschie- 
denen Perioden  nnd  auf  deren  Inhalt  führte  Herrn 
Vedel  zu  der  Erkenntniss,  dass  von  dem  Anfänge 
der  Eisenzeit  bis  an  den  Schluss  der  heidnischen 
Zeit  keine  plötzliche  Umwälzung,  kein  jäher  Ab- 
schnitt sich  bemerkbar  macht,  vielmehr  alles  auf 
eine  langsam  fortschreitende  Entwickelung  deutet, 
welche  durch  neue  aus  der  Fremde  eingeführte 
Gcräthe  und  Schmucksachen  gefördert  wurde.  Dazu 
rechnen  wir  zu  Anfang  die  Gürtelhaken,  die  rück- 
wärts gebogenen  Eisenfibeln  und  andere  Dinge, 
welche  diese  zu  begleiten  pflegen.  Sie  wurden  auf 
demselben  Wege,nämlich  durch  den  Handelsverkehr, 
übers  Meer  gebracht,  wie  in  der  letzten  Periode 
die  arabischen  Münzen  aus  Knfa,  Damascus  und 
Bagdad,  begleitet  von  dem  schönen  Silberschmuck 
und  später  von  angelsächsischen  nnd  deutschen 
Münzen.  Iu  den  Fibeln  der  mittleren  Periode  er- 
kennt man  eine  weitere  Entwickelung  der  älteren 
einfachen  Bügelübel,  gleichwie  die  kleinen  ovalen 


Fibeln  der  mittleren  Periode  den  grossen  präch- 
tigen Schalenfibeln  der  jüngeren  Eisenzeit  zu 
Grunde  liegen.  Von  den  Brandgräbcrn  gehört 
fast  die  Hälfte  der  ältesten  Zeit  an  and  rückwärts 
erstreckt  sich  die  älteste  Eisenzeit  bis  tief  in  die 
Zeit  der  Steinhügelgräber  (roser),  woraus  Herr  Ve- 
del scbliesst,  dass  die  Bewohner  Boraholms  schon 
ein  Jahrhundert  vor  Beginn  der  christlichen  Zeit- 
rechnung im  Besitz  eiserner  Geräthe  gewesen  sind. 
In  einigen  der  ältesten  Brandgräber  bemerkt  man 
den  Uebergang  zu  einer  neuen  Zeit,  die  sich  durch 
Spuren  römischen  Cultureinflusses  kennzeichnet. 
Die  nach  tausenden  zählenden  nnfgcdeckten  Gräber 
berechtigen  indessen  za  dem  Ausspruch,  dass  zahl- 
reiche Gruppen  nur  Gegenstände  der  frühesten 
Periode  enthalten,  während  in  anderen  einzelne 
neue  Formen  auftauchen,  die  daun  allmälig  zahl- 
reicher werden  und  endlich  in  der  dritten  Abtei- 
lung die  reich  entwickelte  Cultur  repräsentiren, 
die  aus  den  schleswigschen  Moorfundeu  uns  ent- 
gegentritt,  welche  wiederum  in  die  prnnkreiche 
mittlere  Periode  hinüberführt.  Sind  nnn  die  mei- 
sten Gegenstände  fremdes  Fabrikat,  so  befinden 
sich  doch,  und  zwar  unter  den  prächtigsten  Din- 
gen, etliche  von  eigenartigen  Formen,  die  man  nur 
auf  den  Inseln  Gotland  und  Oeland  findet.  Mit 
einiger  Aufmerksamkeit  lassen  sie  sich  aus  Mon- 
telius’  Atlas  (AtdtquUis  sued.)  zusammenstellen. 
Uebergänge  zu  dieser  eigenartigen  Ausbildung 
allgemeiner  Formen  sind,  soweit  uns  bekannt,  in 
den  umliegenden  Ländern,  auch  in  den  südlich 
angrenzenden,  noch  nicht  nachgewiesen.  Herr 
Amtmann  Vedel  hat  uns  gleichsam  den  Schlüssel 
zu  den  vorgeschichtlichen  Archiven  der  Insel  Born- 
holm in  die  Hand  gelegt,  und  ihm  gebührt  dafür 
der  Dank  nicht  nur  seiner  Landslente,  sondern 
aller  Archäologen  der  umliegenden  Länder,  welche 
zur  Erklärung  dieser  oder  jener  fremdartigen  Er- 
scheinung auf  dem  Gebiete  ihrer  Thätigkeit  häufig 
genug  den  Blick  nach  dem  iaolirton  Ländchen  hin- 
über richten  werden.  Nach  einer  brieflichen  Mit- 
theilung sind  dort  unlängst  eine  grössere  Anzahl 
der  oben  erwähnten  flachen  Hügel  mit  Spuren  von 
Ilolzsurgen  aufgedeckt,  wie  Dr.  Stolpe  deren  auf 
der  Mälarinsel  Björkö  geöffnet  und  beschrieben  hat. 
Gleichartige  Gräber  scheinen  auch  in  Dithmarscheu 
(Holstein)  entdeckt  zu  sein,  deren  Anfgrabung  der 
anthropologische  Localverein  in  Schleswig-Holstein 
für  den  nächsten  Sommer  in  Aussicht  genommen  hat. 

20.  Worsaae,  J.  J.  A.:  Aus  der  Stein-  nnd 
Bronzezeit  in  der  alten  und  neuen  Welt. 
Archäologisch  - ethnographische  Vergleiche. 
(Aarböger  1870,  Heft  IV,  S.  249  bis  357,  mit 
31  Figuren  in  Holzschnitt  und  1 Tafel  in 
Farbendruck.) 

Verfasser  beginnt  mit  der  Betrachtung,  dass 
es  bei  dem  rapiden  Aufschwünge  der  archäolo« 
65* 


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516 


Referate. 


gischen  und  ethnologischen  Forschungon  heut- 
zutage auch  dem  fleiasigstcn  Arbeiter  kaum  mög- 
lich sei,  von  allen  neuen  Entdeckungen,  Funden 
und  literarischen  Publi  cationen  Kenntnis»  zu  neh- 
men, und  dass  es  Fachleuten  wie  I,aicu  deshalb 
willkommen  sein  dürfte,  wenn  von  Zeit  zu  Zeit 
die  Hauptreflultate  der  neueren  Untersuchungen 
zusammengestellt  werden,  um  etwas  Ordnung  in 
das  chaotische  Massenmaterial  zu  bringen.  Auch 
bei  Anwendung  der  vergleichenden  Methode  wird 
die  Forschung  keine  sicheren  Resultate  erzielen, 
so  lange  nicht  ein  solider  Grund  zu  einem  neuen 
allgemein  acceptirten  archäologisch -ethnographi- 
schen System  gelegt  ist.  Dazu  bedarf  es  Serien 
von  unzweifelhaften  Thatsachen,  und  etliche  sind 
deren  gewonnen,  seitdem  sich  in  allen  Welttheilen 
tiefere  Einblicke  in  die  ältesten  Culturznstände 
und  Entwickelungsatadien  der  Menschheit  geöffnet 
haben,  in  Zeitläufen,  von  denen  die  ältesten  schrift- 
lichen Quellun  kaum  eine  dunkle  Ahnung  gehabt 
Wie  wenig  zuverlässig  schriftliche  Aufzeichnungen 
sind,  lehren  uns  die  Berichte  aus  historischer  Zeit, 
welche  häutig  eine  durchaus  mangelhafte  Kenntnis» 
oder  gar  falsche  Vorstellungen  von  der  Entwicke- 
lung „barbarischer“  Völker  verrathen.  So  herrschte 
z.  B.  in  Betreff  Amerikas  und  der  SQdseeinseln 
Lange  der  Glaube,  die  Einwohner,  welche  die  Eu- 
ropäer dort  bei  ihrem  ersten  Besuch  vorfauden, 
seien  die  Urbewohner  gewesen.  Die  Ergebnisse 
archäologischer  Forschungen  bezeugen  indessen, 
dass  das  Dasein  des  Menschen  in  der  neuon  Welt 
Bich  ebenso  weit  zurück  verfolgen  lässt,  als  in  der 
alten.  Dass  dasselbe  bis  in  die  Tertiärzeit  zurück- 
reiche, hält  Verfasser  für  unbewiesen  y),  dahingegen 
bringt  er  reichliche  Belege  für  eine  paläolithische 
Periode  in  Amerika,  welche  den  Entwickeln  ngs- 
Stadien,  die  uns  aus  den  Höhlenfunden  in  West- 
europa bekannt  sind,  entspricht.  Ist  die  Analogie 
der  Drift-  und  Hühlunfunde  in  Europa,  Asien  und 
Amerika  festgestellt , so  ist  damit  ein  grosser 
Schritt  vorwärts  getban  in  der  vorhistorischen  For- 
schung. Die  Shellmounds  oder  Kjökkenmöddinge 
an  den  Flussufern  und  den  Meeresküsten  sind  in 
Amerika  sehr  verschiedenen  Alters.  Im  hohen 
Norden  und  im  Süden  entstehen  deren  noch  heu- 
tigen Tages,  während  in  den  dazwischen  liegenden 
Gebieten  mit  uralten  Bäumen  bestandene  Shell- 
monnds  gefunden  sind,  vou  denen  dio  heutigen 
Bewohner  gar  nichts  W'ussten.  Man  findet  in  die- 
sen ältesten  Abfallhaufen  kein  Metall,  keine  Stein- 
geräthe  jüngerer  Formen,  keine  Pfeifen,  keinen 
Schmuck,  keine  Ueberreste  von  Hausthieren,  keine 
Spuren  von  Ackerbau,  keine  Feuerstellen  ; Scherben 
von  Thongcfässen  nur  in  den  jüngeren.  Die  aus 
den  Gravemonnds  gehobenen  Steingerittho  unter- 
scheiden sich  hinsichtlich  dor  Technik  und  Form, 


Vergl.  Desor:  L'bonune  pliocene  en  Amerique. 


zum  Theil  auch  des  Materials  von  denjenigen  der 
Shellmounds  ebenso  auffällig,  wie  die  ans  den 
dänischen  Steingräbern  ans  Licht  geforderten  von 
denen  der  dortigen  Kjökkenmöddinge. 

Höchst  interessant  sind  die  von  Dali  unter- 
suchten Kjökkenmöddinge  auf  den  Aleuten,  wo 
drei  Colturschichten  über  einander  lagerten.  Die 
untersten  bestanden  hauptsächlich  aus  Schalen  von 
Echinus  Dröbachiensis , und  dazwischen  fand  man 
einige  Klopfsteine  zum  Ocffhen  der  Sohalen,  Senk- 
steine,  die  zum  Fischfang  gedient  haben  dürften, 
aber  sonst  keine  Geräthe,  keinen  Schmuck,  keine 
Spuren  von  Feuer,  ln  der  mittleren  Schicht  wur- 
den die  Echinusschalen  seltener,  desto  reichlicher 
waren  Fischgräten  vertreten,  gemischt  mit  Vogel- 
knochen und  Schalen  von  Weiohthieren.  Dazwi- 
schen lagen  Senksteine,  roh  gearbeitete  Messer, 
Harpunen-  und  Speerspitzen  von  Stein  und  Bein, 
alwr  auch  hier  fanden  sich  keine  Spuren  Von  Feuer. 
Diese  kamen  erst  in  der  obersten  Schicht  zu  Tage, 
nebst  vielen  Knochen  von  See-  und  Landthieren, 
Haus-  und  Jagdgeräth,  Schmuckgegcnatänden  etc. 
Herr  Dali  ist  der  Ansicht,  dass  die  beiden  oberen 
Schichten  von  den  Vorfahren  der  Aleuten  herrüh- 
ren, die  untersten  dahingegen  von  ausgestorbenen 
Bewohnern. 

Auch  iu  Asien  sind  eine  ältere  and  eine  jüngere 
Periode  der  Steinzeit  constatirt  Verfasser  bringt 
Abbildungen  vou  Aexten  aus  japanischen  Kjökken- 
möddingern, welche  roh  behauen,  aber  durch  die 
Form  auffällig  sind.  Nicht  minder  überraschen 
die  entwickelten  Ornamente  auf  den  Scherben 
irdener  Gefasse,  wobei  zu  erwähnen,  dass  dieselben 
Spuren  von  Reparaturen  zeigen,  welche  durch 
Zua&mmenschnüren  ausgeführt  waren,  zu  welchem 
Zwecke  man  lecher  durch  den  Raud  gebohrt  hatte. 
Selbst  Gefässbödun  waren  auf  genannte  Weise  aus- 
gebessert. In  Amerika  und  Japan  findet  man  in 
den  Kjökkentnöddingen  unzweifelhafte  Spuren  von 
Cannihalismus. 

Sehr  ausführlich  entwickelt  Verfasser  die  An- 
sicht, dass  unter  den  Knochen-  und  Muschelhügeln 
manche  nicht  eigentliche  Wohnstätten,  sondern 
Cultusstätton  bezeichnen  nnd  als  Opferhügel  zu 
betrachten  seien.  Im  Bande  XII.  des  Archivs  be- 
richtet Herr  Forstmeister  Teplouchoff  in  Iliinsk, 
dass  die  Ostjaken  noch  vor  nicht  langer  Zeit  ihren 
Göttern  die  Pfeile  opferten,  mit  denen  sie  ihre 
Jagdbeute  erlegt  hatten.  Nordenskjöld  be- 
schreibt mehrere  Opfcrhflgel  am  Kariachen  Meere 
und  am  Jenisci:  Haufen  von  Eisbär-  und  Walross- 
schädeln,  dazwischen  aus  Treibholz  roh  geschnitzte 
Götzenbilder,  die  kürzlich  an  Augen  und  Mund 
mit  Blut  bestrichen  waren,  und  daneben  Feuer- 
steilen  und  Ueberreste  der  Opfermahlzeiten.  Auf 
den  Nicobaren  werden Opferschraäuae  gehalten,  um 
dio  Gunst  der  bösen  Geister  zu  gewiuneu  oder  um 
ihren  Zorn  zu  beschwichtigen.  Ausser  Speise  und 


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Referate. 


517 


Trank  werden  mancherlei  Geräthe  als  Opfergaben 
niedergelegt,  vorher  aber  von  den  Weibern  zer- 
brochen. Derartige  Opferstätten  vermnthet  Ver- 
fasser auch  in  gewissen  Anhäufungen  von  ab- 
geschnittenen und  theils  bearbeiteten  Renthier» 
geweihen  und  Knochen,  die  in  Dänemark  wiederholt 
an  den  Ufern  der  Flösse  aufgefunden  siud,  und 
zwischen  den  Knochen  roho  Steingerätbe  vom 
Typus  der  Kjökkenmöddinggerätho. 

Herrschte  in  der  älteren  Steinzeit  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  in  der  Lebensweise  auf  der  ganzen 
Erde,  so  macht  sich  in  der  späteren  Periode  eine 
grosse  Verschiedenheit  geltend.  Nicht  nor  in  Eu- 
ropa, auch  in  Asien  lassen  sich  bestimmte  Cultur- 
gruppen  geographisch  begrenzen.  In  Amerika  hat 
man  die  localen  Eigentümlichkeiten  iu  den  Ge- 
räten etc.  noch  nicht  genügend  beachtet,  doch 
wird  sich  auch  dort  horausstellun , dass  die  Ver- 
schiedenheit der  Formen  nicht  durch  die  Verschie- 
denheit des  Materials  bedingt  ist.  Verfasser  betont 
die  Notwendigkeit,  die  Funde  aus  dem  Osten  von 
denjenigen  aus  dem  Westen  zum  Vergleich  zu 
sondern , da  sich  in  den  Steingeräten  aus  dem 
Nordwesten  eine  so  auffallende  Aehnlichkeit  mit 
denen  des  nordöstlichen  Asiens  zeigt,  dass  der 
Gedanken  an  eine  dauernde  Berührung  der  Be- 
wohner beider  Weltteile  über  die  Behringstrasse 
sich  nicht  zurück  weisen  lässt.  Man  hat  analoge 
Verhältnisse  in  der  alten  und  neuen  Welt  als  eine 
Naturnotwendigkeit  aufgefasst;  allein  es  treten 
mehr  und  mehr  Erscheinungen  zu  Tage,  welche 
auf  eine  Verwandtschaft,  auf  einen  Verkehr  hin- 
weisen.  Die  in  Asien  und  Europa  allbekannten 
Grabhügel  und  grossen  Steingräber  finden  sich 
auch  in  Nordamerika  in  grosser  Menge,  in  Süd- 
amerika spärlich;  in  Afrika  im  Norden  und  stellen- 
weise im  Südwesten;  in  Australien  und  auf  den 
Südaeeinaeln  sind  sie  nubekannt,  nur  auf  einigen 
grösseren  Inseln  bat  man  deren  bemerkt.  Das 
deutet  auf  Asien  als  den  Punkt,  von  wo  sie  aus- 
gegangen,  und  Verfasser  betrachtet  als  dringlich 
zu  ergründen,  ob  nicht  die  höhere  Cultur,  welche 
die  schön  gearbeiteten  Stcingeräthe  begleitet,  in 
Asien  sich  aus  primitiven  Zuständen  entwickelt 
uud  von  dort  über  die  Welt  verbreitet  habe:  vom 
Westen  nach  Europa  und  Afrika,  von  Südindieu 
über  die  Sndsee,  vom  Nordosten  naoh  Amerika, 
wohin  die  Anwohner  der  Behringstrasse  an  einigen 
Punkten  übers  Eis  zuFu&s  gelangen  können  (Dali: 
Tribes  of  the  extreme  West).  Dadurch  wären  auch 
die  iu  Nordamerika  vorhandenen  Shellmounds, 
Graveroounds,  Steingräber,  Verschanzungen,  Opfer- 
hügel, ja  die  Bilderfelseu  und  Näpfcheusteine  er- 
klärt, die  in  Südamerika  theils  spärlich  Vorkom- 
men, theils  unbekannt  sind.  Bei  der  Ueberein- 
stimmung  in  der  Form  mancher  Geräthe  ist  es 
beachtenswerte  dass  die  schönen,  zierlich  gearbei- 
teten Steinäxte,  die  iu  Nordeoropa  so  zahlreich 


sind,  in  Afrika,  Ost-  und  Südasien,  Südsceinseln 
und  Amerika  unbekannt  sind*  Eine  kleine  ameri- 
kanische Steinaxt  kann  nicht  wohl  als  Werkzeug 
gedient  haben,  weil  das  Sticlloch  so  klein,  dass 
kein  zur  Handhabe  tauglicher  Stiel  darin  Platz 
gehabt  hätte.  Verfasser  verrauthet,  dass  sie  als 
Amulet  getragen  worden,  wie  er  auch  von  den 
axtlÖrraigen  Bernstein  perlen  anzunehmen  genoigt 
ist,  ja  er  hält  für  nicht  unwahrscheinlich,  dass 
auch  die  kunstvollen  eleganten  nordeuropäi sehen 
Steinäxte  eher  als  Würdezeichen  und  Talismane, 
denn  als  Werkzeug  gedient. 

Nicht  minder  beachtenswert h ist,  dass  auch  in 
Nordamerika  jene  räthselhaften  Fuudo  absichtlich 
vergrabener  Geräthe  Vorkommen,  deren  aus  Europa 
so  viele  zur  Kunde  gubracht  sind.  Die  Sorgfalt 
in  der  Anordnung  der  Objecte  in  Kreis-  oder  Py- 
ramidenform oder  anderer  systematischer  Ordnung, 
lässt  die  absichtliche  Niederlage  nicht  verkennen 
(Rau,  Smithsonian  Rep.  1868, 1872;  Sny  der  eben- 
daselbst 1876).  Anziehend  ist  ein  Vergleich  des 
Verfassers  zwischen  den  amerikanischen  Wampum 
und  den  europäischen  BernBteinperlen.  An  der 
Westküste  werden  die  Wampumperlen  aus  Dcu- 
t&lium  geschnitten,  an  der  Ostküste  aus  Venus 
merccnaria.  Die  dunklen  sind  höher  geschätzt  als 
die  weissen.  Auf  einen  Penny  kommen  drei  dunkle 
oder  sechs  weisse.  Die  Perlen  sind  cylinderformig 
und  der  Länge  nach  durchbohrt.  Dur  Wampum- 
gürtel spielt  bei  Kriegserklärungen  und  Friedens- 
schlüssen, bei  den  Opfern  und  anderen  Ceremonien 
eine  Rolle.  Kammerherr  Worsaae  fragt  nun,  ob 
etwa  der  Rernsteinscbmuck  in  unseren  Ländern 
eine  ähnliche  Bedeutung  gehabt.  Hatte  die  cylin- 
derformige,  der  Länge  nach  durchbohrte  Perle 
Goldes werth?  Trug  der  Besitzer  eines  Bernstein- 
schmucks sein  Vermögen  zur  Schau,  wie  dies  noch 
jetzt  manchenorts  mit  dem  Silber-  und  Goldschmuck 
geschieht?  Man  gab  dem  Todten  seinen  Reich- 
thum mit  ins  Grab  und  man  vergrub  den  Bern- 
steinschatz als  Opfergabe,  wie  dies  durch  zahlreiche 
Funde  in  den  Bernsteinländern  bezeugt  ist. 

Die  Steingerätbe,  die  rohen  wie  die  kunstvoll 
gearbeiteten,  sind  jetzt  allgemein  als  Reste  einer 
Cultur  betrachtet,  welche  die  Nutzanwendung  der 
Metalle  noch  nicht  kannte.  Dahingegen  wird  noch 
mancherseits  in  Abrede  gestellt  , dass  auch  die 
bronzenen  Waffen  nnd  Werkzeuge  eine  Cultur 
kennzeichnen,  welche  Stech-  und  Schneidewerk- 
zeuge aus  einer  Kupforlegirung  herstellte,  dos 
Eisen  aber  noch  nicht  kannte.  Einostheils  be- 
zweifelt man , dass  es  möglich  sei , die  zum  Theil 
sehr  schönen  Geräthe  ohno  stählerne  Werkzeuge 
anzufertigen , andererseits  hält  man  sie  antauglich 
für  den  Gebrauch  und  betrachtet  sie  als  Prnnk- 
gerath  oder  Votivgeschenke.  Mit  dem  Material  in 
den  Sammlungen  mehren  sich  indessen  von  Jahr 
zu  Jahr  die  Zeugen  von  einer  Culturperiodc,  welche 


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518 


Referate. 


hinter  dem  Gebrauch  eisernen  Geräthes  zurück- 
liegt, und  auch  der  Punkt,  von  wo  ans  sich  die 
Bronze  über  alle  Welttheilo  verbreitete,  scheint 
ans  dem  Dunkel  aufzutauchen.  Bevor  die  Archäo- 
logen aus  dem  Studium  der  in  Europa  gefundenen 
Bronzen  die  sogenannte  Bronzezeit  fest-gestellt  hat- 
ten, war  am  Ende  de«  vorigen  Jahrhunderts  eine 
solche  durch  Heisende  in  Sibirien  constatirt  Die 
gehämmerten  kupfernen  Geräthe  in  Nordamerika 
kann  man  nicht  als  Beweise  für  eine  Bronzecultur 
betrachten,  dahingegen  findet  man  in  Centralame- 
rika  und  Mexico  gegOBBene  Bronzen.  So  wenig 
wie  in  Europa  die  Erfindung  des  Bronzegusses 
und  die  Entwickelung  der  Technik  aus  sich  selbst 
keimen  und  wachsen  konnte,  so  wenig  ist  dies  von 
Sibirien  und  von  Mittelamerika  glaubwürdig.  Die 
europäische  und  sibirische  Bronzecultur  scheinen 
die  letzten  Ausläufer  einer  Cultur  zu  sein,  deren 
Sitz  und  Ursprung  in  südlicheren  Ländern  zu 
suchen  ist.  Verfasser  glaubt  diesen  Sitz  in  Indien 
zu  erkennen.  In  Indien  ist  eine  uralte  Bronze- 
cultur beglaubigt  durch  zahlreiche  Qerfithe,  welche 
theils  aus  Gräbern,  thcils  aus  dem  Erdboden  (so- 
genannte Depots,  vergrabene  Schätze)  ans  Licht 
gezogen  sind.  Aach  Kupferminen,  die  in  vor- 
geschichtlicher Zeit  cxploitirt  worden,  sind  dort 
mehrere  bekannt.  Die  Formen  sind  eigenartig,  die 
Legirung  aber  die  gewöhnliche,  weshalb  Verfasser 
der  Ansicht  ist,  dass  wenn  Indien  nicht  die  Wiege 
der  Bronzecultur  ist,  so  doch  einer  der  ältesten 
Punkte,  von  wo  aus  sie  sich  nach  allen  Richtungen 
hin  verbreitete. 

Auch  in  China  ist  eine  Bronzezeit  featgestellt 
durch  Funde  und  durch  schriftliche  Quellen.  Die 
ist  von  höchster  Bedeutung,  weil  von  Orientalisten, 
z.  B.  von  Oppert,  behauptet  worden,  das  Eisen 
sei  in  China,  wenn  nicht  früher,  doch  jedenfalls 
ebenso  früh  wie  das  Kupfer  verarbeitet  worden, 
und  auf  dies  ZeugnisB  beriefen  sich  diejenigen, 
welche  die  Priorität  des  Kupfers  und  der  Bronze 
leugneten  (vgl.  Much:  Ueber  die  Priorität  des 
Eisens  oder  der  Bronze  in  Ostasien  in  den  Mitth. 
der  Anthropol.  Gesellsch.  in  Wien,  IX,  Nr.  7,  8). 
Dass  die  chinesischen  Bronzen  so  selten  sind,  er- 
klärt sich  zum  Theil  daraus,  dass  man  ihnen  eine 
grosse  Heilkraft  zuschreibt  und  sie  als  Talismane 
überaus  hoch  schätzt.  Für  einen  Hohlcelt  forderte 
man  in  Yunan  5 Pfd.  Sterl.  Auch  nach  Java,  und 
wenn  man  nach  vereinzelten  Funden  schlieaaen  will, 
nach  Neuguinea,  hat  sich  die  Bronzecultur  ver- 
breitet; mit  völliger  Gewissheit  lässt  sich  dies  von 
Japan  sagen.  Die  Kupferminen  auf  Japan  wurden 
erst  um  700  u.  Chr.  entdeckt,  woraus  man  folgern 
darf,  dass  anfänglich  fertiges  Gernth  (von  China 
über  Korea)  eingeführt  worden.  Später  scheint 
Jupan  selbst  fabricirt  zu  haben;  Verfasser  hat  Beino 
Nachrichten  über  Japan  von  Herrn  v.  Siebold, 
welcher  als  bemerkenswert!!  hervorhebt,  dass  sich 


locale  Eigenart  an  den  Bronzefabrikaten  der  ver- 
schiedenen Provinzen  bemerkbar  macht.  Dasselbe 
lässt  sich  in  Sibirien  nachweisen,  wo  sich  das  Ge- 
biet der  Bronzen  von  den  Quellen  dos  Amur  bis 
an  den  Ural  erstreckt.  In  jüngeren  Umbildungen 
findet  man  dieselben  Formen  auch  westlich  vom 
Ural,  also  im  europäischen  Russland.  Aspel  in 
begründet  seine  Ansicht,  dass  die  sibirischen  Bron- 
zen von  Assyrien  ihren  Ursprung  herleiten  (vergl. 
unsere  Referate  über  Aspel  in1»  Schriften  in  den 
letzten  Bänden  des  Archivs).  Worsaae  stellt  die 
Möglichkeit  nicht  in  Abrede,  macht  indessen  dar- 
auf aufmerksam,  dass  die  ältesten  Bronzen  im  Osten, 
nahe  der  chinesischen  Grenze  gefnnden  sind,  wo- 
hingegen die  Fände  im  Westen  jüngere  Typen 
zeigen.  Es  dünkt  ihn  wahrscheinlich,  dass  bei 
Uebervölkerung  Stämme  zur  Auswanderung  ge- 
trieben seien,  die,  nordwärts  ziehend,  sich  am 
Baikal  niedergelassen  und  die  mitgebrachte  Cultur 
weiter  ausgebildet  haben,  wo  denn  nach  und  nach 
der  eigenartige  sibirische  Typus  entstanden  sei, 
und  zwar  scheinen  dies  die  ersten  Bewohner  des 
grossen  Binnenlandes  gewesen  zu  sein,  da  die 
Fundorte  von  Steingerüthen  eich  auf  die  Küsten- 
länder beschränken.  Nach  den  gegenwärtig  vor- 
liegenden Funden  scheint  cs,  dass  die  BroDzen 
sich  nicht  nach  Osten  (über  die  Bebringstrasse) 
ausgebreitet,  Bondern  westwärts.  Für  die  Strömung 
von  Osten  nach  Westen  auch  unter  südlicheren 
Breiten  spricht  nach  des  Verfassers  Meinung,  dass 
in  Afrika  nur  an  der  Ostseite,  d.  h.  nur  in  Aegyp- 
ten, Bronzen  gefunden  werden.  Man  hat  freilich 
auch  für  Aegypten  eine  eigentliche  Bronzezeit  in 
Abrede  gestellt;  allein  die  Beweise  liegen  vor,  so 
überzeugend  wie  diejenigen  einer  Vormetallzeit, 
nur  ist  zu  erwägen,  dass  die  früho  Kenntnis»  des 
Eisens  dort  eine  Entwickelung  der  Bronzecultur 
abschnitt.  Arcelin  setzt  die  ägyptische  Bronze- 
zeit um  6000  Jahre  zurück.  Ilildcbrand's 
Theorie,  nach  welcher  Assyrien  eine  selbstständige 
Bronzecultur  gehabt,  und  dass  von  dort  oder  von 
Drangiaua  das  nötbige  Zinn  nach  Europa  aus- 
geführt worden,  kann  Herr  Worsaae  noch  nicht 
beipflichten.  Trotz  den  localen  Kigenthüralich- 
keiten  geht  doch  durch  alle  asiatischen  Bronzen 
ein  verwandtschaftlicher  Zug,  die  primitivsten  For- 
men aber  findet  man  in  Indien.  Von  Indien  wur- 
den die  Bronzefabrikate  durch  den  Handel  nach 
allen  Richtungen  vertrieben;  bevor  sie  Europa 
erreichten,  waren  weitere  Sitze  der  Industrie  ge- 
gründet, so  dasB  man  sagen  darf,  die  europäische 
Bronzecultur  sei  auf  eine  ägyptisch -asiatische  zu- 
rückzufuhren.  — Cypern,  die  griechischen  Inseln 
and  die  Donauländer  scheinen  zuerst  in  die  Bronze- 
cultur hincingezogon  zu  sein.  Vor  fast  vier  Do- 
cennien  sprach  Verfasser  bereits  aus,  dass  Griechen- 
land nicht  nur  wie  der  Norden  eine  Steinzeit, 
sondern  auch  eine  Bronzezeit  gehabt  habe.  Die 


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Referate. 


519 


in  den  letzten  Jahren  dort  vollzogenen  grossartigen 
Ausgrabungen  lassen  keinen  Zweifel  mehr  darüber 
walten.  Das  Studium  der  Funde  bei  Hissarlik, 
Mykenäe  und  an  anderen  Orten  führt  Herr  Wor- 
saae  zu  der  Erkenntnis»,  dass  auch  dort  primitive 
und  vorgeschrittene  Gruppen  sich  unterscheiden 
lassen.  Virchow  bat  das  Verdienst,  den  Irrthum 
aufgeklärt  zu  haben,  dass  nicht,  wie  Schliemann 
beobachtet  haben  wollte,  die  Schicht,  welche  Ucber- 
reste  einer  Steinzeit  in  sich  schloss,  oberhalb  der- 
jenigen lag,  welche  Metallgeräth  enthielt,  was 
von  denen,  welche  eine  zwischen  Stein-  und  Eisen- 
zeit liegende  Bronzecultur  nicht  anerkennen  wollen, 
als  willkommene  Thatsache  begrüsst  war.  Die  vom 
Verfasser  beigefügten  Abbildungen  sind  um  so 
danken s werther,  als  ausser  den  von  Schliemann 
publicirten , wenig  griechische  Bronzen  bis  jetzt 
bildlich  dargestellt  und  dadurch  allgemein  bekannt 
geworden  sind.  Dasselbe  gilt  Übrigens  von  den 
Abbildungen  japanischer,  mexikanischer  und  an- 
derer Bronzegeräthe.  Eine  dringliche  und  nicht 
minder  interessante  Aufgabe  für  die  vorhistorische 
Forschung  ist  die  in  Griechenland  fortschreitende 
Entwickelung  der  Bronzeindustrie  und  ihr  Ver- 
hältniss  zu  dem  übrigen  Europa  klar  zu  legen. 
Den  nahegelegenen  alten  Culturländern  hatte  Grie- 
chenland eine  grössere  Mannigfaltigkeit  des  Ma- 
terials zu  danken  (Silber,  Gold,  Glas,  Alabaster, 
Elfenbein  etc.),  im  Gegensätze  zu  dem  europäischen 
Norden,  welcher  ausser  der  Bronze  nur  Gold  und 
Bernstein  kannte.  An  griechische  Bronzen  erin- 
nern jedoch  nicht  nur  manche  süditalische  Bronze- 
geräthe,  selbst  in  Fundobjecten  aus  Frankreich 
und  England  machen  sich  noch  Anklänge  bemerk- 
bar, im  Gegensatz  zu  Mittel-  und  Xordearopa.  In 
der  Ausschmückung  des  Bronzcger&thcs,  sowohl  in 
den  eingestanzten  Linearornamenten  als  in  dem 
mit  Spiralen  und  Ringen  verzierten  aufgepressten 
Goldblech  zeigen  dahingegen  die  nordeuropäischen 
Bronzen  eine  auffällige  Aehnlichkeit  mit  den  grie- 
chischen (Verfasser  giebt  eine  schöne  Abbildung 
in  Farbendruck  von  einem  auf  Thera  gefundenen 
Bronzeschwerte,  auf  welchem  vier  kleine  goldene 
Axtfiguren  eingepresst  sind).  Von  einer  unmittel- 
baren Beeinflussung  der  nordischen  Bronzecultur 
durch  dio  griechische  kann  indessen  schon  ans  dem 
Grunde  nicht  die  Rede  sein,  weil,  ehe  die  erst- 
genannte aufblühte,  letztere  längst  einer  höheren 
Cultur,  welche  das  Eisen  zn  nutzen  verstand,  hatte 
weichen  müssen.  Die  ungarischen  Bronzen  stehen 
seltsamerweise  den  griechischen  ferner  als  die  nor- 
dischen. Diese  Erscheinung  dürfte  erst  genügend 
aufgeklärt  werden,  wenn  die  Donaulander  der  For- 
schung aufgeschlossen  sind.  Gestützt  auf  die  ge- 
genwärtig vorliegenden  Funde  und  Kenntniss  der 
localen  Verhältnisse,  versucht  Verfasser  folgende 


Erklärung;  Stamm-  und  cultnrverwandte  (mit 
Bronzegeräth  ausgerüstete)  Völkerstämme  zogen 
von  Kleinoeien  nach  Europa.  Auf  europäischem 
Boden  trennten  sie  sich,  etliche  zogen  südwärts 
und  setzten  sich  in  Griechenland  fest,  andere  zogen 
westwärts,  und  von  diesen  schwenkten  etliche  süd- 
wärts ab  nach  Italien  (vgl.  Hel  big:  Die  Italiker 
in  der  Poebene,  Leipzig  1879),  noch  andere  zogen 
nordwärts.  Diese  Völkerzüge  dauerten  fort  mit 
längeren  oder  kürzeren  Unterbrechungen,  woBhalb 
in  ihrer  Lebensweise  und  dem  Geräth,  welches  sie 
mit  sich  führten,  keine  völlige  Gleichheit  herrschen 
konnte.  Die  Ictztankommcnden,  schon  im  Besitz 
einer  fortgeschrittenen  Cultur,  Hessen  sich  im  heu- 
tigen Ungarn  nieder  und  schoben  sieb  gleichsam 
wie  ein  Keil  zwischen  Norden  und  Süden,  wo- 
durch die  Besiedler  der  Nordländer  sich  von  ihren 
südlichen  Brüdern  ahgeschnitten  sahen,  während 
letztere  den  Vortheil  hatten,  mit  den  Culturländern 
des  Orients  in  Verkehr  zu  bleiben.  Von  Griechen- 
land empfing  dann  Süditalien  neue  Cultnrelemente, 
welche  allmälig  gen  Norden  vordrangen  und  schliess- 
lioh  über  die  Alpen  hinaus  gelangten.  Frankreich 
nnd  die  britischen  Inseln  bilden  die  Endpnnkte 
dieser  Völkerbewegungen  nnd  wurden  selbstver- 
ständlich weniger  davon  berührt,  weshalb  sie  we- 
niger reich  an  Bronzen  Bind  als  Süd-  nnd  Mittel- 
europa. 

Der  Weg  längs  der  Donau  ist  durch  zahlreiche 
Bronzefande  bezeichnet.  Und  zwar  sind  es  vor- 
herrschend Erdfnnde,  im  Gegensätze  zu  Nordeuropa, 
den  Uheiulanden,  Griechenland  und  Cypern,  wo 
die  Gräberfunde  in  der  Mehrzahl  sind.  Diese  in 
Sumpf,  Moor  oder  Gewässer  versenkten  oder  in 
die  Erde  vergrabenen  Schätze  von  mehr  oder  min- 
der kostbaren  Metallwaaren,  die  in  vielen  Ländern 
Europas  und  Asiens  ans  Licht  gezogen  und  be- 
schrieben sind,  betrachtet  Kammerherr  Worsaae 
bekanntlich  hauptsächUch  als  Weihegeschenko,  folg- 
lich das  Versenken  solcher  als  einen  religiösen  Act. 
Dessenungeachtet  giebt  er  zu,  dass  manche  der- 
selben eine  andere  Erklärung  zulassen,  z.  B.  als 
Material  eines  Bronzegiessers,  oder  als  Schatz,  den 
der  Besitzer  vergrub,  uro  seiner  ira  Jenseits  zu 
geniesten,  doch  bedarf  ca  zu  so  feiner  Unterschei- 
dung umfassenderer  Untersuchungen  und  Beobach- 
tangen. 

Kammerherr  Worsaae  findet  eine  gewisse 
Gleichartigkeit  in  den  vorgeschichtlichen  Cultur- 
erscheinungen  von  Indien  bis  Irland,  von  Skan- 
dinavien bis  nach  Griechenland.  Es  scheint,  dass 
die  frühesten  Entwickelungsstadien  der  Mensch- 
heit gewissen  allgemein  geltenden  Gesetzen  ge- 
horchten. Der  fortschreitenden  Forschung  bleibt  es 
Vorbehalten,  Klarheit  in  das  Ganze  zu  bringen  und 
dem  Einzelnen  die  richtigen  Grenzen  zu  ziehen. 


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520 


Referate. 


Schweden. 

21.  Antiquarisk  Tidskrift  f.  Sverige  Bd.  V, 
Heft  2 und  3.  Bugge  Sophus.  Ueber  den 
Runenstein  zu  Rök  (Oetgotland). 

1.  Die  Inschrift  des  Röksteines  gehört  zu  genen 
schwer  zu  entziffernden  Sprachdenkmälern,  welche 
die  Sprachforscher  immer  wieder  zu  neuen  Unter- 
suchungen anregen.  Unsere  Referate  über  die  skan- 
dinavische Literatur  haben  mehrerer  derselben  ein*- 
gehend  gedacht.  Professor  Bugge,  welcher  sich 
in  den  letztverilossenen  Jahren  abermals  mit  der- 
selben beschäftigt,  findet  in  den  Schriftzeichen 
(Runen  der  kurzen  Zeile)  gewisse  locale  Eigen- 
tümlichkeiten, die  auch  anderenorts  Vorkommen 
und  mit  einander  eine  Gruppe  bilden,  die  in  Däne- 
mark und  Südschweden  auftritt  und  älteren  Cha- 
rakter verräth  als  die  Inschriften  in  Södermanland 
and  Uppland,  Ausser  diesen  Zeichen  enthält  die 
Inschrift  des  Röksteiucs  in  gesondert  stehenden 
Zeilen  eine  Anzahl  älterer  Runeu  und  Geheimrunen. 
Dio  Schrift  berichtet  von  den  staunenswerthen 
Heldentaten  eines  Königs  Vamund.  Doch  ban- 
delt Bie,  nach  Prof.  Bugge' s Erklärung,  nicht  von 
den  wirklichen  Erlebnissen  desjenigen,  zu  dessen 
Ehren  das  Denkmal  errichtet  wurde,  vielmehr 
scheint  dasselbe  einem  laugst  verstorbenen,  von 
der  Sage  verherrlichten  Helden  von  einem  Nach- 
kommen gestiftet  zu  sein,  der  ihn  mit  Stolz  zu 
seinen  Ahnen  rechnet.  Die  Inschrift  nennt  freilich 
Varin,  den  Vater  des  Vamund,  als  denjenigen,  der 
dem  todten  Sohne  das  Mal  setzte.  Sie  berichtet, 
teils  in  Versen  (!),  dass  Vamund,  König  der  Hreid- 
gothen,  zwölfmal  von  zwei  Männern  zugleich 
angegriffen,  beide  allemal  zugleich  besiegte  und  dass 
er  den  Tod  faud,  als  er,  fern  von  den  Hreidgothen, 
von  neun  Kriegshaufen  Bich  umringt  sah.  In  dem 
Kampfe  fielen  20  Könige,  von  denen  je  fünf  und 
fünf  Brüder  waren,  und  auch  deren  vier  Väter 
waren  Brüder.  „Es  herrschte  der  kühnmuthige 
Volkskönig,  der  König  der  Männer  über  den  Strand 
des  Hreidmecres;  sitzt  nuu  gerüstet  auf  sei- 
nem Rosse,  den  Schild  an  die  Schulter  ge- 
hängt, der  Fürst  der  Fürsten.**  Das  besagt, 
dass  er  vollgerüstet  mit  seinem  Rosse  im  Hügel 
beigesetzt  worden.  Die  Sprache,  dichterisch  ans- 
gittchraückt,  ist  dunkel  und  es  fehlt  der  Schluss. 
Wir  verweisen  behufs  eingehenderer  Kenntnis- 
nahme dieser  Uuneniuschrift  auf  Professor  Th. 
Möbius1  Ankündigung  der  Bugge1  sehen  Erklä- 
rung in  der  Zeitschr.  f.  deutsche  Philol.  Bd.  IX, 
S.  478  ff.  Eines  tnüsBen  wir  indessen  noch  hervor- 
heben, was  Prof.  Möbius  mit  Stillschweigen  über- 
geht, Die  Runen  deB  Röksteinea,  welche  in  Ost- 
gotland mehrfach  Vorkommen,  in  Södermaulund 
nur  in  schwachen  Spuren,  in  l'ppland,  üestriklaud 


und  dem  südlichen  ITelsingland  aber  fehlen,  tau- 
chen wieder  auf  im  nördlichen  Helsingland.  Das 
ist  beachten »werth,  weil  schon  vor  Jahren  Dr.  Hil- 
debrand eine  gleiche  Erscheinung  nachwies  hin- 
sichtlich der  Gräberfunde  ans  der  älteren  Eisenzeit. 
Er  zog  darauf»  den  Schluss,  dass  der  Norden  Ilel- 
singlunds  mit  den  Sitzen  der  götischen  Cultur  in 
Verkehr  geblieben  sei,  welche  im  Sveareiche  nie- 
mals Wurzel  schlug.  — Prof.  Bugge  meint,  in  den 
südlichen  Provinzen  (also  in  dem  alten  Göten- 
reich)  habe  sich  die  jüngere  Runenschrift  ent- 
wickelt und  auf  verschiedenen  Wegen  aasgebreitet, 
wo  denn  leicht  locale  Abweichungen  und  Eigen- 
tümlichkeiten entstehen  konnten.  Den  Itökstein 
setzt  er  in  dio  Mitte  oder  gegen  das  Ende  des 
10.  Jahrhunderts. 

In  demselben  Hefte  der  Antiquarisk  Tidskr. 
giekt  Professor  G.  Stephens,  der  schon  in  seinen 
Old  northern  Runic  monuments  seine  Losung  des 
Rökst eines  veröffentlicht  hatte,  eine  neue  Auslegung 
derselben,  welche  von  der  Bugge1  sehen  wesentlich 
abweicht. 

2.  Hildebrand,  Hans.  Die  Kassiteriden 
und  das  Zinn  im  Alterthum.  Dr.  Hildebrand 
beweist  aus  einer  Zusammenstellung  sämmt lieber 
Stellen  aus  den  alten  Autoren,  wo  von  den  Kassi- 
teriden die  Hude  ist,  dass  sie  nicht  identisch  sein 
können  mit  den  Scillyinseln,  wo  es  kein  Zinn  giebt, 
noch  mit  der  Küste  von  Cornwall,  sondern  dass 
sie  in  Spanien  gesucht  werden  müssen.  Die  Be- 
hauptung, dass  Spanien  arm  an  Zinn  sei,  ist  längst 
widerlegt.  In  der  letzten  Ausstellung  in  Paris 
hatten  Burgos  und  Galicien  solches  ausgestellt, 
und  desgleichen  aus  Portugal  Braganza,  Lissabon 
und  Porto.  Nach  Herrn  Hi ldebrand’s  Auffassung 
ist  nämlich  der  Busen  vou  Biscayn  = Oestrymnis 
und  das  äusserste  Ende  desselben,  das  nordwest- 
liche Frankreich,  der  Punkt,  von  wo  aus  man, 
nach  Festus  Avienua,  in  zwei  Tagofahrten  Irland 
erreicht,  Dans  die  Eutfcrnung  nicht  „von  den  In- 
seln“ ans  berechnet  ist,  wie  man  gewöhnlich  an- 
genommen, sucht  er  aus  dem  Texte  des  Avienua 
zu  beweisen.  „Wer  sein  Fahrzoug  von  den  Oestrym- 
nischen  Inseln  nordwärts  zn  steuern  wagt,  der  er- 
reicht das  Ufer  der  Ligurer,“  sagt  Avienus. 
Hildebrand  erinnert  daran,  dass  nach  dem  Glau- 
ben dar  Alten  dio  Ligurer  das  nordwestliche  Gal- 
lien inne  gehabt,  bis  sie  durch  die  Kelten  von  dort 
vertrieben  seien.  Das  Ufer  der  Ligurer  ist  das 
Ufer  der  Ligeris  (Loire),  wohin  man  kommt,  wenn 
man  von  der  Südküste  des  Biscayischen  Busens 
nordwärts  steuert  (vgl.  Müllenhof:  Deutsche  Alter- 
thumskunde,  S.  91,  95).  Aus  keinem  der  Autoren 
geht  hervor,  dass  die  Zinninseln  in  Britannien 
lagen,  keiner  sagt,  dass  die  Phöuicier  Zinn  aus 
England  holten.  Sind  sie  nicht  nach  England 
gekommen,  so  haben  sie  auch  dem  Norden  nicht 


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Referate. 


521 


die  schönen  Bronzegeräthc  gebracht,  wie  meiner- 
seits gelehrt  worden  ist.  Ein  schlagendes  Argu- 
ment gegen  diese  Theorie  ist  übrigens  schon,  dass 
diejenigen  nordischen  Bronzen,  welche  für  phö- 
nicisch  erklärt  worden,  in  England  und  Irland 
nicht  gefunden  werden,  und  dass  auch  die  irlän- 
dischen und  englischen  Bronzen  ihrerseits  ebenso 
wenig  den  phöniciscben  Fabrikaten  gleichen*  Eine 
zweite  Frage  ist,  woher  die  Phönicier  dos  Zinn, 
welches  sie  an  den  Markt  führten,  bezogen  haben, 
bevor  sie  e«  aus  dem  Westen  holten.  — Es  ist  in 
neuerer  Zeit  festgestollt,  dass  die  Phönicier,  bevor 
sie  sich  an  der  Küste  des  Mittelmeeres  ansicdelten, 
am  Persischen  Meerbusen  wohnhaft  waren  und  dass 
die  Wanderung  gen  Westen  und  die  neuen  Ansie- 
delungen etwa  2000  Jahre  (nach  Lcnormant 
2400  bis  2300)  v.  Chr.  stattgefnnden  haben.  Zu 
derZeit  kannte  man  in  Canaan  bereits  das  Silber. 
Die  Israeliten  belassen  Silber,  und  unter  der  Beute, 
welche  sie  von  den  geschlagenen  Midianitern  nah- 
men, befand  sich  Silber,  Knpfer,  Zinn  und  Eisen. 
Um  1300  fand  man  in  Syrien  Eisen  und  Zinn, 
und  letzteres  konnte  nicht  aus  Spanien  gebolt  sein, 
weil  der  Handel  mit  dem  fernen  Westen  erst  nach 
dein  Untergänge  Sidona  aufblühte  und  die  Grün- 
dung Gadirs  erst  am  1170  oder  1158  stattfand. 
Tuthmosis  III.  nahm  Gold,  Silber,  Kupfer,  Eisen 
und  Zinn  von  den  Assyrern  oder  von  den  Re- 
tennn,  die  in  Mesopotamien  wohnten.  Das  dentet 
auf  eine  Bezugsquelle  für  Zinn  in  dem  inneren 
Asien,  nnd  Dr.  Hildebrund  thuilt  die  Ansicht 
Rougemont’s,  dass  die  Zinngruben,  welche  im 
Alterthum  die  an  das  Mittelmeer  angrenzenden 
Lander  dreier  Welttheile  mit  diesem  Metall  ver- 
sorgten, in  Drangiaua  zu  suchen  seien.  Der  Han- 
del des  mächtigen  Tyrus  mit  dem  Westen  blühte 
von  1100  bis  700;  von  700  bis  206  lag  er  in  den 
Händen  Carthagos,  und  neben  diesem  bewegte  sich 
der  britisch -gallische  Zinnhandel  über  Land  nach 
den  griechischen  Pflanzstädten  am  Mittelmeere. 

Woher  bezog  nun  der  Norden  das  Zinn  zu  sei- 
nen Bronzen?  Die  näcbstgelegene  Quelle  war  Eng- 
land, und  doch  scheint  diese  zu  der  Zeit  noch  un- 
gekannt  gewesen  zu  sein.  Dr.  Hildebrand  hält 
für  wohl  möglich,  dass  dem  Norden  dos  Zinn  ans 
demselben  Lande  zugeführt  worden,  welches  die 
alten  Culturlander  damit  versorgte:  aus  Drangiaua, 
und  zwar  längs  denselben  Wegen,  auf  denen  in 
viel  späterer  Zeit  das  arabische  Silber  an  die  Ostsee 
kam.  Worsaac's  Behauptung,  dass  Russland 
keine  Bronzeindustrie  besessen,  hält  Herr  Hilde- 
brand nicht  für  gerechtfertigt , weil  die  Bronzen, 
auf  welche  Herr  Worts  aae  sich  beruft,  aas  den 
Ural]  ändern  stammen,  wohingegen  der  Westen  des 
grossen  Ländergebietes  noch  nicht  genügend  durch- 
forscht ist,  um  sichere  Schlüsse  zu  ziehen.  Gegen 
Worsaae  und  Montelius  erblickt  er  in  den  un- 
garischen Bronzen  dieProducte  oiner  Cultnr,  welche 
Archiv  fUr  Anthropologie-  Bd.  XII, 


als  Schwester  der  nordischen  zu  betrachten  ist, 
d-  b.  als  gemeinsamen  Ursprungs,  nicht  aber  als 
Mutter  derselben  angesehen  werden  kann.  Dass 
am  Caspisec  Völker  Bussen,  welche  Bronzen  zu 
Gerüthen  und  Waffen  benutzten,  bezeugt  die  Nach- 
richt des  Herodot  von  den  Waffen  der  Massa- 
geten.  Eine  Gefahr  für  kühne  Schlüsse  in  der 
archäologischen  Forschung,  ein  hauptsächliches 
Hemmnis«  derselben,  bleibt  bis  weiter  der  Mangel 
an  dem  nöthigen  Material,  dessen  Mehrung  des- 
halb unermüdlich  nnd  mit  aller  Energie  anza- 
streben  ist. 

3.  Aus  der  Zeitschrift  der  geographi- 
schen Section  der  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft, Bd.  I. 

In  Nr.  1 giebt  Herr  Nord  ström  eino  kurze 
aber  inhaltroicho  Beschreibung  der  sieben 
Schafinseln  (Färöer)  und  deren  Bewohner.  Es 
sind  deren  jetzt  ca.  10  600,  die  sich  durch  Fisch- 
fang, Vogelfang  und  Schafzncht  ernähren.  Man 
zählt  dort  durchschnittlich  18  Schafe  pro  Kopf, 
das  wären  180  000  Stück.  Sehr  lebendig  und  an- 
ziehend beschreibt  Verfasser  den  Fang  des  Del- 
phin us  globiccps  und  den  Vogelfang,  wobei  die 
Männer  eine  Kühnheit  und  Geschicklichkeit  im 
Klettern  und  eine  Muskelkraft  nnd  Ausdauer  zei- 
gen, die  ans  Unglaubliche  grenzt*  In  den  Wohn- 
häusern bemerkt  man  manche  Verschönerung.  Von 
den  beiden  Wohnzimmern,  Rauchstuhe  und  Glas- 
stuhc,  hatte  ehedem  nur  die  letztgenannte  ein 
Fenster.  Jetzt  ist  auch  die  Ranchstahe  damit  ver- 
sehen und  in  der  Glasstnbe  sieht  man  „dänische“ 
Möbel,  Bilderschmuck  an  den  Wänden  und  son- 
stige kleine  Luxusgegeustände.  Auch  die  Kleidung 
der  Frauen  richtet  sich  nach  der  europäischen 
Modo.  Erhalten  hat  sich  die  Lust  zum  Tanz,  dem 
hochalterthümlichen  Rundtanz,  heim  Absingen  der 
Lieder  von  Sigurd  und  Brunhilde  und  anderen 
Helden  der  Sagenzeit,  die  von  Eltern  auf  Kittder 
forterben  und  nur  geringen  Umwandlungen  unter- 
worfen sind. 

Nr.  2 berichtet  über  das  geographische 
Lehrbuch  von  Jacob  Ziegler,  geh.  1480  zu 
Landshut,  der  in  Rom  im  Verkehr  mit  norwegischen 
und  schwedischen  Bischöfen  sich  das  Material  zu 
dem  den  Norden  betreffenden  Abschnitt  seines  Opui 
zu  verschaffen  wusste.  Das  „schöne  Dänemark“ 
heisst  auch  Schondemarchia,  Skondien,  Schondania 
(Schonen).  Grönland  hängt  mit  NordrusslaDd  zu- 
sammen. Grönland  und  die  Lappen  haben  sein 
Interesse  ganz  besonders  gewonnen,  von  letzteren 
erzählt  er  die  merkwürdigsten  Dinge. 

In  der  Nr.  5 (1879)  finden  wir  einen  Bericht 
über  die  Nordenskiöld’sche  Expedition  nebst 
Karte  über  die  Fahrt  bis  zur  Mündung  der  Lena. 
In  einem  Briefe  von  der  Mündung  des  .Jenisei  be- 
schreibt Prof.  Nordenskiöld  seinen  Besuch  eines 
Opferhügels,  an  dem  noch  heute  geopfert  wird 
CG 


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522 


Referate. 


und  von  wo  er  einige  Weihgesehenke,  ja  sogar 
einige  Götterbilder  imtnuhm,  aber  zor  Beruhigung 
seines  Führers  (eines  Russen!)  selbst  eine  Opfer- 
gabe spendete,  um  den  Zorn  der  Götter  abzn wen- 
den. Er  erfuhr  dort,  dass  man  die  Götterbilder 
beim  Opfern  nicht  nur  von  dem  Blute  der  ge- 
schlachteten Thiere  kosten  lasse,  sondern,  wenn 
man  sich  ihre  besondere  Gunst  sichern  wollte, 
ihnen  auch  Branntwein  in  den  Mund  gösse.  Die 
Opferguben  bestehen  hauptsächlich  in  Thierknochen, 
dem  Geweih,  und  dem  Geschoss,  mit  welchem  das 
Thier  erlegt  worden ; ferner  aus  verschiedenartigen 
anderen  Dingen,  unter  welchen  sich  z.  B.  eine  zer- 
brochene Mundharmonika  befand. 

4.  Die  Alterthüincr  in  Göteborg  und 
ßobuslün.  Dieses  auf  Kosten  des  Landwirth- 
schaftlichen  Vereins  der  genannten  Däne  von  Dr. 
Montelius  her&usgegebeno  vortrefflicho  Werk  ist 
bereits  mehrmals  von  ans  besprochen  worden.  In 
dom  letzterschienenen  Hefte  berichtet  Dr.  Mon- 
telius über  seine  Ausgrabungen  auf  dom  oft  be- 
schriebenen und  abgebildeten  Griiberfelde  bei  Greby 
(Grafby)  im  Kirchspiel  Tamun.  Im  Jahre  1873 
fand  Herr  Montelius  auf  demselben  noch  100  Rund- 
bügel und  57  Langhügel.  Das  eigenartige  Gepräge 
verleihen  diesem  Orte  indessen  die  zahlreichen 
Bautasteine,  deren  noch  20  standen  und  zwar  die 
meisten  auf  Rundhügeln.  Es  Ing  nabe,  dass  dieser 
Ort  ein  günstiger  Boden  für  mancherlei  Sagen 
wurde.  Das  Volk  weiss  z.  B.,  dass  unter  den 
Hügeln  jene  kühnen  Schotten  ruhen,  welche  einst 
dort  landeten  und  plündernd  bis  in  die  Bullar- 
harde  zogen,  aber  auf  dem  Rückwege  von  den 
Einwohnern  sämmtlick  niedergemetzelt  wurden. 
Der  Inhalt  der  Gräber  gab  indessen  den  Nachweis, 
dass  sie  aus  der  älteren  Eisenzeit  stammen.  Unter 
der  Erddecke  slösst  man  auf  eine  Steinschüttung, 
darunter  liegen  Kohlen,  Knochen,  Urnen  mit  ver- 
brannten Gebeinen  und  kleinen  Beigaben  (Kamme, 
Wirtel,  Perlen  etc.).  Oftmals  war  die  eigentliche 
Graburne  von  einem  kleineren  Gefiisse  begleitet, 
zuweilen  auch  von  kleinen  Bechern  oder  Tassen. 
Unter  den  kleineren  Gelassen  befindet  sich  eines, 
bei  dem  unten  am  Boden  ein  Stück  von  einem 
weisslichen,  durchsichtigen  GlasgefAsse  eingesetzt 
ist.  Dasselbe  gleicht  nicht  nur  darin,  Bondern  auch 
in  der  Form  den  norwegischen  Gefilssen,  welche 
seitlich  oder  am  Boden  mit  demselben  eigenartigen 
Zierrath  versehen  sind.  Es  ist  dies  nicht  die  ein- 
zige Acbnlickkeit  zwischen  bohuslänschen  und  nor- 
wegischen Grabalte rthümern  *). 

Der  Lünsman  Hanssun  fand  auf  seinem  Grund- 
stück in  Greby  bei  Grundarbeiten  für  einen  Neubau 


*)  Man  findet  z.  B.  in  Bohusliln  ausser  den  oben 
genannten  , Fensterurnen“  auch  jene  bechir-  oder  bin- 
nientoptYttrmigen  üefässe,  welche  im  Amt«  Bergen  so 
häufig,  im  Amte  Drontlieim  dahingegen  gar  nicht  Vor- 
kommen. 


eine  Anzahl  im  Feuer  gemürbter  Steine  und  da- 
zwischen Bruchstücke  von  mindestens  zwölf  Thon- 
gefössen  und  zerstückle  und  aufgespaltene  Knochen 
von  Ilaustbieren  (darunter  freilich  einen  Knochen 
von  Alca  impennis)  und  ein  Fragment  von  einem 
Kamme  ans  Knochen.  Dr.  Montelius  erkennt  in 
diesem  Funde  die  Spuren  einer  ehemaligen  Wohn- 
stätte und  nimmt  an,  dass  dort  die  Behausungen 
derjenigen  gestanden,  deren  letzte  Ruhestätte  er 
nufgedeckt  hatte.  — Auch  im  Kirchspiel  Nafver- 
stad,  Bullarharde,  wurde  ein  Gräberfeld  aufgedeckt, 
welches  nach  eiuer  Localsage  gleich  dem  zu  Greby 
mit  dem  Ranbzuge  der  Schotten  in  Verbindung 
steht  nttd  nicht  nur  Thongefüsse  enthält,  welche 
in  der  Form  den  oben  erwähnten  norwegischen 
gleichen,  sondern  auch  jene  Ilarzstücke,  welche 
zuerst  von  Professor  Rygh  als  Fugen  Ausstrich 
vermoderter  Holzgefässe  erkannt  wurden,  der  erste 
derartige  Fund  auf  schwedischem  Boden  *). 

In  einem  dieser  Grabhügel  bildete  die  Steinlage 
eine  menschliche  Figur!  Unter  dem  rundlichen 
Steine,  welcher  den  Kopf  bildete,  konnte  man  einen 
3 Zoll  breiten,  1 Fass  langen  grün  gefärbten  Strich 
bemerken,  und  in  der  Herzgegend  standen  zwei 
Urnen,  von  denen  die  eine  mit  verbrannten  Kno- 
chen gefüllt  war,  die  zweite  nur  einen  Armknochen 
und  ein  Stück  von  einem  Schädel  enthielt.  Eine 
ähnliche  Figur  soll  auch  in  einem  zweiten  Hügel 
bemerkt  worden  sein. 

5.  Hildebr and,  H.  Die  Funde  in  Troaa. 

6.  Derselbe.  Die  Funde  zu  Mykena. 

7.  Montelius,  0.  Die  Funde  zu  Mykenä. 

Ea  war  vorauszuschen,  dass  die  Ausgrabungen 

Schliem  ann's  unter  den  nordischen  Archäologen 
nicht  minder  grosses  Aufsehen  erregen  würden 
als  in  Deutschland.  Eine  Schrift  deB  Norwegers 
Dr.  Ingv.  Und  sei  über  diesen  Gegenstand  haben 
wir  früher  besprochen,  ln  Schweden  haben  die 
Herren  H.  Hildebrand  nnd  0.  Montelius  ihre 
Landsleute  von  der  Bedeutung  nnd  den  Resultaten 
der  Riesenarbeiten  unseres  Landsmannes  in  Kennt- 
nis genetzt.  Unsere  Kunde  von  den  Schliem  an  n'- 
schen  Erfolgen  und  namentlich  von  den  dortigen 
Ortsverbiiltnissen  ist  unlängst  aufs  Dankenswert  beste 
erweitert  durch  den  Reisebericht  des  Herrn  Geheim- 
rath Virchow,  welcher  mit  der  ihm  eigenen  Klar- 
heit die  Sachlage  auflässte  und  in  beredter,  an- 
ziehender Beschreibung  darlegt  (Deutsche  Rund- 
schau VI,  IV,  und  Sitzungsberichte  der  Berliner 
Antbropolog.  Gesellsch.  vom  21.  Juni  1879).  — 
Hildebrand  macht  geltend,  dass  die  von  Schlic- 
mann  aufgedeckte  Stadt  nicht  das  von  Homer 
besungene  Ilion  sein  kann,  weil  sie  seiner  Schil- 
derung nicht  entspricht.  Virchow  dahingegen 
weist  nach,  dass  die  Beschreibung  der  Stadt  im 


*)  Heber  einen  Fund  ebensolcher  Harzstücke  in 
Holstein  vgl.  Couipte  rendu  de  Budapest,  I.  vol.  p.  688. 


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Referate. 


523 


Homer  als  Dichtung  aufgefasst  werden  muss,  weil 
dieselbe  zu  der  Zeit,  als  Homer  sic  besuchte  oder 
hätte  besuchen  können,  längst  zerstört  war,  folg- 
lich er  sic  niemals  in  ihrer  Blüthe  gesehen  haben 
konnte. 

Hat  Schliemann  — sagt  Herr  Hildekrand 
weiter  — in  Mykenä  die  Gräber  des  Agamemnon 
und  der  seinigen  aufgedeckt,  so  kann  der  in  His- 
sarlik  von  ihm  gehobene  Schatz  nicht  der  des 
Priamus  sein,  weil  dieser  aus  viel  älterer  Zeit 
stammt,  wie  überhaupt  die  Funde  zu  Mykenä  von 
einer  späteren  Cultur  zengen  als  die  in  ilissarlik 
von  Dr.  Schliemann  zu  Tage  geförderten  Gegen- 
stände, d.  h.  insoweit  man  nach  den  grösstenthcils 
mangelhaften  Abbildungen  und  der  oftmals  un- 
deutlichen Beschreibung  überhaupt  sich  ein  Urtbeil 
erlauben  darf.  Als  Hauptgewinn  der  Ausgrabun- 
gen gilt  Herrn  Hildebrand  der  durch  sie  eröff- 
nete  Hinblick  in  die  Cultur  der  ältesten  arischen 
Bevölkerung  des  Archipels,  der  durch  ähnliche 
Arbeiten  andernorts  bereits  bedeutend  erweitert 
und  vertieft  ist.  Verfasser  lenkt  z.  B.  die  Auf- 
merksamkeit seiner  Leser  auf  Cypern  und  kann 
sich  auch  bezüglich  der  Gesnola’schen  Unter- 
suchungen der  Klage  nicht  enthalten,  dass  sie 
ohne  die  nöthige  Erfahrung  und  Schärfe  der  Be- 
obachtung unternommen  und  ausgeführt  seien,  wo- 
hingegen er  den  Arbeiten  der  Herren  Lang  nnd 
Sandwith  alle  Anerkennung  zollt.  Wir  folgen 
dem  Verfasser  nicht  in  seiner  Musterung  und  Be- 
schreibung der  Fnndobjocto  und  der  Oertliehkeiten, 
sondern  begnügen  uns,  Einiges  hcrauazubeben. 
Dr.  Hildebrand  betrachtet  mit  Conze  die  geo- 
metrischen Ornamente  auf  den  bekannten  hellfar- 
bigen mit  braunrothen  Linien  verzierten  Thon- 
gefässcu  als  arisch,  als  ältestes  Product  hellenischer 
Keramik.  Dagegen  sucht  Hclbig  in  einem  an 
Conze  gerichteten  Schreiben  (Annali  di  Corrisp. 
archeolog.  1875,  p.  221  seq.)  zu  beweisen,  dass  die- 
selben semitischen  Ursprunges  seien,  und  stützt 
diese  Annahme  hauptsächlich  auf  die  Fundorte 
solcher  Gefüsse  und  die  auf  etlichen  derselben  vor- 
handenen Inschriften  in  phönicisehen  Schriftzeichen. 
Auf  den  Abbildungen,  welche  Herr  llelbig  als 
Belege  beigiebt  (Tftf.  d*agg.  J ein  Gefüss  gefunden 
bei  .Jerusalem,  und  Taf.  d’agg.  II  einige  Scherben 
von  dem  Hügel  Koyundschik  bei  Ninive),  finden 
wir  allerdings  nicht  das  Ilakenkrenz,  welches 
bei  Ilissarlik  und  auf  den  griechischen  Iuseln  so 
häutig  vorkommt  und  das  von  Prof.  Müller  in 
Kopenhagen  (Det  saakaldte  Hugekors’s  Anvendelse 
og  ßctydmng  i Oldliden,  vergl.  das  Referat  in 
Bd.  XI  d.  Archivs)  für  arisch  erklärt  worden  ist 
Alis  einzelnen  Scherben  kann  man  indessen  keine 
Schlüsse  ziehen  und  bliebe  mithin  zu  ermitteln, 
ob  das  Vorkommen  oder  Nichtvorkommen  des 
Hakenkreuzes  auf  Gefassen  der  fraglichen  Art  in 
irgend  welcher  Beziehung  zu  den  Fundorten  steht. 


Id  einem  Excurs  über  die  Gesichtsurnen  von 
Ilissarlik  und  vom  Ostseegebiete  schliesst  Herr  II il- 
debrand  sich  dem  Professor  Behrendt  au,  wel- 
cher sie  fiir  slavisch  hält  und  somit  für  verhältniss- 
mässig  jung.  Dem  wären  die  Ornameute  auf  einigen 
Gesichtsurnen  entgegenzustellen,  welche  auf  die 
frühe  Eisenzeit  hindeuten,  die  nicht  wohl  den 
Slaven  zugeschrieben  werden  kann.  Dazu  zählen 
auch  jene  Nadeln  mit  der  Krümmung  unterhalb 
des  balbkugelförmigen  Knopfes,  deren  bildliche 
Darstellung  von  Herrn  I)r.  Voss  in  Berlin  auf  der 
Urne  von  Tlucum  erkannt  wurde. 

In  ihren  Ansichten  über  die  Fundobjccte  zu 
Mykenä  stimmen  die  Herren  Ilildebruud  nnd 
Moutelius  in  den  Hauptpunkten  Uberein.  Sie 
erblicken  iu  ihnen  die  Erzeugnisse  einer  Bronze- 
cultur,  welche  sich  von  der  nordischen  nicht  nur 
durch  die  Formen,  sondern  besonders  dnreh  die 
Mannigfaltigkeit  des  Materials  auszeichnet:  Gold, 
Silber,  Kupfer,  Bronze,  Blei,  Knochen,  Elfenbein, 
Glas,  Porzellan,  Bernstein,  Sardouix,  Bcrgkrystall, 
Amethyst,  Obsidian  — aber  kein  Eisen.  Unter 
den  zahlreichen  zum  Theil  kunstvoll  gearbeiteten, 
kostbaren  Schmucksacheu : keine  Fibula.  Unter 
den  mannigfaltigen  Ornamentmotiven : kein 

Mäander,  keine  stilmrtu  Pflanzen  und  Thier- 
figuren,  sondern  lebensvolle  Gestalten.  Beide  räu- 
men ein,  dass  bei  der  völligen  Verschiedenheit  der 
Formen  und  Ausschmückung  der  Bronzen  doch 
mancher  verwandtschaftliche  Zug  unverkennbar 
ist.  — ln  Bezug  auf  das  technische  Verfahren  bei 
dem  Punzen  des  dünnen  Goldbleches  meint  Herr 
Ilildebrand,  die  Figuren  seieu  in  eine  Holzform 
geschnitten  und  gravi rt  und  in  diese  das  Goldblech 
mit  den  Pnnzen  so  exact  eingetriebeu , dass  auch 
die  feinsten  Linien  und  Punkte  hervortreten.  Unter 
den  schwedischen  Funden  aus  der  vorhistorischen 
Eisenzeit  glaubt  er  ähnliche  Formen  erkannt  zu 
haben.  Es  lässt  sich  indessen  neben  diesem  Ver- 
fahren ein  zweites  constatiren.  Nachdem  das  dünne 
Blech  in  der  beliebigen  Form  zugeachnitten,  wur- 
den die  Bänder  saumartig  uuigcbugcn,  und  alsdann 
ein  Brei  von  einem  geschlämmten  Pulver  (Gyps? 
Kreide?  Bimsstein?)  mit  einem  bindenden  Zusatze  *) 
darüber  gegossen,  und  nachdem  dieser  genügend 
angetrocknet  war,  die  Punze  aufgesetzt.  In  dem 
Kieler  Museum  befindet  sich  ein  Gnldschmuck  ans 
einem  Bronzegrabe  auf  Sylt,  an  dem  au  der  un- 
teren Fläche  noch  eiu  Best  dieser  Füllung  haftet 
(vergl.  J.  Mestorf:  Die  Vaterland.  Altherthümer 
Schlesw.- Holsteins,  Taf.  VII,  Fig.  5).  Mit  diesem 
Schmuck  wurde  ein  kleiner  Spitzknauf  mit  Quer- 
riegel aus  derselben  weissen  Masse  gefunden,  wel- 
cher seine  Goldüberlagu  verloren  hat.  Ferner  be- 


l)  Geschlämmte  Kreide  mit  Harz  und  Schellack 
pflegeu  unsere  Goldschmiede  heutzutage  beim  Punzen 
dünner  Bleche  a tu u wenden. 

6Ü* 


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524 


Referate. 


sitzt  dasselbe  Museum  nach  die  gleichartige  Fül- 
lung einer  Schwertgriff  bckleidung,  die  ebenfalls 
mit  Goldblech  belogt  gewesen  sein  dürfte.  Dies 
Stück  wurde  nebst  einem  Bronzeschwerte  aus 
einem  Grahe  im  wustlichcn  Nordschleswig  gehoben. 
Eine  ähnliche  gelblich  weisse  Kittfilllung  fand  ich 
in  Wien  in  einem  antiken  Goldringe,  und  es  dürfte 
anzunebmen  sein,  dass  bei  manchem  Goldschmuck 
dieselbe  von  dem  Finder  beim  Reinigen  entfernt 
worden.  Ob  etwa  die  kalkartige  Masse,  welche 
häufig  an  den  breiten  Griffzungen  der  Bronze- 
Schwerter  auhaftet,  von  einer  ähnlichen  Kittfüllnng 
herrührt.  verdient  untersucht  zu  werden. 

Dr.  Hildebrand  hält  für  unbewiesen,  ob,  wie 
Dr.  Schlicinanu  annimmt,  in  den  Gräbern  zu 
Mykenft  die  Leichen  verbrannt  seien.  Es  ist  selbst 
für  das  Auge  eines  Experten  schwer  zu  unter- 
scheiden, ob  der  kohlen-  oder  russartige  Ueberzug 
oder  die  schwarzen  Flecken  an  den  Wänden  oder 
dem  Inhalte  des  Grabes  Product.«  einer  allmiilig 
sich  vollziehenden  Zersetzung  siud  oder  von  der 
Einwirkung  des  Feuers  herrühren.  Dr.  Schlic- 
mann  sagt  nicht,  dass  er  Kohlen  fand,  die  natür- 
lichen Rückstände  eines  Feuers,  die  nicht  vergan- 
gen sein  können,  wo  Holz  sich  conservirt  batte 
und  sogar  Fleischtheile  erkannt  wurden. 

Dr.  Montelius  will  vor  allem  die  wichtigen 
Beweise  von  ägyptischer  Beeinflussung  der  euro- 
päischen Cultur  in  so  früher  Zeit  nach  Gebühr 
gewürdigt  wissen,  zumal  sie  auch  dem  nordischen  - 
Forscher  neue  Wege  öffnen,  um  dem  Ursprünge 
der  ältesten  Cnltnrströroungen  nachznspüren , von 
denen  auch  der  Norden  Europas  indirect  berührt 
ward.  Hat  der  nordische  Archäologe  die  nächst  an- 
grenzenden Länder  behufs  richtigen  Verständnisses 
gleichartiger  Erscheinungen  auf  dem  Boden  der 
Hnmfetk  durchforscht,  da  soll  er  seine  Schritte 
weiter  lenken  und  die  Gebiete  betreten,  zu  denen 
Schliemann  ihm  den  Schlüssel  gereicht  hat. 

8.  Kgl.  Vitterheta-Hut.-  och  Antiquitets-Aka- 
demiens  Miinadsblad,  Nr.  79  bis  84  (=  Juli  bis 
Decembor  1878).  Inhalt:  Pilgerzeichen  aus  dem 
Kloster  Wadstena.  Mit  3 Abbildungen.  — Wand- 
malereien in  einer  Landkirche.  — Bronzefund  bei 
Torpa  unweit  Jönköping  (2  Diademe,  1 1 Zielschei- 
ben von  3 bis  13  cm  mit  konischer  Spitze,  1 grosser 
Doppelknopf.  Beschläge,  Ringe,  Bronzedraht,  1 Säge 
und  1 Sch  in  almeissei  von  Bronze).  Dr.  H ildebrand 
widmet  besonders  der  technischen  Herstellung  die- 
ser Objecte  seine  Aufmerksamkeit  uud  findet  die 
darauf  bezüglichen  Auslassungen  der  Herren  So- 
li h u s Müller  (K openhagen)  nnd  0.  Tischler 
(Königsberg)  vollständig  zutreffend.  — Die  vor- 
historische Eisenzeit  auf  Gotland.  — Chronolo- 
gische Feststellung  der  schwedischen  Runensteine. 
Sitzungsberichte.  Literatur.  Eingegangene  Ge- 
schenke. — Die  bedeutendste  Abhandlung  in  der 
letzten  Nummer  des  Jahrganges  1878  ist  eine 


Studie  des  Herausgebers  über  dio  vorhistorische 
Eisenzeit  auf  der  Insel  Gotland.  Angesichts 
des  reichen  Materials,  welches  das  Stockholmer 
Museum  von  dorther  besitzt,  meint  Dr.  II ilde- 
brand eine  fortschreitende  Eutwickelung  der  For- 
men von  dem  frühesten  Auftreten  eiserner  Geräthe 
bis  in  die  christliche  Zeit  nachweisen  zu  können, 
wobei  sich  indessen  nicht  übersehen  lässt,  dass  die 
Ornamentmotive  von  Zeit  zu  Zeit  um  neue  Muster 
bereichert  sind,  die  von  auswärts  zugeführt  wur- 
den, und  diu  inau  in  der  That  auf  dem  skandina- 
vischen Festl&nde  wiederfindet,  wenngleich  in 
anderer  Stilisirung  und  Verwendung.  Eine  grosse 
Anzahl  von  Abbildungen  veranschaulichen  die 
Demonstrationen  des  Verfassers.  Seine  früher  mo- 
tivirtc  Eiutheilung  der  vorhistorischen  Eisenzeit 
hält  er  aufrecht  gegenüber  der  Dreitheilung  der- 
selben seitens  seines  Collegen  Montelius  und 
findet  eine  Stütze  für  seine  Theorie  in  verschie- 
denen Gruppen  gotliindischer  Gräberfunde.  Unter 
diesen  befindet  sich  wieder  ein  Exemplar  (das 
vierte!)  derCypraea  moneta,  an  einem  Bronzeringe, 
um  als  Hängeschmuck  zu  dienen.  — Die  Verhand- 
lungen der  Akademie  zeugen  immer  aufB  Neue 
von  der  regen  Betheiligung  des  ganzen  Landes  an 
der  Vermehrung  der  Sammlungen  und  der  Erwei- 
terung der  Kunde  der  Vorzeit  durch  Mittheilung 
der  verschiedenartigsten  Beobachtungen,  sowie 
andererseits  auch  von  der  Liberalität,  mit  welcher 
die  Regierung  diese  Stadien  unterstützt  durch 
wahrhaft  grossartige  Stipendien  für  Reisen  im  In- 
und  Auslande,  Förderung  literarischer  Publicatio* 
nen,  Ausgrabungen,  Ankäufe  u.  b.  w. 

Nr.  85  und  86,  Jahrgang  1879. 

Dr.  Hildebrand  legt  die  in  Montelius  Antiqu. 
Sued.  Fig.  519  abgebildete  Bronzeplatt«  vor,  mit 
dun  erhabenen  Bildern  zweier  gerüsteter  Krieger, 
beide  mit  einem  Helm,  auf  dem  als  Zier  eine 
Eberfigur  angebracht  ist  Dr.  Montelius  hatte 
diese  Platte  in  di«  sogenannte  jünger«  Eisenzeit 
gesetzt,  wohingegen  Dr.  II ildebrand  sic  einer 
früheren  Periode  zuspricht  und  auf  verschiedene 
Stellen  im  Beowulfliede  hin  weist  (von  303  bis  305; 
1111,  1112;  1286;  1448),  wo  bereit«  von  derar- 
tigen goldenen  oder  vergoldeten  Eberbildern  die 
Rede  ist  Meinungsverschiedenheiten  sind  bei  For- 
schern auf  demselben  Gebiete  nicht  zu  vermeiden; 
allein  wahrhaft  wohlthuend  berührt  die  Art  und 
Weise,  in  der  die  hier  Betheiligten  ihre  Meinung 
vertheidigen,  mit  völliger  Ruhe  sich  an  der  Sache 
haltend,  ohne  dass  die  persönlichen  freundschaft- 
lichen Beziehungen  getrübt  werden.  — Zu  Nr.  6 
und  7.  Man  hat  in  Schweden  mehrfach  darauf  ange- 
tragen, die  Kalendernamen  zu  ändern  und  an 
die  Stellen  der  Heiligen,  die  in  einem  protestan- 
tischen Lande  bedeutungslos  sind,  die  Namen  be- 
rühmter Männer  uud  Frauen  zu  setzen.  Die  dahin 
zielenden  Vorschläge  werden  hoffentlich  uuberück- 


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Referate. 


525 


sichtigt  bleiben,  da  eine  Aenderung  der  Namen, 
die  sich  vielleicht  nach  einigen  Jahren  wiederholen 
würde,  das  Verstämlnisg  älterer  Hinweise  auf  be- 
stimmte Kalendernameu  in  der  Zeitrechnung  sehr 
erschweren  könnte.  Die  Bauern  - Kalenderregeln 
in  Sprüchen  und  Keimen,  nm  die  Bedeutung 
gewisser  Tage  für  Witterung,  Ackerbau,  Fest- 
bräuche etc.  in  Erinnerung  zu  bringen,  verdienen 
später  eine  vollständige  Wiedergabe,  um  einen 
Vergleich  mit  den  deutschen  anstelle«  zu  können. 

Nr.  27  und  28,  In  den  Referaten  über  skau- 
dinavischo  Litcratnr  ira  XI.  Bd.  d.  Archivs  wurde 
eine  kleine  Schrift  des  Professors  G.  Stephens 
angekündigt,  betitelt:  Thunor  the  Thunderor 
carved  on  a Scandinavian  funt.  Der  Verfasser 
hatte  eine  Figur  des  mit  Sculpturen  bedeckten  hoch- 
altcrthümlichen  Taufsteines  von  Ottrawa  als  ein 
Bild  des  Thor  aufgefasst-  Dr.  Hildebrand  hält 
diese  Erklärung  für  irrthümlich  und  entschuldigt 
sie  durch  die  nicht  correcte  Zeichnung,  welche 
Herrn  Stephens  Vorgelegen.  Nach  den  von 
Herrn  Hildebrand  im  Miinadshlad  vorgelegten 
Abbildungen  derselben  Figuren  ist  man  allerdings 
geneigt  ihm  beizustimnien , wenn  er  in  der  von 
Stephens  als  Thor  betrachteten  Figur  eher  einen 
Steinbauer  erkennt,  der  mit  der  Linken  den  Meissei 
auf  einem  cylinderförmigen  Gegenstände  (dem  Tauf- 
steine gleichend)  ansetzt  und  mit  dem  Hammer  in 
der  gehobenen  Rechten  zum  Schlage  ausholt. 

Nr.91  bis  94.  Ein  Baumsarg  in  Sohweden. 
Banmsärge  aus  der  Bronzezeit,  d.  b.  gespaltene 
und  ausgehöhlte  Baumstämme,  in  welchen  die 
Todten  in  vollem  Kleider-  und  WafTenschmuck  mit 
mancherlei  Beigaben  bestattet  wurden,  waren  bis- 
her in  Schwedun  nicht  gefunden , mit  Ausnahme 
jenes  kleiuen  von  Montclius  beschriebenen  und 
abgebildeten  Exemplars  aus  Halland,  welches  in- 
dessen verbrannte  Gebeine  enthielt.  Da  erfuhr 
man  voriges  Jahr  durch  eine  Zeitungsnotiz,  dass 
bei  der  Anlage  der  Boräs  -Varberger  Eisenbahn, 
beim  Dorfe  Assberg,  Kirchspiel  Oerby,  41/*  Fuss 
unter  der  Thalsohle,  22  Fuss  unter  dem  Niveau 
des  umgebenden  Terrains,  ein  Baumsarg  mit  den 
Ueberresten  der  Leiche  gefunden  sei.  Auf  An- 
suchen des  Dr.  Hildebrand  übersandte  der  Civil- 
ingenieur  Baron  Fä ge rsköld  den  Sarg  nebst 
Inhalt,  mit  dem  Bemerken,  dass  trotz  eifrigstem 
NAchsuchen  weder  Beigaben  von  Bronze  noch  Spu- 
ren von  gewebten  Stoffen  aufgefunden  seien,  nur 
zwei  runde  Scheiben  von  Eichenholz,  1 cm  dick, 
22  cm  lang,  16  cm  breit,  welche  als  Uebcrreste 
(Boden  und  Deckel)  einer  Schachtel  zu  betrachten 
seien.  Der  Sarg  staud  im  Mergelboden,  in  einem 
sehr  nassen  Terrain. 

Dr.  Moutelins  berichtet  über  ein  Bronze- 
hänge gefäss  (annähernd  wie  die  Figur  248  in 
seinen  AutiquiteB  Sued.)  und  über  ein  Fragment 
von  einer  Spange  vom  Typus  der  Fig.  223  a.a,  0., 


die  im  Pfahlbau  zu  Curcelottes  am  Ufer  des  Neuf- 
chatellcr  Seees  gefunden  sind,  unter  einer  grossen 
Menge  anderen  Bronzegerüthea,  unter  welchem  die 
genannten  beiden  Objecte  sofort  durch  ihren  fremd- 
artigen Charakter  aufTallen.  Uängeschalen  vom 
Typus  der  oben  genannten  kennt  Dr.  Montclius 
147  Exemplare:  3 aus  Norwegen,  38  aus  Schwe- 
den, 65  aus  Dänemark,  44  aus  Deutschland  (Han- 
nover, Mecklenburg,  Holstein,  Brandenburg,  Pom- 
mern und  dem  nördlichen  Theil  der  Provinz 
Sachsen).  Den  westlichsten  Fund  solcher  Hänge- 
schalen notirte  Verfasser  aus  der  Umgegend  von 
Münster,  den  südlichsten  östlich  von  Halberstadt, 
den  östlichsten  bei  Stargard  in  Hintcrporamern. 
Von  163  Exemplaren  der  fraglichen  Fibula  sind 
2 aus  Norwegen,  41  aus  Schweden,  1 aus  Finland, 
44  ans  Dänemark,  74  aus  Deutschland,  1 aus  Hol- 
land. Die  letztgenannte,  aus  der  Umgegend  von 
Drenthe,  bezeichnet  den  westlichsten  Fund,  der  öst- 
lichste stammt  aus  Hintorpommern,  die  südlichsten 
aus  Hannover,  Sachsen  und  Brandenburg.  Ausser- 
halb des  hier  genannten  Ländergebietes  fand  Herr 
Montclius  weder  Hängeschalen  noch  Fibeln  des 
beschriebenen  Typus,  weshalb  er  sich  berechtigt 
hält,  die  in  der  Schweiz  gefundenen  Exemplare 
als  Fremdlinge  zu  betrachten. 

9.  Gustav  Retzius:  Finska  Kranier, 

jftmte  nägra  Natur-  och  Literaturstudien  inom 
andra  omr&den  af  Finsk  Anthropologie.  Stock- 
holm, Central  Tryckeriet  1879.  178  S.  in  folio, 
mit  105  Figuren  in  Holzschnitt,  10  Tafeln  mit 
Portraits  in  Holzschnitt,  4 dito  mit  Portraits  in 
Radirung,  28  dito  mit  Contoorzeichnungen  von 
Schädeln. 

Aeltere  Forscher  hatten  bekanntlich  sichere 
Spuren  einer  turanischen  Bevölkerung  in  Europa 
zu  finden  geglaubt,  welche  von  einwandernden 
arischen  Völkern  verdrängt,  in  die  üussersten 
Spitzen  dea  Wcltthciles  zurückgewichen  sei.  Dies 
galt  namentlich  von  den  Lappen.  Auch  nachdem 
das  Studium  der  aus  den  ältesten  Gräbern  gehobe- 
nen Schädel  ergab,  dass  die  dolichocephale  Form 
weitaus  am  zahlreichsten  vertreten  sei,  behauptete 
sich  die  iiefwurzelude  Ansicht  noch  hier  and  dort 
und  gipfelte  endlich  in  dem  Ausspruch,  dass  ein 
deutsches  Volk  noch  heute  mit  finnischen  Elemen- 
ten durchsetzt  sei.  Eine  gründliche  Kenntniss 
siiimntlichcr  Völker  der  finnischen  Race  war  danach 
für  die  anthropologischen  Forschungen  im  höchsten 
Grade  erwünscht  und  nothwendig  geworden.  Dass 
die  Wohnsitze  der  Finnen  sich  nicht  auf  das  nach 
ihnen  benannte  Land  beschränken,  sondern  nach 
Westen  über  die  nördlichen  Provinzen  der  skan- 
dinavischen Halbinsel,  nach  Osten  über  das  mitt- 
lere und  nördliche  Russland  sich  entrücken,  war 
allgemein  anerkannt,  obwohl  auch  diese  Annahme 
nur  auf  den  Ergebnissen  ethnologischer  Forschun- 
gen basirtc.  Religion,  Sprache,  Traditionen,  Sitten 


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Referate. 


I 


und  Gebrauche  sind  indessen  Dinge,  die  ein  Volk 
von  dem  anderen  anni inrat,  und  können  Bomit  nicht 
als  wehere  Kriterien  für  die  Verwandtschaft  der 
Völker  gelten;  als  solche  können  nur  die  physi- 
schen Eigentümlichkeiten  in  Betracht  kommen, 
und  diese  bei  sümmtlichen  Stammen  finnischer  Race 
zu  st-udiren,  war  die  Aufgabe,  welche  der  Verfasser 
des  vorliegenden  Werkes  sich  stellte.  Der  Gedanke 
war  nicht  neu.  Schon  Anders  Uetzius,  der 
Vater  des  Verfassers,  hatte  Lappen-  und  Finuen- 
schädel  gemessen;  ebenso  Welckor,  Virchow, 
v.  Buer,  v.  Haart  mann  u.  a.  m.,  aber  theilg  war 
die  Echtheit  des  ihnen  vorliegenden  Materials  nicht 
immer  verbürgt,  tbeils  war  es  für  so  wichtige 
Schlussfolgerungen  bei  weitem  nicht  ansreichend. 
Der  Verfasser  beschloss  deshalb,  die  physischen 
Racenmerkmale  der  Finnen  eingehend  zu  stndiren 
und  zwar  1)  der  iiu  eigentlichen  Fiuland  woh- 
nenden Stämme  (mit  Ausnahme  der  Lappen,  welche 
v.  Düben  bereits  beschrieben  hat);  2)  der  in  Ross* 
laud  wohnenden  Völkerschaften  (Käthen,  Tschu- 
waschen, Tscheremissen,  Mordwinen,  Wogulen,  Ost- 
jaken,  Syrjänen,  Samojeden);  alsdann,  uni  die 
zwischen  ihnen  erkannte  Verwandtschaft  festzu- 
Btellen,  auch  die  Spruche,  Religion,  Sitten  und 
andere  Lebensverhiiltnisse  in  der  Vorzeit  und  Ge- 
genwart vom  vergleichenden  Gesichtspunkt  ins  Auge 
zu  fassen.  Eine  Riesenarbeit.  Im  Jahre  1873  machte 
Verfasser  sich,  in  Begleitung  zweier  Collegen,  der 
Herren  Loven  und  Nordonson,  auf  den  Weg 
und  bereiste  die  schwedischen  Finmarken,  Fiuland 
und  Russland  bis  an  die  Wolga.  Mit  eiuem  Schatz 
von  Material  kehrte  er  heim.  Eine  Reise  genügte 
selbstverständlich  nicht,  um  das  weite  Gebiet  zu 
erforschen,  und  ehe  Verfasser  seine  Arbeit  wieder 
aufuebmen  konnte,  sah  er  sich  durch  Berufspflich- 
ten verhindert,  sie  jemals  zu  Ende  zu  führen.  Wer 
selbst  erfahren,  was  es  heisst,  ein  begonnenes 
Lieblingswerk  unvollendet  bei  Seite  legen  zu  müs- 
sen, begreift,  wie  schmerzlich  dies  dem  Verfasser 
seiu  musste.  Er  war  uneigennützig  genug,  Trost 
darin  zu  finden,  dass  mittlerweile  die  Finnen  selbst 
die  von  ihm  geplante  Arbeit  anfgenommen  hatten, 
vou  denen  mau  allerdings  umfassendere  und  cor- 
rectere  Beobachtungen  erwarten  darf,  als  sie  eiuem 
Fremden  bei  kurzem  Aufenthalte  möglich  sind. 
Professor  Uetzius  begnügte  sich  demnach,  die 
Ergebnisse  seiner  Studien  und  Beobachtungen  iu 
dem  vorliegenden  kostbar  ausgestatteten  Werke  zu 
veröffentlichen , welches  für  Fachgelehrte  stets  ein 
Schatz  bleibt,  für  den  Laien  eine  anziehende  Lec- 
türe.  In  der  historischen  Uebersicht  und  der  ethno- 
logischen Abtheilung  hält  der  Verfasser  sich  an 
ältere  Autoren,  die  er  häufig  selbst  reden  lässt, 
und  knüpft  daran  seine  eigenen  Beobachtungen, 
woraus  für  der»  Forscher  der  Vorthoil  erwächst, 
dass  er  eine  Zusammenstellung  der  bezüglichen 
Literatur  übersichtlich  geordnet  beisammen  bat. 


Die  gegenwärtig  in  Finland  ansässige  Bevöl- 
kerung ist  erst  gegen  das  Ende  des  7.  oder  im 
Anfang  des  8.  Jahrhunderts  eingewaudert.  Man 
unterscheidet  in  derselben  zwei  Stämme:  die  Ka- 
rden und  die  Tavasten  (letztere  auch  Herne  oder 
Jerne  genannt).  Zu  den  Kareleu  scheinen  die  Sa- 
volak&en  und  Quänen  zu  gehören,  zu  den  Tavasten 
die  Esthen,  Livcn,  Tschuden  und  Woten.  Ehe  sie 
in  Finland  eiuwanderteu,  wissen  sie  in  Russland. 
Die  Karden  wohnten  an  der  Dvina  und  den  Küsten 
des  weissen  Meeres;  weiter  südlich  Rassen  die  Ta- 
vasten; unter  ihuen,  zwischen  dem  Ural  und  der 
Kama,  die  Permier,  im  Westen  der  Kama  die 
Wessen  oder  Tschuden,  und  noch  südlicher:  nach 
Westen  die  Merier,  weiter  östlich  die  Mordwinen 
und  Tsehereraissen.  Die  archäologische  Forschung 
hat  ergeben,  dass  sich  vor  der  Einwanderung  der 
Finnen  bereits  zwei  verschiedene  Culturen  im  Lunde 
nach  weisen  lassen  ans  der  Zeit,  wo  man  die  An- 
wendung der  Metalle  noch  nicht  kannte.  Im  Süd- 
western des  Landes  siud  Stein  gerilthe  gefundeu,  die 
den  schwedischen  gleichen;  im  Xordosten  reprä- 
sentiren  die  Funde  an  Steingerüthcn  die  von  Hygh 
so  benannte  arktische  Gruppe.  Aucb  die  wenigen 
Bronzen  weisen  nach  Skandinavien  und  die  Funde 
aus  der  älteren  Eisenzeit  zeugen  nicht  nur  von 
einen»  mit  Skandinavien  unterhaltenen  Verkehr, 
sondern  von  Colonien  derzeit  in  Schweden  ansässi- 
ger germanischer  Stämme.  Erat  iu  späterer  Zeit 
scheint  sich  russischer  Einfluss  geltend  gemacht 
zu  haben.  Die  Beziehungen  zu  Skandinavien, 
welche  derzeit  eine  Unterbrechung  erfahren,  wur- 
den erst  in  historischer  Zeit  wieder  augeknüpft. 

Der  linguistischen  Forschung  gelang  es,  einen 
zweimaligen  gothischcn  Einfluss  nach  zu  weisen,  wo- 
von der  jüngste  durch  die  Schweden  in  historischer 
Zeit  stattfaad,  der  frühere  auf  die  ersten  Jahr- 
hunderte zurückzuführen  sein  dürfte,  wo  die  Fin- 
nen noch  im  mittleren  Russland  sassen.  Sie  stan- 
den damals  auf  einer  niederen  Culturstufe.  Sie 
lebten  von  Jagd  und  Fischfang,  hatten  zwar  ausser 
dem  Pferde  und  Hunde  auch  das  Rind,  kannten 
aber  keine  Butter-  und  Käsebereitung.  Ihr  Acker- 
bau beschränkte  sich  auf  das  Abschwenden  des 
Bodens,  iu  den  sie  Gerste  sucten.  Ihre  Behausung 
(kota)  bestand  aus  einem  Holzgcrüst,  d.  h.  aus 
kreisförmig  gesetzten  Sparren,  die  obeu  zusainmen- 
gebuudcn  und  im  Sommer  mit  Birkenrinde,  im 
Winter  mit  Thierhfiuten  bedeckt  wurden.  An 
eiuem  Querholze  war  der  Kesselbaken  befestigt, 
an  dem  der  Kessel  über  dem  Feuer  hängt.  Das 
Hausgerät!»  beschränkte  sich  auf  einige  Kasten  von 
Holz  und  Birkenrinde,  auf  das  Jagdgerath,  Schlit- 
ten, Schneeschuhe  und  die  notbwendigen  Klei- 
dungsstücke aus  gegerbten  Th  »erfüllen.  Räder- 
fuhrwerk kannten  sie  nicht.  Die  Finnen  übten 
früh  das  .Schmiedehandwerk.  Sie  verarbeiteten 
Kupfer,  Eisen  und  Silber.  Sie  belassen  Messer, 


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Referate. 


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aber  keine  Aexte,  welche  eie  erst  in  ihren  Sitzen 
an  der  Ostsee  kennen  lernten.  Da  vermehrte  sich 
auch  ihr  Viehbestand  um  zwei  Hausthiere:  Ziege 
und  Schaf.  Sie  spannen  die  Wolle  und  lernteu 
weben.  Im  Flechten  waren  sie  von  altersher  ge- 
schickt gewesen.  — Soweit  die  Ergebnisse  der 
liuguisti  sehen  Forschungen.  Professor  Retz  ins 
schöpft  seine  Kenntniss  der  Cultarzugtände  der 
alten  Finländer  aus  ihrem  herrlichen  National* 
epos,  der  Kalevala.  Die  Lieder  derselben  Bind 
freilich  nicht  alle  gleichen  Alters.  Die  ältesten 
setzt  der  Verfasser  in  dio  Zeit  zwischen  dem  5. 
und  8.  Jahrhundert,  etliche  scheinen  nicht  alter 
als  aus  dem  14.  Jahrhundert  zu  sein.  Sie  spiegeln 
mythische  Anschauungen  wieder,  die  man  hei  ihren 
ehemaligen  stammverwandten  russischen  Nachbarn 
wiederfindet,  andere,  welche  trotz  der  eigenartigen 
Umwandlung  ihreu  germanischen  Ursprung  ver- 
rathen.  Der  Verfasser  prüft  diese  Lieder  nach 
den  verschiedensten  Richtungen  und  stellt  ein  voll- 
ständig ausgeführtes  Cultorbild  daraus  zusammen. 
Mancher  uralter  Brauch  hnt  sich  bis  in  die  Ge- 
genwart erhalten,  verschwindet  aber  jetzt  mit 
wachsender  Geschwindigkeit.  Es  gelang  dem  Ver- 
fasser, noch  einige  Wohnhäuser  alten  Stils  zu  fin- 
den und  zu  photographiren , nicht  nnr  dos  Block- 
haus mit  dem  aus  Feldsteinen  aufgesetzten  Herde 
(pörte);  auch  die  noch  ältere  oben  beschriebene 
Kot«,  die  jetzt  indessen  nur  noch  als  Nebengebäude 
vorkommt.  Noch  jetzt  wird  das  Innere  des  Ilanses 
Abends  durch  don  brennenden  Kienspan  erleuch- 
tet; noch  jetzt  bildet  die  weisse  Birkenrinde  das 
Ilauptmaferial  für  mancherlei  Ilausgeräth:  Schuhe, 
Stiefel,  Körbe,  Kästchen,  Tauwerk  u.  s.  w.  Allein 
mit  den  modernen  Häusern  ist  auch,  den  gestei- 
gerten Bedürfnissen  entsprechend,  manches  neue 
Hausgeräth  eingcfilhrt,  Durch  dio  Lectfire  ge- 
druckter Schriften  gerathen  die  alten  Ruuenlicder 
in  Vergessenheit  und  mit  ihnen  verstummt  die 
Hantele,  die  finnische  Laute,  und  mit  ihr  sinkt 
ein  ganzer  Schatz  Poesie  in  Vergessenheit.  Dio 
Kantete  war  von  dem  mythischen  Helden  der  Ka- 
levala, Wäi  na  meinen,  erfanden;  die  erste  bildete 
er  aus  den  Knochen  eines  riesigen  Hechtes.  Sie 
fiel  auf  einer  Wasserfahrt  bei  Sturm  ins  Wasser. 
Als  er  sich  umschante  nach  einem  tauglichen  Ma- 
terial zu  einem  neuen  Instrument,  erblickte  er 
eine  trauernde  Birke,  die  ihr  Geschick  beweinte. 
Aus  dem  Stamme  dieser  Birke  machte  er  eine  neue 
Hantele,  die  Schrauben  aus  Silber  und  Gold,  wel- 
ches aus  dem  Schnnbel  eines  über  ihm  im  Baumo 
sitzenden  Kukuks  herabfiel,  und  als  er  nun  die 
Saiten  spannen  wollte,  faud  er  am  Bache  eine 
Jungfrau  sitzen,  die  sehnsuchtsvoll  des  Geliebten 
harrte.  Er  hat  sie  um  eine  Locke  ihres  weichen 
Haares  und  bezog  damit  die  neue  Laute,  der  er 
alsbald  so  zauborhafto  Töne  entlockte , dass  alle, 
die  sie  vernahmen,  Menschen  und  Thiere,  herbei- 


kamen und  lauschten  und  bis  zn  Thranen  bewegt 
wurden.  Ja  der  Künstler  selbst  (Wäinn meinen) 
weinte  vor  Entzücken  und  aus  seinen  Thränen, 
dio  ins  Wasser  fielen,  wurden  Perlen.  Das  Holz 
der  trauernden  Birke,  das  Haar  der  sehnsuchts- 
vollen Braut,  das  edle  Metall  aus  dem  Schnabel 
des  Götterboteu  verliehen  den  Klängen  ihren  Reiz 
hell  aber  ernst,  sanft  und  webmüthig.  Ueberaus 
onzieheud  ist  die  Erzählung  des  Verfassers,  wie 
er,  nachdem  er  überall  nach  diesem  alterthfixn- 
lichen  Instrumente  Nachfrage  gethan,  endlich  auf 
einer  Thingversammlung  zu  llomants  in  Karelien 
erfuhr,  dass  in  der  Nahe  ein  alter  Kautelenspieler 
wohne.  Es  wurde  ein  Gefährt  ausgeschickt  ihn 
zu  holen,  und  während  Ketzins  beschäftigt  war, 
das  anwesende  Volk  zu  photographiren  und  zu 
messen,  erschien  der  Alte,  mit  schneeweissem  lan- 
gen Barte,  in  langem  grauen  Rock,  die  Hantele 
im  Arm.  Erfreut,  dass  die  fremden  Herren  keino 
Tänzo  und  neumodige  Lieder,  sondern  seine  alten 
lieben  Melodien  hüron  wollten,  griff  er  in  die  Sai- 
ten und  verstand  es,  wie  der  Verfasser  selbst  ge- 
steht, die  Herzen  »einer  Zuhörer  wunderbar  zu 
rühren.  Die  Scene  faud  ihren  Abschluss  damit, 
dass  der  Alto  dem  Fremden  seine  Laute  schenkte, 
nachdem  dieser  ihn  mit  derselben  photographirt 
hatte.  Nach  der  Heimkehr  überlieferte  Herr 
Retzius  dieselbe  dem  schwedischen  ethnographi- 
schen Museum,  dessen  Director  (Dr.  Hagel  ins)  die 
Gestalt  des  groisen  Finnen  nacbbilden  lies»  und 
der  Figur  die  Hantele  wieder  in  die  Hund  legto. 

Aach  die  Art  und  Weise  des  Absingens  der 
langen  epischen  Gesänge  deutet  auf  uralte  Sitte. 
Vorsänger  und  Gehülfe  setzen  sich  einander  gegen- 
über, Knie  gegen  Knie,  dann  reichen  sie  sich  die 
Ilände  and  der  Vorsinger  intonirt  die  erste  Strophe. 
Bei  der  letzten  Silbe  füllt  „der  Gehülfo“  ein  und 
wiederholt  danach  mit  gedämpfter  Stimme  die 
Strophe,  wodurch  dem  Vorsänger  Zeit  gegeben 
wird,  sich  auf  dio  folgondo  zu  besinnen  oder,  bei 
eigenen  Dichtungen,  zu  improvisiren.  So  singen 
sie  unter  schaukelnder  Bewegung  des  Oberkörpers 
die  langen  Heldengesänge,  die  sich  durch  das 
Wiederholen  jeder  Strophe  dem  Gedächtniss  der 
lauschenden  Zuhörer  desto  berner  einprägen.  Ist 
ein  Kantuloitpieler  an  wesend,  da  begleitet  er  die 
Sänger  mit  den  leisen  Klängen  seiner  Laute.  Ge- 
sungen wurde  auch  der  Runenzanber,  der  auch  in 
der  ileilkunst  eine  Rolle  spielte.  Letztere  bestand 
hauptsächlich  iu  Einreibungen  mit  Kräutersalben, 
wobei  aber  das  Streichen  und  Reiben  der  Glied- 
maassen,  nach  dem  Ausdruck  des  Verfassers  eine 
Art  Massage,  eine  Hauptrolle  spielt. 

Die  Frage,  ob  die  Lappen  ehemals  ganz  Fin- 
land  oder  einen  grossen  Theil  desselben  inno  ge- 
habt, und  sich  mit  den  Finnen  verschmolzen  haben, 
oder  ob,  wie  die  herrschende  Meinung  war,  noch 
jetzt  Lappencolonien  dort  existiren,  beantwortet 


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528 


Referate. 


der  Verfasser  verneinend.  Er  besuchte  die  Ort- 
schaften, welche  als  solche  bezeichnet  wurden,  fand 
dort  eine  durch  mangelhafte,  schlechte  Nahrung 
verkümmerte  Bevölkerung,  aber  von  rein  finni- 
scher ltace.  Drei  Steinhügel  (lapprösen),  welche 
für  Gräber  der  Lappen  gehalten  waren,  erwiesen 
sich  als  alte  Feuerstätten  zerstörter  Blockhäuser 
(pörten).  Die  verwandtschaftlichen  Beziehungen 
der  Qnänen  und  Ostbottnier  zu  den  Finnen  fest- 
zustellen, fehlte  es  dem  Verfasser  noch  an  dem 
nöthigcn  Material  und  an  eigenen  Beobachtungen 
lebendiger  Individuen.  Die  skandinavischen  Nord- 
marken empfingen  ihre  finnischen  Bewohner  erst 
im  sechszehnten  Jahrhundert.  Gustav  Wasa 
scheint  die  erste  Anregung  zu  dieser  Einwanderung 
gegeben  zu  haben,  um  die  öden  Ländereien  in 
Wermeland  zu  bevölkern,  doch  scheint  der  Plan 
erst  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  (1582)  zur  Aus- 
führung gekommen  zu  sein.  Es  waren  hauptsäch- 
lich Karelen  und  Savolwksen,  welche  dem  Rufe 
folgten,  und  noch  unter  Gustav  Adolph1»  Re- 
gierung scheinen  die  Einwanderungen  fortgedauert 
zu  haben.  Bald  aber  eutspannen  sich  Streitig- 
keiten zwischen  den  neuen  Ansiedlern  und  den 
Schweden,  wegen  .des  Waldschadens,  den  erstere 
durch  das  Abschwenden  des  Bodens  anrichtoten. 
Sie  wurden  mit  Hörte  und  Ungerechtigkeit  behan- 
delt und  in  die  Wälder  und  entlegensten  Land- 
striche zurückgedriingt , wodurch  sie,  von  den 
Schweden  abgesondert,  Finnen  reinen  Blutes  blie- 
ben. Erst  in  diesem  Jahrhundert  hat  die  Ver- 
schmelzung begonnen  und  ist  alsdann  so  rasch 
vorgeschritten,  dass  der  Verfasser. bei  seinem  Be- 
suche zu  seinem  Erstaunen  fand,  dass  die  junge 
Generation  sogar  die  Sprache  der  Väter  zu  reden 
verlernt,  ja  sie  nicht  mehr  verstand,  so  dass  die 
Alten,  wenn  sie  heimlich  mit  einander  sprechen 
wollten,  sich  der  finnischen  Sprache  bedienten. 
Die  Wohnhäuser  aber  waren  noch  nach  alter  Art, 
d.  h.  Blockhäuser,  auch  die  Rinde  der  Birke  bildet 
noch  das  Hauptmaterial  für  ihre  Arbeiten,  aber 
die  Hantele  ist  verstummt;  vergebens  bemühte 
sich  der  Verfasser  eine  solche  aufzufinden. 

Die  zweite  Abtheilung  de«  Buches  handelt  von 
den  anthropologischen  Stadien  des  Verfassers  im 
eigentlichen  Sinne.  Nachdem  er  den  Arbeiten 
älterer  Autoren  gebührende  Aufmerksamkeit  ge- 
zollt, legt  or  die  eigenen  vor.  Vier  Tabellen  geben 
die  Resultate  von  den  Messungen  einer  Anzahl 
lebender  Individuen : 35  Karden  (28  Männer  nnd 
7 Frauen),  57  Ta  vasten  (2fi  Männer  und  31  Frauen), 
genommen  an  28  Punkten  für  den  Kopf,  27  für 
den  ganzen  Körper.  Von  jedem  Individuum  wur- 
den Name,  Alter,  Stand,  Geburtsort,  Augen-  und 
Haarfarbe  und  die  zwischen  den  gemessenen  Indi- 
viduen obwaltenden  verwandtschalt  liehen  Bezie- 
hungen notirt.  Besonders  typische  Männer  uud 


Frauen  wurden  pbotographirt,  en  face  und  im  Profil 
(s.  Taf.  1 bis  10  und  I bis  IV).  Auf  einer  fünften 
Tabelle  giebt  der  Verfasser  die  Maasso  von  80  Fin- 
nenschädeln aus  den  anatomischen  Sammlungen 
des  Carolinschen  Instituts  in  Stockholm,  wo  er  als 
Lehrer  seinen  Wirkungskreis  hat  Die  Resultate 
der  früher  auf  dem  anatomischen  Institut  in  Hel- 
singfors  ausgeführten  Messungen  hat  Herr  Retz  in  i 
bereits  in  dem  Compte  rendu  des  Stockholmer 
Archäologencongressos  veröffentlicht. 

Schon  v.  Haartmann  erklärte  die  Karelen  und 
Tavaatou  für  verschiedene  Stämme  einer  Race,  und 
zwar  hält  er  letztere  für  reiner  und  findet  in  ente- 
ren eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  Arabern  oder 
Beduinen,  denen  sie  auch  bezüglich  der  Gemüthsart 
Ahueln.  Das  Haar  der  Karelen,  sagt  v.  Haart- 
mann, ist  weich,  oftmals  braun  und  gelockt,  der 
Bart  Bpärlich,  die  Augen  sind  blau  und  gross. 
Auch  die  Haut  ist  dunkel,  der  Schädel  oval,  die 
Gestalt  zart,  schlank,  zur  Magerkeit  neigend.  Der 
Karele  ist  lebhaft,  gesprächig,  beweglich,  unter- 
nehmend, aber  ohne  Ausdauer;  nicht  sehr  gründ- 
lich, aber  liebenswürdig,  freundlich  und  gewandt 
im  Umgänge,  der  Gentleman  seiner  Ra.ce.  Der 
Schädel  des  Savolaksen  ist  rund,  das  Haar  bor- 
stig, die  Augen  sind  klein  und  häufig  braun.  Der 
Ta  vaste  hat  helles,  struppiges  Haar,  kleine,  bis- 
weilen etwas  schief  stehende  blaue  Augen,  in  allen 
Nüancen  bis  zum  hellsten  Wasserblau.  Die  Haut- 
farbe ist  hell,  wenngleich  nicht  so  rosig  wie  die- 
jenige der  Skandinaven,  der  Bart  dünn.  Im  Uebri- 
gen  ist  der  Tavaste  starkknochig,  breitschulterig, 
schwerfällig,  ernst,  schweigsam,  conservativ,  eigen- 
sinnig und  schwer  versöhnlich,  schwer  von  Begriff, 
aber  was  er  lernt  und  weiss,  weiss  er  gründlich 
und  behält  es;  er  ist  nicht  musikalisch,  singt  und 
dichtet  nicht,  dahingegen  ist  er  gastfrei,  hülfreich, 
ehrlich  und  treu  in  seiner  Freundschaft.  Mit  dieser 
Beschreibung  der  beiden  finnischen  Stämme  erklärt 
sich  Professor  Rctzius  einverstanden.  Professor 
Virchow,  welcher  auf  seiner  Reise  in  Finland 
(1874)  keine  Gelegenheit  hatte  die  Karelen  zu 
studiren,  beschreibt  nur  die  Tavasten  und  erklärt, 
dass  sie,  obwohl  brachycephal,  doch  mit  den  ßra- 
chycephalcn  in  Deutschland,  Frankreich  und  Italien 
nichts  gemein  haben  (vgl.  Zeitschrift  f.  Ethnologie, 
Sitzung  vom  17.  October  1874).  Nach  Ignatius 
bestand  die  Bevölkerung  Finlands  im  Jahre  1878 
aus  85  Procent  Finnen  und  14  Procent  Schweden. 
Ausserdem  lebten  dort  6000  Rassen,  1200  Deutsche, 
ca.  1000  Zigeuner  und  600  Lappen.  Bei  einer  so 
gemischten  Bevölkerung  dürften  die  Messungen 
der  Individuen  für  die  Feststellung  der  Racen- 
cigenthümlichkeit  zweifelhaft  scheinen.  Da  kommt 
indessen  in  Betracht,  dass  die  Fremden  meisten- 
t Heils  in  den  Städten  uud  in  den  Küstendistricten 
ansässig  sind,  weshalb  der  Verfasser  darauf  be* 


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Referate. 


529 


dacht  war,  seine  Beobachtungen  im  Innern  des 
Landes  aniUBtellen,  wohin  wenige  oder  keine 
Fremde  gedrängen. 

Die  eigenen  Beobachtungen  des  Verfassers  ver- 
leiben seinem  Werke  den  eigentlichen  Werth.  Es 
ist  das  umfassendste  and  ausführlichste,  welches 
die  Literatur  über  Anthropologie  und  Ethnologie 
der  Finnen  besitst  und  von  den  Finnen  mit  leb- 
hafter Freude  ausgenommen  worden.  Sie  betrach- 
ten es,  wie  ein  (inländischer  Recensent  sagt,  als 
Pflicht,  ihren  Dank  für  dieses  werthvolle  Geschenk 
dadurch  zu  bethätigen,  dass  sie,  seiner  Mahnung 
folgend , nicht  säumen , die  von  ihm  begonnene 
grosse  Arbeit  weiter  zu  führen  und  zu  vollenden. 

10.  Svenska  Fornminnesforeningens 
Tidskrift  IV,  1.  HerrPalmgren  grub  auf  Kosten 
des  schwedischen  AJterthomsvereins  in  den  Pfarr- 
bezirken  Torskinge  und  As  in  SmÜland.  Die  von 
ihm  untersuchten  Hügelgruppen  gehörten  alle  der 
vorchristlichen  Eisenzeit  an.  Leichenhrand  herrschte 


vor.  Die  verbrannten  Gebeine  lagen  frei  in  der* 
Erde,  zwischen  Kohlen  und  nebst  kleinen  Beigaben 
aus  Bronze  und  Eisen  und  Perlen.  Nuch  Herrn 
Palmgrcn's  Beobachtung  enthielten  die  ältesten 
Gräber  keine  Bronzen,  sondern  nnr  geringfügige 
Eisensachen.  Am  Ende  des  Gräberfeldes  und  zwar 
nach  seiner  Ansicht  an  dem  von  den  ehemaligen 
Wohnplätzen  am  weitesten  entfernten,  fand  er 
Hügel  mit  unverbrannten  Leichen  ohne  alle 
Beigaben,  ohne  Spuren  eines  Holzsargcs.  Diese 
sind  seiner  Ansicht  nach  die  jüngsten  und  wahr- 
scheinlich christliche  Gräber,  Bemerkenswerth  ist, 
dass  Herr  Palmgron  einen  Hügel  anf  Bitten  der 
am  Orte  wohnenden  Bauern  öffnete,  weil  Zwil- 
lingskinder  auf  demselben  Licht  geseheu 
hatten  und  eine  Schlange  von  der  Dicke 
eines  Oberschenkels  mit  Köpfen  an  beiden 
Enden.  Er  fand  in  dem  Hügel  nur  einen  Kreis 
von  Steinen  von  2 Fass  Durchmesser  und  inner- 
halb desselben  einige  Kohlen. 


Norwegen. 

22.  Aarsheretning  f.  1877. 

Professor  Rygh  bringt  das  Verzeichniss  der 
im  Jahre  eingegangenen  Vermehrungen  der  Samm- 
lungen. Eb  sind  153  Nummern,  darunter  51  aus 
der  Steinzeit,  3 Bronzen,  51  aus  der  älteren  Eisen- 
zeit, 71  aus  der  jüngeren  Eisenzeit  ; die  übrigen 
aus  dem  Mittelalter  und  der  Neuzeit.  Hervonu- 
heben  sind  besonders:  ein  roh  behauener  Flintkeil, 
vom  Typus  der  dänischen  Kjökkenmödding -Keile, 
der  erste  in  Norwegen.  Er  wurde  eingeliefert  aus 
Sigersvold,  Kirchspiel  Vanse  im  Lister  Amt  als 
„mit  anderen  Dingen  im  Kies  gefunden“.  Herr 
Rygh  hält  für  glaubwürdig,  dass  der  Kies  von 
einem  Orte  genommen  worden,  wo  Spuren  einer 
Wohn-  oder  Arbeitsstätte  aus  der  Steinzeit  sich 
erhalten  hatten.  — Anf  Söndmöre  sind  wiederholt 
hölzerne  Pfähle  im  Moor  gefunden  worden,  und 
zwar  in  solchen  Mooren,  welche  in  der  Nähe  der 
See  liegen,  währeud  sie  tiefer  ins  Land  hinein 
fehlen.  Herr  Rygh  meint,  dass  die  Binnenmoore 
zu  der  Zeit  mit  Wald  bedeckt  gewesen  sind.  Die 
Pfahle  sind  theils  rund,  tbeils  flach,  alle  am  un- 
teren Ende  abgospitzt  and  zwar,  wie  die  Schnitt- 
flächen bekunden,  mit  einem  scharfen  (eisernen) 
Werkzeug.  Sio  stehen  in  kurzen  Reihen  mit  je 
V4  bis  1 Elle  Zwischenraum,  lieber  die  Entfer- 
nung zwischen  den  Reiben,  über  die  Länge  der- 
selben wie  über  den  Zweck  ist  noch  nichts  bekannt. 

Archiv  fux  'A&tliroj*oli>gic.  bil.  XI L 


Man  findet  sie  2 bis  3 Fuss  unter  der  Oberfläche, 
(lieber  ähnliche  noch  unerklärte  Pfahlsetzungun 
im  Moor-  and  Marschboden  in  Holstein  vergl.  in 
den  Mittheilungen  des  Vereins  für  Hamburg! sehe 
Geschichte,  2.  Jahrg.  Nr.  10,  S.  121  bis  127.)  Die 
Sammlungen  zu  Trondbjem  vermehrten  sich, 
nach  dom  Berichte  des  Herrn  K.  Rygh,  um 
68  Nummern;  darunter  14  der  Steinzeit,  1 der 
Bronzezeit  und  49  der  Eisenzeit  angehörend;  das 
Museum  zu  Trorasö,  nach  dem  Berichte  des 
Herrn  H.  Horst,  am  32  Nummern,  wobei  zu  er- 
wähnen, dass  eine  Nummer  oft  20  und  mehrere 
Gegenstände  amfasst. 

Herr  Lorange  in  Bergen  meldete  einenfZn- 
wachs  des  dortigen  Museums  von  86  Nummern, 
29  für  die  Steinzeit,  4 für  die  Bronzezeit,  22  für 
die  ältere  Eisenzeit,  20  für  die  jüngere  Eisenzeit, 
4 aus  dem  Mittelalter,  7 aus  der  Neuzeit.  Von  den 
29  Nummern  aus  der  Steinzeit  gehören  4 za  der 
sogenannten  arktischen  Gruppe;  vielleicht  auch 
6 Stücke  von  schieferartigem  Gestein,  welche  sorg- 
fältig neben  einander  gepackt  am  Boden  eines 
Moores  lagen.  Es  wäre  dies  der  erste  derartige 
Fund  von  Gegenständen,  welche  man  unter  der 
Benennung  „arktische  Gruppe“  zusamraenfaest 
Gelegentlich  einer  amtlichen  Reise  besuchte  er  im  ‘ 
Kirchspiel  Vanse  drei  Fabrikstätten  von  Flint- 
geräthen,  davon  eine  so  ausgedehnt  und  reich  an 
Material,  dass  der  Verfasser  sie  mit  dem  bekann- 
ten Lindormabacke  in  Schonen  vergleicht.  Ucber 
ein  Gräberfeld  im  Kirchspiel  Lunde  berichteten 
67 


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530 


Referate. 


wir  bereits  Bd.  XI,  S.  482.  Bei  Frestad  wurde 
in  dem  Ekehaug  ein  Stein  mit  Runenschrift  ge- 
funden als  Deckstein  einer  kleinen  Grabkam mor 
mit  ßegräbniss  aus  der  älteren  Eisenzeit,  ln  einem 
Hügel  bei  Skeime  fand  man  in  einem  llulzeiroer 
mit  Bronzebeschlägen  ein  braunes  Glas  mit  run- 
dem Boden  und  eingeschliffenen  Ovalen  uud 
ein  goldenes  Armband.  — Eines  überraschend 
ähnlichen  Fundes  erwähnt  Herr  Dr.  Bendixen  in 
Beinern  Bericht  über  Romsdal.  Dort  wurde  bei 
Bremsnes,  dicht  an  der  Kirchenmauer,  im  Jahre 
1(573  in  einer  kleinen  Steinkammer  ein  umgestürz- 
ter  Bronzeeimer  gefunden,  und  darunter  ein  Glas 
mit  eingeschliffenen  Ovalen.  Uro  das  Glas 
lag  ein  goldenes  Armband.  — Herr  Th.  Win- 
ter erörtert  die  Frage,  ob  sich  unter  den  in  Nor- 
wegen und  Schweden  gefundenen  Steingeräthen 
einige  hinsichtlich  der  Form  nnd  dem  Material  so 
wesentlich  von  den  gewöhnlichen  unterscheiden, 
dass  man  geroüssigt  ist,  sie  als  eine  eigenartige 
Gruppe  zu  betrachten,  als  Hinterlassenschaft  eines 
anderen  Volkes.  Die  Untersuchung,  welche  zu 
einer  bejahenden  Antwort  führt,  enthält  manches 
Beachtenswerthe.  So  lassen  sich  z.  B.  auch  unter 
den  Scbiefergerätben  besondere  locale  Abweichun- 
gen gewisser  Grundformen  nachweisen.  Unter  den 
Speer-  und  Pfeilspitzen  z.  B.  giebt  es  gewisse  For- 
men , die  auf  südlicherem  Gebiete  Vorkommen, 
andere,  die  nur  den  nördlicheren  Districten  eigen 
sind.  In  den  zahlreichen  Gräbern  der  Steinzeit 
auf  der  skandinavischen  Halbinsel  sind  niemals 
Gerät  he  der  „ arktischen“  Gruppe  gefunden.  In- 
teressant ist  eine  Mittbeilung  über  die  Gräber  der 
Lappen,  über  die  man  bis  jetzt  wenig  gewusst. 
Ein  wandernder  Händler  (Ilausirer),  welcher  die 
Lappmarken  besser  kennt  als  irgend  einer,  erzählte 
dem  Verfasser,  dass  die  Lappen  noch  heutigen 
Tages  ihre  Gräber  den  Augen  der  Lebenden  so 
geschickt  zu  verbergen  wissen,  dass  er  jahrelang 
an  solchen  Grabstätten  täglich  vorübergegangen 
war,  ohne  sie  zu  bemerken.  Sie  suchen  einen 
geeigneten  Platz  zu  finden,  wo  sich  der  Leichnam 
mit  möglichst  geringer  Mühe  einscharreu  lässt.  Sie 
stecken  ihn  in  einen  Steinhaufen,  in  einen  Felsen- 
spalt, bedecken  die  Oeffnung  mit  Steinen  und  sind 
vor  allem  bemüht,  dem  Platze  ein  „ natürliches 
Aussehen“  zu  geben,  damit  er  nicht  die  Aufmerk- 
samkeit der  Vorübergehenden  auf  sich  ziehe.  Ver- 
fasser ronthmaasst,  dass  dieser  seltsame  Brauch  uralt 
ist  und  der  Grund,  weshalb  man  keine  vorhisto- 
rischen Lappengräber  bis  jetzt  gefunden  hat.  In 
älteren  zum  Theil  zerstörten  Lappengrähern  hat 
Herr  Nordvi  (der  oben  erwähnte  Ilausirer)  nie 
eine  Spur  der  Leiche  gefunden.  In  unberührten 
Gräbern  war  der  Leichnam  stets  in  Birkenrinde 
eingehüllt.  — Unter  den  Geräthen  sind  die  Messer 
von  besonderem  Interesse.  Von  den  Flintmessern 
durchaus  verschieden  ist  ein  Messer  mit  einschnei- 


diger Klinge,  welches  gewissen  Bronze-  und  Eisen- 
messern  sehr  ähnlich  ist.  Ein  anderes  Gerät  h, 
einer  Speerspitze  gleichend,  betrachtet  Herr  Rygh 
als  Messer,  weil  nach  unten  die  Schärfe  an  den 
Seiten  fehlt,  so  dass  man  es,  ohne  sich  zu  ver- 
letzen , mit  den  Fingern  nmspannen  kann.  Ein 
ähnliches  Schiefermesser  braucht  der  Lappe  noch 
heutigen  Tages  heim  Renthierschlachten.  «Mit 
einem  kleinen  spitzen  Messer  sticht  er  das  Ren  in 
die  Nackenhöhle,  so  dass  das  Rückenmark  durch- 
bohrt wird,  worauf  das  Thier  zu  Boden  stürzt. 
Dann  reibt  er  mit  der  linken  Hand  die  Wunde, 
um  die  Blutung  zu  verhindern,  und  sticht  mit  der 
rechten  unter  dem  Bug  ins  Uerz.u  Dies«  zwei- 
schneidigen Messer  kommen  nur  in  den  Nord* 
districten  vor.  Dass  die  Lappen  noch  in  der  Ge- 
genwart Messer  nnd  Speerspitzen  von  Schiefer  im 
Gebrauch  gehabt,  stützt  die  Annahme,  dass  die 
Geräthe  von  diesem  Gcsteiu  von  ihnen  herstammen. 
Ein  anderes  ist,  ob  die  Besitzer  der  Scbiefergeritbe 
gleichzeitig  im  Lande  lebten  mit  den  Besitzern 
der  Flintgeräthc.  Verfasser  möchte  auch  diese 
Frage  bejahen.  Wir  verweisen  im  Hinblick  auf 
diesen  wichtigen  Punkt  auf  das  unten  besprochene 
Werk  des  Professor  Uetz i uh. 

Es  erfordert  Geduld  und  Zeit,  von  den  fleissigen 
Berichten  der  norwegischen  Forscher  eingehende 
Kenntniss  zu  nehmen.  Schritt  für  Schritt  suchen 
sie  das  Land  ab,  ein  jeder  sein  besonderes  Revier. 
Jeder  Hügel,  jeder  Fund  aus  alter  Zeit  oder  der 
Gegenwart  wird  notirt,  numerirt  und  mit  ähn- 
lichen Fundstücken  verglichen.  Und  diese  Arbeit 
wird  von  geschulten  Männern  beschafft,  die  nach 
einem  System  arbeiten  — eine  Statistik,  wie  sio 
kaum  ein  zweites  Land  bis  jetzt  im  Druck  ver- 
öffentlicht hat.  — Dr.  Bendixen,  welcher  Romsdal 
zum  Arbeitsfeld  erwählt,  hat  auf  einem  Grfiborfeldo 
den  Ort  gefunden,  wo  die  Verbrennung  der  Leichen 
stattgefunden  haben  durfte;  diese  Nachweise  sind 
verhältnissmässig  selten.  Ueber  gleiche  Entdeckung 
in  Holstein  habe  ick  andernorts  weiteres  raitgetbeilt 

Die  Anzahl  der  in  Romsdal  und  Nordmöre  noch 
vorhandenen  Denkmäler  der  Vorzeit  beläuft  sich 
jetzt  auf  circa  1(550,  früher  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit auf  2150.  Randhügel,  Langhügel,  viereckige 
Hügel,  gepflasterte  Steinringe  — aber  ohne  eine 
dieser  Grüberformen  einer  bestimmten  Periode  zü“ 
weisen  zu  können.  Nikolayson  öffnete  auf  Fjaere 
69  Grabhügel,  darunter  47  Rundbügel,  10  Lang- 
kügel,  3 Steinsetzangen,  10  runde  Steinschüttungen* 
Die  beiden  erstgenannten  enthielten  Gräber  der 
älteren  und  der  jüngeren  Eisenzeit;  von  den  drei 
Steinsetzungen  gehörten  zwei  der  älteren  Zeit  an. 
Eine  Grabkammer  mit  Grab  aus  der  älteren  Eisen- 
zeit, in  einer  Steinschüttung.  Skeletgräber  fehlten 
ganz.  In  fünf  Gräbern  der  älteren  Eisenzeit  lagen 
die  verbraunten  Gebeine  in  Thon-  oder  Holzgefässen, 
in  allen  Übrigen  ohne  Behälter  in  der  Erde.  *1* 


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Referate. 


531 


16  Hügeln  fand  man  nur  Kohlen,  in  5 Kohlen  and 
verbrannte  Knochen,  in  0 gar  nichts;  in  allen 
übrigen  Grabgeschenke ; 9 mal  ohne  Kohlen  und 
Knochen,  15  mal  mit  Kohlen,  4 mal  mit  verbrann- 
tun  Knochen,  9 mal  mit  Kohlen  und  Knochen. “ *— 
Professor  ltygh  erwähnt  in  Beinern  Verzeichniss 
hänfig  Stücke  von  Ham  oder  Kitt,  der  znra  Fugen- 
auastrich  für  Holzgefanse  gedient  hatte.  Vielleicht 
deutet  dies  anf  hölzerne  Grabgefässe,  welche  in 
der  Länge  der  Zeit  zerstört  waren.  Wäre  dies 
indessen  auch  in  Fjaere  der  Fall  gewesen,  würde 
Nicola yaen  es  nicht  unerwähnt  gelassen  haben. 

23.  Aarsberetning  £.  1878. 

Dr.  Bendixen  kommt  nach  der  Aufnahme  der 
festen  Denkmäler  der  Vorzeit  zu  dem  Schlüsse, 
dass  die  Insel  Andö  schon  in  heidnischer  Zeit  eine 
ansässige  Bevölkerung  gehabt  und  zwar  haupt- 
sächlich in  den  nördlichen  und  mittleren  Districten, 
während  die  südlichen  spärlicher  besiedelt  gewesen 
zu  sein  scheinen.  Dies  ist  um  so  auffälliger  als 
das  Land  nach  der  Seeseite  geschützt  ist  und  der 
Boden  zum  Thcil  sehr  fruchtbar,  während  weiter 
nördlich  Sumpf-  und  Sandboden  vorherrschen.  Ver- 
fasser erklärt  dies  dadnreh,  dass  schon  damals  wie 
noch  jetzt  die  südwärts  wohnenden  Andöer  ihre 
Nahrung  aus  dem  Erdboden,  die  Nordleute  aus 
der  See  holten.  Während  im  Norden,  wo  gross- 
artige  Fischereien  existiren,  oft  gegen  200  Per- 
sonen auf  einem  Gehöfte  wohnen,  sind  trotz  der 
fruchtbaren  Aecker,  die  Südgehöfle  klein,  da  der 
Ertrag  des  Bodens  nur  für  wenig  Menschen  reicht. 
Uebrigens  gehören  die  meisten  Funde  von  dort 
der  jüngeren  Eisenzeit  an.  Von  dem  Aufenthalte 
der  Lappen  in  älterer  Zeit  fehlen  hier  die  Spuren« 

Herr  Bassö  veranschaulicht  durch  Abbildun- 
gen und  Beschreibung  die  Schichtung  zweier  neben 
einander  liegender  Grabhügel  auf  dem  Pfarrhofe 
zu  Raade  im  Amte  Smaalenene.  Der  grössere 
Hügel  zeigt  im  innern  eine  ausgedehnte  Stein- 
pflasterung; der  kleinere  eine  aus  grossen  Steinen 
gebildete  Kammer,  darüber  her  ist  Lehm  auf- 
geschüttet, und  diese  Lehroschicbten  wechseln 
sechsmal  mit  Kohlcnschichten,  welche  nicht  bis  an 
die  Peripherie  des  Hügels  zu  gehen  scheinen.  Diese 
Lager  zeugen  nicht  etwa  von  wiederholten  Be- 
gräbnissen und  darüber  aufs  neue  aufgetragene 
Lehm-  und  Kohlenschichten,  vielmehr  scheint  der 
Hügel  gleich  seine  jetzige  Höhe  erhalten  zu  haben. 
Früher  unternommene  Aasgrabungen  scheinen  die 
Gräber  zerstört  zu  haben,  ln  den  grösseren  ist 
eine  Urne  gefunden,  und  neben  dem  Hügel  Speer, 
Pferdegebiss,  Schiffsnägel  und  andere  Fragmente 
von  Eisen  und  einige  Pferdezahne,  die  keine  Ein- 
wirkung vom  Feuer  zeigen. 

Herr  Professor  Rygh  untersuchte  eine  Gruppe 
von  18  Hügeln  im  Pfarrbezirk  Holme,  Amt  MandaL 
Dieselben  gehörten  sämmtlich  der  älteren  Eisenzeit 


an.  Eine  Steinkammer  fAnd  er  nur  in  einem 
Hügel.  Achtmal  fand  er  die  verbrannten  Gebeine 
in  Haufen  oder  ansgestreut  am  Boden  des  Hügels, 
in  anderen  lagen  sie  nicht  auf  dem  gewachsenen 
Boden,  sondern  in  einer  Grube,  die  bisweilen 
durch  einen  Stein  verschlossen  war.  Steinkranz 
oder  Graben  wurden  nicht  bemerkt.  Wo  die  ver- 
brannten Gebeine  zwischen  den  Kohlen  lagen,  zeig- 
ten auch  die  Beigaben  die  Einwirkung  eines  star- 
ken Feuers;  sie  waren  sonach  mit  auf  den  Holzstoss 
gelegt  worden.  Bemerkenswerth  sind  eine  Urne 
mit  einem  eingesetzten  Stück  Glas  am  Bo- 
den, Zeugreste  und  eine  Scheere  in  einem  Etui 
aus  Holz,  dem  Anschein  nach  mit  Eisen  überlegt 
und  am  Ende  mit  einer  bronzenen  Krampe  zur 
Befestigung  an  einem  Gürtel  oder  einer  Schnur. 
Die  Thongefässe  waren  häufig  zertrümmert;  bis- 
weilen lagen  die  Scherben  dergestalt  durcheinan- 
der, dass  sie  schon  vor  der  Beisetzung  zerbrochen 
gewesen  sein  müssen.  Von  verwitterten  Holz- 
gef&ssen  sengten  die  erhaltenen  Kittstücke.  — In 
vielen  Gräbern  worden  jene  oft  besprochenen 
ovalen  flachen  Steine  gefunden,  mit  scharfer  Furche 
an  den  Breitseiten,  welche  allgemein  für  Wetz- 
steine gehalten  wurden.  Praktische  Versuche  haben 
gezeigt,  dass  sie  zum  Schleifen  eiserner  Werk zeuge 
viel  zu  hart  sind.  Unentbehrlich  scheinen  diese 
Steine  indessen  gewesen  zu  sein,  sie  wurden  am 
Gürtel  oder  in  einem  Beutel  getragen.  Wenn  wir 
nicht  irren,  hat  Professor  Steenstrnp  zuerst  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  diese  Steine  zum 
Feuersohlagen  gedient  haben.  Ein  Feuerstahl 
bringt  trotz  langem  Gebrauch  nicht  die  scharfo 
Furche  hervor.  Eine  solche  erzielt  man  aber  mit 
einem  scharfen  Flintstein,  und  solcher  Flintsteine 
fand  Prof.  Rygh  in  vielen  Gräbern. 

Dr.  K.  Rygh  öffnete  in  Selbu  einige  Skelet- 
gr&ber  mit  grosser  Kammer,  wo  die  Beigaben  wie 
gewöhnlich  neben  dem  Todten  lagen,  mit  Aus- 
nahme der  Lanzen,  deren  zwei  ausserhalb  der 
Kiste  lagen.  Herr  Rygh  nimmt  an,  dass  die 
Schäfte  zu  lang  gewesen  seien,  um  in  der  Kammer 
Platz  zu  finden.  Dieselben  müssen  alsdann  eine 
ansehnliche  Länge  gehabt  haben,  da  die  Kammer 
3,5  m xnaass.  Er  fand  diese  Bestattung  zweimal 
in  nahe  gelegenen  Gräbern. 

Herr  Nicolay sen  öffnete  39  Grabhügel  bei 
Ringsaker.  Davon  waren  30  Unndhügel,  2 Lang- 
hügel, 2 runde  und  5 viereckige  Steinpflasterungen. 
In  keinem  dieser  Hügel  war  eine  Steinkiste,  da- 
hingegen lag  das  Grab  häufig  unterhalb  der  Boden- 
fläche. Skeletgräber  kamen  nicht  vor. 

Die  Vermehrungen  des  Museums  in  Christiania 
beliefen  sich  nach  dem  Berichte  des  Professor  Rygh 
auf  199  Nummern,  unter  welchen  das  jüngere 
Eisenalter  wie  immer  am  stärksten  vertreten  ist. 
Einige  Nummern  umfassen  grössere  Funde.  Neu 
sind  darunter  einige  Lappen  • Kjökkenmöddinge, 
67* 


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532 


Referate. 


und  Fundstücke  aus  Lappen gräbern,  z.  B.  Reste 
der  Leichentücher  aus  Birkenrinde,  die  mittelst 
Sehnen  zusammengenäht  und  mit  eingebrannten 
Ornamenten  verziert  waren.  Ein  Feuerzeug  be- 
stand aus  einem  Röhrenknochen  vom  Renthier, 
welcher  der  Länge  nach  aufgoschnitten  war,  doch 
so,  dass  das  eine  Gedenkende  unversehrt  blieb  und 
eine  Höhlung  bildete,  in  welcher  etwas  Zunder 
und  ein  Stück  Quarz  lag  mit  deutlichen  Spuren 
des  Gebrauches.  Die  offene  Höhlung  war  durch 
ein  hineinpassendes  Stück  Birkenrinde  verschlossen. 
Daß  Gedenkende  war  durchbohrt,  zum  Einknüpfen 
einer  Schnur,  und  die  äussere  Seite  des  Knochens 
mit  eingeritzteu  Linien  verziert.  — Ein  Bronze- 
messer gleich  dem  von  Madien  (Bronsalderen  Suite 
af  Knive  PI.  23)  abgebildeteu  wurde  in  einem 
Grabe  gefunden  bei  Sandvik  (Jarlttberg  und  Lar- 
viks  Amt),  an  der  rechten  Seite  eines  Skelets,  von 
dem  leider  nur  einige  Gebeine  und  Stücke  vom 
Schudel  ansgehoben  wurden  konnten. 

Unter  388  Nummern  des  Museums  zu  Sta- 
vanger  gehören  auflfallcnderweise  268  der  Stein- 
zeit an.  — Bemerkenswerth  sind  ferner  drei 
Näpfchensteine,  einer  mit  4,  ein  anderer  mit  1 1, 
ein  dritter  mit  12  Näpfchen  und  letzterer  ausser- 
dem mit  3 Paar  Fnsssohlen  bezeichnet.  Diese 
Steine  wurden  bei  Möklcbust  (Amt  Stavanger)  in 
einem  grossen  Hügel  gefunden.  Der  letztgenannte 
diente  als  Seltenstem  einer  kleinen  Kammer,  in 
wulcher  eine  Urne  und  Schalen  der  Littorina  litto— 
rca  gefunden  wurden;  die  beiden  anderen  lagen 
in  der  Steinschüttung,  welche  den  Hügelkörper 
bildete. 

Herr  Lorange  untersuchte  seinerseits  den 
allen  nordischen  Alterthumsforschern  bekannten 
Mjeltehaug  auf  Giske.  Derselbe  war  schon  1847 
vom  Stiftsamtmann  Christie  zum  Theil  aufgegraben 
jund  1867  vom  Rector  llinrichsen  untersucht. 
Der  Hügel  hat  einen  Umfang  von  75  m bei  einer 
Höhe  von  7 m.  Was  ihn  vor  allen  anderen  merk- 
würdig macht,  ist  eine  leider  zerstörte  aber  doch 
io  Trümmern  erhaltene  Steinkiste,  welche  aus  acht 
Schioferplatten  zusammengefügt  ist,  die  an  der 
nach  innen  gekehrten  Seito  mit  eingeritzten  Figuren 
bedeckt  waren,  also  ein  Seitenstück  zu  dem  Kivik- 
grübe  in  Schonen;  ein  Seitenstück  auch  in  dem 
Sinne,  dass  sie  ohne  ihres  Gleichen  im  Lande  zu 
sein  scheint.  Es  gelang  Herrn  Lorange,  einige 
Platten  ans  den  Bruchstücken  zusammen  zubringen. 
Die  Ornamente  sind  seiner  Beschreibung  nach 
hauptsächlich  geometrische;  doch  scheinen  auch 
einige  Schiffsfiguren  darunter  gewesen  zu  sein, 
weshalb  diese  Figurensteine  im  Mjeltehaug  von 
Nicol  aysen  früher  einmal  zu  den  Fallenbildern 
(hellristningar)  gerechnet  worden  waren. — Ferner 
besuchte  Herr  Lorange  die  Höhlen  bei  Sjong, 
Hönstad  und  Ilavnsund.  Ueber  die  erstgenannte 
haben  wir  seiner  Zeit  ausführlich  berichtet.  Herr 


Lorange  glaubt  nicht,  dass  diese  Höhlen  eigent- 
liche Wohuplätze  für  Menschen  gewesen  sind,  son- 
dern gelegentlich  als  Zufluchtsort  gedient  haben, 
namentlich  für  Schiffbrüchige  oder  vom  Unwetter 
überfallene  Wanderer,  für  Verfolgte  oder  Aus- 
gestossenc.  Es  fehlt  nicht  an  Beweisen,  dass  von 
diesen  Unglücklichen  einige  dort  gestorben  sind. 
Dass  dort  Mahlzeiten  gehalten  sind,  beweisen  die 
Speiseabf&lle ; auch  dies  oder  jenes  Geräth  ward 
dort  vergessen  oder  verloren.  Jedenfalls  haben 
diese  Besuche  in  verbältnissmässig  später  Zeit 
stattgefunden,  d.  h.  in  der  sogenannten  älteren 
Eisenzeit.  In  der  Höhle  bei  Sjong  wurden  die 
zahlreichsten  Mannfacte  gefunden.  Auch  scheint 
diese  länger  bewohnt  gewesen  zu  sein  als  die  an- 
deren. Dass  tiefere  Grabungen  den  Ausweis  geben 
würden,  dass  schon  in  früheren  Perioden  der  Mensch 
dort  seinen  Aufenthalt  gehabt , oder  dass  schon  in 
der  Steinzeit  die  norwegischen  Höhlen  zu  mensch- 
lichen Wohnungen  gedient,  stellt  Herr  Lorange 
nach  seinen  Grabungen  in  verschiedenen  Höhlen 
entschieden  in  Abrede. 


24.  Norske  Bygninger  fra  Forti  den  i Tekninger 
og  mod  Text;  in  folio.  Heft  IX  und  X.  PI. 
VI  bis  XXI. 

Das  unter  vorstehendem  Titel  erscheinende 
Prachtwerk  begleitet  die  Aarsberetninger  und  wird 
von  der  norwegischen  Altertbumsgesellschaft  her- 
ausgegeben.  Heft  IX  bringt  die  Kirchen  oder 
Kirchenportale  zu  Tuft  (Sandver),  Ulfvik  (Hardan- 
ger),  Flaa  (Hallingdal),  Hof  (Solör)  und  Dal  (The- 
leraarken).  Interessanter  ist  das  X.  Heft  mit  den 
Kirchen  oder  Kirchenportalen  von  Hyllestad  nnd 
Osstad  (Seterdal),  Veiguadal  (Robyggclaget),  Lars- 
dal?  (Jarlsberg),  Oede  (Faldera)  und  Sauerland 
(Thelemarken).  Diese  grösstentheils  aus  dem  12. 
und  13.  Jahrhundert  stammenden  geschnitzten  Por- 
tale zeichnen  rieh  nicht  nur  aus  durch  dos  seltsame 
aber  zugleich  kunstvolle  Geschlinge  von  stilisirtem 
Blattwerk,  Drachen  und  anderen  Thieren,  sondern 
auch  und  zwar  hauptsächlich  durch  figürliche  Dar- 
stellungen, denen  die  Sigurd-  oder  Siegfriedsage 
zu  Grunde  liegt.  Das  Taf.  XIV  u.  XV  abgebildete 
Portal  von  Ilyllestad  wurde  früher  von  Referent 
veröffentlicht  als  Anhang  zu  den  von  Professor 
C.  Sä vc  beschriebenen  schwedischen  Runensteinen 
mit  ähnlichen  Darstellungen  (Siegfriedbilder , 0. 
Meissner.  Hamburg  1870.  Mit  2 Tafeln).  Die 
von  mir  bekannt  gemachten  Holzschnitte  waren 
nach  einem  Bilde  in  einer  norwegischen  Zeitschrift 
wiodergegeben.  Dio  hier  in  Folioformat  vorliegen- 
den sind  correcter  nnd  viel  schöner.  Die  anderen 
genannten  Portale  zeigen  ähnliche  Figuren,  doch 
herrschen  in  der  Reihenfolge  der  Bilder  und  in 
den  Costümen  der  Figuren  so  manche  Abweichun- 
gen, dass  wenn  ein  Vorbild  den  Darstellungen  zu 


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Referate. 


533 


Grunde  gelegen,  die  Künstler  mit  grosser  Freiheit 
in  der  Copie  verfahren  sind.  Ein  neues  Motiv 
bietet  das  Portal  von  Osstad:  die  Schreckensscene 
nämlich,  wo  man  dem  Hagen  das  Herz  ausschnei- 
det,  nebst  einer  dritten  Figur,  welche  in  der 
rechten  Hand  ein  Tuch  hält,  in  der  linken  eine 
Schüssel,  um  das  Herz  darauf  zu  legen.  Auf  dem- 
selben Portal  sieht  man  den  Gunnar  in  der  Schlan- 
genhöhle, mit  den  Zehen  die  Harfe  spielend  und 
vor  ihm  — was  sonst  nicht  vorkommt  — einen 
Mann,  der  ihm  einen  Gegenstand  zeigt  (nach 


Nicolaysen’s  Auffassung  Atle,  der  dem  Gunnar 
das  Herz  des  Hagen  vorlegt).  — Auf  dem  Portal 
von  I^aredal  sieht  man  den  mit  Gold  gefüllten 
Otterbalg;  der  Ring  Andvare's,  der  das  Barthuar 
decken  sollte,  hängt  um  den  Hals.  Diese  Bild- 
werke sind  durchschnittlich  aus  dem  12.  und 
18.  Jahrhundert.  Die  Künstler  kannten  also  weder 
Snorrc's  Edda-  noch  die  Yöhsuugasage,  wie  sie  uns 
vorliegt,  weshalb  wir  schliessen  dürfen,  dasB  der 
Vortrag  älterer  Lieder  die  Künstler  inspirirte. 


25.  0.  Caspari:  Die  Urgeschichte  der 

Menschheit,  mit  Rücksicht  auf  die  natür- 
liche Entwickelung  des  frühesten  Geistes- 
lebens. Zweite,  durchgesehene  und  ver- 
mehrte Auflago.  2Bde.  Leipzig,  F.A.  Brock- 
hftus.  1877. 

Nach  seinem  ersten  Erscheinen  (1872)  ist  dies 
Werk  in  diesen  Blättern  von  anderer  Seite  in  Be- 
äug auf  seine  allgemeine  Absicht,  die  verschiede- 
nen Wissenschaften  angebörigen  Forschungen, 
welche  sich  in  der  Urgeschichte  berühren,  in  po- 
pulärer Darstellung  zusammenzufassen,  gewürdigt 
worden  (vgl.  Bd.  VI,  S.  224  ff.),  und  cb  mögen  da- 
her bei  Gelegenheit  der  zweiten  Ausgabe,  deren 
Nothwendigkeit  für  das  Interesse  des  weiteren 
Publicum s an  dem  Gegenstände  erfreuliches  Zeug- 
niss  ablegt,  einige  Bemerkungen  Platz  finden, 
welche  hauptsächlich  die  psychologische  Seite  die- 
ser Arbeit  im  Auge  haben.  Es  ist  dies  ja  derjenige 
Punkt,  auf  welchen  der  Verfasser  ausdrücklich  das 
Hauptgewicht  legt,  — derjenige  freilich  zugleich, 
um  dessenwillen  sich  streiten  lässt,  ob  die  Zeit  für 
ein  Buch,  wie  es  der  Verfasser  geben  wollte,  schon 
reif  sei.  Wenn  die  populäre  Verarbeitung  nur  auf 
solchen  Gebieten  angezeigt  erscheint,  wo  wenig- 
stens ein  gewisser  Abschluss  der  Forschung  in  all- 
gemeiner Anerkennung  feststeht,  so  gehört  das 
psychische  Leben  des  Urmenschen  zu  diesen  Ge- 
bieten sicher  nicht.  Selbstverständlich  sind  wir 
hinsichtlich  desselben  auf  hypothetische  Deductio- 
nen  angewiesen,  welche  hei  don  verschiedenen 
Forschern  um  so  weiter  aus  einander  gehen  müssen, 
je  weiter  wir  noch  immer  von  einer  festen,  allge- 
meingültigen  psychologischen  Theorie  entfernt  sind; 
und  unter  diesen  Umständen  bleibt  es  immer- 
hin bedenklich,  einen  solchen  Aufbau  von  Hypo- 
thesen in  der  Form  einer  historischen  Erzählung 
wie  ein  Fertiges  und  Sicheres  demjenigen  Publi- 
cum darzubieten,  welches  die  kritische  Sichtung 
nicht  selbst  vorzunehmen  im  Stande  ist. 

Zum  mindesten  aber  erwuchst  hei  dieser  Sach- 


lage jodem  Forscher  auf  diesem  Gebiete  die  Pflicht, 
seinen  Deduktionen  Schritt  für  Schritt  und 
nicht  nur  hier  und  da,  wo  es  gerade  passt,  den 
empirischen  Halt  durch  einen  möglichst  umfassen- 
den Ausblick  auf  die  Analogieerscheinungen  zu 
geben,  welche  uns  in  den  Zuständen  der  niederen 
Völker,  in  den  frühesten  Lehensänsserungen  der 
Cnlturnationen  und  in  der  Entwickelung  des  Kin- 
des vorliegen.  Als  Muster  dafür  darf  der  erste 
Band  von  Herbert  Spencer's  „Principien  der 
Sociologie“  angesehen  werden:  kurze,  knappe,  ein- 
fache Dednctionen  und  reiche,  ausführliche  Bestä- 
tigungen ans  den  erwähnten  Gebieten.  Umgekehrt 
ist  der  Verfasser  verfahren,  indem  er  neben  spo- 
radischer und  verhältnissmässig  spärlicher  Ein- 
fügung des  einzelnen  thataächlichen  Materials  sich 
in  breiten  Ausführungen  des  psychologischen  Her- 
ganges ergeht,  wie  er  sich  denkt,  dass  derselbe 
etwa  stattgefunden  haben  möchte.  Bei  einem  sol- 
chen Vorwiegen  des  con&trnctiven  Elements  ist  es 
unvermeidlich,  dass  alle  positivem  Hypothesen  des 
Verfassers  in  dem  kritischen  Leser  einen  äusserst 
problematischen  Eindruck  hinterlaasen. 

Um  so  weniger  darf  man  mit  der  Anerkennung 
für  den  negativen  Ausgangspunkt  zurückhalten, 
den  der  Verfasser  für  seine  Erörterungen  gewählt 
hat.  Es  ist  durchaus  nur  zu  unterschreiben,  dass 
zur  Erklärung  des  frühesten  menschlichen  Geistes- 
nufschwungee  nicht  jene  Hypothese  einer  dem 
Menschen  angeborenen  he wunderungs vollen  Natur- 
betrachtung  dienen  kann,  zu  welcher  die  mytho- 
logische Forschung  lango  Zeit  Veranlassung  gegeben 
hat.  Vielmehr  vereinigen  Bich  alle  anthropologi- 
schen und  entwickelnngsgeschichtlichen  Thatsachen 
und  sogar  fast  alle  sonst  so  verschiedenen  Theo- 
rien der  empirischen  Psychologen  zur  Erhärtung 
jener  „ursprünglichen  Appcrccptionsenge“, 
vermöge  deren  der  geistige  Blick  des  Urmenschen 
auf  den  unmittelbaren  Inhalt  seines  Iudividual- 
nnd  Gattungslehens  und  auf  die  allernächsten  prak- 
tisch sich  aufdrängenden  Beziehuugeu  zu  seiner 


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634 


Referat«. 


organischen  and  unorganischen  Umgebung  be- 
schränkt war.  Zweifellos  ist  es  ein  Verdienst  des 
Verfassers,  diese  Lehre  von  der  Apperceptionsenge 
in  der  urgeschichtlicben  Forschung  zur  Geltuug 
gebracht  zu  haben. 

Wenu  es  sich  dann  aber  weiter  darum  bandelt, 
die  allmälige  Erweiterung  und  Ueberschreitnng 
dieser  BewusBtseinsenge  lediglich  aus  den  Motiven 
zu  begreifen,  welche  in  der  natürlichen  Entwicke- 
lung des  socialen  Menschenlebens  enthalten  waren, 
so  wird  man  den  Constructionen  des  Verfassers 
nicht  ohno  schwere  Bedenken  folgen  dürfen.  Na- 
türlich kommt  dabei  in  erster  Linie  die  Genesis 
des  religiösen  Lebens  in  Betracht  Nuu  ist  gewiss 
nichts  dagegen  einzuwenden,  dass  der  Verfasser 
den  entwickelungsgeschichtlicheu  Ansatz  dazu  in 
den  autoritativen  und  reciproken  Gefühls  Verhält- 
nissen der  Familie,  der  Horde,  des  Staates  sucht: 
aber  es  ist  ihm  nicht  gelungen,  von  da  den  lieber- 
gang  zur  Naturverebrung  zu  finden.  Der  Grund 
davon  liegt  offenbar  in  seiner  nicht  tief  genug 
dringenden  Auffassung  des  Zwischengliedes,  näm- 
lich des  Todtencultus,  worin  er  wesentlich  die 
Sorge  für  die  Leichname  als  die  „httlflosesten  der 
Gemeindemitglieder“  sieht  und  dessen  Zusammen- 
hang mit  dem  Gespensterglauben  ihm  entgangen 
zu  sein  scheint  In  dieser  Hinsicht  ist  es  sehr  zu 
bedauern,  dass  dem  Verfasser  auch  für  die  zweite 
Auflage  nicht  schon  jene  glänzende  Erneuerung 
des  Euhemerismus  Vorgelegen  hat,  welche  Her- 
bert Spencer  in  dem  oben  erwähnten  Werke 
angebahnt  hat,  wo  er  zeigt,  dass  das  Gespenst, 
der  schattenhafte  Doppelgänger  des  Verstorbenen, 
die  Urform  aller  jener  Geister  ist,  mit  denen  die 
Phantasie  des  Wilden,  stets  bestimmten  Veran- 
lassungen folgend,  die  umgebende  Natur  zu  bevöl- 
kern begann  — , dass  sich  somit  aas  dem  Todten- 
cultus nicht  nur,  wie  der  Verfasser  in  Ueberein- 
stimmung  mit  der  Mehrzahl  der  Anthropologen 
darthut,  der  Tbiercultus  und  der  Anthropophagis- 
muB,  sondern  auch  auf  deu  mannigfachsten  Um- 
wegen Bchliesslich  die  Naturverehrung  mit  den 
Anfängen  ihrer  mythischen  Gestaltung  entwickelte. 

Statt  dieser  Vermittelung  bedarf  nun  der  Ver- 
fasser einer  besonderen,  so  zu  Ragen  ruckweisen 
Erklärung  für  den  Fortschritt  der  religiösen  Vor- 
stellungen, und  so  kommt  es,  dass  derjenige  Punkt, 
welcher  in  seiner  Construction  die  wichtigste  Holle 
spielt,  auch  der  angreifbarste  ist.  Er  sucht  näm- 
lich den  Anlass  für  diese  Weiterbildung  in  der 
Erfindung  des  Feuerzündens.  Niemand  wird 
die  ungeheure  Bedeutung  derselben  für  die  ge- 
summte Ausgestaltung  des  menschlichen  Daseins 
unterschätzen:  dass  sie  auch  überschätzt  werden 
kann,  lehrt  des  Verfassers  Darstellung.  {Seine  Ab- 
leitung derselben  aus  der  Arbeit  des  Steiubohrens 
ist  wohl  die  gegenwärtig  allgemein  anerkannte: 
aber  wenn  in  ihr  nun  der  Ursprung  für  die  Vor- 


stellung des  Uebersinnlichen,  die  Veranlassung  zu 
makrokosmischer  uud  frei  ästhetischer  Naturauf- 
fassung, schliesslich  sogar  zum  Ackerbau  und  da- 
mit zum  sesshaften  Leben,  wenn  in  ihr  der  Ur- 
sprung des  Priesterthums  gesucht  wird,  so  sind 
dies  doch  alles  willkürliche  Annahmen,  deren  Auf- 
stellung einer  ganz  anderen  thatsächliohen  Begrün- 
dung bednrft  hätte,  als  ihnen  der  Verfasser  gegeben 
hat.  Zunächst  liegt  auch  nicht  der  geringste  Be- 
weis dafür  vor,  dass  am  Feuer  sich  die  Vorstellung 
des  Uebersinnlichen  entzündet  hätte;  umgekehrt 
vielmehr  betrachten  z.  B.  noch  die  griechischen 
Denker  dasselbe  stets  als  einen  eigenen  körper- 
lichen Stoff,  als  ein  Element  etc.  Ueberhaupt  ist 
die  eigentliche  Vorstellung  des  Un-  resp.  Ueber- 
sinnlicben  erst  ein  Product  des  wissenschaftlichen 
Denkens  in  der  indischen  und  griechischen  Philo- 
sophie. Was  sich  als  Vorbereitung  dazu  findet, 
knüpft  sich  nachweislich  überall  an  jene  ver- 
schwommene, dnnkle  Annahme  eines  den  Leib  be- 
wohnenden, aber  im  Traume,  Schlaf  und  Tod  ver- 
lassenden, gleichwohl  jedoch  selbst  wieder  in  einer 
wiederholten  oder  abgcblaasten  Sinnlichkeit  ge- 
dachten Seelenwesens,  welche  in  alle  Anfänge  de« 
religiösen  Lebens  verflochten  erscheint.  Darf  so 
das  Feaer  nicht  als  Urbild  der  Uebersinnlicbkeit 
für  den  Urmenschen  gelten,  so  fallen  damit  auch 
die  vom  Verfasser  darauf  gebauten  Deductionen 
um  so  mehr  hin,  als  seine  Annahme,  der  den  Stein 
bearbeitende  Sklave  der  Urzeit  habe  im  heiligen 
Feuereifer  erfinderischer  Begeisterung  in  der  leuch- 
tenden Flamme  das  Symbol  sittlicher  Güte  und 
Liebe  gesehen,  schliesslich  doch  in  versteckter 
Weise  zu  dor  alten  mythologisireuden  Erklärung 
zurückkehrt.  Im  Besonderen  aber  vermisst  man 
in  der  Construction  dos  Verfassers  den  Beweis  für 
seine  Erzählung,  dass  erst  durch  die  Feuererfin- 
düng  das  Schamanenthum  entstanden  Bei.  Je 
wahrscheinlicher  es  ist,  dass  das  Schamanenthum, 
wenn  es  vorher  bestand,  der  neuen  Erfindung  sich 
zu  bemächtigen,  sie  für  sich  auszunutzen  und 
unter  Umständen  zu  monopolisiren  suchte  and  ver- 
mochte, und  je  begreiflicher  cs  danach  erscheint, 
dass  unter  den  Attributen  des  SchamAnenthums, 
wie  wir  es  theils  jetzt  bei  deu  Naturvölkern,  theilB 
in  den  Denkmälern  der  amerikanischen  Cultur  vor- 
finden,  der  „Feuerzauber“  ein  wichtiges  Glied  bil- 
det, um  so  mehr  hätte  der  Verfasser  für  seine  Be- 
hauptung aus  anthropologischen  Tbatsachen  den 
Beweis  versuchen  müssen,  dass  die  Beherrschung 
des  Feuers  wirklich  den  genetischen  Mittelpunkt 
für  die  Thätigkeit  und  die  sociale  Stellung  des 
Schamanen  durchgehends  bilde.  Dieser  Beweis  ist 
nicht  erbracht  — er  dürfte  auch  nicht  zu  erbrin- 
gen sein.  Es  ist  höchst  unwahrscheinlich,  dass 
mit  dem  Feuer  die  ersten  Versuche  magischer 
Heilungen  gemacht  worden  sein  sollten,  wie  es 
andererseits  ganz  verständlich  ist,  dass,  wenn  schon 


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Referate. 


535 


sonst  omo  schamanistische  Magie  bestand,  dieselbe 
sogleich  auch  „die  Heilkraft  des  Feuers“  probirte 
und  in  ihren  Dienst  zog.  Noch  jetzt  uohmen  in 
der  Thätigkeit  des  Medicinmannes  die  offenbar 
viel  ursprünglicheren  Functionen  des  Besprechens, 
BeschreienB  und  Austreibens  der  bösen  Geister, 
denen  vom  Wilden  alle  Krankheiten  zugeschrieben 
werden,  vielfach  einen  weit  grösseren  Raum  ein, 
als  seine  Kraft  über  das  Feuer.  — So  kann  die 
specifische  Bedeutung,  welche  der  Verfasser  für  die 
Feuererfindung  in  Bezug  auf  die  Gesammtent wicke- 
lang  des  menschlichen  Geistes  in  Anspruch  nimmt, 
nicht  als  erwiesen  angesehen  werden. 

Im  Anschluss  an  die  Entstehung  des  Priester- 
thums weiss  der  Verfasser  sodann  in  einem  länge- 
ren Capitel  höchst  Interessantes  über  den  „Cultur- 
kampf“  in  der  Urzeit  zu  berichten.  Möglich,  dass 
es  so  gewesen  ist  — vielleicht  war  es  auch  an- 
ders: jedenfalls  fehlen  leider  alle  Spuren  thatsäch- 
licher  Beweise  dafür  oder  dawider.  — Zum  Schluss 
wird  der  Leser  aus  der  Urgeschichte  an  die 
Schwelle  der  Geschichte  geführt:  doch  ist  der  Weg, 
welchen  der  Verfasser  dazu  einschlugt,  so  sichtlich 
durch  den  Hinblick  auf  die  Anfänge  des  griechi- 
schen Culturlebens  bestimmt,  dass  dadurch  die 
Allgemeingültigkeit  der  Deduction  sehr  zweifelhaft 
wird.  Als  ein  Vorzug  der  zweiten  Auflage  ist 
dabei  der  Fortfall  des  phantastischen  Schemas  vom 
„goldenen  Schnitt“  zu  betrachten,  das  in  der  ersten 
figurirte. 

Die  buchhändleriache  Ausstattung  ist  wieder 
so  vortrefflich  wie  das  erste  Mal;  leider  muss  hin- 
zugefügt werden,  dass  auch  die  stylistische  Aus- 
stattung wenig  geändert  ist.  Zwar  über  die  er- 
müdende Breite  der  Darstellung,  die  Häufigkeit 
der  Wiederholungen  und  andere  Eigentümlich- 
keiten soll  mit  dem  Verfasser  nicht  gerechtet  wer- 
den: jedem  Autor  bleibt  das  Recht,  durch  seinen 
Styl  sich  den  Leserkreis  auszuwählen,  für  welchen 
er  schreiben  will.  Aber  gewisse  Flüchtigkeiten 
des  Ausdrucks,  namentlich  auch  die  krasse  Ver- 
mischung der  Bilder  in  tropischen  Wendung^  — 
Sätze  wie  (I,  114):  „Der  Bienenstaat  ist  ans  allen 
bekannt,  er  besteht  aus  einem  einzigen 
Weibchen,  dessen  Fortpflanzungs-  und  Zcugungs- 
fäbigkeit  so  gross  ist,  dass  es  allein  diesen  be- 
stimmten Zweig  der  Arbeitsteilung  zu  versehen 
im  Stande  ist.  Neben  diesem  Weibchen“  — , oder 
wie  (II,  9):  „Getragen  von  einer  Reihe  von 
Entwickelungsfaotoren,  gestützt  vorzüglich 
durch  das  Medium  der  Sprache,  war  es  i h m ge- 
lungen“ — (Beispiele,  welche  sich  um  viele  ver- 
mehren liessen)  — sollten  in  einer  zweiten  Auf- 
lage ausgemerzt  sein.  Auch  ist  es  misslich,  von 
„den  oft  so  anzüglichen  Gewohnheiten  der  Vö- 
gel“ zu  sprechen  (I,  153),  wo  der  Vorfasser  offen- 
bar ganz  harmlos  die  „anziehenden“  Gewohnheiten 
meint.  Es  ist  dem  Werke  weiterhin  günstiger 


Erfolg  zu  wünschen,  damit  Derartiges  daraus  ver- 
schwinden kann. 

Freiburg  im  Br.,  Januar  1880. 

W.  Windelband. 

26.  Ujfalvy  de  Mczö-Kövesd:  Le  Kohi- 
stan  le  Ferghanah  et  Kouldja  avec 
u n appendice  sur  Kachgarie.  Paris 
1878.  Leroux  und  Ujfalvy:  Le  Syr- 
Daria,  le  Zerefschäne  le  pays  de 
sept-ri vieres  et  la  Siberie  Occiden- 
tal e.  Paris  1879.  Leroux. 

Die  im  Titel  erwähnten  Länder  bereiste  Herr 
Prof.  Ujfälvy  in  Paris,  ein  geborener  Ungar,  im 
Aufträge  der  französischen  Rcgieruug  za  anthro- 
pologischen, archäologischen,  ethnographischen  und 
philologischen  Zwecken.  Seine  anthropologischen 
Forschungen  lassen  sich  ira  Folgenden  zusamyien- 
fassen:  An  den  Westabhängen  des  Pamir  and 

am  oberen  Laufe  des  Zerefschflu  (dem  xoXvt Ifirj- 
Tog  der  Alten)  wohnen  Tadjiks  und  Galtschas, 
zwei  iranische  Stämme.  Die  Tadjiks  sind  bra- 
chycephal,  was  die  Perser  nicht  sind.  Auch  finden 
sich  hei  ihnen  blonde  und  blauäugige  Iudividuou, 
was  in  Persien  wiederum  nicht  der  Fall  ist.  Bei 
den  Galtschas  sind  blonde,  selbst  rothhuarigo 
Individuen  noch  zahlreicher,  auch  sind  dieselben 
noch  mehr  brachyccphal  als  die  Tadjiks.  Herr 
Ujfalvy  glaubt  daher,  dass  ein  Stamm  der  hellen 
(europäischen)  Race  sich  mit  den  Iraniern  Cen- 
tralasiens vermischt  hat. 

Unter  den  Blonden  der  mittelländischen 
Race  sind  vier  Typen  bemerkbar: 

1.  Blonde  mit  dolichocephnler  und  meso- 
cephaler  Schädelbildung.  Dazu  zähle  ich  die  Ger- 
manen *),  besonders  aus  der  Epoche  der  Völker- 
wanderung und  der  darauf  folgenden  fränkischen 
Periode,  dann  ihre  Nachkommen  unter  der  jetzigen 
deutschen  Bevölkerung,  die  nach  den  statistischen 
Erhebungen  mit  allophylen  Elementen  jetzt  stark 
vermischt  erscheint 

2.  Blonde  mit  dolichocephaler  Schädelbil- 
dung in  Nordafrika.  Dieselben  sind  nach  den  Be- 
richten ägyptischer  Denkmäler  im  15.  Jahrhundert 
von  Europa  aus  eingewandert  Ueber  ihren  Zu- 
sammenhang mit  den  Blonden  Nordeoropas  liegen 
bis  jetzt  keine  exacten  Forschungen  vor. 

3.  Blonde  mit  dolichocepb&ler  Schädelbil- 


,)  Auch  die  blonde  dolichocephale  Bevölkerung 
Nordfrankreichs,  die  Broca  als  die  kymrische  bezeich- 
net bat,  gehört  hierher.  Zahlreich  sind  di*  Blonden 
unter  den  Südalbanesen  (Tosken)  und  unter  der  italie- 
nischen Bevölkerung  Calabria  ns,  die  im  Alterthum 
illyrischer  Abstammung  gewesen  ist.  In  Calabrien 
und  Biiditalien  überhaupt  herrscht  nach  Calori 
die  Dolichocephalie  vor,  so  dass  wir  diese  Blonden 
wahrscheinlich  unter  die  blonden  Dolichocephalen  Nord- 
europas  werden  stellen  können. 


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536 


Referate. 


dang  unter  den  Semiten  (Juden,  Drusen  im  Li* 
bnnon'l,  über  die  ich  in  den  Mittbeilungen  der  an- 
thropologischen Gesellschaft  in  Wien,  IX.  ßd., 
Heft  4 bis  6,  ausführlicher  gehandelt  habe. 

4.  Blonde  mit  brachycephaler  .Schädelbildung. 
Am  zahlreichsten  finden  sich  dieselben  bei  den 
Nordslaven,  wie  Polen,  Czechen,  Wenden.  Ueber- 
wiegeud  sind  die  Blonden  bei  den  Polen,  wie  aas 
dem  Bericht  der  anthropologischen  Commission 
der  k.  Academie  d.  Wiu.  in  Krakaa  horvorgeht, 
weniger  zahlreich  bei  den  Kuthenen,  noch  viel  we- 
niger bei  den  Südslaveu. 

Die  iranischen  G&ltschas  können  somit  nur 
mit  deu  blonden  Slaven  zasaiu mengestellt  wer- 
den. Das  in  unserem  Werke  abgebildete  Galtscha- 
weib  zeigt  einen  so  bekannten  enropäischen  Typus, 
dass  mau  glaubt,  dieselbo  schon  öfters  gesehon  zu 
habop. 

Aus  der  Vermischung  der  Iranier  mit  den 
Usbegben,  Kirgisen  entstanden  die  Sarten, 
welchu  in  den  Städten  Turkestans  die  sesshafte 
Bevölkerung  bilden.  Auf  der  Ostseite  des  Pamir 
wohnen  die  Kaschgaren,  gleichfalls  ein  Mischvolk, 
bestehend  aus  uigurischen,  kalmückischen,  dnnga- 
nischen,  chinesischen,  selbst  iranischen  Elementen. 
Einen  Zweig  der  Kaschgaren  bilden  die  Taran- 
tschi  am  oberen  Ili.  Die  Dunganen  Bind  wie- 
derum ein  Misch  volk  aus  Chinesen,  Tataren  u.  8.  w. 

Der  dritte  Band  soll  die  Archäologie  Fin- 
1 a n d s nebst  Forschungon  über  die  Wo  p s e n u.  8.  w. 
enthalten,  die  um  so  interessanter  sein  dürfen,  als 
Herr  Ujfalvy  als  Kenner  der  fini  schon  Sprachen 
bekannt  ist 

Wien.  Dr.  Fl i gier. 

27.  Chronological  Ilistory  of  Plants:  Man’s 
record  of  bis  own  existence  illustrated  throngb 
tbeir  namos,  uses  and  companionship.  By 
Charles  Pickering  (anthor  of  „Race  of 
man“). 

Boston;  Little,  Brown  <fc  Co.  1879.  London, 
Trübner  & Co.  XVI  und  1222  S.  klein  41* l). 

Dem  Pfeffer,  Piper  nigrum , widmet  der  Ver- 
fasser 15  Zeilen,  worin  sich  hauptsächlich  folgende 
Angaben  finden.  1)  Vaterland  der  Pflanze:  Hin- 
dostau,  2)  ihre  Namen  in  verschiedenen  indischen 
Sprachen,  3)  Oitate  ans  den  Schriften  des  grie- 
chischen und  römischen  Alterthums  und  der  Blil- 
thezeit  der  arabischen  Literatur,  4)  Hinweisungen 
auf  Rheede,  Roxburgh,  Marsden,  Musen, 
?»)  die  Behauptung,  dass  Sumatra  der  Hauptsitz 


J)  Einer  unserer  bedeutendsten  deutschen  Bota* 
niker,  den  ich  um  ein  Referat  über  das  vorgenannte 
Buch  ersuchte,  schickte  mir  die  nachfolgende  in  der 
„Botanischen  Zeitung*  vom  8eptember  veröffentlichte 
Reurtheilung  donsdhen  als  eine  nach  seiner  Meinung 
wohl  vollkommen  begründete.  Ich  lasse  dieselbe  mit 
seiner  Erlaubnis»  hier  abdrucken.  Red. 


der  Pfoffercultur  sei,  welche  jedoch  auch  in  West* 
indien  blühe,  6)  ans  Drur.  (sic!)  zieht  der  Verfasser 
die  Notiz  herbei,  dass  Attila  der  Stadt  Rom,  wie 
es  scheint  ungefähr  um  das  fünfte  Jahrhundert, 
ein  zum  Theil  aus  Pfeffer  bestehendes  Lösegeld 
auferlegt  habe. 

Hierüber  wäre  ungefähr  Nachstehende«  zu  be- 
merken: Dio  Heimat  des  Pfeffer«  ist  nicht  Hin- 
dostan,  neben  den  modernen  indischen  Namen 
hätte  die  Sanskrit -Bezeichnung  des  Pfeilers  noth- 
wendig  angezeigt  werden  sollen,  ebensowenig 
durfte  unerwähnt  bleiben  die  früheste  Kunde  über 
das  „Pfefferland“,  nämlich  die  uns  im  sogenannten 
Arrian1  sehen  Periplua  überlieferte.  Hanptsitz 
der  Pfoffercultur  sind  die  englischen  Niederlassun- 
gen an  der  Strasse  von  Malacca,  keineswegs  Su- 
matra. Statt  Lindloy  als  Gewährsmann  für  west- 
indische Pfefferpflanzungen  anzurufen,  hätte  der 
Verfasser  in  Boston  in  Erfahrung  bringen  sollen, 
dass  es  dergleichen  nicht  giebt.  Aus  seinem  Buche 
selbst  ist  nicht  ersichtlich,  dass  unter  „Drur.“  ge- 
rade Drury’s  Usef ul  Plants  of  India  (2.  edit.  1873. 
345)  gemeint  ist.  Wollte  Pickering  die  Ge- 
schichte des  Pfeffer«  verfolgon , welchen  die  Stadt 
Rom  im  Jahre  408  dem  Westgothenkönig  Aln- 
rich  (nicht  Attila!)  zu  liefern  hatte,  so  durfte  er 
sich  nicht  damit  begnügen,  sie  aus  Drury  zu  ent- 
lehnen, welchem  sie  etansowenig  aus  den  Quellen 
selbst  bekannt  war. 

Diese  letztere  Thatsache  ist  es  übrigens  einzig 
und  allein,  welche  die  so  ausserordentliche  Bedeu- 
tung streift,  die  dem  Pfeffer  in  der  Culturge- 
schichte  zukommt;  sonst  aber  gewähren  Picke- 
ring’s  Mitteilungen  über  dieses  wichtige  Gewürz 
nicht  die  leiseste  Ahnung  davon.  Da  der  Verfasser 
selbst  Indien  besucht,  ja  sogar  die  mittelalterliche 
HandelsstrasBO  des  grossartigen  Pfcfferhandels  be- 
fahren hat,  so  ist  seine  Schweigsamkeit  gerade 
über  dieses  merkwürdige  Capitel  bezeichnend. 

Dio  gleicho  ßehandlongsweise  findet  sich  aber 
überall  wieder.  Nicht  gründlicher,  nicht  kritischer 
oder  geschmackvoller  sind  auch  die  übrigen  Pflan- 
zen bedacht,  welche  in  hervorragender  Weise  in 
den  Gang  der  menschlichen  Entwickelung  eingroi- 
fen,  mögen  wir  die  werth vollsten  Nutzpflanzen 
wie  Sacduirum , Co  ff  ca , die  Cerealien,  Gossypium, 
Solanum  tuberosum,  Theobroma  nachschlagon,  oder 
uns  nach  solchen  umsehen,  deren  Bedeutung  mehr 
nur  im  Gebiete  der  Einbildung  liegt,  wie  etwa  den 
Stamm  pflanzen  des  Tabaks,  des  Weibranchs,  des 
Safrans,  des  Perubalsams,  des  Costus,  des  Aloe- 
holzes, des  Sandelholzes.  Der  Pfeffer,  welchen  wir 
liier  herausgriffen,  giobt  in  der  That  ein  voll- 
kommen zutreffendes  Bild  von  der  Leistung  des 
Verfassers  im  Ganzen. 

Dagegen  muss  die  erstaunliche  Vollständigkeit 
Beines  Werkes  anerkannt  werden;  das  Register  der 
Pilauzen  weist  ungefähr  15  000  Nummern  auf,  so 


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Referate. 


537 


dass  wohl  nur  sehr  wenige  Pflanzen  im  Bache  un- 
berücksichtigt geblieben  sind,  welchen  der  Mensch 
Nutzen  abzugewinnen  vermag.  Wie  die  Pflanzen 
in  der  Natur  selbst,  sind  hier  dieee  zahllosen,  von 
ungeheurer  und  doch  unzureichender  Belesenheit 
zeugenden  Notizen  regellos  aofgeh&uft;  die  „chro- 
nologische Anordnung11  derselben  beruht  in  will- 
kürlichster Aufzählung  geschichtlicher  Thatsachen 
der  Allerbuntesten  Art,  welche  als  Einschlag  in 
dieses  Chaos  eingewirkt  sind.  — Das  höchste  Lob 
verdient  die  typographische  Ausstattung  dieses 
mächtigen  Bandes.  F.  A.  F. 

28.  G.  Nicolncci,  Armi  ed  utensili  in  pietra 
della  Troade.  — Estratto  dal  Rendi conto  della 
Reale  Accademia  delle  Scienze  deiche  e mate- 
matiche  di  Napoli.  Anno  XV1I1.  Fase.  4°; 
Aprile  1879. 

Der  Verfasser  erhielt  vor  einigen  Jahren  den 
Besuch  von  Herrn  Schliemann,  welcher  sich  an- 
gesichts der  Sammlung  desselben  dahin  äusserte, 
dass  er  zwischen  den  von  verschiedenen  Theilen 
Italiens,  des  übrigen  Europa  und  Amerika’s  kom- 
menden Gegenständen  und  jenen  von  ihm  in  Troja 
auagegrabenen  eine  vielfach^  Aehnlichkeit  wahr- 
nehme. 

Da  nun  erst  von  wenigen  Forschern  (Chan tre, 
Hartshorn)  eine  genaue  Beschreibung  von  tro- 
janischen Steininstrumenten  gegeben  worden  sei, 
so  wolle  er  diese  Lücke  ausfüllen  helfen. 

Zuerst  verbreitet  sich  der  Verfasser  aber  noch 
ausführlich  über  die  trojanische  Frage,  die  bei  den 
Lesern  des  Archivs  als  bekannt  vorausgesetzt  wer- 
den darf;  er  bebt  dabei  besonders  hervor,  dass  in 
allen  Schichten  des  vor-  wie  nachtrojanischen  Al- 
terthums Stein-  und  Metall  waffen  neben  ein- 
ander gefunden  worden  seien,  was  den  berechtig- 
ten Schluss  auf  ihre  gleichzeitige  Verwendung  in 
der  Bronzeperiode  erlaube;  zu  dieser  letzteren  zieht 
Nicoluoci  den  ganzen  Zeitraum  zwischen  dem 
alten  Ilion  and  der  letzten  auf  trojanischem  Bo- 
den ansässig  gewesenen  griechischen  Colonie;  an- 
dererseits hält  er  es  für  sicher,  dass  auch  das  Eisen 
damals  schon  nicht  mehr  unbekannt  war,  and  wenn 
es  bei  Ausgrabungen  der  dortigen  Städte  nicht 
mehr  nacbgewiescu  worden,  so  dürfte  dies  erstlich 
von  der  Zerstörbarkeit  des  Eisens  in  feuchter  Erde 
herrühren  und  zudem  sei  das  Eisen  in  den  älte- 
sten Zeiten  immer  ein  kostbares  Metall  gewesen, 
nicht  so  gemein  wie  Bronze.  Verfasser  glaubt 
aber,  dass  auch  in  der  ganzen  Bronzezeit  TrojaB 
die  Steingeräthe  für  alle  Zwecke,  wo  Metall  nicht 
gerade  anentbehrlich  Bchien,  Verwendung  gefun- 
den haben  werden,  da  Metall  Werkzeuge  wegen 
ihres  hohen  Preises  nicht  in  allgemeinem  Gebrauch 
stehen  konnten.  Seien  ja  doch  im  Schatze  des 
Priamus  zwischen  Ger&then  aus  Gold  und  Silber 
auch  noch  BronzewafFen  und  Kupferger&the  ent- 

AkLIt  für  Asthropolofta.  HJ-  XII. 


deckt  worden.  In  Mykenä  waren  sogar  die  Stein- 
waffen  nicht  neben  edlen  Metallen,  neben  Bronze  etc. 
und  neben  Kunstwerken  der  Ciselirkunst  ver- 
misst worden.  Dafür,  dass  Belbßt  als  das  Eisen 
schon  in  allgemeinem  Gebrauch  war,  die  Stein- 
instrumente  in  gewissen  Fällen  Verwendung  fan- 
den, führt  der  Verfasser  Schriftsteller  wie  Herodot, 
Diodor  u-  s.  w.  sowie  Beispiele  ans  der  Geschichte 
(Schlacht  von  Hastings  1066,  Krieg  zwischen  Fla- 
mindern  und  Franzosen  1304)  an.  Die  Mexikaner 
batten  zur  Zeit  der  Eroberung  ihres  Landes  neben 
Metall  auch  noch  Obsidianmesser  etc.;  die  Perser 
stellen,  nach  einer  an  Professor  Issel  in  Genua  ge- 
machten Mittheilung  eines  persischen  Präparators 
am  Bürgcrm useum  daselbst,  Kerim  aus  Mesched, 
noch  jetzt  Steinmesser  her,  um  die  Felle  vor  dem 
Gerben  vom  Fleisch  and  Fett  zn  reinigen.  Als 
fernere  Beweise  erwähnt  Verfasser  die  Pfahlbauten 
der  Schweiz,  Oberitaliens,  die  Kupferbergwerke 
am  Sinai,  in  Spanien,  Portugal,  Frankreich,  Nord- 
amerika, wo  Bronze-  und  Stein  Werkzeuge  neben 
einander  gefunden  werden;  ausserdem  erinnert  er 
daran,  wie  noch  jetzt  vom  Volke  in  Italien  die 
beim  Pflügen  zufällig  gefundenen  prähistorischen 
Stein  Werkzeuge  als  vom  Himmel  gefallen  erachtet 
werden;  cs  werde  also  um  so  weniger  zu  verwun- 
dern sein,  wenn  anch  in  prähistorischen  Perioden 
zu  einer  Zeit,  da  Metalle  schon  im  vollen  Gebrauch 
waren,  doch  die  Steine  noch  als  Werkzeuge,  Waf- 
fen, religiöse  Gegenstände  oder  Amulete  reichlich 
Verwendung  fanden. 

Aus  dieser  Fortdauer  der  Benutzung  von  Stei- 
nen nebon  don  Metallen  lasse  sich  aber  nicht,  wie 
Einige  (z.  B.  Chabas,  Etüde  sar  Tantiquite  etc. 
1872.  488)  za  thun  geneigt  waren,  eine  wahre 
Stein periode  in  Abrede  stellen  und  das  stets 
gleichzeitige  Verwenden  von  Steinen  und  Metallen 
behaupten. 

Indem  der  Verfasser  bun  zn  den  trojanischen 
Objecten  zurückkehrt,  weist  er  wiederholt  die 
Steininstrumeute  jener  Funde  der  Bronzeperiode 
zu,  da  sie,  wenngleich  in  geringer  Anzahl,  auch 
noch  in  den  unteren  Schichten  der  griechischen 
Colonie  sich  einstellen,  welche  auf  dem  Hügel 
von  Uissarlik  noch  bis  zum  4.  Jahrhundert  christ- 
licher Zeitrechnung  fortbestand. 

Die  nnn  einzeln  aufgezählten  und  zum  Theil 
auf  einer  lithographirten  Tafel  abgebildeten,  dem 
Vorfassor  von  Herrn  Dr.  Schliemann  geschenkten 
Objecte  sind  sämmtlich  4 bis  10  Meter  nnter  der 
Erde,  nämlich  in  der  trojanischen  und  in  jenen  jün- 
geren Schichten  der  prähistorischen  Stadt  entdeckt 
worden.  Nr.  1 bis  4 Mühlsteine,  drei  ans  basalti- 
scher Lava,  einer  aus  Sandstein.  Nr.  5 bis  16  kuge- 
lige Steine  aus  Diorit,  Quarz,  Aphauit,  Porphyr 
und  basaltischer  Lava,  deren  Verwendung  nicht 
ganz  sicher  scheint,  vor  Allem  schwerlich  Schuss- 
waffen, vielleicht  eher  — wie  z.  B.  Schliemann 
68 


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538 


Referate. 


denkt  — Gewichte  oder  aber  Stösser,  Reiber  oder 
Oolpresscr;  Nr.  17  bis  18  zwei  Wetzsteine  ans 
sandigem  Schiefer;  Nr.  19  Glättsteine  aus  Syenit, 
vielleicht  zum  Glätten  des  Thons  bei  der  Gefuss- 
fabrikation;  Nr.  20  rectangulärer  Stein  aus  Diorit, 
allseitig  geglättet.  Verwendung  wie  bei  5 bis  16, 
soweit  sich  aus  corrodirten  Stellen  schließen  lässt; 
Nr.  21  Hammer  aus  Aphanit;  Nr.  22  bis  24  drei 
andere  Hämmer  aus  Diorit;  Nr.  25  Hammer  aus 
basaltischer  Lava;  Nr.  26  bis  30  Hümmer  aus 
Diorit  bez.  Dioritschiefer;  Nr.  81  Hammer  ans 
Granit;  Nr.  32  kleines  Hammerbeil  aus  Diorit; 
Nr.  33  Spitshaue  ans  Dioritschiefer;  Nr.  34,  36 
37,  39  grössero  und  kleinere  Beile  aus  Diorit; 
Nr.  35,  38  Beile  aus  Serpentin;  Nr.  40  kleiner 
Keil  (Mcissel)  aus  Protogin  (V);  Nr.  41  Kampfbeil 
aus  Serpentin;  Nr.  42  desgl.  aus  Diorit- Aphanit; 
Nr.  43  Hammerbeil  aus  Diorit. 

Verfasser  knüpft  dann  an  die  Gesammtheit 
dieser  Gegenstände  noch  einige  allgemeine  Be- 
trachtungen. Erstlich  finden  sich  unter  denselben 
einige  Typen  wieder,  wie  sie  in  allen  Gegenden 
des  alten  und  neuen  Continents  gemein  sind,  näm- 
lich die  Mühlsteine,  Oelpresaer,  die  conischen  und 
ovalen  Beile.  Letztere  sind  so  sauber  polirt,  dass 
sie  mit  den  schönsten  ans  Europa  und  Amerika 
rivalisireu  können;  ebenso  herrscht  auch  unter 
ihrem  Material  der  Diorit  und  Serpentin  vor,  ge- 
rade wie  anderwärts.  Dasselbe  gilt  von  den  durch- 
bohrten Hämmern  mit  zwei  Enden  and  von  den 
Hammerbeilen,  nur  sitzt  bei  letzteren  der  Hals 
knapp  am  Kopfe  und  ist  der  Körper  des  Instru- 
ments länger  gestreckt  als  an  den  italienischen. 

Eigentümlich  und  nur  Troja  eigen  seien  da- 
gegen die  Hämmer  und  Stäbe,  welche  aus  polirten 
rectangulären  Steinen  bestehen,  ohne  Durch- 
bohrung, aber  mit  einer  Vertiefung  in  der  Mitte, 
um  in  dem  Hefte  befestigt  zu  werden,  ferner  die 
anderen  Hämmer  von  der  Gestalt  eines  abgest atzten 
Kegels  und  jene,  welche  zwar  coniscb  gestaltet, 
aber  so  abgestumpft  sind,  dass  ihr  Ende  nicht 
dicker  ist  als  ein  Drittel  ihrer  Länge.  Diese  Typen 
sind  dem  Verfasser  aus  Europa  nicht  bekannt, 
noch  auch  sonst  irgendwo,  daher  für  Troja  wohl 
typisch.  Bezüglich  der  Spitzhauen  (picconi)  aus 
Troja  bemerkt  derselbe,  dass  sich  solche  unter 
den  paläolithischen  Objecten  aller  Gegenden  wie- 


derfinden, am  häufigsten  in  den  quaternären  Ab- 
lagerungen von  Abbeville  und  St.  Acheul,  wie 
auch  in  England;  nur  sind  diese  Werkzeuge  in 
Europa  aus  Silex  hergestellt  und  nur  geschlagen, 
in  Troja  aus  anderen  harten  Steinen  und  sorg- 
fältig polirt.  {Der  natürliche  Grund  hierfür  wird 
hier,  wie  anderwärts,  darin  gelegen  sein,  dass  Bich 
die  Verfertiger  eben  desjenigen  Materials  bedien- 
ten, das  ihnen  in  der  betreffenden  Gegend  sich  ge- 
rade darbot , was  — so  nahe  es  liegt  — vermöge 
des  von  früher  her  so  tief  eingewurzelten  Vorur- 
theils  noch  immer  nicht  zum  Durchbruch  kommen 
will.  Ref.]  Auch  bezüglich  der  trojanischen 
Streitwaffen  möchte  Verfasser  sich  an  diejeni- 
gen in  F.nropa  erinnert  fühlen  und  zugleich  an- 
nehmen, dass  jene  mandelförmigen,  feinen,  am 
ganzen  Rand  mit  grösster  Geduld  bearbeiteten 
Steine  eher  als  Verteidigungswaffen,  wie  als  blosse 
Zimmermun  us  Werkzeuge  zu  betrachten  wären. 
Auch  hier  kehrt  aber  der  Umstand  wieder,  dass 
der  Formentypus  der  trojanischen  Stücke  zwar 
nicht  neu,  wohl  aber  das  Material  verschieden  und 
die  Arbeit  sehr  vollendet  erscheint. 

Verfasser  vermuthet  ferner,  dass  die  gleichen 
Werkzeuge  aber  aus  ’paläolithischer  Zeit  in  Klein- 
asien  in  früheren,  in  Europa  in  späteren  Epochen 
in  Gebrauch  gewesen,  somit  die  erste,  sämratlichen 
Völkern  gemeinsame  Phase  der  Civilisation  bei 
den  Asiaten  viel  früher  eingotreten  sei.  Aach  in 
Asien  mussten,  nach  des  Verfassers  Meinung,  den 
groben  Kieselwcrkzcugen  später  die  sorgfältiger 
gearbeiteten  — also  wohl  die  polirten  — nach- 
folgen  (?).  Viele  der  in  früheren  Epochen  in  Ge- 
brauch gestandenen  Instrumente  blieben  in  Troja, 
wie  in  Europa,  auch  in  späteren  Perioden  noch  in 
Verwendung,  wurden  aber  aus  anderen  Felsarten 
von  grösserer  Dauerhaftigkeit  hergestellt,  erstreck- 
ten sich  übrigens,  wie  schon  bemerkt,  in  solchem 
Grade  in  die  Blüthe  des  Bronzezeitalters  hinein, 
dass  die  Anzahl  der  Steinwerkzeuge  in  der  Gegend 
Trojas  wirklich  überraschen  müsse. 

Die  Frage,,  ob  es  dasselbe  Volk  oder  vielmehr 
Zweige  desselben  Volkes  gewesen  seien,  welche  in 
dor  Bronzezeit  Europa  und  Kleinasien  bewohnten, 
möchte  Verfassor  weder  bejahend  noch  verneinend 
beantworten. 

Freiburg.  1L  Fischer. 


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Referate. 


539 


IL  Verhandlungen  gelehrter  Gesellschaften  und  Versammlungen. 


8.  Deutsche  anthropologische  Versamm-  über  Rohlfs’  Reise  in  das  Congobecken,  Kirch- 
lungen  im  Jahre  1879.  . hoff  über  den  Farbensinn  und  die Farbenbezeich- 

Der  Bericht  über  die  sehnte  allgemeine  nung  der  Xubier. 

Versammlung  der  deutschen  anthropolo- 

gischen  Gesellschaft  zu  Strassburg  ain  11.,  9 Versammlung  der  anthropologischen 

\2'  12 1?7®  Prof:  Jos  Ranke  ist  Section  der  British  association  ■). 

dem  3.  Heft  des  XII.  Bandes  dieses  Archivs  bei-  Die  49  Versammlung  der  British  association 
gegeben.  for  the  advancement  of  Sciences  fand  im  Jahre 

Der  Bericht  über  die  \ erhandlungen  der  an-  1879  zaSbeffield  statt  und  wurde  am  20.  August 
thropologiBchen,  anatomischen  und  geo-  mit  einer  Ansprache  des  Präsidenten  Allman  er- 
graphisch  - ethnologischen  Section  der  52.  $ffDet 

Versammlung  der  deutschen  Naturforscher  Die  biologische  Section  eröffnet«  Mivart 
und  Aerzte  in  Baden-Baden  am  18.  bis  24.  mit  einem  interessanten  Vortrag  über  Buffon, 
September  18  <9  findet  sich  im  „Tagblatt  der  52.  worin  or  insbesondere  dessen  Ansichten  über  den 
Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  . Einflnss  der  umgebenden  Medien  auf  die  ürganis- 
Baden  1879.  t men  nntj  9ber  die  geistigen  Unterschiede  zwischen 

In  der  1.  Sitzung  der  anthropologischen  dem  Menat.h!>n  nnd  den  höheren  Thieren  hervor- 
Section  demonstnrte  Prof.  Benedict  von  Wien  bob  (.sataro  1879,  S.  395.) 
einen  Apparat  zur  Ausführung  trigonometrischer  ln  der  »„thropologischen  Section  sprach 
Messungen  in  der  Kraniometrie.  (lagblatt  S.  63  ZQCrgt  Tylor  über  das  Alter  des  Menschenge* 
und  78.)  sohlechts.  In  Betreff  einer  heutzutage  brennenden 

In  der  2.  Sitzung  sprach  Schasffhausen  J'raga  ngt  Tylor:  As  the  evidence  Stands  now 
über  einen  von  Dr.  Mook  aus  Philae  raitgcbrach-  tbe  priority  o{  thc  8tonB  ag0  to  the  metal  ag0  ia 
ten  Nubieracbädel  nnd  über  die  Beziehungen  mi)re  firmly  ntaklisbod  than  ever,  but  the  origin 
des  weiblichen  Beckens  zum  Schädel  (ibid.  of  botbj  bronce  aud  ir0„t  is  lort  ;n  antiqnity  and 
S.  201  und  -02).  we  ^ave  n0  cortajD  prouf  whioh  came  first  (ibid. 

In  der  3.  Sitzung  sprach  v.  Hellwald  über  s 41(i).  In  der  anthropologischen  Section  sprachen: 
die  Ethnologie  Nord-Afrikas,  A.  Ecker  über  Knowles  über  Kiesclinstrnmonte  aas  dem  Thal 
die  Snccession  der  prähistorischen  Zeitalter  (ibid.  „„  B(um  (IrlaC{l),  Keave  über  die  Beziehungen 
S.  202  und  203).  (Der  letztere  Vortrag  erscheint  der  in<jochinewiechon  nnd  inieroceanischcn  Racen 
ansführheh  in  Westermann’s  illnstnrten  Mo-  und  Sprach™ , Skertohly  über  die  Existenz  des 
natsheften.)  Ferner  sprach  Schaaffhausen  über  pal4olithischen  Menschen  während  der  Eiszeit 
die  Entwicklung  der  menschlichen  Sprache.  in  o«t-England,  Cameron  über  Gewohnheiten  und 

In  der  anatomisch-physiologischen  Sec-  giUen  der  Bevölkerung  von  Urna  (Centralafrika), 
tion  machte  A.  Ecker  in  der  1.  Sitzung  Mitthci-  Major  Berpa  Pinto  über  die  Eingeborenen  des 
lnngen  über  die  embryonalen  Ueberblcibsel  in  der  QoeUeIlgebiet!1  desZambesi,  Brazza  über  die  Ein- 
Steissbeingegend  (SteiSBbaarwirbel,  Steissgrübchen  geborenon  am  Gaboon  nnd  Ogowe. 
und  Steissglazo)  nnd  zeigte  die  betreffenden  Prä-  yon  den  Berichten  der  Commission  sind  zu  er- 
parate  vor.  (Die  Arbeit  ist  inzwischen  in  die-  wäbnen.  j,  Die  Qb61.  Anthropometrie  (Nature 
sem  Archiv  Bd.  XII , Lief.  2,  S.  129 , Taf.  III  und  g 435)  g.  Die  über  dio  Erforschung  der  Höhlen 
IV  erschienen.)  Derselbe  zeigte  (auch  in  der  (Kent>a  Cavern),  ibid.  S.  441. 
psychiatrischen  Section)  dio  Windungsverhültniss« 

an  drei  Gehirnen,  bei  Atrophie  der  rechten  hin-  , . . 

teren  Centralwindung  nach  Verlust  des  linken  *<>•  Versammlung  der  Association  franfaiso 
Armes,  bei  completem  Mangel  des  Balkens  nnd  ponr  1 avancemen t des  Sciences  za 

an  einem  mikrocephalen  Gehirn  (Tagblatt  S.  258  Montpellier  vom  28.  August  bis  4.  September 

und  319).  1879. 

In  der  geographisch-ethnologischen  Sec-  

tion  sprach  Nachtigall  über  dio  afrikanische 

Expedition  des  Herrn  Ingenieur  O.  Schütt  und  *)  Nature,  August  20.  — September  18.  1879. 


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540 


Referate. 


Anthropologische  Scction : Ehrenpräsident  Prof. 
Gosse  in  Genf.  Von  den  Vorträgen  hebt  die  Re- 
vne  d 'Anthropologie  (VIII,  8.  745)  insbesondere 
die  folgenden  hervor:  da  Silva,  Karte  der  mega- 
lithischen  Monnmente  in  Portugal,  Soleillet, 
Ethnographie  dee  Sudan  und  insbesondere  über  die 
steinernen  Brassards  (Armschienen?  Ref.),  Broca, 
Bericht  über  den  Moskauer  Cougrees,  Hove- 
lacque,  Linguistische  Karte  von  Frankreich,  Vin- 
cent, Ueber  den  überzähligen  Knochen  der  2.  Car- 
pusreihe  bei  den  Affen,  Carret,  Zunahme  der 
Körpergrösso  in  Savoien  (constatirt  seit  80  Jahren), 
Gosse,  Ueber  das  metallurgische  Material  der 
Bronzezeit  und  dessen  damalige  Verwendung,  ver- 
glichen mit  der  heutigen. 

11.  Anthropologische  Ausstellung  und  an- 
thropologischer Congress  in  Moskau,  er- 
öffnet 15.  April  1879. 

Wir  verweisen  in  Betreff  derselben  zunächst 
auf  den  ausführlichen  Bericht  von  Prof.  L.  Stieda 
in  diesem  Archiv  (Bd.  XII,  Heft  2,  S.  251  tLft). 

Die  Special  berichte  (russisch)  finden  sich  in 
den  „Mittheilungen  der  kaiserL  rnss.  Ge- 
sellschaft der  Freunde  der  Naturkunde, 
Anthropologie  and  Ethnographie  in  Mos- 
kau“, so  in  Bd.  XXXV,  Thl.  2,  Lief.  3,  v.  Bog- 
danov  über  die  craniologische  Section,  von  Bar« 
sov  über  die  ethnographische  Section  (ibid.  Lief.  6), 
von  Pokrowski  über  die  medico-anthropologiache 


Section  (ibid.  Lief.  5),  von  Anutschin  über  die 
vorhistorische  Section  (ibid.  Lief.  1),  v.  Wirski 
und  Kelsiew  über  die  photographischen  Abbil- 
dungen verschiedener  Völker  (ibid.  Lief.  4),  Zo- 
grov  und  Tichowinov  über  die  geologisch-palä- 
ont «logische  Section  (ibid.  Lief.  1).  Aus  diesen 
Special  berichten  wird  Prof.  Stieda  in  den  „Mit- 
theilungen  aus  der  russischen  Literatur“  in  diesem 
Archiv  ohne  Zweifel  weitere  Mittheilungen  bringen. 
Ferner  finden  sich  Berichte  von  Seiten  der  in 
Moskau  zahlreich  anwesend  gewesenen  französi- 
schen Anthropologen  in  der  Revue  d’Anthro- 
pologie  Bd.  VIII,  1879,  S.  746,  und  in  der  Revue 
scentifique  1879,  Bd.  II,  8.  488. 

Es  möge  erlaubt  sein,  eine  am  letztgenann- 
ten Orte  befindliche  irrthümliche  Angabe  hier  zti 
berichtigen.  Es  heisst  dort,  man  wisse  nicht,  war- 
um kein  Skandinave  (Schwede  oder  Däne)  die  Ein- 
ladung angenommen  habe;  was  Deutschland  be- 
treffe, so  habe  Virchow  die  Parole  einer  voll- 
ständigen Enthaltung  der  Deutschen  ansgetheilt: 
„En  Alle  magno  le  grand  maitre  de  TAnthropologie 
M.  Virchow  a donne  le  mot  d’ordre  d’une  ab- 
stoütion  systematique.“  Wir  wissen  nicht,  wer  dem 
Berichterstatter  dieses  Mäbrchen  aufgebunden  hat, 
wir  glauben  ihn  aber  versichern  zu  dürfen,  dass 
es  Herrn  Prof.  Virchow  ebensowenig  je  in  den 
Sinn  kommen  würde,  eine  solche  Parole  ertheilen 
zu  wollen,  als  den  deutschen  Anthropologen,  der- 
selben Folge  zu  leisten. 


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REGISTER  ZUM  ZWÖLFTEN  BANDE. 


Seit* 

Amazonensteine 7 

Amazonen  volk  7 

Amerikanische  Völker  Hß 

Anthropometrie  bei  Lebenden 391.  421 

Bronze  vom  Ural 219 

EiseugegeustÄnde  vom  Ural 220 

Erpolzheim,  Uruenftind 1 

Farbensinn  der  Urzeit 263 

Fidachiinsulaner  101 

Finnen,  Opferstfttten * 201 

Foveola  ©occygea 129 

Fötus  de«  Menschen,  Bchwanzbildung 129 

Friesen,  Schädelform  315 

Gehirn,  gehemmte  Entwickelung 369 

Gesichtsschädel,  Maasse 171 

GlabeJla  coccygea 129 

Glasperlen  vom  Ural 210 

Gottschau's  Messapparat  233 

Grabhügel  im  Sponheimer  Walde,  Krauueh  . . 105 

Grabstein  Tamerlan's  . # 469 

Höhenmessung  des  Schädels 449 

Hund  oralen 67 

Indianerschädel 359 

KarolineninsuUuer 97 

Kieselwerkzenge,  prähistorische 273 

Kraniologiaclie  Untersuchungen  29.  157 

Kropf ...  412 

Lappländer  in  Deutschland  . 79 

Llauoabevölkernng 63 

Melanesier 416 

Messapparat  für  photographische  Aufnahme  . . . 233 

Metallarbeiten  vou  My kauft 431 

Meteoreisen,  cullurgeschichtlich 293 

Mexikanische  Altertbümer 7 

Mikronesien 416 


Seite 

Modulus  des  Schädels 29 

Mykenä,  Metallarbeit 431 

Opfer,  heidnische 222 

Opferstfttten  am  Ural 201 

Os  femoriz 463 

Os  occipitis,  torus  occipitalis 453 

Pfahlbauten,  Hunderaven  .....  67 

Pfeilspitzen  vom  Ural 204 

Photographische  Aufnahme,  Messapparat.  ....  233 

Polynesier 87.  97 

Prähistorische  Kieselwerkzcugo  273 

Prähistorische  Opferst«  tteu  am  Ural 201 

SAmoainsulaner 103 

Schädel,  indianische 359 

Schädelasymmetrie 386 

Bchädellörm,  niedere,  der  Friesen 315 

Bcbädelindex,  am  Lebenden  bestimmt 421 

Schädelmesaung,  Höhe 449 

ßchädelmodulus 29 

Schwanzförmige  Anhänge  bei  Menschen 129 

Siiuama  ossis  occipitis  . 453 

Steinartefacte,  Ural 2o9 

Btelssbeingegend  des  Menschen 129 

ßteissbeinglaze 129 

Bteisshaarwirbel  129 

Tnmerlan's  Grabstein 469 

Thongefässe  vom  Ural  . . 210 

Timur's  Grabstein . . 469 

Torus  occipitalis 453 

Trochanter  tertius 463 

Tschuden 

Uralgebirge,  prähistorische  Opferstätten 201 

Urnenfund  von  Erpolzheim 1 

Vertex  coccygeus 129 

Völker  de«  Stillen  Oceans  87 


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Taf.  IX. 


Troc/i  major 


TrockUI 


Linea  asp 


Wittmaack  gez  Lith  v J W Lereh  anat  Zeichner  mfreiburgi/B  Lith  Anst.  von  Hnrder  in  Freiburj  ’ B 


Troch.mmor 


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KÖNIGSBERG  I.  PR 


SCHÄDEL  UND  SKELETE 

DER 

AN  TH  KO  1*0  LOGISCHEN  SAMMLUNGEN 

Zü 

KÖNIGSBERG  I PR. 


BEARBEITET 

TON 

prof.  C.  KUPFFER  und  cand.  med.  F.  BESSEL-HAGEN. 

Nebst 

einem  Berichte  über  die  anthropologisch -prähistorische  Sammlung  der  physikalisch -ökonomischen 
Gesellschaft  zu  Königsberg  in  Preussen 

von 

herrn  OTTO  TISCHLER 

and 

einem  Auszuge  des  Katalogs  der  Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia  daselbst 

von 

Da  BUJACK. 


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IN  HALTS  VERZEICHNISS. 


Einleitung.  „„„ 

1.  Ueberaicht  des  bearbeiteten  Materials 1 

2.  Messverfahren. 

3.  Erläuterungen  zu  der  Rubrik  „Bemerkungen0  , 2 

4.  Durchschnittliche  Maasse  der  Schädel 3 

Erster  TheiL 

Sammlung  der  königk  anatomischen  Anstalt  zu  Königsberg  i.  Pr. 

Erat«  Abtheilung.  Skelete  und  Sch&del  anthropoider  Affen. 

Erster  Abschnitt.  Skelete  (Nr.  1 und  2) 11 

Zweiter  Abschnitt  Schädel  (Nr.  1 — I) 12 

Zweite  Abtheilung  Menschliche  Skelete  und  Sch&del. 

Erster  Abschnitt  Skelete  (Nr.  1 — 7)  . 13 

I.  Außereuropäische  Skelete  (Nr.  1—2). 

II.  Skelete  aus  der  Provinz  Preussen  (Nr.  3 — 7) 14 

Zweiter  Abschnitt  Schädel  (Nr.  1—364) 15 

I.  Aussereuropäische  Rassenschädel  (Nr.  1—14). 

II.  Europäische  R&sscnschädel  (Nr.  15 — 337) 16 

1.  Ausserdeutsche  Schädel  (Nr.  15 — 24). 

2.  Deutsche  Schädel  (Nr.  25 — 337)  18 

A Ausserpreussische  Schädel  (Nr.  25 — 29). 

B.  Schädel  der  Provinz  Preussen  (Nr.  30—337) 19 

a.  Schädel  von  Erwachsenen  (Nr.  80 — 312). 

1.  Männliche  Schädel  (Nr.  90 — 235). 

2.  Schädel,  deren  Geschlecht  nicht  sicher  zu  bestimmen  ist  (Nr.  236—249) .34 

3.  Weibliche  Schädel  (Nr.  250—312) 35 

b.  Jugendliebe  Schädel  (Nr.  313—337) 30 

111.  Pathologische  Sch&del  (Nr.  338—364) 43 

A.  Sch&del  von  Geisteskranken  (Nr.  338 — 362). 

1.  Männliche  Schädel  (Nr.  838 — 362). 

2.  Schädel,  dessen  Geschlecht  nicht  sicher  zu  bestimmen  ist  (Nr.  353) 44 

3.  Weibliche  Sohiidel  (Nr.  354 — 362) 45 

B.  Schädel  von  besonders  irregulärer  Bildung  (Nr.  363  u.  364) 46 


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IV 


Inhaltsverzeichniss. 


Zweiter  TheiL 

Sammlung  der  Alterthumsgesellachaft  Prussia  zu  Königsberg  i.  Pr. 

Seit* 


Gräberschädcl  nun  dem  Regierungsbezirk  Königsberg  (Nr.  1 — 12) 49 

1.  Schädel  von  Wiskianten.  Kr.  Fischhäuten  (Nr.  1 und  2). 

2-  * „ Skatnick,  Kr.  Rastenburg  (Nr.  3) 60 

3.  „ «,  Löbertahof,  Kr.  Labiau  (Nr.  4—8). 

4.  „ « Kcimkalleu,  Kr.  Heiligenbeil  (Nr.  9 und  10). 

5.  , „ Legden,  Kr.  Pr.  Eylau  (Nr.  11) 61 

6.  „ „ Lobilten,  Kr.  Fisckhausen  (Nr.  12). 


Dritter  TheiL 

Sammlung  der  königl.  physikalisch-ökonomisohen  Gesellschaft  zu  Königsberg  i.  Pr. 
nebst  einigen  hierher  gehörigen  altpreussisohen,  litthauischen  und  lettischen 
Gräberschädeln  aus  der  Sammlung  der  königl.  anatomischen  Anstalt. 


Grabe  rach  ädel  aus  den  Provinzen  Ost-  und  West-Prenssen. 

Erste  Abtheilung.  Grmbersckädel  aus  der  Provinz  Ost-Preussen  (Nr.  1 — 83) 55 

k Littbauische  Schädel  aus  dem  Regierungsbezirk  Gumbinnen  (Nr.  1 — 16). 

1.  Schädel  von  Ncmmersdorf  (Nr.  1 — 12). 

2.  Schädel  aus  anderen  Gräbern  Litthauens  (Nr.  13 — 16) 56 

II.  Lettische  Schädel  von  der  Kurischen  Nehrung  (Regierungsbezirk  Königsberg)  (Nr.  17 — 65) 67 

1.  Schädel  von  Skielwit  (Nr.  17—21). 

2.  „ » K unzen  (Nr.  22 — 36). 

3.  „ „ Stangcnwalde  (Nr.  37—43) 59 

4.  „ . Lattenwalde  (Nr.  44 — 65). 

III.  Schädel  aus  verschiedenen  altprcussischen  Gräberstätten  des  Regierungsbezirks  Königsberg 

(Nr.  66—88) 61 

1.  Schädel  von  Suppliethen  im  Samlaml  (Nr.  66  und  67). 

2.  „ „ alten  Gräbern  im  Samland  (Nr.  68 — 70). 

3.  „ * Rosenau  bei  Königsberg  (Nr.  71 — 76)  . 62 

4.  „ „ Fürsten walde  bei  Königsberg  (Nr.  77 — 79). 

5.  „ „ Wogau  bei  Pr.  Eylau  (Nr.  80). 

6.  ^ „ Gilgenburg  (Nr.  61)  ....  * 63 

7.  * „ dem  Heiligcngeistspital  zu‘  Königsberg  (Nr.  82  und  83). 

Zweite  Abtheilung.  Gräherschädel  aus  der  Provinz  West-Prenssen  (Nr.  84 — 93) 64 


I.  Regierungsbezirk  Danzig  (Nr.  84 — 88). 

1.  Schädel  von  dem  Neustädter  Feld  bei  Elbing  (Nr.  84). 

2.  „ „ BohUcbau  bei  Neustadt  (Nr.  85). 

3.  „ „ Neukrug  bei  Behrcnd  (Nr.  86  —88). 

II.  Regierungsbezirk  Marienwerder  (Nr.  89 — 93)  65 

1.  Schädel  von  Warmhof  bei  Mcwe  (Nr.  89). 

2.  , , Gross-Schwaige  am  Gescrichsce  (Nr.  90). 

8.  p p Deut  «eh -Eylau  (Nr.  91). 

4.  n „ Briesen  (Nr.  92). 

6.  p p Konopat,  Kr.  Schweiz  (Nr.  93). 


Dritte  Abtheilung.  Altpreussische  Gräber  schädcl,  deren  Fundort  unbekannt  ist  (Nr.  94  und  95)  . . . 66 

Zusätze 67 

Druckfehler  verzeichn  Iss cs 


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Inhaltsverzeichnis*. 


V 


Bericht  über  die  anthropologisch-prähistorische  Abtheilung  des  Provinzial-Museums 
der  physikalisoh-ökonomisohen  Gesellschaft,  erstattet  von  Otto  Tischler 

im  Mai  1879. 

Mit 

I.  Steinzeit  . . . 69 

A.  Gesammtfunde 69 

B.  Einzelfundo , 70 

II.  Bronzegeräthe  70 

III.  Periode  der  Hügelgräber 70 

A.  Ostpreussische  Ilügelgräber 70 

B.  WcstpreussiBche  Uügcl-(Stei.nki8ten*)gräber . 70 

IV.  Periode  der  Gräberfelder 70 

A.  Ostpreußen  71 

B.  Westprensscn 72 

V.  Die  jüngere  heidnische  Zeit 72 

VI.  Heidnischer  Bernsteinschmuck 74 

VII.  Schädel  und  Skelete 74 

A.  Aus  heidnischer  Zeit 74 

B.  Aus  christlicher  Zeit 74 


Auszug  aus  dem  Katalog  der  Sammlung  der  Alterthumsgesellsohoft  Prussia, 
verfasst  von  Dr.  Bujaok  Im  Juli  1879. 

I.  Einzelfunde  von  Stein*  und  Knochen-Artefactcn  aus  verschiedenen  Zeitaltern  (mit  Beifügung  einzel- 

ner Stücke  von  Gesammtfunden) 75 

II.  Gesammtfund  aus  der  Steinzeit . 77 

Aelterc  Bronzen. 

A.  Gesammtfunde. 

1.  Bestattung  mit  Beigaben  des  Bronzealters  77 

2.  Verbrennung  mit  Urnenbeisetzung  und  Bronzebeigaben  78 

3.  Schatzfunde. 

a.  Ostpreuasen  78 

b.  Weatpreusseii 78 

B.  Einzelfubde  von  älteren  Bronzen. 

1.  Hohlcelte  au»  Oat-Preunsen 78 

2.  Schuftcelte  aus  Alt-Preussen 78 

3.  Sehafteeltc  aus  der  Mark  Brandenburg  nnd  au»  Böhmen 70 

4.  Bronzene  Schwerter 79 

5.  Bronzener  dnrchlochter  Hammer 70 

G.  Bronzener  Streitkolben 79 

7.  Schmuckgegenstände  aus  Alt-Preu»»en 70 

8.  Bronzene  Barren 79 

IIL  Gesammtfunde  aus  Pfahlbauten  79 

IV.  Leichenbrand  80 

V.  Gesammtfunde  aus  dem  älteren  Eisenalter 80 

Bestattungen  8-1 

VI.  Gesammtfunde  und  interessante  Einzelfunde  aus  dem  jüngeren  Eisenalter. 

Leichenbrand  (nach  der  Mehrzahl  der  Funde) 85 

Bestattungen  aus  dem  jüngeren  und  jüngsten  Eisenalter 87 

VII.  Funde  auf  Burgwällen  (WaUberges)  au»  dem  älteren,  jüngeren  Eisenalter  und  dem  Beginn  der 

Herrschaft  des  deutschen  Ordens  in  Prcussen * 83 

Schlussbemcrkung 89 


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EINLEITUNG. 


1.  Uebersicht. 

Der  nachfolgende  Katalog  führt  471  menschliche  Schädel  und  4 Schädel  anthropoider  Affen, 
7 menschliche  Skelete,  1 Skelet  eines  erwachsenen  Orang  und  1 Skelet  eines  jungen  Schimpanse  auf. 

Die  Menschenschädel  vertheilen  sich  folgendennassen  auf  drei  Sammlungen: 

I.  Die  Sammlung  des  anatomischen  Instituts  der  Universität  enthält: 


1.  Aussereuropäische  Schädel 14 

2.  Ausserdeutsche  europäische  Schädel 10 

3.  Ausserpreussische  deutsche  Schädel 5 

4.  Prcnssische  Schädel  der  Gegenwart 308 

5.  Pathologische  Schädel 27 

6.  Alte  Gräberschädel 11 

Summa  . . 375 


IL  Die  Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  „Prussia“  besitzt: 

Alte  Schädel  von  verschiedenen  F undstätten  im  Regierungsbezirk  Königsberg  12 

I1L  Die  Sammlung  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft  besitzt: 


1.  Litthauische  Schädel 12 

2.  Lettische  Schädel 46 


3.  Alte  Schädel  von  verschiedenen  Fundstätten  Ost-  und  West-Preussens  26 

Summa  . . 84 


2.  Messverfahren. 

An  den  Skeleten  wurden  die  ganzen  Längen  in  der  verticalen  Linie  vom  Scheitel  bis  zur  Sohle, 
die  Wirbelsäulen  vom  oberen  Rand  des  atlas  bis  zur  Spitze  des  os  coccygis  an  der  Veutralseite  mit  angeleg- 
tem Baudmaass,  die  Gliedmassen  in  ihrer  grössten  Ausdehnung  mit  straffem,  dor  Längcn-Axo  der  Knochen 
parallelem  Bande,  die  Hände  in  der  Axe  des  Mittelfingers,  die  Fiisse  der  Menschen  in  der  Axo  der  ersten 
und  der  zweiten,  die  der  Affen  in  der  Axe  der  zweiten  Zehe  an  der  Plantarfiäche  ebenfalls  mit  straffem 
Bande  gemessen. 

Die  *i>ttiro|iok<gi#cben  Sammlungen  Deutschlands.  (Königsberg  1.  Pr.)  } 


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2 Einleitung. 

Für  den  Schädel  kamen  folgende  Maasse  zur  Anwendung: 

1.  L.  = Grösste  Länge,  von  der  Mitte  des  jtrocessus  nasalis  ossis  frontis  zwischen  den  medianen  Enden  der 

arcus  superciliares  bis  zum  Punkt  der  grössten  Wölbung  an  der  squama  superior  ossis  occipüis. 

2.  B.  = Grösste  Breite  der  Schädelkapsel  (die  Mastoidalbrcite  ausgeschlossen). 

3.  H.  = Höhe  vom  vorderen  Baude  des  foramrn  occipilalc  magnum  aus  in  der  Verticalen  auf  die  v.  Ihering’- 

sche  Horizontale  bezogen. 

4.  Lb.  = Längsbogeu  in  der  Medianebene: 

a.  von  der  Nasenwurzel  (sufura  naso/rontalis)  bis  zum  Vorderende  der  sutura  sagittalis. 

b.  Lunge  der  st dura  sagittalis. 

c.  vom  hinteren  Ende  der  sutura  sagittalis  bis  zum  hinteren  Bande  des  foramen  occipiiale 
magnum. 

5.  G.  = Gesichtshöhe  von  der  sutura  naso/rontalis  bis  zum  unteren  Bande  des  Kinns. 

6.  C.  = Cubikinhalt,  mit  ungeschroteuer  Hirse  gemessen. 

T.  Den  Prognathismus  geben  die  Tabellen  nach  den  Methoden  von  Virchow  und  Camper  an,  d.  h.  nach 
der  ersten  bilden  das  Centrum  des  porus  acusticus  externus,  die  Wurzel  der  spina  nasalis  inferior 
und  die  sutura  naso/rontalis , nach  der  zweiten  das  Centrum  des  porus  acusticus  externus , der  Band 
des  Oberkiefer-Alveolarfortsatzes  nnd  die  sutura  naso/rontalis  den  Gesichtswinkel. 


3.  Erläuterungen  zu  der  Rubrik  „Bemerkungen“. 

1.  ln  den  „Bemerkungen“  findet  sich  vielfach  die  Notiz:  „Hart  über  der  Nase  eine  doppelte  Spur 
der  sutura  frontal is “.  Es  bezeichnet  dies  ein  an  den  preussischen  Schädeln  sehr  häufiges  Vorkommen,  wonach 
der  übriggebliebene  Best  der  sutura  frontalis  aus  zwei  ca  5 bis  8 mm  von  einander  entfernten,  nach  oben  hin 
divergirenden  oder  vertical  aufsteigenden,  in  zwei  Fällen  nur  convergirenden  Nähten  besteht.  Wenn  dieselben 
an  ihren  oberen  Enden  durch  eine  horizontale  Naht  verbunden  sind,  ergiebt  sich  das  an  zwei  Schädeln  vor- 
handene os  supranasalc. 

2.  Die  „Knickung  der  sutura  coronalis eine  gleichfalls  an  unseren  Schädeln  sehr  häufige  Erschei- 
nung, besteht  darin,  dass  diese  Naht,  anstatt  die  linea  semicircularis,  wie  gewöhnlich,  in  dircctcm  Verlauf  zu 
durchsetzen,  nach  vorn  und  unten  umbiegend  in  diese  Linie  einschwenkt,  um  nach  einer  gewissen  Strecke 
sich  wiederum  scharf  nach  unten  umknickend  dieselbe  zu  verlassen,  wodurch  der  angtilus  spheno-tcmporalis 
ossis  parietalis  eine  quadratische  Gestalt  erhält.  Die  Strecke,  in  welcher  die  Naht  mit  der  linea  semicircu- 
laris zusammenfällt,  zeichnet  sich  meist  durch  eine  starke  Vertiefung  und  Bauhheit  aus,  während  der  folgende 
nach  unten  verlaufende  Theil  der  sutura  coronalis  vollständig  zackenlos  ist 

3.  Die  „Zusammensetzung  der  linea  temporalis  inferior  aus  drei  Hach  convexen  Abschnitten“  ist 
dahin  zu  verstehen,  dass  sie  von  vorn  nach  hinten  in  drei  von  einander  deutlich  abgosetzten  bogenförmigen 
Abschnitten  verläuft 

4.  Die  „doppelte  linea  nuchae  tuprema “ weist  auf  ein  bisweilen  vorkommendes  viertes,  den  ande- 
ren paralleles  Bogenpaar  im  Bereich  der  Oberschuppe  hin. 

5.  Das  laterale  Ende  der  „sti/iira  occipitalis  transversa “ (Vergl.  Virchow,  lieber  einige  Merkmale 
niederer  Menschenrassen  am  Schädel,  Berlin  1875,  pag.71),  die  hart  über  der  linea  nuchae,  superior  verläuft  und, 
vollständigerhalten,  das  oslncae  abtrennt  (a.  a.  0.  png.  80),  fallt  meist  in  die  Kreuzung  der  sutura  lanibdoidea  mit 
der  »trfara  parido-mastoidea , seltener  ein  wenig  über  und  nur  in  sehr  wenigen  Füllen  unter  dieselbe. 

Dio  Bezeichnungen  „os  Incae  tripartitum “ und  „laterale  Schaltstücke  der  Oberschuppe“  wurden 
nach  der  Virchow’schcn  Beschreibung  (a.  a.  0.  pag.  79  und  Tafel  V,  8)  angewendet  ebenso  die  Ausdrücke 


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Einleitung.  3 

„os  triqudrum“  (a.  a.  0.  pag.  77  und  Tafel  V,  1,  2,  6),  „interparietales  Schaltstück“  (a.  a.  0.  pag.  75  und 
Tafel  V,  5)  und  „hinterer  Fontaneliknochen“  (a.  a.  0.  pag.  76  und  Tafel  V,  4). 

6.  Bei  der  Messung  der  Nasenlänge  wurde  diese  durch  den  Abstand  der  sulura  nasofrontalis  von 
der  Basis  der  spinn  nasalis  inferior  bestimmt»  Als  dazugehörige  Breite  galt  die  grösste  Breite  der  aperlura 
pyriformis. 

7.  lieber  den  Zapfenzahn,  dens  emboliformis,  der  bei  einem  Löhertshofer  Schädel  (cf.  Thl.  II, 
Nr.  11)  aus  der  Sammlung  der  „Prussia“  erwähnt  ist,  vergl.  G ruber  (Abhandlungen  aus  der  menschlichen 
und  vergleichenden  Anatomie,  Petersburg  1852,  pag.  94);  doch  iSt  der  sobeuannte  Zahn  in  diesem  Falle  nicht 
überzählig,  sondern  an  Stelle  des  zweiten  Schneidezahns  getreten. 

8.  Eigenthümliche  Charaktere  zeigt  der  Gaumen  der  hiesigen  Schädel. 

Es  wird  in  den  Bemerkungen  vielfach  ein  Gaumenwulst  erwähnt.  Die  untere  Fläche  des  Gaumens 
zeigt  dann  eine  mediane,  nach  unten  convexe  Verdickung;  dieselbe  beginnt  vonie  als  breite  aber  flachere 
Platte,  erhebt  und  verschmälert  sich  nach  hinten  leistenförmig  und  nimmt  am  hintersten  Ende  gegen  die 
spina  nasalis  posterior  wieder  an  Höhe  ab.  In  ausgeprägten  Fällen  kann  dieser  Wulst,  den  wir  als  torus 
palatinus  zu  benennen  Vorschlägen,  die  Dicke  von  8 bis  10  mm  erreichen. 

Ausserdem  findet  sich  häufig  eine  Bildung,  die  wir  als  „Marginalcrista  des  Gaumens“  bezeichnet 
haben.  Es  ist  ja  überhaupt  an  der  unteren  Fläche  der  pars  horieontnlis  ossis  palatini  ein  kleiner  Wall  vor- 
handen, der  das  foramen  pteryyo-palatinum  von  den  foramina  palatina  postrriora  trennt  Dieser  Wall  nun 
entwickelt  sieb  an  den  hiesigen  Schädeln  zu  einer  scharfen  Leiste,  die  längs  des  hinteren  Gaumenrandes  ge- 
bogen gegen  die  Mittellinie  läuft.  Die  hintere  Fläche  dieser  Leiste  ist  schräge  nach  vorn  und  unten  geneigt. 
Sie  kann  eine  Höhe  von  6 mm  erreichen. 

9.  Die  „Gaumennaht  des  os  incisivum “ beginnt  am  hinteren  Theil  des  foramen  incisivum , läuft 
zuerst  nach  hinten  und  lateralwiirts  und  biegt  dann  nach  vorne  um,  erreicht  aber  nur  bisweilen  den  Alveolar- 
rand. Ist  das  letztere  der  Fall,  so  liegt  ihr  Ende  meist  hinter  dem  Eckzahn.  Bisweilen  bleibt  eine  „doppelte 
Gaumennaht  des  os  incisivum “ jederseits  als  Ueberrest  des  bei  dem  Kimlerschädel,  Thl.  I,  Nr.  384,  beschrie- 
benen Verhältnisses  bestehen. 

10.  Namentlich  bei  den  Schädeln  der  Letten  wird  in  den  Bemerkungen  ein  hoher  Alveolarfortsatz 
des  Oberkiefers  erwähnt;  die  Höhe  betrifft  besonders  den  hinteren  Theil  desselben.  Es  combinirt  sich  damit 
eine  geringe  Höhe  der  Choanen  nnd  nähert  sich  also  hier  die  Gaumenplatte  mit  ihrem  lüntcren  Theil  der 
Schädelbasis  mehr,  als  es  bei  den  preussischen  Schädeln  der  Fall  ist.  Hierzu  kommt  noch  als  charakteristi- 
sches Merkmal  der  Letten  eine  schwache  Entwickelung  der  processus  pteryyoidei  hinzu. 


4.  Durchschnittliche  Maasse  der  Schädel. 

Indem  wir  hinsichtlich  der  Skelete,  der  einzelnen  oder  der  nur  in  geringer  Anzahl  vertretenen 
Schädel  anderer  Gruppen  auf  den  Katalog  verweisen,  beschränken  wir  uns  hier  darauf,  über  die  in  grösserer 
Anzahl  vorhandenen  preussischen  Schädel  der  Gegenwart,  ferner  über  die  litthauischen  und,  lettischen  Schädel 
das  Folgende  zu  bemerken: 

1.  Preussische  Sohädel  (mit  Ausschluss  der  pathologischen) . . . 308. 


darunter:  Männer 206, 

Weiber 63, 


Geschlcchtshestimmung  unsicher  ....  14, 

Jugendliche  Individuen  unter  18  Jahren  . 25. 

1* 


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4 Einleitung. 

Die  Herkunft  dieser  Schädel  ist  im  Speciellen  nicht  genau  festzustellen.  Der  Hauptzahl  nach  stammen  die- 
selben von  der  untersten  Schicht  der  Bevölkerung  Königsborgs,  zum  kleineren  Thoi)  aus  den  Strafanstalten 
Ostpreussens,  circa  20  aus  Danzig. 

Die  Durchschnittsmaasso  ergeben  sich  aus  folgenden  Tabellen : 

(Die  Liingenmnasse  Bind  in  Millimetern,  die  Raummnasse  in  Cubikcentimetern  angegeben.) 


* 

1.  Absolute  Maasse. 


Breite. 

HShc. 

Inhalt 

Mittel. 

Männer  

162 

204 

182,5 

134 

166 

144,6 

116 

151 

130,2 

1975 

1423,6 

Weiber . 

163 

191 

176,2 

130 

154 

138,9 

137 

122,4 

1525 

1261,8 

Sämmtlichc  Schädel  mit  Aus- 

Schluss  der  jugendlichen  . 

162 

180,9 

130 

166 

1 

143,4 

151 

128,2 

1975 

1385 

2.  I.iingon-Broiton-  und  I.ängon-Höhenindiccs. 


LB. 

LH. 

Mittel. 

Männer 

71,3 

89,6 

79,2 

62,9 

i 81,1 

71,4 

Weiber  . 

70,7 

89,0 

i 78,95 

61,2 

77,3 

69,8 

Sämmtliche  Schädel  mit  Ausschluss  der  jugendlichen  . 

70,7 

89,6 

79,3 

61,2 

81,1 

| 71,0 

2.  Litthauiaohe  Schädel 16. 

(12  der  physikalisch -ökonomischen  Gesellschaft,  4 der  anatomischen  Sammlung  gehörig), 

darunter:  Männer 10, 

Weiber 4, 

Geschlechtsbestimmung  unsicher  ....  1, 

Jugendliche  Individuen 1. 

Diese  Schädel  stammen  aus  eiuem  alten  Kirchhof  von  Nemmersdorf  (Regierungsbezirk  Gumbinnen).  Die 
llovölkerung  war  nach  Ausweis  des  Kirchenbuchs  zur  Zeit  der  Benutzung  des  jetzt  aufgegebenen  Kircli- 


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Einleitung.  5 

hofe  durchaus  untermischt  litthauischer  Herkunft  (Schriften  der  phyBik.  - Ökonom.  Gesellschaft,  Königsberg 
1872,  Band  XIH,  pag.  126). 


1.  Absolute  Msssse. 


Länge. 

Breite. 

Höhe. 

Inhalt. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Männer  ....... 

169 

196 

183,1 

134 

152 

142,6 

128 

141 

135,1 

1125 

1550 

1415,7 

Woiber 

167 

175 

171,0 

130 

137 

133,5 

126 

135 

130,5 

1115 

1200 

1157,5 

S&mmtliche  Schädel  mit  Ans- 

Schluss  des  jugendlichen  . 

167 

196 

179,3 

134 

152 

140,6 

127 

141 

133,4 

1125 

1550 

1327,3 

2.  Längon-Breiten-  und  Längen-Höhenindicos. 


LB. 

LU. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Männer 

68,9 

81,7 

77,9 

71,1 

77,5 

73,8 

Weiber  . 

74,3 

82,0 

78,15 

72,0 

80,8 

76,4 

Summtliche  Schädel  mit  Ausschluss  des  jugendlichen  . 

68,9 

83,4 

78,45 

71,1 

80,8 

74,45 

3.  Lettische  Schädel 50. 

(46  der  physik.  - Ökonom.  Gesellschaft,  4 der  anatomischen  Sammlung  gehörig), 

darunter:  Männer 32, 

Weiber 12, 

Geschlechtsbestimmung  unsicher 6. 


Diese  Schädel  stammen  mit  Ausnahme  eines  der  anatomischen  Sammlung  gehörigen  aus  alten  Kirchhöfen  und 
einem  Beinbause  auf  der  kurischen  Nehrung. 


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6 


Einleitung. 


1.  Absolute  Massse. 


Länge. 

Breite. 

Inhalt. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Minner 

174 

194 

183,8 

134 

153 

142,7 

126 

143 

133,0 

1130 

1635 

1428 

Weiber 

164 

182 

171,7 

132 

146 

136,7 

121 

134 

126,3 

1130 

1460 

1X3,75 

S&mmtliche  Schädel  . . . 

164 

194 

179,6 

128 

153 

140,1 

1 

121 

143 

130,9 

1130 

1635 

1365,7 

2.  Längen -Breiten-  und  Lftngen-Hüheuindicea. 


LB. 

LH. 

Min.  ] 

Max. 

Mittel. 

Min. 

Max. 

Mittel. 

Männer 

69,1 

87,9 

77,65 

68,5 

78,2 

72,4 

Weiber 

76,7  i 

83,4 

! 79,6 

69,7 

77,1 

73,6 

Sämmtliche  Schädel  . . 

69,1 

87,9 

78,05 

68,6 

81,7 

72,6 

Diese  sechs  Tabellen,  die  uns  wenigstens  im  Allgemeinen  über  die  mittlere  Schädelform  jeder  ein- 
zelnen der  drei  genannten  Gruppen  und  über  die  Grenzen,  innerhalb  deren  sie  variirt,  Rechenschaft  geben, 
mögen  zum  Schluss  noch  in  folgenden  Angaben  ihre  Ergänzung  linden.  Dieselben  beziehen  sich  auf  die  Ver- 
theilung  der  einzelnen,  d.  h.  der  dolichoeephalen,  mesocephalen  und  brachycephalen  Formen  innerhalb  der 
angegebenen  Schwankungsreihen  und  berücksichtigen  neben  den  neueren  prcnssischen,  lettischen  und  litthaui- 
schen  Schädeln  auch  die  in  den  Tabellen  aufgeführten  alten  Gräberschädel  der  Provinzen  Ost-  und  Wcstpreussen. 
Dabei  sind  nach  Virchow's  Definition  alle  Schädel,  deren  Längcn-Breitenindex  unter  75  liegt,  dolichocephal 
und  alle,  deren  Längon-Breitenindex  über  80  liegt,  brachycephal  genannt. 


1.  Unter  den  neueren  preussischon  Schädeln,  deren  Längen -Breitenindex  von  66,4 
bis  89,6  schwankt,  sind 


von 

198  Männern 

28 

dolichocephal,  92 

mesocephal, 

78 

brachycephal, 

von 

CO  Weibern 

4 

» 33 

7! 

23 

von 

7 Schädeln  unbestimmten  Geschlechts  . 

• 

* 2 

n 

5 

von 

265  Schädeln  ohne  Rücksicht  auf  das  Ge- 
schlecht   . 

32 

. 127 

106 

n 

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Einleitung. 


7 


Demnach  haben  wir 

unter  100  Männern 14,1  dolichocephale,  46,5  mesocephale,  39,4  brachyceptale. 


unter  100  Weibern 

unter  100  Schädeln  ohne  Rücksicht  auf 

6,7 

55  „ 

38,3 

das  Geschlecht  

12,1 

47,9 

4« 

.2.  Unter  den  litthauischen  Schädeln,  deren  Längen -Breitenindex 
variirt,  sind 

von  68,9  bis  83,4 

von  9 Männern 

1 dolichocephal, 

7 mesocephal, 

1 brachycephal, 

von  2 Weibern 

1 

» 

1 

von  3 Schädeln  unbestimmten  Geschlechts  . . 

V 

1 

2 

von  14  Schädeln  ohne  Rücksicht  a.  d.  Geschlecht 
Es  finden  sich  hiernach 

2 

8 

4 

unter  100  Männern 

unter  100  Schädeln  ohne  Geschlechts- 

11,1  dolichocephale,  77,8  mesocephale,  11,1  brachyccphale, 

unterschied 

14,3 

57,1 

28,6 

3.  Unter  den  lettischen.  Schade 

sind 

ln,  deren  Längen-Breitenindex  von  69,1  bis  87,9  variirt, 

von  29  Männern 

7 dolichocephal, 

16  mesocephal, 

6 brachycephal, 

von  11  Weibern 

n 

6 » 

5 

von  6 Schädeln  unbestimmten  Geschlechts , . 

2 

3 

1 

von  46  Schädeln  insgesammt 

Es  sind  also 

9 

25 

12 

unter  100  Männern 

24,1  dolichocephal, 

55,2  mesocephal, 

20,7  brachycephal, 

unter  100  Weibern 

I» 

54,5 

45,5 

unter  100  Schädeln  insgesammt  . . . . 

19,6 

54,3 

26,1 

4.  Unter  den  altpreussischen 
bis  85,2  schwankt,  sind 

Gräberschädeln, 

deren  Längen-Breitenindex  von  63,1 

von  23  Männern.  . 

8 dolichocephal, 

9 mesocephal, 

6 brachycephal, 

von  11  W'eibern 

2 

6 

3 

von  3 Schädeln  unbestimmten  Geschlechts . . 

1 

2 

T) 

von  37  Schädeln  insgesammt 

Wir  haben  also 

11 

17 

9 

unter  100  Männern 

34,8  dolichocephale, 

39,1  mesocephale,  26,1  brachycephale, 

unter  100  W’eibern 

18,2 

54,6 

27,3 

unter  100  Schädeln  insgesammt  .... 

29,7 

45,9 

24,3 

Nach  diesem  Ergebnis»  nehmen  die  altpreussischen  Gräberschädcl  eine  besondere  Stellung  ein; 
während  bei  ihnen  fast  ein  Drittel  dolichocephal  ist,  linden  wir  bei  den  anderen  drei  Gruppen  diese  Form 
weniger  oft,  am  seltensten  bei  den  neueren  Freussenschädeln,  die  dagegen  sehr  viel  mehr  brachycophale  For- 
men als  die  übrigen  aufweisen.  Die  mesocephale  Form  ist  am  meisten  unter  den  litthauischen  und  dann  unter 
den  lettischen  Schädeln,  weniger  — aber  in  ziemlich  gleicher  Anzahl  — bei  den  alten  und  neuen  Prousscn- 
schädeln  vertreten. 


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8 Einleitung. 

Mit  der  eingehenderen  Bearbeitung  der  Schädel  dieser  drei  Gruppen  ist  der  eine  von  uns  (Hagen) 
beschäftigt  und  wird  die  Publication,  da  der  hier  zugemessene  Kaum  die  Mittheilung  der  Resultate  nicht  gestat- 
tet, an  einem  anderen  Orte  erfolgen.  Aus  dem  gleichen  Grunde  beschränken  wir  uns  hier  in  den  Tabellen 
und  zwar  besonders  bei  den  genannten  drei  Gruppen  nur  auf  das  Nothdürftigste. 

Die  vorliegende  Arbeit  war  bereits  im  Sommer  1877  abgeschlossen  und  hat  sich  der  Druck  aus 
Gründen,  dio  nicht  von  uns  abhingen,  verzögert.  Aus  dieser  Verzögerung  erklärt  es  sich,  wie  einig!  der  hier 
mitgetheilten  Resultate  von  dem  Herrn  Dr.  Lissauer  nach  Aufschlüssen,  die  derselbe  während  eines  eintägi- 
gen Aufenthalts  in  Königsberg  von  uns  erlangt,  schon  vorläufig  haben  veröffentlicht  werden  können.  Wir 
bedauern,  dass  Herr  Lissauer  die  Tabelle  über  die  mittleren  Maasse  der  Königsberger  Schädel1)  ohne  An- 
gabe der  Quelle  mittheilt  und  von  dem  Gaumenwulste  spricht,  ab  hätte  er  denselben  entdeckt  *). 

*)  Crania  Pruuica.  Zweite  Serie.  Zeittchr.  f.  Bthnolog.  1878.  pog.  125.  2)  Ibid.  pag.  192. 


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ERSTER  TII  EIL. 


SAMMLUNG 

DER 

KÖNIGLICHEN  ANATOMISCHEN  ANSTALT 


zu 

KÖNIGSBERG  L Pli 


Skelete  und  Schädel  anthropoider  Affen. 
Menschliche  Skelete  und  Schädel. 


lHit  HiiiitrMtn.l< >wi»ch?»  Sawmlungca  ItauHctiUnda  iK'>ni|M»rg  I-  1‘r -1 


2 


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Erste  Abtheilung. 


Skelete  und 


Schädel  anthropoider  Affen. 


Erster  Abschnitt:  Skelete. 


9 

3 

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9 

9 ! 
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9 

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M 

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Länge  der  Wirbolaäulc. 

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3 

5 

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Bruattheil. 

Lendentheil. 

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I 

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c 

1 * 

(*4 

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w* 

S 

•§ 

S 

i 

i 

799 

1230 

113 

210 

130 

115 

40 

610 

380 

380 

392 

285 

40 

95 

280 

240 

220 

310 

90 

95 

2 

798 

710 

50 

100 

1 1 

65 

62 

13 

290 

180 

160 

170 

165 

15 

50 

180 

140 

130 

145 

55 

45 

Bemerkungen:  Zu  t.  Erwachsener  Orang-Utan.  Zwischen  wirbelscheiben  an  drei  Steilen  au»  Leder  nachgebildet,  ün 
Übrigen  fehlend.  Die  Wirbelsäule  besteht  ans  7 Hals-,  12  Brust-,  4 Lenden- , & Kreuzbein-  und 
4 Steissbein wirbeln.  12  Bippenpaare. 

Zu  2.  Junger  Schimpanse.  Natürliche«  Skelet.  Die  Wirbelsäule  besteht  au»  7 Hai*-,  13  Brust-, 
4 Lenden-  und  7 Kreuz-Steissbein  wirbeln ; e»  fehlen  wahrscheinlich  2 Steissbein  Wirbel.  13  Hippenpaare. 


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12 


Schädel  anthropoider  Affen. 


Zweiter  Abschnitt : Schädel. 


^ £ 

tc 

a 

p 

B 

B. 

H. 

Lb. 

0. 

B 

Bemerkungen. 

*3  £ 

«e  *S 

tJ  N 
- 

W - 

o,  j 

D 

D 

total. 

i 

799 

124 

127 

99 

— 

— 

207 

163 

350 

Erwachsener  Orang-Utan,  zn  Skelet  Nr.  1 ge- 
hörig.  Schädeluiihtc  vollständig  verknöchert ; doch 
ist  die  pur*  ba»äari$  oifit  occipiti » vom  Keilbeiukörper 
noch  deutlich  »bgetrennt. 

2 

100 

95 

80 

67 

70 

54 

191 

77 

315 

Junger  (gelb  angestrichener)  Örang-Schädel. 
Nähte  offen.  Die  pars  f«uü.  oerip.  war  noch  isoürt. 
fehlt  aller.  Jederzeit*  berührt  die  Schläfenaebapp? 
das  Stirnbein  in  einer  Ausdehnung  von  7 mm.  recht» 
durch  einen  8 mm  langen  pme.  front.,  links  ohne  Bil- 
dung eines  Fortsatzes.  Kleine  SchHltknochen  au 
der  Stelle  der  Hinterhaupt»-  und  beider  Warzaufun- 
tanellen. 

8 

756 

108 

93 

85 

75 

70 

60 

205 

77  1 

345 

Junger  Orang-Utan.  Die  ursprünglichen  Tren- 
nungen der  llinte  rhauptanchuppe  vom  ocrip.  lat.,  de» 
ocrip.  lat,  vom  lnuilare.  und  die  tjptehomdnms  iphmo- 
ocrip.  offen.  Die  Schläfe  nachuppe  erreicht  auf  keiner 
Seite  da*  Htimheiu  (weder  proc.  front,  noch  Schalt- 
knochett).  In  der  rechten  Warzen l'uiitamdk  ein  kW- 
lies  Hchalüitück.  Diu  palatimt  berühren  »ich  in  det 
Longitudinalnaht  nicht,  ohne  dass  dabei  die  Gaumen- 
platten  der  Oberkiefer  sich  in  den  Spalt  hinein 
schieben. 

4 

* 

798 

116 

97 

83 

72 

73 

56 

201 

86 

400 

Junger  Schimpanse,  zn  Skelet  Nr.  2 gehörig- 
Syncftondrofit  »p/irno  - ocrip.  offen.  Die  ursprüngbc!*" 
Trennung  der  ti/uama  ocrip.  vom  ocrip.  tat,  zu  erkeo- 
nen.  Die  Zwischenkiefeniähte  aussen  verwachse«, 
am  Gaumen  sichtbar.  Jederzeit*  zwischen  Stirnbein 
und  Scldiifcn»chuppe  ein  langer  temporaler  Schalt- 
kuoehen;  der  rechte  hat  eine  «igitt  ab»  Länge  von 
1 9 rum  bei  9 tum  Höhe,  der  linke  eine  sngiuale  Länge 
von  Ja  mm  und  9 miu  Hohe.  Ein  kleinerer  luiitereT 
Fontanellk  noeben. 

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Zweite  Abtheilung. 


Menschliche  Skelete  und  Schädel. 


Erster  Abschnitt:  Skelete. 


I.  Ansserenropäische  Skelete. 


(Die  hinter  der  Bezeichnung  des  Skelets:  »Baschkire*,  „Neger“  etc.  etngpklaminerten  Zahlen  beziehen  sich  auf  die 
laufenden  Nummern  der  zugehürigeu  Schädel.) 


u 

0> 

Länge  der  Wirbelsäule. 

Fusa 

Katalog* 

Bezeich- 

nung. 

a 

© 

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Kreuzbein. 

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-2  N 

1 

A.  I.  a.  12. 

1795 

120 

285 

185 

[ 

140 

— 

730 

370 

270 

293 

205 

525 

425 

415 

255 

260 

2 

A.I.a.  16. 

1690 

100 

245 

160 

120 

10 

635 

320 

255 

270 

183 

470 

400 

1 

395 

230 

225 

ad  1.  Baschkire  (10).  Ot  coccyyi * fehlt,  Halswirbel  gefälscht.  Z wischen wirbelscheiben  theilweise  aus  Leder  nach- 
gebildet,  sonst  fehlend. 

ad  2.  Neger  (5).  Becken  klein.  Natürliche  Zwischenwirbelacheiben. 


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14 


Skelete  aus  der  Provinz  Preussen. 


II.  Europäische  Skelete. 

Skelete  aus  der  Provinz  Preussen. 


Laufende  Nummer. 

Katalog- 

Bezeich- 

nung. 

Ganze  Länge. 

Ung 

b der  Wirbelsäule. 

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5 

3 

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2 

1 

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35 

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31 

2 

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4 • 

5 i 

3 

A.I.a.  2«. 

1540 

100 

255 

155 

120 

10 

640 

300 

220 

235 

160 

435 

365 

300 

215 

205 

4 

A.  La.  29. 

1475 

105 

255 

156 

122 

13 

650 

305 

215 

240 

175 

415 

330 

325 

225 

215 

& 

A.I.a.  17. 

1550 

105 

285 

170 

100 

660 

310 

230 

245 

180 

440 

355 

345 

240 

225 

6 

A.I.a.  27. 

1615 

110 

270 

170 

110 

20 

680 

335 

255 

275 

180 

445 

355 

355 

215 

205 

7 

1460 

115 

260 

160 

130 

15 

680 

325 

240 

260 

195 

460 

370 

375 

238 

240 

Knabe  (815).  Zwischenwirbel  scheiben  au»  Leder  uaehgebildet- 

Knabe  von  18  Jahren  (313).  Vom  os  coccygis  nur  der  oberst«  Wirbel  vorhanden.  Natürliche 
Zwischenwirbelacheiben.  13  Rippuupaare,  davon  da»  unterste  am  ersten  Lendenwirbel.  . 

Weih  (312).  Ö*  coccyt/i*  fehlt.  Zwiacheuwirbelscheiben  au  zwei  Stellen  aus  Leder  nach  ge  bildet, 
sonst  feldend. 

Mann  (235).  Vom  os  cocrygit  nur  der  oberste  Wirbel  vorhanden.  Zwischenwirbelscheiben  aus  l^eikr 
nachgebildet. 

Eigenkä thner  Johann  Bickert,  38  Jahre  alt,  wogen  Morde»  in  Danzig  am  8.  (Jetober l«tö# 
enthauptet.  Der  Schädel  fehlt,  ebenso  das  os  eoccygü  init  Ausnahme  Meines  obersten  Wirbels.  Di« 
ganze  Länge  i»t  vom  oberen  Hand  de»  atlas  bis  zur  Pusssohle  gemessen.  Zwisobeuwirbelscheiben  au» 
Leder  nachgebildet.  Die  Körper  des  8.  und  9.  Brustwirbel»  vollständig  verschmolzen.  Zeigefinger 
und  Mittelfinger  gleich  lang. 


Bemerkungen:  ad  3. 

ml  4. 

ad  5. 

ad  ß. 
ad  7. 


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Aussereuropäische  Kassenschädel. 


15 


Zweiter  Abschnitt:  Schädel. 

L Ansserenropüisehe  RnssenschftdeL 


© tl 

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tc 

Q 

»1 

L. 

B- 

H. 

I.b. 

C. 

Bemerkungen. 

3 g 

2i 

'S  '2 
'S  ® 

i 

a. 

b. 

c.  | 

total. 

i 

— 

181 

141 

130 

117 

137 

118 

372 

112 

1345 

Balinese  von  Java.  Stirn  zu  rfick  tretend ; Scheitel 
dachförmig.  Ala*  tempvr,  eingeboren  ; StiriiMliliifen- 
abstand  r.  7.5,  1.  io  mm.  Starke  »pinn  uun/ü.  Massi- 
ger Prognathismu».  Progenie.  Zahne  ungefärbt. 

2 

177 

130 

183 

116 

118 

125 

359 

1125 

Chayma-Indianer  au»  einem  alten  Grabe  von 
Loa  Guayos  am  Tacarigua-See,  Venezuela.  Schwer. 
Scheitel  dachförmig.  O borschuppe  des  ot  uccip.  ivla- 
tiv  hoch.  StimschUtfenahstatid  r.  7,5,  1.  6 mm.  Cri- 
Ptenartige  linear  temporales.  Niedrige  ChoantD.  Massi- 
ger Prognathismu».  Xasalia  fast  rectangulür. 

3 

180 

136 

133 

134 

130 

106 

370 

1265 

Gua yquerie- Indianer  von  Aeuniare . Venezuela, 
aus  einem  alten  Begrnbniflsplatz  zwischen  Puerto 
Cabello  und  la  Gunira.  Medianlinie  des  Stirnbein» 
erhaben.  Der  Scheitel  senkt  sich  von  der  tut.  coron. 
an  nach  hinten  abwärts.  Lima*  tempor.  fallen  auf 
einer  Strecke  vtm  45  bi*  50  mm  mit  der  tut.  lamld. 
zusammen.  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefer«  durch- 
schnittlich 20  mm  hoch.  Niedrige  Chnaneu.  Mäßi- 
ger Prognathismus. 

4 

180 

140 

132 

130 

137 

103 

370 

119 

1345 

(Afrikaner,  Mobr?)  Ans  Java  von  Dr.  Davay. 
Links  ein  temporales  Sclialutück.  Nase  platt.  Star 
ker  Prognathismus;  Gesichtswinkel  nach  Virchow 
71°,  nach  Camper  60*.  Zahne  ungefärbt. 

5 

A.I.a. 

16 

181 

133 

121 

117 

127 

108 

352 

115 

1225 

Neger,  zu  Skelet  2 gehörig.  Oberschuppe  des  oi 
occipiti*  älter  das  Niveau  der  Scheitelbeine  proinini- 
reud.  Stenokrotapbie;  links  proc.  front.  tquamae  (empor.. 
das  Stirnbein  in  einer  »mm  langen  Naht  berührend : 
recht«  StinischliifenalistAiid  7 mm  und  ein  temporal« 
Schabst  lick.  Nase  platt;  nasalia  rectangulär.  M.tr- 
giualcrista  dea  Gaumens.  Pmgnath  Ismus  : Gesichts- 
winkel nach  Virchow  74°.  nach  Camper  66°. 
Länge  des  ramm  mandibular  53  mm. 

6 

A.I.C. 

18 

187 

l&l 

143 

130 

123 

132 

385 

139 

1610 

Neger.  .4/««  tempor.  stark  ein  gebogen.  Os  trieputrom 

{Basis  4»  mm,  Höhe  30  mm).  Lin.  tempor.  erreichen 
die  tut.  lambd.  hart  Aber  der  part  matt.  Starke  tircus 
npercil.  Hohe  Marginalcrista  des  Gaumens.  Starke 
pterygoiden.  Progenie.  Stirn  zurücktretend. 

7 | 

A.I.c. 

19 

187 

135 

132 

130 

125 

120 

376 

1380 

Neger.  Btimschläfenabatand  links  7,  recht«  9mm. 
Kuickung  der  tut.  coron.  Lin.  tempor.  erreichen  die 
tut.  lambd.  hart  über  der  pars  matt.  Starke  urcu« 
tupercil.  Nase  platt.  l*roe.  tyjom.  max.  mp.  am  late- 
ralen Ende  nach  unten  gebogen.  Starker  Kiefer- 
prognathismus. 

8 

A.I.c. 

14 

171 

146 

125 

117 

120 

105 

342 

113 

1320 

Baschkire.  Dorpat  1813.  Stirnschlilfenalwtand  hei- 
deraeit»  9,5  nun.  Die  /in.  trmp.  nähern  sich  der  tut. 
»tvpit.  bis  auf  30  mm  Entfernung  und  fallen  auf  einer 
Strecke  von  60  mm  mit  der  tut.  lamhd.  zusammen. 
Marginalcrista  des  Gaumens. 

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16 


Europäische  Rassenschädel. 


60 

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A.I.c. 

15 

190 

144  | 

138 

130 

133  i 

127 

390 

118 

1560 

Baschkire.  8 tenokrotaphie ; Stirnschläfenahstand 
7 mm.  Link«  ein  kleine«  teni[Kirale*  öehaltstück. 
Am  vorderen  Band  de«  for.  oecip.  magiu  ein  kleiner, 
nach  unten  gerichteter,  sapfenförmiger  Fortsatz. 
Starke  »reu*  superdl.  Marginale  riat»  de*  Gaumens. 

10 

A.I.a. 

12 

180 

152 

129 

130 

111 

122 

363 

122 

1480 

Sehr  grosser  Baschkire  (Skelet  Nr.  1).  Schmale 
alae  tempvr.  und  beiderseits  ein  da«  Stirnbein  nicht 
erreichender  proc.  front,  etpatmae  tempor.  Die  Untat 
tempor.  nähern  sich  der  swf.  uigitt.  bis  auf  40  mm 
Entfernung  und  fallen  mit  der  tut.  lawtbd-  auf  einer 
Strecke  von  40mm  zusammen.  Schmale  nasalia. 
Marginale  ri*ta  de*  Gaumen*.  Höhe  des  ramm  mm- 
dibvlae  8ö  mm.  Massiger  Progimthismua. 

11 

A.I.c. 

12 

166 

143 

127 

125 

119 

100 

344 

111 

1285 

Wotjftke.  Dorpat  1813.  Scheitel  dachförmig.  .Sys- 
chondrofiis  tphtno-occip.  offen.  Linear  tempor.  fallen  mit 
der  nt.  tamhri.  auf  einer  Strecke  von  40  mm  zusam- 
men. Margiimlcrista  dm  Gaumen*.  Die  dritten 
Molarzkhne  noch  in  beiden  Kiefern  verborgen. 

12 

TKb. 

48 

158 

137 

125 

115 

97 

112 

324 

1175 

Samojede  aus  einem  alten  Grabe.  Scheitel  dach* 
förmig.  Breite  alar  tempor.  Linear  trmpor.  fallen  mit 
der  tut.  lamltri.  auf  einer  Strecke  von  35  mm  zusam- 
men. Jederzeit*  ein  temporales  Schaltstiick.  An  der 
pur»  bat U.  occip.  vor  dem  tob.  pharyruj.  eine  geräumige 
Grube.  Schmale,  platte  Nase.  Leichter  medianer 
Gaumenwulst.  Massiger  Prugnathismus. 

13 

167 

153 

112 

122 

108 

111 

341 

120 

1260 

Kalmücke  aus  Sarepta.  Knickung  der  tut.  coron. 
Linear  tempor.  falten  auf  einer  Strecke  von  35mm 
mit  der  tat.  Lmbd.  zusammen.  Nase  platt.  Breite 
laminar  ptrryj.  rxi.  Proc.  zyjom.  max.  tup.  lateral- 

witrta  nach  unten  gebogen.  Progenie. 

14 

175 

140 

132 

125 

131 

103 

359 

120 

1350 

Mumienschftdel  (Aegypten).  iMminnt  pteryy.  eit. 
und  int.  gleich  breit.  AU te  tempor.  eingelK>gen ; Stirn 
schhifenabstand  liuk*  5,5,  rechts  7 mm  An  der  pan 
batii.  occip.  vor  dem  tvb.  pkaryng.  eine  Grube.  Alveo- 
larfortsatz du  Oberkiefer*  hinten  lti  mm  hoch- 
Kleinste  Stirnbreite  92  mm. 

II.  Europäische  RassenschädeL 

1.  Ausserdeutschc  Schadet 


l r» 


lti 


A.I.c. 

179 

137 

130 

121 

125 

110 

356 

123 

1305 

A.I.c. 
1 9 

1 

177 

144 

131 

125 

188 

102 

365 

— 

1380 

Russe.  Sorma  rerlicafit  ellipeoidisch.  Linea e tempor. 
nähern  sich  der  nt.  mjitt.  bis  auf  40  mm  Entfernung; 
und  fallen  auf  einer  Strecke  von  45 mm  mit  der  sw/. 
Ui  mW.  znsHinmrn.  Starke  areut  supcrcH.  Link«  die 
hintere  obere  Eck«*  de*  proc.  front,  woj.  $vp.  ab  ge- 
gliedert. 

Russe.  Jderseitt  2 temporale  Schaltstücke.  Starke 
aiYKi  nperext.  Nase  platt,  sattelförmig.  Gaumen  nach 
unten  schwach  convex. 


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Ausserdeutsche  onropäistche  Schädel. 


17 


1 2 

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Bemerkungen. 

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total. 

17 

178 

157 

133 

121 

119 

130 

370 

113 

1530 

Aua  einem  Bteppengrabe  (Kurgan)  Süd- 
Russland*  bei  Sarepta,  nach  K.  E.  v.  Baer 
türkischer  Raute.  Recht*  die  ursprüngliche 
Trennung  der  Hiuterhauptsscbupp«  vom  occip.  laterah 
auf  einer  Strecke  von  10mm  offen.  Jederzeit*  ein 
temporales  Hr hältst  ück.  Marginalcrista  des  Gaumens* 

18 

182 

143 

140 

128 

133 

120 

381 

124 

1530 

Käthe.  Dorpat  1812.  Scheitel  dachförmig.  Facto 
t empor,  ossis  frontit  tnberartig  gewölbt.  Ala*  trmpor. 
stark  eingebogvil.  Knickung  der  swf.  coron.  Stirn- 
fontanellknochen.  Marginalcrista  de*  Gaumens.  Al- 
veolarfortsatz  des  Oberkiefers  hoch.  Starke  hamu'i 

pt'W 

19 

ULE 

181 

144 

130 

117 

135 

115 

367 

1445 

Lette  (alter  Mann).  Linear  irmpor.  erreichen  die  tut. 
famhd.  hart  über  der  pur»  matt.  Zarte  hamuli  ptr.ryy, 
Joch  bogen  sehr  dünn,  medial  wärt*  esngebogen.  Joch- 
beine schwach.  Starke  amt*  supered.  (Jeher  der 
(jlaUJUi  eine  flache  rundliche  Depression  der  Äusseren 
Knochen  tafel. 

20 

A.I.C. 

13 

187 

135 

135 

125 

129 

116 

370 

123 

1375 

Kroate.  Dorpat  1812.  Scheitel  dachförmig.  Ot  occip. 
über  das  Niveau  der  Scheitelbeine  promini rend.  Li- 
ma* utnpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  30  mm  mit 
der  tut.  lumfjd.  zusammen.  Breit«  famüute  pttryy.  nt. 
Starke  um«  svprrcil.  Nase  sattelförmig.  18 tum  breite 
proc.  front,  der  Jochbeine.  Marginalcrista  de*  Gnu* 
iiieus.  Massiger  ProguathismuK.  Unterkiefer  stark. 

21 

A.J.  c. 
20 

183 

151 

147 

142 

130 

121 

393 

122 

1725 

Polnischer  Soldat.  Aorom  vertiealit  ellipvoidisch. 
Linea*  tempor.  füllen  auf  einer  Strecke  von  30mm  mit 
der  tut.  lamt.tL  zusammen.  Sehr  stark*  mul  breite 
laminar  ptrry/j.  nt. ; starke  hamu/i  ptcryij.  Starke  arcut 
tu pr rdl.  Gaumen  in  der  Medianlinie  leicht  erhaben. 
Margiunlcrista  des  Gaumens.  Alveolarfortaat»  des 
Olierkiefers  hoch.  Progeuie.  Amjuli  mandibular  stark 
nach  aussen  gebogen. 

22 

A.I.c. 

17 

181 

138 

137 

134 

128 

118 

380 

1495 

Franzose.  Part  batiL  occip.  nach  vorn  steil  auf- 
steigend.  Medianlinie  des  Stirnbeins  kielartig  er- 
halwni.  Proe.  matt,  sehr  unentwickelt.  Starke  um« 
tu  per  dl.  Alveolarfortsatz  de*  Oberkiefers  hoch. 

23 

188 

150 

133 

137 

125 

122 

384 

128 

1625 

jichiidel  von  Uarboganzza  in  Italien  (August 
Orlandazzi,  Dreliorgler,  55  Jahre  alt).  Leicht 
asymmetrisch.  Knickung  der  s«f.  coron.  Sehr  starke 
arcut  rttpercil.  Nase  sattelförmig.  Alveolarfort  »atz 
des  Oberkiefers  hoch. 

24 

193 

156 

138 

125 

139 

181 

395 

115 

1580 

Holländer.  Scheitel  dachförmig.  Oberschuppe  des 
ot  oedp.  Über  das  Niveau  der  Scheitelbeine  promini- 
rend.  Aloe  irmpor.  eingebogen.  Knickung  der  tut. 
coron.  Hart.  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  *uf. 
front.  Nase  sattelförmig. 

Dm  Mtlirnpoli -gischen  Sammlungen  Deutschlands.  [KiViug-lnTg  t Tr.) 


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18 


Ausserpreussische  Schädel  Deutschlands. 


2.  Deutsche  Schädel. 


A.  Ausserpreussische  Schädel. 


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133 

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120 

378 

i 

1580 

Deutlicher  au*  einem  Grab«*  bei  Friedberg. 
Abplattung  der  hinteren  Scheitelgegend  und  pr» uni- 
nireude  Oherschuppe  de»  o»  ordp.  Mitasige  Stono- 
krotaphie;  StLrn*chläfenabstaud  recht#  1,7  mm,  link» 
4 nun.  Jede  ScUläfeuachuppe  »endet  Hin  hinteren  Bude 
der  tut.  fijN an»,  nach  oben  und  hinten  eine  grosse 
dreieckig»*,  scharfe  Spitze  au».  Knickung  «1er  tut. 
coron.  Hart  über  der  Nase  eine  doppelte  Spur  der 
sut.  front.  Starke  arvu»  »uperdl.  Gauiueu  nach  unten 
convex.  Alveolarfortaatz  d«*  Oberkiefer»  hoch. 

26 

A.  1.  c. 
276 

173 

136 

124 

1 

118 

117 

103 

338 

| 

116 

1225 

Männlicher  Schädel  au»  Güttingen.  Linear 
trwpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  40  min  mit  der 
»nt.  latnbd.  zusammen.  Schmale  laminar  pforyg.  rxt. 
Gaumennaht  des  o»  ineuiv.  Medianer  Wulst  und 
Marginalcrista  des  Gaumens. 

27 

A.I.C. 

78 

172 

161 

125 

136 

124 

108 

368 

127 

1325 

Mäunli  eher  Sc  hädel  aus  der  Berliner  Cha- 
rit^. Globulin  leicht  eingesenkt.  Om  Jncae  tdpartitum. 
/Mae  t empor,  breit.  Foramitui  juguluria  eng ; jor.  nnrtoi- 
tien  und  c ondyloidca  posteriora  geräumig.  Orbitae  eng- 
Prognatlie  Stellung  des  Oberldefer-AlveolarfortaaUte*. 
Progenie. 

28 

A.  I.c. 
273 

176 

141 

108 

109 

Weiblicher  Schädel  au»  der  Berliner  Ana- 
totaie.  Die  dazu  gehörige  Halswirbelsaul**  neigt 
am  liebeotetl  Wirbel  zwei  symmetrische,  wohlgebil- 
dete HalsripiM'n  von  ca.  40  mm  Länge,  die  mit  dem 
stark  nach  hinten  geruckten  fw&crcw/wi»  scaleni  der 
ersten  Brustrippe  »ich  verbinden.  Htirnscldäfenabstand 
6 mm.  Gaumeunaht  de«  es  indsiv.  Medianer  Gau- 
meuwulst. 

29 

A.  I.c. 
167 

183 

1 

156 

115 

135 

120 

106 

•361 

i 

109 

1560 

Männlicher  Schädel  au»  Gross-Peisten  bei 
Landsberg,  48  Jahre  alt.  Norme  rcrtic.  annä- 
hernd kugelig,  asymmetrisch.  Recht«  greift  die  tut. 
coron . weiter  nach  hinteu  aus  als  links.  Alae  (empor. 
breit,  vorn  tief  eingesenkt,  gegen  die  Bcbläfenschuppen 
gewölbt  hervortretend.  Cundgii  uedp . zeigen  je  zwei, 
ganz  gesondert«,  ebene  Gelenkfacetten.  Foramnui 
jugufaria  eng,  for.  martoid.  «ehr  gross.  Spuren  der' 
»ul,  oedp,  Iran» r.  beiderseits.  Starke  arciu  »upctdl. 
Gaumen  dünu,  median  vertieft.  Jochbogen  dünn. 
Alveolarfortaatz  lieider  Kiefer  hinten  atrophisch. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


19 


B.  Schädel  der  Provinz  Preussen. 
a.  Schädel  von  Erwachsenen. 

1.  Männliche  Schädel. 


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Bemerkungen. 

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30 

A.I.b. 

22 

180 

145 

130 

128 

121 

116 

365 

113 

1390 

Linea  nuchae  suprema. 

31 

A.I.b. 

23 

183 

149 

129 

131 

125 

113 

369 

— 

1440 

I.inrae  temporales  fallen  mit  der  gut.  lambti.  auf  einer 
Strecke  von  50  mm  Wammen.  Marginalcrista  de» 
Gaumen*. 

32 

A.I.b. 

24 

174 

142 

127 

123 

118 

107 

348 

1295 

Normet  rertic.  ellipsoidisch.  Temporale  Schal  tatücke.  Hart 
über  der  Naue  eine  doppelte  Spur  der  suL  front., 
die  im  oberen  Theil  den  Stirnbeins  noch  erhalten  ist. 
Starke  arcus  supereil.  Medianer  Gaumen  willst. 

33 

A.I.b. 

25 

184 

141 

132 

127 

103 

362 

102 

1380 

Hasilar-  und  Gelenktheile  des  os  occip.  fehlen.  Link 9 
ein  temporales  Schaltstück  in  der  »ul.  sphmo-Jruiü. 
Gaumennaht  des  os  incisiv.  Medianer  Gaumenwulsu 

34 

A.I.b. 

2« 

181 

137 

129 

126 

120 

118 

364 

115 

1180 

Untat  temporales  erreichen  die  tut.  tantfxl.  hart  Uber  der 
pars  mast.  Linea  nuchae  suprema  »ehr  deutlich.  Mas- 
sige Stenokrotapliie. 

35 

A.I.b. 

27 

175 

152 

131 

123 

117 

123 

363 

1360 

Eingeborene  alas  tempor.  Linear  t empor,  fallen  mit  der 
sut.lambd.  auf  einer  Strecke  von  ca.  40  mm  zusammen. 
Knickung  der  sut.  coron.  An  der  pars  ImisH.  occip. 
vor  dem  tuUmiLtm  pkaryng.  eine  Grube.  Marginal- 
crist«  de»  Gaumen».  Massiger  Prognathismus. 

36 

A.I.b. 

28 

172 

136 

120 

118 

101 

122 

344 

T-. 

1195 

Knickung  der  sut.  coron.  Linea  nuchae  suprema.  Gau- 
nieunuht  des  os  incisiv.  Medianer  Wulst  und  Margi- 
nalcrista  des  Gaumeus. 

37 

A.I.b. 

29 

180 

140 

129 

120 

127 

115 

362 

107 

1320 

Knickung  der  sut,  coron.  Starke  arms  supercil.  Media- 
ner Wollt  und  Marginalcrixta  des  Gaumens. 

38 

A.I.b. 

30 

180 

135 

126 

128 

123 

111 

362 

116 

1260 

Linear  tempor.  erreichen  die  sut.  lambd.  hart  über  der 
pars  mast.  Hechts  ein  temporales  Sehaltstück.  Me- 
dianer Gaumenwulst.  Schmale  laminar  pteryg.  cxl. 

39 

A.I.b. 

31 

181 

144 

136 

117 

122 

118 

357 

119 

1315 

Hie  vordere  Peripherie  des  for.  occip.  mogn.  bildet  einen 
fast  10  mm  nach  unten  sieh  erstreckenden  Wall  mit 
zwei  ebenen  Gelenk facetten  atti  unteren  Bonde.  Starke 
amis  supercil.  Medianer  Gaumeuwubt. 

40 

A.I.b. 

32 

186 

145 

120 

133 

121 

116 

370 

108 

1360 

Normet  vtrtic.  fast  ellipsoidisch,  leicht  aaymmetriach. 
Massige  Stenokrotapliie ; beiderseits  ein  da»  Stirnbein 
nicht  erreichender  proc.  front,  squumar  tempor. 

41 

A.I.b. 

33 

190 

141 

132 

126 

123 

131 

380 

110 

1545 

Hoppelte  linea  nuchae  suprema.  Linear  tempor.  fallen  mit 
der  sut.  lamM.  auf  einer  Strecke  von  ca.  30  mm  zu- 
sammen. Recht«  ein  temporale»  Schaltstuck,  Spur 
eines  os  supranasale.  Starke  arctu»  supercil. 

42 

A.I.b. 

34 

182 

137 

129 

, 

1 125 

125 

106 

356 

118 

1300 

Rechts  ein  temporale»  Sclialtstück.  Hart  über  der  Na»* 
eine  doppelte  Spur  der  sut.  front.  Gaumenuaht  de» 
os  incitir.  Medianer  Gau  men  wulst. 

3* 

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20 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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43 

A.I.b. 

35 

175 

147 

133 

1 

123 

129 

109 

361 

— 

1480 

SrliftdetkApsel  leicht  asymmetrisch.  6'u/.  occip,  traun-. 
t heil' weise  offen,  Ganmennaht  des  ot  incitic. 

44 

a.j.  b. 
3G 

171 

138 

135 

116 

118 

105 

339 

in 

1255 

.Votum  vtriic.  ellipsoidisch.  Synchontlrotis  spkeno-oocip. 

offen.  Link*  ein  temporale*  Schuhst  uck.  Link«  i«t 
die  Trennung  der  Hiiiierhaupu«*ehuppe  vom  occip. 
laterale  auf  einer  Strecke  von  17  mm  offen. 

43 

A.I.b. 

37 

178 

138 

128 

119 

124 

112 

355 

128 

1215 

Knickung  der  tut . rorom.  Starke  amt  tuprrcii.  Schwa- 
cher medianer  Gaumenwulst. 

A.I.b. 

38 

189 

147 

131 

125 

118 

124 

367 

— 

1410 

Starke  amt»  svptrcil.  Link»  ein  temporale»  Schaltstftck. 
MarjfinalcriBta  des  Gaumen». 

47  [ 

A.I.b. 

39 

178 

146 

136 

128 

123 

110 

361 

115 

1450 

l.im  nt  temporale»  erreichen  die  tut.  lambA,  hart  über  der 
par*  mast.  Link»  ein  Schalt*ttlrk  in  der  tut.  st/unmnta. 
Rechte  ein  kurzer  proc.  paramust.  Hut.  front,  in  der 
oberen  Hälfte  de»  Rtirnlann»  erhalten.  Starke  amu 
npe-rrü.  Gaumennaht  de»  ot  incitic.  Medianer  Gau* 
mcuwulnL  Mäasiger  Prognathiatnus.  Progenie. 

48 

A.I.b. 

40 

177 

146 

127 

115 

125 

112 

362 

116 

1290 

Knickung  der  »nt.  coron.  Recht»  ein  temporale»  8cbalt- 
»Uiek.  Oaumeimaht  de»  ot  incitic.  Medianer  Wulst 
und  Marginalcrbta  de»  Gaumens. 

49 

A.I.b. 

41 

182 

143 

132 

122 

■ 

122 

113 

357 

127 

1375 

Knickung  der  tut.  coron.  Ausgeprägte  Stenokrotaphie. 
Starke  arcut  nperdt.  Murgiualrri«ta  de«  Gaumen». 

50 

A.I.b. 

42 

192 

154 

133 

127 

142 

120 

389 

122 

1695 

Untat  t empor,  fallen  auf  einer  Strecke  von  30  mm  mit 
der  tut.  lambtl,  zusammen.  Spuren  der  tut.  occip. 
trausr.  (theilwcise  offen).  Hoher  Alveolarfortsatz  de« 
Oberkiefen.  Sehr  starke  proc.  mast. 

51 

A.I.b. 

43 

188 

152 

132 

130 

132 

113 

375 

1560 

Schädelkapsel  asymmetrisch.  Untat  ttmpor.  erreichen 
die  tut.  lambd.  hart  öber  der  pars  matt.  Hi»rt  Über 
der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  arm» 
supereil.  Gaumemuiht  des  ot  incitiv.  Marginalen*!« 
de«  Gaumen«. 

52 

A.I.b. 

44 

186 

138 

135 

134 

110 

124 

368 

125 

1350 

Hart  über  der  Na»e  eine  doppelte  Spur  der  tut.  front . 
Starke  arcut  suptreiL  Medianer  Gaumenwulst. 

53 

A.I.b. 

45 

171 

150 

136 

114 

127 

114 

355 

119 

1440 

\orma  vertie.  fast  kugelig.  Spuren  «ler  »et.  occip.  trausr. 
(theilwei»e  offen).  Hie  Trennung  des  occip.  laterale 
von  der  Schuppe  de»  ot  occip.  Unk»  18  mm,  rechts 
5,5  nun  weit  sichtbar.  An»  vorderen  Rand«?  de»  for. 
occip.  nury«.  link»  ein  nnpaarer  zapfen  förmiger  Fort- 
satz. Recht»  ein  temporale*  Schaltstück.  Gaumen- 
naht  de»  ot  incitiv.  Marginalcrista  de»  Gaumen«. 

54 

A.I.b. 

46 

175 

149 

127 

118 

124 

107 

349 

111 

1250 

Schädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Ai  ne  ttmpor.  eiu- 

geliogen.  Das  Stirnbein  nicht  erreichende  proc.  front, 
tr/uam.  t empor.  Am  Scheitel  der  tut.  lambtl,  ein  klei- 
ne» ot  triquetrum  (Foutanellknuchen). 

55 

A.I.b. 

47 

187  i 

149 

138 

139 

129 

120 

388 

127 

1555 

Schiidelkapsel  asymmetrisch.  Starke  Muskelleisten  am 
llinterkopf.  Jederseit*  ein  temporales  Schaltstöck. 
Starke  arcut  suptrcil,  Gaumennaht  de»  ot  i’noWr. 
Marginaler»»!«  de»  Gaumen». 

56 

A.I.b. 

48 

175 

138 

“ 

101 

__ 

Schädeldach  fehlt.  Ot  occip.  asymmetrisch.  Ausgeprägte 
Stenokrotaphie;  Stjrn*chläfet»ah»uitid  beiderseits  4 mm. 
Gaumetuiabt  de*  ot  incitiv.  Mnrgtitalcrista  de» Gaumen*. 

57 

A.I.b. 

49 

185 

136 

127 

121 

129 

113 

363 

i 

1220 

Alter  Munt».  Medianer  Gaumenwolst.  Alveolarfortaatz 
de»  Oberkiefer»  atrophisch. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Freussen. 


21 


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177 

152 

139 

120 

129 

116 

365 

111 

1445 

Alter  Mann.  8chüik‘lkap*el  asymmetrisch.  8tiro*chlä- 
tenabstand  7 mm.  Knickung  der  tvi.  voran*  Hart 
über  der  Nase  eine  doppelte  Spur  der  sui.  front. 
Starke  arcus  snptreü.  Gauiuennaht  des  os  incmr. 
Alveolarfortsatz  beider  Kiefer  atrophisch. 

59 

172 

137 

130 

119 

118 

103 

340 

109 

1230 

Alter  Mann.  Untat  temporale « fallen  mit  der  svt . lamld. 
auf  einer  Strecke  von  40  bis  50  nun  zusammen. 
Recht»  ein  temporales  Schaltstück.  Mul  inner  Gau- 
inenwuUt.  Alveolarfortsatz  beider  Kiefer  theil weise 
atrophisch. 

60 

184 

148 

139 

128 

135 

112 

375 

94 

1455 

Alter  'Mann.  Scliadelkapscl  asymmetrisch.  Unrar  fern- 
poruItM  erreichen  die  ml.  lamld.  hart  über  der  pur* 
mast.  Medianer  Gau men Wulst.  Alveolarfortsatz  de# 
Oberkiefers  ganz,  de»  Unterkiefers  theil weise  atro- 
phisch. 

61 

175 

143 

142 

131 

129 

104 

364 

Sfncfionrlrotis  sphmo-ocdp.  offen.  OllO  tcmporum  fehlen. 
Unrat  umpor.  fallen  mit  der  snt.  lambd.  auf  einer 
Strecke  von  50  mm  zusammen.  Starke  arau  snprrcä. 
Gaumennaht  de*  o*  incisiv.  Medianer  Wulst  und  Mar- 
ginalcrista de»  Gaumens. 

«2 

177 

144 

120 

121 

112 

119 

352 

121 

1350 

Sorma  vrrtic,  ullipsoidisch.  Linear  trmpor.  fallen  auf 
einer  Strecke  von  ca.  40mm  mit  der  «f.  lambd.  zu- 
samitien.  Medianer  Gaumenwulst. 

63 

176 

152 

129 

124 

115 

116 

355 

1390 

Synclondrosis  sphcno'occip.  offen.  Gauraennaht  des  o* 
incisiv.  Medianer  Wulst,  und  Marginalcrista  des 
Gaumens.  Recht»  ein  kleiner  proc.  paramast. 

64 

A . I.  b. 

7-1 

180 

146 

136 

122 

120 

120 

362 

117 

— 

Medianer  Wulst  und  Marginale rista  des  Gaumens. 

65 

176 

149 

128 

125 

116 

112 

353 

— 

1250 

Unrat  frmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  ca.  35  mm 
mit  der  snt.  lamld.  zusammen.  Links  ein  temporales 
Schallst  ück.  Medianer  Gaumenwulst. 

66 

Alb. 

77 

183 

148 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schädeldach  fehlt.  Links  ein  starker  proc.  paramast. 

67 

180 

— 

125 

123 

122 

116 

361 

— 

Die  linke  Hilft«  fehlt.  Ansgeprägte  Btenokrotapbio. 
Linear  trmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  40  mm 
mit  der  svt.  lambd.  zusammen.  Starke  arcus  suptrril. 

68 

gl 

178 

154 

138 

123 

137 

112 

372 

126 

1495 

Sorma  vertic.  fast,  kugelig.  Mftariger  Btimschläfenab- 
stand  link».  Medianer  Gaumenwulst. 

69 

| 

180 

146 

133 

139 

121 

110 

370 

123 

1375 

Schild  elkapsel  asymmetrisch.  Massige  Htenokrota- 

phie.  Linear  trmpor.  fallen  mit  der  sw/,  lambd.  auf 
einer  Strecke  von  25  bis  30  turn  zusammen.  Beate 
der  *ut.  orcip.  transv.  Gaumen  naht  des  os  incisiv. 

Medianer  Wulst  tiud  Marginale  rista  des  Gaumens. 

70 

3 

189 

151 

133 

122 

146 

129 

397 

1600 

SehftdeUtapael  asymmetrisch.  Ausgeprägte  Steuokro- 
taphie.  Am  Vordemuid  des  for.  accip.  magn.  ein 
nach  unten  gerichteter  Zapfen.  Starke  arcus  snpcrcil. 
Medianer  Gaumenwulst. 

71 

A.  I.c. 
22 

177 

145 

135 

125 

127 

115 

367 

122 

1390 

Sorma  vertic.  ellipsoidisch.  Facies  /empor,  ossis  frontis 
stark  gewölbt. 

72 

A.I.C. 

23 

171 

135 

117 

118 

110 

110 

338 

105 

1050 

Medianlinie  des  Stirnbeins  kielartig  erhalten.  Gau* 
meunaht  des  os  iseütV.  Medianer  Gaumenwulst. 

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22 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen, 


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Bemerkungen. 

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135  1 

140 

111 

386 

131 

1460 

Xormn  vertic.  fast  ellipsoidisch.  Kchädelkapsel  leicht 
asymmetrisch.  Beste  der  tut.  occip.  tränte.  Medianer 
Wulst  und  Margiualcrista  des  Gaumens. 

74 

1 

201 

158 

151 

147 

130 

147 

424 

107 

1975 

Schädel  von  hydrocephahacher  Vorm,  asymmetrisch. 
Maatoidalbreite  relativ  gering.  Breite  alae  temporales. 
Linen  nuchae  suprema  doppelt.  Hart  über  der  Nase 
doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  arcut  tu pt reif. 
Marginalcrista  des  Gaumens. 

73 

A.I.c. 

26 

177 

140 

126 

115 

121 

116  > 

352 

118 

1220 

Stirn  schmal  und  zurüektretend.  Medianer  Gaumen- 
wulsf. 

76 

A.I.c. 

27 

181 

148 

129 

122 

116 

118 

356 

112 

1300 

Behädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Medianer  Gaumen- 
wulst- 

77 

A.I.c. 

28 

173 

141 

137 

122 

128 

118  1 

368 

115 

1385 

Scliädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Schmale,  al »er  hohe 
utiie  tempor.  Jederzeit*  ein  proc.  jtaramast.  Gaumen- 
naht des  os  incitiv.  Medianer  Gaumenwulst.. 

78 

176 

155 

117 

134 

112 

120 

366 

113 

1400 

Aörau  vertic.  fast  ellipsoidisrh.  Behädelkapsel  leicht 
asymmetrisch,  fieccptacuhtm  ctrtboUi  stark  entwickelt. 
ha  ei  es  tempor.  nttis  front**  stark  gewölbt.  Links  ein 
kleiner  proc.  paramatt.  Medianer  Gaumenwulst. 

79 

186 

448 

129 

131 

129 

124 

384 

! 1420 

dynefiundrosit  tphrnovecip.  offen.  Linear  tempor.  fallen 

mit  der  tut.  InmM.  auf  einer  Strecke  von  4l)mm  zu- 
sammen. Gaumcnuaht  dea  ot  incitiv.  Margiualcrista 
des  Gaumens.  Her  linke  Eck  zahn  stockt  noch  schief 
int  Oberkiefer  uim!  ist  durch  ihn,  nach  der  verküm- 
merten Zelle  zu  schliessen,  der  äussere  SchueideZahu 
uuterd  rückt. 

80 

A.I.c. 

33 

175 

143 

127 

i 

126 

112 

117 

355 

1225 

Xorma  vertic.  fast  eDlpsoidtsch.  Behädelkapsel  leicht 
asymmetrisch.  Ausgeprägte  Stenokrotaphie.  Hechts 
ein  proc.  front,  tr/uamae  tempor.  Gaumennaht  des  ot 
incitiv.  Medianer  Gaumen  willst. 

81 

A.I.c. 

35 

188 

142 

, 135 

125 

125 

117 

367 

122 

1430 

Links  ein  proc.  parimast.  Jederzeit*  Reste  der  ursprüng- 
lichen Trennung  des  ocrip.  laterale  von  der  Hinter- 
hauptsschuplie.  Marginalerista  des  Gaumens. 

82 

203 

148 

131 

125 

154 

114 

393 

132 

1595 

Stirn  schmal  und  zurncktretend.  8chädelkapsel  asymme- 
trisch. Linear,  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von 
ca.  50  mm  mit  der  tut.  lambd.  zusammen.  Rechts 
tut,  occip.  tränte,  offen.  Jederseit*  ein  temporale« 
Schaltstiick.  Zweigvtheütes  «**  triquetrum  am  Schei- 
tel der  tut.  Uxmbd.  Gaumennaht  des  os  meiste. 

.88 

A.I.c. 

37 

187 

143 

125 

128 

122 

104 

354 

120 

1390 

Linear,  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  25  mm  mit 
der  tut.  lomfjd.  zusammen.  Medianer  Gaumen wulst. 

84 

181 

152 

128 

130 

120 

112 

362 

133 

1405 

1 

Der  Scheitel  senkt  sieh  von  der  tut.  corun.  an  nach 
hinten  abwärts.  Gesicht  asymmetrisch.  Links  ein 
temporale«  Schaltstiick.  Hart  über  der  Nase  doppelt« 
Spur  der  tut.  front.  Starke  wreut  suptrcil.  Marginal- 
crista  des  Gaumens.  Der  rechte  Eck  zahn  steckt  mich 
tief  im  Oberkiefer.  Anyttli  mandtbulae  sehr  stumpf. 

85 

A.  I.  c. 
41 

178 

149 

132 

1 

120 

118 

116 

i 

354 

123 

1310 

1 

1 

Stirn  zurücktretend.  Rechts  Beate  der  ursprünglichen 
Trennung  des  occip.  laterale  von  der  Hinterhaupt«- 
schuppe.  Links  in  der  äusseren  Orbitalwand  ein 
breiter  Spalt  an  Stelle  der  Naht  zwischen  Joch-  und 
Keilbein.  Starke  arevt  tvpcrcil. 

Digitized  by  Google 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


23 


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125 

133 

120 

378 

124 

1700 

Aon» 4i  rer/,  ellipsoidisch.  Schädeldach  von  einer  Par- 
chioni' sehen  Drüse  durchbohrt.  Beiderseits  Reste  der 
tut.  oceip.  transv.  Lintne  tempor.  fallen  mit  der  tut. 
lamfrd.  auf  einer  Strecke  von  32  inm  link»  und  39  mm 
recht«  zusammen.  Vollständig  erhaltene  tut.  front. 
Starke  nrcu*  tupercil.  Margiuulcrisui  4m  Gaumens. 

87 

B 

178 

153 

137 

129 

138 

121 

388 

1785 

Alter  Mann.  Kugelig.  Schädeldach  von  einer  Pac- 
chioni*  gehen  Prfoe  durchbohrt.  H«-*te  der  tut.  occip. 
trnnsv.  Medianer  Gaumenwulst.  Alveolarfnrisatz  atro* 
phiseh.  Unregelmässige  Depressionen  beider  panrtalia . 

88 

A.I.c. 

67 

178 

146 

133 

112 

136 

108 

358 

127 

1355 

Arbeiter,  34  Jahre  alt.  N.  Per/,  ellipsoidisch.  Stirnfon- 
tanellknocheu.  Schwacher,  medianer  Gaumen  willst. 

89 

A.  I.  c. 
68 

190 

142 

136 

117 

129 

122 

368 

118 

1400 

Sorna  vertic.  ellipsoidisch.  Reste  der  tut.  occip.  tränte. 
Jederzeit«  ein  temporales  Schaltstück.  Os  tvpranatnlt. 
Medianer  Gaumen wuIst,  Gaumenualit  des  o*  incitiv. 

90 

A.I.c. 

70 

184 

141 

132 

129 

130 

116 

375 

118 

1370 

N.  v.  ellipsoidisch.  Hart  Ober  der  Nase  doppelte  Spur  der 
suL  front.  Starke  artus tuptrcil.  Medianer  Gaumenwulst. 

91 

184 

154 

127 

124 

131 

126 

381 

110 

1455 

Lineae  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  60mm  mit 
der  tut.  lambd,  zusammen.  Os  Inctu  und  oberhalb 
desselben  eiu  interparietalc*  Schaltstiick.  Marginal- 
crista  des  Gaumens.  Recht«  im  Bereich  der  tut. 
roron.  eine  Depression  der  äusseren  Knochen  tafel. 

92 

180 

145 

137 

132 

128 

102 

362 

124 

1345 

Sträfling  aus  der  Anstalt  Insterburg,  38  Jahre  alt. 
i.in*ar  t empor,  fallen  mit  der  tut.  fmnbd.  auf  einer 
Strecke  von  35miu  zusammen.  Reste  der  tot.  oceip. 
transv.  Vollständig  erhaltene  »nt.  front.  Medianer 
Wulst  and  Marginalcrista  des  Gaumens. 

93 

A.I.c. 

75 

180 

150 

129 

119 

115 

121 

355 

124 

1365 

Kupferschmied,  34  Jahre  alt.  Os  Inen e.  Medianer 
Gaumen wulst.  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers  hoch. 

94 

188 

145 

136 

130 

130 

118 

378 

123 

1385 

Arbiter,  42  Jahre  alt.  Stirn  zurück  tretend.  Spur 
eines  o*  /neue;  tut.  oceip.  Iraner . theil weise  ölten. 
Linsuc  (empor,  fallen  auf  eiuer  Strecke  von  33  nun 
mit  der  sut.  Inmtui.  zusammen.  Starke  arcut  suptrcil. 
Gaumennaht  des  ot  incitiv . 

95 

189 

141 

135 

131 

130 

120 

381 

106 

1530 

Recht*  Reste  der  tut.  oceip.  frans«,  und  der  ursprüng- 
lichen Trennung  des  oceip.  Itürralt  von  der  liinter- 
hauptsschnppe.  Links  ein  temporale«  Schaltstiick. 
Ga  innen  naht  des  os  incitiv.  Medianer  Gaumen  wu  ist. 

96 

A.  I.  c. 

79 

A.I.c. 

80 

179 

153 

139 

131 

126 

113 

370 

125 

1535 

Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  de»  Gaumens. 

97 

181 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schädeldach  fehlt,  Gaumenualit  des  os  incitiv.  Margi* 
nalcrista  des  Gaumens. 

98 

1 

176 

144 

135 

120 

123 

117 

360 

121 

1435 

Rjeinergu  seile,  37  Jahre  alt-  A’orma  rertic.  fast  ellip- 
snidisch.  linear  tempor.  fallen  mit  der  tut.  tambd.  auf 
einer  Strecke  von  3omm  zusammen.  Völlig  erhal- 
tene »ot.  front.  Gauinennnht  des  ot  incitiv.  Media- 
ner Gaumenwulst.  Massiger  Prognathismus. 

99 

177 

137 

123 

123 

130 

102 

355 

, 

113 

1320 

Arbiter,  33  Jahre  alt.  Norma  rertic.  ellipsoidisch. 
/.inen*  tempor.  fallen  mit  der  tut.  InmbtJ.  auf  einer 
Strecke  von  40  mm  zusammen.  Jederzeit*  ein  tem- 
porales Schaltstiick.  Laterale  Schaltstucke  der  Ober- 
schuppe. Völlig  erhaltene  »ot.  front.  Gauniemiaht 
des  os  incitiv.  Medianer  Gaumunwulst. 

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24 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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181 

143 

126 

128 

118 

115 

361 

110 

1375 

Arbeiter,  25  bis  28  Jahre  alt.  Rechts  ein  temporal* 
Schaltstück.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Sjwr  der 
«1.  front.  Starke  urrwi  supereü.  Medianer  Gaumen- 
Wulst- 

101 

A.l.c. 

80 

170 

140 

122 

117 

115 

112 

344 

110 

1180 

iVorom  vertic.  ellipsoidlsch.  Ausgeprägte  Rtenokrotaptiu 
und  beiderseits  ein  proc.  front,  m/uow«  tempor.  An  der 
pnrg  btuil.  occip.  vor  dem  tob.  phargny.  eine  Grub*. 
Gaumenuaht  den  ot  ineütv.  Medianer  Ganmcnwubu 

102 

180 

138 

122 

118 

112 

128 

358 

104 

1320 

Kaufmann.  43  Jahre  alt.  Asymmetrisch.  Unrat 
tempor.  fallen  mit  der  tut.  lambd.  auf  einer  Strecke 
von  30  mm  zusammen.  Beiderseits  temporale  Schah- 
stücke.  Am  Scheitel  der  ««/.  iembd.  ein  ot  fnV/urfr*«. 
üaumennaht  des  os  mcitiv. 

103 

A.l.c. 

89 

173 

148 

131 

117 

125 

114 

356 

121 

1445 

Fleisehergeselle,  45  Jahre  alt.  Mässig*  Stenoknrtjphii*. 
Vollständig  erhalten**  rut.  front.  Jederzeit*  ein  tem- 
porales 84,hwltJitftck.  Medianer  Gamnenwulst. 

104 

jj 

190 

155 

133 

132 

131 

t 

122 

385 

116 

1580 

Schiidelkapsel  asymmetrisch.  Reste  der  «f.  occip.  tnatr. 
Rechts  ein  teii»iH>mle*  Schaltstück.  Ganirietuiaht 
des  ot  incisiv.  Medianer  WuUt  und  MarginalcrisU 
des  Gaumens.  Massiger  PrognatUismu». 

105 

194 

148 

135 

127 

142 

118 

387 

118 

1490 

IMienc  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  4r»mni  mit 
der  »ut.  htmbd.  zusammen.  Knickung  der  «f.  wro». 
Links  ein  t«*m|>orales  Schaltstück.  Gaumennalu  de» 
ot  ineitiv.  Medianer  Wulst  und  Marginaicrista  de» 
Gaumens. 

106 

A.l.c. 

92 

179 

143 

122 

.123 

117 

115 

355 

115 

1280 

Arbeiter,  28  Jahre  alt.  Sorma  vertic.  fast  ellipawlwh. 
Reste  der  suf.  occip.  tmntv.  Beiderseits  ein  tempo- 
rales Schaltstück.  Medianer  Gauineuwulst. 

107 

A.l.c. 

93 

184 

154 

138 

128 

138 

115 

381 

112 

1630 

Schlosser,  25  Jahre  alt.  Links  ein  thöilweise  geheil- 
ter Schläfenbruch.  Aonnu  vertic.  ellipsoidisch.  Tem- 
porale Schaltstücke.  Völlig  erhaltene  tut-  front. 

108 

m 

181 

153 

132 

133 

128 

107 

368 

121 

1545 

Arbeiter,  50  bis  80  Jahre  alt.  SehädelkapwJ  asym- 
metrisch. Rechts  Rote  der  svt.  occip.  tränst.  Hart 
Ober  der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front.  Stark* 
arcut  sMprrvü.  Medianer  Gaumen  wubi. 

109 

B 

162 

135 

120 

117 

114 

105 

336 

108 

1150 

Maurergeselle,  51  Jahre  alt.  Lin* m temf>or.  fallen  mit 
der  mt.  Umltd.  auf  einer  Strecke  von  50  mm  «Wam- 
men. Links  ein  temporales  Schaltstück.  Gautucn- 
naht  des  os  incitic.  Medianer  Gaumenwulst. 

110 

I 

182 

146 

127 

123 

120 

115 

358 

119 

1340 

„Vor m<i  vertic.  ellipsoidisch.  Stenokrotaphie.  Une.ae  tempor- 
fallen  mit  der  mt.lumld.  auf  einer  Strecke  von  finn 
zilKammen.  Reste  der  tut.  occip.  traut*  beideraaW* 
Rechts  ein  temporales  Schaltstück.  Marginalen*  * 
des  Gaumens. 

111 

B 

185 

143 

134 

123 

131 

127 

381 

123 

1340 

Beiderseits  Reste  der  tut.  occip.  transr.  Links  ein  tem 
porales  Schaltstück.  Gaumennaht  des  os  inriw.  » 
d inner  Gaumenwulst.  Proguathismus.  Gi*ichtswm 
kel  nach  Virchow  72°,  nach  Campe*  04  • 

112 

A.I.  c. 
98 

179 

143 

130 

133 

114 

in 

358 

111 

1260 

Medianer  Wulst  und  Marginal  er  Uta  de»  öauiMM* 

113 

A.  I.  c. 
99 

180 

141 

136 

118 

123 

in 

352 

121 

1285 

Arbeiter,  39  Jahre  alt.  Starke  arcut  tupered.  Msrg1 
nalcristH  de»  GuuruenB. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


25 


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129 

125 

120 

114 

359 

in 

1345 

Matrose,  36  Jahre  alt-  8tim  zurück  tretend.  lUeepta- 
cufum  ctrrktUi  stark  entwickelt.  Recht s fällt  die  finca 
(empor,  auf  einer  Strecke  von  40  mm  mit  der  tut. 
iambd.  zusammen.  Beiderseits  Reste  der  tut.  occip . 
trantv.  Links  ein  temporales  8c hal tatfick.  Gaumen- 
naht  de«  o*  MWtV.  Medianer  Wulst  und  Margiual- 
crista  de«  Gaumens. 

115 

A.I.c. 

103 

185 

138 

130 

124 

134 

113 

371 

117 

Kellner.  tSyncfwndrosit  tpheno-orcip.  offen.  Schädel  defect. 
Massige  8moklOtsphk.  Lintae  (empor,  fallen  auf 
eiuer  Strecke  von  40  mm  mit  der  «uf.  Iambd.  zusam- 
men. Gaumennaht  de»  ot  incisiv.  Medianer  Gaumen- 
wulst. Massiger  Prugnathiunus. 

116 

183 

143 

131 

128 

125 

115 

368 

121 

1305 

Arbeiter,  50  Jahre  alt  (aus  der  Strafanstalt  Inster- 
burg). Stark  prominirende»  o«  occip.  Medianer 
Wulst  und  Marginalcri«ta  des  Gaumens.  Massiger 
Proguathinnu». 

117 

A.I.c. 

105 

181 

141 

131 

120 

120 

117 

357 

117 

1320 

Viehfätterer,  52  Jahre  alt.  Massige  Btenokrotaphie. 
Beiderseits  Reste  der  $%i(.  occip  trantv.  Hart  über 
der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  arcut 
»vpercit.  Medianer  Gaumenwulst 

11S 

183 

145 

129 

120 

122 

117 

359 

118 

1380 

Arbeiter,  39  Jahre  alt.  Zurücktretende  Stirn.  Lintae 
t empor,  fallen  auf  einer  Strecke  von  ca.  50  mm  mit 
der  n/.  Iambd.  zusammen.  Links  ein  temporales 
Schaltstück.  An  der  pars  batil.  occip.  vor  dem  tub. 
pharyng.  eine  Grube. 

119 

A.I.  c. 
108 

189 

141 

136 

123 

129 

115 

367 

121 

1375 

Schmale,  zurücktretende  Stirn.  Rechts  ein  temporales 
Schaltstück.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der 
tut.  front.  Starke  arcaa  super  eil.  Marginalcrista  de« 
Gaumens. 

120 

A.  I.  c. 
109 

183 

141 

131 

120 

112 

118 

350 

119 

1375 

Links  ein  temporales  SchalUtück.  An  der  pan  baut, 
occip.  vor  dem  (»6.  pharyng.  eine  Grube. 

121 

A.I.c. 

110 

182 

139 

129 

120 

127 

109 

356 

126 

1350 

Artieiter,  39  Jahre  alt  Sorma  vtrt.  ellipsoidlsch. 

Knickung  der  tut.  coro a.  Gaumennaht  dee  ob  tncütr- 
Margi»al«Pi*t*  des  Gaumens, 

122 

A.  I.c. 
114 

180 

152 

131 

133 

120 

122 

375 

103 

1535 

Knecht,  38  Jahre  alt.  Gaumennaht  de*  ob  incitir. 
Medianer  Gaumenwulst. 

123 

A.I.c. 

115 

193 

140 

126 

120 

120 

130 

370 

133 

1355 

Zimmergeselle,  66  Jahre  alt  Stirn  schmal.  Knickung 
der  «nt.  coron.  Jederseits  Reste  der  ««/.  occip.  (nwir. 
Hart  Über  der  Naue  doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  am*«  tupercil.  Medianer  Gaumenwulst 

124 

A.I.  c. 
116 

191 

143 

131 

125 

133 

120 

378 

180 

1460 

Stirn  stark  zurücktretend.  Recht«  ein  temporale«  Schalt- 
atück.  Nase  platt.  Gaumennaht  des  ob  mcwp.  Me- 
dianer Gaumenwulst.  Massiger  Prognathismus. 

125 

A.I.c. 

117 

178 

142 

135 

123 

122 

116 

361 

124 

1400 

Arbeiter,  57  Jahre  alt  Recht«  ein  proc.  paramatt. 
Medianer  Wulst  und  Marginale rista  des  Gaumens. 

126 

A.I.C. 

118 

ISO 

146 

131 

119 

129 

114 

362 

121 

1380 

Arbeiter.  Medianlinie  dee  Stirnbeins  kielartig  erhaben. 
Links  ein  temporale*  Schaltstück.  Stirnschlilfen- 

abstand  recht«  6 mm.  Massiger  Prugnathismu«. 

127 

A.  I.  c. 
119 

178 

142 

135 

138 

115 

117 

370 

119 

1385 

Arbeiter,  23  Jahre  alt.  Massige  Stenokrotaphie.  Lintae 
t empor,  inf.  aus  je  drei  flach  convexen  Abschnitten 
zusammengesetzt  Link»  ein  temporales  SchalUtück. 
Marginalcrista  des  Gaumens. 

128 

A.I.c. 

120 

Die  antfa 

174 

iropoingl 

142 

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133 

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125 

gen  Den 

120 

UehUmd 

112 
1*.  (Kai 

357  — 

nigibvni  i-  Pr.) 

1350 

40  Jahre  alt.  Bch&dclkapseL  asymmetrisch.  Vollstän- 
dig erhaltene  tut.  front.  Medianer  Gaumenwulst 

4 

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26 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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130 

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Artleiter,  36  Jahre  alt.  Öchädelkapsel  asymmetrisch. 
Medianer  Gaumenwulst. 

130 

A.I.c. 

122 

186 

152 

127 

130 

120 

116 

366 

122 

1450 

Arbeiter,  48  Jahre  alt-  Recht«  in  der  auL  coro*.  eia 
Schaltattick.  Gaumennaht  des  oa  meist  v. 

131 

181 

141 

131 

115 

135 

114 

364 

106 

1345 

Arbeiter,  55  Jahr*  alt-  Aloe  ttmpor.  eingebogen.  Liaatu 
ttmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  3oimn  mit  der 
tut.  Utmbti.  zusammen.  Links  ein  temporales  Schalt- 
stück.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  «1er  rat 
front.  Starke  amu  *u/vra7.  Gaumen  naht  des  oi 
xnemv.  Margiualcrista  des  Gaumen*. 

132 

A.I.  c. 
125 

189 

151 

134 

135 

130 

125 

390 

113 

1550 

Zimmergeselle.  Schädelkapsel  asymmetrisch.  Aus- 
geprägte Stenokrotaphie.  Linuse  t empor,  inf.  aus  je 
drei  flach  convexen  Abschnitten  zusammengesetzt. 

133 

A.I.c. 

126 

173 

145 

123 

121 

127 

114 

362 

109 

1355 

Arbeiter,  45  Jahre  alt-  Links  ein  temporales  Sehalt- 
stQck.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  mt. 
front . 

131 

A.  I.  c. 
129 

182 

147 

128 

127 

125 

117 

369 

in 

1435 

Wifienematrose,  50  Jahre  alt.  Medianer  Gaumen vulsL 
Theilweise  Atrophie  der  Alveolarfurtsätze. 

133 

21 

175 

156 

130 

128 

119 

116 

363 

119 

1440 

Arbeiter.  31  Jahre  alt.  fwlindelkapsel  asymmetrisch. 
Knickung  der  aut.  coro*.  Am  Scheitel  der  saf.  la*M. 
ein  getheiltea  oa  trii/uetrvm.  Progenie. 

136 

A.  I.  o. 
131 

183 

144 

133 

126 

129 

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118 

373 

130 

1465 

Artieiter,  42  Jahre  alt-  Xorma  vert.  ellipsoidiscli.  /.**«» 
(empor,  fallen  mit  der  aut.  lamM.  auf  einer  Streck«? 
von  35  nun  zusammen.  Medianer  Gaumenwulst. 

137 

179 

139 

124 

129 

120 

116 

365 

119 

1305 

ßchuhmachermeisUT,  56  Jahre  alt,  &chädelkap«l 
asymmetrisch.  Lmeae  t empor,  fallen  mit  der  nt. 
tamUl.  auf  einer  Strecke  von  45  mm  zusammen.  Hart 
über  der  Nase  doppelte  Spur  der  aut.  front.  Starke 
arcus  supereil . Medianer  Gaumenwulst. 

138 

A.I.c. 

134 

190 

143 

137 

127 

126 

125 

378 

119 

1565 

Schlosser,  44  Jahre  alt.  JNormo  vert.  fast  ellipsoHlbch- 
Schädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Im  vorderen 
Theil  des  Gaumens  eine  mediane  Crista. 

139 

A.I.c. 

137 

197 

148 

129 

130 

128 

113 

371 

124 

1575 

Asymmetrie  der  Schädelkapsel.  Jederseita  nähert  sich 
ein  proc.  front,  srptamae  tempor.  dem  Stirnbein  bis  auf 
5,5  nun  Entfernung. 

HO 

A.I.c. 

138 

195 

144 

127 

135 

130 

135 

400 

118 

1640 

Tischlergeselle,  45  Jahre  alt-  Tulierartig  gewölbte 
fades  tempor.  ottii  frontis.  Schädelkapsel  asymmetrisch. 
Knickung  der  aut . coron.  Hart  über  der  Nase  dop- 
pelte Spur  der  aut.  front.  Starke  arcua  svpercil-  Gau* 
mennaht  des  oa  inciaiv.  Breite  HurizonUiltheüe  und 
IfarginalcristA  der  Gaumenbeine,  Theilweise  Atro- 
phie der  Alveolarfortaätze. 

141 

| 

A.I.c. 

140 

197 

151 

135 

152 

137 

109 

398 

128 

1660 

Artieiter,  59  Jahre  alt.  An  der  para  basil.  oedp.  vor 
dem  pharyng.  eine  Grube.  Marginalcrista  des 

Gaumens. 

142 

190 

145 

125 

125 

120 

126 

371 

120 

1520 

Schreiber,  40  Jahre  alt.  Leichte  Asymmetrie  der 
8chädulkap*el.  Linear  tempor.  thetlen  sich  in  der 

Mitte  der  Scheitelbeine  in  je  zwei  Linien,  deren  obere 
auf  einer  Strecke  von  43  mm  mit  der  aut.  lombd.  zu* 
sanunenfalleu,  deren  untere  die  Etidpunkte  der  aut. 
lambd.  treffen.  Me«lianer  Gaumenwulst. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


27 


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Bemerkungen. 

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143 

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129 

120 

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122 

371 

117 

1480 

Schiff «zimmergesellt*.  Stirn  relativ  «chtnul.  Massige 
Stenokrotaphie.  Hart  über  der  Na**  doppelt«  Spur 
der  svt.  front.  Starke  amu  supereil  Gaumennalu  de«  um 
ineisiv.  Medianer  Wulst  im  vorderen  Theil  de«  Gaumen«. 

144 

A.I.  c. 
146 

177 

140 

122 

123 

120 

116 

359 

113 

1370 

Schmale,  aber  hohe  olae  t empor.  SUrnsehläfenabst&nd 
6 mm.  Gaumennaht  des  o$  iunnr.  Medianer  Gau* 
menwulrt*  Anguti  mandibular.  «ehr  stumpf  und  stark 
nach  ausm*n  gebogen. 

145 

A.I.O. 

147 

175 

134 

126 

117 

122 

115 

354 

108 

1270 

Arbeiter,  41  Jahre  alt.  Norma  erst.  eil  ipso idlsch.  Da« 
linke  Scheitelbein  fast  von  einer  Pacch  ioni1  scheu 
Drüse  durchbohrt.  Link«  Beete  der  ursprünglichen 
Trennung  des  occip.  laterale  von  der  Hinterhaupt** 
schuppe.  Links  ein  temporales  Schaltatück.  Gau- 
mennaht des  os  ineisiv.  Medianer  Gaumen wulst. 

146 

A.I.  c. 
151 

175 

141 

134 

125 

120 

120 

365 

111 

1420 

08  Jahre  alt.  Noma  vert.  fast  ellipsoidisch.  I. intat 
t empor,  «m per.  fallen  auf  einer  Strecke  von  80  mni 
mit  der  sut.  UtmUl.  zusammen.  Linear,  t empor,  itrfer. 
aus  je  drei  flach  convexen  Abschnitten  zusammen- 
gesetzt. An  der  pars  basil.  occip.  vor  dem  tut.  pftargng. 
eine  Grube.  Medianer  GaunieuwulsU 

147 

A.I.  c. 
152 

181 

150 

138 

129 

134 

122 

385 

127 

1575 

Beiderseits  Reste  der  svt.  occip.  transv.  Oaumennaht 
des  ot  ineisiv. 

143 

A.I.  c. 
153 

201 

150 

137 

134 

130 

134 

393 

127 

1780 

Arbiter,  5*2  Jahr»*  alt-  Linea*  tempor.  erreichen  die 
sut.  laml> d.  hart  Uber  der  pars  mast.  Mediane  Crista 
des  Gaumens. 

149 

A.  I.  c. 
154 

197 

144 

140 

134 

141 

127 

402 

121 

1610 

Linear  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  30  mm  mit 
der  swt.  lamld.  zusammen.  Hart  über  der  Nase  dop- 
pelte  Spur  der  sut.  front.  Starke  arens  supercii.  Mar- 
ginalcrista  de«  Gaumens.  Mäßiger  Prognatbizmus. 

150 

A-I.c. 

155 

178 

135 

127 

125 

117 

118 

360 

117 

1325 

Knecht,  3?  Jahre  alt.  A»rmu  rrrf.  ellipwiidisch.  Knickung 
der  svt.  coron.  Linear  tempor.  erreichen  die  tut.  lamld. 
hart  über  der  pars  mast.  Beiderseits  Beat«  der  svt. 
occip.  transv.  Gnumennaht  de»  os  ineisiv.  Medianer 
Wulst  und  Marginale  rista  de*  Gaumens. 

151 

A.I.  c. 
157 

175 

145 

121 

117 

117 

116 

350 

105 

1355 

Tuchscheerergehülfe.  Leichte  Asymmetrie  des  Hinter- 
haupts. HiuL  sar/itt.  furchenartig  eingesenkt. 

152 

AI.c. 

158 

177 

147 

125 

122 

125 

109 

366 

124 

1310 

Arbeiter,  55  Jahre  alt.  Gesicht  asymmetrisch.  Rechte 
Beate  der  sut.  occip.  transv.  Medianer  Gaumenwulst. 

153 

A.I.  c. 
159 

187 

153 

138 

139 

135 

115 

389 

123 

1570 

Kaufmann,  38  Jahre  alt.  Massige  Stenokrotaphie. 
Knickung  der  sut.  coron.  Linea « tempor.  erreichen  die 
tut.  lamld.  rechts  am  Ende  derselben,  links  45  mm 
über  der  pars  masL  Jederzeit»  Reste  der  sut.  occip. 
transv.  Hart-  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  sut. 
front.  Starke  arm*  supercii.  Schwacher  medianer 
Wulst  und  Marginalcrista  de*  Gaumens.  Rechts 
liegt  die  ganze  Jossa  sacci  Aicr.ym.  im  Bereich  de» 
1 5 mm  breiten  proc.  front,  na/-  svp. 

154 

A.I.c. 

161 

187 

141 

136 

127 

127 

124 

378 

103 

1485 

Arbeiter,  71  Jahre  alt,  Asymmetrie  der  Schädelbasis. 
StirnwhlntVnahMaud  recht»  3 nun,  links  4 mm.  Linea e 
tempor.  fallen  mit  der  sut.  lamld.  auf  einer  Strecke 
von  50  mm  rechte  und  von  4U  mm  links  zusammen. 
Beiderseits  ein  temporale»  Schaltstück.  Vollständig 
erhaltene  sut.  front.  Starke  arcus  super  eil.  Breite 

Uorizontaltlieile  der  Oaumenbeiue. 

4* 

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28 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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Bemerkungen. 

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1 

156 

A.I.o. 

162 

184 

149 

140 

117 

137 

114 

368 

102 

162u 

Buchdrucker,  69  Jahre  alt.  Medianlinie  de«  Stirn* 
beim  kielartig  erhaben.  BeideraeiU  ReHte  der  nt. 
oedp.  trän* r.  Recht«  ein  temporale*  BchaltatAck. 

Am  vorderen  Rand  de»  for.  'oc dp.  mugn.  zwei  zapfen- 
förmige  nach  unten  gerichtet«  Fortsätze.  Vollständig 
erhaltene  sut.  front.  Medianer  (hiumeuwulst.  Tlieil* 
weine  Atrophie  der  Alveolar  fortsätze. 

156 

A.  I.  c. 
163 

187 

145 

131 

134 

141 

107 

382 

125 

1490 

Müllergeselle,  56  Jahre  alt  llurt  über  der  Na**  dop- 
pelte Spur  der  tut.  front.  Starke  orrvj  «i iperdl.  Me- 
dianer Wollt  und  Marginalcriata  des  Gaumens. 
T heil  weise  Atrophie  der  Alveolarfortsätze. 

157 

A.I.c. 

164 

178 

141 

124 

123 

119 

98 

340 

91 

1355 

8chneidergeaelle,  57  Jahre  alt.  Stirn  zurücktreteod- 
Stark  gewölbte  faden  t empor,  o* tis  frontu.  Unnu 

tempor.  super.  falleu  auf  einer  Strecke  von  50mm 
mit  der  sut.  lantl>d.  zusammen.  Linear  tempor.  inf. 
au*  je  drei  flach  convexen  Abschnitten  zOMmnm* 
gesetzt.  Recht*  ein  temporales  8challstück.  Der 
Gaumen  ist  median  vertieft  und  zeigt  zwei  symme- 
trische, nach  vorn  »ich  verengende  Schaltstücke  zu 
beiden  Seiten  der  Longitudinalnaht.  Fast  vollstill* 
dige  Atrophie  der  Alveolarfortsätze.  Theilw*i»e  ver- 
heilter Sciüldelbruch. 

158 

A.I.c. 

166 

183 

143 

127 

129 

130 

118 

377 

109 

1410 

Arbeiter,  58  Jahre  alt.  Lineae  tempor.  fallen  mit  der 
aut.  lambd.  auf  einer  Strecke  von  4Umra  zusammen. 
Massiger  Prognatkismu*.  Theil weise  Atrophie  der 
Al  veolurfortsä  tze. 

159 

A.I.c. 

168 

190 

146 

130 

138 

128 

122 

388 

111 

1555 

Arbeiter,  49  Jahre  alt.  Xorma  rert.  ellipsoidisch.  ßchit- 
delkapitel  asymmetrisch.  Linea*  tempor.  fallen  auf 
einer  Strecke  von  45  mm  mit  der  sut.  lambd.  zu- 
sammen. Marginalcrista  des  Gaumen*. 

160 

A.I.  c. 
161) 

190 

147 

131 

129 

107 

144 

380 

\ 

107 

1390 

Arl>eiter,  42  Jahre  alt.  Schädelkapttel  asymmetrisch. 
Beiderseits  Reste  der  sut.  vectp.  trunsv.  Am  Bcheitd 
der  «Nt.  lambd.  ein  asymmetrisch  get heilte«  os  friyw 
trum.  lu  der  linken  Schlilfenschuppe  ein  emisnrisn 
Santorini.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  nt. 
front.  Starke  urms  super  dl.  Medianer  Gaumenwubt. 
Theil  weise  Atrophie  der  Alveolarfortsätze. 

161 

A.I.c. 

i 171 

181 

134 

125 

118 

130 

116 

364 

121 

1320 

Schnhmachergeselle,  37  Jahre  alt.  Norma  verl.  f**t 
ellipsoidisch.  Asymmetrie  der  Schädel  kapsel.  Massig® 
Stenokrotaphie.  Linear  tempor.  fallen  auf  einer 

Strecke  von  40  mm  mit  der  sut.  lambd.  zusammen. 
Rechts  ein  temporales  Sehaltstück.  Medianer  Wulst 
und  Marginalcrista  de«  Gaumens. 

162 

A.I.c. 

172 

190 

143 

135 

138 

128 

120 

386 
l 367 

106 

1515 

Arbeiter,  39  Jahre  alt.  Linea*  tempor.  erreichen  die 
f«t.  lambd.  hart  ülier  der  pars  mast.  Am  vorderen 
Rand  des  for.  oedp.  magn.  ein  kleiner  nach  hinten 
gerichteter  Höcker.  An  der  pars  basii  oedp.  ror 
dem  t«4.  pharyng.  eine  Grube.  GaumennAht  de*  « 
indsiv.  Medianer  Gau  men  wulst. 

163 

A.  I.  c. 
173 

186 

140 

130 

131 

117 

119 

1 

118 

1500 

Arbeiter,  40  Jahre  alt.  Asymmetrie  der  Schädelkapscl. 
Knickung  der  sut.  coro n.  Lineae  tempor.  falleu  auf 
einer  Strecke  von  45  mm  mit  der  sut.  lambd.  zusam- 
men. Rechts  ein  kleiner  proc.  paramast.  Medianer 
Gaumen  wulst. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


29 


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total. 

164 

A.I.c. 

175 

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151 

127 

140 

135 

123 

398 

120  ! 

1615 

Medianlinie  de»  Stirnbein»  kielartig  erhaben.  Ausge- 
prägte Stenokrotaphie.  Am  hinteren  Rande  de«  po- 
ms  neust,  «x#.,  den  amuu/us  tympatiicvs  einnehmend, 
eine  dreieckig«,  6 mm  lange  lingula  aoditoria.  Proc. 
»tyloidri  dreigliedrig  und  73  min  lang.  Hart  über  der 
Naue  dopjielte  Spur  der  tut.  front.  Sehr  starke  arcus 
tupsrc.il . Massiger  Prognathisnms.  Angttli  mandibular 
«ehr  stumpf. 

165 

4.  1 c. 
177 

187 

149 

132 

120 

128 

118 

366 

120 

1440 

Knickung  der  tut.  coron.  Untat  tempor.  erreichen  die 
tut.  f ttmUl.  hart  über  der  pur*  matt.  Hart  über  der 
Käse  doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  arcus 
supercil.  Gauiiiennaht  des  o»  mcisiv. 

166 

A.I.c. 

178 

184 

147 

130 

128 

124 

124 

376 

106 

1500 

Arbeiter,  51  Jahre  alt.  Links  ein  temporale»  Schalt 
stück.  Die  nasalia  bei  synostotischer  Nasen-  und 
Btirnnasennaht  auf  kleine  dreieckige  Plättchen  re> 
ducirt. 

167 

A.I.c. 

179 

187 

146 

130 

126 

127 

118 

371 

126 

1505 

Maurergeselle,  63  Jahre  alt.  Unrat  tempor.  erreichen 
die  tut.  Inml/d.  hart,  über  der  jtars  mast.  Hart  über 
der  Nase  doppelte  Spur  der  »wf.  front.  Starke  arcus 
supereil.  Medianer  Gaumen  wulst- 

168 

A.I.c. 

180 

187 

144 

119 

130 

128 

119 

377 

115 

1350 

Arbeiter,  54  Jahre  alt,  Mä»»ige  Stenokrotaphie,  Untat 
tempor.  it\f.  aus  je  drei  flach  convexen  Abschnitten 
zusammengesetzt.  Medianer  Wulst  und  Marginal* 
crista  de»  Gaumens. 

169 

A.I.  c. 
181 

186 

141 

123 

128 

120 

112 

360 

123 

1400 

circa 

Arbeiter,  32  Jahre  alt.  Hart  über  der  Nase  doppelte 
Spur  der  sut.  front.  Starke  arcus  supercil.  Medianer 
Wulst  und  Marginalcrista  des  Gaumens. 

170 

A.I.c. 

183 

178 

149 

122 

124 

111 

357 

126 

1400 

Braubelfer,  63  Jahre  alt.  Pars  basil.  oecip.  durch 
Knochen  fräs»  zerstfirt.  Massige  Stenokrotaphie. 

Knickung  der  tut.  coron.  Marginale rista  des  Gau* 
men».  Massiger  Prognathi»mu*. 

171 

A.I.c. 

184 

191 

142 

132 

125 

132 

119 

376 

124 

1450 

Arbeiter.  Norma  vert.  ellipsoidiach.  Schädelkapsel  leicht 
asymmetrisch.  An  der  pari  basil.  occip.  vor  dem 
tub.  pkaryng.  eine  Orube.  Ganmennaht  des  o s meiste. 
Marginale  rista  de»  Gaumens. 

172 

A.I.  c. 
185 

179 

146 

126 

126 

115 

118 

359 

114 

1435 

Circa  50  Jahre  alt.  Leichte  Asymmetrie  der  Schädel- 
kapsel  und  des  Gesichts.  Alas  tempor.  eingebogen. 
Gaumennaht  des  os  ineish. 

173 

A.I.c. 

186 

185 

137 

131 

119 

118 

122 

359 

125 

1310 

Barbipr,  53  Jahre  alt.  Stirn  stark  zurück  tretend.  Ein* 
gebogene,  hoch  hinauf  reichend»*  alae  tempor.  Der  Ho- 
rizontnil heil  des  linken  Gaumenbein»  ist  um  3 mm  brei- 
ter ul»  der  des  rechten.  Marginalcrista  des  Gaumens. 

174 

A.I.c. 

187 

182 

139 

128 

130 

119 

116 

365 

108 

1250 

Arbeiter,  43  Jahre  alt.  MlUsige  Stenokrotaphie.  Lintae 
tamjwr.  fallen  auf  einer  Strecke  von  40  mm  mit  der 
sut.  fambd.  zusammen.  Marginale  rista  des  Gaumens. 
Theilweise  Atrophie  der  Alveolarfortaätxe, 

175 

A.I.  c. 
189 

182 

145 

127 

126 

121 

121 

368 

112 

1320 

Arbeiter,  33  Jahre  alt,  Mediaulinie  der  Stirn  erha- 
ben- Stenokrotaphie.  Medianer  Gaumenwillst.  Kie- 
ferprognathismus. 

176 

A.I.  c. 
190 

181 

142 

121 

122 

119 

113 

354 

111 

1360 

Schneidergeselle.  I.inrae  tempor.  erreichen  die  tut.  lambd. 
hart  über  der  pars  mast.  An  der  pars  basil.  occip. 
vor  dem  f*»5.  pharyng.  eine  Grube.  Marginalcrista 
des  Gaumens. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preusscn. 


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378 

123  . 

1540 

Agent,  $3  .Jahr*  alt.  Stirn  senkrecht  ansteigend.  Dtr 
Scheitel  renkt  sich  von  der  nt.  coran.  an  nach  kinbo 
leicht  abwärts.  Stenokrotaphie.  An  der  part  latii. 
occip.  vor  dein  /k6.  pfutry ng.  eine  geräumige  Grube. 

178 

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186 

144 

132 

130 

125 

124 

379 

1520 

Arbeiter,  34  Jahn»  alt.  Schädelkapsel  seitlich  asym- 
metrisch.  Rechts  Reste  der  tu i.  occip.  froiut.  As 
der  part  Latii.  occip.  vor  dem  tub.  pbaryng.  eit»  tief* 
Grube.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  ist. 
front.  Starke  arcut  tuptrcil. 

179 

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181 

143 

135 

131 

131 

107 

369 

124 

1535 

Arbeiter,  46  Jahn;  alt.  Flach  zurücktretend*  Stirn. 
Lineac  tcmpor.  füllen  auf  einer  Strecke  von  40mm 
mit  der  tut.  lambd.  zusammen.  For.  occip.  nmjn.  41  mm 
lang  und  33  mm  breit.  Gaumcnnaht  des  ot  ncwr. 
Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  des  Gaumen». 

180 

1 

192 

150 

138 

135 

120 

135 

390 

127 

1515 

Arbeiter,  58  Jahn*  alt.  Atirma  rert.  fast  ellipsakLisrh. 
Zurücktretende  Stirn.  Untat  ttmpor.  errek’bea  die 
tut.  lambd.  kurz  über  der  part  matt.  Hurt  nlwr  der 
Naue  doppelte  Spur  der  nt.  front.  Starke  arcu 
tu  per  eil.  Medianer  Gaumeuwulst. 

181 

A.I.  o. 
196 

204 

147 

132 

143 

140 

128 

411 

122 

1650 

Eigenküthner,  circa  50  Jahre  alt.  Asymmetrie  der 
Scbidelkapael.  Lintae  t empor,  fallen  auf  einer  Strecke 
von  40  mm  mit  der  tut.  lamLJ.  zusamuieu.  Link* 
ein  temporale«  Schaltutück. 

182 

183 

147 

137 

129 

129 

113 

371 

113 

1340 

Arbeiter,  46  Jahre  alt.  Hart  über  der  Nitre  doppelte 
Spur  der  tut.  front.  Starke  arcut  tupercil.  Schwacher 
medianer  Wulst  und  MnrginnlcrUta  des  Gaumen». 
Link*  bricht  der  Eckzahn  hinter  dem  Alveolarfort- 
satz  des  ersten  und  zweiten  Scbncidmlui  im  Ober- 
kiefer schräg  durch ; recht»  fehlt  der  zweite  Bchnnd**- 
zahn  ganz  und  die  Lücke  zwischen  dem  ersten  um* 
dem  Eckzahn  ist  nur  klein. 

183 

A.I.  c. 
198 

188 

134 

124 

120 

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104 

363 

1435 

Circa  50  Jahro  alt,  Aoraui  rer/.  ellipsoidiseh-  Knickt»* 
der  tut.  coron.  Lineac  tcmpor.  erreichen  die  tut.  lamU- 
hart  über  der  part  matt.  lteidenreiü«  Reste  der  <**- 
occip.  trantv.  Schwacher  medianer  GaumenwnUU 

184 

A.I.  c. 
201 

173 

155 

132 

131 

120 

115 

366 

119 

1560 

Arbeiter,  36  Jahre  alt.  Asymmetrie  des  Geeicht»  und 
der  BchädelkapseL  Stirnschl&fennbfttaiid  links  2 mm- 
Gautneimaht  de*  ot  incitiv.  Medianer  Wulst  und 
Marginaler  ist»  de*  Gaumens. 

185 

A.I.  c. 
202 

184 

143 

124 

121 

110 

126 

357 

119 

1305 

Former,  46  Jahre  alt.  Stirn  stark  zurücktretend. 
Untat  tcmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  35  mm 
mit  der  tut.  lambd.  zusammen.  Hart  über  der  Na* 
doppelt«  Spur  der  tut.  front.  Sterke  o reut  mptrdl> 
Gaumennaht  de*  o«  incitiv. 

186 

A.I.  c. 
203 

173 

141 

116 

118 

110 

114 

342 

110 

1210 

Sträfling  aus  der  Anstalt  Insterburg,  34  Jahre  nh. 
Schädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Medianer  Gau- 
menwulat. 

187 

A.I.C. 

204 

177 

145 

129 

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117 

123 

365 

123 

1400 

Arbeiter,  51  Jahre  alt.  Knickung  der  tut.  coron,  Lmtat 
tcmpor.  inf.  aus  je  drei  flach  convexen  Abschnitte^ 
zusammengesetzt. 

188 

A.I.C. 

205 

176 

139 

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122 

118 

118 

102 

338 

115 

1255 

Sträfling  au»  der  Anstalt  Insterburg.  Zurücktretend'* 
Stirn.  Lintae  ttmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  vu« 
50  mm  mit  der  tut.  lambd.  zusammen.  Beidem-it* 
Reste  der  tut.  occip . trantv.  Gaumeunaht  des  « 

incitiv. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preusaen. 


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117 

118 

360 

108 

1385 

Schmtedegeselle,  58  Jahre  alt.  Breite  Horizontaltbeile 
der  Gaumenbeine.  TheilweiM*  Atrophie  der  Alveo 
larfortsätze. 

190 

A.  Lo. 
207 

191 

140 

136 

130 

120 

117 

367 

128 

1505 

Handlungsdiener,  25  Jahre  alt.  Xorma  t*er/.  fast  ellip- 
soidiach.  Schädelkapsel  leicht  asymmetrisch.  Linea« 
tempor.  erreichen  die  tut.  hart  über  der  part.  matt. 

Beiderseits  Rente  der  tut.  occip.  Irantv.  Jederzeit«  ein 
temporales  Schftltstück.  Medianer  Gaumenwulst 

191 

A.I.  c. 
208 

189 

141 

130 

125 

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373 

121 

1465 

Arbeiter,  30  Jahre  alt.  Lintar.  Um por.  fallen  auf  einer 
Strecke  von  25  mm  mit  der  ist.  lamM.  zusammen. 

192 

A.I.  c. 
210 

175 

145 

123 

125 

113 

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350 

107 

1340 

Arbeiter,  35  Jahre  alt.  Beidmwdtn  Beute  <ler  .er. 
occip.  tränte.  Linear  tempor.  erreichen  die  ml.  tarntet. 
hart  über  der  pan  mail.  Recht«  ein  temporale» 
BcbaiMftck.  8t d.  front,  noch  im  ‘deren  Theil  de« 

Stirnbein«  erhalten.  Oauroennabt  de»  om  intime. 

193 

A.I.  c. 
213 

183 

144 

136 

130 

130 

104 

364 

— 

1480 

Handlnngadiener,  44  Jahre  alt.  Gaomennaht  des  ot 
incvuv.  Medianer  Gaumen  wulst 

191 

A.  I.  c. 
211 

187 

151 

131 

123 

125 

119 

367 

122 

1580 

Zurücktretende  Stirn.  Linea*  tempor.  erreichen  die  tut. 
lambii.  hart  über  der  part  mat/.  Beidemeits  Trcn- 
«ungsreHte  der  Hinterhauptsaclinppe  vom  occip.  faterule. 
Medianer  Wulst  und  Mnrginalcriata  des  Gaumens. 
Theilweiae  Atrophie  der  AlveolarfortsAtze.  Hechts 
ein  verheilter  Schädelbruch« 

195 

A.I.  c. 
215 

185 

149 

127 

130 

127 

105 

362 

123 

1455 

Bäckcrgeiwll«,  42  Jahre  alt.  Beidereeit«  Beete  der  ml. 
occip.  tränte.  Beeht»  ein  temporale«  8chult*t!tek. 
Gaumen  median  vertieft.  Martina] <■  riet»  de»  Gau- 
men«. Fa«t  völlige  Atrophie  der  Alveolarforuiltae. 

196 

A.I.c. 

216 

188 

145 

135 

130 

118 

118 

366 

122 

1445 

Sträfling  aus  der  Anstalt  Insterburg,  42  Jahn*  alt. 
Linear  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  30  mm 
mit  der  svt.  lamUl.  zusammen.  Gaumennaht  des  01 
inciriv.  Medianer  Wulst  und  MarginalcriHta  de* 
Gaumens. 

197 

A.  1.  c. 
217 

187 

151 

128 

126 

118 

134 

378 

121 

1520 

Sträfling  aus  der  Anstalt  Insterburg,  57  Jahn*  alt. 
Rechts  ein  temporales  SchaUstück.  An  der  part 
batii.  occip.  vor  dem  tub.  pharyny.  eine  tiefe  Grabe. 
Gaumennaht  des  ot  itteitiv.  Medianer  Gaumenwulst. 

198 

A.I.c. 

220 

182 

150 

131 

128 

115 

117 

360 

121 

1430 

Sträfling.  42  Jahro  alt.  Ganmennahl  des  ot  indtir. 
Medianer  Oaumeuwulit.  Breit«  Horiiontalthcile  der 
Gaumenbeine. 

199 

A.I.c. 

221 

187 

141 

130 

125 

126 

121 

372 

120 

1380 

Arbeiter.  Zurftcktretende  Stirn.  Stark  eingchogene  alar 
tempor,  Knickung  der  tut.  mron.  Marginalcrieta  de« 
Gaumens.  Theilvreiee  Atrophie  der  Alveolarfortsütze. 

200 

A.I.c. 

222 

189 

140 

125 

121 

116 

122 

359 

117 

1355 

Arbeiter,  45  Jahn»  ftlt.  Leichte  Asymmetrie  der 
Schädelkapsel.  Linear,  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke 
von  40  mm  mit  der  tut.  tambd.  zusammen.  Medianer 
Gaumen  wulst. 

201 

A.I.  o. 

223 

180 

137 

140 

128 

1 

130 

105 

363 

119 

1475 

1 

Sattlermeister,  53  Jahn  alt.  Abruui  vert.  ellipsoidisch. 
Lineae  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  45  mm 
links  und  von  50  mm  rechts  mit  der  tut.  fatttbd.  zu- 
sammen. Medianer  Gaumenwulst. 

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32 


Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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391 

111 

1570 

Zuchthausstr&fling,  66  Jahre  alt.  (Angabe  de*  Leichen- 
buch*  unsicher.)  Asymmetrie  der  SchädelkapeeL 
Stenokrotaphie.  Lin*ae  1 empor.  erreichen  die  rat. 

lambd . hart  über  der  pars  Mast.  Vollständig  erhal- 
tene tut.  front.  Links  Spur  der  Trennung  de*  oeäp. 
lateral*  von  der  HinterhaupUwcbuppe-  Oaumennakt 
de»  nt  Mctriv.  Medianer  Willst  und  Marginakrats 
des  Gaumens.  Massiger  Prognathismus. 

203 

A.I. 

226 

177 

141 

116 

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125 

101 

345 

111 

1200 

Sträfling  aus  der  Anstalt  Iusterburg,  42  Jahre  alt. 
ßtirn  zurückt  retend.  lÄwat  umpor.  erreichen  die  rar. 
lambd.  hart  Über  der  part.  mutt.  Linrar  trmpot . itf. 
aus  je  drei  flach  convexen  Abschnitten  zusamniso- 
gesetxt.  Gaumennaht  des  ot  incüiv.  Massiger  Pr> 
guathisuiu*.  KieferproguatUismu«, 

204 

A.L  c. 
227 

186 

149 

132 

127 

128 

117 

372 

118 

1575 

Kaufmann,  50  Jahre  alt.  Schädelkapsel  asymmetrisch. 
Beiderseits  Reste  der  tut.  oedp.  trän* r.  Rechts  in  di*r 
tut.  coron.  ein  Bchaltstück.  Marginalcrista  des  Gau- 
mens. T heil  weise  Atrophie  der  Alveolarfortsäu«. 

205 

A.I.  0. 

228 

183 

149 

134 

122 

122 

109 

353 

118 

1550 

Arbeiter,  49  Jahre  alt.  Occiput  asymmetrisch.  Bei 
derzeit*  Reste  der  tut.  oedp-  transv.  MarginalcriMs 
de.«  Gaumen«.  M Rasiger  Prognathistuus.  Rechts 

ein  verheilter  Schädelbruch. 

206 

A.I.c. 

220 

192 

154 

135 

133 

131 

120 

384 

127 

1640 

Arbeiter,  37  Jahre  alt.  Stirn  zuriiektretend-  Ocaput 
asymmetrisch.  Linea*  Umpor.  erreichen  die  tut.  lambd. 
hart  (Hier  der  purt  m a*t.  Beiderseits  Reste  der  rat. 
oedp.  tränte.  Rechts  ein  temporales  Schultatück. 
Marginalcrista  des  Gaumens. 

207 

A.I.c. 

230 

189 

142 

133 

118 

120 

118 

356 

121 

1413 

Altsitzer,  79  Jahre  alt.  jYonaa  vtrticali*  vorn  sbge- 
fluebt,  hinten  zugespitzt  oval.  Eingebogene  rau« 
Umpor.  Medianer  Gaumenwulst. 

208 

A.I.c. 

231 

177 

134 

126 

117 

130 

103 

350 

119 

1200 

Arbeiter,  40  Jahre  alt.  Mässige  Btenokrotapbie.  1* 
nf.uf-  tempor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  40  mm  mit 
der  stuf.  lambd.  zusammen.  Beiderseits  ein  tempora- 
les Schaltstück.  Median  vertiefter  Gaumen. 

200 

A.  I.e. 
234 

181 

147 

136 

151 

131 

108 

390 

122 

1560 

Norm 1 rer#.  eUiptoidiicb.  Sohldelkspad  leicht  asymme- 
trisch. Am  vorderen  Rand  des  for.  oedp.  may*.  citt 
nach  unten  gerichteter  Zapfen.  Gaumen  scbmaL 

210 

A.I.c« 

235 

190 

141 

134 

120 

133 

116 

369 

115 

1345 

Kilrschuergeselle,  5*2  Jahre  alt.  Linea*  tempor.  fallen 
auf  einer  Strecke  von  45  mm  mit  der  tut.  lambd.  zu- 
sammen. Massiger  Prognathismus.  Auf  der  ganzen 
Bchädclkapsel  unregelmässige,  wulstige  Erhabenheiten. 

211 

A.  I.  c. 
236 

181 

140 

132 

120 

128 

112 

360 

100 

1330 

Sträfling  au*  der  Anstalt  Insterburg,  34  Jahre  alt. 
Schädel  asymmetrisch,  in  der  normo  oedp.  schief- 
Am  Scheitel  der  tut.  lambd.  ein  ot  trüputrum.  Tbeil- 
weise  Atrophie  der  Alveolarzellen. 

212 

A.  1.  c. 
238 

182 

138 

133 

125 

126 

109 

360 

! 1415 

Nagelschmiedegeselle,  54  Jahre  all-  .Von»«  wrf.  «Hip** 
di  ach.  Schädel  asymmetrisch.  Stenokrotaphie.  Lia 
tempor.  erreichen  die  tut.  lambd.  hart  über  der  pan  m\ul. 
Rechts  Reste  der  tut.  oedp.  tranrv.  Medianer  G»umen- 
wulst.  Die  21  mm  breiten  proe.  front,  mar.  mp.  nehmen 
die  ganzen  fotta*  »aed  lacrym.  auf.  OHtta  lacrym.  fehlt. 

213 

A.  J.  c. 
239 

185 

147 

128 

125 

128 

119 

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372 

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1513 

jVormn  vert.  fast  ellipsoidisch.  Linea*  Umpor.  erreichen 
die  tuL  lambd.  hart  über  der  p*trt  matt.  Medi*®**" 
Wulst  und  Marginalcrista  des  Gaumens. 

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Männliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


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1550 

Linea*  tempor.  erreichen  die  tut.  lumbd.  hart  über  der 
pan  matt.  Beiderseits  Rest«  der  tut.  occip.  tranto. 
Beideroeit*  ein  temporale»  Sehaltstück.  Eingeborene 
aJae  tempor.  Am  vorderen  Ramie  de*  for.  oecip.  map*, 
ein  nach  unten  gerichteter  Zapfen. 

215 

A.I.  c. 
241 

187 

148 

134 

130 

134 

117 

381 

109 

1495 

Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke 
urciM  tuperci/.  Marginalcrbta  des  Gaumen*. 

216 

A.I.c. 

243 

185 

136 

130 

127  | 

120 

121 

368 

— 

1450 

Gauinennaht  de«  ot  incitiv.  Marginalen  sta  de«  übri- 
gen* «chmalen  Gaumen*. 

217 

A.I.  c. 
244 

184 

136 

133 

127 

121 

121 

| 369 

— 

1455 

Starke  arcut  tuperci '/. 

218 

182 

143 

126 

126 

132 

112 

: 370 

121 

1305 

laichte  Asymmetrie  d»r  Schädelkapsel.  Ausgeprägt« 
Steuokrotaphie.  Recht«  «in  proc,  front.  •quama*  t empor. 
Hart  über  der  Na m doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  arcut  tuperci/.  Medianer  Gaumenwubt.  Pro* 
geuie. 

219 

A.  I.  c. 
247  1 

173 

146 

1 _ 

Schädeldach  fehlt.  Recht«  mÄssige  Stenokrotaphie. 
Vollständige  tut.  front.  Gaumennaht  de«  ot  incitiv. 
Medianer  Öaumenwulst. 

220 

186 

~ 

Schädeldach  fehlt.  Beiderneit*  Reste  der  tut.  oocip. 
fronte.  Link*  ein  kleiner  proc.  paramatt.  Recht«  die 
hintere  ober«  Ecke  de*  proc.  front,  mos.  tup.  abgeglie- 
dert. Gaumennaht  de«  ot  incitiv.  Medianer  Gau- 
menwubt. 

221 

A.I.  c. 
249 

186 

146 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schädeldach  fehlt.  Medianer  Gaumen  wobt. 

222 

A-I.c. 

250 

176 

137 

123 

110 

120 

117 

347 

1320 

N.  vertic.  ellipsoidbch.  Linear  t empor,  fallen  auf  einer 
Strecke  von  45  mm  mit  der  tut.  /ambd.  zusammen- 
Recht*  Beate  der  tut.  occip.  fronte.  An  der  pan  basil. 
occip.  vor  dem  tub.  pAuryny.  eine  Grube.  Hurt  über  der 
Na*«  doppelte  Spur  der  tut.  /ro«f.  Starke  orevs  tuperci/. 

223 

A.I.c. 

253 

170  i 

134 

114 

Schädeldach  fehlt.  Mftmige  Stenokrotaphie.  Spur  eine« 
ot  Incae.  Link«  Reste  der  Trrnnuiig  de*  occip.  lutt- 
rate  von  der  Hiuterhauptasehuppe.  Marginale ri*ta 
de*  Gaumens. 

224 

A.I.c. 

256 

190 

141 

' — 

— 

— 

115 

— 

— 

— 

Schädeldach  fehlt.  Linea*  t empor,  erreichen  die  tut. 
/ambd.  hart  über  der  part  matt. 

225 

A.  I.  c. 
258 

189 

— 

127 

125 

130 

123 

378 

— 

— 

Die  linke  Hälfte  de*  Schädel»  fehlt.  Fuoei  tempor.  ottit 
fronfit  tuberartig  gewölbt.  Stenokrotaphie. 

226 

A.I.c. 

260 

" 



“* 

Die  linke  Hälfte  fehlt.  Stark  eingebogene  ab»  tempor. 
Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  arcut  tuperci/. 

227 

A.I.  c. 
261 

202 

““ 

1 

““ 

““ 

Schädeldach  fehlt.  Recht*  ein  starker  pro c.  paramast. 
Sehr  geräumige  fottae  tacci  Uterym.  Gauinennaht  de« 
ot  incisiv. 

228 

A.  I.  c. 
264 

176 

147 

121 

121 

115 

122 

358 

109 

1360 

Linear  tempor.  erreichen  die  «if.  lambd.  hart  über  der 
part  matt.  Medianer  Gaumeuwubt. 

229 

A.I.c. 

265 

196 

166 

135 

135 

135 

121 

391 

— 

1960 

N.  vtrt.  ellipeoidisch.  Hut.  front,  im  oberen  Tbeäle  de« 
Stirnbein«  noch  erhalten.  Medianer  Gaumeuwubt. 

230  j 

A.I.  c. 
270 

Die  ajilhi 

185 

■opoloflii 

»eben  Sb 

127 

jnmlunf 

128 
[•«  I>«ul 

125 

IacIiUumI 

114  367 

( K.  1 tilgt  titrg  1 

- Pr.) 

Die  linke  Hälfte  fehlt.  Mässige  Stenokrotaphie.  Gau* 
mennaht  de*  ot  incLtiv. 

5 

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34 


Preussische  Schädel,  deren  Geschlecht  nicht  sicher  zu  bestimmen  ist. 


231  A.I.c. 
271 


232  'A.I.c. 
272 


233  A.I.c. 

274 

234  A.  I.  a. 

I 28 

235  U.I.a. 

I 27 


194  | 141  137  120 

' 

189  140  139  124 
179  142  134  126 

181  ' 158  134  122 


132 

130 

128 

141 


124  | 376 


126  380 
111  365 


111  374 


103  — Arbeiter,  62  Jahre  alt,  Schädeldach  fehlt.  Lineoe 

tempor.  erreichen  die  tut.  tarnt <4.  hart  über  der  pari 
matt.  Medianer  Gaumenwulst. 

— 1495  Stark  zu  nickt  rötende  Stirn.  Linear  tempor.  fallen  auf 

einer  Strecke  von  40  bi*  45  mm  mit  der  tut.  lambd. 
zusammen. 

— 1470  Eingebogeue  (dar  tempor. 

111  1445  Zu  einem  Skelet  gehörig. 

122  1650  Zn  Skelet.  Nr.  « gehörig  (cf.  pag.  14).  GlabeJla  einge- 

aeukt.  Länge  da*  ran  tu  mandibular  6?  mm. 


2.  Schädel,  deren  Geschlecht  nicht  sicher  za  bestimmen  ist. 


236  A.I.C. 
81 


237  A.I.c. 
101 


238  A.I.c. 
127 


239  A.I.c. 

136 


240  A.I.c. 

233 

241  A.I.c. 

245 


242  A.I.c. 

252 

243  A.I.c. 

257 


182 

179 

169 

182 

174 

169 

170 
189 


151 

124  130 

125  ; 115 

870 

118 

1425 

146 

117  129 

94  124 

347 

119 

1260 

142 

122  119 

125  105 

349 

113 

1255 

148 

118  122 

122  120 

361 

118 

1455 

136 

125  121 

117  108 

346 

100 

1285 

151 

I 

127  125 

122  117 

364 

— 

1380 

140 

— — 

— — 

— 

— 

— 

135  124 

128  128 

380 

" 

Mässlge  Stenokrntaphie.  Rechts  Heute  der  snf.  <xrijp. 
fronst-.  Medianer  Gaumenwulst.  Prognathien-m* ; 

Gesichtswinkel  nach  Virchow  71°,  nach  Camper 

60°. 

Linear  tempor.  » uper . fallen  auf  einer  Strecke  von  40inru 
mit  der  tut.  tumbd.  zusammen.  Linear  tempor.  mfer. 
au*  je  drei  flachconvexen  Abschnitten  zusammen- 
gesetzt. Am  Scheitel  der  tut.  lambd.  ein  asymmetriwli 
ntlniltM  ot  triquetrum.  Gaumennaht  de«  os  incittr. 
]*rogiiMthi*mti* ; Gesichtswinkel  nach  Yircliow 
nach  Camper  66°. 

Gaumen  defect.  Synchondrotit  tpheno-oedp.  offen.  Bei* 
derseit*  Reste  der  tut.  oceip.  transv.  Doppelte  Imeu 
nurhae  suprema.  Hart,  über  der  Nase  doppelt«  Spul 
der  im  oberen  Theile  des  Stirnbein*  noch  erhaltenen 
tut.  fronL  Leichte  Progeuie. 

Beiderseits  Beste  der  tut.  oecip.  trantv.  Links  ein  tem- 
porales Schaltstück.  Gaumennaht  des  ot  incitiv.  Me- 
dianer Wulst  und  Mnrgiualcrista  des  Gaumens. 

(Eher  Weib  als  Mann.)  Rechts  ein  temporales  Schalt- 
stück.  Schwacher  medianer  Gaumenwulst. 

Stirn  senkrecht  ansteigend.  Lineoe  tempor.  in/,  aus  je 
drei  flach  OOBTino  Abschnitten  zuwnimen^tit. 
Beiilerseits  ein  temporale«  Schaltstück.  Adas  mit 
dem  HinterhauptdMMn  verwachsen.  Ganmennaht  de* 
ot  incitiv.  Medianer  Gaumenwulst. 

Schädeldach  fehlt.  Massige  Stenokrotaphie.  Median« 
Gaumenwulst, 

(Eher  Mann  ul»  Weib.)  Lineoe  tempor.  erreichen  die 
tut.  lambd.  hart,  über  der  part  mast.  Rechts  ein  klei- 
ner pror.  paramatt.  Rechts  ein  temporales  Schalt- 
stack. Massiger  Prognathismus. 


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Weibliche  Schädel  der  Provinz  Prenssen. 


35 


Bemerkungen. 


244  A.I.c. 

259 

245  A.I.c. 

1 263 

246  A.I.c. 

266 

247  A.I.C. 

267 

24  8 1A.I.C. 

j 268 

249  A.I.C. 
269 


179  141 


186  133 

M 


— — Linke  Hälfte  eine*  senkrecht,  und  horizontal  durch- 

sägten  Schädel*.  Gaumennaht  des  os  incisiv. 

115  1360  Stenokrotaphie.  Rechts  ein  temporales  Schaltstück. 

Vollständig  erhaltene  tut.  front.  Oauuiennaht  des  os 
incisiv.  Prognathbnnu». 

— — Schädeldach  ohne  Basis-  und  Oesichtstheile.  Stimfon- 

tanellknochen  von  26  mm  Länge  und  9 mm  Breite. 

— — Schädeldach  ohne  Basis-  und  Geaichtatheile.  Stimfon- 

tanellknochen  von  35  nun  Länge  und  21mm  Breite. 

— — Schädehlacli  ohne  BaBis-  und  Oesichtstheile.  Vollstän- 

dige tut.  front. 

— — Schädeldach  ohne  Basis-  und  Oesichtstheile.  Vollstän- 

dige sut.  front,  in  der  kleUrtig  erhabenen  Medianlinie 
des  Stirnbeins. 


3.  Weibliche  Schädel. 


A.I.b. 

55 

107 

183 

126 

118 

117 

105 

340 

105 

1155 

A.I.b. 

56 

171 

141 

122 

128 

118 

120 

366 

114 

1260 

A.  1.  b. 
58 

166 

136 

119 

124 

120 

105 

349 

113 

1150 

A.I.b. 

59 

164 

138 

123 

122 

112 

114 

348 

122 

1165 

A.I.b. 

60 

178 

141 

125 

128 

127 

110 

365 

— 

1330 

A.  I.b. 
61 

182 

136 

133 

125 

117 

112 

354 

118 

1260 

A.I.b. 

i 64 

172 

153 

118 

120 

120 

109 

349 

115 

1380 

A.I.b. 

65 

166 

135 

119 

123 

115 

113 

351 

103 

1210 

A.I.b. 

66 

169 

135 

117 

117 

111 

101 

329 

1165 

HbnM  vert.  fast  eUipvoidiech.  Linear  t empor . fallen  auf 
einer  Strecke  von  40  mm  mit  der  sut  lamld.  zusam- 
men. Gaumennaht  des  os  incisiv.  Medianer  Wulst  und 
Marginalcrista  des  Gaumens.  Prognathismus  ; Gesichts- 
winkel nach  Virchow  78°,  nach  Camper  64°. 

Linrac  tempor.  erreichen  die  sut.  lanbd.  hart  über  der 
pars  mast.  Vollständige  sut.  front.  Ausgeprägte  8te- 
nokrotAphie.  Links  ein  temporales  Schallstück. 
Gaumennaht  des  os  incisiv.  Medianer  Gaumeuwulst. 

Linea  nucAae  snprrma  doppelt.  Ausgeprägte  Stenokro- 
taphie.  Links  ein  temporales  Schattstück.  Gaumen- 
nalit  des  os  inath.  Medianer  Wulst  und  Marginal- 
crista des  Gaumens.  Leichte  Progenie. 

Ausgeprägte  Steuokmtaphie;  recht«  ein  proc.  front, 
»qvamac  tempor.  Links  ein  temporales  8c haltstück. 
Im  vorderen  Theile  der  sut.  peäat.  hngitud.  ein  langes, 
cristeuartig  prominireudes  Sch&lUtück. 

Massige  Stenokrotaphie.  Gaumennaht  des  os  incisiv. 


St  im  Win  asymmetrisch.  Gaumennaht  des  os  nu*rir. 
Medianer  Wulst  und  Margiualcrinta  de*  Gaumen*. 

Beiderseits  Reste  der  svt.  occip.  transv.  Scharf  Iftteral- 
wärts  gebogene  angufi  mandSmtae. 

Stirnbein  rechts  stärker  als  links  gewölbt. 

Alte  Frau.  Lineas  tempor.  erreichen  die  sut.  lamhd.  hart 
über  der  pars  mast.  Medianer  Gaumeuwulst.  "Alveo- 
larfortsatz theilwuise  atrophisch. 


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36 


Weibliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


'S  * 

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c 

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L. 

B. 

H. 

Lb. 

G. 

C. 

Bemerknngen. 

■f  B 

-2  .2 
ui  ca 

a. 

b. 

c. 

total- 

259 

A.  I.b. 
67 

180 

145 

131 

128 

125 

114 

367 

— 

1350 

Alt«  Frau.  Massige  Btenokrotaphie.  Joderseit«  ein 
temporales  Schaltstück.  Alveolarfortsatz  atrophisch. 

Alte  Frau.  Vollständig  erhaltene  aut.  front.  Burke 

260 

A.I.b. 

68 

191 

135 

130 

120 

130 

122 

372 

1215 

tirctu  mpcrcil.  Medianer  Gaumeiiwulst.  Alveolarfort- 
xuu  atrophisch. 

261 

A.I.b. 

69 

166 

139 

125 

122 

115 

107 

344 

' 

1220 

Alte  Frau.  Sohädelkapsel  asymmetrisch.  Vollständig 
erhaltene  »ul.  front.  Beiderseits  Beste  der  tut.  occip. 
trantv.  Gaumennaht  des  os  incino.  Marginaicrista 
des  Gaumens.  Alveolarfortsatz  atrophisch. 

262 

A.I.b. 

70 

168 

133 

111 

109 

121 

95 

325 

1050 

Alt«?  Frau.  Alle  Nähte  offen.  Vollständig  erhaltene 
tut.  front.  Beiderseits  Reste  der  aut.  occip.  tränt r. 

Alveolarfortsatz  bis  atif  die  Alveole  des  linken  Eck* 
zahns  vollständig  atrophisch. 

263 

A.I.b. 

75 

163 

— 

126 

114 

114 

108 

336 

— 

— 

Medianer  Gaumeuwulat. 

264 

A.I.  c. 

31 

178 

138 

117 

123 

111 

129 

363 

— 

1230 

Furie * Umpor.  ossit  fronlia  tuberartig  gewölbt.  Apcrturo 
piriformis  asymmetrisch.  Theil  weise  Atrophie  de» 
Alveolarfortsatze*. 

265 

A.I.c. 

32 

180 

142 

112 

118 

120 

120 

358 

1205 

lieceptocuixtm  ccrqbcUi  stark  nach  unten  gewölbt.  Untat 
tetnpor.  fallen  mit  der  tut.  lambd.  auf  einer  Strecke 
von  30  mm  zusammen.  Alveolarfortsatz  des  Ober* 
kiefern  atrophisch. 

266 

A.I.c. 

34 

165 

138 

1 

Schädeldach  fehlt.  Die  proc.  front  der  Oberkiefer  ^über- 
ragen die  Nasentläche,  da  die  natatia  statt  des  Sssen- 
rücken*  eine  Furche  bilden.  Der  Alveolarfortsatz 
de*  Oberkiefers  ist  hinten  atrophisch,  vorn  Irn  Be- 
reich der  Schneide-  und  Eckzähne  stark  progosth 
nach  vom  gebogen.  Beiderseits  Reste  der  tut.  occip- 
tränte.  Vollständig  erhaltene  ruf.  front.  Medianer 
Wulst  und  Marginaicrista  des  Gaumens. 

267 

A.I.c. 

40 

182 

144 

126 

130 

132 

113 

375 

98 

1395 

Alte  Frau.  Aloe  t empor,  stark  eingebogeu.  Margiual- 
crista  de«  Gaumens.  Alveolarfortsatz  des  Oberkie- 
fers atrophisch. 

268 

A.I.c. 

74 

170 

135 

118 

125 

110 

105 

340 

104 

1105 

59  Jahre  alt.  Untat  tempor.  inf.  bestehen  au*  je  drei 
Hach  convexen  Abschnitten.  Medianer  Willst  und 
Marginalcrista  des  Gaumen*.  Beiderlei t*  die  hintere 
obere  Ecke  de«  proc.  front,  mar.  tup.  abgegliedert. 

269 

A.I.  c. 

83 

173 

181 

107 

115 

112 

109 

336 

107 

1175 

43  Jahr«?  all.  A orma  vert.  fast  ellipsoidisch.  Beiderseits 
Reste  der  ruf.  occip.  transv.  Gaumennaht  des  or  incim- 

270 

A.l.c. 

88 

172 

137 

128 

110 

122 

113 

345 

102 

1185 

Oberköchin,  41  Jahre  alt.  Links  ein  temporales  Schalt* 
stück.  Massiger  Prognathismus. 

271 

A.I.  c. 
102 

173 

142 

119 

122 

110 

108 

340 

117 

1240 

Aufwärterin,  31  Jahre  alt.  Marginaicrista  des  Gau- 
mens. Massiger  Prognathismus. 

272 

A.I.c. 

106 

172 

133 

117 

120 

120 

108 

348 

107 

1155 

Dienstmädchen,  27  Jahn?  alt.  Im  oberen  Tbeil  des 
Stirnbein*  ruf.  front,  noch  erhalt4*n.  Bclunale  lacrt/- 
matia.  Medianer  Üaumenwulst. 

273 

A.I.c. 

411 

188 

145 

122 

127 

115 

129 

371 

109 

1460 

65  Jahre  alt.  Occiput  asymmetrisch.  Link*  ein  tem- 
porale* Sclialtstück.  Marginaicrista  des  Gaumens. 

274 

A.I.c. 

112 

173 

141 

126 

135 

123 

108 

366 

113 

1280 

Dienstmädchen,  4»  Jahre  alt.  Untcrwchappe  des  ot 
occip.  asymmetrisch.  Progenie. 

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Weibliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


37 


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0. 

1 

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Bemerkungen. 

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1 s 

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a. 

b. 

c. 

total. 

275 

A.I.c. 

113 

178 

138 

120 

115 

120 

117 

352 

83 

1200 

65  Jahn«  all.  Massige  StenokrotApliir.  Links  ein  tem- 
ponileH  8ch*lt*tUck.  Völlige  Atrophie  der  Alveolar- 
fortailse. 

276 

A.I.c. 

124 

170 

137 

124 

120 

121 

106 

347 

110 

1130 

40  Jahre  alt.  Ocdput  asymmetrisch.  Sut.  front,  im 
oberen  Theile  des  Stirnbeins  noch  erhalten. 

277 

A.  I.  c. 
128 

175 

138 

114 

128 

120 

120 

368 

109 

1230 

Arbeiterin.  44  Jahr«.*  alt.  Mfcssige  StenokrotAphie. 
ßeiderseil«  ein  temporales  Schaltstück.  Gaumennaht 
des  om  meiste.  Medianer  Gau  men  wulst. 

278 

A.I.c. 

132 

175 

141 

131 

120 

125 

122 

367 

110 

1375 

Dienstmädchen,  29  Jahre  alt.  Gaumennaht  des  ot 

indsiv.  Medianer  Gaumen  willst.  Sehr  breite  Hori- 
zontaltlieile  der  Gaumenbeine. 

279 

A.I.  c. 
135 

176 

134 

112 

116 

119 

106 

341 

105 

1160 

Zurücktretende  Stirn.  Mäseige  Htenokrotaphie.  Linea« 
trmpor.  erreichen  die  tut.  Utmbd.  hart  über  der  /wir* 
uni  st.  Marginalcrista  des  Gaumens. 

280 

A.I.  c. 
139 

178 

140 

122 

114 

127 

103 

344 

94 

1275 

73  Jahre  alt  Asymmetrie  der  Schädelkapsel.  Am 
vorderen  Rande  des  for.  occip.  mayn.  rechts  ein  nach 
unten  gerichteter  Zapfen.  AlveolarfortsiU«  beider 
Kiefer  theilweise  atrophisch. 

281 

A.I.  c. 
141 

180 

154 

120 

128 

123 

117 

368 

113 

1460 

70  Jahre  alt  8chide)k*psel  asymmetrisch.  Ausge- 
prägt« Steuokrotaphie.  Medianer  Wulst  und  Mar- 
ginalcrista des  Gaumens. 

282 

A.  I.  c. 
142 

181 

145 

115 

120 

113 

121 

354 

1330 

48  Jahre  alt  Beiderseits  ein  temporales  Sclialtetfiek. 
Am  Scheitel  der  rat  lambd.  ein  kleines  o*  triqnrtrvm. 
Vollständig  erhaltene  tut.  front.  Schwacher  media- 
ner Gaumenwulst 

283 

A.  L c. 
143 

185 

145 

124 

135 

131 

111 

377 

110 

1385 

Arbeiterin.  40  Jahre  alt  SyncJumdrotit  tpheno  - occip. 
offen.  Gaumenuaht  des  ot  indsiv.  Margiualcrista 
des  Gaumens.  Massiger  Prognathismus. 

284 

A.  I.  c. 
148 

183 

139 

122 

129 

120 

108 

357 

100 

1250 

76  Jahre  alt  Asymmetrie  der  SchädelkapseL  Beider- 
seits ein  temporales  Schaltstück.  Vollständig  erhal- 
tene rat.  front.  Völlige  Atrophie  der  Alveolarfort- 
sätze. 

285 

A.I.c. 

149 

171 

133 

129 

130  | 

113 

113 

356 

89 

1215 

Arbcitervrit.twe,  63  Jahre  alt  8tirn  senkrecht  anstei- 
gend. Rechts  ein  temporales  Schaltstück.  Gau- 
mennaht des  ot  indsiv.  Medianer  Gaumenwulsl. 
Kieferprognu  tl  i ismus. 

286 

A.I.  c. 
150 

180 

136 

126 

126 

120 

105 

351 

103 

1310 

76  Jahre  alt.  Schädelkapsel  asymmetrisch.  Linea« 
trmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  ca.  35  mm  mit 
der  raf.  lambd.  zusammen.  Medianer  Gaumen Wulst 
Fast  gänzliche  Atrophie  der  Alveolarfortsätze. 

287 

A.I.c. 

156 

171 

138 

118 

110 

123 

112 

315 

— 

1285 

Schädelkapsel  asymmetrisch. 

288 

A.I.  c. 
160 

172 

135 

122 

124 

108 

114 

346 

105 

1175 

Gaumennaht  des  ot  indsiv. 

289 

A.I.c. 

165 

175 

140 

121 

127 

125 

103 

355 

103 

1295 

Tischlergesellenwittwe,  43  Jahre  alt  Linear  trmpor.  er- 
reichen die  tut.  lambd.  hart  über  der  pan  matt.  Me- 
dianer Wulst  und  Marginalcrista  de*  Gaumens.  Theil- 
weise Atrophie  der  Al v eoiarforUät«. 

290 

A.  I.  c. 
170 

176 

133 

130 

123 

121 

108 

352 

93 

1280 

78  Jahre  alt.  Medianer  Ga  amen  wulst  Theilweise 

Atrophie  der  Alveolarfortsitze. 

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38 


Weibliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


Jugendliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


39 


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Katalog- 

Bezeichnung. 

| 

H. 

■ 

■ 

c. 

Bemerkungen. 

J E 

’S  1 

B 

B 

1 

1 

303 

A.I.  c. 
224 

179 

138 

122 

i 

124 

117 

111 

352 

101  1 

1325 

Arl>eiterwittwe,  79  Jahre  alt.  (Die  Angabe  des  Le icheu* 
buch*  unsicher.)  Leichte  Asymmetrie  de*  Schädels. 
Knickung  der  svt.  coron.  links.  Hecht*  ein  tempora- 
le« Bchaltstück.  Theilweiae  Atrophie  der  Alveolar* 
forti&tM. 

304 

A.I.  c. 
232 

183 

136 

. 

129 

115 

120 

124 

359 

107 

1310 

85  hi*  40  Jahre  ftlt.  Occiput  asymmetrisch.  Linear 
tr.mpor . erreichen  die  sir/.  lambd 1 hart  über  der  pars 
matt.  Medianer  "Wulst  und  MarginalcrUta  de«  Gau- 
mens. Starker  Prognathisiilu* ; Gesichtswinkel  nach 
Virchow  67°.  nach  Camper  61®. 

305 

A.I.o. 

237 

180 

146  1 

180 

122 

130 

111 

363 

115 

— 

54  Jahre  alt.  Schädel  defect.  Linear  (empor,  fallen  auf 
einer  Strecke  von  45  mm  mit  der  ttif.  lambd.  zusam- 
men. Dünne  hamuli  pteryyoidei  und  proc.  tfyioidei. 

306 

A.  I.  c. 
242 

188 

Hl 

129 

129 

124 

128 

381 

106 

1525 

Droachkenkutechenrittwe,  35  Jahre  alt.  N.  vertic.  fa*t 
eUipsoidisch.  Starke  amu»  § upercil . Schmale  nasalia. 

307 

A.I.  c. 

251 

184  ' 

138 

— 

124 

— 

— ! 

36  Jahre  alt.  Schädeldach  fehlt-  Ausgeprägte  Steno- 
krotaphie.  Medianer  Gaumenwulst. 

308 

A.I.c. 

254 

— 

“* 

" 

" 

'! 

Schädeldach  fehlt.  Stirn  senkrecht  ansteigend.  Massige 
Btenokrotaphie.  Starke  »pina  anytdarit.  Gau  inennaht 
dät  o»  incitir.  Schwacher  medianer  Wulst  und  Mar- 
ginalcrista des  Gaumen*. 

309 

A.I.  c. 
255  ! 

183 

141 

112 

123 

119 

111 

353 

96 

1300 

Stark  eingeborene  alae  tempor.  Links  Reste  der  tut. 
occip.  iramtv.  Links  ein  temporale*  Bchaltstück.  An 
der  pars  basit.  occip.  vor  dem  tvb.  pharyny.  eine  Grube. 
Hut.  front,  in  der  oberen  Stirnhälfte  erhalten.  Media- 
ner Gaumen  wulat.  Völlige  Atrophie  der  Alveolar* 

fortsä  tze. 

310 

A.I.c. 

262 

174 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schädeldach  fehlt.  Syncfumdmti»  fpheno-oedp.  offen. 

Uaunieunaht  de*  o»  incitir. 

311 

A.I.c. 

275 

168 

139 

124 

120 

118 

105 

343 

— 

1210 

Btenokrotaphie. 

312 

A.I.a. 

17 

1 

174 

143 

114 

117 

115 

107 

339 

in 

1165 

Zu? Skelet  Nr.  5 gehörig  (cf.  pag.  14).  MAssige  Bteno- 
krotaphie. Länge  des  ramu»  mandünüae  53  mm. 

b.  Jugendliche  Schädel. 


313 


A.  I.  a. 
29 


161 


129 


116 


118 


Zu  dem  Skelet  Nr.  * eine«  lSjähr.  Knnben  gehört)?  (cf. 
I>HK.  14).  DiMMielbe  bwiutl  3 Rippvnpaare,  da»  unter«!« 
von  einem  Lendenwirbel  getragen.  Ausgeprägte  Ste- 
nokrotaphie.  Recht«  ein  temporale»  SchftluMck.  An 
der  purt  Uni/,  ocdp.  vor  dem  fu6.  pkiuyng.  eine  tiefe 
Grabe.  Onumennaht  deB  ej  taeui'e.  Starker  rragna* 
thiamu«;  Geaichtawinkel  nach  Virchow  72*  nach 
Camper  61°.  ZahnwechMd  vollendet;  die  dritten 
Molarzahne  entwickelt.  Länge  de«  rtmv«  «tunAWue 
56  mm. 


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40 


Jugendliche  Schädel  der  Provinz  PreusBen. 


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Bemerkungen. 

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n 

314 

A.I.a. 

24 

171 

140 

123 

122 

118 

114 

354 

100 

1305 

18  jähriger  Knabe,  zu  einem  Skelet  gehörig.  Synckon- 
drufit  rpkeno-ocrip.  offen.  Oaumennaht  des  <x  m*oh>. 
Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  des  Gauinrn». 
Zahnwechsel  vollendet;  die  zweiten  Molaren  ent- 
wickelt. 

315 

a.i.iu 

28 

179 

134 

130 

123 

130 

112 

365 

106 

1310 

Zu  dem  Skelet  Nr.  3 eine»  Knaben  gehörig  (cf.  pag.  14). 
SyncJtondr.  spheno-occip.  offen.  Gaumennaht  de»  ot  incitK. 
Medianer  Gaumen  wulst.  Starker  PrognathiBiuus ; Ge- 
sichtswinkel  nach  Virehow  88°,  nach  Camper  «3*. 
Zahnweehael  vollendet,  die  dritten  Molaren  im  Durch- 
bruch begriffen.  Länge  den  ruauu  mandündae  5?  nun. 

316 

A.I.b. 

67 

167 

136 

123 

111 

115 

108 

334 

98 

1205 

Schädel  eines  Mädchen*.  Üynchondr.  tpheno-ocrip.  offen. 
Recht»  ein  temporales  SchaltstUck.  Gaumennaht  dt« 
om  inetwir.  Medianer  Wulst  und  Marginale rista  de* 
Gaumen*.  Zahn  Wechsel  vollendet;  die  dritten  Mo- 
larzähne noch  nicht  vorhanden. 

317 

A.I.b. 

62 

176 

141 

133 

122 

129 

105 

356 

105 

1400 

Schädel  eine*  Mädchen«.  Synekondr.  tpheno-omp.  offen. 
Gaumennaht  des  om  incüir.  Marginalcristn  <lrs  Gau- 
men«. Die  Schneidezähne  des  Milchgebisses  durch 
die  bleibenden  ersetzt;  die  zweiten  Molarzähne  im 
Durchbruch  begriffen. 

318 

A.I.b. 

63 

183 

135 

127 

120 

127 

126 

373 

107 

1300 

Schädel  eines  Mädchens.  SyncKondr.  tpheno-occip . offen. 
Beideoeit»  die  Trennung  des  occip.  lu Uralt  von  der 
Hinterhauptsschuppe  theil weise  offen.  Rechts  eiu 
temporales  Schaltstäck.  Gaumennaht  de«  «*»  inam*. 
Medianer  Gaumen  wulst.  Mäßiger  PrognathUwuJ. 

Irregulärer  Zahnwechsel;  alle  Milchzähne  mit  Aus- 
nahme der  Kckzähue  sind  durch  die  bleibenden  er- 
setzt, die  dritten  Molarzähne  im  Durchbruch  be- 
griffen. 

31» 

A.I.  c. 
39 

176 

135 

124 

122 

110 

128 

360 

1245 

läjnhriger  Knabe.  Asymmetrie  in  diagonaler  Rich- 
tung. Synchondr . rpheno-occip.  offen.  Linear  < empor. 
erreichen  die  *«tf.  lambd.  hart  über  der  pars  matt. 
Linear  tempor.  inf.  aus  je  drei  flach  convexen  Ab- 
schnitten zusammengesetzt.  Aiu  Scheitel  der  «tf- 
lambd.  ein  os  iriqueArvm.  Gaumennaht  de»  ot  incim . 
Medianer  Gaumen  wulst.  Die  Zähne  fehlen;  Zaho- 
wechsel  nicht  sicher  zu  bestimmen. 

330 

A.  I.  ft. 
18 

165 

141 

117 

125 

126 

109 

360 

85 

1355 

Angeblich  14jähriger  Knabe ; zu  einem  Skelet  gehörig. 
Üynckondr.  gpfteno-ocrip.  offeu.  Rest*;  der  rut.  occip- 
Iraner.,  der  Trennungen  des  occip . laterale  von  der 
Hintcrhauptsaeliuppe  und  dem  occip.  basilare.  Link* 
in  der  tut.  corun.  ein  Sehaltstück.  Sut.  front,  in  der 
olieren  Stirnhälfte  noch  erhalten.  Gaumennaht  de» 
os  M«3>4V.  wie  bei  334.  A.I.b.  14.  Medianer  Gaumeu- 
wulst  und  Marginalcrista  de»  Gaumens.  Trennung«- 
linie  de«  Uut«?rkiefers  erkennbar.  Milchgebiss  voll- 
ständig und  die  ersten  Molarzähne  ausgebildet. 

321 

A.I.a. 

22 

182 

141 

130 

130 

115 

122 

1 

367 

104 

1490 

14jäliriger  Knabe;  zu  einem  Skelet  gehörig.  Syuckondr. 
Mphno-occip.  offen.  Von  der  tut.  sru/itt.  keine  Spur 
sichtbar.  Gaumennaht  de»  o*  »dinr.,  wie  bei  334, 
A.I.b.  14.  Marginalcrlflta  des  Gaumens.  Zahnwech- 
sel  vollendet;  die  zweiten  Molaren  entwickelt. 

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Jugendlich  o Schädel  der  Provinz  Preuasen. 


41 


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B. 

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G. 

c. 

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Bemerkungen. 

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11 
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a. 

b. 

c. 

total. 

322 

A.I.b. 

53 

172 

143 

127 

135 

126 

107 

368 

| 98  ! 

1440 

HcJiiUlr-1  eines  Mädchens.  'Synchondr.  rphcno-occip.  offen. 
Beiderseits  ein  kleiner  proc.  pammast.  Gnu  inennaht 
de»  os  incisiv.  Marginalcrista  des  Gaumen».  Die 
bleibenden  ersten  Prümotaren  und  Eckzähne  am 
Oberkiefer  noch  nicht  durcligebrrndicn,  am  Unter- 
kiefer vorhanden.  Die  zweiten  Mol.tr/iihnc  de*  Ober- 
kiefers im  Durchbruch  begriffen. 

323 

A.I.b. 

21 

166 

137 

117 

118 

115 

101 

337 

90 

1300 

Angeblich  1 ‘2. jähriger  Knabe.  Synchondr.  » phmo-orrip. 
offen.  6'«/.  pttru  t(juam.  Gaumennaht  des  o»  iitcitir. 
wie  bei  534,  A.  1.  b.  14.  Medianer  Wollt  und  Mar- 

ginalrrUtu  de*  Gaumen*.  Die  ersten  Molur/Ahne 
ausgebildet;  die  Kchneidezähne  unten,  die  inneren 
beiden  oben  und  die  ersten  Pramolarim  oben  ge- 
wechselt. 

324 

A.I.b. 

19 

156 

127 

109 

113 

121 

100 

334 

1125 

Angeblich  11  jähriges  Mädchen.  .S ynefumdr.  sphmo-eccip. 
Olfen.  Trennung  de»  occip.  lateral*  vom  lat  Hart  erhalten. 
Snt.  front,  in  der  oberen  Stirnhälfte  erhalten.  Hart 
filier  der  Nase  zwei  kleine  Schaltstüekc.  Gaumen- 
naht  des  os  incisir.  Marginalcrists  des  Gaumens. 
Milchzahngebiss  vollständig;  die  ersten  Molarzähne 
noch  Gef  in  dcu  Alveolen. 

325 

A.I.b. 

20 

167 

132 

! 116 

111 

115 

1 111 

337 

87 

1160 

11  jähriger  Knabe.  Synchondr.  sphtno-occip.  offen.  Links 
ein  temporales  Schalutück.  Gaumennaht  de*  os  in- 
cisw.  Medianer  Wulst  und  Marginalerist«  de*  Gau* 
mens.  Die  ersteu  MolarzÄhne  oben  und  unten  gut 
»ungebildet;  die  Schncidczähue  habeu  oben  und  un- 
ten, die  ersten  Präinolareu  oben  gewechselt. 

326  ! 

A.I.b. 

21 

161 

132 

129 

121 

' 120 

| 

111 

352 

93 

1235 

Zu  dem  Skelet  eines  11jährigen  Mädchens  gehörig. 
SyncAondr.  sphrno-ornp.  offen.  Gaumennaht  des  os  m- 
ctsiv.  wie  hei  334,  A.I.b.  14.  Schwacher  medianer 
Gaumenwulst.  Die  ersten  heiden  Molnrzähne  ent- 
wickelt; die  Schneidezähne  oben  und  unten,  die  Eck- 
zähne unten  gewechselt. 

327 

A.I.b. 

16 

166 

135 

120 

120 

125 

109 

354 

91 

1315 

Angeblich  lOjähriger  Knabe.  Syachondr.  tphcno-ocrip. 
offen.  Iknilerwdt»  ein  temporale«  Sehaltutück.  Gau- 
memutht  de»  os  incisiv.  wie  bei  334,  A.I.b.  14.  Margi- 
nalcrista des  Gaumens.  Die  ersten  Molnrzähne  aus- 
gebildet. Die  inneren  Seltne ideziiline  oben  und  unten 
gewechselt. 

328 

A.I.b. 

20' 

166 

133 

128 

130 

118 

106 

854 

89 

1275 

Synchondr.  sphrno-ocrip.  und  die  Fugt»  zwischen  dem  occip. 
lotende  und  der  Hinterliauptsschuppe  theil weise  offen. 
Temporale  Scbaltstücke.  (iaumennaht  des  os  inrisiv. 
wie  hei  334,  A.  I.  b.  14.  Medianer  Wulst  und  Mar* 
ginalrrista  de*  Gaumens.  Die  ersten  Molarzähne  ent- 
wi4*kelt,  die  Schneiilezähiic  gewechselt  und  der  erste 
btoibeadi  Pr&molanalin  recht*  oben  im  Durchbruch 
begriffen« 

329 

A.Lb. 

16 

172 

136 

123 

122  1 

123 

1 1 

110  ! 

355 

| 

87 

1325 

fj  übriger  Knabe.  Synrhvndr.  sjdteno-orcip.  offen.  Reste 
der  Trennung  des  oedp.  laterale  von  der  Hinterhaupt«* 
schuppe  und  vom  tnisilarc.  Beiderseits  ein  tempo- 
rales Schaltsiück  und  link*  eine*  in  der  tut.  roron.  Zwei 
laterale  Schaltstücke  der  Oberschuppe  des  *>*  occip. 
Gaumennaht  des  os  incisiv.  wie  bei  334,  A.  I.  b.  14. 
Medianer  Gaumcnwulst.  Im  Gaumen  2 die  sut.  palat. 
loiujitnd.  «insehlieswende,  symmetrische  Schaltstücke. 
Die  ersten  Molarzitlme  ausgebildet,  die  Sctiuekle- 
zühne  gewechselt. 

Die  anthropologischen  Sammlungen  Deutschlands.  (Königsberg  I.  Pr.)  (j 


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42 


Jugendliche  Schädel  der  Provinz  Preussen. 


ci 

tSD 

■ 

5 

fl 

II. 

Lb. 

| 

fl 

Bemerkungen. 

j s 

ii 

o O 

3 s 

1 

fl 

fl 

330 

A.I.a. 

19 

172 

139 

127 

j 119 

1 

j124 

111 

354 

1 

101 

1 1360 

Zu  dem  Skelet  eine«  9jährigen  Knaben  gehörig.  *%■»■ 
chondrosis  spheno-occip.  offen.  Stenokrotaphic.  Jeder- 
ueitn  ein  temporale«  Bchaltatück.  Gaumennaht  de« 
os  incisiv.  wie  bei  894,  A.l.b.  14.  Medianer  Gau- 
menwullt  Die  ersten  Molarzähne  ausgebildet,  die 
Schneidezähne  gewechselt. 

331 

A.l.b. 
| 15 

153 

“ 1 

— 

Angeblich  "jähriges  Kind.  Schädeldach  fehlt.  Syn* 
chondr.  spftrito-occip.  offen.  TrennungBspuren  de*  oedp. 
laterale  von  der  ilinterhauptsechuppe  und  vom  basilare. 
Vollständige  sut.  petrosquam.  Recht*  ein  temporale* 
Rc  ha  1 tat  tick.  Qu  suprnnasaU.  Gaumennaht  des  e* 

incisiv.  Milchzahngebia*  noch  unvollständig. 

332 

A.l.b. 

17 

150 

134 

115 

115 

108 

103 

326 

75 

1155 

7jährlges  Kind.  Rtenokrotaphie.  Synchondr.  spheno-wxip. 
offen  und  Trennung  des  occip.  laterale  vom  batilart  er- 
halten. Sut.  petrosquam.  Gaumennaht  des  ot  indsk. 
Medianer  GaumenwulsU  Milcbzahngebiss  vollständig. 

333 

A.I. a. 
23 

161 

132 

121 

117 

119 

110 

346 

83 

1285 

Zu  einem  Skelet  gehörig.  Synchondr.  sphe nourcip . offen, 
Trennung  des  occip.  laterale  vom  basäare  erhalten. 
Rest«  der  svt.  occip.  transv.  Sut.  petro-squam.  Gau- 
men naht  des  os  incisiv.  Medianer  Gaumenwulst. 

Milchzahngebiss  vollständig;  die  ersten  MolarzäUne 
im  Durchbruch  begriffen. 

334 

A.l.b. 

14 

158 

6jährige«  Kind.  Dsfeot.  Synehondr.  spheno-oedp.  und  die 
Fug«  zwischen  der  squama  occip.  und  dem  occip.  laterelt 
offen.  Os  •upranataie.  Der  dem  os  incisir.  entspre- 
chende Theil  zeigt  an  der  Gaumenseite  jedersvil* 
zwei  Knochenplättchen;  das  medial  gelegene  dersel- 
ben bildet  die  Hinterwand  der  Alveole  des  inneren 
Bchneidezahn*  und  nimmt  an  der  Umgrenzung  de* 
for . incisiv.  Theil ; das  laterale  Plättchen  hegt  hinter 
dem  äusseren  Bchneidezahn  und  erstreckt  sich  aus- 
wärts bis  zwischen  den  Schneide-  und  Eckzahn. 
MilcHzalmgebi«*  vollständig;  die  ersten  Molarzähne 
im  Durchbruch  begriffe». 

335 

A.I.a. 

20 

161 

136 

115 

109 

104 

108 

321 

79 

1150 

Zu  dem  Skelet  eine«  3jährigen  Knalten  gehörig.  Schä- 
deldach fast  von  Pacch io ni ‘sehen  Drüsen  durch- 
bohrt. Synehondr.  sphmo-oecip.  offen.  Trennung  des 
occip.  laterale  vom  basilare  erhalten.  Gaumennabt 

des  os  incisiv.  Milcbzahngebiss  vollständig. 

330 

A.I.  a. 
25 

139 

115 

100 

95 

112 

88 

295 

58 

820 

Zu  dem  Skelet  eines  1jährigen  Knaben  gehörig.  Sy* 
chondr.  spheno-occip.  offen.  Völlige  Trennung  des  oedp. 
laterale  vom  basilars  und  der  Schupp«.  Reale  der 
sut.  occip.  transv.  Sut.  petro-squam.  StirnfontaneU* 
von  25  mm  Länge  und  Breite.  Vollständige  «*• 
front . Hart  Über  der  Nase  2 kleine  Schalt*  tüeke- 

Gaumennaht  de*  os  incisiv.  Oben  sind  all«  4,  unten 
die  inneren  Schneidezähne  des  Milchzahngebisse* 
1 vorhanden. 

337 

A.l.b. 

19* 

142 

119 

106 

] 

102 

120  1 

i 

83 

305 

61 

915 

, Synehondr.  spheno-occip.  offen ; die  Trennung  des  occip. 
laterale  von  der  Schupp«  theil  weise  und  basilare  ganz 
erhalten.  Rer*!«  der  sut.  occip.  transv.  Sut.  petro’squcm. 
Am  Scheitel  der  sut.  lambd.  ein  os  triquetrusn,  Btirn- 
font aneile  von  29  mm  Länge  und  24  mm  Breil« 
WarzenibntuneUe.  Os  supranasale  in  der  sut.  front. 
Gaumennaht  des  os  incisiv.  wie  bei  334,  A.  Lb.  14- 
HUckzahiigebias  noch  nicht  vorhanden. 

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Pathologische  Schädel. 


43 


IJJ.  Pathologische  Schädel. 

A.  Schädel  von  Geisteskranken. 


1.  Männliche  Schädel. 


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Bemerkungen. 

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a. 

H 

1 

total. 

336 

161 

154 

140 

135 

126 

114 

375 

120 

1590 

Blödsinniger  Mann.  Schädelkapsel  in  diagonaler  Rieh* 
tung  leicht  Mjrmsnetritch.  Knickung  der  sut.  coron. 
Lineae  tempor.  erreichen  die  *ut.  lambd.  hart  über  der 
pars  mutt,  Gaumennaht  de»  ot  inciuiv. 

339 

A.l.c. 

46 

164 

144 

132 

124 

127 

119 

370 

117 

1395 

Wahnsinniger  von  50  Jahren.  Schädel  dick  und  sehr 
schwer.  Hart  über  der  Xa*e  doppelte  Spur  der  tut. 
front.  Starke  arcut  nupereü.  Medianer  Gaumenwulst. 

340 

191 

155 

133 

126 

117 

132 

375 

1665 

Wahnsinniger  von  60  Jahren.  SchäddgTOBd  recht* 
stärker  entwickelt.  Stirn  flach,  und  zurücktreteiid ; 
timit  front,  grott.  Knickung  der  tut.  coron.  Lineae 
tempor.  fallen  mit  der  sut.  lambd.  auf  einer  Strecke 
von  40  mm  zusammen.  Hart,  filier  der  Nase  dop- 
pelte Spur  der  tut.  front.  Starke  arciM  tuperciL  Hechts 
ein  temporales  Schaltstück.  Medianer  Gaumen wulst. 

341 

176 

147 

138 

121 

128 

108 

357 

105 

1450 

Wahnsinniger  von  70  Jahren.  Nase  stark  nach  links 
gerichtet.  Knickung  der  tut.  coron.  Hart  über  der 
Nus«  doppelte  Spur  der  nt.  front.  Starke  arcut  tu- 
ptrcU.  Theilweiäe  Atrophie  der  Alveolarfortsätze. 

342 

A.l.c. 

50 

177 

139 

128 

123 

115 

110 

348 

118 

1355 

Wahnsinniger.  Schädelkapsel  hinten  asymmetrisch. 
Stark  ausgeprägte  /i»«i  nuchae  suprema.  Beiderseits 
Beste  der  sut.  occip.  transv.  Knickung  der  nt.  coron. 

343 

188 

118 

119  1 

Wahnsinniger  von  50  Jahren,  der  sich  erhängt  hat. 
Pan  baut,  occip.  steil  aufsteigend.  Vordere  und  mitt- 
lere Schädelgrubcn  eng  Und  flach.  Jederzeit*  Beste 
der  sut.  occip.  transv.  Massige  Htenokrotaphie.  Links 
ein  temporales  Sehaltstück.  Marginalcrista  den  Gau- 
men*. Progenie.  Fortunen  tpinonan,  links  sehr  eng, 
fehlt  rechts  gänzlich.  Die  mdd  für  die  artcria  uu- 
niwjea  gehen  aus  der  fvtsura  orbit.  sup.  hervor. 

344 

A.  I.  c. 
52 

164 

140 

133 

118 

133 

106 

357 

115 

1290 

SOjahriger,  blödsinniger  Mann.  Schiidelkspsel  in  dia- 
gonaler Richtung  asymmetrisch.  Knickung  der  svt. 
coron.  Lineae  tempor.  erreichen  die  *r*t.  lambd.  hart 
über  der  pars  mast.  Links  ein  lateral**«  Schal Lstück 
der  Oberschuppe  des  ot  occip.  Hart  über  der  Nase 
1 doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  arcus  super  dt. 
Links  der  hintere  obere  Winkel  de*  proc.  front,  mox, 
sup.  abgegliedert.  Gaumenmilit  de«  ot  inrisiv.  Me- 
dianer Wulst  und  Marginalcrista  de»  Gaumen*.  Pro- 
genie. 

345 

A.I.  c. 
53 

171 

140 

123 

114 

1 

119 

1 

107 

340 

110 

1275 

Wahnsinniger,  der  sich  erhängt  hat.  Schwer,  in  dia- 
gonaler Richtung  leicht  asymmetrisch.  Lineae  ttmpor. 
sup.  fallen  auf  einer  Strecke  von  30 nun  mit  der  tut. 
lamtd-  zusammen.  Un.  tempor.  is\f.  links  au»  3 flach 
convexen  Abschnitten  zusammengesetzt.  Vollstän- 

dige mi t.  front.  Medianer  Gaumenwulst. 

6* 

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44 


Pathologische  Schädel. 


ci 

total. 

u. 

346  A.I.< 
54 


347  A.Lc. 

59 


348  A.I.c. 

61 

349  A.I.c. 

62 

350  A.I.c. 

63 


351  A.I.c. 

! 65 


352  A.I.c. 
66 


174  | 149 


172  i 140  122 


Bemerkungen. 


124  109  354  125  1330  Periodisch  tobsüchtiger  Mann.  Aormn  rcrfic.  fast  kuge- 

lig. Sut.  grujüt.  etwas  nach  link*  versetzt.  Schlifen- 
schuppen  stark  gewölbt.  For.  oceip.  mnyn.  spindel- 
förmig. Vollständige  *uf.  front.  Medianer  Gaumen* 
wulst. 

106  102  323  111  985  Blödsinniger  3lann.  Schädel  dick  und  schwer,  leicht 

asymmetrisch.  • For.  oceip.  ma<jn.  breiter  als  lang. 
Knickung  dir  tut.  coron.  Linen*  (empor,  fallen  mit 
der  tut.  (amtd.  rechts  auf  einer  Strecke  von  40mm, 
links  von  äiimni  zusammen.  Rechts  ein  temporales 
SchaUstück.  Gaumennaht  de»  ot  meiste,  Medianer 
Gaumunwulst.  Mäßiger  I'r«*gnathismus. 

122  107  347  121  1375  '>0  (?)  jähriger  Blödsinniger.  Säimntlicho  Nähte  offen 

und  locker.  Beiderseits  Reste  der  mit.  oceip.  tränte. 
Vollständig  erhaltene  tut.  front.  Medianer  Gaumen- 
wulst. 

125  98  342  109  1300  17  (?)  jähriger  Blödsinniger,  an  der  Auszehrung  ge- 

storben. Gaumen  median  vertieft.  Synostose  der 
SyncAondr.  tpktnvoccip.  und  der  *til.  aagitt.  in  der  hin- 
teren ScheitelgegemL 


162  123  : 129  117  127  373 


142  145  128  I 133  118  379  — 


— 1480  Blödsinniger.  .Vor*ui  vtrt.  fast  kugelig.  Schädelkapttil 

dick,  in  diagonaler  Richtung  stark  asymmetrisch. 
Ausgeprägte  Stenokrotaphie.  l\irt  batii.  cxrcip.  steil 
aufsteigend,  so  das*  die  Jossa  pro  medui/a  obbmg.  fast 
senkrecht  gegen  da tfor.  occip.  muyn.  abfällt.  Links  Reste 
der  tut.  occip.  trantv.  Marginale rista  des  Gaumens. 

— 1605  Wahnsinniger.  Stirn  breit  und  zurück  tretend.  Mas- 

sige Stenokrotaphie.  For.  condyl.  antieum  rechts  dop- 
pelt. Medianer  Gaumenwulst.  Alveolarfortaatz  dwi 
Oberkiefer*  theilweiee  atrophisch. 

129  1455  Wahnsinniger.  N.  rerf.  ellipsoidiech.  Schädel  »ehr  dick 
und  schwer,  in  diagonaler  Richtung  asymmetrisch. 
Bchädelgnil»-n  eng  und  flach.  Stirnhöhlen  weit,  er- 
streiken »ich  recht»  bi*  in  den  proc.  jvgai.  Schädel- 
basis und  Gesicht  asymmetrisch.  Stirnbein  senkrecht 
ansteigend.  Links  Btenokrotaphia.  Linern  tempur.  er- 
reichen die  tut.  latnJjd.  hart  über  der  part  matt. 


2.  Schädel,  dessen  Geschlecht  nicht  sicher  zu  bestimmen  ist 


A.I.c.  186  j 145  ! 130  117  135  115 

367 

— ! 1505 

60 

1 

1 1 1 1 

Nach  Angabe  des  Katalogs  ein  blödsinniges  Weib  (?]•) 
Asymmetrie  des  occiput.  Stenokrotaphie.  Jeder- 
seit»  temporale  Schaltstücke  in  der  **/.  *7««»».  Unttu 
tempor.  falle«  auf  einer  Strecke  von  40mm  mit  »1er 
tut.  lambd.  zusammen.  Vollständig  erhaltene  tut. 
front.  An  der  part  batii.  occip.  vor  dem  tub.  phtuynj. 
eine  tiefe  Grube,  Hohe  Marginaler» ta  dt»  Gaumen«. 


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Pathologische  Schädel 


45 


3.  Weibliche  Schädel. 


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L. 

B. 

H. 

Lb. 

Bemerkungen. 

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a. 

b. 

0. 

total.  | 

354 

A.I.b. 

54 

152 

136 

127 

111 

108 

101 

320 

113 

1030 

Schwachsinnig**»  Mädchen,  Normet  vert.  fast  kugelig. 
Sc hädelka|>sel  asymmetrisch.  Die  dem  vorderen  Ab- 
schnitt der  «tif.  »quam,  entsprechende  Kegion  der 
rechten  Seite  tuberartig  prominirend.  Synostose  der 
tunchondr.  tphtno-occip.  Knickung  der  sud.  coron.  Bei- 
derseits temporale  Schaltstücke.  Nasenwurzel  schmal. 
Marginalcrista  des  Gaumens.  Gesichtswinkel  nach 
Yirchow  71°,  nach  Camper  62°. 

355 

A.I.c. 

45 

174 

142 

126  ' 

‘ 125 

113 

116 

354 

105 

1275 

50  (0  jährige,  von  Jugend  auf  epileptische  Frau.  Summt- 
liche  Nahte  erhalten.  Massige  Stenokrotaphie.  Hart 
über  der  Nase  doppelt«  Spur  der  tut.  front.  Gau- 
meunaht  des  ot  indsiv.  Die  Mitte  des  Gaumens 
stellt  eine  nach  unten  convexe  Platte  dar.  Margi- 
nal crista  des  Gaumens. 

356 

A.I.  c. 
49 

173 

137 

115 

> 

113 

103 

120 

336 

98 

1255 

20jährige»,  wahnsinnige«  Mädchen.  Schädel  leicht  und 
dünn,  in  diagonaler  Richtung  asymmetrisch.  Steno- 
krotaphie. Vor  dem  <«6.  pharyng.  an  der  pan  batil. 
occip.  «ine  Grube.  Nataiia  voilig  rectaugulär  und 
gleichmässig  breit.  Alveolarfortsatz  des  Oberkie- 
fers stark  nach  vorn  vorspringend.  Medianer  Gau- 
men  wulst. 

357 

A.I.c. 

64 

182 

128 

133 

124 

133 

113 

370 

111 

1305 

Blödsinniges,  fast  50 jähriges  Weih.  Schädelkapsel  stark 
asymmetrisch.  Sut.  vvjitt.  nach  links  versetzt.  Aus- 
gspiügts  Stenokrotaphie.  Vor  dem  tnb.  pharyng.  an 
der  pan  batil.  occip.  eine  tiefe  Grube.  Gaumennaht 
des  ot  meiste. 

358 

A.  I.c. 
64' 

171 

137 

118 

117 

121 

95 

333 

94 

1140 

Blödsinnige  von  83  Jahren.  Leichte  seitliche  Asym- 
metrie. Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  des 
Gaumens.  The il weise  Atrophie  der  Al1 veolarfortsätxe. 

359 

A.  I.  c. 
55 

169 

130 

122 

115 

125 

102 

342 

96 

1055 

30jährige,  tobsüchtige  Frau.  Öchädel  dick,  aber  nicht 
schwer.  Stirnbein  massiv ; «in.  front . gross.  Massige 
Stenokrotaphie.  Beiderseits  Reste  der  tvi.  occip.  troauv. 
For.  jvgnlart  durch  eine  KnochenlameUe  getheilt. 
Medianer  Gaumen  wulst.  Theilweise  Atrophie  der 

Alveolarfortsätze.  Am  Stirnbein  eine  Depression  und 
Umt  der  lomwo  Knccheutafel. 

360 

A.I.c. 

56 

158 

130 

126 

115 

108 

102 

325 

99 

1055 

30jährige,  blödsinnige  Frau.  For.  occip.  magn.  asymme- 
trisch. Beiderseits  Beste  d«r  occip.  tränte.  Me- 

dianer Gaumunwulst. 

361 

A.l.c. 

57 

170 

135 

119 

112 

120 

104 

336 

105 

1130 

30jährige«,  blödsinniges  und  epileptisches  Weib,  ßtirn 
stark  zurücktretend.  Hechts  ein  temporales  Schalt- 
stück. 

362 

A.L  o. 
58 

157 

137 

119 

1 

110 

93 

112 

315 

1075 

30jährige,  blödsinnige  Frau.  Asymmetrie  trotz  offener 
Nähte,  Stirn  niedrig  und  zurücktretend.  Stenokro- 
taphie.  Linea*  itmpor.  erreichen  die  tut.  lambd.  hart 
über  der  pan  matt.  Hechts  ein  temporale*  Behalt- 
stück.  Gaumennaht  des  os  indsiv.  Medianer  Wulst 
und  Marginalcrista  des  Gaumens. 

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46 


Pathologische  Schädel. 


B.  Schädel  von  besondere  irregulärer  Bildung. 


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9 

9 

1 

B. 

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Bemorkungon. 

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1 

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363 

A.I.c. 

69 

186 

131 

126 

133 

140 

. 

105 

378 

109  ' 

1225 

Arbeiter,  68  Jahre  alt.  Sattelkopf  (Klinocephalu*),  vor* 
bundeu  mit  seitlicher  Asymmetrie.  Sch&delkapäel  tu 
der  norma  Nrtfwb  irregulär  biskuitionnig.  hinter 
der  Mvt.  coron.  stark  sattelförmig  eingesenkt.  Stirn 
rechts  viel  stärker  gewölbt  als  links»  Scheitel  dach- 
förmig. Oberschnppe  des  ot  occip.  von  der  Unter» 
schuppe  scharf  abgeknickt.  Gesicht  asymmetrisch- 
Rechts  breite,  links  schmale  und  tebOCOl  alt 
tan  pur.  Rechts  sind  die  Nähte  des  KeilbeinilögeU 
offen.  Medianlinie  des  Stirnbeins  kiclartig  erhalten. 
Gaumennaht  des  ot  mcino.  Medianer  Gaumen  wubt. 
Atrophie  des  Oberkiefer- Alveolarfortaatze*.  Linguia 
auditoria. 

364 

A.I.  c. 
71 

1 

170 

135 

1 1 

138 

j 

1 1 

148 

348 

1 

121 

1 

1300 

Schädel  eines  Mannes  mit  frühzeitiger  Verwuchs«  ug 
der  nt.  lambd.  und  compenaa torischem  Wach»1hum 
nach  oben.  Thurmkopf  (Pyrgocephalus).  Soma 
verticalis  oval,  vorn  breiter  als  hinten,  leicht  asym- 
metrisch. Die  grösste  Breite  in  der  Gegend  der 

JaeitM  tempor.  ossis  froniis  kurz  unter  den  Untat  tm- 
poraltt.  Soma  occip.  thurmförmig ; beide  Seiten- 
flächen fast  parallel,  vertieft).  Scheitel  dachförmig. 
Hinterhaupt  platt,  steil  gegwu  da»  Jur.  occip.  magn. 
abfallend.  Ober-  und  Unterschuppe  de«  os  occip.  in 
einer  Ebene  gelegen.  Die  Ebene  de»  for.  occip.  mag*. 
mit  seiner  Umgebung  aufwärts  gedrängt.  Um >k 
t>  nepor.  sup.  erreichen  die  nt.  lambd.  recht»  47  mm. 
Unk»  31  nun  weit  von  der  tut.  aagitt . entfernt.  Lim <u 
tempor.  h\f.  bestehen  aus  je  drei  Sach  convexen  Abftchnrt* 
tcn.  Vor  dem  tut/,  phnryng.  an  der  pura  biuiL  occip. 
eine  tiefe  Grub«.  Gauineunaht  de»  ot  incitiv. 

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ZWEITER  THEIL. 


SAMMLUNG 


DER 


ALTERTHUMSGESELLSCHAFT  PRUSSIA 


KÖNIGSBERG  L PR. 


GräberscMdel  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


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Gräberschädel  aus  dem  Regierungsbezirk 


Königsberg. 


3 1 

J % 


B. 


Lb. 

"1 

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G. 

C. 

Bemerk 

a. 

b.  c.  total. 

1 

1.  Schädel  von  der  Todtenstätte  Kaup  (Kaps)  bei  Wiskiauten,  Kreis  Fisch 
hausen,  aus  deu  ersten  Jahrhunderten  n.  Ohr. 


1 


2 


Journ. 

n. 

437 


437 


Der  Fundort  (ein  Hügel)  enthielt  unter  dein  Rasen  eine  Brandstätte  mit  Urnen,  in  einer  Tiefe 
von  69  cm  zusammengeworfenc  Menschenkuuchen  nebst  bronzenen  Gegenständen,  96  cm  tief  ein  voll- 
ständiges Skelet  und  ein  zweites,  genau  unter  dem  vorigen  und  in  derselben  Lage  in  einer  Tiefe  von 
146  cm.  Bei  beiden  Skeleten  fanden  sich  einige  Steinger&the.  Vergl.  „Preussische  Steingeräthe  als 
Beitrag  zur  Archäologie  Alt-Preussens,  herausgegebeu  von  Dr.  G.  Bujack,  1875,“  pag.  11. 


199 


206 


137 

128 

131  130 

115 

376 

123 

— 

circa 

130 

154 

145  137 

127 

409 

121 

1380 

Männlicher  Schädel,  zu  dem  höher  gelegenen  Skelet 
gehörig,  au«  zahlreichen  Bruchstücken  zusammen- 
gesetzt. Stirn  stark  zurücktretend.  Knickung  der 
ml.  coro».  An  der  pan  ba$U.  occip.  vor  dem  fwt. 
phuryntf.  eine  geräumige  Grube.  Hart  ötier  der  Nase 
doppelte  Spur  der  mt.  Jrtmt.  Starke  artus  t» ptrcU. 
Die  Enden  der  proc.  zgg.  otsit  front  it  springen  late- 
ralwärts  als  Höcker  vor.  Alveolarfbrtsatz  des  Ober- 
kiefers hoch.  Medianer  GauuienwulsU 

Männlicher  Schädel,  zu  dem  niedriger  gelegenen  Skelet 
gehörig,  aus  zahlreichen  Bruchstücken  zusammen- 
gesetzt. Stirn  stark  zurück  tretend.  Sehr  starke 

«re ns  mprrrit.  Die  Enden  der  proc.  zggom.  onis  frontU 
springen  als  Höcker  lateralwärt*  vor. 


Dia  anthmiKjlo|{Ucli#fi  Hainmlungcu  IlouUchlAUd*.  (Kiintgibvrg  I.  Pr.) 


7 


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50 


Gräberschäclel  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


* 3 
j ‘r, 


3 


4 

5 

6 


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9 


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Lb. 


lL 


G. 


».  I b.  c. 


total. 


C. 


Bemerkungen. 


2.  Schädel  eines  männlichen  Skelets,  das  auf  der  Landenge  zwischen  einem  vollständig  und 
einem  theil  weise  abgelassenen  See  bei  Skatnick,  Kreis  11  asten  bürg,  in  hockender  Stellung  mit 


Journ. 

m. 

772 


ungezogenen  Extremitäten  ohne  weitere  Beigaben  gefunden  wurde. 


Der  ganze  Schädel  int.  mit  Ausnahme  der  weisaen  Zahn- 
k rouen  gleichnmssig  dunkel  chocoladonbraun  gefärbt. 
Lamina  ptrryg.  ejt.  mit  spinn  antjnl,  jederzeit*  verwach* 
mb.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  rut.  front 
Spinn  muaJi*  »ehr  lang.  Gaumeuuaht  des»  ot  incithr, 
Starke  Marginalcrista  de«  Gaumens.  Alveolarfort* 
satz  des  Oberkiefers  hoch.  Badeatenda  Progenie,  da* 
breite  Kinn  springt  als  rocht  winkelige  Platte  vor. 


Journ. 

III.  | 
848  u. 


848  b. 


848  c. 


848  d. 


848  e. 


3.  Schädel  von  Löbcrtshof,  KreiB  Labiau,  Skeleten  angehörig,  die  in  einer  Tiefe 
von  8 bis  5 Fuss  in  muldenartigen  Vertiefungen  (schwarzer  Erde)  eines  aus  der  Labiauer  Niedprung 
sich  erhebenden  Graudlagers  gefunden  wurden.  Von  Alterthtimern  fanden  sich  nur  bei  einem  Skelet 
(d)  ein  kleines  eisernes  Messer  und  eine  arabische  Silbermünze  uus  dem  2.  Jahrhundert  muhamedant* 
scher  Zeitrechnung  (8.  Jahrh.  nach  Chr.).  Vergl.  „Sitzungsbericht  der  Prussia  vom  20.  Oct»  1870“. 


184 

140 

127 

131 

128 

108 

367 

123  1275 

178 

148 

134 

120 

110 

108 

338 

122  1280 

172 

134 

132 

124 

117 

116 

357 

| 

— 1155 

circa 

190 

142 

138 

134 

132 

114 

380 

120  1360 

187 

143 

124 

132 

135 

111 

378 

114  1430 

Mann-  Massige  Stenokrotaphic.  lteehts  ein  tempora- 
les Schul tstück.  Scheitel  dachförmig. 

Mann.  Stirn  stark  zurüekirefend.  Gnumennaht  dei 
o$  istemv.  Breite  Horizontal' heile  der  Gaumenbeine. 
Oberkiefer-Alveolarfortsatz  hoch. 

Weib.  Gesicht  fehlt.  Die  rechte  Seite  und  die  Ba*i« 
in  Folge  eines  Spatenstichs  defect.  Links  ein  proc. 
front,  sqmimnr  t empor,  und  oberhalb  demselben  ein  klei- 
ne# Sclmltstück. 

Mann.  Scheitel  dachförmig.  Stirn  schläft?  uabstand  ge- 
ring. Hohe  Margiimlcrixtn  de*  Gaumen». 

Mann.  Hart  hinter  der  gut.  coron.  eine  leichte  sattel- 
förmig« Einsen kung.  Medianer  Wulst  und  Margi- 
unkristu  des  Gaumens. 


Journ. 

II. 

50 


50 


4.  Schädel  vou  Keimkallcn,  Kreis  Heiligenbeil,  nebst  Bronzeschmucksachen  in 
2 Fürs  tiefen,  mit  Steinen  ausgelegtCQ  alten  Gräbern  gefunden.  Vergl.  „Sitzungsbericht  der  Prussia 
vom  17,  März  1878“. 


183  155 


176  137 


Mann.  Xorma  vtrtu.  fast  kugelig.  Gaumennaht  des 
os  incisiv.  Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  des 
Gaumens.  Der  Gaumen  ist  von  einer  Bronzentünw 
in  der  Grösse  der  römischen  Kaisermüuzen  grün 
gef&rbt. 

Mann.  Scheitel  dachförmig.  Jederzeit#  ein  tempora- 
le* Schaltattick.  Medianer  Gaumenwulst.  Gaumen 
naht  des  om  inritiv.  Vergl.  v.  Witt  ich:  „Bpschrei 
bang  einiger  Schädel  aus  altprcusstschen  Gräbern.* 
in  den  Schriften  der  konigl.  phy  likalisc h-ökonomi - 
selten  Gesellschaft  zu  Königsberg  i.  Pr.  X,  pag.  IM* 


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Gräberschiidel  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


51 


I.b. 

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Bemerkungen. 

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b.  J c. 

total. 

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11 


12 


Journ. 

II. 

370 


«Journ. 

III. 

656 


5.  Fragmente  eines  jugendlichen  Schädels  von  Legden , Kreis  PreussiBch* 
Eylau,  dunkel  chocoladenfarbig  mit  weiasen  Zahnkronen,  an  Stirn  und  Hinterhaupt  von  einem  bron- 
zenen Diadem  grün  gefärbt.  Vogl  „ Sitzungsbericht  der  Prussia  vom  17.  März  1876u. 

113  | — | — [ — | Vollständig  erhaltene  tut.  front.  Gaumennaht  des  ot 

iucitiv.  Schwacher  medianer  Wulst  und  Marginal* 
crista  des  Gaumens.  Im  Oberkiefer  rechts  an  Htelle 
des  äusseren  Schneidezahn»  ein  kegelförmiger,  wenig 
lateralwftrts  gerichteter  und  an  Läng*  hinter  »einen 
Nachbarn  zu  rück  stehender  Zapfenxahu  (c/e«u  anbolt- 
formit).  Der  dritte  Molarzahn  links  oben  und  unten 
noch  in  der  Alveole  verborgen. 


6.  Fragment  eines  Schädels  von  Lobitten,  Kreis  FiBchhausen,  einem  Skelet 
angehörig,  das  in  einem  Grabe  unter*  3 bis  4 Schichten  kopfgrosBer  Steine  2l/#  bis  3 Fuss  tief  nebst 
einer  wohlerhaltenen  Urne,  verzierten  Urnenscherben,  einer  goldfarbigen  Stangenperle  von  Glas  und 
einem  nadelartig  durchbohrten  knöchernen  Instrument  gefunden  wurde.  VergL  „Sitzungsbericht  der 
Prussia  vom  22.  Januar  1875“. 


178 


135 


116  ; 124 


107 


347 


Scheitel  leicht  dachförmig,  hinten  abgeplattet  Nach 
der  Beschaffenheit  des  Beckens  sollte  das  Skelet  ein 
weibliches  gewesen  sein. 


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DRITTER  TIIEIL. 


SAMMLUNG 


KÖNIGLICH  PHYSIKALISCH-  ÖKONOMISCHEN  GESELLSCHAFT 

zü 

KÖNIGSBERG  I.  PR. 

nebst 


einigen  hierher  gehörigen  alt-preussischen, 
litthanischen  und  lettischen  Gräberschädeln  ans  der  Sammlung  der 
königl  anatomischen  Anstalt. 


Gräberschädel  aus  den  Provinzen  Ost-  und 
West-Freussen. 


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Erste  Abtheil 


iing. 


Gräberschädel  aus  (1er  Provinz  Ost-Preussen. 


I.  Litthauische  Schädel  ans  dem  Reffierun^shezirk  Gumbinnen. 


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a. 

b. 

c. 

total. 

1.  Schädel  von  Nemmersdorf  zwischen  Gumbinnen  und  Darkehmcn,  gefunden 
auf  einem  Kirchhofe  aus  der  ersten  christlichen  Zeit.  Hinsichtlich  der  Schädel  2760,  2761,  2762,  2763, 
2764  vergl.  die  ßeschroibuiig  v.  Wittich’a  in  den  Schriften  der  physiL-ökonom.  Gesellschaft.  XIII,  pag.  126. 

1 

2760 

191 

148 

141 

.31 

,41 

115 

387 

110 

1510 

Mann.  Gaumennaht  de«  os  ineitiv.  Leichter  Progna- 
thismus. 

2 

2762 

186 

152 

— 

125 

125 

125 

375 

118 

— 

Mann.  Schädelbasis  defeet.  Stirn  zu  rürk  tretend.  Li- 
tteae  (empor.  füllen  mit  der  sut.  lamM.  auf  einer 
Strecke  von  33  mm  zusammen.  Leicht  prognath. 

3 

2765 

16» 

,41 

127 

115 

117 

109 

341 

_ 

1175 

Mann  (?).  Lineas  t empor,  erreichen  die  tut.  lambil  hart 
über  der  pars  murr.  Am  vorderen  Rand  des  for. 
occip.  mayn.  zwei  nach  unten  gerichtete  zspfenfi innige 
Vorsprünge.  Medianer  Gaumen  willst-  Thuilweise 
Atrophie  der  AlveolarfortsÄUe. 

4 

2768 

169 

134 

131 

124 

123 

104 

351 

“ 

1125 

Mann.  Schmale  nasalia.  Die  theilweise  erhaltenen  Al- 
veolen der  vorderen  Zähne  schräg  nach  vorn  ge- 
richtet. 

5 

2769 

181 

140 

133 

125 

124 

120 

36« 

112 

1330 

Mann. 

6 

2770 

187 

145 

137 

126 

127 

117 

370 

120 

1520 

Mann.  Knickung  der  tut.  roron.  recht*.  Untat  t empor . 
erreichen  die  sut.  Wirf,  hart  über  der  pars  mast. 
Gaumennaht  des  os  incisic.  For.  occip.  mtujn.  rhom- 
bisch. 

7 

2771 

176 

136 

— 

124 

130 

110 

864 

— 

Geschlecht  zweifelhaft,  eher  männlich.  Basis  und 
Gesichts theile  fehlen.  Scheitel  dachförmig. 

• 8 

2761 

167 

137 

135 

Wim«*. 

117 

124 

108 

319 

10S 

1200 

nft'fc 

«Uticb. 

Weib  (?).  Schädelbasis  defect.  Knickung  ,1er  tut.  roron. 
Linear  ttmpor.  fallen  auf  einer  Strecke  von  26mm 
mit  der  sut.  iambd.  zusammen.  Vollständige  nt.  front , 
Gauinunnaht  des  os  incisiu.  Kieferprognathismus. 

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50 


Litthauische  Gräberscliädel  Pi;eussens. 


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B. 

Bemerkungen. 

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9 

2764 



1 

— 

125 

121 

— 

— 

— 

Wahrscheinlich  Weib.  Defect.  Vollständige  Atrophie 
der  AlveolarfortsäUee ; doch  hat  der  Unterkiefer  an- 
scheinend noch  Rente  der  vorderen  Zähne  besessen. 

10 

2766 

175 

130  1 

126 

125 

123 

108  i 

356 

— 

circa 

1115 

Weib.  Gesicht,  defect.  BtiraschUifenab*taud  rechts 
4 BUB,  link*  t*,D  mm. 

11 

2767 

— : 

— 

122 

110 

— 

99 

— 

.Junges  Weib.  Basis  und  Schläfenbeine  fehlen.  I>ie 
dritten  Molarzähne  oben  und  unten  noch  tief  in  den 
Alveolen  verborgen. 

12 

2763 

150 

137  | 

1 

1 

117 

113 

1 

85 

Kind.  Schläfen lx*ine  fehlen  und  Basis  defect.  Gaumen- 
naht  des  ot  incurr.  jederseits  doppelt,  ähnlich  wie 
bei  ThL  1,  Nr.  334.  Milchgebiss  vollständig;  die 
ersten  Molarzähna  stecken  obeu  uud  unten  noch  tief 
in  den  Alveolen. 

s 

!.  Hierzu 

gebären  4 in  der  Sammlung  der  anatomischen  Anstalt  befindliche 

litth&uische  G rä  borge  h üd  < 

bL 

13 

196 

135 

1 

| 

127 

122 

Männlicher  Schädel»  in  der  Nähe  von  Ballgarden 
bei  Tilsit  gefunden.  Vergl.  v.  Wittich’s  Beschrei- 
bung  in  den  „Schriften  der  physikalisch-okonomi- 
seben  Oesellselm  ft  ‘ I,  pag.  43  ff.  Basis  und  Gesicht 
fehlen.  Seheitel  leicht  dachförmig.  Soma  i'trtic. 
eil  ipso  idisch.  Medianlinie  des  Stirnbeins  erhaben. 

M 

A.l.c. 

3 

180 

140 

128 

122 

124 

110 

356 

1350 

Männlicher  Schädel,  in  LUthauen  anagegraben.  Linea* 
tempor.  erreichen  die  tut.  Inmbd.  hart  älter  der  pars 
matt.  Medianer  Gaumen wnlst.  Massiger  Prngua- 
tbismua.  Hechts  ein  Defect  in  Folge  eine*  Spaten- 
stichs. 

15 

183 

143 

138 

131 

130 

115 

376 

117 

1550 

Männlicher  Schädel,  ebenso  wie  der  folgende  l»ei  Gele- 
genheit eines  Baues  an  der  evangelischen  Ktrc.be  zu 
Gumbinnen  ausgegraben,  angeblich  aus  dom  An- 
fang de»  17.  Jahrhundert*.  Zarte  hamuli  ptcryyoida. 
Marginale  ristu  des  Gaumens.  Proc.  xyyom.  otstt  fron- 
tu  lateral  nach  unten  gebogen. 

16 

L.IJ. 

191 

148 

138 

135 

135 

117 

387 

120 

1525 

Männlicher  Schädel.  Asymmetrie.  Facies  tempor.  osnt 
frontis  relativ  schmal.  Knickung  der  tut.  coro«. 
Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  arcu * super  eil.  Gaumennaht  des  os  incieiv. 

Medianer  Ganmenwulst.  Sehr  hoher  Alveolarfort- 
satz  des  Olierkiefer*.  Mässiger  Prognathismu*.  Proc . 
xj/tjo m.  onit  frontis  lateral  mich  unten  gebogen. 

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Lettische  Graberschädel  von  der  Kurisclien  Nehrung. 


57 


IL  Lettische  Schädel  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


Dieselben  stammen  sämmtlich  von  der  Kuri sehen  Nehrung  her,  deren  Bevölkerung  mit  Ausnahme  der  deutschen 
Lehrer  und  Pfarrer  bis  zum  Anfang  des  19.  Juhrhunderts  aus 'Letten  bestand. 


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B. 

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Bemerkungen. 

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— 

a. 

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c. 

total. 

1.  Schädel  von  einem  Kirchhof  am  Abhang  des  Berges  Skielwit,  eine  Meile 
nördlich  von  Rossitten.  Daselbst  gefundene  Münzen  tragen  die  Jahreszahlen  1700  und  1701. 
Das  Dorf,  zu  dem  der  Kirchhof  gehörte,  ist  gänzlich  verschwunden. 

17 

2744 

185 

141 

131 

127 

123 

1 

112 

362 

112 

1390 

Mann.  Gaumennaht  des  os  ineiriv.  Medianer  Wulst 
und  Marginalcrista  des  Gaumens.  Alveolarfortsatz 
de»  Oberkiefers  huch.  Schmale  lamxnat  pttryg. 

18 

2745 

178 

138 

133 

128 

' 127 

107 

362 

— 

— 

Mann.  Knickung  der  aut.  coron.  Rechts  Reste  der 
aut.  occip.  transv.  Jederzeit»  eine  liwjula  audüorUt. 
Gau  men  naht  des  os  incwrr. 

19 

2743 

171 

132 

125 

121 

122 

100 

343 

103 

1190 

Weib.  4V.  vert.  fast  ellipsoidisch.  Nasenwurzel  nur  6 mm 
breit.  Medianer  üaumeiiwulst.  Schmale  Uminae  pteryg. 

20 

2746 

170 

132 

126 

125 

118 

107 

; 350 

104 

1245 

Weib.  Gaumennaht  des  oa  iVirüuV.  Alveolarfortsatz  de» 
Oberkiefer»  hoch.  Zarte  pterygoideo. 

21 

2747 

168 

139 

121 

^ 117 

120 

105 

342 

Weib.  Aussenfläche  stark  verwittert.  Btenokrotaphie. 
Vollständig  erhaltene  aut.  front.  Gaumennaht  des 
os  incitic.  Zarte  pterygoidea. 

2.  Schädel  von  Kunzen,  eine  halbe  Meile  südwestlich  von  Kossitten.  Die 
Fundstätte  ist  ein  alter,  bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahrhundurts  benutzter  Kirchhof,  welcher  in  Folge  der 
stetig  fortschreitenden  Dünenwanderung  gänzlich  versandete  und  vor  Kurzem  wieder  frei  geworden  ist. 


22 

2730 

180 

— 

— 

121 

— 

— 

- 

23 

2731 

184 

147 

126 

127 

120 

119 

366 

| 

24 

2732 

164 

133 

134 

109 

115 

115 

339 

25 

2734 

180 

141 

— 

122 

126 

113 

, 

361 

Dlo  mlhrapologiachcn  Buutivl  ungen  DtaUchlABilt.  (Königsberg  i.  Pr.) 


— Mann.  Atrophie  der  Alveolarfortoätxe.  Das  Längen- 

ntaass  ist  uur  approximativ.  Der  Schädel  hat  wohl 
längere  Zeit  frei  liegen;  er  war  von  Pflanzen  um- 
wuchert  und  dadurch  an  der  Oberfläche  stark  mit- 
genommen. Gesicht  uud  Basis  defect. 

— Mann.  Gesicht  defect.  Stirn  schmal.  ßtirnsehläfen- 

abstand  6 mm. 

11G0  Wahrscheinlich  Mann.  Norota  vert.  fast  ellipro  Wisch. 

Stcnokrotaphie.  Linea*  l empor,  fallen  mit  der  tut. 
htmbd.  auf  einer  Strecke  von  34  mm  zusammen. 
Medianer  Wulst  und  Marginale rista  des  Gaumens. 
Ziemlich  starker  Prognalhismus. 

Mann.  Aussenfläche  stark  verwittert.  Sehr  defect. 

Stirn  »chmaL 


8 


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B8 


Lettische  Griiberschiidel  von  der  Kurischen  Nehrung. 


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— 

Mann.  Au*»enfläche  *txrk  verwittert.  Behr  dcfect. 
Linear  t cm  per.  erreichen  die  sut.  lambd.  Hart  über 
der  part  matt.  An  der  Hirnfläche  de»  Stirnbein» 
starke  Exostosen. 

27 

2737 

179 

148 

133 

130 

121 

115 

366 

1515 

Manu.  Jederzeit»  ein  temporales  Schaltstück.  Gau- 
mennaht  dt»  ot  mcümi.  Oberkiefer- AlveoLarfortsatx 

hoch. 

28 

2738 

176 

141 

128 

109 

110 

119 

338 

1130 

Mann.  8ten<>krotaphie.  Knickung  der  tut.  coron.  Linea* 
tempor.  fallen  mit  der  tut.  lambd.  auf  einer  Strecke 
von  HKnim  zusammen.  Recht»  ein  proc.  paramast, 
Hart  0b«r  dar  Na*e  doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  areus  tnpercü . AlvcolarfortaaU  de»  Oberkie- 
fers hoch. 

29 

273!) 

184 

140 

137 

133 

125 

114 

372 

1490 

Mann.  Auwrnflftche  verwittert.  Sorma  vtrt  ellipnoi- 
disch.  Links  ein  temporales  Schaltstück.  Hart  über 
der  Nase  doppelte  Spur  der  «f.  front.  Starke  arctu 
suptrril.  Gatimennaht  des  o»  incisiv.  Medianer  Gau- 
menwulst.  Oberkiefer-Alveolarfortaatz  hoch. 

30 

2741 

185 

143 

131 

140 

101 

372 

“““ 

Mann.  Defect-  Linear  tempor.  erreichen  die  snt.  lambd. 
hart  über  der  pars  mast.  Rocht»  Reste  der  nt.  occip. 
traust-.  Grosse  und  geräumige  sinnt  frontales. 

31 

2733 

178 

133 

127 

116 

121 

114 

351 

— 

Geachlecht  zweifelhaft.  Pefect.  SyncKondr.  tpheno-occip. 
offen.  Die  ersten  Molarzühne  entwickelt,  die  Schneide- 
zähne gewechselt. 

32 

2736 

172 

— 

— 

110 

112 

— 

— 

— 

— 

Weib.  Defect.  Linear  tempor.  erreichen  die  lambd. 

hart  über  der  part  matt . 

33 

2740 

175  1 

146 

122 

128 

112 

110 

350 

1305 

Weib.  Gaumennaht  des  o*  incuaiv.  Marginalcrista  des 
OaumenB.  Oberkiefer- Alveolarfortsau  hoch. 

Hierher  gehören  noch  drei  in  der  Sammlung  der  anatomischen  Anstalt 
befindliche,  männliche  Schädel  von  Kunze n« 

34 

K.l 

183 

144 

128 

119 

130 

114 

3Ä 

1365 

Knickung  der  «4/.  coron.  Linear  tempor.  erreichen  die 
sut.  tamlid.  hart  über  der  part.  matt.  Gaumennaht 
de»  ot  incisiv.  Marginalcrista  de»  Gaumens. 

35 

K.2 

188 

188 

137 

122 

135 

113 

370 

113 

1375 

Stirn  stark  zurücktretend.  Links  ein  temporale«  Schalt- 
stück. Schmale  nasalia. 

36 

K.3 

00 

149 

128 

120 

126 

119 

365 

113 

1505 

AuKPctiflache  verwittert.  Facies  tempor.  otsis  frontu  stark 
gewölbt.  Knickung  der  #wf.  coron.  Sehr  lauge  spinn 
nusulis.  Alveolaribrtsatz  de*  Oberkiefer»  hoch.  Schmale 
laminar  pteryg.  extern.  Leichte  Progenie. 

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Lettische  Gräberscliiidel  von  der  Kurischen  Nehrung. 


69 


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3.  Schädel  Ton  Stangenwalde,  */+  Meile  südlich  von  Kunzen,  von  einem  Kirch- 
hof nebst  Beinhaus,  in  dem  sich  Schädel  und  Knochen  durcheinander  geworfen  fanden.  Ein  am  Kirch- 
hof gefundener  Solidus  trug  die  Jahreszahl  1650.  Das  Dorf  Stangenwalde  ist  gänzlich  verschwunden. 

37 

2723 

185 

137 

— 

132 

120 

105 

357  1 

! — 

— 

Männlicher  Schädel  aus  dem  Beinhaus.  Delect.  Aussen- 
fliche  stark  verwittert.  Stirn  »ehr  schmal. 

38 

2727 

179 

1 

140 

130 

125 

128 

112 

365  ! 

115 

1285 

Männlicher  Schädel  vom  Kirchhof.  Marginalcrist«  de« 
Gaumens.  Oberkiefer- Al  veolarfortaaU  hoch.  Zarte 
pteryjoidea. 

39 

2728 

191 

141 

143 

127 

127 

120 

374 

1635 

Männlicher  Schädel  vom  Kirchhof.  Unräte  tmpor.  fal- 
len mit  der  mit.  Ja mbd.  auf  einer  Strecke  von  35  mm 
zusammen.  Hart  über  der  Nase  doppelte  Spur  der 
tut.  front.  Starke  urew»  tnptrciL  Medianer  Wulst 

und  Marginalcrista  de«  Gaumens.  Zarte  pterygoidta. 

40 

2729 

194 

134 

137 

12» 

135 

111 

375 

1380 

circa 

Männlicher  Schuld  von»  Kirchhof.  Hohe  Jlar^ual- 
crista  de«  Gaumen«.  Alveolarfortaatz  de«  Oberkiefer» 
hoch.  Leichter  PrognathUutu». 

41 

2724 

181 

128 

135 

125 

130 

112 

367 

1270 

Männlicher  (?)  Schädel  ans  dem  Beinhan».  Gesicht  fehlt. 
Stenokrotaphie.  Links  Beste  der  tut,  oedp . trantv. 

42 

2725 

17G 

135 

129 

120 

128 

113 

361 

1250 

Weiblicher  (?)  Schädel  au«  dem  Beinhau».  Aussen* 
Hache  stark  verwittert.  Gaumen  naht  de«  os  ineiiiv. 
Medianer  Gaunienwulst.  Alvt-olarfortsatz  de»  Ober- 
kiefers hoch.  Zarte  pttrygoidea. 

43 

2726 

164  ! 133 

nntztei 
noch  jetz 
deck er« 

123 

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Weiblicher  Schädel  aus  dem  Bejj»hau».  Außenfläche 
verwittert  Jederseit«  «in  temporale*  Sehalutück. 
Medianer  Uaumeuwulflt  Zarte  pteryjoidea. 

m bis  zur  Mitte  de»  18.  Jahrhunderts  be- 
ron  Sarkau.  Nach  der  Sage  soll  derselbe  zu  einem 
haben.  Vergl.  v.  Wittich’s  und  P.  Schieffer- 
conom.  Gesellschaft.“  XIV,  2.  Ahth.,  pag.  38  u.  70. 

44 

2700 

184 

144 

138 

123 

128 

1 108 

359 

— 

1425 

Mann.  Jederseit»  ein  kleiner  proc.  partmatt  Partielle 
Atrophie  der  Alveolarfort  «atz*-.  Zart»*  Kumuli  ptrryj. 
Die  llorizontaltheile  der  Gaumenbeine  erreichen  die 
Mittellinie  de«  Gaumen»  nicht. 

45 

2701 

189 

145 

143 

129 

120 

127 

376 

1415 

Mann.  Spuren  eines  os  lnrae.  Proc. pneumotici  (Hyrtl). 
Alveolarfortxntz  hoch,  t heil  weise  atrophisch.  Zarte 

Kumuli  ptrryj. 

40 

2702 

185 

137 

130 

132 

130 

113 

375 

— 

1380 

Mann.  Stennkrotaphie.  TJnrat  tempor.  erreichen  die  tut. 
lambfi.  Ijart  au  der  part  matt.  Zarte  ptrryjoidia. 

47 

2704 

174 

153 

136 

125 

128 

110 

363 

— 

1540 

Mann.  Jederseits  eine  lingrda  auditoria.  Zarte  Kumuli 
ptrryj.  und  «clmuUu  Uminae  pteryj.  StirnseldälVuab- 
»taud  5,5  mm. 

48 

2705 

187 

138 

130 

135 

134 

106 

375 

118 

1405 

Mann.  X.  errt.  ellij>*<iidi*ch.  Linear  tempor.  erreichen  die 
tut.  tambd.  hart  an  der  part  m.u/.  Alveolarfortsatz  de« 
Oberkiefer»  hoch.  Zarte  und  achmale  pterygoidca. 

8* 


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60 


Lettische  Gräberschädel  von  der  Kurischen  Nehrung, 


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378 

109 

1565 

Maun.  Völlig«  Atrophie  der  Alveolarfortsätxe. 

50 

2707 

189 

146 

130 

127 

127 

113 

367 

108 

1475 

Mann.  Gaunumnaht  de«  oainrisic.  Oberkiefer- Alveolar- 
fortsatz hoch.  Zart«  pterygoidea. 

51 

2708 

179 

146 

133 

130 

125 

106 

! 361 

113 

1480 

Mann.  itf.  vert  eUipftoidiach.  Lineat tempor  erreichen  die 
»ui.  famfxl  hart  an  der  /vir*  matt.  Recht«  die  Trennung 
de»  occip.  laterale  von  der  Hinterhauptaschuppe  theil- 
•weine  erhalten.  Recht«  ein  temporale*  SchaJtstück. 
Vollständige  *«f.  front.  Oanmennaht  de*  os  incist v.  Al- 
veolarfortsatz  des  Oberkiefer«  hoch.  Zarte  pterygoidea. 

52 

2709 

179 

— 

128 

127 

125 

113 

365 

~ 

— 

Mann.  Stark  verwittert,  recht*  defect.  Grosse  gekam- 
merte jöi ui  front. 

53 

2710 

188 

144 

— 

136 

129 

— 

— 

— 

— 

Mann.  Isolirtes  Schädeldach. 

54 

2714 

177 

141 

130 

124 

125 

104 

353 

1320 

Mann.  Lineae  tempor.  erreichen  die  nt  lambd.  hart  an 
der  part  mast.  Vollständig  erhaltene  tut.  front.  Nasen - 
wurzel  nur  5 mm  breit.  Gaumennaht  des  ot  incisir. 
Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers  hoch.  Zarte  ptery- 
goidea. 

65 

2715 

186 

136 

133 

125 

136 

113 

374 

— 

1295 

Mann.  Links  Reste  der  tut.  ocrip.  tränte.  Alveolar- 
fortsatz des  Oberkiefers  hoch.  Zarte  pterygoidea. 

56 

2717 

181 

143 

125 

124 

118 

118 

360 

1310 

Wahrscheinlich  Mann.  Sbenokrotaphie.  Lineae  tempor. 
fallen  mit  der  tut.  lambd.  auf  einer  Strecke  von  30  mm 
zusammen.  Am  vorderen  Ramie  de*  for.  occip.  magn. 
ein  nach  unten  gerichteter  Zapfen.  Atrophie  der 
Alveolarfortsätze.  Zarte  pterygoidea. 

67 

2718 

187 

141 

133 

129 

128 

123 

380 

— 

1485 

Mann.  AT.  rert.  ellipsoidinch.  Nasenwurzel  nur  6 mm  breit. 
Zarte  pteryg.  Theil  weise  Atrophie  des  Alveolarfortsatz«*. 

58 

2720 

181 

149 

130 

129 

125 

126 

380 

1545 

Mann.  Am  Scheitel  der  nt.  hmhd.  ein  os  triguetrum. 
Zarte  pterygoide o.  Theil weise  Atrophie  des  Alveolar- 
fortsatzes. 

59 

2722 

179 

135 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Weih.  Defect.  Aussonfläche  stark  verwittert.  Nähte 
offen. 

60 

2703 

182 

144 

134 

125 

125 

109 

359 

— 

1460 

Weib.  Synckondr.  tpheno-occip.  offen.  Gaumennaht  des 
os  incitic.  Alveolarfortsatz  hoch.  Zarte  kamuli  pteryg. 
Starker  Kieferproguathismus. 

61 

2711 

175 

136 

130 

130 

125 

110 

365 

1265 

Weib  (?).  Beiderseits  Spuren  der  Treunung  de*  occip. 
laterale  von  der  Hinterhauptsschuppe.  Vollständig 
erhaltene  tut.  front.  Spuren  einer  jederseits  doppelten 
Gaumenuaht  des  es  inctwV.  (siehe  pag.  3,  Nr.  9). 
Alveolarfortsatz  hoch.  Zarte  pterygoidea.  Leichter 
Prognathismus. 

62 

2712 

166 

134 

128 

118 

114 

110 

342 

Weih.  Mitsui  ge  Stenokrotaphie.  Knickung  der  nt.  co*oi». 
Gaumeunalu  d»**  os  incisiv.  Oberkiefer- Alveolarfort- 
satz  hoch.  Zarte  pterygoidea. 

63 

2713 

172 

138 

126 

122 

122 

100 

344 

1130 

Weib.  Stirmchlüfenabstand  4 mra.  Lineae  tempor.  fallen 
mit  der  nt.  lambd.  auf  einer  Strecke  von  40  mm  zu- 
sammen. Medianer  Wulst  und  Marginale  rista  de* 
Gaumen«.  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers  hoch. 
Zarte  pttrygoidea. 

Digitized  by  Google 


Gräberschädel  aus  dem  Eegierungsbezirk  Königsberg. 


61 


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134 

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119 

125 

106 

350 

— 

1225 

Weib.  Rechts  ein  laterales  Bchaltstück  der  Oberschuppe. 
Gaumennaht  des  o»  incisiv.  Zarte  pteiygokfea.  Pro- 
gnathismus. 

66 

2719 

172 

136 

123 

115 

102 

128 

345 

Weib.  Miissigt*  Stcnokrotaphie.  Lineae  (empor,  erreichen 
die  tut.  lambd.  hart,  an  der  pars  mast.  Beiderseits 
eine  doppelte  Spur  der  Gaurneutiaht  de*  os  incisiv. 
(siehe  pag.  3.  Nr.  9).  Alveolarfortsatz  de*  Oberkiefers 
hoch.  Zarte  pterygoidea.  Massiger  Prognathismus. 

Unter  den  noch  vorhandenen  Schädelfragmenten 
fand  sich  die  recht«  Hälfte  eines  Stirnbeins  mit  voll- 
ständig erhaltener  sui.  front. 

i 

IIL  Schädel  ans  verschiedenen  altprenssisehen  Gr&berstätten  des  Eegiemngsbezirks 

Königsberg. 


1.  Schädel  aus  der  oberflächlichen  Schicht  eines  Kieshagels  bei  Sup- 
pliethen  im  Samland  (nahe  bei  Pobethen),  in  dessen  centraler  Partie  sich  ca.  12  Urnen 
fanden.  Dieselben  waren  roh  gearbeitet  und  mit  Kohlcnresten,  verbrannten  und  verkleinerten  Knochen 
und  Erde  gefüllt.  Schmuck-  und  Waffenreste  fehlten.  Vergl.  v.  Wittich,  „Beschreibung  einiger  Schädel 
aus  altprenssisehen  Gräbern“  in  den  „Schriften  der  physikal.-ökonomischen  Gesellschaft“  X,  pag.  139. 


66 


67 


2089 


2090 


174 


169 


123 

122 

110 

120 

106 

336 

1060 

124 

118 

110 

107 

112 

329 

- 

1040 

Mann  (?).  Medianlinie  des  Stirnbeins  kielartig  erha- 
ben. Jederzeit*  Spuren  der  Trennung  des  occip. 
laterale  von  der  Uinterhauptsschuppe.  Beiderseits 
temporale  Schaltstücke-.  Q au  mennaht  de»  os  incisiv. 
Medianer  Wulst  und  Marginalcrista  de*  Gaumens. 
Tbeil weise  Atrophie  der  Alveolarfortsätze. 

Weib.  Schädel  zart.  Jederseits  ein  temporales  Schal  t- 
stück.  Medianer  Gaumenwulst.  Am  Scheitel  der 
tut,  lambd.  ein  grosser  Fontaneliknochen. 


2.  Hierzu  kommen  drei  zu  der  Sammlung  der  anatomischen  Anstalt  gehö- 
rige altpreussische  Gräberschädel  aas  dem  Samlaude. 


66 

69 

70 


A.I.c. 

4 

A.  I.  c. 

5 

A.  I.  c. 

6 


190 

187 


145 

139 

128 

132 

— 

— 

— 

1495 

139 

122 

121 

— 

— 

— 

— 

147 

126 

115 

— 

— 

— 

— 

Mann.  Stirn  schmal.  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers 
atrophisch.  Hinterhaupt  de  fee.  t. 

Mann.  Defect.  Stirn  zuriiektretend. 


Maun.  Defect.  Vollständig  erhaltene  front. 


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62 


Gräborschädol  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


3 

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Bemerkungen. 

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c. 

3.  Schädel  von  Rosenau  bei  Königsberg,  stark  verwittert  und  zerbrechlich,  bestat- 
teten Leichen  ungehörig,  die  man  auf  einem  Urnenfelde  zwischen  den  Urnen  fand.  Die  Zeit,  der  sie 
angehöron,  ist  unbestimmt;  doch  reicht  das  Gräberfeld  bis  in  das  3.  Jahrb.  n.  Cbr.  zurück.  VergL 
v.  Wittich,  „Die  Rosenaucr  Schädel“  in  den  „Schriften  der  physik.-ökonom.  Gesellschaft.“  XIV,  pag.  102  f. 

71 

I 

2083 

186 

146 

— 

— 

137 

— 

— 

- 

— 

Mann.  Defect.  Recht*  Spur  der  »nt.  occip . tränte. 

72 

2084 

185 

151 

— 

— 

137 

110 

— 

— 

— 

Mann.  Defect. 

73 

2085 

183 

137 

130 

133 

108 

371 

Mann.  Defect  .Vom«  wrt.  ellipsokliscb.  Beiderseits 
Rente  der  tut.  occip.  tramtv.  Hart  über  der  Nase  dop- 
pelte Spar  der  tut  jront.  Starke  arm*  twperdL  lo 
der  Unken  Schlüfeuschuppe  ein  kreisrundes  Loch  mit 
scharfem  Rand. 

74 

76 

208« 

2087 

1 80 

155 

145 

130 

137 

128 

132 

112 

Mann  (?).  Defect.  SyncJtondr.  tpktno-occip.  scheint  offen 
gewesen  zu  sein.  Gauinenuaht  des  o»  ineixiv.  Media- 
ner Gaunienwulst.  Alveolarfortaatz  di*  Oberkiefer* 
hoch.  Die  dritten  Molarzähne  noch  im  Unterkiefer 
verborgen. 

Mann.  Defect. 

76 

2088 

174 

135 

137 

120 

137 

107 

364 

Weib.  Gesicht  fehlt,  /im««  (empor,  fallen  mit  der 
aut.  htmbd.  auf  einer  Strecke  von  50  mm  zusammen. 
An  der  pars.  Uisit.  occip.  vor  dem  tub.  pkar^nj.  eine 
Grube. 

4.  Schädel  von  Fürsten  walde  bei  Königsberg,  bestatteten  Luichen  aus  der  jüngeren 
Eisenzeit  angehörig.  Vergl.  v.  Wittich,  „Beschreibung  einiger  Schädel  aus  altpreussischen  Grä- 
bern*1 in  den  „Schriften  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft.“  X,  pag.  133. 

77 

! 702 

187 

141 

— 

126 

122 

— 

— 

— 

Mann.  Defect.  Moraa  wrf.  ellipsoidisch.  Hart  über 
der  Nase  doppelte  Spur  der  aut.  front.  Starke  arcu 
au  per  dt.  Medianer  Gaumen wulst. 

78 

j 700 

178 

148 

119 

120 

— 

— 

— 

— 

Weib  (nach  v.  Wittich).  Defect.  Rechts  Spur  der 
«f.  occip.  traute.  Medianlinie  der  Stirn  kiclariig  er- 
haben. 

79 

701 

176 

143 

130 

125 

121 

110 

356 

Weib  (nach  v.  Wittich).  Medianlinie  de*  Stirnbein* 
stark  küftnuig  m^Hridwn.  mkatr  Gaiiunm- 
Wulst.  Schmale  ptorygoidoa.  Aperiurn  pyrtfo ruMf  schnsl, 
nur  1 8 mm  breit,  dabei  — von  der  *ut.  muqfront-  h» 
zur  spina  mit.  nnt.  — 40  mm  lang  (leptorrhin).  D* 
Schädel  gleicht  dem  vorigen  in  der  normo  temp^'- 
vollständig;  so  ist  auch  hier  die  steil  nach  unten 
abfallende  hintere  Scheitelgegend  abgeplattet. 

80 

5.  Das  zugleich  mit  Waffen  und  Schmucksachen  aus  Eisen  und  Bronze  neben  Aschenurneu 
gefundene  Schädelfragment  von  Wogau  bei  Preussisch-Eylau  (2  082)  zeigt  keine 
besonderen  Merkmale.  Vergl.  v.  Wittich,  a.  a.  0.  in  den  „Schriften  der  physikalisch-ökonomischen 
Gesellschaft.“  X,  pag.  142. 

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Gräberschädel  aus  dem  Regierungsbezirk  Königsberg. 


63 


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Bemerkungen. 

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total. 

6.  Weiblicher  Schädel  von  Gilgenburg  nebst  Scherben  gefunden,  die  mit  denen  achter 
Steinzeitgraber  vollkommen  übereinstimmen.  Vcrgh  v.  Wittich,  a.  a.  0.  in  den  „Schriften  der  phy- 
sikalisch-ökonomischen Gesellschaft.11  X,  pag.  143. 

81 

2094 

171 

135 

1 127 

119 

135 

101 

355 

— 

1270 

DefecL  Synchondr.  spkmo-Mcip.  offen.  Diu  dritten  Mo- 
larzähne noch  im  Oberkiefer  verljorgeu. 

7.  Zwei  Schädel,  die  zu  Königsberg  L Pr.  neben  den  Fundamentmauern  des 
ehemaligen,  bereits  im  1 5.  Jahrhundert  eingegangenen  HospitalB  zum  heiligen 
Geist  gefunden  wurden. 

82 

2772 

170 

129 

116 

112 

115 

I 106 

333 

— 

' 1095 

Weib.  Gesicht  fehlt.  1 Ansgeprägte  Stenokrotaphie. 
Li  neue  tanpor.  erreichen  die  tut.  lambd.  hart  Uber  der 
pars  mast. 

83 

2773 

186 

149 

135 

129 

128 

125 

382 

1545 

Mann.  Lineas  Umpor.  erreichen  die  tut.  lambd.  hart 
über  der  pars  mast.  Vollständig  erhaltene  sut.  froni. 
Behr  orthognath. 

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Gräberschädel  aus  der  Provinz  West-Preussen. 


65 


n.  Regierungsbezirk  Marienwerder. 


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Bemerkungen. 

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total. 

89 

2784 

174 

148 

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123  1 

121 

117 

361 

110 

1480 

1.  Männlicher  Schädel,  gefunden  auf  der 
mittelsten  der  drei  Heidenschanzen  von 
Warmhof  bei  M e w e.  Linea*  tempor.  fallen  mit 
der  tut.  lambd.  auf  einer  Strecke  von  40  mm  zu* 
sanunen.  Rechts  Spur  der  nt  oedp.  trt um*.  An  der 
part  batü.  occip.  vor  dem  (itfr.  pkaryng.  eine  Grube. 
Hart  über  der  Käse  doppelte  Spur  der  tut.  front. 
Starke  amu  tuptrcil.  Zähne  hohl  ausgenutzt. 

90 

2783 

170 

143 

125  i 

i 128 

I 

113 

109 

850 

2.Weiblicher  Schädel,  beim  Bandgraben 
zugleich  mit  Ziegelstücken  in  der  För- 
sterei Gross-Schwaige  am  Geserichsee 
bei  J).  Eylau  gefunden.  Deteet, 

91 

199 

134 

127 

130 

3.  Männlicher  Schädel  bei  D.  Eylau  ausge* 
graben,  zur  Sammlung  der  anatomischen 
Anstalt  gehörig.  V ergL  .Schriften  der  physik.* 
Ökonom.  Gesellschaft“  111,  pag.  91.  Defect.  STorma 
ctrb  ellipsoidisch.  Linear  t empor,  erreichen  die  tut. 
lambd.  hart  über  der  pars  matt.  Hart  über  der  Nase 
doppelte  Spur  der  tut.  front.  Starke  amu  mtptrdl. 

92 

1261 

163 

135 

125 

114 

115 

104 

333 

107 

1176 

4.  Der  Steinzeit  augehörig,  nebst  Feuer- 
steinmesser bei  Briesen  gefunden.  Vergl. 
.Schriften  der  physik. -Ökonom.  Gesellschaft*  XITI, 
pag.  155.  Geschlecht  zweifelhaft.  Stirn  zurücktre- 
tend. Rechts  Spur  der  Trennung  des  occip.  lateral* 
von  der  Hinterhauptsschuppe.  Rechts  ein  tempora- 
les Schal tstück.  Al  veolarf ortsatz  de*  Oberkiefers 
hoch.  Zarte  pterypoidea.  Prognathismus. 

93 

2080 

192 

148 

145 

140 

123 

119 

382 

130 

1795 

6.  Männlicher  Schädel  von  Konopat,  Kreis 
Schweiz,  in  einem  nahe  der  Eisenbahn- 
station Te res  pol  aufgedeckten  Stein* 
kistengrab  neben  Aschenurnen  gefunden. 
Dunkelbraun  bifl  schwarz  gefärbt.  Fad*»  tempor . 
omü  frontis  stark  gewölbt.  Oberkiefer-Alveolarfort- 
Katz  hoch.  Unterkiefer  schwach.  Gebiss  stark.  Zarte 
pUryifoidca.  Schwacher  Prognathismus. 

DU»  aslltropolOfi»eb«u  Sammlungen  I)*qt*chliwd».  (Königsberg  I.  Pr.) 


0 


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Dritte  Abtheilu 


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Altpreussisehe  Gräberschädel,  deren  Fundort  unbekannt  ist. 


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Bemerkungen. 

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94 

2777 

176 

139 

131 

1300 

Wahrscheinlich  Weih.  Stark  verwittert-  Gesicht  fehlt. 

Unter  den  Bruchstücken  von  vier  Schädeln,  die 
mit  diesem  zusammen  gefunden  wurden,  ist  eine  voll- 
ständig erhaltene  tut.  front,  bemerkenswertli. 

95 

2780 

186 

131 

141 

132 

Wahrscheinlich  weibliche,  isoürte  Schädelkapscl.  .Vom« 
crrtic.  länglich  elUpsoidlsch.  Stirn  senkrecht  aufvtei- 
gend,  mit  den  tubtra  front,  fast  nach  vorn  überliAn- 
gend.  Knochen  dünn,  dunkel  cliocoladenfarbig. 

Unter  den  noch  vorhandenen  Bruchstücken  von 
altpreusaischen,  zu  der  Sammlung  der  anatomischen 
Anstalt  gehörigen  Gräberschädeln  fanden  sich  rwn 
Gaumenplatten  mit  mediauen  Wülsten. 

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Zusätze, 


1.  Io  der  Einleitung  (§.  2,  Nr.  7,  pag.  2)  und  in  den  Bemerkungen  zu  einigen  Schädeln  haben  wir, 
zum  Unterschiede  von  dem  Gesichtswinkel  nach  Virchow,  der  Kurze  halber,  obwohl  nicht  ganz  richtig,  mit 
dem  Namen  Camper ’s  einen  zweiten  Winkel  bezeichnet,  dessen  Schenkel  durch  das  Centrum  des  porus  acusti - 
cms  extenius,  den  Alveolarrand  deB  Oberkiefers  und  die  sutura  nasofrontalis  bestimmt  wurden.  Um  Missverständ- 
nissen vorzubeugen,  sei  hier  noch  erwähnt,  dass  der  so  gemessene  Winkel  dem  ursprünglich  von  Camper 
angegebenen  nicht  entspricht,  da  ja  Camper  als  horizontalen  Schenkel  eine  durch  den  untersten  Theil  der 
Nase  und  die  äussere  Gehöröffnung  gelegte  Linie  anwendete,  während  den  anderen  Schenkel  die  nlinca  facialis “ 
d.  h.  die  Tangente  au  Stirn  und  Zahnrand  des  Oberkiefers  bildete  (Peter  Camper  über  den  natürlichen 
L^nterscbied  der  Gesichtszüge  in  Menschen  verschiedener  Gegenden  und  verschiedenen  Alters  etc.,  übersetzt 
von  S.  Th.  Sömmering,  Berlin  1792,  pag.  17  f.). 

2.  Zu  §.  3 der  Einleitung  auf  pag.  3 ist  Folgendes  binzuzufägen  : 

1 1.  Die  öfters  erwähnte  Jingula  auditoria*  bezeichnet  ein  dreieckiges,  bis  zu  6 mm  langes,  aber 
dünnes  Knochenblättchen,  welches  Bich  mit  seiner  Basis  am  hinteren,  oberen  Umfang  des  fvramen  acusticum 
externum  hart  unter  der  oberen  Wurzel  des  Jochbogens  in  einer  schräg  nach  hinten  und  abwärts  gerichteten 
Linie  ansetzt  und  nur  massig  mit  seiner  Spitze  abwärts  geneigt  ist  Es  ist  diese  Eigentümlichkeit  wohl  eine 
übermässige  Verlängerung  eines  kleinen  von  J.  He  nie  (Handbuch  der  systematischen  Anatomie  des  Men- 
schen, I,  3.  Aufl.,  Braunschweig  1871,  pag.  146)  beschriebenen  „mehr  oder  minder  Bcharfen  oder  nach  dem 
Umfaug  des  Gehörganges  gekrümmten  Loistchens“,  über  welchem  sich  ein  seichter  Eindruck  oder  ein  Spalt- 
fbnniges  „von  einem  Fortsatz  der  Beinhaut  au  »gefälltes*  Grübchen  findet 

12.  Bezüglich  der  in  den  Bemerkungen  erwähnten  jtrocessits  frontales  sqtmmae  temporal isy  des  Zapfen- 
zahns und  anderer  abnormer  Erscheinungen  verweisen  wir  auf  eine  briefliche  Mittheilung,  die  in  den  „Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  fär  Anthropologie  etc.,  Berlin  1877“  (pag.  203  f.)  unter  dem  Titel 
*C.  Kupffer,  Schädel  abweichender  Form  aus  der  Königsberger  anatomischen  Sammlung“  veröffentlicht  ist 
Die  derselben  auf  Tafel  XV  beigefägten  Abbildungen  betreffen  folgende  Schädel  dieses  Katalogs: 

Theil  I:  pag.  15  Nr.  5 (Fig.  1),  pag.  22  Nr.  80  (Fig.  3 a und  b),  pag.  24  Nr.  101  (Fig.  4 a und  b), 
pag.  33  Nr.  218  (Fig.  2)  und  pag.  35  Nr.  253  (Fig.  5). 

Theil  II:  pag.  50  Nr.  G (Fig.  G)  und  pag.  51  Nr.  11  (Fig.  7). 

3.  Mit  Bezug  auf  §.  4 der  Einleitung  (pag.  3 ff.)  ist  zu  bemerken,  dass  die  Differenzen  zwischen  den 
von  L iss  au  er  (crania  prussira,  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1878,  pag.  125)  abgedruckten  Zahlen  und  den  jetzt  von 
uns  auf  pag.  4 und  6 publicirten  Mittelwerthen  zum  Theil  auf  Druckfehlern  der  LisBauer’schen  Arbeit  beruhen, 
zum  Theil  durch  die  Einschaltung  mehrerer  neuer  Schädel  in  die  Berechnungsreihen  bedingt  sind. 

4.  Der  auf  pag.  12  unter  der  laufenden  Nummer  2 verzei ebnete  Orang-Schadel  fährt  die  Katalog- 
nummer 2204. 

5.  Der  bei  den  Gräberschädeln  Litthauens  unter  Nr.  13  (pag.  56)  besprochene  Schädel  von  Ball garden 
stammt  wahrscheinlich  nicht  von  einem  Litthauer  her,  da  man  nach  den  geschichtlichen  Thatsachen  nnzunehmen 
hat,  dass  die  Litthauer  hier  erst  nach  der  Occupation  dieser  Gegenden  durch  den  deutschen  Orden  eingewandert 
sind.  — Scheidet  man  diesen  Schädel  aus  den  litthauischen  aus,  so  ändern  sich  die  auf  pag.  5 angegebenen 
Mittelwerthe  der  absoluten  Maasse  wie  der  Längen-Breiten-  und  Breiten-Höhenindices  nicht;  dagegen  wird  dann 
bei  den  litthauischen  Schädeln  insgesammt,  wie  bei  den  männlichen  insbesondere  das  Maximum  der  Länge 
191mm,  das  Minimum  des  Längen-Breitenindex  74,3  ram  betragen.  In  den  auf  pag.  7 angegebenen  Procent- 
zahlen  der  Häufigkeit  einzelner  Schädelformen  werden  ebenfalls  geringe  Aenderungen  eia  treten  müssen,  indem 
sich  die  Zahl  der  dolichocephalen  Formen  fär  die  litthauischen  Schädel  etwas  verringert  Die  übrigen  Resultate 
bleiben  im  Wesentlichen  dieselben.  Das  Genauere  hierüber  mitzutbeilen,  behalten  wir  uns  deshalb  noch  fär  die 
pag.  8 angekündigte  Bearbeitung  vor. 

.6.  In  den  Bemerkungen  des  Katalogs  ist  hinzuzufügen : 

Seite  22  Nr.  83:  Massige  Stenokrotaphie. 

Seite  24  Nr.  107:  Massige  Stenokrotaphie. 

Seite  32  Nr.  208:  Facies  t empor,  ossis  frontis  stark  gewölbt. 


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Druck  fehlerverzeichniss. 


Seite  5 in  der  dritten  horizontalen  Zahlenreihe  der  ersten  Tabelle  morn  «*  heissen : 
Minimum  der  Breite:  130  statt  134. 

Minimum  der  Höhe:  126  statt  127. 

Minimum  des  Inhalts:  1113  statt  1125. 

Mittel  des  Inhalts:  13  40  statt  1327,3. 

Seite  6 Zeile  7 von  unten:  statt  66,4  lies  7 0,7. 

beite  15  Nr.  3 Zeile  3:  statt  la  Guaira  lies  la  Guayra. 

Seite  22  Nr.  32  Zeile  4:  statt  oceip.  tränt r.  offen  lies  #.  o.  tr.  theil weise  offen. 
Seite  42  Nr.  337  Zeile  2:  statt  and  baailart  lies  und  vom  batilarc. 

Seite  56  Nr.  15  Zeile  5 und  Nr.  16  Zeile  8:  statt  Proc.  ;ygom.  o ms  frontia  lies  Prot, 
xygom.  max.  super. 

Seite  57  Zeile  3 von  oben : statt  ans'  Letten  liest  aus  Letten. 


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BERICHT 


über  die 

anthropologisch -prähistorische  Abtheil ung 

des 

Provinzial -Museum  s 

der 

physikalisch -ökonomischen  Gesellschaft, 

erstattet 

von  Otto  Tischler  im  Mai  1879. 


L Steinzeit 

Die  Fnndatücke  «lammen  zum  grössten  Theile  von  Wohnplätzen  und  Werkstätten,  nur  wenige  aus  Gräbern. 

A.  Geaammtfunde: 

1.  Kurische  Nehrung  >):  Hier  sind  überüO  Wohnplätze  aufgedeckt,  in  denen  Scherben,  Urnen,  Stein- 
geräthe,  Küelienabfallsbaufen  und  allerlei  Gerüthe  Vorkommen.  Von  hier  sind  vorhanden : 15  grosse  Urnen, 
7 ornamentirte  kleinere,  1 1 dickwandige  ovale  Schalen  (specifisch  für  die  ostpreussische  Steinzeit),  sehr  viele 
Scherben  mit  charakteristischen  Ornamenten  der  östlichen  Steinzeit  (hauptsächlich:  echte  Schnurverziening). 
150  Feuorgteinpfeilspitzen,  dnruntcr  halhfcrtig«  Stücke  in  allen  Stadien  der  Fabrikation,  100  Messer  und 
Sohaber;  4 Feuerstcinknollen,  von  denen  Spükne  abgeschlagen  sind,  und  AhfallsNplitter;  4 Behausteinc  aus 
Sandstciu  zum  Abschlagen  der  Spälme.  130  Steinäxte,  meist  aus  Granit  oder  Diorit,  nur  11  au«  Feuerstein 
(viele  zerbrochen);  20  Steinhämmer;  1 Steinhammer  mit  Bohrzapfen  in  dem  halb  durchgebohrten  Loche; 
25  Bohrzapfen;  12  Schleifsteine  aus  Sandstein  znm  Schleifen  der  Steinäxte.  Viele  Mali  1 s teine,  Korn- 
<; actscher  nnd  Netzsenker.  2 Knochenpfrieme.  15  bearbeitete  Bcrnstcinstücke  von  den  Scherhcnstellen, 
darunter  eine  kleine  männliche  Figur,  gefunden  südlich  Niddcn.  Säugeüiicr-  und  Fischflherreste  aus 
Küchcnabfallbaufen.  Iteste  einer  begrabenen  Leiche  hei  Kossitten,  mit  Steinaxt,  Knochennadel,  Bernstein- 
ring, Feuersteinmesser,  Imatrostein  und  einer  kleinen  Versteinerung. 

2.  Tolkemit-'j  am  frischen  Haff.  Scherben  mit  denselben  Verzierungen  (besonders  Schnurornament) 
und  KfichenabfiiUe  (Fisehreste). 

3.  Feite  r st  ein  m e ss  e r,  Schaber,  Kerne  und  Abfälle  von  einer  Fahrikationsstellc  zu  Clauasen  am 
Druglin-See. 


*)  Kurz  »Virzin : Schriften  der  physikalisch -Ökonomischen  Gesellschaft.  Jahrgang  XVI11,  1877  (Tischler:  Bericht  etc.) 

p.  258  ff.  Kbenda  3—6  besprochen. 

*)  Ihid. : Jahrg.  XVI,  1875  (Berendt:  KücheuabfkUe)  p.  117  ff. 


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70  Anthropologisch-prähistorische  Abtheilung. 

4.  Desgleichen  von  Eokertaberg  bei  Ary*. 

5.  Grab  zu  Wuttrienen : 2 Steinäxte,  grosse  Bernsteinschcibe,  Scherben  mit  Steinzeitornamenten. 

6.  Grab  bei  Gilgenburg  ■ Schädel,  Scherben  mit  Steinzeitornamenten. 

7.  Grab  bei  Brioaen,  Westpreussen:  Schädel  und  grosses  Feuerstein messer. 

B.  Einzelfunde: 

1)  30  Steinäxte.  2)  70  Stcinliämmor.  3)  2 Bohrzapfen,  der  eine  von  'Louiacnfelde,  48mra  lang. 
4)  Gcrätbc  aus  Horn  und  Knochen:  3 Hirschhornäxte,  5 Pfeilspitzen  (eine  mit  cingcritzten  Ornamenten,  die  mit 
schwarzem  Harz  ausgefüllt  sind,  bedeckt),  2 Harpunen  mit  Widerhaken,  eine  Spitze  mit  eingekitteten  Fcuerslein- 
splittern,  4 andere  Geräthe.  Also  in  Summa  ICO  Steinäxte,  90  Hämmer. 


IL  Broncegeräthe. 

Dieselben  stammen  nicht  aus  Gräbern,  sondern  sind  frei  in  der  Erde  gefunden. 

1)  18  Axthämmer  unter  einem  erratischen  Blocke  bei  Nortycken  gefunden.  2)  1 llalsring,  4 Arm- 
ringe, 3 Celle  (aus  einer  Gussform)  von  Willkfihnen.  3)  8 llohlceltc  mit  Oese.  4)  & Palstäbe. 


HL  Periode  der  Hügelgräber, 

(geht  wahrscheinlich  bis  in  die  Mitte  des  1.  Jahrhunderts  n.  Chr.  hinab). 


A.  Ostprenaelache  Hügelgräber. 

1)  Vollständige  oder  ergänzte  Gefässe:  von  Birkenhof  ■)  13,  Grünwalde  1Ö,  St. Lorenz  4,  Warniken20, 
Workeim  40,  von  verschiedenen  Stellen  10.  — Summa:  07. 

2)  2 Eisenfibeln  vom  La  Tenetypus,  mehrere  Broncenadeln  mit  gebogenem  Halse,  Armringe,  Hals- 
ringe, Fingerringe  und  andere  meist  beschmolzene  Bronccstücke,  5 Eisengeräthc,  bcachmolzcne  weisse  Glasperlen. 
3 violinstegfürmigo  Bernsteinstücke,  von  Birkeubof,  Palmnicken,  Warniken  (spccifisch  für  die  ostpreussischcu 
Hügel). 


B.  Weatpreuaalache  Hflgel-(Steinki8ten-)grüber. 

1)42  Urnen,  darunter  5 Gesichtsurnen1)  und  viele  Deckel.  2)  Inhalt:  Beschmolzene  Bronce- 
drahtringe,  Broncenadeln,  Eisenstücke,  2 Broncepincetten,  blaue  Glasperlen  (theilweise  an  Hingen  hängend). 


IV.  Periode  der  Gräberfelder. 

Grosse  Felder  unter  der  natürlichen  Bodenobertläche,  auf  welchen  der  Leichenbrand  herrschte.  Nur 
einzelne  unverbrannte  Leichen  finden  sich  (gleichzeitig)  unter  diesen  Gräbern.  Die  Knochen  sind  entweder 


1)  Schriften  der  physik»U»i'h-öknnoniischen  Gesellschaft.  Jnlirg.  XV LU,  p.  2ßft. 

*)  lbid.  Jnhrg.  XIIL  (Borendt:  Die  romerellisclnm  GesichUuruen,  1)  p.  89  ff.  und  Nachirag,  Jahrj?.  XVIII,  p,  113  ff. 


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1 


Anthropologisch-prähistorische  Abtheilung. 


71 


a)  mit  dem  ganzen  Uebcrrcst  des  Brandes  in  Gruben  geschüttet:  „Brand  gruben“,  oder  b)  sorgfältig  ansgelesen 
in  die  freie  Knie  gelegt:  „Knochenhäufchen*,  oder  c)  in  Urnen  beigesetzt : „Urnengräber“.  Neben  den  Brand- 
urnen finden  sich  meist  ein  oder  mehrere  Beigefasse  in  einem  Grabe.  Dieselben  beginnen  in  der  zweiten  llälfhe 
des  ersten  Jahrhunderts,  haben  ihre  Hauptentwickelung  im  dritten  und  hören  im  vierten  auf. 


A ♦ Ü8tpreu8sen. 

1)  Gräberfeld  von  Alt-Bodschwinken  *)  (10  vollständige  Gräber):  1 Beigefass  (sonst  "nur  Scherben). 

5 Fibeln.  6 andere  Broncegerathe.  9 Eisengeräthe.  3 Glasperlen  (noch  mehr  geschmolzene). 

16  Bernsteinperlen  (darunter  eine  ans  Bernstein  geschnittene  Ente). 

2)  Gräberfeld  von  Neu-Bodsch winken  (8  vollständige  Gräber):  1 Asehenurne.  6 Beigcfilsse.  21  Fibeln: 
11  Broncegeräthe.  5 Eisengeräthe.  2 Glas-,  10  Bernsteinperlen.  2 Spinnwirtel.  1 römische' Münze  aus 
Broncc.  1 Silber-Denar. 

3)  Gräberfeld  von  Dletrichawalde  (71  Gräber):  13  Aschenumen,  3 Beigefasse.  10  Fibeln.  30  Bronce- 
sachen.  4 Gürtelgarnituren  (Eisenscbnallo  und  cino  Menge  Eisenplättchen),  30  andere  Eisengeräthe. 
50  Glas-,  30  Bernsteinperlen.  4 Schleifsteine.  3 Spinnwirtel.  Mehrere  Feuersteinsplitter. 

4)  Gräberfeld  von  Eisselbitten *),  160  Gräber  (Brandgroben-  und  Urnengrüber):  10  Aschennrnen,  25  Bei- 

gefösse.  41  Fibeln.  40  Broncestflcke  anderer  Natur  (Arm-,  Hals-  und  Fingerringe,  Schnallen,  Gürtel- 
besatz etc.).  70  Eisenstücke  (Waffen,  Messer,  Sicheln  etc.,  Berloks  — ).  8 Glas-,  100  Bernsteinperlen. 

2 Schleifsteine.  4 römische  Münzen. 

5)  Gräberfeld  von  Dolkeim:  2 Aschen urnen,  8 Beigefasse.  9 Fibeln.  10  Bronce-,  26  Eisenstücke. 

3 römische  Münzen. 

6)  Gräberfeld  von  Fürstenwalde5):  2 Aschenurnen,  2 Beigefasse.  15  Fibeln.  12  Bronce-,  20  Eisenstücke. 

5 Glas-,  3 Bernsteinperlen.  9 römische  Münzen. 

7)  Gräberfeld  von  Waldhaos  Görlitz : 4 Achenurnen,  4 Beigefasse.  2 Fibeln.  2 Broncestücke,  1 Eisen* 
stück.  Geschmolzene  Glasperlen. 

8)  Gräberfeld  von  Gruneiken  (13  vollständige  Gräber):  8 Aschenumen,  9 Beigefasse.  39  Fibeln  (1  mit 
Email).  55  andere  Broncestücke.  15  Eisengeräthe.  40  Bernstein-,  100  Glasperlen.  3 Schleifsteine. 
3 Spinnwirtel.  2 römische  Münzen.  1 Knochenkamm. 

9)  Gräberfeld  von  Kampischkehmen  (5  vollständige  Gräber):  2 Aschenurnen.  7 Fibeln.  7 Bronce-, 

6 Eisenstücke.  8 Glas-,  15  Bernsteinperlen.  1 Thonperle.  2 Spinnwirtel, 

10)  Gräberfeld  von  Kettenberg  (Uebergangsfund  von  den  Hügeln  zu  den  Gräberfeldern):  Bronce- 

spiralen  (Halsschmuck),  1 anderes  Broncestück,  4 blaue  Glasperlen. 

11)  Gräberfeld  von  Kösnicken:  1 Aschenurne,  2 Beigefasse.  2 Fibeln.  8 Broncestücke,  1 Eisenstück. 
3 Wirtel.  1 Glas-,  1 Bernstein-,  1 steingutartig  gebrannte  Thonperle.  1 römische  Münze. 

12)  Gräberfeld  von  Pollwitten:  1 Aschenurne.  5 Bcigefasse.  3 Fibeln.  9 Eisenstücke.  2 Bernsteinperlen. 
2 Wirtel.  4 römische  Münzen. 

13)  Gräberfeld  von  Rosenau4):  23  Aschenurnen,  22  Beigefasse.  14  Fibeln.  12  Bronce-,  85  Eisenstücke 
(Eisengürtelgarnitur).  4 Glas-,  4 Bernsteinperlen.  4 römische  Münzen.  3 Schleifsteine. 

14)  Gräberfeld  von  Tengen4)  (45  Gräber):  7 Aschenurnen,  25  Beigeftisae.  15  Fibeln.  20  Bronce-,  52  Eisen- 
stücke (darunter  4 Schwerter)  und  eine  eiserne  Gürtelgarnitur.  17  Glas-,  8 Bernsteinperlen.  9 Wirtel. 
2 Schleifsteine.  2 römische  Münzen. 


*)  Feld  1 — 3,  7 — 10  beschrieben:  Schriften  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft,  Jahrg.  XIX,  2 (Tischler:  Ostpr. 

Gräberfelder  III).  , 

*)  Ibid.  1879  (Tischler,  über  Einulbitten  und  Wackern,  vorläufiger  Bericht). 

*)  The  il  weise  beschrieben:  Ibid.  Jahrg.  X,  1869  ( He  n sc  he)  p.  147  ff.  und  XVIII,  p.  274. 

4)  13  u.  14  beschrieben:  Ibid.  Jahrg.  XIV,  1863  (Berendt:  Zwei  Gräberfelder)  und  Jahrg.  XVII,  (Klebs:  Nene  Ausgra- 
bungen zu  Tengen)  p.  51  ff. 


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72  Anthropologisch-prähistorische  Abtheilnng. 

15)  Gräberfeld  von  Perkuiken:  1 Aschen  urne.  3 Fibeln  (2  mit  Gold  und  Silber  plattirt).  1 Broncearmrhig, 
9 Eisenstücke. 

IC)  Gräberfeld  von  Wackern1):  12  Aschenurnen,  55  Beigefasse,  1 kleines  HolzgefÜss.  45  Fibeln.  26  Bronce-, 

• 120  EiscnBtücke.  1 Bilbcrner  Ualaring.  65  Güls-,  10  Bernsteinperlen.  10  Wirtel.  9 römische  Münzen. 
5 Schleifsteine.  Sichrere  grosse  Feuersteinstücke. 

17)  Gräberfeld  von  Wamikam*):  1 Aschenurne,  1 Beigefass.  8 Fibeln.  1 goldener,  1 silberner  Armring. 
Mit  Silberblech  besetzter  Schwertgurt,  Silberblechc  mit  gepressten  Figuren  vom  Pferdegeschirr.  Gol- 
dene Rosetten  mit  eingesetzten  Granaten,  silberne  Schnallen.  Pferdegebiss,  dessen  Riemenbalter  von 
vergoldeter  Bronce,  200  silberne  Buckel  zu  2 Pferdegeschirren.  4 Broncestücke,  12  Eisenstücke  (darun- 
ter 1 Schwert  mit  silbernem  Knopf).  4 Glas-,  3 Bernsteinperlcn.  3 WirteL  1 römische  Münze. 

18)  Gräberfeld  von  Wogau*):  5 Graburnen,  12  Buigefässe.  13  Fibeln  (oino  aus  Silber,  mit  Gold  plattirt 
und  niellirt).  5 Bronce-,  10  Eisenstücke.  1 WirteL 

19)  Gräberfeld  von  Willkühnen:  1 Beige  fass.  2 Fibeln.  5 Broncestücke.  4 Bronce-,  17  Glas-,  3 Bernstein- 
perlcn. 1 römische  Münze. 

20)  Gräberfeld  von  Bantau:  4 Aschenurnen,  1 Beigefäss,  2 Fibeln.  11  Bronce-,  18  Eiscnstückc.  6 Bernstein-, 
3 Glasperlen.  1 römische  Münze. 

21)  Von  kleineren  oder  einzelnen  Funden  stammen  noch:  4 Aschenurnen,  2 Beigefasse,  20  Fibeln.  6 Bronce- 
stücke, 1 Silberstück,  30  Eisenstüekc.  4 Bernsteinperlcn.  1 Wirtel.  4 Schleifsteine.  10  römische  Bronce- 
und  25  römische  Silbermünzen.  1 Fingerring  mit  Email  champleve. 

Im  Ganzen  stammen  also  von  ostpreussischeu  Gräberfeldern: 

97  Aschenurnen. 

183  Beigcfiissc. 

244  Fibeln  (darunter  10  aus  Silber,  1 aus  Silber  mit  Gold  belegt,  6 Bronce  mit  Silber  belegt, 
1 Bronce  mit  Gold,  17  Bronce  mit  Eisen  belegt,  2G  aus  Eisen,  1 mit  Email). 

261  Broncestücke  (darunter  5 I laisringe,  9 Armringe,  40  Fingerringe). 

512  Eisenstücke  (darunter  9 einschneidige  Schwerter,  3 Dolchmesser,  100  Lanzenspitzen, 
18  Eisencelte,  2 Gradbeile,  viele  Messer,  Scheeren,  Pferdegeschirr  etc.). 

210  Glasperlen  (ausserdem  viele  beschmolzene). 

250  Bernsteinperlen  von  sicheren  Fundorten. 

30  Schleifsteine. 

25  WirteL 

46  römische  Bronccmünzcn  aus  Gräbern,  1 römische  Silbermünze,  25  Silberdenare  (Fundort 
unbekannt). 

Aus  Gold:  1 Armring,  2 Rosetten  mit  Granaten. 

Aus  Silber  (ausser  den  Fibeln) : 2 Ilalsringe,  2 Armringe,  2 Fingerringe,  10  Schnallen  und 
Riemenbesatzstücke. 

B.  Wentpreussen, 

Gräberfeld  von  Dubielno  bei  Culmsce : 3 Beigefässe.  5 Fibeln.  8 Bronce-,  6 Eisenstücke.  3 WirteL 

Y.  Die  jüngere  heidnische  Zeit. 

Nach  einem  noch  vollständig  unbekannten  Zwischenraume  von  mehreren  Jahrhunderten  treten  ganz  neue 
Formen3)  auf.  Besonders  charakteristisch  ist  die  hufeisenförmige  G^wandnadel  und  der  Steigbügel.  Die  Funde 

*)  Schriften  «1er  phyxikalisch-ökonom.  Gesellschaft.  SUzuugsberichte,  1879  (Tischler,  über  Eiselbitten  und  Wackern). 

*)  17,  18  kurz  beschrieben : Ildd,  Jahrg.  XVIII,  p.  273. 

Kon  charakterisirt:  Ibid.  Jahrg.  XVIII,  p.  276. 


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Anthropologisch-prähistorische  Abtheilung.  73 

stammen  aus  Gräbern,  Wohnplätzen  und  befestigten  Znfluchtastellen  (Burgbergen),  oder  es  sind  Massenfunde  von. 
Gegenständen,  die  aus  anderen  Gründen  der  Erde  an  vertraut  sind.  Leichenverbrennung  und  Bestattung  gehen 
auf  noch  nicht  ganz  aufgeklärte  Weise  neben  einander  her.  Die  Gräber  reichen  bis  in  die  christliche  Zeit,  das 
14.  Jahrhundert,  hinein. 

1)  Gräberfund  von  Förstenwalde ')  (LcichenbettaUung,  in  der  Nahe  des  älteren  BegräbniBspIatzes):  6 Bronce- 
ringe  (Arm-  und  1 laisringe);  24  Broneestücke.  24  Steigbügel  (einige  versilbert).  3 Lanzen.  Sehr  viele 
Pferdegebisse.  Der  Kund  kann  dem  9.  Jahrhundert  angehören. 

2)  Fund  von  Dolkeim:  Eine  Meng«  von  Waffen  auf  einem  Sandhügel  ausgegraben:  1 Bronce schale. 

I zweischneidiges  Schwert.  40  Lanzen  und  Wurfspiesse*  25  Steigbügel  (viele  der  Eisensadien  mit 
Silber  tauschirt).  Hufeisen  Übeln. 

3)  Fund  von  Statzen.  Im  Sande  ohne  Menschenknochen  gefunden.  Die  Waffen  sind  zum  Theil  verbogen. 
Mehrere  geflochtene  llalsringe.  2 hufeisenförmige  Spangen.  7 Lanzen.  5 Messer.  3 Sporen.  4 Eisen- 
schnallen.  Scherben  mit  den  sogenannten  Burgwalllinien  und  anderen  charakteristischen  Verzierungen 
der  jüngeren  Zeit. 

4)  Gräber  von  8zittkeluncn  (Leichenbrand):  2 geflochtene  Halsringe.  5 Armringe.  5 hufeisenförmige  und 
Ring-Spangen.  4 Lanzen.  11  Messer.  3 Sporen.  8 Broncestückchen,  10  audere  Eisenstücke.  Scherben 
mit  Burgwall-  und  anderen  jüngeren  Ornamenten. 

5)  Gräber  von  Seofeld  (Sarnland):  2 hufeisenförmige  Spangen.  9 Lanzen.  7 Messer.  2 Sporen.  1 Gebiss. 

6)  Gräber  bei  Stangenwalde  *)  (kuriaehe  Nehrung,  Leichenbestattung ; 36  Gräber  sind  zusammengehalten) : 
100  hufeisen-  und  ringförmige  BronaespangcD.  17  Spiralhalsringe.  11  Spiralarniringe,  3 andere. 
40  Bronceflngerringe.  2 Wagschalen.  2 Trinkhömer  mit  Broncebeschlag  (defect).  20  andere  Bronco- 
stücke.  25  Lanzeuspitzen.  15  Beile.  12  Messer.  12  Feuerstahle  mit  Feuerstein.  Viele  Stücke  Wollen- 
zeug, zum  Theil  mit  eingewebteu  Broncespiralen ; wollene  bunte  Gürtel  etc.  Eiserne,  Gürtel  be&atx- 
stücke  mit  Silber  tauschirt.  4 Eisen schlö&ser.  20  grössere  Glasperlen,  viele  ganz  kleine.  Lederne  mit 
Bronceperlen  gestickte  Dolchschcide.  Sargnägel.  3 Spinnw'irtel.  6 Gefasst*  (nur  2 vollständige). 
7 Ordensbracteaten,  zum  Theil  aus  dem  14.  Jahrhundert. 

7)  Von  den  Korallcnbergen  *)  bei  Uossitten  (Befestigung,  zu  dem  vorigen  Kirchhofe  gehörig):  8 Bronoe-, 
7 Eilengeräthe.  6 Knochen  Werkzeuge.  6 Glasperlen.  Scherben  mit  den  Verzierungen  der  Spützeit 
Knochen  von  Küchenabfalleo. 

8)  Wohnstelien  von  Aweningken:  2 Geräthe  aus  Knochen  und  Hom.  5 Spinnwirtel,  hart  gebrannte  Thon- 
stücke.  Scherben,  darunter  siebartige. 

9)  Scherben  und  Knochen  von  mehreren  masurischen  Burgbergen. 

10)  Abfalle  vom  Neaselberge  neben  dem  Tilsiter  Schlossberge:  2 Broncestücke  (eines  eine  Art  Spange). 

II  Geräthe  aus  Bärenzahn  und  Hirschhorn.  4 Eisenbolzen.  3 Wirtel.  Eine  Menge  Scherben.  Stücke 
von  Elchgewcih  und  Auerhöruern,  die  zur  Bearbeitung  zersägt  sind.  Fischabfälle. 

11)  Vom  Burgberge  Kamswikua:  4 Hufeisen-  und  Ringspangcu.  1 Lanze.  Mehrere  Bolzen.  7 Fingerringe. 

12)  Auf  dem  Felde  bei  Tilsit  gefunden:  2 Spiralringe  für  den  Oberarm,  3 für  den  Unterarm.  2 Nadeln 
mit  Spiralkopf-  8 Hals*  und  Kopfringe. 

13)  Silberfutid  von  Kuggen : Stücke  eines  zusammengebogenen,  geflochtenen,  silbernen  Halsringes.  Silber- 
barren mit  eingehauenen  Kerben. 

14)  Einzelfunde:  5 Armringe,  3 llalsringe,  2 Fingerringe  (alle  aus  Litthauen).  10  Lassen.  Beile  und  Eisen, 
gerüth.  Sehr  viele  Boizeuspitzen. 


*)  Schriften  der  physikalisch  ökonomischen  Gesellschaft,  Jahrg.  X (Henuche:  Der  Gräberfund  zu  Pürstenwalde). 
a)  Ibid.  Jahrg.  XII,  1871  (Schi ef ferd ec ker : Der  Begriibnissplatz  bei  StBDgMiVlIde)  p.  4'i  ff. 

8)  Ibid.  Jahrg.  XIV  (Schiefferdecker:  Arch.  Heise  z.  Durchforsch,  d.  Kuriscbeu  Nehrung)  p.  33  ff. 


Die  aathrnpologisclicn  DeuttehUml»,  (Köuif»t*rg  i.  Pr.) 


10 


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74 


Anthropologisch-prähistorische  Abtheilung. 


VI.  Heidnischer  Bernsteinschmuck 

(soweit  er  in  obigen  Funden  nicht  enthalten  ist). 

1)  IGO  bearbeitete  Bcrnnteinstilcke,  ansgebaggert  aus  dem  Kurischen  Haffe  bei  Schwarzort.  Darontcr 
3 männliche  Figuren  (77,  90,  140  mm  lang),  aus  Bernstein '),  1 Phallus,  1 Pferdekopf,  Röhren,  Knöpfe, 
die  auf  der  Rückseite  mit  zwei  Löchern  durchbohrt  sind  etc.  EinTheil  dieser  Stücke  findet  sich  auf  den 
Wobnplätzen  aus  der  Steinzeit  auf  der  Kurischen  Nehrung,  wo  auch  eine  vierte  ähnliche  Figur  gefun- 
den ist1);  nur  wenige  dieser  aus  unbekannten  Orten  zusammengeschwemmten  Stücke  stimmen  mit 
denen  der  späteren  Gräber  überein.  Unfertige  Stücke  zeigen,  dass  die  Fabrikation  an  Ort  nnd  Stelle 
stattgefunden  hat. 

’2)  750  Bernsteinperlen,  meist  ohne  Fundorte,  aus  heidnischen  Gräbern. 

3)  Ein  sehr  grosser  Bernstein  ring  von  115  mm  äusserem,  54  mm  innerem  Durchmesser  und  23  mm  Dicke. 


VH.  Schädel  und  Skelete. 

A.  Au*  heidnischer  Zelt, 

Es  sind  21:  davon  2 sicher  aus  der  Steinzeit  (Briesen,  Gilgenburg).  1 aus  einem  ostprenssiseben, 
1 aus  einem  wcstpreussischen  llügelgrabe  (Konopat).  3 aus  der  Zeit  der  Gräberfelder  (wo  im  Allgemeinen  der 
Leichenbrand  üblich  war:  Fürstenwalde,  Dolkeim,  Wogau).  3 aus  der  jüngeren  Zeit  (Fürstenwalde).  Bei  den 
anderen  ist  die  Bestimmung  nicht  ganz  so  sicher.  1 weibliches  Skelet  aus  der  Gräberfelderperiode  (Fürsten- 
walde),  1 Pferdeskelet  ebendaher. 


B.  Aus  christlicher  Zelt., 

1)  Litthauerschädel  von  Nemmersdorf  12.  2)  Kureuschädel  von  der  kurischen  Nehrung  45.  Skelete 
von  daher  6.  3)  Schädel  von  früheren  Königshcrger  Kirchhöfen  226.  4)  Von  anderen  Orten  7.  — Summa  290. 


*)  Kurz  erwähnt:  Schriften  der  phyBikalisch-ökouarnischen  Gesellschaft,  J&hrg.  XV III,  p«  263. 


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Auszug  aus  dem  Catalog 


der 

Sammlung  der  Alterthumsgesellscliaft  Prussia. 


I.  Einzelfuride  von  Stein-  und  Knochen  - Artefacten  aus  verschiedenen 
Zeitaltern  (mit  Beifügung  einzelner  Stücke  aus  Gesammtfunden)’). 

Angerapp,  dnrchlochte  Axt  aua  Rothhirsch-Geweih ; 3 Fragment«  derselben  Art  Bearbeiteter  Mittel- 
fussknochcii  vom  Elch  und  andere  bearbeitete  Stücke.  — Annenhorst,  Keil  ans  Diabas.  — Arklltton,  Keil  aus 
Diorit  gef.  mit  Topfscherben,  Siebfragmenten  aus  Thon,  1 Bronzeknopf  und  Geweibsprossen.  — Arys,  Einzel- 
funde  bei  den  Canalbautcu  in  Erde  und  Torf:  1 Harpune  aus  Knochen,  vgl.  Freuen.  Steingeräthe  V,  8;  1 Pfeil 
aus  Knoehen,  1 Lanzenspitze  aus  Knochen,  5 Netzbcschwerer  aus  Thon,  1 flacher  Meissei  aus  Feuerstein,  vgl. 
Freu»».  Steinger.  I,  18;  2 Keile  aus  Diorit,  1 Doppelhammer  aus  Syenit,  1 durchlochtes  Beil  aus  Dioritporphyr 
mit  Albit 

Barsduhnen,  durchlochtes  Beil  aus  Dioritporphyr.  — Bartenatein,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit.  — 
Beinuhnen,  durchlochtes  Beil  aus  Grüusteinporphyr,  Prcuss.  Steingor.  II,  7.  — Berschkallen,  durchlochtes  Beil 
aus  Diorit  und  1 Fragment  eines  solchen  aus  Dioritporphyr.  — Biscopniekcn,  durchlochter  Schleifstein  aus 
Glimmerschiefer.  — Blendowen,  durchlochtes  Beil  aus  feinkörnigem  Diorit.  — Blumbarg,  Keil  aus  Feuer- 
stein. — Braunsberg,  Keil  aus  Feuerstein,  durchlochtes  Beil  aus  Syenit.  — Budwethen,  durchlochtes  Beil 
aus  Diorit. 

Capom'sche  Heide,  Doppclbcil  aus  Diabas,  Frcuss.  Stcinger.  III,  12.  — Catharinonhof,  flache  Kugel 
aus  Sandstein,  Preus».  Sleinger.  IV,  25.  — Cremitten,  Meissei  aus  Hornstein,  Preuss.  Steinger.  I,  17. 

Danlellen,  durchlochtes  Beil  aus  griiner  Hornblende.  — Darkehmen,  durchlochtes,  sehr  langes  Dop- 
pelbcil  aus  Quarz  in  der  oberen  Hälfte.  — Doban,  durchlochtes  Beil  aus  glimmerreichem  Dioritschiefor  auf  dem 
Burgwall  der  Insel  Doben  gefunden.  — Dirvrangen,  Fischstecher  aus  Knochen  mit  Einsätzen  von  Feuerstein- 
Splittern,  Prens«.  Steinger.  V,  11  und  Nilsgon,  Stcinaltcr  Nr.  125  u.  126. 

Fischbach,  Keil  aus  Syenit  und  1 Feuersteiumusser,  vgl.  Montel.  antiq.  suud.  Nr.  74,  gefunden  in 
der  Nähe  von  Steinkisten.  — Friedrichagabe,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit.  — Fuehahoefon,  durchlochtes  Beil 
elegantester  Form  aus  Syenit,  Preus».  Steinger.  IV,  7. 

Gaulcdon,  durchlochtes  Beil  aus  Syenit.  — Gordauen,  walzenförmiges  Geräth  aus  Phosphorit,  Preuss. 
Steinger.  I,  1;  Keil  aus  Diorit,  Preuss.  Steinger.  I,  20;  Querbeil  aus  schieferigem  Grünstem,  Preuss.  Stein- 
geräthe II,  6;  Doppelbeil  aus  Syenit,  Preuss.  Steinger.  UI,  10;  Beil,  noch  ohne  Bohrloch,  aus  Grünstem,  Preuss. 
Steinger.  IV,  8;  Doppelhammer  aus  Glimmerschiefer,  mit  dem  Anfang  einer  Bohrung,  Preuss.  Steinger.  IV,  12; 
4 undurchlochte  Beile  aus  Diorit,  Gneiss,  Feuerstein;  7 durcblocht«  Beile  ind.  1 Fragment  aus  Grünstein,  Diorit, 


>)  VgL:  Diu  Pruwria-Publication : Bujack  u.  P rothmana,  Preuwiacbe  Steingeräthe.  König*b«rg,  1875. 

10* 


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76  Sammlung  der  Altert humsgesellachaft  Prusaia. 

Amphibolit,  Syenit;  durchlochtes  Doppelbcil  an»  Grünsteinporphyr.  — Bchlos»  Gerdauon,  Meisscl  ans  Araplii- 
bolit  — Stadt  Gerdauen,  durchlochter  Doppelhammer  aus  feldspathreichem  Diorit.  — Wald  der  Stadt  Ger- 
dauen,  Sclunalmeisael  ans  Feuerstein.  — Germau,  2 Schleifsteine,  a.  aus  Sandstein,  Preuss.  Steinger.  IV,  21,  — 
b.  aus  Quarzit;  4 durchlochte  Beile,  a.  au»  Feldstein,  b.  aus  Diorit  c.  aus  Diabas,  Preuss.  Steinger.  IV,  13, 
d.  au*  porphyrartigem  Gabbro;  Knauf  in  Kugelfonn,  durchlocht,  aus  Dolerit  oder  Anamesit,  Pr.  Steinger.  IV,  27 
(nach  v.  Sacken,  Streitkolbenknopf).  — Goerkon,  durchlochte*  Beil  au»  Diorit  — Gr.  Grobianen,  durch- 
iochtes  Beil  aus  Hornblendegestein. 

Heidelauken,  durcblochtes  Beil  aus  Basalt  — Heiligenbeil,  2 Keile  ans  Grünstein,  Preuss.  Stein- 
geräthc  I,  7 ; Beil  aus  Gneuss  mit  einem  Ausschliff  zur  Herstellung  eines  Bohrlochs,  Preus».  Steinger.  IV,  9 ; 
durcblochtes  Beil  aus  Grünstem,  Preuss.  Steinger.  II,  10;  dnrchlochte»  Beil  aus  GrDnstein  mit  den  Spuren  des 
älteren  Bohrlochs  am  Bahnende,  gefunden  an  der  Windmühle,  Preuss.  Steinger.  IV,  15,  — Heinrichsdorf,  Keil 
aus  Diorit  — Henriettenfeld  (grosser  Urnenfriedhof  und  Beslattnngsplatx),  durcblochtes  Beil  aus  Ampbibolit, 
vgl.  Nils  so  n,  Steinalter  PI.  8,  Fig.  172,  aber  mit  einer  Schneide  am  Bahnende. 

Insterburg,  durcblochtes  Beil  aus  Grauwacke  und  Fragment  eines  durchlochten  Beiles  aus  Diorit- 
porphyr,  gefunden  im  Flussbette  der  Angerapp. 

Kapstücken,  durcblochtes  Beil  aus  Dioritporphyr.  — Kaukebmen,  durcblochtes  Bei)  aus  Diorit  — 
Kerstupoenen,  durcblochtes  Querbeil  aus  Syenit  Preuss.  Steinger.  II,  4;  durchlocbtes  Beil  ans  Syenit,  Preuss. 
Steinger.  III,  C.  — Kinwangen,  Fischatecher,  vgl.  Dirwangeu.  — Kirpehnen,  durcblochtes  Beil  aus  Grünstem, 
Preuss.  Steinger.  II,  1.  — Kleazowen,  durcblochtes  Beil  aus  Syenit  Preus».  Steinger.  IV,  4.  — Königsberg, 
durcldoohtes  Beil  aus  Diorit  durchlocbtes  Beil  auB  Dioritporphyr.  — Gr.-Kolpaokon,  durcblochtes  Beil  au* 
Augitporphyr,  Preuss.  Steinger.  III,  0.  — Kruglinnen,  Fischstecher  aus  Knochen.  — Kumetschon,  durcblochtes 
Beil  aus  chloritreicbcm  Aphanit. 

Lapsau  (aus  einem  Grabe  des  älteren  Eisenalters),  2 stahlormigc  Schleifsteine  aus  Sandstein.  — 
Lcgehnen,  durchlocbtes  Beil  aus  Grünstein.  — Legionen,  durcblochtes  Beil  aus  llornblendegneiss.  — Lenkuk, 
Fragment  eines  durchlochten  Beiles  aus  Dolerit  — Liesken,  Fragment  eines  durchlochten  Beiles  aus  Diorit.  — 
Löbortcboff  (Urnenfeld  und  Bestattnngsplatz  bis  in  das  1.1.  Jahrhundert),  durcblochtes  Beil  aus  Dioritporphyr. — 
Luxhausen,  durchlochtes  Beil  aus  Syenit,  Keil  ans  Feuerstein.  — Lyek,  durchlochtes  Beil  aus  sehr  dichtem 
Grünstein,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit  gefunden  unter  dem  Fundament  eines  Hauses. 

Hantwillaten,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit  — Gr.-Mcdunischken,  durchlochtes  Beil  aus  Grünstein 
mit  ausgewitterten  Feldspathkrystallcn.  — Mlggeburg  (ans  einem  Grabe),  durchlochtes  Beil  aus  Syenit.  — 
Milucken,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit  — Molditten,  durchlochtes  Beil  aus  Grünstein. 

Naeglack,  Gradmeisscl  aus  Hornstein,  Preuss.  Sleiugvr.  I,  19.  — Nassawon,  Keil  aus  Hornstein.  — 
Naussedon,  Keil  aus  Kicsclschiefcr.  — Neuendorf,  durchlochtes  Beil  ans  grobkörnigem,  braunem  Hornfela.  — 
Nidden,  grösseres,  undurchlochtes,  keulenförmiges  Beil  aus  Gneiss.  — Nordenburg,  durchlochtes  Beil  aus  Ura- 
iitporphyr. 

Orteisburg,  grosse  Lanzenspitze  aus  Feuerstein,  sehr  selten  in  Ostprcussen,  vgl.  Nilsson,  Steinalter 
PL  III,  Fig.  44. 

Palmnicken,  Angelhaken  aus  Knochen,  Preuss.  Steinger.  V,  9.  — Paputschinen,  durchlochtes  Beil 
aus  Diorit  — Penken,  Fischstecher  von  Horn,  Preuss.  Steinger.  V,  5.  — Perkuiken,  durchlochtes  Beil  aus 
Dioritporphyr.  — Perlswalde,  durchlochte  Alt  aus  Geweih.  — Piet raschen,  Keil  aus  Feuerstein.  — Pillkoppen, 
Stück  Hornstein  in  rechteckiger  Form,  auf  einer  Seite  zu  einer  Schneide  angeschiiffen.  — Plntoklnnen,  Lanzen- 
spitze aus  Knochen  oder  Horn.  — Plonsen,  Querbeil  ans  Diorit  mit  Schaftloch,  Preuss.  Steingor.  II,  3.  — Pol- 
witton  (Urnenfeld  der  älteren  Eisenzeit),  Schleifstein  aus  Sandstein,  Preuss.  Steinger.  IV, 22,  und  ein  Würfel  aus 
Granit  die  Seite  ca.  6 cm  lang.  — Praddau  (Urnenfeld  des  älteren  Eisenalters),  durchlochter  Schleifstein,  Prenss. 
Steinger.  IV,  23.  — Prauerschitten,  Keil  aus  Feuerstein,  Keil  ans  Diorit. 

Bastenburg,  durchlochtes  Beil  aus  Grünstein.  — Beikeninken,  durchlochtes  Beil  aus  diebtkörnigem 
Dolerit  und  1 durcblochtes  Beil  aus  Diorit.  — Beuschwcrder,  Keil  aus  Feuerstein.  — Rhein,  Keil  aus  Feuer- 
stein. — Rombinus,  durchlochtes  Beil  aus  Diabasporphyr  und  ein  solches  aus  Ilornblendegcstein.  — Boascn, 
durchlochtes  Querbeil,  Preuss.  Steinger.  II,  5.  — Rothonen,  durchlochtes  Zierheil,  sehr  lang,  aus  quarzreichem 
Glimmerschiefer. 


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77 


Samjnlung  der  Altert hurragewllschaft  Prussia. 

Sarabowen,  Keil  aus  Hornstein.  — Salzbach,  Keil  aus  Feuerstein.  — Gr. -Scharlack,  durchlochtes 
Heil  aus  Dioritporphyr  mit  einem  Bohrlochsversuch  neben  dem  ausgeflührten  Bohrloch.  — Schlobltten,  Keil  aus 
Feuerstein.  — Schorschlenen,  Fischstecher  mit  10  Widerhaken  aus  Knochen,  I’reuss.  Steingerüthc  V,  6.  — 
Sehudiagnuchen,  Querbeil  mit  Schaftloch  aus  Griinslein.  — Schwarzort,  3 undurchlochte  Beile  aus  Diorit.  — 
Siegmuntinnen,  durchlochtes  Beil  aus  Hyalanictit.  — Stangenwalde  (verschüttetes  Dorf  auf  der  Kuriscben  Neh- 
rung), durchlochtes  Beil  aus  porphyrartigem  Syenit.  — Stannaitsohen,  Heidenschanze  (Peluckxiea),  im  Feuer 
gewesener  Keil  aus  Diorit  und  ein  schüncs  Knockengeräth,  PreuB».  Steinger.  V,  4.  — Starkenberg,  durchloch- 
tcs  Beil  aus  Porphyr  (?).  — Gr.-Steegen,  durchlochtes  Beil  aus  Norit.  — Streitawalde,  Meissei  aus  Feuerstein, 
gefunden  mit  einem  Hechtkiefer  in  einer  Mergelgrube.  — Strebten,  undttrchlochtes  Beil  aus  Diorit.  — Gr.-Sun- 
koln,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit  oder  quarzlosem  Syenit.  — Szameitachen,  Keil  aus  Feuerstein. 

Talpitten,  Schleifstein  (?)  ans  Quarzit.  — Tenkittjn,  gauz  kleines,  niedliches  Beil  aus  Serpentin, 
von  einer  bisher  nicht  in  Ostpreussen  vorgekotuinenen  Form.  — Truntlack,  Beil  ohne  Bohrloch  aus  Diorit. 

Gr.-Waldeck  (auf  den  Kesten  eines  Urnenfeldes),  Schneide  eines  durchlochten  Beils  aus  Diorit  (?). — 
Walterkehmen,  Schneide  eines  durchlochten  Beiles  aus  Diorit  (?)  mit  dem  Beginn  der  Arbeit  für  ein  neues 
Bohrloch.  — Wangnick,  durchlocbte  Axt  aus  dem  Geweih  eines  Hirsches.  — Wamloken,  durchlochtes  Beil  aus 
Basalt  (?).  — Wehlau,  2 undurchlochte  Beile  ip  Meisseiform,  a.  aus  Feuerstein,  b.  aus  Hornstein;  2 durchlochte 
Beile,  a.  aus  Diorit,  b.  aus  Dioritporphyr.  — Wenzken,  durchlochtes  Beil  aus  Diorit  — Wickbold,  durchlochtes 
Beil  aus  doieritartigcm  Gestein.  — Withelmahorst  (Grabhügel  aus  Kopfsteinen  mit  Brandspuren  auf  dem  Pfla- 
ster), durchlochtes  Beil  in  zwei  Stücken  aus  sehr  dichtem  Diorit. — Wies  ritten,  Knauf  in  Kugelform,  durchlocht, 
aus  feinkörnigem  Diabas  mit  17  Kiefen  vom  Rande  des  oberen  Bohrlochs  zu  dem  des  unteren,  vgl.  Ger  in  au; 
durchlochtes  Beil  aus  gliramenirtigem  Dioritschiefer.  — Wonsz-See,  knöcherne  Harpune  mit  Widerhaken  und 
eine  knöcherne  Speerspitze. 

Ziegenberg  (am  Fussc  eines  Schlossberges),  durchlochtes  Beil  aus  Diabas,  Prcuss.  Steinger.  IV,  1. 


IL  Gesammtfiind  aus  der  Steinzeit’). 


Wäldchen  Kaup  bei  Wiakiauten,  Kr.  Fischhäuten.  Tn  einem  Grabhügel  146  cm  tief  ein  Skelet  mit 
Feuersteimuesser  und  zwei  verzierten  Gurtenden  aut  Knochen,  96  cm  tief  ein  eben  solches  mit  einem  durch- 
lochten  Beil  aut  Grünsteinporphyr  (Taf.  III,  Fig.  1),  einem  Feuerstcinmesser  (Taf.  V,  Fig.  16)  und  mit  einer 
Knochennadel  (Taf.  V,  Fig.  19).  Beide  Skelete,  von  Professor  Hey  deck  aufgedeckt  und  gezeichnet,  sind  in 
der  gefundenen  Lage,  mit  deu  ungezogenen  Knien,  zusammengesetzt  worden  (vgl.  anthropologisch.  Katalog). 

A eitere  Bronzen. 

A.  (i esam  m tfunde, 

1.  Bestattung  mit  Beigaben  des  Bronzealters. 

Wäldchen  Kaup  bei  Wiskiauten,  Kr.  Fischhansen.  In  dem  Grabhügel  des  Steinaltem  lag  59  cm  tief 
ein  Skelet  mit  zusammengewürfelten  Knochen,  aus  deren  genau  aufgezeichneter  Page  Professor  Hey  deck  die 
hockende  Stellung  des  unteren  Theiles  des  Skelets  erkannte.  Als  Beigaben  lagen  daneben  ein  kleiner  Meissei 
(6cm  lang  und  an  der  Schneide  2,6cm  breit,  am  Griffende  verjüngt,  auf  einer  Breitseite  mit  der  Verzierung 
eines  Gefieders  versehen)  und  eine  vierseitige,  in  der  Richtung  eines  Bogenabschnittes  geformte  Nadel  (vergl. 
Altpreusa.  Monatsschrift,  Prussia-Sitz.  18.  Januar  1879). 


*)  Vergl.  Bujack  etc.,  Preuar.  Steingeritho.  Wiskiauten  p.  11  n.  T»f.  V,  S.  21. 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 


2.  Verbrennung'  mit  Urnenbeisetzung  und  Bronzebeigaben. 

a.  Trulack,  Kr.  Fischhausen,  geschlossener  ovaler  Hohlring  filr  den  Unterschenkel,  gefunden  in  einer  Urne. 

b.  Ebenda,  ungescldoasener  1 laisring  mit  zurück  gebogenen  Enden  in  Form  eine»  Bügels  eine»  Gefiisaes  mit  Riefelung 

auf  dem  bogenförmigen  Theil,  gefunden  in  einer  Steinkiste  auf  einer  Urne  mit  einer  bronzenen  Pincette. 
e.  Altnicken,  Kr.  Fischhausen,  2 kreisförmige  Hohlringe  für  den  Unterschenkel,  jeder  in  zwei  Theile  zu  zerlegen, 
die  in  einander  greifen  nnd  in  Folge  einer  kleinen  Durchlochung  an  der  oberen  und  unteren  Wandung 
durch  einen  Stift,  der  fehlt,  zusammengehaltcn  werden  konnten.  Gefunden  in  einer  Urne, 
d.  Arklitten,  Kr.  Gerdaucn,  achtkantiger,  fl, 5 mm  starker  Halsring,  ungescblossen,  auf  den  oberen  Flächen  mit 
Punkten  und  Strichen  verziert,  gefunden  auf  einer  Gräberstätto  der  Insel  im  Arklitter  See,  nioht  mehr 
fcsUustelien,  ob  bei  Leichenbrand  oder  Bestattung  gefunden. 


3.  Schatzfunde. 

a.  Ostprcussen. 

1.  Skandau,  Kr.  Gerdauen,  3 Ilohloelte  mit  Oehr  in  rohem  Guss  mit  noch  erhaltenen  Gussnähten,  4 durchlochte 

Zierscheiben  mit  Oese  zum  Anhängen,  1 eben  solche  in  Form  eines  vierspeichigen  Kodes  mit  Oese, 
1 ungeschlossener  Halsring  in  Form  eines  einfachen  Keifen,  1 Stück  eines  solchen  in  Stabfortn,  1 un- 
vollendeter Halsring  in  Keifenform  mit  einem  grossen  Gnaszapfen  und  2 an  den  Enden  gewundene 
Seitenstangen  mit  je  3 Löchern  zum  Gebiss  für  Pferde. 

2.  Charlottenburg  bei  Gut  Auer,  Kr.  Insterburg,  2 Armspiralen  in  je  12  Umgängen,  1 bandförmiger  Armring 

mit  Puuktverzierungen  und  1 grosse  Gewandnadel  ans  einem  im  Durchschnitt  vierkantigen  Draht  gebil- 
det, der  eine  scheibenförmige  Spirale  im  Durchmesser  von  1 3,8 cm  bildet,  vgl.  Li nde nschmit , A 
u.  V.  I,  II.  3,  Tnf.  C u.  11.  fl,  Taf.  3. 


b.  West  preus  sen. 

1.  Radoszk,  Kr.  Strassburg,  gefunden  unter  einem  grossen  Steine,  1 Paalstab,  4 Haarnadeln  verschiedener  Grösse 

mit  verzierten  Köpfen  im  Hallstädter  Typus,  Taf.  XV,  Fig.  9 u.  13  und  Taf.  XVI,  Fig.  2,  und  eine 
39,5  cm  lango  Nadel,  die  an  ihrem  Kopfende  in  6 cm  Länge  cylindriscb  mit  parallel  laufenden  Kreisen 
verziert  ist 

2.  Grossondorf  bei  Putzig,  Kr.  Neustadt,  aus  einem  Gcsammtfutide,  1 kleines  Rasiermesser  mit  warzenförmiger 

Erhebung  am  Griff. 


li.  Einzel funde  von  älteren  Bronzen. 

1.  Hohlcelte  aus  Ost-Preuaaen. 

11  Stück  und  zwar  aus  Germau  (2),  Görkon,  Gr.  Hubnicken,  Norkitten,  Passenbelm,  Basten- 
burg, Sielkeim,  Tilsit,  Wiekiauten,  Wonaz-See  im  Kr.  Lützen. 


8.  Schaftoelte  aus  Alt-Preussen. 

2 Stück  aus  Alt-Proussen,  11  aus  Ost-Prensscn  und  zwar  aus  Dunkershöfcn,  Germau  (2),  Löwen- 
hagen, Lötzen  (2),  Pogauen,  Powundon,  Pr.  Holland,  Gr.  Stürlack;  1 au*  West-Preussen  und  zwar  an* 
Marienburg,  vgl.  als  Grundform  Nordiskc  Oldsager  Nr.  177  ein  Germauer  llohlcelt  mit  Oehr  in  der  Richtung 
der  Schneide,  also  im  rechten  Winkel  zu  dem  ain  Bahnende  senkrecht  aufsitzenden  Lappen. 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 


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3.  Sohaftcelte  aus  der  Mark  Brandenburg  (2)  und  aus  Böhmen  (2). 

4.  Bronzene  Schwerter. 

Neustädtcr  Feld  bei  Breunsberg  in  Ost-Preusscn , SohUfblattklinge  und  Grill'  gesondert  gefunden, 
vgL  v.  Sacken,  das  HalUtädtcr  Grabfeld,  Taf.  V,  Fig.  10  und  Prussia-Sitzung  vom  19.  Mai  1676. 

Roggratz  bei  Stolp  in  Pommern  in  einem  Kisteugrabo  eine  einfache  Klinge  mit  Angel  ohne  beson- 
dere Merkmale,  ähnlich  dem  in  dem  Werk  „Die  Bronzeschwerter  des  Königlichen  Museums  zu  Berlin“  Tafel  5, 
Fig.  9 abgebildeten. 


6.  Bronzener  durohlochter  Hammer,  gefunden  am  Spirding-See. 

6.  Bronzener  Streitkolben,  in  der  einen  Hälfte  erhalten,  gefunden  im  Schlossberg  zu  Tilsit. 

7-  Schmuckgegenstände  aus  Alt-Preussen. 

Rauschen,  Kr.  Fischhansen,  ein  4cm  breites  Bronzeblech,  ungeschlossen,  in  Grösse  eines  llalsringea, 
mit  grossen  und  kleinen  Punktverzierungen  geprägt 

Ost-Preussen,  ein  grosser  Armring  in  Form  eines  2,5  cm  breiten  Broozebandes  mit  einer  Kippe  in 
der  Mitte  und  mit  Punktverzierungen  gepuuzt  in  vier  Umgängen,  deren  zwei  Endigungen  als  dünner  Bronze- 
draht  schliessen,  welche,  volntenartig  zusammengelegt,  je  eine  scheibenförmige  Spirale  von  4,4  cm  Durch- 
messer bilden. 

Alt-Preussen,  ein  Ilalsring,  vgl.  Nordisko  Ohlsagcr  Nr.  222. 


8.  Bronzene  Barren. 

8 Stück  von  Blskopnicken,  Kr.  Fischhausen.  — Bostnleken,  Kr.  Königsberg.  — Grossendorf  bei  Putzig  in 
WestprcuBscn. 


IIL  Geaammtfande  aus  Pfahlbauten. 

Czarni-See,  Kr.  Lötzen,  Thongoftisse  mit  Stehflüche,  ohne  Hülfe  der  Drehscheibe  gearbeitet,  Rest  von  bearbeite- 
tem Geweih,  1 Beil  aus  Diorit  (?)  mit  dem  Beginn  der  Arbeit  zu  einem  Bohrloch  vermöge  einer  Röhre, 
Fragment  einer  blauen  Glasperle,  2 eiserne  Lanzenspitzen,  a.  mit,  b.  ohne  Grat,  Küchen  ab  falle,  Funde 
von  Gelassen  derselben  Art  in  einem  in  der  Nähe  liegenden  Ilflgelgrabe. 

Tulewo-See,  Kr.  Lyek,  Thongoßsse  in  Scherben  und  Kficheiuibfalle. 

Werder  am  Arys-See.  Prussia-Bericht,  November  1874  und  November  1876.  ThongefaNsc  derselben  Art  wie 
im  Pfahlbau,  in  einem  Hügelgrabe  in  der  Nahe.  Unter  den  Küchenabfallen  des  Pfahlbaues  sind  in 
neuester  Zeit  auch  Ziegenknochen  festgestellt  worden.  Von  Cerealien  gefunden:  Haselnuss  ( coryhis 
üvcllana),  Hirse  (pomVuni  milirtcum),  Gerste  ( hordeum , eher  vulgare  als  tlisfichum),  und  dieOolfrucht  ( cattic- 
lina  microcarpa).  Eine  Reihe  der  bearbeiteten  Hölzer  ist  in  Weingeist  aufbewahrt.  Material  der  Ge- 
räthe:  Holz,  Knoclien,  Geweih,  Stein.  Fragment  eines  polirten  Stein  ha  mmers.  Grundriss,  Durchschnitt 
und  perspect  Wische  Ansicht  des  Pfahlbaues  von  Professor  Hey  deck,  der  die  Untersuchung  leitete,  auf- 
genommen. Von  Bronze:  ein  Gusszapfen  (?)  und  ein  Tutulus  mit  Oese;  von  Eisen:  eine  eiserne  Lan- 
zenspitze. 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 


IV.  Leichenbrand '). 

Funde  aus  Hügelgräbern  vorchristlicher  Zeit,  die  sorgfältig  ans  bearbeiteten  Steinen  zusammengesetzte 
Kisten,  meistens  in  rechteckigem  Grundriss  (a),  auch  in  dreieckigem  (b),  auch  nach  Art  eine»  Ganggrabes  (c), 
indem  der  Vorraum  einen  grösseren  Breitendurehmesser  als  die  Kammer  selbst  hat,  enthielten,  oder  aus  Hügel- 
gräbern (d),  in  denen  Thongefiisse  auf  rechteckiger  Pflasterung  kunstlos  mit  unbearhei toten  Steinen  bedeckt 
waren,  oder  aus  kleineren  Hügelgräbern  (e),  die  unter  dreifacher  Steinpackung  nur  je  ein  Gefiiss  auf  einem 
platten  Steine  bargen. 

Doben,  Kr.  Angerburg,  Thonscherben,  Zeichnung  (c). 

Kekitten,  Kr.  Rössel,  zahlreiche  Thongefiisse  mit  Boden  in  Form  eines  Kugelabschnittes  und  mit  Spuren  von 
Bronzedraht  (a). 

Klonn,  Kr.  Lötzen,  Thonscherben,  Zeichnung  (e). 

Lokehncn,  Kr.  Heiligen  heil,  zahlreiche  Thongefiisse  mit  Boden  in  Form  eine»  Kugelabschnittes  (a). 

Mischen,  Kr.  Fischhausen,  ornamentirte  Thongefiisse  mit  einem  Boden  in  Form  eines  Kugelabschnittes. 

Raunau,  Kr.  Heilsberg,  ein  Gefass  mit  demselben  Boden. 

Ribben,  Kr.  Sensburg,  gehenkelte  und  ungehenkelte  Thongefiisse  desselben  Bodens  mit  einer  Nähnadel  aus 
Knochen  (d). 

St.  Lorenz,  Kr.  Fischhausen,  ornamentirte  Thongefiisse,  gehenkelt  und  ungehenkelt,  die  meisten  mit  Stehfläche, 
eine»  mit  einem  Boden  in  Form  eines  Kugelabschnittes  (a)  und  (b). 

Teistimmen,  Kr.  Rössel,  zahlreiche  Thongefäwse,  einige  ornaraentirt  und  gehenkelt,  alle  mit  Boden  in  Form 
eines  Kugelabschnittes  (a). 

Tikrenen,  Kr.  Fi»chhausen,  ornamentirte  Thongefiisse  mit  Stellfläche  und  gehenkelt,  enthaltend  Beigaben  au»  ge- 
schmolzener Bronze,  au«  geschmolzenem  Eisen  und  Bernsteinresten  (a)  und  einem  Griff  aus  Knochen 
mit  Würfelaugen  verziert. 

Waltersmühle,  Kr.  Heilsberg,  Thongefäas  mit  Boden  in  Form  eines  Kugelabschnittes. 


V.  Gesammtfunde  aus  dem  älteren  Eisenalter ’). 

Aikehnen,  Kr.  PreuRs.-Eylau,  Gräberfeld  mit  roh  gearbeiteten  grossen  Thongefii»sen  und  kleinen,  zierlicheren 
Beigefiissen  mit  Beigaben  von  Waffen  (Lanzenspitzen,  Speeren  aus  Eisen),  Gerätlien  (Hobeln  und 
Messern)  und  Schmuckgegenständen  (bronzenen  Fibulen,  unter  ihnen  besonders  die  Sprossenfibel). 

Barsduhnen,  Kr.  Ileydekrug,  4 Kemsteinpcrlen  in  Paukenform  aus  einem  zerstörten  Gräberfeld,  in  dem  Bronze- 
münzen von  Marcus  Aurelius  und  der  Lucilla  gefunden  wurden. 

Kl.  Blumonau,  Kr.  Fischhausen,  vgl.  Sitzungsbericht  vom  18.  Juni  1877.  Ans  den  Fanden  des  Gräberfeldes 
besonder»  wichtig:  Ein  künstlich  bearbeiteter  Stein  aus  Quarz  im  horizontalen  Durchschnitt  in  Form 
eines  Oval»  mit  zugeBpitzten  Enden,  in  der  Mitte  vom  Einschlagen  des  Feuerstahl»  etwas  eingeritzt. 
Der  umlaufende  Rand  des  Steine«  im  senkrechten  Durchschnitt  zeigt  eine  Einbiegung  zum  Umlegen 
eines  Bandes,  damit  er  an  demselben  getragen  werden  konnte.  Der  Stein  wurde  in  Stücken  zerbrochen 
gefunden,  indem  er  durch  Brand  zerplatzt  war,  und  ist  erst  später  zusammengesetzt.  Zwei  kleine  Bei- 


*)  Yergl.  Sitznngslwricht  der  Pnjwsi»  v.  20.  Juni  1879  von  Bönigk.  — Die  Orte,  an  welchen  sich  Urnenfriedhöfe  und  Bestat- 
tungen neben  einander  finden,  sind  unter  den  verschiedenen  Rubriken  wiederholt» 

*)  FrusNia-Bitzung,  d.  21.  November  1878.  Vortrag  des  Professors  Hey  deck:  „Ist  der  Styl  der  ThongefAase  und  bronzenen 
Oewandnadelu  Ontpreussens  vor  und  in  den  ersten  Jahrhunderten  der  christlichen  Zeitrechnung  durch*  die  Völker  des 
klassischen  Alterthums  beeinflusst?*  — Prussia-Sitzang,  d.  21.  Juni  1878.  Vortrag  des  l»r.  Bujack:  „Bernsteinland  and 
Bernsteinstrais^n“. 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellscliaft  Prussia.  81 

gcffcee  aus  Thon  mit  einem  Boden  in  Form  eines  Kugelabschnittes.  Der  Zweck  des  beschriebenen 
Steines  zum  FeueranBchlagen  ist  im  Sitzungsbericht  falsch  angegeben. 

Braunsberg,  Kr.  Braunsberg.  Aus  Urnenfriedhöfen  bronzene  Fibula  mit  Silbe nlraht  verziert,  vgl.  Schriften  der 
physik.-ökonom.  Gesellschaft  zu  Königsberg  1872,  Tafel  8,  Fig. 44  und  4 bronzene  Fibuleu  (vgl.  Monte» 
lius,  antiquit,  su&loises,  Nr. 328,329,314)  und  bronzener  Fingerring  (ebenda Nr. 355),  aus  einem  Urnen- 
friedhof  auf  dem  sogenannten  Huntenberg  eine  kleine  bronzene  Pincette  mit  Schieber. 

Dollkoim,  Kr.  Fiscbhanseu,  Urnenfeld  unter  Steinacbicbten,  in  und  neben  den  Urnen,  die  nicht  anf  der  Dreh- 
scheibe gearbeitet  sind,  Schmuckgegenstände , besonders  schöne  Glas-  und  Bernsteinperlen,  bronzene 
Fibulen,  darunter  die  sogen.  Hakenfibel  (Estn.  Gesellseh.  Bd.  VI,  Heft  3 u.  4,  Taf.  VIII,  Fig.  11)  und 
Fibula  (Montelius,  anu  suedoises  Fig.  313),  beschädigte  Bronzemünze  des  Kaisers  Marcus  Aure- 
lius,  bronzene  Pincette,  silberner  Fingerring. — Waffen:  Eiserne  Speerspitzen,  darunter  eine damascirtc, 
eiserner  llohlcolt,  eiserner  Schildbuckel  in  Kesten.  — Pfvrdegeräthe:  bronzene  Sporne  (Montelius, 
aut.  sued.  Fig.  296),  auch  kleiue  eiserne  Stachelsporne  und  eisenie  Pferdegebisse.  — Beigelässe. 

DrengfurthshofiT,  Ausbau  der  Stadt  Drengfurth,  Kr.  ltasteuburg.  Umenfriedhof.  Die  Urnenplätze  durch  kleine 
Steinkreise  über  den  Urnen  angedeutet  ; grosse  silberne  Armbrustfibula  (ein  Exemplar  derselben  Art  im 
Komisch-Germanischen  Museum  zu  Mainz  unter  „Prussia“).  Urnen  und  Beigefasac. 

Ekritton,  lvr.  Fischbausen,  gefunden  unter  nicht  näher  bekannten  Umständen,  ein  kegelförmiger,  zugespitzter, 
eiserner  Schildbuckel  und  ein  20, ö cm  langer,  eiserner  Celt  (vgl.  Engelhardt,  Nydam-Fund  Platte  15, 
Fig.  13). 

Elternhaus,  Kr.  FiBchhausen,  aus  einem  zerstörten  Urnenfriedhof  daselbst,  bronzene  Hakenfibeln  und  bronzenes 
Schlussstftck  eines  Gürtels. 

Gauleden,  Kr.  Wehlau,  gefunden  unter  nicht  bekannten  Umständen,  grosser,  silberner  Halsring  aus  drei  wag- 
recht über  einander  gelegten  Geflechten  von  feinem  Silberdraht,  die  an  ihren  Endigungen  au  zwei  massi- 
ven, länglich  geschnittenen  Silberplatten  mit  liakenvorrichtung  an  sitzen.  (Copie  im  Komisch-Germani- 
schen Museum  zu  Mainz.) 

Ganten,  Kr.  Fischhausen,  aus  einem  Urnenfriedhof  daselbst  Urnen  und  Bronzeschmuck,  letzterer  bestehend  iu 
gewölbten  Scheiben,  an  deren  concav  gebogener  Fläche  ein  bronzener  Draht  als  Oese  so  befestigt  ist, 
dass  die  Scheibe  an  einem  anderen  Bronzedraht  aufgezogen  getragen  werden  konnte,  und  in  einer 
bronzenen  Haarnadel.  Auf  dem  Felde  daselbst,  aber  nicht  als  Beigabe  bei  einer  Leichenverbrennung 
eiu  Bronze- Ass  des  Kaisers  Trajan. 

Godnicken,  Kr.  Fischbansen,  aus  einem  Urnenfriedhof  daselbst  bronzene  Schmackgegenstände,  eiserne  Messer 
und  eiserner  Celt. 

Görlitz,  Kr.  Kastenburg,  Urnenfriedhof.  Die  Urnen  unter  einem  Markstein  Stauden  auch  von  Steinen  um- 
schlossen, eine  mit  einer  unter  dem  Halsansatz  herumlaufendeu  Borte  eines  Ankermusters  verziert,  der 
Inhalt  der  Urnen  zerschmolzene  Glasperlen,  bronzenes  Zierstöck  in  Radform,  eisernes  Messer,  kleine 
eiserne  Speerspitze  (12cm  lang).  Als  zerstreuter  Fund  dieses  Urnen felde«  2 Bronze- Asse  der  Faustina 
und  des  Philippus  Arabs. 

Gruneyken,  Kr.  Darkebmen,  aus  dem  grossen  Urnenfriedhof  daselbst,  einige  Schmockgegenstände,  bronzene 
Hängest ücke  in  Sebeibenform  mit  Oese,  bronzene  Schnalle,  Bronze-Ass  des  Kaisers  Anloninus  pius. 

Heinriettenfeld  bei  Korklack,  Kr.  Gerdauen,  aus  dem  Urnenfriedhof,  in  welchem  die  Urnen  theils  unter  grossem 
Steinpflaster,  theils  ohne?  Ueberdeckung  durch  ein  solches  frei  in  der  Erde  standen,  folgende  Schmuck- 
gegenstände:  bronzene  Kappcnfihel  (Sadowski,  Taf.  4,  Fig.  54),  bronzene,  radfönnige  Fibula  mit 
einer  Nadel  in  einem  Charnier  an  dem  Bogenannten  Radreifen,  bronzene  Fingerringe.  — Geräthe:  eiserne 
Scheere,  knöcherner  Kamm,  durchlochter  Hammer  (vgl.  oben  S.  76).  — Pferdegerathe:  eiserne  Trense 
mit  grossen  Ringen  (vgl.  die  Schics  wig’schen  Moorfunde)  und  Thongefässe,  feine,  aber  ohne  Hülfe  der 
Drehscheibe  gearbeitete,  unter  Steiupackungen,  roher  gearbeitete,  grössere  frei  in  der  Erde.  Urnenfeld 
anscheinend  benutzt  vom  2.  bis  6.  Jahrh.  n.  Chr.  (Vgl.  für  einen  Theil  der  Funde  Prussia-Sitzungs- 
bericht  v.  21. September  1878  und  Professor  lleydeck’s  Vortrag,  Pruaain-Sitzung  v.  24. Januar  1879.) 

Kirpchnen,  Kr.  Fischbausen,  aus  zwei  Urnenfriedhöfen  roh  gearbeitete  hohe  Urnen  und  zierliche  Beigefasse,  die 
verschiedensten  Schmuckgegenstände  aus  Bronze,  Glas,  Bernstein;  Geräthe,  Waffen  ans  Eisen  und  Pferde- 

Di*  *»tlirupologl»ch*n  Samnlung»  P«uUcLl*u4»-  (Kwiugtbtig  I.  Pr.)  | \ 


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82 


Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Pmssia. 

geräthe.  Unter  den  S eh tn u ckg  eg  en  s tä  n de  n finden  sich  grosse,  bronzene  Armbrustfibulcn  (Spiral 
9,2  cm  lang,  Bügel  10,7cm  laug,  horizontal  gemessen),  die  bronzene  „gewölbte“  Fibula,  wie  die  Born- 
hoimer  mit  Auflagen  von  Goldfiligran,  bronzene  ungeschlossene  Armbänder  in  Bandform  bis  5,5cm 
Höhe,  die  in  der  llöhendimension  nach  den  Endigungen  zu  achnurartige  Eisenauflagen  haben,  unter  den 
Perlen  eine  3 cm  lange  Oy  lindrische  Perle  von  Glas,  unter  den  Geräthen  ein  bronzenes  Sieb,  ferner 
eine  abgeriebene  römische  Bronzemünze,  die  behufs  Benutzung  als  Schmuckgegenstand  'durchlocht  ist; 
unter  dem  Pferdege rüth  eine  eiserne  Pferdeglocke.  (Prussla-Sitzungsbericbt  vom  24.  Januar  1879.) 

Klein-Ottern,  Kr.  Roeasel,  aus  einem  Depot  auf  einer  Kohlenschicht  eine  grosse  silberne  Armbrustfibula,  siehe 
unter  Diengfurt,  ein  dünner,  vierkantiger,  gedrehter  Armreif  und  ein  aus  drei  Silberdrähten  zusammen- 
gewundener  Hing  mit  Haken  und  Oese  von  grösserem  lichtem  Durchmesser,  als  dem  eines  liulsringes, 
siehe  uutcr  Paskalwen. 

Koczek,  Kr.  Johannisburg,  aus  einem  Urnenfeld  daselbst  bronzener  Gewandhalter,  vgl.  memoire«  des  Antiqu.  du 
Nord  1872.  Bornholm,  PL  15,  Fig.  3,  und  unter  13  Bernstein  perlen  von  10  mm  Grösse  2 in  Paukenform. 

Königsberg,  Kr.  Königsberg,  vor  dem  Sackheiinertlior  auf  dem  Kupferberg  aus  einem  Urneiifriedbof  bronzene 
Sprossenfibula  unt  Eisenbelag,  grosse  bronzene  Perle,  bronzene  Schnulle,  Glasperle  und  eiserne  Lanzcii- 
s pilze. 

Kösnicken,  Kr.  Fischhausen,  aus  einem  zerstörten  Urnenfriedhof  zwei  bronzene  Bommeln  mit  Einschluss,  vgl. 
memoire»  de»  Antiqu.  du  Nord  18G7,  S.  105,  Fig.  15,  Halsring  aus  starkem  Silberdraht  mit  Haken  und 
Oese,  in  der  Hälfte  nach  den  Endigungen  zu  mit  dünnerem  Silberdraht  umwickelt 

Lapsau,  Kr.  Königsberg,  aus  einem  heidnischen  Grabe  ohne  nähere  Bezeichnung  bronzener  Beschlag  der  Spitze 
eines  Trinkhorns  (vgl.  Moutelius  ant  sued.  Nr.  475)  und  drei  Stücke  eines  bronzenen  Halsschmuckes 
mit  Einlage  von  Eiuaillepasteu  in  weisser,  hellgrüner  und  blassrother  Farbe. 

Liiekeim,  Kr.  Friedland,  aus  einem  bei  dem  Bau  der  Südbahn  zerstörten  Urnenfriedhof,  bronzene  Fibeln  verschie- 
dener Form,  die  von  Sadowski,  Taf.  IV,  Fig.  5G  sogenannte  Trajan’s  Fibula,  die  sogenannte  Haken- 
fibula  (Estn.  Geselisch.  IV,  Taf.  8,  Fig.  11),  die  in  memoires  de»  Antiqu.  du  Nord  1872,  Bornholm,  Platte  9, 
Fig.  5,  Fig.  9,  Fig.  10  abgebildeten  bronzeneu  Fibulen  und  die  bronzeue  Armbrustfibula,  deren  Bügel  au 
der  oberen  Seite  desFusses  in  eine  halbkreisförmige  Scheibe*  mit  ausgezahntem  Hände  nusläuft,  Endstücke 
von  bronzeuen  Ärmlingen  ähnlich  Moutelius  antiq.  suedoiscs  Nr.  350  und  fast  gleich  mit  Linden- 
schmit  A.  u.  h.  V.  Bd.  III,  Heft  3,  Taf.  2, Fig.  4,  ferner  bronzene  Gürlelendenbeschläge  in  rechteckiger 
Form  (90  zu  60  mm),  licht  gearbeitet  mit  Unterlage  von  dünnem  Bronzeblech,  an  einem  Beschlag  eine 
bronzene  Hingsclmalle  mit  festem  Dorn,  ein  Kamm  von  Bein  in  Halbkreisform  mit  Würfelaugeiivcr- 
zierung  und  eisernen  Nieten,  zwei  balbkugelförinige  eiserne  Schildbuckel,  beschädigte  römische  Brouze- 
münze. 

Lobitten,  Kr.  Königsberg,  aus  dem  Urnenfriedhof  dnselbßt  unter  grossen  Urnen  eine  solche  mit  Nageleind rücken 
in  dicht  an  einander  liegenden  senkrechten  Reihen,  Schmuckgegenstände  aus  Brouzc  (die  Bügel-,  Haken-, 
und  sogen.  Trajanstibula),  aus  Glas  und  Bernstein  (Perlen)  und  Eisen  (Bommeln),  Geräthe  und  Waffen 
aus  Eisen,  abgeriebene  Bronze -Asse,  in  einem  noch  der  Umriss  des  Portrait«  des  Kaisers  Hadrian  er- 
kennbar. 

Löbertshoff’,  Kr.  Labiau,  aus  einem  Urnenfriedhof.  Urnen  mit  Bronzeschmuck , Bronze-  und  Eisen  geräthen 
(bronzene  Nähnadeln)  und  Eiscnwatfen,  mehrere  depöts  cincraires  mit  Beigaben  von  Bronze  und  Eisen, 
Funde  von  Münzen  aus  der  Neronen-Zeit.  (Vgl.  Prussia-Sitzung  d.  IG.  Mai  1879.)  In  jüngster  Zeit  ist 
auch  in  einer  Urne  die  Fränkische  Fibula  gefunden,  während  die  im  Sommer  1878  gefundenen  Fibulen 
durch  die  Form  der  mit  Köpfchen  verzierten  Bügel-  und  sogen.  Trajanstibula  nur  auf  das  zweite  und 
dritte  Jahrhundert  hinwciscu.  Ein  kleines  eisernes  Beil  hat  die  Form  der  in  den  Schleswig’schen  Mooren 
gefundenen.  Gegenüber  Dr.  L iss  au  er  in  dem  Katalog  der  Danziger  anthropologischen  Sammlung 
p.  20  (Schrillen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Danzig  IV.  Band,  3.  Heft,  p.  1G2)  ist  hervorzu heben, 
dass  die  Knochenhaufen,  rfrpote  cineraires  mit  und  ohne  Beigaben  jetzt  schon  mehrfach  östlich  der 
Weichsel  gefunden  sind.  Unter  Gegenständen  des  jüngeren  Eisenalters,  in  dessen  Zeitraum  ein  Theil 
des  Urnenfeldes  zur  Verbrennung  und  Bestattung  der  Leichen  benutzt  wurde,  gefunden  ein  einschneidi- 
ges Schwert,  LanzeiiBpitze  (vgl.  Prussia-Sitzung  v.  21.  März  1879). 


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Sammlung  dor  Alterthumsgesellschaft  Prussia.  83 

Stadt  Lotsen,  Kr.  Lotzen,  Galgenberg,  aus  dem  grossen  Urnenfriedhof  daselbst,  roh  und  fein  ohne  Hälfe  der 
Töpferscheibe  gearbeitete,  ungehenkelte  und  gehenkelte  Urnen,  Bronzeschinuck  (Haken fihula,  gewölbte 
Fibula  mit  Goldauflage,  Kette,  lange  Haarnadeln  mit  dreieckigem  Kopfaufsatz),  eiserne  Messer,  eiserne 
Speerspitze,  kleiner  eiserner  Löffel  (?),  durchlochter  Fenerstahl,  Bronze-Ass  des  Autoninus  pius  (vgl. 
Alte  Pretumtohe  Monatsschrift,  Jalirg.  1868  „Aufdeckung  eines  altpreussischen  Begräbnissplatzcs  bei  der 
Stadt  Lötzen“  von  Hanptmatm  Wulff). 

Gr.-Medonau,  Kr.  Fisehhausen,  ansgepflugt  wahrscheinlich  aus  einem  Urnenfriedhof,  bronzene  Zügelkctte  (vgl. 
Montelius,  antiq.  suedoises  Nr.  297a,  Thorsberg,  Fund,  Platte  13,  Nr.  1 u.  PI.  14,  Nr.  18),  zwei 
Dutzend  bronzene  hnlbkugelförmigc,  mit  einer  Niete  zum  Aufsetzen  auf  einen  ledernen  Kiemen  versehene 
Buckel,  gefunden  beim  Bau  der  Chaussee,  ein  bronzener  Halsring  in  Keifform  mit  trichterförmigen, 
gefüllten  Kndiguugen,  bronzene  ungeschlossene  Armringe  (Prussia-Sitznng  v.  21.  Juni  1878). 

Neuendorf,  Post  TrOmpau,  Kr.  Königsberg,  aus  einem  init  Steinen  ausgesetzten  Grabe  mit  Urncnbeisctznng 
Schmuck  aus  Bronze  lind  Bernstein,  Geruthe  und  Waffen  aus  Eisen  und  bronzene  Münzen  von  Hadrian 
und  Anto  nin u s. 

Nopkeim,  Kr.  Fisehhausen,  aus  einem  Urnenfriedhof  daselbst  sogenannte  T raja  n’s- Fibula  aus  Bronze  und 
eiserner  Schildbuckel. 

Faskalwen,  Kreis  Ragnit,  aus  einem  grösseren  Funde,  der  u.  A.  in  zusammengeschmolzener  Bronze,  einem  spater 
eingeschmolzcneu  silbernen  Hinge  von  600  M.  an  Werth  bestand,  ein  silberner  King,  der  im  Lichten  einen 
Dnrchmesser  von  22,5  cm  hat,  aus  3 mm  starken  Drahten  zusnimnengewundcn,  von  denen  einer  an  dem 
einen  Ende  zuin  Haken,  an  dein  anderen  zur  Oese  umgebogen  ist. 

Pietraschen,  Kr.  Lyck,  aus  fünf  Plätzen,  an  welchen  unter  einer  doppelten  Lage  von  Kopfsteinen  eine  Beisetzung 
von  verbrannten  Knochen  in  Urnen  erfolgt  war,  die  letzteren  in  mannigfaltiger  Form,  in  Form  l)  der 
Sehaale  und  2)  zweier  mit  dem  Kande  ihrer  grössten  Oeffnung  anf  einander  gestülpter  Trichter,  in  der 
unteren  Hälfte  gehenkelt  Beigaben : Fibulen  und  Schnallen  aus  Bronze,  unter  erstereu  die  Fränkische 
Fibula  (Professor  Ileydeck’s  Bericht  in  der  Prussia-Sitzung  v.  24.  Januar  1879). 

Plutwinnon,  Kr.  Fisehhausen,  King  von  1 1 cm  lichtem  Durchmesser  aus  starkem  Silbcrdrulit,  an  den  Endigungen 
mit  Ilaken  und  Oese  versehen  und  in  der  denselben  zugekehrten  Hälfte  mit  dünnerem  Silbcrdraht  um- 
wickelt, und  Bügel  einer  sogenannten  Trojans-Fibula. 

Pokalkstein,  Kr.  Fischhausen,  bronzene  Bügel-Fibula  mit  je  einem  Köpfchen  an  den  Enden  des  Bronzestifts, 
auf  dem  die  Spirale  des  Cylinders  sitzt,  und  einem  Köpfchen  über  der  Stelle  des  Bügels,  mit  welcher  er 
auf  den  Stift  aufgezogen  ist,  2 Glasperlen  und  2 verglaste  Thonpcrleu. 

Polennen,  Kr.  Fisehhausen,  aus  dem  Ueberreste  eines  Urnenfriedhofs  nahe  einem  kreisförmigen  Brandplatze, 
bronzener  Schmuck,  darunter  die  Hakenübutu. 

Poilwitten,  Kr.  Fischhausen,  Urnenfriedhof,  beschrieben  N.  Pr.  Provinzial-Bl.  3.  Folge  a,  1859,  Bd.  3,  p.  54. 
Unter  den  Fibulen  die  sogenannte  Trajana*  Fibula  und  die  bei  Montelius,  ant  sued.  Nr.  314  ab- 
gebildete Fibula. 

Praddau,  Kr.  Königsberg,  aus  einem  Urnenfriedhof  an  der  Fuchshöfer  Grenze,  bronzene  Fibulen  (vgl.  Monte- 
lius, Nr.  314,  u.  Thorsberg,  Platte  4,  Fig.  3)  und  Lanzenspitzen  und  Celt  aus  Eisen. 

Rantau,  Kr.  Fisehhausen,  aus  den  Urnenfriedhöfen  daselbst  verschiedene  roh  gearbeitete  Urnen,  darunter  die 
höchste  der  ganzen  Sammlung,  CO  cm  hoch,  mit  der  grössten  eisernen  Fibula  in  Armbrustform  und  mit 
einer  halbkreisförmigen  ausgozahnten  Platte  an  dem  Fusse  des  Bugelendes,  an  dessen  unterer  Flache 
sich  die  Nuth  für  die  Aufnahme  der  Nadel  befindet;  von  anderen  Formen  vertreten  Montelius,  ant. 
suedoises  Nr.  328  u.  Nr.  329.  Andere  Urnen  mit  bronzenen  Schmucksachen , mit  roliem  Bernstein, 
bearbeitetem  Bernstein  (Proben  oder  Nachbildung  eines  Hauses  oder  Zeltes)  und  Waffen  aus  Eisen  und 
Geräthen  des*ellK?n  Metalls.  Kleines  flasclienförmiges  Gefass  aus  Thon  aus  einer  Gruft  mit  Bestattung 
eines  Pferdes  (N.  Pr.  Provinz.  Bl.  Bd.  III,  p.  327,  Bd.  VI,  p.  339  u.  p.  412). 

Rastenburg,  Kr.  Kastenburg,  aus  dem  Ueberreste  eines  Urnenfriedhofe«  nahe  der  alten  Stadtmauer  innerhalb 
der  bewohnten  Stadt,  eine  Urne  in  Kugelförm  mit  Su-hfläche  und  trichterförmig  aufgesetztem  Halse 
ohne  Beigaben. 

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84 


Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 

Rosen,  Kr.  Heiligenbeil,  als  Beigaben  bei  einer  Verbrennung  Lanzenspitzen,  Stücke  eines  Schwertes,  Trense, 
Schildbucke],  säromtlielie  Gegenstände  sehr  durch  Brand  beschädigt. 

Schakumehlen,  Kr.  Darkohmcn,  bronzener  Schildbuckel  gleich  dem  in  den  Schleawigachen  Moorfunden  zu  Nydam 
gefundenen  und  5 Römische  Asse  des  2.  Jahrhunderts. 

Schreitlacken,  Kr.  Fischhausen,  Glied  einer  bronzenen  Zügelkette  (vgl.  Engelhardt,  Thorsbjerg  Morefund 
1863,  PL  14,  Fig.  18). 

Skomatzko,  Kr.  Lyck,  aus  einem  Urnen friedhofe,  bronzene  Schmu ckgegen stände,  Perlen  etc. 

Stoblngen,  Kr.  Insterburg,  aus  einem  Urnenfriedhof,  Urnen,  Schmuck  aus  Bronze,  Glas  und  eiserne  Gerüthe. 

Syndau,  Kr.  Fischhausen,  aus  einem  Uroenfeld  eine  bronzene  Fibula  und  ein  eiserner  Celt. 

Traussitten,  Kr.  Königsberg,  grosser  Urnen firiedhof,  die  Urnen  mit  und  ohne  Beigetässc  unter  mehreren  Stein- 
schichten,  auch  frei  in  der  Erde  liegende  Knochenhaufen,  ebenso  wie  die  Knochen  in  den  Urnen  mit 
Beigaben  versehen,  mannigfaltigste  Formen  von  bronzenen,  auch  einigen  eisernen  Fibulen,  von  bronze- 
nen Gürtelbeschligen,  Schnallen,  die  zahlreichsten  Perlen,  die  verglasten  rothen  Thonperlen,  auch  Bern- 
steinperlen,  mannigfaltige  Formen  der  eisernen  Lanzenspitzen,  auch  Funde  von  eisernen  Schild  buckeln, 
Messern  und  abgeriebenen  römischen  Bronzemünzcn.  Eine  Zahl  Schmuekgegenstände  schien  in  einem 
Kästchen  aus  Borke  beigesetzt.  Eine  genaue  Beschreibung  des  Fundes  wird  noch  in  diesem  Jahre  er- 
folgen. 

Trömpau,  Kr.  Königsberg,  aus  dem  Urnen friedhof,  dem  sogenannten  „Kurenberg“,  Urnen,  bronzene  Sproftsen- 
Fibulen  (vgl.  physikalisch-ökonom.  Gesell  schalt  zu  Königsberg,  Jahrg.  1876,  Taf.  2,  Fig.  3),  bronzene 
sogenannte  Fibulen  des  Trajan,  bronzene  Bügelfibula,  vermutlich  verkleinerte  Nachbildung  eine» 
Schwertes  in  Bein,  Perlen  aus  Glas,  verglastem  Thon  und  Bernstein. 

Wackorn  bei  Kreuzburg,  Kr.  Pr.-Eylau,  au«  einem  Urnenfriedhof,  Umenscherben  und  ein  eiserner  Celt* 

Gr.-Waldeck,  Kr.  Pr.-Eylau,  aus  einem  zerntörteo  Umcmriedhof,  ein  flaschenformiges  Beigeiass  aus  Thon  und 
2 bronzene  Querstangen  eines  Trensengebisses,  kleine  Gew&ndnadel  aus  Bronze  in  der  Uebergangsform 
zur  fränkischen  Fibula. 

Warengen,  Kr.  Fischhausen,  aus  einem  grossen  Urnenfriedhof,  Urnen  und  Bcigeßsse,  die  von  Sadowski  soge- 
nannte bronzene  Fibula  de»  Trajan,  an  einzelnen  Stellen  de«  Bügels  und  an  den  Endigungen  des 
Stifte  mit  Silberdraht  umwickelt  (Copie  im  Römisch-Germanischen  Museum  zu  Mainz),  Glas-  und  ver- 
glaste Thonperlen,  Bernstein  perlen  in  Paukenform,  Bronzemünzen  des  Trajan  und  Marcus  Aure- 
lius,  eiserne  Geräthe  und  Waffen  (vgl.  N.  Pr.  Prov.  BL  V,  S.  394). 

Ebenda,  wahrscheinlich  aus  einem  Depot,  wenn  auch  ein  Thongefass  in  Kugelform  auf  einem  Fuss  gefunden 
wurde,  über  100  Glasperlen  verschiedener  Farben  und  Profile,  eine  kleine  Anzahl  bronzener  Kappen- 
tibeln  und  Armringe  und  eiu  bronzener  hohlgegossener  HnLsring  in  Form  eines  ungeschlossenen  Ringes 
mit  hohlen,  trichterförmigen  Endstücken,  an  denen  Verschlussstücke  angebracht  sind  (vergl.  Prussia- 
Sitzung  v.  20.  September  1878). 

Willk&ssen,  Kr.  Lötzen,  aus  einem  Urnen  friedhof,  bronzene  llakenfibel,  Glied  einer  au«  einem  Drahtstück  ge- 
wundenen Kette,  eine  bronzene  Pineette  (Prussia-Sitzung  v.  21.  September  1877). 

Wolittnick,  Kr.  Heiligen  heil , aus  einem  Urnenfriedhof  zwischen  Wolittnick  und  Feddernu,  gemusterte  Urnen- 
schcrben,  zum  Theil  beschädigte  Schmuckgegenstände  aus  Bronze  (Fibulen,  Gürtelbeschlag,  Armband, 
Knopf,  Ring),  eiserne  Pfeilspitze. 


Bestattungen. 

Koimkallen,  Kr.  Heiligenbeil,  unter  einer  Steinpflasterung  2 Skelete,  von  denen  2 Schädel  erlialten,  siehe  anthro- 
pologischer Katalog,  al»  Beigaben  fanden  sich  eine  bronzene  Hakenfibula  und  2 bronzene  Beschlagstücke 
von  Gürtelenden. 

Legden,  Kr.  Pr.-Eylau,  Skelet  Überreste,  bestehend  in  Schädel-  und  Armknochen.  Die  Beigaben  sind:  6 Roset- 
ten von  Bronzehlech  mit  abgeschlagenen,  concentrischen  Kreisen  (20  bis  37  mm  im  Durchmesser)  und 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia.  85 

auf  der  Rückenfläche  an  zwei  parallel  liegenden  Seiten  mit  einem  übertretenden  und  zurückgebogenen  Rande 
verliehen,  so  dass  sie  auf  einen  Lederriemen  geschoben  werden  konnten  und  ein  Diadem  bildeten,  wie  es  der 
am  Schädel  grün  gefärbte  Streiten  beweist;  ferner  bronzene  Armringe  in  Handform  mit  Schlangenkopf- 
Endigungen,  die  durch  ihre  Lage  an  dem  oberen  Theil  der  Unterarmknochen  diese  grün  gefärbt  haben, 
und  2 bronzene  Kappcufibeln  (vgl.  Memoires  des  Antiqu.  du  Nord  1872,  Bornholm,  Platte  9,  Fig,  1),  nur 
haben  die  Legder  an  dem  Bügel  nahe  dem  Cyiinder  der  Spirale  statt  der  Wulstverzierungen  im  rech- 
ten Winkel  zum  Bügel  dornartige  Fortsätze,  und  endlich  7 Glasperlen.  VgL  anthropolog.  Katalog. 

Lobitten,  Kr.  Königsberg.  1)  Bestattung  eines  Skelets,  siehe  anthropolog.  Katalog,  Beigaben:  eine  grosse  knö- 
cherne Nadel,  eine  goldene  Stangenpcrlc  vou  Glas  und  ein  wohlerhaltenes  Thongefäss  mit  Stehfläche  in 
Form  zweier  mit  dem  Rande  der  grösseren  Oeftnung  auf  einander  gestülpter  Trichter  und  ein  beschä- 
digtes Thongefäss;  2)  Bestattung  eines  nicht  erhaltenen  Skelets  mit  einer  bronzenen  Haken-  und  Kappen- 
fibula; 8)  Bestattung  eines  nicht  erhaltenen  Skelets  mit  einem  eisernen  Celt,  eisernem  Messerim  Fragment, 
und  mit  einem  kleinen  gehenkelten  tassenförmigen  Thongefäss;  4)  Bestattung  eines  nicht  erhaltenen 
Skelets  mit  einer  bronzenen  Hakenfibula  und  mit  einem  gehenkelten  tassen förmigen  Thongefäss. 

Löbertshoff,  Kr.  Labiau,  Skelet,  hatte  als  Beigaben:  ein  Bronze- Ass  aus  derNeronenzeit,  ein  eisernes  Messer  und 
ein  Thongefäss,  das  nicht  mit  Hülfe  der  Drehscheibe  verfertigt  ist. 

Ebenda.  Skelet,  Beigaben:  Eiserne  Lanzenspitze  mit  stark  geripptem  Grat  und  einer  Klinge  in  Schilfblattform, 
ein  eisernes  Messer  und  einen  eisernen  Schildbtickel  in  Kegelform,  3 kleine  eiserne  Ringe  an  den  Backen- 
knochen. Ein  dabei  gefundener  Bracteat  des  deutschen  Ordens  kann  nur  durch  Zufall  hierher  ver- 
schleppt sein.  VgL  Prussia-Sitzung  d.  16.  Mai  1879. 

Moritton,  Kr.  Labiau,  Skelet,  Beigaben : Ein  einschneidiges  Schwert  mit  langer  Angel  (vgL  Nordiske  Oldsager, 
Fig.  324),  ein  Feuerstahl  und  zwei  bronzene  Gewandnadeln,  unter  welchen  eine  die  Hakenfibel  ist,  die 
andere  eine  in  Fünen  vorkommende  Form  hat  (Engelhardt,  der  Fund  zu  Vimosse  PL  1,  Fig.  30). 
Der  von  Dr.  A.  Hennig  gemachte  Fund  ist  beschrieben  in  der  Prussia-Sitzung  vom  18.  October  1878. 


VL  Gesammtfunde  und  interessante  Einzelfunde  aus  dem  jüngeren 

Eisenalter. 

Leichenbrand  (nach  der  Mohrzahl  der  Funde). 

Arya,  Kr.  Johannishurg,  gefunden  beim  Masurischen  Canalban:  bronzener  Halsring  in  15cm  lichter  Weite,  an 
der  oberen  Seile  mit  Kerben  gemustert,  ein  eben  solcher,  bei  welchem  die  knopfartigen  Endstücke  auf- 
gebogen sind  und  über  einander  greifen;  Armbänder  aus  starkem,  13mm  breitem  Bronzcbiech,  das  in 
vier  Umgängen  spiralförmig  gewunden  und  mit  Mustern  verliert  ist.  Hie  Endigungen  sind  zur  Auf- 
nahme einer  Nadel  umgebogen,  an  einem  Armband  dieselbe  erhalten,  deren  Schaft  13  cm  lang  ist  und 
deren  Kopfende  durch  eine  spiralförmige  Scheibe  gebildet  wird. 

Bubainen,  Kr.  Insterburg,  Stück  eines  silbernen  Fingerrings  von  Filigranarbeit. 

Dehrings,  Kr.  Gcrdauen,  gefunden  in  einem  Torfbruch  ein  Spiralarmring  aus  Bronzcbiech  in  13  Umgängen 
mit  spitz  zulaufenden  Endigungen. 

Draulitten,  Kr.  Prcu»s.-Uollund,  gefunden  im  Pinnau-See:  eisernes  Schwert  mit  Inschrift  (Nordiske  Oldsager, 
Nr.  495.) 

Georgenburg,  Kr.  Insterburg,  als  Beigabe  einer  Leichen  Verbrennung,  Fragment  eines  Armrings  aus  Bronze,  Ge- 
wandhaltcr  in  Form  einer  kreisförmigen  Scheibe,  an  der  das  Cbarnier  des  Nadelkopfs  und  der  Halter 
für  den  Fuss  der  Nadel  mit  Nieten  befestigt  ist,  und  versilbertes  eisernes  Pferdegeräth,  bestehend  in 
Trense,  Spornen  mit  lang  gehalstem  Stachel,  kreisrunden,  am  Bügel  gezahnten,  im  Tritt  gespaltenen  Steig- 
bügeln und  gebuckelten  Ziersclieiben  mit  Zwingen  für  das  Riemenzeug. 


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80 


Sammlung  der  AlterthumBgesellschaft  Prussia. 

Heydekrug,  Kr.  Hcydekrug,  hufeisenförmig«;  Gewandnadeln  au*  Bronze  uud  bei  Bachr,  Gräber  der  Liven,  Taf.  7, 
Fig.  6,  abgebildete  Fibula. 

Löbertahoff,  Kr.  Labtau,  aus  einem  im  jüngeren  Eisenalter,  wahrscheinlich  auf  einem  Theil  eines  Urnen friedhofs  des 
filteren  Eisenalters  nach  Verbrennung  der  Tod  teil  errichteten  Begrühnissplutz  ca.  900  Beigaben  aus  Bronze, 
Eisen,  Stein,  Thon,  Unter  den  Schmnckgegonständen  wichtig:  zerbrochene  bronzene  Spirul-Halaringe 
aus  mehreren  Drähten  (vgl.  Prussia-Sitzung  am  20.  October  1876  und  vom  IG.  Mai  1879).  Aus  den  Ge- 
rfithen  hervorzubeben:  ein  eisernes  Gangschloss  und  zwei  eiserne  Vorlcgeschlüsaer , ihn?  Beschreibung 
und  Reconstruction  von  Rittergutsbesitzer  Ble II -Töngen  (vgl.  Prussia-Sitzung  v.  20.  September  1878). 

Kirpehncn,  lvr.  Fisehhausen,  aus  einem  grossen  Brandplatz  nebst  Bestattung  von  Menschen  und  Pferden  verschie- 
dene Gegenstände,  darunter  ein  silberner  Filigran- Fingerring  (vgl.  v.  Bö n igk,  Prussia-Silzung  vom 
22.  Februar  1878). 

Knöppelsdorf,  Kr.  Königsberg,  als  Beigabe  bei  Verbrennung  der  Todten  bronzene  Armringe  in  Bandform  mit 
Thierköpfen,  Fragmente  einer  bronzenen  Schaale,  eiserne  Lanzenspitzen,  Steigbügel. 

Mollehnen,  Kr.  Fisehhausen,  aus  einer  Kiesgrube  ein  eiserner  Stachelsporn  mit  abgeschnürtem  Halse  mit  einem 
Belag  von  Kupfer  und  Silber. 

Olschöwen,  Kr.  Oletzko  (Marggrubowa),  unter  Steinen  Silberbarren  mit  Kerben  auf  der  Breitseite  gezeichnet 
(Stabgeld). 

Popelken,  Kr.  Wehlau,  aus  einem  Brandplatz  zur  Verbrennung  von  Menschen  und  Pferden  viele  Beigaben  aus 
Bronze  und  Eisen.  Daneben  fand  sich  die  Bestattung  eines  Menschenskelets  mit  Beigaben  und  vieler 
Pferdeskelete.  Die  Aufdeckung  geleitet  und  beschrieben  von  Rittergutsbesitzer  Lorek  auf  Popelken. 
Prussia-Sitzung  vom  21.  Februar  1879. 

Rudau,  Kr.  Fischhausen,  beim  Pflügen  auf  dem  Felde  gefunden:  eine  halbmondförmige  Goldplatte  mit  Auflage 
von  Goldfiligran  und  mit  einer  Oese  zum  Durchziehen  eines  Bauden  zum  Anhängen  (vgl.  Montelius,  aut 
suedois.  Fig.  589). 

Romlnter,  Forstrevier  Belauf  Dagutschcn,  Jagen  16,  Kreis  Goldapp,  aus  einem  grossen  BrandpUlz  zur  Verbren- 
nung von  Leichen  zum  Theil  zerstörte  Beigaben  aus  Bronze,  Eisen  uud  Thon,  bestehend  in  Scbuiuck- 
gegenstiinden  aus  Bronze  ( Halsringcn,  Armringen,  Gewandhaltern,  Perlen),  eisernen  Geräthen  (Messer  und 
Pfriemen)  und  Pferdeausrüstung  (eisernen  Trensen,  Steigbügeln  mit  geplinsten  Verzierungen,  Spornen 
mit  langem  Stachel)  und  Waffen  (Stücken  eines  Schwertes  und  Lanzenspitzen). 

Seefeld,  Kr.  Fisehhausen  (aus  einem  Brandplatz  von  Leichen,  unter  denen  Pferde  bestattet  waren),  der  hufeisen- 
förmige bronzene  Gewaudhalter,  eiserne  Gerathe,  Waffen  und  Gegenstände  zur  Pferdeausrüstung  (Steig- 
bügel und  Sporne). 

Sergitten,  Kr.  Fischhausen,  aus  zwei  Brandstätten,  angelegt  über  einem  Urnenfeld  des  älteren  Eisenalters,  Sehmuek- 
gegenstände  aus  Bronze,  Gerfithe  uud  Fragmente  einer  bronzenen  Schaale,  Waffen  aus  Eisen. 

Stantauer  Mühle,  Kr.  Königsberg,  aus  einem  mit  Steinen  ausgesetzten  Grabe  ein  einschneidiges  zusammenge- 
bogenes  eisernes  Schwert  mit  Paricrstange  und  mit  hohl  getriebenem  Knauf  aus  Eisen,  nach  Anweisung 
des  Rittergutsbesitzers  Blell-Tüngen  wieder  hergestellt. 

Wiskiauten,  Kr.  Fisehhausen,  Wäldchen  Kaup,  aufgedeckt  durch  Prof.  Hey  deck,  aus  Hügelgräbern  unter  Stein* 
Setzungen  mit  Leichen  Verbrennung  und  zwar -aus  drei  je  zwei  achaaUnfönnigo  bronzene  Fibulen  (vgL 
Hildebrand,  das  heidnische  Zeitalter  in  Schweden,  Fig.  17  u.  18,  Montelius,  ant.  suedois.  Nr,  551),  je 
ein  bronzener  Brustkettenbeliang  mit  und  ohne  Anhängsel,  Glasperlen  und  aus  einem  Grabe  silberne 
Perlen,  je  eine  eiserne  Scheere  und  je  ein  eisernes  Reitzeug,  aus  drei  Hügelgräbern  je  ein  zerbrochenes 
eisernes  skandinavisches  Schwert  und  Schleifstein,  aus  einem  Hügelgrabe  ein  versilberter  eiserner  Schwert- 
knauf, aus  einem  Hügel  grabe  ein  eiserner  Hohlschlüssel,  aus  einem  Hügelgrabe  eine  ringlörmige  bron- 
zene Fibula  mit  Thierköpfen  und  eisernes  Messer. 


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Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 


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Bestattungen  aus  dem  jüngeren  und  jüngsten  Eisenalter. 

Eichen,  Kr.  Welilau,  bronzener  Spiral-Halsring  aus  drei  Drähten  zusammengedreht  in  8 Umgängen,  an  einem 
Skelet  gefunden. 

Oordäuen  {Schloss},  Feld  Pracher  Lislte  von  Kinderhof,  aus  dem  grossen  Leichenfeld,  aufgedeckt  von  Dr.  med. 
Arthur  Hennig:  9 Skelete  mit  bronzenen  Spiralbalsringen  znra  Theil  in  je  7 oder  8 Umgängen,  huf- 
eisenförmige und  ringförmige  Nadeln  aus  Bronze,  bronzene  Ketten,  Jagdwaflen  ausKisen,  Ordensmünzen 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  (vgl.  Prussia-Sitzung  November  1878).  Drei  vonProfessor 
He  yd  eck  zur  Veröffentlichung  vorbereitete  Zeichnungen  von  Skeleten  mit  Beigaben,  ausserdem  12  er- 
haltene Skelete  von  Menschen  und  34  erhaltene  Menschenschädei. 

Germau,  aus  dem  christlichen  Gemeindekirchhof  bei  Herstellung  von  neuen  Gräbern  bronzener  Spiralhalsring 
in  3 Umgangen  an  einem  Skelet  gefunden. 

Korallenberge  auf  der  kurischen  Nehrung,  Kr.  Fischhausen,  aufgeweht  vom  Sturm  auf  der  Dune:  bronzene  Fin- 
gerringe, bronzene  Schnallen,  bronzene  Gewandhalter  aus  Bronzeblech  in  Form  einer  krei »förmigen  ge- 
buckelten Scheibe  mit  einer  Pinne  an  dem  Hände  des  kreisförmigen  Ausschnittes  in  der  Mitte. 

LöbertsbofT,  Kr.  Labiau,  aus  dem  Brand-  und  Leichenfeld  daselbst  aufgedeckt  von  Dr.  med.  A.  Hennig:  ein 
wohl  erhaltenes  Skelet  mit  einer  arabischen  Silbermünze  des  8.  Jahrhundert«  nach  Ohr.  und  einem  kleinen 
eisernen  Messer;  ein  wohl  erhaltenes  Skelet  mit  bronzenem  Spiral-Halsring  in  ö Umgängen,  4 bronzenen 
gebuckelten  scheibenförmigen  Nadeln  in  Kreisform,  kleinen  bronzenen  Kettchen  mit  Haken,  bronzener 
Haarnadel,  5 bronzenen  Hingen  an  jedem  Unterarm,  einem  bronzenen  Hinge  an  einem  Finger  und  einem 
rechteckigen  eng-  und  weitgezahnten  Doppclkamm  aus  Bein;  ein  wohl  erhaltener  Schädel  mit  Halswir- 
beln, an  letzteren  mit  einem  bronzenen  Halsring  in  Reiffbrm  geschmückt,  an  welchem  ein  Amulet  in 
Lederhülle  hängt;  ferner  ein  wohl  erhaltenes  Skelet  mit  eisernem  Messer,  bronzener  Schnalle  und  an- 
scheinend zinnernen  Knöpfen  an  jeder  Seite  der  unteren  Hälfte  des  Brustkastens  (vgl,  Prussia-Sitzung  vom 
lfi.  Mai  1879),  18  erhaltene  menschliche  Skelete,  ausserdem  1U  erhaltene  Schädel  von  Menschen,  mei- 
stens ohne  Beigaben,  mehrere  zum  Theil  erhaltene  Pferdeskelete  mit  Beigaben. 

Liekeim,  Kr.  Friedland,  ein  an  dem  Hals  eines  nicht  erhaltenen  Skelets  gefundener  bronzener  Spiral-Halsring  in 
sieben  Windungen  und  ein  in  unmittelbarer  Nähe  des  Skelets  gefundenes  eisernes  Schwert  mit  Parier- 
stange  und  plnttgedrücktcm  eiförmigem  Bronzeknauf. 

Gr.  Medenau,  Kr.  Fischhausen,  2 auf  dein  christlichen  Gemeindekirchhof  bei  Herstellung  eines  Grabes  gefundene 
bronzene  Spiralhalsringe,  zusammengewunden  aus  Drähten,  einer  in  8 Umgängen,  der  andere  in  7 Um- 
gängen. 

Nordonburg,  Kr.  Gerdauen,  ein  aus  drei  bronzenen  Drähten  zusammengewundener  Spiralhalsring  in  sechs  Um- 
gängen, eine  in  Bronze  gefasste  Bärenklaue  mit  Klapperblechen  als  Amulet, 

Powunden,  Kr.  Pr.-llolland,  ein  angeblich  auf  einem  Schädel  gefundener  bronzener  Spiral halsring  in  sieben  Um- 
gungen. 

Saalau,  Kr.  Insterburg,  gefunden  bei  Herstellung  eines  Grabes  auf  dem  Gemein dekirclihof  ein  eisernes  zweischnei- 
diges Schwert  mit  Parienitangc»,  plattgedrücktem,  bronzenem,  eiförmigem  Knauf  und  einem  Ortband  au» 
Bronze. 

Stangenwaldo  auf  der  kurischcn  Nehrung,  Kr.  Fischhausen  (die  Gegend  liegt  südlich  Kunzen,  östlich  der  Ko- 
rallenberge), auß  aufgewehten  Gräbern  bronzene  Schniuckgegenstände,  darunter  Fragment  eines  ring- 
förmigen Gewandhalters  mit  der  Aufschrift  AVE  MARIA,  bronzene  Hals- und  Fingerringe  iu  Form  eines 
Reifens,  bronzener  Armriug  in  Form  einer  Spirale,  eiserne  Gcräthe  (vgl.  WeiBch kitten). 

Statzen,  Kr.  Oletzko  (aus  einem  Erdhügel),  verbogene  Lanzenspitze  und  ein  zerbrochenes  deutsches  Schwert,  nach 
Anweisung  de»  Rittergutsbesitzers  Blell-Tüngen  wieder  hergestellt. 

Syndau,  Kr.  Fischhausen,  bronzener  Spiral-Halsring  in  8 Umgängen. 


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88  Sammlung  der  AlterthumsgoseUschaft  Prussia. 

Weiachkitten,  Kr.  Fischhausen,  folgende  bei  Ueberresten  eines  Skelets  gefundene  Gegenstände:  bronzene  Spiral- 
Armringe  (Baehr,  Gräber  der  Li ven,  Taf.  XIII,  Fig.  10),  bronzene,  hufeisenförmige  Gewandhalter  (ebenda 
Taf.  VIII,  Fig.  10),  bronzene  ringförmige  Gewandhalter  (vgl.  Schriften  der  physikalisch-ökonomischen 
Gesellschaft  zu  Königsberg,  Jahrgang  1871,  Taf.  V,  Fig.  4),  mit  Bronzedraht  durchwirktes  geköpertes 
Zeug,  ebenda  Taf.  VI,  Fig.  9),  Topfscherben  dabei  gefunden,  die  von  einer  Herstellung  durch  die  Hülfe 
der  Töpferscheibe  zeugen. 

Wikiau  und  Wargonau,  Kr.  Fischhausen  (aus  einem  Ilflgelgrnbe),  Beigaben  eines  Kriegers,  die  an  einem  nicht  er- 
haltenen Skelet  gefundeu  wurden,  dabei  ein  Orden sbracteat  des  13.  Jahrhunderts  und  ein  wohlerhaltenes 
Skelet  mitGurtclMchmuckstficken  aus  Eisen,  eiserner  Lanzenspitze  (vgl.  Prussia-Sitzung  v.  21.  Septbr.  1877). 

Wiskiauten,  Kr.  Fischh&usen,  Wfildchen  Kaup,  aus  einer  rechteckigen,  mit  Steinen  ausgesetzten  Gruft  in  einem 
Hügelgrabe  ein  wohlerhaltenes  Skelet  mit  einem  rechteckigen  Doppelkainm  aus  Bein,  mit  einer  bron- 
zenen Sehaale  und  einem  mit  eisernen  Keifen  umschlagonen  Holzeimer,  von  dem  die  Keifen  fast  ganz, 
die  Holzreste  nur  spärlich  vorhanden  sind  (vgl.  Prussia-Siizung  vorn  21.  September  1877). 


VII.  Funde  auf  Burgwallen  (W allbergen)  aus  dem  alteren,  jüngeren 
Eisenalter  und  dem  Beginn  der  Herrschaft  des  deutschen  Ordens 

in  Preussen. 


Kraxtepellen,  Kr.  Fischhausen,  sogen.  „Hausen“,  Topfscherben,  die  von  Gefilssen,  die  nicht  auf  der  Drehscheibe 
hergestellt  sind,  herrühren  (die  ganze  Keihe  von  solchen  Wallbergen,  auf  denen  Scherben  verschiedener 
Art,  Schlacken  etc.  gefunden  sind,  wird  nicht  angeführt);  Modell  1)  dt»»  Kraxtepeller  Berges  in  Gyps, 
desgleichen  2)  deB  „Hausen“  bei  German,  3)  bei  Wilhelmshorst,  4)  des  Piliberges  bei  Flinken,  5)  Schloss- 
berges bei  Wehrwilten,  6)  des  Grodcisko  bei  Engelstein,  ausgeführt  durch  Hauptmann  Freiherrn 
von  Bönigk  und  vorgelegt  auf  der  Kieler  Generalversammlung  des  anthropolog.  Vereins  iin  J.  1878. 

Grodzisko  bei  Kutten,  Kr.  Angerburg,  „Schlossborg“,  Topfscherben,  die  keine  Herstellung  durch  die  Hülfe  der 
Töpferscheibe  zeigen,  Bronzen  aus  dem  älteren  Eisenalter  und  zwar  eine  kleine  Sprossen-  und  Kappen- 
fibel (vgL  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  X,  Taf.  2,  Fig.  4),  Bügel  einer  grossen  Armbrustfibula  mit 
einem  Fuss,  der  in  eine  halbkreisförmige,  gezahnte  Platte  ausläuft,  eine  gewölbte  Fibula  (vgl.  Born- 
holmer  Funde),  drei  ovale  Kinge  mit  einem  lichten  Lfmgsdurchmesser  von  31cm  und  40  cm  und  mit  ver- 
stärkten Endigungen. 

Langenbrück,  Kr.  Rastenburg  (Schlossberg),  Urnenscherben  (nicht  auf  der  Töpferscheibe  hergestellt)  von  Bei- 
setzung eines  Leichenbrandes. 

Norkitten,  Kr.  Insterburg  (Schlossberg),  bronzener  Spiralhalsring  aus  drei  Drähten  zusammengewunden  in  neun 
Umgängen. 

Flicken,  Kr.  Gumbinnen,  Pilll»erg,  scheibenförmiges  Stück  Bernstein  mit  Spuren  einer  begonnenen  Bohrung. 

Prömbock,  Kr.  Kastenburg  (Schlossberg),  kupferne  Schaale  mit  der  Inschrift  von  sechs  Todsünden  in  lateinischen 
Buchstaben  und  mit  einem  fünfmal  eingeschlagenen  Brustbilde  eines  Mannes  mit  Kopfbinde  (Copie  im 
Römisch -Germanischen  Museum  zu  Mainz,  Prussia-Sitzung  vom  22.  September  1876),  eisernes  Beil  des 
jüngeren  Eisenatters  (vgl.  die  Schneide,  Baehr,  Gräber  der  Li  ven,  Taf.  XIX,  Fig- 5 und  die  Buhn  Fig.  9), 
eiserner  Keif,  eiserner  Nagel,  ein  Stück  Kupferblech,  GefTissscherben,  die  theils  ohne,  theil»  mit  Anwen- 
dung der  Töpferscheibe  gefertigt  sind,  von  letzteren  gemusterten  eine  grosse  Serie  aufbewahrt. 

Gr.-Pilkallen  (Skumbcrn),  Kr.  Kugnit  (Wallberg),  Bronzen  der  jüngeren  Eisenzeit:  kolossale  Armbrustfibula 
(Lunge  der  Spirale  mit  Köpfen  9,5  cm,  Länge  des  Bügels,  horizontal  gemessen  9 cm),  zwei  Cylinder 
von  Armbrustfibulen , kolossaler  Bügel  einer  Armbnistfibula  vom  Ansatz  des  halbkreisförmigen  Bügel«, 
durch  welchen  der  Stift  der  Spirale  gezogen  war,  bis  zum  Ende  des  röhrenartigen  Kusses  in  horizontaler 
Linie  gemessen,  12  cm,  3 bronzene  Armringe,  eiserne  Lunzcnspitze  mit  flacher  Klinge. 


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89 


Sammlung  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia. 

Stan na! t schon,  Kr.  Gumbinnen  (Peluckzies),  Keil  aas  Diorit,  Knoehengeräth  (Prengs.  Stoingcräthe  Tat.  V,  Fig.  4). 
Mahlstein,  mit  Silber  plattirte  bronzene  Gewandnadel  in  Kreuzform,  Topfscherben,  Ivüchemibfalle  älteren 
Eisenallere  (vgl.  Pmssia-Sitzung,  20.  September  1872). 

Schöneberg,  Kr.  Lötzcn  (Schlossbcrg),  eiserne  Lanzenspitze  des  jüngsten  Eisenalters. 

Tilsit,  Kr.  Tilsit  (Schlossbcrg) , mehrere  Fundstücke  der  prähistorischen  und  historischen  Zeit  des  Mittelaltere; 

der  Seite  79  genannte  bronzene  Strcitkolbenknopf,  eiserner  Dreizack  mit  Widerhaken,  eiserner  Sporn 
mit  Dorn,  eiserne'Lauzenspitze  mit  Tülle,  Stücke  eines  eisernen  Schwertes,  bronzener  Gewandhaitor  in 
Form  einer  gebuckelten,  kreisförmigen  Scheibe,  ein  10,5  cm  langer,  eiserner  Bolzen  mit  Dorn. 

TJnter-Plehnen,  Kr.  Uastenburg  (Schanze),  Thonperlen,  (eisernes  Vorlegeschloss  und  Messer),  Topfscherben,  mit 
Hülfe  der  Drehscheibe  gearbeitet 

Wolfshagen,  Kr.  Hastenburg  (Piliberg),  Topfscherben,  durch  Hülfe  der  Drehscheibe  hergestellt,  eiserne  Nägel, 
eiserne  Geräthe  und  Schmuck  aus  Eisen  und  Ordensbracteat  aus  dem  Schluss  des  dreizehnten  oder 
Anfang  des  vierzehnten  Jahrhunderts. 

Woplauken,  Kr.  Rastenburg  (Schanze),  Thonporlc. 


Schluss  bemerk  u ug. 

Der  Katalog  ist  in  Form  eines  Inventariums  (I)  nach  Gegenständen  vom  Jahre  1844  bis  1858  von 
Geheimrath  Professor  Aug.  Hagen,  von  1858  bis  1867  von  Reclmungsrath  Ullmer,  von  1869  bis  jetzt 
(1879)  von  dem  Unterzeichneten,  in  Form  eines  Journals  (II  nnd  III)  naeh  dem  Datum  des  Eingangs  und 
in  Zusammenstellung  der  Gesammtfundu  meistens  mit  Zeichnungen  der  Objecte  und  mit  Hinweisung  auf 
gleiche  oder  ähnliche  Abbildungen  in  Druck-  und  Bilderwerken  geführt  worden.  Hauptmann  Freiherr 
von  Bönigk  hat  das  Inventarium  (I)  und  Journal  (II  und  III)  mit  Dr.  Bujack  theils  wörtlich,  theils  in  Re- 
gesten in  einen  Zettelkatalog  übertragen  und  demselben  sowohl  die  von  Dr.  Bujack  gemachten  Aufnahmen 
der  archäologischen  Sammlungen  des  Rittergutsbesitzer»  Blell-Tüngen  bei  Wormditt  und  des  Oberlehrers 
Gisevius  in  Tilsit,  als  auch  die  Auszüge  aus  der  provinziellen  historischen  Literatur  in  Betreff  archäologischer 
Funde  in  nutzbarster  und  daiikenswertheBter  Weise  beigefügt. 

Königsberg,  den  26.  Juli  1879. 

Der  z.  Vorsitzende  der  Alterthuinsgesellschuft  Prussia 
Dr.  phil.  Bujack. 


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Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


I 

Urgeschichte  und  Archäologie. 

(Von  J.  H.  Müller  in  Hannover.) 


(Wie  früher  so  ist  auch  die»  Mal  die  bez.  nordische  Literatur  (Dänemark,  Schweden,  Norwegen, 
Finland)  von  Fr&nlein  J.  Meatorf  in  Kiel  zusammengestcllt.  Für  Russland  hat  hauptsächlich  Herr 
Professor  Dr.  Stieda  in  Dorpat,  ebenso  für  Belgien  Herr  Professor  Dr.  Van  der  Kinde  re  in  Brüssel 
das  Material  geliefert.  Ausführlicheres  über  die  nordischen  Arbeiten  theilt  Fräulein  J.  Mestorf  unter 

der  Rubrik:  Referate  mit.) 


I.  Deutschland. 


Alten,  Fr.  v.  Die  Bohlwege  (Römerwege)  im 
Grossherzogthum  Oldenburg.  Oldenburg  1879. 
Mit  einer  Karte. 

v.  Alvensleben.  Ein  slavischer  Burgwall  bei 
Rathenow.  (Correspondenz- Blatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  47.) 

Andrian,  Ford.  Frhr.  v.  Prähistorische  Studien 
au»  Sicilien.  Mit  acht  Tafeln.  Berlin  1878. 

Anger.  Ueber  Grabfunde  in  derElbiuger  Gegend. 
(Schriften  der  physikalisch-ökonomischen  Gesell- 
schaft zu  Königsberg,  XIX.  Jahrg.,  1878,  2.  Ab- 
theilg.  Königsberg  1879,  S.  38.) 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  Or- 
gan des  germanischen  Museums  in  Nürnberg, 
redigirt  von  A.  Essenwein  und  G.K.  Frommann, 
Jahrgang  1879. 

Enthält  in  den  vermischten  Nachrichten  zahlreiche 
Mittheilungen  über  Fuude  heidnischer  Altcrt.h  Ürner, 
Ausgrabungen  und  heidnische  Denkmäler. 

Archäologische  Forschungen  in  Rom  und  Um- 

Archiv  fOr  Anthropologie.  Iid.  XII. 


gebung.  (Ausland  1878,  Nr.  27,  S.  525;  Nr.  28, 
S.  550;  Nr.  29,  S.  571 ; Nr.  30,  S.  586.) 

Archiv  für  Anthropologie.  Zeitschrift  für  Natur- 
geschichte und  Urgeschichte  des  Menschen.  Or- 
gan der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte.  Herausgegeben 
und  redigirt  von  A.  Ecker,  L.  Lindenschmit  und 
dem  Generalsecretair  der  deutschen  anthropolo- 
gischen Gesellschaft.  Zwölfter  Bd.  Brannschweig 
1879. 

Arnold,  W.  Deutsche  Urzeit.  Gotha  1879. 

Die  Ausgrabungen  bei  Cancello.  (Ausland  1878, 
Nr.  19.  S.  379.) 

Die  Nekropole  der  Stadt  Hiiessula  iu  C&mpanien. 
Die  Gräber  haben  die  herkömmliche  älteste  Form  in 
Tuffmauerwerk.  Vasen,  Schalen,  Armringe,  Finger- 
ringe und  andere  Gegenstände  von  Silber,  Gold  und 
Kupfer;  auch  Geräthe,  dergleichen  Fibeln  von  Eisen. 
Eine  Schale  mit  noch  nicht  entzifferten  Schriftzeichen. 

Aus’m  Woorth,  E.  Köm  erst  rasseu.  (Jahrbücher 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
lande, Heft  LXVI.  Bonn  1879.) 

I 


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2 Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Aua’m  Weerth,  E.  VcrschloMdcckel  römischer 
Geiaase.  Mit  Tafel.  (Jahrbücher  des  Vereins 
von  Alterthuraafreanden  im  Rheinlande , Heft 
LXVI.  Bonn  1879.) 

Auszug  aus  dem  Citalog  der  Sammlung  der  Al- 
terthnmagesellschaft  Prussm  in  Königsberg  i.  Pr. 
(Archiv  für  Anthropologie,  XII.  Band,  2.  Heft, 
S.  75.) 

Backhaus , 8.  Die  Germanen  ein  semitischer 
Volksstamm.  Geschichtlicher  und  sprachlicher 
Nachweis.  Berlin  1879. 

Baor , W.  und  Hellwald,  Fr.  v.  Der  vorge- 
schichtliche Mensch.  Ursprung  und  Entwicke- 
lung des  Menschengeschlechtes.  Zweite  völlig 
umgearbeitete  Auflage,  mit  vielen  Abbildungen. 
Leipzig  1880.  Siehe  Hellwald. 

Bartels.  Drusus,  Tiberins  und  Germanicas  an 
der  Niederems.  (Jahrbuch  der  Gesellschaft  für 
bildende  Kunst  und  vaterländische  Alterthnms- 
kunde  zu  Emden,  III.  Bd.,  2.  Heft.  Emden  1879.) 

Beck,  L.  und  v.  Cohauscn.  Die  technischen 
Ergebnisse  der  Untersuchung  der  Schlacken- 
balden  am  Dreimühlenborn  zunächst  der  Saal- 
burg bei  Homburg  v.  d.  H.  im  Sommer  1878. 
(Annalen  des  Voreins  für  Nasaauische  Alterthuros- 
kunde,  XV.  Bd.,  1879.) 

Beck,  L.  Ein  Rückblick  auf  die  Marburger  Ver- 
sammlung. (Correspondenzblatt  des  Gcsammt- 
vereinB  der  deutschen  Geschichte-  and  Alter- 
thumsvereine 1879,  S.  69.) 

Bezieht  »ich  auf  die  Diacusaiou  zwischen  H ost- 
mann. Beck  und  Moutelius  über  die  sogenannte 
nordische  Bronzezeit. 

Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 
Bayerns.  Organ  der  Münchener  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
Herausgegeben  von  W,  Gümbel,  J.  Kollmann,  F. 
Ohlenachlager , J.  Ranke,  N.  Rüdinger,  J.  Wür- 
singer,  C.  Zittel.  Redaction:  J.  Ranke  und  N. 
Rüdinger.  II.  Band.  München  1879,  III.  Band, 
l.  Heft,  M.  1879. 

Benrit,  A.  Le  SattelfelBen , limite  des  communes 
de  Dabo,  d’Engenthal  et  de  Reinhardmünster 
(avec  deux  gravurus).  (Bulletin  de  la  Societe 
pour  la  couservation  des  monuments  historiqnes 
d’Alsace,  X.  Vol.,  2.  Livr.,  1876—1878.  Strass* 
bourg  1879.) 

Berendt,  G.  Nachtrag  zu  den  Pommerellischen 
Gesichts urnen.  Mit  Abbildungen.  (Separatab- 
druck aus  den  Schriften  der  physikalisch-ökono- 
mischen Gesellschaft  zu  Königsberg  1877.) 

Nach  einer  allgemeinen  Einleitung  eine  genaue 
Mitlheilung  der  neuen  seit  1872  gemachten  Funde 
dieser  hochinteressanten  GefUsse  nebst  einem  „Ver- 
zeichniss sämmtlicher  bis  jetzt  gefundener  und  be- 
schriebener pommereUi scher  Gesichtsurnen.“ 


Blefel,  R.  Die  prähistorischen  Fände  in  Schienen 
vom  Jnhro  1878.  (Schlesien»  Vorzeit  in  Bild 
and  Wort,  42.  Bericht,  S.  403.) 

J , Reste  vorhistorischer  Colonisation  in  der  Gegena 
von  Ratibor.  II.  Grabstätten.  III-  ''  *Ll' 
fcwtigungen.  IV.  Anderweitige  Befunde  und  Fund- 
stätten. (SchlMenringe.)  Mit  einer  ItthogrsphlrtBU 
Beilage. 

BilÜnger.  Der  römische  Altarstein  zu.  Mengen. 
(Wttrttembergiscbe  Vierteljahrshefte  1879,  S.213.) 

Bleicher.  Essai  snr  les  temps  prehistoriques  en 
Alsacc.  Nancy  1880. 

BleU-Tüngen,  Th.  Zwei  Vorlegeschlöszer  d« 
jüngeren  Eisenalters  ans  dom  Grabfelde  zu  Lö- 
bertshof  in  Ostprenssen.  (Sitzungsbericht*  der 
Alterthumsgesellschaft  Prnssia,  November  1Bi7 
bis  1878,  $.  79.) 

Blümner,  S.  Technologie  and  Terminologie  der 
Gewerbe  und  Kpnste  bei  Griechen  und  Römern. 

2.  Bd.  Mit  Holziäfasjtt«“-  Leipzig  1879. 

Die  Bedeutung  vorgesehener  Bodenalter- 
thümer.  (Die  Natur  187)§j  Nr.  48.) 

Bone,  C.  Zwei  Votivtafeln  deK^?®  Lovollauns. 

Mit  Tafel.  (Jahrbücher  des  Ye?lßi°s  von  A ter* 
thnmsfrennden  im  Rheinlande,  Helf*-  LXV I.  nn 
1879.) 

Bone,  C.  Die  Grabsteine  der  Legio  J^nnda  in 
Obergermanien.  Mit  Tafel.  (Jahrbümj^  68 
Vereins  von  Alterthumsfrennden  im  e' 

Heft  LXVI.  Bonn  1879.) 
v.  Bönigk.  Der  Galgenberg  bei  Kirpeht 
(Sitzungsberichte  der  AltertbumagcsellscH 
Prnssia  zu  Königsberg  1877 — 1878,  S.  9.) 
BrandplaU  mit  Knochen  geopferter  Pferde. 

Bracht,  B,  Vorgeschichtliche  Spuren  in  der  Lü-  i 
nebnrger  Haide.  (Verhandlungen  der  Berliner  t 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  217.)  \ 

v.  Brandt.  Ucber  die  Steinwerkzeuge  Japans  1 
und  über  verschiedene,  in  der  Sammlung  der 
deutschen  Gesellschaft  für  die  Kunde  Ostasiens 
befindliche  Alterthümer.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  1879, 

S.  16.) 

Brauns,  D.  Die  Vorzeit  dor  norddeutschen  Ebene. 
(Die  Natur  1879,  Nr.  19,  S.  233  fg.) 

Brückner,  A.  Die  slavischen  Ansiedlongen  in 
der  Altmark  und  im  Magdebnrgischen.  Preie- 
schrift,  gekrönt  und  heransgegoben  von  der 
Fürst!.  JablonowskiBchen  Gesellschaft.  Lcipsig 
1879. 

Buck.  Der  Altarstein  des  Danuvius  bei  Mongeo. 
(Württembergische  Jahrbücher  für  Statistik  und 
Landeskunde , Jahrgang  1879,  2.  Band,  erste 
Hälfte.) 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Buck.  Schwäbische  Kelten  des  8.  und  9.  Jahr- 
hunderts. (Württembergische  Vierteljahrshefto 
1879,  S.  48,  126.) 

Bujack.  Bernsteinland  und  Bernsteinstrassen. 
(Sitzungsberichte  dcrAlterthumsgeacllachaftPrus- 
siazu  Königsberg,  November  1877 — 1878,  S.67.) 

Bujack.  lieber  die  Grenzgebiete  des  alten  Bar- 
tener  Landes  mit  ihren  Erinnerungen  an  die 
heidnische  Zeit.  (Sitzungsberichte  der  Alter- 
thumsgesellschaft  Prussia  zu  Königsberg,  Novem- 
ber 1877—1878,  S.  2.) 

Bujack.  Ausgrabungen  in  Stobingen,  Kreis  In- 
sterburg. (Sitzungsberichte  der  Alterthumsge- 
sellschaft Prussia  zu  Königsberg,  November  1877 
bis  1878,  S.  63.) 

v.  C.  Alte  Strassen  und  Grabhügel  dies-  und  jen- 
seits der  Aar.  (Correspondenzblatt  des  Gesammt- 
vereins  der  deutschen  GeBchichts-  und  Aiter- 
thumsvereine  1879,  S.  80.) 

Cesnola,  Louis  Palma  di.  Cypern,  seine  alten 
Städte,  Gräber  und  Tempel.  Bericht  über  zehn- 
jährige Forschungen  und  Ausgrabungen  auf  der 
Insel.  Autorisirte  deutsche  Bearbeitung  von  L. 
Stern.  Mit  einleitendem  Vorwort  von  G.  Ebers. 
Mit  mehr  als  500  in  den  Text  und  auf  96  Tafeln 
gedruckten  Holzschnitt- Illustrationen,  12  litho- 
graphischen Schrifttafeln  und  2 Karten.  Jena 
1879. 

Ein  vorzüglich  ausgestatteUss  Werk , das  für  die 
Kenntnis*  des  Zusammenhanges  der  alten  griechischen 
Cu  hur  mit  der  asiatischen  und  ägyptischen  von  ho- 
her Bedeutung  ist. 

Christ  , K.  Der  keltische  Gott  Merdos  und  der 
arische  M ithros.  (Jahrbücher  des  Vereins  von 
Alterthumsfreunden  im  Rheinlande,  Heft  LXIV, 
S.  53.) 

Christ , K.  Der  achte  römische  Meilenstein  aus 
Heidelberg.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alter- 
thumsfreunden im  Rheinlande,  Heft  LXIV,  S.62.) 

Christ,  K.  Die  Civitas  Aelia  Hadriana  am  untern 
Main.  (Correspondenzblatt  des  Gesamratvereins 
der  deutschen  Geschichte-  und  Alterthumsvereine 
1879,  S.  33.) 

Christ,  K.  Trajaniache  Anlagen  am  Neckar  und 
Main.  (Correspondenzblatt  des  Gesamratvereins 
der  deutschen  Geschichte-  und  Alterthumsvereine 
1879,  S.  50.) 

Christ,  K.  Bemerkungen  zu  der  Frage  nach  den 
Hinkelsteinen  u.  s.  w.  (Correspondenzblatt  des 
GeaammtveruiüB  der  deutschen  Geschichte-  und 
Alterthuiua vereine  1879,  S.  62.) 

Christ,  K.  Datirbare  Inschriften  aus  dem  Oden- 
walde und  Mainthal.  (Jahrbücher  des  Vereins 
von  Alterthumsfreunden  im  Iiheinlnnde,  Heft 
LXVI.  Bonn  1879.) 


Cohausen,  A.  von.  Die  Hügelgräber  östlich  vom 
Goldenen  Grund  zwischen  Camberg  und  Neu- 
Weilnau.  (Annalen  des  Vereins  für  Nassauische 
Alterthumskunde,  14.  Bd.,  2.  Heft,  S.  154.) 

Von  besonderem  Interesse:  111.  Ueber  die  Germa- 
nischen Thuuarbeiteu,  worin  da*  Technische  über 
die  Form,  die  Masse,  das  Brennen,  die  schwarze 
Färbung,  die  Herstellung  derselben  mit  Awendung 
der  Töpferscheibe  etc.  gehandelt  wird. 

Cohausen,  A.  von.  Grabhügel  im  Schiersteiner 
Wald,  District  Pfühl.  (Annalen  des  Vereins  für 
Nassauische  Alterthumskunde,  14.  ßd.,  2.  Heft, 
& 166.) 

8.  1Ä7:  .Auf  die  chemischen  Agentien,  welche  in 
diesen,  mit  WalJbäumeji  bewachsenen  Hügeln  fort 
und  fort  wirken,  wurden  wir  wiederholt  hingewieseo. 
Es  fanden  sich  nämlich  in  1 bis  1 */2  Meier  Tiefe 
daumendicke  Wurzeln,  die  so  verfault  waren,  dass 
sich  nur  ihre  Rinde  schlauchartig  erhalten  hatte 
und  in  der  sonst  trockenen  und  braunen  Erde  gefüllt 
war  mit  einem  miiehweissen  Thonschl&mm.  Bei  der 
Fäulniss  muss  sich  der  Kohlenstoff  der  Wurzeln 
wolii  eines  Theiis  des  Bauerstorts  des  Eisenoxyds, 
welches  die  Erde  brauu  färbte,  betnächtigt  und  sich 
nun  als  Kohlensäure  mit  dem  übrig  bleibendcu  Eisen- 
oxydul  zu  farblosem  kohleusaurem  Eiseuoxydul  ver- 
bunden haben.  Unter  dieser  Einwirkung  der  Vege- 
tation und  deren  Zersetzung  würde  Wmo  jede« 
Eisengerttt-he,  das  man  et  wa  dem  Todten  mitgegeben 
hätte . verschwunden  sein , und  wir  können  daher 
aus  dem  Mangel  jeder  »ichttaren  Eisenspur  nicht 
schliessen,  dass  das  Grab  kein  Eisen  enthalten  habe. 
Dieselbe  Kohlensäure,  welche  uns  die  Bronze  mit 
ihrer  schönen  grünen  Patina  aus  dem  braunen  Boden 
entgegen  leuchten  lässt,  entzieht  das  entfärbte  Eisen 
unseren  Blicken." 

Cohausen,  A.  von.  Archäologische  Miscellen: 
1.  Die  Iieidenmauer  zu  Wiesbaden.  2.  Römische 
Gräber  in  Mainz.  3.  Gräber  bei  Nauheim  in  der 
Wetterau  innerhalb  des  Pfahlgrabens.  (Annalen 
dee  Vereins  für  Nassauische  Alterthumskunde, 
14.  Bd.,  2.  Heft,  S.  406.) 

v.  Cohausen.  Ueber  das  Spinnen  und  Weben  bei 
den  Alten.  (Annalen  des  Vereins  für  Nassauische 
Alterthumskunde,  15.  Bd.,  1879.) 

Conrady,  W.  Die  römischen  Inachriften  der  „Alt- 
stadt“ bei  Miltenberg.  (Annalen  des  Vereins  für 
Nassauische  Alterthumskunde,  14.  Bd.,  2.  Heft, 
S.  341.) 

Correspondenz-Blatt  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
Redigirt  von  J.  Ranke.  München  1879. 

Cuno,  J.  G.  Vorgeschichte  Roms.  1.  Thcil.  Die 
Kelten.  Leipzig  1878. 

Doccke,  W.  Etruskische  Forschungen.  3.  lieft. 
Die  etruskischen  Vornamen.  Stuttgart  1879. 

Deppe,  A.  Wo  haben  wir  die  beiden  Lager  und 
«las  Schlachtfeld  des  Varus  zu  suchen  ? (Corre- 
spondenzblatt des  Gesammtvereins  der  deutschen 
Geschichte-  und  Alterthumsvereine  1879,  S.  12.) 


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4 Verzeichn  iss  der  anthropologischen  Literatur. 


Deppe,  A.  Wo  haben  wir  das  Sommerlager  des 
Varna  aas  dem  Jahre  IX  unserer  Zeitrechnung 
und  das  Feld  der  Hermannsschlacht  im  Teuto- 
burger Walde  zu  suchen?  Nach  den  Geschichta- 
quellen  beantwortet.  Heidelberg  1879. 

Dettmer,  J.  I)cr  Sachsenführer  Widukind  nach 
Geschichte  und  Sage.  Würzburg  1879. 

Dieffenbach , G.  Uebcr  die  Ausgrabungen  auf 
dem  Römercastell  Kapersburg.  (Correspondenz- 
blatt  des  Gesaramtvereins  der  deutschen  Ge- 
schieh ts-  und  Alterthums vereine  1879,  S.  81.) 

DicfFonbach,  G.  Zusammenstellung  der  bisher 
in  Friedberg  aufgefundenen  römischen  Inschriften. 
(Annalen  des  Vereins  für  NuRsauinche  Altorthums- 
kundc,  14.  Bd.,  2.  Heft,  S.  282.) 

Diofenbacb,  Lr.  Völkerkunde  Osteuropas,  insbe- 
sondere der  Hämoshalbinsel  und  der  unteren 
Donaugebiete.  1.  Bd.  Türkisches  Reich.  Alba- 
nesen. Illyrier.  Thrakern  Griechen.  Rumänen. 
Darmstadt  1880. 

Duncker,  A.  Ausgrabungen  am  Pfahlgraben  im 
Bulauwalde  und  bei  Rückingen.  (Correspondenz- 
blatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Ge- 
acbichts-  und  Alterthnmsvereiue  1879,  S.  44.) 

Duncker,  A.  Beiträge  zur  Erforschung  und  Ge- 
schichte des  Pfahlgrabens  (Limes  imperii  Romani 
Transrhenani)  im  unteren  Maingebiet  and  der 
Wetterau.  (Zeitschrift  des  Vereins  für  Hessische 
Geschichte  und  Landeskunde,  N.  F.t  Bd.  VIII.) 

Duncker,  A.  Ueber  die  Jupiterstatuetten  von 
Igstadt  bei  Wiesbaden  und  Trier.  (Annalen  des 
Vereins  für  Nassauische  Altertbumskunde , XV. 
Bd.,  1879.) 

Dütschko,  H.  Die  antiken  Denkmäler  der  Kölner 
Privatsammlungen.  Mit  2 Tafeln.  (Jahrbücher 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
land«, Heft  LXIV,  S.  69.) 

Diitschke,  H.  Ueber  eine  goldene  Fibula  aus 
Etrurien.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alfcer- 
thumsfreunden  im  Rbeinlande,  Heft  LXIV,  S.  89.) 

Eichheim,  M.  Die  Kämpfe  der  Helvetier  and 
Sueben  gegen  C.  J.  Casar.  Eine  kritische  Stu- 
die. Neuburg  a.  D.  1876. 

Eichheim , M.  Neue  Schlaglichter  auf  die  Urge- 
schichte der  Germanen  in  Belgien  und  den  Rhein- 
landen. Neuburg  a.  D.  1876. 

Eltcster.  Die  Römerstrasse  von  Mainz  nach  Cob- 
lenz.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden  im  Rheinlande,  lieft  LXVI.  Bonn  1879.) 

Erdmann.  Urnenfelder  und  Runenstein  bei  Zül- 
liebau.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  1879,  S.  222.) 


Erhardt,  L.  A eheste  germanische  Staatenbildung. 
Eine  historische  Untersuchung.  Leipzig  1879. 

Ernst,  A.  Indianische  Alterthümer  ans  Vene- 
zuela. (Globus  1878,  S.  377.) 

Fahne,  A.  Neue  Beiträge  zum  Limes  imperii 
romani  german.  seeuud.  und  Gultiirhistorischcs. 
Mit  Holzschnitten  und  Karten.  (Aus  der  Zeit- 
schrift des  Bergischen  Geschichtsvereins.)  Düssel- 
dorf 1879. 

Falk.  Die  Stelle  bei  Mainz:  Rachatom,  Racheden, 
Raden.  (Correspondenzblatt  des  Gesammtvereins 
der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine 
1879,  S.  79.) 

Faudel  und  Bleicher.  Materiaux  pour  une  etude 
prühistorique  de  l’Alsace.  (Bulletin  de  la  societe 
d'histoire  naturelle  de  Colmar  1878,  p.  107.) 

Feldmanowski  und  Virchow.  Alterthümer  von 
Skarbnice  bei  Znin.  (Verhandlungen  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  134.) 

Fischer,  E.  L.  Die  Urgeschichte  des  Menschen 
und  die  Bibel.  Nach  der  heutigen  anthropolo- 
gischen Forschung.  Würzburg  1878. 

Fischer,  H.  Ueber  die  sogenannten  Amazonen- 
steine,  sowie  über  das  fabelhafte  Amazonen volk 
selbst.  (Archiv  für  Anthropologie,  XII.  Band, 
1.  Vierteljahrsheft,  S.  7.) 

Fligier.  Zur  prähistorischen  Ethnologie  der  py- 
renäischen  Halbinsel.  (Gla,  14.  Jahrg.  (1878J, 
Heft  11.) 

Florkowski.  Gesichtsurne  aus  einem  Steinkisten- 
grab in  Gogolin  (Kreis  Culra,  Westpreussen.) 
(Verbandlangen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  S.  30.  Mit  Abbildung.) 

Fra&s,  O.  Gemauerte  Gräber  innerhalb  der  Stadt 
Stuttgart.  (Correspondenzblatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  8.  41.) 

Fränkel,  M.  Ausgrabungen  bei  Köthen.  Zwei 
Schädel  aus  den  Ausgrabungen  bei  Haas  Zeitz. 
(Mittheilungen  des  Vereins  für  Auhaltische  Ge- 
schichte und  Alterthumskunde,  II.  Bd.,  2.  Heft. 
Dessau  1878.) 

Friedei,  E.  Alterthümer  von  Preuzlau  und  Um- 
gegend. CommissionBbericht  des  Märkischen 
Provinzial-Museums.  (Beilage  zum  „Bär“  1878, 
Nr.  24.) 

1.  Die  Stadt  Preuzlau.  11.  Uindenburg-Sternhagen : 
Burgwall.  Skeletgräber.  111.  Die  Bachholzer  Koppel : 
Hünengräber  mit  Steinkisten.  IV.  Der  Schlackenwall 
im  Ober- Uckenee.  »Ohne  allen  Zweifel  enthält  die 
Insel  (im  genannten  See)  mit  ihrem  Schloekenwall  ein« 
der  merkwürdigsten  vorgeschichtlichen  Bauwerke  in 
Norddeutachland.“  Aus  spatwendischer  Zeit.  V.  Potz- 
low.  Burgwall  und  Pfahlbau.  Slavisch.  Vgl.  Mit- 
theilangen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropolo- 
gie 1874,  8.  114  fg.  VI.  Drense.  Alto  Landwehr. 
Wendischer  Burgwall. 


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Verzeichnis»  (1er  anthropologischen  Literatur.  5 


Friedei,  E.  Verzoichniss  der  vom  Märkischen 
Provinzial  - Museum  der  Stadtgemeinde  Berlin 
auf  der  Berliner  Gewerbe- Ausstellung  1879  nie- 
dergelegten Gegenstände.  Berlin  1879. 

Enthält  auch  das  Verzeichnis*  einer  Anzahl  heid- 
nischer Gegenstände. 

Friedei,  E.  Eintheilungsplan  des  Märkischen 
Provinzial  • Musoums  der  Stadtgemeinde  Berlin 
im  Aufträge  der  städtischen  Behörden  verfasst. 
Vierte  Auflage.  Berlin  1879. 

Enthält  zunächst  die  Besuchsordnung , dann  den 
Eintheilnngsplan : A.  Naturgeschichte  der  Mark, 

B.  Culturgeschichte  der  Mark,  Abtheilung  I.  Vor- 
geschichtliche (heidnische)  Epoche  der  Mark.  (Dilu- 
vium — jüngst  vergangene  Erdbildung.)  a.  Palfto- 
lit  hisclie«  Zeitalter.  (Alluvium  — neueste,  noch 
währende  Erdbildung.)  b.  Neolithisclies  Zeitalter, 
c.  Brouzezeitalter.  d.  Eisenzeitalter.  Abtheilung  II. 
Geschichtliche  (christliche)  Epoche  der  Mark.  Ab- 
teilung III.  Beiträge  zur  vergleichenden  Cultur- 
geschichte.  Daran  schließen  sich  Erläuterungen  zu 
B.  de*  EiutheilungsplAiies  und  ein  Anhang,  betreffend 
das  Hammeln  und  AuTbewahren  von  Altertkümern. 

Friedei,  E.  lieber  Altcrthümcr  des  Märkischen 
Provinzial  -Museums.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  163.) 

Zwei  Urnen  ans  der  Steinzeit,  Schale  in  der  Form 
eines  Bronzegefässes,  Bronzehalsring,  Bronzefund  von 
Glieuike,  Steinbeile,  Mäanderurnen  etc. 

Friedei , E.  Uebcr  geschäftete  Foucrsteinbeile. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  S.  161.) 

Frohnhäuser.  Ein  Bronzefund  von  Lampertheim. 
(Correspondenzblatt  des  Gesammt verein«  der  deut- 
schen Geschieht«-  und  Alterthumsvereine  1879, 
S.  29.) 

Frohnhäuser.  Die  „Steiner  - Strasse“  (Stein- 
Strasse)  zwischen  Xou&chlosa  und  Gernsheim, 
Provinz  Starken  bürg , Groa&hcrzogthum  Hessen. 
(Correspondenzblatt  des  Gesammtsvereins  der 
deutschen  Geschieht«  - und  Alterthumsvereine 
1879,  S.  93.) 

Fulda.  Die  voigtstedtcr  Gräberfunde.  (Correspon- 
denzblatt des  Gesammtvereins  der  deutschen 
Geschichte-  und  Alterthumsvereine  1879,  S.  7. 
Aus  der  Magdeburger  Zeitung  abgedruckt.) 

Furtwängler,  A.  und  Löschko,  G.  Mykenische 
Thongefitsse.  Im  Aufträge  des  Institutes  in  Athen 
horausgegeben.  Berlin  1879. 

v.  Gagorn , C.  Die  Pyramiden  von  Teotihuacan. 
(Deutsche  Rundschau  1879,  S.  463.) 

Gareis.  Altgermanische  Gräber  bei  Giessen.  (Er- 
ster Jahresbericht  des  oberheesischen  Vereins  für 
Localgeschichte,  Vcreinsjahr  1878 — 1879,  S.  18.) 

Geiger,  L.  Zur  Entwickelungsgeschichte  der 
Menschheit.  2.  Auflage.  Stuttgart  1878. 


Gern«  und  Voss,  llalsring  von  Gold,  gefunden 
bei  Glogau.  (Verhandlungen  der  Berliner  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie  1879,  S.  33.) 

Giefers,  W.  E.  Eresburg,  IrmensÄulo,  Bullerborn. 
(Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  und 
Alterthumskunde,  36.  Bd.  Münster  1878.) 

Göbolor.  Keltische  Ueberreste  in  Ortsnamen. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  S.  88.) 

Gümbel.  Ueber  Bildung  von  Hohlen  in  Bayern. 
(Beiträge  zur  Anthropologie  etc.  Bayerns,  II, 
1879,  S.  191.) 

Haag.  G.  Die  Völker  um  die  Ostsee  vor  800  bis 
1000  Jahren.  (Baltische  Studien  1878,  S.  277.) 

Handolmann , H.  SechsunddreisRigster  Bericht 
zur  Alterthumskundc  Schleswig -Holsteins.  Mit 
Holzschnitten.  (Vignette:  Steinkammer  bei  Al- 
bertsdorf  auf  Fehmarn.)  Kiel  1879. 

Enthält  ein  Verzeichniss  de*  Zuwachse«  zu  den 
Sammlungen  de«  Kieler  Museum«. 

Handelmann,  H.  Antiquarische  Mine  eilen.  (Zeit- 
schrift für  Schleswig-  Holstein-  Lauenburgischo 
Geschichte,  neunter  Bd.,  S.  173.) 

Handelmann,  H.  Ausgrabungen  auf  Sylt.  Ein 
Hügel  mit  einem  Doppelbau.  (Correspondenzblatt 
des  Gesammtvereins  der  deutschen  Goschichts- 
und  Alterthumsvereine  1879,  S.  88.) 

Handelmann,  H.  Eine  römisch-barbarische  Gold- 
münze. (Correspondenzblatt  de«  Gesammtvereins 
der  deutschen  Geachichts-  und  Alterthumsvereine 
1879,  S.  98.) 

Hartmann,  H.  Belm.  Der  Taufort  Widukinds 
und  die  Grabstätte  Gcvas.  (Monatsschrift  für  die 
Geschichte  Westdeutschlands,  5.  Jahrg.,  10. — 12. 
Heft.) 

Haupt,  P.  Die  sumerischen  Familiengesetze  in 
Keilschrift,  Transcription  und  Ucbersetzung.  Eine 
assyriologische  Studie.  Leipzig  1879. 

Hegner.  Anscheinende  Pfahlbauten  in  dem  Bartsch- 
(Baritach  -)  Bruche.  (Verhandlungen  dor  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  73.) 

Heine,  E.  W.  Die  germanischen,  ägyptischen  und 
griechischen  Mysterien.  Hannover  1878. 

Helbig,  W.  Die  Paliker  in  der  Poebene.  Beiträge 
zur  altitalischen  Cultur-  und  Kunstgeschichte. 
Mit  einer  Karte  und  zwei  Tafeln.  Leipzig  1879. 

Hellwald,  Fr.  v.  Der  Cougress  für  amerikanische 
Urgeschichte  zu  Luxemburg.  (Ausland  1877, 
Nr.  46,  S.  905.) 

Hellwald,  Fr.  v.  Eine  Umwälzung  in  der  prä- 
historischen Wissenschaft.  (Beilage  zur  Wiener 
Abendpost  1877,  Nr.  231.) 


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6 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Hellwald,  Pr.  v.  Der  vorgeschichtliche  Mensch. 
Ursprung  und  Entwickelung  des  Menschenge- 
schlechtes. Für  Gebildete  aller  Stünde.  Ur- 
sprünglich herausgegeben  von  Wilhelm  Baer. 
Zweite,  völlig  unbearbeitete  Auflage.  Mit  500 
in  den  Text  gedruckten  Illustrationen  uud  6 Ton- 
bildern. Leipzig  1880. 

Heirnig,  A.  lieber  die  Hügelgräber  bei  Ribben, 
Kreis  Sensburg.  (Sitzungsberichte  der  Alter- 
thaniBgeeellschafl  Prussia  zu  Königsberg,  Novem- 
ber 1877—1878,  S.  27.) 

Hennig,  A.  Das  Gräberfeld  bei  Gerdauen.  (Zeit- 
schrift für  Ethnologie  1879,  S.  303.) 

Herbst,  O.  Die  Urgeschichte  d©B  Menschen  und 
die  mineralische  Deutung  der  alten  Steiuwaffcn 
und  anderen  Steingeräthe.  (Die  Nator  1878, 
S.  181.) 

Nach  einer  allgemeineren  Einleitung  mit  besonde- 
rer Bezugnahme  auf  da*  Werk  von  0,  Fischer  über 
Nephrit  und  Jadeit  nach  ihren  mineralogischen  Eigen- 
schaften etc.  1875. 

Herzfeld,  L.  Handelsgeschichte  der  Juden  des 
Alterthums.  Braunachweig  1879. 

Hettner,  P.  Ausgrabungen  römischer  Alterthü- 
mer  im  Regierungsbezirk  Trier  im  Jahre  1878. 
(Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden 
im  Rheinlande,  Heft  LXIV,  8.  100.) 

Heydeck,  J.  Bericht  über  Ausgrabungen  bei  Wis- 
kiauten  und  Wikiau  im  Samlnndc.  (Sitzung  der 
Alterthumsgesellschaft  Prussia  in  Königsberg, 
21.  Septbr.  1877.) 

Hoydock,  J.  Das  Gräberfeld  von  Pietraschen. 
(Sitzungsbericht  der  Alterthumsgesellschaflt  Prus- 
sia zu  Königsberg,  24.  Febr.  1879.) 

In  Klonu : Ganggrab  nur  mit  einem  kleinen  napf- 
artigen  üefäs*e.  Zwei  Grabhügel  nur  mit  Spuren 
einer  Brandschicht.  In  Jucha  drei  Grabhügel,  ln 
Pietraschen  Gräber  mit  Gefassen,  Bronze-  and  Eisen- 
Machen. 

Heydeck,  J.  Das  Gräberfeld  zu  Korklaek,  Kreis 
Gerdauen.  (Sitzungsbericht  der  Alterthumsge- 
sellschaft Prussia  zu  Königsberg,  24.  Februar 
1879.) 

Gräber  mit  horizontalem  kreisförmigem  Steinpflaster 
belegt.  Gafässe,  Bronze-  und  Eiseusachen.  Thon- 
korallen  etc. 

Hoydock,  J.  Ein  Skeletfund  mit  Beigaben  bei 
Wiski&uten,  Kreis  FischhauBen.  (Sitzungsbericht 
der  Altert  hu  magescllsebaft  Prussia  zu  Königs- 
berg, 24.  Febr.  1879.) 

Einenie  Bänder  und  der  Bügel  eine*  hölzernen 
Birnen,  Brometchale,  bum  von  Knochen,  eiaerne 
Nägel. 

Heydock,  J.  Ist  der  Styl  der  Thongefftsse  und 
bronzenen  Gewandnadeln  OatpreusBens  vor  uud 
in  den  ersten  Jahrhunderten  der  christlichen 
Zeitrechnung  durch  die  Völker  des  klassischen 


Alterthums  beeinflusst?  (Ostpreussische  Zeitung 
1879,  Nr.  20,  Beilage.) 

Ist  der  Ansicht,  rda*s  der  Einfluss  eines  südlichen 
Volkes,  möge  man  es  mm  etruskisch  oder  römisch 
neunen,  auf  die  Cultur  unserer  Gegend  speciell  sich 
schwerlich  mit  genügenden  Beweisen  belegen  ü«we.“ 

Hirschfeld , G.  v.  Geschichte  und  Topographie 
des  Rheins  und  seiner  Ufer  von  Mainz  bis  Hol- 
land mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Römer- 
zeit. (Monatsschrift  für  die  Geschichte  West- 
deutschlands, 5.  Jahrg.,  10. — 12.  Heft.) 

Hirschfeld,  G.  v.  Zwei  Funde  aus  dem  Fluss- 
bett« und  Ufer  des  Pilo  bei  Kraraske  (im  Kreise 
Deutsch-Krone).  Mit  Abbildung.  (Zeitschrift 
des  historischen  Vereins  für  den  Regierungsbe- 
zirk Marien werder,  3.  Heft,  S.  1.) 

Hirschfeld,  G.  v.  Die  sogenannten  Anflandungen 
und  Bodenerhöhungen  im  Laufe  der  Jahrhun- 
derte. (Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für 
den  Regierungsbezirk  Marien  werder,  3.  Heft, 
S.  13.) 

Hirschfeld,  G.  v.  Stcinkistengrüber  aus  Wittkau, 
Kreis  Flatow.  (Zeitschrift  des  historischen  Ver- 
eins für  den  Regierungsbezirk  Marienwerder, 
3.  Heft,  S.  46.) 

Hirschfeld,  G.  v.  Der  Gold-  und  Bronzefund 
aus  Dorotheenhof,  Kreis  Flatow.  (Correspondenz- 
blatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Ge- 
schieht«- und  Alterthnmsvereine  1879,  S.  86.) 

Hommel,  Pr.  Arier  und  Semiten.  (Correspon- 
denz-Rlatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie 1879,  S.  52.) 

Hostmann,  Chr.  Die  Metallarbeiten  von  Mykenä 
und  ihre  Bedeutung  für  die  allgemeine  Geschichte 
der  Metallindustrie.  (Correspondenzblatt  des  Ge- 
sammt Vereins  der  deutschen  Geschieht*-  und  Al- 
terthumsvereine  1879,  S.  52.) 

Eine  bahnbrechende  Abhandlung. 

Hottenroth,  P.  Trachten,  llauB-,  Feld-  und 
Kriegsgeräthschaften  der  Völker  alter  und  neuer 
Zeit  Gezeichnet  und  beschrieben.  1.  und  2. 
Lieferung.  Mit  24  Steintafeln.  Stuttgart  1879. 

Hosäus,  W.  Die  Altcrthümer  Anhalts.  Verzeich- 
niBS  der  im  Herzogthum  Anhalt  befindlichen 
Stätten,  an  denen  vorgeschichtliche  Alterth Ürner 
gefunden  worden  sind,  Wüstungen,  Erd-  und 
Steinwerke,  Bau-  und  Kunstdenkmäler  von  den 
frühesten  Zeiten  bis  zur  Mitte  des  17.  Jahrhun- 
derts. Unter  Benutzung  amtlicher  Berichte  zu- 
samraengestellt.  (Mittheilungen  des  Vereins  für 
Anhaitische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  1878.) 

Hübner,  E.  Ein  neues  römisches  Castell  in  Bri- 
tannien. Mit  Tafel.  (Jahrbücher  des  Vereins 
für  Alterthum  (freunde  im  Rheinlande,  Heft  LXIV, 
& 25.) 


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7 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Hübner,  E.  Beitrage  za  den  römischen  Alter- 
tli  Ürnern  der  Rheinlande.  (Jahrbücher  des  Ver- 
eins von  Alterthamsfreaoden  im  Rheinlande, 
Heft  LXIV,  S.  33.) 

Hübner,  E.  Citania.  Altorthümcr  in  Portugal. 
(Besonderer  Abdruck  aus  dem  XV.  Band  des 
Hermes.  Berlin  1880.) 

Der  Der#  von  8.  Romao,  ein  Vorsprung  der  Serra 
de  Falperra  zwischen  den  Flüssen  Este  und  Ave, 
trägt  die  Reste  einer  alten , Citania  genannten  Nie- 
derlassung. «Wir  hakten  hier,  auf  der  iberischen 
Halbinsel  wohl  zum  ersten  Mal,  ein  Oppidum  der 
Urbevölkerung  vor  uns,  den  dürftigen  Wohnplatz  eines 
höchst  einfachen  Menschenstammes , mit  seinen  na- 
türlichen und  künstlichen  Hchutzwehren , mit  den 
gleichförmigen,  ganz  primitiven  Wohnungen  (Häuser 
kann  mau  sie  kaum  nennen)  und  den  spärlichen 
Resten  des  Eindringens  römischer  Cultur  etwa  in 
augustischer  Zeit,  welche  wahrscheinlich  zugleich 
den  Moment  de*  Unterganges  dieser  wie  so  mancher 
anderen  kleinen  alten  Niederlassungen  bezeichnet.“ 

Hübner,  E.  Antike  Todtenmasken,  I.  (Jahrbücher 
dos  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
lande, Heft  LXVI.  Bonn  1879.) 

Hübner,  E.  Zum  römischen  Grenzwall  in  Deutsch- 
land, I.  Nachtrag.  (Jahrbücher  des  Vereins  von 
Alterthuinsfrennden  im  Rheinlande,  Heft  LXVI. 
Bonn  1879.) 

Jagor  und  Samow.  Ueber  die  Herstellung 
schwarzer  Thongefttsse  in  Indien  und  in  der 
Türkei.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  1879,  S.  43.) 

Jähns.  Atlas  zar  Geschichte  des  Kriegswesens 
von  der  Urzeit  bis  zum  Ende  des  16.  Jahrhun- 
derts. Leipzig  1878. 

Jakob.  Näpfchensteine  an  der  Moritzkirche  zu 
Coburg  und  ein  mutbmaasslicher  alter  Weihwas- 
serstein  zu  Milz  bei  Römhild.  (Verhandlungen 
der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  1879, 
S.  223.) 

Jakob,  G.  Die  Gleichberge  bei  Römhild  (Herzog- 
thum Meiningen)  und  ihre  prähistorische  Bedeu- 
tung. Mit  2 Tafeln.  (Archiv  für  Anthropologie, 
XI.  Bd.,  S.  441.) 

Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und 
vaterländische  Alterthümer  in  Emden,  3.  Band, 
2.  Heft.  Mit  1 Karte.  Emden  1879. 

Jentsch.  Das  Reichersdorfer  Urnenfeld.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie 1879,  S.  194.)  Mit  1 Tafel. 

Karsten,  H.  Ueber  heidnische  Begräbnisse  im 
Sachsenlande  Lauenburgs.  (Die  Natur  1879, 
Nr.  2,  S.  5;  Nr.  3,  S.  29.) 

Kasiaki.  Bericht  über  die  im  Jahre  1876  fort- 
gesetzten  Untersuchungen  von  vaterländischen 
AJtertbümern  in  der  Umgogend  von  Neustettin. 


Mit  1 Tafel.  Danzig  1878.  (Aus  den  Schriften 
der  naturforschendeu  Gesellschaft  in  Danzig.)  . 

Kasten.  Der  Burgwall  in  der  Prägel.  (Baltische 
Studien,  XIX.  Jahrg.,  Heft  1 — 4.  Stettin  1879.) 

Kasten.  Steinkreis  in  der  Netzebander  Heide. 
(Baltische  Studien  1878,  S.  545.) 

Katalog  zur  Ausstellung  westphälischer  Alterthü- 
mer und  Kunsterzeugnisse  vom  Vereine  für  Ge- 
schichte und  Altcrthumskunde  Westpbalens  im 
Juni  1879  zu  Münster  i.  W.  Münster  1879. 

Enthält  Nr.  1 — römische,  Nr.  40—91  germa- 
nische, Nr.  92  — 127  merowingische  Alterthümer. 

Kaufmann,  G.  Deutsche  Geschichte  bis  auf  Karl 
d.  Gr.,  I.  Bd.  Die  Germanen  der  Urzeit  Leip- 
zig 1880. 

v.  Keltsch  - Stein , V.  Keltische  Königshöfe  in 
Schlesien,  Eine  etymologische  Studie.  Oels 
1879. 

Kichler,  H.  Die  Hügelgräber  im  District  Die- 
thersschlag  im  Bessunger  Gemeindewald.  (Cor- 
respondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deut- 
schen Geschichts-  und  Alterthumsvereinc  1879, 
S.  13.) 

Kohn,  A.  Archäologische  Ausgrabung  von  81a- 
voezewo,  Kreis  Mogilno.  (Zeitschrift  des  histo- 
rischen Vereins  für  den  Regierungsbezirk  Marien- 
werder, 3.  Heft,  S.  37.) 

Kohn,  A.  Peruanische  Alterthümer  in  der  Samm- 
lung des  Dr.  J.  M.  Macedo  in  Lima.  (Die  Natur 
1879,  S.  248.) 

Kohn,  A.  und  Mehlis,  C.  Materialien  zur  Vor- 
geschichte des  Menschen  im  östlichen  Europa. 
Nach  polnischen  und  russischen  Quellen  bear- 
beitet und  herausgegeben.  Erster  Bd.  Mit  162 
Holzschnitten,  9 lithograpbirten  und  4 Farben- 
drucktafeln.  Jena  1879.  Zweiter  Bd.  Mit  32 
Holzschnitten,  6 lithographirten  Tafeln  und  1 
archäologischen  Karte.  Jena  1879. 

Kolbe,  W.  Der  Christenberg  im  Burgwalde. 
Marburg  1879. 

Kolberg.  Pytheas.  Geographisch-historische  Er- 
örterungen über  das  Bernsteinland  der  ältesten 
Zeit  (Zeitschrift  für  die  Geschichte  und  Alter- 
thumskonde  Ermlands,  VI.  Bd.,  3.  und  4.  Heft. 
Braunsberg  und  Leipzig  1878.) 

Koner,  W.  Uebersicht  der  Literatur  für  Ethno- 
logie, Anthropologie  und  Urgeschichte  im  Jahre 
1878  bis  Mitte  1879.  (Zeitschrift  für  Ethnolo- 
gie 1879,  S.  325.) 

Konservatorium  der  vaterländischen  Kunst-  und 
Alterthumsdenkmale  in  Württemberg.  Ausgra- 
bungen , Entdeckungen  nud  Restaurationen  in 
den  Jahren  1876  und  1877.  (Mittheilungen  der 


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8 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Anstalten  für  vaterländische  Geschichte  nnd  Al* 

. terthumskunde  in  Württemberg  1878.) 

KrafTert,  IL  Zur  Pfahl  bauten  frage.  (Ausland 
1879,  Nr.  30.) 

Kratz.  Ein  culturhistorischer  Fond  im  Neuwieder 
Rheinbecken.  (Nach  der  Neuwieder  Zeitung  in 
der  Kordel.  AUgem.  Ztg.  1879,  Nr.  397,  sowie 
in  dem  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vor- 
zeit 1879,  Nr.  10.) 

Grub«  mit  üolzkolileu , Topfscherbeu , Knochen* 
resteu  mul  einem  Thierbilde  (eines  laufenden  Pferde*) 
an  der  Lehmwand. 

Kraus,  F.  X.  Römisches  Denkmal  in  Merten. 
Mit  Tafel.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alter- 
thumsfreunden im  Rheinlande,  Heft  LXIV,  S.  94.) 

Krosta.  Ueber  die  Handelswege  der  Alten  nach 
dem  Bernsteinlande.  (Schriften  der  physikalisch- 
ökonom.  Gesellschaft  zu  Königsberg,  XVIII.  Jahrg., 
2.  Abthlg.,  Sitzungsberichte,  S.  32.) 

Kühne.  Bericht  über  Alterthümer,  Ausgrabungen 
und  Funde  im  Sommer  1878.  (Baltische  Studien 

1878,  S.  565.) 

Ausgrabungen  in  deu  Hünen  betten  von  Klemmen 
bei  Gülzow;  «las  Grabfeld  bei  Kasekow;  Oeffnung 
eine»  Hügelgrabes  vou  Lebbehn,  Kreis  Randow;  Aus- 
grabungen in»  Kehrberger  Forstrevier  etc,  Arabischer 
Müuzfund  (eine  Münze  von  Choeroes  II.  591  — 628 
n.  Chr.,  die  älteste  bisher  in  Pommern  gefuudeu«  aus 
dem  Orient). 

L&uth,  F.  J.  Aus  Aegyptens  Vorzeit.  Erstes 
Heft.  Die  prähistorische  Zeit.  Berlin  1879. 

Inhalt:  1.  Die  ägyptische  Chronologie.  2.  Das 

ägyptisch«  Pantheon.  3.  Da*  ägyptische  Elvsior»  oder 
Paradies.  4.  Die  ägyptische  Flut hsage.  6.  Der  ägyp- 
tische Babelthurm. 

Lopkowski.  Lithauischer  Bronzering.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie 1879,  S.  106.  Mit  Abbildung.) 

Liebrecht,  F.  Zur  Volkskunde.  Alte  und  neue 
Aufsätze.  Heilbronn  1879. 

Enthalt  unter  anderem  interessante  Mittheilnngen 
Uber  Menschen-  und  Tkieropfer. 

Lindenschmit,  H.  Das  Gräberfeld  von  Dietere- 
heim.  (Correspondenzblatt  des  Gcsammtvereins 
der  deutschen  Geschichte-  und  Alterth  ums  vereine 

1879,  S.  1.) 

Lindcnschmit,  L.  Die  Alterthümer  unserer  heid- 
nischen Vorzeit,  3.  Bd.,  9.,  10.  und  11.  Heft. 
Mainz  1879. 

Enthält:  üt-wandnadeln  von  Erz,  zumeist  aus 
Grabhügeln:  Thongelasse  von  ungewöhnlicher  Form 
und  Verzierungsweiae;  alte  Bildwerke  des  Rheinlati- 
de«  (der  Grabstein  eines  Hchitfers);  römische  Metall- 
arbeiten  mit  Verzierung  vou  Schmelzwerk , Tauscht- 
ruug  uudNiello;  Angouen ; Schmuckgegeustände  aus 
fränkischen  und  alainaniiLsclien  Gräben»  nnd  eine 
Beilage;  Bemerkungen  über  die  Verzierung  römi- 
scher Metallarbeiten  durch  Danut  acinirung  oder  Tau - 
schiruug  und  ihr  Verhältnis»  zu  gleichartigen  Deuk- 


malen  der  merow ingischen  Zeit.  — Heft  10:  Dolchs 
atu  Grabhügeln  in  Bäddeutschland , Thongefasse  aus 
solchen,  alte  Bildwerke  des  Rheinlandes,  Becher  von 
Erz,  fränkische  und  angelsächsische  Helme  und 
Schmuckstücke  und  Geräthe  aus  Bergkrystall , Gold, 
Silber  und  silberbelegten»  Erz. 

Sodann  11.  Heft:  Goldgefasste.  Masken  und  Helm- 
visire,  die  Pyrmonter  Schöpfkelle,  Schwerter.  Zier- 
stücke , Schnallen , Fibeln  und  Beschläge  atu  fränki- 
schen Gräbern , schliesslich  eine  Beilage  betreffend 
die  Masken  und  Visirhelme  aus  Erz  und  Eiseu.  In 
der  letzteren  wird  gezeigt,  „weshalb  eine  Darstellung 
dieser  Art  vou  Schutzwaffen  auf  eigentlichen  Kunst- 
werken uiclit  zu  erwarte»»  ist,  dass  dieselben  dafür 
auf  Grabsteinen  von  Lfegionssoldaten  erkennbar  sind, 
da**  ferner  kein  Grund  gegen  die  Führung  geschlos- 
sener Helme  bei  einzelnen  Truppentheilen  vorliegen 
kann,  und  dass  insbesondere  auch  die  Maskenbelme 
weder  »o  ihrer  Verz»erung*weiae  noch  ihrer  verhält- 
nissmässig  geringen  Metallstärke  oder  den  Eigen- 
tümlichkeiten de*  Visirs  irgend  ein  Hindernis*  für 
deu  wirklichen  Gebrauch  bieten.“ 

Lisch.  Alterthümer  der  Steinzeit  von  Ostorf.  Mit 
Abbild.  (Jahrbücher  des  Vereins  für  Mecklen- 
burgische Geschichte  u.  Altertbumskunde,  XLIII. 
Jahrg.  Schwerin  1878.) 

Lissauer  und  Schuck,  R.  Führer  durch  die  an- 
thropologische Sammlung  der  natnrforschenden 
Gesellschaft  in  Danzig-  (Separatabdruck  aus  den 
Schriften  der  naturforschenden  Gesellschaft  in 
Danzig,  IV.  Bd.,  3.  Heft,  1878.) 

Luchs.  Zur  Statistik  des  Museums  schlesischer 
Alterthümer.  (Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und 
Schrift,  41.  Bericht,  S.  363.) 

Uebersicht  der  Sammlungen  nach  Zahl , Art  und 
Herkunft  der  Gegenstände. 

Mayrhofer,  L.  Eröffnung  von  Hünengräbern  bei 
Kaiserslautern  im  Sommer  1878.  (Mittheilungen 
des  historischen  Vereins  der  Pfalz,  VII.  Heft. 
Speyer  1878.) 

Mehlis,  C.  Studien  zur  Völkerbewegung  in  Mit- 
teleuropa. 2.  Gäaaten  und  Bastarner.  3.  Cim- 
bern  und  Teutonen.  (Ausland  1877,  S.  751  fg.) 

Mehlis,  C.  Das  Grabhügelfeld  bei  Hagenau  und 
seine  Bedeutung  für  die  Culturgescbichte.  (Kos- 
mos, III.  Jahrg*»  5.  Heft.) 

Mohlis,  C.  Die  Houbirg  im  Pegnitzthale.  Mit 
einer  Tafel  und  Zeichnungen.  (Archiv  für  An- 
thropologie, XI.  Bd.,  S.  189.) 

MehliB,  C.  Ein  Urnenfeld  von  Erpolzheim  in  der 
Pfalz.  (Archiv  für  Anthropologie,  XII.  Bd.,  erstes 
Vierteljahrsheft,  S.  1.) 

Mehlis,  C.  Die  Alterthümer  in  Württemberg. 
(Ausland  1878,  Nr.  30,  S.  597.) 

Mehlis,  C.  Die  Sueben  des  Ariavist.  (Ausland 
1879,  Nr.  31.) 

Mehlis,  C.  Bilder  aus  Deutschlands  Vorzeit  Jena 

1879. 


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9 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Mohlis,  C,  Stadien  zur  ältesten  Geschichte  der 
Rheinlande.  Vierte  Abtheilung.  Herausgegeben 
vom  Ausschüsse  der  Pollichia,  des  naturwissen- 
schaftlichen Vereines  der  Ilheinpfalz.  Mit  Tafeln 
und  Zeichnungen.  Leipzig  1879. 

Enthält:  I.  Bilder  aus  der  Vorgeschichte  der  Rhein- 
lande.  II.  Die  Inhumntion  am  Mittelrhein.  111.  Uebcr 
die  Reihengräber  am  Mittelrheiu.  IV.  Ueber  die  Zu- 
sammensetzung des  deutschen  Volkes.  V.  Ueber 
deutsche  Schädel.  VI.  Ueber  deutsche  Ortsnamen. 

VII.  Zur  Somatologie  der  bayerischen  Jugend. 

VIII.  Zu  den  Dürkheitner  und  Rodenbacher  Funden. 

IX.  Nelle  Gräber  um  Mittelrhein  und  ihre  historische 
Bedeutung.  X.  Ausgrabungen  auf  der  Limburg  in 
der  Pfalz. 

C.  M.  IX.  Versammlung  der  deutschen  anthropo- 
logischen Gesellschaft  zu  Kiel.  (Ausland  1878, 
Nr.  41,  8.  810.) 

Mestorf,  J.  Die  Fabrikation  der  sogenannten  jü- 
tischen Tatertöpfe.  (Archiv  für  Anthropologie, 
XI.  Bd.,  S.  453.) 

Mestorf,  J.  Alte  Pfahlsetzungen  in  Xordalhingien. 
(Mittheilungen  des  Vereins  für  Hamhurgische 
Geschichte,  2.  Jahrg.,  Nr.  10.) 

Mestorf,  J.  Die  Bronzefonde  in  Bologna.  (Cor- 
respondenz  - Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  1879,  S.  49.) 

Mohawkische  Alterthümer.  (Ausland  1879,  Nr.  17.) 

Mook,  F.  Aegyptens  vormetallische  Zeit.  Mit 
13  Tafeln  in  Lichtdruck  und  1 lithograph.  Tafel. 
Würzburg  1880. 

Morgenstern,  J.  Die  Steinzeit.  (Vossische  Ztg. 
1879,  Sonntagsbeilage  Nr.  24.) 

Nehring,  A.  Lebten  zu  Cäsar’s  Zeiten  Renthiere 
im  hercynischen  Walde?  (Globus  1878,  Nr.  6 
und  7.) 

Nohrlng,  A.  Die  Fossilreste  der  Mikrofauna  aus 
den  oberfränkischen  Höhlen.  (Beiträge  zur  An- 
thropologie etc,  Bayerns,  II,  1879,  S.  289.) 

Nehring,  A.  Fossilreste  eines  Wildesels  aus  der 
Lindenthaler  Hyänenhöhle  hei  Gera.  (Zeitschrift 
für  Ethnologie  1879,  S.  137.) 

Neueste  Ausgrabungen  in  Rom.  (Ausland  1879, 
Nr.  22.) 

Niemann.  Die  Burgwälle  im  Oldenhürgischen 
Münsterlande.  Mit  Abbildungen.  (Bericht  über 
die  Thätigkeit  des  Oldenburger  Landesvereins 
für  Altorthumsktlhdü  vom  1.  März  1877  bis  1. 
Januar  1878,  S.  3.) 

Ohlonschlager,  F.  Die  Begrähnissarten  aus  ur- 
geschichtlichcr  Zeit  auf  bayerischem  Boden.  Mit 

Archiv  fttr  AtithroixkUigta.  Kd.  XII. 


3 Taf.  (Beiträge  zur  Anthropologie  etc.  Bayerns, 
D,  1879,  S.  81.) 

Ohlensohlager , F.  Prähistorisch?  Karte  von 
Bayern.  Mit  3 Blättern  der  Karte.  (Beiträge  zur 
Anthropologie  etc.  Bayerns,  III,  1879,  S.  1.) 

Osborne,  W.  Ueber  einen  Fund  ans  der  jüngeren 
Steinzeit  in  Böhmen.  (Separatabdruck  aus  den 
Sitzungsberichten  der  naturwiß».  Gesellschaft  Isis 
zu  Dresden  1879,  Heft  1 und  2.) 

Die  Fundstelle  ist  bei  dem  Dorf«  Bohuic  etwa  eine 
Stunde  flussabwärts  von  Prag.  Es  befinden  sich 
hier  UeberresU-  eines  starken  Walles,  „Schweden- 
walles"  ; „Kostobrdy  “ (Knochenberge)  genannte  Berg- 
lehnen umgeben  ein  Z&mka  (Burg)  genanntes  Feld. 
Ausser  Brandlöchern,  sodann  vielen  Knochen,  beinahe 
alle  von  Thieren,  fand  der  Verfasser  ein«  Menge 
Urnenscherbeu , darunter  solche  mit  den  bekannten 
Wellenlinien  verzierte,  und  gegen  10<>  Gegenstände, 
meistens  von  Stein , nur  ein  paar  Perlen  und  einen 
Wirtel  von  Thon.  Später  wurde  ihm  noch  ein  Bronze- 
kelt,  angeblich  von  derselben  Fundstelle,  eingeliefert. 
Der  interessante  Fund  ist  mit  5 Tafeln  Abbildungen 
illustrirt. 

Pauli,  C.  Etruskische  Studien.  Göttingen  1879. 

Peter,  J.  Neu  entdeckte  Alterthümer  hei  Men- 
gen. (Württerab.  Jahrbücher  für  Statistik  und 
Landeskunde,  Jahrg.  1879,  2.  Bd.,  1.  Hälfte.) 

Pinder,  E.  Bericht  über  die  heidnischen  Alter- 
thümer der  ehemals  kurhessischen  Provinzen 
Fulda,  Oherheeeen,  Niederhessen , Herrschaft 
Schmalkalden  und  Grafschaft  Schaumburg,  welche 
sich  in  den  gegenwärtig  vereinigten  Sammlungen 
des  Museum  Fridericianum  zu  Cassel  und  des 
Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde befinden.  Mit  3 Tafeln.  Cassel  1879. 

Poppe,  S.  A.  Beschreibung  einiger  geschäfteter 
Feuersteinbeile  aus  dem  Gebiete  der  unteren 
Weser  und  Elbe.  Mit  2 Tafeln.  (Aus  den  Ab- 
handlungen des  naturwissenschaftlichen  Vereins 
zu  Bremen,  VI.) 

Prähistorische  Forschungen  in  Russland.  (Aus- 
land 1880,  Nr.  4.) 

Praetorius.  Steinkiatengräber  aus  Friedrichahof 
hei  Könitz.  Mit  Abbildungen.  (Zeitschrift  des 
historischen  Vereins  für  den  Regierungsbezirk 
Marienwerder,  3.  Heft,  S.  5.) 

Pulszky,  Fr.  Ueber  Funde  aus  Ungarns  Vorzeit. 
(Ausland  1878,  8.  885.) 

„Wir  Bind  der  Meinung,  dass  wenn  der  Vortragende 
der  neuen  Auffassung  der  Urgeschichte,  wie  sie  durch 
Fischer,  Lindenschinit  und  Ho  st  manu  im 
Gegensatz«  zur  skandinavischen  Schule  begründet 
worden  i*t,  Rechnung  getragen  hätte,  «ehr  vieles 
von  dem , was  er  vorzubringon  hatte , einer  anderen 
Deutung  fähig  gewesen  wäre;  wer  indes*  mit  der 
neuen  Richtung  der  urgeschichtlichen  Forschung 
vertraut  ist,  wird  wohl  erkennen,  wie  viel  hu*  dem 
P ulszky' sehen  Vorträge  «ich  zu  Gunsten  der  neuen 
Ideen  verwerthen  iäsat." 

2 


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10 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Ranke,  J.,  Thiersch,  A.  und  Hartmann,  F.  S. 
Künstliche  Höhlen  in  Oberbayern.  (Beiträge  zur 
Anthropologie  etc.  Bayerns,  II,  1879,  S.  146.) 

Ranke,  J.  Das  Zwergloch  und  Haaenloch  bei 
Pottenstein  in  Oberfranken.  (Beiträge  zur  An* 
thropologit;  etc.  Bayerns,  II,  1879,  S.  195.) 

Ranke,  J.  Bericht  über  die  X.  allgemeine  Ver- 
sammlung der  deutschen  anthropologischen  Ge- 
sellschaft in  Strassbarg  am  11.,  12.  und.  13. 
August  1 879.  (Correspondenz-Blatt  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  65.) 

Römerxnünse  aus  Rogalin.  Mit  Abbildung.  (Zeit- 
schrift des  historischen  Vereins  für  den  Regie- 
rungsbezirk Marionwerder,  3.  Heft) 

Rose,  R.  Die  vorchristlichen  Denkmäler  Oatfrioa- 
lamls.  (Ostfriesisches  Monatsblatt  VI.  Bd.,  7.  u. 
8.  Heft.) 

Rosenstock,  M.  Germanen  und  Juden  auf  dem 
Boden  des  früheren  weströmischen  Reiches.  Wol- 
fenbüttel 1879. 

Baalborn.  Ausgrabungen  bei  Jessen,  Kr.  Sorau. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  S.  151.) 

Baalborn.  Ethnologische  Erhebungen  in  Sorau. 
Anthropologische  Untersuchung  der  Schulkinder 
in  Preussen.  Gang  and  Resultat  der  ethnologi- 
schen Erhebung  in  Deutschland.  — Ueber  die 
slawischen  Fände.  (Neues  Lausitzisches  Archiv, 
65.  BtL,  2.  Heft,  1879,  S.  278.) 

Schaafhausen,  H.  Ueber  die  Ausgrabungen  in 
Wörbzig.  (Mittheilungen  des  Vereins  für  An- 
haltische  Geschichte  und  Alterthumskunde,  II. 
Bd.,  2.  Heft.  Dessau  1878.) 

8chaa£Thauaen , H.  Fränkisches  Todtenfeld  zu 
Erben  heim.  (Jahrbücher  des  Vereins  von  Alter- 
thumsfreunden  im  Rheinlande,  Heft.  LXIII,  1878, 
S.  167.) 

BchaafThauBen,  H.  Ueber  altgermanische  Denk- 
mäler im  Rheinlande.  (Correspondenz-Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthopologie  1878, 
S.  151.) 

Schäfer.  Ausgrabung  römischer  Roste  in  Heidel- 
berg. Karlsruhe  1878. 

Schäfer,  R.  Germanische  und  römische  Funde 
in  der  Umgegend  von  Gross- Gerau.  (Correspon- 
denzblatt  des  Gesammt Vereins  der  deutschen 
Geschichte-  und  Alterthums  vereine  1879,  S.  32.) 

Schäfer,  R.  Reste  römischer  Niederlassungen  bei 
Höchst  im  Odenwald.  (Correspondenzblatt  des 
Gesammtvereins  deutscher  Geschichte-  und  Al- 
terthumsvereine 1879,  S.  76.) 

Schiorenberg,  G.  A.  B.  Der  Externstein  zur 
Zeit  des  Heidenthums  in  Westphalen.  Dargestellt 


von  einem  Dilettanten.  Mit  8 lithogr.  Abbild. 
Detmold  1879. 

Schierenberg,  G.  A.  B.  Zur  Literatur  über  die 
Römerkriege  und  das  Castell  Aliso.  (Correspon- 
denzblatt des  Gesammtvereins  der  deutschen  Ge- 
schichte- und  Alterthumsvereioe  1879,  S.  36.) 

v.  Schlagintweit  - Sakünlünski , H.  Ethnogra- 
phische und  archäologische  Daten  über  tibeta- 
nische Priesterstempel.  (Globus  1878,  Nr.  3, 
S.  44.) 

Schliomann’s  Ausgrabungen  auf  Ithaka.  (Ausland 

1878,  Nr.  42.) 

Schlosser,  H.  Notice  sur  un  cadran  solaire  an- 
tique,  decouvert  u Bcttwiller  (canton  de  Drulin- 
gen).  (Bulletin  de  la  societe  pour  la  Conservation 
desmonuments  historiques  d’Alsace,  Xme  vol.,  2uw 
livr.,  1876 — 1878.  Strassbourg  1879.) 

Schneider,  J.  Römische  Heerstrassen  zwischen 
Maas  und  Rhein.  (Jahrbücher  des  Vereins  von 
Alterthumsfreunden  im  Rheinlande,  Heft  LXIV 
und  LXVI.) 

Schneider,  J.  Römische  II eerwege  zwischen  Lahn 
und  Ruhr.  (Monatsschrift  für  die  Geschichte 
Westdeutschlands,  5.  Jahrg.,  1.  Heft.) 

Schutts  - Sellack,  C.  Die  amerikanischen  Götter 
der  vier  Weltrichtungen  und  ihre  Tempel  in  Pa- 
lenque.  (Zeitschrift  für  Ethnologie  1879,  S.  209.) 

Schwartz,  F.  L.  Materialien  zur  prähistorischen 
Kartographie  der  Provinz  Pobcd.  1.  Nachtrag 
(Zusammenstellung  der  Funde  und  Fundorte  seit 
Ostern  1875),  nebst  1 Tafel  mit  Abbildungen. 
Posen  1879. 

8chwartz,  W.  Zur  prähistorischen  Mythologie. 
(Zeitschrift  für  Ethnologie  1879,  S.  281.) 

Schwartz,  F.  I#.  W.  Wolken  und  Wind,  Blitz 
und  Donner.  Ein  Beitrag  zur  Mythologie  und 
Culturgeachichte  der  Urzeit.  Berlin  1879. 

Seeger.  Neue  Entdeckung  römischer  Alterthümer 
im  Odenwald.  (Correspondenzblatt  des  Gesammt- 
vereins der  deutschen  Geschichte-  und  Alterthuma- 
vereine  1879,  S.  2.) 

Sepp.  Die  labyrinthischen  Berggänge  in  Altbayem 
u.  a.  Ein  Beitrag  zur  Vaterlandsgeschicbte. 
(Beiträge  zur  Anthropologie  etc.  Bayerns,  II, 

1879,  S.  175.) 

Siovors,  Graf  C.  G.  Forschungstour  während 
der  Monate  Juli  und  August  1878  im  lettischen 
Gebiete  an  der  Oger  und  Ewst.  Mit  einer  TafeL 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  8.  108.) 

Unterimchnngen  von  Gräbern,  dazu  Bemerkungen 
Virchow’n  über  die  gefundenen  Schädel. 

Stechele,  U.  Die  von  700  bis  900  vorkommenden 


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11 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


thüringischen  Ortsnamen.  Hin  Beitrag  zu  einer 
historischen  Karte  Thüringens,  besonders  in  der 
karolingischen  Zeit.  (Zeitschrift  des  Vereins  für 
thüringische  Geschichte  1878,  S.  117.) 

Steinkistongräber  zu  Cramhowo  bei  Vandsburg. 
(Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  den  Re- 
gierongsbezirk  Marienwerder,  3.  lieft.) 

Sterne,  C.  Die  Steinzeit  im  Morgenlaude.  (Vos- 
sische  Zeitung  1879,  Sonntagsbeilage  Kr.  21.) 

Steub,  Jj.  Die  German isirung  Tirols.  (Beiträge 
zur  Anthropologie  etc.  Bayerns,  II,  1879,  S.  131.) 

Stieda , L.  Die  anthropologische  Ausstellung  in 
Moskau  ira  Jahre  1879.  (Archiv  für  Anthropo- 
logie, m Bd.,  2.  Heft,  S.  251.) 

Stöhr,  E.  Ueber  den  neuesten  Bronzefund  in  Bo- 
logna und  über  das  Vorkommen  des  Bernsteins 
in  der  Emilia  in  prähistorischer  Zeit.  (Correspon- 
denz-Blatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie 1879,  S.  42.) 

Stöhr,  E.  Kurzer  Bericht  über  die  prähistorischen 
Funde  und  die  einschlägige  Literatur  in  Italien 
im  Jahre  1878.  (Correspondenz-Blatt  der  deut- 
schen Gesellschaft  für  Anthropologie  1879,  S.  61.) 

Straub,  A.  Rapport  sur  les  antiquites  romaines 
docoavertes  ä Königshofen  pres  Strassbourg  (avec 
gravures  et  une  carte).  (Bulletin  de  la  socicte 
pour  la  conservHtion  des  monuments  historiqnes 
d'Alsace,  X.  vol.,  2.  livr.,  1876 — 1878.  Strass- 
bourg  1879.) 

Studer,  Th.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ilunde- 
racen  in  den  Pfahlbauten.  (Archiv  für  Anthro- 
pologie, XII.  Bd.,  1.  Vierteljabrsheft,  S.  67.) 

Teplouchoff,  A.  lieber  die  prähistorischen  Opfer- 
stätten am  Uralgebirge.  (Archiv  für  Anthropo- 
logie, XII.  Bd.,  2.  Heft,  S.  201.) 

Tergast.  Die  heidnischen  Alterthümer  Ostfries- 
lands.  Im  Aufträge  der  Gesellschaft  für  bildende 
Kunst  und  vaterl.  Alterthümer  in  Emden  heraus- 
gegeben.  Mit  8 Tafeln  Abbildungen.  Emden 
1879. 

Mehr  eine  allgemeine  Orientirung,  als  Eingehen 
auf  die  bisherigen  Funde,  obwohl  einzelne  derselben 
näher  berücksichtigt  werden.  Die  Abbildungen  sind 
gut.  Die  Schrift  hat  hauptsächlich  den  Zweck , das 
Interesse  an  den  heidnischen  Alterthümem  in  Ost* 
friesland  selbst  kräftig  anznregen. 

Thierach,  Fr.  Die  Tholos  desAtrens  zu  Mykenä. 
(Mittheilungen  des  deutschen  archäologischen 
Institutes  in  Athen  1879,  S.  177.) 

Tischler,  O.  Bericht  über  die  anthropologisch- 
prähistorische  Abthcilnng  des  Provinzial-Mtiacums 
der  physikalisch  - ökonomischen  Gesellschaft  in 
Königsberg  i.  Pr.  (Archiv  für  Anthropologie, 
XII.  Bd.,  2.  Heft,  S.  69.) 


Tischler,  O.  Geschenke  und  archäologische  Apho- 
rismen. (Schriften  der  physikalisch-ökonomisch. 
Gesellschaft  zu  Königsberg,  XVIII.  Jahrg.,  2.  Ab- 
theilung, Sitzungsberichte  S.  33.) 

Tischler,  O.  Bericht  Über  die  prähistorisch-ar- 
chäologischen Arbeiten  der  physikalisch-ökonom. 
Gesellschaft.  (Schriften  der  pbys.-ökon.  Gesellsch. 
zu  Königsberg  1877,  XVIII.  Jahrg.,  2.  Abthlg., 
S.  258.) 

Tischler,  O.  Gräberfunde  in  Fürstenwalde. 
(Schriften  der  physikal.-  Ökonom.  Gesellschaft  zu 
Königsberg,  XVIII.  Jahrg.,  2.  Abthlg.,  S.  40.) 

Tischler,  O.  Die  Gräberfelder  zu  Wackern  und 
Eissel  bitten.  (Schriften  der  physikal. -Ökonom. 
Gesellschaft  zu  Königsberg,  XX.  Jahrg.,  1 . Abthlg., 
S.  5.) 

Tischler,  O.  Ostpreusaische  Gräberfelder.  Mit 
5 zum  Theil  chromolithographirten  Tafeln.  Kö- 
nigsberg 1879. 

Beparatabdruck  hu»  deu  Schrift on  der  physikaliach- 
okonomifchen  Gesellschaft  zu  Königsberg.  Am  aus- 
führlichsten ist  da»  Gräberfeld  von  Grimeikeu  be- 
handelt. Lage,  Ban  und  Inhalt  der  Gräber  werden 
genau  dargestellt.  Eine  besonders  eingehende  Be* 
rücksich tigung  erfahren  die  Fibeln,  in  technischer 
wie  formaler  Beziehung,  ao  dass  auf  dieser  Basis  eine 
Classiflcirung  derselben  vorgenommen  wird.  An  diese 
schlieest  sich  eine  Erörterung  der  Herkunft  und  Zeit* 
Stellung  der  Fibeln.  Dann  werden  die  übrigen  Fund- 
gegenstände:  Haarnadeln,  Bchtiallen  und  Gürtel, 

Gürtel  besät  z,  Riemenzungen,  die  verschiedenen  Ringe 

u.  ».  w'.  iMjsprochen  und  zwar,  so  besonders  die 
Perlen , oft  auch  unter  dem  technischen  Gesichts- 
punkte. Darauf  folgen  die  Gräberfelder  von  Alt- 
Rodseh winken , Dietrichs  walde , Kampischkchmen, 
Steinbach,  Pot&wern,  Waldbau»  Görlitz,  Kettenberg. 
Das  reiche  Material,  vor  allem  von  Gruneikeu,  ist 
mit  vielfacher  Heranziehung  der  vorhandenen  Lite- 
ratur behandelt.  Die  Abbildungen  sind  sehr  gut. 

Urlicha,  L.  Der  Rhein  im  Altcrthuin.  (Jahrbü- 
cher des  Vereins  von  Alterthumsf re unden  im 
Rhcinlande,  Heft  LXIV.  Bonn  1878,  8.  1.) 

Vümbery,  H.  Die  primitive  Coltur  des  turko- 
tat  arischen  Volkes.  Leipzig  1879. 

Veith,  K,  v.  Die  Ariovisterschlacht  ira  Jahre  68 

v.  Chr.  Eine  Studie  über  das  Schlachtfeld  und 
die  damalige  Kriegführung.  (Monatsschrift  für 
die  Geschichte  Westdeutschlands,  5.  Jahrgang, 
10.  neft.) 

Vierzigster  Jahresbericht  der  Gesellschaft  für 
Pommersche  Geschichte  und  Alterthnmskundo. 
(Baltische  Studien  1878,  S.  127,  231.  427.) 

Ueber  die  Bacchusstatuette  von  Htlberplattirter 
Brouze,  gefunden  bei  Litdienow.  Gräber  von  Kreit- 
zig  bei  Schivelbeiu  , Bchohow , Konikow , Pauserin, 
Polchlep,  Klockow,  Gumbin,  Handow  und  Kreitzig. 

Völkel.  Ueber  serbisch  - wendische  Alterthümer. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879,  S.  191.) 

2* 


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12 


Verzeichnis  (1er  anthropologischen  Literatur. 


Virchow,  B.  Ucber  Schädel  von  Opbrynium. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1S79,  S.  136.) 

Virchow,  R.  Ueber  seine  Reise  nach  Troja.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie 1879,  S.  204.) 

Virchow,  R.  Troja  und  der  Burgberg  von  His- 
sarlik.  (Deutsche  Rundschau,  6.  Jahrg.,  4.  Hfl., 
Januar  1880.) 

Voigt,  J.  F.  und  Mestorf,  J.  Pfahlwerk  am 
Anfänge  des  ehemaligen  Alster -Travo- Canals. 
(Mitthei langen  den  Vereins  für  hamburgische 
Geschichte,  2.  Jahrg.,  Nr.  10.) 

Die  Vorgeschichte  des  Nordens  nach  gleichzeiti- 
gen Denkmälern.  (Ausland  1878,  Nr.  43.) 

V 088.  Ueber  das  Gräberfeld  von  Giebichenstein 
bei  Halle.  (Verbandlangen  der  Berliner  Gesell- 
schaft für  Anthropologie  1879,  S.  47.) 

Anknüpfcnd  an  einen  Bericht  des  Dr.  Cr  «du  er 
zu  Hall«.  Eine  sorgfältige  Zusammenstellung  der 
Fundobjecte  und  Behandlung  einiger  sich  an  dies« 
knüpfenden  Fragen,  deren  weitere  Ausführung,  wie 
sie  in  Aussicht  gestellt  wird , wo  möglich  mit 
Abbildungen,  sehr  erwünscht  sein  wird.  Von  Vir- 
chow sind  Bemerkungen  über  gefundene  Schädel 
hinzugefügt. 

Voss.  Nachträgliche  Bemerkungen  za  dem  Bronze- 
schmuck von  ßahow.  I Separatabdruck  ans  den 
Verbandlangen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie 1879.) 

Mit  Bezugnahme  auf  die  Ausführungen  Vecken- 
s teilt 's.  Der  Fund  gehört  der  vorrümiachen  Zeit 
an,  ist  also  nicht  slavisch. 

Vobs.  Ueber  eine  Urne  von  Elsenau  (Kreis  Schlö- 
chau).  Mit  Abbildungen.  (Separate bdrnck  aus 
den  Verhandlungen  dor  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  1879.) 

Durch  ihre  Verzierungen , namentlich  die  Darstel- 
lung eines  vierräderigen , mit  zwei  durch  ein  Joch 
verbundenen  Pferden  bespannten  Wagens  höchst 
merkwürdig.  Sie  enthielt  „Asche  und  Knochen.* 

Wacker.  Chronik  der  archäologischen  and  histo- 
rischen Funde  von  1875  bis  Ende  1877.  (Zeit- 
schrift des  historischen  Vereins  für  den  Regie- 
rungsbezirk Marjen werder  1879,  S.  79.) 

Wankol,  H.  Prähistorische  Eisenschmelz-  und 
Schmiedestättcn  in  Mähren.  (Archiv  für  Anthro- 
pologie, XII.  Ed.,  1.  Vierteljahrsheft,  S.  92.) 

v.  d.  Wengen.  Fand  von  drei  durch  Menschen- 
hand bearbeiteten  Hirschgeweihstücken  aus  dem 
Diluvium  in  Schlesien.  (Corrospondonz-Blatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  1879, 
S.  48.) 

Worneburg.  Ucber  thüringische  und  sächsische 
Grenzvertheidigungswerke.  (Zeitschrift  des  Ver- 
eins für  thüringische  Geschichte  1878,  S.  103.) 


Wiener,  Ch.  Reise  in  Peru  und  Bolivien.  (Globns 
1878,  Nr.  1 fg.) 

Der  französische  Minister  des  öffentlichen  Unter- 
richt« beauftragte  am  8.  Jnli  1875  den  genau  nun 
Gelehrten  mit  einer  vorzugsweise  archäologischen 
Forschungsreise  in  dem  alten  Iuca  • Reiche , welche 
von  der  sogenannten  Commission  des  voyagee  et 
missions  für  nützlich  und  wünschenswerte  erklärt 
worden  war.  Die  Wiener' sehe  Mission  fällt  in  die 
Jahre  1875  bi»  1877.  Hier  ist  eine  Uebersicht  über 
die  Forschungen  im  peruanischen  Departement  An* 
cachB  gegeben , mit  Abbildungen  interessanter  Alter- 
th ümer  und  Denkmäler,  darunter  auch  von  zwei 
Dolmen  vom  Berge  Chtiiluc. 

Wieseler,  K.  Zur  Geschichte  der  klcinasiatiachen 
Galater  und  des  deutschen  Volks  in  der  Urzeit. 
Neuer  Beitrag.  Greifswald  1879. 

Wilckens,  Fr.  Fundbericht  über  einige  im  Gute- 
bezirk Sypniewo  entdeckte  Alterthümer.  Mit 
Abbildungen.  (Zeitschrift  des  historischen  Ver- 
eins für  den  Regierungsbezirk  Marienwerder, 
3.  Heft,  S.  99.) 

Wurmbrand,  Graf  G.  DasUrnenfeld  von  Maria- 
Rast.  Mit  5 Tafeln.  (Archiv  für  Anthropologie, 
XI.  Bd.,  S.  231.) 

Zapf,  L.  Altgermanische  Opferaltere  and  Richter- 
sitse  im  Fichtelgebirge.  Mit  Abbildungen.  (Illu- 
strirte  Zeitung  1879,  Nr.  1890,  8.  233.) 

Zapf,  L.  Schalcnsteine  im  Fichtelgebirge.  (Bei- 
träge zur  Anthropologie  etc.  Bayerns,  II,  1879, 
S.  189.) 

Zeitschrift  für  Ethnologie.  Organ  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte.  Unter  Mitwirkung  des  zeitigen 
Vorsitzenden  derselben,  R.  Virchow,  herausgege- 
ben  von  A.  Bastian  und  R.  Hartmann.  Elf- 
ter Jahrg.  1879,  Heft  1 — 5. 

Zimmer,  H.  Altindisches  Leben.  Dio  Cultur  der 
vedischen  Arier  nach  den  Samhita  dargestellt. 
Eine  vom  4.  internationalen  Orientalistencongress 
in  Florenz  gekrönte  Preisschrift,  Berlin  1879. 

Zimmermann,  J.  Vorgeschichtliche  Karte  von 
Schlesien.  (Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift, 
40.  Bericht,  S.  343.) 

Statistische  Angabe  des  auf  derselben  , der  ersten 
grösseren  im  Druck  vorliegenden  Karte  Ui  rer  Art  in 
Deutschland , verarbeiteten  vorgeschichtlichen  Ma- 
terial*. 

Zmigrodzki,  M.  v.  Culturhistorische  Beiträge  zur 
Erforschung  der  Vorzeit  in  den  slavischen  Län- 
dern. (Beiträge  zur  Anthropologie  etc.  Bayerns, 
II,  1879,  S.  110.) 

Zittel,  K.  Die  anthropologische  Bedeutung  der 
Funde  in  fränkischen  Höhlen.  (Beiträge  zur 
Anthropologie  etc.  Bayerns,  II,  1879,  S.  226.) 


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Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


13 


n.  Oesterreich. 


Androo,  B.  Ein  Idol  vom  Amazonenstrom.  Mit 
1 Tafel.  (Mittbeilungon  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien  1879,  S.  253.) 

Die  Stadt  der  Gallier  bei  Aquileja.  (Mittheilun- 
gen der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien 
1879,  XXI.  Bd.) 

Bachmann,  A.  Die  Einwanderung  der  Bayern. 
Wien  1878.  (Aus  den  Sitzungsberichten  der  k. 
k.  Akademie  der  Wissenschaften.) 

Bonndorf,  O.  Antike  Gesichtshelme  und  Sepul- 
cralmasken.  Mit  17  Tafeln  und  12  Vignetten. 
Wien  1878.  Vgl.  Literar.  Centralblatt  1879, 
Nr.  23.) 

Conse.  Römische  Bildwerke  einheimischen  Fund- 
orts in  Oesterreich.  (Denkschriften  der  kais. 
Akademie  der  Wissenschaften,  philosophisch -hi- 
storische Clasae.  Wien  1878.  Mit  7 Tafeln.) 

Fligier.  Die  Ursitze  der  Gothen.  (Mittheilungen 
der  anthropologischen  Gesellschaft  iu  Wien  1879, 
8.  15.) 

Fligier.  Ethnologische  Entdeckungen  im  Rhodope- 
Gebirge.  (Mittheilungen  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien  1879,  S.  165.) 

Fligier.  Zar  Anthropologie  der  Briten  und  Iren. 
Ein  Beitrag  znr  Keltenfrage.  (Mittheilungen  der 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  1879, 
S.  247.) 

Fuohs,  Th.  Ueber  die  Bedeutung  des  Rigs-Mal. 
(Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien  1879,  8.  142.) 

Ein  antiker  Gesichtshelm  im  k.  k.  Österreich. 
Museum  für  Kunst  und  Industrie  in  Wien.  (Mit- 
theilungen des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst 
und  Industrie  1878,  Kr.  159.) 

Goos.  Skizzen  zur  vorröinischen  Culturgeschichte 
der  mittleren  Donaugegenden.  (Fortsetzung  u. 
Schluss.)  (Archiv  des  Vereins  für  aiebenbürgische 
Landeakunde,  N.  F.,  XIV.  Bd.,  1.  und  2.  Heft.) 

Goos,  C.  Bericht  über  die  von  Fräulein  8.  von 
Torma  ....  ausgestellte  Sammlung  prähistori- 
rischer  Funde.  (Archiv  des  Vereins  für  siehen- 
bürgische  Landeskunde,  N.  F.,  XIV.  Bd.,  3.  Heft. 
Herraannstadt  1878.) 

Heger,  F.  Aus  den  Sammlungen  der  anthropolo- 
gisch-ethnographischen Abtheilung  des  kais.  k. 
naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien.  (Mit- 
theilnngen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien  1879,  S.  132.  ) 


1.  Steingerftihe  aus  Guadeloupe.  2.  Nephritäxte 
aus  Ntu-Calrtlonien.  3.  Tlumgefnsse  ruh  Westafrika. 

Heger,  F.  Der  TumuluB  bei  Pillichsdorf  in  Nie- 
derösterreich.  Resultate  der  im  Aufträge  der 
prähistorischen  Commission  der  k.  k.  Akademie 
der  Wissenschaften  erfolgten  Durchgrabang.  Mit 
3 Tafeln.  (Mittheilungen  der  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien  1879,  S.  229.) 

Heger,  F.  Fundplätze  aus  vorhistorischer  Zeit 
in  der  chemischen  Fabrik  zu  Aussig.  Mit  1 Tafel. 
(Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien  1879,  S.  244.) 

Hellwald,  Fr.  v.  Archäologisches  aus  China  und 
Japan.  (Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient 
1878,  Nr.  10.) 

Hirachfcld,  O.  Lyon  iu  der  Romerzeit.  Wien 
1878. 

Hoernes,  M.  Römische  Altertbümer  in  Bosnien. 
(Wiener  Abendpost,  Beilage  1879,  Nr.  123.) 

Hräse.  J.  K.  Die  Heidengräber  am  Chlum  bei 
Tabor.  Mit  Abbildungen.  (Mittheilungen  der 

k.  k.  Central  • Commission  für  Erforschung  and 
Erhaltung  der  Kunst-  and  historisch.  Denkmale. 
Wien  1879,  V.  Bd.,  3.  Heft) 

Jenny,  S.  Bauliche  Ueberreste  von  Brigantium, 
II.  (Rechenschaftsbericht  des  Ausschusses  des 
Vorarlberger- Museums- Vereins  in  Bregenz  1877.) 

Könitz,  F.  Die  Ethnographie  auf  der  pariser 
Exposition  des  Sciences  anthropologiques.  (Wiener 
Abendpost  1880,  Beilage  Nr.  26  fg.) 

Kenner,  Fr.  Die  Römerorte  zwischen  der  Traun 
und  dem  Inn.  Mit  5 Fig.  im  Texte.  (Aus  den 
Sitzungsberichten  der  k.  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften. Wien  1878.) 

Kenner,  Fr.  Neue  römische  Funde  in  Wien.  Mit 
7 Textillustrationen.  (Separatabdruck  ans  dem 
V.  Baude,  N.  F.  der  Mittheilungou  der  k.  k.  Cen- 
tral-Commission  für  Kunst-  and  historische  Denk- 
male. Wien  1879.) 

Kenner,  Fr.  Römische  Reliefs  in  Hörsching  und 
Schlcistheim.  (Mittheilungen  der  k.  k.  Central- 
Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  historischen  Denkmale,  N.  F.,  V.  Bd., 

l.  Heft.) 

Krizek,  W.  Die  Völker-  und  Sprachstäramo  der 
Erde.  Genealogische  Classification  derselben. 
Lith.  und  col.  Tabor  1878. 

Krones,  F.  Zur  Geschichte  der  Ältesten,  insbe- 
sondere deutschen  Ansiedlung  d.  steiermärkischen 


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14 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Oberlandes.  (.Mittheilungen  des  historischen  Ver- 
eins für  Steiermark,  XVII.  Heft.  Gras  1879, 
8.  3.) 

Langhaus,  V.  Ueber  den  Ursprung  der  Nord- 
friesen. Antiquarische  Studie.  Wien  1879. 

Mitt heil ungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien.  IX.  Bd.,  1879,  Nr.  1 — 10.) 

Mucb,  M.  Künstliche  Höhlen  in  Niederösterreich. 
(Mittheilnngen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien  1879,  S.  18.) 

Much,  M.  Bangen  und  Ringe.  Eine  Studie  über 
das  Ringgeld  und  seinen  Gebrauch  bei  den  Ger- 
manen. Mit  1 Tafel.  (Mittheilungen  der  an- 
thropologischen Gesellschaft  in  Wien  1879,  S.  89.) 

Mucb,  M.  Ueber  die  Priorität  des  Eisens  oder 
der  Bronze  in  Ostasien.  (Mittheilungen  der  an- 
thropologischen Gesellsch.  in  Wien  1879,  S.  1214.) 

Much,  M.  Das  vorgeschichtliche  Kupferbergwerk 
auf  dem  Mittorberge  (Salzburg).  (Mittheilungen 
der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung 
und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denk- 
male, N.  F.,  IV.  Bd.,  4.  Heft.  Wien  1878.) 

Müller,  Fr.  Allgemeine  Ethnographie.  Zweite 
umgeArbeitete  und  bedeutend  vermehrte  Auflage. 
Wien  1879. 

Müllner,  A.  Emona.  Archäologische  Studie  aus 
Km  in.  Mit  7 Tafeln.  Laibach  1879. 

Neudeck,  J.  Germanische  Befestigungen  des  obe- 
ren Waagtbales  in  Ungarn.  Mit  5 Tafeln.  (Mit- 
thcilungcn  der  anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien  1879,  S.  29.) 

Ossowski,  G.  Monuments  prehistoriques  de  l'an- 
cienne  Pologne  publies  par  lea  soins  de  la  Com- 
mission archeologique  de  l’academie  des  Sciences 
de  Cracovie.  Ire  Serie.  Prasse  royale.  Traduit 
du  Polonais  par  Sigismond  Zaborowski-Moindron. 
Cracovie.  Mit  II  Tafeln. 

Pichler.  Bericht  über  die  archäologischen  Gra- 
bungen in  den  Gebieten  von  Solva  und  Teurnia. 
Wien  1878. 

v.  Pulsky.  Die  Denkmäler  der  Keltonherrschafl 
in  Ungarn.  Mit  Holzschnitten.  Budapest  1879. 


Richter,  £.  Die  Funde  auf  dem  Dürenberg  bei 
Hallein.  (Mittheilungen  der  Gesellschaft  für  Salz- 
burger Landeskunde  1879,  S.  184.) 

Die  überwiegende  Mehrzahl  dieser  Funde  ist  ge- 
genwärtig im  Museum  Carolino  - Franc  iiceum  zu 
Balzburg  vereinigt. 

Römer,  F.  F.  Resultats  generaux  du  mouvement 
archeologique  en  Hongrie  avant  la  Vlll^e  aession 
du  congres  international  d’anthropologie  et  d'ar- 
chcologie  prehistorique  a Budapest  1876.  Buda- 
pest 1878. 

Rzehak,  A.  Neu  entdeckte  prähistorische  Be- 
gräbnisstätten bei  Mönitz  in  Mähren.  (Mitthei- 
lungen der  anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien  1879,  S.  202.) 

Temple,  R.  Ueber  den  Gründungs-Urbeginn  der 
Stadt  Krakan.  Eine  ethnologische  Studie.  (Mit- 
theilungen der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft 
in  Wien,  XX.  Bd.  Wien  1877.) 

Teplouchoff,  A.  F.  Giftpfeile  aus  Knochen. 
(Mittbeilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft 
in  Wien  1879,  S.  74.) 

Trapp,  M.  Funde  in  Mähren.  Mit  Abbildungen. 
(Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  hi- 
storischen Denkmale.  Wien  1879,  V.  Bd.,  3.  Hfl.) 

Wankel,  H.  Prähistorische  Eisenschmelz-  und 
Scbmiedestätten  in  Mähren.  Mit  1 Tafel.  Wien 
1879. 

Werner.  Ueber  einen  Fund  römischer  Consular- 
denare.  (Archiv  des  Vereins  für  siebenbürgische 
Landeskunde,  N.  F.,  XIV.  B.,  Heft  1 und  2.) 

Wintler,  Fr.  v.  Der  Münzfund  im  Spitalwalde 
bei  Bruneck.  (Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für 
Tirol  und  Vorarlberg,  3.  Folge,  23.  Heft,  S.  95.) 

Woldrich,  J.  N.  Ueber  bearbeitete  Thiorknochcn 
aus  der  Diluvialzeit.  (Mittheilnngen  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien  1879,  S.  196.) 

Wurmbrand,  G.  Graf.  Ueber  die  Anwesenheit 
des  Menschen  zur  Zeit  der  Lössbildung.  Mit  4 
Tafeln  und  2 Planen.  (Ans  den  Denkschriften 
der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien 
1879.) 


m.  Schweiz. 


Amiet,  J.  Römische  Alterthiimer  nnd  Töpfer- 
namen aus  Solothurn.  (Anzeiger  für  schweize- 
rische Alterthuniüknnde  1880,  S.  3.) 


Burckhardt -Biedermann,  Th.  Ueber  die  Stadt- 
mauer von  Augusta  Ranrica.  (Anzeiger  für 
schweizerische  Alterthumskunde  1880,  8.  5.) 


Amiet,  J.  Cirrus,  ein  römischer  Formgiesser  in  Bürkl,  F.  Antiquarische  Funde.  (Anzeiger  für 
Sulodurum.  (Anzeiger  für  schweizerische  Alter-  schweizerische  Alteithum&kunde  1879,  S.  892.) 
thumskunde  1880,  S.  4.) 


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15 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Unter  anderem  ein«?  alte  BrnnzegUMStätt«  mit  secbs 
Bchönen  Bronzebeilen  and  vier  8tiicke  eine*  runden 
Gasskuchen*. 

Caspar i , A.  Antiquitos  trouvees  h Avenches. 
(Anzeiger  für  schweizerische  Alterthumskunde 
1879,  S.  893.) 

Cornu,  J.  Raines  d'un  etablissement  romain  h 
Chescaux  prta  Lausanne.  (Anzeiger  für  schwei- 
zerische Alterthumskunde  1880,  S.  2.) 

Desor,  E.  Lettre  k M.  le  Profeaseur  Forel.  (An- 
zeiger für  schweizerische  Alterthamkunde  1879, 
S.  943.) 

Sur  Torigino  de*  tkwvttm  ou  buttes  bousIscqh- 
tre*  du  l’Age  de  la  plerre.  „J’arrive  ainsi  ä la  con* 
clu*ion  qne  Ir*  t4nevi£res  d«*  la  rin  gauche  du  lac 
de  Neuchätel,  entre  cette  vllle  et  St.-Blai*«,  ne  *ont 
pas  des  buttes  artiflcielle*,  comme  je  1’avain  cm  dann 
1 'origine,  mais  qne  ce  «ont  des  r&idus  anciennes 
moraines.“ 

Feilenborg,  F.  v.  Dio  Grabhügel  im  Oberholz 
bei  Kallnach  (Canton  Bern).  (Anzeiger  für 
schweizerische  Alterthumskunde  1879,  8.  910.) 

Forel,  F.  A.  Lea  teneviäres  artificiellea  des  cites 
lacustres.  (Anzeiger  für  schweizerische  Alter- 
thumskunde 1879,  S.  905.) 

Gartmann,  J.  Schalenstein  bei  Ilanz.  (Anzeiger 
für  schweizerische  Altertbumakunde  1879,  S.  904.) 

Geneve  et  la  celonie  de  Vienne  sous  les  Romains. 
(M£moires  et  documents  publies  par  la  societe 
d’bistoire  et  d’archeologie  de  Geneve,  tome  XX, 
livr.  1.  Genfer*  et  Paris  1879.) 

Gross,  V.  Une  double  hache  en  cuivre  de  Lo- 
cras.  (Anzeiger  für  schweizerische  Alterthums- 
kunde 1880,  S.  1.) 

Gross,  V.  Un  e tri  er  en  bronze.  (Anzeiger  für 
schweizerische  Alterthumskunde  1879,  S.  909.) 

Gross,  V.  Thongeftsa  aus  dem  Pfahlbau  Mörin- 
gen.  (Anzeiger  für  schweizerische  Alterthums- 
kunde 1879,  S.  945.) 

Imer,  F.  La  pierre  u ecouelles  des  Prises.  (An- 
zeiger für  schweizerische  Alterthumskundc  1879, 
8.  903.) 

Keller,  F.  Etruskische  Streitwagen  ans  Bronze 
in  den  Pfahlbauten.  (Anzeiger  für  schweizerische 
Alterthumskunde  1879,  S.  887.) 

Sinnreiche  Zusammenstellung  verschiedener  Fund* 
gegenstände,  darunter  der  merkwürdige  im  Pfahlbau - 
bc rieht  VII , Tafel  XV , Fig.  7 abgebildete  und  frü- 
her wohl  als  Commandotftab  oder  eine  Art  Sistrntn 
erklärte  Gegenstand , der  nun  als  Handgriff  auf  dem 
oberen  Rande  deB  Wagenkasten*  angebracht  wird. 


Keller,  F.  Römische  Alterthüroer  bei  Stein  am 
Rhein  (Canton  Schaffhausen).  (Anzeiger  für 
schweizerische  Alterthumskunde  1879,  S.  894.) 

Römische  Münzen,  bronzene  Ringe,  eisern«-  Pfeil- 
spitzen and  Haken  , Brachstücke  von  G lange fftsscu, 
Scherben  vom  gemeinen  bis  zum  feinsten  Tafelge- 
schirr. l>er  merkwürdigste  Fund  Ist  ein  in  Bantsand- 
stein  gehauener  Kopf. 

Keller,  F.  Münzfund  im  Rennweg,  Zürich.  (An- 
zeiger für  schweizerische  Alterthumskunde  1879, 
S.  920.) 

Römisch,  circa  looo  Stück ; von  den  dem  Bericht- 
erstatter bekannt  gewordenen  Münzen  die  älteste 
von  Clandins  und  die  jüngste  von  Gallienns,  die 
Mehrzahl  von  Antoninos  Pius.  Von  Silber,  einzelne 
von  Gold. 

Keller,  F.  Pfahlbauten,  achter  Bericht,  siehe 
Mittheilungen. 

Meyer,  J.  Nochmals  Attilas  Schwert  und  Leo- 
pold von  Meersburg.  (Anzeiger  für  schweizer. 
Geschichte,  9.  Jahrg.,  Nr.  5.) 

Meyer  von  Knonau,  G.  Zur  ältesten  alamanni- 
schen  Geschichte.  (Anzeiger  für  schweizer.  Ge- 
schichte, 9.  Jahrg.,  Nr.  5.) 

Meyer  von  Knonau,  G.  Zur  ältesten  alaman- 
uiseben  Geschichte.  Kämpfe  in  der  Zeit  des 
Kaisers  Aurelian.  (Indicateur  d’histoire  Bninse 
publie  par  la  soci6t6  gen  endo  dTiistoire  Baisse 

1879,  Nr.  3.) 

Mittheilungen  der  antiquarischen  Gesellschaft  in 
Zürich,  20.  Bd.,  1.  Abth,,  3.  Heft.  Pfahlbauten, 
8.  Bericht,  von  Dr.  F.  Keller.  Mit  8 Steintafeln 
und  2 Lichtdr.  Zürich  1879.) 

Niederborger,  M.  Ein  Grabfund  in  Nidwalden. 
(Anzeiger  für  schweizerische  Alterthumskunde 
1879,  S.  922.) 

Grab,  die  Wände  am«  erratischen  (iranitblöcken 
lose  anfgeech littet , das  Skelet  ohne  Beigaben.  AJa- 
mannisch. 

Quiqueres,  A.  Croissant  en  terre  cuite.  (An- 
zeiger für  schweizerische  Alterthumskunde  1879, 
8.  893.) 

Quiquerez,  A.  Antiquites  borgende«.  (Anzeiger 
für  schweizerische  Alterthumskunde  1879,  8.895, 
946.) 

Gräber  zn  Bassecourt  mit  reichen  Beigaben. 

Räber,  B.  Vorhistorische  Funde  aus  dem  Aargau. 
(Anzeiger  für  schweizerische  Alterthumskunde 
1879,  8.  791,  907,  920.) 

Wirz,  H.  O.  Schalenstein  im  Bagnethal  (Canton 
Wallis).  (Anzeiger  für  schweizerische  Alterthums- 
knnde  1880,  S.  1. 


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16 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


IV.  Dänemark. 

(Von  J.  Meatorf.) 


Aarböger  f.  Kordink  Oldkyndighed  og  Historie, 
udgivne  af  det  Kongelige  Nordiske  Oldskrift- 
SeLskab  1878.  I Commission  i den  Gyldendalake 
Boghandel. 

Inhalt.  Heft  I.  Olten,  Björn  Magnussen.  Km- 
nologiske  Bemärkuinger  om  Olaf  Tryggvasons  Rege* 
riugshistorie,  8.  1.  — Rygh,  O.  und  Bugge,  8. 
En  i Norge  funden  Spünde  med  Runeiudskrift  fra 
Mellmnjema.1  deren , 8.  59.  (Vgl.  »cand.  Referate  in 
Bd.  XI,  8.  475.)  — Heft  II  und  III.  Vedel,  E. 
Ny**re  Undereögelse  angaaende  Jernalderen  paaBorn- 
holm,  8,  73 — 258.  (8.  unter  den  Referaten.)  Heft  IV. 
Nygaard.  Betydningen  og  B rügen  af  Verhüt  niunu, 
8.  259.  — Paludan-Müller,  0.  En  Bemürkning 
oni  Vestervigstenen,  8.  307.  — Kornarup.  J.  Om 
den  roskildske  Biskop  Peder  Jacobeön»  Bkibbrud  og 
Död  paaKysten  af  Flandern  i Aaret  1225,  S.  311. — 
Löffler,  J.  B.  Kirkerne  i Altenkircben  og  Bcliap- 
rode  paa  Rygeu,  8.  219. 

Aarböger  f.  Nordisk  Oldkyndighed  og  Historie, 
udgivne  af  det  Kongelige  Nordiske  Oldakrift- 
Selskab  1879.  I Commission  i den  Gyldendalske 
Boghandel. 


Inhalt.  Korn  er  up,  J.  Minder  om  Cisfercienser- 
klont  er  i Eerom,  om  det»  Stifter  og  deta  Forbindelaer 
med  Clairvaux,  8.  1.  — Jörgensen,  A.  D.  Det 
gamle  danske  Kongcvaben , 8.  19.  — Petersen, 
H e n r y.  Gravsteneu  fra  Timgaard  „Dy  vekes  Ligsten" 
kaldet,  8.58.  Heft  II.  Hansen,  A.  Försög  til  Tyd- 
ning  af  uogle  bidtil  iltke  forklarede,  gamle  «jaeland- 
nke  8ted*navne,  S.  87.  — Jürgenseu,  A. D,  Btrideu 
mallem  Biskop  Tyge  och  Oem  Kloster,  8.  111.  — 
Glslation,  Konr.  Et  Par  BemArkninger  til  et  Ven 
af  Arnörr  JarlaskÜld,  8.  154.  — Gislason.  Konr. 
En  Bemärkning  til  to  Vemlinier  i TborgeirsdrApa, 
8.180.  — lieft  III.  Sigurdarson  Sigurds.  Gayes 
der  noget  Lagmansembede  i Norgc  för  8verre«  tidt 
8.  183.  — Gislason,  Konr.  BemArkninger  til 
nogle  stader  i BkäldskaparmÄl,  8. 185.  — Nygaard. 
M.  Om  brugen  af  det  saakaldte  präsens  partieip  i 
Olrinorsk , 8.  203.  — Löffler,  J.  B.  Nogle  ytter- 
ligere  Bemärkninger  om  Dobbeltgraven  i vestervig, 
8.  229.  — Kornernp,  J.  Tilläg  til  „Minder  om 
Cistorcieuserkloeter#  i EBrom“  etc.,  8.  239.  — Heft  IV. 
Worsaae,  J.  J.  A.  Fra  8 Um  - og  Bronsalderen  i 
deu  gamle  og  den  nye  Verden.  Archäologisk-eÜino- 
graphiake  Bammenligninger,  S.  249.  — Paludan- 
Müller,  C.  Endnu  et  Ord  i Aniedning  af  Vester- 
vigstenen. 


V.  Schweden. 
(Von  J.  Meatorf.) 


Ahlen , A.  Kristianstads  högre  allmänna  Uro* 
verks  biatoriska  Museum,  33  S.  in  4°. 

Antiquarisk  Tidakrift  f.  S vorige,  lid.  V,  Heft  2 
and  3. 

Inhalt.  Bugge,  8opbus.  Tolkning  af  Runeind- 
akriften  p&  Rökstenen,  mit  4 Tafeln,  pag.  97 — 148 
(siehe  die  Referate).  — Leffler,  L.  F.  Hedniska  ed 
fonnulär  i Aldrs  Vostgötalagen , pag.  149 — 180.  — 
Btepheus,  G.  Om  Roksteiie»,  pag.  181 — 180.  — 
Hildebrand,  H.  Om  Kassiteriderna  och  tinnet  i 
fomtiden,  pag.  181  — 210  (siehe  die  Referate).  — 
Bugge,  B.  Nachtrag  zu  obiger  Abhandlung,  8.211 
bis  215. — Leffler,  Bidrag  tili  svensk  spräkbistoria. 
pag.  218—288. 

Die  Publicationen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft : 

a.  Tidskrift  f.  Antropologi  och  Knlturhistoria 
utgifven  af  Antrupologiaka  Sällakapet  i Stock- 
holm, Bd.  I,  H.  2.  Stockholm,  Central  Tryckuriet 
1876. 

Inhalt.  Sitderholm,  Axel.  Ueber  die  siamesischen 
Zwillinge  und  andere  menschliche  Doppelbildungen, 
20  8.  mit  26  Fig.  in  Holzschnitt.  — Lov6n,  Clir. 
Ein  Besuch  der  Krokodilgrotte  bei  Maabdeh  in  Aegyp- 
ten, 8 8.  — Loren.  Chr.,  Nordenson,  E.  und 
Retz  in»,  G.  Die  llacoumerkmale  der  finnischen 
Stämme,  37  8.  mit  8 Bildern  (vgl.  da»  Referat  über 
das  Itetzius’selie  Werk  über  die  Finnen).  — Stolpe, 
Hjalmar.  Ausgrabungen  auf  Björkö,  22  8-  mit  8 
Figuren  (vgl.  das  Referat  über  diese  Schrift  in  Bd.  XI). 


— Verhandlungen  der  Gesellschaft  mit  einem  Re«um6 
in  französischer  Sprache. 

b.  Antropologiaka  Sektion  e ns  Tidskrift,  Bd.  I, 
Nr.  1 und  2.  Stockholm  1S78. 

Inhalt.  Retzius,  G.  Ein  Fall  von  Mikrocephalie 
in  Schwellen  nebst,  kurzer  Darstellung  der  Mikroce- 
plialie  im  allgemeinen,  mit  2 Tafeln  und  13  Fig.  in 
Holzschnitt.  — Uildebrand,  H.  Die  Funde  in 
Mykenä,  mit  28  Fig.  in  Holzschnitt  (•.  die  Referate). 

c.  Geografiska  Sektionens  Tidskrift,  I,  Nr.  1 — 3, 
1878. 

Inhalt.  Nr.  1.  Nordström,  Th.  Om  F&röarne, 
24  8.  mit  1 Karte  und  einem  Resiunl  in  franxöe. 
Sprache.  — Nr.  2,  Hildebrand  , H,  Ett  Geografiskt 
arbete  öfver  Bcandinavien  trän  är  1552,  72  8.  mit  1 
Kart«.  — Nr.  3.  Nordenkiüld’s  Polarreise,  28  8.  (».  d. 
Referate).  Nr.  4 — 9.  187».  Inhalt.  Sandeberg.  En 
pilgrimsßird  tili  Solovjetek,  dem  grossen  Kloster  im 
iveiasen  Meere,  welchen  täglich  1000  Pilger  beherbergt 
und  sich  durch  seine  Reicht hdmer , wie  durch  die 
Arbeitsamkeit  und  treffliclie  Disoiplin  der  Mönche 
auszeichnel-  — Bericht«  über  Nordenskiöld's  Expe- 
dition nebst  Karte  über  die  Fahrt  bis  zur  Mündung 
der  Lena. 

Bidrag  tili  Käuncdom  om  Göteborgs  och  Bohual&ns 
Fornminnen  och  Ilistoria,  utgifna  pa  ioranstal- 
tandc  af  Läuets  Hush&llningssällskap , Bd.  II, 
lieft  I,  1879. 

Inhalt.  Montelius,  O.  Die  Funde  bei  Greby, 
Kap.  Tan  um,  mit  23  Holzschnitten  (*-  die  Referate).  — 
Derselbe,  Verzeichniss  Bohuslnu'scher  Altert  Immer, 


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17 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


mit  13  Holzachniten.  — Bild^rfelsen  (hällristningar) 
in  Ikthusiftn,  nach  den  Zeichnungen  von  L.  Baltzer, 
mit  1 Tafel.  — Berg,  Willi.  Runeniuachriften  bei 
Güteborg,  mit  6 Holzschnitten.  — Das  Erdbuch  der 
Frau  Margareta  Hvitfeldt  zu  Bundsbv  vom  Jahre 
1660.  — Arcadius,  C.  0.  Verzeichnis«  der  Eni* 
bücher,  welche  1659  und  folgende  Jahre  von  deu 
adeligen  Güter«  in  Göteborg  und  Bohmtlän  an  die 
Krone  eingeliefert  wurden.  — Hjärne,  H.  Aufzeich- 
nungen aus  den  Ancheberg'itchen  Papieren. 

Broberg,  J.  V.  Bidrag  fritn  v&r  folkiuedicius  vid- 
skepelse  tili  kännedom  om  viira  äldste  tider. 
(lieber  den  Aberglauben  in  der  Völkern edicin), 
1.  Abtbl.,  148  S.  in  8°. 

Hildebrand,  B.  E.  und  H.  H.  Tekninger  ur 
Svenska  Statens  Historiska  Museum,  lieft  2,10 
Tafeln  in  Folio. 

Hildebrand,  H.  F jnden  i Troas.  Stockholm, 

Samson  <fc  Wallin,  120  S.  in  8®.  mit  42  Figuren 
(s.  die  Referate). 

Kalmar  IfinsFornminnesforcningens  bistoriska  och 
etnologiska  samiingar  pii  Kalmar  Slott.  Kort 
beakrifning  tili  ledniug  für  de  besökande,  Heft  1. 
Kalmar  1879,  35  S.  in  8°. 

Lundblad,  P.  8.  W.  Vestergötlands  gränscr  och 
vigtigare  indelningar  frän  äldre  tili  nyare  tider, 
70  S.  in  8®.  2.  Aufl. 

Lundgren,  M.  F.  Sprit  kliga  intyg  om  hednisk 
gudatro  i Sverige,  86  S.  Kgl.  Vitterhets  Hist, 
och  AntiqiL  Akadomiens  Miinadsblad,  redigirt 
vou  Hane  Hildebrand,  Jahrgang  1879,  Nr.85 — 96 
(Januar  bis  December). 

Inhalt.  1.  Helme  mit  einem  Wildschwein  als  Helm- 
zier,  mit  Abbildung.  — * 2.  Das  Glücksrad,  mit  Ab- 
bildung. — 3.  Bericht  des  Ingenieur  Friberg  über 

seine  Ausgrabungen  in  Södermanland,  mit  Abbildung. 

— 4.  Chronologische  Notizen  über  Runensteine,  mit 
5 Figuren.  — 5.  • Inschriften  auf  schwedischen  Kir- 
clieuglockeu.  — Kaleuderuainen.  — Merktage  im  Ja- 
nuar und  Februar  (Kalenderregeln).  Sitzungsberichte 
der  Akademie.  — Kaleudernamen.  — ExUtirt  eine 
bildliche  Darstellung  Thors  auf  einem  schwedischen 
Taufsteine?  mit  5 Figuren.  — Das  Eisenaller  auf 
Gotland,  mit  16  Fig.  — Merktage  im  März  und  April. 

— Bitzungsbericht.  — Das  Korderthor  in  Hallaud.  — 
Neuentdeckte  Malereien  in  schwedischen  Dorfkirchen, 
mit  2 Fig.  — Taufsteine  in  schwedischen  Kirchen, 
mit  2 Fig.  — tiitzungsbericht.  — Aus  dem  Archiv 
der  Akademie.  — Merktage  im  Mai  und  Juni.  — 
Inschriften  Mf  schwedischen  Kirchenglocken.  — Fund 
eines  Baum  sarge*.  — Ueber  das  allscbwediache  „hed- 
nalag*.  — Ueber  2 in  der  Schweiz  gefundene  nor- 
dische Brouzegerätlie , mit  3 Fig.  — Merktage  im 
Juni,  Juli,  August  und  September.  — SitzuugsK*- 
richte  (s.  die  Referate).  — Eiseualter  auf  Gotland, 
mit  29  Fig.  — Fund  schwedischer  Mittelalter  ■ Brac- 
tcaten , mit  13  Fig.  — Merktage  im  November  and 
December.  — Sitzungsbericht  der  Akademie.  — Ein- 
gegaugcne  Geschenke.  — Besuch  des  historischen 
Musemm  und  des  Miiuzkabtnets. 


Montolius,  O.  Ankündigung  des  Hclbig’schen 
Werkes  über  die  Italiker  in  der  Poebene.  (Ma- 
teriaux  pour  l’histoire  de  Pliomme.) 

Montelius,  O.  Minnen  &f  en  gurmansk  befolk- 
ning  i Polen  och  de  tyska  Ostersjülünderun  under 
arhundraden  närmast  öfter  Cbr.  f.  In  der  Zeit- 
schrift  Fria  Ord.  S.  87,  96. 

Montelius,  O.  Om  lifvet  under  hednatiden. 
2.  Aufl.  Mit  97  Figuren  in  Holzschnitt,  8°. 

Montelius,  O.  Schliemann’e  upptäckter  i Myke- 
nae  och  deras  betydelsc  för  den  förhistoriska 
fornforskning.  Stockholm,  Norrstedt  A Söhne, 

1878.  29  8.  in  8°.,  mit  10  Fig.  in  Holzschnitt 
(8.  die  Referate). 

Retzius,  G.  Finska  Kranier,  jftmte  nagra  Natur- 
och  Literaturstudier  inom  andra  oraraden  af  finsk 
Antropologie.  Stockholm,  Central -Tryckeriet, 

1879.  178  S.  in  Folio,  mit  105  Fig.  in  Holzschn. 
10  Tafeln  mit  Porträtfiguren  in  Holzschn.,  4 dito 
in  RadiruDg.  28  Tafeln  mit  Contourzeichnungen 
von  Schädeln  (s.  die  Referate). 

Svenska  Fornminnesforeningens  Tidskrift,  Bd.IV, 
Heft  1 (Nr.  10),  1878. 

Inhalt.  Palmgren,  L.  F.  Die  Altert hunuyi«jnk- 
mäler  in  den  Pfarr  bezirken  Torskinge  und  As  in 
Bmäland,  20  8.  mit  9 Fig.  — Hildebrand.  Der 
Haushalt  eines  schwedischen  Bischof«  im  16.  Jahr- 
hundert, 8.  21—45.  — Ulfsparre.  Betrachtungen 
beim  Abbrnch  einer  der  ältesten  Kirchen  aus  dem 
Mittelalter,  8-  40 — 48  (s.  die  Referate). 

Sveriges  Geologiska  undersökning.  Karten  über 
Leesebo,  Ölmestad,  Möja,  Norrköping,  Hjulsjö 
und  Linderöd. 

Svenska  Konstminnen  fran  Mcdeltiden  ochRenaia- 
sansen.  Ilcrausgegebeu  von  der  schwedischen 
Alterthnmagesellschaft  (F  or  nmin  n e sföreni  ngen). 
Heft  L Die  Kirche  von  Halbem  auf  Gotland, 
4 Tafeln  in  Folio  mit  1 Textblatt. 

Upplands  Fornmiunesföreningens  Tidskrift.  Her- 
ausgegeben von  K.  A.  Klingspor,  VIII,  Bd.  II, 
Heft  3.  1.  Abtbl.  Topographisch  - statistische 

Beschreibung.  2.  Abtbl.  Abhandlungen  nnd  Be- 
richte. 

# Lindal.  J.  Wiedergefundener  Runenstein  bei 
Arby.  — Derselbe.  Das  Siegel  der  Stadt  Upsala.  — 
Derselbe.  Aus  der  Altertbümerzaxnmlung  der  Uni- 
versität. — Blumen berg,  H.  G.  Volkssprache  und 
Bitten  in  Karsta  und  Umgegend.  — Lindal,  P.  J. 
In  Uppala  geprägte  Münzen. 

Westmanlands  Formuinnesf&reningtns  Arsskrift, 
utgifven  af  J.  £.  Mudin , II.  und  III*  Beschrei- 
bung der  AlterthuuiHdenkmnlcr  in  W eatwanland 
von  Hofberg.  Beschreibung  der  Sn&fringharde. 


Arrtiiv  Ar  IM  XU. 


3 


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18 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


VI.  Norwegen. 

(Von  J.  Mestorf.) 


Bang,  A.  Chr.  Völuspa  og  de Sybillinike  Orakler. 
Chriatmnia,  i Commission  hoa  Jac.  Dybwad,  23 
S.  in  8°.  Separatabdruck  aus  den  Videnakab. 
Forh.  1879,  Nr.  9. 

Foreningen  til  Norake  Fortidsmindesrnerkers  Be- 
▼aring.  Aarsberctningf.  1877.  Kristiania, Werner 
«fr  Co.,  1878,  296  4-  XV  S.  8*.  Mit  7 Tafeln 
Abbildungen  und  1 Planzeicbuung. 

Inhalt.  Rvgli,  O.  Univenitetet*  tilvaxt  af  üld- 
sager,  8.  1 — Rygli,  K.  Trondhjem»  Vidunskab- 
selsknbs  tilvaxt,  8.  32.  — Horst,  H.  Tromsü-Museums 
Tilväxt  at' Oldsager,  B.  42.  — Lorange,  il.  BttgUli 
Museums  Tilvixt  af  Old  sager,  B.  5®.  — Lo ränge, 
indberetuiug  om  en  Reise  paa  Lister  1877,  8.  DO. — 
Wintlier,  Th.  Om  den  saakaldte  arktiske  grupp«* 
af  Bteusagcr  med  specielt  hensyn  til  de  i Tromstt 
Museum  opbevarade.  8.  103.  — Ziegler,  R.  Med- 
delelse  um  autiquari»ke  uud«n5gtlse,  8.  14i. — Ben- 
dixen, K.  Antiquartske  Jakttagclser,  8.  158.  — 
Bassüe,  K.  Indberetning  oro  udgravninger  paa  Gib* 
aund  i Rygge,  8.  167.  — Bend  ixen,  K.  Fornlcv- 
ninger  i Nordmöre  og  Romsdal,  8.  173.  — Nlco- 
layaen,  N,  Udgravninger  i FjAre  1877,  8.  241. 
Antik variske  Notiscn.  B.  262.  — Aarsberetning  f.  1877 
fr»  den  Iwrgenske  Filialafdelning , 8.  275,  af  den 
throndhjemske , 8.  262,  af  Centralforeningen,  8.  288. 

— List«*  over  de  folgende  Tegniuger,  8.  2D5.  — Fo* 
reningcns  Lover  og  Medlenimer,  8.  I — XI.  (Ausführ- 
lichere Mitt  hei  hingen  au*  diesem  Jahrgänge  der  nor- 
wegischen Jahresberichte,  siehe  unter  den  Referaten . ) 

Aarsberetning  for  1878.  Christiania  1879,  375 
4-  XVI  S.  in  8°.  Mit  7 lithographirteo  Tafeln. 

Inhalt.  Horst,  H.  Arkaologisk«*  Undersftgelse  i 
Nordlanda  og  Troinso  Ämter  i 1877,  8.  1.  — Ben- 
dixen, D.  J.  Fornelevninger  i Nordmöre  og  Roms- 
dal.  8.  63.  — Bassü,  H.  Om  Bygningamaaden  af 
fo  gravlmuger  i Raade,  8.161.  — Rygh,  O.  Under- 
sügelner  paa  ««n  gravplats  fra  Aid  re  Jernahler  i Holme 
8ogn  ved  Mandat.  8.  16».  — Rygh,  K.  ArkAologisk»* 
Undersügelser  i Selb«  1878,  8.  197.  — Ziegler,  A. 
Indberetning  om  autikvariske  Undersogeker  i Ronis- 
dal  1878,  8. 203.  — Üverluud,  O.  A.  Undersügelser 
og  Udgravninger  i 1878  omkring  Throndhjeni,  8.213. 

— Nicol aysen,  N.  Udgravninger  i Holt,  Vardal  og 
Riugsaker  1878,  8.  21».  — Rygh,  O.  Universitetets 
til Iv Axt  af  OhUager  i 1878,  8.  275.  — Buch,  8.  A. 
Fortegneleer  over  Oldsager,  Aid  re  end  Reformationen, 
i Stavangers  Museum  ved  Blutnipgen  af  1878,  8.291. 

— Horst,  H.  Tromsö  Museum*  Tilvaxt  af  Oldsager 
i 1876,  8.  350.  — Lorange,  A.  Bergen»  Museums 
Tilvaxt  af  Oldsager  i 1878,  8.  317.  Aarsberetning  f. 
1878  fra  deu  thrnudhjeinske  Filialafdelning,  S.  337, 
fra  «len  Bergenske,  8.  340.  — Lorange,  Ä.  Indbe- 
retning om  Arkiologiske  UBdmügelser  i 1878,  8.344. 

— Aarsberetning  f.  1878  fra  Centralforeningen,  8.  368. 

— Liste  over  efterfolgende  Tegninger  ned  henvis- 
ning  til  Texten,  8.  373.  — Foreningens  Lover  og 
Medlenimer,  8.  I — XVI.  (Ausführlichere  Mitteilun- 
gen über  diesen  Jahresbericht  s.  unter  den  Referaten.) 

Bendixen,  B.  E.  Kornlevninger  i Nordmöre  og 
Romsdal  (als  Separatabdruck  in  2 Heften  erschie- 
nen bei  Werner.  Chriatiania  1878 — 1879). 


Norake  Bygninger  fra  fortideu  i Tegniuger  og 
med  Text.  Heft  IX,  PI.  VI— XIII  , HeftX,  PI.  XIV 
bis  XXI  in  Folio.  Kristiania,  Werner  A Comp., 
1878  and  1879  (s.  die  Referate). 

Bygh,  K.  Aus  der  Altcrthümersammlnng  in 
Tbrondbjem,  als  Separatabdruck  aus  den  Aars- 
beretning f.  1878  erschienen. 

Bemerkenswert h sind  Grabkanimem , deren  innere 
Wandungen  mit  Birkenrinde  bekleidet  sind.  Einmal 
waren  sie  mit  hölzernen  Brettern  bedeckt;  auch 
wurden  hölzerne  Bärge  in  den  Steinkisten  constatirt. 
Die  Leichen  unver  bräunt.  Fenier  ist  zu  erwähnen, 
dass  die  blumeutopflormigeti  Urnen , die  im  Stifte 
Bergen  so  häutig  Vorkommen,  im  Stifte  Throndlijem 
fehlen.  In  Thyual , Ksp.  8elbu , wurden  2100  8tück 
zerhackten  Silbers,  Münzen  und  Schmuck  gefunden, 
der  erste  derartige  Fund  so  hoch  im  Norden. 

Rygh , K.  Faste  fornlevninger  og  Oldsagfund  i 
Nordre  Throndhjemsamt.  Throndhjem , Interes- 
senskahs  Bogtrykkerie,  1879,  124  8.  in  8°. 

Eine  ungemein  fleissige  A rbeit , wie  sie  vorliegen 
muss  zur  Ausarbeitung  archäologischer  Karten,  wenn 
letztere  irgend  Werth  hoben  willen.  In  jedem  Pfarr- 
bezirke  sind  die  bekannten  Fuude  oder  noch  vorhan- 
den«« Denkmäler  Imschrieben , jeder  Gegenstand  auf- 
geführt. Nach  oberflächlicher  Zählung  456  Funde, 
davon  50  aus  der  Steinzeit,  II  aus  der  Bronzezeit 
(4  Felsenbilder),  6«  an»  der  älteren,  269  au»  der  jün- 
geren Eisenzeit ; von  49  unbestimmt,  ob  au*  der  älte- 
ren oder  jüngeren  Periode. 

Undsot,  Ingv.  Kortidsminder  og  Oldsager  fra 
Egnen  om  Broholm , af  Schested  til  Broholtu. 
(Referat  über  da«  Sehested’sche  Prachtwerk,  über 
welches  auch  wir  im  Bd.  XI  ausführlich  berich- 
tet haben.  Xordisk  Tidskrift  1879,  II.) 

Seit  dem  Erscheinen  diese«  wcrthvolleu  Buches 
hat  Herr  Kammerherr  v.  8ehwtsd  Versuche  bezüg- 
lich der  Leistungsfähigkeit  der  Steingerüthe  an  ge- 
stellt. Nachdem  er  in  der  Tischlerwerkstatt  auf 
seinem  Gute  mit  Flint  werk  zeugen  hatte  arbeiten 
lassen  und  gesehen  , das*  die  Leute  sie  mit  Geschick 
handhabten , erweiterte  er  seine  Versuche . fällte 
Bäume,  und  baute  ein  Blockhaus,  bei  welchen  Arbei- 
ten jede  Anwendung  metallener  Werkzeuge  ausge- 
schlossen blieb.  Herr  von  Sehest ed  erfreute  Refer. 
mit  der  Zusendung  eine»  abgesagten  Föhrensfatnnies 
von  20  cm  Durchmesser , der  gefallt  war  mit  einer 
Flintazt . mit  der  bereits  26  Bäume  gleicher  Dicke 
nmgidiaueu  waren,  ohne  das«  die  Axt  inzwischen  neu 
geschärft  worden.  Dieses  Holzstück,  an  welchem  die 
Axthiebe  sehr  deutlich  sichtlich , befindet  »ich  im 
Kieler  Museum. 

Undsot.  Ingv.  Ueber  ein  altes  gemaltes  Ante- 
peudium  mit  Darstellungen  aus  der  Sage  vom 
heil.  Olav.  (Ny  illustreret  Tidende  v.  24.  Nov. 
1878.) 

Undsot,  Ingv.  Nordiske  Gude-  og  Heltesagens 
Oprindelse.  (Aften bindet  v.  3.  Nov.  1879.) 


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19 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Bericht  über  einen  noch  nicht  im  Druck  erschle- 
nfeneu  Vortrag  den  Prof.  Bugge  über  den  Ursprung 
der  nordischen  Götter*  und  llelden sage.  (Ein  deut- 
sches Referat  im  „Ausland“,  Jahrg.  1880,  8.  53  ff.) 
E«  handelt  sich  liier  um  eine  Entdeckung  des  Prof. 
Bugge,  welche  uuter  den  Mythen*  und  Geschichts- 
forschem  gross«»  Aufsehen  machen  wird.  Der  1k*- 
kaunte  Gelehrte  weist  nach,  dass  auch  die  Element« 
der  nordischen  Götter-  und  Heldensage,  welche  man 
bisher  für  rein  uordgerniani*ehe  Entwickelung  älterer 
Mythen  gehalten,  fremden  Ursprunges  sind,  Um* 
bildungen  griechisch-römischer  Heldensagen  und  jü- 
disch - christlicher  Legenden , die  über  Irland  und 
England  nach  Scandinavien  gelangten , mithin  auf 
kelt  isch«  Gewährsmänner  zurückzuführen  sind.  Auf 


ihren  Fahrten  nach  Westen  gastet en  die  Wiking« 
bekanntlich  oft  auf  den  britischen  Inseln , wo  sie 
Abends  in  der  Halle  den  Erzählungen  irischer  und 
englischer  Christenleute  lauschten,  die  ihre  Phantasie 
so  lebhaft  erregten , sich  ihrem  Gedächtnis«  so  tief 
uinprägten,  dass  sie  sie  in  derHeiutath  de»  Freunden 
und  Genossen  wiedererziihlten , wo  sie  denn,  wie  es 
bei  allen  mündlicheu  Traditionen  geschieht,  uninerk* 
lieh  Umwandlung  auf  Umwandlung  erfuhren,  und 
endlich  all  dem  nordischen  Boden  entwachsen  be- 
trachtet wurden. 

Undset,  Ingv.  Referat  über  einen  Vortrag  des 
Dr.  Bang  über  den  Ursprung  der  VöloBpa.  (Af- 
tenbladet  vom  20.  Nov.  1879.) 


VH.  Grossbritannieii. 

(Von  J.  H.  Müller.) 


Abram,  W.  A.  Account  of  a Roman  Slab  from 
Ri  behoster.  (Proceedings  of  the  Society  of  Au- 
tiquaries  of  London,  VoL  VII,  p.  30.) 

Archaeologla  Cambrensis,  Vol.  VII — IX.  London 
1877 — 1878. 

The  Archaoologioal  Journal,  Vol.  XXXIV.  Lon- 
don 1878. 

Arnold,  W.  T.  The  Roman  System  of  provincial 
Administration  to  the  Accession  of  Constantine 
the  Great.  London  1879. 

Blake,  John  H.  Notes  on  a Collection  from  the 
ancient  Cemetery  at  the  Bay  of  Chacota,  Peru. 
Cambridge  1878. 

Borlase,  W.  C.  Mo  und  Bnilders’  Pipe.  (Proceed- 
ings  of  the  Society  of  Antiquaries  of  London, 
Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  336.) 

BurgeBB,  J.  T.  A Collection  of  Fibulae  from 
Warwickshire.  (Proceedings  of  the  Society  of 
Antiqo&riee  of  London,  Vol.  VII,  p.  78.) 

Burgess,  J.  T.  Communication  on  Flint  and 
Bronze  Implement«  from  Warwickshire.  (Pro- 
oeedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of  London, 
Vol.  VII,  p.  267.) 

Burton,  R.  F.  Stones  and  Bones  from  Egypt 
and  Midian.  (The  Jonrn&l  of  the  Anthropologi- 
cal  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  Vol. 
VIII,  p.  290.) 

Capper,  J.  Old  Ceylon.  Sketsches  of  Ceylon  Life 
in  the  olden  Time.  London  1878. 

Chad  Boscawen , W.  St.  The  pre-historic  Civi- 
lisation  of  Babylonia.  (The  Journal  of  the  An- 
thropological  Institute  of  Great  Britain  and  Ire- 
land, Vol.  VIII,  p.  21.) 

Chigneil,  R.  A Gold  Torquos,  discovurod  on 
Castlemonnd  Ilover.  (Proceedings  of  the  Society 
of  Antiqnarie*  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  f»,  p.  353.) 


Coote,  H.  Ch.  The  Romans  of  Britain.  London 
1878. 

Cust,  R.  Report  on  A »thropological  Proceedinga 
at  the  Oriental  Congress  held  at  Florenoe  Sep- 
tember 12th  to  18*h  1878.  (The  Journal  of  the 
Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland  1879,  p.  284.) 

Dibdin,  H.  A.  Account  of  an  ancient  Earthwork  ' 
known  as  the  Castle  Hill,  near  Hallaton,  Leices- 
ternhire.  (Proceedings  of  the  Society  of  Anti- 
quariee  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  316.) 

Evans,  J.  Remark«  on  Ezcavations  at  Mycenae. 
(Proceedings  of  the  Society  of  Antiquarica  of 
London,  Vol.  VII,  p.  178.) 

Evans,  J.  Note  on  an  Instroment  of  Mint  found 
in  Yorkshire.  (Proceedings  of  the  Society  of  An- 
tiqnaries  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  327.) 

Das  Instrument  ist  sichelförmig. 

Evans,  J.  Account  of  a hoard  of  Bronze  Anti- 
qnities  fonnd  in  Berkshire.  (Proceedings  of  the 
Society  of  Antiquaries  of  London,  Vol.  VII,  pag. 
480.) 

Zum  Theil  schon  in  zerbrochenem  Zustande  bei 
der  Vergrabung;  58  Gegenstände:  Gelte,  Palstäbe, 

Meissei,  Bruchstücke  von  Schwertern.  Lanzenspitzen, 
flache  Uronzestttcke , durchbohrt«  8eheit>e  und  dergt. 
Gleich  zahlreichen  ähnlichen  Funden  ,it  appears  to 
consist  rather  of  the  «tock-in -trade  of  some  ancient 
bronze-founder  than  any  deposit  of  warlike  material. 
The  broken  condition  of  the  swortls,  palstave«  and 
several  other  articles  rather  betokens  their  being 
put  by  a*  old  metal  thau  as  ever  being  in  störe  for 
aale  or  t*arter  etc.“ 

Ferguson,  R.  8.  Report  on  the  Archaeology  of 
Comberland.  (Procoedings  of  the  Society  of  An- 
tiquaries of  London,  VoL  VII,  Nr.  ft,  p.  355.) 

Bronzekes*«] , Bronzebüate , Steinflgürclieri , Rest« 
einer  römischen  Villa  und  dergleichen. 

Flower,  W.  H.  lllustrations  of  the  Mode  of  Pro- 
aerving  the  l>oad  in  Damley  Island  and  iu  South 
Australia.  (The  Journal  of  the  Anthropological 
3* 


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20 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,  Vol.  VI]], 
p.  389.) 

Fox,  A.  H.  L.  Commnnication  on  Excavations 
at  Mount  Caburn,  Sussex.  (Proceedings  of  the 
Society  of  Antiquaries  of  London,  Vol.  VII,  pag. 
437.) 

Franks,  A.  W Roman  Helmet  from  Guisborough, 
Yorksbire.  (Proceedings  of  the  Society  of  Anti- 
quarien of  London,  Vol.  VII,  p.  391.) 

Fraser,  J.  The  Etruacans.  Wer«  the  Gelte?  Or, 
the  Light  of  an  inductive  Philology  thrown  on 
forty  Etruscan  fossil  Words  preserved  to  us  by 
ancient  Anthors.  With  incidental  Notice«  of  tho 
Etyraology  of  2000  Words  in  the  classical  and 
modern  Languagea,  and  Discunsions  on  Greek 
and  Roman  Antiquities  and  Mythology.  Edin* 
burgh  1879. 

Freshfield.  Discovery  of  a Roman  Coffin.  (Pro- 
ceedings  of  the  Society  of  Aotiqaaries  of  London, 
Vol.  VII,  p.  487.) 

Gladstone,  W.  £.  Remark«  on  Excavations  at 
Mycenae.  (Proceedings  of  the  Society  of  Anti- 
quarie«  of  London,  Vol.  VII,  p.  179.) 

Glazebrook  Rylands , T.  Ptolemy’s  Geography 
of  the  Coast  from  Carnarvon  to  Cumberland. 
Liverpool  1878. 

Greenwell,  W.  British  Barrows,  a record  of  the 
examination  of  «epulchral  mounds  in  various 
parts  of  England  — together  with  description 
of  iigures  of  sknlls  general  remarks  on  prehis- 
toric  crania  and  appendix  by  G.  Rolleston.  Ox- 
ford 1877.  Mit  zahlreichen  Holzschnitten. 

Haast,  J.  von.  On  Rock  Paintings  in  New  Zea- 
land.  (The  Jonrnal  of  the  Anthropological  In- 
stitute of  Great  Britain  and  Ireland , Vol.  VIII, 
p.  50.) 

Hampel,  J.  On  Bronze  Period  in  Hungary.  (Pro- 
ceedings of  the  Society  of  Antiqnaries  of  London, 
Vol.  VII,  p.  269.) 

H&worth,  H.  H.  The  Spread  of  the  Slaves,  Part 
II.  The  Southern  Serba,  Bosniens,  Montenegros 
and  Herzegovinians.  (The  Journal  of  the  An- 
thropological Institute  of  Great  Britain  and  Ire- 
land, Vol.  VIII,  p.  65.) 

Hllton  Price,  F.  G.  Trellech,  Monmoutbshire. 
(Tho  Journal  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and  Ireland,  August  1879,  p.  51.) 

Eine  Ortschaft  mit  drei  grossen  Monolithen.  The 
Dame  i*  probebly  derived  from  Tre*lech.  the  town 
of  «tonen,  Trtfech,  orTairllech,  the  threestonea;  the 
are  from  the  pebhle  bat  of  the  old  red  aandatone. 

Hoopell,  R.  E.  On  the  Discovery  and  Explora- 
tion of  Roman  Romains  at  South  Shields,  in  the 


years  1875 — 1876.  London  and  Ncwcastle-on- 
Tyn«  1878. 

Innes,  T.  A critical  Essay  on  the  ancient  Inha- 
bitant* of  the  Northern  Parts  of  Britain,  or  Scot- 
land. Containing  an  Account  of  the  Romains  of 
the  Britain«  behind  the  Walls,  of  the  Calidonians 
or  Pieta  and  Particulars  of  the  Scota.  With  au 
Appendix  of  ancient  Manuscript  Pieoes  reprinted 
from  the  Original  Edition  in  1729.  With  a 
Memoir  by  G.  Grub.  Edinburgh  1879. 

Jones,  Charles  C.  Bird-shaped  Mounds  in  Put- 
nam  County,  Georgia,  U.  S.  (The  Journal  of  the 
Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  Vol.  VIII,  p.  92.) 

Tho  Journal  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and  Ireland.  Vol.  VII & VIII.  Lon- 
don 1877—1879. 

Knight  Watson,  C.  On  the  Origin  of  the  word 
Celt  as  the  Name  of  an  Implement.  (Proceedings 
of  the  Society  of  Antiqnaries  of  London,  Vol.  VII, 
Nr.  5,  p.  394.) 

Lane  Fox,  A.  Observation«  on  the  Topography 
of  Sigwell.  Vgl.  Rolleston.  (The  Journal  of  the 
Anthropological  Institut«  of  Great  Britain  and 
Ireland,  VoL  VIII,  p.  191.) 

Leader,  J.  D.  Recent  Discoveries  at  Templebo- 
rougb,  Yorkshire.  (Proceedings  of  the  Society  of 
Antiquaries  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  329.) 

Römische  8t*tion  mit  Bruchstücken  von  Thonge- 
fAnnen . Bäulen  > behauenen  Steinen , Münzen  von 
Titus,  Trajan  etc. 

Lewis,  A.  L.  On  the  Devil’s  Arrows,  Yorkshire. 
(The  Journal  of  the  Anthropological  Institut«  of 
Great  Britain  and  Ireland,  Vol.  VIII,  p.  180.) 

Lewis,  A.  L.  On  the  Evils  arising  from  the  Use 
of  Historical  National  Names  as  Scientific  Terms. 
(The  Journal  of  the  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and  Ireland,  Vol.  VIII,  p.  825.) 

Lukis,  W.  C.  On  Stonehenge.  (Prooeedings  of 
the  Society  of  Antiqnaries  of  London , Vol.  VII, 

p.  268.) 

Magnüsson,  Eirikr.  On  a Runic  Calendar  fouDd 
in  Lapland  in  1866.  Communic&ted  to  the  Cam- 
bridge Antiquarien  Society.  Cambridge  1878. 

Napier,  J.  Folk  Lore,  or  superstitions  Beliefe  in 
tbe  west  of  Scotland  within  this  Century.  Paisley 
1879. 

Nicholson,  Ch.  On  some  Rock  Carvings  fonnd 
in  the  neighbourhood  of  Sydney.  (The  Jonrnal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland,  August  1879,  p.  31.) 

Payne,  G.  Account  of  the  Discovery  of  a Roman 
leaden  Coffin  at  Chatham,  Kent.  (Proceedings  of 


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21 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


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Penrose,  P.  C.  Account  of  sonne  Roman  retnains 
diBCOvered  at  Lincoln.  (ProceedingB  of  the  Society 
of  Antiquaries  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  5,  p.  433.) 

Petrie,  W.  M.  Fliuders.  On  Metrology  and  Geo- 
metry  in  ancient  Remaina.  (The  Journal  of  the 
Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Irland,  Vol.  Vm,  p.  106.) 

ProceedingB  of  the  Society  of  Autiquariea  of  Lon- 
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frorn  the  Tranaactions  of  the  Bristol  and  Glou- 
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Rolleaton,  G.  and  Lane  Fox,  A.  Report  on 
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thropological Institute  of  Great  Britain  and  Ire- 
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Rolleaton,  G.  Notes  on  Skeleton  found  at  Ciss- 
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stitute of  Great  Britain  and  Ireland,  Vol.  VIII, 
p.  377.) 

Sanderson,  J.  Notes  in  connection  with  Stone 
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Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and 
Ireland,  Vol  VIII,  p.  15.) 

Smith,  Worthington  G.  On  Palaeolithic  Imple- 


ments from  the  Valley  of  the  Lea.  (The  Journal 
of  the  Anthropological  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland,  Vol.  VIII,  p.  275.) 

Sparvel-Bayly , J.  A.  Account  of  the  Discovery  * 
of  a bronze  Celt  and  of  sorae  fragments  of  ash 
ncar  Billericay  in  Essex.  (ProceedingB  of  the  So- 
ciety of  Antiquaries  of  London,  Vol.  VII,  Nr.  5, 
p.  368.) 

Sussex  Archaeological  Collections,  Vol.  XXVIII. 
Lewes  1878. 

Thomas,  G.  W.  Notes  on  the  Opening  of  some 
Ilarrows  at  North  Newbold,  Yorkshire.  (Prooeed- 
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Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  321.) 

Tylor,  E.  B.  Rctnarks  on  the  Geographical  Dia- 
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pological Institute  of  Great  Britain  and  Ireland 
1879,  p.  23.) 

Wako,  C.  S.  The  primitive  Human  Family.  (The 
Journal  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
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Walhouse,  M.  J.  Rag-Bushes  and  Kindred  0b- 
servances.  (Tbe  Journal  of  the  Anthropological 
Institute  of  Great  Britain  and  Ireland  1879, 
p.  97.) 

Whitloy,  N.  A critical  examination  of  the  Flints 
from  Brixham  Cavern,  aaid  to  he  Knives  and 
Human  Implements.  London  1877. 

Willesa,  E.  H.  Antiquarien  Discoveries  in  Sussex. 
(I'roceedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of 
London,  Vol.  VII,  Nr.  4,  p.  292.) 


VHX.  Holland  und  Belgien. 


Coflijn,  P.  J.  De  roneninscriptie  van  den  Bucha- 
rester  ring.  (Veralaagen  en  Mededeelingcn  der 
Koninklijke  Akademie  van  Wetenscbappen.  Af- 
deeling  Letterkunde.  Tweede  Reeks.  Zevende 
Deel.  Amsterdam  1878.) 

Leem&ns,  C.  Over  eene  steenen  wig  of  byl  van 
zeldzamen  vorm  in  het  Rijka  Museum  van  Oud- 
heden  te  Leiden.  Overgedruckt  nit  de  Veralaagen 
en  Mededeclingen  der  Koninklijke  Akademie  van 
Wetenachappen.  Afdeeling  Letterknnde.  2de 
Reeks.  Deel  VII. 

Leemans.  Ilet  Rijka  Muaenm  van  Oudheden  en 
Het  Rijks  Ethnographisch  Museum  to  Leiden, 
gedurende  het  jaar  1876. 


* — Age  des  villaa  et  tumulua  romaias  de  la  Hea- 
baye.  (Bulletin  de  l'institut  archeologique  li4- 
geoia,  XIII,  2me  livraiaon.) 


Baguot.  Mocura  et  coutomes  des  pasteura  du  Sud 
de  TAmerique.  (Bulletin  de  la  Soci^te  de  Geo- 
graphie d’Anvera,  t.  III,  1879,  4«  fascicule.) 

Bauduin.  Le  Limbourg  prehiatorique.  (Balletin 
de  la  3oci6t4  beige  de  g£ograpbie  1879,  Nr.  4.) 

Boquet.  Lea  tombes  plates  de  l'ancion  oomtc  de 
Namur.  (Annalea  de  la  Societe  archeologique 
de  Namur,  t.  XIV,  2me  livraison,  1879.) 

Böquot,  A.  La  forteresse  de  Furfooz  (aopulturea 
franquea).  (Annalea  de  la  Soci6t6  archäol.  de  Na- 
mur, t XIV,  livr.  4,  p.  399.  Mit  Abbildungen.) 

Daufresne  de  la  Chevalerie.  Lea  antiquites  du 
village  de  Wäria.  (Revue  catholique.  Mars  — 
mai  1879.) 

Bon  d’Erp.  Rapport  sur  la  colonie  portugaiae  du 
Mozambique.  (Kecueil  des  rapporta  des  aecretai- 


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Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


res  de  legation  de  Belgique,  t.  IV,  Ire  liv  raison, 
1879.) 

Galealoot.  Toinbe  de  Tepoquo  romaine  ä Lovcn- 
joal.  — Vcstiges  d’nne  villa  de  cette  opoque  a 
Laaken.  (Bulletin  de  l’academie  royale  des  Scien- 
ces 1879,  Nr.  6.) 

* — LeR  Gorduni.  fitude  de  geographie  et  de  nu- 
mismatique  gallo-belge.  (Annales  de  la  societe 
archeologique  de  Namur,  t XIV,  2«  livr.) 

Habets.  Une  colonie  belgo-romuiue  an  Bavens* 
bösch.  (Balletin  des  commissions  royales  d’art 
et  d’archeologie  1878,  Nra.  7 et  8.) 

Hamard  (Abbe).  L’homme  tertiaire.  (Revue  des 
questions  seien tifiquee  1879,  1"  livr.) 

Jansen.  Nouvelle  etude  sur  la  taille,  lamplitude 
de  la  poitriue  et  le  poids  des  recrues  du  11«  de 
ligne.  (Archive»  medicales  beiges  1879,  Nra.  6 
et  6.) 

Del  Marmol , Eug.  La  villa  d’Anthie.  (Annales 
de  la  socieiö  archeologique  de  Namur,  t.  XIV, 
2e  livr.) 

Del  Marmol,  Eug.  Fouilles  dans  les  tumuluB  de 
Grand-Lez.  (Annales  de  la  soeiäte  archeolog.  de 
Namur,  t.  XIV,  livr,  4,  p.  503.) 

Schuermans,  H.  ßpigraphie  romaine  de  la  Bel- 
gique.  (Bulletin  des  commissi ons  royales  d’art 
et  d’archeologie  1879,  p.  63.) 


Sulbout.  ßtat  de  la  civilisation  en  l’Ardenne 
thuringienne  ou  tongroise,  vers  la  fin  de  la 
Periode  gallo -romaine.  (Annales  de  l’academie 
d’archeologie  de  Belgique,  3«  serie,  t.  III,  Xrs.  3 
et  4.) 

Van  Bastelaer.  La  villa  bolgo-rotuaine  de  Villä 
sous  la  Neuville,  a Montignies  sur  Sambre.  Mons, 
Manceaux,  1878. 

Van  der  Eist,  C.  Gaulois  et  Germains.  Causes 
probables  de  leurs  differcnces  caractäristiques. 
(Messager  des  Sciences  historiques  1879,  Nr.  I.) 

Van  der  Hindere.  Nouvelles  recherches  sur  l’eth- 
nologie  de  la  Belgique.  Enquete  anthropolo- 
gique  sur  la  couleur  des  yeux  et  des  cheveux. 
(Bulletin  de  la  soeiäto  beige  de  geographie  1879, 
Nr.  4.)  Mit  4 Karten. 

Van  Baemdonck.  LepaysdeWaes  prehistorique. 
St.  Nicolas,  Edom.  1878. 

Van  Baemdonck.  L’age  de  la  pierre  a Rupel- 
iuomle.  (Annales  de  Tacadümie  d’archeologie  de 
Belgique,  3«  serie,  t.  III,  Nrs.  3 — 4.) 

Do  Vlaminck,  A.  La  Munapie  et  la  Flandre. 
Anvers,  Plaaky,  1879. 

Van  Woddingen.  Les  colonies  de  TAfrique  rne- 
ridionale.  (Revue  gendrale  1879.) 


IX.  Frankreich. 


Allard,  P.  I/art  paien  soub  les  empereurs  chre- 
tiens.  Paris  1879. 

Ameghino,  P.  L faomme  prehistorique  dans  La 
Plata.  (Revue  d’anthropologie  1879,  p.  210.) 

Barry,  Ed.  Note  sur  le  culte  des  genies  dans  la 
Narbonuaise  ft  propos  tl’un  autelvotif  recemment 
decouvert  k Narbonne.  (Revue  archeologique, 
Vol.  XXXVII,  p.  271.) 

Barthelemy  ♦ A.  de.  Un  mot  sur  l'une  des  figu- 
res  du  menhir  de  Kernuz.  (Revue  archeologique, 
Vol.  XXXVII,  p.  376.) 

Baux,  A.  Note  sur  des  antiquites  sardes.  Mit 
Abbildungen.  (Material»  1879,  p.  207.) 

Beauregard,  Cte  Costa  de,  ot  Perrin,  A.  Expo- 
sition universelle  de  Paris  1878.  Cat&logue  de 
l’exposition  archeologique  du  d6partement  de  la 
Savoic.  Avec  21  photographies.  Paris  et  Cham- 
bery  1878. 

Beauvoia,  E.  Les  nouvelles  publications  d’arebeo- 
logie  septentrionale.  (Materiaux  1879,  p.  221.) 


Borthelot.  Antiquites  canariennes,  ou  annota- 
tions  sur  l'origine  des  peuples  qui  occup&rent  les 
Ues  fortunees  depnis  les  premiers  temps  jusqu’a 
Pepoque  de  leur  conquete.  Paris  1879. 

Bertrand,  A.  Societe  archeologique  d’Eure-et- 
Loire.  De  la  valenr  historique  des  documents 
archeologique.  Conference  faite  a la  seance  ge- 
nerale du  15  mai  1879.  Chartres  1879.  Mit 
einer  Karte. 

Bortrand,  A.  Les  bijoux  de  Jouy-le-Comte  (Seine- 
et-Oise)  et  les  cimetieres  merovingiens  de  la 
Gaule.  (Revue  archeologique,  Vol.  XXXVIII, 
p.  193.) 

Boucher,  Henry  do.  Matcriaux  pour  un  cata- 
logue  des  stations  prehistoriquea  landaises.  (Ma- 
teriaux 1879,  p.  258.) 

Boucher,  H.  de.  Les  Aqucnses  primitifs  ou  Dax 
avant  l’histoire.  Avec  4 planches  et  une  carte. 
Dax  s.  a. 

Buchot  de  Kersers,  A.  Avaricum.  Fragmente 


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23 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


d’arcliitecture.  (Revue  archeolog.,  Vol.  XXXVIII, 
p.  359.) 

Bulletins  ilo  1a  Societe  d’ Anthropologie  de  Paris. 
Jan  vier  — Avril  1879.  Paris  1879. 

Burno uf,  E.  Memoires  sur  l’antiquite.  I/uge 
de  bronze.  Troie,  Santorin,  Delos,  Mycencs,  lo 
Parthenon,  les  Courbes,  les  Propylees,  an  Fau- 
bourg  d’Athenes.  Paris  1879. 

Carette.  ft  tu  de  snr  les  tempe  antehistoriqucs ; 
premiere  etudo.  Le  langage.  Paris  1878. 

Cartailhac,  E.  L’associntion  franyaise  a Mont- 
pellier, Ile  Bection,  antbropologie.  (Materiaux 
1879,  p.  337.) 

Cartailhac,  E.  L’homrae  tertiaire.  (Materiaux 
1879,  p.  433.) 

Castan,  A.  L’epitaphc  de  la  prutrcsao  gallo-ro- 
maine  Geminia  Titulla.  (Revue  archeologique, 
Vol.  XXXVIII,  p.  80.) 

Castan,  A.  La  tombelle  gauloise  d’Apremont. 
(Revue  archeologique,  Vol.  XXXVIII,  p.  380.) 

Chambrun,  A.  de.  Le  prühistorique  rajeuni  par 
Phistoire  et  la  geologie.  Extrait  du  Rulletin  de 
la  Societe  Niyoise  des  Sciences  naturelles  et  hi- 
storiques.  Nice  1878. 

Chantro,  E.  Notes  anthropologiques.  Los  ntfcro- 
poles  du  premier  age  du  fer  des  Alpes  frangaises. 
Lyon  1878.  Mit  zahlreichen  Abbildungen. 

Polemik  gegen  A.  Bertrand  bezüglich  der 
Bronzefrage.  Dann  Mittheilungen  über  Funde  and 
Ausgrabungen  in  den  französischen  Alpen.  Von 
besonderem  Int«re**e  ein  Grab  zu  Peyre-Haute,  Com- 
mune Onillestre,  mit  einem  Skelete,  das  reich  mit 
Schmuck  (allein  34  Armringen)  ioagatattet  war. 
„Le»  type»  de»  Alpe»  doivent  etre  compare»  & ceux 
de  HallÄtatt1*,  aber  sie  zeigen  einzelne  Unterschiede. 
Kein  Grab  enthält  Gefasste,  Werkzeuge  oder  Waffen. 
Die  Abbildungen  »ind  vortrefflich. 

Chantre,  E.  Le  congres  anthropologique  de  Mos- 
cou.  (Materiaux  1879,  p.  425.) 

Chatellier,  Paul  du.  Exploration  d'un  monu- 
ment  circuloire  k Kerbascat  et  port  ancien  dans 
les  marais  de  Pont-Men,  en  Treguenec  (Finistere). 
(Materiaux  1879,  p.  64.) 

Chatellier,  P.  du.  Menhir  autel  de  Kernuz- 
on-Pont-PAbbc  (Finistere)  deterre  a Kervadel- 
en-Plobannalec.  (Revue  archäologique , Volume 
XXXVII,  p.  104.) 

Chatellier,  P.  du.  Les  deux  tnmulus  de  Ros- 
meur,  pointe  de  Penmarc'h  (Finistere).  (Mate- 
riaux  1879,  p.  145.) 

Chouquet,  E.  Ages  du  bronze  et  du  fer,  dans 
le  canton  de  Moret  (Seine-et-Marne).  (Materiaux 
1879,  p.  277.) 

Ceseac,  P.  Decouverte  d’nn  eimetiero  des  Pre- 


miers siede»  de  notre  &ro  u Poitiera.  (Revue 
archeologique,  Vol.  XXXVIII,  p.  46.) 

Clermont-Ganneau,  Ch.  L’enfer  assyrien.  (Revue 
archeologique,  VoL  XXXVIII,  p.  337.) 

Clugnet,  A.  Incident  a propos  des  scnlptures  sur 
rochers  du  lac  des  Mervoillos.  (Materiaux  1879, 
p.  235.) 

Combes,  J.  L.  I/homme  et  Parcheologie  prehis- 
torique du  Haut-Agenais,  age  de  la  pierre.  Ex- 
trait de  la  Feuille  des  Jeunes  Naturalistes. 

Congroa  archeologique  de  France.  XLIV  scsaiou: 
Seauces  generales  tenues  a Senlis  en  1877  par 
la  societe  franyaiüe  pour  la  Conservation  et  la 
description  des  monuments.  Paris  et  Tours  1878. 

Congres  des  anthropologistes  allemands  cn  1878. 
(Materiaux  1879,  p.  49.) 

Cougny,  E.  fdhxov  öt >yyQutpsi§  iXAijvixoi. 
Extraits  des  auteurs  grecs  conocrnant  la  geogra- 
phie  et  Phistoire  des  Gaules.  Texte  et  traduc- 
tion  nouvelle  publies  pour  la  Societe  de  Phistoire 
de  France.  Tome  I (geographes).  Paris  1878. 

Evans,  J.  Institut  anthropologique  de  la  Grande- 
Bretagne.  Rapport  sur  les  travaux  de  Pannee 

1877.  (Materiaux  1879,  p.  6.) 

Evans,  J.  Lcb  Ages  de  la  pierre,  instrumenta, 
armes  et  ornementsde  la  Grande-Bretagne.  Paris 

1878.  Mit  1 Tafel  und  vielen  Abbildungen  im 
Texte.  (Vergl.  Materiaux  1879,  p.  116.) 

Favre,  C.  Banias  (Balance)  et  son  enceinto  cy- 
clopeenne.  (Revue  archeologique,  Vol.  XXXVII, 
p.  223.) 

Der  Ort,  ein  kleine»  Dorf,  liegt  auf  der  syrischen 
Küste. 

Flach,  J.  La  table  de  bronze  d'Aljustrel.  Etüde 
snr  P Administration  des  mines  au  I«r  siede  de 
notre  ere.  Paris  1879. 

Flagolle.  Notes  archeologique»  sur  le  döpartement 
du  Finistere.  (Bnlletin  de  la  Societe  acad^mique 
de  Brest,  3«  Serie,  Tome  IV.  Brest  1878.) 

Fondouce,  P.  Cazalis  de.  Deconvert©  d'uno  se- 
pulture  prehistorique  a Lisbonue.  (Materiaux 

1879.  p.  271.) 

Fondouco,  P.  Cazalis  de.  Bibliographie  pr£- 
historique  italienne.  (Materiaux  1879,  p.  294.) 

Forel,  F.  A.  Les  tenevieres  des  lacs  suisses.  (Ma- 
teriaux 1879,  p.  193.) 

Fustel  de  Coulanges.  Commout  le  druidisme 
a disparu.  (Revue  celtique  1879,  p.  37.) 

G.  Le  congres  des  anthropologistes  allemands  k 
Strasbourg  1879.  (Materiaux  1879,  p.  356.) 

Gaidoz,  H.  Revue  celtique  publiee  avec  le  oon- 
cours  des  principnnx  savanta  des  iles  britan- 


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24 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


niquea  et  du  continent,  Volume  IV,  Nr.  1.  Paris 
1879. 

Gaidoz,  H.  Esquiase  de  la  rcligion  des  Gauloia 
avec  un  appendice  sur  le  dieu  Encina.  (Extrait 
de  TEncyclopAdit»  des  Sciences  religieuses,  T.  V. 
Paris  1879.) 

Gaidoz,  H.  Esquisse  de  la  religion  des  Gaulois. 
(Revue  critique  1880,  Nr.  4.) 

Gordon,  D.  A,  Histoire  des  premieres  decou- 
vertes  faitee  aux  enviruna  de  Toul  et  de  Nancy 
de  produits  de  rindustrie  primitive  de  l’homme. 
(Extrait  du  Bulletin  de  la  Societ«  des  Sciences 
pour  1878.) 

Gordon,  D.  A.  Los  cavernes  de«  environs  de 
Toul  et  les  mammiieres  qui  ont  disparu  de  la 
vallee  de  la  Moselle.  5**  cdition.  Nancy  1879. 

Gross.  Um*  nouvelle  palafitte  de  Tcpoque  de  la 
pierre  h Locras,  lac  de  Bienne.  Mit  einer  Tafel. 
(Materiaux  1879,  p.  57.) 

Hamard.  Fouilles  faitea  aCarnac  en  1874 — 1876. 
Rennes  1879.  Extrait  des  memoire«  de  laSooiete 
archeologique  du  departement  dTlle-et-Vilaine. 

Hebert.  Observation»  sur  le  terrain  quatemaire. 
(Materiaux  1879,  p.  159.) 

Jacquinot,  H.  et  Usquin,  P.  La  necropole  de 
Pougucs-les-Eaux  (Nitsvre).  Derniers  teraps  de 
Tuge  du  bronze.  (Materiaux  1879,  p.  385.)  Mit 
Abbildungen. 

Jubainville,  H.  d'Arboia  de.  Les  druides  en 
Gaule.  (Revue  archeologique,  Volume  XXXVIII, 
p.  374.) 

Joly,  N.  L'homme  avant  les  rnetaux.  Paris  1879. 
Mit  Abbildungen. 

Korczak-Branioki , X.  Les  nationalites  slavcs. 
Paris  1879. 

Leemans,  C.  Sur  une  hacho  ou  coin  en  pierro 
de  formo  peu  commune,  conserve  au  Musee  na- 
tional des  Antiquitos  a Leyde.  Extrait  de«  rap- 
port  et  Communications  de  TAcadumie  Roy.  des 
Sciences,  section  desLettrcs,  2*  Serie,  T.  VII  fl], 
Amsterdam  1878.  (Materiaux  1879,  p.  35.). 

Lodain,  B.  Fouilles  de  deux  tumulus  et  d’un 
dolinen,  prfcs  Bressuire.  (Bulletins  de  la  Societl 
des  Antiquaires  de  l’Ouest  1878,  p.  379.  Vergl. 
Materiaux  1879,  p.  131.) 

Lenormant , F.  Inscription  chaldeenne  sur  une 
hache  marteau  en  silex.  (Materiaux  1879,  p.  274.) 

Luchalre,  A.  Etudes  *ur  les  idiomos  pyreneens 
de  la  region  franyaise.  Paris  1879. 

Maitre,  Abel.  Casque  en  fer  du  musee  d’Agen 
remontant  A Tepoque  romaine.  .(Revue  orch«kt- 
logiqne,  VoL  XXXVII,  p.  216.) 


Malafosse,  L.  de.  Les  roebers  n bassins  et  les 
rochen  h fossettes  de  la  Loz&re.  (Materiaux 
1879,  p.  97.)  Mit  Abbildungen. 

Malte-Brun,  V.  A.  Carte  archeologique  de  la 
France.  Extrait  du  bulletin  de  la  societe  de 
grijgraphie,  avril  1879.  Paris  1879. 

Lee  dolmens,  les  meuhirs,  les  ail4«s  couvertes  (Tage 
de  la  pierre). 

Martin,  H.  Sur  l’origine  des  Aryaa.  (Bulletins 
de  la  societe  d'anthropol.  de  Paris  1879,  p.  185.) 

Martinet,  L,  Le  Berry  prehistorique.  Avec  6 
planches , un  tableau  et  une  grande  carte  en 
Chromolithographie.  Bourges  et  Paris  1878. 

Materiaux  pour  l1  histoire  primitive  et  naturelle 
de  Thomm e.  Revue  mensuelle  illustree  dirigee 
par  M.  Emile  Cartailbac  avec  le  concours  de  MM. 
P.  Cazalis  de  Fondouce  et  Chantre,  2«  Serie, 
Tome  X,  1879.  Toulouse. 

Mauricet,  A.  LTsle-aux-Moines.  Ses  monuments 
wegalithiques.  (Materiaux  1879,  p.  71.) 

Mazard,  H.  A.  Civilisation  de  Tage  du  bronze 
en  Gaule.  (Extrait  de  la  Revue  archeologique, 
Vol.  XXXVII,  p.  176  sv.  Paris  1879.) 

Polemik  goren  Chantre’ sW  erk : Age  du  bronze. 
„Les  necessiü**  de  la  polemique  dann  laqueile  aoiu 
»omni es  entre  h Teucontre  de  Systeme»  et  de  throne» 
que  nou»  croyun»  prijudiciable*  h la  v^rite  historiqoe 
et  ä la  vtfrito  archeologique , que  nou»  n«  säparons 
pa»,  ont  pu  nou*  faire  paraitre  «<*vere  pour  Tou\T-age 
de  M.  Erneute  Chantre.  Nou»  ne  »erons  pa»  in- 
just«.  II  y a,  ä notrw  »vw,  beauooup  a Plaguer; 
d’abonl  tout  prtftention  A r^former  une  science  aus»! 
£prouv<ie  que  l’archlologie."  Be»  Berücksichtigung 
der  neueren  deutschen  Erörterungen  wurde  der  Ver- 
fasser in  den  Restrictionen  noch  bedeutend  weiter 
gegangen  Bein. 

Mazard,  H.  Coramique.  De  la  connaissancc  par 
les  anciens  de«  glagures  plombiferes.  Avec  3 
planches  hora  texte  et  plusieurs  figures  dann  le 
texte.  (Le  Musee  archeologique,  publie  sous  la 
direction  de  M.  Caix  de  Saint- Aimonr,  vol.  II, 
5«  livraitiou.) 

Monteliua,  O.  W.  Helbig:  Les  Italiens  primitifa 
dans  la  vallee  du  Po.  (Materiaux  1879,  p.  3U9.) 

„Nou*  esp^rons  maintenant  que  les  autree  arch^o- 
loguea  clasaiquea  suivront  le  bei  oxemple  dünne  par 
M.  Helbig,  et  que  les  archäologues  prehistorique« 
oomprendront  eux-memes  qu'il  leur  faul  Studier  bien 
exactement  bon  nornbre  de  quefftious  classiques,  pour 
comprendrv  et  rfeoudre  saus  erreur  les  quenion« 
prehistorique*.  — La  national»^  de  M.  Helbig 
doit  au*si  et  re  notee.  On  la  «ait,  la  plupart  de* 
archfologue*  aliemands  ont  nie  pendaut  longtemp« 
l’existence  de  l’Äge  du  bronze.  J’ai  assistö,  ü y a 
»eulement  une  annee,  A l’aaeemblee  generale  des  8o- 
cii  tes  des  Antiquaire»  en  AUemague.  C’etait  » Mar- 
hourg.  On  discutalt  de»  questions  relatives  A Tage 
du  bremse.  J’ai  defendu  seul,  peudant  deux  jour», 
l’existence  de  cette  periode,  que  totts  les  Allemands 
präsent»  au  congresont  oirii.  Alors,  c’est  une  Chose 
trt-s-agr**able  de  volr  un  savaut  AH  ein  and  »usai 


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25 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


distingue  que  M.  Hel  big,  *e  placer  sann  Imitation 
dauB  Iec  rang*  den  arcb^loguea  Anglai»,  Fran$*is, 
Simsen,  Italien«  et  Souidinavee.  Wird  nicht  viel 
helfen. 

Moreau,  £.  Notice  sur  la  carte  prehistoriqne  da 
departcineut  de  la  Mayenne.  Tours.  Extrait  de« 
comptea-rendus  duCongres  du  Mang  et  de  Lava) 

1878.  (Vergl  Materiaux  1879,  p.  164.) 

Moreau,  E.  L’epoqne  de  la  pierre  aux  environs 
d'Ernee  (Mayenne).  (Materiaux  1879,  p.  211.) 

Morel.  La  Champagne  aouterraine.  Paria  1879. 
Erscheint  in  Lieferungen. 

Mortillet,  G.  de.  Sur  Porigine  des  animaux  do- 
meatiquos.  (Materiaux  1879,  p.  227.) 

Mortillet,  G.  de.  Fouillee  des  dolmens  de  Mon- 
tau Viert  et  de  Noguies  (Aveyron).  (Materiaax 

1879,  p.  409.) 

Mougin.  Fouillee  da  ciraitier®  gauloia  de  Char- 
vais  (Marne).  Mit  2 Tafeln.  (Materiaux  1879, 
p.  103.) 

Nicaise,  A.  Sur  un  vaso  de  Tage  du  bronze. 
(Bulletins  de  la  societe  d'anthropologie  de  Paris 
1879,  p.  76.) 

Not«,  F.  Histoire  des  Zitate- Unis  d’Amerique  de- 
puis  len  temps  les  plusreculea  juaqu’a  nos  joura. 
2 volumea.  Paris  1879. 

Noulet,  J.  B.  LVtge  de  la  pierre  polie  et  du 
bronze  au  Cambodge.  d’apres  les  decouvertes  de 
M.  Moura.  Toulouse  1879.  Mit  Abbildungen. 
(Materiaax  1879,  p.  315.) 

Pelagaud.  I)e  antiquiaaimi  aeris  in  Galliam  in- 
vectione  thesim  proponebat  Lugdunensi  littera- 
rum  facultati.  Lyon  1878. 

Pietrement,  C.  A.  Ia‘s  Aryas  et  leur  prämiere 
patrie.  Paris  1879. 

Pineau.  Silex  tailleR  de  File  d’Oleron.  (Mate- 
riaux  1879,  p.  155.) 

Pomel,  A.  Ossements  delephauts  et  d’hippopo- 
tames  daus  nne  Station  prchistorique  de  la  plaine 
d’Eghia  (province  d’Oran).  (Bulletin  de  la  so- 
ciete  geologique  1879,  p.  44.) 

Proat,  A.  Ix»  monument  de  Merten.  (Revue  ar- 
cheologique, Vol.  XXXVII,  p.  1.) 

„Ce  ne  serait  donc  peut-etre  |»a*  mm  bypotheae 
trop  hardie  que  celle  de  voir  dun*  le  tmmunient  de 
Merten  une  oeuvre  de  I»  flu  * |>eu  prfcs  du  troixieme 
«iecle,  consacr4e  hu  «ouvenir  d’une  des  nombrensea 
defaites  iniligte*  aux  peuples  gennain*  dans  rette 
region  tout  entier«.  jwtudant  1»  aeconde  moittf  de  re 
siecle.“  Merten  ist  ein  Dorf  im  alten  Departement 
de  la  Moeelle. 

Puleky,  Fr.  v.  Monuments  de  la  doniinatiou 
celtique  en  Hongrie.  (Revue  arrheologique,  Vol. 
XXX VIII,  p.  158.) 

Archiv  fUr  Anthmfinhigi«.  IM.  XU. 


Bevon,  L.  La  Haute-Savoie  avant  les  Romains. 
Avec  184  vignettes  gravees.  Paris  et  Annecy 
1878. 

Bevue  archeologique,  nouvelle  Serie,  V.  XXXVII. 
Paris  1879. 

Bevue  celtique,  a.  Gaidoz,  H. 

Riemann,  O.  Recherche»  archeologiques  sur  les 
iles  ionienue«.  I.  Corfou.  Paris  1879.  Mit  Taf. 
Robert,  Ch.  Etüde  sur  quelques  inscriptions  an* 
tiques  du  inusee  de  Bordoaux.  Avec  5 plancbes. 
Bordeaux  1879.  (Extrait  des  raemoires  de  la 
societe  archeologique  de  Bordeaux,  tomc  IV.) 

Robiou,  F.  Observation»  critiques  sur  l’archeolo- 
gie  dite  prehistorique , specialemont  en  co  qui 
concerne  la  race  celtique.  Paria  1879. 

Roidot,  J.  La  eite  gauloise  sclon  l'hiatoire  et  les 
traditiona.  Paria  1879. 

Sacaze,  J.  Le  culte  des  pierrea  dans  lea  Pyr6- 
nee»  (pays  de  Luchou).  (Bulletins  de  la  societä 
d'anthropologie  de  Paris  1879,  p.  164.) 

Salmon.  Dictionnaire  archeologique  du  departe- 
ment  de  l’Yonne  (epoque  celtique).  Auxerre 

1878. 

Sau  vage,  H.  E.  William  Greenwell : Les  tumulua 
anglaia;  inventAire  das  tortres  funeraires  en  di- 
verses parties  de  l'Angleterre.  (Materiaux  1879, 
p.  361.) 

Inhaltsangabe  dss  englischen  Werkes. 

Sauve,  L.  Devioettea  b re  tonn  ca.  (Revue  celtique 

1879,  p.  60.) 

Schliemaun,  H.  Mycene,  recit  des  recberchea  et 
des  decouvertes  faitea  ä Mycene  et  a Tirynthe, 
avec  une  preface  de  M.  Gladstoue.  Traduit  par 
J.  Girardin.  Accorapagne  de  8 carte«  et  plana, 
et  illuatre  de  700  gravurea  aur  bois.  Paris  1879. 
Bouche,  B.  Une  sepulture  de  l’epoque  de  la  pierre 
polie,  & Paraproux  (Deux-Sevres).  (Materiaax 
1879,  p.  215.) 

Teminck,  A.  L1  Artois  aonterrain.  Etudes  ar- 
cb6ologiquea  aur  eette  contree  depuis  les  teiupH 
les  plus  reculea  juaqu’au  regne  de  Obarleraagne. 
Tome  1.  Arras  1879.  Mit  1 Karte  und  12  Tafeln. 
Vacquor,  Th.  Sur  une  inscription  gauloise  trou- 
vee  » Paris.  (Revue  archeologique,  Vol. XXXVII, 

p.  111.) 

Vallentin,  F.  Essai  sur  les  divinites  indigetes 
du  Vocontium  d’apres  len  raonuinents  epigrn- 
pbiques.  Grenoble  1877.  (Extrait  du  Bulletin 
de  l’Aeademie  delphinale.) 

Vallentin,  F.  Le  Dauphine  au  Trocadero.  Scien- 
ces anthropologiques,  art  retrospectif.  (irenoble 

1878. 

Vallentin,  F.  Lea  dieux  de  la  eite  des  Allobrogea 

4 


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Verzeichnis«  (1er  anthropologischen  Literatur. 


26 

d’apres  leg  monuments  cpigraphiques.  (Revue 
coltique  1879,  p.  1.) 

Valroger,  I».  de.  l.es  Celtes,  la  Gaule  celtique. 
£tude  critique.  Paris  1879. 

Vivanet.  I/ngc  du  bronze  er»  Sardaigno;  decou- 
vertes  auprcs  du  village  de  Teti.  (Materiaux 
1879,  p.  1.) 

Wienor,  C.  Perou  et  Bolivie.  Recit  de  voyage 


suivi  d’etudes  archeologiques  et  ethuographiqucs 
et  de  notea  sur  1 Venture  et  lea  langues  des  po- 
pulations  indiennes.  Paris  1879.  Mit  1100  Il- 
lustrationen, 27  Karten  und  18  Plänen. 

Zaborowski.  Exposition  de  la  Societ«*  d’anthro- 
pologie  et  d'ethnographie  polonaise  de  Paris  ä 
l'Exposition  des  Sciences  antbropologiques.  (Revue 
d’anthroi>ologie  1879,  p.  156.) 


X.  Italien. 


Allevi,  G.  Necropoli  della  prima  eta  del  ferro  a 
Spinetoli  nel  Piceno.  (Notizie  degli  Scavi  de 
Antich.  coro,  alla  R.  Accad.  dei  Lineei  1878, 
p.  294.) 

Ambrosi.  F.  Guida  della  Valsugana.  Borgo  1879. 

Archivio  per  l'untropologia  e la  etnologia,  organo 
della  aocietä  italiana  di  antropologia,  etnologia  e 
psicologia  comparata , pnbblicato  dal  Dott.  P. 
Muntcgazza,  IX.  vol.,  fase.  1 & 2.  Firenze  1879. 

Barelli , V.  Sepolcreto  preromano  di  Civiglio. 
(Riv.  Arcbeol.  della  prov.  di  Como  1878,  Dicembre, 
p.  85.) 

Barelli,  V.  Altre  scoperte  preromane  in  Rondi- 
neto.  Mit  Tafel.  (Riv.  Arcbeol.  della  prov.  di 
Como  1879,  Uiugno,  p.  13.) 

Bidou,  L.  Leg  restes  de  Lage  de  la  pierre  dans 
la  province  de  Ghieti  (Abruzes).  Siena  1879. 
Mit  2 Tafeln. 

Bocchi,  F.  Ricerche  paleoctnologiche  in  Adria. 
(Notizie  degli  scavi  d’antich.  comun.  alla  R.  Ac- 
cad. dei  Lineei  1879,  p.  88.) 

Boni,  C.  Delle  eure  necensarie  pegli  oggetti  d’an- 
tichita  eventnalmente  scoperti  - Jstruzione  agli 
agricoltori.  Modena  1879. 

Borghi,  N.  Scoperte  preistoriche  sul  lago  di 
Varano.  (Cronaca  Varesina  1878,  4 Agosto.) 

Borghi , N.  Sulla  scoperta  di  una  stazion«  prei- 
atorica  nella  palude  Brabbia.  (Atti  della  Soc. 
Ital.  di  sei.  nat  in  Milano,  vol.  XXL) 

Brizio,  E.  Antichitü  e scavi  di  Adria.  (Nuova 
Antologia  1879/ vol.  XVIII,  p.  440.) 

Bullettino  di  Paletnologia  Italiana  diretto  da 
G.  Chierici,  L.  Pigorini  e P.  Strobel.  Anno  4, 
Nr.  11  e 12.  Reggio  dell  Emilia  1878.  Anno  5, 
Nr.  1 — 11.  R.  1879. 

C&flci,  J.  Stazione  dell’  eta  della  pietra  a S.  Couo. 
Mit  2 Tafeln.  (Bullettino  di  Paletnologia  Ita- 
liana 1879,  p.  33.) 


Cafici.  J.  Ulteriori  ricerche  nella  stazione  di  S. 
Cono  in  provincia  di  Catania.  (Bulletino  di  Pal- 
etnologia Italiana  1879,  p.  65.) 

Caatelfranco,  P.  Tombe  gallo- italicht»  trovat**  al 
Soldo  presso  Alzate  in  Brianza.  Mit  1 Tafel. 
(Bulletino  di  Paletnologia  Italiana  1879,  p.  6.) 

Caatelfranco,  P.  Bronzi  eccezionali  d’unn  tomba 
della  necropoli  di  Golasecco.  Mit  Tafel.  (Bullet- 
tino  di  Paletnologia  Italiana  1879,  p.  77.) 

Churoh,  A.  H.  La  scoperta  dcl  minerale  di 
stagno  in  Italia  e sua  relazione  colla  lavorazione 
del  bronzo  presso  gli  antichi.  (Aus  der  englischen 
Zeitschrift  Irou.  London  1879,  Nr.  343,  übersetzt 
im  BoUettino  del  R.  Comit.  Geol.  dltaliu  1879, 
Nr.  7—10.) 

Centonza,  B.  Nuove  scoperte  preistoriche  nella 
provincia  Capitanata.  (In  der  Zeitschrift  La  Ca- 
pitanata  1878,  16.  Juli.) 

Chierici,  G.  Capanne-sepolcri  dell  etä  della  pie- 
tra. Mit  2 Tafeln.  (Bullettino  di  Paletnologia 
Italiana  1879,  p.  97.) 

Zu  Campeggine  in  iler  Provinz  Reggio  Mil'  Emilia. 

Chierici,  G.  L aes  signatum  dei  duo  versanti  dell* 
Appcnuino.  (Bullettino  di  Paletnologia  Italiana 
1879,  p.  148.) 

Chierici , G.  La  paletnologia  italiana  nel  Con- 
gresso  di  Budapest.  (Bullettino  di  Paletnologia 
Italiana  1878,  p.  165.) 

Bericht  üb«r  die  Verhandln ngeu  mit  besonderer 
Bezugnahme  auf  Italien.  Fl  cottgresso  non  ha  posta 
in  luce  aleuna  nuova  scoperta  in  appoggk»  ilell*  ad* 
stenza  dell*  uomo  terziario. 

Chistoni.  C.  Sülle  scoperte  preistoriche  fatte  ad 
Ostiano,  provincia  di  Creroona.  (Rivista  scient. 
industr.  1879,  p.  261.) 

Coppi,  Fr.  Nuova  scoperta  archeologica  nella 
terramara  di  Gorzano.  Torino  1879.  Mit  vier 
Tafeln. 

Creapellani,  A.  Tombe  preromane  di  Castelvetro 
nel  Modenese.  (Notizie  degli  scavi  d’anticb.  co- 
mun. alla  R.  Accad.  dei  Lineei  1879,  p.  194.) 


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27 


Verzeichnis*  der  anthropologischen  Literatur. 


Crespellani.  A.  Le  terremare  del  Modcncse. 
(Atti  della  Soc.  Ital.  di  sei.  nat.  io  Mitauo,  vol. 
XXI.) 

Dasti,  L.  Notizie  atoriche  arcbeologiche  di  Tar- 
(juiuia  e Conieto.  Roma  1878. 

Doaor,  E.  La  piorre  des  croix  de  Pieve  di  Teco. 
(Bullettino  di  Paletnologia  Italiana  1879,  p 88.) 

Duhn.  F.  V.  Scavi  uulla  necropoli  di  Suesaula. 
(Bullettino  doll1  Instit.  di  Corrizp.  Arch.  1879, 
p.  HU 

Elena.  Sopra  nna  iacrizione  feiiiciu  scopcrta  io 
Cagliari.  Livorno  1879. 

Eroli , G.  OflBcrvazioni  al  ßellucci  intorno  alla 
buh  opiuiunc  della  fonderia-ofificina  di  Bologna. 
(Bullettino  di  Paletnologia  Italiana  1878,  p.  180.) 

Fabretti,  A.  Scavi  di  Carrü.  Torino  1879.  Mit 
6 Tafeln  und  1 Karte.  Auszug  aus  den  Atti 
della  Soc.  d’Archeol  e Belle  Arti  per  la  prov.  di 
Torino,  vol.  II. 

Fiorelli,  G.  Notizie  degli  Scavi  di  antickitä  co- 
muuicate  alla  R.  Accaderaia  dei  Lincei.  Roma 

1878. 

Forsyth  Major,  C.  J.  Alcune  oBservazioni  sui 
cavalli  quaternari.  (Archivio  per  Tantropologia 

1879,  p.  100.) 

Gabrielli,  G.  Scavi  re  conti  ui  colli  del  Tronto 
(In  der  Gazettu  di  Ascoli-Pieeno  1878,  2.  Juni.) 

Garoni,  T.  Scopcrte  paleoctnologiche  null'  Ibo- 
lino  buI  Lago  di  VareBe.  (Notizie  degli  Scavi 
di  antichitü  comun.  alla  R.  Accademia  dei  Lincei 
1878,  p.  200.) 

Garovaglio,  A.  Una  necropoli  gallica  a Montor- 
fano.  Mit  Tafel.  (Kiv.  Archeol.  della  prov.  di 
Como  1879,  Giugno,  p.  21.) 

Goxresio,  G.  Nota  sulla  croce  gammata  dei  mo* 
numenti  recentemente  seoperti  noll’  isola  di  Ci- 
pro. Torino  1878.  Extract  aus  den  Atti  della 
R.  Accad.  delle  Bcienze  di  Torino  1878. 

Gozzadini,  Conte  G.  Di  un  antico  Bepolrro  a 
Ceretolo  nel  Bolognese.  Modena  1879.  Mit 
Doppeltafel  in  Chromolithographie. 

Guardabassi,  M.  Tombe  arcaicbe  di  Ancarano 
di  Norcia.  (Notizie  degli  Scavi  di  Antich.  comnn. 
alla  R.  Accad.  dei  Lincei  1878,  p.  13.) 

Guidobaldi,  Domenico  de.  Tombe  preromuue 
di  S.  Egidio  al  Tibrata.  (Notizie  degli  Scavi 
di  Anticb.  comnn.  alla  R.  Accad.  dei  Lincei  1878, 

p.  26.) 

Helbig,  W.  Tomba  di  Poggiu  alla  Sala.  Mit  2 
Tafeln.  (Annali  doll'  Instit.  di  Corrisp.  Aich. 
1878.) 


Helbig,  W.  Ausgrabungen  in  Corneto.  (Bulletr 
tino  delP  Inatituto  di  Corrisp.  Archeol.  1879, 
Nr.  V.) 

Incoronato,  A.  Scheletri  umani  della  cavurna 
delle  Arene  candide  presso  Final rnarinn  in  Savona. 
Mit  2 Tafeln.  (Memorie  della  CI.  di  sei.  fis.  etc. 
della  R.  Accad.  dei  Lincei,  aer.  3*,  vol.  11.  Roma 

1878.  Vgl.  Bullett.  di  Paletn.  It.  1879,  p.  94.) 

Issel,  A.  Sülle  tracce  di  autichissimu  lavoruzione 
osservate  in  alcune  miniere  della  Liguria.  (Ras- 
Hegna  Settimanale  di  Pol.  Sc.  Lett.  ed  Arti  1879, 
4 Msggio.) 

Lazzaro,  N.  Uua  visita  alla  necropoli  di  Snessola 
presso  Acerra.  (lllustrazione  Italiana  1879,  p. 

225.) 

Ligur.  Scene  preistoriche.  (II  volere,  A.  111,  fase. 
I,  1879.) 

Lovisato,  D.  Strumenti  litici  e brevi  cenni  geo- 
logici  Sülle  proviucie  di  Catanzaru  et  di  Cosenza. 
Roma  1878.  Extract  ans  den  Atti  della  R.  Ac- 
cad. dei  Lincei  1877 — 1878. 

Iiucchini.  Bebriano  illustrato  dai  suoi  scavi  ar- 
cheologici,  prima  pagina  di  atoria  Cremonese. 
Casalmaggiore  1879. 

Maggi.  D.  Di  un  cranio  umano  trovato  nella 
grotta  del  tnfo  in  Valgana.  (Atti  della  Soc.  Ital. 
di  aci.  nat.  in  Milano,  vol.  XXL) 

Maggi,  L.  Intorno  ad  alcuni  oggetti  d'iudustria 
muana  preistorica  trovati  nelle  tombe  di  Malgesso 
press»  Gavirate.  (Atti  della  Soc.  Ital.  di  sei.  nat. 
in  Milano,  voL  XXL) 

Maggi,  L.  Di  alcune  tombe  della  Valcuvia  e della 
Valwarchirolo  appartenenti  alla  prima  eti\  del 
ferro.  (Atti  della  Soc.  Ital.  di  sei.  nat.  in  Milano, 
vol.  XXI.) 

Mantovanl,  G.  Die  römische  Grabcnstatte  von 
Mologno  in  Val  Cavallina.  (Bullettino  delT  In- 
stitute di  Corrispondenza  Archeologica,  Nr.  VII, 
Juli  1878.) 

Marinoni,  C.  ßrouzi  proistorici  del  Friuli.  Es- 
tratto  dagli  Atti  della  Soc.  It.  di  scienze  naturuli, 
vol.  XXI.  Milano  1879. 

Mareelli,  N.  Le  origini  delP  umanita.  Torino 

1879. 

Maugini,  Fr.  Scopcrte  preistoriche  in  Sicilia. 
(Riv.  Scient.  Industr.  1879,  15  Aprile.) 

Mellini,  V.  Ricerche  sulla  1»  eta  del  ferro  uelP 
Isola  d’Elba.  (Bullettino  di  Paletnologia  Italiana 
1879,  p.  84.) 

Mochi,  G.  Scoperta  di  bronzi  spettanti  ad  anti- 
ebissima  fonderia  Urabro  Cagliese.  (Bullettino 
dell’  Inst,  di  Corr.  Arcb.  di  Roma  1878,  p.  74.) 

4* 


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28 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Nicolucci,  G.  Strumenti  in  pietra  delle  provincie 
calabreai.  Napoli  1879.  Mit  4 Tafeln. 

Nicolucci,  G.  Arrai  ed  utcusili  in  pietra  della 
Troade.  Napoli  1879.  Mit  1 Tafel. 

Nicolucci,  G.  Solei  lavorate,  bronzi  e monumenti 
di  tipo  preistorico  di  Terra  d’Otrnnto.  (Bullettino 
di  Paletnologia  Italiana  1879,  p.  139.) 

Orsoni,  F.  Ricerche  palotnologiche  uei  dintorni 
di  Cagliari.  (Bullettino  di  Paletnologia  Italiana 
1879,  p.  44.) 

Orsoni,  Fr.  Castel  de'  Britti  nei  tempi  litici. 
(LaPatria  [Giornale  di  Bologna]  1879,  Nr.  207.) 

Fareto,  D.  La  pietra  delle  croei.  (La  Liguria 
Oocidentah*  1879,  5 Agiwto.) 

Pigorini,  L.  Note  per  la  storia  della  paletnolo- 
gia  italiana.  (Bullettino  di  Paletnologia  Italiana 
1879,  p.  1.) 

Nachtrag*  zu  de»  Materianx  pour  Phistoire  de  la 
Palet**!  hnologi*  Italienne. 

Pigorini,  L.  St&zione  lacuztre  nel  Piceno.  (Bul- 
lettino di  Paletnologia  Italiana  1879,  p.  73.) 

Pigorini,  L.  La  Paleoetnologia  veronese  e il  sno 
fondatoro  (P,  P.  Martinati).  (Nuova  Antologia. 
Roma  1879.) 

Poggi.  V,  I>i  un  bronzo  Piacentino  con  loggende 
etrnsche.  Modena  1878.  Mit  1 Tafel.  Kxtract 
aus  den  Atti  et  Mein,  delle  Deput.  di  Stör.  Pat. 
delP  Emiiia.  Neue  Folge,  Bd.  4. 

Prosdocimi,  A.  l*u  necropoli  Euganee  di  Biete. 
Este  1879. 

B&nchet,  G.  e Rogazzoni,  J.  Le  noove  scoperte 
preistoriche  all*  Izolino  nel  lago  di  Vareze.  Mit 
6 Tafeln.  (Atti  della  Soc.  Ital.  di  sei.  nat.  in 
Milano,  vol.  XXI.) 

Begalia,  E.  Sopra  nn  ©«so  forato  racoolto  in  un 
Nuraghe.  (Archiyio  per  TAntropologia  e la  Et- 


nologia,  vol.  IX,  1879,  p.  112.  Vgl.  Strobel  im 
Bullettino  di  Paletn.  It.  1879,  p.  114.) 

Regazzoni,  J.  Di  alcuni  nuovi  oggetti  preistorici 
raccolti  nelle  stazioni  del  lago  di  Vareze.  Mit 
Tafel.  (Riv.  Archeol.  della  prov.  di  Como  1879, 
Gingno.) 

Rogazzoni,  J.  II  Museo  Archeologico  Garovaglio 
in  Loveno.  Como  1879. 

Bicoardi,  P.  Saggio  di  ztudii  iutorno  alla  pesca 
presso  alcune  razze  umane.  (Archivio  per  l’An- 
tropologia  1879,  p.  1.)  Mit  1 Tafel. 

De  Ro8si,  M.  St.  Sepolcro  ueolitico  presso  Ana- 
gri,  e sollev&wento  o depreszione  lenta  del  suolo 
nel  luogo  del  medezimn.  (Bullettino  del  Vulca- 
nismo  Italiano,  Anno  VI,  Roma  1879,  p.  44.) 

Stefani,  C.  de.  Solle  traccie  attribuite  all’  uozno 
pliocenico  nel  Seneze.  Roma  1878.  (Auszug 
aus  den  Atti  della  R.  Accad.  dei  Lincei.  3.  Serie, 
Bd.  11.) 

Strobel,  P.  Auticho  miniere  di  stagno.  (Bullet- 
tino di  Paletuologia  Italiana  1879,  p.  28.) 

Strobel,  P.  Ausführliche  Besprechung  der  Schrift 
von  P.  Castel  franco : Le  stazioni  lacnstri  dei 

laghi  di  Monate  e di  Varano  etc.  (Bullettino  di 
Paletnologia  Italiana  1879,  p,  46.) 

Strobel,  P.  Stazioni  litiche  nel  Parmense.  (Bul- 
lottino  di  Paletnologia  Italiana  1879,  p.  137.) 

Tononi , A.  G.  Scoperta  di  an  bronzo  etrasco 
nel  Piacentino.  Milano  1879.  Extract  ans  dem 
Spettatore  daselbst.) 

V&llentin.  La  paletnologia  italiana  nelP  esposi- 
zione  di  Parigi.  (Bullettino  di  Paletnologia  Ita- 
liana 1878,  p.  177.) 

Vivanot,  F.  Scopcrte  paleoetnologiche  Sarde. 
(Notizio  degli  Scavi  di  Antich.  comun.  alla  R. 
Accad.  dei  Lincei  1878,  p.  244.)  Mit  3 Tafeln. 


XI.  Russland. 


Die  Anthropologische  Ausstellung  in  Moskau  im 
Jahre  1879.  Protokolle  der  Sitzungen  etc.,  drei 
Bde.,  1878 — 1879«  (Schriften  der  k.  Gesellschaft 
der  Freunde  der  Naturwissenschaft,  Anthropolo- 
gin und  Ethnographie.)  (Ruse.) 

Die  ethnographische  Ausstellung  im  Jahre 
1877.  Moskau,  93  S.,  8°.  (Runs.) 

Argky,  A.  W.  Steppe  und  Oase.  (Briefe  aus  dem 
Feldzug  nach  Chiwa  1873.  Der  Ross.  Bote  1879, 
Juli,  S.  1 13—191,  August,  S.  543—629.) 

Belajew,  J.  Die  Bauern  in  Russland;  eine  Unter- 


snehung  über  die  allmälige  Veränderung  der 
Bedeutung  der  Bauern  in  der  Rassischen  Ge- 
sellschaft, 1.  n.  2.  Aufl.,  300  S.  Moskau.  (Rnza.) 

Beresin,  L.  W.  Kroatien,  Slavonien,  Dalmatien 
und  die  Militärgrenze,  2 Bde.,  520  u.  590  S. 
mit  einer  Karte.  Petersburg.  (Kuss.) 

Betz,  W.  und  Rawa,  A.  Ein  Beitrag  zur  Me- 
thode der  anatomischen  Untersuchung  der  Schä- 
delnähte,  80  S.  mit  2 Tafeln.  Kiew.  (Kuss.) 

Bobtschew,  S.  S.  Skizzen  aus  dem  Leben  der 
Bulgaren.  (DerRuss.  Bote  1 879,  Juli,  S.  192 — 210.) 


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29 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Boykow , M.  K ungefasste  U übersieht  des  Gou- 
vernements Kursk  in  geographischer  und  histo- 
rischer Beziehung,  46  S.  Bjelgorod.  (Kuss.) 

Brunn,  Philipp  von.  Die  Gestade  des  Schwarzen 
Meere»;  eine  Sammlung  von  Abhandlungen  zur 
historischen  Geographie  Südnisaland» , 1.  Band, 
282  S.,  8°.  Odeiw».  (Ross.) 

Chwolson,  D.  A.  Gebrauchen  die  Juden  Ohri- 
■tenblutV  1.  und  2.  Aull.,  70  S.  8Ü.  Petersburg. 
(Rum.) 

Die  Kirgiaen-Dshataken  Ethnographische  Skizze 
von  einem  Kirgisen.  (Die  Hass.  Rede  1879, 
August,  S.  318 — *330.) 

Döring,  J.  Steinbeil  aus  Gross-Santen,  Steinbeil 
aus  Livenhof,  Schleifstein  aus  Oxeln  und  Brou- 
zeu  au»  Pasexteo.  Der  Piskaln  am  Babitsee. 
(Sitzungsberichte  der  Korländischun  Gesellschaft 
für  Literatur  und  Kunst  aus  dem  Jahre  1877. 
Mitau  1878.) 

Folitayn,  B.  D.  Kuban  »che  Alterthümer.  Die 
Dolmen  und  Riesen hänser  bei  der  Stanitza  Ba- 
gowskaja  im  Kreise  Maykop,  28  S.  Jekaterino- 
dar.  (Russ.) 

Fränkel,  A.  Skizze  von  Taclmruk-Su  und  Batum, 
168  S.  Tiflis.  (Russ.) 

öolitzyn , N.  N.  Flint  Gebrauchen  die  Juden 
Christen blutV  370  S.,  8°.  Warschau.  (Russ.) 

Grewingk,  C.  Die  Steinachiffe  von  Muaching  und 
die  Wella-Laiwe  oder  Teufelsböte  Kurlands  über- 
haupt. Mit  4 Tafeln.  Dorpat  1879. 

Der  Bauernhof  Muackuig  liegt  iin  kurliltwlbtheu 
KÜHteuAtrichf  <1«*  Rigaer  Meerbunen»  im  Gabictie  ries 
Kirchspiel*  Erwählen.  Die  iutereHsanteti  Gräber 
Werden  nach  ihrem  Vorkommen , Bau  und  Inhalt, 
ihrer  nationalen  Zugehörigkeit  und  ihrem  Alter  ein- 
gehend betrachtet.  * Seefahrende  Svear  oder  Götar 
kamen  im  Laufe  der  ernten  nachchriutlif-hen  Jahr- 
hunderte aus  Skandinavien  und  wahrscheinlich  au» 
Bohu*län  oder  auch  au»  Hallamt  (vergl.  ßchluH*  de» 
Nachtrages)  oder  Schonen  an  die  kurländischeKtute.  — 
Nicht  »ehr  zahlreich  vertreten  hinterliessen  sie  hier, 
zwischen  57*22*  hi»  27'  Lat.  und  20*15*  bis  23  Long. 
O.  v.  Paris  die  Zeugnisse  ihres  nicht  aber  einen  »ehr 
langen  Zeitraum  ausgedehnten  Daseins  in  eigen tliüm- 
liehan  Gratsdenkmälern.* 

Grewingk,  C.  Archäologische  Mittheilungen. 
Pfahlbau  in  Arrasch.  Feuerstein werkstätte  am 
ßurtueeksue.  (Sitzungsberichte  der  gelehrten 
estnischen  Gesellschaft  zu  Dorpat  1879.  Dorpat 
1890,  S.  175,  199.) 

Jaworaky,  J.  Das  Thal  des  Amu-Darja  in  mo- 
dico-geographischer  Beziehung,  26  S.  Taschkend. 
(Russ.) 

Iwanow,  A.  Aus  Petrosawodsk  nach  Kotsche- 
osero.  Petrosawodsk,  20  8.  (Russ.) 

Jung,  J.  Steinsetzungen  im  Fellinschen.  (Sitzungs- 


berichte der  gelehrten  estnischen  Gesellschaft  zu 
Dorpat  1879.  Dorpat  1880,  S.  48.) 

Jung,  J.  lieber  die  estnisch-lettische  Sprachgrenze. 
(Sitzungsberichte  der  gelehrten  estnischen  Ge- 
sellschaft zu  Dorpat  1879.  Dorpat  1880,  S.  66.) 

Jung,  J.  Knochenlager  hei  Friedrichsheini,  deegl. 
bei  Xuudi,  desgl.  in  Kalbakdlla.  (Sitzungsbe- 
richte der  gelehrten  estnischen  Gesellschaft  za 
Dorpat  1879.  Dorpat  1880,  S.  123,  130,  162.) 

Koatrow,  N.  Fürst.  Juristische  Gebrauche 
unter  deu  Bauern  des  Gouvernements  Tomsk, 
127  a,  8»  Tomsk.  (Russ.) 

Koatrow,  N.  Fürst,  liebersicht  der  ethnogra- 
phischen Nachrichten  über  die  samojediHchen 
Volksstämine , welche  iu  Sibirien  wohnen,  18  S. 
St.  Petersburg.  (Russ.) 

Kruaenatem,  P.  J.  Reise  nach  dem  nördlichen 
Ural  in  den  Jahren  1874 — 1876  mit  einer  Karte, 
172  S.  Petersburg.  (Ross.) 

Kuropatkin,  A.  N.  Oberst  des  Generalstabs. 
Kaschgarien.  Eine  historisch  - geographische 
Skizze  de»  Laude*,  der  Militärmacht,  des  Han- 
dels und  des  Gewerbes.  Mit  einer  Karte  in  Folio, 
442  S.,  8®.  St.  Petersburg.  (Russ.) 

Kuanezow,  S.  K.  Der  Saurem  bei  den  Tschere- 
missen  (feierliche  Opferung).  (Nachricht  der  K. 
Russ.  Geograph.  Gesellschaft,  Bd.  XV,  S.  138 — 
151.)  Russ. 

Kuanezow,  S.  K.  Aus  dem  Leben  der  Tschere- 
misseu.  11.  Tscheremiaaische  Festtage.  (Das  alte 
and  neue  Russland  1879,  Nr.  5,  S.  41 — 58.) 

Lamansky,  H.  J.  Juden  und  Deutsche  im  Weich- 
selgebiet.  (Der  Russ.  Bote  1879,  März,  S.  371 
hia  421.) 

Lewinsohn,  J.  Efes-damim.  Zurückweisung  der 
falschen  Beschuldigungen  in  Betreff  de«  Gebrauchs 
von  Christenblut  durch  die  Juden,  81  S.,  8°. 
Warschau.  (Kuss.) 

Locht  in,  W.  Der  FInsa  Amu  uud  seine  alte  Ver- 
bindung mit  dem  Kaspischen  Meere,  104  S.,  8®. 
uud  eine  Karte.  Petersburg.  (Ross.) 

Mainow,  W.  N.  Skizzen  aus  dem  Leben  der 
Mordwineu.  Die  Eheschlieasung.  (Das  Wort 
1879,  Juni,  S.  53—99;  Juli,  101  — 138.) 

Majcw,  N.  A.  Der  obere  Lauf  des  Amu-Darja 
nach  der  Beschreibung  von  Ibn-Dart.  (Nach- 
richten der  K.  Russ.  Geogr.  Gesellschaft  in  Pe- 
tersburg, Bd.  XV,  S.  10  — 16.)  (Russ.) 

Malachow,  M.  B.  Auf  einem  Tschadischen  Goro- 
dischischen  (Wallberg).  Reisuskizze.  (Das  alte 
und  neue  Russland  1879,  Nr.  3,  8.  210 — 222.) 


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30 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Meyer.  Eiu  Burgberg  bei  Bubje  in  Litt&uen. 
(Sitzungsberichte  der  kurlandiscben  Gesellschaft 
f&r  Literatur  und  Kunst  aus  dem  Jahre  1877. 
Mi  tau  1878.) 

Meyer,  Leo.  Ueber  Lehnworte  im  Finnischen. 
(Sitzungsberichte  der  gelehrten  estnischen  Gesell- 
schaft zu  Dorpat  1879.  Dorpat  1880,  S.  3.) 

Miklucho-Maklay.  Die  Agonie«  - Inseln.  Skiz- 
zen von  einer  Reise  nach  West-Mikrone»ien  und 
Nord-Melanesien.  (Nachrichten  der  K.  Russ.  G. 
Gesellschaft  in  Petersburg,  Bd.  XV,  S.  25 — 44.) 
Russ. 

Minoraki,  R.  A.  Volksgesundheit  und  Volksrae- 
dicin.  Ethnographische  Beobachtungen  im  Kreis« 
Wytegra.  (Das  alte  und  neue  Russland  1879, 
Nr.  7,  S.  232—256.) 

Moltschanow,  A.  (in  Korfu).  Die  Insel  Korfu. 
1.  Die  Geschieht«  der  Insel.  2.  Topographie  und 
Ethnographie  der  Insel.  (Der  Kuss.  Bote  1879, 
April,  S.  884—897.) 

M.  R.  Von  Moskau  bis  Teheran  und  zurück.  Aus 
den  Erinnerungen  einer  Russischen  Reisenden. 
(Der  Bote  Europas,  März  1879,  S.  278 — 304.) 
Kuss. 

Orachanski,  J.  G.  Untersuchungen  auf  dein  Ge- 
biet des  Russischen  Gewohnheit«-  und  Kherecht«. 
I.  Volksgericht  und  Volksrecht.  II.  Geistliches 
Gericht  und Fiuuilienrecht.  III.  Reform  des  bür- 
gerlichen und  Eherechts,  453  S.,  8**  St.  Peters- 
burg. (Iiuss.) 

Ostrjäko w,  P.  Die  Volksliteratur  der  Kabardiner. 
(Der  Bote  Europa«,  August  1879,  S.  612 — 711.) 
Russ. 

Pawlow,  A.  Dreitausend  Werst  auf  westsibiri- 
sehen  Flüssen.  Skizzen  und  Bemerkungen  über 
Reisen  auf  der  Tora,  dem  Tobol,  Irtysch  und 
Ob,  XXVII  u.  167  S.  Tjuinen.  (Raas.) 

Porwolf,  J.  Die  slavische  Bewegung  iu  Oester- 
reich  1800—1848.  (Die  Russ.  Rede  1879,  Juli, 
S.  157 — 178;  August,  177  — 217;  September, 
204—258.) 

Pcrwolf,  J.  J.  Die  österreichischen  Slaven  in 
den  Jahren  1848 — 1849.,  (Der  Bote  Europas, 
April  1879,  S.  491— 542.  [Rum.]) 

Potrowsky,  N.  F.  ln  Transkaukasicn  und  den 
neu  unterworfenen  Gebieten.  Kciseskizzen.  I.  Ba- 
tum.  (Das  alte  und  neue  Russland  1879,  Nr.  3, 
S.  171  — 185.) 

Polewoy,  Peter.  Skizzen  aus  der  Russischen  Ge- 
schichte, I.  Theil,  1.  Lieferung.  Di«  ältest«  Pe- 
riode, 192  S-,  81'.  mit  1 15  Abbildungen  im  Text. 
St-  Petersburg.  (Rums.) 

Behaudett  di«  vorhistorische  Zeit. 


Popow,  R.  S.  Weis« -Russland  und  die  Weias- 
Russeu.  (Eine  Vorlesung,  30  S.,  8°.  Moskau. 
(Kuss.)) 

Potanin,  G.  N.  Von  Kosch  - Agatsch  bis  Biisk. 
Keiseskizzen.  (Das  alte  und  neu«  Russland  1879, 
Nr.  6,  S.  131  — 152.) 

P.  W.  Unsere  Steppe.  Leute  und  Sitten.  Das 
Dorf  Kolotowka.  (Die  Russ.  Rede  1879,  März, 
8.  55—75.) 

Ritter’s  Erdkunde.  Geographie  der  Ländergebiete 
Asiens,  welche  zn  Russland  gehören  oder  an 
Russland  grenzen.  Lieferung  1.  Ostsibirien  und 
die  Steppe  Gobi.  Aus  dem  Deutschen  ins  Rus- 
sische übersetzt  unter  der  Redaction  von  P.  Se- 
menow,  490  S.  St.  Petersburg. 

Ritticli , A.  Apercu  general  des  travaux  etlino- 
graphiques  cn  Russin  pendant  lea  trente  dern  iu- 
re« annees.  St.  Petersbourg  1878. 

Romanow,  N.  Statistische  Beschreibung  des  Krei- 
ses Brak  am  im  Gouvernement  Wj&tka , 320  S. 
Wjätka.  (Ross.) 

Das  malerische  Russland.  Unser  Vaterland  in 
geographiticher,  historischer  und  ethnographischer 
Beziehung.  Unter  der  Redaction  von  P.  P.  Se- 
menow.  1.  und  II.  Lieferung  104  S. , III.  und 
IV.  Lieferung  105’ — 212  S.  St.  Petersburg.  (Russ.) 

Sabylin,  M.  Das  Russische  Volk,  seiue  Sitten, 
Gebräuche,  Aberglauben  und  Poesie,  616  S.  Mos- 
kau. (Kuss.) 

Sagatelow.  Oekonominche  Skizzen  des  Gouverne- 
ments Eriwan  und  des  Goktscha-See.  Tiflis  1879, 
94  8b  (Russ.) 

Sawaitow  und  Maikow.  Ueber  di«  von  N.  G. 
Ordyu  im  Kreis  Solwytscbegodsk  gesammelten 
ethnographischen  Materialien.  (Nachricht  der 
K.  Rush.  Geogr.  (lese lisch,  in  Pctersbnrg,  Bd.  XV, 
S.  16 — 22.)  Russ. 

Schigarin,  N.  D.  Die  letzten  Folgerungen  aus 
dem,  was  Über  den  Gebrauch  des  Christenbluts 
durch  die  Juden  in  Russland  gesagt  worden  ist, 
232  S.,  8°.  Petersburg.  (Russ.) 

Schtecherbatschow,  J.  N.  Von  Konstantinopel 
nach  Kairo  1876.  (Der  Ross.  Bot«  1879,  März, 
& 138—223.) 

Schumacher,  P.  W.  Die  ersten  Russischen  An- 
siedelungen im  östlichen  Sibirien.  (Russisches 
Archiv,  Nr.  5.  S.  5—36.) 

Schumacher,  P.  W.  Unsere  Beziehungen  zu 
China  (1567 — 1805).  (Russisches  Archiv,  Nr.  6, 
8.  145—184.) 

Sisaormann,  A.  L.  Fünfundzwanzig  Jahre  im 
KaukasuH>(1842 — 1867).  I. Theil,  424 S.,  II. Theil, 
441  S.  SL  Petersburg.  (Kuss.) 


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31 


Verzeichniss  der  antliropologisclien  Literatur. 


Sokolow,  N-  J.  Journal  dor  Kurgan- Ausgrabun- 
gen Ihrer  Kaiser).  Hoh.  der  Grossfüniten  Sergey 
und  Paul  Aloxandrowitach , Konstantin  und  Di- 
mitri  Konstant ino witsch,  38  8.  mit  2 Tafeln.  Po- 
kow.  (Kuss.) 

Sokolow  (M.).  Aus  der  alten  Geschichte  der  Bul- 
garen. 1)  Die  Entstehung  der  bulgarischen  Na- 
tionalität. 2)  Die  Anuahrae  des  ChristenthuiUB 
durch  die  bulgarischen  Slaven,  260  S.  Petersburg. 
(Kuss) 

Sokolow , A.  Skizze  des  Vedischen  Lebens  mit 
kurzen  Hinweisen  auf  die  verwandtschaftlichen 
Züge  in  den  Sprachen  and  der  Lebensweise  der 
SJaven,  4°.  22  S.  Dorpat.  (Kuss.) 

Sokolowski , P.  A.  Das  ökonomische  Leben  der 
Landbevölkerung  Russlands  und  die  Coloniaation 
der  südöstlichen  Steppen.  St.  Petersburg.  (Russ.) 

Stioda,  L.  Die  anthropologische  Ausstellung  in 
Moskau.  (Sitzungsberichte  der  gelehrtem  estni- 
schen Gesellschaft  zu  Dorpat  1879.  Dorpat  1880, 
S.  75.) 

8tieda,  L.  Ein  Fund  aus  der  Steinzeit.  (Sitzungs- 
berichte der  gelehrten  estnischen  Gesellschaft  zu 
Dorpat  1879.  Dorpat  1880,  S.  172.) 

Im  Ladogasee.  Schädel,  Werkzeuge  aus  Stein  und 
Knochen,  Thierknochen. 

T — ow,  A.  Die  Fischer  - Artelle  am  Bjeloosero 
(Weissen-See).  (Das  Wort  1879,  September,  S.  31 
bis  42.) 


Tjutrjumow , J.  Die  bäuerliche  Familie.  Eine 
Skizze  des  Gewohnheits-Rechtes.  (Die  Rnss.  Rede, 
April,  270—295,  Juli,  123  — 157.) 

Topinard  s Anthropologie  ins  Russische  übersetzt 
unter  der  Redaction  des  Prof.  J.  J.  Metschnikow. 
Mit  52  Figuren  im  Text,  518  S.  Petersburg. 
(Kuss.) 

Tachugunow,  S.  Materialien  zur  Anthropologie 
des  östlichen  Russlands.  Bericht  über  die  Aus- 
grabungen alter  Kirchhöfe  in  der  Stadt  Ssim- 
hirsk  nnd  ihrer  Umgehnngen  ira  Jahre  1878. 
Kasan  1879,  S.  04,  St.  mit  Tabellen.  (Arbeiten 
der  Naturforscher-Gesellschaft  in  Kasan,  Bd.  VIII, 
Lief.  5.)  Russ. 

Tscherepanow , S.  J.  Aus  den  Erinnerungen 
eines  Sibirischen  Kosaken  (1810 — 1848),  84  S^ 
8°.  Kasan.  (Russ.) 

Ubsow,  T.  Systematische  Beschreibung  des  Sibi- 
rischen Kosakenheeres.  332  S.  St.  Petersburg. 
(Russ.) 

Waeiljew,  J.  J.  Kurze  Beschreibung  des  Pskow- 
schen  Sees,  86  S.  Pskow.  (Russ.) 

Witebski,  W.  P.  Die  Entstehung  des  Uralischen 
Kosaken heeres.  (Das  alte  und  neue  Russland 
1879,  Nr.  7,  S.  206 — 216.) 

Wojewodzki,  L.  Der  Kannibalismus  in  den  griechi- 
schen Mythen.  Ein  Beitrag  zur  Entwickelungs- 
geschichte  der  Sittlichkeit.  Petersburg  1874. 


XII.  Finland. 

(Von  J.  Moatorf.) 


Aspelin,  J.  R.  De  la  civilisation  prdhistnriijue 
de«  peuples  permieus  et  de  leur  commerce  avec 
l’orient.  (Tire  du  Vol.  II  des  travaux  de  la  3me 
session  du  Congres  des  Orientalisten.)  Leide . E. 
J.  Brill,  1878.  26  S.  in  8« 

Die  Permier  (Permiakeii,  Hyrjaiien  und  Wotjaken) 
bewohnen  das  Gebiet,  welche*  in  den  scaudinavisclien 
Hagen  als  da*  an  Schätzen  unermesslich  reiche  Bjar- 
mabuid  l*kannt  ist.  Und  (Um  Schatze  wh*?inen 
nicht  erdftehiei . eoodem  in  Wirklichkeit  vorhanden 
gewesen  zu  nj&,  denn  die  im  OoVWMMll  Perm 
gefnndenen  Silbergefässn,  HchnmcksÄChen,  Münzen  etc. 
übersteigen  alle  Vorstellungen.  An  weheren  Funden 
notirte  I)r.  Aspel  in  wahrend  Meines  kurzen  Auf 
enthalte*  '28  schön  verzierte  sillierne  und  zum  Theil 
vergoldete  Gefässe,  griechischen,  byzantiuinclieu,  per- 
sischen. arabischen  Ursprunges,  die  durch  den  Handel 
dort  hingekommen  sind,  etliche  auch  von  barbarischer 
Arbeit.  Hilbergeräth  scheint  beliebter  gewesen  zu 
»ein  als  Münzen,  obgleich  auch  letztere  in  grosser 
Anzahl  gefunden  werden.  Die  Erzklumpeu  von  ein- 
gesehmolzenem  Hilbergeriith  und  unverbürgten  Fun- 
den grenzen  ans  Unglaubliche.  Höchst  merkwürdig 
ist  es . dass  diese  kostbaren  Geßisse  bis  auf  zwei 
sämmtJich  im  Gouvernement  Penn  gefunden  sind, 
was  nach  As  pol  in'*  Ansicht  andeutet,  das*  der 
Handel  sich  nicht , wie  bisher  geglaubt  wurde,  längs 


der  Wolga  bewegt  hat.  Glaubwürdiger  scheint  ihm, 
dass  der  Weg  längs  dem  lrtisch  führte.  — Dieser 
Handel  scheint  ein  Jahrtausend  bestanden  zu  haben, 
von  dem  Hchlusse  der  classischen  Zeit  bis  zur  Unter- 
drückung der  Permier  durch  Nowgorod  und  Moskau. 
Die  Permiakeii  wohnten  in  befestigten  Dörfer«,  sie 
trieben  Ackerl*au , sie  schmiedeten  Bison , verzierten 
da*»elhe  mit  Incrustationen  von  Hilber  und  Gold  und 
trieben  Handel  mit  kostbarem  Pelzwerk,  für  welches 
sie  das  schön  verzierte  Bilbergeräth  cintaiisrhten. 

Fiuaka  Fornminnesförernngons  Tidskrift,  IV.  Hel- 
siugfor«  1879,  185  S.  in  8®.  mit  90  Figuren  in 
Holzschnitt,  3 lithographirten  Planzeichnungen. 
2 Karten  nnd  1 Doppeltafel  in  ('hromolithogra- 
phie.  f 

Inhalt.  Wefvar,  J.  K,  Denkmäler  der  Vorzeit  in 
der  Raseborger  Wester  Hartl«*,  8.  1—83.  Verzeichnis* 
der  Sammlung  von  Hleiugvrlthen  de«  Freiherrn  F. 
Linder  zu  Svariä  mit  einem  .Blick  auf  die  vorhisto- 
rischen Perioden“,  S.  *4 — 115.  — Maukonen.  J 
Mainakj llanflkiil  Liparin  Klhlakimnaes*.  LueMlat 
Ke*ällä  1877,  8.  117  — 178.  — Aspelin.  J.  Keskiäi- 
kaincii  ompelnteos,  H.  177  — 178.  — Hommaire.  — 
Rzplicatiou  des  gravure*.  Die  Finnen  gehen  rüstig 
und  systematisch  vor  in  der  Beschreibung  ihres 
Lindes.  Innerhalb  jeder  Harde  werden  die  einzelnen 


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32 


Verzeichnis«  (1er  anthropologischen  Literatur. 


Pfarrbezirke  untersucht  und  die  Nachrichten  in  drei 
Abtheilungen  gewundert:  heidnische  Zeit,  kirchliche 
Alterthümer  und  Neuzeit-  In  der  Raslxirger  Harde 
scheinen  die  .Rieseijvrürfe*  oder  „Riesen berge“  be- 
sonders häufig  zu  sein.  Es  sind  dies  Aufschüttungen 
von  kleineren  Feldsteinen,  welche  als  Gräber  zu  be- 
trachten sind,  da  viele  derselben  Begräbnisse  aus  der 
älteren  Eisenzeit  und  einige  seihet  au»  der  Bronzezeit 
enthalten  haben.  Leider  sind  bereits  manche  zerstört 
in  Folge  eine*  alten  Brauches,  der  die  Jugend  an- 
treibt , während  am  Mittsonrnierabend  die  Feuer  auf 
den  Hüfeu  lodern  , die  Steinhaufen  theilweisv  abzu- 
tragen und  die  Steine  den  Berg  hinabrollen  zu  lassen. 
Hie  wollen  dadurch  die  iu  dem  Berge  wohnenden 
Unsichtbaren  herauslueken  um  Hand  an  die  Schätze 
drinnen  legen  zu  können.  Noch  herrscht  nämlich 
in  Finnland  der  Glau  Ix*,  dass  in  den  Fahrn  achten, 
hauptsächlich  um  die  Sonnenwende  die  Seele»  ziehen 
und  die  ganze  Geisterwelt  in  Bewegung  i*t.  Da 
stehen  die  Berge  offen , die  Berggeister  „sonnen  ihr« 
Schütze,  damit  sie  wachsen“. — Deshalb  treiben  Neu- 
gier und  Habsucht  da*  Volk  nach  den  Riesenbergen, 


um  zu  schauen  und  zu  erlaugen  was  drin  ist,  und 
manches  Grab  der  Vorzeit  wird  dadurch  zerstört  und 
geht  der  Forschung  verloren.  Au»  dem  Pfarrbezirk 
Inga,  wo  diese  Sitte  noch  jetzt  geübt  wird,  finden 
wir  noch  eine  imdcrw  Nachricht , die  wir  nicht  mit 
Stillschweigen  übergehen  dürfen.  Bei  dem  Dorfe 
Ingarftkiltt  ist  nämlich  auf  einem  Wiesengrund  mit 
Lehinuutergiund  Bernstein  gefunden  von  röthü- 
rber  Farbe,  und  zwar  ist  dies  der  einzige  Fundort 
von  Bernstein  an  der  ftnuischen  Küste.  — Die  Samm- 
lung des  Freiherrn  Linder  auf  Svartä  umfasst  Ml* 
Hteingerathe , darunter  14?  Aexte  und  112  MeisM-1. 
Unter  letzteren  sind  mehrere  Doppelnieissel , d.  h. 
Werkzeuge  mit  Me isael schärfe  an  beiden  Enden;  ent- 
weder eine  gerade  und  eine  concave  Schneide  oder 
zvrei  Hohlmpisselschärfen.  Die  Abhandlungen  in 
finnischer  Sprache  mit  Figuren  wecken  den  gerech- 
ten Wonach,  tlaas  das  „Sommairv“  in  französischer 
Sprache  sich  nicht  auf  die  Erklärung  der  Abbildun- 
gen Iwwchränke,  sondern  einen  kurzen  Ueberblirk  des 
Inhaltes  gewähr»*. 


XIII.  Portugal- 

(Von  J.  H.  Müller.) 


Pereira,  Gabriel.  Not*»  d’Arrheologia,  os  Cas- 
telloB  on  Montes  fortiftcados  da  Colla  t*  Castro 
Verde,  o Dolmen  furado  da  Candieira,  Kuinaa  da 
Citania  de  Uriteiroa.  Kvora  1879. 

Sarmento,  P.  Martina.  Observacöes  a Citania 
do  Snr.  Dontfor  Kroilio  Hühner.  Porto  1879. 


Veiga,  Estacio  da.  Antiguidades  de  Mafra,  ou 
reiaeüo  archeologica  dos  caracteriscos  relatives 
aos  pnvon  que  senboreurau)  aquelle  territorio 
ante*  da  instituyiio  da  Monarchia  Portugneza. 
Lisboa  1879 


XIV.  Amerika. 


Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the 
Sraithsonian  Institution,  schowing  the  Operations, 
Rxpenditures  and  Condition  of  the  Institution 
for  the  year  1877.  Washington  1878.  P.  236— 
321  Kthnology. 

Bailcy,  W.  B.  F.  Antiquities  of  Spalding  County, 
Georgia.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Re- 
gents of  the  Smithsonian  Institution.  Washington 
1878,  p.  289.) 

Alte  Ansiedelungen  mit  zahlreichen  Urneimcherben 
und  einigen  Pfeilspitzen. 

Blake.  Notes  on  a collection  froin  the  ancient 
cimetry  at  the  bay  of  Chacota,  Peru.  (Annual 
Report  of  the  Trustees  of  the  Peabody  Museum 
of  American  Archeology  and  Ethnology,  Vol.  II. 
Nr.  2,  1878.) 

Cannon,  G.  I».  Antiquities  of  Jefferson  and  Clear 
Creek  Couutios,  Colorado.  (Autiunl  Repurt  of 
the  Board  Regents  of  the  Smithsoniau  Institution. 
Washington  1878,  p.  236.) 

Case,  H.  B.  Flint  Implements  in  Holmes  County, 
Ohio.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Regents 
of  the  Smithsoniau  Institution.  Washington  1878, 
p.  267.) 


Zusammen  96  Stück  in  einem  Teichs  oder  einer 
bassinart  igeu  Senkung  im  Kies  gefunden,  blattförmig, 
2%  bis  &7|  Zoll  lang. 

Cesnola,  L.  Palma  di.  Cyprus,  its  ancient  cities, 
tombs  and  templee.  A narrative  of  researchea 
and  excavatious  during  ton  years  reaidence  in  tbat 
Island.  New -York  1878.  Mit  Karten  und  Ab- 
bildungen. 

Clark,  W.  M.  Antiquities  of  Tencssee.  (Annual 
Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithao- 
niau  Institution.  Washington  1878,  p.  269.) 

Mounds,  Begrwbnissplätze  und  befestigte  I^tger. 

Cochrane,  J.  Antiquities  of  Mason  County,  Illi- 
nois. (Annual  Report  of  the  Board  of  Regents 
of  the  Smithsonian  Institution.  Washington  1878, 

p.  260.) 

Conant,  A.  J.  Footprinta  of  vanished  Races  in 
the  Mississippi  Valley.  Accouuts  of  some  of  the 
Monuments  and  Kolics  of  prehistoric  Races  seat- 
tered  over  its  Surface  with  Suggestions  as  to 
th«dr  Origin  and  Uses.  St.  Louis  1879. 

Priel,  J.  Antiquities  of  Hancock  County,  Ken- 
tacky.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Regents 


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33 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


of  thc  Smithsonian  Institution.  Washington  1878, 

p.  208.) 

llölik-  mit  Gegenständen  von  Feuerstein,  mit  Kno- 
eben,  Holzkohlen  und  Asche,  rohen  Umeuncherben 
und  gebrannten  Hanibteineu.  lu  der  Gegend  von 
Pellsviile  einige  Mound». 

Gaincs,  A.  8.,  and  Cunningham,  K.  M.  Shell- 
heaps  on  Mobile  Hi  vor.  (Annual  Report  of  tho 
Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution. 
Washington  1878,  p.  290.) 

Galt,  P.  I>.  The  Indians  of  Peru.  (Annual  Re- 
port of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian 
Institution.  Washington  1878,  p.  308.) 

Gilbert  Knapp,  Mrs.  Earth-workB  on  the  Ar- 
kansas River.  (Annual  Report  of  the  Board  of 
Regents  of  the  Smithsonian  Institution.  Was- 
hington 1878,  p.  251.) 

Haldeman,  S.  J.  On  a polychrome  Bead  from 
Florida.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Re- 
gents of  the  Smithsonian  Institution.  Washing- 
ton 1878,  p.  302.) 

Harrlson,  A.  M.  Colored  Bead  Dug  from  a 
Mound  at  the  extreme  north  end  of  Black  Ham- 
mock,  three  milesweet  ofMosqnito  inlet,  eastern 
coast  of  Florida.  (Annual  Report  of  the  Board 
of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution.  Was- 
hington 1878,  p.  305.) 

De  Hart,  J.  N.  The  Mounds  and  Osteology  of 
the  Moundbuildurs  of  Wisconsin.  (Annual  Re- 
port of  the  Board  of  Regent«  of  the  Smithsonian 
Institution.  Washington  1878,  p.  246.) 

Hill,  G.  W.  Ancient  Earthworks  of  Ashland 
County,  Ohio.  (Annual  Report  of  the  Board  of 
Regents  of  the  Smithsonian  Institution.  Was- 
hington 1878,  p.  261.) 

Jones,  Ch.  C.  Aboriginal  Strnctures  in  Georgia. 
1.  Bird-shnpud  stone  turnuli  in  Putnam  County, 
Georgia.  2.  Ancient  tuinuli  on  the  Savannah 
River,  visited  by  William  Bartrain,  in  1776. 
3.  Ancient  turnuli  on  the  Oconee  River.  (Annual 
Report  of  the  Board  of  Regent«  of  the  Smithso- 
nian  Institution.  Washington  1878,  p.  278.) 

Lykins,  W.  H.  R.  Antiquities  of  Kansas  City, 
Missouri.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Re- 
gent» of  the  Smithsonian  Institution.  Washington 
1878,  p.  251.) 

Monuds,  deren  theilwebe  Untersuchung  Skelete, 
verbrannte  Gebeine,  Asche  etc.  ergab,  „no  fliut  imple- 
mentfl,  pottery  or  any  oiher  relics  were  found  with  tlie 
bones“. 

Mayberry,  S.  P.  Shell-heaps  at  the  mouth  of 
Saint  John’s  River,  Florida.  (Annual  Report  of 
the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Insti- 
tution. Washington  1878,  p.  305.) 

Archiv  für  Authr»iioU>gto.  Hü-  XII. 


Miller,  P.  Mound  in  Trumhull  County,  Ohio. 
(Annual  Report  of  tho  Board  of  Regents  of  the 
Smithsonian  Institution.  Washington  1878,  p. 
268.) 

Moulton,  R.  M.  Mounds  in  Delaware  County, 
Jowa.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Regents 
of  the  Smithsonian  Institution.  Washington  1878, 
p.  250.) 

Peet,  Stephon  D.  The  American  Antiquarian. 
A Qnarterly  Journal  devoted  to  Early  American 
History,  Ethnologv  und  Archaeologv,  Volume  I, 
Nr.  1,  8".  Cleveland,  Ohio  1878. 

Rau,  Ch.  The  Archaeological  Collection  of  the 
United  States  Museum.  (Smithsonian  Contribu- 
tions  to  Knowledge.  Washington  1876.) 

Rau,  Ch.  The  Stock-in-trade  of  an  Aboriginal 
Lapidary.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Re- 
gents of  the  Smithsonian  Institution.  Washing- 
ton 1878,  p.  291.) 

Gefunden  1876  in  Lawrence  County,  Miwd**ippi ; 
die  Gegenstände  sind  von  Ju&pts,  44«  Stück,  meinten« 
Schmuckstücke,  deren  verschiedene  Formen  durch 
Abbildungen  verdeutlicht  werden. 

Rau,  Ch.  Observations  on  a Gold  Ornament  from 
a Mound  in  Florida.  (Annual  Report  of  the 
Board  of  Regent«  of  the  Smithsonian  Institution. 
Washington  1878,  p.  298.)  Mit  Abbildung. 

Nachbildung  de*  Kopfe«  vom  Ficus  principalis  Linn. 

an  einem  Schmuckstücke  (Nudel  Y). 

Rau,  Ch.  Observations  on  the  Dighton  Rock  In- 
scription.  Read  beforo  tbe  American  Anthropo- 
logical  Association,  at  the  first  Annual  Session, 
in  Cincinnati,  Sept  6,  1877. 

Robertson,  R.  S.  Antiquities  of  Nashville,  Ten- 
nessee. (Annual  Report  of  tbe  Board  of  Regents 
of  the  Smithsonian  Iustitutiou.  Washington  1878, 
p.  276.) 

Steiukistengräber  mit  Skeleten. 

Shaw,  J.  The  Mound-Builders  in  the  Rock  River 
Valley,  Illinois.  (Annual  Report  of  the  Board 
of  Regents  of  the  Smithsoniau  Institution.  Was- 
hington 1878,  p.  253.) 

Audi  die  Pundobjecte  von  Kupfer,  Stein  und  Thon 
werden  näher  berücksichtigt. 

Shepard,  Edw.  M.  Deposit  of  Arrow-heads  near 
Fishkill,  N.  Y.  (Annual  Report  of  the  Board  of 
Regent«  of  the  Smithsonian  Institution.  Was- 
hington 1878,  p.  307.) 

Strong,  M.  Antiquities  in  Wisconsin.  (Annual 
Report  of  thc  Board  of  Regents  of  the  Sxnithso- 
nian  Institution.  Washington  1878,  p.  239.) 

Taylor,  W.  M.  Ancient  Mound  in  Western  Pon- 
sylvania.  (Annual  Report  of  the  Board  of  Re- 
gents of  the  Smithsoniau  Institution.  Washington 
1878,  p.  306.) 

6 


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34  Verzcichnisa  der  anthropologischen  Literatur. 

Valentini,  Ph.  Vortrag  über  den  mexikanischen  Repnblican  Hall  vor  dem  deutsch  gm.  wisseu- 

Calenderstein,  gehalten  am  80.  April  1878  in  schädlichen  Verein.  New- York  1878.  Mit  1 Tafel. 


Paa  Soldan.  Diccionario  geogräfioo  estadistico  de 
Peru  contien«  adamas  la  etimologia  Aymara  y 
Quechua  de  Ina  principales  poblaciouea , lagos, 
rio»,  cerros  etc.  Lima  1877. 

Suarcz  (P.  Q.)t  Estudio  historico  eobre  los  Ca- 
üaria,  aotiguos  habitautos  de  la  Provincia  del 


Azuay  en  la  Republica  del  Ecuador.  Quito 
1878. 

Zoballos,  D.  E.  S.  y Pico,  D.  P.  P.  Ioforme 
sobre  el  turnulo  prehistorico  de  Campana.  (Ana- 
les de  la  Soc.  cientif.  Argentina,  VI,  1878, 
p.  244.) 


• II 

Anatomie. 


1.  Gehirn. 

Aöby.  Ein  vioij&hriger  mikrocephaler  Knabe  mit 
theilweiser  Verschmelzung  der  Grosahirnhemi- 
sphären.  (Virchow’s  Archiv,  77.  Bd.,  1879.) 

Bonodlkt,  M.  Anatomische  Studien  an  Ver- 
brechergehirnen. Wien  1879,  8°. 

Broca.  Recherches  sur  les  centres  olfactifs.  Mit 
1 Tafel.  [Revue  d’Anthrop.,  2«  Serie,  T.  II  (VoL 
VIII),  1879,  p.  385.] 

Broca.  Cräne  et  cerveau  d'un  homme  atteint  de 
la  dcform&tion  toulousaine.  (Bull,  de  la  Soc. 
d’Anthrop.  de  Paris,  3«  scrie,  T.  II,  1879, 
p.  417.) 

Fere.  Note  sur  lo  ddveloppement  du  cerveau 
considere  dans  ses  rapports  avcc  le  cr&ne.  (Rev. 
d’Anthrop.,  VoL  VIII,  1879,  p.  660.) 

Fredoricq.  Sur  la  Conservation  des  pieces  ana- 
tomiques  (Gehirn)  par  la  parafbne.  (Bull,  de  la 
Soo.  d’Anthrop.  de  Paris,  3«  Serie,  T.  II,  1879, 

p.  18.) 

Qoaaelin.  Nouveau  prooede  ponr  l’application  de 
la  galvanoplastic  k la  Conservation  des  centres 
nerven*.  (Comptea  rendns,  LXXXVII,  Nr.  20.) 

Hadlich.  lieber  die  Hei  gewissen  Schädcldiffor- 
mitäten  vorkommendo  Guhirnmissbildung  mit 


Verwachsung  der  GrosshirnhemiBphürcn.  Mit 
1 Tafel.  (Separatabdruck  aus:  Archiv  für  Psy- 
chiatrie, Bd.  X,  Heft  1.) 

Hoschl.  Ueber  die  vordere  quere  Schläfenwin- 
düng  des  menschlichen  Grosshirns.  Aua  Anlass 
der  25j&hr.  Jubiläumsfeier  der  Wiener  Landes- 
irrenanstalt veröffentlicht.  Wien  1878,  8*. 

Krueg.  Berichtigung  ru  dem  Aufsatz:  Ueber 

die  Furchung  der  Grosshirnrinde  der  Ungulaten. 
(Zeitschr.  für  wissenschaftliche  Zoologie,  Bd.  32, 
Heft  2,  S.  348.) 

LacasBagno  et  Cliquet.  De  rinfluenoe  dn  tra- 
vail  intellectuel  sur  le  volume  et  la  forme  de  la 
töte.  (Bull.  Soc.  de  med.  publ.  Paris  1879,  I, 
p.  398.) 

Lo  Bon.  Recherches  experimentales  sur  les  Va- 
riation« de  volume  da  cerveau  ot  dn  eräue.  (Bull, 
do  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3«  Serie,  T.  I, 
1878,  p.  310.) 

Pansch.  Beiträge  zur  Morphologie  des  Groas- 
hirns  der  Säugcthiere.  (Morpho).  Jahrb.,  Bd.  V, 
2.  Heft  Leipzig  1879,  S.  193.) 

Pansch.  Die  Furchen  und  Wülste  am  Grosshirn 
des  Menschen.  Mit  3 Tafeln.  Berlin  1879,  8°. 

Parker  (A.).  The  hridging  convolutions  in  the 
Primates.  (Proceed.  of  the  acadcmy  of  nat  scien- 


*)  Wegen  der  russischen  und  amerikanischen  Literatur  verweise  ich  auf  die  Mittheilungen  von  Stieda 
und  Schmidt  in  diesem  Archiv. 


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Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  35 


ces  of  Philadelphia  1878,  Part  11,  April  — 
Sept,  p.  159 — 163.) 

Parker,  A.  Siraian  characters  in  Negro  Brains. 
(Proceed.  of  the  academy  of  nat  »cicnco«  of  Phi- 
ladelphia, Part  III,  Sept.  — Decbr.  1878,  p.  339 
—340.) 

Fissur*«  of  Rotando  et  Sylvins  connected. 

Rohon,  Vict.  Untersuchungen  Ober  den  Ban 
eines  Microcephalen-IIirnes.  Mit  2 Tafeln.  (Ar- 
beiten ans  dom  zoolog.  Institut  'Wien,  Bd.  II, 
Heft  1,  Separatabdruck.  Wien,  A.  Holder.) 

Rolloston.  Note  on  the  preservation  of  encephala 
by  the  Zinc  Chloride.  (The  journal  of  anatoray 
etc.,  Part  XIII,  2,  1879,  p.  232.) 

Rüdingor.  Die  Unterschiede  der  Grosshirnwin- 
dungen  nach  dem  Gcschlocht  bei  Zwillingen. 
Mit  2 Tafeln.  (Beiträge  z.  Anthropologie  u.  Ur- 
geschichte Beierns,  Bd.  II,  Heft  3.) 


2.  Schädel. 

Anoutohin,  D.  Remarques  sur  la  cnpacite  moindre 
da  crime  chez  les  races  inferieuse«.  (Assoc.  franc. 
p.  l’avanc.  d.  sc.  1878,  p.  863.) 

Anoutchine.  Sur  la  conformation  du  ptürion 
chez  diverses  races  humaincs  et  les  primates. 
(Bull,  de  la  Soc.  d’ Anthrop.  de  Paris,  3«  Serie,  T. 
I,  1878,  p.  330.) 

Atklnson.  On  a scale  to  find  cranial  indices. 
(Joorn.  of  tho  Anthrop.  Institute  London  1878 
—1879,  VoL  VIII,  279,  1.  pl.) 

Baye  (J.  de.).  La  trepanation  prehistorique, 
gr.  8.  30  p.  av.  vigs.  St.  Germain  1879. 

Benedikt.  Ueber  die  Wahl  der  Rraniometriscben 
Kbenen,  Vortrag.  (Mittbeilungen  der  anthropol. 
Gesellschaft  in  Wien,  IX.  Bd.,  1879,  Nr.  1 — 3, 
S.  1.) 

Benedikt.  Weitere  methodische  Studien  zurCra- 
nio-  und  Kepbalometrie , I.  Mit  Abb.  im  Text. 
(Ibid.,  IX.  Bd.,  Nr.  11—12,  1880.) 

Blanc  (Ed.).  Esaai  sur  un  crime  de  trepane  pro- 
venant  du  tumulus  de  Noves  (Alpes  maritimos). 
8°.  11  p.  et  1 plan  che.  Cannes  1879. 

B&t&rd.  Sur  les  dimensions  de  la  tete  des  habi- 
tants  de  l’ile  de  Tahuota  (iloa  Marquises).  (Bull, 
de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3e  serie,  T.  I, 
1878,  p.  202.) 

Bessel- Hagen,  Pritz.  Vorläufige  Mittheilung 
über  die  Entwicklungsgeschichte  des  mensch- 
lichen Occiput  und  die  abnormen  Bildungen  des 
Os  occipitis.  (Berlin.  Monatsberichte,  März  1879, 
S.  264.) 


Hagon , Bernhard.  Ueber  einige  Bildungen  an 
der  Ilinterhauptsscbuppe  des  Menschen.  Mit  1 
TafeL  (Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urge- 
schichte Bayerns,  Bd.  III,  2.  Heft,  1880,  S.  67 
und  Tafel  VI.) 

Bordier,  fitnde  anthropologiquo  sur  unc  serie 
de  cranes  d’assaesins.  (Revue  d’Anthrop.,  Vol. 
VIII,  1879,  p.  264.) 

Broca.  Cominunication  sur  des  cranes  et  d’objcts 
d'industrie  provenant  des  fouilles  de  M.  Ber  h 
Tiahuanaco  (Perou).  (Bull,  de  la  Soc,  d’An- 
throp. de  Paris,  3*  serie,  T.  I,  1878,  p.  280.) 

Missstaltete  Schädel. 

Broca.  Sur  la  fanssete  dc8  resultats  cephalome- 
triques  du  conformateur  des  chapeliers.  (Bull, 
de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3e  Serie,  T.  11, 
1879,  p.  101.) 

Broca.  Instructions  relatives  ä l’etude  antliropo- 
logique  du  Systeme  dentaire.  (Für  die  neue 
Ausgabe  der  instructions  gönörales  pour  les  re- 
cherches  anthropologiques.)  (Bull,  do  la  Soc.  d’An- 
throp. de  Paris,  3«  serie,  T.  II,  1879,  p.  128.) 

Broca.  Sur  les  indices  de  largeur  de  l’omoplate 
chez  Thommo,  les  singes  et  dans  la  serie  des 
mammiferes.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de 
Paris,  3©  serie,  T.  I,  1878,  p.  66.) 

Broca.  Offener  Brief  an  Prof.  Benedikt1  in  Wien 
über  die  craniometrischen  Ebenen.  (Mittheilun- 
gen der  Anthrop.  Gesellschaft  in  Wien,  IX.  Bd., 
1879,  Nr.  1—3,  S.  10.) 

Busk.  Notes  on  a skull  termed  „Nabothaoan“. 
(Journal  of  the  Anthrop.  Institute,  VoL  VIII, 
p.  321,  Taf.  IX.) 

Calxnettes.  Do  la  suture  medio-frontale  ou  me- 
topique.  Thtae  inaug.  Paris  1878. 

Calori,  Luigi.  Annotazioni  sopra  un  cranio  fe- 
nicio  antico  trovato  in  Sardegna.  (Rendiconti 
AceatL  Bologna  1878 — 1879,  p.  21  und  Bull.  d. 
bc.  mod.  di  Bologna  1879,  111,  434.) 

Canostrini  e Moschen.  Sopra  due  crani  di  Bo- 
tocudi.  Studio,  c.  4 tav.  (Atti  di  Soc.  Ven.  Trent, 
di  scienze  nat.  Padova  1879.) 

Canostrini  e Moschen.  Sopra  un  cranio  defor- 
mato  scavato  in  piazza  capitaniato  in  Padova. 
Padova  1880. 

Daily,  E.  Croniologie.  (Dick  encyclop.  d.  sc.  med. 
Paris  1879.) 

Gildemeistor.  Zur  Höhen messung  des  Schädels. 
(Dieses  Archiv,  Bd.  XII,  Heft  4,  8.  449.) 

Hällstön.  Catalogue  des  cranes  d’origine  finnoise 
oxpoacs  par  le  musee  d’anatomi«  de  l’univorsite 
imp.  d’Alexondre  en  Finlaudu  ä l’expos.  des  sc. 
antbr.  k Paris  1878.  Helsingfors  1878.  8*. 

5* 


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36  Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Hamy.  Le  cräne  du  pont  de  Vaucellee.  (BulL 
de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris  1878,  p.  478.) 

Hamy.  I>u  prognathisme  artificiel.  (Revue  d’An- 
throp., Vol.  VIII,  1879,  p.  22.) 

v.  Holder,  lieber  die  in  Deutschland  vorkotn- 
mendeu,  von  Hrn.  Virehow  den  Friesen  zugespro- 
chenen niederen  Schädelfornien.  (Dieses  Archiv, 
Bd.  XII,  8.  815.) 

v.  Ihoring.  Zur  F.inführnng  von  Oscillations- 
exponenten  in  die  Craniometrie.  (Dieses  Archiv, 
Bd.  X,  1878,  S.  411.) 

Joly.  Lee  types  cräniens  dits  priraitifs.  Cour*  ä 
la  faculte  des  sc.  de  Toulonse.  Mit  Figuren  im 
Texte.  (Revue  scientifique,  2®  surie,  8®.  annee, 
Nr.  29,  18  Jan.  1879,  p.  669.) 

Krause,  R.  lieber  künstlich  miaBstaltete  (makro- 
kephale)  Schädel  von  der  Insel  Malikollo  (Neu-Ile- 
bridon).  (Die  X.  allgemeine  Versammlung  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  zu 
Strassburg  1879,  S.  121;  beigegeben  dem  XII. 
Bande  dieses  Archivs.) 

Krause,  R.  Uober  macrocephale  Schädel  von  den 
Neu-Hebriden.  Mit  2 Tafeln.  (Separatabdroek 
aus  den  Verhandlungen  des  Vereins  für  natur- 
wissenschaftliche Unterhaltung,  IV.  Bd.  1877.) 
Hamburg  1879. 

Lagneau.  Les  deformations  cephaliques  en  France. 
Paria  1879,  8». 

Lagneau,  G.  Quelques  remarques  Bur  l’origino 
ancienne  de  certaines  deformations  cephaliques 
artificielles  en  France.  (Ibid.,  p.  858.) 

Le  Bon.  Sur  l’inegalitä  deB  regions  correspon- 
dantes  du  cräne.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop. 
de  Pari»,  3«  serie,  T.  I,  1878,  p.  104.) 

Lo  Bon.  Gephalometre  de  poche  ou  compas  des 
coordonneos  permettnnt  d’obteuir  tres  rapidemont 
les  divers  diametres  angles  et  profils  de  la  teto 
et  de  reproduire  en  relief  un  solide  quelconque. 
(Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3®  Serie, 
T.  I,  1878,  p.  121.) 

Lo  Bon.  Rechercbes  anatomiques  et  mathemnti- 
ques  sur  les  loia  de  Variation  du  volume  du  cer- 
veau  et  du  cräne.  (Revue  d’Anthrop.,  Vol.  VIII, 
1879,  p.  27.) 

Lombroso.  Relazione  bu!  cranio  di  Volta.  (Ar- 
chivio  per  l'Antropologia  etc.,  T.  IX,  fase.  2,  1879, 
p.  205.) 

Luschan.  La  brachyccphalio  dans  ses  rapports 
avec  la  civilisation.  (Assoc.  franc.  pour  l’avanc. 
d.  sc.  1878,  p.  825.) 

Mac  Ge©,  W.  J.  Anatomical  peculiarity  by  which 
crania  of  tke  Muuud  - buiiders  may  be  distin- 


guished  from  those  of  the  modern  Indiana.  (Sil 
limait  americ.  Journ.,  Vol.  XVI,  Decb.,  p.  458 — 
461.) 

Maggi,  Leop.  Di  un  cranio  lmmano  trovato  nella 
grotta  del  tufo  in  Volgana.  (Studi  fatti  nel  la- 
borat.  di  Pa  via  1878;  ostr.  Atti.  soc.ital.  sc.  nat. 
Vol.  XXI.) 

Manuelli  e Lombroso.  Studi  su  106  crani  pic- 
montosi.  (Giorn.  della  R.  accademia  di  rnedi- 
cina  di  Torino.  Toriuo  1879.) 

Maurel.  Etüde  craniometriquo  de  trois  eränes 
d'iuimigrantB  Indiens.  (Bull,  da  la  Soc.  d’An- 
tbrop.  de  Paris,  3®  serie,  T.  I,  1878,  p.  406.) 

Moyer,  A.  B.  lieber  135  Pupua -Schädel  von 
Neu*Guiuea  und  der  Insel  Mysore  (Geelvinksbai). 
Fortsetzung.  Mit  5 Tafeln,  4U.  (Separatabdroek 
aus  den  Mitthoilnngen  de»  Kdnigl.  zoologischen 
Museums  zu  Dresden,  3.  Heft,  1878.) 

Modigliani.  Di  alcune  linee  faciale  trasveree  nel 
cranio  di  varie  razze.  (Archivio  per  lautropo- 
logia  e la  etnologia,  IX,  2,  1879.  S.  197.) 

Montano.  ßtude  aur  les  eränes  boughis  et  dajaks 
du  museum  d’histoirc  naturelle.  A vec  projections 
au  diagrapbe  intercales  dans  le  texte,  8®.  p.  71. 
Paris  1879. 

Owon.  Observation»  on  a collertion  of  skulls  sent 
byCapt.  Burtou.  Palmyra  »kulls.  (Journal  of  tke 
Authrop.  Institute,  Vol.  VIII,  p.  323.) 

Fieroni,  Pietro,  sopra  un  antico  cranio  di  Este. 
(Atti  Soc.  Venet  Trent  Sc.  nat.,  Vol.  VI.  fase.  1, 
p.  71.) 

Quatrefages.  Craniologie  de  la  race  Papona. 
(Gomptes  rendus,  LXXXVII,  Xr.  26.) 

Quatrefages  et  Hamy.  Crania  ethnica.  Les 
eränes  des  raeeg  hnmaines  decrits  et  figurcs  d'apres 
les  collections  du  rouseum  d’histoire  naturelle  de 
la  societe  d’ Anthropologie  de  Paris  et  des  prin- 
cipales  collections  de  France  et  de  l’etranger.  Paris, 
Bailliere,  7 et  8 livraison,  Taf.  61 — 80. 

Papuas  und  Australier. 

Rafaillac.  Quelques  menaurations  de  eränes  au 
Medoc  (Gironde).  (Assoc.  franc.  p.  l’avanc.  d.  sc. 
1878,  p.  827.) 

Rogalia.  II  Metopisma  nelle  collezioui  del  Museo 
nazionale.  (Archivio  per  l’Autropologia  etc.,  VIII, 
3,  4,  1878,  p.  465.) 

Retzius,  G.  Finska  Kranier,  Jämte  nÄgra  Natur- 
och  Literaturstudier  iuora  andra  omraden  of  Finsk 
Antropologi.  Stockholm  1878,  fol.  mit  28  Taf. 

Riccardi,  P.  Intorno  ad  alcuni  crani  Arnucanoc 
e Pampas  del  Museo  nazionale  d’Antropologia  di 
I'irenze.  (Mem.  della  R.  accademia  dei  Lincei 
Roma  1874.  c.  due  tav.) 


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37 


Verzeicimiss  der  anthropologischen  Literatur. 


Hiccardi,  P.  Saggio  di  alcnni  studi  intorno  ai 
crani  dclla  Toscana.  (Archivio  per  l’Antropo- 
logia  etc.,  T.  IX,  fase.  2,  1879,  p.  224.) 

Sasse.  Over  de  watndo  van  sckedelonderzoekin- 
gen  en  de  waarde  daarvan  voor  de  ethuologie 
van  Xederland.  (Ueber  den  Werth  von  Schädel- 
messungen  im  Allgemeinen  und  insbesondere  für 
die  Ethnologie  der  Niederlande.)  Vortrng,  ge- 
halten in  der  Versammlung  der  niederländischen 
geographischen  Gesellschaft  zu  Amsterdam  am 
13.  April  1878.  (Tijdschrift  van  bet  Aardrijks- 
kund.  Genootsch.  Amsterdam,  1).  3,  Nr.  5,  p.323, 
mit  1 Karte.  — Auslaut!  1879,  Nr.  45,  S.  893.) 

Sasse.  Bijdrnge  tot  de  KenniB  van  den  Schedel- 
vorm  der  Friezen.  (Overgedrukt  uit  bet  Neder- 
landHch  Tijdschrift  voor  Goneeskuncie,  Jaarg. 
1878.) 

SchaaflfhauBen  et  Broca.  Sur  rhorizontale  du 
crime.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris, 
3«  Herie,  T.  I,  1878,  p.  342.) 

SchaafThausen.  Ueber  die  Horizontale  des  Schä- 
dels. (Die  X.  allgemeine  Versammlung  der  deut- 
schen Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  zu 
Strassburg  1679,  S.  98.  Desgl.  Virckow,  S.  155.) 

8chaaff  hausen.  Bericht  über  die  craniologiscken 
Sammlungen  Deutschlands.  (Die  X.  allgemeine 
Versammlung  der  deutschen  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc.  zu  Strasaburg  1879,  S.  97.) 

Scha&iTh&usen.  Ueber  einen  raakrokephalen  Schä- 
del aus  dem  fränkischen  Grabfeld  von  Meckenheim 
bei  Bonn.  (Die  X.  allgemeine  Versammlung  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  zu 
Strassburg  1879,  S.  129.) 

Schlockor.  Ueber  die  Anomalien  des  Pterion. 
Inaug.  Diss.  Dorpat  1879,  8°.  mit  1 Tafel  und 
Tabellen. 

Schmidt,  B.  (In  Essen  a.  d.  R.)  Craniologische 
Untersuchungen.  (Dieses  Archiv,  Bd.  XII,  S.  29 
und  157.) 

Stieda.  Ueber  die  Esten  mit  Bemerkungen  über 
die  Methode  der  Schädelmessung.  (Correspon- 
denzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie 1878,  S.  225.) 

Stieda.  Ueber  die  Berechnung  des  Schädelindex 
aus  Messungen  an  lebenden  Menschen.  (Dieses 
Archiv,  Bd.  XII,  S.  421.) 

Topinard.  Sur  un  eräne  Galtchar  de  Pendjakend. 
(Region  de  Tashkend,  Turkcstan  oriental.)  (Bull, 
de  la  Soc.  d’Authrop.  de  Paris,  3«  Serie,  T.  1, 1678, 
p.  247.) 

Topinard.  Snr  des  cr&nes  de  diverses  rares  re- 
cueilles  u Cayenne.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop. 
de  Paris,  3«  serie,  T.  II,  1879,  p.  177.) 


Topinard.  Sur  deux  criinos  parsis.  (Bull,  de  la 
Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3°  serie,  T.  II,  1879, 
p.  274.) 

Topinard.  Sur  les  eränes  Galtchas.  (Bull,  de  la 
Soc.  d'Antkrop.  de  Paris,  3«  serie,  T.  II,  1879, 
p.  381.) 

Topinard.  Des  deformations  ätkniques  du  cruue. 
(Itevue  d’Anthrop.,  VIII,  1879,  p.  496.) 

Tachugunow,  8.  Die  Bedeutung  des  Verhält- 
nisses der  Schädel  höbe  zur  Breite  in  Verbindung 
mit  dem  Verkältniss  der  Länge  zur  Breite  als 
eines  unterscheidenden  Merkmals  der  Racen. 
(Arbeiten  der  naturwissenschaftlichen  Gesell- 
schaft in  Kasan,  Bd.  VII,  Lief.  5.) 

Vitali.  Sopra  alcuni  casi  di  articulazione  dell’ 
odontoide  con  l’occipitale  neil1  uomo.  (Archivio 
per  1’antropologia  e la  etnologia,  IX,  2,  1879, 

p.  180.) 

Vitali.  Studio  statistico  sui  fori  parietali.  (Ar- 
chivio per  l’antropologia  e la  etnologia,  IX,  2, 
1879,  p.  192.) 

Virchow.  Schädel  aus  der  Knochenhöhle  von 
Gorenice  hei  Ojcow  (Polen).  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  1879, 
8.  9 und  T.  IV.) 

Virchow.  Schädel  aus  dem  Gräberfeld  von  Gie- 
bichenstein  bei  Halle.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  1879, 
S.  47,  64.) 

Einer  mit  einer  vernarbten  Oeffnnng,  wahrschein- 
lich von  Trepanation,  s.  S.  0.r>. 

Virchow  (u.  Kupffer).  Torns  palatin ns  an  ost- 
preussischen  Schädeln.  (Verhandlungen  der  Ber- 
liner Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  1879, 
S.  70.) 

Virchow.  Ueber  eine  eigentümliche  Knochen- 
scheibe (Trepanscheibe)  aus  dem  Bieler  See.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie etc.  1879,  S.  383.) 

Virchow.  Ueber  einen  Schädel  von  Menorca. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  An- 
thropologie etc.  1879,  S.  418  u.  Tafel  XXII.) 

Waldeyer.  Ueber  die  Schädel  aus  der  römischen 
Begräbnisstätte  vor  dem  Weissenthurm thor  zu 
Strasaburg.  (Die  X.  allgemeine  Versammlung 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc. 
zu  Strassburg  1879,  S.  151.) 

Waldeyer.  Ueber  den  Torus  occipitali  trans- 
versns  der  Hinterhauptaschuppe.  (Die  X.  allge- 
meine Versammlung  der  dentschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.  zu  Strassburg  1879, 
S.  151.) 

Waldeyer.  Ueber  den  Torus  occipitalis.  (Dieses 
Archiv,  Bd.  XII,  Heft  4,  S.  453.) 


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38 


Varzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Wankol,  Hoinrich.  Ueber  die  angeblich  trepa- 
nirien  Cranien  des  Beinhausee  zu  Sedlec  in  Böh- 
men. Wien  1879,  im  Selbstverlag  des  Ver- 
fassers. 

Wight,  J.  S.  Some  meagurements  of  the  heads 
of  malca  and  females.  (Arch.  of  med.  N.Y.  1879, 
8°.  II,  113.) 

Männlich««  Gehirn  in  vorderer  Abtheilung,  weib- 
liche* in  der  oberen  Abtheilung  viel  grösser.  Er- 
ziehung wirke  auf  Wachsthum  der  vorderen  Abthe.i- 
lung. 

Will,  Hugo.  Die  Schädelform  der  Esten,  mit 
1 Tafel  und  6 Tabellen.  Inaug.  Dies.  Dorpat 
1879,  8®. 


8.  Diversa. 


Aeby.  Beiträge  zur  Osteologie  des  Gorilla.  (Mor- 
phologisches Jahrbuch,  IV,  2.) 

Aeby.  Die  Altersverschiedenheiten  der  mensch- 
lichen Wirbelsäule.  Mit  1 Tafel.  (Archiv  für 
Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  1879, 
8.  77.) 

Bartels,  Max.  Ucbor  abnorme  Behaarung  beim 
Menschen.  2.  Aufsatz,  mit  3 Tafeln.  (Zeitschr, 
für  Ethnologie,  Bd.  XI,  Heft  2,  S.  145,  1879.) 

Baird,  Sp.  P.  Catalogue  of  casts  taken  by  Clark 
Mills  Esq.  of  the  heads  of  aixty-four  Indian 
. prieoners  of  various  Western  tribes  and  held  at 
Fort  Marion,  Saint  August  ine,  Florida,  in  ebargo 
of  Capt  R.  H.  Pratt  (Proceed.  U.  S.  Nat.  Mos. 
1878,  p.  201—214.) 

de  B&ge,  Jos.  Los  Amulettes  craniennes  ä Tage 
do  la  pierre  pole.  Tours  1879,  8°. 

Bertilion.  Rapport  sur  Toxamen  d’un  ndgre  au 
point  de  vue  de  rimplantation  des  cheveux. 
(Bull.  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris,  3e  serio, 
T.  I,  1878,  p.  94.) 

BischofT,  Th.  I«.  W.  v.  Vergleichend  anato- 
mische Untersuchungen  über  die  ilnsaeren  weib- 
lichen Geschlechts-  und  Begattungsorgano  der 
Menschen  und  der  Affen,  insbesondere  der  An- 
thropoiden. Mit  6 Tafeln.  (Aus  den  Abhand- 
lungen der  königl.  baierischon  Akademie  der 
Wissenschaften,  II.  Gasse,  Bd.  XIII,  2.  Abth.) 
München  1879,  4®. 

BischofT,  Th.  L.  W.  v.  Beiträge  zur  Anatomie 
des  Gorilla.  Mit  4 Tafeln.  (Ans  den  Abhand- 
lungen der  königl.  baierischon  Akademie  der 
Wissenschaften,  II.  Gasse,  Bd.  XIII,  3.  Abtheil.) 
München  1879,  4®. 

BischofT,  Beobachtungen  an  zwei  lebenden  Chirn- 
panse.  Sieho  Tiedemnun. 


Bogdanow,  Anatole.  Anthropologische  Physiog- 
nomik. Vorlänöge  Mittheilung.  Moskau  1878. 
(In:  Anthropologische  Ausstellung  der  kaiserl. 
Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturwissenschaften. 
2.  Bd.  Anhang.  Moskau  1878.) 

Bolau,  Heinr.  Ueber  ein  menschliches  Skelet 
mit  abnormer  Wirbelzahl.  (Verhandlung  des 
naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Hamburg 
1879,  8.  115.  Separatabdruck.) 

Bordier.  Sur  les  Lapons  du  jardin  d’acclimati- 
sation.  (BulL  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris, 
3a  Serie,  T.  I,  1878,  p.  396.) 

Broca.  Determination  de  l’äge  moyen.  (Des 
Durchbruchs  des  Weisheitszahnes.  Methode  auch 
auf  andere  Phänomene  angewendet.)  (Bull,  de 
laSoo.  d’Anthrop.  do  Paris,  3«  s6rie,  T.  H,  1879, 
p.  298.) 

Broca.  Snr  un  eräne  do  Fellah  et  sur  l’osure  des 
dents.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paris, 
3«  Serie,  T.  II,  1879,  p.  342.) 

Broca.  Präsentation  d’un  anthropometre  de  1663. 
(Von  S.  Elscholt  in:  Anthropometria  sive  de 

mutua  inembrornm  corporia  hnmani  proportione. 
Fraukfdrt  a.  d.  Oder  1663.)  (Bull,  de  la  Soc. 
d’Anthrop.  de  Paria,  3«  Berio,  T.  II,  1879. 
p.  37.) 

Broca.  Squelettea  de  doux  Iiindoua  noirs  des 
onvirons  de  Madras,  envoyds  p.  le  Dr.  T.  Short. 
(Bull,  de  la  Soc.  d'Anthrop.  de  Pari»,  8*  atirie, 
T.  I,  1878,  p.  47.) 

Broca.  InatructionB  generales  pour  loa  recherches 
anthropologiquea  k faire  snr  le  vivant,  2e  edition, 
revuo  et  augmentee.  Paria  1879. 

Bruce.  J,  Mitchell,  supernumerary  Nipples  and 
Mauimao,  with  an  acoount  of  65  instanoes  ob- 
surved.  (The  journal  of  anatomy  eto.,  VoL  VIII 
4»,  1879,  p.  425  u.  Taf.  XXIII.) 

Chapmnn.  On  the  structure  of  the  Chimpansee. 
Mit  4 Tafeln.  (Proceodings  of  the  Academy  of 
uatural  Sciences  of  Philadelphia  1879.) 
Insbesondere  Gehirn  und  Muscubitur. 

Chapraan.  On  the  structure  of  the  Gorilla.  (Pro- 
ceedings  of  the  Academy  of  natural  Science«  of 
Philadelphia  1878,  p.  385—394.  Tafel  III,  IV. 
V,  VI.) 

Daily.  De  l'anthropometrie  medicale.  Paris  1878, 

p.  16,  8*. 

Ecker,  A.  Der  Steissbaarwirhcl  (Vertox  coecy- 
geua),  dio  Stoiasheinglase  (Glabolla  cocoygea) 
und  da«  Steissbeingrübchen  (Fovcola  cocoygea), 
wahrscheinliche  Ueberhleihsel  embryonaler  For- 
mun  in  der  Steissbeingegend  beim  nngehorenen, 
neogeborenen  und  erwachsenen  Menschen.  Mit 


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39 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


2 Tafeln.  (Dieses  Archiv,  Bd.  XU,  S.  129,  Tafel 
UI  und  IV.) 

Emmert.  Auge  und  Schädel,  ophthalinologische 
Untersuchungen.  Mit  TaL,  Berlin,  Hirschwald, 
1880,  8*. 

Fere.  Essai  d'anthropometric.  Comparaison  des 
diametres  bitroch  an  terien  et  biiliaque.  (Revue 
d’ Anthropologie,  2«  s^rie,  T.  III,  2, 1880,  p.  193.) 

Flower,  W.  H.  The  comparative  anatomy  of 
man.  With  cuta.  (Nature,  VoL  XX,  Nr.  505, 
506—507.) 

Flower.  Illustrations  of  the  modo  of  preserving 
the  dead  in  Darnley  Island  and  in  South  Austr&lia. 
(Journ.  of  the  Anthrop.  Institute,  Yol.  VIII,  p. 
389.  Taf.  XL) 

Flower  and  Garson.  On  the  scapular  index  as 
a raoe  character  in  man.  (Journ.  of  anat.  and 
phys.,  Yol.  XIV,  p.  13.) 

Flower.  On  the  osteology  and  affinities  of  the 
natives  of  the  Andaroan  islands.  (The  Journ.  of 
the  Anthrop.  Institute,  Novbr.  1879.) 

Fritsch.  Ueber  die  Racenmerkmale  der  Eskimos, 
unter  besonderer  Berücksichtigung  ihres  Haupt* 
haaren.  (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  etc.  1878,  S.  241.) 

Gegenbaur,  E.  Die  Gaumenfalten  des  Menschen. 
Mit  1 Tafel  und  1 Holzatich.  (MorphoL  Jahr- 
buch, Bd.  IV.,  Heft  4.) 

Giebel,  C.  G.  Ueber  die  am  Oberarm  der  Säuge- 
thiere  vorkommenden  Perforationen.  (Zeitschr. 
für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  51, 
a 853—855.) 

Gottschau.  Neue  Methode  anthropologischer 
Messung  an  Photographieen.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  1878, 

a 262.) 

GottBChau.  Neuer  Messapparat  für  photogra- 
phische Aufnahme  von  Lebenden  und  von  Schä- 
deln oder  Skeleten.  (Dieses  Archiv,  Bd.  XII, 
S.  233,  Taf.  VH.) 

Gruber,  W.  Ueber  die  ungewöhnlichen  Musculi 
tonsores  fasciae  suralis  beim  Menschen.  (BulL 
Acad.  Petersb.,  Bd.  XXV,  Nr.  3.) 

Grubor,  Wenzel.  Ueber  den  nenen  und  oon- 
stanten  Musculus  peroneo-tibialis  bei  den  Qua- 
drnmanen.  Mit  2 Tafeln.  (Beob.  a.  d.  menschl. 
u.  vergl.  Ant.,  S.  59.) 

Hartmann,  Bob.  Einige  Hanptfascien  des  Men- 
schen and  der  anthropoiden  Affen.  (Sitzungs- 
berichte d.  Gesellschaft  naturforschender  Freunde. 
Berlin  1878,  S.  189—191.) 

Hovolacquo.  Sur  un  individu  couvert  de  poils 


et  chez  qui  les  molaires  ötaient  absentes.  (Bull, 
de  la  Soc.  d’ Anthrop.  de  Paris,  3«  Serie,  T.  I, 

1878.  S.  272.) 

Jagor.  Messungen  an  lebenden  Indiern,  bearbeitet 
von  Körbin.  (Zeitschrift  für  Ethnologie,  XI, 

1879,  S.  1.) 

Korosi.  Sur  ranthropomutrio  des  races  de  Hon* 
grie.  (Bull,  de  la  Soc.  d’ Anthrop.  de  Paria  1878, 
p.  308.) 

Livon,  Marius.  De  Pomoplate  et  de  ses  indices 
de  largcur  dans  les  races  bumaines.  Paris  1879,  4®. 

Incoronato,  Angelo,  Scheletri  utnani  della  caverna 
delle  Arene  caudide  preeso  Final  marina  in  Sa- 
vona.  Gon  2 tav.  (Atti  R.  Accad.  Lincei  Mem. 
Vol.  II,  p.  1019.) 

Körbin.  Neue  anthropologische  Messapparate  und 
Messmethoden.  (Messungen  an  Lebenden.)  (Cor- 
rcspondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Anthropologie  etc.  1879,  Nr.  4,  S.  26.) 

Hamy.  Essai  de  coordination  des  materiaux  ru- 
cemment  recueillis  sur  Pethnologie  des  negriUee 
ou  pygmees  de  TAfrique  äquatoriale.  (Bull,  de 
laSoc.  d’ Anthrop.  de  Paris,  3®  Serie,  T.  11,  1879, 
p.  79.) 

Langer,  C.  Die  Muskulatur  der  Extremitäten  des 
Orang  als  Grundlage  einer  vergleichend-myolo- 
gischcn  Untersuchung.  (Sitzungsber.  der  Wiener 
Akad„  math.-phys.  CL,  Bd.  79,  Abtheil.  3,  März 
1879.) 

Langor,  C.  Vergleichend -myologische  Untersu- 
chungen am  Orang.  (Anzeiger  der  Wien.  Acad. 
math.-n&t.  CI.,  1879,  Nr.  6,  S.  63 — 66.) 

Lawson  Tait.  Note  on  the  occurence  of  a sacral 
dimple  and  its  possible  significanoe.  (Report  48 
meet.  Brit.  Assoc.  Dublin,  p.  606.  — Notare, 
VoL  Xm,  Nr.  461,  1878.) 

Liss&uer  und  Schuck.  Führer  durch  die  an- 
thropologische Sammlung  der  naturforschenden 
Gesellschaft  in  Danzig.  (Separatabdruck  aus  den 
Schriften  der  naturforschenden  Gesellschaft  in 
Danzig,  IV.  Bd.,  3.  lieft,  1878.  Abtheil.  VII, 

S.  193  (51),  SchädeL) 

van  der  Kindere,  Leon.  Nonvelles  recherches 
sur  Tethnologio  de  la  Belgique.  Enquete  an- 
thropologique  sur  la  couleur  des  yeux  et  des 
cheveux.  Mit  4 Karten.  Bruxelles  1879,  8°. 

Lodoublo.  Sur  le  musclc  „sternolis  brutorum“  etc. 
(Bull,  de  la  Soc.  d’ Anthrop.  de  Paria,  3®  Serie, 

T.  II,  1879,  p.  408.) 

Lucae.  Messungen  an  Schulkindern.  (Verhand- 
lungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropo- 
logie etc.  1879,  S.  19.) 


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40 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Mantegazza.  Sur  fatrophie  et  l’abscnce  des  dents 
de  sageaae.  (Bull  de  In  Soc.  d'Antbrop.  de  Paria, 
3«  Serie,  T.  I,  1878,  p.  253.) 

Maurel.  Sur  une  etude  anthropologique  etetbno- 
graphique  de  deux  tribua  d’lndiens  les  Ara- 
couyennes  et  los  Galibis  vivAnt  sur  les  rivea  du 
Maroni  (Guyane).  (Bull,  de  la  Soc,  d’Antbrop. 
de  Paris,  3«  Serie,  T.  I,  1878,  p.  186.) 

Messungen. 

Meyer,  A.  B.  und  E.  Jüngel.  Yerzeichniss  der 
Race-Skeleto  und  Schädel  des  Dresdener  anthro- 
pologischen Museums.  (Separatabdruck  aus  den: 
Mittheilungen  des  königl.  zoologischen  Museums 
zu  Dresden,  Heft  3,  1878.) 

208  Schädel  mit  Angabe  der  Herkunft.  — 6 Itace- 
Skelete  (Tavane).  Igorotte  (I.uzou),  Chinese,  Negrito 
(Luxon),  Papua,  Maori. 

Paateau,  E.  Recberohea  sur  les  proportions  de 
la  clavicule  dans  les  aexes  et  dans  les  racea. 
4°.  p.  104.  Paris  1879. 

Piätrement.  Sur  l’existeuco  dos  hommea  blonde 
en  Ferse.  (Bull,  do  la  Soc.  d’Antbrop.  de  Paria, 
3«  Serie,  T.  II,  1879,  p.  406.) 

Predieri,  Paolo.  Gli  Akka  del  bacino  del  Congo 
non  sono  Pigraui.  (Rendiconti  Ac.  sc.  Bologna 
1877—1878,  p.  55—61.) 

Prunieres.  Commnnications  aur  un  radius  ap- 
pointe,  des  cr&nes  perfores  etc.  (Bull,  de  la  Soc. 
d’Antbrop.  de  Paris,  3«  serie,  T.I,  1878,  p.  420.) 

Raseri.  Material i per  l’etnologia  italiana  raccolti 
per  cura  della  aoeieta  italiana  di  Antropologia. 
(Archivio  per  l’antropologia  etc.,  IX,  3,  1879, 
p.  259.) 

Export  of  tbe  anthropometrio  committee.  (Re- 
port of  the  48  mecting  of  tbe  british  asaoe. 
1878,  p.  152.) 

Biccardi.  Studi  antropologici  intorno  ad  nno 
scheletro  di  Accinese.  (Archiv,  p.  l'antrop.  1878, 
VII,  189.) 

RobortB,  Ch.  A manual  of  anthropometry  or  a 
guide  to  tbe  physical  examination  and  measure- 
ment  of  the  human  body.  London,  Churchill, 
1878,  8U. 

Bolleaton.  Notes  on  a akeleton  found  at  CiBB- 
bnry.  (Journ.  of  tho  Anthrop.  Institute,  VIII, 
p.  377.) 

Boyor,  Clemenco.  Le  Systeme  pileux  chez 
l'homme  et  dans  la  Serie  des  mammiferes.  (Re- 
vue d’ Anthropologie,  2«  Serie,  T.  III,  1,  1880, 
p.  13.) 

Buge.  Untersuchung  über  die  Extensorengruppe 
am  Unterschenkel  und  Fusb  der  Säugethiere. 
Mit  4 Tafeln.  (Morphol.  Jahrb.,  Bd.  IV,  Heft  4, 
S.  592.) 


Bugo.  Zur  vergleichenden  Anatomie  der  tiefen 
Muskeln  in  der  Fuassohle.  (Morphol.  Jahrb., 
Bd.  IV,  Heft  4,  S.  644.) 

SchaatThausen.  Entwurf  zu  statistischen  Erhe- 
bungen über  die  körperliche  Beschaffenheit  der 
deutschen  Bevölkerung.  (Die  X.  Versammlung 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  zu 
Strassborg  1879,  S.  101.) 

v.  Schorzer.  Resultate  auf  dem  Gebiete  der  An- 
thropometrie.  (Petermann's  Mittheilungen  1879, 
S.  147.) 

Smostor.  Une  Regresse  blanche.  (Revue  d’ An- 
throp. 1879,  VIII,  p.  675.) 

Taruffl.  Dell’  antropometria  o delle  anomalie 
della  colonna  vertebrale.  (Annali  univ.  di  med. 
0 chir.  Milano  1879,  151.) 

Taruffl.  Della  maerosomia.  (Annali  univ.  di  med. 
o chir.  Milano  1879,  p.  339.  1 Taf.) 

Taruffl.  Della  microsomia.  (Annali  univ.  di  med. 
e chir.  Milano  1878.) 

Tiedomann.  Beobachtungen  au  zwei  lebenden 
Chirapanse.  c t und  ?.  Nach  brieflichen  Mit- 
theilungen Tiedcmanns,  bearbeitet  von  v.  Bischoff. 
Boun  1879,  8*>. 

Topinard.  Do  la  notion  do  racc  en  Anthropo- 
logie. (Revue  d' Anthropologie,  VoL  VIII,  1879, 
p.  589.) 

Topinard.  Sur  Tinsertion  en  touffes  des  chcveux 
de  negres.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de  Paria, 
3«  Serie,  T.  1,  1878,  p.  Gl.) 

Topinard.  Sur  nno  collection  de  cheveux  euro- 
peens  exposee  dans  la  galerio  d’Anthropologie 
du  Trocadero.  (Bull  de  la  Soc.  d’Anthrop.  de 
Puria,  3e  serie,  T.  II,  1879,  p.  39.) 

Turner.  Notes  on  the  dis.section  of  a Negro.  (Tho 
Journal  of  auatomy  etc.,  VoL  XIII,  pt.  3,  1879, 
p.  382.) 

Turner.  Notes  on  the  diasectinof  a socond  Negro. 
(The  Journal  of  auatoray  etc.,  VoL  XIV,  pL  2, 
1880,  p.  244.) 

Turner.  On  the  placentation  of  the  Apes  with  a 
coinparison  of  the  stracture  of  their  placenta 
with  that  of  the  human  female.  With  2 pl. 
(Frora  the  philo«,  tranuad  Roy.  Soc.  London 
1878,  II,  p.  523.) 

Uifalvy.  Sur  uu  vovago  d’oxploration  dans  le 
Kohistan.  (Bull,  de  la  Soc.  d’Antbrop.  do  Paris, 
3°  serie,  T.  I,  1878,  p.  113.) 

Messungen.  Schädel.  Bericht  von  Topinard. 
S.  oben  Referat  von  W ligier. 

Virchow.  Uebcr  die  in  Berlin  anwesenden  Nu- 
bier. (Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft 
für  Anthropologie  1878,  S.  333  u.  Taf.  XXL) 


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41 


v erzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Virohow.  Ein  Fall  von  Scbwanzbildung  beim 
Menschen.  Briefliche  Mittheilang  von  Dr.Greve 
in  Oldenburg.  (Virchow’s  Archiv,  72.  Bd.,  1878, 
8.  129,  Taf.  III,  Fig.  6.) 

Virohow.  Ucber  Schwanzbildnng  beim  Menschen. 
(Virchow’s  Archiv,  79.  Bd.,  1880,  S.  176.) 

Waober.  Beitrüge  zur  Anthropologie  der  Letten. 
Mit  2 Tabellen.  Inauguraldisaertat.  Dorpat 
1879,  8« 

Wake.  Staniland.  La  barbe  consideree  comme 


caractero  de  races.  (Revue  d’ Anthropologie, 
2«  Serie,  T.  III,  1,  1880,  p.  34.) 

Waldeyer.  Bemerkungen  über  die  Squnma  ossis 
occipitia  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
„Torus  occipitalia“.  (Dieses  Archiv,  Bd.  XII, 
Heft  4,  S.  453.) 

Waldeyer.  Der  Trochanter  tertiua  des  Menschen 
nebst  Bemerkungen  zur  Anatomie  des  Os  femo- 
ris.  (Daselbst.) 

Waldhauer,  Ford.  Zur  Anthropologie  der  Li- 
veu.  Inaug.  Diss.  Dorpat  1879,  8°. 


in. 

Völkerkunde  und  Reisen. 

(Juli  1878  bis  Deoembor  1879.) 

(Ton  Friedrich  Rätsel.) 

I.  Allgemeines. 


Abkürzungen:  A.  = Archiv;  B.  = Beilage;  B. 

sprach  ung;  K.  = Karte;  M.  = Mittheilung:  M.  K. 

8.  = Seite;  T.  = Tafel;  Z 


1.  Allgemeine  Rcisoborichto. 

Anson,  G.  Yoyago  round  the  World  in  thcYe&rs 

1740 — 1744.  Ed.  from  the  Original  Narrative, 
with  Notes,  by  D.  Laing  Purves.  London  1878, 
8».  160  8. 

d’Ayen,  Le  duo.  Autoor  du  Monde.  Impres- 
sions  de  deux  Voyageurs  fran^ais.  (Rev.  d.  Deux 
Mondes  1879.  II.  173  — 193.) 

Bespr.  der  Rf*isewerke  von  J.  de  Rochechouart 
und  L.  de  Turan  ne. 

Barry,  W.  J.  Up  and  Down;  or,  Fifty  Years 
Colonial  Experience  in  Austral  ia,  California,  New 
Zealand,  India,  China  and  the  South  Pacific. 
London  1879,  8°.  820  S. 

Brassey,  Mrs.  VToyage  in  the  „Sunbeam“.  Our 
Home  on  the  Ocean  for  Eleven  Months.  London 
1878,  5th  Ed.,  8°.  480  S.  Mit  Abbildungen. 

Brassey,  Mrs.  A.  Eine  Segelfahrt  um  die  Welt 
an  Bord  der  Yacht  „Sunbeam“  iu  elf  Monaten  ; 

Axctilv  für  AnUiro]i<ilogto.  Bd-  XII. 


d.  v.  J.  = Bericht  des  vorigen  Jahres;  Bespr.  = Be- 

= Mit  Karte;  N.  = Notiz  oder  Nummer;  R.  = Revue; 

= Zeitschrift  oder  Zeitung. 

übersetzt  von  A.  Helms.  Leipzig,  Ferd.  Hirt 
und  Sohn  1879. 

Brassey,  Mrs.  Sunshine  and  Storm  in  the  East; 
or  Cruises  to  Cyprua  and  Constantinople.  With 
upwards  of  100  Illustrations.  London  1879,  81 * * * * * * * 9. 
450  S. 

Bridges,  E.  S.  Round  the  World  in  Six  Months. 
London  1879. 

Buning,  A.  Werumeus  en  J.  A.  Kruyt.  Met 
de  Hollandscbe  Mail  naar  Indie  en  terug.  Amster- 
dam  1878,  8°.  338  S.  M.  5 K. 

Cooks  Reisejonrnal  aus  dem  Jahre  1772.  (Aus- 
Und  1878,  33.) 

Eine  mediciuische  Reise  nm  die  Erde.  (B.  Angsb. 
Allg.  Zeit  1878,  Nr.  302.) 

Zu  Wern  ich,  B.  d.  v.  J. 

Hamy,  E.  T.  Cat&Iogue  descriptif  et  roethodique 
de  1‘ Exposition  organiseo  par  la  Societö  de  Geo- 
graphie ü l’occasion  du  centenairo  de  la  Mort  de 
Cook.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  L 444— 481.) 

6 


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42 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Hamy,  E.  T.  Cook  et  Dalrvmple.  (BnlL  Soc.  üöcgr. 
Paris  1879,  I,  417—433.) 

Huber,  William.  Cook.  (Ball.  Soc.  Geogr.  Paris 
1879,  I,  403  — 417.) 

Janu-B- Jackson.  Cartographie  et  Bililiograpbie 
relatives  a Cook.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Puris  1879, 
I,  481  — 638.) 

Diary  Kept  by  Ilis  Majesty  tlie  Shah  of  Pcrsia 
duriog  bis  Joumey  to  Europa  in  1878.  I’rom 
the  Persian  by  Albert  Houtum  Schindler  and 
Barou  Louis  de  Norman.  London  1879,  8°. 
309  S. 

Die  Reisen  der  Deutschen  Kriegsflotte  im  Jahre 
1878.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  65, 56, 67.) 

Die  wissenschaftlichen  Expeditionen  der  kaiserl. 
russ.  geogr.  Gesellschaft  im  Jahre  1877.  (Aus- 
land 1878,  42.) 

Die  wissenschaftlichen  Expeditionen  der  Kaiser- 
lichen Geographischen  Gesellschaft  im  Jahre  1877. 
(Russ.  Revue  1878,  XIII,  78  — 86.) 

Farnham,  M.  W.  Homeward;  or,  Travels  in  the 
Holy  Ijtnd,  China,  Egypt  and  Europa.  Shanghai 

1878.  307  S.  IU. 

Fouquier , A,  Macedoine  et  Tunisie,  aneedotes 
de  voyage,  observations,  croquia,  peusees.  Paris 

1879,  8«.  304  S. 

Glonnie,  J,  S.  S.  Europa  and  Asia.  Discussinns 
of  the  Eastern  Qneetion  in  Travels  through  In- 
dependent Tnrkish  and  Austrian  Illyria.  With 
a politico-ethnographical  Map.  London  1879, 
8°.  570  S. 

Gray,  Arohdeacon  John  Henry.  A Journsy 
round  the  World.  London  1879. 

Gubernatis,  Angolo  do.  Gli  Scrittj  del  padre 
Maro  dclla  Tomba,  Missionario  nelle  Iudie  ürien- 
tali.  Firenze  1878. 

Hildebrand t'a , Prof.  Ed.,  Reise  am  die  Erde. 
Nach  seinen  Tagebüchern  und  mündlichen  Be- 
richten erzählt  von  Ernst  Kossak.  6.  Aufl.  3 
Thle.  in  1 Bd.  Mit  Abb.  u.  K.  Berlin  1879. 

Hlngaton,  J.  The  Australien  Abroad.  Brauches 
from  the  Main  Routes  round  the  World.  London 
1879,  8“.  438  S. 

Kippis,  A.  Narrative  of  tho  Voyagee  round  the 
World  performed  by  Capt.  James  Cook;  with  an 
Account  of  hia  life  dnring  the  previous  and  in- 
tervening  periods.  London  1878,  8“.  414  S.  111. 

Lalannc,  L.  Lettre  innedite  de  Le  Pante  d'Agelct, 
Astronoroe  Attache  (i  l’Expedition  de  la  Perouse. 
D.  d.  Bai  de  Botaniqne  (N.  liollande),  6 Fevr. 
1788.  (BnlL  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II,  295.) 

Lehnort,  J.  Um  die  Erde.  Reiseskizzen  von  der 


Erdumsegelung  mit  S.  M.  Fregatte  „Friedrich* 
in  den  Jahren  1874 — 1876,  2 Bde.  Wien  1879. 

Li  Kwai,  H.  J.  M.  (Maritime  Customs.)  A New 
Record  of  a Voyage  ltound  the  World,  4 Vols. 
Shanghai  1878.  (Bespr.  China  Rov.,  Yol.MlI.  8. 66.) 

Littrow,  A.  von.  Die  Reisewerke  des  Erzherzogs 
Ludwig  Salvator,  1 — 3.  (Wiener  Abendpost 
[Beilage],  Nr.  131,  1879.) 

Loewenborg,  J.  Die  beiden  ersten  deutschen 
Wcltumsegler.  (Daheim,  Jahrg.  XV,  Nr.  4a) 

Markham,  Clemens  R.  The  Ilawkins  Voyage* 
dnring  the  reigns  of  Henry  VIII,  Queen  Eliza- 
beth und  James  I.  Edited  with  an  Introdnction. 
London  1879.  (Haklnyt  Society.)  Bespr.  im  Athe- 
naoum  1879,  S.  283. 

Holtke,  H.  Wanderbuch.  Handschriftliche  Auf- 
zeichnungen aus  dem  Reisetagebuch.  Berlin  1879 
Paetel,  8°.  216  8. 

Moacley,  H.  N.  Notes  by  a Naturalist  on  the 
Challenger:  being  an  Account  of  Various  Obser- 
vations  made  during  tho  voyage  of  H.  M.  S. 
Challenger  ronnd  tho  World  in  1872—1876,  an- 
der the  Command  of  Capt.  Sir  S.  G.  Nares  and 
Capt.  F.  T.  Thomson.  London  1879.  M.  K. 
n.  Abb. 

Negri,  C.  Yinggi  die  Circumnavigazione  della  R. 
Marina  Italiana.  (L’Esploratore  1879,  Genuaio.) 

Oostorreicher,  P.  L.  Prhr.  v.  Aus  ferncmOsten 
und  Westen.  Skizzeu  aus  Ostasien,  Nord-  und 
Südamerika.  Mit  5 Ulnstr.  Wien  1879.  Bespr. 
in  Mitth.  k.  k.  Geogr.  Gesellschaft.  Wien  1879 
Nr.  2. 

Payton,  C*  A.  Moss  from  a Rolling  Stono;  or, 
Moorish  Wnndcrings  and  Ramblings  Reminis- 
cences.  London  1879,  Poet  8».  496  8. 

Pifre,  M.  L’Algerie.  Snivie  d'une  notice  som- 
maire  sur  la  Perse  et  le  Venezuela.  Paris  1878 
8°.  62  S.  Mit  2 Abbildungen. 

Füllen,  R.  P.  Lastern  Cities  and  Itallan  Towns. 
London  1879,  8».  234  8. 

Reise  8.  M.  Schiff  „Hertha“  nach  Ostasien  und 
den  Südsee-Insoln  1874 — 1877.  357  Original- 
Photographien  vom  Zahlmeister  Herrn  G.  Riemer 
anfgenommon.  Berlin,  J.  F.  Stichln,  1878. 

Remlap,  L.  T.  General  U.  S.  Grants  Tour  around 
tho  World.  London  1879. 

Saohot,  O.  Röcits  de  Toyages.  Negres  et  Papous. 
L’Afrique  äquatoriale  et  la  Nouvolle-Gainee. 
Paris  1879,  18°.  HI.  366  S.  Mit  2 Karten. 

Rocheohouart,  J.  do.  Excnraiona  autour  du 
monde,  Pekin  et  Tintcrienr  de  la  China.  Paris. 
Pion,  1878. 


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43 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Tcza,  E.  Un  viaggiatore  filologo  Gabriele-Balint. 
Nuova  Antologia.  Anno  XIV.  2 ser.  Vol  14. 
Fax.  7.  1879. 

Young,  B.  Around  the  World  with  Gen.  Grant. 
Narrative  of  Viait  of  Gen.  U.  8.  Grant,  Ex-Pre- 
sident  of  U.  S.,  to  varioua  countries  of  Europe, 
Asia  and  Africa  1877 — 1879;  with  Conversa- 
tions  onQuestious  connected  with  American  Po- 
lices and  History.  In  20  Parts.  New  - York 
1879.  Illustr. 


2.  Gesellschaften,  Versammlungen,  Museen. 

Alooek,  Sir  Rutherford.  Addres  to  the  R.Geo- 
graphical  Society  del.  at  the  Anniversary  Meet- 
ing 27th  May  1878.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1878.  305  — 379.) 

Capitaine,  H.  Lea  Mission»  Scientifiques  fran^aises 
k PExposition.  (L’explosation  1878.  Nr.  79.  S. 
209  — 212.) 

Chantre.  Inauguration  da  Muse«  anthropologique 
de  Lyon.  (Bull.  Soc.  d’ Anthropologie.  Paris 
1879.  122—127.) 

Chierioi.  I.a  Paletnologia  Italiana  nel  Congresso 
di  Budapest.  (Bull.  Paletnologia  Italiana  1878. 
S.  165  — 177.) 

Congres  International  des  Sciences  Anthropolo- 
giquce.  (Revue  d’Anthropologio  1878.  692  — 

744,  746—753.) 

Cust,  Robert.  Report  on  Anthropological  Procoed- 
inga  at  the  Oriental  Congress  held  at  Florence, 
Sept.  12th  to  lö^h  1878.  (Journ.  Anthrop.  Instit. 
London.  VoL  VIII.  284.) 

Daly,  Charles  P.  Pres.  Am.  Geogr.  Soc.,  Geo- 
graphical  Work  of  the  World  in  1877.  (BnlL 
Ara.  Geogr.  Soc.  1878,  I,  1 — 76.) 

Der«.  Geographical  Work  of  the  World  in  1878. 

(Ball.  Am.  Geogr.  Soc.  1879,  I.) 

Deohy,  Mor.  Bericht  über  den  internationalen 
Congress  für  Handelsgeographie  zu  Brussel. 
(Mitth.  K.  K.  Geogr.  Ges.  Wien  1879.  S.  517 
bis  525.) 

Du  Congres  de  Demographie.  (Bull.  Soc.  Anthr. 
Paris  1878.  S.  286.) 

Dumas.  Annnairede  1* Institution  Ethnographiqne. 
Paris  1878. 

Eröffnung  de«  Orientalischen  Museums  im  Börsen- 
gebände  (Wien).  (Oesterreich.  Monatwchr.  f.  d. 
Orient  1879.  S.  218.) 

Essen  wein,  A.  Der  cultur-  und  kunstgeschicht- 
liche  Inhalt  der  Darstellungen  in  Miuiaturen, 
Uandzeichnuugen,  Gemälden,  Holzschnitten  u.s.w. 


in  den  Sammlungen  des  Germ.  Masemns.  (An- 
zeiger für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  N.  F. 
26.  Jahrg.  Nr.  9.) 

Girard,  Jules.  Los  Pays  Extraeuropäens  k PEx- 
position  Universelle  de  1878.  Paris  1878. 

Heger,  Dr.  Franz.  Aus  der  Sammlung  der  an- 
throp.-ethnograph.  Abtheilung  des  K.  K.  natur- 
historischen Hofmusenms  in  Wien.  (Mitth.  Anthr. 
Ges.  Wien  1879,  Bd.  IX.  132—  142.  Mit  3 T.) 

Kramp,  Frederik.  Zeuiernes  Uejse  til  Norden, 
et  Tolknings  Forsög.  Med  toKaart  Kopenhagen 
1878,  12«.  32  S. 

Liebrecht,  Felix.  Die  folklore  society  in  Lon- 
don. (Englische  Studien.  3.  Bd.  1 Heft  1879.) 

Lissauer,  Dr.  und  Schlick,  R.  Führer  durch 
die  anthropologische  Sammlung  der  naturfor- 
schenden Gesellschaft  in  Danzig.  Marienwerder 
1878,  8®.  58  S. 

Besprochen  im  Lit.  Centr.-BL  Nr.  52,  1B79. 

Ludwig,  Hubert.  Die  ethnographische  Samm- 
lung Bremens.  (Nordwest,  2.  Jahrg.,  Nr.  40, 1879.) 

Magitot,  Dr.  E.  Rapport  sur  les  questions  uthno- 
graphiques  et  anthropologique«  au  Congres  do 
Pesth.  Paris  1878. 

Markham,  C.  R.  The  Annual  Adress  on  the  Pro- 
gress of  Geography.  (ProceedingB  R.  Geogr.  Soc. 
London  1879.  353  — 369.) 

Maunoir,  Charles.  Rapport  sur  les  travaux  de 
la  Societe  de  Geographie  et  sur  les  progres  des 
Science«  geographique«  pendaut  Pannee  1878. 
(Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  I,  5 — 75.) 

Mortillet,  G.  de.  Sur  PExposition  et  le  Congres 
d'Anthropologie.  (Bull.  Soc.  d’Anthropologic. 
Paris  1878,  185.) 

Museum  ethnographiqne.  Notice  sur  le  — dos 
mifisions  scientifiques.  Versailles  impr.  Cerf.  1878. 

Nachtigal , G.  Handclsgeogrsphiscbo  Gesell- 
schaften und  der  Internationale  Congress  für 
Ilandelsgeographie  in  Paris.  (Verh.  d.  Ges.  f. 
Erdkunde.  Berlin  1878,  243  — 258.) 

Ouvertüre  de  PExposition  des  Sciences  Anthropo- 
logiques.  (Paris  1878.)  (Rev.  d’Anthropologio 

1878,  570  — 572.) 

Ranke,  Joh.  Bericht  über  die  X.  allgemeine  Ver- 
sammlung der  Deutschen  Anthropologischen  Ge» 
Seilschaft  zu  Strassburg  am  11.,  12.  u.  13.  August 

1879.  (Correspondenzbl.  d.  D.  Ges.  f.  Anthropo- 
logie 1879,  Nr.  9 — 11.  Mit  T.) 

8 chaoflf hausen,  H.  Verhandlungen  gelehrter 
Gesellschaften  nud  Versammlungen.  (Arch.  f. 
Anthropologie  1879,  Bd.  XII,  S.  105  — 128.) 

Schlagintweit,  Hermann  von.  Bericht  über  die 

6* 


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44 


\ erzcichnisg  der  anthropologischen  Literatur. 


ethnographischem  Gegenstände  unserer  Samm- 
lungen. (Sitz.-l!er.  d.  Antbr.  Gc».  Manchen. 
Mitth.  z.  Anthrop.  u.  Urgescb,  Bayerns.  Bd.  II, 
S.  184.) 

8tieda,  Prof.  1*.  Die  projectirto  anthropologische 
Ausstellung  in  Moskau  im  Jahre  1879.  (Kuss. 

. Revue  1878,  XIII,  43G  — 451.) 

Stieda,  Dr.  L.  Die  anthropologische  Ausstellung 
in  Moskau.  (Arcb.  f.  Anthropologie  1879,  Bd. 
XII,  251  — 262.) 

Vallentin.  La  Palctnologia  Italiana  nel  Con- 
gresso  di  Parigi.  (Bull.  Paletnologia  Italiana 
1878,  S.  177—180.) 

Versammlung  der  deutschen  anthropologischen 
Gesellschaft  in  Kiel.  (Ausland  1878,  41.) 

Vogel,  C.  Die  Kurtographie  auf  der  Pariser 
Weltausstellung  1878.  (üeogr.  Mitth.  1878, 
445—460.) 


3.  Anweisungen  und  Methoden  der  Forschung. 
Lehrbücher. 

Bordier.  Instructions  de  geographie  medicalo 
pour  la  Malaisie.  (Bull.  Soc.  d* Anthropologie. 
Paris  1879,  45  — 59.) 

Broca,  P.  Instructions  generales  pour  les  reoher- 
ches  anthropologiques.  (Bull.  Soc.  d’ Anthropo- 
logie. Paris  1879,  127  — 163.) 

Broca,  P.  Instructions  generales  pour  les  recher- 
ches  authropologiques.  2*1»  Ed.  Paris  1879. 

Ebel.  Uebcr  anthropologische  und  zoologische 
Modelle.  (Verb.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie 
1878,  427.) 

Fligier.  Ethnologische  Bedenken  (in  Bezug  auf 
Kiepert's  Lehrbuch  der  alten  Geographie).  (Aus- 
land 1879,  Nr.  37.) 

Fligier.  Zar  Reform  des  ethnographischen  Un- 
terrichts in  den  Mittelschulen.  (Zeitschrift  für 
Realschulwesen.  3.  Jahrg.,  10.  Heft,  1878.) 

Hamy,  E.  T.  Echelle  chromatiqne  pour  noter  la 
couleur  de  la  peau  du  Negre.  (Bull.  Soc.  d’An- 
thropologie.  Paris  1879,  255.) 

Hints  to  Travellers.  By  a Committee  of  the  R. 
Geogr.  Soc.  Ed.  by  Francis  Galton.  London 

1878,  lßmo.  102  S. 

Kaltenbrunn  er,  D.  Manuel  du  voyageur.  Zürich 

1879,  280  Fig.  u.  24  Taf.,  761  S.  u.  4 Bogen 
Tabellen. 

Krizck,  W.  Die  Völker-  und  Sprachstämmo  der 
Erde.  Genealogische  Classification  derselben. 
Tabor  1878.  Fol.  Lith.  u.  Col. 


La  Geografia  e TEtnografia  Science  di  governo,  di 

H.  Y.  (Giornale  delle  Colonie,  Roma  6,  13,  20 
e 27  sott.  1879.) 

Lewis,  A.  L.  On  the  Evils  arising  from  the  Use 
of  Ilistorical  National  Namea  as  Scientific  Terms. 
(Journ.  Anthrop.  Institute  London,  Vol.  VIII. 
S.  325  — 335.) 

Malfatti,  B.  Etnografia.  Mailand,  Iloepli,  1878. 

Maunoir,  C.  et  H.  Duveyrior.  L’&unee  geogra- 
phique.  (Revue  annuulle  des  voyages  de  terre 
et  de  iner,  des  explorations  etc.  Paris  1879.) 

Pcchudl  - Lösche,  E.  Museum  für  Völkerkunde 
zu  Leipzig.  (Fragebogen)  1,  1878. 

Pigorini.  Nute  per  la  storia  della  Paletnologia 
Italiana.  (Bull.  Paletnologia  Italiana  1879. 
S.  1 — 6.) 

Rocon  und  Völker.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879, 
Nr.  255.) 

Zu  Möller,  Ethnographie,  2.  Aufl.  Wien  1879. 
Batxel,  Friedrich.  Die  Beurtheilung  der  Völker. 
(Nord  u.  Süd,  ß.  Bd-,  17.  Heft  1878.) 

Rohlfs,  G.  Ueber  die  Schreibweise  geographi- 
scher etc.  Eigennamen.  (Petermann  Geograph. 
Mitth.  1879,  347  — 349.) 

Topinard,  Paul.  Essai  de  Classification  des  Races 
Humaines  Actuelles.  (Revue  d’Anthropologie 
1878,  499  — 509.) 

Topinard,  Paul.  Cours  de  l’Ecole  d’Anthropologie 
de  Paris.  (Histoire  de  l’Anthropologie  de  1800 
k 1839.  Paris  1878.) 

4.  Culturgcschiohte  und  Philosophie  der 
Geschichte. 

CuJturgeachichte  und  Naturwissenschaft.  (Beil.  A. 
A.  Z.  1878,  12.,  13.  September.) 

Zu  Du  Bois-Reymond.  B.  d.  v.  J. 

Cultnrhistorische  Stammbücher.  Stuttgart,  gr.  8®. 

I.  Stammbuch  des  Arztes,  299  S.  IL  Stamm- 
buch des  Lehrers,  316  S. 

Bespr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  Nr.  29,  1879. 

Die  Philosophie  der  Geschichte.  Von  F,  J.  (B. 
Augsb.  Allg.  Zeitung,  2.,  3.,  4.  Oct  1878.) 

Fontana,  G.  La  Epopea  e la  Filosofia  della 
Storia.  Mantova  1878,  16°.  540  S. 

Guidi.  Deila  sede  primitiva  dei  popoli.  R.  Acea- 
demia  dei  Lincei,  Ser.  III,  Vol.  III.  Roma  1879. 

Henry,  C.  S.  The  Endless  Future  of  the  Hnman 
Raco.  A Letter  to  a Friend.  New- York  1879. 

Honeggor,  J.  J.  Katechismus  der  Culturge- 
schichte.  Leipzig  1879,  8°.  226  S. 


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45 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur« 


Jodl,  P.  Die  Culturgeschichtschrcibung,  ihre  Ent- 
wickelung und  ihre  Probleme.  Halle  1878,  8°. 
IV,  125  S. 

Kühne,  Heinr.  Wilh.  Betrachtungen  über  dio 
Entwickelungsgeachichte  der  geistig -sittlichen 
Anlagen  der  Menschen.  (Centr.-Org.f.  d.  Interessen 
de«  Healschnlwesens.  6.  Jahrg.,  8.,  9.,  10.  lieft.) 

Lubbock,  J.  Pre- Historie  Times,  as  illustrated 
by  Ancient  Kenia  ins  and  the  Mannen?  and  Cu- 
stoms  of  Modern  Savagcs.  London  1878,  4th 
Ed.  650  S. 

Macchia roli , St.  Proposta  e prolegomini  della 
storia  deir  uniano  progresso.  Vol.  I.  Torino 
1878,  8U.  400  S. 

Müller,  P.  L.  Dr.  Het  rechtmatig  gebied  dee 
geschiedsschry  vers.  Redevoering  door  — . Haarlem 
1878.  Hierzu:  Zur  Begränzung  des  historischen 
Begriffs  (F.  v.  II.),  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1878, 
Nr.  316.) 

Pimontel,  Alb.  Da  importancia  da  historia  uni- 
versal pbilosophica  na  espbera  dos  conhecimentos 
humanos.  Porto  1878,  8*.  72  S. 

Pöhlmann , D.  Bob.  .Hellenische  Anschauungen 
über  den  Zusammenhang  zw.  Natur  u.  Geschichte. 
Leipzig  1879,  8°.  93  S. 

Bcspr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  Nr.  40,  1879. 

Bocholl,  E.  Die  Philosophie  der  Geschichte. 
Darstellung  und  Kritik  der  Versuche  zu  einem 
Aufbau  derselben.  (Gekrönte  Preisschrift.)  Göt- 
tingen 1878,  XII,  399  S. 

Buge,  Sophus.  Geber  die  historische  Erweite- 
rung des  Horizontes.  (Globus  1879,  Bd.  XXXVI, 
S.  61,  72,  88.) 

Taylor,  E.  B.  Researches  into  the  Early  History 
of  Mankind  and  the  Development  of  (Zivilisation. 
London  1878,  3de  Edition,  8°.  388  S. 

5.  Statistik. 

Berghaus,  A.  Fortschreitende  Entwickelung  der 
Volkazahleu.  (Die  Natur,  N.  F.,  Jahrg.  V,  Nr.  46.) 

Bevölkerungsverdoppelung  und  Uebervölkerung. 
(Grenzboten  1879,  Nr.  23.) 

Block,  Maurico.  Handbuch  der  Statistik.  (Deutsche 
Ausgabe.)  Leipzig  1879,  8°.  351  S. 

Begpr.  im  Lit.  Centr.-BL  Nr.  51,  1879. 

Courtnoy,  Leonard  H.  The  Migration  of  Indu- 
strial Centrcs.  (Eortnightly  Review  1878,  XXX. 
801—820.) 

Horch,  Hermann.  Das  Verbrechen  der  Abtrei- 
bung. Inauguraldiss.  Giessen  1878. 

Kolb,  G.  F.  R.  Handbuch  der  vergleichenden 
Statistik  der  Völkerzustands-  und  Staatenkunde. 
Leipzig  1879. 


Routh,  C.  H.  P.  Checks  to  Population;  the  Mo- 
ral und  Physical  Evils  likely  to  fullow.  London 
1879. 

Stille,  G.  Die  Bevölkerungsfrnge  in  ihrer  Bezie- 
hung zu  den  socialen  Verhältnissen.  Berlin  1879. 

Trall,  B.  T.  Eine  neue  Bevölkerungstheorie. 
Leipzig  1879,  2.  Aull. 

Weis«,  D.  B.  Malthusianismus  und  Ehefrequenz. 
(Ausland  1879,  40.) 


6.  Physiologisches  und  Pathologisches. 

Avö  - Lallemant,  B.  Das  gelbe  Fieber.  (Daheim, 
14.  Jahrg.,  Nr.  50.  1878.) 

Das  biblische  Paradies  — ein  Pestherd.  (B.  Augsb. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  38.) 

Die  Entwickelung  des  Farbensinns.  (Beil.  Augsb. 
Allg.  Z.  1879,  Nr.  350.) 

Die  Pellagra.  (Ausland  1878,  42.) 

Geistige  Epidemien  und  ihre  Heilnng.  (Oesterreich. 
Zeitschrift  für  Verwaltung.  11.  Jahrg.  1878, 
Nr.  37 — 40.) 

Gubler.  Du  Cancer  chez  le  Xi?gre.  (Bull.  Soc. 
d’Anthropologie.  Paris  1879,  390  — 893.) 

Heredity:  being  a Vil läge  Dialogno  on  somoCauses 
of  Degeneracy  in  our  Race.  By  a Protestant 
Clergyman.  London  1878,  12mo.  78  g. 

Jaeger,  Dr.  G.  Die  menschliche  Arbeitskraft. 
München  1878.  (Die  Naturkräfte , eine  natur- 
wissenschaftliche Volksbibliothek,  Bd.  XXVI  und 
XXVII.) 

Jäger,  Gustav,  lieber  das  Milit&rwesen.  1.  Die 
Kasernirung.  2.  Die  militärische  Dressur.  (Aus- 
land 1878,  43,  44.) 

Kleine,  Dr.  H.  Der  Verfall  der  Adelsgeschlechter. 
Statistisch  n^chgewiesen.  Ein  Mahnruf  an  den 
deutschen,  österreich-ungarischen  und  baltischen 
Adel  im  Interesse  seiner  Selbsterhaltung.  Leipzig 
1879.  (Vgl.  B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  7.) 

La  Pellagra  nelta  provincia  di  Mantova.  Relazione 
della  Commissione  provinciale.  Firenze  1878. 

Macnamaro,  C.  On  the  Progress  of  Asiatic  Cho- 
lera fromlndia  toEurope.  (Trav.  do  la  3®®  Sess. 
du  Cougr.  Internat,  dos  Oriental istes.  Petersbuurg 
1879,  Tome  II.) 

Magnus,  Hugo.  Beiträge  zur  Kenntnis«  der 
physiologischen  Optik  und  der  Ophtbalmothu- 
rapie  der  Alten.  (Klinische  Monatsblätter  für 
Augenheilkunde,  17.  Jahrg.,  Juni  1679.) 

Manzoni,  R La  Filaria  Medinensis.  (Esploratore. 
Milano,  maggio  1879.) 


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46 


Verzeichnisa  der  anthropologischen  Literatur. 


Martin,  Dr.  Carl.  Vernich  einer  geographischen 
Darstellung  einiger  Pestepidemien.  (Petermann’a 
Geogr.  Mitth.  1879,  257  — 269.  Mit  K.) 

Maudaley,  Henry.  Uallncinations  of  the  Sense«. 
(Fortuightly  Review  1878,  XXX,  370  — 387.) 

Meyer,  A.  B.  Menstruation  bei  in  Indien  gebo- 
renen europäischen  Mädchen.  (Mitth.  Anthr. 
Gen.  Wien  1879,  Bd.  IX,  S.  159.  N.) 

Morselli  e Tamburin!.  Contribnto  allo  stndio 
delle  degenerazioni  fisiche  e morali  dell*  ouino. 
(Uev.  Bperitn.  di  Frcnatria  e mcd.  leg.  in  relat 
con  Autron.  1875 — 1878.) 

Be*pr.  iu  Uev.  d'Anthr.  1678,  8.  542  f. 

Mortimor-Granvillo,  Dr.  J,  Is  Insanity  increaa- 
ing?  (Nineteenth  Century  1879,  V.  523 — 534.) 

Protokolle  der  Gesellschaft  der  Aerzte  über  die 
Menschenpest , ihre  Geschichte,  gegenwärtige 
Auffassung  derselben  u.  b.  w.  St.  Petersburg  1879. 

Puschmann,  Dr.  Th.  Die  Pest  (B.  Augsb.  Allg. 
Zeit.  1879,  Nr.  46,  47.) 

Reich,  Eduard.  Beiträge  zur  Gesundheitslehro 
der  Gesellschaft,  II.  Seelenstimmung,  Stoffwechsel 
und  allgemeine  Wohlfahrt  — Lebensweise  der 
Eltern  und  Gebrechen  der  Kinder.  (Unsere  Zeit 
1879,  Bd.  II,  544  — 552.) 

Rohlfs,  Gerh.  Bu- Dabus.  (Deutsches  Arch.  f. 
Gosch,  d.  Med.  u.  medic.  Geogr.,  2.  Bd.,  2.  Heft, 
1879.) 

Selbstmorde  in  Europa.  (Der  Irrenfreund  1878, 
Jahrg.  XXI.  Nr.  11.) 

Spiegolborg.  Die  Casfration  des  Weibes.  (Brest 
Aerztl.  Zeitschrift  1879,  Nr.  23.) 

Scheckige  Menschen.  (Globus  1878,  XXXIV,  2.) 

Stephen,  Lealie.  Dreams  and  Realities.  (Fort- 
uightly Review  1878,  XXX,  334—352.) 

Tholoe&n,  J.  D.  Lea  trois  derniores  epidemiea 
de  peste  dn  Caucase.  Chronologie,  geographie, 
prophylaxie.  Paris  1879,  8®.  56  S. 

• 

Weise,  Alb.  Zur  Geschichte  der  Pest -Abwehr, 
nach  amtlichen  Quellen  bearbeitet.  (Friedreich’s 
Blätter  f.  gericht).  Medic.  u.  Sanitätspolizei.  30. 
Jahrg.,  4.  Heft,  1879.) 

Waldmann.  Der  Magnetismus  in  der  Heilkunde. 
Eine  Studio.  (Deutsches  Archiv  für  Geschichte 
d.  Mediein,  Bd.  I,  3.  Heft.) 

Wornher.  Zur  Geschichte  grosser  Operationeu 
mit  Rücksicht  auf  die  jeweilige  wissenschaftlich© 
Richtung  und  Bestrebung  der  Zeit.  Geschichte 
der  Gliederablösungen.  1.  Tbeil.  Von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Gründung  der  Academie  Royale 
de  Chirurgie.  (Deutsches  Archiv  für  Geschichte 
der  Mediein,  1.  Bd.,  2.  Heft.) 

Zur  Pellagra-Krankheit.  N.  (Ausland  1879,  9.) 


7.  Nahrungs-  und  Genussmittel. 

Opiumfrage. 

Beketow,  A.  Die  Nahrung  der  Menschen  gegen* 
wärlig  und  in  Zukunft.  (Westnik  Jewropy  1873, 
H.  8,  Russ.) 

Buckland,  Miss.  Ethnological  Hints  afforded  bv 
the  Stimulants  in  Uso  amongSavages  and  among 
the  Ancients.  (Journ.  Anthr.  Institute  London, 
Vol.  VIII,  239  — 254.) 

ChaBe,  B.  W.  Tobacco;  its  Pbysical,  Mental, 
Moral  and  Social  InÜuences.  New-York  1878. 

Coca  und  Pentsao.  (Gartenlaube  1878,  Nr.  47.) 

Die  Güro-Nuss.  (Oesterreich.  Monatsschr.  für  den 
Orient  1879,  S.  201.  N.) 

Die  Muschelhügel  in  Europa.  (Ausland  1878,  51.) 

Domblütb,  Friedrich.  Der  Tabak  als  Genuss- 
mittel. (Wettermann  s illustr.  deutsche  Monats- 
hefte, November  1878.) 

Ein  neues  Reizmittel.  (Ausland  1878,  32.) 

Erdmann,  Jul.  Altes  and  Neues  über  den  Kaffee. 
(Aus  allen  Welttbeilen,  10*  Jahrg.,  7.  Heft,  1879.) 

Gerland,  G.  Heilige  Getränke.  (B.  Augsb.  Allg. 
Z.  1879,  Nr.  256.) 

Hamm,  W.  von.  Geophagie.  (Gegenwart  1879, 

Nr.  44,  45.) 

Hamm,  W.  von.  Mode  und  Ernährung.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  15  — 20,  1879.) 

Ho8aeus,  A.  Die  Volksernährung  und  das  Com- 
misbrot. (Gegenwart  1879,  Nr.  26.) 

Korachelt,  O.  Ueber  Sake.  (Mitth.  d.  D.  Ges. 
für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens  [Tokio], 
16.  Heft,  1878,  240  — 258.) 

Langguard,  Dr.  A.  Untersuchungen  über  den 
Nährwerth  des  Tofu  nach  Analysen  von  J.  Schi- 
moy&wa.  (Mitth.  der  D.  Ges.  f.  Natur-  n.  Völ- 
kerkunde Ostasiens  [Tokio],  16.  Heft,  1878.  N. 
Vgl.  Yerhandl.  d.  Ges.  vom  22.  Juni  1878  daselbst) 

Martin,  Abbe.  Ivrognerie  et  Toraperance  en 
Augleterre.  (Le  Correspondant  1878,  Vol.  77, 
155  — 182.) 

Money  (Lieut-Col.).  The  Cnltivation  and  Mann- 
facture  of  Tea.  London  1879. 

Reich,  Eduard.  Der  internationale  Congress  be- 
treffend den  Alkoholismus.  (Unsere  Zeit  1879, 
Bd.  II,  394  — 399.) 

Rink,  H.  Ueber  die  Ursache  des  materiellen 
Rückgauges  der  Grönl ander  und  ähnlicher  von 
der  Jagd  lebender  Nationen  bei  der  Berührung 
mit  den  Europäern.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg. 
Nr.  28,  1879.) 


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47 


VerzeichnisB  der  anthropologischen  Literatur. 


Samuolson,  J.  A History  of  Drink.  (A  Roview: 
Social,  Scientific  and  Political.  London  187 8, 
8«.  290  S.) 

Simmonds,  P.  L.  The  Commercial  Producta  of 
the  Sea;  or,  Marine  Contributions  to  Food,  In- 
dustry  and  Art,  London  1878,  8°.  480  S.  Mit 
32  Abbild. 

The  Alcohol  Qnestion.  By  Sir  James  Paget,  Dr. 
T.  Lander  Bruuton,  Dr.  Albert  J.  Bernays,  Sir 
William  W.  Gull  u.  A.  (Contemporary  Review 
1878,  XXXIII,  683  — 707.  XXXIV,  131  — 163, 
341  —365.) 

Dasselbe  in  Sonderdruck.  London  1879,  8°.  220  S. 

Vavin,  E.  L'igname  de  Chine  et  aon  avenir. 
Paria,  imp.  Mart  in  ui.  1879. 

Walford,  C.  The  Fumiuea  of  the  World,  Poet 
and  Present,  London  1879. 

Wyas,  Th.  Ueber  die  Gewinnung  des  Peru-Bal- 
aama.  (Schweis.  Wochenschrift  für  Pharmacie 
1878,  XVI,  Nr.  25,  S.  219  — 224.) 


Cristlieb,  T.  Indo* British  Opium  Trade  and  its 
Effect.  A Recess  Study.  Auth.  Translation,  from 
tbe  German,  by  D.  B.  Croom.  London  1879, 
12un>.  102  S. 

Fry,  Sir  Edward.  England,  China  and  Opinm: 
Tbree  Essays  reprinted  with  slight  alteration 
from  „Contemporary  Review“.  London  1878, 
8®.  62  S. 

Importation  of  Opinm  into  Japan.  (London  and 
China  Telegraph  1879.  S.  151.) 

Prohibition  of  the  Poppy  in  Manchuria.  (Friend 
of  China,  August  1878.) 

Report  by  Mr.  Nicolsen  ou  the  Opium  Trade. 
(London  and  China  Telegraph  1878,  704.) 

Report  of  the  Anti -Opium  Society  for  1878. 
(London  and  China  Telegraph  1870,  401.) 


8.  Kleidung,  Geräthe,  Wohnung,  Gewerbe. 

Blätter  für  Costümknnde,  historische  und  Volks- 
trachten. Nach  Aquarellen  und  mit  beschrei- 
bendem Texte  von  Carl  E.  Doepler.  Berlin  1877. 
Buna.  Zur  Geschichte  des  Bartes.  (Daheim,  XIV. 
Jahrg.,  Nr.  47.) 

Erdmann , Jul.  Das  menschliche  Haar.  (Die 
Natur,  N.  F.  6.  Jahrg.,  Nr.  50,  1879.) 

Hamy,  E.  T.  Sur  differente  oruements  analogues 
ä ceux  des  Botokudos.  (Bull.  Soc.  d’Anthrop. 
Paria  1879,  393  — 394.) 


Herrmann,  Emanuel.  Naturgeschichte  der  Klei- 
dung. Wien  1878,  8°.  368  S. 

Bespr.  im  Lit.  Cei»tr.*BL  1879,  Nr.  30. 

Hottenroth,  F.  Trachten,  Haus-,  Feld-  und 
Kriegsgerathschaften  der  Völker  alter  wid  neuer 
Zeit.  Gezeichnet  und  beschrieben.  (In  circa  16 
Lief.)  Stuttgart  1878,  4®.  Mit  T. 

Kleist,  Sigismund  v.  Zur  Geschichte  des  Finger- 
ringes. (Illuatr.  Zeitung  1879,  Bd.  LXX1I,  N. 
1871.) 

Lenormant,  Franc.  La  monnaie  dans  l'antiquite. 
Paris  1878.  Lex.  8®.  334  u.  492  S. 

Bespr.  iin  Lit.  Centr.-Bl-,  Nr.  23,  1879. 

Möllenhoff.  Geräthinschriften.  (Zeitschrift  für 
deutsches  Alterthum  und  deutsche  Literatur.  N. 
F.  11.  Bund,  1.,  2.  Heft,  1879.) 

Petrowitach,  M.  Das  Haarfärben  bei  den  Orien- 
talen. (Die  Natur.  N.  F.  5.  Jahrg.  Nr.  26,  1879.) 

Racinet,  A.  LeCostume  historique:  500  planches, 
avec  des  notices  explicatives  et  une  etude  histo- 
rique. Livraison  0.  Paris  1879,  4®.  25  Tafeln 
im  Text. 

Rollet,  Dr.  Hermann.  Tradition  der  Höhlenbe- 
wohuung  in  einem  uralten  Gedicht.  (Mitth. 
Anthr.  Ges.  Wien,  Bd.  IX,  S.  154.  N.) 

Schulte,  Alw.  Zur  Geschichte  der  Hausmarken. 
(Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  N. 
F.  26.  Jahrg.,  Nr.  7,  1879.) 

Senoner.  Fischereigoruth  in  der  Urzeit  und  bei 
den  Wilden.  (Mitth.  Anthr.  Ges.  Wien  1879, 
Bd.  IX,  S.  221.  N.  Mit  Abbild.) 

Stockbauer,  J.  Dio  Trinkgefasse  unserer  Alt- 
vorderen. (Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  30,  1879.) 

Vischer,  F.  Thdr.  Mode  und  Cynismos.  Bei- 
träge zur  Kcnntniss  unserer  Culturformen  und 
Sittenbegriffe.  Stuttgart  1879,  8°.  111  S. 


A Chinese  History  of  Chinese  Porcelain.  (London 
and  China  Telegraph  1878.  S.  1041.) 

Amsinck.  Ueber  Bodenbearbeitung  unter  Be- 
rücksichtigung der  Ackerinstrumente  älterer  und 
neuerer  Zeit.  Vortrag.  (Land-  und  Forstwirt- 
schaftliche Zeitung  1878,  Nr.  8.) 

Barlow,  Alfred.  The  History  and  Principles  of 
Weaving  by  Hand  aud  by  Power.  London  1878. 
R.  8°.  420*  S.  Mit  Abbild. 

Baudrillart,  H.  Histoire  du  Luxe  priv6  et  public, 
depuis  l’Antiquite  jus  qu’ä  nos  jours.  Tome  I. 
Paris  1878,  8®.  IX.  556  S. 

Lothar  Becker.  Die  wichtigste  Erfindung  für 
das  Menschengeschlecht  oder  die  Kunst,  Feuer  zu 
machen.  (Die  Natur,  N.  Fn  Jahrg.  6,  Nr.  2.) 


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48 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Bedeutung  der  Ortsnamen  für  die  Geschichte  der 
Landwirtschaft.  (Nordwest.  2.  Jahrg.,  Kr.  49, 
1879.) 

Bergh&ua,  A.  Fischer  and  Kunstfischer.  (Die 
Katar,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Kr.  52,  1879.) 

Berworth,  Dr.  Fritz.  Ueber  Nephrit  aus  Neu- 
seeland. (Sitzung«  - Ber.  d.  k.  k.  Akademie  der 
Wisse  nach.  Wien  1879.) 

— Ueber  Bowenit  aus  Neu-Seeland.  (Das.  1879.) 

Blondei,  S.  Recherchen  snr  len  Bijoux  des  Peuples 
primitifs.  Temps  prehistoriqnes,  San  vages  Me- 
xicains  et  Peruviens.  Paris  1878.  S.  43. 

Bujack,  Dr.  Das  Bemsteinland  und  die  Bcrn- 
steinstrassen.  Vortrag  in  der  Altorthumsgesell. 
Prussia  (Königsberg).  (Altpreuss.  Monatsh.  1879, 
177  — 188.) 

Cachemir-Shawls.  (Monatsschrift  für  den  Orient 
1879,  S.  141.  N.) 

Dufrene,  M.  H.  et  E.  Duznay.  Essai  sur  Pori- 
gine et  les  progres  de  Hndaatrie.  Suivi  de  l’Art 
indnstriel.  Paris  1878,  8°.  96  S. 

Fischer,  P.  D.  Post  und  Telegraphie  im  Welt- 
verkehr. Berlin  1879,  8®.  158  S.  (Vgl.  Verh. 
Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  199  — 203.) 

Fröhner,  W.  La  Verrerie  Antique.  Description 
de  la  Collection  Charvet.  Chateau  du  Donjon 
1879,  gr.  Fol.,  35  T.  140  S. 

Jaennicke,  Fr.  Grundriss  der  Keramik  in  Bezug 
auf  das  Kunstgewerbe.  Stuttgart  1879. 

Joclet,  Vict.  Versuch  einer  kurzen  Geschieht« 
der  Färbekunat.  (Die  Natur,  N.  F.  4.  Jahrg., 
Nr.  35  f.) 

Kanitz,  F.  Anfänge  der  Kartographie.  (Wiener 
Akendpost,  Nr.  58,  1879.) 

Lubbock,  8ir  John.  The  History  of  Money.  (Ni- 
neteenth  Century  1879,  VI,  789 — 809.) 

Mazard,  H.  A.  Ceramique.  De  la  connaissance 
par  les  Ancicns  des  glayures  plombiferes.  Paris 
1879. 

Much,  Dr.  M.  Bangeu  und  Ringe.  Eine  Studie 
über  das  Ringgeld  u.  s.  Gebrauch  bei  den  Ger- 
manen. (Mitth.  Anthr.  Ges.  Wien  1879,  IX, 
8.89  — 131.  Mit  T.) 

Neumann-Spallart,  Dr.  F.  X.  von.  Uebersichten 
über  Produktion,  Verkehr  und  Handel  in  der 
Weltwirtschaft.  Jahrg.  1878.  Stuttgart  1878. 

Neumann,  W.  A.  Beiträge  znr  Geschichte  der 
Taubenpost  im  Orient.  (Oesterr.  Monatsschr.  f. 
d.  Orient,  Nr.  7,  1879.) 

Nichole,  G.  W.  Pottery.  How  ifc  is  made,  its 
Shape  and  Decoration.  With  a full  Bibliography 
of  Standard  Works  upon  the  Ceraraic  Art.  London 
1878.  Post  80.  148  $.  Illustr. 


Hiccardi,  P.  Saggio  di  studj  intorno  alla  pesca 
presso  alenne  razze  uinana.  (Arch.  p.  PAntropo* 
logia  1879,  IX.  S.  1.) 

Stratton,  E.  M.  The  World  on  Wheels  or  Car- 
riages;  with  their  Historical  Associations  from 
the  Eurlieat  to  the  Present  Time.  London  1878,4*. 
Wedgwood,  G.  R.  History  of  the  Tea  Cup. 
With  a Doscriptive  Account  of  the  Putters  Art 
London  1878,  16mo.  154  S. 

9.  Krieg  und  Waflfcn. 

Haidinger,  Rdf.  v.  Beitrag  zur  Kenntniss  der 
Bolzen  und  Pfeilformen  vom  Beginn  der  histo- 
rischen Zeit  bis  zur  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts. 
Wien  1879.  Braumüller.  8®.  24  S.  Mit  2 Stein- 
tafeln. 

Hardy,  E.  IPArt  de  la  guerre  chez  les  ancieus. 
Paris  1879,  8».  180  S. 

Ham,  J.  The  Philosopby  of  War.  London  1878. 
12°.  120  S. 

Sohomburgk,  Richard.  On  theürari:  the  deadly 
Arrow- Poison  of  the  Macusis.  Adelaide  1879. 
Semmler,  H.  Vergiftete  Pfeile.  (Die  Natur,  N. 

F.  4.  Jahrg.,  Nr.  41,  42.  1878.) 

Siebold,  Heinrich  v.  Das  Pfeilgift  der  Ainos. 
(Verh.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie  1878. 
431—433.  Mit  Abbild.) 

Teplouchoff.  Giftpfeile  aus  Knochen.  (Mittb. 
Anthr.  Ges,  Wien  1879,  Bd.  IX,  Nr.  1 — 3.) 

10.  Kunst.  — Der  Farbensinn. 

Berg,  H.  Die  Lust  an  der  Musik,  nebst  einem 
Anhang:  die  Lust  an  den  Farben,  den  Formen 
und  der  körperlichen  Schönheit.  Berlin  1879, 
8°.  58  S. 

Be*pr.  im  Lit.  Centr.-Bt.,  Kr.  40,  1879. 

Bücher,  Bruno.  Nationale  und  kosmopolitische 
Strömungen  im  heutigen  Kunstgcwerbc.  (Weater- 
mann's  illustr.  deutsche  Monatshefte,  Juui  1879.) 
Byk,  S.  A.  Die  Physiologie  des  Schönen.  Leipzig 
1878,  8°.  287  S. 

Die  Instrumente  im  Verbältnisa  zu  den  Naturtönen. 
(Allg.  inuflikal.  Zeitung,  14.  Jahrg.,  Nr.  34,  1879.) 

Die  Musik  der  alten  abyssinischen  Kirche.  (Allgem. 
musikal.  Zeitnng,  14.  Jahrg.,  Nr.  24,  1879.) 

Die  physiologischen  Grundlagen  der  Poesie.  Sslowo 
1878*  EL  10.  Ross. 

Dubourg,  G.  The  Violin:  its  History  and  emi- 
nent Professors.  London  1878. 

Fechnor,  G.  Tb.  Wie  es  der  experimentalen 


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49 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Aesthetik  seither  ergangen  ist  (Im  Neuen  Reich 
1878,  41  — 51,  81—96.) 

Lippert,  Jul.  Eine  Hypothese  über  die  Pyra- 
miden. (Die  Natur,  N.  F.  Jabrg.  V,  Nr.  46.) 

Portig,  Gst.  Religion  und  Kunst  in  ihrem  gegen- 
seitigen Verhältniss.  1.  Theil.  Iserlohn  1879, 
8°.  585  S. 

8emper,  Oft*.  Der  Stil  in  den  technischen  und 
tektonischen  Künsten  oder  praktische  Acsthetik. 
Ein  Handbuch  für  Techniker,  Künstler  und  Kunst- 
freunde. I.  Bd.  A.  u.  d.  T.  Die  textile  Kunst 
für  sich  betrachtet  und  in  Beziehung  zur  Bau- 
kunst. Zweite  durchgeBehene  Auflage.  München 
1878.  Mit  125  Abbild,  und  15  T. 

Dr.  Tagore  s Streitschrift  gegen  C.  B.  Clarke  über 
das  Verhältniss  der  indischen  Musik  zu  der  euro- 
päischen. (Allg.  musikal.  Zeitung,  14.  Jahrg., 
Nr.  36,  42.  1879.) 

Wasiliewski,  W.  J.  Geschichte  der  Instrumental- 
musik. Berlin  1878,  VII,  170.  Mit  Abbild. 

Weber,  A.  Ueber  Tagore’a  indische  musikalische 
Schriften.  Elf  Werke  über  indische  Musik.  (Allg. 
rausikal.  Zeitung,  14.  Jahrg.,  Nr.  34,  1879.) 

WechniakoflT,  Theodore.  Ilistoire  naturelle  des 
beaux  typen  feminins  et  de  la  beaute.  Ire  liv- 
raison.  St.  Petersburg  1879. 


Allen,  G.  The  Colonr  Sense;  its  Origin  and  De- 
velopment. An  Essay  in  Comparativo  Psychology. 
London  1879.  Bespr.  Atbenaeum  1879,  S.  698. 
Andree,  Richard.  Ueber  den  Farbensinn  der 
Naturvölker.  (Z.  £ Ethnologie  1878,  323-335.) 
Cohn,  Herrn.  Quantitative  Farbensinn  - Bestim- 
mungen. (Arch.  f.  Augenheilkunde,  Bd.  IN.  II.  1.) 
Cohn,  Herrn.  Stadien  über  angeborene  Farben- 
blindbeit. Mit  5 eingedr.  Figuren  in  Holzschn. 
und  einer  lith.  Taf.  Bruslau  1879.  Morgenstern. 

8«.  III,  288  S. 

GcolTroy,  J.  La  connAisance  et  la  denomination 
dea  couleura.  (Bull.  Soc.  d' Anthropologie.  Paris 
1879,  322  — 330.)  (Extrait) 

Gladst-one,  W.  E.  Der  Farbensinn.  Mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Farbcnkenntniss  des 
Homer.  Autoris.  deutsche  Uebersetzung.  Breslau, 
Kern’»  Verlag  1878,  47  S. 

Javal  et  Brooa.  Observations  sur  le  Bens  des 
couleurs  dans  l’Antiquito.  (Bull.  Soc.  d’ Anthro- 
pologie. Paris  1879,  359.) 

Kalischer,  8.  Die  Erziehung  der  menschlichen 
Sinne,  insbesondere  des  Farbensinnes.  (Die  Ge- 
genwart, Nr.  32.  1879.) 

Archiv  fUr  AnÜuupoMe.  Bd.  XJi. 


Kalischer,  8.  Die  Farbenblindheit.  (Die  Natur, 
N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  7 — 14.  1879.) 

Landolt,  Dr.  Sur  un  nouveau  procede  pour  ap- 
prucier  la  perception  des  couleurs.  (Bull.  Soc. 
d’ Anthropologie.  Paris  1879,  288.) 

Magnus.  Die  Erziehung  des  Farbensinns.  (Verb, 
d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie  1878,  288.) 

Magnus.  Zur  Entwickelung  des  Farbensinns. 
(Klinische  Monatsbl&tter  für  Augenheilkunde. 
16.  Jahrg.  November  1878.) 

Was  ist  von  der  Farbenblindheit  der  Völker  des 
Alterthums  in  historischer  Zeit  zu  halten.  (Das 
Jüdische  Literaturblatt.  Jahrg.  8,  Nr.  11,  1879.) 

11.  Tänze  und  Spiele. 

Czorwinsky,  Albert.  Die  Tänze  des  16.  Jahr- 
hunderts. Danzig  1878,  8®.  VIII  u.  140  S. 

Ethnographisches  über  das  Trio-Trao-Spiel.  (Globus 
1879,  15.) 

Jevons,  Professor  W.  Stanley.  Amüsements 
of  the  People.  (Contemporary  Ro via w 1878, 
XXX11I,  498  — 514.) 

Schuster,  G.  M.  Das  Spiel,  seine  Entwickelung 
und  Bedeutung  im  deutschen  Recht  Eine  rechts- 
wissenschaftliohe  Abhandlung  auf  sittengeschicht- 
licher Grundlage.  Wien  1878,  8».  XVIII,  240  S. 

Bespr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  187®,  Nr.  1. 

Tylor,  G.  B.  The  History  of  Games.  (Forth- 
nightly  Review  1879,  I.  S.  735  — 747.) 

Voss,  R.  Der  Tanz  und  seine  Geschichte.  Eine 
culturhistorisch  - choreographische  Studie.  Mit 
einem  Lexikon  der  Tänze.  Erfurt  1879,  Verlag 
von  Fr.  Bartholomaus. 

12.  Sprache.  — Schrift. 

Bateman,  F.  Darwinism  tested  by  Language. 
London  1879. 

Bechtol,  F.  Ueber  die  Bezeichnungen  der  sinn- 
lichen Wahrnehmungen  in  den  indogermanischen 
Sprachen.  Ein  Beitrag  zur  Bedeutungsgeschichte. 
Weimar  1879,  Böhlau,  8®.  XX,  168  S. 

Becker , M.  A.  Ueber  Ortsnamen.  (Ausland 

1878,  36.) 

Berghaus,  A.  Die  Wertbschutzung  der  Volks- 
sprache. (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  39, 

1879. ) 

Catbarina’s  von  Russland  Verdienste  um  die  Spra- 
chenkunde. (Ausland  1878,  38.) 

Cl&irefond.  Uno  nouvelle  application  de  l’ABC 
ou  etude  physiologique  sur  les  origines  du  langage. 
(Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  177.) 

7 


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50 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Die  Kriterien  für  die  Verwandtschaft,  der  Sprachen. 
(Aasland  1879,  40.) 

Europaous,  D.  E.  D.  Die  Staiiiniverwandtschaft 
der  meisten  Sprachen  der  alten  und  australischen 
Welt  bewiesen.  Zablwörtertabelle  I u.  II.  Ilelsing- 
fora  1877.  (Berlin,  Cnlvary  & Co.)  Fol.  14  S. 
Mit  2 eingedr.  Ilolz&chn. 

Grindon,  L.  Figurative  Language.  Its  Origin 
and  ConBtitution.  London  1879,  8°.  298  S. 

v.  Hamm,  W.  Namen  der  Winde.  (Aasland 
1878,  39.) 

Hinton,  Jam.  Chapters  on  Art  of  Thinking  and 
othcr  Essays.  With  an  Introdnction  by  S.  Hodg- 
son.  Edited  by  C.  H.  Hintou.  London  1879, 
8°.  402  8. 

Kleinpaul,  R.  Die  Wörter  und  ihr  Gebrauch. 
(Ausland  1878,  38.) 

— Wortreichthum  und  Wortarmuth.  (Ausland 
1878,  29.) 

Müller,  F.  Grundriss  der  Sprach  Wissenschaft. 
II.  Bd.  Die  Sprachen  der  schlichthaarigen  Raoen. 
I.  Abth.  Die  Sprachen  der  australischen , der 
hyperboreischen  und  der  amerikanischen  Kace. 
Wien  1879.  Holder.  8°.  176  S. 

Philastre,  P.  L.  F.  Premier  Essay  sur  la  genese 
du  langage  et  le  mystere  antique.  Paris  1879, 
8».  260  S. 

Stricker,  W.  Sprachwissenschaft  und  Natur- 
wissenschaft. (Der  zoolog.  Garten.  19.  Juhrg. 
Nr,  6.) 

Ueber  die  Namen  der  Winde.  X.  (Ausland  1878, 46.) 

Weise,  O.  Volksetymologische  Studien.  Beitr.  z. 
K.  d.  Indogermanischen  Sprachen,  Bd.  V,  II.  1. 

Zaborowski.  L’Origine  du  laugage.  Paris  1879. 

Zur  Charakteristik  der  Sprachen  mit  Berücksichti- 
gung der  kaukasischen.  (Ans  dem  Nachlasse  des 
Generals  Bar.  Uslar.)  (Ausland  1879,  1,  2.) 


Erlenmoyer,  Albr.  Die  Schrift.  Grundzflge  ihrer 
Physiologie  und  Pathologie.  Mit  3 in  den  Text 
gedr.  Holzschu.  und  12  lith.  Taf.  Stuttgart 
1879.  Bonz  & Co.  8«.  VII,  72  S. 

Faulmann,  K.  Illustrirte  Geschichte  der  Schrift. 
Populär -wissenschaftliche  Darstellung  der  Ent- 
stehung der  Schrift,  der  Sprache  und  der  Zahlen, 
sowie  der  Schriftsysteme  aller  Völker  der  Erde. 
Mit  14  Tafeln  in  Farben-  und  Tondruck  und 
vielen  in  den  Text  gedruckten  Schriftzeichen, 
Schriftproben  and  Inschriften.  1.  u.  2.  Lfg.  Wien 
1879,  Hartlebcn,  Su.  S.  1—64. 


Kobke,  P.  Om  Hunerne  i Norden.  Almenfattelig 
Fremstilling.  Kjöbenhavn  1879,  8°.  76  S. 

Taylor,  Js.  Greeks  and  Goths.  A Study  on  the 
Kunos.  London  1879,  8°.  144  S. 

13.  Beziehungen  zur  Thierwelt. 

Blaas,  C.  M.  Die  Sage  vom  Kreuzschnabel. 
(Wiener  Abondpost  [Beilage],  Nr.  238,  1879.) 

Bodin,  Th.  Braun,  der  Bär  im  Volksleben  und 
Volksglauben.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,Nr.  18.) 

Bodin,  Th.  Die  Thiere  im  Volksglauben.  (Die 
Natur,  N.F.  4.  Jahrg.,  Nr.  39,  41,  42,  52,  1878.) 

Bodin,  Th.  Einige  Thiere  im  Volksaberglauben. 
(Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  51,  1879.) 

Bodin,  Th.  Cult urgeschicht liebes  über  die  Ratte. 
(Die  Natur,  N.  F.  4.  Jahrg.,  Nr.  30.) 

Brinkmann,  Dr.  Friedr.  Die  Metaphern.  Studien 
ül»er  den  Geist  der  modernen  Sprachen.  I Bd. 
Die  Thierbilder  der  Sprache.  Bonn  1878.  Lex. 
8'\  600  S. 

Brt»pr.  im  Lit.  Contr.Bl.  Nr.  29,  1879. 

Dümmler.  Thierfabeln  und  Thierbilder  des  be- 
ginnenden XI.  Jabrh.  (Zeitschrift  für  deutsches 
Altcrthum  und  deutsche  Literatur,  N.F.  11. Bd., 
3.  Heft,  1879.) 

Freytag,  K.  Die  Pferdo  der  doniseben  Steppen. 

. (Die  Natur,  N.  F.  4.  Jahrg.,  Nr.  28.) 

FrUchbier,  H.  Vergleiche  mit  Thieren.  (Cor- 
respondenzblatt  d.  V.  f.  Niederdeutsche  Sprach- 
forschung, III.  Jahrg.,  S.  29.) 

Giquel,  P.  et  Dünn,  J.  G.  Note  sur  Tostreicul- 
ture  en  Chine.  Paris,  imp.  Martinet,  1878.  . 

Hommel,  F.  Die  Namen  der  Siiugethiere  bei  den 
südsemitischen  Völkern,  als  Beiträge  zur  arabi- 
schen uud  äthiopischen  Lexicographie,  zur  semi- 
tischen Cnltnrforschung  und  Sprachvergleichung 
und  zur  Geschichte  der  Mittelmeerfanna.  Mit 
steter  Berücksichtigung  auch  der  assyrischen 
und  hebräischen  Thiernamon  und  geographischen 
und  literaturgeschichtlichen  Excursen.  Leipzig 
1879,  Hittriebf’  Verl-,  8°.  XX,  472  S. 

Juati,  F.  Prof.  Les  noms  d’animaux  en  Kurde. 

Paris  1878. 

Kohn,  Albin.  Die  Bedeutung  des  Walfisches  für 
die  Fischerei  im  nördlichen  Eismeere.  (Die  Na- 
tur, N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  35,  1879.) 

Lunzo,  Gustav.  Das  Rcchtsvorhiiltniss  zwischen 
Mensch  und  Thier  und  die  Vegetarianer.  (Aus- 
land 1878,  36.) 

Mortlllct,  G.  de.  Snr  la  question  du  Choral« 
(Bull.  Soc.  d1  Anthropologie.  Paris  1879.  447 
bis  461.) 


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51 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur, 


Mortillct,  de.  Sur  Porigino  des  animaux  domosti- 
qnea.  (Bull.  Soc.  d'Anthropologique.  Pari»  1879, 
232  — 252.) 

Noch  einmal  das  Rechts  Verhältnis  zwischen  Mensch 
und  Thier  und  die  Vegetarianer.  (Ausland 

1878,  48.) 

Pietremcnt.  Sur  la  patrie  des  Aryas  et  sur  la 
domestication  et  les  migrations  des  animaux  do* 
mestiques.  (Bull.  Soc.  d' Anthropologie.  Paris 

1879,  260— 271.) 

v.  Seefeld,  A.  Das  Rechtsverhältnis  zwischen 
Mensch  und  Thier.  (Ausland  1878,  41.) 

Toula,  Fra.  Das  Einhorn  der  Sage  und  Wirk- 
lichkeit (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  83, 
1879.) 

Tussar-Seide.  (Oesterreich.  MonaUschr.  f.  d.  Orient 
1879,  S.  86.  N.) 

Hoher  dos  Verhalten  europäischer  Bienen  in  Austra- 
lien. (Ausland  1878,  30.) 

Ursache  der  Herrschaft  des  Menschen  über  die 
Thiere.  (Der  Irrenfreund,  20.  Jahrg.,  Nr.  6.) 
Wietersheim,  F.  von.  Das  transatlantische  Pferd 
vom  La  Plata.  (Unsere  Zeit  1879,  I,  624 — 632.) 
Varaainai- Seide.  (Oesterreich.  MonaUschr.  f.  d. 

Orient  1878,  S.  188.  N.) 


14.  Beziehungen  zur  Pflanzenwelt. 

Ananas-Faser.  (MonaUschr.  f.  d.  Orient  1879,  39.) 

Asoherson,  P.  Die  Oelpalmo.  (Globus  1879,  14.) 

Bockor,  Lothar.  Die  heiligen  Feigenbäume  der 
Inder.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  22, 
1879.) 

v.  Berg,  Wilh.  Deutsche  Volkswagen  in  Beziehung 
auf  die  Waldbäume.  (Wiener  Abendpost,  Bei- 
lage 1878,  Nr.  219  — 224.) 

Bodin,  Th.  Die  Bedeutung  der  Blumen.  (Die 
Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  30,  1879.) 

Bodin,  Th.  Eine  mystische  Pflanze.  (Die  Natur, 
N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  40,  1879.) 

Christy,  Thomas.  New  Commercial  Plant«. 
London  1878,  Heft  IL 

Sammlung  von  Monographien  Ober  Africa  Rubber, 
Cacao,  Mawah,  Chauhmigra. 

Der  Thymian  im  Volksglauben.  (Die  Natnr,  N.  F. 
Jahrg.  V,  Nr.  49.) 

Dharwar-  Baumwolle.  (Oesterreich.  MonaUschr.  f. 
d.  Orient  1879,  218.  N.) 

Die  Pilze  im  Volksglaulien.  (Die  Natur,  N.  F. 
Jahrg.  V,  Nr.  47.) 

Eine  neue  Faserpflanze  (Malachra  capitata).  (Mo- 
natsschr. f.  d.  Orient  1878,  S.  158.  N.) 


Indisches  Solar-  oder  Sholar-Mark  (Aeschynorae 
aspera).  (Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  S.  39.) 

Dora  d’Istria,  la  Prlnccsao.  LeSurnatnrel  dans 
le  Monde  vegetaL  (Rev.  d.  Deux  Mondes  1879, 
II,  481—509.) 

Jute.  (Monatsschr.  f.  d.  Orient  1878,  S.  155.) 

Nasackin,  Nikolaus  von.  Die  Baumwollen- 
produktion der  russisch  - asiatischen  Länderge- 
biete. (Oesterreich.  Monatsschr.  f.d.  Orient  1879, 
S.  146.) 

PH  an  zenei  nd  rin  glingc.  (Ausbind  1878,  44.  N.) 

Rhca-Faser.  (Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  8.39.) 

Biccardi,  Paolo.  II  Oulto  delle  plante.  Studio 
intomo  alla  scienza  della  religiouc.  (Ri vista 
Europea,  VoL  XVI,  Fase.  II,  299 — 310.) 

Schomburgk,  Richard.  On  the  Xaturalized 
weeds  and  other  plante  in  South  Australia. 
Adelaide  1879. 

Vegetabilisches  Elfenbein  (Phytelephas  macrocarpa). 
(Oesterreich.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879, 
S.  119.) 

Zwanziger,  Ad.  Culturgeschichtliche  Beiträge 
zur  Pflanzenkunde  and  Gärtnerei.  (Carintbia, 
68.  Jahrg.,  Nr.  7,  10,  11.) 

15.  Beziehung  zu  Steinen  und  Metallen. 

Bataillard,  P.  Les  Indo-Europcons  et&ient-ils,  ä 
Porigine,  des  Metallarges.  (Bull.  Soc.  d’Antbro- 
pologie.  Paris  1879,  344 — 349.) 

Der  Alaunbandel  des  Mittelalters.  (Die  Natur,  N. 
F.  5.  Jahrg.,  Nr.  29,  1879.) 

Fischer,  H.  Mineralogisch-archäologische  Studien. 
(Mitth.  Anthr.  Ges.  Wien  1878,  Bd.  VIII,  S.  8 
u.  148.  Mit  T.) 

Betqir.  von  Btrobel,  Rull.  l’nletn.  Italiun  1878. 

Fischer,  H.  (Jeher  Verbreitung  der  Steinbeile 
aus  Nephrit,  Jadeit  und  Chloromelanit;  besonders 
in  Europa.  (Correspond.-Bl.  d.  D.  Ges.  f.  Anthro- 
pologie 1879,  Nr.  3.) 

Flower,  P.  W.  History  of  the  Trade  in  Tin:  a 
short  history  of  Tin  Mining  and  Metall urgy  etc. 
London  1879.  S.  214.  lllustr. 

Qocppert,  H.  B.  Sull’ambra  di  Sicilia  e sugli 
oggotti  in  ella  rinebiusi.  Roma  1879. 

Goeppert,  H.  R.  Ueber  den  sicilianischen  Bern- 
stein. (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  51,  1879.) 

Imor,  F.  La  pierre  a ecuelles  des  priscs.  (An- 
zeiger f.  schweizerische  Altertbumskuudc,  Nr.  2. 
1879.) 

Joly.  L’horame  avant  les  metaux.  Paris  1879. 

Jouvencel,  M.  de.  Sur  les  marmites  des  geants 


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52 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


et  les  pierrea  a ecuelles.  (Bull.  Soc.  d’Anthrop. 
Paria  1879,  415 — 417.) 

Kind,  C.  Schalenstein  bei  St.  Lucius  in  Chur, 
(Anzeiger  für  schweizerische  Alterthumskunde, 
11.  Jahrg.,  Nr.  4,  1879.) 

Much,  Dr.  M.  Ueber  die  Priorität  des  Eiaens 
oder  der  Bronze  in  Ostasien.  (Mitth.  Anthrop. 
Ges.  Wien  1879,  Bd.  IX,  S.  214—219.) 

Bödigcr,  Fr.  Ein  neu  entdeckter  Schalenstcin 
am  Leberberg  (Canton  Solothurn).  (Anzeiger  für 
schweizerische  Alterthumskunde,  11.  Jahr.,  Nr.  4, 
1879.) 

Stamm,  E.  Der  Bernstein.  (Gaea,  15,  Jahrg. 
7.  Heft,  1879.) 

Strobel.  Antiche  Miniere  di  Stagno.  (Bull.  Pal- 
etnologia  Italian  1879.  S.  28 — 29.) 

Ueber  Schalensteine.  I.  J.  Mestorf,  Schalen  steino 
aus  Schleswig-Holstein.  II.  A.  Vierling,  Schalen- 
steine aus  der  Oberpfalz.  111.  0.  Löw,  Schnlen- 
steine  aus  Amerika.  (Corresp.-Bl.  d.  D.  Ges.  £. 
Anthropologie  1879,  Nr.  1,  3.) 

18.  Mythen  und  Sagen. 

v.  Bunsen,  E.  Die  Plejaden  und  der  Thierkreis 
oder  das  Geheimniss  der  Symbole.  Berlin  1879, 
8".  482  S. 

Der  Kampf  der  Drillinge  und  dcsHoratius  Schwe- 
stermord in  ihrer  Berührung  mit  der  Fauuua- 
mythe.  (Ausland  1878,  52.) 

Birgham,  F.  Der  Ursprung  des  Feuers.  Eine 
hawaische  Soge.  (Globus  1879,  XXXV,  S.  287.) 

Die  Nialssaga.  Nach  der  dänischen  Wiedergabe 
von  II.  Lefolii,  übersetzt  von  J.  Claussen.  Leipzig, 
Joh.  Ambros.  Barth,  1878. 

Die  Wandersage  vom  vogel losen  See.  (Die  Natur, 
N.  F.  Jahrg.  V,  Nr.  47.) 

EichhofiT.  Die  Sage  und  Dichtung  des  Prometheus 
und  ihre  Bedeutung,  (Neue  Jahrbücher  für  Phi- 
lologie und  Pädagogik,  120  Bd.,  2.  Heft,  1879.) 

Fischer,  H.  Ueber  die  Herkunft  der  sog.  Ama- 
zonensteine, sowie  über  das  fabelhafte  Aiuazouen- 
volk  selbst.  (Arch.  f.  Anthropologie  1879,  Bd. 
Xn,  7—29.  Mit  T.) 

Forchhammor,  P.  W.  Da*  goldene  Vlioas  und 
die  Argonauten.  (Nord  und  Süd,  5.  Bd„  16.  Heft, 
1878.) 

Grundtvig,  F.  L.  Losningsstcaer,  Et  sagn.  hi- 
storisk  Studie.  Kjöbenhavn  1878,  8°.  194  S. 

Haggenmacher,  Otto.  Ein  altchristlicher  Roman 
als  (Quelle  der  Faustsage.  (Protest.  Kirchenzeit., 
N.  25,  1879.) 


Helbig,  F.  Die  Lohengrinsage  und  die  Schwnnen- 
burg  zu  Cleve.  ( Gartenlaube  1879,  Nr.  35.) 

Jars,  Dr.  Die  Epen  Ramajana  und  Odyssee  als 
Beweise  für  die  Umsetzungstheorie  der  Meere. 
(Mitth.  k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien  1879,  S.  421  — 
432.) 

Ivanetic,  F.  Volkssagen  vom  wilden  Mann. 
(Carinthia,  G8.  Jahrg.,  Nr.  8.) 

Keary,  C.  F.  The  Mythe  of  the  Sea  and  tbe 
River  of  Death.  (Contemporary  Review  1879, 
Oct.,  243—262.) 

Kohl,  Torwald.  Gedanken  über  den  Ursprung  des 
Thierkreises.  (Sirius,  Zeitechr.  f.  pop.  Astronomie, 
N.  F.  7.  Bd.,  4.  Heft,  1879.) 

Laistner,  Ludw.  Nebelsagen.  Stuttgart  1879, 
Lex.  8°.  374  S. 

Bespr.  im  Lit.  Centr.-BI.  1879,  Nr.  48. 

Licbcnau,  Th.  v.  Zur  Genesis  der  Winkelried- 
Frage.  (Anzeiger  f.  schweizer.  Geschichte,  N.  F. 
9.  Jahrg,,  Nr.  5,  1879.) 

Mivart.  Pre-Homeric  Legen  da  of  the  Voy&ge  of 
the  Argonaut*.  (Dublin  Rovicw  1879,  Nr.  1.) 

Müller,  Nath.  Die  Mythen  des  Beüwulf  in  ihrem 
Verhältniss  zur  germanischen  Mythologio  be- 
trachtet. (Deutsche  Studienblätter,  3.  Jahrg., 
Nr.  13.) 

Neues  auf  dem  Gebiet  der  Mythen  und  Sagen- 
forschung. (Ausland  1879,  17.) 

Nölle,  Georg.  Die  Legende  von  den  fünfzehn 
Zeichen  vor  dom  jüngsten  Gericht.  (Ioaugural- 
dies.)  Halle  a.S.,  8°.  31  S.,  1879. 

Koscher,  Dr.  Wilh.,  Prof.  Hermes  der  W’ind- 
gott.  Leipzig  1878,  Lex.  8°.  143  S. 

Bcspr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  88. 

Schnorf,  Kasp.  Der  mythische  Hintergrund  im 
Gudrundlied  und  in  der  Odyssee.  Zürich  1879. 
Inaugural-Dissertatiou,  8°.  56  S. 

Schultze,  Dr.  Martin.  Altheidnisches  in  der 
angelsächsischen  Poesie  speciell  im  Beowulfsliede. 
Berlin  1877. 

Schwarz,  Dr.  J.  L.  W.  Der  Ursprung  der 
Stamm-  und  Gründungs- Sage  Itom’s  unter  dem 
Reflex  indogerman.  Mythen.  Jena  1878,  Coste- 
noble. 

Schwarte,  W.  Zeus  und  Kronos  als  Wolkenver- 
schliuger.  (Nouo  Jahrb.  f.  Philog.  u.  Pädagog. 
119.— 120.  Bd.,  5.-6.  Heft,  1879.) 

Spiegel,  F.  Zur  vergleichenden  Mythologie.  (Aus- 
land. 1878,  48.) 

Stricker,  W.  Ein  Streifzug  durch  das  Gebiet  der 
historischen  Sagen.  (Ira  Neuen  Reich  1879,  II, 
704—708.) 


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Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur.  53 


Stricker,  W.  Ueber  Zwerg-  nnd  Kiesen  Völker. 
(Im  Neuen  Reich  1879,  II,  153  — 167.) 

Ucber  die  Verwandtschaft  der  Schiller'schen  Eisen- 
hammer-Ballade  and  deren  orientalischen  Ur- 
sprung. (Ausland  1878,  35.) 

Will,  C.  Zur  Müasethurmfrage.  (Anzeiger  für 
Kpnde  der  deutschen  Vorzeit,  N.  F.  25.  Jahrg., 
Nr.  4,  1879.) 

Ziwsa,  C.  Der  Ägyptische  Mythus  im  Phädrus 
des  Plato  nnd  Beine  Conseqnenzen.  (Z.  f.  d. 
Oesterreich.  Gymnasien,  29.  Jahrg.,  4.  Heft.) 

17.  Religion. 

Beck,  K.  A.  Geschichte  des  katholischen  Kirchen- 
liedes von  seinen  ersten  Anfungen  bis  auf  die 
Gegenwart.  Köln  1878,  8°.  298  S. 

de  Bonniot.  Le  Miraclo  et  les  Sciences  medicales. 
Halluciuation,  apparitions,  extase,  fausae  extase. 
Paris  1879,  18®.  XI,  407  S. 

Candler,  H.  Tho  Groundwork  of  Belief.  Being 
an  Inquiry  into  tbe  Origin  and  Foundation  of 
the  Religion«  Sentiment  1879,  Post  8°.  266  S. 

Cowoll,  George.  Confession;  its  Scientific  and 
Medical  Aspects.  (Contemporary  Review  1879, 
XXXIV,  717—741.) 

Dahn,  Fel.  Ucber  Skepticismus  und  L&ugnen  der 
Götter  im  Norden  vor  dem  Eindringen  des 
Christenthums.  (Deutsche  Studienblätter,  3.  Jahr- 
gang, Nr.  13.) 

Darmesteter,  James.  The  Supreme  God  in  the 
Indo-P.uropean  Mythology.  (Contemporary  Re- 
view, Oct.  1879,  274 — 289.) 

Fulda,  Herrn.,  Pfarrer.  Das  Kreuz  und  dio 
Kreuzigung.  Eine  antiquarische  Untersuchung. 
Breslau  1878,  Lex.  8°.  356  S.  Mit  T. 

Heine,  E.  W.  Die  germanischen,  ägyptischen  und 
griechischen  Mysterien.  Hannover  1878,  8°. 
VIII,  111;  109  u.  16  S. 

Hoffmann , F.  Geschichte  der  Inquisition.  Ein- 
richtung und  ThAtigkeit  derselben  in  Spanien, 
Portugal,  Italien,  den  Niederlanden,  Frankreich, 
Deutschland,  Süd -Amerika,  Indien  und  China. 
Nach  den  besten  Quellen  allgemein  fasslich  dar- 
gestellt. II.  Bd.  Bonn  1879,  Neusser,  8°.  IV, 
466  S. 

Hübschmann,  H.  Die  parsische  Lehre  vom  Jen- 
seits und  jüngsten  Gericht.  (Jahrh.  für  protest. 
Theologie,  2.  Heft,  1879.) 

J&COlliot,  L.  La  Genese  do  Fhumanite : Feticliisme, 
polytheisme,  rnonotheisme.  Paris  1879,  8°.  360  S. 

Jacolllot,  L.  Le  Spiritisme  dans  le  monde. 


LTnitiation  et  les  Sciences  occultes  dans  F Indo 
et  chez  tous  les  peuples  de  Tantiquite.  Paris 
1879,  8«.  368  S. 

Johnson,  S.  Oriental  Religion»,  and  tbeir  Re- 
lation to  Universal  Religion:  India.  2Vols.  Lon- 
don 1879,  8®.  780  S. 

Knight,  Professor.  The  Doctrino  of  Mctempsy- 
chosis.  (Fortnightly  Review  1878,  XXX,  421  — 
442.) 

Lenormant,  Francis.  The  First  Sin,  as  recorded 
in  tbe  Bible  and  in  Ancient  Oriental  Tradition. 
(Contemporary  Review  1879,  SepL,  148 — 163.) 

Mamiani,  T.  La  religione  delF  avveniro.  Libri 
sei.  Milano  1 880. 

Müller,  Professor  Max.  Lectnres  on  tbe  Origin 
and  Growth  of  Religion,  äs  illustrated  by  tbe  Reli- 
gion« of  India,  delivered  in  tbe  Chapter  Ilouse, 
Westminster  Abbey,  in  April,  May  and  June 
1879.  London  1878,  8®.  408  S. 

Müller,  Professor  Max.  On  Henotbeism,  Poly- 
thoism,  Mouotheism  and  Atheism.  (Contemporary 
Review  1878,  XXXIII,  707—734.) 

Max  Müller,  und  die  vergleichende  Religionswis- 
senschaft. (Neue  evangelische  Kirchenzeitung, 
20.  Jahrg.,  Nr.  1,  1879.) 

Obödenairo.  La  Religion  chez  les  peuples  latins. 
La  Religiositä  des  Romains.  Montpellier  1876. 

O’Brien,  J.  History  of  the  Mass  and  its  Ceremo- 
nics  in  the  Eastem  and  Western  Church.  Lon- 
don 1879. 

Peek,  Francis.  Aeonian  Metempsychosis.  (Con- 
temporary Review  1878,  694 — 707.) 

Pfleiderer,  O.  Die  Religion,  ihr  Wesen  und  ihre 
Geschichte,  auf  Grund  des  gegenwärtigen  Standen 
der  philosophischen  und  der  historischen  Wissen- 
schaft dargeßtellt.  2 Ilde.  Leipzig  1878,  8°. 
XIII,  413,  495. 

Pfloidorer,  O.  Ideale  Ersatzmittel  für  Gott. 
(Protest.  Kirchenzeitung  Nr.  51,  1878.) 

Popper,  Jul.  Der  Ursprung  des  Monotheismus. 
Eiue  historische  Kritik  des  hebräischen  Alter- 
thums, insbesondere  der  OfFenbarungsgcsckichto. 
Kritik  der  Patriarchengeschichte.  Berlin  1879, 
C.  Hey  mann1«  Verl.,  8°.  XII,  456  S. 

Schweizer,  Alex.  Die  Zukunft  der  Religion. 
Leipzig  1878,  Hirzel. 

Shairp,  J.  C.  Culture  and  Religion  in  some  of 
their  Relation».  6*-h  Ed.  Edinburgh  1878,  12oo, 
170  S. 

De  Soyres,  J.  Montanism  and  the  Primitive 
Church.  The  Hnlae&n  Prize  Essay  1877.  I*ondon 
1878,  8®.  160  S. 


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54 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Sonntag«  Waldemar.  Die  Todtenbestattung. 
Todtencultus  alter  und  neuer  Zeit  und  die  Be- 
gräbnisafrage.  Halle  1879. 

Uebor  Ursprung  und  Wasen  der  Religion  (vonD.). 
(Im  Neuen  Reich  1878,  225 — 235.) 

Williams,  Prof.  Monier.  Buddhism  and  Jainism. 
(Contemporary  Review  1879,  I)ec.,  644 — 604.) 

Wormstall,  Jos.  „Heaperien“.  Zur  Lösung  des 
religiös-geschichtlichen  Problems  der  Alten  Welt. 
Trier  1878,  8».  80  S. 

18.  Aberglaube,  Wahrsagen,  Sprüche. 

Andree,  Richard.  Die  Wahrsngekunst  der  Chal- 
däer. (Globus  1878,  XXXIV,  18.) 

Andree , Richard.  J&gdaberglauben.  (Globus 
1879,  XXXV,  S.  23.) 

Andree,  Richard.  Rothe  naarc.  (Z.  f.  Ethno- 
logie 1878,  335—347.) 

Andree , Richard.  Sympathie -Zauber.  (Globus 
1879,  XXXV,  S.  28.) 

Birlinger,  A.  Der  Teufelskratz  oder  das  Hexen- 
mal.  (Im  Neuen  Reich  1879,  IJ,  214  — 221.) 

Blatts,  C.M.  Die Regenbogenachüsselchen.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  108,  1879.) 

Bodin,  Th.  Die  Kohle  im  Volksglauben.  (Die 
Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  28,  1878.) 

Bodin,  Th.  Feuer  und  Licht  im  Volksglauben. 
(Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  21.) 

Bouche  - Leclercq , A.  Ilistoire  de  la  divination 
dans  l'antiquite.  Tome  1.  Introduction.  Divi- 
nation hellenique.  Paria  1879,  8°.  X.  386  S. 

Das  Wiederaufleben  des  Hexenglaubens.  (Deutscher 
Merkur,  9.  Jahrg.,  Nr.  51,  52.) 

Der  Kropf  im  Volksaberglauben.  (Die  Natur,  N. 
F.  5.  Jahrg.,  Nr.  51,  1879.) 

Der  Schutzpatron  gegen  Dämonen,  Besessensein 
und  Wahnwitz.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg., 
Nr.  15,  1879.) 

Gubernatis,  A.  Storia  comparata  degli  usi  nata- 
lixi  in  Italia  « presso  gli  altri  popoli  Indo-Europei. 
Milano  1878. 

Haberland , Carl.  Das  Ei  iui  Volksglauben. 
(Globus  1878,  XXXIV,  4,  5.) 

Haberland,  Carl.  Der  Besen  im  deutschen  Volks- 
glauben. (Ausland  1879,  45,  46.) 

Haberland,  Carl.  Die  Vorbedeutung  am  eigenen 
Körper.  (Globus,  XXXV,  S.  58.) 

Hartmann,  Herrn.  Der  Volksaberglaube  auf  dem 
platten  Lande.  (Nordwest,  2.  Jahrg.,  Nr.  12, 
1879.) 


In  die  Erde  vergral>ene  Heilmittel  und  Krankheiten. 
(Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  24,  1879.) 

Köhler,  R.  Der  Mann  im  Monde.  (Anglia-Zeit- 
schrift  f.  engl.  Philologie,  2.  Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Lenormant,  Fr.  Die  Geheimwissenschaften  Asiens. 
Die  Magie  und  WahrHageknnst  der  Chaldier. 
Autor,  vom  Verf.  bedeutend  vermehrte  und  ver- 
besserte Ausgabe,  2 Thle.  in  1 Bd.  Jena  1878, 
8*.  582  S. 

Inebenau,  Th.  von.  Vererben  von  Hausmarken. 
(Anzeiger  für  schweizerische  Alterthuinskunde, 
11.  Jahrg.,  Nr.  4,  1879.) 

Ritter  von  Rittershain,  Gf.  Der  medidnische 
Wunderglaube  und  die  Incubation  im  Alterthum. 
Eine  ärztlioh-archäol.  Studio.  Berlin  1878,  8°. 
111S. 

Salchow,  H.  Der  Donnerstag  in  Sage  und  Cultur- 
geschichte.  (Gartenlaube  1878,  Nr.  36.) 


Blaaa,  C.  M.  Trudonspruch.  (Anzeiger  für  Kunde 
der  deutschen  Vorzeit,  N.  F.  25.  Jahrg.,  Nr.  11, 

1878. ) 

Bl  ans,  C.  M.  Ein  Kindersprnch  aus  dem  XV. 
Jahrhundert.  (Germania,  23.  Jahrg.,  3.  Heft.) 

Crocellus,  W.  und  Birlinger.  Gute  alte  Sprüche. 
(Allemania,  G.  Jahrg.,  2.,  3.  Heft,  1878.) 

SoUo.  Ein  Fiebersegen  Kurfürst  Joachim’s  I.  von 
Brandenburg.  (Zeitschr.  f.  deutsches  Alterthum 
und  deutsche  Literatur,  N.  F.  11.  Bd.,  4.  Heft, 

1879. ) 

Urban,  Michael.  Aus  dem  Sagenbache  der  ehe- 
maligen Herrschaft  Königs  wart,  1 — 3.  (Mitth. 
d.  Vor.  f.  Gosch,  d.  Deutschen  in  Böhmen,  18. 
Jahrg.,  Nr.  1,  1879.) 

Zimmer,  Dr.  F.  Volksthiimliche  Spiellieder  und 
Kinderspiele  für  Schule  und  Haus  gesammelt 
und  mit  ausführlichem  Literaturnachweis  ver- 
sehen. (Jnedlinlmrg  1879,  8*.  63  S. 

Benpr.  im  Lit.  Ceutr.-Bl.  1679,  Nr.  48. 

19.  Missionswesen. 

Bude,  E.  do.  Un  mot  sur  le  röle  des  raissionairea 
au  point  lo  vue  göographique*  (LeGlobe  [Geneve] 
1879,  194—202.) 

Caste  in  Christian  Missions.  (Charch  Mission.  In- 
telligencer,  März  1879.) 

Die  Belebung  des  Missionssinnes  in  der  Heimath. 
(Allg.  ev.  luth.  Kirchenztg.  1878,  Nr.  29  o.  30.) 

History  of  the  Bhamö-Branch  of  the  China  Inland 
Mission.  (China1»  Millions,  April  1879.) 


1 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  55 


Japan  and  Miesions.  (Church  Missionary  Intelli- 
gencer,  July  1878.) 

Kalkar,  C.  H.  Den  chrietelige  Mission  blandt 
Hedningerne.  Förste  og  anden  Del.  Kjöbenhavu 
1879,  8°.  43b.  338  S. 

Macray,  Rev.  R.t  Lord  Biahop.  The  Present 
Opportuuities  for  Carrying  the  Gospel  into  the 
lieathen  World.  (Cliurch  Mission,  Intelligcncer, 
April  1879.) 

Nauhaus,  F.  W.  Das  Missionswesen  in  Südafrika. 
(Jahresbericht  d.  Ver.  für  Erdkunde.  Dresden 
1879,  125—147.) 

Fl&th,  K.  H.  Ch.  Gossner’s  Mission  unter  Hindus 
und  Kolha  um  Neujahr  1878.  Keisebriefe.  Mit 
dem  Bilde  des  Stifters  und  zwei  andorn  Bildern. 
Berlin  1879,  Buchh.  der  Go&sner’acheu  Mission, 
8*.  VIII,  292  S. 

Reid,  J.  W.  Mission«  and  Missionary  Society  of 
tbe  Methodist  Episeopal  C'hurch.  2 Vols.  New- 
York  1879.  M.  K.  u.  Abb.  932  S. 

Rodriguez,  Joaquin.  Que  debe  la  geografia  ti 
Iob  misioneros  espaiioles.  (Bol  Soc.  Geograf. 
Madrid  1879,  361  f.) 

Walsh  (Bp.  of  Ossory).  Heroes  of  the  Mission 
FieltL  London  1879. 

Williams,  S.  Wells.  Tho  Controvcrsy  among 
the  Protestant  Missionaries  on  the  Proper  Trans- 
lation of  the  Words  „God“  and  „Spirit“  into 
Chinese.  Biblioth.  Sacra.  Oct,  1878. 

Zur  Nothlage  der  äusseren  Mission.  (Allg.  ev. 
luth.  Kirchenzeitung,  Nr.  27,  1879.) 


20.  Die  Familie.  — Das  Weib.  — Die  Sitt- 
lichkeit. — Die  Gesellschaft.  — Die  Bildung. 

Allard,  J.  L.  Les  Enfants  natnrela.  Recon- 
naiaaance.adoptiona,  succcssions,  desaveu  de  pater- 
nite,  renregistrement  etc.  Paria  1878,  8°.  362  S. 

H&berland,  Carl.  Die  Behandlung  des  Altera. 
(Kosmos,  2.  Jahrg.,  12.  Heft,  1879.) 

Habicht,  H.  Die  altdeutsche  Verlobung  in  ihrem 
Verhältniss  zu  dem  Mundiam  und  der  Ehe- 
Schliessung.  Jena  1879,  Fischer,  8°.  76  S. 

Inheritance  (Chinesischer  und  russischer  Patriar- 
chismus).  (China  Review.  Bd.  VII,  S.  280.) 

Kenny,  C.  S.  and  Laurence,  P.  M.  Two  Essays 
on  the  Law  of  Primogenitur o.  London  1878,  8°. 
250  S. 

Kulischer,  M.  Eine  Geschichte  des  Umganges 
mit  Kindern.  (Sslowo  1878,  H.  II.  [Robb.]) 


Lindwurm,  Arn.  Ueber  die  Geschlochtsliebe  in 
social-ethischer  Beziehung.  Ein  Beitrag  zur  Be- 
völkerungslehre. Leipzig  1879,  0.  Wigand,  8®. 
IV,  290  S. 

TeichmüUer,  Gst.  Ueber  das  Wesen  der  Liebe. 
Leipzig  1879,  Duncker  & Humblot,  8°.  IX, 
267  S. 

The  Relation  of  tho  Sexes.  (Westminster  Review 
1879,  I,  312—329.) 

Wake,  C.  St.  On  the  Origiu  of  the  (’lassificatory 
System  of  Relationship  used  among  Primitive 
Pcoples.  (Journ.  Anthr.  Institute.  London  1878, 
VIII.  S.  144.) 


Angorstein,  Dr.  Wilh.  Franennoth  und  Abhülfe. 
Eine  Erörterung  der  Frauenfrage.  Berlin  1879, 
8Ö.  60  S.  i 

Bespr.  im  Llt.  Centr.-BI.  1879,  Nr.  38. 

Bart,  Sir  Walter  C.  Woman  in  Turkey.  (Con- 
temporury  Review  1878,  XXXI V,  108 — 131.) 

Clayton,  E.  C.  Female  Warriors:  Memoirs  of 
Female  Valour  and  Heroism,  from  tho  Mytholo- 
gical  Ages  to  the  Present  Era.  2 Vols.  London 
1879,  8».  520  S. 

Cosa  facciano  le  donne  nel  vecchio  e nel  nuovo 
continente.  (Cornelia  1879,  Nr.  22.) 

Donaldson,  James.  The  Position  and  Influence 
of  Women  in  Ancient  Greece.  (Contemporary 
Review  1878,  VoL  32,  647—665.  1879,  Vol.34, 
700 — 717.) 

Du  Mont,  E.  Das  Weih.  Philosophische  Briefe 
über  dessen  Wesen  und  Verhältniss  zum  Manne. 
Leipzig  1878,  XII,  339  S. 

JameBon,  Mrs.  Characteristics  of  Women:  Moral, 
Poetical,  Historical.  New  Ed.  London  1879. 

Reupor,  JuL  Frauenberuf  und  Frauenbildung. 
Ein  Beitrag  zur  Fraucnfrago.  Wien  1878,  8°. 
87  S. 

Stern,  J.  Die  Frau  im  Talmud.  Eine  Skizze. 
Zürich  1879. 

Teichmüller,  Dr.  Gustav.  Ueber  die  Frauen- 
emancipation.  Dorpat  1877,  Matthiesen. 


Siebeck,  Hermann.  Das  Verhältniss  des  Einzel- 
willens zur  Gesammtheit  im  Lichte  der  Moral- 
statistik. (Jahrh.  f.  Nationalökonomie  u.  Statistik, 
17.  Jahrg.,  Bd.  H,  H.  5.) 

Thomas,  W.  B.  On  Ancient  Ethica.  A Lecture 
read  at  Haverfordwest.  London  1878,  8°.  40  S. 


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56 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Van  Bouton,  8.  Bijdragen  tot  den  strijd  over 
God,  Eigendom  en  familie.  Haarlem  1878,  8°. 
241  S. 

Wake,  C.  Staniland,  The  Evolution  of  Morality 
being  the  Evolution  of  Moral  Culture.  London 
1878. 

Wiener,  Dr.  Christ.  Die  Begründung  der  Sitten- 
lcliro  und  ihre  geschichtliche  Entwickelung. 
Darmstadt,  8°.  58  S. 

Bespr.  Im  Lit.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  fit. 


Der  Nasengroas.  (Globus  1879,  10.) 

Die  verschiedenen  Grussformen.  1 u.  2.  (Wiener 
Abendpost  (Beilage],  Nr.  282,  1879.) 

Farrer , J.  A.  Primitive  Mannors  and  Customs. 
London  1879,  8».  346  S. 

Zur  Geschichte  der  Toaste.  (Daheim,  15.  Jahrg., 
Nr.  61,  1879.) 


Fischor,  E.  Die  Grossmacht  der  Jagend-  und 
Volksliteratur.  VL  Die  Volksliteratur.  (Wien 
1878,  8».  659  S.) 

Jugler,  Ferd.  John  Herschel  über  Volksbiblio- 
theken und  Vulksliteratui'.  (Nordwest,  2.  Jahrg., 
Nr.  9,  1879.) 

Popornin,  P.  Die  Aufgaben  der  Volksliteratur. 
(Sslowo  1878,  U.  5.  Russ.) 

Ueber  Volksliteratur  und  eine  wirksame  Verbrei- 
tung derselben.  (Schweizerische  Zeitschrift  für 
Gemeinnützigkeit,  18.  Jahrg.,  1.  Heft,  1879.) 


21.  Staat  und  Recht.  — Sklaverei.  — 
Kolonisation. 

Alas,  L.  El  Derecho  y la  Moralidad.  Determina- 
cion  del  concepto  de  Derecho  y sus  relaciones 
con  el  de  la  moralidad.  Madrid  1878,  8».  162  8. 

Berghaus,  A.  Die  nationale  Einheit  liegt  in  der 
Volkssprache.  (Die  Natur  1878,  N.  F.  4.  Jahrg., 
Nr.  29.) 

Berghaus  , A.  Gemischte  Ahstammungszeichen 
sind  nicht  ausreichend  zur  Feststellung  der  Na- 
tionalität (Die  Natur,  N.  F.  4.  Jahrg.,  Nr.  41 
42,  1878.) 

Bosio,  Glus.  Considerazioni  sul  l’inüuonza  del 
principio  della  libcrta.  Imdi  1878,  8«.  252  S. 

du  Bois- Rcyraond , E.  Ueber  das  Nationalge- 
fühl. (Nord  u.  Süd,  5.  Bd.,  13,  Heft,  1878.) 


Fouillöe,  A.  L'Histoire  naturelle  des  Societes  hu- 
maines  ou  animales.  I.  L’organisme  social.  II.  La 
conseience  sociale.  (Revue  d.  Dem  Mondes  1879, 
IV.  370—406,  579—615.) 

Fouille , A.  LTdee  moderne  du  droit  en  Alle- 
mague,  on  Angleterre  et  cn  France.  Paris  1878, 
8».  372  S. 

Gallonstein,  R.  von.  Geschichte  der  Folter. 
(Carinthia,  68.  Jahrg.,  Nr.  10,  11,  1878.) 

v.  Holtzondorff,  Fr.  Wesen  und  Werth  der 
öffentlichen  Meinung.  München  1879,  Rieger 
8«.  TU,  159  S. 

Korr,  J.  Essays  an  Castism  and  Sectism;  some 
Aspecta  of  Human  Nature.  Edinburgh  1879. 

Koroptschewskij , D.  Der  Stammhegriff  in  der 
alten  Gesellschaft  Eine  vergl.  ethnologische 
Skizze.  (Sslowo  1878,  1L  11.  [Russ.]) 

Kuhn,  Dr.  phil.  Emil.  Ueber  die  Entstehung 
der  Städte  der  Alten.  Leipzig  1878,  Lei.  8”. 
460  S. 

Bespr.  im  Ut.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  28. 

Kulischer,  M.  Der  Kampf  ums  Dasein  und  die 
politische  Organisation.  (Sslowo  1878,  U.  9.  Russ.) 

Kulischor,  M.  Die  politische  Verfassung  auf  den 
primitiven  Culturetufen.  2.  (Kosmos,  2.  Jahrg., 
10.  Heft  Januar  1879.) 

Melehor  y Lamanctto,  F.  La  ponalidad  en  los 
pueblos  antiguos  y moderuos.  Estudio  historico. 
(Madrid  1878.  160  S.) 

Reich , Ed.  Der  Staat  der  Zukunft  Gedanken 
über  die  natürlichen  Grundlagen  des  gesellschaft- 
lichen Lebens.  Leipzig  1879,  Schlicke,  8 ®.  VIII, 
64  S. 

Spencer,  Herbert.  Cercmonial  Government  VI. 
(Fortnightly  Review  1878,  XXX,  139 — 149.) 

Spencer,  H.  (’eremoniai  Institutions;  being  Part 
4 of  the  „Principlee  of  Sociology“.  London 
1879,  8®.  234  S. 

Sul  l’iniportauza  degli  studi  storici  nel  diritto  pe- 
nale.  (Rivista  Europea,  Vol.  XVI,  Fase.  II.) 

Ueber  die  Zunahme  dcB  Meineids.  (Deutscher 
Merkur,  10.  Jahrg.,  Nr.  32,  1879.) 

Wie  in  unseren  Tagen  ein  Dorf  entsteht  (Nord- 
west 1879,  Nr.  45.) 

Winter,  F.  Jul.  Der  Individualismus.  Eine  Un- 
tersuchung über  ein  sittliches  Problem  der  Ge- 
genwart. Leipzig  1880,  Böhme,  8®.  VII,  115  S. 


Androe,  R.  Die  Colonialfrage.  2.  (Daheim,  15. 
Jahrg.,  1879,  Nr.  29.  f.) 


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57 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Borghaus , A.  Geschichte  der  Colonisirung  and 
der  Colonien.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr. 
136,  137,  138,439,  140,  141.) 

Brau  de  Saint  Pol-Idas.  Exploration  et  Coloni- 
sation.  Paris  1878. 

Eine  andere  Stimme  über  deutsche  Colonialpolitik. 
(Beil.  A.  A.  Z.  1878,  27.  September.) 

Catalogue  des  Produits  des  Colonies  Fransiges. 
ExjKjsition  Universelle.  Parm  1878. 

David,  J.  C.  Die  Colonieen  Frankreichs.  (Mo- 
natsschr.  f.  d.  Orient  1878,  S.  139 — 141.) 

Gaflforel,  P.  Lea  Colonies  fran^aises.  Paris  1879, 
8«.  429  S. 

Grey,  Right  Hon.  Earl.  How  shall  we  rotaui  the 
Colonies?  (The  Nineteenth  Century.  Juni  1879.) 

Robert,  Fritz.  Zur  AuBwunderungsfrage.  Wien 
1879.  Mit  3 T.  u.  23  K. 

Scherzer,  Carl  von.  Auswanderung,  Colonisation 
und  Sklavenhandel.  (Monatsschr.  f.  d.  Orient 
1879,  1.) 

Vgl.  riexsethen  Verfassers,  „Mitth.  über  den  Welt- 
handel" in  Rehm,  Geogr.  Jahrbuch  1878. 

Warenhaus -Colouien  im  heiligen  I<ande.  (Mitth. 
und  Nachr.  f.  d.  ev.  Kirche  in  Russland,  N.  F. 
12.  Bd.  September  1879.) 


Brunialti,  Attilio.  La  schiavitü  e la  tratta  ai 
tempi  nostri.  (Nuova  Antologia.  C'hino  XlVr, 
2.  ser.,  VoL  15,  Fase.  10,  1879.) 

Camporio,  Capt.  M.  Die  Europäer  ira  Sudan 
und  die  Sklavenfrage.  (Petormann’s  Geogr. 
Mitth.  1879,  426—427.) 

Die  Kirche  der  sechs  ersten  Jahrhunderte  und  die 
Emancipatiou  der  Sklaven.  (Der  Katholik,  N. 
F.  21.  Jahrg..  August  1879.) 

Jastrow.  Znr  strafrechtlichen  Stellung  der  Skla- 
ven hei  Deutschen  und  Angelsachsen.  Göttingen, 
Dissertation  1879,  8°.  27  S. 

Sklaverei  und  Sklavenhandel.  (Neue  evangel. 
Kirchenzeitung.  20.  Jahrg.,  1878,  Nr.  29,  30. 
21.  Jahrg.,  1879,  Nr.  38.) 

Soyaux,  Hermann.  Sklavenhandel  und  Menschen- 
jugden.  (BdL  A.  A.  Z.  1878,  22.,  23.  Juli.) 

Tourmagne,  A.  llistoire  du  pervage  ancieu  et 
moderne.  Paria  1879,  8*.  VIII.  612  S. 

22.  Das  Wirtschaftsleben. 

de  Azc&rate,  G.  Ensayo  sohre  la  historia  del 
derecho  de  propiedad  y su  estatlo  actual  en  Eu- 
ropa. Tonio  I.  Tiempos  prohistöricos  primitivos, 
Oriente,  Grecia,  Roma,  los  Celtas,  los  Eslavos, 

Archiv  für  Antliroj>'>loffk>.  BiL  XII. 


los  Germanos,  Epoca  bärhara,  la  Iglesia,  el 
Imperio  Bizantiuo,  los  Arabes.  Madrid  1879, 
4*.  XIX.  348  8. 

Der  moderne  Grundbesitz.  Eine  Völkerstudie  iu 
Ost-  and  West  - Indien.  ( Welthandel  1878,  491 
bis  49ü.) 

Die  Eisenbahnen  und  die  kleinen  Städte.  Von  II. 
v.  S.  (B.  Angel).  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  74.) 

Die  nationale  Stellung  und  Aufgabe  des  Kaufmanns. 
(Festrede  in»  knufmänn.  Verein  zu  Hildesheim.) 
(Nordwest,  2.  Jahrg.,  Nr.  14,  1879.) 

Einfluss  der  religiösen  Richtung  auf  die  moderne 
Volkswirtschaftslehre.  (Hist,  polit.  Blutter,  83. 
Bd.,  7.  Heit,  1879.) 

Huber,  Johannes.  Der  Socialismus.  II.  Rück- 
blick auf  das  Alterthum.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878, 
21.  Juli  fT.) 

Kulischor,  M.  Der  Handel  auf  den  primitiven 
Culturetufen.  (Zeitschrift  für  Völkerpsychologie 
und  Sprachwissenschaft,  10.  Bd.,  4.  Heft,  1878.) 

Kulischor,  M.  Der  Ursprung  nnd  die  Entwicke- 
lung des  Handels.  Eine  Skizze  zur  vergleichen- 
den Geschichte  der  Moral  und  des  socialen  Le- 
bens. (Sslowo  1878,  H.  7 u.  9.) 

de  L&veloye,  E.  Das  Ureigenthum.  Autorisirte 
deutsche  Ausgabe,  heransgegeben • und  vervoll- 
ständigt von  K.  Bücher.  Jadpzig  1879,  Brock- 
haus, 8*.  XXX,  535  S. 

Leroy-Beaulieu,  Anatole.  Le  Socialisme  agrnire 
et  1c  regime  de  la  propriete  en  Europe.  (Rev. 
d.  Deux  Mondes  1879,  II.  76 — 114.) 

Miaskowski,  Dr.  Aug.  v.  Die  Verfassung  der 
Land-,  Alpen-  und  Forstwirtschaft  der  deut- 
schen Schweiz  in  ihrer  ge«ch.  Entwickelung  vom 
XIII.  Jahrhundert  bis  zur  Gegenwart.  Rasel 
1878,  8°.  135  S. 

Be*pr.  im  Lll.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  25. 

Michaelis,  Reh.  Die  Gliederung  der  Gesellschaft 
nach  dem  Wohlstände,  auf  Grund  der  neueren 
amtl.  deutschen  Einkommens-  und*Wohnungs- 
Statistik.  Leipzig  1878,  8*\  143  S.  (Staats-  und 
Hocialwisfccnsch.  Forschungen,  Bd.  I,  11.  5.) 

Primitive  Property  and  Modern  Socialism.  (Edin- 
burgh Review  1878,  VoL  148,  146 — 182.) 

Schäfße,  Dr.  Albert.  Rau  und  Leben  des  so- 
cialen Körpers.  Encyklopädischer  Entwarf  einer 
realen  Anatomie , Physiologie  und  Psychologie 
der  menschlichen  Gesellschaft  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  die  Volkswirtschaft  als  socialen 
Stoffwechsel.  4 Bde.  Tübingen  lü75  — 1878, 
Lex.  8>. 

Bespr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  28. 

Umpfenbach,  K.  Da«  Capital  in  seiner  Cultur- 
bedeutuog.  Würzburg  1879,  Stüber,  8°.  88  8. 

8 


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58 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Wias,  C.  Vorgeschichtliche  uud  geschichtliche 
Grundzüge  der  Wirthschaft.  (Vierteljahrsschrift 
fflr  Volkswirtschaft,  Politik  u.  Culturgcschichte. 
16.  Jahrg.,  4.  Bd.,  1879.) 

Zur  Philosophie  des  menschlichen  Elend».  (Beil 
Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  109.) 

23.  Verschiedenes. 

Annuaire  de  la  Marine  et  des  Colonies  jKmr  1879. 
Pari»  1878. 

Bonnell,  Ernst.  Sonic  Accounts  of  the  Old  Greek 
und  Roman  Authors,  regarding  tho  Scythiana, 
Sarmathians,  Cimmeriana,  Peraians  and  other  Peo- 
ple», (Trav.  d.  1.  3***®  Seaa.  da  Congres  Internat, 
des  Orientalist««,  T.  II.  Petersbourg  1879.) 

Brown,  B.  Countries  of  the  World.  London  1878, 
2 Vols.,  4°.  llluatr. 

Chronik  der  bemerkenswerthesten  Ereignisse  des 
Jahre»  1878  in  Ost-  nnd  Süd-Asien,  Afrika  und 
Australien.  (Monatsschr.  für  den  Orient-  1879, 
S.  11  — 14,  35—39.) 

Cortambert,  Richard.  Moeurs  et  Carnctöros  des 
Peuples.  (Europe,  Afrique.)  Paris  1879. 

Ida  von  Düringsfeld  und  Düringsfeld- Reins- 
berg, O.  Ethnographische  Kuriositäten.  In  2 Ab- 
theilungen. Leipzig,  Alfred  Krüger,  1879. 

Ficker,  A.  Die  „Ethnographie  internationale“. 
(Statistische  Monatsschrift,  4.  Jahrg.,  12.  Heft.) 

Geographisches  Jahrbuch,  VII.  Band,  1878.  Unter 
Mitwirkung  von  A.  Auwers,  G.  v.  Boguslawsky, 
C.  Bruhns,  0.  Drude,  G.  Gerland,  J.  Hann,  J.  C. 
F.  Xessmann.  K.  v.  Scherzer,  L.  K.  Schmarda, 
H.  Wagner  herausgegeben  von  E.  Behm.  Gotha 
1878.  G.  Gerland,  Bericht  über  die  ethnolo- 
gische Forschung  294  — 363.  K.  v.  Scherzer, 
Mittheilungen  über  den  Welthandel  und  die 
wichtigsten  Verkehrsmittel  363 — 495.  II.  Wag- 
ner, Dor  gegenwärtige  Standpunkt  der  Methodik 
der  Erdkunde  550—685. 

Gerland,  G.  Bericht  über  die  ethnologische 
Forschnng.  (Geographisches  Jahrbuch  1878,  S. 
294—362.) 

Heilenbach,  L.  B.  Di«  Vornrtbeilo  der  Mensch- 
heit. 11.  Bd.  Wien  1879,  Rosner,  8®.  XIII,  303  S. 

Hellwald,  F.  von*  Culturgescliichtlichc  Rand- 
glossen. I.  Zur  Begi'Anznng  des  bistor.  Begriffes. 
II.  Ueber  d.  Wesen  der  Wissenschaft.  111.  Die 


religiösen  Begriffe  und  die  Wissenschaft.  (Aus- 
land 1879,  1,  9,  11.) 

Herta,  Charlos.  La  Geographie  contemporaine. 
D’apres  les  Voyageurs,  les  eiuigrauts  et  loa  com- 
meryant».  Paris  1879. 

Higglne,  Godfrey.  Auacalypsis:  An  Attempt  to 
draw  aside  the  Veil  of  the  Saitic  Isis,  or  an  In- 
quiry  into  the  Origin  of  Languages,  Nations  and 
Religion«.  London  1878,  Vol.  I,  8®.  560  S. 

LesBeps,  Ferdinand  de.  Sur  les  progres  de  la 
geographie  et  la  navigation.  Paris  1878. 

Liebrecht,  Fel.  Zur  Volkskunde.  Alto  und  neue 
Aufsätze.  Heilbronn  1879,  Henninger,  8°.  XVI, 
522  S. 

Material  zur  Völkerkunde.  (Ausland  1878,  31.) 

Palmer,  G.  The  Migration  of  Schinar;  or  the 
Earliest  Links  between  the  Old  and  New  Con- 
tinents.  London  1879,  8°.  264  S. 

Peschei,  O.  Abhandlungen  zur  Erd-  und  Völker- 
kunde. Herausgegeben  von  J.  Löwenberg.  Bd. 
IH,  1879. 

Religion»-  und  Culturgoschichtlichcs  aus  Afrika 
uud  Asien.  (Deutscher  Merkur,  10.  Jahrg.,  Nr. 
23,  1879.) 

Reports  from  Her  Majesty's  Consuls  on  the  Manu- 
facturos,  Commerce  etc.  London  1878.  3 Thle. 

Rittich,  A.  Apercu  general  des  travaux  ethno- 
gruphiquea  cn  Russie  pendant  los  trente  dernie- 
res  mnnees.  St.  Petersburg  1878. 

Rubinstoin,  Dr.  Suaanna.  Psychologisch -ästhe- 
tische Essays.  Heidelberg  1878.  Lex.  8®.  196  S. 

Sichert,  W.  Die  geogr.  Entdeckung  und  Coloni- 
sation  in  uuserm  Jahrhundert  und  unsere  jetzigen 
Kenntnisse  der  Erdoberfläche.  Kassel , llühn, 
1878. 

Solimbergo,  G.  Geograf!»  e Commercio.  (Gior- 
Dale  delle  Colonie.  Roma,  14  giugno  1879.) 

8ponccr,  Herbort.  Essays:  Scientific,  Political 
and  Speculative.  8d  Ed.  with  two  Additional 
Essays.  Vol.  3.  London  1879,  8°.  450  S. 

Streets’  Indian  and  Colonial  Mercantile Directory. 
London  1878.  Mit  K.  Zahlreiche  statistische 
Daten.  9 

Sully,  Jarno b.  Civilisation  and  Noise.  (Fort- 
nightlv  Review  1878,  XXX,  704 — 720.) 

Toula,  Fr*.  Das  Menschengeschlecht.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  219 — 224,  1878.) 


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Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


59 


n.  Europa. 


1.  Allgemeines. 

Bonodict,  E.  C.  A Ran  through  Europc.  New- 
York  1879.  12®. 

Bontoux.  E.  Le  Danabe.  (Le  Correspondant 

1878,  VoL  77,  810—340.) 

Buttorworth,  H.  Zigzag  Jour ne vb  in  Europe. 

Vacaiion  Hambles  in  Historie  Lands.  Boston 

1879,  III. 

De  Paria  a Constantinoplo  par  le  Danube.  Es- 
quisuca  et  souvenirs  du  voyage.  Paris  1878. 
107  S.  8°. 

Haag,  Dr.  G.  Die  Völker  um  die  Ostsee  vor 
800 — 1000  Jahren.  (Baltische  Studien,  26.  Jahrg., 
277—313.) 

Jarnos,  H.  The  Enropeans.  A Sketch.  London 
1878.  2 VoL 

Kiepert,  Heinrich.  Zur  Ethnographie  der  Donau- 
lander.  (Globus  1878,  XXXIV,  14.) 

Kling,  Horatio.  Sketches  of  Travel;  or,  Twelve 
Months  in  Europe.  Washington  1879. 

Löher,  Franz  v.  Historische  Wechselwirkung 
zwischen  Morgen-  und  Abendland.  (Wiener 
Abcudpost  1878,  Beilage,  Nr.  190  f.) 

Le  Monnier,  Franz  Bitter  von.  Die  Anzahl 
und  Vertheilung  der  grösseren  Orte  (über  2000 
Einwohner)  in  Europa.  (Mitth.  k.  k.  Geogr.  Ges. 
Wien  1878,  Nr.  8 — 9.) 

Maduillae,  Marquis  de.  Du  Mouvement  de 
la  Population  en  France  et  en  Europe.  (Le 
Correspondaut  1878,  Vol.  76,  257  — 278.) 

Oehlmann,  Ernst.  Die  Alpenpässe  im  Mittelalter. 
(Jahrb.  f.  schweizerische  Gesch.,  4.  Bd.,  1879.) 

Samyslowskij,  E.  Die  historisch-geographischen 
Nachrichten  von  llerbenstein.  (Journ.  d.  Mini- 
steriums d.  Volk  «Aufklärung  1878,  II.  6.  Russ.) 

Tabarrini,  M.  I viaggi  di  Gino  Cnpponi  in 
Francia,  nella  Gran  Bretagua,  in  Flandra  e in 
Germania  1818 — 1819.  (Nuovn  Antologia.  Anno 
XIV,  2 serie,  Vol.  16,  Fase.  16,  1879.) 
Tagebuch  der  Reisen  W.  N.  Simonjews  in  Deutsch- 
land und  Italien  in  den  Jahren  1784  — 1785. 
Mitgeth.  von  N.  P,  Baryschkinow.  Mit  Bemer- 
kungen vom  Fürsten  A.  B.  Lobeno w-Roatowsky. 
(Russkaja  Satan  na.  [Das  alte  Russland]  1878 
U.  io  f.) 


Tagebuch  wahrend  einer  Reise  durch  Deutsch- 
land, Holland  und  Italien  1697 — 1699.  Mitgeth- 
von  J.  Th.  GarbnnofT.  (Das  Alte  Russland  1879, 
H.  5.  [Russ.]) 

Ten  Kate.  Reisheriuneringen. "^(Frankr.  u.  Spa- 
nien.) (Tijdschr.  Aardrijkskundig  Geuootschap. 
Amsterdam  1879,  IV,  S.  38.) 

Wornik,  F.  Stfidtebilder.  (Constantinopcl.  Athen, 
St.  Petersburg,  Moskau,  Warschau.)  N.  F.:  I. 
Bd.  Leipzig  1879,  Schloemp,  8®.  VI,  296  S.) 

Yeatman,  J.  P.  The  Shemetic  Origin  of  the  Na- 
tions  of  Western  Europe.  London  1879.  8°. 


2.  Albanesen.  — Basken.  — Etrusker.  — 
Pelasger.  — Thraoier.  — Lithauor. 


Die  Albanesen.  (Augsb.  Allg.  Zeitung  1879, 
Nr.  184.) 

Die  albanischen  Kolonien  in  Italien  und  ihre 
Volkslieder.  (Ausland  1879.  16.) 

Dozon,  Aug.  Mannei  de  la  languo  chkipe  on 
albanaise.  Grammaire,  Chrestomathie,  Vocabulaire. 
Paris  1878.  Lex.  8®.  104  S.  (Bespr.  im  Lit.  Ceutr.- 
Bl.,  X.  41.  1879.) 

Dr.  Fligier.  Zur  Anthropologie  Albaniens.  (Aus- 
land 1879.  5.) 

Gerstner,  O.  Nord-Albanien  und  seine  Bewohner. 
(Oeeterr.  militür.  Zeitschrift  1878,  S.  139.) 

Gli  Albanesi  e l’Epiro.  Roma  1879. 

Wassa,  Effendi.  Albanien  und  dt©  Albanesen. 
(Znr  griechischen  Frage.)  Eine  historisch  kri- 
tische Studie.  Berlin  1879,  8°.  68  S. 

Wassa,  Effendi.  The  Truth  on  Albania  and  the 
Albaniens.  Historical  andCritical.  London  1879. 


Louis-Lande,  L.  Basques  et  Navarrais.  Pari?» 
1878,  1 8mo.  387  8. 

Luohaire,  A.  Etudes  sur  les  idiomes  pyreneens 
de  la  region  franyaise.  Paris  1879,  8°.  385  S. 
M.  K. 

Manterola,  J.  Cantos  historicos  de  los  Vaaoos, 
compafiados  de  traducciones  castellanas  e illu- 
stradas  con  obaervaciones  criticas  y notas  filosö- 
ficas  grammaticalea.  S.  Sebastian  1878,  4°.  XVI. 
96  S. 

6* 


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60  Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Vineon,  Julien.  Le  hasque  navarrais  espagnol 
ä la  fin  da  XVI  siede.  (Revue  Jiuguistiquu  ei 
de  pbil.  comp.,  T.  12.  Fase.  3.  1879.) 


Angermann,  Const.  Bemerkungen  über  die  Ab- 
stammung der  Pelaager  vom  Sprachwissenschaft- 
lichen  Standpunkte  aus.  Schulprogramm,  Meissen, 
Fürstcnschulu  1*79. 

Dennis,  O.  Citics  and  cemoterics  of  Etruria. 
London  1878,  1200  S.  8®. 

Fraser,  John.  The  Ktruacans  were  they  Colts; 
or,  the  Light  of  an  Indnctive  Philology  thrown 
on  40  Etruscan  Fossil  Word»  presenred  to  ns  by 
Ancient  Authors.  Edinburgh  1879,  8®.  370  S. 

Fligier,  Dr.  Ethnographische  Entdeckungen  im 
Rhodoptgebirge.  (Mitth.  Anthr.  Ges.  Wien  1879, 
Bd.  IX,  S.  165 — 196.) 

Gu&rmani,  C.  Gli  Ktruski  in  America.  (Esplo- 
ratore.  Milano,  Ottobre  1879.) 

Otflried,  Carl.  Die  Etrusker.  4 Bücher,  neu  be- 
arbeitet von  Wilh.  Deck».  Stuttgart,  Verlag  v. 
Alb.  Heitz,  1877. 

Sohiaparelli,  L.  I Pelasgbi  nelP  Italia  antica. 
Lettura.  Torino  1879,  8°. 


Antonowitsoh,  M.  Historische  Skizze  des  Grow- 
furstenthums  l.itthauen  bis  zur  Mitte  des  XV. 
Jahrhunderts.  Kijew  1878,  8®.  156  S. 

Gisovius,  Ed.,  Anderson  und  Hugo  Weber. 
Eine  historische  Daina?  Nebst  Nachtrag  mit 
Bemerkungen  von  C.  Jnanius.  (Altpreuss.  Mo- 
natsschrift 1879,  421 — 442.  [Lithauiscb.J) 

L&ngkuBch,  A.  G.  Lithanische  Sagen.  Königs- 
berg 1879.  (S.  A.  aus  Altprcnss.  Monatsschrift.) 

Voclkel,  Max.  Zur  Begründung  einer  Litaui- 
schen Gesellschaft,  (Altpreuss.  Monatsschrift 
1879,  483—486.) 


2a.  Kelten.  — Irländer. 

Bachmann,  A.  Die  Kelten  im  Norden  der  Donau. 
(ZciUcbr.  f.  d.  totere.  Gymnasien,  30.  Jahrgang, 
2.  Heft,  1879.) 

Bortrand,  A.  Conference  snr  les  popnlations  de 
la  Gaule  et  de  lu  Germanie.  (Key.  Archeologique 
1878,  XXXVI.  S.  112.) 

Blackburn,  H.  Breton  Folk:  An  Artistic  Tour 
in  Brittanny.  London  1879,  1°.  204  S.  111. 

Bremenson.  Essai  sur  les  origines  des  egliscs 
des  Gaules.  Paris  1879,  16®.  486  S. 


Broca,  P.  Sur  une  carte  de  la  langue  Bretonne 
de  M.  Muuricet.  (Bull.  Soc.  df Anthr.  Paris  1879, 
22— BI.) 

Buck.  Schwäbische  Kelten  des  8.  und  9.  Jahr- 
hunderts. (Württenibg.  Jahrbücher  für  Statist,  n. 
Landeskunde.  2 Bd.  1.  Hälfte.  Jahrg.  1879, 

i.  u.) 

Dubois,  E.  Qucstions  d’ Ethnographie  gnuloise  et 
de  lingaistique.  (Acad.  d.  Inscriptions.  Compte 
Hend.  4’1  Serie,  VI,  1878.  S.  94.) 

Gaidoz,  Henri  Esquisse  de  la  religion  des  Gau- 
lois,  »vec  an  appendice  sur  le  Dieu  Encina.  (En- 
cyci  des  Sciences  Religicascs,  T.  V,  Paris  1879.) 

Göbeler.  Keltische  Ueberreste  in  Ortsnamen. 
(Verh.  d.  Berliner  Ges.  für  Anthropologie  1879, 
88—96.) 

Joyce,  P.  W.  Old  Celtic  Roinances.  Translatcd 
from  the  Gaelic.  London  1879,  8°.  440  S. 

Pulazky,  Franz.  Denkmäler  der  Keltenherrschaft 
in  Ungarn.  (Litcrar.  Berichte  aus  Ungarn,  Bd. 
III,  IL  2.) 

Sebillot,  Paul.  Sur  les  limites  du  breton  et  du 
franvnis,  et  des  limites  den  dialectes  breton s. 
(Bull.  Soc.  d*Anthropologie.  Paria  1878,  236 
bis  247.) 

Valrogor,  D.  Les  Geltes,  la  Gaule  celtique  (fitudo 
critique.  Paris  1879,  8°.  567  S.). 


Bilder  aus  Irland.  (Ausland  1879,  8,  9.) 

Brittaine,  G.  Irish  Priests  and  English  Land- 
lords. New.  Ed.  rcv.  and  corr.  bv  the  Rev.  H. 
Seddall.  London  1879,  12mo.  310  S. 

Ein  Strcifzng  in  die  alte  Kriegsgeschichte  Irlands. 
(Allgera.  Militär.  Zeitung,  54.  Jahrg.,  Nr.  15, 
1879.) 

Moran.  Irish  Saints  in  Great  Britaiu.  Edinburgh 
1879,  8*.  330  S. 

Nevins,  W.  Ire)  and,  the  Iloly  See  in  the  Middle 
Ages.  Dublin  1879. 


3.  Bom&nen  im  AUgemeinen.  — Rhäto- Ro- 
manen. — Ostromanen. 

Castiglione,  P.  Deila  popolazione  di  Roma  dalle 
origini  ai  nostri  tempL  Roma  1878.  4. 

Die  Auswanderung  Italiens  und  Frankreichs  in 
den  letzt  verflossenen  Jahren.  (Statistische  Mo- 
natsschrift, 5.  Jahrg.,  7.  Heft,  1879.) 

Dümmlor.  Lateinische  Rat hsel,  lateinische  Sprüch- 
wörter.  (Zeitschrift  für  deutsches  Altorthum  und 
deutsche  Literatur.  N.  F.  10.  Bd.,  4.  Heft,  1878.) 


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Verzeicliniss  der  anthropologischen  Literatur.  61 


Helbig,  W.  Die  Italiker  in  der  Poebene.  Bei- 
träge zur  altitalischen  Cultur-  und  Kunst- 
geschichte. Leipzig  1879,  8°. 

Höfler,  Konstantin.  Die  romanische  Welt  und 
ihr  Y er  hält  nies  zu  den  Reformideen  des  Mittel- 
alters. (Sitzungsbericht  d.  k.  k.  Akademie  der 
Wissenschaften.  Wien  1879.) 

Schiaparelli,  I*.  Lczioni  soll*  etnografia  dell1 
Italia  antica.  Torino  1878,  8°. 

Treitschko,  Richard.  Romanische  Sprachen  und 
ihre  Literaturmissiou.  Zur  Völkerphysiologie. 
(Wissenschaftl.  Beilage  der  Leipziger  Zeitung 
1878,  Nr.  53.) 


Alton,  J.  Die  ladiuischcu  Idiome  in  Ladinien, 
Groden,  FasRa,  Ruchenstein,  Ampezzo.  Insbruck 
1879,  Wagner,  8®.  375  S. 

Faoini,  O.  Descrizione  del  Friuli.  Udine  1878, 
S.  16. 

Gärtner,  Thdr.  Die  Gredner  Mundart.  Mit  Un- 
terstützung der  k.  Akademie  der  WisRonschaften 
in  Wien.  Linz  1879.  (ileilbronn,  Henningcr.) 
4°.  XI,  168  S. 

Grödoner  Thal,  ein  Besuch  im,  in  Südtirol.  (Aus 
allen  Welttheilen,  X,  1879,  S.  343.) 

Mupperg,  Dr.  Longobardenresto  in  Südtirol. 
(Im  neuen  Reich  1879,  II,  591 — 601.) 

Stoub,  L.  Die  GerroanUirung  Tirols,  I.  Die  rhä- 
tische  und  die  romanische  Zeit.  Beitrüge  zur 
Anthrop.  und  Urgeschichte  Bayerns  1878,  Bd.  II, 
131  — 140. 

Zahn,  J.  v.  Friauliscbe  Studien,  I.  Wien  1878, 
8°.  122  S. 

Beaurc,  A.  ot  H,  Mathorel.  La  Roumanie,  geo- 
graphie,  histoire,  Organisation  politique,  judiciaire, 
rcligieuse,  armee,  linances  etc.  Paris,  Levy, 

1878. 

Fickor,  Ad.  Die  älteste  Geschichte  der  rumäni- 
schen Fürstenthümcr.  (Wiener  Abendpost  [Bei- 
lage], Nr.  43,  45,  1879.) 

Fligier.  Die  Zinzaren.  (Gaea,  15.  Jahrg.,  6.  Heft, 

1879. ) 

Fligior.  Ueber  die  Herkunft  der  Rumänen.  (Aus- 
land 1878,  38.) 

Gimenee,  Saturnino.  La  poplacion  romana  en 
Oriente.  (Bol.  Soc.  Geograf.  Madrid  1879, 
158  f.) 

Jiröcek,  Dr.  Constantin.  Ueber  Wlachen  und 

Maurowlachen.  (Ausland  1879,  31.) 

Kanitz,  F.  Auf  Dobrucaboden.  (Ausland  1878, 
40.) 


Mikloaich,  Dr.  Fr.  Ueber  die  Wanderungen  der 
Rumänen  in  den  dalmatinischen  Alpen  und  den 
Karpathen.  (Denkschriften  d.  k.  k.  Akademie 
d.  Wissen  schuften.  Wien  1879.) 

Ozanne,  J.  W.  Three  Years  in  Roumania.  1/on- 

don  1878,  8®.  236  S. 

Platter,  Jul.  Sociale  Studien  in  der  Bukowina. 
A.  u.  d.  T.  Der  Wucher.  Jena  1878,  8°.  54  S. 

Reid,  T.  Wemyas.  Rural  Roumania.  (Forth- 
nightly  Review  1879,  I.  S.  80 — 95.) 

Schwickor,  Prof.  J.  H.  Die  Herkunft  der  Ru- 
mänen. (Ausland  1879,  12,  15.) 

Sintenis,  Gerh.  Max.  Ueiseerinnerungen  aus 
der  Dobrudscha.  (Die  Natur,  N.  F.,  5.  Jahrg., 
Nr.  37,  1879.) 

Soroka,  P.  P.  Geographie  von  Bessarahien.  Ki- 
achinew  1878,  8*.  177  S.  (Russ.) 


4.  Italiener.  — Malteser  und  Coraikaner. 

Albi,  O.  Dagli  Abruzzi.  Bozzetti  apcnninici.  (Ri- 
vista  Karopea,  16  Ottobre  e 1 Nov.  1879.) 

Am  Gran  Sasso  dTtalia.  (Aus  allen  Welttheilen, 
11.  Jahrg.,  3.  Heft,  1879.) 

Ambrosi , E.  La  vaUe  di  Tessino.  Borgosesia 

1878.  22  S.,  16. 

Andrö,  Leo.  Die  Stellung  deq  Weibes  in  Italien. 

Sslowo  1879,  H.  11.  (Kuss.) 
d’Arcais,  F.  LTndustria  musieale  in  Italia.  (Nuova 
Antologia.  Anno  XIV,  S.  2.  Fas.  9,  1879.) 

Arditi,  G.  Corografia  fisica  e storica  della  pro- 
vincia  di  Terra  d’Otranto.  Fase.  1.  Lecce  1878. 

Bent,  J.  T.  A Freak  of  Freodoni ; or,  the  Republic 
of  San  Marino.  London  1879,  8°.  266  S. 

Clerke,  E.  M.  Village  life  in  tbe  Apounincs. 
(The  Cornhill  Magazine  1879.  June.) 

Coaz,  J.  Una  visita  in  Calabria  ulteriore  prima. 
(Rollet.  d.  Club.  Alpine  ital.  1879,  Nr.  1.) 

Das  Erdbeben  am  Aetna.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeitg. 

1879,  Nr.  177.) 

Dialektforschung  im  Trcutino.  (Ausland  1879.  3.)  N. 

Doelter,  C.  Ein  Ausflug  nach  den  Verbrecher- 
colonien  bei  Gaeta.  1.  2.  (Wiener  Abendpoat 
[Beilage],  Nr.  285,  1879.) 

Ebhardt,  Just.  Menschen  und  Dinge  im  heutigen 
Italien.  Aus  dem  heutigen  Rom.  Politisches  u. 
Unpolitisches.  Leipzig  1879,  8®.  328  S. 

Fambri,  Paulo.  L’Istria  e il  nostro  conflne  orien- 
tale. (Nuova  Antologia  di  scicnzo  lottere  et  arti. 
Anno  XIV,  2 ser.  Vol.  13.  Fase.  1.) 


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62 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Ferraro,  Franc.  L’Americanifiino  oconomico  in 
Italia.  (Nuova  Autologia.  Anno  XIV,  2 Serie. 
Vol.  13.  Fase.  1.) 

FlBchor,  P.  D.  Aus  Italion.  Erinnerungen,  Stu- 
dien und  Streitzüge.  Berlin,  Dümmler,  1879.  8L‘. 

Fliodnor,  Fr.  Ein  Mailänder  Karneval.  (Daheim, 
16.  Jahrg.,  Nr.  23,  1879.) 

Freemann,  Edw.  A,  Sketches  from  eastern  Sicily. 
(Macinillans  Magazine  1879.  Febr.  ff.) 

Gallina,  L.  Cna  passeggiata  in  Val  Soriana. 
Bergamo  1878.  76  S.  16.  1 — 2. 

Grogorovius,  F.  Die  Insel  Capri,  Idylle  vom 
Mittelmeer.  Leipzig,  Hrockhaus,  1879.  8°. 

Gubetta,  G.  M.  Craroggia,  Commune  della  Valle 
Vigezza  (Domod  ’Ossola.)  Porta  1878.  S.  266. 

Haro,  A.  J.  C.  Walks  in  Rome,  New.  Ed.  Lon- 
don 1879.  2 Vols* 

Hehn,  Victor.  Italien.  Ansichten  und  Streif- 
lichter. Berlin  1879,  2.  Aull.  (Vergl.  B.  AugBb. 
Allg.  Z.  1879,  Nr.  24.) 

Kaden,  Woldemar.  Eine  llundstagsreise  durch 
Süditalien.  (Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  29,  33, 
212—215,  224—228,  234,  238,  244,  247,  251.) 

Kaden,  Woldemar.  Italiens  Wunderhorn.  Volks- 
lieder aus  allen  Provinzen  der  Halbinsel  und  Si- 
ciliens  in  deutscher  Uebertragung.  Stuttgart 
1878.  (Beepr.  von  Karl  Stieler  in  B.  Augsb. 
Allg.  Zeit,  9.  October  1878.) 

Kaden,  W.  Uebor  italienische  Feldarbeit  und 
Answanderung.  (Im  Neuen  Reich  1878,  II,  487 
bis  511.) 

Kloinpaul,  Dr.  B.  Am  Rande  der  Hölle.  (Aus- 
land 1878.  62.) 

Kleinpaul,  Dr.  B.  Die  drei  G von  Genua.  (B 
Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  278.) 

Kloinpaul,  Dr.  B.  Palmsonntag  in  Iiordighera. 
(Ausland  1879,  14.) 

Koroll,  Fl.  Bei  den  Kapuzinern  in  Palermo.  (Gar- 
tenlaube, Nr.  4,  1879.) 

KoroU,  Fl.  Dna  Fest  der  h.  Rosalie  in  Palermo. 
(Gartenlaube,  Nr.  28,  1879.) 

Koroll,  Fl.  Die  Maffia  auf  Sicilion.  (Gartenlaube 
1878,  Nr.  30.) 

Koroll,  Fl.  Die  Schmarotzer  des  italienischen 
Lotto.  (Gartenlaube,  Nr.  20,  1879.) 

KralTt-Bucaille,  Mmo.  Un  tour  dans  l'Italio  du 
Nord.  Paris,  Didier,  1878. 

La  Mara  Vom  Lago  Maggiore  über  den  St  Gott- 
hard. (Wissenschaft!.  Beilage  der  Leipziger  Zei- 
tung, Nr.  67,  58,  69.  1879.) 


Lazioni  degli  Italiani  o gli  Italiani  all’  Cstero. 
(Giornale  delle  Colonie  Roma,  15,  22  e 29  Nov 
1879.) 

La  colonizzazione  italiana.  Giornale  delle  Colonie, 
Roma  6,  13,  20  e 27  Sett,  1879. 

v.  Laaaulx,  A.  Sicilien.  Ein  geographisches 
Charakterbild.  Bonn  1879,  8».  (Bespr.  Bull.  d. 
Soc,  Geogr.  Itaüan.  1879,  S.  705.) 

Lohn-Siegel,  Anna.  Was  ist  Camorra?  (Wia- 
senBchaftl.  Beilage  der  Leipziger  Zeitung,  Nr.  91 
bis  92.  1878.) 

Loroto.  Ein  Wallfahrtsort  am  adriatischen  Meere. 
(Ans  allen  Welttbeilen,  X,  1879,  S.  4.) 

Luciani,  T.  Atbona,  Studi  storico-etnograficl 
Venezia,  Istituto  Coletti,  1879.  S.  32. 

Mallhtti,  B.  Degli  idiomi  parlati  antioomentc  ncl 
Trentino  e dei  dialeti  odierni.  (Giorn.  di  filo- 
logia  romanze,  Nr.  2,  1878,  S,  76.) 

Mamiani,  Terenzio.  La  missione  dell’  Italia. 
La  Rivista  Christian»  1879,  X. 

Mazzini,  G.  M.  L’inchiesta  agraria  in  Italia.  (Ar- 
chivo  di  Statistica.  Anno  4».  fase.  1.  Koma 
1879.) 

Miller,  W.  Wintcriug  in  the  Riviera.  With  Notes 
of  Travel  in  Italy  and  France.  London  1879,  8" 
490  S. 

Müller,  J.  Aus  Italien.  Reise-Skizzen.  Einsio 
dein  1879,  Benziger,  8«.  VII,  220  S.  Mit  15 
eingedr.  Holzschn. 

Negri,  G.  B.  Studi  e risposte  ai  quesiti  dell' 
onorev.  Giunta  agraria  sulle  condizioni  delle 
elasai  ngricole  in  Italia.  Como  1878.  S.  292. 

Nell’  Alta  Valsesia.  Gite  Alpine.  Genova  1879. 

Oaenbrüggon,  E.  Der  Gotthard  und  das  Tessin 
mit  d.  Ober-Italischen  Seccn.  Basel,  Schwab«, 
1877. 

Paoz,  A.  Ans  Venedig.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
N.  223.) 

Pichler,  Ad.  Zwischen  Pescbiera  n.  Malcesine. 
(Wiener  Abendpost  (Beilage],  Nr.  230,  1879.) 

Pigorini-Bori , Caterina.  Credenze  cd  nsi  ncll’ 
Appeuninomarcliigiano.  (Nuova  Antologia.  Anno 
XIV,  2 ser.  Vol.  16.  Fase.  15.  1879.) 

Pigorini-Beri,  Caterina.  Nozze  ncll’  Appennino 
marchigiano.  Schizzo  di  costumi.  (Naova  An- 
tologia. Anno  XIV,  2 ser.  Vol.  14.  Fase.  8.) 

Pitrö,  G Uzi  uatalizi,  nuziali  e funebri  del  po- 
polo  siciliano.  Palermo  1879. 

Ponzl,  G,  Deila  zoua  miasmatica  lnngo  il  maro 
Tirreuo  o specialmente  delle  palude  Poutine.  Ri- 
vista  Marittima,  Gennaio  1879. 


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63 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Ravonna  und  die  Erinnerungen  an  Dante  daselbst. 

(Aas  allen  Welttheilen,  X,  1679,  S.  339.) 
Bedtenbacher,  Rudolf.  Eine  Excursion  auf  Elba. 
(Ausland  1879.  12,  13,  14.) 

Roimor,  H.  Zur  Geschichte  der  sicilischen  Räu- 
berbanden. (Im  Neuen  Reich  1879,  943 — 939.) 
SchimpfT,  A.  Mitterburg  oder  Piaino  auf  der 
Halbinsel  Istrien.  (Aus  allen  Welttheilen,  Jahrg. 
IX,  H.  12.) 

Scott,  Loador.  A Nook  in  the  Apenninea;  or  a 
Summer  beiieath  the  Chestnuts.  London  1879,  8®. 
294  S.  Mit  Abb. 

Sickinger,  Cr.  Reisebilder  aus  Italien.  I.  u.  II. 

ThL  Würzburg  1878,  10°.  V,  250,  VI,  406  S. 
Spielhagen,  P.  Von  Neapel  bis  Syrakus.  Reisc- 
skizzen.  Leipzig  1878,  8°.  322  S. 

Statistica  deir  emigrazione  italiana  nell’ anno  1877 
e nel  primo  ßemestre  de  1878.  (Annali  di  Sta- 
tistica. Ser.  2.  VoL  II.  p.  158.) 

8trambio,  A.  Statistica  della  popolazione  italiana 
in  Francia  e special  mente  in  Mnrsiglia.  (Bolle- 
tino  Con solare.  Roma,  Ottobre  1879.) 

Symonds,  J.  A.  Sketches  and  Stndies  in  Italy. 
With  a Frontispiece.  London  1876,  8".  426  S. 

Taramolli,  T.  Pencrizione  geografica  del  magra- 
viatio  dJstria.  Mailand  1879,  8®.  190  S.  M.  K. 

T&sohenberg,  O.  Reiseskizzen  aus  Italien.  (Zeit- 
schrift f.  d.  gesamrate  Naturwissenschaft.  III, 
S.  110 — 118.) 

Trede,  Th.  Weihnachten  in  Neapel.  (Daheim, 
16.  Jahrg.,  Nr.  12,  1879.) 

Trede,  Th.  Tod  und  Begriibniss  in  Neapel.  (Da- 
heim, 15.  Jahrg.,  Nr.  37,  1879.) 

Tremiti,  Le  isole  di.  Rollet,  della  Soc.  goograf. 
ital.  XV,  1878.  S.  367. 

Vogt,  CarL  Reiseskizzen  aus  Italien,  1.  (Die 
Xatnr,  N.  F.,  5.  Jahrg.,  Nr.  38,  1879.) 

Von  Stabiii  nach  PaeBtuin.  (Ilistor.  polit.  Blätter, 
L XXXI II,  1878,  Heft  12.) 

Wirth,  M.  In  Tizian's  Ileimathland.  (Wcster- 
mann's  illustr.  deutsche  Monatshefte,  August 

1878. ) 

Zerbi,  Bocco  de.  La  Miseria  di  Napoli.  (Xuova 
Antologia.  Anno  XIV,  2.  Serie,  VoL  18,  Fase. 
24.) 

Bourne,  R.  H.  F.  Malta.  (Forthnightly  Review 

1879,  I.  S.  877 — 893.) 

Die  maltesische  Inselgruppe.  (Ausland  1878,  47.) 


Plim8oll,  Samuel,  M.  P.  Condition  of  Malta. 
London  1879. 

Wintorberg,  A.  Malta.  Geschichte  und  Gegen- 
wart. Nach  den  besten  Quellen  und  persönlicher 
Anschauung  bearbeitet.  Wien,  Pest,  Leipzig 
1879,  KL  8°.  VIII,  296  S.,  18  111.  u.  2 PL  (Be- 
sprochen in  Verb.  Ges.  f.  Erdk.  Berlin  1879, 
S.  114). 


Boswells  Correspondence  with  the  Hon.  A.Er»kine, 
and  his  Journal  of  a Tour  in  Corsica,  reprinted 
from  the  Original  Editions.  Ed.  With  a Preface, 
Introd  and  Notes  by  G.  B.  llill.  London  1879, 
8°.  250  S. 

Braun- Wiesbaden,  Karl.  Reisebriefe  eines  alten 
Mannes.  (B.  AugBb.  Allg.  Zeit.  1879.  Nr.  99, 
102,  112,  279,  282,  284,  288,  290,  292.) 

Corsica.  (Wiener  Abendpost  [Beilage J,  Nr.  130  f. 
1879.) 

Williams,  B.  Ajaccio.  (Aus  allen  Welttheilen, 
Jahrg.  IX,  Nr.  12.) 


6.  Spanier.  — Portugiesen. 

Campion,  J.  S.  On  Foot  in  Spain  A Walk  from 
the  Bay  of  BiBcay  to  the  Mediterranean.  Lon- 
don 1878,  8*.  390  S. 

Diercks,  Gustav.  Geistiges  Leben  und  neue 
Literatur  der  Spanier.  (Unsere  Zeit  1879,  I, 
181—192,  779—791.  II,  581—594.) 

Dräsche- Wartinberg,  v.  Die  Sierra  Nevada  in 
Spanien.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  110, 
1879.) 

Eitner.  Die  Musik  in  Spanien.  (Monatshefte  für 
Musikgeschichte,  10.  Jahrg.  1878,  Nr.  9.) 

Fliodner,  Frits.  Die  religiöse  Duldung  in  Spa- 
nien. (Daheim,  15.  Jahrg.  1879,  Nr.  13.) 

Fliodner,  Fr.  Die  stille  Wocho  in  Spanien.  (Da- 
heim, 15.  Jahrg.,  Nr.  28,  1879.) 

Fligior.  Zur  prähistorischen  Ethnologie  der  py- 
reuäischen  Halbinsel.  (Gaca,  14.  Jahrg.,  11. 
Heft.) 

de  Foreata,  Ad.  La  SpAgna.  Da  Irun  a Malaga. 
Bologna  1879,  VII,  502  S.  16. 

Guorra,  A.  F.  Cantabria.  Madrid  1878,  4°,  60  S. 
M.  K. 

Gnitton,  N.  Vingt  jours  en  Espagne.  St,  Ger- 
main  1879.  151  S.  18. 

Harrison,  J.  A,  Spain  iu  Profile.  Summer  among 
tbe  Olive»  and  Aloes.  Boston  1879. 


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G4 


Verzeichnis*  der  anthropologischen  Literatur. 


de  Hermoaa  de  Santiago,  F.  Una  visitn  a Ca- 
latrava  la  Nueva.  Madrid  1879,  39  S.  4. 
Kalt-Rouleaux,  Oskar.  Ein  Ausflug  auf  den 
Schauplatz  des  Kttrlirtenkrieges.  (B*  Wiener 
Abendpoßt  1879,  Nr.  139.) 

Pedregal  y Canedo,  M.  Estudios  sobre  el  en- 
grandecimiantoy  la  decudencia  de  Espaiia.  Madrid 
1878,  4°.  320  S. 

Riano,  J.  F.  The  Industrial  Art®  in  Spain.  Lon- 
don 1879,  8®.  278  S.  Mit  vielen  Ilolz?chn. 

Sanpore  y Miguel,  S.  Origens  y fonts  de  la 
Natio  Catalana.  Barcelona  1878,  4®.  269  8. 
Schleich,  Martin.  Italische  Apriltage.  (B.  Augnb. 
Allg.Z.  1879,  Nr.  340,  342,  348,  352,  353,  360, 
365.) 

Soler  y Arquos,  G.  Be  Madrid  4 Punticosa. 
Viaje  pintoresco  a loa  pueblos  histöricos,  raonu- 
mentos  y ritoa  legendario»  del  Alto  Aragon.  Ma- 
drid 1878,  8°.  384  S. 

Villa- Amil  y Castro,  Joaö.  Pobladorea,  cindades, 
monuruentos  y caminos  antiquos  del  Norte  de  la 
Provincia  de  Lugo.  (Hol.  Soc.  Geograf.  Madrid 
1878,  T.  V,  81—141.) 

Villanninio,  S.  de.  La  Novela  de  Luis.  Madrid 

1878.  Zeichnung  des  spanischen  V olkBcharakters. 
Vergl.  Lauser,  W.  Ein  wohlgemeintes  Buch. 
(Im  Neuen  Reich  1878,  257—262.) 

Willkomm,  M.  Spanien  und  dieBulearcn.  Berlin 

1879,  8®. 

Zschokke,  H.  Der  Park  von  Madrid.  — Der 
Alcazar  von  Sevilla.  (Wiener  Abendpoat  [Bei- 
lage], Nr.  109  u.  110.  1879.) 

Zschokke,  H.  Granada.  (B.  Wiener  Abendpoat 
1879,  Nr.  189  f.) 

Zur  Geschichte  der  Kämpfe  Spanicus  um  seine 
geistige  Wiedergeburt.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
Nr.  332.) 


Branco,  C.  C.  A formosa  Lusitania.  Porto  1878, 
8.  448. 

Branco,  M.  Bn.  Portugal  e os  estrangeiroa.  2 
Vol.  Lisboa  1879,  8®.  XXI,  533.  646  S. 

Die  schwarze  Bevölkerung  Portugals.  (Ausland 
1878,  47.) 

La  Population  du  Departement  de  Lisbonne.  Lia- 
boimo  1878. 

Latoucho,  J.  Travels  in  Portugal.  London  1878, 
336  S.  8°. 

Lea  Colonies  Portugaisos.  Court  expose  de  leur 
Situation  actuulle.  lisbonne  1878. 


Milno-Edwards,  A.  Investiga$6es  geograpbicaa 
dos  Portuguezea.  Trad.  du  fran^.  par  Rodrigo 
Affouso  Pequito.  Lisboa  1879. 

Pequito,  Rodrigo  Affonso.  Investiga^oes  geo- 
graphica« dos  Portuguezas  pelo  Professor  E. 
Milne  Edwards.  Traducyüo.  Lisboa  1879. 

Rockland  Popper,  C.  Le  Portugal,  sc»  originos, 
son  histoire,  »es  prodnetions.  Le  traite  de  Me- 
thuen  et  l'union  iberiqno.  Paria  1879,  8°.  XIV, 
327  8. 

Verasis-Asinari  di  Costigliole,  G.  Situaziono 
interna  del  Portogallo  nel  1877.  (Roll.  Consolare 
[Roma],  Nov.  1878.) 


6.  Franzosen.  — Belgier. 

d’Aunay,  Alfr.  Voyagea  en  France.  Excarsions, 
descriptinns  pittoresque®,  cariosites  de  tous  gen- 
res,  moeurs  et  contames,  geographie  physique, 
agricole,  industrielle,  commerciale  et  administra- 
tive. Nr.  I.  Ain.  Paris  1879.  8®.  88  S.  Mit 
einer  Karte  des  Departements,  8 Ulustr.  u.  14 
Reiseskizzen. 

Baucel,  F.  D.  Histoire  des  revolutions  de  Tesprit 
fran^ais,  de  la  langue  et  de  la  litterature  fran- 
yniso  au  raoyen-age.  Öuvrage  posthume.  Avec 
preface  par  Ant.  Meray.  Paris  1878.  8g.  323  S. 

Baudrillart,  H.  Rapport  sur  Fehlt  intellectuel 
et  materiel  des  population»  agricoles.  (Region 
Nonl-Oueat,  la  Normandie.)  (Trav.  de  l’Ac.  d. 
Sciences  morales  1879,  T.  XI,  8.  5.) 

Baumgarten,  J.  La  France  contemporaine  ou  lea 
Franvais  peints  par  eux  meines.  Etüde»  .des 
raoenr»  et  de  la  litterature  reeuuillie»  et  annotes. 
Kussel  1878,  XIV,  393  S. 

Cazalis  de  Fondouoe,  P.  Atlas  historique  du 
Languedoc.  (Bull.  Soc.  Languedocienne  d.  Geo- 
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MüllenhofT.  Ein  gothischor  Göttername.  (Zeit* 
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teratur. X.  F.  11.  Band,  1 — 2 Heft.) 

Poeation,  J.  C.  Berserker  und  Berserkerwuth. 
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Wieaeler,  L.  Zur  Geschichte  der  kloinasiatischen 
Galater  und  des  deutschen  Volks  in  der  Urzeit. 
Neuer  Beitrag.  Greifswald  1879,  Bamberg,  8®. 
52  S. 

Zum  Verständnis  der  Nibelungen-Sage.  (B.  A.  A. 
Z.  1878,  8.  Sept.) 

8.  Skandinavier.  — Isländer. 

Almquist,  G.  F.  La  Suedo,  ses  progres  sociaux  et 
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Daae,  Ludw.,  Prof.  Not-ges  Helgener.  Christia- 
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Die  Laienpredigt  in  Norwegen.  (Allg.  ev.-luth. 
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Faber,  CarL  Norwegen.  (Natur  und  Offenbarung, 
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(Germania.  Herausg.  von  K.  Bartsch.  N.  R.  Jahrg. 
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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  67 


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schen Reich«  1878.  Märzheft.) 

Bachmann,  Dr.  Ad. Die  F.inwanderung  der  Baiern. 
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(Gartenlaube  1879,  Nr.  44.) 

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Baur,  G.  Der  Elsass  als  eine  Pflegestätte  deut- 
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Süd,  5.  Bd.,  16.  Heft,  1878.) 

Behaghol,  O.  Zu  dem  sog.  mnl.  Osterapiel.  (Ger- 
mania. Herausgeg.  von  Bartsch,  Jahrg.  XXIV, 
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Beheim-Schwarzenbach,  Dr.  Max.  Friedrich 
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(Das  neue  Blatt  1879,  Nr.  42.) 

Borthold,  C.  Von  der  Nordsee  bis  zu  den  Alpen. 
Roisebilder  uud  Naturstudien.  Mainz  1878,  8®. 
331  S. 

Bezold,  Ernst.  Die  bairischen  Mundarten.  (Die 
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Birlinger,  A.  Die  hohenzollerischen  Orts-,  Flur- 
u.  Waldnamen.  (Alemannia,  Zeitschr.  f.  Spr.,  LiL 
n.  Volkskunde  des  Elsasses  und  Oberrheins,  her- 
ausg.  von  Birlinger,  Jahrg.  VII,  H.  1.) 

Birlinger,  A.  J.  B.  Schöttle,  Carl  DolL  Sagen  VI. 
(Allemania,  7.  Jahrg.,  2.  Heit,  1879.) 

Birlinger,  A.  Volksthümliches,  Aberglauben,  Sit* 
tengescbichtliches,  Recbtsalterthümliches.  (Ale- 
mannia, herausg.  von  Birlinger,  Jahrg.  VII,  H.  1.) 

Blaas,  C.  M.  Sprüche  auf  alten  Trinkgläsern  und 
Flaschen.  (Anz.  f.  K.  d.  deutschen  Vorzeit.  N. 
F„  Jahrg.  26,  Nr.  11.) 

Bodin,  Th.  Allerhand  Xaturspiele  im  deutschen 
Volksglauben.  (Die  Natur,  N.  F.,  5.  Jahrg.  Nr. 
27,  1879.) 

Bödiker,  T.  Die  preußische  Auswanderung  und 
Einwanderung  seit  dem  Jahre  1844,  auf  Grund 


amtlicher  Quellen.  (Aus:  ^Gewerbliche  Zeit- 

schrift.-) Düsseldorf  1879,  Schwann,  4®.  31  S. 

Boxonberger,  R.  Unsere  Volkslieder.  (Neue 
Jahrb.  f.  Philol.  u.  Pädagog.,  120.  Bd.,  6.  Heft, 
1879.) 

Br&ndst&tter,  F.  A.  Land  und  Leute  des  Land- 
kreises Danzig.  Eine  topographisch-historisch- 
atatistische  Schilderung.  Danzig  1879,  Lief.  1 f. 

Braun,  Carl.  Das  Blutgericht  in  Soest.  (Die  Ge- 
genwart, Nr.  32,  1879.) 

Brons,  Bernhard.  Friesische  Namen  und  Mit- 
theilungen  darüber.  Emden  1878,  Haynel. 

Brüggen,  E.  v.  d.  Die  Colonisatioo  in  unserm 
Osten  u.  die  Herstellung  des  Erbzinses.  (Preuas. 
Jahrb.,  44.  Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Busch,  Moritz.  Deutscher  Volkshumor.  Leipzig 

1877. 

Chotwynd,  Mra.  H.  W.  Life  in  a German  Village. 
London  1879,  8®.  230  S. 

Christ,  KarL  Deutsche  Volksnamen.  (Monats- 
schrift f.  d.  Geach.  Westdeutschlands,  Jahrg.  V, 
U.  4.) 

Colonisation  in  Prcusscn  unter  König  Friedrich 
Wilhelm  I.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  99.) 
Zu  Stadelmann. 

Creifelds.  Les  langues  drangt- res  out-elles  eu  de 
Tinfluence  sur  la  langue  alle  mundo?  (Rcv.  d. 
Linguistique,  T.  XII,  Fase.  I,  1879.) 

Cronau,  R.  Das  Wahnthal.  (111.  Zeitung,  Bd. 
LXXIII,  Nr.  1889.) 

Dahlke,  G.  Berchtesgaden.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878, 
25.  Juli.) 

Dalton , Herrn.  Ein  Besuch  bei  den  deutschen 
Ansiedlern  in  den  wolhynischen  Wäldern.  (Da- 
heim, 15.  Jahrg.,  Nr.  49,  1879.) 

Das  Vagabondenthum  und  die  Zustände  der  arbei- 
tenden Klassen  iu  Ostpreußen.  (Der  Arbeiter- 
freund,  XVI.  Juhrg.  283 — 288.) 

Dederioh,  A.  Wo  sind  die  Usipeten  und  Teuch- 
terer  über  den  Rhein  gegangen?  (Monatsschr. 
für  die  Gesch.  Westdeutschlands,  IV,  Heft  12, 

1878. ) 

Dedorich,  A.  Ueber  die  Nabalia  des  Tacitus. 
(Monatsschr.  f.  d.  Gesch.  Westdeutschlands,  I V, 

1878,  S.  213.) 

Der  Brocken  in  Geschichte  und  Sage.  (Die  Natur, 
N.  F.,  f>.  Jahrg.,  Nr.  14,  1879.) 

Der  SchäflFlertanz  iu  München.  (Gartenlaube,  Nr.  6, 

1879. ) 

Der  WVisBwnrmfang  an  d.  Elbe.  (Ulustr.  Zeitung, 
73.  Bd.,  Nr.  1889,  1879.) 

9* 


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68 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Deutscher  Socialismus  in  Amerika.  (Beil.  Augsb. 
Allg.  Z.  1879,  Nr.  155.) 

Deutsches  Volksthum  in  Nord  Ungarn.  (Wiener 
Abendpost,  Beilage,  Nr.  277 — 282,  1878.) 

Deutschlands  Nordostgrenze.  (B.  Augsb.  Allg.  Z. 
1879,  Nr.  306.) 

Die  Alterth Ürner  unserer  heidnischen  Vorzeit.  Nach 
den  in  öffentlichen  und  Privatsaiumlungen  be- 
findlichen Originalien  zusammengestellt  und  her- 
ausgegeben von  dem  römisch  - germanischen 
Centralmnseum  in  Mainz  durch  dessen  Director 
L.  Lindenschmit.  III.  Bd.,  9.  u.  10.  Heft.  Mainz 
1878,  ▼.  Zähem,  4°.  38  S.  Mit  10  Steintaf.  u. 
2 Chromolith. 

Die  deutschen  Beamten  im  Reichslande.  (Im  Neuen 
Reich  1879,  882—891.) 

Die  Culturarbeit  in  Ostfrieslands  Mooren.  (Nord- 
west, 2.  Jahrg.,  Nr.  26,  1879.) 

Die  Leite  im  Spessart.  Von  K.  M.  (B.  Augsb. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  108.) 

Diorcke,  C.  Das  Land  zwischen  Unter- Weser  u. 
Unter-Elbe.  (D.  Geogr.  Blätter  1878,  Nr.  4, 
S.  213—230.) 

Doll,  Karl.  Schwabenneckereien.  (Alemannia, 
herausg.  v.  Birlinger,  Jahrg.  VII,  II.  1.) 

Dose,  Dr.  mod.  Zur  Kenutniss  der  Gesundheits- 
verhiiltnisse  des  Marschlands.  Leipzig  1878, 
4°.  27  S.  (Bespr.  Lit.  Centralbl.  1879,  Nr.  21.) 

Deecko,  Dr.  Ernst.  Lübische  Geschichten  und 
Sagen.  Lübeck  1878,  8**  334  S.  (Bespr.  im 
Lit.  Central.-Bl.,  Nr.  21,  1879.) 

Ein  elsässischer  Reimkalender  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts.  (Beil.  Augsb.  Allg.  Ztg.  1878, 
3.  August.) 

Elsässiache  Hcimathekunde.  (Ausland  1N73,  37.) 

Brxleben,  Th.  Das  Wolgaknie  u.  die  deutsche 
Colonie  Sarepta.  (Aus  allen  Welttheilen,  10. 
Jahrg.,  9.  Heft,  1879.) 

Femberg,  J.  Die  Münchener  Strassennamen  u. 
ihre  Bedeutung.  Ein  Beitrag  zur  Ileimathkunde. 
München,  Liud&uer,  1879. 

Fischer,  W.  Wie  die  Rcichslanda  wieder  deutsch 
werden.  (Nordwest  1879,  Nr.  44.) 

Französische  Studien  über  das  deutsche  Land  und 
Volk.  Von  E.  D.  (B.  Augsb.  Allg.  Ztg.  1879, 
Nr.  10.) 

Frischbier,  H.  Die  Pflanzenwelt  in  Volksrath- 
seln  aus  der  Provinz  Preussen.  (Z.  f.  D.  Phi- 
lologie, Bd.  IX,  65—77.) 

Frischbier,  H.  Sprichwörtliches  aus  Handschriften. 


(Wissen sc haftl.  Munutsblätter,  Jahrg.  TI,  Nr.  7, 

8,  10—12.) 

Geistbeck,  M.  Dos  Königreich  Bayern  in  geogr.- 
stat.  Beziehung.  München.  Kxpd.  d.  K.  Central- 
Schulb.- Verlag  1878. 

Gelbe,  Th.  Ein  Kinderspiel  aus  dem  Eisass. 
(Germanin,  Vierteljahrsschr.  f.  Alterthumskunde, 
N.  F.  12.  Jahrg.,  4.  Heft,  1879.) 

Gittermann,  Carl.  Der  geographische  Kreislauf 
des  deutschen  Kaiserthums.  Leer  1878. 

Goopfert,  Ernst.  Die  Mundart  des  sächsischen 
Erzgebirges.  Leipzig  1878. 

Gould,  8.  Baring.  Germany,  Present  and  Past. 
2 Vols.  London  1879,  8®.  784  S. 

Grimm,  J.  Teutonic  Mythology.  Trausl.  from  the 
4*1»  Edit.  with  Notes  by  J.  S.  Stall ybras.  VoL 
I.  London  1879. 

Halenbeck,  L.  Anf  der  Ahlhorner  Haide.  Eine 
Skizze  aus  Nordwestdeutschland.  (Aus  allen 
Welttheilen,  X,  1879.) 

Hamburger  llandolshtiuser  als  Pioniere  der  moder- 
nen Cultur.  (Nordwest,  2.  Jahrg.,  Nr.  29,  1879.) 

Hanssen.  Die  Nationalitäts-  und  Sprachverbült- 
nisse  des  Herzogthums  Schleswig.  (Zeitschrift 
f.  d.  gesammte  Staat« Wissenschaft  1878,  H.  1.) 

Harland,  A.  Sagen  und  Mythen  aus  dem  Sol- 
ling. (Z.  d.  hist.  Ver.  f.  Niedersachsen  1878, 
S.  76.) 

Hartmann,  Horm.  Die  Ehe  auf  dem  platten 
Lande,  1.  (Nordwest,  2.  Jahrg.,  Nr.  19.) 

Heiliger  Stein  in  Südbaycrn.  (Correspondenzbl. 
d.  D.  Ges.  f.  Anthropologie  1870,  S.  32.) 

Heinzorling,  J.  Die  Namen  der  wirbellosen  Thiere 
in  der  siugerländer  Mundart,  verglichen  mit  denen 
anderer  deutscher  Mundarten  tlud  germanischer 
Schriftsprachen.  Siegen  1879. 

Henne  Am  Rhyn,  Dr.  Otto.  Die  deutsche  Volks- 
sage  im  Verhältnis«  zu  den  Mythen  aller  Zeiten 
und  Völker  mit  über  tausend  eingeschalteten 
Originalsagen.  Wien,  Hartlcben's  Verlag,  1870. 

Hertel.  Strassen-  und  Hausornnmen  von  Magde- 
burg. (GeschichtsbUtter  f.  Stadt  u.  Land  Magde- 
burg, 14.  Jahrg.,  2.  Heft,  1879.) 

Hewett,  W.  T.  Frisian  Langnage  and  Literature. 
Historical  Study.  Relating  to  aucient  and  mo- 
dern Frisia,  a district  of  the  Northwest  eoast  of 
Holland,  kws  and  lauguage  etc.  With  a brief 
view  of  Frisiau  Forras  and  Inflections.  New-York 
1879. 

Hildebrand , Dr.  Von  unserer  Sprachgrenze. 
(Ausland  1878,  46.) 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  69 


Holland,  Dr.  H.  Der  Münchener  Schilffiertana 
und  andere  Zunftgebräuche;  ihre  Entstehung  u. 
Bedeutung.  (B.  Augsb.  Allg.  Ztg.  1879,  Nr.  40, 
41,  42,  43,  45.) 

Hoppe,  Perd.  Ort«-  und  Personennamen  der  Pro- 
vinz Preusson.  Gumbinnen  1879,  8°.  32  S.  (S. 
Abdruck  a.  d.  Altpreuss.  Monatsschrift  1878, 
S.  578  f.) 

Hülsse,  F.  Beiträge  zu  Magdeburger  Häuser-  u. 
Straßennamen  aus  urkundlichen  Zeugnissen  vor 
1631.  (Geschichtsblätter  für  Stadt  u.  Land  Mag- 
deburg, 13.  Jahrg.,  3.  Heft,  1878.) 

Jacobs,  Ed.  Der  Brocken  in  Geschichte  und  Sage. 
Halle  a.  S.  1879,  8«.  52  S. 

Jontsch.  Ueber  den  Namen  Friesendorf  (in  der 
Mark  Brandenburg).  (Verb.  d.  Berliner  Ge«.  £ 
Anthropologie  1878,  299.) 

Inama-Sternegg,  Dr.  K.  Th.  v.  Die  Ausbildung 
der  grossen  Grundherrschaften  in  Deutschland 
während  der  Karolingerzeit.  (Staats-  u.  social- 
wissenachaftl.  Forschungen.  Leipzig  1878.) 

Inner,  Boderich.  Bilder  von  der  Mosch  (Garten- 
laube, Nr.  21  f,  1879.) 

Kerschbaumer,  Anton.  Passau.  (Wiener  Abend- 
post [Beilage],  Nr.  69,  1879.) 

Klöden,  v.  und  Koppen,  P.  von.  Unser  deut- 
sches Land  und  Volk.  Vaterländische  Bilder  aus 
Natur,  Geschichte,  Industrie  und  Volksleben  des 
neuen  deutschen  Reiches.  2.  gänzlich  umge- 
staltete Auflage.  (In  12  Bdn.)  Mit  über  1200 
Text-Illustrationen,  zahlreichen  Ton-  und  Titel- 
bildern, Karten  etc.  ßd.  I und  11.  Leipzig 
1878,  8°. 

Köhler , Hartwig.  Die  Entsittlichung  unseres 
Volks.  Ein  Beitrag  zur  socialen  Frage.  (Das 
neue  Blatt  1879,  Nr.  12.) 

Krause,  W.  Ein  Ausflug  ins  Rhöngcbirg.  (111. 
Zeitung  1879,  Bd.  LXX1I,  Nr.  1870.) 

Krone,  H.  Wanderungen  in  der  Sächsisch-Böh- 
mischen Schweiz.  (Ueher  Berg  u.  Thal,  Organ 
des  Gobirgsvereins  £ d.  sächs.  - böhm.  Schweiz 

1878,  Nr.  2.) 

Krone»,  F.  Zur  Geschichte  des  deutschen  Volks- 
thums im  Karpnthenlande  mit  hes.  Rücksicht  auf 
d.  Zips  u.  ihr  Nachbargebiet.  Graz  1878.  Fest- 
schrift z.  Jahresfeier.  Vgl.  Ausland  1879,  Nr.  4. 

Lang,  W.  Der  Hohenstaufen.  (Im  Neuen  Reich 

1879,  143  — 147.) 

Lang,  W.  Der  Hohentwiel.  (Im  Neuen  Reich 
1879,  II,  286—292.) 

Lang,  W.  Die  schwäbische  Alb.  (Im  Neuen  Reich 
1878,  381—389.) 


Lang,  W.  Romantisches  aus  Kärnten  und  Steier- 
mark. (Im  Neuen  Reich  1878.  661 — 673,  715 
bis  724.) 

Langhana,  Dr.  V.  Ueber  den  Ursprung  der 
Nordfriesen.  Wien  1879,  8«.  59  S. 

Latendorf,  F.  Der  literarische  Einfluss  von  Agri- 
colas  Sprichwörtern.  (Anzeiger  £ Kunde  Deut- 
scher Vorzeit,  N,  F.,  25.  Jahrg.,  Nr.  6.) 

Lautonbacher , J.  Schwäbische  Bauerntheater. 
(Im  Neuen  Reich  1879,  II,  561 — 569.) 

Lohmann,  J.  G,  13  Burgen  des  Unter- Elsasses 
und  Bad  Niuderbronn.  Straasburg,  Trübner, 

1878. 

Lindner,  P.  Aus  dem  Teutoburger  Wald.  (Gar- 
tenlaube 1879,  Nr.  29.) 

Löbker,  Gh.  Wanderungen  durch  Westfalen.  VI. 
Bdchn.  A.  u.  d.  T.:  Wanderungen  durch  das 

Wesertbah  Münster  1879,  Regensberg,  8®.  93  S. 

Lohmoior,  Dr.  KarL  Geschichte  von  Ost-  und 
Westpreussen.  Gotha  1879,  Bd.  I,  8°.  18  Bg. 

Lülling,  W.  Die  Marschen  der  Nordsee.  (Aus 
allen  Welttheilen,  11.  Jahrg.,  L Heft,  1879.) 

Martinius,  C.  Das  Land  der  Hegelingen,  wieder- 
gefunden im  ostfriesischen  HarliDgerlande.  Bei- 
träge zur  Erklärung  des  Gudmnliedes.  Norden 

1879. 

Mayer,  K.  A.  Bayerisch  Land  und  bayerisch 
Volk.  (Preuss.  Jahrbücher  1878,  LXI1,  8.  183.) 

Mehlis,  C.  Die  Sueben  des  Ariovist  (Ausland 
1879,  Nr.  31.) 

Mehlis,  Dr.  C.  Sueben  und  Germanen.  (Ausland 
1879,  49.) 

Mohlis,  Dt.  C.  Ueber  die  deutsche  Urzeit.  (B. 
Augsb.  Allg.  Zeit  1879,  Nr.  81,  82.) 

MüllenhofT.  Di©  Sugambern  und  Sicambern. 
(Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  und  deutsche 
Literatur,  N.  F.,  11.  Band,  1-2  Heft,  1879.) 

ObermüUor,  W.  Sakon  und  Sachsen  oder  Hessen- 
Völker.  2.  Bd.,  historisch-sprachliche  Forschung, 
4.  u.  5.  Heft.  Wien  1878,  8*.  96  S. 

Passargo,  L.  Fischerlehen  auf  der  Kurischen 
Nehrung.  (Daheim,  Jahrg.  XV,  Nr.  39.) 

Paulus,  E.  von.  Die  Alterthümer  in  Württem- 
berg. Stuttgart,  Liudemann,  1877. 

Pawlowski,  J.  N.  Die  Provinz  Westpreussen  in 
ihrer  geschichtlichen,  cnlturhistorischen  und 
sprachlichen  Entwickelung  von  den  ältesten  hi- 
storischen Zeiten  bi«  jetzt.  Danzig  1879,  8°. 
295  S.,  2 K.  u.  1 T.  (Bespr.  in  Altpreuss.  Mo- 
nataschr.  1879,  I.) 


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70 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Peschior,  Eugene.  Die  Weilerburg.  (Beil.  A. 
A.  Z.  1878,  11.  Juli.) 

Pichler,  Louise.  Der  weisse  Sonntag  in  Württem- 
berg. (Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  28,  1879.) 

Platner,  C.  Ueber  die  Art  der  deutschen  Völker- 
züge  zur  Zeit  der  Wanderung.  (Foneh.  z.  deut- 
schen Geschichte.  Heransgeg.  y.  d.  hi  stör.  Com  m. 
d.  kgl.  bair.  Ak.  d.  Wissenschaften.  20.  Bd.,  1. 
Heft,  1879.) 

Radonek,  R.  Zwischen  Unstrut  und  Saale.  (Im 
Neueu  Reich  1878,  328 — 345.) 

Rauke,  J.  Künstliche  Hohlen  in  Oberbayern. 
(Beitr.  z.  Anthropologie  u.  Urgeschichte  Bayerns 
187«,  Bd.  II,  146 — 175.  M.  3 T.) 

Rauchenegger,  B.  Das  Jachenthal  im  bairischen 
Hochgebirge.  (Gartenlaube,  Nr.  12,  1879.) 

Regnet,  C.  Alb.  Von  Pilsen  nach  Deggendorf. 
(Wissensch.  B.  Leipz.  Zeit.  1879,  Nr.  66  f.) 

Reitzenstein,  H.  v.  Beitrüge  zur  Feststellung 
urkundlicher  Ortsnamen.  (Verhdl.  d.  hist.  Ver. 
von  Oberpfalz  u.  Regensburg,  N.  F.,  Bd.  XXV.) 

Riesengebirges,  die  Bewohner  des.  (Europa  1879, 
Nr.  27.) 

Rocca,  Otto.  Hochdeutsch  n.  Plattdeutsch,  An- 
regungen u.  Warnungen.  (Nordwest,  2.  Jahrg., 
Nr.  30,  1879.) 

Sagen,  Mährchen  u.  Gebräuche  von  Mecklenburg. 
Gesammelt  u.  herausg.  v.  Carl  Bartsch.  1.  Bd. 
Sagen  u.  Mähreben.  Wien  1879,  8®.  549  S. 
(Bespr.  im  Lit.  Gentr.-BL  1879,  Nr.  44.) 

Sainte  Claire,  Arthur  M.  Dictionary  of  English 
and  German  Idioms,  Fignrative  Expressions  and 
Provcrbial  Sayings.  London  1878,  Pt.  I,  4°. 
50  S. 

Sattler,  Carl.  Der  Handel  des  deutschen  Ordens 
in  Prenssen  zur  Zeit  s.  Blüthe.  (Altpreuss.  Mo- 
natsschr.,  N.  F,  16.  Bd.,  3.  Heft,  April — Juni 
1879.) 

Schaible,  Karl  Heinr.  Dr.  Deutsche  Stich-  u. 
Hiebworte.  Strassbnrg  1879,  8*.  97  S.  (Bespr. 
Lit.  CeutralbL  1879,  Nr.  47.) 

Scheel,  H.  v.  Die  natürliche  and  sociale  Zusam- 
mensetzung der  Bevölkerung  dos  Deutschen  Rei- 
ches. (B.  Augsb.  Al  lg.  Zeit  1878,  Nr.  345, 346.) 

Schorzer,  C.  von.  Die  deutsche  Arbeit  in  frem- 
den Krdt heilen.  Leipzig  1880.  Sonderdruck  a. 
d.  Deutschen  Rundschau  1879.  Theilweis  auch 
in  Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  S.  184. 

Schröder,  Rieh.  Die  Ausbreitung  der  salischen 
Franken.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  deutschen  Feldgemeinschaft.  (Forschungen 
zur  Deutschen  Geschichte,  herausg.  v.  d.  bistor. 


Comm.  b.  d.  königl.  bair.  Akad.  d.  Wissensch. 
19.  Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Schröder,  Rieh.  Die  Herkunft  der  Franken. 
(Hist.  Zeitschr.  N.  F.,  7.  Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Schwebet,  Oskar.  Die  Sagen  der  Hohenzollern. 
Berlin  1878. 

Schwebet,  O.  Ludwig  der  Bayer  in  der  Volks- 
sage. (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  94.) 

Seguin,  J.  G.  The  Black  forest,  ita  pcople  and 
legende.  London.  Strahan  & Comp. 

Seidemann,  Carl  Joh.  Volkslieder  bei  Luther 
und  Melanchthon.  (Archiv  f.  Literaturgeech.,  9, 
Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Seidlits,  G.  I«and  nnd  Leute  im  Scbwarzwald. 
(Gartenlaube,  Nr.  32,  1879.) 

8oUo,  G.  Die  Sagen  der  Hohenzollern.  (Im 
Neuen  Reich  1878,  313 — 325.) 

Zu  SchwebeL 

Sepp,  Prof.  Dr.  Die  labyrinthischen  Bergginge 
in  Altbayern.  (Beitr.  z.  Anthrop.  u.  Urgeschichte 
Bayerns  1879,  Bd.  11,  176 — 180.) 

Sickel,  Dr.  Wilh.  Der  deutsche  Freistaat.  Halle 
a.  S.  1879,  8".  214  S.  (Bespr.  im  Lit.  Ceutr.- 
Bl.  1879,  Nr.  50.) 

Skizzen  aus  Niederdeutschland.  2.  Das  venetia- 
nische  Hamburg.  (Gartenlaube  1878,  Nr.  28.) 

Stadelmann,  R.  Friedrich  Wilhelm  I.  in  seiner 
Thätigkeit  für  die  Landescultur  Preussens.  Nach 
Acten  des  preusa.  Staatsarchivs.  «Leipzig  1879. 

Stechelo,  TJ.  Die  von  700 — 900  vorkommenden 
Thüringischen  Ortsnamen.  (Zeitschrift  Ver.  f. 
Thtiring.  Gesch.  u.  Alterthnmsknnde,  N.F.  1878.) 

Stiolor,  Carl.  Die  St.  Leonhardsfahrt  in  Tölz. 
(Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  44.) 

Stoobcs,  Aug.  Volkstümlichen  aus  dem  Eisass. 
(Alemannia,  Zeitschr.  f.  Spr.,  Lit.  u.  Volkskunde 
des  Elsasses  u.  Oberrheins,  7.  Jahrg.,  3.  Heft, 

• 1879.) 

Süss,  A.  Der  Weiler  Crnufthal  im  Eisass.  (Aus 
allen  Weltteilen,  X,  1879,  S.  24.) 

Tellenbaeh,  Loo.  Die  „Revue  des  Deux  Monde«“ 
und  das  Deutschthum,  III.  (Unsere  Zeit  1878, 
U,  100—128.) 

Thelemann,  Otto.  Auf  der  rothen  Erde.  (Da- 
heim, 16.  Jahrg.,  Nr.  1,  1879.) 

Thompson,  J.  P.  The  Rcligioos  State  of  Ger- 
many.  Family  Treasury  (London)  1879.  Aug. 
u.  Sept. 

Ein  Amerikaner  über  das  religiöse  Leben  im  evan- 
gelischen Deutschland.  (ß.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
Nr.  280. 

Zu  Thompson. 


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71 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Tümpol,  Herrn.  Die  Mundarten  des  alten  nieder- 
sächsischen  Gebietes  zwischen  1300  und  1500 
nach  den  Urknnden  dargestellt.  (Beitr.  z.  Gcsch. 
d.  D.  Sprache  u.  Literatur,  Bd.  VII,  IL  1.) 

Ueberhorst,  K.  Nürnbergs  Volksbelustigungen 
im  17.  u.  18.  Jahrhundert.  (Gartenlaube  1879, 
Nr.  16  f.) 

Unger,  J.  v.  Ein  Sonntag  in  Berchtesgaden. 
(Nordwest,  Jahrg.  II,  Nr.  42.) 

Unter  den  Tabaksbauern  in  der  I’kermnrk.  (Da- 
heim, 16,  Jahrg.,  Nr.  34,  1879.) 

Urlichs,  I».  Der  Rhein  im  Alterthun).  (Jahrb. 
d.  Vor.  v.  Alterthumsfreundeu  im  Kheinlande, 
LX1V,  1878,  S.  1.) 

Von  den  alten  Salzburgern.  (Preuss.  Lit  Zeitung 
1879,  93.) 

Waeldler,  Alfr.  Der  „deutsche  Kämpfer“  von 
Pernambuco.  (Gartenlaube,  Nr.  42,  1879.) 

Wäechke,  H.  Ueber  anbaltische  Volksmundarten. 
(Mitth.  d.  Ver.  f.  Anhalt  Geschichte  u.  Alterthums- 
kunde 1879,  Bd.  II,  S.  304.) 

Wandor.  Deutsches  Sprichwörter-Lexikon.  Ein 
HausschAtz  für  das  deutsche  Volk.  66.  Lief.  u.  f. 
Leipzig  1878,  4°.  Bd.  V,  S.  641—768  fif. 

Weber,  von.  Die  Erweiterung  des  deutschen 
Wirtschaftsgebietes  und  die  Grundlegung  zu 
überseeischen  deutschen  Staaten.  Leipzig  1879. 

Wegoner,  PhlL  Hochzeitsgebräuche  des  Magde- 
burger l*andes.  (Geschichtsblätter  für  Land  u. 
Stadt  Magdeburg,  13.  Jahrg.,  3.  lieft,  1878.) 

Woiss,  A*  Preussisch  Littauen  und  Masuren. 
Historische  und  topographisch-statistische  Studie, 
betreffend  d.  Reg.-ßez.  Gumbinnen,  3 Thle.  Ru- 
dolstadt 1879,  8«.  896  S. 

Wendt,  Georg.  Die  Nationalität  der  Bevölkerung 
d.  deutschen  Ostmarken  vor  dem  Beginne  der 
Germanisirnng,  8°.  63  S.  Göttingen  (Dissertation). 
S.  A.  Teppmüller,  Göttingen  1878. 

Wonz.  Volkskunde  von  Baiern.  1.  Abtb.  Ober- 
baiern , Niederbaicrn  und  Oberpfulz.  München 
1879. 

West phälische  Romantik.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
K.  330.) 

Wiokede,  Jul.  v.  Rostock.  Ein  Städtebild.  (Da- 
heim, 15.  Juhrg^  Nr.  50,  1879.) 

Woost©,  F.  Kinderspiele  in  Südwestphnlen.  — 
SüdweBtphälische  Schelten.  — Aberglaube  und 
Gebräuche  in  Südwestphalen.  (Jahrb.  d.  Ver.  f. 
Diederdeutsche  Sprachforschung,  Jahrg.  1877.) 

Wohlgemuth,  Alois.  Münchener  Volksfeste.  1. 
2.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  230,  1879.) 


Zapf,  L,  Mythologisches  ans  dem  Fichtelgebirge, 
(ß.  Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  66,  86.) 

Zur  Geschichte  des  Bodenseees.  (B.  Angsb.  Allg. 
Z.  1879,  Nr.  236,  237.) 


10.  Deutsche  Oesterreicher.  — Oesterreich- 
Ungarn  im  Allgemeinen. 

Aus  den  deutsch-österreichischen  Kronländern.  1. 
Heft.  Chemnitz  1879,  Schmeitzner,  8°.  V,  248  S. 

Inhalt:  Wanderungen  in  Böhmen.  Von  Aut- 
0 horn. 

Bartsch,  Karl.  Ein  Ritterschanspiel  in  Tyrol. 
(Gegenwart  1879,  Nr.  35.) 

Bauernhäuser  in  Oesterreich.  Von  J.-St  (B.  Augsb. 
Allg.  Zeit.  1878,  Nr.  30Ö.) 

Becker,  M.  A.  Niederösterreichische  Landschaften 
mit  histor.  Streiflichtern.  Schottwien  — Glogg- 
nitz. WartenBtein.  Bernstein.  Wien  1879,  8®. 
242. 

Bespr.  im  Lit.  Ceutr.-B).  Nr.  37. 

Bonodikt,  A.  Schauerfcste  im  westlichen  Böhmen. 
(Mitth.  d.  Ver.  f.  Geschichte  der  Deutschen  in 
Böhmen  1879,  XVII,  S.  315.) 

Bögler,  Ph.  Land  und  Leute  ans  dem  Wiener- 
wald, deren  Haus  und  Hof,  Sitten  and  Gebräuche. 
Eine  landwirthschafll.  Cnlturstudie  der  Gegen- 
wart. Wien  1879. 

Czoomig,  v.  Die  deutsche  Sprachinsel  Gottschee. 
(Z.  d.  deutsch,  u.  österr.  Alpen  Vereins,  Jahrg. 

1878,  Bd.  IX,  S.  273.) 

Dahlke,  G.  Aus  dem  Vintschgau.  (B.  Augsb. 
Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  149,  150.) 

Dahlke,  G.  Im  VillndesthaL  (Im  Nenen  Reich 

1879,  H,  8-17.) 

Dahlko,  G.  Weissenbacli  und  Ahrnthal.  (B.  Augsb. 

Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  321.) 

Dahlke,  G.  St.  Vigil.  (Im  Neuen  Reich  1879, 
U,  243—252.) 

Dahlko,  G.  Täufers.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1878, 
Nr.  306.) 

Der  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde.  (Im 
Neuen  Reich  1879,  II,  404—406.) 

Die  tiroliachen  Weisthümer,  herausgegeben  von 
Ignaz  v.  Zingerle  und  K.  Th.  v.  Inawa-Sternegg. 
2.  Thl.  Überinnthal.  Wien  1878. 

Duboc,  C.  Andreas  Hofer  in  Kunst  nnd  Dichtung. 

(Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  21.  1879.) 

Endorcs,  Aglaia  v.  Am  Fusse  des  Hoehgolling. 
1,  2.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  210, 
1879.) 


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72 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


FroniuB,  F.  F.  Bilder  aus  dem  sächsischen  Bauern- 
lcben  in  Siebenbürgen.  Ein  Beitrag  zur  deut- 
schen Cult  Urgeschichte.  Wien  1878,  Gracser, 
8».  XII,  204  S. 

Deutsches  Bauernleben  in  Siebenbürgen.  (Im  Neuen 
Reich  1879,  149—155.) 

Zu  Fronius. 

Eine  sächsische  Bauernhochzeit  im  siebenbürgi- 
schen  H&lerlande.  (Auslund  1879,  21.) 

Zu  Fronius. 

Siebenbürgisch-Sächsiaches.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit. 
1879.  Nr.  98.) 

Zu  Fronius. 

Frühlingstage  in  K&rnthen.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit. 
1879,  Nr.  176,  177,  178.) 

Goehlort,  Vincenz.  Die  Bevölkerung  Böhmens 
in  ihrer  Entwickelung*  seit  hundert  Jahren.  (Mit- 
theil. d.  Vor.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen, 
17.  Jahrg.,  Nr.  4,  1879.) 

Goehlort,  J.  B.  Die  Entwickelung  der  Bevölke- 
rung der  Steiermark  v.  J.  1754  bis  auf  die  Ge- 
genwart. (Statist.  Monatsschr.  d.  k.  k.  Central- 
commisB.,  Jahrg.  5,  Heft  2.) 

Hintncr,  Val.  Benennung  der  Körpertheile  in 
Tirol.  (Schulprogramm  d.  k.  k.  akad.  Gyranas. 
Wien  1879.) 

Hochzeitfeier  im  Salzknmraergut.  (Illustr.  Zeitung, 
73.  Bd.,  Nr.  1901,  1879.) 

Ivanetio,  F.  Die  wilden  Frauen  des  Görschitz- 
thales.  (Carinthia,  LXVUL  Jahrg.,  Nr.  2.) 

Kenner,  Dr.  Fr.  Die  Römerorte  zwischen  der 
Traun  und  dum  Inn.  Mit  5 Figuren  im  Text. 
(Sitzungsberichte  d.  k.  k.  Akademie  d.  Wissen- 
schaften. Wien  1879.) 

Ivanetic,  Franz.  Volkssagen  vom  Ulrichs-  und 
Dicxerherg.  (Carinthia,  Ebendas.,  Nr.  12,  1879.) 

Krainz,  Joh.  Der  Leopoldsteiner  See.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  170,  1879.) 

Kronee,  F.  Zur  Geschichte  der  ältesten,  insbe- 
sondere deutschen  Ansiedelung  des  steiermärki- 
schen Oberlandes.  (Mitth.  d.  hist.  Ver.  f.  Steier- 
mark, 27.  Heft,  1879.) 

KudriafTsky,  Eufemia  von.  Aus  der  bojischen 
Wüste.  (Die  Heimat,  4.  Jahrg.,  Nr.  29,  1879.) 

Lind,  C.  Aus  Siebenbürgen.  (Wiener  Abendpost, 
Beilage  Nr.  195—200,  1878.) 

Löwl,  Ferdinand.  Aur  dem  Zillerthaler  Hoch- 
gebirge. Gera,  Amthur,  1878. 

Mayer,  F.  Ein  Dorfnmseum  in  Steiermark.  (Wie- 
ner Abendpost  [Beilage],  Nr.  200,  1879.) 

Moycr,  Franz.  Ans  dem  Gcmsgebiete.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  212,  1879.) 


Much,  M.  Künstliche  Höhlen  in  Niederösterreich. 
(Gaea,  15.  Jahrg,  7.  Heft,  1879.) 

Mupperg.  Von  Brixen  nach  Klausen.  (Aus  allen 
Weltt  hei  len  1878,  Nr.  10,  S.  311—315.) 

Noö,  H.  Engadin  in  Oesterreich.  (Augsb.  Allg. 
Zeit  1879,  Nr.  286.) 

Oberleitner,  F.  Wanderungen  in  den  Niedern 
Tauern  in  Obersteiermark.  (Natur  und  Offen- 
barung, 25.  Bd.,  4.  lieft) 

Bichl,  G.  Die  llauslöcher  in  Niedcröstorreich. 
(Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  270,  1879.) 

Üochala,  C.  Die  alten  Bergbaue  auf  Edelmetalle 
in  Oberknruten.  (Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-An- 
Btalt  1878,  8.  213—369.) 

Schlesinger,  L.  Ueber  die  Abstammung  der 
Deutschböhmen.  Prag  1878.  (Sammlung  ge- 
meinnütz. Vorträge,  Nr.  44.) 

Schlossar,  Ant.  Bergwcrkslioder  der  Steiermark. 
1,  2.  (Wiener  Abendpost,  Beilage  1878,  Nr. 
292  f.) 

SchloB«ar,  Ant.  Der  Schwerttanz  in  Steiermark. 
(Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  39,  1879.) 

Schlossar,  Ant.  Oestcrreichische  Cultnr-  and 
Literaturbilder  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Steiermark:  Der  Schwerttanz  in  Obersteicr- 
mark.  — Die  deutschen  Volkslieder  in  Steier* 
mark.  Wien  1879,  Braumüller,  8°.  XI,  421  8. 

Schlossar,  Ant.  Weihnachtslieder  in  deu  steiri- 
schen Alpen.  (B.  W.  Abendpost  1879,  Nr.  294.) 

Waring,  G.  E.  Tyrol  and  the  Skirts  of  the  Alps. 
New-York  1879.  Illustr. 

Willkomm,  M.  Der  Böhmerwald  und  seine  Um- 
gebungen. Prag,  Bellmann,  1878. 

Wolff,  J.  Deutsche  Ortsnamen  in  Siebenbürgen. 
(Progr.  d.  Evang.  Untergymn,  Mühlbach  1879, 
48  S.,  4*.) 


Ansiedelung  im  Osten.  (Augsb.  Allg.  Zeit,  1879, 
Nr.  362.) 

Aus  den  Karpathen.  (Ausland  1879,  46.) 

Aus  den  Süd&lpen.  (Im  Neuen  Reich  1878,  884.) 

Die  Bevölkerungsverhältnisse  der  österreichisch- 
ungarischen  Monarchie.  Von  A.  F.  (B.  Augsb. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  13,  18,  21.) 

Gumplowicz,  Ludwig.  Das  Recht  der  Nationali- 
täten und  Sprachen  in  Oesterreich-Ungarn.  Inns- 
bruck 1879.  Hierzu:  Zur  Nationalitätenfrage  in 
Oesterreich.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  94.) 

Hugelmann,  Carl.  Die  rechtliche  Rettung  der 


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73 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Nationalitäten  in  Oesterreich.  (Oesterr.  Zeitschr. 
f.  Verwaltung,  Jahrg.  XII,  Nr.  39  f.) 

Kaemmel,  O.  Die  Entstehung  des  österreichischen 
Deutschthnms.  I.  Bd.  A.  u.  d.  T.:  Die  Anfänge 
deutschen  Lettens  in  Oesterreich  bis  zum  Aus* 
gange  der  Karolingerzeit.  Mit  Skizzen  zur 
keltisch-römischen  Vorgeschichte.  Leipzig  1879, 
Duncker  A Humblot,  8».  VIII,  331  S. 

Lorenz,  G.  Einige  Uebergünge  über  die  Tatra. 
(Jahrb.  (L  Ungar.  Karpathenvereins  1879,  S.  338.) 

Pichler,  Ad.  Zwischen  Deutschland  und  Italien, 
1,  2. (Wiener  Abcudpost  [Beilage],  Nr.  170,  1879.) 

Renehr,  Gst.  Im  Donaureich.  II.  Abth.  Die 
Cultur.  Prag  1878,  8«.  225  S. 

Roux,  X.  L’Autriche-Hongrie,  Paris  1879,  18°. 
XX,  262  S. 

Rulth,  M.  Karpathen  und  Tatra.  (Beil.  A.  A. 
Z.  1878,  4.,  5.  August.) 

Storm,  Aug.  Uebcr  Austriacismen.  (All gern, 
literarische  Correspondenz,  Nr.  33,  3.Bd.,  1879.) 

Umlauft,  F.  Wanderungen  dui'ch  d.  österr.-ungar. 
Monarchie,  2—16.  Wien  1878—1879,  8«. 

Ungar.  Karpathen -Verein.  Jahrbuch  des  Vereins 
(in  deutscher  u.  ungar.  Sprache).  Iglo  1878, 

Ungarn  als  Einwanderungsgebiet.  (Augsb.  Allg. 
Zeit.  1879,  Nr.  328.) 


11.  Schweizer.  — Niederländer. 


Bonghi , R.  A spasso  per  TEngadina.  (Nuova 
Antologia,  Anno  XIV,  2 ser.,  VoL  17,  Fase.  19.) 

Edlmann,  P.  Ricordi  della  Svizzera  occidentalc. 
Firenze  1879,  S.  302. 

Eine  deutsche  Colonie  jenBeit«  der  Alpen.  (Im 
Neuen  Reich  1879,  963 — 967.) 

MacugriAga,  Gontz,  Allagna  und  Gressoney  am 
Südabliaug  des  Mte.  Hosa. 

Hollwald,  Pr.  von.  Deutsche  Ansiedelungen  am 
Monte  Rosa.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr. 
142,  1879.) 

Hesse,  Werner.  Die  Teilssage.  (B.  Augsb.  Allg. 
Zeit..  1879,  Nr.  220—221.) 

Jäcklin,  D.  Volkstümliches  aus  Graubündten. 
Chur  1879,  3.  Theil. 

Rüscheler -Usteri,  A.  Das  zürcherische  Wohn- 
haus im  16.  Jahrhundert.  (Zürcher  Taschen- 
buch 1878.) 

Scartazzini,  Dr.  J.  A.  Aus  „Alt.  frei  Rhätien**. 
(Beil.  A.  A.  Z.  1878,  14.,  15.  September.) 

Vetter,  P.  Ueber  die  Sage  von  der  Herkunft  der 

Archiv  för  Anthropologie.  Bd.  XII. 


Schwyzer  und  Oberhaslor  von  den  Schweden  und 
Friesen.  Born,  Dalp,  1878. 


Aicard,  J.  Visite  en  Heilande.  Paris  1879, 
142  8,  12°. 

Amsterdam  (nach  dem  Französ.  des  Herrn  CliarlcB 
de  Coster).  (Globus  1879,  10.  Ulustr.) 

de  CoBter,  Ch.  La  Neerlande.  (Le  Tour  du 
Monde  1878,  Nr.  928  f.) 

Dannehl,  Gust.  Die  vlaraische  Bewegung.  (Garten- 
laube 1879,  Nr.  20  f.) 

Kuyper,  J.  Nederland,  zijuo  provineien  en  kolo- 
nien.  Land-  en  Volkbeschreven.  2de  druk.  Leen* 
warden  1878,  8°.  264  S. 

Myllus,  F.  H.  Acht  Tage  in  Holland,  Reisenotizen 
über  das  Land  und  seine  Kunstschätze.  Mailand. 
Druck  von  Bernardoui,  1878. 

12.  Engländer  und  Schotten. 

Blackie,  Professor.  The  Soofc.  (Contemporary 
Review  1878,  Vol.  XXXIII,  97—112.) 

Blind,  Karl.  Discovery  of  Odinic  Songs  in  Shet- 
land. (The  Nineteenth  Century,  Juni  1879.) 

Bradley,  H.  TfO  Place  Name»  in  Nennius.  (The 
Academy  1879,  Nr.  388.) 

Bray,  Mrs.  The  Bordcrs  of  the  Tamar  and  the 
Tavy.  Thcir  Natural  History,  Mauners,  Customs 
etc.  2 vols.  Plymouth  1879,  8”.  900  S. 

Cole,  E.  On  Scandinavian  Place  Names  in  the 
East  Riding  of  Yorkshire.  York  1879,  36  S. 

Delitsch , O.  Ferientage  in  Schottland.  (Ans 
allen  Weltteilen,  Jahrg.  IX,  Nr.  12.) 

Des  Engländers  Haus  und  Heim.  (Wissenschaft 
Beilage  d.  Leipziger  Zeitung,  Nr.  29 — 30.) 

Englisches  Schulwesen.  N.  (Ausland  1879,  33.) 

Esoott,  T.  H.  S.  England;  its  People,  Politics 
and  Pnnmits.  2 Vols.  London  1879,  8®.  1058  S. 

Ghocc,  N.  N.  Indian  Views  of  England.  London 
1878. 

Hillebrand,  Carl.  Familiär  Leiters  on  Modern 
England.  (Nineteenth  Century  1879,  VL  615 
bis  639.) 

Horstmann,  C.  Sammlung  altenglischer  Legen- 
den , grösstenteils  zum  ersten  Mal  herausge- 
geben. Heilbronn  1878,  8°.  227  S. 

Innes,  T.  A critical  Essay  on  the  ancient  Inha- 
bitants  of  the  Northern  Parts  of  Britain,  or 
Scotland.  Centaiuing  au  Account  of  theRemains 
10 


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74 


Vorzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


of  the  Britains  behind  the  Wall,  of  the  Caledo- 
nians.  or  Picts,  and  Particulars  of  the  Scot«. 
With  an  Appendix  of  aucieut  Ms.  Pieces  reprint- 
ed  from  the  Original  of  1729.  With  a Meraoir 
by  G.  Grub.  Edinburgh  1879,  8U.  474  8. 

Karlowitsch,  Roman.  Ein  Bild  aus  Nord- Wales. 
(Aas  allen  Welttheilen,  10.  Jahrg.,  12.  lieft, 
1679.) 

Lefovre,  G.  Shaw.  The  Channel  Islands.  (Fort- 
nightlv  Review  1879.  Bd.  32,  S.  474—491.) 

Lewis,  A.  B.  On  the  Devils  Arrows,  Yorkshire. 
(Jonrn.  Anthr.  Instit.  1878,  V1IL  S.  180.) 

Low,'  G.  A Tour  through  the  Islands  of  Orkney 
and  Shetland;  containing  Hints  relative  to  their 
Ancient,  Modern  aud  Natural  History,  collected 
in  1774.  London  1879. 

Harshall,  W.  The  Past,  Present  and  Future  of 
Englands  Language.  London  1878. 

Patrick,  R.  W.  C.  Early  Records  relating  to 
Mining  in  Scotland.  Edinburgh  1878. 

Prior,  R.  C.  A.  On  the  Populär  Nantes  of  Bri- 
tish Plant«;  being  an  Explanation  of  the  Origin 
and  Meaning  of  the  Nantes  of  our  Indigenoua 
aud  xnoat  contmonly  cultivated  Species.  London 
1879,  8«.  322  8. 

Roby,  J.  Tradition«  of  Lancashire.  London  1878. 
2 Vol«.  890  S. 

Shcplicrd,  H.  E.  The  History-  of  the  English 
Language  front  the  Toutonic  Invasion«  of  Bri- 
taiu  to  the  Close  of  the  Georgian  Era.  New- 
York  1878. 

Smith,  A.  C.  Somo  Account  of  the  Tavern  Sign« 
of  Wiltshire  and  their  Origin.  (The  Wiltshire 
Arch.  aud  NaL  Hist.  Magazine  1878,  V,  XVII. 
8.  306.) 

Smith,  Goldwin.  The  Greatness  of  England. 
(Contemporary  Review  1878,  XXXIV,  1 — 19.) 

8palding,  T.  A.  Elizabethean  Demonology:  an 
Essay  in  Illustration  of  the  Belief  in  the  Exi- 
« tun co  of  Davits,  and  the  Power«  possessed  by 
thein,  as  it  was  generally  hold  during  the  pe- 
riod  of  the  Reformation  and  the  Time«  itnme- 
diately  «ucceeding,  with  Special  Reference  to 
Shakespeare  and  hi«  Works.  London  1879,  8®. 
160  S. 

The  Englishworaan  at  School.  (Quarterly  Review 
1878,  CXLVI,  40—69.) 

Weisac,  J.  A.  Origin,  Progress  and  Destiny  of 
the  English  Language.  New- York  1878. 


13.  Slaven  im  Allgemeinen. 

Das  Alter  der  «Tavischen  Idee  in  Ruesland.  (West* 
nik  Jcwropy  1878,  II.  5.  Russ.) 

Dor  Panslaviamus.  Nach  A.  Pypin.  (Rurs.  Revue 
1879,  S.  385—415.) 

Die  gegenseitigen  Beziehungen  der  Slaven.  Von 

A.  P.  (Westnik  Jewropy  1878,  H.  6.  Ross.) 

Sflokolowskij,  E.  Die  historische  Bedeutung  der 
Wolga.  (Journ.  des  Ministeriums  der  Wegever- 
bindungen 1878,  H.  7.  Russ.) 

Die  historische  Bedeutung  der  Wolga.  (Russ. 
Revue  1879,  I,  S.  375—382.) 

Auaxtlg  des  vorigen, 

Harkavy,  A.  On  a Passage  in  „Ma^ondi’s  Golden 
Meadow“  coucerning  the  Ancient  History  of  the 
Slaves.  (Trav.  de  la  3 me  Sess.  du  Congres  In- 
ternat. de«  Orientalist««.  P*  II.  Petersburg  1879.) 
Howorth.  H.  H.  The  spread  of  the  Slaves.  P.  II. 
The  Southern  Serbs,  Bosnians,  Montenegrius  and 
Hurzegowiuians.  (Journ.  of  the  Anthrop.  Insti- 
tute, VIII,  1878.  S.  65.) 

Korczak -Branicki , X*  Les  Nationalität*  nlavea. 
Paris  1879,  8«.  412  S. 

MaikofT,  W.  P.  Die  erste  anthropologische  Aus- 
stellung und  der  anthropologische  Congrcsa  in 
Moskau.  Sslowo  1879,  H.  10.  Russ. 

Materialien  zur  Vorgeschichte  des  Menschen  im 
Östl.  Europa.  Nach  polnischen  und  rusRischen 
Quellen  bearbeitet  und  herausgegeben  von  Albin 
Kolm  und  Dr.  C.  Mehlis.  Jena  1879,  H.  Coste- 
noble. 

Bespr.  von  Fligier.  Mitth.  Wien  1879,  Bd.  IX, 

B.  227. 

Miller,  O.  Das  Slaventhum  und  Europa.  Auf- 
sätze und  Reden  von  1865 — 1877.  Petersburg 
1878,  433.  (Russ.) 

Pypin,  A.  N.  und  W.  D.  Spaasowitsch..  Ge- 
schichte der  slaviechen  Literaturen.  Zweite  Aull-, 
Bd.  L Petersburg  1879,  8“.  447  S.  Ru&a. 

Benpr.  in  Rum.  Revue  1879,  I,  187. 

Bchwartz,  Dr.  W.  Der  prähistorische  Osten. 
(Ausland '1879,  7.) 

Stioda,  Prof.  Dr.  Ludwig.  Die  anthropologische 
Ausstellung  in  Moskau  1879.  (Russ.Revue  1879, 
II,  236—261.) 

Vogue,  Eugeno-Melchior  de.  De  Moscon  ä By- 
zanz. Les  Voyages  d’un  Patriarquc.  (Rev.  d. 
Dcux  Mondes  1879,  II,  ß — 35.  [Arsenii  Elassouis 
descr.  itineris  1588.]) 

Wesseloftky,  Prof.  Alexander.  Altslavischo 
Kreuz-  und  Rebcnsagen.  (Rusr.  Revue  1878, 
XIII,  130—152.) 


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Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur.  75 


Zarinski,  G.  Die  geographischen  Namen  derSla- 
venlünder.  Krakau  1878,  8°.  264  S.  (Poin.) 

14.  Nordslaven. 

(Russen.  — Polen,  Wenden.  — Letten.) 

Aristow,  Prof.  Die  unfreiwillige  Mönchsweihe 
bei  unseren  Vorfuhren  bis  zum  XVII.  Jahrhun- 
dert. (Das  Alte  und  Neue  Russland  1878,  11.56. 
Russ.) 

Arsacnjcw,  F.  Von  der  Seheksna  bis  zum  Ku- 
benskischen  See.  Reiseskizzen.  (Das  Alte  und 
Neue  Russland  1878,  II.  5,  6.  Russ.) 

Ascharin,  Andr.  Russische  Volkstypen.  (Daheim, 
15.  Jahrg.,  1879,  Nr.  7.) 

Awdieew,  M.  W.  Die  Frauen  aus  russischen 
Schriftstellern.  Gallerie  der  Frauentypen  aus 
den  besten  Werken  der  neuen  belletristischen 
Literatur  in  Russland.  Petersburg  1879,  4°. 
67  S.  u.  6 Phot 


Berg,  F.  Aus  Petersburg  nach  Poti.  Dorpat  1879, 
Karow,  8°.  136  S.  Mit  1 lith.  Karte. 

BrOcknor,  A.  Culturhistorische  Studien.  I.  Die 
Russen  im  Ausland  im  17.  Jahrhundert.  II.  Die 
Ausländer  in  Russland  im  17.  Jahrhundert.  Riga 

1878,  8«.  104  u.  95  S. 

Brückner,  Prof.  A.  Die  Frauentage  in  Russ- 
land im  Zeitalter  Peters  d.  Grossen.  (Russ.  Revue 

1879,  II,  97—131.) 

Catalogue  de  l'Exposition  du  Ministers  de  l’Indu- 
strie  publique  eu  Russte.  Paris  1878. 

Christie,  Jam.  Men  and  ThingB  Russian,  »r  Ho- 
liday  Travels  in  the  Land  of  tho  Czar.  Edin- 
burgh 1879,  8°.  210  S. 

Chruatschow , J.  Uebor  die  allrussischen  histo- 
rischen Erzählungen  und  Sagen,  XI. — XILJabrh. 
Kijew  1878,  8°.  222  S. 

Dahl,  W.  Sammlung  von  Sprüchwörtern  des 
russischen  Volkes,  1.  Rd.  Petersburg  1879,  81'. 
748  S. 


Ein  Wochenmarkt  in  St.  Petersburg.  (Gartenlaube 
1879,  Nr.  38.) 

d'EliBaalde  Caatromont,  L. ' Histoire  de  l’intro- 
duction  du  christianisine  sur  le  continent  rnsse 
et  vie  de  Sainte  Olga.  Paris  1879,  8°.  571  S. 

Euglische  und  deutsche  Urtheile  über  die  Rusmcii. 
(Ausland  1878,  41.) 

Pacher , G.  M.  Die  Molokanen  oder  die  christ- 
lichen Spiritualisten  des  östl.  Russland.  Westnik 
Jewropy  1879,  H.  9.  Russ. 

Feuilleret,  H.  Geographie  commerciale  de  la 
Russie.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Commerc.  Bordeaux 
1878,  Nr.  17.) 

Franko,  Prdr.  Die  russischen  Studenten.  (Daheim, 
15.  Jahrg,,  Nr.  23,  1879.) 

Heyking,  £.  Reisebilder  aus  dem  Europäischen 
Russland  und  dem  Kanka&us.  Leipzig,  Steiuacker, 
1878. 

J&nke,  A.  Uauptro.  Skizzen  aus  dem  europäischen 
Russland.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
militur.  Verhältnisse.  Berlin  1879,  8".  128  S. 

Dc&pr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  Nr.  39,  1879. 

Janaon,  J.  Vergleichende  Stntistik  Russlands  und 
der  Mittel -Europäischen  Staaten.  1.  Areal  und 
Bevölkerung.  St.  Petersburg  1878. 

Im  nördlichen  Russland.  (Ausland  1879,  37.) 

Jurtschenki , P.  O.  Dio  Reise  des  Hollunders 
Struis  durch  Russland.  (Russkij  Archiv  1879, 
H.  7.) 

KobyLow,  N.  Am  kaspischen  Meere.  Reisenotizen. 
Sslowo  1878,  H.  6.  Runs«  0 

Kohn,  Albin.  Aberglauben  und  Anschauungen 
des  Volkes  in  der  Gegend  von  Narwa.  (Die  Na- 
tur, N.  F.  4.  Jahrg.,  Nr.  46,  1878.) 

Kohn , Albin.  Der  russische  Urwald  und  seine 
Bewohner.  1.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr. 
40,  41,  1879.) 

Kohn,  Albin.  Weltliche  Nonnen.  Ein  Stückchen 
russischen  Gulturlcbens.  (Ausland  1878,  35.) 

Krassnow,  H.  Die  Bevölkerung  und  dAB  Land 
der  Kosaken  im  europäischen  und  asiatischen 
Russland.  (Wojennij  Ssbornik  1878,  H.  4.  Russ.) 

Kulischer,  M.  Das  communale  Eigenthum  in 
Russland.  (Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  und 
Sprachwissenschaft,  10.  Bd.,  4.  Heft,  1878.) 

L&th&n),  R.  G.  Russian  and  Tnrk,  from  a Geo- 
graphical,  Ethuological  and  Historical  Point  of 
View.  London  1878,  8».  444  S. 

Loroy-Beauliou , Anatolo.  LEmpire  des  Txars 
et  les  Kusses.  VII.  La  Refurmc  judiciaire.  (Rev. 
des  Deux  Mondes  1878,  V,  890 — 922,  VI,  842 
—877;  179,  III,  278,  312,  V,  176—212.) 

10* 


Dio  Hauptstämme  der  Russen.  Begleitworte  znr 
Karte  der  Vertheilung  der  GroBa-,  Weiss-  und 
Kleinrussen.  (Geogr.  Mitth.  1878,  325 — 338. 
M.  K.) 

Die  Veränderungen  der  slavisch -russischen  Natio- 
nalität innerhalb  der  Bevölkerung  Sibiriens. 
(Globus  1879,  20.) 

Edwards,  H.  S.  The  Russians  at  Home  and  the 
Russians  Abroad.  Sketches,  Unpolitical  and  Po- 
litical. of  Kassian  Life  uuder  Alexander  I.,  2Vols. 
London  1879,  8».  656  S. 


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76 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Lea  Chants  historiques  de  1* Ukraine  et  lea  chan- 
sons  des  Latyches  des  bords  de  la  Dvina  occi- 
dentale.  (Pdriodcs  pal'enne,  norm  and«? , tartare, 
polonaise  et  cosaque.)  Traduits  bot  les  texte« 
originaux  par  A.  Chodzko.  Paris  1879,  8°. 
LXXL  2ll  & 

Löher, P.  von.  Ausflug  nach  Russland.  (B.  Augsh. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  322,  323,  327,  334,  341, 
347,  356.) 

Mainow,  W.  N.  Skizzen  ans  dem  Leben  der 
Mordwinen.  Salowo  1879,  II.  5 f.  Kuss. 

Meyer  von  Waldeck,  Friedrich..  Die  russischen 
Nihilisten.  (Unsere  Zeit  1879,  Bd.II,  110 — 125.) 

Morkowin,  N.  Eine  Skizze  der  Geschichte  des 
saporogiBchen  Kosakenthums.  St  Petersburg 
1878,  8U.  81  S.  Rim. 

Owajamukow,  A.  Geographische  Skizzen  und 
Bilder,  Bd.  I.  die  Wolgagegend.  St  Petersburg 
1878,8«.  341  S.  Buss. 

Figott,  G.  W.  R.  Savnge  and  Givilised  Ilu&sia. 
2de  Ed.  With  an  lntroduction  by  Rev.  F.  Arnold. 
London  1879. 

Presse  und  Presszustäude  in  Russland.  (Ausland 
1878,  37.) 

Ravenstein , E.  G.  The  populations  of  Russin 
and  Turkey.  (Journ.  Statut  Soc.  1877,  Sept.) 

•Roller.  Archangel.  (Ausland  1878,  Nr.  2,  S.  32 
bis  37.) 

Roth,  H.  Jj.  A Sketch  of  the  Agriculturo  and 

% Peasantry  of  Kostern  Russin.  London  1878. 

Rassische  Calturzustönde  im  19.  Jahrhundert.  I, 
DL  (Unsere  Zeit  1879,  L 19—33,  95—114.) 

Sabelin,  J.  Geschichte  des  russischen  Lebens  von 
der  ältesten  Zeit,  II.  Band.  Moskau  1879,  8°. 
522  S. 

Sabelin,  J.  S.  Zöge  nationaler  Selbständigkeit  in 
der  altruBB.  Architektur.  (Das  alte  und  neue 
Russland  1878,  II.  4.  Russ.) 

Sabelin,  M.  Das  russische  Volk,  soinc  Sitten  und 
Sagon,  sein  Aberglaube  und  seine  Poesie,  4 Bde. 
Moskau  1880,  614  S.  Rubs. 

Schafr&now,  S.  Ueber  die  Sprache  im  russischen 
Volkslied.  (Journ.  d.  Minist,  d.  Volksaufklärung 
1878,  H.  10  f.  (Russ.!) 

Sch&schkow,  S.  S.  Geschichte  der  russischen 
Frauen.  2.  Aull.  Petersburg  1879,12°.  368  S.  Kuss. 

Semstwo.  Russische  und  baltische  Selbstverwal- 
tung. Leipzig  1878,  Brockhaus,  8°.  VII,  75  S. 

Skizzen  aus  Süd-Russland  (nach  dem  Französ.  des 
Herrn  F.  de  Mely).  (Globus  1878,  XXXIV,  17, 
18,  19.) 


Ssamokwaasow , D.  Beginn  des  politischen  Lö- 
bens der  alt  russischen  Slave  n.  Warschau  1878, 
8*>.  XII,  364  S.  Russ. 

Thun,  Alphona.  Finanzielle  and  volkswirt- 
schaftliche Zustände  Weissrusalands.  (Viertel- 
jahrsschrift f.  Volkswirtschaft,  Politik  a.  Cultur- 
geschichte,  16.  Jahrg.,  3.  Bd.,  1879.) 

TschebotarciT,  P.  Der  Don  und  seine  Bewohner 
in  den  Jahren  1851  — 1877.  Reisebemorkungen. 
(Das  Alte  Russland  1879,  H.  4 f.  [Russ.)) 

Tschubinskij,  J.  Kurze  Charakteristik  der  Klein- 
russen.  (Russ.  Revue  1878,  XIII,  361 — 378.) 

Vlach,  Dr.  Jar.  Die  ethnographischen  Verhält- 
nisse Südrusslands  in  ihren  Hauptepochen  von 
den  ältesten  Zeiten  bis  auf  das  erste  Erscheinen 
der  Slaven.  Eine  historisch  - etbnogr.  Studie. 
(Mitth.  k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien  1879,  Nr.  10 — 12.) 

Wall&ce,  D.  M.  Russin.  London  1878,  8°.  634  S. 

Wcsaelowskij , A.  Die  Sage  von  der  Schönen 
im  Palast  und  die  russische  Bylina  von  dem 
Sonnenreich.  (Jouru.  d.  Ministeriums  der  Volka- 
aafklärung  1878,  H.  4.  Russ.) 

Witewskij,  W.  V.  Der  Ursprung  des  uralUchen 
Ilecros.  (Das  Alto  und  None  Russland  1879, 
H.  7 f.) 

Woiekof,  A.  Wald  und  Steppe  in  Südrussland 
and  ihre  Beziehungen  zum  Ackerbau.  (Ausland 
1878,  51.) 

Wollner,  Wilh.  Untersuchungen  über  d.  Volks- 
epik d. Grossrussen.  Leipzig (Inangnraldiss.)  1879, 
Lex.  8°.  90  S. 

Zaborowsky.  Sur  les  Kamennya  Baby  de  la 
Russie  Mdridionale  et  la  deesse  More.  (Bull. 
Soc.  d' Anthropologie.  Paris  1879,  291 — 292.) 

Zschokko,  H.  Reisebilder  aus  Finland  u.  Russ- 
land. Wien,  ßraumüller,  1878. 

Zverina,  Fr*.  Eine  Kirchenfestungsruine  in  der 
Ukraine.  (Illustr.  Zeitung,  71.  13d.,  Nr.  1850, 
1878.) 


Brückner,  A.  Die  slavischen  Ansiedelungen  in 
der  Altmark  nnd  im  Magdeburgischen.  (Preis- 
schrift  d.  Fürst].  Jablonowakischcn  Ge«.,  XXII, 
1879.) 

Cronau,  R.  In  der  Wassorpolackei.  (Gartenlaube 
1879.  Nr.  19.) 

Die  Symbolik  der  Vögel  in  der  Sage  der  Polen 
und  Ruthenen.  (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr. 
13  u.  14,  1879.) 

Exner,  W.  F.  Die  Hausindustrie  in  Galizien. 
(Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  163,  1879.) 


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77 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Fischer,  Arnold.  Culturfortschritte  in  Galizien. 
(Ausland  1878,  30.) 

Fligier,  Dr.  Zur  Anthropologie  Galiziens.  (Mittli. 
Anthr.  Ges.  Wien  1879,  Bd.  IX,  Nr.  1—3.) 

Heyer,  Dr.  Franz.  Masurische  Volkslieder.  A. 
d.  Polnischen  übersetzt  (Altprenss.  Monatshefte 
1879,  361—363.) 

Perwolf,  J.  Polen.  Ljachen,  Wenden.  (Archiv  f. 
slav.  Philologie,  IV,  1879,  S.  63.) 

Veckenstedt,  Edm.  Wendische  Sagen,  M Archen 
und  abergläubische  Gebräuche.  Gesammelt  und 
nacherzählt.  Graz  1880,  Leuschner  & Lubensky, 
8°.  XIX,  499  S. 


Ueber  die  lettischen  Sprach  reute  auf  der  kurischcn 
Nehrung.  (Die  Natur,  N.  F.  Bd.  V,  Nr.  20.) 

Voelkel.  Lettische  Sprachreste  auf  der  ku t ischen 
Nehrung.  (Programm  der  Tilsiter  Realschule 
1879.  Vgl.  „Die  Natur“  1879,  Nr.  20.) 

Waeber,  Otto.  Beiträge  zur  Anthropologie  der 
Letten.  (Universit&tsschrift  Dorpat.  47  S.,  37.) 

Zur  Anthropologie  der  Letten.  (Ausland  1879,  31.) 

16.  Südalaven.  — Bulgaren. 

Aus  Neu-üeBterreich.  (Ausland  1879,  20,  21,  22.) 

Bakitsoh,  G.  Montenegro.  (Journ.  d.  Ministeriums 
d.  Volksaufklärung  1878,  II.  8.) 

Barbonti- Brodand , G.  Su  la  Drina,  ricordi  e 
studi  slavi:  In  viaggio  — Storia — Belgrado  — 
l'Interuo  — Moto  Slavo  — Letteratura  serba. 
Milano  1878.  398  S.,  16,  1—3. 

Beresin,  L.  W.  Croatien,  Sbivonien,  Dalmatien 
und  die  Militär  grenze.  2 Bde.  Petersburg  1879, 
8».  1110  S. 

Büchoien,  C.  Bosnien  und  seine  volkswirth- 
schafÜiche  Bedeutung  für  Oesterreich- Ungarn. 
Auf  Grund  vou  Thatsachen  dargestellt.  Mit  2 
Uebersichtgkarten.  Wien  1879,  Lehmann  & 
Wentzcl,  8®.  48  S. 

Der  Jahrmarkt  von  Livno.  (Oesterreich.  Monats- 
schrift f.  d.  Orient  1879,  S.  148,  N.) 

Die  illyrische  Schweiz.  Ein  Blick  in  das  öster. 
Occnpationsland.  (Gartenlaube,  Nr.  41,  1878.) 

Die  Serben  an  der  Adria.  Ihre  Typen  und  Trachten. 
9.  Lfg.  Leipzig  1878,  Brockhaus.  Fol.  5 Chro- 
molith. 

Ein  neues  serbisches  Volkslied.  (Ausland  1879,  1.) 

Evans,  A.  J.  Illyrian  Leiters.  Loudon,  Long- 
mans,  1878. 


Freoman,  E.  A.  Gl'imperatori  Blirici  o la  loro 
patria.  (Bull,  di  Archeol.  e Storia  Dalmata,  Anno 
I,  Nr.  6.) 

Fritz,  J.  Orsova  und  die  Idfeelfestung  Adah  Ka- 
leh.  (Mitth.  d.  k.  k.  Kriegsarchivs,  S.  395.) 

Gaj,  V.  Balkan  divan  etc.  Nachrichten,  Gedanken 
uud  Lehren  über  Land  and  Volk  auf  der  Balkan- 
Halbinsel,  besonders  in  Bosnien  und  der  Herze- 
gowina. Agram  1878,  251  S,  8°.  In  croatischer 
Sprache. 

Gopcevic,  Spirid.  Reiseblätter  aus  Montenegro 
und  Albanien.  (Die  Heimat,  4.  Jahrg.,  1879, 
Nr.  2.) 

Gyurkovics,  G.  von.  Dio  Agrar- Verhältnisse  in 
Bosnien  and  der  Herzegowina.  (Oesterr.  Monats- 
schrift f.  d.  Orient  1879,  41—43.) 

Gyurkovics,  G.  von.  Die  Verkehrs  Verhältnisse 
in  Bosnien  and  der  Herzegowina.  (Oesterr.  Mo- 
natsschrift f.  d.  Orient  1878,  181  — 183.) 

Helfer t,  v.  Bosnisches.  (Wiener  Abendpost  [Bei- 
lage], 1879,  Nr.  47,  51  f.,  154,  220  f.) 

Herzegowinischer  (Jewerbfluisa.  (Monatsschrift  f.d. 
Orient  1879,  S.  21—25.) 

Hornung.  Les  recherches  do  M.  Bogisic  stir  le 
droit  coutumier  des  Slaves  m^ridionaux.  (Le 
Globe.  Journ.  geogr.  de  Geneve,  XVII,  1878. 
S.  101.) 

Jovanovic,  Bog.  Die  Zunahme  der  Stadtbevölko- 
rung  im  Fürstenthum  Serbien  von  1834  — 1874. 
(Ausland  1879,  53.) 

Kirchner,  J.  J.  Bosnien  in  Bild  und  Wort  W’ien 
1878,  8°. 

Klaic,  V.  Bosnien.  Geograph,  und  geschieht 
Schilderungen,  ThL  I,  Geographie.  Agram  1879, 
222  S.,  8°. 

Le  Nozze  de  Montenegro  (E.  Z.).  (Uivista  Europea, 
Yol.  XVI,  Fase.  IH,  553—563.) 

Luksic,  A.  Bosnien  und  die  Herzegowina.  Kurz- 
gefasst« Darstellung  aller  geogr.,  volkswirt- 
schaftlichen and  Bocialen  Verhältnisse.  Prag, 
Hynek,  1878. 

Luschin  von  Ebongreuth,  A.  Dio  windische 
Wallfahrt  an  den  Niederrhein.  (Monatsschrift 
f.  d.  Geschichte  Westdeutschlands,  4.  Jahrg.,  7. 
bis  9.  Heft,  1878.) 

Mittorwurzer , J.  C.  Slavisches  aus  dem  östl. 
Pusterthale  (Drau-  und  Iselgebiet)  in  Tirol. 
(Schulprogramm  des  Gymnasiums  Brixon  1879.) 

Neuere  Literatur  über  Bosnien  und  Herzegowina. 
(Monatsschr.  f.  d.  Orient  1878,  S.  128,  28  Werke 
von  1864—1878.) 

Neyrat,  8.  Quelques  jours  en  Dalmatie  et  en 


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78 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Montenegro.  Lyon  1879.  40  S.  4°.  (Mem.  d. 
l’Acad.  d.  sc.  d.  Lyon.) 

Noö,  Heinrich.  Entdeckungsgänge  io  Alpen  nnd 
Apenninen.  (ß.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879.  VII. 
Ein  Schienenweg  in  den  dinarischen  Alpen.  VIII. 
Bosnische  Berglandschaften.  IX.  Von  der  Bosna 
zur  Narenta.) 

Orlow,  A.  N.  Serbische  Melodien.  Ans  Wuk 
Karagic.  (Westnik  Jewropy  1879,  H.  2.  [Russ.J) 
Popo  witsch -Lipo  wz,  J.  J.  Montenegrinische 
Frauen.  (Westnik  Jewropy  1879,  S.  9f.  Ru»».) 

Buffer , Ed.  Land  nnd  Leute  von  Bosnien  und 
der  Herzegowina.  Prag  1878. 

Sainte  -Marie,  E.  de.  Notic  es  sur  la  Dnlmatie. 

(Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  I,  161—179.) 
Sandwith,  Humphrey.  From  Beigrade  to  Sa- 
makoff.  (Fortnightly  Reviev  1879.  Bd.  32, 
S.  879—898.) 

Schiavuzzi.  Un  escursione  in  Bosnia.  (Bollet.  d. 
Soc.  Adriat.  d.  bc.  nat.  in  Trieete,  IV,  1879.  S. 
196.) 

Schimpft,  Anna.  Scbenico.  (Aus  allen  Weltth. 
1879,  Jahrg.  X,  S.  144.) 

Schweiger -Lerchenfeld,  A.  Preih.  von.  Bos- 
nien, daa  Land  nnd  seine  Bewohner.  Historisch, 
geographisch  nnd  ethnographisch  geschildert. 
Wien  1878.  1 K.  u.  10  I1L 

Schweiger -Lerchenfeld.  Die  Bewohner  von 
Bosnien-Herzegowina.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient 

1878,  S.  113  — 119.) 

Schwickcr,  Job.  Heinr.  Die  Serben  in  Ungarn. 
(Literarische  Berichte  aus  Ungarn,  3.  Bd.,  1.  lieft, 

1879. ) 

Sresnewskij,  J.  Die  friaulischen  Slaven.  St  Pe- 
tersburg 1878,  8°.  91  S. 

Sterneck,  H.  Geographische  Verhältnisse,  Com- 
municationen  und  das  Reisen  in  Bosnien , der 
Herzegowina  und  Nord-Mouteucgro.  Wien  1878. 
Mit  4 col.  T. 

Südslavische  Volkspoesie.  Volkslieder  au»  älteren 
Aufzeichnungen,  meist  aus  dem  Küstenland*»  ge- 
sammelt von  V.  Bogisic.  (Ausland  1879,  11.) 
Zverina,  Frz.  Bilder  aus  Montenegro.  (Illustr. 
Zeitung,  71.  Bd.  1847,  1878.) 


Baker,  Val.  War  in  Bulgarin.  A Narrative  of 
personal  Reminiscences.  With  Plans  and  Maps. 
2 Vol».  London  1879,  8".  790  S. 

Boddoc,  J.  On  the  Bulgarians.  (Journal  of  the 
Authropol.  Institute,  VIII,  1879.  S.  232.) 


Brunialti,  Attilio.  I^a  nuova  Bulgarin.  (Nuova 
Antologia,  Anno  XIV.  S.  3.  VoL  19,  F.  25.) 
Bulgarische  Volksdichtungen.  Gesammelt  und  ins 
Deutsche  übertragen  von  G.  Rosen.  Leipzig 
1879,  Brockhaus,  8®.  XII,  254  S. 

Bulgarische  Volksdichtungen.  (B.  W.  Abendpost 
1879,  Nr.  247.) 

Die  Gegend  von  Sophia.  (Im  Nouon  Reich  1878, 
539—643.) 

Hellwald , F.  von.  Donau  - Bulgarien  und  der 
Balkan.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  21 — 26, 
1879.) 

Howaizky,  D.  J.  Zur  Frage  über  die  Bulgaren. 

(Das  Alte  Russland  1879,  H.  4.  [Russ.]) 

Kanitz,  F.  Die  neubulgarischc  Pontusstadt  Varna. 
(Monatsschrift  f.  d.  Orient  1878,  147 — 152.) 

Kanitz,  F.  Donau  - Bulgarien  und  der  Balkan. 
Historisch  - geographisch  -ethnographische  Reise- 
Studien  aus  den  Jahren  1864 — 1878,  Bd.  III  mit 
46  Text-Illustrationen,  10  Tafeln  und  1 Original- 
karte. Leipzig,  Hermann  Fries,  1879. 

Bespr.  in  Monatsschrift  f.  d.  Orient  1879,  8.  18. 
Sokolow,  M.  Aua  der  alten  Geschichte  der  Bul- 
garen. St.  Petersburg  1879,  8°.  260  S. 

16.  Griechenland. 

Beotie.  Uno  cxcursion  sur  le«  lacs  de  la  — . (Annalee 
de  l'extreme  Orient,  I,  1879.  S.  283.) 

Böttcher,  A.  Die  Insel  Aigina.  (Aus  dem  Neuen 
Reich  1878,  1 — 16.  — Nauplia,  daselbst  1878, 
569— 579.  — Tirynth,  daselbst  1878,  901—918. 
— Malvasia,  daselbst  1878,  244 — 253.  — Längs 
der  lakonischen  Küste  1878,  201 — 210.  — Eleusis 
1879,  905—919.) 

Bötticher,  A.  Wanderungen  durch  Griechenland. 

1.  Eira.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878,  14.  August.) 
Brunialti,  Attilio.  La  Nuova  Grccia,  le  sue  lotte, 
l'idea  ellenica  e il  suo  avvenire.  (Nuova  Anto- 
logia, Anno  XIV,  2ser.,  Vol.  16,  Fase.  14,  1879.) 

Byzantinische  Culturainflüsse.  (Ausland  1878,  46.) 
Der  Aberglaube  bei  den  heutigen  Griechen.  (Aus- 
land 1879,  6.) 

Die  Valoneou  Griechenland».  (Oesterreich.  Monats- 
schrift f.  d.  Orient  1879,  S.  220.  N.) 

Dossi us,  Nicol.  Der  Aberglaube  bei  den  heutigen 
Griechen.  Freiburg  1878,  8".  16  S. 

Bespr.  im  Liter.  Centr.-Bl.  Nr.  21,  1879. 

Durch  don  Archipel  nach  den  Jonischen  Inseln. 
(Ausland  1879,  31.) 

Eine  Reise  in  Griechenland.  (Nach  d.  Frauzös.  des 
Henri  BeUe.)  (Globin  1879,  1,  2,  3,  4.) 


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Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur.  79 


Einwohnerzahl  Griechenlands.  N.  (Ausland  1879» 
47.) 

Erforschung  von  Delos.  N.  (Ausland  1879,  39.) 
Finlay's  History  of  the  Sorvitude  of  Greeee. 
(Edinburgh  Reviow  1878,  Vol.  148,  232 — 262.) 

Iksipr.  von  „G.  Pinlay,  Hiatory  of  Greeee  from 
the  Conqueet  ^>y  the  Romans  to  the  Close  of  the 
War  of  Indepenilence“  1877. 

Fouque,  F.  Saotorin  et  Bes  eruptions.  Paris 
1879,  4°.  XXXII.  440  S.  61  T. 

Vorhistorische  FuDde. 

Fouquö's  Forschungen  auf  San  torin.  (Ausland 

1879,  45.) 

Frecman,E.  A.  Shall  wc  givo  up  Greek?  (Forth- 
nightly  Heview  1879,  I,  290—300.) 

Gobineau,  C*«  de.  Lo  Royaume  des  nelKmea. 
(Le  Correspondant  1878,  Vol.  76.  30 — 60,  668 
bis  701.) 

Griechenland  und  EpiruB.  Von  A.  F.  (Augsb. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  105.) 

Harrlson,  J.  A.  Greck  Vignette«:  a Sail  in  the 
Greek  Seas,  Summer  of  1877.  Boston  1878. 

Houssaye,  Henri.  La  Grece  et  les  province« 
grecques  de  la  Turquie.  (Kev.  d.  Deux  Mondes 
1879,  I,  840—857.) 

Ithaka.  Von  A.  v.  W.  (Beil.  Augsb.  Allg.  Zeit. 

1878,  Nr.  337,  339,  341,  346,  348,  349,  350, 
862,  357,  358,  363,  364,  365.) 

Kasasis,  N.  Political  and  Intellectual  Life  in 
Greeee.  (Contemporary  Reviow  1879,  164 — 181.) 

Eephallonio.  Von  A.  v.  W.  (BeiL  Augsb.  Allg. 

Zeit.,  22.,  27.,  29.,  31.  Oct.,  1.  Nov.  1878.) 
Kleinpaul,  Dr.  R.  Athener  Strassenrufe.  (Aus- 
land 1878,  45.) 

Klolnpaul,  Dr.  R.  Die  siegreichen  Kämpfer. 
(Ansland  1878,  48.) 

Köhler,  U.  Dodona,  seine  Ruinen  und  seine  Ge- 
schichte. (Im  Neuen  Reich  1879,  407 — 415.) 
Kore  11,  Fl.  Palmsonntag  in  Corfu.  (Gartenlaube, 
Nr.  14,  1879.) 

Lang,  W.  Neugriechisches.  (Im  Neuen  Reich 

1879,  753—760.) 

Neugriechisches  Kräuterkuchen-  und  Blumenorakel. 
(Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  15,  1879.) 

Penazzi,  L.  La  Grecin  moderna.  Ricordi.  Milano 
1879,  8°.  268  S.  Mit  Illustr. 

Petit,  F.  Eine  Reise  nach  Athen  und  Argos. 
(Progr.  d.  kath.  Gymn.  d.  Apostelkirche  zu  Cöln. 
Cöln  1879,  4.) 

Rose,  J.  Kinnaird.  Macedonia.  (Fortnightly 
Review  1879.  Bd.  32,  S.  414—439.) 


Sergeant,  Lewis.  New  Greeee,  with  Maps.  Lon- 
don 1878,  8°.  430  S. 

Synvet,  A.  Les  Greca  de  1’ Empire  Ottoman. 
Etüde  statistiquo  ct  ethnographique.  Constanti- 
nople  1878.  2“»e  Ed.  (Vgl.  Courier  d’Orient 

1878,  4613—4615.) 

Vogue,  Eugene -Melchior  de.  LaThessalie.  Note« 
de  Voyage.  (Rev.  d.  D.  mondea  1879,  I,  5 — 40.) 
Warsberg,  A.  Freiherr  von.  Odpseiscbe  Land- 
schaften. Bd.  I.  Das  Reich  de«  Aikinoos.  Bd.  II. 
Die  Colonialländer  der  Korkyräer.  Wien  1878. 
Warsberg,  A.  von.  Völkerwanderungen  auf  den 
Jonischen  Inseln.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f. 
d.  Orient  1879,  92—96.) 

Weser,  H.  Griechische  Pilger  am  Grändonners- 
tage. (Daheim,  15.  Jahrgn  Nr.  28,  1879.) 
Yule,  A.  F.  A littlo  Light  on  the  Cretan  In- 
surrection.  London  1879. 

17.  Türkei. 

Bilder  aus  Konstantinopel.  I.  Die  Frauenwelt 
II.  Häusliches  und  gesellige«  Leben.  (Unsere 
Zeit  1878,  II,  161  — 171,  512—521.) 

Clark,  E.  L.  The  Races  of  European  Turkey. 
New- York  1878.  M.  K. 

Clark,  E.  L.  The  Races  of  European  Turkey, 
their  Ilistory  etc.  Edinburgh  1879. 

v.  Criegern,  F.  Ein  Kreuzzug  nach  Stambul. 
Studien  und  Erlebnisse  auf  einer  Reise  im  Dienste 
de«  rothen  Kreuzes.  Dresden  1879,  Pierson, 
8Ü.  VIII,  448  S. 

Der  Balkan.  (Ausland  1879,  23,  24.) 

Die  politische  Umgestaltung  des  türkischen  Rei- 
ches in  Europa  und  Vorder  -Asieu  nach  dem 
Berliner  Vertrage  vom  13.  Juli  1878.  (Googr. 
Mittheilungen  1878,  365 — 368.  Mit  K.) 

Döllinger,  J.  von.  Die  orientalische  Frage  in 
ihren  Anfängen.  Rede  in  der  Festsitzung  d.  K. 
B.  Akademie  der  Wissenschaften  am  25.  Juli 

1879.  (Beil.  Augsb.  Allg.  Zeit  1879,  Nr.  218 
bis  219.) 

Driou,  A.  Gonstantiuople  et  la  Turquie.  lies  et 
rivages  de  la  Mediterrane«.  Limoges  1878. 
206  S.,  8°. 

Ein  Touristenritt  durch  das  Innere  der  europäischen 
Türkei.  (Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipziger 
Zeituug  1878,  Nr.  57,  58.) 

Göckc,  R.  Von  Wien  nach  Konstantinopel.  Eine 
deutsche  Gesandtschaftsreise  nach  der  Türkei  im 
Jahre  170t).  (Im  Neuen  Reich  1879,  977 — 993.) 
Hellwald,  F.  von  und  L.  Beok.  Die  heutige 


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80 


Verzcichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Türkei,  1.  u.  2.  Band.  Leipzig  1879,  8®.  486 
u,  504  S. 

Hellwald,  P.  von.  Dio  Umgestaltung  de»  Orient» 
als  Culturfrage.  1878.  Vgl.:  Die  Umgestaltung 
des  Orients  unter  dein  Urtheilsspruche  de»  Cul- 
turforschers.  (Beil.  A.  A.  2.,  30,  Sept.  1878.) 

Kanitz,  P.  Der  Balkan.  (Gcogr.  Mitteilungen 
1878,  377—380.) 

Kiepert,  Heinrich.  Dio  neuen  Staatengrenzen 
auf  der  Balkanhalbinsel.  (Globus  1878,  XXXIV,  6.) 

Kuhlow,  W.  M.  Volksßtudien  im  osmanischen 
Reich.  (Aus  allen  Welttheilen,  Jahrg.  X,  11. 7,  8.  f.) 

Les  Refugic»  de  la  Ronmelie  en  1878.  Rapport 
presente  au  Conseil  International  de  Santo  par 
loa  Docteurs  Mordtmann,  Gabuzzi  et  Steculi, 
inspecteurs  »pecialement  charges  du  Service  de 
Immigration.  Constantinople  1879.  Hierzu:  Ein 
Boitrag  zur  Geschichte  der  Menschheit.  (Beil. 
Aug»b.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  99.) 

Life  in  Constantinople  fifty  year»  ago.  By  an  Kas- 
tem  Stateaman.  (Contemporary  Review  1879, 
Dec.,  601—616.) 

Sax,  C.  Die  Nationen  de»  türkischen  Reiches  als 
Faktoren  der  Volks wirthschaft.  (Oesterreich. 
Monatsschrift  f.  d.  Orient  1879,  89 — 92.) 

Sax,  C.  Die  orientalische  Völkerwanderung  in  den 
Jahren  1877 — 1878.  (Oesterreich.  Monatsschrift 
f.  d.  Orient  1878,  182—183.) 

v.  Schwcigor-Lorchonfeld,  A.  Zwischen  Pontus 
und  Adria.  Skizzen  von  einer  Tour  um  die 
Balkan  - Halbinsel.  Wien  1879,  Uartlebcn,  8°, 
252  S. 

Strangford,  Viscountess.  East  Roumelia.  (The 
Nineteenth  Century  1879,  May.) 

The  People  of  Turkey.  (Quarterly  Review  1878, 
CXLVI,  256— 288.) 

The  Revival  of  Turkev.  (Quarterly  Review  1878, 
CXLVI,  549—594.) 

Tsohemersin , A.  Die  Türkei,  ihre  Grösse  und 
Verfall.  Historische  und  militärische  Skizzen, 
Bd.l.  Petersburg  1878,  8®.  VII,  349  S.  2K.  Runs. 

Turkey.  Contemporary  lifo  aud  thought  in  — . 
(Contemporary  Review,  XIV,  1879,  July.  S.740.) 

Walter  (Sir  C.  James).  Woraan  in  Turkey. 
(Contemporary  Review  1878,  Dec.) 

Zwiedineek  - Sudenhorst,  H.  v.  Des  Freiherrn 
Adam  v.  Ilerberateiu’s  Gesandtschaftareise  nach 
Constantinopel,  1,  2.  (Wiener  Abendpost  (Bei- 
lage!, Nr.  129,  1879.) 


18.  Finnische  Völker  Nordeuropas.  — 
Ungarn. 

Aspelin,  J.  H.  On  the  Prehistoric  Civili&ation 
of  the  Permian  Peoples  aud  their  Commerce  with 
the  East.  (Trav.  d.  1.  3n»o  Seaa  du  Congr.  Inter- 
nat. des  Orientalistes,  J.  II.  Petersburg  1879.) 

Berghaus,  A.  Die  Finnen  oder  Tschnden.  (Die 
Natur,  X.  F.  5.  Jahrg.,  Nr.  3 — 5,  1879.) 

v.  der  Brüggen,  E.  Livland.  (Preussische  Jahr- 
bücher, 42.  Bd.,  4.  Heft,  1878.) 

v.  der  Brüggen,  E.  Livland  und  Russland.  (Im 
Neuen  Reich  1878,  950—963.) 

Bordier,  Prof.  Iustructious  pour  la  Laponie. 
(Bull.  Soc.  d’Anthropologie.  Paris  1879,  404 — 
406.) 

Budenz,  J.  Ueber  die  Verzweigung  der  ugrischen 
Sprachen.  (Beiträge  zur  Kunde  der  indoger- 
manischen Sprache,  4.  Bd.,  1878.) 

de  Düben,  G.  La  Laponie  et  les  Lapons.  (Congr. 
Intern,  d.  Sciences  Geographique».  Paris  1878, 
I.  S.  323.) 

Ecker,  A.  Lappland  und  die  Lappländer.  Frei- 
burg, Stoll  und  Bader,  1878. 

Eine  estnische  Volkseage  vom  Wärwolf.  (Daheim. 
15.  Jahrg.,  Nr.  44,  1879.) 

Einiges  über  Finland  und  die  Finnen.  (Ausland 
1879,  9.) 

Friis,  J.  A.  La  Carte  ethnographique  du  Fin- 
mark.  (Congres  Intern,  d.  Sciences  Göographi- 
ques.  Paris  1878,  P.  1.  S.  315.) 

Grewinek,  C.  Die  SteiuschifTo  von  Mosching  und 
die  Wclla-Laiwe  oder  Teufelaböte  Kurlands  über- 
haupt. (Universitatsschrift  Dorpat.  54  S.,  4 T.) 

Ignatius,  K.  E.  P.  Grand -Ducht*  de  Finlande. 
Notice  statistique.  Helsingfora  1878.  Zar  Pariser 
Ausstellung  von  1878.  Statistik  m.  K. 

Lappland  und  die  Lappländer.  (Ausland  1878,  39.) 

Miller,  S.  H.  and  Skertchly,  S.  B.  J.  The  Fen- 
land  Past  and  Present.  Wisbeach  1878. 

Polnisch  Livland,  mit  einer  historischen  Uebersicht 
seiner  siebenhuudertjährigen  Vergangenheit  Po- 
sen 1879,  4®.  178  S.  M.  K.  u.  Abb. 

Schoenfliess,  M.  Bericht  über  eine  Reise  zur 
Untersuchung  der  gewerblichen  Verhältnisse 
Livlands.  Riga,  Deubner,  1878. 

Stieda.  Ueber  dio  Esten,  (Correspondenzbl.  d. 
deutschen  Ges.  f.  Anthropologie  1878,  S.  125.) 

Vasenius,  Valfrid.  La  Litterature  Finnoise  1544 
— 1877.  Cataloguc  alphabetique  et  »ystematique. 
Helsingissa  1878.  (Vgl.  Kuss.  Revue  1879,  I,  94.) 


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81 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


W&ldh&uor,  Ford.  Zar  Anthropologie  der  Liven. 
(Univers.  Schrift.  Dorpat.  47  S.  3 T.) 

Zur  Anthropologie  der  Liven.  (Ausland  1879,  28.) 


Bedö,  Albert.  Deecription  economique  et  com- 
merciale  des  forets  de  l’Etät  de  Hongrie.  Buda- 
pest 1878. 

Clarke,  Hyde.  Hiwalayan  Origin  and  Connection 
of  tho  Magyar  and  Ügrian.  London  1878,  8°. 
21  S. 

Der  Sprachenzwang  in  der  Volksschule  (Ungarn). 
(Im  Neuen  Reich  1879,  862 — 863.) 

Fische  und  Fischfang  im  Plattensee  in  Ungarn, 
mitgetheilt  von  Daurogarten.  (Die  Natur,  N.  F. 
6.  Jahrg.,  Nr.  31,  1879.) 

Keleti,  Karl.  Zu*  nnd  Abnahme  der  Bevölke- 
rung Ungarns  nach  Nationalitäten.  (Literarische 
Berichte  aus  Ungarn,  3.  Bd.,  1.  Heft,  1879.) 

Magyarisirung  in  Ungarn.  Nach  deu  Debatten  dos 
ungarischen  Reichstags  Qber  den  obligaten  Un- 
terricht der  mAgyariBchen  Sprache  in  sämmt- 
lichen  Volksschulen.  München  1879,  kl.  8°. 
520  S. 

Bespr.  im  Lit.  Centr.-Bl.  1879,  Nr.  48. 

Tisaot,  Victor.  La  Hongrie  inconnue.  (Le  Cor- 
respondant  1879,  N.  S.,  Vol.80,  249—272,  635 
— 666,  995—1026.) 

Zur  Natiunali tatsfrage  in  Ungarn.  (Im  Neuen 
Reich  1879,  506—508.) 


19.  Zigeuner. 

Asboth,  O.  Eine  Skizze  aus  dem  Zigeunerleben 
(Siebenbürgen).  (Globus  XXXVI,  1879.) 

Ficker,  Ad.  Die  Zigeuner  in  der  Bukowina. 
Ein  Beitrag  zur  „Ethnographie  internationale“. 
(Statist.  Monatsschrift,  5.  Jahrg.,  6.  Heft,  1879.) 

Hudson,  G.  Gli  zingari  in  Ispagna  (dai  viaggi 
del  Borrow).  Milano  1878.  254  S.,  16. 

Loland,  Ch.  G.  The  Russian  Gipsies.  (Mac- 
millan's  Magazine  1879,  November.) 

Morath,  A.  Zigeuner  in  Franken  im  15.  Jahr- 
hundert. (Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen 
Vorzeit,  N.  F.  25.  Jahrg.,  Nr.  11,  1878.) 

Miklosich,  Fr.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Zi- 
geuner-Mundarten. (Aus  dem  Sitzungsberichte 
der  k.  Akademie  der  Wissenschaft.)  Wien  1874 
bis  1878,  8*  36,  30  u.  54  S. 

Miklosich,  Dr.  Fr.  Ueber  die  Mundarten  und 
die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europas,  IX. 
Lautlehre  der  Zigeunermundarten.  (Dunkschr. 
d.  k.  k.  Akademie  d.  Wissenschaften.  Wien  1879.) 

Objet  de  bronoe  provenaut  des  Tsiganes  Calderari. 
(Bull.  Soc.  d’Anthropologie.  Paris  1878,  201.) 

Origin  and  Wanderings  of  theGypsies.  (Edinburgh 
Review  1878,  Vol.  148,  117—145.) 

Bosenfeld,  M.  Die  Zigeuuerlieder  und  ihre  Sän- 
ger. (Aus  allen  Welttbeilen,  10.  Jahrg.,  12.  Heft, 
1879.) 

Bimson,  W.  Ilistory  of  the  Gipsies,  with  Speci- 
mens  of  the  Gipsy  Language.  London  1879. 


m.  Asien. 


1.  Asien  im  Allgemeinen. 

Burton,  Isabel.  Arabia,  Egypt,  India.  A Narra- 
tive of  Travel.  London  1879. 

Blunt,  W.  F.  An  Indo-Mediterranean  Railway: 
Fiction  and  Fact.  (Fortnightly  Review  1879, 
V.  32.  S.  702—715.) 

Clerke,  E.  M.  LTnghilterra  nell'  Asia.  Rivista 
Europea,  Vol.  XVI.  Fase.  I,  6 f. 

Gramer,  N.  von.  Frauenleben  im  Orient.  (Balt, 
Monatsschrift  1879,  XXVI.  S.  516.) 

Helfer,  Dr.  and  Madame.  Travels  in  Syria,  Me- 
sopotamia,  Burmah  and  other  Lands.  Narr,  by 

Archiv  für  Anthropologie,  Bd.  XII. 


Caroline  Conntess  Nostitz  (formerly  Mad.  Helfer) 
and  rend.  into  English  by  Mrs.  George  Sturge. 
2 Vols.  London  1878,  Post  8».  644  S. 

Lamarre,  Chlovis,  F.  de  Fontpertuis,  Saka- 
kini  ot  Pharaon.  La  Perse,  le  Siam  et  le  Cam- 
bodge  k V Exposition  de  1878.  Paris  1878. 

Specht,  F.  A.  K.  von.  Das  Festland  Asien- 
Europa  und  seine  Völkerstämme.  Berlin  1879. 

Thomas,  Edw.  On  the  Position  of  Womeu  in  the 
East,  in  olden  Time.  (Journ.  R.  Asiat.  Soc.  of 
Great  Britain  1879,  XI.  S.  1.) 

Upton,  Major -General.  The  Armies  of  Europe 
and  Asia,  accorapanied  by  Letters  deecriptivc  of 
11 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


82 

a Journey  from  Japan  to  the  Caucasus.  Ports- 
mouth 1878,  8«.  460  S. 

Von  Moskau  bis  Teheran.  Aus  den  Erinnerungen 
eines  rassischen  Reisenden.  (Westnik  Jewropy 
1879,  Heft  3.  (Raas.]) 


2.  Asiatische  Türkei  im  Allgemeinen. 

Kleinasion.  — Cypern. 

Cyprus  and  Asiatic  Turkey.  A Handy  General 
Description  from  „The  English  Cyclopaedia“. 
London  1878,  12®.  246  S.  mit  K. 

Davis,  E.  J.  Life  in  Asiatic  Turkey.  London 
1879. 

Englaud  in  the  Levant.  (Edinburgh  Review  1878, 
Vol.  148,  558—593.) 

Farley,  J.  I*.  Egypt.,  Cyprus  and  Asiatic  Turkey. 
London  1878,  8«.  268  S. 

Geary,  Grattan.  Through  Asiatic  Turkey.  (Nar- 
rative of  a Journey  from  Bombay  to  the  Bospo- 
rus. London  1877,  2 Vols.,  Post  8n.  710  S. 
mit  Karte  und  Illustrationen.) 

Schweiger-  Lcrchenfeld  , Freih.  von.  Die  Re- 
formfrage  hinsichtlich  Türkisch-Asiens.  (Oeaterr. 
Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  56 — 61.) 


Aus  dem  Nord  westen  von  Kleinasien.  (Globus 
1878,  24.) 

Bradaska,  Fr.  Statistisch-ethnographische  Daten 
des  Situdachaka  Seros.  Gesammelt  vou  Stephan 
J.  Verkovic.  (Geogr.  Mittli.  1878,  2Ü9 — 305.) 

Bülow,  von.  Ein  Ritt  durch  das  Rosinenland. 
I,  II  (Tschosme),  111  (Toos).  (Ausland  1878,  35, 
36,  37.) 

Ein  Culturbild  aus  Smyrna.  (BeiL  A.  A.  Z.  1878, 
29.  Angast.) 

C.  Favre' b und  B.  Mandre’s  Reise  in  Kilikien 
1874.  Allgemeines  über  Land  und  Leute.  Ein- 
zelheiten von  der  Reise.  (Globus  1878,  XXXIV, 
ö,  15,  18.) 

Hirschfeld,  G.  Vorläufiger  Bericht  über  eine 
Reise  im  südwestlichen  Kleinasicn.  (Monatsschr. 
d.  kgl.  preuss.  Akad.  d.  Wißsensch.,  März  1879.) 

Hirschfeld,  Prof.  Dr.  G.  Bericht  über  eine  Reise 
im  südwestlichen  Kleinasicn.  (Z.  d.  Ges.  f.  Erd- 
kunde. Berlin  1879,  279—315.  M.  K.) 

Mo  Coan  (J.  Carlile).  Our  New  Protectorate : 
Turkey  in  Aaia,  its  Goographv,  Races,  Ressour- 
cob  and  Government.  London  1879. 


Schweiger- Lerohenfeld,  A.  v.  Erläuterungen 
zur  Gultorkarte  von  Kleinosien.  (Mitth.  k.  k. 
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Sello,  G.  Das  Mausoleum  vou  Halikarnass  und 
seine  Zerstörer.  (Im  Neuen  Reich  1879,  825 — 
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Brown,  S.  Throo  Months  in  Cyprus  1878/79. 
London  1879. 

Capltaine,  H.  Chypre.  (L’exploration  1878,  Nr. 
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Crenneville,  Graf.  Die  Insel  Cypern  in  ihrer 
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wirtschaftlichen  Verhältnissen.  Wien  1879. 

Cypern.  (Wiener  Abendpost,  Beilage  1878,  Nr. 
160  f.) 

Cypern.  Natürliche  Verhältnisse  und  Landescultur. 

(Globus  1878,  XXXIV,  7.) 

Cyprus.  Past  and  Present.  London  1878. 

Das  Eiland  der  Astarte.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878, 
28.  Juli.) 

Die  Insel  Cypern.  I,  II.  (Ausland  1878,  33,  34.) 

Dixon,  W.  H.  British  Cyprus.  London  1879. 

FolUot  do  Crenneville,  V.  Die  Insel  Cypern 
in  ihrer  heutigen  Gestalt,  ihren  ethnographischen 
und  wirtschaftlichen  Verhältnissen.  Wien  1879, 
8»  49. 

Lake,  J.  J.  Cedcd  Cyprus:  its  History,  Condition, 
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Lang,  R.  Hamilton.  Cyprus:  it«  History,  its 
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don 1878,  8®,  370  S.  M.  K.  u.  Abh. 

Löher,  F.  von.  Cyprus:  Historical  and  Descrip- 
tive.  Adapted  from  the  Gorman  with  much  Ad- 
ditional Matter  by  Mrs.  A.  Batson  Joyner.  Post 
8®.  324  S.  London  1878.  M.  2 K. 

Löher,  F.  von.  Ein  Blick  auf  die  Geschichte  Cy- 
peru».  (Daheim,  14.  Jahrg.,  Nr.  44.) 

Perrot,  George.  L'ilo  de  Cypre,  son  role  dans 
l’histoire.  (Rev.  d.  d.  Mondes  1879,  I.  564 — 606, 
III.  373—414.) 

Poole,  R.  Stuart.  Cyprus:  Present  and  Future. 
(Contemporary  Review  1878,  XXX1IL  137  bis 
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Ravenstein,  E.  G.  Cyprus:  it«  Resources  and  Ca- 
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Rawiin80n,  Sir  H.  C.  Rough  Notes  on  Prehisto- 


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83 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


ric  Cvprus,  (ProceedingB  R.  Geogr.  Soo.  London 
1879,  100—110.) 

Robinson,  Ph.  Cyprus:  its  Physical,  Economica), 
Historien],  Commercial  and  Social  Aspects.  Lon- 
don, Clo  wes,  1878. 

Sassenay,  Marquis  de.  Chypre,  Histoire  et  Geo- 
graphie. Paris  1878. 

Schneider,  K.  Cypern  nnter  den  Engländern. 
Heiseskizzen.  Köln  1879,  Du  Mont -Schauberg, 
8*.  VIII,  155  S. 

Schröder,  Dr.  P.  Meine  zweite  Reise  auf  Cypern 
im  Frühjahr  1873.  (Aus  Briefen  an  Prof.  II. 
Kiepert  in  Berlin.  Globus  1878,  XXXIV,  9,  10, 
11,  12.) 

Thomson,  J.  A Journey  througb  Cyprus  in  the 
Autnmn  of  1878.  (Procecdings  R.  Geogr.  Soc. 
London  1879,  97—106.) 

3.  Kaukasus.  — Armenien. 

Bakrodse,  Dm.  Archäologische  Reise  in  Gnrien 
und  Adtschar.  Petersburg  1878,  8°.  385  S.  M. 
Atl.  (Raes.) 

Broca,  P.  Sur  los  pretendus  Enar6ea  du  Caucaae. 
(Bull  Soc.  d‘ Anthropologie  1879,  73 — 76.) 

Der  Karutschai  an  den  Quellen  des  Kubans.  (Aus- 
land 1879,  41,  43.) 

Die  Chcwsuren.  (Ausland  1879,  27.) 

Die  Chewauren  und  ihr  Land.  (Globus  1879,  8.) 

Die  grusinischen  Volksfeste.  (Kuss.  Revue  1878, 
XIII,  460-468.) 

Ditrj&kow,  P.  Die  Volksliteratur  der  Kobar- 
daner.  (Weatnik  Jewropy  1879,  Heft  8.  Russ.) 

Dubrowin,  N.  Marquis  Pnuluzzi  in  Transkau- 
kasien.  Materialien  zur  Geschieht«  der  russi- 
schen Krieg»  und  Herrschaft  im  Kaukasus. 
(Militürarchiv  1879,  Heft  4 f.  Ruse.) 

Erinnerungen  W.  A.  Doubjenkos  an  seinen  fast 
50jährigen  Dienst  im  Kaukasus  1829  — 1876. 
(Das  alte  Russland  1879,  Heft  8 f.  Russ.) 

Radde,  G.  Der  Bingöl-Dagh,  Berg  der  Tausend 
Seen,  das  Qucllgcbict  des  Araxes.  (Iswestija  d. 
Kaukaa.  Abth.  der  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1878, 
Bd.  V,  Heft  3.) 

Radde,  G.  Reise  von  Tiflis  in  das  Gebiet  der 
Chewauren.  (Verhaudl.  d.  Ges.  für  Erdkunde. 
Berlin  1878,  196—198.) 

Radde,  Gustav.  Vorläufiger  Bericht  über  dio 
im  Sommer  1876  ausgeführten  Reisen.  (Nach- 
richten über  die  Chewauren.)  (Geogr.  Mittei- 
lungen 1878,  248—263.) 


Scidlitz,  N.  von.  Ilistorisch-ethnogr.  Skizze  des 
Gouvernements  Baku,  auf  physikalisch-geogra- 
phischer Grundlage  gezeichnet.  (Russ.  Re- 
vue 1879,  11,  193—236,  445—467,  491—513.) 

Seidlitz,  N.  von.  Wege  und  Stege  im  Kaukasus. 
(Russ.  Revue  1878,  Heft  2,  S.  113—126.) 

Sisaerm&nn,  A.  L.  Fünfundzwanzig  Jahre  im 
Kaukasus  1842 — 1867.  I.  TheiL  Petersburg 
1879,  81  424  S. 

Tschernjawskij , W.  J.  Skizze  Abchasiens. 
(Iswestija  der  K.  Russ.  Geogr.  Gesellsch.  1878, 
Heft  6.) 

lieber  die  ethnographischen  und  linguistischen 
Forschungen  des  Herrn  Zagareli  im  Sprach- 
gebiet der  iberischen  Völker  (Mingrelien,  Geor- 
gien u.  s.  f.).  (Iswestija  d.  Kaukaa.  Abth.  der 
K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1878,  Bd.  V,  Heft  3.) 

Leber  die  Resultate  der  Forschungen  der  Herren 
Filimonow  und  Kerelli  auf  dem  Gebiete  der 
kaukasischen  Ethnographie  und  Archäologie. 
(Iswestija  d.  Kaukas.  Abth.  d.  K.  Ross.  Geogr. 
Ges.  1878,  Bd.  V,  Heft  3.) 

Wonjukow,  M.  Zur  Geschichte  der  Kolonisation 
im  westlichen  Kaukasus  in  den  Jahren  1861  — 
1863.  (Rnsskaja  Sstarina  1878,  Heft  6.) 


Achwerdow,  J.  Armenien  im  Ö.  Jahrhundert. 

Petersburg  1878,  8°.  102  S. 

Armenian  Literature  aud  Education  Academy. 
Vol.  XIV,  1878,  267. 

L’Armenie  et  Ascension  au  Mont  Ararat  (Bull. 

Soc.  Geogr.  Lyon,  Jaillet  1878,  Nr.  11.) 
Arzruni.  Die  ökonomische  Lage  der  Armenier 
in  der  Türkei.  Aus  dem  Armenischen  übersetzt 
von  Amivschanjanz.  St  Petersburg  1879. 
Brunialti,  Attilio.  I/Armenia  e gli  Armen i. 
(Nuova  Antologia,  Anno  XIV,  2 ser.,  Vol.  17, 
Fase.  18,  1879.) 

Das  von  Russland  beanspruchte  Gebiet  in  Vorder- 
asien. (Geogr.  Mittheilungen  1878,  285  — 292. 
[M.  K.l) 

Ein  Besuch  bei  den  Kurden  auf  dem  Alagös  (nach 
dem  Kawkas).  (Ausland  1879,  24.) 

Ethnographische  Zusammensetzung  der  Bevölke- 
rung des  Vilajeta  Erzerum  und  des  Sandschaks 
Lasistan.  (Iswestija  d.  Kaukas.  Abth.  d.  Buss. 
Geogr.  Ges.  1878,  Bd.'  V,  Heft  S.) 

Karston,  Karl.  Natur-  und  Culturbildor  aus 
Transkankttrien,  41  (Aua  allen  Welttheilen, 
10.  Jahrg.,  9.  n.  10.  Heft,  1879.) 

11* 


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84 


Verzeicliniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Kiepert,  Heinrich.  Die  neue  russisch 'türkische 
Grenze  in  Asien.  (Globus  1878,  XXXIV.  7.) 

Löher,  Fr*,  von.  Der  Armenier.  (Wiener 
Abendpoet,  Beilage,  Nr.  254 — 259,  1878.) 
Wheeler,  A.  A.  Russians  in  Armenia.  (Fort- 
nightly  Review  1878,  XXX,  852 — 866.) 


4.  Syrien , Palästina  und  Sinai -Halbinsel, 

Adame,  W.  H.  Mount  Sinai,  Petra,  and  the 
Defiert,/leacribed  and  illuatratod.  London  1879. 

Bartlett,  S.  C.  From  Egypt  to  Palest  ine,  tbrough 
Sinai,  the  Wildemess  and  the  South  Country. 
Observations  of  a Journey  müde  with  Special 
Reference  to  the  History  of  the  Israeli tes.  Lon- 
don 1879,  8°.  555  S.  M.  K.  und  Abb. 

Burton,  Isabel.  The  Inner  Life  of  Syria,  Pa- 
leatine  and  the  Holy  Land.  (New  Ed.  Lon- 
don 1879.  516  S.  III.) 

Burton,  Rieh.  F.  Midian  e Midianiti.  (Cosmoa 
[Cora],  Torino,  26  Aprile  1879.) 

Burton,  Bich.  F.  The  Gold  Minos  of  Midian 
and  tho  Ruinod  Midianite  Cities;  a Fortnighta 
Tour  in  the  Northwestern  Arabia.  London  1878. 
(Besprochen  in  Edinburgh  Review,  Vol.  148, 
220—231.) 

Burton,  Rieh.  F.  The  Land  of  Midian  revisited. 
With  Map  and  Illustrations  on  Wood  and  by 
Chromolithography,  2 vola.  London  1879,  8°. 
670  8* 

Capit&n  F.  Burton.  Ueber  das  Midianiter  Land. 
(Ausland  1878,  34.) 

Burton,  Capt.  F.  R.  Zweite  Reise  in  Midian 
(1878).  (Bericht  über  dieselbe  von  Mrs.  Burton 
in  Triester  Zeitung  14.  Mai  1878.) 

Die  Beduinen  Palästinas  (nach  Conder,  a.  B.  d.  v. 
Jahr.).  (Globus  XXXV,  1879,  Nr.  16.) 

Die  Pilgerfahrt  des  Fürsten  Rad zi will  Sierotki 
nach  dem  Gelobten  Lande  1582 — 1584.  Zum 
Druck  vorbereitet  und  kommentirt  von  P.  A.Hil- 
tebrandt  (Beilage  zum  XV.  Bd.  der  „Nachr. 
der  K.  Runs.  Geogr.  Gesellschaft“  1879,  253  S. 
Bespr.  Rubs.  Revue  1879,  II,  89.) 

Fraas,  Dr.  Oscar.  Aus  dem  Orient.  II.  TheiL 
Geologische  Beobachtung  am  Libanon. 

Fritsche,  Bich.  Mar  Saba  in  der  Wüste  Judo. 

(Wiener  Abendpoet  [Beilage],  Nr.  223  f.,  1870.) 
Goretti,  Prof.  L.  Drusi  e Mussulmani.  Modena 
1878,  S.  91. 

Holland.  Brief  Report  of  hi«  recent  Journey  to 


Sinai.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1878, 
455.) 

Im  Lande  der  Samariter.  (Ausland  1879,  37.) 

Kent,  S.  H.  Gate  to  the  Cedars.  Travels  in 
the  Holy  Land  and  Palmyra.  (New  Ed.  Lon- 
don 1878.  Post  8«.  392  S.  I1L) 

De  Lamothe,  D.  A travers  l’Orient.  De  Mar- 
seille ä Jerusalem.  Paria  1879,  18®.  324  S. 

Lawzone,  R.  V.  Mahoramed  Ben  Ibrahim:  Yiag- 
gio  in  Palestina  e Siria  di  Kaid  B&  XVIII, 
sultano  della  II  dinastia  mamalucca,  fatto  nel 
1477,  col  testo  arabo.  Torino  1878. 

Leben  nnd  Gewohnheiten  der  Fellaha  in  Palästina. 
(Globus  1878,  XXXIV,  23,  24.) 

Merriii,  S.  On  modern  researches  in  Palestine. 
(Bull.  Americ.  Geogr.  Soc.  1877,  Nr.  5.  S.  5 — 28.) 

Messcdaglia,  G.  La  Coele-Siria,  cenni  storico- 
geografici,  statistici  e archeologicL  (Esploratore. 
Milano,  Nov.  1879.) 

Neumann,  W.  A.  Der  deutsohe  Palästina- Ver- 
ein. (Monatsschr.  f.  d.  Orient  1878,  138 — 139.) 

Neumann,  W.  A.  Zur  Palästina-Kunde.  (Oesterr. 
Monatsscbr.  f.  d.  Orient  1879,  S.  196.)  Ueber 
den  Deutschen  Palästina-Verein  und  die  Societo 
de  l’Orient  Latin. 

Newton,  R.  Ilambles  in  Bible  Lands.  London 
1879,  16«io.  279  8. 

Orelli,  C.  von.  Durchs  heilige  Land.  Tage- 
buchblätter. Basel  1878,  8°.  VIII,  340. 

Perolari-Malmignati , P.  Su  e giü  per  la  Si- 
ria, noto  o schizzi.  Milano  1878.  8.  239. 

Poggibonsi,  N.  da.  Damasco  e le  sue  ndjacenze 
nel  Becolo  XIV.  Imola  1878.  8.  16. 

Prutz,  Hans.  Die  Besitzungen  des  deutschen 
Ordens  im  Heiligen  Lande.  Leipzig  1877.  M.  K. 
(Besprochen  von  W.  A.  Xeumann  in  Monatsschr. 
f.  d.  Orient  1878,  S.  159.) 

Recent  Exploration»  in  Palestine.  (Edinburgh 
Review  1878,  Vol.  148,  409—436.) 

Rhodos,  A.  Un  voyage  sentimental  sur  leB  bords 
du  Jourdain.  (Rev.  d.  d.  moudes  1879,  I,  446 
—456.) 

Rundschau  im  Libanon.  (Ausland  1878,  49.) 

Sauloy,  F.  de.  Villes  du  Loutez  guperieur 
(Syrie  des  anciens  Egyptiens).  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Paris  1879,  I,  209—242,  327—358.  M.  K.) 

SchafT,  P.  Through  Bible  I^ands:  a Recent  Tour 
in  Egypt  and  the  Holy  Land.  London  1879. 
M.  Abb. 

Schick,  Baurath  C.  Landwirtschaftliche  Ver- 


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85 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


hfiltnisse  in  Palästina.  (Oostorr.  Monatsschr.  f. 
d.  Orient  1879,  50—52,  96—101.) 

Schick,  C.  Mittheilungen  aus  Jerusalem.  I.  Neu 
entdeckte  Felsengräber  am  Berge  des  bösen 
Raths.  II.  Die  antiken  ReBte  an  der  Nordwest- 
mauer von  Jerusalem.  (Z.  d.  D.  Palästina-Vereins 
1878,  I,  S.  11.) 

Schweinfurth,  G.  R.  Burton«  Forschungen  in 
Midian.  (Ooeterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879, 
48—50.) 

Zu  Bur  ton  Land  of  Midian. 

Sopp,  Professor  Dr.  Das  gelobte  Laud.  Ein 
Wort  über  Colonisations  - Versuche  in  Palästina. 
(Gartenlaube  1879,  Nr.  18.) 

Sepp.  Jerusalem  und  das  heilige  Land.  (Pilger- 
bnch  nach  Palästina,  Syrien  und  Aegypten, 
2.  Aull.  Regensburg  1878.) 

Sepp.  Mcerfahrt  nach  Tyrus  znr  Ausgrabung 
der  Kathedrale  mit  Barbarossas  Grab.  Im  Auf- 
trag des  Fürsten  Reichskanzlers  unternommen. 
Leipzig  1879,  8°.  406  S.  (Besprochen  in  Mnntits- 
achr.  f.  d.  Orient  1879  von  W.  A.  Ncnmann.) 

Ueber  die  Häfen  der  syrischen  Küste.  (Ausland 
1878,  35.) 

Vogt,  V.  Det  heilige  Land.  Med  omkring 
100  Illustrationen  Christ iauia  1878,  H.  1 u.  2. 

Weser,  Hermann.  Die  Einwanderer  Palästinas. 
(Daheim,  14.  Jahrgang,  Nr.  43.) 

Zanoni,  G.  B.  Un  pelicgrinaggio  in  Terra  Santa. 
Cremona  1878. 


5.  Arabien,  — Mesopotamien. 


Arabische  Sprüchwörter  und  Redensarten.  (Aus- 
land 1878,  37.) 

A reported  Troglodyte  City  in  North  Western  Ara- 
bia. (Proceed.  R,  Geogr.  Soc.  London  1879. 
S.  444.  (N.J) 

Burton,  R.  P.  Narrative  of  a Pilgrimage  to 
Meccah  and  Medinah,  3d  Rev.  Ed.  London  1879. 

Delsol.  Les  Arabe«  chez  eux.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Commerc.  Bordeaux  1879,  Nr.  19.) 

Freund,  Dr.  Leonhard.  Zur  arabischen  Polizei. 
(Ausland  1879,  24.) 

Homburg,  Dr.  Arabiens  Bedeutung  unter  dem 
Gesichtspunkte  seiner  natürlichen  Beschaffenheit. 
(Erster  Jahreslxr.  des  V.  f.  Erdk.  Metz  1879, 
8.  96—117.) 

Hozior,  H.  M.  Account  of  tbe  british  settlement 
of  Aden  in  Arabia.  London  1879. 


Hyrtl , J 08.  Das  Arabische  und  Hebräische  in 
der  Anatomie.  Wien  1879,  Braumüller,  8°. 
XLII,  311  S. 

Manxoni,  B.  Sanah,  Medinet-U-Sanab.  (L’Ea- 
ploratore  [Milano],  Geunaio  1879  f.) 

Viaggi  di  Renzo  Manzoni  nell1  Arabia  meridionale. 
(Cosmos  (Cora]  1879,  Vol.  V,  f.  IV.) 

Mekka -Pilger.  (Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879, 
S.  142.  Statistik.  [X.]) 

Müller,  Mnrc.  Jos.  Beiträge  zur  Geschichte  der 
westlichen  Araber.  2.  Heft.  München  1878,  8°. 
193—360. 

Rogers,  E.  T.  Arabic  Amulets  and  Mottoes. 
(Journ.  R.  Asiat  Soc.  of  Great  Britain  1879. 
S.  122.) 

Straussfedernhandul  Aden».  (Oesterr.  Monatsschr. 
f.  d.  Orient  1879,  S.  103.  [N.]) 

Teichmüller,  G.  Charakteristik  der  Araber, 
eine  völkerpsychologiscbe  Skizze.  (Baltische 
Monatsschrift,  26.  Bd.,  Heft  1 und  2.) 

Vincenti,  Carl  v.  Rhapsoden  und  Minnesänger 
bei  den  Arabern.  (Westermann’s  illustr.  deutsche 
Monatshefte,  Dec.  1879.) 

Wetzstein.  U ober  die  Gazios  der  Araber.  (Verh. 
d.  Berliner  Anthrop.  Gesellschaft  1878,  S.  388.) 

Zehme,  A.,  in  Frankfurt  a.  0.  Aus  und  über 
Arabien.  (Globus  1878,  XXXIV,  Nr.  4;  1879, 
XXXV,  Nr.  18,  19,  24.) 


Assyrien -Forschn ng.  (Ausland  1879,  36.) 

Blunt,  Lady  Anne.  Bedouin  Tribcs  of  the  Eu- 
phrates.  London  1879. 

Handel  und  Verkehr  der  Euphrat -Tigris -Länder. 
(Mittheilung  Grattun  Gearv’s  in  der  Mail  vom 
26.  July  1878.)  (Globns  1878,  XXXIV,  10.) 

Moyor,  Gustav.  Palmyra.  ( Wester mann's  D. 
Monatshefte,  Juli  1879.) 

Newman,  J.  P.  A Thousand  Miles  on  Horse- 
back  through  tho  Valley  of  tho  Euphrat«*«.  The 
Thrones  and  Palaces  of  Babylon  and  Niniveh. 
New-York  1879.  I1L 

Pauli,  Gust.  Bagdad.  (Westermann’s  illnHtr. 
deutsche  Monatshefte,  Dcc.  1878.) 

Schrador,  E.  Die  Namen  der  Meere  in  den  As- 
syrischen Inschriften.  Berlin,  Dümmler,  1878. 

Schräder,  Eberhard.  Keilinschriften  und  Ge- 
schichtsforschung. Ein  Beitrag  zor  monumen- 
talen Geschichte,  Geographie  und  Chronologie 
der  Assyrer,  Giessen  1878,  8°.  563  S.  M.  K. 


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86 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


6.  Semiten  im  Allgemeinen. 

Baudissin,  Wf.  W.  Studien  zur  semitischen  Re- 
ligionsgeschicbte.  2.  lieft.  Leipzig  1878,  8°. 
293  S. 

Chambrier,  A.  de.  Die  Rolle  der  phöniciachen 
Roce  in  der  alten  Welt.  Rasel  1878, 
Charency,  H.  Essai  sur  la  symbolique  plane- 
taire  chez  les  Semiteg.  (Revue  de  linguistique 
et  de  phil.  comparee,  T.  11,  Fase.  4,  Oct.  — Dec. 
1878.) 

Fligier,  Dr.  Zur  Anthropologie  der  Semiten. 
(Mitth.  Anthr.  Ge«.  Wien  1879,  S.  156.  [N.J) 

Hormncl,  Dr.  F.  Die  ursprünglichen  Wohnsitze 
der  Semiten.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878,  20.  Sept.) 
Olshausen.  Leiter  die  Umgestaltung  einiger  semi- 
tischer Ortsnamen  bei  den  Griechen.  (Monats- 
schrift d.  k.  preusa.  Akad.  der  Wissensch.  zu 
Berlin,  Juli  1879.) 

Sayco,  Rov.  A.  H.  Tho  Phcnicians  in  Groece. 
(Contemporary  Review  1878,  XXXIV,  60—77.) 


7.  Das  Judenthum. 

Bergl,  J.  Geschichte  der  ungarischen  Juden. 
Nach  den  besten  Quellen  bearbeitet.  Kapoevar 
1879,  8°.  158  S. 

Canini,  Marc.  Ant.  La  veritA  sulla  questione 
israelitica  in  Rumania.  (Nuova  Antologia,  Anno 
XIV,  2 ser.,  Vol.  16,  Fase.  16,  1879.) 

Cassel,  Dr.  David.  Lehrbuch  der  jüdischen  Ge- 
schichte und  Literatur.  Leipzig  1879.  Brock- 
haus. 

Der  israelitische  Monotheismus.  (Ausland  1878,  39.) 

Die  Religion  Israels.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
Nr.  64,  68.) 

Die  Judenfrage  in  Rumänien.  (Ausland  1879, 
30,  31.) 

Die  Wandelurtg  des  Begriffes  „Jude“  aus  einem 
religiösen  in  einen  nationalen.  (Jüd.  Literatur- 
blatt, Jahrg.  VIII,  Nr.  19.) 

Fergusson,  Jarnos  D.  C.  L.  The  Temples  of 
the  Jews  aud  the  other  Buildings  in  the  Haram 
Area  at  Jerusalem.  London  1878.  (Begpr.  Edin- 
burgh Review  1878,  Vol.  148,  409  f.) 

Fromantle,  W.  H.,  Hon.  and  Rev.  The  Future 
of  Judaism.  (Contemporary  Review  1878,  Vol.  32, 
773—790.) 

Friedländer,  J.  H.  Tiferet  Israel.  Schilderungen 
aui  dem  inneren  Leben  der  Juden  in  Mähren 


in  vormärzl.  Zeiten.  (Ein  Beitrag  zur  Cultnr- 
und  Sittengeschichte.  Brünn  1878,  8*.  147  S.) 

Gröbler.  Die  Ansichten  über  Unsterblichkeit  und 
Auferstehung  in  der  jüdischen  Literatur  der 
beiden  letzten  Jahrhunderte  v.  Chr.  (Thcolog. 
Stndien  und  Kritiken,  4.  Heft,  1879.) 

Hebrew  Migration  from  Egypt.  London  1879,  8°. 
450  S. 

Hoilprin,  Mich.  The  Historical  Poetry  of  the 
ancient  Ilebrews,  translatod  aud  critically  ex- 
aminod.  New- York  1879,  Vol.  I.  Gr.  8°.  243  S. 
(Bespr.  Lit.  Central blatt  1880,  Nr.  2.) 

Henne  - Am  Rhyn , O.  Cnlturgeschichte  des 
Judenthums  von  den  filterten  Zeiten  bis  zur 
Gegenwart.  1.  Lfg.  Bern  1880,  Costenoblc,  8°. 
98  S. 

Herzfeld,  L.  Handelsgeschichte  der  Juden  des 
Alterthums.  Aus  den  Quellen  erforscht  und  zu- 
sammengeBtellt.  Braunschweig  1879,  8°.  352  S. 

Hirschfeld,  Dr.  Hartwig.  Jüdische  Elemente 
im  Koran.  Berlin  1878. 

„Israel  of  God.“  Philo -Israel  answered.  By 
Philalethes.  London  1878,  18mo.  126  S. 

Jodenthnm  und  Germanenthum.  (Allg.  ev.  luth. 
Kirchenzeitung  1879,  Nr.  28  f.) 

Jüdisches  Handwerkerlebeu  zur  Zeit  Jesu.  (Das 
jüd.  Literaturblatt,  Jahrg.  8,  Nr.  27.) 

Kaysorling,  M.  Die  jüdischen  Frauen  in  der 
Geschichte,  Literatur  und  Kunst.  Leipzig  1879, 
Brockhaus. 

Moyor,  Dr.  8.  Arbeit  und  Handwerk  im  Tal- 
mud. Berlin  1878,  8U.  46  8.  (Bespr.  im  Lit. 
Centralbl.,  Nr.  25,  1879.) 

Orolli,  H.  v.  Die  Volks wirthschaft  der  mosai- 
schen Gesetzgebung.  (Daheim,  15.  Jahrgang, 
Nr.  26,  1879.) 

Prosaei,  W.  Der  Gustav- Adolph- Verein  und  das 
Volk  Israel.  Vortrag  nebst  Erläuterungen  über 
die  Geschichte  uud  Statistik  des  Gustav-Adolph- 
Yereins,  die  heutige  Lage  und  die  Geschichte 
der  Israeliten.  Diaspora,  die  Judenmission  und 
das  Verhältnis  von  Judenthum  und  Christen- 
thum. Tübingen  1879,  Fues,  8°.  80  S. 

Schuhl,  M.  Rabbin.  Sentence»  et  Proverbes  du 
Talmud  et  du  Midrasch,  Ruivis  du  traite  d’Aboth. 
Paris  1878.  Lex.  8°.  S.  558.  (Bespr.  im  Lit* 
Centralbl.,  Nr.  38,  1879.) 

Tomkins,  H.  G.  Studie»  on  the  Times  of  Abra- 
ham. Ia»udon  1878. 

Wilson,  J.  Our  Israelitiah  Origin.  Lectures  on 
ancient  Israel,  the  lsraelitiah  Origin  of  other 
Nation»  of  Europe.  London  1878. 


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87 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Zar  Judenfrage.  (Bull.  Soc.  d’ Anthropologie.  PariB 
1879.  370—72.) 

8.  Der  Islam. 

Arnold,  John  Mühleiaen,  Lio.  Der  Islam 
nach  Geschichte,  Charakter  und  Beziehung  zum 
Christ  ent  hum.  Aus  dem  Engl.  Güterfloh  1878, 
VIII,  304  S. 

Golebrooke,  T.  E.  On  the  Proper  Name«  of  the 
Mahommedane.  (Journ.  R.  Asiat  Soo.  of  Great 
Britain  1879,  XL  S.  171.) 

Der  Halbmond  mit  dem  Stern  kein  ursprünglich  isla- 
mitische« Abzeichen.  Die  Natur,  N.  F.,  5.  Jahr- 
gang, Nr.  39,  1879.) 

Der  Mohamedanismus  oder  der  Islam.  (Deutscher 
Merkur,  10.  Jahrg.,  Nr.  26,  1879.) 

Döllingor.  lieber  den  Islam.  (Deutscher  Merkur, 
Jahrg.  X,  Nr.  16.) 

Dozy,  R.  Essai  sur  Phistoire  de  Plslamisme. 
Leyden  1879. 

Ein  mohammedanischer  Schriftsteller  gegen  den 
Harem.  (B.  Ausgb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  77.) 

Eiuige  Glaubensartikel  des  Islam.  (Ausland  1878, 
27.) 

Goergcns.  Der  Islam  und  die  moderno  Cultur. 
Berlin  1879,  8*.  48  S.  (Bespr.  im  Lit  Central- 
blatt, Nr.  42.) 

Hellwald,  P.  von.  Zur  Culturgeschichte  des 
Islam.  (B.  Augab.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  2CC,  207.) 

Lütke,  Mor.  Der  Islam  und  Beine  Völker.  Eine 
religions-,  cultur-  und  zeitgeschichtliche  Skizze. 
Gütersloh  1878,  Bertelsmann. 

Mehren,  A.  P.  A Narrative  of  the  Reformation 
of  the  Islam,  begun  in  the  3d  Century  of  the 
Hegyra  by  Aboul  Hassan,  Ali  el  Ashari  and  con- 
tinued  by  bis  School,  with  Kxtracts  from  the 
ArabText  of  Ihn  Asäkir.  (Trav.  de  la  3*ue  Sess. 
du  Congr.  Internat,  des  Oriental istes,  T.  II.  Pe- 
tersburg 1879.) 

Vdrabery,  H.  Europa  und  der  weltliche  Nieder- 
gang des  Islam.  (Die  Gegenwart,  Nr.  50,  1878.) 

Vincenti,  C.  v.  Arabische  Studenten  und  die 
neuere  Religionsbewegung  im  Islam.  (Wester- 
moun's  illustr.  deutsche  Monatshefte,  Mürz  1879.) 

Wahrmund,  Ad.  Starke  Seiten  des  Islam.  (Die 
Gegenwart,  Nr.  25,  1879.) 

9.  Central  asien  im  Allgemeinen. 

Boll enger,  H.  Les  Rccits  de  Marco  Polo  sur 
Thistoire,  les  rnoeurs  et  les  coutumes  des  Mon- 
gols  etc.  Paris  1878,  8«.  208  S. 


Boulgor,  C.  D.  England  and  Russia  and  Central 
Asia.  London  1879,  2 vols.,  8°.  S.  770.  M.  K. 

Brücker,  J.  Benoit  de  Goes,  Missionaire  Voya- 
genr  dans  PAsie  Centrale  1605 — 1607.  Lyon 
1879. 

Howorth,  Honry  H.  The  Khazars  are  they 
Ugrians  or  Türke?  (Trav.  de  la  3me  Sees,  du 
Congr.  Internat  des  Oriental  istes,  T.  II.  Peters- 
burg 1879.) 

ifarazine.  Le  Pays  oü  Ton  se  battra.  Voyages 
dans  PAsie  Centrale.  Trad.  da  russe.  Paris  1879. 

Eeene,  H.  G.  Notes  on  a Map  of  tbo  Muglrnl 
Empire.  (Proc.  Asiaiic  Society  Bengal  1878, 
152—157.) 

Martens,  F.  Russland  und  England  in  Central - 
Asien.  (Aus:  „Russische  Revue**.)  St.  Peters- 
burg 1880,  Rottger,  8°.  81  S. 

Baverty,  Major  H.  G.  On  the  Turka,  Tatars 
and  Mughals.  (Trav.  de  la  3“«  Sess.  du  Congr. 
Internat,  des  Orientalisten.  St  Petersbourg  1879. 
T.  II.) 

Bawlinaon,  Sir  H.  C.  Thelioad  to  Merv.  (Pro- 
ceedings  II.  Geogr.  Soc.  London  1879,  161  — 
191.  M.  K.) 

Reeneils  d’itincraires  et  de  voyages  dans  PAsio 
Centrale  et  Pextreme  Orient  Paris  1878. 

Regel,  Dr.  A.  Reisen  in  Centralasien.  (Peter- 
mann’s  Geogr.  Mitib.  1879,  376—384,  408—417, 
M.  K.) 

Rüssel,  J.  Die  mittelasiatische  Cultur  und  un- 
sere Politik  im  Orient  (Wostnik  Jewropy  1878, 
Heil  6.  Ross.) 

Russlands  Wege  nach  Afghanistan  und  Indien. 
(B.  Augsb.  Allg.  Zeit  1878,  Nr.  327.) 

Bchuyler,  E.  Die  mittelasiatische  Cultur  und 
unsere  Politik  in  Ost-Turkestan.  (Westnik 
Jewropy  1878,  Heft  7.  Russ.) 

Schott,  W.  Kitai  uud  Karakitai.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  Ost-  und  Innerasien«.  (Aus:  „Ab- 
handlungen der  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin“.)  Berlin  1879,  Dümmler's  Verlag, 
4°.  20  S. 

Ujfalvy,  Ch.  de.  La  Chasse  on  Asie  Centrale. 
(Bull.  Soc.  Geogr.  Marseille  1878.  S.  270.) 

Ujfalvy,  Ch.  de.  Le  Kohistan,  le  Fergliann  et 
Kouldja,  avec  un  appendice  sur  la  Kachgarie. 
Vol.  L Paris  1878. 

Ujfalvy,  Ch.  E.  de.  Les  frontiereg  des  posses- 
sious  rusacB  en  Asie  centrale.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Paris  1879,  I,  242—259.  M.  K.) 

Ujfalvy,  Ch.  de.  Les  Galohaß  et  les  Tadjiks. 
(Rey.  d’ Anthropologie  1879.  S.  5.) 


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88 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Uifalvj,  K,  E.  von.  Reiseskizzen  ans  Central* 
&sicn.  111.  Taschkent  und  Samarkand.  Das 
Siebenstromland.  IV.  Westsibirien.  Das  Land  der 
Baschkiren.  (Unsere  Zeit  1879,  I,  306 — 313; 
II,  467—473.) 

Ujfalvy,  Ch.  de.  Voyage  an  Zarafchäne,  Ferg- 
hanah  et  t\  Kouldja.  Paris  1878. 

Vambery,  H.  Afghanistan  und  die  englisch  - 
russische  Rivalität  in  Centralasien.  (Unsere 
Zeit  1878,  U,  801—827.) 

Vdmböry,  Hm.  Die  primitive  Cnltur  de«  tnrko- 
tatarischen  Volkes  auf  Grund  sprachlicher  For- 
schungen erörtert.  Leipzig  1879,  Brockhaus, 
8°.  IX,  276  S. 

Vamböry,  H.  Die  Sprache  der  Turkomanen  und 
der  Divan  Machd  umkulis.  (Z.  d.  D.  Morgenland. 
Gesellschaft  1879,  XXXIII,  S.  387.) 

Vambery.  lieber  Centralasien.  (Oesterr.  Mo- 
natsschrift f.  d.  Orient  1879,  199 — 200.) 

Aus  der  Bombay  Gazette. 

Winskij,  G.  S.  Project  zur  Hebung  deB  Rossi- 
sche.n  Handels  mit  Asien  über  China  und  Buchara. 
(Russkij  Archiv  1878,  Heft  4.) 

10.  Türkest  an  und  Pamir  - Gebiet.  — Kasch- 
garien  und  Kuldscha. 


Gopcevic,  Spirid.  Die  Kinder  Skanderbeg’a: 
heilige  Katzen.  (Die  Heimat,  4.  Jahrg.,  1879, 
Nr.  11.) 

Hellwald,  Friedrich  von.  Russland  im  Osten 
vom  Kaspischen  Meere.  (Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  S.  31—33.) 

Kostenko,  L.  I)or  Fluss  Amu-Darja.  (Wojen- 
nij  Ssbornik  1878,  Heft  5.  Russ.) 

Kuropatkln , A.  Turkmenien  und  die  Turk- 
menen. Petersburg  1879,  59  S.  M.  K. 

Leiblein,  J.  Study  on  tbe  Xetas.  (Trav.  d.  1. 
3ma  Sees,  du  Congr.  Internat,  des  Orientalistes, 
T.  II.  Petersbourg  1879.) 

Litunowakij,  A.  Medicinisch-topographische  Be- 
schreibung des  Orenburger  Gouvernement«.  Mos- 
kau 1878,  8®.  233  S.  Kuss. 

New  Route  firom  the  Caspian  to  Kungrad.  (Proc. 
R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  332.  [N.]) 

Nom  ad  in  i re  n de  und  balbangesiedelto  Bevölkerung 
des  transkaspischen  Militärbezirkes.  (Iswestija 
d.  Kaukas.  Abth.  d.  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1878, 
Bd.  V,  Heft  3.) 

Oschanin's  Expedition  nach  Karategin.  (Globus 

1878,  XXXIV,  21,  22.) 

Osttorkestan  und  das  Pamir -Plateau.  (Ausland 

1879,  4.) 


Arandarenko,  G.  Karategin.  Ein  Beitrag  zur 
Kunde  von  Central -Asien.  (Russ.  Revue  1878, 
XIII,  223—236.) 

Das  mittelasiatischu  Alpenland  Karategin.  (Aus- 
land 1878,  48.) 

Das  russische  Turkestan  (nach  d.  Franzos.  derMad. 

de  Ujfalvy).  (Globus  1879,  22,  23,  24.) 
Debize,  Lt.  Colonel.  £tnde  sur  l'Asie  Centrale, 
lra  Partie.  Turkestan  Oriental.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Lyon  1879,  Nr.  13.) 

Der  transkaspische  Landstrich.  (Russ.  Revue  1879, 

I,  8.  447—464.) 

Des  Herrn  A.  Majew  zweite  Fahrt  nach  Buchara. 

(Russ.  Revue  1878,  III,  378.) 

Die  Sande  Kara-Kum  in  ihren  Beziehungen  zur 
centralasiatischen  Eisenbahn.  (Geogr.  Mitth. 
1878,  293—299.  M.  K.) 

Die  Sandwüste  Kara-Kum  in  Bezog  auf  die  cen- 
trolasiatische  Eisenbahn.  (Ausland  1878,  28.) 

Eine  neue  Expedition  nach  Pamir.  (Ausland  1878, 
28.) 

Expeditions  scientifiques  pour  cxplorcr  le  Turke- 
stan  cn  1878.  (Bull.  Soc.  Göogr.  Paris  1879, 

II,  510-532.) 


Petxholdt,  Alexander.  Zur  Literatur  über 
Russisch -Turkestan.  (Russ.  Revue  1878,  XIII, 
40—63.) 

8ohlagintweit , Emil.  Die  Hindukasch  Alpen. 
(Globus  1879,  13,  15,  16.) 

Saewerxow’s  Bericht  über  die  Erforschung  des 
Pamir.  (Ausland  1879,  36.) 

Ssewerzow'a  Forschungsreise  nach  dem  Alaige- 
birge.  (Ausland  1878,  38.) 

Ssewcnsow's  Reise  nach  dem  Pamir.  (Ross.  Re- 
vue 1878,  XIII,  379—381.) 

ThoTurkomanCountry.  (Athenacum  1879,  I,  380.) 

Ujfalvy,  M.  de.  Sur  un  voyago  dans  le  Kohistan. 
(Bull.  Soc.  d’Anthropologie.  Paris  1878,  113 — 
120.) 

Discussion  von  Topinard. 

Vambery,  Hormann.  Die  Tekke- Turkomanen 
und  ihr  Kampf  gegen  Russland.  (Unsere  Zeit 
1879,  Bd.  II,  321—336.) 

Vimböry,  H.  Die  Turkomsnen.  (Oesterreich, 
Monutsschr.  f.  d.  Orient  1879,  137 — 139.) 

WesselowBkij , N.  Russische  Sklaven  in  den 
Chanaten  Central- Asiens.  (Russ.  Revue  1879. 
513—540.) 


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89 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Woeikof.  Lettros  snr  la  Qaeation  de  TOxas. 
(Ball.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II,  202—272.) 
Mit  Erwiderung  von  Vivien  de  8t.  Martin. 

Zar  Charakteristik  der  Tnrkmenen.  (Russ.  Revue 
1879,  II,  188—190.) 


Boulger , Demetrius  Charles.  Life  of  Yakoob 
Bey,  Athalik  Ghazi  and  Badaulet  Araeer  of 
Kashgar.  London  1878,  8*.  366  S.  M.  K. 

Haas,  Josef.  Die  Kuldschafrage.  (Oesterreich. 
Monataschr.  f.  d.  Orient  1879,  113 — 114.) 

Kuropatkin,  A.  N.  Daa  Kaaohgarland.  Histo- 
risch-geographische  Beschreibung  der  Gegend, 
seiner  Kriegsmacht,  Industrie  und  seines  Han- 
dels. Petersburg  1879,  8°.  441  S.  M.  K. 

Lomonoaof,  A.  L'expedition  du  Lob -Nor  par 
N.  PrjevalakL  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879, 
I,  681—597.  M.  K.) 

F.  v.  Richthofen’s  Bemerkungen  zu  Prachcwalski’s 
Entdeckung  des  Lob -Nor.  (Globus  1878, 
XXXIV,  9.) 

The  Kuldja  Question.  (Geogr.  Magazine  1878,  V. 
S.  279.) 

Trotter.  On  the  Geographical  Results  of  the 
Mission  to  Kasbgar  ander  Sir  Douglas  Fornyth 
in  1873 — 1874.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  Lon- 
don 1878,  287—291.) 

Von  Sir  Forsyth’s  Gesandtschaftsreise  nach  Kasch- 
gar. (Globus  1878,  XXXIV,  4,  5,  6,  7,  9,  10.) 

Das  Kuldscha- Gebiet.  (Russ.  Revue  1879,  I, 
557—568.) 

Ujfalvy,  Ch.  E.  de.  Le  Kouldja.  (Bull.  Soc. 
Geogr.  Paris  1879,  II,  497—504.  M.  K.) 


11.  Persien.  — Afghanistan. 

Ballatine,  H.  Midnight  Marches  througb  Persia. 
With  an  Iutroduction  by  Prea.  Seely.  Boston 
1879.  111. 

Ernst.  Zur  Münzreforra  in  Persien.  (Monatsschr. 
f.  d.  Orient  1878,  S.  104—106.) 

Gödel-Lannoy , E.  Frh.  von.  Aus  dem  Elburs* 
(B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  364.) 

Lomonosof,  A.  Itineraire  de  Patta-Kisar  k Herat, 
suivi  en  1878  par  le  Colonel  Scrod^kof.  (BulL 
Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II,  503 — 569.) 

Mao  Gregor,  C.  M.  Narrative  of  a Journcy 
througb  the  Province  of  Khorassan  and  the 
N.  W.  Frontier  of  Afghanistan  in  1875.  2 vols. 
London  1879,  8°.  566  S.  Mit  Illustr. 

Archiv  fttr  Anthropologin.  Bd.  XII. 


Meynors-d'Estray , Comto.  Le  Golfe  Peraique 
et  sod  Commerce.  (Ball.  Soc.  Geogr.  Commera. 
Bordeaux  1879,  Nr.  5 — 10.) 

Oppert,  Jul.  Le  peaple  et  la  langue  dee  Mcdes. 
Paris  1879,  8“.  XI.  296  S. 

Pietrement.  Sar  l'existence  des  hommes  blonde 
en  Perse.  (Ball.  Soc.  df  Anthropologie.  Pari» 
1879,  406—108.) 

Schindler,  A.  Hoututn.  Reisen  im  westlichen 
Persien.  I.  Von  Schischter  naeh  Ispahan.  II.  Is- 
pahan  nach  Burudjirt.  III.  Von  Barudjirt  nach 
Choremabäd  u.  s.  w.  IV.  Toheran  nach  Qom. 
V.  Teheran  nachRescht.  (Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde. 
Berlin  1879,  38—67,  81—124.  M.  K.) 

Schwelger  I.erchenfold,  Culturbildor  vom  per- 
sischen  Golf,  (Oesterr.  Monatsschrift  für  den 
Orient,  Nr.  11,  1878.) 

Sketches  of  Persia.  (Geogr.  Magazine  1878,"  V. 
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Valley.  — Beavan,  Capt.  R.  Country  between 
Candahar  an  Girishk.  — Gore,  Lient.  St.  George  C. 
The  Pishin  Valley.  — Campbell,  Major.  Shora- 
wak  Valley  and  Toba  Plateau.  — Holdich,  Capt. 
New  Routes  to  Candahar.  — Rogers,  Major  Mal- 
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Sect.  British  Association  1879.  Sheffield.) 

Baratieri,  O.  L1  Afghanistan  e Ie  Campagne  di 
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Bollow,  H.  W.  Afghanistan  and  the  Afghane, 
being  a brief  Review  of  the  Iliatory  of  the  Coun- 
try,  and  Account  of  ita  People,  with  a special 
Reference  to  the  present  Crisis  and  War  with  the 
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Chavanne,  Dr.  Josoph.  Afghanistan,  Land  und 
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Constable,  Major  A.  G.  Afghanistan:  The  Pre- 
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Dolitsch , O.  Afghanistan.  Geschichtliche  und 
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1879,  S.  33.) 

Die  noueato  Geschichte  Kelats.  (Ausland  1878, 
27.) 

12 


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90 


YerzeichnisB  der  anthropologischen  Literatur. 


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Commerc.  Bordeaux  1879,  Nr.  24.) 

Major,  H.  Afghanistan.  London  1878. 

Malleson,  G.  B.  Hiatory  of  Afghanistan,  from 
thc  Earliest  Period  to  the  Ontbreak  of  the  War 
of  1878.  London  1879. 

Markhain,  C.  R.  The  Basin  of  the  Helmund. 
(Proeeed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879,  191  — 
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Markham,  C.  R.  The  Monntain  Passes  on  the 
Afghan  Frontier  of  British  Indio.  (Proeeed.  R. 
Geogr.  Society.  London  1879,  38 — 63.  M.  K.) 

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River.  (Proeeed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879, 
110—121.  M.  K.) 

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Soc.  d.  G6ogr.  de  l'Est.  Nancy  II  Trimn  1879.) 

Rawlinson , Sir  Henry.  The  Results  of  the  Af- 
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Robinson,  Phil.  Cabul;  or,  Afghanistan,  the 
Seat  of  the  Anglo-Rnssian  Qnestion : being  a 
Pamphlet  of  Facts  abont  the  Ameer,  the  Conn- 
try  and  the  People , with  a Map  of  the  Country 
showing  Kontos  of  Advance  and  Passes  from  the 
Caspian  Sea  to  the  Indus  and  from  the  Kussian 
Lines  beyond  the  Oxna  to  the  Persian  Gulf. 
London  1878,  12n»o.  öü  S. 

Simpson,  William.  On  the  Dara  Nur  or  Dar» 
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schen Frage.  (Geogr.  Mitth.  1878,  466 — 474; 
1879,  S.  23—28  und  60—64.  M.  K.) 

Trumpp,  Professor  E.  Afghanistan  ’und  die 
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801,  303,  306,  308.) 

Vambery,  H.  Die  Afghanen  als  Handclsvolk. 
(MonntsRchr.  f.  d.  Orient  1879,  8.  25 — 26.) 

Vdmbery,  Herrn.  Land  nnd  Leute  in  Afghani- 
stan. (Wostermann’s  D.  Monatshefte,  April  1879.) 

Vämbory,  H.  Zur  Geschichte  des  afghanischen 
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d1  Anthropologie.  Paris  1879,  185 — 214,  219 — 
252,  260—288,  344—357,  443—467.) 

Furtnor,  Dr.  Hermann.  Arier  und  Semiten. 
(Ausland  1879,  Nr.  18.) 

Hearn,  W.  E.  The  Aryan  Household.  An  Intro- 
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1878. 

Hommel,  Dr.  F.  Arier  und  Semiten.  (Corre- 
spondenzbl.  d.  D.  Ges.  für  Anthropologie  1879, 
Nr.  7,  8.) 

Jolly,  Z.  Altindisches  1/eben.  (B.  Augsb.  Allg. 
Z.  1879,  Nr.  198.) 

Zu  Zimmer. 

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partie.  (Revue  de  linguistique  et  de  philol. 
comp.,  T.  12.  Fase.  2,  1879.) 

Poosche,  Th.  Die  Arier.  Ein  Beitrag  zur  hi- 
storischen Anthropologie.  Jana  1878. 

Vasconcelloa , Abreu  G.  do.  Relatorio  investi- 
ga^öes  »obre  o coracter  da  civil isa^oo  Aria-Hindu. 
Lisboa  1878. 

Zimmer,  H.  Altindisches  Leben.  Die  Cultur 
der  vedischen  Arier  nach  den  Samhitä  dargestellt. 
Eine  vom  vierten  internationalen  Orientalisten- 
congress  in  Floren!  gekrönte  Preisschrift.  Ber- 
lin 1879,  Weidmann,  8*.  XYI,  460  S. 

Zur  Geschichte  der  Arier.  (Ausland  1878,  47.) 

13.  Indien. 

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Androw,  W.  P.  India  and  her  Neigkbours. 
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Auf  der  Nicobaren-Insel  Camorta.  (Ausland  1878, 

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Bravender,  F.  Famines  in  India  and  how  to 
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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  91 


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Cinchona-Cultur  in  Britisch-Indien  und  Java.  (Mo- 
natsschr.  f.  d.  Orient  1878,  110 — 120.) 

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or  3000  miles  throngh  India.  New- York  1879. 

Conybeare,  H.  Statistical,  Descriptive  and  Hi- 
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De  Nicobaren.  (Tijdscbr.  Aardrijksk.  Genootsch. 
Amsterdam,  Deel  III,  176 — 183.) 

Der  KaBchmir-Shawl-  Handel.  (Oesterreich.  Mo- 
natssebr.  f.  d,  Orient  1879,  S.  103.  [N.]) 

Devic,  L.  M.  Merveilles  de  lTnde.  Paris.  Le- 
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Die  ßaumwoll  - Indnstrie  in  Indien.  (Monatsschr. 
f.  d.  Orient  1878,  S.  128.  [N.]) 

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97,  98.) 

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Literatore.  London  1878,  8®.  ,420  S. 

Ein  Hindu-Mädchen  als  engl.-französ.  Schriftstel- 
lerin. (Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  221, 
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Elephant-Catching.  (Quarterly  Review  1878, 
CXLVI,  361—384.) 

Eine  Sammlung  von  Photographien  indischer  Völ- 
kerschaften. (Die  Natur,  N.  F.  5.  Jahrgang, 
Nr.  43,  1879.) 

Blllot,  H.  Notice  of  a Remarkable  Uypaethral 
Temple  in  the  Hill  Tracts  of  Orissa.  (Indian 
Antiquary  1878.  S.  19.) 

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Foulkes,  Th.  The  Civilization  of  the  Dakha 
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1878.  S.  1.) 

Gonsalvos,  Joannes.  Esquisse  grammaticale  de 
la  langue  de  Goa.  (Rev.  de  linguistique,  T.  XII, 
F.  3.) 

Hall,  E.  C.  S.  The  European  in  India,  with 
Medical  Guide  for  Anglo-Indians.  3d  Ed.  Lon- 
don 1878. 

Hartshorne,  B.  F.  A Chapter  of  Buddhist  Folk- 
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230.) 

Hellwald,  F.  von.  Die  wirthschafLlicho  Lage 
Indiens.  (Wiener  Abendpost,  Beilage,  Nr.  271  — 
276,  1878.) 

von  Hellwald,  Friodr.  Indien  und  Afghanistan. 
(Die  Gegenwart,  Nr.  41,  1878.) 

HoldiBh,  Capt.  T.  H.  The  Mardian  Hills  and 
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(Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  Loudon  1879,  369 — 
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Hönes,  Cb.  Der  neueste  Stand  des  Brahmo-Sa- 
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1879. ) 

Hüll,  E.  The  European  in  India,  or  Anglo-Indian 
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Hutcheon,  Mrs.  Glimp&ea  of  India  and  Mission 
Life.  London  1878.  Post  8°.  208  S. 

Jacolliot,  L.  Voyages  au  pays  des  Brahmes. 
Paris,  Dentu,  1878. 

Jacolliot,  L.  Voyage  aux  ruines  de  Golconde  et 
ä 1a  Cito  des  morts.  Paris  1879. 

Jagor,  F.  Ostindisches  Handwerk  und  Gewerbe 
12* 


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92 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


mit  Rücksicht  auf  den  europäischen  Arbeitsmarkt. 
Berlin  1878,  Springer. 

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d.  Berliner  AnthropoL  Gesellsch.  1878,  S.  228; 
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Jagor,  F.  Uobcr  die  KanikarB.  (Verh.  d.  Ber- 
liner Ges.  f.  Anthrop.  1879,  75 — 82.) 

Jagor,  F.  lieber  die  Veddaha,  (Verh.  d.  Berliner 
Ge»,  f.  Anthropol.  1879,  167 — 17C.) 

Jagor.  lieber  die  Andamanesen.  (Verh.  d.  Ber- 
liner Ges.  f.  Anthropol.  1878,  427 — 428.) 

Jagor,  F.  Ueber  einige  Kasten  in  Malabar.  (Verh. 
d.  Berliner  Anthropol.  Ges.  1878,  8.  119,  230.) 

Indiens  Bankerott.  (Ausland  1878,  52.) 

Indische  Pilgerfeste  und  die  Cholera.  (Ausland 
1879,  24.) 

Indischer  Weizen.  (Oesterreich.  Monatsschr.  f.  d. 
Orient  1879,  173—175.) 

Invasion»  of  India  from  Central  Asia.  London 
1879,  8°.  356  S. 

Is  India  worth  Kccping?  Bv  one  who  hau  aeen 
and  studied  it.  London  1878.  16  S. 

Kafiristan.  (Ausland  1879,  43.) 

Kafiristan  and  tho  Kafir  Language.  (Proceed.  R. 
Geogr,  Soc.  London  1879.  S.  713 — 715.) 

Keeno,  H.  G.  Note  on  Manriques  Mission  aud 
the  Catholics  in  the  Time  of  Shä  Jahan.  (Journ. 
R.  Asiat.  Soc.  of  Great  Britain  1879.  S.  93.) 

Keeney,  H.  G.  The  Turka  in  India.  Critical 
Chapters  in  the  Administration  of  that  Gountry 
by  the  Chughtal  ßabar  and  his  Descendenta. 
London  1879,  8°.  256  S. 

Kirkpatrick,  C.  S.  Polyandry  in  the  Punjäb. 
(Indian  Antiquary  1878.  S.  86.) 

Lai  Behafy  Day,  Rov.  Recollections  of  Alexan- 
der Duff  and  of  the  Mission  College  which  ho 
founded  in  Calcutta.  London  1878,  12*no.  250  S. 

Lainarre,  Clovis,  et  F.  de  Fontpertuls.  L'Inde 
Britannique  ä 1‘Exposition  de  1878.  Paris  1878. 

Landgraf,  Dr.  IKe  britisch-indische  Volkswirt- 
schaft. (Welthandel  1878,  485—490.) 

Leu  Cavemos  on  Temples  sonterrains  de  finde. 
(Ann.  do  f Ex  Ironie  Orient  1879.  S.  221.) 

I.es  Merveillca  do  finde.  Onvrage  arabe  inedit 
du  Xmo  öiecle.  Trad.  pour  la  premitre  foia 
d'apres  un  nianuscrit  de  la  collection  de  M.  Sche- 
fer,  copie  sur  nn  mannscrit  de  la  mosquee  de 
Sie.  Sophie  ä Constantinople , avcc  Introduction, 


Notes  etc.  par  L.  M.  Davic.  Paris  1878,  1G®°. 
251  8. 

Lewin,  Lieut.  Col.  T.  H.  Trade  Uoutes  from 
Bengal  to  Tibet  (Proceed.  Geogr.  Sect  Brit 
Association.  Sheffield  1879.) 

Low’s  History  of  the  Indian  Navy.  (Edinburgh 
Review  1878,  Vol.  148,  343—379.) 

Makenzie,  D.  S.  F.  Customs  of  the  Kointi  Caste. 
(Indian  Antiquary  1879.  S.  36.) 

M&lleson,  Col.  G.  B.  History  of  the  Indian 
Mutiny  1857 — 1858.  Commencing  trom  the 
Close  of  the  Second  Volume  of  Sir  John  Kave’s 
Sepoy  War.  London  1879,  Vol.  I.  Second  Ed. 
600  8.;  Vol.  2,  8°.  620  S. 

Markham,  Clements  R.  Memoir  of  the  Indian 
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Minajow,  J.  P.  Die  Gemeinschaft  der  buddhisti- 
schen Mönche.  (Journ.  d.  Minist  d.  Volksauf- 
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Minajow,  J.  P.  Skizzen  aus  Ceylon  und  Indien. 
Keisenotizen  eines  Russen.  Petersburg  1878, 
2 Th.  8«.  V.  529  S.  Russ. 

Missionsbilder  aus  Asien.  5.  Malabar.  6.  Die  Ta- 
mil- und  Telugaländer.  Calw  1878. 

Morley,  John.  Impoveriahment  of  India  not 
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Morris,  H.  Deacriptive  and  Historical  Account 
of  the  Godavery  Diatrict  (Presidency  of  Madras). 
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Norman,  Sir  Henry.  The  Scientific  Frontier. 
(Forthnightly  Review  1879,  I.  S.  1 — 14.) 

Pasko,  Ed.  On  ßuddhism  in  the  British  Pro- 
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tute (I/ondon]  1878.  S.  195.) 

Politische  Zustände  Indiens.  (Ausland  1 879, 17.) 

Prinsep,  VaL  C.  Imperial  India:  an  Artist’« 
Journals.  London  1879.  350  8.  111. 

Pnnjaub  and  North -West  Frontier  of  India.  By 
an  Old  Punjaubec,  8°.  196  S.  London  1878. 

Räma  Varmä.  Sepulchral  Urns  in  the  Diatrict 
of  Koimbatur.  (Indian  Antiquary  1879.  S.  26.) 

RicheBees  de  finde;  leur  Influence  sur  la  prospe- 
rite  des  Pouples  do  fOccident.  (Ann.  de  fEx* 
tröme  Orient  1878,  Nr.  2.) 

Rivett-Carnac,  H.  Archaoological  Notes  during 
a March  between  Cawnpore  andNagapuli.  (Ind. 
Antiquary  1879.  S.  100.) 

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dortige  St  rafcolonie.  (Z.  d.  Ges.  f,  Erdkunde. 
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93 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


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Sanderson , GL  P.  Thirteen  Years  among  the 
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ScLlagintweit , Emil.  Der  indische  Kaufmann. 
(Oesterr.  Monats  sehr.  f.  d.  Orient  1879,  68 — 74.) 

Bchlagintweit,  Emil.  Ostindische  Kaste.  (Oesterr. 
Monatsachr.  f.  d.  Orient  1879,  205 — 210.) 

Schlagintweit,  Emil.  Zcitungswesen  in  Britisch- 
Indien.  (Globus  1878,  XXXIV,  2.) 

Scala,  A.  von.  Einiges  über  indische  Kunst* 
gewerbe.  (Monataschr.  f.  d.  Orient  1878,  S.  106 
bis  108,  127—128.)  ' 

Sinklair,  W.  F.  Hindu  and  Jaina  Romains  in 
Bijapur  and  the  Noighbourhood.  (Indian  Anti- 
quary  1878.  8.  121.) 

Sinklair,  W.  F.  The  Firearms  of  the  Hindus. 
(Indian  Antiquary  1878.  S.  136,  231.) 

Sport  and  Work  on  the  Nepaul  Frontier  by  „Maori“. 
London  1878. 

Stonzlcr,  Adf.  F.  Indische  Haus  regeln.  Sanskrit 

und  deutsch.  (Abh.  f.  die  Kunde  des  Morgenlandes. 
Leipzig  1878,  Bd.  VI,  Nr.  4.) 

Streatfleld,  F.  N.  Kafirland:  A Ten  Months 
Campaign.  London  1879. 

Major  Tanners  Exploratory  Visit  to  Kafiristan. 
(Prnceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  514. 
[N.]) 

Tawncy,  C.  H.  A Folklore  Parallel.  (Indian 
Antiquary  1879.  S.  37.) 

The  Intellectual  Tendenoies  of  South  India.  (Aca- 
demy 1878,  VoL  XIV,  603.) 

Trevelyan,  E.  F.  A Year  in  Peshawur,  and  a 
Lady ’s  Ride.  London  1879. 

Trumpp,  Louise.  Landreiso  in  Ostindien  (Beil. 
Wiener  Abendpost  1879,  Nr.  244  f.) 

Trumpp,  Prof.  Dr.  Zur  Geschichte  und  Religion 
der  Sikhs.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  290, 
292,  294,  296,  300,  306,  312.) 

Versteeg,  W.  F.  l)e  Poendit.  (Tijdschr.  Aar- 
drijksk.  Genootsch.,  Deel  III,  153 — 159.) 

Weber,  A.  History  of  Indian  Litcrature.  Transl. 
by  J.  Mann  and  F.  Zachariah.  London  1878, 
8®.  382  S.  (Oriental  Series,  VoL  3.) 

Williams,  Monier.  Modern  India  and  the  In- 
dians; being  a Series  of  Impressions,  Notes  and 
Essays.  3<l  Ed.  rer.  and  aogrn.  by  considerable 
additions.  London  1879,  8®.  360  S. 

Williams,  Monier.  Parsi  Funeral  and  Initiatory 
Rites.  (Indian  Antiquary  1878.  S.  179,  227.) 


Williams,  Prof.  Monier.  Progress  of  Indian 
Religious  Throught  (Contemporary  Review, 
XXXIII,  242—272,  XXXIV,  19-45.) 

Wilson,  J.  Indian  Caste.  2 Vols.  London  1878, 
8°.  230  S. 

Wirkungen  der  britischen  Herrschaft  in  Ostindien. 
(N.)  (Ausland  1879,  4.) 

Zur  Statistik  der  Hungersnoth  in  Indien.  (Aus- 
land 1878,  41.) 

14.  Tibet  und  Mongolei. 

Explorations  in  Western  Tibet,  by  the  Trans-Hy- 
malavan  Parties  of  the  Indian  Trigonometrical 
Survey.  (Proceedings  R.  Geogr.  Soc.  London 
1879,  444—452.) 

Exposition  sommaire  de  la  mission  de  Tibet,  de 
Desgodins.  (Bulletin  de  la  Soc.  d.  Geogr.  de 
PEst  Nancy  1879.) 

Jamotel.  Route  de  la  Dzoungarie  au  Tibet,  d’aprös 
des  documcnts  chinois.  (Bull.  Soc.  Geogr.  1879, 
II,  561—563.) 

Kentaler,  W.  Tibet  und  seine  Bewohner.  (Im 
Neueu  Reich  1878,  632 — 645.) 

Markham,  Clemens.  Narratives  of  the  Mission 
of  George  Bogle  to  Tibet  and  of  the  Journey  of 
Thomas  Manning  to  Lhasa.  2d<e  Kd.  London 
1879. 

Morgan,  E.  Delmar.  Pi'utsofs  Expedition  in 
Northwestern  Mongolia.  (Prooeed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1879,  701-705.) 

Nachrichten  von  Prschewalski.  Geogr.  Magazine. 
(Ausland  1878,  32.) 

Neueste  Erforschung  des  Mischmi  - Gebirges  und 
des  Flusses  Saupu.  (Ausland  1879,  34.) 

Neueste  Forschungen  in  Tibet  (Ausland  1879,  31.) 

Hehatsek,  E.  Christian ity  among  the  Mongols 
tili  their  Expulsion  from  China  in  1368.  (Journ. 
Bombay  Brauch  R.  Asiat.  »Society,  Nr.  85.) 

Uober  das  Wort  „Mongole“.  (China  Review,  Bd. 
VII,  8.  2H2.  [N.]) 

lieber  die  primitive  Cnltur  des  turko-tatarischen 
Volks.  (Ausland  1879,  15.) 

Ueber  Oberst  Prscbowalski’a  Reise.  N.  (Ausland 
1879,  22.) 

15.  Sibirien  und  Amurland. 

Arxruni,  Dr.  Ueber  seine  Reise  im  Ural  im 
Sommer  1879.  (Verb.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin 
1879,  364-373.) 


4 


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94 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Aus  dem  fernsten  Nordosten.  Nach  Briefen  vom 
Bord  des  russischen  KriegsklipperB  Haidamak. 
Sommer  1875.  I.  PetrapawlowBk.  II.  Der  Aua- 
d irische  Meerbasen  und  die  Tschuktschcn.  III. 
Die  Kreuzbucht,  die  Bucht  Providence  und  der 
Robbenfang  auf  den  Commaudcrinselu.  (Ausland 
1878,  32,  33.) 

Bove,  Luogotenente.  Brief  d.  Dalle  Bocche  del 
Lena,  27  Agoato  1878.  (Bell.  Soc.  d.  Goografia 
Italiana  1879,  26 — 34.) 

Bove,  G.  J.  Ciukci.  (Bull.  d.  Soc.  Geografia  Ita- 
liaua  1879,  834—853.) 

Bretschneider,  E.  Bemerkungen  über  das  Reisen 
von  Sibirien  durch  die  Mongolei  nach  China. 
(Bremen.  Deutsche  Googr.  Bl.  1878,  Nr.  3,  S. 
189—195.) 

Dahl,  Capt.  — 's  Fahrt  nach  dem  Ob.  (Deutsche 
Geogr.  Blätter  1878,  3.  123—125.) 

Die  Xordküste  Sibiriens  zwischen  den  Lcna-Mün- 
dungen  nnd  der  Beringst  rasse.  (Petermann’s 
Geogr.  Mitth.  1879,  161  — 175,  224—229.  Mit 
2 K.) 

Finsch,  O.  Reise  nach  Wost -Sibirien  im  Jahre 

1876.  Auf  Veranstaltung  des  Vereins  für  die 
deutsche  Nordpolarfahrt  in  Bremen  nnternommen 
mit  A.  E.  B re  hin  und  K.  v.  Waldburg -Zeil* 
Trauchburg.  Mit  56  Illustrationen,  eingedr.  und 
in  Tondr.,  meist  nach  Original-Zeichnungen  von 
Finsch,  ausgerührt  von  M.  HoHraann,  einer  Ueber- 
sichtskarte  und  3 Kartenskizzen  von  ▼.  Wald- 
burg-Zeil.  2 Ahtheilungen.  Berlin  1879,  Wall- 
roth,  8«.  XXIII,  663  S. 

Gagorn,  Carlos  v.  Eine  neue  Verbrecher-Colonie. 
(B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  237.) 

Johannesen,  Capt.  Die  Fahrt  des  Dampfers 
„Lena“  von  der  Lena -Mündung  bis  Jakutsk. 
Bericht  an  Herrn  Alexander  Sibiriakoflf.  (Peter- 
mau u's  Geogr.  Mitth.  1879,  151 — 153.) 

Kohn,  Albln.  Steininutrumente  im  nördlichen 
und  östlichen  Sibirien.  (Z.  f.  Ethnologie  1878, 
461—471.) 

Kostrow,  Fürst  B.  Die  Stellung  der  Fran  unter 
den  Eingeborenen  des  Gouvernements  Tomsk. 
Aus  d.  Kuss.  (Globus  XXXVI.  1879,  Nr.  19.) 

Latkin,  N.  Die  Lena  und  ihr  Flussgebiet.  (Petor- 
mann’a  Geogr.  Mitth.  1879,  91 — 95.  Mit  K.) 

Longo,  P.  La  Lena  e il  suo  Bistema  (Siberia). 
(Ksploratore.  Milano,  Sett.  1879.) 

Maignan,  V.  Voyages  en  Siberie  et  dans  l’ex- 
trüme  Orient.  Bordeaux,  imp.  Bonssin,  1878. 

Mc  Carthy,  J.  W.  Sagbalin  from  a Japanese 
Source.  (Geogr.  Magazine,  V,  1878.  S.  205.) 


Nasackine , N.  v.  Der  äusserste  Norden  unserer 
Hemisphäre  vom  nationalökonomischen  Gesichts- 
punkte betrachtet.  (Welthandel  1878,297 — 304.) 

Nord-Sibirien,  dem  Seehandel  erschlossen.  (Oester- 
reich. Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  8.  171.  N.) 

Reisenachrichten  aus  Sibirien.  (Petermann’s  Geogr. 
Mitth.  1879.)  I.  Fahrt  auf  dem  Jeuiseej  von  der 
Mündung  bis  Jenissejsk  im  Sommer  1878,  81  — 
89.  II.  Capt.  Dahl'*  Fahrten  im  Mündungsge- 
biete des  Ob  1876—1877,  281—292.  Mit  K. 

Boberto,  Federigo  de.  L'Oceano  artico  ed  i 
commerci  della  Siberia.  (Rivista  Europea,  Vol. 
XVI,  Fase.  III,  564 — 581.) 

Sandeberg,  H.  Eine  Pilgerfahrt  nach  Solowjetsk 
im  Sommer  1876.  (Bremen.  Deutsche  Geogr. 
Bl.  1878,  Nr.  3,  S.  169—186.) 

Schumacher,  P.  W.  Zur  Geschichte  der  Erwer- 
bung des  Amur.  Unsere  Beziehungen  zu  China 
in  den  Jahren  1848—1860.  Nach  bisher  noch 
nicht  veröffentlichten  Quellen.  (Rusakij  Archiv 
1878,  H.  11.  [Ruse.j) 

Seebohm,  H.  Recent  journey  to  the  rivers  Ob 
and  Jenissei.  (Proc.  R.  Geogr.  Soc.  1878,  Nr.  2. 
S.  101—114.) 

— The  valley  of  the  the  YenisseL  (Geogr.  Maga- 
zine 1878,  Nr.  4.  S.  84 — 87.) 

SidorofF,  Michael.  Expedition  du  Yacht  „Outren- 
naya Zaria4*  du  fleuve  Yönissei  par  la  Mer  de 
Kara  et  l'Ocean  Boreal  ä Saint  Petersbourg  en 

1877.  Petersburg  1878. 

Skizzen  über  die  Goldwäscherei  in  Sibirien.  (Russ. 
Revue  1879,  II,  52—87,  131—156.) 

Sslbirjakow,  A.  Eine  Skizze  transbaikaliachen  Le- 
bens, Petersburg  1878,  8°.  133  S. 

Starizki,  K.  S.  Die  Fahrt  des  Schoners  „Utrenn- 
jaja  Sarja*\  (Iswestija  d.  K.  Ruas.  Geogr.  Ges. 

1878,  H.  6.) 

Thalberg,  G.  D.  Die  Verbannnng  nach  Sachalin. 
(Weatnik  Jewropy  1879,  IL  5.  Russ.) 

Ueber  den  Handel  und  die  Industrie  der  Kreise 
Werchojonsk  und  Kolymsk  im  nordöstlichen 
Sibirien.  (Petermann's  Geogr.  Mitth.  1879,  418 
bis  426») 

Wcnjukow,  M.  J.  Erinnerungen  an  die  Koloni- 
aation  des  Amur-Gebietes  im  Jahre  1857.  (Das 
Alto  Russland  1879,  H.  1 f . [Ruas.]) 

Zur  Charakteristik  der  Burjiten.  (Ausland  1878, 
33.) 

Ostasien  im  Allgemeinen. 

Chronicle  and  Directory  for  China,  Japan  etc. 
Hongkong  1879. 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  95 


Commanication  between  Assam  and  Yunnan.  (Lon- 
don & China  Telegraph  1878.  S.  775.) 

Ethnological  Sketches  from  the  Dawn  of  History. 
By  T.  W.  K.  (China  Review,  VII,  107—111, 
156—162.) 

Qaudry,  R.  8.  A Retrospect  of  Political  and  Co- 
mercial  Events  in  China  and  Japan,  during 
5 Yeara  (1873—1877).  Shanghai  1878. 

Mc  Carthy,  J.  A cross  China  from  Chinldang  to 
Bhamo.  (Proceedings  R.  Geogr.  Soc.  London 
1879,  489—509.  M.  K.) 

Puini,  Carlo.  II  Buddha,  Confucio  e Sao-tse.  Fi- 
renze 1879. 

Ratzel,  Friedrich.  Korea,  die  Linkin-Inseln  und 
die  zwei  ostasiutischen  Grossmächte.  (Oesterreich. 
Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  189 — 196.) 

Wiloy,  I.  D.  China  and  Japan.  Record  of  Ob- 
servations  during  Residence  and  a Tour  in  both 
Countries  1877 — 1878.  Cincinnati  0.  1879.1 


16.  China.  — Die  Chinesen  im  Ausland. 

A Bit  of  Folk-Lore  abont  Candles,  Lumps  and  Fire. 
(China  Review  1878,  Bd.  VII,  202 — 204.) 

A short  History  of  Koolangsu.  Amoy  1878. 

A Trip  np  tbe  Yangtsze.  (London  & China  Tele- 
graph 1878.  S.  633.) 

Account  of  the  First  General  Conference  of  Chri- 
stians at  Swatow.  Gospel  in  China,  June  1879. 

Alchemy  in  China.  (China  Review  1879,  Vol.  VII, 
242—255.) 

Ancient  Vases.  (China  Review.  Bd.  VII,  S.278.  [N.]) 

Andreozzl,  Alfonso.  Le  Leggi  Ponali  degl’  An- 
tichi  Cinesi.  Firenze  1878. 

Anniversary  of  the  Downfall  of  the  Yuen.  (China 
Review.  Bd.  VII,  S.  350.  [N.]) 

Aus  der  chinesischen  Mährchenwelt.  (Globus  1878, 
XXXIV,  22.) 

Mr.  E.  Colborne  Babcrs  Journey  to  Ta-chien-lo. 
(Proc.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  719 — 
721,  N.) 

Bauinwoll -Spinnerei  und  -Weberei  in  Shanghai. 
(Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d.  Orient  1879, 
S.  86,  N.) 

Bezaurc , Gaston  de.  Le  flcuve  Bleu.  Voyage 
dans  la  Chine  occidentale.  Paris  1879. 
Besprochen  von: 

Hcllwald,  F.  von.  Eine  Fahrt  auf  dom  Blauen 
Flusse.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d.  Orient 
1879,  S.  160—163.) 


Biker,  J.  F.  J.  Memoria  sobre  o estabelecimento 
de  Macau  descripto  pelo  Visconde  de  Santarem 
ecc.  Lisbona  1879.  108  S. 

Bourne,  F.  S.  A.  Historical  Table  of  the  High 
OfHcials  composing  the  Central  and  Provincial 
Governments  of  China.  (China  Review  1879. 
Bd.  VII,  314—330.) 

Bridge,  Capt.  R.  17.  The  Revival  of  the  Warliko 
Power  of  China.  (Frasers  Maguzinc  1879.) 

Brief  Sketches  from  the  Life  of  K’ung-ming.  Von 
G.  C.  S.  (China  Review.  Bd.  VII,  33—39,  79 
bis  85.) 

Mr.  Broumtons  Journey  from  Kwei-Yang-Fu  to 
Kwei-lin.  (China 's  Millions,  Sept  1879.) 

Brunialti,  A.  L’awenire  della  Cina.  (Giornale 
delle  Colonie.  Roma,  15,  22«  29  Nov.  1879.) 

Buddensieg.  Das  kanonische  Liederbuch  der 
Chinesen.  (Daheim,  16.  Jahrg.,  Nr.  10,  1879.) 

Butler,  Rev.  J.  Pootoo,  Ancient  and  Modern. 
(Chinese  Recorder,  Vol.  X,  Nr.  2.) 

Mr.  Camerons  Journey  from  Ching-  Tu-Fu  to  Ya- 
Chan  andLi-Tang.  (Chinas  Millions,  June  1879.) 

ChalmerB,  John.  Chinese  Running  Hand  (With 
4 S.  of  Speciraens).  (China  Review  1879.  Bd. 
VII,  301—305.) 

China  Kamine  Relief  Fund.  Shanghai  1879. 

China  seit  1875,  III.  Literatur  und  Religion.  (Un- 
sere Zeit  1878,  II,  607 — 627.) 

China  und  seine  politische  Stellung  znr  Aussen- 
welt.  (Die  Gegenwart,  Nr.  9 u.  10,  1879.) 

Chinas  Ausaenhandel  1877.  (Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  S.  14.) 

Chinas  Wehrkraft.  Von  C.  v.  G.  (Augsb.  Allg.  Z. 
1879,  N.  278,  281,  286.) 

Chine.  Douanes  maritimes  imperiales.  Cutalogue 
special  de  la  collect ion  exposüe  au  Palais  du 
Charap  de  Mars,  Exposition  Universelle.  Publie 
par  ordre  du  Directeur  General  des  Douanes. 
Shanghai  1878.  Geschichtl.  und  techn.  Mitthei- 
lungen über  alle  Industrien.  Bespr.  in  Monats- 
schrift f.  d.  Orient  1878,  8.  142. 

Chinese  Banknotes.  (China  Review  1878.  Bd.  VII, 
S.  134,  IN.)) 

Chinese  Family -Life,  (Celcstial  Erapiro  1878,  Vol. 
XI,  Nr.  12  f.) 

Chinese  Metaphora.  (Ccleatial  Empire,  Vol.  XI, 
Nr.  17.) 

Chinese  Secret  Societies.  (Journ.  Straits  Brauch 
U.  Asiat.  Soc.  1879,  I.) 

Chinese  Superstitions.  (Celcstial  Empire,  Vol.  XI, 
Nr.  6.) 


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96 


Verzeichnis^  der  anthropologischen  Literatur. 


Chinesische  Verkehrsmittel.  (Wiener  Abendpost 

1878,  Nr.  154.) 

Chinese  Womans  Futnre.  (Celestial  Empire  1878, 
YoL  XI,  Nr.  13.) 

Chinosische  Strohzöpfe  and  StrohhQte.  (Monats- 
schritt  f.  d.  Orient  1879,  S.  14.) 

Chinesischer  Aberglauben,  N.  (Ausland  1878,  43.) 

Conservation  of  Water  Ways  in  China.  (Proceed. 
R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  719.  N.) 

Cordier , Henri.  Secrätaire  de  la  Mission  Chi* 
noise,  Dictionnaire  Bibliographique  des  Oavrages 
RelatifB  a 1?  Empire  Chinois.  Paris  1878  fl 

Das  Ersäufen  der  Kinder  in  China.  N.  (Celestial 
Empire.)  (Aasland  1879,  32.) 

De  Groot,  J.  J.  M.  The  Idol  Kwoh  Shing  Wang. 
(China  Review,  Yol.  VII,  91 — 98.) 

Desgodina,  PAbbe  M.  Note  sar  an  Voyage  de 
Pa-tang  ä Ta-tsien-lou  et  retour  de  Ta-tsien-lou 
k Pa-tang.  (Ball.  Soc.  Geogr.  Paria  1879,  II, 
113—152.  M.  K.) 

Devices  for  Keeping  Time.  (China  Review.  Bd. 
VII,  S.  132.  |NJ)  (Vgl.  Ausland  1879,  40; 
Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d.  Orient  1879,  S. 
188.  N.) 

Die  Chinesen  in  der  Reichshauptstadt.  (B.  Aagsb. 
Allg.  Zeit  1879,  Nr.  203.) 

Die  Reise  des  Herrn  Baber  durch  Jünnnn.  (Aus- 
land 1879,  4.) 

Domestic  Slaverv  in  Hongkong.  (London  <£  China 
Telegraph  1879.  8.  994,  996.) 

Doolittle,  Rev.  Justus.  Social  Life  of  tbe  Chi- 
nese. New  Ed.  2 Bde.  New- York  1878.  (Beapr. 
China  Review,  VII.  S.  336.) 

Drouyn  de  I/huys.  Le  Mahometanisme  en  Chine 
et  le  Tarkestan  Oriental.  Orleans  1878. 

Dunoyer  de  ßogonzac.  La  Peste  dans  lo  Sud- 
Oaest  de  laChine,  d'apres  l’ouvrage  sur  le  Yun- 
nan  de  M.  E.  Bocher.  (Ball.  Soc.  Geogr.  Paris 

1879,  II,  504—510.) 

Eine  Erziehungsanstalt  für  junge  Chinesen  in  Ame- 
rika, N.  (Ausland  1879,  24.) 

Eitel,  Rev.  J.  E.  Outlines  of  allistory  of  Chinese 
Philosoph}'.  (Trav.  de  la  3m«  Sees,  da  Pongr. 
Internat,  des  OrientalUtus , T.  II.  Petersburg 
1879.) 

Faber.  Critiqae  of  the  Chinese  Notions  and  Prac- 
tice  of  Filiai  I’iety.  (Chinese  Recorder  1878,  IX, 
Nr.  5.) 


Fächer  in  China.  (Wiener  Abendpoet  [Beilage], 

Nr.  180,  1879.) 

Famine  in  China.  Illastrations  by  a Native  Artist 
With  Chinese  Text  and  Translation  of  the  Relief 
Fand.  London  1878. 

Fielde,  Miss.  Chinese  Nun«.  Gospel  in  China, 
Febr.  1879. 

Fortschritt&freundliches  ans  China.  (Monatsschrift 
f.  d.  Orient  1878,  S.  157.) 

Giles,  Herbert  A.  A Cremation  in  China.  März 
1879. 

Giles,  Herbert.  The  Book  Language  of  China. 
(Nineteenth  Century,  November  1879.) 

Giles,  Herbert.  The  Present  State  of  China.  , 
(Fortnightly  Review  1879.  Bd.  32,  S.  362 — 384.) 

Gill.  Travels  in  Western  China  and  on  the  Eas- 
tern  Borders  of  Tibet.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1878,  255—272.) 

Capitän  Gill’s  jüngste  Reise  im  westlichen  China. 
(Ausland  1878,  36.) 

Greeting  the  Spring.  (China  Review  1879.  Bd. 
vn,  S.  281.  [N.]) 

Happor,  Dr.  A Visit  to  Peking.  (Chinese  Recor- 
der 1879,  VoL  X,  Nr.  1.) 

Hellwald,  Friedrich  von.  Archäologisches  aas 
China  und  Japan.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient 
1878,  152 — 154.) 

Zur  Geschichte  der  Metallbearbeitung. 

Hepke,  Dr.  Die  kulturgeschichtlichen  Beziehun- 
gen der  alten  Chinesen  und  Hellenen.  (Verb, 
der  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  171 — 186.) 
(Vgl.  B.  Wiener  Abeudpost  1879,  Nr.  192  f.) 

Heube,  H.  Auf  dem  blauen  Flu^s.  (Aus  allen 
Welttheilen,  Jahrg.  XI,  II.  2.) 

Zu  G.  de  Uezaure. 

Mr.  Hilliers  Joumoy  in  North  China.  (Proceed. 

R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  517.  N.) 

Himly,  K.  Ueber  zwei  chinesische  Kartenwerke. 

(Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  181 — 196.) 

Hosio,  Alexander.  Droughts  in  China.  (Journ. 
North  China  Uranch  R.  Asiat.  8ociety,  Nr.  XII, 
1878.) 

Hubrig.  Fung  Cbni  oder  chinesische  Geomantie. 
(Verh.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie  1879, 

S.  34.) 

Hubrig.  Ueber  die  Hnkka- Chinesen.  (Verb.  d. 
Berliner  Ges.  f.  Erdkunde  1879,  99 — 105.) 

Hutchinson.  The  Family  Sayings  of  Confucius. 
(Chinese  Recorder  1879,  IX,  Nr.  6.) 

Kunitz,  A.  Expeditio  austriaco  - h nugar.  ad  oras 


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97 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


Asino  orientalis.  (Ungar.  National  - Must'uiu.  Bu- 
dapest 1878,  Bd.  II,  Nr.  2.) 

Kingsmill,  T.  W.  The  Aucicnt  Language  and 
Cult  of  the  Chows;  being  Notes  Critic&l  and 
Exegetical  on  the  Shi-king,  or  Claasical  Poetry 
of  the  Chinese.  (Journ.  North  China  Branch  R. 
Asiatic.  Soc.,  Nr.  XII.) 

Kingsmill,  T.  W.  The  Story  of  the  Emperor 
Shun.  (Journ.  North  China  Branch  R.  Asiat. 
Soc.,  N.  8*  Nr.  XIII.) 

Knox,  T.  W.  John;  or,  Our  Chinese  Relations. 
A Study  of  our  Emigration  and  Commercial  In- 
tercourse  with  the  Celestial  Empire.  Now-York 
1879. 

Kopsch,  H.  Geographical  Notes  on  the  Province 
of  KiangsL  (China  Review.  Bd.  VII,  47 — 51, 
98—104,  149—156.) 

Krokodil  - Aberglauben.  (China  Review  1879.  Bd. 
VH,  S.  351.  (N.J) 

Lamarro,  Clovis  et  F.  do  Fontpcrtuia.  La 
Chine  et  le  Japon  a l'Exposition  de  1878.  Paris 
1878. 

Leasehold  Usage.  (China  Review.  Bd.  VII,  S.  283. 
[N.J) 

Legend*  on  Soapstone  and  China  Ware.  (China 
Review  1878.  Bd.  VII,  S.  138,  204—206.  [N.]) 
Li  Kwei.  On  the  Education  of  Womcn.  (China 
Mail,  27.  August  1878.) 

Lloyd,  L.  Record  of  the  China  Mission,  Province 
of  Kuh-Kien.  (Church  Missionury  Intelligencer, 
September  1878.) 

Locns  operandi  in  Flogging.  (The  China  Review 
1878,  Vol.  VII.  S.  74.  IN.]) 

Mac  Intyre,  J.  Jottings  from  the  Book  of  Rites. 
(China  Review,  Vol.  VII.  S.  24,  125,  143,  212, 
290.) 

Mayors,  William  Frederick.  On  the  Stone  Fi- 
gures  at  Chinese  Tombs  and  the  Offering  of  Li- 
ving  Sacritices.  (Journ.  North  China  Branch  R. 
Asiat.  Soc.  XII,  1878.) 

Mcdhurst,  Sir  Walter.  Chinese  Amüsements. 

(Cassells  Magazine,  October  1878.) 

Mcdhurst,  Sir  W.  H.  On  Chinese  Poetry.  (Mac- 
milluns  Magazine,  Führ.  1879.) 

Medhurst,  Sir  Walter  H.  The  Future  of  China. 
(Contemporary  Review,  Sept.  1879,  1 — 12.) 

von  Mollendorff,  P.  G.  The  Family  Law  of  the 
Chinese  and  its  Comparative  Relations  with  that 
of  other  Kations.  (Journ.  North  China  Branch. 
R.  Asiatic  Soc.,  N.  S.,  Nr.  XIII.) 

Morrison,  E.  J.  A Visit  to  a Mining  District  in 

Archiv  für  Anthropologie.  Bd.  XII. 


China  (Ta  Y'ao  bei  Peking).  London  & China 
Telegraph  1879.  S.  209. 

Morrison,  Dr.  The  Intorcourae  of  China  with 
Foreign  Nationa.  (Chinese  Recorder.  Juli  1878.) 

Moule,  Rov.  A.  E.  The  Story  of  the  Cheh-kiang 
Mission.  (London  & China  Telegraph  1879,  Nr. 
870.) 

Nacken,  J.  Die  Provinz  Kwangtung  und  ihre 
Bevölkerung.  (Googr.  Mitth.  1878,  419 — 423. 
M.  K.) 

Thatsachen  Ober  langsame  Verschiebungen  der  Be- 
völkerung. Die  Bootbevölkerung  als  eigener  älterer 
8tamm  betrachtet. 

Nahrungsvorhältnisse  in  China.  N.  (Ausland  1879, 

47.) 

Noyes,  Miss  H.  Native  Femsle  Education  in 
Canton.  (Gospel  hi  China,  August  1879.) 

Oxenh&m,  L.  A.  Modern  Chinese  View  of  Here- 
dity  and  Education.  Transl.  from  the  Chinese 
Original.  (Journ.  Anthr.  Institute  1878.  S.  228.) 

Palgrave,  W.  G.  The  Three  Cities:  Hongkong, 
Canton,  Macao.  (Cornhill  Magazine,  March  1878.) 

Panorama  of  Peking  during  the  Celebrations  of 
the  Sixtieth  Anniversary  of  the  Chinese  Emperors 
Kangbe  Birthday.  Photo-lithographed  from  the 
Chinese  original.  Shanghai  1879,  12mo.  (300 
niews.)  Emperor  Kang-HeV 

Parker.  The  Comparative  Study  of  Chinese  Dia- 
lects.  (Journ.  North  China  Branch.  R.  Asiatic. 
Soc.,  Nr.  XII.) 

Perny.  Note  sur  TOrtographie  des  Noms  Chinois. 
(Rev.  Geogr.  Internat.  1878,  Nr.  33.) 

Pfizmaicr,  Dr.  Aug.  Durlegung  der  chinesischen 
Aomter.  (Denkschriften  der  k.  k.  Akademie  der 
Wissenschaften.  Wien  1879.) 

Pfizmaicr,  Dr.  Aug.  Seltsamkeiten  aus  den  Zeiten 
der  Thang.  (Sitzungsbericht  der  k.  k.  Akademie 
der  Wissenschaften.  Wien  1879.) 

— lieber  einige  chinesische  Schriftwerke  des  sie- 
benten und  achten  Jahrhunderts  n.  Chr.  (Das. 
1879.) 

Pickering.  Chinese  Secret  Societies.  (Journ. 
Straits  Branch  IL  Asiat  Soc.  1878,  Nr.  1;  1879, 
Nr.  III.) 

Plath,  J.  H.  Legislation  and  Law  in  Ancient 
China.  (China  Review  1878.  Bd.  VII.  S.  187 — 
194,  285—290.) 

Plänckner,  Rcinhold  von.  Confncius.  Tschong- 
Yong.  Der  unwandelbare  Seelengrund.  Aus  dem 
Chinesischen  übersetzt  und  erläutert.  Leipzig 
1878.  Hierzu:  Die  Rechts-  und  Staatsphilosophie 
des  Confncius.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.,  20.  Oct. 
1878.) 

13 


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98 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Posting  and  Post-Offices  in  China.  (Cornbill  Ma- 
gazine, July  1878.) 

Railwaya  in  China.  (London  and  China  Telegraph 

1878.  S.  920.) 

Reise  nach  dem  oberen  Theil  des  gelben  Flusses. 
(Ausland  1879,  18.) 

Reports  of  the  Ningpo  Native  Clergy.  (Church 
Mission.  Intelligencer,  July  1879.) 

Rico  Qrowing  IHuatrated.  With  Text  in  Chinese, 
French,  and  English.  Shanghai  1879,  46  Illu- 
stration«. KJ.  4*. 

Richthofen’s,  F.  von  China.  (Globus  1879,  18, 

20.) 

Robinson,  Sir  William  C.  F.  Alleged  Kidnap- 
ping of  Coolie8  in  the  Straite  Settlements  for  the 
Dutch  Colonies.  (Anti - Slavery  Reporter,  Sept. 

1879. ) 

Rouaaot,  L.  A traveni  la  Chine.  Paris  1878,  8°. 
430  S. 

Roussot,  Loon.  Voyage  au  bassin  superieur  du 
flcuve  Jaunc  et  dans  la  region  du  Loess.  (Bull. 
Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  289—316.  M.  K.) 

Saltaw,  Henry.  Viiit  to  Mun-thit,  near  Tsee- 
Kuw.  (Chinas  Millions,  May  1879.) 

Sampson,  Theos.  Plea  for  Fau-Kwai.  (China 
Review.  Bd.  VII,  194—197,  282.  [N.]) 
Scherzer,  F.  La  Poisaanco  Paternelle  (cn  Chine). 
Paris  1879. 

Schott.  Ueber  ein  illustrirtca  Verzeichniss  aller 
Völkerschaften,  mit  denen  China  in  Berührung 
gekommen.  (Verh.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropo- 
logie 1878,  385—386.) 

Schumacher,  P.  W.  Unsere  Beziehungen  zu 
China  (1567 — 1805).  Historische  Skizze.  (Rass- 
ki j Archiv  1879,  11.  6.) 

Schweiger  - Lerchenfeld.  Tsin  und  Ta-Tsin. 
Einiges  über  die  Alteren  Haudelsbestrebungon 
der  Chinesen.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  114—118.) 

Shong  u Slang  Chai  (Holy  or  Imperial  Precepts), 
or  Chinese  Historical  lllustrations  republished  in 
reduced  form  by  the  Tien  Shih  Chei  Photo -Li- 
thographie Works.  Shanghai  1879.  8 vol.  (262 
illustrations  with  English  Text.) 

Silk  Culture  and  Manufacture.  48  Chinese»  Il- 
lustration«, with  Text  in  Chinese,  English,  and 
French.  Small  4to.  Shanghai  1879. 

8tackemann , Jul.  H.  Aus  einem  chinesischen 
Buddhistenkloster.  (Au«  allen  Welttheilen,  10. 
Julirg.,  12.  Heft,  1879.) 


Story  of  the  Silkworm.  (Celestial  Empire  1878, 
Vol.  XI,  Nr.  10.) 

Strauss  und  Tornay,  V.  von.  Bezeichnung  der 
Farben  Blau  und  Grün  im  chinesischen  Alter- 
thum. (Z.  d.  D.  Morgenland.  Gesellschaft  1879, 
S.  502.) 

Strauss,  Victor  von  und  Tornay.  Religion  and 
Worship  in  Ancient  China.  (University  Maga- 
zine 1879,  I.) 

Graf  Szechcnyis’  Reise  in  China.  (Oesterreich.  Mo- 
natsschrift *f.  d.  Orient  1879,  S.  202.  N.) 

The  Arts  of  War  in  China  and  Japan.  (London  & 
China  Telegraph  1878.  8.  614.) 

The  Great  Faraine.  Shanghai  1879,  8 ö.  157  S. 

The  Giraffe  and  tho  Ki-lin.  (China  Review,  Vol. 
m S.  72.  [NJ,  137.  [N.]) 

The  Horse  in  China.  (Celoetial  Empire,  Vol.  XI, 
Nr.  7.) 

The  Land  Tax.  (China  Review.  Bd.  VII,  S.  352. 

[NJ) 

Torture  in  China.  (Celestial  Empire,  YoL  XI,  Nr.  1.) 

Translations  frora  Chinese  Schoolbooks.  (China 
Review.  Vol.  VII,  53—59,  111—115,  178—182, 
232—237.) 

Wcddcrburn,  Sir  D.  A Chinese  Rotnance.  (Fort- 
nightly  Review  1878,  XXX,  493 — 508.) 

Wieaner,  A.  C.'  Die  chinesische  Gesandtschaft  in 
Berlin.  (Aus  allen  Welttheilen,  Bd.  X,  II.  8.) 

Wollwaaren-Fabrik  in  China.  (Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  S.  40.) 

Wylie,  A.  The  Mongol  Astronomical  Instruments 
in  Peking.  (Trav.  de  la  Sess.  du  Congr. 
Internat,  des Orientalistes, T.  II.  Petersburg  1879.) 

Zur  Geschichte  der  chinesischen  Philosophie.  (Aus- 
land 1878,  31.) 

Zur  Kunde  der  chinesischen  Literatur.  (Ausland 
1878,  32.) 


Albrecht,  J.  E.  Het  schoolonderwijs  onder  de 
Chineezen  op  Java.  (Tijdschr.  v.  Ind.  Taal- 
Laud-  en  Volkonkunde  1879,  225 — 242.) 

Birgham,  F.  Der  gegenwärtige  Stand  der  chine- 
sischen Auswanderung.  (Aus  allen  Welttheilen, 
10.  Jabrg.,  12.  Heft,  1879.) 

Chinese  in  New  Zealand.  Gospel  in  China.  No- 
vember 1878. 

Chinese  in  Peru.  (Celestial  Empire  1879.  Vol.  XI. 
Nr.  23.) 

Chinese  in  Philadelphia.  (Liviug  Age,  Nov.  1879.) 


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99 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Chinese  Lubonr  in  Cuba.  (London  & China  Tele- 
graph 1878.  S.  58«;  1879,  S.  56,  378.) 

Chinese  Pharmacy  in  the  United  States.  (Am. 

Journ.  of  Pharmacy,  l)ec.  1878.) 

Chinesen  in  Australien.  (Ltmdon  & China  Tele- 
graph 1879,  308.) 

Chinesen  in  N.  S.  Wale«.  (Time«,  W<  E.  17.  Ja- 
nnar  1879.) 

Chinesische  Auswanderung  nach  den  Vereinigten 
Staaten.  (London  and  China  Telegraph  1879. 
S.  50,  129,  207,  271,  479,  818.) 

Die  Chinesen  in  Australien.  (Ausland  1879,  33.) 
Die  Chinesenfrage  in  Nord-Amerika.  (Ncno  cvnng. 

Kirchenzeitung,  20.  Jahrg.,  Nr.  40 — 41,  1878.) 
Fontpcrtiu«,  A.  F.  do.  1/ Emigration  chinoise: 
so u caractere,  son  importaneo  et  sa  distribntion. 
(Rev.  Scientifique,  Mürz  1879.) 

GrefFrath,  Henry.  Die  Chinesen  in  Australien. 
(Aus  allen  Welttheilen,  10.  Jahrg.,  10.  IL,  1879.) 

Haupt,  J.  Die  Chinesen  in  Niederlündisch-Indien. 
(Wiener  Abendpost,  Beilage  1878,  Nr.  295 — 
298.) 

Honnessy,  Pope.  Governor  of  Uongkong,  On 
Coolie  Emigration  to  Honolulu.  (Aborigines 
Friend  [London]  1879,  Nr.  6.) 

Larujon,  X.  L’Kmigration  Chinoise.  (Bull.  Soc. 
Gcogr.  Lyon  1878.  S.  437.) 

Notes  on  the  Chinese  Coolie  Traffic  to  Peru  and 
Cuba.  (Anti-Slavery  Reporter  1878.  S.  937.) 

Ratzel,  F.  1/ Emigration  Chinoise.  (Rev.  Gcogr. 
Internationale  1878,  Nr.  33.) 

Roussot,  L.  Les  Cbinois  hors  de  chez  eux,  (Le 
Correspoudant  1878,  Vol.  76,  93 — 113.) 
Chinesische  Auswanderung. 

Semlor,  H.  Die  Chinesen  im  Aaslande.  (Die  Na- 
tur, N.  F.  6.  Jahrg.,  Nr.  31,  1879.) 

The  Chinese  as  Colo  niste.  (Celestial  Empire  1879, 
Vol.  XI,  Nr.  17.) 

The  Chinese  in  Borneo.  (China  Review,  Vol.  VII, 

l-n.) 

The  Chinese  in  Java.  (London  & China  Telegraph 
1879.  S.  6 (J0.) 

The  Chinese  Question  in  Anstralia  1876 — 1879. 
Ed.  by  L.  Kong  Meng,  Cheok  Hong  Cheong  and 
Louis  Ab  Monv.  Melbourne  1879.  (Bespr.  China 
Review,  Vol.  VII.  S.  272.) 

Varigny,  C.  de.  L’invasion  chinoise  et  le  socia- 
lisme  aux  Etats-Unis.  (R.  d.  Deux  Mondes  1878, 
V.  689—614.) 


William«,  S.  W.  Chinese  Immigration.  A Paper 
read  before  the  Social  Science  Association  at 
Saratoga,  September  10,  1879.  New-York  1879. 


17.  Japan.  — Korea. 


Alcock,  Sir  R.  Art  and  Art  Industries  in  Japan. 

London  1878.  210  S.  M.  Abb. 

Arendt,  C.  Episoden  aus  der  Geschichte  der 
Fürstcnthdmer  zur  Zeit  der  Oestlicben  Chon. 
IV.  Die  Schlacht  hei  Houeko.  (Mitth.  d.  D.  Gos. 
f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens  [Tokio], 
16.  Heft,  1878,  259—267.) 

Aston,  W.  G.  On  the  Loochooan  and  Aino  Lan- 
guages.  (Church  Mission.  Intelligencer,  August 
1879.) 

— Dasselbe.  (Proceed.  R.  G.  Soc.  1879.  8.  598.) 
Atkinson,  R.  W.  Note  ou  the  Mannfacture  of 
Oshiroi  (White  Lead).  (Transact.  Asiat. Soc.  Japan 
1878.  S.  277.) 

Ayrton,  M.  C.  Child  Life  in  Japan  and  Japanese 
Child  Stories.  London  1878,  Roy.  8*.  140  S. 
Hlustr. 

Ayrton , Prof.  W.  E.  The  Mirror  of  Japan  and 
its  Magic  Qualities.  (Lecture  dcl.  at  tho  R.  In- 
stitution. London  1879.) 

Bousquet,  George.  Le  Japon  litteraire.  (R.  d. 
Deux  Mondes  1878,  V.  747 — 781.) 

Brandt,  von.  Ueber  die  Stein  Werkzeuge  Japans 
und  über  verschiedene  in  der  Sammlung  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Kunde  Japans  befind- 
lichen Altertbümer.  (Verh.  d.  Berliner  Ges.  f. 
Anthr.  1879,  16  f.) 

Briefe  aus  Japan.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit.  1879, 
Nr.  323,  359.) 

Camley,  G.  Some  Remarks  on  Construction  in 
Brick  and  Wood  and  tbcir  Relative  Suitability 
for  Japan.  (Trans.  Asiat.  Soc.  of  Japan  1878. 
S.  291.) 

Caractercs  patbologiqnes  des  Japonais.  (Revue 
d’ Anthropologie  1879.  S.  175.) 

Chri8ty,  F.  C.  Extracts  from  Diary  in  Japan. 

(Transact  R.  Soc.  of  Victoria  1878,  XIV.  S.  66.) 
Clark,  E.  Warron.  Life  and  Adveuturc  in  Jupan. 
(111.  from  Orig.  Photograpbs.  New-York  1878, 
12mo.  250  S.) 

Coronation  of  the  King  ofLoochoo.  (China  Review. 
Bd.  VH,  S.  283.  [N.]) 

Delannoy,  E.  Der  öffentliche  Unterricht  in  Japan. 
(Nach  ofticiollon  Documenten.)  (Ausland  1879,1 1.) 

13* 


Vaughan.  The  Manners  and  CuBtoms  of  the  Chi- 
nese of  the  Straits  Settlements.  Singapore  1879. 


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100 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Der  Tolegraph  in  Japan.  ( Oesterreich.  Monats* 
schrift  f.  d.  Orient  1879,  S.  219.  N.) 

Dickins,  F.  W.  and  E.  Satow.  Notes  of  a Yisit 
to  Hachijo  in  1878.  (Transact.  Asiat.  Soo.  of 
Japan  1878.  S.  435.) 

Die  Ainos  oder  Yebis.  (Wiener  Abendpost  [Dei- 
lage]f  Nr.  55,  1879.) 

Die  japanischen  Finanzen  (v.  S.).  (Monatsschrift 
f.  d-  Orient  1879,  10 — 11.) 

Die  Lieu-Kieu-Inseln.  N.  (Ausland  1879,  27.) 

Dubard,  M.  Le  Japon  pittoresque.  Paris  1878, 
18m«.  395  S.  lllnstr. 

Ednration  in  Japan.  (London  £ China  Telegraph 
1879.  S.  379.) 

Eine  chinesische  Abhandlung  über  chinesisches 
Porzellan.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d.  Orient 
1878,  18h — 187.  |Ana  „The  Buildcr“.]) 

Eine  Zündwaarenfubrik  in  Japan.  (Monatsschrift 
f.  d.  Orient  1878,  141  — 142.  N.) 

Europäische  Einflüsse  in  Japan.  (Daheim  1879, 
15.  Jahrg.,  Nr.  52.) 

Faulds,  H.  Biological  Note».  (Trans.  Asiat.  Soc. 
of  Japan  1878.  8.  205.) 

Finanzielles  aus  Japan.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient 

1878,  8.  157—158.  N.) 

Qagern,  Carlos  von.  Die  neue  japanische  Na- 
tional-Anleihe.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient  1878, 
125—126.) 

Griffig,  W.  E.  Rov.  Japan,  Geographical  and  So- 
cial. (Bull.  American  Geogr.  Soc.  1878,  78 — 92.) 

Jagor,  F.  Etwas  über  die  Steinzeit  in  Japan  nach 
Mitth.  de»  Herrn  v.  Sicbold.  (Verb.  d.  Berliner 
Ges.  f.  Anthrop.  1878,  S.  428.) 

Japan  und  seine  Heeresreformen.  (Im  Neuen  Reich 

1879,  874—878.) 

Japanische  Bahnen.  (Oesterr.  Monatsscbr.  f.  d. 
Orient  1878,  S.  61.  N.) 

Japanischer  Thee.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  8.  84.  N.) 

Japanischer  Zauberspiegel.  (Oesterreich.  Monats- 
schrift f.  d.  Orient  1879,  S.  85.  N.) 

Japanese  Coppcr  Smelting.  (Engineering,  August 
1879.) 

Japans  alte  heilige  Hauptstadt,  1 — 2.  (Wiener 
Abendpost  [Beilage],  Nr.  9 — 14,  1879.) 

Japon.  Geographie  et  histoiredu  — . (Paris, Comm. 
imper.  du  Japon  1878.) 

Industrielles  aus  Japan.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient 
1878,  S.  108—110;  1879,  8.  16,  203,  216.) 


Kind,  Aug.  Dos  Christenthum  in  Japan.  (Protest. 
Kirchenzeitung  1878,  Nr.  52.) 

Kioto,  Tho  Sacred  City  of  Japan.  (London  & China 
Telegraph  1878.  S.  882.) 

von  Kudriaffsky , »Euphemia.  Flora  japonica. 
(Ausland  1879,  26,  27.) 

Lagus,  W.  Quelques  remarques  et  une  proposi- 
tion  au  styet  de  la  premiere  expedition  russe  au 
Japon.  Leide  1878. 

Dange,  Dr.  R.  Da«  Taketori  Monogatari.  (Mitth. 
d.  I).  Ges.  f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasicns, 
17.  Heft,  1878,  303 — 318.)  Ueber  japanische 
M Ährchen.  Vgl.  Verh.  d.  Ges.  Daselbst. 

Le  Gendro,  General.  Progressive  Japan.  New- 
York  1878. 

Le  Japon  & l'Exposition  universelle  de  1878.  Publie 
sous  la  Direction  de  la  Commission  imperiale 
japonaise.  Paris  1878,  2 Vola. 

Locomotion  in  Japan.  (Joum.  Society  of  Arts, 
May  1879.) 

Lagus , M.  W.  So  me  Remark*  and  a Proposal 
on  the  Subject  of  the  First  Russian  Expedition 
to  Japan.  (Trav.  de  la  3me  Sess.  du  Congr.  In- 
ternat. des  Oriental istes,  T.  11.  Petersburg  1879.) 

Le  Japon  a l’Exposition  Universelle  de  1878.  Paris, 
Commission  Imperiale  du  Japon. 

Bd.  1 enthält  Geographie  und  Geschichte.  Bd.  II 
ist  dem  Unterrichts  wesen  und  der  Gewerbthätigkeit 
gewidmet. 

Magct,  J.  lies  et  Archipele«  periph^rique«  du  Ja- 
pou.  (L’exploration  1878,  Nr.  70.  8.  616  — 624.) 

Magct,  J.  Le  Japon  central.  (L’exploration 
1878,  Nr.  74,  75,  83,  84.) 

Magot,  Dr.  Le  Japon  du  Sud.  (Ann.  de  l'Extr&me 
Orient  [Paris]  1878,  Nr.  2.) 

Magct,  Dr.  Leg  Religions  du  Japon.  (Ann.  de 
r Extreme  Orient  [Paris]  1878,  Nr.  3.) 

Mayet , P.  Die  Collectiv- Versicherung  der  Ge- 
bäude in  Japan.  (Mitth.  d.  D.  Ges.  f.  Natur-  n. 
Völkerkunde  Ostusiens,  16.  Heft,  1878,  228 — 
239.) 

Mayet,  P.  Die  Japanische  Staatsschuld.  (Mitth. 
d.  I).  Ges.  f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens 
[Tokio],  17.  Heft,  1878,259—299.  Vgl  Vorhand], 
d.  Ges.  daselbst.) 

Mc  Clatchio,  T.  R.  H.  Note  of  a Recent  Disco- 
very of  Human  Remains  in  the  Ilaraki  Kon. 
(Transact.  Asiat.  Soc.  Japan  1879.  S.  90.) 

MctohnikofT,  Leon.  I/Empire  Japonais.  Geneve 
1878  f.  M.  K.  u.  Abi». 

Moderne  Papierfabriken  in  Japan.  (Oesterreich. 
Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  S.  149.  N.) 


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101 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Morse,  Edward  S.  Tracea  of  an  Early  Raco  in 
Japan.  New-York  1879. 

Mounscy , A.  H.  Satsuma  Rebellion.  (An  Epi- 
sode of  Modern  Japanese  History.  London  1879, 
8».  306  S.) 

Pflzmaier,  Dr.  A.  Nachträge  zu  japanischer  Dia- 
lektforschung, II.  (Sitzungsberichte  d.  k.  k.  Aka- 
demie der  Wissenschaften.  W’ien  1879.) 

— Der  Schauplatz  von  Fndzi-no-mori.  (Daselbst. 
Wien  1879.) 

Ratzel,  Friedrich.  Zur  Beurtheilnng  der  Japaner. 
(Oesterreich.  Monatsschrift  für  d.  Orient  1878, 
Nr.  11.) 

Rein,  J.  Der  Fnji-no*yama  und  seine  Besteigung. 
(iVtermann,  Geogr.  Mitth.  1879,  365 — 376.  M. 
Abb.  und  Karte.) 

Roany,  L.  de.  Etüde  sur  le«  Ainos.  (Congr.  Inter- 
nat des  Sciences  Güographiques.  Paris  1878,  I. 
S.  412.) 

Satow,  Ernest.  Ancient  Japanese  Rituals,  Nr.  1. 
The  Waging  for  Harvest.  (Transact  Asiat.  Soc. 
of  Japan,  Vol.  VII,  Pt  II.) 

Satow,  E.  The  Use  of  tho  Firo  Drill  in  Japan. 
(Transact.  Asiat.  Soc.  Japan  1878.  S.  223.) 

Schafzucht  in  Japan.  (Oesterreich.  Monatsschrift 
f.  d.  Orient  1879,  S.  149.  N.) 

Schwämmezucht  in  Japan.  (Essbare  Schwämme.) 
(Oesterreich.  Monatsschrift  für  d.  Orient  1879, 
S.  188,  N.) 

Semler,  H.  Die  mythologische  Zoologie  in  Japan. 
(Die  Natur  1878,  Nr.  41.) 

Siebold,  Heinrich  v.  Ueber  die  Steinzeit  in  Ja- 
pan. (Verb.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie 
1878,  428—431.) 

Telegraphie  in  Japan.  (Monatsschrift  f.  d.  Orient 
1878,  S.  112.) 

The  Ascent  of  Fnsiyaraa.  (London  and  China  Tele- 
graph 1878.  S.  1005.) 

The  Loochoo  Islands.  (Procecd.  R#  Geogr.  Soc. 
London  1879.  S.  210—213.  N.) 

Veeder,  Rev,  P.  V.  Some  Japanese  Musical  In- 
tervals. (Transact  Asiat.  Soc.  of  Japan,  Vol.  VII, 
P.  II.) 

Visit  to  Satsaporo  (Sapporo).  (Churoh  Missionary 
Intelligencor,  May  1879.) 

Voyage  au  Japou  (par  V.  B.).  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Marseille  1879.  S.  5.) 

Weber,  A.  R.  Japan  vor  16  Jahren.  (Aus  allen 
Weltt heilen  1879,  Jahrg.  X,  H.  7,  8.) 


Wedderburn,  Sir  David.  A Japanese  Romance. 
(The  Fortnightly  Review  1879,  I.  S.  273— 
289.) 

Wcmich.  Zur  Geschichte  der  Mcdicin  in  Japan. 
(Deutsches  Archiv  f.  Gesch.  d.  Mcdicin,  1.  Band, 
2.  Heft) 

Wocikof,  Dr.  A.  J.  Reise  durch  das  mittlere  und 
südliche  Japan  1876.  (Petermann’s  Geogr.  Mitth. 
1879,  41—57.  M.  K.) 

Woeikof,  A.  J.  Reisen  in  Japan.  (Iswestija  d. 
K.  Ron»  Geogr.  Gesellsch.,  Bd.  XIV,  H.  2.) 

Wocikof,  A.  J.  Ueber  die  Produktion,  den  Handel 
und  dio  Zukunft  von  Japan.  (Mitth.  d.  K.  K. 
Geogr.  Ges.  Wien  1878,  Nr.  12.) 


Aston , W.  G.  Ilideyoshi's  Invasion  of  Cores. 
(Trans.  Asiat.  Soc.  Japan,  VoL  VI,  Part  II.) 

Eine  Münchhauseniade  in  Korea.  (Aus  allen  Welt- 
teilen, 10.  Jahrg.,  10.  Heft  1879.) 

Klödon,  G.  A.  von.  I)ah  Königreich  Korea.  (Aus 
allen  Weltteilen  1879,  X,  S.  151,  187.) 

Korea.  (Proceed.  IL  Geogr.  Soc.  London  1879, 
793.  N.) 

Koreanische  Seide.  (Oesterreich.  Monatsschrift  f.  d. 
Orient  1879,  S.  119.  N.) 

La  Coree.  Par  un  Japonais  du  Fousan.  (Ann.  de 
TExtremo  Orient,  Marz  1879.  8.  267.) 

Maget.  Sur  quelqnes  Coreens  venus  en  Ambassade 
ä Nagasaki.  (La  Nature,  Mai  1878.) 

Oppert,  E.  A forbidden  Land.  (Korea.)  London 
1879. 

Ross,  John.  History  of  Korea,  Ancient  and  Mo- 
dern, with  Descriptiona  of  Mauners  and  Customs, 
I^auguage  and  Geography,  Maps  and  Illustrations. 
Paisley  and  landen  1879. 

Satow,  G.  Corean  Potter*  in  Satsuma.  (Trans. 
Asiat.  Soc.  Japan.  Bd.  VI,  H.  2.) 


18.  Hinterindien. 

Adams.  In  the  Far  East:  a Narrative  of  Ex- 
ploration and  Adventlire  in  Cochin  China,  C'am- 
bodia,  Laos  and  Siam.  London  1879. 

Among  the  Burmese.  (Frasers  Magazine.  Juli 
1878  1) 

Beauvoir,  Cto.  de.  Singapore  et  Bangkok.  (Rev. 
Geogr.  Internat,  1878,  Nr.  38.) 

Bigandot , P.  Vie  ou  legende  de  Gautama,  le 


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102 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Buddha  des  Birmans,  et  Notices  mir  Phongyis 
oa  Moines  Birmane.  Paris  1878,  8®,  544  S. 

Bionno,  H.  La  Cochinchine.  (L’exploration  1878. 
Nr.  67,  8.  513—519;  Nr.  68,  S.  542—548.) 

Brown,  N.  A Karen  Inscription.  (Transact.  Asiat. 
Soc.  of  Japan  1870«  S.  127.) 

Burmese  Invasions  in  Assam.  (London  & China 
Telegraph  1879.  S.  864.) 

Chaix,  PauL  Le  Siam.  (Bull.  Soc.  G6ogr.  Paris 
1879,  I,  617.) 

Clause wits,  v,on.  Eine  Entdeckungsfahrt  nach 
den  Rainen  des  Reiches  Khmer.  (Die  Natur,  N. 
F„  5.  Jahrg.,  Nr.  7—14,  1879.) 

Corbigny,  Br.  de.  Hait  jours  d'ambassade  a Hne. 
(Tonr  du  monde  1878,  Nr.  889 — 890.) 

Croixier,  Marquis  de.  Les  Exploratenrs  du  Cam- 
bodge.  (Ann.  de  TExtr^me  Orient  [Paris]  1878, 
Nr.  2.) 

Croizier,  M.  de.  Los  roonuments  Khmer  claasea  pur 
provinces.  (Ann.  de  l’Extreme  Orient  1879.  S.  96.) 

Dupuis,  J.  L’ouvorture  du  Fleuve  Rouge  an 
commerce  et  les  evenements  duTong-Kiu.  (Pnbl. 
p.  cura  d.  Soc.  Indo-Chinese  1879.) 

Dutroil  de  Rhins,  J.  L.  La  c6tc  d’Annam  et  la 
Proviuce  de  Hue.  (Bull.  Soc.  Geogr., Paris  1878, 
II,  316—342.  M.  K.) 

Dutreuil  de  Rhins,  J.  L.  Lc  royaume  d'Annam 
et  les  Annamites.  Ouvrage  accompagnc  de  2 
carte*  ot  11  gravures,  d'aprrs  les  croquis  de 
l’auteur.  Paris  1879,  18°.  321  S. 

Eine  Aadienz  beim  König  v.  Siam.  Von  einem 
Marineoffizier.  ( Daheim,  1 5.  Jahrg.,  Nr.  45, 1879.) 

Rinaiodol,  Franz.  Ilinterindischea.  (Gegenwart 
1879,  Nr.  29.) 

Exploration»  North  of  Assam.  (Proceed.  R.  Geogr. 
Soc.  London  1878.  S.  126.  N.) 

Forbcs , Archibald.  The  Political  Situation  in 
Burmah.  (Nineteenth  Century  1879,  V,  740 — 755.) 

Forbes,  C.  J.  F.  S.  British  Burma  and  ita  People ; 
boing  Sketches  of  Native  Manners,  Cnstoras  and 
Religions.  London  1878,  Post  8*.  360  S. 

Fytche,  Dt.  GeneraL  Burma.  (Forthnigbtly  Re- 
view 1879.  S.  627—635.) 

Grdhan,  Am.  Le  Royaume  de  Siam.  4me  Ed. 
Paris  1879. 

Harmand,  Dr.  J.  Do  Bassac  h Hue.  (Bull.  Soc. 
Geogr.  Paris  1879,  I,  75—105.  M.  K.  VgLArch. 
Missions  Scientifiques  1878,  Nr.  2.) 

Harmand,  Dr.  Laos  et  les  Population»  Sauvages 
de  1‘Indo-Cbine.  (Ann.  de  l’Extreme  Orient,  Dec. 
1879.) 


Harmand,  J.  Les  Kouys.  Ponthey  Kakdh.  Consi- 
derations  sur  les  Monuments  dits  Khmers.  (Ann. 
de  l’Kxtreme  Orient  1879.  S.  329.) 

Harmand,  J.  Notes  sur  les  provinces  du  bassin 
meridiuual  du  Se  Moun.  Laos  et  Cambodge  sia- 
mois.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1877.  S.  225,  239.) 

— Excursions  de  Bassac  k Attopen.  (Bull.  Soc. 
Geogr.  Paris  1877.  S.  239 — 248.) 

Kruyt,  J.  A.  Aanteekcningen  en  opmerkingen 
betreffende  Siam  bij  en  bezoek  aan  de  hoofstad 
Bangkok.  (Tijdscbr.  Aardrijkak.  Genootsch. 
Amsterdam,  Deel  III,  30 — 64.  M.  K.) 

La  Cochinchine  fran^aise  en  1878  par  le  Coraite 
agricole  et  industriel  do  la  Cochinchine.  Paris 
1878,  8®.  IV.  351  S.  Mit  3 Taf.  u.  2 Karten. 

La  veritksugli  avvenimenti  di  Birmania.  (Giornale 
delle  Colonie.  Roma,  21  guigno  1879.) 

Degrand.  L’Art  Khmer  et  la  Societö  Indo  - Chi- 
noise.  (Rev.  Geogr.  Internat.  1879,  Nr.  41.) 

Lottere  dalla  Birmania.  (Giornale  delle  Colonie. 
Roma,  28  guigno  1879.) 

Martinet , Dudovio.  Los  Ruinös  Khmers  dans  le 
Kambodge.  (Rev.  d’Anthropologie  1878,  666 — 
684.) 

Morioe,  Dr.  A.  Notes  snr  los  Bahnara.  (Rev. 
d’Anthropologie  1878,  626 — 665.) 

Morrison,  G.  J.  A Description  of  the  Island  of 
Formosa.  (Geogr.  Magazine  1878.  S.  319.) 

Pollok,  Lieut.  Col.  Sport  in  British  Burmah, 
Assam,  and  the  Cassyah  and  Jynthia  Hills,  with 
Notos  on  Sport  in  the  Hilly  Districts  of  the 
Northern  District,  Madras  Presidency,  indicating 
the  best  Localities  iu  tliese  Countries  for  Sport, 
Natural  History  Notes,  Illustration*  of  the  People, 
Scenery,  Game  etc.  London  1879,  2 Vols.  8°. 
484  S. 

Quatrefagcs,  A.  do.  Rapport  sur  le  voyage  d’ex- 
ploratiou  fait  par  le  Dr»  Harmand  dans  les  pro- 
vinces de  Muln-Prey,  Tonle  Repau  et  Coinpong- 
Soai  sur  la  rive  droit«  du  Mo -Kong.  (Arch.  d. 
miss,  scicnt.  1878,  Nr.  1.) 

Rätsel,  Friedrich.  Die  neuen  Handelsplätze  und 
llandclswege  in  Hinterindien.  II.  Die  Hilfsquellen 
und  der  Handel  von  Jünnan.  III.  Die  Handels- 
plätze an  der  chinesisch  - tibetanischen  Grenze. 
IV.  Die  Flusswege  Hinteriudiens.  (Monatsschrift 
f.  d.  Orient  1878,  S.  97—104,  119—125.) 

Rcnaud,  G.  De  Yunan  au  Tougkin.  (Rev.  Geogr. 
Internat.  1879,  Nr.  39  f.) 

Schlagint  weit , Emil.  Die  Garo-Khassia-  nnd 
Naga -Völker  un  der  indisch  - birmanischen  Grenze. 
(Globus  1878,  XXXIV,  17,  18.  19.) 


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103 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Siamese  Tiiles.  (Journ.  Streits  Branch  R.  Asiat. 
Society  1878.  S.  117.) 

Smith,  S.  J.  Siam  Directory  for  1879.  Singa- 
pore  1879. 

Siam.  (London  and  China  Telegraph  1879.  S.  696.) 

Tho  Indo-Chinese  Peninsula.  (Procoediugs  R.  Geogr. 
Soc.  London  1879.  S.  391.  N.) 

Vincont,  Frank,  The  Wonderful  Rains  of  Cam- 
bodja.  (Bull.  American  Geogr.  Soc.  1878,  229 — 
252.) 

Von  Bannah  nach  China.  I.  Geschichte  derSladen- 
Expedition  (1868).  (Unsere  Zeit  1879,  I.  654 
bis  674.) 

Voasion,  L.  Relation»  sur  la  Birmanin.  (Bull. 
»Soc.  Geogr.  de  Marseille  1878.  S.  317.) 

Wisoiiua,  J.  A.  B.  Do  Fraulichen  in  Indo-China. 
Geografisch,  administratief  en  economisch  «ver- 
zieht van  Franach  Cochin-Chino,  Annarn  cn  Kam- 
bodia.  Zalt- Bommel  1878,  8*».  299  S. 

WiBelius,  J.  A.  B.  Reis  door  het  koninkrijk  K&m- 
bodja  en  du  Siamsche  provincien  Ankor  en  Bat- 
tambang.  (Tijdschr.  voor  Nederlandsch  Indie  1878, 
I.  S.  241,  321.  Vgl.  B.  d.  v.  J.) 

Yale,  H.  The  „Idols  of  Bawian41.  (Proc.  R.  Geo- 
graph. Society  1878.  S.  338.) 


19.  Der  Malayiache  Archipel. 


A Visit  to  a Tapioca  Plantation  (Singapore).  (Lon- 
don & China  Telegraph  1879.  S.  341.) 

A Visit  to  tho  Native  State»  of  tho  Malay  Penin- 
sula. (London  and  China  Telegraph  1879.  S. 
440.) 

Abiäsä,  een  Javaansch  Toneeistack,  uitg.  door 
Hümme.  s’Gravenhage  1878. 

Alemdn,  Jacobo.  Breve  descripcion  de  la  isla  de 
Paragua  eu  el  Archipielago  Filipino.  (Hol.  Soc. 
Geograf.  Madrid  1878,  T.  V,  163 — 177.) 

Antiquities  of  tho  Province  Wellesley.  (Journ. 
Straits  Brunch  R.  Asiat.  Society  1878.  S.  114.) 

Auf  der  Nicoharen-Iusel  Camcrta.  (Ausland  1878, 
Nr.  45.  pf.]) 

Bei  den  Menschenfressern  auf  Sumatra.  (Garten- 
laube 1879,  Nr.  29.) 

Beiber,  Dr.  Geogrnphy  of  Atchin.  Trans!»  from 
the  German.  (Journ.  Straits  Brauch  R.  Asiatic 
Soc.,  Nr.  UI,  1879.) 

Bornco-Campher.  (Oeaterr.  Monatasch r.  f.  d.  Orient 
1878,  S.  190.  N.) 


Broch,  M.  Die  Agrarverhältnisse  auf  Java.  (Oester- 
reich. Monatsachr.  f.  d.  Orient  1879,  214 — 216.) 

Bracker,  R.  P.  Les  Colouies  Hollnnd&ises  des 
Indes  Orientales.  (Ball.  Soc.  Geogr  Lyon  1878. 
July,  Nr.  11.) 

Chijs,  J.  A.  van  der.  Bijdragen  tot  do  Geschie- 
den« van  het  inlandsch  Onderwijs  iu  Neder- 
landsch Indie.  (Tijdschr.  v.  Tnd.  Taal-,  Land- en 
Volkenk.  1879.  S.  1 — 52.) 

Chijs,  J.  A.  van  der.  Hoc  de  Compagnie  soins 
met  Inlandsche  Regenten  handelde.  (Tijdschr. 
v.  Ind.  Taal-,  Land- eu  Volkenkundo  1879.  221 
bis  225.) 

Clausevritz,  H.  von.  Die  Batta  auf  Sumatra. 
(Ausland  1879,  7,  8,  9.) 

Daly,  D.  D.  Caves  at  Sungoi  Bata  in  Selnngor. 
(Journ.  Straits  Branch  R.  Asiatic  Soc.,  Nr.  III, 
1879.) 

Daa  nördliche  Borneo.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
Nr.  277.) 

De  Abschaffing  der  Slaverij  in  Nederlandsch  Indie. 
(Tydschr.  Nederl.  Indli  1878,  II.  S.  1.) 

De  Jonge,  J.  K.  J.  De  opkomst  van  het  Neder- 
landsch Gezag  en  Ost-Indie.  (Verzamelingen  van 
onuitgegeven  stukken  uit  het  oud.  Kolonial  Ar- 
chief.,  X0  Deel.  s’Gravcnhage  1878,  8°.  532  S.) 

De  Nikobaren  Eilanden.  (Tijdschr.  van  het  Aard- 
rijkskund.  Genootachap.  Amsterdam  1878.  S.  176.) 

De  Regeering  vau  Nederlandsch  Indie  tegonover 
den  Islam.  (Tijdschr.  Nederl.  Indie  1878.  S.  205.) 

De  slaverij  in  Nederlandsch  Indie.  »(TijdUchr.  Ne- 
derl. Indie  1879.  S.  85.) 

Der  Tobn-See  auf  Sumatra.  (Journ.  Strait.  Branch 
R.  Asiat.  Soc.  1878,  I.  S.  115.  Vgl.  Ausland 
1879,  18.) 

Devic,  L.  M.  Legendes  et  Traditions  Historiques 
de  l'Archipel  Indien.  (Trad.  pour  la  premiere 
fois  du  Malaie  en  Frau^ais,  et  accompagne  do 
Notes.  Paris  1878,  8“-  159  S.) 

Diaa,  J.  Lgit  van  Atjeh’sche  Woorden.  (Tijdschr. 
V.  lud.  Taal-,  Land-  en  Yolkenkundu  1879.  140 
bis  162.) 

Die  Erforschung  Borneos.  (Ausland  1879,  25.) 

Die  neuesten  Forschungen  auf  Sumatra.  (Ausland 
1879.  13.) 

Dio  Overbeck'sche  Erwerbung  auf  Borneo.  (Oester' 
reich.  Monatsschrift  f.  d.  Orient  1879,  S.  82,  N.) 

Die  Umsegelnng  Borneos.  ( Ausland  1878,  40,  41.) 

Doyle,  Patrick.  Tin  Mining  in  Larut.  Now-York 
1879. 

Dräsche,  B.  von.  Eine  L Überschreitung  der  Gor- 


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104 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


dillera  Central  auf  der  Insel  Luzon.  (Beilage  z. 
Wiener  Abenpost  1878,  Nr.  73.) 

Du  Rij  van  Boest- Holle,  Q.  Bescbrijving  van 
de  Hindoe  oadheden  te  Moera  Takoes,  XII.  Kotta 
Kanipar.  (Tijdschr.  voor  Ind.  Taal-,  Land-  en 
Volkenkunde  1879,  217—221.  M.  T.) 

Eck,  van.  Schetsen  van  bet  Eilaml  Bali.  (Tijdscbr. 
Nederl.  Indie  1878,  II,  85  f.;  1879,  I,  36  f.) 

Een  Palembang’sche  piugem.  (Tijdschr.  v.  Ind. 
Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  1879,  127 — 132.) 

Exploration  in  Pcrak.  (Prooeed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1879.  S.  717.  N.) 

Facsimile  van  een  tweetal  beschreven  kaperen  pla- 
ten,  afkorast  uit  Bandjar  Kegara.  (Tijdscbr.  v. 
Ind.  Taal-,  Laud-ou  Vulkenkunde  1879.  S.  120.) 

Forbes,  Henry  O.  Kotes  on  the  Cocos  or  Ree- 
ling Islands.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London 
1879,  777—785.  M.  K.) 

Friederich,  R.  Java.  Archeologie,  Iconograpkie. 
(Ann.  de  TExtreme  Orient,  Man  1879.) 

Friederich,  R.  Les  Temples  de  Kedou  et  de 
Djocjokarta.  (Ann.  de  l'Extrcmo  Orient  1878, 
S.  124.) 

Geschiedenis  van  eenige  goavernmcntecle  inlaud- 
ache  Scholen  op  Timor.  (Tijdscbr.  v.  Ind.  Taal-, 
Land-  en  Volkenkunde  1879,  52 — 72.) 

Groenevcodt,  W.  P.  Kotes  on  the  Malay  Archi- 
pelago  and  Malacca.  Corapiled  from  Chinese  Sour- 
ces.  (VerhdL  öatav.  ücnootscbap  van  Kunst  en 
Wetensch,  XXXIX.  li.  1.) 

Grondbozit  onder  de  Inländers  op  Celebes.  (Tijd- 
schrift  Kedefl.  In  die  1878,  II.  S.  131.) 

Hervey , D.  F.  A.  A Trip  to  Gunong  Blumut. 
(Journ.  Straita  Brnnch  II.  Asiatic  Soc.,  Nr.  III, 
1879.) 

Ilet  Land  der  Karons.  (Tijdschr.  Aardrijksk.  Ge- 
nootscli.  Amsterdam,  Deel  III,  102 — 107.) 

Hoövoll , Q.  W.  W.  C.  van.  Jets  over  t’oorlog- 
voeren  der  Buttas.  (Tijdscbr.  Ncdurl.  Indie  1878, 
II.  S.  431.) 

Humme,  H.  C.  Abiasa  een  Javaansch  toneelstuk 
(Wojang)  met  een  Hollandsche  vertaling  en  toe- 
lichtende  Nota.  s’Gravenhage  1878. 

Javaanscho  Vertellingen  uitg.  door  Palmer  van 
den  Brook.  s'Gravenhage  1878. 

Le  Chriatianisme  chez  les  Dayaks.  (Ann.  de  l‘Ex- 
treme  Orient  1879.  S.  161.) 

Bigtvoet,  A.  Beschrijving  en  gesekiedenis  van 
Boeton.  (Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volken- 
kunde  van  Nederl.  Indie  1878.  S.  I.) 

Ligtvoet,  A.  L’Empire  de  Binton  (südöstl.  Cele- 
bes). (Ann.  de  TExtreme  Orient  1878,  Kr.  3.) 


Lohan,  O.  Die  Gründung  der  britischen  Kolonie 
Singapore.  (Ausland  1879,  36.) 

Malay  Proverbe.  (Journ.  Strait«  Branch  R.  Asiat. 
Soc.  1879,  I.) 

Maxwell,  W.  E.  Malay  Proverbs.  (Journ.  Straita 
Branch  R.  Asiat,  Society  1878.  S.  85.) 

Miklucho  - Maclay.  Dialects  of  the  Melanesian 
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Branch  R.  Asiat,  Society  1878.  S.  38.) 

Miklucho-Maclay.  Ethnologic&l  Excursions  in  the 
Malay  Peninsula.  (Journal  of  the  Straita  Branch 
of  the  R.  Asiatic  Soc.,  Dec.  1878.) 

Montblanc,  Cte.  de.  I/ss  De»  Philippinen  (Mem. 
Soc.  des  Etudes  Japonaises  etc.  Paris  1878, 
T.  I,  P.  I.  S.  A.  Paris,  Trembley,  1878.) 

Morell,  C.  J.  Nieuw  Nederlandsch-  Maleisch  en 
Maleisch-Kcderlandscb  woordenbock,  bevastende 
de  meest  in  gebruik  zijnde  woorden  en  spraak- 
wendingen,  ten  dienste  van  Len  die  zieh  op  de 
beoefening  van  het  laag  Maleisch , en  der  Ma- 
leisch sprekenden , die  zieh  op  bet  Nederlandsch 
willen  toeleggen.  2 delen.  Haarlem  1879,  8°. 
XXIII.  234,  IV.  215  S. 

Mundt-LautT,  Th.  Die  schwarze  Urbevölkerung 
dos  ^Philippinen-  und  Molukken- Archipels,  sowie 
der  Inseln  Celebes  und  Formosa.  1,  2,  3.  (Die 
Natur,  N.  F.,  5.  Jahrg.,  1879,  Nr.  32,  35  u.  36.) 

Neubronner  van  der  Tunk,  Dr.  Kaar  Anleiding 
van  R.  van  Eck’s  „Een  ©erste  proeve  van  een 
Balincesch  Woordenboek“.  (Tijdschr.  v.  Ind. 
Taal-, Land- en  Volkenkuude  1879.  S.  242 — 256.) 

Neubronner  van  der  Tunk,  Dr.  Vragen  ter 
opheldering  van  Oud-Javaanscho  Woorden.  (Tijd- 
schrift  v.  Ind.  Taal-,  Land- en  Volkenkunde  1879, 
132—140,  329—336.) 

Norris,  George.  Singapore  31  Years  ago.  Singa- 
pore 1878, 

Oesterreicher,  T.  von.  Labuan.  (Oesterreich. 
Monatsschr.  f.  d.  Orient  1878,  Kr.  12.) 

Palgrave,  W.  G.  Malay  Life  in  the  Philippinen 
(Cornhill  Magazine  1878,  Nr.  224.) 

Palmer  van  den  Broek,  Dr.  W.  Javaanscho 
Vertellingen,  bevattende  de  lotgevallen  van  een 
Kantjib,  en  Reebok  en  audere  dieren.  s’Graven- 
hage  1878. 

Playfair,  G.  M.  H.  Kotes  on  the  Language  of 
the  Formosan  Savages.  (China  Review  1879, 
VII.  S.  342—345.  [N.]) 

Potocnik,  W.  Streii’züge  in  Ost-Asien.  Batavia. 
(Aus  allen  Welttheilen  1878,  Kr.  10,  S.  297 — 
300.) 

Raffles,  F.  S,  The  Foundation  of  Singapore.  (Jour- 
nal of  the  Straita  Branch  of  the  R.  Asiatic  Soc., 
Dec.  1878.) 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  105 


Roepstorff,  P.  A.  de.  Andainonerne.  (Geogr.  Tid- 
skrifl  1878.  S.  106.) 

Roos,  S.  Jets  over  Endeb.  (Tijdschr.  v.  Ind. 
Taal-,  Land-  cn  Volkenkunde  1878,  XXI Y\  S. 
481 — 583.) 

Sprach«,  Linder-  und  Völkerkunde. 

Rosenberg,  C.  B.  H.  von.  Der  malayiscke  Ar- 
chipel. Land  und  Leute  in  Schilderungen,  gM* 
während  eines  30jährigen  Aufenthaltes  in  den 
Kolonien.  Mit  Vorwort  von  J.  P.  Vetch.  Leipzig 

1878,  II.  Abtb.  8°.  226—416.  Illuitr. 

St.  John,  Spenser.  Life  of  Sir  James  Brook,  Ra- 
jah  of  Saraawok,  from  his  Personal  Papers  and 
Correspondcnce.  London  1879,  8°.  416  S. 
Sangir  Islands,  Malay  Archipelago.  (Proceed.  R. 

Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  667.  N.) 
Schofler,  Dr.  R,  H.  C.  C.  Inlandsche  planten - 
namen.  (Tijdschr.  v.  Ind.  Taal-,  Land- en  Volken- 
kunde  1879,  319—329.) 

Schow-  Sontvoort.  Ethnographie  des  Koubons 
(Sumatra).  (Ann.  de  PExtreme  Orient  1879. 
S.  145.) 

Schow  - Santvoort.  Le  Djambi  et  le  Karintiy 
(Sumatra).  (Ann.  de  PExtreme  Orient  1878, 
Nr.  I.) 

Schow  - Santvoort.  Petita  fitata  Indeprndants  de 
Sumatra.  (Ann.  de  PExtreme  Orient  1878.  8.  118.) 
Schouw- Santvoort,  M.  ün  voyage  de  Bidar- 
Alaun  ä Djambi  (Snmatra).  (A  minies  de  PEx- 
treme Orient  Paria  1878,  Nr.  2.  M.  K.) 

Sclater,  P.  L.  The  New  Maharajato  of  S&bak, 
Borneo.  (Proceedings  R.  Geogr.  Soc.  London 

1879,  Nr.  121  — 123.) 

Skinner,  A.  M.  Geogi*aphy  of  the  Malay  Penin- 
sula. (Journ.  Straita  Brunch  R.  Asiat.  Society 
1878.  S.  52.) 

Studer,  Th.  Ein  Besuch  auf  Timor.  (D.  Geogr. 
Blätter  1878,  8.  230.) 

Snmatra-Expeditie.  Berichten  ontleend  aan  de  Rap- 
porten on  CorreBpondentien  ingekomen  van  de 
leden  der  Suinatra-Kxpeditie,  Nr.  7.  Amsterdam 

1878. 

Swaring.  Do  Verhonding  van  bevolking  der  Mina- 
hassa.  (Tijdschr.  Nederl.  Indio  1879.  S.  165.) 
Swettonham,  P.  A,  A Malay  Festival.  (Journal 
of  the  Straita  Branch  of  the  R.  Asiatic  Soc.  Dcc. 
1878.) 

Te  Mochelen,  Ch.  Een  en  ander  over  Wajangs. 


(Tijdschr.  voor  lud.  Taal-, Land- en  Volkenkundo 
1879,  72 — 108.) 

Te  Mochelen,  Ch.  Eenige  da  gen  het  desaleven 
meögeleefd.  (Tijdschr.  v.  Ind.  Taal-,  Land-  en 
Volkenkunde  1879,  165 — 196.) 

The  Maritime  Code  of  tho  Malavs,  reprinted  from 
a Translation  by  Sir  T.  Raffles.  (Journ.  Stroits 
Branch  R.  Asiatic  Soc.,  Nr.  III,  1879.) 

Tho  Somang  and  Sakai  Tribcs  of  Kedah  and  Perak. 
(Journ.  Straita  Branch  R.  Asiat  Society  1878. 
S.  111.) 

Traumüller,  F.  Erinnerungen  an  Java.  (Garten- 
laube 1879,  Nr.  47.) 

Tromp , J,  C.  E.  De  R&mbai  ©n  Sebroeang  Da- 
jaks. (Tijdschr.  v.  Ind.  Taal-,  Land- en  Volken- 
kunde 1879,  108—120.) 

V e rateeg,  Colonel.  La  mission  scientißqne  Neer- 
landaisc  k Sumatra.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris 
1878,  II.  481—512.) 

Verstege,  Ch.  Ecoma.  Leg  Sekahs  de  Billiton. 

(Ann.  de  PExtreme  Orient  1879.  S.  130.) 
Verstege,  Ch.  Ecoma.  Verslag  eener  reis  naar  de 
Noe-mina  rivier  en  angrenzende  landstrecken, 
gelegen  aan  de  Zuid-Oostkust  van  Timor.  (Tijd- 
schrilt  v.  Ind.  Taal-,  Land- cn  Volkenkunde  1879 
121  — 127.) 

Veth,P.  J.  Java.  Geographisch  - Ethnologisch- 
Historisch.  Harlem,  Bohn,  1878. 

Veth,  P.  J.  Les  Cultures  de  Deli  (Sumatra). 

(Ann.  de  PExtreme  Orient  1878,  Nr.  1.) 

Veth,  P.  J.  Les  Gayos , tribu  de  Plnterieur 
d’Atchin.  (Ann.  de  PExtreme  Orient  1878,  Nr.  1.) 
Veth,  Professor,  P.  J.  The  Dutsch  Expedition 
to  Central  Sumatra.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1879,  759—777.) 

Waey,  H.  W.  van.  Les  Tengorcses  et  le  Sacri- 
fice  au  Brommoh  (Java).  (Ann.  do  PExtreme 
Orient  1878,  Nr.  2.) 

Walion,  L.  Les  Gaioua  et  la  Mer  Interieure. 

(Ann.  de  PExtreme  Orient  1879.  S.  179.) 
Wesenberg,  Marlnepfarror.  Durch  die  Philip- 
pinen. (Globus  1879,  14.) 

Wild  Trihes  of  the  Malay  Peninsula  and  Archipe- 
lago. (Journ.  Straits  Branch  R.  Asiatic  Society 
1878.  S.  108.) 

Winckel.  Das  Strafverfahren  bei  Vergehen  der 
Eingeborenen  auf  Java.  (Jahresbericht  d.  V.  f. 
Erdkunde.  Dresden  1878.  S.  21.) 


Archiv  fUr  Autlmipulwtpe.  IW.  XII. 


14 


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106 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


IV.  Afrika. 


1.  Afrika  im  Allgemeinen . 

Afrikaner  in  anderen  Erdtheilen. 

d'Abbadie,  A.  Lea  causes  actuelles  de  l’esclavnge 
en  ßthiopie.  (Itev.  d.  tonest ions  Historiqnes.  Juli 

1877.  [S.  A.  l.ouraiu  1877.]) 

Abolla,  Marcoliano  de.  Noticias  de  los  explo- 
radorea  de  Africa.  (Bol.  Soc.  Geograf.  Madrid 

1878.  T.  V,  347—363.) 

Africa.  Fast  and  Present.  A conciac  acconnt  of 
the  Conntry,  ita  History,  Geography,  Explora- 
tion», Climates,  Production»,  Keaourcca,  Popula- 
tion», Tribcs,  Männer»,  Customa,  Laoguages,  Colo- 
niaatiou  and  Christian  Mission».  By  an  Old 
Resident.  London  1879,  8°.  388  S.  Mit  K.  u. 
Abb. 

Afrikaforschnng  mit  Elephanten.  (Daheim,  15. 
Jahr*,  1879,  Nr.  2.) 

Antognoli,  A.  Un  Lucchese  in  Africa.  Lacco, 
tip.  Roccbi,  1878. 

Aaaociaton  Internationale  Africainc.  Rapport  «ur 
les  m&rches  de  la  prcmicre  Expedition.  Bruxelles 

1879. 

Brunialti,  A.  Africa  secondo  le  recenti  scoperte. 

(Xuova  Antologia,  1 Nov.  1878.) 

Camperio,  M.  La  schiavitü  in  Africa.  (L’Esplo- 
ratore,  Febbraio  1879.) 

Cauaa  della  barbarie  da  cui  fu  sempre  dominnta 
P Africa  e specialmente  la  parte  centrale.  Condi- 
zione  intellettuale  e morale  dei  Ncgri,  modo  di 
internarai  lra  le  tribu  aelvaggie  e di  stringere 
relazioni  con  esse.  (Atti  d.  R.  Istituto  Venezia, 
dispensa  VIII  o IX,  1878 — 1879.) 

Champanhct,  Colonel.  L’Afrique  ancienne,  ac- 
tuellc  et  future.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Lyon  1878, 
Joly,  Nr.  11.) 

Die  Expeditionen  der  afrikanischen  Gesellschaft  in 
Deutschland.  (Globus  1878,  XXXIV,  23.) 

Die  Unterstützung  der  Afrikaforachung  durch  das 
Deutsche  Reich.  (Ausland  1878,  40.) 
Eisenbahnen  in  Afrika.  N.  (Ausland  1879,  33.) 
Eine  afrikanische  Fürstin.  (Aasland  1878,  34.) 

Elephanten  für  Afrikareisende.  (Monatschr.  f.  d. 

Orient  1878,  S.  157.) 

Miltli.  Oberst  Gordun'». 


Fabian.  Uebersicht  über  die  Entdeckungsreisen 
zur  Erforschung  des  Nilquellen-Gebietes.  Progr. 
d.  Kuulsch.  1.  0.  zu  Elbing  1878. 

Fleuriot  de  1!  Angle.  Vice  - Atniral , Melange  de 
geographie  et  d’ethnographie.  Migrations  Afri- 
caitiCH.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paria  1879,  II,  341  — 
374,  438—465.) 

Gavard,  A.  et  A.  Pörier.  Yie  et  voyages  du 
docteur  D.  Livingstoue.  Paris,  Delagrave,  1878. 

Haddan.  On  Overcoming  Geographical  Ostacles 
to  African  Trade  by  economic&l  Animal  and  Me- 
chanical  Expedient«.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1878,  251 — 255.) 

Hartmann,  Rb.  Die  Völker  Afrikas.  Leipzig  1879, 
Brockhaus,  8«.  XXIII,  432  S. 

Hartmann,  R.  Ueber  die  ethnologischen  Ergeb- 
nisse neuerer  afrikanischer  Expeditionen  von 
Gameron  und  H.  Stanley.  (Verb.  d.  Berliner  Ges. 
f.  Anthropologie  1878,  300 — 304.) 

Hellwald,  F.  von.  Die  Afrikaforachung  der  Ge- 
genwart, IV,  V,  VI,  VII,  VIII,  IX.  (Unsere  Zeit 
1878,  11,35-62;  1879,  1,361—382,428—452, 
745—767,  855—870,  900-  920.) 

Hübbe-Schleiden,  Dr.  Cultnriahigkeit  der  Neger. 
(Mittli.  Geogr.  Ges.  Hamburg  1879,  72 — 123.) 

Hübbe-  Schleiden.  Rentabilität  der  Cultur  Af- 
rikas. (Deutsche  Revue,  Bd.  III,  IL  9.) 

Jets  over  den  Rlavenhandel  in  Soedan  en  aan  de 
Küsten  der  Roode  Zee.  (Tijdschr.  Aanlr.  Ge- 
nootsch.  Amsterdam  1879,  197 — 200.  M.  K.) 

LTtalia  in  Africa.  (Giornale  delle  Colonie.  Roma 
15,  22  e 29  Nov.  1879.) 

Koutzlor,  W.  Durch  den  dunkeln  Welttheil.  (Im 
Neuen  Reich  1878,  289—300.) 

Kirchhofif,  A.  Was  uns  Stanley  aus  Afrika  heim- 
brachte.  (Deutache  Revue,  III,  IL  10.) 

LeBseps,  M.  de.  Kntretien  ä TExposition  univ. 
sur  1* Association  internationale  afric&ino.  Paris, 
irap.  Pongin,  1878. 

Livingstono,  David.  Life  and  Explorations.  Ca- 
refully  compiled  frora  Ruliablc  Source».  London 
1878*  2 Vota. 

Martin,  D.  Luis.  Espana  en  Africa.  Culpas  o 
Faltos  del  Siglo  XVII  que  paga  el  XIX.  (BoL 
Soc.  Geograf.  Madrid  1879,  26  F.) 


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107 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Nachtigal,  G.  Die  Afrikaforschung  und  II.  M. 
Stanley 's  Zug  durch  den  schwarzen  Continent. 
(Deutsche  Rundschau  1879,  XXI,  S.  203.) 

Nachtigal,  Guat.  Die  Afrikanische  Gesellschaft 
in  Deutschland.  (Die  Gogunwurt  1879,  Xr.  1.) 

Nachtigal,  Guat.  Sahara  und  Südan.  Ergebnisse 
6jähriger  Reisen  in  Afrika,  I Tkl.  Mit  49  Holz- 
schnitten und  2 chromolith.  Karten.  Berlin  1879, 
Weidmann,  Wiegand  t,  Hempel  & Parey,  8°.  XXII, 
748  S.  Mit  19  Tab.  Hierzu: 

Sahara  und  Sudan.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1878,  239, 
243,  253,  260,  209,  270,  310.)  und. 

Sechs  Jahre  afrikanischer  Reisen.  I.  Von  Tripolis 
nach  Murzug.  II.  In  Murzug.  III.  Itn  Tuhu- 
lande.  IV.  Nach  Bardai.  (Ausland  1879,  49, 
50,  52,  53.) 

Oberländer,  Ech.  Livingstone’a  Nachfolger.  Af- 
rika von  Osten  nach  Westen  quer  durchwandert 
von  Stanley  und  Cameron.  Nach  deu  Tagebü- 
chern, Berichten  und  Aufzeichnungen  der  Reisen- 
den bearbeitet.  Mit  über  80  Textahbildg.,  4 Ton- 
bildern und  *2  Karten.  Leipzig  1879,  Spanier,  8®. 
VIII,  296  S. 

Paley.  The  Evangelization  of  Africa.  (The  Dub- 
lin Review  1879.) 

Pauli tachke,  Philipp.  Die  afrikanischen  Neger. 
Ethnographische  Bilder.  Wien  1879. 

Paulitschko,  Ph.  Die  geographische  Erforschung 
des  afrikanischen  Continents  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  auf  unsere  Tage.  Wien  1879,  8®.  174  S. 

Petermann,  A.  Die  Erforschung  Afrikas  mit 
Hülfe  von  Elephantcn.  (Gcogr.  Mittheil.  1878, 
405—406.) 

Pogge.  Ueber  die  Verwendung  von  Elephanten 
bei  Afrika  - Reisen  und  Anlage  von  Stationen. 
(Globus  1879,  XXXV,  S.  119.) 

Quesnoy,  P.  du.  Un  second  nouveau  monde. 
(Le  Correapondant  1878,  VoL  76.  S.  1037 — 
1061 ; VoL  77.  S.  143— 155.) 

Zu  Stanley. 

Bedieri,  P.  Dei  paesi,  dei  popoli  e dei  prodotti 
scoperti  dai  moderni  viaggiatori  dell1  Africa 
equatoriale.  Bologna,  tip.  (’enerelli,  1878. 

Biese,  A.  Die  Ansichten  der  Alten  über  die  Nil- 
quellen. (Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und 
Pädagogik,  117—118  Bdn  1878.) 

Bohlfs,  Gerh.  Durch  den  dunklen  Welttheil  von 
Stanley.  (Westermann’B  illustr.  deutsche  Monats- 
hefte, Nov.  1878.) 

Bohlfs,  Gerhard.  Stanley's  Reisewerk.  (Ausland 

1878,  50.) 

Stanley,  H.  M.  Through  the  Dark  Continent; 


or,  the  Source«  of  tho  Nile.  Around  the  Great 
Lakes  of  Equatorial  Africa,  and  down  theLiving- 
stoue  River  to  the  Atlantic  Ocean»  London  1878, 
2 Vols,  8«.  XVI.  1086  S.  M.  Abb.  und  K. 

Stanley,  H.  M.  Durch  den  dunkeln  Welttheil 
oder  die  Quellen  des  Nils.  Reisen  nm  die  gros- 
sen Seeon  den  äquatorialen  Afrika  und  den  Li- 
vingstone -Fluss  abwärts  nach  dem  Atlantischen 
Ocean.  (Autoririrte  deutsche  Ausgabe.  Aus  dem 
Engl,  von  C.  Böttcher,  2 Bde.  Leipzig  1878. 
M.  Abb.  und  K.,  XX,  567  und  624.) 

8tanley,  H.  M.  Wie  ich  Livingstone  fand.  Rei- 
sen, Abenteuer  und  Entdeckungen  in  Central- 
Afrika,  2 Bde.  Lpzg.  1878. 

Stanley’s  letzte  Forschungsreise  durch  Afrika 
1874—1877.  (Globus  1878,  XXXI V,  Nr.  20— 24 ; 
1879,  XXXV,  Nr.  8 f.) 

H.  M.  Stanley's  Reise  durch  Afrika.  (B.  Augsb. 
Allgern.  Zeitg.  1878,  Nr.  209  f.,  316,  323,  331, 
340.) 

Tagliabne,  E.  Africa,  Lottere  di  — . (Eeplorn- 
tore.  Milano,  Settembre  1879.) 

Viaggi  celebri  alla  ricerca  dello  sorgen ti  dei  Nilo 
e nel  centro  dell  Africa  di  Burton,  Speke,  Grant, 
Baker,  Livingstone,  Stanley,  Miani,  Schweinfarth, 
Piaggia,  Gordon,  Gessi , Anti nori  etc.  Narrati 
dai  viaggiatori  steßsi.  Milano  1878,  4®.  XVI, 
832  S. 

Vigna  dal  Pcrro,  G.  Viaggi  in  Africa  dei  colon. 
C.  Cbaillü  Long.  (Roll.  d.  Soc.  geogr.  ItaL  1878, 
Nr.  8.  S.  259—267.) 

Wauwerman’s,  H.  L'oeuvre  africaine  dans  «es 
mpports  avec  les  progrea  du  commerce  et  l'indu- 
atrie.  (Bull.  Soc.  geogr.  d’Auvers.  II.  Heft  3. 
S.  349—372.) 


Campbell,  Sir  G.  Black  and  White  in  Southern 
States.  (Forthnigthlv  Review  1879,  I.  S.  449 
bis  468,  588—607.) 

Campbell,  Sir  George.  White  and  Black:  the 
üatkome  of  a Visit  to  the  U uited  States.  London 
1879. 

Die  Neger-Unruhen  auf  St«.  Croix  vom  1.  bis  3. 
October.  (B.  Augsb.  Allg.  Zeit  1878,  Nr.  321.) 

Flipper,  H.  O.  The  Coloured  Cadet  at  West 
Point  London  1879. 

Stowe,  Harriet  Beocher.  The  F.ducation  of 
Freedmen.  (N.  American  Review,  Juni  1879.) 


14* 


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108 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


2.  Marokko. 

Adamoli,  G.  Letter©  dal  Marocco.  (L’Eßplora- 
tore  1878,  Nr.  8 f.) 

Amicis,  Ed.  do.  Le  Maroc.  (Tour  da  Monde 
1871),  Nr.  948  f.) 

Aus  Marokko.  (Von  Y.  J.  II.)  (Oesterreich.  Mo- 
nataschr.  f.  d.  Orient  1879,  182—184.)  Allge- 
meine Skizze  de«  Landes. 

Degugis,  Dr.  Relation  cTnn  voyage  dans  Pinte- 
rieur  du  Maroc  en  Mars  ot  Avril  1877.  (Ball. 
Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  41—73,  121  — 151, 
241—274.) 

Kino  österreichische  See-Expedition  gegen  Marokko 
vor  50  Jahren.  (Oesterreich.  Monut&schr.  f.  den 
Orient  1879,  S.  118.) 

Fritsch,  K.  von.  Reiscbilder  aus  Marokko.  (Mitth. 
d„  Yer.  f.  Erdkunde.  Halle  1878,  S.  24 — 63.) 

Fritsch,  K.  von.  Reisebilder  aus  Marokko.  (Mitth. 
Yer.  f.  Erdkunde.  Halle  1879,  12 — 34.  M.  T.) 

Goltdammer,  F.  Note  geographique  et  commcr- 
ciale  sur  PKmpire  du  Maroc.  Paris  1878. 

Hooker,  J.  D.  and  Ball,  J.  Journal  of  a Tour 
in  Marocco  and  the  Great  Atlas,  with  an  Appen- 
dix inclading  n Sketch  of  theGeology  of  Marocco 
by  G.  Maw.  London  1879,  8°.  292  S. 

Kersten,  O.  Handel  und  Verkehr  in  West -Ma- 
rokko. (Geogr.  Nachr.  f.  Welthandel  und  Volks- 
wirt hach.  1879,  8.  363.) 

Lauvaille  de  Lacheso.  Les  Races  latines  danR 
la  Berbcrie  septentrionale.  Limoges  1878. 

Leared,  A.  On  a Joumey  to  Fez  and  Mequinez. 
(Rep.  48th  Meeting  of  the  Brit,  Abboc.  for  the 
Advanc.  of  Science  1878.  S.  631.) 

Leared,  A.  A Yisit  to  the  Court  of  Marocco. 
London  1879.  88  S.  111. 

Nachrichten  von  der  Lenz’schen  Expedition*  (Mit- 
theil. d.  Afrikan.  Gesellsch.  in  Deutschland  1878 
und  1879,  8.  246—248.) 

Rohlfs,  Gerhard.  Beiträge  sur  Geschichte  der 
Medicin  und  medicinischen  Geographie  Marokkos. 
A.  Zeitraum  von  Loo  Africanos  bis  zu  unserer 
Zeit.  (Deutsches  Archiv  für  Gesch.  d.  Medicin, 
1.  Bd.,  2.  Heft.) 

Rohlfs,  Gerh.  Bilder  aus  Marokko.  (Illustrirte 
Zeitung  1878,  71.  Bd.,  Nr.  1846.) 

Tissot,  Charles.  Racherches  sur  la  Geographie 
comparee  de  la  Mauretanie  Tiugitane.  Paris 
1879.  Buspr.  von  Ch.  Duveyrier  in  Bull.  Soc. 
Geogr.  Paris  1879,  II.  293. 


Viaje  a la  Capital  del  imperio  de  Mnrruecos  da  uns 
comision  espaüola  en  el  ano  1800.  (Bol.  Soc. Geo- 
graf. Madrid  1878,  T.  V.  273—283.) 

Villa- Amil,  Jose.  Berberia  en  tiempo  de  Cisneros. 
(Bol.  Soc.  Geograf.  Madrid  1879,  129  f.) 


3.  Algier.  — Tunis  und  Trijwlis. 

Algörio.  Etat  actuel  de  PAlgerie  d’apres  les  Do- 
cumenta Officiels.  Algcr  1878. 

Aubanel,  A.  et  J.  Maistro.  Notes  sur  PAlgerie- 
Nimes  1878. 

Boijorman,  H.  Drie  Maandcu  in  Algerie.  2 dln. 
s’Graveoh&ge  1878,  8«.  227  u.  191  S. 

Bobsu,  V.  Nouveau  Systeme  de  Colonisation  Al- 
gi-ricuue.  2me  Ed.  Lyon  1878. 

Champanhet , do  Sarjos.  L' Algerie  ancienne, 
actuelle  et  futnre.  Lyon,  Georg,  1878. 

Chanzy,  General.  Expose  de  la  Situation  de 
PAlgerie.  Alger  1878. 

Chicco,  E.  La  pesca  del  corullo  nelle  acque  dell’ 
Algeria.  (Bolletino  Consolare.  Romeo,  AgOBto  — 
settera  bre  1879.) 

Colonisation  und  Laiasez  faire  in  Algier.  (A.  A.  Z. 
1878,  18.  Juli.) 

Das  Evnngolium  unter  den  Spaniern  in  Algier. 
(Neue  evangel.  Kirchonzeitung,  20.  Jahrg.,  Nr.  51.) 

Demaeght.  Ouargla.  (Bull.  Soc.  Geogr.  de  la 
Province  d’Oran  1879.) 

Die  algerische  Frage.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879, 
Nr.  69,  70.) 

Dugas,  P.  J.  La  K&bylie  et  le  People  Kabvle. 
Paris  1878.  273  S. 

Fabian  i,  H.  Souvenirs  d’ Algerie  et  d’Orient.  Paris, 
Dentu,  1878. 

Förand,  L.  C.  Algerie,  archcologie  et  histoire. 
Alger,  Jourdan,  1878. 

Ferand,  L.  Ferdjioua  et  Zonara.  Notes  liistori- 
ques  sur  la  Province  de  Constantine.  (Rev.  Afri- 
caine  1878.  S.  127.) 

Flambart,  A.  Culture  de  PEucalyptus  en  Algerie. 
L'exploration  1878,  Nr.  84.  S.  389 — 393.) 

Fosaati-Reyneri,  G.  Lo  atato  attualo  della  co- 
lonizzazione  francese  in  Algeria.  (Boll.  Consolare 
1878,  Nr.  6.) 

Jus,  M.  Les  Forages  artesiens  de  la  Province  de 
CoDstantine.  Paris,  impr.  nationale  1878. 

Legrand,  M.  En  Afrique.  Recherche  d'uue  Sta- 
tion hivernale  sur  les  cöfces  d'Algorie.  Paris, 
Michand,  1878. 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Solimbergo,  G.  Nell’  Algeria.  (Giornale  delle 
Colonie,  Roms,  21  giogno  1879.) 

Watblod,  E.  Lea  relations  de  l'Algerie  avoc  l’Af- 
rique  Centrale.  ( Re v.  Maritime  ot  Coloniale  1879, 
LXII.  S.  70.) 


Der  Espartogras  Handel  von  Tunis,  (Oesterreich. 
Mouatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  8.  103.  N.) 

Krause,  Gottlob  Adolph.  Zur  Geschichte  von 
Fusan  und  Tripoli  in  Afrika.  Aaszug  aus  einer 
bisher  unveröffentlichten  Handschrift,  welche  sich 
in  der  öffentlichen  Bibliothek  in  Valetta  auf  der 
Insel  Malta  befindet.  (Z.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde. 
Berlin  1878,  356—373.) 

Roudairo,  Commandant.  Mission  dee  Chotts. 
fttudes  relatives  au  projet  d'unc  iner  interieure. 
(Bull.  Soc.  Güogr.  Paris  1879,  I.  273.) 

Sainte  - Marie , E.  de.  La  Tunisie  chretienne. 
Lyon  1878. 

Sombrun.  Notes  Bur  la  Tunisie.  Souse  et  le  Kef. 
(Forts,)  (Bull.  Soc.  de  Geogr.  Commerc.  Bor- 
deaux 1878,  Nr.  10.  S.  212—216.) 

Tissot,  C.  Notice  sur  le  Chott  et  Djerid.  (Bull. 
Soc.  Geographie.  Paris  1879,  II.  5 — 25.  M.  K.) 

Wernick,  Fritz.  Tunesische  Studien,  I.  (Garten- 
laube, Nr.  27,  1879.) 

4.  Aegypten. 

Ale  uni  appunti  sopra  le  condizioni  agricole  delT 
Egitto  e lo  Stabilimento  agrario  di  Comel- Akdas 
d»  G.C.  Mina.  (Bolletino  Cousolare.  Roma,  Marzo 
1879.) 

Arnold,  R.  Am  heiligen  Nil.  Aegypten  vom 
Anfang  seiner  Cultur  bis  auf  den  Khedivc  Ismail 
Pascha.  Leipzig,  Ferd.  Hirt  und  Sohn,  1878. 

Bianchi,  G.  Le  chiese  Cofte.  (Esploratore.  Mi- 
lano, luglio  1879.) 

Bonwick,  J.  Egyptian  Belief  and  Modern  Thought. 
London  1878.  458  S. 

Brugsch-Bey,  H.  La  geographie  des  Nomes  ou 
division  administrative  de  la  Haute  et  de  la  Basse 
Egypte  aux  epoqnes  des  Pharaons,  des  Ptolemees 
et  des  Empereurs  Romains,  Lpz.  1879,  Fol. 

Brugsch-Bey,  H.  Wörterbuch  der  altagyptischen 
Geographie  für  Theologen,  Alterthumsforscher, 
Philologen,  Goographen,  Historiker  etc.  veröffent- 
licht. Lpz.  1878,  Fol.,  10.  Lief.,  Sp.  721—800. 

Campbell,  Sir  G.  Egypt.  (Forthnightly  Review 
1879,  L S.  787—797.) 

Charmes,  Gabriel.  Un  essai  de  gouvernement 


109 

europeen  en  figypte.  (R.  d.  Deux  Mondes  1879, 
V.  105—142.) 

Deichevalerie,  M.  L’figypte  agricole,  industrielle, 
commerciole  et  artistiqno,  culture  industrielle  et 
agricole,  horticulture , la  fauno  egyptienno  etc. 
Paris  1878.  110  S.  Mit  9 lllustr. 

Die  Literatur  der  Kopten.  (Ausland  1878,  43,  44.) 

Die  Pflanzen  des  alten  Aegyptens.  (Nach  einem 
Vortrag  des  in  Berlin  verstorbenen  Botanikers 
A.  Braun.)  (Ausland  1878,  47.) 

Ebeling,  Adolf.  Bilder  aus  Kairo.  2 Bde.  Stutt- 
gart 1878,  X.  468  S. 

Ebers,  G.  Aegypten  in  Bild  und  Wort,  2.  Anfl. 
Stuttgart  1879. 

Ein  ägyptischer  Badeort.  (B.  Wiener  Ahendpoat 
1879,  Nr.  136.) 

Eine  Nilfahrt.  (Ausland  1879,  41.) 

Greiner,  C.  Die  jetzigen  Herrscherinnen  Aegyp- 
tens. (Gartenlaube  1878,  Nr.  26.) 

Hofftn&nn,  C.  Ein  Schlosser  in  Aegypten.  Meine 
Erlebnisse  während  eines  10jährigen  Aufenthal- 
tes im  Lande  der  Pyramiden.  Berlin  1879. 

K&raba&ek,  Josof.  Eine  Gesandtschaft  Rudolfs 
von  Habshurg  nach  Aegypten.  (Monatsschr.  f. 
d.  Orient  1879,  4—7.) 

Kloinp&ul,  Rudolf.  Die  Dahabyo.  Reiseskizzen 
aus  Aegypten.  Stuttgart  1879.  Hierzu:  Die  Da- 
habye.  (B.  Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  170.) 

Kubisztal,  Lt.  Aegyptens  wichtigste  Culturstät- 
ten.  Lemberg,  Stauro-pigiauisches  Inst.  1878. 

Lamarre,  Clovia  do  et  Charles  Fliniaux.  L*ß- 
gypte,  la  Tunisie  et  le  Maroc  et  l'Exposition  de 
1878.  Paris  1878. 

Dang,  A.  Egypt  and  the  prebomeric  Grceks. 
(Frasers  Magazine,  Aug.  1879.) 

L&uth,  F.  J.  Ans  AegyptenB  Vorzeit.  H.  1.  Die 
prähistorische  Zeit.  Berlin  1879. 

Doftie,  W.  J.  A Ride  in  Egypt,  from  Sioot  to 
Luxor  in  1879.  Witb  Notes  on  the  Present 
State  and  Ancient  History  of  the  Nile  Valley. 
London  1879. 

I/umbroao,  E.  Descrittori  italiani  delT  Egitto  e 
di  Alessandria,  dal  medio  evo  ai  giorni  nostri. 
(Atti  della  tt.  Accademia  dei  Lincei.  Roma,  giu- 
gno  1879.) 

Palmer,  H.  S.  Sinai  from  the  foorth  Egyptian 
Dynasty  to  the  Present  Day.  London  1878. 

Rohlffe,  Gerhard.  Ueber  die  Bhär  bilä-mä.  (Pe- 
termann's  Geogr.  Mittheil.  1879,  1 — 9.) 

Sehweinfurth,  G.  La  Terra  Inoognita  dell’  Egitto 


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110 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


propr.  detto.  (L’Esploratore  [Mailand]  1878. 
S.  144,  169.) 

The  Kantern  Dcsert  of  Egypt  (Athenaeum  1878, 
II.  19,  146,  214,  246,  278.) 

Briefe  von  G.  Schweinfurth  und  Besprechung 
derselben. 

Trumpp,  Luiso.  Ein  Blick  in  das  häusliche  Le- 
ben der  A Ägypterinnen,  1,  2.  (Wiener  Abendpost 
[Beilage],  Nr.  217,  1879.) 

Whately , Mary  L.  Lotters  froni  Egypt  to  Plain 
Folks  at  Home.  London  1878.  260  S. 

Wilkinßon,  J.  G.  Manners  and  Customs  of  the 
Ancient  Egyptians.  New  Ed.,  3 Vols.  London 
1878. 

Zachariae  von  Lingenthal.  Sago,  betreffend 
einen  ägyptischen  Riesen.  (Verb.  Berliner  An- 
thropol.  Gesellscb.  1878,  S.  223.) 


5.  Sahara-  Gebiet 

Bary , Dr.  Erwin  von.  Ueber  den  Vegetations- 
churakter  von  Air.  (Z.  d.  Gesellsch.  f.  Erdkunde. 
Berlin  1878,  350—356.) 

Blerzy,  H.  Les  chemin  de  fer  Trans -Saharien. 
(Rov.  d.  Dem  Mondes  1879,  III,  204—219.) 

Capitaine.  Projets  de  Chemins  de  Fer  Transsa- 
hariena.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Commerciale.  Paris 
1879.  8.  144.) 

Der  Chamsihn.  (Ausland  1878,  32.) 

Die  libysche  Wüste  zwischen  dem  Nil  und  der 
grossen  Oase.  (Ausland  1879,  28.) 

Duponchol,  A.  Le  Chemin  de  Fer  Transaaharien. 
Fonction  intercoloniale  entre  l’Algerie  et  leSou- 
dau.  Avec  cartcs  generales  et  geologitjucfl.  Paris 
1879. 

Die  Sahara.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878,  22.  August) 

Zu  Chavanne  ».  B.  d.  v.  J. 

Die  Sahara  und  das  Saharameer,  I,  II.  (Ausland 
1878,  30,  31.) 

Duveyrier,  H.  La  voie  naturelle  indiquee  pour 
le  commerce  de  l’Algerie  avec  la  Nigritie.  Congr. 
Internat,  d.  Sciences  Geogr.  1878.  S.  516. 

Duveyrier,  H.  Note  sur  1b  Schisme  Ibadhite  ä 
propos  d’une  lettre  de  M.  E.  Masqueruy.  (Bull. 
Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  74.) 

Duveyrier,  H.  Note  sur  Fimportance  de  l’explo- 
ration  du  Ahaggar.  Congr.  Internat,  d.  Sciences 
Geogr.  1878.  8.  618. 

Edelmann,  H.  Die  Sahara -Eisenbahn.  (Geogr. 
Nachr.  f.  Weltbaudcl  und  Volkswirtschaft  1879, 
S.  345.) 


Eine  Eisenbahn  durch  die  Sahara.  (Ausland  1879, 

35.) 

Eisenbahn  durch  die  Sahara.  (Oesterreich.  Mo- 
nutsachr.  f.  d.  Orient  1879.  S.  150.  N.) 
Fromentin,  E.  Sahara  et  Sabel.  Paris  1878. 

G&zeau  de  Vautibault.  Le  Trans* Saharien.  Paris 
1879. 

Largeau,  V.  Le  PayB  de  Rirha  Ouargla.  Voyage 
k Rhadames.  Paris  1879,  18°.  419  S.  Mit  12 
Vign.  und  Karte. 

Largeau,  V.  Les  Touareg.  Congr.  Internat,  d. 

Sciences  Geograph.  Paris  1878.  S.  622. 
Masqueray,  E.  Lea  chroniques  do  Mezüb.  Lettre 
adr.  a M.  Duveyrier.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris 

1878,  II.  75-78.) 

Masqueray,  E.  Comparaison  d’un  Vocabulaire 
du  Dialecte  des  Zenaga  avec  le  Vocabulaires  cor- 
respondantB  -des  Diulectes  des  Chawia  et  des  Beni 
Mzab.  (Arch.  Missions  Scientißques  1879.  S.  473.) 

Masquerey,  E.  Ruine»  ancionnes  do  Kiiencliela. 
(Rev.  Africaine  1878,  XXII;  1878,  XXIII.) 

P&rieu,  Joseph  do.  Le  Chemin  de  Fer  Trans* 
Saharien.  (Le  Correspondant  1879.  N.  S.t  V.  80» 
540—558.) 

Bohlfs,  G.  Abu  Naim,  eine  bislang  noch  nicht 
bekannte  Oase  der  Sahara.  (Mitth.  Afrik.  Ges. 
in  Deutschland  1879,  129 — 133.) 

Bohlfs,  G.  Brief  an  II.  Dnveyrier  aus  Djftlo.  (Ball. 
Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II.  177 — 178.) 

Bohlfs,  Gerhard.  Der  Samum  in  der  Sahara. 
(Ausland  1879,  32.) 

Bohlfs,  Gerh.  Die  Oase  Djofra  im  Jahre  1879. 
(Westermann's  illustr.  deutsche  Monatshefte,  Oct. 

1879. ) 

Bohlfs,  Gerh.  Expedition  nach  Aeqoatorialafrika. 

(lllustr.  Zeitung  1879,  73.  Bd.,  Nr.  1882.) 
Bohlfs,  G.  Lettre  ä Mr.  Henri  Duveyrier  d.  Tri- 
poli.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  I.  274.) 

Nachrichten  von  der  Bohlfs’schen  Expedition. 
(Mitth.  der  Afrikan.  Gesellsch.  in  Deutschland 
1878—1879,  S.  23,  67—82,  111  — 133,  212— 
222.) 

Bohlfs,  Gerhard.  Von  den  Expeditionen  der 
afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland.  (Aus- 
land 1879,  24.) 

Nachrichten  von  Gerhard  Bohlfs.  (Ausland  1878, 

48.  N.) 

Schweinfurth,  Dr.  G.  Rohlfa  jüngste  Forschungs- 
reise. (Oesterreich.  Monatsschr.  für  den  Orient 
1879,  107—109.) 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  111 


Spedizione  di  G.liohlf«  nel  Sahara  e nel  Sudan. — * 
Da  Tripoli  a Sokna.  Lettcro  di  G.  Rohlfs.  (Coa- 
mos  [Cava]  1879,  YoL  V,  fase.  IV.) 

Das  Scheitern  der  Rohlfs'schen  Expedition.  (Aus- 
land 1879,  47.) 

Stecker,  Anton.  Brief  an  II.  Duvoyrier  aus  Ben- 
Ghnzi.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II.  179 
bis  182.) 

Trumelet.  Lea  Touareg  et  le  commerce  du  Sahara. 
(Rev.  Geogr.  Internat.  1878,  Nr.  34.) 

Vautibault,  Gazeaude.  Le  Trans-Sahnrien.  Paris 

1879. 


6.  Ostafrika  (NönlUchfs). 

d’Abbadie.  Galla  et  Shangalla.  (Hüll.  Soc.  d‘An- 
thropologie.  Paris  1879.  395.) 

Amozaga,  C.  de.  Lo  Scioa  e la  spedizione  geo- 
grafira  italiana.  (Giornale  delle  Colonie.  Roma, 
IG  Agosto  1879.) 

Antinorl,  O.  Briefe  aus  Westafrika.  (Im  Bolle- 
tino  Soc.  d.  Geografia  Italiana  1878  n.  1879.) 

Armand,  P.  Le»  interet«  franyai«  et  italiens  dans 
la  Mer  Rouge.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Marseille  1878. 
S.  365.) 

Baker,  S.  W.  lsmailia:  A Narrative  of  tho  Ex- 
pedition to  Central  Africa  for  the  Suppression 
of  the  Slave  Trade,  2<1  Ed.  Loudon  1878,  8°. 
520  8. 

Beccari,  G.  B.  I commcrci  italiani  nelMarRosso. 
(Bollctino  della  Sezione  Commerc.  della  Societii 
Geografie*  italiana,  N.  1.  Roma  1879.  S.  A. 
Roma  1879.) 

Beccari,  G.  B.  La  baia  d’Assab.  (Giornale  delle 
Colonie,  28  gingno  1879.) 

Beltramo,  G.  11  Sennaar  e lo  Sciangallab.  Me- 
raorie.  Verona  1879,  16mo.  316  8. 

Beltramo,  G.  La  Xu  bin.  (Cosmos  [Cora]  1878, 
V.  S.  205.) 

Beltramo,  A.  Un  Capitolo.  „II  Sennaar  e lo  Scioa“ 
dell*  opera  medita  Scianghalla.  (Boll.  Soc.  d. 
Geogr.  Italiana  1879.  151 — 167.) 

Bienenfeld.  Briefe  aus  Ostafrika  im  Esploratore 
(Milano)  1878  u.  1879. 

Brunialti,  A.  La  spedizione  italiana  nello  Scioa. 
(Nuova  Antologia,  Anno  XIV,  2 ser.,  Vol.  13, 
Fase.  2.) 

Camperio,  M.  L1  Altopinno  Abissinico,  le  suc  vie 
commerciali  ei  suoi  prodotti.  (L’Esploratore 
[Milano],  Dicembre  1878.) 


Camperio,  M.  Notizie  geografiche  e commerciali 
sul  Abissinia  e Scioa.  (L'Esploratorc  | Milano], 
Genmyo  1879.) 

Cecohi,  M.  Assnb  e i suoi  critici  de!  Prof.  G. 
Lapeto.  Cenni  annlitici.  (Cosmos  [Cora],  V,  6.  To- 
rino, 30  gingno  1879.) 

Cecchi,  A.  Spedizione  Italiana  allo  Scioa.  (L'Es* 
ploratore  [MilanoJ  1878.  S.  323.) 

Cecchi.  Viaggio  da  Tul-IIarre  a Licce.  (Memorie 
d.  Soc.  Geogr.  Italiana  1878.  S.  161.) 

Ccochi,  A.  o Chlarini,  G.  Briefe  aus  Ostafrika. 
(Im  Bollot.  Soc.  d.  GeograGa  Italiana  1878  und 
1879.) 

Cecchi,  A.  e Chiarlni,  G.  Nota  »ngli  usi  e co- 
stumi  dei  Galla.  (Boll.  Soc.  d.  Geografia  Italiana 
1879.  45G— 462.) 

— ■ Relazione  sui  mercati  dello  Scioa.  (Boll.  Soc. 
d.  Geografia  Italiana  1879.  145 — 455.) 

Chiarlni,  G.  La  Spedizione  Italiana  nell*  Africa 
Equntoriale.  (Mem.  d.  Societii  Geogr.  Italiana. 
I,  1878.  S.  219.) 

— Memoria  sulla  Storia  Recente  dello  Scioa,  della 
morte  di  Sahle  Salasnie  sino  ad  Novembro  1877. 
Ebds.  S.  228. 

— Relazione  sulle  Regioni  da  Zeila  ii  Karre.  Ebds. 
S.  189. 

— Sui  Bianchi  che  son  vennti  nello  Scioa  dopo 
la  pArtenza  del  Missionario  Krapf.  Ebds.  S.  224. 

De  Cosaon,  E.  A.  The  Cradle  of  the  Blue  Nile. 
London,  Murray,  1878. 

Goldtdammer,  F.  Nos  petitos  Colonie«.  Obock. 

(L’exploratore  1878,  Nr.  84.  S.  370—378.) 

Der  Sklavenhandel  in  Ostafriko.  (Ausland  1878, 

41.  IN.]) 

Eckhardt,  M.  Sitten  und  Gebräuche  der  Hamran. 
(Verh.  d.  Vcr.  f.  naturw.  Unterhaltung.  Hamburg 
1878,  S.  73.) 

Ernouf.  Du  Weser  au  Zambesi.  Excursions  dann 
1‘Afrique  Australe.  Paris  1879,  12m*.  332  S. 

Erakino,  S.  Vincent.  Third  and  Fourth  Journeys 
in  Gaza,  or  Southern  Mozambique  1873 — 1875. 
(Journ.  R.  Geogr.  Society  [London)  1878.) 

Gu&rmani,  G.  Baja  d’Assab  e Raa  Filuk.  (L’E«- 
ploratore  1878,  Dicembre;  1879,  Febbraio.) 

Hartmann,  R.  Ueber  ostafrikanische  Völker- 
schaften und  Völkerbewegungen.  (Verh.  d.  Ges. 
f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  42 — 52.) 

Hildebrandt,  J.  M.  Von  Morabassa  nach  Kitui» 
(Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  241 — 278, 
321—350.) 


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112 


Verzeichniss  (1er  anthropologischen  Literatur. 


II  paese  dei  Somali  e l’Uadi  Nogal.  (Africa  orien- 
tale.) ( Esploratore.  Milano,  Dicembre  1879.) 

Klunzinger,  Dr.  C.  B.  Die  Umgegend  von  Qo- 
aeir  am  Rothen  Meere.  (Z.  d.  Ge»,  f.  Erdkunde. 
Berlin  1H79,  401—436.) 

Mateucci.  Briefe  über  die  italienische  Expedition 
in  Schoa.  (L'Esploratore  [Milano]  1878  und 
1879  f.  und  Boll.  Soc.  d.  Geogr.  ltaliana  1878 
und  1879.) 

Matteucci,  P.  Spcdizione  commerciale  di  Abis- 
sinia  diretta  da  — . (Cosmos  [Cora].  Torino, 
aprile  1879.) 

Mateucci,  Pellegrino.  Spedizione  Gossi-Mateucci. 
Sudan  c Gallas.  Milano  1879,  16®°.  304  S. 

Merle.  La  {wische  sur  lacöte  orientale  deTAfrique. 
(Bull.  d.  Soc.  Geogr.  Comraerc.  Bordeaux  1879, 
Nr.  20.) 

Notizie  sul  Regno  di  Seioa.  (L’Esploratore  1879, 
Febbraio.) 

Piaggia,  C.  Briefe  aus  Fazogl  u.  a.  0.  (Im  Sol- 
let. d.  Soc.  Geogr.  ltaliana  1879.) 

Piaggia,  C.  Esplorazione  attraverso  la  pianura 
del  sale  ad  Assab.  (Esploratore.  Milano,  Nov. 
1879.) 

Praetorius,  Pr.  Die  amharische  Sprache,  2.  Heft- 
Halle  1879.  Buchh.  des  Waisenhauses,  4°.  XIII 
und  S.  277—523. 

Reinisch,  L.  Die  Sahoeprache  (Abessinien).  (Z. 
d.  D.  morgenlünd.  GosolWh.  1878,  S.  415.) 

Reinisch,  Deo.  Sprachen  von  Nord -Ost -Afrika, 
II.  und  III.  Bd.  A.  u.  d.  T. : Die  Nubasprache. 
2 Thlo.  [Grammatik  und  Texte. — Nubiach-deut- 
sches  und  deutsch -nubisches  Wörterbuch.)  Mit 
Unterstützung  der  k.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten. Wien  1879,  Braumüller,  8°.  VII,  308,  240  S. 

Report  on  the  Seizure  by  the  AbyBsinians  of  the 
Geological  and  Mineralogical  Reconnoissance 
Expedition  attached  to  the  General  Staff  of  the 
I*-ffypl»an  Army.  By  L.  II.  Mitchell,  Chief  of  the 
Expeditiou.  Containing  an  Acconnt  of  the  sub- 
sequent  treatment  of  the  prisoners  and  final 
release  of  the  Commander.  Cairo  1878,  8°.  135  S. 
M.  K.  (Vgl.  Geogr.  Mitth.  1878,  277.) 

Rcvoil,  R.  Lo  pays  des  Lomalis  Medjourtines. 
(Bull.  Soc.  de  Geogr.  Commerc.  Bordeaux  1879, 
Nr.  19.  M.  K.) 

RUSS,  C.  Abessiniens  gegenwärtige  Lago.  (Deut- 
sche geogr.  BL  1878,  Nr.  3,  S.  143 — 169  und 
228  f.) 

Spedizione  della  Societä  Commerciale  Lnmbarda. 
Lettera  di  G.  Schweinfurth.  (LTCsploratore,  Di- 
cembre 1878.) 


Tagliabene,  L.  II  Tigre:  da  Adua  aMassaua,  let- 
terc  di  — . (Esploratore.  Milano,  Setterabre  1879.) 

Trumpp.  Der  Taufritus  der  äthiopischen  Kirche. 
(Sitzungsberichte  der  philos.  - philog.  und  histor. 
Clane  der  Bayer.  Akad.  der  Wissonach.  München 
1878.) 

Wakefleld,  Rev.  Thomas.  Fourth  Journey  to 
the  Southern  Galla  Country.  (Proceed.  Geogr. 
Section  British  Association.  Sheffield  1879.) 


7.  Ostafrika  (Südliches). 

Elton.  Ueber  das  östliche  Afrika.  (Geographical 
Magazine.)  (Ausland  1878,  27.) 

Farler,  Rov.  J.  P.  The  Ussambara  Country  in 
East  Africa.  (Proceedinga  H.  Geogr.  Soc.  London 
1879,  81—97.) 

Fischer,  Dr.  Q.  A.  Das  Wapo-Komo-Land  und 
seine  Bewohner.  (Mitth.  Geogr.  Ges.  Hamburg 
1879,  1— 67.) 

Hartmann,  Rob.  Uebor  bildliche  Darstellungen 
von  Ostafrikanern.  (Verh.  Berliner  Gea.  f.  An- 
thropologie 1879,  97 — 98.  Mit  2 T.) 

Hildebrandt,  J.  M.  Ethnographische  Notizen 
über  Wakamba  und  ihre  Nachbaren.  (Z.  f.  Eth- 
nologie 1878,  347 — 406.) 

Hildebrandt.  On  bis  Travels  in  East  Africa. 
(Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1878,  416  — 53.) 

Johneton,  Reith.  Notes  of  a Trip  from  Zanzibar 
to  ÜBambara,  in  February  and  March  1876. 
(Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879,  545 — 58.) 

Marno,  Ernst.  Bericht  Über  eine  Excursion  von 
Zunzibar  (Saadani)  nach  Koa-Kiora.  (Mitth.  k. 
k.  Geogr.  Ges.  Wien  1878,  Nr.  8—9.  M.  K.) 

Opium -Cultur  in  Mozambique.  (Oesterreich.  Mo- 
natsBchr.  f.  d.  Orient  1879,  S.  104.  [N.]) 

Pemba  Island,  East  Coast  of  Africa.  (Proceed.  R. 
Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  666.  (NJ) 

Rabaud,  A.  Zanzibar.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Mar- 
seille 1879.  S.  158.) 

Rafflray,  Achille.  Ein  Ausflug  an  der  KüHte  von 
Ostafrika.  (Nach  dem  Franz.)  (Aus  allen  Welt- 
theilen,  10.  Jahrg.,  9.  Heft,  1879.) 

RafTray,  A.  Voyage  chez  les  Ouanika,  sur  la  cöte 
du  Zanguebar.  (Tour  du  inonde  1878,  Nr.  905.) 

Rutenberg,  C. — ’s  Reisen  in  Südost- Afrika.  (Deut- 
sche geogr.  Blätter  1878,  Nr.  3,  S.  186 — 189.) 

The  Tribes  of  East  Africa  between  the  Coast  and 
Mpapwa.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879. 
788.  [N.J) 


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Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


8.  West- Afrika. 

Aachenion,  P.  Botanisch-ethnographische  Noti- 
zen aus  Guinea.  Aus  den  Aufzeichnungen  von 
Thorming  in  Schumachers  Beskrivelse  af  Gu- 
neiske  Plantar.  (Z.  f.  Ethnologie  1879,  231  — 
259.) 

Aus  dem  Ogowegebiet.  (Ausland  1879,  2.) 

Aus  Westafrika.  1.  Freetown  und  Fernando  Po. 
11.  Die  Loango-Kftste  und  ihre  Bewohner.  111. 
Die  Colonie  Angola.  (Ausland  1879,49,47,48.) 

Berenger-Feraud,  L.  J.  B.  Medecin  cu  chef  de 
la  marine.  Les  Peuplades  de  la  Seuegombie. 
Histoire.  Ethnographie,  Moears  et  Contumes,  Le- 
gendes etc.  Paris  1879,  Lex.  8°.  439  S. 

Berenger-Peraud,  Dr.  Etüde  sur  les  Soninkes. 
(Revue  d’ Anthropologie  1878,  584 — 606.) 

Comperio,  M.  II  Gabon,  colonie  adiacenti  e 
loro  commercio.  (Esploratorc.  Milano,  maggio 
1879.) 

Christaller,  J.  G.  Twi  Mniehnsem  mpensu-ahan- 
sia  mmuanno.  A collection  of  3600  Tsbi  proverbs 
in  the  nse  among  the  negroes  of  the  Gold  Coast 
speaking  the  Asaute  and  Fante  language.  Col- 
lected,  togetber  with  tbeir  Variation»,  and  ulpha- 
betically  arranged.  Basel  1879,  Mis&ionsbuchb.. 
8'>.  XU.  152  S. 

Reverend  Combor's  Reisen  um  das  Camerun- Ge- 
birge. (Globus  1879,  22.) 

Crecelius,  Wilh.  Josua  Ulsheimers  Reisen  nach 
Guinea  und  Beschreibung  des  lindes.  (Aleman- 
nia. Zeitscbr.  f.  Spr.,  Liter,  und  Volkskunde  des 
Elsasses  und  Oburrheins,  7.  Jahrg.,  2.  H.,  1879.) 

Der  westafrikanische  Fetischismus.  (Die  Natur, 
N.  F.,  5.  Jahrg.,  Nr.  13,  1879.) 

Die  Forschungen  am  Conene.  (Ausland  1879,  32.) 

Die  Loango-  Expedition  ausgesandt  von  der  Deut- 
schen Gesellschaft  zur  Erforschung  Acquatorial- 
Afrikas  1873 — 1876.  Ein  Reisewerk  in  drei 
Abteilungen  von  Paul  Güasfeld,  Julius  Ful- 
kenetein  und  Eduard  Pech  u öl  - Loeachc. 
Leipzig  1879.  I.  Abth.,  von  Dr.  Pani  Güssfeld, 
232  S.  m.  111.  11.  Abth.,  von  Dr.  J.  Falkenstein. 
Cap.  II.  Anthropologische  Betrachtung  des  Ne- 
gers. Cap.  VI,  Gesundheitspflege  der  Reisenden 
in  den  Tropen,  183  S.  in.  DL,  T.  u.  K. 

Die  neueren  Forschungen  amOgowe.  (Gcogr.Mitth. 
1878,  106—426.  M.  K.) 

Eine  Krönung  in  Westafrika.  (Ausland  1879,  Nr.  6.) 

Elteil,  A.  d\  Du  Senegal  au  Niger.  (Lexplora- 
tion  1878,  Nr.  83.  S.  340—343.) 

Archiv  fur  Anthropologie.  üd.  XII. 


113 

Exploration  geographiqne  et  commerciale  de  la 
Guinee  Portugals«.  Traduction.  Lisbonue  1878. 

Poucin.  Les  Comptoirs  de  la  Guinee  septentrio- 
nale,  d’apres  Mr.  Bainier.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Commerc.  Bordeaux  1878,  Nr.  23.) 

Gravier,  G.  Recherches  sur  les  navigations  en- 
ropeenues  faitea  au  moyeu  Agu  aux  cotes  occi- 
dentales  d’Afrique.  Paris,  iinpr.  Martinet,  1878. 

(Hübbe  - Schleiden , Dr.).  Ethiopien , Studien  . 
über  West- Afrika.  Mit  einer  neu  entworfenen 
Specialkarte  Afrikas.  Hamburg  1879.  (Bespr. 
von  L.  in  Oestorr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879, 
Nr.  5.) 

II  gran  mercato  di  Salaga  sul  Volta  (Africa  occi- 
dentale).  (Esploratore.  Milano,  Dicembre  1879.) 

Elingelböfer , P.  Die  Kerryküste  West- Afrikas. 
(Geogr.  Nacbr.  f.  Welth.  u.  Volkswirthsch.  1879, 
Nr.  4.) 

Kopponfols,  H.  von.  Aus  meinen  Erlebnissen 
an  der  äquatorialen  Westküste  von  Afrika.  (Aus 
allen  Weltteilen,  10.  Jahrg.,  12.  Heft,  1879.) 

Koppenfels,  EL  v.  Ein  Kampf  um«  Leben. 
(Gartenlaube  1879,  Nr.  46.) 

Hugo  von  Koppenfels  in  West-Afrika.  Afrika- 
nische Entdeckuiigs-Expoditionen  mit  Elephan- 
ten.  (Geogr.  Mitteilungen  1878,  267 — 299.) 

Kopponfols,  H.  von.  Mercantile  Verhältnisse  im 
Gabun-Gebiet.  (Geogr.  Nachr.  f.  Welth.  u.  Volks- 
wirt hseb.  1879,  Nr.  4.) 

Lange,  Henry.  Diu  Loango-Expcdit  ion.  1. 2.  (Wis- 
senschaft!. Beilage  der  Leipziger  Zeitung,  Nr.  39, 
63,  1879.) 

Lenz,  Dr.  Oskar.  Die  Arbeiterverhältnissein  den 
Handelsfaktoreien  West-Afrikas.  (Monatsschr.  f. 
d.  Orient  1879,  8 — 9.) 

Lenz,  O.  Die  Goldküste  in  West- Afrika.  (Oesterr. 
MouutsHchr.  f.  d.  Örieut  1879,  S.  27—31,  52 
bis  56,  78—82.) 

Lenz,  O.  Die  IlandelsverhältnigBe  im  äquatoria- 
len Th  eile  West- Afrikas.  (Deutsche  Geograph. 
Blätter  1878,  H.  2,  S.  57—84.) 

— Ueber  Zwergvölker  in  West-Afrika.  (Mitth.  d. 
k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien  1878,  Nr.  1,  S.  28—39.) 

Lenz,  O.  Land  und  Leute  in  West- Afrika.  (Illustr. 
Zeitung  1879,  72.  Bd.,  Nr.  1861,  1889.) 

Lenz,  O.  Reise  vom  Oknndcland  bis  zur  Mündung 
des  SchcbeflusBes.  (Mitth.  k.  k.  Geogr.  Gcsellsch. 
Wien  1878,  Nr.  10,  11.  M.  2 K.) 

Lux,  Oberlieutenant.  Unter  den  Ilangelas  iu 
West- Afrika.  (Globus  1879,  12.  111.) 

Marche,  Alfred.  Trois  voyoges  daus  TAfriquo 

15 


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114 


Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


Ocoidentale.  Senegal,  Garabie,  Casaamauce,  Ga- 
bon,  Ogöoue.  Paria  1879. 

Marche,  A.  Le  commerce  au  Olboo.  (Bull.  Soc. 
Geogr.  Commerciale.  Paris  1879.  S.  52.) 

Mcnager,  Abbö.  La  Guinee.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Paris  1878,  II,  151  — 169.) 

Morlo,  A.  Exploration  commerciale  du  Ferlo 
(Scncgumbie).  (Bull.  Soc.  G6ogr.  Commerc.  Bor- 
deaux, 1879,  Nr.  6,  11.) 

Nogueira.  Les  cxplorations  du  Cunene.  (Bull. 
Soc.  Geogr.  Pari»  1879,  I,  259 — 268.) 

Pechuel-Löseho.  Handel  und  Producte  der  Lo- 
ango-Küste.  (Geogr.  Nachr.  f.  Weltb.  u.  Volks- 
wirthscb.  1879,  H.  3.) 

Pochuel  - Lösche.  Westafrikanischea  Leben,  1. 
Eine  Küstenreise.  (Aus  allen  W eltiheileu  1878, 
Nr.  10,  S.  302 — 307 ; Nr.  11,  S.  321—324.) 

Hechtssitten  in  West- Afrika.  (Ausland  1879,  18, 
19.) 

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Verzcichnisa  der  anthropologischen  Literatur.  117 


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Dr.  Wilhelm  Junker’s  Reisen  im  südwestlichen 
Theil  des  Nilgebietes,  Januar  bis  October  1877. 
(Geogr.  Mitth.  1878,  339—344.) 

Junker,  Dr.  Ueber  seino  dreijährigen  Reisen  in 
den  äquatorialen  Provinzen  Ceutral-Afrikas.  (Vor- 
trag). (Verh.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879, 
204—217.) 

I>r.  Junkers  Forschungen  in  Afrika.  (Briof  von 
G.  Schweinfurth.)  (Oesterreich.  Monatsechr.  f.  d. 
Orient  1879,  S.  147.  [N.]) 

KirchhofF,  Albert.  Die  Nubier  in  Halle.  (Mitth. 
d.Ver.f.  Erdkunde.  Halle  1879,  49— 65.  M.Abb.) 

Ernst  Maruo’s  Reisen  in  Kordofan.  (Ausland  1879,7.) 

Messedaglia,  G.  B.  Viaggio  da  Suakim  al  Darfar. 
(Esploratore.  Milano,  dicembre  1879.) 

Much,  Dr.  Die  Nubier  und  ihr  ethnisches  Ver- 
hüt tn  iss  zu  Arabern  und  Negern.  (Mitth.  Autbr. 
Ges.  Wien  1879,  IX,  157.) 

Nachrichten  ans  der  ägyptischen  Aequatorialpro- 
provinz.  (Mitth.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien  1878, 
Nr.  6—7.) 

Piaggia,  C.  Una  veste  reale  del  Dar-Fertit.  (Boll. 
Soc.  d.  Geogr.  Italiana  1879,  169 — 173.) 

Report  on  Northern  and  Central  Kordofan  sobmit- 
ted  to  General  C.  P.  Stone,  Chief  of  the  General 
Staff,  by  Colonel  R.  E.  Colston  of  the  General 
Staff,  com  inanding  Expedition  of  Recontioissanco 
made  at  El-Obeyad  (Kordofan)  1875.  Cairo  1878, 
8«.  119  S.  Mit  Abb.  (Vgl.  Geogr.  Mitth.  1878, 
276.) 

Schweiufurth,  G.  Im  Herzen  von  Afrika.  Reisen 
und  Entdeckungen  im  centralen  Aequatorialafrika, 


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118 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


während  der  Jahre  1868—1871.  Nene  amge- 
arbeitete  Original- Ausgabe.  Leipzig  1878,  XVII, 
518  aS.  M.  Abb.  und  T. 

Schweinfurth,  G.  Ueber  landschaftliche  und  eth- 
nographische Photographien  vom  Oberen  Nil. 
(Verh.  der  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie  1878, 
283.) 

Virchow.  Ueber  die  in  Berlin  anwesenden  Nubier. 
(Verh.  d.  Berliner  Ges.  für  Anthropologie  1878, 
333—355.) 

Discnssion  387  bis  407. 

12.  Innerafrika  (Südliches). 

Cambior.  Afrique  Equatoriale«  La  route  de  My- 
wapwa.  (L’exploration  1*78,  Nr.  79.  S.  21 3 — 220.) 

Cottorill.  On  the  Nyassa  and  a Journey  froni 
the  North  End  to  Zanzibar.  (Proceed.  R.  Geogr. 
Soc.  London  1878,  233—251.  M.  K.) 

Die  Elton -CottcrilTsche  Reise  vom  Nyossa-See  bis 
Ugogo  1877.  Begleitwort  zur  Karte.  (Geograph. 
Mitth.  1878,  338 — 339.  M.  K.) 

Die  englisch -kirchliche  Mission  am  Victoria -See. 
(Nene  evangel.  Kirchenzeitung  1878,  Nr.  26.) 

Elton,  J.  F.  Travels  and  Researches  among  tho 
Lakes  and  Mountains  of  Lastern  nnd  Central 
Africa.  London  1879. 

Holub,  Dr.  Emil.  Culturskizze  des  Marutse-Mam- 
bonda  - Reiches  in  Süd -Central -Afrika.  (Mitth. 
k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien  1879,  Nr.  1 — 6.)  S.  A. 
Wien  1879,  8°.  210  S.  und  232  Holzschnitte. 
Johns  ton,  Keith.  Native  Routes  in  East  Africa, 
from  Dar-Es-Salaam  towards  Lake  Nvassa.  (Pro- 
coedings  U.  Geogr.  Soc.  London  1879,  417 — 422. 
M.  K.) 

Law«,  Rov.  Dr.  Journey  along  Part  of  the  We- 
stern Side  of  Lake  Nvassa.  (Procccdiugs  Roy. 
Geogr.  Soc.  London  1879,  305 — 324.) 

Louis- Lande , L.  Un  Voyageur  lVan<;ttis  dans 
l'Ethiopie  meridionale.  II.  La  Mission  de  M. 
Arnoux.  (Rcv.  d.  d.  mondes  1879,  I,  375 — 413.) 

Minionür  Wilson  bei  König  Mtcsa  in  Ugunda. 
(Globus  1878,  XXXIV,  24.) 

Nachrichten  von  der  Buchner’schen  Expedition. 
(Mittheil,  der  Afrikan.  Gesellsch.  in  Deutschland 
1878  u.  1879,  S.  82—89,  133— Gl,  222—46.) 

Nachrichten  von  der  Schütt’achen  Expedition.  Mit- 
theil. Afrikan.  Ges.  in  Deutschland  1878  n.  1879, 
8.  21—23,  61—67,  110,  173  — 207.) 

Patterson,  Capt.  R.  R.  Notes  on  Matabelli-Land. 
(Proceedings  R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  509 
bis  512.) 


Pinto,  Major  Serpa.  The  Basin  of  the  Upper 
Zambesi.  (Prooeed.  Geogr.  Section  Brit.- Associa- 
tion. Shefiield  1879.) 

Major  Serpa  Pinto’s  Journey  across  Africa.  (Pro- 
ceedings R.  Geogr.  Soc.  London  1879,  481 — 489. 
M.  K.) 

Major  Serpa  Pinto’s  Reise  dnreh  Süd-Afrika.  (Pe- 
termunn'a  Geogr.  Mitth.  1879,  297 — 301.  M.K.) 

Serpa  Pinto’s  Expedition  quer  durch  Afrika.  (Oester. 

Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879,  143 — 146.) 
Poggo,  P.  Im  Reiche  dos  Muata  Jamwo.  Tagebuch 
meiner  im  Aufträge  der  Deutschen  Gesellschaft 
zur  Erforschung  Aeqnatorial- Afrikas  in  die  Lunda- 
Staaten  unternommenen  Reise.  Berlin  1880.  Mit 
K.,  6 litli.  T.  und  6 ILolzschn. 

Schütt,  O.  Briefe  über  seine  Reisen  in  Inner- 
Afrika.  (Verh.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879, 
307  bis  317.) 

Sketches  of  African  Scenery,  from  Zanzibar  to  the 
Victoria  Nyanza:  being  a Series  of  Coloured  Li- 
thographie Picturee  from  Original  Sketches  by 
the  Late  Mp.  Thomas  O’Neill,  of  the  Victoria 
Nvanza  Mission  of  the  Church  Missionary  Society. 
London  1878,  4L  16  S. 

Stowart,  Dr.  James.  The  Secoud  Circuwnavigation 
of  Lake  Nyassa.  (Proceedings  Roy.  Geogr.  Soc. 
London  1879,  289—305.  M.  K.) 

The  Algerian  Mission ary  Societvs  Expedition»  to 
the  Lake  District  of  Equiitorial  Africa.  (Proceed. 
R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  453,  513.  [NJ) 

Tho  late  Mr.  Frank  Oates’  Researches  in  Matabele 
I>and.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  Isondon  1879, 
791.  [N.J) 

The  Native  Territories  of  Sonth  Central  Africa. 
(Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  709 
bis  712.) 

Wautera,  A.  J.  Kareina.  (Bull.  Soc.  Beige  Geogr. 
1879,  724—736.) 

Wautora,  A.  J.  1,6  Zambese.  (Bull.  Soc.  Beige 
Geogr.  1878,  383—406,  586—622.) 

13.  Afrikanische  Inseln.  (Bes  Westens.  — 
Bes  Ostens.) 

Baguet,  A.  I.’ile  Madöre.  (Bull.  Soc.  Geogr. 

d’Anvers  1879,  367 — 383.) 
v.  Barth,  E.  Die  Cap  Vcrde’schen  Inseln  S.  Jag'* 
und  Antao.  Aus  dem  Nachlass  des  Afrikarei- 
senden II.  v.  Barth.  (Ausland  1878,  42,  45). 

Bohn,  E.  LTlo  do  Matacong.  (Bullet  Soc.  Geogr. 
Marseille  1879.  S.  89.) 


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119 


Verzeickniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Como  ae  descnbriö  1a  isla  de  Madera.  (Bol.  Soc. 
Geograf.  Madrid  1878,  T.  V,  65  — 81.) 

Fernandos  - Duro.  Exploracion  de  una  parte  de 
la  costa  N.  0.  de  Africa  un  busca  de  Santa  Cruz 
de  Mar  Pcquena.  (Bol.  Soc.  Geograf.  Madrid 
1878,  T.  V,  17  — 59.) 

Galiano,  D.  Polayo  Alcala.  Meinoria  »obre 
Santa  Cruz  de  MAr  pequefia  y los  pesquerias 
en  la  coBta  noroeste  de  Africa.  Madrid  1878. 

Gill,  Mrs.  Six  Montha  in  Ascension.  An  Unscien- 
tific  Account  of  a Scientific  Expedition.  London 

1878,  Post  8»  844  S.  M.  K. 

Löher,  Franz  v.  Canarische  Männer  und  Frauen 
im  Mittelalter.  (Westurmann's  Illu-str.  I).  Monats- 
hefte, November  1879.) 

Michel,  G.  L’ile  de  San  Tome.  (Bull.  Soc.  de 
Guogr.  Marseille  1879.  S.  63.) 

Pauli,  Gustav.  Ein  Rcisebrief  von  Gran  Canaria. 
(Ausland  1879,  32,  33.) 

Pauli,  Gustav.  Keisebrief  von  den  InBeln  Tene- 
riffa und  Palma.  (Ausland  1879,  46,  48,  50.) 
Pietschmann,  Dr.  Richard.  Ueber  die  Kana- 
rischen Zahlwort«.  (Z.  f.  Ethnologie  1879,  378 
bis  393.) 

Reumont,  A.  de.  A Spanish  Account  of  the  Dis- 
covery of  the  Canary  Islands.  (The  Academy 

1879,  Nr.  370.) 

Smyth,  A.  L’ile  de  Madere.  Paris,  Baillicre, 

1878. 

Vornoau.  Habitat ions  et  scpulturea  des  Anciens 
Habitants  des  lies  Canaries;  arcbitecture  chez 
see  populations  primitives.  (Rev.  d’Anthropo- 
logic  1879.  S.  250.) 


Andriou , P.  L'ile  Sainto-Marie  de  Madagascar. 
(Rev.  marit.  et  colon.  1878,  Febr.  S.  644 — 655.) 

Bitard,  A.  Madagascar;  ses  productions,  son 


commerce,  son  avenir.  (L’exploration  1878, 
Nr.  74.  S.  49—54.) 

Capitaine,  H.  Nossi-Be  et  Dependance*.  (L’Ex- 
ploration  1878,  Nr.  66.) 

Carpentin.  Das  gelbe  Fieber  auf  Reunion.  (Pro- 
ces-Verbaux  Soc.  Geogr.  Paris  1879,  II,  109.) 

Chasteau,  P.  L’ile  Maurice.  (Lexploration  1878, 
Nr.  82.  S.  305—310;  Nr.  83,  S.  337—340.) 

Hildebrandt,  J.  M.  Beobachtungen  auf  Mada- 
gaskar. Mitgetheüt  von  R.  Virchow.  (Monatsbcr. 
d.  Akad.  d.  Wisse  lisch.  [Berlin]  1879,  S.  546.) 

Hildebrandt , J.  M.  Erster  Brief  aus  Madagas- 
kar. (Verb.  d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologie 
1879,  183.) 

La  Population  d’ile  Maurice  au  point  de  vue  eco- 
nomique.  (Jonrn.  Soc.  Statistique.  [Paris), 
Febr.  1879.) 

Liebrocht,  Felix.  Drei  madagaskariache  Mahr- 
chcn.  (Globus  1878,  23.) 

Neuling,  Dr. , in  Bremen.  I>r.  Chr.  Rutenberg’s 
Reisen  in  Südafrika  und  Madagaskar.  (Globus 
1879,  19.) 

Robinson,  Phil.  Sokotra.  A Description  of  the 
Island.  London  1878.  M.  K. 

Sibree,  Rev.  James.  History  and  Present  Con- 
dition of  our  Geogrnphical  Knowledge  of  Mada- 
gascar. (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1879, 
46—65.) 

Sibree,  J.  The  Great  African  Island:  Chapters 
on  Madagascar,  a Populär  Account  of  Researches 
in  the  Physical  Geograph)’,  Geology  and  Expla- 
nations  of  tho  Country  and  its  Natural  History 
and  Botany,  and  on  the  Origin  and  Division», 
Folk  Lore  and  Religioas  Belief  and  Practices  of 
the  different  Trihes,  together  with  Illnstrations 
of  Scripture  and  Early  Church  History,  from 
Native  Statistics  and  Missionary  Experience. 
London  1879,  8°.  382  S.  W.  Physical  and  Eth- 
nographical  Sketch  Maps  and  111. 


V.  Amerika. 


1.  Amerika  im  Allgemeinen. 

Amerikanische  Einwanderung.  (Ausland  1878,  37.) 

Amerikanische  Forsch ungsreisende.  (Ausland  1878, 
41.)  Erwiderung  darauf  von  C.  Ochsenius.  (Glo- 
bus 1879,  XXXV,  S.  55.) 


Amerikanische  Städte.  (B.  Wiener  Abendpost  1879, 
Nr.  250  f.) 

Atkinson , Edward.  American  View  of  Compe- 
tition.  (Fortbnightly  Rev.  1879,  I,  383 — 396.) 
Bates,  H.  W.  Contra]  America,  West  Indira  and 
South  America,  with  Ethnological  Appendix  by 
A.  H.  Keane.  London,  Stanford,  1878. 


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120 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Bolknap,  J.  Biographies  of  the  Early  Discovc- 
rera  of  America.  A reprint  of  tho  First  Edition 
in  1798.  New- York  1879. 

Bibliotheca  American».  Histoire,  Geographie, 
Vovagos,  Archäologie  et  linguistique  de  dcux 
Ameriques  et  des  iles  Pbilippines.  Paris  1878, 
8°.  XX.  737  S. 

Cartas  de  Indias.  Publicadas  por  la  primera  vez 
por  el  Miuisterio  del  Fomento.  Madrid  1877, 
Fol.  877  8.,  26  facs.  Briefe,  22  T.  5.  K. 

AbaeJmitU*.  1.  Entdeckung.  II.  Mexiko,  III.  Mit- 
talamerika.  IV.  Peru.  V.  Laplata*Colonien.  VI.  Phi- 
lippinen. 

Charencey , H.  de.  Des  animaux  symboliqucs 
da  ns  lears  relations  aveo  les  pointa  de  l'espace 
chez  les  Americuins.  Paris  1878. 

Creceliua,  W.  Joeua  Ulsheimers  Reisen  nach 
Amerika  und  Beschreibung  des  Landes.  (Alle- 
inania,  Zeitschrift  für  Sprache,  Literatur  und 
Volkskunde  des  EUaas  und  Oberrheins,  6.  Jahrg., 
2.  u.  3.  Heft,  1878.) 

Die  amerikanischen  Eisenbahnen.  (Ausland  1879, 
38.) 

Engel,  Dr.  Frans.  Studien  unter  den  Tropen 
Amerikas.  Jena  1878,  392  S.  (Vergl.  Ausland 
1879,  Nr.  4.) 

Gatschet,  Albert  S.  Farbenhenennungen  in 
nordanierikanischcn  Sprachen.  (Z.  f.  Ethnologie 
1879,  293—303.) 

Gooring,  A.  Volksbelustigungen  in  Amerika. 
(Aus  allen  Wclttheilen,  Bd.  X,  H.  8.) 

Henderson , James.  England  and  America  as 
nrnnufacturing  Competitora.  (Contemporary  Re- 
view 1878,  XXX1U,  458—470.) 

Herzog,  Wilhelm.  Ueber  die  Verwandtschaft 
des  Ynmasprachstammes  mit  der  Sprache  der 
AlSoten  und  der  Kskimostämme.  (Z.  f.  Ethno- 
logie 1878,  449 — 459.) 

Hugues,  L.  Le  navigazioni  di  G.  o S.  Cabotta. 
Roma  1879. 

Lamarro,  Clovls,  et  Charles  Wiener.  L’Ame* 
rique  centrale  et  meridionale  et  l1  Exposition  de 
1878.  Paris  1878. 

Ledere , Ch.  Histoire,  geographie,  voyages,  ar- 
chuologie  et  lingoistique  des  deux  Amerique«  et. 
des  lies  Philippines.  Paris,  Maisonnouve,  1878. 

Löw,  O.  Ueber  Farbcnbozcichnungeu  in  den 
Indianersprachen.  (Sitzungsber.  d.  Antbr.  Ges. 
Mönchen.  Mitth.  zur  Antbrop.  n.  Urgeschichte 
Bayerns,  Bd.  II,  S.  179.) 

Low,  O.  Ueber  Wortlihnliehkeitcu  zwischen 
amerikanischen  und  oatarintischen  Sprachen. 


(Sitznngsber.  der  Antbr.  Ge«.  Mönchen.  Mitth. 
z,  Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns,  Bd.  II,  S.  180.) 
Moosmüller,  Osw.  Europäer  in  Amerika  vor 
Colnmhus.  Nach  Quellen  bearbeitet.  Regens* 
bürg  1879,  Manz,  8».  XII,  251  S. 

Munch,  Rob.  Ein  Götzenbild  der  Indianer.  (Die 
Natur,  N.  Fn  Jahrg.  V,  Nr.  46.) 

Ortega,  A.  Nuriez.  Los  navegantos  indigenas 
en  la  öpoca  de  la  conquista.  (Bol.  Soo.  de  Geo- 
grafia  y Estadistica.  Mexico  1878,  47 — 58.) 
Oswald,  Dr.  F.  L.  Die  Wüsten  der  Neaen  Welt. 
(Ausland  1878,  49.) 

Pict8chmaim , R.  Zar  Kritik  der  „Historien* 
des  D.  Furaando  Colon.  (Z.  d.  Ge*,  f.  Erdkunde. 
Berlin  1879,  8.  316.) 

Rachel,  G.  W.  Aus  Amerika.  (Gaea,  15.  Jahrg., 
9.  Heft,  1879.) 

Sabin,  Jos.  Bibliotheca  Americana.  A Dictio- 
nary of  Book«  relating  to  America,  from  its 
Discovery  to  the  Present  Time.  Parts  57  f.  New- 
York  1878  L 

Somalle,  R.  de.  De  i’etat  präsent  et  futur  de* 
Peaux-Rouges.  Paris  o.  D-,  8°. 

Sterben  die  Indianer  aus?  (Daheim,  16.  Jahrg., 
Nr.  2,  1870.) 

Thlolmann,  Freiherr  Max  von.  Vier  Wege 
durch  Amerika.  1879,  Gr.  8°. 

Vier  Wege  durch  Amerika.  (B.  Augsb.  Allg.  Z. 
1879,  Nr.  351,  362,  363.) 

Zu  Thielmann. 

Varvaro,  Pojero  F.  llna  corsa  nel  Nuovo  Mundo. 

2 Vols.  Milano  1878,  8«.  362  S. 

Vivlan,  H.  Hussey.  Note«  of  a Tour  in  America 
from  August  7*h  to  November  17*h  1877.  I*ou- 
dou  1878,  8°.  254  S. 

2.  Nord-Amcrihi. 

Amerikanische  Schuljugend.  (Die  Wage,  6.  Jahrg., 
Nr.  40.) 

Anderson,  A.  D.  The  Silver  Country.  New-York 

1878. 

Ballantync,  R.  M.  Hudsons  Bay;  or,  Every 
day  Lifo  in  the  Wilds  of  North  America  dttring 
Six  Year«  of  Residence.  New.  Ed.  London 

1879. 

Bcecher,  Mrs.  H.  W.  Letten  from  Florida 
New-York  1879.  111. 

Bethenot.  Rapp,  sur  un  Sejour  de  Dix  Ans  an* 
Etats  Unis.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Lyon  1878. 
8.  250.) 


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Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur.  121 


Bevölkeren  gsaiatistisches  aus  Canada.  (N.)  (Aus- 
land 1879,  40.) 

Birgham,  F.  Leber  das  Aussterben  der  nord- 
amerikaniachen  Indianer.  (Aus  allen  Welitheilen 
1879,  S.  ISt) 

Bishop,  N.  H.  Four  Montbs  in  a Sneak  Box. 
A Boat  Voyage  of  2600  Miles  down  the  Ohio 
and  Mississippi  Rivers  and  along  the  Gulf  of 
Mexico.  Boaton  1879.  M.  K.  u.  Abb. 

Blanchard,  Bufus.  Discovery  and  Conquests  of 
tho  Northwest.  With  Hiatory  of  Chicago.  Pt.  I. 
Chicago  1879. 

Bowers,  Steph.  Report  on  Santa  Rosa  Islands. 
(Rep.  Smithaonian  Institute  1778.  S.  316.) 

Cavalieri,  Enea.  II  Doininio  del  Canadk.  (Ap- 
punti  di  viaggio.)  (Nuova  Antologia,  Anno  XIV, 
2 ser.,  Vol.  14,  Fase.  6 e 8,  1879.) 

Chetlain,  A.  L.  Uno  Colonie  Suiase  Jans  l’Ame- 
rique  du  Nord.  (Musee  Neuchätelois,  febr.  1879.) 

Chevalier,  E.  Terre  Neuve.  La  morue  et  sa 
peche.  (L1  Exploration  1878,  Nr.  85.  S.  401  — 
415.) 

Codm&n,  F.  The  Round -Trip  by  way  of  Pa- 
nama, throngh  California,  Oregon,  Nevada,  Utah, 
Idaho  and  Colorado;  with  Notes  on  Railroads, 
Commerce,  Agriculture,  Mining,  Scenery  and 
People.  New- York  1879. 

Con&nt,  A.  J.  Footprints  of  Vanished  Races  in 
the  Mississippi  Valley:  Account  of  some  of  the 
Monnments  and  Relics  of  Prohistoric  Races  scat- 
tered  over  its  surface,  with  Suggestions  as  to 
their  Origin  and  Use.  St.  Louis  1879.  I1L 

Dali,  W.  H.  Neuere  Forschungen  auf  den  Alen- 
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Curayao  and  der  Erwerb  deutscher  Colonien.  (Aus- 
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Die  Flora  der  Insel  Rodrignez.  (Ausland  1878, 
38.) 

Die  GalÄpagos  Inseln.  (Ansland  1879,  43.) 

Die  kleinen  Antillen.  (Ausland  1879,  42.  [N.]) 

Die  Silberminen  des  Cerro  de  Paseo.  (Wiener 
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Ein  altmexikanischee  Königsgrab.  (Mitth.  Anthr. 
Ges.  Wien  1879,  Bd.  IX,  S.  221.  [N.])  (Ans 
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Eldin,  E.  Haiti.  Treize  ans  de  säjour  aux  An- 
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El  Estado  de  Chiapns.  (Boll.  de  Geografia  y Esta- 
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Werner,  Reinh.  Eine  Zuckerplantage  auf  Cuba. 
(Westormann’s  D.  Monatshefte,  April  1879.) 

Woeikof,  A.  Reise  durch  Yucatan  und  die  süd- 
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raann’s  Geogr.  Mitth.  1879,  201 — 212.  M.  K.) 

Wolf,  Dr.  Teodoro.  Apuntes  sobre  el  clima  do 
las  islas  Gahipagos.  segun  las  observaciones  he- 
ebas  durante  un  viaje  en  los  meses  de  Agosto  a 
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Spanischen  übertragen  von  W.  Heiss  in  (Verh. 
Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  245 — 256). 

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126 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


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II,  209—232.  M.  K.) 

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Baguet,  A.  Moeurs  et  coutumes  des  paateurs  du 
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1879.  S.  161.) 

Baguet,  A.  Moeurs  et  coutumea  des  Payaga». 
(Bull.  Soc.  de  Geogr.  d’Anver»,  T.  II,  H.  1.  S.  62 
bis  83.) 

Beerbohm,  Jul.  Wanderings  in  Patagonia;  or, 
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280  S.  M.  K.  u.  I1L 

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Geogr.  Paris  1878,  II,  181—185.) 

Bertonio , L.  Vocabnlario  de  la  longua  Ayrnara. 
Publicado  de  nuevo  por  Jol.  Platzmann.  Parte  I. 
Edicion  facsiuiiluria.  Leipzig  1879,  8°.  XXXVI. 
475  S. 

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Cavo,  F.  Palagonie,  Detroit  de  Magellan  et  ca- 
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Cetallos,  Eatanislao.  Note  sur  un  Tutnuius 
prehistoriqne  de  Buenos  Ayres.  (Rev.  d' Anthro- 
pologie 1878,  577—683.) 

Celodon , Baf.  Grnmmntica,  catecismo  i vocabu- 
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y un  apendice  por  E.  Uricoccbea.  Paris  1878, 
8".  179  S.  (Besp.  im  Lit  Centralblatt,  Nr.  35, 
1879.) 

Congreso  cientißco  iutornacional  Sud-Amkricano. 
Buenos  Aires  1878. 

Cotteau,  E.  Promenade  antour  de  l’Ameriqae  du 
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Crovaux,  Br.  Jules.  Voyage  on  Guyane  1877. 
(Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  385—418; 
1879,  I,  191— 202.  M.  2 K.) 

Reise  ins  Iunero  von  Französisch  - Guyana.  (Aus- 
land 1879,  19.) 

Zu  Crevanx. 

Das  Qndlgehiet  des  Rio  Snutn  Cruz  in  Patagonien. 
(Peterm.  Geogr.  Mittb.  1879,  427 — 431.  M.  K.) 

Der  Chinchon  oder  Chonchnn  der  Pehuenchen, 
Araukaner  und  Chilenen.  (Ausland  1878,  35.) 

Die  Bevölkerung  der  Republik  Peru  nach  Paz  Sol- 
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Die  Pampas  in  der  argentinischen  Republik.  (Aus- 
land 1878,  31.) 

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Paris  1878.  S.  230 — 235.) 

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Berliner  Anthropolog.  Gesellsch.  1878,  S.  192.) 


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Fitz -Gerald,  Desparmet.  Valencia  (Venezuela). 
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Gormaz,  Franzisco  Vidal.  Instrucciones  sobre 
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Gravier,  Gabriel.  Examen  critique  de  THistoire 
du  Breail  fran<;ais  au  XVI®  si6olo  par  Paul  Gof- 


fareL  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  552 — 
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Gravier,  G.  Sur  le  Sauvage  du  Bn’sil.  (Rcv. 
Geogr.  Iuternat.  1878,  Nr.  37;  1879,  Nr.  42.) 

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Hartmann , Robert.  Ueber  dio  Patagonier. 
(Verh.  d.  Berliner.  Ges.  f.  Anthropologie  1879, 
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Henry,  V.  LeQuichüa  eat-il  uue  langue  aryeone? 
Examen  critique  du  livre  de  D.  V.  F.  Lopez: 
Lea  Races  Arvennes  du  Perou.  Naucy  1878. 

Henry,  V.  Note  sur  le  parier  dos  hommes  et  le 
parier  de»  femmes  dans  la  langue  chiquita. 
(Revue  de  lingnistique  et  de  philol.  coinp., 
Tome  12,  Fase.  3,  1879.) 

Heyland.  Der  Ackerbau  in  Argentinien.  (Land- 
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Hutten,  Wilh.  Colonisationswesen  in  Brasilien. 
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Janke,  M&rine-Lt.  Die  Fahrt  S.  M.  Schiff  „Vi- 
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Jonas,  Dr.  P.  Nachrichten  über  Venezuela.  Reise 
durch  die  Llauös  nach  dem  Apure.  (Petermaun’s 
Geogr.  Mitth.  1879,  212 — 216.) 

Keilor- Leuzingor,  F.  Südamerikanischo  Zu- 
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Koch,  G.  Die  Beziehungen  Deutschlands  zu  der 
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Kohn,  Alton.  Peruanische  Altertümer  aus  der 
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Natur,  N.  F.,  Jahrg.  XXV,  Nr.  20  f.) 

Lambel,  de.  I«e  Paraguay.  Tours  1878,  8°. 
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Lange,  Henry.  Skizze  von  Südbrasilien.  (Geogr. 
Nachr.  f.  W'elthaudel  und  Volkswirtschaft  1879, 
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Le  Long,  John.  Los  Pampas  de  la  ltepublique 
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128 


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Machoni  do  Cordena,  Ant.  Arte  y vocabulario 
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Martin,  Dr.  CarL  Der  Chonos- Archipel  nach 
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E.  Simpson.  (Geogr.  Mitth.  1878,  461 — 466.) 

Martinet,  J.  B.  H.  L’agriculture  au  Purou.  Paria, 
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Mathows,  E.  D.  Up  the  Amazon  and  Madeira 
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M&urel.  Sur  nne  etude  anthropologique  et  Ath- 
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nyennes  et  les  Galibis,  vivant  sur  les  rives  du 
Maroni.  (Bull.  Soc.  d’Anthropologie.  Paris  1878, 
186—196.) 

Moos , F.  Die  Ausländer  in  Peru.  (Aus  allen 
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Nogueira,  B.  C.  d’A.  Apontamentos  sobre  o 
Abneenga,  tambem  chamado  Guarani  on  Tnpi, 
on  lingua  general  dos  Brasil.  Rio  de  Janeiro 
1876,  8®.  132  S.  (Bespr.  im  Lit  Centralblatt, 
Nr.  35,  1879.) 

Notice  sur  plasiears  langues  indiennes  de  la  Nou- 
velle  Grenade.  Par  X.  (Revue  de  linguistique 
et  de  phil.  comp.,  Tome  12,  Fase.  3,  1879.) 

Navigation  of  Ilndsons  Bay.  Ottawa  1878. 

Notice  sur  la  Republiquc  Argontine.  Paris  1878. 
(Exposition  Universelle.) 

Noticias  del  Desierto  y sus  Kecursos.  Santiago 
1879. 

Oberländer,  Bich.  Die  Patagonier.  (Garten* 
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Opigez.  Itimraire  de  Buenos -Ayres  a Jackal  au 
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Oslender,  B.  Ein  Ausflug  in  die  deutschen  Co- 
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S.  22  f.) 


Pcrchelro,  A.  G.  Portugal  e Brazil;  Emigra- 
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1840.  Rio  de  Janeiro  1878,  8«.  V,  332,  IV. 
2 S.  Documcntos  29  8. 

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264,  1878.) 

Paz  Sold&n,  M.  F.  Diccionario  GeogrAfico-Esta- 
distico  de  Peru,  contiene  ademas  la  etymologia 
aymarft  y quechua  de  las  principales  poblaciones, 
lagos,  rioa,  corros  etc.  Lima  1877,  4®.  1077  S. 
(Bespr.  Vcr.  Ges.  f.  Erdk.  Berlin  1878,  S.  233.) 

Pbotographies  de  Botokudos.  (Bull.  Soc.  d’Anthro- 
pologie. Paris  1879,  66.) 

Pissis,  A.  Bericht  über  die  Wüste  Atacama, 
(Mitth.  d.  Yerh.  f.  Erdkunde  zu  Halle  a.  S.  1878.) 

Republiquc  orientale  de  l’Uruguay.  Rvsnme  sta- 
tistiqne  pour  V Exposition  Universelle  de  Paris. 
Par  la  Direction  de  Statistique  de  la  Ropublique. 
Montevideo  1878. 

Bö  voll,  B.  H.  A travers  les  Prairies.  Les  Peaux- 
Rouges  de  l’Amerique  du  Sud.  Limoges  1878. 

Roblano,  le  Comto  Eugene  de.  Dix-huit  moia 
dans  l’Amärique  du  Sud.  % Le  Bresil,  l’Urugnay, 
la  Republique  Argentine,  les  Pampas  et  voyage 
au  Chili  par  laCordillere  des  Andes.  Paris  1878. 
KL  8®.  271  8. 

Rojae,  Ar.  Estudios  indigenas.  Contribuciones  a 
la  historia  antigua  de  Venezuela.  Caracas  1878. 

Botermund,  Wilhelm.  Aus  dem  Leben  der 
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Nr.  5,  1879.) 

Sachs,  C.  Aus  den  IJanos.  Schilderungen  einer 
naturwissenschaftlichen  Reise  nach  Venezuela. 
Mit  Abb.  Leipzig  1879. 

Dr.  Carl  Sachs*  Reise  in  Venezuela.  (Globus 
1878,  XXXIV,  16,  17,  19,  21.) 

Aus  den  Llafios.  (Ausland  1878,  47,  48.) 

Zu  Bachs. 

Gerland,  Georg.  Ans  den  Llanos.  (Die  Gegen- 
wart 1879,  Nr.  2.) 

Zu  Sachs. 

Schütz,  Dr.  von.  Das  Gebiet  des  Amazonas  in 
seiner  Bedeutung  für  Handel,  Verkehr  und  An- 
siedelung. (Aus  allen  Welttheilen,  10.  Jahrg., 
11.  Heft,  1878.) 

Sellin,  A.  W.  Südbrasilien  in  seiner  Bedeutung 
für  die  deutsche  Colonisation.  (Geogr.  Nachr. 
f.  Welthandel  und  Volkswirtschaft  1879,  S.59.) 

Simeon,  A.  Notes  on  the  Piojes  of  the  Putu- 
mayo.  (Journ.  of  the  Anthropological  Institute 
[London],  VIII,  1878.  S.  210.) 


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129 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Sinopsis  eetadistica  de  Chile.  Santiago  1877. 

Smith,  H.  Brazil;  the  Amazonas  and  the  Coast. 
New -York  IS  79. 

Solimbergo , C.  Chiaroscuri  nelP  Argentina. 
(Giornale  dello  Colonic.  Roma,  28  giugno  1879.) 

Suarez,  F.  G.  Eatudio  lmtorico  «obre  losCaiiaris, 
antiguoa  h&bitantes  de  la  provincia  del  Azuay 
(Ecuador).  Quito  1878.  M.  T. 

Suttner,  Carl  Frh.  v.  Viehzucht  und  Bodencul- 
tur  in  der  Argentinischen  Couföderation.  (Sta- 
tist. Monatsschrift,  5.  Jahrg.,  7.  Heft,  1879.) 

Tejera.  Venezuela  pintoresca  e illustrada.  Reln- 
cion  historica,  geogrnfica,  estadistica,  commercial 
y industrial;  usos,  costumhres  y literaturu  nacio- 
nal.  P.  II.  Paris  1878,  18m«.  469  S. 

Thielmann,  Freiherr  von.  Ueber  Cordilleren- 
Pässe.  (Verh.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879, 
373—379.) 

Toro,  Gaspar.  Compendio  de  historia  do  Chile. 
Paris  1879. 

TJriooecba,  E.  Les  Chibchas  de  la  Colombie. 
(Congr.  Internat,  d.  Sciences  Geograpbiques. 
Paria  1878,  I.  S.  310.) 

D’Ursel,  Cte.  Charles.  Sud- Amerique.  Sejours 
et  voyages  au  Bresil,  ii  la  Plata,  au  Chili,  en 
^olivie  et  au  Perou.  Ouvrage  enrichi  d’uue 
carte  et  de  gravures,  2nte  Ed.  Paris  1879,  8*. 
307  S. 

Vigoni,  Guis.  La  Pampa  et  le  Ande  da  Buenos' 
Ayres  a Valparaiso.  (L'Esploratore  1878.  S.  8, 
33,  73.) 

Viguier,  C.  Notes  sur  lea  Indiens  de  Paya.  Paris, 
Masson,  1878. 

Virchow,  B.  üeber  Patagonier.  (Verh.  d.  Ber- 
liner Ges.  f.  Anthropologie  1879,  198 — 204.) 

Waeldler,  Alfr.  Weihnachtserinnerungen  aus 
Brasilieu.  (Gartenlaube  1879,  Nr.  51.) 

Waterton,  C.  Wanderings  in  South  America. 
New  Ed.  Edited  with  Biographical  Introduction 


and  Kxplanatory  Index  by  Rev.  J.  G.  Wood. 
London  1878,  8°.  534  S.  UL 

Werner,  Beinhold.  Die  Gauchos.  Roisecrinüc- 
rung.  (Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  46,  47,  1879.) 

Wheth&m,  J.  W.  Boddam.  Roraima  and  British 
Guiana,  with  a Glance  at  Bermuda,  the  West 
Indies  and  the  Spanish  Main.  London  1879,  8°. 
365  S. 

Wiener,  Charles.  Ascension  du  Misti  pr«s  Aro- 
quiba  (Perou).  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1878, 
II,  78—86.) 

Wiener,  Ch.  L? Amerique  du  Sud,  ses  voies  de 
communication  par  eau  et  ses  routcs  commer- 
ciales.  (Bull.  Soc.  de  Geogr.  Commerc.  Paris 
1879.  S.  169.) 

Wiener,  Charles.  La  ville  morte  du  Grand- 
Chimu  et  la  ville  de  Cuzco.  (Bull.  Soc.  Geogr. 
Paris  1879,  II,  305—341.  M.  K.) 

Wiener,  Ch.  Reisen  in  Peru.  (Aus  allen  Welt- 
theilen  1879,  S.  170.) 

Aus  Charles  Wiener’»  Reise  in  Peru  und  Bolivien. 
(Gartenlaube  1878,  XXXIV,  1,  2,  3.) 

Wolf,  Dr.  Toodoro.  Viajes  cientificos  por  la 
Ropüblica  du  Ecuador  vcrificados  y publicados 
por  ordeu  dcl  Suprcmo  Gobiemo  de  la  misma 
Repüblica.  Guayaquil  1878. 

I.  Reine  ion  »le  nn  viaj«?  geognostico  por  la  Pro- 
vincia de  Loja.  2 K.,  57  8.  II.  Relacion  de  un 
viaje  geognösiico  por  la  Provincia  de  Azuay.  7H  8., 
2 K.  III.  Memoria  »obre  la  geografia  y geulogia  de 
la  Provincia  de  EtuneraMai.  67  S.,  1 K. 

Zeballos,  E.  S.  La  conquista  de  quiuce  mil  le- 
guas.  Estudio  sobre  la  traslacion  du  la  frontera 
sud  de  la  repüblica  al  RioNegro.  2»  ed.  Buenos 
Aires  1878,  8°.  488  S.  Mit  Karten,  Plänen  etc. 

Zeg&rra,  Pacheco.  OllantaT.  Drame  en  vers  quo- 
chuas  du  temps  des  Iucas,  texte  original  ecrit 
avec  les  caract&res  d un  alphabet  phouütiquu 
special  pour  la  languu  quechua;  precede  d'uno 
etude  du  drame  au  point  de  vue  de  l’histoire  et 
de  la  langue.  Paris  1878,  8°.  272  S.  (Bespr. 
im  Lit.  Centralbl.,  Nr.  35,  1879.) 


9 


VI.  Australien  und  Polynesien. 


1.  Australien  und  Polynesien  im  Allge- 
meinen. 

Allen,  F.  A.  On  the  Original  Range  of  the  Pa- 
puan and  Ncgrito  Races.  (Journ.  Anthrop.  In- 
stitute [London]  1878.  S.  38.) 

Xrclüv  für  Anthropologie-  lid.  XI I. 


Andree , Bich.  Die  Deutschen  in  der  Südseu. 
(Daheim,  15.  Jahrg.,  Nr.  40,  1879.) 

Bickford,  James.  Christian  Work  in  Australasia. 
With  Notes  on  the  Settlement  and  Progress  of 
the  Colotiies.  Ixmdon  1878,  8°.  352  S. 

Buchner's,  Dr.  Max.  Reise  durch  den  Stillen 
Oceau.  (Ausland  1879,  10.) 

17 


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130  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


Carmichael,  C.  H.  E.  A Benedictine  Missionary’B 
Account  of  the  Natives  of  Austr&lia  and  Oceania. 
London  1878. 

Deutschlands  Stellung  und  Aufgabe  in  der  Südsee. 
(Illnstr.  Zeitung  1878,  73.  Bd„  Nr.  1883.) 

Die  Deutschen  Handelsbeziehungen  zu  den  Südsee- 
inseln. (Gegenwart  1879,  Nr.  52.) 

Hübbe-Schleiden,  Dr.  J.  U.  Deutschlands  Südsee- 
raacht.  (Oesterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1879, 
109—113.) 

Lob  Aleraanes  in  Oceania.  (Bol.  Soc.  Geograf. 
Madrid  1879,  61.) 

MDducho-Maclay , N.  von.  Racenanatomisehe 
Stadien  in  Australien.  (Verh.  d.  Berliner  Ges. 
f.  Anthropologie  1879,  86 — 87.) 

Oberländer,  Bich.  Australien  und  die  Weltaus- 
stellung in  Sidney.  (Gartenlaube,  Nr.  21,  1879.) 

Reise  durch  den  Stillen  Ocean.  (Wiener  Abeud- 
post,'  Beilage,  Nr.  260 — 264,  1878.) 

Solimbergo,  G.  I coloni  d’Australia.  (Giornale 
delle  Colouie.  Roma,  15,  22  e 29  Nov.  1879.) 

Vogel,  Sir  Julius.  New  Zealaud  and  the  South 
Sea  Islands  and  their  Relation  to  the  Empire. 
London  1878. 

Wallaco,  A.  B.  Austrnlasia.  Edited  and  ex- 
tended  by  A.  R.  Wallace.  With  Ethnological 
Appendix  by  A.  II.  Keane.  London  1879,  8°. 
690  S.  M.  K.  u.  Abb. 

Wanderungen  im  Stillen  Ocean.  I.  Auf  Neusee- 
land. Zum  Taupo  See.  II.  Vom  Tau po  See  nach 
Auckland.  111.  Auf  Kandavu.  IV.  Auf  d.  Sand- 
wichs Inseln.  (Ausland  1879.  1,  2,  5,  6.) 

Whitmee,  8,  J.  The  Ethnology  of  Polynesia. 
(Joum.  Anthropol.  Institute  [London]  1879, 
S.  261.) 

2.  D&b  Festland  und  Tasmanien. 

Berengier,  T.  La  Nouvelle-Nursie.  llistoirc  d’uno 
colonie  benedictine  dans  l’Australie  Occidental© 
(1846— 1878).  Paris  1879,  VIII,  390  S. 
Mit  Illustr.  u.  1 Karte. 

Cox,  J.  C.  Drawings  by  Anstralian  Aborigines. 
(Proc.  Linnuar  Soc.  of  N.  S.  Wales  1878.  S.  165.) 

Dantier,  A.  Unu  Colonie  Bencdictine  dans  TAu- 
ßtralie  Occidcntale.  (Le  Correspondant  1879, 
N.  S.,  VoL  80,  916—922.) 

Die  lutherische  Kirche  in  Australien.  (Allgem.  ev. 
luth.  Kirchfuzeitung  1878,  Nr.  29  u.  30.) 

Die  North-' Western  Exploring  Expedition  in  Au- 
stralien. (Ausland  1879,  49.) 


Eino  neue  narkotische  Pflanze  Australiens.  (Von 
coca-artiger  Wirkung.)  (Oesterreich.  Monataschr. 
f.  d.  Orient  1879,  8.  150.  N.) 

Forschungsreise  in  Südaustralien.  (Ausland  1879, 

21.) 

GrefTrath,  H.  Alexander  Forrest’s  Reise  in  Nord- 
west-Australien.  (Aus  allen  Welttheilen,  Jahrg. 
XI,  H.  4.) 

Greflfrath,  Henry.  Das  Northern-Territorv,  Nord- 
Territorium,  der  Colonie  Süd-Australien.  (Z.  d. 
Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1878,  375 — 415.) 

GrefTrath,  Henry.  Die  australische  Colonie  Neu- 
Süd- Wales.  (Globus  1879,  11,  12,  13.) 

Greflfrath , Henry.  Die  Riverina  der  Colonie 
Neu-Süd-Wales.  (Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin 
1879,  439—445.) 

GrefTrath,  Henry.  Entdeckungsreise  des  Mr. 
Alexander  Forrcst  in  dem  Nordosten  der  Kolonie 
Westaustralien.  (Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde. 
Berlin  1879,  436—439.) 

Hochstetter,  F.  v.  Die  Zanberinstruroente  der 
Regenmacher  bei  den  Tortinguc-  und  Larra- 
Stammen  im  Innern  von  Australien.  (Mitth. 
K.  K.  Geogr.  Gesullsch.  Wien  1879,  S.  238.) 

J&gor,  F.  Ueber  ciu  Steinmesser  und  sieben  Znu- 
berhölzer  aus  Süd-Australien.  (Verh.  Berliner 
Ges.  f.  Anthropologie  1879,  105.) 

Journal  of  Mr.  Lewis  Luke  Eyre  Expedition  1Ö74 
bis  1875.  Adelaide  1878. 

Jung,  Carl  EmiL  Am  Cooper-Creek.  (Mitth.  d. 
Vor.  f.  Erdkunde  zu  Halle  a.  d.  S.  1878.) 

Jung,  C.  E.  Australien  und  Neuseeland.  Histo- 
rische, geographische  und  statistische  Skizze. 
Leipzig  1879,  Mutze,  8».  VI,  90  S.  Mit  10 
Uolzschn. 

Jung,  C.  E.  Australische  Städte.  (Mitth.  Ver. 
f.  Erdk.  Halle  1879,  34 — 40.) 

Jung,  C.  E.  Australische  Typen  und  Skizzen.  (Glo- 
bus 1879,  XXXVI,  Nr.  1 f.) 

Jung,  C.  E.  Beiträge  zur  Geographie  Victorias. 
(Geogr.  Mittheil.  1878,  272—273,  353—359. 
413—418.) 

Jung,  C.  E.  Die  Industrie  in  den  australischen 
Colonien.  (Ans  allen  Welttheilen,  11.  Jahrg.,  1.  H., 
1879.) 

Jung,  C.  E.  Queensland.  Eine  geographische 
Skizze.  (Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879, 
196—236.) 

Labilltere,  F.  P.  Early  History  of  the  Colony  of 
Victoria ; froin  its  Discovery  to  its  Establishment 
as  a Self-goveroing  Province  of  the  British  Em- 
pire. London  1878.  2 Vols.  698  S. 


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131 


VerzeiclmiBS  der  anthropologischen  Literatur. 


Melbourne  u.  8.  Francisco.  (Beil.  A.  A.  Z.  1878, 
10.  Juli.) 

Michie,  (Sir  A.).  Readings  in  Melbourne,  with 
an  Essay  on  the  Kesaources  and  Proapecta  of 
Victoria,  for  the  Emigrant  and  Uneasy  Clasaea. 
London  1879. 

Native  Tribes  of  Sonth  Australia.  Comprising  the 
Narrinyeri  by  Rov.  G.  Taplin;  the  Adelaide  Tribo 
by  I)r.  Wyatt;  tbe  Encounter  Bay  Tribe  by  Rev. 
A.  Meyer;  the  Port  Lincoln  Tribe  by  C.  W. 
Schurmann;  the  Dicyerie  Tribe  by  8.  Gason; 
Vocabulary  of  Woolner  Diatrict  Dialect  (Northern 
Terr.)  by  John  W.  Ogilvie  Bennett;  with  Intro- 
ductory  Obapter  by  J.  D.  Woods.  Adelaide  1879, 
8*.  358  S. 

Oberländer'e  Schilderung  von  Australien.  I.  Das 
Klima.  II.  Die  Eingeborenen.  (Ausland  1879, 
48,  49.) 

Pearson,  Charles  H.  Democracy  in  Victoria. 
(Forthnightly  Review  1879,  I,  S.  688 — 717.) 

Powell,  Q.  Baden.  Reform  in  Victoria.  (Forth- 
nightly Review  1879,  1.  S.  950—962.) 

Recent  Exploration  in  Central-Australia.  (Proceed. 

R.  Geogr.  Soc.  London  1879.  S.  334.  N.) 

Reise  in  den  Nordwesten  von  Australien.  (Aus- 
land 1879,  25.) 

Reise  von  Queensland  nach  Nordaustralien.  N. 
(Ausland  1879,  14.) 

Reiseerinnerungen  aus  Australien.  Von  H.  Z.  (B. 
Augsb.  Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  58,  59.) 

Mr.  Sergison’s  Forschungsreise  in  den  Nordwesten 
von  Australien.  (Ausland  1878,  39.) 

Sroyth,  R.  B.  The  Aborigiues  of  Victoria.  2 Voll. 
London  1878,  4®.  Besprochen  im  Atheuäum 
1879,  S.  666. 

Squatters-Mania;  or,  Phasesof  Antipodean  Life,  by 
Erro.  London  1879,  8*.  428  S. 

Steinthal.  Ueber  die  Sprache  der  Australier. 
(Vurhandl.  d.  Berliner  Anthropol.  Gcsellsch.  1879, 

S.  20.) 

Waite,  G.  H.  Prospecting;  or,  Eighteen  Months 
in  Australia  and  New  Zealaud.  London  1879. 

West-australischer  Flachs.  (Oesterr.  Monatsschr. 

f.  d.  Orient  1879,  S.  188.  N.) 

Wisker,  John.  The  Colourcd  Mau  in  Anstralia. 
(Fortnightly  Review  1879.  Bd.  32,  S.  82 — 97.) 

Woods.  Tho  Native  Tribes  of  Sonth  Australia. 

With  an  Introductory  Chapter.  Adelaide  1879. 
Young,  J.  Recent  Jonrney  of  Exploration  acroßs 
the  Contincut  of  Australia;  its  Dcserts,  Native 
Races  and  Natoral  llistory.  (Bull.  American 
Geogr.  Soc.  1878,  116—141.) 


Zur  Kenntnis**  Australiens.  (Daheim,  15.  Jahrg. 
Nr.  43,  1879.) 


3.  Nouaeoland. 

Barker,  Lady.  Station  Life  in  New  Zealaud. 
New.  Ed.  London  1878,  12®.  244  S. 

Bullor,  J.  Forty  Years  in  New  Zealand;  includ- 
ing  a Personal  Narrative,  an  Account  of  Mao- 
ridom and  of  the  Christianisation  and  Coloni- 
sation  of  tho  Country.  London  1878,  8®,  510  S. 

George,  Dr.  E.  La  Nouvelle  Zelande.  Paria 
1878. 

Gudgeon,  T.  W.  Rcminisccnces  of  the  War  iu 
New-Zealand.  London  1879. 

Haast,  J.  von.  On  Rock  Paintings  in  New  Zea- 
land. (Jonrn.  Anthrop,  Institute  [London]  1878. 
S.  50.) 

Recensement  des  Maoris  de  la  Nouvelle -Zelande. 
(Rev.  d'Anthropologie  1879.  S.  367.) 

Semalle,  R.  de.  Sur  les  Maoris.  (Bull.  Soc. 
d’Anthropologie.  Paris  1878.  S.  235.) 

Senior,  W.  Travel  and  Trout  in  tbe  Antipode*. 
An  Anglers  Sketches  iu  New  Zealand  and  Tas- 
mania  1879,  8®.  310  S. 

Simmons,  Alfred.  Old  England  and  New  Zea- 
land. The  Government,  Lawa,  Churches,  Public 
Iu8titutions,  and  the  Resources  of  New  Zealand, 
Popularly  and  Criticallv  compared  with  thoso  of 
the  Old  Country.  Witb  au  liiutorical  Sketch  of 
the  Maori  Race.  To  whicb  are  added  Extracts  from 
the  Authors  Diary  of  his  Voyage  to  New  Zealand 
iu  Company  with  500  Emigrant«.  London  1879, 
8°.  143  S. 


4.  Neu  Guinea. 

D’Albertis,  L.  M.  Die  Colonisationsfuhigkeit 
Neu-Guineas.  (Petermunn’s  Geogr.  Mittb.  1879, 
275 — 280.) 

D’Albertis,  L.  M.  Discorso  tenuto  nell’  adunanza 
del  22  Dioembro  1878.  (Heber  Neu  Guinea.) 
(Boll.  Soc.  d,  Geografia  Italiana  1879,  11 — 26.) 

D’Albertis,  L.  M.  Fly  River,  New  Guinea.  (Pro- 
ceedings  R.  G.  Society.  London  1879,  4 — 16. 
M.  K.) 

D’Albortiß,  L.  M.  I miei  Ultimi  viaggi  allaNuova 
Guinea.  (Nuova  Antologia.  Anno  XIV,  2 ses. 
Vol.  13,  Fase.  1.) 

D’Albertis  Vordringen  in  das  Innere  von  Nen- 
Guinea  und  Aufnahme  des  Fly -Flusses  1876 
17* 


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132 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


bin  1877.  (Geogr.  Mitth.  1878,  423—426. 
M.  K.) 

Coollo,  F.  Nota  sobro  loa  planes  do  lag  bakios 
descubiertas  ou  el  ifio  do  1606  en  las  islas  del 
Espiritu  Santo  y de  Nueva  Guinea,  que  dibujd 
el  cap.  D.  Diego  do  Prado  y Tovar.  (Bol.  Soc, 
Geogr.  Madrid  1878,  T.  IV.  H.  I.  S.  67—87.) 

Die  Motu  auf  Neu-Guinea.  (Globus  1878,  XXXIV, 

12.) 

Giglioli,  Professor.  Italian  Explorers  in  New 
Guinea.  (Proceod.  R.  Geogr.  Sect.  British  Asso- 
ciation 1879.  Sheffield.) 

GrofTrath,  Henry.  Port  Moresby  und  Umge- 
bung. (Z.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  1878.  1*19  bis 

160.) 

Jung,  C.  E.  Die  Motu,  «in  Volksstamra  Xeu- 
Guineas.  (Die  Natur,  N.  F.,  5.  Jahrg.,  Nr.  18.) 

MacFarlane  über  Neu-Guinea.  (Ausland  1878,  32.) 

Mikluoho-Maclay , N.  von.  Dio  Schonung  der 
Eingeborenen  in  Neu-Guinea.  Offener  Brief  an 
Sir  Arthur  Gordon,  Gouverneur  von  Fidji.  (Verb, 
d.  Berliner  Ges.  f.  Anthropologio  1879,  186.) 

New-Guinea  Exploration.  Extract  from  the  Log 
Book  of  the  Steam  Launch  „Neva“.  Fol.  London, 
Triibner,  1878. 

Prüger.  J.  C.  Port  Moresby  auf  Neu-Guinea  und 
dessen  Umgebungen  mit  Rücksicht  auf  Coloni- 
sation.  (Aus  allen  Welttheilen,  X,  1879,  S.  134.) 

Reisen  auf  der  Insel  Neu-Guinea.  (Gaea,  15.  Jahrg., 
5.  Heft,  1879.) 

Reizen  naar  Nederlandsch  Nieuw-Guinca  onderno- 
men  op  latrt  der  Regoering  van  Nederlandach- 
Iudie  in  de  jaren  1871,  1872,  1875 — 1876  door 
P.  van  der  Grab,  en  J.  E.Teysmann,  J.  G.  Coor- 
engel  en  A.  J.  Langeveldt  van  Homert  ou  P. 
Swaan.  Met  geschied-  on  aardrijkskundige  toe- 
lichtingen  door  P.  J.  B.  C.  Robide  van  der  Aa. 
s'Gravcnbage  1879,  8*.  XL11,  480  S.  Mit  2 K. 

Van  der  Act.  Reizen  naar  Nederlandsch  Nieuw- 
Guinea  ondernomen  op  last  de  Regeering  van 
Nederlandscli-Indie  in  de  jaren  1871,  1872, 
1875 — 1876.  s’Gravenhage  1879. 

WaLlace,  Alfred  R.  New  Guinea  and  its  Inha- 
bitanta.  (Contemporary  Review  1879,  XXXIV, 
421—442.) 

Zaragoza,  J.  Descubrimientos  de  los  Espafioles 
en  el  mar  del  Sur  y en  las  costas  de  la  Nueva 
Guinea.  (Bol,  Soc.  Geogr.  de  Madrid  1878,  T. 
IV,  Nr.  1.  S.  7—67.) 


6.  Polynosion. 

AmBler-Dölle,  J.  Die  Revolution  auf  Neu-Cale- 
donieu.  (Daheim,  15.  Jahrg.,  1879,  Nr.  3.) 

Annuaire  de  la  Nouvelle-Caledonie  et  dependances 
pour  PAnneo  1878.  Noum6a  1878. 

Birgham,  F.  Der  Aussatz  auf  den  Sandwich- 
Inseln.  (Globus  1879,  XXXV,  S.  46.) 

Birgham,  Franz.  Die  Inseln  Kauai,  Mihau,  Kaula 
und  Lehua  (Leeward-lnseln  der  Hawai-Gruppe). 
Mit  Karte.  (Geogr.  Mittheilungeu  1878,  263 
bis  267.) 

Einwohnerzahl  5IS4  (gegen  12024  in  18:12.) 
Bonin-Inseln,  Die.  (Deutsche  Geogr.  Blatter  1878, 

H.  2,  S.  137  — 139.) 

Boyer.  Quelques  Mots  sur  la  Pathologie  indigene 
de  la  Nou veile  Caledonie,  des  Loyalty  et  des 
Nouvelles  llebrides.  (Arch.  Medecine  Navale, 
Sept.  1H78.) 

Branchi,  Gi.  Tre  mim  alle  isole  dei  cannibali 
nelP  urcipellago  delle  Fiji.  Firenze  1878,  8°. 
340  S. 

Cavo,  P.  La  France  en  Caledonie.  (Journ.  du 
comni.  marit  23.  Juni  u.  7.  Juli  1878.) 

Chancy,  G.  L.  Aloba.  (A  Ilawaii&n  S&lutation.) 
A Book  of  grateful  recollections  of  a Winters 
Residonce  in  the  Ha waiian  Islands.  Boetou  1879. 
M.  K.  il  Abb. 

Der  Archipel  der  Neu-IIebrideu.  (Die  Natur,  N.  F.t 
5.  Jahrg.,  Nr.  7 u.  8,  1879.) 

Die  gegenwärtigen  Verhältnisse  auf  Tahiti.  (Aus 
allen  Weltth.  1879,  S.  83.) 

Die  Insel  Ninafu.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  modernen  MissionswesenB.  (Gartenlaube,  Nr. 
43,  1878.) 

Die  Neu-IIebriden.  (Ausland  1879,  26.) 

Die  Tonga-Inseln.  (Evangel.  Mission*- Magazin, 
Aug.  1878.) 

von  der  Gabelentz,  C.  Die  melanesiscben  Spra- 
chen nach  ihrem  grammatischen  Bau  und  ihrer 
Verwandtschaft  unter  sich  und  mit  den  malaiisch- 
polynesischcn  Sprachen.  II.  (Abhandlung  der 
philologisch-historischen  Classe  der  königl.  sftchs. 
Gesellsch.  d.  Wissenschaften,  7.  Bd,  1879.) 

Garnier,  Jules.  La  Nouvelle  Caledonie  h FEx- 
position  do  1878.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1879, 

I,  145—161.) 

Gerland,  G.  Die  Bewohner  der  Markesos-Inseln. 
(Aus  allen  Weltthuilen  1878,  Nr.  10,  S.  289 
bis  294;  Nr.  11,  S.  334—336.) 

Gopcevic,  Spiridion.  Die  Samoa-Inseln  und  ihre 
Bewohner.  (Unsere  Zeit  1879,  Bd.  II,  641 — 648.) 


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133 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Gracia,  Math.  Mittheilungen  über  die  Marquisen 
Inseln.  (Natur  u.  Offenbarung,  24.  Bd.,  9.  Heft, 

1878. ) 

Graeffe,  E.  Die  Samoa-  oder  Schifter-Inseln.  IY. 
Die  Eingeborenen  in  Bezug  auf  Racencharaktor 
und  Krankheiten.  (Journ.  Museum  Godeffroy 

1879,  8.  225.) 

Kleinschmidt’s  Reisen  auf  den  Viti-Inseln.  (Journ. 
Museum  Godeffroy  1879,  S.  225.) 

HeUwald,  Fr.  von.  Reise  nach  den  Fidschi- 
Inseln.  1,  2.  (Wiener  Abendpost  [Beilage],  1879.) 

A.  H,  Keane,  M.  A.  J.  On  tbe  Relations  of  tho 
Indo-Chinese  and  Inter-Occanic  Races  und  Lan- 
guages.  London  1878,  8°.  36  S. 

Lemire,  Ch.  De  la  Colon isution  fran^aise  en  Nou- 
velle  Calcdonie.  (Bull.  Soc,  Geogr.  Lyon  1878. 
S.  227.) 

Lomire,  Ch.  La  Colonisation  fran^aise  cn  Nou- 
vclle  Calcdonie  et  Dependances.  Paria  1878,  8®. 

376  s. 

Lemire,  Ch.  La  Buie  du  Prony.  (Nouv.  Cale- 
donie.)  (L’exploration  1878,  Nr.  85.  S.  421 
bis  427.) 

Les  Nouvellcs  Hebridea.  (Ann.  de  l'Extreme  Orient, 
I,  1878,  Nr.  8.) 

Miklucho-Maklay,  N.  von.  Der  Pelew  Archipel. 
(Iswestija  d.  K.  Kuss.  Geogr.  Gesellsch.  1878, 
H.  3.) 

Miklucho-Maklay,  N.  von.  Reise  in  West-Mi- 
kronesien,  Nord-Melanesien  und  ein  dritter  Auf- 
enthalt in  Neu -Guinea.  Vom  Februar  1876  bis 
Januar  1878.  (Geograph.  Mitth.  1878,  407  bis 
408.) 

t 

Neu-Caledonien  u.  seine  Stellvertretung.  (Wiener 
Abeudpost,  Beiluge,  1878,  Nr.  201 — 206.) 

Notice  snr  rEtablissement  agricole  penitentiairo  de 


Bonrail  (Nouv.  Caledonie).  Par  J.  M.  (Bull.  Soc 
Geogr.  Commerc.  Bordeaux  1879,  Nr.  24.) 

Pinart,  Alphonae.  Voynge  k l'Ue  dos  Püques. 
(Tour  du  Monde  1878,  Nr.  927.) 

Pinart,  Alphonse.  Exploration  de  File  de  Puques. 
(Bull.  Soc.  Geogr.  Paris  1878,  II,  193—213. 
M.  K.) 

Pratt,  G.  A Graramar  and  Dictionary  of  the 
Samoon  Languages.  Ed.  by  Rev.  S.  J.  Whitmec. 
2«1  Ed.  London  1878. 

Sohloidon,  W.  Die  gegenwärtigen  Verhältnisse 
der  Sandwich-Inseln.  (Aus  allen  Welttlu  1879, 
S.  184.) 

Schleinitz,  Frhr.  von,  Capit&u  zur  See.  Ueber 
die  Markesas-Inseln  und  ihre  Bevölkerung.  (Verh. 
Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  340—364.) 
Somlor,  H.  Die  Samoa-Inseln.  (Die  Natur,  N. 
F.,  Jahrg.  V,  Nr.  20  f.) 

Semler,  H.  Ueber  die  Todtenklago  der  Sandwich- 
Insulaner.  (Die  Natur,  N.  F.,  IV,  1879,  Nr.  17.) 

The  Bonin  Islands.  Extr.  from  Capt.  Beecbey's 
Narrative.  (Trans.  Asiat.  Soc.  of  Japan  1878. 
S.  48G.) 

The  Island  Mission.  Bcing  a History  of  tho  Me- 
lanesian  Mission  from  ita  Commencement.  Lon- 
don 1879. 

Varigny,  C.  de.  L'Oceanie  moderne.  (Bull.  Soc. 
Geogr.  Paris  1879,  I,  433—442.) 

Villoneuve,  P.  de.  Mystcre  et  depopulation  de 
Hie  de  PÄques.  (Le  Correspondant  1878,  VoL 
76,  816—838.) 

Violette,  L.  Grammaire  Samoane.  (R.  de  Lin- 
guistique,  T.  XU,  F.  3.) 

Zur  Bevölkerungs-Statistik  der  Hawaii-  oder  Sand- 
wich-Inseln. (Verh.  Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin 
1879,  263—266.) 


VH.  Polarländer.  (Ausser  Nordasien.) 


Arctic  Meeting,  31  Jan.  1878.  Reception  of  Lord 
Dufferin;  Paper  by  Capt.  Ilowgato;  Adresse«  by 
Chief  Justice  Daly,  Cullcn  Bryant,  B.  Taylor, 
Isaac  J.  Hayos,  Lord  Dufferin.  (Bull.  American 
Geogr.  Soc.  1878,  276 — 298.) 

Beauxnont,  Comm.  L.  A.  Arctic  Research.  (Geogr. 
Section  British  Association  1879.  Sheffield.) 

Berichte  der  schwedischen  Polarexpedition.  (Pe- 
termann'H  Geogr.  Mitth.  1879,  325 — 337.  M.  K.) 

BossoIb,  Emil.  Die  amerikanische  Nordpol-Ex- 
pedition. Mit  zahlreichen  Illustr.  in  Holzschn., 


Diagrammen  und  einer  Karte  in  Farbendruck. 
Leipzig  1879,  Engelmann,  8®.  XX,  647  S. 

Birgham,  F.  Die  amerikanische  Expedition  zur 
Polarforschung.  (Ausland  1878,  27.) 

Birgham,  F.  Zur  Polarforschung.  Letzte  Nach- 
richten von  den  skandinavischen,  holländischen, 
rassischen  nnd  amerikanischen  Expeditionen. 
(Ausland  1878,  46.) 

Chavanno,  Joh.  Die  schwedische  Polarexpedition 
unter  Nordenskjöld.  (Illustr.  Zeitung  1879,  73. 
Bd.,  Nr.  1890.) 


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134 


Verzeichniss  der  anthropologisch en  Literatur. 


Contreras  de  Diego,  Eduardo.  Yiajes  y Des- 
cubrimientos  en  el  Polo  Kort«.  Madrid  1879. 

Davis,  C.  H.  Narrative  of  the  North  Polar  Ex- 
pedition, U.  S.  Ship  Polaris,  Captain  C.  Fr.  Ilall 
commanding.  Editcd  linder  the  direciion  of  G. 
M.  Robeson.  London  1879,  4°,  682  S. 

Die  amerikanische  Nordpol-Expedition  in  den  Jah- 
ren 1871—1873.  (Angsb.  Allg.  Zeitg.  1879, 
Nr.  360.) 

Zu  BesB«ln. 

Die  Fahrt  der  Yega  um  die  NordBpitze  von  Asien. 
(Geogr.  Mitth.  1878,  S.  429—434;  1879,  S.  11 
bia  13.  M.  K.) 

Die  Nordost-Durchfahrt  nach  den  letzten  Berichten 
der  Nordenskiöld'schen  Expedition.  (Verh.  Ges. 
f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  317 — 325.) 

Die  Polaris  und  ihre  Schicksale.  (Ausland  1879,  52.) 

Die  Vorexpedition  der  „Florence“,  Capt  G.  E. 
Tyson,  nach  dem  Cumberland-Golf  1877 — 1878. 
(Capt.  Howgate’s  Polar-Colonie.)  (Petermanns 
Geogr.  Mitth.  1879,  142 — 147.) 

Exploration  du  Capitaine  Jonsen  au  Grönland. 
(Bull.  Soc.  G6ogr.  Paris  1879,  II,  466 — 470.) 

Fongor,  H.  M.  Bidrag  til  Hans  Egedes  og  den 
grönlandske  MissionB  Historie.  1721  — 1760 

efter  trvkte  ogutrykte  Kilder.  Kjöbenhavn  1879, 
8°.  37ü's. 

Fritsch,  G.  Ueber  die  Racenmerkmale  der  Es- 
kimos, mit  besonderer  Berücksichtigung  ihres 
Haupthaares.  (Verh.  Berliner  Anthrop.  Gescllsch. 

1878,  S.  241.) 

Godhuvn  in  Nord-Grönland.  (Ausland  1879,  23.) 
Hellwald,  Fr.  von.  Cabot  und  die  Anfänge  der 
Polar-Forechung.  (Ausland  1879,  35.) 

Howg&to,  H.  W.  Cruise  of  tbo  Floronce ; or,  Ex- 
tracta  frora  the  Journal  of  the  Preliminary  Arctic 
Expedition  of  1877 — 1878.  Washington  1879. 

Howgate.  Polar-Colonization.  Memorial  to  Con- 
gress.  Washington  1878. 

Lieutenant  Jensen's  Reise  nach  dem  grönländischen 
Festlandeis.  (Ausland  1879,  26,  27.) 

Markham,  A.  H.  Northward  Ho!  Including  a 
Narrative  of  Captain  Phipps  Expedition.  I/ondon 

1879,  8«.  380  S. 

Markham,  Clements.  Arctic  Expeditione  in 


1878.  (Proceodings  R.  Geogr.  Soc.  London  1879, 
16—38.  M.  K.) 

Memoire  of  Hans  Hendrick,  the  Arctic  Traveller. 
Written  by  Himself.  Transl.  from  the  Eskimo 
Language  by  Dr.  Henry  Rink.  London  1879. 
VergL  „Die  Memoiren  eines  Eskimo11.  (B.  Angsb. 
Allg.  Zeit.  1879,  Nr.  27.)  und 

Hans  Hendrik,  der  Eskimo.  (Daheim,  15.  Jahrg., 
Nr.  50,  1879.) 

Mobb,  E.  L.  Shores  of  the  Arctic  Sea.  Narra- 
tive of  the  Arctic  Expedition  of  1875 — 1876. 
London  1878,  4Ö. 

Nachrichten  von  der  schwedischen  Expediton  aus 
dem  Sibirischen  Eismeere.  (Globus  1879,  1.) 

Naree,  G.  S.  Polar  Sea,  3d  Ed.  London  1878, 
2 Voll. 

Nordonakiöld,  A.  E.  Arctic  Voyages  1858  — 

1879.  London  1879,  8».  440  S.  M.  K.  u.  Abb. 

Norman,  C.  En  Rejsc  längs  Grönlands  Östkyst 
i Aaret  1777.  (Tidskr.  Dansk.  Geogr.  Selsk. 

1878.  S.  49—63.) 

Onatzo  witsch,  Marine-Lieutenant  Die  Fahrt  des 
Russischen  Klippers  „Wsaadnik“  im  Norden  der 
Behringsstras&c  1876.  (Petermann’s Geogr. Mitth. 

1879,  136—141.  M.  K.) 

Paulitschko,  Ph.  Geschichte  der  Nordpolfahrten. 
(Wiener  Abendpost  [Beilage],  Nr.  174,  1879.) 

Pawlow,  A.  3000  Werst  auf  den  Flüssen  West- 
sibiriens.  Eindrücke  und  Notizen  von  der  Reise 
auf  den  Flüssen  Tor,  Tobol,  Irtisch  and  Ob. 
Tjuraen  1879,  8«.  191  S. 

Pechuol-LocBcho.  Ueber  das  sibirische  Eismeer 
und  Nordeuskiöld's  Fahrt  im  Jahre  1878.  (Verh. 
Ges.  f.  Erdkunde.  Berlin  1879,  94 — 108.) 

Polarnachrichten.  (Petermann’s  Geogr.  Mitth.  1879, 
325,  458.) 

Toeppen,  Hg.  Die  Doppelinsel  Xowaja  Semlja. 
Geschichte  ihrer  Entdeckung.  Mit  einer  aus- 
führlichen autographirten  Karte.  Leipzig  1878, 
Mutze,  8".  118  S. 

Virchow,  R.  Ueber  Eskimos.  (Verhdl.  Berliner 
Anthropol.  Ges.  1878,  8.  185.) 

Young,  8ir  A.  Two  voyages  of  tho  „Pandora“ 
in  1875  and  1876.  London  1879. 

Zur  Literatur  der  Geschichte  der  Polarreisen.  (B. 
Augsb.  Allg.  Z.  1879,  Nr.  344.) 


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VerzeichnisB  der  anthropologischen  Literatur. 


135 


Nachträge. 


Zu  I. 

Barine,  Arvedo.  La  Legende  de  Faust.  (R.  d. 
Deux  Mondes  1879,  V.  921 — 934.) 

Bigot,  Charles.  L'Esthetique  naturaliste.  (R.  d. 
Deux  Mondes  1879,  V.  415 — 433.) 

Carrau,  Ludovic.  L’Expression  de»  emotions  et 
l’origine  du  langage.  (HL  d.  Deux  Moudea  1878, 
V.  175—196.) 

Cohn,  Ferdinand.  Die  Gürten  in  alter  und  neuer 
Zeit.  Ein  Capitel  aus  der  Kunstgeschichte. 
(Deutsche  Rundschau  1879,  Bd.  XVIII,  S.  250 
bis  267.) 

De  acclimatatie  van  Europeanen  in  tropische  ge* 
westen.  (Tijdschr.  Kederl.  Indie  1878.  472  bis 
484.) 

Gierckc.  Leber  Jugend  und  Altern  des  Rechts. 
(Deutsche  Rundschau  1879,  Bd.  XVIII,  S.  205 
bis  233.) 

2£leinpaul,  Dr.  Rud.  Moderner  Ebionismus. 
(Ausland  1879,  40.) 

Lämmer s,  A.  Colonial  - Prospekte.  (Deutsche 
Rundschau  1879,  Bd.  XIX,  S.  486—488.) 

Müller,  F.  Max.  Ueber  Henotheismus,  Polytheis- 
mus, Monotheismus  und  Atheismus.  (Deutsche 
Rundschau  1878,  Bd.  XVI,  S.  374 — 405.) 

Nöldecke,  Theodor.  Orientalischer  Socialismus. 
(Deutsche  Rundschau  1879,  Bd.  XVIII,  S.  284 
bis  292.) 

Lasker,  Eduard.  Ursprung,  Zweck  und  Ent- 
wickelung der  Sprache.  (Deutache  Rundschau 
1879,  Bd.  XXI,  S.  269—310.) 

Lebende  Palimpscste.  (Ausland  1879,  27,  28.) 

Woolsey  (Theodor©  D.).  Communism  and  So- 
cialism  in  tbeir  llistory  and  Theory.  A Sketch. 
12m«.  cloth.  S.  VII.  and  309.  New-York. 

Zu  H. 

Fontane,  Theodor.  Die  wendische  Spree,  oder: 
Von  Köpeuik  bis  Taupitz  an  Bord  der  „Sphinx44. 
(Deutsche  Rundschau  1878,  Bd.  XVI,  S.  268  bis 
288.) 

Ludwig,  J.  M.  Das  Ober- Engadin.  (Deutsche 
Rundschau  1878,  Bd.  XVI,  S.  449—474.) 

Graf  Moltke’s  Wanderungen  um  Rom.  Aus  sei- 
nen handschriftlichen  Aufzeichnungen.  (Deutsche 


Rundschau  1879,  Bd.  XVIII,  S.  369—390;  Bd. 
XIX,  S.  34—53.) 

RaaslöfiT,  H.  J.  A.  Der  dänische  Nationalcha- 
raktor  und  Dänemarks  Verhältnis  zu  Deutsch- 
land. (Deutsche  Rundschau  1879,  Bd.  XX, 
S.  367—397.) 

Sauerwein,  G.  Ueber  Norwegen.  (Deutsche  Rund- 
schau 1879,  Bd.  XX,  S.  299—311.) 


zu  in.  # 

Alwis  (Rev.  C.).  History  of  the  Island  of  Lanka, 
from  the  Earliest  Period  to  the  Present  Time. 
Chaptcr  I.  Visits  of  Buddhas  to  the  Island,  ex- 
tracted  from  Püjävoliya  and  Sarvajnagunälaukä- 
raya,  with  a Literal  Translation  into  Engliah. 
8vo.  S.  28  and  21.  Colombo  1876. 

Burbidge,  F.  W.,  Treacher,  W.  H.  and  Mur- 
ton, H.  J.  Notes  on  Gutta  Percha.  (Journ. 
Straits  Brauch  R.  Asiatic  Soc.,  Nr.  III,  1879.) 

Cook©  (Capt.  C.  B.).  The  British  Burmah  Ma- 
nual; or,  a Collection  of  Depart mental  Rules, 
Orders,  aud  XotiHcations  in  the  Province  of  Bri- 
tish Burmah;  together  with  the  Treaties  con- 
duded  with  the  Kingdoms  of  Ava  aud  Siam. 
VoL  I*  Large  8vo.  S.  LXXX.  aud  784,  half- 
calf.  Calcutta  1879. 

Güssfeld,  Paul.  Die  Arabische  Wüste  und  ihre 
Klöster.  (Deutsche  Rundschau  1878,  Bd.  XVII, 
S.  95—112.) 

Itihasa;  or,  a Collection  of  Useful  Information  con- 
cerning  the  Natives  of  Ceylon,  ob  recorded  in 
Ancient  Histories.  Compiled  by  Woligaroa  Sri 
Sumangala  Terunnanse.  Published  by  A.  Dias. 
(In  Singhalese.)  8vo.  cloth.  S.  IX.  and  112. 
Colombo  1876. 

Nav&lkar  (Rev.  Ganpatrao).  An  Inquiry  into 
the  Parsi  Religion.  8vo.  S.  40.  Bombay  1879. 

Rogor’s  Aloxander.  Life  in  India.  (Colonies  and 
Iudia  1879,  Nr.  353.) 

Sachau,  Ed.  Ueber  die  Afghanen.  (Deutsche 
Rundschau  1879,  Bd.  XIX,  S.  72—87.) 

Shungoonny  Menon  (P.).  A History  of  Tra- 
vancore  from  the  Earliest  Times.  8vo.  cloth. 
S.  XVI.  and  523,  and  Plates.  Madras  1878. 

Van  Eck,  R.  Schetseu  van  het  eiland  Bali. 
(Tijdschrift  Xederl.  Indiß  1878,  II.  165 — 214, 
325—357,  405—431.) 


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136 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Zu  IV. 

Extended  Colonisation,  a Necessity  for  the  Mother 
Conntry.  (Colonies  and  lndia  1879,  Nr.  380. 
881.) 

Holub,  Emil.  The  Fast,  Present  and  Futur© 
Trade  of  the  Cape  Colonies  with  Central  Africa. 
(The  Colonies  and  lndia  1879,  Nr.  383.) 
Ledrain  (E.).  Len  Monuments  ßgyptiens  de 
la  Bibliotheque  Nationale.  Livr.  I.  lto.  S.  VIII. 
With  30  plates.  Paris  1879. 

Noble,  John.  British  South  Africa.  (Colonies 
and  lndia  1879,  Nr.  340,  341.) 

Portugals  East  African  Colonies.  (Colonies  and 
% lndia  1879,  Nr.  376.) 

Sampson,  Victor.  Kafir  Ware.  Their  Origin 
and  History.  (Colonies  and  lndia  1879,  Nr. 
338  f.) 

Zu  V. 

Ashworth,  Caldwell.  Canada:  Its  Progress  and 
Development.  (Colonies  and  lndia  1879,  Nr.  336, 
337.) 

Dixon,  B.  F.  The  Dominion  of  Canada.  (Colo- 
nies and  lndia  1879,  Nr.  352  f.) 


Du  Bois-Reymond,  E.  Aus  den  Llanos.  Anzeige 
und  Nekrolog.  (Deutsche  Rundschau  1879,  Bd. 
XVIII,  S.  390—402.) 

Manypenny  (G.  W.).  Our  Indian  Ward».  8vo. 
cloth.  S.  XXVI  and  436.  Cincinnati  1879.  Pre- 
pared  by  the  Commissioner  of  Indian  affairs. 
1853 — 1857,  and  Chairman  of  the  Sioox  Com- 
mission of  1876. 

Mooro  (J.  W.).  History  of  North  Carolina,  from 
Earliest  Discoveries  to  Present  Time.  In  two 
vols.  vol.  I,  8vo.  cl.  S.  XXI,  and  495,  1879. 

Bussoll,  Robert.  Jamaica.  (Colonies  and  lndia 
1879,  Nr.  349,  350.) 


Zu  VI. 

Boehr,  Ernst.  Die  hawaiischen  Inseln.  Blutter 
aus  dem  Reisetagehuch.  (Deutsche  Rundschau 
1879,  Bd.  XX,  S.  132—151.) 

Climate  and  Health  in  Australia.  (Colonies  and 
lndia  1879,  Nr.  335  f.) 

Oordon,  Arthur  H.  Native  Taxation  in  Fidji. 
(Colonies  and  lndia  1879,  Nr.  344.) 

Our  Smallest  Colony  (Pitcairn  Island).  (Colonies 
and  lndia  1879,  Nr.  333.) 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


137 


IV. 

Zoologie 

in  Beziehung  zur  Anthropologie  mit  Einschluss  der  fossilen  Landsäugethiere. 

(Von  Dr.  W.  Bronoo  in  Müuchon.) 


d’Achiardi,  A.  o Bug&tti,  L.  Ossa  animali  e 
rosti  d«ir  induntria  nuiana  rinvenuti  in  una 
breccia  ossifera  sul  Monte  Argentario.  (Atti 
della  societa  Toscana  di  scienze  naturali.  Sitzung 
vom  9.  März  1879,  S.  «7.) 

Am  Mont«  Argentario  im  Toscanischen  worden  in 
einer  quaternären  Knochenbreccie  Reste  von  Elephas, 
Cattis , Bur,  Bo«  und  CervuB  zusammen  mit  Spuren 
menschlicher  Thätigkeit  (bearbeitete  Knochen , ess- 
bare Muscheln  etc.)  gefunden.  Doch  wird  darauf 
hingewiesen , dass  der  prähistorische  MenHch  auch 
fossile  Knochen  bearbeitet  haben  könne,  dass  also 
nicht  ohne  Weiteres  die  Gleichzeit  igkeit  den  Menschen 
mit  den  Thierarten,  deren  Kuochen  er  bearbeitete, 
gefolgert  werden  dürfe. 

Aeby , Chr.  Beiträge  zur  Osteologie  des  Gorilla. 
(Morpholog.  Jahrb.  1878,  Bd.  4,  Heft  2,  S.  288 
bis  dl 3,  6 Holzschn.) 

Albrccht.  Ueber  den  Stammbaum  der  Raubthiere. 
(Schriften  der  phyBikal.- Ökonom.  Gesellschaft  zu 
Königsberg,  Jahrg.  20,  1879,  Abthlg.  1.  Sitzung 
vom  2.  Mai,  S.  22 — 23.) 

Alle  heute  lebenden  Raubthiere  stammen  von  hunde- 
artigen  Vorfahren  ab.  Diesen  enttpraxKien  zwei 
Zweige:  I.  Hundeartige  und  II.  Katzenartige 
(im  weitesten  Sinne)  Thiere.  Au«  Letzteren  gingen 
wieder:  a)  die  Katzen  (im  engeren  Sinne)  uud 
b)  die  liären  Thiere  hervor,  a)  Zu  den  Katzen  ge- 
hören die  Fel  inen  (Katzen),  Lutrinen  (Fiachottern), 
Procyoninen  (Waschbären),  Nnstiinen  (Naaen hären), 
welche  auf  dem  Lande,  und  die  Pltocinen  (Seehunde) 
wie  Triehechinen  (Walrosse),  welche  im  Wasser  leben, 
b)  Die  Bären  Thiere  zerfallen  in  die  Ur*ine»  (eigentl. 
Buren),  MutlUMB  (Marder! , OullMB  (Vi».-Ifr»»»»j), 
Viverrinen  (Zibethkatzen),  Hvaeninen  (Hyänen).  Die- 
sen Stammbammn  sucht  Verfkuer  durch  vergleichend 
anatomische,  embryologische  uud  palüontologische 
Gründe  zu  rechtfertigen.  Einen  fundamentalen  Un- 
terschied bietet  der  Atlas  dar;  das  Foramen  intra- 
transvcr<ariiun  dieses  Wirbels  liegt  nämlich  bei  allen 
hundcartigcn  Thieren  auf  der  dorsalen  Fläche  «eines 
breiten  Querfortsatzes , während  es  bei  allen  Katzeu- 
artigen  (iro  weitesten  Sinne)  auf  der  caudaleu  Kaute, 
neben  der  Gelen k fläche  für  den  zweiten  Halswirbel, 
liegt.  Die  beiden  Unterabtheilungen  dieser  Katzen- 
artigen Thiere  aber  unterscheiden  »ich  wieder  da- 
durch, dass  a)  die  Katzen  Thiere  (im  engeren  Rinne), 
wie  die  Hunde,  neben  der  Gelenkfliiche  lür  die  Con- 
dylen  des  Hinterhauptes  nur  einen  einfachen  Ein- 
schnitt besitzen,  während  derselbe  b)  bei  den  Bären 
Thieren  durch  einen  knöchernen  Bogen  (Arcus  cen- 
troideo-diapophysium)  zu  einem  Loche  überbrückt 
wird.  Nun  zeigt  aber  die  Kntwickelungsgeschichte, 
dass  der  Atlas  eine«  jeden  Kaubthieres  das  hunde- 
Aruhiv  fUr  Aolhropolotfie.  Bd.  XII. 


artige  Stadium  durchläuft ; denn  anfänglich  liegt  stets 
das  Foramen  intratransversarium  auf  der  dorsalen 
Fläche  des  Querfortsatzes  und  ebenso  fehlt  noch  der 
knöchern«  Bogen.  Ent  später  verknöchert  letzterer 
bei  den  Bären  Thieren,  während  bei  diesen  wie  bei 
den  Katzen  Thieren  durch  das  Weiterwaohsen  des 
hinteren  Querfortsatte»  da»  Foramen  allmälig  nach 
hinten  gerückt  wird.  Als  letzten  Beweis  führt  Ver- 
fasser die  Paläontologie  an,  nach  welcher  die  hunde- 
artigen Raubthiere  bereits  im  unteren  Eocän , die 
katzenartigen  (im  weitesten  Sinne)  jedoch  erst  im 
Miocan  erscheinen.  Was  nun  schliesslich  die  Ab- 
stammung der  hundeartigen  Thiere  betrifft,  so  lässt 
sich  — nach  dem  Verfasser  — nach  weisen,  dass  sie 
von  dasyuroiden  Rentei  thieren  abstammen , aus  wel- 
chen die  beiden  Zweige  der  heutigen  Dasyuren  nebst 
Thylacinen  und  der  hundeartigen  Thiere  entsprangen. 

Allen,  H.  Distinctive  charactera  of  teeth.  (Pro- 
cued.  of  theacad.  of  nat.se.  of  Philadelphia  1878, 
Part  I,  Jan.  — April.  S.  39.) 

Alix,  E.  et  Bouvier,  A.  Sur  un  nouvel  Anthro- 
poide (Gorilla  mayema)  provenant  de  la  region 
du  Congo.  Paris,  impr.  Lucan  8®.  1878.  (Extr. 
du  BulL  aoc.  zoologic  du  France  1877.) 

Alaton,  E.  On  female  Deer  with  antlers.  (Pro- 
ceedings  of  the  scientific  meetings  of  the  zooio- 
gical  aoeiety  of  London  for  tho  year  1879,  Part 
II,  ^Auguat  lrt-  S.  296 — 299.) 

Abbildung  und  Beschreibung  de»  Schädel«  von 
einem  mit  Gehörn  versehenen  Schädel  eines  weib- 
lichen Rehe». 

Blasius,  W.  Hauskatze  und  Wildkatze.  („Aue 
Wald  und  Ilaidete  von  Riesenthal.  Trier,  Bd.  2, 
Nr.  1,  S.  8 — 1 3.) 

v.  Bischoff.  Beobachtungen  an  zwei  lebenden 
Chimpanse,  masc.  et  fern,  von  Dr.  H.  Tiede- 
mann.  Bonn  1879  bei  P.  Neusaer,  8°.  23  8. 

Enthält  interessante  Beobachtungen  über  die  Le- 
bensgewohnheiten eines  ('himpanse  Paares , welches 
in  Philadelphia  lebte. 

Bolau,  H.  Die  Lebensdauer  der  Thiere  im  zoo- 
logischen Garten  zn  Hamburg.  (Der  zoologische 
Garten.  Frankfurt  a./M.  1879,  Jahrg.  20,  Nr.  3, 
S.  65  — 71;  Nr.  4,  S.  106—  112.  VergL  den 
votjährigon  Literaturbericht  sub  Max.  Schmidt.) 

Bolau,  H.  lieber  den* Orang-Utang  de«  zoolog. 
Gartens  in  Hamburg.  (Verhandlungen  des  na- 
18 


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138 


Yerzeicbnisa  der  anthropologischen  Literatur. 


turwissensch.  Vereine  von  Hamburg  - Altona  im 
Jahre  1878.  Nene  Folge  IIL  Hamborg,  Fried- 
richsen,  1879,  S.  119 — 121.) 

Bolsmann,  H.  Ueber  das  Vorkommen  der  Haus- 
ratte (Mus  rattu*)  im  Münsterland.  (Zoolog. 
Garten  1879,  Nr.  6,  8.  161  — 171.) 

Bourguignet,  J.  B.  Histoire  des  Felidae  fossiles 
constates  en  France  dans  lesdepöta  de  la  pdriode 
quaternaire.  Paris,  Tremblay,  1879,  4°.  54  S.t 
1 Tafel. 

Boyd  Dawkins,  W.  The  British  pleistocene  Mam- 
malia. Part  A.  A.  preliminary  treatise  on  the 
relation  of  the  pleistocene  Mammalia  to  those 
now  living  in  Europe.  (Palaeontograph.  Society, 
VoL  32,  1878.  S.  1—38.) 

Boyd  Dawkins,  W.  On  the  ränge  of  the  Mam- 
moth  in  space  and  time.  (The  quarterly  journal 
of  the  geological  society,  Vol.  35,  Part  1,  Nr.  137, 
February  1879,  London.  S.  138 — 147.) 

Der  Verfasser  weist  nach,  dass  in  gewissen  Gegen- 
den Englands,  möglicherweise  auch  in  Schottland, 
das  Mammuth  bereits  in  spät  tertiärer  Zeit  gelebt 
habe.  Er  hAlt  dasselbe  für  den  Vorfahren  des  indi- 
schen Elephanten. 

Brandt,  J.  F.  Ueber  eine  Synopsis  der  Familie 
der  Rhinocerontcn.  (Melange*  biologiques  tires 
du  Bull,  de  PAcad.  imp.  de  St.  Petersbourg,  Tome 
10,  1878.  S.  135.) 

Brandt,  J.  F.  Tentamcn  aynopseos  Rhinoceroti- 
dum  viventium  et  fossiliura.  (Mem.  de  l’Acad. 
imp.  de«  Sciences  de  St.  Putersbourg,  VII®  Serie, 
Tome  26,  Nr.  5,  1878.  Gross  4«.  66  8«,  1 Taf.) 

In  dem  ersten  Abschnitte  der  vorliegenden  Arbeit, 
welche  der  grossen  Familie  der  foesilen  wie  lebenden 
Bhinoccronten  gewidmet  ist,  werden  die  anatomischen, 
biologischen  und  verwandtschaftlichen  Verhältnisse, 
sowie  die  geographische  Verbreitung  derselben  be- 
sprochen. Der  zweite,  ungleich  grösser«  Abschnitt 
umfasst  die  Aufzählung  und  Charakterbinidg  der 
einzelnen  Unterfamilien,  Geschlechter  und  Arten.  Der 
Verfasser  theilt  die  Familie  der  Rhinocerontcn  in 
zwei  Gruppen : Die  erste  und  kleinere,  die  der 

i Kynodonten , besitzt , wie  der  Name  andeuten  soll, 
ausser  den  Molaren  und  Incisiven  auch  noch  Cani- 
uen;  wirkliche  Hörner  kommen  ihr  nicht  zu,  wenn 
auch  Knochenfortsätze  vorhanden  sind.  Ihr  Wohn- 
sitz war  das  nördliche  Amerika;  sie  sind  uns  nur 
fossil  bekannt.  Der  Verfasser  unterscheidet  drei 
Unterfamilieu : 1)  SphaUroceratinae , so  genannt, 
weil  die  vorhandenen  Knochenfortsätze  den  Anschein 
von  Hörnern  erwecken.  Hierher  gehören  die  Genera 
Tiuoceros  Marsh  (Eoba»tleus  Cope  und  Loxolopbodon 
Cope)  und  Dinoceros  Marsh.  Aach  Uintatherium 
Leidy  würde,  falls  es  nicht  als  identisch  mit  Dino- 
ceros zu  betrachten  ist , hierher  gehören.  2)  Brun- 
tothtridae  mit  den  vier  Geschlechtern  Menodus  Po- 
mel  (Titanotherium  Leidy),  Megacerope  Leidy  (Mc- 
gaceratops  Cope  und  Symborodon  Cope  e.  p.),  Bron- 
totherium  Marsh  (8ymborodon  Cope  e.  p.),  Dicyno- 
don  Marsh  (Anisacodon  Marsh).  3)  Palaeotherio- 
dontinae , in  der  Bezahnung  gewisse  Aehnlichkeiteu 
init  den  Palaeotherien  darhiutend,  mit  dem  einzigen 
Genus  Hyracodou.  Au  Letztere  scheinen  sielt  nach 


dem  Verfasser  die  bisher  noch  nicht  abgebildeten  Ge- 
schlechter : Hyrachysis  Leidy , Colonoceros  Marsh 

und  Amyuodon  Marsh  anzuschliesen.  — Die  zweite, 
überwiegend  grössere  Gruppe  ist  diejenige  der 

Akynodonten , bei  welchen  keine  C aninen  vor- 
handen sind ; wegen  dieser  Eigenschaft , wegen  der 
geringeren  Zahl  ihrer  Incisiven  und  wegeu  der  fast 
stets  vorhandenen  Hörner  weicht  diese  Gruppe  weit 
mehr  von  den  Palaeotherien  ab  als  dies  bei  den 
Kynodonten  der  Fall  war.  Die  hierher  gehörigen 
Formen  theilt  der  Verfasser  in  zwei  Unterfamilien 
ein.  Die  eine  derselben,  die  der  4)  Hippodontidat 
wird  durch  das  einzige  Genus  Elasmotherium  G.  Fi- 
scher vertreten  (vergl.  tttb  Brandt.  Mittheilung 
über  die  Gattung  Elasmoth.),  welches  nur  fossil  be- 
kannt ist.  Die  andere  und  bei  weitem  grösseste  wird 
von  dem  Verfasser  5)  Rkinocerotinae  genannt  und 
in  die  beiden  Sectionen  der  Holotemnodonten  (we- 
gen der  kräftigen  Entwickelung  der  Incisiveu  so 
genannt)  und  in  diejenige  der  CrtobotcMNodonten 
(mit  verkümmerten  Incisiven)  getheitt.  Die  Syste- 
matik der  Vertreter  der  erstcren . der  TJolotemno - 
donten,  gründet  der  Verfasser  auf  di«  Zahl  der 
Hörner,  wonach  sich  drei  Untersectionen  ergeben: 
Die  Ecornet , die  Hornlosen , Anden  wir  in  den  foe- 
silen Geschlechtern  Aceratberium  Kaup.  (Aphelops 
Copei)  und  Diceratherium  Marsh,  Die  Uniconut 
werden  durch  das  Genns  Rhinoceroe  Gray  repräsen- 
tirt,  während  zu  den  Bicornes  die  Gattungen  Cera- 
torhinus  Gray  (Rh.  sumatrensis , lasiotis,  cucullatus) 
und  Dihoplus  Brandt  (Rh.  Rehleiennacheri , sausa- 
nieusis)  gehören.  Die  zweite  Section  der  Rhinocero- 
tinae,  die  Colobotemnodonten , wird  nur  durch  dos 
Genus  Atelodus  Pomel  vertreten,  welches  der  Verfasser 
jedoch  in  vier  weitere  Bubgenera  zerspaltet:  Nämlich 
Colobognathus  (Rhinas tu r und  Ceratotherium  Gray) 
Colodns,  Meeorhinoceros  und  Tichorhinus  Brandt 
Zu  den  Rhinocerotinae  gehörig,  aber  bisher  noch  zu 
wenig  bekannt,  ist  das  von  P.  Gervais  aus  den  Phos- 
phoriten von  Queroy  abgebildete  Cadurootherium  mit 
der  einzigen  ßpecie«  C»  Cayluxi. 

Brandt,  J.  F.  Mittheilungen  über  die  Gattung 
Elasmotherium  besonders  den  Schädelbau  der- 
selben. (Memoiresdel’Academie  im  per.  des  Scien- 
ces de  St.  Petersbonrg,  VII®  Serie,  Tome  26, 
Nr.  6,  1878.  6 Tafeln,  36  S.  GrosB  4°.) 

In  neuerer  Zeit  wurden  in  der  Wolga  bei  Sarepta 
ein  Unterkiefer,  sowie  ein  ganzer  Oberschädel  von 
Elasmotherium  gefunden.  Diese«  Genus  steht  unter 
den  Rhiuoceronten  besonders  den  beiden  tichorhinen 
Arten  (Rh.Merckii  und  antiquitatis)  nahe,  mit  deren 
jeder  *-*  gewisse  übereinstimmende  Merkmale  besitzt. 
Auch  in  der  frühen  Verkümmerung  der  Schneide* 
zähne,  die  im  Oberkiefer  ganz  fehlen,  wie  in  dem 
Mangel  an  Kckzähnen  schliesst  sich  Elaamotherium 
an  die  Tichorbinen  und  die  Afrikanischen  Nashörner 
an,  weicht  aber  von  ihnen  ab,  indem  diese  mit  zwei 
grossen  Hörnern  versehen  sind,  während  Elaamotlie* 
rium  nur  ein  grosses  Stirn-  und  ein  winziges  Nasen- 
Horn  besitzt.  Nach  der  Untersuchung  dieser  neuen 
Funde  stellen  sich  jedoch  auf  der  anderen  Seite  nicht 
anerhebliche  Unterschiede  heraus,  so  da**  der  Ver- 
fasser seine  frühere  Ansicht,  Elasmotherium  »ei  eine 
Gattung  der  Hhinoceronten , dahin  modificirt , dass 
er  es  zu  einer  Unterfamilie  derselben , welche  er 
liippodontinae  nennt,  erhebt.  Wie  dieser  Name  au- 
d«utet  zeigt  sich  nämlich  in  dem  Verhalten  der 
Backzähne  eine  gewisse  Ärmlichkeit  mit  dem  Pferde 
(kein  abgesetzte«  Wurzelentie,  innere  Schmelxfalten), 
die  sich  auch  weiter  noch  in  der  Gestalt  der  Nasen- 
beiue  und  der  Leiste  vor  den  Augenhöhlen  ausspricht. 


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V erzeichniss  der  anthropologischen  Literatur.  139 


Doch  auch  an  den  Elephanten  erinnern  gewisse 
Merkmale,  wie  die  ungefähre  Gestalt  des  Unterkiefers, 
die  Grosse  der  Backeuzähne  und  die  mit  starken 
Biechzelien  versehenen  Stirnbeine.  Letztere  geben 
als  alle«  Überragende,  halbkugelförmige  Höcker  (zum 
Tragen  des  grossen  Hörne«)  dem  El&smotherium- 
Schädel  ein  ganz  auffallendes  Aussehen.  — Elasmo- 
therium ist  ein  Zeitgenosse  des  Menschen  and  dilu- 
vialen Alters.  In  Bezug  auf  die  Descendenxtheorie 
kommt  der  Verfasser  zu  dem  Bchlusse,  dass  Elasmo- 
therium für  jetzt  genetisch  weder  mit  den  Bq  ui  den 
noch  mit  den  Khinoceronten  verknüpft  werden  könne. 
(Vergl.  den  vorjähr.  Literaturbericht  ^ib  Brandt.) 

Brandt,  J.  F.  Nachträgliche  Bemerkungen  zur 
Monographie  der  tichorhinen  Nashörner.  (Bulle- 
tin de  l’Acad.  im  per.  des  Sciences  de  St.  Peters- 
bourg,  Tome  26,  Nr.  3,  1879.  S.  260  — 265. 
Gelesen  am  10.  October  1878.) 

Auf  Seite  10  seiner  .Monographie  der  tichorhinen 
Nashörner“  hatte  der  Verfasser,  gestützt  auf  Mit- 
theilungen, welche  ihm  von  einem  seiner  ehemaligen 
Schüler  zugingen , der  Auffindung  einer  gemahnten 
fossilen  N&shornleiche  am  Wiluiflusse  Erwähnung 
gethan.  Weitere  Nachforschungen  des  Verfassers 
ergaben  jedoch  das  Resultat,  dass  weder  Haut  noch 
Haare,  sondern  nur  noch  vereinzelte  Knochen  zu 
erlangen  waren.  Diese  letzteren  (Halswirbel.  Hippen, 
Schulterblatt)  werden  in  der  vorliegenden  Abhand- 
lung beschrieben  und  vervollständigen  unsere  Kennt- 
nisse von  dem  Knochenbaue  der  tichorbinen  Nas- 
hörner. (Vergl.  den  vorjährig.  Literatur  bericht  sub 
Brandt.) 

Brooke,  Victor.  On  the  Classification  of  tho 
Cerridae,  with  a synopaisof  the  existing  apecies. 
(Proceedioga  of  tho  scientific  meotings  of  the  zoo- 
logical  society  of  London  1878,  Part  IV.  (April 
1879.)  S.  883—928.  Plate  IV.) 

Der  Verfasser  gründet  seine  Eintheilung  der  Cer- 
videu  auf  das  GliedmaasseuBkelet  derselben  und  un- 
terscheidet danach  zwei  grosse  Gruppen:  1)  Plesio- 
metacarpi.  Die  Rudimente  des  zweiten  und  fünften 
Metacarpus,  in  Gestalt  kurzer  Knochen,  befinden  sich 
an  dem  proximalen  Ende  des  metacar|»nlen  Cannon; 
sie  sind  daher  durch  einen  weiten  Zwischenraum  von 
ihren  zugehörigen  Phalangen  getrennt.  Von  diesen 
letzteren  ist  je  die  proximale  Pbalang*  kleiner  als 
die  beiden  anderen.  2)  Telemetacarpi.  Die  Ru- 
dimente des  zweiten  und  fünften  Metacarpus,  in  Ge- 
stalt weit  längerer  Knochen  als  bei  den  vorigen, 
liegen  am  distalen  Ende  des  Cannon  und  artiknliren 
daher  mit  ihren  respectiven  Phalangen.  Von  diesen 
letzteren  ist  je  die  proximale  grösser  als  die  beiden 
anderen  Phalangen. 

Mit  diesen  Verschiedenheiten  de«  Glicdmaassen- 
skelet«-*  pflegen  nicht  nur  gewisse  craniologische 
Merkmale  Hand  in  Hand  zu  gehen,  sondern  es  cor- 
reipoudirt  auch  die  geographische  Verbreitung  der 
Cerviden  fast  genau  mit  jener  Gruppirung.  Denn 
von  den  39  Arten  der  alten  Welt  sind  36  pleaio- 
metacarp  (die  Ausnahmen  sind  Hydropoten  inermis 
und  zwei  Speeles  von  Capreolus)  und  von  den  22 
Bpecies  der  neuen  Welt  gehören  21  der  Gruppe  der 
Telemetacarpi  an  (die  Ausnahme  ist  Cervus  canaden- 
sis).  Zu  diesen  letzteren  sind  dann  noch  die  beiden 
polaren  Arten  zu  rechnen. 

Brown,  A.  Intelligence  in  Chimpanzeea.  (Amer. 
natural.,  VoL  12,  Nr.  8.  S.  554—556,  1878.) 


Brown,  A.  Grief  in  the  Chimpanze.  (The  Amer. 
naturalist,  VoL  13,  Nr.  2.  S.  173—175.) 

Burmeiator,  H.  Neue  Beobachtungen  an  Doedi- 
curus  giganteos.  (Abhandl.  der  königL  Akad. 
der  WiBsetiBcb.  Berlin  1878,  S.  1 — 23,  Taf.  I 
und  II.) 

Doedicurus  giganteus  ist  der  Riese  unter  jenen 
riesenhaften  Panzerthieren,  welche  wir  aus  der  Pam- 
pas-Formation kennen.  Vollständige  Exemplare  die- 
se« Thieret  sind  bisher  nicht  aufgefunden  worden, 
was  daher  rühren  mag,  dass  plump«,  kolossale  Kno- 
chen im  Vereiue  mit  fast  zarten  »ein  Skelet  zusam- 
mensetzen.  Durch  neuere  Erfände  ist  der  Verfasser 
in  den  Stand  gesetzt  weitere  Beiträge  zur  Kenntnis« 
desselben  zu  geben.  Von  den  übrigen  tilyptodonten, 
zu  welchen  Doedicurus  giganteus  gehört,  unterschei- 
det er  sich  hauptsächlich  dadurch,  dass  er  die  klein- 
ste Zchenzahl  (vom  drei,  hinten  vier)  besitzt  und 
dass  sein  Schädel  flach , höblenlos  ist  (wie  bei  Glv- 
todon  selber),  im  Gegensatz«  zu  den  hochgewölbten, 
mit  starken  Luftsinus  versehenen  Schädeln  der  An- 
deren. Ganz  isolirt  steht  ferner  Doedicurus  gigan- 
teus unter  seinen  Verwandten  durch  den  gewaltigen 
Querdurchmener,  welchen  sein  Becken  zwischen  den 
beiden  obersten  Ecken  der  Sitzbeinkämme  aufweist. 
Noch  weit  fremdartiger  aber  wird  die  Gestalt  durch 
die  Form  d©B  Bchwanzpanzenu  Das  letzte  Ende 
desselben  stellt  einen  1 m langen  Tubus  dar , dessen 
hinterstes  Drittel  sich  kolbenförmig  erweitert  und 
zugleich  mit  Körnern  besetzt  ist,  die  nach  hinten 
immer  grösser  und  schärfer  werden , so  dass  der 
Schwanz  eine  Keule,  ähnlich  den  Morgensternen  der 
Ritterzeit,  bildete.  Von  der  übrigen  Panzerung  ist 
bisher  noch  nichts  bekannt.  Doch  spricht  unter  an- 
derem auch  die  Auffindung  dünner  Hautschilder  da- 
für, dass  der  kolossale  Rumpf  mit  nur  feinen  Panzer- 
platten bedeckt  war. 

Cairol,  F.  Sur  la  d^coaverte  d’ane  machoire  de 
Cainotherinm  dans  le«  gvpeea  d'Aix  (ßouche  dn 
Rhone).  (Compt.  rend.  de  l'acad.  sc.  Pari», 
Tome  88,  Nr.  19,  p.  987,  12.  Mai  1879.) 

Capellini.  Breccia  ossifera  della  caverna  di  Sta. 
Teresa.  (Rendi conti  Accad.  Bologna  1878 — 1879. 
S.80 — 83  nndMemorie  delT  Accad.  dolle  ac.  delT 
Istituto  di  Bologna,  &cr.  3,  Tomo  10,  faac.  2 
nnd  3,  1879,  pag.  26  in  4°.  3 tavole.) 

Canavari,  M.  Sal  Cervas  euryceros  trovato  nei 
dintorni  di  Camerino.  (Atti  della  aocietA  Toscana 
di  Bcienze  natorali.  Sitzung  vom  9.  März  1879, 
S.  76.) 

Das  Thal  des  Potenz«  ist  der  südlichste  Punkt 
Europas,  an  welchem  bisher  Reste  des  quaternäreu 
Cervas  euryceros  gefunden  wurden. 

Chapman,  H.  O.  On  the  struetnre  of  the  Gorilla. 
(Proceedinga  of  the  academy  of  nat  ac.  of  Phila- 
delphia 1878,  Part  III,  Sept.  — Dec.  S.  385  bis 
395,  Taf.  III— VI.) 

Cocka,  A.  A visit  to  tbe  existing  herda  of  Bri- 
tish wild  white  cattlc.  (Zoologist.  1878,  Vol.  2, 
Nr.  20,  Aug.  S.  273 — 284.)  (Vergl,  sub  Storrer.) 

Cope,  E.  D.  On  aome  of  the  charactera  of  the 
miocene  fauna  of  Oregon.  (Proceedinga  American 
18* 


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140 


Verzeichnias  der  anthropologischen  Literatur. 


philoaopli.  aoc.  Philadelphia,  Vol.  18,  Kr.  102, 
J uly  — De«.  1878.  S.  «3— 78.) 

Beschreibung  neuer  Säuget  hier«  au«  miocänen  und 
pliocäuen  Schichten  von  Oregon.  Unter  den  Peris- 
sodactylen  drei  neue  Arten  von  Anchitherium  (A. 
eqnicepa , brnchylophum  und  longRri&ti»)  und  zwei 
neue  Genera;  Daeodon,  vermuthlich  den  Chalico- 
therien  ztiztl  rechnen,  scheint  der  gröweste  bisher  be- 
kannte Perinsodact  \ le  Nordamerikas  zu  sein;  Stylo- 
nua  (plioeän),  durch  welchen  die  Reihe  der  pferde- 
artigen Thiere  um  eine  neue  Form  vermehrt  wird. 
Stylonus  bildet  das  Endglied  der  Reihe  Anchippus, 
Hippotherium,  indem  bei  seinen  Molaren  vordere  und 
hintere  innere  Schmelz  falte  eine  isolirt«  Insel  bilden, 
während  dies  bei  Ilippotli.  nur  mit  der  vorderen  der 
Fall  ist.  Diese  Reihe  i*t  ein  Seitenzweig  jener  Linie, 
die  von  Anchitherium  Uber  Protohippua  und  llippi- 
di  um  zu  Eiptus  führt.  Von  Carni  voran  beschreibt 
der  Verfasser  zwei  nene  Canis  (C.  cuspigeru«  und 
Oeismarianus)  und  Machairodus-Arteu  (M.  brachyops 
und  strigidena.),  sowie  ein  neues,  Temnocyon  ge- 
nanntes Genua , das  sich  von  Canis  nur  durch  die 
Gestalt  des  Talons  am  Roisszalui  unterscheidet.  Der 
Beat  der  Arbeit  ist  einigen  Formen  der  Rodentia 
gewidmet. 

Cope,  E.  D.  On  the  extinct  «pecie«  of  Rhinoce- 
ridae  of  North  America  and  thoir  allie».  (Unit. 
Staat,  geolog.  and  geograph.  BUrvey.  Balletin, 
Vol.  V,  Nr.  2.  Washington,  Sept  6.,  1879.  S.227 
bis  237.) 

Cope,  E.  D.  On  the  genera  of  Felidae  and  Ca- 
nidac.  (Procoedings  of  tho  Academy  of  natural 
Sciences  of  Philadelphia,  Joly8.,  1879.  S.  1 bis 
27.  Separatabzug.) 

Der  Verfasser  theilt  die  Familie  der  Fel i den  in 
zwei  Gruppen,  die  der  Felinae  and  der  Machai-' 
rodontinae.  Während  in  früherer  Zeit  Vertreter 
beider  Gruppen  nebeneinander  lebten,  existirt  jetzt 
nur  noch  diejenige  der  Felinen,  da  die  Machairod on- 
tinen  ausstiirben.  Die  ganze  Familie  der  Fehden 
zeigt  sich  also  früher  gestaltenreicher,  jetzt  gestalten- 
ärmer,  obgleich  gerade  die  Zahl  der  fossilen  Arien 
eine  weit  geringere  (23)  als  diejenige  der  lebenden 
(84)  ist.  Uauptuuterechied  beider  Gruppen  ist  der, 
dass  bei  den  Mac  ha«  rodontinae  (Dinictis  Leidy,  Nim- 
ravus  Cope,  Uoplophoneus  Cope,  Eutmilus  Gervais, 
Maclinirodus  Kanp,  Smilodon  Lund)  sich  die  vordere 
Fläche  des  Unterkiefers  zu  der  seitlichen  winkelig 
umbiept , während  bei  den  Felinae  (CrvpUipructa 
Benneif,  Fseudaeluru«  Gervais,  Catolynx  Gray,  Felis 
Liuu.,  Lyncus  Raff.,  Neofelis  Gray,  Uncia  Gray,  Cy- 
naelunis  Wag ler)  diese  Umbiegung  einfach  convex 
ist,  also  ohne  eine  Kante  zu  bilden  vor  sich  gebt. 
Aach  ist  die  Mehrzahl  der  Vertreter  der  ersten 
Gruppe  durch  die  starken  und  schneidenden  oberen 
Caninen  ausgezeichnet.  Der  Verfasser  sucht  nun 
nachzuweisen , dass  sich  bei  der  ganzen  Familie  der 
Fehden  im  Laufe  der  Zeiten  eine  Reduktion  in  der 
Anzahl  der  Molaren  vollzog  und  dass  «ich  ganz  pa- 
rallel in  beiden  Gruppen  die  ältesten  Genera  von  den 
jüngeren  durch  die  Gegenwart  eines  Talons  am 
unteren  und  durch  das  Fehlen  einer  vorderen  Spitze 
arn  oberen  Reisszahne  unterscheiden.  Eine  Erklärung 
dafür,  dass  die  Gruppe  der  Machaimduntinae  aus- 
etorb,  trotzdem  sie  im  Besitze  so  auffallend  mächtiger 
Waffen  im  Kumpfe  um  das  Dasein  jener  anderen 
Gruppe  gegenüber  scheinbar  begünstigt  dastehen 
musste,  glaubt  der  Verfasser  gerade  in  der  abnormen 


Grösse  der  oberen  Caninen,  welch«  schliesslich  den 
Thieren  hinderlich  wurde,  zu  rinden. 

Die  Caniden  erschienen  im  oberen  Eocän,  das 
Genus  Canis  «elber  jedoch  erst  ira  ante  raten  Miocüu. 
Von  den  Geschlechtern,  weiche  der  Verfasser  in  die- 
ser Familie  aufzählt  [Amphicyon  Lartet,  Thons 
Gray,  Palaeooyon  Lund.  Lycaon  Brooks,  Temnocyon 
Cope,  Canis  Linn.,  Vulpes  Gill  (Leucocron.  Fenne* 
cus,  Pseudalopex).  ürocyon  Bnird,  Euhydrocvon  Cope, 
Tomarctus  Cope,  ßpeothns  Lund,  Synngodu*  Cope, 
Dy*odu»  Cope,  Icticyon  Lund],  zeigt  das  Genus  Ca- 
nis  die  zahlreichsten  Vertreter.  Wie  bei  den  Feliden, 
so  lässt  sich  auch  bei  den  Caniden  eine  IG-duction 
in  der  Anftinl  der  Zähne  (Prä molaren  und  Molaren) 
wie  in  derjenigen  der  Häcker  des  unteren  IU-i*s- 
zahne*  nach  weisen.  Zugleich  aber  gebt  Hand  iti 
Hand  mit  dem  Verschwinden  einzelner  Zähne  auch 
eine  Verkürzung  des  Gesichtet  heiles  am  Schädel  und 
ein  Grösserwerden  der  Keisszähm*.  — Diese  Reduc- 
tion  der  Zähne  ist  nicht  allein  bei  den  genannten 
Thieren  zu  finden , sondern  zeigt  «ich  auch  bei  den 
Ungulaten,  den  Primaten  und  dem  Menschen.  Schon 
Darwin  wies  auf  die  häufige  Abwesenheit  de»  drit- 
ten Molares  bei  letzterem  bin  und  der  Verfasser 
kennt  iu  seiner  Vaterstadt  allein  32  Familien,  deren 
Mitgliedern  oben  die  beiden  äusseren  lucisivon  feh- 
len. Noch  sind  diese  Erscheinungen  nicht  con- 
stant;  sowie  dies  aber  eingetreten  sein  wird,  werden 
sich  drei  verschiedene  Genera  von  Hominiden  er- 
geben. Der  Verfasser  belegt  diese  suppooirten  Zn- 
kunftsgeschlechter  mit  Namen.  Das  Genus  Homo 
würde  die  inferioren  ltacen  mit  nicht  reducirter  Be- 
zahnung ausmachen , also  di«  alte  Zahnform  ei  beibe- 
h kJ  teil : I.  */*»  C.  */i ! Pm.  a/j  5 M.  %.  Die  geistig 
höherstehenden  Menschen  dagegen,  mit  red  achten 
Zähnen,  würden  den  Genera  Met  anthropo«  (I.  V«; 
C.  y, ; Pm.  */«;  M.  %)  und  Epanthropos  (I.  *£; 
C.  • \ ; Pm.  a/£;  M.  S/J  angehören.  Ala  sicher  fest- 
stehend spricht  der  Verfasser  aus.  das«  llednction 
der  Zähn«  stets  mit  Orthognathie  vereint  «ei  und 
dass  Prognathe  niemals  diese  Erscheinung  zeigten. 

Cope,  E.  D.  On  extinct  Khinoceros.  (Nation, 
Academy  Science  New«,  Vol.  1,  Nr.  14.  S.  221. 
1879.) 

Cope,  E.  D.  The  relation«  of  the  horizons  of 
extinct  vertebrnta  of  Kurope  and  North- America. 
(Bull,  of  the  Unit.  Staat  geolog.  and  geograph. 
sorvey  1879,  Vol.  V,  Nr.  1.  Washington.) 

Eliend a von  demselben : OhservationB  on  the  fau- 
nne  of  the  miocene  tertiaries  of  Oregon. 

Copo,  E.  D.  The  origin  of  the  Bpecialized  teeth 
of  the  Carnivora.  (American  natnralist  1879.) 

Credner,  H.  Ueber  da«  Gräberfeld  von  Giebichen- 
«tein  bei  Halle  a.  d.  Saale.  (Verhandlungen  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte.  Berlin  1879,  S.  47 — 52.) 

Bkeletthtile  von  Rind,  Pferd,  Hund,  Hirsch,  Schaf 
uml  Huhn  wurden  gefunden. 

Damen,  W.  Elephas  antiqauB  Falc.  (Sitzungsbor. 
der  Ges.  naturforschcnder  Freunde  za  Berlin, 
18.  Mftrs  1879,  Nr.  3,  S.  27—28.) 

Interessant  ist  der  Fund  eine»  Backzahne«  von 
Elephas  antiquui  Falc.  im  Diluvium  von  Rixdorf  bei 
Berlin,  deshalb,  weil  in  der  Norddeutschen  Tiefebene 
bisher  nur  El.  priinigemn»  gefunden  wurde.  In 
England  haben  beide  Arten  gleichfalls  zur  selben 
Zeit  gelebt,  wenn  auch  Kl.  antiquu«  dort  etwas  frü- 


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141 


\ erzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


her  aU  »ein  Zeitgenosse  erschienen  sein  mag.  Ebenso 
also,  wie  »dum  früher  in  Korddeutschlaud  neben 
dem  häufigen  Rhinocero»  tichorrbinu»  ein  vereinzelter 
Fund  von  Rhin,  leptorrhinu»  gemacht  wurde , so 
zeigt  sich  jetzt  als  Genom  zahlreicher  Vertreter  von 
El.  primigeniuH  ein  vereinzelter  de»  El.  antiquu». 

Davies,  W.  On  recently  diacovered  teeth  of  tho 
nmsk-ox  (Oviboe  moschalua)  ai  Cray  fort] , Kent. 
(Geolog.  Mag&z.  by  Woodward  1879,  Juno,  Nr. 
180.  S.  246—248.) 

Davies,  W.  Supplementär)*  note  to  „Pleistocene 
Main  m ab  dredged  off  tho  weatern  coast.“  (The 
geological  magaziue  by  Wood  ward.  London 
1878,  Octobw,  Nr.  17.  S.  443—444,  Tafel  12.) 

Delambre.  Note  relative  aux  objets  deconvert* 
dftu»  les  fouille»  de  la  batterie  neuve  du  Nacque- 
ville,  en  »eptembre  1878.  (Memoire«  aoc.  natio- 
nale de«  sc.  nnt.  et  inath.  de  Cherbourg.  Paris 
et  Cherbourg  1877 — 1878.  S.  336 — 340.) 

Beim  Autdicheu  einer  Tranche«  belmt«  Batteriebau 
wurden  zusammen  mit  menschlichen  Kunst  Produkten, 
Muscheln,  sowie  Ktiuchen  vom  Ochsen,  Schaf  imd 
Hirsch  gefunden. 

Delsaulx.  Femur  da  Hhinoceros  tiohorhinus 
trouve  h Railloucourt.  (Soc.  geol.  da  Nord.  An- 
nales  V,  1877—1878.  Lille  1878,  8«  S.  166.) 

Doran,  A.  Morphology  of  the  Mammaliau  os«i- 
cala  auditus.  (The  trariHactions  of  the  Linnean 
■ooiety  of  London,  Ser.  2.  Zoology,  Vol.  1,  Part. 
7.  Londbn  1878.  S.  371— 499,  Taf.  58—64.) 

Den  «ehr  ausgedehnten  Untersuchungen  über  die 
Gehörknbchelcheu  der  Bäugethiere  entnimmt  Referent 
nur  da»  auf  die  Anthropoiden  Bezügliche.  Die  Ge- 
hörknöchelchen von  Troglodytas  niger  gleichen  am 
meisten  denen  de»  Menschen.  Bei  T.  gorilla  gilt 
die»  ebeufall«  vom  Ambos  und  Steigbügel,  weni- 
ger aber  vom  Hammer.  Bei  Sinti»  beruht  die 
t'ebereinütimmung  mit  »len  entsprechenden  mensch- 
lichen T heilen  im  Kopf  und  der  Gelenkfläche  de» 
Hammers.  Da»  Genu»  Ilylohates  ist  iin  Bau  »eines 
Hammer»  und  Steigbügel»  menschenähnlich  ; der  Arn- 
im einiger  8pecie»  jedoch  zeigt  Allklinge  an  niedere 
Typen.  Jeden  fall»  gleichen  die  Gehörknöchelchen 
der  Siutideu,  besonder«  die  Steigbügel,  mehr  denen 
de»  Menschen  als  denen  anderer  Alfen. 

Dybowski.  Ueber  Rhinoceros  antiquitatis.  (Zoo- 
logischer Anzeiger  voa  V.  Carus.  Leipzig  1879, 
14.  Juli,  Jahrg.  II,  Nr.  33.) 

Endlich,  F.  In  the  Rocky  Mountain  Sheep  co- 
vered  with  woolV  (American  Natural.,  Vol.  12, 
Nr.  8.  8.  556—557,  1878.) 

Falck,  C.  und  Schürmann,  A.  Studien  über 
die  Gewichte  der  Hundeknochen.  (Archiv  für 
Anat.  und  EntwickeL  1878,  Heft  2 — 3,  S.  233 
bis  255.) 

Fiteinger.  Kritische  Untersuchungen  über  die 
Arten  der  natürlichen  Familie  der  Hirsche  (Cervi). 
III.  und  IV.  Abtheil,  Sitzungsber.  der  Wiener 
Akad.  1878,  Bd.  78.  Abtheil.  I,  Heft  2,  S.  301 
bis  376  und  1879,  Bd.  79,  65  S. 


Flower,  W.  H.  On  the  skull  of  a Rhinoceros  (R. 
lasioti«  Sei.?)  from  India.  (I’roeeedingg  of  the 
Bcipntif.  nieet.  of  the  Zoolog.  soc.  1878,  Part  III. 
S.  634—636.) 

Flower,  W.  H.  Note  on  the  occurrence  of  the 
remain«  of  Ilynennrctoa  in  the  Red  Frag  of 
Suffolk.  (Ann.  of  uatur.  hist.,  Ser.  2,  1878,  Vol. 
2,  Julv.  8.  93.) 

Forsyth,  Major.  Alcnoe  os&ervnzioni  sni  cavalli 
quateruari.  (Archivio  per  l'Antropologia  e la 
Etnologia,  Vol.  9,  fase.  1.  Firenze  1879,  8°.) 

Forsyth,  Major.  E glacialo  POssario  dolla  Val 
d’Arno  superioreV  (Atti  della  Rocieta  Toscana 
di  «cienze  naturali.  Sitzung,  9te  März  1879, 
S.  84  etc.) 

Der  Verfasser  vertheidigt  gegen  die  von  Rtoppnni 
und  De  Stefan!  gemachten  Angriffe  »eine  früher 
Ausgesprochene  Ansicht,  d»u  die  Säuget  hierfauna 
de»  oberen  Arno-Thale»  plioolnen  Alter«  »ei.  Da  in 
To«cana  die  Schichten  mit  Anthracotherium  magnum 
(untere»  MioränJ  fehlen,  so  ist  dort  die  älteste  ter- 
tiäre Käugetliierfouua  diejenige  von  Monte  Bamboli 
und  Uasteani,  welche  etwa  gleichaltrig  mit  derjeni- 
gen von  San  »an , Eibiswald  etc.  (obere*  Miocän)  i»t. 
Auf  diese  folgt,  »1»  untere»  Pliocftn,  die  Fauna  von 
Casino,  gleichaltrig  mit  derjenigen  von  Alcoy  und 
den  untersten  Schichten  von  Montpellier,  etwa»  jün- 
ger jedoch  *1*  die  von  Pikenni,  Monte  Ldberon  etc. 
Dem  oberen  Pliocäu  nun  ist  nach  dem  Verfasser  die 
Fauna  de*  olieren  Arno-Thalee,  der  Lignite  von  t'a- 
»telmiovo  wie  derjenigen  von  Leffe  (Lombardei)  zu- 
znrechnen , während  die  Fauna  von  Ülivola  im  Val 
di  Mugra  wahrscheinlich  etwa»  jüngeren  Alter»  »ein 
dürfte.  (Vergl.  mtb  Fuchs,  Th.) 

Forsyth,  Major  C.  Scimmie  fos&ili  italianc. 
(Atti  della  societa  Toscana  di  «cienze  naturali. 
Sitzung  vom  9.  März  1879,  S.  72.) 

Im  ol>**ren  Arno-Thale  wurden  Reste  des  fossilen 
Mncacus  florentinus  Cocchi  gefunden,  während 
au»  miocÄoen  Schichten  der  toscanischen  Maremtncn 
solche  von  Oreopithecu»  Bambolii  Gerv.  stam- 
met» , welcher  letztere  gewisse  Beziehungen  zu  deu 
Authropomorphen  besitzt. 

Forsyth,  Major  C.  Sul  Myolagu«  nrdut  Hensel. 
(Atti  della  societa  Toscana  di  «cienze  naturali. 
Sitzung  vom  9.  Mürz  1879,  S.  72.) 

Bei  Basti»  und  Cagliari  wurden  Re»te  von  Myo- 
lagu» »aird us  Uens.  in  einer  quaternären  Breccie  ge- 
funden; auch  au»  gleichaltrigen  Schichten  bei  Casino 
auf  dem  italienischen  Festlande  kennt  mau  Knochen, 
welche  dem  Genu»  Myolagu»  angeboren,  l’ebrigena 
aber  besteht  zwischen  der  postplioeänen  Siiugethier- 
fauua  Italiens  und  zwischen  derjenigen  von  Sardinien, 
von  (’orsica  und  SicSlien  fast  gar  keine  Übereinstim- 
mung: Ein  Beweis  dafür,  das»  zu  dieser  Zeit  jene 
drei  Inseln  bereit*  vom  Festlande  getrennt  waren. 

Fuchs,  Th.  Beitruge  zur  Kenntnins  der  plio- 
cänen  Sängethierfauna  Ungarns.  (Verhandlungen 
der  k.  k.  geologischen  Re  ich«  Anstalt  zu  Wien, 
Nr.  12,  1879,  31.  August,  S.  269-271.) 

In  Folge  neuer  Untersuchungen  »teilt  sich  nun 
auch  ffir  Ungarn  di«  bereits  früher  vom  Verfasser 
vertretene  Ansicht  als  richtig  heraus,  da»»  Mastodou 


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142 


Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


arvernensiB  uiul  Elephas  meridionalis  zwei  verschie- 
denen Säugethierfaunen  angehören , indem  letztere 
Art  den  untersten  Schichten  des  Diluviums,  erstere 
jedoch  den  oberen  und  unteren  Faludinen-Schichten, 
ja  möglicherweise  auch  bereits  den  obersten  Conge- 
rien-Schichten  (Pliocän)  angehört.  (YergL  das  näch- 
ste Referat) 

Fuchs,  Th.  Ueber  neue  Vorkommnisse  fossiler 
SAugethiere  von  Jeni  Saghra  in  Rumelien  und 
Aj tiucükö  in  Ungarn,  nebst  einigen  allgemeinen 
Bemerkungen  über  die  sogenannte  „plioc&ne 
Sängetbierfauna“.  (Verhandlungen  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanatalt.  4.  Fobr.  1879,  Nr.  3, 
S.  50—58.  Wien.) 

Anknüpfend  an  Funde  fossiler  Sftugethiere,  welche 
bei  Jeni  Saghra  in  Rumelien  und  bei  Ajnäcskö  in 
Ungarn  gemacht  wurden,  bekämpft  der  Verfasser  die 
bisher  geltende  Anschauung,  nach  welcher  die  Säuge- 
thierfauna  de«  Arnothaies  als  der  Typus  der  pho 
cänen  Säugetbierfauna  betrachtet  wird,  nach  welcher 
also  Elephas  moridionalis , Hippopotauus  major, 
Equus  stenonls,  Bus  etruscus,  Ursus  arvcrnensis  etc. 
zugleich  mit  Mastodon  arvernensis,  Mastodon  Bor- 
soni  und  Tapinia  gelebt  haben  sollen.  Er  weist  durch 
Besprechung  der  verschiedenen  Fundorte  nach,  dasa 
im  ganzen  östlichen,  mittleren  und  westlichen  Europa 
die  Fauna  des  Mastodon  arvernensis  älter  (pliocän) 
als  diejenige  des  Elephas  meridionalis  (pleistocän)  sei. 
Auch  für  Italien  macht  er  es  wahrscheinlich,  dass 


die  Verschmelzung  dieser  beiden  ßäugethierfaanen 
nicht  so  zweifellos  sei,  als  sie  von  den  meisten  ita- 
lienischen Geologen  betrachtet  werde ; w ie  denn  auch 
schon  von  Stoppen i die  Coexistenz  von  Elephas  me- 
ridionalis mit  den  Mastodonten  für  Italien  bestritten 
wurde. 

Nach  dem  Verfasser  ist  die  bekannte  und  reiche 
ßäugethierfauna  von  Pikermi  nicht  obermiocanen,  son- 
dern pliocänen  Alters,  denn  die  betreffenden  Schickten 
liegen  noch  über  solchen  marinen,  die  zweifellos  be- 
reits dem  Pliocän  angehören.  Auch  schliesst  «ich  in 
ihrem  ganzen  Habitus  die  Fauna  von  Pikermi  weit 
näher  an  die  plioeäne  von  Montpellier  als  an  die 
mioeäne  von  Sausan  an.  Bei  Besprechung  dieser 
Verhältnisse  plaidirt  auch  der  Verfasser  gegen  di« 
ziemlich  übliche  Darstellung,  dass  Anchitherium, 
Hippotherium  und  Equus  drei  ziemlich  gleich  weit 
entfernte  Glieder  einer  contiuuirlichen  Reihe  seien 
und  weist  darauf  hin,  das«  Hippotherium  dem  Geuus 
Equus  an  und  für  sich  schon  so  uahe  stände  und 
durch  neuere,  in  Indien  und  Nordamerika  gemachte 
Funde  des  Genus  Piiohippus  so  eng  mit  demselben 
verbunden  werde,  dass  die  Frage  entstehe,  ob  nicht 
besser  Hippotherium  mit  Equus  zu  einem  einzigen 
Genus  zu  verschmelzen  sei,  wie  dies  bereit«  H.  v. 
Mayer's  Gedanke  war.  Wohingegen  Anchitherium, 
viel  mehr  dem  Palaeotherium  verwandt,  sehr  weit 
von  EquuB  abweiche. 

Referent  giebt  zum  Schluss  eine  Tabelle,  auf  wel- 
cher der  Verfasser  die  Vertheilang  der  Bäugethiere, 
ihrem  geologischen  Alter  nach,  dar» teilt : 


a 

■-x 


£ 


£ 


a 

-x 


8 


& 


f Elephas  primigenius , Rhinoceros  tichorhinus , Bus  scrofa , Bob  primigeuius , Bos 
jj  priscus , Ovibo*  moschatus , Cervus  mcgacuros , Cervus  taraudus , Cervus  elaphus. 
u‘  Equus  caballus,  Ursus  tpelaeus,  Hyaena  spelaea,  Canis  lupus,  Felis  leo  gpelaea, 

Gulo  spelaeus. 

2 Elephas  meridionalis,  Hippnpotamus  major,  Rhinoceros  etruscus,  8us  sp. , Equus 
stenonis,  Bos  etruscus,  OffTU  ap.  pl-,  Ur*us,  Canis,  Hyaena,  Felis. 

Mastodon  arvernensis,  Mastodon  Domini , Rhinoceros  sp. , 8us  sp. , Tapirug  pris- 
n cus,  Tapirus  hungarieu»,  Tapirug  miuor,  Cervus  sp.  pl.,  Antilope  Cordieri,  Anti- 
' lope  hastata , Hippotherium  (Montpellier ¥ Oran),  Machairod us,  Felis,  Hyaena, 
Hyaenarctos. 

Mastodon  longirostris , Dinotherium  giganteum,  Rhinoceros  Schleiermacheri , Ta- 
I.  pirus  priscus , Bus  erymanthicus,  Hippotherium  gracile,  Cervus  Mwtheronia,  An- 
tilopen, Camelopardalis,  Machairodus,  Felis,  Hyaena,  Hyaenarctos. 

fj.  Mastodon  angustideuB,  Mastodon  tapiroides.  Dinotlterium  Cu vieri,  Tapirus,  Hyo- 
theriuro,  Listriodon,  Anchitherium  aurelianense,  Falaeomeryx,  Amphicyon. 

I.  Antliraootherium,  Palaeochocrus  etc. 


Diluvium. 

(Forest  -bed.) 
Arnothal. 

Montpellier,  Bribir, 
Ajnäcskö,  Fulda, 
Suffolk,  Crag. 
(Casino.) 

Pikenni,  L^beron, 
Baltavar,  Eppels- 
heim. 

ßansan,  ßimorre, 
Georgensmünd, 
Weisenau,  Cadi- 
bona,  ßotzka. 


Fuchs,  Th.  Anthracotheriura  aus  dem  Basalttuff 
des  Saazer  Kreises.  (Verhandlungen  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanstalt  1879,  Nr.  9,  S.  185.) 

G&rrod,  A.  H.  On  the  brain  of  the  Sumatran 
Rhinoceros  (Ceratorhinus  suraatrensis).  (Transact. 
Zoolog,  soc.  Iiondon  1878,  YoL  10,  P.  9.  S.  411 
bis  413.  With  1 pl.) 

Gau  dry,  A.  De  l’oxiatenco  des  Sal'gas  on  France 
ä Tage  du  Renne.  (Compt.  rend.  Acad.  sc.  Paris 
1879,  T.  88,  Nr.  7.  S.  349—350.) 

Gaudry,  A.  Osscmeuts  quaternairea.  (Bull.  soc. 
goolog.  Franco  1878,  Nr.  5,  Ser.  III,  Tomo  VI. 
S.  310.) 

Es  wurden  in  unterdiluvialen  Schichten  bei  Val- 
mondois  ausser  anderen  Kesten  auch  solche  vou  F.le- 
phas  primigeuius  gefunden,  dessen  Zähne  durch  sehr 


dünne  und  dicht  stehende  Lamellen  ausgezeichnet 
eind.  Munier-Chalmas  macht  hierbei  darauf  auf- 
merksam, dass  je  jüngeren  Sei  lichten  ein  Elephanten- 
zahn  entstammt,  die  Lamellen  um  so  mehr  einander 
genähert  sind  und  er  wirft  die  Frage  auf,  ob  wir 
nicht  zwei  Arten  von  Elephas  primigenius  zu  unter- 
scheiden hätten , von  denen  die  eine  mit  der  afrika- 
nischen, die  andere  mit  der  glacialen  Fauna  zusam- 
men gelebt  habe. 

Gorv&ia,  P.  On  the  dentitiou  of  Stnilodon.  (Ann. 
of  nat.  hist.,  Vol.  3,  Jan.  1879.  S.  96 — 96  und 
Compt.  rend.  Ac.  Sc.  Paris,  Tome  87,  Nr.  17. 
S.  582—583,  1879.) 

Gervais,  P.  N cm  veiles  recherches  sur  lea  Mammi- 
fereB  fossiles  propres  a l'Amerique  meridionale. 
(Compt  rend.  Ac.  Sc.  Paris,  Tome  86,  Nr.  22, 
3m®  Juin  1878.  S.  1359 — 1362  und  Ann.  of 


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143 


Verzeiclmiss  der  anthropologischen  Literatur. 


natur.  liistory  [5],  Yol.  2,  Sepl  1878.  8.  271 
bis  272.) 

Giebel,  C.  G.  Ueber  die  am  Oberarm  der  Säuge- 
thiere  vorkommenden  Perforationen.  (Zeitschr. 
f.  d.  göa.  Naturwiaseusch.,  Bd.  51,  S.  858 — 855.) 

Giebel,  C.  G.  Ueber  das  Gehirn  des  diluvialen 
Nashorns.  (Zeitsehr.  f.  d.  ges.  Naturvrisscnsch. 
v.  Giebel,  Bd.  51,  1878,  8.  370—873.) 

Giebel,  C.  G.  Die  geographische  Verbreitung  der 
vorweltlichen  Säugethiere  im  Allgemeinen  und 
der  Pferde  im  Besonderen.  (Zeitschr.  f.  d.  ges. 
Naturwisaensch.  v.  Giebel,  Bd.  52,  S.  488 — 494.) 

Gilbert,  E.  Domestication  of  our  wild  mice(Hes- 
peromys  lencopus).  (Science  News  1878,  Vol.  1, 
Nr.  1.  8.  16.) 

Godron,  D.  Les  Cavernes  des  environs  de  Toni 
et  les  mammiiores  qai  ont  disparu  de  la  vallee 
de  la  Moselle.  2 ödit.  Nancy,  Berger -Levrault, 
1879,  8°.  31  p.  (Extrait  des  Mem.  Acad.  de 
Stanislas  pour  1878.) 

Gottache,  C.  Notiz  Über  einen  neuen  Fnnd  von 
Ovibos.  (Separatabdr.  a.  d.  Verb.  d.  Ver.  f. 
natorw.  Unterhaltnng,  Bd.  IV,  1877.  Hamburg 
1879,  4 8.,  1 Taf.,  8«.) 

Ein  im  Lübecker  Museum  befindliches  Schädel- 
fragment,  welche»  aus  dem  Diluvium  von  Dömitz 
(Meklenburg-Schwerin)  stammt,  wurde  vom  Verfasser 
als  dem  Ovibos  moschatus  zugehörig  erkannt.  Den 
Schluss  der  Arbeit  bildet  eine  Tabelle  der  wichtigsten 
Bäugcthiere , welche  gleichzeitig  mit  dem  Moschus- 
ochsen  in  Deutschland , England  und  Frankreich 
lebten. 

Hartmann,  B.  Einige  Hauptfascien  des  Menschen 
und  der  anthropoiden  Affen.  (Sitzungsber.  der 
Gesellsch.  naturf.  Freunde.  Berlin  1878,  8.  189 
bis  191.) 

du  Hayn.  Le  Cheval  percherou,  prodnetion,  elö- 
vages,  degunerescence  de  la  raco  etc.  (Paris 
1879,  8°.  Libr.  agric.  180  8.) 

Hommel,  Fritz.  Die  Namen  der  Säugethiere  bei 
den  semitischen  Völkern  als  Beiträge  zur  arabi- 
schen und  äthiopischen  Lexikographie  . . . und 
zur  Geschichte  der  Mittelmeerfauna.  Leipzig, 
Ilinrichs,  1879,  8°.  472  8. 

Hosiufl.  Ueber  die  Fundorte  menschlicher  Reste 
mit  fossilen  Thieren  im  Münsterischen  Becken. 
(Corr.-Bl.  d.  naturh.  Ver.  d.  Prenss»  Uheinlande 
und  Wcstph&lens.  Bonn  1877,  Jahrg.  34,  S.  60.) 

Howorth.  The  Mammoth  in  Siberia.  (Proceedings 
of  the  geological  society  of  London,  Session 
1878—79,  Vol.  35,  Part  2 Nr.  138.  S.  1—2.) 

Huxley.  On  the  characters  of  the  Pelvis  in  the 
Mammalia,  and  the  conclusions  respecting  the 
origin  of  Mammals  wich  msy  be  based  on  them. 


(Proceedings  of  the  royal  society,  Voh  28,  Nr.  194, 
March  6,  1879.  S.  395—406,  Taf.  8.) 

Irmisch.  Mammuthzahn  bei  Sondersbausen.  (Zeit- 
schrift f.  d.  ges.  Naturw.,  Bd.  öl,  1878.) 

Issel,  A,  Deacrizione  di  due  denti  d'elefante  rac- 
colti  nella  Liguria  Occidental*.  (Appunti  paleon- 
tologici.  Genova  1879,  p.  16  in  8°.) 

Issel,  A.  Nuove  ricerche  solle  caverne  ossifere 
della  Liguria.  (Atti  della  R.  acad.  dei  Lincei 
1877 — 1878,  Ser.  3,  Vol.  2,  Dispensa  1.  Roma 
1878.  S.  51—116,  Taf.  1—5.) 

Beschreibung  von  Hölilenwohnungen  und  Gräbern 
de»  prähistorischen  Menschen  in  Ligurien.  Ausser 
zahlreichen  (18)  Mensclieuskeleteu  fanden  »ich  auch 
Knnfttprodncte,  sowie  Reet*  von  Thiereu:  Cervtu 
elapbus,  Ursm#  »planus  und  U.  spelaeu»  var. , Felis 
antiqua,  all*  drei  abgebildet.  Ausserdem  viele  Mol- 
luskenschalen. 

Jourdan.  Mastodonten  des  Rhönethales.  (Archives 
du  Museum  d'histoire  naturelle  de  Lyon  1878. 
17  Tafeln.  Der  französische  Titel  der  Arbeit 
ist  dem  Referenten  unbekannt.) 

Karrer.  Ueber  ein  fossiles  Geweih  vom  Renthier 
aus  dem  Löss  des  Wiener  Beckens.  (Vferfiandl. 
d.  k.  k.  geol.  Reichaanstalt.  Wien  1879,  Nr.  7 
bis  9,  4°.) 

Zum  ersten  Male  werden  Reste  de»  Renthieree  aus 
dem  Wiener  Becken  nachge wiesen. 

Keiser.  Antiquarische  Notizen  aus  der  Umgegend 
von  Burgdorf.  (Beilage  znm  Programme  des 
Gymnasiums  Burgdorf  1879.) 

Aus  den  Pfahlbauten  am  Burgsee  bei  Seeberg  wur- 
den die  TJeberrest*  der  folgenden  Thiere  zu  Tag« 
gefördert:  Canis  familiari»,  Meie»  taxua,  Lutra  vul- 
garis, Urs  uh  arctos , Ros  primigeniua  und  Taurus, 
Ovis  Arie«,  Capra  Hircus,  Cemi»  elapbus  u.  capreo- 
lus,  Bus  scrofa,  Caator  Aber  und  Fische. 

Kohn , A.  und  Mehlis,  E.  Materialien  zur  Vor- 
geschichte des  Menschen  im  östlichen  Europa. 
Jena,  Costenoble,  1879,  Bd.  I.  und  II.  mit  zahl- 
reichen Holzschnitten  und  Tafeln,  8°.  375  und 
352  Seiten. 

Enthält  zahlreiche  Notizen  über  die  mit  dem  prä- 
historischen Menschen  im  östlichen  Europa  ver- 
gesellschaftet gewesenen  Thiere. 

Kühn,  JuL  Yak-Bastard.  (Zoolog.  Garten  1878, 
S.  58—60.) 

Landein,  H.  Monströse  Fussbildung  bei  einem 
Kalbe.  (7.  Jahresber.  des  Westpbäl.  Provinzial- 
Vereins  für  Wissenschaft  und  Kunst  pro  1878. 
Münster  1879,  S.  17—20.) 

Von  grossem  Interesse  für  die  im  Laufe  der  geo- 
logischen Zeiten  stattgefundene  Reduction  der  Zehen- 
zahl  vieler  Bäugethiere  ist  die  vom  Verfasser  be- 
schriebene und  abgebildete  Missbildung  der  Extre- 
mitäten eines  vier  Wochen  alten  Kalbe*.  Dasselbe 
ist  an  den  beiden  VorderfUssen  ein  echter  Einhufer, 
die  drei  Phalangen  unpaarig,  der  Huf  streng  sym- 
metrisch gebaut.  Der  recht«  Hinterfbss  ist  normal 
zweizeilig;  der  linke  hingegen  ist  ein  Mittelding 


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144  Verzeichnis  der  anthropologischen  Literatur. 


zwischen  Paar-  und  Unpaarhufer:  Der  Huf  selber  ist 
«ine  zusammenhängende  Horn-cheide , welche  ihre 
t heil  weis«  Zweitheilung  nur  durch  eine  tiefe  mediane 
Furche  verratl».  Die  zwei  ernten  Phalangen  sind 
normaler  Waise  getrennt ; die  beiden  folgenden  sind 
es  am  distalen  Ende  gleichfalb,  am  proximalen  da- 
gegen verwachsen , und  die  zwei  oberen  bilden  ein 
einziges  Knochenstück,  welches  nur  durch  eine  kurze 
Furche  am  unteren  Ende  eine  Zweitheiligkeit  ver- 
rüth.  Der  Verfasser  führt  an,  dass  er  in  seiner  Samm- 
lung ftehweinefüsse  besitzt,  die  ein-  bi»  »iebeuzeliig 
sind,  und  dass  mau  bereit»  einhuflge  Schweine  als 
besondere  Race  gezüchtet  habe.  (Vergl.  sub  Volger.) 

Landoin,  H.  Cloakenbildung  bei  einem  weiblichen 
Hauzachwein.  (Zoolog.  Garten  1878,  S.  79 — 80, 
mit  Ilolzscbn.) 

Laube,  G.  Notiz  über  das  Murineltbier  ans  den 
diluvialen  Lehmlagern  vou  Prag.  (Yerhandl.  d. 
k.  k.  geologischen  Roicheanstnlt  1879,  Nr.  9,  S. 
183—185.) 

Bel  Prag  wurden  im  Diluvium  neben  Knochcn- 
fra guten ten  von  Boa,  Cervus  und  Equus  auch  diejeni- 
gen eines  Nagero  gefunden,  der  als  Arctomys  bobac 
bestimmt  wurde.  Nachdem  nun  schon  Liebe  bei 
Westeregeln  das  Vorkommen  dieses  Steppenuiurmel- 
thieres  nachgewieeen  hat,  wird  durch  diesen  neuen 
Fond  * sowie  durch  frühere  an  der  Bcbarka  in  Böh- 
men. das  ehemalige  Verbreitungsgebiet  diese»  Nagers 
ein  immer  grösseres  und  zugleich  wird  durch  den- 
selben — nach  des  Verfassers  Ansicht  — ein  Licht 
auf  den  Steppencharakter  Böhmens  in  spät  diluvialer 
Zeit  geworfen.  (Vergl.  darüber  sub  Th.  Liebe,  der 
eine  entgegengesetzte  Ansicht  hegt.) 

Lavoc&t.  Di&cuflyion  eur  leg  chcvuux  fossiles  de 
PAmerique  du  Nord.  Toulouse  imp.  Douledoure 
1878,  8*.  11S.  und  2 Taf.  (Extr.  den  Mm.  Ac. 
d.  ac.  Toulouse.) 

Law,  B.  Ün  boues  of  pleistoceno  animal»  found 
in  a broken-up  cave  in  a quarry  near  Matlock. 
The  Mammouth  at  Norwicb.  (Transact.  of  the 
Manchester  geolog.  soc.,  Vol.  15,  Part  III — V.) 

Leith , Adams.  Fossil  Elophanta  in  Great  Bri- 
tain.  (Palaeontogr.  sooiety  1878,  Vol.  30.) 

Leith  , Adams.  Report  on  the  history  of  Irish 
fossil  Mammals.  (Proceedings  of  the  Royal  Irish 
acatlcmy,  Vol.  3,  Ser.  2,  Nr.  2,  Nov.  1878.  S.  89 
bis  IUI.) 

Der  Verfasser  unterscheidet  zunächst  diejenigen 
diluvialen  Säugethier«?  Irlands«,  welche  noch  gegen- 
wärtig dort  leben  (Lepus  variabilis,  Canis  vuipe», 
Cervus  elaphu«)  vou  deujenigen,  welche  jetzt  dort 
ausgeatorben  sind  (Erpimi  caballu»,  Bus  acrofa  [wohl 
im  wilden  Zustande  genmut)  Cervus  megacerot 
und  tamudus,  Klephas  prituigenius , Ursus  lVmailia, 
Canis  lupus).  Auf  eine  Schilderung  der  gefundenem 
Ueberreste  derselben  folgt  eine  Vergleichung  der  di- 
luvialen Häugetliierfauuou  vou  Irland,  Schottland  und 
England.  Der  Verfasser  kommt  dabei  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  irische  Fauna  auf  einem  damals 
bestehenden  Landwege  von  Schottland  hub  eingewun* 
dert  sei. 

Leith.  Adams.  On  remai ns  of  Mastodon  and  other 
Vertebrat»  of  tbe  mioccne  boda  of  the  Maltese 


islands.  (The  qnarterly  jonrnal  of  the  geological 
Bocictv,  Vol.  35,  Part  3,  Nr.  139,  Aug.  ln  1879. 
S.  517—532.) 

v.  Lemoine.  Rccherches  sur  les  ossements  fossiles 
des  terrains  tertiaires  inferieurs  des  enyirons  de 
Reims.  (Annales  des  scienccs  naturelle»  par 
Milne  Edwards,  S^r.  C,  Tome  8,  Nr.  lt  49«  an  nee. 
Zoologie  et  Paläontologie.  S,  1 — 56,  Taf.  1 — 4.) 

Dir»*»  erste  Heft  enthält  die  Studieu  des  Verfassers 
über  da»  Genus  Arctocyon  aus  dem  unteren  Tertiär. 
Das  Bc.Hult.it  der  »ehr  eingehenden  Untersuchungen, 
welche  sich  auch  auf  die  Histologie  der  Zähne  und 
auf  die  Knochen  des  Rumpfe«  erstrecken  ist  die  Er- 
kenntnis. da.- s Arctocyon  ein  schwimmendes  Raub- 
thier war,  welche»  sich  au  die  Gruppe  der  Bären, 
weniger  an  die  der  sch  weineartigen  Thier*  auscliloss, 
jedoch  auch  einige  der  den  Marsupialeu  zukommen- 
deu  Merkmale  besas». 

Liautard,  A.  Chart  of  the  nge  of  domestic  ani- 
muls.  (N.  Y.  Orange,  Yudd  and  Go,  1878.) 

Liebe,  Th.  Die  fossile  Fauna  der  Höhle  Vypus- 
tek  in  Mähren  nebst  Bemerkungen  betreffs  eini- 
ger Knochenreste  aus  der  Kreuzbergliohle  in 
Krain.  (Separatabdruck  aus  (lein  79.  Bde.  der 
Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  Wien? 
1.  Abth.,  Maibeit  1879,  8*  19  S.) 

Während  der  jüngeren  Diluvial-  und  der  älteren 
Alluvialzeit  war  di*  Vypustekhöhle  in  Mähren  der 
Wohnsitz  zahlreicher  Raubthiere,  denn»  Reste,  ver- 
mischt mit  denen  der  von  ihnen  erbeuteten  und  in 
die  Grotte  geschleppten  Thiere,  der  Verfasser  einer 
eingehenden  Untersuchung  unterwirft.  Die  betref- 
fende Fauna  erweist  sich  als  gleichaltrig  mit  der- 
jenigen der  thüringischen  Höhlenfaunen,  namentlich 
mit  der  der  bekannten  Lind  ent  baler  Hyänenhöhle ; 
mit  dem  Unterschiede  freilich,  das»  diejenige  der 
Letzteren  nur  bia  zum  Ende  der  palftolithischcn  Zeit 
geht,  während  die  Knochenreste  der  Yypustekböhl« 
mindestens  noch  bis  an  dfts  Ende  der  neolit bischen 
Zeit  reichen;  denn  Schaf,  Ziege,  lieh  Anden  sich 
dort.  Sehr  verschieden  ist  dagegen  «1er  Charakter 
der  beiderseitigen  Faunen.  Während  «lie  thüringische 
eine  Stepjien-  ist  die  mährische  eine  Waldfauna.  Der. 
Verfasser  »chliesst  daraus,  «la*s  wahrend  dev  jüngeren 
Diluvialzeit  das  »üdliche  Bübinen  und  Miihreu  ge- 
wisttermaassen  der  Kryatalliflntionspuukt  war , von 
dem  aus  der  Urwald,  allseitig  vordringend,  das  grosse 
Steppengebiet  Mitteleuropas  mehr  und  mehr  ver- 
drängte. — Die  Fauna  der  Vypustekgrotte.  Von 
Grösst  liieren  waren  schon  früher  gefunden:  Klephas 
primigeuius,  Rhinooeros  tk  hörbin  us , Equus  fossilit, 
Bos  priscus,  Cervus tarandus,  elaphus,  capreolus  und (9) 
euryceros,  Capra  ibex,  Ursus  tpelaeos,  Felis  spe- 
laeu,  llyaena  spelM*.  Eingehender  besprochen  wer- 
den vom  Verfasser  die  folgende»  Thiere:  Lynx  vul- 
garis, Fell*  catus,  Cani»  spelaeus  und  C.  familiaris; 
letzterer  von  ersterem,  dem  diluvialen  Wolfe,  beson- 
ders durch  schmalere  Zähne,  sowie  durch  die  mini- 
male Ausbildung  der  beiden  accessorischen  Höcker 
am  dritten  Lückenzahn  unterschieden.  Sodann  Vul- 
pes  vulgaris  und  lagopus,  Gulo  borenlis,  Martes  abie- 
tum,  Foetorius  putorius  und  ertninea,  Yespcrugo 
aerotinus  durch  dickere,  solidere  Knochen  gegenüber 
der  lebenden  Abendfledennaus  ausgezeichnet ; es  soll 
sich  diese  Eigenschaft  «les  stärkeren  Knochenbaues 
bei  den  meisten  Arten  diluvialer  Haarthiere,  welche 
jetzt  noch  leben,  zeigen.  Fenier  Arvieola  amphibius, 


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145 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


Lepu*  variabilis,  Cricetus  frumentariua,  Myoxus  gli*, 
Scinrus  vulgär!*,  Gallus  domesticus , Anser  cinerea« 
dornest icu«.  (Yergl.  «ab  G.  Laube,  der  für  Böhmen 
in  spät  diluvialer  Zeit  den  ßteppencharakter  an- 
nimmt) 

Loowifl,  O.  Da«  Ausstorbon  des  Bibers  in  Liv- 
land. (Zoolog.  Garten  1878,  Nr.  12,  S.  353  bis 
85«.) 

Manacl -Pleydoll.  The  Roe-deer  in  Dorsetshiro. 
(The  Zoologist.  March  1879.  S.  120—122.) 

Marsh,  O.  C.  Polydactyle  Ilorses,  recent  and  ex- 
tinct.  (American  journal  of  Science  and  arts, 
YoL  17,  June  1879.  S.  498 — 503.)  (Auszug  in 
„der  Naturforscher“,  Nr.  32,  1879,  S.  301 — 302.) 

ln  der  vorliegenden  kleinen  Abhandlung»  recapliu- 
lirt  der  Verfasser  kurz  die  Selbe  der  fossilen  Pferde 
Amerikas.  Mit  dem  uutureocäuen  Eohippus  be- 
tonend, welches,  an  G hisse  nur  einem  Fuchse  gleich, 
inten  mit  drei,  vorn  aber  mit  vier  völlig  ausgebil- 
deten und  dem  Rudimente  einer  fünften  Zeh«  ver- 
sehen war,  erinnert  er  daran,  dass  im  Laufe  der 
geologischen  Zeiten  «ich  die  Oröa*e  de«  Thiere«  mehr 
und  mehr  steigerte,  während  die  Zahl  der  Zehen 
eine  immer  geringere  wurde.  Er  weist  Bodann  dar- 
auf li in , das«  auch  heutzutage  bisweilen  zweizcbige 
Pferde  geboren  «erden.  Ities«  Polydaetylis  kanu 
nun  nach  dem  Verfasser  entweder  jeuer  Missbildung 
beim  Menschen  entsprechen,  bei  der  bi«weilen  ein 
sechster,  überzähliger  Finger  entsteht,  oder  aber  sie 
kann  sich  als  ein  Rückschlag  auf  die  Voreltern  er- 
weisen , was  sich  dann  durch  die  normal«)  Stellung 
kennzeichnet,  in  welcher  sich  alle  Knochen  diese* 
zweiten  Fingers  zu  einander  befinden.  Eigentümlich 
ist  nur,  das*  diese  Bildung  eine«  zweiten  Fingen»  bei 
lebenden  Pferden  öfter  am  Vorder-  als  am  Hinter- 
fasse entsteht  und  ferner,  dass  der  zweite  Finger 
sich  Öfter  an  der  Innen  • als  an  der  Aussenseit«  de« 
normal  vorhandenen  Finger*  (Nr.  3)  befindet , d.  h. 
dass  es  d«*r  Finger  Nr.  8 statt  Nr.  4 fit.  Letzter* 
Thatsache  nämlich  entspricht  nicht  ganz  dem  Ge- 
setze der  Reduction  der  Zehen  bei  den  Hufthieren; 
denn  nach  diesem  ptiegt  zuerst  immer  der  innenge- 
legen« Finger  zu  verschwinden,  dann  der  ausser« 
(also  der  Reihenfolge  nach:  Nr.  1,  Nr. 5,  Nr.  2,  Nr,  4), 
*o  das«  also  der  vierte  Finger  zuletzt  in  Wegfall 
käme.  Dieser  nun  mÜBst«  es  sein , der  bei  einem 
Rückschläge  auf  die  Voreltern  sich  durchgängig  bei 
den  lebenden  Pferden  zeigen  müsste,  während  e*  um- 
gekehrt in  den  meisten  Fallen  gerade  der  zweite  ist. 

Marsh , O.  C.  Additional  remains  of  Jnraasic 
Mammals.  (American  journal  of  Science  and  arts, 
YoL  XV11I,  Sept.  1879.  S.  215—216.  Siehe 
auch  ebenda  Vol.  XVIII.  Juli  1879,  S.  60  und 
VoL  XV,  June  1878.  S.  459.) 

Der  Verfasser  beschreibt  in  den  oben  genannten 
Publicationei)  die  Unterkiefer  verschiedener  fossiler 
Beuteltiere,  welche  aus  jurassischen  Schichten  Nord- 
amerika« stammen:  Dryolestee  priscu«  und  D.  vorax ; 
sodann  Tinodon  bellns,  welcher  gewisse  Beziehungen 
zu  dem  Owen'schen  Triconodon  au*  jurassischen  Ab- 
lagerungen England«  zeigt  und  Btylacodon  graclli», 
der  mit  Tinodon  zuttanmien  eine  neue  Familie  bildet, 
deren  Vertreter  aus  insektenfressenden  Mattupialeu 
bestehen. 

v.  Martens.  Conchylien  aus  dem  Burgwall  von 
Freeedorf.  (Verhandl.  der  Berliner  Geaellscb.  f. 

Archiv  fttr  Anthropologie.  Bd.  XII. 


Anthropol.,  EthnoL  und  Urgescb.  Sitzung  vom 
20.  Juli  1878,  S.  297.) 

Medlicott  and  Blanford.  A manacl  of  the  geo- 
logy  of  India.  (Publisbed  by  Order  of  thegovern- 
ment  of  India.  Calcutta  1879.  London  bei 
Trübner.  Gross  8°.) 

Das  736  Seiten  umfassende  Handbach  der  Geologie 
von  Indieu  enthält  zahlreiche  auf  die  Zoologie  und 
Paläontologie  der  Säuget  liiere  diese«  Lande«  bezüg- 
liche Abschnitte.  Iti  der  Einleitung  (8.  66  bis  69)  wird 
die  indische  Fauna  mit  der  äthiopischen  verglichen, 
mit  welcher  Bie  die  meiste  Uebereinstimmung  besitzt.. 
Auf  8.  342  and  343  wird  uns  eine  Aafzählung  der 
in  den  ossiferoas  bods  der  Insel  Perim  vorkommenden 
8ftugeüiierreste  gegeben ; dieselben  weisen  auf  ein 
etwa*  höheres  Alter  als  dies  den  typischen  Biwalik- 
«chicliten  zukummt.  — Die  einzige  posttertiäre  Höh- 
lenfauna, welche  bisher  auf  der  indischen  Halbinsel 
aufgefunden  wurde  (im  Karnüldistricte) , ist  leider 
immer  noch  nicht  bearbeitet  worden,  obgleich  bereits 
30  Jahre  seit  der  Entdeckung  derselben  verstrichen 
»ind  (8.  561)»  8.  363  enthält  CUM  Verzeichnis*  der  in 
alt  alluvialen  Schichten  gefundenen  Säugethierreste, 
welche  mit  Spuren  d«»a  Menschen  zusammen  Vor- 
kommen ; diesen  letzteren  sind  die  Seiten  440  bis  444 
gewidmet,  mit  welchen  der  erste  Band  sclilieest. 
Aus  tertiären  Schichten  von  Sind  und  aus  Pundjab 
wird  auf  8.  471  und  472  und  514  eine  Fauna  aui- 
gezählt,  welche  sich  im  Vergleiche  mit  der  Siwalik- 
fauna  als  die  ältere  herausstellt.  Diese  Siwalikfautm 
selber  wird  in  einem  grösseren  Abschnitte  (8.  572  etc.) 
behandelt.  Die  Verfasser  schließen  «ich  der  Ansicht 
an , das«  sie  plioeänen  Alters  «ei,  dass  jedoch  eine 
Anzahl  miocaner  Formen  dort  bi«  in  da«  Pliocäu 
hinein  gelebt  habe.  Es  folgt  sodann  eine  Vergleichung 
dieser  Hiwalikfanna  mit  denjenigen  von  Pikertni,  von 
Peri  und  Irawadi. 

Mengden,  Graf.  Vorkommen  der  Störche  bei 
Wenden.  (Sitzungsber.  der  Natnrf.  Gen.  bei  der 
Universität  Dorpat,  Bd.  V,  lieft  I,  1878.  Dorpat 
bei  Laakmann  1879,  S.  39 — 42.) 

Beobachtungen  über  Lebensgewohnheiten  der 

Btörche. 

Miall,  lu  C.  and  Greenwood,  F.  Anatoroy  of 
the  Indian  Elepbant.  (Studien  in  comparative 
anatomy.Nr.  2.  London,  Macmillan,  1878,  8°.  und 
Journ.  of  Anat,  and  Phvsiol.  1878,  Vol.  12,  P.  2. 
S.  261—287  und  P.  3.'  S.  385—400.) 

Möbius,  K.  Abbildung  und  Beschreibung  eine« 
bei  Kiel  ausgegrabenen  Atlas  de«  Bo«  primi- 
genius  Boj.  (non  Hbinoceros  antiquitatis  Blbch). 
(Schriften  des  naturwisBensoh.  Ver.  f.  Schloswig- 
Holstcin,  Bd.  3,  Heft  1.  Kiel  1878,  K.  llomann, 
8.  121—125,  1 Taf.) 

Verfasser  gieht  die  Beschreibung  und  Abbildung 
eines  bei  Kiel  gefundenen  Atlas,  welcher  dem  Bos 
primigenins  angehört.  Derselbe  lag  im  mittleren 
Diluvium. 

Mohnicke,  O.  Ueber  das  Vermögen  verachiedener 
Säugethiere  (llyrax,  Inuus,  Cercopitliecus) , sich 
mittelst  des  atmosphärischen  Druckes  an  glatten, 
mehr  oder  weniger  senkrechten  Flächen  festzu- 
halteu  uud  aufwärts  bewegen  zu  können.  (Zeit- 
19 


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140 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


schrift  für  wisaensch.  Zoologie,  Bd.  32,  1879, 
Heft  3,  S.  388—406.) 

von  Mojsisovica , Aug.  Znr  Kenntniss  des  afri- 
kanischen Elephanten.  (Archiv  f.  Natnrgesck., 
lierausgeg.  v.  Troschel,  Jahrg.  25.  Berlin  1879, 
S.  56—93,  Tftf.  V— VII.) 

Monüs,  R.  Le  I.npin  est-il  uu  animal  ruminant? 
(Bull.  scientiL  dvpnrL  du  Nord  1878.  S.  169 
bis  174.) 

Mook.  Steinzeit  in  Aegypten.  (Corr.-Bl.  d,  deut- 
schen Ge*.  für  Autbrop. , Ethnol.  und  Urgesch., 
Nr.  9,  Sept  1878,  & 142—144.) 

In  prähistorischen  Fuiuli*tiUten  der  libyschen  und 
arabischen  Wüste  wurden  Beste  vom  Zebra,  das  jetzt 
nur  noch  den  Böden  Afrikas  bewohnt,  vom  Kameel, 
der  Hyäne,  einer  Antilopenart  und  vom  BtrausB  zu 
Tage  gefördert. 

de  Mortilet.  Sur  l'origiue  des  animanx  domes- 
tiqnes.  (Materiaux  pour  l'histoire  primitive  et 
naturelle  de  1'homme  par  E.  Cartailhuc.  Toulouse, 
Ser.  2,  Tome  10,  1879,  Livrais  4—5.  S.  227 
bis  234.^ 

von  Natusius,  H.  Zur  Leporiden frage.  (Der 
zoolog.  Garten,  Frankfurt  a.  M.  1879,  jahrg.  20, 
Nr.  5,  S.  129—135.) 

Die  vom  Verfasser  aus  Frankreich  bezogenen  Le- 
poriden  — in  Inzucht  erzeugte  Nachkommen  von 
Bastarden  de«  Hasen  und  Kaninchens  — wurden  zur 
Zucht  benutzt  und  ihr®  Nachkommen  untersucht. 
Dieselben  zeigten  sich  in  jeder  Beziehung  als  iden- 
tisch mit  dem  Kaninchen.  Es  würde  sich  also  bei 
diesen  Thieren  kein  einziger  Anklang  an  ihre  Vor- 
eltern. die  Hasen,  erhalteu  haben,  vorausgesetzt,  da»« 
das  dem  Verfasser  zu  Gebote  stehende  Material  wirk- 
lich aus  echten  Lcporiden  bestand.  Der  für  die 
Wissenschaft  nöthige  positive  Beweis  hierfür  läsBt 
»ich  jedoch  nach  dem  Verfasser  nicht  erbringen. 

Noh ring,  A.  Fossilreste  kleiner  Saugethiere  aus 
dem  Diluvium  yon  Nusadorf  bei  Wien.  (Jahrb. 
der  k.  k.  genlog.  Rcichaansfcalt.  Wien,  Jahrgang 
1879,  Bd.  29.  Nr.  3.  Juli-Sopt.,  S.  475—492.) 

Die  von  dem  Verfasser  untersuchte  Fauna  kleiner 
Wirbelthiere  aus  dem  Diluvium  von  Nusadorf  ist 
gleichaltrig  mit  denjenigen  von  Wester-Egeln,  Thiede, 
Baalfeld,  Würzburg,  Stecttti  etc.  und  bildet  bis  jetzt 
das  südöstlichste  Glied  derselben  in  Mitteleuropa.  Sie 
deutet  daher  auf  ein  BteppenkUnta. 

Nehring,  A.  Foiurilregte  eines  Wildeeel«  au«  der 
Lindenthaler  Ilyuncnhöhle  bei  Gera.  (Zeitschrift 
für  Ethnologie.  Berlin,  Jahrg.  11,  1879,  Heft  2, 
S.  137—143,  Tnf.  V.) 

Die  ernten  F.svlreste,  welche  man  bisher  in  Deutsch- 
land aus  diluvialeu  Ablagerungen  consta tirte,  sind 
von  Ecker  vor  2 Jahren  beschrieben  worden  (Archiv 
f.  Anthropoh,  Bd.  8.  81  tT.).  Diesem  ersten  Funde 
ist  der  Verfasser  im  Stande  einen  zweiten  anzureihen, 
welcher  aus  der  bekannten  Lindenthaler  Höhle 
stammt  uud  aus  zwei  unteren  Molareu  and  einer 
ersten  Phalanx  besteht.  Die  Zugehörigkeit  dieser 
Beste  zum  Esel  und  nicht  etwa  zu  einem  kleinen 
Pferde  folgert  der  Verfasser  aus  der  Form  der 
Schmelzfalten  und  den  Dimensionen  der  Phalanx. 


Da  die  Fauna  dieser  Höhle  auf  die  asiatischen  Steppen 
hin  weist,  mo,  wird  gefolgert,  i*t  auch  dieser  Wildeaal 
auf  eine  der  asiatischen  Wildoaelartet»  zurückzuführen. 
Wie  Ecker  nach  wie«,  konnte  der  von  ihm  unter- 
suchte diluviale  Wilde*«!  in  keiner  directen  Verwandt- 
»ohaft  mit  unserem,  ja  erst  von  den  Menschen  atis 
Afrika  eingeführten  Hauaeael  stehen.  Der  Verfasser 
sucht  nun  die  Frage,  weshalb  der  quaternäre  Wild- 
esel aus  Europa  verschwand  um  erst  viel  spater 
durch  seinen  gezähmten  afrikanischen  Verwandten 
ersetzt  zu  werden , dadurch  zu  erklären , das«  die 
Steppenfauna  Norddeutschlands  nach  dem  Osten  aus- 
wauderte,  al*  sich  das  Steppenklima  dieser  Gebiete 
in  ein  Waldklima  verwandelte. 

Nehring,  A.  Die  Raubvögel  und  die  prähisto- 
rischem Knuchenlagcr.  (Corr.-Bl.  der  deuteeben 
Ges.  für  Anthropoid  Ethnol.  und  Urgesch.,  Nr.  8, 
Augui#  1879,  8.  57 — 59.) 

Bereits  früher  hatte  der  Verfasser  darauf  hin- 
gewiesen, daaa  tkh  mrian  Animnlnnwa  von 
Resten  kleinerer  Wirbelthier«  hu»  der  Diluvialzeit 
am  ungeswxtngendften  auf  die  Thätigkeit  von  Raub- 
vögeln zurückfuhren  lassen  möchten,  ln  Folge  dessen 
werden  nun  vom  Verfasser  die  Gewölle  lebender 
Raubvögel,  die  sich  in  grosser  Anzahl  am  Ragensteine 
im  Harze  vorfnnden,  untersucht  und  in  dem  Ver- 
halten der  in  ihnen  befindlichen  Knnchenrexte  mehr- 
fache Analogieen  mit  solchen  diluvialen  Alten,  denen 
man  eine  ähnliche  Herkunft  zuschreibt,  bervor- 
gehobeu.  Der  Verfasser  warnt  davor,  bei  Beurthei- 
lung  ähnlicher  Fälle  auf  da»  Vorhandensein  von 
CorroMtouserscheinangen  an  den  Knochen  zu  groeeea 
Gewicht  zu  legen , da  in  den  receuten  Gewöllen  alle 
diejenigen  Knöchelchen , welche  durch  den  Filz  von 
Haaren  und  Federn  gegen  die  Einwirkung  des  Magen- 
saft«* geschlitzt  waren , keinerlei  Cütrosionserschei- 
uungeu  bemerken  lassen.  (Vergl.  »ab  Sandberger.) 

Nehring,  A.  Ueber  die  in  der  Balver  Höhle  ge- 
fundenen klcinon  Thierrcate.  (VerhandL  der 
Berliner  Ges.  für  Anthropoid  Ethnol.  und  Ur- 
geschichte, Januar  1879,  S.  12  und  13.) 

Reste  vom  Huhn,  Maulwurf,  Frosch  und  Wiesel  {?). 

Nehring,  A.  Ueber  fossile  Lemmingreate.  (Zeit- 
schrift für  die  ges.  Naturwiss.  Giebel,  Bd.  52, 
1879,  S.  142—143.) 

Nehring,  A.  Alactaga  jacultzs  an  mehreren  Orten 
fossil.  (Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.  Giebel, 
1879,  Bd.  52,  $.  115—116.) 

Nehring,  A.  Ueber  fossile  Murmelthicre.  (Zeitschr. 
f,  d.  ges.  Naturwiss.  Giebel,  1879,  Bd.  52,  S,  117 
bis  118.) 

Nehring,  A.  Lebten  zu  Cäsara  Zeiten  Ren- 
thiero  im  hercynischen  Walde?  (Illustr.  Zeit- 
schrift für  Länder-  und  Völkerkunde,  Bd.  34, 
Nr.  6 uud  7,  1878.) 

Neumayr.  Mastodon  arvernensis  aus  den  Palu- 
diuenschichten  West-Slavoniens.  (Verband!,  der 
k.  k.  geolog.  Reichsanstalt.  Wien,  31.  Mai  1879, 
Nr.  9,  S.  176—180.) 

Noulet,  J.  Sur  l’Anthracotherium  hippoideum 
decouvert  ä Armiaaan  (Aude).  Toulouse,  impr. 
Douladoure,  8°.  10  S.  (Extr.  des  Mem.  Acad.  sc. 
de  Toulouse,  Ser.  7,  Tome  19.) 


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147 


Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Ortlieb.  Pentn  de  mammouth  trouveca  dans  uno 
sablicre  de  1'Empenpont.  (Soc.  geolog.  du  Nord. 
A anales  V,  1877—1878.  Lille  1878,  8».  S.  166.) 

Osborn  and  Speir,  The  lower  jaw  of  Loxolo- 
phodon.  (American  journal  of  science  and  arte, 
Nr.  100,  April  1879.  S.  304—309,  1 Taf.) 

Der  Unterkiefer  von  Loxolophodon  war  bisher  nur 
unvollständig  bekannt.  Verfasser  giebt  die  Beschrei- 
bung und  Abbildung  zweier  neu  aufgefundenen  Kiefer. 
Es  bestätigt  sich,  dass  Loxolophodon  nicht  mit  Uin- 
tathcrium,  mit  dem  zusammen  es  die  Unterordnung 
der  Dinoceraten  hi  Met,  identisch  ist,  sondern  Jhh*  es 
ein  eigenes  Genus  bildet.  (Vergl.  *ub  Palaeontolog. 
report.) 

Pansch,  Ad.  Einigo  Bemerkungen  über  den  Go- 
rilla und  sein  Hirn.  (Schriften  des  naturwiss. 
Ver.  für  Schleswig-Holstein.  Bd.  3,  Heft  1.  Kiel 
1878,  E.  Homann,  S.  126—130.) 

Dem  Verfasser  wurde  die  Bearbeitung  der  reicheu 
llatnburger  Sammlung  von  Gorillas  übertragen,  wel- 
che aus  sieben  i'adavern  und  vier  Gehirnen  besteht. 
Die  Untersuchung  der  letzteren  bestätigt  den  vom 
Verfasser  hwitl  früher  gelieferten  Nachweis,  da»« 
das  Gehirn  de»  Gorilla  eine  reichere  Furchung  als 
das  des  Chimpanse  zeigt.  Dagegen  machen  sich  in 
anderer  Beziehung  (fossa  Bylvii.  der  Klappdeckel  am 
Hinteriappen)  individuelle  Verschiedenheiten  bemerk- 
bar , durch  welche  der  Gorilla  bald  dem  Cliimpause, 
bald  dem  Orang  näher  tritt. 

Palaeontological  report  of  the  Princcton  scien- 
tific expedition  of  1877,  September  1,  1878. 
New- York,  Nr.  1.  116  S..  10  Taf.,  8«. 

Die  Arbeit  enthält  die  Beschreibung  und  Abbil- 
dung zahlreicher  Reste  von  Vertebraten,  welche  aus 
alttertiären  Schichten  de«  Wyoming  - Territoriums 
(Westen  der  Vereinigten  Staaten | borrühren.  Beson- 
ders interessant  ist  die  Auffindung  eine«  fast  voll- 
ständigen Skeletes  von  Uintatherium , eines  Tlderes, 
welches  mit  dem  Dinoceras  sehr  nahe  verw  andt  resp. 
identisch  ist-  (VergL  »uh  Osborn.) 

Papier.  Snr  le  giseraent  precie  de  rHippopotamna 
Hipponenais.  (Ball.  boc.  geolog.  France.  Ser.  III, 
Torap  6,  1878,  Nr.  6.  Juliheft  1879.) 

Berichtigung  de»  Fundortes  von  Hippopotamu* 
Hipponeusds. 

Parker,  A.  The  bridging  convolutions  in  the 
Primate«.  (Proceedings  of  the  academv  of  natu- 
ral Sciences  of  Philadelphia  1878,  Part  II,  April 
— September.  S.  159 — 163.) 

Parker,  A.  Simian  characters  in  Xegro  brain«. 
(Proceedings  of  the  academy  of  natural  Sciences 
of  Philadelphia,  Part  III,  September — December 
1878.  S.  339—340.) 

Piana,  G.  P.  Osserviizioni  intoruo  all*  ettistenza 
di  rudimenti  di  denti  ennini  e di  incisivi  sape- 
riori  negli  embrioni  del  Bue  e del  Montone. 
(Rendiconti  Accad.  Sc.  Bologna  1877 — 1878. 
S.  86—88.) 

Pertaeh,  W.  Die  (persischen,  türkischen  und)  ara- 
bischen Handschriften  der  herzogl.  Bibliothek  zu 
Gotha,  Bd.  2,  Heft  1.  Gotha  1S79  bei  F.  A. 
Perthes. 


Seite  3 und  4 des  Umschlag*«  enthält  die  Gesanunt- 
Gebende ht  de«  Kataloge«  alter  Handschriften , aus 
welcher  hervorgebt,  das«  Nr.  2067  bis  2081  zoologischen, 
•hippologischen  und  veterinftrwisaenschaftlichen  In- 
halte« sind. 

Pomol.  Sur  un  gisemeut  d'Uipparion  pro«  d’Oran. 
(Bull,  de  la  soc.  geol.  de  France  1878,  Ser.  III, 
Tome  VI,  Nr.  4.  S.  213—217.) 

Zum  ersten  Male  sind  in  Afrika  Reste  von  Ilippa- 
rion  gefunden  worden  und  zwar  in  Schichten,  welche 
pliocanen  Alters  zu  sein  scheinen.  (VergL  sub  Tour- 
nouär.) 

Pomel,  A.  Ossements  d’ftlephanta  et  d’Hippo- 
potames  decouverts  dans  une  Station  prehistorique 
de  la  plaine  d’Kghis.  (Bull.  soc.  geologique  de 
France  1879,  Ser.  III,  Tome  VII,  Nr.  1.  S.  44 
bis  48.) 

Zusammen  mit  FeuersteiuBplittern,  welche  der  Ver- 
flwwr  Tür  menschliche  Werkzeuge  hält,  fanden  dich 
in  der  Provinz  Oran  Reste  vom  Elephanten  and  Rhi- 
nooerus , nn  deren  erster««  scheinbar  vom  Menschen 
herrührende  Einschnitte  zu  bemerken  »lud.  Der  Ver- 
fasser schliesflt  daraus  auf  eine  prähistorische  Station. 

Ponzi,  G.  Le  o“sa  fossil  i subappennine  dei  din- 
torni  di  Roma.  (Atti  della  R.  Academia  dei  Lin- 
cei  Memorie,  Vol.  II,  Ser.  3,  1878.) 

Der  Verfasser  schildert  die  Reihe  der  präglacialen 
Ablagerungen,  giebt  eiue  Liste  der  in  diesen  und  in 
den  postglacialen  Schichten  gefundenen  Hüugethiore 
und  txwpricht  die  Veränderungen  in  den  Leben*- 
bediugungen  der  Tliiere,  welche  durch  den  Wechsel 
der  beiden  geologischen  Zeiten  hervorgerufen  wurden. 

Rabaud.  A.  Utilisation  des  ftlephants  on  Afrique. 
(Ball.  soc.  da  Geographie  du  Marseille,  Nr.  3, 
4,  5.  1879.) 

Regalia.  Sopra  an  oaso  forato  raccolto  in  un  na- 
raghe.  (Archivio  pur  l'Antropologia  e la  Etuo- 
logia,  Vol.  9,  fase.  1,  Firenze  1879,  8*) 

Beinhardt,  J.  Kaempedovendyr-Slacgtcn.  Coe- 
lodon  (fossiler  Edontat.)  Med  fern  Tavler.  Vi- 
densk.  Selek.  Skr.  5*e  Raekke,  naturvidenskabclig 
og  mathematisk  Afd.  12t*  Bd.  III,  Kjbhenhavn 
1878.  (Mem.  Ac.  roy.  du  Copenhague,  5me  Bür., 
Vol.  12,  Nr.  3.)  S.  257—349,  4°. 

Der  Verfasser  unterzieht  die  von  Lund  aus  Brasi- 
lien mitgebraebten  fossilen  Ite«te  von  Coelodon  (Eden- 
tat),  welche  sich  in  dein  Museum  zu  Kopenhagen 
befinden,  einer  erneuten  und  eingehenden  Unter- 
suchung. F.r  gelangt  zu  dem  Resultate,  das*  Coelodon, 
obgleich  der  kleinste  der  bisher  bekannten  fossilen 
Megatberiden,  dennoch  mit  den  gigantischen  Formen 
dieser  Familie  die  grüsseste  Verwandtschaft  zeige 
(Megatherium ; besonders  al»er  Megalonyx).  Dieselbe 
spricht  sich , abgesehen  von  Aehn lieh k eiten  im  übri- 
gen Bau  des  Skeletes,  durch  die  Bezahnung  und  die 
rudimentäre  Beschaffenheit  des  Daumen*  an,  der 
Vorderextremität  aus.  Durch  gewisse  Merkmale  fin- 
det andererseits  eine  Annäherung  von  Coelodon  an 
den  lebenden  Choelopus  Stal  t,  und  der  Verfasser  hofft, 
da->«s  weitere  Funde  dazu  dienen  werden  , die  Kluft, 
welche  zwischen  den  fossilen  und  den  reeeilten  Edeu- 
tateu  besteht,  weiter  auszufüllen. 

Die  Zahnformel  von  Coelodon  ( ) weist  die 


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19* 


148 


Verzeichnis«  der  anthropologischen  Literatur. 


kleinste  Zahl  auf,  welche  bisher  an  den  Megatheriden 
beobachtet  wurde.  Aus  der  Komi  der  Kiefer  scheint 
dem  Verfasser  hervorzugehen , das«  diese  Zahl  sich 
nicht  — wi«  man  früher  meinte  — mit.  dem  Alty 
vermehrte.  Auch  die  Existenz  eine»  Zahnwechsel», 
welche  Gervais  an  dem  Kopenhaganer  Exemplar 
nach  weisen  zu  können  glaubte,  und  welche  Coelodon 
in  eine  Ausnahmestellung  gegenüber  den  anderen 
Megatheriden  versetzt  Imheu  würde,  wird  vom  Ver- 
fasser nach  genauer  Untersuchung  des  betretenden 
Kiefers  entschieden  zurückgewiesen.  Aus  der  gleich- 
mäasigen  Abnutzung  der  Zähne  wird  gefolgert,  das# 
hei  den  Megatheriden  alle  Zähne  zu  gleicher  Zeit 
hervorbrechen. 

Beinhardt,  J.  Beekrivelse  af  Hovedakallen  af  et 
Kaempedovendyr  Grypotherium  Därwinii  fra  La 
Platn- Lunden ea  plejstocene  Dannelser.  (Vidensk. 
Selsk.  Skr.  &ta  Raekke,  naturvidenskubelig  og 
matheroatisk  Afd.  12t«  Bd.IV,  Kjobenhavn  1879. 
S.  353 — 380,  Taf.  I u.  II.  Avec  an  resurae  fran$ais.) 

Verfasser  beschreibt  den  Schädel  von  Grypotherium, 
eines  grossen  zu  den  Megatheriden  gehörenden  neuen 
Genu»,  welches  aus  der  Patnpasformation  der  Argen- 
tinischen Republik  stammt.  Der  Hcliädel  ist  von 
höchstem  Interesse;  denn  wenn  sein  ltau  sich  auch 
im  Allgemeinen  an  den  der  Megatherien  ansrhliesst, 
so  weicht  er  doch  in  einer  Beziehung  weit  davon 
ab  nnd  zeigt  eine  Eigenschaft,  von  welcher  man  nur 
annähernd  ein  Aequivalent  bei  einigen  wenigen,  den 
Megatherieu  sehr  fern  stehenden  Tbieren  findet.  Dev 
Schädel  ist  auffallend  lang  und  schmal  und  in  seiner 
Medianlinie  erhebt  sich  am  Vorderrande  der  Inter- 
maxillaren  senkrecht  ein  schmaler,  hoher  Knochen, 
der,  in  der  Hohe  nach  hinten  biegend,  sich  mit  dem 
vorderen  Ende  der  Kasalia  verbindet.  Dieser  Knochen 
bildet  also  einen  rückwärts  gekrümmten  Bogen  und 
es  entsteht  dadurch  am  vorderen  Ende  des  Schädels, 
wenn  man  ihn  von  der  Seite  betrachtet,  ein  grosses 
Loch,  welches  umrahmt  wird  vorn  und  oben  von 
dem  gebogenen  Knochen,  oben  und  hinten  von  den 
Nasenbeinen,  hintcu- unten  von  dem  Oberkiefer  und 
unten  von  dem  Zwischenkiefer ; ein  Anblick,  wie  ihn 
uns  ungefähr  der  Schädel  der  mit  nur  theilweise  ver- 
knöcherter Nasenscheidewand  versehenen  Rhinoce- 
routen  darbietet.  Oben  greift  der  Kuoclienbogon  in 
Gestalt  einer  spitzen  Zunge  in  die,  einen  ent- 
sprechenden Ausschnitt  zeigenden  Nasenbeine  ein, 
und  articulirt  mit  ihnen  durch  eine  Naht;  er  kann 
also  nicht  auf  eine  abnorme  Entwückelung  der  Na- 
salia  zurnckgeführt  werden.  Unten  geht  er,  ohne 
dass  sich  die  Spur  einer  Naht  zeigte  iu  die  Inter- 
m axillaren  über.  Nun  gehört  der  Schädel  einem 
alten  Thiere  an ; es  wäre  daher  möglich , dass  der 
fragliche  Knochen  ursprünglich  selbständig  war  und 
erst  später  mit  dem  Zwischenkiefer  verschmolz.  Der 
Verfasser  ist  jedoch  mehr  geneigt,  denselben  als  eine 
Apophyso  der  Intermaxillaren  au fzu fassen , obgleich 
derartige  lange  Apophyseu  bei  anderen  Säugethieren 
nicht  bekannt  sind.  Die  Bedeutung  dieses  ganz 
eigenartigen  Baues  ist  schwer  zu  erkennen.  Den 
Bogeu  als  Träger  eines  Naseuhornes  zu  erklären, 
geht  nicht  an,  da  keinerlei  Bauchigkeit  existirt  uml 
der  ganz«  Vorder theil  der  Schnauze  auch  viel  weni- 
ger solide  wie  liei  den  Rhinocerouten  gebaut  ist. 
Ebensowenig  aber  mochte  mau  an  einen  Rüssel 
denken , da  der  Knochenbogen  den  dazu  nüthigen 
starken  Muskeln  wenig  Anhalt  bieten  konnte. 

Der  übrige  Bchädet  zeigt  nichts  Abweichendes. 

Zahuformel  • Alle  übrigen  üeuera  der  Mega- 


thervödrtu  haben  oben  5 — ^ Zähne;  nur  Coelodon  hat 
oben  gleichfalls  4 — 4,  die  aber  von  anderer  Form  als 
diejenigen  des  Grypotherium  sind.  Letztere  gleichen 
am  meisten  denen  des  Scleridotheriuni  und  Mylodon. 
Möglicherweise  ist  der  nur  unvollständig  bekannte 
Mylodon  Därwinii  Owen  unser  Grypotherium. 

Renovier.  Lea  Anthracotherium  de  Rochettc. 
(Ball.  soc.  Vaadoise  des  sc.  nat.  S6r.  2,  VoL  16, 
Nr.  81.  S.  140 — 148,  5 Taf.  Lausanne  1879.) 

Richter,  B.  Diluvium  bei  Saalfeld.  (Neuen 
Jahrb.  für  Mineral.,  Geol.  uud  Paläout.  Stuttgart 
1879,  Heft  8 und  9,  S.  850—851.) 

ln  der  Nähe  von  Raalfeld  wurde  im  Diluvium  mit 
deutlichen  Spuren  des  Menschen  eine  ansehnliche 
Fauna  von  Häugethieren  und  Conchilien  gefunden, 
die  namentlich  aufgefübrt  werden.  Der  Verfasser 
verheisst  weitere  Mittheilungeu. 

Römer,  P.  Uebor  einen  mit  dem  Unterkiefer 
vollständig  erhaltenen  Schädel  von  Rbinoceros 
tichorhinna  aus  dem  Diluvium  von  Gnadenfeld 
bei  Cosel.  (Neues  Jahrb.  für  Mineral.,  Geol.  und 
Paläout.  1878,  Heft  7,  S.  779—780.) 

Römer,  F.  Hippopotarous  major  aus  dem  älteren 
Rhein -Alluvium  von  Mosbach  bei  Wiesbaden. 
(25.  Jahreeber.  der  schlesisch.  Ges.  für  Vaterland. 
Cultnr.  Breslau  1878,  S.  62.) 

Roger,  O.  Liste  der  bis  jetzt  bekannten  fossilen 
Siiugethiere.  (Corr.-Bl.  zoolog.- min eralog.  Ver. 
zu  Regeusburg  1879,  Nr.  3 und  4,  S.  43 — 46.) 

Rolloeton,  G.  On  tbe  domestio  Pig  of  prehistoric 
times  in  Britain,  and  on  tho  mutual  relations  of 
t-kis  variety  of  Pig  and  Sus  scrofa  ferus,  Sus 
cristatus,  Sus  andamanenais  and  Sus  barbatus. 
(Tbe  transactions  of  the  Linnean  soc.  of  London, 
Ser.  2,  zoology.  VoL  1,  Part  5.  London  1877. 
S.  251—287,  Taf.  41—43.) 

Rooke,  Pennington.  On  a tootb  of  a Rhinocoros 
tichorhinus  found  at  the  entrnnce  to  the  Peak 
Cavern,  Castleton,  Derbyshire.  (Transactions  of 
tbe  Mauchester  geolog.  societv,  VoL  15,  Part  III 

-V.) 

Rütimeyor,  I*.  Die  Rinder  der  Tertiärepoche, 
nebst  Vorstudien  zu  einer  natürlichen  Geschichte 
der  Antilopen.  Tbeil  II.  (Abhandlangen  der 
schweizerischen  paläontologischen  Gesellschaft, 
Bd.  V,  1878,  4->.  Zürich,  S.  72—208;  4 Doppel- 
Tafeln.)  (Vergl.  im  voijährigen  Literaturbericht 
sub  Kütimeyer.) 

Der  zweite  Theil  den  nun  vollständig  vorliegenden 
Werke»  i»t,  neben  einigem  noch  auf  die  Antilopen 
Bezüglichen , den  Gruppen  der  Caprina  und  Bo- 
viua  gewidmet.  — Die  Antilopen  theilt  der  Ver- 
fasser in  die  fünf  Gruppen  der  Tragi  na  {Gemsen), 
de*  Oreotragus,  des  Cepha loplins,  der  Ga- 
zellen uud  des  Strepsicero»  ein. 

Im  Allgemeinen  kennen  wir  fossile  Antilopen  erst 
seit  mioc&ner  Zeit ; diese  Alteren  Formen  scheinen 
durchweg  ein  niedrigeres , mehr  hirschähnliche*  Oe- 
bi»at  als  die  neueren  zu  besitzen,  so  dass  auch  hier 


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Verzeichniss  der  anthropologischen  Literatur. 


ein  Beweis  für  die  schon  von  L artet  erkannte 
Erscheinung  vorliegen  dürft« , dass  im  Laufe  der 
Zeiten  eine  Bereicherung  des  Gebisses  nach  Umfiuigund 
Inhalt  statt  fand.  [Verghsub  Cope  „Ou  thigllWtl  ttt.*, 
der  eine  Reduction  in  cler  Zahl  der  Zähne  bei  den 
Unguiaten  nach weist.]  Weit  verbreitet  erscheinen  im 
südlichen  Europa  seit  der  Zeit  von  Pikermi  die  Ga- 
zellen, Ötrepsiccren  und,  aus  der  Familie  der  Gemsen, 
Vertreter  der  Oryxgruppe,  alles  Formen,  die  heut- 
zutage vorwiegend  oder  MMOllH— llrh  Afrika  be- 
wohnen. Diese  letzteren,  jetzt  nur  noch  auf  Afrika 
beschränkten  Formen  verschwinden  aus  den  nord- 
wärts vom  Mittelmeer  gelegenen  Gegenden  erst  in 
sehr  später,  pleistocäner  Zeit.  Als  recente  Bildungen 
sind  — SO  weit  bis  jetzt  bekannt  — die  Formen  von 
Oreotragus  und  Cepbalopbus  zu  betrachten,  mit  Aus- 
nahme freilich  des  indischen  Portas,  welcher  uns  be- 
reits ans  jung  tertiären  Schichten  Indiens  bekannt 
ist. 

War  schon  die  Anzahl  der  fossilen  Vertreter  der 
Antilopen  eine  geringe,  so  zeigt  sich  bei  der  die 
8chafe  und  Ziegen  umfassenden  Gruppe  der  Caprina 
eine  noch  weit  grössere  Armuth  an  fossilen  Gestalten. 
Um  so  stärker  tritt  unter  diewen  weuigen  die  eigen- 
thümliche  Form  aus  deu  Bivalik  - Hügeln  hervor, 
welche  Rü timet* er  mit  den  Kamen  der  Bucapra 
Davieaii  belegte ; ein  hornloser  Schädel , von  der 
Gröese  desjenigen  eines  Rindes,  aber  mit  Merkmalen 


versehen,  die  uns  nötbigeti.  Um  keiner  anderen  Ab- 
theilung als  der  der  Ziegen  zuzutheilen. 

Die  Gruppe  der  ßoviita  ist  vor  Allem  cha- 
rakterisiit  durch  das  mächtige  U eberwiegen  der 
ötimzone  des  Schädels  über  die  Scheitelregion,  wo- 
durch die  Hörner  rück*  und  auswärts  gedrückt  wer- 
den, so  dass  sie  fast  extracrauial  sich  «insetzen.  Die 
verschiedenen  Gradationen  dieser  Eigenschaft  benutzt 
der  ViffflftASSr  zur  Aufstellung  kleinerer  Gruppen,  die 
in  aufeteigender  Reihe  die  Namen  der  Buhalina, 
Bibovina,  Portacina  und  Taurina  tragen, 
von  denen  also  diejenige  der  Taurina  das  Extrem  in 
der  Ausdehnung  der  Stirnzone  repräsentirt.  Von 
diesen  Gruppen  sind  die  drei  letzteren  unter  einan- 
der weit  euger  verbunden  als  mit  deu  Buhalina.  Im 
Allgemeinen  verharrt  der  Verfasser  in  betreff  der 
lebenden  Rinder  bei  seinen  bereits  in  früheren  Ar- 
beitcu  niedergulegten  Anschauungen.  Kur  über  den 
Poephagus  (Vak)  modiAcirt.  der  Verf.  seine  frühere 
Ansicht,  derselbe  sei  am  innigsten  mit  dam  Rauling 
verbanden,  dahin,  dass  er  ihn  in  engere  Berührung 
mit  der  Gruppe  der  Taurina  bringt,  zwischen  wel- 
cher letzteren  und  derjenigen  der  Bisonten  er  mög- 
licherweise sogar  ein  Bindeglied  darstelle.  Die 
folgende  Tabelle  ist  bestimmt  die  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  der  lebenden  Bovin»,  wie  sie 
durch  die  Gestaltung  des  Schädels  zum  Ausdrucke 
gelangen,  wiederzugeben. 


Bubalina 


Bovina  s.  str. 


Probubalus 

Büffel  us 

Anoa 

sondaicus 

Bubalus 

indicus  (Arni) 

braobjeeros 

caffer 

Bibovina 

sondaicus 

indicus 

Poäphagns 

Bisontina 

Gau  ms 

Taurina  (Priiniff«oi»a  «nd 
laurina  j Raoen 

Nach  diesen  einleitenden  Bemerkungen  wendet  sich 
der  Verfasser  der  Untersuchung  der  fossilen  Rinder 
zu.  Aus  der  Gruppe  der  Bubalina  lehrt  er  uns 
zunächst  einen  eigenartigen,  als  „Aceroa-Porm*  eines 
Probubalu*  bezeichneten , Schädel  kennen,  welcher 
durch  den  fast  vollständigen  Mangel  der,  zu  bloesen 
Stummeln  reducirten  Höruer,  ausgezeichnet  ist. 
Wenn  auch  Hornlosigkeit  bei  leiernden  Büffeln  nicht 
bekannt  ist,  wenn  auch  die  übrigen  vom  Verfasser 
untersuchten  Vertreter  de«  Probubatus  (Hemibog 
Falconer)  triquetricornis  Btark  gehörnt  sind,  so  glaubt 
der  Verfasser  dennoch  diese  ungehörnte  Form  jener 
Species  zutheilen  zu  müssen.  — Von  speciellcm  In- 
teresse für  uns  sind  die  Bemerkungen , welche  der 
Verfasser  an  den  ans  dem  Diluvium  von  Danzig 
stammenden  Bubalus  (Uos)  Pallnsii  v.  Baer  knüpft. 
In  dieser  Form , welcher  er  nur  aus  Zweckmässig- 
keitsgründen eineu  besonderem  Artnamen  belässt, 
sieht  er  nichts  weiter  als  eine  Zwcrggestalt  des  Bu- 
balua  palaeindicns.  Freilich  stammt  letzterer  aus 
den  pliocänen,  vielleichtauch  poatplioeänen Schichten 
von  Nerhudda  im  westlichen  Hindoit&U , freilich 
kennen  wir  aus  dem  weiten  Länderstriche , welcher 
zwischen  diesem  Gebiet«  und  der  Gegend  von  Danzig 
liegt,  keinerlei  Ueberreste  von  Büffeln,  alter  der  Ver- 
fasser ist  doch  der  festen  Ueberzeugung,  dass  uns 
hier,  in  Zwerggestalt,  ein  directer  Nachkomme  jener 
nur  w'enig  älteren  Büffel  Indiens  vorlieg«. 


Portacina.  Hatte  nns  der  Verfasser  bereits  bei 
Probubalus  triquetricornis  gezeigt,  dass  innerhalb 
derselben  Species  eine  fast  hornlose  „Aceros  - Form“ 
neben  einer  gehörnten  möglich  ist,  so  Anden  wir 
dies  noch  schärfer  ausgeprägt  in  der  Gruppe  der 
Portacina  bei  dem  Genus  Leptobos.  Hier  sehen  wir 
bei  dem  indischen  L Falcoueri  ein«  horntragende 
und  eine  gänzlich  hornlose  Form.  Letztere  mit  we- 
sentlich modificirtem  Schädel,  denn  Hand  in  Hand 
mit  der  Hornlosigkeit  gellt  die  Unterdrückung  der 
Pneumaticität  der  Stirnzone,  die  Abplattung  des 
Hirmlacbes  und  vielleicht  auch  «in«  gestreckter« 
Gestalt  des  Schädels.  Auch  au*  Toscana  berichtet 
der  Verfasser  von  einer  hornlosen  Art,  dem  L.  Stroz- 
zii,  welche  dem  Val  d’Arno  entstammt;  er  erwähnt 
ferner  eines  Exemplare«  von  Bos  etnucns.  ans  wel- 
chem hervorgeht,  dass  auch  bei  dieser  Art  die  Stärke 
der  Bewaffnung  merklichen  Schwankungen  unter- 
worfen ist;  er  zeigt  schliesslich,  das»  auch  bei  leben- 
den Rindern  innerhalb  derselben  Art  neben  gehörnten 
bisweilen  hornlose  Individuen  erscheinen.  In  dieseu 
Erscheinungen  sucht  der  Verfasser  zwei  Falle  zu 
unterscheiden,  indem  er  einmal,  bei  der  Bucapra- 
und  der  Aceros-Form  de»  Leptobos  eine  ursprüngliche 
Hornlosigkeit,  da»  anderetnal  bei  dem  lebenden  Rinde 
(Yak,  Gallo  waj- Rind)  ein«  Hornlosigkeit  al*  Rückfall 
erkennen  zu  sollen  glaubt,  ( harakterisirt  würden 
beide  Erscheinungsweisen  dadurch  sein,  da*s  im  er- 


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150  Verzeichntes  der  anthropologischen  Literatur. 


»teren  Falle  — Hornkwigkeftt  als  Rtammplan  — die 
Pueumaticität  der  Stirn  Zone  ganz  unterdrückt  ist, 
während  im  letzteren  die  StirnsinuR  nur  an  der  Stelle 
des  Hornansatze»  verschwunden  sind.  Endresultat 
der  Untersuchung  i»t  der  Beweis,  das»  eine  Umwand- 
lung von  hornlosen  zu  gehörnten  Thieren  »ich  voll- 
zog und  das*  dies«*  Metamorphose  in  Indien  wie  in 
Toscana  im  weihen  Geleise  vor  «ich  ging.  Doch  noch 
in  systematischer  Hinsicht  ist  das,  was  der  Verfasser 
Luptobos  nannte,  wichtig;  deun  die  hora tragende 
Form  weicht  im  Schadelbaue  von  derjenigen  de» 
Bind«*  ah,  steht  dagegen  in  nächster  Verbindung 
mit  der  Portax  - Gruppe  der  Antilopen.  Trotzdem 
aber  darf  Leptobos  nur  als  ein  Rind  betrachtet  wer- 
den ; weniger  wegen  seiner  Grösse,  Mindern  weil  nach 
Rin  derart  die  Kl.irnzone  ein  so  entschiedene«  lieber* 
gewicht  über  die  Partetalzone  besitzt.  80  bilden 
denn  Leptobo*,- wie  auch  Ros  et  ruscus  ein  Bindeglied, 
durch  welches  die  indische  Antilope  Fortix  mit  den 
Rindern  <Bos)  in  nah«  Berührung  kommt. 

Dem  Werke  de*  Verfassers  ist  ein  inhaltsvolle* 
Schlusswort  beigefügt,  welches  zunächst  eine  l'eber- 
sicht  der  fossilen  und  lebendun  Rinder  enthält.  E* 
folgen  sodann  Bemerkungen  Über  die  geographische 
Verth eilung  der  Wiederkäuer,  über  ihre  heutigen 
Verbreitung»-  und  ihre  Schftpfungscentren.  Der 
Verfasser  macht  darauf  aufmerksam,  dass  es  der  Pa- 
läontologie nie  gelingen  kann  wirkliche  Bchöpfungs- 
centren  im  strikten  Sinne  des  Wortes  nachzu weisen, 
da  sie  niemals  Schöpfung,  das  ist  An  heben  neuer 
Linien,  sondern  stet*  nur  mehr  oder  weuiger  rasche 
Umbildung  des  schon  vorhandenen  Stoffe*  gewahren 
kann,  Indes»  könne  man  von  Ausgangspunkten  als 
vou  solchen  Orten  reden,  an  denen  sich  das  Schwer- 
gewicht der  Stamm-  oder  Jugendformen  von  natiir- 
liehen  Thierfamilien  zusamincnfludut.  So  ist,  wie 
die  foHüilen  Funde  in  Nebraska  beweisen,  der  Westen 
von  Nordamerika  der  Ausgangspunkt  für  di«  Came- 
liden,  obgleich  Kameel  wie  Lama  heute  weit  von 
diesem  Orte  verschlagen  sind.  Völlig  unsicher  ist 
noch  die  ursprüngliche  Heünath  der  Giraffen,  wäh- 
rend man  bei  derjenigen  der  Hirsche  bis  jetzt  nicht 
von  einem  Punkte,  sondern  von  einer  langgestreckten 
Linie  de*  Ausganges  reden  muss,  welche  »ich  von 
Westeuropa  nach  Ostasicn  und  Nordamerika  hinzieht. 
Von  dieser  Linie  strahlten  Ausläufer  nach  Rüden  und 
Norden,  nach  allen  Seiten,  Südafrika  einzig  ausgenom- 
men, aus.  Unsicher  lautet  das  Urtheil  über  Schafe 
und  Ziegen,  doch  weisen  das  Schwergewicht  ihm* 
heutigen  Vertretung  ebenso  wie  jene  primitive  Form 
der  Bucapra  Davieaii  auf  du»  centrale  Asien  hin. 
Mit  grö»serer  Gewissheit  können  wir  für  die  Anti- 
lopen, wenigstens  für  die  grosse  Mehrzahl  derselben, 
Afrika  als  Augangspunkt  betrachten.  Die  wenigsten 
Zweifel  schliesslich  bleiben  uns  bei  der  Frage  nach 
dum  Quellgebiete  der  Rinder.  Hier  weist  Allo», 
Verbreitung  in  Gegenwart  und  Tertiärzeit  sowohl, 
wie  Heimath  der  möglichen  Wurzelformeu  der  Rin- 
der: Portax  und  Tetraceros,  zunächst  auf  Indien 
hin.  — Ein  letzter  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit 
der  Art  des  Fortschritte»  der  geologischen  Metamor- 
phose. Als  solche  erkennt  der  Verfasser  den  Proceis 
in  den  Werkzeugen  der  Verteidigung  und  Ernäh- 
rung, nämlich  einmal  den  Fortschritt  von  hornlosen 
zu  bewaffneten  Gestalten , zugleich  »Wr  auch  den 
vom  einfacheren  zu  dem  reicheren  Gebisse.  Mit 
einer  Frag«  »nhliflMt  der  Verfasser.  Beine  Unter- 
Hiichungsmelhode  ist  begründet  auf  craniologiache 
Merkmale,  auf  das  Abwägen  der  Rolle,  welche  den 
verschiedenen  Zonen  des  Schädel»  an  der  Umhüllung 
de»  Gehirne»  zukommt.  Ist  nun  die  ganz«  Reihe 
von  Modificatiooen  der  festen  Schädelkapsel  nur  die 
üothwendige  Folge  unablässiger,  leiser  aber  unwider- 


stehlicher Umgestaltung  de*  Gehirne*  und  der  Ans- 
dehnuug  der  Muskelansätze  de»  Schädels? 

Ryder,  J.  The  gigantic  extinct  Arraadillos  and 
their  peculiaritieK,  with  a restoration.  (The  po- 
pulär Science  monthly,  Vol.  13,  1878,  Nr.  10. 
S.  189 — 145;  with  cuts.) 

Ryder,  J.  A.  0u  the  mechanical  generis  of  tootb- 
forius.  (Proceed.  of  tho  oc&demy  of  nat.  sc.  of 
»Philadelphia,  Part  I,  Jan.  — April  1878.  S.  45 
bis  81.) 

Sandborger,  P.  Ucber  Ablagerungen  der  Gla- 
cialzeit  und  ihre  Fauna  bei  Würzburg.  (Sepa- 
ratabdrufik  au»  den  Yerhandl.  dor  pbysik.  - mod. 
Gesellschaft.  Neue  Folge,  Bd.  14,  18  S.,  8*.) 

Im  Löss  bei  Würzburg  wurden  bishur  36  Arten 
fossiler  Wirbelthier«  (darunter  der  Mensch  mit  einer 
Plialange  vertreten)  gefunden.  Diese  Fauna  zeigt 
sich  als  durchaus  identisch  mit  derjenigen , welche 
wir  in  den  fränkischen  Höhlen  finden  and  welch«  in 
diluvialer  Zeit  nordwärts  durch  Thüringen  bi»  zun» 
Nordraud«  de*  Harz«»,  südwärts  dagegen  wohl  noch 
über  die  rauhe  Alp  verbreitet  war.  Da  nun  auch 
die  diluviale  Conchylienfauua  dieser  Laudstrecken 
dieselbe  ist,  so  führt  die»  den  Verfasser  zu  dem 
Behl  aase,  dass  auch  das  Klima  in  diesen,  von  plei- 
stoeänen  Gletschern  freigebliebenen  Theiien  Mittel- 
deutschlands überall  ein  gleiches  war.  Er  schätze 
die  damalige  mittlere  Jahrestemperatur  auf  -j-  3,50*  R-, 
welches  der  heutigen  von  St.  Petersburg  entsprechen 
würde,  während  die  jetzige  von  Würzburg  z,  B. 
-f-  8*  R.  betragt.  Des  Weiteren  schliefst  der  Ver- 
fasser au*  dem  Habit  us  der  ganzen  Fauna  auf  eine 
bewaldete , wasserreiche  Gebirgsgegend ; er  verneint 
also  einen  Steppencharakter  derselben,  weuu  er  auch 
zugiebt,  dass  die  Nager  möglicherweise  vereinzelt« 
steppenähnliche  Grasflächen  bewohnt  haben  mögen. 
Die  vereinzelten  Vorkommen  grösserer  Anhäufungen 
von  Nagerresten,  die  oft  in  Form  zusammengeballter 
Brocken  auftreten,  machen  di«  Annahme,  dass  wir 
in  ihnen  Reste  der  Mahlzeiten  von  Raubvögeln,  spe- 
ciell  von  Eulen,  vor  uns  haben  zu  einer  höchst 
wahrscheinlichen.  (VergL  sub  Nebring.  .Die  Raub- 
vögel etc.*) 

Sanson,  A.  Determination  spiicifiqtie  des  oase- 
xnents  fossiles  ou  anciens  de  Bovides.  (Corapt. 
rend.  Ac.  Sc.  Paris,  Tome  87,  Nr.  20.  S.  756 
bis  759.) 

Savago.  On  Mastodon  remains  in  Douglas  county. 
(Transact.  Kansas  Acad.  sc.,  Vol.  6,  1878.  S.  10 
bis  11.) 

Schmidt,  Max.  Beobachtungen  am  Orang-Utan. 
(Der  Zoologische  Galten,  Frankfurt  a»/M^  Jahrg. 
19,  1878,  S.  193—198,  225  — 233,  260— 27ü, 
329—331 ; Jahrg.  20,  1879,  S.  17—19,  50—54, 
83— 8G,  103—105,  178—180.) 

Bebilderung  der  Lebensgewohnheiten  des  Orang- 

Utan. 

Schwarze,  G.  Die  fosßilen  Thierresto  vom  Un- 
kelstein in  Rheinpreussen.  Bonn  1879.  (Ver- 
handlungen des  naturhistoribchen  Vereins  der 
preußischen  Rheinlande  und  Westphalens,  Jahr- 
gang 36.  Scparatabdrtick,  S.  1 — -39.) 


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15t 


Verzeichnis»  der  anthropologischen  Literatur. 


In  dem  don  Basalt  vom  Unkel  steine  tun  Rhein 
überlagernden  Löse«  fand  sich  eine  reiche  Anzahl 
fossiler  Thierreste,  die  vom  Verfasser  bestimmt  und 
eingehend  l>eschrieben  werden,  Hervorzuheben  ist 
die  relativ  grosBe  Anzahl  von  Vertretern  des  Equus 
caballus  fossilis,  welche,  wie  sich  aus  der  Vergleichung 
mit  den  Knochen  lebender  Thier«  ergiebt,  au  Grösse 
einem  mitlelgrosseti  Pferd«  der  Jetztzeit  gleichkommen. 
Ferner  der  liiutere  Theil  eine«  kolossalen  Hchädels 
von  Bo«  priscus  sowie  der  bereits  früher  von  F.  Kö- 
rner besprochene  und  seitdem  vom  Verfasser  mit 
grosser  Mühe  vom  anhängenden  Gesteine  befreit« 
Schädel  eines  Ovibos  mosch  atu« , der  nun  zu  den 
schönster  haltenen  Exemplaren  gehört.  — Alle  dort 
gefundenen  Thiure  müssen,  wie  der  Verfasser  aus  der 
Lagerung  schließt,  gleichzeitig  gelebt  haben. 

Soeley,  H.  G.  On  a femur  and  a huinerua  of  a 
small  Mamtnal  frora  the  Stoneafield  Slate.  (The 
quarterly  jonrnal  of  the  geological  soeiotv, 
Vol.  35,  Part  3,  Nr.  139,  Aug.  1„  1879.  S.  456 
bis  464.) 

Was  Säuget  liiere  anbetrifft,  so  kennen  wir  ans  dem 
Jura  von  Btonesfleld  bisher  nur  Schädelreste;  in 
vorliegender  Arbeit  werden  wir  zum  erstenmale  auch 
mit  einem  Femur  und  einem  Humerus  aus  diesen 
beinahe  ehesten  ääugetbierschichten  bekannt  gemacht. 
Der  Verfasser  neigt  sich,  nach  eingehender  Verglei- 
chung, der  Ansicht  zu,  du*«  uns  hier  Reste  einer 
Thierordn  trog  vorlägen , welche  nicht  die  echten 
Marsupialen,  sondern  die  Stammväter  derselben  re* 
pr&sentirte. 

de  Stefani , C.  Sülle  tracce  attribuite  all’  aorao 
pliocenico  nel  Sentsno.  (Atti  della  R.  accad.  dei 
Liocei  1877 — 1878,  Serie  3,  Vol.  IJ,  Disponsa  1. 
Roma  1878.  S.  17—23.) 

(.'apellini  hatte  im  Jahre  1W7Ö  das  Dasein  des 
Menschen  zur  pliocänen  Zeit  aus  den  vielbesproche- 
nen Schnitten  gefolgert,  welche  sich  an  Knochen 
einer  fossilen  Cetseae  (Balänotus)  beobachten  Hessen, 
die  bei  Siena  gefunden  waren.  Der  Verfasser  giebt 
nun  eine  genaue  Beschreibung  der  Schichten  folg« 
jener  Gegend ; er  stellt  fest , dass  nicht  nur  die  in, 
sondern  auch  die  über  und  unter  dem  Lager  des  BiiUiuo- 
tus  vorkommCDden  ConchÜien  zum  Theil  heutzutage  in 
ansehnlicher  Tiefe  leben , dass  also  di«  betreffenden 
Ablagerungen  keineswegs  litoral«  nein  können.  Den 
Gedanken  aber,  dass  diese  angeblich  von  Manschen 
zerschnittenen  oder  zerschlagenen  Knochen  an  der 
Küste  fortgeworfen  und  von  dort  aus  in  die  tiefere 
See  hineingespült  worden  seien,  hält,  der  Verfasser 
nicht  für  zulässig,  W'eil  dAs  Skelet  deB  Balänotus  in- 
tact  aufgefunden  wurde.  Auch  erklärt  der  Verfasser, 
dass  die  von  Capelliui  anscheinend  in  dem  Lager 
des  Balänotus  gefundenen  Stein waffen  von  der  Obtr- 
fläche  des  Bodens  harrührten , wo  sie  nicht  selten 
anzutreffen  seien,  dass  also  hier  ein  Irrthum  vorliege. 

de  Stefani,  C.  Süll*  epoca  degli  strati  di  Pi- 
kermi.  (Doll.  geol.  Itolia  1878.  S.  396.) 

v.  Stein,  Virchow.  Thierische  Moorfande.  (Ver- 
handlungen der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthro- 
pologie, Ethnologie  und  Urgeschichte.  Sitzung 
vom  22.  Juni  1878,  S.  275.) 

Storrcr,  J.  The  wild  white  Cattle  of  Great  Bri- 
tain.  An  account  of  their  Origin,  history  and 


* present,  state.  London,  Cassell,  Fetter  and  Gal- 
pin,  1879,  8°.  p.  378.  (VergL  sub  Cockß.) 

Studer,  Th.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hunde- 
racen  in  den  Pfahlbauten.  (Archiv  fiir  Anthro- 
pologie 1879,  Bd.  12,  Heit  1,  S.  67— 83,  Taf.  II.) 

Veranlassung  zur  vorliegenden  Arbeit  gab  dem 
Verfasser  di«  in  Bern  befindliche  reiche  Sammlung 
von  Tltierknochen  aus  den  Pfahlbauten  von  Lattri- 
gen am  Bieler  See.  Dort  fanden  sich  zahlreiche 
Ueberreste  vom  Hirsch,  Biber  und  Wildschwein;  in 
geringer  Zahl  solche  vom  Fuchs,  Marder,  litis  Reh, 
braunen  Bär  und  Bob  primigeuius.  Das  Pferd  fehlt 
bis  jetzt,  dagegen  ist  von  Hausthierea  da*  Rind 
reichlich  vertreten,  weniger  da«  Torfschwein  uud 
noch  »eiteuer  sind  Rest«  von  der  Ziege  und  dem 
ziegenförmigen  Schafe.  Unter  den  Rindern  besitzt  die 
Brachyceros-  und  Primigenius-Rac«  nur  wenige  Ver- 
treter; die  Mehrzahl  gehört  einer  der  Frontosus- 
Raco  sehr  nahestehenden  au.  Di«  ganze  Fauna  zeigt 
ein  Znrücktreten  der  Jagd  - gegen  die  Hausthiere 
und  unter  Letzteren  ein  Ueberwiegen  der  Culturrace 
(Frontosus)  gegenüber  den  ursprünglichen  (Brachy- 
ceros und  Primigetiius-)  Racen,  Es  folgt  daraus,  dass 
di«  Station  von  Lattrigen  keiner  ganz  alten  Epoche 
an  gehören  kann , wie  sich  d«nn  die  relativ  vorge- 
rückte Cultur  auch  durch  di«  Beschaffenheit  der 
Geräthe  zu  erkennen  giebt.  — Nach  dicken  Vorbe- 
merkungen wendet  sich  der  Verfasser  zu  der  Unter- 
suchung «ine»  nnsehnlichnn  Materiales  von  H ande- 
re« ten  au*  Pfahlbauten , deren  Resultat«  zum  Tbeit 
von  denen  Anderer  abweichet).  Wahrem!  der  Hund 
der  älteren  Steinzeit  eine  unveränderliche,  oonxtant« 
Race  darstellt,  kommt  in  der  jüngeren  Steinzeit  Le- 
ben in  dies«  starre  Form,  sie  gliedert  »ich  in  mehrere 
Zweig«.  8o  zeigen  sich  in  Lattrigen  eine  grosse, 
jagdhundähulich«,  eine  zweit«,  dem  windhundartigen 
Bronzehunde  näherxtehetide  Form . und  Uobergtinge 
dieser  beiden  untereinander  und  zum  Torfhunde. 
Der  Verfasser  neigt  sich  also  dem  Glauben  zu , »las* 
der  gross«  Hund  der  Bronzeperiode  nur  ein  Zücli- 
tungsprodukt  des  kleinen  der  älteren  Steinzeit  sei, 
und  das«  wir  in  den  mittelgrossen  Formen  der  jün- 
geren Steinzeit  die  Ueliergangsformen  zwischen  bei- 
den zu  sehen  haben.  K»  steht  diese  Ansicht  im  Ge- 
gensätze zu  der  von  Je i tele»  vertretenen,  nach 
welcher  der  Brouzehund  nicht  an  Ort  und  Stelle 
entstanden,  sondern  von  Indien  aus  eingeftthrt  wor- 
den »ei.  Ceber  die  Frag«  nach  der  Abstammung 
des  Hundes  der  ältesten  Steinzeit  dagegen  spricht 
sich  der  Verfasser  nicht  aus.  Er  weist  nur  auf  ein« 
recente  Hunderace,  den  Haushund  der  Papua*  de« 
Neu-Britannischen  Archipels,  welche  seiner  Ansicht 
nach  den)  Hunde  der  alten  Pfahlbauten  am  nächsten 
zu  stehen  scheint.  Der  Verfasser  wendet  sich  schliess- 
lich den  Veränderungen  zu,  welch«  sich  im  Lauf« 
der  Zeiten  an  wildlebenden  Cauiden  nach  weisen  las- 
sen. Er  zeigt,  dass  der  europäische  Fuchs  »eit  der 
Steinzeit  grösser  uud  stärker  wurde,  das«  dadurch 
auch  die  Muskelgräten  sich  mehr  entwickelten,  wo- 
durch nun  gewisse  Änderungen  in  der  Gestalt  de* 
Schädels  bedingt  wurden. 

Stricker , W.  Zur  Geschichte  der  Elephanten. 
(Zoologischer  Garten  1878,  Nr.  12,  $.380  bis 
382.) 

Thomson,  A.  Observation«  on  some  points  in 
the  osteology  of  an  infantile  Gorilla  skeleton. 
(Report  of  the  48.  inoet.  Brit.  Asaoc.  Dublin 
1879.  .8.  597—598.) 


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152 


Verzeicliniss  der  anthropologischen  Literatur. 


Thüngen.  Der  H»bo  (I.epos  tamidus),  dessen  Na- 
turgeschichte,  Jagd  und  Hege.  Berlin,  Wiegandt, 
Ilempel  und  Paroy,  1878,  8°.  431  S.,  20  Holz- 
schnitte. 

Tiddoman.  On  the  age  of  the  Hyaeua-bed  at 
the  Victoria  cave,  Bettle,  and  itz  beariug  on  the 
antiquity  of  man.  (The  journal  of  the  anthro- 
pological  institutu  of  Great  Britain  and  Ireland 

1878.  S.  165.) 

Tournouör.  Decouverte  de  denta  d’Hipparion 
danala  formation  tertiaire  supurieure  d’caudouce 
de  la  provinec  de  Coustantine.  (Bull.  soc.  geoL 
de  Frauen  1878,  Nr.  5,  8er.  III,  Tome  VI.  S.  305 
bis  306.) 

Zum  zweiten  Male  wird  die  Entdeckung  von  Hip- 
parionzähnen  aus  Afrika  gemeldet.  Die  Reste  wur- 
den als  dum  H.  graciltt  angehorig  bestimmt  uud 
rühren  aus  dem  oberen  Tertiär  der  Provinz  Constan- 
tia« her.  (Vergl.  tub  Pomel.) 

Turnor,  W.  On  the  placentation  of  the  Apes, 
with  a coinpariaon  of  the  structure  of  their  pla- 
centa  with  that  of  the  human  feraale.  (Philoao- 
phical  transactiona  of  tho  royal  aoc.  of  I^ondon, 
VoL  169,  Part  II,  for  the  year  1878.  London 

1879.  S.  523—562,  Tafel  48  und  49.) 

Die  Vergleichung  zwischen  dein  beschw&ngerten 
Uterus  des  Menschen  und  des  Maoacut  cyuomolgu* 
ergiebt  eine  UebereiUBtiniinung  in  der  Form  des 
Uterus,  in  der  Anordnung  der  fötalen  Häute  und  in 
der  diskonlen  Gestalt  der  Placenta;  doch  ist  letztere 
beim  Maoaeus  in  zwei  Lappen  getheilt,  während  sie 
beim  Menschen  ungetheilt  ist. 

Usaher,  H.  On  the  discovery  of  an  oeaiferoua 
cavern  near  (Jappagh,  Co.  Waterford.  (The  Zoo- 
logist a mouthly  journal  hy  Harting.  London, 
Ser.  3,  Vol.  3,  Nr.  32,  August  1879.) 

Vincent,  H.  M.  L'homme  et  le  Singe  a l’expo- 
sition  universelle  de  1878.  Nimes,  Clavel-Balli- 
vct.  et  Co.,  1879,  8®.  12  S.  (Extrait  du  Bull, 
»oc.  d’ütude  des  ac.  nat  de  N’imes,  Not.  1878.) 

Virchow.  Aff«  und  Mensch.  (Correspondeuhlatt 
der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte.  Nr.  9,  September 
1878,  S.  148—149  mit  Tafel  II.) 

Vogt,  Carl.  Die  Wanderungen  der  Tbiere  in 
ihrem  Verhältnis  zn  der  jetzigen  uud  früheren 
Vertheilung  derselben  auf  der  Erdoberfläche. 
(Weatermanu’s  Monatshefte.  Braunschweig,  Oc- 
tober  1879,  Nr.  277,  Bd.  47,  S.  49—61.) 

Volger,  O.  Uebar  einhußgo  Schweine.  (Zoolog. 
Garten  1878,  S.  284.) 

Wataon,  M.  and  Young,  A.  H.  On  the  ana- 
tomv  of  the  Elk  (Alces  malehis).  (Tho  journal 
of  the  Linnean  society,  Zoologv,  Vol.  14,  Nr.  76, 
October  31.  London  1878.  S.  371 — 390,  Tafel 
6 und  7.) 


Nach  eingehender  Untersuchung  aller  Organe 
kommen  die  Verfasser  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  Kich 
ein  echter , wenn  auch  von  dem  normalen  Typus 
etwas  abweichender  Gervide  ist , und  dass  daher  die 
Berechtigung,  für  Cervua  alces  ein  eigenes  Genus  zu 
schaden,  zweifelhaft  erscheint. 

Wongen,  v.  d.  Fund  von  drei  durch  Menschen- 
hand ^arbeiteten  Hirschgeweihstücken  aus  dem 
Diluvium  in  Schlesien.  (Correspondenzblatt  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie und  Urgeschichte,  Nr.  6,  Juni  1879,  S.  48.) 

Bei  Mond  schütz  unweit  Wohlau  in  Schlesien  wur- 
den in  echtem  Diluvium  drei  Hirschgeweihe  gefunden, 
deren  Bearbeitung  durch  Menschenhand  (zahlreiche 
glatte  Schnittflächen)  zweifellos  ist. 

Williams,  W.  On  Cervua  mogaceros.  (Report 
of  the  48.  MeeL  British  Assoc.  Dublin  1879. 
S.  537.) 

Wilckons,  M.  Wandtafeln  zur  Naturgeschichte 
der  Hanathiere.  Lief.  1,  24  Tafeln.  Das  Kind. 
Cassel,  bei  Fischer,  1778,  16  S-,  gr.  Fol. 

Wilckons , M.  Form  und  Leben  der  landwirt- 
schaftlichen Haustiere.  172  Figuren  im  Text 
und  42  Tafeln.  Wien  1878. 

Woldrich,  J.  Uebcr  dio  Caniden  aus  dem  Dilu- 
vium. (Separatabdrnck  aus  dem  33.  Bande  der 
Denkschriften  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Wien  1878,  S.  1—52.  Mit  6 Tafeln.) 

Von  der  Familie  der  Cauideu  sind  aus  dem  Dilu- 
vium Mitteleuropas  bisher  13  Formen  bekannt  , von 
denen  fünf  in  die  Section  der  Vulpiuae,  acht  iu  die- 
jenige der  Lupinae  gehören.  Der  Verfasser  giebt 
eine  geschichtliche  Uebersicht  von  der  allmälig  er- 
langten Kenntnis*  des  diluvialen  Wolfes  und  Fuchses 
und  bespricht  sodann  kurz  die  von  ihm  acceptirte 
systematische  Eintheilung  der  Caniden  Gray*.  Er 
zeigt  hierbei , dass  die  zahlreichen  lebenden  uud 
wohlgeschiedenen  Arten  von  Lupus  oder  Vulpes  eine 
grosse  Conformitftt  des  Skeletbaue«  besitzen , so  dass 
mau  besonders  Viel  der  Vergleichung  der  füefer  der 
verschiedenen  Species  auf  die  minutiösesten  Merk- 
male angewiesen  sei , wie  die«  bei  anderen  Familien 
der  Wirbeltiere  kaum  wiederkehre.  Der  Verfasser 
hält  es  daher  für  geboten  auch  bei  der  Unterschei- 
dung der  fossilen  Species  mehr  Gewicht  auf  kleine 
Differenzen  zu  legen.  Den  grösseren  Tlieil  der  Arbeit 
bildet  die  eingehende  Untersuchung  drei  neuer  fossi- 
ler Formen  von  Lupus,  des  L.  vulgaris  fossilis , L. 
spelaeua  uud  L.  Snessii,  auf  welche  eine  Besprechung 
der  fossilen  Arten  von  Vulpes  folgt.  Der  Arbeit  sind 
sechs  grosse  Tafeln  mit  Abbildungen  bei  gegeben. 

Woldrich,  J.  N.  Ueber  bearbeitete  Thierknochcn 
aus  der  Diluvialzeit.  (Mittheilungen  der  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien  1879,  24.  Juli, 
Nr.  7—8,  Bd»  9,  S.  196—202.) 

Die  Spuren,  welche  ein  Knochen  zeigen  muss,  um 
als  Beweismittel  für  den  Contact  mit  dem  Menschen 
zu  dienen,  sind  entweder  durch  Nagen  oder  durch 
Bearbeiten  mit  Instrumenten  entstanden.  Da  Kno- 
chen jedoch  auch  von  Thieren  benagt  werden , so 
bringt  der  Verfasser  in  Vorschlag,  dieselben  Knochen- 
arten  einer  Benagung  durch  Menschen  und  durch 
Thier«  zu  unterwerfen . um  durch  Vergleichung  auf 
etwaige  Unterschiede  in  der  Benagung-.- weise  zu  ge- 


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153 


Verzeiclmiss  der  anthropologischen  Literatur. 


langen.  B*i  der  Besprechung  bearbeiteter  Knochen 
wird  auf  mehrfache  Funde  solcher  in  angeblich  pli«>- 
eänen  Schichten  hingewiesen.  Es  werden  die  ver- 
schiedenen Fälle  besprochen,  unter  denen  Knochen 
Einschnitte/ etc.  zeigen  können,  ohne  dasB  Letztere 
wirklich  vom  Menschen  herrühren. 

Wreesniowski,  A.  Studien  zur  Geschieht«  des 
polnischen  Tur  (Bor  primigenius).  (Zeitschrift 
für  wissenschaftliche  Zoologie,  ßd.  30,  1878, 
Supplem.-Heft  3,  S.  493 — 556,  2 llolzschn.) 

— Die  natürlichen  Höhlen  ln  Bayern.  (Zeit- 
schrift f.  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns, 
Bd.  II,  Heft  IV.  München  1879,  S.  191—238, 
2 Tafeln  und  1 Karte.) 

Die  vorliegende  Arbeit  hat  vier  Verfasser.  Der 
erste  Thcil : Ueber  Bildung  von  HBhtea  in  Bayern 

rührt  von  Professor  Quem  hei,  der  zweite:  Das 
Zwergloch  und  Hasenloch  bei  Pottenstein  in  Ober- 
franken  von  Professor  J.  Ranke  her.  Der  dritte 
Theil,  von  Professor  Zittel,  handelt  von  der  an- 
thropologischen Bedeutung  der  Funde  iu  fränkischen 
Hohlen,  während  der  vierte  eine  von  Dr.  Nehring 
verfasste  Bearbeitung  der  Fossilreste  der  Mikrofauna 
aus  den  oberfränkischen  Höhlen  enthält.  Nach  des 
letzteren  Verfassers  Ansicht  sind  die»«,  nach  Tausen- 
den zählenden  Knöchelchen,  vorzugsweise  oder  gar 
ausschliesslich  durch  Eulen  zueaimnengefUhrt  worden. 
Aus  dem  Charakter  der  ganzen  Fauna  schliesBt  der 
Verfasser,  dass  ein  Theil  derselben  einer  älteren 
Periode,  nämlich  dem  Ende  der  Eiszeit  Angehöre, 
während  der  Rest  postglaclalcu  Alters  sei  und  den  Stem- 
pel einer  Waldfauna  trage,  was  auf  eine  fortschrei- 
tende Bewaldung  und  Milderung  des  Klimas  von 
Mitteldeutschland  während  der  postglacialen  Zeit 
hindeute.  Der  Besprechung  der  einzelnen  Arten  sind 
mehrfach,  wie  schon  bei  früheren  Arbeiten,  inslruc- 
tive  Bemerkungen  über  dfc  Bildung  der  Zahnwurzeln 
beigelügt.  — Seite  202  bis  206  der  Arbeit  enthält 
eine  Aufzählung  der  von  Professor  Ranke  bestimm- 
ten Reste  der  grosseren  'Wirbelthier«. 

— Der  Zoologische  Garten.  (Zeitschrift  für  Beob- 
achtung, Pflege  und  Zucht  der  Thiere.  Frank- 
furt a-M.  bei  Mahlau  und  Waldschmidt,  Jahr- 
gang 20,  1879.) 


Ausser  grösseren  Abhandlungen  enthält  die  ge- 
nannte Zeitschrift  so  viele  kleine  Notizen  und  Be- 
merkungen über  dam  Menschen  nahestehende  Thiere, 
dass  es  unthunlkh  erscheint  dieselben  einzeln  hier 
aufzuführen. 

— Neue  Höhlonfundo  In  Mähron.  (Mittheilun- 
gen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien, 
Bd.  9,  Kr.  7—8,  1879,  Juli,  S.  225.) 

Auf  dam  Berge  Kotouc  bei  Strandung  in  Mähren 
wurden  Ausgrabungen  iu  Höhlen,  die  vom  prähisto- 
rischen Menschen  bewohnt  waren,  veranstaltet.  Der 
Mensch  hat  dort  gleichzeitig  mit  dem  Mammuth  nnd 
dem  Höhlenbären  gelebt.  Es  wurden  Tausende  von 
Knochen  mul  Zähnen  dieser  Thiere  wie  des  Rhino- 
ceros,  Pferdes,  Reuthieres  etc.  gefunden. 

— TJn  nouvel  anthropoide  fossile.  (Revue 
d’authropologie,  Paul  Broca.  Paris,  S4r.  2,  T.  2, 
1879,  Fase.  3.  S.  575.) 

Kurze  Mittheilung  über  Paläopithecus  von  Siwahk, 
den  ersten  bisher  in  Indien  gefundenen  fossilen,  an- 
thropoiden AfTeu. 

— Fruchtbare  Begattung  eines  Hundes  mit 
einer  Katxo.  (In:  „Der  Naturforscher",  Jahr- 
gang 12,  Nr.  19,  8.  184  nach  Leinoigne  in  : 
Rendiconti  Reale  istitato  Lomb.,  Vol.  12,  Fase.  5, 

p.  210.) 

— Diseases  of  domostic  animal*.  (In  Report 
of  tbe  commissioner  of  agricultnre  for  the  year 
1877.  Washington  1878.  Government  priut- 
ing  offtce.  S.  382 — 527.) 

— The  bones  of  a Mastodon,  with  relics  of  the 
stone  age,  found  in  Ohio.  (The  American  anti- 
quarium,  VoL  1,  Nr.  1,  April  1878.  S.  54 — 65.) 

— Bären-  und  Benthierfunde  in  der  Mark. 
(Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 
Sitzung  vom  21.December  1878,  S.  433  und  434.) 


Archiv  fUr  Anthropologe.  Bd.  XII. 


20 


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I.  AUTORENREGISTER 


ZUM 

I BIS  XIL  BANDE  DES  ARCHIVS  FÜR  ANTHROPOLOGIE. 


Aeby.  Beiträge  zur  Kenntnis*  der  Mikroce- 

pbalie VI,  283.  VII,  1.  und  199 

Alten,  Fr.  v.  Mittheilungen  über  in  friesischen 
Landen  de«  Herzogthuma  Oldenburg  vor- 
kommende  Alterthümer  vorchristlicher 
Zeit VII,  157 

Andre«. 

Beferate: 

Verzeichnis*  ethnographischer  Karlen 

XI,  455 

Journal  de*  Museum  Godefftoy  XII,  90 
G Ätschet,  Adjectives  of  oolor  in  In- 
dian Languages XII,  263 

Askenasy. 

Referat: 

Wigand,  Der  Darwinismus  und  die 
Naturforschung Newton’«  und C u - 

vier'* VIII,  75.  u.  IX,  273 

Aipelin,  J.  R. 

Referat: 

Finländische  archäologische  Literatur 

von  1745  bi*  heute X,  425 

Baer,  G.  E.  v.  Von  wo  das  Zinn  zu  den  ganz 

alten  Bronzen  gekommen  sein  mag¥  IX,  203 
Beschreibung  der  Schädel,  welche  aus 
dem  Grabhügel  eines  bcythischen 
König*  auBgegraben  sind.  Mit  ein- 
leitenden Bemerkungen  von  Prof. 

L.  Stieda X,  215 

Bastian,  A.  Der  Steincultus  ln  der  Ethnogra- 
phie . ITI,  1 

Beck,  Dr.  L.  Da*  Meteoreisen  in  technischer 

und  culturgeschichtlicher  Beziehung  XII,  293 
Referate: 

St.  John,  The  prehistoric  uae  of 

irou  and  Steel  XI,  494 

Rolleston,  On  the  three  periods, 
kuown  as  tho  iron,  the  bronze  and 

the  Btone  age XI,  496 

Prähistorische  Eisenschmelz-  und 
8clmiiede«tÄtten  in  Mähren  . XII,  92 
Becker,  K.  v.  Die  sogenannten  Gelte  oder  Streit- 

meissei X,  139 

Bergkolz,  Dr.  J.  Ueber  Vererbung  ....  V,  131 
Bessel*,  E.  Einige  Worte  über  die  Inuit  (Eski- 
mos) de*  Smith-Sundes,  nebst  Bemerkun- 
gen über  die  Innit-Schädel  . . . VIII,  107 
Brucelius,  N.  G.  Die  antiquarischen  Funde  im 

Hafen  von  Ystad  (8chonen)  ....  V,  49 
von  CohanBen,  A.  Ueber  die  Cultur  der  Bronze- 
zeit, mit  be».  Beziehung  auf  die  Schrift 
von  Wibel:  Die  Cultur  der  Bronzezeit 

Kord-  und  Mitteleuropas I,  321 

Ein  Craniograph VIII,  103 

Archiv  fUr  Astbropologi*-  ((Uffistcr  ra  Bund  I.  — XII.) 


Dargan,  Dr.  L.  Zam  Problem  des  Ursprungs 

der  Ehe ....  XI,  125 

Davis,  J.  B.  Ueber  makrokephalo  Schädel  und 
über  die  weibliche  8chädelfonn.  Brief- 
liche Mittheilung  an  A.  Ecker  . . II,  17 
Desor,  E.  Ueber  die  Dolmen,  deren  Verbreitung 

und  Deutung I,  261 

Ecker,  A.  Die  Berechtigung  und  die  Bestim- 
mung des  Archivs I,  1 

Skelet  eines  Macrocepliaius  in  eiuem 
fränkischen  Todtenfelde  ....  I,  75 
Ueber  eine  charakteristische  Eigen- 
thümlicbkeit  in  der  Form  des  weib- 
lichen Schädels  und  deren  Bedeu- 
tung für  die  vergleichende  Anthro- 
pologie   I,  81 

Erwiderung  auf  da*  (I,  17)  mitge- 
theilte Schreiben  von  J.  B.  Davis  II,  110 
Einige  Bemerkungen  über  die  Skelet- 
rette  ans  den  Grabstätten  beim  Hin- 
kelstein an  weit  Monsheim  und  Ober- 
ingelheim   III,  127 

Zur  Eutwickelungsgeschichte  der  Fur- 
chen und  Windungen  der  Großhirn- 
hemisphären im  FOtns  des  Men- 
schen   HI,  203 

Die  Höhlenbewohner  der  Rennthierzeit 
von  les  Eyzies  (Höhle  von  Cro- 
Magnon)  in  Perigord  nebst  einigen 
Bemerkungen  über  das  Verhältnis« 
der  Craniologie  zur  Ethnologie  IV,  109 
Ueber  die  verschiedene  Krümmung  des 
Schädel  rohr*  und  über  die  Stellung 
de»  Schädels  auf  der  Wirbelsäule 
l>eim  Neger  und  beim  Europäer  IV,  287 
Ueber  die  Excision  der  Clitoris  bei 
afrikanischen  Völkerschaften  • ■ V,  225 
Pseudo-Pfahlbau  im  Schluchsee  . VI,  307 
Einig«  Bemerkungen  über  einen 
schwankenden  Charakter  in  der  Hand 

des  Menschen VIII,  67 

Ueber  eine  menschliche  Niederlassung 
aus  der  Rennthierzeit  im  Lös*  de* 
Rheinthals,  bei  Munzingen  unweit 

Freiburg VIII,  67 

Zur  Kenntnis*  der  Wirkung  der  Sko- 
üopädie  des  Schädels  auf  Volumen, 
Gestalt  und  Lage  des  Grosskim» 
und  »einer  einzelnen  Theile  • IX,  61 
Ecker,  A.  und  Dr.  Rehmann.  Zar  Kenntniss 
der  quaternären  Fauna  des  Donautha- 

lea . IX,  81.  und  X,  399 

Ecker,  A.  Zar  argesc  hiebt  Lichen  und  culturge- 

schichtlichen  Terminologie  ....  IX,  97 

1 


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2 


L Autorenregister. 


Ecker,  A.  Zur  Statistik  der  Körpergrösse  im 

Grosshereogthum  Baden  . . . IX,  257 
Zur  Kenntnisa  de»  Körperbau«»  frü- 
herer Einwohner  der  Halbinsel  Flo- 
rida   X,  101 

lieber  den  queren  Hinterhaupt*  wulst 
(Torus  occipitalis  t raus  versus)  am 
Schädel  verschiedener  auBsereuru- 

pftischer  Völker X,  115 

A.  R.  Wallace,  lieber  Entstehung 
und  Entwickelung  der  modernen  An- 
schauungen , betreffend  Alter  und 
Ursprung  de«  hleuKclien  • ♦ * . X,  141 
Zur  Kenntnis*  der  Beatatiungsfor- 

men  . - ...  X,  144 

Ueber  die  Methoden  zur  Ermittelung 
der  topographischen  Bezieh  uugeu 
zwischen  Hirnoberflftche  und  Schä- 
del   X,  233 

Ovibos  fossil»  (Hü time}* er)  in  dem 
quaternären  Knochen lager  von  Lan- 

genbrunn . . . . . X,  326 

Ueber  prähistorische  Kunst  . . XI,  133 
Rückblick  auf  K.  E.  v.  Baer's  Antheil 
An  der  Gründung  d«*s  Archivs  für 

Anthropologie XI,  173 

Ein  neu  atifgefundeneB  Bild  eines  HO- 
genannten  Haarmenschen  (i.  e.  eines 
Falles  von  HypertricliosLs  univer- 
sal»)   XI,  176 

Ueber  gewisse  Ueberblt-.ihsel  embryo- 
naler Formen  in  der  Steissbeingegend 
beim  ungeborenen,  neugeborenen  und 
erwachsenen  Menschen  . . . XI,  261 
Der  Hteisshaarwirliel  (Vertex  coccy- 
geu»),  die  Bteiasbeinglaze  (Gl&hella 
coccy g«*a)  und  das  Steissbeingrübchen 
(Fov«*ola  cnocyge»),  wahrscheinliche 
Ueberbleibsel  embryonaler  Formen, 
in  der  SteiBsbeingegend  beim  unge- 
borenen, neugeborenen  und  erwach- 
senen Menschen XII,  129 

Referate: 

Einige  Bemerkungen  über  fränkische, 
alemannische,  schwedische  und  rö- 
mische Schädel,  mit  Beziehung  auf 
»eineSchrift  „Craniae  gertnanicae"  I,  277 
John  T hu rn a m,  Ueber  zwei  Haupt- 
formen  britischer  imd  gallischer 

Schädel I,  261 

Flower  and  Murie  account  of  the 
dissection  of  a Bushwoman  . III,  142 
Baker.  The  Races  of  the  Nile  Bas- 
sin   m,  144 

von  Luschka,  Koch,  Götte, 
Goertz,  Anatomische  Untersu- 
chung ein«»  Buschweib«  . . . III,  308 
Wallace,  Zur  Kenntnis«  der  natür- 
lichen Zuchtwahl VT,  333 

Langer,  Wachsthnm  des  menschli- 
chen Skelets  mir  Bezug  auf  den 

Riesen  V,  352 

Zur  Geschichte  tier  Küsse  der  Chiue- 

sinnen V,  355 

Ueber  eine  angeblich  noch  heutzutage 
in  Deutachlaud  bestehende  Sitte 
künstlicher  Abplattung  der  weib- 
lichen Brust V.  355 

Fritsch,  Die  Eingeborenen  Süd- 
afrikas   VI,  i5i 

Darwin,  Der  Ausdruck  der  Gemütha- 
liewegungon  beim  Menschen  uu«l  den 
Thieren VI, 


Ecker,  A. 

R eferate: 

Van  d«‘r  Kimlore.  Recherche«  sur 
l'Ethnologie  de  la  Belgique  . . VI,  233 
Congr&s  international  d’ Anthropologie 
et  d'Archeologie  prehistoriques  VI,  234 
Lubbock,  Die  vorgeschichtliche  Zeit, 
erläutert  durch  die  Ueberreste  de« 
Alterthums  und  durch  die  Sitten  der 

Wilden VI,  143 

Bacr,  Der  vorgeschichtliche  Mensch 

VI,  143 

Perty,  Die  Anthropologie  . . . VI,  144 
Marsh  all,  A phrenologist  amongst 

the  Todaa VI,  146 

Oberländer,  Westafrika  vom  Sene- 
gal bis  Bengnela VI,  146 

Keller,  Archäologische  Karte  der 

Ostschweiz  VI,  147 

Koel,  Die  materielle  Grundlage  de« 

Seelenlebens VIII,  63 

Kopernicki,  Schädel  der  Hügelgrä- 
ber Galiziens IX,  116 

Mitlhcilungen  A.  B.  Meyer’s  aus  dem 
Dresdener  zoologischen  Museum  IX,  119 
Virchow,  Ueber  einige  Merkmale 
niederer  M«u»chenra?en  . . , IX,  120 
Vornean,  Le  Lass  in  daus  les  soxes 

et  dans  los  races  IX,  122 

C.  E.  v.  Baer,  Reden  und  Aufsätze  IX,  236 
Radenhausen,  Osiris,  Weltgesetze 

in  dor  Erdgeschichte X,  187 

And  ree,  Ethnographische  Paralle- 
len   XI,  365 

Poesche,  Die  Arier XI,  365 

Pelikan,  Ueber  das  Skopzenthum  in 

Russland XI,  496 

Fischer,  H.  Ueber  die  ln  den  Pfahlbauten  ge- 
fundenen Nephrite  und  nephritähnlichen 

Mineralien X,  337 

Hat  die  Annahme  einer  besonderen 
Periode  der  behauenen  Steinwerk- 
zeuge  für  die  vorgeschichtliche  Zeit 
eine  Berechtigung?  ....  VIII,  239 
Die  Mineralogie  als  Hilfswissenschaft 
fti  r Archäologie.  Ethnographie  u.  s.  w. 
mit  besonderer  Berücksichtigung 
mexikanischer  Skulpturen  X,  177.  u.  345 
Ueber  die  Herkunft  der  sogenannten 
Amazonensteine  sowie  über  das  fa- 
belhafte Amazonenvolk  . . . XII,  7 
Ueber  prähistorische  Kieselwerkzouge 

Xn,  273 

Ueber  Timur's  (Tamerlan’s)  Grabstein 

aus  Nephrit XU,  469 

Referate: 

W i b e 1 , Die  V erüuderungen  der  Kno- 
chen bei  langer  Lagerung  im  Erd- 
l>oden  und  die  BeHtimmung  ihrer 
Lagcnwgszeit  durch  die  chtunische 

Analyse IV,  128 

Aeby,  Ueber  die  unorganische  Me- 
tamorphose der  Kuochensubstanz, 
d Argethan  an  schweizerischen  Pfahl- 

bautenknochen IV,  338 

Nicolucci,  Anni ed utensili in pietra 
della  Troadt* XU,  537 

Fligier,  Dr. 

Referat: 

Ujfälvy  de  Mezö-Kövesd,  Le 
Syr- Daria XII,  535 


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230 


I.  AutorenregiBter. 


Fr  aas,  O.  Beiträge  zur  Cnlturgeechichte  dee 

Menschen  während  der  Eiszeit  . . II,  22 
Beiträge  zur  t'ulturgeschichte  ans 
scli wäbisclien  Höhlen  entnommen  V,  173 
Referate: 

J ent  zach,  Ueber  das  Quartär  der 
Gegend  von  Dresden  und  die  Bil- 
dung des  Löss  im  Allgemeinen  VI,  143 
Fuchs,  Feber  eigen  tbfimlicbe  Stö- 
rungen in  den  Tertiärbilduugen  des 

Wiener  Beckens VI,  143 

• Mnrenzi,  Fragmente  über  Geologie 

oder  die  Einsturzhypotbese  . . VI,  llfi 
Frantzius,  A.  v.  Ueber  die  Eingeborenen  Co- 

starikas IV,  22 

Seblussbemerkungen  zu  liurtogh’a 
Abh.  über  die  Frage:  Haben  die 

Phönizier  Amerika  gekannt?  . VII,  Eil 

Die  Wetzikon-Htäbe IX,  lila 

Die  U rheimath  des  europäischen  Haus- 
rindes   X,  122 

Referate: 

Bell,  On  the  native  race  of  New- 

Mexico IV,  1dl 

Berundt,  Report  of  Exploration  in 

Central- America IV,  L13 

Schiern.  Ueber  den  Ursprung  der 
Siege  von  den  goldgrabenden  Amei- 
sen   VI,  21Z 

Fescliel,  Völkerkunde  ...  VI,  147 
Vom  Amazonas  und  Madeira  VIII,  22 
Ban  kr  oft,  The  Native  racei  of  the 
Pacific  States  .......  VIII,  243 

IL  Fischer,  Nephrit  und  Jadeit, 
mineralogisch  und  urguschirhtlich 

VIII,  a 21 

F.  Lenormant,  Die  Anfänge  der 

Coltur IX,  1G2 

Bankroft,  The  Native  racus  of  the 

Pacific  States IX,  124. 

Bovd  Dawkins,  Die  Höhlen  and 
die  Ureinwolmer  Europas  . . IX,  223 
Kinkelin,  Ueber  die  Eiszeit  ■ X,  1 0 J 
B er  an  dt.  Ob  Um  OantM  of  ancient 
Civiliaation  in  Central  Amerika  X,  Läi 
Archivos  do  Museu  National  do  Rio 

de  Janeiro X,  im 

Engelbrecht,  DeWineta  deperdito 
Pomerauoruin  emporio  cominenta- 

tio X,  IM 

F riudel,  Dr.  E.  Ueber  Knochenpfeile  aus  Deutsch- 
land   V,  m 

Gen  the,  Dr.  H.  Ueber  den  etruskischen  Tausch- 
handel nach  dem  Norden  ....  VI.  Ml 

Gen  the  (Corbach).  Etruskisches IX,  121 

Gerland,  G. 

Referat:  Waitz,  Anthropologie  X,  529 
Gildemeister,  Dr.  J.  Zur  Verständigung  über 
ein  gemeinsames  Verfahren  bei  der 

Scliftdelnu’seung X,  1 

Ein  Beitrag  zur  Kcuntniss  nordwest- 
deutscher  Schädelfonnen  . . . XI,  2Il 
Zur  Höhenmessung  des  Schädels  XII,  449 
Gottschan.  Dr.  Neuer  Me.-saparut  für  photo- 
graphische Aufnahmen  von  Lebenden 
und  von  Schädeln  oder  Skelette»  . XII,  232 
Greppin,  Dr.  J.  B.  Drei  neue  Stationen  des 
BtdllltMl  in  der  Umgegend  von  Basel 

VHI,  122 

Grewingk,  C.  Zur  Archäologie  des  Balticum 

und  Russlands  . . VII,  22.  X,  12»  und  222 


Griesbach,  C.  Antiquarische 'Funde  in  Ungarn 

und  Krain  III, 

Uamy,  Dr.  in  Paris.  Erwiderung  auf  die  „Be- 
richtigung* von  Herrn  Dr.  A.  B.  Meyer 

DE, 

Hartogh,  Heys  van  Zouteveen.  Haben  die 
Phönizier  oder  Carthager  Amerika  ge- 
kannt ? VII, 

Hartung. 

Referat : 

Geikie’s  grosse  Eiszeit  und  ihre  Be- 
Ziehung  zum  Alter  des  Menschen- 
geschlechts   X, 

Hefftler,  Dr.  F.  Die  Grosshirnwindnngen  des 
Menschen  und  deren  Beziehungen  zum 

Schädeldach X, 

Heilwald,  1L  v. 

Referate : 

Paolo  Mantegazza,  Quadri  della 
natura  umana,  feste  ed  ebbrezze. 

Milano  1871 V, 

Reich,  Ed.,  Der  Mensch  und  die 

Seele VI, 

Gedanken  über  die  SociAlwissunschaft 

der  Zukunft VT, 

Pubblicazkoni  del  circolo  geographico 

italiano VI, 

Friedr.  Müller,  Allgemeine  Ethno- 
graphie   VT, 

Caspari,  Urgeschichte  der  Mensch- 
heit   VI, 

Paul  Bataillard,  Les  demiers  tra- 
vaux  relatifs  aux  Bohemiens  . VI, 
Corazzini,  I tempi  preistorici  VI, 
His,  W.  Beschreibung  einiger  Schädel  altschwei- 
zerischer Bevölkerung  nebst  Bemerkun- 
gen über  diu  Aufstellung  von  Schädel- 

typen I, 

Die  Theorien  der  geschlechtlichen 
Zeugung  . . IV,  197.  317.  und  V, 
Ueber  die  Horizontalebene  des  mensch- 
lichen Schädeln.  Briefliche  Mitthei- 
lung an  A.  Ecker IX, 

Referat: 

Lotze,  Mikrokosmos.  Ideen  zur  Na- 
turgeschichte und  Geschichte  der 

Menschheit IV, 

Hölder,  IL  v.  Beiträge  zur  Ethnographie  von 

Württemberg . II, 

Ueber  die  in  Deutschland  vorkommen- 
den, von  Herrn  Virchow  den  Frie- 
sen zngesprochenen  niederen  Schä- 
delformen   XII, 

Hostmann,  Ch.  Zur  Kritik  der  Cultorperioden 

IX, 

Zur  Technik  der  antiken  Bronzein 

dnstrie X. 

Hohe«  Alter  der  Eisenverarbeitung  in 

Indien X, 

Die  Metaliarbeituu  von  Mykenä  und 
ihre  Bedeutung  für  diu  Geschichte 

der  Metallindustrie XII, 

Referate: 

Hildnbrand,  Das  heidnische  Zeit- 
alter in  Schweden VlJU« 

Sch  wein  furt,  Artei  africanae  . X, 
Huxley,  Th.  1L  Ueber  zwei  extreme  Formen 
des  menschlichen  Schädels  .....  I, 
I bering,  IL  v.  Ueber  das  Wesen  der  Prognathie 
und  ihr  Verhältnis  zur  Schädelbasis  V, 
Zur  Einführung  von  (>*cillation9expo- 
ucntcu  in  der  Kraniometrio  . . X, 


3 

227 

21k 

m 

142 

242 

4M 

1 30 

122 

158 

221 

224 

222 

142 

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271 

120 

SlL 

212 
1 R-r. 

41 

412 

421 

27H 

421 

342 

332 

411 


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L Autorenregister. 


Jacob,  Dr.  O.  Die  Gleichberge  bei  Roemhild 
( Herzogt  h um  Meiningen)  und  ihre  prä- 
historische Bedeutung  X,  261.  and  XI,  Hl 
Jensen,  Dr.  J.  Der  stereoskopisch-geometrische 

Zeichenapparat  IV,  2.33 

Zur  Lehre  von  den  topographischen 
Beziehungen  zwischen  Hirnober- 
fläche und  Schädel.  Briefliche  Mit- 
t heil  urig  an  A.  Ecker  ....  X,  4Iü 
Junker,  Dr.  F.  Kien -Lien,  Die  goldene  Lilie. 

Eine  Beschreibung  der  Zergliederung 
eine*  künstlich  verkrüppelten  Chineaen- 

fasse» VI,  213 

Keller,  0. 

Referat: 

v.  Maack,  Die  Entzifferung  de* 

Etruskischen  • VI,  Lüfi 

van  der  Kinder*. 

Referat: 

Anthropologische  Literatur  Belgiens 

X,  IM 

Kolm,  Albin.  Die  Bieneukorbgräber  bei  Wrö* 

blewo ix,  2£1 

Neuere  Gesichtaurm-nfunda  ...  X,  13 
Zwei  Funde  im  Posenscbeu  im  Jahre 

i»7« ia 

Kollmann. 

Referate: 

v.  Holder,  Zusammenstellung  der  ln 
Württemberg  vorkommenden  Schä- 

del  formen X,  XZ1 

V.  Lcnhosslk,  Künstlich«  Bchldel- 

Verbildungen XI,  a&j 

Kopernicki,  J.  Heber  den  Bau  der  Zigeuner- 

scbädtsl V,  267 

Krau»,  F.  X. 

Referat: 

Lenormnnt,  Di»*  Geheimwiseenschaf- 

ten  Asiens XII,  3KO 

Krause,  W.  Ueber  die  Aufgaben  der  wissen- 
schaftlichen Kraniometrie I*  251 

Bemerkungen  zur  wissenschaftlichen 

Kraniometrie ITT,  137 

Kulischer,  M.  Die  commonale  „Zeitehe"  und 

ihre  Uaberreste XI,  213 

Landzert,  Th.  Welche  Art  bildlicher  Darstel- 
lung braucht  der  Naturforscher?  . . II,  ] 
Langerhans,  Dr.  P.  Heber  die  heutigen  Be- 
wohner de«  heiligen  Landes  VI,  2$,  u.  V,  201 
Lederle,  Dr.  J.  Ein  Negerschädel  mit  Stirn- 
naht, beschrieben  und  verglichen  mit  kJ 

anderen  Negerschädeln VIII,  177 

Letourueux.  Sur  les  Monuments  fun^mires 
d’Algcrie  orientale,  Lettre  ä Mr.  E. 

Desor U,  MI 

Liebe,  K.  Th.  Die  Lindenthaler  Hyänen  höhle 
und  andere  diluviale  Knochenfunde  in 

Ostthüringen IX,  IM 

Lindenschmit,  L.  Die  deutsche  Alterthums- 
fbrschung.  L Ein  Blick  auf  ihre  seit- 
herige Entwickelung L 43 

Das  Gräberfeld  am  Uinkelstein  bei 
Monsheim,  einer  der  ältesten  Fried- 
höfe des  Rheinlande«  ....  III,  1Q| 
Bemerkungen  zu  der  antiquarischen 
Untersuchung  von  Dr.  v.  Maack 

(Arch.  III,  2«7^ IV,  M 

Zur  Beurtheilung  der  alten  Bronze- 
funde diesseits  der  Alpen  und  der 
Annahme  einer  nordischen  Bronze- 
cultur VIIJ,  ifii  | 


Lindenschmit,  L.  Entgegnung  auf  die  Bemer- 
kungen des  Herrn  Sophus  Müller  zu 
meiner  Beurtheiluug  der  Bronzecultur 
und  des  Dreiperindenxystetns  . . . IX,  141 
Ueber  die  Thierzeichnungen  auf  den 
Knochen  der  Thayinger  Hohle  IX,  173 
Schlussbcmerk ungen  zu  den  Erörterun- 
gen über  die  Bitmaefrage  . . X,  QZ 
Entgegnung  auf  die  im  Namen  der 
antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich 
von  Herrn  Professor  J.  J.  Müller 
herausgegebenu  „Oeffuiitliolic  Erklä- 
rung" über  die  bei  den  Thayinger 
Höhlenfunden  vorgekoinmene  Fäl- 
lung   X,  323 

Referate: 

Decouverte  d'unc  fonderie  celtiqq«  (äge 
du  Bronze)  dan»  le  village  de  Lar- 
naud  pre*  de  Lons-ie-  Saunier 

(Juni) II*  Hfl 

Moritz  Wagner,  Ueber  da9  Vor- 
kommen von  Pfahlbauten  in  Bayern, 
nebst  einigen  Bemerkungen  hinsicht- 
lich de»  Zweckes  und  Alters  der 
vorhistorischen  Seeansiodelungeu 

n,  asi 

M.  Wanner,  Das  alemannische  Tod- 
tenfold  bei  Schlcitbeim  und  die  dor- 
tige römische  Niederlassung  . II, 
Lissauer.  Ueber  die  Ursachen  der  Prognathie 

und  deren  exacten  Ausdruck  ...  V,  4o« 
Lucae,  G.  Die  Stellung  des  Uumeruskopfes  zuin 
Ellen  bogeugelenk  beim  Europäer  und 

Neger 223 

Der  Fass  eines  japanesisclien  Beil- 
tänzers   m 

Noch  Einige«  zum  Zeichnen  natur- 
historischer  Gegenstände  . . . VI,  1 

Affen-  und  Menschenschädel , im  Bau 
und  Wachsthum  verglichen  . VI,  Lj 

Maack,  Dr.  v.  Sind  da«  Stein-,  Bronze-  und 
Eisenalter  der  vorhistorischen  Zeit  nur 
die  Entwickelongsphasen  des  Culturzu- 
standes  eiues  Volkes,  oder  sind  sie  mit 
dem  Auftreten  verschiedener  Völkerschaf- 
ten verknüpft? TTT  267 

Martin,  E. 

Referat: 

Geiger,  Der  Ursprung  der  Sprache 

IV,  13g 

Mehlis,  Dr.  C.  Die  Houbirg  im  PegnJtzthale 

TT  XI.  189 

Ein  Urnenfund  von  Erpolzheim  in  der 

Pfalz 1 

Merk,  K.  Erwiderung  an  Hrn.  Lindenschmit, 
Redacteur  de«  Archivs  für  Autliropolo- 
gie,  von  dem  Entdecker  des  Thayinger 
Höhlenfandes  ..........  fx, 

Mestorf,  J.  Die  Fabrikation  der  sogenannten 

jütischen  Tatertöpfe XI, 

Referate: 

Schwedische  Literatur  .....  VL 

Sophus  Müller,  Funde  ans  der  äl- 
teren Eisenzeit  ......  VIII, 

Engelhard,  Klassisk  Industrie  iOld- 

VIII, 

N ilssou,  Samlede  skrifter  . . . LX, 
Tidskrift  for  Antropologie,  Stockholm 
IX 

Mittheilungen  aus  der  skandinavischen 
anthropologischen  Literatur  . XI, 

Meyer,  Dr.  A.  B.  Berichtigung  (die  Papua«  be- 
treffend)   DC , IM 


269 

453 

lil 

153 

314 

122 

123 

idfl 


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L Autorenregiater.  5 


Meyer,  IL  Beitrag  rar  Kenntniss  der  Esthen- 

schädel  VIII,  211 

Meyn,  L.  Geognostisch*  Bestimmung  der  Lager- 
stätte von  Feuersteinsplittem  bei  Bram* 

stedt  in  Holstein III,  21 

Maller,  Bophas.  Dr.  Holtmann  and  daB  nor- 
dische Bronzealter,  zur  Beleuchtung  der 

Streitfrage IX,  \21 

Zur  ßronzealterfruge.  Notizen  zu  den 
Gegenbemerkungen  der  Herren  Pro- 
fessoren Genthe,  Lindenschmit 

und  Hoitmann X,  27 

Naumann,  E.  Die  Fauna  der  Pfahlbauten  im 

StAruberger  See VIII,  1 

Nehring,  Dr.  A.  Die  quaternären  Faunen  von 
Thiede  und  Westeregeln  nebst  Spuren 
de«  vorgeschichtlichen  Menschen  X,  359. 

und  XI,  1 

Pansch,  A.  Ueber  die  typische  Anordnung  der 
Furchen  und  Windungen  auf  den  Gross- 
hirnhemispharvu  des  Menschen  und  der 

Affen III,  221 

Bericht  über  einen  bei  Ellerbeck  am 
Kieler  Hafen  aufgefundenen  alten 

Torfschädel VI,  m 

Referat: 

Ueber  einige  neuere  Arbeiten  über  das 
Gehirn  . . XI,  354 

Paul,  IL 

Referat: 

Ueber  die  Verschiedenheit  des  nie  nach  - 

liebes  Sprachbau«* X,  Ufi 

Floss.  Die  ethnographischen  Merkmale  der 

Franenbrust-  ...........  V,  215 

Ran,  C.  Ueber  künstliche  Muschelbcltcn  in  Ame- 
rika   Hj  221 

Die  Thongvfässe  der  nordamerikani- 

schen  Indianer 111,  1$ 

Die  durchbohrten  Geräthe  der  Htein- 

Periode III,  187 

Steinerne  Acker  bange  rät  he  der  nord- 
amerikanischen  Indianer  . . . IV,  1 
Die  Tausch  Verhältnisse  der  Eingebore- 
nen Nordamerikas  ......  V,  1 

Indianische  Netzsenker  und  Hammer* 

steine V,  SU 

Amerikanische  Oesichtsvasen  . . VI,  163 
Der  Onondagrt- Riese.  Briefliche  Mit- 
theiliing  an  Dr.  v.  Frautzius.  Mit 
einem  Nachwort  des  letzteren  VII,  267 
Der  Nachfolger  des  Onondaga  - Riesen 

X,  41Ü 

Rehmann  nnd  A.  Ecker.  Zur  Kenntnis«  der 
quaternären  Fauna  des  Donauthaies 

IX,  81.  nnd  X.  309 

Rosenberg  in  Neu-Ruppin. 

Referat: 

Nilsson,  Das  8teinalter  oder  die  Ur- 
einwohner des  skandinavischen  Nor- 
dens   III,  316 

Rütimeyer,  L.  Ueber  Art  und  Ra^e  des  zah- 
men europäischen  Rindes I*  212 

Ueber  die  Rennthierstation  von  Yejrier 

am  8al£ve VI, 

Ueber  die  neuentdeckten  Knochenhoh- 
len bei  Tbayingen  und  Freudenthal 
im  Canton  Schaffhausen.  (Briefliche 
Mittheilung  an  A.  Ecker)  . . VII.  125 
Die  Knochenhöhle  von  Thayingeu  bei 

Schaffhausen VIII,  123 

Spuren  des  Menschen  aus  interglaciä- 
ren  Ablagerungen  in  der  Schweiz 

viu,  122 


Rütimeyer,  L.  Thierüberreste  aus  tschadischen 

Opferstätten  tun  Ural  ....  VIII,  142 
Ewiderung  auf  di«  Mittheilungen  von 
den  Herren  Professoren  Steen  - 
strup  nnd  Dr.  v.  Frautzius  IX,  22Ü 
Referate: 

Th.  L.  W.  Bischoff,  Ueber  die  Ver- 
schiedenheit in  der  Schädelbildung 
des  Gorilla,  Schimpanse  und  Orang, 
vorzüglich  nach  Geschlecht  nnd 
Alter,  nebst  einer  Bemerkung  über 
die  Darwinsche  Theorie  . . II*  242 
Gratiolet  et  Al  ix,  Recherche*  sur 
l'anatomie  du  Troglodytes  Aubryi; 
Chimpanse  d’nne  esp^ce  nouvelle  Hj  358 
Darwin,  Animais  and  plant«  und*-r 

Domestication III,  138 

Rieh.  Owen,  Derivative  Hypothesis 

of  Life III,  2£Ä 

L.  Agassiz,  De  ITSspece  et  de  la 

Classification III.  300 

E.  Haeckel,  Ueber  die  Entstehung 
und  den  Stamm  bäum  des  Menschen- 
geschlechts   UI,  2ül 

E.  Haeokel,  Natürliche  Schöpfungs- 
geschichte   UI,  Ml 

Ch.  Darwin,  The  Desceut  of  man 
and  Selection  in  Relation  to  sex  IV,  335 
Oscar  Puschel,  Neue  Probleme  der 
vergleichenden  Erdkunde  als  Versuch 
einer  Morphologie  der  Erdoberfläche 

IV,  221 

Dupont,  L' Komme  pendant  les  äges 

de  la  pierre VI,  233 

Desor,  Le  bei  Agt  du  Bronze  lacustre 

en  Baisse VIII,  85 

Sasse,  A.  Zur  wissenschaftlichen  Cramometric 

IL  m 

Beitrag  zur  Kenntniss  der  niederlän- 
dischen Schädel . VI,  Ul 

Schädel  ans  dem  nordholläudit*ch«n 

West  friesland ..IX,  1 

Bchaaffh ausen,  IL  Ueber  den  Zustand  der 

wilden  Völker . . . L 1A1 

Ueber  die  anthropologischen  Fragen 
der  O egen  wart.  (Vortrag,  gehalten 
bei  der  4L  Versammlung  der  Na- 
turforscher in  Frankfurt  a.  M.)  II,  222 
Ueber  das  Zweckmässige  in  der  Natur 

ni,  u 

Di«  Lehre  Darwin' s und  die  Anthro- 
pologie   111,  239 

Ueber  die  Urform  d«s  menschlichen 

Schädels III,  Mi 

Die  Menschenfresserei  und  das  Men- 
schenopfer   IV,  243 

Ueber  die  Methode  der  vorgeschicht- 
lichen Forschung V,  113 

Die  Bruunengräber  dor  Nordseewatten 

VI.  2ü« 

Die  historische  Ausstellung  von  Fries- 
land in  Leeuwarden  .....  X,  420 
Mittheilungen  aus  den  Sitzungsberich- 
ten der  niederrheinischen  Gesell- 
schaft   XI.  144 

Zur  Messung  der  Horizontalstellung 

des  Schädels XI,  176 

Referate: 

Bleek,  Ueber  den  Ursprung  der 

Sprache HI,  306 

Wechniakoff,  Ebouche  d'une  leo- 
nomie  de«  travaux  scientiflqaes  III,  212 


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6 I.  Autorenregister. 


KcliftttffbauHGu,  IL 
Referate: 

v.  Muack.  Urgeschichte  des  Schles- 
wig-Holsteinischen Lnudes  . • III,  314 
G r «*  w i n g k , Ueber  heidnisch«  Or&ber 
Russisch  - Litt  hauen*.  Dorpat  1870 

V,  221 

Quetelet,  Aothropomltrie  ou  mesura 
de«  differente*  facultas  de  Pbomme. 

Bruxelles  1872 V,  4 ■'■7 

Ueber  Lubbock’s  Darstellung  der 

Urgoobiohta HD,  2 4^ 

E.  Haeckel,  Die  Anthropogenic  IX,  LUi 

Zuckerkandl,  Reise  der  Novara: 

Urania IX,  1 1H 

Deaor,  Die  Käse XII,  SU. 

Schetelig,  Dr.  A.  Ausgrabungen  im  südlichen 

Spanien VII,  LL1 

Bchmid,  F.  stud.  med.  Ueber  die  gegenseitige 
Stellung  der  Gelenk  - und  Knocbenacti- 
seu  der  vorderen  und  hinteren  Extremität 

bei  Wirbelthieren VI,  lfil 

Schmidt,  Dr.  E.  in  Essen.  Zur  Urgeschichte 

Nordamerikas V,  153.  and  233 

Die  liorizontalebene  de«  menschlichen 

Schädeln IX,  23 

Die  prähistorischen  Kupfergerät  he 

Nordamerikas XI,  fii 

Kraniologische  Untersuchungen  XII, 

22,  und  152 

Referat: 

Mittheilungen  ans  der  anthropologi- 
schen Literatur  Amerikas  . . XII,  359 
Schmidt,  Carl. 

Referat: 

Antwort  auf  die  Abhandlung  de«  Herrn 
Kuliacher  über  das  Jos  primae 

noctis XII,  2Ä5 

Sc  hü  Io,  Dr.  Morphologische  Erläuterung  eines 

MikrocephaU-ti-Oehirns V,  132 

Schumacher,  P.  Die  Erzeugung  der  Stein* 

Waffen VII,  263 

Etwas  über  Kjökken  Möddinge  und 
die  Funde  in  alten  Gräbern  in  Süd- 

californien VIII,  21Z 

Die  Anfertigung  der  Angelhaken  aus 
Muschdsclialeu  bei  den  früheren  Be- 
wohnern der  Inseln  im  Santa  Bar- 
bara Canal VIII,  223 

Beobachtungen  in  den  verfallenen  Dör- 
fern der  Urvölkor  der  pacifischen 
Küste  von  Nordamerika  . . . IX,  213 
Da»  Gradmacheu  der  Pfeilschafle  IX,  212 
Siebold,  C.  Th.  v.  Die  haarige  Familie  von 

Ambras  X,  253 

Spengel,  J.  W.  Schädel  vom  Neauderthal- Ty- 
pus   vii,  i£ 

Steenstrup,  J.  Hat  man  in  den  interglaciureu 
Ablagerungen  in  der  Schweiz  wirkliche 
Spuren  von  Menschen  gefunden,  o«ler  nur 
Spuren  von  Bibern  ¥ Briefliche  Mittei- 
lung an  A.  Ecker IX,  12 

Htieda,  L.  Ueber  die  Bedeutung  des  Stirnfort* 
satzes  der  Sehlilfense huppe  als  Ra^en- 

merk  mal XI, 

K.  E.  v.  Baer’s  anthrnpologinche  and 
geographische  Schriften  , . . XI,  15fl 
Die  anthropologische  Ausstellung  in 
Moskau  im  Jahre  187»  - . . XII,  2&1 

Uelwr  die  Berechnung  des  Schädelindex 
aus  Messungen  an  lebenden  Men- 
scheu XII,  £2j 


Stieda,  L. 

Referat: 

Mittheilungen  ans  der  anthropologi- 
schen Literatur  Russlands  IX,  223. 

X,  ÜL  XI,  2äL.  XII,  2S2x  und 
Stricker,  Dr.  W.  Der  Fwm  der  Chinesinnen  IV, 
Ethnographische  Untersuchungen  über 
die  kriegerischen  Weiber  (Amazonen) 
V. 

Ethnographische  Notizen  über  Kinder- 
mord und  künstliche  Fruchtabtrei- 

bung V, 

Stader,  Dr.  Th.  Beitrag  zur  Kenntnis«  der 
liuudera^en  ln  den  Pfahlbauten  . XU, 
Teploucboff,  A.  Ueber  die  prähistorischen 
Opferstätten  ant  Uralgt-birge  • . .XII, 
Virchow,  R.  Die  altnordischen  Schädel  zu  Ko- 
penhagen, beschrieben  und  in  ihren  Be- 
ziehungen zu  anderen  Schädeln  de« 

Nordens  erläutert IV, 

Ueber  alt-  und  neubelgische  Schädel 
VI, 

Vogt,  G.  Rin  Blick  auf  die  Urzeiten  de«  Men- 
schengeschlecht««   I* 

Ueber  die  Mikroccphalen  oder  Affen- 

Menschen II, 

Waldeyer.  Bemerkungen  über  die  Squama  ossis 
occipitis,  mit  besonderer  Berücksichti- 
gung des  .Torus  occipitalis“  . . . XII, 
Der  Trochanter  tertius  des  Menscheu, 
nebst  Bemerkungen  zur  Anatomie 

der  Os  femoris XII, 

Wankel,  Dr.  IL  Replik  auf  ilefrn  Beck’s  Re- 
ferat über  die  Schrift : Prähistorische 
Kiaenschmelz-  und  Öchmiedestätten  XU, 
We  i sbach,  A.  Die  Gewichtaverhältniase  der  Ge- 
hirne österreichischer  V Alker,  mit  Rück- 
sicht auf  Körpergrösse,  Alter.  Geschlecht 
und  Krankheiten  . . . . ^ 191.  und 
Vier  Schädel  ans  alten  Grabstätten  in 

Böhmen II. 

Der  deutsche  Weiberschädel  . . IIT, 
Weissmann,  A. 

Referate: 

Ueber  die  Weiterentwickelung  der  Dee- 
cendenztbeorie  im  Jahre  1872  VI, 
Ueber  die  Weiterentwickelnng  der  Dea- 
ceudcnztheorie  im  Jahre  1873  VI, 
Welcher,  IL  Kraniologische  Mittheilungen  . L 

Reductinnstabellen * • Ü 

Stellung  des  Humeruskopfe«  beim  No- 

Ker L 

Necrolog  auf  J.  van  der  Uoevtn 

m, 

Tabellen  znr  Ausschreibung  der  Brei- 
ten- und  Höhenindieet  ....  III, 
Schilderung  der  Weissen  durch  die 

Wilden  IV, 

Bildungsfähigkeit  der  Neger  . . IV, 
Notiz  über  das  Aller  der  Todtenmas- 

ken  . - IV, 

Uebur  die  künstliche  Verkrüppelung 
der  Küsse  der  Chinesinnen  . . IV. 
Die  Fiir««  der  Chinesinnen  ...  V. 
Untersuchung  des  Phallus  einer  alt- 
ägyptischen  Mumie,  nebst  Bemer- 
kungen znr  Frage  nach  Alter  nnd 
Ursprung  der  Beschneidung  bei  den 

Juden X, 

Referate: 

Weisbach,  Reise  der  Novara.  An- 
thropologischer Theil;  II.  Körper- 
messungen   111, 


125 

211 


220 


AIlL 

di 


2 Gl 


Ul 

Ul 

2 

129 

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270 

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111 

112 

112 

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L39 


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7 


I.  Autoronregister. 


Welcker,  IL 

Referate: 

J.  B.  Davis,  Thesaurus  cr&nioram 

III.  302 

Reise  der  österreichischen  Fregatte 
Novara  um  die  Erde.  Anthropologi- 
scher Theii.  dritte  Abtheilung : Eth- 
nographie von  Dr.  F.  Möller  III,  303 
Luschka,  Die  Anatomie  des  Men- 


schen   IY,  lüii 

Wibel,  Dr.  F.  Die  Coltur  der  Bronzezeit.  Kri- 
tiken und  Antikritiken HI,  21 


Wiberg,  Dr.  C.  J.  Ueber  den  Einfluss  der  Etrus- 
ker und  Griechen  auf  die  Brunzccultur 

rv,  u 

W i e der  s hei  ui , Dr.  R.  Ueber  den  Mädelhofener 

Schädelfund  in  Unterfranken  . . VIII,  22fr 


Wiedersheim,  Dr.  R. 

Referat: 

Alb  recht,  Torsionstheorie  de*  Hu- 
merus   X,  222 

Willemoes-Suhin.  R.  v.  Ueber  die  Eingebore- 
nen Neu -Guineas  und  benachbarter  In- 
seln   ix,  ea 

Windelband,  W. 

Referat: 

Caspar!,  Die  Urgeschichte  der 

Menschheit XII.  533 

Wurmbrand,  Graf  Gundaker.  Das  Urnen- 
feld von  Maria- Rast  . . . XI.  231.  und  399 
Sitte),  Dr.  K.  A.  Die  Räuberhöhle  am  Schel- 
mengraben. Eine  prähistorische  Höhlen* 
wohuung  in  der  bayerischen  Öbcrpfalz 

V,  225 


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II.  SACHREGISTER 

ZUM 

L BIS  XIL  BANDE  DES  ARCHIVS  FÜR  ANTHROPOLOGIE. 


A. 


Abstammung  de»  Menschengeschlechts  III,  349.  IV,  3 3 5 

Abyasinier L 1£ä 

Achat  . 3C  162 

Ackerfeld  von  ßpienne«  im  Hennegau  ....  V,  l£l 

Adel&buch,  friesisches TI,  319 

Aegypter,  Beechneidung X,  121 

Aegyptische  Feuersteininstrument« XI,  285 

Aelteste  Spuren  des  Menschen  1^  lOi  22j  ±L  VH,  136 
Aelteste  Spuren  des  Menschen  in  Schweden  . VII,  2IÖ 

Aes  collectaneum II,  35u 

Aexte,  steinerne III,  104.  118,  187.  192 

Afandi,  Buschweib IU,  306 

Affen*  und  Menschenschädcl VI,  13,  23 

Affengehiru,  Entwickelung  der  Windungen  . nEffii 

Affenschftdel,  Vergleich  mit  dem  Microcephalen  VH,  241 

Affen,  Schädelform II,  3 tu. 

Affenschädel.  Wachsthum  desselben  ...  «V,  518 

Affenfötus,  Gehirn  desselben V,  ijj 

Affenmenschen  II,  128 

Africauae  arte* X,  432 

Afrikanische  Völkerschaften,  Exciaiou  der  Cli- 

toris  V,  223 

Afrikaner.  Cannibalismus  ......  UI,  324.  IT,  256 

Afrika,  Steinzeitreste IU,  278,  284 

Agassiz,  Altersbestimmung  des  Floridaske- 
lets   V,  IM 

Ainos X,  439*  AA1 

Alactaga . X,  3H2 

Alemannisches  Todtenfeld  bei  Scbleitheim  . . II,  353 

Aleniannen-Schädfll  J,  7g,  2IÄ 

Algerien,  Grabdenkmäler U,  MI 

Alpeuhase VI,  112 

• der  Thaviuger  Höhle VIII,  llH 

Altbritische  Schädel I*  Uhl 

Alter  der  Eiseuverarbeitung  in  Indien  ...  X,  41H 

. , Bronze  IX,  2M 

. des  Menschen V,  477.  X,  141.  1A2 

Altersbestimmungen  des  menschlichen  Fötus  . HI,  200 

Altersbestimmung  der  Schädel I,  113.  119 

„ des  Mississippideltas  (Dow ler) 


V,  IM 

„ ßkelets  im  Mississippidelta  V,  138 
von  Knochenfunden  V,  118,  211) 


Al terth firner L aM 

> Dänemarks . XI.  4M 

n der  Steinzeit  in  Irkutsk  ....  XI.  315 

„ Finlauds XI,  492 

• Nordamerikas XII, 

r Norwegens . . . . XI,  4M 

. Schwedens VUI,  140.  XI,  484 

Altenhumsforschung.  deutsche L 43.  6Q 

Alt-gallische  Schädel 1^  qki 

Alt-Griechen,  Altrömer-Schädel I*  139 

Alt-nordisches  Museum  in  Kopenhagen  . . . XI,  4M 

Amazonas  und  Madeira  VIII,  JSL 

Amazonen  alter  und  neuer  Zeit V,  22Q 

Amazonensteine vm,  324.  xn,  1 

Amazonenvolk xn,  1 

Amaznnit-ürthoklM X,  179,  200 

Ameisen,  Sage  über  die  goldgrabenden  . . . VI,  317 


Amerikanische  Völker  und  Ra<;en  . HI,  326.  VIII,  '243 

XII.  gfi. 

• Gesichtsvasen VI,  LM 

Amerika  von  Pboiiiciem  und  Carthagern  gekannt 

VII,  123 

Amethyst X,  IM 

Am  ulet  o aus  l’fcrdezähnen V,  193,  212 

Andeein X,  200.  2124. 

Anfänge  der  Cultur IX,  lfil 

Angelhaken  au*  Muschelschalen,  in  Amerika  VHI,  223 

Anorthit X,  2M 

Anthropogenie,  von  Haeckel IX.  109 

Anthropologie I,  396.  XI,  287 

, bei  Lebenden XII,  däl 

Anthropologische  Ausstellung  cn  Moskau  . XI,  142 

XII,  231 

F Fragen  der  Gegenwart  . . . H*  327 

Anthropologisches  Material ; Commission  zur  Ro- 

gistrirung V,  M2 

Anthropologische  Schriften  C.  E.  v.  Baer'i  . XI,  136 

Anthropoinetrio . V,  156,  457 

Anthropomorphen-BcbÜdel U*  126 

Anthropophagie III,  326.  333 

Antilope X,  393 

Autwerper  Torfschädel VI,  112 

Apatit  X,  1_99*  2 1 3 

Apatches m,  336 

Araber-Schädel I*  1 59 


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II.  Sachregister. 


Arbeit*!  hailung  bei  den  Indianern  Nordamerika«  V,  ä 
Archäologische  Funde  in  Thüringen  ....  V,  hAl 
Archäologisches  aus  Dänemark  .......  V,  352 

„ „ Schweden - . V,  348 

Arctomys  bobac X,  379 

, marmotta,  Zahnsparen X.  408 

Armband,  goldenes,  von  Oberwerth  bei  Coblenz 

NI, 

Art«-*  nfricanae X,  432 

Aru-Inaeln,  Eingeborene IX,  lü2 

Arvicola X,  361,  884.  3*5.  &&Q 

Asiatische  Völker,  Cannibalismns IV,  2H2 

Atavismus,  als  Ursache  der  Mikrocephalie  . . II,  212 

Atavismus V,  502 

Aueroch* 111,  ££8 

Aufhausen  (Württemberg),  Reihengräber  ...  V,  421 

Aufrechter  (lang  des  Menschen III,  242 

Augengegend  und  Nasenwurzel IV,  Ui 

Ausgrabungen  bei  llirka VII,  284,  285 

. „ Haddien VII.  lflQ 

* in  Jeverland V'll.  IM 

* a Russland XI.  285.  375 

. „ Spanien VII,  LLL 

„ , Virginia XII,  4M 

Ausrottuug  der  wilden  Völker I,  181,  lhü 

Ausstellung  vorhistorischer  Gegenstände  in  Leeu- 

wurden X,  420 

Aussterben  der  Naturvölker  . . I,  181.  189.  III,  308 

Australierechädel  X,  LLL» 

Axe  der  Schädelbasis . IV,  303 


B. 

Raden , Statistik  der  Körpergröeae  im  Grossber- 

zogthum IX,  241 

v.  Baer,  dessen  Aut  heil  an  der  Gründung  die- 
ses Archivs XI,  113 

v.  Baer,  anthropologische  und  geographische 

Schriften  XI, 

v.  Baer'sche  Horizontale IV, 

v.  Baer,  Feier  des  ttiL  Geburtstages  ....  VI,  aiiä 

v.  Baer,  f . . . IX,  2fLl 

Balticum  und  Russland,  Archäologie  VII,  ML  X,  7.H,  222 
Bär,  brauner,  in  der  Thayinger  Höhle  . . . VI 117  124 

Bären  raste,  fossile X,  37  h.  4ll3 

Baschkiren X,  434 

Baaken  III,  124 

Bastard  Chinesen  . V,  143 

Battonga III,  325 

Batutk* III,  323 

Batugol.  Nephritblöcke VIII,  424 

Bauern  bürg XI,  lüfi 

Bayern,  Pfahlbauten  II,  351 

Becken  des  Busch weibes  III,  306 

„ von  Javanesinnen II,  ÜU 

„ „ Natchez  (C'hamplainepoche)  ...  V,  244 

Beckenmessung I,  3»i 

Beduinen VI,  4iL 

Begraben  der  laichen  (*.  Bestatten)  ....  VIII,  2M 
Behauene  Stein* , Material  derselben.  Bezeich- 
nen sie  eine  besondere  prähistorische  Pe- 
riode?   III,  318.  Vm,  28S 

Beile  X,  gQ7.  412 

Beil  von  Chloromelauit XI.  111 

Bekehrung  der  Wilden I*  Hü 

Ih-biirlypus L 7 . , _ 

Belgische  anthropologische  Literatur  ....  X,  4:-iu 

n Bchädel  VI,  84 

Berauschende  Genussmittel,  ethnologisch  ...  V,  336 

Berber,  Ursprung  darseÜM-n III,  .124 

Bereu  dt’ s linguistische  Forschungen  in  Ame- 
rika   VIII,  241 

Archiv  für  Anthropologie.  (Register  tu  H&uU  L — XU.) 


Bernardino  de  Bahagtin VIII,  24a 

ßemsteinfund  bei  NnWtMU  ...  II,  LL1 

Bernstein  ha  inbd VII,  2 ■'  7 . IX.  LLi 

Beryll x.  Sflfl 

BeHchneidung,  Alter  der  — l»«i  den  Juden  . . IV.  222 

X,  L2fi 

Bestattung» weisen  . . III,  \j  1 1 1.  267.  289.  279, 

28 ä.  336  343 

Bestatt  ungsformen  (Fleiscliabltisung) X.  U4 

Bestattung,  von  Menschenopfer  begleitet  . . IV.  278 

Bestattung* weise,  vorzeitliche  in  Russland  . . VII,  a4 

BetHclumu'  iL III,  325 

Bevölkerungsstatistik  1 -4 

Bewohner  Palästinas  VL  39.  201 

Bezeichnung  der  Funde  auf  Karten V,  424 

Biber,  Spuren  in  interglaciürau  Ablagerungen  . IX,  H 

Biberatöt  ke IX,  7*.  22 u 

Bielersee  Pfahlbauten "V,  228 

Bienenkorbgräber  bei  Wröblewo IX,  231 

Bildliche  Darstellungen  zu  Zwecken  des  Natur- 
forschers   n.  1 

Bildlich«  Darstellungen  auf  Knochen,  geEUscht«-  IX,  17J 

Birka,  Ausgrabungen VH,  284 . 28 5 

Bisou  priscu»  ...  LI,  I2fl.  in,  328.  VIII,  rin.  X,  4u4 

Bithynia X,  4d2 

Björkö,  Ausgrabungen VII,  284.  XI,  läü 

Bleiglanz  in  den  Mounds  Nordamerikas  ....  V,  H 

Bobac  . X,  £12 

Böbmengehirn,  Gewicht L 2oh 

Bohrinstrumente  für  Steingeriithe ni,  lüK 

Bootherium X,  402 

Bus  II.  373 

. Uv  ums IX,  LM 

„ primgemus ....  1^  2213.  VUI,  12Ü 

, spec.  fosailis X,  361,  382,  424 

Bonvignea,  Höhlenschädel .*  . VI,  1 10 

Brachycephalie  und  DolichocephaHe  des  deutschen 

Schädels I.  127 

Brasseur  de  Bourbourg  ........  VIII,  248 

Breitenindex  des  Schädels  lad  cf  und  $ . . . III,  ti4 
„ Tabellen  zu  dessen  Ausschreibung  III,  LLI 

Broca'sch*  Horizontale  des  Schädels  . . . .IV.  3ot> 
Brock  auf  Langendyk,  Schädel  von  ......  IX,  L 

Bronzealter  ....  III,  334.  IV,  2iL  VIII,  289. 

IX,  12 L X,  23 

, de*  Balticum VII.  ai 

. in  Schweden  . . V,  348.  VI.  147.  VII.  2Ü1 

* der  Schweiz VIII,  ü3 

Bronze.  Alter  der IX,  2M 

Bronzealter,  Völker  desselben III,  267,  266 

Bronzen,  alte,  woher  das  Zinn  zu  denselben 

stammt? IX,  283 

Bronzearbeiten , Bruchstücke  von  (Aes  collecta- 

ttMUn) vm,  163 

Bronzearbeiten,  Guss-  und  8chrnelz»tätten  . VIII,  143 

Bronzebearlieitung  nicht  ohne  Stahl  und  Eisen 

vm,  2»^  liiiü 

Bronze.  Bereitung  und  Verwendung  in  der  Bron- 
zezeit   I __ 

Bronzebeile X.  131L  XI,  IAH 

Bronze,  chemische  Untersuchung VIII,  »75 

Bronzecultur IV,  11 

Bronzefund«*  bei  Roeinhild . . X,  283 

Bronzegeräüie,  Gussformen.  Gusszapfen  . . VUI.  164 

Bronzegeriith  in  Dolmen I.  264 

„ einheimische  oder  fremde  Prodnc- 

tion? Ij  46,  uii4 

Bronzegerflth  in  Russland VII,  7^  91 

Bronze,  Guss  und  Bearbeitung XI,  36t» 

Bronzeindustrie  der  Alten X.  3t».  63 

* bedingt  einen  hohen  Culturstand- 

punkt VIII,  297 

Bronzekiumpen  (Masseln) VUI,  163 


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10 


II.  Sachregister. 


Bronzeschmucksacheu  und  Waffen  III,  326.  X,  19*  46 

Bronzesch werter VIII,  21LL.  IX,  :ju5 

Bronze  Tom  Ural XII,  219 

Bronze* Volk  existirt  nicht VJLU,  289.  221 

Bronzezeit IX,  142 

. in  Afiien,  nach  der  Eisenzeit  ...  V,  462 
„ Ctütnr  derselben  ....  . . 1*  321.  UI.  dl 

, Grabhügel I*  -56 

Bronzezeit-Schädel IV,  22 

Bronzezeit  existirt  nicht  ....  VUI,  294.  298,  297 
Bruchstücke  von  Bronzearbeiten  (Ae*  collecta- 

neum)  . . . . VUI,  163 

Brunnengräber  der  Nordseewatten VI,  3üü 

Brust  (manunaX  ethnologische  Unterschiede  . V,  21ä 

„ künstlich»-  Abplattung V,  355 

Buda-Pesth,  internationaler  Congress IX,  277 

Bufo,  spec X,  362 

Buräten,  Burätenschwdel  X,  437 

Buschmans  III,  425 

Baschweib,  bectiou  desselben  11,  <UhL  111,  142,  200,  3Q6 


c. 


Cairns  in  Irland  . I*  241 

Califoruiiwchädel,  aus  der  Uleucherperiode  . . V,  2F>ft 

Cameen  .....X,  124 

Canis  corsac X,  .377 

, diluviale  Kuochenrebt« IX,  lfi4 

„ lagopus VUI,  HL  X,  362*  4Z2 

. lupu» X,  362,  322 

CannibaUsmus  1*  172*  186*  afifl*  1U,  326*  [LLL  ITC  Ml 

, der  alten  Völker IV,  24Ä 

„ bei  den  Indogermaueu  ....  XJ,  2iä 

„ in  Europa IV,  2ii± 

, der  heutigen  Wilden IV,  254 

Caraibenschädel L lh9 

Carneol X,  178*  141h  142 

Carolinainsulaner I*  diü 

Carthager,  Menschenopfer  derselben  .....  IV,  273 

Cataloge  von  Sch  ädelsam  ml  ungen UI,  302 

Catlinit V,  2fl 

Cebus,  Schädel  VI,  2ü 

Celte  oder  Steinmeissei IX,  265.  X,  144 

Celten VU,  II 

„Celtischer-  Schädel I*  283.  368 

Centralafrikanische  Kunsterzeugnisae X,  441 

Centralamerikanische  Civilisation X,  Lüj 

OlTTU  capreoloa X,  391.  SÄI 

* elaphus X,  2£I*  4£7*  iiil 

m tarandus X,  362.  391.  4ü4  bis  408 

Champlainepoche V,  154,  233 

Chalcedon  X,  160.  182 

Chatchihuitl  in  Mexiko  . . . VIII,  321.  X,  2u2,  346 

Chalyber,  Eisenvolk  zur  Argonautenzelt  . . VIII,  297 
Chemische  Untersuchung  der  Brouzeu  . . . VIII,  175 

OMfwmont,  BeMdoi VI,  £5 

Chiloton TV,  1411 

Chimpanzee I*  392.  H.  358 

. Hand VUI,  ftü 

. Schädel II,  343*  314 

Chinesen X,  451 

. Fingernägel  derseibeu V,  lüfl 

* Kuss  . . . IV,  221*  ML  V,  133*  ä£ä*  VI,  414 

, G»'sichtsbUdung TV,  Hl 

« Schädel I* 

Chinesinnen,  Füsse  derselben  . . IV,  221.  241. 

V,  Lük  VI,  414 

» L »4h.- us weise  derselben V,  1hl 

Chlovomelanit V1U,  321.  X,  199.  355 

Chorasaan,  Zinugrubeu  in  . IX,  265 

Chorutegas,  Chorotegenstämme  ...  V,  VIU,  247 


Chromquarz X,  202 

Chronologie  der  vorhistorischen  Zeit  ....  1*  14*  lä 

Chrysoberyll X,  2ii4 

Chrysopras x,  204 

Cilli,  Schädel  der  Grafen  vou U,  L2u 

Circulus  vitiosu*  der  Keltomaneu VUI,  1 7 1 

Cisten  von  Bronze VIII,  316 

Clennont,  Versammlung  der  Association  Iran* 

$aise  in IX,  294 

Clima  der  quaternären  Zeit VII,  284 

Clitoris,  Excision  bei  afrikanischen  Völkern  V,  225 

v.  Co  hau  neu’*  Craniograph VIII,  lita 

« Perigrapb VIII,  iufi 

Colorado-springs,  Der  steinerne  Mann  von  . . X,  416 

Columbier  (Bankroft) VIIL,  Ul 

Cornmunale  Zeitehe XI,  215 

Condylen winkcl  beim  Neger  und  Europäer  . . IV,  296 

Congress  für  Anthropologie  und  Alterthums* 

künde  in  Brüssel  1672  V,  422*  VI,  234 

Congress  für  Anthropologie  und  Alterthums- 
kunde in  Bonn  1868  UI,  332 

Congress  für  Anthropologie  und  AltertUums- 

kunde  in  Buda-Festh  1876  IX,  277 

Congress  für  Anthropologie  nnd  Alterthums- 

künde  in  Kasan  1877  XI,  375 

Congress  für  Anthropologie  und  Alterthums- 

Kunde  in  Kopenhagen  1869  IV,  £41 

Congrese  für  Anthropologie  und  Alterthunis- 

kunde  in  Norwich  1668  1U,  350 


Congress  für  Anthropologie  und  Alterthums- 
kunde in  Paris  1867  n,  1 10.  III,  339 

Congress  für  Anthropologie  und  Alterthums- 

künde  in  Paris  1878  XI,  391.  XII,  1 1 1 

Congress  für  Anthropologie  and  Alterthums- 


Kunde  in  Stockholm VII,  22A 

Costarica,  Eingeborener IV,  93 

Crania  progenaea . II,  396 

Crauiograph  von  v.  Co  hausen VIU,  103 

Cranioinetrie 1.  t?9.  102.  X.  1 

, Oncillatiousexpouent X,  41 1 

Crawfurd,  Nekrolog . III,  lil 

Cretinismus III.  &££ 

Cricetua  frumentariuB X,  391 

Crista  sagittalis  der  Schädel I.  64.  125 

C romlech  Ul,  1 344 

Cryptolitliisches  Zeitalter IV,  45 

Cuewastämme  Costaricas IV,  k4 

Cultur,  Anfänge  derselben IX,  122 

* der  Bronzezeit  .........  UI,  37*  2M 

Culturbezeichnungen  iin  Norden VUI.  314 

Culturgeschichtliche  Terminologie IX,  22 

Culturperiodeu 1 1 

Cnlturstnfen  der  Vorzeit III,  2flZ 

Czechengehirn,  Gewicht 1^  2fl4 

CzecheuBchädei  F 96.  16Q 

D. 

Dachförmige  Schädelkante I,  84*  125 

Dachs  X,  ^8*  41Ü5 

Damara III,  325 

Dante'a  Schädel F 392.  II,  3211 

Dangast,  am  Jahdebusen,  Urnenfunde  ...  VU,  167 

Darwinismus  . . . III,  259,  299.  400*  IV,  119. 

VUI,  74*  IhL  IX,  273 

Dendriten  auf  alten  Knochen .V,  113 

Descendenzlebre VI,  HB-  VII,  142 

Deutscher  Weiherschädel III, 

Deutsches  Gehirn F 2H5 

Diallag X,  209 

l>iflormitau-n  des  Schädels,  künstliche  . . . XI.  363 

Diluviale  Knochenfunde  IX,  155 


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II.  Sachregister. 


11 


Entwickelungstheorien V, 

Entwickelung  der  Furchen  und  Windungen  des 

Gehirns VI,  SQ&  227 

Epigenese V,  luft 

Epoche  des  südlichen  Elephanten I,  2ll 

, „ Höhlenbär*  und  Mammutha  . , , . I» 

. „ Rennthier»  I,  dl 

Equui  cahalius X,  861.  394.  403 

„ n and  nsinas IX,  89.  91»  138 

Erpolzheim,  Urnenfund XII,  1 

Erzgiesserui,  celtische 11.  348 

Esel,  Reste  im  Donauthal IX.  89 

EselHknochen  in  Pfahlbauten  ....  Vlll,  LiL.  IX.  ttl 

Eskimos III,  22$ 

. und  Eskimoschädel  . . . I»  96»  99»  159. 

Vm,  107 

Eskimo-Schädel,  Scheitelkante I,  125 

* Waffen XI,  137 

, Thierzeichnungen XI,  137 

Esthenschädel I»  IV»  121.  Vlll,  £11 

Esthland,  6teindenkmale X,  89 

Ethnographie VI,  221 

Ethnographisches  Museum  in  Stockholm  XI,  H5 

, System III,  flil3 

Etrusker,  ihr  Einfluss  auf  Bronzecultur  . . . IV,  11 

. Gräberfunde IX,  lfll 

B Tauschhandel  mit  dem  Norden  . ■ VI,  238 

, Hausrath , Kriegsgeräth  , Schmuck  VI, 

245.  247 

Eulenkopf X,  304 

Europäerschädel  ...» VI,  I& 

Evolutiontheorie V,  89 

Excisiou  der  Clitoris  bei  afrikanischen  Völkern  V,  225 

Exostosen  des  Gehörganges IV,  147 

Extremitäten  der  Wirbelthiere VI,  181 

Eysdensch&del VI,  Lül 

Eyzies,  les,  — Höhlenbewohner IV,  üifi 


Diorit X.  210 

Dipus  geranne  . X,  2fL2 

Dolichocephalie  des  weiblichen  Schädels  ...  I,  120 

Dolmen,  afrikanische I,  2&1 

III,  Ml*  V,  £££,  VII,*  279 

„ in  der  Dosiere VII,  L£2 

, n 8Udalgerien II.  äua 

m m Westgothland IV,  343 

„ Alter  derselben  I,  264 

„ Volk  derselben U,  361.  VH,  279 

Dolomit X,  lül 

Domestication  der  Thiere  und  Pflanzen  ...  III,  Hfl 

Donauthal,  quaternäre  Fauna  . . . . IX,  hl»  X,  äüü 

Donnerkeile  III,  H 

Dörfer,  verfallene,  der  UrvBlker  an  der  pacifl- 

sehen  Küste , IX,  212. 

Dow  ler 's  Angabe  über  das  Alter  des  Mississippi- 

Delta  V,  L58 

Drehung  der  Schädel wirbel IV,  301 

Dreiperiodensystem  der  Archäologie IX,  Hl 

„ skandinavisches  ....  VIII,  168 

Drossel  . X,  M2 

Drusen  VI,  2QZ 

Durchbohrung  der  Steingeräthe III,  HZ 

E. 

fccole  «V Anthropologie  in  Paris IX,  2Z2 

Edelsteine III.  L3 

Ehe,  Ursprung  derselben XI,  125 

Einbaum  aus  dem  Torf  der  Wahner- Haide  . VII,  291 

Eingeborene  der  Aru- Inseln IX,  iü2 

. der  Ke-Inseln IX,  lü2 

, von  Neu-Guinea IX,  99 

Eisen  in  vorhistorischer  Zeit II,  3hl 

p frühester  Gebrauch III,  17,  HI 

. ebenso  alt,  wie  Bronze  ....  VIII,  294.  295 
„ leichter  herzostellen  als  Bronze  . . . VIII,  fl— 


„ Kupfer  und  Bronze  bei  den  Urvülkem  IX.  LÜZ 
„ und  Stahl,  vorhistorischer  Gebrauch  . XI,  494 
Eisenaltcr  ...  III,  267,  2M.  IV,  Hfl.  VIII,  äüfi. 

IX,  U2 

B Schwedens  und  Skandinaviens  VII,  285,  287 

„ in  Dänemark VIII,  L53 

■ , Norwegen  XI.  470. 

a und  Met&Uzeit  identisch Vlll,  807 

Eisenarbeit  in  Dänemark  und  Schweden  . . Vlll,  168 
Eisenbereitung  bei  Negervölkern  Afrikas  . . VIII,  299 

Eisengegeustände  vom  Ural XII,  220 

Eisenindustrie  in  Centralafrika X,  431 

Eisenkiesel  X,  184,  2u4 

Eiseuwhmelz  - und  Schmiedest&tten . vorhistori- 

sche,  in  Mähren XII,  92»  270,  419 

Eisenverarbeitung,  Alter  der  — in  Indien  . . X,  418 
Eisenzeit  . . . III,  267,  293.  IV,  äJL  VTI,  285. 

vui,  ana.  ix,  na.  xi,  im 

# und  Metallzeit  identisch VIII,  307 

Eisenzeitschädel  IV,  Id 

Eisfuchs VIIL  122.  X,  382.  377 

Eiszeit VII,  flü.  X.  147.  183 

B Fauna  derselben , Menschenreste  11,  2iL 

V,  180.  183,  19  K 

Elbensteiue XI,  491 

Eleplmntenknochen  in  schwäbischen  Höhlen  . V,  liLtä 

Elephas  minimus  X,  üÜZ 

. primigenius  . . IX,  85»  162.  176.  X,  361.  396 

„ priscus "X  362 

Ellerbeck,  Schädel VI,  173 

Embryonale  Formen,  Ueberbleibsel  solcher  in  der 

Steissgegend  XI.  2H1 

EngiHSchinlel L 2Jh  HI,  113»  311L  VI,  US 

Entgegnung,  die  Thayinger  Funde  betreffend  . X,  323 


F. 


Fälschung  alterthüxnlicher  Fände TX,  1 73 

Farbensinn  der  Vorzeit .XII,  2113 

Färbung  der  Haare,  Augen,  Haut VII,  HI 

Fauna  der  Champlaineepoche V,  233 

. „ Eiszeit V,  l feu.  VII, 

h , Pfahlbauten  am  Starnberger  See  . VIII,  1 

„ Thayinger  Höhle . Vlll,  124 

. quaternäre X,  359,  361»  397»  flÄÜ 

Feldmäuse X,  IM 

Felis  spelaea X,  367»  ü2a 

Pellahs VI,  2111 

Felsinschriften  in  Nordamerika  .....  XII,  373 

Fetthöcker  des  Buschweibs  III,  307 

Feuerstein III,  336 

Feuerstein  gerätlie  bei  Basel  VIII,  Hü 

Feuersteinpfeilspitzen  der  Indianer  Nordamerikas 

V,  IZ 

. aus  der  Räuberhöhle,  baye- 
rische Pfalz V,  22Ü 

Feuersteinsplitter,  bei  Bramstedt III,  II 

Feuersteinwerkzeuge,  ägyptische XI,  2fl£ 

, der  Urbewohner  Schwabens 

V,  2üfl 

, in  Belgien V,  Hi 

Fibula,  Geschichte  der V,  iihü 

Fidschiinsularier  XII,  lül 

Fingernagel  der  Chinesen V,  Hfl 

Finnen III,  AM.  VII,  ZI 

. Opferstätten XII,  201 

p Steinalter  der VII.  284 

, als  Ureinwohner  Deutschlands  . ...  X,  212 

Finnenschädel IV,  12 


2* 


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12 


II.  Sachregister. 


Finnland,  Steinschiffäetzungen  ........  X,  öl 

Finnländische  archäologische  Literatur  ....  X. 

FIa  th ead  -Schädel IX,  6h 

Fledermäuse X,  373 

Flieireubeerdigung  in  Kusslaud XI, 

Flintgerüthe  der  Indianer IV,  1 

Flintgeräthwerkstütteu  der  Ureinwohner  Nord- 
amerika . . . V»  Hi  3& 

Flintpfcilapitxei)  der  Indianer  Nordamerika»  . V,  12 
Florida,  Körperbau  der  früheren  Bewohner  . X,  lhl 
Flu»*tbäler  in  Belgien,  Entstehung  derselben  . V,  479 
Fnrionen  magnum  occipilis,  Stellung  beim  Neger 

und  Europäer  . IV,  297,  2ha 

Fossa  olecrani,  Durchbohrung III,  342 

KiiLWK'kelung III,  - 

Fossile  Knochen,  Beschaffenheit  derselben  . . V,  HÜ 
B Reste  von  Wirbellosen  .........  XI.  h 

„ Thi**rr»*Me  de»  Donauthals IX,  ü 

Fötus  den  Menschen,  Ueliirnentwickelung  111,  203,  222 
„ 9 a Schwanzbildung  . . . XII,  L2J3 

Foetorius X,  379.  362,  lihl 

Foveola  coccygea XI,  261.  XII,  l£k 

Frankenschädel I,  73, 

Fränkische  Gräber  III,  LLil 

Frauenbrust,  ethnologische  Merkmale  ....  V,  213 

Frauenraub XI,  L2h 

Freudenthal,  Knochenhöhle VII,  1 33 

Friedenspfeife  der  indiauer V,  21,  liß 

Flltiill.  Schädelform • XII,  -ilh 

Friesische  Alterthümer VII,  157,  liih.  X,  Ü!2 

Friesland,  historische  Ausstellung X,  42Q 

Froecb  . * X,  362 

Fruchtabtreibiuig , künstlich*  bei  verschiedenen 

Völkern  V,  ül 

Fuchs,  in  der  Thayinger  Höhle  ....  VIII,  124,  HA 

Kuhla« III.  12h. 

Funde  am  Oberwerth  bei  Coblenz XI,  LH 

. im  Rheinland«  VII,  2ÜÜ 

, 9 Waagthale,  Ungarn III,  223 

Furchen  des  Gehirns,  temporäre III,  2ül 

„ „ „ bleibende  . . IIT,  221.  222.  223 

„ „ m erstes  Auftreten  . III,  209.  21Ü 

, „ . Verschiedenheiten  im  Auf- 
treten   m,  205.  221 

Furchen  des  Gehirns,  verschiedene  Tiefe  . . III, 

. , » Symmetrie  u.  Asymmetrie 

UI,  221 

„ „ „ im  Einzelnen . 111,  2iifi  bis  iLüi 

Furfoozscimdcl 1,  33 

Fuss  eine«  japanesischen  Seiltänzer»  ....  IV.  313 
Fasse  der  Chinesinnen  IV,  221,  2AL  V,  133.  VI,  212 


G. 


Gabb's  ethnologische  Forschungen  in  Costarica 

VIII,  2±I 

Gabbro X,  2131 

Ga  ihm  reut  her  Höhle,  Meuschenreete V,  323 

Qiko in,  FIT,  gfil 

Giilische  Sprachreste  in  der  Schweiz  . . . .111,  233 

m n „ Schleswig III,  222 

. , auf  semitischem  Gebiete  III,  222 

Galgal» m,  SZfi 

Gallischer  Schädel L hfcJ. 

Gehirn-Entwickelung,  gehemmte XII,  360 

Gehirn  der  Affen  1U,  2üi» 

„ eines  Atlenfotus V,  133 

„ des  Buschweibes  III,  üitZ 

, der  Flatheads IX,  12 

„ des  Hundes III,  ilh 

r „ Menscheu  III,  20.1.  222 

, von  Mikrocephaien  ...  V,  437,  42tL  VII,  213 


Gehirn  de*  Neger» I*  388 

Gehirngewicht II,  370 

bei  Böhmen  * * I*  2ofl 

, Deutschen I, 

, Italienern  .........  I,  199 

„ Magyaren I,  193 

„ Österreichischen  Völkern  . . I,  Uü 

, Polen L 2o4 

m Rumänen L Lüh 

„ Rutheneu £ 20-1 

„ Slaven L 2o± 

B Slowaken  .........  I,  20  ft 

„ Walacken I,  198 

Gehirngrüsse  IV,  33 & 

Gehirnvolumen,  Lage  und  Gestalt  bei  Schädel- 

Schiefheit IX,  hl 

Gehirnwindungen,  Entwickelung  . 111,  203.  227,  23 1 

a i,  322.  "Xi,  334 

Gehörgang,  Exostosen IV,  1A2 

Gelenkachsen  der  Extremitäten VI,  1*1 

Gelenkforlsätze  des  Hinterhaupt«!  »ein  es  , . . IV,  269 

Gelenkkopf  des  Negerhumerus I,  272 

Gemse  in  der  Thavinger  Höhle VUI,  124 

Genitalien  des  Buschweibea III,  143.  307 

Geometrisches  Zeichnen VI,  1 

Gerät h«,  vorhistorisches , aus  Reuutliiergeweih 

m,  toa.  vn,  lau 

Germanischer  Typus  in  Württemberg  ....  . Il,  £2 

Germanische  Schädel  form I,  127.  II,  53 

Geschlechtliche  Zeugung,  Theorie  derselben  IV,  197, 317 
Geschlechtsorgane  des  Buschweibs  . . . III,  143,  307 
Ge*chlrcht»eigenthiimlichkeiten  des  Schädels  . I, 

6L  6^  66,  120»  m,  in,  vn,  1 

Gesellschaft,  deutsche,  für  Anthropologie;  Maassre- 

gelu  znni  Schutze  vorhistorischer  Alterthümer  V,  512 
Gesellschaft  für  Anthropologie , Versammlung 

1872,  in  Stuttgart V,  463 

Gesellschaft  für  Anthropologie,  Versammlung 

1878,  in  Jena IX,  li3  bis  128 

Gesichtshöhe,  Begriff  ...» , V,  377 

Gesichtslänge,  Begriff V,  377 

Gesichtsschädel,  Ursch  lech  tscharaktere L yo 

a Gestalt £ llü 

, Messung I,  LLL  Xll,  Hl 

„ WachBtiium . . . . I,  lilfi 

B des  Weibes III,  ZA 

Gesichtsiirnen X,  13 

Gesichts vasen,  amerikanische VI,  183 

Gesichtswinkel,  Camper 's V,  322 

Gewicht  des  Schädel» UI,  £3 

Glahella  coccygea XU.  lüfl 

Giacialzeit . VII,  fiu 

Glas  der  Bronzezeit 2»  32Ü 

Glasperlen  vom  Ural XII,  210 

Gleichberge  bei  Roemhild X,  281.  XI,  441 

Gletscherepoche,  Menschenreste V,  258 

Glimmer  X,  213 

• in  indianischen  Grabhügeln V,  iü 

Glimmerspiegel  in  den  indianischen  Mounds  . . V,  13 

Gold,  Behandlung  in  der  Brouzexeit L 32h 

Gorillaschädel  . 11,  343.  VI,  2ii  bis  2A 

GoriUahaad VIU. 

Gottschati’s  Messapparat  .......  XII.  233 

Götzenbilder X,  212 

Gral»  bei  Valko  in  Ungarn IX,  262 

Gräber  Russisch-Littauens V,  227 

, im  asiatischeu  Russland XI,  375 

„ »panische;  Schädel  und  Thongeräthe  VII,  LLI 

Grabdenkmäler  in  Algerien II,  äül 

Grabhügel  der  Merias IX,  LL4 

, ,,  Indianer  Nordamerikas V,  1 

, im  8j>onheinier  Walde,  Kreuznach  XII,  lilh 
n und  Erdwerke  »u  Nonlamerika  . . X,  H3 


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II.  Sachregister. 


13 


Grabhfigel  der  Stein*  nnd  Bronzezeit L 2£fi 

Gräberfeld  am  Hinkel» tein  bei  Monsheim  . . III,  Ini 

Oräberfunde  in  Califoroien ♦ . VIII,  211 

' „ auf  den  Gleichbergeu X,  216 

9 im  Balticum X,  HT^  2« 7 

Grabgrotten  (Cairas)  in  Irland I_,  2h2 

Grabstätten,  alt« l li 

Grabstein  Tamerlan's XII,  4hh 

Graphitgeräthü  der  vorhistorischen  Zeit  Bayern» 

V.  Hü 

Griechen,  ihr  Einfluss  auf  die  Rronzecultur  . IV,  11 

„ Menschenopfer  derselben IV,  274 

Griechengrab  dea  111.  Jahrhunderts  am  Rigaer 

Busen VII,  U3 

Grönländer  Schädel  IV,  L3 

Gmashirn Windungen,  Beziehung  zum  Schädel- 
dach   X,  21.1 

GroBsrusseuschüdel I*  16u.  U,  12fr 

Grundbein  des  Schädels VI,  25 

Guadeloupe,  BktlttfiUld V,  Ihn 

Gulbashen,  Nephritirruben  daselbst  ....  VIII,  323 
Gundoldingcu  (Schweiz),  Steinalterthümer  . VIII,  L£2 

Gussfortnen  zu  Bronzegeräthen VIII,  1A4 

GusssläUen  für  Bronzearbeiten VIII,  l£d 

Gusszapfen  und  -Ränder  an  Bronzegeräthen  VIII,  1&4 
Oype X,  läi 


GypaabgiiHse  von  Scbüd«lu  und  Gehirnen  . . 111,  lhl 


IL 


Haar  der  Südseeinsulaner i, 

Haarmenschen XI,  ILd 

Haarwirbel  in  der  Steissbeingegeml  ....  XI,  221 
Haar  (Kopfhaar)  iu  sehr  alten  Gräbern  ...  V,  LU 
Haare,  Augen-  und  UautfUrbung,  statistisch  . VII,  LH 

Haddien Yll,  Lhi 

Hakenkreuz,  Anwendung  und  Bedeutung  . . XI,  Hi 
Hammersteiue  der  Indianer  Nordamerikas  ...  V,  1 

Hamster VIII,  12h.  X,  221 

Hand  der  Arten  VIII,  fih 

. des  Menschen VIII,  fld 

Handelet  mssen  über  die  Alpen,  nach  Russland 

VII.  IM 

Haudelsverhältnisse  der  Ureinwohner  Nordame- 
rikas   V,  1 

Handelswege  im  alten  Transkaukasieu  . . . XI,  325 
Uanderzeugnisse  der  Indianer  Nordamerikas  . . V,  l 

Hase X,  |jL  •iuü 

Haubeil,  gefertigt  aus  Unterkiefer  des  Höhlen- 
bären   1 1 

Hausrind,  europäisches,  Heimath  desselben  . . X,  12k 

Hebung  des  Landes  an  der  Ostsee  V,  123 

Heidnischer  Todtencultus  . X,  Id 

Heiliges  Land,  Bewohner V%  39*  2iil 

Heliotrop X,  178.  185,  204 

Helix  X,  362 

Hersei,  Reihengraher  XI,  111 

Her*talactiädel  ..............  VI,  100 

Hinduscliädel  V,  277 

HinkeLstein,  Gräberfeld III,  lilL 

„ Skeletreste III,  12 1 

Hinterhauptsbein,  Querwulst X,  LL5 

Hinterhauptswinkel 1^  fcL5 

Uinturhauptswulst  ausner  europäischer  Völker  . X,  LL5 

Uippotherium III,  lh2 

Uinioberfläche  und  Schädel,  topographische  Be- 
ziehungen   X,  2dd 

Hirnwindungen XI,  2fiZ 

» Entwickelung  derselben  III,  203,  22Z 

Hirsch VL  ÖJL 

„ in  der  Thayinger  Höhle VIH,  L2fi 

B in  Pfahlbauten  * VIII,  2h 


v.  d.  Hoeven,  Nekrolog  .........  IH,  Lid 

Hohbergtypus L Hi  kZä 

Holm  des  Schädels,  Beziehung  zur  Schädel  breit«- £ 1 rc* 
HOhenindex,  Tabellen  zur  Ausschreibung  . . III,  197 
Höhemnessung  des  Schädels  ....  ^ 152.  XII,  449 

Höhle  von  Blaubeuern V,  12h 

* „ Cro-Magnon  in  Plrigord  ....  IV,  Ina 

„ „ Chauvaux VI,  ad 

Holde,  Lindenthaler  Hyänen- IX,  155 

n im  Schelmengrabeu  bei  Regensburg  . V, 

226,  22h 

Höhlen  in  Belgien  * . V,  478 

* „ Schwaben V,  173 

„ und  Ureinwohner  Europas IX,  233 

Höhlenbär,  seine  Zerlegung  durch  Urbewohner 

BdMiMu v,  idd 

Höliteuknochen , mit  Spuren  von  Menschenhand 

V,  179,  Ifid 

Höhlenbewohner II,  aju. 

Höhlenfund« I.  10.  25.  32.  dd 

„ bei  Brilon kl,  Hl 

, „ Steeten  au  der  Lahn  ....  XI,  148 

Höhlenmen  »eben V,  478 

„ der  Eiszeit  in  Schwaben  ...  V,  183 

Höhlenschädel  von  Marche  les  Dames  . . . VI,  109 

„ * Bouvignes VI,  lld 

Hohle  (eis  im  Achthai  in  Schwalten V,  lld 

Holdestein  im  Lonethal V,  lld 

Holmes’  Funde  in  postpliocüneu  Ablagerungen  V,  25t) 

Horizontale  des  Schädeln,  Bestimmung  IV,  299.  XI,  178 
Uorizontalebene  des  menschlichen  Schädels  . V 

372.  342.  IX.  2h 

Horus-Augcn X,  179 

Hottentotten  . I,  159,  i oo.  III,  179,  325,  328.  VI,  ihl 

Houbirg,  die,  eine  Bauern  bürg XI,  1H9 

Hügelgräber  bei  Erd  (Ungarn) IX,  hü2 

„ am  Klederrhein V,  323,  kLi 

, von  rokntien  (Galizien)  ....  IX,  lld 

Hiigelgräberschädel L 2 7 6 

Humerusdrehung I,  273.  VI,  1K1.  ddl 

Hünengräber 111,  110.  270,  287.  IV,  lAd 

Hund II,  373 

„ diluviale  Knochcurente IX.  LU 

* in  Pfahlbauten VII,  dH 

„ der  Steinzeit,  Bronzezeit  und  Gegenwart.  V,  541 

H ändernden XU,  fil 

Hundeschädel  aus  dem  Hafeu  von  Ystad  . . . . V,  55 
„ „ der  Regeusburger  Räuberhöhle 

V,  ddl 

Hühnerarten,  fossile X,  316 

Hyaena  spelaea X,  362,  373,  4113 

Hyärienhöhle  bei  Lindenthal  in  Thüringen  . . IX,  lhh 

Uypertrichosis  universal!* XI,  116 

Hypsistenocephalie,  Hypsibrachycephalie  ...  I,  156 


I. 


Idol,  dreiköpfiges . X.  212 

Illavagora  in  Krain,  Römergräber 111,  29H 

Ulis ' X, 

Indianer  Nordamerikas,  Steiugerathe IV,  l 

. . Grabhügel  derselben  . . V,  1 

„ „ Handelsverhältnisse  . . V,  1 

. „ liaitderzeugnisse  ....  V,  1 

* * Kteingeräthe  . III,  162.  V,  2dl 

Indianerscliädel XII,  h52 

Jndianerstamme  Costarica* IV,  kd 

ludiaait X,  2(211 

Industrie  der  früheren  Bewohner  Südcalifor- 

uiens  ................  XII,  M 

Intaglien X,  lld 

Inuit  des  Smith-Sunde» VIII,  107 


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14 


II.  Sachregister. 


Iren III,  218 

Irische  Sprachreste  in  Bc.hleawig 111,  222 

Italieuergehirn ^ IM. 


J. 


Jadeit VIII,  321*  324.  X,  205*  20»,  34fi 

Jahd* VIII,  22JL  X,  aiÄ 

Jahdehusen,  Austreibungen VII,  1H 

Japanischer  Seiltänzer,  Fues  desselben  . . • . IV,  313 

Jaspis X,  130.  1 34 

Javanen-Becken - . II,  371 

„ -Schädel  L.  IM 

Jenseu's  Zeichenapparat IV,  233.  VI,  & 

Jever  Land VII,  l&D 

Juden,  Beschneidung X,  123 

, Menschenopfer . . . IV,  HI 

Jütische  Tatertüpfe XI,  4M 

Jütland,  Steinzeitscbädel III,  331 


K. 


Kaffern  L IM.  VI,  lil 

Kallainit X,  122 

Kallalt X.  17».  191,  121 

Kalk X,  197,  IM 

Kalkspa tli 213 

Kalmuken X,  438 

Karakaach-Thal,  Nephritgrubeu VIII,  323 

Karolineuinsulaner XII,  £7 

Karte  der  vorhistorischen  Ansiedelungen  . V,  507.  52& 

Kawa-Kawa X,  m» 

Kehlkopf  des  Negers  und  des  Weissen  ....  II,  IM 

Kelten III,  23JL  IV,  32,  XI,  422 

.Keltische*  Töpferwaaren  in  Oberitalien  . . . IV,  L5li 
K ent  höhle,  Kiesel  Werkzeuge  ans  derselben  . VII,  L54. 

Kieseläxte  und  anderes  Steingeräthe I,  23 

Kieselwerkzeugo,  prähistorische XII,  273 

Kindermord  und  Frnchtabtreihung V,  Hl 

Kinderscbädel L 1*2.  VII,  it 

Kirgisen III,  123 

Kirgis-Kaiaaken  X,  437 

Kisten graber  der  Krim VII,  13 

Kjökkenmöddinger IV,  143 

Kjökkenmöddinge  Oaliforuiens VIII,  212 

* Nordamerikas V.  30.  13 

, Russlands . VTI,  §3 

Klassische  Industrie,  ihr  .Einfluss  auf  den  Nor- 
den   VIII,  314. 

Knakesteene  111,  318 

Knochen  aus  den  Höhlen  von  Pärigord  . . III,  338 
. . der  Höhle  la  Baisse  bei  Grenoble 

in,  342 

. bearbeitete  aus  der  Rennthierzeit  . VIII,  äü. 
. von  Nagern,  in  Höhlen  Schwabens  . . V,  202 

„ . Vögeln,  in  Hohlen  Schwabens  . . V,  204 

„ mit  Thierzeichnungen  . IX,  123 

„ Veränderungen  l»ei  laugeni  Liegen  im 

Botel IV,  ^ 333 

Kuocheiibreccie  bei  Goslar X,  332 

Knnchenhöhle  von  Thayingen  . . VII,  105.  VIII,  123 

Knochenbiger  von  Langenbrunn X,  38» 

a . Thiede  und  W esteregeln  X , 359, 

361,  364 

Knochenpfeile  aus  dem  Bagower  Torftnoore  . V,  434 

• „ Ortprimiwn V,  433 

KnochenreBte  früherer  Bewohner  von  Florida  X,  101 
Knochensubstanz,  organische;  Unveränderlich- 

keit  derselben IV,  33K 

Knocheuwerkzeuge  der  Eiszeit V,  2P7 

Kuorpelfugen  der  Schädelbasis 1^  115 


Kohlborner  Schädel IX,  1 

Körpergröße,  Statistik  im  Grossherzogthum  Ba- 
den   IX,  2*1 

Körpermessungen  . III,  13».  V,  457.  412 

Kostroma,  Beerdigung XI,  3ii£ 

Krall),  Römergräber III,  2M 

Krauiologiache  Untersuchungen XII,  29,  157 

Kraniometrie 1^  151.  II,  101.  III.  137 

Kreisgräber  der  Watten  Oldenburgs VII,  157 

Krim,  Kistengräber VII,  H 

K romlech I,  261 

Kropf  XII,  412 

Krotzensteiu  aus  einem  Lavabruch Vll,  221 

Krümmung  des  Schädelrohrs  beim  Neger  und 

Europäer IV,  287,  3Q1 

Küchenabfälle  in  Dänemark IV,  344 

. „ Oldenburg VII.  12& 

Kunst,  prähistorische XI,  133 

Künstliche  Verkrüppelung  der  Chinesen fU»*e  IV, 

221,  241 

* Formung  des  ßchädels  . . . . I.  13.  IX,  £1 

Knpferalter Tx,  112,  234 

Kupfer,  Behandlung  in  der  Bronzezeit  . . . . L 322 
Knpfergeräthe  der  Indianer  Nordamerikas  Y,  3L 

XI,  M 

Kupfergewinnung  bei  der  Urbevölkerung  Nord- 
amerikas   . . V,  3 

Kurgaue III,  4.  XI,  285.  30o,  333 

Kurganschädel XI,  223 


L. 


Lagomys  . X,  361,  2M 

Langenbronn,  Funde X,  399 

Langhügel  in  Skandinavien XI,  473 

Lapis  nephriticus VlU,  322 

Lappenschädel  (?)  aus  dem  Bett  der  Lippe  bei 

Hamm * * VII,  221 

Lappläuder  in  Deutschland  XU,  22 

Lasurstein X,  179,  IM 

Leeuwarder  historische  Ausstellung X,  42ü 

Leichenbrand  . . . III,  279.  VIII,  M.  IX,  183.  X,  82 
Leicbenverbrennung  HI,  279.  VIII,  231L  IX,  185.  X,  82 

Lemming X,  361,  386.  389 

Lepus X,  362*  387*  4M 

Levirathsehe XI.  125 

Liesbcrg  (Schweiz),  Steinalterthümer  . . . VIII,  141 

Liguren III,  278,  284,  2fi7 

Ligurische  Sehidelform II,  53 

Llgurischer  Typus  in  Württemberg II, 

Lindenthaler  Hyänenhöhle IX,  IM 

Linea  nuchae  suprenia X,  Lli 

Linguistische  Methode III,  295,  303,  332 

Livland,  Steindenkmale  . X,  23 

Llano*  bevölkeremg  XII,  83 

Lombrive-Schädel L *13 

Long-Rarrows-Bchädel L »Bl 

Löwe,  fossiler  X,  32i 

Löwe  in  der  Thayiuger  Höhle VIII,  123 

Löwenknochen  in  Höhlen  Schwabens  und  Bayerns 

V,  200,  331 

Luchs  in  der  Thay inger  Höhle VI 11,  124 

Luchsknochen  in  Höhlen  Schwabens V,  201 

Lutra X,  408 


M. 


Maassstab,  Welcker’s  Vorrichtung I,  £2 

Maassscbema  der  Craniometrie X7  LR 

Made  heu  raub XI.  125 

Mädelhofen,  Schädel  von . . VIII,  223 


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15 


II.  Sachregister. 


Madeira  und  Amazonas VIII,  21L 

Magyaren-Gehirn,  Gewicht L.  LÜ5 

Makrocephalus  1*  25. 

Malayen Ul,  326,  322-  IV,  LÜ. 

n Cannibnlismus  derselben IV,  263 

Mamma,  ethnologische  Unterschiede V,  215 

Mammut h L ^ ü VH,  AU  VIU,  122-  X,  361,  22fi 
Mankos-Indianer,  Todtenuruen  derselben  . . . VII,  ZH 
Mann,  der  steinerne,  von  Colorado  Springs  . . X,  41h 

Miltiner-  und  WeiberachÄdel VII,  1 

Maoris UZ, 

Marche  les  Damen  VI,  Tun 

Maria- Rast,  Urnenfeld XI,  - : ■ 1 , 3 nt« 

Marschen  der  Nordseeküsten VII,  L52 

Mastodon,  angeblich  von  Menschen  getüdtet  . V,  234 

„ Zeitgenosse  des  Menschen  . V,  11>8,  244,  332 

Maya* Völker Vlll,  247 

Meerssen,  Schädel  VI,  lhü 

Megalitisclie  Grabstätten  Russlands VII,  12 

Megalitisches  Steinalter IV,  45 

Meies  tax us X,  37 

Menhir . I*  2dl.  III,  I,  344 

Mensch,  Alter  und  Ursprung  . VII,  176,  287.  X,  141 
„ vorhistorischer  . . . VIII,  133.  IX,  IX, 

X,  363,  222.  XI,  U 

• Unterschied  vom  Thier I,  UM 

Menschenbilder  X,  196 

Menschenfresserei  IV,  245 

Menschenopfer  IV,  245 

Menschenrassen III,  259,  301,  350.  IV,  332 

Menschenschädel  als  Trinkgeßlss XI,  347 

Menschliche  Uaud VIII,  dl 

* Knochen  in  Pfahlbauten  Bayerns  VIII,  4& 

Merias,  Grabhügel  der IX,  LL4 

Merovingisclte  Friedhöfe  III,  281 

Messapparat  für  photographische  Aufnahme  XU,  222 

Messung  der  Schädel I,  251 

Messmethoden,  kraniologische  . I*  30,  102.  137.  X,  1 

Metallarbeiten  in  Mykenä XII,  431 

Met&llfunde XI,  399 

Metallurgie  der  Bronzezeit I*  321 

Metallzeit , Bronze*  und  Eiseualter  zusammen- 

fassend IX,  92 

Meteoreisen,  Kulturgeschichtlich XU,  293 

MethiKlen  der  Scliädelmessung  . I,  30,  102,  137.  X,  1 

Mexikanische  Alterthumer XU,  I 

Mexiko*  Ureinwohner IV,  131,  133 

Mikrocepbalie  . . L 3 96.  II,  129.  UI,  168,  329. 

IV,  luT  V,  490*  üflk  VI,  263^  ilÄiL  vn,  1 
Mikrocephalen-Gehirn  ....  II,  156.  20»,  219, 

224-  V,  437,  473*  AÄfL  VU,  24k 
„ -Schädel  ....  PTUÖ.  166.  180, 

190.  VII,  42,  200,  211,  247 

Mikrocephalenskelet  Vl,  2M 

Mikrocephalen,  Sprache,  Intellect  . . II,  142  bis  255 

Mikronesien XU,  416 

Mikroskop  als  Hilfsmittel  der  Anthropologie  . V,  124 
Miucopies,  Bewohner  des  Andamanarchipel*  . V,  410 
Mineralogie  als  Hilfswissenschaft  der  Archäologie  X,  122 

Misaiasippidelta,  Altersbestimmung V,  152 

„ ökeletfund V.  157 

Modulus  des  Schädel» I*  97.  XII,  29 

Monsheim UI,  lili 

Moosachat  X,  187 

Moschusochse  VUI,  126.  X.  399 

Mounds  in  Georgia XI,  2ÜJ5 

„ der  Indianer  Nordamerikas V,  1 

» in  Jova  und  Illinois  XII,  5M 

* * Ohio,  Tenessee  und  Missouri  . XII,  5152 

, « Westflorida  X,  1 1 1 

Mumien-PhaUu» ....  X.  123 

Munzingen,  Station  der  Rennthierzeit  . . . VUI,  äl 
Murnielthierrest« VIII,  124,  X,  37$^  4u» 


Muscheln,  als  ßchmuck  bei  den  Indianern  . V.  24.  28 
Mu*chelbett«n,  künstliche,  in  Nordamerika  . . LL  521 

Muschelhügel  Floridas  X,  LUl 

Muschel  Werkzeug  aus  der  Höhle  auf  Anguiila  . V,  115 

Mus  rattus,  Knochreate  IX,  155 

Mykenä,  Metallarbeit XII,  431 

Myodes X,  36 1.  386,  3h 9 

Mythologie  und  Sprachen  der  paciAschen  Völ- 

kur  Nordamerikas XII,  421 


N. 

Nadel  aus  dem  Rohrbein  des  Schwans  ....  V,  21il 


„ . Ripi>eu  des  Höhlenbären  . ...  V,  183 

Nahtsynostosen  bei  Mikrocephalic II,  Lüu 

Nahuaa . . VIU,  247 

Nainaqua-Hottentotten III,  325 

Nanmatal,  Ruinen,  auf  Pouap6  ......  XII,  101 

Nasalindex V,  46»,  411 


Natürliche  Zuchtwahl  in  Bezug  auf  den  Men- 
schen   IV,  551 

Naturvölker,  Aussterben IU,  5ilfi 

Neanderthal-Schädel 1.  15,  17,  25,  31. 

III,  276,  303*  335*  348.  242*  V,  118,  22k 

Vin,  42 

Neger,  Bildungsfähigkeit IV,  142 

a Gehirn I*  368 

* Hand . . . VIU,  2ü 

„ Htuneruskopf L 223 

„ Kehlkopf II,  H»9 

Negerschädel 1*  152.  V,  3IiL  VI,  1Ä.  X,  121 

„ mit  SUrnnaht VIII,  1 22 

Neger-Skelet III,  Ifll 

Negerstämme  der  oberen  NilULnder III,  323 

Nekrolog  auf  K.  £.  v.  Baer IX,  261 

„ „ John  Krawfurd III,  Ul 

p * J.  v.  der  iloeven  ......  III,  14B 

Nephrit. L 252-  VIII,  52L  X,  Ut»,  2o?.  352. 

. -Beile TVÜI,  522 

Neu-Aegypter-Schädel  L 159 

Neu-Galedonier- Schädel Il,  1 2o 

Neu-Mexiko,  Ursprung  der  Bewohner  ....  IV,  131 

Neu-Guinea,  Eingeborene IX,  99. 

Neu- Orleans,  Skeletfand V,  158 

Netzsenker  der  Indianer  V,  261 

Niata-Ochse I*  244 

Niederingelheim,  Schädel  von  - III,  155 

Niederländische  Schädel VI,  15 

Nilbecken,  Menschenstämme  desselben  . »lil,  144.  323 

Njnnmjam* III,  323 

Nordamerika,  prähistorische  Kupfergvruthu  . XI,  £5 
„ Tauschverhältnisse  der  Eingebore- 
nen   V,  1 

Nordamerika,  Urgeschichte V,  L55 

Nord  holländische  Schädel IX,  1 

Nordseeküsten,  Marachen  derselben  ....  VII,  152 

Nordseewatten,  Brunnengräber  derselben  . . VI,  5i!fl 

Nord  westdeutsche  Schädelformen XI,  25 

Noricum XI,  42li 


0. 


Oberahn,  UrnenAiude VTI,  IM 

Oberbirma,  Nephrit VITT,  525 

Oberingelheim,  Schädel III,  151 

Oberwerth  bei  Coblenz,  Funde  XI,  144 

Obeidianpfeilspitzan  der  Indianer  ...  ...  V,  9 

Ochse  II,  373 

Ochseoknochcu V,  122 

Ohrringe X,  251 


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16 


II.  Sachregister. 


Onondaga-Riete VII,  267.  X,  Alh 

Onyx X,  1 H<),  182 

Opfer  und  Opferstättcn , heidnische , am  Ur>il 

XII,  201*  222 

Orang  Utan . • IV,  Lih 

* . Hand VIII,  tht 

, . Schädel II,  545.  VI,  2ii 

Orbitalindex  von  Broca IX,  270 

Orthocephalie L IiS 

Orthognathie U 33? 

OsciUations-Exponent  in  der  Craniometric  ...  X,  AU 

Ob  femoris XII,  AiU 

, occipitis,  Torus  occipitalis XII,  453 

Oviboa  foasilis  . . X,  328.  liÜÜ 

Ovis  foesilis * . X,  M3 


P. 


Palästina,  Bewohner VI,  M 

Palstäbe ....V,  525 

Pangenese  Darwin*« » V,  LLi 

Panspermatismus V,  h2 

Papuas V,  137.  IX,  98,  106,  213 

„ Schilde!  X,  LU 

Paraden»«  in  PatAgonien IV,  LU 

Pariser  Weltausstellung  1878,  Alt  ert  Immer  . XII,  Li± 

Parnakkans V,  LL3 

Pan»  caudatus X,  3ä2 

Patagonier I,  1 OB.  IV,  143.  LU 

Pelew- Insulaner * . . . IV,  LL5 

Perigraph  von  Cohausen VIII,  Lui» 

Perlen  in  nordamerikuuischeu  Mounds  ....  V,  M. 

* als  Schmuck  l»ei  den  alten  Indianern  . V,  54 

Peruanische  Alterthuiuer XI,  LA1L  XII.  Mi 

Peruanersehüdel,  Exostosen  des  Gehörganges  . IV,  LAI 

Pfahlbauten L DLL  ID,  Ui 

p Alter  derselben  1,  Mä 

„ aussereuropaische . . L 368 

p in  Bayern  II,  IUI 

„ am  Bielerse© V,  224 

, im  Bodions ^ Ml 

• Brouzewerkzeuge L Ulli 

• cultische  Fabriken L 366 

m Cultur  derselben 1,  8AB 

„ in  Deutschland  .........  1 3lih 

„ p Frankreich,  Italien 1,  368 

p llandelsstraasen  I,  36<».  32JL 

p Hunde  ragen XII,  dl 

p Kupfenrerksengi  derselben  . . . I*  M2 

• von  Maurach I*  Ml 

„ Nephrite  derselben f,  .'i 7 , M A 

, im  Neuenburger  Bt-e  ......  U MÜ 

„ von  Nundorf . L Ml 

p der  Pbbnikier . I,  367.  ülü 

, in  Posen UI, 

, Rind  L 221 

p Russlands VII.  22 

w des  Starnberger  Hees  ......  VIII,  1 

« Steingemthe  derselben  ...  I,  337.  362 

„ Thlerknocbaa vui,  ü 

„ Schädel  derselben I*  62.  63 

, von  Sipplingen Tp 362 

p Untergang  derselben  ......  ^ 525 

p von  Unteruhldingen 1*  362 

p Zeitbestimmung U :'.i.i4,  Mi 

Ffeifenköpfe  der  Amerikaner V,  SU 

Pfeifenstein,  rotlier,  bei  den  Indianern  ....  V,  24 

Pfeifhase X,  3ti|,  -•.hh 

Pfeile  aus  Knoeheu V,  424 


Pfeüsclmfte,  Bereitung  bei  den  Indianern  . . .IX,  249 

Pfeilspitzen  aus  Feuerstein V,  Uli 

» vom  Ural Xll,  2uA 


Pferd III,  1M2.  X,  393,  4ö3 

p in  Pfahlbauteu VIII,  d 

, n der  Tliayinger  Hohle VUI,  LU 

Pferdeknochen  in  schwäbischen  H&hlen  ...  V,  Iü2 

Pferdespringer X,  382 

Pferdezäbna  als  Amulett V',  193.  219. 

Pflanzen,  Domestication III,  JLM 

Phallus  einer  ägyptischen  Mumie X,  122 

Phönizische  Colouien  in  Skandinavien  ....  IX,  122 

Phönizier,  Menschenopfer  derselben IV,  225 

, Verkehr  mit  Amerika  ......  VII,  123 

Photographische  Aufnahme,  M*KK»pparat  . . XII,  235 

Pierre  des  Incas X,  LM2 

Plattengräber  von  Sartatschali XI,  524 

Platybrachycephalie,  Platystenocephalie  . . . I*  IM 

Plecotus  auritus X,  313 

Pokutien,  Hügelgräber IX,  114 

Polengehiru,  Gewicht J_,  205 

Polvaudrie XI,  124 

Polynesier L L^i  2*6«.  III,  22L.  XU.  *7,  92 

Posen,  Pfahlbauten DI,  335 

Präformationstheoric  8 wnmmc rdam's  . . . . V,  JA 

Prähistorische  Kiesel  werk  zeuge XII,  211 

p Kunst XI,  133 

Kupfergerütbe XI,  tL> 

. Mensch XI,  Ä 

, Opferstätten  XII,  201 

Prehnit  X,  m 

ProceAMiis  fronialia  ossis  temponim XI.  102 

ProfllwinkeJ V,  370*  4£tf 

Prognathie  . . . . L 3 5L  II.  1 20.  III,  JJL  v,  33  3.  397 

, des  kindlichen  Schädels I,  1Q3 

, der  Mikrocephalen II,  166,  122 

p des  weiblichen  Schädels T,  LU 

Proportionen  der  Extremitäten  in  verschiedenen 

Altern V,  170 

Pseudo-Pfahlbauten  im  Schluchsee VI,  342 

Pupa  muscorum X,  ä£2 


Q. 


Quarz .....X,  178,  LM 

Quaternäre  Fauna  de»  Donauthals IX,  ul 

« . von  Langenbmnn  ....  X,  M2 

n , p Thiede  u.  Weateregelu  X,  359 

„ Spuren  des  Menschen  ....  X,  363.  Mil 

p Zeit,  Klima  dewellen  .<....  Vll,  2M 


R. 


Rage  prussienne V,  529 

Ragen  de«  MenschengenclilochU  . 1»  154.  152.  UI,  Ml 

Ratte Df  SU 

Räuberhöhle  am  Schelineugraben,  Pfalz  . V,  226.  325 

Raucheria  IX,  213 

Rauminhalt  des  Schädels UI,  32 

Rcductionstal teilen , englieches  Maaas  in  Meter 

und  Grammen L 2** 

Reductioustabellen , Ounces  «and  in  Cubikcenti* 

meter L 

Reihengräberschädel  . . . L 119.  121.  LL.  357. 

V,  52L  XI,  141 

Rennthier  und  Rennthierkuochen  ...  1*  2 &A. 

II,  32,  M*  L2Ä  IU.  MiL  V,  1211 

VI,  HL  VII,  2ZZ.  VIII,  JiL  12h.  IX,  Hth  lfi2- 

x.  36^  hl 

Keuntliierstation  von  Veyrier VI,  52 

Rennthierzeit,  Höhlenbewohner  derselben  . . . IV,  Liä 

Knochen-  und  Steinfunde  ...  L 2^4 

Russlands VU,  61 

Rhinocero»  Merkii X,  32d 


t 


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17 


II.  Sachregister. 


Rhinoceroe  tichorhinus  ......  X,  361,  396.  Mi 

Rieso,  Ouondaga VH,  '267 

Riesenwuchs,  Proportion  der  Körperabschnitte  V,  M2 
Bind  .....  L 211h  II,  21L  V,  ££,  VI,  fiü. 

VIII,  29.  Xr  129 

Rockbluffsckädel  aus  der  Champlainepoche  . . V,  237 

Börner,  Menschenopfer  derselben IV,  276 

Romergräber  von  illavagora  in  Krain  ...  III.  M6 
Römische  Niederlassung  bei  Schleitheim  ...  II.  335 
Bot  her  Pfeifenstein  der  Indianer  Nordamerikas  . V',  20 

Round-barrowt-Schädel I,  281 

Rumänen-Gehirn,  Gericht I,  198 

Ruthenen-Geliirn,  Gewicht . jR  2S2& 

Runenschrift  auf  einer  Spange,  Norwegen  . . XI,  475 

Raieisch-Litauen.  Gräber V,  227 

Russische  Gmbalterthümer XI,  ftlü 

Russische  Schädel XI,  2ili 


& 


Bacchant X,  201.  204 

Bagen  von  Höhlen  und  Höhlenmenschen  ...  V,  211 

Saleve,  Uennthierstation VI,  £9 

Bambaqnis X,  IM 

Samoa-Insulaner  .............  XII,  lüd 

Samojeden XI,  321 

Bapphir X,  1£I 

Sardinien,  Alterthümer VIII,  lü 

Bardonyx X.  1£Q 

Bartalschali,  Plattengräber XI,  328 

Saugen  junger  Thiere  an  der  Fra uenbnut  . . V,  219 

S&ugethierknochen  in  Pfahlbauten  ......  VIII,  ft 

ßauAMirit X.  2u3,  Mi 

Scandinavisches  Eisenalter VII,  2 85,  287 

Bcaphocephalie I,  388 

Scarabäen X,  179.  180 

Schädel  von  Affen V,  519 

a der  Alemannen I,  2 2£ 

» altbritische g£_L 

• . altnordische IV,  3£ 

• aus  altgermaniachen  Grabstätten  ILI,  127, 

131,  133 

. von  Amerikanern I,  391.  X,  117,  Uft 

a „ Anthropomorphen II,  126,  343 

» -Asymmetrie XII,  Mfl 

• von  Australiern X,  U£ 

. der  Basken 1^  ££ 

• • Beduinen VI,  ££ 

. . Belgier VI,  ft£ 

• aus  belgischen  Höhlen V,  4H0 

, „ böhmischen  Gräbern II,  283 

• „ der  Bronzezeit  .........  IV,  72 

» von  Cebus , VI,  2h. 

• . „Gelten* . I,  283 

„ * Chävremont VI, 

. „ Dante I,  392 

, der  Deutschen  ...........  L ]A1 

„ Eisenzeit IV, 

„ von  Ellerbeck VI,  UA 

n , Eng» VI,  Iftfl 

• . Eskimos I,  IM 

. der  Eschen I,  IV,  UL  VIII,  21 

• B Europäer VI,  1» 

. von  extremer  Form  JL  ftAü 

„ * Evsden Vl,  St£ 

9 der  Pinnen  . IV,  II 

„ „ Flatheads  IX,  öi 

• von  Florida,  frühere  Bewohner  . X,  103.  1 17 

Schädelfonnen  der  Affen “Tr  g££ 

• niedere  der  Friesen XII, 

• des  Menschen I,  159.  II,  362 


Archiv  fttr  Anthropologie.  (KcgWter  *u  Baud  L — XII.) 


Schädelformen,  nordwestdeutsche XI, 

, in  Württemberg V,  328 

Schädel  der  Frankeu  ..........  I,  148,  276 

, von  Furfooz 1,33 

Bchädelfunde  bei  Brüx,  Gibraltar,  Egisheim  und  ~ 

Cannstatt  V,  326 

ßchädel,  gallischer I,  £ülL 

der  Germanen I.  127 

Qeachlechtsunterschiede  ...  llr  25.  VlI.  1 

des  Gorilla VI,  2-  . .Li 

aus  Gräbern  des  2.  bis  L£l  Jahrhunderts  TT,  62 

der  Grönländer • IV,  lh 

„ Grossrussen . . • II,  120 

und  Grosshirnwindungen X,  243 

Gypsabgüsse  111,  Uil 

von  Hemtal VI,  loO 

uud  Hirnoberfläche X,  2A1 

aus  Höhlen  der  Alb . II,  fcü 

a der  Höhle  von  Chauvaux  ....  VI,  Uft 

Horizontalebene IX,  2k  XI,  Lid 

aus  Hügelgräbern  ....  L,  276.  II,  83,  8 9 
-Index,  am  Lebenden  bestimmt  . . XII,  42  L 

indianische XII.  339 

des  Kindes I,  102.  V',  £1 

„ Lappen . IV,  ZA.  VH,  291 

luakrocephaler  aus  Hainham II.  ü 

von  Marche  les  Dames VI,  1£2 

„ Marken,  Urk,  Shokland  ....  VIU,  M 
„ Meerasen  ...........  VI,  100 

des  Menschen  und  Affen II,  362 

der  Mtoocmhakn  . . . VI,  292.  VII,  42,  Sflfi 

von  Mont  d'Orge  bei  Bitten T £A 

Schüdelmessung  ....  I,  231.  IV,  52.  X,  L XII,  AAä 
Schädel,  Missstal tung,  künstliche  . , , . jj  278. 

IL  2L  IX,  6L  XI, 

-Modulus XII,  29 

vom  Neanderthal-Typus VIII,  1Ä 

des  Negers I,  132.  VI,  ^ X,  21 

„ • mit  Stimnalit  ....  VIII,  III 

von  Neucaledoniern II,  UQ. 

der  Niederländer VI,  75 

niederer  Menschenragen  ......  IX,  120 

von  Niederolm T,  Zü 

des  Orang VI,  2Q 

„ Papua  X,  120 

von  Plau  in  Mecklenburg UI,  274 

ans  Fliocän  Californiens U.  361 

von  Redlikon.  Canton  Zürich L 

der  Keihenfp’iiber  ....  I,  148,  278.  Il,  £ft 

. Reunthierjäger  von  les  Eyzies  • IV,  LLA 

von  Robenhausen,  Pfahl  lato 1^  62 

Sckädelrohr , Krümmung  beim  Neger  und  Euro- 
päer   IV,  287,  301 

Schädel  der  Römer  ■ I,  JU&  U.  ftl 

russische  XI , : 295 

Bchädelsanmilungen III,  302.  XI,  482 

Schädel  von  Schleitheim 11,  3.37 

der  Schweden  .....  Ij  149,  276.  VÜT  ät££ 

von  Schwerin VI,  £2 

, Sclaigneaux  ...........  VI,  2£ 

aus  einem  skythischen  Grabe  .....  X,  ülü 

von  Slaven I_,  lAil 

•Statistik V,  32Ü 

der  Steinzeit . IV,  £4 

Stellung  auf  der  Wirbelsäule  ...  V,  306,  372 

Schädeltypen I,  £2 

Scliädel  der  Tungasen 1,  LU 

Urform  des  menschlichen  . . . III,  321,  349- 
ßchiidcl  wuchst  hum  ............  . 1U2 

Schädel  des  Weibes IIL  St  LAI 

aus  Westfiiesland IX,  1 

Schädelwirbel,  Drohung  derselben  ....  IV,  301,  ££2 
Schädel  von  Z «Herrn oos,  Pfahlbau ~ ^ 63 


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18 


II.  Sachregister. 


Schädel  voll  Zelzaete VI,  ££> 

Schäftung  der  Steia-  und  Bronzebeile  . . ♦ . XI,  1AS 

Scbalensteine XII,  109 

Scheinbare  Spuren  de«  Menschen XI,  2fiü 

Scheitelkante  des  Eskitnoschädel* 1,  L22 

Sehelmengrabcu  liei  Kegenshurg,  Hohle  . V,  226,  ü2li 
Schiefergeräthe  in  indianischen  Mounds  ....  V,  ü 
Schlange.  Beziehungen  zur  Metallbearbeitung  VII,  LÜ3 

Bchleirheiin,  TodttnftU 11,  liil> 

Schleswig- Holstein,  Urgeschichte  des  Landes  . III,  214 

Schlick watten  der  Nord*e*küsten VII,  üfi 

Schluchsee,  Ptemdo-Pfahlltau VI,  Mtf 

6chmm*kgegen»tande,  prähistoriache  Nordameri- 
kas   XI,  it 

Schmuck-  und  Gebrauchsgegenstände  von  Bronze 

XI.  40* 

Bchussenquelle,  Funde . . . II,  29 

Schussenried,  Thierreste II,  32,  JA 

Schwäbische  Hohlen  mit  Mcuscbenresten  der  Eis- 
zeit   V,  173 

Schwanzförmige  Anhänge  bei  Menschen  . .XII,  L2Ü 
Schweden,  älteste  Menschenspuren  . . . VII,  276,  2&& 

„ Stein-  und  Eisenalter  in  . . . VII,  279.  SIS 

Schwedenschädel l_, 

Schwefelkies X,  1Ü2 

Schwein  in  Pfahlbauten VIII,  Uj 

Schwemmland,  Schichten  und  Einschlüsse  Ij  Uj  22j  Ml 

Beeansiedelungen,  vorhistorische ITT 351 

Seehandel  in  der  Bronzezeit I,  ZL11 

Semnopithecus  VI,  20 

Serpentin X,  202.  211 

Siamesen  schädel III,  303 

Sibirische  Altertbümer . XI,  301 

Silber,  Behandlung  in  der  Bronzezeit  «...  I,  32ü 

Silicate X,  Ui?!  3.r>6 

Skandinavien,  Urbewohner III,  310.  321 

Skelet  des  Buscliweibe* III,  3ii£ 

„ , Menschen,  WachsthumMverhältnisse  V,  332 

Skeletfunde  auf  Guadeloupe V,  lfiä 

„ in  Florida  (Agassis) V,  lü3 

„ im  Missinaippidelta  (Dow ler)  . . V,  läZ 

„ bei  Mentone V,  42* 

9 in  Nuw-Orleans  (Dowler)  ....  V,  üü 

Skeletgräber IX,  185.  XI,  473 

„ auf  Seeland XII,  iü 

Skeletreste  der  Rennthierjäger  von  Irs  Eyzies  IV,  1 14 
Skoliopadie  des  Schädels,  Wirkung  aufs  Gehirn  IX,  ill 

Skopzeu  in  Russland ......XI,  49h 

Skvthenschädcl X,  213 

Slaven-Geliirn,  Gewicht . . . . . I,  2il4 

i,  -Schädel  . ^ 14*.>,  läa 

Slowaken-Sciiädel  i4o 

Sore* X,  313 

Spange,  Geachichte  der . ....  1 ...  . VIII,  hui 

Spanien,  Ausgrabungen VII,  1 1 1 

Speciesbildung,  historische  Notiz  ......  IV,  3.' r> 

Bpeciesfrag*  . III,  229,  230 

8permoptiifon X,  380,  382.  4Q3 

Spiegel  au«  Glimmer  bei  Alt-lndiaueni  ....  V,  13 
Spiel  und  Spielen  bei  den  Meuschpnraren  ...  V,  3 3 ft 
Sprache,  Ursprung  derselben  . . . . 111.  309.  IV,  J2US 
Sprachforschung  als  anthropologisches  Hilfsmittel 

V,  12J1 

Sprachreste  der  Steinzeit  III,  *??'.> 

Springmäuse X.  3h2 

Spuren,  älteste  des  Menschen  . VII.  136.  27rt. 

VIII.  m.  IX,  212.  X.  36^  222.  XI,  221 

Squama  ossi*  occipitis . XU,  *33 

Stahl  und  Eisen  bei  Homer VIII,  29& 

Stammbaum  des  Menschengeschlechts  ....  Ill,  3ül 

Starnberger  See.  Pfahlbauten  .......  viu.  i 

Station  «ler  Rennt! derzeit  lad  Munzingen  . . VIU»  82 
n des  Steiuaiiere  bei  Basel YJ1I,  12111 


Statistik  der  Körpergröese  im  Groasherzogthum 

Baden IX, 

Steiualter  ........  IU,  316.  IV,  üiL  VIII, 

, bei  Basel  • VIII» 

m in  Fiuland VII, 

, „ Schweden  . UI,  Slk  VII,  22k  VIII, 

, Völker  desselben IU* 

Rteinartefacte  vom  Ural i XII, 

Steinbaben  iu  Sihlrnssland  XI,  303. 

Bteinbauten  der  Gleichberge  bei  Romhild  . . X, 

Steinbeile V,  XI, 

Steinbilder  auf  den  Osterinseln X, 

Steinbock VI,  ÄJL  VIU,  lü.  X, 

Steincultur  in  Dänemark VII, 

Steincultus U 

Steindenkmäler  Kurlands . X,  74* 

„ auf  Ponapd,  Südse«  .....  XII, 

„ Ursprung II, 

Steinerne  Götzenbilder  der  Indianer  . . . IV,  iy*, 
Steinerner  Manu,  von  Colorado- spring»  ...  X, 
Ötcingeräthe  . . . UI,  27^  263j  IX,  12*-  ^ 
der  Indianer  - . . IH,  122.  IV,  1_. 

149.  V,  15.  XII, 

„ , Pfahlbauten . L 

Stein  gr  Aber IX, 

Steinkugeln  auf  Grabhügeln VIII, 

Stein-  und  Felsinschriften  in  Minussinok  . . XI, 

Steinschneider  X, 

Steinsetzuugen,  schiffförmige  .........  X 

SteinwatTcn IU,  1<>4  LLL  ÜLu  VU, 

St  ein  werk  zeuge  . . II,  324.  V.  2ÜL  VH,  &A.  VIU, 

Steinzeit I»  IL  IV,  fii.  IX,  87» 

, in  Belgien V, 

„ Gegend  von  Dinant  WUT  Meuae  . . . VI. 

, Russlands  VII 

* -Leichen  bei  Roggow III, 

„ megalithieohe  und  kryptolithische  IU,  267, 

, -Reste  in  Afrika III,  27 h, 

. Sprachreste  derselben III, 

Btei8*heing''geud  des  Menschen  . . XI,  2&L  XII, 

Bteisslieinglaze XU, 

Stcisshaarwirbel XI,  2£L  XU, 

Stellung  des  Schädels  auf  der  Wirbelsäule  . IV, 

306  bis 

Stenokrotaphie XI, 

Steppenkurgane  Südrusslands  XI, 

Bteppen-Nagrr _ X, 

Stereoskopisch -geometrischer  Zeich«napp»rat  IV, 

ans.  V 

Stimfortsatz  der  Schläfensrhuppe XI, 

Stinmaht  beim  Negerschädcl  .......  VIU, 

Htirnwinkel I 

Stockhaus’s  Zeichenapparat V 

Stockholm,  Congress VII, 

Streitmeissei  X, 

Sundamalayeu . I, 

Sylt,  Urnen  und  Thierreste VU, 

Syrien,  Bewohner VI 

Syrjanen X.  44  L 447.  4ML 

System  der  drei  Cultunveriodeu  . . . Viil,  2ÜI. 

IX,  Uü.  XI, 


T. 

Tabakspfeifen,  steinerne  der  Indianer  ....  in, 
Tabellen  rar  AuMchreibung  der  Schädel indicee  . HI, 

Tainerlati’s  Grabstein XII, 

Tangas,  Schamschärzen X, 

Tantndus,  Cervus  ...........  X,  404. 

Tatertbpfe,  jntische  XI, 

Tauschhandul  der  Eingeborenen  Nordamerikas  . 

. . Etrusker  .....  VI,  23L  X,  21 


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2EligßE  I BzEiBBUigC  BiEi  BBEBBKBzBIEBEzBBEEBB  BBBiBBCBBEEBBBBBBEBB 


EL  Sachregister. 


19 


Technik  der  Bronzelndustrie  . . . . VIII,  291.  X,  41 


, , Kisenbercitung VIII,  298 

Terminologie , urgecchichtliche  and  culturge- 

schichtliche IX.  97 

Terramars- Lager  in  Oberitalien IV,  150 

Terrasaenepoche,  Hoichelvtr)UM|l V,  170 

Tertiärzeit,  Spuren  de»  Menschen IX,  279 


Thayingen , Üöhle  und  Knochenfunde  VII,  185. 

VIII,  123,  IX,  269,  323.  X,  323.  XI,  133 
Thayinger  Höhle,  Knochen  mit  Thierzeichnun- 

gen IX,  173.  XI,  133 

Theilung  der  Arbeit  bei  den  Indianern  Nord- 
amerika«   V,  38 

Theorien  der  geschlechtlichen  Zeugung  . IV,  197,  317 
Thiede  und  W eateregeln,  quaternäre  Fauna  X, 

359,  361.  XI,  1 

Thierflgureu X,  202,  352 

Thierreste,  fossile  de*  Donauthales  .....  IX,  85 
„ in  baltischen  Stein  grobem  .....  X,  89 
„ aus  schwedischen  Opferstätten  . VIII,  142 
Thierzeichnungen  auf  Knochen  der  Thavinger 

Höhle VIII,  124.  IX,  173 

Thongefamte  der  Indianer 111,  19.  VI,  163 

„ in  Kram  III,  298 

, Toni  Ural XII,  210 

Thunachiefer  X,  212 


Thonurnen  in  Gräbern  de«  Baltieum X,  88 

Thonwaareu  der  Bronzezeit  . I,  329 

Thor,  Abbildung  de« XI,  479 

Thüringen,  archäologische  Funde V,  544 

Timur’s  Grabstein XII,  469 

Tod  tenbes  Lattung  in  der  Urzeit . .111,  Ul,  267, 

279,  288,  336,  343 

Todtencultos  im  Baltieum . X,  297 

Todtenfeld  bei  Schleitheim 11,  355 

Todtenmasken,  Alter  derselben IV,  142 

Todlenumeu  der  Indianer VIII,  79 

Tolteken III,  337 

Tomahawk III,  192 

Tonnengräber  der  Nordseewauen VI,  308 

Töpferei,  indianische III,  19.  VI,  163 

„ vorzeitliche  in  Deutschland  ....  III,  118 

Töpferwaareu  d«*r  Dolmen I,  265 

Topfscherben  aus  der  Räuberhöhle,  Pfalz  ...  V,  340 
„ und  Knochen  bei  Charleston  . . V,  251 

„ in  Ungarn  . . III,  297 

Topographische  Beziehungen  zwischen  Hirnober- 

fläche  und  Schädel * . X,  233,  415 

Torfkuh I,  221 


Torfmoore 


I,  18 


Torfschädel  von  Antwerpen VI,  112 

„ „ Ellerbeck VI,  173 

Torsion  des  Humerus I,  273.  X,  337 

Torus  occipitalis X,  115.  Xll,  453 

Trochanter  tertius XII.  463 

Trunksucht V,  356 

Tschuden XII.  229 

Tschudische  Alterthüroer  ....  III,  33*.  VI  IT,  142 


Tschudische  Erdbauten  in  Minussinsk  ....  XI,  317 


Tschudische  Opferstitten VIII.  142 

Tuber»  der  Scliädel I,  94 

Tumuli I,  266 

Tungusenschädel 133 

Türkis X,  179,  188 


u. 

Ueberbleibsei , embryonale,  in  der  Steissbeinge- 


gend XI,  281 

Ungarn,  antiquarische  Funde III,  297 

Ungarns  Vorzeit IX,  277 

Unterkiefer * 111,  80 


Unterkieferbreito  I,  |50 

Unterkieferwinkel I,  126 

Unterkiefer  de»  Höhlenbären  als  Fleischerbeil  V,  185 
Uralgebirge,  prähistorische  Opferstätten  . . XII,  201 

Urbevölkerung  Europas VII,  71 

Ureinwohner  Deutschlands,  finnischen  Stammes  V,  212 
. Nordamerikas  ..........  V,  1 

Urform  des  Menschenschädels III,  321 

Urgeschichte  des  Menschengeschlechts  . III,  287, 

332,  339.  VI,  224.  VIII,  249 

„ Methode  der  Forschung  ....  V,  113 

„ Nordamerikas  ........  V,  153 

„ Schleswig- Holsteins Ul,  314 

Urgeschlchtlicbe  Terminologie  ........  IX,  97 

Urnenfund  von  Erpolzheim  XII,  1 

Urnenfeld  von  Maria- Rast XI,  231,  399 

Urnen  der  Schlickw&tten  Oldenburgs  ....  VII,  182 

Urochs II,  126 

Ursprung  des  Menschen  X,  141 


, der  Sprache III,  308.  IV,  138 

Ursus IX.  90,  161.  X,  378,  403 

Urzeit,  Menschenra^en III,  316,  348.  IX,  177 

„ Skulpturen . * 177 

Urzeugung,  Redi’s  Widerlegung  derselben  . . V,  70 
Urzustand  des  Menschengeschlechts  III,  333.  VITT.  245 


V. 


Variiren  durch  Donieetication .X,  210 

Variolit X,  810 

Verbrennung  (Menschenopfer)  . IV,  279 

Verfahren  bei  der  Schädelmessung X,  1 


Verhandlungen  gelehrter  Versammlungen  IV,  144,  341 
Verkrüppelung,  künstliche,  der  Fraueiihrust  V,  215,  355 
• • » Chinesenfüiise  . V,  133 

Versammlung  der  Assoc.  fraugaise  zu  Bordeaux 


1872 V,  473 

Versammlung  der  British  Assoc.  zu  Brighton 

1872  V,  474 

Versammlung  der  deutschen  Gescllsch.  f.  Anthro- 
pologie. Stuttgart  1872  ...  V,  483 

Versammlung  der  deutschen  anthropol.  Gesell- 
schaft, Jena  1876  . IX,  65 

Verstümmelungen  des  menschlichen  Körpers  . V,  133 

Vertex  coccygeus  XI,  381,  XII,  129 

VeapertiUo X,  374 

Vielfraas  In  der  Thayinger  Höhle  .....  VIII,  128 

Vögel,  ftwfh  Reste XI,  1 

Vogelknocben  in  Pfahlbauten  . VIII,  8 

Völker  des  Ml—  üceans XII,  87 

Völkerkunde  von  Pescbel  ........  VII,  147 

Vor-aztekische  Ruinenstädte VII,  123 

Vorgeschichte  des  Nordens XI,  479 

Vorgeschichtlicher  Mensch  .......  VII,  143,  287 

Vorgeschichtliche  Zeit VII,  143 

Vorhistorische  Ansiedelungen  in  Deutschland 

TU.  267,  316,  341.  V,  507 
„ Ra^en  in  Deutschland  ....  III,  134 

Vormetallische  Zeit IX.  97 

Vorzeit  Ungarns  . IX,  277 


Vulpes,  Knochenreste  . . IX,  163-  X,  468 


w. 


Waagthal  in  Ungarn,  Funde  .......  ITI,  297 

Wachsthum  des  Atfrnschüdels V,  518 

, , menschlichen  Bkelets V,  352 

, , n Schädels  . . I,  109,  151 

Waffen  aus  Bronze  IV,  11 

, der  Eskimos  XI,  137 

, aus  Stein IV,  1 


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20 


II.  Sachregister. 


Waffen,  vorzeitliche  ........  ITI,  334.  XI.  445 

WalachengehirDi  Gewicht  I,  IBS 

Wampumgürtel  der  Indianer V,  So 

Wangvrogv,  exhumirte  Urnen,  Knochen  . . VII,  163 

Watten  in  Oldenburg,  Knüsgrnben VII,  157 

WeiberschÄdel III,  59,  141 

Weibliche  Schädelform I,  85 

Werkzeuge,  Entstehung  derselben 111,  332 

Westfriesiscbe  Schädel  IX,  1 

Westgothland,  Dolmen IV,  343 

Westeregeln,  quaternäre  Fauna  .....  X,  359,  344 

Wetxtkon*lübe IX,  79,  105,  22u 

Wilde  Völker,  Ausrottung  derselben  ...  I,  181,  189 
„ , niedrigste  Formen  derselben  . . . 1,  167 

„ „ geistiges  Verhalten,  Beobachtungs- 

gabe, Nachahmungstrieb  . . . . I,  165,  166,  169 
Wilde  Völker,  Bildungsfühigkeit , religiöse  Vor- 
stellungen, Bekehrung  ...  I,  162,  169,  170,  179 
Wilde  Völker,  Menscheuopfer  und  Camnbaliimu« 

I,  172,  175,  182,  188.  IV,  282 
Wildkaterknocben  in  schwäbischen  Höhlen  . V, 

201.  VIII,  124 

Windungen  des  Gehirns,  Entwickelung  . III,  203,  227 

Winkel,  Camper’«  Gesichts- V,  379 

. Welcker’s  an  der  Nasenwurzel  ...  V,  3H2 

, Nasen-  Virchow’s V,  387 

„ Schädelges&chts-  Huxlev's  und Eeker's 

V,  389 

„ Gesichts-  von  Fick  und  Landzert.  V,  390 
„ Sattel-  und  sein  Verhältnis«  zur  Progna- 
thie   V,  391 

Winkel,  Frofll- V,  370,  407 

Wirbelsäule,  Stellung  des  Schädels  auf  derselben 

IV,  306  bis  309 

Wolf VIII,  124.  X,  362,  377,  400 

Wröblewo,  Bienenkorbgräber . IX,  251 

Wühlmäuse X,  385 


Württemberg,  Eiszeit  II,  29 

n Ethnographie II,  51 

„ Land  und  Leute V,  488 

Y. 

Y stader  Hafen,  antiquarische  Funde  .....  V,  45 

Z. 

Zähne  exhumirter  Schädel I,  118 

Zahustellang  bei  Milch-  und  Dauergebise  ...  I,  112 

Zahn  Wechsel I,  113 

Zeichenapparat  von  Stockhaus  . ......  VT,  2 

, , Welcker  ........  I,  101 

. . Lucae .11,8 

, stereoskopisch  geometrischer  vou 

Jenseu IV,  233 

Zeichenapparat  von  8tix  . V,  546 

Zeichnen  naturhistorischer  Gegenstände  • . . VI,  1 
Zeichnung,  pervpectivische,  geometrische  und  ste- 
reoskopische   1,  100.  II,  2 bis  7 

Zeitehe,  communale XI,  215 

Zelzaete,  Schädel  VI,  95 

Zerfressenes  Ansehen  exhomirter  Knochen  . 111,  127 

Zeugung,  geschlechtliche,  Theorien  . . IV,  197,  317 

Ziegel,  römische  II,  353 

Ziesel X.  3H0,  382 

Zigeuner V,  269.  VI,  22» 

Zigeunerschädel V,  288 

Zinn  der  alten  Bronzen,  Abstammung  . . . IX,  263 

„ Behandlung  in  der  Bronzezeit  .....  I,  324 

Zinngruben  in  Chormssan IX,  265 

Zweckmässigkeit  in  der  Natur . III,  87 

Zwergbildung  HI,  331 


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